PRIMS Full-text transcription (HTML)
Land - u. Garten-Schatzes
Sechſter Theil.
Worinnen vom Hopfen-Baue, wie auch von den vornehmſten Blumen-Gewaͤchſen, desgleichen von Vertilgung der ſchaͤdlichen Thiere und Ungeziefer auf den Aeckern und in den Gaͤrten gehandelt worden. Neue Auflage.
Mit Koͤnigl. Poln. und Churfuͤrſtl. Saͤchſ. allergn. Freyheit.
Erfurt,verlegts Heinr. Rudolph Nonne, Univ. Buchdr.1765.
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Dem Hochwuͤrdigen, Hochwohlgebohrnen Reichs-Frey-Herrn, HERRN Johann Franz Jacob Anton Freyherrn von Hoheneck, Des Ertz-Hohen Dhomſtifts Maynz Dhom-Dechan - ten, auch der Hohen Dhom - und Ritter-Stifter Wormbs und St. Ferrutil zu Bleidenſtadt reſpective Dechanten und Capitular - Herrn, Sr. Churfuͤrſtl. Gnaden zu Maynz wuͤrklichen Geheimbden Rathe und Statthalter, wie auch der Churfuͤrſtl. Maynziſchen Academie nuͤtzlicher Wiſſenſchaften Special - Protectori &c. Meinem Gnaͤdigen Herrn,

Hochwuͤrdiger, Hoch - wohlgebohrner Reichs-Frey-Herr, Gnaͤdiger Herr!

Ew. Hochwuͤrden Gnaden und Reichs-Freyherrl. Ex - cellenz, verehren auf hieſigera 3Uni -Univerſitaͤt nicht nur uͤberhaupt alle diejenigen, welche die Wiſſenſchaf - ten und freyen Kuͤnſte treulich leh - ren, und denenſelben fleiſſig oblie - gen, als ihren groſen Beſchuͤtzer und gnaͤdigen Befoͤrderer; ſondern es hat auch unſere, unter der hoͤchſten Auctoritaͤt Jhro Chur - fuͤrſtl. Gnaden zu Maynz vor kurzen aufgerichtete Academie nuͤtzlicher Wiſſenſchaften, DERD ganz beſonderen gnaͤdigen Schutzes ſich zu erfreuen, welchen auch ich als ein geringes Mitglied dieſer gelehr - ten Geſellſchaft mit zu genieſen das Gluͤck habe.

Wie

Wie aber alle, welche an dieſer hohen Gnade Theil haben, ſich eifrig beſtreben Ew. Hochwuͤrden Gnaden und Reichs - Freyherrl. Excellenz ihre gehorſamſte Dankbarkeit dafuͤr auf alle erſinnliche Weiſe an den Tag zu legen; ſo habe auch ich meine un - terthaͤnige Schuldigkeit zu beobach - ten, nicht verabſaͤumen, und Hochdenenſelben hiermit oͤffentlich bezeugen wollen, wie hoch DERO Schutz und Gnade ich ve - nerire. Dieſes iſt die wahre Urſachea 4undund eigentliche Abſicht, daß Ew. Hochwuͤrden Gnaden dieſen ſechſten Theil des Land - und Garten-Schatzes beſonders zuzuei - gnen mich unterſtehe.

Jch hege, das zuverſichtliche Ver - trauen, daß Hochdieſelben mein kuͤhnes Unterfangen SJCH nicht mißfallen, und dieſe geringe Oeconomiſche Schrift als ein Zeichen meiner tiefen Devotion und unter - thaͤnigen Dankbarkeit gnaͤdig aufzu - nehmen geruhen werden.

Mein getreueſter und eyfriger Wunſch hierbey iſt, daß der HErr,derder Leben und Wohlthat thut, Ew. Hochwuͤrden Gna - den und Reichs-Frey - herrliche Excellenz bey Dero angehenden Alter mit neuer Kraft und Geſundheit ausruͤ - ſten, und Dero Lebens-Jahre, zu fernerer Befoͤrderung der Wiſſen - ſchaften und zum Flor unſerer ge - lehrten Geſellſchaft bis zu dem hoͤch - ſten Ziele menſchlichen Alters, bey allem ſelbſt erwuͤnſchten hohen Wohl - ſeyn vermehren moͤge.

Jch werde bis an das Ende mei -a 5nesnes Lebens mit allem erſinnlichen Re - ſpect verbleiben Ew. Hochwuͤrden Gnaden und Reichs-Freyherrlichen Excellenz

Erfurt, den 24. Aprill 1755. unterthaͤniger Knecht Chriſtian Reichart.

Vorrede.

Hier folget endlich der ſechſte und letzte Theil des Land - und Garten-Schatzes, in welchen ich zwar ganz unterſchiedene, aber doch noͤthige, nuͤtzliche und angenehme Ma - terien abgehandelt habe. Jch hatte mir vor - genommen, dieſes Werklein ſchon mit dem fuͤnf - ten Theile zu beſchließen, in welchem die Ab - handlung von Vertilgung einiger ſchaͤdlicher Thiere und Ungeziefer das letzte Capitel werden ſollte. Allein ich wurde wegen heranruͤckender Meſſe, auch bereits erreichten gehoͤrigen Staͤr - ke des fuͤnften Theiles, durch den Verleger be - wogen, gedachte Materie bis auf weitere Ge - legenheit zuruͤck zu behalten.

Weil aber die Vertilgung der ſchaͤdli - chen Thiere und Ungeziefer in den Gaͤr - ten und auf den Aeckern ein Hauptſtuͤck bey dem Garten - und Acker-Baue aus - machet, und folglich die Abhandlung hier - von, mit den vorhergehenden fuͤnf Thei -len,Vorrede. len, in genauer Verbindung ſtehet; ſo ent - ſchloß mich dieſen Theil noch hinzuzufuͤgen, und die zuruͤckgebliebene Materie mit darin - nen abzuhandeln, welches auch in den letzten Capitel deſſelben geſchehen iſt. Es iſt aber dieſe Abhandlung um deswillen ans Ende ge - bracht worden, weil der Gebrauch derſelben ſich uͤber alle ſechs Theile erſtrecket.

Bey dieſen gefaßten Entſchluſſe war ich nun auch weit geneigter als vorher, nach dem Verlangen vieler geehrten und vornehmen Goͤnner und Garten-Liebhaber, deren Briefe ich noch aufweiſen kan, auch etwas von Blu - men zu handeln. Jch habe daher, wider mei - nen ehemaligen Vorſatz, und bereits an einem anderen Orte gethane Erklaͤrung, in dieſem Theile eine Anweiſung zur Erziehung und Wartung der vornehmſten Blumen-Gewaͤchſe mit eingeruͤcket.

Ob ich nun gleich nicht von allen Blu - men habe handeln koͤnnen, weil ſolches mei - nem Zwecke nicht gemaͤß war; ſo hoffe doch den Garten-Liebhabern, welche in der Cul - tur der Blumen noch nicht ſonderlich erfah - ren ſind, mit dieſem Theile keinen unan - genehmen Dienſt erwieſen zu haben. Jn -demVorrede. dem ich verſichert bin, daß die Blumen-Ge - waͤchſe, deren Cultur ich beſchrieben, den mei - ſten Liebhabern dieſer Ergetzlichkeit, als wel - che gemeiniglich keine vollſtaͤndigen Blumen - Gaͤrten anzulegen pflegen, zu ihrer Veraͤnde - rung und Vergnuͤgen hinlaͤnglich ſeyn werden, maßen ſie vermittelſt dererſelben, das Fruͤh - Jahr und den Sommer uͤber, bis in den Herbſt, eine ſchoͤne Flor nach der andern er - halten koͤnnen.

Da mir aber gleichwohl bekant iſt, daß viele Haus-Wirthe bey ihrem Garten-Baue mehr auf den Nutzen in der Haushaltung, als auf das Vergnuͤgen zu ſehen pflegen: und ich alſo leicht erachten konte, daß ſolchen mit der Abhandlung von den Blumen-Gewaͤchſen nicht gedienet ſeyn werde; ſo habe um derſel - ben Willen die Materie vom Hopfen-Baue, als ein hoͤchſt noͤthiges und nuͤtzliches Stuͤck der Oeconomiſchen Wiſſenſchaften, gleich in dem erſten Capitel voraus geſetzet, und die Materie von den Blumen-Gewaͤchſen in den vier folgenden Capiteln hinzugefuͤget, daß alſo beyderley Leſer auch in dieſem Theile nach ihrer Abſicht etwas finden, und ſolchen wie ich von Herzen wuͤnſche, zu ihrem Nutzen und Vergnuͤgen gebrauchen koͤnnen.

Sollte inzwiſchen dieſer Theil eben einerſoVorrede. ſo guͤtigen Aufnahme, wie die vorhergehenden gewuͤrdiget werden, ſo wird mir dieſes zur Auf - munterung dienen, wenn GOtt Leben und Geſundheit verleihet, dem Publico noch eine beſondere Einleitung zur Land - und Garten - Wiſſenſchaft mitzutheilen. Erfurt den 24. April 1755.

C. R.

Jnhalt.

  • Das erſte Capitel.
  • Vom Hopfen-Baue. p. 1.
  • Das andere Capitel.
  • Von der Erziehung und Wartung der Nel - ken. p. 44.
  • Das dritte Capitel.
  • Von Auriculen und Primulen. p. 88.
  • Das vierte Capitel.
  • Von Ranunculen und Anemonen. p. 140.
  • Das fünfte Capitel.
  • Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen, als Hyacin - then, Tulipanen, Fritillarien und derglei - chen. p. 113.
  • Das ſechſte Capitel.
  • Von einigen ſchaͤdlichen Thieren und Unge - ziefer. p. 163.
Das[1]

Das erſte Capitel. Vom Hopfen-Bau.

§. 1.

Zum nutzbaren Gebrauch der AeckerDer Hopfen - Bau wird angeprieſen. und Gaͤrten gehoͤret auſer Streit auch der Hopfen-Bau, und ſollte billig kein Hauswirth ſeyn, der ſich nicht, wenn es auders ſeine Umſtaͤnde leiden, um denſelben bekuͤmmerte.

Der unentbehrliche Gebrauch des Hopfens zu dem Bierbrauen, und das ſtarke Gewerbe, welches mit demſelben getrieben wird, iſt jederman bekant, und man kan leicht erachten, daß ein Hauswirth durch Erbauung dieſes Gewaͤchſes, nicht nur viele Ausgaben in ſeiner Haushaltung erſparen, ſon dern ſich auch durch den Verkauf deſſelben einen unge - meinen Nutzen ſchaffen koͤnne.

Es iſt dahero meinem Zwecke gemaͤß, daß ich den Liebhabern des Feld - und Garten-Baues auch zu dem Hopfen-Baue eine Anweiſung gebe.

6. Theil. AJch2Erſtes Cap.

Jch werde mich dabey, wie in den vorigen Thei - len, der Kuͤrze befleißigen, um denen Hauswirthen, welche meiſtens weder Gedult noch Zeit haben viel zu leſen, mit einer weitlaͤuftigen Abhandlung nicht beſchwerlich zu werden.

Wobey ich noch erinnere, daß ich mich in Be - ſchreibung des Hopfen-Baues lediglich nach derje - nigen Art richten werde, welche bey uns gewoͤhn - lich, und welche mir aus eigener Erfahrung be - kannt iſt.

Weil ich aber nur vor Hauswirthe, und nicht vor die Liebhaber der Botanic ſchreibe, ſo habe ich nicht noͤthig eine vollkommene Erklaͤrung oder Be - ſchreibung des Hopfens zu geben, in dem jederman dieſes Gewaͤchſe kennet, und von andern zu unter - ſcheiden weiß. Doch kan ich die verſchiedenen Eintheilungen des Hopfens nicht unberuͤhrt laſſen.

§. 2.

Verſchiede - ne Einthei - lungen des Hopfens.

Der Hopfen wird von den Botanicis in den gemeinen und gebraͤuchlichen, Lupulus mas, C. B. Lupulus ſalictarius & Vitis Septentrio - nalium, Lobel. und in den Wilden Lupulus - mina, C. B. eingetheilet.

Die erſte Sorte, welcher auch das Maͤnnlein pfleget genennet zu werden, bringet vor oder auch um Michael ſeine reifen Koͤpfe.

Der Wilde, welchen man das Weiblein nennet, bringet keine Haͤupter, doch treiben beyde einerley rauche Ranken mit knotichten Abſaͤtzen, woran ſich allezeit zwey gegen einander ſtehende rauche Blaͤt -ter3Vom Hopfen-Bau. ter und Augen befinden, welche einen halben Schuh, bald etwas naͤher, bald auch etwas weiter, von einander ſind.

Man wird ihren Unterſchied nicht leicht eher gewahr, als bis zu Ende des Heumonats.

Der Hopfen wird abermal von vielen Haus - wirthen in Garten - oder Feld - und in Raſen - Hopfen eingetheilet.

Der erſte wird in Gaͤrten oder Feldern ordent - lich gebauet, und den Sommer uͤber mit unter - ſchiedenen Arbeiten, wie in den Weinbergen ge - ſchiehet, gewartet.

Hingegen wird der Raſen-Hopfen mit kei - ner andern Arbeit bedienet, als daß den Stoͤcken, welche ſich in den Raſen befinden, die im Herbſte zuruͤck gebliebene duͤrre Ranken abgeſchnitten, lan - ge Stangen dabey geſtecket, und die junge aufwach - ſende Sproſſen mit Pinſen angeheftet werden, da - mit ſie daran aufwachſen, ſich auflechten und um - winden koͤnnen.

Die kleinen nebenſtehenden und hervorſchieſ - ſenden Schleif-Bramen reiſſet man hinweg.

Die Anlegung deſſelben iſt bey den Baner-Leu - ten ganz geringe, ſie ſchaffen allezeit drey Schuh weit von einander, und einen Schuh weit in die Rundung den Raſen in ihren Gaͤrten, hinweg, ſte - cken in jedes ſolches Loch einen Hopfen-Fechſer, und bedecken dieſelben mit den ausgeſtochenen Raſen, und alſo iſt ihre ganze Anlegung fertig.

Zum Bier brauen thut er eben die Dienſte wie der ordentlich gebauete Hopfen, wiewohl etwasA 2mehr4Erſtes Cap. mehr genommen wird, weil er nicht ſo kraͤftig ſeyn ſoll.

Die mehreſten Leute bey uns, machen abermal unter den Hopfen einen Unterſchied, und theilen ihn ein, in Auguſt-Hopfen, welcher eher reif wird und groͤſſere Koͤpfe bekommt, und in ſpaͤten Ho - fen, welcher etwas langfamer, kurz vor Michael reif wird, aber von gleicher Guͤte iſt, wie jener.

Dieſer Unterſchied entſtehet meines Erachtens daher, weil der Hopfen welcher im Garten oder gu - tem Lande waͤchſet, eher ausſchlaͤget und dickere Ranken treibet, folglich auch eher zur Reifung ge - langet. Hingegen derjenige, welcher auf geringen hungrigem Grunde und Boden hervor waͤchſet, auch nicht ſo in der Waͤrmeund Schutze vor den kal - ten Winden ſtehet, muß nothwendig kleinere Ran - ken und Koͤpfe bringen, und aus dieſer Urſache auch langſamer zu reifen beginnen.

Wenn der Hopfen verbluͤhet und in ſeine Koͤpfe waͤchſet, wird man den Geruch nicht eher gewahr als zu Anfange oder im Mittel des Auguſtmonats.

§. 3.

Von dem Hopfen wel - cher in den Zaͤunen waͤchſet.

Den Hopfen welcher hin und wieder an den lebendigen Zaͤunen, Hecken oder andern Geſtraͤu - chen aufwaͤchſet, nennen die mehreſten in ihren Haushaltungs-Buͤchern, als der Herr von Kohr, Boͤckler, Thieme, von Hochberg, und Florinus wilden Hopfen.

Es iſt aber leicht zu erachten, daß ihm dieſer Beynahme keinesweges aus der Urſache gegebenwer -5Vom Hopfen-Bau. werden koͤnne, weil er von den ordentlichen guten Hopfen unterſchieden, und unbrauchbar waͤre, in - dem er in manchen Jahren die ſchoͤnſten Koͤpfe bringet, und bey dem Bierbrauen von eben der Guͤte befunden wird wie jener. Unſere gemeinen Leute nennen ihn von dem Orte wo er waͤchſet Zaun-Hopfen.

Dieſer Hopfen kommt durch nichts anders in die Hecken und Zaͤune, als von dem ausgefallenen, und vom Winde umher gefuͤhrten Samen-Koͤr - nern; denn wenn die Hopfen-Koͤpfe zu lange ſte - hen und uͤberreif werden, daß ſie allbereit Mehl bekommen haben, ſo faͤllet der Same, welcher ſich zwiſchen den uͤber einander liegenden ſchuppichten Blaͤtterchen befindet, heraus, und wird durch die ſturken Winde zwiſchen die Zaͤune und andere He - cken gefuͤhret. Da nun die Koͤrner allda in Si - cherheit liegen, und von den Winden nicht weiter koͤnnen fortgetrieben werden, ſo gehen ſie hernach daſelbſten bey guter Witterung auf, und wachſen endlich zu ordentlichen Hopfen-Stoͤcken.

Es iſt aber dieſer nach und nach einſchleichen -Der Hopfen iſt den Zaͤu - nen ein Gift. de Hopfen den lebendigen Zaͤunen ein rechter Gift, ſonderlich, wenn ſeine Stoͤcke und Ranken groß werden, und viele hervorwachſende Sproſſen be - kommen. Dieſe treiben zwiſchen und neben dem Zaune in die Hoͤhe, ſo hoch als derſelbe iſt, und wenn ſie ſich nicht mehr um die Zelken und Rei - ſer anklammern und umwinden koͤnnen, ſo legen ſie ſich auf die Seite, und ſuchen hin und wieder eine Stuͤtze woran ſie ſich halten koͤnnen.

A 3Jm6Erſtes Cap.

Jm Junius legen ſie ſich endlich gar uͤber den Zaun und bedecken ſolchen voͤllig, daß er hernach keine Luft und Sonne hat.

Da nun ohnedem der Saft von den feſten umwinden und anklammern der Ranken in den Zelken und Reiſern nicht gehoͤrig umlaufen kan, ſo muß folglich der Zaun endlich duͤrre werden und verderben.

Dieſes habe ich auch an den Baͤumen ange - merket, indem ſie ebenfalls durch das Umſchlingen des Hopfens an ihrem Wachsthume ſehr verhin - dert werden.

Wenn man nemlich die Stoͤcke zwey bis drey Jahr daran in die Hoͤhe laufen laͤſt, ſo verderben die Baͤume, und die Zelken werden duͤrre.

Solchem Uebel kan man auf nachfolgende Art ſteuren: ſo bald im Fruͤh-Jahre die Schoſſe ei - nen Schuh hoch in die Hoͤhe gewachſen, ſo zerret oder reiſt man ſolche mit der Hand ab, ſolten aber die Ranken allbereit feſte und hart ſeyn, ſo muß man ſie ebenfalls in die Hoͤhe ziehen und abreiſſen.

Gehen von ihren Wurzeln, weil ſie nicht tief in die Erde ſtehen, einige mit heraus, ſo reiſſet man ſolche mit der Hand vollends ab, und wenn ſie zu feſte ſtehen, daß man ihnen auf dieſe Art nichts anhaben kan, ſo muͤſſen ſolche mit einem Meſſer fein tief abgeſchnitten oder heraus gehacket werden.

Dieſes Ausgaͤten iſt gewiß ſehr noͤthig wenn man die Zaͤune erhalten will, und geſchiehet am beſten, wenn es einen Tag vorher ſtark geregnethat7Vom Hopfen-Bau. hat, zu welcher Zeit die Wurzeln und Ranken de - ſto williger aus der Erde gehen.

Dieſe Arbeit muß den Sommer uͤber wohl dreymal, ja, ſo oft man es vor noͤthig befindet, geſchehen.

Das folgende Jahr darauf, muß ſolches Jaͤ - ten abermal vorgenommen werden, denn im erſten Jahre bringet man die Hopfen-Stoͤcke nicht voͤllig hinweg. Wenn man aber zwey bis drey Jahr mit dem Ausraufen fortfaͤhret, ſo iſt er voͤllig zu vertilgen.

Eben auf die angegebene Art habe ich ſolchen aus meinen Zaͤunen gaͤnzlich hinweg gebracht. Es verhaͤlt ſich damit eben ſo, als wie ich p. 192. im dritten Theile bey dem Meerrettige, von deſſen Ausrottung gedacht habe.

Es lernet ſich wohl bey uns, daß wir auf die Zaͤune ein waͤchſames Auge haben, und vor die Erhaltung derſelben ſorgen, in dem wir ſonſten wegen des uͤberhaͤuften Wildes, bey Erziehung de - rer ſchoͤnen Garten-Gemuͤſe nichts davon bringen wuͤrden. Wir muͤſſen daher, wegen der koſtbaren Fruͤchte und theuren Guͤter alle Sorgfalt anwen - den die Zaͤune in ihrem Wachsthume zu erhalten und zu befoͤrdern, auch hernach alle drey Jahre die jungen Ruthen und Sproffen uͤber einander le - gen und einbinden laſſen, damit kein Hirſch mit dem Maule hindurch kommen kan.

Denn wo dieſes moͤglich iſt, ſo ruhen und ra - ſten ſie nicht, bis ſie nach und nach mit dem KopfeA 4den8Erſtes Cap. den Zaun ſo weit von einander getrieben, daß ſie voͤllig hindurch kommen koͤnnen.

Und wenn dieſes einmal geſchehen, ſo bleiben ſie niemalen von einem ſolchen Orte hinweg, ob man ihn auch noch ſo gut zubinden laͤſſet; ja, wenn auch ein ſolcher Ort ſo wol und veſte verwah - ret wird, daß es ihnen ohnmoͤglich iſt hindurch zu kommen, ſo ſuchen ſie darneben wiederum eine an - dere Oefnung zu machen.

§. 4.

Wie der Ort, Grund und Boden zum Hopfen - Bau be - ſchaffen ſeyn ſoll.

Zur Anlegung eines Hopfen-Berges ſoll man billig ein gutes Land erwehlen, denn je beſſer, mil - der und lockerer der Grund und Boden iſt, deſto geſchickter iſt er hierzu, indem ſich der Regen und Schnee den Winter und Sommer hindurch eher einſenken, mithin auch der Hopfen beſſer wachſen und gedeyhen kan.

Doch will ich nicht in Abrede ſeyn, daß er auch keinen andern Grund und Boden aunehmen, und in ſchwerer, lettiger und leimichter Erde auch wach - ſen ſollte, denn es kommt hierinnen auf gute Zube - reitung an; doch behaͤlt meiner Einſicht nach, der gute Grund allezeit einen großen Vorzug. Denn in gutem Erdreiche finden ſo wol dieſe als andere Pflanzen viel eher Feuchtigkeit und Nah - rung. Wie geſagt, je beſſer der Grund und Bo - den iſt, deſto beſſer koͤnnen die Wurzeln ihre Wir - kung thun, daß die Pflanzen und Gewaͤchſe groͤſ - ſer und ſchoͤner wachſen und gedeyhen koͤnnen. Hingegen, wenn die Wurzeln Hinderniſſe in derErden9Vom Hopfen-Bau. Erden finden, und z. E. eine unanſtaͤndige Erd - Ader, oder einen ſtarken und feſten Letten unter ſich haben, ſo koͤnnen die Pflanzen nicht ſo gut und geſchwinde von der Stelle wachſen.

Die Erfahrung hat gegeben, daß unſere Er - furtiſche Felder an den mehreſten Orten ſich zu Erziehung des Hopfens wohl ſchicken; nur gehet uns wegen Mangel der Stangen dieſer Nutzen ab, und ſind uns dieſerhalben die Haͤnde hierinnen ſehr gebunden.

Jch habe ſelbſten vor vielen Jahren Hopfen - Berge in unſern Feldern gehabt, und vielen Hopfen gebauet, wegen der theuren Hopfen-Stangen aber, welche auch ſehr geſtohlen wurden, habe ſolchen ab - ſchaffen muͤſſen.

Jch kan behaupten, daß mein Hopfen, welcher auf unſern guten Laude gewachſen, allezeit beſſer gerathen und mehr in das Maas gegeben als an - derer ihrer, welchen ſie auf duͤrren und hungrigen Boden angeleget.

Man merke hierbey, daß der Ort wo man ſol - chen anlegen will, weder zu ſumpfig, noch zu kie - ſig, noch zu trocken ſeyn darf; doch, wenn auch derſelbe nicht zum beſten beſchaffen iſt, aber doch dem Hopfen gehoͤrige Feuchtigkeit nach ſeinem Ver - langen geben kan, ſo waͤchſet ſolcher dennoch wohl von ſtatten, welches man in unſern dreyen Brun - nen-Gaͤrten, allwo viele Abſchnitte, worinnen das Waſſer abfluͤſſet, beſindlich ſind, augenſcheinlich wahrnehmen kan, indem er daſelbſt viel geſchwin -A 5der10Erſtes Cap. der in die Ranken und in die Hoͤhe treibet, als in den Hopfen-Bergen ſelbſten. Kurz, es ſol der Ort weder zu naß, noch zu trocken ſeyn, beyde ſind den Hopfen durchaus nicht zutraͤglich.

Ferner, wo ſich an einem Orte eine Vertieſung findet, daß das Waſſer zuſammen laufen, und dar - nen ſtehen bleiben kan, ſo tauget derſelbe ebenfalls nicht zu den Hopfen-Bergen.

Und wenn auch das Waſſer dem Hopfen, in Anſehung des Wachsthums, nicht ſchaͤdlich waͤre, ſo iſt doch bekannt, daß allezeit wegen der aufſtei - genden Duͤnſte in ſolchen Vertiefungen die Mehl - Thaue und rothe Lohe, wie auch die kalten Nebel, Reiffe und Froͤſte viel eher als auf erhabenen Or - ten einfallen, wovon ich p. 134. im vierten Theile etwas angemerket habe.

Mit dem Hopfen-Bau verhaͤlt ſich es eben ſo, als wenn man Garten-Saͤmereyen bauen wil; Jch darf mich nur auf die Erziehung des Sallat - Samens beziehen. Saͤet man die vielerley Sorten deſſelben auf tiefe und niedrige Aecker, ſo wird man gemeiniglich wenig, oder wohl gar keinen Samen erhalten. Wenn man aber ſolche auf die Anhoͤhen ſaͤen laͤſſet, alwo die Samen-Stauden der freyen Luft und Sonne genieſſen koͤnnen, ſo wird man gewiß, wenn auch das Jahr noch ſo ſchlim ſeyn ſolte, nach Vergnuͤgen Samen erhalten.

§. 5.

Verſuche, welche koͤn -

Es koͤnnte auch nuͤtzlich ſeyn, wenn die Unter - thanen auf hohen Befehl durch herrſchaftlicheCam -11Vom Hopfen-Bau. Cammer-Bediente angehalten wuͤrden, daß ſie anten hierin - nen ange - ſtellt wer - den. ſolchen Gegenden, wo kein ſonderlich Gras, keine Korn-Fruͤchte und andere Gewaͤchſe recht gedeyhen wollen, Verſuche und Proben anſtellen muͤſten ob nicht dergleichen unfruchtbare Boͤden zu fruchtba - ren-Hopfen-Bergen koͤnten angeleget und gebauet werden, abſonderlich wenn nur an den jetzt be - ſagten Orten, der Grund und Boden eine Erde haͤtte, welche hierzu koͤnte locker und milde gema - chet, und gehoͤrig bearbeitet werden.

Hauptſaͤchlich aber waͤren dieſe Verſuche in de - nen nahe an den Waͤldern und Gehoͤlzen gelege - nen Gegenden vorzunehmen, allwo die Stangen, woran es uns fehlet, in wohlfeilem Preiſe ſind.

Es wuͤrden hoffentlich, ſo wohl die Landes - Herrſchaften, als auch die Unterthanen, in einigen Jahren den guten Nutzen davon erfahren.

Es waͤre auch in der That recht ſehr zu wuͤn - ſchen, daß alle Sorgfalt und Mittel angewendet werden moͤchten, um ſo viel Hopfen in unſern Lan - den zu bauen, daß die Unterthanen in einer Herr - ſchaft jaͤhrlich damit koͤnten verſorget werden, und nicht noͤthig haͤtten, wegen Einkauf des Hopfens, wie bey uns geſchiehet, das Geld in fremde Laͤn - der zu ſchicken, da man unterweilen vor guten Hopfen untergemiſchte Ranken-Blaͤtter uͤberkom - met, welche nicht nur die Hopfen-Koͤpfe und Blaͤt - ter im Meſſen locker halten, daß man ſein gehan - deltes Gemaͤß nicht richtig erhaͤlt, ſondern auch dem Biere einen grallichten und wiederwaͤrtigen Geſchmack verurſachen.

Dieſes12Erſtes Cap.

Dieſes muͤſſen auch die Herren Schweden mehr als zu wohl eingeſehen haben, indem ſie ſich jetzo auch auf dergleichen Plantagen befleißigen. Jch ſelbſt habe 1752. 1200 Stuͤck Hopfen-Fechſer nach Gothenburg ſenden muͤſſen, welche auch un - gemein ſollen angeſchlagen ſeyn.

§. 6.

Die Hopfen - Berge ſollen nicht an Fahr-Wege gebracht werden.

Die mehreſten Hopfen-Meiſter wollen durch - aus nicht rathen, daß man einen Hopfen-Berg an eine Land - oder Heer Straße anlegen ſolle, und geben dabey vor, daß in heiſſen Sommer-Tagen, wenn der Hopfen in der Bluͤte ſtuͤnde, bey dem Vorbeyfahren, der Staub ans der Straße durch die Winde in die Hoͤhe und auf die Bluͤthen ge - trieben wuͤrde.

Und eben hiervon kaͤme mehrentheils in duͤr - ren Jahren die bey uns ſo genante rothe Lohe in den Hopfen, welches ein Mehl-Thau iſt, wovon der Hopfen verduͤrbet, daß man keine Koͤpfe davon ein - ernden kan, und deſſen Blaͤtter wie Gerberloh an - zuſehen ſind.

Jch will eben nicht gaͤnzlich behaupten, daß dieſes Angeben ſeine Gewißheit habe, doch aber habe ich augemerket, daß die Hopfen-Berge wel - che an dergleichen Fahr-Wegen geſtanden, eher als andere von dem Mehl-Thau betroffen, und we - nig, auch wohl gar keinen Hopfen getragen haben.

§. 7.13Vom Hopfen-Bau.

§. 7.

Jſt ein Ort zur Auslegung eines Hopfen Ber -Wie die Duͤngung und Zuberei - tung des Landes ge - ſchehen ſoll. ges auserſehen worden, ſo kan man ſolchen auf zweyerley Art begatten.

Die erſte Zubereitung iſt, daß derſelbe zur Herbſt-Zeit ſtark mit Miſt befahren wird, welcher fein ordentlich auf dem Lande ausgetheilet, und mit vier Pferden, ſo tief als es moͤglich iſt, unterge - pfluͤget werden muß.

Die andere Zubereitung welche ich beſſer und viel vortheilhafter befunden habe, beſtehet da - rinnen, daß man den Acker ordentlich in langſamen Herbſte ſtark mit Miſt duͤngen, und ſolchen wohl eingraben laͤſſet, wie man pfleget bey der Zuberei - tung zum Kohl-Gewaͤchſen zu verfahren, wovon ich im fuͤnften Theile S. 34. gehandelt habe.

Nach dieſer Arbeit bleibt der Acker den Winter uͤber alſo liegen, da ſich denn die Duͤngung mit der Erde vereinbaret, auch der Regen und Schnee ſich einſenken und der Erde genugſame Feuchtigkeit mittheilen, welche hernach den folgenden Sommer uͤber, dem Lande ungemein zu ſtatten komt.

Die Zubereitung eines Landes vor dem Winter, iſt den Hopfen-Fechſern viel zutraͤglicher, als wenn ſolche im Fruͤh-Jahre vorgenommen wird, weil bey der letztern Art die Erde locker und hohl gemachet wird, daß hernach die Merzen - und April-Luft, die darinnen annoch befindliche Feuch - tigkeit hinweg nimmt, daß hernach viele Fechſer, wegen Mangel der gehoͤrigen Feuchtigkeit verder - ben muͤſſen.

§. 8.14Erſtes Cap.

§. 8.

Der Schweins - Miſt hilft nichts wider den Mehl - Thau.

Jch kan nicht begreiffen, warum in einigen Haushaltungs-Buͤchern zur Hopfen-Cultur der Schweins-Miſt ſo ſehr angeruͤhmet wird, da doch wohl, wie jedermann bekannt iſt, der Rinder - und anderer Miſt einen groͤſſern Vorzug in der Duͤn - gung hat, wenn er nur einigermaßen zur Faͤulniß gekommen iſt.

Man giebt vor, es ſolle der Schweins-Miſt den Mehl-Thau, oder die rothe Loh verhindern, welches ich aber nicht einſehen kan, habe auch nie - malen einen zureichenden Grund hiervon erfah - ren koͤnnen.

Vielmehr habe ich gar eigentlich angemerket, daß bey denenjenigen, welche nach der alten un - gegruͤndeten Meinung mit Schweins-Miſt geduͤn - get, eben ſo wohl der Mehl - und Honig-Thau ein - gefallen iſt, als bey andern, welche nicht damit ge - duͤnget haben, denn wenn einmal ſolche ſchaͤdliche Thaue durch die boͤſen Duͤnſte und aufſteigenden Nebel oder durch große Duͤrrung in einem Di - ſtricte fallen, ſo wird aller Hopfen daſelbſt getrof - fen, er mag geduͤnget ſeyn womit er will.

Jch bin der gaͤnzlichen Meinung, daß alle Mittel wider die Mehl-Thaue, welche in den Hauß - haltungs-Buͤchern angegeben worden, vergeblich ſind.

Das angegebene Mittel wider den Honig - Thau, welches ich im vierten Bande der Leipzi - ger Sammlungen p. 443. geleſen habe, und wel - ches darinnen beſtehet, daß man alles Laub vonden15Vom Hopfen-Bau. den Hopfen-Ranken abblaten ſolle, worauf die Ranken wiederum neues Laub bekommen, und durch dieſe Huͤlfe zwey Drittheile von der gewoͤhn - lichen Quantitaͤt Hopfen hervorbringen wuͤrden: dieſes angegebene Mittel, ſage ich, duͤrfte viel - leicht bey wenigen Hopfen-Stoͤcken wohl angehen, wenn es anders damit ſeine Richtigkeit hat.

Allein, wenn man auch durch das Abnehmen der Blaͤtter den dritten Theil Hopfen einernden koͤnte, und man einige Aecker abblaten ſolte, ſo iſt noch die Frage, ob nicht bey dieſer Arbeit die Ko - ſten, wegen des vielen Tagelohns den Nutzen uͤber - ſteigen wuͤrden, welches ich gewiß vermuthe.

Es koͤnnten zwar einigermaßen die Koſten erſe - tzet werden, wenn man anders dieſe Blaͤtter, wel - che das Viehe ſonſt ungemein gerne friſſet, gebrau - chen koͤnte. Weil aber durch den gefallenen Ho - nig-Thau allerhand kleine Jnſecten tauſendweiſe an den Hopfen-Blaͤttern gleichſam als an Vo - gel-Leime kleben bleiben und daran ſterben, ſo waͤre zu beſorgen, wenn man dieſelben dem Viehe vorlegen wollte, daß ſie ſolchem hoͤchſt ſchaͤdlich ſeyn wuͤrden, und daß das Vieh wohl gar den Tod daran freſſen koͤnte.

Ob durch Aufſtreuung der in den Haußhal - tungs-Buͤchern angeprieſenen Holz-Aſche der Mehl - und Honig-Thau bey dem Hopfen zu ver - hindern ſey, laſſe ich dahin geſtellet ſeyn? Mir ſcheinet wenigſtens ſolches nicht glaublich, und ebenfalls nicht wohl practicabel zu ſeyn.

§. 9.16Erſtes Cap.

§. 9.

Wie die Ho - pfen-Fechſer zu uͤberkom - men, und wenn ſie ſol - len gepſtan - zet werden.

Ehe man aber zu dieſer Zubereitung des Lan - des ſchreitet, muß man vor allen Dingen davor ſorgen, wo man Fechſer (die Meiſter nennen ſie auch Hopfen-Hoͤlzer) von wohltragender Art zur zukuͤnftigen Anlegung des Hopfens uͤberkommen koͤnne.

Es muͤſſen daher ſolche fein zeitig im Fruͤh - Jahre, zu Anfang des Aprills, bey den Hopfen - Meiſtern beſtellet werden, daß man ſie alſobald, wenn die Hopfen-Stoͤcke in den Bergen aufge - raͤumet werden, bekommen, und in das zubereitete Land pflanzen kan.

Man kehre ſich aber dabey nicht an die in de - nen Buͤchern vorgeſchriebenen Zeichen und Mon - des-Wechſel, ſondern beobachte eine bequeme und gute Witterung, welche weder zu trocken noch zu naß ſeyn darf.

Weil die Hopfen-Meiſter ſich den Verkauf der Fechſer zueignen, und bey Abſchneidung der - ſelben gerne mehr auf ihren eigenen, als auf ihres Herren Nutzen zu ſehen pflegen, ſo hat man billig darauf zu ſehen, daß ſie nicht die beſten Pfeiffen hinweg ſchneiden.

Ja, es waͤre beſſer, daß ſolche der Eigenthums - Herr ſelbſt verkaufte, wodurch der Schade am al - lerleichteſten koͤnte vermieden werden.

§. 10.

Welches die beſten Fech - ſer ſind, und

Es ſind aber die allerbeſten Fechſer, welche im April von den alten Stoͤcken, wenn man ſie luͤf -tet,17Vom Hopfen-Bau. tet, abgeſchnitten werden. Sie ſollen aber auch zum wenigſten acht, zehn bis zwoͤlf Zol lang, und eines kleinen Fingers dicke ſeyn, oben zu beyden Seiten feine Keime und Augen haben, und von Neben-Wurzeln ausgeputzet und gereiniget wer - den.

§. 11.

Die Abtheilung eines ſolchen geduͤngten undWie die Ab - theilung des Landes ge - ſchehen ſoll? zubereiteten Landes, wird nach unſerer gewoͤhnli chen Art, nach der Garten-Schnure mit einem Pfahle oder ſpitzigen Haͤcklein gemachet, und das Stuͤck in die Laͤnge abgeriefet, ſo, daß die Reihen, oder Linien vier Schuh weit von einander zu ſte - hen kommen. Pag. 91. im fuͤnften Theile habe ich unſer Schuh - und Ruthen-Maaß angegeben, damit auswaͤrtige Leſer das Jhrige darnach ver - gleichen koͤnnen.

Die erſte und letzte Linie muͤſſen nur zwey Schuh weit vom Ende, oder von der Furche gema: chet werden, weil ſie keinen weitern Gegenſtand von Hopfen haben.

Jſt dieſe Abzeichnung die Laͤnge des Stuͤckes mit allen Linien geſchehen, ſo wird abermal ſolche die Quere, eben in der Weite von vier Schuhen, vorgenommen.

Wenn die Anlegung naͤher geſchaͤhe, ſo koͤnten die Arbeiter in den Reihen und Zwiſchenraͤumen, wegen der dabey geſteckten Stangen ihre Arbeiten den Sommer uͤber nicht ſo bequem verrichten, und wuͤrden den Bramen durch das Hacken und Ruh - ren Schaden zufuͤgen.

6. Theil. B§. 12.18Erſtes Cap.

§. 12.

Wie die Zahl der be - noͤthigten Fechſer aus - zurechnen?

Wenn man nun nach obiger Abzeichnung ger - ne wiſſen wil, wie viel Fechſer man auf das zum Hopfen-Bau beſtimte Land noͤthig habe, damit man deren weder zu wenig noch zu viel kauffe, ſo zehlet man nur wie viel Linien in die Laͤnge, und wie viel deren in die Quere gezogen worden; Man vervielfaͤltiget alsdenn die groͤſſere Zahl mit der kleinern, ſo komt die Zahl der Fechſer, welche man haben muß, heraus. Wenn, zum Exempel, auf einen Stuͤck Landes zehen Linien in die Laͤnge, und hundert in die Quere gezogen waͤren, und man vervielfaͤltigte die hundert mit den zehen, ſo kaͤmen tauſend heraus, und ſo viel muͤſte man auch Fech - ſer zu ſolchem Stuͤcke haben.

Eben alſo verhaͤlt ſichs auch mit den Kohl - Pflanzen, daß man vorher wiſſen kan, wie viel man derſelben auf einen Acker benoͤthiget iſt.

Es iſt zwar dieſer Vortheil vielen, welche im Rechnen geuͤbet ſind bekant; aber ich glaube doch, daß es Hauswirthen, welche ſich in der Rechenkunſt nicht weit verſtiegen haben, nicht unangenehm ſeyn werde, hiervon etwas zu leſen.

Doch iſt rathſam, daß man, nach der Abtheilung ſeines Stuͤckes, allezeit eine gewiſſe Anzahl Pflan - zen mehr beſtelle, als man eigentlich nach geſchehe - ner Ausrechnung noͤthig hat, deñ man findet unter - weilen ſolche darunter, welche keine tuͤchtige Keime haben, oder ganz und gar hoͤlzern ſind, und keine Kraͤfte zum Treiben mehr beſitzen, daß man wohl gar genoͤthiget wird ſolche hinweg zu werfen.

§. 13.19Vom Hopfen-Bau.

§. 13.

Wenn die Fechſer eines Fingers dicke, undWie die Fechſer ſol - len gepflan - zet werden? ſonſten friſch und gut ſind, ſo kan man nur einen einzigen in jedes Loch, welche, wo ſich die Linien durchſchneiden, mit einen Pflanzer ſenckrecht ge - machet werden, ſtocken, ſo daß der Keim einen hal - ben Zol tief mit in die Erde koͤmt.

Auch muß die Erde an die Fechſer mit dem Pflanzer fein angedruckt werden, damit ſie deſto eher bekleiben koͤnnen.

Sollten aber die Fechſer ſehr ſchwach und duͤn - ne ſeyn, ſo koͤnnen auch zwey in ein Loch geſtecket werden. Einige ſtecken auch ohne Unterſchied, drey und viere in ein Loch, wovon ich aber nicht viel halte. Wenn ſie ſonſten gut ſind hat man ſol - ches nicht noͤthig, denn ſie werden ſchon Neben - Fechſer und Ranken hervor bringen.

Einige legen auch die Fechſer ſchief in die Er - de, in hierzu gemachte Gruͤblein, wie die Wein - Fechſer, welches ich aber nicht billigen kan, indem die ſchief liegenden Wurzeln, wenn man ſie in Zu - kunft mit der Hacke aufraͤumet, Noth leiden und zerſchunden werden.

Die beſte Zeit die Hopfen-Fechſer zu ſtecken iſt die Helfte des Aprils; doch iſt ſolches, nachdem es die Witterung giebet, theils eher, theils auch ſpaͤter vorzunehmen.

So bald als die Pflanzung geſchehen, wird ein kleiner Pfahl nahe an den Fechſer augeſtecket,B 2und20Erſtes Cap. und zeitig zwey bis drey Zol lockere Erde auf die Keime gehaͤufelt. Wachſen die jungen Triebe oder Keime hervor, ſo heftet man ſie mit Pinſen, oder in Ermangelung derſelben, mit einigen wei - chen Strohhaͤlmern an die Pfaͤhle an. Oder wenn ſie drey bis vier Schuh hoch mit ihrem Faden ge - wachſen, ſo kan man ſie zuſammen wickeln und bin - den, denn ſie bringen doch ſelten im erſten Jahre Hopfen-Koͤpfe.

§. 14.

Wie die Ko - ſten im er - ſten und an - dern Jahre herauszu - bringen?

Damit aber die ſtarke Duͤngung und die Un - koſten welche man daran gewendet, im erſten und zweyten Jahre zum allerwenigſten uͤber die Helfte moͤgen erſetzet und bezahlet werden, ſo kan man zwiſchen die angelegten Reihen der Hopfen-Fech - ſer zwey Reihen Kraut, Blumen-Kohl, Kohlrabi uͤber der Erden, oder auch Moͤrſing ſtecken laſſen, wodurch der Schade wiederum beykomt.

Mit der Reinigung des Landes wird eben alſo verfahren wie im dritten Theile p. 89. bey dem weißen Kraute gemeldet worden.

Das zweyte Jahr wird neben eine jede Ho - pfen-Pflanze eine lange Stange geſtecket, und darzwiſchen abermal Kraut, Blumen-Kohl und dergleichen, doch nur eine Reihe gepflanzet.

Das dritte Jahr giebt man den Stoͤcken Zweyg-Stangen, und wird damit verfahren, wie mit den alten Hopfen-Bergen, wie im nachfolgen - den ſol gezeiget werden.

Dieſes waͤre alſo die eigentliche Beſchreibungwie21Vom Hopfen-Bau. wie man mit der Anlage eines neuen Hopfen - Berges verfahren ſol.

§. 15.

Die alten Hopfen-Berge werden mit folgen -Vom Auf - raͤumen und Aus - putzen der Stoͤcke in den alten Hopfen - Bergen. den Arbeiten begattet.

Die erſte Arbeit geſchiehet mehrentheils im April, nachdem es die Witterung zulaͤſſet, 14 Tage eher, auch langſamer.

Die Stoͤcke werden mit einer Raͤum-Hacke im Cirkel herum geluͤftet und aufgeraͤumet, von der im vorigen Jahre angehaͤuften, und von beyden Seiten beygeſcharreten Erde befreyet, und alſobald mit einem Meſſer von den uͤberfluͤßigen Faſern und Faͤchſern abgeputzet.

Es ſollen aber auf einem alten Stocke nicht mehr denn auf das hoͤchſte ſechs bis acht Ranken oder Treib-Hoͤlzer gelaſſen werden, die uͤbrigen ſchwachen muͤſſen zum Verkauf abgeſchnitten oder hinweg geſchmiſſen werden.

An jedem Fechſer, welche an den Stoͤcken bleiben und ihre Ranken geben ſollen, muͤſſen ſechs oder acht Keime gelaſſen werden. Die uͤbrigen werden alle abgenommen; nur iſt darbey behutſam zu verfahren, damit diejenigen, welche daran blei - ben ſollen, keinen Schaden leiden.

Die Keime, wenn ſie aufgeraͤumet werden, ſehen oben an der Spitze roͤthlich, und unten an der Wurzel weiß aus, ſo bald ſie aber durch die Erde bohren, werden ſie in wenig Tagen durch die Sonne und Luft gruͤne gemacht.

B 3D. Bar -22Erſtes Cap.

D. Bartholomaͤus Zorn in ſeiner Botanolo - gia Medica meldet p. 409. daß der Hopf-Spargen, oder die jungeu Sproſſen abgeſotten und als Sal - lat zugerichtet und gegeſſen, das Gebluͤte reinigen und gut ſind wider die Kraͤtze und Stein: doch haͤtten einige wahrgenommen, wenn man dieſe Hopfen-Spargen uͤberfluͤſſig genoͤſſe, daß ſie das Haupt beſchweren.

Wie dieſe Keime an Huͤner und anderes Fleiſch, oder auch zu Sallaͤten gekochet und zuberei - tet werden, darnach kan eine jede Haus-Mutter ſich in den Koch - und Tiſch-Buͤchern umſehen.

So bald als der Hopfen-Meiſter mit einem Stocke fertig iſt, ſo muß er drey bis vier Zol lo - ckere Erde darauf bringen, und die Keime damit bedecken.

Bey dem Aufraͤumen ſol wohl billig der Eigen - thums-Herr Acht haben, damit der Hopfen-Arbel - ter keine Keime verkaufen kan, und wenn man auch dieſe ihnen als ein zufaͤlliges Stuͤck des Lohnes ger - ne uͤberlaſſen wolte, ſo mißbrauchen ſie dieſe Guͤtig - keit, nehmen ihre Weiber und Kinder mit, und bre - chen alle Keime ſo wohl von den guten als ſchlim - men Ranken ohne Ueberlegung ab, welches den Hopfen-Fechſern ſehr ſchaͤdlich iſt, und dieſelben in ihrem Wachsthume ſehr hindert.

§. 16.

Die zweyte Arbeit iſt die Beyſte - ckung der Staͤngen.

Nach verrichtetem Aufraͤumen und Reinigung der Fechſer, werden bey jeden Stock zu beyden Seiten, ſo viel als es moͤglich iſt, in einer glei -chen23Vom Hopfen-Bau. chen Linie, wenn zuvor mit einem Pfahl-Eiſen die Loͤcher dazu tief gemachet worden, zwey ſtarke Stan - gen feſte geſtecket, damit ſie der Wind, ſonderlich wenn viele Koͤpfe oder Hopfen-Haͤupter daran wachſen, nicht uͤber einen Haufen werfen kan.

Hierbey faͤlt die Frage vor, ob die gleichen oder krummen Stangen am beſten ſind? Jch ant - worte: beyde haben ihren Nutzen, denn die glei - chen Stangen wenn ſie von Kiefern oder Kienbaͤu - men Holze ſind, halte ich vor beſſer, weil ſie nicht allein ein ſchoͤneres Anſehen in den Bergen geben, ſondern auch oben allenthalben aus einander koͤn - nen geſtellet werden, daß die Sonne darzwiſchen ſcheinen, und den Hopfen deſto reifer machen kan.

Hingegen die krummen, welche von den Zel - ken gemachet, und von den alten Baͤumen genom - men werden, ſind viel dauerhafter als die gleichen, indem ſie mehr Harz mit ſich fuͤhren; Auch ſind ſie der Dieberey nicht ſo ſehr ausgeſetzet.

Eben dieſe Stangen, wenn man ſie haben kan, ſind auch der Faͤulniß nicht ſo ſehr unterwor - fen, ja ſie dauren gewiß zweymal ſo lange in der Erde, als eichene, weidene, und von anderem Holze.

Doch wo man es nicht anders haben kan, muͤſſen auch weidene und andere eben die Dienſte thun. Wenn ſie zu kurz werden wollen, muß man neue herbey ſchaffen, und die kurzen zum Wein - bergen, oder zum Verbrennen anzuwenden.

B 4§. 17.24Erſtes Cap.

§. 17.

Die dritte Arbeit iſt das Anhef - ten.

Sind die Ranken und jungen Hopfen-Bra - men anderthalb Schuh in die Hoͤhe gewachſen, ſo werden ſie eingetheilet, daß zu beyden Seiten drey oder vier Bramen an jede Stange, jedoch nicht zu feſte mit einer Pinze angebunden werden.

Die Ranken gehen und drehen ſich recht um die Stangen herum, und wenn man ſie gleich an - ders anbindet, daß ſie link herum gehen ſollen, ſo kehren ſie ſich dennoch mit ihrem oberſten Trie - be wieder um, und ſuchen ihren vorigen Umlauf, ja ſie laſſen ſich niemalen in dieſer Wendung irre ma - chen, welches ich vielmalen angemerket habe.

Hingegen diejenigen Phaſeolen welche muͤſſen geſtengelt werden, und noch andere Gewaͤchſe mehr, als Convolvulus ſcandens, haben ihren Trieb und Wendung link herum, und wenn man gleich mit dieſen auch alſo verfaͤhret, wie mit dem Hopfen, und ihnen eine andere Richtung geben wil, ſo winden ſie ſich dennoch, ihrer Natur gemaͤß, wie - der link um die Stange herum.

Stehen die Hopfen-Stoͤcke in einem guten und lockeren Lande, ſo wachſen ihre Bramen funf - zehn, ſechzehn bis ſiebenzehn Fuß hoch. Es muß aber bey dem erſten Anheften derer Ranken nicht verbleiben, ſondern der Hopfen-Meiſter muß ſo lange damit fortfahren ſo weit er an der Stangehin -25Vom Hopfen-Bau. hinauf reichen kan, und die fortlaufende Ranken zurechte weiſen, daß ſie ſich nicht verwirren und untereinander wachſen.

Hierbey erinnere ich mich, daß in den Leipzi - ger Sammlungen im VI. Bande p. 1002, von einem ungenannten Auctore nachfolgendes von dem Hopfen-Bau zu leſen iſt:

Zum wenigſten kan ſo viel mit Wahrheit ver - ſichern, daß ein gewiſſer Buͤrger in einem kleinen Staͤdtgen, deſſen Vater beſtaͤndig ein Hopfen - Arbeiter geweſen, faſt alle Jahr ſich eine reich - liche Hopfen-Ernde dadurch zuwege bringet, und man ſeinen Hopfen vor andern, ſeinen Nach - baren in der Guͤte und Groͤße ganz merklich unterſcheiden kan, ohnerachtet der Boden da - ſelbſt von ſchlechter Beſchaffenheit iſt.

Es iſt ein Fehler, wenn man, wie an vielen Orten gebraͤuchlich iſt, allzulange Stangen zum Hopfen nimt, denn dadurch bekoͤmt man zwar laͤngere Reben und viel Blaͤtter, deſto weniger aber Hopfen, dahero ſol man in den allerbeſten Boden die Stangen ſechs Ellen, im mittelmaͤ - ßigen aber kaum fuͤnf Ellen lang nehmen, auch wenn die Reben ein wenig laͤnger als die Stan - gen ſeyn, mit einer Spießruthe oben die Spitzen abſchmeißen, ſo wird er nicht weiter in die Hoͤ - he wachſen, und deſto mehr Hopfen tragen.

Es wird mir hoffentlich von dem ungenannten Herrn Verfaſſer erlaubet werden, meine Gedan - ken uͤber das angegebene Mittel, die langen RebenB 5mit26Erſtes Cap. mit einer Spießruthe abzuſchmeiſſen, zu eroͤfnen und zu pruͤfen, ob daſſelbe nuͤtzlich oder ſchaͤdlich ſey.

Erſtlich waͤre noͤthig geweſen, daß der Herr Verfaſſer die Zeit angegeben haͤtte, wenn das Ab - ſchmeiſſen der obern Spitzen von den Ranken mit einer Spießruthe geſchehen ſol. Und wenn auch dieſes waͤre angegeben worden, ſo ſcheinet mir ſol - ches Vorgeben dennoch nicht hinlaͤnglich gegruͤn - det zu ſeyn. Und ob ich gleich keinen Verſuch hierinnen angeſtellet, ſo hat doch der Herr Verfaſ - ſer auch ſelbſten, wie er an oben angefuͤhrten Orte angemerket, keine Gelegenheit gehabt eine Probe damit zu machen.

Und ich glaube gaͤnzlich, daß dieſes Vorneh - men den Hopfen-Stoͤcken gefaͤhrlich ſeyn duͤrfte, indem durch das Abſchmeiſen der obern Ranken - Spitzen mit einer Ruthe der Umlauf des Saftes merklich wuͤrde gehindert werden.

Es iſt auch glaublich, daß es ſich hiermit eben alſo verhaͤlt, als mit den Kohlrabi-Kugeln und Spargel-Stoͤcken, wovon ich im dritten Theile meines Land - und Garten-Schatzes p. 120. und im vierten Theile p. 67. gedacht habe.

Alle Gewaͤchſe, wenn ihnen die Kronen und Herze benommen worden, beſinnen ſich und trotzen gleichſam eine Zeitlang, ehe der Umlauf ihres Saf - tes wiederum in Ordnung kommet, daß ſie junge Augen und Triebe anſetzen koͤnnen.

Hierbey entſtehet auch noch der Zweifel, ob auch der umlaufende Saft, wenn er eine Zeitlangge -27Vom Hopfen-Bau. gehemmet worden, hernach eben in die angeſetzten Hopfen-Koͤpfe gehe, oder ob er nicht ſeinen Lauf darneben hin nehme, vorbey ſchlupfe, und wieder - um in die Wurzeln gehe?

Ja, es fraget ſich noch, ob nicht der fortlau - fende ſubtile Saft in den Spitzen der Ranken durch die Luft und Sonne haupſaͤchlich modifici - ret, und zur Hervorbringung und Wachsthume der Hopfen-Koͤpfe gehoͤrig zubereitet werden muͤſſe?

Man koͤnnte ſich zwar auf das Abſchrapfen des Weitzens und der Futter-Bohnen berufen; allein mit dieſen hat es ſeine beſondere Bewandniß und koͤnte ich den Einwurf welcher mir daher moͤchte gemachet werden, wenn ich mich nicht der Kuͤrze befleiſigen muͤſte, gar leicht beantworten.

Die reiche Hopfen-Ernde aber, welche man durch dieſes Mittel wil erhalten haben, wird ſich ohne Zweifel, bey genauer Unterſuchung aus an - dern ordentlichen Urſachen herleiten laſſen.

Doch wil ich dieſes alles den Gelehrten, welche hierinnen eine mehrere Erfahrung erlanget haben, uͤberlaſſen; mir deucht aber dennoch, daß die zwey oben angefuͤhrten Gewaͤchſe, welche durch das Ab - ſchneiden in ihrem Wachsthume gehindert wer - den, eine dentliche Erlaͤuterung abgeben koͤnnen.

Die vierte Arbeit iſt die Umhackung der Erde, u. wie ſolche geſchehen ſol.

§. 18.

Um die Haͤlfte des Mayes wird zwiſchen den Reihen das Land mit einem Karſte umgehacket, da - mit das Unkraut und Gras fein unten zu liegen komme und verderbe.

Jſt28Erſtes Cap.

Jſt ein ſolcher Ort etwas ſchwer und feſte, ſo muͤſſen die Schrollen und Klumpen fein umgewen - det werden. Wenn hernach ein durchdringender Regen koͤmt, ſo zerfallen ſie und werden kleine. Auch iſt ſehr dienlich, daß ſolche Schrollen fortge - arbeitet, und wo noch einige vorhanden, vollends zerſchlagen werden.

Das Umhacken muß auch mit Behutſamkeit vorgenommen werden, damit den Stoͤcken und Fechſern keine Verletzung zugefuͤget wird, welches ſonſten das Wachsthum derſelben hindert und ſol - che ſehr ſchwaͤchet.

§. 19.

Die fuͤnfte Arbeit iſt das Abbla - ten.

Sind die Ranken die Helfte mit ihrem Wachs - thume in die Hoͤhe gelaufen, ſo muß der Hopfen - Meiſter, die an denenſelben zu beyden Seiten her - vorgewachſene Blaͤtter, und Neben-Sproſſe, welche die Hopfen-Meiſter Raͤuber nennen, zwey Schuh hoch von der Erden mit den Naͤgeln, oder welches beſſer iſt mit einem Meſſer abblaten.

Dieſe leichte Arbeit iſt gewiß eine hoͤchſtnoͤ - thige Sache bey dem Hopfen-Bau. Bey dieſen Abblaten kan auch zugleich nach dem alten Stocke geſehen werden, ob kleine Schoſſe nach dem erſten Anheften wiederum hervor gewachſen ſind. Fin - den ſich dergleichen, ſo werden ſie abgeriſſen, oder abgeſchnitten.

§. 20.

Die ſechſte Arbeit iſt das Anhaͤu - fen.

Jn der Haͤlfte des Brachmonats, ohngefehr acht Tage vor Johannis-Tag, wird die Erde miteiner29Vom Hopfen-Bau. einer breiten Hacke in den Zwiſchenraume von bey - den Seiten angehaͤufet, und an die Stoͤcke einen Schuh hoch geſcharret, damit die Regen deſto eher in ſolche lockere und milde Erde eindringen, und den Stoͤcken Feuchtigkeit und Nahrung geben koͤnnen.

Jn ſo weit iſt der Hopf-Meiſter ihre Arbeit bis in die Hopfen-Ernde gethan, wovor von einem hieſigen Acker, wenn die Stangen im Herbſte, nach Michael auf Haufen zuſammen und an einander gelehnet worden, 8 Kayſerl Fl. oder 5 Rthlr. 8 Gr. Arbeiter-Lohn gegeben wird.

§. 21.

Wenn die Stangen an einander gelehnet, undDie ſieben - de Arbeit. theils in die Erde auſſerhalb geſtecket worden, werden ſie geſchrenket und mit Hopfen-Bramen zuſammen gebunden, damit der Wind ſolche nicht uͤber einen Haufen werfen kan.

Doch muß ich noch allhier anmerken daß die Eigenthums-Herren es nicht eben ſchlechter dinges dabey ſolten bewenden laſſen; ſondern wenn nach der vorhergemel deten Anhaͤufung der Erde, feuch - te Witterung und viele Regen entſtehen, daß das Gras und Unkraut zwiſchen den Reihen gewaltig wiederum aufwaͤchſt, welches den Grund und Bo - den ſehr auszehret, ſo ſolte dem Hopfen-Meiſter etwas mehr Lohn gegeben, oder ein Tageloͤhner darzu beſtellet werden, ſolches wiederum hinweg zu ſchaffen und auszurotten.

Warum aber zwiſchen den Reihen des Hopfenszuwei -30Erſtes Cap. zuweilen mehr Gras, und viel ſchoͤner als an an - dern Orten in die Hoͤhe waͤchſet, iſt die Urſache gar leicht zu ſinden. Es ruͤhret ſolches nemlich daher, weil durch den Hopfen dem Lande beſtaͤndiger Schatten gegeben, und folglich die Feuchtigkeit laͤnger als an freyen luͤftigen Orten erhalten wird, ſo kan freylich das Gras, beſonders auf einem wohl - geduͤngtem Lande ungemein wachſen.

§. 22.

Wenn die Hopfen - Ernde ge - ſchehen ſol, und woran man die Reifung des Hopfens er - kennen kan?

Die Hopfen-Ernde geſchiehet in manchem Jahre 14 Tage eher, in manchen aber auch 14 Ta - ge langſamer, nachdem es die Witterung mit ſich bringet. Hierbey iſt hoͤchſt noͤthig zu wiſſen, daß man ſolche weder zu fruͤhe, noch zu langſam vor - nehmen darf, beydes iſt ſchaͤdlich.

Nimt man die Ernde zu bald vor, ſo macht der Hopfen dem Biere einen uͤblen Geſchmack, daß ein Braumeiſter ſeine Cruditaͤt, er mag es auch anfangen wie er wil, durch das Kochen nicht hin - weg bringen kan.

Wird aber die Ernde zu langſam vorgenom - men, und weiter als ſichs gebuͤhret, verſchoben, ſo verlieren die Koͤpfe ihr Mehl, und die Samen - Koͤrner, welche ſich zwiſchen den Schuppen-Blaͤt - terlein befinden, fallen heraus.

Und eben dieſe zwey Stuͤcke, als das Mehl und die Samen-Koͤrner muͤſſen dem Biere die beſten Kraͤfte mittheilen; wenn dieſe ſich nicht mehr in den Koͤpfen befinden, ſo muß gewiß der Brauer einen ziemlichen Theil mehr Hopfen nehmen alsordent -31Vom Hopfen-Bau. ordentlich gewoͤhnlich, ſonſten wird das Bier nim - mermehr ſo gut und kraͤftig werden.

Das beſte Merkmahl ob der Hopfen zeitig, iſt dieſes, wenn die Hopfen-Koͤpfe gelbig werden.

Doch am ſicherſten iſt die Zeitigung zu bemer - ken, wenn man einen Kopf abreiſſet, und deſſen Blaͤtterlein oder Schupen auf hebet, und beobach - tet, ob vieler gelber Staub zwiſchen ſolchen ſich befindet, und bey dem Angreifen an den Fingern hangen bleibet, iſt dieſes, ſo muß man die Ernde gewiß vornchmen.

Haben aber die Hopfen-Koͤpfe ihre Blaͤtter aufgeſchloſſen, und ſich von einander gegeben, ſo iſt die Ernde zu langſam, und die Samen-Koͤrner fallen bey dem Abſchneiden heraus.

§. 23.

Wenn man alſo mit der Ernde den AnfangWie die Bramen. und der Ho - pfen ſol ab - geſchniten werden? machet, ſo ſchneidet man die Ranken anderthalb Schuh hoch uͤber der Erde an den Stangen ab, ziehet ſolche ſamt den Hopfen aus der Erde her - aus, und drehet die Bramen mit der Hand an den Stangen ein wenig herum, ſo gehen ſie benebſt den daran befindlichen Hopfen ganz willig her - unter.

Mehrentheils, und ſonderlich bey duͤrrem Wet - ter, ſind die Stangen ſchwer mit den Haͤnden her - auszubringen. Wenn ſie nun nicht willig aus der Erde herausgehen wollen, ſo kan man ſolche mit einem Hebehaume vermittelſt einer kleinen Kette oder Stricke, welcher ſo wohl um die Hopfen -Stan -32Erſtes Cap. Stangen als um den Hebebaum angeſchlungen, und einen Schuh hoch von der Erden feſte ge - macht wird, mit leichter Muͤhe heraus heben.

Man bindet hernach den von den Stangen ab - gedreheten Hopfen mit Bramen auf Bindel, daß man ihn mit leichter Muͤhe auf den Wagen wer - fen, und auf - und abladen kan.

Wenn es aber einen Tag vorher geregnet hat, und die Hopfen-Koͤpfe und Blaͤtter noch naß ſind, darf durchaus der Hopfen nicht eher nach Hauſe geſchaffet werden, bis die Luft und Sonne ſolchen wiederum abgetrocknet hat.

§. 24.

Hopfen - Ernde ſoll nicht im naſſen Wet - ter geſche - hen.

Man hat hierbey allerdings auf gutes und tro - ckenes Wetter Acht zu haben, widrigenfals wuͤrden die Hopfen-Koͤpfe ſchwarz und unanſehulich wer - den.

Doch wenn man das Abſchneiden und Ein - ernden vornehmen wil, und es iſt ein ſchoͤner und heller Tag zu vermuthen, ſo kan dennoch fruͤhe mit dem Abſchneiden der Anfang gemachet werden, ob auch gleich die Koͤpfe von dem Thau waͤren ange - feuchtet worden. Es wird ihnen ſolches nichts ſchaden, weil waͤhrender Zeit, ehe das Abſchneiden mit den uͤbrigen Stangen verrichtet witd, der Hopfen und die Blaͤtter von der Luft und Sonne wiederum abgetrocknet werden. Wenn der Hopfen friſch iſt, und die Koͤpfe und Bramen nicht welk ſind, ſo gehet auch das Abpfluͤcken geſchwinder von ſtatten.

Man33Vom Hopfen-Bau.

§. 25.

Man darf auch niemalen mehr Hopfen nachWie der Hopfen ſoll abgepfluͤckt werden? Hauſe fahren laſſen, als was man durch die Ta - geloͤhner mit Abpflocken der Hopfen-Koͤpfe in ei - nen oder in zweyen Tagen zu verrichten geden - ket.

Es ſollen auch der Hopfen-Bindel zu Hauſe nicht zu viel auf einander zu liegen kommen, ſon - dern ſie muͤſſen, ſo viel moͤglich, bey dem Abladen vom Wagen einzeln geleget werden, ſonſten er - waͤrmet ſich der Hopfen bey gutem Wetter auf einander, und wird dadurch unſcheinbar gemachet.

Es iſt auch noͤthig ſo viel Tageloͤhner anzu - nehmen, als um einen großen Trog ſitzen koͤnnen, welche die Hopfen-Koͤpfe von den Bramen ab - pfluͤcken und darein fallen laſſen.

Hierbey muß eine Haus-Mutter, oder wer ſonſten daruͤber beſtellet wird, darauf Acht haben, daß die Abpfluͤcker die Koͤpfe von den Bramen fein reine ableſen muͤſſen; denn ſie ſind unterwei - len hierbey nachlaͤßig, und wenn einige Blaͤtter mit in den Trog und unter die Koͤpfe fallen, muß man die Leute anhalten, ſolche alſobald heraus zu leſen.

Bey dieſer Arbeit muß ich auch des Hopfen - Meiſters ſeiner Verrichtung gedenken. Dieſer loͤſet zu Hauſe bey dem Abpflocken nach und nach die Buͤndel auf, und ſchneidet eine jede Brame, woran Hopfen ſich befindet, in zwey, drey und mehr Theile, und reichet ſolche den Tagloͤhnern zu.

6. Theil. CJch34Erſtes Cap.

Jch habe geſehen, daß einige Haus-Wirthe auf den Land-Guͤtern, wo Schafe gehalten wur - den, die Bramen ſamt ihren Blaͤttern auf die Boͤ - den, oder in die Staͤlle auf die Stangen geleget, ſolche getrocknet, und dem Schaf-Viehe zur Win - ter-Zeit im Hofe vorgeworfen haben, welche auch nicht das geringſte Blaͤtlein daran ließen.

Die duͤrren Ranken wurden hernach zuſam - men gebunden, und zum Einbeitzen gebrauchet. Bey uns nehmen ſolche die Abpfluͤcker mit nach Hauſe, und brauchen ſolche ebenfalls zum Ein - heitzen.

§. 26.

Wie der Ho - pfen auf die Boͤden ſol geſchaffet, umgewen - det und ge - trocknet werden?

So bald als der Trog vol gepfluͤcket worden, ſo muß der Hopfen mit großen Spreu Koͤrben auf ei - nen vorher rein gekehrten luͤftigen Boden, unter ein Dach, wo er vor dem Regen ſicher iſt getragen, und ſo gleich mit einem Rechen fein duͤnne aus ein - ander gebreitet und nicht hoͤher als vier bis fuͤnf Zol uͤber einander gebracht werden.

Auch ſollen die abgepfluͤckten Koͤpfe niemals uͤber Nacht in einen Kuͤbel gelaſſen werden, ſonſt erwaͤrmen ſie ſich gewiß auf einander.

Das Umwenden muß auf den Boͤden alle Ta - ge geſchehen, damit der Hopfen fein abtrocknen kan, und wer dieſes verabſaͤumet, wird gewiß er - fahren, daß er anlaͤuft und eine ſchwaͤrzliche Far - be bekomt, auch dadurch ſeine Kraͤfte zum Theil verlieret.

Jn35Vom Hopfen-Bau.

Jn zehn, zwoͤlf bis vierzehn Tagen, auch wohl noch laͤnger, wie es die warme oder feuchte Wit - terung giebt, wird er voͤllig abgetrocknet ſeyn. Doch halte ich davor, daß es beſſer ſey den Hopfen vierzehn Tage laͤnger auf den Boͤden liegen zu laſ - ſen als ſolchen zu bald zuſammen und in eine Kam - mer zu ſchaffen.

Als was beſonders muß ich hier anmerken, daß, wo Hopfen auf den Boͤden gelegen und ab - getrocknet worden, die ſchwarzen Korn-Wuͤrmer hiervon weichen, und in einer Zeit von dreyen Jahren, wenn man Korn-Fruͤchte dahin ſchuͤttet, keine von ſolchen Wuͤrmern darein kommen, wel - ches ich ſelbſten einigemal erfahren habe. Warum dieſe Wuͤrmer aber hiervon wegbleiben, mag wohl die Urſache ſeyn, wie ich davor halte, weil das Mehl, welches bey dem Umwenden aus den Hopfen - Koͤpfen heraus faͤlt, und in den Klunzen zwiſchen den Bretern zuruͤck bleibet, denenſelben wegen ſei - ner Bitterkeit zuwider ſeyn muß.

§. 27.

Nach der Abtrocknung ſchaffet man denWie der Hopfen ſol aufbehalten und ver - wahret wer - den. Hopfen in eine dunkle und wohlverwahrte Kam - mer, wo weder Luft noch Sonne hinein kommen kan, und wenn es moͤglich ſeyn wil, muß ſolche nach Mitternacht zu liegen, oder aber, wenn ja allenfals jemand keine andere Gelegenheit haͤtte, und genoͤthiget wuͤrde, denſelben in eine ſolche Kammer zu bringen, welche nach der Mittages - Abend - oder Morgen-Seite zulaͤge, ſo muͤſte er vorC 2allen36Erſtes Cap. allen Dingen Laden, welche wohl paſſen, machen und davor ſtellen laſſen, doch ſolchergeſtalt, daß vorher die Fenſter-Rahmen um und um mit Pap - pier verkleibet und verkleiſtert werden, ſonſten wuͤrde die Luft und Sonne die beſten Kraͤfte hin - wegnehmen.

Eben eine ſolche Verwahrung, wie ich jetzo beſchrieben, habe ich mir, als ich noch ſelbſten Hopfen bauete, verfertigen laſſen, ja ſo gar hobe ich die Thuͤr mit Pappier verkleiben, durch den obern Boden ein Loch von zwey Schuh ins Gevierte in die Hopfen-Kammer machen, und den Hopfen von oben hinein ſchuͤtten laſſen.

Jn dieſe Kammer habe ich einige Jahre nach einander den eingeernden Hopfen bringen laſſen, und wenn der Huͤgel bey dem Einſchuͤtten in der Kammer zu hoch wurde, daß er an das Loch rei - chete, ließ ich ſolchen mit einer Keile an einer Stange niederdrucken, bis die Kammer derb vol geworden iſt.

So gar habe ich den Deckel oder Spund, wel - cher auf das in die Kammer gehende Loch gemachet worden, nach dem Hineinſchuͤtten, alle Jahr mit Lei - men wieder verkleiben laſſen.

Gewiß, wenn man ſich einer ſolchen Vorſicht bedienet, ſo kan der Hopfen etliche Jahre laͤnger erhalten werden, daß man ohne Schaden darauf warten kan, bis der Preis deſſelben geſtiegen iſt.

Wenn man hernach eine ſolche Kammer oͤf - nen wil, ſo muß die Thuͤr derſelben ausgehoben werden.

Eine37Vom Hopfen-Bau.

Eine Hopfen-Kammer muß auch ſo beſchaffen ſeyn, daß weder die Ratten noch kleinen Maͤuſe darzu kommen koͤnnen; denn ob ſie gleich die Hopfen-Koͤpfe und deren Blaͤtter nicht freſſen, ſondern nur allein die Samen-Koͤrner, welche nicht unangenehm, ſondern ſuͤßlich ſchmecken, heraus ſu - chen, ſo zernichten ſie doch die Koͤpfe, und wuͤhlen die Blaͤtter heraus, daß ſie hernachmal kein Anſe - hen mehr haben.

Diejenigen Haus-Wirthe thun auch wohl, welche ihren Hopfen, wenn er auf den Boͤden recht duͤrre und trocken geworden, alſobald in große Hopfen-Saͤcke (Ziechen) wie bey uns den Safflor, Carthamus, ſive Cnicus, durch einen Mann ein - treten laſſen.

Dieſes geſchiehet alſo: Der Sack wird vor - hero in einer auf den obern Boden gemachten Oefnung rings herum feſte angenagelt. So bald als dieſes geſchehen, wird etwas Hopfen hinein ge - ſchuͤttet. Hierauf ſteiget der Mann hinein, und eine andere Perſon ſchuͤttet bey dem Eintreten be - ſtaͤndig Hopfen nach, bis der Sack voͤllig vol iſt, ſodann wird derſelbe los gemachet, in die untere Kammer niedergelaſſen, und mit einer Pack-Na - del zugenehet.

Noch iſt hierbey zu merken, daß unten und oben in die beyden Eck[e]n oder (Zipfel) des Sa - ckes zwey bis drey Haͤnde vol Hopfen gethan, und mit Bindfaden feſt zugebunden werden, damit zwey Perſonen den Sack bey dem Fortſchaffen bequem aufaſſen und an gehoͤrigen Ort bringen koͤnnen.

C 3Es38Erſtes Cap.

Es iſt aber vorhergedachtes Eintreten zu ei - ner laͤngern Bewahrung des Hopfens noch nicht hinlaͤnglich, wenn man den Sack nicht in eine wohl - verwahrte Kammer leget, denn ob er gleich in Saͤ - cken feſt auf einander getreten iſt, ſo wuͤrde er doch in freyer Luft auf den Boͤden ſeine Kraͤfte verlie - ren und ausdunſten.

Hingegen wird der Hopfen wenn er eingetre - ten, und auch in eine ſolche wohl verwahrte Kam - mer geſchaffet worden, gewiß laͤnger, als wenn er blos lieget, erhalten werden.

Ferner dienet auch treflich zur Erhaltung des Hopfens, wenn man denſelben, nachdem er recht trocken geworden iſt, in wohl zuſammen gefugte Faͤſſer feſte eintreten und zuſchlagen laͤſt.

Es dienet aber dergleichen Hopfen nur vor die Bier-Brauer und Kloͤſter, und vor alle diejenigen, welche keinen Handel damit treiben. Zum Ver - kauf und einen Handel damit zu treiben wuͤrde er nicht annehmlich ſeyn, weil durch das Eintreten die Koͤpfe kleine und ungeſtalt werden, oder, es muͤſte ſolcher, im Fall der Noth, nach den Pfunden ver - kauft werden.

§. 28.

Hopfen - Handel iſt proſitabel, kan aber auch ſchaͤd - lich werden.

Der Florinus in ſeinen klugen und rechts - verſtaͤndigen Haus-Vater hat pag. 777. fol - gendes von dem Hopfen-Handel nicht unrecht an - gemerket:

Den Hopfen-Handel belangend, iſt ebenfals gewiß, daß, wenn ein Haus-Vater recht damit umzugehen weiß, derſelbige durch GOttes Gna -de39Vom Hopfen-Bau. de und Segen, leichtlich zur Nahrung kom - men kan, angeſehen der Hopfen bekanter ma - ßen, bisweilen mißraͤth, wann nun der Haus - Vater zu wohlfeilen Zeiten Hopfen einkauft, denſelben in ein Gemach aufſchuͤttet, und ihn mit Bretern oder andern Dingen, damit die Luft nicht darzu kommen kan, beſchweret, ſo kan er leichtlichen, wenn er 100 Rthlr. darauf gewen - det, nach zweyen oder dreyen Jahren, ein oder zwey, ja wohl mehr hundert Thaler, daran gewinnen, welchen Gewinn und Vortheil derjenige noch viel ehe haben und genießen kan, welcher ſelbſt einen Hopfen-Garten bauet, und denſelben wohl abwartet.

Es iſt zwar gewiß, daß mancher Aufkaufer in dieſem Handel was erkleckliches verdienen kan. Hingegen aber weiß ich auch einen ſolchen Han - delsmann, welcher, wie ich ſelbſt geſehen, ſeinen Hopfen in eine nicht wohl verwahrte Kammer, welche nach Mittag zu gelegen war, geſchuͤttet, und uͤber zehn Jahr darinnen liegen ließ. Als er nun nach verfloſſener Zeit denſelben verkaufte, ſo waren die Kraͤfte hinweg, daß ſolchen die Bier - Brꝛner nicht annehmen wolten, indem ſie noch einnal ſo viel Hopfen, als gewoͤhnlich, zu einem Gebraͤue Bier nehmen muſten, folglich war er genoͤhiget ſolchen wohlfeiler, als der damahlige Prei[ſ]war, hinzugeben; daher er kaum ſein Geld wiede heraus brachte, und die Capital-Jntereſſe war verlohren. Hieraus ſiehet man wie viel an einer wohlverwahrten Kammer gelegen iſt.

C 4Bey40Erſtes Cap.

Bey dem Einkauf des Hopfens hat man hauptſaͤchlich dahin zu ſehen, daß er fein gelbgruͤn ausſiehet, auch nicht aus lauter Blaͤttern, ſondern fein in ganzen Haͤuptern beſtehet.

Ferner kan man bey dem Einkaufe die Guͤte des Hopfens erkennen, wenn einige Koͤpfe genom - men und mit den Haͤnden gerieben werden. Wenn er fein klebricht und fett iſt, auch ſtark riechet, ſo iſt er, ohne ſich weitere Gedanken daruͤber zu ma - chen, zum Aufſchuͤtten und Verwahren gut, und zum Biere nuͤtzlich zu gebrauchen.

§. 29.

Jnnlaͤndi - ſcher Hopfen iſt eben ſo aut als der Fremde.

Eine bloße Einbildung iſt es auch, daß der fremde Hopfen beſſer als der in unſerem Lande ge - wachſene ſeyn ſol, weil dieſer ſich im Kochen nicht ſo bald geben und gar werden wolte, daß um des - willen das Getraͤnke hiervon bitter wuͤrde. Men muͤſte daher auch viel mehr Holz darzu haben, mit - hin haͤtte der Brau-Herr mehrere Koſten aufza - wenden.

Es iſt dieſes zwar wahr, daß unſer inlaͤndi - ſcher Hopfen allezeit fetter iſt, und mehrere Krifte als der fremde, ſonderlich wenn er noch neue iſt, bey ſich fuͤhret; allein, kan man denn ſolchen nicht eben ſo wohl, als wie die fremden, dre[y]bis vier Jahr, und noch laͤnger, in den Kammer[n]lie - gen laſſen und auf behalten; alsdenn wird die Un - ſerige ſich im Kochen und Sieden eben ſo w[o]hl als der fremde geben.

Eben41Vom Hopfen-Bau.

Eben daher komt es, daß der Braunſchweigi - ſche Hopfen, wenn er zu uns gebracht wird, liebli - che Biere machet, weil er mehrentheils alt iſt, und einige Jahre gelegen hat. Kurz, aus allen Hopfen wird in dem erſten und zweyten Jahre niemalen ſo gutes und liebliches Bier gebrauet, als wenn er erſtlich aͤlter wird, weil er noch ſo viele Bitter - keit und Cruditaͤt bey ſich fuͤhret.

Und geſetzt, wenn auch dieſes waͤre, und man genoͤthiget wuͤrde, ſolchen neuen Hopfen, welcher noch ſo viele Kraͤfte bey ſich fuͤhrte zu brauchen, ſo koͤnnte man ja nur die Helfte ſo viel als ſichs ſon - ſten gebuͤhret, zu einem Gebraͤue nehmen, und durch angeſtellte Proben die Proportion hierinnen ſuchen, ſo wuͤrde man dadurch gewiß einen merkli - chen Nutzen erhalten.

§. 30.

Jch habe angemerket und ſelbſt erfahren, daßBrau-Mei - ſter verach - ten um ih - res Eigen - nutzes wil - len unſern Hopfen. die Brau-Meiſter und Hopfen-Meſſer, (bey uns in Erfurt ſind es die Bier-Ausrufer welche dar - uͤber beſtellet ſind,) um ihres eigenen und heimli - chen Nutzens willen, mit den fremden Fuhrleuten und Hopfen-Verkaufern unter einer Decke ſtecken. Daher komt es, daß ſie mehrentheils unſern im Lande gewachſenen Hopfen verachten. Ja, wenn man hierinnen nicht nach ihrem Sinne leben wil, den Bier-Herren das Bier verderben, und den Hopfen nicht recht kochen daß es unangenehm und bitter ſchmecken muß.

C 5Um42Erſtes Cap.

Um ihres Vortheils willen werden ſie niema - len unterſuchen ob ein Hopfen viel Fetrigkeit und Kraͤfte bey ſich hat oder nicht, ſondern ſie bleiben ein - vor allemal bey ihrem Gemaͤß und Quanto, wie viel ſie ſonſten gewohnet ſind zu einem Biere zu nehmen.

Solchen Leuten ſolte billig eine hohe Obrig - keit eine nahmhafte Strafe auferlegen.

§. 31.

Dem Ho - pfen-Man - gel in Er - furt, wird durch Her - beyſchaffung des Englaͤn - diſchen Ho - pfens abge - holfen.

Anno 1746. fehlete es uns hier in Erfurt an Hopfen, wegen durchgaͤngigen Mißwachſes, daß man ſolchen nicht einmal vor das Geld haben konte.

Um deswillen bemuͤhete ſich ein erfahrner Kauf - und Handelsmann alhier, Herr Johann Samuel Andreaͤ, welcher nach England ſchrieb und eine ziemliche Quantitaͤt verſchaffete, daß wir hernachmalen keinen Mangel mehr daran hatten, folglich muſten die andern Verkaͤufer, welche al - zuviel Profit ſuchten mit ihrem hohen Preiſe auch herunter, und ſolchen wohlfeiler geben.

Man muſte aber nach unſerer Art zu brauen etwas mehr als von dem inlaͤndiſchen zu einem Ge - braͤue Bier nehmen, weil der Engliſche viel gelin - der, und liebliche Biere machte.

Er verkaufte aber dieſen nicht nach unſerem Gemaͤß, ſondern nach dem Gewichte, und in der That halte ich es vor viel beſſer, wenn der Hopfen nach dem Gewichte verkaufet wird, denn dadurchkan43Vom Hopfen-Bau. kan weder der Kaufer noch der Verkaufer betro - gen werden, weil mit dem Meſſen es niemalen ſo accurat zugehet.

Mehrentheils muͤſſen die Brau-Herren dar - unter leiden, ſonderlich, wenn die Hopfen-Meſſer mit den Verkaͤufern in gutem Verſtaͤndniſſe ſtehen.

§. 32.

Wenn ein angelegter Hopfen-Berg anfaͤng -Von der Duͤngung der alten Hopfen - Berge. lich, wie ich oben gemeldet, geduͤnget, und einige Jahre genutzet worden, ſo hat man nicht noͤthig ſol - chen eher als nach acht Jahren wiederum zu duͤn - gen. Und dieſes kan auf dreyerley Art vorge - nommen werden.

Erſtlich wird in der Mitte des Octobers bey trockenem Wetter mit einem zweyſpaͤnnigen Wagen die Duͤngung, es ſey Rinder - oder Schwei - ne-Miſt, zwiſchen die angehaͤuften Reihen gefah - ren, und Haufen-weiſe abgeſchlagen; denn mit einem Karn oder dreyſpaͤnnigen Wagen wil ſich dergleichen Auffahren nicht wohl thun laſſen, weil durch das mitten auf der Reihe hingehende Pferd, die Stoͤcke wuͤrden zertreten werden.

Der Miſt wird hernach fein ausgetheilet, da - mit die Fettigkeit deſſelben durch den Regen und Schnee den Winter uͤber ſich einſenken koͤnne. Der Zuruͤkgebliebene kan nach verrichteter erſten Arbeit, bey Beſchneidung der Stoͤcke eingehacket werden.

Zweytens, kan das Duͤngen am allerſicher - ſten vorgenommen werden, zu der Zeit, wenn es ſotief44Zweytes Cap. Von Erziehungtief gefroren hat, daß es Laſt-Wagen traͤget, ſo iſt man außer aller Gefahr, daß die Stoͤcke Noth lei - den duͤrften, wozu man ein Geſchirr gebrauchen kan, was man vor eins wil.

Drittens, wuͤrde dieſes Duͤngen wegen Man - gel der Zeit, oder des Miſtes nicht geſchehen koͤn - nen, ſo waͤre man genoͤthiget den Miſt im Fruͤh - Jahre vor dem Berge abzuſchlagen, welcher her - nach zwiſchen die Reihen durch die Tageloͤhner mit Koͤrben muͤſte getragen, und nach verrichteter Be - ſchneidung der Hopfen-Stoͤcke, ordentlich einge - theilet, eingehacket und mit Erde bedecket wer - den.

Das zweyte Capitel. Von der Erziehung und Wartung der Nelken.

§. 1.

Veranlaſ - ſung zu die - ſer Abhand - lung.

Nicht leicht wuͤrde ich mich entſchloſſen haben dieſe und folgende Abhandlungen von ver - ſchiedenen Blumen-Gewaͤchſen in gegen - waͤrtigen Blaͤttern mitzutheilen, wo mich nicht das vielfaͤltige Verlangen ſowohl einheimiſcher als auswaͤrtiger Blumen Liebhaber, welches ſie mir theils muͤndlich, theils ſchriftlich zu erkennen gegeben, darzu veranlaſſet haͤtte. Weil es abergleich -45und Wartung der Nelken. gleichwohl mein Werk nicht iſt ein voͤlliges Blu - men-Buch zu ſchreiben, ſo habe ich mir vorgenom - men, um dem Begehren derſelben, wenigſtens in etwas, Genuͤge zu thun, nur von der Erziehung und Wartung einiger, und zwar der vornehmſten Blumen, zu handeln, unter welchen die erſte ſeyn ſol die Nelke oder Graß-Blume, Tunica hor - tenſis, varia, ſimplex & plena. Caryophyllus flore ſimplici & pleno variorum colorum, Rupp.

Jch weiß zwar wohl, daß faſt in allen Gar - ten - und Haushaltungs-Buͤchern umſtaͤndliche und zum Theil ſehr weitlaͤuftige Beſchreibungen von der Erziehung und Wartung der Graß-Blumen angetroffen werden; allein ich habe auch gefun - den, daß die gegebene Anweiſungen und Regeln oͤfters gar keinen Grund haben, und mit vielen Unwahrheiten vermenget ſind.

Jch glaube dahero auch, daß es den Garten - und Blumen Liebhabern nicht unangenehm ſeyn werde, dasjenige, was hiervon zu wiſſen noͤthig iſt, alhier kuͤrzlich und aufrichtig entworfen zu fin - den. Denn mit unnoͤthigen Weitlaͤuftigkeiten, welche dem Leſer weder zum Nutzen noch Vergnuͤ - gen dienen, ſondern denſelben vielmehr verdruͤßlich machen, und um die edle Zeit bringen, wird wohl Niemanden gedienet ſeyn.

§. 2.

Das erſte, warum man ſich bey ErziehungWelche Er - de den Nel - ken ſchaͤd - lich? und Wartung der Nelken zu bekuͤmmern, iſt die Erde welche dieſe Blumen erfordern. Damit manſich46Zweytes Cap. Von Erziehungſich aber hierauf recht verſtehen lerne, ſo wil ich erſtlich zeigen, welche Erde denenſelben ſchaͤdlich ſey, alsdenn wil ich auch angeben, was ſie eigent - lich vor Erde verlangen.

Dreyerley Erde iſt es hauptſaͤchlich welche die Nelken nicht vertragen koͤnnen.

Vors erſte iſt ihnen ſchaͤdlich eine alzufette von Rinder-Miſt gemiſchete Erde. Die Urſache iſt, weil in dem Rinder-Miſte noch alzu viele Schaͤrfe verborgen iſt, und weil er ſich mit der vermiſchten Erde durch das Begieſen oder vielen Regen ſo feſte auf einander ſetzet, daß die Gras - Blumen-Stoͤcke mit ihren ſubtilen Wuͤrzelchen nicht genugſam hindurch bohren, und in den Scher - ben ſich ausbreiten koͤnnen. Ueber dieſes haͤlt der Rinder-Miſt die Feuchtigkeit zu ſehr, welches ebenermaßen den Nelken-Stoͤcken ſchaͤdlich iſt. Doch duͤrfte dieſer Miſt noch mit unter die Nelken - Erde zu brauchen ſeyn, wenn er vier bis ſuͤnf Jahr in freyer Luft und Sonne gelegen haͤtte, und alle Jahr ein paarmal waͤre umgeſtochen worden, denn dadurch wuͤrde ihm binnen der Zeit die uͤber - fluͤßige Schaͤrfe entgangen ſeyn.

Vors andere iſt undienlich eine alzuleichte Erde, worunter nemlich zu vieler Pferde-Miſt und Weiden-Erde gemiſchet worden.

Denn nimt man zu vielen durchgeſiebten Pfer - de-Miſt, und Weiden-Erde, welches ich bey eini - gen angemerket, ſo laufet das Waſſer bey dem Be - gießen alſobald hindurch, daß die Nelken-Fechſer nicht genugſame Feuchtigkeit zu ihrer Nahrunguͤber -47und Wartung der Nelken. uͤberkommen, und kaum das Leben erhalten. Und da die Stoͤcke niemalen genugſam erquicket koͤnnen werden, ſo koͤnnen ſie auch nicht gehoͤrige Fechſer oder Neben Pflanzen anſetzen.

Mit der Weiden-Erde, wenn ſie noch neue iſt, iſt es gewiß eine ſehr gefaͤhrliche Sache ſolche mit unter zu miſchen, indem ſich darinnen allerhand Gewuͤrme befinden, welche hernach die Wurzeln beſchaͤdigen.

Wenn man die Weiden-Erde durchſiebet, wird man gewiß große, mittelmaͤßige und kleine Engerlinge darunter finden. Dieſe letzteren fal - len mit der Erde durch das Sieb, und weil man ſie nicht ſo leichte darunter merket, ſo kommen ſie nach geſchehener Miſchung der Erde mit in die Scherben, wachſen darinnen bis zu ihrer gehoͤri - gen Groͤße, und zernichten nach und nach die Wur - zeln dergeſtalt, daß endlich der ganze Stock gelbe wird und verdirbet.

Wenn man ſolches an einem Stocke gewahr wird, ſo darf man nur nachſuchen, ſo wird man den Verderber gewiß in der Erde finden, welches ich ſelbſt mit Schaden erfahren.

Wil man aber ja dergleichen Baum-Erde ge - brauchen, weil ſie die andere Erde leichte machet, und den Nelken nicht unangenehm iſt, wenn nur nicht ſo viel davon genommen wird, ſo iſt am ſicherſten, daß man ſolche ein Jahr liegen, und den Winter uͤber bey einem ſtarken Froſte umarbeiten laͤſſet, wodurch die Wuͤrmer, und ſonderlich die Engerlinge, welche ſich darunter befinden zuGrun -48Zweytes Cap. Von ErziehungGrunde gehen. Beſiehe des Land - und Garten - Schatzes zweyten Theil pag. 126.

Drittens, iſt die lettige, ſchwere und ſproͤde Erde noch weniger zu den Nelken zu gebrauchen. Wenn eine ſolche Erde begoſſen wird, oder viele Regen bekomt, ſo wird ſie ſchmierig, und ſetzet ſich immer je feſter auf einander daß die Wurzeln in ihrem Wachsthume gehindert werden, wie bey dem erſten Punkte gedacht worden. Faͤlt aber duͤrres und warmes Wetter ein, und ſie wird nicht alſobald begoſſen, ſo ſpringet ſie von einander, und bekom - met Klunzen oder Ritzen, wodurch die annoch dar - innen befindliche Feuchtigkeit von der Sonne und Luft vollends heraus gehohlet wird.

§. 3.

Wie die Er - de zu den Graß-Blu - men ſol be - ſchaffen ſeyn?

Die eigentliche Beſchaffenheit der Nelken-Er - de beſtehet darinnen, daß ſie weder zu locker noch zu ſchwer und feſte iſt, und dabey gehoͤrige Beſſe - rung in ſich hat.

Es muß daher ſolche aus folgenden drey Stuͤ - cken alſo zubereitet werden:

Fuͤrs erſte nimmt man einen Theil Garten-Er - de, und ſiebet ſie fleißig, daß ſie fein klein und mil - de wird.

Ungleich beſſer aber waͤre es wohl gethan, wenn man ſolche Erde von einem Orte zu uͤberkommen ſuchte, wo Haͤuſer, Staͤlle, u. d. gl. ohnlaͤngſt ge - ſtanden, wovon die Urſachen im zweyten Theile des Land - und Garten-Schatzes pag. 9. bis 17. nachzuleſen ſind.

Fuͤrs49und Wartung der Nelken.

Fuͤrs andere gehoͤret dazu ein Theil wohlver - faulter Pferde-Miſt, beſonders aus den Gurken - oder Melonen-Betten, worunter etwas verfaulter und von etlichen Jahren her gelegener Rinder - Miſt zu mengen iſt; in Ermangelung deſſen aber, kan auch der Pferde-Miſt von gedachten Betten alleine genommen werden.

Fuͤrs dritte, nimt man hierzu weißen Sand welcher nicht ſchmierig iſt. Von dieſen iſt die Probe alſo: Wenn man eine Hand vol nimt und zuſammen druͤcket, und ſolcher nicht wiederum von einander faͤlt, ſondern wie ein Klos zuſammen bleibet, ſo taugt er nicht. Bach - oder Waſſer - Sand dienet auch nicht allezeit hierzu, indem man - cher ſo viele Schaͤrfe bey ſich hat; doch wenn er ein Jahr gelegen, und man keinen andern haben koͤnte, muͤſte er die Dienſte dennoch auch thun. Ob nun gleich der ordentliche reine Sand keine Beſ - ſerung in ſich hat, ſo haͤlt er doch die Erde locker, daß ſie nicht ſo feſte werden kan.

Dieſe beſagte drey Stuͤcke werdeu wohl geſie - bet, und von einen ſo viel als von dem andern ge - nommen, und einigemal untereinander gemiſchet.

Solche zubereitete Erde nimt das Begießen und den Regen nicht allein geſchwinde an, ſondern haͤlt auch einige Tage Feuchtigkeit, und laͤſſet doch auch das uͤberfluͤßige Waſſer ablaufen und aus - dunſten. Hierinnen iſt auch Miller in ſeinem großen Engliſchen Gaͤrtner-Lexico mit mir einig.

6. Theil. DMan50Zweytes Cap. Von Erziehung

Man muß ſich aber nicht einbilden, als wenn es mit dieſer zubereiteten Erde alleine gethan waͤ - re, und als ob man die alten Nelken-Stoͤcke beſtaͤn - dig darinnen koͤnte ſtehen laſſen. Nein: Wenn die Stoͤcke ein oder auf das hoͤchſte zwey Jahr in einen Scherben geſtanden, ſo ſind die Kraͤfte theils durch die Wurzeln, theils durch das ablaufende Waſſer von dem Begießen, aus der Erde hinweg genommen worden. Um dieſer Urſache willen muß man die Stoͤcke aus den Scherben ſturzen, die Erde ſamt den Wuͤrzelchen rings herum mit ei - nem Meſſer beſchneiden, und den Stock wiederum in den Scherben ſetzen, und ſolchen von der fri - ſchen zubereiteten Erde von neuem volfuͤllen und ſolche angießen.

Jn dieſer Erde werden gewiß alle Nelken - Stoͤcke wohl gedeyen, und man glaube ja nicht, wie in vielen Garten-Buͤchern angegeben wird, daß die leibfarbene Nelken eine ganz unterſchie - dene Erde, als die andern, erfordern. Denn uͤber - haupt iſt der Graß-Blumen ihre Natur und Eigen - ſchaft einerley, folglich verlangen ſie auch einer - ley Erdreich.

§. 4.

Von ver - geblichen Kuͤnſteleyen mit der Er - de.

Alle andere mit der Erde vorgenommene Kuͤn - ſteleyen und deßfals gegebene Recepte, welche man in den Garten Geheimniſſen und andern Buͤ - chern findet, und wodurch man den Nelken und andern Blumen, dieſe und jene beſondere Farbe wil zuwege bringen, ſind vergebens, und gehoͤrenunter51und Wartung der Nelken. unter die ausgeheckten Grillen, welche bey den an - geſtelten Verſuchen ihren Ungrund alſobald zu er - kennen geben, wie ich aus eigener Erfahrung ha - be; daher ich auch einen jeden Blumen-Liebhaber warnen wil, daß er ſich nicht durch dergleichen fal - ſches Vorgeben in ſeinen Blumen-Bau irre machen und verfuͤhren laſſe.

Jch wil hiervon nur ein Exempel anfuͤhren: Man giebt vor, daß man die Roſen, Tulipanen, und ſonderlich die weißen Nelken roth und geſpren - get machen koͤnte. Hierzu ſol die beſte, geſchlachte - ſte fetteſte Erde an der Sonne getrocknete, und zu ſubtilen Staube zerrieben werden. Dieſe Erde muͤſte man hernach in ein Gefaͤß thun, und die Nel - ken Stoͤcke hinein pflanzen. Alsdenn ſolte man Braſilien-Holz kleine ſchneiden und in Waſſer ko - chen, daß es recht roth wuͤrde. Von dieſem Waſ - ſer muͤſte man hernach des Tages zweymal, nem - lich des Morgens und des Abends algemach etwas antroͤpfeln, bis die Pflanzen anfiengen zu wachſen, und dieſes ſunfzehn bis zwanzig Tage nach einan - der fortſetzen. Jngleichen koͤnte man mit reifen Creutz-Beeren (Cervi ſpina, Rivini & Cordi) gruͤne Nelken-Blumen zuwege bringen, und was dergleichen Thorheiten mehr ſind.

Durch dergleichen Bemuͤhung wird gewiß nim - mermehr eine Veraͤnderung in den Blumen vor - gehen, denn was einmal die Natur vor Farben in eine Blume und deren Samen geleget hat, dieſel - ben wird ſie bey allen ſolchen Kuͤnſteleyen den - noch behalten.

D 2§. 5.52Zweytes Cap. Von Erziehung

§. 5.

Die Ver - mehrung der Nelken geſchiehet auf dreyer - ley Art.

Die Vermehrung der Nelken kan auf dreyer - ley Weiſe geſchehen:

Einmal durch den Samen, welchen man ent - weder von andern zu uͤberkommen ſuchen, oder ſelbſten erziehen muß.

Fuͤrs andere von den Neben-Pflanzen, Sen - kern oder Fechſern;

Und drittens von denjenigen Neben-Pflanzen welche von ohngefehr, oder auch mit Fleiß abge - ſchnitten werden, wenn ſie keine Wurzeln angeſetzet haben, oder ſonſt nicht in gehoͤriger Ordnung ge - wachſen ſind.

§. 6.

Von der Vermeh - rung durch den Samen.

Wenn man die Nelken vom Samen erziehen wil, ſo muß man hierzu die ſchoͤnſten geſprengten u. gefuͤlten Sorten erwehlen, und die Scherben ſamt ihren Blumen in Garten alſo ſtellen, daß ſie vor vie - len Regen koͤnnen verwahret und beygeſetzet wer - den. So oft nun naſſe Witterung einfaͤllet, muß man die Gefaͤße in das Trockene bringen.

Bey dieſer Erziehung iſt hauptſaͤchlich zu mer - ken, daß die Stoͤcke und Scherben freye Luft und Sonne haben muͤſſen, denn wenn ſie unter einer Verdeckung ſtehen, ſo bringen ſie keinen Samen. Doch wer hierzu nicht geneigt iſt, und die Flor laͤnger genießen wil, der kan ſie unter einer ſolchen Verdeckung vierzehn Tage bis drey Wochen laͤnger in ihrer Schoͤnheit erhalten. Die Zeitigung die - ſes Samens geſchiehet mehrentheils zu Anfange des Octobers; doch unterweilen theils eher, theils auch langſamer, nachdem ſich die Jahres-Witte - rung ereignet.

Es53und Wartung der Nelken.

Es iſt auch hierbey zu rathen, daß man, um rechte ſchoͤne und volkommene Koͤrner zu erhalten, die mittlere oder Haupt-Blume zum Samen-Zie - hen ſtehen und die Capſel recht reif werden laſſen.

Wenn die Samen-Capſeln gelbe werden, ſich oben ein wenig oͤfnen, und die darinnen befindli - chen Koͤrner ſchwarz ausſehen, ſo ſchneidet man ſolche an einem hellen Tage ab, jedoch muß hier - bey Vorſicht gebrauchet werden, damit die Koͤrner nicht oben heraus fallen. Es iſt auch zu laͤugerer Conſervation des Samens dienlich, wenn man den - ſelben in den Samen-Capſeln bis zum Gebrauche aufbehaͤlt.

§. 7.

Ob gleich einige den Nelken-Samen ganzWenn der Nelken Samen zu ſaͤen iſt? ſpaͤt im Herbſte zu ſaͤen und in die Erde zu brin - gen pflegen, ſo thun ſie dennoch nicht wohl daran: denn es kan gar leicht geſchehen, daß viele Koͤrner, und ſonderlich diejenigen, welche nicht alzuvol - kommen ſind, den Winter uͤber durch die Naͤſſe und ſtarken Froͤſte in der Erde erkaͤlten, und zuruͤcke bleiben.

Ueberdieſes iſt es auch vergebens das Saͤen ſchon im Herbſte vorzunehmen, indem die Koͤrner doch nicht eher hervor wachſen bis ihnen im Fruͤh - Jahre die Sonnen-Waͤrme und gute Witterung zu Huͤlfe komt.

Die beſte Saͤe-Zeit iſt alſo im Fruͤh-Jahre, zu Anfange des Aprils, da man den Samen in einen Kaſten, welcher mit oben angeprieſener Erde an - gefuͤllet worden, oder auch auf ein mit guter Erde zubereitetes Bettlein im Garten ſaͤet.

D 3Wenn54Zweytes Cap. Von Erziehung

Wenn der Same hervor gewachſen und vier Blaͤtter gewonnen, ſo hat man fleißig darnach zu ſehen ob Unkraut mit hervor gewachſen. Findet man ſolches darunter, ſo muß es alſobald ausge - jaͤtet, und die dadurch locker gemachte Erde mit der Gies Spritze wiederum angegoſſen werden.

§. 8.

Wenn, und wie weit die Nelken - Pflanzen ſol - len fortge - ſtecket wer - den.

Wenn die Pflaͤnzlein zwey Zol hoch erwach - ſen, und zum Verſetzen groß genug ſind, ſo vee - ziehet man die groͤſten. Man muß ſie aber eine Stunde vorher ſtark begießen, damit die Erde an den Wurzeln hangen bleibe. Alsdenn verpflan - zet man ſie nach der Garten-Schnure, zum wenig - ſten ſo wohl in die Laͤnge als Breite einen Schuh weit von einander, damit man die Stoͤcke waͤh - render Flor ausheben, und mit der Erde in die Scherben ſetzen, oder auch zum Ablegen Raum haben kan.

Die uͤbrigen kleinen Pflanzen, welche in den Kaſten oder Bette zuruͤck geblieben, muͤſſen alſo - bald begoſſen werden. Man laͤſſet ſolche ſo fort auch herbey wachſen und verſetzet ſie nach und nach wie vorher gemeldet worden.

Wenn man nun mit dieſer Erziehung gluͤck - lich iſt, und einige Blumen darunter erhaͤlt, wel - che ſchoͤn und noch nicht gemein ſind, ſo erwecket dieſes eine große Freude, und man hat ſeinen Zweck erreichet.

Die Nelken-Stoͤcke bleiben den Winter uͤber im Lande, und erfrieren nicht leicht; ja, ſie erhal -ten55und Wartung der Nelken. ten ſich faſt im Lande, und in freyer Luft noch viel ſchoͤner als in den Scherben ſelbſten.

Viele Gaͤrtner und Garten-Buͤcher geben vor, daß die Pflaͤnzlein, welche anfaͤnglich im Hervorwachſen nur zwey Blaͤtlein braͤchten, ein - fach wuͤrden, welche aber mehrere Blaͤtlein haͤtten, dieſelben wuͤrden gefuͤlte Blumen hervor bringen. Und ich habe geſehen, daß einige Gaͤrt - ner aus dieſem Grunde, ſolche Pflaͤnzlein, welche nur zwey Blaͤtrer gehabt, hinweg geſchmiſſen.

Damit ich nun hinter dieſe Wahrheit kom - men moͤchte, ſo habe ich etlichemal die zweyblaͤtte - rigen Pflaͤnzlein alleine, und die vielblaͤtterigen auch alleine pflanzen und zeichnen laſſen, wobey ich gefunden, daß ſo wohl die zwey als vielblaͤt - terigen Pflanzen, gefuͤlte und einfache Blumen untereinander hervorgebracht haben. Und alſo faͤlt dieſe eingebildete Wiſſenſchaft hinweg. Es kan auch im erſten Theile des Land - und Gar - ten-Schatzes pag. 49. hiervon nachgeleſen wer - den.

Wenn die gepflanzten Stoͤcke im andern Jahre zu ihrer Flor kommen, und man, wie ſchon geſagt, was ſonderliches von ſchoͤnen Blumen dar - unter findet, ſo muß man die Stoͤcke, ſo viel moͤg - lich iſt, mit der Erde ausheben und in die Scher - ben verſetzen, fleißig begießen und acht bis zehn Ta - ge in Schatten ſtellen.

§. 9.

Befindet ſich entweder in einem Scherben,Die andere Vermeh - rung ge - oder auch im Lande ein Nelken-Stock welcherD 4ſchoͤ -56Zweytes Cap. Von Erziehungſchiehet durch das Einſchla - gen.ſchoͤne und ſtarke Ableger, oder Fechſer hat, ſo wird einer um den andern zu Anfange des Julius bis zu Anfange des Auguſtus, welches die beſte Zeit zum Einſenken iſt, eingeſchlagen, und hierzu er - wehlet man diejenigen, welche keine Neben-Sten - gel oder Blumen getrieben haben.

Hiermit wird alſo verfahren: Man nimt von jeder Pflanze die zwey unterſten Blaͤtter, welche am naͤchſten an der Erde ſind hinweg, ſo wird das Gelenke oder der Knoten blos. Zu naͤchſt un - ter den Knoten ſpaltet man mit einem recht ſchar - fen Feder-Meſſer die Pflanze bis in die Mitte, faͤhret mit dem Schnitte aufwaͤrts, bis an den naͤchſten andern Knoten oder Wirbel, und leget ein duͤrres Nelken Blat zwiſchen den Spalt. Giebt ſich dieſer von dem Niederbiegen ſelbſten von ein - ander, ſo hat man dieſes nicht noͤthig. Hierauf luͤftet man das naͤheſte Erdreich in den Scherben, oder auch im Lande auf, druͤcket die aufgeſpaltene Pflanze vom Stocke abwaͤrts gemaͤchlich darein, doch dergeſtalt, daß ſie nicht abreißet. Jm Fal auch, wenn der Schoß ſehr ſtark iſt, ſo ſtecket man ein Haͤcklein daruͤber, damit er ſich nicht von der Erde wieder kan in die Hoͤhe geben, bedecket ihn mit guter zubereiteter Erde, und laͤſſet es alſo zwey Monate, oder auch bis in den Herbſt, ja wohl gar den Winter hindurch bis auf das Fruͤh-Jahr hierbey bewenden, alsdann ſcharret man die Erde fein behutſam oben hinweg, und ſchneidet mit ei - nem ſcharfen Meſſe die bewurzelte Pflanze vondem57und Wartung der Nelken. dem alten Stocke ab, hebet ſie aus, und verſetzet ſie, nach Gefallen, in einen Scherben.

Am beſten aber iſt es, daß man die Nelken - Fechſer, wenn ſie bey Zeiten eingeleget worden, gleich zu Ende des Auguſts unterſuchet, ob ſie Wurzeln geſchlagen, und wenn ſie feine weiße Faͤ - ſerchen angeſetzet haben, ſolche alſobald auf vor - geſchriebene Weiſe abloͤſet, aushebet, und verſetzet, ſo werden ſie, noch ehe man ſie in das Winter-Be - haͤltniß bringet, einwurzeln. Jch meines Orts halte ſehr viel von der Verpflanzung vor dem Winter, denn wenn es mit einem alten Stocke den Winter hindurch ungluͤcklich gehen ſolte, daß er verduͤrbe, ſo wuͤrden die Ableger, wenn ſie in einen Scherben noch am Stocke zuſammen ſtuͤnden, auch mit zu Grunde gehen. Hingegen, wenn ja der alte Stock, nachdem die Fechſer vor Winters abgeloͤſet, und verſetzet worden, zunichte gehen ſol - te, ſo werden doch zum wenigſten von den Fech - ſern deſſelben, in den andern Scherben, einige gut bleiben. Gewiß, wenn dieſes nicht geſchiehet, ſo kan man auf einmal um eine Sorte, welche einen lieb iſt, kommen.

Von einem Stocke kan mehr als eine Pflanze eingeſenket werden, folglich kan man in kurzer Zeit zu einer Vielheit von Nelken-Stoͤcken gelan - gen, jedoch wenn ſie im Winter nicht wohl abge - wartet werden, kan man auch gar bald wiederum davon kommen. Es heißet hiermit zuweilen, bald reich, bald arm, bald gar nichts.

Wenn die Pflanzen verſetzet worden, iſt auchD 5noch58Zweytes Cap. Von Erziehungnoch zu merken, daß ſie bey warmen Wetter in Schatten, jedoch unter freyem Himmel, ohngefehr zehen Tage, geſtellet werden. Es iſt aber hierbey das Begießen nicht zu verabſaͤumen, damit ſie fein bekleiben und anwachſen koͤnnen. Hernach brin - get man ſie ſamt den Scherben an die Sonne.

Hierbey iſt nachfolgendes zu merken: Wenn uͤber verhoffen einige Senker keine Wurzeln an - geſetzet haͤtten, ſo nimmet man dieſelben, reiniget ſie von den duͤrren Blaͤttern, und pflanzet ſie in Scherben. Hierauf begießet man ſie, damit ſich die Erde fein anſetze, bringet ſie an einen Ort in freyer Luft, wo die Sonne nicht hin kommen kan, und laͤſſet ſie ſo lange alda ſtehen, bis man merket daß ſie anfangen wollen zu wachſen; alsdenn ſtel - let man ſie an einen andern Ort, wo ſie des Tages nur einige Stunden die Sonne genießen koͤnnen, ob ſie nun gleich nicht alle fortkommen, ſo beklei - ben doch die mehreſten, und die Bemuͤhung wird alsdenn belohnet.

§. 10.

Die dritte Vermeh - rung durch die abge - ſchnittenen Zweige.

Wenn ein Stock zu uͤberfluͤßige Zweige hat, ſo ſchneidet man ſolche ab, daß ſie zwey bis drey Abſaͤtze behalten, und ſpaltet die Pflanze durch den unterſten Knoten einmal von einander. Ei - nige thun ſolches auch zweymal in das Creutz - Und dieſer Schnit geſchiehet bis zum andern Ge - lenke oder Knoten, nur daß ſolcher nicht verletzet wird. Naͤchſtdem muͤſſen auch die Blaͤtter von der Pflanze oben ein bis zwey Zol uͤber dem Herzeab -59und Wartung der Nelken. abgeſchnitten werden. Alsdenn verſetzet man die Pflanzen fein behutſam in die vorhero mit guter zubereiteter Erde angefuͤlte Scherben oder Ka - ſten, bis an den andern Knoten, daß ſolcher mit der Erde in einer Gleiche ſtehet. Man begießet hernachmalen die Gefaͤße ſtark, daß ſich die Erde anſetzer, bringet dieſelben eine Zeitlang in Schat - ten, und verfaͤhret ferner damit, wie vorher ge - meldet worden. Solten aber dieſe Pflanzen um Bartholomaͤi wider Verhoffen, nicht zeigen, daß ſie wachſen wollen, ſo ſtellet man ſie einige Wo - chen auf ein Miſt-Bette, welchem die ſtaͤrkeſte Hitze vergangen, in Schatten, und bringet ſie her - nach an die Sonne daß ſie hart werden, und den kalten Winter ausſtehen koͤnnen.

Wenn man im Fruͤh-Jahre die Nelken-Stoͤ - cke in Garten bringet, koͤnnen diejenigen Zweige, welche ſo hoch uͤber der Erde ſtehen, folglich zum Ablegen ſich nicht wohl ſchicken, am allerbeſten hierzu genommen werden, denn dieſe machen ohne dis einem Stocke kein gutes Anſehen.

§. 11.

Man muß ſich uͤber das Vorgeben in denDaß die Vermeh - rung der Nelken durch das Oculiren nicht ange - he. Garten-Buͤchern ungemein wundern, daß man nemlich durch das Oculiren verſchiedene Arten und Farben auf einen Stock bringen koͤnne. Was einer erdacht und geſchrieben hat, das ſchreibet der andere, ohne ſolche Kunſt-Griffe zu probiren, nach. Jch habe mir immer gewuͤnſchet, Jemanden zu kennen, welcher ſolche Kunſt verſtuͤnde, habe abernoch60Zweytes Cap. Von Erziehungnoch keinen finden koͤnnen, der dieſe Operation mit gluͤcklichem Erfolg verrichtet haͤtte. Wenn man beruͤhmte und erfahrne Kunſt-Gaͤrtner dar - uͤber befraget, ſo wird man gemeiniglich ausge - lacht. Es geſchiehet oͤfters von ohngefehr, daß unter den erzogenen Samen-Blumen an einem Stocke ſich welche finden, welche auf einer Helfte anders geſprenget ſind, als auf der andern. Ja, ich habe vielmal geſehen, daß auf einem Stocke, welcher rothgeſtriefte Blumen getragen, einfaͤr - bige, ſo wohl rothe als weiße Blumen nachgewach - ſen ſind. Und alſo ſiehet man daß die Natur das - jenige von ſelbſten thut, was wir erſtlich durch Kunſt zuwege bringen wollen. Und vielleicht hat eben dieſe ſeltſame Wuͤrkung der Natur Anlaß ge - geben, daß einer ſich geruͤhmet, daß er die Blu - men von verſchiedener Farbe durch das Oculiren auf einen Stock gebracht, welches hernach andere moͤgen geglaubet, und als eine wahrhafte Sache in die Garten-Buͤcher gebracht haben.

§. 12.

Was die Nelken Stoͤcke im Garten vor einen Ort verlangen?

Die Scherben ſollen billig an einen ſolchen Ort im Garten geſtellet werden, wo ſie die freye Luft und die Morgen-Sonne haben koͤnnen, denn die geſunde Vernunft lehret einem jeden, daß ſie nicht vor ein Gewaͤchs-Haus, oder vor eine Mauer wo die Sonne zu vielen Wiederſchein hat, duͤrfen geſetzet werden, indem ſolches den Nelken-Stoͤcken hoͤchſt ſchaͤdlich iſt, denn an einem ſolchen Orte trocknet die Sonne die Stoͤcke zu ſehre aus, daßdie61und Wartung der Nelken. die Pflanzen welche ſie anſetzen, ſchwach und elend werden. Je temperirter der Ort iſt, da ſie ſtehen, deſto beſſer iſt es vor die Nelken-Stoͤcke. Kurz, der Ort ſol ſo beſchaffen ſeyn, daß ſie des Tages uͤber weder zu viel noch zu wenig Sonne haben.

§. 13.

Das Begießen im Sommer geſchiehet gegenVom Be - gießen in den Som - mer-Togen. Abend, wenn die Sonne untergehen wil, oder nur fruͤhe Morgens, doch halte ich es vor zutraͤglicher des Abends zu gießen; denn da die Stoͤcke den Tag uͤber von dem warmen Sonnenſcheine ſind entkraͤftet worden, ſo werden ſie dadurch wieder - um erquicket. Und weil, wie faſt jederman be - kant, kein Gewaͤchſe des Tages ſonderlich waͤchſet und ſich erlaͤngert, ſondern hauptſaͤchlich des Nachts, ſo iſt leicht zu erachten, daß durch das Begießen, beſonders bey warmen Naͤchten, das Wachsthum ungemein befoͤrdert, und die Stoͤcke geſtaͤrket werden, daß ſie fein gruͤne bleiben, und viele Senker hervor bringen koͤnnen.

Es muß aber auch das Begießen mit Ueberle - gung geſchehen, daß man ſolches nicht eher vor - nimt, bis man ſiehet, daß die Erde trocken iſt. Man darf auch keinen Tag, wenn man es vor noͤ - thig befindet, voruͤber gehen laſſen, ſolches fruͤhe oder Abends vorzunehmen.

Es iſt auch zu merken, daß man das Begießen mit einer Gieß-Spritze gemaͤchlich verrichten muͤſſe, damit die Erde von dem Waſſer in den Scherben nicht ſo derb und feſt gemachet werde. Solte62Zweytes Cap. Von ErziehungSolte aber dieſes dennoch geſchehen, ſo muß ein Blumen-Liebhaber die Erde in den Gefaͤßen unter - weilen luͤften und locker machen.

Man hat dahero darauf zu ſeben, daß nicht liederliche Gaͤrtner, Geſinde oder Tageloͤhner, ohne vorgeſteckte Spritzen in den Tag hinein gießen. Denn durch das heftige Begießen wird nicht nur die Erde feſte gemachet, ſondern es entſtehen auch Loͤcher darinnen, welche einen Uebelſtand verurſa - chen, daß man hernach die Zeit daruͤber verderben, und ſolche, wenn die Erde trocken geworden, mit der Hand wiederum gleich machen muß.

Durch ſolches heftige Gießen werden auch die Senker gehindert, daß ſie keine Wurzeln anſetzen koͤnnen, weil die Erde durch das Waſſer hinweg geſpielet wird.

Von dem Waſſer, welches einige mit allerhand Miſt vermiſchen, und die Gewaͤchſe damit begie - ßen, um dadurch das Wachsthum derſelben zu be - foͤrdern, halte ich durchaus nichts. Sie thun den Nelken-Stoͤcken ſo wohl, als andern Gewaͤchſen, damit den allergroͤſten Schaden, weil ſie hiervon Laͤuſe, allerhand Ungeziefer und andere Maͤngel bekommen. Denn wenn das Waſſer in warmen Tagen mit dem Miſte in den Gieß-Kuͤbel zur Gaͤ - rung und Faͤulniß gekommen, ſo wachſen aller - hand Wuͤrmer darinnen, welche man gar deutlich erkennen kan. Folglich iſt leicht zu erachten, daß durch dergleichen Waſſer auch allerhand Eyerlein, welche wir mit unſern Augen nicht erkennen koͤn - nen, auf die Scherben und unter die Blaͤtter ge -goſſen63und Wartung der Nelken. gegoſſen werden. Wenn nun dieſe ihre gehoͤrige Witterung erhalten, ſo werden ſie ausgebruͤtet, mithin ſuchen die Wuͤrmerchen ihre Nahrung an den Blaͤttern und Stoͤcken.

Wenn man ja den Stoͤcken eine Guͤte erwei - ſen wil, ſo iſt es viel beſſer gethan, wenn man ei - nen guten Zol tief Erde oben aus den Scherben hinweg nimt, und an ſtat dieſer, friſche zubereitete und mit vielen verfaulten Pferde-Miſte unter - mengte Erde, wiederum darein bringet, und her - nach fleißig begießet. Dieſes wird gewiß zum Wachsthum mehr beytragen, als alles gekuͤnſtelte Waſſer.

Was ſonſt noch von dem Waſſer zu merken, welches zum Begießen der Nelken-Stoͤcke ſol ge - brauchet werden, das iſt ſchon bey andern Ge - waͤchſen in den vorigen Theilen erinnert wor - den.

§. 14.

Die Scherben und Gefaͤſe der Nelken, muͤſ -Die Garten - Gefaͤße ſol - len gleich geſtellet werden. ſen, wie bey allen andern Gewaͤchſen, fein gleich ſtehen, damit das Waſſer bey dem Begießen an ei - nem Orte ſo wohl als an dem andern ſich einſenken koͤnne; denn wenn ein ſolches Gefaͤß auf einer Sei - te niederhaͤnget, ſo genießet auch der abhaͤngige Theil der Erden und Wurzeln mehr Feuchtigkeit, welches ich oͤfters angemerket. Ueberdies ſo lau - fet die Beſſerung, welche ſich in der Erde befindet, und den Wurzeln ſolte mitgetheilet werden, ver - geblich uͤber die Scherben hinweg.

§. 15.64Zweytes Cap. Von Erziehung

§. 15.

Von der fer - neren War - tung in den Sommer - Tagen.

Wenn die Nelken anfangen in die Hoͤhe zu ge - hen, und in ihre Knoͤpfe treiben, ſo muͤſſen zeitig gleiche Staͤblein, drey Schuhe lang, und eines kleinen Fingers dicke, bey die Stengel geſtecket wer - den, doch nicht ſo nahe, damit die Wurzeln des Stockes nicht Schaden leiden. Auch muß man darauf ſehen, daß ſie fein in eine Gleiche kommen: denn wenn einer hoch, und der andere[ni]edrig iſt, ſo verurſachet ſolches in Gaͤrten einen Uebel - ſtand.

Es muͤſſen auch die Knoſpen-Stengel alſobald mit Pinſen oder Baſt an die Staͤblein, jedoch nicht ſo feſte, angebunden werden, damit ihr Trieb zwi - ſchen den Staͤblein und der Pinſe fortwachſen koͤnne, welches durch das alzufeſte Anbinden gewiß wuͤrde verhindert werden.

Es muß auch das Anbinden an einen Blumen - Stengel zwey, drey auch wohl mehrmalen geſche - hen, nachdem ſie unterweilen hoch treiben, denn es wachſen einige Sorten der Nelken hoͤher als die andern.

Solte ſichs finden, wie es unterweilen zu ge - ſchehen pfleget, daß alle Ableger oder Pflanzen in die Blumen-Stengel trieben, und man dadurch um den Stock kommen moͤchte, ſo iſt kein beſſer Mit - tel, als daß man einige Stengel nahe an der Erde, bis auf zwey Knoten oder Abſaͤtze, welche her - nach neue Fechſer hervor bringen, abſchneide.

Siehet man, daß die Stengel ſo viele Blu - men-Knoſpen, und ſonderlich an den Gelenken her -vor65und Wartung der Nelken. vor treiben, ſo muß man die uͤberfluͤßigen abbre - chen, beſonders wenn zwey dererſelben neben ein - ander ſtehen, ſo muß nothwendig eine hiervon ab - genommen werden. Ein jeder muß hierinnen ſeine Gedanken ſelbſten zu rathe ziehen, indem man dieſes nicht ſo eigentlich beſchreiben kan. Denn es iſt mehr auf wenige Blumen und deren Schoͤnheit zu ſehen, als auf viele, welche aber nichts nutzen.

Siehet man an einigen Nelken-Stoͤcken, daß ſie alte gelbe Blaͤtter an ſich haben, ſo muß man ihnen ſolche abnehmen und die Stoͤcke ſauber aus - putzen, damit ſie fein gruͤne ausſehen, ſonſten ver - urſachet es denenſelben einen Uebelſtand.

Es muß auch die Erde um die Nelken-Stoͤ - cke unterweilen einen Zoll tief aufgeluͤftet werden: denn dieſes iſt denenſelben ſehr zutraͤglich, weil ſie dadurch mehr Nahrung von dem Begieſen uͤber - kommen.

§. 16.

Daß gemeiniglich die ſchoͤnſten Blumen, wel -Wie den Blumen - Knoͤpfen zu helfen, weñ ſie von ein - ander pla - tzen wollen? che dicke und kurze Knoͤpfe haben, von einander ſpringen, wird einem jeden Blumen-Liebhaber be - kant ſeyn.

Dieſem Uebel vorzubeugen iſt kein ander Mit - tel, als daß man die Huͤlſen oder Koͤcher, nach ih - ren fuͤnf Abtheilungen, mit einen recht ſpitzigen und ſcharfen Feder-Meſſer, oder mit einer Nadel oͤfne und von einander ritze.

Andere binden auch die Knoͤpfe in der Mitten6. Theil. Emit66Zweytes Cap. Von Erziehungmit einen leinen Faden, jedoch nicht zu feſte, da - mit die inwendige Blaͤtter in ihrer Ordnung her - aus wachſen, und zu ihrer Bluͤte kommen koͤnnen.

Siehet man, daß die Blumen-Knoͤpfe ſehr dicke und kurz ſind, ſo wird dieſes vorher beſagte Ritzen nicht viel helfen, weßhalber man, wenn an einigen die Blaͤtter oben aus der Huͤlſe heraus wachſen, und ihre Farbe zeigen, die Huͤlſe uͤber die Helfte mit einer kleinen ſpitzigen Scheere rings her - um abſchneiden muß.

Alle Tage, ſo lange die Nelken in ihrem Flor ſtehen, muß nach den Knoͤpfen geſehen, und ihnen geholfen werden.

Ob man nun gleich ſich mit dem Aufluͤften und Hinwegſchneiden große Muͤhe giebt, ſo wach - ſen dennoch viele Blumen unordentlich, daß die Blaͤtter umher flattern. Eben um deswillen be - muͤhen ſich die Liebhaber ihnen hierinnen zu Huͤl - fe zu kommen.

Einige nehmen auch abgetrocknete, und eines Strohhalmes breit mit einer Scheere geſchnittene Rinder - oder Kaͤlber-Blaſe, befeuchten ſolche mit Waſſer, und umwinden die Huͤlſen damit, welche, wenn ſie trocken wird, uͤber einander kleben blei - bet, und kein uͤbles Anſehen verurſachet; ja, wer nicht genau darauf Achtung hat, wird dieſes nicht einmal gewahr.

Andere hingegen nehmen die Schale von den ausgelaͤuferten großen Garten-Bohnen, Faba flore candido, lituris nigris conſpicuo, und le - gen ſie um die Huͤlſen.

Noch67und Wartung der Nelken.

Noch andere bedienen ſich der aͤuſeren Rinde von jungen Weiden. Wiederum andere machen Ringe von Schilf-Rohre, und ſchieben ſie uͤber die Huͤlſe unter die Nelken-Blaͤtter, welche aber alſo muͤſſen geſchnitten werden, daß man ſie unter der Blume nicht ſiehet.

Solche Ringe, welche die Zierde der Nelken befoͤrdern, indem ſie die Blaͤtter der Blumen in der Ordnung erhalten, muͤſſen erſtlich in der Mitte von einander geſchnitten werden, daß man ſie bie - gen, und uͤber die Huͤlſe unter die Blume bringen kan.

Jſt alſo dieſe Vorſicht gebrauchet worden, ſo muß man die Blaͤtter mit einem kleinen glatten Staͤblein in Ordnung legen, damit die Blumen ein ſchoͤnes Anſehen bekommen, und den Liebhabern in die Augen fallen.

Alle dieſe vorher beſagte Bemuͤhungen wen - den mehrentheils diejenigen an, welche einen ſtar - ken Wucher mit den Nelken treiben. Und wenn alsdenn ein Liebhaber ſich durch das gute Anſe - hen der Blumen, weil ſie ſich mit ihren Blaͤt - tern in ſchoͤner Ordnung befinden, verleiten laͤſt, und ihnen einige Dutzend Fechſer abhan - delt, ſolche auf Hoffnung pflanzet, und uͤber das Jahr, wenn ſie in ihre Knoſpen treiben, nicht auch ſo viele Muͤhe und Zeit darauf wendet, daß die Blaͤtter und Blumen in die Ordnung gebracht, und darinnen erhalten werden, ſo ſiehet er am En - de, daß er vergeblich Geld ausgegeben, und ſich in ſeiner Hoffnung betrogen habe.

E 2§. 17.68Zweytes Cap. Von Erziehung

§. 17.

Wie die Nelken in ihrer Flor laͤnger zu erhalten?

Man kan die Nelken vierzehn Tage bis drey Wochen in ihrer Flor laͤnger erhalten, wenn man ſie unter eine Bedeckung bringet, doch ſo, daß ſie die Morgen - oder Abend-Sonne ein bis zwey Stunden des Tages, wie auch der Luft von den Seiten her, genieſen koͤnnen.

Alle Scherben werden in zwey bis drey Staf - feln, nach der Ordnung, und nach dem Unterſchie - de der Farben, geſtellet.

Unter einer ſolchen Bedeckung ſind ſie auch zu - gleich vor allzuvielem Regen, welchen ſie nicht wohl vertragen koͤnnen, geſichert.

Von dem Ungeziefer, welche den Nelken viel Schaden zufuͤgen, will ich alhier nichts gedenken, weil in einem beſondern Capitel von den ſchaͤdli - chen Thieren und Ungeziefer ſoll gehandelt werden, alwo auch dasjenige, was hierher gehoͤret, wird zu finden ſeyn.

§. 18.

Es werden aber die Stoͤcke aus folgenden Urſachen kraͤnklich.

Die bekanteſten Krankheiten der Nelken, wel - che ihnen den Untergang drohen, ſind, wenn ſie den weißen und gelben Roſt, wie auch Laͤuſe, be - kommen.

  • 1) Wenn die Nelken nicht an einen temperirten Ort geſtellet werden, und alzuviele Hitze und Duͤrre ausſtehen muͤſſen.
  • 2) Von dem unrechten Begießen in den heißen Mittages-Stunden.
  • 3) Wenn ſie im Herbſte ſo lange in den Garten ſtehen geblieben, und viele kalte Reifen undſtarke69und Wartung der Nelken. ſtarke Nebel bekommen, folglich die Krank - heiten ſchon mit in das Winter-Quartier ge - bracht haben. Wenn ſie hernach auf das Fruͤh-Jahr wieder in Garten gebracht wer - den, ſo gehet das Verderben der Pflanzen erſtlich recht an, daß man alsdenn nicht weiß ob die Winter-Wartung verabſaͤumet wor - den, oder ob ſonſten ein Fehler vorgegan - gen.

Nach dieſen Erinnerungen hat ſich ein Blu - men-Liebhaber zu richten, und ſeine Stoͤcke nach den bereits gegebenen Regeln zu warten, wenn er dieſelbenerhalten will.

§. 19.

Wegen der Nelken-Laͤuſe muß ich folgendesWie die Nelken - Laͤuſe zu ver - treiben. bemerken: Wenn ſie allbereits ſo ſehre uͤberhand genommen, daß der gelbe Roſt dadurch entſtehen will, ſo iſt kein beſſer Mittel davor zu finden, als daß man in Garten, wo die Sonne nicht mehr denn drey bis vier Stunden des Tages hin ſchei - nen kan, ein Bette mit guter Erde, welche die Nelken verlangen, zubereiten laͤſt. So bald als ſolches Bette geebnet worden, laͤſſet man auf daſ - ſelbe Loͤcher einen Schuh weit von einander ma - chen, und ſturzet die Nelken-Stoͤcke aus den Scherben heraus, ſetzet ſie mit ihrer Erde darein, drucket die Erde des Bettes rund herum ſein ſauf - te an, und begieſet ſie fleiſig, ſo werden gewiß die Stoͤcke, wenn ſie nicht ſchon verdorben ſind, ſich wieder erholen, und die Laͤuſe werden hinweg kommen.

E 3Man70Zweytes Cap. Von Erziehung

Man laͤſſet dieſe Stoͤcke bis auf das Fruͤh - Jahr im Lande ſtehen. Wenn ſie nicht ſo flach ge - ſetzet werden, ſo erfrieren ſie nicht. Jch habe die - ſes einigemal vor nuͤtzlich befunden. Andere, welche eben dieſes Uebel an ihren Nelken-Stoͤcken ſpuͤren, koͤnnen es auch probiren.

§. 20.

Zu welcher Zeit man die Nelken beyſetzen ſoll?

Die allerbeſte Zeit, die Nelken-Stoͤcke beyzu - ſetzen, iſt gemeiniglich der Anfang des Decembers; doch muß es auch zuweilen ſchon in der Mitte des Novembers geſchehen, nachdem es die Witterung erfordert. Denn es geſchiehet oftermalen, daß in einigen Jahren die Kaͤlte ſich eher einſtellet als in dem andern. Es ſollen aber die Nelken, wenn man ſie beyſetzen will trocken ſeyn, um deswillen ſtellt man ſie vorher eine Zeitlang unter ein Dach wo ſie Luft haben, und vor Regen und Schnee ſicher ſind.

§. 21.

Nelken thun in Ge - waͤchshaͤu - ſern nicht gut.

Jn den Gewaͤchs-Haͤuſern, wo den Winter uͤber eingeheitzet wird, thun die Nelken niemalen gut, denn darinnen fangen ſie an zu wachſen, mit - hin, wenn man ſie auf das Fruͤh-Jahr in den Gar - ten bringet, und noch kalte Naͤchte kommen, ſo ſtehet es damit gefaͤhrlich, weil ſie ſo zart ſind, und die Luft nicht vertragen koͤnnen. Denn die Nelken wollen den Winter uͤber lieber etwas kalt als zu warm ſtehen.

Der Ort zu den Nelken ſoll billig alſo beſchaf - fen ſeyn, daß er die Mittags-Sonne haben kan,und71und Wartung der Nelken. und ſchicket ſich hierzu am beſten eine Kammer, ne - ben oder uͤber einer Wohn-Stube, welche aber nicht naß oder feuchte ſeyn darf; in Ermangelung deſſen aber, kan man ſie auch in einen trockenen Keller oder Gewoͤlbe, welche genugſame Luft ha - ben, bringen. Nur komt es hauptſaͤchlich darauf an, daß man verſichert ſeyn moͤge, daß keine Maͤu - ſe darinnen vorhanden ſind, denn die benagen die Pflanzen und Stoͤcke, und freſſen ſie bis auf die Wurzeln hinweg.

Wie man aber dergleichen Gaͤſte los werden koͤnne, das ſoll unten in dem Capitel, von den ſchaͤdlichen Thieren, gezeiget werden.

§. 22.

Jſt der Ort alſo beſchaffen, daß er gegen Mit -Von der Wartung den Winter uͤber. tag lieget, und friſche Luft kan haben, oder daß man bey guter Witterung die Fenſter in der Kam - mer aufmachen, und wenn ſtarke Reiffen und Froͤ - ſte ſich einſtellen, wiederum zumachen kan, ſo hat man mit den Nelken, wenn ſie ſonſt recht gewartet werden, ein gewonnen Spiel.

Wenn unten am Boden ein Loch oder Oefnung iſt, welches von der Wohn-Stube in beſagtes Zim - mer gehet, wo die Nelken ſtehen, ſo iſt es ihnen noch zutraͤglicher, weil man dieſes bey großer Kaͤl - te aufmachen, und ihnen dadurch nach Belieben, einige Waͤrme geben kan.

Den Winter uͤber muß man ſich huͤten die Nelken-Stoͤcke ſo zu begieſen, wie in den Sommer - Tagen. Es muß dieſes nur zur hoͤchſten Noth ge -E 4ſche -72Zweytes Cap. Von Erziehungſchehen, wenn die Erde in den Scherben ſehr tro - cken geworden iſt, jedoch muß das Waſſer nur an den Enden der Scherben, nicht aber auf den Stock gegoſſen werden. Verrichtet man das Gieſen zu ſtark, ſo fangen die Herze in den Pflan - zen an zu wachſen, wodurch die Stoͤcke entkraͤftet werden, auch wohl gar von Faͤulniß und Schim - mel Noth leiden. Kurz, man muß mit dem Begieſen in den Winter-Tagen behutſam verfah - ren, denn man kan gar leicht der Sache zu viel thun.

Das Waſſer zum Begieſen muß billig bey groſer Kaͤlte, mit etwas wenigen warmen Waſſer temperiret werden. Ein jeder muß ſelbſten eine gute Ueberlegung dabey anſtellen, indem es durch vieles Schreiben nicht ſo deutlich kan ausgedruͤcket werden.

§. 23.

Zu welcher Zeit die Nelken wie - derum in den Garten zu bringen ſind?

Man darf die Scherben weder zu fruͤhe noch zu langſam in den Garten bringen, beydes iſt gefaͤhr - lich. Die allerbeſte Zeit iſt mehrentheils in der Mitte des Aprils. Solten aber zu dieſer Zeit noch Froͤſte und Reiffen einfallen, ſo laͤſt man es noch eine Zeitlang hierbey bewenden, bis ſich gute Witterung einſtellet, und man Hofnung hat, daß die Kaͤlte auſen bleiben moͤchte, indem die Nel - ken-Stoͤcke den Winter uͤber ſehr zart werden, daß ſie ſolche nicht vertragen koͤnnen, und eben um deswillen darf man ſie auch nicht alſo - bald an die Sonne bringen, ſondern man muß ſie ein bis zwey Wochen unter ein Obdach ſtellen, bisſie73und Wartung der Nelken. ſie nach und nach der Luft und Sonne wiederum gewohnet werden.

Es ſind ihnen auch anfaͤnglich die kalten Re - gen und auszehrende Merzen-Luͤfte ſehr zuwider. Siehet man aber, daß ein warmer Regen vorhan - den iſt, ſo kan es ihnen nicht ſchaͤdlich ſeyn, wenn ſie dieſen uͤberkommen.

Wenn ſich alſo die Nelken-Stoͤcke ſamt ihren Ablegern wiederum erfriſchet und erholet haben, und fein gruͤne ausſehen, ſo hebet man die letztern ſein behutſam aus, verſetzet ſie in friſche Scher - ben, begieſet ſie, und ſtellet ſie einige Zeit in Schatten. Hernach verfaͤhret man ferner damit, wie oben bey der Wartung in den Sommer-Ta - gen einigemal iſt gemeldet worden.

§. 24.

Da ich jetzo im Begrif bin meine AbhandlungHerr Ram - melts ent - decktes Ge - heimnis von der Nelken - Zucht. von Erziehung und Wartung der Nelken zu be - ſchließen, ſo uͤberſendet mir ein Freund, Herr Gott - lieb Rammelt, ein erfahrner Kunſt-Gaͤrtner in Beuchlitz bey Halle, eine gleiche Anweiſung dieſe Blumen zu erziehen. Da ſich nun dieſelbe zu mei - ner jetzigen Abhandlung ſehr wohl ſchicket, ſich auch auf Einſicht und Erfahrung gruͤndet, ſo habe nicht unterlaſſen wollen, ſolche mit Genehmhaltung des Autoris, nachdem ich eines und das andere hin - zu gefuͤget, und in der Schreib-Art geaͤndert, dem geehrten Leſer mitzutheilen.

Wie begierig dieſe ſchoͤnen Blumen von den Liebhabern geſuchet werden, und wie dieſelben ſichE 5ſo74Zweytes Cap. Von Erziehungſo viele Muͤhe geben, ſolche zu verbeſſern und zu vermehren, ja zum oͤftern deswegen vieles Geld anwenden, iſt eine ſehr bekante Sache. Und wenn jemand ſein Vergnuͤgen daran hat, ſo iſt er auch nicht darum zu verdenken, denn wenn man ihren unvergleichlichen Geruch, ihre mannichfaltige Farben, und ihr praͤchtiges Anſehen betrachtet, ſo muß nothwendig eine Begierde darzu erwecket werden.

Daß man aber mit Erziehung der Nelken nicht allemal gluͤcklich iſt, lehret die taͤgliche Er - fahrung. Meines Orts habe ich mich nun in die 36. Jahre mit ihnen bekant gemachet, und vielmal erfahren muͤſſen, daß meine dißfalls angewendete Muͤhe und Kuͤnſteley vergeblich geweſen iſt, bis ich endlich mit Schaden klug geworden bin.

Jch hoffe um deßwillen den Nelken-Liebha - bern einen Dienſt zu erweiſen, wenn ich Jhnen das Geheimnis ohne große Muͤhe und Koſten, ſchoͤne Nelken zu erziehen, offenbare.

Jch weiß zwar wohl, daß unter dem Namen der Geheimniſſe gar viele falſche Dinge in den Gar - ten-Buͤchern angegeben worden. Allein, wer die - ſer meiner Anweiſung in allen Stuͤcken nachfol - get, der wird, nach dem er es verſuchet, erfahren, daß dasjenige, was ich von Erziehung der Nelken mit - theilen will, Wahrheit iſt.

Die lange Erfahrung hat mir gelehret, daß die allzufette und gekuͤnſtelte Erde den Nelken vielmehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich iſt. Die allzu ma - gere aber, iſt noch ſchlimmer, indem keine Ge -waͤch -75und Wartung der Nelken. waͤchſe ohne ein ihnen zukommendes und propor - tionirliches Salz gedeyen koͤnnen.

Der Rinder - und Pferde-Miſt, ob er gleich viele Kraͤfte und Salze in ſich hat, iſt mir nicht hinlaͤnglich genung geweſen. Todtes, und zur Erde gewordenes Aas, wie es von einigen ange - rathen wird, wie auch alle andere Kunſt-Stuͤcke, welche ich dann und wann verſuchet, haben mir kei - ne Genuͤge thun wollen. *)Denn andere Salze und Kraͤfte fuͤhret die Duͤn - gung von den Thieren mit ſich, andere aber die lange ausgeruhete und nicht gebrauchte Erde.

Gleichwohl erfordern die Nelken etwas, ſo ihnen angenehm und zutraͤglich iſt. Und nun, was iſt es denn? Es iſt was Altes, woraus viel Neues entſtehen kan: Es iſt alte Wand oder daß ich es deutlicher ſage, Erde von den alten Waͤnden, womit die Bauer-Leute ihre Haͤuſer, Hoͤfe und Gaͤrten umgeben. **)Beſiehe des Land - und Garten-Schatzes zweyten

Ohne eitlen Ruhm muß ich melden, wie ich in die zwanzig Jahre bis hieher, durch dieſes Huͤlfs-Mittel viele der ſchoͤnſten Nelken aus dem Samen erzogen habe, und noch damit fortfahre, ſo, daß ich von auswaͤrtigen Liebhabern weit und breit, in der Flor bin beſuchet worden. Auch ha - be dieſerhalben viele Correſpondenz fuͤhren muͤſ - ſen.

Wobey ich noch melden muß, daß mir meine Nelken-Stoͤcke, deren Anzahl ziemlich hoch geſtie -gen,Theil, p. 14. und 15.76Zweytes Cap. Von Erziehunggen, keinen Heller gekoſtet haben, ohne meine ange - wendete Muͤhe und Arbeit.

Mein Gemuͤthe iſt ſo beſchaffen, daß ich mei - nem Neben-Menſchen alles Gutes goͤnne, und der Neid iſt aus meinem Herzen verbannet. Da ich nun ohnedieß, die mehreſte Zeit in dieſer Welt gele - bet habe, ſo will ich um deſto mehr meine Erfah - rung den Liebhabern dieſer Blumen aufrichtig entdecken.

Zum voraus aber erinnere ich, daß man ſich auf guten und aufrichtigen Samen, welcher von ſchoͤnen gefuͤllten Blumen erzogen worden, beflei - ßigen muͤſſe.

Es iſt aber auch bekant, daß die gefuͤllten Blu - men nicht gerne, ſondern ſehr ſparſam ihren Sa - men bringen, und es iſt genung, wenn man nur ein bis zwey Finger Huͤte voll haben kan. Denn wo man ſolchen von andern Orten, und in groͤßerer Quantitaͤt erhaͤlt, ſo iſt es gewiß ein Zeichen daß nicht viel Gutes darunter ſeyn kan.

Mit allen Fleiß habe ich gemeldet, daß der Same von vollen, und zum wenigſten zweyfarbi - gen Blumen ſeyn ſoll. *)Obgleich die einfachen Nelkenblumen alle zeit mehr reifen und vollkommenen Samen hervorbringen, als die Gefuͤllten, ſo iſt doch gewiß, daß man von den gefuͤlten allezeit mehr gefuͤlte Blumen bekommen wird als von den Einfachen. Alſo bleibet es dabey, wenn ſonſten der Same von guten Sorten und wohl ausgeſuchten Stuͤcken iſt, wie ſolches imdrit -

Viele77und Wartung der Nelken.

Viele geben vor, daß man den Samen von weißen Nelken-Blumen nehmen ſollte, dieſe braͤch - ten mancherley Farben hervor; allein, meine hier - innen gemachte Proben haben mir gelernet, daß es nichts ſey; denn von Guten koͤmt das Gute. *)Hiervon iſt im erſten Theile des Land - und Gar - ten-Schatzes pag. 63. auch etwas nachzuleſen.

Doch aber habe ich angemerket, wenn man zweyjaͤhrigen Samen ſaͤet, daß viel ſchoͤnere Far - ben hervor kommen, als von denjenigen Samen welcher nur ein Jahr alt iſt. **)Dieſes kan ich noch nicht glauben, bis ich es erſt probiret und richtig befunden habe.

Dieſen Samen ſaͤet man in der Mitte des Aprils, auch wohl langſamer, denn das allzuzeitige Saͤen hat mir niemalen gefallen, indem die Pflan - zen zwar ſtarke Stoͤcke geben, welche viele Blu - men bringen, aber wenig, ja wohl gar keine Ab - ſenker treiben, wodurch manche ſchoͤne Blumen vergehen, als wenn ſie nicht da geweſen waͤren, wie mir es ſelbſten alſo wiederfahren iſt. Hingegen diejenigen, welche man ſpaͤter ſaͤet, bringen nicht ſo viel Blumen, aber mehr Ableger. Und dieſes iſt als ein nothwendiges Stuͤck wohl zu merken.

Zu dieſer Ausſaat brauchet man ein kaltes Miſt-Bette, oder ſonſt im Garten ein gutes zube -reite -*)dritten Theile pag. 71. bey den Kohl-Gewaͤchſen an - gemerket worden, ſo koͤnnen auch wieder ſolche gute Pflanzen und Gewaͤchſe daraus erzogen wer - den.78Zweytes Cap. Von Erziehungreitetes Land, bisweilen auch einen Kaſten, und verrichtet dieſelbe, ohne auf die Conſtellation und den Mondes Wechſel zu ſehen, indem alle Tage des HErrn ſind. *)Befiehe des Land - und Garten-Schatzes erſten Th. pag. 46.

Damit ich aber von meinem Endzwecke nicht abkomme, ſo will ich dieſes nicht weitlaͤuftig ver - fechten, ſondern mich wieder zu meinen geſaͤeten Nelken-Samen wenden. Dieſen muß man flei - ſig begieſen, damit, wenn duͤrres und heiſſes Wet - ter einfaͤlt, die Keimen nicht vertrocknen oder ver - brennen.

Sind die Pflaͤnzlein aufgegangen, und eines Fingers lang erwachſen, ſo verpflanzet man ſie in der Mitte des Julius, und ſo fort.

Hier muß ich nun das beſte zu ſagen nicht unter - laſſen. Man hat ſich nemlich zu bemuͤhen, daß man einen guten Theil alte Wand uͤberkommen moͤge. Dieſe muß man in kleine Stuͤcke zer - ſchlagen, und hernach auf einen Hauffen ſchuͤtten, damit ſie den Winter uͤber vom Regen, Schnee und Froſte locker und muͤrbe gemachet werde. Es muͤſſen aber dieſe Waͤnde nicht von Thon oder Lei - men, ſondern von ordentlicher Erde gemachet ſeyn, und lange Jahre in freyer Luft und an der Sonne geſtanden haben: denn eine ſolche Erde hat meh - rentheils viel Salpeter in ſich, worauf das mehre - ſte ankoͤmt. **)Miller in ſeinem Engliſchen Gaͤrtner-Lexico mel -det:

Wenn79und Wartung der Nelken.

Wenn man nun das Land oder Bette, wor - auf die jungen Nelken-Pflanzen ſollen geſtecket werden, hat graben laſſen, ſo muß drey Zoll hoch von der alten, und fein klar durchgeſiebten Wand - Erde daruͤber gebracht, mit dem Rechen eben ge - machet, und mit einem kleinen Haͤcklein flach ein - gehacket werden, damit ſie ſich mit der andern Er - de vermiſche. Jch ſage aber mit allem Fleiß, daß es flach geſchehen ſolle: denn wenn dieſe Er - de gar zu tief unter die andere Garten Erde ge - bracht wird, ſo nimt die Feuchtigkeit, welche dieſes Salz aufloͤſet, ſolches mit ſich in den untern Bo - den, welchen die darauf geſetzten Pflanzen mit ih - ren Wurzeln nicht erreichen koͤnnen, daß folglich dieſe zubereitete Erde keine ſonderliche Wuͤrkung thun kan. Und dieſes Salz iſt es eben, welches das mehreſte dabey thun muß, denn es iſt, wie ein gewiſſer Autor redet, die Seele der Fruchtbar - keit. *)Der Abt von Vallemont in den Merkwuͤrdigkei - ten der Natur im 2ten Theile, p. 17.

Wenn man dieſe oben auf das ordentliche Garten-Land gebrachte Erde mit dem Rechen fein durch einander geharket, und gleich gemachet, ſo muß man auf ein Bette, welches fuͤnf Schuhbreit**)det: der Salpeter mache die Erde ganz gewiß locker, und ſondere die zuſammen gebackenen Theile der - ſelben von einander, ſo, daß ſie von dem Waſſer eingenommen, und in den Samen oder Pflanze ge - fuͤhret werden koͤnnen, damit dieſe zu einer rechten Form komme und wachſe.80Zweytes Cap. Von Erziehungbreit iſt, vier Linien, ſowohl in die Laͤnge als Brei - te einen Schuh weit von einander machen, ſo, daß an jedem Ende des Bettes ein halber Schuh uͤbrig bleibet. Und nach dieſer Abtheilung muͤſ - ſen die Pflaͤnzlein verſetzet werden: Denn wenn man ſie naͤher oder enger ſetzet, ſo laſſen ſich die Stoͤcke in der Flor nicht wohl mit ihrer Erde, wel - ches doch ſeyn muß, ausheben.

Dieſe neue verpflanzte Nelken-Stoͤcke muͤſ - ſen fleißig begoſſen werden, bis ſie beklieben ſind, alsdenn giebt man ſich keine weitere Muͤhe damit, nur daß ſie fleißig vom Unkraute reine gehalten werden, damit ſolches die ihnen gewidmete Salze nicht wegraube. *)Siehe Land - und Garten-Schatz, zweyten Theil, pag. 14.

Den Winter uͤber bleiben dieſe Stoͤcke an ih - rem Orte ſtehen, denn ſie ſcheuen keine Kaͤlte, und es thun diejenigen nicht wohl welche ſie mit Stroh bedecken, auch wohl im Fruͤh-Jahre wieder ver - pflanzen. Gewiß, dieſe zwey Stuͤcke bringen mehr Schaden als Nutzen: denn es freſſen die Maͤuſe ſolche den Winter uͤber unter dem Strohe gerne ab. **)Die Muͤhe mit dem Verſetzen iſt ebenfals verge - bens, denn es iſt nicht nur falſch, daß die Blumen da - durch ſolten gefuͤlter und dicker werden, ſondern die Stoͤcke werden vielmehr durch das abermalige Ver - pflanzen in ihrem Wachsthume gehindert. Und da ſie ihre Kraͤfte anwenden muͤſſen, wiederum friſcheWur -

Wenn81und Wartung der Nelken.

Wenn ich aber, wider vermuthen, Maͤuſe mer - ke, ſo kan ich ihnen das Handwerk bald legen. Z. E. ich nehme Moͤhren, Paſtinat - oder auch Zu - cker-Wurzeln, ſpalte ſie mitten von einander, thue den inwendigen Mark oder Kern heraus, ſtreue alsdenn an deſſen Stelle Arſenicum hinein, und lege dieſe Wurzeln in ihre Loͤcher.

Jm Fruͤh-Jahre reiniget man dieſe Stoͤcke flei - ſig vom Unkraute, bis ſie zu ihrer Flor kommen, welches mehrentheils im Julius und Auguſt ge - ſchiehet. Alsdenn hebet man die ſchoͤnſten, wie oben erinnert worden, mit ihrer Erde heraus, ſe - tzet ſie in Scherben, und ſtellet ſie eine Zeitlang in Schatten, alsdenn bringet man ſie zu dem an - dern Vorrath ſeiner Nelken auf die Stellage, und ſenket hernach die daran befindlichen Fechſer ein.

Dieſes Saͤen und Pflanzen continuiret man alle Jahr, ſo kan man immer bey ſeinem Vorrath verbleiben. Und auf dieſe nehmliche Art habe ich die allerſchoͤnſten Blumen von vier bis fuͤnferley Couleuren, und auch ſehr viele gelbe erzogen. Ja, meine gelbe Blumen erſtrecken ſich nun - mehro uͤber funfzig Sorten. Und ob ich gleich manches Jahr was einbuͤſſen muß, welches niemalen ſo leer abgehet, und ein Blumiſt ſich muß gefallen laſſen, ſo hat doch meine junge Nelken-Brut ſolches hundertfach wiederum er - ſetzet.

6. Theil. FBey

**)Wurzeln zuſchlagen, ſo folget, daß die Blumen hier - durch eher kleiner als groͤſſer werden muͤſſen.

82Zweytes Cap. Von Erziehung

Bey dieſer Erziehung ſehe ich ſo wohl was das Saͤen als Pflanzen betrift, niemalen auf den Mondes-Wechſel, oder auf die Himmels-Zeichen, wohl aber auf des Himmels gute Witterung und verrichte ſolches, wenn vorher ein guter Regen, gefallen, oder ſonſt nicht allzuheiſſes Wetter iſt. Jch halte es vor eine Abgoͤtterey auf etwas an - deres im Saͤen und Pflanzen ſein Vertrauen zu ſetzen, als auf GOtt, und waͤre zu wuͤnſchen, daß alle Gaͤrtner von dieſen Vorurtheilen abſtuͤnden, und nachdem ſie ihre Laͤnderey zu rechter Zeit ge - duͤnget und gegraben, durch vergebliche Abwar - tung der Himmels-Zeichen, und des Mondes - Wechſels, die zum Saͤen und Pflanzen gehoͤrige Jahres-Zeit und guͤnſtige Witterung nicht vorbey ſtreichen lieſſen. Jch wil es lieber mit dem Hrn. Rathsmeiſter Reichard in Erfurt halten, wel - cher bey ſeiner viehljaͤhrigen und ſtarken Oecono - mie im Garten - und Acker-Bau, welche ich mehr als einmal geſehen, nicht das geringſte auf den Einfluß des Mondes und der Himmels-Zeichen haͤlt, und ſolchen in ſeinen Schriften gaͤnzlich ver - wirft und widerleget.

Redlich und aufrichtig habe ich das ganze Ge - heimniß, ſchoͤne Nelken zu erziehen, entdecket und gezeiget, worinne es beſtehe und verborgen liege, nemlich in einer alten Wand. Jch nenne ſie mit Bedacht Alt, denn neue Wand, Erde hat dieſe Wuͤr - kung bey weiten nicht, indem ſie wenig Salpeter in ſich faſſet, denn dieſer iſt es eben welcher dievie -83und Wartung der Nelken. vielen und mancherley Couleren, nebſt dem ſchoͤ - nen Wachsthum, zuwege bringet.

Man probite es, und nehme unter zwey Thei - le gemeine gute Garten-Erde, einen Theil ſolcher Wand-Erde, nebſt einen Theil guten Sand; wer es thun wil, kan auch etwas recht verfaulten und klar gemachten Rinder - oder Pferde Miſt, wor - unter ſich kein Stroh befindet, und welcher einige Jahre gelegen, darunter miſchen. Man vermei - de dabey alle Weiden - und andere gekuͤnſtelte Er - de, und ſetze die Nelken-Fechſer darein, warte ſie fleiſig, wie ſichs gebuͤhret, nemlich mit Begieſen und anderer erforderlichen Arbeit ab, ſo wird die Erfahrung lehren, daß die Nelken-Stoͤcke nicht al - lein ſchoͤne und groſe Blumen, ſondern auch geſun - de Blaͤtter und Senker treiben werden.

Durch dieſes angefuͤhrte Mittel habe ich ſie zu einer ſolchen Groͤſſe gebracht, daß diejenigen, wel - che meine Flor nicht geſehen, mich einer Groß - ſprecherey beſchuldigen werden, wenn ich ihnen ſa - ge, daß ich vielmal einige Blumen von vier Zol in Diameter gezogen habe, ſo, daß die Liebhaber, welche ſie bey dem erſten Anblick geſehen, vermei - net, ich haͤtte dergleichen Blumen dreye zuſammen gebunden, bis ſie ſolche genauer betrachtet ha - ben.

Daß dieſes aber von obiger Erde herkomme, kan ein jeder gar eigentlich daran abnehmen, weil eben dieſe Blume, welche ich von einem Freunde, unter den Namen des Wappens von Dortrecht er - hielte, bey gedachtem Freunde bey weiten nicht ſoF 2groß84Zweytes Cap. Von Erziehunggroß und ſchoͤne geworden, als bey mir. Ja, als ich von eben dieſer Sorte andern guten Freunden einige Fechſer uͤberlaſſen, ſo haben ſie ſolche eben - fals zu einer ſolchen Groͤſe nicht bringen koͤnnen, weil ſie mein Geheimniß mit der Wand-Erde noch nicht wuſten. Weswegen ſie mich hernach beſchuldigten, daß ich ihnen die rechte Sorte nicht gegeben haͤtte.

Da ich aber nach einigen Jahren dieſe Erde nicht mehr haben konte, wie ich gerne wolte, ſo ha - be ich an meiner Nelken-Flor gar oft und merk - lich geſpuͤret, daß ſo wohl dieſe jetzt gemeldete, als alle meine andere Blumen, bey weiten nicht ſo groß und ſchoͤne geworden ſind.

Jch weiß zwar wohl, daß man in vielen Gar - ten-Buͤchern mancherley Kunſt-Stuͤcke zur Ver - groͤſſerung der Nelken antrift; alleine ſie haben mir wenig Genuͤge gethan. Wer aber meiner vorgeſchriebenen Art und Weiſe folgen wil, der wird gewiß erfahren, daß ich einen wahrhaftigen Vortheil gute Nelken zu erziehen entdecket habe.

§. 25.

Von der Si - neſer Nelke.
13

Die Sineſer-Nelke, Tunica flore ſimplici pulcherrimo & pleno ſed rarius, Caryophyllus ſi - nenſis flore pulcherrimo, Rupp. iſt eine unver - gleichliche Blume, ſie mag nun gefuͤlt oder ein - fach hervor kommen, ſo iſt ſie net und zierlich ge - zeichnet, daß ein jeder Garten - und Blumen-Lieb - haber daruͤber ein Vergnuͤgen haben muß. Das Kraut iſt ſchmal und kleine. Die Blumen ſindvon85und Wartung der Nelken. von ſchoͤner glaͤnzender Farbe, als Purpurroth, Violet, und dergleichen mehr, und am Rande mit einem artigen Circul eingefaſſet.

Die Erziehung derſelben geſchiehet durch den Samen, welcher im Fruͤh-Jahre, zu Anfange des Aprils in Scherben, beſſer aber in ein Miſt-Bette geſaͤet wird, worunter man zuweilen gefuͤlte er - langet. Sind ſie ſo viel erwachſen, daß ſie zum Verpflanzen dienlich ſind, ſo bringet man einige Pflanzen in die Scherben, auch einige auf die Gar - ten-Bette, zum wenigſten ſechs Zol weit von einander. Sie verlangen auch eine gute zuberei - tete Garten-Erde und oͤfteres Begieſen.

Jch habe ſie den Winter uͤber in Gar - ten ſtehen laſſen, in welchen ſie drey Jahr nach einander gut geblieben; doch habe ich auch erfah - ten, daß ſie bey allzuſtrenger Kaͤlte erfroren ſind, um deswillen iſt es rathſam, daß man einige in die Scherben pflanze, und mit andern Gras - Blumen beyſetze.

Sie wollen eben ſo wohl, wie andere Gewaͤch - ſe, mit maͤſiger Feuchtigkeit den Winter uͤber er - halten werden. Auf das Fruͤh-Jahr kan man die Scherben umſtuͤrzen, und die Stoͤcke in das Land ſetzen.

Es verhaͤlt ſich aber mit dieſer Blume ganz anders, als mit den Gras-Blumen, denn dieſe lezteren kommen erſt im andern Jahre, im Herbſte, zur Flor, hingegen dieſe bluͤhen mehrentheils im Junius und Jnlius, und bringen auch gegen den Herbſt reifen Samen.

F 3Eini -86Zweytes Cap. Von Erziehung

Einige wollen ſie durch die alten Stoͤcke, wel - che ſie zertheilen, vermehren, wovon ich aber nicht viel halte, denn dadurch werden die Stoͤcke zu ſehr geſchwaͤchet. Es iſt beſſer man laſſe ſie bey - ſammen, ſo wird man gewiß beſſere und ſchoͤnere Blumen hiervon erhalten.

§. 26.

Von der rothen Car - thaͤuſer - Nelke.
13

Die rothe Carthaͤuſer-Nelke, Caryophyl - lus Barbatus fl. multiplici &c. pleno rub. ad purp. accedente J. B. traͤgt keinen Samen, weswegen man ſie alſobald nach ihrer Flor im Julius durch ihre Zweige, welche nahe an der Erden abgeſchnit - ten werden, vermehret. Dieſe Stengel muͤſſen zum wenigſten drey bis vier Knoten haben, und werden uͤber die Helfte in die Erde an einen ſchattigen Ort geſtecket. Das Begieſen muß auch oͤfters geſchehen wenn ſie wurzeln ſollen.

Gegen den Herbſt, wenn ſie Wurzeln ge - ſchlagen, hebet man ſie mit voller Erde aus, und ſetzet ſie an einen mittelmaͤſigen Ort in Garten.

Sie verlanget eine gute gemeine Erde, nimt auch mit wenigem Begieſen vorlieb, bleibet den Winter uͤber im Garten, und erfrieret niemalen, es waͤre denn, daß die Stoͤcke zu alt geworden.

Man darf ſie auch nicht gar zu lange bluͤhen laſſen, ſondern man muß die Stengel bey Zeite ab - ſchneiden, damit ſie junge Aufſchoͤſſe bekommen koͤnnen, ſonſt verdirbet gewiß der alte Stock. Alle Jahr muß man darauf ſehen, daß junge Stoͤcke er - zogen werden. Denn wenn dieſes nicht geſchie -het,87und Wartung der Nelken. het, ſo kan man in weniger Zeit davon kommen, ob ſie ſich gleich in Ueberfluß vermehren laſſen.

§. 27.

Die rothe und weiſſe Feder-Nelke, Ca -Von der weiß und ro - then Feder - Nelke. ryophyllus plumarius flore rubro & albo pleno Tabern. bluͤhen unter allen Nelken am erſten, und zwar ſehr reichlich, im Julius und ſo fort, bis die andern anfangen wollen, ihre Blumen zu brin - gen.

Wenn ſie alle abgebluͤhet, werden ſie mit ih - ren Stiehlen und verwelkten Knoͤpfen abgeſchnitten, bleiben dem Winter uͤber im Lande, und erfrieren niemalen. Doch wollen ſie in warmen Sommer - Tagen zuweilen begoſſen ſeyn, und verlangen ei - nen zur Sonne wohl gelegenen Ort, und eine gute Garten Erde.

Ob ſie gleich niemalen Samen bringen, ſo kan man ſie doch durch Zertheilung der alten Stoͤcke in groſſen Ueberfluß vermehren, welches ſo wohl im Herbſte als Fruͤh-Jahre geſchehen kan.

Die Stoͤcke ſollen uͤber drey Jahr nicht zuſam - men gelaſſen, ſondern zertheilet werden. Denn wenn dieſes unterlaſſen wird, ſo verfaulen endlich die alten Stoͤcke, und erfrieren bey ſtrenger Kaͤlte.

§. 28.

Diejenige Feder-Nelke, welche von einigenVon der Feder-Nel - ke Marien - Troͤpflein genant. Marien-Troͤpflein genennet wird, Caryophyl - lus ſylveſtris bumilis flore unico, C. B. komt in derF 4Ver -88Das dritte Capitel. Vermehrung in allen Stuͤcken mit den vorher - gehenden uͤberein, ausgenommen, daß ſie nicht ſo dauerhaft ſind, wiewohl ich ſie auch einigemal im Garten-Lande durch den Winter gebracht habe. Sicherer iſt es aber, wenn ſie in Scherben ge - pflanzet, und mit andern Gras-Blumen beygeſe - tzet werden.

Jch muß geſtehen, daß dieſe Sorte der Feder - Nelken mir ungemein gefaͤlt, nicht allein wegen der inwendigen rothen Farbe, welche auf jedem Blate wie ein Bluts-Tropfen ausſiehet, ſondern auch, weil ſie nicht von einander ſpringen, und ihre Blaͤtter allezeit in ungemeiner Ordnung er - halten.

Das dritte Capitel. Von den Auriculen und Pri - mulen.

§. 1.

Von der Schoͤnheit und Werthe der Auri - culn.
13

Unter die ſchoͤnſten Blumen, welche einen Luſt - Garten zieren, und den Liebhabern zu einer angenehmen Augenweide dienen, ſind beſon - ders mit zu zehlen die Auriculen, Baͤren-Oehr - lein, Auricula, J. B. Auricula Urſi, J. G. Volcka - mer.

Es haben ſich dieſe Blumen mit ihren man -nig -89Von den Auriculen und Primulen. nigfaltigen Sorten und unvergleichlichen Farben und Zeichnungen ſo groſe Liebe erworben, daß faſt kein kleines Gaͤrtgen bey uns geſehen wird, wo nicht dergleichen anzutreffen ſeyn ſolten.

Und obgleich die Liebhaber nicht einig ſind worinnen die rechte Schoͤnheit der Auriculen zu ſetzen, und welche Farben und Zeichnungen vor andern einen Vorzug verdienen, indem einige die gefuͤlten, andere die gebuderten und geſprengten, wiederum andere, die einfarbichten mit groſen Kel - chen, ruͤhmen; ſo ſind ſie dennoch alle begierig, nach und nach mehrere Sorten davon zu uͤber - kommen, und ſucht es immer einer dem andern an Menge und Schoͤnheit derſelben zuvor zu thun.

Ja, die Begierde nach dieſen Blumen iſt ſo groß, daß oͤfters zwiſchen guten Freunden daruͤber eine Verdruͤßlichkeit entſtehet, wenn nemlich ei - ner dem andern mit Abforderung der jungen Pflanzen beſchwerlich iſt, oder ſolche wohl gar von den beſten Sorten, welche zuweilen nur eine ein - zige angeſetzet haben, heimlich hinweg nimt, wel - ches freylich nicht zu loben.

Viel ruͤhmlicher handeln diejenigen Liebhaber, welche entweder die jungen Pflanzen von ſolchen Leuten kaufen welche damit einen Handel treiben, oder ihre Flor durch jaͤhrliche Erziehung aus den Samen zu vermehren ſuchen.

§. 2.

Auf dieſe letztere Art kan man durch eigeneF 5Muͤhe90Das dritte Capitel. Daß durch den Samen neue Sorten heraus ge - bracht wer - den.Muͤhe und Fleiß zu den allerſchoͤnſten und rare - ſten Sorten gelangen. Denn unter den aus dem Samen erzogenen Blumen befinden ſich zuweilen ſolche, welche an der Farbe und Zeichnung ganz was beſonders haben, wodurch eben die faſt un - zehlbaren Sorten derſelben entſtanden ſind. UndDie Sorten derſelben ſind faſt un - zehlbar. ich werde nicht zu viel ſagen, wenn ich behaupte, daß die Mannigfaltigkeit der Farben und Zeich - nungen, welche durch die Erziehung aus den Sa - men koͤnnen heraus gebracht werden unerſchoͤpf - lich ſey.

Es iſt mir vor weniger Zeit ein gedrucktes Verzeichniß von Auriculen zugeſendet worden, worinnen 174. Sorten mit Namen enthalten wa - ren. Allein da die Liebhaber in den Benennungen der Blumen nicht einig ſind, indem ein jeder de - nenſelben die Namen nach ſeinen Gefallen giebet; ſo hat man bey dem Einkauf auch nicht Urſache ſich darnach zu richten, und wenn man die Blu - men nicht ſelbſt in Augenſchein nehmen kan, ſo wird man mehrentheils betrogen.

§. 3.

Was von dem Samen zu merken?
13

Wenn man dieſe Blumen aus dem Samen erziehen wil, ſo hat man hauptſaͤchlich dahin zu ſe - hen daß man guten Samen uͤberkommen moͤge. Oder, wenn man bereits eine Auricul-Flor beſi - tzet, ſo muͤſſen nicht alle Blumen zur Erziehung des Samens erwehlet werden, ſondern man zeich - net in der beſten Flor nur ſolche aus, welche in ſonderlichem Werthe ſtehen, oder ſonſten vor an - dern was angenehmers haben.

Der91Von den Auriculen und Primulen.

Der Same gelanget mehrentheils alle Jahr zu ſeiner Vollkommenheit und Reifung. Wenn die Stengel an den Stoͤcken gelbe werden, ſo muß man fleiſſig darnach ſehen, ſonſt faͤlt der Same aus ehe man ſichs verſiehet. Wenn ſich deſſen Capſeln zum Theil oben aufthun, ſo iſt es Zeit ſolchen ab - zuſchn[e]iden, wobey man die Vorſichtigkeit zu brauchen hat, daß man die Stengel waͤhrenden Abſchneiden aufrecht halte, damit der Same nicht heraus falle, auch die Abgeſchnittenen Samen - Capſeln alſobald in ein Gefaͤß, oder auf einen Bo - gen Papier lege, damit nichts von den Samen verlohren gehe.

§. 4.

Die Auriculen uͤberhaupt, verlangen eine wohlWas die Au - riculn vor Erde und vor einen Ort verlau - gen? Rajolte, mit verfaulten Kuͤh-Miſte geduͤngte, und ein und einen halben Schuh unter einander ge - miſchte Erde. Hierzu muß man einen ſchattigen Ort erwehlen, wo kaum die Sonne des Tages zwey oder drey Stunden hinſcheinen kan.

§. 5.

Die Erde wo man dieſen Samen hinſaͤen wil,Wie das Bette muß zubereitet, beſaͤet und ferner be - gattet wer - den? muß mit den Rechen fein gleich und eben gezo - gen, gefuͤſelt oder zuſammen getreten, und aber - mal fein klar und eben gerechnet werden, wie ich bey den Majoran im vierten Theile p. 16. Mel - dung gethan habe.

Man ſaͤet hierauf den Samen in der Helfte des Septembers oben auf das zubereitete Bette,und92Das dritte Capitel. und rechnet ſolchen ſehr ſubtil unter. Oder, welches ich noch beſſer befunden, man drucket denſelben mit der flachen Hand fein gleich und eben ganz gelin - de auf die Erde, und begieſet das Bette alſobald gemachſam, ſo wird der Same hierdurch mit der ſubtilen Erde voͤllig bedecket.

Hierbey laͤſſet man es bewenden, und bekuͤm - mert ſich weiter um nichts, indem der Same we - der Froſt noch Kaͤlte ſcheuet. Es bleibet ſolcher wohl ſechs bis ſieben Monate in der Erde liegen, ehe er zum Vorſchein komt.

Auf das Fruͤh-Jahr beſtreuet man das Bette uͤber und uͤber, jedoch nicht dicke, mit ordentlichen vermoderten und kleine gewordenen Pferde-Miſte, damit die Regen-Wuͤrmer die jungen aufgehen - den Pflaͤnzlein nicht mit in ihre Loͤcher nehmen. Wenn dieſes Beſtreuen mit kleinem Pferde-Miſte nicht geſchiehet, ſo kommen die Pflaͤnzlein von dem Bette hinweg, daß man nicht weiß wie es da - mit zugehet.

§. 6.

Von War - tung und Verſetzung der jungen Pflanzen.
13

Wenn man auf das Fruͤh-Jahr merket, daß der Same aufkeimet, und die Regen zuruͤcke blei - ben, ſo muß das Bette, ſonderlich bey trockenein Wetter, begoſſen, und beſtaͤndig naß gehalten werden. Solten die Pflaͤnzlein, wenn ſie ein wenig erwachſen, zu dicke ſtehen, ſo hebet man ſie zum Theil, damit die andern Raum zum Wachſen bekommen, mit einem Meſſer ſamt ihrer Erde aus, und verpflanzet ſie im Auguſt-Monat in ein hier -zu93Von den Auriculen und Primulen. zu bereitetes Erdreich, wie oben gedacht wor - den.

Haben aber die Pflaͤnzlein auf dem Orte, al - wo ſie hingeſaͤet worden Raum, ſo iſt es beſſer, daß ſie bis in das andere Jahr daſelbſten ſtehen bleiben.

Sie bringen theils im zweyten, theils im drit - ten Jahre ihre Blumen, wiewohl ſolche zum er - ſtenmal nicht ſo groß werden als in den folgen - den Jahren, wenn die Pflanzen ihre Staͤrke er - reichet haben.

§. 7.

Hingegen andere bedienen ſich der ScherbenWie man den Samen in Kaſten u. Scherben zu ſaen, und was dabey zu merken u. zu beden - ken? oder Kaſten, fuͤllen dieſelben mit guter zubereite - ter Erde an, druͤcken ſolche mit der Hand fein eben nieder, und ſaͤen den Samen darein, welcher eben - fals mit der flachen Hand ſanfte aufgedruͤcket, und mit einer klein-loͤcherichten Gieß-Kanne be - goſſen wird, damit die Erde von dem Waſſer nicht zu viel zuſammen geſchlagen, und der Same nicht zu tief eingeſchlemmet werde. Hierauf bleiben die Scherben und Kaſten beſtaͤndig im Schatten ſtehen, bis die Pflanzen zum Verſetzen groß ge - nung ſind.

Es iſt auch nicht undienlich, wenn unter die Scherben und Kaſten etwas geleget wird, daß ſie darauf zu ſtehen kommen, damit die Regen - und andere Wuͤrmer nicht durch die Ablauf-Loͤcher hin - ein ſchlupfen koͤnnen; denn dieſe thun den jungen aufgehenden Pflaͤnzlein den groͤſten Schaden.

Bey94Das dritte Capitel.

Bey dieſem Gebrauche der Gefaͤſe aber, habe ich befunden, daß, wenn ſtarke Froͤſte gekommen, ſich die Erde in den Kaſten und Scherben wegen der darinnen befindlichen Feuchtigkeit expandiret oder ausgedehnet, und ſolche von einander getrie - ben, daß ſie zerſprungen ſind. Um deßwillen iſt es nicht undienlich, dieſe Scherben oder Kaſten, bey alzuſtrenger Kaͤlte unter ein Obdach zu brin - gen. Wenn es hernach beginnet auf das Fruͤh - Jahr loszugehen, ſo ſtellet man ſie wiederum an ihren vorigen Ort in Schatten.

§. 8.

Von der Vermeh - rung durch die Neben - Pflanzen.
13

Was die Vermehrung belanget, ſo kan ſie auch im Ueberfluß durch Zertheilung der alten Stoͤcke geſchehen. Wenn ſie nemlich ihre Staͤr - ke erreichet, und Neben-Pflanzen angeſetzet haben, ſo koͤnnen ſolche nach der Flor abgeriſſen, und an einen andern Ort gepflanzet werden. Wiewohl die mehreſten Liebhaber, wenn ſie Pflanzen ein - kaufen, ſolche waͤhrender Flor, mit ihren Blumen abnehmen, damit ſie nicht koͤnnen betrogen wer - den.

Die Abnehmung der Pflanzen geſchiehet al - ſo: Man zertheilet den ganzen Stock, in ſo viel Theile als Pflanzen daran befindlich ſind, und ſchneidet ſolche mit einem Meſſer ab. Und wenn der alte Stock unten eine dicke und uͤberfluͤſſige Wurzel hat, ſo verkuͤrzet man ſolche ebenfalls wenn ſich anders uͤber den alten Knoten, Zaſern oder Wuͤrzelchen befinden. Diejenigen Pflaͤnz -lein95Von den Auriculen und Primulen. lein, welche noch keine Wurzeln angeſetzet haben, laͤſſet man an dem Haupt-Stocke.

§. 9.

Haben die Auriculen vier oder auch mehr Jah -Wie den al - ten Stoͤcken neue Nah - rung zu ſchaffen? re an einem Orte geſtanden, und den Garten - Liebhabern ein Vergnuͤgen gemachet, ſo iſt noͤthig denenſelben wiederum neue Nahrung und Kraͤfte zum Wachsthum zu verſchaffen. Um deßwillen muͤſſen alle Stoͤcke nach der Flor mit ihrer Erde ausgehoben, und bey Seite geleget werden.

Es muß aber dieſes Bette, worauf ſie vorher geſtanden, alſobald mit einem langen Grabeſcheite umgewendet, und mit verfaultem kleinen Kuͤh - Miſte, welcher zwey Jahr gelegen, und fein kleine geworden, geduͤnget, und wohl zubereitet werden. Oder, welches noch beſſer gethan iſt, man muß vorher ein anderes Bette, alwo noch keine Auri - cul-Pflanzen geſtanden, auf die nehmliche Art, wie oben gedacht worden, recht wohl zubereiten laſſen, ſo kan man alle Stoͤcke von dem alten Bette nach und nach heraus nehmen, und alſobald verſetzen.

Wenn man aber nicht genugſamen Raum und Gelegenheit in ſeinem Garten hat, ſo iſt es auch nicht gaͤnzlich zu verwerfen, die Auricul - Pflanzen wiederum an ihre vorige Stelle zu brin - gen. Nur komt es darauf an, daß man mit der Zu - bereitung des Bettes nicht zaudere, damit die aus - gehabenen Stoͤcke nicht ſo lange auſſer der Erde liegen bleiben.

Wenn man dergleichen Veraͤnderung, mit ei -nem96Das dritte Capitel. nem Auricul-Bette vornehmen will, ſo iſt auch noͤ - thig, in der voͤlligen Flor die ſchoͤnſten Couleuren und Farben auszuzeichnen. Die geringen und ſchlechten Sorten bringet man an einen verlohr - nen Ort im Garten, oder ſchmeiſſet ſolche wohl gar hinweg, denn ſie vermehren ſich in drey bis vier Jahren in ſolcher Vielheit, daß man ſie zuweilen nicht alle beherbergen kan; daher ſol man allemal die beſten Gattungen ausſuchen, und von neuen verpflanzen.

Es iſt gewiß, wenn die Farben auf einem ſol - chem Bette fein unter einander gebracht werden, daß es eine rechte Augen-Weide abgiebet, auch viel ſchoͤnere und groͤſere Blumen hervor wach - ſen als in den Garten-Scherben.

Jn ihrer Flor ſtellet man Breter davor, oder ſpannet Tuͤcher daruͤber, daß man darunter bequem hingehen kan. Und wenn man eine ſolche ſchoͤne Flor beſuchet, ſo empfindet man, daß ſie einen angenehmen und balſamiſchen Geruch von ſich ge - ben, ſo gut als die Gras-Blumen nimmermehr geben koͤnnen. Durch eine ſolche Bedeckung koͤn - nen die Blumen vierzehn Tage, und noch laͤnger, in ihrer Flor erhalten werden.

§. 10.

Wie die Au - ricul-Pflan - zen zu ſetzen ſind?
13

Was die Auriculen vor eine Erde verlangen, und daß ſie an einen ſchattigen Ort zu ſetzen ſind, iſt bereits oben eroͤrtert worden. Wer dieſelben an einen ſonnichten Ort bringen wolte, der wuͤrdege -97Von den Auriculen und Primulen. gewiß mit Verdruß erfahren, daß ſich die Flor in wenig Tagen verlieren wuͤrde. Sie muͤſſen faſt einen Schuh weit voneinander, in die Laͤnge und Breite, nach der Garten-Schnure gepflanzet, und zwar alſo, daß die Wurzeln der Pflanzen voͤllig mit Erde bedecket werden, und nichts mehr als die Blaͤtter zu ſehen iſt.

Man muß aber hierbey auch dahin ſehen, daß die verſchiedenen Farben auf dem Bette fein un - tereinander geſetzet werden, damit der Unterſchied in die Augen fallen, und man durch das Anſchauen ein deſto groͤſſer Vergnuͤgen empfinden moͤge. Eine jede kleine Pflanze bekleibet, und komt fort, wenn ſie nur einen einzigen Faden hat.

§. 11.

Wenn die Verpflanzung geſchehen, ſo muß dasVon dem Begieſen der Stoͤcke. Begieſen nicht verabſaͤumet, und einige Tage nach einander, ſonderlich bey treckenem und warmen Wetter wiederholet werden. Es iſt aber auch die uͤberfluͤßige Naͤſſe nicht dienlich, ſonſt moͤchten die Wurzeln verfaulen, weswegen man zuweilen dar - nach ſehen und unterſuchen muß, ob das Begieſen noͤthig ſey oder nicht.

§. 12.

Wenn die Auricul-Stoͤcke beklieben ſind, ſoDie Anricu - len muͤſſen auch geduͤn - get werden. muß kleiner verfaulter und durchſiebter Kuͤh - Miſt einen halben Zol hoch darzwiſchen gebracht werden. Hierdurch gewinnen die Pflanzen ein ſchoͤnes Wachsthum, indem ſich die Fettigkeit von6. Theil. Gdem98Das dritte Capitel. dem Miſte von oben hinunter bis zu den Wurzeln einſenket, daher auch das Aufwerfen ſolcher Duͤn - gung jaͤhrlich zu widerholen iſt.

§. 13.

Wie den Regenwuͤr - mern zu ſteuren.
13

Auf den Kuͤh-Miſt aber wird kleiner vermo - derter Pferde-Miſt geſtreuet, damit die Regen - Wuͤrmer darnach greifen, und die Blaͤtter der Stoͤcke, wie auch die hervorwachſenden Blumen in Ruhe laſſen.

Wenn die Auriculen im Fruͤh-Jahre in ihre Blumen treiben wollen, ſo laſſet man den auf dem Bette uͤbrig gebliebenen Pferde-Miſt, wel - chen die Regenwuͤrmer zuruͤcke gelaſſen, mit den Haͤnden herunter nehmen, damit das Bette fein rein werde, und wenn die Liebhaber dieſer Blu - men, die Flor beſuchen, ein feines Anſehen habe. Befinden ſich aber an einem ſolchen Orte alzu - viele Regen-Wuͤrmer, oder auch nackende Rotz - Schnecken, ſo brauche man das im erſten Theile p. 153. angegebene Mittel darzu.

§. 14.

Wie der Faͤulniß vorzubeu - gen und den kranken Stoͤcken zu helfen?
13

Die gelben Blaͤtter, welche ſich an den alten Stoͤcken befinden, muͤſſen fleiſſig abgenommen werden, ſonſt verurſachen ſie eine Faͤulniß, und ſtecken die andern Blaͤtter, und endlich gar die Wurzeln an.

Zuweilen finden ſich auch auf einem Bette kraͤnklige Pflanzen, welche nicht fortwachſen wollen. Dieſe nehme man alſobald aus der Erde,da99Von den Auriculen und Primulen. da ſich dann finden wird, daß gelbe und weiſſe Wuͤrmer an den Wurzeln ſitzen. Man reinige daher dieſelbe von allem Unrathe, pflanze ſie wie - der in Scherben, welche mit guter zubereiteter Er - de angefuͤllet worden, begieſe ſie alſobald, und ſtelle ſie eine Zeitlang an die Waͤrme, oder in ein Ge - waͤchs-Haus, ſo werden ſie wiederum neue Wur - zeln gewinnen, und auch in die Blaͤtter wachſen. Wenn ſie nun ihre Staͤrke bekommen haben, ſo ſturze man die Scherben um, ſetze ſie ſamt der Erde wiederum auf das Bette, an ihren vorigen Ort. Unterlaͤſſet man dieſe Vorſicht, ſo komt man endlich gar um die Pflanze.

§. 15.

Es geſchiehet auch zuweilen, daß die Neben -Was zu merken weñ die Neben - Pflanzen andere Blu - men als ihre Hauptſtoͤcke hervor brin - gen? Pflanzen der Stoͤcke andere Farben und Blumen hervor bringen, welche zuweilen ſchlechter, zuwei - er auch ſchoͤner ſind als von den alten Stoͤcken ſelbſt.

Findet man, daß die neuen Blumen wuͤrdig ſind aufbehalten zu werden, ſo nimt man ſolche Pflan - zen von dem Stocke, pflanzet ſie in Scherben, und laͤßt ſie darinnen in ihre Starke wachſen. Als - denn bringet man ſie ebenfalls, auf die vorherge - dachte Weiſe, auf das Bette unter diejenigen Far - ben, zu welchen ſie ſich ſchicken. Oder man ſetzet ſie alſobald auf das Bette, wo man ſie hin haben wil, wiewohl man anfaͤnglich gewiſſer damit faͤh - ret, wenn ſie in die Garten-Scherben gebracht werden.

G 2Viele100Das dritte Capitel.

§. 16.

Viele Garten-Liebhaber, und ſonderlich dieje - nigen, welche damit einen Handel treiben, pflan - zen die Auriculen ordentlich in Scherben. Und wenn ihre Flore herbey komt, ſtellen ſie ſolche un - ter einen Schirm, in die Hoͤhe, wo ihnen der Re - gen und die Sonne nichts ſchaden kan, damit ſie denen Kaͤufern deſto beſſer in die Augen fallen - Nach der Flor bringen ſie die Scherben wieder - um an denjenigen Ort, wo ſie vorher geſtanden haben.

Was von dem ordent - lichen und beſtaͤndigen Gebrauch der Gefaͤſſe bey den Au - riculen zu halten?
13

Jm uͤbrigen wird in den Gefaͤſſen mit der Verſetzung, Vermehrung und Wartung in allen Stuͤcken eben ſo verfahren, wie vorher Unterricht gegeben worden. Doch wolte ich bey einer groſſen Anzahl dieſer Blumen, den ordentlichen Gebrauch der Scherben Niemanden anrathen, indem ſolcher nur unnoͤthige Muͤhe und Koſten verurſachen wuͤr - de. Wenigſtens vor mich wil ſich dieſe Art mit den Scherben nicht ſchicken, indem ich ſonſten der - ſelben uͤber 300 haben muͤſte.

§. 17.

Jch habe auch angemerket, wenn einige die Pflanzen im Herbſte ſpaͤt abgenommen und fort - geſetzet, daß ſich dieſelben in der kalten Witterung nicht genungſam haben anklammern und einwach - ſen koͤnnen, daher ſie hernach der Froſt den Win - ter uͤber in die Hoͤhe gezogen, daß es im Frich - Jahre das Anſehen gehabt, als wenn ſie gar nicht waͤren gepflanzet, ſondern nur auf das Bette gele - get worden.

Wenn101Von den Auriculen und Primulen.

Wenn man dieſes ſiehet, ſo muß man dieWas zu thun, wenn der Froſt die Pflanzen in die Hoͤhe ge - zogen, oder wenn ſonſt die Wurzeln aus der Er - de hervor ſtehen? Pflanzen wiederum von neuen einſetzen, oder, wel - ches noch beſſer iſt, in Scherben bringen. Ob ihnen nun gleich der Froſt nicht ſo viel ſchadet, daß ſie verderben ſolten, ſo werden ſie dennoch dadurch mat gemachet, daß ſie keine tuͤchtige Blumen her - vor bringen. Daher iſt es am beſten, die Ver - mehrung und Verpflanzung, wie oben erinnert worden, nach der Flor vorzunehmen. Denn auf ſolche Art haben ſie den Sommer uͤber Zeit feſte einzuwachſen, daß ihnen hernach der Froſt nichts anhaben kan. Doch habe ich gefunden, daß die Stoͤcke, wenn ſie ein oder zwey Jahr an einem Orte geſtanden, mit ihren ſtarken Wurzeln auſer der Erde zu ſehen ſind, welches theils von dem Wachsthume, theils von der Erde, welche ſich nie - der ſenket, herkoͤmt. Wenn man dieſes ge - wahr wird, ſo muß man feine durchgeſiebete Erde, ſo hoch es noͤthig iſt, zwiſchen die Stoͤcke bringen laſſen, damit die Wurzeln voͤllig bedecket werden. Bey dieſer Arbeit aber muͤſſen die Blaͤtter in die Hoͤhe gehoben werden, damit keine Erde auf die - ſelben zu liegen komme.

§. 18.

Zum Beſchluß dieſes Capitels, muß ich auchVon Pri - mulen oder Schluͤſſel - Blumen. noch von den Primulen, Schluͤſſel-Blumen, Himmels-Schluͤſſeln, Primula veris, ſeu Ver - baſculum Turcicum, Moriſ. Primula veris Turcica, Park. etwas gedenken.

G 3Es102Das dritte Capitel.

Es iſt durch die Erziehung aus dem Samen mit dieſen Blumen ebenfalls dahin gekommen, daß man die vielerley Farben und Zeichnun - gen derſelben recht bewundern muß. Jch habe aber nicht noͤthig von der Cultur derſelben eine weitlaͤuftige Beſchreibung zu geben, indem ſolche faſt in allen Stuͤcken mit der Cultur der Auriculen uͤberein koͤmt.

Die Abnehmung und Verſetzung der Neben - Pflanzen, geſchiehet am beſten in der Helfte des Septembers, zu welcher Zeit ſie noch vor dem Winter einwachſen koͤnnen.

Hierbey aber iſt zu merken, daß es nicht rath - ſam ſey, die Pflanzen mit einem Meſſer abzu - ſchneiden, ſondern, daß ſie mit der Hand muͤſſen ab - geriſſen werden, nachdem man, um ſolches deſto be - quemer zu verrichten, mit einem Meſſer oder an - dern Jnſtrumente, die Erde neben dem Stocke aufgeluͤftet.

Jch bin vor einigen Jahren durch das Abſchnei - den mit einem Meſſer um alle meine Primulen ge - kommen. Es kam, nemlich faſt nach Endigung der Flor, ein gewiſſer Herr zu mir in meinen Gar - ten, und bat mich zu erlauben, daß er einige Pflan - zen abloͤſen duͤrfte; ich gab demſelben aus Hoͤflich - keit zur Antwort, daß er hier und dar, nach Belie - ben, eine Pflanze abnehmen moͤchte.

Jnzwiſchen gieng ich mit einem andern Freun - de in den Garten ſpatzieren. Waͤhrender Zeit,nimt103Von den Auriculen und Primulen. nimt jener ſein Meſſer, ſchneidet alle Stoͤcke mit - ten von einander, und hebet die Helfte aus der Erde heraus. Als ich nun wieder zu ihm kam, und ſahe daß er alle Stoͤcke ſehr zerſtuͤmmelt hatte, ſagte ich alſobald zu ihm: wenn er das Abloͤſen nicht ver - ſtuͤnde, haͤtte er es melden ſollen. Mein Gaͤrtner haͤtte es beſſer verrichten koͤnnen, ſo aber wuͤrden da - durch alle Stoͤcke, ſonderlich weil die Abnehmung zu ſolcher Zeit gefaͤhrlich waͤre, und beſſer in dem Herbſte haͤtte geſchehen koͤnnen, verderben, welches denn auch geſchahe. Ob ich mir gleich Muͤhe gab, meine Stoͤcke zu erhalten, ſo war es dennoch verge - bens, und ich kam auf einmal um meine ſchoͤne Pri - mul-Flor.

Nach der Zeit muſte ich als ein junger Anfaͤnger wiederum andere vom Samen erziehen, und von guten Freunden, gegen andere Gewaͤchſe zu uͤber - kommen ſuchen.

Jch kan es daher keinen Blumen-Liebhaber vor uͤbel halten, wenn er denenjenigen, welche um die Neben-Pflanzen von dergleichen Blumen, oder um die junge Brut von den Zwiebel-Gewaͤchſen bitten, ihr Begehren abſchlaͤget, und wenn es auch gleich der Hochgeehrte Herr Vetter oder Gevat - ter waͤre.

G 4Das104Das vierte Capitel. Von den

Das vierte Capitel. Von den Ranunculen und Ane - monen.

§. 1.

Von der Schoͤnheit und Man - nigfaltig - keit der Ra - nunculen.
13

D die Ranunculen, Ranunculus grumoſa radice, flore purpureo maximo, Ranuncu - lus Aſphodeli radice, fl. maximo, mit unter die praͤchtigſten und angenehniſten Blumen zu zeh - len ſind, wird Niemand leugnen koͤnnen, welcher auch nur ein einziges mal eine ſchoͤne Flor derſel - ben geſehen hat.

Es werden derſelben uͤber 400 Sorten von mancherley Farben und Zeichnung in den Ver - zeichnuͤſſen angegeben. Allein ſie ſind doch mit ih - ren Veraͤnderungen noch lange nicht erſchoͤpfet, in - dem es damit eben ſo beſchaffen, als mit den Au - riculen und Primulen.

An ihrer Vortreflichkeit gehet ihnen nichts weiter ab, als der Geruch.

§. 2.

Was ſie vor Erde ver - langen?
13

Sie verlangen kein uͤberfluͤßig geduͤngtes, ſon - dern nur ein mittelmaͤßiges Erdreich. Um des - willen brauchet man den Ort, wo ſie ſollen hinge - ſetzet werden, zwey Jahr vorher zu anderen Ge - waͤchſen, damit der Erde die uͤberfluͤßigen Salzeund105Ranunculen und Anemonen. und Schaͤrfe, welche mit der Duͤngung hinein ge - bracht worden, benommen werde.

Wer dem, von den Hartenfels in ſeinem neuen Garten-Saale p. 115. angegebenem Ra - the folget, und alten verfaulten Menſchen-Koth unter die Erde miſchen ſolte, der wuͤrde gewiß ſich nicht allein um ſeine Ranuncul-Flor, ſondern auch um die Wurzeln bringen. Denn es iſt bekant, daß wohl keine ſchaͤrfere Duͤngung gefunden wird, als dieſe, welches ich in dem zweyten Theile des Land - und Garten-Schatzes pag. 36. angemerket, allwo man mit mehrern davon nach - leſen kan.

§. 3.

Die Erde wird alſo zubereitet: Man nimtWie die Er - de zu berei - ten? einen Theil verfaulten Kuͤh-Miſt, und einen Theil Sand, wenn dergleichen nicht bereits in der Erde befindlich iſt, miſchet ſolche durch einander, und wirft ſie durch eine Horde, oder rollet ſie durch ein Drat-Sieb.

Doch iſt zu merken, daß dieſe Erde, wie vor - her geſaget worden, ein oder zwey Jahr zu andern Gewaͤchſen muß gebrauchet werden.

Der Ort wo man ſie hin pflanzen wil, muß an einer Mauer oder Blanke liegen, alwo die Sonne den ganzen Tag ihren Widerſchein ha - ben kan.

§. 4.

Wenn man das Bette, worauf die Ranuncul -Wie das Bette zu be - reiten? Wurzeln ſollen geſetzet werden, zurechte machenG 5wil,106Das vierte Capitel. Von denwil, ſo hat man nicht Urſach die zubereitete Erde hoͤher denn anderthalb Werk-Schuh hinein zu bringen. Die uͤbrige Tiefe iſt unnoͤthig, und ver - urſachet vergebliche Muͤh und Koſten.

§. 5.

Wie die Wurzeln zu legen ſind?
13

Die mehreſten Garten-Buͤcher wollen, daß man die Ranuncul-Wurzeln im Februar und Merz zwoͤlf Stunden ſolle in friſches Waſſer ein - weichen. Alsdenn ſolle man ſie heraus nehmen, etwas abtrocknen laſſen, hernach anderthalb Zol tief und vier Zol weit von einander legen, und den Winter uͤber mit Bretern, bey großer Kaͤlte aber mit ſtrohigen Pferde-Miſte bedecken, damit ihnen die Naͤſſe und anhaltenden Froͤſte nicht ſchaden koͤnnen. Die Breter aber, welche auf das Bette ſollen geleget werden, muͤſten alſo eingerichtet ſeyn, daß das Regen - und Schnee-Waſſer ablaufen koͤnte.

Jch muß geſtehen, daß dieſe Art angehe; al - lein ich halte dennoch wegen der vielen Beſchwer - lichkeit mit dem auf - und zudecken nicht viel davon. Jch gebe mir, aus genugſamer Erfahrung nicht ſo viele Muͤhe, und dennoch habe alle Jahr eine un - vergleichliche Flor erhalten.

§. 6.

Eine andere Art die Wurzeln zu legen.
13

Jch laſſe das Bette den Herbſt zuvor zuberei - ten, und den Winter uͤber in freyer Witterung liegen bis auf das Fruͤh-Jahr, in den Merz, oder Anfang des Aprils, nachdem ſich die Witterungein -107Ranunculen und Anemonen. einſtellet, alsdenn laſſe ich die Ranuncul-Wur - zeln, ohne ſolche in das Waſſer einzuweichen, ei - nen guten Zol tief, und vier bis fuͤnf Zol weit von einander legen, und bey trockenem Wetter alſobald begieſen.

§. 7.

Kommen ſie mit ihren gekerbten Blaͤttern her -Von dem Begieſen derſelben. vor, ſo iſt abermal noͤthig, ſolche bey warmen Son - nenſchein mit der Gies-Kanne zu beſprengen. Wenn ſich hernach ihre Blumen-Knoſpen zeigen und hervor wachſen wollen, ſo muß das Begieſen alle Tage geſchehen. Wo dieſes nicht in Obacht genommen wird, ſo bleiben nicht allein einige Blu - men-Knoͤpfe zuruͤcke, ſondern es werden auch aus den uͤbrigen keine tuͤchtige Blumen wachſen.

§. 8.

Wenn nach vergangener Flor die Blaͤtter gelbeWie die Wurzeln auszuheben, zu reinigen und aufzu - behalten find? geworden und voͤllig abgewelket ſind, ſo hebet man die Wurzeln behutſam aus, entlediget ſie von der mehreſten Erde, und leget ſie an einen luͤftigen doch ſchattigen Ort auf ein Bret, damit ſie abtrockenen koͤnnen. Hernach werden ſie im Herbſte von der annoch daran klebenden Erde voͤllig, jedoch behut - ſam, befreyet. Man thut ſie alsdenn in eine Schachtel, und verwahret ſie bis zur zukuͤnftigen Einſetzung.

Wenn man die Wurzeln in Verwahrung brin - get, ehe ſie recht trocken geworden, ſo verſchimmeln ſie und verderben.

Die108Das vierte Capitel. Von den

Die Schachtel mit den Wurzeln muß den Winter hindurch in ein Gemach, in welchen es nicht alzuſtark frieret, bis zur Verpflanzungs - Zeit geſtellet werden.

§. 9.

Einwei - chung der Wurzeln, in Miſt-Pfuͤtze iſt nicht zu rathen.
13

Diejenigen rathen ſehr uͤbel, welche in ihren Garten-Buͤchern angeben, daß man die Ranun - cul-Wurzeln vor der Verpflanzung in Miſt - Sotte einweichen, und die alten unter denenſelben unten an den Spitzen etwas beſchneiden ſolle. Jch habe ſchon oben geſagt, daß die ſtarke Duͤngung den Ranunculen ſchaͤdlich ſey, wenn nun die Wur - zeln ſo gar in Miſt-Sotte ſolten eingeweichet und verkuͤrzet werden, ſo wuͤrden ſie gewiß wegen der Schaͤrfe, welche ſich darinnen befindet, deſto eher zur Faͤulniß gebracht werden.

§. 10.

Wird eine unrechte Art die Wurzeln den Winter uͤber zu con - ſerviren wi - derleget.
13

Ferner irren diejenigen, welche in ihren Schriften den Rath geben, daß man die Wurzeln in dem Bet - te den Witer uͤber mit dem Abgange von Hanfe und Flachſe, trockenen Moos, oder kleinen vermoder - ten Pferde-Miſt belegen ſolte, wodurch ſic erhal - ten wuͤrden; Allein hierdurch wird nur uͤbel aͤrger gemachet. Denn da der Miſt, und derglei - chen darauf gelegte Sachen, von der ordentlichen Ausduͤnſtung und naſſen Witterung Feuchtig - keit an ſich ziehen, ſo frieren ſie bey ſtarken und durchdringenden Froͤſten ſamt der Erde zu einen Klumpen Eis, folglich muͤſſen die Wurzeln eben -fals109Ranunculen und Anemonen. fals frieren, und endlich zu Grunde gehen. Wenn man hernach im Fruͤh-Jahre, bey gelinder Witte - rung, die darauf gelegten Dinge herab bringen wil, ſo iſt es nicht eher moͤglich, bis es voͤllig durch - gethauet und locker geworden, wovon auch in dem vierten Theile des Land - und Garten-Scha - tzes pag. 73. bey den Artiſchocken Meldung geſche - hen iſt.

§. 11.

Viele Liebhaber, und ſonderlich diejenigen,Von dem Gebrauch der Scher - ben zu den Ranuncu - len. welche keine bequeme Gelegenheit, oder gar keinen Garten haben, pflegen auch die Wurzeln zu An - fange des Februarii, oder im Merz und April in Scherben zu pflanzen, nachdem ſie ſolche eben - fals eine Nacht vorher in Waſſer eingeweichet. Nach der Verpflanzung ſtellen ſie die Scherben in die Stube unter eine Bank, oder ſonſt an einen temperirten Ort. Wird die Erde trocken, ſo be - gieſen ſie ſolche, jedoch nicht zu uͤberfluͤßig. Wenn ſie nun anfangen zu keimen, und mit ihren Blaͤt - tern hervor ſtacheln wollen, ſo koͤnnen die Scherben bey warmen Sonnenſchein fuͤr die Fenſter geſtellet, und des Abends wieder in die Stube geſetzet, oder ſonſt in ein Gemach gebracht werden, damit ſie der Luft nach und nach gewohnen. Sind keine Froͤſte mehr zu beſorgen, ſo laͤſt man ſolche vor den Fen - ſtern beſtaͤndig ſtehen, oder bringet ſie in den Gar - ten an einen Ort, wo ſie den ganzen Tag die Sonne genieſen koͤnnen.

Mit dem Begieſen, und uͤbriger Wartung, desgleichen mit Ausnehmung der Wurzeln, ver -haͤlt110Das vierte Capitel. Von denhaͤlt ſichs mit den Scherben eben ſo, wie oben an - gegeben worden.

Wenn die Ranuncul-Wurzeln ihre gehoͤrige zubereitete Erde bekommen, und nach dieſer Anweiſung fleiſſig begattet und gewartet werden, ſo wachſen ſie nicht nur vortreflich, ſondern bluͤ - hen auch deſto reichlicher, ſo, daß mancher derer - ſelben drey, vier bis fuͤnf Blumen an einander hervorbringen.

§. 12.

Wie die Flor laͤnger zu erhal - ten?
13

Wer die Ranunculen in der Flor laͤnger er - halten wil, der muß ſie eine Zeitlang mit Wachs - Tuche, oder einer andern Beſchirmung wider die Sonnen-Hitze bedecken. Doch muß die Bede -[ck]ung ſo eingerichtet werden, daß man darunter hingehen, und die Blumen in ihrer Schoͤnheit be - trachten kan.

So bald ſie aber ihre Blaͤtter fallen laſſen, ſo muß man den Schirm wieder wegnehmen, damit die Wurzeln in der Sonne und freyen Luft deſto reifer und volkommener werden.

§. 13.

Von der Vermeh - rung durch den Samen.
13

Hingegen diejenigen, welche Samen von den Ranunculen ziehen wollen, muͤſſen die Bede - ckung, und durch die Neben-Wurzeln der Blumen unterlaſſen, indem ſolcher ohne diß in den wenig - ſten Jahren zur Reifung gelanget.

Die Vermehrung von den Samen habe ich niemalen vorgenommen. Jedoch wer hiermit ei - nen Verſuch anſtellen und Gedult haben wil, derwird111Ranunculen und Anemonen. wird es gar wohl bewerkſtelligen koͤnnen. Jn - zwiſchen glaube ich, daß unter drey Jahren keine tragbare Wurzel daraus erwaͤchſet.

Es wird wohl hierbey hauptſaͤchlich darauf an - kommen, daß man den Samen in die Scherben oder Kaſten ſaͤet, ſolche vor vieler Naͤſſe und Froſt in Sicherheit bringet, und hernach auch zu rechter Zeit wiederum an die Sonne ſtellet.

Die ordentliche Vermehrung geſchiehet durch die angeſetzten Neben-Wurzeln, welche ſich ganz bequem von den alten Wurzeln abloͤßen laſſen.

§. 14.

Die Anemonen, Anemone bortenſis ſloreVon Ane - monen. ſimplici & pleno, Volckamer, machen mit ihren glaͤnzenden Blumen, wenn man ſie recht betrach - tet, und gegen einander haͤlt, den Ranunculen den Rang faſt ſtreitig, indem ſie unterweilen wegen ihrer vortreflichen Schattirung einige Vorzuͤge haben.

Die vielen Sorten, welche in Holland und an andern Orten, ſo wohl einzeln als auch hun - dert Weiſe verkauft werden, uͤberſteigen faſt die Ranunculen.

Die Blaͤtter der Anemonen, welche aus ih - rer, eines kleinen Fingers dicken Wurzeln, hervor wachſen, ſind krauſe und gekerbt, und haben faſt das Anſehen wie die Peterſilie.

Die Erde hierzu muß eben ſo zubereitet wer - den, wie vorher bey den Ranunculen geſaget wor -den,112Das vierte Capitel. Von denden, doch koͤnnen ſie mehr Duͤngung von Rinder. Miſte leiden, wenn nur derſelbe ſo lange gelegen, daß er voͤllig verfaulet und faſt zu Erde geworden. Denn es waͤre gefaͤhrlich ſolchen eher zu gebrau - chen, indem ſich ſonſten noch zu viele Schaͤrfe da - rinnen befinden duͤrfte, welche ebenermaſſen eine Faͤulung verurſachen wuͤrde.

Das Bette, wo man die Anemonen-Wurzeln hinpflanzen wil, muß mit den Harken fein gleich und eben gemachet werden. Hierauf ziehet man mit Huͤlfe der Garten-Schnure, nach der Laͤnge und Breite, Linien ſechs Zol weit von einander in das Gevierte, und leget auf jeden Punct, wo ſich die Linien durchſchneiden, eine Wurzel, welche Ab - theilung bey ihrer Flor ein gutes Anſehen giebet.

Es werden ſolche eben zu der Zeit zwey Zol tief, wie die Ranunculen, in die Erde geleget.

Man findet gemeiniglich bey dem Einlegen an den Wurzeln angefaulte ſchwarze Flecke, welche mit einem ſcharfen Meſſer bis auf das friſche muͤſ - ſen ausgeſchnitten werden. Und dieſe Faulniß komt mehrentheils von alzuvieler Naͤſſe her, wenn man ſie nach dem Einlegen zu oft begieſſen laͤſt. Wann aber das Laub hervor gekeimet, ſo koͤnnen ſie das Begieſen wohl leiden.

Einige pflegen auch die Wurzeln, ehe ſie ſol - che in die Erde legen, eine Nacht in das Waſſer einzuweichen, wovon ich aber nicht viel halte, denn wenn ein ſtarker Regen darzu komt, ſo kan es wohl nicht anders ſeyn, als daß ſie anfangen zu faulen. Am beſten iſt es, wenn ſie fein tro -cken113Ranunculen und Anemonen. cken in die Erde gebracht, und hernach mit der Gieß-Spruͤtze begoſſen werden.

Die Vermehrung geſchiehet durch Zertheilung der Wurzeln. Es muͤſſen aber an einem jedem Stuͤcke drey bis vier Augen befindlich ſeyn.

Wenn nach vergangener Flor das Laub gelbe geworden, ſo hebet man die Wurzeln heraus, rei - niget ſie von der uͤberfluͤßigen daran hangenden Erde, und laͤßt ſie zwoͤlf bis vierzehn Tage an ei - nem ſchattigen doch luͤftigen Orte liegen und ab - trockenen, ſo wird hernach die uͤbrige duͤrre Erde voͤllig davon abfallen.

Weil der Same ſehr ſelten bey uns zur Rei - fung gelanget, ſo halte es vor unnoͤthig von der Erziehung, und Vermehrung durch denſelben zu handeln. Wer dennoch ſolche vornehmen wil, der kan in Ligers hiſtoriſchen Blumen-Gaͤrt - ner und andern Garten-Buͤchern die Anwei - ſung hierzu nachleſen. Es komt hierinnen alles auf Verſuche, Zeit, Muͤhe und Gedult an.

Das fuͤnfte Capitel. Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen.

§. 1.

Es iſt bekant, daß bereits viele AbhandlungenVon Hya - einthen. von den Hyacinthen, (Hyacinthus Orienta - lis) vorhanden. Die neueſte unter allen6. Theil. Hiſt114Das fuͤnfte Capitel. Wer ſchon davon ge - handelt?iſt von einem Blumiſten zu Harlem, Georg Voorhelm, heraus gegeben, und von D. G. L. H. aus dem Franzoͤſiſchen in das Teutſche uͤber - ſetzet, und in Nuͤrnberg 1753 in Octav gedruckt worden.

Es hat auch der neuankommende Hollaͤndi - ſche Gaͤrtner, welcher 1731 in Nuͤrnberg in Duo - dec. gedruckt worden, pag. 44. von Erziehung der Hyacinthen gehandelt.

Ferner iſt in des Herrn Millers Engliſchen Gaͤrtner-Lexico in Folio ebenfals eine weitlaͤufti - ge Anweiſung zu der Cultur dieſer Blumen gege - ben worden.

Nun wil ich zwar an dieſen Abhandlungen eben nichts ausſetzen; ich kan aber doch auch nicht laͤugnen, daß mir die erſtere und letztere, wegen der vielen Ausſchweifungen, vor die mehreſten Blumen-Liebhaber zu weitlaͤuftig geſchienen, in - dem ſie meiſtentheils nicht gerne die Zeit mit vie - len Leſen zubringen, ſondern lieber ſehen wenn al - ſobald zur Sache geſchritten wird.

Der Hollaͤndiſche Gaͤrtner hingegen hat ſich der Kuͤrze alzuſehr befliſſen, und die nothwendig - ſten Regeln von der Beſchaffenheit und Zuberei - tung der Erde, welche bey der Erziehung der Hya - einthen das noͤthigſte Stuͤck iſt, weggelaſſen.

Meine Abſicht gehet alſo lediglich dahin, daß ich die Cultur der Hyacinthen kuͤrzlich, aber doch volſtaͤndig beſchreiben, und von allen dreyen Ver - faſſern das noͤthigſte, welches ich in der Erfahrung gegruͤndet befunden, mitnehmen moͤge.

§. 2.115Von einigen Zwiebel Gewaͤchſen.

§. 2.

Daß die Hyacinthen mit unter die rareſtenHoher Werth der - ſelben. Blumen gehoͤren, iſt leicht hieraus zu ſchlieſſen, weil ihr Preiß zuweilen ſo hoch ſteiget, daß es faſt unglaublich ſcheinet, daß Jemand ſo viel Geld vor eine Blume hingeben wuͤrde; und gleichwohl hat es Liebhaber gegeben, welche eine einzige Zwiebel vor hundert, ja wohl gar vor fuͤnf hundert hollaͤndi - ſche Gulden bezahlet.

Der hollaͤndiſche Gaͤrtner meldet, daß er ſelbſt eine weiſſe gefuͤlte vor 140 hollaͤndiſche Gulden, vor einen Freund bezahlen muͤſſen.

Und es iſt auch in der That ein ganz ungemei - nes Vergnuͤgen, welches ein Kenner dieſer Blu - men empfindet, wenn er eine ſchoͤne Flor derſelben erblicket. Denn es uͤbertrift immer eine Blume die andere an Schoͤnheit, und man kan die Wun - der der Natur an denenſelben nicht genug be - trachten.

§. 3.

Der Verfaſſer der erſten Abhandlung theiletEinthei - lung der Hyacinthen. ſie pag. 32. in drey Claſſen: als 1) in einfache, de - ren Blumen nur ſechs Blaͤtlein haben: 2) in ge - doppelte, welche deren zehen bis zwoͤlfe haben: 3) in geſuͤlte, welche eine groͤſſere, ja ſo gar eine ungewiſſe Zahl der Blaͤtter hervorbringen.

Wenn ich aus Eigennutz ſchreiben wolte, um von dem Verleger mehr Geld zu bekommen, ſo koͤnte ich die vielen Namen derſelben, welche man ſowohlH 2in116Das fuͤnfte Capitel. in der Hollaͤnder, Hamburger, Altonaer und ande - rer ihren gedruckten Verzeichniſſen findet, hieher ſe - tzen. Allein, wozu wuͤrde dieſes helfen? Zu nichts, als daß man die bloſen Namen, welche ein jeder nach ſeinen Willkuͤhr ihnen beygeleget, leſen koͤnte. Die Blumen ſelbſt wuͤrde doch kein Liebhaber in ſeinem Leben alle zu ſehen bekommen.

§. 4.

Einfache Hyacinthen find nicht zu verachten.
13

Ob man gleich den gefuͤlten Hyacinthen, we - gen ihrer Schoͤnheit und koſtbaren Werthes einen groſen Vorzug beyleget, ſo ſind die einfachen den - noch auch nicht zu verachten, indem ſie ebenfals zur Annehmlichkeit eines Gartens das ihrige beytra - gen, und ihre Blumen zum wenigſten vierzehen Tage zeitiger hervor bringen als die gefuͤlten.

Und eben deswegen, weil ſie einen Garten an - nehmlich machen helfen, koͤnnen ſie gar wohl gelit - ten werden, abſonderlich, wenn man ſie alleine auf ein Bette pflanzet.

Gewiß, ſie machen einem Liebhaber, welcher nicht viel Geld anwenden wil, oder es nicht im Vermoͤgen hat, eben das Vergnuͤgen, als man - chen ſeine gefuͤlten, ſonderlich, wenn ſie eben ſo groſe Stengel und Blumen treiben, als jene. Nur koͤmt es darauf an, daß ſie eben ſo, wie die gefuͤl - ten, zu rechter Zeit ausgehoben, und in ein gutes zubereitetes Erdreich geſetzet werden.

§. 5.

Was bey dem Ver - ſchreiben der
13

Wenn man dergleichen Zwiebeln aus Holland, oder von andern Orten verſchreibet, ſo muß mandarauf117Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen. darauf dringen, daß man fein groſſe und unbe -Zwiebeln zu merken? ſchaͤdigte uͤberkommen moͤge. Denn je groͤſſer die Zwiebeln ſind, deſto groͤſſere Blumen bringen ſie hervor.

Mit den Schadhaften aber iſt es mißlich, wenn ſie eingeſetzet werden, indem ſie gerne in der Erde verfaulen.

Die Zwiebeln, wenn man ſie erhaͤlt, ſind or - dentlich in Papier eingewickelt, und ihre Namen darauf geſchrieben. Einige derſelben ſind unver - gleichlich groß und ſchoͤne, die meiſten aber nur mittelmaͤſig, und man muß von dieſen allezeit dreye bis viere gegen eine groſe rechnen. So kuͤnſtlich wiſſen die Herren Hollaͤnder ſolche einzutheilen.

Vergangenem Herbſt, habe ſelbſt hundert Stuͤck folcher Zwiebeln zur Probe verſchrieben. Auf das Fruͤh-Jahr werde ich nebſt einem vor - nehmen Freunde auf dem Lande erfahren, was die Flor geben wird, und ob ſie des Geldes werth ſind. Wenn es hierbey nur nicht heiſet: tanti pœnitere non emo.

Dieſes muß ich aber hierbey noch erinnern: Wenn man vor ſein aufgewendetes Geld ein Ver - gnuͤgen haben wil, ſo darf man ſich bey der Cultur ſo wohl der Hyacinthen, als auch der andern guten Zwiebel-Gewaͤchſe, keine Muͤh verdruͤſſen laſſen, ſondern man muß alle Arbeit, Pflege und Wartung nach den vorgeſchriebenen Regeln fleiſig vornehmen, ſonſt iſt alles vergebens. Und es iſt auſſerdem eben ſo viel, als wenn man das Geld, welches man vor ſolche Zwiebeln nach HollandH 3und118Das fuͤnfte Capitel. und an andere Orte geſendet, haͤtte zum Fenſter hinaus geworfen.

§. 6.

Von der Beſchaffen - heit und Zu - bereitung der Erde, beſonders nach Art der Hollaͤnder.
13

Eine Erde welche lettig, ſchwer, ſchmierig, lei - mig, ſchwarz wuͤrflich, und mit groben Steinen angefuͤllet iſt, bringet den Hyacinthen-Zwiebeln den Untergang. Der Schlamm und Koth, den man aus den Graͤben und Teichen ziehet, iſt hierzu auch nicht dienlich.

Der obige Verfaſſer Herr Voorhelm ſpricht pag. 69.

Obgleich der Miſt von Pferden, Scha - fen und Schweinen eine Blume treiben kan, ſo ſol man ſich deſſelben doch nicht bedienen, weil ſonſten die Zwiebeln eine Art eines toͤdtlichen Krebſes bekommen. Jch verwerfe auch alle an - dere Miſt-Erde, nebſt derjenigen, ſo man aus Cloacken nimt, uͤberhaupt aber alle laͤcherliche Zubereitungen. Hiervon ſiehe auch in des Land -

und Garten-Schatzes zweytem Theile p. 36.

Jn Holland wird folgende Compoſition der Er - de gemachet: Man nimt zwey Sechſtel grauen oder falbſchwarzen Sandes, drey Sechſter Kuͤh - miſt, und ein Sechſtel Lohe oder Baum-Laub.

Man waͤhlet, ohne allen Anſtand lieber den friſchen als den jaͤhrigen Miſt. Denn derſelbe ver - zehret ſich ehender, und miſcht ſich beſſer, doch hat er gleiche Kraft.

Von dieſer vermiſchten Erde machet man einen ſo breiten und niedrigen Haufen, als es der Grund erlaubet. Und damit ſie die Sonnen-Hitze beſſerdurch -119Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen. durchdringe, auch mehr Salpetertheilchen aus der Luft ſich hinein ziehen, ſo leget man dieſelbe ſchicht - weiſe aufeinander.

Hierauf laͤſt man ſie ſechs Monate unberuͤhret liegen, auſſer daß man das Unkraut, wenn es noch jung iſt, und ehe es aus den Haufen Nahrung zie - het, wegnimt.

Um, ſolche Erde hernach zur Volkommenheit zu bringen, wendet man den Haufen alle ſechs Wo - chen um, und bearbeitet denſelben ſo, daß er wech - ſelsweiſe der Sonne und des Regens genieſſe. Siehe des Land - und Garten-Schatzes zwey - ten Theil pag. 38.

Zu dieſer Arbeit, nemlich zum Umwenden, hat man eine Zeit von ſechs Monaten noͤthig, daß alſo dieſe Zubereitung der Erde ein ganzes Jahr, nach - dem der Haufen angeleget worden, erfordert.

Mit dieſer Zubereitung komt auch die Anwei - ſung des Herrn Millers in ſeinem Engliſchen Garten-Lexico faſt in allen Stuͤcken uͤberein, und ich finde ſie ohne Wortſpiel ganz gegruͤndet, indem ich meine Erde ebenfals alſo zubereiten laſſe.

§. 7.

Der Doden, in welchen dieſe Blumen am be -Von Zube - reitung der Erde der Englaͤnder. ſten anſchlagen, iſt eine leichte, ſandige, friſche, fet - te Erde, die auf folgende Weiſe kan zubereitet werden.

Nehmet die Helfte friſche Erde von einer Wei - de, (Weiſe) da der Boden mit Sand untermiſcht iſt; ſie darf aber nicht uͤber acht, oder aufs hoͤch -H 4ſte120Das fuͤnfte Capitel. ſie neun Zol tief ausgegeben werden. Wenn man den Raſen zugleich mitnimt, ſo iſt es um ſo viel beſ - ſer, wo man anders Zeit hat, ſolchen faulen zu laſſen, (nur muß man ſich vor Quecken-Graſe huͤ - ten.) Zu dieſer Erde miſche man ein Viertel Sand nebſt einen Viertel faulen Kuͤhmiſtes.

Nachdem man alles wohl unter einander gemi - ſchet, wirft man ſolches auf einen Haufen zuſam - men, und laͤſt es bis zum Gebrauche liegen, wobey zu beobachten, daß es alle drey Wochen, oder Mo - nate, umgewendet werde.

Machet man dieſe Compoſition zwey oder drey Jahr vorher, ehe man ſie brauchet, ſo iſt es um ſo viel beſſer: hat man ihrer aber noͤthig, ſo muß ſie oͤfters umgewand werden, damit ſich die Theile beſ - ſer mit einander vereinigen.

§. 8.

Von dem Orte wel - chen die Hy - acinthen im Garten ver - langen.
13

Obgleich einige meinen, daß die Mittags-Lage zu den Hyacinthen zu erwehlen, weil im Winter die Nord - und Oſt-Winde an dieſem Orte einiger - maßen aufgehalten wuͤrden; ſo kan ich doch nach meiner Erfahrung und Einſicht nicht anrathen, we - der Hyacinthen, noch Tulipanen, an die Mittages - Seite zu ſetzen, weil den Winter uͤber die Sonne, durch ihren Widerſchein, den gefallenen Schnee nach und nach ſchmelzet, daß endlich das Bette hiervon ganz blos wird, und die Naͤſſe darauf ſte - hen bleibet. Komt nun ein ſtarker Froſt darzu, fo wird die Erde zu einem Klumpen Eis, welches den Zwiebeln den allergroͤſten Schaden, und wohl garden121Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen. den Untergang verurſachet, ja was noch mehr, man wuͤrde an dieſer Seite die Blumen-Flor gar bald verlieren.

Die Abend-Lage iſt vielmehr die beſte; doch iſt die Morgen-Lage auch nicht zu verwerfen, weil die Sonne dieſe Bette nur einen halben Tag beſchei - nen kan, folglich der Schnee, wenn kein Thau-Wet - ter darzu kommet, liegen bleibet, und nicht ſo bald ſchmelzet.

Nun iſt bekannt, daß alle Gewaͤchſe unter dem Schnee warm liegen, und nicht ſo leicht er - frier[e]n, als wenn ſie blos, und ohne Schnee liegen, und die Erfahrung beſtaͤtiget es, daß die ſtarken Froͤſte, wo kein Schnee lieget, auch den Korn - Fruͤchten hoͤchſt ſchaͤdlich ſind, wie vielmehr nun den Hyacinthen.

Sie wollen auch freye Luft und Sonne haben, und nicht unter die Buͤſche und Baͤume, oder an die Mitternacht-Seite gebracht ſeyn, wodurch das Wachsthum ſowol der Blumen, als auch der Zwie - beln gehindert wird, daß ſie kleine bleiben und matt werden.

§. 9.

Hat man alſo eine hierzu bequeme Lage, wie vor -Wie die Bette zu den Hyaein - then ſollen angeleget werden? her gedacht, auserſehen, ſo wird das Bette zu den Hyacinthen alſo zubereitet:

Die alte Erde wird an dem Orte, wo ſolches ſol angeleget werden, zehen Zol tief ausgehoben, bey Seite geſchaffet, und hernach zu unterſt Kuͤh-Miſt hineingeleget, ſo viel als man denket, daß es ge -H 5nung122Das fuͤnfte Capitel. nung ſey. Jſt der Miſt vorher etwas zur Fermen - tation gekommen, ſo iſt es deſto beſſer.

Alsdenn wird die vorhero beſchriebene zuberei - tete Erde acht bis zehn Zol hoch oben darauf ge - bracht, und mit dem Rechen gleich gemacht.

Und obgleich das Bette durch die aufgeſchuͤttete Erde einige Zol hoͤher wird als der Garten-Grund, ſo hat man ſich doch daruͤber kein Bedenken zu machen, als wenn ſolches dem Garten ein uͤbles Anſehen verurſachen wuͤrde. Denn erſtlich iſt ſol - che Erhoͤhung des Bettes noͤthig, damit das uͤber - fluͤßige Regen-Wetter, wie auch bey ſchleunigen Thau-Wetter das Schnee-Waſſer abflieſſen koͤnne.

Hernach wird ſich die aufgeſchuͤttete lockere Erde, wie auch der Miſt, wenn er verfaulet, nach und nach, ſowohl den Herbſt als Winter hindurch, ſchon ſo viel ſenken, daß das Hyacinthen-Bette dem Garten-Grunde wiederum gleich kommen wird.

Wenn aber dieſes zubereitete Bette gleich an - faͤnglich dem Garten-Grunde gleich gemachet wuͤr - de, ſo koͤnte dieſes vor die Hyacinthen-Zwiebeln ge - faͤhrlich werden. Denn indem durch das Nieder - ſenken der Erde das Bette tiefer werden wuͤrde, als der Garten-Grund ſelbſten, ſo koͤnte folglich das Waſſer nicht ablaufen, ſondern wuͤrde ſich vielmehr von allen vier Seiten her in das Bette hineinziehen.

Es kan auch daher nicht ſchaden, ja es iſt vielmehr noͤthig, das Bette ſo einzurichten, daß es in der Mitte zwey Zol hoͤher bleiben muß, damit das Waſſer ablaufen kan, welches den Hyacinthen-Zwiebeln und Blumen ſehr dienlich. Jſt123Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen. Jſt alſo der Ort zu den Hyacinthen recht zuberei - tet worden, ſo koͤnnen die Bette fuͤnf Schuh breit angeleget, und zwiſchen denenſelben Wege von ein bis zwey Schuh breit gemachet werden, damit man darzwiſchen hingehen, und zu beyden Seiten, die Bette mit den Haͤnden uͤberreichen, das hervor - wachſende Unkraut hinweg ſchaffen, und die Blu - men-Flor beſehen koͤnne.

§. 10.

Was das Einſetzen der Zwiebeln betrift, ſo ſindWenn die Zwiebeln zu ſetzen ſind? die oben gedachten Verfaſſer in der Zeit nicht einig. Einer meinet, die beſte Zeit ſey der September, der andere giebt den November an, und noch an - dere wollen den December anrathen; allein, wenn das Einſetzen zu fruͤhe vorgenommen wird, ſo moͤchten ſie im Fruͤhlinge zu zeitig treiben, und wenn alsdenn noch zu kalte Witterung waͤre, ſo koͤnte es den Zwiebeln nachtheilig ſeyn, daß ſie da - durch ſchwach wuͤrden.

Jch bin mit dem Verfaſſer der angefuͤhrten Abhandlung von Hyacinthen einig, welcher pag. 75. den October beſtimmet. Und ich halte davor, daß es am beſten ſey, das Mittel dieſes Monats hierzu zu erwehlen. Man hat ſich aber hierbey auch nach der Witterung zu richten, daß man dieſe Arbeit an einem Tage vornimt, wenn es nicht regnet, und die Erde nicht ſo naß iſt.

§. 11.

Hierauf werden auf den Betten in die LaͤngeWie die Zwiebeln zu ſetzen. und in die Quere Linien, fuͤnf Zol weit von einan - der, nach der Garten-Schnur gezogen. Alsdennmuͤſſen124Das fuͤnfte Capitel. muͤſſen die Hyacinthen-Zwiebeln vier bis fuͤnf Zol nach Gutbefinden auch ein wenig tiefer, fein gerade in den lockern Boden mit der Hand hinunter ge - drucket werden. Oder, wenn ſich albereit der Grund feſte geſetzet haͤtte, ſo koͤnten vorher Loͤcher mit einem hierzu verfertigten ſtumpfen Pflanzer gemachet, und die hinein gedruckten Zwiebeln mit Erde bede - cket werden.

Solte ſich aber der Umſtand finden, daß ſich die Erde albereit nieder begeben, und feſte geſetzet haͤtte, ſo waͤre nicht zu rathen die Zwiebeln tiefer als vier Zol hinein zu bringen. Denn wenn eine Zwiebel noch in etwas angedrucket wird, ſo komt doch wohl noch ein halber Zol Erde darzu.

Dieſes muß ich noch als einen wichtigen Um - ſtand bemerken, nemlich, wenn die Zwiebeln ge - ſetzet werden, daß man die Vorſicht bey dem Se - tzen zu gebrauchen, daß ſie den hinein und unter die Erde gebrachten Kuͤh-Miſt nicht beruͤhren. Wenn ſie aber wachſen, und mit ihren Faſern denſelben in der Tiefe erreichen, ſo wird es ihnen nichts ſchaden.

§. 12.

Was von Bedeckung der Hyacin - then-Bette zu merken?
13

Es iſt auch rathſam, daß man die Hyacinthen - Bette fuͤnf Zol hoch mit Bretern, gleichſam wie ein Miſt-Bette einfaſſen, und bey groſer Kaͤlte, mit ſehr leichtem Pferde-Miſte, mit Blaͤttern, welche zur Herbſt-Zeit von den Baͤumen abfallen, oder auch mit Erbs-Stroh, ſo hoch als die Breter ſind, bedecken laſſe.

Durch dieſe jetztgedachten Sachen wird der Froſt viel eher abgehalten, als durch die Matten. Denn125Von einigen Zwiebel Gewaͤchſen. Denn da dergleichen Dinge hohl liegen, ſo behaͤlt die Luft, zu der Oberflaͤche des Bodens einen Zu - gang, daß derſelbe trocken bleibet, und die Zwiebeln nicht ſo leicht faulen koͤnnen.

Dieſe Verwahrung eines ſolchen Bettes, hat man nicht als unnoͤthig anzuſehen: Denn obgleich die Hyacinthen-Zwiebeln ziemlichen Froſt ausſte - hen koͤnnen, ſo iſt doch derſelbe, wenn er zu tief in die Erde hinein dringet, wie es denn in manchen Wintern wohl anderthalb auch wohl zwey Schuh tief zu frieren pfleget, denenſelben gefaͤhrlich, und machet, daß die Blumen ſchwach werden, und die Zwiebeln an ihrer Groͤſe merklich abnehmen.

Die gedachte Bedeckung aber hat man nicht eher vorzunehmen, als wenn man befuͤrchtet, daß die Kaͤlte alzuſehr in die Erde hinein dringen wuͤrde.

Schaͤdlich waͤre es auch, wenn man das Bette zu zeitig, oder aber zu dicke, bedecken wolte. Denn dadurch wuͤrde man die Zwiebeln gleichſam zwin - gen, daß ſie ihre Flor zwar zeitiger geben, aber auch hernach durch die kalten Luͤfte deſto eher vergehen muͤſten.

Faͤlt gelindes Wetter ein, ſo muß man die Be - deckung wegnehmen, und ſolche bey dem Bette lie - gen laſſen, um dieſelbe, im Fal der Noth, wieder bey der Hand zu haben.

Solten aber die ſtarken Froͤſte zu lange anhal - ten, ſo nehme man die Bedeckung nicht eher hin - weg, bis man merket, daß ſich die Witterung aͤn - dern wil, welches nicht leicht eher geſchiehet als zu Anfange des Merzes.

Es126Das fuͤnfte Capitel.

Es ſcheinet aber, als wenn ich mir hier ſelbſten widerſpraͤche, indem ich oben geſaget, daß man das Hyacinthen-Bette alſo anlegen muͤſte, daß das Waſſer von demſelben ablaufen koͤnte, und gleich - wohl ſolte man daſſelbe auch mit Bretern einfaſſen. Es koͤnte alſo Jemand einwenden und ſagen: wenn das Bette mit Bretern eingefaſſet wird, ſo bleibet ja das uͤberfluͤßige Regen - und Schnee-Waſſer darinnen, wie in einem Kuͤbel ſtehen.

Es iſt wahr, wenn ich geſaget, daß das Bette voͤllig gleich und eben ſeyn muͤſte, ſo wuͤrde in mei - nen Worten ein Widerſpruch zu finden ſeyn. Al - lein, da ich erinnert, daß die Erde in der Mitten des Bettes zwey Zol hoͤher ſolle gemachet werden, als an den Enden, ſo kan auch das Waſſer zu beyden Seiten an den Bretern ſich gar wohl einſenken, und den Zwiebeln von der uͤberfluͤßigen Naͤſſe kein Schaden geſchehen.

§. 13.

Was bey der Flor der Hyacinthen zu merken?
13

Die Flor der Hyacinthen ſtellet ſich mehren - theils zu Ende des Aprils ein, und dauret gemei - niglich drey Wochen, auch wohl einige Tage dar - uͤber, nachdem es die Witterung giebet.

Wenn ſie voͤllig aufgebluͤhet, ſo kan man ſie des Tages vor der Sonnen-Waͤrme mit Tuͤchern be - decken, wodurch ſie einige Tage laͤnger in ihrer Bluͤte erhalten werden. Andere aber pflegen ſie auch mit Schirmen zu bedecken, welche an Stab - lein befeſtiget ſind, und bey die Blumen koͤnnen geſtecket werden.

Wenn127Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen.

Wenn es recht ſeyn ſol, ſo muͤſſen die Blumen mit ihren Stengeln aufrecht ſtehen. Denn wenn ſie ſich wegen ihrer Groͤſe und Schwere nach der Erde zu neigen, oder auch durch die Winde auf eine Seite getrieben werden, ſo faͤlt ihr ſchoͤnes Anſehen nicht in die Augen, und da man ſie nicht recht betrachten kan, ſo empfindet man auch alsdenn wenig Ver - gnuͤgen daruͤber. Um deswillen muß man den Blu - men mit kleinen Staͤblein zu Huͤlfe kommen. Man hat ſich aber bey dem Einſtecken derſelben in die Erde wohl in Acht zu nehmen, daß man den Zwie - beln nicht nahe komme, und ſolche nicht dadurch beſchaͤdige.

§. 14.

Wenn die Flor vergangen, ſo hat man ſich umWenn, und wie man die Zwiebeln ausheben u. verwahren ſol? das Herausnehmen der Zwiebeln zu bekuͤmmern, welches weder zu fruͤh noch zu langſam geſchehen darf, indem beydes ſchaͤdlich iſt. Die beſte Zeit ſol - che aus der Erde zu heben iſt, wenn das Laub oder die Blaͤtter gelbe ſind, und trocken werden.

Es muß aber das Ausheben mit einer Kelle oder Heb-Eiſen behutſam geſchehen, damit ſie nicht beſchaͤdiget werden.

Wenn das Laub oder die Blaͤtter, von ſich ſelb - ſten herunter gehen, ſo hat man ſich daruͤber kein Bedenken zu machen. Wenn es aber daran bleiben wil, ſo laͤſſet man ſolches noch eine Zeit lang daran hangen, und leget hernach die Zwiebeln fein gleich wiederum in die Erde, wo ſie geſtanden, nahe zu - ſammen, jedoch ſo, daß keine die andere beruͤhre, und daß ihr gelbes Laub heraus hange. Aufdieſe128Das fuͤnfte Capitel. dieſe Art wird ein groſſer Theil ihres Saftes in den Blaͤttern und Zwiebeln, noch eine Zeit lang er - halten, wodurch ſie beſſer zu ihrer volkommenen Zeitigung gelangen.

Hierbey aber iſt es ebenfals dienlich, daß an demjenigen Orte, wo die Zwiebeln nahe zuſammen geſetzet worden, eine kleine Erhoͤhung der Erde von etlichen Zollen gemachet werde, damit bey ſtar - kem und anhaltendem Regen das uͤberfluͤßige Waſſer ablaufen kan.

Man laͤſt die Zwiebeln alſo liegen, bis das Laub ganz vertrocknet iſt, welches in einer Zeit von drey bis vier Wochen geſchehen wird.

Nach verfloſſener Zeit hebet man ſolche aus der Erde, und entlediget ſie von dem daran hangen - dem Unrathe, Blaͤttern und Wurzeln, welche glat abgeſchnitten werden.

Man leget ſie alsdenn auf Breter, welche mit Abtheilungen und Faͤchern verſehen ſeyn muͤſſen, damit man die verſchiedenen Sorten der Zwiebeln, nach ihren Numern hinein thun koͤnne, und bringet ſie in eine luͤftige Kammer, oder an ei - nen andern Ort, wo die Sonne nicht darauf ſchei - nen, und keine Naͤſſe darzu kommen kan.

Auf dieſe Weiſe koͤnnen ſie ſo lange, als es je - dem gefaͤllig iſt, bis zur Einſetzung aufbehalten werden.

Doch habe ich auch angemerket, wenn anders das Laub nicht gelbe geworden, daß den Blumen an ihrer Schoͤnheit nichts abgegangen iſt, wenn ich die Zwiebeln alſobald an gehoͤrigem Orte aufdie129Von einigen Zwiebel Gewaͤchſen. die Breter geleget, und verwahrlich aufbehalten habe.

§. 15.

Wenn man die ausgehobenen Zwiebeln wie -Von aber - maliger Einſetzung der Hyacin - then-Zwie - beln. der von neuen einſetzen wil, ſo kan man das Bette, auf welchen ſie im erſten Jahre geſtanden, zu En - de des Septembers wiederum einen Schuh tief ausheben, durchhorden, und in allen eben ſo zube - reiten, und mit Zwiebeln bepflanzen laſſen, wie vorher gemeldet worden.

Das dritte Jahr koͤnte es abermal rajolt und zu den Hyacinthen gebrauchet werden. Doch halte davor, daß es zutraͤglicher ſey, im dritten Jahre die Tulipanen auf ſolches Bette zu bringen, zu den Hyacinthen aber ein friſches zubereiten zu laſſen.

Die Zwiebeln welche von neuen ſollen einge - ſetzet werden, reiniget man vorher mit Behutſam - keit von der Erde, welche ſich etwan noch daran be - findet, und nimt die daran hangende junge Brut, welche von den alten Zwiebeln ſich gerne abloͤſen laͤſſet, herunter.

Diejenigen jungen Zwiebeln, welche an den Alten noch feſte ſitzen, laͤſt man daran, denn gewiß, wenn man ſolche mit Gewalt abreiſſen wolte, ſo wuͤrde es ſo wohl den Mutter-Zwiebeln, als der jungen Brut ſelbſt, ſehr ſchaͤdlich ſeyn.

Dergleichen feſt angeſezte Zwiebeln werden das folgende Jahr tragbar werden, und ſich bey dem Ausheben von ſelbſten abſondern.

§. 16.

Die Hyacinthen-Zwiebeln ſind ebenfals wie6. Theil. Jan -130Das fuͤnfte Capitel. Von der Faͤulniß und Verringe - rung der Hyacinthen Zwiebelnandere Zwiebel-Gewaͤchſe dem Uebel unterworfen, daß ſie theils verfaulen, theils anbruͤchig werden, wovon ein Blumen-Liebhaber nicht allemal die Ur - ſache ergruͤnden, und gewiß beſtimmen kan, ob nemlich die Erde, die Witterung, viele Feuchtigkeit, oder der uͤbermaͤſige Froſt ſolches verurſachet. Hiervon ſiehe des Land - u. Garten-Schatzes 1. Th. p. 218.

Dem ſey nun wie ihm wolle, ſo iſt meiner Er - fahrung nach, dieſes eine groſſe Unwiſſenheit, wenn die Hyacinthen, Tulipanen u. dergl. Zwiebeln, eine jede Sorte beſonders zu viel Jahre nach einander an einem Ort gepflanzet oder gelaſſen werden.

Es verhaͤlt ſich mit den Blumen-Werk eben ſo, als mit andern Fruͤchten, daß man mit dem Lande abwechſeln muß, wovon in des Land - und Garten-Schatzes fuͤnften Theil p. 43. weit - laͤuftig zu leſen iſt.

Wenn die Zwiebeln wiederum in das Bette muͤſſen geſetzet werden, ſo muß man eine jede der - ſelben beſonders recht eigentlich und genau be - trachten, ob in der Oberflaͤche, oder auſſerhalb an der Schale, ein faules oder ſonſten ein uͤbles Fleck zu finden iſt.

Merket man dieſes, ſo ſchneide man mit einem ſcharfen Meſſer ſo lange den Schaden hinweg, bis man geſunden Mark antrift.

Dieſer Schnit wird hernach bald trocken wer - den, und man hat ſich hierbey nicht zu befuͤrchten, daß es der Zwiebel einigen Schaden bringen wer - de. Hingegen, wenn dieſes Ausſchneiden nicht ge -ſchie -131Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen. ſchiehet, ſo frißt die angeſetzte Faͤulniß um ſich, und wird aͤrger, daß wohl gar die ganze Zwiebel in der Erde verfaulet.

Wenn eine Zwiebel einen Moder oder Schim - mel an ſich hat, welches man bey dem Ausheben erkennen kan, ſo muß man dieſelbe alleine, und nicht neben oder an die andere Zwiebeln legen, ſonſten wuͤrden ſie auch angeſtecket, und zur Faͤu - lung gebracht werden.

Die Klage welche von den Blumen-Liebhabern in unſerm Lande uͤber dieſe Blumen gefuͤhret wer - den, iſt durchgaͤngig, daß ſie in unſerm Climate nicht gut thaͤten. Dieſes iſt aber gewiß ein Vor - urtheil, welches in der That zu verwerfen.

Wenn wir uns nur in der Pflegung und War - tung wie die Hollaͤnder bemuͤheten, ſo wuͤrden wir damit eben ſo gluͤcklich ſeyn wie ſie.

Es iſt wahr, wenn wir die raren Zwiebeln von ihnen verſchreiben, ſo werden ſie bey uns von Jah - ren zu Jahren geringer. Warum? wir verfahren nicht alſo, wie die Hollaͤnder zu thun pflegen, auch nicht wie obige Regeln ſind gegeben worden. Hin - gegen ſind unſere Liebhaber mehrentheils zufrieden, wenn ſie nur ihre Zwiebeln in die Erde gebracht, und laſſen wohl gar ſolche einige Jahre nach ein - der an einem Orte ſtehen, denken auch nicht dar - an, daß die Bette unterweilen, wegen der Naͤſſe und Froͤſte ſolten zugedecket, und bey gelinder Wit - terung wiederum aufgedecket werden.

Es iſt gewiß, daß den Hollaͤndern ihre Be - muͤhungen alle Jahr reichlich bezahlet werden, dennJ 2es132Das fuͤnfte Capitel. es wird vieles Geld, weil ſie einmal im Rufe ſind, vor dieſe Zwiebeln nach Holland geſendet. Es iſt aber auch an dem, wenn wir es gleich dahin braͤchten, eben ſolche Zwiebeln und Blumen zu er - ziehen, daß uns dennoch unſere Muͤhe und Arbeit nicht alſo wuͤrde bezahlet werden. Warum? weil es nicht Fremde heiſſet. Ja, es giebt gar viele Liebhaber bey uns, welche in der That nicht gerne einen Heller vor dergleichen Blumen-Zwie - beln anwenden wollen, ſondern dieſelben gar um - ſonſt verlangen.

§. 17.

Wie die Hyacinthen im Winter und in der Stube auf den Waſſer zu treiben?
13

Etwas ganz beſonderes iſt es, daß die Hyaein - then und andere Zwiebeln, blos mit Huͤlfe des Waſſers, den Winter hindurch in der Wohn-Stu - be koͤnnen dahin gebracht werden, daß ſie eben ſo wohl, als wenn ſie im Garten und in der Erde ſtuͤnden, ihre ſchoͤnen Blumen hervor bringen.

Ob ich nun gleich einen Vorgaͤnger habe, wel - cher dieſes Kunſt-Stuͤck aufrichtig beſchrieben, ſo habe ich doch auch gefunden, daß es von einem an - dern entweder vorſetzlich, oder aus Unwiſſenheit falſch iſt vorgeſtellet worden. Und ich kan, vermoͤ - ge des Zuſammenhanges, nicht umhin, ſolches al - hier auch mit anzufuͤhren.

Zu dieſem Vergnuͤgen muß man ſchoͤne und fein runde Zwiebeln ausſuchen. Es moͤgen ein - fache oder gefuͤlte ſeyn, ſo iſt die Bemuͤhung und das Treiben einerley.

Die Zeit komt lediglich auf den Liebhaber an,ob133Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen. ob er ſolche Blumen bald oder langſam in ihrer Flor ſehen wil.

Man kan damit den Anfang im October von 14 Tagen zu 14 Tagen machen, und ſo lange da - mit continuiren, bis man gedenket die Hyacin - then-Flor in Gaͤrten zu erreichen.

Hierzu ſchaffet man ſich eine beſondere Art von Glaͤſern an, welche Blumen-Glaͤſer genennet wer - den, und bey den Glashaͤndlern zu haben ſind, oder aber auf den Glashuͤtten muͤſſen beſtellet werden. Sie moͤgen nun unten etwas weiter oder enger ſeyn, ſo wird es zur Sache nichts thun, wenn ſie nur oben mit einem Rande und kurzem Halſe ver - ſehen ſind, auch eine ſolche Oefnung haben, daß die Zwiebeln mit ihrer Untern-Helfte fein darauf zu liegen kommen.

Dieſe Glaͤſer fuͤllet man mit Waſſer ſo weit vol, daß die Hyacinthen-Zwiebel, wenn ſie auf das Glas geſetzet wird, mit ihrem untern Theile oder an ſich habenden Circul das Waſſer voͤllig erreiche.

Der neuankommende Hollaͤndiſche Gaͤrtner p. 130. §. 2. wil, daß man in dem Halſe des Gla - ſes, zwiſchen den Hyacinthen, oder auch andern Zwiebeln, und zwiſchen dem Waſſer eines Fingers breit Raum laſſen ſolle, ſo, daß die Zwiebeln, ohne das Waſſer zu beruͤhren, ganz trocken laͤgen.

Eben durch dieſen Rath, habe ich mich An. 1734 auch verfuͤhren laſſen, nach dieſer Beſchreibung einen Verſuch anzuſtellen, dergleichen Zwiebeln mit Waſſer zu treiben. Allein, alle meine Be - muͤhungen ſind vergeblich geweſen, und ich habeJ 3be -134Das fuͤnfte Capitel. befunden, daß dieſes Treiben, gar nicht practicabel ſey, wenn zwiſchen der Zwiebel und dem Waſſer eines Fingers breit Raum gelaſſen wird.

Jch habe in allen Stuͤcken in Anſehung des Auf - legens der Zwiebel, der Zeit, des Orts und der Wartung, die gegebenen Regeln aufs genaueſte beobachtet; aber dennoch hat ſich binnen zwey Mo - naten keine einzige regen, und ſich zum Wachſen anlaſſen wollen.

Wolte man gleich vorgeben, daß die aus dem Waſſer aufſteigende Duͤnſte die Zwiebel naͤhren und wachſend machen koͤnten, ſo wuͤrde ich zwar ſolches faſt glauben, wenn nur zwiſchen der Zwiebel und dem Glaſe keine ſubtile Oefnung vorhanden waͤre, durch welche die Ausduͤnſtung hinweg gehen kan.

Kurz, wenn das Waſſer den Circul unten an den Zwiebeln nicht bedecket, ſo iſt es gewiß gefehlet, und ſie werden nicht von der Stelle wachſen, viel we - niger treiben koͤnnen.

Das Waſſer welches man hierzu gebrauchen wil, ſol Regen helles Fließ - oder auch Brunnen - Waſſer ſeyn, wenn es nur nicht Vitrioliſch, und ſolches Waſſer iſt, wie zu Weiſenſee und noch an einigen andern Orten, in hieſigen Gegenden anzu - treffen iſt, denn ſolches wuͤrde den Zwiebeln gewiß nicht dienlich ſeyn. Man gehet hierinnen am allerſicherſten, wenn man Regen-Waſſer hierzu ſamlet, indem man ohne diß ſehr wenig hierzu von - noͤthen hat.

Doch iſt hierbey der Umſtand noch zu merken, daß das Waſſer, ehe man es in die Glaͤſer einſchuͤt - tet, zum wenigſten einige Stunden in die Stubege -135Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen. geſtellet werden muͤſſe, damit die Kaͤlte heraus gehe, und das Waſſer dadurch temperiret werde.

Wenn das Waſſer im Glaſe molkig, ſchlockig oder auch ſtinkend wird, welches ſelten geſchiehet, ſo muß man es abgieſen, oder neben der Zwiebel abtroͤpfeln laſſen, und wenn dieſes geſchehen, brin - get man eben auf dieſe Art wiederum friſches Waſſer hinein, welches aber, wie bereits geſaget worden, ſchon lange in der Stube geſtanden, daß die Kaͤlte heraus gegangen iſt.

Bey dem Eingieſen des Waſſers muß man ſich wohl in Acht nehmen, daß die Zwiebel in ihrer Ruhe bleibe, und nicht etwa an ihren getriebenen Wurzeln Schaden leiden moͤge, welches groſe Hinderung im Wachſen verurſachen wuͤrde.

Die Glaͤſer ſamt ihren darauf gelegten Zwie - beln ſtellet man in einer ordentlichen Wohnſtube, im November, und ſo fort, vor die Fenſter. Die La - ge ſey gegen Morgen, Mittag oder Abend, ſo iſt ſie hierzu dienlich. Der beſte Ort aber iſt, allwo ſie unterweilen einen angenehmen Sonnenblick, und durch die Fenſter Klunzen noͤthige Luft erhalten koͤnnen, denn wenn ihnen dieſe fehlet, ſo wachſen ſie nicht freudig, und ihre Blumen werden kraͤnklich.

Bey eindringender groſſen Kaͤlte, wenn man vermeinet, daß es in der Stube frieren moͤchte, ſtel - let man die Glaͤſer des Nachts uͤber vom Fenſter hinweg, auf dem Fuß-Boden. Fruͤh Morgens, wenn es in der Stube, durch das Einheitzen, tem - periret wird, ſtellet man dieſelben alſobald wieder an ihren vorigen Ort an das Fenſter. Denn wennJ 4man136Das fuͤnfte Capitel. man die Glaͤſer zu nahe an den Ofen ſtellen wolte, ſo wuͤrden die Zwiebeln und das Laub zwar ſchleu - niger, doch aber gelbe, hervor wachſen, und nichts - nutzige Blumen geben.

So eine groſe Freude man uͤber die hervorge - wachſenen Blumen ſelbſten hat, ſo viel Vergnuͤ - gen findet man auch ehe die Flor herbey komt an den vielfaͤldigen Wurzeln der Zwiebeln, welche ſich an dem Glaſe anlegen, und nach und nach in die Tiefe begeben.

Die auf dem Waſſer getriebene Zwiebeln ver - derben nach der Flor zum Theil, und gehen zu Grunde, theils aber, wenn ihre Blume und Laub verwelket, und man ſie 8 bis 10 Tage abtrocknen laͤßt, und bey angenehmer Witterung in das Land ſetzet, ſo erholen ſich einige wieder, ſie bringen aber keine Blumen, und ſind zum Treiben, bis nach ver - floſſenen zwey auch wohl drey Jahren nicht zu ge - brauchen. Um deswillen muß ſich ein Liebhaber alle Jahr friſche und groſe Zwiebeln hierzu auser - ſehen.

§. 18.

Wie die Hyacinthen und andere Zwiebeln in den Scher - ben im Winter zu treiben?
13

Obgleich das Treiben der Hyacinthen auf dem Waſſer vielen Liebhabern eine angenehme Veraͤnderung im Winter machet, ſo deucht mir doch, daß es viel beſſer gethan ſey, alle, ſo wohl Zwiebel - als andere Gewaͤchſe in Scherben und Kaͤſten zu treiben, indem man dabey die Zwie - beln und Gewaͤchſe erhalten kan, daß ſie nicht zu Grunde gehen. Wie ſolches Herr D. Johann Chriſtian Lehmann, Medicinæ Doctor, Phy -fices,137Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen. ſices, P. P. Ord. &c. zu Leipzig, in ſeiner zu Leipzig 1751. auf ſieben dehalben Bogen gedruckten Glas - Caſſe, oder volkommenen Blumen-Garten im Winter, beſchrieben, welches unvergleichl. Buͤch - lein ein jeder Blumen-Liebhaber, welcher ſich im Winter damit beſchaͤftigen wil, ſich anſchaffen kan.

Doch wird mir hierbey eingewendet werden: Ja, wer auch eine Glas-Caſſe oder Treib-Haus haͤtte. Allein, wenn man ſolches in Kleinigkeiten vornehmen wil, ſo kan das Treiben in den Scher - ben auch in einer Wohnſtube geſchehen, wovon ich etwas weniges anfuͤhren wil.

Man erwaͤhlet ſich hierzu leine Scherben, in der Groͤſe, wie ſolche zu den Gras-Blumen ge - brauchet werden, und welche kein uͤbles Anſehen in der Stube verurſachen, fuͤllet ſolche mit guter zu - bereiteter Erde, und pflanzet darein im November drey oder auf das hoͤchſte vier Hyacinthen, oder andere Zwiebeln einen halben Zol tief.

Man begieſet hierauf die Scherben, jedoch nicht zu uͤberfluͤßig, damit ſich die Erde anſetze, ſtellet ſie anfaͤnglich nicht weit von Ofen, daß ſie die Waͤrme genieſen, und wenn man hernach merket, daß die Zwiebeln treiben wollen, ſo ſetzet man die Scherben vor die Fenſter, und verfaͤhret ferner da - mit, wie oben bey den Glaͤſern wegen der Nacht - Froͤſte, Erinnerung geſchehen iſt.

Wil man damit continuiren, ſo ſetzet man al - ſobald, wenn man merket, daß die vorher ge - pflanzten Zwiebeln treiben wollen, wiederum an - dere mit Zwiebeln bepflanzte Scherben in dieJ 5Stube.138Das fuͤnfte Capitel. Stube. Auf dieſe Art wird mitten im Winter immer eine Blume auf die andere folgen.

§. 19.

Wie die Hyacinthen aus dem Samen zu erziehen?
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Jch weiß nicht, ob ich es wagen darf, auch ei - ne Anleitung zu geben, wie die Hyacinthen aus dem Samen zu erziehen ſeyn, indem ich ſolches niemalen ſelbſten verſuchet, weil es gar zu langwie - rig damit zugehet.

Jch glaube auch, daß die mehreſten, welche von der Vermehrung der Hyacinthen geſchrieben, die Erziehung derſelben aus den Samen, eben ſo we - nig als ich, werden ſelbſt vorgenommen haben.

Es lehret inzwiſchen die geſunde Vernunft, daß es moͤglich zu machen, binnen ſechs bis acht Jahren tragbare Zwiebeln aus den Samen zu er - halten.

Aber wenn nach verfloſſener Zeit nur einige, oder wohl gar keine gefuͤlte, ſondern lauter einfa - che Blumen hervor kaͤmen, ſo waͤre es vor ſo viele aufgewendete Muͤhe und Koſten, eine ſehr ſchlechte Vergeltung.

Und geſetzt, wir erhielten eine, zwey oder mehr ertra ſchoͤne gefuͤlte Sorten, wuͤrden ſie wohl von den teutſchen Liebhabern bezahlet werden? Jch glaube es nicht. Warum? Weil ſie nicht aus Hol - land, oder von andern fremden Orten gekommen.

Wolte man aber dennoch die Erziehung der Hyacinthen aus den Samen vornehmen, ſo iſt leicht zu erachten, daß es damit eben ſo beſchaffen als wie mit den Tulipanen.

Wenn139Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen.

Wenn es naſſe und kalte Jahre gibt, ſo brin - gen die Hyacinthen wenig, auch wohl gar keinen Samen hervor, denn er verlanget zu ſeiner Rei - fung gute und ſchoͤne Witterung; von den gefuͤl - ten aber, hat man keinen Samen zu hoffen.

Der Same wird gemeiniglich im Julius reif, welchen man mit den Stengeln, wenn ſie gelbe ge - worden, abſchneidet, und an einen luͤftigen Ort leget.

Doch iſt hierbey zu merken, daß ſich diejeni - gen, welche Samen haben wollen, ihre Zwiebeln ſchwaͤchen. Es iſt beſſer, wenn man keinen Sa - men verlanget, und die Stengel nach der Flor, wenn es ſcheinet daß die Blaͤtter gelbe werden wol - len, abſchneidet.

Wenn der Same in ſeinen Huͤlſen trocken ge - worden, ſo ſiehet er ſchwarz und glaͤnzend aus, wie die Koͤrner des Amaranthi bacciferi.

Die Erde, wo man dieſen Samen hin ſaͤen wil, wird eben ſo zubereitet, wie oben gedacht worden.

Man brauchet hiezu ein kleines Bette, welches alſo muß gerechnet werden, daß es in der Mitten etwas hoͤher bleibet, damit der Regen zu beyden Seiten abfallen kan.

Zu Ende des Octobers ſaͤet man den Samen, und bedecket ſolchen einen Zol hoch mit Erde. Es muß aber das Bette mit Bretern eingefaſſet, und gegen die Mittags-Seite einen Schuh hoͤher ſeyn, damit man ſolches bey kalter und ſehr naſſer Wit - terung zudecken und verwahren kan.

Auf140Das fuͤnfte Capitel.

Auf das Fruͤh-Jahr, wenn keine Froͤſte mehr zu befuͤrchten, ſo oͤfne man das Bette. Alsdenn iſt hoͤchſt noͤthig das hervorkommende Unkraut auszujaͤten, und das Bette beſtaͤndig vom Graſe reine zu halten.

Bey dieſer Wartung kan man es drey bis vier Jahr bewenden, und die jungen Zwiebeln immer an einem Orte ſtehen laſſen.

Nach verfloſſenen Jahren, hebe man dieſe Zwiebeln heraus, und verſetze ſie vier bis fuͤnf Zol weit von einander. Jm uͤbrigen verfahre man mit den Zwiebeln wie oben weitlaͤuftig iſt gehan - delt worden.

§. 20.

Von Tu - lipanen. Warum hier aber - mal davon gehandelt werde?
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Der geehrte Leſer wundere ſich nicht, daß ich die Cultur der Tulipanen hier wieder beſchreibe, da ich albereit im erſten Theile des Land - und Garten-Schatzes p. 218. bey der andern Auf - lage einen Anhang davon beygefuͤget.

Es geſchahe dieſes zu einer Zeit, da ich noch nicht willens war, von den Blumen-Gewaͤchſen dem Publico etwas mitzutheilen.

Nachdem ich aber von vielen Garten-Liebha - bern bin erſuchet worden, nach meiner Erfahrung auch von den Blumen etwas heraus zu geben, ſo habe ich ſolches bis zu gegenwaͤrtigen ſechſten Thei - le verſparen wollen.

Da ich nun die Tulipane als eine der vor - nehmſten Blumen nicht uͤbergehen kan; Gleich - wohl aber obige Abhandlung nicht vor hinlaͤnglichund141Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen. und volſtaͤndig genung halte; ſo habe das uͤbrige, was dort noch fehlet hier nachholen wollen.

§. 21.

Wenn ich die faſt unzaͤhligen Sorten der Tu -Von der Vietheit ih - rer Sorten, und deren Namen. lipanen (Tulipa flore ſimplici & pleno, Stiſſer Botanica curioſa) alhier benennen wolte, ſo wuͤrde ich in der That eben eine ſo unnuͤtze und vergebli - che Arbeit verrichten, wie ein ungenanter Autor in ſeinem neuen Engliſchen Garten-Buche gethan, welches in der Großiſchen Handlung in Leipzig 1753 heraus gekommen, und neun Bogen ſtark iſt, deſſen Jnhalt groͤſtentheils aus bloſen leeren Namen beſtehet, welche man in unzehligen Buͤ - chern, und zwar weit beſſer und volſtaͤndiger an - trift.

Gewiß, es muß ein rechter Englaͤnder ſeyn, der dieſes Buch verfertiget oder vielmehr zuſam - men geſtopfelt hat. Man kan es leicht daraus abnehmen, weil er ſein Engliſches Garten-Buch mit der geringen Arbeit der Teutſchen ſowohl berei - chert, wie aus den Materien von der Fermenta - tion und Eindaͤmpfung der Samen, desgleichen wie viel Jahre die Samen zum Aufgehen gut bleiben zu ſehen iſt, alwo mein Name noch dazu falſch angefuͤhret und davor Reinhardt geſetzet worden.

Wer ein Liebhaber von dergleichen abentheuer - lichen Namen iſt, der kan in den Hollaͤndiſchen, Hamburgiſchen und Altonaiſchen Verzeichniſſen ſich umſehen.

Es iſt aber dabey zu merken daß die praͤch -tig -142Das fuͤnfte Capitel. tigſten Namen welche die Blumiſten denen Tuli - panen beygeleget haben; vielmahlen die ſchlechte - ſten Sorten hervor bringen.

§. 22.

Die Tulipa - nen werden in drey Claſ - ſen einge - theilet.
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Die Blumiſten, und ſonderlich die Hollaͤnder, theilen die Tulipanen in ihren Verzeichniſſen wegen ihrer unterſchiedlichen Flor in drey Claſſen:

Die erſte ſind die ſehr zeitigen, die ihre Blu - men zuerſt hervor bringen, und von welchen eben nicht ſonderlich viel zu halten, weil ſie mehrentheils kleine kurze Stengel haben, und keine ſonderliche Schoͤnheit beſitzen.

Die andere Claſſe iſt die beſte Flor, welche man mit groͤſten Vergnuͤgen wegen ihrer vielerley und unzaͤhligen Farben und Zeichnungen betrach - ten, und bewundern muß.

Die dritte Claſſe welche von den Blumiſten angegeben wird, ſind die langſam bluͤhenden, und lauft es mehrentheils damit auf eine Verfuͤhrung hinaus, um das Geld deſto eher an ſich zu lo - cken.

Denn die langſame Flor geſchiehet zufaͤlliger Weiſe. Entweder es iſt die Tulpen-Zwiebel zu tief, oder zu flach geſetzet worden, oder die Zwiebeln ſind kraͤnklich oder ſchwach geweſen, haben ſich aber doch bey guter Witterung wiederum erholet, und endlich ihre Blumen hervorgebracht. Wenn aber dergleichen Zwiebeln ihre Vollkommenheit er - langen, ſo werden ſie eben zu der Zeit wie die an - dern ihre Blumen hervor bringen.

§. 23.143Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen.

§. 23.

Von der Erde, welche die Tulpen verlangen,Von der Er - de welche den Tulpen zutraͤglich iſt. habe ich albereit im erſten Theile des Land - u. Garten-Schatzes das noͤthige angemerket.

Und eben darauf komt es hauptſaͤchlich an: denn wenn man ſich mit der Duͤngung nicht vor - ſiehet, oder die Zwiebeln in eine Erde bringet, wo vorher vieler Miſt gelegen, von welchen ſich die Miſt-Lacke oder Pfuͤtze in das Land hinein gezo - gen, oder wo etwan der Urin von Menſchen hin - gekommen, ſo iſt es gewiß um die Tulpen-Zwiebeln geſchehen.

§. 24.

Ehe die Tulpen im Fruͤh Jahre anfangen zuTulipanen - Blumen duͤrfen nicht abgebro - chen, und muͤſſen vom Unkraute gereiniget werden. bluͤhen, muß man darzwiſchen die Erde etwas auf - lockern, und von allen Unkraute reinigen, welches ſonſten einen Uebelſtand verurſachet.

Es darf auch ein Blumen-Liebhaber nicht ge - ſtatten, das die Tulpen in ihrer erſten und beſten Flor von unverſtaͤndigen Leuten abgebrochen wer - den. Denn da in ſolcher Zeit die Zwiebeln in be - ſten Wachſen und zunehmen ſind, ſo iſt leicht zu erachten, daß ſie durch ſolches fruͤhzeitige Abbre - chen in ihrem Wachsthum verhindert werden, und folglich kleine bleiben muͤſſen.

Hiervon koͤnnen die Urſachen im dritten Thei - le des Land - u. Garten-Schatzes p. 120. und im vierten Theile p. 67. nachgeleſen werden.

§. 25.144Das fuͤnfte Capitel.

§. 25.

Von der Vermeh - rung der Tulpen durch die junge Brut.
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Wir haben zweyerley Wege die Tulpen zu vermehren, einer iſt leichte, der andere aber muͤh - ſam.

Die Erſte und leichteſte Vermehrung geſchie - het durch die angewachſenen kleinen Neben-Zwie - beln, welche ſich bey den Ausheben an den groſſen Mutter-Zwiebeln, befinden.

Die kleineſten, welche kaum einer Erbſen groß ſind, muß man ſorgfaͤltig aufheben und bis zur Verpflanzungs-Zeit auf ein Bette alleine, wie - wohl nicht weit von einander verſetzen;

Jm zweiten oder dritten Jahre bringen ſie her - nach ihre Blumen, da ſie dann mit eben derjenigen Numer muͤſſen gezeichnet werden, von welcher ſie abgeloͤſet worden.

Man hat um deſtomehr Urſache dergleichen junge Brut wohl zu Rathe zu halten, da zu - weilen einige angenehme Sorten zuruͤck gehen und wohl gar verderben, welche alsdenn von derglei - chen jungen Brut wiederum muͤſſen erſetzet wer - den.

Es iſt daher nicht zu billigen, wenn einige Liebhaber dergleichen junge Zwiebeln, ſogleich um - ſonſt verlangen, eben als wenn nichts daran gele - gen ſey, und als wenn der Beſitzer ſo einfaͤltig waͤre, daß er nicht auch verſtuͤnde, wie ſolche jun - ge Brut zu gebrauchen. Teutſch zu ſagen, es lauft auf eine groſſe Unhoͤfligkeit und Niedertraͤch - tigkeit hinaus, wenn man zwar ein Blumen-Lieb - haber ſeyn, aber kein Geld anwenden, und ſeinVer -145Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen. Vergnuͤgen nur auf andere Leute Unkoſten befoͤr - dern wil.

§. 26.

Zu welcher Zeit die Zwiebeln aus der ErdeWenn die Zwiebeln auszuheben und wieder zu ſetzen. ſollen gehoben werden, habe ich albereit im erſten Theile p. 220. angemerket, auch alda gemeldet, wenn ſie wiederum in die Erde zu bringen ſind.

Bie Blumiſten pflegen gemeiniglich einerley Sorten in einer Reihe nach einander zu pflanzen, welches auch am beſten iſt. Und wenn ſie mit ei - ner Sorte zu Ende ſind, ſo bezeichnen ſie ſolche mit eben der Numer, welche in ihrem Verzeichniſſe be - findlich iſt, damit ſie hernach bey dem Ausheben, die Sorten fein ordentlich wieder zuſammen legen koͤnnen.

§. 27.

Daß die Erziehung von Samen ſehr muͤhſamDie Er - ziehung der Tulpen aus den Samen? iſt, muß ich ſelbſten geſtehen, indem man ſich fuͤnf bis ſechs Jahr damit beſchaͤftigen muß, ehe man eine Blume zu ſehen bekomt. Und eben dieſes ſchrecket manchen Blumen-Liebhaber ab, dieſelbe vorzunehmen.

Es iſt gewiß, daß dergleichen Cultur in unſeren Landen eben ſo wohl, als in Holland, moͤglich zu machen; nur daß uns Teutſchen, wenn wir etwas beſonderes heraus bringen, nimmermehr die Muͤhe bezahlen wird.

Jedoch ein Blumen-Liebhaber muß eben nicht bey dieſer Erziehung ſo wohl auf die Belohnung, als auf die Luſt und das Vergnuͤgen ſehen.

6. Theil. KWer146Das fuͤnfte Capitel.

Wer noch jung iſt, und Luſt darzu hat, der kan durch dieſen Weg, nach und nach, ohne viel Geld anzuwenden, zu ſchoͤnen Blumen gelangen, und vor ſeine Muͤhe das groͤſte Vergnuͤgen erhalten, wie ich denn einige kenne, welche die ſchoͤnſten Blumen aus dem Samen hervorgebracht haben.

§. 28.

Wie der Same erzo - gen wird?
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Obgleich in vielen Garten-Buͤchern der Rath gegeben wird, daß man zum Samenziehen die Columbinfaͤrbigen Blumen erwehlen ſolte, ſo bin ich doch hierinnen anderer Meinung, und wil viel - mehr anrathen, daß man zum wenigſten zehen aus - erleſene Sorten, in der Flor hierzu auszeichnen und bemerken ſolle.

Dieſe Zwiebeln, werden allein geleget, und hernach in ein beſonderes Bette, im Septemper, oder October, einen guten Zol tiefer als es ſich ſonſt gebuͤhret, geſetzet, damit ſich die Feuchtigkeit, und der Nahrungs-Saft deſto beſſer in den Stengel und Samen-Kloͤppel ziehen koͤnne.

Denn, wenn ſie zu flach, und nicht tiefer als die andern Zwiebeln ſtehen, ſo welken ihre Stengel und das Laub ſehr zeitig, und werden gelbe, brin - gen auch nicht leicht volkommenen Samen.

Es duͤrfen auch die Blumen, von welchen man Samen haben wil, niemalen in ihrer Flor mit Tuͤ - chern bedecket werden, daß ſie laͤnger bluͤhen ſol - len, ſondern, ſie muͤſſen beſtaͤndig in freyer Luft und Sonne ſtehen bleiben, ſonſten wuͤrde man ge - wiß keinen volkommenen Samen davon erhalten.

Die147Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen.

Die platten und breiten Samen-Koͤrner, wel - che dem Paſtinat-Samen faſt aͤhnlich ſehen; aber doch etwas dicker und volkommener ſind, liegen in den dreyen Faͤchern des Samen-Kloͤppels ſo ge - nau auf einander, daß ſie, vor ihrer Reifung, ſich eher in Stuͤcken brechen, als aus einander nehmen laſſen.

Wenn aber die Samen-Capſeln gelbe, und reif geworden, und ſich oben etwas von einander thun, ſo laſſen ſich die Samen-Koͤrner hernach ganz wil - lig von einander abſondern.

Und wenn ſie dieſes noch nicht thun, ſo iſt es ein Zeichen, daß der Same nicht recht zeitig iſt, wel - ches man auch bey Unterſuchung der Koͤrner, dar - an, wenn kein Mark darinnen zu finden iſt, gar leicht erkennen kan.

Wenn man dergleichen Samen zur Ausſaat haben wil, ſo iſt es am beſten gethan, wenn man die Kolpen ſamt den darinnen befindlichen Samen, an einen trockenen doch luͤftigen Ort, bis zur Zeit des Ausſaͤens hinleget.

Auf ſolche Art wird der Same viel beſſer er - halten, als wenn er heraus genommen wird. Denn die Luft wuͤrde ſonſt gewiß, binnen der Zeit ehe er geſaͤet wuͤrde, den Mark zu ſehr austroknen, oder die darinnen befindliche wenige Feuchtigkeit hin - weg nehmen.

Man hat aber auch nicht Urſache, allen Sa - men zur Ausſaat aus den Capſeln zu nehmen, ſon - dern nur von einer Sorte ſo viel als von der andern;K 2doch148Das fuͤnfte Capitel. doch hat ſich hierinnen ein jeder nach ſeinem zube - reiteten Bette, ob es groß oder kleine iſt zu richten.

§. 29.

Zu welcher Zeit der Sa - me ſol ge - ſaͤet wer - den?
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Der Same wird auf eben dergleichen zuberei - tete Erde und Bette, wie die Tulipanen ordentlich verlangen, im September geſaͤet, und zwar alſo, daß die platten Koͤrner nicht ſo dicke auf einander zu liegen kommen.

Man harket ſolche hernach unter, oder ſiebet einen Zol hoch mit Sand untermiſchet, und zube - reitete Erde oben darauf, wovon ich oben eines und das andere angemerket habe. Hierbey laͤſſet man es bewenden, und das Bette bleibet den Herbſt und Winter hindurch alſo ſtehen.

§. 30.

Von der Wartung der aufge - gangenen jungen Zwiebelein.
13

Wenn der Same mit ſeinen ſubtilen Blaͤtter - chen im Fruͤh-Jahre, welches gemeiniglich im April geſchiehet, hervor ſtachelt, ſo hat man genau dar - auf zu ſehen, daß man das Unkraut, wenn es noch ſehr klein iſt, zeitig hinweg ſchaffe.

Denn wenn man es zu groß wachſen lieſſe, ſo wuͤrden mit dem Unkraute die Keimen und aufge - gangenen Zwiebelchen heraus geriſſen werden.

Jſt das Unkraut ausgejaͤtet worden, ſo wird oben auf das Bette etwas wenige Erde geworfen, oder nach Gutbefinden, darauf geſiebet.

Dieſe Zwiebelchen muͤſſen zwey Jahr unver - aͤnderlich im Bette ſtehen bleiben. Und wenn im zweyten Jahre die Blaͤtter verwelket ſind, ſo brin - get man abermal zwey Zol hoch Erde darauf, undlaͤſt149Von einigen Zwiebel Gewaͤchſen. laͤſt ſie, wie ſchon erinnert worden, noch ein Jahr ſtehen.

Wenn man den Garten-Buͤchern, als Hein - rich Heſſens, und noch anderer, folgen ſolte, wel - che vorgeben, daß man die Zwiebelchen, wenn ihr Laub gelbe geworden, im erſten Jahre aus der Er - de nehmen, und abtrocknen ſolte, ſo waͤre es ein groſſer Fehler.

Dieſe ſubtilen, und annoch ſehr zarten Zwie - belchen, wuͤrden gewiß dergeſtalt zuſammen welken und verdorren, daß ſie hernach zum Keimen und ferneren Wachsthum untuͤchtig ſeyn wuͤrden.

Jm dritten Jahre, hebet man dieſe Zwiebel - chen, wenn ihre Blaͤtter gelbe geworden, fein be - hutſam aus der Erde heraus, da ſie dann einer Erbſen groß ſeyn werden, und leget ſie an einen luͤftigen Ort, in einer Kammer, wo die Sonne nicht darauf ſcheinen kan.

§. 31.

Dieſe junge Zwiebelchen werden wiederum inWie die Zwiebeln in das Land zu bringen, u. wie dieſel - ben ferner bis zu ihrer Flor zu war - ten ſind? dasjenige Bette, wo ſie vorhero geſtanden, zwey Zol tief und zwey Zol weit von einander gepflan - zet. Doch iſt hierbey zu wiſſen, daß das Bette vorher einen Schuh tief muß rajolt, durchgewor - fen, und wohl unter einander gemiſchet werden.

Jm ſpaͤten Herbſte, wenn ſich die Erde nieder - geſetzet, bringet man abermal zwey Zol hoch gute zubereitete Erde darauf, damit ſie vor den alzuſtar - ken Froͤſten geſichert ſeyn moͤgen.

Das vierte und fuͤnfte Jahr verfaͤhret manK 3eben150Das fuͤnfte Capitel. eben alſo, doch werden die Zwiebeln, nachdem ſich ſolche erſtaͤrket, nach Proportion ihrer Groͤſe, alle Jahr weiter von einander gepflanzet, bis ſie ihre Flor hervor bringen.

Finden ſich alsdenn ſolche Sorten darunter, welche angenehm ſind, ſo muß man dieſelben ſorg - faͤltig zeichnen und aufheben.

Die Geringen, von welchen man keine Hofnung hat, daß ſie ſich verbeſſern moͤchten, hebet man al - ſobald in ihrer Flor heraus, und ſchmeiſet ſolche hinweg, damit ſie nicht die Schoͤnheit der andern verringen: und dieſes iſt das ganze Geheimniß, womit ſich einige ſo groß machen.

§. 32.

Von der Damen - Bret-Blu - me.
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Von der Damen - oder Bretſpiel-Blume Kywitz-Eye (Eritillaria præcox variegata. C. B. P.) finde ich uͤber zwanzig Sorten welche aber alle einerley Wartung haben wollen.

Sie werden um deswillen Bretſpiel-Blu - men genennet, weil ſich an ihren Blaͤttern vier - eckiichte Abtheilungen von zweyerley Couleuren be - finden.

Jhre runde, gruͤne, glaͤnzende Stengel, haben ſieben bis acht laͤnglichte ſchmale Blaͤtter, und bringen in der Hoͤhe zwey oder auf das mehreſte drey Blumen, welche aus ſechs Blaͤttern beſtehen, und nach der Erde zuhaͤngen, hervor.

Jhre Zwiebeln haben keine Schalen, ſondern ſind glat und nackend, weßhalber man ſolche nicht lange, wenn ſie ausgehoben worden, auſſer der Er - de darf liegen laſſen.

Am151Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen.

Am beſten iſt es gethan, wenn die Zwiebeln wenige Tage gelegen und abgetrocknet, daß man ſolche in trockenen Sand bis zur Verſetzung ein - ſcharret, und darinnen ſo lange aufhebet, bis man ſie verſetzen wil.

Die Aushebung der Zwiebeln darf nicht eher geſchehen, bis ihre gruͤne Blaͤtter gelbe gewor - den, und verwelket ſind.

Wenn das Bette mit eben ſolcher Erde und auf gleiche Weiſe, wie zu den Hyacinthen zube - reitet worden, ſo werden ſie mit andern Blumen - Zwiebeln vier Zol tief, und vier Zol weit von - einander geſetzet, und koͤnnen drey Jahr nach einan - der, ohne daß man ſie wie andere Blumen-Zwie - beln aushebet, ſtehen bleiben.

Nach verfloſſener Zeit muß man abermal ein friſches Bette anlegen, und ſolche wie albereit gemeldet, darein pflanzen.

Auf dieſe Art werden ſie ſich ſtark vermehren. Wer aber dieſelben alle Jahr herausnehmen wol - te, der wuͤrde die Zwiebeln ſchwaͤchen, auch kleine und kraͤnkliche Blumen hiervon zu hoffen ha - ben, und endlich gar darum kommen.

Noͤthig iſt es auch, daß ein ſolches Bette mit Bretern eingefaſſet, und nach der Mittagslage zu hoͤher gemachet werde, damit man Laͤden und Breter darauf legen, und ſolches vor alzuvielen Regen, Schnee und Froſte verwahren koͤnne.

Es muß auch alle Jahr die Erde im Herbſte mit einen Haͤcklein aufgelockert werden, wobey man ſich aber in Acht zu nehmen, daß man nichtK 4zu152Das fuͤnfte Capitel. zu tief damit komme, weil ſonſt die Zwiebeln da - durch Schaden nehmen moͤchten.

Es thut auch den Zwiebeln eine gute Huͤlfe, und befoͤrdert die Groͤſſe der Blumen, wenn recht verfaulter Miſt darauf geleget, und mit un - ter die Erde gebracht wird. Das Bette muß man auch beſtaͤndig von Unkraute reine halten.

Obgleich einige dieſe Blumen hier zu Lande von Samen, welcher bey uns ſelten reif wird, er - ziehen wollen, ſo halte es doch der Muͤhe nicht werth, eine Anweiſung hierzu zu geben, indem man dergleichen Zwiebeln um einen ſo wohlfei - len Preiß haben kan, daß ſich es nicht der Muͤhe verlohnet, ſich einige Jahre damit zu bemuͤhen. Es gehet auch mit dieſer Erziehung ſehr langſam her, indem ſie unter vier Jahren nicht leicht Blu - men bringen werden.

§. 33.

Vom Tuͤrkiſchen Bunde, oder Gold-Wur - zel.
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Unter den Zwiebel-Gewaͤchſen iſt auch der Tuͤrkiſche Bund, oder Gold-Wurzel, (Lilium Martagon & Aſphodelus Offic. Lilium intortum, ſeu ſylveſtre, Dod. ) nicht zu verachten.

Jn den Hamburgiſchen Verzeichniſſen werden zwar dreyzehen, und in Bernhard. Valentini Kraͤuter-Buche acht und zwanzig Sorten deſſel - ben angetroffen. Es ſind mir aber noch zur Zeit von ſolchen nicht mehr denn fuͤnfe bekant: als die zinnoberfarbige, gelbe, weiſſe, pfirſig - und purpur - farbige, welche insgeſamt auf ihren krummen Blaͤttern mit Puncten beſpraͤnget ſind.

Die153Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen.

Die letztere Sorte wird, in den nahe bey un - ſerer Stadt gelegenen Steiger Walde, und bey dem groſſen Hoſpital-Dorfe Haynichen, in unzeh - liger Vielheil angetroffen.

Die gelben ſchupichten Zwiebeln aller dieſer Sorten, nehmen mit einer guten Garten-Erde vor - lieb, und verlangen lieber einen ſchattigen als an der Sonne gelegenen Ort, koͤnnen auch die aller - ſtaͤrkſten Froͤſte ausſtehen, und erfrieren niemalen.

Man laͤſt die Zwiebeln vier bis fuͤnf Jahr, ehe ſie ausgehoben werden, an einem Orte ſtehen, alwo ſie ſich durch ihre Neben-Zwiebeln ſtark ver - mehren.

Nach Verflieſung ſolcher Jahre, hebet man ſie aus der Erde, laͤſt ſie wenige Tage abtrocknen, alsdenn theilet man ſie von einander, und verſetzet ſie wiederum ſechs Zol tief, und eben ſo weit, von einander, mitten auf die umgegrabenen und zube - reiteten Rabatten, und zwar an einen Ort, wo die Sonne des Tages nur einige Stunden hinſchei - nen kan.

Fals man dieſe Zwiebeln nicht bald verſetzen koͤnte, und der Garten-Grund noch nicht zurechte gemachet, und zubereitet waͤre, ſo muß man ſie ſo lange in die Erde, oder aber in Sand ſcharren und damit bedecken, alwo ſie friſch und gut bleiben.

Ueberhaupt merke man, daß alle ſchupichte Zwiebeln uͤber drey bis vier Tage nicht auſſer der Erde duͤrfen gelaſſen werden, indem ſie ſonſt zu - ſammen welken, welches ihnen ſchaͤdlich iſt.

K 5Wenn154Das fuͤnfte Capitel.

Wenn man dergleichen Zwiebeln alle Jahr wie die Tulipanen und andere Zwiebel-Gewaͤchſe ausheben wolte, ſo wuͤrde man ſich gewiß nach und nach nicht alleine um die Flor, ſondern auch um die Zwiebeln bringen.

§. 34.

Von weiſſen Lilien.
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Die weiſſen Lilien (Lilium album) ſind zwar ſehr gemein und bekannt; doch machen ſie mit ih - rer Flor ein ſchoͤnes Anſehen in einen Garten.

Wenn man bey Abend-Zeit nach der Sonnen Untergang im Garten ſpatzieren gehet, ſo geben ſie in freyer Luft einen ſehr angenehmen Geruch von ſich. Wenn man aber eine Blume abbricht, und daran riechet, ſo iſt der Geruch derſelben un - angenehm und wiedrig.

Jn Anſehung der Vermehrung, Verpflanzung und Wartung kommen ſie in allen Stuͤcken mit den in vorhergehenden §. beſchriebenen Marta - gon uͤberein, und waͤre alſo vergebens was bereits geſaget worden, alhier zu wiederholen.

Nur iſt der Unterſchied hierbey zu merken, daß dieſe Zwiebeln mitten auf die Rabatten einen guten halben Schuh tief, und ſechs bis zwoͤlf Schuh weit von einander, nach eines jeden Ge - fallen, gepflanzet werden.

Einige pflanzen auch zwey bis drey Zwiebeln in ein Loch. Sie erfrieren eben ſo wenig als das Martagon.

Daß dieſe Blumen einen beſſern Geruch be - kommen ſolten, wie D. Joh. Siegm. Eltzholtz,in155Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen. in ſeinem Garten-Bau p. 54. im II. Buch im IV. Capitel meldet, wenn man ſie bey Roſen-Stoͤcke pflanzete: ferner, daß die Zwiebeln gelbe Blu - men hervor bringen wuͤrden, wenn man ſie mit Safran-Waſſer oft wuͤrde begieſen, ſolches hat kei - nen Grund, und iſt bey den gemachten Proben, un - richtig und falſch befunden worden.

§. 35.

Was die Kayſer-Kronen, (Corona imperia -Von den Kayſer - Kronen. lis, Dod. ) betrift, ſo beziehe ich mich auf die zwey vorhergehenden Paragraphos, indem ſie, in Anſe - hung der Vermehrung und Verpflanzung eben die Cultur, wie das Martogon, und die weiſſen Lilien verlangen.

Es giebt zum wenigſten dreyzehen Sorten der - ſelben, welche, wenn ſie in einen Garten nach der Symmetrie gepflanzet werden, ein trefliches An - ſehen machen, weil ihre Blumen, wie kleine Gloͤck - lein, um den Stengel herum unterwaͤrts hangen, und gleichſam eine Krone vorſtellen.

Wenn man ein ſolches Gloͤcklein abbricht, hin - ein ſiehet, und inwendig betrachtet, ſo wird man unten an den Blaͤttern weiſſe glaͤnzende Puncte oder Flecken gewahr, welche ſich wie Diamanten praͤſentiren.

Oben uͤber dieſen herab hangenden Blumen, befinden ſich viele Blaͤtter beyſammen, welche ebe - nermaſſen dem groſen Stengel eine nicht geringe Zierde geben.

Die Zwiebeln ſind weiß, und unten mit Fa -ſern156Das fuͤnfte Capitel. ſern verſehen. Der Geruch derſelben iſt garſtig - und ſehr empfindlich. Sie vermehren ſich ebenfals durch ihre Neben-Zwiebeln.

Der neuankommende hollaͤndiſche Gaͤrtner, hat in ſeiner Beſchreibung von Blumen-Zwiebeln pag. 77. von dieſen Zwiebeln ganz falſch angege - ben, daß ſie aus vielen Schupen zuſammen geſetzet waͤren.

Entweder es iſt dieſes ein greulicher Druckfeh - ler oder der Auctor muß dieſe Zwiebeln nicht ken - nen und gar nicht unterſuchet haben.

Bey der Kayſer-Krone mit verguͤldeten und verſilberten Blaͤttern, (Corona imperialis folio vario Tournef. ) habe ich einigemal angemerket, daß ſie, wenn man ſie uͤber vier Jahr an einem Orte ſtehen laͤſt, aus ihrer Art gehen und ihre Neben-Zwiebeln, ſich mit ihren Blaͤttern in die gruͤne und gemeine Sorte veraͤndern. Um deß - willen thut man am beſten, wenn ſie alle drey Jahr ausgehoben und verſetzt werden.

Die Aushebung der Zwiebeln darf nicht eher vorgenommen werden, als bis die Stengel welk und gelbe geworden ſind, welches gemeiniglich zu Ende des Julius geſchiehet. Solche laͤnger in der Erde zu laſſen, iſt nicht rathſam, ſonſt ſetzen die Zwiebeln wiederum friſche Faſern an.

Die ausgehobenen Zwiebeln verwahret man ſo lange an einem ſchattigen Orte im Hauſe, oder ſcharret ſie in die Erde, bis man ſie im Auguſt wiederum einen guten halben Schuh tief in das Land pflanzet.

§. 36.157Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen.

§. 36.

Endlich wil ich auch von den Tuberoſen, ſoVon den Tube roſen. Wie ſie be - deſchaffen? wohl einfachen als gefuͤlten (Hyacinthus Tubero - ſus Indicus, flore ſimplici & pleno) etwas geden - ken, weil es eine Blume iſt, welche von vielen ge - liebet, und ihres angenehmen Geruches halber, in die Stuben geſetzet wird.

Beyde Sorten treiben einen Stengel zwey bis drey Schuh hoch, an welchen ſich einzelne, ſchmale, gruͤne, ſpitzige Blaͤtter befinden. Jn der Hoͤhe bringen ſie viele weiſſe Blumen hervor, welche aber, wo ihre Blumen-Knoͤpfe ſich ſchlieſſen, etwas roͤth - lich ſind. Sie bluͤhen niemalen zu gleicher Zeit auf, ſondern nach und nach, und koͤnnen vierzehn Tage bis drey Wochen in ihrer Flor laͤnger erhal - ten werden, wenn man ſie in ein luͤftiges Zimmer ſtellet.

Ein groſes Zimmer erfuͤllen ſie mit einem an - genehmen Geruche; iſt es aber klein, ſo wird end - lich derſelbe zu ſtark, daß ihn nicht alle wohl ver - tragen koͤnnen.

§. 37.

Die tragbaren Zwiebeln zu uͤberkommen, wirdWie man zum Tube - roſen-Zwie - beln gelan - gen ſol. es am beſten gethan ſeyn, wenn man ſie alle Jahr von fremden Orten verſchreibet, indem ſie im Ein - kauf ſehr wohlfeil ſind. Wenn man hundert Stuͤck kommen laͤſt, ſo wird eine in die andere nicht hoͤ - her denn vier, fuͤnf, bis ſechs Pfennige zu ſtehen kommen.

An jeder tragbahren Zwiebel befinden ſich ge -mei -158Das fuͤnfte Capitel. meiniglich fuͤnf ſechs bis ſieben junge Zwiebeln. Wenn ſich ſolche willig abloͤſen, ſo nimmt man ſie herunter, ſetzet vier fuͤnf bis ſechs derſelben zur Vermehrung in einer Scherben, und bringet ſie auf ein warmes Miſt-Bette unter die Fenſter, ſonderlich wenn es noch kalte Naͤchte und Rei - fen giebt. Sind aber dieſe voͤllig vorbey, ſo koͤn - nen die Fenſter gaͤnzlich hinweg gethan werden. Man begieſet ſie unterweilen, jedoch nicht zu uͤber - fluͤſſig.

Wenn dieſe kleine Brut ausgenommen, und auf dem Bette recht reif und trocken geworden, und das darauf folgende Jahr noch einmal alſo gepflanzet und in Obacht genommen werden, ſo erſtaͤrken ſie ſich, daß ſie im dritten Jahre trag - bar werden.

Es iſt wahr, daß die Vermehrung dieſer Zwie - beln auf ſolche Art in unzehlicher Vielheit geſche - hen kan; doch muß man ſich zwey bis drey Jahr damit beſchaͤftigen, ehe ſie tragbar werden, und eben um der vielen Bemuͤhung willen, thut ein Blumen-Liebhaber faſt beſſer, ſolche zu verſchrei - ben.

Man hat ſich aber dennoch bey dem Einkauf in Acht zu nehmen, daß man die Zwiebeln nicht ſo zeitig, als im Januar, ſondern zu Ende des Febru - ars kommen laͤſſet. Denn es kan gar leicht bey dieſer Jahres Zeit geſchehen, daß ſie bey der ſich ereignenden groſſen Kaͤlte unterwegens erfrieren koͤnnen.

Wenn man ſie uͤberkommt, muͤſſen ſie im an -grei -159Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen. greifen feſte und hart ſeyn. Wenn dieſes aber nicht iſt, und dieſelben weich ſind, ſo iſt es eine An - zeige, daß ſie vom Froſte Schaden gelitten haben.

Es iſt auch die Untuͤchtigkeit einer Zwiebel fol - gender maſſen zu erkennen: Wenn man unten bey der Wurzel mit einem Meſſer ein klein wenig Schale abnimt, und den Ort nicht weiß, ſondern etwas grau befindet, ſo iſt ſie krank, und der Faͤul - niß unterworfen. Daher muß man ſolche nicht in die Scherben, ſondern in ein warmes Miſt - Bette ſetzen, ob ſie ſich wiederum erholen moͤchten.

§. 38.

Hierzu wird ein Theil gute durchſiebete Gar -Von der hierzu dien - lichen Erde. ten-Erde, ein Theil zwey bis drey Jahr gelegener Rinder-Miſt, und drittens ein Theil Sand er - fordert, welche einigemal wohl unter einander ge - menget werden.

Dieſe zubereitete Erde kan ſo wohl auf die Miſt-Bette, als auch in die Scherben, worein man die Zwiebeln pflanzen wil, gebracht werden.

Es wil mir aber durchaus nicht gefallen, wenn einige in ihren Garten-Buͤchern anrathen, daß man drey Jahr gelegenen Menſchen-Koth in die Gefaͤſe einlegen ſolte, indem hierdurch die Blumen um ein merkliches vergroͤſſert wuͤrden. Denn es iſt aus der Erfahrung bekant, daß der Men - ſchen-Koth allen Gewaͤchſen gefaͤhrlich, und eine Faͤulniß verurſachet, wie viel mehr wuͤrde es nicht an den Tuberoſen-Zwiebeln geſchehen koͤnnen. Siehe hievon den zweyten Theil im Land - und Garten-Schatze p. 37.

Was160Das fuͤnfte Capitel.

Was wuͤrde nicht uͤber dieſes in einer Wohn - ſtube vor ein uͤbler Geruch entſtehen, wenn Blu - men-Liebhaber, welche keine Miſt-Bette haben, die Scherben mit den eingepflanzten Zwiebeln an - faͤnglich in die warmen Stuben bringen wolten.

Kurz, der Rinder-Miſt, wenn er drey Jahr gelegen, iſt hierzu am beſten zu gebrauchen, und hinlaͤnglich dieſen Zwiebeln genugſame Nahrung zu geben.

§. 39.

Wie und wenn die Verpflan - zung geſche - hen ſol.
13

Wenn man ſich dienliche Zwiebeln ausge - ſuchet, ſo werden dieſelben zu Anfange des Fe - bruars zum Theil in Scherben geſetzet, alſo daß die Zwiebeln in etwas oder der vierte Theil an - noch auſſer der Erde zu ſehen iſt.

Wenn ſie zu tief mit Erde bedeckt werden, ſo wachſen ſie nicht gerne hervor, ſind auch der Faͤul - nis unterworfen.

Wenn alſo die Zwiebeln gehoͤriger maſſen in die Scherben oder Miſt-Bette geſetzet worden, ſo muͤſſen ſie mit temperirten Waſſer, welches mit etwas warmen vermiſchet worden, begoſſen werden. Anfaͤnglich brauchen ſie wenig Waſſer, wenn ſie aber in ihre Stengel treiben, und in ihrer Bluͤthe ſtehen, koͤnnen ſie das Begieſen oͤfterer leiden.

Man hat auch nicht Urſache dieſe Zwiebeln auf einmal zu ſetzen, ſondern es kan nach und nach geſchehen, damit man eine Flor nach der andern genieſen moͤge.

Jch161Von einigen Zwiebel-Gewaͤchſen.

Jch habe vorher geſaget, daß das Einſetzen der Zwiebeln zu Anfange des Februars geſchehen ſolle. Das anderemal waͤre es zu Ende des Mer - zes und das drittemal zu Anfange des Mayes vor - zunehmen. Durch dieſes wiederholte Einſetzen wird man den Sommer hindurch bis in den ſpaͤten Herbſt ihrer wohlriechenden Blumen ge - nieſſen koͤnnen. Unter allen Zwiebel-Gewaͤchſen wird wohl nicht leicht eins gefunden werden, wel - chen die Waͤrme mehr zu ſtatten koͤmt, als dieſe. Je eher ſie ſolcher genieſſen, deſto eher fangen ſie an zu wachſen und zu treiben.

Wenn alſo vorgeſchriebener maſſen die Zwie - beln geſetzet worden, ſo werden die Scherben in das Miſt-Bette bis oben an den Rand geſtellet, oder wer dergleichen nicht hat, der bringet ſolche in die warme Stube, unter die Baͤnke. Bey dieſer Wartung wird man binnen einer Zeit von vierzehn Tagen erfahren, daß ſie, wenn anders die Zwiebeln gut ſind, anfangen zu treiben.

Wenn der May herbey geruͤcket, ſo nimt man die Scherben aus dem Miſt-Bette, und ſtellet ſie an die Mittags-Lage, alwo ſie den ganzen Tag der Sonne genieſen koͤnnen.

Wenn die eingepflanzten Zwiebeln, ihre Sten - gel einen Schuh hoch getrieben, ſo muͤſſen ſolche mit darneben geſtekten Staͤblein verſehen werden, doch alſo, daß man die Zwiebeln, durch das Einſtecken derſelben, nicht beſchaͤdige. Die in die Hoͤhe ge - wachſene Tuberoſen. Stengel muß man entweder mit Pinſen oder Linden-Paſt, jedoch nicht zu feſte6. Theil. Lan -162Das fuͤnfte Cap. Von einigen ꝛc. anheften, damit ſie im Treiben nicht dadurch ge - hindert werden.

Wenn ſich ihre Blumen aufthun, ſo ſtellet man die Scherben unter ein Dach, damit ſie, wenn ein Regen koͤmt, nicht verderben.

Wenn ſie vor Regen-Wetter, wie auch vor groſ - ſer Sonnen-Waͤrme bewahret werden, ſo bleiben ſie, wie oben geſaget worden, eine geraume Zeit laͤnger in ihrer ſchoͤnſten Flor.

§. 40.

Wie ſie nach ihrer Flor ſollen ge wartet wer - den?
13

Haben die Tuberoſen ihre Dienſte gethan, und die Bluͤten verwelken, ſo ſchneidet man den Sten - gel ganz nahe an der Erde ab, ſtellet den Scher - ben gegen Mittag, allwo es nicht darauf regnen kan, oder leget ihn auf die Seite, damit alle Feuch - tigkeit heraus gehe.

Wenn ſie eine Zeit, von vierzehn Tagen, alſo gelegen haben, ſo hebet man die Zwiebeln aus der Erde, reiniget ſie von den daran befindlichen Un - rathe, und verwahret ſie in einem Zimmer den Win - ter hindurch, alwo die ſtarken Froͤſte nicht eindrin - gen koͤnnen, ſo lange bis die Zeit der Verſetzung wiederum herbey koͤmt. Doch habe ich ſie auch den Winter uͤber in den ausgetrockneten Scherben in der Erde ſtehen laſſen, und auf das angehende Fruͤh-Jahr heraus gehoben, die Wurzeln beſchnit - ten und gereiniget, und alſobald verpflanzet. Es verſtehet ſich aber von ſelbſt, daß dieſe Scherben mit ihren Zwiebeln ebenfals in ein Gewaͤchs-Haus oder Zimmer, wo es trocken iſt, und in welchen es nicht frieret, geſtellet werden muͤſſen.

Das163

Das ſechſte Capitel. Von einigen ſchaͤdlichen Thieren und Ungeziefer.

§. 1. Von Maulwuͤrffen.

Es hat ein gelehrter Haus-Wirth, in den Leip -Hiervon wird eine vollkomme - ne Beſchrei - bung ver - langet. ziger-Sammlungen p. 650 des dritten Bandes, eine Aufgabe von den Maulwuͤrf - fen eingeſendet, welche ich um derjenigen Leſer wil - len, welche dieſe Sammlung nicht haben, zum Theil alhier mit einruͤcken wil. Es lautet dieſelbe alſo: Gruͤndliche Erinner - und Aufmunterung an die Herren Naturkuͤndiger und ande - re Garten-Liebhaber, auf Erfindung be - waͤhrter Mittel gegen den Maulwurf bedacht zu ſeyn, oder die bereits erfunde - nen bekannt zu machen.

Hierbey komt es nun nach meiner wenigen Einſicht auf folgendes an:

  • 1) Wird erfordert eine natuͤrliche Geſchichte die - ſes Thierleins, ſo wohl uͤberhaupt, als inſon - derheit.
  • 2) Eine anatomiſche Erkenntniß von dem Ge - baͤude und Gliedmaſen deſſelben. Hierauf folget
  • 3) eine Nachricht von ſeiner Fortpflanzung.
L 2 4) Woh -164Das ſechſte Cap. Von einigen
  • 4) Wohnung und Anfenthalt, ſonderlich im Winter.
  • 5) Bewegung im Werfen, ſowohl als Reiten, und Verhalten unter und uͤber der Erde, nach Unterſcheid der Jahres Zeiten.
  • 6) Nahrung.
  • 7) Geſundheit.
  • 8) Krankheiten und
  • 9) Arzeneyen.
  • 10) Von Dingen die ihm ein Gift, oder auch ſonſt zuwider ſind.
  • 11) Von ſeinen Feinden, und dem Ungemach, dem es unterworfen.
  • 12) Von ſeinem Tode.
  • 13) Von ſeinem Nutzen, der, ob er ſchon eigent - lich zu unſerer Abſicht nicht gehoͤret, doch nicht zu verſaͤumen iſt. Und endlich
  • 14) von den Mitteln, ſelbige entweder abzuhal - ten, oder zu fangen, oder zu vertreiben, oder gar in einen eingeſchloſſenen Garten zu ver - tilgen, ohne die Blumen-Zwiebeln, Knollen, Pflanzen, u. ſ. w. insgeſamt, oder einen Theil derſelben zu beſchaͤdigen, u. der Zierlichkeit, dem Wohlſtande und noͤthigen Sauberkeit, ſonderlich in Blumen - und Luſt-Gaͤrten, et - was zu entziehen, u. ſ. f. Jch kan nicht leug - nen, daß dieſes ziemlich viel, und faſt Unmoͤg - lichkeiten gefordert heiſſe. Allein, gleichwie der menſchliche Fleiß gar groſſe Dinge her - fuͤrzubringen gewuſt hat, die man ohne dem fuͤr ganz widerſinniſch, ja fuͤr ſchlechterdingsun -165ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. unmoͤglich gehalten; alſo zweifele nicht, es werde auch hierinnen nicht an Liebhabern feh - len, welche dermaleinſten dieſes noͤthige und nuͤtzliche Stuͤck der Natur-Lehre dem Nech - ſten zum beſten, in ein helleres Licht zu ſetzen, ſich bemuͤhen werden. Worzu ihnen denn, nebſt guter Gelegenheit, viele Gedult und Gluͤck in ihren Verſuchen, von Herzen au - wuͤnſche.

§. 2.

Es iſt wahr, was der Herr Auctor ſelbſt geſteht,Solche ſcheinet un - moͤglich zu ſeyn. daß er ziemlich viel, und faſt Unmoͤglichkeiten ge - fordert habe. Und ich bekenne gar gerne, daß ich mich nicht im Stande befinde alle dieſe Puncte, und zwar volſtaͤndig, zu beantworten.

Allein dieſes ſol mich doch nicht abhalten ei - nes und das andere, ſo weit ſich meine Erfahrung erſtrecket, von den Maulwuͤrfen zu handeln, und beſonders das noͤthigſte und nuͤtzlichſte Stuͤck, nem - lich die Vertilgung derſelben recht zu zeigen. Wer hierinnen mehrere Wiſſenſchaft erlanget, der wird ergebenſt gebeten, ſolche dem Publico ebenfals mit - zutheilen, wovor ich, und alle Garten - und Acker - Verſtaͤndige verbunden ſeyn werden.

§. 3.

Ob ich mich nun gleich auf eine ordentlicheVon der Beſchaffer - heit ihres Leibes und ihrer Glie - der. natuͤrliche Geſchichte der Maulwuͤrfe, und auf eine anatomiſche Beſchreibung ihres Leibes und der Theile und Gliedmaſſen deſſelben nicht einlaſſenL 3kan166Das ſechſte Capitel. Von einigenkan, ſo wil ich dannoch etwas weniges hiervon vor - aus ſetzen.

Wie der weiſe Schoͤpfer allen Thieren einen ſolchen Leib, und ſolche Gliedmaſen gegeben, durch welche ſie, die ihrer Natur gemaͤſen Bewegungen, bequem machen, und ihre Speiſe und Raub ſuchen, und fangen koͤnnen: ſo muß man oben dieſes an den Maulwuͤrfen bewundern.

Weil die Regenwuͤrmer ihre vornehmſte, und wie ich glaube, ihre einzege ordentliche Nahrung ſind, welche ſie durch hin - und herwuͤhlen unter der Erde aufſuchen, ſo iſt auch der ganze Bau ih - res Leibes und ihrer Glieder ſo eingerichtet daß ſie dieſes leicht bewerkſtelligen koͤnnen.

Sie haden eine kleine ſpitzige Schnautze, oder Ruͤſſel, und ſehr zarte und ſpitzige Zaͤhnlein, mit welchen ſie nicht ſonderlich beiſſen koͤnnen, und man kan ſie, wenn man ihrer habhaft werden kan, ohne einzige Furcht, mit den Haͤnden fangen. Wenn man ſich nur ein wenig in Acht nimt, daß man ih - nen nicht mit den Fingern an die Schnautze koͤmt, und nicht gar zu ſicher mit ihnen ſpielet, ſo koͤnnen ſie einem mit Beiſſen nichts anhaben.

Sie verrichten das Wuͤhlen nicht mit Huͤlfe der Zaͤhne, wie die Hamſter und Maͤuſe, welche bey ihrem Wuͤhlen meiſtentheils die Erde mit den Zaͤhnen los beiſſen, und hernach erſt mit den Pfo - ten heraus ſcharren. Der Augenſchein giebt es auch alſobald, daß die Schuautzen und Zaͤhne der Maulwuͤrfe zu dieſer Arbeit viel zu klein und zart ſeyn.

Jhr167ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.

Jhr zugeſpitzter Ruͤſſel aber, iſt zu ihrem Wuͤh - len ungemein bequem, denn mit demſelben koͤnnen ſie ſich, beſonders in lockerem Grunde und Boden, wie ein Keil in die Erde hinein dringen, und ſolche hernach uͤber ſich in die Hoͤhe heben.

Beſonders aber, verdienen ihre Pfoten auf - merkſam betrachtet zu werden. Es ſind dieſel - ben ganz kurz, damit ſie bequem durch ihre engen Hoͤlen und Gaͤnge kriechen und lauffen koͤnnen. Sie ſind aber dabey ſehr muſculoͤs und ſtark, und zum Wuͤhlen ungemein eingerichtet. Denn die Foͤrder-Pfoten oder Tatzen ſind ganz breit, haben fuͤnf Grallen, woran ſich lange Naͤgel befinden, und ſind faſt wie eine kleine flache Hand mit fuͤnf Fin - gern anzuſehen. Jhre Gelenke ſind ſo beſchaffen, daß ihre Bewegung mehr auswarts zu beyden Seiten als unterwarts gehet.

Mit dieſen breiten, und mit Naͤgeln verſe - henen Tatzen, koͤnnen ſie nicht nur die Erde los kratzen, ſondern auch heraus ſcharren, oder dieſelbe in lockern Boden, zu beyden Seiten trei - ben, und ſich Luft machen, daß ſie ſich, vermoͤge ih - res Ruͤſſels, und ihrer ſtaͤmmigen Fuͤſſe, durch die Erde hindurch dringen, und ſolche durchreiten koͤn - nen.

Es wiſſen auch die Maulwuͤrfe ihre Forder - Tatzen ſehr wohl zum Schwimmen zu gebrauchen indem ſie damit ungemein und ſehr geſchwinde ru - dern koͤnnen.

Jch habe ſie auf dieſe Art, nicht nur in den dreyen Brunnen-Gaͤrten, uͤber die Brunnen-Kreß -L 4Klin -168Das ſechſte Capitel. Von einigenKlingern, oder andere kleine Baͤchlein, ſondern auch vielmal uͤber den Gehra-Fluß, und uͤber unſern Stadt-Graben ſchwimmen ſehen, welche ziemlich breit ſind.

Weil die Maulwuͤrfe ihren Aufenthalt unter der Erde haben, und ihre Nahrung daſelbſt im Finſtern ſuchen, folglich auch ordentlich keines Ge - ſichtes benoͤthiget ſind, auſſer wenn ſie, welches ſel - ten geſchiehet, aus ihren Loͤchern ein wenig heraus gehen; ſo hat ihnen die Natur auch ſehr kleine Augen gegeben, welche nicht viel groͤſſer ſind als ein Mohnen-Koͤrnlein, aber doch am gehoͤrigen Orte ſtehen, auch mit Augenliedern verſehen ſind, und in allen Stuͤcken die ordentliche Structur ei - nes Auges haben.

Aber eben daher, weil ſie ſehr kleine Augen haben, iſt es gekommen, daß ſie ſo wohl in den aͤl - ter als neuern Zeiten, von vielen vor blind ſind gehalten worden.

Und von eben dieſer falſchen Meinung, daß die Maulwuͤrfe blind waͤren, ſind auch allerhand Sprichwoͤrter, Fabeln und Sinnbilder hergekom - men.

Es hat auch Jacobus Thomaſius ein beſonder Tractaͤtlein zwey Bogen ſtark, von dem wieder - gefundenen Geſichte der ſonſt blinden Maulwuͤrfe geſchrieben, welches aus dem Lateiniſchen ins Teutſche uͤberſetzet iſt.

Desgleichen hat Chr. Fr. Paulini in ſeiner Langen Weile p. 49. das Geſicht der Maulwuͤrfe zu retten geſuchet, und deutlich bewieſen daß ſie Au - gen haben.

Allein,169ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.

Allein, man brauchet dieſes zu erkennen gar keine ſonderliche Beweisgruͤnde. Der bloſe Au - genſchein iſt hinlaͤnglich alſobald davon uͤberzeuget zu werden.

Es ſitzen dieſelben zwar in dem rauchen Felle etwas verdecket, daß man, beſonders bey todten Maulwuͤrfen, ſolche nicht alſobald erblicket; wenn man aber etwas aufmerkſam iſt, und die Haͤrlein des Felles, welche ſich uͤber den Augen zu - ſammen ſchlieſſen, aus einander blaͤſet, ſo kan man ſie auf das deutlichſte erkennen.

Bey lebendigen Maulwuͤrfen, wenn man ſie in der Hand haͤlt, habe ich wahrgenommen, daß ſie die, um die Aeuglein herum ſtehenden und zuſam - menſchlieſſenden Haare von ſelbſt auseinander thun, die Augenlieder oͤfnen, und ſich recht umſehen, daß man ihnen ohne Muͤhe in ihre ofnen Augen hinein ſchauen kan.

Ja, ich habe bey jungen und annoch nackenden Maulwuͤrfen ſchon die Augen wahrgenommen. Jch ſahe anfaͤnglich an ihren Koͤpfen, an demjeni - gen Orte, wo die Augen ſtehen ſolten, zwey blaue Flecklein, denn die Augenlieder waren ihnen noch verſchloſſen, wie es mit den Thieren, welche blind gebohren werden, in den erſten Tagen ordentlich beſchaffen iſt. Jch nahm daher eine Nadel, hub mit derſelben die Augenlieder auf, und da wurde ich deutlich gewahr, daß ſie eben wie andere Thiere, ihre glaͤnzenden Aeuglein hatten.

Ja, es haben die Maulwuͤrfe nicht nur ordent - liche Augen, ſondern, ſie wiſſen ſie auch gar ſehrL 5wohl170Das ſechſte Capitel. Von einigenwohl zu brauchen, wenn ſie ſich zuweilen aus ih - ren Loͤchern und Fahrten hervor machen.

Jch habe unzehlig vielmal geſehen, daß ſie, wenn ſie uͤber das Waſſer geſchwommen, die am andern Ufer befindlichen Loͤcher, ſo eigentlich gefunden und getroffen haben, daß ich mich daruͤber verwundern muͤſſen.

Wenn ſie noch jung ſind, ſo haͤlt ſich das Ge - hecke mehrentheils zuſammen, kriechen zuweilen aus ihren Fahrten heraus, auf das Land, laufen die Creutz und die Quere hinter einander her, und ſpie - len mit einander, wie die jungen Hunde zu thun pflegen.

Aus dieſen allen erhellet, daß ſie ſo wohl, wie andere Thiere, mit ihren, ob zwar kleinen Augen, ſehen koͤnnen. Denn, wenn ſie blind waͤren, ſo wuͤrden ſie weder im Schwimmen ihre Loͤcher ei - gentlich treffen, noch auch im Spielen einander, ſo behend verfolgen koͤnnen. Diejenigen, welche ſol - ches ihrem Geruche beymeſſen wollen, haben hierzu keinen Grund, wie unten §. 9. mit mehrern er - hellen wird.

§. 4.

Von ihrem ordentlichen Auffenthalte und Ne -[ſt]ern.
13

Was die Neſter, oder den ordentlichen Auf - enthalt der Maulwuͤrfe betrift, ſo erwehlen ſie ſich hierzu allezeit einen Ort in der Erde, wo ſie, wenn ſie gehecket, mit ihren Jungen warm und trocken ſitzen koͤnnen.

Jm Jahr 1747. in der Helfte des Merzes, ließ ich durch meine Tageloͤhner in den dreyen Brun - nen-Gaͤrten, einen groſen alten Birn-Baum aus - rotten. Bey Umwerfung des Stammes, wurdeich171ſchaͤdl. Thieren und Ungezieferich unter den Wurzeln deſſelben, drey Schuh tief in der Erde, mitten in dem Loche, duͤrres und wei - ches Gras, und viele Baum-Blaͤtter gewahr. Jch nahm mein Spaniſch-Rohr, und trieb damit die Blaͤtter und das Heu aus einander. Jch dachte anfaͤnglich, es wuͤrde ein Waſſer-Maus-Neſt ſeyn, indem wir am ſelbigem Orte ſehr damit geplaget ſind ſolche auch ihre Neſter auf gleiche Art zu ma - chen pflegen. Allein ich fand unter dieſem Ge - niſte ſuͤnf junge annoch nackende und lebendige Maulwuͤrſe, welche ich alſobald ins Garten-Haus in die warme Stube bringen lies, alwo ich ihre an - noch verſchloſſene Aeuglein, wie in dem vorherge - henden Paragrapho gedacht, unterſuchete.

Sie bauen ihre Neſter auch unter groſſe Miſt - hauffen, unter welchen meine Tageloͤhner, ſolche oͤf - ters gefunden haben. Denn vor meinen in den Dreyen-Brunnen gelegenen Gaͤrten, befinden ſich beſtaͤndig groſſe Hauffen Kuͤh-Miſt, welcher ein auch wohl zwey Jahr daſelbſt liegen, und faſt zu Erde werden muß, ehe er zu Duͤngung der Brun - nen-Kreſſe kan gebrauchet werden. Und eben, weil dieſe Hauffen ſo lange liegen, ſo reteriren ſie ſich darunter, und hecken unter denenſelben, indem ſie mit ihren Jungen alda warm liegen.

Ferner trift man ihre Neſter auch an unter den al - lergroͤſten aufgeworſenen Huͤgeln oder Hauffen, wel - che ſie im ſpaͤtem Herbſte, und bey angehender Win - terzeit verſertigen, welche anderthalb Schuh hoch, und wohl drittehalb Schuh im Diameter breit ſind.

Dieſe groſen Huͤgel werfen ſie eben deswegenauf,172Das ſechſte Capitel. Von einigenauf, damit ſie unter denenſelben in ihren Neſtern vor der eindringenden Kaͤlte und vielen Naͤſſe ſicher ſeyn moͤgen.

Man koͤnte aber hierbey denken, der Maul - wurf kan ja in die Tiefe wuͤhlen, wenn ihm die Kaͤlte zu nahe koͤmt. Es iſt wahr, in trockenem Grunde und Boden, und wo ſie vor dem Waſſer ſicher ſind, pflegen ſie ſolches auch zu thun; Allein in unſeren Gaͤrten, wo ſich zwiſchen der Laͤnderey Waſſer befindet, desgleichen auf feuchten und ſum - pfigen Wieſen muͤſſen ſie es wohl unterlaſſen, ihre Neſter in die Tiefe zu machen.

§. 5.

Von ihrer Vermeh - rung.
13

Es vermehren ſich die Maulwuͤrfe eben nicht alzuſehr, indem ſie nur in dem Fruͤh-Jahre, im Merze und Aprille hecken. Zu andern Jahres - Zeiten wird man keine Neſter mit Jungen finden. Ordentlich haben ſie fuͤnf Junge. Doch, wenn ſie zum erſtenmal hecken, bringen ſie deren auch nur dreye oder viere hervor.

Daß ſie nicht wie die Maͤuſe auch den Som - mer uͤber hecken, iſt daraus leicht abzunehmen, weil man zu ſolcher Jahres-Zeit keine Neſter mehr mit Jungen findet, auch auſer den erſten Gehe - cken keine jungen Maulwuͤrfe auf dem Lande we - der ſpuͤret noch faͤngt. Denn dieſe halten ſich an - faͤnglich zuſammen, und fangen im May, und ſo fort an zu reiten, ſind auch an ihren flachen und klei - nen Furchen deutlich zu erkennen.

Wenn alſo die Maulwuͤrfe den Sommer uͤbermit173ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. mit Hecken fortfuͤhren, ſo wuͤrde man bis in den ſpaͤten Herbſt, die Jungen, auf dem Lande hin und her reitenden Maulwuͤrfe gewahr werden, welches aber nicht iſt.

§. 6.

Obgleich die Maulwuͤrfe, wie ausgemacht undVon ihrer Nahrung. bekant iſt, keine Erdgewaͤchſe freſſen, ſondern ſich nur von Regenwuͤrmern naͤhren, welche ihnen eine hoͤchſt angenehme Speiſe ſind; ſo verurſachen ſie dennoch durch Aufſuchung ſolcher Wuͤrmer in Gaͤr - ten, Feldern und auf den Wieſen an den Fruͤchten und Graſe groſen Schaden.

Diejenigen jungen Fruͤchte und Gewaͤchſe welche ſie im Reiten in die Hoͤhe heben, loswuͤh - len, oder unterminiren, muͤſſen von der Sonnen - Waͤrme verdorren, und was von ihren aufgewor - fenen Huͤgeln uͤberſchuͤttet wird, muß unter der Er - de erſticken und verderben.

Sie wuͤhlen am liebſten in den beſten und fruchtbareſten Erdboden, und laufen von weiten nach ſolchen, theils weil ihnen ihre Arbeit darin - nen leicht von ſtatten gehet, theils weil ſie daſelbſt ihre Nahrung am erſten finden, indem ſich die Re - genwuͤrmer in einen guten geduͤngten Lande am ſtaͤrkſten vermehren und aufhalten.

Wenn man auf einen Maulwurf lauret, ſo ſie - het man zuweilen augenſcheinlich, wie die Regen - wuͤrmer, wenn ſie die Bewegung deſſelben in der Erde merken, zu entfliehen ſuchen, und heraus kriechen; wie aber dennoch der Maulwurf, wenn er einen ſolchen Wurm einmal verſpuͤret,alſo -174Das ſechſte Capitel. Von einigenalſobald hinter ihm drein iſt, die Erde aufſtoͤſſet, und denſelben noch erhaſchet und wieder hinein ziehet.

Wie begierig und artig dieſe Thiere die Re - genwuͤrmer freſſen, habe ich als ein Knabe folgen - dermaſſen obſerviret: Jch band einen Maulwurf mit einem Hinterbeine feſte an ein Band, und hieng denſelben oben an einen in die Erde geſteckten Pfahl an die Sonne.

Zu einer andern Zeit aber, als ich abermal ei - nen gefangen, und nicht gleich ein Baͤndgen bey der Hand hatte, ſpaltete ich nur einen in der Erde und an der Sonne ſtehenden Pfahl oben ein wenig mit dem Meſſer, und klemmete den Schwanz deſſelben darzwiſchen.

Beydemal lies ich ſie ohngefehr anderthalb Stunden zappeln, welches ſie an einen hin, und zwar ſo ſtark thun, daß der Pfahl, wenn er nicht gar zu ſtark iſt, anfaͤngt zu wackeln.

Ob man nun gleich haͤtte glauben ſollen, daß ein ſolcher Maulwurf ſich bald todt gezappelt, und vor Angſt und Schmerzen nicht wuͤrde freſſen koͤnnen, ſo haben ſie dennoch, wenn ich ihnen einen Regenwurm vor die Schnautze gehalten, ſolchen mit groͤſter Begierde und Behaͤndigkeit zu ſich ge - nommen und verzehret.

Es iſt in der That ſehr artig anzuſehen, wie ſie dieſes letztere ſo reinlich und kuͤnſtlich verrichten. Sie faſſen, nemlich den Wurm, mit den zweyen For - der-Tatzen an, halten die zwey forderſten Zehe bey - der Tatzen alſo gegen einander zuſammen, daß mit - ten ein Loͤchlein bleibet, und ziehen den Wurm mitihrem175ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. ihren Ruͤſſel hindurch, druͤcken auch denſelben zu - weilen mit den uͤbrigen Zehen oder Krallen, daß er ſich im Durchziehen recht dehnen muß, bis zuletzt der Koth und Unreinigkeit unten voͤllig herausge - gangen, und das gereinigte und durchſichtige Fleiſch nach und nach verzehret worden.

Wenn man eines lebendigen Maulwurfes habhaft geworden, und dieſe Probe gerne damit machen wil, aber nicht gleich einen Regenwurm haben kan, ſo darf man nur einen Pfahl in die Erde ſchlagen, oder einen Wurzel-Spieß hinein treten, und ſolche hin und herbiegen, ſo werden dergleichen Wuͤrmer alſo bald hervor kriechen, wenn anders welche an ſolchem Orte vorhanden ſind.

Ob aber die Maulwuͤrfe nicht auch andere Wuͤrmer, welche ſie in der Erde finden, als Enger - linge, und dergleichen, freſſen, ſolches kan ich nicht ſagen, doch getraue es auch nicht zu leugnen, weil ich davon keine Erfahrung habe.

So viel aber iſt wohl kein Zweifel, daß ſie es aus Noth, in Ermangelung der Regenwuͤrmer thun werden, denn es ſind ſehr freſſige Thiere. Wenn ihrer etliche in einem Topfe ſich fangen, wovon unten noch ſol gehandelt werden, ſo freſſen ſie vor Hunger einander ſelbſten auf.

Hier muß ich eine ſeltſame Erfahrung noch mit anfuͤhren, welche mir ohnlaͤngſt von einem glaub - wuͤrdigen Freunde communiciret worden, und welche in folgenden beſtehetꝛ Als er nemlich uͤber eine Wieſe, bey einem benachbarten Dorfe gegan - gen, ſo haͤtte er in einem etwan vierzig Schrittweit176Das ſechſte Cap. Von einigenweit vom Fußſteige befindlichen Graben etwas ganz aͤngſtlich ſchreyen hoͤren. Anfaͤnglich habe er gemeinet es werde eine junge Katze ſeyn, welche ſich daher verlaufen, oder von den Leuten mit Fleiß heraus aufs Feld getragen und hingeworfen wor - den. Weil er aber gleichwohl ſeiner Sache nicht recht gewiß geweſen, und ſich nicht voͤllig in dieſe Stimme und Geſchrey habe ſchicken koͤnnen, ſo ſey er hinzu gegangen, um zu ſehen, was es doch ei - gentlich ſeyn muͤſſe. Als er herbey gekommen, ſo habe er den Graben, welcher ohngefehr drey Schuh tief, und unten hoͤchſtens einen Schuh breit gewe - ſen, ohne Waſſer, aber mit etwas Gras bewach - ſen, gefunden. Unten in dem Graſe habe er einen alten und ſehr groſen Maulwurf erblicket, welcher ſich mit einem faſt halbwaͤchſigen Gras-Froſche herum getummelt, ſolchen unter ſich gebracht, und, wenn derſelbe gezappelt, ihn mit den Forder-Ta - tzen gehalten, und recht geaͤngſtiget, daher derſelbe an einem hin ſo klaͤglich geſchrien. Er bedaurete aber nur, daß er ſich hierbey uͤbereilet, und den Maulwurf zu bald tod geſchlagen, da er billig haͤt - te das Ende dieſes Kampfes abwarten, und ſehen ſollen, ob der Maulwurf den Froſch toͤdten, und davon freſſen wuͤrde.

So viel ſagte er mir noch, daß der Froſch zwar, nachdem er Luft bekommen, wieder fortgehuͤpfet, aber er ſey doch in der Seite etwas blutritzig ge - weſen.

Aus dieſem letztern Umſtande, wie auch aus dem aͤngſtlichen Geſchrey des Froſches, ſcheinet asaller -177ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. allerdings wahrſcheinlich, daß der Maulwurf nicht mit jenem habe geſpielet, ſondern ihn nach dem Leben getrachtet, und zu freſſen geſuchet, nur daß ihm ſolcher zu wichtig geweſen, daher er ihn nicht gleich habe bezwingen koͤnnen.

Es laͤſt ſich doch aber ſchlieſſen, wenn der Froſch noch ganz kleine geweſen waͤre, daß der Maulwurf gar bald mit demſelben wuͤrde fertig geworden ſeyn. Und vielleicht fangen ſie alſo die kleinen Froͤſche in den langen Graſe der Wieſen und Gaͤrten, und freſſen dieſelben ohne daß man es gewahr wird.

Dem ſey aber wie ihm wolle, ſo iſt doch gewiß und ausgemacht, daß dieſe Thiere die Pflanzen, Wurzeln, oder andere Erdgewaͤchſe nicht ange - hen. Mithin fallen alle diejenigen Mittel hin - weg, wozu dergleichen Dinge genommen werden.

Jch wil nur eines ſolchen falſchen Mittels gedenken, welches ich, in dem getreuen Oeconomo, ſo An. 1716 in Leipzig gedruckt worden, p. 49. ge - funden. Daſelbſt wird unter andern angegeben: Die beſte Toͤdtung dieſer Thiere waͤre, wenn man Zucker. Wurzeln mit angeſchmierten Kraͤhen - Augen, wodurch auch die Garten-Maͤuſe getoͤdtet wuͤrden, in die Loͤcher braͤchte.

Wenn beſagter Verfaſſer gewuſt haͤtte, daß die Maulwuͤrfe keine Erdgewaͤchſe freſſen, ſo wuͤr - de er dieſes Mittel gewiß nicht angegeben ha - ben.

Jch kan aus genugſamer Erfahrung behau - pten, daß die Maulwuͤrfe in meinen Zucker-Wur -6. Theil. Mzel178Das ſechſte Cap. Von einigenzel-Betten nicht allein oͤfters viele Furchen gema - chet, ſondern auch Huͤgel unter und neben den Stoͤ - cken aufgeworfen. Jch habe aber dennoch niema - len gefunden, daß ſie nur ein einzig Wuͤrzelchen zerſtuͤmmelt, vielweniger angefreſſen haͤtten. Und folglich iſt das Anſchmieren der Kraͤhen-Augen zu Toͤdtung der Maulwuͤrfe vergebens.

§. 7.

Von dem Wuͤhlen der Maulwuͤrfe.
13

Die Maulwuͤrfe verrichten ihre Arbeit oder das Wuͤhlen auf zweyerley Art. Entweder ſie ſuchen die Regen-Wuͤrmer in der Oberflaͤche der Erde, und machen ihre Fahrten auf dem Lande hin und wieder.

Oder wenn ſie einen Regenwurm in der Tiefe des Erdbodens ſpuͤren, welches ſie theils am Geru - che, theils an dem Loche welches der Wurm gema - chet, merken koͤnnen, ſo wuͤhlen ſie ſolchem Loche nach, ſchaffen die untere Erde in die Hoͤhe, und ſto - ſen ſolche durch eine gemachte Oefnung heraus, damit ſie in der Tiefe Raum bekommen, und den allda befindlichen Wurm herausholen koͤnnen, und eben hieraus entſtehen ihre Huͤgel.

Dieſes iſt auch die Urſache, daß ſie bey kalter Witterung, oder in groſſer Hitze, da ſich die Regen - Wuͤrmer in die Tiefe begeben, nicht mehr ſo ſtark in der Oberflaͤche wuͤhlen, ſondern mehrentheils Huͤ - gel machen, welches ſie auch ſogar mitten im Win - ter, und unter dem Schnee, wenn gleich der Erd - boden ziemlich hart gefroren iſt, nicht unterlaſſen.

Jhre Haupt-Fahrten und ordentliche Gaͤngeſind179ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. ſind ſehr glat, und alſo zurechte gemachet, daß ih - nen nichts im Wege iſt, damit ſie darinnen in ei - ner Geſchwindigkeit auf - und ablaufen koͤnnen, welches ſie ſowol vorwaͤrts als hinterwaͤrts ver - richten. Aus dieſen Haupt Gaͤngen, machen ſie hernach hier und dahin ihre Nebengaͤnge, in wel - cher ſie ihre Nahrung ſuchen, welche aber niema - len ſo glat ſind als jene.

Wenn man ihre Furchen und Gaͤnge betrach - tet, ſo wird man an denenſelben hier und da Loͤ - cher und Oefnungen gewahr, welche hieraus auf den Erdboden gehen.

Dieſe entſtehen daher: Wenn nemlich ein Re - gen-Wurm welcher nicht alzu tief ſtecket, die Be - wegung des Maulwurfes ſpuͤhret, und, um zu ent - ſliehen, aus der Erde heraus kriechet, ſo koͤmt zu - weilen der Maulwurf mit dem Kopfe aus ſeiner Furche hervor. Kan er den Wurm erreichen, ſo zerret er ſolchen alſobald in ſein Loch; iſt ihm aber dieſes nicht moͤglich, weil derſelbe von ſolchem Orte weg gekrochen, ſo gehet er in einer Behendigkeit wieder zuruͤcke, in ſeine Fahrt, welches ich vielmal mit meinen Augen geſehen habe.

Daß die Maulwuͤrfe bey ihren Wuͤhlen gewiſſe Stunden halten ſollen, iſt grund falſch. Jch habe zwiſchen den angegebenen Stunden ſehr viele gefangen, und auch beſtaͤndig wahrgenommen, daß ſie bald zu dieſer, bald zu einer andern Zeit ge - wuͤhlet.

Doch iſt es gewiß, daß ſie am liebſten des Nachts ihrer Nahrung nachgehen, und ihre Huͤ -M 2gel180Das ſechſte Capitel. Von einigengel und Gaͤnge zurechte machen. Denn wenn man im Sommer fruͤhmorgens 3. Uhr im Gar - ten koͤmt, ſo haben ſie dieſe Arbeit ſchon verrich - tet.

Es kan ſeyn, daß ſie ſich um deswillen die Nacht zu Nutze machen, weil in derſelben in den Gaͤrten alles ſtille iſt; doch ſchein et mir glaubli - cher zu ſeyn, daß ſie deswegen des Nachts ſo ſtark wuͤhlen, weil die Regen-Wuͤrmer bey der Nacht - Zeit, ſich aus ihren Loͤchern hervor machen, und ſich nach der Oberflaͤche der Erde zu begeben, ſo daß man ſie zur Sommers-Zeit bey fruͤher Mor - gen-Daͤmmerung, ſowohl auf den Raſen, als auf dem Lande in groſſer Menge findet. Wenn ſie aber das Wuͤhlen am hellen Tage verrichten, ſo iſt dieß gewiß die Urſache, weil ſie der Hunger darzu antreibet.

Jnzwiſchen beweiſen ſich die Maulwuͤrfe bey ihrem Wuͤhlen ſehr ſchlau und behend. Wenn ſie ein Geraͤuſche und Getoͤſe hoͤren, ſo lauſen ſie alſobald nach ihrer Haupt-Fahrt zu. Ja wenn ſie auch nur die allergeringſte Erſchuͤtterung der Erde merken, ſo hoͤren ſie alſobald auf zu wuͤh - len.

Zuweilen unterlaſſen ſie ſolches auch, wenn man ihnen aufpaſſet, ob man gleich alle Vorſich - tigkeit und Behutſamkeit dabey brauchet. Und dieſes wollen einige ihrem ſcharfen Geruche bey - meſſen, durch welchen ſie ihrem Nachſteller merke - ten. Daher geben ſie vor, man muͤſſe ſich, wenn man auf ſie lauren, oder ſelbige unter dem Wuͤh -len181ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. len fangen wolte, alſo ſtellen, daß einem die Luft gerade ins Geſichte gehe, und folglich allen Ge - ruch wegwarts treibe.

Alle in ich habe dieſes Angeben nicht gegruͤn - det befunden, und vielmehr aus der Erfahrung ge - lernet, daß man ſeine Stellung, wenn der Maul - wurf im Wuͤhlen eben begriffen iſt, alſo nehmen muͤſſe, wie es in der Geſchwindigkeit ſich ſchicken wil, denn ſie wuͤhlen meiſtens nicht lange an einem hin, und ſtoſſen oft nur ein einzig mal auf, daher muß man hierbey ſo behend ſeyn, als es nur moͤg - lich iſt. Jch verſichere, daß ich ſehr viele unter dem Aufwerfen gefangen, ob mir gleich der Wind in den Ruͤcken, und folglich nach dem Maulwurfe zu gegangen.

Die Urſache aber, warum die Maulwuͤrfe das Wuͤhlen unterlaſſen, wenn man ſich ihnen naͤhert, iſt entweder, weil ſie von dem Herzugehen eine Erſchuͤtterung in der Erde merken, oder, welches noch gewiſſer iſt, weil ſie albereits ihr Wildpret ge - fangen. Denn alsdenn bleiben ſie ein wenig zu - ruͤcke, und freſſen den erhaſchten Regen-Wurm. Haben ſie ihren Hunger geſtillet, ſo unterlaſſen ſie das Wuͤhlen eine Zeit lang. Sind ſie aber noch nicht ſat, oder der Hunger koͤmt ihnen von neuen an, ſo gehen ſie entweder, wieder an den vorigen Ort, wenn ſie daſelbſt noch mehr Wuͤrmer verſpuͤ - ren, und wuͤhlen denenſelben nach, oder wenn kei - ne Speiſe mehr daſelbſt vor ſie vorhanden, ſo be - geben ſie ſich zur Aufſuchung ihrer Nahrung an einen andern Ort.

M 3§. 8.182Das ſechſte Capitel. Von einigen

§. 8.

Fuͤhrrn ihre Jungen zum Wuͤh - len an.
13

Wenn die jungen Maulwuͤrfe ſo viel erwach - ſen, daß ſie ihre ſchwarzen Felchen bekommen ha - ben, ſo nehmen die Alten ſolche mit ſich in ihre Gaͤnge und Fahrten, und geden ihnen von den gefundenen Regen-Wuͤrmern zu freſſen, wobey die Jungen zugleich zum Wuͤhlen und Aufwerfen ge - woͤhnet werden.

Und eben von der jungen Brut werden im Fruͤh-Jahre die Laͤnder und Bette am aller aͤrgſten zugerichtet daß man zuweilen daruͤber erſtaunen muß. Denn ſie wuͤhlen in den Tag hinein ohne noch recht zu wiſſen warum ſie ſolches thun, bis ſie ohngefehr ein kleines Regen-Wuͤrmchen erwiſchen.

Dieſe Anfuͤhrung der jungen Maulwuͤrfe ge - ſchiehet gemeiniglich zu Anfange des Mayes bis zu Ende des Junius. Nach Verflieſſung ſolcher Zeit gehet ein jeder vor ſich alleine, und ſuchet ſeine eigene Nahrung.

Alles dieſes habe ich bey dem Aufpaſſen gar eigentlich angemerket und geſehen, daß die Jun - gen den Alten die Regen-Wuͤrmer vor den Ruͤſſel hinweg genommen haben. Einsmals habe ich auch zwey Junge und einen Alten welcher dieſel - ben anfuͤhrete mit einer breiten Hacke auf einmal aus der Erde heraus geholet.

§. 9.

Begeben ſich auf die Baͤume.
13

Wenn die Waſſer zuweilen ſehr auflaufen, und Wieſen, Gaͤrten und Aecker uͤberſchwemmen, wie wir hier 1753. den 14. December erfahren, ſo wer -den183ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. den die Maulwuͤrfe durch das eindringende Waſ - ſer genoͤthiget, ihre Neſter und Furchen zu ver - laſſen.

Sie gehen daher alle heraus, und ſchwimmen mit groſer Behendigkeit an eine Anhoͤhe, wo ſie vor dem Waſſer ſicher ſind, oder reteriren ſich auf die Weiden und andere Baͤume, welche ſie in die - ſer Angſt finden koͤnnen. Beſonders dienen ihnen die alten und holen Weiden-Baͤume zu einer ſi - cheren Zuflucht, indem ſie in der inwendig befind - lichen Erde allerhand Wuͤrmer zu ihrer hoͤchſt - nothduͤrftigen Nahrurg finden, und ſich ſo lange dadurch erhalten koͤnnen, bis ſich das Waſſer wie - der verlauſen und geſetzet hat.

Auf die Weiden, und andere alte Baͤume, wel - che eine zerſpaltene und aufgeriſſene Rinde haben, ſteigen ſie mit ſolcher Behendigkeit hinauf, daß man ſich daruͤber verwundern muß. Aber bey glatten Baͤumen, als junge Erlen, u. dergl. komt ih - nen das Hinaufſteigen ſehr ſauer an, denn, wenn ſie ein Fleck in die Hoͤhe ſind, ſo fallen ſie mehr als einmal wieder herunter in das Waſſer, fangen aber allezeit wieder von neuen an zu arbeiten, bis ſie ihren Zweck erreichet, und auf die Zelken ge - kommen, welches mit Luſt anzuſehen iſt.

Hieraus kan man recht deutlich ſehen, daß die - jenigen irren, welche das Geſicht der Maulwuͤrfe leugnen, wie oben gedacht worden, und es ihrem Geruche zuſchreiben, wenn dieſelben ihre Loͤcher wieder treffen, auch auf dem Lande hinter einan - der her lauffen koͤnnen. Denn da ſie bey Ueber -M 4ſchwem -184Das ſechſte Capitel. Von einigenſchwemmungen gerade nach den Baͤumen zu ſchwimmen, und dieſelben ſo eigentlich treffen, ſo folget ja, daß ſie ſolche ſehen koͤnnen. Oder man muͤſte ebenfals behaupten, daß ſie dieſelben von ferne koͤnten riechen, welches aber ungereimt waͤre.

Jch erinnere mich hierbey, daß Thomaſius in dem oben angefuͤhrten Tractaͤtlein gedenket, daß Hermes von dem Maulwurf ſchreibe: ſo bald derſelbe an die Sonne kaͤme, ſo kroͤche er nicht wie - der in ſein Loch, ſondern ſterbe.

Allein da ſie nicht nur aus Noth, wie bey den Ueberſchmemmungen geſchiehet, ſondern auch zu - weilen freywillig ſich ans Tages Licht begeben, und ſich eine Zeitlang auſer ihren Neſtern und Hoͤlen aufhalten, ohne davon zu ſterben, ſo ſiehet man, daß dieſes Vorgeben wider die offenbare Wahrheit ſey.

Ja, ich habe in meiner Jugend einigemal ei - nen Maulwurf an ein Band gebunden, und faſt den ganzen Tag damit geſpielet, und ob ſie auch gleich die Sonne heftig beſchienen, ſo ſind ſie doch nicht eher geſtorben, bis ich ſie zu todte gemar - tert.

§. 10.

Von ihrer Geſundheit und Krank - heiten.
13

Von ihrer Geſundheit und Krankheiten, des - gleichen von denjenigen Dingen, welche ihnen zur Arzeney dienen, oder beſonders ein Gift ſind, kan ich, nach Verlangen der oben angefuͤhrten Auf - gabe nichts ſagen, weil ich davon keine Erfahrung habe. Auch ſind mir unter den Thieren keine be - ſondere und eigenthuͤmliche Feinde der Maulwuͤr -fe185ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. fe bekannt, welche ihnen nachſtelleten, auſer daß ei - nige Hunde und Katzen dieſelbigen angehen.

So viel aber iſt mir von ihrem Ungemach be - kant, daß ſie mit den Floͤhen gar ſehr geplaget ſind. So oft ich einen gefangen, ſonderlich in warmen Tagen, ſo habe ich gefunden, daß ſie, und zwar hauptſaͤchlich die Alten, vol ſolches Ungeziefers, und faſt noch voͤller als ein Hund geweſen ſind.

§. 11.

Wie alt die Maulwuͤrfe werden, laͤſt ſich zwarVon ihrem Alter. ſo eigentlich nicht ſagen, doch aber kan man ſchlieſ - ſen, daß ſie ziemliche Jahre erreichen muͤſſen, weil ſie endlich ganz grau werden.

Meine Gaͤrtner haben zuweilen einige gefan - gen, welche recht grau, auch einige ſo Erbsgelbe geweſen, und welche ſie weiß nennen. Und von dieſen habe ich einen in die Weimariſche Kunſt - und Naturalien-Cammer gegeben: einer davon aber befindet ſich in dem Naturalien-Cabinet un - ſers Evangeliſchen Wayſenhauſes, welcher auch noch daſelbſt zu ſehen iſt. Ob aber nicht der er - ſtere in ſo vielen Jahren von den Motten verzeh - ret worden, davor wil ich nicht gut ſeyn.

§. 12.

Was den Nutzen der Maulwuͤrfe betrift, wel -Von ihrem Nutzen. chen ſie in der Arzeney haben ſollen, davor wil ich die Aerzte ſorgen laſſen, und den geehrten Leſer vorjetzo nur in Thiemens Kunſt - und Wun - der-Buch verweiſen, alwo p. 173. hiervon eins und das andere zu finden iſt.

M 5Es186Das ſechſte Capitel. Von einigen

Es wird auch p. 177. ein Unterricht gegeben, wie man die Maulwurfs-Fellgen bekommen, zu - richten und gebrauchen ſol.

Man kan auch hievon nachſehen Andr - Glorez Haus - und Land-Bibliothec in Fol. 1. Theil p. 668.

Dieſes einzige wil ich nur gedenken, daß die zugerichteten Fellgen zu Ausfuͤtterung der Blaſe - roͤhre ungemeine Dienſte thun. Denn da hier - durch die Luft hinter der Kugel wohl zuſammen gehalten wird, die Haare auch ſehr glatt ſind, ſo giebt es einen geſchwinden und ſcharfen Schuß.

Es muß aber der Strich der Haare wohl be - obachtet werden, daß man daß Vorder-Theil des Felles in dem Rohre, nach dem Mund-Stuͤcke, oder nach demjenigen Ende zubringe, wo man hin - ein blaͤſet.

§. 13.

Von der Vertilgung der Maul - wuͤrfe uͤber - haupt.
13

Endlich muß ich nun auch von der Vertilgung der Maulwuͤrfe handeln. Jch mache mich aber keinesweges anheiſchig, ein beſonderes Mittel, oder Kunſt-Stuͤck zu entdecken, wie man dieſelben voͤl - lig vertilgen koͤnne.

Denn ob ich wohl weiß, daß in den Garten - und Haushaltungs-Buͤchern dergleichen hin und wieder angegeben werden: ſo iſt mir doch auch aus der Erfahrung bekannt, daß ſie falſch und be - truͤglich ſind.

So wenig die Aerzte bisher ein Mittel, das leidige Podagra voͤllig zu vertreiben, haben erfin - den koͤnnen, ſo unmoͤglich iſt es auch den Haus -wir -187ſchaͤdl. Thieren und Ungezieferwirthen geweſen, ein allgemeines und bewaͤhrtes Mittel wider die Maulwuͤrfe ausfindig zu machen.

Es iſt kein anderer Rath, dieſe ſchaͤdlichen Thiere zu vertreiben, als daß man ihnen auflaure, und ſie nach und nach toͤdte, oder durch gute Fal - len wegzufangen ſuche.

§. 14.

Dieſes aber zu bewerkſtelligen, iſt vor allenWie die Hauptgaͤn - ge der Maulwuͤrfe zu ſuchen. Dingen noͤthig, daß man ihee Paͤſſe, oder Haupt - gaͤnge aufſuche, denn alda kan man ſie nicht nur bey dem Auflauren leichter, als anderswo erha - ſchen, ſondern, es ſind auch die Haupt-Gaͤnge zu dem Gebrauch aller Fallen, ganz unentbehrlich. Hat man die Paͤſſe vorher nicht recht gefunden, ſo iſt alle Muͤhe, und aller angewendete Fleiß ver - gebens.

Es werden aber ſolche folgendermaſſen geſu - chet: Wenn man am Ende eines Gartens, oder einer Wieſe, oder auch in einem Fußwege, eine ge - machte Furche oder Fahrt merket, ſo trit man ſie mit dem Fuſſe nieder, oder druͤcket ſie mit der Hand zuſammen.

Wird dieſer etwan in einem Tage wiederum aufgewuͤhlet, oder durchritten, ſo machet man den - ſelben abermal zu.

Wenn hierauf das Aufwerfen, oder Hohlma - chen von dem Maulwurfe zum drittenmal geſchie - het, ſo hat man den Paß deſſelben richtig gefun - den.

Noch auf eine andere Art koͤnnen die Paͤſſe ge - ſuchet werden, wenn man mit einem Spaten oderGrabe -188Das ſechſte Cap. Von einigenGrabeſcheite an einem Ende des Gartens oder Bet - tes, oder wo man es ſonſt vor rathſam erachtet, einen Stich tief Erde, die Quere hindurch, und zwar ſo breit als das Grabeſcheit iſt, aushebet, bey Seite wirſt, und die in den gemachten Gra - ben befindliche lockere Erde gleich machet, und ein wenig niederdruͤcket.

Wuͤhlet der Maulwurf einigemal durch, nach - dem man die Furche jedesmal wieder zugemacht gehabt, ſo hat man den Paß auch richtig gefun - den.

Solches Paſſes bedienen ſich nicht nur die Al - ten, ſondern es gehet auch das ganze Gehecke hin - durch, wuͤhlen und lauſen hin und wieder, und kehren endlich durch eben ſolchen Weg wieder in ihre Neſter zuruͤcke.

Wenn ſie ſich begatten, ſo ſtellen ſich auch wohl fremde ein, und gehen, um einander aufzuſuchen, mit durch einen ſolchen Haupt-Weg.

Von dieſen Haupt-Gaͤngen laſſen ſie ſich durch - aus nicht abhalten, und wenn man ſolche zehenmal zumachet, ſo wuͤhlen ſie dieſelben auch eben ſo viel - mal wieder auf.

Jn meiner Jugend habe ich einigemal dieſe Paͤſſe mit Steinen vermauret, damit ſie nicht in den Garten kommen ſollen, weil ich es damals nicht beſſer verſtund; allein ſie kehreten ſich im gering - ſten nicht daran, ſondern wuͤhleten eutweder neben, oder unter den Steinen hinweg, bis ſie wieder in ihre gemachte Gaͤnge kamen.

§. 15.189ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.

§. 15.

Wil man nun den Maulwuͤrfen in ihren ent -Wie man den Maul - wuͤrfen in ſolchen Paͤſ - ſen auflau - ren und ſie erhaſchen koͤnne. dekten Hauptgange auflauren, ſo kan ſolches am beſten auf folgende Art geſchehen: Man eroͤfnet den Paß zwey und einen halben Schuh lang, und ſtreuet wiederum lockere Erde hinein, welche man mit der Hand fein gleich machet, und ein wenig, aber nicht foſte zuſammen druͤcket.

Alsdenn nimt man zwey Staͤblein dritte - halb Schuh lang, ſpaltet ſolche oben ein wenig, und ſtecket an jedes ein viereckiges Stuͤcklein Papier, etwan in der Groͤſe eines halben Octav-Blat - tes.

Von dieſen papiernen Faͤhnlein, wird vor jedes Loch des Paſſes eines mit der Hand in die lockere Erde ganz gelinde eingedruͤcket; denn wenn man ſie nur einigermaſſen feſte hineinſtecken wolte, ſo wuͤrden die Maulwuͤrfe noben den Staͤblein hin - wuͤhlen, und die angewendete Muͤhe wuͤrde ver - gebens ſeyn.

Doch muß etwas mehr Erde bey die Loͤcher des Paſſes, als in die Mitte gebracht werden, damit die Staͤblein auch einen Halt. haben koͤnnen

Sobald als der Maulwurf an den zugemach - ten Paß koͤmt, und nur einen einzigen Auſſtoß thut, ſo faͤlt das Faͤhnlein um, welches man von weiten im Garten ſehen kan.

Ein jeder, ſowol Gaͤrtner als Tageloͤhner, wel - cher dieſes am erſten gewahr wird, muß alſobald ſein behende hinzugehen, da er dann den Maul - wurf noch im Paſſe antreffen wird.

Wenn190Das ſechſte Capitel. Von einigen

Wenn man nun ſiehet, daß ſich ſolcher nur in etwas reget, ſo drucket man mit der Hand die Erde hinter denſelben zu, und holet ihn in der Ge - ſchwindigkeit heraus.

Dieſe Art den Maulwuͤrfen aufzupaſſen, iſt beſonders um deßwillen vor andern anzurathen, weil ein jeder ſeine Arbeit in den Garten dabey verrichten kan, wenn er nur oͤſters nach den in dem Paſſe befindlichen Faͤhnlein ſiehet, welche man von weiten erkennen kan. Auf dieſe Weiſe habe ich und meine Leute unzehlig viel gefangen.

§. 16.

Die Maul - wuͤrfe koͤn - ner auch bey dem Reiten und Aufſtoſ - ſen erha - ſchet und getoͤdtet werden.
13

Doch kan man Jhnen auch auſer ihren Haupt - Gaͤngen, wenn ſie nemlich im Reiten oder Auf - ſtoſſen begriffen ſind, auflauren, und ſie auf ver - ſchiedene Weiſe fangen und toͤdten.

Wenn ſie ihre Furchen auf den Betten flach machen, und man kommt dazu, ſo darf man nur hinter ihnen die Erde zu treten, oder zuſammen druͤcken, ſo kan man ſie alſobald mit der Hand her - aus werfen, wer ſich aber dieſes nicht getrauet, der kan ſich auch einer Hacke hierzu bedienen.

Wenn aber der Maulwurf ſeine Furchen zu tief machet, oder nur hier und da die Erde auſſtoſſet, und man kan ihn uͤber dieſer Arbeit erlauren und ertappen, ſo muß man nothwendig ein Jnſtrument haben, und da thut eine breite Hacke zu Herausho - lung deſſelben die beſten Dienſte.

Nur muß man eigentlich an dem Flecke, wo er hebt, und in den Augenblick wenn er ſich reget,mit191ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. mit der Hacke einſchlagen, und in eben den Augen - blik, und ſo zu ſagen in einer Bewegung, die Erde heraus reiſſen, ſo wird man ihn gewiß mit heraus bringen.

Hierbey aber hat man ſich mit der Hacke, wo es zu bemerken moͤglich iſt, alſo zu ſtellen daß man dem Maulwurfe von der Seite ankommen, oder hinter ihm einhacken moͤge, weil ſich derſelbe auf dieſe Art am wenigſten reteriren kan.

Wenn ſie aber, wie im Fruͤh-Jahre zuweilen geſchiehet, da ſie am ſtaͤrkſten zu wuͤhlen pflegen, ein Garten-Bette alzuſehr durchritten, und unten alles hohl gemachet haben, ſo haͤlt es hernachmalen ſchwehr dieſelben zu fangen.

Jn dieſem Falle aber koͤnnen die Tret-Breter, wie in dem erſten Theile p. 134. zu ſehen, unge - meine Dienſte thun.

Mit dieſen Bretern wird das durchrittene Bet - te fein gleich und eben getreten welches den jun - gen Pflaͤnzlein, die etwan auf demſelben ſich ſchon befinden moͤchten, keinen Schaden thut.

Alsdenn darf man ſich nicht alſobald von ſol - chen gleich getretenem Lande wieder wegbegeben, ſondern man muß ſich noch eine Weile dabey auf - halten: denn etwan in einer kleinen Viertel - oder auf das laͤngſte in einer halben Stunde, ſtellen ſich die Maulwuͤrfe wiederum ein.

Sobald ſich nun einer reget, welches man auf einen ſolchen wohl zuſammen getretenem Lande gleich gewahr wird, ſo kan man denſelben auf vor - beſagte Weiſe, augenblicklich herausholen.

Auf192Das ſechſte Capitel. Von einigen

Auf einem Lande, welches mit friſcher und ſtro - higer Duͤngung angefuͤllet iſt, gehet das Heraus - hacken ſchwehr her. Denn wenn man mit der Hacke in den Erdboden einſchlaͤget, ſo iſt es nicht anders, als wenn es auf einen Pelz geſchaͤhe, da inzwiſchen der Maulwurf entwiſchen kan.

Wenn ein Maulwurf in Aufſtoſſen begriffen iſt, und die Erde in die Hoͤhe treibet, ſo kan man ſolchen auch mit einem hoͤlzernen Schlaͤgel todt ſchmeiſſen.

Desgleichen, wenn man eine Piſtole oder Flin - te nimmt, ſolche nur allein mit Pulver, und ohne Schrot ladet, und indem der Maulwurf die Erde in die Hoͤhe wirft, die Muͤndung nach ſolchem Orte zu haͤlt, und alſobald losſchieſſet, ſo findet man den Maulwurf in der Erde todt.

Weil aber durch das Heraushacken, wie auch durch die zwey letztern Arten, dieſelben zu toͤdten, zuweilen an den Fruͤchten - und Blumen-Gewaͤch - ſen auf den Betten und Rabatten Schade geſche - hen muͤſte: ſo iſt es freylich beſſer, daß man die Paͤſſe der Maulwuͤrfe, auſſer ſolchen Betten, oder Rabatten, in einem Wege, oder an den Enden der Gaͤrten, ſuchet, und ihnen darinnen auflauret, oder ſolche durch gute Fallen wegfaͤngt. Wobey man auch gewiſſer gehet, viele Zeit und Muͤhe er - ſparet, und dieſer beſchwerlichen Gaͤſte deſto eher los wird.

§. 17.

Wie ſie in Toͤpfen zu fangen?
13

Ehe ich aber von den Maulwurfs-Fallen ſelbſt handele, ſo will nur noch dieſes gedenken, daß esaller -193ſchaͤdl. Thieren und Ungezieferallerdings richtig ſey, wie in einigen Buͤchern an - gegeben wird, daß man die Maulwuͤrfe auf eine ganz ſimple Art ohne einzige Maſchine, blos in glaſurten Toͤpfen fangen koͤnne.

Nur koͤmt es ebenfals darauf an, daß man hier - zu einen richtigen Paß hat. Jn ſolchen wird der Topf vollig eingegraben, ſo, daß er mit dem Ran - de einen Zol tief in der Erde ſtehet, welche auch rings herum muß angedruͤcket werden.

Jn den Topf thut man ebenfalls einen Zoll hoch Erde, und wenn man einige Regen-Wuͤrmer mit hinein wirft, ſo werden die Maulwuͤrfe deſto eher hinein gelocket.

Die Oefnung des Topfes wird mit Strohhaͤl - men bedecket, ſo daß immer einer an den andern zu liegen koͤmt, auf welche man etwas leichtes mit der Hand abgeriſſenes Gras ſtreuet.

Wenn nun die Maulwuͤrfe nach dem andern Theile des Paſſes zu wollen, ſo fallen ſie in den Topf. Stehet aber der Topf zu hoch, ſo wuͤhlen ſie um denſelben herum, bis ſie wieder in ihren Gang kommen.

Wenn ein Maulwurf hinein gefallen und ſich eine Zeitlang darinnen im Creiſe herum getummelt, ſo faͤngt er an zu ziſchen und zu pfeifen, wodurch noch mehr andere herbey kommen, und ebenfalls hinein fallen.

Wenn aber ein alter ausgelerneter an den Topf koͤmt, ſo gehet er nicht leicht hinein, ſondern wuͤhlet und ſcharret ſo lange Erde herbey bis endlich der Topf vol wird.

6. Theil. NSo194Das ſechſte Cap. Von einigen

So man dieſes gewahr wird, ſo muß man die Erde heraus thun und den Topf wieder mit Graß - Schmollen bedecken, ſo wird er ſich doch einmal betruͤgen. Wenn man einem gefangenem, und in dem Topfe hungrich gewordenem Maulwurfe, et - liche Regen-Wuͤrmer vorwirft, ſo friſt er dieſelben mit ſolcher Begierde, daß er wie ein Schwein recht dazu ſchmatzet.

§. 18.

Von den Maulwurfs Fallen uͤber - haupt.
13

Was nun die Maſchinen und Fallen betrift, welche man, die Maulwuͤrfe zu fangen, erfunden hat, ſo ſind, ſolche zwar von gar mancherley Art; allein ſie ſind zum Theil mißlich, zum Theil aber auch nach ihren Beſchreibungen ſchwehr zu verſte - hen.

Wenn man z. E. die Maſchine, welche in Joh. Chriſt. Thiemens Kunſt - und Wunder-Bu - che p. 169. in Kupfer-Stiche zu finden iſt, be - trachtet, ſo werden gewiß nicht alle die Beſchrei - bung davon verſtehen und dieſelbe gebrauchen koͤnnen, zumahl da die Handgriffe bey der Aufſtel - lung derſelben, da ſie groß und ſchwehr iſt, noth - wendig das Beſte thun muͤſſen.

Ueberdieſes beſtehet ſie aus vielen Stuͤcken und eiſernen Stacheln, und iſt folglich der Faͤul - nis, dem Roſte und der Zerbrechlichkeit in freyen Wetter gar ſehr unterworfen.

Andere ſind auf beſſere Erfindungen gekom - men, und hat beſonders der gelehrte und erfahrne Herr George Friedrich Moͤller in Sauen, von welchen wir ſchoͤne Phyſicaliſche und OeconomiſcheAb -195ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. Abhandlungen aufzuweiſen haben, dergleichen in den Leipziger Samlungen im 4ten Bande p. 819. in Kupfer-Stichen communiciret, und nicht nur die Maſchinen deutlich und hinlaͤnglich beſchrie - ben, ſondern auch eine Anweiſung zum Gebrauch und Aufſtellung derſelben gegeben. Und dieſe ge - fallen mir weit beſſer, als die vorhergedachte Falle mit Stacheln. Denn wenn nur eine einzige Sta - chel auf einen kleinen Stein oder anderes Hinder - niß faͤlt, ſo gehen ſie insgeſamt nicht tief genug in die Erde. Folglich wird alsdenn der Maulwurf nicht getoͤdtet, ſondern gehet darunter hinweg.

Die letztere in beſagten Samlungen Num. 5. befindliche Maſchine, iſt mir ſchon vor mehr denn 40 Jahren bekannt geweſen, und ich beſitze dieſelbe noch bis dato. Habe ſie auch ſonſten ſtark gebrauchet, und viele Maulwuͤrfe damit ge - fangen, daher halte es auch der Muͤhe werth, ſol - che allhier mit beyzufuͤgen, wie aus nachfolgen - der Beſchreibung, und dem dazu gehoͤrigen Kupfer zu erſehen ſeyn wird.

Weil aber meine Gaͤrtner ſolche vielmal nicht in die gehoͤrigen Hauptgaͤnge geſtellet, auch den noͤthigen Handgriff und Behutſamkeit nicht da - bey gebrauchet, und daher oft in ſehr langer Zeit nichts gefangen, ſo habe ſolche, weil ich mich ſelbſt damit nicht mehr bemuͤhen und plagen wolte, beyſeite geleget.

Sonderlich aber iſt dieſes geſchehen, weil mir ein gewiſſer Freund vom Lande, Herr P. K. vor drey Jahren eine andere Maſchine zuſendete, wel -N 2che196Das ſechſte Capitel. Von einigenche ich noch niemalen weder in Natur, noch im Ku - pferſtiche geſehen hatte, aber bey den angeſtellten Verſuchen ungemein bewaͤhrt befand.

Anfaͤnglich hatte mir durch den Tiſcher nur eine zur Probe verfertigen laſſen, weil das mir zugeſchick - te Model alt und unbrauchbar war. Als ich aber dieſe Falle ſo bequem und nuͤtzlich befand, ſo ließ de - ren noch acht Stuͤck a 8 Gr. verfertigen, und in mei - nen Gaͤrten hin und wieder aufſtellen, da denn im erſten Jahre 36 Maulwuͤrfe wie auch eine große Waſſer-Maus nur mit der erſten Falle alleine ge - fangen worden.

Und obgleich meine Leute ſeit der Zeit beſtaͤn - dig viele damit gefangen, ſo ſtellen ſich doch immer wieder andere von den benachbarten Gaͤrten und an - dern Orten ein, indem meine Nachbaren hierinnen zum Theil ſehr nachlaͤßig ſind, und ſich nicht die ge - ringſte Muͤhe geben, ſolche hinweg zu fangen.

Jch betheure hiermit, daß dieſe Maſchine ihrer Bequemlichkeit und großen Nutzens halber faſt mit Gelde nicht zu bezahlen iſt, indem man dadurch vie - ler Plage entlediget wird.

Wenn man dieſe hat, ſo kan man alle andere Fallen entbehren und alles muͤhſamen Nachſtellens uͤberhoben ſeyn.

Und ich hoffe daher, daß die Beſchreibung der - ſelben, welche nebſt dem Kupfer dazu hernach ſolgen ſol, den Garten-Liebhabern und Land-Wirthen um deſto angenehmer ſeyn werde, da meines Wiſſens noch in keinem Oeconomiſchen Buche etwas davon zu finden iſt.

§. 19.197ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.

§. 19.

Jch komme alſo zur Beſchreibung ſelbſt der ver -Von der Maul - wurfs-Falle mit dem Biegel und Dratſchlei - fen. ſprochenen zweyen Maulwurfs-Fallen. Die erſte iſt die mit dem Biegel und Dratſchleifen.

Die Theile, welche zu dieſer Falle gehoͤren, und in beygefuͤgtem Kupfer-Stiche zu ſehen ſind, beſte - hen aus folgenden Stuͤcken:

  • 1. Jſt der Haupt-Stock, welcher einen Schuh lang, und oben vier Zol ſtark, unten aber ſpitzig ge - macht werden muß, damit man ſolchen, neben dem Maulwurfs Paß, feſte einſchlagen kan.
  • 2. Jſt die breite Zunge, welche ſo lang ſeyn muß, als der Paß breit iſt.
  • 3. Jſt der Haupt-Stock mit einer ſchmalen Oefnung verſehen, worein dieſe Zunge feſte gemacht wor - den.
  • 4. Sind zwey laͤnglichte Hoͤlzer mit ihren Oefnun - gen, durch welche man die Drat-Schleiffen ſte - cket, und welche die Quere uͤber den Paß hin - gehen. Dieſe muͤſſen mit vier Hacken verwah - ret werden, damit ſolche, wenn die Zunge los gehet, der Biegel nicht kan mit in die Hoͤhe zie - hen.
  • 5. Sind die Hacken, welche uͤber dieſe Quer-Hoͤl - zer, oder Scheiden, in die Erde geſtecket werden.
  • 6. Sind die zwey Schlingen von Meßingen-Dra - te, welche aber nicht groͤßer und weiter zu ma - chen ſind, als es die Weite des Paſſes erfordert. Die Eiſernen nutzen hierzu nicht viel, weil ſie der Roſt in der Erde ſo bald angehet; es muß aber vorhero der Drat gegluͤhet werden.
N 37. Jſt198Das ſechſte Capitel. Von einigen
  • 7. Jſt die kleine Zunge, womit man die Falle ſtel - let, und welche an dem Biegel mit angebunden wird.
  • 8. Der Biegel von einer weidenen Stange, ſamt den Schlingen und der kleinen Zunge.
  • 9. Der Maulwurfs-Paß.
  • 10. Die ganze Falle wie ſolche mit allen Stuͤcken aufgeſtellet wird.

So nun der Maulwurf durch den Paß wil, und die breite Zunge in die Hoͤhe hebet, ſo gehet die kleine Zunge los, und der Biegel ſpringt mit den Dratſchleiffen in die Hoͤhe, und ziehet den Maul - wurf dergeſtalt an die Scheiden, daß er ſterben muß.

Wenn die Falle voͤllig aufgeſtellt worden, ſo muß man ſie mit dinnen und fein glatten Raſen - Stuͤcken oben belegen, damit die Sonne und des Tages Licht nicht hinein fallen kan.

Wenn der Biegel vierzehn Tage bis drey Wo - chen aufgeſtellt geſtanden, ſo muß man auch dar - nach ſehen, ob er etwan ſchlaff geworden, daß er nicht mehr in die Hoͤhe ſchnellen und gehoͤrig an - ziehen kan. Findet man dieſes, ſo muß man ſich einen andern Biegel anſchaffen.

Die Erfindung des Herrn Moͤllers, dieſe Maſchine ohne Biegel, ſondern mit einer Feder aufzuſtellen, halte ich vor beſſer und gewiſſer; nur iſt es ſo ſchlim, daß man es den Handwerks - leuten nicht in die Koͤpfe bringen kan ſolche zu ver - fertigen.

§. 20.199ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.

§. 20.

Nunmehro folget die von mir angeprieſeneDie beſte Maſchine die Maul - wuͤrfe zu faugen. Maulwurfs-Maſchine, welche unter allen die beſte und gewiſſeſte iſt, und aus nachfolgenden Stuͤcken beſtehet.

Das erſte iſt ein viereckigtes priſmatiſches Kloͤz - gen A. werinn nach der Laͤnge ein Loch E. voͤllig durchgebohret worden, welches im Diameter drey und einen Viertel Zol weit iſt.

Jn dieſem durchbohrten Kloͤtzgen, ſind oben zwey Quer-Loͤcher eingeſchnitten, durch welche die zwey duͤnne Breterchen GG. hindurch gehen, wel - che unten nach den Cylindriſchen Loche rund ge - ſchnitten ſind, und den Maulwurf in dem hohlen Kloͤtzgen einſchlieſſen und gefangen halten.

Dieſe zwey dinnen Breterchen GG. ſind an ein ander Kloͤtzgen B. an beyden Seiten angenagelt, welches ſich an zwey runden Staͤben DD. die in der obern Seite des Haupt-Kloͤtzleins A. ſenkrecht be - feſtiget ſtehen, durch ſeine zwey Loͤcher auf - und nie - derſchieben laͤſt.

Die zwey Staͤbe DD. werden oben durch ein Quer-Hoͤlzgen C. in abgemeſſener Weite zuſam - men gehalten.

H. Jſt die Zunge, welche in das Kloͤtzlein A. durch die Oefnung I. hinein geſtecket, und mit ei - nem Stuͤcklein Drat alſo feſte gemacht wird, daß ſie ſich an demſelben auf - und nieder bewegen kan.

F. Jſt das Hoͤlzgen mit ſeinem Faden, wo - mit das obere Kloͤtzgen B. in die Hoͤhe gezogen,N 4und200Das ſechſte Capitel. Von einigenund die Falle, vermittelſt der Zunge geſtellet wird, wie aus dem Kupfer zu erſehen.

Die Seiten-Breter muͤſſen alſo gemachet wer - den, daß ſie, wenn ſie gleich in der Erde von der Feuchtigkeit gequollen, dennoch leicht ein - und aus - gehen. Daher kan man ſich auch, wie ich jetzo pflege, ſtat derſelben eiferner Bleche bedienen, bey welchem man wegen des Verquellens nichts befuͤrch - ten darf.

Den Faden muß man auf den Kloͤtzlein B. accu - rat in dem Mittel Puncte der Schwehre mit einer kleinen Klammer von Drat anmachen, damit das Kloͤtzlein mit ſeinen Seiten-Bretergen bey dem auf - und niedergehen nicht auf eine Seite mehr hange, als auf die andere, denn ſonſt wuͤrde die Fal - le dann und wann ſtocken.

Und eben deswegen muß man auch durch das Quer Holz C. ein klein Loch bohren, und zwar genau uͤber der in das Ober-Kloͤtzgen eingeſchlagenen klei - nen Klammer, damit der Faden ſenkrecht hin - durch gehe.

Dieſe Falle wird alſo geſtellet, daß ihre zwey Loͤcher, zu beyden Seiten, accurat vor den Haupt - Gang des Maulwurfs gehen. Alsdenn werden Stuͤcken Raſen, oder Breter uͤber die befindlichen Klunzen geleget, damit nicht des Tages Licht, viel - weniger die Sonne hinein ſcheinen kan.

Noch viel beſſer iſt es aber, wenn zwey Stuͤcker Bret, anderthalb Schuh lang, wie ein Dach zu - ſammen genagelt, und daruͤber geſtellet werden, wodurch auch noch der Nutzen erhalten wird, daßder201ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. der Regen ablaufen, und die Maſchine nicht ſo leicht verquellen und verfaulen kan.

§. 21.

Zuletzt muß ich noch hinzufuͤgen, daß der Ver -Noch eine andere Maulwurfs Falle wird beurtheilet. faſſer der kuͤrzlich angefangenen Henneberg - Schleuſinger Oeconomiſchen Anweiſungen p. 45. auch eine Maulwurfs-Falle in Holzſchnitt angegeben hat, welche wie ein Kegel geſtalt iſt, und in zwey Theile geleget, aber mit Huͤlfe zweyer Reife auch wiederum zuſammen gefuͤget werden kan.

Der gedachte Verfaſſer meldet davon folgen - des: Wenn ſie mit ihrer Feder geſtellet worden, ſo muͤſſe ſie mit dem weiten Theile und Oefnung des Coni, oder Kegels, gerade vor das Maul - wurfs-Loch, oder Gang in die Erde geſetzet, (ich wollte lieber ſagen geleget) und der ganze Kegel oder Falle wohl mit Erde bedecket, und dicht ge - machet werden. Wann alſo der Maulwurf da - hinein kaͤme, und ſich nach dem engen Theile der Falle durchdringen wollte, ſo ſtoße er des Riegels breiteres Theil an. Weil nun die Spitze des Riegels abglitſche, ſo muͤſſe nothwendig die alſo gelaſſene Feder aufſpringen, das Loch oder der Hoͤ - lung der ganzen Falle verlegen, und dem nunmehro lebendig gefangenen Maulwurfe den Ausgang ver - wehren.

Wenn ich uͤber dieſe Maſchine dem geneigten Leſer meine Gedanken aufrichtig eroͤfnen ſoll, ſo kan ich nicht leugnen, daß mir dieſelbe gar nicht ge -N 5fallen202Das ſechſte Capitel. Von einigenfallen will. Denn wenn man auch alles andere an dieſer Falle in ſeinem Werthe laͤſſet, ſo iſt es doch ein groſſer Fehler daß ſie nur eine Oefnung oder Eingang hat.

Es iſt ja bekannt, daß in einem Hauptgange viele Maulwuͤrfe hin und herlaufen. Hieraus aber folget, daß eine gute Falle alſo muͤſſe beſchaffen ſeyn, daß der Maulwurf, er mag in dem Paſſe hin - warts laufen, oder darinne wieder zuruͤcke kommen, allezeit in dieſelbe hinein gerathen und gefangen werden muͤſſe. Allein ſolches hat bey dieſer ange - gebenen Maſchine nicht ſtat.

Denn ob man gleich die Oeſnung dieſer Falle nach demjenigen Orte zu leget, wo die Maulwuͤrfe, vermuthlich herwarts kommen, ſo kan es doch auch gar leicht geſchehen, daß einige, welche, um ihre Nahrung aufzuſuchen, ſich etwas weit eutfernet, wieder zuruͤcke kommen, und folglich auf den ver - ſchloſſenen ſpitzigen Theil derſelben ſtoſſen. Ja, es koͤnnen auch andere von weiten eben von dieſer Seite herbey kommen, um ſich eines ſolchen Paſſes zu bedienen.

So nun ein Maulwurf in dem Paſſe vor den - jenigen Theil der Falle koͤmt, welcher nicht offen iſt, ſo wuͤhlet er entweder darneben hin, oder dar - unter hinweg, bis er den Hauptgang, welcher ihm durch die Falle verleget worden, wieder gefun - den. Und nachdem er einmal der im Wege lie - genden Falle ausgewichen, ſo wird er auch gewiß hernach nicht in dieſelbe hinein kriechen, ſondern ſeinen Hin - und Herweg ferner allezeit wieder durchdie203ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. die gemachte Neben-Oefnung nehmen. Ja, die an - dern werden ihm alsdenn alle nachfolgen, ſolchen neugebahnten Weg erwehlen, und vor die Falle vorbey gehen.

Ob ich nun gleich gar gerne glaube, daß auch in dieſer Falle dann und wann ein Maulwurf koͤnne gefangen werden, wenn ſolcher in dem Paſſe, gegen die Oefnung derſelben, herzu gelaufen koͤmt, ſo er - hellet doch aus dem vorigen gar deutlich, daß man mit dieſer Falle nicht recht gewiß gehe, und daß es einem damit eben ſo leicht fehl ſchlagen als gelin - gen koͤnne.

Jch werde daher nicht zu viel ſagen, wenn ich behaupte, daß die von mir §. 20. beſchriebene Ma - ſchine, ſo wohl vor dieſer als allen andern Maul - wurfs-Fallen den Preiß behalte.

§. 22. Von Hamſtern.

Naͤchſt den Maulwuͤrfen ſind wohl die Ham -Beſchrei - bung derſel - ben. ſter unter den ſchaͤdlichen Thieren von welchen ich nach meinem Zwecke handele, die ſchlimſten, indem ſie nicht nur an den Korn - und Huͤlſen-Fruͤchten, wenn ſolche beginnen reif zu werden, groſen Scha - den thun, ſondern auch die Kuͤchen - und Spece - rey-Fruͤchte angehen, und ſo lange ſolche noch jung ſind fuͤnf bis ſechs Schritte weit im Umkrei - ſe um ihre Loͤcher oder Wohnungen herum, alles ab - beiſſen.

Es giebt deren in unſern Feldern ſehr viele;doch204Das ſechſte Capitel. Von einigendoch wo die Kuͤchen - und Specerey-Fruͤchte gezeu - get werden, da ſangen die Leute ſolche zeitig hin - weg.

Jn felſichten ſteinichten und lettigen Feldern werden nicht ſonderlich welche gefunden, weil ſie mit dem Wuͤhlen daſelbſt nicht wohl fortkommen koͤnnen.

Sie ſind viel groͤſer und ſtaͤrker als eine alte Ratten-Maus, doch waͤchſet keiner laͤnger als vier - zehn Zol. Jhr Leib und Glieder ſind wohl pro - portioniret. Sie haben kurze ſtaͤmmige Beine und einen drey Zoll langen Schwanz, ſind auch mit einen ſcharfen Gebiß verſehen, welches ſie bey den Wuͤhlen beſtaͤndig brauchen.

Beſonders verdienen ihre weite Backen be - trachtet zu werden, in welchen ſie theils die Erde aus ihren Cammern heraustragen, theils aber auch und zwar hauptſaͤchlich ihren Proviant darinne her - beyſchaffen.

Dieſe ihre Backen laſſen ſich dergeſtalt aus - dehnen, daß ſie ſolche wie ein paar Saͤcke brau - chen koͤnnen. Wenn ſie dieſelben nebſt ihrer Schnautze anfuͤllen, ſo ſtopfen ſie mit den Vor - der-Pfoten die Koͤrner dergeſtalt hinein und zu - ſammen, daß es nicht anders iſt, als wenn ſie in einander gekeilt waͤren. Und wenn es ein alter iſt, ſo kan er wenigſtens zwey Haͤnde voll hinein faſſen.

Was ihre Farbe betrift, ſo ſind ſie meiſtens braͤunlich und am Bauche ſchwarz; Doch giebt es auch welche die voͤllig ſchwarz ſind. DieHaare205ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. Haare ſtehen in der Haut ſteif und feſte, daher ſie ſehr wohl zu Ausfuͤtterung der Kleider koͤnnen ge - brauchet werden.

§. 23.

Jm April fangen ſie an ſich zu begatten, undVon ihrer Vermeh - rung. hecken des Jahrs zweymal.

Die Sicke oder das Weiblein, ſuchet im Fruͤh - Jahre den Ramler in ſeinem Loche auf, und bleibet einige Tage bey ihm, ja unter weilen behaͤlt er auch wohl zwey Weiblein bey ſich in ſeiner Wohnung, ſo bald aber der Ramler merket, daß die Sicke belegt iſt, ſo ſtoͤßt er ſie von ſich, welche ſodann ihre alte Wohnung wiederum ſuchen, oder auch wohl gar einen neuen Bau machen muß.

Jſt es ein altes Weiblein, ſo heckt es ſieben, acht bis neun Junge, und das anderemal kurz vor der Ernde eben ſo viel.

Wenn ihre Jungen 14 Tage alt ſind, ſo fangen ſie ſchon an zu wuͤhlen, und machen mehrentheils, um den ſchregen Haupt-Gang, ſo viel ihrer ſind, lauter kleine Loͤcher, nach Proportion ihrer Groͤſe. Jn einer Zeit von drey bis vier Wochen wenn ſie ſich alleine ernaͤhren koͤnnen, jagen die Alten ſolche von ſich, worauf ſie ſich hernachmals in den Fel - dern austheilen.

Das erſte Gehecke, begattet ſich noch daſſelbi - ge Jahr und bringen in der Ernden-Zeit auch ihre Jungen; hecken aber zum erſtenmal deren nur dreye bis viere. Man kan alſo gar leicht den Ueberſchlag machen, wie ſehr dieſe ſchaͤdlichen Thlere ſich in kur - zer Zeit vermehren koͤnnen.

§. 24.206Das ſechſte Capitel. Von einigen

§. 24.

Von ihrem Ban und Wohnung.
13

Jhren curioͤſen Bau und unterirdiſche Woh - nung pflegen ſie in der Erde zwey, drey bis vier Schuh tief, und ſechs, acht bis zehn Schuh weit von einander zu machen, nachdem es der Grund und Boden leiden wil. Je aͤlter ſie ſind, je tie - fer und weitlaͤuftiger legen ſie auch ihre Wohnun - gen an.

Den erſten Eingang zu ihren Hoͤhlen machen ſie ganz ſchrege, aus welchem ſie die Erde theils mit den Pfoten heraus ſcharren, theils in ihren Backen oder Saͤcken heraustragen.

Ein oder zwey Schritte davon machen ſie noch ein Loch, aber ſenkrecht und ſo tief als ihre Kam - mern und Behaͤltniſſe ſind, welches man das Fal - loch zu nennen pfleget.

Dieſes brauchen ſie niemalen eher als wenn ſie ausgelaufen ſind, und von weiten etwas mer - ken, oder von Menſchen oder Hunden verfolget werden. Jn ſolcher Gefahr und Angſt laufen ſie alſobald nach dieſem Loche zu, und fallen in groſſer Geſchwindigkeit hinunter.

Desgleichen wenn ſie auf ihren Raub aus - gehen wollen, ſo ſteigen ſie auch mehrentheils in dieſem Fallloche in die Hoͤhe und ſehen ſich um wie die Schlot-Feger in den Feuer-Mauern zu thun pflegen, und auf dieſe Art recoguoſciren ſie, ob es von auſen ſicher ſey. Alsdenn fallen ſie wiederum hinunter und gehen, wenn ſie nichts ge - faͤhrliches wahrgenommen in ihren gemachten or - dentlichen ſchregen Wege auf den Raub aus, wel -ches207ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. ches ich gar deutlich geſehen und angemerket habe.

Zwiſchen dieſen Auslauf und Fallloche machen ſie in der Erde zu den Fruͤchten, welche ſie eintra - gen wollen, verſchiedene abgetheilte Holungen und Kammern, wie auch eine beſondere zu ihrer Noth - durft und Abtritte, welche alle recht glat ſind.

§. 25.

So vielerley Fruͤchte ſie eintragen, ſo vielerleyWie ordent - lich u. rein - lich ſie die Fruͤchte ein - tragen. Kammern machen ſie auch, ſonderlich die Alten er - fahrnen, welche die verſchiednen Fruͤchte, als Fut - ter-Bohnen, Erbſen, Weitzen, Gerſte, Mohn - Koͤpfe, wie auch aller hand Stuͤcker von Wurzeln, jedes alleine in eine beſondere Hoͤle bringen.

Wenn die Schalen der Mohnen-Koͤpfe in ihren Kammern weich geworden, ſo druͤcken ſie dieſelben zuſammen, daß deren viele hinein gehen, und die Koͤrner dennoch in den Capſeln bleiben koͤnnen.

Hingegen die jungen Hamſter, welche daſſelbe Jahr ſind geheckt worden, bringen mehrentheils alles unter einander.

Der alten Hamſter ihre Fruͤchte, ſind ſo reine und ſo ſchoͤne ausgeſondert, als wenn ſie in einer Scheure auf das allerbeſte waͤren geworfelt und gefegetworden.

Sie holen dergleichen Fruͤchte meiſtens von weiten her, einige aber zerren ſieben bis acht Schritte um ihre Wohnung herum die Haͤlmer mit ihren Fruͤchten auf die Erde, niſteln die Koͤrner aus, und tragen ſie in ihren weiten Backen oder Saͤckenin ihre Kammern.

§. 26.208Das ſechſte Capitel. Von einigen

§. 26.

Wie ſie ihre Speiſe ge - nieſen.
13

Jhre Frucht, und ihren Vorrath gehen ſie nicht leicht eher an, als bis der Winter herein bricht, da ſie weder Wurzeln, noch andere Sachen auf dem Felde mehr finden koͤnnen.

Wenn ſie ihr Futter genieſen wollen, ſo ſetzen ſie ſich gemeiniglich auf den Hinderſten, und richten ſich in die Hoͤhe, wie die Eichhoͤrnlein zu thun pfle - gen, nehmen auch eben wie dieſe, ihre Speiſe in die zwey Vorder-Pfoten, welches artig anzuſehen iſt. Die Fruͤchte genieſen ſie auch niemalen mit ihren Schalen oder Huͤlſen, ſondern ſie koͤrnen und ſchaͤ - len ſie ganz kuͤnſtlich aus.

§. 27.

Koͤnnen ſich nicht weh - ren wenn ſie ſich beſacket.
13

Wenn ſie auf ihren Raub ausgeweſen, und ih - re Backen vol ausgeſtopft haben, und wiederum in ihre Wohnung zuruͤcke kehren wollen, ſo koͤnnen ſie wegen der Frucht und deren Schwere weder ge - ſchwind laufen, noch mit ihrem Gebiß ſich zur Weh - re ſtellen, indem ſie den ganzen Rachen und beyde Backen ſo feſte und dichte voll ſtopfen, daß ſie ſich dieſer Laſt nicht ſo gleich entledigen koͤnnen, ſon - dern die Koͤrner erſt nach und nach herausſcharren muͤſſen.

Wenn man ſie nun alſo beſackt antrift, ſo hat man nicht Urſache ſich vor ihnen zu fuͤrchten, ſondern man kan ſie getroſt mit einen Stecken todt ſchmeiſſen, wenn ſie auch gleich etwas pfauchen oder ziſchen. Wer beherzt iſt, der kan ſie in dieſem un - vermoͤglichen Zuſtande auch mit der bloſen Hand fangen.

§. 26.209ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.

Haben ſie aber keine Fruͤchte in ihren Backen, ſo ſetzen ſie ſich auf die zwey Hinter-Fuͤſſe, damit ſie ſich zur Wehre ſtellen, ſpringen einem auch wohl nach dem Geſichte, wohin ſie aber nicht leicht gelangen koͤnnen. Wenn man ſie aber mit ei - nem Stocke nur ein klein wenig trift, ſo ſind ſie gleich todt.

§. 28.

Wenn ein Hamſter-Graͤber mit dem SpatenVon Ham - ſter-Graͤ - bern. oder Grabe-Scheite den Anfang zum Ausgraben machet, und in etwas nahe zu den Cammern und Holungen des Hamſters koͤmt; ſo ſtellet er ſich gemeiniglich in der erſten Cammer zur Gegenwehr, und machet mit Hin - und Herlaufen von einer Cammer zu der andern ein Geraͤuſche, faͤngt auch wohl an zu murren und zu pfauchen, ſonderlich wenn er einen Ernſt merket und die Todes-Angſt empfindet.

Wenn aber der Graͤber ihm noch naͤher, und an die Cammer koͤmt, wo er ſich aufhaͤlt, ſo drehet er ſich beſtaͤndig mit Wuͤhlen in ſeinem Loche her - um, alwo ihn der Graͤber gar leicht todt ſchmeiſ - ſen kan. Laͤſt er ihn aber etwas Raum, und iſt dabey ſicher ſo ſpringet er ihm ehe er ſichs ver - ſiehet nach dem Geſichte, daß er hernach genug - ſam zu thun hat ſich zu wehren, ſonderlich wenn es ein alter Ramler iſt, bis er ihn mit den Spaten oder Stocke eins verſetzet.

Die Hamſter-Graͤber haben von ihrer Arbeit einen guten. Vortheil. Erſtlich uͤberkommen6. Theil. Oſie210Das ſechſte Capitel. Von einigenſie einen ziemlichen Vorrath von Koͤrnern. Zwei - tens ziehen ſie die Hamſter ab, und verkaufen die Felle an den Kuͤrſchner. Drittens, verkaufen ſie ei - nen abgezogenen Hamſter den armen Leuten vor 4. 6. auch 8. Pf. welche ſolche mit groͤſten Apetit zu eſſen pflegen, und vorgeben, daß das Fleiſch wie jung Huͤner-Fleiſch ſchmecke.

Unter den Hamſter Graͤbern ſinden ſich zu - weilen ſolche gottloſe Leute, welche nur nach den Koͤrnern graben, und wenn ſie ſolche haben, die Hamſter laufen laſſen, damit ſie in folgenden Jahren wiederum Fruͤchte von denenſelben be - kommen moͤgen. Es ſolten aber ſolche Boͤſe - wichter von der Obrigkeit nachdruͤcklich beſtrafet werden.

§. 29.

Wie die Hamſter in Toͤpfen zu ſangen.
13

Ein Hamſter laͤſt ſich nicht leicht aus ſeiner Wohnung vertreiben. Ob man ihn gleich zum oͤftern beunruhiget, ſeine Loͤcher umwuͤhlet und um - hacket, ſo machet er dennoch dieſelben wiederum auf, und ſetzet ſie von neuen in gehoͤrigen Stand.

Um deßwillen iſt man genoͤthiget, ſolche weg - zufangen, oder auf andere Art zu vertilgen. Am allerbeſten kan man ſich hierzu eines alten Topfes bedienen, welcher in der Kuͤche nicht mehr zu ge - brauchen iſt, oder kan man auch diejenigen neuen Toͤpfe hierzu nehmen, welche im Brennen Riſſe bekommen haben, und zum Kochen nicht koͤnnen gebrauchet werden, auch daher bey den Toͤpfern um ein geringes Geld zu haben ſind.

Ein211ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer

Ein ſolcher Topſ muß ſo groß ſeyn, daß zum wenigſten ſechs Maaß oder zwoͤlf Schoppen Waſ - ſer hinein gehen. Oben am Rande muß er im Diameter eine Weite von acht Zol haben. Wenn aber auch gleich ein Topf weiter und tiefer ſeyn ſolte, ſo iſt er dennoch auch hierzu zu brauchen.

Zwey bis drey Schritte weit von des Ham - ſters-Wohnung graͤbet man ein Loch, ſetzt den Topf hinein, ſo, daß der Erdboden einen halben Zol uͤber den Rand deſſelben gehet, und druͤcket mit der Hand rings um den Topf herum die Erde fein feſte an.

Denn wenn der Topf nicht etwas tiefer ſtuͤn - de als die Oberflaͤche des Erdbodens, ſo wuͤrde er, wenn ſich ein Hamſter fangen ſolte, durch den nie - derſallenden Stein zerſchmettert, und dem Ham - ſter dadurch Luft gemachet werden, daß er ſich wieder herauswuͤhlen koͤnte. Wenn nun der Topf ſo ſtehet, wie ſichs gebuͤhret, ſo wird kleine Erde unten auf den Boden deſſelben einen Zol hoch geſtreuet, und zwar um deßwillen, damit der Ham - ſter verfuͤhret werde, und meyne, wenn er ja ſolte gefangen werden, daß er ſich dennoch helfen und unten durchwuͤhlen koͤnte.

Auf dieſen Topf leget man einen breiten Stein oder Blatte, welcher im Zufallen die Oefnung des Topfes voͤllig bedecket. Der Stein muß aber zum wenigſten zehn bis zwoͤlf Pfund ſchwer ſeyn.

Wenn dieſes nicht iſt, und eine Klunze blei - bet oder der Stein zu leichte iſt, ſo hebet derO 2Ham -212Das ſechſte Capitel. Von einigenHamſter denſelben in die Hoͤhe und kriechet wie - derum heraus.

Jn dem zweyten Theile des Funkiſchen Frauenzimmer Calenders, welcher 1744. in Erſurt verleget und gedrucket worden, habe ich p. 332. ge - funden, daß man unten am Boden des Topfes ein Loch machen, und einen Pflock darein ſchlagen ſolte. Allein dieſes wuͤrde eben ſo heraus kommen, als wenn man einen Krebs erſaͤuffen, und zu dem En - de ins Waſſer werfen wollte.

Wenn auch ein Hamſter ſich alsdenn darin - nen fangen ſolte, ſo wuͤrde er doch nicht ruhen, bis er das Holz voͤllig zernaget, und unten am Bodes Stuͤcker Scherben abgeriſſen und hindurch gewuͤh - let haͤtte. Und alſo iſt dieſes Vorgeben unge - gruͤndet.

Die Aufſtellung des Steines geſchiehet alſo: Es wird unter denſelben ein Holz, welches von einer Gabel, deren einen Zinken man abuimt, zu - rechte geſchnitten, ganz leiſe und knap mit dem Ab - ſatze, oben auf dem Rande des Topfes geſtellet, worauf der Stein zu liegen komt.

Den andern Theil der Gabel, welcher an dem Holze bleiben, und in deu Topf hangen muß, ſchnei - det man ſpitzig, und ſtecket ein Stuͤcklein Brod dar - an, wornach ſie uͤberaus gerne gehen.

Es iſt meinen Leuten bey dieſer Aufſtellung auch oͤfters wiederfahren, wenn ſie das Holz etwas zu feſte geſtellet, daß die Hamſter das Brod ſo behut - ſam herunter gefreſſen, daß man ſich daruͤber hat verwundern muͤſſen.

Man213ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.

Man kan ſie auch mit hingeworfenen kleinen Stuͤcklein Brod bis an den Topf locken, damit ſie von denſelben vorher den Geſchmack erhalten, und deſto eher hinein gehen. Die voͤllige Aufſtellung iſt aus der Figur zu ſehen.

Das einzige muß ich noch hierbey gedenken, daß dieſe Art die Hamſter zu fangen, nicht laͤnger wohl von ſtatten gehet, als bis zur Erndten-Zeit. Denn wenn die Korn-Fruͤchte erſt reif ſind, ſo ge - hen ſie nicht leicht mehr in die Toͤpfe, weil ſie zur ſelben Zeit allenthalben uͤberfluͤſſige Nahrung ha - ben.

§. 30.

Zum andern kan man dieſe ſchaͤdlichen ThiereWie ſie mit Waſſer aus jhren Loͤ - chern zu treiben. auch durch Waſſer aus ihren Loͤchern heraus trei - ben und toͤdten. Da man denn in einen groſen Bau vier bis fuͤnf Botten oder zwey Ohmen haben muß.

Jſt das Waſſer nicht weit, ſondern nahe zu ho - len, ſo gehet dieſe Arbeit geſchwinde und leichte von ſtatten, iſt aber ſolches von weiten herbey zu ſchaffen, ſo machet es viele Muͤhe und Koſten.

Ehe man aber anfaͤngt das Waſſer in des Ham - ſters Loch einzufuͤllen, ſo muß entweder der ordent - liche Eingang, oder das Fal-Loch wohl zugedaͤm - met werden, ſonſt, wenn man in eines von beyden eingieſet, und der Hamſter ſich nicht mehr zu hel - fen weiß, ſo lauft er, ehe man ſichs verſiehet zu dem andern heraus, daß man hernach ſeine Noth hat ihn zu erhaſchen.

O 3So214Das ſechſte Capitel. Von einigen

So bald als ihn das Waſſer zu nahe koͤmt, ſo faͤngt er an das Loch mit Erde zu verdaͤmmen und zu verſcharren, welches man daran erkennen kan, wenn das Loch vol iſt, und das Waſſer nicht hinein - laufen wil. Wenn aber das Waſſer die vorgedam - te Erde erweichet, und der Nachdruck da iſt, ſo faͤlt ſolches hernachmalen geſchwinde hinunter.

Wird nun mit dem Nachgieſen fortgefahren, daß die Loͤcher und Cammern vol werden, ſo koͤmt der Hamſter durch das Waſſer hervor gekrochen.

Wenn er im Herauskriechen begriffen iſt, ſo wird das Waſſer in ſeinem Gange uͤber den glei - chen Erdboden getrieben. So man nun dieſes gewahr wird, ſo muß man auf ſeine Ankunft genau Achtung haben, damit man ihm, ſo bald er ſich blicken laͤſt, mit einem Stecken eins verſetzen und toͤdten koͤnne.

§. 31.

Koͤnnen auch mit Gift-Ku - geln getoͤdet werden.
13

Die dritte und beſte Art dergleichen ſchaͤdliche Gaͤſte los zu werden, geſchiehet ganz geſchwinde, wenn man Gift-Kugeln, welche alhier in Erfurt kaͤuflich zu haben, in vier Stuͤcke zerſchmeiſſet, und in ein jedes Loch zwey davon wirft. Wenn ſie ſolche gefreſſen, ſo muͤſſen ſie hiervon bald ſterben.

Dieſe Kugeln ſollen alſo verfertiget werden: Man ſol hierzu pulveriſirte weiſſe Nieß-Wurzel - Blaͤtter nehmen, ſolche mit feinen Weizen-Mehl und Honig vermiſchen, und zu einem Teige knaͤten, alsdenn kleine Kugeln, ſo groß, wie die Kinder da - mit zu ſpielen pflegen, daraus machen, und ſolchean215ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. an den Ofen bey der Hitze, oder auf einem eiſernen Bleche am Feuer trocknen und backen.

Wenn ſie in eine Schachtel gethan werden, bleiben ſie einige Jahre zum Gebrauche gut.

Wenn man wiſſen wil, ob die gelegten Gift - Kugeln ihre gehoͤrige Wuͤrkung gethan, ſo darf man nur nach zweyen oder dreyen Tagen die Loͤcher zu machen. Werden dieſe oben nicht wiederum aufgeſcharret, ſo iſt es gewiß, daß der Hamſter hiervon geſtorben, welches ich oͤfters verſuchet habe.

§. 32.

Doch habe ich noch einen naͤhern Weg gefun -Desglei - chen mit vergifteten Brode. den die Hamſter in den Gaͤrten und Gruben zu ver - tilgen. Jch laſſe nemlich durch meine Leute, klei - ne Brod Wuͤrfel ſchneiden, wie man zu den Bier - Suppen zu nehmen pfleget.

Ueber dieſe wird Arſenic geſtreuet, und in einer alten Scherbe wohl untereinander gemenget, da - mit ſich der Gift wohl anhaͤngen, und in die Poros oder kleinen Loͤcher des Brodes hinein fallen moͤge.

Dieſes vergiftete Brod thut man in einen al - ten Topf, nimt ſolchen bey ſtillem Wetter, da der Wind den Gift nicht kan hinweg wehen, mit in den Garten, oder auf das Feld, und wirft in ein jedes Hamſter-Loch zwey, drey bis vier Wuͤrfel, wo - von ſie gewiß ſterben.

§. 33.

Eben dieſes Mittels bediene ich mich auchDieſes Mit - tel dienet auch die Maͤuſe zu toͤdten. wider die Maͤuſe. Denn in manchen Jahren giebt es deren ſo viel, daß man in den Gaͤrten er - ſtaunlich damit geplaget iſt.

O 4Son -216Das ſechſte Capitel. Von einigen

Sonderlich wenn die Winter-Pflanzen auf friſch gegrabenes und geduͤngtes Land geſtecket wor - den, ſo wuͤhlen ſie ſich in den Miſt, und thun denen - ſelben, wie auch den Artiſchocken und andern Ge - waͤchſen, den Winter uͤber ſchr groſen Schaden.

Fuͤrwahr, wenn ich dieſes Mittel nicht gebrau - chete, ſo wuͤrde ich viele Gewaͤchſe nicht erhalten koͤnnen.

Jch laſſe daher in ein jedes gangbares Maͤu - ſe-Loch einen, auch wohl zwey ſolcher Brod-Wuͤr - fel werfen. Auf dieſe Art habe ich ſie in unzehliger Menge vertilget.

Es iſt aber hierbey noͤthig, daß man binnen vierzehn Tagen keine Hunde mit in den Garten nehme, ſonſt moͤchten ſie das Brod aufſuchen und davon ſterben.

Auch hat man ſowol mit dem Gifte als auch mit dieſen vergiſtetem Brode behutſam umzuge - hen, und ſolches wohl zu verwahren, damit nicht an - dere Leute oder Kinder, welche nichts darum wiſſen und es nicht verſtehen, darzu kommen koͤnnen.

§. 34.

Brockes Gedanken von Maͤu - ſen.
13

Brockes hat in dem neunten Theile ſeines ir - diſchen Vergnuͤgens in Gott, p. 306. nach - folgende ſchoͤne Gedanken von den Maͤuſen, wel - che ich zur Erlaͤuterung deſſen, was ich bereits ge - aget mit beyfuͤgen wil. Es lauten dieſelben alſo:

Dieſes iſt ein kleines, zierlichs, aber ein ſehr ſchaͤdlichs
Thier.
So im Hauſ als auf dem Felde. Es verurſacht dort
und hier.
Oeſters217ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.
Oeſters ungemeinen Schaden, ſo daß ſie, mehr uns zu
Strafen,
Als uns Nutzen zu verſchaffen.
Mehrentheils erzeuget ſcheinen; ſonderlich wenn ſie ſich
mehren,
Wie ſie denn beſonders fruchtbar, da ſie leicht die Saat
verheeren
Und des Landmanns ganze Hofnung oft betruͤbt genug
verzehren.
Doch wird eine weiſe Vorſicht auch hierbey mit Recht
erkannt,
Da ſie, welches wir nicht faſſen, von ſich ſelber aufzuhb -
ren,
Und als zu verſchwinden ſcheinen, da gewiß ein ganzes
Land
Sonſt, wenn dieſes nicht geſchaͤhe, nur durch Maͤuſe blos,
zur Wuͤſte.
Werden muͤſte.
Denn es waͤre zu erweiſen, daß, von einer Maus allein,
Auf die Art wie ſie ſich mehren, uͤber hundert und noch
mehr,
Blos in einer Jahres-Zeit wuͤrde ausgehecket ſeyn ꝛc.

§. 35.

Gleichwie die Hamſter auf den Aeckern, alſoVon Waſ - ſer-Maͤu - ſen. ſind die Waſſer-Maͤuſe in den Gaͤrten auſſer Streit die allerſchlimſten und ſchadhafteſten Thie - re. Sie ſind allen Garten-Fruͤchten als Sa - men-Moͤhren, Peterſil-Wurzeln, Kohlrabi ꝛc. ſonderlich aber den Artiſchocken-Wurzeln, wie auch den groͤſten Obſt-Baͤumen recht gefaͤhrlich. Die Kohlrabi uͤber der Erde koͤnnen ſie ſo artig aus - hoͤlen, daß die aͤuſſerliche Schale der Kugeln bis auf die darein gemachte Oefnung ganz bleibet, undO 5die218Das ſechſte Capitel. Von einigendie kuͤnſtliche Aushoͤlung derſelben, bey genauer Be - trachtung bewundert werden muß.

Jch kan den Schaden, ſo ich von dieſen Ge - ſchmeiß erlitten nicht arg genug beſchreiben.

Vor zwey Jahren hat mir dieſes Ungeziefer an den Artiſchocken-Stoͤcken alleine uͤber 100 Rthlr. Schaden gethan.

Ja dieſe ſchaͤdliche Thiere laſſen auch ſogar die Sellery-Stauden, das Fruͤh-Kraut, den Sa - voyer-Kohl und andere dergleichen Pflanzen nicht ohnbeſchaͤdiget, beiſſen ſolche ab, und ſchleppen ſie in ihre Loͤcher.

Jm Jahre 1753. hatten ſie ſich faſt in unzehli - ger Menge vermehret und eingeſtellet, ohne daß ich und mein Gaͤrtner ſolches den Winter uͤber ge - wahr worden.

Als ader meine Leute, das Land zwiſchen den Artiſchocken zu Anfange des Aprils umgraben mu - ſten, ſo beſanden wir, daß kein Artiſchocken-Stock von dieſen Ungeziefer verſchonet geblieben, deſſen Haupt Wurzel ſie nicht entweder voͤllig verzehret, oder doch dergeſtalt ruiniret hatten, daß nur noch einige kleine Faͤſerlein daran zu finden waren.

Wer mit Erziehung der Artiſchocken umgegan - gen, oder ſich noch damit beſchaͤftiget, der wird wiſ - ſen, daß die Stoͤcke ohne dieſe ihre Haupt-Wurzeln zu haben, welche ſo groß und dicke ſind, wie die Rettige, oder weiſſen langen Ruben, keine Fruͤch - te bringen, oder es muͤſte dieſes in dem ſpaͤten Herbſt geſchehen, da waͤhrendem Sommer derglei - chen Wurzeln wiederum gewachſen waͤren. Wor -aus219ſchaͤdl. Thieren und Ungezieferaus leicht zu erachten, was mir bey der Menge mei - ner Stoͤcke vor Schade dadurch geſchehen, indem nicht nur die meiſten gaͤnzlich verdorben und abge - gangen, ſondern auch viele derſelben keine Fruͤchte gebracht.

Jch habe hierbey angemerket, daß die Maul - wuͤrfe den Waſſer-Maͤuſen den Weg zu den Arti - ſchocken-Wurzeln, und andern Gewaͤchſen bahnen, indem dieſe durch jener ihre Gaͤnge, im Lande her - um wuͤhlen, und deſto mehr Schaden thun, je leich - ter es ihnen alſo iſt zu den Wurzeln zu kommen.

Bey dem Umgraben zwiſchen den Artiſchocken - Stoͤcken, ſanden meine Leute einige Neſter, welche von Heu, Graſe, und andern Geniſte recht artig in einer Rundung gebauet waren, in welchen ſich vier auch fuͤnf junge Waſſer-Maͤuſe befanden.

Als ich zu dieſer Arbeit kam, und den Schaden erblickete, ſo gieng ich um alle Raͤnder im ganzen Garten herum, da ich dann mit Erſtaunen gewahr wurde, daß kein einziger Raſen-Rand anzutreffen war, in welchen ſich nicht vierzig bis funfzig Loͤcher befanden.

Jch lies daher alſobald Anſtalt machen, und die Fiſch-Reuſen, die ich noch im Garten-Hauſe hatte, einlegen, kaufte auch deren noch zwoͤlf Stuͤck darzu, und brachte ſie an die Raͤnder wo ich die mehreſten Loͤcher merkete.

Nach dreyen Tagen muſte mein Gaͤrtner die eingelegten Reuſen aus dem Waſſer heben, und da befanden ſich in mancher zehn, funfzehn bis zwanzig groſe, mittelmaͤſige und kleine Waſſer - Maͤuſe.

Ob220Das ſechſte Cap. Von einigen

Ob nun gleich dieſes Ungeziefer jetzo ziemlich abgenommen, ſo werden doch noch taͤglich in jeder Reuſe etliche gefunden.

Wenn ich ſolche alle zuſammen rechnen wolte, ſo ſind in demſelben Sommer mehr denn 1500 derſelben gefangen worden.

Man kan ſich alſo gar leicht einbilden, was eine ſolche Menge dieſer Thiere vor Schaden anrichten koͤnne.

Warum aber ſich dergleichen Geſchmeiß in demſelben Jahre ſo gewaltig vermehret, ſolches mag wohl daher gekommen ſeyn, weil die Kaͤlte in den damaligen Winter 1753. nicht ſonderlich tief in die Erde eingedrungen, daß folglich weder von den Jungen noch Alten welche erfroren.

Denn ſie koͤnnen ſich an einem ſolchen Orte wie unſere Dreyen-Brunnen-Gaͤrten ſind, nicht tiefer als zwey Schuh tief in dem Erdboden verbergen, indem ſie gar bald auf das Waſſer kommen, und ſich folglich bey ſtark eindringender Kaͤlte nicht erhalten koͤnnen. Doch iſt auch die Nachlaͤſſig - keit der mehreſten Nachbarn ſchuld daran, daß dieſe Thiere ſich ſo ſehr vermehren, und ſo haͤufig einſtellen, indem ſie ſich nicht die geringſte Muͤhe geben, dieſelben hinweg zu fangen. Daher be - geben ſie ſich zur Winters-Zeit nach den warmen Waſſern und Quellen, kommen von weiten herbey geſchwommen und ſuchen daſelbſt ihren Aufent - halt und Nahrung.

Jch glaube, daß ich denenjenigen, deren Gaͤr - ten ſich an Waſſer-Fluͤſſen und Baͤchen befinden,oder221ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. oder auch Durchſchnitte oder Klingern haben, wie ſich in unſern Dreyen Brunnen befinden, einen Dienſt mit dieſer Abhandlung erweiſen werde, in - dem gemeiniglich in dergleichen Gaͤrten, wo ſich Waſſer darinnen oder darneben befindet, auch die Waſſer Maͤuſe ſich einſtellen, ſich in den Raͤndern aufhalten, und des Nachts den Garten-Fruͤchten gewaltigen Schaden thun.

Finden ſie aber an einem ſolchen Orte der - gleichen Fruͤchte nicht, ſo machen ſie ſich an die groͤſten Obſt - und Weiden-Baͤume, wie ſie ſolche ſinden koͤnnen, wuͤhlen an den Wurzeln im Zir - cul herum, und nagen die Schale von denenſelben ganz und gar ab, daß nicht das allergeringſte mehr daran bleibet, wovon hernach die Baͤume verderben muͤſſen.

Wenn ein ſolcher Baum herausgeſchmiſſen wird, ſo ſiehet man, wie ſie mit ihren Zaͤhnen die Wurzeln geſchaͤlet haben, woruͤber man ſich als - denn wundern muß.

Die Zwetſchgen-Pflaumen - und Kirſch-Baͤu - me gehen ſie niemalen an, weil ihnen der Ge - ſchmack und das Harz derſelben zuwieder ſeyn muß.

Wird man alſo nur eine einzige Mauß im Waſ - ſer gewahr, oder findet man in den Raͤndern ih - re Gaͤnge und Loͤcher, ſo muß man alſobald An - ſtalt machen, ſolche hinweg zu fangen.

Ob man nun gleich hierzu aus eine ordentli - che Mauſe-Falle, welche aus zwey Bretern be - ſtehet brauchen kan, womit ich auch ſelbſt viele ge -fangen222Das ſechſte Capitel. Von einigenfangen habe, ſo hat dennoch hierinnen eine Fiſch - Reuſe einen ſehr groſſen Vorzug.

Es iſt bereits in meiner kurzen Beſchreibung der Dreyen-Brunnen-Gaͤrten, die Legung der Fiſch - Reuſen in Holz-Schnitte angegeben und in etwas beſchrieben, aber in meiner Abweſenheit unrecht vorgeſtellet worden, denn man wuͤrde gewiß auf ſol - che Art keine einzige Mauß fangen koͤnnen.

Um deßwillen bin genoͤthiget geweſen, die rech - te Legung der Fiſch-Reuſe beſſer vorſtellen zu laſ - ſen, wie aus den beygefuͤgten Kupfer-Stiche zu erſehen ſeyn wird.

Es muß aber die Fiſch-Reuſe alſo geleget wer - den, daß der Eingang oder die groſe Oefnung, unterwaͤrts des Waſſer-Laufes zu liegen koͤmt, damit kein Unrath hinein flieſſen koͤnne, wie der Abriß mit mehrern zeiget.

Ueber den mitleren Theil der Reuſe muß das Waſſer voͤllig hingehen, ſonſten wuͤrden die Maͤuſe die Weiden an der Fiſch-Reuſe entzwey beiſſen, und heraus kriechen.

Wenn aber das Waſſer daruͤber gehet, und ein Stein auf die Reuſe geleget worden, damit ſie das Waſſer nicht heben kan, ſo muͤſſen ſie alſobald er - ſauffen.

Es muß aber mit der Hand nachgeſuchet wer - den, ob die Reuſe mit dem aufgeſperten weiten Theile an dem Rande voͤllig anliege, oder nicht? Findet ſich nun, daß dieſelbe wegen ihrer Rundung nicht recht anlieget, ſo muß ein Stuͤck Raſen dar - zwiſchen gedruͤcket werden: ſonſten pflegen ſie zwi -ſchen223ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. ſchen der Reuſe und dem Rande durchzugehen; wenn ihnen aber der Weg verſperret iſt, ſo muͤſſen ſie auch wider ihren Willen in die Reuſe hinein kriechen.

Damit ſie aber auf der andern Seite nicht ſo leicht hinweg ſchwimmen koͤnnen, ſo muß man ent - weder ein Bret, oder von geflochtenen Weiden ei - nen kleinen Zaun machen laſſen, ſo wird keine da - von kommen koͤnnen.

Der Hintertheil der Reuſe muß auch wohl mit Graſe verſtopfet werden, ſonſt waͤre alle Muͤhe dergeblich.

Die Reuſen brauchen nicht eher gehohen und geoͤfnet zu werden, bis man das Ungeziefer heraus ſchuͤtten wil.

Wenn man nicht zeitig auf die Vertilgung die - ſes Ungeziefers bedacht iſt, ſo werden ſie in einen Garten, wo ſie ihre rechte Gelegenheit finden, ſich in kurzer Zeit ſo viel vermehren, daß man weder Baͤume noch Garten-Fruͤchte davon bringen kan.

§. 36.

Die Feld-Ratten ſind in der That viel ſchwe -Von den Feld-Rat - ten. rer zu vertreiben als die Waſſer-Maͤuſe, indem dieſelben niemahlen in das Waſſer gehen. Jhr Leib und ihre Geſtalt iſt den Waſſer-Maͤuſen faſt gleich, auſſer daß ſie einen kleinen Schwanz eines Zolles lang, hingegen die Waſſer-Maͤuſe ſehr lange Schwaͤnze, wie die ordentlichen Ratten - Maͤuſe haben.

Dieſe jetztbeſchriebene Feld-Ratten habe ich mitnichts224Das ſechſte Capitel. Von einigennichts wegbringen koͤnnen. Jch habe die vorge - ſchriebene Mittel, welche in den Garten-Buͤchern angegeben worden, fleiſſig probiret, aber alle ver - gebens befunden.

Sie haben mir in meinen kleinen Luſt-Garten, alle Tulipanen, Hyacinthen und andere derglei - chen Blumen-Zwiebeln von denen Rabatten hin - weg geholet, und zuſammen auf einen Hauffen ge - tragen.

Von ſolchen habe ich zwar im Fruͤh-Jahre, was ſie den Winter uͤber nicht verzehren koͤnnen, wieder gefunden, und von neuen verpflanzen laſ - ſen; allein es ſind keine tuͤchtige Blumen daraus geworden; Doch ſind die Zwiebeln den Sommer uͤber wiederum zu ihrer Volkommenheit gelanget.

Endlich beſuchte mich in meinen Garten ein alter erfahrner Haus-Wirth, welcher mich verſi - cherte, daß ich mir keine fernere Muͤhe geben ſol - te: er haͤtte ebenfalls alle diejenigen Kuͤnſte, wel - che ich ihm erzehlete, und welche in den Buͤchern zu finden waͤren, probiret aber kein allereinziges bewaͤhrt befunden.

Endlich waͤre er auf die Gedanken gekommen, der Feld-Ratte ihrem Gange oder Loche nachzu - graben. Waͤre aber einigemal hinweg gegan - gen, weil er das Ende nicht ſinden koͤnnen. Wenn er nun wiederum hinzugegangen waͤre, ſo haͤtte er gemerket, daß allezeit das Loch oder die Oefnung waͤre von der Mauß wieder zugedaͤmmet ge - weſen. Dahero habe er ſeine Flinte mit etwas Schrot geladen, und nachdem er daß Loch wieder -um225ſchaͤdl. Thieren und Ungezieferum aufgemachet, welches ſie nicht vertragen koͤn - ten, ſey er mit ſeinem Gewehr etliche Schritte weit davon getreten, um auf die Ratte zu lauren.

Jn einer Zeit von einer Minute waͤre ſie her - bey gekommen, und haͤtte die Oefnung wiederum verdaͤmmen wollen.

So bald als er dieſes gemerkt, haͤtte er zuge - ſchoſſen, und hierauf die Mauß in ihrem Loche todt angetroffen.

Noch in dieſer Stunde probirte ich dieſen Vor - ſchlag, und zwar mit erwuͤnſchten Effect, wodurch ich auf einmal dieſen ſchlimmen Gaſt los gewor - den bin. Habe auch viele Jahre her keine wie - derum in meinen Garten geſpuͤret.

§. 37. Von Raupen.

Nunmehro muß ich auch noch von einigenRaupen ſind die ſchaͤd - lichſten Jn - ſecten. ſchaͤdlichen Jnſecten und Wuͤrmern handeln, mit welchen man in den Gaͤrten, und zuweilen auch auf den Aeckern ſehr geplaget wird.

Die ſchlimſten uuter denſelben ſind wohl auſer Streit die Raupen, indem der Schaden, welchen ſie an den Baͤumen und Kohl-Gewaͤchſen thun, nicht genug zu beſchreiben iſt.

Es giebt ſaſt unzehlige Gattungen dieſes Ge - ſchmeiſſes, welche ſich zum Theil in unglaublicher Menge vermehren, wovon man in den verſchiede - nen Werken, welche von den Jnſecten handeln, mit mehrern nachſehen kan.

6. Theil. PHier -226Das ſechſte Capitel. Von einigen

Hieher gehoͤren vor allen andern die monat - lichen Jnſecten-Beluſtigungen, welche Herr Au - guſt Johann Roͤſel, Miniatur-Mahler in Nuͤrnberg, in ſaubern, nach dem Leben illumi - nirten Kupfern, nebſt beygefuͤgten gelehrten Be - ſchreibungen des Herrn Doct. Huths, in drey Quart Baͤnden heraus gegeben hat.

Desgleichen hat Herr Johann Leonhard Friſch in einem Quart-Bande, welcher 1720. zu Berlin herausgekommen, von allerhand Jnſecten, mit beygefuͤgten ſchoͤnen Kupſern, gehandelt. Wei - len es aber, gedachte Buͤcher ſich zu kauffen, nicht jedermanns Werk iſt, ſo habe den Haus-Wir - then zu Gefallen hieraus etwas ausgezogen, und dasjenige, was ich hiervon erfahren, wie nehmlich dieſes Ungeziefer zu vertilgen und hinweg zu brin - gen, mit beygefuͤget.

Die Raupen, welche den Gaͤrten und Waͤldern den mehreſten Schaden zuzufuͤgen pflegen, ſind 1) die Geſpinſt-Raupen, 2) die Wald - und Gar - ten-Raupen, welche letztere im Jahr 1751. und 52. den Baͤumen faſt den Untergang droheten, in - dem ſie dieſelben dergeſtalt von ihren Blaͤttern ent - bloͤſet hatten, daß die Waͤlder und Gaͤrten den Sommer uͤber nicht anders ausſahen, als wenn ſie mitten im Winter kahl da ſtuͤnden.

Ein Haus-Vater muß dannenhero hierinnen alle Jahr aufmerkſam ſeyn, und wenn er die Ne - ſter, oder das Geſchmeiß, von dergleichen Unge - ziefer an den Baͤumen und andern Gewaͤchſen, oder ſonſt an einem Orte wahrnimt, dieſem Ue -bel227ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. bel zu rechter Zeit vorzukommen und abzuhelfen ſuchen.

§. 38.

Was die erſte Art, nemlich die Geſpinſt -Von der Geſpinſt - Raupe. Raupe betrift, ſo pflegen die aus derſelben ent - ſtandene Sommer Voͤgel, (Schmetterlinge) zu Ende des Junius ſich allezeit an der Spitzen der Sommer Sproſſen, anzuhaͤngen, und alda ihre Eyerlein auf ein Blat dichte zuſammen zu legen. Hernach bruͤtet die Sonne durch ihre Waͤrme die - ſelben im Auguſt aus.

Sobald die junge Raͤuplein aus ihren Eyerlein gekrochen ſind, ſo fangen ſie ſogleich an, ein weiſſes Geſpinſt, flach uͤber das Blat, um ſich zu machen, unter welchen ſie beſtaͤndig zuſammen bleiben, und ſich von demſelben Blate ernaͤhren; doch freſſen ſie keine Loͤcher durch die Blaͤtter, weil ihnen die Adern derſelben zu hart ſind.

Wenn ſich aber nichts nahrhaftes mehr daran befindet, ſo verfuͤgen ſie ſich mit ihrem Geſpinſte nach einem andern Blate, und dieſes treiben ſie ſo lange an, bis endlich die kalten Naͤchte ein - brechen.

Wenn die Blaͤtter zur ſpaͤten Herbſt-Zeit von den Baͤumen herunter fallen wollen, ſo bereiten ſie ſich ihre Winter-Wohnung, ſo gut ſie koͤnnen, mit einem Geſpinſte, ſo wohl von innen als auſen, uͤberziehen die Blaͤtter dergeſtalt, und ſpinnen ſich ſo ſeſte an und ein, daß ſie auch bey den ſtaͤrkſten Winden nicht herunter fallen koͤnnen.

P 2Wenn228Das ſechſte Capitel. Von einigen

Wenn die Sonne auf das Geſpinſte ſcheinet, ſo ſiehet es aus wie Silber-Glanz, oder ſeitener Watt.

Jn dieſen Neſtern bleiben ſie den ganzen Win - ter uͤber, ohne alle Nahrung lebendig, und ſchadet ihnen weder Froſt, noch Regen und Schnee, indem an ihrem Geſpinſte keine Naͤſſe haften kan. Jhr dickes Gewebe in einigen feſten Blaͤttern, nebſt ihrem eigenen Kothe, gibt ihnen auch eine noth - duͤrftige Bedeckung wider die Kaͤlte. Ja, ſie ſelbſt, indem ſie dichte beyſammen liegen, erwaͤrmen einander in etwas. Daher kan man das Leben allezeit deutlich an ihnen ſpuͤren, wenn man ſie anruͤhret, ob ſie gleich ſonſt als todt da liegen.

Wenn man nun ein ſolches Raupen-Neſt zur Win - ters-Zeit bey groſſer Kaͤlte abbricht, und ſolches von einander reiſſet, ſo ſcheinet es, als wenn kein Leben mehr in den darinnen befindlichen Maden waͤre.

So man aber ein ſolches Neſt in eine warme Stube bringet, ſo wird binnen einer halben Stun - de darinnen alles lebendig, ja die Raͤuplein krie - chen wohl gar aus ihrem Neſte hervor.

So bald nun die Baͤume im Fruͤh-Jahre aus - ſchlagen wollen, ſo kriegen ſie zeitig heraus, und naͤhren ſich ſo lange von den Blaͤttern, bis ſie endlich wieder in Sommer-Voͤgel verwandelt werden.

§. 39.

Vertilgung der Geſpinſt - Raupe.
13

Was die Vertilgung dieſer Raupen betriſt, ſokan229ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. kan man ihren Neſtern gar leicht beykommen, daß ſie voͤllig koͤnnen weggebracht werden.

Man muß aber dahin trachten, daß ſolche Ne - ſter im Winter zeitig und forgfaͤltig, ehe die Baͤu - me ausſchlagen, mit den Haͤnden oder mit der Raupen-Scheere abgebrochen, genau und fleiſſig aufgeleſen, und alsdenn eingeheitzet, oder verbrant werden.

Ach beſten iſt es dergleichen Arbeit vorzuneh - men, wenn das Land noch mit Schnee uͤberzogen iſt, indem man auf demſelben die kleineſten Blaͤt - ter und Neſter finden und aufleſen kan. Hinge - gen kan es gar leicht geſchehen, wenn der Erdbo - den nicht mehr mit Schnee bedecket iſt, daß einige Neſter aus Verſehen liegen bleiben.

Wenn die Leute entweder aus Unverſtand, oder aus Nachlaͤſſigkeit, die abgebrochenen Neſter auf der Erde liegen laſſen, in der Meynung, daß ſie der Regen, Schnee und Froſt verderben werde, ſo iſt es eben ſo viel, als wenn die auf das Rau - pen angewendete Arbeit nicht geſchehen waͤre, in dem ihnen, wie ſchon geſaget worden, weder Kaͤlte noch Naͤſſe etwas anhaben kan.

Sie koͤnnen daher auch auf der Erde zu ihrer Zeit, eben ſo wohl auskriechen, als auf den Baͤu - men, denn die Sonne verurſachet auf den Erdbo - den, wegen ihres Wiederſcheins, noch eher eine Waͤrme, als auf den Baͤumen ſelbſten.

Es pflegen auch einige Leute, aus Unwiſſenheit, die abgebrochenen Neſter in das Waſſer zu werfen, damit das Geſpinſte verderben, und die darinnenP 3be -230Das ſechſte Capitel Von einigenbefindliche Maden erſauffen ſollen. Allein die Ne - ſter bleiben auf dem Waſſer liegen, und die junge Brut behaͤlt folglich darinnen das Leben.

Wenn nun dergleichen Neſter nach und nach an den Ufer ſchwimmen, und alda hangen bleiben, ſo kriechen die Raupen zur Fruͤhliugs Zeit heraus, und machen ſich an die daran liegenden Baͤume, daß der Eigenthums-Herr des Gartens nicht weiß, wo ſie hergekommen, und wie es damit zugegan - gen.

Das Abbrechen dieſer Neſter muß auf das laͤngſte im Maͤrze geſchehen ſeyn, nach Verflieſ - ſung deſſelben, werden ſie in manchen Jahren um - ſonſt aufgeſucht.

Denn laͤſſet man dieſelben nur ſo lange ſtehen, bis die Baͤume in etwas anfaugen auszutreiben, ſo iſt es ſchon zu ſpaͤt, indem die Raͤuplein alsdenn ihre Neſter verlaſſen, ſich an den Zelken, der Baͤu - me austheilen, und von den ausgetriebenen Aeug - lein ſich ernaͤhren.

§. 40.

Von der Wald - und Garten. Raupe.
13

Die andere angefuͤhrte Art, nemlich, die Gar - ten - und Wald-Raupe, iſt unter allen andern die ſchlimſte. Die Schmetterlinge von dieſen Raupen fliegen gemeiniglich des Nachts an die Baͤume, Pfaͤhle, Stacketen, Blanken, und an die Haͤuſer unter die Geſimſe, ja ſo gar zu den Dach - loͤchern hinein, und ſchmeiſſen ihre Eyer zu An - fange des Septempers bis zu Ende deſſelbigen an.

Sogar habe ich ſolche angeſchmeiſte Eyer un -ter231ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. ter den Baͤnken in der Stube, unter und hinter den Spalier Latten, hinter den Fenſter-Laden, und unter den Wellen auf den Boͤden, in groſſer Menge angetroffen.

So bald als der weißgraue Sommer-Vogel ſeine Eyer geleget, ſaͤlt er von dieſen tod herunter, und hinterlaͤſt auf einem Platze, eines halben, auch unterweilen eines ganzen Zolles lang ſeine Eyer, deren wohl vierhundert, und noch mehr, zuſammen liegen, und dem aͤuſſerlichen Anſehen nach, wie eine Prieſe hellbrauner Schnupf-Tobak ausſehen, und mit ſubtilen Haͤrlein uͤberzogen ſind.

Wenn die Eyer im Fruͤh-Jahre durch die Son - nen-Waͤrme ausgebruͤtet werden, ſo zertheilen ſich die Raͤuplein, welche anfaͤnglich ganz ſchwarz aus - ſehen, an den Zelken der Baͤume, und kriechen auf die fordern und obern jungen Blaͤtter. Eine jede nimt ſogleich ein Zweiglein beſonders ein.

Sind ſie in etwas erwachſen, ſo breiten ſie ſich an dem ganzen Baume aus, und verſchonen kein einziges Blat, und wenn ein Baum kahl gemacht und abgefreſſen worden, ſo kriechen ſie herunter, mochen ſich an einen andern, und gehen wohl funf - zig und mehr Schritte weit ſort, bis ſie einen friſchen Baum finden. Ja ſogar habe ich geſe - hen, daß ſie uͤber das Waſſer, wenn es nicht ſo ſchnel lauft, ſchwimmen, um ihrer Nahrung nachzu - gehen.

Wenn ſie uͤber das Waſſer ſchwimmen, ſo rich - ten ſie ihre Koͤpfe in die Hoͤhe, welches artig anzu - ſehen iſt.

P 4Jhre232Das ſechſte Cap. Von einigen

§. 41.

Von ihrer Vertilgung.
13

Jhre Vertilgung betreffend, ſo iſt dieſelbe frey - lich viel muͤhſamer, als bey der vorher beſchriebe - nen Geſpinſt-Raupe, weil man ihre Eyer nicht alle - mal ſo leicht findet, ob man ſich gleich noch ſo ſehr bemuͤhet daß nicht hin und wieder etwas ſolte ver - ſehen werden.

Gemeiniglich werden ſie unter den gebogenen Zelken der Baͤume, nach der Mittags-Seite zu, und an ſolchen Orten gefunden, wo ihnen der Re - gen und Schnee nichts anhaben kan.

Es muͤſſen dieſelben noch vor dem Maͤrz mit einer Stange, an welcher vorn eine Schaͤrffe ge - ſchnitten worden, oder auf eine andere bequeme Art abgeſtoſſen und abgekratzet werden. An den alten zerſprungenen Weiden, und andern Baͤumen, ſind ſie mit einem alten ſtumpfen Beſen am beſten herunter zu bringen. Wenn dieſes nicht vor be - ſagter Zeit geſchiehet, ſo iſt, wie oben bey der Ge - ſpinſt-Raupe gedacht worden, die vorgenommene Arbeit ebenfals vergebens.

Denn wenn dieſes Abſcharren zu langſam vor - genommen wird, ſo koͤnnen die Eyer durch den Froſt, Schnee, Regen und Feuchtigkeit auf der Er - de nicht verderbet werden. Folglich werden ſie auf derſelben eben ſo wohl, als auf den Baͤumen ausgebruͤtet, indem die Sonne ihren Wiederſchein auf der Erde faſt noch ſtaͤrker hat, als auf den Baͤumen ſelbſt.

Wenn dieſe Raupen einmal ausgekrochen, ſo iſt es ohnmoͤglich ſie zu vertilgen, indem ſie ſichnie -233ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. niemalen, wie andere Raupen-Geſchlechte, zuſam - men halten, ſondern ſie breiten ſich aus einander, und klebet eine jede an einem Blate, ſo lange bis es voͤllig aufgefreſſen iſt.

Sonſt habe ich angemerket, daß die ſchaͤdlichen Raupen-Geſchlechte meiſtens Abwechſelungsweiſe kommen, ſo, daß ſich in einem Jahre dieſe, in dem andern eine andere Art, wenigſtens ſehr ſelten, zweyerley Arten haͤufig anſchmeiſſen, und aufkom - men, wie wir in dem 1750ſten Jahre nur eine der - ſelben gehabt; allein in dem 1751ſten Jahre hat - ten wir von allen beyden Sorten groſen Schaden.

Es ſolten billig die Unterthanen, ſowohl in den Staͤdten, als auf dem Lande, in dieſer Arbeit niemalen ſich ſaumſelig beweiſen, ſo wohl ihres ei - genen Nutzens wegen, als auch in Anſehung ihrer Mit-Nachbarn.

Denn, wenn ein fleiſiger Hauswirth und Gar - ten-Liebhaber ſeinen Garten noch ſo wohl reiniget, und Geld anwendet, aber einen nachlaͤſſigen Nach - bar hat, wie mir es einigemal ergangen, welcher ſich zur Winters-Zeit hinter den Ofen, oder in der warmen Stube druͤcket, oder ſolche noͤthige Arbeit aus Faulheit unterlaͤſſet, ſo muß der darneben be - findliche Garten mit darunter leiden, und der Beſi - tzer deſſelben mit Schaden und Verdruß ſehen, daß dennoch ſeine Baͤume abgefreſſen werden, ob er gleich viel Muͤh und Koſten angewendet hat. Es ſolten wohl billlg ſolche nachlaͤſſige Leute von der Obrigkeit nachdruͤcklich deswegen geſtrafet wer - den.

P 5§. 42.234Das ſechſte Capitel. Von einigen

§. 42.

Von der Ringel - Raupe.
13

Von der ſchaͤdlichen und geſelligen Ringel - Raupe muß ich auch etwas anfuͤhren. Weil die - ſer ihre Papiliones, oder Sommer-Voͤgel ihre Eyer allezeit an die kleinen Aeſtlein der Baͤume oder Straͤuche in einer Spiral-Linie, oder Ringe herum legen, ſo haben ſie ihren Namen hiervon bekommen. Es gehoͤren dieſe unter die geſelligen Raupen, weil ſie im April, oder im May, nachdem ſie aus ihren Eyern gekrochen, anfaͤnglich ganz na - he an den Aeſtlein beyſammen bleiben.

Wenn ſie ihrem Futter nachgehen, ſo begeben ſie ſich auseinander, doch nicht weiter, als es die Noth erfordert; ſie vereinigen ſich aber wieder, wenn ſie ihren Hunger geſtillet haben, und ſitzen gerne an dem Sonnenſcheine bey einander, und zwar mit ihren blauen Koͤpfen aufgerichtet.

Wenn die Zeit vorhanden iſt, daß ſie ſich ver - aͤndern, und ihre Haut ablegen wollen, ſo ruͤcken ſie ſo nahe als es moͤglich iſt, auf einem Orte zwi - ſchen die groſen Zelken zuſammen. Es geſchiehet aber auch, daß ſie ſich bey kalten Winden und Regen auf den Abend zwiſchen groſe Zelken wo die Winde uͤbergehen, zuſammen auf einen Haufen begeben, alwo man ſie des morgens fruͤhe mehrentheils beyſammen antriſt, und an den Baͤumen mit einem alten Lumpen zerquetſchen, oder in einen Topf ſtreichen und hernach ausſchuͤtten und zertreten kan.

Wenn man eine Piſtole nur mit bloſen Pul -ver235ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. ver ladet, und einen Schuß unter ſie thut, ſo ſter - ben ſie alſobald hiervon.

Desgleichen, wenn man eine Pechfackel, oder in Ermangelung derſelben, einen Stroh-Wiſch an - brennet, und ein klein wenig unter ſie haͤlt, daß ſie von der Flamme beruͤhret werden, ſo fallen ſie geſchwinde vom Baume herunter und ſterben. Doch hat man ſich hierbey wohl in Acht zu neh - men, daß man das Feuer nicht zu lange daran halte, ſonſt leidet der Baum von der ſtarken Hitze Noth.

Gleichwie uͤberhaupt alle ſchaͤdliche und ge - fraͤſſige Raupen-Arten geſchwinder aufwachſen, als andere; alſo erreichet auch dieſe in nicht gar zu langer Zeit ihre voͤllige Groͤſe. Die allergroͤ - ſten davon ſind nicht uͤber zwey Zol lang, bleiben dabey ziemlich ſchlank, und in einer gleichen Di - cke. Der Kopf iſt rund, fornenher etwas flach, und beynahe ſo dicke als der Leib. Die Farbe deſſelben iſt blaulicht grau. Von ihrer Verwan - delung, wie ſie ſich mit ihren Faͤden beveſtigen, und von ihren Puder oder Staube, welchen ſie an ſich haben, wil ich, um der Weitlaͤuftigkeit zu ver - meiden, nichts gedenken, ſondern die Leſer nur in obige Auctores weiſen.

Wenn ſich dieſe Raupen-Voͤgel gepaaret ha - ben, ſo vergehen ſechs bis acht Tage ehe die be - fruchtete Weiblein ſich ihrer Buͤrde wiederum ent - ledigen. Aldenn ſuchen ſie ein duͤnnes Aeſtlein, woran ſie ihre Eyer alle zuſammen befeſtigen.

Das Weiblein ſetzet ſich an den Zweig, und,laͤſt236Das ſechſte Capitel. Von einigenlaͤſt ein Ey um das andere fallen, ruͤcket dabey im - mer auf eine Seite herum, und je oͤfter es alſo im Kreiſe herum koͤmt, je weiter ſteiget es von dem Platze, da es angefangen hat, in die Hoͤhe.

Es leget aber immer ein Ey, an das andere an, wodurch denn dieſelben, weil ſie anfaͤnglich weich und klebricht ſind, nicht nur unter ſich ſelb - ſten, ſondern auch mit dem Zweige, ſo feſt zuſam - men haͤngen, als ob ſie aus einem Stuͤcke gewach - ſen waͤren.

Aus der Bewegung ſo der Papilion, in waͤh - rendem Eyerlegen, um den Zweig machet, kan man ſich natuͤrlich vorſtellen, wie es komme, daß die Eyer ſo artig in einer Spiral-Linie herum geſetzet ſind.

Dieſe Eyer glaͤnzen nicht anders wie email - lirte Arbeit, oder als wenn ſie mit Lac. Fuͤrnis uͤber - zogen waͤren.

Jegliches an ſich betrachtet, iſt laͤnglichrund, oder vielmehr einem abgekuͤrzten Kegel aͤhnlich, denn unten nach dem Aeſtlein zu iſt es nicht breit wie oben.

Mitten auf der obern Flaͤche zeiget ſich ein kleines, nicht gar tiefes Gruͤblein, welches der - jenige Punct iſt, wo die Jungen ſich heraus - beiſen.

Wer curioͤs ſeyn wil, der kan ein ſolches Reiß - lein an welches ſie ihre Cyer angeſchmeiſſet haben, zur Winters-Zeit abbrechen, und ſolches auf einen weiſſen Bogen Papier in eine Stube alwo taͤglich eingeheitzet wird, zwoͤlf bis vierzehn Tage legen, ſower -237ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. werden ſie nach verfloſſener Zeit ausgebruͤtet, da man denn in den letzten Tagen oͤfters darnach ſe - hen muß.

Wenn nun die ſchwarzen Raͤuplein aus ih - ren Eyern anfangen herauszukriechen, ſo iſt es ge - wiß mit groſſer Verwunderung zu betrachten, in - dem aus jedem Eye ein Raͤuplein hervor komt. Einige kommen mit dem Kopfe, andere mit den Beinen, wiederum andere mit halbem Leibe aus ſolchen hervorgekrochen, daß in den Loͤchern der Eyer alles lebendig iſt, und kriechen hernech, wenn ſie heraus ſind, auf dem Papiere herum. End - lich begeben ſie ſich in der Stuben hin und wieder an die Waͤnde.

Gewiß, man kan ſich hierbey die Auferſtehung der Todten, wie ſie in vielen alten Kirchen abge - mahlet zu finden iſt, vorſtellen.

Von den Raupen, welche allen Kohl. Gewaͤch - ſen Schaden thun, habe ich im dritten Theile des Land - und Garten-Schatzes p. 131. -140. weitlaͤuftig gehandelt.

§. 43. Von Regenwuͤrmern.

Daß die Regenwuͤrmer auf den Laͤndern undRegenwuͤr - mer thun groſſen Schaden. Betten, beſonders in den Gaͤrten im Fruͤh-Jahre groſſen Schaden thun, iſt ohne Zweifel allen er - fahrnen Garten - und Acker-Freunden mehr alzu - wohl bekannt. Denn wenn die jungen aufgegan - genen Pflaͤnzlein aller Garten-Gewaͤchſe in ihre Blaͤttergen wachſen, ſo kommen die Regenwuͤr -mer238Das ſechſte Capitel. Von einigenmer des Nachts, auch bald fruͤhe, aus der Erden herausgekrochen, greiffen die Pflaͤnzlein mit ihren Maͤulern an, zerren dieſelben heraus, und nehmen ſolche mit ſich in ihre Loͤcher, daher die Pflaͤnzlein nach und nach vom Lande wegkommen, daß man - che unerfahrne Leute gar nicht begreiffen koͤnnen, wie es damit zugehe.

§. 44.

Von ihrer Vermeh - rung und Begattung.
13

Es vermehren ſich dieſe Wuͤrmer in groſſer Menge beſonders in friſchgeduͤngtem Lande.

Was ihre Begattung betrift, ſo habe ich eini - gemal im Fruͤh-Jahre, ſonderlich wenn es vor - her geregnet, wahrgenommen, daß zwey große Regenwuͤrmer aus ihren Loͤchern, welche wohl ei - nen halben Schuh weit von einander waren, her - vorgekrochen kamen, und ſich zwey Zol lang ſo feſte zuſammen und an einander haͤngeten, daß, wenn ich ſolche aufhob, ſie dennoch aneinander hangen blieben.

So weit als ſie zuſammen geweſen waren, be - fand ſich ein etwas weiſſer Schleim an denenſel - ben. Jch habe dabey nichts anders urtheilen koͤn - nen, als daß dieſes Zuſammenhaͤngen ihre Be - gattung ſey; doch dieſes wil ich den gelehrten Naturforſchern zur genauen Unterſuchung uͤber - laſſen.

§. 45.

Von ihren Feinden.
13

Ob aber gleich die Regenwuͤrmer ſich ſehr ſtark vermehren, ſo haben ſie doch auch ſehr viele Feinde, welche ihnen groſen Abbruch thun.

Denn239ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.

Denn es ſind dieſelben nicht nur den Nachſtel - lungen der Maulwuͤrffe, wie oben gedacht worden, unterworffen, als welche deren beſtaͤndig ſehr viel wegfangen, ſondern ſie ſind auch den Huͤhnern, Elſtern, Raben, Schnecken, und andern Voͤgeln, wie auch den Froͤſchen eine ſehr angenehme Spei - ſe, wenn ſie ſolche habhaft werden koͤnnen.

Jch ſelbſt habe einsmahls mit Verwunderung ang[eſe]hen, daß ein Froſch einen Regenwurm ge - fangen und gefreſſen.

Es geſchah nehmlich vor einigen Jahren, als ich eben in den Dreyen Brunnen in meinen Gar - ten war, daß auf den Abend um 6 Uhr ein ſtar - ker Regen kam, daher ich mich in das Garten - Haus reteriren muſte, und zum Zeitvertreib mit - lerweile in einem Buche las. Als es nun nach einer guten Stunde aufgehoͤret hatte zu regnen, ſahe ich zum Fenſter hinaus, und wurde ohnge - ſehr gewahr, daß ein groſſer Regenwurm aus ſei - nem Loche hervorgekrochen kam; jedoch nicht voͤl - lig, ſondern bis auf einen kleinen Theil, mit wel - chen er in dem Loche ſtecken blieb.

Denn es iſt bekannt, daß ſich dieſe Wuͤrmer nicht gaͤnzlich aus der Erde heraus begeben, ſon - dern mit ihren hintern Theile, in etwas in ihren Loͤchern ſtecken bleiben, damit ſie ſich, wenn nur die geringſte Erſchuͤtterung geſchiehet, mit groͤſter Geſchwindigkeit wieder in ihre Loͤcher ziehen koͤn - nen.

Daher man auch zuweilen, wenn man ſie mit der Hand ergreiffet, recht zu thun hat dieſelben her -aus240Das ſechſte Cap. Von einigenauszuziehen, indem ſie ſich mit ihrem hintern Thei - le in ihrem Loche feſte anhalten.

Dieſen von mir erblickten Regenwurm hatte zu gleicher Zeit ein ziemlicher Graß Froſch, wel - cher eben auf einen Raub gelauret, beobachtet, daher kam er ſachte herbey gehuͤpfet. Als er aber noch anderthalb Schuh weit von den Wurme entfernet war, ſaß er ein klein wenig ſtille, that hernach einen Sprung, und bekam ihn bey dem Kopfe.

Der Regenwurm drehete ſich zwar hin und her, und wolte ſich nach ſeinem Loche zuziehen; allein der Froſch lag eine kleine Weile ſtille, und hielte den Wurm mit ſeiner Schnautze feſte, wie er aber ſolchen nicht ſogleich aus dem Loche herausziehen konte, ſo lehnete er ſich nach und nach in die Hoͤ - he, als wenn er auf den Hinterbeinen ſtehen wolte. Auf dieſe Art brachte er denſelben heraus, und ſchlukte ihn alſobald ganz behende hinunter, uͤber welche Kurzweile ich herzlich lachen muſte.

Man wird ſich hieruͤber um deſto weniger wun - dern, und mir hierinne um ſo viel eher Glauben bey - meſſen, wenn man bedenket, daß ſich die Froͤſche meiſtentheils von allerhand Jnſecten ernaͤhren, welche ſie unter den Garten Gewaͤchſen und Graſe aufſuchen, und ganz verſchlingen.

Ja, ſie verſchlucken ſo gar Schnecken mit ihren Schalen oder Haͤuſern, welches mir ſelbſt unglaub - lich wuͤrde vorgekommen ſeyn, wenn ich es nur von jemanden gehoͤret, und nichtſelbſten geſehen haͤtte.

Denn als ich nebſt einigen Freunden vor ohn -gefehr241ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. gefehr zwey Jahren in den Dreyen-Brunnen-Gaͤr - ten uns ein Vergnuͤgen machten, ſo anatomirte mein juͤngſter Sohn einen groſen Gras-Froſch - durch Veranlaſſung der ungemein ſchoͤnen, von dem beruͤhmten Herrn Roͤſel, und dem gelehrten Herrn D. Huth zu Nuͤrnberg, in groß Folio her - ausgegebenen Unterſuchung der Froͤſche hieſiges Landes. Als er nun denſelben von einander ge - ſchnitten, ſo fand ſich in deſſen Magen eine ziemli - che Schnecke mit ihrer bunten Schale, welche noch voͤllig ganz war, woruͤber ich und andere Anweſen - de uns ſehr verwunderten.

Doch hat es auch ſeine Richtigkeit, daß die Froͤſche recht reiſe, weiche und abgefallene Zwetſch - gen, Pflaumen, Aepfel, Birn, und inſonderheit Gurken, mit vielen Appetit angehen, und von al - len etwas, abſchurfen, welches ich vielmal wahrge - nommen, und wovon auch in des Herrn Doct. und Prof. Vogels in Goͤttingen Mediciniſchen Bibliothek p. 889. kan nachgeleſen werden.

§. 46.

Ob nun aber gleich die Regenwuͤrmer von ſoVon ihrer Vertilgung vielen Thieren aufgeſuchet und gefreſſen werden, ſo muß man dennoch auch auf die Vertilgung der - ſelben fleißig bedacht ſeyn.

Jch rathe dahero vor allen Dingen, daß man bey Umgrabung der Garten-Bette jedesmal alle Regenwuͤrmer welche man erblicket entweder mit dem Grabe-Scheite entzwey ſteche, oder in ein Gefaͤß zuſammen leſe und den Huͤhnern vorwerfe, welche ſolche mit groͤſter Begierde wegfreſſen.

6. Theil. QMan242Das ſechſte Capitel. Von einigen

Man kan ſie auch des Nachts, oder in der fruͤ - hern Morgen-Daͤmmerung, wenn ſie aus ihren Loͤchern heraus gekrochen, welches ſie beſonders bey regenhaften Wetter zu thun pflegen, vom Lan - de aufleſen; wobey man ſich aber einer Laterne be - dienen und ſehr leiſe und behutſam herbeygehen muß.

Wie man ſie aber zu aller Zeit aus der Er - den herausbringen koͤnne, iſt im erſten Theil p. 153. gezeiget worden.

Doch muß ich hierbey erinnern, daß ich das daſelbſt angegebene Mittel nur auf kleinen Betten, an welchen einem viel gelegen, zu brauchen anra - the. Denn auf groſen Laͤndern und bey ſehr haͤu - figer Erziehung der Garten - und Kuͤchen-Fruͤchte, wie bey mir angetroffen wird, duͤrfte es wohl zu koſtbar, zu beſchwerlich, und folglich nicht wohl thunlich ſeyn.

Und eben dieſes wird auch von andern derglei - chen Mitteln gelten, wenn es auch gleich ſonſt ſeine Richtigkeit damit haͤtte.

So finde ich in Boͤcklers Haus - und Feld - Schule im erſten Theile p. 565. und in Thie - mens Runſt - und Wunderbuche p. 362. fol - gendes Mittel:

Will man die Regenwuͤrmer aus der Erden locken, ſo kochet man nur Hanf-Blaͤtter oder Sa - men im Waſſer und beſprenget damit die Erde, ſo kommen ſie herfuͤr.

Ob dieſes gegruͤndet iſt, kan ich nicht ſa - gen. Wer ſolches eigentlich zu wiſſen verlan -get,243ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. get, der kan leicht ſelbſt einen Verſuch hiernach an - ſtellen.

Unſere hieſigen Vorfahren, haben dieſen ſchaͤdlichen Wuͤrmern folgendes Mittel entgegen geſetzet, deſſen wir uns auch noch bedienen, wo es noͤthig iſt.

Man uͤberſtreuet nemlich das Land mit etwas ſtrohigtem aber doch wohl vermodertem Pferde - Miſte, oder auch mit Gerſten-Spreu.

Wo nun die Regenwuͤrmer dergleichen auf der Erde antreffen, ſo nehmen ſie ſolche mit in ihre Loͤcher, und verſchonen die jungen Pflaͤnz - lein.

Doch iſt die Gerſten-Spreu nicht ſo dauer - haft auf dem Lande als der Miſt, und kommet eher hinweg als derſelbe, beſonders bey vielen Regen. Geſchiehet dieſes, ſo muß man abermal andere auf - ſtreuen laſſen.

Auch iſt hierbey zu beobachten, daß die Spreu fein reine ſeyn muͤſſe, denn wenn ſich, wie zu ge - ſchehen pfleget, leichte Gerſten-Koͤrner, oder aller - hand Geſaͤmig von Diſteln, u. d. gl. Unkraute dar - unter befinden, ſo keimen ſolche bey feuchter Wit - terung auf, und wachſen mit in die Hoͤhe, daß man hernach mit dem Jaͤten deſto mehr Beſchwerlich - keit hat. Hiervon iſt auch ſchon im 1. Theile et - was gedacht worden.

§. 47. Von Schnecken.

Von dreyer - ley Schne - cken.
13

Es ſind hauptſaͤchlich dreyerley GattungenQ 2der244Das ſechſte Capitel. Von einigenWelche in den Gaͤrten Schaden thun.der Schnecken, welche in den Gaͤrten Scha - den an den Gewaͤchſen zu thun pflegen. Von den uͤbrigen, welche in den Waͤldern und Waſſern gefunden werden, etwas anzufuͤhren waͤre mei - nem eigentlichen Endzwecke nicht gemaͤß. Die erſte Gattung dererſelben ſind die großen Gar - ten-Schnecken, welche ihre Schalen und Haͤuſer haben.

Dieſe werden, wenn ſie ſich in ſpaͤtem Herbſte zugemachet haben, fleißig aufgeſuchet, und den Winter uͤber in der Kuͤche als eine delicate Speiſe zubereitet.

Die andere Sorte der Schnecken ſind die bunten, welche viel kleiner ſind und Schalen oder Haͤuſer von mancherley Farben und verſchie - dener Groͤſe haben, aber nicht zur Speiſe dienen, und folglich in den Gaͤrten noch weniger als die vorigen zu dulden ſind.

Dieſe beyden gemeldeten Gattungen muͤſſen von fleißigen Hausvaͤtern und Gaͤrtnern ſonderlich des Morgens und Abends und bey regenhaf - ten Wetter, oder auch wenn es ſtark gedauet hat, aufgeleſen werden, zu welcher Zeit ſie gemei - niglich ihre Nahrung zu ſuchen pflegen, ſie thun den jungen aufgegangenen Pflaͤnzlein im Fruͤh - Jahre, wie auch andern Gewaͤchſen und Garten - Gemuͤſen ziemlichen Schaden, freſſen ſolche ab, oder ſo ſie etwas groß ſind, zernagen ſie ſelbige ſo arg, daß ſie kein Anſehen haben, und daß einen aller Appetit davon zu eſſen vergehet, indem ſie meh - rentheils, wo ſie hingekrochen ſind, einen Schaumhin -245ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. hinter ſich laſſen. Aber eben daher ſind ſie auch leicht zu finden und zu vertilgen.

Die dritte Art, ſind die Nackenden, welche bey uns Rotz-Schnecken genennet werden. Dieſe haben keine Haͤuſer oder Schalen, ſie ſind aber viel ſchlimmer als die zwey vorigen Gattungen aus den Gaͤrten und Laͤndern hinweg zu bringen, ſonderlich an ſchattichten Orten.

Sie kriechen vom Abend bis an den Morgen an die zarten und jungen Gewaͤchſe, freſſen ſolche ab, und zernagen dieſelben ſo arg, daß ſie zum Theil gar verderben muͤſſen.

Sonderlich habe ich dieſes an den Auriculen, Primulen, Sallate, und an den Kohl-Gewaͤchſen vielmal wahrgenommen. Sie haͤngen ſich meh - rentheils unter die Blaͤtter, an welche ſie ſich an - kleben und ſolche rotzig machen.

Dieſe muß man ebenfalls fruͤhmorgens, nach einem Regen oder Thaue aufſuchen laſſen. Man muß aber auf dieſelben bey dem Aufſu - chen viel genauer Achtung haben, als auf die zwey vorhergedachten, indem ſie ſich bey guten Tagen und Sonnenſchein unter die Steine, Blaͤtter und Erd-Kluͤmper verkriechen, daß man ſie nicht ge - wahr wird, weil ſie mit der Erde faſt einerley Farbe haben.

Wenn man nicht zeitig genug hinter dieſes Ungeziefer her iſt, und ſolches hinweg ſchaffet, ſo vermehren ſie ſich in kurzer Zeit, ſonderlich an ſchattigten Orten ſo ſehr, daß man faſt in der Helf - te eines Gartens vor denenſelben nichts rechts aufbringen kan.

Q 3Wenn246Das ſechſte Cap. Von einigen

Wenn ſolche aufgeſuchet, und in einen alten Scherben geleſen worden, ſo ſind ſie eine angeneh - me Speiſe der Huͤner und Forellen, oder man ſchuͤt - telt ſolche in ein Waſſer.

Wenn man das im 1. Theile p. 153. wider die Regenwuͤrmer angegebene Mittel brauchet, ſo kommen dieſe Schnecken auch aus ihren Schlupf - Winkeln hervorgekrochen und werden ſichtbar, daß man ſie deſto eher finden und ableſen kan.

§. 48. Von Ohrwuͤrmern.

Von Ohr - wuͤrwern, und von dem Schaden den ſie thun.
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Die Ohrwuͤrmer oder Oehrlinge ſind ebenfalls den Gewaͤchſen ſehr ſchaͤdlich. An den Citronen - und Orangen-Baͤumen, beiſen ſie die jungen Augen ſo ſehr ab, daß die Baͤume einige Zeit damit zu thun haben, ehe ſie wiederum neue Augen zum Wachsthum anſetzen. Wenn man gegen den Mittag an einen ſolchen Stam mit der Hand klopfet, ſo fallen oder kriechen ſie geſchwin - de herunter, da ſie denn mit den Fuͤſſen koͤnnen zer - treten werden.

Sonderlich thun ſie den Nelken oder Gras - Blumen groſſen Schaden, kriechen in die Samen - Capſeln hinein, und verderben zuweilen in einigen Naͤchten die ſchoͤnſte Flor dieſer Blumen.

Warum ſich aber dieſe Wuͤrmer ſo gerne in die Samen-Capſeln der Gras-Blumen bege - ben, mag wohl dieſes die Urſache ſeyn, weil ſie nach dem darinnen befindlichen Honig laufen, und ſolches zu ihrer Nahrung aufſuchen.

Wenn247ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.

Wenn ſie nun in einer Samen-Capſel nicht genugſamen Raum haben, daß ſie bequem zum Honig, welches ſich auf den Boden befindet, kom - men koͤnnen, ſo beiſſen ſie die Stiele der Nelken - Blaͤtterlein entzwey, daß ſolche hernach heraus fallen. Wodurch ein Liebhaber, wenn er ſiehet, daß ſeine fleißige Wartung und viele Muͤhe vergeblich iſt, ganz verdrießlich gemachet wird.

Koͤmt man an eine ſolche Blume, und druͤcket mit zweyen Fingern an die Capſel, ſo laufet der Ohrwurm alſobald heraus, daß man ihn toͤdten kan.

Ferner habe ich angemerket, daß dieſe Wuͤr - mer in manchen Jahren an dem Kraute, Blumen - Kohle, Kohlrabi uͤber der Erden, und andern der - gleichen Kohl-Gewaͤchſen im Folde groſen Scha - den thun, indem ſie aus den geſteckten Pflanzen die zarten Herze hinweg freſſen, woraus folget, daß aus ſolchen Stauden nichts als Schaͤlke werden, indem ſie blos in die Blaͤtter wachſen und keine Frucht bringen, wovon im dritten Theile p. 56. nachzuleſen iſt.

§. 49.

Dieſem Unheil habe auf den Aeckern mit nichtsVon ihrer Vertilgung. abhelfen koͤnnen, als daß ich kleine Stroh-Wiſche, ſo viel man in eine Hand bringen kan, an kleine Pfaͤhle binden laſſen, welche meine Leute hin und wieder bey die Pflanzen einſtecken muſten, ſo, daß die Stroh-Wiſche nicht hoͤher von der Erde als ſechs Zol zu ſtehen kamen.

Q 4Wenn248Das ſechſte Capitel. Von einigen

Wenn nun des andern Tages die Sonne fruͤh - morgens heran koͤmt, ſo verbergen ſie ſich, und krie - chen in dieſe Wiſche.

Um den Mittag, druͤcket man ſolche Wiſche mit der Hand zuſammen, da denn die Oehrlinge, ſobald ſie dieſe Regung fuͤhlen, geſchwind heraus laufen, wobey man behend ſeyn und ſolche zertreten muß. Ja es iſt noͤthig, daß zwey Perſonen dieſe Arbeit verrichten. Denn ſo man mit einem Wurme zu thun hat, ſo laufen inzwiſchen die andern davon.

Haben nun die Wiſche drey oder vier Tage an ſolchen Orten geſtanden, ſo werden ſie an andere geſtecket, und damit faͤhret man ſo lange ſort, bis man keine mehr von dieſen Wuͤrmern in den Wi - ſchen[an]trift.

Bey den Graß-Blumen-Scherben koͤnnen ſie ebenfalls mit Stroh-Wiſchen gefangen werden. Man bindet, wie oben gedacht, kleine Wiſche nicht feſte, ein und einen halben Schuh lang, und leget ſolche zwiſchen die Blumen-Scherben, in welche ſie ſich hernach verkriechen. Um die Mittags-Zeit nimt man die Stroh-Bindel und klopfet daran, ſo fallen ſie heraus, daß man ſie zertreten kan.

Man nimt auch Stuͤcker Hollunder-Holz, aus welchen der Mark heraus geſtoßen worden, ſtopfet eine Oefnung zu, ſchmieret mit einer Feder-Kiele ein klein wenig Honig in ſolche Roͤhren, und leget ſolche hin und wieder auf, und neben die Garten - Scherben. Um den Mittag ſchuͤttelt man die dar - innen befindlichen Wuͤrmer heraus, und machet ſie to dt.

Jn249ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.

Jn einigen Garten-Buͤchern habe ich auch ge - leſen und richtig befunden, daß man kurze Staͤb - lein einer Spanne lang neben die Gras-Blumen in die Erde ſtecken und Schweins-Koͤten (Schuͤ - ckel) daran haͤngen ſolle. Jn ſolche kriechen ſie auch von unten hinauf, und verbergen ſich darin - nen bey warmen Sonnenſchein. Die Koͤten ſchuͤt - telt man hernach aus, und toͤdtet die herausgefal - lenen Wuͤrmer.

Einige bedienen ſich auch der Schaaf-Beine welche an einem Ende offen ſind. Dieſe legen ſie bey die Scherben, ſo kriechen die Oehrlinge ebenfalls hinein. Allein dieſe machen in einen Garten ein uͤbles Anſehen, und ſind an deren Stelle die Hollunder-Roͤhre beſſer zu brauchen.

Man darf auch nur feuchte Lappen auf die Bette oder Gefaͤſſe legen, und ſolche dann und wann aus - ſchuͤtteln, ſo kan man ſie auch gar leicht toͤdten.

§. 50. Von den Erd-Floͤhen.

Jch habe allbereit von den Erd-Floͤhen in der Beſchreibung der Dreyen-Brunnen-Gaͤrten p. 86. und in dem Land - und Garten-Schatze im erſten Theile p. 64. und desgleichen im dritten Theile p. 93. ſchon etwas gedacht. Weil ich aber hierbey noch eins und das andere anzumerken ha - be, ſo wil ſolches alhier noch beyfuͤgen.

Daß die Erdfloͤhe kleine Fliegen ſind, welche ſich hin und wieder in den Gaͤrten begeben, und ſonder - lich im Fruͤh-Jahre auf alle junge Kohl-PflaͤnzgenQ 5flie -250Das ſechſte Capitel. Von einigenfliegen, und ſolche, weñ man nicht beſtaͤndig darauf Acht hat, gar bald aufzehren, iſt auſer allen Streit richtig und aus der Erfahrung bekant genug.

Was aber die Mittel wider dieſes Ungeziefer betrift, ſo legen einige Haushaltungs-Buͤcher der Aſche die Kraft bey, daß man die Erd-Floͤhe da - mit vertreiben koͤnne. Man ſollte nemlich bey trockenem Wetter, wenn die Kohl-Pflanzen auf - gegangen, das Bette mit Aſche beſieben; ſo wuͤr - de man ſeine Luſt ſehen, wie die Erd-Floͤhe bey vie - len tauſenden herunter fallen, und in der Aſche ſich zu Tode zappeln wuͤrden. Wenn aber ein Re - gen kaͤme, oder die Pflanzen der Duͤrrung halber begoſſen wuͤrden ſo hoͤrete die Wirkung der Aſche auf, und man muͤſte das Beſieben wiederholen, und was dergleichen mehr iſt.

Meine Gedanken hieruͤber ſind dieſe: Erſt - lich wollte ich es nicht rathen die Beſiebung der jungen Pflanzen mit Aſche, ſonderlich wenn ſie noch nicht ausgelauget worden, mehr denn drey - mal vorzunehmen. Denn die Lauge, oder das dar - innen befindliche alcaliſche Salz, iſt den jungen Pflaͤnzlein nicht zutraͤglich, und wenn man mehr - mal mit der Aſche kommen wollte, ſo wuͤrden ſie endlich verderben.

Zum andern iſt es grundfalſch, daß durch die aufgeſiebte Aſche die Erd-Floͤhe, wie oben vor - gegeben worden, von den Pflanzen herunter fal - len und ſich todt zappeln ſollten.

Die Erfahrung bezeuget ein ganz anderes, denn ob ſie gleich, ſobald man die Aſche aufſiebet,von251ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. von den Pflanzen hinweg fliegen, auch zum Theil in der Aſche auf dem Lande etwas zappeln, ſo ſter - ben ſie doch keinesweges davon, ſondern machen ſich gar bald wieder herbey, und fangen wieder von neuen an, an den Pflanzen zu freſſen.

Drittens, wenn es auch mit dieſem Mittel wider die Erd-Floͤhe ſeine Richtigkeit haͤt - te, ſo waͤre es doch bey einem groſſen Lande, theils wegen der Aſche, theils aber auch wegen der vielen Tagelohne viel zu koſtbar, indem das Aufſieben oͤfters geſchehen muͤſte, maſſen die Aſche bey duͤrren Wetter gar bald von den Pflanzen herabfaͤlt, und von der Luſt herab gewehet, auch vom Regen und durch das noͤthige Begieſen herunter geſchwem - met wird.

Jch muͤſte gewiß in einem Jahre mehr denn ein Erfurtiſch Malter Aſche haben, indem ich derglei - chen Samen jaͤhrlich, ſowol zum Sommer-als Winter-Pflanzen, mehr denn einen Acker ſaͤen laſſe. Ja ehe man auf einem groſſen Flecke mit dem Auf - ſieben der Aſche herum kaͤme, ſo wuͤrden inzwiſchen an dem anderen Ende die Pflaͤnzgen von den Erd - Floͤhen verzehret ſeyn. Kurz, die angeprieſene Aſche hilft nichts, und der Ruß an den Schorſtei - nen eben ſo wenig.

Es iſt aber kein beſſer und gewiſſer Mittel, als das von mir p. 64. im erſten Theile angeprie - ſene oͤftere Beſprengen mit Waſſer; doch brauchet dieſes nicht eher zu geſchehen, als bis man ſiehet, daß einige Floͤhe ſich auf den Pflaͤnzlein einfinden. Wenn man aber nur einige darauf merket, ſo iſtdas252Das ſechſte Cap. Von einigendas Beſprengen alſobald vorzunehmen. Denn wenn eine kleine Zeit damit verzoͤgert wird, ſo fliegen die andern auch herbey und ſuchen daſelbſt ihre Nahrung.

Jſt das Bette wiederum trocken geworden, ſo muß nach den Pflaͤnzlein abermal geſehen wer - den. Und wenn man nur einen einzigen Floh auf denſelben merket, ſo iſt das Beſprengen abermal noͤthig.

Dieſes muß bey warmen Tagen und Son - nen-Schein drey bis viermal des Tages wieder - holet, und damit ſo lange continuiret werden, bis die Pflaͤnzgen das vierte und ſechſte Blat erreichet haben. Nach dieſer Zeit werden ſie derb, daß ih - nen die Floͤhe nicht mehr ſo leicht etwas anhaben koͤnnen.

Gar genau habe ich auch angemerket, daß die Erd-Floͤhe wenn es einige Tage geregnet, hungrig werden, und ſo bald ſich wieder ein heller Sonnen - ſchein einſtellet, und die Erde anfaͤngt trocken zu werden, in groſſer Menge herbey fliegen und die Pflaͤnzgen ſo begierig anfallen, daß man ſich daruͤ - ber verwundern muß.

Zu ſolcher Zeit hat man alſo am allererſten darnach zu ſehen, und ſolche zeitig mit Waſſer zu beſprengen, damit man dieſes ſchaͤdliche Ungezie - fer verjagen moͤge.

Doch iſt hier zu merken, daß man unter dem Beſprengen und Begieſen einen Unterſchied zu machen habe. Das erſte geſchiehet gemaͤchlich, das andere aber ſtark und heftig, und dieſes letzterewaͤre253ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. waͤre den jungen Pflaͤnzlein mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich.

§. 51. Von Ameriſen.

Von Vertilgung der Ameiſen habe bereits imVon Vertil - gung der Ameiſen. zweyten Theile des Land - und Garten-Scha - tzes gehandelt und einige Mittel wider dieſelben angegeben.

Jch will daher nur noch eins hinzufuͤgen, welches ich oͤfters mit guter Wirkung gebrauchet. Es wird ſolches in Heinrich Heſſens Garten - Luſt im andern Theile p. m. 15. angefuͤhrt und beſtehet in folgendem:

Die Ameiſen zu vertreiben, muß man ein oder mehr Beine nehmen, davon das Fleiſch faſt abgenommen iſt. Dieſe werden auf die Erde an ſolche Oerter geleget, wo ſich dieſe kleine Thier - lein aufzuhalten pflegen, da ſie dann durch die - ſen Koͤder oder angenehme Lockſpeiſe angezogen werden, und in großer Menge herbey kommen. Wann dieſe Beine vol ſitzen, ziehet man ſie zuruͤcke, und wo dieſes oͤfters geſchiehet, ſo kan man ſie ohne viele Muͤhe vertilgen.

Jch habe damit alſo verfahren: Wenn die Ameiſen an den Braten-Knochen ſich haufen - weiſe angehaͤnget, ſo habe ich ſolche in einen gla - ſurten Topf, welcher halb mit Waſſer angefuͤllet war, abgeſchuͤttelt oder mit einem Flederwiſche ab - geſtrichen, daß die Ameiſen darein gefallen ſind. Alsdenn habe ſie mit einem Stecklein ſtark in dem Waſſer herum geruͤhret, daß ſie erſauffen muͤſſen. Den Knochen aber habe ich alſobald wiederuman254Das ſechſte Capitel. Von einigenan den vorigen Ort geleget, und damit continuirel bis ich ſie alle gefangen habe.

Noch eines Mittels wider die Ameiſen muß ich hier gedenken, welches in den Halliſchen Zei - tungen von 1754. Num. 171. p. 683. bekant ge - machet worden, vor deſſen Richtigkeit ich aber nicht ſtehen kan, weil ich es nicht ſelbſt verſuchet habe. Das ganze Recept lautet alſo:

Man nehme von gemeinen Schwefel zwey Theile, und Herbæ origani vulgaris, auf teutſch, Wohlgemuth oder braunen Doſten, ſo in allen Apothecken zu haben, einen Theil. Das Kraut wird bey gelinder Waͤrme ſo trocken gemachet, daß es ſich zu Pulver reiben laͤſſet, und der Schwefel wird beſonders geſtoſen, hernach aber mit den Pulver des Krautes wohl gemiſchet. Der Ge - brauch davon iſt dieſer: Man machet um die Wur - zel des Baumes, ſo weit man Ameiſen ſpuͤret, die Erde etwas los, ſtreuet das Pulver darauf und ruͤhret es unter die Erde, da man denn die Wuͤr - kung von dieſen geſchaͤftigen Thiergen mit Ver - gnuͤgen ſehen wird. Da das Pulver nicht koſt - bar iſt, muß man eben nicht ſparſam damit um - gehen. Es kan auch bey wiedrigen Wetter, mit Waſſer etwas angefeuchtet, und wenn ſich das er - ſtemal, die Ameiſen nicht gaͤnzlich verlieren ſollten, ein bis zweymal wiederholet werden, da es denn ohnfehlbar erfolgen wird. Weil aber alle Oerter, wo ſich die Ameiſen befinden, den Gebrauch dieſes Pulvers auf obbeſchriebene Art nicht zulaſſen, ſo kan man ihnen mit folgendem Waſſer begegnen:Man255ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer. Man nimt ein Pfund Potaſche und ein halb Pfund ungeloͤſchten Kalk, thut es in einen eiſer - nen Topf, und gieſet zwey Kannen Waſſer darauf, laͤſſet es etwa eine halbe Stunde kochen, dann nimt man es vom Feuer, und laͤſt es ſtehen bis es klar wird. Das klare wird hernach abgegoſſen, das dicke aber ſo im Topfe geblieben, kan mit friſchem Waſſer noch einmal aufgekochet, wieder aufgeklaͤret und gebrauchet werden. Das aufge - klaͤrte thut man wieder in den eiſernen vorher ge - reinigten Topf und dazu geſtoſſenen gemeinen Schwefel ein halb Pfund, laͤſſet es zwey bis drey Stunden kochen, und mit einen eiſernen Loͤffel zu - weilen umruͤhren, ſo wird ſich der Schwefel groͤ - ſtentheils aufloͤſen. Zuletzt thut man von den braunen Daſtenkraute ein viertel Pfund oder et - was mehr darzu, laͤſſet es ein wenig aufkochen und gieſet es durch ein Sieb oder grobe Leinwand. Man muß aber kein Zinn oder Kupfer-Geſchirr dazu brauchen, weil es ſolche ſehr verderbet, auch dafuͤr ſorgen, daß es nicht zu nahe an Silber komt welches ſchwarz davon wird. Dieſes Waſ - ſer kan hernach an die Oerter, wo es noͤthig, ge - goſſen, oder auf eine bequeme Weiſe appliciret werden.

Ob ſich dieſes Mittel in der Ausuͤbung ſo kraͤftig beweiſen wird, daß die Ameiſen dadurch vertilget werden, kan einen jeden die Erfahrung bey einem angeſtellten Verſuche lehren.

Wenn man die Orangen-Baͤume damit be - gieſen wollte, ſo ſcheinet es mir gefaͤhrlich zu ſeyn,weil256Das ſechſte Capitel. Von einigenweil das Waſſer mit allzu vielen Schwefel-Theil - chen angefuͤllet iſt.

Wenn es nur mit dieſen Mittel nicht auch ſo beſchaffen iſt, wie mit andern vielen Recepten, wel - che in den Haußhaltungs-Buͤchern zwar angege - ben, aber bey der Ausuͤbung nicht bewaͤhrt befun - den werden.

Wenn aber dieſes eroͤfnete Mittel wirklich von der Kraft ſeyn ſollte, die Ameiſen gaͤnzlich zu vertilgen, ohne dadurch den Baͤumen oder ande - ren Gewaͤchſen Schaden zu thun, ſo wuͤrde dem Herrn Erfinder von vielen Garten-Liebhabern gro - ſer Dank davor abgeſtattet werden.

§. 53. Von Neffen.

Zum Beſchluß muß ich auch etwas von den Neffen gedenken, welche oͤfters an allerhand Garten - und Kuͤchen-Gewaͤchſen groſſen Schaden thun.

Jm Jahre 1753. hatten ſie ſich ſo haͤufig ein - geſtellet, daß ſie alle Kohl-Gewaͤchſe, als Blumen - Kohl, weiß Kraut, Moͤrſing, desgleichen alle Pha - ſeolen (Schmink-Bohnen) groſe Garten - und Futter-Bohnen, wie auch alle Erbſen zernichteten.

Es ſind ſolche eine Art von Milben, welche mei - ſtentheils blaͤulich ausſehen. Wo ſich dergleichen an einer Staude viel befinden, ſo ſiehet die Erde darunter nicht anders aus, als wenn ſie mit ſubti - ler helblauer Aſche waͤre beſtreuet worden, und eben ſolche Farbe haben auch die Neffen.

Bey257ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer

Bey beſtaͤndigen warmen und duͤrren Wet - ter habe ich auch angemerket, daß ſie ſich in eine gewiſſe Art kleiner Fliegen verwandeln.

Was ihren Urſprung betrift, ſo muß ich hier meine Unwiſſenheit bekennen, indem ich niemalen eine genaue Unterſuchung deſſelben anzuſtellen Gelegenheit gehabt.

Doch bin ich keinesweges der Meynung, daß ſie mit dem Regen aus der Luft herab fallen, wie viele ohne Grund glauben.

Jch halte vielmehr davor, daß ſie, wie alle andere lebendige Creaturen von den Alten fortge - pflanzet werden, nur daß man ihre Eyerlein nicht ſo leicht gewahr wird, als von andern Wuͤrmern und Jnſecten.

Es haben mir daher die Gedanken welche ich in Zeitlers Univerſal-Lexico von den Neffen gefunden, uͤber die maſſen wohlgefallen, welche alſo lauten:

Neffen ſind kleine aſchen faͤrbige oder blauliche Wuͤrmerchen mit ſechs Fuͤſen, am Hindern mit zwey hervorragenden Borſten verſehen. Jn der Mitte iſt eine kleine Spitze, welche man Bley - Spitze nennen koͤnnte. Am Hanpte hat ſolches Thierchen zwey kleine Fuͤhlhoͤrnerchen.

Dieſe Wuͤrmer ſetzen ſich an die Blaͤtter, wo - von ſolche zuſammen rollen, oder an die Sten - gel; wenn ſie aber eine Zeitlang ihre Nahrung von den Pflanzen, als von den Cappus-Kraute. 6. Theil. RKoh -258Das ſechſte Capitel. Von einigenKohle, Hopfen, Roſen-Stoͤcken auch Hollunder geſogen haben, und ſich ihre Verwandlungs - Zeit herannahet, bekommen ſie allmaͤhlig kleine Fluͤgelgen, werden ſodann haarichter und mei - ſtens blaulicht, zuweilen auch ganz ſchwarz, fliegen hin und wieder, und legen ihre Eyer an die Wur - zeln der Kraͤuter, daraus kuͤnftig wieder Neffen werden.

Sonderlich findet man zur Herbſt-Zeit viel ſol - cher Ungeziefer an den Wurzeln des Sonchen - Krautes, daran ſie klumpenweiſe haͤngen. Sie ſind aber ganz weiß und weich, und haͤngen daran als wenn ſie todt waͤren.

Wenn hernach das zukuͤnftige Jahr warm Wetter koͤmt, und ſich Regen mit untermiſchet, ma - chen ſich ſolche hervor, und ſuchen ihre Nahrung auf den Kraͤutern und Baͤumen.

An vielen Orten werden ſie in großer Menge auf den Eſchlaube gefunden, (worauf ſich ſonſt auch die Spaniſchen Fliegen gerne aufhalten, da - von ſolches ganz zuſammen rollet.

Dieſes Ungeziefer nun faͤllet keinesweges mit dem Regen aus der Luft, wie insgemein geglaubet wird; ſondern wenn ſogenante Mehl-oder Honig - Thaue fallen, ſo werden ſie durch deren Suͤßigkeit, welche auf den Blaͤttern und Stengeln haͤngen bleibet, angelocket, daß ſie ſich haufenweiſe aus der Erde hervor machen, und auf den Gewaͤchſen einfinden.

Sie259ſchaͤdl. Thieren und Ungeziefer.

Sie ſind aber eine Gattung Muͤcken, und iſt zu merken, daß auf den Eſchen wo ſich dieſe Thier - gen aufgehalten, gemeiniglich ein Honig oder Manna aͤhnlicher Saft gefunden wird.

Wider dieſes Ungeziefer habe kein Mittel finden und erdenken koͤnnen. Vor zwey Jahren machte ich mit einigen Blumen-Kohl Stauden an welchen mir viel gelegen, weil ich Samen davon erziehen wolte, und an welchen viele Neffen ſaſ - ſen, einen Verſuch.

Jch lies ſolche mit Eichen-Holz-Aſche, fruͤh - morgens da der Thau noch daran hieng, beſtreuen, allein die Neffen kehrten ſich nicht daran.

Jch lies hierauf Tabacks-Aſche, welche, wie bekannt, die ſchaͤrfſte iſt, auf diejenigen Oerter der Stauden ſtreuen, wo die Neffen ſaßen; dieſe half aber eben ſo wenig als die Holz Aſche. End - lich giengen meine Blumen-Kohl-Stauden gar zu Grunde.

Wenn die Neffen einmal an die Gewaͤchſe kommen, ſo bleiben ſie in trockenem und heiſem Wetter ſo lange daran bis ſtarke Regen und kuͤh - le Naͤchte kommen. Alsdenn aber kommen ſie weg, daß man nicht weiß wohin.

Alles was man zur Vertilgung dieſes Un - geziefers thun kan, beſtehet darinnen, daß man die mancherley Kohl-Pflanzen und Stauden bey - zeiten ehe ſie die Herzen und Blaͤtter zuſammen gezogen, fleißig viſitiren, und ſelbige, wo ſieR 2bey -260Das ſechſte Cap. Von einigen ꝛc. beyſammen ſitzen, zerquetſchen und todt druͤcken luͤſſet.

Viele Tageloͤhner und andere Leute, welche nicht eckel ſind, verrichten ſolches mit den bloſen Haͤnden. Beſſer aber iſt es, wenn man ſich hier - zu eines naſſen woͤllenen Lappens bedienet, und ſolche damit abreibet und abwiſchet, weil auf dieſe Art die Blaͤtter zugleich von dem Unflate, welcher daher entſtehet, koͤnnen gereiniget werden.

Auf dieſe Weiſe kan man zuweilen von den Kohl-Gewaͤchſen noch etwas erretten, oder doch wenigſtens den Schaden dieſes Geſchmeiſes in etwas verringern.

Zum[261]

Zum Beſchluß des Land - und Garten-Schatzes, habe den Garten-Liebhabern folgende ſchoͤne Verſe, welche von einem guten Freunde auf mei - nen Luſt-Garten gemachet und mir zugeſendet worden, mittheilen wollen:

Freund! ich bin recht ſtark geruͤhret,
Da das Gluͤck mich hingefuͤhret,
Wo Dein ſchoͤner Garten liegt,
Der mich ungemein vergnuͤgt.
Was giebt Dir mein Herze wieder,
So Dich auch vergnuͤgen kan?
Nimſt Du auch wohl matte Lieder
Willig als ein Denkmal an?
Denn es ſchaͤtzet mein Gemuͤthe
Die Erlaubniß, Huld und Guͤte
Deinen Garten, der ſo ſchoͤn,
Nach Verlangen zu beſehn.
Was kan ich Dir uͤberreichen
Statt des Danks? ein klein Papier
Nimm geneigt dies ſchlechte Zeichen
Meiner heiſſen Dankbegier.
Moͤchte mir es nur gelingen,
Freund! Dein Eden zu beſingen,
So vor manchen Gaͤrten werth,
Daß man es beſchaut, verehrt.
R 3Koͤnnt[262]
Koͤnnt ich jetzt wie Brockes dichten,
Haͤtt ich Hallers netten Kiel,
Denn wollt ich etwas verrichten,
Das vielleicht Dir wohl geſiel.
Doch ein inneres Ergetzen
An den angetrofnen Schaͤtzen
Jſt es, ſo mich reitzt und treibt,
Daß der Kiel, was ſolget, ſchreibt,
Obſchon keine Lorbern keimen,
Obgleich wenig Kunſt erſcheint;
Dennoch iſt in dieſen Reimen
Jede Zeile wohl gemeynt.
Freund! ſogleich des Gartens Lage
Hat an jenem heitern Tage
Jn Verwundrung mich geſetzt;
Und was mich hiernaͤchſt ergetzt,
Jſt der Schutz, ſo ihn umſchlieſſet,
Welcher ungemein gemacht,
Wo man auch von auſen lieſet,
Wenn dis Meiſterſtuͤck vollbracht.
Welche holde Augenweide
Find ich gleich zu meiner Freude,
Bey dem erſten Schritt allhier!
Welche ungemeine Zier!
Welch ein Reitz! wie klar und helle!
Wie vergnuͤgend, bunt und ſchoͤn
Jſt anjetzo jede Stelle,
Jedes Plaͤtzgen anzuſehn!
Nun ich ſtehe etwas ſtille,
Und erſtaun ob aller Fuͤlle.
Gleich zur recht und linken Hand
Seh ich zierlich ausgeſpannt
Welſch -[263]
Welſchlands ungemeine Reben,
So mit ihrer gruͤnen Zier
Eine weiſſe Wand umgeben,
Wie auch Pfirſchen am Spalier.
Welche Menge! welche Arten
Der Gewaͤchſe zeigt der Garten,
Myrten, Taxus und Jesmin,
Pomeranzen, welche bluͤhn!
Soll ich alles diß beſchreiben?
O was trift mein Auge an!
Billig muß hier unterbleiben,
Was mein Kiel nicht leiſten kan.
Kuͤrzlich will ich was beruͤhren,
Um gebuͤhrend anzufuͤhren,
Was hier glaͤnzet, gruͤnt und bluͤht,
Was das Auge luͤſternd ſieht,
Hier ſind Crocus, Kayſer-Kronen,
Und nebſt andern Cyanus,
Tauſendſchoͤn und Anemonen,
Agley und Convolvulus.
Durch des Schoͤpfers Wunder Guͤte
Steht bereits in voller Bluͤte,
Weil der holde Fruͤhling da,
Dort die holde Primula.
Dieſe zeigt zu GOttes Preiſe
Mir ein Herzen-foͤrmig Blat,
So auf wunderbare Weiſe
Schoͤn ein Sonnen-Bildgen hat.
Um des Schoͤpfers Macht zu zeigen,
Laͤßt ſie Blum aus Blumen ſteigen,
Und reicht bey der Fruͤhlings-Zeit
Vieler Farben Treflichkeit.
R 4Dieſer[264]
Dieſer Blume friſche Blaͤtter,
Von der Sonnen-Gluth durchſtrahlt,
Kommen mir bey-ſchoͤnen Wetter
Schoͤner fuͤr als man ſie mahlt.
Wenn ich ferner mein Geſichte
Hin zu den Aurickeln richte,
Werd ich auſſer mir geſetzt,
Und recht wunderbar ergetzt.
Dieſer Pracht auf den Rabatten,
Der ſo herrlich, der ſo ſchoͤn,
Will mir warlich nicht geſtatten,
Schweigend ihn zu uͤbergehn.
Wer vermag hier auszudruͤcken
Dieſer Blumen Pracht und Schmuͤcken,
Jhrer Farben Unterſcheid,
Und ihr ſonderbares Kleid.
Viele ſind roth ausgezieret,
Andre ſind wie eingefaßt,
Manche ſind wie braun ſchattiret,
Manche gleichen dem Damaſt.
Werd ich wohl die Pracht, das Brennen
Nach dem Werth beſchreiben koͤnnen,
Wenn ſich auf das Blumen-Beet
Mein vergnuͤgtes Auge dreht?
Die Natur zeigt ja an ihnen
Purpur, Jſabel und grau,
Und was mir recht ſchoͤn geſchienen,
Jſt was roth, was gruͤn, was blau.
Viel Bewundrung muß erwecken,
Wenn man ſieht, wie bald die Ecken,
Bald die Mitte ſchmuͤckt ein Kreiß,
Welcher mehr als Silberweiß,
Auch[265]
Auch findt man allhier im Garten
Nicht nur ſolche, ſo da klein,
Sondern ungemeine Arten,
Die ſo groß wie Gulden ſeyn.
Jhre balſamirte Duͤfte
Fuͤllen hier die heitern Luͤfte,
Welch ein holder Vorwurf haucht,
Welch ein herrlich Rauchfaß raucht.
Moſch, Ziebet und Bieſam riechet,
Durch der Blumen Treflichkeit
Wird ſtark der Geruch vergnuͤget,
Und das ganze Herz erfreut.
Doch ich muß auch weiter gehen,
Mit Vergnuͤgen zu beſehen
Jenes ſchoͤne Fruͤblings-Kind.
Die geſchmuͤckte Hyacinth,
Deren ſanft und holdes Weſen,
Deren Farbe, Kraft und Pracht,
So gewißlich auserleſen,
Mich froh und entzuͤckt gemacht.
Dort ſchan ich auf gruͤnen Fuͤſſen
Jene prangende Nareiſſen,
Die in ſchoͤnen Strahlen gluͤhn,
Und recht uͤberherrlich bluͤhn;
Die in ihren Silber-Kraͤnzen
Und in ihren bleichen Schein
An Figur und hellen Glaͤnzen
Faſt den Sternen aͤhnlich ſeyn.
Auch in den debluͤhmten Lenzen
Seh ich hier die Tulpen glaͤnzen,
Deren Schoͤnheit herrlich lacht.
O wie zeigt ſich ihre Pracht!
R 5Wer[266]
Wer kan aller Farben Strahlen,
So mein luͤſtern Auge ſieht,
Wohl beſchreiben oder mahlen,
Da hier ſo viel herrlichs bluͤht.
Die, ſo was bekanntes haben,
Koͤnnen ſchon das Auge laben:
Doch hier iſt ein ſeltner Flor,
Schwefel-Safrangelb, Auror,
Pfirſch - und Roſen-Farben gluͤhen,
Violet und carmoſin,
Scharlach, Purpurrothe bluͤhen,
Amaranth und Columbin.
Wo kan ich gnug Worte finden
Bey dem Reitz, bey dem Entzuͤnden,
Welcher Glanz und welche Zier
Thut bey Tulpen ſich herfuͤr!
Sind nicht Schmuͤck und holdes Prangen
Nebſt der Farben Treflichkeit
Schoͤner, als man kan verlangen,
Auf denſelben ausgeſtreut?
Welche Vielheit von Ranunkeln
Sieht man gleichfalls praͤchtig funkeln?
Jene bluͤhen herrlich ſchoͤn,
Hier ſieht man noch beßre ſtehn.
Welche Farben! welche Menge?
Welcher bunte Wunder-Schein!
Kan beym reitzenden Gepraͤnge
Man wohl unempfindlich ſeyn?
Was ſoll ich hierbey wohl ſagen?
Hat wohl Salomo getragen
Jn der groͤſten Herrlichkeit
Je ein ſolches Farben-Kleid?
Sein[267]
Sein Gewand gleicht haͤrnen Decken,
Und iſt gegen dieſe Pracht,
Schlecht gefaͤrbt, ja voller Flecken
Grob und ungleich rauch gemacht.
Auch die vielen Balſaminen
Haben mir recht ſchoͤn geſchienen,
Ja mich reitzt noch ihre Pracht
Zum Preiß des, der ſie gemacht.
Wie ſoll ich ſie alle nennen!
Welch ein Prangen! welchen Schatz
Kan auch hier mein Aug erkennen
Auf dem ſchoͤn bebluͤmten Platz!
Geh ich endlich durch die Gaͤnge,
So faͤllt mir die groſſe Menge
Schoͤnſter Nelken ins Geſicht,
Die man zierlich aufgericht.
Jſt man dieſer Pracht gewogen,
So wird gleichſam mit Gewalt
Aug und Herz darauf gezogen
Durch die Schoͤnheit und Geſtalt.
Viele ſind wie Roſenbluͤthe,
Manche durch des Schoͤpfers Guͤte
Von Natur ſehr ſchdn ſchattirt,
Andre Silberweiß geziert,
Die geſirichelt, die geſprenget,
Viele ſchwarz und viele bleich,
Ja ſo wunderbar gemenget,
Daß ſehr wenige ſich gleich.
Unausdruͤcklich iſt die Freude,
So die holde Augenweide
Den in ſeine Seele druͤckt,
Der ſie GOtt zum Ruhm erblickt.
Um[268]
Um mein Leben zu verſuͤßen,
Moͤcht ich meine kurze Zeit
An den ſchoͤnen Ort beſchlieſſen
Jn vergnuͤgter Einſamkeit.
Wenn der Reſt von meinen Jahren
Denn vergnuͤgt dahin gefahren,
Wollt ich aus dem Paradieß
Ziehn in das ſo GOtt verhieß.
Jenen ſchoͤnen Himmels-Garten,
Welcher unſer Gluͤck erhoͤht,
Wolt ich froͤlich denn erwarten.
Wenn der Geiſt von hinnen geht.
Doch ich bin damit vergnuͤget,
Daß das Gluͤck es hat gefuͤget,
Reicharts Gaͤrtgen zu beſehn,
Das ſo reitzend, das ſo ſchoͤn,
Das ſo viel Vergnuͤgen giebet,
Nach den mich ſo ſehr verlangt,
Das ein Kenner billig liebet,
Weil es unvergleichlich prangt.
Es vermehrt ſich meine Freude,
Warum? dort in dem Gebaͤude
Steht ein trefliches Spinnet,
Dieſes ſpielet Reichart nett.
Da wird auch das Ohr vergnuͤget,
Da verdoppelt ſich die Luſt,
Bey dem Klange, der beſieget
Auch die allerhaͤrtſte Bruſt.
Freund! Mein dankbares Gemuͤthe
Ruͤhmt ſtets die genoßne Guͤte,
So da liebreich mir gegoͤnnt,
Und da ſie mein Herz erkennt,
Wuͤnſcht[269]
Wuͤnſcht ich noch mit froher Seelen
Nicht nur Deines Gartens Pracht,
Sondern auch das zu erzehlen,
Was Dich ſchaͤtzbar mir gemacht.
Daß hier alles lieblich gruͤnet,
Ja zur Luſt, zur Anmuth dienet,
Davor muß man GOtt allein
Eifrig dienend dankbar ſeyn.
Doch ich ſchaͤtz auch nach den Pflichten
Deine Kunſt und Wiſſenſchaft,
Das gefaͤllig einzurichten,
Was bezeugt des Schoͤpfers Kraft.
Freund! Dir und auch Deinen Zweigen
Laß der HErr ein Gluͤck erreichen,
Welches unvergaͤnglich heißt,
Und uns nur die Tugend weißt.
GOtt wird Deine Kraft verjuͤngen,
So, daß man hinkuͤnftig ſieht,
Wie Dein Gluͤck in allen Dingen
Schoͤner, als Dein Garten bluͤht.
Obgleich[270]

Obgleich mein ſchlechtes Gaͤrtlein die Lobes-Erhebung des Herrn Verfaſſers dieſes ſchoͤnen Gedichtes nicht verdienet, ſo kan ich doch nicht umhin demſelben hierdurch erge - benſten Dank abzuſtatten, daß er dadurch mein und anderer Garten - und Blumen-Freunde Vergnuͤgen gar ungemein befoͤrdern wollen. Weil ich aber kein Poete bin, ſo will demſelben mit dem vortreflichen Brockes, aus dem fuͤnf - ten Theile ſeiner Gedichte pag. 207. mit folgenden Verſen antworten:

Mein GOtt! du haſt auf dieſer Welt
Mir ſo viel herrliches geſchenket,
Daß, wenn mein Geiſt es uͤberdenket,
Es aller Gaben ſich ſo gar nicht wuͤrdig haͤlt.
Es lallet mein geruͤhrter Sinn
Voll Dank und Andacht: HErr! ich bin
Nicht wuͤrdig der Barmherzigkeit,
Nicht wuͤrdig aller Treu und Guͤte,
Die du an mir erzeigt die ganze Lebens-Zeit!
So ſprach ich juͤngſt mit froͤlichem Gemuͤthe,
Als ich in meinen Garten gieng,
Und deſſen Schmuck und Lag an zu betrachten ſieng.
Daß alles hier ſo lieblich gruͤnet,
Daß alles uns zur Anmuth dienet,
Davor muß ich, HErr! dir allein
Jn froher Demuth dankbar ſeyn.
Daß[271]
Daß du mir alles wollen goͤnnen,
Zumahlen des Verſtandes Kraft,
Daß ich es zierlich ordnen koͤnnen,
Und ſo viel Witz und Wiſſenſchaft,
Es ſo gefaͤllig einzurichten,
Davor erfordern meine Pflichten,
Jn froher Ehrfurcht, dir allein
Zu Ehren, froh und fromm zu ſeyn.
HErr, von aller dieſer Schoͤnheit, von der
Farben Harmonie,
Von dem ſchoͤnen Licht und Schatten,
Von der Blaͤtter-reichen Gaͤnge, Laͤnge,
Meng und Symmetrie,
Die, in froͤlichem Verband, alle hier ſich lieb -
lich gatten,
Ja wodurch, in Pracht und Ordnung, alles
ſich einander ſchmuͤckt,
So, daß nicht leicht ſonder Anmuth es ein
fremdes Aug erblickt,
Bin ich billig ganz erſtaunt: ſonderlich wenn
ich mich lenke,
Und, woher es eigentlich ſeinen Urſprung
hat, bedenke.
Du ſelber haſt dies ſchoͤne Stuͤck der Welt.
Das allen, die es ſehn, gefaͤllt,
Durch meine Hand, o GOtt gezieret.
Weswegen auch nur dir allein,
(Da nichts von allen dieſem mein.
Natur ſo wohl, als Kunſt und Wiſſenſchaften dein,
Als die uns blos von dir geſchenket ſeyn)
Lob, Ehre, Preis und Dank gebuͤhret.
Mir[272]
Mir faͤllt, mein GOtt! hiebey ein Wunſch in Schwachheit
ein,
Den, wo er dir mißfaͤllt, du gnaͤdig wirſt verzeyh’n,
Es preßt die Eigen-Liebe mir
Den Seufzer aus: Ach HErr! gefiel es dir,
Daß, wenigſtens, doch dieſer Garten hier
Bey meinem kuͤnftigen Geſchlechte,
Vergnuͤgt und wohl gebraucht, verbleiben moͤchte!
Regiſter[273]

Regiſter der abgehandelten Sachen.

  • Abblaten der Blaͤtter von denen Hopfen-Ranken iſt noͤthig28
  • Abtheilung zum Hopfen-Bergen17
  • Alte Wände ſind zu Erziehung der Nelken dienlich75
  • Ameiſen wie ſie zu vertilgen253
  • Andreä, Joh Samuel, ſtillet den Hopfen-Mangel42
  • Anemonen machen den Ranunculen den Rang ſtreitig111
  • --- Vermehrung113
  • Aufräumen der Hopfen-Stoͤcke wenn ſolches geſche - hen ſoll21
  • Auguſt-Hopfen4
  • Auriculen88 wie ſolche durch den Samen zu erziehen90. was ſie vor Erde verlangen91
  • Auricula orſi88
  • --- Samen wie ſolcher zu ſaͤen iſt .91 . was ſie vor einen Ort und Erde verlangen96. Schoͤnheit derer Blumen89. wie die Pflanzen zu ſetzen96. muͤſſen geduͤnget werden97
  • Bären-Oehrlein88
  • Begieſen wenn und wie es bey denen Nelken ge - ſchehen ſoll61
  • Bier-Ausrufer betruͤgen41
SBrau -[274]Regiſter.
  • Brau-Meiſter ſind ſchlimm41
  • Bretſpiel-Blume150
  • Brockes Gedanken von Maͤuſen216
  • Carthäuſer-Nelke86
  • Cariophyllus fl. ſimpl. & pleno45
  • ----- Barbatus86
  • ----- plumarius87
  • ----- ſylveſtris humilis87
  • Convolvulus ſcandens windet ſich mit ihrer Spitze link um ihre Stangen24
  • Corona imperialis155
  • Damen-Bret - oder Bretſpiel-Blume150
  • Düngung wie ſolche zum Hopfen-Bergen ge - ſchehen ſoll20. 13
  • --- bey Hopfen-Bergen geſchiehet auf dreyerley Art43
  • Einſenken der Nelken wie es geſchehen ſoll56
  • Engländiſcher Hopfen iſt gelinde42
  • Erde wie ſie zu denen Nelken beſchaffen ſeyn ſoll45. 48
  • -- von Weiden iſt gefaͤhrlich47
  • Erd-Flöhe249
  • Fechſer oder Hopfen-Hoͤlzer wie viel auf einen Acker gehoͤren18
  • Feder-Nelke87
  • Feld-Ratten, wie ſie zu vertreiben223
  • Fritillari a præcox variegata150
  • Friſch Johann Leonhard226
  • Gänge der Maul-Wuͤrfe wie ſie zu ſuchen187
  • Garten-Hopfen121
  • Gewächſe liegen unter dem Schnee warm121
  • Gold-Wurzel152
Gras -[275]Regiſter.
  • Gras-Blumen45
  • Grund und Boden wie er zum Hopfen-Bau beſchaffen ſeyn ſoll8
  • Hamſter, Beſchreibung203. ihre Vermehrung205. machen in der Erde verſchiedene Cammern207. genieſſen ihre Speiſe artig208. koͤnnen ſich nicht wehren wenn ſie beſackt ſind208. tragen reinliche Fruͤchte ein207. wie ſie auszugraben209. wie ſie in Toͤpfen zu fangen210. wie ſie mit Waſſer auszugie - ſen213. koͤnnen mit Gift getoͤdtet werden214
  • Henneberg-Schleuſinger oͤconomiſche Anweiſung201
  • Himmel-Schlüſſel101
  • Hopfen-Bau wird angerathen1
  • - Berge wie ſie ſollen angeleget werden8
  • -- ſollen nicht an Fahrwegen angelegt werden12
  • - Berges-Arbeiten ſind ſieben, wie ſie geſchehen ſollen21.ſeq.
  • - Bramen winden ſich recht um die Stangen24
  • - Ernde wenn ſie geſchehen ſoll30. ſoll nicht im naſſen geſchehen32
  • - wie die Ranken bey der Ernde abzuſchneiden31
  • - Fechſer wie ſolche zu uͤberkommen16
  • --- wie viel auf einen Acker noͤthig ſind18
  • - Ranken ſollen angeheftet werden28
  • -- ſollen abgeblatet werdenibid.
  • - Reben ſollen mit einer Spieß-Ruthe abgeſchmiſ - ſen werden25. wird wiederrathen26
  • - Stangen wie ſie zuſammen zu bringen ſind29
  • - wie ſolcher auf den Boͤden ſoll in Obacht genom - men werden34. wie ſolcher in Cammern zu verwahren36
  • - Handel iſt profitabel38. iſt auch ſchaͤdlich39
  • - wie er zu probiren40
  • - Mangel in Erfurt wird abgeholfen42
  • - Meiſter ſind eigennuͤtzig16
S 2Huth[276]Regiſter.
  • Huth Dr. 226
  • Hyacinthen113. wie die Erde hierzu beſchaffen ſeyn ſoll118. wenn ſie ſollen geſetzt werden123. koͤnnen einen ziemlichen Froſt ausſtehen125. was bey dem Flor in Obacht zu nehmen126
  • Hyacinthen-Zwiebeln wie ſie auszuheben127. wie ſie in der Stuͤbe im Winter auf dem Waſſer zu treiben132. wie ſie in denen Scherben im Winter zu trei - ben ſind136
  • Hyacinthus Tuberoſus Indicus157
  • Jnfluenz78. 82
  • Kayſer-Crone155
  • Keimen von Hopfen-Fechſern werden unrecht abgenommen22
  • Koſten welche man anwendet in zwey Jahren bey Ho - pfen-Bergen wiederum herauszubringen20
  • Kybitz-Ey150
  • Läuſe an Nelken zu vertreiben69
  • Lilium intortum152 Martagon ibid. album154
  • Lohn, wie viel jaͤhrlich von einen Hopfen-Berge gege - ben wird29
  • Lupulus mas2
  • - fœminina2
  • Mäuſe zu toͤdten Mittel davor215
  • Marien-Tröpflein87
  • Maulwürfe163. Beſchaffenheit ihrer Glieder165 ſchwimmen uͤber das Waſſer167. ſind nicht blind168. ihre Wohnung und Vermehrung170.172 ihre Nahrung173. wie ſie die Regenwuͤrmer freſſen174 gehen die Grasfroͤſche an175. wuͤhlen auf zweyer - ley Art178. empfinden den Geruch nicht von Men - ſchen181. fuͤhren die Jungen im Wuͤhlen an182. begeben[277]Regiſter. begeben ſich bey Ueberſchwemmung auf die Baͤume183. haben viel Floͤhe185. wie ſie zu vertilgen186. wie ſie mit denen Haͤnden zu fangen190. wie ſie in Toͤpfen zu fangen192
  • Maulwurfs-Falle mit Schlingen197. welches die beſte199. eine andere wird verworfen201
  • Miſt von Schweinen ſoll Hopfen-Bergen zutraͤglich ſeyn14
  • Mond-Wechſel78
  • Neffen iſt ein uͤbles Geſchmeiſſe256
  • Nelken-Beſchreibung warum ſie geſchehen44 Blumen eine andere Farbe zu machen iſt falſch50 Vermehrung geſchiehet auf dreyerley Weiſe52 Samen wenn ſolcher zu ſaͤen53 .77. Pflaͤnzlein wenn ſie zu verſetzen54 .80. Stoͤcke was ſie vor ei - nen Ort verlangen60. wenn ſie ſollen begoſſen wer - den61. Knoͤpfe wenn ſie platzen wie ſolchen zu hel - fen65. wie ſie in ihrer Flor laͤnger zu erhalten66 warum ſie krank werden68. Laͤuſe zu vertreiben69 wenn ſie ſollen beygeſetzet werden70 wie ſie im Winter zu warten ſind71. wenn ſie ſollen im Fruͤh - Jahr in Garten gebracht werden72
  • Nelken-Zucht von Gottlieb Rammelt beſchrieben73
  • Oculiren mit Nelken wird faͤlſchlich angegeben59
  • Ohr-Würmer246. warum ſie in die Capſeln de - rer Gras-Blumen kriechen247. wie ſie zu vertil - gen247
  • Ort, wo man Hopfen anlegen will, wie er ſoll beſchaf - fen ſeyn9
  • Päſſe der Maulwuͤrfe wie ſie zu ſuchen187. wie ſie darinnen zu fangen189
  • Phaſeolen wenden ſich mit ihren Trieb link um die Stangen24
  • Primulen101. Primula verisibid.
S 3Ram -[278]Regiſter.
  • Rammelt, Gottlieb, Geheimniß von der Nelken - Zucht73
  • Ranunculen, Schoͤnheit derſelben140. was ſie vor Erde verlangen105. wie die Wurzeln zu legen ſind106. wollen begoſſen ſeyn107. Wurzeln wie ſie zu reinigen107. in Scherben zu ſetzen109. wie die Ranuncel-Flor laͤnger zu erhalten110
  • Raſen-Hopfen3. deſſen Anlegungibid.
  • Raupen thun Schaden226. Geſpinſt-Raupe227. wie dieſe zu vertilgen228. Wald-Raupe iſt die ſchlim - ſte230. ſchwimmen uͤber das Waſſer231. von ih - rer Vertilgung232. Ringel-Raupe iſt curioͤs234 wie ſie zu vertilgen235
  • Regen-Würmer, wie man ſie uͤberkommen kan174
  • Regen-Würmer thun Schaden237. wie ſie ſich ver - mehren238. von ihren Feinden238. wie ſie von Froͤſchen gefangen werden240. verſchlucken Schnecken240. von ihrer Vertilgung241
  • Röſel Johann226
  • Rotz-Schnecken haben keine Haͤuſer und ſind nackend243
  • Salpeter macht die Erde locker79
  • - Wand-Erde, warum ſie angerathen wird82
  • Sand ſoll unter die Nelken-Erde kommen49
  • Scherben ſollen in Gaͤrten fein gleich geſtellet wer - den63
  • Schlüſſel-Blumen101
  • Schnecken thun Schaden244
  • Schweden legen Hopfen an12
  • Schweine-Miſt ſoll den Mehl-Thau im Hopfen ver - hindern14
  • Sineſer-Nelke84
Tube -[279]Regiſter.
  • Tuberoſen157. wie man zum Zwiebeln gelangen ſoll ibid. von der hierzu dienlichen Erde159 wenn man die Zwiebeln ſetzen ſoll160
  • Türkiſcher Bund152
  • Tulipanen140. in wie viel[Claſſen] ſie eingetheilet werden142. was ſie vor Erde verlangen143. wer - den auf zweyerley Art vermehret144. wenn die Tulipanen-Zwiebeln aus der Erde zu heben145. wie ſie aus Samen erzogen werden145
  • Tunica hortenſis, ſimpl. & pleno45
  • -- Sinenſis pulcherimo & pleno84
  • Vitis ſeptentrionalis2
  • Wände, alte ſind zur Nelken-Zucht dienlich75
  • Waſſer-Mäuſe thun Schaden217. wie ſie zu fangen222
  • Waſſer mit allerhand Miſt zu vermiſchen iſt gefaͤhr - lich bey den Nelken62
  • Weiden-Erde iſt den Nelken gefaͤhrlich47
  • Weiſſe Lilien154
  • Zaun-Hopfen4. iſt den Zaͤunen ſchaͤdlich4. wird vom Samen dahin gefuͤhret4. wie ſolcher zu vertilgen6
[280]

About this transcription

TextLand- u. Garten-Schatzes
Author Christian Reichardt
Extent294 images; 56964 tokens; 8126 types; 390830 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationLand- u. Garten-Schatzes Sechster Theil. Worinnen vom Hopfen-Baue, wie auch von den vornehmsten Blumen-Gewächsen, desgleichen von Vertilgung der schädlichen Thiere und Ungeziefer auf den Aeckern und in den Gärten Christian Reichardt. . [18] Bl., 228 S., [4] Bl., Frontisp. 3 Ill. (Kupferst.) NonneErfurt1765. (Die erste Ausgabe dieses Werkes erschien 1755. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung im Deutschen Textarchiv stand diese Ausgabe nicht zur Verfügung. )

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SUB Göttingen SUB Göttingen, 8 OEC I, 1226:6

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Gartenbau; Wissenschaft; Gartenbau; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

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Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:34:02Z
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Holding LibrarySUB Göttingen
ShelfmarkSUB Göttingen, 8 OEC I, 1226:6
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