Dem Durchlauchtigſten Fuͤrſten und Herrn, Herrn Ernſt Auguſt Conſtantin, Hertzogen zu Sachſen, Juͤlich, Cleve und Berg, auch En - gern und Weſtphalen, Landgrafen in Thuͤ - ringen, Marggrafen zu Meiſſen, Gefuͤrſte - ten Grafen zu Henneberg, Grafen zu der Marck und Ravenſtein ꝛc. Meinem Gnaͤdigſten Fuͤrſten und Herrn.
Ew. Hochfuͤrſtliche Durchlaucht geru - hen in Hoͤchſten Gnaden auf - zunehmen, daß ich mich als eina 3Frem -Fremder und Chur-Mayntzl. Un - terthan unterwinde, Hoͤchſt De - nenſelbigen, dieſe geringe Blaͤt - ter in unterthaͤnigſter Ehrfurcht zu uͤberreichen.
Die Hoͤchſte Gnade, welche ehedem von Ew. Hochfuͤrſtl. Durchlaucht Hoͤchſtſeligen Herrn Vater, Jhro Hoch - fuͤrſtl. Durchlaucht Ernſt Auguſt, in Dero Reſidentz Wei - mar, und auf Dero Fuͤrſtlichen Luſt-Schloß Belvedere als ein un - wuͤrdiger Knecht etlichemal unver - dient genoſſen, ſtehet noch bey mir in unvergeßlichen Andencken. Undebeneben dieſe Hoͤchſte Gnade iſt es, welche mich ſo behertzt machet, dieſe geringe Schrift als ein ſchlechtes Denckmahl meiner unterthaͤnigſten Danckbarkeit zu Dero Fuͤſſen nie - derzulegen. Der redliche Endzweck dieſer Abhandlung, welcher haupt - ſaͤchlich dahin gehet, durch Verbeſ - ſerung des Feld-Baues, ſo wohl die Nahrung der Unterthanen, als auch die Landes-Obrigkeitlichen Ein - kuͤnfte zu vermehren, wird hoffent - lich dieſes mein kuͤhnes Unterfan - gen bey Ew. Hochfuͤrſtlichen Durchlaucht entſchuldigen. Die Preißwuͤrdigen Eigenſchaften, wel -a 4cheche an Ew. Hochfuͤrſtl. Durch - laucht Jedermann bewundert, und welche allen Dero Unterthanen die gegruͤndete Hoffnung machen, an Hoͤchſt-Denenſelben einen Gnaͤdigſten und ſorgfaͤltigſten Landes-Vater zu erhalten, erwe - cken auch bey mir das zuverſichtlich - ſte Vertrauen, daß Hoͤchſt-Die - ſelben, um meiner guten Abſicht willen, zur Befoͤrderung des allge - meinen Beſtens etwas beyzutra - gen, dieſes kleine Buͤchlein eines Gnaͤdigſten Anblickes wuͤrdigen werden.
MeinMein devoteſter Wunſch und Flehen zu GOtt iſt inzwiſchen: daß deſſen allmaͤchtige Hand Ew. Hochfuͤrſtliche Durchlaucht, zum Troſte Dero getreuen Unter - thanen mit allen Hoͤchſt geſegne - ten Fuͤrſtlichen Wohlergehen croͤnen wolle, damit unter Dero kuͤnftiger, GOtt gebe, langwieri - gen Regierung, die Wohlfahrt Dero ſaͤmtlichen Lande zum voll - kommenſten Flor gedeyhen: ich aber, nebſt den Meinigen, Dero unſchaͤtzbaren Gnade und Huld mich jederzeit erfreuen moͤge, dera 5ichich mit unterthaͤnigſten und devote - ſten Reſpect Zeit Lebens verharren werde
Ew. Hochfuͤrſt. Durchlaucht Meines Gnaͤdigſten Fuͤr - ſten und Herrns Erfurt, den 15. May 1754. unterthaͤnigſter Knecht C. Reichart.
Jch kan es beynahe vermuthen,Urſache die - ſer Vorrede. daß ſich einige uͤber dieſes Un - ternehmen verwundern, und bey ſich ſelbſt nach dieſer Urſa - che fragen werden, die mich angetrieben hat, dieſe Schrift mit einer Vorrede zu begleiten. Eine Schrift, die ſich mit ſolchen Wahrheiten beſchaͤftiget, die der menſchlichen Geſellſchaft vorzuͤglich nuͤtzlich ſind: Eine Schrift, die dieſe Wahrheiten deutlich und mit Ueberzeugung abhandelt: Eine Schrift, die das Reich dieſer Wahrheiten merklich verbeſ -ſertVorrede. ſert, und es von den Vorurtheilen befreyet, die ſeine Grenzen zum Nachtheil der menſchli - chen Geſellſchaft eingeſchrenket haben: Eine Schrift, von dieſer Art, erfordert keine fremde Vorrede. Kan eine Wuͤrkung nicht mehr als eine Urſache haben? Das angefuͤhrte Urtheil von dieſer Schrift iſt gegruͤndet, und ich mache auch mit zureichendem Grunde eine Vorrede. Er iſt dieſer: der Herr Verfaſſer iſt mein Freund, den ich wegen ſeiner ungeheuchelten Menſchen-Liebe hoch ſchaͤtze. Er verdienet un - ter andern Vorzuͤgen, auch wegen ſeiner groſſen Einſicht in Wirthſchafts-Sachen, die er ſich durch unermuͤdete, und mit Vernunft angeſtell - te Verſuche, vorzuͤglich erworben hat, Bewun - derung und unverfaͤlſchte Hochachtung. Seine Lehren, ob ſie zwar zum Theil den von vielen angenommenen Meinungen widerſprechen, ſind dennoch wahr. Sie ſind auf regelmaͤſſig an - geſtellten Erfahrungen gegruͤndet. Und ich ge - ſtehe es, daß ich dieſen einen merklichen Theil von den Begriffen zu danken habe, die ich mir von den Werken der Natur gebildet, und die ſo wohl mit der Vernunft, als auch mit der Er - fahrung uͤbereinſtimmen. Dieſer, mein Freund, fodert es von mir, daß ich mit ſeiner Schrift eine Vorrede verknuͤpfen ſoll: Dieß iſt genug mein Unternehmen zu rechtfertigen.
Dieß iſt zugleich genug zu begreiffen, war - um ich jetzo die gewoͤhnliche Abſicht einer Vor -redeVorrede. rede verlaſſe, und mich vielmehr mit einer Lehre beſchaͤftige, die mit dem Jnhalte dieſer Schrift in einer genauen Verbindung ſtehet. Jch will meine Gedanken von der Verbeſſerung der Land-Wirthſchaft zum Nutzen der herr - ſchaftlichen Cammer beſchreiben. Es iſt meine Abſicht nicht, dieſe Lehre vollſtaͤndig aus - zuarbeiten. Es iſt unmoͤglich dieſe in einer Vor - rede einzuſchlieſſen. Jch will nur einige Haupt - Stuͤcke erklaͤren, in welchen das uͤbrige, was hievon kan geſaget werden, gegruͤndet iſt. Aus dieſer Urſache will ich einmal beweiſen, es ſey vernuͤnftig fuͤr die Erhaltung und Vermehrung der herrſchaftlichen Gefaͤlle zu ſorgen. Fuͤrs andere, unter die ſicherſte Wege, dieſen End - zweck zu erreichen, verdiene die Verbeſſerung der Land-Wirthſchaft einen merklichen Vor - zug. Fuͤrs dritte, will ich die Haupt-Stuͤcke erklaͤren, auf welche man bey dieſer Verbeſſe - rung, in Beziehung auf die angenommene Ab - ſicht, zu ſehen habe. Fuͤrs vierte, daß eine ſolche Verbeſſerung moͤglich ſey. Fuͤrs fuͤnfte, die Hinderniſſe die dieſer Beſchaͤftigung geſe - tzet werden.
Der erſte Punct, daß die Sorge fuͤr dieDie Sorge fuͤr die Er - haltung und Vermeh - rung der herrſchaft - lichen Ge - faͤlle iſt ver - nuͤnftig. Erhaltung und Vermehrung der herrſchaftli - chen Gefaͤlle vernuͤnftig ſey, iſt leicht zu beweiſen. Niemand wird es laͤugnen, und niemand kan es laͤugnen, daß nicht der Wohlſtand, und ſo wohl die innere als auch die aͤuſſere Verfaſſung eines Staats jetzo einen groͤſſeren Aufwand er -fordern,Vorrede. fordern, als der in den vorigen Zeiten iſt noͤthig geweſen. Muß der Aufwand vergroͤſſert wer - den, ſo erfordert es die Vernunft, daß wir nicht nur auf Mittel denken, unſere jaͤhrlichen Ein - kuͤnfte zu erhalten, ſondern auch dieſe zu vermeh - ren. Jſt dieß eine allgemeine Wahrheit, ſo muß ſie auch in dieſem beſondern Falle guͤltig ſeyn. Und darum iſt die Sorge fuͤr die Erhal - tung und Vermehrung der herrſchaftlichen Ge - faͤlle vernuͤnftig.
Dieß iſt eine Lehre die faſt alle, die ſich Cammeraliſten nennen, im Munde fuͤhren, und von vielen wird ſie angewendet, ihre unmenſch - liche Geſinnungen zu beſchoͤnigen. Sie ſind vernuͤnftig, indem ſie fuͤr die Vermehrung der herrſchaftlichen Gefaͤlle ſorgen. Allein in der Wahl der Mittel ſetzen ſie ſehr oft die Vernunft bey Seite. Eine Vermehrung der herrſchaftli - chen Gefaͤlle, die dieſe mit der Zeit vermindern muß, widerſpricht der Weisheit. Wie kan denn dieſes weiſe ſeyn, wenn man dieſen End - zweck zu erreichen, auf Mittel denckt die Abga - ben der Unterthanen zu erhoͤhen, ohne daran zu gedenken, wie ihre Einnahmen koͤnnen vermeh - ret werden.
Jch habe es an einem andern Orte bewie - ſen, daß die herrſchaftlichen Gefaͤlle, wenn ſie nicht vergaͤnglich, ſondern von einer Dauer ſeyn ſollen, ein proportionirlicher Theil von den jaͤhr - lichen Einkuͤnften der Unterthanen ſey. Jſt dieß, ſo folget, daß der ſicherſte Weg die herrſchaftli -chenVorrede. chen Gefaͤlle zu vermehren dieſer ſey, wenn man auf untruͤgliche Mittel denket, viele Untertha - nen in einem Lande reichlich zu ernaͤhren. Tau - ſend Unterthanen, die ſich in einem Lande reich - lich ernaͤhren koͤnnen, haben mehrere Nahrung, mehrere Kleidung und mehrere Wohnungen noͤthig als hundert. Dieſe Dinge ſtehen unter den Haupt-Quellen der herrſchaftlichen Gefaͤlle. Man ziehe die Rechnung, ſo iſt die Vermehrung dieſer Gefaͤlle ſinnlich, und mein Haupt-Satz iſt befeſtiget.
Es muͤſſen viele Unterthanen in einem Lan -Unter die - ſen verdie - net die Ver - beſſerung der Land Wirth - ſchaft einen Vorzug. de reichlich ernaͤhret werden. Wie findet man untruͤgliche Mittel dieſen Endzweck zu erreichen? Viele verfallen auf Manufacturen und Ge - werke. Sie hohlen aus fremden Laͤndern die rohen Materialien, und laſſen dieſe in dem Lan - de verarbeiten. Dieß kan nicht ohne Nutzen ſeyn. Doch aber iſt es auch nicht ſchlechter - dings das nuͤtzlichſte. Jch habe es in meiner Cammeral-Wiſſenſchaft bewieſen, daß die Klugheit ſehr oft eine ſolche Gemeinſchaft der Staaten erfordere, daß der eine dem andern die Waaren liefert, die in dieſem verarbeitet wer - den. Nichts deſto weniger iſt auch dieß eine Wahrheit, daß es den herrſchaftlichen Gefaͤllen nuͤtzlicher ſey, wenn man in dem Lande die Waa - ren bauet, die man in demſelben verarbeitet. Jch will dieß nicht aus der gewoͤhnlichen Lehre beweiſen, daß bey jenem Falle das Geld aus dembLandeVorrede. Lande gehet. Es iſt dieß dem Staat ſehr oft nuͤtzlich, weil es den Handel unterhaͤlt. Jch will vielmehr alſo ſchlieſſen: Ernaͤhret eine Ma - nufactur oder Gewerbe hundert Menſchen, ſo ernaͤhret ſie gewiß mehr als hundert, wenn man die Waaren zu den Manufacturen, oder zu dem Gewercke im Lande anbauet. Dieß aber iſt ein ſicherer Weg, die herrſchaftlichen Gefaͤlle zu vermehren.
Will man mir dieſen Einwurf machen, daß die Anbauung der fremden Waaren in ei - nem Lande nicht allemal moͤglich, vielmal zu koſtbar, und oͤfters der Anbauung der Nah - rungs-Mittel nachtheilig ſey; ſo gebe ich dieſe Antwort, es ſey nicht dieß meine Meinung, daß man in einem Lande alle auslaͤndiſche Waaren anbauen ſoll. Mir hat dieſe Bemuͤhung laͤngſt verdaͤchtig geſchienen. Will man in allen Stuͤ - cken allen Voͤlkern nachahmen, ſo muß zuletzt der gemeinſchaftliche Handel unter den Voͤl - ckern aufhoͤren. Dieß muß den herrſchaftli - chen Gefaͤllen nachtheilig ſeyn. Meine Mei - nung iſt dieſe: Man lerne die Kunſt, die Felder in einem Lande ſo wohl zu gebrauchen, als es moͤglich iſt. Dies was ſie hiervon vorbringen, in den Stand der Vollkommenheit zu ſetzen, den ſie in ihrer Art nach der Beſchaffenheit des Landes haben koͤnnen. Man unterſuche, wie dieſe Wercke alſo koͤnnen verarbeitet werden, daß Meiſter-Stuͤcke der Kunſt entſtehen, diedemVorrede. dem Menſchen angenehm und nuͤtzlich ſind. Dieß ſind die Stuͤcke, auf welche man bey der Verbeſſerung der Land-Wirthſchaft zu ſehen hat, wenn dieſe einen mercklichen Vorzug un - ter den untruͤglichen Mitteln die herrſchaftlichen Gefaͤlle mit Vernunft, und mit einer Dauer, zu vermehren verdienen ſoll.
Will man dieſer Verbeſſerung der Land -Der Vorzug dieſer Ver - beſſerung wird befeſti - get. Wirthſchaft den angenommenen Vorzug ſtrei - tig machen, ſo wird man vielleicht alsdenn ſeine Gedancken aͤndern, wenn man dasjenige genau uͤberleget hat, was ich erinnern werde. Jch habe behauptet, daß es bey der Verbeſſerung der Land-Wirthſchaft auf drey Haupt-Stuͤcke ankomme. Wir wollen jedes Stuͤck beſonders betrachten, und ein jedes Stuͤck wird uns als - denn dieſen Vorzug vor Augen legen.
Der erſte Punct iſt dieſer, man ſoll dieDurch Zer - legung des erſten. Kunſt lernen die Felder in einem Laude ſo wohl zu gebrauchen als es moͤglich iſt. Geſchiehet dieß, ſo werden ungebauete Felder angebauet, tragbare Felder tragbarer gemacht, und Fruͤch - te von einem hoͤherem Werthe angebauet. Ge - ſchiehet dieß, ſo wird der Ertrag der Felder groͤſſer. Es werden mehrere Leute zur Bearbei - tung der Felder erfordert. Der Wirh kan dieſe Vermehrung ertragen, weil ſeine Einkuͤnf - te vermehret werden, und in dem Lande koͤnnen ſich mehrere Menſchen reichlich ernaͤhren. Folg -b 2lichVorrede. lich wird die Quelle der herrſchaftlichen Gefaͤlle vergroͤſſert, und daher werden dieſe mit dem Nutzen der Unterthanen vermehret.
Der andere Punct iſt dieſer: Man ſoll die Kunſt lernen, die Wercke der Natur in den Stand der Vollkommenheit zu ſetzen, den ſie in ihrer Art, nach der Beſchaffenheit des Landes, haben koͤnnen. Dieſe Vollkommenheit wird entweder durch die Natur, oder durch die Kunſt gewuͤrcket. Jſt jenes, ſo erfordern die Felder mehrere Arbeit, und die Fruͤchte mehrere Pflege. Folglich werden mehrere Menſchen zum Feld - Bau erfordert, und der Werth der gebaueten Fruͤchte machet es, daß ſie ſich reichlich ernaͤhren koͤnnen. Jſt dieſes, ſo ſind ſo wohl Mittel noͤ - thig, dieſe Verbeſſerung zu beſorgen, als auch Menſchen, die durch ihre Beſchaͤftigung dieſe Verbeſſerung wuͤrcken. Beydes machet es, daß ſich mehrere Menſchen reichlich ernaͤhren koͤnnen. Bey dem erſten Stuͤcke wuͤrcket dieß der Handel, und bey dem andern Stuͤcke die Vollkommenheit der Waaren. Folglich iſt auch dieß eine mit Grund vermehrte Quelle der herrſchaftlichen Gefaͤlle.
Der dritte Grund iſt dieſer: Man ſoll die Kunſt lernen die Wercke der Natur alſo zu ver - arbeiten, daß Meiſter-Stuͤcke der Kunſt entſte - hen, die dem Menſchen nuͤtzlich und angenehm ſind. Geſchiehet dieſes, ſo werden Menſchen er -fordert,Vorrede. fordert, welche die Wercke der Natur verarbei - ten. Es werden Menſchen erfordert, welche die Meiſter-Stuͤcke der Kunſt verhandeln. Sie ſind den Menſchen nuͤtzlich und angenehm, und darum wird es der Klugheit nicht ſchwehr fallen, Mittel zu erfinden, dieſen Handel zu befeſtigen. Folglich iſt auch dieß ein Mittel, mehrere Men - ſchen in einem Lande reichlich zu ernaͤhren, und alſo die Quelle der herrſchaftlichen Gefaͤlle dauerhaft zu erweitern.
Man wird ſagen, der Vorſchlag iſt vortref -Wie dieſe Verbeſſe - rung moͤg - lich ſey. lich, aber es iſt ſchwer dieſen auszufuͤhren. Jch geſtehe dieß. Es iſt muͤhſam, aber doch nicht unmoͤglich. Man raͤume die Hinderniſſe aus dem Wege, ſo wird es ſich bald geben. Wir wollen uns zuvor von der Moͤglichkeit dieſer Sa - che uͤberzeugen; und zwar zu dieſem Ende wie - derum einen jeden Punct beſonders betrachten.
Der erſte Punct. Jſt es moͤglich, die Fel -Und zwar in Anſe - hung des erſten Punckts. der in einem Lande beſſer zu gebrauchen, als es an vielen Orten geſchiehet. Jch koͤnte dieſe Moͤglichkeit aus den Gruͤnden der Vernunft be - weiſen, ich will es auch bey einer andern Gele - genheit thun. Hier wird es genug, und viel - leicht meinen Leſern angenehmer ſeyn, wenn ich dieſe Moͤglichkeit mit der Erfahrung unterſtuͤtze. Es iſt dieſes, wornach gefraget wird, moͤglich, wenn es einmal moͤglich iſt, ungebauete Felder anzubauen. Fuͤrs andere, wenn es moͤglich iſt,b 3trag -Vorrede. tragbare Felder tragbarer zu machen. Fuͤrs dritte, wenn es moͤglich iſt, die Fruͤchte von ei - nem hoͤherem Werthe anzubauen.
Soll es unmoͤglich ſeyn ungebauete Felder anzubauen, ſo muß entweder der Grund hiervon in der weſentlichen Unfruchtbarkeit der Felder, oder in den unproportionirlichen Koſten, welche die Anbauung erfordert, oder in der Nothwen -Der erſte Grund die - ſer[Unmoͤg -] lichkeit. digkeit zur Weide ſtecken. Das erſte giebt mir keinen Grund in dieſem Stuͤcke eine Unmoͤglich - keit anzunehmen. Alles Feld, was ſich bear - beiten laͤſſet, kan zu einer gewiſſen Art von Fruͤchten nutzbar gemacht werden, ob ich zwar dieß geſtehe, daß ſich nicht alle Arten von Fruͤch - ten dahin ſchicken. Jch habe Felder, die man alle fuͤr unfruchtbar gehalten. Man hat mich ausgelacht, da ich ſie gekauft. Jch habe ſie aber doch dahin gebracht, daß ſie mir jetzo zum Theil den ſchoͤnſten Duͤnkel, zum Theil vollkommenen Weitzen, zum Theil das ſchwerſte Korn ſo gut, wie die beſten Felder, liefern. Und geſetzt, es waͤre ein Fels. Jſt denn der Gebrauch der Fel - ſen unmoͤglich? Koͤnnen nicht die Steine ver - arbeitet werden? Hat man dieſe nicht zum Bauen noͤthig? Solte man hiedurch nicht ſeine Jntereſſen von dem Felſen ziehen koͤnnen?
Auch das andere iſt keine hinreichende Ur - ſache hier eine Unmoͤglichkeit zu ſuchen. Die Koſten, die hier eine Aufmerckſamkeit verdienen,wer -Vorrede. werden zur Anfuhre der Duͤngung erfordert. Jſt denn dieſe ſo ſchlechterdings noͤthig? Jch bin freylich der Meinung, und ſie kan bewieſen werden, daß es am beſten ſey, wenn man einen Acker damit nicht ausduͤngen koͤnne; wenn man aber dieſelbe nicht hat, oder die Zufuhr wuͤrde zu koſtbar werden, ſo kan man ſich indeſſen mit ei - ner kuͤnſtlichen Duͤngung helfen. Jch will zwar dem, was hievon geſchrieben wird, keinen allge - meinen Beyfall geben. Jch finde aber auch keinen Grund alles zu verwerffen. Jch will einen Verſuch beſchreiben, den ich ſeit einigen Jahren gemacht habe, und der mir allemal nach Wunſch gelungen iſt:
Jch laſſe die fette Miſtjauche in GefaͤſſeZu dieſem Ende wird ein Verſuch beſchrieben. ſammlen, und zu dieſer Urin von Menſchen gieſſen, ſo, daß von einer jeden Art die Helfte im Gefaͤſſe iſt. Dieſes Faß laſſe ich an einen Ort ſetzen, wo es vor den Regen und vor den Son - nenſchein bedecket iſt. Wenn dieſe Materie in die Gaͤhrung gegangen, ſo laſſe ich ſie in einen eingemauerten Keſſel ſchuͤtten, unter welchem man Feuer machen kan. Jch laſſe ein gelin - des Feuer anmachen, daß ſich dieſe Materie er - waͤrmet, und daß ſie abrauchet, bis ſie mit ei - ner Haut uͤberzogen wird. Alsdenn ſiehet ſie aus wie ein Oel, das aus Nuß-Schaalen ge - ſotten wird. So bald dieß geſchehen, ſo laſſe ich dieſe Materie in ein ander Faß ſchuͤtten, und in dieſem ſtehen, bis ſie ſich abgekuͤhlet. b 4KommtVorrede. Kommt die Zeit herbey, da ſoll geſaͤet werden, ſo laſſe ich in dieſen Saft den Samen ſchuͤt - ten, ſo, daß er wenigſtens eine Hand hoch uͤber den Samen ſtehet. Der Same bleibet in die - ſem Safte vier Tage und vier Naͤchte liegen, alsdenn wird er heraus genommen, naß auf das Feld gefahren und unter geackert. Jm Jahre 1750. habe ich dieß zuerſt mit der Gerſte verſuchet. Hierzu einen recht ausgeſogenen Acker erwehlet, der in dem vorhergehenden Jahre die Wicken kaum einen Finger hoch getrieben hat, und der erſt in dem Fruͤh-Jahre iſt geſtoppelt worden. Mein Nachbar hat einen friſch ge - duͤngten Acker gehabt. Dieſe Felder ſind an einem Tage beſtellet worden, und meine Gerſte hat weder an Schocken noch an Koͤrnern der Gerſte meines Nachbarn etwas nachgegeben, ſie hat vielmehr einige Vorzuͤge gehabt. Jm Jahr 1751. habe ich dieſen Verſuch unter einer - ley Umſtaͤnden bey der Korn - und Weitzen-Saat, und 1752. bey dem Duͤnckel gemacht, und ich habe allemal das ſchoͤnſte Getraide mit er - wuͤnſchter Ausbeute erhalten. Jn dem ver - floſſenem 1753. Jahre war der Verſuch dieſer: Jch ließ vier Acker, die in einem Stuͤcke gele - gen, und die von einerley Guͤte ſind, auf einer - ley Art bearbeiten, die eine Helfte mit ordent - licher Gerſte, und die andere mit Gerſte, die von dem obigen Safte geſchwaͤngert worden, in einem Tage, zu gleicher Zeit, auf einerley Art beſtellen. Jene hatte das Schickſal desver -Vorrede. verfloſſenen Jahres, das von dem Mangel des Regens gewuͤrcket worden, ſie war kleinhaͤl - mig, und ſtund ſehr duͤnne. Dieſe ſtund merck - lich beſſer. Die Aehren waren laͤnger wie je - ne. Und ich habe nicht nur von dieſem Stuͤcke bey nahe anderthalb Schock mehr eingeerndet als von jenem, ſondern das Schock von dieſer Gerſte hat auch bey nahe ſechs Kannen mehr geſchuͤttet, als das Schock von jener. Dieß hat mich endlich ſo dreiſte gemacht, daß ich in dem verfloſſenem Herbſte 30 oͤde Aecker mit Korn und Weitzen, der mit dieſem Safte iſt ge - ſchwaͤngert worden, habe beſtellen laſſen, und dieß ſtehet noch jetzo ſo, wie ich es wuͤnſche.
Jch finde zwar Grund zu glauben, daß man dieß von mir beſchriebene Beyſpiel als eine Lehre anſehen werde, die dem widerſpricht, was von dem Herrn Verfaſſer in dem erſten Theile auf der 66. und folgenden Seiten von Jmpraͤ - gnation derer Samen, wie ich es glaube, wohl iſt erinnert worden. Es wird aber dieſer Wi - derſpruch ſogleich verſchwinden, wenn man es erweget, es ſey ein anders den Samen aus Noth einquaͤllen, ein anders dieß Einquaͤllen der Duͤngung des Ackers vorziehen. Das letz - tere ſcheinet mir ſelbſten ungereimt zu ſeyn. Fer - ner, es ſey ein anders den Samen in einem der Natur gemaͤß zubereiteten Safte ſchwaͤngern, ein anders den Samen in einer gekuͤnſtelten Salpeter-Lauge, und dergleichen, die in den von dem Herrn Verfaſſer angefuͤhrten Schrif -b 5tenVorrede. ten beſchrieben ſind, einquaͤllen. Mit dem letz - terem werde ich keine Verſuche machen, weil ich hieran keine Luſt finde, daß ich mich in Ge - fahr ſetze, eine Ernde zu verlieren.
Die, welche den Grund zu dieſer Unmoͤg - lichkeit in der Nothwendigkeit zur Weide ſu - chen, werden es mir nicht verargen, daß ich ſie zu meiner Anleitung zur Cammeral-Wiſſen - ſchaft verweiſe. Jch habe es daſelbſt, wo ich meinen Gedancken nicht zu viel traue, bewieſen, daß es ſo wohl dem Viehe, als auch dem Wir - the zutraͤglicher ſey, wenn man die Weide-Plaͤ - tze abſchaffet, dieſe anbauet, und das Vieh im Stalle und eingeſchraͤnckten Plaͤtzen fuͤttert. Ein groſſer Wirth in hieſiger Gegend, hat mit dem Rind-Viehe einen Verſuch gemacht, und er befindet ſich ſehr wohl dabey. Wenige Ae - cker geben ihm ſo viel Gras, als noͤthig iſt das Vieh reichlich zu fuͤttern, welches eine groſſe Menge von Aeckern zur Weide noͤthig gehabt hat. Die uͤbrigen bezahlen das Geſinde, und geben noch einen mercklichen Ueberſchuß.
Daß es moͤglich ſey, tragbare Felder trag - barer zu machen, dieß lehret uns alsdenn die Erfahrung, wenn wir Felder in Gaͤrten ver - wandeln, und unſere Felder bey nahe alſo mit dem Pfluge und mit der Egge bearbeiten laſ - ſen, wie der Gaͤrtner gewohnt iſt, ſeinen Gar - ten zuzubereiten. Die gegenwaͤrtige SchriftgiebtVorrede. giebt uns hievon vortrefliche und gegruͤndete Beyſpiele, die billig einen jeden Wirth zur Nachahmung aufmuntern ſolten. Jch habe es in meiner kleinen Wirthſchaft ſo weit ge - bracht, daß ich nur noch einige Brach-Felder habe. Jch bin den Begriffen, die ich mir von dem Wachsthum der Dinge gebildet habe, ge - folget. Jch habe meine Felder jezuweilen mit doppelten Furchen reiſſen laſſen, und daher kan ich dieſe, wenn ſie nach der Gewohnheit Bra - che liegen ſolten, zu Kraut-Ruͤben-Moͤhren - Laͤndern, und ſo weiter, gebrauchen, ſo, daß dieß dem zukuͤnftigen Getraide nicht ſchaͤdlich, ſon - dern vielmehr nuͤtzlich iſt.
Wolten wir endlich dieß unmoͤglich nen -und Fruͤch - te von ei - nem hoͤhe - rem Wer - the an - bauet. nen, daß man Fruͤchte von einem hoͤherem Werthe a[nb]auen koͤnne, ſo muͤſte dieſe Unmoͤg - lichkeit entweder in dem gegruͤndet ſeyn, daß man in einem beſtimmten Lande ſolche Fruͤchte nicht anbauen koͤnne, oder in dem, daß hiedurch der Anwachs der Nahrungs-Mittel wuͤrde ge - ſchwaͤchet werden. Das erſte widerſpricht der offenbaren Erfahrung. Nicht nur gegen - waͤrtige Schrift giebt uns hievon vorzuͤgliche Proben, ſondern man kan den Beweiß hievon bey nahe in allen Wirthſchaften finden, die mit Verſtande getrieben werden. Das andere hat einen Schein, aber auch dieſer verſchwin - det ſo gleich, ſo bald man es uͤberleget, daßmehrereVorrede. mehrere Felder ſind angebauet, die vielen Brach-Felder ſind vermindert, und die tragba - ren Felder tragbarer ſind gemacht worden. Jſt dieß geſchehen, ſo kan man mehrere Nah - rungs-Mittel anbauen, als zuvor ſind gebauet worden, und man behaͤlt noch Feld genug zum Anbau anderer Dinge, die nicht unmittelbare Nahrungs-Mittel ſind, z. E. zum Toback, zum Oel, zur Farbe, und ſo ferner.
Dieß iſt jetzo genug von der Moͤglichkeit des erſten Puncts. Wir wollen uns auch von der Moͤglichkeit des andern uͤberzeugen. Die Wercke der Natur ſollen in eine hoͤhere Voll - kommenheit geſetzet werden. Dieß kan theils dadurch geſchehen, wenn wir dieſen Dingen, indem ſie wachſen, mit der Pflege zu Huͤlfe kom - men, theils durch die Wercke der Kunſt. Von dem erſten finden wir wieder〈…〉〈…〉 in dieſer Schrift unumſtoͤßliche Beweiſe, und von dem andern habe ich mehr als eine Probe gemacht. Jch will nur ein einziges Beyſpiel anfuͤhren. Dieß wird es genug beweiſen, was es beweiſen ſoll. Jch habe durch die Kunſt den Werck, der von dem Flachſe zuruͤck bleibet, ſo biegſam, ſo fein und ſo glaͤnzend gemacht, daß die, die dieſen Wercke haben ſpinnen muͤſſen, es nicht glauben wollen, daß es Werck ſey. Sie haben es fuͤr Baum-Wolle, oder fuͤr den Werk von der Seide gehalten.
DieVorrede.Die Moͤglichkeit des dritten Puncts iſtWie auch des dritten wird bewie - ſen. auſſer Zweifel, ſowohl die Gewercke als auch die Manufacturen befeſtigen dieſe. Wie hoch hat man es nicht in den Gewercken gebracht, z. E. im Brandwein-Brennen, Bier-Brauen, Staͤrcke-machen, Oel-preſſen, Farben machen, und ſo ferne? Wie hoch iſt nicht die Kunſt in den Manufacturen geſtiegen? Warum ſolten denn die Wercke, die ein beſtimmtes Land her - vorbringet, unvermoͤgend ſeyn, dieſe Wuͤrckun - gen der Kunſt zu empfinden? Jch habe einen Kuͤnſtler bey mir gehabt, der mir dieſe Verſi - cherung gegeben, er wolte aus dem von mir zu - bereitetem Wercke ſo wohl ein Zeug, das dem Canefas, als auch ein Zeug, das dem Cattun ſehr nahe kommt, verfertigen. Die Zuberei - tung iſt nicht koſtbar, und alſo koͤnnte das Zeug wohlfeil werden. Jſt nicht dieß ein moͤglicher Vortheil.
Jch koͤnnte noch ſehr viele Faͤlle anfuͤhren,Dieſer Ver - beſſerung werden vie - le Hinder - niſſe geſe - tzet. die Saͤtze, die ich angenommen habe, aus der Erfahrung zu beſtaͤtigen, wenn es die Grentzen, einer Vorrede erlauben wolten, weitlaͤuftiger zu ſeyn. Hier iſt es genug, daß ich dasjenige bewieſen habe, was ich habe beweiſen wollen. Jch habe es bewieſen, wie eine ſolche Verbeſ - ſerung der Land-Wirthſchaft moͤglich ſey, die vermoͤgend iſt, die herrſchaftlichen Gefaͤlle dauerhaft und vorzuͤglich zu erweitern. Wie, werden diejenigen fragen, die mit mir in die - ſem Stuͤcke einſtimmig ſind, iſt es denn moͤg -lich,Vorrede. lich, daß ſo wenig an dieſer Verbeſſerung im Ernſte und regelmaͤßig gedacht wird? Dieſe Unterlaſſung hat mehr als eine Urſache. Jch will die wichtigſten, die einige Aufmerckſamkeit verdienen, beſchreiben.
Die erſte Urſache iſt die Unwiſſenheit der Land-Wirthe. Dieſe haben ſelten von den Wuͤrckungen der Natur einen Begrif. Sie wiſſen nichts mehr, als was ſie von ihren Vor - Eltern gelernet haben, und von dieſem wiſſen ſie auch nichts mehr, als was das Gedaͤchtniß faſſen kan. Wie koͤnnen dieſe die Land-Wirth - ſchaft verbeſſern. Sie denken auf Mittel ihr Geſinde zu vermindern, weil dieſe ein ſcheinba - rer Vortheil iſt, da ſie auf Mittel dencken ſol - ten, dieſe Anzahl mit Vortheile zu vermehren. Sie bauen die gangbaren Felder nach der Ge - wohnheit, und verlachen die, welche von dem Anbau der oͤden Felder reden. Ja, wenn et - wa in jenen durch ein Schickſal eine Luſt hie - zu entſtehet, ſo verſtehen ſie es nicht, wie ſie es angreiffen ſollen. Sie fallen auf bekannte Mittel, und wollen an einem ſolchem Orte eine Schaͤfferey anlegen, und indem ſie ſich hierzu entſchlieſſen, ſo kommt ihnen der Mangel des Waſſers entgegen. Nun wiſſen ſie ſich nicht zu helffen. Die Verbeſſerung bleibt ein Wunſch.
Die andere Urſache iſt ein falſcher Wahn der Gelehrten. Dieſe glauben, ein rechter Gelehrter muͤſſe ein Gottes-Gelahrter, ein Rechts-Gelahrter, oder ein Artzt ſeyn. Unddar -Vorrede. darum bekuͤmmern ſie ſich wenig um die Wirth - ſchaft. So weit gehen noch wohl einige, daß ſie die moraliſchen und politiſchen Lehren faſſen, die in der Wirthſchaft einen Einfluß haben. Allein die wahre Wirthſchaft iſt ihnen zu gerin - ge, als daß ſie ihre Gedancken damit beſudeln ſolten. Dieſe Maͤnner vergeſſen es, daß die Gelehrſamkeit nur alsdenn einen Vorzug ver - dienet, wenn ſie ſich in der menſchlichen Geſell - ſchaft, und in dem Staate nuͤtzlich beweiſet. Jſt nun dieß ein geringer Nutzen, der dem Nu - tzen der uͤbrigen nachzuſetzen, wenn man durch ſeine Weisheit untruͤgliche Mittel erfinden kan, viele Unterthanen in einem Lande reichlich zu er - naͤhren, und bey dem wachſenden Reichthum der Unterthanen die herrſchaftlichen Gefaͤlle zu vermehren?
Die dritte Urſache iſt das allgemeineDas dritte. Vorurtheil der Menſchen. Die Verbeſſerung der Land-Wirthſchaft iſt ohne unendlich viele Verſuche nicht moͤglich. Viele ſcheuen hier - zu die Koſten, weil man den Ausgang nicht mit Gewißheit vorher wiſſen kan. Dieſe ſol - ten bedencken, daß es nicht weniger ruͤhmlich ſey, den arbeitenden Armen Nahrung verſchaf - fen, als den andern Allmoſen geben. Findet ſich ein Patriot, der zum Nutzen der Men - ſchen Verſuche zu machen bemuͤhet iſt, ſo iſt dieſer verſchiedenen Urtheilen ausgeſetzet, die bey nahe ſeiner Ehre nachtheilig werden. Er kan dieſe Verſuche ſelten ins Geheime ma -chen,Vorrede. chen, und darum werden ſie der Welt vor Au - gen geleget. Denn beurtheilet ein jeder dieſe nach ſeinen Leidenſchaften, und nach ſeinen Vorurtheilen. Gluͤckt es endlich, ſo heißt es, es iſt ein Gluͤck, wer haͤtte es dencken ſollen. Gluͤckt es nicht, ſo werden alle vorher gefaͤllte Urtheile mit armen Gruͤnden und niedrig ge - ſinnten Folgen unterſtuͤtzet, ohne die Gruͤnde des Verſuchs gehoͤrig zu uͤberlegen.
Die vierte Urſache liegt in den falſchen Meinungen der unaͤchten Cammeraliſten. Jch verſtehe hierunter dieſe, die das herrſchaftliche Jntereſſe beſorgen wollen, es aber nicht verſte - hen, worauf dieß wahre Jntereſſe ankommt. Jch habe Grund hieher folgende Lehren zu zehlen.
Einmal, es muͤſſen in einem Lande kei - ne Gewercke, keine Manufacturen, keine Handlungen gedulder werden, als von wel - chen der Herrſchaft etwas koͤnne gegeben werden. Dieſe Lehre iſt irrig, und dem herr - ſchaftlichen Jntereſſe nachtheilig. Jch will dieß beweiſen. Kan ein ſolches Geſchaͤfte die Arbeiter reichlich ernaͤhren, und ihnen noch einen Ueber - ſchuß geben, ſo iſt es eine Schuldigkeit der Unter - thanen, daß ſie von dieſem ihrer Herrſchaft einen proportionirlichen Theil abgeben. Und kein pa - triotiſch geſinnter Unterthan wird dieſes mit Verdruß thun. Geſetzt aber, daß ein ſolches Ge - ſchaͤfte hundert Unterthanen reichlich ernaͤhren, ihnen aber keinen Ueberſchuß geben koͤnne, undſieVorrede. ſie ſollen doch abgeben, ſo werden ſie verdruͤßlich, die Arbeit bleibet liegen. Verlieret nun nicht der Fuͤrſt hundert Unterthanen, die in ſeinem Lande reichlich haͤtten leben koͤnnen? Verlieret er hier - durch nicht alle Einkuͤnfte, die an ihm durch die Nahrung, durch die Kleidungen und durch die Wohnungen dieſer Menſchen wuͤrden gefallen ſeyn? Heißt dieß das herrſchaftliche Jntereſſe beſorgen?
Man kan hierbey zweyerley einwenden: Ein -Es wird ei - nigen Ein - wuͤrfen be - gegnet. mal, dieſe Menſchen gehen nicht ſogleich aus dem Lande. Das iſt wahr, was helffen aber einem Staate Unterthanen, die ſich nicht ernaͤhren koͤn - nen? Fuͤrs andere, ſie koͤnnen ſich mit andern Dingen beſchaͤftigen, die eintraͤglicher ſind. Auch dieß iſt wahr. Allein koͤnnen nicht andere dieſe Arbeit treiben, wenn ſich jene mit der erſten be - ſchaͤftigen? Befoͤrdert nicht dieß den Flor des Staats, und folglich eine dauerhafte Vermeh - rung der herrſchaftlichen Gefaͤlle?
Ans dieſem erſten Lehr-Satze folget der ande -Die andere Lehre. re, der nicht weniger irrig iſt. Nemlich, ſobald einer im Lande etwas neues anfaͤnget, ſo muß man ihm auch eine neue Auflage machen. Auch dieß iſt geſehlt. Faͤngt einer etwas neues an, der macht einen Verſuch. Warum wil man ihm Hinderniſſe ſetzẽ, da man ihm ſolte behuͤlflich ſeyn. Man warte bis er ſeine Sache zum Stan - de gebracht hat. Alsdenn iſt es Zeit zu urtheilen, ob er eine Abgabe tragen koͤnne oder nicht. Jncbey -Vorrede. beyden Faͤllen gewinnt das herrſchaftliche Jn - tereſſe. Welches das vorhergehende beweiſet.
Fuͤrs dritte. Die Freyheit der Untertha - nen muͤſſe bey den wirthſchaftlichen Beſchaͤf - tigungen eingeſchraͤnket werden. Solte auch wohl nicht dieſer Satz dem herrſchaftlichen Jn - tereſſe zuwider lauffen? Jch glaube, es ſey dieß unlaͤugbar. Sind einem die Haͤnde gebunden, wie viel Gutes bleibet alsdenn liegen. Wie viele Verſuche, die dem Lande nuͤtzlich werden koͤnnen, bleiben zuruͤck. Bleibet einem jeden in dieſem Stuͤcke die Freyheit, ſo wird einer durch den an - dern aufgemuntert ſeine Werke zu verbeſſern. Dieß befoͤrdert den Handel, und dieß das herr - ſchaftliche Jntereſſe. Die Staͤdte, die Laͤnder, wo dieſe Freyheit herrſchet, beweiſen meine Ge - danken.
Wil man mir dieß entgegen ſetzen: wenn ſich in einem Lande zu viele mit einerley Dinge be - ſchaͤftigen, ſo koͤñe keiner recht leben, und die herr - ſchaftlichen Gefaͤlle tragen, darum ſey es noͤthig, dieſe Freyheit einzuſchraͤnken; ſo wil ich dieſen Satz, in Anſehung der Handwercker, verwilli - gen. Allein, in Anſehung der uͤbrigen wirthſchaf - lichen Beſchaͤftigungen laͤugne ich dieſe gemachte Folge. Haben dieſe Leute Luſt zu arbeiten, ſo werden ſie alsdenn, wenn ihnen ihre Beſchaͤfti - gungen keinen reichlichen Unterhalt verſchaffen, auf eine Verbeſſerung dencken, neue Verrichtun - gen erſinnen. Hat nicht dieß jederzeit einen nuͤtz -lichen,Vorrede. lichen, und dem Staate vortheilhaften Ausgang gehabt? Ein aͤchter Cameraliſt betrachtet die Dinge nicht fuͤr ſich, ſondern in dem ganzen Zu - ſammenhange. Er ſiehet nicht allein auf das Gegenwaͤrtige, ſondern auch in die Zukunft.
Wolte man mir noch dieſes einwenden: wennNoch einen andern. eine ſolche Freyheit gedultet wuͤrde, ſo koͤnnte der Staat die Beſchaͤftigungen der Unterthanen nicht wiſſen. Und wenn dieß, ſo koͤnnten Unter - ſchleiffe geſchehen. So laͤungne ich dieſe Folge. Hebet die Freyheit der Unterthanen dieß auf, daß man den Staat ſeine Beſchaͤftigungen erzeiget? Kan nicht dieſes bey jenen beſtehen?
Dieß iſt der kurze Entwurf meiner GedankenSchluß der Vorrede. von der Verbeſſerung der Landwirthſchaft zum Nutzen der herrſchaftlichen Cammer. Die ge - genwaͤrtige Schrift wird dir, Geneigter Leſer! verſchiedene nuͤtzliche und nicht gemeine Dinge zeigen, die dir die Anwendung dieſer Lehre auch zu deinem eigenen Nutzen erleichtern kan. Wirſt du dieſe Schrift mit Aufmerkſamkeit, und mit einem philoſophiſchen Gemuͤthe leſen, ſo wirſt du gewiß ſo wie ich dieſe Bemuͤhung dem Herrn Verfaſſer mit Danck erkennen, und wuͤnſchen, daß er fortfahren moͤge, alle ſeine vieljaͤhrige Wirthſchafts-Erfahrungen, ſo, wie dieſe, uns bekannt zu machen. Wobey auch ich mich dei - ner fernern Wohlgewogenheit empfehle. Ge - ſchrieben Jena 1754. im Monat May.
I. G. Darjes.
Es ſind zwar viele begierig im Garten -Klage uͤber das intere[ſ -]ſirte Weſ[en]und Tr[aͤg -]heit einiger Hauswirthe. und Ackerbaue immer neue Vortheile von andern zu erfahren, und wuͤn - ſchen von ihren Feldern und Gaͤrten groſſen Nutzen zu ziehen, und gleichwohl wollen ſie weder Koſten anwenden, noch ſich die Muͤhe ge - ben durch eigenes Nachſinnen und angeſtelte Ver - ſuche dieſes Geſchaͤfte des menſchlichen Lebens zu erleichtern und nutzbarer zu machen. Dahero bleiben ihnen auch oͤfters die gemeinſten Dinge verdecket und verborgen. Und wenn ihnen gleich der Weg von andern erfahrnen Oeconomis gezei - get, und die Bahn gebrochen wird, ſo ſcheuen ſie doch vielmahl die Muͤhe und Koſten, bleiben bey ihren einmal gewohnten Schlendrian, und laſſen5. Theil. Alieber21. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzunglieber den Vortheil, welchen ſie mit GOttes Huͤlfe gewiß haben koͤnten, fahren.
Faͤnde man dieſe Traͤgheit nur bey einfaͤltigenDieſer Fehler wird auch bey Gel[e]hrten angetrof - fen. Bauersleuten, oder andern ungelehrten Hauswir - then, als welche meiſtens mit groͤſter Blindheit und ohne Nachdenken in der Erden zu wuͤhlen pflegen, ſo waͤre es eben nicht ſo ſehr zu bewundern; aber ſo wird man dieſe Sorgloſigkeit in Verbeſſerung des Feldbaues auch bey vielen Gelehrten gewahr, und zwar bey ſolchen, deren Amt es doch erforderte, ſich ernſtlich darum zu bekuͤmmern, woruͤber man ſich billig wundern muß. Und wird daher die Klage des Herrn von Kohrs, welche er (in ſeiner Haush. Biblioth. Cap. IV. §. 23. p. m. 145.) aus einem Eng - laͤnder anfuͤhret, wohl nicht zu mißbilligen ſeyn. Als:
„ Viele Gelehrten wuͤſten dasjenige nicht, was ſie” alle Tage anſaͤhen, ſie ſchaueten viel Sachen in” der Natur an wie die Kuh das neue Thor, und” damit es doch nicht das Anſehen gewoͤnne, als” ob ſie keine ſonderliche Erkaͤntniß davon haͤtten,” ſo ſagten ſie hiervon einige umverſtaͤndliche Woͤr -” ter her, um die Beſchaffenheit der Sachen aber” bekuͤmmern ſie ſich nicht ſonderlich. Dieſes” Raiſonement moͤchte man wohl appliciren auf” die Erkaͤntniß derer meiſten Gelehrten, die ſie” von Feld-Fruͤchten haben. Viele bemuͤhen ſich” allerhand einheimiſche und auslaͤndiſche Ungezie -” fer zu anatomiren, die Mineralien genau zu er -” forſchen und aufzuſchlieſen, aber uͤber die Feld -” Fruͤch -3der Aecker ohne Brache. ” Fruͤchte allerhand phyſicaliſche Anmerkungen zu” machen, und ſie zu anatomiren, ſtehet denen” meiſten Gelehrten nicht an, aus keiner andern” Raiſon, als weil ſie meynen, es lohne ſich nicht” die Muͤhe, ſolche Sachen, damit alle Bauern” und Tageloͤhner faſt taͤglich umgehen, zu obſer -” viren und zu unterſuchen.
Aber gleichwie die Menſchen ſich in den mei - ſten Geſchaͤften und Handlungen ihres Lebens gar zu gerne nach der uͤblichen Mode richten, und ſich durch Gewohnheiten und Vorurtheile regieren laſ - ſen, ſo gehet es in der That auch mit dem Acker - bau.
Nach der gemeinen und faſt durchgaͤngigenDie gemei - ne Cultur und Nu - zung der Aecker iſt ſehr unvol - kommen. Art und Weiſe, werden ſo wohl die Ritter - als Bauern-Guͤter in drey Felder, als in das Winter - Feld, in das Sommer-Feld und in die Brache ein - getheilet, ſo, daß der Acker ein Jahr mit Winter - Fruͤchten, das andere mit Sommer-Fruͤchten be - ſtellet wird, und das dritte Brache lieget und leer bleibet, auſſer einige ganz wenige Flecke, worauf Erbſen, Linſen, Wicken, Lein, auch wohl Moͤhren und Ruben geſaͤet werden, welches ſie ſoͤmmern zu nennen pflegen.
Allein warum muß eben ſo vieler Acker alle drey Jahr einmal ohnbeſtelt liegen bleiben? ſolte man nicht auf Mittel denken, ſolchen alle Jahre zu nutzen? Jſt er etwan weiter nichts zu tragen im Stande als Korn-Fruͤchte, daß man ſonſt nichtsA 2darauf41. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungdarauf beſtellen will? Solte man nicht billig alle Sorgfalt, Muͤh und Koſten anwenden, den man - nigfaltigen Segen, den GOtt in die Erde geleget, heraus zu bringen, und auch allerhand andere Fruͤchte auf den Aeckern zu zeugen ſuchen, welche den Menſchen zur Speiſe und andern Gebrauch dieneten Fuͤtterung vor das Vieh abwuͤrfen, die Handlung befoͤrderten, und vielen Leuten ihr Brod zu verdienen Gelegenheit gaͤben, und beſonders der Obrigkeit jaͤhrlich viele Acciſe und Tribut ein - braͤchten.
Es iſt bisher zwar ungemein vieles von den Cameral - und Commercien-Weſen hin und wieder geſchrieben worden, welches allerdings zu loben iſt; allein die Verbeſſerung des Feldbaues als das beſte Mittel das Commercium zu befoͤrdern, iſt doch gar ſehr hinten angeſetzet worden, wo nicht gar bey vielen in Vergeſſenheit gerathen.
Man betrachte nur was vor Handel getrie - ben werde mit Mohne, Safflor, Anis, Waid, Ta - back, Fœnum græcum, Coriander, Fenchel, Kuͤm - mel, Hopfen, Graupen, welche aus der Gerſte ge - machet werden, Heyde-Gritz, Weitzen, Rocken, und andern dergleichen Fruͤchten. Solte nicht bil - lig ein Cameraliſt alle Gnade und Gunſt, die er ſich bey ſeiner Herrſchaft erworben, dazu anwen - den, daß er derſelben anrathe, die Unterthanen an - zuhalten, an Orten wo es moͤglich, dergleichen ac - cisbare Waaren zu zeugen, und allerhand Planta -gen5der Aecker ohne Brache. gen von Wein, Hopfen, guten Baͤumen, Bau - und Brennholze anzulegen, und alſo das Land in einen guten Nahrungs-Zuſtand zu ſetzen. Denn groſſe Herren koͤnnen wegen ihrer wichtigen Regierungs - Geſchaͤfte ohnmoͤglich auf ſolche Dinge ſo genaue Obacht haben.
Hierbey will ich den Herrn D. Kuͤnhold aus ſeiner Oeconomia Experimentali Sect. VII. Remarques ad §. 15. p. 189. 190. nachfolgen - des abborgen:
„ Allein es iſt auch wahr, daß” der Fleiß und die Emſigkeit eines Haus-Va -” ters zwar ebenfals viel contribuiren koͤnne, je -” doch aber nicht alles, ſondern das allermeiſte” koͤmmet auf die hohe Landes-Obrigkeit wohl an. ” Denn gleichwie in heiliger Schrift; Eccleſ. 5.” v. 8. Der Koͤnig im ganzen Lande iſt, das Feld” zu bauen; alſo ſolten hohe Landes-Obrigkeiten” vor allen Dingen, auch ehe ſie andere Geſetze” publicirten, die Einrichtung ihrer Landes Oeco -” nomie, und daß ein jeder Privatus ſeine Guͤter” auf das beſte, als nur moͤglich, anbauen, viel” darauf erbauen und nutzen moͤge, beſorgen. ” Und weilen ein ſolches ohne ſattſame Duͤngung,” einfolglich vorhergehende Vieh-Haltung un -” moͤglich ins Werk zu richten, ſo hat alle Obrig -” keit auf alle Weiſe und Wege dahin zu trach -” ten, wie deſſelbigen Aufnahme befoͤrdert wer -” den moͤge. Jnsbeſondere, weil die ſoge -” nannten Coppel-Triften dergeſtaltige Landesver -” derbliche boͤſe und uͤbele Gewohnheiten ſind,” vermittelſt welchen die meiſten HauswirtheA 3ab -61. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung” abgehalten werden, ihre Guͤter, alſo, wie ſichs” gehoͤret, zu beſaͤen und zu nutzen. Und am Ende dieſer Section:” Mit einem Worte, wenn die Obrigkeit vim” coactivam gegen einem jedweden zu ſeinem ſelbſt” eigenen Nutzen gebrauchete, ſo waͤre dergleichen” hochnuͤtzlicher Gezwang, das hoͤchſte Recht und” Billigkeit; denn ſonſten alle gute und loͤbliche” Dinge bey denen meiſten trotzigen Koͤpfen kei -” nen Ingreſſ finden.
Hierzu wuͤrde aber freylich ein rechtſchaffener und erfahrner Mann erfordert, welcher von ſeinem Landes-Herrn mit hinlaͤnglichen Befehlen und An - ſehen verſehen ſeyn muͤſte, damit er nicht nur denen Unterthanen den noͤthigen Unterricht und Anwei - ſung geben, ſondern ſie auch zur Arbeit anhalten, und zum Gehorſam bringen koͤnnte. Wovon in den Leipz. Saml. p. 723. ſqq. im vierten Bande mit mehrern nachzuleſen.
Allein hier fehlet es mehrentheils an Ein - ſicht und Erfahrung, welcher Fehler wohl groͤſten - theils daher ruͤhret, weil die Collegia Oeconomica auf hohen Schulen meiſtens mit veraͤchtlichen Au - gen angeſehen, und vor nichtswuͤrdige Sachen ge - halten werden.
Wenn aber eine hohe Landes-Obrigkeit durch guten Rath ſich dahin bewegen lieſſe, daß in ihren Landen allerhand accisbare Waaren erzogen, und nach Beſchaffenheit derſelben, Fabbriken angeleget wuͤrden, ſo muͤſte von den erbauten Fruͤchten undfabri -7der Aecker ohne Brache. fabricirten Waaren, nicht alſobald Acciſe gefordert werden, ſondern man ſolte billig dergleichen Leute und Fabricanten auf einige Jahre von all[e]n Abga - ben frey laſſen, bis ſie erſtlich ihre Verſuche und Proben mit Nutzen ausgefuͤhret und in voͤllige Ordnung gebracht haͤtten. Nach verfloſſener Zeit, koͤnnten von jeden Centner Waaren, es moͤgten ſol - che beſtehen worinnen ſie wollen, die Abgaben ein - gerichtet werden, und die Unterthanen wuͤrden auch alsdenn ſolche gewiß ohne Murren entrichten. Wenn aber dergleichen Jmpoſten zu zeitig und uͤbereilig abgefordert werden, ſo werden die Leute verdruͤßlich, und laſſen es lieber bey dem alten Her - kommen bewenden.
Es iſt mir noch gar wohl erinnerlich, daß an einem gewiſſen Orte von den Acker-Leuten angefan - gen wurde, den Taback ackerweiſe zu zeugen; als ihnen aber durch Angeben einiger Bedienten, alſo - bald, da ſie noch erſtlich Verſuche und Proben an - ſtelten, von einem jeden Acker einige Reichs-Tha - ler jaͤhrlich zu geben auferleget wurde, ehe und be - vor noch die Tabacks-Spinnerey und Fabric in Ordnung gebracht war, ſo wurden die Leute hier - durch abgeſchrecket dergleichen mehr zu bauen.
Es war aber in der That von denen Rathge - bern eine alzuſchleunige und ohnuͤberlegte Abfor - derung, und waͤre meines Erachtens viel beſſer ge - weſen, erſtlich binnen einigen Jahren die Fabricken in Ordnung bringen zu laſſen, hernach aber, wie es denn billig, von jedem Centner ausgehender undA 4ver -81. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungverkaufter Waaren, aber nicht von den Aeckern ei - ne gewiſſe Acciſe zu fordern. Dergleichen be - ſchwerliche Abgaben ſind nicht ſo wohl nach der Anzahl der Aecker, als nach den darauf erbauten Fruͤchten einzurichten. Denn da ſolche gar viel - mal auf den Aeckern nicht nach Wunſch anſchlagen, ſo wuͤrden folglich die Unterthanen in doppelten Schaden kommen, wenn ſie nemlich bey ſchlech - ten Fruͤchten ihre aufgewendeten Koſten wohl nicht einmal heraus bringen, und doch gleichwohl noch darzu ſolche ſchwere Auflagen auf die Aecker ent - richten ſolten.
Mit der Unterthanen Beſchwerde und Seuf - zen etwas anzugeben, und dergleichen Auflagen zu erſinnen, bedarf kein groſſes Nachdenken, und iſt in Wahrheit eine ſchlechte Kunſt, gereichet auch am Ende dem Landes-Herrn mehr zum Schaden als zum Nutzen. Denn obſchon die damahligen Rathgeber gemeynet, es werde der Herrſchaft ein groſſer Vortheil zuwachſen, wenn ſolche Auflagen auf die Tabacks-Aecker geſetzet wuͤrden, ſo haben ſie dennoch derſelben hierdurch vielmehr einen merk - lichen Schaden verurſachet, indem die Leute den Tabacks-Bau gar unterlaſſen. Koͤnte denn der Taback, wenn er in unſerm Lande gezeuget wuͤrde, nicht eben ſo wohl gehoͤrig zugerichtet, die Blaͤtter fortiret, geſponnen, auf der Tabacks-Bank ge - ſchnitten, und theils in unſerm Lande conſumiret, theils in andere Laͤnder geſchaffet werden, wie ſol - ches an andern Orten auch geſchiehet? Was wuͤr - de nicht dieſes ſo wohl den Unterthanen als derObrig -9der Aecker ohne Brache. Obrigkeit jaͤhrlich vor ungemeinen Vortheil brin - gen.
Wenn ein Cameraliſt nur darauf bedacht iſt, denen armen Unterthanen neue Auflagen zu ma - chen, ſo iſt das wohl die allerelendeſte, und eine hoͤchſt unverantwortliche Beſchaͤftigung, beſonders wenn alſobald die Execution zur Hand genommen wird. Wie viel waͤre hier noch zu ſagen? allein wer die Wahrheit geigt, dem ſchmeiſet man mit dem Fiedel-Bogen auf den Kopf.
Es hat mir daher der gute Rath ſehr wohl gefallen, und ſolte ſolcher billig von denen Acker - Leuten beſſer befolget werden, welcher Herr I. B. S. v. E. in den Grund-Riſſe der Fuͤrſten-Kunſt p. 155. von Verbeſſerung des Landes und von den Anbau neuer Fruͤchte gegeben. Seine Worte lautet alſo:
„ Nicht zu gedenken, daß auch der ſchlechteſte” Acker durch fleißigen Bau immer beſſer, und” endlich dem guten faſt gleich werde. Weiter” halte ich dafuͤr, man ſolte an den alten Haus -” halts - und Acker-Gebraͤuchen nicht uͤberal ſo fe -” ſte kleben bleiben, ſondern wie die Beduͤrfniſſe” und der Vertreib des Landes ſich ergeben, nach” ſolchen auch den Bau deſſelben in thunlicher” Maaße einrichten. Nicht alles was unſere Vaͤ -” ter gezogen und gepflanzet, iſt heut zu Tage uns” nuͤtze und angenehm, ſo wenig als ſie verſchie -” dener Dinge, welche unſere jetzige Lebens-Art” theils noͤthig, theils unentbehrlich machet, be -” duͤrft oder darnach verlanget haben. Auch hier -A 5” innen101. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung” innen hat der menſchliche Geſchmack ein groſſes” Gebiete. Daher wolte ich, daß man in einem” Lande alles dasjenige zu bauen verſuchen ſolte,” was man zum Lebens-Unterhalte, auch wie kurz” vorher erwehnet worden, zur Luſt und Vergnuͤ -” gen des abwechſelnden Geſchmackes, aus frem -” den Gegenden, gegen Geld, oder ſonſt mit Un -” ſtatten holen muß. Hierbey wird man ohne” mein Erinnern verſtehen, daß ich von keinen, ge -” gen die Himmels-Stellung und Erdlage vorzu -” nehmenden Feldbau zu reden gemeinet ſey. Wer” bey uns Oliven und Zimmet-Baͤume in einen” Fichten - oder Tannen-Wald pflanzen wolte, der” wuͤrde an ſich ſo laͤcherlich, als deſſen Arbeit ver -” gebens ſeyn. Es beweiſet ſolches indeſſen nicht,” daß Grund und Boden in unſern Landes Gegen -” den ſchon uͤberal bearbeitet und genutzet werde,” wie ſelbige die Natur tuͤchtig gemachet, und” durch Fleiß ſolches erſtlich erweislich wird. Oh -” ne die unzehlige Baum - und Garten-Gewaͤchſe” zu beruͤhren, welche man ſeit nicht alzuvielen” Jahren aus fremden Laͤndern in deutſche Erde” verſetzet, und daſelbſt zu kuͤnſtlichen Wuchs und” Fruͤchten befoͤrdert hat.
Wer haͤtte alſo noch vor wenigen Jahren vor moͤglich gehalten, daß man alle diejenigen Ge - waͤchſe, deren Cultur ich in meinem Land - und Garten-Schatze beſchrieben, in unſern Erfur - tiſchen Feldern und Gaͤrten erziehen koͤnnte, wie es wirklich jetzo geſchiehet.
Die obengedachte uralte und algemeine Ge -Daß in un - ſern Erfur - tiſ. Feldern ſolche Ver - beſſerung geſchehen, und worin - nen ſolche beſtehe. wohnheit, die Laͤndereyen in drey Felder einzuthei - len, und lediglich zu Erziehung der Korn-Fruͤchte zu brauchen, iſt in unſerer Erfurtiſchen Flure meh - rentheils abgeſchaft. Wir wiſſen von keinen Winter - Sommer - und Brach-Felde, ſondern haben ein ge - mengtes Feld, wo man Winter-Fruͤchte, Sommer - Fruͤchte, Specerey - und Kuͤchen-Gewaͤchſe, auch leere Brach-Aecker unter einander antrift.
Ein jeder kan ſeine Laͤnderey alle Jahr beſtel - len, womit er dieſelben nur am beſten zu nutzen denket. Er kan ſie auch laſſen Brache liegen, wo und zu welcher Zeit er es nach ſeiner Einſicht vor noͤthig und rathſam haͤlt. Wie denn die um un - ſerer Stadt herum liegenden Aecker von mir und andern, ordentlich alle Jahr, theils mit Korn - Fruͤchten, theils mit Kuͤchen - und Specerey-Ge - waͤchſen beſtellet werden, ſo, daß man ſelten einen Brach-Acker darunter antreffen wird.
Und ſo ja hin und wieder einige geſehen wer - den, ſo gehoͤren ſie doch meiſtens nur den Cloͤſtern, oder einigen unverſtaͤndigen und eigenſinnigen Leuten, welche auf den wunderlichen Vorurtheile beharren, man muͤſſe doch einem Acker auch ſeine Ruhe goͤnnen, wenn er ſolte Fruͤchte tragen, wel - ches aber, wie aus den nachfolgenden erhellen wird, recht einfaͤltig iſt.
Dieſe Art, die Aecker viele Jahre hinter ein - ander ohne Brache zu beſtellen, und mit denen Fruͤchten kluͤglich abzuwechſeln, iſt von meinen ſe - ligen Eltern vor mehr denn 80 Jahren angefan - gen, und eine ziemliche Zeit faſt alleine getrieben worden. Sie haben aber die Abwechſelung der Fruͤchte und jaͤhrliche Beſtellung der Aecker ohne friſche Duͤngung nicht hoͤher als auf zwoͤlf Jahr bringen koͤnnen. Allein, nachdem ich den Acker - bau uͤbernommen, habe ich mich bemuͤhet, die Sa - che immer weiter zu treiben, und habe es endlich durch gehoͤriges Nachſinnen, viele angeſtelte Ver - ſuche und aufgewandte Koſten dahin gebracht, daß ich bey meiner Abwechſelung der Fruͤchte die Aecker 18 Jahr hinter einander ohne Brache und friſche Duͤngung aljaͤhrlich mit Nutzen beſtellen laſſe, welches auch unſern Erfurtiſchen Landes-Leuten mehr als zu wohl bekant iſt, und von vielen, ſo weit ſich ihre Einſicht erſtrecket, nachgeahmet wird, aber ohne Ruhm zu melden, mir noch von keinen hat koͤnnen gleich gethan werden.
Und dieſes iſt eben der Vortheil, welchen ich in dieſem fuͤnften Theile meines Land - und Gar - ten-Schatzes zu entdecken mir vorgenommen ha - be; denn ob ich gleich dieſe Wiſſenſchaft anfaͤnglich lediglich vor meine Familie zu Papiere gebracht, um ſolche vor die Meinigen zuruͤck zu behalten, damit ſie ſich einmal darnach richten koͤnten; ſohabe13der Aecker ohne Brache. habe dennoch aus wichtigen Urſachen und wahrer Begierde meinem Naͤchſten zu dienen, meine Ge - danken geaͤndert. Denn nachdem ich aus glei - chem Triebe einmal angefangen, die Erfurtiſche Cultur der Aecker und Gaͤrten bekant zu machen, auch beſonders die Erziehung derer Kuͤchen - und Specerey-Fruͤchte in den vorhergehenden Theilen ſchon beſchrieben, ſo ſehe gar wohl ein, daß der be - reits gegebene Unterricht ohne die Wiſſenſchaft mit den Fruͤchten gehoͤrig abwechſeln, noch nicht hin - laͤnglich ſey, ſolche Cultur mit Nutzen vorzuneh - men und nachzuahmen, und halte mich auch da - her verbunden, mit dieſen hierzu unentbehrlichen Vortheil nicht laͤnger zuruͤck zu halten. Jch habe das Vertrauen, daß Gott, dem ohngeachtet, vor die Meinen ſorgen werde. Und wer weiß, war - um der Geber alles Guten, mir einen Theil zeitli - cher Guͤter zugeworfen, deſſen ich nicht werth bin? Vielleicht iſt es eben deswegen geſchehen, daß ich mit meiner geringen Erfahrung andern deſto un - eigennuͤtziger ſoll zu dienen ſuchen.
Jn dieſem meinen gefaßten Entſchluſſe beſtaͤr - ken mich auch folgende Worte, welche ich in mei - nem oͤconomiſchen Collectaneo finde, alwo ich aber den Ort, wo ich ſolche geleſen, aus Ver - ſehen nicht notiret habe: Sie lauten alſo:
„ Es” giebt viel edle Gemuͤther, welche ſich von ei -” ner ſchnoͤden und niedertraͤchtigen Eigennuͤ -” tzigkeit nicht ſo ſehr bezaubern laſſen, daß ſie” nicht bereit und willig ſeyn ſolten, wenn ſie Ge -” legenheit haͤtten, andern ihre Erfahrungen und” Ein -141. Cap. von 18jaͤhriger Nutzung” Einſichten mitzutheilen, und dadurch das alge -” meine Beſte, nachdem ſie ihren Privat-Vor -” theil dabey gefunden, auch zu befoͤrdern. Und” eben dieſen bieten wir die Gelegenheit an, ſich” um ihren Naͤchſten ohne Koſten und Unbequem -” lichkeit verdient zu machen. “
Denn ob man gleich in den vorhergehenden Theilen eine volſtaͤndige und aufrichtige Anweiſung findet, ſolche Fruͤchte zu erziehen, ſo fehlet doch noch die Einſicht, mit denen Fruͤchten dergeſtalt abzu - wech ſeln, daß man den Acker alle Jahr mit Nutzen beſtellen, und folglich die theure Duͤngung, nebſt den andern jaͤhrlichen ſchweren Koſten, nach und nach wieder herausbringen kan.
Ohne dieſe Wiſſenſchaft koͤnte Jemand mit Erziehung der Kuͤchen - und Specerey-Gewaͤchſe, beſonders bey jetzigen Zeiten, den groͤſten Schaden leiden, wie es manchem allhier, welche mir dieſe Cultur mit Unverſtand nachgeaͤffet, alſo ergan - gen iſt.
Es giebt nemlich hier Leute, welche entweder keinen Heller anwenden Verſuche und Proben an - zuſtellen, ſondern alles auf andern ihre Koſten an - kommen laſſen, und hernach eine Sache ablauren wollen; oder ſie duͤnken ſich ſo weiſe, daß ſie ſich es vor einen Schimpf achten, wenn ſie fragen oder eiue Lehre annehmen ſolten, da doch im Land und Garten-Bau kein Menſch auslernen kan. So oft ich eine noch nicht bekante Beſtellung oder neueEin -15der Aecker ohne Brache. Einrichtung auf meinen Aeckern und in meinen Gaͤrten vorgenommen, oder ſonſt eine neue Sorte von Fruͤchten herbey geſchaffet, und auf meinen Guͤ - tern angeleget, ſo ſind ſie gleich das andere Jahr auch damit angeſtochen kommen, haben mir wohl gar den Samen von denen neuen Fruͤchten geſtoh - len, auch weil ſie nicht alles einſehen koͤnnen, ſich hinter meine Tageloͤhner geſtecket, ſolche zu Verraͤ - thern gebrauchet, und bey einer Kanne Bier auszu - forſchen geſuchet, wie dieſes und jenes eingerichtet und cultiviret worden.
Wenn ich nun gemerket, daß dergleichen Leute auf meine Abwechſelung der Fruͤchte in Beſtel - lung der Aecker, Achtung gegeben, ſich darnach ge - richtet, und ſolche nachahmen wollen, ſo bin von meiner Ordnung der Fruͤchte bey dem Beſtellen abgegangen, und habe eine Veraͤnderung vorge - nommen, welches, wie unten zu erſehen ſeyn wird, auf vier - und mancherley Art geſchehen kan. Hier - durch ſind ſie ſo irre gemachet worden, daß ſie nicht gewußt was ſie haben ſollen anfangen. Weil ſie nun die Abwechſelung der Fruͤchte nicht ſelbſt ver - ſtanden, ſo haben ſie zuweilen eine unrechte Frucht auf ihre Aecker beſtellet, und dadurch groſſen Scha - den erlitten. Und gewiß, wer hierinnen ganz uner - fahren waͤre, der koͤnte leicht ſolche Fruͤchte auf ei - nen Acker bringen, welche ſich endlich uͤberwuͤchſen, oder gar nicht gedeyten, oder aber die Duͤngung gar zu bald heraus ſaugten, daß ein ſolches Stuͤck her - nach zu weiter nichts zu brauchen, und von neuen erſt muͤſte geduͤngt werden. Hieraus erhellet, wieviel161. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungviel an dieſer Wiſſenſchaft von der Abwechſelung der Fruͤchte gelegen.
Dieſer Vortheil, die Aecker durch erfahrne Abwechſelung der Fruͤchte ohne Brache ſo viele Jahre hinter einander zu beſtellen, iſt bey uns um ſo viel noͤthiger, da die Aecker in einen ſo hohen Preis ſtehen, daß ſie mit 130. bis 40 Rthlr. bezah - let werden, folglich ein groſſes Capital darinnen ſtecket, und keiner unter 5. bis 6. Thaler verpach - tet wird.
Ueber dieſes iſt die Duͤngung jetzo im Preiſe mehr als noch einmal ſo hoch geſtiegen, als was ſie ſonſten gekoſtet. Vor etwan 50 Jahren, welches ich mich noch gar wohl erinnern kan, kam ein Fu - der Duͤngung nicht hoͤher als 15 Gr. mit dem Fuhr - lohne zu ſtehen. Jetziger Zeit aber iſt kein Fuder ohne das Fuhrlohn unter 1 Thl. 3 Gr. zu haben. Hierzu kommt nun erſt noch 9 Gr. auf ein Fuder vor Fuhrlohn, 6 Gr. vor zwey Tageloͤhner zum Aufladen, 3 Gr. vor Bier und Brandewein. (wel - ches ſeinen Geſatz hat) Da nun des Tages nicht mehr als vier Fuder gefahren werden, ſo betraͤgt es auf ein Fuder 1 Thlr. 14 Gr. 3 Pf.
Dieſe Theurung kommt daher, weil nunmehr ſo wohl die Eigenthuͤmer als Pachter, dieſe Veraͤn - derung mit den Fruͤchten, in Beſtellung der Aecker, auch zum Theil lernen einſehen. Ob ſie es nun gleich nicht ſo hoch treiben, und die Abwechſelung mit den Kuͤchen - und Specerey-Fruͤchten nicht auf ſo viele Jahre zu continuiren wiſſen, als ich bisher gepfleget, auch wohl manchmal hierinnen gar ſehreſtol -17der Aecker ohne Brache. ſtolpern; ſo brauchen ſie doch alle Duͤngung, wo - durch ſolche nothwendig theuer gemachet werden muß.
Nicht zu gedenken, daß das Arth - und Graber - Lohn welches 2 Thlr. und von der Duͤngung einzu graben 2 Thlr. 12 Gr. betraͤgt, nebſt den andern vielen Koſten, welche noch aufzuwenden, ehe die Fruͤchte koͤnnen verkaufet werden, ſich ebenfals hoͤ - her belaufet als ſonſten, ſo komt noch hinzu, daß verſchiedene Kuͤchen-Fruͤchte und Specerey-Waa - ren nicht mehr in dem Werthe und Preiße ſind wie ſonſten, weil die Cultur derſelben, wie bereits er - wehnet, von weit mehrern Leuten als ehedem ge - trieben wird.
Wie wolte man alſo zu unſern Zeiten den theuren Pacht, die koſtbare Duͤngung, das Arth - und Graber-Lohn nebſt andern vielen Aufwand wieder herausbringen, wenn man den Acker nicht alle Jahr zu beſtellen, und die einmal darauf ge - bracht Duͤngung nicht viele Jahre nach einander zu nutzen wuͤſte.
Ein gemeiner Buͤrger und Ackermann, der ei - nige wenige Aecker beſitzet oder gepachtet, und de - nen Tagloͤhnern beſtaͤndig auf dem Halſe ſeyn und ſolche zum Fleiſſe antreiben kan, auch mit den Seinigen ſelbſten Hand anleget, ja wohl gar die meiſte Arbeit mit ſeiner Familie ſelbſten verrichtet, und die erzeugten Fruͤchte durch die Seinigen zum Marckte tragen und einzeln verkauffen laͤſſet, der doͤrfte ja noch wohl zur Noth, wenn er die Sache ſonſt verſtehet, etwas verdienen und ein gut Tage -5. Theil BLohn181. Cap. Von 18jaͤhriger NutzungLohn heraus bringen, wenn er auch gleich die Ver - aͤnderung in Beſtellung der Fruͤchte nicht auf alzu viele Jahre hinaus zu bringen weiß, Allein wenn ein ſolcher ſeinen Acker nach geſchehener Duͤngung ſo viele Jahre hinter einander, als ich beſtellen und nutzen koͤnte, ſo wuͤrde er bey ſeiner ſauren Arbeit ohne Zweifel vielmehr Vortheil von dem Acker ziehen.
Jch wenigſtens, da ich alles durch Tageloͤh - ner muß verrichten laſſen, und vieler wichtigen Geſchaͤfte auch oͤfterer Leibes Schwachheit halber ſolche oft viele Tage nicht zu ſehen bekomme, und noch vielweniger bey ihnen bleiben kan, auch uͤber - dieß die Waaren nicht einzeln verkauffe, ſondern denen Hoͤcken ſo wohl in unſerer Stadt als von andern Orten in Quantitaͤt uͤberlaſſen, und auch einen Profit goͤnnen muß, bey dieſen Umſtaͤnden, ſage ich, wuͤrde ich zumal bey jetzigen Zeiten ge - wiß von meinem vielen Ackerbau die Koſten nim - mermehr heraus bringen und den groͤſten Schaden leiden, wenn ich nicht ans langer Erfahrung mit denen Fruͤchten haͤtte alſo lernen abwechſeln, daß ich meine Aecker 18 Jahr hinter einander ohne wiederholte Duͤngung mit Nutzen beſtellen koͤnte.
Daß dieſe Cultur, da die Aecker alljaͤhrlich be - ſtellet, und nebſt den Korn-Fruͤchten auch allerhand ſchoͤne Kuͤchen - und Specerey-Fruͤchte mit gehoͤri - ger Abwechſelung darauf erzeuget werden, vor der gemeinen Cultur, da man die Felder nur zu Korn -Fruͤch19der Aecker ohne Brache. Fruͤchten brauchet, und allezeit das dritte Jahr laͤßt Brache liegen, einen ſehr groſſen Vorzug habe, hat auſer allen Streit ſeine Richtigkeit; denn die viel - faͤltige Erfahrung giebt es, daß ein mit Garten - und Specerey - Fruͤchten wohl begatteter Acker mehr abwerffe als die Korn-Fruͤchte welche auf etlichen Aeckern erwachſen.
Jch ſo wohl als meine ſelige Eltern habe ohne Ruhm zu melden, wie auch jederman alhier bekant iſt, mit dieſer Cultur etwas anſehnliches erworben, welches zu Zeiten meiner Vorfahren freylich viel leichter war, als jetzo, indem ſich nicht ſo viele auf dieſe Cultur legten, weil ſie die Ver - aͤnderung mit denen Fruͤchten noch nicht ſo einſe - hen konten, folglich, wie ſchon gedacht, die Duͤn - gung nicht halb ſo hoch kam, und die Fruͤchte gleichwohl angenehmer und theurer waren als jetzo. Bey dieſen Umſtaͤnden iſt leicht zu erach - ten, was dieſe Cultur damals vor einen anſehnli - chen Profit muͤſſe abgeworfen haben.
Dahero auch meine ſel. Eltern von vielen nei - diſchen und unverſtaͤndigen Leuten allerhand uͤble Nachreden erdulten muſten, als wenn es nemlich mit ihren Vermoͤgen und Erwerb nicht von rech - ten Dingen zuginge, und was dergleichen un - chriſtliche Beſchuldigungen und Calumnien mehr waren, womit rechtſchaffene fleiſige und erfahrene Hauswirthe gemeiniglich belaͤſtiget werden.
Jetzo pflegen viele dieſe Cultur nachzuahmen, welches auch einigen wohl gelungen, manchen aberB 2auch201. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungauch mißlungen iſt. Ja ſo gar haben einige Pachter, welche anfaͤnglich nicht eine eigenthuͤm - liche Furche Land gehabt, ſondern nur von andern einige Aecker in Pacht genommen, ſich mit ſolcher Cultur ein feines Vermoͤgen erworben.
Es komt hier nicht allezeit darauf an, ob man eigen Land habe, denn derjenige, welcher ſolches be - ſitzet, und ſein Capital daran gewendet hat, bringet die Intereſſe durch das Pacht-Geld nicht wieder heraus, und muß noch uͤber dieſes der Obrigkeit die jaͤhrlichen Onera, und die auf den Aeckern ſte - henden Erbzinſen und Majazin oder Decimation abtragen. Daher der Eigenthuͤmer zuweilen viel ſchlechter dabey faͤhret, als der Pachter ſelbſt, wel - cher einige Aecker zur Miethe oder in Pacht nimt, und jaͤhrlich von jedem 5 Thaler Pachtzins, oder 6 Fl. Meißniſcher Waͤhrung, giebet, wie oben p. 16. erinnert worden. Und obgleich bey jetziger Zeit, wegen alzuvieler Erziehung der Kuͤchen - und Spe - cerey-Fruͤchte, wie bereits gedacht, um der theuren Duͤngung willen, der Nutzen alhier nicht allemal mehr ſo ſtarck heraus komt, ſo bleibet ihnen doch nebſt goͤttlicher Verleihung ein jaͤhrlicher Ueber - ſchuß, daß ihre Arbeit wohl belohnet wird.
Wenn ich meine Cultur mit Veraͤnderung der Fruͤchte auf ſo viele Jahre wie ein Kuͤnſtler, welcher ſich nicht gerne zuſehen laͤßt, oder wie ein Handwerks-Mann in der Stube haͤtte treiben koͤnnen, ſo daß Niemand ſolche koͤnnen einſehen und nachahmen, ich wolte gewiß damit ungleich mehr erworben haben. Allein ſo iſt meine Art,die21der Aecker ohne Brache. die Acker zu begatten aller Augen unterworffen, und kan, weil ſie im freyen Felde muß vorgenom - men werden, von Buͤrgern und Bauern mit ange - ſehen und nachgeahmet werden; jedoch bleibt noch immer etwas uͤbrig das vor ihren Augen ver - borgen iſt.
Nebſt dem Profit, welchen man aus den Fruͤchten erhaͤlt, hat dieſe Cultur auch ihren herr - lichen Nutzen bey der Viehzucht; denn nicht zu ge - dencken, daß man auf ſolchen wohl zubereiteten Aeckern, durch das Jaͤten der Fruͤchte, das ſchoͤn - ſte und fetteſte Gras zur Fuͤtterung erhaͤlt, ſo be - trachte man, was vor Blaͤtter vom Kraute, Blu - men-Kohle und Kohlrabi abgehen, wie viel Graͤſig von denen Moͤhren-Ruben - und Paſtinat-Wur - zeln abgeſchnitten werde; ja was von eben dieſen Wurtzel-Gewaͤchſen vor eine Menge Ausſchuß oder zackichte Wurzeln, die zum Verkauf nicht die - nen, zuruͤck bleiben, ſo wird man leicht erachten koͤnnen, was dieſe Cultur vor herrliche Fuͤtterung, ſo wohl vor das Rind-Vieh, als auch vor die Schwei - ne und anderes Vieh, abwerffe. Nicht zu geden - ken, daß das Mohn - und Safflor-Stroh, bey jetzi - gen groſen Holz-Mangel, in einem Hausweſen zu dem Verheitzen gar ungemeine Dienſte thut.
Siehet man aber auf das Gemeine Weſen, ſo wird dieſe Cultur auch in vielen Stuͤcken ihren beſondern Nutzen offenbahren:
Denn erſtlich werden dadurch viele ſchoͤne Kuͤch-Speiſen und Gemuͤſe in einen Ort geſchaf - fet, wodurch nicht nur Haus-Vaͤter die JhrigenB 3leich -221. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungleichter bekoͤſtigen koͤnnen, ſondern auch Fremde wohlfeilere Zehrung finden.
Zum andern wird durch dieſe Cultur ſehr vielen Leuten Gelegenheit geſchaffet ihr Brod zu verdienen, wie ich denn, ohne Ruhm zu melden, al - leine vielen Familien durch meinen Acker - und Garten-Bau Nahrung und jaͤhrlichen Unterhalt ſchaffe, indem ich das ganze Jahr hindurch taͤglich wohl 30 Tageloͤhner, aber den Sommer uͤber bey dem Jaͤten, Saflor abnehmen, und anderer Arbeit deren zuweilen wohl 100 und noch mehr haben muß. Denn bey dieſer Cultur giebt es auch mit - ten im Winter, beſonders bey uns, gar vielerley zu thun. Einige Tageloͤhner muͤſſen ſich mit der Brunnen-Kreſſe beſchaͤftigen, einige in die Scheu - ren gehen, einige Miſt laden, einige muͤſſen Wur - zeln aus der Erde holen, ausputzen und zum Ver - kaufe einbinden,*)Hierbey wird mancher denken, wie es denn moͤglich, die Wurzeln zur Winterszeit, wenn alles zugefroren, aus der Erden zu holen? Hierauf dienet zur Antwort: daß die Paſtinat - Wurzeln mit denen Wurzel-Speiſ - ſen, zu ſolcher Zeit, wenn es gleich einen halben Schuh tief in die Erde gefroren hat, am beſten heraus zu he - ben ſind; denn dieſe erfrieren niemahlen, ſiehe hier - von im 3ten Theil pag. 144. einige haben die Weiden zu ſor - tiren, auszuſchneideln und zu ſpalten, mit welchen die gruͤne Waare und Wurzeln das Jahr uͤber ein - gebunden werden. Dieſe geſpalteten Weiden wer - den in Bindlein gebunden, auf die Boͤden ge - ſchaft, und ſo man ſie hernach noͤthig hat, eineStun -23der Aecker ohne Brache. Stunde vorher ins Waſſer geweichet, ſo ſind ſie ſo gut zu gebrauchen als wenn ſie friſch waͤren. Es wird ſich der geneigte Leſer wundern, wenn ich verſichere, daß mir dergleichen Weidlein, mit dem Macherlohne jaͤhrlich uͤber 50 Thaler, und wohl noch hoͤher, zu ſtehen kommen.
Zum dritten wird durch den Verkauf der er - zeugten Waaren und Specerey-Fruͤchte, Handel und Wandel befoͤrdert, und vieles Geld von aus waͤrtigen Oertern herbey gezogen.
Viertens werden die Einkuͤnfte der Hohen Obrigkeit durch dieſe Cultur um ein merkliches vermehret. Denn jeder Tageloͤhner, er ſey Buͤrger oder Schutz-Verwander (woran es jetziger Zeit faſt fehlen wil) muß der Obrigkeit jaͤhrlich etwas gewiſſes abgeben.
Durch ſo viel Leute wird die Conſumtion, an Victualien, Getraͤnke, Kleidung, und anderer Nothdurft, viel ſtaͤrker, wovon die Obrigkeit jaͤhr - lich eine erkleckliche Acciſe erhaͤlt. Und was ziehet die Obrigkeit nicht jaͤhrlich vor Geld von einer ſo groſen Menge der accisbaren Waaren, welche in andere Laͤnder geſchaffet werden.
Jch koͤnte noch vieles von dem Einfluß dieſer Cultur in das Cameral-Weſen hinzufuͤgen; allein weil ich gewiß erfahren, daß der Herr Hofrath Daries in Jena ſeine Cameral-wiſſenſchaf - ten unter der Preſſe hat, und eheſtens ans Licht ſtellen wird, ſo bin ich der Muͤhe uͤberhoben. Es iſt kein Zweifel, das dieſer gelehrte Mann hierin - nen ein ſolches Werk liefern wird, dergleichenB 4wohl241. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungwohl noch nicht zum Vorſchein gekommen iſt, in - dem der gelehrten Welt deſſen vortrefliche Schrif - ten albereit vor Augen liegen, in welchen allent - halben Ordnung und Gruͤndlichkeit herrſchen. Dahero ich ſo wohl als andere dieſem ſchoͤnen Werke mit Verlangen entgegen ſehen.
Hieraus wird man nun zur Gnuͤge erkennen, wie nuͤtzlich einem Lande die Erziehung der Kuͤ - chen - und Specerey-Fruͤchte ſey, und daß man al - lerdings Urſache habe, von der alten Gewohnheit, die Aecker in drey Felder einzutheilen, und blos und alleine mit Korn-Fruͤchten zu beſtellen, wo ſichs wil thun laſſen, abzugehen, und hingegen die an - gegebene Cultur in einem gewiſſen Diſtricte einzu - fuͤhren, und ſo viel moͤglich, zu poußiren. Denn nach meiner wenigen Einſicht halte ich davor, daß es allerdings der Muͤhe werth waͤre, daß derglei - chen Anbau, dem gemeinen Weſen zum Beſten, von Jemand anders noch genauer und gruͤndlicher unterſuchet werde, denn ich ſtehe nicht in einer ſol - chen Einbildung der Volkommenheit, als wenn von andern einer Sache nicht auch nachgedacht und etwas neues und mehreres erfunden wer - den koͤnte. Und es wuͤrde gewiß eine groſe Ein - falt ſeyn, wenn ich glauben wolte, daß die von mir angegebene vieljaͤhrige Nutzung der Acker, ver - mittelſt der Abwechſelung der Fruͤchte, gaͤnzlich erſchoͤpfet waͤre. Ja ich habe ſelbſt mit vierte halb Ackern gleich vor unſerm Schmidſtaͤdter-Thore ei -ne25der Aecker ohne Brache. ne Probe gemachet, und ſolches Stuͤck nach den verfloſſenen 18 Jahren noch dreymal beſtellet, und wuͤrklich in dem verfloſſenen Jahre zum 21ten - mal, ohne Brache und friſche Duͤngung genutzet.
Was nun aber dieſe Wiſſenſchaft, von wel -Die Urthei - le hieruͤber werden un - gleich ſeyn. cher ich bisher nur vorlaͤufig gehandelt, anbelan - get, ſo kan ich leicht erachten, daß die Urtheile dar - uͤber ganz ungleich fallen werden.
Manchen wird es unglaublich vorkommen, und werden es vor eine bloſſe Pralerey, oder vor ein ſolches Angeben halten, wohinter nichts ſon - derliches ſtecke, oder wovon man doch den vermein - ten Nutzen nicht zu hoffen haͤtte.
Andere werden es vor eine Sache anſehen, die zwar in Erfurt, aber keinesweges an andern Orten practicabel ſey, und dahero allerhand Ein - wuͤrfe dagegen machen. Doch dieſes wird mich wenig beunruhigen; denn es pfleget ordentlich ſo zu gehen, daß neue Erfindungen und Anſchlaͤge von vielen getadelt und verworffen werden, bis ih - nen der augenſcheinliche Nutze und Werth derſel - ben, durch die Erfahrung, in die Augen leuchtet.
Es iſt mir auch ſchon zur Gewohnheit wor - den, daß unerfahrne und unverſtaͤndiche Leute, wenn ſie meine Erfindungen und Anſchlaͤge geſe - hen, anfaͤnglich ſich daruͤber aufgehalten, und wohl allerhand Spottreden dabey gefuͤhret, wenn ſie aber wahrgenommen, wie wohl ſolche von ſtattenB 5gegan -261. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzunggegangen, und was vor Nutzen ich davon gezogen, ſo haben ſie es hernach ſelbſt nachgeahmet.
Mit dem Anbau des Brunnenkreſſes, iſt es mir eben ſo ergangen: denn als ich viele hundert Reichs - thaler anwendete, und kleine Berge und Anhoͤhen hinweg ſchanzen ließ, um neue Brunnenkreßklin - ger anzulegen, (wie aus meiner Hiſtoriſchen Be - ſchreibung der Erfurtiſchen dreyen Brun - nen-Gaͤrien zu erſehen,) ſo wurde ſolches von vielen vor unmoͤglich gehalten. Man meinte, ich wuͤrde das Werk nicht hinaus fuͤhren, und meinen Zweck nicht erreichen, und ich wurde hoͤchſtens ver - dacht daß ich ſo vieles Geld vergeblich aufwendete. Es hies: wenn ich auch etwas zuwege braͤchte, ſo wuͤrde doch ſolches die Koſten nimmermehr abwer - fen; aber nachdem ich eine ganz unvergleichliche Brunnenkreßklinger in behoͤrige Ordnung ge - bracht, dergleichen im ganzen Dreyen-Brunnen nicht zu finden iſt, daß auch Fremde, wenn ſie ſolche betrachten, ſich uͤber die Erfindung, ſo wohl derer Klinger, als auch der gefuͤhrten Gewoͤlber unter der Erden, in welchen man wie in einer Stube ſich aufhalten kan, wundern muͤſſen; ſo fanden ſich gleich Leute, welche mir ſolches nachzuthun ſucheten.
Eben ſo iſt es mir auch ergangen, als ich vor einigen Jahren, ein Stuͤck Landes, gleich an unſerm Schmiedſtaͤdter-Thore mit Auguſt - und Weixel - Kirſch Baͤumen Alleenweiſe anlegen laſſen, da man ſonſten in dieſem Felde dergleichen niemals gehabt. Es funden ſich nemlich alſobald naſeweiſe Schnaͤr -cher,27der Aecker ohne Brache. cher, welche ſagten, daß wegen des Schattens, welchen die Baͤume in Zukunft machen wuͤrden, auf dem Lande nichts wuͤrde wachſen; allein da ſie mit ihren Zelken nunmehro anfangen zuſammen zu wachſen, ſo empfinde ich hiervon zur Zeit noch nicht den geringſten Abgang an den Fruͤchten, wel - che auf denſelben Lande noch bis dato erbauet werden.
Und geſetzt, daß ſich auch einiger Abgang ins kuͤnftige ereignete, ſo wird doch der Nutzen von dieſen Baͤumen ſolchen weit uͤberſteigen.
Weil auch dieſe Baͤume in gerader Linie ge - pflanzet worden, ſo kan man ganz bequem darzwi - ſchen ackern und graben, und die Sonne kan auch fuͤglich zwiſchen den Baͤumen hindurch ſchei - nen.
Jngleichen wurde vorgegeben, daß ich nur durch dieſe Baͤume die Spatzen oder Sperlinge aus der Stadt dahin locken werde, daß ſie den Korn-Fruͤchten, ſonderlich der Gerſte, wie auch dem Sommer - und Winter-Weitzen, wenn ſie noch in der Milch ſtuͤnden, groſen Schaden thun wuͤrden. Eben als wenn vorher, ehe dieſe Baͤume ge - pflanzet worden, die Sperlinge nicht eben ſo wohl aus der Stadt in das Feld geflogen, und auf de - nen um die Stadt herumliegenden Aeckern vielen Schaden gethan haͤtten.
Von den Schaden, welche dieſe Voͤgel an den Baͤumen und Fruͤchten verurſachen, kan in Hrn. Cammer-Rath Kretſchmars Oeco -nomi -281. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungnomiſchen Vorſchlaͤgen p. 147. nachgele - ſen werden, nach deſſen Berechnung ein ein - ziger Sperling jaͤhrlich an ordinairer Koſt und verurſachten Schaden 4 Rthlr. 2 Gr. U+2150 Pf. zu erhalten koſtet.
Jch werde alſo im Anfange uͤber meine ange - gebene Cultur wohl eben keine beſſeren Urtheile hoͤren muͤſſen, wie mir es denn ſchon vielmahls be - gegnet, daß mir die beſten und erfahrenſten Haus - wirthe widerſprochen, und es vor unmoͤglich gehal - ten einen Acker ſo viele Jahre nach einander, ohne neue Duͤngung, zu beſtellen, ja vielweniger haben ſie es glauben wollen, daß ich dreymal hinter ein - ander Winter-Rocken auf einen Acker mit Nutzen erbaue. Wenn ich ihnen aber mein ſchriftliches Verzeichnis gewieſen, in welchen ſie haben ſehen koͤnnen, was ich vor Fruͤchte von vielen Jahren her nach einander auf meinen Aeckern gezeuget: wenn ich ſie hernach mit auf das Feld genommen, und Jhnen den Winter-Rocken ſelbſten vor Augen ge - ſtellet, welcher zum drittenmal auf den nehmlichen Acker geſtanden, und ſo ſchoͤn, ja wohl noch ſchoͤ - ner geweſen, als derjenige, welcher nach der ge - meinen Art und Bauern-Regel, auf Brach-Aecker beſtellet worden: ja wenn ich Jhnen, um allen Zweifel zu benehmen, die einzelen von der letztern Ernde auf den Acker zuruͤck gebliebenen Rocken - Stoppeln gezeiget, ſo ſind ſie doch endlich voͤllig da - von uͤberzeuget worden.
So unmoͤglich und unglaublich alſo man -Doch iſt ſie gewiß und bewaͤhret. chen dieſe Cultur vorkommen duͤrfte, ſo gewiß und bewaͤhrt iſt dieſelbe, und man hat folglich dasje - nige, was ich bereits davon gedacht, und noch wei - ter communiciren werde, keinesweges als bloſſe theoretiſche Gedancken und unverſuchte Vorſchlaͤ - ge, ſondern vielmehr als einen, auf hinlaͤnglichen Gruͤnden und natuͤrlichen Urſachen beruhenden, und durch ſo lange Erfahrung bewaͤhrten Vortheil anzuſehen.
Ehe ich aber die eigentliche Beſcheribung die -Herr D. Kuͤhnhold hat auch ſchon etwas davon ange - fuͤhret. ſer Cultur ſelbſten anfange, ſo wil nur noch geden - ken, daß Herr D Kuͤhnhold in ſeiner Oconomia Experimentali Sect. 7. p. 231 von unſerer Ver - aͤnderung auch etwas gedacht. Weil er aber nur in Geſelſchafft von mir hiervon diſcuriren gehoͤret, und die Sache zur ſelben Zeit nicht recht gefaſſet und eingeſehen, ſo iſt es ihm eben ſo ergangen als wie mit ſeiner angegebenen ungeheuren Sta - chel-Walze, da er mich ebenfals nicht recht verſtan - den, wovon im I. Th. meines Land - und Gar - ten-Schatzes p. 129 und in den Leipziger Saml. im 5ten Bande p. 868. kan nachgeleſen werden. Jch muß aber billig dasjenige, was er von unſerer Veraͤnderung, in Beſtellung der Ae - cker meldet, anfuͤhren. Seine Worte lauten alſo:
„ Die Sache komt lediglich darauf an, wenn” der Acker vom Unkraute reine gehalten, und mit” ſattſamen unctuoſo verſehen wird. Geſtalten” denn301. Cap. von 18jaͤhriger Nutzung” denn das alhier in Erfurt ſtadtkuͤndige Exem -” pel gar bekant, wie nemlich viele Gaͤrtner
Wir haben hier eigentlich keine Gaͤrtner, in dem ſie die Gaͤrtnerey nicht gelernet, ſondern lauter Ackerleute. Es gehoͤret zu einem Gaͤrtner viel mehr Wiſſenſchaft und Erfah - rung, als unſere Leute beſitzen. Doch iſt es hier alzuwohl bekant, wenn ein Pferde - Knecht vom Pferde faͤllt, oder ein Bauer von einem Dorfe herein in unſre Stadt ziehet, und nachdem er einige Jahr gedienet, oder als Taͤgeloͤhner gearbeitet, ein paar Aecker pachtet, ſo iſt er gleich ein Gaͤrtner, und laͤſ - ſet ſich auch oͤffentlich alſo tituliren.
„ im freyen Felde auf einen Acker 30 ſtarke Fu -” der Miſt,
Dieſes waͤre wohl zu fett geſchmelzet, denn da es, wie aus dem beygeſetzten Preiſe zu er - ſehen, nicht anders, als von dreyſpaͤnnigen Fudern kan verſtanden werden, ſo wuͤrde man den Miſt, wegen der Vielheit, weder durch das Ackern, noch durch das Graben mit genugſamer Erde bedecken koͤnnen.
„ wobey jedes Fuder auf einen Rthlr. und 16” Gr. zu ſtehen kommt, fuͤhren laſſen,
Dieſe Ausrechnung iſt abermal unrichtig, wie oben p. 16. zu erſehen iſt.
„ zum erſtenmal Kraut darauf ſtecken, fleißig ha -” cken und von allem Unkraute reinigen, hernach -” mals Fruͤchte darauf ſaͤen, darzwiſchen aber al -” lezeit uͤber das dritte Jahr abermal Gaͤrtnerey -” Waa -31der Aecker ohne Brache. ” Waaren bauen, und auf ſolche Weiſe muß der” Acker alle Jahr tragen,
Wohl geſchoſſen, aber nicht getroffen. Die Korn-Fruͤchte wuͤrden gewiß auf einen ſo ſtarck geduͤngten Acker, im andern Jahre, ſich dergeſtalt uͤberwachſen, daß man nichts als Luder bekommen, und folglich den groͤſten Schaden davon haben wuͤrde. Jch glaube, wenn Hr. D. Kuͤhnhold die eigentliche Abwechſelung mit den Fruͤchten gewuſt, er wuͤrde ſie gewiß angegeben haben.
„ und bedarf ehender nicht denn in zwoͤlf Jah -” ren wieder geduͤnget werden.
Dieſe angegebene Zeit von 12 Jahren waͤ - re bey jetziger Zeit viel zu kurz, und wuͤrde ich und andere Leute, wegen der theuren Duͤn - gung, und andern vielen Neben-Koſten gar ſchlecht zurechte kommen, und weng Nutzen von unſerer Cultur haben, Der Hr. D. hat alſo wohl etwas geſagt, aber es wird ſchwer - lich jemand daraus klug werden.
Jch habe zwar auch ſchon hin und wiederJſt ſonſt vom Aucto - re nur be - ruͤhret wor - den, ſol aber jetzo voͤllig beſchrieben werden. in meinen Piecen, von dieſer Cultur etwas we - niges mit einflieſſen laſſen, und gleichſam den Schluͤſſel zu dieſem oͤconomiſchen Geheimniß an - gegeben; in dieſer Abhandlung aber wird die ganze Sache in ein voͤlliges Licht geſetzet und um - ſtaͤndlich gezeiget werden, wie die 18jaͤhrige Be - ſtellung der Aecker, ohne Brache und Duͤngung, anzufangen ſey.
Wer geſonnen iſt dieſe Cultur vorzunehmen, der muß gegen den Herbſt einen magern Acker, welcher keine Korn-Fruͤchte mehr tragen will, und folglich Brache liegen muͤſte, hierzu erwehlen, und ſolchen im Herbſt mit 24 dreyſpaͤnnigen Fudern Miſt befahren laſſen.
Dieſer Miſt mag nun etwas ſtrohig, oder verfaulet ſeyn, ſo iſt er hierzu gar wohl zu gebrau chen. Man hat auch nicht noͤtig, ſolchen, wie et - liche wollen, Jahr und Tag in dem Hofe liegen zu laſſen, ſondern wenn er nur auf einander erwar - met, und in etwas zur Fermentation gekommen iſt, ſo iſt er zu dieſer Abſicht volkommen gut.
Ja wir ſind unterweilen genoͤthiget um des Verkaufes willen, ſolchen von den Gaſt-Wirthen aus den Staͤllen zu nehmen. Dieſe Duͤngung muß, wo es moͤglich iſt, vor dem Winter zeitig eingegraben oder eingeackert werden, welches dem Acker uͤberaus nuͤtzlich iſt, indem derſelbe dadurch den Winter uͤber neue Kraͤfte zum Wachsthume der Fruͤchte erhaͤlt, und die Salze von der Duͤn - gung recht in ſich ziehet.
Denn es iſt ganz begreiflich, daß die in der Duͤngung vorhandenen Theilchen ſich mit der Er - den beſſer vereinigen, und wenn der Froſt, Schnee, Regen und Sonne hinzu kommt, die Fruchtbarkeit ehe zuwege bringen, und folglich den Wachsthum der Pflanzen und Fruͤchte beſſer befoͤrdern, als wenn der Miſt erſt auswarts in die Erde kommt.
Solte33der Aecker ohne Brache.Solte aber der Miſt wegen des herannahenden Winters nicht koͤnnen unter die Erde gebracht wer - den, ſo muß ein Haus-Vater dahin bedacht ſeyn, daß ein jedes Fuder auf einen Hauffen geſchlagen werde, denn wenn ſolcher einzeln in kleinen Huͤ - geln auf einen Acker hin und wieder lieget, ſo nimt der Froſt, Sonne und Winde, die beſten Kraͤfte, welche ſich darinnen befinden, hinweg.
Man muß ſich wundern, daß die wenigſten Bauers-Leute auf denen Doͤrfern dieſes einſehen, denn dieſe laſſen die Duͤngung 8, 14 Tage bis drey Wochen, und zuweilen noch viel laͤnger, zerſtreuet auf den Aeckern liegen, daß hernachmahlen faſt nichts als das wenige kurze Stroh uͤbrig blei - bet.
Es iſt dieſer Umſtand nicht als eine Kleinig - keit anzuſehen, ſondern es kommet gar ſehr viel dar - auf an, daß von dem Miſte, welcher auf den Acker gefahren worden, niemahlen mehr aus einander geſtreuet werde, als was die Leute durch das Gra - ben oder Ackern gedenken des Tages uͤber unter die Erde zu bringen,
Wer dieſes nicht beobachtet, der wird gewis - lich groſen Schaden leiden. Denn wie kan eine Duͤngung, aus welcher die beſten Kraͤfte und Sal - ze herausgezogen worden, zum Wachsthum der Fruͤchte etwas helfen? Und ob auch gleich einiger - maſſen etwas darauf waͤchſet, ſo thut ſolche Duͤn - gung doch nicht ſo gut, und nicht ſo lange ihre Wuͤr - kung, als wenn ſie bey Zeiten mit der Erden waͤre bedecket und vermiſchet worden.
5. Theil. CJſt341. Cap. Von 18jaͤhriger NutzungJſt eine Duͤngung ſehr ſchmaͤrig und ſchwer, ſo hat man nicht Urſache ſolche ſo uͤberfluͤßig in die Erde zu bringen, ſondern ſie muß nur ſo eingethei - let werden, daß immer ein Klumpen bey dem Gra - ben oder Unterackern den andern beruͤhre.
Es iſt aber hierbey noch zu merken, daß der - gleichen ſtarke Duͤngung mit 24 Fudern bloß zu meiner 18jaͤhrigen Beſtellung der Aecker erfordert werde, und muß ein Oeconom hier wohl unter - ſcheiden, ob er zu meiner Cultur oder bloß zu Korn - Fruͤchten das Duͤngen vornehmen wolle. Denn zu dieſen Fruͤchten koͤnnte der Sache gar leicht zu viel gethan werden. Und gewiß, wenn man 24 Fuder hierzu gebrauchen wolte, ſo wuͤrde ſich das Getraͤide uͤberwachſen, lagern und endlich gar ver - faulen.
Die Duͤngung aber macht es nicht alleine aus, ſondern es muß zu dieſer Cultur der Acker auch zu rechter Zeit gegraben, oder mit 3 oder 4 Pferden fein tief gepfluͤget werden.
Es iſt daher nicht genug zu loben, daß der Herr Cammerrath Kretſchmar in ſeinem Ackerbau - Raͤtzel, das doppelte Pfluͤgen ſo ernſtlich anrathet, und die Art und Weiſe ſolches zu bewerkſtelligen dem Publico mittheilet. Es beſtehet nehmlich deſ - ſen nutzbarer Vorſchlag, welcher p. 127 zu leſen iſt, darinnen:
„ Daß man bey dem ſogenannten Vonein -” ander-Pfluͤgen des Ackers, mit dem ordentli -” chen35der Aecker ohne Brache. ” chen Pfluge, einmal wie bisher geſchehen, hin -” auf fahren, und wenn man auf der andern Sei -” te wieder dahin gekommen, ſolches Pfluͤgen in” der gemachten erſten Fuhre (Furche) oder dem” Antreiben nochmals wiederholen moͤge, damit” als denn die obere andere Furche commode in” ſolche erſt hinein fallen, und durch die andere” aus der Tiefe herausgebrachte Furche bedecket,” folglich die obere Furche zu ihrer Ruhe gebracht” werden koͤnne. Da nun auf ſolche Art die obe -” re Furche, zuſamt denen Kraͤutern die darauf” ſtehen, welche alſo faulen und hierdurch zugleich” auch Duͤngung hinunter komt, und durch die an -” dere neue und wohlgeruhete, auch durch die na -” tuͤrliche und kuͤnſtliche Duͤngung von den Regen” und den Miſt geſchwaͤngerte Furche bedecket” wird, ſo ſiehet ein jeder, daß auf ſolche Weiſe die” obere Furche in einer recht erquickende Ruhe” zu Sammlung ihrer vorigen Kraͤfte geſetzet wer -” den muͤſſe.
Es iſt alſo der Herr Cammerrath auf eben die Gedanken und Erfahrung gekommen, wie un - ſere Vorfahren, welche vor ſehr langen Jahren die Aecker eben ſo tief umpfluͤgen laſſen, wie ſol - ches auch noch beſtaͤndig in unſern Erfurtiſchen Feldern geſchiehet, nur daß das Umpfluͤgen nicht auf einerley Weiſe vorgenommen wird. Denn wenn wir die untere ausgeruhete Erde herauf ho - len wollen, ſo ſpannen wir alſobald 3 oder 4 Pfer - de vor den Pflug, welches bey uns ohne weitere Umſtaͤnde gar leicht zu practiciren iſt, indem wirC 2an361. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungan den mehreſten Orten einen nicht alzufeſten und guten Grund haben, welches auch beſonders mit daher komt, weil die Erde nach einigen verfloſſe - nen Jahren durch das Graben und tiefe Ackern aufgelockert und milde gemacht worden.
Unſere faulen Acker-Knechte gehen zwar nicht gerne an dieſe Arbeit mit drey oder vier Pferden zu pfluͤgen, indem ſie den Pflug mit den Haͤnden viel feſter halten muͤſſen, als bey ihrer ſonſt gewoͤhnli - chen Ackerſchinderey; Allein man hat ſich nicht da - ran zu kehren, ſondern man halte ſie dazu an, und fuͤhre dabey gute Aufſicht, damit dergleichen Ar - beit gehoͤrig gemacht werde.
Eine andere Bewandnis aber hat es mit ſolchen Aeckern, welche von unendlichen Jahren her nur oben hin und nach der alten faulen Ge - wohnheit ſind geſchunden und durch das beſtaͤndi - ge jaͤhrliche Trampeln der Pferde, und Auftrei - bung der Schafe und des Rind-Viehes, in den Grund und Boden nach und nach ſo feſte und com - pact gemacht worden, daß es mit vier Pferden auf einmal nicht zu erzwingen iſt, die untere Erde herauf zu bringen.
Bey ſolchen Umſtaͤnden hat man noͤthig das Land umzugraben, welches man hernach bey uns pfleget friſch geboͤdent Land zu nennen, hiervon kan auch im 3ten Theile p. 152. nachgeleſen werden. Oder man muͤſte bey ſolchen feſtern Aeckern das von obbelobten Herrn Kretſchmar angerathene doppelte Pfluͤgen vornehmen. Hievon kan auch vie -les37der Aecker ohne Brache. les in D. Kuͤnholds Oeconom. Experiment. p. 183. 184. 185. alwo er ebenfals ſchon eines ſolchen Reol-Pfluges gedacht, und das tiefe Ackern recommendiret.
Wie aber bey jeder Frucht, welche man be - ſtellen will, zu verfahren, auch wie ein jeder Acker darzu ſoll zubereitet werden, ſolches iſt in dem 3ten Theile meines Land - und Garten-Schatzes ausfuͤhrlich zu finden.
Doch muß ich noch hierbey gedenken, daß das tiefe Ackern, bey Beſtellung der Korn-Fruͤchte, wo ſolche, wie bey uns gewoͤhnlich iſt, untergepfluͤ - get werden, eine Ausnahme leide, indem der Sa - me ſonſt alzutief wuͤrde in die Erde kommen, daß er nicht koͤnte hervorkeimen, daher das Unterpfluͤ - gen der Korn-Fruͤchte flach geſchehen muß.
Jnzwiſchen bleibet es dabey, daß das tiefe Pfluͤgen auch bey Zubereitung der Laͤndereyen, nemlich in der Brache und Rure, zu den Korn - Fruͤchten hoͤchſt nuͤtzlich ſey.
Aber wie viel ſind derer, welche dieſe wohl - meinende Erinnerung annehmen und ſich darnach richten und bedenken, daß ſie dadurch eine reichere Ernde und beſſere Fruͤchte erhalten wuͤrden?
Die meiſten bleiben lieber in ihren uͤblen Vorurtheilen ſtecken, und richten ſich nach ihrer al - ten Leyer und Gemaͤchlichkeit, ja ſie ſind ſo eigen - ſinnig, daß auch die beſten Vorſtellungen bey ih - nen nichts auszurichten vermoͤgen.
C 3Die381. Cap. Von 18jaͤhriger NutzungDie beſtaͤndige Einwendung iſt, daß durch das tiefe oder zweymalige Pfluͤgen, die hungrige, todte und taube Erde herauf kaͤme, und daß ſie folglich keine ſo ſchoͤne Fruͤchte, als ſonſten bekom - men wuͤrden; allein, ſolches iſt eine falſche Ein - bildung, denn geſetzt, welches doch ſelten geſchie - het, man braͤchte ja etwas ſchlimmere und magere Erde in die Hoͤhe, ſo wird doch ſolche, ſie mag gelbe, roth, blau oder ſchwarz ausſehen, durch den Regen, Schnee, Froſt, Luft und Sonne, beſon - ders, wenn noch die Duͤngung hinzu komt, eben ſo gut, locker, milde, und wohl noch tragbarer ge - machet, als diejenige, welche hinunter in die Tieffe gebracht worden. Wovon in dem 2ten Theile meines Land - und Garten-Schatzes p. 17. 19. 20. 21. kan nachgeleſen werden.
Man betrachte einen fleißigen Gaͤrtner, wenn derſelbe merket, daß ein Beet in ſeinem Garten nicht mehr ſo tragen wil als ſonſten, ſo graͤbt er ſolches gedoppelt. Womit alſo verfahren wird: Man leget den oberſten erſten Stich der Erde auf die Seite, thut noch einen Stich in die Untere-Er - de, und bringet ſolche in die Hoͤhe, alsdenn faͤhret man im Graben ſo fort, daß der oberſte Stich der Erde allemal in die Tieffe geworffen, und der an - dere Stich, oder Untere-Erde, allezeit in die Hoͤhe gebracht wird. Dieſe von der eingeſenkten Beſſerung fruchtbar gemachte ausgeruhete und aufgelockerte Erde, in welcher die Wurzeln der Fruͤchte und Gewaͤchſe viel eher, als in einen feſten Boden eindringen, und ihre Nahrung ſuchen koͤn -nen,39der Aecker ohne Brache. nen, thut ihm alsdenn eben die Dienſte als wenn ſie waͤre geduͤnget worden. Wird aber noch etwas Duͤngung hinzu gefuͤget, ſo traͤget ſie alsdenn ganz unvergleichliche und ungleich ſchoͤnere Fruͤchte als ein ordentlich geduͤngtes und einfach gegrabe - nes Land.
Daß die aus der Tieffe in die Hoͤhe gebrach - te Erde von ſonderbarer Fruchtbarkeit ſey, iſt auch aus folgenden gar deutlich abzunehmen. Wenn die Hamſter-Graͤber den Fruͤchten, welche die Hamſter in ihre Kammern eingetragen, nachſu - chen, ſo muͤſſen ſie oͤfters gar tief graben, damit ſie die Loͤcher oder Gaͤnge beſtaͤndig offen behalten, denn wenn ſie ſolche verlieren, haͤlt es ſchwer die - ſelben wieder zu finden. Hierdurch wird folglich die unterſte Erde herauf gebracht und locker ge - machet. Wenn nun dieſe Hamſter-Loͤcher wieder zugeſcharret, oder zugeahren werden, ſo wird ſich in folgenden Jahre, wenn der Acker beſtellet wor - den, ganz augenſcheinlich finden, daß an einem jeglichen Orte, wo ein Hamſter ausgegraben wor - den, die Fruͤchte allezeit viel ſchoͤner, groͤſſer und gruͤner hervorwachſen, daß man dergleichen Fle - cken in den Korn-Fruͤchten von weiten ſehen kan. Es wundern ſich manche bey Erblickung derſelben, ohne zu wiſſen woher ſolches komme, und bin ich ſelbſt von einigen befraget worden: was es damit muͤſſe vor eine Bewandniß haben? wenn ich ih - nen denn die Urſache entdecket und gezeiget, ſo ha - ben ſie mir muͤſſen Beyfall geben.
Es iſt aber zu dieſer Cultur, mit Abwechſelung der Kuͤchen - und Specerey-Fruͤchte nicht nur noͤ - thig, daß der Acker tuͤchtig geackert und gegraben werde, ſondern es muß ſolches zu rechter Zeit ge - ſchehen, und iſt die Zubereitung des Landes vor Winters die allerbeſte.
Jch habe bereits in dem 1ſten und 3ten Thei - le das Ackern und Graben der Laͤndereyen im langſamen Herbſte, welches hieſige Acker-Leute durchgaͤngig Winter-Kraft nennen, recommen - diret. Weil aber ſolches von vielen mit fluͤchti - gen Augen uͤberſehen wird, auch verſchiedene gute Freunde von entlegenen Orten in ihren Schrei - ben mir gemeldet, daß ſie hiervon nichts wuͤſten, und daß bey Jhnen die Laͤnderey in den Gaͤrten zu Beſtellung der Fruͤchte, niemalen vor Win - ters gegraben wuͤrde, ſondern ſie lieſſen erſt im Fruͤhjahr, wenn ſie beſtellen wollen, darzu gra - ben; ſo habe es doch um deſto noͤthiger erachtet, die Zubereitung des Landes vor Winters nochmals anzupreiſen, und den herrlichen und ungemeinen Nutzen, welchen man davon zu gewarten hat, zu zeigen.
Ein Acker oder Garten-Land, welches vor den Winter umgeſturzt, gegraben oder gepfluͤget wor - den, wird
Solte man aber durch den allzufruͤhzeitig hereinbrechenden Froſt verhindert werden, das Land vor Winters zu graben oder zu ackern, ſo muß man freylich aus der Noth eine Tugend machen, und ſolches im Fruͤh-Jahre, ſo bald ſich es will thun laſſen, zubereiten, wobey aber die im 1ſten Theile p. 127 und im 3ten Theile p. 5. gegebe - nen Regeln zu beobachten.
Beſonders darf man auch das Graben und Um - pfluͤgen dererjenigen Aecker, welche man etwas ſpaͤt, e. g. zu Kohl-Gewaͤchſen oder auch zu Korn Fruͤch - ten gebrauchen wil, nicht ſo lange aufſchieben. Denn43der Aecker ohne Brache. Denn es iſt ganz natuͤrlich, daß man im Fruͤh - Jahre, wenn die Erde von der Winter-Feuchtig - keit aufgeloͤſet und der Acker locker und milde ge - machet worden, bey der erſten tiefen Ahrt mit drey oder vier Pferden viel beſſer in die Erde greiffen koͤnne, als wenn man den Acker erſt laͤſt zu feſte werden, da mitlerweile das Land vom Unkraute ausgeſogen wird, auch die Pferde hernach bey ge - waltſamen Herumbrechen ſich faſt zu Tode mar - tern muͤſſen. Hiervon wird auch unten bey der Zubereitung der Aecker zu den Korn-Fruͤchten mit mehrern gehandelt werden.
Nunmehro komme ich auf die BeſtellungAbwechſe - lung der Fruͤchte iſt hierzu noͤ - thig, und worauf ſol - che beruhe. und Abwechſelung mit den Fruͤchten ſelbſten, wel - ches bey der 18jaͤhrigen Nutzung der Aecker ohne Brache und friſche Duͤngung das vornehmſte und wichtigſte Stuͤck iſt. Es beruhet aber hierbey alles auf dieſen dreyen Gruͤnden:
Hierauf gruͤndet ſich nun die ganze Ordnung und Abwechſelung der Fruͤchte, welche die 18 Jahr uͤber auf einen Acker muͤſſen beſtellet werden.
Aus45der Aecker ohne Brache.Aus dem erſten Grunde folgt, daß man zum Anfange der 18jaͤhrigen Beſtellung eine ſolche Frucht erwehle, welche die gedachte ſtarke Duͤn - gung mit 24 Fudern vertragen kan, ohne ſich zu uͤberwachſen, oder ſonſt einen Schaden zu neh - men, und zwiſchen welcher man das von der friſchen Duͤngung haͤufig hervorkommende Unkraut be - quem hinweg ſchaffen kan. Und hierzu ſchickt ſich das weiſſe Kraut, Blumen-Kohl und andere Kohl - Gewaͤchſe am allerbeſten, welche auch dahero oͤf - ters im andern Jahre wieder darauf gebracht werden.
Aus dem andern Grunde folget, daß es nicht gut thue, ſolche ſtark auszehrende Fruͤchte, wie die Wurzel-Gewaͤchſe, und beſonders die Paſtinacken, Moͤhren und rothe Ruben ſind, etliche Jahre hin - tereinander, oder doch ſehr oft auf einem Acker zu beſtellen; denn da dieſelben, wie bereits gedacht, den Acker ſehr ausſaugen, ſo werden die ihrer Na - tur gemaͤſſen Theilchen gar bald dergeſtalt aus der Erden heraus geholet, daß die Wurzeln die fol - genden Jahre hernach nicht ſat Nahrung finden, und alſo ohnmoͤglich recht anſchlagen und gera - then koͤnnen. Dahero muß man nach den Wur - zel-Gewaͤchſen, und hauptſaͤchlich nach Moͤhren und Paſtinat-Wurzeln, Specerey-Fruͤchte erweh - len, und mit Mohne, Safflor, Fœnum Græcum, Anis, groſen Garten - oder Futter-Bohnen, aller - hand andern Phaſeolen, oder Bohnen, Hirſen, Canarien-Saat u. d. gl. wie auch mit Korn-Fruͤch - ten abwechſeln, welche alle das Land nicht ſo ſehreaus -461. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungausſaugen, und demſelben gleichſam wieder eine Ruhe geben, daß man hernach dann und wann wieder Wurzeln darauf bringen kan.
Aus dem dritten Grunde folget, wenn gleich ein Land von einer gewiſſen Frucht ausgeſogen worden, und die folgenden Jahre ſolche Frucht nicht mehr zu tragen im Stande iſt, daß dennoch ein ſolches Land noch Kraͤfte genug habe, welche zum Wachsthum anderer Frucht gehoͤren. Da - hero muß man ſo wohl in den Gaͤrten als auf den Aeckern ſo viel moͤglich, mit den Fruͤchten ab - wechſeln, und bey der Beſtellung eine Veraͤnde - rung vornehmen, auch eine Frucht nicht eher wieder auf einen Acker bringen, bis man aus der Erfah - rung erlernet, daß ſich derſelbe an denjenigen Sali - bus und Kraͤften, welche zum Wachsthum ſolcher Frucht gehoͤren, wieder erholet.
Fragt man aber, wie es denn zugehe, wenn durch eine gewiſſe Frucht die ihr zukommende Sa - lia aus dem Lande heraus geholet worden, daß ſol - ches Land, nachdem es einige Jahre mit derſelben Frucht verſchonet geblieben, ſich an ſolchen Salibus und Kraͤften, welche dieſe Frucht erfordert, wieder erholen koͤnne, wo es nicht von neuen geduͤnget werde? ſo halte ich davor, daß ſich dergleichen Salia und Kraͤfte von den Regen, Schnee und Thau wieder in der Erde ſamlen; hauptſaͤchlich aber von der noch darinnen befindlichen Duͤngung nach und nach aufgeloͤſet, und zum Wachsthum der Fruͤchte wieder zubereitet werden.
Auf47der Aecker ohne Brache.Auf dieſen Regeln beruhet nun die ganze Abwechſelung mit den Fruͤchten; doch muͤſſen bey Ausuͤbung und Anwendung derſelben, das eigene Nachſinnen, die angeſtelten Verſuche, und die da - durch erlangte Erfahrung einander beſtaͤndig die Hand bieten.
Weil aber dieſe Regeln allzu generell ſeynExempel ſolcher Ab - wechſelung und zwar das erſtere. duͤrften, ſo will ich einige Exempel von der 18jaͤh - rigen Abwechſelung mit den Fruͤchten beyfuͤgen, damit man ſich deſto eher kan lernen darnach rich - ten. Das erſte mag folgendes ſeyn:
Man kan die Abwechſelung mit denen Fruͤch -Das andere Exempel der Abwech - ſelung. ten auch folgendermaſſen einrichten:
Die dritte Ordnung mit denen Fruͤchten dieDas dritte Exempel der Ab - wechſelung. achtzehen Jahr hindurch abzuwechſeln iſt folgende:
Man koͤnte mit dieſen dreyen Veraͤnderun - gen zufrieden ſeyn, weil mir aber jetzo beyfaͤllt, daß bey uns viele Aecker mit Gurken-Kern (Cu - cumern) beſaͤet werden, um ſolche in die benach - barten Staͤdte zum Verkauf zu fuͤhren, ſo bin ge - noͤthiget noch ein Exempel zu geben wie man mit den Fruͤchten abzuwechſeln habe:
Mehrere Exempel zu geben halte vor uͤber - fluͤßig, und waͤre es mir, wenn ich es vor noͤthig erachtete, etwas leichtes, die Abwechſelung mit de - nen Fruͤchten, welche ich auf allen meinen Aeckern von Anno 1721 bis hieher beobachtet, zu ſpecifi - ciren.
Wer nun einen geduͤngten Acker ſo lange Zeit alle Jahre genutzet, der kan damit zufrieden ſeyn, und gar wohl ſo viel anwenden, daß der Acker wieder geduͤnget und die Beſtellung von forne angefangen werde.
Wer aber geſonnen mehrere Proben anzu - ſtellen, und die Abwechſelung mit den Fruͤchten noch uͤber die achtzehen Jahre zu continuiren, wie ich ſelbſten einen Anfang damit gemachet habe, der kan es auch thun, und den Acker
Jm neunzehnden Jahre mit Moͤhren,
D 5Jm581. Cap. Von 18jaͤhriger NutzungJm zwanzigſten mit Mohne,
Jm ein und zwanzigſten mit Winter-Ro - cken,
Jm zwey und zwanzigſten mit Gerſte oder Haber beſtellen.
Zu dieſen gegebenen Exempeln muß ich noch einige Anmerkungen hinzufuͤgen:
Wer ſich zu Erziehung der Kuͤchen - und Specerey-Fruͤchte ein gutes Land erwaͤhlet, ſolches nach meiner Art zubereitet, und die Fruͤchte nach der gegebenen Anweiſung beſtellet und wartet, der wird mit Huͤlfe der Abwechſelung, welche jetzo ge - zeiget worden, nebſt goͤttlichen Segen, ſeinen Acker ebenfals achtzehen Jahre hinter einander ohne Brache und friſche Duͤngung, ſo gut als ich beſtellen koͤnnen.
Es wird alſo hoffentlich wohl Niemand zwei -Zweifel ob auch die Fruͤchte werden gut ſeyn, benebſt der Beant - wortung. feln, daß es angehe, nach dieſen gegebenen Exem - peln, einen Acker achtzehen Jahre, ohne Brache und friſche Duͤngung zu beſtellen; allein man doͤrfte doch dabey gedenken, daß auch die Fruͤchte darnach ſeyn wuͤrden, indem es gar nicht begreif - lich, daß ein Acker ſo viele Jahre hintereinander koͤnne ſchoͤne Fruͤchte tragen, wo man ihn nicht einmal ruhen, oder doch von neuen duͤngen laſſe.
Hierauf dienet zur Antwort: Wenn ich gleich gar keinen weitern Grund angeben koͤnte von der Moͤglichkeit dieſer achtzehenjaͤhrigen Nu - tzung der Aecker ohne Brache und friſche Duͤn - gung, ſo wuͤrde doch meine vieljaͤhrige und noch beſtaͤndige Erfahrung, ſtatt aller andern Beweiſe dienen, indem ich auch in den letzteren Jahren meine Aecker allezeit noch mit guten Nutzen beſtelle,wo601. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungwo nicht die ſchlechte Witterung oder ſonſt ein auſſerordentlicher Umſtand ſolches verhindert. Al - lein man kan die Moͤglichkeit ſolcher vieljaͤhrigen und nutzbaren Beſtellung auch aus ihren Gruͤn - den einſehen.
Erſtlich erwege man, was vor haͤufige Duͤn - gung auf einen ſolchen Acker geſchaffet werden muß, welche ja die ordentliche, und zu den Korn - Fruͤchten gewoͤhnliche Duͤngung, in Anſehung der Vielheit, zwey-auch wohl dreymal uͤberſteiget, dahero iſt ja leicht zu erachten, daß auch ſolche um ſo viel laͤnger in der Erde anhalten und dauren muͤſſe.
Zum andern werden bey der vorgegebenen Abwechſelung der Fruͤchte, die Kraͤfte von der Duͤngung nicht ſo bald hinter einander, ſondern nur nach und nach aus dem Acker heraus geholet. Und da die mannigfaltigen Fruͤchte auch verſchie - dene Kraͤfte und Theilchen zu ihrem Wachsthum brauchen, ſo findet bey der Abwechſelung auch eine jede ihre Nahrung, und der Acker kan folglich ſolche tragen, dahero nothwendig bey der Beſtel - lung mehrere Jahre heraus kommen, als wenn man beſtaͤndig nur bey einerley Fruͤchten bleibet, oder nur mit etlichen wenigen abwechſelt, bey wel - cher letztern Art man freylich den Acker viel fleißi - ger duͤngen, oder doch zu rechter Zeit muß laſſen Brache liegen, welches aber bey meiner Cultur nicht noͤthig iſt.
Zum dritten wird das Land nach geſchehener Duͤngung durch das tiefe Ackern und Graben,beſon -61der Aecker ohne Brache. beſonders wenn es vor Winters geſchiehet, ſo lo - cker und milde gemachet wie Baum-Erde. Wor - aus leichte zu ſchlieſſen, daß es weit beſſere Fruͤchte tragen koͤnne als ein nach der gemeinen Leyer ge - pfluͤgter Acker. Denn in einen klaren und lockern Grunde koͤnnen die Wurzeln aller Fruͤchte mit ih - ren Faͤſerlein viel beſſer um ſich greiffen, und ſo wohl aus der Tiefe, als von denen Seiten her, mehr Nahrung an ſich ziehen, als auf einen gemei - nen Acker, wo das Erdreich nicht ſo milde, und der Grund nicht ſo locker iſt.
Eben dahin gehen auch die Gedanken des Hn. v. Rohrs in ſeiner Land - und Feld-Wirth - ſchafts-Kunſt p. m. 85. wenn er alſo ſchreibet:
„ Diejenigen Felder, die man immerdar bauet,” tragen mehr als andere, weilen wegen Feſtig -” keit des Bodens und verſtopften pororum der” Erde die innerliche Kraft der Fruchtbarkeit und” fermentation nicht ausdaͤmpfen kan, dahero” die lang ausgeruheten verlegenen und neuen” Bruͤche nicht ſo hoch zu ſchaͤtzen, als diejenigen,” welche ſtets gebauet werden.
Zum vierten iſt zu merken, wenn ein ſolcher Acker in den letzten Jahren etwas mager werden will, und abermal recht tief umgegraben wird, daß ihm ſolches ſo gute Dienſte thue als eine leichte Duͤngung, indem dadurch die ausgeruhete, und mit den von der Duͤngung Regen und Schnee in die Tieffe eingeſenkten Salzen und Kraͤften ange - fuͤllte Erde, in die Hoͤhe gebracht wird, welche ſo gut traͤget, als wenn ſie waͤre geduͤnget worden. Be -621. Cap. Von 18jaͤhriger NutzungBeſonders wenn das Graben im Herbſte geſche - hen, indem ſolchergeſtalt die Winter-Feuchtigkeit eher in den Acker bleibet, und den folgenden Som - mer uͤber die Fruchtbarkeit und das Wachsthum der Fruͤchte ganz ungemein befoͤrdert, welches freylich die wenigſten einſehen.
Zum fuͤnſten kan bey dieſer Cultur auf dem Lande kein Unkraut aufkommen; denn bey den tiefen Ackern und Umgraben kommen theils die Stoͤcke und Wurzeln des Unkrautes, welche nicht herausgeleſen worden, theils der ausgefallene Sa - me deſſelben, hinunter in die Tieffe, daß ſie mit ih - ren Keimen nicht hervor kommen koͤnnen, und verdummeln muͤſſen. Was aber dennoch vom Graſe und Unkraute hervorſchieſſet, das wird ent - weder ausgejaͤtet oder durch das Arbeiten mit den Jaͤte-Haͤcklein, welches den Sommer uͤber wohl zwey - bis dreymal nach Beſchaffenheit der Witte - rung geſchehen muß, zwiſchen den Kuͤchen - und Specerey-Fruͤchten hinweg geſchaffet, wovon das Land ſo reine wird, daß man hernach auch unter den Korn-Fruͤchten faſt gar kein Unkraut gewahr wird.
Dieſes iſt ein Haupt-Umſtand, woraus es be - greiflich wird, wie ein Acker, der in ſo vielen Jah - ren weder geduͤnget worden, noch Brache gelegen, dennoch gute Fruͤchte tragen koͤnnte. Denn da gar keine Kraͤfte von dem Unkraute weggenom - men werden, ſo folget, daß die Fruͤchte deſto eher Nahrung flnden, und daß das Land dennoch nicht ſo ausgemergelt werde, als wie gemeiniglich aufden63der Aecker ohne Brache. den Korn-Aeckern, wo ſich viel Unkraut findet, zu geſchehen pfleget. Ja es iſt gewiß, daß manche un - ter den angegebenen Fruͤchten, wie auch bereits erinnert worden, oft nicht einmal ſo viele Kraͤfte hinweg nimt, als das Unkraut auf einen nach der gemeinen ſchlechten Art begatteten Brach-Acker.
Jch ſehe zum voraus, daß dennoch wider dieEinwurf wegen des ſchlechten Landes an andern Or - ten. angegebene achtzehnjaͤhrige Beſtellung der Aecker viele Puncte werden eingewendet werden.
Viele werden ſagen, es moͤchte dieſe Cultur auch bey ihnen wohl angehen, wenn ſie auch ſol - chen guten Grund und Boden haͤtten, wie in den Erfurtiſchen Feldern angetroffen wird.
Es iſt wahr, daß ſich um unſere Stadt her - um ein ſchoͤnes und recht gutes Feld befindet. Der Herr von Hochberg in ſeinem adelichen Land - und Feld-Leben im zweyten Theile p. 11. meldet, daß die Alten dieſe Zeichen einen Grund zu probiren angegeben haͤtten; wenn man nem - lich eine Grube im Felde gruͤbe, und die heraus - geworffene Erde wieder hinein ſcharrete, und man faͤnde, daß ſolche nicht zulange, das Loch wieder auszufuͤllen, ſo ſey es ein ſchlechter Grund. Wuͤrde aber die Grube gleich und eben wieder ausgefuͤllet, ſo ſey es ein mittelmaͤßiger Grund. Bliebe aber nach Ausfuͤllung der Grube noch et - was Erde uͤbrig, ſo waͤre es ein guter Grund. Und ein ſolcher wird an den mehreſten Orten in unſerer Flure angetroffen. Denn wenn die Gru -ben,641. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungben, welche zur Herbſtzeit zu den Moͤhren, Pa - ſtinat-Wurzeln und andern Fruͤchten gemachet worden, nach Winters wieder zugeſcharret wer - den, ſo bleibet allezeit viel Erde uͤbrig, daß man genoͤthiget wird ſolche von Schichten zu Schich - ten einzutreten, und dennoch bleibet der Ort, wo die Grube geweſen, etwas hoͤher als der andere Crdboden.
Jedoch wird auch etwan eine halbe Stunde von hier ſchlimmer Grund angetroffen. So ver - haͤlt ſichs auch in andern Laͤndern und Orten, daß mehrentheils guter und ſchlimmer Acker anzutref - fen iſt, und iſt es in der That Schade, daß man - che ſchoͤne Gegenden zu nichts anders als zu Korn - Fruͤchten gebrauchet werden, und denen Einwoh - nern eben nicht mehr nutzen als mittelmaͤßiger Acker. Wuͤſten ſie, was vor herrlicher Nutzen ſie von einem ſolchen Lande haben koͤnten, ſo wuͤr - den ſie gewiß darauf bedacht ſeyn, daſſelbe beſſer zu gebrauchen.
Man wird in der That allenthalben eine Ge - gend finden, wo man ſich einen gewiſſen Diſtrict zu dieſer Cultur ausſuchen kan. Und zwar iſt es gut, wenn ein ſolcher Strich Landes dazu kan er - wehlet werden, welcher unten am Fuſſe eines nach Mitternacht zu liegenden Berges oder Huͤgels ſich befindet, weil die Sonne nicht nur auf einen ſol - chen, an der Mittages-Seite befindlichen Flecke ihren Widerſchein beſſer haben kan, ſondern das Land auch wider die kalten Winde bedecket wird. Kurz, es muß, wo moͤglich, ſolcher Diſtrict in einerAue65der Aecker ohne Brache. Aue liegen, doch aber auch keinen Waſſer-Fluthen unterworfen ſeyn.
Es iſt alſo gewiß, daß dergleichen Cultur an unzehligen Orten kan vorgenommen werden. Man laſſe mir nur die Freyheit einen Ort dazu auszu - ſuchen, ſo traue ich mir in andern Gegenden eben dieſes zuwege zu bringen, was wir auf unſern Aeckern praͤſtiren. Der Grund und Boden mag leichte oder ſchwer ſeyn, auch an der Farbe aus - ſehen wie er will, wenn er nur nicht felſicht, und lettig iſt, oder aus lauter groben Sandſteinen be - ſtehet, und wenigſtens zwey Schuh hoch gute Erde hat; denn mit ſolchen felſichten, ſteinichten und lettigem Grunde iſt nicht viel anzufangen; oder man muͤſte denſelben erſt zu verbeſſern ſu - chen, welches aber gar zu viel Koſten verurſachen wuͤrde.
Ja, es giebt zuweilen ſolche unfruchtbare Flecke, welche durch keine Duͤngung zu verbeſſern ſind. Dergleichen Miſtfreſſiges Land findet ſich auch an einigen Orten in unſern Dreyen-Brun - nen-Gaͤrten, welches ſchwer und mit groben Sand - Steinen untermenget iſt. Wenn ſolches gleich noch haͤuffig geduͤnget worden, ſo findet man doch nach einem Jahre von der eingegrabenen Duͤngung nicht die geringſte Spur und Beſſerung in der Erde, und ſo man im andern Jahre aller - hand Garten-Fruͤchte darauf bauen will, ſo waͤch - ſet nichts ſonderliches von der Stelle. Um des - willen muß dergleichen Grund und Boden alle Jahr geduͤnget werden. Einer ſolchen ſchweren5. Theil. EErde661. Cap. Von 18jaͤhriger NutzungErde kan weder mit der Duͤngung noch ſonſt mit etwas anders geholfen werden, als nur mit der Seiffen-Sieder Aſche. Wenn dieſe darauf ge - bracht und eingegraben worden, und ſich mit der Erde wohl vereiniget hat, ſo pfleget die Duͤngung alsdenn, eben wie in anderen leichtem Lande, laͤnger zu dauren; wovon in meiner kleinen hiſtoriſchen Nachricht von den Dreyen-Brunnen p. 83. ſeqq. kann nachgeleſen werden.
Unterdeſſen aber iſt es doch auch wahr, daß die faſt allgemeine Klage uͤber das ſchlechte Land, welche man an vielen Orten hoͤret, gar oͤfters un - gegruͤndet und ungerecht iſt, und daß vielmehr die Leute uͤber ſich ſelbſten klagen ſolten. Denn es iſt gewiß, wer es verſtehet, Geld, Zeit, Arbeit und Nachdencken anwendet, der kan gar vieles verbeſ - ſern. Aber daran wollen die wenigſten. Ein - ernden haben ſie gerne, aber um die Verbeſſerung des Erdreichs bekuͤmmern ſie ſich nicht. Derglei - chen Leute ſind nicht werth einen Schuh breit Land zu haben. Es bleibt dabey, Nachdenken, Muͤhe und Arbeit, nebſt den noͤthigen Koſten, richten unter goͤttlichen Segen mit der Zeit gar vieles aus. Und ob man es auch gleich durch die Verbeſſerung nicht dahin bringen kan, daß ein ſchlechtes Land einem recht guten Grunde gleich komme; ſo wird man doch nicht leicht einen Boden finden, der nicht koͤnn - te tragbarer gemachet, und weit beſſer, als gemei - niglich geſchiehet, genutzet werden.
Wenn nun ein Hauswirth geſonnen, meine angegebene Cultur vorzunehmen, und dabey gernerecht67der Aecker ohne Brache. recht ſicher gehen will, ſo kan er ja auf einer guten Lage nur mit einem halben Acker die Probe machen, und allerhand Kuͤchen - und Specerey-Fruͤchte dar - auf beſtellen, ſo wird ſich bald zeigen, ob ſich das Erdreich zu ſolchen Fruͤchten ſchicke oder nicht. Doch darf man ſich nicht gleich im erſten Jahre, wenn es fehl ſchlagen ſolte laſſen abſchrecken, indem zuweilen die Witterunng, oder ſonſt ein Umſtand hinderlich iſt, daß die Fruͤchte nicht gerathen koͤn - nen. Man muß dahero ſolche Verſuche zum we - nigſten drey bis vier Jahr fortſetzen, ſo wird man ſich alsdenn ſicher darnach richten koͤnnen, ob man ſolches Land weiter mit Nutzen zu dergleichen Fruͤch - ten brauchen koͤnnen.
Ferner wird mir eingewendet werden, daßEinwurf von dem Mangel der Wiſſen - ſchaft. es an andern Orten an der Wiſſenſchaft fehle, die Fruͤchte, welche zu der achtzehnjaͤhrlichen Beſtel - lung der Aecker gehoͤren, zu erziehen.
Allein, was dieſe Wiſſenſchaft betrift, ſo iſt ſolche nicht ſonderlich ſchwer, und man wird von allen hierzu noͤthigen Stuͤcken in dem Land - und Garten-Schatze hinlaͤnglichen Unterricht fin - den, indem bey jeder Frucht insbeſondere gezeiget worden, wie ſolche zu beſtellen, den Sommer uͤber zu begatten, und im Winter aufzubehalten ſey, auch wie man mit den Fruͤchten abzuwechſeln habe.
Wenn man ſich meine gegebenen Regeln wohl bekannt machen und ſolche ins Gedaͤchniß faſſet,E 2auch681. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungauch hernach die noͤtige Arbeit jedesmal darnach anſtellet, ſo wird man gewiß ſeinen Zweck erreichen. Man muß ſich die Sache nur nicht alzuſchwer vor - ſtellen, und in ſeinem Vorhaben mit GOtt fortfah - ren, ſo wird es gewiß gluͤcklich von ſtatten gehen; denn was hier in Erfurt moͤglich zu machen iſt, das kan an andern Orten ebenfals bewerckſtelliget werden.
Jch bin gewiß verſichert, daß begierige und kluge Hauswirthe, welche dem alten Schlendrian nicht ſo feſte anhangen, die von mir communicirte Wiſſenſchaft und Erfahrung gar wohl faſſen, und bey der Ausuͤbung richtig und wichtig befinden werden. Ja ich glaube, daß dieſe Wiſſenſchaft, wenn man einen unermuͤdeten Fleiß und reiffes Nachſinnen anwenden will, durch GOttes Gnade noch zu weiterer Vollkommenheit koͤnne gebracht werden.
Mancher doͤrfte mir auch einwenden, daß man an vielen Orten nicht genugſame Tageloͤhner und Arbeits-Leute bekommen koͤnte, und alſo waͤ - ren alle gegebene Regeln umſonſt, und man muͤſte aus dieſer Urſache die angerathne Cultur unter - laſſen.
Es iſt wahr, wenn es an Arbeits-Leuten feh - let, ſo kan dergleichen Anbau nicht vorgenommen werden. Allein ich ſolte nicht meynen daß der Mangel an ſolchen Leuten ſo groß ſey, zumal bey jetzigen Zeiten, da es allenthalben muͤſiges Volckgieb69der Aecker ohne Brache. giebet, welches entweder andern Leuten mit Bet - teln beſchwerlich iſt, oder ſich durch das Spinnen vor die Garnhaͤndler kuͤmmerlich hinbringen muß. Wenn man die Leute ordentlich und ehrlich be - zahlet, ſo wird man Tageloͤner genug bekom - men, beſonders wenn man ihnen, wie bey mir ge - ſchiehet, faſt das ganze Jahr hindurch Arbeit gie - bet. Und ſo ja an einigen Orten Mangel daran waͤre, ſo kan man doch ſolche von den benachbar - ten Doͤrfern und Flecken herbey holen.
Und ſo es ja bey den Jaͤten der Garten - und Specerey-Fruͤchte, wie auch bey dem Abnehmen des Safflors an Leuten fehlen ſolte, welches doch nicht zu vermuthen, ſo koͤnte hierzu das auf der Gaſſe herumvagirende Bettel-Geſindel durch Obrigkeitlichen Zwang zu ſolcher Arbeit angehal - ten werden. Oder man koͤnte ſich auch in denen Staͤdten, von denen beſtellten Aufſehern und Vor - ſtehern der Wayſenhaͤuſer, eine Anzahl Wayſen - Kinder ausbitten; denn es ſind ſowohl Jungen als Maͤgdlein, wenn ſie nur zehen Jahr alt, zu ſolcher leichten und geringen Arbeit zu gebrauchen, welches auch den Wayſen-Haͤuſern einigen Nutzen verſchaffen koͤnte, indem ein jedes Kind des Tages 2 Gr. Lohn bekomt.
Es muͤſte aber der Aufſeher, oder die Aufſe - herin uͤber dergleichen Geſindel und Kinder einem jedem insbeſondere die jungen Fruͤchte kennen und von dem Unkraute unterſcheiden lernen, damit ſie nicht eins mit dem andern ausraufen. Sobald ihnen die Fruͤchte gewieſen worden, ſo muß derE 3Auf -701. Cap. Von 18jaͤhriger NutzungAufſeher eines jeden examiniren, und ſich mit dem Finger zeigen laſſen, welches die guten Fruͤchte ſind, die auf dem Lande bleiben ſollten, Es iſt gewiß, daß ſie es in Zeit einer Minute lernen wer - den.
Dergleichen Tageloͤhner werden bey uns alſo gehalten: Fruͤhmorgens muͤſſen ſie 5. Uhr auf den Acker ſeyn und den Anfang mit Jaͤten machen bis 8. Uhr, denn halten ſie eine halbe Stunde Mor - genbrod, hernach fangen ſie wieder an zu jaͤten bis 11. Uhr, ſodann halten ſie eine Stunde Mittag, 12. Uhr fangen ſie wieder an zu jaͤten bis auf den Abend 6. Uhr, alsdenn iſt das Tagelohn verdie - net.
Hierbey aber iſt noch zu merken, daß man die Jaͤter anhalten muͤſſe, daß ſie das ausgeraufte Gras hinter ſich fein auf haufen werffen, und vor der Mittages-Stunde zuſammen tragen, in Koͤrbe thun und nach Hauſe ſchaffen, indem ſol - ches, wenn es fein reine gewaſchen worden, gar un - gemein zur Fuͤtterung vor das Rind-Vieh dienet.
Wenn ſich die Tageloͤhner bey den Jaͤten auf dem Lande hinlegen und nach und nach fort - rutſchen, ſo thut ſolches den jungen Fruͤchten kei - nen Schaden, ſondern es richten ſich ſolche den andern Morgen alle wieder auf. Doch aber darf man denen Leuten nicht geſtatten, wenn ſie mit ei - nem Johne oder Flecke, die Quere mit Jaͤten durch - gekommen ſind, daß ſie auf den Acker hin und wie - der laufen duͤrfen. Sondern wenn ſie an das En - de des Ackers gekommen ſind, ſo muß eins nachdem71der Aecker ohne Brache. dem andern in der Furche hingehen, und ſich wie - der von neuen anlegen, denn ſonſt wuͤrde das be - ſtelte Land, einem Scheun-Tenne aͤhnlich und viele junge Fruͤchte zertreten werden. Was ſonſt noch von den Jaͤten und Reinigen der Fruͤchte vom Un - kraute zu merken, das iſt bey jeder Frucht in den vorhergehenden Theilen ſchon erinnert worden.
Das einzige muß noch hinzufuͤgen, daß man bey dieſer Arbeit denen Tageloͤhnern beſtaͤndig auf dem Dache ſeyn, oder einem getreuen Mitar - beiter die Aufſicht uͤber dieſelben uͤbergeben muͤſſe, ſonſten pflegen die jungen Purſche mit den Maͤd - gen zu ſcherzen und Narren-Poſſen zu treiben, woruͤber die Zeit vergehet, daß den Tag uͤber nicht viel geſchiehet. Denn dergleichen Leute bekuͤm - mern ſich gemeiniglich wenig um ihres Herrn Nu - zen, ſondern meinen, wenn nur der Tag hinge - bracht werde, damit ſie auf den Abend die Haͤn - de aufhalten, und den Lohn nehmen koͤnnen, ſo waͤre die Sache ſchon gut.
Dennoch aber darf man nicht alles auf ſolche Aufſeher ankommen laſſen, denn dieſe uͤberſehen gemeiniglich vieles, und wollen die andern Tage - loͤhner und Arbeiter nicht gerne verrathen. Wa - rum? weil ſie ſelbſten mehrentheils auch dabey faullenzen, und meinen, ſie haͤtten vor denen an - dern einen Vorzug. Wenn alſo ja ein Haus - Vater nicht ordentlich ſelbſten bey denen Arbeits - Leuten zugegen ſeyn kan, und einen verſtaͤndigen Tageloͤhner die Aufſicht zu uͤbergeben genoͤthiget iſt, ſo muß er dennoch ſolche oͤfters und unver -E 4merkt721. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungmerkt hinterſchleichen, und von weiten zuſehen, ob ſie ihre Arbeit, wie ſichs gebuͤhret verrichten, wo - durch ſowol der Aufſeher als die andern Tage - loͤhner in Furcht geſetzet werden.
Es koͤnte mir noch weiter eingewendet wer - den, daß auf groſen Ritter-Guͤtern, oder auch ſonſt bey vielem Ackerbau, die von mir angegebene Cul - tur durchaus nicht angehen koͤnne, weil man nicht ſehe, wo die viele Duͤngung herkommen ſolle, folglich wuͤrden die meiſten Aecker ungeduͤngt lie - gen bleiben und verderben, und die einmal ge - machte gute Einrichtung der Felder in gewaltige Unordnung gebracht werden.
Was dieſen Punct belangt, ſo geht auch mein Rath keinesweges dahin, daß man alle Guͤ - ther und Felder nach meiner angegebenen Art cul - tiviren ſolle, denn ſolches wuͤrde freylich gar vie - ler Urſachen halber ganz unmoͤglich ſeyn. Meine Meinung iſt vielmehr, daß man nach Proportion ſeiner Guͤter nur eine gewiſſe Anzahl Aecker zu ſolcher Cultur widme. So koͤnte man z. E. auf einem groſſen Guthe einen Strich Landes von ſech - zehn, achzehen bis zwanzig Aeckern darzu erweh - len, ſolche nach meiner Anweiſung duͤngen und begatten, und nach dem gegebenen Verzeichniß der Fruͤchte aljaͤhrlich beſtellen, ſo wuͤrde auf ei - nem ſolchem Gute nicht nur die Kuͤche wohl be - ſtellet, und das Vieh mit guten Futter verſorget werden, ſondern man wuͤrde auch durch den Ver -kauf73der Aecker ohne Brache. kauf der erzeugten Fruͤchte, beſonders der Spece - rey-Waaren, jaͤhrlich ein anſehnliches Stuͤcke Geld machen koͤnnen.
Die Duͤngung betreffend, ſo wuͤrde jaͤhrlich 24. Fuder Miſt auf einem groſem Guthe nicht viel oder doch ſehr wenig geſpuͤret werden, zumal da ohne diß, zur Erziehung des weiſſen Krautes, wel - ches in einer jeden Haushaltung unentbehrlich iſt, alljaͤhrlich ein Stuͤck Land muß geduͤnget wer - den.
Eben ſo noͤtig iſt es auch weiſſe Ruͤben, Moͤhren, Paſtinat-Wurzeln, Eſels - oder Futter - Bohnen, Erbſen u. d. gl. ſowol zur Speiſe als auch zum Futter vor das Viehe zu erziehen. Denn wenn Jemand alle Aecker mit Korn-Fruͤch - ten beſtellen wolte, ſo muͤſten jene nothwendig von andern Leuten gekaufet, und der Profit dem Verkaͤufer gegeben werden.
Es giebt zwar Hauswirthe, welche in der Meinung ſtehen, daß man ſolche Fruͤchte wohlfei - ler kauffen als erziehen koͤnte, welches ich mir aber nimmermehr werde einreden laſſen.
Dergleichen Fruͤchte werden nach der gemei nen Cultur ordentlich auf die Brach-Aecker als eine Soͤmmerung*Soͤmmern heiſſet einen Acker in dem Brach-Felde, welches ordentlich ohnbeſtelt liegen bleibet, mit ei - ner Frucht beſtellen, welche in demſelben Sommer oder im Herbſte reif wird. gebracht, und ſolche beſoͤmmer - te Stuͤcke muͤſſen entweder vor der BeſtellungE 5friſch741. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungfriſch geduͤnget ſeyn, oder es wird der Miſt, wenn die gedachten Fruͤchte reif ſind, und vom Lande weggeſchaffet worden, alſobald darauf gefahren, damit ſolches noch im Herbſte mit Winter-Ro - ken, oder im Fruͤh-Jahre mit Sommer-Rocken oder auch Sommer-Weizen koͤnne beſtellet wer - den.
Wenn man nun die Duͤngung, welche man auf einem Land-Guthe, oder ſonſt bey einem ſtarken Haushalte und Ackerbau jaͤhrlich auf das Kraut - Land und auf die beſoͤmmerten Flecke ſchaffen muß, zuſammen naͤhme, ſo koͤnte man in der That ein ſchoͤnes Stuͤck Land nach meiner Manier duͤngen, und im erſten und zweyten Jahre weiß Kraut und andere Kohl-Gewaͤchſe darauf ſtecken, in den fol - genden Jahren aber mit der Abwechſelung der Fruͤchte nach den oben gegebenen Exempel fort - fahren. Auf dieſe Weiſe koͤnte man alle Jahr ei - nen andern Acker vornehmen und zu meiner Cul - tur einrichten, ſo wuͤrde man ſolche nach und nach einfuͤhren koͤnnen, ohne einen Abgang der Duͤn - gung zu ſpuͤren, oder die Beſſerung denen Korn - Aeckern zu entziehen.
Es iſt zwar dieſes ganz und gar wider die Gewohnheit der Leute auf den Doͤrffern und an den meiſten Orten, als welche ihre Kraut - und Kohl-Pflanzen alle Jahr auf einen Ort, welchen ſie ihre Kraut-Laͤnder nennen, zu ſtecken pflegen.
Hierzu erwehlen ſie ordentlich ſolche Flecke, welche an einem Bache oder Waſſer-Graben lie - gen, damit ſie die Pflanzen fleiſig begieſſen koͤn -nen75der Aecker ohne Brache. nen, und ſind dabey der feſten Meinung, wenn ſie ihre Pflanzen auf ein ander Land braͤchten, be - ſonders wo ſie kein Waſſer zum Begieſſen haben koͤnten, daß ſie gewiß kein Kraut bekommen wuͤr - den. Allein man kehre ſich nicht an ſolchen irri - gen Wahn. Wenn man die Pflanzen nach einem hinlaͤnglichen Regen ſtecket, oder wenn man ſol - chen bey anhaltender Duͤrrung nicht erwarten kan, dieſelben nur ſo viel begieſſet, daß ſie bekleiben koͤn - nen, ſo iſt es hinlaͤnglich, und man hat hernach kei - nes weitern Begieſſens noͤthig. Und wie ich oben p. 45. und 46. bewieſen habe, ſo thut es durchaus nicht gut, immer einerley Fruͤchte alle Jahre nach einander auf einen Acker zu machen, und man muß, wenn man das Land gehoͤrig nutzen wil, noth - wendig mit den Fruͤchten abwechſeln. Jch ver - ſichere nochmals, daß das Kraut auf einem friſchen Lande im freyen Felde, auf welchen der - gleichen ſonſten nicht gezeuget worden, viel beſſer gedeye, als auf einem ſolchen Flecke, welches viele Jahre nach einander hierzu gebrauchet wor - den, ob ſolches gleich alle Jahr friſch geduͤnget, und die Pflanzen fleiſſig begoſſen worden. Die Urſache hiervon kan oben p. 46 nachgeſehen werden. Man ſiehet alſo hieraus, daß die Duͤn - gung, welche alljaͤhrlich auf die gewoͤhnlichen Kraut-Laͤnder geſchaffet wird, gantz vergeblich auf - gewendet werde, und daß man ſolche weit beſſer nutzen koͤnte, wenn man mit den Fruͤchten ab - wechſelte.
Noch ein ſcheinbarer Einwurf faͤllet mir jetzo bey, welcher mir koͤnte gemachet werden. Es wird nemlich heiſſen, daß ſich die vieljaͤhrliche Beſtellung der Aecker, ohne darzwiſchen kommen - de Brache, wegen der Schaf-Triften nicht thun lieſſe, indem man um derſelben willen die einmal von undenklichen Zeiten her faſt allenthalben ein - gefuͤhrte Gewohnheit, die Felder in das Winter - Sommer - und Brach-Feld einzutheilen nothwen - dig beobachten muͤſte. Folglich habe man nicht die Freyheit, wie die Erfurter, ſeine Guͤter zu be - ſtellen, wenn und womit man wolle, ſondern man muͤſſe ſich an andern Orten nach der gewoͤhn - lichen Ordnung richten. Ja ſo gar ſey es an ei - nigen Orten ſo ſchlim, wenn die Leute ihre Brach - Aecker beſoͤmmerten, und die Fruͤchte nicht vor Michaelis von dem Lande wegſchaffeten, daß die Schaͤfer ſolche ohne Conſideration abhuͤteten.
Auf dieſen Punct dienet folgendes: Jch weiß allzu wohl, daß an vielen Orten die alljaͤhrliche Beſtellung der Aecker wegen der Schaf-Triften nicht angehen will; allein ich ſolte doch meinen, daß man hierinnen gar wohl eine beſſere Einrich - tung machen koͤnte. Denn entweder gehoͤret das Trift-Recht denen Beſitzern groſſer Guͤter ſelbſten, und ſo koͤnnen ja dieſelben ihren Hirten alſobald befehlen, daß ſie dergleichen Aecker, wel - che zu meiner Cultur beſtimmet ſind, verſchonen ſollen; oder es gehoͤret ſolches Recht gantzen Ge -mein -77der Aecker ohne Brache. meinheiten, und ſo koͤnnen ja ſolche ebenfals in ih - ren Fluren die Einrichtung machen, daß ein gewiſ - ſer Diſtrict nicht von den Hirten bedarf betrieben werden.
Solte aber dieſes Recht von der Landes - Obrigkeit dependiren, ſo koͤnte man bey derſelben um einen gewiſſen Diſtrict anhalten, daß er von der Trift ausgenommen werde. Wenn man einer Herrſchaft recht vorſtellete, daß durch ſolche Cultur Nahrung in ein Land gebracht, und die Einkuͤnfte der Obrigkeit vermehret wuͤrden, ſo glaube ich ge - wiß daß es wuͤrde erlaubet werden, in Betrachtung, daß es ja viel nuͤtzlicher und beſſer ſeyn wuͤrde, wenn man nicht nur allerhand ſchoͤne Fruͤchte vor Men - ſchen und Viehe, ſondern auch viele accisbare Waa - ren erzeugte, als wenn man ausnehmend ſchoͤne Aecker Brache liegen laͤſſet.
Geſetzt auch, daß dergleichen Fruͤchte um Michaelis muͤſten hinweg geſchaffet werden, und daß man weiter keine Freyheit erhalten koͤnte, ſo ſind ſie doch zu ſolcher Zeit gemeiniglich zur Reif - fung gelanget, daß ſie koͤnnen von dem Lande weg - geſchaffet, und zum Theil verkauffet, zum Theil aber auch in den Gaͤrten, Gruben oder Kellern verwahr - lich eingeſchlagen und aufbehalten werden.
Es pflegen zwar die Schaͤfer und Metzger, wenn ſie zuweilen bey uns im Herbſte, nachdem die Fruͤchte von den Aeckern weg ſind, ihr Vieh darauf treiben, zu ſagen: daß die Schafe wo ſie hintraͤten lauter guͤldene Huf-Eiſen haͤtten, indemſie781. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungſie von ihrer Duͤngung beſtaͤndig etwas fallen lieſſen, und ſolche waͤre dem Golde gleich zu ſchaͤtzen.
Allein vor ſolche Ueberredung, werde ich mich mit andern verſtaͤndigen Leuten bedancken. Die Erfahrung hat es unterweilen bey uns gelehret, wo auch nur dergleichen kleine Heerden Schafe, auf ſolchen muͤrben und lockern Boden, ſonderlich in naſſen und feuchten Wetter getrieben worden, daß der Erdboden, wenn er zu Fruͤchten wiederum hat ſollen gegraben oder geackert werden, folglich auch bey dem Beſtellen vor Winters, zu lauter Schrollen und Kloͤſern geworden iſt. Und ob auch gleich das Auftreiben des Schaf-Viehes in duͤrren und trockenem Wetter geſchiehet, da es dem Lande nicht ſo viel Schaden bringet, ſo wird es dennoch hiervon derb gemachet. Um deßwillen iſt es beſ - ſer, daß ſolches Auftreiben der Schafe, auf derglei - chen gute Laͤnderey unterlaſſen werde.
Ob nun gleich die vorhergehenden Einwuͤrfe alle gehoben worden, ſo wird es doch bey einigen heiſ - ſen: geſetzt, wenn wir auch eben dergleichen Kuͤ - chen - und Specerey-Fruͤchte erzeugen wolten, wie in den Erfurtiſchen Feldern, wer wuͤrde uns ſol - che abkaufen?
Jch antworte: niemalen habe ich geſehen oder gehoͤret, daß man dergleichen Fruͤchte hinweg geſchmiſſen haͤtten. Jch glaube gewis, wenn mandie79der Aecker ohne Brache. die erzeugten Wurzeln und andere gute Kuͤchen - Speiſen an einige nicht weit entlegene Oerter und Staͤdte zum Verkauf fuͤhrete, daß man nichts da - von wiederum mit nach Hauſe wuͤrde nehmen muͤſ - ſen. Ja wenn es die Leute an andern Orten erſt wuͤrden kuͤndig werden, ſo bin gewiß verſichert, daß ſich fremde Kaͤufer genug wuͤrden einfinden, welche die Kuͤchen-Fruͤchte einkaufen, und ihren Handel und Nahrung damit treiben.
Die beſten Fruͤchte koͤnnen alſo zum Ver - kauf aufbehalten, die geringen koͤnnen zum Theil in der Haushaltung verbrauchet, und was nicht kan conſumiret werden, iſt vor das Rind - und andere Vieh gar ungemein wohl zu gebrauchen. Zur Mohne, Safflor, Siebenzeiten, Coriander, Anis, Hirſen, u. d. gl. finden ſich allezeit in den Staͤdten Kauf-Leute, welche dergleichen Waaren zuſammen kaufen und in andere Laͤnder Handlung damit treiben.
Ueber dieſes alles aber wird ſich doch nochZweifel, ob man die vie - le Duͤngung bey den Kornfruͤch - ten nicht beſſer, oder doch eben ſo gut uutzen koͤnte. mancher Oeconomus aufhalten, uͤber die ſtarke Duͤngung mit 24. dreyſpaͤnnigen Fudern ſtutzig werden, und vielleicht gedenken, daß man ja da - mit einen Korn-Acker, nach der gemeinen Art - vielmal duͤngen, und folglich auch auf eben ſo viele und wohl noch mehrere Jahre nutzen koͤnte, als ich, da es dann noch dahin ſtuͤnde, ob man bey ſolcher ordentlichen Duͤngung und fleiſigen Abwartung eines Ackers mit denen Korn-Fruͤch -ten801. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzungten nicht noch beſſer thaͤte als mit denen Kuͤchen - und Specerey-Fruͤchten.
Was dieſen Punct betrift, ſo kan ich mich freylich auf eine genaue und weitlaͤuftige Berech - nung und Vergleichung der Duͤngung zu Korn - Fruͤchten, und zu meiner Cultur, nicht einlaſſen, indem ich weiß daß manche Haus-Wirthe ihre Aecker ſchwach und ſelten, manche aber auch ſtaͤr - ker und oͤfterer duͤngen, daß alſo nichts gewiſſes hierinnen zu ſetzen.
Wenn ich aber doch eine Vergleichung anſtellen ſol, ſo iſt mir wiſſend daß gute Haus-Wirthe, wenig - ſtens 6 Fuder auf einen Acker zu ſchaffen, und ſolche Duͤngung, wo moͤglich, alle 6 Jahre zu wiederholen pflegen. Folglich kan er einen Acker mit 24 Fudern viermal duͤngen. Da ſich nun der Acker allezeit 6 Jahre damit behelfen muß, ſo kommen 24 Jah - re heraus. Weil aber der Acker alle 3 Jahr Bra - che lieget, ſo wird derſelbe in den 24. Jahren nur 16mal beſtellet. Halte ich nun dieſe Cultur ge - gen die meinige, ſo komme ich erſtlich mit eben der Duͤngung 2 Jahr weiter. Zum andern muß ſich das Capital welches in einem ſolchen guten Acker ſtecket, nach meiner Art, alle Jahr verintereſ - ſiren, wodurch die Unkoſten, welche etwan bey die - ſer Cultur mehr drauf gehen, wieder mit verguͤtet werden. Hingegen bey der gemeinen Cultur, verintereßirt ſich der Acker in 24 Jahren nur ſech - zehen mal, folglich muß man ſein Capital, ehe man es ſechzehenmal nutzen wil, allezeit noch acht Jahr todt liegen laſſen. Drittens hat es ſeinevoͤllige81der Aecker ohne Brache. voͤllige Gewißheit, was ich bereits oben verſichert habe, daß ein mit Kuͤchen - und Specerey-Fruͤch - ten wohl begatteter Acker, mehr abwerfe, als die Korn-Fruͤchte, welche auf etlichen Aeckern erbauet worden.
Jch kan mit Wahrheit ſagen, daß wenige Jahre ausfallen werden, da man die Duͤngung und uͤbrigen Aufwand nicht faſt im erſten Jahre ſolte herausbringen, indem das weiſſe Kraut, Blu - men-Kohl, Kohlrabi, Savoyer-Kohl und Woͤrſing, welche theils einzeln, theils aber auch ackerweiſe an die Kraut-Haͤndler und Hoͤcken verkaufet werden, gar vieles Geld machen, wie denn ich und andere in dem verfloſſenen Jahre 35. Rthlr. vor einen Acker Kraut erhalten haben. Und geſezt, daß man wieder verhoffen, in dem zweyten Jahre auch die Helfte des Profites von denen darauf beſtellten Fruͤchten noch dazu nehmen muͤſte, ſo waͤre doch die Duͤngung nebſt allen Unkoſten bezahlet. Folglich kan man hernach einen ſolchen Acker, oh - ne einigen weitern Aufwand vor Duͤngung, noch 16. Jahre mit groſſen Nutzen gebrauchen.
Gleichwie ich nun jetzo die vornehmſten Eine wuͤrfe, welche nur koͤnten gemachet werden, beant - wortet, ſo traue mir auch gar leicht alle andere Zweifel, welche etwan jemandem noch koͤnten bey - fallen, aufzuloͤſen, woraus folglich erhellet, daß meine angegebene Cultur auch andern Orten pra - cticabel ſey.
Da ich geſonnen bin, auch von den Korn - Fruͤchten etwas anzufuͤhren, ſo wuͤrde ich gewiß wider alle Klugheit handeln, wenn ich die weitlaͤuftigen und in allen Haushaltungs - Buͤchern, in den Journalen, wie auch in denen oͤconomiſchen Lexicis, ſo vielmal aufgewaͤrmten Beſchreibungen von der Zubereitung und Begat - tung der Aecker zu dieſen Fruͤchten wiederholen ſol - te. Jch wil alſo nur um der Ordnung willen, das - jenige, was mir noͤthig zu ſeyn ſcheint, hiervon an - fuͤhren.
Nach der gemeinen Art werden die Aecker alſo eingetheilet, als:
Dieſes iſt alſo die durchgaͤngig bekante und gemeine Art die Felder zu beſtellen. Hingegen bey uns, und auf unſern guten Laͤndern pfleget man mit der Beſtellung folgende Ordnung, welche ich vor gut befunden, zu beobachten:
Es iſt hin und wieder in denen LeipzigerVon den Pfluͤgen zu den Korn - Fruͤchten. Samlungen, in denen oͤconomiſchen Nach - richten in D. Kuͤnholdens Oeconomia expe - rimentali, in Herrn Cammerrath Kretſchmars Ackerbau-Raͤtzel, wie auch in andern Piecen pro & contra weitlaͤuftig von den Pfluͤgen zu den Korn-Fruͤchten gehandelt worden.
Was mich betrift, ſo werde ich mir uͤber die verſchiedenen Meinungen der Ackerverſtaͤndigen inF 2die842. Cap. Von den Korn-Fruͤchtendieſem Puncte keinen Kummer machen. Es hat ein jeder hierinnen ſeinen freyen Willen, ob er das tiefe oder flache Umpfluͤgen vorziehen und ſeine Laͤnderey alſo begatten wil.
Nach meiner Erfahrung, und nach unſeren Erfurtiſchen Anbau der Korn-Fruͤchte, haben wir von undenklichen Jahren bis hieher, allezeit das tiefe Ackern und Graben mizlich und profitabel befunden. Denn es iſt gewiß, daß eine aufge - lockerte, und aus der Tiefe herauf geholte Erde, welche eine Zeitlang die Ruhe genoſſen, zum Wachsthum ungemein geſchickt ſey, weil der Re - gen und Schnee ſich deſto leichter hinein ſenken koͤnnen, wovon ich an andern Orten weitlaͤuftiger gehandelt habe. Man kan auch hiervon im zwey - ten Theile p. 19. und im dritten Theile p. 153. nachleſen.
Wir machen uns keine Gedanken daruͤber, daß eine wilde Erde ſolte in die Hoͤhe gebracht werden, wovon ich in dem vorhergehenden erſten Capitel gehandelt habe. Denn ſo tief als der Regen und Schnee ſich in die Erde geſenket, wel - cher die vormals auf den Acker gebrachte Duͤngung mit hinunter genommen hat, kan die Erde nie - malen wilde genennet werden, denn eine ſolche von ſo vielen Jahren ausgeruhete und nicht ge - brauchte Erde, kan gewiß mehr Dienſte thun, als ein vorher zu den Fruͤchten beſtaͤndig gebrauchter Grund und Boden. Und geſezt, man braͤchte durch das tiefe Pfluͤgen und Graben Steine und andere grobe Erde in die Hoͤhe. Koͤnnen denndieſe85uͤberhaupt. dieſe nicht abgeleſen, und der Grund und Boden verbeſſert werden? Doch dieſes macht Muͤhe und Koſten, daher laſſen ſolches unfleißige und traͤge Leute lieber unterwegens, wovon p. 19. in dem zweyten Theile meines Land - und Garten-Scha - tzes nachzuleſen iſt.
1) Was eigentlich eine Brache iſt, ſolches iſtVon der Brache, wie ſolche ſoll vorgenom - men wer - den. jedermann bekant. Man verſtehet nehmlich da - durch dasjenige Feld, welches, nachdem es das Jahr vorher Sommer-Fruͤchte getragen, ordentli - cher Weiſe nicht beſaͤet und beſtellet wird, ſondern zur Ausruhung und Zubereitung auf das folgende Winter-Feld ein ganzes Jahr leer liegend bleibet, wie aus obiger Abtheilung der Felder zu erſe - hen iſt.
Dieſes Ruhe - oder Brach-Feld wird zu den zukuͤnftigen Winter-Fruͤchten, als zum Winter - Weitzen und Winter-Rocken dreymal, und nach unſerer Begattung auch wohl viermal geackert.
Das erſte Umpfluͤgen der Aecker zu den Korn-Fruͤchten, welches man eigentlich Brachen nennet, muß im Fruͤh-Jahre, in trockenem Wetter, und ſo viel moͤglich, fein zeitig und tief geſchehen, damit das Land nicht erſt vom Unkraute ausgezeh - ret werde, und die in dem Sommer kommende Regen ſich in den lockern Grund einſenken koͤn - nen. Denn wenn ein Acker erſt von der Sonne und Luft feſte und duͤrre gemacht worden, und ohne daß er umgepfluͤget wird, ſo lange liegen bleibet,F 3ſo862. Cap. Von den Korn-Fruͤchtenſo lauft der nutzbare Regen mehrentheils von den - ſelben herunter, und nimt wohl gar die in der obern Flaͤche der Erden annoch befindliche Beſſerung mit hinweg, es waͤre denn, daß ein ſolcher Acker gleich und eben laͤge, daß das Waſſer darauf muͤſte ſtehen bleiben, und ſich einſenken koͤnte. Wenig - ſtens kan die Feuchtung von dem Regen, wenn das Land ſchon zu hart iſt nicht recht anziehen und dauren, ſondern wird von der Luft und Sonne gar zu bald wieder hinweg genommen, daß man einen gelinden Regen bey dem Umpfluͤgen faſt gar nicht ſpuͤret, und in ein oder zwey Tagen der Erdboden wieder ſo hart iſt wie vorher, daß die Acker-Leute mit dem Pfluge wieder nach Hauſe fahren, und das Brachen verſparen muͤſſen; bis ein durchdringen - der Regen ſich einſtellet, da waͤhrender Zeit der Acker vom Unkraute vollends ausgezehret und ausgemer - gelt wird. Und ſo ſie denſelben, wenn ihnen die Zeit zu lang wird, dennoch mit Gewalt herum reiſ - ſen, ſo werden es ungeheure Klumpen und Kloͤſer, welche ſo lange groß bleiben bis in die Beſtellzeit, und worunter hernach manches Samen-Koͤrnlein liegen bleibet und verdummelt. Es waͤre denn, daß ein durchdringender und anhaltender Regen ſolche Klumpen voͤllig durchweichete, ſo wuͤrden ſie doch endlich zerfallen.
Ferner, wenn die Brache zu ſpaͤt geſchiehet, ſo komt die Rure auch ſo weit hinaus. Bleiben nun die Regen auſſen, ſo kan ſich das Land in ſo kurzer Zeit nicht ſetzen und wieder Feuchtigkeit ſamlen, daß hernach in der Beſtellzeit die Erdewie87uͤberhaupt. wie Staub iſt, da denn der Same ebenfals nicht recht aufgehen, und vieles, ehe die Regen kommen, verdummeln muß.
Doch, hier wollen unſere gemaͤchlichen Acker - Leute nicht daran, ſondern ſie laſſen mehrentheils ihre Aecker liegen bis in den Brach-Monat, fuͤrch - ten ſich auch wohl davor, daß ſie um des fruͤhzeiti - gen Braches willen noch eine Rure mehr thun muͤ - ſten, und wollen alſo lieber den Nutzen, welchen ſie hiervon zu gewarten haͤtten, entbehren.
Auf dieſe vorgeſchriebene Brache habe ich und andere alhier befunden, daß wir viel ſchoͤnern und beſſern Rocken erhalten, welcher auch mehr ins Maaß gegeben als unſern Nachbarn ihrer, welche ihre Aecker geduͤnget und gebeſſert hatten. Und ob wir wohl eine Ahrt oder Rure mehr thun muͤſſen, ſo iſt doch dieſe geringe Arbeit gedoppelt wiederum be - lohnet worden. Hiervon muß p. 37. in dem drit - ten Theil meines Land - und Garten-Scha - tzes nachgeleſen werden.
Ferner hat man von der zeitigen und tiefen Brache den Nutzen, daß die Schaͤfer und andere Hirten von ſolchen Stuͤcken bleiben muͤſſen, weil ſich kein Gras und Unkraut darauf befindet, folg - lich auch das Land durch das Auftreiben des Vie - hes nicht wiederum derb gemachet wird.
Das Ruren oder zweyte Umpfluͤgen muß in ſchoͤnem Wetter, wenn der Acker vom Unkraute und Graſe wieder wil gruͤne werden, geſchehen. Man hat nicht noͤthig bey dem Ruren ſo tief in die Er - de zu greiffen, wie bey dem Brachen zum erſtenmalF 4geſche -882. Cap. Von den Korn-Fruͤchtengeſchehen, ſondern man laͤßt das Land, wie ſonſt gewoͤhnlich, umpfluͤgen.
Nach einiger Zeit, wenn dergleichen Acker abermal will gruͤne werden, ſo muß man das Ru - ren wiederum bey gutem Wetter vornehmen.
Wenn das Gras und Unkraut noch nicht zu - ruͤcke bleibet, ſo muß man ſichs nicht verdruͤſſen laſſen, das Ruren zu wiederholen.
Es iſt auch nuͤtzlich, wenn allezeit nach dem Ruren der Acker mit der Ege beſtrichen wird, in - dem dadurch das Gras, Unkraut und Gewuͤrzlich aus der Erde herausgezogen wird, daß es verwel - ken und verdorren muß.
Das letztemal vor der Beſtellzeit iſt es noch noͤthiger, daß das Land fein gleich und eben beſtri - chen wird, wodurch die Kloͤſſe und Erdſchrollen ent - zwey geriſſen werden, damit bey der Beſtelzeit der Same im Auswerfen fein gleich und ordentlich falle. Doch pflegen ihrer viele den Samen oben auf die geackerten Furchen zu ſaͤen, und egen her - nach denſelben unter, wovon ich aber nicht viel hal - te. Denn wenn der Same aufgehet, ſo ſiehet man lauter Linien wie die Furchen vorher geweſen ſind, indem die Koͤrner bey dem Auswurf mehrentheils in die Tiefe fallen, folglich gehet die Saat in den Linien allzudicke auf, und der Zwiſchenraum von den geweſenen Hoͤhen der Furchen bleibet leer.
Bey uns und an vielen andern Orten, wird der Weitzen und Rocken fuͤnf bis ſechs Zol tief un - tergeackert und beſtrichen.
An denen hohen und anhaͤngigen Bergen,z. E.89uͤberhaupt. z. E. um Jena und an andern Orten, habe ich ge - ſehen, daß die Acker-Leute ihre Felder nicht die Laͤn - ge an den Bergen hinunter, ſondern die Quere zu ackern pflegen, damit bey Gewittern und Regen - Wetter, der Duͤnger, wie auch die milde und locker gemachte Erde, nicht moͤge hinweg genommen wer - den, indem das Waſſer in den gemachten Quer - Furchen eherſtehen bleiben muß. Es ſcheinet auch dieſe Vorſicht gewiß nicht uneben zu ſeyn; doch bey alzuheftigem Regen und anhaltenden Donner - Wettern, iſt ſolches dennoch nicht allezeit zu ver - meiden, daß nicht einige Erde ſolte mit hinweg ge - nommen werden, wiewohl nicht alle Jahr derglei - chen heftige Guͤſſe zu kommen pflegen. Ungleich mehr aber wuͤrde hingegen die Erde hinweg gefuͤh - ret werden, wenn die abhaͤngigen Berge, die Laͤnge hinunter ſolten geackert werden.
Aller Miſt, er ſey von was vor Viehe er wolle,Von der Duͤngung zu den Korn - Fruͤchten. iſt zu den Korn-Fruͤchten zu gebrauchen, wenn er nur einigermaſſen zur Faͤulung gekommen, denn wenn die Duͤngung gar zu ſtrohig und lang iſt, und untergeackert wird, ſo bleibet die darauf ge - brachte Erde locker und hohl, daß ſich die Maͤuſe gar leicht darinnen einniſten koͤnnen. Auch pfle - gen die darauf geſaͤeten Korn-Fruͤchte bey heiſſen und warmen Tagen zu verbrennen, indem die Koͤrner mit ihren Keimen und Wurzeln nicht hindurch greifen, und ihren Nahrungs-Saft an ſich ziehen koͤnnen.
F 5Bey902. Cap. Von den Korn-FruͤchtenBey einer ſolchen langen und ſtrohigten Duͤngung hat man auch noch uͤber dieſes die ver - gebliche Muͤhe und Koſten, daß man bey jedem Acker-Knechte zwey Perſonen ſtellen muß, welche den Miſt hinten her in die Furchen mit einen Har - ken ziehen muͤſſen.
Hiernaͤchſt hat man auch dieſe Beſchwerlich - keit davon, wenn eine ſolche lange Duͤngung nur in etwas aus der Erden hervorraget, und die Ae - cker mit der Ege ſollen beſtrichen werden, ſo wird der Miſt mit den Zinken herausgezogen, daß folg - lich ganze Haufen Stroh auf den Acker herum liegen. Und ob auch gleich ein fleißiger Acker - Knecht zuweilen die Ege in die Hoͤhe hebet, und ſachte daruͤber hinziehen laͤßt, ſo kan er es dennoch nicht verhindern, daß keiner ſolte mit heraus gezo - gen werden. Es iſt alſo am beſten gethan, daß man eine ſolche ſtrohigte Duͤngung ein Viertel - Jahr auf Haufen im Hofe, oder in der Miſt-Lacke zur Fermentation und Entbrennung kommen laͤßt, in welcher Zeit das lange Stroh verfaulen und hernach ſich gar leicht von einander zertheilen wird.
Zu welcher Jahres-Zeit das Duͤngen ge - ſchehen ſol, und wie viel Fuder Miſt auf einen Acker ſollen gefuͤhret werden, ſind die Hauswirthe nicht einig. Ueberhaupt iſt nichts gewiſſes zu be - ſtimmen, wie viel Fuder auf einen Acker ſollen ge - fahren werden, indem die Aecker nicht einerley Groͤſſe haben, um deswillen muß ein jeder ſich nach dem Gehalt ſeiner Aecker richten.
Bey91uͤberhaupt.Ein halber Erfurter Schuh.
Bey uns pflegen die Acker-Leute auf einen Acker, welcher aus 168. Quadrat-Ru - then zu 14 Schuh, oder zu 28 halben Schuh gerechnet, welches aus dem hierbey befind - lichen Maaß zu erſehen iſt,*Auf auswaͤrtiger vornehmen Goͤnner und Freunde ſchriftliche Erinnerung habe dieſen halben Schuh beyſetzen muͤſſen. acht zweyſpaͤn - nige Fuder zu fahren, welches zu den Korn - Fruͤchten, und bey dem Ausbreiten hinlaͤng - lich befunden wird. Hingegen an andern Orten, auf den Doͤrfern gehen ſie ſparſamer damit um, und fahren auch im Nothfall nur ſechs Fuder darauf, welches ihnen hinlaͤng - lich zu ſeyn ſcheinet.
Man muß hierinne der Sache weder zu viel noch zu wenig thun, denn bey den Korn-Fruͤchten, wenn die Duͤngung ihre Wirkung thun ſol, muß Ziel und MaaßErfurter Ruthen - Maaß. gehalten werden.
Zur Winter-Saat wird das Duͤngen nach der allgemeinen Art im Junio gleich nach Pfingſten, oder auch ſo bald die Som - mer-Fruͤchte beſtellt worden ſind, vorge - nommen. Wenn der Miſt aufgefuͤhret iſt, muß er fein zeitig, nachdem er eben und gleich auseinander gebreitet worden, unter - geackert werden. Und iſt hier als eine Haupt-Regel zu merken, daß die Duͤn - gung niemalen lange auf dem Acker, vielweniger aus einander gebreitet liegen bleiben darf, wovon ichdie922. Cap. Von den Korn-Fruͤchtendie Urſachen in dem vorhergehenden erſten Capitel angefuͤhret habe.
Die Miſt-Haufen muͤſſen von gleicher Groͤſſe ſeyn, und auf den Aeckern fein in gleicher Weite und gerader Linie abgeſchlagen, und uͤberhaupt ſo eingetheilet werden, daß nicht nur auf einen Ort ſo viel Duͤngung komt als auf den andern, ſondern daß es auch bey dem Auseinanderbreiten den Ar - beitern nicht ſo ſauer wird.
Einige Acker-Leute pflegen auch, entweder we - gen Mangel der Zeit, oder des Miſtes, ihre Aecker im Auguſt, und wohl gar zur Beſtellzeit erſtlich zu duͤngen, da ſie denn den Miſt alſobald zerwerfen, den Samen oben aufſaͤen, ſofort beydes zugleich unterpfluͤgen, und das Land hernach beſtreichen laſ - ſen. Doch brauchen ſie hierbey die Vorſicht, daß ſie verfaulten und kleinen Miſt nehmen. Jch hal - te aber daß es beſſer gethan iſt, wenn das Duͤn - gen, wie oben geſaget worden, im Junius vorge - nommen wird.
Auf einigen Doͤrfern bey uns, wie auch nach Halle zu, pflegen die Bauers-Leute auf albereit aufgegangene Saat kurzen Miſt zu fuͤhren, und ſolchen auf den Fruͤchten herum zu ſtreuen. Den Winter uͤber laſſen ſie denſelben alſo liegen, und ge - ben dabey vor, daß die Saat darunter warm liege, und nicht ſo leicht ausfriere.
Andere hingegen fahren kleinen verfaulten Miſt, im Winter wenn es recht ſtark gefroren hat, und der Erdboden Laſt-Wagen traͤgt, auf die hervorgewachßne Saat, und werfen ſolchen auf denAcker93uͤberhaupt. Acker herum, welcher den Fruͤchten eine Duͤngung und Nahrung geben ſol.
Jch glaube aber, daß eine ſolche aufgewor - fene Duͤngung zum Wachsthum gar wenig helfen, und zehenmal beſſere Wirkung thun wuͤrde, wenn man ſie unterpfluͤgte, und mit der Erden vermi - ſchen lieſſe, denn es iſt gewiß, daß die Luft, Sonne und Froſt den Winter hindurch, und ſonderlich im Merz die darinnen befindlichen Salze heraus ho - let. Und wenn die Saat ſonſten erfrieren ſoll, wird ſolches der darauf geworfene Miſt nicht ver - hindern koͤnnen, ſonderlich wenn er ſchmaͤrig, ſchwer und verfault iſt, denn dieſer frieret eben ſo wohl wie die Erde zu einem Klumpen Eiß, wie die Erfahrung deutlich lehret.
Wenn z. E. ſchwerer und fetter Miſt auf die Artiſchocken und andere Gewaͤchſe, in dem langſa - men Herbſt gelegt wird, daß ſie nicht erfrieren ſol - len, ſo gehen gewiß alle Stoͤcke zu Grunde, indem ſie ſamt dem Miſte und der Erden zu einen Klum - pen Eis werden. Wird aber langer und leichter Miſt darauf gebracht, ſo werden ſie niemalen er - frieren.
Noch anders wird die Duͤngung vorgenom - men, wenn der Miſt, nachdem die Arbeit mit der Beſtelzeit zur Winter-Saat vorbey iſt, in langſa - men Herbſt, im October und November auf die Weizen - und Rocken-Stoppeln, und ſonderlich auf diejenigen Aecker geſchaffet wird, welche in der Brache zu den Winter-Fruͤchten nicht haben koͤnnen geduͤnget werden. Da nun ohne diß dieAecker942. Cap. Von den Korn-FruͤchtenAecker zu den Sommer-Fruͤchten vor Winters ein - mal muͤſſen umgewendet werden, ſo kan man die darauf gefahrne Duͤngung alſobald mit unterpfluͤ - gen, welche den Winter uͤber verfaulet, ihre Kraͤfte in die Erde einſenket, und ſich mit derſelben ver - miſchet. Auf das Fruͤh-Jahr ſaͤet man Gerſte, Sommer-Rocken, Boͤhmiſchen Weitzen mit und ohne Hacheln darauf.
Andere nehmen auch die Duͤngung zu den Sommer-Fruͤchten zeitig im Fruͤh-Jahre vor, ſo - dann beſaͤen ſie den Acker, und pfluͤgen den Miſt zugleich mit unter. Nun iſt ſolches zwar nicht zu verachten, wenn anders der Miſt kurz und klein iſt. Es iſt aber dennoch ohnſtreitig beſſer und vortheil - hafter, wenn das Duͤngen im Herbſte vorgenom - men wird.
Mehres hiervon anzufuͤren halte ich vor unnoͤ - thig, indem albereits vieles von der Duͤngung und deren mancherley Arten, in den Leipziger Sam - lungen, oͤconomiſchen Nachrichten, und in Herrn D. Kuͤnholds Oeconomia experimenta - li, wie auch in vielen andern Haushaltungs - Buͤchern, gehandelt worden. Wer alſo hiervon weitlaͤuftige Nachricht verlanget, der kan ſich in beſagten Buͤchern umſehen.
Bey dieſer Gelegenheit muß ich noch die Frage beantworten, ob nicht die untergepfluͤgten Stoppeln dem Acker auch eine Duͤngung geben? Jch weiß wohl, daß viele Leute in dieſen Gedanken ſtehen, und meinen, daß auch daher das alzuzeitige Sammeln des Rech-Strohes verboten ſey, damitdie95uͤberhaupt. die Ackerleute Zeit gewinnen moͤchten, die Stop - peln als eine Beſſerung unter zu ackern. Ja, viele, wenn ſie geſehen, daß ich, wie oben p. 50. gedacht worden, gleich nach der Ernde die Rocken-Stop - peln umpfluͤgen laſſen, ſo ſind ſie auch auf die Ge - danken gekommen, daß ich ſolches um der Beſſe - rung willen thaͤte. Allein ich halte davor, daß die Stoppeln zur Duͤngung wenig oder nichts bey - tragen, und iſt das Rech-Stroh-Sammeln viel - mehr von hieſiger Obrigkeit, wegen der vielen dar - unter verborgenen Dieberey bis in den September verboten worden.
Wenn ich meine Korn-Aecker gleich nach der Ernde umpfluͤgen laſſe, ſo geſchiehet ſolches kei - nesweges um den armen Leuten die Stoppeln zu entziehen, ſondern weil das Land zur abermaligen Winter-Saat nothwendig ſchleunig muß zuberei - tet werden. Jch wolte es vielmehr allezeit lieber ſehen, daß die Stoppeln von den Aeckern herunter waͤren, und die armen Leute ſolche in ihren Haͤu - ſern haͤtten, als daß ſie mit eingeackert werden. Denn wenn ſolche Jahre kommen, in welchen es viele Maͤuſe giebet, ſo retiriren ſich ſolche von wei - ten unter die eingepfluͤgten Stoppeln, bauen ihre Neſter darein, und thun ſo wohl an den ausge - ſtreueten Samen, als an der aufgegangenen Saat im Herbſte, und den Winter uͤber unter dem Schnee groſſen Schaden.
Hierinnen doͤrfte mir von manchen wiederſpro - chen werden. Die Einwendung wird ſeyn: Wenn das auf dem Acker zuruͤk gebliebene Strohoder962. Cap. Von den Korn-Fruͤchtenoder Stoppeln nicht duͤngen ſollen, warum duͤnget denn der Miſt, welcher ja auch groͤſtentheils aus Stroh beſtehet? Es iſt wahr, das Stroh, wenn es zu Miſt gemachet worden, hat es die Kraft zu duͤngen, aber nicht als bloſſes Stroh vor ſich allei - ne, denn es iſt ja bekant, wie wenige und geringe Kraͤfte und Salze ſich in dem Stroh befinden, da - hero es auch dem Viehe keine ſonderliche Nah - rung giebet. Es kan auch deſſen Aſche weder von den Seiffenſiedern, noch in einer Haushaltung zur Lauge gebrauchet werden. Folglich ruͤhret die duͤngende Kraft des Miſtes hauptſaͤchlich her von den mit dem Stroh vermiſchten Excrementen des Viehes, und von den Salzen, welche ſich aus denenſelben in das Stroh gezogen und eingewickelt haben, wodurch ſolches zugleich auch maceriret und zur Fermentation gebracht wird, daß es ſich mit der Erden vermiſchen, und ſeine, obwohl we - nigen Kraͤfte und Theile zum Wachsthum der Fruͤchte mittheilen kan, welches aber bey bloſem Stroh, wie die Stoppeln auf den Aeckern ſind, wohl ſchwerlich ſo gut geſchiehet, weil es mit kei - nen fremden Salzen und Kraͤften angefuͤllet iſt, und auch durch die bloſe Erde nicht ſo leicht aufge - loͤſet wird. Doch wil ich nicht in Abrede ſeyn, daß das Land, durch Einpfluͤgung der Stoppeln, beſon - ders wenn deren viel vorhanden, in etwas locker er - halten werde.
Einen deutlichen Beweiß, daß das Stroh das wenigſte zur Duͤngung beytrage, kan man auch daher nehmen, weil man mit klarem Miſte, wel -cher97uͤberhaupt. eher aus lauter Excrementen vom Vieh beſtehet, und kein Stroh bey ſich hat, vortreflich duͤngen, und mit ein wenig deſſelben mehr ausrichten kan, als mit zehenmal ſo viel leichten und ſtrohigten Zeuge.
Ja, was kan man nicht mit dem Schlamme aus den Teichen und andern Waſſer-Graͤben, gleichſam vor Wunder thun? obgleich kein Haͤlm - lein Stroh darunter kommet, wovon auch im zwey - ten Theile p. 38. nachzuleſeu iſt. Anno 1727. und 1728. ließ ich dergleichen Schlam aus unſern Stadt-Graͤben etwas hoch auf einige von meinen Aeckern fahren. Nachdem nun ſolcher den folgen - den Winter uͤber durch den Froſt, Luft und Sonne milde und trocken gemachet worden, ſo hat derſel - be mit ſeiner bey ſich habenden Fettigkeit und Kraͤften ſo viele Dienſte gethan, als die allerſtaͤrk - ſte und beſte Duͤngung, daß ich das Land kaum in zwanzig Jahren zu Korn-Fruͤchten habe brauchen koͤnnen. Und ob ich ſolches gleich ſo viele Jahre uͤber beſtaͤndig mit weiſſem Kraute, Kohlrabi, Paſtinat-Wurzeln, Moͤhren, Safflor u. d. gl. be - ſtellet, und in die zwanzig Jahre genutzet, ſo haben ſich dennoch die Korn-Fruͤchte, wenn ich ſolche nach der Zeit darauf gebracht, uͤberwachſen, daß ſie la - gerhaft, taub und ludrich worden ſind, wenn ich ſolche auch gleich habe ſchrapfen laſſen.
Man ſiehet alſo hieraus, daß das Stroh bey dem Miſte, kein weſentlich Stuͤck der Duͤn - gung ſey, indem ſolche auch ohne Stroh geſchehen kan. Es iſt folglich daſſelbe gleichſam nur ein5. Theil. GVehi -982. Cap. Von den Korn-FruͤchtenVehiculum, wodurch man den Koth und Urin des Viehes, und die daraus entſtehende Miſt-Lacke auf die Aecker ſchaffet, und der Erden einverlei - bet. Doch will ich dieſe meine Meinung Nie - manden aufdringen, noch vielweniger aber mich mit Jemanden hieruͤber in einen Streit einlaſſen, indem es mir gleichviel gelten kan, wenn anderen ihre Gedanken hierinnen nicht mit den meinigen uͤbereinſtimmen ſolten. Hiervon hat auch der Herr von Rohr in der Einleitung zu der Land - und Wirthſchafts-Kunſt p. m. 93. etwas gedacht.
Daß dieſes, was von der Duͤngung geſagt worden, richtig iſt, kan aus nachfolgenden bewieſen werden. Man betrachte nemlich in ſehr warmen Sommer-Tagen bey einem guten Hauß-Wirthe, in einem Hofe, die in einer Vertiefung befindliche Miſt-Pfuͤtze, ſo wird der Augenſchein lehren, daß unzehlich kleine Wuͤrmer ſich darinnen befinden, wodurch ganz deutlich erhellet, daß die von Herrn D. Kuͤnhold in ſeiner Oeconomia experimen - tali p. 310. und von Hn. L. Hoffmann im zwey - ten Buche ſeiner Klugheit haus zu halten. p. 16. angegebene Saͤtze ihre Richtigkeit haben.
Einige Bauers-Leute, welche es nicht verſte - hen, was vor Fettigkeit in der Miſt-Pfuͤtze ſich be - findet, pflegen zuweilen ſolche auf die Gaſſen und Straſſen, oder an andere Oerter laufen zu laſſen, welches aber eine uͤble Wirthſchaft und Unverſtand anzeiget. Man erwege nur, was die Feuchtigkeit von dem Miſte auf dem Felde und Wieſen voraugen -99uͤberhaupt. augenſcheinlichen Nutzen bringet. Wenn z. E. der Miſt, welcher in einer ſolchen Pfuͤtze gele - gen, hinaus gefahren, und auf den Acker auf Hau - fen geſchlagen wird, und eine Zeitlang liegen blei - bet, ehe er kan unter die Erde gebracht werden, ſo ſenket ſich hiervon die Feuchtigkeit oder Miſt - Lacke in die Erde, und theilet den Orten, wo der - gleichen Hauffen liegen, ſo ſtarke Fettigkeit und Kraͤfte mit, daß man dieſes nach zwey bis drey Jahren an den darauf ſtehenden Fruͤchten erken - nen kan, indem dieſelben allezeit viel ſchoͤner, gruͤ - ner und hoͤher wachſen als auf den andern Fle - cken. Ja man kan faſt ſo viel Oerter zehlen, ſo viel Haufen auf einen Acker abgeſchlagen worden. Es folget alſo hieraus, daß man die Miſt-Pfuͤtze viel hoͤher zu halten, als daß man ſol - che hinweg lauffen laſſe; vielmehr muß man die - ſelbe in den Hoͤfen in eine Vertiefung leiten, und den Miſt, welcher ebenfals etwas feuchte liegen muß, oͤfters damit begieſſen laſſen. Hat man Stroh im Ueberfluß, ſo kan ſolches darein geſtreuet werden, damit es verfaule, und die darinnen be - findlichen Salze an ſich ziehe. Einige Hauswir - the aͤſtimiren die Miſt-Lacke ſo hoch, daß ſie zur Winters-Zeit das Eiß davon als eine gute Duͤn - gung auf ihre Aecker ſchaffen. Und iſt mir unter andern ein gewiſſer Garten-Liebhaber, drey Stun - den von unſerer Stadt, bekant, welcher den Win - ter uͤber ſeine gefrorne Pfuͤtze mit Aexten aufhauen, und die Stuͤcker Eiß auf ſeine Spargel - und Mee - rettig-Beeter fahren ließ, welche hernach malen beyG 2dem1002. Cap. Von den Korn-Fruͤchtendem Than-Wetter zerſchmelzten, und nach und nach in die Erde ſich einſenkten. Hiervon erhielte er ungemeinen dicken Spargel und Meerettig, welcher letztere, wenn er auf dem Reib-Eiſen gerie - ben wurde, ſo gelinde und ſo gut ausſahe wie die allerſchoͤnſte weiſſe Seinmel-Krumen. Dieſe Auffuͤhrung des Miſt-Pfuͤtzen-Eiſes hat er alle Jahre nach einander vorgenommen, wodurch er mit Erzeugung und Verkaufung des Spargels und des Meerettigs guten Nutzen ſich verſchaft. Wer hiervon noch ein mehres zu wiſſen verlanget, kan in D. Kuͤnholds Oeconomia experimentali, Sectio VII. p. 321. nachleſen. Wenn man ſolche Stuͤcker Eiß auf die Wieſen fahren, fein ordent - lich ausbreiten und zerwerffen laͤßt, ſo wird man zwar im erſten Jahre an dem Graſe den Nutzen nicht ſonderlich, wohl aber in den darauf folgen - den Jahren augenſcheinlich ſpuͤren.
Jch komme nun auch auf den Samen und auf das Beſtellen der Korn-Fruͤchte, welches eine ſo weitlaͤuftige Sache, daß ſie eine beſondere Abhand - lung abgeben koͤnte; aber wozu wuͤrde ſolche die - nen? Zu weiter nichts, als dem geneigten Leſer be - ſchwerlich zu fallen. Denn es iſt allbereits in ſo vie - len Schriften hin und wieder hiervon gehandelt worden, daß auch die Verfaſſer ſo gar daruͤber in ei - nen auf Proſtitution hinaus lauffenden Feder - Krieg gerathen ſind, daß man des Leſens daruͤber ganz ſatt wird. Wer von dieſer Sache ſchon etwas verſtehet, der kan zwar aus ſolchen Abhandlungeneines101uͤberhaupt. eines und das andere lernen; wer aber in dem Acker-Bau noch nicht ſonderlich weit gekommen iſt, der wird am Ende wenig Nutzen daraus er - langen. Es heiſſet auch hier, pruͤfet alles, und das Beſte behaltet. Jch will dahero gar gerne einen Jeden bey ſeiner Meinung laſſen, und meine Erfahrung hierinne nur ganz kuͤrzlich mittheilen, ohne mich weiter darum zu bekuͤmmern, ob Je - mand meine Proben und Verſuche annehmen will oder nicht.
Von allen Korn-Fruͤchten muß man billig zur Ausſaat die ſchweren und reinen Koͤrner ſu - chen zu uͤberkommen, und dieſes geſchiehet am beſten, wenn man gleich nach der Ernde die gan - zen Garben durch die Dreſcher fein ſanfte vor - ſchlagen laͤßt, wodurch die beſten und groͤſten Koͤrner aus denen Aehren heraus ſpringen, denn ein voͤllig Korn gehet allezeit leichter aus den Aehren als ein geringes. Man betrachte nur die bey dem Abladen der Fruͤchte von ſelbſt ausgefal - lenen Koͤrner, ſo wird man finden, daß ſolche or - dentlich die ſchoͤnſten und groͤſten ſind, und folg - lich, wenn ſie ſonſten reine, am beſten mit zum Samen koͤnnen gebrauchet werden. Das Dreſchen aber darf um deswillen nicht zu heftig geſchehen, damit die Koͤrner nicht zerſchlagen, zer - quetſchet und verderbet werden, als wodurch das Aufkeimen und Fortwachſen merklich gehindert wuͤrde, welches die wenigſten Acker-Leute einſehen koͤnnen. Hiervon iſt in der entdeckten Gruft natuͤrlicher Geheimniſſe Cap. 1. p. 98. folgen -G 3des1022. Cap. Von den Korn-Fruͤchtendes zu leſen:
„ Wie leicht kan nicht im Dre -” ſchen die zarte Diſpoſition der Theilchen ver -” aͤndert werden, daß alſo hernach ein ſolch laͤdir -” tes Korn bey weiten nicht ſo viel Frucht brin -” gen kan, als ein anderes, welches noch in ſei -” ner Vollkommenheit iſt. Jch zweifle alſo nicht,” wenn man das Samen-Korn auf eine nicht all -” zu vehemente Art ausklopfete, daß es nachge -” hends haͤufiger aufgehen, und mehrere Fruͤchte” tragen wuͤrde.
Eines der groͤſten Fehler von unſern Land - Leuten iſt es auch, daß ſie nach ihrer einmal an - genommenen uͤblen Gewohnheit, zu ihrer Ausſaat, alle Koͤrner, ohne Unterſcheid, wie ſie ſolche gedro - ſchen haben, untereinander zu nehmen pflegen, und ſich auch nicht weiter darum bekuͤmmern, ob ſie etwan kleine, flach, eingeſchrumpft, oder breit ge - ſchlagen und zerquetſchet ſind.
Einige zwar, die kluͤger ſeyn wollen, pflegen nach dem Ausdreſchen, bey dem Worfeln, den Vor - ſprang zum Samen zu erwehlen, welches auch gar gut zu ſeyn ſcheinet; allein koͤnnen denn nicht auch eben ſo wohl dieſe Koͤrner durch das ſtarke Dre - ſchen Noth gelitten haben, und durch einen unrech - ten Schlag verderbet worden ſeyn.
Hierbey betrachte man auch, daß unter den vollkommenen Koͤrnern eben ſowohl viel Unkraut - Samen mit hervor ſpringet. Und um eben dieſer Urſache willen muß man dahin ſehen, daß man mit Huͤlfe der Feg-Siebe, oder einer andern Maſchine, die Reinigung vornehme, damit der Unkraut-Sa -me103uͤberhaupt. me davon abgeſondert werde, ſonſten bringet man dieſen mit aufs Feld, welcher ſich nach und nach ſo ſehr vermehret, daß das gute Getraide mit der Zeit zur Ausſaat nicht mehr zu gebrauchen iſt.
Durch beſagten Vordraſch erhaͤlt man nicht nur voͤllige Samen-Koͤrner, ſondern man hat auch davon den Vortheil, daß ein Acker, wenn man ſon - ſten das gehoͤrige Quantum beobachtet, nicht leicht kan uͤberſamet werden, indem der Saͤe-Mann nicht ſo viel groſſe als kleine Koͤrner in die Hand bringen kan, folglich hat man von den vollkommenen guten und reinen Samen mehr Nutzen zu hoffen. Wenn man eine Hand voll groſen und vollkomme - nen Samen, ſo viel als man ergreifen kan, und auf gleiche Weiſe eine Hand voll kleinen nimt, ſo wird ſich finden, daß von den letztern, an der Zahl der Koͤrner, der dritte Theil mehr heraus kommen wird. Wenn nun ſolche kleine Koͤrner auf ein leichtes Land geſaͤet werden, und bey guter Witte - rung aufgehen, ſo iſt gewiß, daß ein Acker davon uͤberſamet wird. Hiervon beſiehe das vier zehende Capitel im erſten Theile meines Land - und Garten-Schatzes, allwo ich allbereits von dem duͤnne und dicke Saͤen gehandelt habe.
Nimt man alſo den Vordraſch, und die reif - ſten Koͤrner zur Ausſaat, und bleiben bey dem ge - woͤhnlichen Maaße, was ſonſten auf einen Acker ge - ſaͤet wird, ſo wird bey dem Aufwachſen das Getrai - de ſeine rechte Weite erhalten, daß es weder zu na - he, noch zu weit von einander zu ſtehen komt, und die Standen werden ſich recht ausbreiten, und ih -G 4ren1042. Cap. Von den Korn-Fruͤchtenren Nahrungs-Saft viel beſſer, als wenn ſie gar zu dicke an einander ſtehen ſolten, an ſich ziehen koͤn - nen. Es kan auch wohl nicht anders ſeyn, wenn dergleichen kleine Koͤrner zum Ausſaͤen genom - men, und die Aecker alzuhaͤufig damit uͤberſtreuet und beſamet werden, daß ſie als kleine Aehren und Koͤrner geben muͤſſen, um deswillen auch wieder einige Acker-Leute auf die Gedanken gerathen, daß die Korn-Fruͤchte ſich in ihrer Gegend ausarteten, und aus dieſer Urſache muͤſten ſie ſich von fremden Orten andern Samen anſchaffen. Daß aber die - ſes Grundfalſch iſt, wird ein jeder begreiffen koͤn - nen, denn wenn dergleichen Leute durch den Vor - draſch die groͤſten Koͤrner abſonderten, und ihre Aecker nicht uͤberſamten, ſondern vollkommenen Samen, und in gehoͤriger Maaße ſaͤeten, ſo wuͤr - den ſie gewiß wiederum groͤſſere Koͤrner uͤberkom - men, denn es iſt gewiß, kleine Aehren, bringen kleine Koͤrner. Folglich wird keine Ausartung bey dem Rocken und Weitzen dadurch zuwege ge - bracht, denn obgleich die Rocken - und Weitzen - Koͤrner kleine ſind, ſo bleibet dennoch ein jedes bey ſeiner Natur, und koͤnnen durch die groſſen Koͤrner wiederum verbeſſert werden.
Es gehet aber keinesweges meine Meinung dahin, daß man die Korn-Fruͤchte gar zu duͤnne ſaͤen ſolte, denn durch das alzuduͤnne ſaͤen, und ſon - derlich auf guten Aeckern, wie ihrer viele anra - then wollen, wuͤrde das Gras und Unkraut Luft und Raum bekommen, und dem Getraide ei - ne groſſe Hinderung im Wachsthume verurſachen,ja105uͤberhaupt. ja ſolches faſt gar erſticken, daß hernach ſo wohl die Frucht, als auch der Acker, von dem ausfallen - den Unkraute wuͤrde verunreiniget werden. Es wird auch ein uͤberſamter Acker niemalen ſolche ſchoͤne und lange Aehren hervor bringen, als einer, welcher nach der gehoͤrigen Art beſaͤet worden, und wenn man die Aehren genau unterſuchet, ſo wer - den ſie niemalen Koͤrner von einerley Guͤte und Groͤſſe haben, ſonderlich diejenigen, welche noch nachſchieſſen, und auf Neben-Haͤlmern erwach - ſen.
Die vielen Anmerkungen von dem Brande im Weitzen, welche andere gemacht haben, ſind zwar vernuͤnftig und gut; allein es iſt meines Beduͤn - kens, welches ich auch aus vieljaͤhriger Erfahrung habe, kein beſſer Mittel hievor zu finden, als daß man ſich zur Ausſat vorigjaͤhrigen und alten Sa - men erwehlet. Doch muß er 8. bis 14. Tage fruͤ - her als der neue beſtellet werden, indem er weit ſtaͤrker ausgetrocknet iſt, als dieſer. Der Weitzen muß auch das ganze Jahr uͤber auf einen luͤftigen Boden, und zwar nicht uͤber einen Schuh hoch lie - gen, fleiſſig gewendet, und auch ein - oder zweymal gerollet werden, damit er ſich bey heiſſen und war - men Sommer-Tagen nicht auf einander erwaͤrme, oder durch die Wuͤrmer angeſtochen werde. Doch habe ich einigemal angemerket, daß dennoch nicht zu verwehren geweſen, daß der aufbehaltene Sa - men-Weitzen und Rocken, von den Wuͤrmern ziem - lich durchloͤchert worden; allein bey Unterſuchung dieſer Koͤrner, welche ich mit einem ſcharfen Feder -G 5Meſſer1062. Cap. Von den Korn-FruͤchtenMeſſer von einander geſchnitten, habe ich gefun - den, daß ſie die Keimen nicht benaget hatten, ſon - dern es war nur das Mark, oder das Mehl zum Theil hinweg gefreſſen. Jch wagte es dahero, und lies dennoch von dieſen ausgeſtochenen Koͤrnern ſaͤen, und befand wuͤrklich, daß ſie keimten und ſchoͤ - ne hervor wuchſen, welches alſo daher gekommen, weil die Herzlein oder die Keimen noch unbeſchaͤ - digt geblieben waren.
So verhaͤlt ſichs auch mit denen Erbſen von allerhand Sorten, welche auf dem Felde und in den Gaͤrten ſtehen. Wenn ſie anfangen wollen gelbe und reif zu werden, ſo pfleget es auch in man - chen Jahren zu geſchehen, daß die Maden und Wuͤrmer in den Schoten das Mark aus den Erb - ſen uͤber die Helfte hinwegfreſſen, und dieſelben hohl machen, und dennoch, wenn ſie auf das Fruͤh - Jahr geſaͤet werden, ſo ſchadet es ihnen an dem Aufgehen und Fortwachſen nichts. Die Urſache iſt eben dieſe, wie bey dem Weitzen, weil nemlich ihre Keime nicht angefreſſen worden, und noch un - beſchaͤdiget ſind. Warum die Wuͤrmer aber die Keimlein nicht angehen, und heraus freſſen, mag wohl dieſes die Urſache ſeyn, weil ihnen vielleicht dieſelben nicht ſo angenehm ſchmecken. Auf eben dieſe Art verhaͤlt ſichs auch mit den Futter - und groſſen Garten-Bohnen. Obgleich die Wuͤrmer das Mark oder das Mehl uͤber die Helfte aus ſol - chen ausgehoͤlet haben, ſo gehen ſie dennoch, nach - dem ſie eingeackert oder geſteckt worden, auf, undhin -107uͤberhaupt. hindert ſie ſolche Beſchaͤdigung an ihrem Wachs - thum im geringſten nicht.
Ein jeder Haus-Vater ſoll auch genau unter - ſuchen, was er vor ein Land vor ſich hat, ob es leichte oder ſchwer iſt. Das erſte erfordert niema - len ſo viel Samen als ein ſchwerer und lettiger Boden, weil manches Korn, da es unter einen ſol - chen feſten Grunde lieget, nicht hervor ſtechen kan, und folglich verdummeln und zuruͤck bleiben muß, welches um deſto eher geſchiehet, wenn ein ſtarker Schlag - und Platz-Regen gleich nach dem Beſtel - len erfolget, welcher den locker gemachten Grund feſte zuſammen ſchlaͤget. Auch iſt es ein Fehler, wenn zur Unzeit geſaͤet wird, da der Acker zu naß iſt, und man anhaltende Regen uͤberkomt. Jn dieſem Falle iſt mit nichts am beſten zu helffen, als wenn man die auf den Acker gemachte Rinde bey trockenem Wetter, mit der Ege wiederum aufreiſſen laͤßt, wenn aber der Samen hervor ge - keimet waͤre, ſo iſt dieſe Arbeit nicht nur verge - bens, ſondern vielmehr ſchaͤdlich. Bey dem Win - ter-Rocken, welcher vorgedroſchen worden, und welchen man zum Samen und zur Ausſaat neh - men will, iſt auch zu gedenken, ſo bald als er in das Reine gebracht worden, daß er auf einen luͤf - tigen Boden einige Tage fein duͤnne ſoll ausgebrei - tet und gewendet werden, damit er nicht auf ein - ander erwaͤrme und ſchimlicht werde, und die bey ſich habende Feuchtigkeit, welche er auf der Scheu - er-Tenne an ſich gezogen hat, ausdunſte, u. dadurchhin -1082. Cap. Von den Korn-Fruͤchtenhinweg getrieben werde. Es darf auch der Samen nicht uͤber ein Jahr alt werden, und wer derglei - chen jaͤhriges Korn ſaͤen muß, ſoll zum wenigſten das Beſtellen acht bis zehen Tage eher vornehmen, indem dieſes viel haͤrter an den Koͤrnern iſt, wie ſchon bey dem Weitzen erinnert worden, und ſich durch das zeitige Beſtellen deſto eher aufloͤſen und zu rechter Zeit hervor keimen kan.
Wie tief die Korn-Fruͤchte bey dem Beſtel - len in die Erde ſollen gebracht werden, iſt nicht ſo genau anzugeben, denn an einigen Orten pfle - gen ſie den Samen oben auf die Furchen des ge - pfluͤgten Landes zu ſaͤen, und ſobald als dieſes ge - ſchehen, wird er mit der Ege untergeſtrichen. Hin - gegen in denen Erfurtiſchen Feldern, und noch an vielen andern Orten, wird das gebrachte Land erſt - lich geeget, darauf geſaͤet, alsdenn der Same drey - vier bis fuͤnf Zoll tief untergeackert, und nachge - hends mit der Ege uͤberfahren und beſtrichen, von welcher Beſtellung vielmehr zu halten iſt, als von der erſtern. Es kaͤme hierinnen auf einen Ver - ſuch an, wo dergleichen Ausſaͤen auf die Furchen ge - braͤuchlich iſt, ob es nicht viel beſſer und vortheil - hafter waͤre, wenn der Same eingeackert wuͤrde, denn es iſt ganz natuͤrlich und begreiflich, wenn die Samen-Koͤrner gar zu flach in die Crde kommen, ſo koͤnnen die Stauden nicht ſo viele Neben-Kei - men und Wurzeln ſchlagen, als wenn ſie gehoͤrig in die Erde gebracht worden. Bey dem Unteregen ge -hen109uͤberhaupt. hen auch viele Koͤrner zu Grunde, welche nur in et - was, oder wohl gar nicht mit der Erde bedeckt, oder auch, weil ſie zu flach liegen, vom Winde und Re - gen wieder entbloͤſet, und von den Voͤgeln aufge - ſucht und weggefreſſen werden.
Das Beſtellen uͤber Winter geſchiehet meh -Wenn das Beſtellen der Korn - Fruͤchte ge - ſchehen ſol. rentheils bey uns 14 Tage vor, und 14 Tage nach Michel, doch iſt dieſe angegebene Zeit, nicht aller Orten gemein, indem einige auch wohl drey Wo - chen eher beſtellen. Es muß ein jeder hierinnen ſich nach ſeinem Clima, nach dem Samen, ob er alt oder neu iſt, und nach andern Umſtaͤnden richten, und beobachten, ob bey ihm die zeitige, mittel - maͤſſige oder langſame Ausſaat am beſten zu gera - then pfleget. Es iſt in denen Feldern und Flu - ren hierinnen ein merklicher Unterſchied zu finden. Jn unſern Feldern fangen die mehreſten vierzehn Tage vor Michael an zu beſtellen, und continui - ren damit bis in den December, welches leztere die Noth wegen des Wild-Schadens von ſich ſelb - ſten lehret. Wenn wir den Samen nur noch vor den Heil. Chriſt-Feyertagen in die Erde bringen, ſo bekommen wir eben ſolche ſchoͤne ja unterwei - len noch beſſere Fruͤchte als wenn wir zeitig beſtellet haben, welches ich und viele andere, deren ihre Ae - cker nahe an der Waldung liegen, faſt jaͤhrlich alſo vornehmen muͤſſen. Wenn wir nach der gewoͤhn - lichen Art unſere Aecker 14 Tage vor Michael be - ſtellen wolten, und die Korn-Fruͤchte mit ihren Stauden fein gruͤne in die Hoͤhe wachſen wuͤrden,ſo1102. Cap. Von den Korn-Fruͤchtenſo iſt gewiß, welches leider die Erfahrung geleh - ret, daß das Hohe-Wild, den ganzen Winter hin - durch, nicht von ſolchen Aeckern kommen, alles abfreſſen, und bey naſſer und ſchluͤpfriger Witte - rung in den Erdboden treten wuͤrde. Wenn wir aber langſam beſtellen, ſo kommt der Same erſtlich am Ende des Decembers und im Jenner, auch wohl noch langſamer, nachdem es die Witterung giebet, unter dem Schnee hervorgeſtachelt, wobey wir wegen des Ausfrierens ſo leicht nichts zu be - fuͤrchten haben. Da nun auf ſolche Weiſe das Wild den Samen nichts anhaben kan, ſo lauft es an an - dere weit entlegene Oerter, und ſuchet die ſchoͤnen aufgewachſenen Saat-Fruͤchte, welche ſich wohl be - ſtockt haben, zu ſeinem Futter. Wenn hernach das langſam beſtellte Korn im Fruͤhjahre ſich beſtocket und in die Hoͤhe waͤchſet, ſo wachſen zur ſelbigen Zeit Gras und andere Kraͤuter in dem Walde auch hervor, daß ſie den Fruͤchten nicht leicht mehr Schaden zu thun pflegen. Was ich von der Jm - praͤgnation oder von Einweichung des Getraides halte, habe ich in dem erſten Theile p. 66. allbereit angefuͤhret und wer ein Liebhaber ſolcher Quelle - rey ſeyn moͤchte, kan meine Gedanken und Erfah - rungen allda nachſuchen.
Das Saͤen der Korn-Fruͤchte geſchiehet auf dreyerley Art. Wobey aber zum voraus zu er - innern, daß man erſtlich bey dem Auswerfen alle - zeit einen egalen Gang und gleichen Wurf haben muͤſſe, damit die Koͤrner einmal ſo weit als dasandere -111uͤberhaupt. anderemal ſpringen. Die gewoͤhnliche Breite eines Ganges iſt eine halbe Ruthe. Desgleichen iſt zu merken, daß der Saͤe-Mann auch einmal ſo viel in die Hand faſſe als das andere, wie er ſichs mit dem Griffe angewoͤhnet hat. Wenn dieſes nicht wohl in Obacht genommen wird, ſo wird ein jeder Auswurf ſtaͤrker oder duͤnner, mithin folget, daß man bey dem Aufwachſen derer Korn-Fruͤchte alle Schritte und Wuͤrfe erkennen kan. Hier - naͤchſt muß ſich auch ein jeder nach der Breite ſei - nes Stuͤckes richten, wie er die Gaͤnge einzurich - ten habe.
1) Die erſte Art geſchiehet folgendermaſſen: Man faͤnget am Ende zur rechten Seite mitten in der Furche an, wirft den Samen vor ſich hin, einmal wie das andere, gehet alſo rund um das Stuͤck herum, und continuiret damit bis man in der Mitte zu Ende kommt, wie p. 98 bey der Fi - gur I. b. im erſten Theile zu erſehen.
2) Wenn aber in der Brache zur Winterfrucht, wie auch bey dem Faͤlgen oder Umpfluͤgen der Stoppeln zur Sommer-Saat die Stuͤcke, wie es gemeiniglich zu geſchehen pfleget, von einander ge - ahren worden, der Ackermann mit dem Pfluge auch gleich zugegen iſt, ſo folget, daß der Saͤe-Mann in der Mittel-Furche auf der linken Seite hinauf, und auf der andern Seite an eben dieſer Furche wieder hinunter ſaͤen muß. Alsdann nimmt er ſeinem Gang auf der rechten Seite hinauf, ſo daß der Auswurf dieſes Ganges dem Auswurffe des erſten Ganges entgegen gerichtet iſt, und auf glei -che1122. Cap. Von den Korn-Fruͤchtenche Weiſe geht er auf der linken Seite wieder herun - ter. Jſt das Land aber noch breiter, ſo nimt er her - nach einen Theil nach den andern vor, bis das gan - ze Feld fertig iſt. Warum aber der Saͤe-Mann ſo wohl als der Acker-Knecht in der Mitten des Ackers den Anfang machen muß, geſchiehet des - wegen, weil der Acker-Knecht mit der in der Bra - che mitten gemachten tiefen Furche bey dem Unter - ackern des Samens den Anfang machen muß, da - her nothwendig die Mittel-Furche vorher muß be - ſaͤet werden, und dieſes nennen die Acker-Leute mit Zwey-Gaͤngen beſaͤen. Und ob auch gleich wie an einigen Orten gebraͤuchlich iſt, der Same oben auf die Furchen geſaͤet wird, ſo muß dennoch der Acker-Knecht in der, mitten in dem Stuͤcke gemach - ten Furche, mit ackern oder zuſammenpfluͤgen den Anfang machen, weil ſonſten ein tiefer Graben in der Mitte entſtehen und bey den letzten Furchen in der Mitte die Grume oder lockere Erde fehlen wuͤrde. Der Saͤe-Mann aber kan bey den Auf - ſaͤen, wenn das Stuͤck erſt voͤllig gepfluͤget iſt, an - fangen wo er will.
3) Die dritte Art des Saͤens, oder des Aus - wurfes, geſchiehet auf eine ganz andere Art als wie vorher beſchrieben worden, welche noch nicht aller Orten gemein und bekant iſt, und dieſe nennen die Ackerleute auf Zwey-Beine ſaͤen. Solches wird folgendermaßen bey uns verrichtet: Der Saͤe-Mañ muß ſich nach ſeinem Acker-Knechte richten, wo er mit ſeinem Umpfluͤgen den Anfang machen will; doch gilt dem Saͤe-Mann alles gleich, indem es aufeins113uͤberhaupteins hinaus lauffet, ob er in der Mitten oder am Ende mit ſeinem Saͤen den Anfang machet. Der Saͤe-Mann machet ſeine Poſitur alſo: erſtlich ſetzet er den linken Fuß voraus, wobey er den erſten Aus - wurf, wie es ſonſten ordentlich geſchiehet, vor ſich hin thut. Er thut ſo fort den andern Schritt, und ſtellt den rechten Fuß voran, bey welchen er den andern Grif und Auswurf thut, bieget ſich ein wenig auf die linke Seite und wirft ſolchen uͤber die linke Achſel hin, jedoch etwas vehemen - ter und ſtaͤrker. Und dieſes Auswerfen muß alle - zeit bey jedem Fortſchritte, ſo wohl bey dem linken als rechten Fuſſe einmal vor ſich hinaus, daß an - deremal zur linken Seite geſchehen. Wenn ein ſolcher Gang geſaͤet worden, ſo ſcheinet es nicht anders, als wenn der Saͤe-Mann allbereit zwey Gaͤnge gethan haͤtte.
Bey dieſer Art des Saͤens, wenn es recht ver - richtet wird, hat man den gewiſſen Nutzen zu hof - fen, daß man niemahlen zu beſorgen hat, daß ein Acker moͤchte uͤberſamet werden, wie ich denn auch faſt alle Jahre erfahren habe, daß die Saat auf dieſe Weiſe viel gleicher aufgegangen iſt, als wenn ich mit zwey Gaͤngen ſaͤen laſſen.
Was ſonſten noch von Beſaͤung eines irre - gulairen Stuͤck Landes zu merken, da man nicht ſo ordentliche Gaͤnge halten, und allezeit einen voͤlli - gen Auswurf thun kan, das wird einem jeden, der einmal Hand an dieſe Arbeit geleget, und ein re - gulaires Stuͤck Land zu beſaͤen ſich geuͤbet hat, die geſunde Vernunft von ſelbſten lehren. Und wenn5. Theil. Hein1143. Cap. Von den Korn-Fruͤchtenein Saͤe-Mann nur ein klein wenig ſeine Ueberle - gung brauchen will, ſo wird er auch bey einen ir - regulairen Acker gleich ſehen, wie er ſeine Gaͤnge einzutichten, und den Auswurf zu fuͤhren habe, daß kein Fleck leer bleibe, und der Same auch allenthal - beu gleich ausgeſtreuet werde, und nicht etwan an einem Ende dicke, und an dem andern duͤnne zu liegen komme.
Nachdem ich in dem vorhergehenden Capitel von den Korn-Fruͤchten und deren Cultur nur uͤberhaupt gehandelt, ſo hoffe den Liebhabern des Feld-Baues keinen unangenehmen Dienſt zu beweiſen, wenn ich nun auch von dieſen Fruͤchten ins beſondere handele, und wie in den vorigen Theilen, bey den Baͤumen, wie auch bey den Kuͤchen - und Specerey-Fruͤchten geſche - hen, eine jede Sorte des Getraides alleine vorneh - me und eines und das andere, was etwan zur Cul - tur deſſelben noch gehoͤret, hinzu fuͤge.
Unter dieſen Fruͤchten iſt die vornehmſte und theuerſte der Winter-Weitzen, Triticum hyber - num ariſtis carens. C. B. P. Triticum vulgart glumas triturando deponens. J. B.
Hier -115ins beſondere.Hierzu wird das Land drey - und mit dem Be - ſtellen viermal geackert. Es verlanget der Win - ter-Weitzen, wenn er wohl gerathen ſoll, ein ſchwarzes und leimichtes Land, welches einen guten Grund und Boden hat, auch wohl zubereitet und geduͤnget worden, oder doch ſonſt noch gute Beſſe - rung in ſich hat.
Die beſte Beſtell-Zeit faͤngt ſich an von Ma - riaͤ Geburt, und dauert bis Michaelis, wobey zu merken, daß das Beſtellen des Weitzens, wo moͤg - lich, bey ſchoͤnen Wetter, muß vorgenommen wer - den.
Auf einen Acker pflegen wir insgemein fuͤnf Erfurtiſche Metzen zu ſaͤen. Hierinnen hat ſich ein jeder nach ſeiner Landes-Art, nach der Groͤſſe der Aecker, und nach dem uͤblichen Gemaͤß zu richten. Will ſich aber Jemand gerne nach unſerm Samen - Quanto richten ſo habe ich in dem erſten Theile p. 120. und 122. das Gewichte beygefuͤget, u. auch in dieſem fuͤnften Theile p. 91. das eigentliche Maaß unſerer Aecker angegeben, wornach ein ac - curater Haus-Wirth ſchon ſeine Vergleichung und Berechnung wird anzuſtellen wiſſen.
Zu dieſer Ausſaat muß der Samen ein Jahr alt ſeyn, damit der Brand, wie oben gemeldet wor - den, nicht ſo leicht in den Weitzen komme.
Obgleich hin und wieder noch ſo viele Mittel wider dieſes Uebel angegeben worden, ſo thun ſie doch alle wenigen oder gar keinen Effect ſolches zu verhindern.
H 2Wer1163. Cap. Von den Korn-FruͤchtenWer neuen Weitzen zur Ausſaat nimt, und damit alle Jahr continuiret, wird gewiß erfahren, daß ſich der Brand allezeit aͤrger einſtellet. Je - doch leidet dieſe Regel auch ihre Ausnahme: nemlich, wenn man zuweilen keinen alten Weitzen hat, und den Samen von den allererſt eingeern - den neuen Koͤrnern einmal nimt, ſo doͤrfte es zur Noth noch angehen, wenn er nur von alten Wei - tzen, welchen man das Jahr vorher geſaͤet, erbauet worden. Aber damit zu continuiren waͤre gewiß nicht wohl gethan.
So lange als ich das Beſtellen mit alten Samen vorgenommen habe, kan ich keine Klage uͤber den Brand fuͤhren, und habe ich ſolchen her - nach nur bey einem lang anhaltenden Regen, wor - auf groſſe Hitze und Duͤrrung erfolgte, wiederum, jedoch nicht ſonderlich, unter meinen Weitzen wahr - genommen.
Wenn der Same oben aufgeſaͤet worden, wird er bey uns drey, vier bis fuͤnf Zoll tief einge - pfluͤget, und das Land mit der Ege fein gleich und eben beſtrichen.
Diejenigen geben keinen guten Rath, welche haben wollen, daß man den Weitzen in tieffe Auen und Felder ſaͤen ſolle, denn es iſt bekannt, daß in tieffen Gruͤnden, viel eher als in erhabenen Feldern boͤſe Duͤnſte und ſchaͤdliche Nebel aufſteigen, wel - che gemeiniglich verurſachen, daß der Meel-Thau, Reifen und Froͤſte den niedrigen Feldern groſſen Schaden thun, welches ich und andere in einem gewiſſen Diſtricte unſeres Feldes faſt jaͤhrlich an -ge -117ins beſondere. gemerket, und befunden haben, daß die Koͤrner, wel - che auf ſolchem Striche erwachſen, aus angefuͤhrter Urſache, kleine und mehrentheils eingeſchrumpft werden. Daß die Reifen und Froͤſte eher in die tiefen, als in die erhabenen Felder einzufallen pfle - gen, ſolches ſiehet man an den niedrigen Weinber - gen ſo wohl im Fruͤh-Jahre, als ſonderlich auch in dem Herbſte, indem bey einfallenden Reifen das Laub oder die Blaͤtter an den Weinſtoͤcken mehren - theils in der Tiefe erfrieren, und hingegen in der Hoͤhe gut bleiben, und von Froͤſten nicht ſo ſtark ge - troffen werden.
Unſere Acker-Leute, und ſonderlich die Bau - ern zu Udeſtaͤdt, welches das Weitzen-Dorf ge - nennet wird, wiſſen es beſſer, denn ſie pflegen ih - re Felder, welche zum Theil erhaben liegen, mit Weitzen zu beſtellen, und erhalten gemeiniglich ei - ne gute Ernde, zum Theil ſind auch ihre Aecker mit vielen Kieſel-Steinen angefuͤllet, und dennoch tra - gen ſie den ſchoͤnſten Weitzen.
Wenn der Weitzen ſchoͤne aufgegangen, und ſich ſchon vor Winters wohl beſtocket hat, und man beſorget, daß er ſich, wegen der guten Beſſerung des Landes, lagern moͤchte, ſo iſt nicht undienlich, wenn man bey ſtarkem Froſte, ſo lange die Saat noch nicht mit Schnee bedecket iſt, die Schaafe laͤſſet dar - auf treiben. Doch muß hieruͤber gehoͤrige Aufſicht gehalten werden, damit das Abhuͤten nicht zu ſtark geſchiehet.
Solte die Saat im Fruͤh-Jahre ſehr gruͤne und fett in die Hoͤhe wachſen, ſo iſt noͤthig, daß ſieH 3zeitig,1183. Cap. Von den Korn-Fruͤchtenzeitig, etwan gegen Pfingſten, nach dem es die Wit - terung giebet, und zwar ehe der Weitzen in die Schoß-Baͤlge tritt, oben an den Blaͤttern abge - ſchnitten werde; jedoch muß man darauf Achtung haben, daß die Maͤgde nicht zu tief greiffen, und den vorhandenen Segen mit hinweg ſchneiden. Es ſoll auch dieſes Abſchneiden niemalen bey allzuheiſ - ſer Fruͤhlings-Witterung geſchehen, weil dadurch die verſchnittenen Blaͤtter weiß und gelbe, und die Stauden an ihrem Wachsthume verhindert wer - den. Das Abgeſchnittene nennen ſie bey uns Schrapfe, und iſt ein treffliches Futter vor das Rind-Viehe.
Wer von der Ernde, Schneiden, Binden, Heimfahren in die Scheure, Dreſchen und Reine - machen Nachricht verlanget, der kan in andern Haushaltungs-Buͤchern ſich umſehen, indem ſol - ches zu beſchreiben nach meinem Zwecke zu weit - laͤuftig waͤre.
Der Sommer-Weitzen ohne Hacheln. Triticum æſtivum C B. P. Triticum æſtivum ariſtis carens J. B. Wird bey uns der Boͤhmiſche Weitzen genennet, und iſt an den Aehren eben ſo anzuſehen, wie der ordentliche Winter-Weitzen. Es iſt auch ſonſten zwiſchen beyden eben kein ſonder - licher Unterſchied zu finden, auſſer daß die Koͤrner von dem Sommer-Weitzen etwas vollkommener und weiſſer ſind. Zum Gebrauch thut er in der Haushaltung zum Backen eben die Dienſte als der Winter-Weitzen.
Er119ins beſondere.Er verlanget ein Feld, welches vorher in der Brache zu den Winter-Fruͤchten iſt geduͤnget wor - den. Es werden nach der Ernde, im Herbſte, die Rocken - und Weitzen-Stoppeln etwas tief umge - pfluͤget. Hierauf wird das Land mit der Ege be - ſtrichen, und bleibet den Winter uͤber alſo liegen. Wenn aber das Duͤngen vor der Beſtellung der Winter-Fruͤchte in der Brache nicht ſolte geſchehen ſeyn, ſo iſt ſolches auch noch im October und No - vember zu dem Sommer-Weitzen vorzunehmen, da denn der Miſt, nachdem er fein gleich auseinan - der geworfen und zerſtreuet worden, alſobald, wie auch oben ſchon erinnert worden, muß unterge - ackert werden. Jm Fruͤh-Jahre, ſo bald man in die Erde kommen kan, muß auf einen Acker fuͤnf Erfurtiſche Metzen geſaͤet, und vier, fuͤnf bis ſechs Zoll tief untergeackert, und das Land gehoͤriger maſ - ſen mit der Ege fein gleich beſtrichen werden. Zur Ausſaat nehme man ebenfals, wie bey dem Winter-Weitzen erinnert worden, den Samen nicht von der letztern, ſondern von der zweyten vorher - gehenden Ernde. Wenn dieſes nicht geſchiehet, und neuer Same geſaͤet wird, ſo gehet er in zwey Jahren aus der Art, und verwandelt ſich uͤber die Helfte in den bartigen Sommer-Weitzen. Nimt man im dritten Jahre abermal neuen Samen hier - von, ſo wird er ſich voͤllig in den Stachlichten arten.
Jch habe es ſelbſt verſucht, und ein Jahr neuen Samen, welcher von alten Weitzen gezeuget war, ausgeſaͤet, ſo iſt ſolcher bey ſeiner, Art geblieben. H 4Weil1203. Cap. Von den Korn-FruͤchtenWeil ich aber fortgefahren neuen Samen zu neh - men, ſo iſt der Weitzen das dritte Jahr voͤllig hach - licht geworden.
Es iſt im vorigen §. 2. gemeldet worden, daß der bartige Weitzen, Triticum ariſtis longioribus ſpica alba C. B. von den Boͤhmiſchen ſich ausartet. Wenn man alle Jahr von dieſen den Samen nimt, ſo verwandelt er ſich niemalen wieder - um in den Boͤhmiſchen, ſondern behaͤlt hernach - malen beſtaͤndig ſeine Hacheln. An Koͤrnern ſie - het er etwas groͤſſer und heller aus, als der ordent - liche Winter - und Boͤhmiſche Weitzen ohne Ha - cheln. Dieſer kan mit unter den Winter-Weitzen und Rocken gemahlen werden; doch muß man hierbey die Vorſicht gebrauchen, daß niemalen mehr als der dritte oder vierte Theil darunter ge - nommen wird, denn der Teig davon flieſſet ſo ſehr aus einander, ſonderlich wenn er ſoll alleine geba - cken werden, daß ſolcher bey dem Wuͤrken nicht zu - ſammen zu bringen iſt, und das Brod davon be - komt lauter Riſſe, und wird etwas ſtrenge.
Er dienet ungemein zum Maͤltzen, und man kan gutes Bier und Breihan, wenn Gerſten-Malz darunter genommen wird, davon brauen.
Es wird dieſer bartige Weitzen, an den Or - ten wo es viel hohes Wild giebt, um deswillen haͤu - fig gebauet, weil ſie ihn wegen der Hacheln nichts rechts anhaben, und nicht ſo leicht abfreſſen koͤn - nen, indem die Hacheln ihnen an der Naſe gruͤbeln, und in dem Halſe kratzen; doch wenn ſie in ein ſol -ches121ins beſondere. ches Stuͤck gerathen, allwo ſich die Helfte Boͤhmi - ſcher Weitzen ohne Hacheln darunter befindet, ſo ſuchen ſie alle Aehren heraus, freſſen ſolche ab, und trampeln den uͤbrigen hachlichten Weitzen in den Erdboden, daß man kaum den vierten Theil einernden kan.
Mit der Zubereitung des Landes, und mit dem Beſtellen verhaͤlt ſichs eben ſo, wie in dem vorigen §. bey dem Boͤhmiſchen Sommer-Weitzen die Beſchreibung gegeben worden.
Der Winter-Rocken, Secale hybernum ma -Vom Win - ter-Rocken. jus C. B. P. Rogga five ſecale Dod. Pempt. verlan - get eben die Begattung der Laͤnderey, in Ackern, Duͤngen und Saͤen als der Winter-Weitzen, und es waͤre vergebens ſolches noch einmal zu wieder - holen! nur das einzige iſt zu merken, daß der Ro - cken nicht ſo zeitig als der Weitzen, ſondern 14 Tage vor oder nach Michael pfleget beſtellet zu werden.
Jn den Erfurtiſchen Feldern nehme ich und viele andere das Beſtellen noch langſamer vor, und wenn wir nur den Samen kurz vor den Chriſt - Ferien in die Erde bringen koͤnnen, ſo haben wir eben die Ernde davon zu gewarten, als von demje - nigen welcher zeitig beſtellet worden. Doch ſchi - cket ſich dergleichen langſames Beſtellen nicht an allen Orten, ſondern es muß ſich ein jeder nach ſei - ner Landes-Art und Clima richten, und diejenige Zeit beobachten, welche nach den gemachten Pro - ben vor gut befunden worden.
H 5Zum1223. Cap. Von den Korn-FruͤchtenZum Samen erwehlet man alle Jahr von den eingeerndeten Rocken, und hat man des Brandes wegen, wie oben bey dem Winter-Weitzen erinnert worden, keine Sorge zu haben.
Bey trockenem und ſchoͤnem Wetter iſt das Beſtellen ebenfals am beſten zu verrichten, denn wenn der Same im Naſſen eingeſchmieret wird, ſo gehen viele Koͤrner in der Erden zu Grunde, indem ſie mit ihren Keimen durch die feſte und ſchrollicht gemachte Erde nicht hindurch ſtechen koͤnnen.
Jn gutem und fetten Boden hat man nicht Urſache hierzu zu duͤngen, indem es dadurch nur lagerhaft und dohl wachſen wuͤrde.
Die mehreſten pflegen den Rocken in Stau - de und gemeinen Winter-Rocken einzutheilen; al - lein ich kan keinen Unterſchied darunter finden. Und andere moͤgen von den Wallachiſchen oder Sclavoniſchen Korn halten was ſie immer wollen, ſo glaube ich dennoch nicht, daß wir beſſere Sor - ten, als wir allbereits haben, uͤberkommen werden. Nur komt es darauf an daß man zur Ausſaat, und zum Samen den Vordraſch, und zwar recht reines Korn nimt. Wer von jetzigen ungemei - nen ſchlechten Korn-Bau weitlaͤuftig zu leſen ge - ſonnen, kan in denen oͤconomiſchen Nachrich - ten im zweyten Bande p. 617. nachſchlagen.
Allhier muß ich anfuͤhren, was ich in des Fran - ciſci Philippi Florini klugen und Rechtsver - ſtaͤndigen Haus-Vater p. 611. gefunden habe:
„ Ein Haus-Vater ſoll Sechſtens dahin trachten” wie123ins beſondere. ” wie er das Getraide vor dem Reif und kalten” Thau, wo er ſonſten von der heiſſen darauf” ſcheinenden Sonne erhitzet, abſonderlich wenn” es ſchon geſchoſt hat, ſchwartz und brandicht” wird, bewahre, damit es hiervon keinen Scha -” den nehme: Worbey die Feld-Verſtaͤndigen” dieſes Mittel an die Hand gegeben, daß zwey” Knechte mit einem langen Stricke oder Seil,” das Feld auf beyden Seiten uͤbergehen, die Spi -” tzen von den Aehren, wie man in Sachſen mit” den Stoppeln bey dem Lerchen-Streichen zu ma -” chen pfleget, damit beruͤhren, und den ange -” hangeuen Reif, ehe er von der heiſſen Sonne” beſchienen und entzuͤndet wird, abſchuͤtteln laſ -” ſen ſolle; allermaſſen auch die fleiſigen Gaͤrt -” ner, an den bluͤhenden Baͤumen zu thun pfle -” gen, daß ſie, nemlich den daran hangenden” Reif vor der Sonnen-Aufgang abſchuͤtteln. ” Wenn aber das Feld groß, koͤnte das vorige” Spiel wohl zu Pferde gefuͤhret werden, welches,” wenn das Feld nicht mit Baͤumen untermarkt,” iſt, eine bequemliche Sache iſt.
Dieſes Mittel laͤßt ſich ſo anhoͤren, und doͤrf - te bey manchen einen Eindruck machen, allein in der Ausuͤbung haͤlt es keinen Stich, und verurſa - chet den groͤſten Schaden, und will ich vor derglei - chen Bemuͤhung einen jeden Haus-Vater gewar - net haben; denn es verhaͤlt ſich hiermit eben alſo, wie ich oben p. 84. im Erſten Theile meines Land - und Garten-Schatzes bey der Roßma - rie und andern Gewaͤchſen gemeldet habe, daß ſienem -1243. Cap. Von den Korn-Fruͤchtennemlich, wenn ſie in einem Reife und Froſte be - ruͤhret werden verderben.
Damit aber ſolches dem geneigten Leſer deſto glaublicher vorkommen moͤge, will ich allhier eine Begebenheit anfuͤhren, welche ſich in dieſer Sache allhier zugetragen: Es hatte vor vielen Jahren ein gelehrter und vornehmer Mann, welcher zu - gleich Vorſteher in unſerm Groſſen-Hoſpital war, allerhand artige Einfaͤlle. Wenn er ſie aber zur Ausuͤbung bringen wolte, kam das Hoſpital mei - ſtens in groſſen Schaden. Jch will unter andern nur eins, das zu meinem Zwecke dienet, anfuͤhren: Es war nemlich kurz vor Johannis-Tag, da allbe - reit die Rocken-Saat geſchoſſet, und den Anfang zu bluͤhen gemacht hatte, zwey Tage vor der Bluͤthe die Witterung ziemlich rauh und kalt. Nach ver - floſſener Zeit fieng es gegen Abend um vier Uhr an ſtark zu ſchneyen, welches die ganze Nacht hin - durch dauerte, dergeſtalt, daß der Schnee die Korn - Aehren durch ſeine Schwere niederbeugete, und darauf liegen blieb. Den folgenden Tag blieb der Himmel dunkel, und als es den dritten Tag gegen 8 Uhr Morgens aufhoͤrete zu ſchneyen, verfuͤgte ſich unſer Herr Vorſteher benebſt zweyen Tagloͤh - nern auf das Feld, und lies mit einem langen Seile, auf vielen Aeckern den Schnee von denen Aehren herunter ſtreichen. Um 3 Uhr Nachmittage fieng der Wind in etwas an zu wehen, u. die Sonne kam unter den Wolken herfuͤrgeblicket welche den uͤbri - gen Schnee, den der Wind nicht abſchuͤtteln konte, voͤllig hinweg thauete. Hierauf ſtellete ſich einegute125ins beſondere. gute Witterung ein, und die Korn-Aehren richte - ten ſich nach und nach wiederum in die Hoͤhe. Jn der hierauf folgenden Ernde fand ſich alsdenn, daß der Herr Vorſteher faſt die Helfte taube Aehren auf den Aeckern, welche er beſtreichen laſſen uͤber - kam, hingegen andere Leute welche ihre Aecker der wuͤrkenden Natur uͤberlaſſen hatten, erhielten eine reiche und geſegnete Ernde. Hiervon kan auch p. 174. im zweyten Theile des Land - und Gar - ten-Schatzes nachgeſehen werden.
Obgleich andere von den Sommer-Rocken,Vom Som - mer-Ro - cken. Secale vernum, vel minus, C. B. Rogga, five ſecale aſtivum, Dod. vorgeben, daß er viel ſchlechter, als der Winter-Rocken waͤre, ſo iſt es doch in der Wahrheit nicht gegruͤndet. Doch koͤnte es leicht - lich kommen, daß deſſen Koͤrner flach und leichte wuͤrden, wenn man denſelben auf gar zu geringes und mageres Feld ſaͤete, welches aber bey dem Winter-Rocken ebenfals geſchiehet. Jch habe viel - mehr von vielen Jahren her, und bis dieſe Stunde, aus der gewiſſen Erfahrung, daß er mehrentheils ſchoͤner und heller an den Koͤrnern iſt, ja faſt noch beſſer Mehl giebet als der Winter-Rocken. Die Becker kauffen ihn auch uͤberaus gerne, und geben vor die Erfurter Metze allezeit etwas mehr als vor den Winter-Rocken.
Er verlangt eben ein ſolches Land und Be - gattung wie der Sommer-Weitzen. Er geraͤth auch oͤfters ſo gut als der Winter-Rocken, und woes1263. Cap. Von den Korn-Fruͤchtenes Sommer-Weitzen traͤget, ſo waͤchſet auch der Sommer-Rocken; nur muß der Acker nicht ſo ma - ger und gar zu geringe ſeyn, indem er einen guten Grund und Boden haben will.
Einige geben vor, und wollen behaupten, daß der Sommer - und Winter-Rocken eigentlich keine unterſchiedene Sorten waͤren, ſondern der Unter - ſchied kuͤhre nur her von der Saͤezeit, zu welcher er nach und nach gewoͤhnet worden, wovon auch in Herrn G. A. Hoffmanns Klugheit haus zu halten, im zweyten Buche p. 87. gehandelt worden.
Jch muß geſtehen, daß ich noch keine hinlaͤng - liche Unterſuchung dieſer Sache angeſtellet, und es wuͤrden auch die hierzu noͤthigen Proben und Ver - ſuche ziemlich weitlaͤuftig ſeyn, und verſchiede - ne Jahre hinter einander geſchehen muͤſſen. Wenn man es probirte, den Winter-Rocken alle Jahr etwas langſamer, und den Sommer-Rocken hingegen alle Jahr etwas eher zu ſaͤen, vielleicht waͤre es nach und nach dahin zu bringen, daß man jenen im Fruͤh-Jahre, und dieſen im Herbſte be - ſtellen koͤnte. Und wenn dieſes waͤre, ſo haͤtte die Sache ihre Richtigkeit, daß der Winter - und Som - mer-Rocken nicht weſentlich unterſchieden, ſondern fuͤr eine Sorte zu halten ſeyn.
Dem ſey nun aber wie ihm wolle, genung daß wir einmal den ordentlichen Sommer-Rocken haben, welcher bey dem Ausſaͤen mit dem Winter - Rocken durchaus nicht darf verwechſelt werden. Denn ich habe allhier geſehen, daß ein hieſigerAcker -127ins beſondere. Ackerbau-Verſtaͤndiger Herr L. aus Verſehen vor nunmehro ſechs Jahren drey Acker ſtatt des Som - mer-Rockens im Mertzen mit Winter-Rocken be - ſtellet. Es wuchs ſolcher auch ſchoͤne hervor, doch gieng er viel langſamer in ſeine Schoßbaͤlge als der ordentliche Sommer-Rocken, den dieſer letz - tere faͤngt eben zu der Zeit an zu bluͤhen und zu reifen wie der Winter-Rocken. Hingegen der aus Verſehen geſaͤete Winter-Rocken bluͤhete erſtlich Bartholomaͤi. Als ich nun ſolches gewahr wurde, ſo meldete ich beſagten Herrn, er moͤchte nur den - ſelben abſchneiden laſſen und zu Heu machen, ſo koͤnte er vor das Rind-Viehe noch einigen Nutzen davon haben, das Land alſobald umpfluͤgen, ruh - ren, und hernach mit Winter-Rocken wiederum be - ſtellen laſſen. Er blieb aber dabey, machte ſich noch Hoffnung Koͤrner zu bekommen, und lies ſol - chen ſtehen bis in den halben September. Zu dieſer Zeit wurde das Stroh zwar gelbe, allein in den Aehren befand ſich ſelten ein Anſatz von einen kleinen Koͤrnlein. Und alſo muſte er das Stroh abſchneiden laſſen und ſolches vor das Viehe zur Streue gebrauchen.
Hingegen begegnete mir vor einigen Jahren, daß meine Leute an ſtat des Winter-Rockens, wo - mit ich drey Wochen vor denen Chriſt-Feyertagen noch ſechs Acker wolte beſtellen laſſen, Sommer - Rocken ergriffen. Als ich nun nach der Beſtellung erfuhr, daß ſie aus Unachtſamkeit uͤber den Som̃er - Rocken gekommen waͤren, ſo aͤrgerte ich mich, wie leicht zu gedenken, daruͤber, und befuͤrchtete, daß dieKoͤr -1283. Cap. Von den Korn-FruͤchtenKoͤrner, wenn ſie in ihrer Milch ſtuͤnden und her - vor keimen wolten, den Winter uͤber Schaden lei - den und erfrieren wuͤrden. Doch lies ich den Sa - men auf Hofnung liegen, und dachte wenn die Saat erfrieren ſolte, ſo wolte ich Gerſte oder an - dern Sommer-Rocken darauf beſtellen laſſen. Als nun der Mertz faſt zu Ende gieng, kam mein Som - mer-Rocken recht ſchoͤne hervor geſtachelt, und wuchs mit andern Rocken recht gut in die Hoͤhe, daß ich davon eine unvergleichliche und faſt noch beſſere Ernde als von dem Winter-Rocken erhielte, welches aber ohne Zweifel daher kam, weil ich ſo langſam beſtellen laſſen, daß der Same erſtlich im Fruͤh-Jahre hervor gekommen. Waͤre aber das Beſtellen im September geſchehen, ſo wuͤrde ich vermuthlich auch Schaden gelitten haben. Jnzwi - ſchen folget doch gar deutlich hieraus, je zeitiger man den Sommer-Rocken im Fruͤh-Jahre in die Erde bringen und beſtellen kan, deſto eher er ge - deyet.
Meines Orts laſſe ich den Sommer-Rocken niemalen abgehen, indem ich mehrentheils damit gluͤcklicher gefahren bin, als mit der Sommer - Gerſte. Denn es iſt wegen theurern Verkauffes der Koͤrner, wie auch wegen des Strohes mehr Nutzen davon zu hoffen. Beſonders muͤſſen wir ſolchen wegen der Sperlinge (Spatzen) beybehal - ten, weil ſie denſelben nicht ſo angehen wie die Gerſte, welche ſie auszuhuͤlſen pflegen. Und wenn wir dergleichen auf unſere nahe an der Stadt gele - gene Aecker ſaͤen und beſtellen wolten, ſo wuͤrdenwir129ins beſondere. wir wenige Koͤrner davon in unſere Scheuren bringen.
Weil die Winter-Gerſte Hordeum poly -Von der Winter - Gerſte. ſtichum hybernum, C. B. P. Hordeum polyſti - chum, J. B. bey uns nicht bekant, vielweniger in unſern Feldern gebauet wird, ſo muß ich hierinnen meine Unwiſſenheit bekennen. Jn dem Saͤchſi - ſchen Land - und Hauswirthſchafts-Buche, pag. 434. alwo man mit mehrern nachleſen kan, finde ich, daß dieſe Gerſte nicht zum Brauen diene, indem ſie viel flachere Koͤrner als die Sommer Ger - ſte haͤtte. Doch diene ſie zum mahlen beſſer, weil ſie ein ſchmackhafter Brod gebe, und koͤnte der Ar - me, wenn er mit ſeinem Brod-Korn fertig waͤre, mit der Winter-Gerſte den Mangel erſetzen.
Es iſt mit Beſtellung der Winter-Gerſte aber noch die Frage, und komt darauf an, ob es nicht beſſer und ertraͤglicher waͤre: wenn ſolche Aecker mit Winter-Weitzen oder Rocken beſtelt wuͤrden, indem ja zu ſolcher Gerſte das Land auch muß ge - brachet, geruret, und in allen eben ſo zubereitet werden, als wie zu den Winter-Weitzen und Ro - cken. Jch kan alſo die Urſache nicht finden, war - um man dergleichen Beſtellen mit der Winter - Gerſte vornehmen wolte. Doch koͤnnte man es wohl durch verſuchte Proben erfahren haben, daß dieſelbe an den Orten, wo ſie im Gebrauch iſt, viel - leicht beſſere Fruͤchte und Koͤrner giebet als der Weitzen und Rocken ſelbſt, welches ſeinen Grund in dem ſchlechten Lande, und in dem Mangel der5. Theil. JBeſſe -1303. Cap. Von den Korn-FruͤchtenBeſſerung haben kan. Auch iſt bekannt, daß an einem Orte dieſe oder jene Frucht viel beſſer ge - deyet als an dem andern.
Unſere ordentliche Sommer-Gerſte, Hor - deum diſtichum, C. B. Hordeum trimeſtre mi - nus. Tab. binis verſibus, Matth. hat an jeder Aehre nur zwey Reihen Koͤrner. Es wird dieſe auf ein ſolches Land geſaͤet, alwo das vorige Jahr Win - ter-Weitzen oder Rocken geſtanden hat; doch muͤſ - ſen hierzu die Stoppeln im Herbſte fein tief umge - pfluͤget, und der Acker von einander geahren wer - den, damit man denſelben auf das Fruͤh-Jahr, wenn er vorher beſaͤet worden, wiederum kan zu - ſammen pfluͤgen. Auf einen Acker werden bey uns fuͤnf Metzen Samen geſaͤet, welcher fuͤnf bis ſechs Zol tief untergeackert, und hernach mit der Ege uͤberfahren wird. Mit dem Beſtellen kan im April der Anfang gemachet, und damit laͤngſtens bis zu Ende des Mayes fortgefahren werden.
Das Beſtellen muß man, wo moͤglich, vor - nehmen, wenn es auf dem Acker trocken iſt, wobey man nicht zu beſorgen hat, daß der Same einge - ſchmieret und Erd-Kloͤſer verurſachet werden.
Diejenigen thun nicht wohl, welche die Ger - ſte im Merz beſtellen, indem dieſelbe, wenn kalte Witterung erfolget, gar leicht erfrieret und um - ſchlaͤget, weil ſie keine Kaͤlte vertragen kan.
Wenn die Gerſte voͤllig aufgegangen iſt, wird ſie mit einer Walze uͤberfahren, wodurch die Erd -Kloͤſer131ins beſondere. Kloͤſer zerdrucket, und die Gerſte deſto beſſer kan abgemaͤhet werden.
Zur Ausſaat muß man recht reinen Samen, worinnen ſich weder Wind-Hafer, Raden, Wicken, Treſpen, noch anderer Unrath befindet, erwehlen, welches die wenigſten Bauers-Leute zu beſorgen pflegen, wodurch ihre Gerſte von Jahren zu Jah - ren immer ſchlechter und unreiner wird, daß ſie endlich mehr Unkraut als Gerſten-Koͤrner uͤber - kommen.
Es koͤnnte auch nicht undienlich ſeyn, wenn die Bauers-Leute auf einigen unſerer Doͤrfer, an ſtatt ihres Muͤßigganges und Saufens in den Schenken, die Gerſte und anderes Getraide, wel - ches ſie zur Ausſaat brauchen wollen, von den Un - kraut Samen befreyeten, und nach und nach mit ihren Weibern und Kindern ſolchen fein reine aus - laͤſen; durch die nuͤtzliche und geringe Arbeit wuͤrden ſie gewiß reine Koͤrner in ihre Scheure bringen, und die Aecker wuͤrden auch durch das Ausfallen ſolcher ſchaͤdlichen Samen nicht verunreiniget und verder - bet werden. Auch habe ich ſelbſten durch ſolches Le - ſen noch dieſen Nutzen, ſowol von der Gerſte als Sommer - und Winter-Rocken erhalten, daß viele Leute wegen der Reinlichkeit zu ihrer Ausſaat von mir den Samen kauffen, auch allezeit mehr davor geben, als der ordentliche Markt-Preis iſt. Ob man aber gleich den Leuten dieſes ſaget, und den bereits erwehnten Nutzen vorſtellet, ſo bleibet ſie dennoch lieber bey ihrer Traͤgheit, als daß ſie ſol - che geringe Muͤhe anwenden ſolten.
J 2Viel -1323. Cap. Von den Korn-Fruͤchten.Vielmal habe ich auch wahrgenommen, wenn die Ackerleute ihren Samen in einen alzunaſſen und feuchten Boden gebracht haben, ſo iſt die Erde nachgehends auf einander zu feſte und bindig wor - den, daß viele Koͤrner darinnen verdorben, und der Same ſehr duͤnne aufgegangen, weil die Keimen nicht ſo viel Macht haben durch einen ſolchen com - pacten Boden hindurch zu dringen, ſondern darin - nen verdummeln muͤſſen.
Wer vielen Wind-Hafer beſorget oder auf ſeinen Aeckern hat, der kan ſolchen durch das lang - ſame Beſtellen vertreiben; denn wenn die Gerſte nicht eher beſtellet wird bis der Wind-Hafer auf - gegangen, ſo wird ſolcher durch das Umpfluͤgen verderbet. Siehe hiervon nach im dritten Theile p. 31.
Das Abmaͤhen, oder Abhauen der Gerſte ge - ſchiehet am beſten wenn ſie gelbe iſt, und die Kuͤr - ner hart geworden ſind. Hernach laͤßt man ſie ei - nige Tage auf dem Acker liegen, daß das Gras ſo ſich darinnen befindet duͤrre wird. Denn wo die - ſes nicht geſchaͤhe, ſo wuͤrde die Gerſte in der Scheure auf einander erwaͤrmen und verſchim - meln, auch das Stroh vor das Viehe nicht zu ge - brauchen ſeyn. Von ſolcher Erwaͤrmung der Ger - ſte in der Scheuer ſol auch der Brand herruͤhren. Solche erwaͤrmte Gerſte muß man auf einen luͤfti - gen Boden duͤnne ausbreiten und fein duͤrre wer - den laſſen. Laͤßt man ſie uͤber die Zeit ſtehen, ſo kruͤmmet und bieget ſie ſich bis zur Erde, daß her - nachmalen die beſten Aehren durch das Abmaͤhenmit133ins beſondere. mit der Senſe in zwey gehauen werden, und auf den Acker liegen bleiben.
Die mehreſten Pachter und Bauer-Leute ſte - cken in den uͤblen Vorurtheile, daß die Gerſte, wenn ſie abgehauen worden, drey bis vier Wochen auf dem Lande in Geſchwaden liegen bleiben muͤſte, da - mit ſie roͤſtete. Das iſt, ſie muͤſte erſtlich einige ſtarke Thaue oder Regen bekommen, wodurch die Koͤrner aufquoͤllen und mehr in das Maaß gaͤben. Allein ich habe niemalen gewahr werden koͤnnen, daß die Koͤrner dadurch aufgequollen und groͤſſer geworden waͤren, ſondern wenn ſie recht gelbe und gehoͤrig abgedorret iſt, laſſe ich ſie allezeit ſammlen, binden und einfuͤhren, denn es iſt ungleich beſſer, wenn die Gerſte bey Zeite in die Scheure kommt, als wenn ſie alzulange auf dem Acker lieget, indem die Koͤrner im erſten Falle nicht nur fein gelbe blei - ben, ſondern auch nicht ſo haͤufig ausfallen. Hinge - gen wenn die Gerſte in den Geſchwaden lange lie - get, ſo werden die Koͤrner nicht nur durch den Re - gen und Thau ſchwaͤrzlich, und verlieren ihren Glanz und Anſehen, ſondern fallen auch bey dem Sammlen und Einfahren dergeſtalt aus, daß ſie Samens dicke auf dem Acker liegen bleiben; zuge - ſchweige des Schadens welcher durch die Aehren - Leſer, und durch die Voͤgel, Maͤuſe und anderes Un - geziefer geſchiehet. Ein anders iſt es bey dem Ha - fer und Weitzen, welche, wenn ſie nicht einige Tage gelegen und geroͤſtet, bey dem Treſchen nicht gerne aus dem Stroh gehen.
Die Gerſte, welche auf Pferch - oder Schaaf -J 3Duͤn -1343. Cap. Von den Korn-FruͤchtenDuͤnger gebauet worden, waͤchſet oder keimet bey dem Malzmachen nicht ſo gut und nicht ſo bald aus, als diejenige, welche auf andern Aeckern er - wachſen iſt; denn ſie haͤlt ſich nicht allein einige Tage laͤnger auf als andere Gerſte, ſondern es bleiben auch viel Koͤrner zuruͤck, um deswillen iſt es vor die Bier Brauer eine ſchlimme Sache, wenn ſie dergleichen Gerſte auf dem Markte bekommen, beſonders wenn die Verkaufer ſolche zuweilen un - ter andere Gerſte miſchen, denn wenn hiervon ſol Malz gemachet werden, ſo keimen die Koͤrner von der Schaaf-Duͤnger Gerſte, wie ſchon geſaget wor - den, langſamer hervor als die anderen, welche einige Tage eher auswachſen. Wenn nun dieſe letzteren auf die vorigen langſam Keimenden warten muͤſ - ſen, ſo wachſen ſie zu ſtark aus, und werden raſen - keimig, wodurch dem Biere ein wiedriger Ge - ſchmack verurſachet wird. Wenn die Bier-Brauer erfahren koͤnnen, daß die Gerſte auf Schaaf-Duͤn - ger gewachſen iſt, ſo verwerfen ſie ſolche gaͤnzlich, indem uͤberhaupt das hiervon gebraute Bier keinen guten Geſchmack bekommen ſol. Daher hat man ſich bey dem Einkauf der Gerſte zum Brauen vor - zuſehen, und wohl zu erkundigen, an welchen Or - ten, und auf was vor Aeckern die Gerſte erwachſen iſt. Die uͤbrigen Sorten der Gerſte welche zum Theil vier auch wohl ſechs Reihen Koͤrner haben, alhier zu beſchreiben, halte ich vor uͤberfluͤßig, in dem die Cultur mit der vorigen in allen Stuͤcken auf eins hinaus laufet.
Das Tuͤrkiſche Korn, Tuͤrkiſcher Wei -Tuͤrkiſch Korn. tzen, Mays, granis aureis, Frumentum Indicum, Mays dictum, C. B. P. Triticum indicum, J. B. Fru - mentum Turcicum. Dod. Mays hoc granorum colore mirum variat, hinc Mays granis albicanti - bus, violaceis, ſpadiceis, nigricantibus, rubris, al - boſpadiceis, rubroſpadiceis, aureis & albis, &c. apud Tournefort & tot apud Tabernamontan. figuræ, iſt bey uns nicht ſonderlich im Gebrauch, doch wird es hin und wieder in denen Gaͤrten zur Curioſitaͤt gepflanzet, wiewohl einige vor einigen Jahren anfiengen ſolches im freyen Felde acker - weiſe zu bauen, alwo es ungemein anſchlug, und ſchoͤne reiffe Kolben und Koͤrner von allerhand Far - ben hervor brachte. Allein diebiſche Leute, weil es was neues war, brachen des Nachts die mehreſten Kol - ben heraus, daß der Eigenthuͤmer wenig einernden konte, und um ſolcher Dieberey willen iſt der Anbau des Tuͤrkiſchen Korns bey uns unterlaſſen worden.
Es hat dieſe Frucht eine weiſſe zaſigte harte Wurzel, und treibet einen dicken runden und feſten Stengel, der auf guten Boden vier bis fuͤnf Schuh hoch wird, und unterſchiedene Kolben oder Zapfen hervorbringet. Dieſe Kolben, welche ſtatt der Aeh - ren ſind, haben die Form wie ein Tannen-Zapfen, und enthalten inwendig ein grobes Mark, auswen - dig aber ſind ſie mit den Koͤrnern, welche Reihen - weiſe feſte an einander ſitzen um und um umgeben. Die Blaͤtter ſehen dem Schilffe ganz aͤhnlich, doch ſind ſie nach Proportion viel breiter und anderthalbJ 4Schuh1363. Cap. Von den Korn-FruͤchtenSchuh lang, auch am Ende etwas rauch. Die Bluͤte, welche gemeiniglich im Junius und Julius hervor komt, ſitzet oben an den Stengel Buͤſchel - weiſe, und beſtehet aus vielen weiſſen, gelben und purpurfarbigen kleinen Faͤſerlein. Es kommet aber die Frucht nicht wie bey andern Gewaͤchſen an demjenigen Orte hervor, wo die Bluͤte geſtanden, ſondern ein ganz Fleck weiter unten, woraus man ſchlieſſet daß die Bluͤten mit ihrem Staube die Kol - ben nur impraͤgniren und fruchtbar machen, daß ſie Koͤrner tragen koͤnnen. Vom Staube der Blumen und anderer Fruͤchte, iſt in dem Ham - burgiſchen Magazin, vieles zu leſen, wovon ich aber alhier weiter nichts gedenken wil, weil bis dieſe Stunde dieſe Sache noch nicht voͤllig ausge - machet iſt, obgleich in vielen Schriften davon ge - handelt worden. Gemeiniglich bringet eine jede Blume einen, auch unterweilen zwey Kolben, welche ſich unten in dem Laube oder Rohr-Blaͤttern befin - den. Wenn man die Blumen vor der Zeit abſchnei - det ehe die Koͤrner reif werden, ſo wird man gewis keinen Zapfen oder Kolben erhalten, welches ich ei - nigemal probirt habe. Wenn nun die unterſten Kolben zur voͤlligen Reifung gelanget ſind, ſo findet man viele gelbe, weiſſe, blaue und rothe Koͤrner, welcher groͤſſer und breiter ſind als die Zucker-Erb - ſen. Jnwendig ſind ſie voller Mark und Mehl, welches ganz ſuͤſſe ſchmecket, aber doch zum Brod - Backen, nicht wohl dienet, indem der Teig davon alzuſehr flieſſet, oder man muͤſte es mit andern Rocken-Mehl untermiſchen. Doch kan es aufgroſſen137ins beſondere. groſſen Land-Guͤthern zum Brey vor das Geſinde, und vor das Vieh zur Maſtung gebrauchet werden. Jn Kriegs-Zeiten iſt dieſes Korn mit guten Nu - tzen zu erziehen, weil daſſelbe nicht kan fouragiret werden, da man denn in Ermangelung des ordentli - chen Getraides ſolches zur Noth in der Haushal - tung gebrauchen kna, welches in vorigen Kriegs - Zeiten am Rheinſtrohme vielfaͤltig geſchehen iſt.
Am beſten dienen dieſe Koͤrner, wenn ſie eingeweichet werden, zum Stopfen der Capaunen und Calecutiſchen Huͤner, welche davon ſehr fett werden.
Dieſes Gewaͤchs erfordert ein mittelmaͤßig geduͤngtes, und ein Jahr vorher gebrauchtes Land, welches langſam im Herbſte mit drey oder vier Pferden umgepfluͤget oder gegraben worden, wel - ches letztere noch beſſer iſt. Desgleichen verlan - get es einen zur Sonnen wohl gelegenen Ort, und kan auch nicht die geringſte Kaͤlte oder Reifen er - dulten, deswegen darf man die Koͤrner nicht eher als zu Ende des Aprils in die Erde bringen. Zu ſolcher Zeit werden dieſelben mit einem Pflanzer einen Schuh weit von einander, und drey Zol tief nach der Schnure geſtecket.
Wenn die Koͤrner aufgegangen und in etwas erwachſen ſind, muß das Unkraut darzwiſchen mit einer Hacke weggeſchaffet werden, welche Arbeit ein - bis zweymal, nachdem es die Witterung giebet, den Sommer uͤber zu wiederholen iſt. Wenn nun die Kolben wirklich da ſind, und die oberſten Sten - gel anfangen zu dorren und gelbe werden, ſo ſchnei -J 5det1383. Cap. Von den Korn-Fruͤchtendet man ſie benebſt einigen Blaͤttern ab, welches ein gutes Futter vor das Rind-Viehe giebet.
Gegen den Herbſt, in der Mitte des Septem - bers, pflegen die Kolben gemeiniglich reif zu wer - den, und wenn ſie zu ihrer Duͤrre gelanget, bricht man ſie an einem hellen und trockenen Tage ab, und breitet ſie fein duͤnne auf einen luͤftigen Bo - den, daß einer an dem andern zu liegen koͤmmt. Nach Verflieſſung einiger Tage muͤſſen ſie fort ge - ſtoſſen und mit einem hoͤlzern Rechen gewendet werden. Sind nun die Koͤrner recht duͤrre und trocken, ſo werden ſie mit einem Holze, welches wie ein Kerb-Holz zugeſchnitten iſt, abgeſtoſſen, womit es geſchwinde von ſtatten gehet. Dieſe Koͤrner werden abermal eine Zeitlang duͤnne auf einen luͤf - tigen Boden ausgebreitet, damit ſie nicht auf ein - ander ſchimmeln, und wenn man findet daß ſie recht duͤrre geworden, ſo koͤnnen ſie nachgehends auf ei - nen Haufen, jedoch nicht alzudicke geſchuͤttet wer - den. Auch hat man ſie vor den Maͤuſen zu ver - wahren, indem ſie ſolche uͤberaus gerne freſſen.
Es werden in den Haushaltungs-Buͤchern man - cherley Arten und Benennungen des Hafers gefun - den; aber bey denen Botanicis finde ich nicht mehr denn dreyerley Arten angemerket, als erſtlich den weiſſen oder gelben, avena vulgaris vel alba, C. B. zum andern den nackenden, avena nuda, C. B. und drittens, den Flug-Wind - oder wilde Hafer,avena139ins beſondere. avena ſemine nigro, C. B. welcher ein ſchaͤdliches Unkraut iſt, und die Aecker ſehr verunreiniget, wo - von ich albereits in dem dritten Theile pag. 31. gehandelt habe.
Weitlaͤuftigkeit hiervon zu machen wird ver - gebens ſeyn, indem von dieſer Erziehung in allen Haushaltungs-Buͤchern und Schriften vieles zu leſen iſt; doch muß ich alhier, um der Ordnung willen, einiges bemerken.
Es wird hierzu ein ſolcher Acker erfordert, wie bey der Sommer-Gerſte angegeben worden. Man ſaͤet denſelben gemeiniglich im Fruͤh-Jahre zeitig, im Merz und ſo fort bis im May, auf ein Land wo vorher Weitzen oder Rocken geſtanden, doch muͤſ - ſen die Stoppeln noch vor Winters fein tief umge - pfluͤget werden, damit die Schrollen, wenn etwa das Land ſchwehr oder lettig iſt, durch den Froſt den Winter uͤber locker und milde gemachet werde. Viele Bauers-Leute geben zwar vor, daß der Ha - fer, wenn man das Land nicht faͤlgete, ſondern ſol - chen nur auf die Stoppeln beſtellete, noch beſſer gerieth, wozu ich mich aber nimmermehr wer - de bereden laſſen, denn es iſt gewiß, je beſſer ein Land zugerichtet, und je milder und muͤrber es durch das Umpfluͤgen, und durch den Froſt gema - chet worden, deſto beſſer gedeyet die Frucht. Und die Erfahrung bezeuget es an vielen Orten, daß auf den guten und wohlgebaueten Aeckern der Ha - fer gemeiniglich ſchoͤner waͤchſet als auf einen ſchlecht begatteten und feſten Boden.
Und1403. Cap. Von den Korn-FruͤchtenUnd wenn es auch zuweilen geſchiehet, daß der Haber auf einem ungefaͤlgtem Lande beſſer geraͤth als auf den gefaͤlgten, ſo ruͤhret doch ſolches nicht von Unterlaſſung des Faͤlgens, ſondern von andern Neben-Urſachen her. Es kan, zum Exempel, das ungefaͤlgte Land in guter Beſſerung, das gefaͤlgte aber ſehr mager ſeyn. Oder der Same iſt auf den gefaͤlgten Acker bey feichter Witterung eingeſchmie - ret, und hingegen auf den ungefaͤlgten fein locker und milde in die Erde gebracht worden. Dieſe und andere dergleichen Umſtaͤnde, welches die Bauers-Leute ſelten bemerken, koͤnnen zwar, wie leicht zu erachten, zuweilen eine Ausnahme von der gegebenen Regel machen, aber doch ſelbſten keine beſtaͤndige Regel abgeben, daß der Hafer auf un - gefaͤlgtem Lande beſſer gut thue als auf gefaͤlgten. Man nehme nur zur Probe zwey neben einander liegende Aecker von gleicher Guͤte und Beſſerung, laſſe den einen faͤlgen, den andern aber nicht, und beſtelle ſolche zu gleicher Zeit und Witterung mit einerley Samen, und mit gleichem Fleiſſe und Ac - curateſſe, ſo wird man gewiß finden, daß der auf dem gefaͤlgten Lande den Vorzug behaͤlt.
Jn unſern guten Feldern beſtellen einige Acker-Leute den Hafer auf Gerſten - und Sommer - Rocken-Land, und alſo erſtlich im dritten Jahre, da denn ebenfals die Stoppeln langſam im Herbſte umgepfluͤget werden muͤſſen.
Jm Fruͤh-Jahre, ſo bald die mehreſten Froͤ - ſte vorbey ſind, wird von dem in der letzten Ernde gebaueten Hafer der beſte, welcher nemlich feingelbe,141ins beſondere. gelbe, ſchwere und volkommene Koͤrner hat, und vom Unkraut-Samen befreyet iſt, wiederum ausge - ſaͤet und nicht alzutief untergepfluͤget, und mit der Ege beſtrichen. Es ſind uͤberhaupt von dieſer Beſtellung keine gewiſſe Regeln, welche ſich aller Orten ſchicken zu geben, denn es komt gar viel auf das Clima und Landes-Art an, wo ein Haus-Wirth wohnet, und muß daher ein jeder wohl Acht haben, welche Sorten an ſeinem Orte am beſten gut thun, auch ob es beſſer ſey den Hafer unter zu pfluͤgen oder unter zu egen.
An einigen Orten habe ich es geſehen, daß die Leute mit kleinen Furchen erſtlich zur Saat geackert, den Samen alſobald oben aufgeſaͤet und hernach wohl unter geeget haben.
Auf einen naſſen und ſumpfigten Boden thut der Hafer niemalen gut, indem die Koͤrner zum Theil bald, und zum Theil langſam aufgehen, folg - lich derſelbe nicht zu einer Zeit reif wird. Es iſt alſo am beſten ſolche Aecker hierzu zu erwehlen wo vorher Winter-Weitzen oder Rocken geſtanden. Wo dieſe gut gewachſen, wird der Hafer auch ſchoͤne Riſpeln hervor bringen.
Wenn der Hafer aufgegangen, und der Acker ſchrollicht und kluͤmpricht iſt, muß man ihn wal - zen laſſen, daß ſich die Kloͤſe zerdrucken, welches am beſten geſchiehet nach einen Regen; hierdurch wird das Land fein gleich und eben, daß in der Ernde-Zeit das Abhauen und zuſammen rechenen deſto beſſer und reiner geſchehen kan.
Solte1423. Cap. Von den Korn-FruͤchtenSolte der Acker gleich nach der Beſtel-Zeit durch ſtarke Regen eine derbe Rinde oder Ruft bekommen, daß der Same mit ſeinen Keimen nicht hindurch wachſen koͤnte, ſo iſt kein anderer Rath zu geben, als daß ein ſolches Land mit der Ege abermal beſtrichen und uͤberfahren werde, wovon in dem erſten Theile p. 131. im 6ten Ca - pitel ein mehrers zu finden.
Jſt der Hafer zu ſeiner Reifung gelanget, und fein gelbe und ſchoͤne an ſeinen Koͤrnern anzu - ſehen, ſo wird er abgehauen, und muß acht bis vier - zehen Tage in den Geſchwaden liegen bleiben, damit er entweder beregnet oder von den ſtarken Thauen muͤrbe gemacht werde und roͤſte. Wenn dieſes nicht geſchiehet, ſo gehet er bey dem Dreſchen nicht gerne aus den Stroh. Das Ausdreſchen iſt bey kalter Witterung, wenn ſtarke Froͤſte ſich einſtellen am beſten vorzunehmen.
Eine ſehr uͤble Gewohnheit iſt es auch bey man - chen Acker-Leuten, daß ſie den Hafer, wenn er noch halb gruͤne, und an ſeinen Koͤrnern noch nicht reif und hart iſt, abzumaͤhen pflegen, welches ſie darum thun, daß dieſe Arbeit deſto beſſer und geſchwinder von ſtatten gehen ſol, den Schaden aber, welcher hiervon erfolget bedenken ſie nicht. Wenn ſolcher Hafer gedroſchen, und nachgehends auf den Boden gebracht wird, ſo ſchrumpfen die Koͤrner zuſammen, und koͤnnen folglich nimmermehr ſo viel in das Maaß geben als volkommene Koͤrner. Ferner laſſen ſie auch den Hafer, nach dem er abgemaͤhet worden, in denen Reihen und Geſchwaden alzu langeauf143ins beſondere. auf dem Felde liegen. Wenn ſich nun viele Re - gen einſtellen, ſo wird er unanſehnlich und ſchwarz, waͤchſet auch unterweilen gar aus in den Geſchwa - den. Waͤhrend ſolcher langen Zeit freſſen die Ra - ben und andere Voͤgel, wie auch die Maͤuſe und Hamſter gar vieles weg, welche letztere den mehre - ſten Schaden thun, und den Hafer in ihre Kam - mern ſchleppen, der Dieberey nicht einmal zu ge - denken. Und was noch das ſchlimmſte iſt, ſo neh - men ſie auch von ſolchen Hafer wiederum zur Aus - ſaat. Wie koͤnnen dergleichen corrumpirte und ver - dorbene Koͤrner aufgehen, keimen und hervor wach - ſen. Es iſt gewiß, daß ſie bey nahe die Helfte zu - ruͤcke bleiben, welches man nachmals dem Grunde und Boden, wie nicht weniger der Witterung bey - meßen wil.
Wenn der Hafer in der Scheure aufgehoben worden, ſo muß er anfaͤnglich auf den Boden fein duͤnne geſchuͤttet und einigemal gewendet werden, damit er nicht auf einander moderich oder dumpfigt werde. Wenn er dieſen garſtigen Geruch an ſich hat, ſo freſſen ihn die Pferde nicht gerne, werden hiervon ungeſund, und crepiren wohl gar daruͤber. Der alzuneue Hafer fuͤttert auch nicht gut, und verſtopfet die Pferde.
Das Hafer-Stroh, wenn es den Pferden un - ter geſtreuet und Miſt darvon gemacht wird, dienet nicht wohl zu den Treibe - und Miſt Beeten, denn ich habe einigemal angemerket, daß er anfaͤnglich alzuſehr hitzet, daß die darauf geſaͤeten Blumen. Kohl, Kohl-Rabi und andere Pflanzen, gelbe ge -wor -1444. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchtenworden, und nicht von der Stelle gewachſen ſind, ob ich gleich nach gehoͤriger Art, wie gebraͤuchlich iſt, die ſtaͤrkeſte Hitze vorbey gehen laſſen. Wem es nicht glaublich vorkommt, der kan es probiren, ſo wird ihn der Glaube in die Haͤnde kommen. Am beſten dienet zu den Miſt-Beeten das Gerſten - und Rocken Stroh.
Obgleich von einigen Huͤlſen-Fruͤchten in dem vierten Theile des Land - und Gar - ten-Schatzes ſchon gehandelt worden, ſo gehoͤren doch ſelbige mehrentheils in die Gaͤrten - und muß darzu gegraben werden; hingegen gehoͤ - ren diejenigen, von welchen jetzo ſol gehandelt wer - den, ordentlich zum Ackerbau.
Hieher gehoͤret die gemeine langſame Feld - Erbſe, Piſumarvenſe, C. B. P. Piſa vulgaria, par - va, alba ſive arvenſia, I. B. Flore purpureo & al - bo variat, non ſecus ac piſum maius. Die Leute auf denen Doͤrfern ſaͤen ſolche gemeiniglich auf die Brach-Acker, welcher nemlich im erſten Jahre Winter-Rocken oder Weitzen, und im andern Gerſte getragen, im dritten aber ordentlich leerblei -145welche unter den Pflug gehoͤren. bleibet, damit er zur kuͤnftigen Winter-Saat be - quem zubereitet werden koͤnne, welches Beſtellen der Brach-Aecker ſie Soͤmmer zu nennen pflegen, wie oben bereits gedacht worden.
Man muß ſich billig wundern, daß ſich die wenigſten Acker-Leute um rechte gute Samen-Erb - ſen bekuͤmmern. Die meiſten nehmen ſolche ohne Unterſcheid von ihren Boͤden, und ſaͤen ſie wie ſie gewachſen ſind, es mag ſich Unkraut und allerhand andere Samen-Koͤrner darunter befinden oder nicht. Ja ſo gar ſind ſie ſo traͤge und faul, daß ſie auch nicht einmal die Stock-Erbſen heraus leſen, welche aus ihrer Art gegangen ſind, und braune ausſehen, ſich auch nicht kochen laſſen, ſondern hart bleiben, und einen uͤblen Geſchmack haben. Man kan ſie auch gleich an ihren purpurfarbigen Bluͤten erkennen, und von den andern guten Erbſen unter - ſcheiden, als welche, wenn es recht ſeyn ſol, alle weiſſe Blumen haben muͤſſen. Dieſes ſind die beſten, die uͤbrigen Sorten, als die gruͤne, ſchwarze und blaulichte gemeine Feld-Erbſen, kommen niemah - len den weiſſen weder an Geſchmack noch im Kochen bey, um deßwillen ſie auch von den wenigſten geach - tet werden.
Eben ſo ſehr muß man ſich wundern, daß die Bauers-Leute beſtaͤndig bey ihrer Art der Erb - ſen bleiben, welche gemeiniglich einen Monat lang - ſamer zu ihrer Reifung gelangen, als unſere fruͤh - zeitige Erbſen, daher folglich der Acker, da die Erbſen ſo langſam eingeerndet werden, nicht ſo bald als es billig ſeyn ſolte, umgepfluͤget und ge -5. Theil. Kbrachet1464. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchtenbrachet werden kan. Es waͤre alſo wohl gethan, daß ſie ſich die Fruͤh-Erbſen anſchaften, wovon in dem erſten Theile p. 50. und p. 62. und im vier - ten Theile p. 151. ein mehrers zu ſinden iſt.
Die mehreſten ſaͤen die Erbſen, wenn die Froͤ - ſte vorbey ſind, im April, auf die Gerſten-Stoppeln, und zwar am Gemaͤß eben ſo viel als zum Win - ter-Rocken gebraͤuchlich iſt, ackern ſolche vier bis ſuͤnf Zol tief unter, und uͤberfahren hernach den Acker mit der Ege. Diejenigen aber thun beſſer, welche das zu den Erbſen beſtimte Land im Herb - ſte faͤlgen laſſen.
Noch andere pflegen die Erbſen auf friſch ge - duͤngtes Land zu beſtellen, welches ich aber nicht bil - ligen kan, indem ſie erſtlich dadurch ſehr hoch wer - den, ſonderlich wenn ſich viele Regen einſtellen. Zum andern legen ſie ſich wegen ihrer Laͤnge auf einander, wodurch das Stroh eine Faͤulniß bekomt, daß das Schaaf - und Rind-Viehe hernach ſolches nicht gerne angehet, ob es ihnen gleich ſonſten ein angenehmes Futter iſt. Drittens, wenn die Duͤn - gung etwas ſtrohigt iſt, und die untergefluͤgten Erbſen, theils unter die Miſt-Klumpen, theils mit - ten darinnen, theils auch oben darauf zu liegen kom - men, ſo muͤſſen bey auſſenbleibenden Regen und warmen Sonnenſchein viele Stengel verwelken und verdorren, weil ihre Wurzeln hohl liegen, folglich nicht genugſamen Nahrungs-Saft zum Wachsthum an ſich ziehen koͤnnen, und von der Duͤrrung und Hitze verbrennen muͤſſen.
Viele Acker-Verſtaͤndige wollen auch behaupten,daß147welche unter den Pflug gehoͤren. daß die auf geduͤngtem Lande erwachſene Erbſen nicht ſo gut kocheten als diejenigen, welche auf ma - gern Aeckern gebauet wuͤrden. Andere hingegen halten das Wiederſpiel.
Wenn die Erbſen ſich nicht weich kochen laſ - ſen, ſo nehmen unſere Weiber drey bis vier Tage geſtandenes Waſſer hierzu, wovon ſie weich werden ſollen. Sonſten weiß ich auch, daß das Regen - Waſſer die allerbeſten Dienſte thut, die Huͤlſen - Fruͤchte weich zu kochen, welches auch, wie die Me - dici davor halten, ſehr geſund ſeyn ſol. Was ich al - hier von dem Einernden dieſer Frucht noch anmer - ken ſolte, ſolches iſt albereits in dem vierten Theile p. 152. geſchehen.
An einigen Orten habe ich geſehen, daß die Acker-Leute im Fruͤh-Jahre Erbſen in die Brache beſtellet, und ſolche, wenn ſie gebluͤhet und ihre Schoten angeſetzet, wiederum umgepfluͤget haben. Wenn nun das Land eine Zeitlang gelegen, und das Erbs-Stroh in der Erden verfaulet, ſo ruren ſie das Land, wie in der ordentlichen Brache zu geſche - hen pfleget. Und dieſes ſol eine Duͤngung abge - ben und guten Nutzen zuwege bringen. Allein ich kan nicht einſehen, daß dieſes zur Beſſerung des Landes etwas beytragen ſolte. Es haͤlt wohl das Stroh, wenn es in einem feſten und ſchweren Lande untergeackert worden, die Acker etwas locker und milde, weiter aber wird es wohl ſchwerlich zur Duͤngung etwas beytragen koͤnnen. Man bringt ſich auch bey einer ſolchen vermeinten Klugheit nur um den Vorrath der Erbſen, da doch ſolche in derK 2Haus -1484. Cap. Von den Huͤlſen-FruͤchtenHaushaltung beſſer zu gebrauchen, indem ſie ſo wohl vor die Pferde, in Ermangelung des Hafers dienen, wenn man ſie allezeit einen Tag vorher ein - quellet, als auch zur Fuͤtterung vor das Rind - und andere Viehe koͤnnen geſchrotet werden. Und ge - ſetzt, es waͤren auch einige zur Beſſerung dienliche Salze und Theilchen in den untergeackerten Stroh befindlich, ſo ſind doch ſolche aus der Erden vorher heraus geſogen worden, folglich koͤnnen durch die eingepfluͤgten Erbſen eben nicht mehr Kraͤfte in den Acker gebracht werden, als vorher darinnen beſind - lich geweſen ſind.
Jn einigen Haushaltungs-Buͤchern werden mancherley Geheimniſſe, und unter andern auch folgendes angegeben, daß die Erbſen nicht Wurm - ſtichig wuͤrden, wenn man ſie nicht in dem Mittags - und auch nicht in dem Mitternacht-Winde ſaͤete, der erſte ſol ſie wurmig, und der andere hart ma - chen daß ſie nicht weich kocheten. Jch kan aber nicht finden, daß die Winde ſolche Uebel zuwege bringen ſolten; denn was das ſchlechte Kochen be - trift, ſo kommt uͤberhaupt hierinnen vieles auf die Jahres-Witterung an, wenn nemlich die Regen auſſen bleiben, und die Erbſen duͤrre und trocken er - wachſen, ſo werden ihre Huͤlſen zaͤhe und hart, daß ſie folglich nicht bald zerkochen und weich werden koͤnnen; doch komt auch vieles hierinnen auf die Landes-Art an, indem es Gegenden und Striche in den Feldern giebet, von welchen die Erbſen niema - len weich kochen.
Wenn aber in einigen Jahren mehrere Wuͤr -mer149welche unter den Pflug gehoͤren. mer in den Schoten gefunden werden, als in andern, ſo kan ſolches gleichfals kein Wind zuwege bringen, denn es iſt eine ausgemachte Sache, daß keine Made oder Wurm ein Leben gewinnen kan, wo nicht vorher ein Samen-Ey von einen Papilion oder Sommer-Vogel angeſchmeiſt worden, daher entſtehen dieſe Wuͤrmer gemeiniglich in ſolchen Jahren, wenn viele dergleichen Ungeziefer in der Luft herum flattern. Man ſehe hiervon nach im er - ſten Theile p. 63. Doch koͤnte es von ohngefehr geſchehen, daß ſolcher Wind dergleichen Jnſecten aus einer andern Gegend, wo es eben deren viel gie - bet, herbey fuͤhrete, welche hernach ihre Eyerlein an die Erbſen anſchmeiſſen, wovon nachgehends die haͤuffigen Wuͤrmer entſtehen muͤſſen.
Es moͤchte hierbey Jemand einwenden und ſa - gen: wie kommen aber die Maden in die Schoten zu den Erbſen, da man doch an denſelben kein Loͤch - lein findet? Dieſes gehet alſo zu: wenn die Eyer - lein von der Sonne ausgebruͤtet worden, ſo ſchlu - pfen oder freſſen ſich die kleinen Maden alſobald durch die ſubtilen und annoch ſehr weichen Samen - Capſeln von auſſen hinein, hernach wachſen die klei - nen Loͤchlein wiederum zu, und die Wuͤrmer erhal - ten ſich in den Schoten, und naͤhren ſich von den Erbſen bis zur Ernden-Zeit. Wenn ſie mit einer Erbſe, ſo viel ſie hiervon freſſen wollen, fertig ſind, ſo kriechen ſie fort, gehen alſo immer eine nach der andern an, und nagen ſolche uͤber die Helfte aus bis an die Keimen, als welche ſie nicht leicht auf - freſſen, ſondern nebſt noch einigem Marke zuruͤckeK 3laſſen,1504. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchtenlaſſen, weil ihnen der Geſchmack derſelben muß zu - wider ſeyn, dahero auch dergleichen angefreſſene Erbſen, wenn ſie geſaͤet werden, dennoch aufgehen. Kurz, es verhaͤlt ſich mit dieſen Maden eben ſo, wie mit den Wuͤrmern, welche ſich in dem Obſte befinden, wovon im zweyten Theile p. 122. etwas gedacht worden.
Ferner ſol den Erbſen der Mehl-Thau und das Wetterleuchten in ihrer Bluͤte ſehr ſchaͤdlich ſeyn. Von dem erſteren hat es zwar ſeine Richtig - keit, welches auch im erſten Theile p. 62. angemer - ket worden; das andere aber iſt ihnen an ſich ſelbſt nicht ſchaͤdlich. Weil aber das Wetterleuchten ge - meiniglich mit ſtarken Donnerwetter und Regen verbunden iſt, ſo pflegen hierauf die Erbſen ſehr quat und weichlich zu wachſen und aufzubluͤhen. Wenn nun, wie mehrentheils geſchiehet, nach ſol - cher Witterung heiſſer Sonnenſchein erſolget, ſo werden die in der Hoͤhe ſtehende zarte Bluͤten mei - ſtens verbrennet, wovon im erſten Theile p. 51. auch etwas gedacht worden.
Obgleich die Pferde-Bohnen, Eſels - Bohnen, Futter-Bohnen, Faba minor, ſeu equina, C. B. P. Faba rotunda, oblonga, ſeu cylindracea minor, ſeu equina alba. Moriſ. H. O. P. Faba minor, fructu nigro. C. B. P. in der Haushaltung groſſen Nutzen haben, und zur Fuͤtterung vor die Pferde und anderes Viehe, be - ſonders zur Maſtung trefliche Dienſte thun, auchin151welche unter den Pflug gehoͤren. in groſſer Theurung zum Brodbacken dienen, wenn Rocken - oder Gerſten-Mehl darunter gemenget wird; ſo finde ich doch in den wenigſten Haushal - tungs-Buͤchern, daß ſolche eigentlich waͤren be - ſchrieben worden. Mehrentheils haben die Aucto - res die Phaſeolen, Schmink - oder Tuͤrckiſche - wie auch die groſſen Garden - und endlich die Pferde - oder Futter-Bohnen unter eine Beſchreibung ge - bracht. Wer nun nicht albereits einen Unterſcheid zu machen weiß, und hierinnen eine Erfahrung hat, der kan gar leichte irre gemacht werden, denn die Phaſeolen, die groſſen Garten-Bohnen, und die Eſels-Bohnen, ſind gaͤnzlich von einander unter - ſchieden, und brauchet eine jede Sorte eine ande - re Erziehung.
Es verlangen dieſe Bohnen ein ſolches Land, auf welches man pfleget Gerſte, Sommer-Rocken, oder Sommer-Weitzen zu ſaͤen, und muß daſſelbe eben alſo wie zu den gedachten Sommer-Fruͤchten vor Winters von einander gepfluͤget, und auf das Fruͤh-Jahr beſtellet werden. Doch gehet es auch an, daß man ſie in die Brache ſaͤet, und da nehmen ſie mit magerem Lande vorlieb, wenn anders der Acker nicht mit Sau-Diſteln, Quecken und Wind - Hafer verunreiniget iſt.
Wir ſaͤen von ſolchen Bohnen zu Ende des Merzes und im April ſechs Erfurter Metzen auf einen Acker, und laſſen ſolche vier bis fuͤnf Zol tief unterpfluͤgen, und das Land hernach mit der Ege uͤberfahren.
Es pflegen auch einige bey uns eine MetzeK 4Klun -1524. Cap. Von den Huͤlſen-FruͤchtenKlunker - oder Fontanel-Erbſen, Piſum hortenſe maius, mit unter dieſe Bohnen bey der Ausſaat zu miſchen, ſie nehmen aber eine Metze Bohnen weni - ger. Wenn nun dieſe mit einander in die Hoͤhe wachſen, ſo klammern oder haͤngen ſich die Erbſen mit ihren Faͤſerlein an die Bohnen-Stengel an, und gelangen mit einander zu gleicher Zeit zur Rei - fung, wovon ich oben p. 148. und 149. im vierten Theile etwas angemerket habe. Beide ſind dem Viehe, ſonderlich wenn ſie geſchrotet werden ſehr angenehm. Auf den hieſigen, und nach Go - tha zu liegenden Doͤrfern werden dergleichen Bohnen ſtark gebauet, womit die Leute ihre Pfer - de treflich zu fuͤttern wiſſen; ſonderlich ſollen ſie den traͤchtigen Mutter-Pferden gute Dienſte thun daß ſie nicht verwerfen. Es muͤſſen aber die Bohnen vorher zum wenigſten 24 Stunden einge - quellet werden, ehe man ſie mit dem Heckerling (Hexel) vermiſchet und den Pferden zu freſſen giebet.
Es kan auch nicht ſchaden, obgleich ſolches die wenigſten thun, wenn die in etwas erwachſent Bohnen von dem groͤbſten Unkraute befreyet und gejaͤtet werden, wodurch nicht nur der Acker gerei - niget wird, ſondern auch die Bohnen beſſer in die Hoͤhe wachſen und beſſere Fruͤchte bringen.
Solte ſichs aber zutragen, daß bey naſſen Jahren die Stengel gar zu hoch wuͤchſen, und im - mer mehr Bluͤten anſetzen wolten, da ſie doch al - bereits ihre Schoten haͤtten, ſo koͤnnen die Gipfel einen halben Schuh hoch abgeſchnitten werden, da -mit153welche unter den Pflug gehoͤren. mit der Saft gehemmet werde, und nicht mehr in die Spitzen gehen koͤnne, wodurch ſo wohl die Boh - nen als das Stroh eher zur Reifung gelangen. Die abgeſchnittene Gipfel thun dem Rind-Viehe zur Fuͤtterung auch gute Dienſte.
Wenn ihre Schoten oder Samen-Capſeln an den Stengeln ſchwarz geworden ſind, ſo werden ſie wie das Korn abgeſchnitten. Und obgleich ei - nige die Stenge mit ihren Wurzeln aus der Erde ziehen, ſo iſt dieſes doch nicht kluͤglich gehandelt, in - dem die Erde und kleine Steine zwiſchen den Gewuͤrzlich hangen bleiben, wovon ſo wohl das Stroh als auch die Bohnen unreine werden, daß hernach das Schaaf-Viehe dadurch an den Zaͤhnen Noth leiden, auch deswegen ſolches Stroh nicht gerne abfriſſet.
Nachdem ſie abgeſchnitten worden, laͤßt man ſie acht bis zehen Tage, auch wohl laͤnger, nachdem es die Witterung giebet, auf den Acker liegen, da - mit ſie recht trocken werden, auſſerdem wuͤrden ſie ſonſten in der Scheure verſchimmeln, oder wohl gar auswachſen, daß weder die Bohnen noch das Stroh zu gebrauchen waͤren.
Die gemeine Linſen, Lens vulgaris ſemineVon Lin - ſen. ſubrufo, C. B. P. Lens minor Dod. wie auch die Pfennig-Linſe, Lens maior, C. B. P. Lens Itali - ca, Camerar. haben beyde einerley Erziehung, und werden im April wie die Erbſen geſaͤet, verlangen auch ebenfals einen ſolchen Grund und Boden,K 5wel -1544. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchtenwelcher vor Winters umgepfluͤget worden. Bey uns nehmen die Leute geringe ſandige Aecker hier - zu, doch aber, je beſſere Acker hierzu erwehlet wird, deſto beſſer gedeyen ſie. Wenn das Land im Fruͤh - Jahre hierzu geackert worden, ſo pflegen unſere Acker-Leute vier Erfurtiſche Metzen oben auf die Furchen zu ſaͤen, und den Acker ein auch wohl zwey - mal mit der Ege zu beſtreichen.
Wenn ihre Schoten braͤunlich werden, wel - ches gemeiniglich im Auguſt geſchiehet, ſo muß man ſie abſchneiden; wenn ſie zwey bis drey Tage auf dem Acker gelegen, werden ſie bey trockenen Wetter aufgebunden und eingefuͤhret. Man hat bey dem Abſchneiden und Einernden auf die Witterung ſorgfaͤltig Acht zu geben, theils daß man ſie nicht abmaͤhen laſſe wenn Regen Wetter zu vermuthen iſt, theils daß man dieſelben, ſo bald ſie abgedorret ſind, beſonders bey anſcheinender Veraͤnderung des Wetters eilfertig ins trockene zu bringen ſuche. Denn wenn ſie wieder beregnet werden ſo ſpringen die Schoͤtlein oder Samen-Capſeln von einander, und die Linſen laufen heraus, daß man kaum die Helfte in die Scheune bekommet. Siehe hiervon im vierten Theile p. 152.
Das Stroh iſt ein ungemein gutes Futter vor die Schaafe, Laͤmmer und Kaͤlber. Wenn die Pfer - de von Jugend auf an dergleichen Stroh gewoͤhnet worden, und es den Winter uͤber an Heu mangelt, ſo dienet ſolches eben ſo gut zur Fuͤtterung als das Heu ſelbſten. Wenn es aber alten Pferden, welche an dergleichen Fuͤtterung nicht gewoͤhnet ſind, vor -gele -155welche unter den Pflug gehoͤren. geleget wird, ſo werden ſie leicht krank davon. Die Metzger geben zum Theil vor, wenn die Schweine Finnen haͤtten, und man weichete Linſen 24 Stunden in Waſſer ein, und gaͤbe ihnen beydes zugleich eine Zeitlang unter das Futter, daß ihnen ſolche hiervon vergiengen. Allein, wo koͤnnen ſie dieſen Fehler der Schweine erkennen ehe ſie ge - ſchlachtet werden?
Man darf die Saat-Wicke, Vicia ſativaVon der Saat-Wi - cke. vulgaris, ſemine nigro, C. B. P. Vicia vulgaris, ſativa, J. B. mit den uͤbrigen Sorten, welche wild wachſen, nicht confundiren, denn dieſes iſt ganz ei - ne beſondere Art, und thut in der Haushaltung zur Fuͤtterung des Viehes ungemeine Dienſte.
Die Wicken welche man zur Ausſaat gebrau - chen wil, ſollen billig fein reine ſeyn, daß keine Ra - den oder anderes ſchaͤdliche Geſaͤmig ſich darunter befindet, wodurch nicht nur der Acker verunreiniget wird, ſondern das Vieh friſſet auch die Wicken nicht ſo gerne, und ortzet ſolche wegen des darunter auf - gewachſenen Unkrautes, welches demſelben zum Theil zuwider iſt.
Gemeiniglich werden dieſe Wicken zu Ende des Aprils auf die Brach-Aecker geſaͤet, nicht alzutief untergeackert, und das Land mit der Ege uͤberfahren.
Wenn man ſie alleine, ohne etwas von ande - rer Saͤmerey darunter zu mengen Ackerweiſe be - ſtellet, ſo iſt es, in Anſehung der Viehzucht eine trefliche Huͤlfe, ſonderlich an denjenigen Orten wo es wenig Gras und Wieſenwachs giebet, indemman1564. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchtenman die Wicken gruͤne abhauen, doͤrren, und anſtat des Heues brauchen kan; doch darf das Abmaͤhen nicht eher geſchehen als bis die Koͤrner in den Scho - ten wollen gelbe werden. Nachdem ſie aber abge - hauen worden, muͤſſen ſie wie das Heu auf dem Fel - de gewendet und getrocknet werden, und dienen zur Fuͤtterung vor die Pferde und Rind-Viehe faſt noch beſſer als das Heu ſelbſten, indem die halbreifen Koͤrner, welche in ihren Schoten unter den Wicken - Stroh bleiben dem Viehe, wie leicht zu erachten, eine ſehr gute Nahrung geben muͤſſen.
Einige ſaͤen auch dieſe Wicken hauptſaͤchlich um der Koͤrner willen, und mengen ſolche den Pfer - den mit unter den Hafer, nachdem ſie einen Tag vorher eingeweichet worden. Vor die Huͤner und Tauben ſind ſie ebenfals ein gutes Futter.
Bei dem Abſchneiden und Einfuͤhren, hat man in Anſehung des Wetters eben die Vorſichtig - keit noͤthig, welche in den vorhergehenden dritten §. bey den Linſen angerathen worden.
Wiederum andere, nehmen den vierten Theil Wicken, und drey Theile Gerſte, und beſtellen ſolche unter einander, welches ſie Wicken-Gerſte zu nen - nen pflegen, denn ſie werden gemeiniglich mit der Gerſte zu einer Zeit reif. Es iſt wahr, daß dieſes vor das Schweine-Viehe eine trefliche Maſtung gie - bet; allein zum Malzmachen iſt dieſe Gerſte durch - aus nicht zu gebrauchen, weil das Bier, wenn man gleich die Wicken heraus feget, und ſo viel moͤglich abzuſondern ſuchet, dennoch keinen guten Geſchmack bekommt, indem doch allezeit einige Wicken unterſolcher157welche unter den Pflug gehoͤren. ſolcher Gerſte bleiben. Nach meiner geringen Ein - ſicht halte davor, daß man lieber eine jede Sorte alleine ſaͤe, und wenn man ja dergleichen Futter ha - ben wil, ſo koͤnnen die Koͤrner auf den Boden unter einander gemenget, und zum Schroten in die Muͤh - le geſchaffet werden.
Viele Acker-Leute bey uns beſtellen auch die Wicken alſo: ſie mengen Wicken, Erbſen, Hafer und Gerſte unter einander, eines ſo viel als das an - dere, und beſaͤen ganze Aecker damit, welches ſie Wick-Futter nennen. Wenn dieſes einen Schuh, und hoͤher, erwachſen iſt, laſſen ſie ſolches nach und nach durch das Geſinde vor das Viehe abſchneiden, welches dem Sommer uͤber, ſonderlich wenn er am Graſe wil fehlen, groſſe Dienſte leiſtet; ſo bald aber das Wick-Futter abgeſchnitten worden, muß der Acker umgepfluͤget, hernach geruret, und nach Mi - chaelis uͤber Winter beſtellet werden. Wird aber das Wick-Futter an einen Ort beſtellet, wo vieler wil - der Hafer angetroffen wird, ſo hat man nicht Urſache guten Hafer mit darunter zu mengen, denn der Wind Hafer gehet unterweilen ſo ſtark auf, daß man es nimmermehr haͤtte meynen ſollen, wovon ich in dem dritten Theile p. 31. und 32. gehandelt habe, welches hierbey noͤthig iſt nachzuleſen.
Jch erinnere mich auch folgenden Vorſchlag, in den Leip 3. Samml. im zweyten Bande p. 290. geleſen zu haben, daß man durch Beſtellung mit Wicken-Koͤrnern die guten abgelegenen Aecker, zum Korn-Bau fruchtbar machen koͤnte. Hierzu brachete und duͤngete man den Acker, und lieſſe ſol -chen1584. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchtenchen fein locker zur Saat arbeiten. So bald es im Fruͤh-Jahre die Witterung zulieſſe, beſaͤete man ſolchen mit Wicken. Wenn nun die Wicken voͤllig erwachſen und zur Bluͤte gelanget, ſo ſolte man den obern Theil zur Rind-Fuͤtterung abſchneiden laſ - ſen, und ſo viel von dieſen Wicken dem Acker uͤberlaſſen, ſo viel nur moͤglich ſchiene, unterpfluͤ - gen zu koͤnnen. Wenn alſo der Acker eine Zeit - lang gelegen, und das untergepfluͤgte Wicken - Futter verfaulet waͤre, ſo muͤſte derſelbe gehoͤrig gehackt, und nachhero zur Herbſt - und Winter - Saat ordentlich beſchicket, und mit Samen-Korn verſorget werden. Hierdurch habe man nicht nur die reichſten Fruͤchte zu erwarten, ſondern auch den Vortheil, daß dieſe Art der Duͤngung in den Fel - dern laͤnger dauere, und ſolche Vortheile hervor braͤchte, als man von den ordentlichen Duͤnger kaum erwarten koͤnte. Und dieſes muͤſte denenje - nigen zum beſondern Vortheil gereichen, welche wegen ſehr gebuͤrgichten Gegenden keinen Duͤnger anfuͤhren koͤnten, und dergleichen Felder unbeſtelt liegen laſſen muͤſten.
Auf dieſe angegebene Gedanken von Verbeſ - ſerung der weit entlegenen, ſteiligten und abhaͤngi - gen Aecker koͤnte ſich mancher Haus-Vater faſt be - reden laſſen, dergleichen Beſtellung mit den Wicken vorzunehmen, um den Aeckern eine dauerhaftere Beſſerung zu ſchaffen, als kaum durch die ordent - liche Duͤngung zuwege zu bringen iſt.
Es werden mir alſo diejenigen, welche ſol - cher Meinungen ſind, erlauben meine Gedanken hieruͤber zu eroͤffnen.
Die159welche unter den Pflug gehoͤren.Die Erfahrung beſtaͤtigt es, daß das Stroh oder Stoppeln, ſie moͤgen ſeyn wovon ſie wollen, weil keine gehoͤrige Kraͤfte und Salze darinnen ſind, vor ſich alleine zur Duͤngung wenig oder gar nichts beytragen. Siehe hier von in dieſem Theile p. 94. Wie kan man alſo den Wicken-Stoppeln eine ſolche Kraft, und mehr als der Duͤngung ſelb - ſten, beylegen.
Wolte man aber einwenden: es ſey ein Un - terſchied zu machen zwiſchen reifen und duͤrren Stroh und Stoppeln, und zwiſchen unreifen und gruͤnen. Die erſtern haͤtten freylich keine ſonder - lichen Kraͤfte und Salze mehr, wohl aber die lez - teren, als welche durch die Luft und Sonne noch nicht ausgetrocknet waͤren, und ihre Kraͤfte und Sal - ze noch in ſich haͤtten, welches auch von den auf dem Acker zuruͤck gebliebenen friſchen und gruͤnen Wi - cken-Stroh zu ſagen. Folglich koͤnne man ſolchen, wenn es alſobald eingepfluͤget werde, die Kraft zu duͤngen nicht abſprechen.
Jch antworte hierauf, daß es zwar wahr iſt, daß das gruͤne Stroh und Stoppeln mehr Kraͤfte und Salze bey ſich habe, als wenn ſie reif und duͤrre ſind. Allein da ſie ſolche vorher aus der Erden heraus geſogen, ſo folget, daß durch dergleichen gruͤnes Stroh und Stoppeln von den Wicken eben nicht mehr Kraͤfte und Beſſerung in den Acker ge - bracht werde als vorher ſchon darinnen befindlich geweſen. Mithin wird wohl Niemand mit Grund behaupten koͤnnen, daß dieſe angegebene Duͤngung und Verbeſſerung des Landes ihre Richtigkeit habe. Wie1604. Cap. Von den Huͤlſen-FruͤchtenWie ich denn der feſten Meynung bin, daß auch die allerbeſte und fetteſte Fuͤtterung, welche die mei - ſten Salze und Kraͤfte bey ſich fuͤhret, wenn man ſie wolte kleine machen, und zur Probe auf ein Stuͤck Land ſtreuen, und einpfluͤgen laſſen, dennoch nimmermehr die Wirkung thun wuͤrde, als wenn ſolche erſtlich von dem Viehe verdauet, und durch die ſtarke fermentation in ihren Leibern aufgeloͤ - ſet worden. Und es erfordert allerdinges noch eine genaue Unterſuchung, ob die Verweſung der Vegetabilien, welche in der Erde nach und nach geſchiehet, ſo geſchickt iſt, dieſelben ſo gut aufzuloͤ - ſen und zur Befoͤrderung der Fruchtbarkeit zuzu - bereiten, als ſolches durch die Verdauung und Faͤul - niß in den Leibern der Thiere geſchiehet. Doch wil ich keinesweges leugnen, daß die untergepfluͤg - te Stoppeln, das ſchwere und lettigte Erdreich in etwas locker und milde erhalten koͤnnen, wodurch auch der Vortheil erhalten wird, daß die in dem Regen und Schnee befindlichen fruchtbaren Theil - chen ſich deſto beſſer in den locker gemachten Grund einſenken koͤnne, es folget aber deswegen doch nicht, daß das Wicken-Stroh ſelbſt eine gute Duͤngung ſeyn ſolte.
Jch kan auch nicht einſehen, warum man das Land brachen, duͤngen, zur Saat locker arbeiten, und hernach auf das darauf folgende Fruͤh-Jahr mit Wicken beſtellen ſolte, da man doch ein ſolches wohl zubereitetes Land mit Winter-Fruͤchten be - ſtellen koͤnte, wovon gewiß ungleich mehr Nutzen zu hoffen waͤre als von den Wicken und deren Unter - pfluͤgen.
Fer -161welche unter den Pflug gehoͤren.Ferner wird angegeben, daß der Acker, mit welchen man die Probe gemachet zu den Wicken vorher geduͤnget worden, und gleichwol ſol dieſer Vorſchlag zu beſonderm Vortheil vor diejenigen dienen, welche wegen ſehr ſteilen und gebuͤrgigen Gegenden keinen Duͤnger anfuͤhren koͤnnen, worin - nen in der That ein Widerſpruch enthalten.
Daß man aber eine geſegnete Ernde nach dem eingepfluͤgten Wicken-Stroh und Stoppeln erhal - ten, ſolches kommt nicht hiervon her, ſondern es ruͤhret vielmehr von der Tragbarkeit des Grundes und Bodens, indem hierzu ein guter Acker verlan - get worden, beſonders aber von der vorigen Duͤn - gung und guten Zubereitung des Landes her.
Ein jeder hat die Freiheit alles zu pruͤfen, und das Beſte zu behalten. Jch habe hierbey keine an - dere Abſicht, als die Wahrheit und den Nutz des Naͤchſten zu befoͤrdern; bin dahero auch nicht ge - ſonnen, hieruͤber mich in einen Streit mit Jeman - den einzulaſſen.
Die Kicher, Kecher, Ziſer-Erbſe, CicerVon den Kichern. ſativum, C. B. P. Cicer ſativum ſive arietinum nigrum, Park, Cicer arietinum, J. B. frunctu al - bo & nigro wovon jetzo ſol gehandelt werden, iſt diejenige Art, welche mehrentheils in der Haushal - tung, und in der Arzeney-Kunſt nuͤtzlich gebrauchet wird. Die uͤbrigen Sorten kommen alhier in kei - ne Betrachtung.
Ob man gleich dieſe Kichern an unſerm Orte nicht ſonderlich bauet, ſo werden doch in andern Laͤndern ganze Aecker damit beſaͤet. Sie verlan -5 Theil. Lgen1624. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchtengen einen mittelmaͤſſig geduͤngten Boden, welcher vor dem Winter tief umgepfluͤget worden. Alsdenn werden die Kichern im Fruͤh-Jahre im April, wenn man pfleget die Erbſen zu beſtellen, geſaͤet, und hernach drey Zol tief untergepfluͤget, und mit der Ege uͤberfahren. Doch iſt hierbey zu merken, daß man ſolche viel duͤnner als die Erbſen ſaͤen muß, indem ſie viel mehr Raum auf dem Lande er - fordern, und wo moͤglich ſechs Zol weit von einan - der liegen muͤſſen.
Wer aber zur Luſt und zum Gebrauch eine Quantitaͤt in ſeinem Garten erziehen wil, der kan ſolche auf die nemliche Weiſe, wie ich ſie gebauet, auf einigen Beeten erziehen; man ſteckt ſolche mit einem Pflanzer nach der Garten-Schnure zu oben beſagter Zeit, ein Schuh weit von einander, in das Gevierte. Jn jedes Loch werden deren zwey ge - worfen. Wenn ſie aufgegangen ſind muß man ſie vom Unkraute reine halten, alsdenn wachſen ſie auf - recht, etwas gebogen, in duͤnne holzigte Stengel, mit vielen Neben-Zweigen, welche ein wenig rauch ſind, vier Schuh, ſonderlich wenn ſie guten Grund und Boden finden, in die Hoͤhe. Die Blaͤtter ſind etwas eingeſchnitten. Jhre Bluͤten, welche theils weiß, theils leibfarbig ſind, bringen ſie gemeiniglich im Junius, hierauf folgen kleine aufgeblaſene laͤngliche Schoͤtlein, auf die Art wie die Coſu - tea veſicaria traͤget, in welchen gemeiniglich zwey ſolcher Erbſen ſich befinden, welche laͤnglicht, rund und forne zugeſpitzt ſind. Anfaͤnglich ſehen ſie hochgelbe aus, und ihre Farbe faͤlt in das roͤth - liche; wenn ſie einige Zeit liegen, werden ſie braͤun -lich163welche unter den Pflug gehoͤren. lich, und endlich nach einem Jahre ſchwarz; den Grund und Boden ſaugen ſie wegen ihrem holzigen Stengel viel ſtaͤrker aus als die Erbſen. Wenn die Stengel - und Samen-Blaſen gelbe werden, ſo iſt es Zeit dieſelben abzuſchneiden, man laͤßt ſie einen oder zwey Tage auf dem Lande liegen bis ſie recht trocken und duͤrre werden, alsdenn ſchaffet man ſie bey ſchoͤnem hellen Wetter nach Hauſe, laͤßt ſie dre - ſchen und in das reine bringen.
Es iſt war, was D. Mich. Bern. Valentini in ſeinem Kraͤuter-Buche angemerket:
” Wenn” man die Kicher-Erbſen roͤſtet, bis ſie ſchwarz” werden, zu Pulver ſtoſſet, und in Waſſer ſiedet,” ſo ſchmecken ſie wie Coffee, weswegen einige” dieſelbe Coffe Erbſen nennen; ſie riechen wohl,” und ob die Bruͤhe davon ſchon etwas bitter” ſchmecket, iſt dieſe Bitterkeit doch nicht widrig,” und kan man ſolche ſchon angenehme machen,” wenn man halb Kichern, und halb Coffee-Boh -” nen roͤſtet, und damit vermiſchet, und gehet an den -” ſelben eben ſo viel ab als an dem Coffee. Es iſt” gewiß und ſicher, daß unter allen Huͤlſen-Fruͤch -” ten, mit welchen man den Coffee nachahmen wol -” len keine gefunden worden ſey, mit welchen dieſe” Sache ſo wohl angegangen, als die Kichern.
Jch ſelbſten habe die kluͤgſten Coffee-Schwe - ſtern, welche von dem guten Geſchmack eines aͤch - ten Coffees urtheilen wollen, einigemal damit an - gefuͤhret, und wenn ich dieſelben befraget: Was ſie denn vor ein Getraͤnke genoſſen? ſo haben ſie mir zur Antwort gegeben: einen recht guten Cof - fee. Ja, wenn ich ihnen gleich den Poſſen eroͤf -L 2net,1645. Cap. Vom Hanfenet, ſo haben ſie es daraus nicht glauben wollen, und mir verſichert, es moͤchte die Sache ſeyn wie ſie wolte, ſo waͤre dennoch der Coffee gut geweſen. Mit dem Roͤſten und Mahlen bin ich eben ſo verfahren, als mit den Coffee-Bohnen, und habe hernachma - len die Helfte guten Coffee hinzu gethan. Jch habe auch bey den Kichern angemerket, wenn ſie ein und wohl zwey Jahr alt geworden, daß ſie den Erbſen - Geſchmack merklich verlieren. Sie ſollen eine erwei - chende und eroͤfnende Kraft haben, den Stein trei - ben, und die Colic, welche von den Nieren-Stein entſtehet, ſtillen. Doch wil ich dieſes keinesweges zur Befoͤrderung des ohne diß alzuſtark einreiſſenden Coffee-Trinkens geſchrieben haben, deſſen Miß - brauch bey vielen zum groͤßten Schaden ihres Ver - moͤgens und ihrer Geſundheit gereichet; denn es iſt leider! mit dieſem Panquerot-Waſſer bey uns ſo weit gekommen, daß auch die gemeineſten Leute, welche zuweilen kein ganzes Hemde an ihrem Leibe haben, dennoch ihren Coffee trinken muͤſſen, wo - durch ſie ſich endlich, und ihre Kinder, an Bettelſtab bringen, und hernach dem Publico zur Laſt ſind.
Sowohl der zahme Hanf, Cannabis ſativa, C. B. oder Cannabis mas, I. B. als der wilde, Cannabis erratica, C. B. Cannabisfœmi -165und Flachſe. fœmina, J. B. oder das Weibgen, werden von einerley Samen erzogen, und iſt der leztere nur eine Ausartung von dem erſteren. Dieſe andere Sorte, oder das Weiblein, traͤgt keinen Samen, und wenn er anfaͤngt zu ſteiben, auf die nemli - che Art, wie in dem vierten Theile des Land - und Garten-Schatzes pag. 26. von dem Spi - nat gedacht worden, ſo iſt es ein Zeichen daß er reif iſt, und wird alsdenn aus dem guten und zahmen ausgeraufet, und der zahme bleibet noch eine Zeit - lang auf dem Lande ſtehen.
Es waͤchſet das Weiblein nicht nur hoͤher als das Maͤnnlein, ſondern es ſol auch jener ein beſſeres und ſubtileres Geſpinſte geben als dieſer. Der Hanf erfordert ein vorher geduͤngtes Land, und einen guten Grund und Boden. Es wird hierzu der Acker im Herbſte mit drey oder vier Pfer - den umgepfluͤget, und mit der Ege fein gleich be - ſtrichen. Doch thut hierzu das Graben vor dem Winter viel beſſere Dienſte; man laͤſſet hierauf das Land den Winter uͤber liegen, damit waͤhren - der Zeit die Erde friere, und bey der Beſtell-Zeit fein klar und milde werde, und den Sommer uͤber die fruchtbare Feuchtigkeit eher behalten moͤge. Der Same, welcher kein Unkraut Geſaͤmig bey ſich haben darf, wird in der Helfte des Aprils et - was dicke geſaͤet, damit die Hanf-Stengel, oder die Haͤlmer nicht zu ſtark und dicke wachſen koͤnnen, ſondern fein duͤnne und klar bleiben muͤſſen, wo - von auch das Geſpinſte viel zaͤrter wird. Den oben aufgeſaͤeten Samen ziehet man mit KaͤrſtenL 3unter -1665. Cap. Vom Hanfeunter. Hiervon ſiehe die fuͤnfte Figur im er - ſten Theile p. 126.
Wenn dieſe Arbeit geſchehen, wird das Land mit der kleinen Garten-Ege beſtrichen. Jch habe oben geſaget, daß man, ehe der gute Hanf zur Reifung kommt, die Stengel, welche keinen Samen bringen, ſondern nur Staub von ſich geben, zuvor ausrauffen und ſammlen muͤſſe. Dieſelben wer - den auf dem Acker, oder an einem ſolchen Orte, wo die Sonne dem ganzen Tag hinſcheinen kan, ausgebreitet, gewendet und recht trocken gemachet; iſt dieſes geſchehen, ſo wird er nach Hauſe geſchaf - fet, und in die Hoͤhe geleget bis auf das Fruͤh-Jahr.
Wenn der uͤbrige gute Hanf auch reif gewor - den, und in ſeine Samen-Koͤrner gewachſen iſt, wird er gleichfals ausgezogen oder abgeſchnitten, welches einem jeden frey ſtehet, und in Haͤuflein oder kleine Schober auf den Acker geſtellet, daß die Samen-Knoſpen in die Hoͤhe zu ſtehen kommen, damit ſie recht trockenen und doͤrren koͤnnen. Wenn dieſes geſchehen, wird er zuſammen gebun - den, nach Hauſe geſchaffet und ausgedroſchen. Man merke aber hierbey, daß der Same auf den Boden fein duͤnne muß ausgebreitet werden, da - mit er ſich nicht auf einander erwaͤrme und mo - derich werde. Die Maͤuſe gehen ihn auch gerne an, und um deswillen hat man Urſache, denſelben nachdem er trocken geworden, an einen verwahre - ten Ort zu ſchaffen, wo ſie nicht darzu kommen koͤnnen.
Das ausgedroſchene Stroh, oder die Stengel,werden167und Flachſe. werden auf die Boͤden unter die Daͤcher, oder ſonſt an einen trockenen und luͤftigen Ort geleget, und auf das Fruͤh-Jahr, wenn die Baͤume ausſchla - gen, vierzehn Tage bis drey Wochen in das Waſſer gebracht, mit Steinen beſchweret und geroͤſtet. Das Kennzeichen ob er ſatt geroͤſtet, iſt dieſes, wenn der Baſt locker und geſchmeidig wird, und ſich willig von dem Marke abloͤſet. Wenn er nun aus dem Waſſer gezogen und heraus geſchaffet worden, ſo ſtellet man ſolchen auf Haufen oder kleine Schober, daß er wohl abtrockene. Was die uͤbrige Zubereitung anlanget, ſo wird ſolche den Haus-Muͤttern uͤberlaſſen.
Obgleich von dem Flachſe, Linum ſativum, C.Vom Flachſe. B. Linum ſativum vulgare cœruleum Lobel, in den Haushaltungs-Buͤchern, ſonderlich in dem Saͤchſiſchen Land - und Haus-Wirthſchafts - Buche gar feine Beſchreibungen zu finden, ſo mangeln doch einige Umſtaͤnde ſo bey der Erzie - hung deſſelben noch zu beobachten noͤthig ſind.
Ehe ich aber von dem Flachs-Baue ſelbſten handele, ſo erinnere zum Voraus, daß ich auch hierbey die Beobachtung des Mond-Wechſels und anderer Himmels Zeichen gaͤnzlich verwerfe, und denen Haus-Vaͤtern lediglich anrathe, auf die Jah - res-Witterung, ſo wohl bey der Beſtell-Zeit, als auch bey andern dabey vorzunehmenden Arbeiten Acht zu haben.
L 4Der1685. Cap. Vom Hanfe.Der Same des Flachſes wird bey uns Lein genennet. Es hat derſelbe eine kleine Wurzel, und treibet einen runden, geraden, ganz duͤnnen und einfachen Stengel, welcher ſich oben in kleine Zwei - gelein zertheilet, daher die Arbeits Leute bey deſſen Einernden ganze Haͤnde vol auf einmal auszurauf - fen pflegen. Er waͤchſet gemeiniglich zwey auch wohl auf einen guten zubereiteten Acker drey Schuh hoch. An den Stengeln befinden ſich ganz kleine, laͤnglichte, ſchmale und ſpitzige Blaͤtter. Die Bluͤten ſtehen oben auf den Spitzen der Zweigelein, und beſtehen aus ſchoͤnen blauen Bluͤmgen, deren jedes fuͤnf Blaͤtterlein hat. Wenn dieſe verbluͤ - het und abgefallen, ſo folgen darauf runde Samen - Capſeln oder Knoͤpfe, ſo gros als eine Zucker-Erb - ſe, welche die Bauers Leute Knotten zu nennen pfle - gen. Eine jede Knotte, oder Samen Capſel iſt in zehen Faͤcher oder Behaͤltniſſe eingetheilet, in welchen ſich eben ſo viel laͤnglichte, platte Sa - men Koͤrner beſinden, welche an einem Ende et - was mehr zugeſpitzet ſind als an dem andern, ſehr glatt, glaͤnzend und braͤunlich ausſehen, und im Angreiffen und Anſehen eben ſo beſchaffen ſind, wie der Roͤmiſche Neſſel-Samen, Urtica urens, pilulas ſerens, I. Dioſcoridis, ſemine lini, C. B. Urtica romana, I. B.
Es verlanget der Flachs einen guten, klaren wohlzugerichteten und vor Winters geduͤngten Acker. Die Duͤngung hierzu muß durchaus nicht ſtrohig, ſondern fein kleine und kurz ſeyn, und ge - gen den Herbſt, im October untergepfluͤget, undalſo -169und Flachſe. alſobald mit der Ege wohl uͤberfahren werden. Die mehreſten erwehlen hierzu ſolche Aecker, wel - che ohnediß ſollen Brache liegen. Durch das Umackern vor Winters, wird die Erde durch die Froͤſte, Duft, Regen und Schnee recht klar und milde gemachet, daß hernach das Beſtellen im Fruͤh Jahre deſto beſſer kan vorgenommen werden.
Wenn man aber den Lein auf einen Acker be - ſtellet, wo vorher Kraut, Moͤhren, Ruͤben, Paſtinat. Wurzeln, Weitzen oder Gerſte geſtanden, und wel - cher hierzu geduͤnget worden, ſo hat man nicht noͤ - thig ſolchen wieder zu duͤngen, ſondern wenn nur der Acker vor Winters wohl umgepfluͤget, und mit der Ege ein bis zweymal fein beſtrichen wird, ſo kan er dennoch mit Lein beſtellet werden. Und wenn ja nach dem Beſtreichen einige Erd-Schrol - len und Kloͤſer ſolten zuruͤcke bleiben, ſo werden ſie doch ſchon durch den Froſt den Winter uͤber muͤrbe und geſchmeidig werden.
Von der Zubereitung des Ackers im Fruͤh - Jahre, welche vielen gefaͤllt, halte ich nicht viel, indem die Merzen - und April-Luft, bey und nach dem Herumpfluͤgen, da die Erde locker und hohl lieget, die Feuchtigkeit aus dem Acker hinweg nimt, mithin das Land bey dem Beſtellen nim - mermehr ſo klar und milde wird, als wenn es vor Winters zubereitet worden. Wie denn die Win - ter-Kraft, wie ich ſchon oͤſters erinnert habe, vor der Zubereitung im Fruͤh-Jahre allezeit einen groſ - ſen Vorzug hat. Siehe hiervon im erſten Theile pag. 126. und 128.
L 5Das1705. Cap. Vom HanfeDas Land, worauf man Lein ſaͤen wil, muß fein gleich, oder auch etwas abhaͤngig liegen, und darf keine Vertiefungen haben, alwo bey vielen Re - gen und Gewittern das Waſſer ſtehen bleiben kan; denn an ſolchen Oertern verdirbet der Lein, indem er die ſtarke Feuchtigkeit nicht leiden kan, und wenn er ja aufgehet, ſo waͤchſet der Flachs nicht von der Stelle, wird gelbe und erſaͤuft endlich.
Einige Acker-Leute pflegen auch das vor dem Winter umgepfluͤgte Land, im Fruͤh-Jahre in der Faſten-Zeit, wiederum jedoch nicht zu tief umzu - pfluͤgen und zu ruren, damit der Flachs nicht alzu ſtark unter ſich wurzeln, ſondern ſeine Kraͤfte de - nen Stengeln mittheilen ſolle, welcher Meinung ich aber nicht beypflichten kan. Denn es iſt be - kannt, je tiefer ein Gewaͤchs mit ſeinen Wurzeln den Nahrungs Saft ſuchen und an ſich ziehen kan, je mehr kan ſolcher den Stengeln mitgetheilet wer - den. Wil man hierbey einwenden und ſagen, wenn den Stengeln zu viel Kraͤfte zugehen, ſo wird der Flachs hiervon grobhaͤrig, wozu ich aber nicht Ja ſagen kan; denn wenn der Same ſo dicke wie ſichs gebuͤhret, geſaͤet worden, ſo muß nothwendig folgen, da ein Stengel dem andern die alzuſtarke Nahrung wegnimt, daß ſie dennoch zart und duͤnne werden, und folglich einen klaren Paſt bekommen, wird aber ein Acker zu duͤnne beſamt, ſo mag er tief oder ſeichte geackert worden ſeyn, ſo werden die Stengel allezeit dicke und grobhaͤrig wachſen, weil ſie mehr Raum haben, und folglich viele Nah - rung an ſich ziehen koͤnnen.
Hin -171und Flachſe.Hingegen andere, pflegen auch wohl das Ruren und Egen im Fruͤh-Jahre zweymal vorzu - nehmen, damit die Kloͤſe klar gemachet und das Gras von dem Acker weggeſchaffet werde. Man laͤſſet hierinnen einen jeden bey ſeiner Art, wie er es nach ſeiner Meinung vor gut befindet. Doch bleibet es gewiß, daß nach meiner langen Erfah - rung, die Winter-Kraft, wie oben gedacht worden, vorzuziehen iſt.
Die Saͤe-Zeit wird in die fruͤhe und langſame eingetheilet. Das fruͤhzeitige Be - ſtellen wird von vielen zu Anfange des Aprils bis zu Anfange des Mayes vorgenommen. Der Same muß fein dicke geſaͤet werden, daher man das vor Winters zubereitete Land zwey bis drey - mal mit dem Leine zu uͤberſtreuen hat. Nach die - ſem eget man nach der gemeinen Art denſelben un - ter, zu welchem Ende der Acker wohl dreymal, und ſo lange mit der Ege muß uͤberfahren werden, bis kein Same auf der Erde mehr zu ſehen iſt. Beſſer wuͤrde es aber ſeyn, wenn nach meiner Manier der Same mit Kaͤrſten ganz flach untergezogen, und mit der kleinen Garten-Ege uͤberfahren wuͤrde; denn mit der groſſen Pferde-Ege wird das beſaͤete Land, durch das hin und wieder Trampeln der Pfer - de nicht nur derb gemacht, ſondern auch vieler Sa - me ſo feſte und tief eingetreten, daß er nicht hervor keimen kan und verdummeln muß.
Die andere Ausſaat des Leines, geſchiehet zu Anfange des Junius bis gegen Johannis Tag.
Es wird derſelbe eben auf die Art, wie beyder1725. Cap. Vom Hanfe. der fruͤhzeitigen Beſtellung in die Erde gebracht. Jnzwiſchen halte ich die zeitige Beſtellung viel beſ - ſer als die langſame, indem bey der erſteren Art der Flachs weit eher, und noch vor der Ernde vom Lande koͤmt, folglich der Acker auch eher umgea - ckert, und zur Winter - oder Sommer-Saat zu - bereitet werden kan.
Sonſten ſind auch einige der Meynung, wenn man den Lein auf den Freytag vor Oſtern ſaͤete, ſo wuͤrde der Flachs fein ſubtil und kleinhaͤrig. Es wird aber ein jeder vernuͤnftiger Haus-Vater gar leichte ſehen, daß dieſes ein groſſer Aberglaube iſt. Warum ſol denn ſolches Saͤen eben auf den ſtil - len Freytag, und nicht zu einer andern Zeit vorge - nommen werden? da man ſich doch hierinnen hauptſaͤchlich nach der Witterung richten muß. Am beſten geſchiehet es nach einem Regen, und zwar, wenn ſich wiederum ſchoͤn und helle Wetter anlaͤſſet, da er denn fein zugleich hervor ſticht und aufgehet. Man darf ſich auch hierbey nicht be - ſorgen, daß ein ſtarker Platz - und Schlag Regen das Land derb mache, oder eine Rinde verurſache, worunter ſonſt der keimende Same verderben muß. So aber ja, wider Verhoffen eine ſolche Ruft oder Rinde auf den Acker entſtehen ſolte, ſo waͤre meine im erſten Theile p. 135. beſchrie - bene Stachel-Walze zu gebrauchen.
Gleichwie aber mit andern Fruͤchten eine Ver - aͤnderung auf den Aeckern muß vorgenommen wer - den, alſo ſol und muß es auch nothwendig mit dem Flachſe geſchehen, und wenn es moͤglich ſeyn wil, ſomuß173und Flachſe. muß man allezeit ein Land, auf welchen vor kurzen Jahren kein Flachs geſtanden, hier zu erwehlen, wo - von im erſten Theile p. 61. und in dieſem fuͤnſten Theile p. 15 nachzuleſen iſt.
Ferner geben einige Haushaltungs Buͤcher wider die Erd-Floͤh dieſes Mittel an, daß man un - ter den Lein, wenn er ſolte geſaͤet werden, Chriſt - Aſche, oder in Ermangelung derſelben andere Aſche mengen ſolte, welches aber ebenfals eine Fratze iſt, und zu nichts weiter hilft, als daß die Aſche dem Saͤe Manne bey dem Ausſtreuen des Samens in die Augen flieget, damit er nach der Arbeit mit Aus - wiſchung derſelben etwas zu thun habe. Jch ver - ſichere, daß wider dieſes Ungezieſer weder Chriſt - noch andere Aſche was hilft. Wenn der Lein zei - tig beſtellet wird, und die aufgegangene Pflaͤnz - lein einige Tage geſtanden haben, und etwas derb geworden, ſo koͤnnen ihnen die Erd-Floͤhe ſo nicht viel ſchaden, ſonderlich, wenn ſich unterweilen wie im Fruͤh Jahre gemeiniglich zu geſchehen pfleget, abwechſelnde Regen einſtellen.
Wenn der Flachs zwey bis drey Zol hoch er - wachſen iſt, muß man ſolchen in ſchoͤnem hellem und trockenem Wetter jaͤten laſſen; doch hat man nur noͤthig nach dem groͤßten und grobſten Unkraute zu greifen, denn das ganz kleine wird durch den di - cken aufgegangenen Flachs erſticket, daß es nicht in die Hoͤhe wachſen kan, weil demſelben durch den Flachs das Wachsthum und der Nahrungs-Saft benommen wird.
Es wird auch in einigen Haushaltungs Buͤ - chern, wie im Florino und andern zu finden, fol -gende1745. Cap. Vom Hanfegende laͤcherliche Meinung angegeben: daß der Lein, welcher aus einem Hauſe, darinnen eben je - mand geſtorben, genommen werde, zur Saat, wie viele unzweiflich glauben, allerdings untuͤchtig ſey, maſſen er im Felde verlaͤge und nicht aufgehe, wieder welchen Schaden gut ſey, wenn man ihn zu einer andern Thuͤr, durch welche der Tode nicht getragen werde, oder, welches noch rathſamer und gewiſſer, noch vor entſtehendem Todes-Falle zeit - lich hinaus bringe, und bis zur Saat anderswo aufbehalte. Man muß ſich billig ſehr wundern, daß kluge Leute dergleichen Fabeln ſo hingeſchrie - ben, und die einfaͤltigen Bauers-Leute in ſolchen Aberglauben beſtaͤrken, welche ohnediß mit aller - hand Vorurtheilen angefuͤllet ſind. Warum ge - ſchiehet dieſes nicht auch mit vielen andern Saͤ - mereyen? Es ſind in meinem Hauſe nach und nach wohl uͤber zehen Perſonen geſtorben, und gleich - wohl habe niemahlen einen Fehler, wegen des Auf - gehens, weder an dem Leine noch andern Samen, deren ich wohl uͤber 150 Sorten liegend gehabt, an - gemerket.
Glaublich iſt es, daß dieſes Vorgeben mit dem Lein-Samen daher gekommen, weil man alten und verlegenen Lein ergriffen, oder die Jahres-Witte - rung das Aufgehen verhindert hat, zur ſelbigen Zeit aber zufaͤlliger Weiſe, jemand im Hauſe ge - ſtorben, woraus hernach der Schluß gemacht wor - den, daß die Schuld der Leiche beyzumeſſen ſey. Es iſt auch wohl kein Wunder, daß es bey dem Lein und Flachſe ſo viel Aberglauben und ungegruͤn -dete175und Flachſe. dete Meinungen giebet, da es eine Sache iſt, wo - mit die Weiber ſich groͤſtentheils zu beſchaͤftigen haben.
Der Flachs wird gemeiniglich, wenn er gelbe werden wil, und noch nicht voͤllig reif iſt, geraufet, denn wenn er noch etwas gruͤne iſt, ſo bekommet er fein kleine und ſubtile Haare, und giebet ein beſſeres Geſpinſte. Ein gewiſſes Kennzeichen iſt es auch, den Flachs zu raufen, wenn er unten her an ſeinen Stengeln die Federn, das iſt, ſeine Blaͤt - tergen, fallen laͤßt, und die Knotten oder Samen - Capſeln gelbe werden; Hernach wird er auf den Acker duͤnne ausgebreitet, und bleibet acht Tage lang, auch wohl noch laͤnger, nachdem es die Wit - terung giebet, liegen. Und ob er auch gleich waͤh - render Zeit beregnet wird, ſo thut es ihm doch kei - nen Schaden, und iſt hernach nicht noͤthig, daß er ſo lange im Waſſer liegen und roͤſten darf. Doch an vielen Orten und auf unſern Doͤrfern, laſſen ſie ſolchen nach Hauſe fahren, und alſobald durch ei - nen eiſernen Kamm, welcher auf ein ſtarkes Stuͤck Holz wohlbefeſtiget iſt, und eine Reffe genennet wird, ziehen, damit die Knotten oder Samen - Capſeln herunter gehen.
Von einigen aber werden die Knotten auch von dem Flachſe abgedroſchen und voͤllig zerſchla - gen, daß der Lein alle heraus gehet, und reine gema - chet werden kan. Doch iſt von dem Abſtreffen der Knotten mehr zu halten, welche alſobald auf Tuͤcher gebracht, und in die warme Sonne gele - get werden. Wenn ſie abgetrocknet und von einan -der1765. Cap. Vom Hanfe. der platzen, ſo werden ſie gedroſchen, hernach durchge - ſiebet, damit der Lein, und das Zerſchmiſſene von den Knoten durchfalle; was aber von ſolchen noch ganz bleibet, wird abermal gedroſchen, bis die Capſeln alle zerſchlagen ſind. So bald als dieſes geſchlagen, wird der Lein und Staub mit dem Re - chen auf einem Haufen geſtoſſen geworfelt, und wie anderes Getraide in das Reine gebracht. Alsdenn muß der Lein auf den Boden duͤnne geſchuͤttet, und wohl getrocknet werden; doch muß man zur zu - kuͤnftigen Ausſaat bey dem Aufheben in der Scheu - re, den Vorſprung aufbehalten.
Wenn nun der Flachs von den Knotten be - freyet worden, ſo wird er in kleine Bindlein, wel - che die Bauers Leute Buſſen nennen, gebunden, ins Waſſer geſchaffet, und mit Holz, Steinen, Ra - ſen Stuͤcken, oder auch mit Schlamm und Erde ſtark beſchweret, ſo, daß das Waſſer daruͤber hin - gehet, denſelben aber doch nicht fortfuͤhren und wegſchwemmen kan, zu dem Ende auch wohl durch jedes Bindel ein Pfahl geſchlagen wird. Man muß aber hiebey Acht haben, damit er nicht uͤber die Zeit lieget und ſtark roͤſtet, beſonders wenn er auf dem Acker ſchon beregnet worden, und et - was geroͤſtet hat. Den vierten Tag muß man dar - nach ſehen, und einige Buſſen heraus nehmen und an der Sonne duͤrre werden laſſen, um dadurch zu erfahren, ob er recht geroͤſtet, welches man unter der Breche verſuchen kan, da man bald ſiehet wie er ſich an den Stengeln, oder an den Haaren an - laͤßt. Dieſe Probe muß faſt alle Tage geſchehen,auch177und Flachſe. auch ſo lange damit angehalten werden, bis man vermeinet, daß er genug im Waſſer gelegen. Doch iſt hierbey zu merken, daß der Flachs in hel - len, kalten und friſchen Quell-Waſſer, oder auch bey kaltem Herbſt-Wetter, niemahlen ſo bald und ſo gut roͤſtet, als in ſtille ſtehenden Suͤmpfen, und ſehr langſam flieſſenden Baͤchlein, da das Waſſer matt, warm und weich iſt, indem es von weiten her - gefloſſen. Wenn die Stengel ſich wohl brechen laſ - ſen, und das Baſt, oder die aͤuſſere Schale davon leicht abgehet, ſo iſt es auch ein gut Zeichen daß er recht geroͤſtet. Das Roͤſten darf weder zu viel noch zu wenig geſchehen, beydes iſt ſchaͤdlich, doch iſt es allezeit beſſer daß er weniger als zu viel gewaͤſſert oder geroͤſtet werde, weil der Baſt durch das alzu - ſtarke Roͤſten ſeine Feſtigkeit verlieret. Viele ge - ben auch dieſe Probe an: Wenn das Haͤutlein, oder die aͤuſſere Schale von den Wurzeln ſich gelinde mit den Fingern herab ſtreifen laſſe, ſo ſey er ge - nug geroͤſtet. Das allerbeſte Kennzeichen der hin - laͤnglichen Roͤſtung iſt, wenn man nach einigen Tagen, da man vermeinet, daß es moͤchte genug ſeyn, einige Haͤlmer heraus ziehet, und ſolche weich anzufuͤhlen ſind, auch, ſo man ſie mit ei - nem Meſſer in der Mitten von einander ſchneidet, an der Schaͤrffe einige Faͤſerlein hangen laſſen, und im ſtilſtehenden Waſſer, wenn man ſie hin - ein wirft, nach und nach unterſinken. Dieſes iſt ein ohnfehlbares Kennzeichen daß der Flachs recht geroͤſtet iſt. Solten aber die zerſchnittenen Haͤlmer auf dem Waſſer ſchwimmen, und ſich5. Theil. Mnicht1785. Cap. Vom Hanfe. nicht in die Tiefe begeben wollen, ſo laͤſſet man den Flachs noch etwas laͤnger im Waſſer liegen, bis es genung iſt. Findet man ſolches, ſo wird der Flachs fein reine im Waſſer abgewaſchen, auf einen Raſen oder bequemen Ort geſchaffet, und eine Buſſe nach der andern aufgeſtuͤrzet, alwo er in der Luft und Sonne ſo lange ſtehen bleibet bis er recht trocken ge - worden, hernach wird er abermal in Bindel zuſam - men gebunden, und an einem trockenen und luͤfti - gen Orte aufbehalten.
Nach Gelegenheit wird der Flachs wiederum an die Sonne gebracht, und wenn er recht duͤrre ge - worden, mit einem Blauel oder Hand Keile auf einem Steine ſtark geklopfet, auch nach eines je - den eigenen Erachten, wohl in der Sonne aber - mal fein ausgebreitet, hernach gebrechet, und alsdenn wiederum an einen trockenen Ort geſchaf - fet.
Das Abtrocknen und Abdorren in den Back - oͤfen, oder in den Stuben iſt gefaͤhrlich, und ſol - te ſolches von allen hohen Obrigkeiten billig bey nahmhafter Strafe verboten, und gewiſſe Aufſeher beſtellet werden, welche bey den Leuten deswegen Viſitation halten muͤßten; denn wie leichte kan zwiſchen einer Kachel eine kleine Klunze ſich befin - den, oder eine Kachel ausgeſtoſſen werden, ſo iſt Feuers-Gefahr und Ungluͤck vorhanden. Ob es gleich an der Sonne langſamer hergehet, ſo iſt es doch am beſten und ſicherſten indem man kein Ungluͤck dabey zu beſorgen hat.
Endlich179und Flachſe.Endlich, wenn alle dieſe Arbeit verrichtet wor - den, ſo wird der Flachs geſchwungen, und zuletzt gehechelt und vom Werge abgeſondert. Das uͤbrige was noch koͤnte angefuͤhret werden, wil ich den Wei - bern uͤberlaſſen.
Weil ſich bey dem Acker-Bau nicht allenthal - ben hinlaͤngliche Weide und Graͤſerey vor das Viehe befindet, ſo pfleget man ſich an vielen Orten, mit Erziehung derjenigen Klee-Ge - waͤchſe zu helfen, welche zur Fuͤtterung vor das Vieh wohl zu gebrauchen. Dahero iſt es billig, daß ich auch etwas von Erziehung dieſes ſchoͤnen Vieh-Futters hinzufuͤge.
Hieher gehoͤret vor allen Dingen der Schne -Von den Schnecken - Spargel - oder Luſer - ne-Klee. cken - oder Spargel-Klee, welcher nach dem Franzoͤſiſchen auch Luſerne genennet wird, Medica ſativa, ſiliqua cornuta, magis tortili, Moriſ. Fœ - num Burgundiacum, ſive Medica legitima, Par - kinſ. Trifolium ſiliqua cornuta, ſive Medica, C. B. P. Medica maior erectior, floribus purpura - ſcentibus, J. B. Es hat dieſes Gewaͤchſe eine lan - ge, dicke, gerade, holzig und faſichte Wurzel, wel - che die groͤßte Kaͤlte ausſtehen kan. Die StengelM 2welche1806. Cap. Von verſchiedlichenwelche daraus wachſen, werden zwey auch wohl auf guten Grund und Boden drey Schuh lang, rund, gerade und ſo ſtark, als die kleinen Spargel - Stengel, wenn dieſe in die Hoͤhe gehen, und in den Samen ſchieſſen, weswegen ihn auch die Leute Spargel-Klee zu nennen pflegen. Oben wachſen die Stengel aͤſtig, und ſind mit vielen kleefoͤrmigen Blaͤttern beſetzet. Siehe hiervon den Kupfer - Stich I. Jm Julius bringen ſie Violpurpur - farbige, aber nicht gelbe Bluͤmlein hervor, wie einige vorgeben, welche in gekerbten Kelchlein ſtehen. Wenn dieſe verbluͤhet haben, folgen die Samen-Gefaͤßlein, welche aus zweyen Haͤutlein be - ſtehen, die ſich wie eine Schnecke zuſammen rol - len, oder wie eine Schraube kruͤmmen. Zwiſchen dieſen zweyen Haͤutlein finden ſich die Samen - Koͤrner, welche mehrentheils die Form eines ganz kleinen Nierleins haben. Wenn dieſe noch neue ſind, iſt ihre Farbe weislich und bleichgelbe, wenn ſie aber aͤlter werden, vergehet ihnen dieſe Farbe, und werden brauner. D. Mich. Bernh. Valentini meldet in ſeinem Kraͤuter-Buche p. 406. daß die - ſer Klee in warmen Laͤndern, als in Dauphine, um Languedoc, und in der Provence, wie auch um Paris, und in der Normandie haͤufig gezeuget wuͤrde. Er ſchreibet von denſelbigen folgendes:
” Das ganze Kraut hat einen Geſchmack wie” die Kreſſen, aber nicht gar ſo ſcharf, (etwas hier -” von) indem es mehr Oel, als fluͤchtig Salz in ſich” hat; weswegen er das Gebluͤt reinigen, und den” Urin treiben kan, wird aber zur Artzeney gar” nicht181Sorten des Klees. ” nicht geſuchet, ſondern giebt dem Vieh ein vor -” treſlich, Futter, welchem es gute Nahrung giebt,” und bey den Kuͤhen viele Milch zeuget, auch zur” Maſtung derſelben, und den Ochſen unvergleich -” lich gut thut, indem es des Jahres wohl fuͤnf bis” ſechsmal kan abgemaͤhet werden, dafern der Sa -” me in ein fettes, wohl geduͤngtes und feuchtes” Erdreich geſaͤet wird; weßwegen denn dieſer” Samen auch bey den Materialiſten in Frankreich” ſehr geſuchet wird, wie Pomet in ſeiner Franzoͤ -” ſiſchen Material-Kammer (ſo nunmehr auch” ins Teutſche uͤberſetzet, aber ohne Kupfer. Stich” verkaufet wird) mit mehrerem berichtet.
Ob zwar dieſes vor das Rind-Vieh nutzbare und trefliche Gewaͤchſe in Teutſchland noch nicht durchgaͤngig bekant iſt, und wenig erzogen wird, ſo iſt es doch ſchon vor einigen 20. Jahren in unſern Erfurtiſchen Feldern, und ſonderlich auch in den zwey Stunden von unſerer Stadt gelegenen Dorfe Stotternheim mit ſonderbaren Nutzen angebauet worden. Es hat auch der Freyherr von Hohen - thal, ſo wohl im erſten als zweyten Bande ſeiner Oeconomiſchen Nachrichten ſchoͤne Anweiſun - gen zur Erziehung dieſes Klees gegeben, welche theils aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzet, theils von andern gelehrten und erfahrnen Haus-Wirthen ſind eingeſendet worden. Dem ohnerachtet halte ich doch davor daß es der Muͤhe werth ſey von unſe - rer Art dieſes Gewaͤchſe zu erziehen, nach meiner Erfahrung, dem Publico eine Beſchreibung mitzu - theilen. Jch habe ſchon oben gedacht daß derM 3Luſer -1826. Cap. Von verſchiedlichenLuſernen-Same Nierenfoͤrmig, welches Eigen - ſchaft andere Klee Sorten auch an ſich haben. Der - gleichen ſind:
Alle dieſe, und noch mehrere Gattungen, wer - den nur aus Curioſitaͤt in den Gaͤrten erzogen; wie man denn mit dieſer letzteren Sorte eine beſon - dere Kurweile haben kan, wenn man bey einer Mahlzeit, von deren Frucht - oder Samen Capſeln einige oben auf den Sallat (Lattig) leget. So bald das Frauenzimmer dieſe auf dem Sallate gewahr wird, ſo machen ſie einen gewaltigen Lerm daruͤber, und ſagen: ey! es ſind Raupen auf dem Sallate, wer wolte davon etwas eſſen? Eine ſchimpfet auf den Koch oder Koͤchin, die andere faͤngt an zu ſpu - cken, die dritte wil ſ. v. gar vomiren; wenn man nun ihnen hernach eine ſolche vermeinte Raupe rechtzeiget,183Sorten des Klees. zeiget, und zur Unterſuchung giebet, (welche ſie an - faͤnglich nicht angreifen wollen) ſo fangen ſie als - denn an einander auszulachen.
Die Luſerne hat wegen ihrer aufwachſenden geſchmeidigen Stengel vor den andern Kleen einen gewaltigen Vorzug, indem die andern niemalen ſo hoch zu wachſen pflegen, auch zum Theil niedrig auf der Erden liegen bleiben.
Es iſt auch dieſer Klee in der That zweymal nahrhafter als das unter einander gewachſene Gras oder Heu von den Wieſen, indem, wie oben ge - ſaget, das Rind Viehe vielmehr Milch hiervon giebet, als von andern Gras-Gewaͤchſen. Dem hohen und rothen Wildpret, als Hirſchen und Re - hen, iſt er gleichfals ein angenehmes Futter.
Man glaube aber nicht, wie einige vorgeben, daß das Viehe hiervon eine gewiſſe Krankheit, wel - che man das Blut nennet, bekommen ſolte. Die eigene Erfahrung hat mich von dem Ungrunde die - ſer Meinung uͤberzeuget, indem ich von dieſem Futter niemalen ſolchen Unfall an meinem Vieh verſpuͤret. Und geſetzt, wenn auch dieſes jemanden wiederfahren, ſo iſt es ohn Zweifel zufaͤlliger Weiſe geſchehen, und entweder von anderer Fuͤtterung, oder von der vorherigen Diſpoſition des Vie - hes, oder ſonſt einer Urſache hergekommen. Und wenn man ja dieſes Uebels halber in Sorgen ſte - het, ſo kan man mit dieſem Klee, und anderem Wieſen-Graſe, in der Fuͤtterung eine Umwechs -M 4lung1846. Cap. Von verſchiedlichenlung machen, wodurch dieſe vermeinte Gefahr gar leicht abgewendet wird. Wil man aber den drit - ten Theil Gerſten Stroh mit untermengen, ſo iſt man noch gewiſſer verſichert, daß hiervon das Viehe keinen Anſtoß bekomme. Dem Schaaf Viehe aber iſt dieſes Futter, wie auch andere fette Kraͤu - ter, nicht ſo nuͤtzlich, als diejenigen, welche an tro - ckenen Bergen und Huͤgeln wachſen, als wovon die Schaafe viel geſunder, ſtaͤrker und fetter werden.
Die Luſerne verlanget einen Ort, welchen die Sonne den ganzen Tag beſcheinen kan, und wo keine Baͤume vorhanden ſind, indem ſolche mit ih - rem Schatten den Wachsthum verhindern; wie denn dieſer Klee unter und neben den Baͤumen gar nicht gut thut, maſſen er mit ſeinen dicken, langen und fahſichten Wurzeln den Obſt - und andern Baͤu - men ſehr gefaͤhrlich iſt, daß beyde mit einander verderben muͤſſen; denn da die Luſerne, die in der Erde befindlichen Kraͤfte beſtaͤndig ausſauget, und beſonders die Feuchtigkeit, welche durch den Regen und Schnee von oben herunter faͤlt, durch ihre Wurzeln, weil ſie flaͤcher als die Baum-Wur - zeln ſtehen, alſobald hinweg nimt, ſo folget, daß die Baͤume noth leiden, und endlich zu Grunde gehen.
Der Grund und Boden zu dieſem Klee muß alſo beſchaffen ſeyn, wenn er anders gerathen und gedeyen ſol, daß ſolcher in einer Gleiche und Ebene lieget, und am Erdreiche weder zu ſchwer noch zu leichte iſt. Ein ſolcher Acker muß auch von Que - cken und andern Gras-Gewaͤchſen befreyet ſeyn. Beyde185Sorten des Klees. Beyde ſind ihm ſchaͤdlich, ſonderlich aber wird die Luſerne durch die Quecken an ihrem Wachsthume gehindert.
Anno 1751. geſchahe die Beſtellung dieſes Klees auf einen meiner Aecker vor unſerm Schmidtſtaͤt - ter Thore mit beſonderem Gedeyen, daß man ſeine Luſt und Vergnuͤgen daran ſehen, und ſolchen dem Sommer uͤber viermal abſchneiden kan; wenn man an einem Ende mit Abſchneiden den Anfang machet, und alle Tage nach und nach damit fort. faͤhret, ſo waͤchſet der zuerſt abgeſchnittene, ehe man an das Ende kommet, wiederum herbey, daß man mit Abmaͤhen abermal den Anfang machen kan. Wenn man ihn aber zum Samen ſtehen laͤſſet, ſo waͤchſet er drey Schuh hoch.
Ob zwar dieſer Acker bis dato mein Eigen - thum iſt, ſo uͤbergab ich doch ſolchen, nach meiner obhabenden Schuldigkeit, und ſonderbarer Urſa - chen halber, jemanden, zu dieſer Nutzung. Gewiſſe Umſtaͤnde hielten mich aber zuruͤcke, das ich die Be - ſaͤe - und Beſtellung nicht uͤber mich nahm, ſondern es mußte dieſes ein anderer Acker-Verſtandiger be - ſorgen. Meine Bedenklichkeit, warum ich dieſe Beſtellung nicht uͤber mich nehmen wolte, war die - ſe, weil ſolche auf einen im Fruͤh-Jahre zubereite - ten Acker geſchehen ſolte, welches niemalen ſo ſicher und gewiß iſt, als auf einen vor Winters zuberei - tetem Lande. Denn wenn bey der im folgenden be - ſchriebenen Beſtellung, die Regen ausgeblieben waͤren, ſo haͤtte es gewiß mißlich ausgeſehen.
M 5Die1866. Cap. Von unterſchiedlichenDie Zubereitung des Ackers geſchahe alſo: weil vorher Winter-Rocken darauf geweſen war, ſo wurden die Stoppeln im Herbſte mit zwey Pfer - den umgepfluͤget, und das Land mit der Pſerde-Ege beſtrichen. Hierdurch wurde der von der Ernde ausgefallene Rocken, Gras und anderes Unkraut un - ter die Erde gebracht, daß es verderben mußte, und der Acker blieb den Winter hindurch alſo liegen.
So bald als das Wetter im Fruͤh-Jahre auf - gieng, wurde ſo viel kleiner Kuͤh-Miſt, wie man pfleget zu den Korn-F[r]uͤchten zu duͤngen, auf den Acker gefahren, welcher fein gleich zerſtreuet, und alſobald tief und wohl untergegraben wurde. Als dieſes auch verrichtet war, wurde das gegrabene Land mit der kleinen Garten-Ege uͤberfahren, und die Erde klar und milde gemachet. Zwoͤlf Tage blieb das Land alſo liegen, bis in die Helfte des Aprils, alsdenn wurde das Beſtellen vorgenom - men. Ehe aber der Saͤe Mann das Ausſtreuen des Samens verrichtete mußte zuvor die Erde auf dem ganzen Acker gefuͤſſelt, und mit der Garten - Ege nochmals beſtrichen werden. Siehe hiervon im erſten Theile p. 127. die VI. Figur. Hierauf wurde der Luſerne-Same oben aufgeſaͤet, abermal gefuͤſſelt, und das Land ſo fort mit der kleinen Ege zweymal beſtrichen.
Eben zur ſelbigen Zeit, als dieſe Beſtellung vorgenommen wurde, nahm ich aus Curioſitaͤt ohn - gefehr zwey Loth von dieſen Samen, ſtreuete ſol - chen hin und wieder unter das Gras, weiter ließ ich nichts damit vornehmen. Dem ohneracht iſt erhier187Sorten des Klees. hier und da aufgegangen, daß man die Stoͤcke wel - che allezeit faſt einen Schuh uͤber das andere Gras hervor wachſen, von weiten erkennen kan.
Bey dieſer jetzo angefuͤhrten Art die Luſerne zu beſtellen, wuͤrde in der That alle Arbeit verge - bens geweſen ſeyn, wenn das Land vorher nicht waͤ - re zuſammen getreten oder gefuͤſſelt worden, denn da die Erde locker und hohl wuͤrde geblieben ſeyn, ſo wuͤrde erſtlich die Merzen-Luft aus dem lockern Grunde und Boden die Feuchtigkeit heraus geho - let und weggefuͤhret haben; zum andern wuͤrde der Luſerne-Same, weil er ſehr kleine und glatt iſt, alzutief in die Erde gefallen ſeyn, daß er hernach mit ſeinen zarten Keimen nicht vermoͤgend gewe - ſen waͤre hervor zu wachſen.
Als der Same nach dem Anfange des Mayes aufgieng, und in ſeine Blaͤtter erwachſen war, wur - de er gejaͤtet, und vom Unkraute gereiniget. Nach zehen Tagen war dieſes Jaͤten abermal vorgenom - men; Nachhero wuchs er freudig in die Hoͤhe, daß er in dieſem Jahre zweymal konte abgemaͤhet wer - den. Und ich glaube gewiß, daß es auch zum drit - tenmale waͤre angegangen, wenn die Zubereitung des Landes vor Winters geſchehen waͤre, indem die Winter-Kraft, oder Winter-Feuchtigkeit, bey allen Gewaͤchſen groſſe Dienſte thut.
Jn den nachfolgenden Jahren hat man das Jaͤten nicht noͤthig, es waͤre denn daß im zweyten Jahre die Melden ſich einſchleichen wolten, welche mit leichter Muͤhe koͤnnen heraus gezogen werden. Laͤſſet man aber ſolche darinnen ſtehen, ſo faͤllt de -ren1886. Cap. Von verſchiedlichenren Same tauſendfaͤltig aus, und hindert die Luſer - ne an ihrem Wachsthum.
Wenn der Same ſo dicke, wie ſichs gebuͤhret, geſaͤet worden, ſo kan kein Unkraut oder anderes Gras zwiſchen den Stoͤcken aufwachſen, indem die wachſende Stengel durch ihren Schatten, und Entziehung des Nahrungs-Saftes ſolches verhin - dern und erſticken. Die Stoͤcke duͤrfen von rechts - wegen nicht uͤber ſechs Zol weit von einander ſte - hen, wenn ſie aber ja etwas weniges naͤher oder weiter kommen ſolten, welches man bey dem Aus - ſtreuen des Samens nicht ſo genau haben kan, ſo hat ſolches auch nicht viel zu ſagen.
Mit dem Einkauf des Samens hat man ſich ebenermaſſen vorzuſehen, daß man ſolchen aufrich - tig uͤberkomt, und daß kein Unkraut-Same ſich darunter befinde, welches man alſobald, wenn man ihn recht anſiehet erkennen kan. Man komt durch ſolchen Betrug nicht nur um ſein Geld, ſondern der Klee gehet hernach duͤnner auf als ſichs gebuͤh - ret, und man hat noch uͤber dieſes mit dem Jaͤten doppelte Muͤhe und Koſten.
Nunmehro muß ich auch von meiner Zuberei - tung des Ackers zu dieſem Klee eine Beſchreibung mittheilen: Es mag auf einen Acker vorhero Win - ter-Rocken, Gerſte, Moͤhren, Paſtinat-Wurzeln u. d. gl. geweſen ſeyn, oder es mag das Land Brache gelegen haben, ſo dienet ſolches zur Luſer - ne, wenn es anders alſo beſchaffen iſt wie oben gedacht worden.
Es189Sorten des Klees.Es muß aber der Ort, wo man gedenket ſol - chen Klee hin zu ſaͤen, erſtlich geduͤnget werden, und je beſſer ſolches geſchiehet, je zutraͤglicher iſt es der Luſerne zu ihrem Wachsthum, jedoch muß der Miſt nicht alzu ſtrohig, ſondern verweſet und entbrannt ſeyn. Denn wenn er zu ſtrohig iſt, ſo lieget die Erde darauf hohl und locker, und wenn der Same aufgegangen, die Stengel im Fort - wachſen begriffen ſind, und mit ihren Wurzeln darauf kommen, ſo fangen ſie an zu ſtocken, und wachſen hernach nicht von der Stelle, ja, wenn ſehr heiſſes Wetter iſt, ſo verdorren und verderben ſie wohl gar.
Wenn alſo die Duͤngung zur Herbſt Zeit, im November, aufgefahren worden, ſo muß ſolche ein - gegraben, und fein mit Erde bedecket werden. Bey dem Graben muß auch das Gras und Un - kraut fein untergeſtuͤrzet werden, daß es verfaule und verderbe, damit es der aufgehenden Luſerne nicht hinderlich werde. Oder wenn es an Leuten, welche das Graben zu verrichten pflegen, mangeln ſolte, ſo koͤnte ein ſolches Land auch mit drey oder vier Pferden umgeahren werden; doch ſolcherge - ſtalt, daß ein Tageloͤhner mit einem Rechte hinter dem Acker-Knechte her den Miſt ordentlich in die Furchen einziehen muͤßte, damit derſelbe mit der Erde fein bedecket werde. Jſt nun der ganze Ort auf dieſe Weiſe geahren worden, ſo muß der Knecht den Acker mit dem linken Theile der Ege beſtrei - chen; denn wenn er den rechten Theil oder die Spitzen der Zinken, hierzu gebrauchen wolte,ſo1906. Cap. Von verſchiedlichenſo wuͤrde er die mehreſte Duͤngung, ſonderlich wenn ſie noch ſtrohig waͤre, aus der Erden wiederum her - aus ziehen. Hierauf laͤſſet man den Acker, er mag gegraben oder geahren ſeyn, den Winter uͤber lie - gen, da waͤhrender Zeit, der Regen und Schnee ſich einſenken kan.
Jſt die Saͤe-Zeit, nemlich der halbe April her - bey gekommen, ſo wird die Erde gefuͤſſelt, mit der kleinen Ege uͤberfahren, und wiederum gleich ge - ſtrichen, wodurch ſie ſo klar und milde wird, wie ein Majoran-Beet, weil ſie den Winter uͤber, durch die Kaͤlte und Froſt aufgeloͤſet und muͤrbe gemachet worden. Alsdenn ſaͤet man den Luſernen-Samen darauf, ziehet ſolchen mit Kaͤrſten ganz gelinde und ſubtil, gleich wie bey der Mohne p. 89. im vierten Theile zu leſen, unter die Erde, und be - ſtreichet den Acker abermal mit der kleinen Ege. Man hat alſo bey dieſer Beſtellung nicht ſo viele Muͤhe und Quackeley, als bey der vorhergehenden, und gehet doch mit dieſer viel ſicherer und gewiſſer.
Die Luſerne kan 24. bis 30. Jahr auf einem Orte ſtehen bleiben, wenn ſie nicht zu duͤnne geſaͤet worden, denn ſonſten pfleget ſich das Gras mit unter zu miſchen, welches man in ſolchem Falle alle Jahr mit einem Jaͤte-Haͤcklein nicht ohne Beſchwerlich - keit hinweg ſchaffen muß. Jedoch iſt hierbey noch zu merken, daß die Stoͤcke im Herbſte, wenn die Sten - gel voͤllig abgemaͤhet worden, zum wenigſten alle ze - hen Jahr mit kleinen Kuͤh-Miſte etwas ſtark uͤber - ſtreuet werden muͤſſen, ſo, daß ſolcher fein zwiſchen die Stoͤcke fallen, und ſeine Fettigkeit und Salze denWin -191Sorten des Klees. Winter uͤber den Wurzeln mittheilen kan. Wenn man binnen ſolcher Zeit dieſem Klee mit der Duͤn - gung zu Huͤlfe kommet, ſo kan er viele Jahre er - halten werden, wo aber dieſes nicht geſchiehet, ſo faͤnget er wegen ſeines Alters und Mangel der Nah - rung an, nach und nach abzunehmen, und waͤchſet nicht mehr ſo ſchleunig in die Hoͤhe.
Dieſe wegen der Duͤngung aufzuwendende Koſten, wird ſich auch gewiß Niemand dauern laſ - ſen, der da bedenket, daß man hingegen in ſo vie - len Jahren keinen Heller auf die Zubereitung des Landes, und auf den Samen zu verwenden brauchet, und daß ein einziger Acker mit dieſem Klee, wenn ſolcher wohl anſchlaͤget, beſſere und mehre Fuͤtterung vor das Rind Vieh giebet, als drey Acker der beſten Wieſen. Denn erſtlich waͤchſet das Wieſen-Gras ordentlicher Weiſe bey weiten nicht ſo hoch als das Luſernen Gras, und zum andern, ſo iſt bekannt, daß man ordentlich eine Wieſe jaͤhrlich nicht mehr denn einmal abmaͤhen kan. Auf einigen Wieſen, welche einen guten Trieb haben, und nach der Heu - Ernde der Weide und Trift nicht unterworfen ſind, wird zwar im Herbſte Spat-Heu, oder wie man es hier nennet, Grummet gemachet; allein es bedeutet, in Anſehung der Quantitaͤt, nicht viel, und iſt auch vor das Vieh nicht ſo kraͤftig und nahr - haft. Hingegen kan man die Luſerne jaͤhrlich vier - mal, und wenn die Witterung favorabel iſt, wohl fuͤnfmal abmaͤhen. Genung, daß ſich albereit die Luſerne bey uns alſo legitimiret, daß wir von den Nutzen derſelben voͤllig uͤberzeuget ſind.
Auf1926. Cap. Von verſchiedlichenAuf einen Luſernen-Acker darf weder das Rind - noch Schaaf-Vieh getrieben werden, weil ſie die Stoͤcke, und die daran befindlichen Sturzeln mit ihren jungen Augen, welche im Fruͤh-Jahre wie - derum ausſchlagen muͤſſen, zertreten. Wie denn auch durch das Auftreiben des Viehes, der Erdbo - den derb und feſte gemachet wird, wodurch die Stoͤ - cke in ihrem Wachsthum gehindert werden daß ſie kleine bleiben muͤſſen. Auch iſt das Abfreſſen und Abbeiſſen der Thiere den Stoͤcken ebenfals ſchaͤd - lich, indem viele Storzeln, woran ſich junge Augen befinden, mit losgeriſſen werden. Das Auftreiben der Gaͤnſe und Trut-Huͤner, zur Herbſt-Zeit, tauget ebenfals nichts, denn es verurſachet den Stoͤcken eine Zuruͤkſchlagung, indem dieſes Vieh alle junge Augen herunter holet.
Zum Heumachen dienet dieſer Klee nicht wohl, wie ich ſelbſten aus einer gemachten Probe geſe - hen. Meine Leute mußten ein Fleck hierzu abmaͤ - hen. Jch lies auch ſolchen, wie man pfleget, wen - den und abtrocknen. Als aber ſolches Heu zuſam - men gemachet, aufgeladen, und nach Hauſe gefah - ren wurde, ſo fielen die Blaͤtter die Helfte herun - ter, und was noch daran blieb, das fiel bey dem Abladen auch noch voͤllig ab, daß ich alſo nichts, als die Stengel uͤbrig behielt, welche das Viehe auch nicht ſo begierig angehen wolte, als da ſie gruͤne waren, ſondern der Hunger mußte ſie erſt hierzu antreiben. Doch duͤrfte dieſes Heumachen viel - leicht eher angehen, wenn man die Stengel nicht ſo hoch und alt werden lieſſe, damit ſich ſolche fein un -ter -193Sorten des Klees. tereinander wickeln koͤnten. Auch muͤſte die Sam - lung ſolches gedoͤrreten Klees nicht in alzugroſſer Waͤrme, ſondern fruͤh morgens vorgenommen werden, und kaͤme es auf eine Probe an, ob nicht auf ſolche Art gut Heu zuwege gebracht werden koͤnte.
Den Samen zu erziehen und zu uͤberkommen iſt ſehr leicht; Man laͤſſet hierzu ein gewiſſes Fleck - lein, ſo viel als man denket vonnoͤthen zu haben, unabgeſchnitten ſtehen, und in Samen ſchieſſen; wenn er nur zur Reiffung gelanget, und einige Koͤrner in den Samen Capſeln hart ſind, ſo iſt es Zeit ſolchen in der Hoͤhe, ſo weit als der Same ge - het abzuſchneiden, welches am beſten fruͤhe mor - gens geſchiehet, wenn er noch feuchte iſt, denn Nachmittags, bey warmen Sonnenſchein, ſpringen die Samen-Koͤrner gerne hinweg. Man ſchaffet ſolchen hierauf in einem Tuche nach Hauſe, da - mit nicht der Same zum Theil verlohren gehe, und leget ihn fein duͤnne auf einen luͤftigen Boden, al - wo er ein paar mal muß gewendet werden Wenn er trocken iſt, ſo leget man ihn ſamt dem Tuche bey einem ſchoͤnen hellen Tage an die Sonne. Wenn er nun recht duͤrre geworden, ſo klopfet man ihn mit einem Stecken aus, und ſchwuͤnget alsdenn mit einer Mulde die Spreu und den Unrath hinweg.
Wenn die Samen-Capſeln etwas zu lange ſtehen, und ohngefehr beregnet, hierauf aber von der Sonne wieder beſcheinet werden, ſo ſpringen dieſelben von einander, und der Same faͤlt auf die Erde.
5. Theil. NDie1946. Cap. Von verſchiedlichenDie Stengel, von welchen der Same oben ab - genommen worden, muͤſſen zeitig hinweg geſchnit - ten werden, damit die Stoͤcke wiederum treiben, und von neuen hervor wachſen koͤnnen. Der Sa - me kan vier Jahr zur Ausſaat aufbehalten werden.
Wer geſonnen iſt einen ſolchen von vielen Jah - ren her genutzten Luſernen-Acker abzuſchaffen, muß ein Jahr vorher, ehe er ſolches vornimmt, ein ande - res Stuͤck Feldes dazu begatten und damit beſaͤen, damit er in der Fuͤtterung keinen Mangel leide; alsdenn kan er in folgendem Herbſte die alten Stuͤ - cke ausheben laſſen, womit es aber muͤhſam zugeht, denn es ſind die Wurzeln ſo feſte eingewachſen, daß man ſie mit einem Karſte oder andern leichten Jn - ſtrumente nicht bequem heraus bringen kan; oder es muß der Arbeiter einigemal darnach hacken. Am beſten und geſchwindeſten ſind ſie mit einer Baum-Hacke oder Wurzel-Spieſe heraus zu heben. Siehe hiervon im dritten Theile p. 143. Man hat nicht Urſache die ausgehobenen Wurzeln und Stoͤcke hinweg zu ſchmeiſſen, ſondern man laͤßt ſolche auf dem Lande liegen, und wenn ſie binnen zehn bis zwoͤlf Tagen abgewelket ſind, ſo koͤnnen ſie mit einem Rechen umgewendet werden, welches man ſo lange wiederholet, bis ſie trocken gewor - den. Man ſchaffet ſie nachgehends nach Hauſe, und wirft ſie auf einen luftigen Boden fein duͤnne auseinander, damit alle Feuchtigkeit voͤllig heraus gehe; alsdenn thun ſie zum Einheitzen bey jetzi - gem groſſem Holz-Mangel gute Dienſte.
Ein groſſer Fehler und Unverſtand waͤre es,wer195Sorten des Klees. wer auf einen ſolchen Acker, wo dergleichen Wur - zeln ausgehacket worden, abermal Luſernen-Sa - men ſaͤen wolte. Wenn er auch noch ſo ſtark hierzu duͤngete, ſo wuͤrde dennoch nichts tuͤchtiges daraus werden: denn da die Luſerne von vielen Jahren her diejenigen Salze und Kraͤfte, welche ſie zu ih - rem Wachsthume gebrauchet, aus der Erde heraus geſogen, ſo wuͤrde der von neuen darauf geſaͤete Same, und die hervorgewachſene junge Stoͤcke, kei - ne hinlaͤngliche Nahrung mehr finden, weil das Land von den Theilchen und Kraͤften, welche ſie erfordern ſchon allzu ſehr ausgemergelt worden, welchen Abgang auch die friſche Duͤngung nicht erſetzen kan. Und ob auch gleich der Acker durch den darauf geſchaften Miſt wiederum einige Beſ - ſerung erhalten, ſo iſt doch ſolche zum ferneren ge - hoͤrigen Wachsthume der Luſerne nicht hinlaͤnglich. und wuͤrde ihre Wuͤrkung nicht halb ſo gut, und nicht halb ſo lange dauren, als auf einem friſchen Lande welches noch nicht hierzu gebrauchet worden. Es verhaͤlt ſich mit dieſem Klee eben wie mit an - deren Gewaͤchſen, wenn man ſolchen vielmal nach einander auf einen Acker beſtellen wolte. Siehe hiervon nach im erſten Theile p. 61. und in die - ſem Theile p. 5.
Jſt nun ein ſolcher Acker von den Luſernen - Wurzeln voͤllig befreyet worden, ſo muß das uͤbri - ge Unkraut mit Kaͤrſten ausgehacket, und das Land reine gemachet werden. Nach dieſem laͤſſet man den Acker begatten und Brache liegen, damit er ſich an den Kraͤften, welche er in ſo vielen Jahren ver -N 2lohren1966. Cap. Von verſchiedlichenlohren hat, wiederum erholen moͤge. Jſt aber der Acker von Quecken leer, oder ſonſt wenig Unkraut darinnen zu finden, ſo kan er mit 24 Fudern Miſt geduͤnget, gegraben, und hernach alljaͤhrlich beſtel - let und genutzet werden, wie ich oben in dem er - ſten Theile weitlaͤuftig gezeiget habe.
Die andere Sorte des Futter-Graſes, wel - ches in einer Haushaltung bey der Viehzucht gute Dienſte thut, iſt der Eſparſett, Hahnen-Kamm, Hahnen-Kopf, Tuͤrkiſcher Kleber-Klee, Onobrychis major ſiliculis echinatis criſtatis, in ſpica digeſtis. Morriſ. Onobrychis orientalis major foliis filoſis, Rupp.
Wenn ich wuͤſte, daß ich diejenigen, welche auch ſchon hiervon geſchrieben, durch meine Ab - handlung beleidigen wuͤrde, ſo haͤtte ich ſolche lieber weglaſſen wollen. Allein ich habe das Vertrauen, daß man es dennoch nicht ungeneigt aufnehmen werde; wenn ich, um der einmal ge - machten Ordnung willen, von der Erziehung dieſes Gewaͤchſes, nach meiner wenigen Erkenntniß und Erfahrung, eine kurze Anweiſung mit beyfuͤge.
Der Name Eſparſett, kommet eben ſo wohl von den Franzoſen her, als das Wort Luſerne. Da nun einige die Namen der Luſerne, Eſparſette, oder den Tuͤrkiſchen Kleeber-Klee, und den Spa -niſchen197Sorten des Klees. niſchen Klee, ſonderlich was die Teutſchen Namen betrift, mit einander verwechſeln und vermengen, ſo habe ich eine jede Sorte alleine beſchrieben, und deren Abzeichnung in Kupfer beyfuͤgen laſſen, da - mit diejenigen, welche die drey Sorten nicht eigent - lich kennen, ſich einen Begrif davon machen, und ſolche von einander unterſcheiden lernen, welches mir anfaͤnglich ſelbſten ſchwer geweſen iſt.
Es gehoͤret aber der Eſparſett, wovon ich jetzo handele, eigentlich nicht unter die Klee-Ge - waͤchſe, weil er kein dreyblaͤtterig Kraut hat. Siehe hiervon die Figur No. II. Es ſind auch deſſen Blaͤtter laͤnger als die Klee-Blaͤtter, und ſtehen deren zu beyden Seiten an ihren Stie - len, mehrentheils zwoͤlf bis dreyzehen in einer Reihe nach einander; auch iſt deſſen Same wohl ſechsmal groͤſſer als der Luſerne-Same, und faſt noch achtmal ſo groß als der Spaniſche Klee-Sa - me, welcher letztere den weiſſen und braunen Senf - Koͤrnern faſt gleich ſiehet. Hingegen der Eſpar - ſett-Same ſiehet dunkelbraune aus, hat kleine Gruͤblein, und iſt an einem Ende mit vielen klei - nen Spitzen beſetzet. Dieſes iſt aber nur das aͤuſ - ſerliche Haͤutlein, oder Huͤlſe, welches das inwendi - ge Korn, das eigentlich hervor keimen muß, um - ſchlieſſet. Wenn es geſaͤet worden, ſo faͤnget es nach einigen Tagen an zu quellen, und wenn es ſeinen Fortwachs ſuchet, ſo ſpringet das Haͤutlein end - lich von einander. Obgleich dieſes Gewaͤchſe Tuͤrkiſcher Klee genennet wird, ſo iſt es den - noch in unſern Erfurtiſchen Feldern, an den Ra -N 3ſen1986. Cap. Von verſchiedlichenſen-Raͤndern hin und wieder, wie auch in vielen an - dern Fluren anzutreffen.
Es kan das Eſparſett-Kraut, eben ſo wohl wie die oben beſchriebene Luſerne, mit groſen Nu - tzen den Sommer uͤber gruͤne vor das Melk - oder andere Rind-Viehe zur Fuͤtterung nach und nach abgeſchnitten und gebrauchet werden, und iſt den ordentlichen Wieſen Graſe merklich vorzuziehen. Wenn der Eſparſett zu rechter Zeit, nemlich in oder nach ſeiner Bluͤte, im Junius oder Julius, abge - maͤhet, und zu Heu gemachet wird, ſo dienet er auch ungemein vor die Pferde, ſo, daß man we - gen deſſen guter Nahrung kaum die Helfte des ſonſt gehoͤrigen Hafers den Pferden vorzuſchuͤtten brauchet.
Es giebt bey uns Doͤrfer, wo nicht viel, oder auch gar kein Wieſenwachs iſt, daher viele Bauers - Leute ſich in einer Zeit von 30 Jahren ſtark darauf befliſſen den Eſparſett anzubauen. Man kan ihn drey bis viermal, nachdem es die Jahres-Witte - rung giebet, vor das Viehe gruͤne abſchneiden. Will man ihn aber zum Heu gebrauchen, ſo darf man ſolchen nicht eher abmaͤhen laſſen, bis er erſtlich ver - bluͤhet, und in ſeinen Huͤlſen die Samen-Koͤrner etwas angeſetzet hat; denn die in den Samen - Capſeln befindliche verwelkte Koͤrner, geben den Pferden den Winter uͤber die beſte Nahrung. Und ob es gleich, wenn er in der Bluͤte abgemaͤhet wird, auch ein gutes Heu giebet, und das Viehe, weil es weicher und gelinder wird, ſolches noch lie - ber angehet, ſo behaͤlt doch das nach der Verbluͤ -hung199Sorten des Klees. hung gemachte Heu, in Anſehung der Fuͤtterung, einen Vorzug. Es iſt aber hierbey zu merken, daß man ihn nicht zu lange ſtehen laſſe, ſonſt wer - den die Stengel alzu hart haͤlmig.
Wenn er aber, wie anderes Wieſen-Gras, den Winter uͤber zum Heu ſoll gebrauchet werden, ſo kan man ihn nicht mehr denn zweymal abmaͤhen laſſen. Wenn das Abſchneiden geſchehen, welches gemeiniglich in der Mitte des Junius, oder auch aus Mangel der Fuͤtterung etwas eher vorgenom - men wird, ſo fangen die Stoͤcke alſobald an wieder - um von neuen zu treiben. Der Eſparſett dauret eben ſo lange in der Erde als die Luſerne, weil er gleichfals ein ſehr hartes Winter-Gewaͤchſe iſt, ſon - derlich wenn er einen nicht gar zu ſchlechten Bo - den findet. Er waͤchſet und bohret mit ſeinen Wur - zeln, drey, vier und wohl noch mehre Schuh tief in die Erde, und ſuchet ſeine Nahrung darinnen. Dieſerwegen bleiben ſeine Stengel in der groͤßten Hitze aufrecht ſtehen, und werden niemalen wie andere Gewaͤchſe welk.
Wenn man den Eſparſett auf einen gleichen, guten Grund und Boden geſaͤet hat, ſo kan er ebenfals nach zwoͤlf Jahren mit verfaultem Duͤn - ger uͤberworfen werden; er bringet hernachmalen die Koſten und Muͤhe gedoppelt wiederum ein, wird auch dadurch viel mehre Jahre erhalten.
Auf ſteilichten und abhaͤngigen Aeckern aber, gehet das Aufwerfen der Duͤngung nicht wohl an, indem dieſelbe bey Entſtehung groſſer GewitterN 4und2006. Cap. Von verſchiedlichenund ſtarker Regen Guͤſſe mit in die Tiefe wuͤrde genommen werden.
Auf allen duͤrren Leeden, Raͤndern und ſteinig - ten Oerten, wo elendes Getraide und Gras waͤch - ſet, und welche unterweilen den ausgeſtreueten Samen nicht wiederbringen, hat man von dem Eſparſett, wenn er recht beſtellet, wird gewiß mehr Nutzen zu hoffen, als von den Korn-Fruͤchten.
Jſt aber ein ſolcher Ort thonicht, und mit lau - ter groben Kieſeln beleget, ſo iſt nicht viel damit anzufangen, weil der Thon, Letten und Steine ſo feſte auf einander liegen, daß die Wurzeln nicht hindurch bohren koͤnnen.
Man merke ferner, daß der Eſparſett auf kei - nen ſumpfigten Boden fort komt. Auf guten Laͤndereyen waͤchſet er ungleich beſſer, und wird wohl zwey bis d[r]ittehalb Schuh hoch, auf einem duͤrren Felde aber, waͤchſet er auf das hoͤchſte kaum zwey Schuh hoch. Ob er aber gleich daſelbſt nicht ſo hoch wird, ſo halte ich doch davor, daß er vor das Vieh faſt noch beſſer ſey, als derjenige, welcher auf gutem Lande gebauet worden, welches man daran abnehmen kan, weil das Schaaf-Vieh von duͤrrer Weide allezeit geſunder und fetter wird als von fet - tem und in tieffen Gruͤnden gewachſenem Graſe.
Wenn der Eſparſett einige Jahre geſtanden, und ſeine Wurtzeln ihre Staͤrcke erreichet haben, ſo trei - bet mancher Stock 20, auch wohl noch mehr Sten - gel, und jeder Stengel faſt eben ſo viel Bluͤten, wel - che an der Farbe wie die Pfirſig-Bluͤten ausſehen, ja wenn ſie erſtlich aufgebluͤhet, faſt eben ſo hoch rothſind201Sorten des Klees. ſind wie die Blumen des Hedyſari clypeati; doch machet ſie die Sonne unten her an den erſten Blaͤt - tern bloß, und ziehet die Farbe aus. Man muß aber hierbey nicht denken, als wenn ich das Hedy - ſarum mit dem Eſparſett in eine Gleichheit ſtelte, denn dieſes will den Winter uͤber mit andern Ge - waͤchſen beygeſetzt ſeyn, indem es die Kaͤlte nicht kan ausſtehen und leicht erfrieret. Daß aber der Eſparſett-Same mit dem Hedyſaro einerley An - ſehen haben ſoll, wie einige vorgeben, glaube man nicht, denn der Same des Hedyſari iſt hellgelbe, et - was rauch und breit, und ſtehen von deſſen Schild - lein drey, vier, fuͤnf bis ſechs uͤbereinander, und ſind ſubtil angewachſen. Und wenn man ſie gebrauchen will, ſo muß man ſie erſtlich von einander trucken. Es werden auch die Blumen davon bey uns zum Straͤuſſern (Bouqueten) und Auszierung des Con - fects gebrauchet.
Die Zubereitung und Begattung der Aecker, Leeden oder Raͤnder zu dem Eſparſett betreffend, ſo muͤſſen ſolche den Sommer uͤber erſtlich mit dem Pfluge umgeriſſen, hernachmahls geruhret, u. drit - tens langſam im Herbſte wiederum geahren, und mit der Ege fein gleich beſtrichen werden. Je tiefer man mit dem Pfluge unter die Erde greiffen kan, je zutraͤglicher iſt es dem geſaͤeten Samen, damit die Keimen in dem lockern Grunde leichter hervorkom - men, und die Wuͤrzelgen gleich anfaͤnglich deſto beſſer unter ſich wachſen koͤnnen.
Solten aber die Raͤnder und ſehr abhaͤngi - gen Berge mit dem Pfluge nicht koͤnnen umgeriſſenN 5wer -2026. Cap. Von verſchiedlichenwerden, ſo muß man ſich gefallen laſſen ſolche dreymal zu hacken, und die Kloͤſer und Raſen-Stuͤ - cke zu zerſchlagen, damit der Same in zukuͤnftigem Fruͤh-Jahre deſto bequemer kan unter die Erde ge - bracht werden.
Findet man bey dem Umackern, oder Umhacken an ſolchen Oertern Heuhecheln, Huhecheln, Sta - chel-Kraut, (Annonis ſpinoſa, fl. purpureo & albo. C. B. P.) oder anderes ſtarkes Gewuͤrzlich, ſo muß man ſolche mit einer Baum - oder Rade - Hacke aus dem Boden heraus ſchaffen, welche ſon - ſten dem Eſparſett im Wachsthume ein groſſes Hinderniß verurſachen.
Man laͤßt alſo, das auf ſolche Art zubereitete Land den Winter uͤber liegen, da es in ſolcher Zeit fein locker und milde frieret, auch durch den Regen und Schnee Feuchtigkeit uͤberkommet, daß der Sa - me deſto eher aufkeimen und gedeyen kan.
Auf das Fruͤh-Jahr wird der Same in der Mitte des Merzes bis zu Ende des Aprils, oben aufgeſaͤet, und ein - auch wohl zweymal eingeeget. Ob nun gleich dieſes unterweilen auch gut anſchlaͤ - get, ſo halte ich doch dieſe Beſtellung nicht vor rath - ſam, indem der Same großkoͤrnig und rauch iſt, folglich mit der Ege nicht ſo leicht ordentlich unter die Erde kan gebracht werden. Wo die Ege mit ihren Zinken in die Erde greiffet, ſo faͤllt der Sa - me zu tief hinein; hingegen, wo die Zinken neben den Koͤrnern hingehen, ſo komt er zu flach in die Erde, mithin wachſen die Koͤrner auch nicht zu gleicher Zeit hervor.
Vor203Sorten des Klees.Vor weit beſſer halte ich es, wenn der vor Winters zugerichtete Acker im Fruͤh-Jahre beſaͤet worden, daß der Same mit Kaͤrſten, jedoch nicht alzutief untergezogen, und mit der kleinen Garten - Ege hernachmahlen uͤberfahren werde, wovon in dem erſten Theile pag. 126. und 135. nachzuleſen. Denn man betrachte nur den Mohn - (Mag -) Sa - men welcher wohl ſechzehnmal kleiner iſt, als der Same des Eſparſetts, und dennoch mit dem Karſte untergezogen wird, ohne zu beſorgen, daß er zu tief in die Erde kommen moͤchte. Hiervon iſt im vier - ten Theile pag. 89. nachzuſehen. Warum ſollen denn ſolche groſſe Koͤrner nur untergeeget werden, da doch gewiß iſt, daß ſie, wegen ihres rauchen We - ſens mit der Erde, nimmermehr durch das Unter - egen alle koͤnnen bedecket werden.
Eines der groͤßten Fehler iſt es auch, wenn die Acker-Leute mit dieſen Samen im Ausſaͤen zu ſpar - ſam umgehen, denn wenn ſolcher zu duͤnne geſaͤet wird, ſo bekomt das Gras und Unkraut Luft, daß ſolches zwiſchen den Stoͤcken wachſen und aufkom - men kan. Er muß wenigſtens ſo dicke geſaͤet werden, daß die Koͤrner zwey bis drey Zoll an ein - ander zu liegen kommen, welches man aber im Auswurfe nicht ſo genau haben kan, doch ſchadet es nicht, wenn ſie auch gleich noch etwas enger fal - len ſolten, indem doch wohl einige Koͤrner mit ih - ren Keimen zuruͤcke bleiben, ſonderlich, wenn der Same aufgekaufet wird, unter welchen oft viele unreife und unvollkommene Koͤrner ſich befinden; oder es pflegen auch die Verkaͤuffer alten verlegenenSamen2046. Cap. Von verſchiedlichenmen darunter zu miſchen, wie denn hierinnen meh - rentheils Betruͤgereyen vorgehen. Und geſetzt, welches doch nicht wahrſcheinlich iſt, daß der Same zu dicke aufgehen ſolte, ſo iſt doch ſolchem mit einem kleinen Jaͤte Haͤcklein gar bald, und ohne ſonderli - che Muͤhe zu helfen, denn wenn die Staͤudgen zu nahe an einander ſtehen ſolten, ſo koͤnnen ſolche da - mit hinweg geſchnitten werden. Nach der Beſtell - Zeit bleibet der Same mehrentheils 14 Tage bis drey Wochen in der Erde liegen ehe er aufgehet; wenn aber nach der Beſtellung bald ein Regen er - folget, ſo keimet er in zehn bis zwoͤlf Tagen hervor. Wenn er aufgegangen, und in ſeine zwey Blaͤtter - gen, oder Gaͤblein getrieben, ſo iſt er ebenfals wie andere Fruͤchte den Wuͤrmern unterworfen, daß er von denſelben zum Theil abgenaget wird, ſonderlich wenn kein Gras und Unkraut mit hervor waͤchſet. Und obgleich die mehreſten den Erd-Floͤhen die Schuld ſolches Schadens beymeſſen wollen, ſo fin - det ſich doch ſolches in der Wahrheit nicht gegruͤn - det, indem dieſelben bey kuͤhler Witterung im Fruͤh-Jahre den wenigſten Schaden thun, ſondern die Spinnen und Goldhaͤner ſind es, welche die aufgegangenen Pflaͤnzlein, wie andere junge Fruͤchte, abnagen, wovon in dem dritten Theile p. 157. nachgeleſen werden kan.
Wenn der Eſparſett in etwas erwachſen, ſo muß man das groͤßte Gras ſonderlich die Diſteln und Melden ausrauffen, damit er nicht von ſolchem Unkraute uͤberwaͤltiget und unterdrucket werde. Und wenn dergleichen wiederum zum Vorſcheinkom -205Sorten des Klees. kommen ſolten, muß man ihn abermal jaͤten bis er die Erde mit ſeinen Stoͤcken und Blaͤttern voͤllig bedecket, ſo bleibet hernach das Unkraut zuruͤcke, und erſticket. Es darf auch der aufgewachſene Eſ - parſett im erſten Jahre nicht abgemaͤhet werden, ſondern man muß damit warten bis auf das andere Jahr, damit die Stoͤcke und Wurzeln die gehoͤri - ge Staͤrke erreichen, und im Abmaͤhen mit der Si - chel oder Senſe nicht aus der Erde gezogen wer - den koͤnnen. Der Eſparſett bringet niemahlen ſeine Blumen im erſten, wohl aber in andern und und nachfolgenden Jahren im Ueberfluß hervor.
Der Same iſt ebenfals leichte zu erziehen. Man laͤſſet nemlich hierzu einen Fleck ſtehen, ſo viel man denket zur Ausſaat oder zum Verkauf noͤthig zu haben. Weil aber die Blumen, wie bekannt iſt, an den Aehren niemahlen zu gleicher Zeit, ſondern nach und nach aufbluͤhen, und auch wiederum alſo verbluͤhen, folglich auch der Same nicht zu glei - cher Zeit zur Reiffung gelanget, ſo muß man bey dem Abſchneiden deſſelben die Zeit beobachten, wenn die unterſten Koͤrner an den Aehren uͤber die Helfte reif und hart ſind, denn wenn man auf die oberſten warten wolte bis ſie ihre Groͤſſe und Reif - fung erlanget haͤtten, ſo wuͤrden inzwiſchen die er - ſten und beſten Koͤrner abfallen, und zu Grunde ge - hen. Wenn man alſo findet, daß es Zeit iſt, ſo ſchnei - det man den Samen mit der Sichel eine Hand voll um die andere ab, und thut ihn in eine Schuͤrze oder Sack, wobey man ſich aber in Acht zu nehmen hat, daß ſich der Same nicht auf einander im Sacke er -waͤr -2066. Cap. Von verſchiedlichenwaͤrme, welches demſelben an den Hervorwachſen hindert; dahero muß man ihn alſobald auf einen luͤftigen Boden fein duͤnne auseinander breiten, und einigemal umwenden, damit er recht duͤrre und trocken werde. Wenn dieſes geſchehen, ſo muß man ſolchen mit einem Stecken ganz ſanfte abklopfen laſſen; denn mit einem Dreſch-Flegel ſolches vor - zunehmen, waͤre gefaͤhrlich, indem durch die hefti - gen Schlaͤge die Koͤrner gar leicht koͤnnen verder - bet und zum Aufgehen untuͤchtig gemachet werden. Der Uberbleibſel von dem Samen Aehren wird dem Viehe gegeben. Und dieſes iſt eben der halb - reife Same, welchen die Verkaufer gemeiniglich unter den guten und vollkommenen Koͤrnern laſ - ſen, um nur mehr Geld davor zu bekommen. Folg - lich kan es nicht anders ſeyn, als daß hernach der Same, wenn er geſaͤet worden zu duͤnne aufgehet. Wer alſo dergleichen kaufen muß, der kan einiger maſſen die Gefahr vermeiden, wenn er den Sa - men mit einer Mulde ſchwinget, wodurch die leich - ten Koͤrner heraus fliegen.
Jſt nun der Same, wie oben gedacht, abge - klopfet worden, ſo ſchaffet man ſolchen auf einen Scheuer-Tennen, und worfelt ihn, ſo werden die guten und vollkommenen Koͤrner ferne wegſprin - gen, die halbreifen aber zuruͤcke bleiben, welche letztere den Schweinen mit unter das Futter koͤn - nen gegeben werden.
Die Stengel von welchen der Same abge - ſchnitten worden, muͤſſen alſobald abgemaͤhet und dem Viehe gegeben, oder Heu daraus gemachet wer -den,207Sorten des Klees. den, und ob ſolche gleich grob und hart anzugreiffen ſind, ſo kan ſie das Vieh dennoch gar wohl freſſen.
Die dritte Sorte des nutzbaren Futter-Gra -Vom Spa - niſchen Klee. ſes iſt der Spaniſche Klee, Trifolium montanum purpureum majus, C. B. Trifolium majus, Cluſ. non album ſed rubrum J. B. welcher No. III. im Kupfer-Stiche zu ſehen iſt. Jch will dahero auch von Erbauung deſſelben das noͤthigſte anfuͤhren, und alle weitlaͤuftige Ausſchweifungen, welche an - dere hiebey gemachet haben, mit Fleiß vermeiden.
Unter allen andern Sorten des Klees, behaͤlt wohl dieſe den Vorzug; nur iſt es Schade, daß er nicht laͤnger als vier Jahr kan genutzet werden, in - dem er in nachfolgenden Jahren abgehet, doch be - lohnet er in dieſer Zeit die Muͤhe reichlich, ſonder - lich wenn er wohl anſchlaͤget.
Es verlanget dieſer Klee einen guten Grund und Boden, denn auf Leeden, auf hungrigen, wie auch auf ſumpfigten und naſſen Aeckern gedeyet er gar nicht, und bleibet klein und kurz, daß man ihn, wenn nicht beſtaͤndig fruchtbare Witterung erfol - get, nicht einmahl abmaͤhen kan. Eben deßwegen nehmen die Bauers-Leute hierzu das beſte Land, welches ſie eben alſo begatten, wie einen ordentli - chen Brach-Acker. Erſtlich duͤngen ſie ſolches Stuͤck Land mit vermoderten Miſte, doch etwas ſtaͤrker als zu den Korn-Fruͤchten, ackern denſelben unter, und ruren das Land hernach zweymal, wie ordentlich gebraͤuchlich iſt. Jſt aber ein Acker an ſich gut und tragbar, ſo hat man das ſtarke Duͤn -gen2086. Cap. Von verſchiedlichengen nicht noͤthig, ſondern man bleibet dabey, wie es ein jeder an ſeinem Orte zu den Winter-Fruͤch - ten vor gut befindet.
Man glaube aber nicht, wie einige vorgeben, wenn man den Acker mit Pferde Miſt duͤngete, daß die Pferde den darauf gewachſenen Klee nicht freſ - ſen wolten. Desgleichen, wenn man ſolchen Klee dem Rind-Viehe geben wolte, ſo duͤrffe man aus eben dieſen Grunde den Acker mit ihrem Miſte nicht duͤngen, weil ſie den Klee davon ebenfals nicht gerne fraͤſſen. Es waͤre auch ſo wohl den Pferden, als Kuͤhen dieſes, auf ihrem eigenen Miſte erwachſene Futter ungeſund. Allein es kommet hierinnen lediglich darauf an, daß die Duͤngung nicht ſo friſch und ſtrohig iſt, ſondern zuvor in ihre Verweſung gegangen. Und wie koͤnnen denn die Pferde und das Rind Viehe einen Eckel und Ge - ruch von dem Klee bekommen, da ein ſolcher ent - brannter Miſt auf dem Acker ausgeſtreuet, unter - gepfluͤget, und das Land zweymal geruret wird, da ſich waͤhrender Zeit, ſo wohl den Sommer, als auch den Winter uͤber, durch die Froͤſte, Sonne, Luft, Regen und Schnee deſſen ſtarke Ausduͤnſtung verlieret. Ueber dieſes, ſo wird, ehe der Klee an - faͤnget zu wachſen, wohl ſchwerlich von dem Ge - ruch der Duͤngung noch etwas zu ſpuͤren ſeyn, in - dem ein ſolcher Acker, wie gleich ſoll gedacht wer - den, zuvor mit Winter-Rocken beſtellet, und in dem darauf folgenden Jahre erſt der Klee-Same darauf gebracht wird.
Nach obig gedachter Zubereitung und Duͤn -gung209Sorten des Klees. zung des Landes wird ſolches erſtlich mit Winter - Rocken beſtellet. Wenn dieſer in nachfolgendem Jahre eingeerndet worden, ſo werden die Stoppeln gleich darauf umgeahren. So bald der Acker von den ausgefallenen Rocken-Koͤrnern und anderen aufgehenden Geſaͤmig gruͤne werden will, ſo muß er abermal fein tief gepfluͤget, und mit der Ege be - ſtrichen werden. Den Winter uͤber bleibet das Land alſo liegen, und im Fruͤh-Jahre wird ſolches zur gehoͤrigen Zeit, und nach der gewoͤhnlichen Art und Weiſe mit Gerſte beſtellet. Auf dieſes mit Gerſte beſtellte Land, wird hernach fuͤnf bis ſechs Pfund Klee-Samen, welchen die Materialiſten zu vier bis fuͤnf Gr. verkaufen, geſaͤet. Der Aus - wurf deſſelben muß aus einer Hand zehn auch wohl zwoͤlf mal im fortſchreiten geſchehen, wie man z. E. den Ruͤbe-Samen (wovon man Oel ſchlagen laͤſ - ſet,) und andere dergleichen kleine Geſaͤmige mehr, zu ſaͤen pfleget, wovon der geehrte Leſer, um der Deutlichkeit willen p. 96. im erſten Theile nach - ſehen kan.
Nachdem das Saͤen verrichtet worden, ſo nehmen die Acker-Leute die Ege, legen ſolche auf das linke Theil, und uͤberfahren den Acker damit, und ſo iſt die Beſtellung geſchehen.
Wenn die Gerſte auswaͤchſt, und in ihre Schoß Baͤlge treibet, ſo giebet ſie dem darzwiſchen aufkeimenden Klee-Schatten, und erhaͤlt auch die Feuchtigkeit viel laͤnger in der Erden. Man laͤſſet beydes mit einander und unter einander wachſen bis zur Ernde, da waͤhrender Zeit der Klee einen5. Theil. OSchuh2106. Cap. Von verſchiedlichenSchuh hoch, ja, wenn ihn zu rechter Zeit einige Regen zu Huͤlfe kommen, auch wohl noch hoͤher waͤchſet.
Jſt die Gerſte reif, ſo laͤſſet man beyde mit der Senſe, oder wie es an manchen Orten ge - braͤuchlich, mit der Sichel abmaͤhen. Nach einen oder zweyen Tagen, wie es die Witterung giebet, muͤſſen die Geſchwaden, oder Gelege, fleißig umge - wendet werden, und dieſes wiederholet man einige - mal, bis man meinet, daß ſie genug abgetrocknet. Man hat hierbey die Witterung wohl in Acht zu nehmen, denn der Klee will gar eigentlich beſorget ſeyn, weil deſſen Blaͤtter fett ſind, und viele Feuch - tigkeit in ſich haben. Wenn ein ſtarker Regen dar - auf komt, ſo wird er, wie anderes Heu, leicht ſchwarz und ſchimlich, daß ihn hernach das Viehe nicht ſo gerne, als wenn er reine und fein gruͤne iſt, angehen will.
Vermeinet man alſo, daß der Klee trocken ge - nung ſeyn moͤchte, ſo laͤſſet man ſolchen, benebſt der Gerſte, mit Seilen zuſammen binden, und ſchaffet ihn nach Hauſe unter eine Schoppe, oder ſonſt an einen luͤftigen Ort.
Zu ſeiner Zeit wird beydes mit einander ge - droſchen, und alsdenn die Gerſte geworfelt, wie es ſonſt uͤblich iſt, und in das Reine gebracht. Die - ſes unter einander gewachſene Geſtroͤdig iſt nach - hero ein vortrefliches Futter vor die Pferde und vor das Rind-Viehe.
Der Acker, wovon die Gerſte und der Klee ab - gemaͤhet worden, bleibet den folgenden Herbſt undWin -211Sorten des Klees. Winter uͤber ruhig liegen, ohne daß man das Schaaf - oder andere Viehe darauf treiben laͤſſet; denn nach geſchehener Abmaͤhung, muͤſſen erſtlich die Klee-Stoͤcke ſich recht beſtauden, daß ſie in nach - folgenden Jahren ihre ſchoͤne Fuͤtterung geben koͤn - nen. Es iſt gewiß, daß das Schaaf-Viehe, die Klee Koͤpfgen, und anſetzenden Aeuglein zum zu - kuͤnftigen Wachsthum, mit groͤßten Appetit abbei - ſen, wodurch die Stoͤcke in ihrem Wachsthum ge - hindert werden, und zum Theil verderben muͤſſen.
Das hohe Wild, weiches ich ſelbſten erfahren, lauft auch ſehr weit nach dieſem Klee, und wenn ſie einmal einen ſolchen Ort ausgemacht haben, ſo liegen ſie beſtaͤndig auf denſelben, ſcharren ſo gar die Erde von den Stoͤcken hinweg, und nagen die Koͤpfgen von den Wurzeln abe.
Das andere; dritte und vierte Jahr waͤchſet er in ſeine dicken Straͤuche, und ſeine Stengel wer - den drey Schuh hoch. Wenn er in voller Bluͤte ſtehet, ſo machet er in Wahrheit eine ſchoͤne Augen - Weide, und erwecket ein ſonderbares Vergnuͤgen, welches gemeiniglich im Junius und Julius ge - ſchiehet.
Wenn man geſonnen dieſen Klee mit der Sichel oder Senſe vor das Melk-Viehe nach und nach abzugraſen, ſo kan dieſes viermal den Som - mer uͤber wiederholet werden.
Jſt man aber des Sinnes, Heu davon zu ma - chen, ſo darf man denſelben hierzu nicht eher ab - maͤhen laſſen, bis deſſen Samen-Knoſpen verbluͤ - hen wollen. Dieſes Abmaͤhen iſt auch bey ſchoͤnemO 2Wet -2126. Cap. Von verſchiedlichenWetter vorzunehmen, da denn der Klee muß fleiſ - ſig gewendet, und ſo bald er recht abgetrocknet iſt, eingefahren werden.
Man hat ſich auch bey alzuheiſſem Wetter vorzuſehen, daß die beſten Blaͤtter nicht abgeruͤh - ret werden, und eben deßwegen muß man die Heu - Schober fruͤh morgens, und zwar am Ende des Klee-Ackers machen laſſen, damit man nicht Ur - ſach habe mit den Wagen darauf zu fahren; denn wenn dieſes geſchehen ſolte, ſo wuͤrde gewiß durch die Fahr-Kleiſen, und durch das Trampeln der Pfer - de, den Klee-Stoͤcken groſſer Schade geſchehen.
Unſere Land-Leute zu Nottleben, und in den angraͤnzenden Dorfſchaften, pflegen mit Beſtel - lung dieſes Klee-Samens auch alſo zu verfahren. Sie nehmen eben ein ſolches Land hierzu, wie oben beſchrieben worden, beſtellen erſtlich die Gerſte darauf, wie aller Orten gebraͤuchlich iſt, und laſſen den Acker ein, zwey bis drey Wochen alſo liegen, daß auch unterweilen die Gerſte hervor ſticht. Wenn ſie merken, daß es regnen will, oder wenn es auch ſchon hierzu den Anfang macht, ſo laſſen ſie keine Zeit vorbey ſtreichen, und ſaͤen den Klee - Samen eiligſt oben auf die Gerſte, ohne die ge - ringſte Arbeit weiter daran vorzunehmen; dabey geben ſie vor, daß der Regen die Koͤrner ſelbſt mit der Erde bedeckte, daß ſie aufgehen und Wurzeln ſchlagen koͤnten. Ob nun gleich dieſes als eine liederliche Beſtellung anzuſehen iſt, ſo gelinget es ihnen doch, daß man ſich daruͤber verwundernmuß113[213]Sorten des Klees. muß, indem ſie beſtaͤndig den allerſchoͤnſten Klee zur Nahrung ihres Viehes haben.
Jſt nun der Klee im erſten Jahre, ſamt der Gerſte eingeerndet worden, ſo laſſen ſie denſelben den Herbſt und Winter uͤber ſtehen, ohne ihn wie - derum abzuſchneiden, damit er ſich beſtocken kan. Jn dem ſpaͤten Herbſte, etwa um Martini, uͤber - ſtreuen ſie ihn mit langen ſtrohigtem Miſte, damit er einigermaſſen vor dem Froſte, wie auch vor den Haaſen geſichert ſeyn moͤge. Und wenn ſich ja et - was gute Duͤngung darunter befindet, ſo faͤlt ſol - che zwiſchen die Stoͤcke, und iſt ihnen zum Wachs - thume ungemein befoͤrderlich.
Auf das Fruͤh-Jahr, wenn es ſcheinet, als wenn der Klee anfangen wolte zu wachſen, rechen ſie das lange Stroh herunter, und ſchaffen ſolches wiederum nach Hauſe, oder auf einen andern Acker, welchen ſie duͤngen wollen. Von dieſer Aufwer - fung des Miſtes komt es, daß der Klee alle Jahr, wenn man kein Heu davon macht, zum wenigſten viermal kan abgeſchnitten werden.
Ob nun gleich nach verfloſſenen vier Jahren der Klee nicht abgehet, noch erfrieret, ſo waͤchſet er doch im fuͤnften Jahre ſehr ſchlecht und duͤnn - haͤlmig Um deßwillen graben ſolchen einige Leu - te, welche keine Pferde haben, im Herbſte um, und ſaͤen auf das Fruͤh-Jahr Gerſte oder auch Flachs darauf. Andere ackern die Wurzeln mit drey Pferden um, laſſen das Land Brache liegen, und beſtellen es in dem darauf folgenden Herbſte mit Winter Rocken.
O 3Weil2146. Cap. Von verſchiedl. Sorten ꝛc.Weil dieſer Klee ohne diß, in dem letzten und vierten Jahre muß abgeſchaft werden, ſo kan man die Schaafe und anderes Viehe langſam im Herb - ſte darauf treiben laſſen, damit ſie, die nach dem letzten Abmaͤhen wieder hervor gewachſenen Blaͤt - ter voͤllig abnagen.
Was den Samen zu erziehen anbelanget, ſo iſt ſolches gar leichte. Man laͤſſet hierzu ein Fleck, ohne daß man ſolches abmaͤhet, ſo lange ſtehen, bis die Koͤrner in den Koͤpfen hart ſind, und brau - ne werden. Wenn man dieſes findet, ſo ſchnei - det man das Stroh ſamt den Kolpen ab, und legt es fein duͤnne auf einen luͤftigen Boden. Jſt nun der Same recht duͤrre und trocken, ſo klopfet man ihn aus, und bringet ihn in das Reine. Dieſer Same bleibet zum Aufgehen vier Jahr gut.
Wer aber genoͤthiget iſt, dergleichen Samen von den Materialiſten zu kaufen, der hat ſich we - gen des Betrugs, daß er nicht alten verlegenen Samen, welchen ſie gemeiniglich mit unter zu mi - ſchen pflegen, folgender maſſen vorzuſehen, daß er ſich erſt etwas weniges hiervon geben laſſe, und ſolchen vor der Beſtell-Zeit nach meiner im erſten Theile pag. 19. gegebenen Anweiſung probire. Findet ſich nach geſchehener Probe, daß die Koͤrner nur die Helfte, oder den dritten Theil hervor kei - men, ſo muß er nach Proportion mehr Samen zur Ausſaat nehmen.
Nicht nur die verſchiedene Abſicht und NeigungVerbin - dung mit dem vorher - gehenden. der Haus-Wirthe und Garten-Liebhaber ſondern auch die Noth erfordert es zuwei - len, daß Graſe-Gaͤrten und Wieſen umgeriſſen, und entweder beſtaͤndig zu andern Fruͤchten und Gewaͤchſen, oder auch von neuen wieder zu Gras gebrauchet werden muͤſſen. Dahero iſt es noͤthig, daß ich zum Beſchluß dieſes Theiles auch hierzu eine kurze Anweiſung gebe, und ins beſondere zei - ge, wie das ſchaͤdliche Unkraut der Quecken zu ver - tilgen ſey.
Es traͤget ſich zuweilen zu, daß die Gras -Gras-Gaͤr - ten wollen nicht mehr tragen. Gaͤrten gar nicht mehr tragen wollen, und ob auch gleich die Jahres-Witterung, welche das Heu oder Gras ſonſt erfodert, noch ſo gut iſt, ſo bleibet ſol - ches dennoch hungrig und elend, ja ſo gar verſpuͤret man von der darauf geſchaften Duͤngung an dem Graſe keine ſonderliche Beſſerung.
Jch kan hiervon keinen andern Haupt GrundUrſache hiervon. angeben, als denjenigen welchen ich ſchon oben p. O 444.2167. Cap. Von Zubereitung44. Num. 3. angezeiget. Weil nemlich von un - denklichen Jahren her auf einem ſolchen Orte nichts anders als Gras gewachſen, ſo ſind die Salze und Kraͤfte welche daſſelbe verlanget, nach und nach der - geſtalt erſchoͤpfet worden, daß endlich das Gras keine hinlaͤnglichen Theilchen und Nahrung zu ſei - nen gehoͤrigen Wachsthum mehr findet.
Einem ſolchen abgetragenen Garten kan man zwar einiger maſſen mit Aufſtreuung guter Duͤn - gung zu Huͤlfe kommen, beſonders wenn man vor - her das Mooß von den Raſen wegſchaffen laͤßt; al - lein es iſt dieſe Beſſerung auf einen ſolchen ausge - mergelten Boden nicht nur von keiner ſonderlichen Wuͤrkung und Dauer, ſondern auch wegen der theuern Duͤngung, welche man allerdings beſſer brauchen kan, ſehr koſtbar.
Jch halte es daher vor weit beſſer und vortheil - hafter, daß man einen ſolchen vom Graſe ausgeſo - genen Grund und Boden tuͤchtig umgraben, und vom Raſen reinigen laſſe, und hernach einige Jahre zu Kuͤchen - und andern Fruͤchten brauche. Jch ver - ſichere, wenn der Grund und Boden ſich ſonſt dazu ſchicket, daß ſolche ſo gut gedeyen werden als auf ei - nem friſch geduͤngtem Lande. Denn da ein ſolcher Garten-Grund ſo lange Zeit nichts anders als Gras getragen, ſo folget nach p. 46. daß noch viele andere Theilchen und Salze, welche zum Wachs - thum der darauf gebrachten Fruͤchte erfordert wer - den, darinnen befinden.
Jch habe ſelbſten mit einem Fleck Garten, wel -Wird aus der Erfah - rung bewie - ſen. cher kein Gras mehr tragen wolte, die Probe gema - chet, und den jetzt gegebenen Vorſchlag in der That ſehr nuͤtzlich befunden.
Jch ließ nemlich zu Anfange des Novembers den Raſen mit langen Grabeſcheiten tief umgra - ben, ſo, daß derſelbe recht in die Tiefe zu liegen kam, und den Winter und das Fruͤh-Jahr uͤber verfaulen konte.
Zu Anfange des Mayes mußten meine Leute die durch den Froſt milde gemachte Erde mit brei - ten Hacken, wiewohl nicht tief fortarbeiten, welche Arbeit nach ſechs Wochen wiederholet wurde.
Nach Johannis-Tag ließ ich, nach einen durch - dringenden Regen, Blumen-Kohl-Kohlrabi - und Kraut-Pflanzen darauf ſtecken, welche auch auf die - ſen umgewendeten Garten-Grunde ungemein gut und wohl noch beſſer als auf manchem geduͤngten Lande angeſchlagen ſind.
Das andere Jahr darauf ließ ich dieſen Gar - ten abermal umgraben, und mit Gurken Kern be - ſtellen, welche ebenfals ſchoͤne wuchſen, und beſſere Fruͤchte brachten als zuweilen auf einem geduͤng - ten Lande, welches ſie ſonſten hauptſaͤchlich ver - langen.
Das dritte Jahr wurde das Land abermal vor Winters gegraben, und zu gehoͤriger Zeit Zwiebel - Samen, welcher mit etwas Peterſil-Wurzel-Sa - men vermiſchet war, darauf geſaͤet. Und ich muß ſa -O 5gen,2187. Cap. Von Zubereitunggen, daß ich mein Tage keine groͤſſeren Wurzeln und ſchoͤnere Zwiebeln erbauet habe.
Das vierte Jahr brachte ich ebenfals mit gu - ten Nutzen, Paſternacken, Moͤhren und rothe Ruͤ - ben darauf.
Das fuͤnfte Jahr ließ ich Mohne darauf be - ſtellen. Weil aber die Koͤpfe klein wurden, ſo muth - maſſete, daß die Beſſerung aus dem Lande, von den die fuͤnf Jahr uͤber darauf erzeugten Fruͤchten, her - aus geſogen waͤre. Nun kan es zwar ſeyn, daß die - ſer Abfall der Fruͤchte auch von der Witterung mit hergeruͤhret. Jnzwiſchen wolte ich es doch nicht wagen einen ſolchen, von undenklichen Jahren her nicht geduͤngten, von Graſe ausgezehrten, und be - reits fuͤnfmal nach einander genutzten Acker weiter zu beſtellen.
Denn es bleibet doch ein Unterſcheid zwiſchen einem nach der im erſten Capitel gegebenen Anwei - ſung geduͤngten und cultivirten Lande, und zwiſchen einem ſolchen ungeduͤngten und umgegrabenen Grunde eines Gras-Gartens, welcher in ſo langer Zeit nicht einmal des Thaues und Regens recht ge - nieſſen koͤnnen, indem die Feuchtigkeit, wenn es nicht durchdringend regnet, von den Raſen theils wegge - ſogen und weggezehret, theils aber auch aufgehal - ten, und folglich von der Luft gar bald wieder weggefuͤhret wird.
Ob ich nun gleich gewiß glaubte, daß nach pag. 44. und 46. noch Salze und Kraͤfte zu allerhand andern Fruͤchten in dieſem fuͤnfmal gebrauchtem Grunde ſich befaͤnden, ſo hielte doch davor daß ſolchezum219der Graſe-Gaͤrten und Wieſen. zum voͤlligen Wachsthum und Gedeyen der Fruͤchte nicht wurden hinlaͤnglich ſeyn. Denn man muß hier - bey erwegen, daß die Kohl - und Wurzel-Gewaͤchſe in den erſten vier Jahren, nicht nur die ihnen eigen - thuͤmlich zukommenden Salze und Beſtand-Theile, ſondern auch ſehr viele Saͤfte und Theilchen, welche ſie mit andern Fruͤchten und Gewaͤchſen gemein ha - ben, aus der Erden heraus geſogen. Und eben des - wegen waͤre es nicht rathſam geweſen, auf den ge - dachten umgegrabenen Garten, ohne Duͤngung mit der aljaͤhrlichen Beſtellung fortzufahren, indem es in den folgenden Jahren den Fruͤchten gewiß an Nahrung wuͤrde gefehlet haben.
Jch ließ daher die Helfte beſagten Gartens im December, und wiederum im Merz mit Heu-Sa - men uͤberwerfen, welcher auch in der Helfte des Mayes aufgieng, und ſo ſchoͤne fortwuchs, daß ich das Gras um Bartholomaͤi konte abhauen laſſen. Vorher aber ließ ich den Sommer uͤber die zwiſchen dem Graſe her vorkommenden Melden und Diſteln ausraufen. Jn dem folgenden Jahre, als ſich das Gras beſtocket hatte, wuchs es ſo hoch als auf einer geduͤngten ſchoͤnen Wieſe. Die andere Helfte die - ſes Gartens ließ ich nach meiner oben angegebenen Art duͤngen, und brauchte ſolche die nachfolgenden Jahre uͤber zu allerhand Fruͤchten nach der Ord - nung, welche §. 20. im 1. Capitel vorgeſchrieben worden.
Auf folgende Art kan man auch einen Gras -Eine ande - re Art einen Grasgar - Garten, vom Raſen, beſonders wenn Quecken dar -innen2207. Cap. Von Zubereitungten umzu - reiſſen.innen befindlich ſind, gar fuͤglich befreyen und rei - nigen. Es muß nemlich ſolcher mit Kaͤrſten im Herbſte ſpaͤt umgehacket werden. Man muß aber die Roſen-Stuͤcken fein umwenden, ſo, daß das Gras unten, und die Erde oben zu liegen koͤmt, damit ſie den Winter uͤber recht ausfrieren koͤnnen. Auf das Fruͤh-Jahr, um den May, kan man bey ſchoͤnem Wetter die Raſen-Kluͤmper mit Kaͤrſten fortzerren, die Erde abklopfen, und die Wurzeln und Quecken ausleſen. Weil aber die Erde zum erſtenmal nicht allemal voͤllig von den Wurzeln heruntergehet, auch der Raſen und die Quecken nicht ſo bald verwelken, ſo muß dieſe Arbeit wohl noch zweymal wiederholet werden, bis die Raſen - und Quecken-Wurzeln abge - trocknet ſind. Hernach iſt das Land, wenn es gegra - ben wird, zu den Gartenfruͤchten zu gebrauchen.
Alles was jetzo von Umreiſſung, Reinigung, Zubereitung und Nutzung eines vom Graſe ganz abgezehrten Gartens geſaget worden, das kan man auch auf eben die Art, und mit gleichem Vortheil, auf den Wieſen, welche durch die Waſſer-Fluthen nicht koͤnnen uͤberſchwemmet werden, practiciren. Wenn auf dergleichen Wieſen kein gutes Gras mehr wach - ſen will, ſo grabe oder reiſſe man dieſelbe um, reini - ge den Erdboden von den Gewuͤrzlich, und brau - che ihn eine Zeitlang zu Kuͤchen Gewaͤchſen, Korn - und andern Fruͤchten. Nach Verflieſſung einiger Jahre aber, kan man ſolches Land wiederum zu Wieſenwachs liegen laſſen. Man wird gewiß erfahren, daß man vermittelſt dieſer Abwechſelungvon221der Graſe-Gaͤrten und Wieſen. von einem Acker jaͤhrlich noch einmal ſo viel Nu - tzen erhalte, als wenn man ihn nach der gemeinen Art beſtaͤndig ungebauet liegen laͤſſet.
Was die Ausrottung der Quecken betrift, de -Von Que - cken. Sind ein ſchaͤdlich Unkraut. ren in dem 6. §. gedacht worden, ſo erfordert ſolche in der That eine beſondere Anweiſung, welche ich noch kuͤrzlich mit beyfuͤgen will.
Es ſind die Quecken, (Hunds-Gras) Gra - men loliaceum radice repende, ſive gramen officin. Tourn. gramen repens officinarum, forte triticeæ ſpicæ aliquatenus ſimile, J. B. in der That unter allen Unkraut-Gewaͤchſen faſt am allerſchlimm - ſten: man mag auf den Schaden ſehen, welchen ſie auf den Acker an den Fruͤchten verurſachen, oder auf die beſchwerliche Ausrottung derſelben.
Sie haben lange, duͤnne und etwas holzige Wurzeln, welche an der Farbe weiß ſind, und einen ſuͤßlichen Geſchmack haben.
Aus dieſen Wurzeln entſtehen laͤnglige, zarte ſchmale zugeſpitzte Blaͤtter, zwiſchen welchen runde Stengel, oder Roͤhrlein hervor kommen, und wohl zwey Schuh hoch wachſen. Wenn die Blaͤtter mit ihren Spitzen hervor ſtechen, ſo ſehen ſie roͤthlich aus wie der aufgehende Rocken.
Die Wurzeln haben viele Abſaͤtze und Knoten wie das Schilf-Rohr, aus welchen bey ihrer Ver - mehrung die Faͤſerlein zu den neuen Wurzeln her - vor kommen. Und wenn ein einziger ſolcher Knote oder Abſatz in einen kleinen Erden Klumpen zuruͤcke bleibet, ſo ſetzet er alſobald wiederum neue Wur -zeln2227. Cap. Von Zubereitungzeln an, daß in kurzer Zeit ein ganzer Stock dar - aus entſtehet.
Es ſind auch die Wurzeln an ihren Enden mit harten Spitzen verſehen, womit ſie den Erdboden leicht durchbohren koͤnnen. Ja ſo gar habe ich ge - ſehen, daß ſie mitten durch die Moͤhren und weiſſen Ruͤben, in der Erde hindurch geſtochen und ge - wachſen, daß es nicht anders ausgeſehen, als wenn dieſelben mit Fleiß wie an einen Bindfaden waͤren angeſchnuͤret worden.
Es wuchert dieſes Unkraut dergeſtalt um ſich, und flicht ſo arg in einander, daß die Acker-Leute oft viel zu thun haben, wenn ſie mit ihrem Pfluge hin - durch kommen wollen. Jch ſelbſt habe dergleichen Acker unter den Haͤnden gehabt, von welchen ein umgewendeter Klumpen Erde von Quecken-Wur - zeln nicht anders ausgeſehen wie eine alte verdorbe - ne Peruque.
Wenn bey uns bequeme und nachlaͤßige Ei - genthuͤmer, oder auch wie mehrentheils geſchiehet, gottloſe Pachter die Aecker von Quecken verderben und verwildern laſſen, ſo werden ſolche auch allezeit in dem Verkaufe wohlfeiler, weil erſtlich viele Ar - beit und Geld koſtet, ehe ſolche wieder in guten Stand geſetzet werden.
Allein daran kehren ſich kluge und erfahrne Haus-Wirthe nicht, ſondern machen fein zeitig den Anfang, dergleichen verwilderte Aecker von dieſem Unkraute zu reinigen. Einem ſolchen Acker der durch die Quecken voͤllig verdorben iſt, kan am fuͤg -lich -223der Graſe-Gaͤrten und Wieſen. lichſten alſo geholfen werden, wenn man ſolchen fein ordentlich mit dem Karſte umhacken, und bey jedem Schlage die Quecken ausleſen und oben auf - werfen laͤßt. Wenn der Acker etliche Wochen lie - get, und wiederum einige von den in der Erde zu - ruͤck gebliebenen Quecken-Wurzeln hervor ſtechen, alsdenn muͤſſen ſolche abermal heraus gehacket wer - den. Weilen aber ein ſolcher Acker durch das Her - ausſuchen zum erſten und zum andernmale niema - len voͤllig von Quecken befreyet wird, ſo muß man dieſe Arbeit noch etlichemal wiederholen; doch hat man das Hacken nicht auf den ganzen Acker vorzu - nehmen, ſondern man laͤßt nur nach den Quecken, welche ſich hier und da annoch befinden, nachſuchen, ſolche ausleſen und oben aufwerfen, damit ſie bey warmen Wetter abdorren koͤnnen. Hernach duͤn - get man einen ſolchen Acker nach unſerer Art, wie ich oben im erſten Capitel gemeldet, laͤßt die Duͤngung eingraben, und ſtecket allerhand Kohl-Gewaͤchſe darauf. Kommen alſo vor der Verpflanzungs-Zeit oder auch zwiſchen den geſteckten Pflanzen noch ei - nige Quecken hervor geſtochen, ſo muß man nicht ruhen, bis man ſolche mit einem kleinen Spieſe oder Hebeiſen heraus geſchaffet. Jſt es aber dennoch im erſten Jahre nicht moͤglich ſolche gaͤnzlich zu ver - tilgen, und man merket gegen dem Herbſt, daß noch einige in der Erde ſind, ſo ſteckt man noch einmal allerhand Kohl-Gewaͤchſe darauf. Und da koͤnnen waͤhrender Zeit, ehe die Pflanzen geſtecket werden, die zuͤruͤck gebliebenen, und in zweygeriſſenen Quecken vollens heraus geſchaffet werden. Allein die wenig -ſten2247. Cap. Von Zubereitungſten wollen an dergleichen Arbeit, weil es Muͤhe und Koſten verurſachet, daher bringen ſie auch ihre Aecker nimmermehr reine. Die herausgeleſenen und oben aufgeworfenen Quecken muͤſſen von dem Acker herunter, und an unbrauchbare Oerter, oder in die Wege geſchaffet werden. Viele laſſen zwar ſolche oben auf den Acker liegen, und meynen, daß ſie von der Sonne und Luft ausgetrocknet und ver - derbet wuͤrden; allein es iſt dieſes nicht rathſam, denn wenn nur einige auf der Erden uͤber einander liegen bleiben, ſo wachſen ſie alſobald mit ihren Knoten ein. Und ob ſie auch gleich verwelket und verdorret ſcheinen, ſo werden ſie dennoch, wenn ſich eine feichte Witterung einſtellet, wieder friſch, ſon - derlich diejenigen, welche auf der Erde feſt auflie - gen, und wachſen gewiß wiederum ein.
Viele Acker Leute wollen die Vertilgung der Quecken aus den Aeckern durch den Pflug und durch die Ege mit eiſernen Zinken erzwingen. Und es iſt auch wahr, daß es damit angehet; allein die wenig - ſten greifen ſolches recht an.
Einige ſuchen ſolches nur durch das oͤftere Um - pfluͤgen, beſonders bey trockenem Wetter, und durch das Beſtreichen mit der Ege zu bewerkſtelligen. Andere aber geben an, daß man einen mit Quecken verdorbenen Acker in der Brache die Quere pfluͤ - gen, und in die Laͤnge beſtreichen, bey der Rure aber in die Laͤnge pfluͤgen, und in die Quere egen laſſen ſolten, und dieſes muͤßte man, ſo oft es noͤ - thig, wiederholen bis zur Beſtellzeit.
Ob225der Graſe-Gaͤrten und Wieſen.Ob es nun gleich richtig iſt, daß auf beyder - ley Art den Quecken groſſer Einhalt gethan, und ihre Vermehrung gar ſehr verhindert wird, beſon - ders, wenn ſie nebſt dem Beſtreichen auch von dem Acker abgeleſen werden; allein das iſt auch rich - tig, daß hiermit dieſes Uebel, beſonders in Aeckern, welche darzu geneigt ſind, noch nicht voͤllig gehoben iſt, indem bey dem Umpfluͤgen nicht zu verhindern, daß nicht manche Wurzel in viele Stuͤcken ſolte zer - riſſen werden, welche auf dem Acker hier und da wieder mit in die Erde kommen, wie denn auch manche gute Wurzeln alſobald mit den Furchen bedecket werden. Zugeſchweigen, daß einige bey dem Umackern zu flach greiffen, und nur den ober - ſten Theil der Quecken-Wurzeln abſchneiden, daß ihre Faden zum Theil in der Erden zuruͤcke bleiben.
Alle dieſe in dem Lande zuruͤck gelaſſene Ueberbleibſel ſchlagen wiederum aus, und vermeh - ren ſich dergeſtalt, daß der Acker in wenigen Jahren eben wieder ſo ſehr mit Quecken verunreiniget iſt, als er zuvor geweſen.
Jch wil daher nach meiner Erfahrung eineEine beſſere Art ſolche auszurot - ten. ganz kurze Anweiſung geben, wie man dieſes Un - kraut durch das Umackern gaͤnzlich ausrotten kan.
Man hat nicht Urſache das Land die Quere pfluͤgen zu laſſen, welches ohnediß in den meiſten Feldern wegen der ſchmalen Aecker nicht angehet, ſondern man bleibet bey der gewoͤhnlichen und na - tuͤrlichſten Art den Acker der Laͤnge nach zu pfluͤgen. 5. Theil. PEs2267. Cap. Von ZubereitungEs muß aber der Pflug alſo geſtellt werden, daß er mit dem Schare unter den Quecken-Wurzeln hingehet, welches weder zu flach noch zu tief ſeyn wird. Gehet aber der Pflug mitten durch die Wurzeln, ſo werden die oberſten abgeriſſen, und die unterſten bleiben in den feſten Boden ſtecken. Und wenn man gleich meinet, daß die Quecken durch dieſe Arbeit, voͤllig von dem Acker herunter gebracht waͤren, ſo kommen doch die in der Tieffe gebliebene Wurzeln, um Bartholomaͤi, auch wohl noch eher wieder zum Vorſchein. Folglich hat man nachgehends noch mehr Muͤhe als vorher, ſol - che aus der Erden heraus zu holen.
Wenn nun mit dem Pfluͤgen in gehoͤriger Tiefe der Anfang gemacht wird, ſo werden vier bis fuͤnf Leute erfordert, welche zehen bis zwoͤlf Schritte weit, nachdem es die Menge der Quecken erfordert, von einander ſtehen muͤſſen. Ein jedes muß einen Rechen mit eiſernen Zinken, oder in Ermangelung deſſen, einen Karſt haben, und alle - zeit in der gemachten Furche die Quecken damit aus der Erden heraus ziehen, und auf einen Hauf - fen legen. Dieſes wird continuiret, bis der Knecht voͤllig mit Umpfluͤgung des Ackers fertig gewor - den; die heraus gezogene Quecken werden alſo - bald von den Leuten aufgeleſen und hinweg ge - ſchaft; alsdenn wird der Acker mit der Ege beſtri - chen. Und wenn noch einige Quecken-Wurzeln, aus Verſehen der Leute, ſolten zuruͤck geblieben, und mit der Erde bedecket worden ſeyn, ſo werden ſie durch die Ege meiſtens heraus gezogen und muͤſ -ſen227der Graſe-Gaͤrten und Wieſen. ſen ebenfals aufgeleſen und hinweg getragen wer - den.
Man muß ſich aber hierbey nicht einbilden, als wenn es durch dieſe Arbeit nunmehro mit den Quecken voͤllig ein Ende haͤtte, und nicht weiter noͤthig waͤre, auf die Vertilgung derſelben zu den - cken: Nein, ſondern nach Verflieſſung einiger Wochen, nachdem es die Witterung giebt, kom - men die annoch zuruͤck gebliebene und verdeckte Quecken-Wurzeln hier und da auf den Acker wie - der zum Vorſchein, und muͤſſen folglich abermal aufgeſuchet, und mit den Kaͤrſten heraus gehacket werden, welches nicht ſonderlich muͤhſam iſt, weil der Acker durch den Pflug vorher locker gemachet worden.
Nach dieſem wird das Ruren vorgenom - men, wobey abermal einige Leute das Ausſuchen der Quecken mit den Rechen oder Kaͤrſten hinter den Pflug her verrichten muͤſſen. Bey der an - deren Rure gehet es eben ſo her, und das letzte - mal bey den Beſtellen iſt ſolches gleichfals nicht zu verabſaͤumen.
Es iſt gewiß, wer es nicht auf dieſe jetzt be - ſchriebene Art anfaͤngt, der wird nimmermehr von dieſem Uebel befreyet werden. Und wenn er ſich auch gleich noch ſo viele Muͤhe giebet, und dieſe Arbeit nicht einigemal wiederholet, ſo iſt es nach Verflieſſung einiger Jahre eben ſo arg, als wenn es nicht geſchehen waͤre.
Es verurſachet zwar dieſe angegebene Manier viele Muͤh und Koſten; allein der davon zu hof -P 2fende2287. Cap. Von Zubereitung der ꝛc. fende Nutzen belohnet und erſetzet ſolche reichlich, und man kan hernach ſolcher beſchwerlichen Ar - beit auf viele Jahre uͤberhoben ſeyn.
Wie dieſe Wurzel in der Arzeney-Kunſt zu gebrauchen ſind, uͤberlaſſe ich denjenigen, die ſol - ches gelernet haben. Doch muß ich das einige noch melden, daß einige Podagriſten die Quecken - Wurzeln, wenn ſie abgewelket ſind, an ſtatt des Thees gebrauchen, und in heftigen Schmerzen ihren Vorgeben nach, Linderung dadurch erhalten. Wie aber einer naſſen Wieſen und ſumpfichten Gegend zu helfen, davon kan in meiner kleinen hiſtoriſchen Beſchreibung von den Dreyen - Brunnen p. 81. und 90. nachgele - ſen werden.
Jm 4ten Theile p. 150. lin. 2. an ſtatt 21 ließ 2 Schuh hoch
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Fraktur
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