PRIMS Full-text transcription (HTML)
Land - u. Garten-Schatzes
Vierter Theil.
Worinnen von Kuͤchen - Specerey - und Arzeney-Gewaͤchſen gehandelt und deren Erziehung, Wartung und Erhaltung aufrichtig beſchrieben werden. und mit einigen Kupfern erlaͤutert worden.
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Mit Kön. Poln. und Churf. Sächſ allergn. Freyheit.
Erfurt,verl. Joh. Heinr. Nonne.1753.
Geehrter Leſer!

Es tritt alſo hier durch Gottes Huͤlfe der 4te Theil meines Land - und Garten-Schatzes ans Licht, welcher eigentlich als eine Fortſetzung der im 3ten Theile angefangenen Abhandlung von Erziehung der Kuͤchen - und Specerey-Fruͤch - te, anzuſehen iſt. Jch bin dahero, da, wo ich im vorigen Theile abbrechen muͤſſen, in dieſem Theile fortgefahren, und habe die noch uͤbrigen Kuͤchen-Gewaͤchſe fol - gends abgehandelt, auch die Erziehung der Specerey-Fruͤchte beſchrieben, und endlich zum Beſchluß die Cultur der zur Arzeney dienlichen Gewaͤchſe hinzu gefuͤ - get. Wobey ich dem geneigten Leſer auf die Vorreden der vorhergehenden, beſon - ders des 3ten Theils zuruͤck weiſe, alwo alles, was ich etwan hier noch erinnern moͤchte, zu finden iſt. Folgendes aber muß ich noch gedenken: Es haben nemlich eini - ge Freunde von weit entlegnen Orten mich ſchriftlich erſuchet, noch einen Theil von den Blumen-Gewaͤchſen heraus zu geben, wel -) (chesVorrede. ches auch viele andere Liebhaber wuͤnſchen. Nun erkenne ich zwar das Vertrauen, wel - ches aus dieſem Wunſche und vielfaͤltiger Aufmunterung guter Freunde hervor leuch - tet mit verbundenſtem Danke; es waͤre mir auch in der That, ohne Ruhm zu melden, etwas leichtes, eine beſondere Abhandlung von Blumen-Gewaͤchſen zu verfertigen; Allein es dienet denjenigen Freunden und Blumen-Liebhabern, welche ſolches gewuͤn - ſchet, und vielleicht darauf hoffen, zur dienſt - lichen Nachricht, daß ich mich dieſer Arbeit nicht unterziehen werde, indem ich ſolche nicht nur vor unnoͤthig und uͤberfluͤſſig halte, ſondern auch befuͤrchten muͤſte, dem geneigten Leſer einen Ekel dadurch zu erwe - cken. Denn wenn ich dieſe Abhandlung vornaͤhme, ſo muͤſten alle Blumen-Gewaͤch - ſe auf eben die Art beſchrieben werden, wie in dieſem Theile in dem 6ten Capitel von den Arzeney-Gewaͤchſen geſchehen iſt, und da wuͤrde, was einmal geſaget worden, noch hundertmal muͤſſen geſaget werden. Und es iſt gewiß, wer dasjenige verſtehet, was in dieſem 4ten und in den vorhergehenden Theilen beſchrieben worden, der wird auch die uͤbrigen Gewaͤchſe gar bald anbauen, erziehen und erhalten lernen. Doch wilichVorrede. ich den Blumen-Liebhabern zu Gefallen noch einige algemeine Regeln beyfuͤgen, welche ihnen bey Erziehung der Blumen beſtaͤndig gute Dienſte thun werden.

  • 1) Alle Gewaͤchſe, welche aus fremden Laͤndern zu uns gebracht und auslaͤndiſche, plan - exoticæ perennes genennet werden, muß man den Winter uͤber in Glas-Haͤuſern, Kel - lern oder Gewoͤlben ſo lange aufbehalten, bis der angenehme Fruͤhling herbey koͤmt, alsdann wer - den ſie wiederum in die Gaͤrten gebracht. Dieſe werden entweder durch den Samen oder durch Anhaͤngung der Spalt-Toͤpfe und durch Sto - pfung abgeſchnittener Zweige, oder auch durch das Oculiren und Ablactiren vermehret.
  • 2) Alle Buͤſche und Stauden-Gewaͤchſe, welche im freyen und ordentlichen Grund und Boden den Winter uͤber in Gaͤrten oder Feldern ohne zu erfrieren ſtehen bleiben, und plantæ pe - rennes genennet werden, koͤnnen durch ihre auf - ſchieſſende Nebenreiſſer oder durch Zertheilung derer Stoͤcke ſowol im Herbſte als im Fruͤh - Jahre ſehr leicht vermehret werden.
  • Die niedrigen Stauden-Gewaͤchſe, ſie moͤ - gen Nahmen haben wie ſie wollen, werden gleich - fals im Fruͤh-Jahre oder Herbſte durch Zerthei - lung ihrer Stoͤcke vermehret, nur komt es darauf an, daß man die Stoͤcke nicht zu alt werden laͤſt, ſonſt erfrieren ſie leichtlich, daher das Ver - ſetzen billig alle drey Jahr geſchehen muß.
  • 3) Sommer-Gewaͤchſe ſind alle diejeni -) (2gen,Vorrede. gen, welche jaͤhrlich muͤſſen geſaͤet werden, und gegen den Herbſt wiederum verderben und plan - annuæ genennet werden. Befinden ſich nun welche darunter, deren Same aus frem - den Laͤndern zu uns gebracht wird, und wel - che unſere rauhen und kalten Luͤfte nicht ver - tragen koͤnnen, ſo muͤſſen ſie zeitig mit ihren Scherben in die Miſt-Bette geſtellet werden. Hernachmalen, wenn man keine Nacht-Froͤ - ſte mehr zu beſorgen hat, verpflanzet man ſie in einen guten Grund, oder laͤſt ſie auch zum Theil in den Scherben ſtehen, nachdem es ei - nem jeden Garten-Liebhaber gefaͤllig iſt.
  • 4) Alle Zwiebel-Gewaͤchſe, plantæ bul - broſæ, als Tulipanen, Hyacinthen, u. d. gl. wer - den aus der Erden gehoben, wenn das Laub oder die Blaͤtter wollen gelbe werden. Bey dem Her - ausheben ſchneidet man das Laub etwan einen Zol hoch uͤber den Zwiebeln ab, und leget ſolche, damit ſie abtroknen, in ein luͤftiges und trockenes Zimmer, doch ſo, daß keine die andere beruͤhre. Dieſe bringet man in dem halben September und October wiederum in die Erde.
  • 5.) Die knollichten Gewaͤchſe, plantæ tube - roſæ, als Irides, Ranunculen, Poͤonien und noch viele andere werden durch ihre Neben-Wurzeln vermehret, welche von den alten Knollen abge - nommen werden.
  • 6.) Alle zaſichte Gewaͤchſe, plantæ fibroſæ, welche keine Zwiebeln noch knotigte und ſtarke Wurzeln haben, als Auriculen, Primula veris,Bellis,Vorrede. Bellis hortenſis, Chamæmelum nobile, Viola matronalis, Levcojum luteum, Gras-Blu - men und noch andere mehr werden durch ihre Neben-Pflanzen, wie auch durch den Samen erzeuget, doch leydet es bey der Viola matronali einen Abfal, welche bey uns keinen Samen gie - bet, und folglich von ihren Stengeln muß ver - mehret und erzogen werden.
  • 7.) Jſt noch zu bemerken, daß die Erziehung der Gewaͤchſe entweder kuͤnſtlich oder gemein iſt. Die kuͤnſtliche geſchiehet auſſer der ordentli - chen Jahres-Zeit, auf denen Miſt-Betten, in Treibe - oder Glas-Haͤuſern, und in denen Stu - ben, alwo man nicht nur Spargel, Sallat, Gur - ken, Artiſchocken, Erbſen, Pflaumen und Kir - ſchen, ſondern auch allerhand Blumen auſſer der Zeit erziehen kan. Die gemeine Erziehung ge - ſchiehet auf die Art wie alle Leute ſolche in den Gaͤrten und auf den Aeckern zu der ordentlichen Jahres-Zeit pflegen vorzunehmen.

Endlich kan auch nicht mit Stillſchwei - gen uͤbergehen, daß ſich einige Leute gefun - den, welche ſich uͤber meine Arbeit aufgehal - ten und dieſelbe deswegen gemißbilliget, weil ich alles ſo offenherzig beſchrieben, und wel - che meinen, daß ich vielmehr manches vor mich und die Meinigen haͤtte zuruͤck behalten koͤnnen, oder um derer willen, welche den Garten - und Ackerbau gelernet und wircklich trieben, haͤtte verſchweigen ſollen, damit nicht) (3einVorrede. ein jeder in dieſen Dingen gleich klug wer - den und alles nachahmen koͤnne, zumal da ich kein Gaͤrtner waͤre, auch dieſe Profeſſion nie - malen gelernet. Man ſiehet aber leicht, daß dieſes nur Gedanken niedertraͤchtiger und neidiſcher Gemuͤther ſind, welche gleich mey - nen, wenn andere auch den Feld - und Gar - ten-Bau ein wenig verſtehen lerneten, ſo muͤſten ſie den Vortheil entbehren und es waͤre um ihre Wohlfahrt geſchehen. Dahe - ro kommt es auch, daß ſie aus ihrer ganz mittelmaͤſigen oͤconomiſchen Erkentniß lau - ter Geheimniſſe machen, da ich doch verſi - chern kan, daß viele unter meinen Tageloͤh - nern viel mehr Wiſſenſchaft in dem Feld - und Garten-Bau beſitzen als ſolche Leute. Dergleichen Tadler verdienen in der That mehr Mitleiden als eine Vertheidigung, denn ihr Geitz und Mißgunſt macht, daß ſie ſich ſelbſt zum Verdruß leben und endlich andern zum Spotte werden. Es iſt wahr, daß ich die Gaͤrtnerey niemals als eine Profeſſion gelernet; allein ich habe mich doch ſehr viele Jahre bey Cultivirung meiner Guͤter in dem Garten - und Acker-Bau umgeſehen, und durch viele Proben und Verſuche wohl meh - reres erfahren und gelernet, als ein ſolcher Menſch, welcher den gantzen Tag in ſeinemGaͤrt -Vorrede. Gaͤrtgen ſtecket. Warum ſolte ich denn nicht meinem Naͤchſten mit meiner geringen Wiſſenſchaft zu dienen ſuchen? Jch mache mir vielmehr ein Vergnuͤgen daraus die zur Aufnahme des Feld - und Garten-Baues dienlichen Vortheile dem Publico mitzuthei - len, und bin uͤberzeuget, daß hierdurch nicht nur unſerer Stadt, ſondern auch andern Laͤndern ein merklicher Vortheil zuwachſen werde. Jch werde es auch dahero wenig achten, wenn meine Aufrichtigkeit manchen eigennuͤtzigen Gemuͤthern nicht gefallen wil, vielmehr ſchaͤtze ich mir es vor eine Ehre, daß ich um dieſer Urſache willen getadelt werde. Ja ich wuͤrde mich ſchaͤmen, wenn ich nach dem Geſchmacke ſolcher Leute ge - ſchrieben haͤtte. Es heiſſet auch hier lau - damur ab his culpamur ab illis. Genug, daß der Nutze aller oder doch wenigſtens der meiſten Glieder des gemeinen Weſens dem Jntereſſe einiger weniger Perſonen allezeit vorzuziehen iſt. Es genuͤget mir, daß mei - ne geringe Arbeit bey erfahrnen Garten - und Ackerbauverſtaͤndigen Beyfall gefunden, und wuͤnſche nichts mehr, als daß der geehrte Le - ſer ſich ſolcher mit vielen Nutzen bedienen moͤge.

Jnhalt.

Jnhalt.

  • Das 1. Capitel.
  • Von den Kuͤchen-Kraͤutern. p. 1.
  • Das 2. Capitel.
  • Von den knollichten Erd-Gewaͤchſen, wie auch vom Spargel und Artiſchocken. p. 44.
  • Das 3. Capitel.
  • Von den Specerey-Fruͤchten. p. 77.
  • Das 4. Capitel.
  • Von allerhand Bohnen und Erbſen. p. 130.
  • Das 5. Capitel.
  • Von einigen waͤſſerigen Erd - und Kuͤchen - Gewaͤchſen. p. 153.
  • Das 6. Capitel.
  • Von einigen zur Arzeney gehoͤrigen Kraͤu - tern und Wurzeln, wie ſolche zu erziehen, zu ſamlen und zu bewahren ſind. p. 182.
Das
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Das erſte Capitel. Von den Kuͤchen-Kraͤutern.

§. 1.

Unter den Kuͤchen-Kraͤutern iſt derVon aller - hand Som - mer-Sallat. Sallat, Lactuca, wegen ſeines alle gemeinen und haͤufigen Gebrauchs billig oben an zu ſetzen. An eini - gen Orten wird er auch Lactuc, Lattich, Laͤtſchke, Sallat-Lattig, Schmalz - Kraut, Schmalz-Sallat, und noch anders ge - nennet.

Die mancherley ſowol deutſchen als lateini - ſchen Namen alhier alle anzufuͤhren, halte ich fuͤr uͤberfluͤßig, ſondern ich wil nur die beſten und be - kanteſten Arten anzeigen, als

  • 1.) Gemeiner Stech-Sallat, welcher keine Koͤpfe bekomt.
  • 2.) Fruͤhbrauner Stein-Kopf.
  • 3.) Sommer-Endivien.
  • 4.) Brauner Sommer-Endivien.
4. Theil. A5.) Lan -21. Cap. Von den
  • 5.) Langer Sommer-Endivien oder Bind-Sal - lat.
  • 6.) Blank-Kropf.
  • 7.) Bunter Koch-Sallat.
  • 8.) Forellen-Sallat mit weiſſem Samen.
  • 9.) Forellen-Sallat mit ſchwartzem Samen.
  • 10.) Montree, groß gelber krauſer.
  • 11.) Prahl-Sallat gelber.
  • 12.) gruͤner.
  • 13.) brauner.
  • 14.) Prinzenkopf-Sallat.
  • 15.) Schweden-Kopf.
  • 16.) Strasburger Kopf-Lattig.
  • 17.) Fruͤhgelber Eyer-Sallat oder kleiner Mon - tree.

Mit allen dieſen Sorten gehet eine ſehr ſtarke Veraͤnderung und Ausartung vor, beſonders bey denenjenigen Leuten, welche die Samen-Erziehung nicht recht verſtehen, wovon ich im dritten Theile p. 75. im 5. Capitel §. 9. weitlaͤuftig gehandelt habe, woſelbſt von der Erziehung des Samens und von der Ausartung mit mehreren kan nach - geleſen werden. Obgleich die Sallaͤte aller Or - ten gemein ſind, ſo wiſſen dennoch die wenigſten die rechte Erziehung, wie ſie nemlich ſchoͤne Koͤpfe durch alle Monate bis gegen den Winter erlan - gen ſollen.

Wer die Sallaͤte fruͤhzeitig als etwas beſon - ders haben wil, kan den Samen im Anfange des Februars und weiterhin in ein zum Melonen und Gurken zubereitetes Miſt-Bette dicke ſaͤen laſſen. Wie -3Kuͤchen-Kraͤutern. Wiewohl dieſes nicht jedermans Ding iſt, weil hierzu eine beſondere Erfahrung erfordert wird, indem derjenige, welcher hierzu beſtellet worden, die Witterung wohl verſtehen und genau beobach - ten muß, damit er bey Gebung der Luft durch das Aufheben der Fenſter der Sache weder zu wenig, noch zu viel thue. Der Same gehet in weniger Zeit auf, und waͤchſet bald hervor, daß man ſol - chen zur Speiſe gebrauchen kan. Wenn aber Me - lonen - oder Gurken-Kern in das Miſt-Bette ge - bracht worden und aufgegangen ſind, muß der Sallat alſobald, wenn man ihn ergreifen kan, um dieſelben herum verzogen und hinweg genommen werden. Wo dieſes nicht geſchiehet, ſo werden die Melonen und Gurken gewaltig in ihrem Wachs - thum gehindert, daß aus den Pflanzen und Fruͤch - ten nichts als kriplich Zeug wird.

Die ordentliche Beſtellung dieſes Samens in den Gaͤrten geſchiehet zu Anfange des Merzes, und zwar an einem ſolchen Orte, wo die Sonne den Widerſchein wohl haben kan. Wenn es die Witterung leidet, ſo kan man die Beſtellung auch im halben Februar vornehmen, und ſo auch gleich hierauf einige ſtarke Reife oder Froͤſte ſich ereignen ſolten, ſo thun ſie dem Samen doch nicht leicht Schaden. Es erfordern alle dieſe Sallaͤte ein gut geduͤngtes und gegrabenes Land, deſſen Zuberei - tung ſowol vor dem Winter, als auch im Fruͤhjah - re geſchehen kan.

Es pflegen auch einige Gaͤrtners-Leute vor Win - ters an ihren Haͤuſern gegen Mittag zu fuͤnf bisA 2ſechs41. Cap. Von denſechs Schnh breite Lehnen oder Leiten zu gra - ben und aufzuwerfen, auf welchen die Sonne den ganzen Tag ihren Widerſchein haben kan. So bald als nun der Froſt durch die Sonne aufge - dauet und aus der Erde gezogen worden, ſobald ſaͤen ſie den Samen darauf, ziehen ſolchen mit Kaͤrſten unter und rechnen das Land fein gleich und eben. Auf ſolche Art erhalten ſie 14 Tage bis 3 Wochen eher als andere Leute jungen Sal - lat zum Ausſtechen. Von dergleichen Lehnen oder Leiten iſt auch unten bey den fruͤhzeitigen Erbſen ein mehreres nachzuleſen.

Wenn der Same aufgegangen und die Staͤudlein zum Verpflanzen dienlich ſind; ſo wer - den ſolche auf ein ander Beet nach der Garten - Schnure geſteckt. Es verlangen aber einige Sor - ten, als Montree, Strasburger, Prinzen-Kopf, Prahl, Schweden-Kopf und Koch-Sallat, einen Schuh weit Raum. Hingegen Forellen, mit weiſ - ſen und ſchwarzen Samen, fruͤhgelber Eyer-Sal - lat, welchen einige Leute den kleinen Montree nen - nen, brauchen nur einen halben Schuh weit ge - ſteckt zu werden. Dieſe kleinen Pflaͤnzlein muͤſ - ſen auch zwey oder drey Tage mit Lattig oder an - dern Blaͤttern beleget, oder Breter ſchreg vorge - ſtellet werden, damit die Sonne ſolche nicht alſo - bald verbrennen kan. Auch muß hierbey das Be - gieſſen nicht ſo ſparſam geſchehen, damit ſie deſto eher bekleiben koͤnnen. Am allerbeſten kan die Ver - pflanzung auf dem Abend, beſonders wenn es einen Tag vorhero geregnet hat, vorgenommen werden.

Jſt5Kuͤchen-Kraͤutern.

Jſt der Sallat auf den Beeten eines Pfen - nigs gros in ſeine Blaͤtter gewachſen, ſo muß er nach und nach und zwar alſo, daß kein Staͤudlein das andere mit den Blaͤttern beruͤhret, mit einem Meſſer an den Wurzeln abgeſtochen werden, da - mit diejenigen, welche man auſ dem Lande ſtehen laͤßt und welche man zu Haͤuptern haben wil, Raum bekommen. Dieſes iſt hierbey wohl zu merken, denn wenn die Sallat-Pflanzen einen Zol hoch in ihre Blaͤtter gewachſen, und 8. Tage zu dicke an einander ſtehen bleiben, ſo widerſchlagen ſie, wovon im erſten Theile p. 97. kan nachgeſehen werden. Und wenn dieſes Durchſtechen nicht beſtaͤndig geſchiehet, ſo werden nimmermehr Haͤu - pter daraus wachſen, ſondern ſie ſchieſſen zeitig in die Hoͤhe und in die Samen-Stengel. Sobald alſo die Stauden abermal ſo viel erwachſen ſind, daß ſie mit ihren Blaͤttern an einander reichen, ſo muͤſſen ſie wiederum durchſtochen werden. Dieſes muß man ſo lange wiederholen, biß ſie ei - nen oder auch einen halben Schuh weit von ein - ander ſtehen, nachdem es die Arten verlangen, wo - von ich albereits oben Erinnerung gethan habe.

Wer beſtaͤndig von dem Fruͤhjahre an bis gegen den Winter Sallat-Haͤupter haben wil, muß alle 14. Tage oder auch alle 4. Wochen bis kurz vor Jacobi ein friſches Beet beſtellen, und die Staͤudlein zu gehoͤriger Zeit verpflanzen laſ - ſen, welches leztere zum Haͤupterſchlieſſen bis ge - gen Michaelis geſchehen kan.

Wer aber ein groſſer Liebhaber von dieſerA 3geſun -61. Cap. Von dengeſunden Speiſe iſt, und ſolche eine zeitlang im Winter haben wil, welches fuͤr eine Raritaͤt zu achten, der kan die ſchoͤnſten Haͤupter um Michae - lis mit ſamt der Erde ausheben und in hierzu ver - fertigte Kaſten ſetzen laſſen, welche man hernach in ein Gewoͤlbe oder Gewaͤchs-Haus ſetzet, und wenn ſchoͤne Witterung ſich ereignet, in die Luft und an die Sonne ſtellet. Man kan auch dieſe Haͤupter in einen luftigen Keller mit andern Kuͤ - chen-Gewaͤchſen verpflanzen laſſen, doch dauren dieſe nicht ſo lange, als diejenigen, welche in die Kaſten gebracht worden, und muͤſſen dahero erſt verbrauchet werden.

Von der Erziehung des Samens iſt oben im dritten Theil p. 75. albereits Erinnerung ge - than worden, doch muß ich noch verſchiedenes da - von bemerken. Wenn der dritte Theil der Sa - men-Capſeln ſich aufgethan, und ihre wollichten Kaͤzlein ſich zeigen, ſo iſt es Zeit, an einem hel - len Tage die Stengel nahe an der Erden abzu - ſchneiden. Beſonders hat man hiemit wegen der Voͤgel zu eilen, welche die Koͤrner, wenn die Samen - Kapſeln ihre Kaͤzgen bekommen, heraushacken, daß die mehreſten auf die Erde fallen. Man ſchlaͤget oder klopfet die Stengel erſt in einer Butte oder Kuͤbel aus, daß die reifeſten Koͤrner heraus fallen, hernachmalen ſtellet man ſie auf einen luftigen Boden, daß ſie recht duͤrre werden, alwo ſich die uͤbrigen wollichten Kaͤzlein nach und nach auch auf - thun. Hierbey muß aber das Umſetzen der Sten - gel durchaus nicht vergeſſen werden, weil ſie ſichwegen7Kuͤchen-Kraͤutern. wegen ihrer Schwere und annoch in ſich haben - den Feuchtigkeit auf einander legen und leicht ver - faulen. Jſt das Stroh auf den Boden recht duͤr - re geworden, ſo wird der Same heraus gedroſchen und in das reine gebracht. Der erſte Same, welcher in einer Butte oder Kuͤbel ausgeklopfet worden, wird auf ein Tuch gethan, und gleichfals an einem recht luftigen Orte auf den Boden aus - gebreitet: denn ſo lange als er nicht recht duͤrre und trucken geworden iſt, darf man ihn durchaus nicht zuſammen ſchuͤtten, ſonſt kommen Wuͤrmer und Maden in den Saͤcken drein, ſpinnen und ziehen die Koͤrner in Kluͤmper ganz zuſammen, daß hernachmalen der Samen gar nicht zum ſaͤen zu gebrauchen iſt. Um deßwillen muß man uͤber - haupt unterweilen nach dem Samen ſaͤen, und wenn man nur einige zuſammengezogene Klum - pen darinnen gewahr wird, muß man denſelben in ein enges Sieb thun und ſanfte durchlaufen laſſen, ſo werden die Kluͤmper zuruͤk bleiben, wel - che hernach weggeſchmiſſen werden. Der gute Same wird hierauf abermal einige Tage auf einem Tuche ausgebreitet, und wiederum in die Saͤcke gethan, doch muͤſſen dieſelben zuvor umgewendet und wohl ausgeklopfet werden, weil die Maden ſich mit in ihrem Geſpinſte inwendig feſte anklam - mern. Man darf auch die Stengel nicht ſo lan - ge auf den Boden ſtehen laſſen, indem die Maͤuſe den Samen gerne angehen.

§. 2.

Der Winter-Sallat, Winter-Lattich -A 4oder81. Cap. Von denVom Win - ter-Sallat.oder Lattucke iſt von den in vorigen angegebe - nen vielerley Sorten ganz unterſchieden, ob er ſchon denenſelben in vielen Stuͤcken, als am Sa - men, am Geſchmack und Anſehen gleichet. Man pfleget den Samen im Anfange des Auguſts, oder kurz vor oder nach Bartholomaͤi zu ſaͤen. Hier - zu muß aber das Land wohl gegraben und ein Jahr vorher geduͤnget ſeyn, alsdenn wird der Sa - me oben aufgeſaͤet, eingefuͤſſelt, und das Land fein gleich gerechnet. Wenn der Same aufge - gangen, muß das Unkraut hinweggeſchaffet wer - den, und nachdem die Pflaͤnzlein ſo viel erwachſen, daß man ſie verziehen oder ausheben kan, ſo ſetzet man ſie nach Michael auf eben dergleichen gutes Land, welches aber vorher muß gefuͤſſelt und gleich gerechnet werden. Man ſtecket ſie 9. bis 10. Zol nach der Garten-Schnure in das Quadrat von ein - ander, und ſobald als die Verpflegung geſchehen, muß auch das Begieſſen vorgenommen werden, womit man fortfahren muß, bis man merket, daß die Pflaͤnzlein beklieben ſind. Den Winter uͤber brauchen ſie gar keine Wartung, denn ſie erfrie - ren nicht leicht. Je mehr aber Schnee darauf faͤlt, deſto beſſer iſt es zu ihrer Erhaltung, denn die trockenen Froͤſte thun doch unterweilen einigen Pflanzen Schaden, jedoch habe ich dieſes nur in zweyen Jahren angemerkt. Auf das Fruͤhjahr, wenn es einige gute Witterung giebt, ſo ſchikt er ſich zeitig an zum Haͤupterſchlieſſen. Koͤnte dieſe Verpflanzung zur Herbſtzeit nicht geſche - hen, ſo kan ſolche auch zeitig im Fruͤhjahre vor -genom -9Kuͤchen-Kraͤutern. genommen werden. Wolte man aber dieſer Muͤ - he gar entuͤbriget ſeyn, ſo koͤnnen die aufgegange - nen und in etwas erwachſenen Sallat-Staͤudlein mit den Jaͤte-Haͤcklein durchſchnitten, oder wer die Muͤhe daran wenden wil verzogen werden, daß ſie 1. bis 2 Zol weit von einander zu ſtehen kommen. Zwey Staͤudlein neben einander ſte - hen zu laſſen, iſt nicht rathſam, weil ſonſten der Sallat wiederſchlaͤgt, wovon ich ſchone vielmal in den vorhergehenden Theilen Meldung gethan habe. Dieſen Sallat koͤnte man auch ſchon zur Herbſt-Zeit zum Eſſen gebrauchen, weil man aber zu ſolcher Zeit noch andere Sallaͤte und Gurken hat, ſo laͤſſet man die hinweg geſchnittene Pflaͤnz - lein auf dem Lande verdorren. Auf das Fruͤhjahr, wenn die Sallaͤt-Pflaͤnzlein anfangen zu wachſen, und ein Blat an das andere zu reichen beginnet, ſo durchſticht man mit einem Meſſer die Pflanzen, und gebraucht ſolche zur Speiſe, und ſobald als ſie wieder mit ihren Blaͤttern zuſammen reichen wollen muß abermal das Durchſtechen geſchehen, womit man fortfahren muß, bis ſie ihren Raum, wie vorher gemeldet worden, bekommen; hernach laͤß man es dabey bewenden, bis ſie in ihre Haͤup - ter gewachſen ſind. Und dieſe lezteren haben vor jenen, welche im Fruͤhjahre geſtekt worden, ei - nen Vorzug von 8. bis 14. Tagen, weil dieſe an ihrem Orte ſtehen bleiben, und in dem Fortwach - ſen durch das Verpflanzen nicht gehindert werden. Dieſe Pflanzen ſchicken ſich auch recht wohl auf die Miſt-Beete zum Verſetzen. Den SamenA 5von101. Cap. Von denvon dieſem Sallate zu erziehen, iſt gar leicht. Man laͤſt nemlich hierzu im Fruͤhjahre die aller - ſchoͤnſten und am beſten geſchloſſenen Haͤupter ſte - hen, und wenn man dieſe Erinnerung nicht in obacht nimt, und geringes Zeug zum Samen er - wehlet, ſo komt man hernachmalen von der Art, daß kein Haupt ſich ſchlieſſet, und nichts als flat - rich Zeug daraus wird. Er ſchieſſet zeitig in die Samen-Stengel, und wird vor oder nach Jaco - bi reif. Er geraͤth mehrentheils alle Jahr, und gehet damit nicht ſo mißlich zu, als wie mit an - derem Sallat-Samen. Mit der Reinigung ver - faͤhret man eben alſo, wie oben bey den Sommer - Sallaͤten angemerket worden. Jch fuͤge noch dieſes hinzu, daß dieſer Sallat, wenn es kalte und rauhe Witterung im Fruͤhjahr giebt, wie es denn gemeiniglich geſchiehet, zaͤhe wird, und nicht wohl ſchmecket, wenn man ihn aber einige Stunden in friſches Brunnen-Waſſer einweichet, ſo vergehet ihm das zaͤhe Weſen, und er wird uͤberaus ſchmackhaft, ſo bald aber gute Witterung ſich einſtellet, wird er zum Eſſen eben ſo gelinde als andere Sorten derer Sallaͤte.

§. 3.

Vom Win - ter-Endi - vien.

Es giebt dreyerley Winter-Endivien, als

  • a) Winter-Endivien klein und großkrauſig - ter Intybus criſpa, C. B. Matth. Tab. Inty - bum ſativum criſpum, I. B. Endivia Roma - na criſpa, Cam.
  • b) Winter-Endivien mit breiten Blaͤttern. Intybus major, ſive Cichorium domeſticum,Tab. 11Kuͤchen-Kraͤutern. Tab. Intybus ſativa latifolia ſive Endivia vulgaris, C. B.
  • 1) Winter-Endivien mit ſchmalen glatten Blaͤttern. Intybus ſativa anguſtifolia, C. B. Intybus, Endivia minor, Matth. Intybum ſativum anguſtifolium, I. B.

Dieſe drey Arten, ob ſie gleich in dem An - ſehen und an ihren Blaͤttern unterſchieden ſind, indem ſie ſich gewaltig ausarten, ſo haben ſie doch einerley Erziehung und Wartung. Sie erfor - dern ein wohlgebautes, gegrabenes und geduͤng - tes Erdreich.

Dieſer Same wird kurz vor oder 8. Tage nach Johannis-Tag in ein Beet geſaͤet, damit man von den Pflaͤnzlein, wenn ſie zum Verſetzen dien - lich ſind, die groͤſten verziehen und verpflanzen kan. Wenn der Same im Aufgehen begriffen iſt, muß ſolcher fleißig begoſſen werden, damit die Sonnen-Hitze die Keimen nicht verbrennen und verderben kan.

Wenn ſie das ſechſte Blat erreichet, werden ſie einen Schuh weit von einander nach der Gar - ten-Schnure gepflanzet, wobey das Begieſſen nicht muß verabſaͤumet werden. Wenn die Pflan - zen zum Verſetzen ausgehoben oder verzogen wor - den, koͤnnen ſie auch oben an den Blaͤttern und an den Wurzeln mit einem Meſſer in etwas verkuͤrzet werden.

Sind die geſtekten Pflanzen ſtark genug ge - wachſen, daß ſie ſich auf der Erden fein ausge breitet, ſo bindet man ſie nach und nach mit ih - ren Blaͤttern, ſo viel als man zur Speiſe habenwil,121. Cap. Von denwil, bey trockenem Wetter mit Baſt oder Schilf oben, jedoch nicht zu feſte zuſammen, ſo werden ſie in kurzer Zeit inwendig recht ſchoͤne gelbe wer - den, daß man ſolche in der Kuͤche gebrauchen kan. Sol aber das Abweiſſen oder das Gelbe - werden bald geſchehen, ſo haͤufet man die Erde in die Hoͤhe bis an die Spitzen, damit die Stau - den faſt bedecket werden, oder damit es noch eher geſchiehet, ſo decket man Garten-Scherben dar - uͤber und leget warmen Pferde-Miſt darauf, oder aber, man macht im Garten eine Grube andert - halb Schuh tief, und ſetzet ſo viel Stauden dar - ein, als man gedenket zu gebrauchen, bedecket her - nachmalen die Grube mit Bretern, und bringet oben auf dieſelben Pferde-Miſt, ſo werden die Stauden in 10. Tagen gewiß gelbe und zum Ge - brauch dienlich ſeyn.

Gegen den Winter, wenn man merket, daß ſich ſtarke Froͤſte einſtellen wollen, welche ſie nicht vertragen koͤnnen, hebet man ſie zur Mittags-Zeit, wenn ſie trocken geworden, aus der Erden heraus, und pflanzet ſie in Keller in Erde oder Sand.

Jm Fruͤhjahre, wenn man vermuthet, daß die groͤſten Froͤſte vorbey, verpflanzet man ſie zum Samen, weilen ſolcher allemal viel beſſer und reifer wird, als von denjenigen Stauden, welche im Fruͤhlinge zeitig geſaͤet worden, und noch daſ - ſelbe Jahr aufſchieſſen. Jedoch wenn man kei - ne Stauden den Winter hindurch uͤbrig behaͤlt und durchbringet, ſo muß man aus der Noth ei - ne Tugend machen, und den Samen zu Anfangedes13Kuͤchen-Kraͤutern. des Aprils auf ein Beet ſaͤen, und wenn ſolcher aufgegangen und ſechs Blaͤtter erreichet, mit einem Jaͤte-Haͤcklein durchſchneiden oder verziehen, daß die Pflaͤnzlein 6 bis 10 Zol weit von einander kom - men. Die ſchoͤnſten und recht krauſen Pflaͤnz - lein laͤſſet man ſtehen, welche hernach von ſelbſten aufſchieſſen. Man muß auch den Samen wohl reif werden und uͤber die Zeit ſtehen laſſen, wei - len er nicht ſonderlich ausfaͤllet. Jſt er recht trucken und duͤrre geworden, ſo laͤſſet man ihn aus - dreſchen und reine machen. Wenn er an einem luftigen Orte verwahret wird, ſo bleibet er 6 Jahr zum Aufgehen gut. Jmmer dergleichen Sa - men zu bauen, iſt nicht rathſam, indem er ſonſt dahin gewoͤhnet wird, daß die Stauden gegen den Herbſt alzuzeitig in ihre Samen-Stengel auf - ſchieſſen: drum iſt es ſicherer und gewiſſer, von den uͤber Winter aufbehaltenen Samen-Stauden ſol - chen zu erziehen.

Heinrich Heſſe in ſeiner Garten-Luſt ſchrei - bet von den Winter-Endivien, wie man ſolchen den ganzen Winter hindurch bringen ſolle, alſo:

Gegen den Winter, wenn es wil anfangen zu frieren, nimt man, wie oben gemeldet, die Stoͤ - cke heraus, und verwahret ſolche an einem trocke - nem Orte etwa 14 Tage, bis ſie ganz welk wor - den ſind, alsdenn ſo kan man ſo viel man pflan - zen wil, fein abputzen, zubinden, und in friſchen Sand in einem Keller oder Gewaͤchs-Hauſe ein - pflanzen, und die andern in dem Gewaͤchs-Hau - ſe duͤnne von einander auf ein Bret legen, und ſo141. Cap. Von den ſo lange liegen laſſen, bis die Verpflanzten bald verbrauchet ſind. Alsdenn kan man wiederum, ſo viel man noͤthig hat, ausputzen, oben zubinden, wieder einſetzen, und allemal ſo fortfahren. So kan man ohnfehlbar den ganzen Winter durch bis Oſtern, denſelben zur Speiſe haben.

Es iſt alſo dieſes die beſte und richtigſte An - weiſung, wie man die Winter-Endivien durch den ganzen Winter gut behalten kan. Denn man - cher, der es nicht verſtehet, moͤchte wohl denken, daß die Endivien nothwendig verderben muͤſten, und wenn ſie ſo lange ungepflanzet liegen blieben, duͤrre und welk wuͤrden. Aber es iſt derſelben Na - tur alſo beſchaffen, und darf ſich keiner befuͤrchten, daß ſie verderben. Jch habe ſie oftmals den gan - zen Winter alſo liegen laſſen, und im Fruͤhjahre wieder in Garten gepflanzet, ſo ſind ſie wiederum gruͤne geworden und gewachſen, und haben endlich ihren reifen Samen gebracht.

§. 4.

Vom Majo - ran.

Jch habe albereits von der Erziehung des Majorans, Meirans, Majorana vulgaris, C. B. P. Majorana majori folio, ex ſemine nata, J. B. p. 25. im erſten Theile in der Abhandlung vom S. W. etwas gedacht; weil aber ſolches nur beylaͤufig und zur Erlaͤuterung geſchehen, ſo muß hier billig weitlaͤuftiger davon gehandelt wer - den. Obgleich diejenigen, welche dieſen Samen in unſern Landen zu erziehen geſonnen, wenn ſie auch ihren Zweck erlangen, ſchlechten Profit da - von zu gewarten haben, ſo iſt es doch gewiß, daßes15Kuͤchen-Rraͤutern. es dahin zu bringen, wenn man ſolchen auf ein Miſt - oder Treibe-Bette ſaͤet, darauf ſtehen laͤßt, und den Stauden ihren Raum gibt. Jnzwiſchen iſt es doch beſſer ſolchen aus Frankreich oder Jta - lien zu verſchreiben, und wenn man ihn aus der er - ſten Hand haben kan, ſo erhaͤlt man ihn unterwei - len ganz wohlfeil.

Bey dem Einkaufe dieſes Samens iſt zu merken, daß je ſtaͤrker der Geruch iſt, deſto beſſer er iſt, ſolte er aber nicht mehr ſtark riechen, ſo iſt es eine Anzeige, daß viel alter Same darunter ge - miſcht worden. Doch ſind einige Samen-Haͤnd - ler ſo ſchlim, daß, wenn ſie dergleichen verdorbenen Samen haben und dennoch verkaufen wollen, ſie ihm den Geruch eben ſo ſtark wieder geben koͤn - nen, als wie er vorhero geweſen. Sie nehmen duͤrre Majoran-Blaͤtter und reiben den Samen damit, laſſen alsdenn ſolchen wiederum durch ein Sieb lauffen, damit die Blaͤtter zuruͤck bleiben, ſo iſt die Sache fertig. Am allerbeſten iſt es, daß man meine p. 19. in der Abhandlung vom S. W. angegebene Probe zur Hand nehme, denn ſo iſt es am gewiſſeſten ſolcher Betruͤgerey zu entgehen. Wie lange dieſer zum Aufgehen gut bleibet, iſt im erſten Theile zu erſehen.

Das Land, worauf man den Meiran ſaͤen wil, muß man, ſobald man in die Erde kommen kan, wohl graben und duͤngen laſſen, es ſey mit friſchem oder alten Miſt, welches gleich viel gilt, jedoch kan dieſe Arbeit auch langſam zur Herbſt - Zeit im November und December vorge -nommen161. Cap. Von dennommen werden. Nach gethaner Arbeit laͤſſet man es dabey beruhen, bis man meinet, daß die Froͤſte vorbey ſeyn moͤchten, welches mehrentheils um das Ende des Aprils, oder um den Anfang des Mayes iſt.

Will man nun mit dieſer kleinen Saͤmerey das Beſtellen vornehmen, ſo muß das Land noth - wendig Fus fuͤr Fus zuſammen getreten werden, wie im erſten Theile p. 127. bey der dritten Re - gel zu erſehen. Nach dieſem Zuſammentreten wird das Land fein ordentlich gleich und klar gerechnet, und alsdenn der Same oben aufgeſaͤet, und ganz flach und gelinde untergerechnet.

Oben auf das Land wird uͤber und uͤber klei - ner verfaulter leichter Pferde-Miſt, nicht dicke, ſondern daß er nur die Erde bedecket, geſtreuet, wodurch zuwege gebracht wird, daß die Erde un - ten feuchte bleibet, und weder die Regen-Wuͤr - mer den aufgehenden Samen mit in ihre Loͤ - cher ziehen, noch andere Wuͤrmer denſelben ab - freſſen koͤnnen. Siehe hiervon im erſten Theile p. 64.

Bey warmer Witterung will er alle Tage begoſſen ſeyn, womit man ſo lange fortfahren muß, bis ſich an den Pflaͤnzlein das vierte Blat zeiget, denn wenn der Same in der Keime liegt, und die Sonne den Erdboden duͤrre und trocken ma - chet, ſo muͤſſen nothwendig die ſubtilen Keimlein verdorren; aber durch das oͤftere Begieſſen und Beſprengen werden ſie erhalten. Wenn nun der Meiran 3 Zol mit ſeinen Blaͤttern in die Hoͤhegewach -17Kuͤchen-Kraͤutern. gewachſen und zu dicke ſtehen ſolte, muß man ſol - chen verziehen, ſo, daß die Pflanzen 4 bis 5 Zol weit von einander auf dem Lande ſtehen bleiben. Die ausgerauften Pflaͤnzlein koͤnnen entweder an - dern Leuten zum Verſetzen verkaufet, oder auf ein Land 4 bis 5 Zol weit gepflanzet werden, doch alſo, daß 2 bis 3 ſolcher Pflaͤnzlein zuſammen in ein Loch zu bringen ſind. Wenn ſie unterwei - len begoſſen, und zur gehoͤrigen Zeit feuchte und vom Unkraute reine gehalten werden, ſo geben ſie in dem September groſſe Buͤſche, daß man ſein Vergnuͤgen daran haben kan. Die mehreſten pflegen dieſen Samen auf die Miſt-Bette zu ſaͤen, und wenn die Staͤudlein zum Verſetzen dienlich, ſo pflanzen ſie ſolche auf die Garten-Bette, wel - ches zwar nicht zu verwerfen iſt; allein dieſes ge - hoͤret nur fuͤr diejenigen, welche keine ſolche Gele - genheit als wir haben, alwo ſich zwiſchen den Laͤn - dereyen Waſſer-Graͤben befinden, und welche ohne diß nicht wiſſen, wie ſie den in Buͤndel gebunde - nen Meiran vertreiben und verkaufen ſollen. Jn unſern Erfurtiſchen Feldern werden viele Laͤnderey - en damit beſtellet. Gemeiniglich wird er um Bar - tholomaͤi und kurz vor den Michels-Tag abge - ſchnitten. Was nicht verkauft wird, bringet man auf einen luͤftigen Boden, und haͤnget die Buͤn - del eines an das andere auf Saͤumen und Schnuͤ - ren, oder wenn man dergleichen nicht hat, leget man ſolche auf einen recht reinen und luͤftigen Bo - den nach einander hin. Doch merke man hierbey wohl, daß die Buͤndel taͤglich muͤſſen umgewendet4. Theil. Bwerden,181. Cap. Von denwerden, ſonſten wird der Meiran ſchimlich und ſchwarz, daß die Kaͤufer, Apotheker, Materia - liſten und Metzger ſolchen hernachmalen nicht gern annehmen. Bey dieſer Erziehung iſt auch wohl zu beobachten, daß man dergleichen niemals zwey Jahr nach einander auf ein Land bringen darf, indem ſolcher das Land gewaltig ausſauget, wel - ches ich einigemal erfahren, und bey andern auch angemerkt habe. Ja ich habe wahrgenommen, wenn der Meiran im andern Jahre, obgleich das Land wiederum geduͤnget worden, im beſten Wachsthume geweſen, und uͤber die Helfte in ſchoͤne Blaͤtter und Stauden getrieben, daß er ſchwarz und duͤrre geworden. Aus angefuͤhrter Urſache muß man beſtaͤndig mit der Laͤnderey um - wechſeln, und nicht eher wieder Majoran auf ein Land ſaͤen, bis ſolches einige Jahre wiederum mit andern Fruͤchten beſtellet worden. Jn der Kuͤche wird dieſes Kraut vielfaͤltig zum Gewuͤrz an Fleiſch, Fiſchen, Wuͤrſten und andern Speiſen gebrauchet, welches denenſelben einen guten Geſchmack zuwe - ge bringet.

§. 5.

Vom Baſi - lien-Krau - te.

Eines der beſten und ſchoͤnſten Kraͤuter, welche hieher gehoͤren, iſt auch das Baſilien - Kraut. Es giebt gar viele Sorten von dieſem Ge - waͤchſe, und obgleich Bauhinus derſelben nur eilfe erzehlet, ſo findet man doch weit mehrere. Jch habe nicht nur ſelbſt viele unvergleichliche Sorten bey - einander gehabt, ſondern ich habe auch derſelben bey einem vornehmen Freunde alhier wol 20 derer -ſelben19Kuͤchen-Kraͤutern. ſelben, welche alle an Farbe, Blaͤttern und Anſe - hen unterſchieden waren, angetroffen. Nur ei - nige davon anzufuͤhren, ſo ſind bekant:

  • 1) Groß Baſilien-Kraut, Ocimum lati - folium, maculatum & criſpum, C. B. Pin. Baſilicum Indicum maculatum, Eyſtett.
  • 2) Baſilien ohne Flecken mit gruͤnen Blaͤttern, Ocimum caryophyllatum ma - jus C. B. Pin.
  • 3) Klein kraus Baſilien-Kraut. Oci - mum minimum.

Wenn dieſe und andere Sorten im Garten unter einander geſtellet werden, geben ſie ein arti - ges Anſehen; doch hat immer eine vor der andern einen guten und annehmlichen Geruch.

Dieſes Gewaͤchs kan nicht von allergering - ſten Reif, vielweniger einen Froſt vertragen, um deßwillen darf man den Samen nicht eher als in der Helfte des Aprils in ein Miſt-Beet beſtellen laſſen, welcher des Nachts mit Bretern oder Stroh-Decken verwahret werden muß, damit die Kaͤlte nicht hinein dringen kan. Wenn der auf - gegangene Same darin ſo viel gewachſen, und keine Reiſen mehr zu beſorgen ſind, ſo koͤnnen die beſondern Sorten in die Scherben, die andern aber, welche zur Kuͤche oder in denen Apotheken gebrauchet werden ſollen, auf ein ſolches Land, wie in der vorherigen Numer bey dem Meiran gedacht worden, 9 Zol weit von einander nach der Garten - Schnure gepflanzet werden.

B 2Hier -201. Cap. Von den

Hierbey muß〈…〉〈…〉 aber noch melden, daß die kleineſten Sorten im Lande nicht gerne gut thun wollen, indem ſie ſehr zart und weichlich ſind, und um deßwillen muß man ſie in eine gute zube - reitete Erde in Scherben verſetzen, und dieſe ſind nicht ſo wohl zum Gebrauch, als vielmehr zum Vergnuͤgen zu erziehen; doch haben ſie eben ſo wohl ihre Tugenden als die andern Sorten.

Ueberhaupt liebet dieſes Gewaͤchſe einen zur Sonne wohlgelegenen Ort, und maͤßiges Begieſ - ſen. Jn unſerm Climate bringet es wenig oder ſelten reifen Samen, doch erhaͤlt man von denje - nigen Stauden, welche in ein Miſt-Bette geſaͤet worden, und an ihrer Stelle ohngehindert ſtehen bleiben, gewiß guten und vollkommenen Samen.

Man kan dieſen Samen auch im Garten auf ein beſonder Land ſaͤen, welches aber nicht eher geſchehen darf, als zu Anfange des Mayes; ſon - ſten erkaͤltet derſelbe in der Erde, und gehet her - nachmals nicht auf. Jm uͤbrigen wird mit Auf - werfung des verfaulten Pferde-Miſtes eben ſo ver - fahren, wie bey dem Meiran berichtet worden. Es muß aber auch dieſen Pflanzen, welche auf dem Lande ſollen ſtehen bleiben, ein halber Schuh Raum gegeben, und die zunahe ſtehende verzogen und auf ein beſonderes Beet gepflanzet werden. Wenn ſie zum Gebrauch verkuͤrzet und verſchnitten worden, ſo wachſen wiederum andere Neben-Zweige hervor, und dieſe werden gegen den Herbſt voͤllig hinweg geſchnitten und auf ei - nen luͤftigen Boden geleget, oͤfters gewendet, undher -21Kuͤchen-Kraͤutern. hernach in Apotheken verkaufet, wiewol ſie ſolche auch gruͤne in Buͤndeln anzunehmen pflegen.

§. 6.

Das Borragen, Borretſch-Kraut, Bor -Vom Bor - ragen oder Borretſch. rago officin. Bugloſſum latifolium, Borrago flore coeruleo & albo, C. B. P. wird im Fruͤh - Jahre zu Anfange des Aprils in gemeine Garten - Erde geſaͤet, und wenn man es einmal im Gar - ten hat, ſo behaͤlt man es beſtaͤndig darinnen, in - dem ſich daſſelbe durch den ausfallenden Samen von ſelbſten vermehret. Wenn derſelbe zu uͤber - fluͤßig aufgehet, koͤnnen die Pflaͤnzlein verzogen werden, damit ſie einen guten Schuh Raum be - kommen. Sie nehmen mit allerhand Erdreich vorlieb, und wenn die Pflanzen noch jung ſind, koͤnnen ſie zum Sallaͤten, zum Bruͤhen und Ko - chen an die Speiſen gebrauchet werden.

Hierbey erinnere ich mich einer poßirlichen Hiſtorie: Es hatte vor einigen Jahren ein vorneh - mer Garten-Liebhaber dieſes Gewaͤchſe im Ueber - fluß in ſeinem Garten, in welchem Er auch in dem vorigen Jahre Eſels-Gurken gehabt, deren unten mit mehrerm ſol gedacht werden. Dieſe leztern aber, wenn ihre Frucht reif wird, werfen oder ſpritzen ihre Kern im ganzen Garten herum, welche ſich hernachmals 3 bis 4 Jahre in der Erde erhalten und aufzugehen pflegen, und wenn ihre Pflanzen noch jung ſind, ſo ſehen die Blaͤtter den Borragen-Blaͤttern ganzgleich. Dieſer Freund ließ alſo auf das Fruͤhjahr im May eine Quanti -B 3taͤt221. Cap. Von dentaͤt junge Borragen-Pflanzen zum Sallate auf - ſuchen, und brachte dergleichen Eſelsgurken - Stauden mit darunter. Als er ſie genoſſen und einige Stunden im Leibe hatte, ſo fiengen ſie ent - ſetzlich an zu purgiren, daß er faſt daran geſtorben waͤre. Weßwegen auch Elaterium der Extract hier - von genennet wird. Wenn man alſo dieſe zweyerley Gewaͤchſe zu gleicher Zeit im Garten hat, ſo muß man ſich bey dem Gebrauche wohl vorſehen. Jh - re artige blaue und weiſſe Blumen zeigen ſich ge - meiniglich im Monat Junius und Julius, ja bis gegen den Herbſt.

§. 7.

Vom Dra - gun, Dra - goncell.

Der Dragun, Dragoncell, Kayſers - Sallat, Dracunculus hortenſis, C. B. Pin. Abrotanum linifolio acriore & odorato, Tour - nef. inſtit. bringet hier zu Lande keinen reifen Samen hervor, und kan folglich nicht daraus er - zogen werden. Dannenhero wird er durch die Wurzeln derer Stoͤcke, welche im Martio von einander geriſſen werden, vermehret. Er ver - langet einen mittelmaͤſſigen Ort im Garten, und pfleget ſehr ſtark auszulaufen und ſich zu vermeh - ren, und eben darum muß man ihn nicht in or - dentliche Garten-Beete, ſondern an einen ver - lohrnen Ort des Gartens pflanzen. Er waͤchſet zwar auch an denen Orten, welche an der Sonne liegen, doch aber beſſer, wie gemeldet worden, an mittelmaͤſſigen Oertern. Er kan auch den Winter uͤber im Lande die Kaͤlte erdulden; wenn aber die Stoͤcke zu altwer -23Kuͤchen-Kraͤutern. werden, ſo gehen ſie dennoch zu Grunde. Meh - rentheils bringt er jaͤhrlich ſeine Blumen im Ju - lius und Auguſtus, aber, wie gedacht, keinen reifen Samen.

Dieſes Kraut gehoͤret unter die Kraͤuter - Sallaͤte, und wenn von denſelben etwas klein zerſchnitten und unter den ordentlichen Sallat mit untermenget wird, ſo giebt es einen artigen Ge - ſchmack; ingleichen iſt es auch zu gebrauchen an andern Speiſen, als Fleiſch und Huͤner, welchen es gleichfals einen anmuthigen und wuͤrzhaften Geſchmack zuwege bringet.

§. 8.

Hierher gehoͤret auch der Spinat, Pinat,Vom Spi - nat. Pinet, Spinetſch, Gruͤn-Kraut; ſo wohl Spinacia vulgaris, capſula ſeminis aculcata, Tournef. Spinacia mas, I. B. Lapathum hor - tenſe ſeu Spinacia ſemine ſpinoſo, C. B. P. als auch Spinacia vulgaris capſula ſeminis non aculeata, Tournef. Spinacia ſem. non pun - gente, folio majore rotundiore, I. B. Lapa - thum hortenſe ſeu Spinacia ſemine non ſpi - noſo, C. B. P.

Woher dieſes Kraut den Namen Spinat uͤberkommen, iſt gar leicht zu urtheilen, weil nehm - lich der Same deſſelben ſtachlich, ſo iſt es a ſpino - ſo ſemine alſo benennet worden.

Es giebt zweyerley Sorten deſſelben. Der Same von der erſten iſt ſtachlich, und hat ſpitzige Blaͤtter. Die andere Sorte aber hat etwas rundere Blaͤtter, auch iſt der Same nicht ſtach -B 4lich.241. Cap. Von denlich. Was die Farbe, ſo wol als die Blaͤtter und den Samen anbelanget, ſo hat er einerley Anſehen. Die mehreſten halten den runden nicht fuͤr ſo dauerhaft, als den ſtachelichten und langen. Allein der runde, welches ich ſelbſten probiret, iſt faſt noch dauerhafter, und, wo nicht beſſer, doch zum weniſten jenem gleich. Die Erziehung iſt einerley.

Das Land, worauf man den Spinat ſaͤen will, muß zur Sonne wohl gelegen ſeyn auch vorhero wohl geduͤnget und gegraben werden. Wenn dieſes verrichtet, wird der Same, jedoch nicht alzu dicke, ſondern daß er etwa vier Zol von einander zu liegen komt, oben aufgeſaͤet. Hierauf wird derſelbe eingefuͤſſelt, eingetreten, und das Land hernachmals fein gleich gerechnet. Die allerbeſte Zeit, ſolches vorzunehmen iſt um Bar - tholomaͤt, auch 2 bis 3 Wochen langſamer, da - her ſolcher noch vor dem Winter hervor waͤchſet, ſich beſtaudet, um deſto beſſer dauret, daß man im Winter und bey angehendem Fruͤhjahre da - von gebrauchen kan. Es wird allhier viele Laͤnde - rey in den Gaͤrten damit beſaͤet, wovon die Gaͤrtner - Leute einen guten Nutzen haben.

Wer den Spinat im Fruͤhlinge ſaͤen wil, muß ſolches zu Anfange des Aprils von Monat zu Monat vornehmen, ſo hat man beſtaͤndig jungen Spinat; doch muß er bald gebrauchet werden, ſonſt pfleget er in die Samen-Stengel zu treiben. Derjenige, welcher vor den Winter geſaͤet worden, kan zwey - bis dreymal mit einem Meſſer nahe ander25Kuͤchen-Kraͤutern. der Erde hinweg geſchnitten werden, und waͤch - ſet nach dem erſten Abſchneiden wiederum recht ſchoͤne, daß man es faſt nicht merket, daß er ab - geſchnitten worden.

Wenn ſolches Abſchneiden zum 2ten oder drittenmale geſchehen, ſo wird das Land mit brei - ten Hacken fortgearbeitet, damit die Herze von denen Spinat-Wurzeln weggeſchnitten werden. Wenn alſo der vor dem Winter geſaͤete Spinat von dem Lande herunter iſt, ſo kan man Gurken, Sallat, Zellerie, Winter-Sallat und dergleichen darauf beſtellen laſſen, worauf die allerſchoͤnſten Fruͤchte wachſen, weil das Land vorher geduͤnget worden, und die Beſſerung noch darin befindlich iſt.

Den Samen zu erziehen iſt gar leicht. Man laͤſſet ein Beetgen von dem vor Winters geſaͤeten Spinat darzu ſtehen, ohne daß er abgeſchnitten wird, oder man ſaͤet ſolchen auf das Fruͤhjahr im Merz auf ein beſonderes Fleck, ſo wird dieſer eben ſo wol als der vor dem Winter geſaͤete auf - ſchieſſen und ſeinen Samen bringen. Doch muß der Spinat, welchen man im Fruͤhjahre geſaͤet hat, vom Unkraute gereiniget und die zu dick ſte - henden Stauden mit dem Hand-Jaͤtehaͤklein durchſchnitten werden, daß ſie 6. Zol weit von einander zu ſtehen kommen. Wenn die uͤbrigen Stauden in ihre Samen-Stengel gehen und an - fangen zu bluͤhen, welches gemeiniglich in der Mitte des Mayes geſchiehet, ſo findet ſich allemal, daß der vierte Theil derſelben taub wird, ſonder -B 5lich261. Cap. Von denlich, wenn ſie anfangen zu koͤrnen und noch zum Theil bluͤhen. Dieſe taube Stauden ſind gar leichtlich daraus zu erkennen, wenn ſie, ſo man daran greifet, vielen Staub von ſich geben, wel - ches andere Gewaͤchſe in einer ſolchen Vielheit nicht zu thun pflegen. An welchen Stauden man dieſes merket, dieſelben ziehet man aus dem Lande heraus, und wirft ſie hinweg, denn an die - ſen waͤchſet nimmermehr Same, und durch die - ſes Durchraufen bekommen auch die guten Sa - men-Stauden beſſern Raum, Luft und Sonne.

Man muß auch, ſo bald als der Same hart wird, ſolchen einernten; denn die Voͤgel freſſen ihn in kurzer Zeit hinweg. Wenn der Same zur voͤlligen Reifung gelanget, wird er ausgeraufet, auf einen luͤftigen Boden gelegt, und wenn er recht trocken geworden, ausgeſchla - gen und reine gemacht. Auf dem Boden, alwo er ausgebreitet worden, muß unterweilen wegen der Maͤuſe darnach geſehen werden, indem ſie ihn uͤberaus gerne freſſen. Er gehet 6 Jahr auf.

§. 9.

Vom Koͤr - bel.

Weil der Koͤrbel, Kerbel, Koͤrbel - Kraut, Cerefolium officinarum ſive Chæ - rophyllon Tournefortii. Chærophillon ſati - vum, C. B. P. Chærophillon, I. B. als ein ſehr geſundes Kraut mit unter dem Spinat ge - kochet wird, ſo habe ich ihn zugleich hier mit be - ſchreiben wollen. Er erfordert mit dem Spinat einerley Erdreich, Pflegung und Wartung, und dauret gleichfals den Winter uͤber. Der Sameaber27Kuͤchen-Kraͤutern. aber liegt einige Zeit laͤnger in der Erde, als der Spinat. Er vermehret ſich auch unterweilen vom ausfallenden Samen ſelbſten.

Wenn er in etwas erwachſen, kan man ihn den ganzen Winter, wenn es offen Wetter iſt, abſchneiden und zu Suppen und Sallaͤten ge - brauchen. Er treibt allemal, wenn er abgeſchnit - ten worden, wiederum junge Blaͤtter. Wer ein Liebhaber davon iſt, kan ſolchen auch alle Monate bis in den September ſaͤen, wodurch man be - ſtaͤndig jungen Kerbel uͤberkomt, und in die Kuͤche haben kan.

Den Samen zu erziehen iſt ebenfals ſehr leichte. Man kan ihn im Merz in Garten auf ein Beet ſaͤen, ſo ſchieſſet er bald in Samen. und beginnet im May zu bluͤhen.

§. 10.

Die beyden Sorten der Garten Kreſſe,Von Gar - ten-Kreſſe. als die ordentliche gemeine, Naſturtium hor - tenſe vulgatum, C. B. P. und die krauſe ſchmal - blaͤttrige Garten-Kreſſe, Naſturtium hortenſe crispum, latifolium & anguſtifolium C. B. Prodr. Naſturtium crispum, I. B. ſind ſo wol am Geſchmacke als Anſehen wenig unterſchieden. Dieſes Kraut wird viel zu Sallaͤten gebrauchet. Wenn man den Samen gleich nach Weyhnachten, und ſo fort von 14. Tagen zu 14. Tagen entweder in Garten-Scherben oder in lange Kaſten, recht dicke ſaͤet, darnach fleißig begieſſet, und an die Son - ne und Fenſter der Stuben, oder auch in ein Ge - waͤchs-Haus ſtellet, ſo kan man zeitig den Win -ter281. Cap. Von denter uͤber hiervon Sallat haben. Denn wenn die Kreſſe 2 bis 3 Zol lang erwachſen iſt, kan man ſie ſchon ſchneiden und gebrauchen. Wenn man im Fruͤhjahre die Garten-Beete damit einfaſſet, ſo ſiehet es gar fein aus. Es muͤſſen aber vor - hero nach der Garten-Schnure mit einem Pfahle Reifen oder kleine Furchen 1 Zol tief gemacht wer - den, ſodann ſaͤet man den Samen fein dicke in die beſagte Furchen, und bedecket ihn mit der Er - de. Man kan auchallerhand Abzeichnungen, als verzogene Namen, Luſt-Beete, und dergleichen mit dem Pfahle machen, und den Samen dicke hinein ſaͤen, welches uͤberaus wohl ausſiehet, und nicht allein einen Zierath, ſondern auch einigen Nutzen bringet. Wil man hiervon keinen rei - fen Samen ziehen, ſo kan er auch unter der Scheere gehalten werden. Es koͤnnen auch die Samen, welche auf die Miſt-Beete geſaͤet worden. damit unterſchieden werden. Den Samen zu erziehen iſt am beſten, wenn man ein beſonderes Beet im Garten jedoch nicht allzudicke damit be - ſaͤet, welches im April am beſten geſchiehet. Er verlanget ein mittelmaͤßiges gegrabenes Erdreich, und einen zur Sonne wohl gelegenen Ort, alwo er ſeinen reifen und vollkommenen Samen hervor bringen wird.

§. 10.

Von Loͤf - fel-Krauts.

Das Loͤffel-Kraut, Cochlearia folio ro - tundo, C. B. Cochlearia, I. B. wird im April und bis zu Ausgang des Mayes in ein gut ge - duͤngtes Land an einen ſchattigten Ort beſtellet. Es29Kuͤchen-Kraͤutern. Es gehet aber gemeiniglich etwas langſam zu, ehe der Same aufgehet, weßwegen man bey war - men und trockenen Sommer-Tagen oͤfters begieſ - ſen und ſo lange damit anhalten muß, bis derſelbe aufgegangen. Wolte man aber ſolchen an einen zur Sonne gelegenen Ort ſaͤen, ſo wuͤrden ihn die Erdfloͤhe gar bald abnagen, indem ſie nichts lie - bers, als dieſes Kraut, wenn es jung und im Auf - gehen begriffen iſt, abfreſſen. Jſt nun das Loͤffel - Kraut in etwas erwachſen, ſo muß es den Som - mer uͤber vom Unkraute reine gehalten, und fleiſ - ſig gejaͤtet werden. Es kan dieſer Same auch um Bartholomaͤi auf oben beſchriebenes Land ge - ſaͤet werden, und zwar um deßwillen, damit man im Fruͤhlinge etwas Loͤffel-Kraut zum Gebrauch fruͤhzeitig haben kan, das andere Jahr darauf bringet er erſtlich ſeine weiſſe Bluͤmchen, und ſei - nen Samen, welcher aber nur ein Jahr voͤllig und im andern kaum die Helfte aufgehet.

Wie dieſes Kraut uͤberhaupt von vortrefli - chen Eigenſchaften iſt, ſo kan man es auch zur Herbſt-Zeit in der Wein-Ernte wohl brauchen, einen guten Moſt zuzubereiten. Wenn nemlich der Moſt von der Kelter recht helle ablauft, ſo wird hiervon ſo viel geſamlet, als man in ein Faß verlanget, in welches man vorhero recht rein ge - waſchene Loͤffelkraut-Blaͤtter zum Spund-Loch hin - ein ſtecket, und zwar ſo viel, bis man die Blaͤtter mit dem Finger erreichen kan. Alsdenn ſchuͤttet man den hellen Moſt darauf, bis das Faß voll iſt. Hernach wird vor etliche Pfennige geſtoſſenerSenf301. Cap. Von denSenf nach Proportion des Faſſes in ein klein rei - nes Saͤcklein gethan, und an einem Faden zum Spund-Loche hinein gehaͤnget. Hierbey iſt aber die Vorſicht zu gebrauchen, daß ein verzinnetes Blech mit Loͤchern, dergleichen an denen Reibe-Eiſen, wel - che man in der Kuͤche brauchet, ſich befinden, gleich - ſam wie ein Futteral uͤber den Zapfen an den Bo - den angenagelt werde, damit die Blaͤtter ſich nicht vor das Zapfen-Loch legen, und der Moſt helle kan abgezogen werden. Hierdurch wird der Moſt bis Oſtern und noch laͤnger conſerviret; doch aber muß das Faß wohl verſpuͤndet werden, daß keine Luft hinein kommen kan. Auch muß man ſolchen Moſt nicht in einen Keller, ſondern an einen kuͤhlen und kalten Ort im Hauſe legen. Wenn man denſelben in Keller bringet, ſo faͤngt er an zu brauſen, wovon ihm der gute Geſchmack her - nachmals vergehet.

§. 12.

Vom Thy - mian.

Der Thymian, Thymus vulgaris folio latiore, C. B. P. Thymum durius, Dod. Pempt. Serpillum hortenſe, Dod. Icon. wird auf dreyer - ley Art vermehret. Erſtlich durch die Zweige, welche im Merz und April abgeſchnitten und ge - pflanzet werden. Zum andern durch den Samen, welcher im Merz und April in ein gut geduͤngtes Erdreich geſaͤet wird. So bald der Same ein - gerechnet worden, muß oben auf das Beet kleiner Pferde-Miſt aufgeſtreuet werden, wie oben bey dem Majoran gemeldet worden.

Den31Kuͤchen-Kraͤutern.

Den Sommer uͤber muß er oͤfters begoſſen und vom Unkraute geſaͤubert werden. Jn dem Herbſte, im September oder im Fruͤhjahre kan er ausgehoben und reihenweiſe auf ein ander Beet einen halben Schuh oder auch nach jedes Belieben noch weiter gepflanzet werden. Man kan ihn auch wie den Majoran pflanzen, oder auch die Rabatten und andere Garten-Beete damit einfaſ - ſen und wie den Buchsbaum unter der Garten - Scheere halten.

Drittens geſchiehet die Vermehrung durch Zertheil - oder Zerreiſſung derer alten Stoͤcke, wenn ſie nemlich zwey oder drey Jahre geſtanden ha - ben. Hierbey habe ich auch angemerket, daß, wenn man den Thymian langſamer als Bartho - lomaͤi beſchneidet, die Stoͤcke gerne erfrieren, wel - ches daher komt, weil die Zeit zu kurz iſt, daß ſie ſich vor dem Winter wieder bewachſen und beſtau - den koͤnnen.

Die Erzeugung des Samens brauchet kei - ner ſonderlichen Muͤhe, auſſer daß man nach der Bluͤte, welche ſich im Julius und Junius ein - ſtellet, wohl Achtung geben muß, ob ſich einige Koͤrnlein zeigen, welche braun und reif ſind. Wenn man dieſe gewahr wird, ſo muß man ihn abſchneiden und ſogleich auf Tuͤcher legen und mit denenſelben auf einen luͤftigen Boden ſchaffen laſſen, ſo lange bis er recht duͤrre geworden, als - dann kan man den Samen ausreiben und rei - nigen.

§. 13.23[32]1. Cap. Von den

§. 13.

Von der Salbey.

Die verſchiedenen Sorten der Salbey, als:

  • 1.) Groſſe Salbey, Salvia major.
  • 2.) Kleine Kreuz-Salbey, Salvia minor aurita & non aurita.
  • 3.) Salbey, welche am Rande gekerbet, Salva anguſtifolia ſerrata.
  • 4.) Dreyfaͤrbige Salbey, Salvia tricolor, und

andere haben alle einerley Pflegung und Wartung, und werden auf dreyerley Art erzogen 1.) von Sa - men, welcher im Merz in gut geduͤnget und gegra - ben Land geſaͤet wird. Oben auf kan, wie bey dem Majoran, kleiner Pferde-Miſt um der Regen - Wuͤrmer Willen geſtreuet und das Land unter - weilen wohl begoſſen werden. Jſt der Same aufgegangen, ſo muß man ihn jaͤten und vom Unkraute reine und ſauber halten. Wenn nun die Pflaͤnzlein ſo viel erwachſen, daß ſie zum Ver - pflanzen dienlich ſind, ſo koͤnnen ſie um Bartho - lomaͤi auf ein Beet oder die Gaͤnge damit einzu - faſſen reihenweiſe nach der Schnure 1 Schuh weit voneinander gepflanzet werden. 2.) Gehet ihre Vermehrung durch Zertheilung der alten Stoͤcke an. Solche koͤnnen entweder im Fruͤhjahre im Maͤrz und April, oder im Herbſte im September bis an die Blaͤtter tief verpflanzet werden. 3.) Werden ſie gut vermehret durch ihre Reiſer, wel - che man im April und May abnimt und in gute zubereitete Erde in Scherben ſtecket, weilen mannicht33Kuͤchen-Kraͤutern. nicht allemal von der dreyfarbigen verguldeten und groß-blaͤtterichten Sorte Samen bekommen kan. Auch habe ich wahrgenommen, daß die dreyfarbi - ge Sorte gerne aus der Art gehet, und gemeine Salbey daraus wird, weßwegen es am ſicherſten iſt, dieſelbe durch die abgeſchnittenen Staͤngel fortzupflanzen.

Hierbey iſt noͤthig, daß anfangs die Scher - ben an einen ſchattichten Ort geſtellet und fleißig begoſſen werden, da ſie denn in weniger Zeit Wur - zel gewinnen. Verfaͤhret man alſo in dieſer Ver - pflanzung, ſo wird man in kurzer Zeit zu einen groſſen Vorrath gelangen.

Wenn der Same verbluͤhet und die Koͤr - ner in den Capſeln zum Theil braun und ſchwarz werden, welches gemeiniglich um Johannis-Tag geſchiehet, ſo iſt es Zeit, die Stengel abzuſchnei - den, welche alsdenn auf einen Boden, wo es kei - ne Maͤuſe giebt, duͤnne hingeleget und trucken ge - machet werden muͤſſen. Der Same gehet 4 Jahr auf.

§. 14.

Das Saturey, Zatrey, Saturefa ſativa,Vom Satu - rey. I. B. Satureia hortenſis ſive Cunila ſativa Plinii, C. B. P. wird anfaͤnglich in gute ge - meine Garten-Erde im April geſaͤet, und wenn man es einmal im Garten hat, ſo beſamet ſich es hernachmalen hier und da ſelbſt, und brauchet keine fernere Wartung. Es hat dieſes Krautgroſſen Nutzen, ſowol gruͤne als geduͤrret in der Kuͤchen. Wenn es an Oerter, wo Floͤhe4. Theil. Cſind,341. Cap. Von denſind, geſtraͤuet wird, ſollen ſie darvon ſterben. Es bringet ſeine Bluͤmgen im Julio. Wenn dieſes Kraut nicht ſo dicke ſtehet, ſo giebet es kleine Baͤumlein, welche artig anzuſehen ſind. Es hat Blaͤtter wie der Hyſſop, und Bluͤmlein wie der Thymian, doch mit dieſem Unterſchied, daß dieſelben nicht zuſammen ſtehen, ſondern hin und wieder zerſtreuet ſind, und zwiſchen denen Blaͤt - tern und Stengeln hervor kommen. Das junge Kraut oder Blaͤtter thut man auch unter die Sal - laͤte, an Phaſeolen, und kleingerieben an die Bruͤ - hen. Jm Herbſt ſamlet man den Samen und behaͤlt ſolchen auf, weil dieſes Gewaͤchſe gegen den Winter vergehet, und dahero jaͤhrlich muß ge - ſaͤet werden. Wiewohl es von den ausgefallenen Samen, wie ſchon gedacht worden, unterweilen mehr, als einem lieb iſt, von ſelbſten aufwaͤchſet.

§. 15.

Von der Melte.

Von der Melde hat man Sorten, welche zur Speiſe zu gebrauchen ſind; als die groſſe gelbe, gruͤne, und rothe Garten-Melte, Atriplex hortenſis, alba, ſive pallide virens, C. B. P. Atriplex hortenſis rubra, C. B. P. Unter dieſen Sorten iſt die gelbe die beſte, die uͤbrigen zwey Arten werden nicht ſonderlich aͤſtimiret. Der Same wird im Fruͤhjahre auf ein beſonderes wohlgegrabenes und geduͤngtes Land geſaͤet. Wenn er aufgegangen und in etwas erwachſen iſt, werden die jungen Pflaͤnz - lein mit dem Jaͤte-Haͤcklein anderthalb Schuhweit35Kuͤchen-Kraͤutern. weit durchgeſchnitten oder verzogen, damit ſie genugſamen Raum zum Wachsthum bekommen. Dieſe verzogene oder durchſchnittene Pflanzen koͤn - nen geſamlet und in der Kuͤche wie der Spinat zugerichtet werden. Das Verpflanzen koͤnnen ſie nicht wohl vertragen, indem ſie wegen ihres ſehr zarten Weſens gar leicht verderben. Viele pflegen den Samen im Fruͤhjahre mit unter den Moͤhren - und Zwiebel-Samen zu ſaͤen, welcher darinnen bald aufwaͤchſet, und zum Gemuͤß als eine gute Kuͤchſpeiſe wohl zu gebrauchen iſt. Hier - zu werden die Blaͤtter abgeblatet, und die Sten - gel laͤſſet man zum Samen ſtehen.

§. 16.

Die Peterſilie, Peterlein, Eppig -Von der Peterfilie. Kraut, ſowohl die ordentlichen Petroſelinum of - ficin. Apium hortenſe, ſive Petroſelinum vul - go, C. B. P. als auch die krauſe Apium crispum erfordert ein wohlgegrabenes und friſch geduͤngtes Land, und kan im Herbſt nach Martini, oder im Winter, wenn das Erdreich offen iſt, auch ſo bald man im Fruͤhjahre in das Land kommen kan, geſaͤet werden. Der Same bleibet lange in der Erden liegen, ehe er aufgehet, weshalben man ſolchen zeitig ſaͤen muß. Es iſt einerley, ob man ihn an ſchattigte oder ſonnigte Orte ſaͤet. Er verlanget keiner ſonderlichen Wartung, auſſer daß man ihn vom Unkraute reiniget und jaͤtet.

Das erſte Jahr bringt er keinen Samen, wohl aber im andern, zu welchen man ſo viel, als man vermeynet, vonnoͤthen zu haben, ſtehenC 2laͤſſet.361. Cap. Von denlaͤſſet. Wenn derſelbe zeitig, ſo ſchneidet man ſolchen uͤber der Erden hinweg, und ſtellet ihn auf einen luftigen Boden, daß er recht duͤrre wird.

Wenn man Peterſilien-Wurzel-Samen uͤbrig haben ſolte, ſo koͤnte ſolcher gleichfals hier - zu gebraucht werden, und iſt es einerley, ob Pe - terſilien-Wurzel - oder ordentlicher Peterſilien-Sa - men geſaͤet werde, nur in der Wartung iſt ein Unterſcheid. Denn von dem Peterſilien-Samen werden Haͤnde vol hingeworfen: hingegen wird der Peterſilien-Wurzel-Samen ſehr ſparſam mit un - ter den Zwiebel-Samen gemenget, wie albereit oben beſchrieben worden.

§. 17.

Vom Pfeffer - Kraute.

Das Pfeffer-Kraut, Lepidium latifoli - um, C. B. P. Lepidium Pauli, I. B. Lepidium Plinii, Dodon. Pempt. Piperidis offic. Lepidi - um latifolium ſerratum, Moriſ. H. 2. Lepidi - um Eginetæ Lob. wird erſtlich durch den Sa - men erzogen, welcher im Maͤrz an einen ſchattig - ten Ort geſaͤet wird, und brauchet keiner ſonder - lichen Wartung. Es pfleget einen Stengel 3 Schuh hoch zu treiben, und wo es einmal hinge - ſaͤet oder auch gepflanzet wird, ſo vermehret es ſich ſo haͤufig, daß man es nicht leicht wieder loß werden kan, weshalben man es auch unterweilen abſtechen, und demſelben die Wurzeln, welche uͤber - fluͤßig auslaufen, benehmen muß. So man es in feuchten Grund und Schatten pflanzet, wel - ches durch Zertheilung derer Stoͤcke, ſowol im Herbſt als Fruͤhjahre geſchiehet, ſo waͤchſet es dar -innen37Kuͤchen-Kraͤutern. innen fetter und wird am Geſchmack beſſer. Es iſt an ſich ein Winter - und wucherndes Gewaͤch - ſe, und erfrieret niemalen. Es bluͤhet gemeiniglich im Junius und Julius weiß und vierblaͤttricht.

§. 18.

Der Portulak, Burzel, Burgel, Gen -Vom Por - tulak. ſel, Burzel-Kraut, Portulaca latifolia, ſive ſativa, C. B. P. Portulaca hortenſis latifolia, I. B. hat wie bekant iſt, runde dicke, ſaftige, braunrothe Stengel, und an demſelben breitliche fette Blaͤtter und traͤget bleichgelbe Bluͤmgen. Deſſen Arten ſind dreyerley, 1.) die gelbe, welche die beſte iſt; 2.) die gruͤne, welche gemein, und 3.) die kleine wilde, welche leztere nicht aͤſtimiret wird.

Der Same wird im April in eine gute ge - duͤngte Garten-Erde, alwo er mittelmaͤßige Son - ne hat, geſaͤet. Er wil zum oͤftern begoſſen ſeyn, und wenn die Staͤudlein erwachſen, und zum Verpflanzen dienlich, kan man ſie einen halben Schuh weit auf ein beſonderes und geduͤngtes Beet ſetzen.

Es pflegen einige den Samen auch auf die Miſt-Bette zu ſaͤen, um bey Zeit Sallat hiervon zu haben oder auch hiervon fruͤhzeitig in ein Gar - ten: Beet zu verſetzen.

Dieſes Kraut beſamet ſich auch von ſelbſten, und zwar unterweilen ſo ſtark, daß es einen nicht allemal lieb iſt, jedoch iſt der ordentliche Same, welcher jaͤhrlich von den gelben beſonders geſam -C 3let,381. Cap. Von denlet wird, der beſte. Die Bluͤte ſtellet ſich or - dentlich ein im Julius.

Wenn der Same anfaͤngt zu reifen, darf man nicht darauf warten, bis er alle zeitig, ſonſt wuͤrde der beſte ausfallen, und der ſchlimſte ge - ſamlet werden. Die Stengel werden abgeſchnit - ten und ſogleich auf ein Tuch geleget, damit ſie koͤnnen abtrockenen und hernachmalen ausgeſchla - gen werden.

§. 19.

Vom Fen - chel.

Der Jtaliaͤniſche Foͤnchel oder Fen - chel, Fœniculum dulce, majore & albo ſe - mine, I. B. Fœniculum Romanum, Tab. Vulgarius dulce. Lob. majore & albo ſemine. Dieſe Sorte hat ſo wohl, was den Samen als auch die Staude anbetrift, ein viel groͤſſeres und ſchoͤneres Anſehen, als unſer Fenchel.

Der Same wird zuerſt aus Jtalien verſchrie - ben, und im April in eine gute und wohlgegrabe - ne und geduͤngte Erde geſaͤet. Er verlanget einen recht warmen und zur Sonnen wohl gelegnen Ort, und wenn er aufgegangen und zum Verpflanzen dienlich, ſo hebet man die Pflaͤnzlein aus, und ſetzet ſie 2 Schuh weit in dazu gemachte Fur - chen, wie von der Erziehung des Sellery gemel - det worden. Er muß auch bey warmen Som - mer-Tagen maͤßig begoſſen werden. Jm erſten Jahre pfleget er nicht leicht zu bluͤhen, vielweni - ger Samen zu tragen, ſondern das andere Jahr darauf, in welchem er, wie der einheimiſche im Julius und Auguſtus, wenn es einen warmenSom -39Kuͤchen-Kraͤutern. Sommer giebt, ſowol bluͤhet als auch ſeinen rei - fen Samen bringet.

Wenn er den Winter uͤber im Garten blei - ben ſol, ſo haͤufelt man die Erde rings herum, und bedecket die Stoͤcke mit Moos oder leichtem Pferde-Miſt. Einige pflegen ſie auch gegen den Winter auszuheben, verpflanzen ſie in Kaſten und bringen ſolche in ein Gewaͤchs-Haus, alwo ſie den Winter uͤber mit ſehr weniger Feuchtigkeit erhalten werden. Jm Fruͤhjahre wenn man merket, daß keine Froͤſte mehr kommen moͤchten, werden ſie wiederum in das Land geſetzet, und wachſen hernachmalen ſtaͤrker, bringen auch ge - meiniglich guten Samen. Jch habe ſie oͤfters Armes dicke erzogen.

Es machen die Jtaliaͤner von dieſer Speiſe etwas ſonderliches, und hat ſolches Herr D. Elz - holz p. 117. in ſeinem neuangelegten Garten-Bu - che alſo beſchrieben;

Suͤſſer Fenchel aus Welſch - land, welcher jenen an Guͤtigkeit weit uͤbertrift, alſo, daß ſich auch die rohen Stengel mit Au - muth eſſen laſſen: einige genieſſen ſie vor ſich, andere mit Salz und Pfeffer: etliche machen ſie mit Eſſig ein, und ſtellen ſie auf bey Gebrate - nes. Viele ſchneiden die jungen Blaͤtter mit unter die Lactucke, derſelben Kaͤlte damit zu maͤ - ſigen, und den Geſchmack zu verbeſſern.

Wenn der Same 4. Jahre hier erzogen wird, ſo degeneriret er, oder verwandelt ſich in den ge - meinen, weßwegen man nach 3. Jahren wiede - rum andere verſchreiben muß. Wenn die StengelC 47. bis401. Cap. Von den7. bis 8. Zol hoch gewachſen, ſo werden ſie mit der Erden angehaͤufet, damit ſie bleichen und weiß wer - den, um dieſelben deſto eher genieſſen zu koͤnnen.

§. 20.

Vom Sauer - Ampfer.

Der Spaniſche lange Sauer-Ampfer, Acetoſa Hiſpanica, maxima, Camerarii. Acetoſa montana maxima, C. B. P. Oxa - lis ſylvatica maxima, I. B. welcher der beſte iſt, liebet eine gute gemeine Garten-Erde einen mit - telmaͤßigen zur Sonnen gelegenen Ort, auch maͤ - ſige Feuchtigkeit, und wird am fuͤglichſten durch Zertheilung derer Stoͤcke vermehret, welches ſowol im Fruͤhjahre als Herbſte, doch nicht zu langſam vorgenommen werden kan. Den Winter uͤber bleibet er im Lande, und dauret, wenn er alle drey Jahr einen Schuh weit umgepflanzet wird, viele Jahre; laͤſſet man aber die Stoͤcke zu alt werden, oder nimt das Verpflanzen im Herbſt zu ſpaͤt vor, ſo erfrieren ſie auch oͤfters, und der Froſt ziehet ſie den Winter uͤber aus der Erden, daß die Wur - zeln im Fruͤhjahre auf dem Lande zu finden ſind.

Es koͤnnen auch ganze Stoͤcke mit voller Er - de im Fruͤhjahre ausgehoben und in ein Miſt-Beet gebracht werden, um ſolchen zeitlich in den Sup - pen zu haben. Wenn hernach der andere in dem Garten aufgewachſen und zu gebrauchen iſt, ſo kan man die auf dem Miſt-Beete befindlichen Stoͤcke ausheben, und wiederum in den Garten ſetzen laſſen.

Der runde Sauer-Ampfer, Acetoſa rotundifolia, hortenſis, C. B. P. Oxalis foliorotun -41Kuͤchen-Kraͤutern. rotundiore, repens I. B. iſt von den vorigen, ſo - wol an Blaͤttern als an der Farbe ſehr merklich unterſchieden, auch am Geſchmacke nicht ſo ſauer, und wird eben alſo, wie vorher gemeldet worden, vermehret und gepflanzet, nur, daß er, wo er einmal hingepflanzet worden, mit ſeinen Wurzeln in der Erden ſehr um ſich wuchert. Er iſt hierin faſt ſo ſchlim wie die Quecken, abſonderlich wenn er in etwas in Schatten gebracht wird. Auf denen Miſt-Betten laͤſt er ſich auch nicht ſo gut treiben, als der Spaniſche, wird aber von vielen um deß - willen erzogen, weil ſeine junge Blaͤtter beſtaͤndig nachſchieſſen. Er bluͤhet gemeiniglich im Monat Junius, doch wird deſſen Same in ſeltenen Jah - ren bey uns zeitig.

§. 21.

Die Rapunzeln, Winter-Rapunzeln,Von Ra - punzeln. welche am Rhein-Strom und andern Orten, auch Maus-Oehrgen, Rapuͤnzigen, Feld - oder Laͤmmer-Lattig, Nusgen-Sallat genennet werden. Valeriana campeſtris inodoro ma - jor, C. B. P. Valerianella arvenſis, præcox, humilis, ſemine, compreſſo, Moriſ. Locu - ſta Rivini. Locuſta herba, I. B. Herba ra - miſtica Jungermanni. Lactuca agnina. Taber - næm. wachſen zwar hier um Erfurt in de - nen Weinbergen und an andern Orten herum wild, ſie werden aber dennoch auch in denen Gaͤrten ſehr haͤufig gezeuget und gebauet, auch ordentlich auf den Maͤrkten verkaufet. Es wird der Same auf gut gegrabenes Land, welches noch mittelmaͤßigeC 5Duͤn -421. Cap. Von denDuͤngung in ſich hat, um Bartholomaͤi, auch wol 14 Tage oder 3 Wochen eher geſaͤet, nachdem es die Umſtaͤnde leiden.

Es kan hierzu ein ſolches Land erwehlet wer - den, alwo Spinat, Sallat, Zwiebeln, Gurken, u. d. gl. vorher geſtanden.

Wenn die Rapunzigen aufgegangen und in etwas etwachſen ſind, muß das Jaͤten nicht ver - abſaͤumet werden. Gegen den Herbſt erlau - gen ſie vollends ihre Groͤſſe, daß man ſie den Winter hindurch und auf das Fruͤhjahr zum Sal - lat gebrauchen kan. Sind die Rapunzigen alle verbrauchet, ſo kan man auf ſolches Land, wenn es vorher wohl gegraben worden, wiederum Gur - ken, Sallat u. d. gl. beſtellen. Zum Samen laͤſſet man ein Flecklein ſtehen, auf welches man genau Acht haben muß, daß er nicht ausfalle. Wenn man einige Koͤrner auf der Erden gewahr wird, ſo iſt es Zeit, ſolchen abzuſchneiden, man leget ihn alſobald auf ein Tuch, und ſchaffet ihn mit demſelben auf einen luftigen Boden, oder laͤſſet ihn an der Sonne reif und duͤrre werden.

Diejenige, ſo in denen Weinbergen ſich fin - den, wachſen aus ihren von ſich ſelbſt ausgefalle - nen Samen ohne Wartung, und werden deren in manchen Jahren mehr, denn in den andern ge - funden, nachdem ihnen die Jahres-Witterung zu ſtatten koͤmt. Es geſchiehet auch hierdurch zum oͤftern, daß ſie zur unrechten Zeit herfuͤr wachſen, darum iſt es beſſer, daß man ſie zu gehoͤriger Zeit ſaͤet. Sie werden auch dadurch viel ſchoͤner undſchmack -19[43]Kuͤchen-Kraͤutern. ſchmackhafter, als jene, indem dieſelben gemeini - glich auf magern und geringen Erdreich wachſen.

§. 22.

Der Dill, Anethum hortenſe, C. B. P.Von dem Dill. iſt ein Sommer-Gewaͤchſe, welches im Merz und April in ein mittelmaͤßiges Erdreich geſaͤet wird, und jaͤhrlich wiederum vergehet. Seinen Haupt-Stengel treibet es 3 Schuh hoch, die Ne - benſchoſſe aber etwas kuͤrzer. Auf den Gipfeln des Stengels waͤchſet ein Stern, welcher gelbe Blumen giebt, woraus ein breiter und duͤnner Sa - men folgt. Wenn derſelbe zu Ende des Julii zum Theil reif werden wil, ſo muß oͤfters darnach geſehen werden, daß der mittlere Stern zuerſt ab - genommen werde. Denn da er nicht zu gleicher Zeit reif wird, ſo faͤllet er leichte aus, und wird vom Winde bey warmen Sonnenſchein hinweg gefuͤhret. Wenn man ihn einmal im Garten hat, und hiervon etwas ausfaͤlt, ſo gehet er, oh - ne daß man ihn beſtellen darf, von ſich ſelbſten auf, ja wenn man dieſes Kraut nicht ausjaͤten laͤſſet, ſo vermehret es ſich im Ueberfluß.

Wenn die kleinen zerſpaltenen Blaͤtter, wel - che ſich an den Samen-Stengeln befinden, abge - nommen, gewaſchen und kleine zerſchnitten wer - den, geben ſie einen ſehr angenehmen Geſchmack an Compeſt und geſcharbtem Kappes-Kraute.

Der Same, wie auch die Stengel, wenn ſie noch etwas gruͤnlich oder duͤrre ſind, dienen auch uͤberaus wohl zum Einmachen derer Waſſer - Gurken. Sie werden unten auf den Boden derFaͤſ -442. Cap. Von denFaͤſſer, wie auch oben auf die Gurken geleget, und bringen denenſelben einen guten Geruch und Geſchmak zuwege. Einige Leute pflegen auch das Boͤkelfleiſch mit dieſem Samen einzumachen, und brauchen ſolchen auch unter die Wuͤrſte, da wir aber noch beſſere einheimiſche Kraͤuter, als Thymian, Majoran, Salbey u. d. gl. haben, ſo braucht man zu den letztern bey uns derglei - chen nicht.

Das 2. Capitel. Von den knollichten Erd-Gewaͤch - ſen, wie auch vom Spargel und Arti - ſchocken.

§. 1.

Von Selle - rie.

Der Sellerie, Celeri, Sellery, Apium hortenſe latifolium, C. B. P. Apium la - tifolium ſ. hortenſe maximum, Moriſ. iſt ein faſt bey allen Buͤrgern und Bauern ſehr gemeines Gewaͤchſe, indem die Wurzeln faſt an denen mehreſten Speiſen koͤnnen gebrauchet wer - den, ſonderlich aber an duͤrren Erbſen, Linſen, Kraupen, an Rind-Fleiſche, Schoͤpfen-Fleiſche und Huͤnern. Desgleichen zum Sallaͤten und dergleichen mehr.

Es45knollichten Erd-Gewaͤchſen.

Es giebt dreyerley Sorten von Sellerie, als 1.) der roͤthliche, deſſen Wurzeln inwendig rothe Streifen haben, 2.) der Stauden-Sellery, welcher inwendig weiß, und viele Herz-Keimlein hat, und zum Sallaͤten angenehm iſt, 3.) der Knol - len - oder Kohlrabi-Sellery, deſſen Wurzeln ſo rund und groß werden, daß ſie, wenn die daran befindlichen Zaſern abgeputzt worden, denen Kohl - rabien uͤber der Erden an Groͤſſe beykommen. Der Same kan ſowol zeitig im Garten auf ein Beet oder auch auf ein Miſt-Bette geſaͤet wer - den. Wer ſolchen in den Garten ſaͤen wil, muß vorher das Land wohl duͤngen und graben laſſen, welches vor oder nach dem Winter geſchehen kan.

Ehe das Land beſaͤet wird, muß es zuvor Fuß fuͤr Fuß zuſammen getreten und fein gleich gerech - net werden, alsdenn wird der Same oben auf geſaͤet, und abermal fein ſanfte eingerechnet; wol - te man dieſen kleinen Samen auf das friſchgegra - bene Land einſaͤen, ſo wuͤrde derſelbe ſo tief in die Erde kommen, daß er nicht aufgehen koͤnte.

Die beſte Zeit zu ſaͤen iſt im Februario, Merz und April, ſo bald als man in die Erde kommen und beſtellen kan. Nach dieſen muß leichter und faſt verfaulter Pferde-Miſt, wegen der Regen-Wuͤrmer oben darauf geſtreuet werden, wie bey den Meiran und andern erinnert worden. Es bleibet dieſer Samen 4, 5 bis 6 Wochen, nach - dem es die Witterung giebt, in der Erden liegen, ehe er aufgehet.

Wir462. Cap. Von den

Wird das Beet im Fruͤhjahre duͤrre, ſo muß es begoſſen und ſo lange naß und feuchte gehalten werden, bis der Same aufgegangen iſt.

Wenn die Pflaͤnzlein ſo viel erwachſen ſind, daß man ſie ergreifen kan, ſo muͤſſen ſie zum we - nigſten einen Zol weit von einander verzogen oder mit einem hierzu gemachten Jaͤte-Haͤcklein, wel - ches nicht breiter als 5 viertel Zol ſeyn ſol, durch - ſchnitten werden, damit die uͤbrigen deſto ſtaͤrker auf dem Beete wachſen, indem ihnen ſolches ei - nen groſſen Vorzug giebt.

Viele pflegen auch dieſen Samen auf die Miſt-Bette zu ſaͤen, und treiben ſolchen unter den Fenſtern, wovon ich nicht viel halte, weil die Pflan - zen hiervon duͤnne, quat und nicht ſo ſtaͤmmicht werden. Siehe hiervon den erſten Theil des Land - und Garten-Schatzes oder Abhandlung vom Sa - men-Werk p. 51.

Die allerſicherſte Art, ſolchen auf die Miſt - Bette zu ſaͤen, iſt dieſe, daß man keine Fenſter, ſondern nur des Nachts Breter oder Laͤden dar - auf bringe, jedoch muß das Verziehen ebener - maſſen, wenn der Samen zu dicke aufgehet und in die Hoͤhe wachſen wil, geſchehen, damit die Pflanzen ſtaͤmmicht werden. Jch habe aber auch bey den auf den Miſt-Betten erzeugten Pflanzen befunden, daß zum Theil in ihre Samen-Sten - gel getrieben haben. Dieſem Samen ſchadet kei - ne Kaͤlte, indem ich ſolchen einigemal vor dem Winter, im December, wenn es offen Wettergewe -47knollichten Erd-Gewaͤchſen. geweſen, beſtellen laſſen, und ſolches vor gut be - funden.

Auf das Land, wo man den Sellerie hinpflan - zen wil, kan man im Fruͤhjahre allerhand Sallat, Monat-Rettige u. d. gl. beſtellen. Sind dieſe verbrauchet worden, ſo koͤnnen hernachmalen die Sellerie-Pflanzen, wenn es vorher gegraben wird, darauf geſteckt werden. Wil man aber das Land hierzu ruhen laſſen, ohne ſolches vorher zu beſtel - len, thut man freylich beſſer. Noch beſſer aber iſt es, wenn man es anderthalb Schuh tief hier - zu reolen laͤſt, wodurch man ſo groſſe Knollen, als wie an denen Kohlrabi uͤber der Erden be - komt.

Auf einen ſolchen gegrabenen oder reolten Lande, werden Furchen oder Graͤblein einen Schuh weit von einander, und 4 Zol tief gemachet, und die Pflanzen ebenfals einen Schuh weit von ein - ander hinein geſetzet, nachdem zuvor oben das Kraut, und von den Wurzeln etwas verkuͤrzet worden.

So bald als die Pflanzen geſetzet, muͤſſen ſolche begoſſen werden, damit ſie deſto eher beklei - ben koͤnnen. Wenn ſie beklieben und ein wenig erwachſen, muß man ſie vom Unkraute reinigen und mit dem Jaͤte-Haͤcklein durcharbeiten. Kommen ſie alsdann zum beſſern Wachsthum, ſo haͤufet man nach und nach die Erde an die Stauden, daß hernachmalen zwiſchen dem Sellerie ein klei - nes Graͤblein wird. Das Begieſſen muß denSom -482. Cap. Von denSommer uͤber bey trockenem Wetter auch nicht verabſaͤumet werden.

Man kan auch auf dem Lande, wohin ſie geſaͤet worden, die ſtaͤrkſten und weitlaͤuftigſten Pflanzen einen Schuh weit ſtehen laſſen, damit die Erde algemach bis an das Herze kan beygeſchar - ret oder angehaͤufet werden, wodurch man ſolchen zum Gebrauch etwas eher in die Kuͤche bekomt.

Gegen den Winter, etwa zu Ende des O - ctobers, koͤnnen diejenigen Stauden, welche im Sommer nicht verbrauchet worden, bey trockenem und ſchoͤnen Wetter folgends ausgehoben werden. Man kan ſie in Keller in Sand legen laſſen. Da man aber zuvor das Kraͤuterich bis an das gelbe gaͤnzlich hinweg ſchneiden muß, indem es nicht nur viel Raum erfordert, ſondern auch darinnen verfaulen wuͤrde. Das Begieſſen im Keller darf ja nicht uͤberfluͤßig geſchehen, ſonſten verfaulet er, ehe man ſichs verſiehet. Wenn man viel Selle - rie zum Verkauf erzogen hat, und ſolchen in einen Keller einzulegen, keine Gelegenheit haben kan, ſo kan man ihn auch im Garten aufbehalten.

Die allerſicherſte Art, die Stauden durch den Winter zu bringen, da ſie unterweilen bis Pfingſten gut bleiben, iſt dieſe: Man graͤbet mit einem Spa - ten oder Grabe-Scheide 2 Schuh tief, und nach jedes Belieben etwa 3 Schuh breit, und ſchaufelt die Erde auf beyden Seiten; ſodann nimt man den Sellerie, von welchem zuvor das Kraͤuterich mit einem Meſſer uͤber die Helfte abgehauen wor - den, und leget eine Staude nach der andern in dieGru -49knollichten Erd-Gewaͤchſen. Grube, ſo daß die Wurzeln an einander zu liegen kommen. Solche Grube laͤſſet man ſo lange ohn - zugedeckt offen, bis die ſtarken Froͤſte ſich einſtel - len wollen, alsdann ſcharret man die zu beyden Seiten heraus geworfene Erde oben darauf, und laͤſſet es hierbey bewenden. Wenn man nun ſol - chen zum Gebrauch haben wil, ſo kan die oben darauf geworfene Erde hinweggeſchaffet, und der Sellerie nach der Ordnung heraus geholet werden.

Es pflegen auch einige die Stauden auf den Beeten, wo ſie hingepflanzet worden, den Win - ter uͤber ſtehen zu laſſen, alwo ſie nicht leicht er - frieren; doch leidet der Knollen-Sellerie gemeini - glich durch die Froͤſte noth, daß ſeine Knollen oder Wurzeln pelzig und hohl werden. Die zwey andern Sorten koͤnnen den Froſt eher leiden, hin - gegen ſind ſie auch auf dem Lande den Maͤuſen un - terworfen, welche ihnen ſehre nachgehen und die Wurzeln in der Erden wegfreſſen.

Die Saamen-Erziehung geſchiehet von den durch den Winter hindurch gebrachten Knollen, welche im Fruͤhjahre anderthalb Schuh weit von einander in die Erde geſetzet werden, da ſie denn in ihre Saamen-Stengel aufſchieſſen, und ihren reifen Saamen bringen. Hierbey merke man aber auch, daß man bey eine jede Saamen-Stau - de einen Pfahl ſtecken muͤſſe, daran die Sproſ - ſen muͤſſen angebunden werden. Denn der Wind pfleget ſolche ſonſt uͤber den Haufen zu werfen.

4. Theil. D§. 2.502. Cap. Von den

§. 2.

Von der Kuͤmmel - Wurzel.

Die Kuͤmmel-Wurzel, Garve, Carum Rivini, & Dod. Carus, I. B. Carvi offic. Carum, Matth. wenn man ſie in den Gaͤrten erziehen und zur Kuͤche gebrauchen wil, wird ſie in allen Stuͤ - cken eben ſo begattet, wie der Sellerie, und gewin - net auch eben ſolche Knollen, wenn ſie recht ge - wartet und gepfleget wird, wie der Standen-Sel - lerie.

Wenn dieſe Wurzeln gekocht werden, ſo ſchmecken ſie eben ſo ſuͤſſe wie die Paſtinat-Wur - zeln, man kan ſie auch wie die Zucker-Wurzeln zubereiten laſſen.

Sie erfrieren nicht leicht, es ſey denn in ſehr ſtarken und harten Wintern. Auf das Fruͤhjahr treiben ſie ihre Samen-Stengel, und geben her - nach ihren reifen Samen.

Jm Franken-Lande werden ſie haͤufig um des Samens willen erzogen, welchen ſie an die Kauf - Leute verkaufen, indem derſelbe allezeit ſchoͤner und groͤſſer iſt als der Wieſen-Kuͤmmel.

Man darf aber dieſen nicht mit der Kuͤmmel - Wurzel in eine Claſſe ſtellen, denn ſobald als der Wieſen-Kuͤmmel reif iſt, ſo verdirbt der Samen - Stengel gaͤnzlich, daher ſich derſelbe alle Jahre durch den ausgefallenen Samen in den Wieſen vermehren muß. Der Wurzel-Kuͤmmel iſt alſo ein Winter-Gewaͤchſe, der Wieſen-Kuͤmmel hin - gegen ein Sommer-Gewaͤchſe.

§. 3.

Von Erd - Aepfeln.

Hieher gehoͤren auch die Erd-Aepfel, Erd -Arti -51knollichten Erd-Gewaͤchſen. Artiſchocken, Artiſchocken unter der Erden, Sol altiſſimus, radice tuberoſa, eſculenta. Co - rona Solis parvo flore, tuberoſa radice, Tour - nef. Inſtit. Helianthemum indicum tubero - ſum, C. B. P. Flos ſolis Farneſianus, Aſter Peruanus, tuberoſus. Sie werden um deßwil - len von vielen auch Erd-Artiſchocken genennet, in - dem ihr Geſchmack den Artiſchocken, wenn ſie wie dieſelben zugerichtet werden, nicht ſonderlich un - gleich iſt. Weilen ſie in unſern Landen keinen rei - fen Samen tragen, ſo werden ſie von den Knollen vermehret.

Sie verlangen ein im Fruͤhjahre wohl gegrabe - nes Land, welches noch einige Beſſerung oder Duͤn - gung in ſich hat, man pflanzet ſie reihenweiſe an - derthalb Schuh weit in das Quadrat und 3 Zol tief, und erwehlet dazu die allerkleineſten Knollen, oder ſo man deren nicht genung haben kan, ſo ſchneidet man die groſſen in Stuͤcker, doch alſo, daß an einem jeden Stuͤcke ein Keim oder Knorren bleibet, wodurch ſie ſich vermehren und ohne ſon - derliche Bemuͤhung haͤufig hervor wachſen.

Man hat weiter nichts dabey zu beſorgen, als daß man ſie den Sommer uͤber von Unkrau - te reinlich halten, und unterweilen das Erdreich mit einer breiten Hacken umarbeiten laͤſſet.

Man laͤſſet ſie alſo den Sommer uͤber mit ihren markigten Stengeln, welche ſie 9 bis 10 Schuh in die Hoͤhe treiben, ungeſtoͤhret fortwachſen, wo - bey wohl zu merken, daß dieſelben nicht ſollen ab -D 2geſchnit -522. Cap. Von dengeſchnitten werden, ſonſt wuͤrden die anwachſen - den Knollen nicht alleine kleine bleiben, ſondern auch dadurch holzigt und hart gemacht werden, welches ich ſelbſten mit Schaden erfahren habe. Jch vermeinte, es wuͤrden durch das Abſchnei - den der Staͤngel die Kraͤfte zuruͤck und in die Knollen treten, daß folglich dieſelben deſto groͤſſer und ſchoͤner wuͤrden; alleine ich habe auch hier wahrgenommen, daß alles Abſchneiden an den Gewaͤchſen ſchaͤdlich iſt, wie oben bey dem Kohlra - bi und an andern Orten Meldung geſchehen.

Jm November oder December hebet man ſo viel aus der Erden, als man vermeinet, den Winter hindurch in der Kuͤche von noͤthen zu haben, leget ſie in ein Gemach oder Keller, und bedecket ſie mit etwas Erde oder Sand, die uͤbrigen laͤſſet man den Winter uͤber im Garten oder Lan - de ſtehen, indem ihnen kein Froſt und Kaͤlte ſcha - det, und haben dahero keines Zudeckens noͤthig. Sie koͤnnen 4 bis 5 Jahr auf einem Flecke ſtehen bleiben.

Wenn man ein neues Beet wiederum anle - get, kan man ſie an einem ſolchen Orte, wo ſie vorher geſtanden, im nachfolgenden Jahre nicht gleich ausrotten, ſondern es bleibet allezeit von den kleinen Knollen etwas zuruͤck, welche man, wenn ſie einer Elen hoch aufſchieſſen ſolten, mit ſamt den Stengeln ausreiſſen muß, ſo werden ſie ſich binnen 2 Jahren, wenn man damit continui - ret, verlieren und vertilget werden.

Jhre Bluͤthen, welche ſehr kleine ſind, undfaſt53knollichten Erd-Gewaͤchſen. faſt wie Sonnen-Blumen ausſehen, bringen ſie bey uns im September und October, ſie bluͤ - hen aber nicht alle Jahre.

§. 4.

Die Tartufflen, Tartuͤfflen, Grund -Von Tar - toffeln. Birn, Tartoffeln, ſowol die mit weiſſen Blu - men und gelben Aepfeln, Solanum tuberoſum eſculentum, C. P. P. Papas Peruanorum. Pa - pas Americanum, I. B. flore albo, als auch die mit Pfirſig-bluͤtfarbenen Blumen und roͤthlichen Aepfeln oder Wurzeln, Solanum eſculentum tuberoſum, radice rubro, werden von vielen mit den vorherbeſchriebenen Erd-Aepfeln unrecht vermiſchet, denn ſie ſind ſowol an Kraͤuterich und Knollen, als auch am Geſchmack ſehr von dieſen unterſchieden, koͤnnen auch keinen ſolchen Froſt wie die Erd-Aepfel vertragen, welche letztere man den Winter uͤber im Lande kan ſtehen laſſen. Da hingegen dieſe im October und November aus der Erden muͤſſen ausgehoben und aufbehalten werden.

Einige wollen die Tartoffeln von ihren Samen erziehen, welches aber in unſern Lan - den vergeblich iſt, weil der Same bey uns niema - len recht zeitig wird, und wenn dieſes auch waͤre, ſo wuͤrde man im erſten Jahre gewiß wenig Nutzen hiervon haben, indem ihre Aepfel nicht viel groͤſſer als eine Nuß wachſen wuͤrden.

Da man nun einen viel naͤhern Weg zu ih - rer Vermehrung gefunden, ſo hat man nicht noͤ - thig, erſt ſolche weitlaͤuftige Verſuche anzu -D 3ſtel -542. Cap. Von denſtellen, ſondern wer dergleichen zeugen wil, muß in dem October und November, welche zu uͤber - kommen ſuchen, die auch gar wohl zu haben ſind, indem die Leute ſolche Metzenweiſe pflegen zu verkaufen. Die kleineſten Knollen werden hier - von zur Vermehrung ausgeleſen, die groſſen aber behaͤlt man zur Speiſe, oder vor das Schweins - Viehe zuruͤck.

Die zum Fortpflanzen ausgeſonderten Knol - len werden im Keller oder in ein Gewoͤlbe, wo es nicht hinein frieren kan, in Sand oder Erde ge - legt, und im Fruͤhjahre auf ein wohlgegrabenes Land, welches noch einige Beſſerung in ſich haͤlt, gepflanzet, oder eingeleget.

Hiermit verfahren unſere Leute alſo: Erſt - lich ziehen ſie Reifen in die Laͤnge und in die Que - re nach der Garten-Schnure zwey Schuh weit von einander. Auf das Creuz oder wo ſich die Reifen durchſchneiden, machen ſie mit einer breiten Hacke viereckigte Loͤcher 3 Zol tief, in dieſe legen ſie in jede Ecke einen ſolchen Apfel oder Ku - gel 1 bis 2 Zol von einander, und ſcharren alſo - bald die Erde wiederum oben darauf. Solte man aber nicht genugſame kleine Kugeln zum Samen haben, ſo koͤnnen die groſſen in vier Theile zer - ſchnitten werden, doch muß man darnach ſehen, daß an einem jeden Stuͤcke ein kleines Knoͤtlein zu ſehen iſt, welches die austreibende Wurzel zuwege bringt.

Hierbey laſſen ſie es beruhen, bis ihre Kei -men55knollichten Erd-Gewaͤchſen. men hervor ſtoſſen und ihr Kraͤuterich etwas er - wachſen, alsdenn werden ſie vom Unkraute gerei - niget. Wenn nun ihre Blaͤtter und Stengel 8 Zol in die Hoͤhe gewachſen, ſo pflegen ſie die Erde anzuhaͤufen, und laſſen es dabey bewenden, bis gegen den Herbſt. Alsdenn heben ſie dieſel - ben in trockenem Wetter mit einem Spaten oder breiten Grabeſcheide aus, und leſen ihre Aepfel zuſammen. Ob man von dieſen Aepfeln gelbe oder roͤthliche Kugeln hat, das iſt einerley, indem ſie am Geſchmack nicht unterſchieden; doch kaufen die Leute die gelben lieber.

Jch habe mit den Tarloffeln im Garten ei - ne Probe machen, und dieſelben mit leichtem Pfer - de-Miſt wohl zudecken laſſen, und alsdenn befun - den, daß ſie im Fruͤhjahre ſich erhalten haben; weil ich aber hierbey keinen Nutzen ſondern viel - mehr Muͤhe gefunden habe, ſo bleibt man lieber bey der oben beſchriebenen Art, ſolche den Win - ter uͤber zu verwahren. Jhre Blumen bringen ſie gemeiniglich im Julius und Auguſtus, wiewol ſie nicht alle Jahre zu bluͤhen pflegen. Jn die - ſem 1752. Jahre im halben Auguſt habe ich geſe - hen, wo das Waſſer bey der Ueberſchwemmung von dem vielen Regen 6 bis 7 Tage auf den Ae - ckern geſtanden, daß das Kraͤuterich nicht anders ausgeſehen, als wenn es verbrant waͤre, und ihre Aepfel weich und waͤſſerich geworden ſind, daß ſie nicht vor das Vieh haben koͤnnen gebrauchet werden. Von dem Nutzen und Gebrauch der Tartoffeln vor Menſchen und Viehe kan man nach -D 4ſehen562. Cap. Von denſehen in D. Kuͤhnholds Oeconomia Experi - mentali p. 372. und in Herrn Hofr. Zinkens oͤco - nomiſchen Lexico.

§. 5.

Vom Spargel.

Daß der Spargel unter den Kuͤchen-Ge - waͤchſen eines der vornehmſten mit ſey, wird nie - mand leugnen koͤnnen. Es giebt deſſen dreyerley Sorten, als 1.) der Wilde, Aſparagus pratenſis Dod. I. B. ſo auf den Wieſen gefunden und auch daher benennet wird, welcher duͤnne aufwaͤchſet und daher nicht viel zu aͤſtimiren iſt; 2.) der Weiſſe, Aſparagus hortenſis, welcher zwar die ſtaͤrkſten Pfeiffen oder Stengel treibet, und in den Schuͤſſeln, wenn ſie aufgetragen werden, ein ſon - derliches Anſehen und Parade machet, es iſt aber von jeder Pfeiffe nicht mehr denn 3 Zol zu genieſ - ſen. Die 3te Sorte iſt die gruͤne, einige nennen ſie auch die roͤthlichte, welche zwar nicht ſo ſtarke Stengel treibet, als die weiſſe, doch aber ziemli - che dicke Pfeiffen hervor bringet, und am Ge - ſchmacke die allerbeſte iſt. Es ſind auch die Pfeiffen ſo weit zu genieſſen als ſie gruͤne ſind, und was ihnen an der Dicke abgehet, das komt an der Laͤnge wiederum gedoppelt bey.

Die Erziehung iſt zweyerley, nemlich durch den Samen und durch Zertheilung der alten Stoͤcke.

Wenn man den Spargel von Samen erzie - hen wil, ſo muß man denſelben von recht guter und dicker Art zu uͤberkommen ſuchen, und im October die rothen Beerlein abſtreifen. Dieſewer -57knollichten Erd-Gewaͤchſen. werden mit den Haͤnden zerrieben oder zerdruͤcket, daß die darinnen befindlichen ſchwarzen Koͤrnlein heraus gehen koͤnnen, ſodann ſetzet man dasjenige Gefaͤs, worinnen ſich der Same befindet, an ei - nen luftigen Ort, damit ſolcher binnen einigen Ta - gen abtrucknen koͤnne. Nach dieſen reiniget man den Samen von den dabey befindlichen rothen Huͤlſen. Man leſe hierbey nach, was p. 147 im 2ten Theile von der Reinigung der Obſt-Kern an - gegeben worden.

Das Land, worauf man ſolchen ſaͤen wil, muß vorhero mit Kuͤh-Miſt wohl und ſtark geduͤn - get und gegraben werden. Nach dieſem ſaͤet man den Samen im October, November und Decem - ber, auch ſo lange man noch in das Land kommen kan, dicke oben auf, alsdann wird ſolcher einge - fuͤſſelt oder mit Kaͤrſten untergehaͤckelt und unter - gerechnet, wobey man es beruhen laͤſſet. Wolte man aber das Saͤen bis in das Fruͤhjahr verſpa - ren, ſo wuͤrde wenig oder gar nichts aufgehen, oder man muͤſte es ganz zeitig, ſo bald als nur in die Erde zu kommen, vornehmen. Siehe hier - von im erſten Theile von S. W. p. 21. die Urſache. Hierbey waͤre zu rathen, wenn man nemlich das Saͤen im Fruͤhjahre vornehmen wolte, daß man den Samen zuvor 4 bis 6 Tage ins Waſſer ein - weichete, indem er ſonſt oͤfters zwey Monate und noch laͤnger in der Erden lieget, ehe er aufgehet.

Jſt er aufgegangen und einen Zol hoch er - wachſen, ſo muß er vom Unkraute wohl gereini - get und die jungen Pflaͤnzlein 4. Zol weit von ein -D 5ander582. Cap. Von denverzogen und uͤberraufet werden. Wird ſolches unterlaſſen, ſo iſt keine tuͤchtige Pflanze zu hoffen. Dieſe Pflanzen laͤſſet man hernach zwey auch wohl drey Jahre ſtehen, und ſorget nur davor, daß ſie oͤfters vom Unkraute geſaͤubert werden, alsdann koͤnnen ſie ausgehoben und auf die zubereiteten Spargel-Beete gebracht werden.

Die andere Erziehung geſchiehet durch Zer - theilung der alten Stoͤcke, welche, wenn ſie alt werden und nicht mehr tragen wollen, von einan - der genommen und auf neues Land gebracht wer - den. Dieſe Zertheilung gehet aber nicht mit al - len, ſondern nur mit einigen an, denn ſie treiben nicht alle Neben-Stoͤcke, welche man abreiſſen kan. Sie muͤſſen gleichfals wie die jungen aus den Sa - men erzeugten Stoͤcke drey oder wenigſtens zwey Jahr liegen, ehe ihre Pfeiffen abzuſtechen ſind. Wobey zu merken, daß man nur die groͤſten und zwar an der Erden abnehmen muß, damit den jungen Nebenſproſſen, welche verborgen ſind, da - durch kein Schaden zugefuͤget werde. Jedoch iſt von den Pflanzen, welche geſaͤet worden, mehr zu halten.

Nachdem ich von Erziehung der Spargel - Stoͤcke gehandelt und gezeiget, wie man darzu ge - langen koͤnne, ſo wil ich nunmehro auch weiſen, wie das Beet anzulegen ſey, worauf man ſolche pflanzen wil, ingleichen, wie man auf unterſchied - liche Art fruͤhzeitigen Spargel erziehen koͤnne.

Das Beet, worauf man den Spargel ſetzen wil, muß gegen Mittag liegen, recht tief gegra -ben,59knollichten Erd-Gewaͤchſen. ben, und mit Schaf - oder in Ermangelung deſſen mit Kuͤh-Miſt wohl geduͤnget werden. Aber noch beſſer iſt folgende Manier: Man laͤſſet das Beet viertehalb Schuh tief, und ſo breit als man es haben wil, ausgraben und in ſolches 2 Schuh hoch Schaf - oder Kuͤh-Miſt hinein ſchaffen, und recht wohl zuſammen treten. Auf dieſen bringet man einen halben Schuh Erde, ferner einen Schuh Miſt, nach dieſen wiederum eine Lage Erde einen Schuh hoch, damit das Beet einen halben Schuh hoͤher wird als der Garten-Grund, welches dar - um geſchehen muß, damit das Beet, wenn der Miſt verfaulet und ſich geſetzet, dennoch dem an - dern Garten-Grunde gleich bleibe. Hernach wird jedes Beet mit der Garten-Schnure in 3 oder 4 Reihen einer Elle weit von einander in die Laͤnge und Quere eingetheilet.

Wenn nun die Spargel-Pflanzen ausgeho - ben worden, ſo muͤſſen die Wurzeln unten ein klein wenig verkuͤrzet werden. Nach dieſem wird mitten in dem abgezeichneten Quadrate ein rundes Loch gemacht, doch ſo, daß in demſelben ein klei - nes Huͤgelein bleibet. Hierauf ſetzet man die Pflanzen hinein und breitet an denenſelben die Wurzeln aus einander, alſo, daß das Mittel-Theil oder der Keim auf der Spitze des Huͤgels zu lie - gen komt, die uͤbrigen Wuͤrzelchen aber in der Grube umher ſich ausbreiten und wachſen koͤnnen. Jſt dieſes verrichtet, ſo bedecket man ſie mit der ausgeworfenen Erde etwa 1 Schuh hoch; denn wenn zu wenig Erde darauf geſchaffet wird, ſower -602. Cap. Von denwerden die Pfeiffen duͤnne, ſo aber etwas mehr Erde darauf zu liegen komt, ſo koͤnnen die klein - ſten nicht hervor ſchieſſen, und muͤſſen daher ihren Nahrungs-Saft den groͤſſern mittheilen. Man laͤſſet es hernach dabey bewenden, bis ſie ſich von dem Einſenken der Grube merklich niedergegeben, da denn zuletzt faſt noch ein halber Schuh Erde darauf muß gebracht werden.

Was die Zeit die Spargel-Stoͤcke zu legen anbelangt, ſo kan ſolches ſowol im Herbſt als Fruͤhjahre vorgenommen werden. Jm Herbſt geſchiehet dieſes nach Michaelis und ſo lange als man in die Erde kommen kan, und im Fruͤhjahre, ſobald als man wiederum arbeiten und das Beet hierzu bereiten kan, bis zu Ende des Aprils.

Noch eine andere Art, dergleichen Beete zu bereiten, habe auch mit Nutzen probiret. Jch habe nemlich das Land ein Jahr vorhero wohl duͤngen und graben laſſen, und allerhand darauf gepflanzet, als Sellerie, Kraut, Sallat, Monat - Rettige und dergleichen mehr. Sobald als dieſe Fruͤchte vom Lande weggeſchaffet worden, habe ich ſolches vom Unkraute ſaubern und fein eben rechnen oder harken laſſen. Sodann habe es mit der Garten-Schnure in das Quadrat 2 Schuh weit abtheilen, nach dieſen in den Mittel-Punct mit den Spaten ein Loch einen Schuh weit und anderthalb Schuh tief ausgraben, und ſo viel Miſt als noͤthig, darein werfen und wohl eintreten laſ - ſen. Auf dieſen iſt hernach in der Mitten ein kleines Huͤgelein Erde gebracht und ſodann mit den Spar -gel -61knollichten Erd-Gewaͤchſen. gel-Pflanzen eben auf die Art verfahren worden, welche ich vorher beſchrieben habe.

Fruͤhzeitigen Spargel auſſer der gewoͤhnli - chen Zeit zu zeugen, kan auf vielerley Art bewerk - ſtelliget werden, und waͤre viel zu weitlaͤuftig, ſolche alle zu beſchreiben, jedoch wil ich nur eini - ger gedenken. Man machet um die Helfte des Decembers oder im Anfange des Januarii ein ordentliches Miſt-Bette, und bringet oben auf den Miſt 2 bis 3 Zol Erde, alsdann hebet man al - le Stoͤcke aus, welche man ohne dis Willens iſt, aus dem Lande zu ſchaffen. Und damit verfaͤhret man alſo: man macht mit einer Baum-Hacke rings um den Stock eine Oefnung, hebet ſolchen heraus, und bringet ihn ſamt der Erde auf das Miſt-Bette, und wenn auch gleich der Froſt noch ſo ſtark waͤre, ſo hat man ſich nicht daran zu kehren: denn eben durch denſelben bleibet die Erde deſto beſſer an den Stoͤcken. Man kan auch die Er - de mit einem alten Beil oben und unten abhacken, wie man ſie haben wil.

Wenn nun das Miſt-Bette mit den Stoͤ - cken voͤllig beleget worden, ſo bringet man dazwi - ſchen Erde, daß die Luͤcken und Klunzen vol und gleich werden. Wenn hernach die Stoͤcke in dem Miſt-Bette voͤllig aufgethauet ſind, und die Erde nicht mehr zu naß iſt, ſo kan dieſelbe mit den Re - chen-Balken fein gleich gezogen, und Sallat oder Monat-Radies darauf geſaͤet werden, ohne daß es den Spargel Schaden verurſachet. Jnzwi - ſchen muß man ſich gefallen laſſen, wenn die Stoͤ -cke622. Cap. Von dencke ihre Dienſte eine zeitlang gethan und ihre Pfeif - fen gegeben haben, daß ſie keine mehr hervor brin - gen und verderben.

Der Miſt kan dieſes Jahr zum Miſt-Bet - ten, wenn friſcher darunter, gebracht wird, noch einmal gebrauchet werden, und giebt noch ſo gute Waͤrme von ſich, als wenn er zum erſtenmal waͤre hinein gebracht worden.

Wenn die Stoͤcke auf das Miſt-Bette ge - bracht worden, laͤſſet man ſolches einige Tage mit den Fenſtern und Decken zu, bis die Erde voͤllig aufgethauet iſt; hernach muß man ihnen oͤfters Luft geben, und wenn die Sonne nur in etwas ſcheinet, muͤſſen die Fenſter ein wenig aufgehoben werden, welches eines jeden ſeiner Einſicht uͤber - laſſen wird, indem es nicht ſo eigentlich zu beſtim - men iſt, wie viel man einem Miſt-Bette friſche Luft geben muͤſſe, und muß man ſich hierinnen nach der Luft und Witterung richten. Jch ver - ſichere aber hierbey, wenn man dieſes recht verſte - het und beobachtet, daß der Spargel ſo gut wird als derjenige, welcher im Fruͤhjahre im Garten gewachſen iſt, und denſelben auch an Geſchmack nichts nachgiebet.

Einige flechten auch runde Koͤrbe, legen die Stoͤcke mit der Erde hinein, und ſtellen ſie eine zeitlang in einen Keller oder Gewaͤchs-Haus, wenn ſie es nun Zeit zu ſeyn erachten, ſo ſetzen ſie ſolche auf den warmen Pferdemiſt und bringen zwiſchen die Koͤrbe Erde oder auch Miſt. Des Nachts muͤſ - ſen ſie mit Bretern, und unterweilen, wie es dieWit -63knollichten Erd-Gewaͤchſen. Witterung haben wil, mit Pferde-Miſt zugede - cket werden. Wenn die Stoͤcke nicht mehr auf - ſchieſſen wollen, ſo koͤnnen ſie ſamt den Koͤrben wieder an gehoͤrige Oerter verſetzet werden, denn die Koͤrbe verfaulen nachgehends in der Erden, und werden ihnen an Wachsthum nichts hindern. Auf dieſe Art koͤnnen die Stoͤcke endlich noch er - halten werden.

Noch auf eine andere Art kan man den Spargel fruͤhzeitig haben, wodurch die Stoͤcke gleichfals erhalten werden, und gut bleiben. Wer nemlich Raum und Gelegenheit darzu hat, der laſſe ſich auf Art der Miſt-Bette 4 Bette mit Spargel anlegen, jedoch daß ſie nicht mit Bretern gefuͤttert ſind, ſondern nur ordentlich in der Er - den im Garten liegen. Sind dieſe binnen 3 Jahren wohl angeſchlagen, daß man die Pfeiffen abſtechen kan, alsdenn machet man einen Graben 3 Schuh breit und eben ſo tief, um das Spargel-Bette, wel - ches man treiben wil, herum, und fuͤllet ſolchen mit friſchem Pferde-Miſt, wie bey den Miſt-Betten, voͤllig an. Alsdenn macht man einen viereckig - ten Kaſten von Bretern um das Spargel-Bette, und leget rund herum, ſo hoch die Breter ſind, Miſt daran, damit die Kaͤlte nicht hinein dringen kan, hernach bringet man die Fenſter darauf, ſo wird ſichs in weniger Zeit finden, daß der Spar - gel zu treiben anfaͤngt, welches daher komt, weil die Waͤrme von allen Seiten zu den Stoͤcken durch die Erde hingehet.

Wenn nun etwa 3 bis 4 Wochen vorbeyſind,642. Cap. Von denſind, faͤngt man an, das andere auf gemeldete Art anzulegen, damit man immer in die Kuͤche etwas friſches haben moͤge.

Man kan auch zwiſchen die Spargel-Stoͤcke unter die Fenſter Sallat ſaͤen, oder auch Winter - Sallat auf das Beet ſtecken laſſen.

Haben nun dieſe zwey Spargel-Bette im er - ſten Jahre ihre Dienſte gethan, daß keine Pfeiffen mehr aufſchieſſen wollen, ſo laͤßt man es dabey be - ruhen, und hebt die breternen Kaſten ſamt den Fen - ſtern wiederum hinweg, bis auf das 3te Jahr, in welchen man ſie wiederum treiben kan. Jm 2ten Jahre bleiben die Stoͤcke, ohne daß man ſie trei - bet, liegen, damit ſie ſich wiederum erhohlen koͤnnen.

Die uͤbrigen zwey Spargel-Bette werden wie jetzt beſchrieben, das andere Jahr darauf auch alſo gebrauchet und getrieben. Jſt nun das 2te Jahr auch vorbey, ſo nimt man die im erſten Jahre gebrauchete und getriebene zwey Bette wie - der vor, thut den alten rings herum eingetretenen und verfaulten Miſt aus der Gruben heraus, und ſo etwan die Wurzeln von den Spargel-Stoͤcken in denſelben hinein gewachſen, ſchneidet man ſol - che mit einem Meſſer hinweg. Hierauf fuͤllet und trit man wiederum friſchen Pferde-Miſt in die Gruben, wodurch die Stoͤcke wiederum getrieben und auf beſchriebene Art koͤnnen erhalten werden, daß man alſo dieſe Bette ein Jahr um das an - dere gebrauchen kan. Zu den Miſtbett-Fen - ſtern, deren man ſich hierzu bedienen wil, muͤſ -ſen65knollichten Erd-Gewaͤchſen. ſen ſowol die Spargel-Bette als die Breter, wel - che man darum bringet, eingerichtet werden, da - mit ſich dieſelben fein einlegen. Es koͤnnen aber in Ermangelung der Fenſter auch Breter und Laͤ - den hierzu gebrauchet werden, welche man des Nachts daruͤber decket; wenn aber groſſe Kaͤlte vorhanden, muß man auf dieſelben Pferde-Miſt, der neben den Betten immer bereit liegen ſol, bringen, damit der Froſt in ſolche nicht hinein dringen kan.

Wenn auf den Miſt, welcher ſich in den um die Spargel-Beete gemachten Gruben befin - det, 9 Zol hoch Erde gebracht wird, ſo koͤnnen allerhand Kohl-Samen, Monat-Radies, u. d. gl. darauf geſaͤet werden, welches ich aber nicht weit - laͤuftig beſchreiben, ſondern andern zu weitern Nachdenken und Verſuchen uͤberlaſſen wil.

Jch habe es auch fuͤr gut befunden, wenn eine Rabatte an einer Blanke oder Mauer, wo die voͤllige Mittags-Sonne hinſcheinet, mit Spargel angeleget wird. Wenn nun derſelbe 3 Jahr da - ſelbſt gelegen, ſo kan man gleich nach Weihnach - ten, auf jeden Stok einen groſſen runden Topf, Garten-Scherben, Kuͤbel oder dergleichen Gefaͤß ſtorzen, und im kalten Wetter mit heiſſem Pfer - de-Miſt dicke bedecken, damit die Keimen nicht erfrieren. Giebt es einen warmen Sonnenſchein, ſo kan der Miſt und die Gefaͤſſe weggethan und Glas-Glocken oder Fenſter darauf gebracht wer - ben.

Die Samen-Sproſſen muͤſſen auch noch4. Theil. Evor662. Cap. Von denvor Winters abgeſchnitten werden, doch ſo, daß 4 Zol davon ſtehen bleiben, um zu erkennen, wo die Spargel-Stoͤcke ſich befinden. Das Abſchnei - den der Samen-Stengel vor Winters iſt deswegen noͤthig, damit der Same nicht abfalle und in die Erde komme, Wurzeln ſchlage, und die alten Spargen-Stoͤcke verderbe. Anbey erinnere ich noch dieſes, welches hoͤchſt noͤthig iſt, daß das Land den Sommer uͤber einigemahl vom Unkrante muß gereiniget werden.

Gegen den Winter laͤſſet man verfaulten Schaf-Kuͤh-Tauben - Huͤner - und andern Miſt einer Hand hoch oben darauf ſtreuen, damit ſich den Winter uͤber die Fettigkeit durch den Regen und Schnee zu den Wurzeln hinein ziehen kan. Verfaͤhret man alle Jahr mit Ausſtreuung des Miſtes alſo, ſo wird der Nutze hiervon einem jeden in die Augen fallen. Jn Ermanglung des ver - faulten Miſtes kan auch anderer genommen wer - den, welcher aber einen Schuh hoch aufzuſtreuen und bey herannahenden Fruͤhling wieder herunter zu ſchaffen iſt, doch ſo, daß der kuͤrzeſte davon auf dem Bette liegen bleibet.

Es ſind auch einige, welche allerhand Sal - lat und dergleichen darzwiſchen ſaͤen und pflanzen, welches aber nicht wohl anzurathen iſt, denn die da - zwiſchen gebrachten Gewaͤchſe ziehen dem Spar - gel denbeſten Nahrungs-Saft hinweg. Hierbey merke man, wenn ja jemand etwas darzwiſchen ſaͤen wolte, ſo iſt am beſten 14 Tage vor Bartho - lomaͤi, Winter-Rapunzel darauf zu ſaͤen; denndie67knollichten Erd-Gewaͤchſen. dieſe kommen im Fruͤhjahr zeitig wiederum hin - weg, indem ſolche, ehe anderer Sallat herbey waͤchſt, an ſtat deſſen gebrauchet werden.

Unverſtaͤndig handeln diejenigen, welche die Samen-Stengel oder die von den Pfeiffen zuruͤck gebliebene Aufſchoſſe, ehe ſie reif und duͤrre wer - den, und da ſie noch gruͤne ſind, vor der Zeit von den Stoͤcken abſchneiden, denn dadurch wird ihnen eben ſowol, wie bey den Kohlrabi uͤber der Erden gedacht worden, der Umlauf des Safts gehemmet, daß derſelbe in der beſten Zeit, wenn die Stoͤcke zum zukuͤnftigen Keimen wiederum an - ſetzen wollen, zuruͤck gehet, und folglich anfaͤngt zu ſtocken, woraus ebenfals folgt, daß die Stoͤ - cke durch ſolches Abſchneiden mat und ſchwach werden.

Auch iſt es ein groſſer Fehler, wenn einige Leute die langſamen Sproſſen oder Pfeiffen um eines kleinen Nutzens willen, alzuſpaͤt abſtechen, wodurch ebener maſſen die Stoͤcke ſchwach wer - den, daß ſie endlich nicht groͤſſere Pfeiffen als ei - nes Stroh-Halms dicke hervor bringen.

§. 6.

Von den Artiſchocken ſind 3 Sorten bekant,Von Arti - ſchecken. als:

  • 1.) Die groſſe Engliſche Artiſchocke, Cinara maxima Anglica, C. B. & Lob. ic. Sco - lymus major, Tab. Scolymus ſeu Cinara ma - xima, Euſt. Carduus ſiue Scolimus maximus non ſpinoſus, I. B. tom. 3. I. 25.
E 22.) Die682. Cap. Von den
  • 2) Die gruͤne glatte Artiſchocke, Cinara hortenſis foliis non aculcatis, Bauh. Carduus ſive Scolymus ſativus non ſpinoſus I. B.
  • 3) Die ſtachlichte Artiſchocke, Cinara hortenſis aculeata. Carduus ſive Scolymus ſa - tivus ſpinoſus. I. B.

Jezt gemeldete drey Arten der Artiſchocken haben zwar an dem Kraͤuterich oder an den Blaͤt - tern einerley Anſehen, ſie ſind aber doch an den Fruͤchten in Anſehung der Groͤſſe merklich unter - ſchieden, deswegen ſind auch die zwey erſteren, als die groſſe Engliſche und die gruͤne platte zur Erziehung am beſten zu erwehlen. Die dritte und ſtachlichte wird an einigen Fuͤrſtlichen Hoͤfen nur um deßwillen noch beybehalten, weilen ſie haͤufige Fruͤchte bringen, um ſolche den Koͤchen welche ſie doͤrren und einmachen, zu uͤberlaſ - ſen, damit ſie ſolche zur Winters-Zeit haben koͤnnen. Sie verfahren damit alſo: Wenn die ſtachlichten Artiſchocken groß genug, aber nicht zu alt ſind, nehmen ſie die Koͤpfe ab, und kochen ſie in einem Keſſel mit Waſſer, jedoch nicht zu uͤberfluͤßig gahr. Wenn ſie vom Feuer genommen und kalt geworden, nehmen ſie alle Blaͤtter von den Boͤden oder Kaͤſen, nebſt dem darauf befind - lichen wolligten Weſen herunter, dieſe Boͤden legen ſie auf ein reines Bret, und bringen ſolches an einen recht luftigen Ort, daß ſie recht duͤrre und trocken werden koͤnnen. Es iſt auch hierbey das taͤgliche Umwenden nicht zu verabſaͤumen. Wenn69knollichten Erd-Gewaͤchſen. Wenn ſie nun duͤrre genung geworden ſind, ſo koͤnnen die Kaͤſe in einer Schachtel verwahrlich aufbehalten werden. Wenn ſie hernach zur Win - ters-Zeit ſollen gebrauchet werden, muͤſſen ſie vor - her eine zeitlang in friſch Brunnen-Waſſer einge - weicht werden, alsdenn ſieden ſie dieſe Kaͤſe noch ein wenig in einem Caſtrol, und geben ihnen die gehoͤrige Bruͤhe, wie man pflegt die Artiſchocken zuzurichten. Wie im uͤbrigen die ganzen Arti - ſchocken ſollen eingemacht und erhalten werden, ſolches iſt in D. Eltzholzens neuem Tiſch-Buche p. 496. zu erſehen.

Das Land, worauf man die Artiſchocken verpflanzen wil, muß im Merz oder April wohl gegraben und geduͤnget werden. Auf dieſes kan man vorher Monat-Rettige ſaͤen, und nach die - ſem die Artiſchocken-Pflanzen darauf ſtecken laſſen. Sie werden auf zweyerley Art erzogen, erſtlich von den Samen-Kern, welche aus Jtalien ver - ſchrieben werden, weil ſie hier zu Lande niemah - len reif werden. Zum andern von den hervor - ſchieſſenden Pflanzen, welche von den alten Stoͤ - cken abgenommen werden, und die oͤfters ſo haͤu - fig ausſchlagen, daß man ganze Beete davon an - pflanzen kan.

Was die erſte Erziehung anbelanget, ſo muͤſ - ſen die Koͤrner um den halben Merz 1 Zol tief und anderthalb Schuh weit in ein Miſt-Bette, zwi - ſchen die darauf geſaͤeten Sallaͤte und andere Din - ge geſtecket werden, doch ſo, daß die Spitzen der - ſelben aufwaͤrts zu ſtehen kommen: ſie muͤſſenE 3aber702. Cap. Von denaber vorhero zum weniſten 48 Stunden in Waſ - ſer eingeweichet werden.

Sind ſie auf den Miſt-Betten aufgegangen und ſo viel erwachſen, daß ſie zum Verſetzen dienlich, ſo werden ſie auf oben beſchriebenes Land 3 Schuh weit von einander in das Creuz ge - pflanzet.

Man muß ſich aber hierbey nicht einbilden, als wenn von den Kern-Pflanzen lauter gute Sor - ten koͤnten gezogen werden: nein, man findet unter 12 bis 16 Pflanzen kaum 4 bis 5 aͤchte, und wenn man dieſe bekommen, ſo kan man zufrieden ſeyn.

Die andere Erziehung geſchicht von den ab - genommenen Pflanzen der alten Stoͤcke, und iſt gewis unſtreitig, von dieſer Vermehrung un - gleich mehr zu halten, als von jener, weil man von den alten Stoͤcken gewiß weiß, welches eine gute oder ſchlimme Art iſt; von denjenigen aber, welche man aus den Kern erziehet, werden ihrer viele ſtachelicht und gehen in die kleineſte Sorte. Den Sommer uͤber iſt das Begieſſen hoͤchſt noͤ - thig, denn je fleiſiger ſie begoſſen werden, deſto ſchoͤnere und groͤſſere Fruͤchte bringen ſie hervor, und koͤnnen niemals zu feuchte gehalten werden.

Es wird von vielen Garten-Liebhabern gekla - get, daß ihre alten und ſchoͤne Stoͤcke keine Fruͤchte mehr bringen: hiervon wil ich die Urſache aufrichtig mittheilen. Jm Fruͤhjahre muß die Erde von den alten Stoͤcken rings herum in etwas abgeraͤumet,und71knollichten Erd Gewaͤchſen. und die jungen Ausſchoſſe oder Nebenbrut, bis auf drey der beſten und groͤſten Pflanzen alle ab - genommen werden. Gewinnen dieſe Fruͤchte, alsdenn kan man noch eine bis zwey Pflanzen, nachdem der Stock groß iſt, darneben aufſchieſ - ſen laſſen. Wenn nun die getragenen Fruͤchte abgeſchnitten worden, ſo bekommen die letztern Pflanzen den Vorzug, und bringen um den Herbſt noch einmal ihre Fruͤchte. Wil man aber die uͤbrigen Pflanzen alle daran laſſen, ſo muß der Stock faſt alle ſeine Kraͤfte den Nebenſproſſen mit - theilen, und kan folglich hernach nicht recht tra - gen. Hingegen wenn die uͤbrige junge Brut ab - genommen worden, ſo braucht er nur zweyen oder dreyen Pflanzen Nahrung zu geben, und behaͤlt alſo noch Kraͤfte genug fuͤr ſich ſelbſt. Hieraus wird ein jeder einſehen koͤnnen, daß es noͤthig ſey die Neben-Brut den Sommer uͤber 2 bis 3 mal auszuraufen und hinwegzuſchmeiſſen.

Wenn man aber Artiſchocken-Pflanzen be - noͤthiget iſt, kan man ſie mit einem Meſſer behut - ſam abloͤſen laſſen, daß einige Wurzeln oder Za - ſern daran bleiben, welche den ganzen Sommer uͤber koͤnnen verſetzet werden.

Hierbey iſt noch zu beobachten, welches ich vor gut befunden, wenn man die abgenommenen Pflanzen das erſte Jahr im Herbſte ausgehoben, und in trockenen Sand, in einen Keller, wo keine Maͤuſe vorhanden ſind, verwahret, und auf das Fruͤhjahr, wenn keine Froͤſte mehr zu beſorgen ſind, an gehoͤrigen Ort in den Garten ſetzet, ſoE 4koͤn -722. Cap. Von denkoͤnnen ſie das andere Jahr darauf wegen ihrer Staͤrke, deſto eher den Winter uͤber ausdauren, und im Garten ſtehen bleiben.

Jngleichen habe folgende Art noch beſſer be - funden, die jungen Stoͤcke durch den Winter zu bringen. Man machet eine Grube langſam im Herbſte einen Schuh tief, hebet die jungen Stoͤcke aus der Erde, und benimmt ihnen oben das Kraͤu - terich, daß etwa 3 Zol daran bleibet, ſetzet hier - auf einen Stock nach dem andern in die Grube hinein, daß die Erde, welche oben darauf geſchar - ret wird, fein zwiſchen die Wurzeln fallen kan, und laͤſſet es alſo den Winter uͤber darbey beru - hen. Auf das Fruͤhjahr, wenn man vermeinet, daß keine Froͤſte mehr kommen moͤchten, kan man ſie wiederum heraus nehmen laſſen und alsdann in den Garten verpflanzen, wo man ſie hin ha - ben wil.

Die allerbeſte Art, die Artiſchocken-Pflanzen den Winter hindurch zu erhalten, vermittelſt wel - cher ich dergleichen jaͤhrlich faſt mehr denn ei - nen Erfurter Acker gluͤcklich durchbringe, iſt die - ſe: Jch laſſe den Stoͤcken, wenn die Froͤſte ſich einſtellen, das Kraͤuterich voͤllig abſchneiden, doch alſo, daß 1 oder 2 Zol uͤber der Erden daran blei - bet, alsdenn laſſe ich die Erde rings herum auf - haͤufen und dieſelben damit zudecken. Hierauf laſſe ich vom friſchen und leichtem Pferde-Miſte, welcher erſt aus den Staͤllen gekommen iſt, einen Trag-Korb vol auf einen jeden Haufen der Erde decken. Auf das Fruͤhjahr, wenn man merket,daß73knollichten Erd-Gewaͤchſen. daß keine Froͤſte mehr kommen moͤchten, ſo kan der Miſt zum Theil herabgeſchaffet, auf andere Laͤn - derey gebracht und damit geduͤnget werden. Nach einiger Zeit, wenn es warmes Wetter giebt, ſchaffet man den uͤbrigen alzu ſtrohigten Miſt vol - lens hinweg, den kleinern aber laͤſſet man liegen, und zwiſchen den Stoͤcken wohl eingraben, doch ſo, daß die Stoͤcke mit dem Spaten nicht gehoben werden.

Was das Duͤngen belanget, ſo wird es hier nicht noͤthig ſeyn dergleichen vorzunehmen, indem von dem darauf gedeckten Miſte, ſo viel zur Duͤn - gung noͤthig iſt, den Winter uͤber die Beſſerung ſich nach und nach einſenket, auch alle Jahr von dem Miſte etwas zuruͤcke bleibet. Alle Stoͤcke, wenn ſie mit ſchwerem, verfaultem und naſſen Miſte zu - gedeckt werden, gehen zu Grunde, und erfrieren gewiß, indem dieſelben ſowol als die Erde zu einem Klumpen Eis frieret.

Wenn die Artiſchocken abgeſchnitten und zum Gebrauch in die Kuͤche gegeben worden, muͤſſen die Stiele, ſo von den Artiſchocken zu - ruͤck geblieben ſind, hin - und wieder gebogen wer - den, damit ſie unten an der Erde von dem Stocke abbrechen. Denn ſo dieſe Stengel an den Stoͤ - cken ſtehen bleiben, geben ſie nicht allein ein uͤbeles Anſehen, ſondern ſie benehmen auch den Stoͤcken die Nahrung und bleiben mehrentheils gruͤne, es ſchlagen auch wiederum kleine Blaͤtter und ganz kleine Artiſchocken daran aus, welche aber zum Gebrauch nicht dienlich ſind.

E 5Jn -742. Cap. Von den

Jngleichen muͤſſen die alten Blaͤtter, ſo theils gelbe, und auf der Erde liegen, abgeriſ - ſen, hinweg geſchaffet und dem Rind-Viehe ge - geben werden.

Die jetztbeſchriebene Arbeit geſchiehet kurz vor oder nach Jacobi, nachdem es die jaͤhrliche Witterung giebt. Man wird finden, daß ſie nach dieſer Arbeit nicht allein von neuen wiederum friſche Blaͤtter treiben, ſondern daß ſie auch gegen den Herbſt die mehreſten Fruͤchte hervor bringen werden.

Hierbey iſt auch nicht zu verabſaͤumen, daß man ſie den Sommer uͤber, nebſt dem, daß man die uͤberfluͤßige Brut wegſchaffet, ſo viel moͤglich vom Unkraute reinlich halte. Das Kraͤuterich, welches, wie oben Bericht gegeben worden, ab - geſchnitten wird, dienet uͤberaus wohl zur Fuͤtte - rung des Rind-Viehes.

Wenn man die erſten Artiſchocken an denen Stoͤcken ſtehen laͤſſet, ſo bringen ſie zwar ihre blaue Blumen im Julius und Auguſtus; allein wenn gleich ein bequemer und recht warmer Som - mer ſich ereigenet, ſo werden dennoch die Kern bey uns nicht reif, daher ſie anders woher verſchrieben werden muͤſſen. Wenn dieſe Kern geſprengt aus - ſehen und dabey groß und ſchwer ſind, ſo ſind ſie mehrentheils gut. Die Jtaliaͤniſchen Artiſcho - cken-Kern werden vor die beſten gehalten.

§. 7.

Von Car - donen.

Die Cardonen, Spaniſche Carden oder Cardonen, Cinara ſpinoſa, cujus pediculi eſi -tan -75knollichten Erd-Gewaͤchſen. tantur, C. B. Carduus aculeatus, Matth. haben, was die Blaͤtter betrift, eben die Geſtalt und das Anſehen, wie die Artiſchocken, nur mit dieſem Un - terſchiede, daß die Rippen an den Blaͤttern viel breiter ſind, welche auch noch einmal ſo hoch zu wachſen pflegen. Die Frucht hiervon iſt ſehr ſtach - licht und klein, und waͤchſet nicht groͤſſer als eine Welſche Nuß, iſt auch zum Eſſen nicht zu gebrau - chen. Die Erziehung geſchiehet erſtlich von ihren Kern, welche man verſchreiben muß, weil ſie in unſern Landen nicht zeitig werden. Sie ſehen eben alſo aus wie die Artiſchocken-Koͤrner, nur ſind ſie etwas laͤnger und ſpitziger, und wer - den eben, wie bey den Artiſchocken-Kern Mel - dung geſchehen, auf die Miſt-Bette geſtecket. Wer aber albereit einige Stoͤcke im Vorrath hat - der vermehret ſie durch die Nebenpflantzen, wo - durch man viel eher zu ſeinem Zwecke gelangen kan. Die Wartung und Pflegung komt mit den Artiſchocken, ſowol zur Sommer - als Winter-Zeit faſt iſt allen Stuͤcken uͤberein, nur daß dieſe 4, 5, auch wohl 6 Schuh Raum verlangen.

Wenn ſie 5 bis 6 Schuhe mit ihren Blaͤt - tern in die Hoͤhe gewachſen ſind, ſo weiſſet man ſie ab, welches alſo zu verſtehen iſt: man bindet die Blaͤtter oder vielmehr den ganzen Stock mit Stroh, jedoch nicht gar zu feſte zuſammen, und haͤufet ſo viel Erde, als es moͤglich ſeyn wil, an den Stock an. Hernach bedecket man den ganzen Stock mit warmen Pferde-Miſt ſo hoch, daß es einem Miſt-Haufen aͤhnlich ſiehet, und daß nurdie762. Cap. Von dendie oberſten Spitzen der Blaͤtter etwas zu ſehen ſind, ſo werden binnen 3 bis 4 Wochen, die Rip - pen der Blaͤtter weiß geworden ſeyn.

Nach ſolcher Abweiſſung thut man den Miſt, wie auch die angehaͤufte Erde hinweg, nimt die Blaͤtter ab, und bereitet ſolche zur Speiſe, wel - ches folgendermaſſen geſchiehet: Erſtlich wird ih - re aͤuſſerliche Haut reine abgezogen, alsdenn wer - den ſie in friſches Brunnen-Waſſer eine Stunde lang gethan, und hernachmahlen mit einer Spar - gel - oder Artiſchocken-Bruͤhe zurechte gemachet, welche Zubereitung man den Koͤchen uͤberlaͤſt.

Solte man dieſe Rippen von einem Stocke auf einmal nicht alle conſumiren koͤnnen, ſo kan man ſowol die Erde als auch den Miſt wiederum daran bringen. Man faͤhret mit den andern Stoͤcken alſo fort bis gegen den Winter, alsdann koͤnnen dieſelben in einen Keller in den Sand bis an die Blaͤtter geſetzt werden; ſie werden ſich faſt darinnen noch ſchoͤner abweiſſen und hervor wach - ſen, als in dem Garten.

Auf das Fruͤhjahr, wenn man meinet, daß keine Froͤſte mehr kommen moͤchten, nimt man die zur Herbſt-Zeit in den Keller gepflanzten Stoͤ - cke, ſowol von den Cardonen als Artiſchocken wie - derum heraus, und pflanzet ſie in den Garten. Jhre fruchttragenden Stengel koͤnnen ebenfals al - ſo gebrauchet werden, wenn die aͤuſſerliche Schale von dem inwendigen Mark abgeſchaͤlet wird.

Auf dieſe nemliche Art habe ich einige der ſtaͤrkſten Artiſchocken-Stoͤcke abweiſſen laſſen. Nach -77knollichten Erd Gewaͤchſen. Nachdem nemlich die Fruͤchte oder die Artiſcho - cken ſamt ihren Srengel hinweg genommen wor - den, ſo habe die Blaͤtter zuſammen binden und wie mit den Cardonen verfahren laſſen, da ich denn befunden, daß ihre Rippen eben alſo gebrauchet werden koͤnnen, als von den Cardonen. Wenn dergleichen Artiſchocken-Stoͤcke in einem Keller in Sand geſetzet werden, thun ſie auch eben die Dien - ſte wie die Cardonen, ob ſie gleich nicht ſo breite Rippen haben, und ihre Stoͤcke verderben eben ſo wenig als jene.

Das 3. Capitel. Von den Specerey-Fruͤchten.

§. 1.

Unter den Specerey-Fruͤchten ſtehet billig obenVom Saff - ran. an der Saffran, Crocus ſativus, C. B. Crocus autumnalis, ſativus floridus & ſine flo - re Moriſ. Crocus verus ſativus, autumnalis, Parkinſon. Crocus officinarum, Tournef. Dieſe Sorte iſt eigentlich die rechte, welche ſo - wol zur Arzeney, als auch zu den Kuͤchen-Spei - ſen, um ſolche damit zu wuͤrzen, gebrauchet wird, und bluͤhet gemeiniglich zu Ende des Sep - tembers und Octobers, auch nachdem es die Wit - terung gibt, im November.

Er783. Cap. Von den

Er hat einen angenehmen Geruch, welcher nicht ſowol von der Blume als von dem purpur - rothen ſtaminibus oder darinnen befindlichen dreyen Faͤſerlein herruͤhret.

Dieſe Faͤſerlein ſind eigentlich der rechte Saffran, welcher taͤglich, wenn ihre Blumen ſich aufthun, mit groſſer Sorgfalt bey dem Auf - und Untergang der Sonnen abgezopft, geſamlet, auf Papiere gelegt und an einem luftigen Orte im Schatten abgetrocknet werden muß.

Die Blumen gehen in die violette Farbe, und haben ohngefehr die Groͤſſe einer kleinen Tu - lipane. Sie beſtehen aus 6 duͤnnen Blaͤttern, welche mehrentheils dunkele violette Striche in der Mitten an ſich haben.

Ob nun gleich dieſer Saffran an vielen aus - laͤndiſchen Orten auch gezeiget wird, ſo geben doch die Kauf-Leute und Materialiſten, unter al - len andern denjenigen, welcher in den Oeſterrei - chiſchen Landen erzogen wird, den Vorzug.

Ehe ich noch von der Erziehung deſſelben etwas melde, muß ich zuvor berichten, wie daß vor einigen Jahren einige Garten-Liebhaber alhier in Erfurt ſich bemuͤheten, nach der Oeſterreichiſchen Art groſſe Flecken mit Saffran-Zwiebeln anzule - gen, auch durch Vermehrung der jungen anwach - ſenden Zwiebeln dieſe Erziehung immer weiter trieben, und von Jahren zu Jahren ihre Better groͤſſer machten. Ja es wurde mir auch einmal von einem gedachten Garten-Freunde eine ziemliche Quantitaͤt Saffran gezeiget, welchen er denſelbenHerbſt79Specerey-Fruͤchten. Herbſt geſamlet und abgenommen hatte, und der am Gewichte wohl 3virtel Pfund ausmachen mochte, und meinem Urtheil nach dem Oeſterrei - chiſchen an der Farbe, Geruch und Schoͤnheit nichts nachgab. Als aber dieſer Liebhaber verſtur - be, ſo verkauften die hinterbliebenen Erben, alle dieſe Zwiebeln um ein anſehnliches Stuͤck Geld an einen groſſen Fuͤrſtlichen Hof. Man findet zwar hier und da noch einige dergleichen aufrich - tige Zwiebeln in den Gaͤrten, weil ſie aber nicht gehoͤrig verfleget werden, ſo geſchiehet auch die Vermehrung an den Zwiebeln ſehr wenig.

Wo man dergleichen erziehen wil, muß daß Erdreich weder zu fett noch zu mager und mit et - was Sand untermenget ſeyn, lettiges und ſchwe - res Land dienet gar nicht hierzu. Jn dem halben Auguſt oder vierzehen Tage vor Bartholomaͤi muß das Land wohl gegraben, mit den Bretern fein geebenet, und jedes Beet in Linien 5 Zol weit in das Viereck abgetheilet werden. Man macht hierauf 2 Zol tiefe Graͤblein, ſetzet die Zwiebeln aufrecht 5 Zol weit von einander hinein, und ſcharret dieſelben mit der Erde wiederum zu. Man kan ſie aber auch mit einem Pflanzer in die Erde bringen, doch muß daß Andrucken gemaͤch - lich geſchehen, weil es ſubtile Zwiebeln ſind, und dadurch leicht Noth leiden koͤnten.

Dieſe Zwiebeln vermehren ſich vermittelſt ih - rer anwachſenden jungen Brut genugſam, daß man bey dem Ausheben 3, 4 bis 5 derſelben an der Haupt-Zwiebel abnehmen kan. Sie ſind an Farbegrau,803. Cap. Von dengrau, und wegen ihrer zarten Schale weichlich an - zugreifen.

Nach der Pflanzung laͤſſet man es dabey beruhen, da ſie denn mit ihren ſchmalen Blaͤt - tern hervor wachſen und in oben gedachten Mo - naten ihre Blumen geben.

Man laͤſt ſie den Winter uͤber im Lande ſte - hen, alwo ihnen weder Froſt noch Kaͤlte ſchadet. Sie behalten ihr gruͤnes Laub bis zu Ende des Junius, hernach verdorret es. Man hat ſich auch um weiter nichts zu bekuͤmmern, als daß das Beet, worauf dieſe Zwiebeln ſtehen, vom Unkraute fein rein und ſauber gehalten werde. Auf den zukuͤnftigen zweyten Herbſt bringen ſie abermal ihre Blumen hervor, welche aber viel ſchoͤner und vollkommener werden als die erſten.

Man kan die Zwiebeln, ohne ſolche auszu - heben, 3 Jahr auf einem Beete ſtehen laſſen, das 4te Jahr aber darauf, wenn das Laub voͤllig ver - gangen und recht duͤrre geworden, hebet man die - ſelben aus, und bringet ſie, damit ſie abtrockenen koͤnnen, an einem luftigen Ort, wo die Sonne nicht darauf ſcheinen kan, und wo ſie vor den Maͤuſen ſicher ſind, indem ſie dieſelben viel lieber als andere Blumen-Zwiebeln angehen.

Waͤhrender Zeit werden an einem andern Orte die Beete zurechte gemachet, gegraben und geebnet, daß die Zwiebeln im halben Auguſt koͤn - nen dahin geſtecket werden. Hierbey merke man, daß die Zwiebeln an denjenigen Orten, wo ſie vorher geſtanden, nicht gerne gut thun wollen,um81Specerey-Fruͤchten. friſch geduͤngtes Land koͤnnen ſie durchaus nicht vertragen, ſondern ein ſolches, welches drey bis vier Jahre vorher zu andern Fruͤchten gebrauchet worden. Wil man aber den Zwiebeln eine Guͤ - te durch die Duͤngung erweiſen, ſo kan man im zweyten oder dritten Jahre kleinen verfaulten Kuͤh - Miſt, welcher 3 bis 4 Jahr gelegen und die uͤbri - ge Schaͤrfe verlohren, durch ein Drat-Sieb rol - len, und einen Zol hoch darauf ſtreuen laſſen, welcher ſeine Fettigkeit durch den Regen und Schnee nach und nach mittheilen wird.

Obgleich von den Zwiebel-Gewaͤchſen, wel - che in den Gaͤrten zur Luſt gepflanzet werden, zu handeln, mein Endzweck alhier nicht iſt, ſolche ſich auch unter den Titel der Specerey-Fruͤchte gar nicht ſchicken, ſo bin ich doch genoͤthiget, die wilden Sorten des Saffrans alhier zu beruͤhren, weil ich in vielen Garten-Buͤchern gefunden, daß ſolche mit dem guten verwechſelt werden.

Der wilde Saffran, welcher theils blau,Von wilden Saffran. theils gelbe und weiß bluͤhet, Crocus vernus, magno flore, Moriſ. Floribus cœruleis ſive violaceis. I. B. flavus, C. B. P. & albus, I. B. iſt von den guten gar merklich unterſchieden, in - dem der gute feine Blumen im Herbſt hervor bringet, hingegen die wilden Sorten bringen die - ſelben im Fruͤhjahre zu Anfange des Merzes und ſofort, ja unterweilen unter dem Schnee hervor, welche aber keinen Geruch von ſich geben, und nur um ihrer fruͤhzeitigen Blumen willen in die Gaͤrten gepflanzet werden. Sie vermehren ſich4. Theil. Fgleich -823. Cap. Von dengleichfals durch ihre Nebenzwiebeln, welche viel runder und haͤrter anzugreifen ſind, als die guten. Sie werden ebenfals aus der Erde genommen, wenn ihre Blaͤtter verdorret ſind, und auf glei - che Weiſe im Schatten und an einem luftigen Or - te einen Monat lang aufbehalten, und mit andern Tulipanen-Zwiebeln wiederum verpflanzet. Sie koͤnnen eben auf 2, 3 bis 4 Jahre an einem Orte ſtehen bleiben, und ſchicken ſich am beſten auf die Rabatten.

§. 2.

Vom Auis.

Der Anis, Anis-Saat, Aniſum offici - narum. Aniſum herbariis, C. B. P. Ani - ſum veteribus, I. B. wird um Erfurt und in ganz Thuͤringen in groſſer Menge gezeuget, und werden von hier viele 100 Centner ver - kaufet und abgefuͤhret. Es erfordert derſelbe ein ſchlechtes und geringes Erdreich; doch ſol der Acker von Quecken und Sau-Diſteln, und an - derm Unkraute befreyet ſeyn.

Hierzu wird das Land vor dem Winter im October, November und December, und ſo lan - ge als man in die Erde kommen kan, mit drey oder vier Pferden tief gepfluͤget oder auch gegra - ben, welches noch beſſer, ob es gleich etwas mehr Koſten verurſachet. Hierauf wird das gepfluͤg - te Land mit der Ege fein uͤberfahren und gleich ge - machet.

Auf das Fruͤhjahr, ſobald als es nur moͤg - lich iſt, in die Erde zu kommen, wird der Sa - me oben auf geſaͤet, und zwar auf einen Erſur -ter83Specerey-Fruͤchten. ter Acker leicht Land 11 Pfund, auf ſchwer und lettigt Land 14 Pfund.

Zum Samen erwehlet man allezeit den Vor - derwurf, wenn er gedroſchen und in der Scheu - re aufgehoben wird.

Solte aber der Winter, wie es unterweilen zu geſchehen pfleget, zu lange anhalten, und das Wetter nicht zu rechter Zeit aufgehen, ſo kan der Same im halben Februar und zu Anfang des Merzes oben auf den Schnee, welches ich oͤfters probieret, geſaͤet werden, denn es ſchadet ihm we - der Froſt noch Kaͤlte. Jſt nun der Schnee hin - weg gethauet, und das Land ein wenig trocken und grau geworden, ſo wird der Same untergezogen, und das Land mit der kleinen Garten-Ege ſein uͤberfahren und gleich gemachet, wie im erſten Theile des Land - und Garten-Schatzes vom Sa - men-Werk p. 133 zu erſehen.

Solte es aber an der Zeit fehlen, daß man vor den Winter hierzu nicht koͤnte ackern oder gra - ben laſſen, ſo koͤnte es auch im Fruͤhjahre, ſobald als es moͤglich iſt, und man wegen des Froſtes in die Erde kommen kan, geſchehen. Nach die - ſen wird alſobald der Same oben auf geſaͤet, und mit der groſſen Pferde-Ege untergeeget, damit die Luft oder auch die Sonne das Erdreich nicht tro - cken machen kan. Jedoch iſt allezeit mehr von dem Acker zu halten, welcher vor dem Winter hierzu zubereitet worden, denn die Winter-Kraft behaͤlt bey den mehreſten Fruͤchten den Vorzug. F 2Die843. Cap. Von denDie Urſachen hiervon ſind albereit an andern Or - ten angegeben worden.

Jſt nun der Anis aufgegangen, und ſo viel erwachſen, daß man die Blaͤtter der jungen Saat, inſonderheit aber das Unkraut ergreifen und aus der Erden ziehen kan, ſo muß er gejaͤtet werden, welches recht wohl in Obacht zu nehmen iſt. Wenn nach 14 Tagen bis 3 Wochen wiederum Unkraut hervor waͤchſt, ſo muß das Jaͤten noch einmal geſchehen. Unterlaͤſt man ſolches, ſo wi - derſchlaͤget die Anis-Saat, das iſt, ſie wird gel - be, verdirbet, und bekomt kein rechtes Gewaͤchs, vielweniger, daß ſie ſich gehoͤrig beſtauden koͤnte. Wenn der Anis ferner in etwas erwachſen, ſo muß er den Sommer uͤber ein auch wohl zweymal mit dem Jaͤte-Haͤcklein durchgangen, die Erde aufge - luͤftet, und das noch darinnen befindliche Unkraut weggeſchaffet werden.

Es gelangen mehrentheils ſeine Koͤrner in der Erndten-Zeit zur Reifung, und wenn er braun und an den Stengeln gelbe wird, ſo iſt es Zeit, daß man ihn abraufen laͤſt. Wenn er nach Hau - ſe gefahren worden, muß man ſolchen auf einen luftigen Boden ſtellen, und unter die Daͤcher und Balken ſtecken laſſen. Hierbey iſt wohl zu mer - ken, daß man alle zwey Tage darnach ſehen muß, ob er ſich wegen ſeiner Schwere niedergeſetzt oder gegen einander geleget hat. Findet man dieſes, ſo muß man ihn wiederum fein gleich fortſtellen und umſetzen laſſen. Wenn dieſes unterlaſſenwird,85Specerey-Fruͤchten. wird, ſo wird er ſchwarz, unſcheinbar, und ver - dirbt wohl gar.

Wenn er nun auf den Boͤden recht duͤrre ge - worden, ſo muß er kurz vor oder nach Michaelis bey ſchoͤnen hellem Wetter, oder auch im Winter an einem recht hellen Tage, wenn die Kaͤlte groß iſt, gedroſchen werden, wenn es aber am Himmel dunkel und truͤbe iſt, es ſey zu welcher Zeit es wol - le, ſo bringt man nimmermehr die Koͤrner von dem Stroh alle herunter.

Wenn er geworfelt wird, ſo bleibt die Spreu hinter den Anis-Koͤrnern liegen, welcher mit dem Rechen alleine auf einen Haufen geſtoſſen wird, darnach werden die Koͤrner gerollet, daß der noch uͤbrige Staub heraus gehet, welcher gleichfals zu der Spreu geſchuͤttet wird. Jſt dieſes auch verrich - tet, ſo muß man den Anis durch ein Staub-Sieb, welches keine Koͤrner mit durchlaͤſſet, raͤden laſſen, ſo wird er recht reine und ſchoͤne werden.

Die Spreu wird an die Anis-Brenner ver - kaufet, welche das Anis-Oel daraus machen, und geben ſie unterweilen vor eine hieſige Metze 1 Gr. 6 Pf. auch wohl noch mehr. Der ins reine ge - brachte Anis wird in eine luftige Cammer geſchuͤt - tet; jedoch daß er anfaͤnglich nicht hoͤher denn einen halben Schuh hoch auf einander zu liegen komt. Es muß derſelbige auch einige Wochen nach ein - ander umgeſtochen oder fortgeworfen werden.

Man laͤſt ihn um des Raums willen einen Schuh hoch auf einander bringen, und wenn man es erwarten kan, ſo lange liegen, bis er theuerF 3wird.863. Cap. Von denwird. Wil man ihn aber 9 bis 10 Jahr auf Speculation aufbehalten, ſo muß er alle Jahr ge - rollet werden, ſonſten werden ſich kleine weiſſe Wuͤrmer einſtellen und die Koͤrner angehen, wel - ches ich erfahren habe. Wenn man es nicht ge - nau unterſuchet, ſo wird weder der Kauffer noch Verkauffer ſogleich gewahr, daß ſich dergleichen Wuͤrmer darinnen beſinden.

Das Stroh kan man zum Streuen vor das Vieh gebrauchen, oder man kan auch damit ein - heitzen, doch muß man dabey bleiben. Denn wenn viel Stroh auf einmal, wie einfaͤltige Leute zu thun pflegen, in den Ofen geſtecket wird, ſo faͤh - ret unterweilen die Glut auf einmal zum Ofen her - aus, daß man daruͤber erſchrickt. Ob es nun gleich nicht ſo leicht Gefahr hat; ſo iſt es doch beſſer, behutſam damit umzugehen.

Sobald als der Anis geraufet und der Acker leer geworden, muß man ſolchen je eher je lieber in gutem Wetter umackern laſſen. Wenn nun die Beſtell-Zeit herbey komt, ſo kan man ihn mit Win - ter-Rocken beſaͤen, denn die Beſtellung mit Anis dienet den Aeckern ſtat einer Brache.

Bey Erziehung des Aniſes habe ich ange - merkt, daß er zwar vielen zu Mitteln aber auch einigen davon geholfen. Es koſtet viel Geld ihn vom Unkraute reine zu halten, und iſt mit Erzie - hung deſſelben nicht anders, als wenn jemand Geld auf ein Spiel ſetzet. Jſt man ein, zwey, dreymal mit dem Anis ungluͤcklich, ſo ſpricht man; womit ich verſpielet, damit wil ich auch gewinnen. Waget87Specerey-Fruͤchten. Waget man es, und beſtellet ſolchen noch 1, 2, 3mal, und er geraͤth nicht, ſo wird der Schade hernach zu groß, und der Vogel iſt gleichſam aus der Hand.

Am beſten iſt es gethan, daß ein jeder ſich hierinnen nach ſeinen Mitteln richte, und nur ſo viele Aecker mit Anis beſtelle, daß er, wenn der - ſelbe nicht gerathen ſolte, den Schaden verſchmer - zen kan. Man muß alsdenn gedenken, daß der wohljeile, welcher noch auf dem Boden lieget, ſo zu reden die Zeche vielleicht wieder bezahlen wer - de. Jch habe auch bey Erziehung des Aniſes beobachtet, daß mehrentheils die guren und auch die ſchlechten Jahre auf einander gefolget ſind; doch wil ich dieſes vor keine algemeine Regel an - gegeben haben.

§. 3.

Unter den verſchiedenen Sorten der Moh -Von Moh - nen. nen oder Mag-Samen, Papaver hortenſe, ſemine albo, ſativum Dioſc. Papaver album ſativum Lobeli, Icon. Papaver hortenſe, ni - gro ſemine ſylveſtre, Dioſc. Papaver nigrum, ſativum, Dodon. Dieſe zwey Sorten ſind ei - gentlich diejenigen, welche in unſern Feldern in groſſer Vielheit beſtelt werden; die uͤbrigen gefuͤl - ten und noch andere Sorten, welche nur zur Luſt in den Gaͤrten erzogen werden, auch theiks wild hervor wachſen und deren man nach den mehreſten Botaniſchen Buͤchern zuſammen zwoͤlfe zehlet, bringen keinen ſonderlichen Nutzen zuwege.

Jch wil alſo nur die zwey angefuͤhrten Sor -F 4ten883. Cap. Von denten beſchreiben, welche zu unſern Endzweck dienen, und womit ſtarker Handel getrieben wird. Von den weiſſen Samen ſehen die Blaͤtter an der Farbe etwas heller aus als von den blauen, die Koͤpfe aber halten niemalen ſo viel Samen-Koͤr - ner in ſich als die blauen, denn in den letzten fin - det man deren allezeit den dritten Theil mehr; hingegen werden die weiſſen auch theurer be - zahlet.

Beyde Sorten haben einerley Erziehung, und iſt hierinnen kein Unterſchied zu machen. Sie verlangen ein Erdreich, welches noch mittelmaͤßi - ge Beſſerung in ſich hat, doch thun ſich auch auf geduͤngtem Lande gut.

Der Acker, worauf man dieſen Samen ſaͤen wil, muß vor dem Winter mit 3 Pferden geah - ren werden, doch pflegen die mehreſten Leute bey uns das Land zu graben, welches hernach zu allen Fruͤchten beſſer zu gebrauchen iſt. Jnzwiſchen habe ich das Umwenden mit dem Pflige mit vie - len Aeckern auch fuͤr gut befunden, und viele Cent - ner mit gutem Nutzen darauf gebauet. Sobald als die Laͤnderey hierzu geahren worden, ſo wird der Acker mit der groſſen Ege uͤberfahren und fein gleich beſtrichen. Man laͤſſet das Land den Win - ter uͤber alſo liegen, welches waͤhrender Zeit fein muͤrbe und klar frieret.

Auf was Art und Weiſe der Auswurf und das Saͤen ſol verrichtet, und wie viel Samen zur Ausſaat ſol genommen werden, kan man im 1. Th. p. 96. und 122. nachſehen.

Das89Specerey-Fruͤchten

Das Fruͤhjahr darauf ſaͤet man den Mohn - Samen vom Anfange des Aprils bis zu Ende. Es muß derſelbe fein leichte mit den Kaͤrſten un - tergezogen, und das Land mit der kleinen Garten - Ege ordentlich und gleich uͤberfahren werden. Jch habe auch dieſe Beſtellung alſo vorgenommen, daß ich den Samen oben auf geſaͤet, und das Land mit der kleinen Ege zweymal uͤberfahren und denſelben einegen laſſen, welches mir eben ſo gelungen, als mit der vorigen Art.

Ferner kan auch das Land zu dieſer Erzie - hung im Fruͤhjahre mit drey Pferden geahren, mit der groſſen Ege beſtrichen, der Same alsdenn oben auf geſaͤet, und hernach eingeeget werden, wodurch er tief genug in die Erde kommen wird.

Giebt es gute Witterung, ſo kommen die Mohnen mit ihren zweyen kleinen Blaͤtterlein binnen 8 bis 10 Tagen hervor gekrochen, ſie koͤn - nen auch einige Reifen ausſtehen, wenn aber ſol - che zu lange anhalten, auch wohl einige Froͤſte dazu kommen, ſo ſpringen ihre kleinen Blaͤtter ab, und ſie kommen auf dem Lande weg, daß man ſich daruͤber wundern muß, ob ſie auch gleich vorhero dicke genung aufgegangen geweſen.

Nimt man dieſes wahr, ſo muß das Beſtel - len und Saͤen dieſes Samens noch einmal, wie vorher beſchrieben worden, vorgenommen werden.

Wenn nun dieſe Pflaͤnzlein in etwas erwach - ſen, daß ihre zarten Blaͤtter ein klein Creuz for - miret, und man ſolche von einer Weite von 50 bis 60 Schritten auf dem Acker erkennen kan, ſoF 5muß903. Cap. Von denmuß man zeitig und vor allen Dingen da hinter - her ſeyn, und die zu dicke aufgegangene Mohn - Pflaͤnzlein, beſonders aber, wo ſolche trippelweiſe ſtehen, mit dem Jaͤte-Haͤcklein oder mit der oben beſchriebenen Maſchine durchſchneiden laſſen, wo - von im erſten Theile vom Samen-Werk p. 113 und 114 nachzuleſen iſt.

Sind ſie binnen einer Zeit von 14 Tagen noch mehr erwachſen, ſo muß man abermals die nahe an - und nebeneinander ſtehenden Pflanzen, wie vorgeſagt worden, hinweg ſchneiden laſſen. Aber auch mit dieſem zweymaligen Durchſchnei - den bringt man ſie noch nicht voͤllig in die Ord - nnug, wie ſie ſtehen ſollen, ſondern es muß auch das dritte mal noch hinzu kommen, alſo daß die Stauden eine Hand-Spanne oder 9 Zol weit von einander ſtehen ſollen. Wenn ſie dieſen gehoͤrigen Raum bekommen, ſo wachſen an einem Staͤngel wohl 5, 6 bis 8 Koͤpfe, ſonderlich wenn noch gute Beſſerung in den Stuͤcken ſich befindet. Verab - ſaͤumet man dieſes Durchſchneiden, und laͤſt die Pflanzen ſo lange an einander ſtehen, ſo wider - ſchlagen ſie, werden gelbe, und wachſen hernach - mahlen nicht von der Stelle, vielweniger daß ſie tuͤchtige Samen-Koͤpfe bekommen ſolten. Siehe den erſten Theil p. 97.

Dieſes Durchſchneiden darf auch niemalen im naſſen Wetter oder nach einem ſtarken Thau Fruͤhmorgens geſchehen; ſondern man muß da - mit etwan bis gegen 8 Uhr, und bis die Pflanzen einigermaſſen wiederum trocken geworden ſind,war -91Specerey Fruͤchten. warten, denn dergleichen Arbeit im Naſſen iſt ge - faͤhrlich, indem die Stauden davon gelbe und mehlthauigt werden. Wer alſo dergleichen Be - ſtellung vornehmen wil, und nicht nach den jetzt - gegebenen Regeln verfaͤhret, der wird gewiß mehr Schaden als Nutzen davon zu gewarten haben.

Die Mohnen gelangen gemeiniglich in der Ernden-Zeit zu ihrer Reifung. Wenn ihre Koͤpfe recht duͤrre und hart anzugreifen ſind, auch die Mohne inwendig klappert, ſo ſchneidet man dieſelben ganz kurz ab, thut ſie in Saͤcke, und ſchaffet ſie nach Hauſe auf einem luftigen Boden. Jedoch iſt hierbey in Obacht zu nehmen, daß man, wenn es geregnet hat, und die Koͤpfe weich ſind, ſolche nicht eher abſchneiden laſſe, bis ſie wiederum recht duͤrre und drocken geworden, denn ſonſt wuͤrden ſie auf einander erwarmen, und die in den Koͤpfen befindliche Mohne verderben und zum Theil gar auswachſen.

Sind die Koͤpfe nach Hauſe und an gehoͤri - gen Ort gebracht worden, ſo koͤnnen ſie nach eines jeden Gelegenheit ausgelaͤufert werden, welches folgendermaſſen verrichtet wird. Kinder, Geſin - de und Tagloͤhner ſetzen ſich um den Haufen her - um, und einem jeden wird eine Mulde oder auch ein anderes Gefaͤſſe, durch welches die Samen - Koͤrner nicht fallen koͤnnen, gegeben. Solche Ge - faͤſſe nehmen ſie vol Koͤpfe und ſchneiden einen um den andern mitten von einander, ſchuͤtten den Mohn-Samen heraus, und klopfen mit dem Meſ -ſer923. Cap. Von denſer an die Schalen, damit die an den Seiten an - noch klebenden Koͤrner heraus fallen.

Hierauf wird die ausgelaͤuferte Mohne durch ein enges Sieb, welches die Koͤrner durchfallen laͤſſet, geraͤdet, da denn die von den Schalen zer - brochene Stuͤcke und der Unrath in dem Siebe zu - ruͤcke bleibet und weggeſchuͤttet wird.

Die Koͤrner fallen bey dem Durchraͤden ſo feſte auf einander, daß man uͤber den Haufen, ohne hinein zu treten, hingehen kan. Um deß - willen muͤſſen ſie mit einem Rechen von einander getrieben werden, daß ſie nicht hoͤher als einen hal - ben Schuh auf einander zu liegen kommen. Nach 14 Tagen koͤnnen ſie auf einen Haufen oder in Saͤ - cke oder in Schlag-Faͤſſer gebracht werden.

Es wird dieſer Same nicht nur an fremde Oerter centnerweiſe, ſondern auch hier einzeln zum Kuchen-Backen und vor die Voͤgel verkaufet. Auch wird, wie bey dem Ruͤb-Samen geſchiehet, Oehl davon geſchlagen, welches zum Mahlen, zu Sallaͤten, zum Brennen in Lichten, und zu vielen andern Dingen kan gebrauchet werden.

Die zuruͤck gebliebenen und in der Oel-Muͤh - le zuſammen geſchlagenen Kuchen, koͤnnen eben ſo - wol, als die Lein - und Ruͤbſamen-Kuchen vor das Viehe genutzet werden. Die armen Kinder, wenn ſie ſolche haben koͤnnen, eſſen dieſelben mit dem groͤſten Appetit, und ſie ſchmecken auch in der That nicht unangenehm.

So bald als die Mohn-Koͤpfe eingeerntet ſind, muß das Stroh zeitig abgeraufet und aufden93Specerey-Fruͤchten. den Acker hingeleget werden. Wenn es einige Tage gelegen und recht duͤrre geworden iſt, wird es nach Hauſe gefuͤhret, und iſt zum Einheitzen uͤberaus wohl zu gebrauchen; nur muͤſſen hier - von kleine Buͤndel gemacht und in der Mitten das Stroh zuſammen gebrechen werden, denn mit der ganzen Laͤnge einzuheitzen, wil ſich nicht wohl ſchicken. Wenn das Stroh von dem Acker weggeſchaffet worden, ſo wird ſolcher ſogleich von einander gepfluͤget und 14 Tage nach Michaelis mit Winter-Rocken beſtellet, iſt aber der Acker in guter Beſſerung, ſo kan auch Winter-Waizen darauf gebracht werden, und man wird ſo gute Fruͤchte erhalten, als wenn er Brache gelegen haͤtte.

Zum Samen darf man nicht alle Koͤpfe oh - ne Unterſcheid nehmen, ſondern man muß hierzu die groͤſten und ſchoͤnſten ausleſen laſſen. Wenn ſie von einander geſchnitten werden, muß man auch die Mohnen-Koͤrner zuvor, ehe man ſie hierzu ausſchuͤtte, anſehen, ob ſie recht ſchoͤne blau oder volkommen weiß ſind, und wenn man dieſes nicht findet, ſo dienen ſolche nicht zum Samen. Bey der weiſſen Mohne aber muß noch viel genauer nachgeſehen werden, als bey der blauen, denn wenn ſie nicht recht ſchoͤne weiß ſind, ſo weichen ſie von ihrer Art ab, und gehen hernachmalen in die blaue Sorte. Es iſt etwas beſonderes, daß alle Specerey - und Kuͤchen Fruͤchte von den Hir - ſchen angegangen u. gefreſſen werden, ausgenom - men die Mohnen, welchen ſie im geringſten nichtsthun,943. Cap. Von denthun, und muß alſo ihr Geruch und Geſchmack denenſelben gar ſehr zuwider ſeyn.

§. 4.

Vom Saff - lor.

Der Safflor oder wilde Saffran, Car - thamus officinarum flore croceo, Tournef. Carthamus ſive Cnicus, I. B. Cnicus ſativus ſive Carthamum officinarum, I. B. Cnicus vul - garis, Cluſ. Hiſt. wird hier zu Lande, abſon - derlich in den Erfurtiſchen Feldern und Gebiete in einer groſſen Menge gebauet, und viele hun - dert Centner von hier abgefuͤhret und verhandelt. Es ſol auch nach Ausſage der Kauf-Leute der hie - ſige Safflor viel beſſer zum Faͤrben dienlich ſeyn, als der Straßburger. Es iſt dieſes Diſtel-Ge - waͤchſe, welches in einem Jahre geſaͤet wird, und gegen den Herbſt wieder vergehet, mit einem mit - telmaͤſigen Lande, worinne ſich nemlich noch eini - ge Beſſerung befindet, zufrieden; jedoch kan es auch auf das allerfetteſte Land geſaͤet werden, und es geſchiehet hier mit der Duͤngung der Sache niemalen zu viel, denn jemehr der Acker Duͤng - und Beſſerung in ſich hat, je ſchoͤner werden die Blumen und die Farbe dererſelben.

Den Acker muß man vorhero mit 3 oder 4 Pferden vor Winters pfluͤgen, oder welches noch beſſer iſt, graben laſſen. Alsdann werden um den halben April auf einen hieſigen Acker eine, auch wohl zwey bis drey und mehr Metzen Erfurter Safflor-Kern, nach dem ſie gut oder gering ſind, geſaͤet, und muß ſich ein jeder ſelbſten hierinnen nach der Guͤte der Kern richten und unterſuchen,ob95Specerey Fruͤchtenob ſie viel Mark, wenn man ſie von einander ſchnei - det, in ſich haben, welches die beſte Probe iſt, die Kern ſehen ſchloßweiß und glaͤnzend aus, und ihre Huͤlſen ſind hart.

Solte man aber vor dem Winter mit dem Umackern oder Graben des Landes nicht fertig werden koͤnnen, ſo kan ſolches auch im Fruͤhjahre geſchehen.

Die Kern werden oben aufgeſaͤet, und mit Kaͤrſten untergezogen. Auf dem im Fruͤhjahre friſch gegrabenem Lande muͤſſen ſie eingefuͤſſelt und mit Rechen oder mit der kleinen Ege fein gleich untergezogen werden.

Wenn ſie aufgegangen und in etwas erwach - ſen, ſo muͤſſen ſie mit Jaͤte-Hauen vom Unkraut gereiniget werden, wobey auch meine im 3. Theile beſchriebene Maſchine treflich zu gebrauchen iſt. Dieſe Reinigung muß, wenn vieles Unkraut wie - derum hervorwaͤchſt, wohl drey-bis viermal ge - ſchehen. Stehen die Stauden noch zu dicke, ſo muͤſſen ſie mit dem Jaͤte-Haͤcklein nachgehends durchgeſchnitten werden, daß ſie fein ordentlich 10 bis 12 Zol weit von einander kommen.

Sie treiben ihre Stengel 3 Schuh hoch, und zelken ſich in 10 bis 12 Samen-Koͤpfe, wel - che alle ihre Blumen hervor bringen; doch wird der mitlere Kopf allezeit einige Tage eher reif, nach welchem man daher auch fleißig ſehen muß.

Die Blumen, welche aufaͤnglich gelbe auf - gehen, werden nicht eher abgenommen, bis ſie ei - nige Regen bekommen, und rechr braunroth ge -wor -963. Cap. Von denworden ſind, alsdann iſt es Zeit dieſelben abzu - nehmen. Das Abnehmen geſchiehet mit einem ſtumpfen Meſſer, mit welchem man die Blumen gar artig auf heben und abzopfen kan. Dieſe thun die Safflor-Abnehmer in einen vor ſich angebun - denen Hand-Korb oder Topf, und ſchuͤtten ſie in der Mittags-Stunde zuſammen in einen Sack.

Hierbey iſt aber wohl zu merken, daß wenn bey dem Abnehmen der Blumen alzuwarmes Wetter einfaͤlt, ſo kan ſolches zwar von Fruͤh - morgens bis Mittag vorgenommen werden; Nachmittags aber muß man es unterlaſſen, denn ſonſt werden die Blumen wegen der Duͤrrung zerrieben und gleichſam wie Schnupftoback zer - kruͤmpelt. Der Safflor bekomt auch kein gutes Anſehen, und ſpringet vieles hinweg. Solte der Safflor Fruͤhmorgens in einem ſtarken Thau-Wet - ter ſeyn abgenommen worden und naß ſeyn, ſo muß man ſolchen auf einen luftigen Boden von einander breiten, damit er recht trocken werden kan, ſonſten wird er ſchimlich und ſchwarz, daß ihn hernach niemand kaufet. Gewiſſer und ſicherer iſt es, wenn die Safflor-Blumen in ſtarken Thau Fruͤhmorgens abgenommen werden, daß ſie alſo - bald auf dem Felde auf ein Tuch duͤnne ausgebrei - tet werden, damit ſie in der Sonne abtrockenen.

Meines Orts halte viel von Erziehung des Safflors; denn ſolte ja ſolcher nicht allemal eine ſchoͤne Farbe bekommen, wie es denn wegen Aus - bleibung der Regen manche Jahre zu geſchehen pfleget, daß man folglich denſelben nicht mit ſon -der -97Specerey-Fruͤchten. derlichen Profit verkaufen koͤnte, ſo wird dennoch wohl ſchwerlich eine Einbuſe dabey ſeyn, und we - nigſtens das Stroh zum Profit uͤbrig bleiben, welches zum Einheitzen ſo gut zu gebrauchen, als das taͤnnene Holz, denn es haͤlt Feuer und Koh - len bis fruͤh Morgens, abſonderlich, wenn die Kern in dem Stroh gut und oͤhlicht ſind. Bey uns in Erfurt thut es bey jetzigem Holzmangel trefliche Dienſte. Doch iſt hierbey noch zu erin - nern, daß man das Geſinde, wenn damit einge - heitzet wird, nicht davon gehen, auch nicht ſo viel Stroh auf einmal in den Ofen ſtecken laſſe, ſon - ſten wil es anfaͤnglich nicht fortbrennen, und her - nach faͤhret die Glut auf einmal zum Ofen her - aus, ſonderlich, wenn es auf dem Acker nicht recht trocken und duͤrre geworden.

Einige pflegen auch den Safflor, wenn er keine Farbe bekomt, mit Rinder-Blut zu beſpren - gen und zu faͤrben, welches aber nicht allein ein groſſer Betrug und ſuͤndlich iſt; ſondern auch den Safflor zum Faͤrben undienlicher machet.

Jngleichen pflegen auch einige ſolchen bey warmen und hellen Sommer-Tagen auf Breter zu legen und mit einem Gies-Kruge zum oͤftern zu begieſſen, da er als dann wohl ſchoͤner und brau - ner wird, allein, man wiege ſolchen vorhero, und wenn er recht abgetrocknet iſt, wiege man ihn wie - der, ſo wird man finden, daß er leichter worden. Denn da eine gelbe Farbe von demſelben herunter laͤuft; ſo kan es nicht anders ſeyn, als daß er an ſeinem Gewichte, wie auch an der Kraft abneh -4. Theil. Gmen983. Cap. Von denmen muß. Dahero dieſe Muͤhe vergeblich iſt, und mehr Schaden als Nutzen bringet. Es iſt alſo beſſer, man laͤſſet ſolchen, wie er gewach - ſen iſt.

Jſt nun gegen den Herbſt das Stroh abge - raufet, und nachdem es recht abgetrocknet, nach Hauſe gebracht worden, ſo muß der Acker alſo - bald von einander gepfluͤget werden, da man denn hernach denſelben noch mit Rocken beſtellen kan. Oder wenn dieſes Land vor den Winter gegraben worden, kan man auch Moͤhren, Paſtinacken, rothe Ruͤben, auch wohl noch einmal Safflor dar - auf beſtellen. Dreymal aber nach einander auf einen Acker Safflor zu bringen, iſt nicht zu rathen, denn im dritten Jahr geſchiehet es gemeiniglich, wenn er auf bluͤhen ſol, daß deſſen Stengel duͤrre werden, und hernachmalen umfallen, die Kern gehen 4 bis 5 Jahr auf, und bringen gemeiniglich ihre Blumen im Julius und Auguſtus.

Einige glauben, daß durch das Ausziehen oder Abnehmen der Blumen die Kern verderben, welches ich aber von ſo vielen Jahren bis hieher ganz anders befunden habe. Denn wenn die Blumen zur Farbe reif und zeitig, ſo ſind ſie ohne - dem wie todt, und koͤnnen keine Nahrung mehr an ſich nehmen, folglich kan durch das Abnehmen derſelben denen Kern kein Schade zugefuͤget wer - den, es waͤre denn, wenn man ihre unzeitigen gel - ben Blumen, ehe ſie ihre rechte Farbe erlanget, ausziehen wolte.

Ge -99Specerey-Fruͤchten.

Gemeiniglich, wenn die Haſel-Nuͤſſe gera - then, ſo gerathen dieſe Kern auch. Wenn ſie ihre harten Schalen und ihren Mark oder inwen - digen Kern erlanget haben, und einige Wochen ein anhaltender Regen ſich ereignet, ſo habe ich geſehen, daß ſie in den Koͤpfen gekeimet und ei - nen halben Zol in die Hoͤhe gewachſen ſind, doch dieſes geſchiehet in wenig Jahren.

Hierbey iſt noch zu merken, daß einige un - ter den Safflor-Stoͤcken ſtachlicht ſind, welche die Leute bey uns Moͤnche nennen; die andern aber, welche keine Stacheln haben, werden Non - nen genennet. Dieſe letztern ſind die beſten, weil ſie groͤſſere Blumen als jene geben. Wenn man nun die ſtachelichten Stauden gerne loß ſeyn wil, ſo muß man das Stroh vorhero fein ordent - lich durchgehen, und dieſelben alle heraus leſen. Dieſes Ausziehen der ſtachlichten Stauden muß zum wenigſten alle zwey bis drey Jahr geſchehen, ſonſten erhaͤlt man zuletzt lauter ſtachelichte, indem die glatten nach und nach aus der Art ſchlagen und Stachelu bekommen.

Die ausgedroſchenen Kern muͤſſen auf einen luftigen Boden gebracht und duͤnne geſchuͤttet werden. Wenn ſie eine zeitlang gelegen, kan man ſie hernachmalen in Faͤſſer thun. Hierbey erin - nere noch, daß die Kern ja nicht an einem raͤu - cherichten Orte aufbehalten werden, denn durch den Rauch werden ſie zum Aufgehen untuͤchtig gemachet.

G 2Sonſt1003. Cap. Von den

Sonſten geben auch die Safflor-Kern ein gu - tes Futter fuͤr das Feder-Vieh, und koͤnnen demſel - ben unter die andere Fuͤtterung mit untergemenget werden. Wenn ſolche in der Oehl-Muͤhle geſchla - gen werden, geben ſie ein gutes Brenn-Oehl, und thun eine ziemliche Beyhuͤlfe, wenn der Sommer - und Winter-Ruͤbſamen umſchlaͤgt, wie dann zu ſol - cher Zeit viele Malter in die Oehl-Muͤhlen gebracht werden. Wenn aber noch Winter - und Som - mer-Ruͤbſamen vorraͤthig iſt, ſo ſind die Oel-Muͤl - ler nicht leicht daran zu bringen, die Safflor-Kern zu ſchlagen, indem die aͤuſerlichen Huͤlſen derſelben ſehr hart ſind, daß folglich im Schlagen oder Auspreſſen die Tuͤcher davon leicht entzwey ge - hen, ſonderlich wenn ſie ſchon eine zeitlang ge - braucht worden und zu alt ſind.

Das Safflor-Stroh iſt auch zur Winter - Zeit ein vortreflich Futter vor die Schafe und Zie - gen, welche die Koͤpfe und Blaͤtter ſo reine abfreſ - ſen, daß nichts als die Stengel uͤbrig bleiben, wel - che hernach doch noch zum Einheitzen dienlich ſind.

§. 6.

Vom Co - riander.

Der Coriander, Schwindel-Koͤrner, Coriandrum majus, C. B. P. Coriandrum Lo - bel. icon, I. B. iſt ſowol als der Safflor und Anis ein Sommer-Gewaͤchs, welches im Fruͤhjahre muß geſaͤet werden und im Herbſt wiederum ver - gehet. Seine weiſſe Bluͤmchen bringet er im Junius. Er komt in der Zubereitung des Lan - des und in der Erziehung und Pflegung in allen Stuͤcken mit dem Anis uͤberein, und kan hiervonoben101Specerey-Fruͤchten. oben Nachricht geholet werden. So gut, die - ſer Same, wenn er duͤrre geworden, riechet, ſo uͤbel iſt der Geruch des Kraͤuterichs; ſo bald als er aber trocken geworden, ſo vergehet ſolcher. Es findet ſich auch dieſer Same unterweilen un - ter dem Aniſe mit ein, daher, wenn ſowol dieſer als der Coriander reif wird, ſo muß man jeden alleine raufen und reine machen laſſen. Die run - den Samen-Koͤrner, wenn ſie noch ganz ſind, haben allezeit zwey Kern in ſich, welche auch meh - rentheils zwey Staͤudlein an einander hervor brin - gen, und ob auch gleich die Koͤrner ſich von einan - der geſpaltet haben, ſo hindert es ihm im Auf - gehen nichts. Es fuͤhret auch der Wind die Koͤr - ner gar leicht hinweg, daß er ſich hernachmalen unter andern Fruͤchten mit einſindet.

§. 6.

Der Schwarz-Kuͤmmel mit einfachenVom Schwarz - Kuͤmmel. Blumen, Nigella Cretica, latifolia, odorata Parkinſon. Nigella alba, ſimplici flore Proſp. Albin. in Exot. wie auch der, welcher groſſe Sa - men-Capſeln traͤget, mit gefuͤlten und einfachen Blumen, Nigella flore majore, pleno cœruleo Cluſ. Hiſtor. ut et eadem flore ſimplici, wer - den bey uns unterweilen Ackerweiſe beſtellet, und der Samen Metzen - und Centnerweiſe verkauft. Dieſes Beſtellen nehmen die Leute aber nur zu der Zeit vor, wenn der Same etwas angenehm wird, wenn er aber nicht viel gelten wil, ſo un - terlaſſen ſie dergleichen Erziehung, indem wenig Profit heraus komt, und die Aecker beſſer als mitG 3die -1023. Cap. Von denſen Geſaͤmig koͤnnen genutzet werden. Ob nun gleich beyde Sorten hier gebauet werden, ſo hat doch die erſtere und kleinere allezeit den Vorzug vor der anderen, weil ſie mehr Samen giebt, Obgleich die groſſe Sorte noch einmal ſo groſſe und dicke Samen-Koͤpfe hervor bringet und ein trefliches Anſehen hat, auch faſt noch einmal zu hoch zu wachſen pfleget, ſo giebt ſie doch nicht ſo vielen Samen, die Koͤrner ſind auch nicht ſo groß, haben auch keinen ſolchen ſtarken Geruch, als von der erſten Sorte.

Es verlanget der Schwarz-Kuͤmmel einen mittelmaͤßigen Grund und Boden, welcher vor dem Winter muß geackert und alſo bald mit der Ege beſtrichen werden, damit er fein gleich und eben wird.

Der Same wird nach den verfloſſenen Win - ter-Monaten im April oben aufgeſaͤet, untergezo - gen und das Land mit der kleinen Garten-Ege gleich uͤberfahren, wie viel man aber auf einen Acker Samen zur Ausſaat nehmen ſol, iſt p. 123 im erſten Theile zu erſehen. Wird aber der Acker hierzu im Fruͤhjahre zubereitet, ſo muß der Same, wie ſchon vielmal bey andern Fruͤchten erinnert worden, eingefuͤſſelt werden.

Jſt derſelbe aufgegangen, ſo muß er fein vom Unkraut gereiniget, und ſo nach Verflieſſung eines Monats ſich dergleichen wiederum einſtel - let, noch einmal gejaͤtet werden. Er bluͤhet gemei - niglich im Julius und Junius. Wenn er ſeine Reifung erlanget, welches daran zu erkennen,wenn103Specerey-Fruͤchten. wenn ſich die Samen-Capſeln aufthun wollen, und man die ſchwarzen Koͤrner einigermaſſen dar - innen ſiehet, alsdenn laͤſſet man die Stengel ſamt den Knoͤpfen ausraufen, oder nahe an der Erden abſchneiden, auf Tuͤcher legen, und ſofort auf ei - nen luftigen Boden bringen, bis er recht duͤrre ge - worden und man ſolches ausdreſchen kan.

Den Pferden und dem Rind-Vieh ſol ſo - wol dieſer Same, als auch die Siebenzeiten (Fœnum græcum) zur Erhaltung ihrer Geſund - heit ungemeine Dienſte thun.

§. 7.

Hieher gehoͤren auch die Siebenzeiten,Von Sie - benzeiten. Bocks-Horn, Ziegen-Horn, Fœnum græcum ſativum, C. B. P. Fœnum græcuw, I. B. Die Beſtellung lauft mit dem vorigen beſchriebenen Schwarz-Kuͤmmel auf eines hinaus. Dieſe werden bey uns gleichfals um des Samens willen gebauet, welcher Centnerweiſe von hier abgefuͤh - ret und verkauft wird.

Er hat einen ſehr ſtarken und penetranten Geruch, und die Koͤrner ſind etwas eckigt und eingebogen, und ſehen gelbe aus. Das Kraͤute - rich ſiehet faſt dem Klee aͤhnlich, jedoch laͤnglich und etwas zerkerbt. Wenn ihre kleinen weiſſen Bluͤmlein abgefallen und verbluͤhet, ſo wachſen lange krumme und zugeſpitzte Huͤlſen hervor, in welchen ſich der Same befindet, und die einem Horn nicht ungleich ſehen, um deßwillen dieſes Gewaͤchſe auch Bocks-Horn genennet wird.

G 4De -1043. Cap. Von den

Dieſer Samen verlanget eben ein ſolches Land und Begattung, wie der im vorhergehenden §. beſchriebene Schwarz-Kuͤmmel, und iſt in allen Stuͤcken auf gleiche Weiſe damit zu verfah - ren.

Wenn der Samen gegen den Herbſt anfaͤngt gelbe zu werden, ſo muß man oͤfters darnach ſe - hen, daß die Stauden bey Zeiten abgeſchnitten oder ausgeraufet werden. Alsdenn muß man ſie auf einen luftigen Boden, und zwar an einen ſol - chen Ort, wo weder Korn-Fruͤchte noch Malz be - findlich iſt, bringen laſſen, denn wenn nur einige Koͤrner, welche zwiſchen die Klunzen derer Breter gefallen, im zweyten oder dritten Jahr darunter kommen ſolten, ſo wird ſowol das Brod als auch das Bier darnach ſchmecken.

Wer das Abraufen oder Abſchneiden dieſes Samens, bis derſelbe alle reif und gelbe gewor - den, verſparen wil, der kan gar leicht um die mehreſten Koͤrner kommen. Denn wenn ſie be - regnet werden, ſo laufen die mehreſten aus denen Samen-Capſeln heraus. Wenn ſie alſo nicht zu gleicher Zeit reif werden wollen, und hin und wieder reife Stauden ſich befinden, ſo muß man ſolche hinweg nehmen, bis die uͤbrigen auch vol - lends zur Reifung gelanget ſind.

Wenn das Stroh ſamt ihren Samen recht duͤrre geworden, ſo werden ſie gedroſchen und in das Reine gebracht, hierbey aber iſt wohl zu mer - ken, daß der Schein-Tenne recht ſorgfaͤltig wie - der gekehret und gereiniget werden muß, damitkeine105Specerey-Fruͤchten. keine Koͤrner zuruͤck bleiben, und unter andere Korn-Fruͤchte kommen.

Den ausgedroſchenen Samen darf man auch nicht dicke auf einander ſchuͤtten, ſonſt erwaͤr - met er ſich und wird hiervon ſchwarz und unſchein - bar. Es wird derſelbe eben ſowol als der Schwarz-Kuͤmmel zur Arzeney vor die Pferde und Rind-Vieh gebrauchet.

§. 8.

Es giebt zweyerley Hirſen, als gelber,Vom Hir - ſen. Milium ſemine luteo & albo, C. B. und ſchwarzer oder rother, Milium ſemine nigro, C. B. Milium nigrum, Tab.; der gelbe aber iſt am beſten zu gebrauchen. Die Acker-Leute theilen ſolchen in den kolbichten und zotigten ein, und machen einen Unterſcheid darzwiſchen; allein es iſt an den Koͤrnern, wenn er in der Stampf - Muͤhle genauet worden, kein verſchiedenes Anſe - hen zu finden, und der Geſchmack iſt auch einer - ley. Der ſchwarze hat eben die Zubereitung noͤ - thig, wie der gelbe.

Beyde Arten werden in die Stampf-Muͤh - le gebracht und genauet oder geſtampfet, damit die Huͤlſen und Kleyen herunter gehen, welche vor die Schweine unter das Futter zu mengen nicht undienlich ſind.

Dieſes Gewaͤchs erfordert einen ſolchen Grund und Boden, welcher zwar nicht zu fett, doch aber einige Beſſerung in ſich hat. Der Acker muß hierzu im Anfange des Mayes mit zwey oder drey Pferden wohl gepfluͤget und mit der groſſenG 5Ege1063. Cap. Von denEge beſtrichen werden. Hierauf ſaͤet man alſo - bald 7 bis 8 Noͤſel oder 5tehalb Pfund Samen auf einem hieſigen Acker, und laͤſſet ſolchen mit der groſſen Ege unterziehen und einſtreichen. Hiebey iſt aber wohl zu merken, daß ſowol das Beſaͤen als das Beſtreichen, ſobald als der Acker gepfluͤget worden, geſchehen muͤſſe, damit die Sonne und Luft die in der Erde befindliche Feuch - tigkeit nicht heraus ziehe, wovon das Erdreich rauh, ſchrollicht und hart gemachet, und der Sa - me an dem Aufgehen gehindert wird.

Wer aber hierzu den Acker vor Winters mit drey Pferden wil ackern laſſen, der thut viel beſ - ſer, weil das Erdreich den Winter hindurch die beſte Feuchtigkeit uͤberkomt. Der Same muß ebenfals in oben beſagter Zeit geſaͤet, mit Kaͤrſten untergezogen, und das Land mit der kleinen Gar - ten-Ege beſtrichen werden.

Wenn nun nach einigen Wochen der Sa - me aufgegangen, ſo muß er mit dem Jaͤte-Haͤck - lein vom Unkraute gereiniget werden, welches den Sommer uͤber zweymal geſchehen ſol. Waͤchſet der Hirſen zu dicke hervor, ſo muß man die uͤberfluͤßi - gen Staͤudlein durchſchneiden, und die Haͤlmlein mit nehmen, damit die Stauden, welche ſtehen bleiben ſollen, 6 bis 7 Zol Luft und Raum be - kommen, indem ſie hierdurch ſchoͤner und ſtaͤrker werden, auch mehrere und groͤſſere Kolben be - kommen. Wenn man mit dem Jaͤte-Haͤcklein nicht hindurch kommen kan, ſo muͤſſen die zu di - cke ſtehenden Stauden verzogen werden. DieſeAr -107Specerey Fruͤchten. Arbeit ſol und muß hierbey geſchehen, ſonſt wuͤr - den die uͤberfluͤßigen Stauden wie auch das Un - kraut das Wachsthum gar ſehre verhindern, daß er keine ſchoͤne Kolben bringen wuͤrde.

Es iſt auch zu wiſſen, daß der Hirſe niema - len zu gleicher Zeit reif wird, ſondern der mittlere Kolben wird allezeit eher zeitig, welcher daher zu - erſt in ein Tuch oder Schuͤrze muß geſamlet und abgeſchnitten werden, ſonſt wuͤrde dieſer, ehe die andern zeitig werden, ausfallen, oder die Voͤ - gel, welche ihn gerne angehen, wuͤrden ihn auf - freſſen.

Wenn die uͤbrigen Kolben auch zu ihrer Zei - tigung gelanget ſind, wird das Stroh wie ander Getraide abgeſchnitten, in Bindel gebunden und auf einen Wagen geleget, auf welchen zuvor ein groſſes Tuch gebreitet worden, damit die heraus - gefallenen Koͤrner nicht umkommen. Die Bin - del leget man hernach 3 bis 4 Tage auf einen Scheun-Tennen, nachdem es die Witterung giebt, daß ſie ſich auf einander erwaͤrmen, alsdenn ge - hen die Koͤrner bey dem Ausdreſchen ganz willig heraus, ja die mehreſten fallen von ſich ſelbſten herunter, und das Stroh kan hernach dem Viehe untergeſtreuet werden.

§. 9.

Die Canarien-Saat, Gramen ſpicatum,Canarien - Krant. ſemine miliaceo albo, Tournef. Phalaris ma - jor ſemine albo, C. B. P. Phalaris, I. B. & Dod. iſt aus den Canariſchen Jnſeln zu uns gebracht worden, und wird auch daher alſo benahmet.

Es1083. Cap. Von den

Es erfordert der Same deſſelben ein Erd - reich, worauf man pfleget Gerſte und andere Sommer-Fruͤchte zu beſtellen; jedoch muß das Land eben ſo zubereitet, beſaͤet und mit der Ege beſtrichen werden, wie bey den Hirſen iſt ange - geben worden; uur iſt noch zu merken, daß der Same nicht doͤrfe dicker geſaͤet werden, als daß die Koͤrner ohngefehr 3 Zol von einander zu lie - gen koͤmmen.

Es wird dieſe Saat nur einmal gejaͤtet, wobey man es laͤſſet bewenden, bis zur Ernden - Zeit.

Wenn die Koͤrner und das Stroh gelbe werden, ſo iſt es Zeit, ſolche abzuſchneiden. Es wird im uͤbrigen wie mit dem Hirſen verfahren, daß die Bindel zuſammen auf einen Haufen ge - leget werden, damit ſie ſich erwaͤrmen, und her - nach deſto beſſer ausgedroſchen werden koͤnnen.

Es dienet dieſer Same zu weiter nichts, als daß die Canarien-Voͤgel damit gefuͤttert werden, und die Kauf-Leute daher ihren Handel damit treiben.

§. 10.

Vom Fen - chel.

Mit dem gemeinen deutſchen Foͤnchel oder Fenchel, Fœniculum vulgare germani - cum, C. B. P. Fœniculum officinarum wird auch ein ſtarkes negotium getrieben, und bringen die Leute ſolchen Centnerweiſe aus Churſachſen zu uns nach Erfurt.

Sie zeugen ihn auf freyem Felde, wie ſie aber mit dieſer Beſtellung eigentlich verfahren,davon109Specerey-Fruͤchten. habe keine Nachricht erhalten koͤnnen. Doch wil ich nach meiner Erfahrung ſolches alhier be - ſchreiben.

Erſtlich wird dieſer Same im April auf ein gutes Garten-Beet geſaͤet, und wenn er erwach - ſen, laͤſt man ihn, wenn es den Tag vorher gereg - net, auf ein wohl gegrabenes Land, welches noch Beſſerung in ſich hat, einen Schuh weit in die Laͤn - ge, und anderthalb Schuh weit in die Quere von einander ſtecken. Man laͤſſet die Stoͤcke den Win - ter uͤber im Lande alſo ſtehen, indem ſie nicht leicht als nur in trockenen Froͤſten zu Grunde gehen. Um deßwillen pflegen auch einige eine Anzahl Stoͤ - cke mit ihren Wurzeln auszuheben, und im Kel - ler oder in Gruben zu verwahren, damit ſie die Reihen auf das zukuͤnftige Fruͤhjahr, wo die Stoͤ - cke ausgegangen ſind, mit friſchen ausbeſſern koͤnnen. Wil man ſie aber aus Furcht vor den Froͤſten alle in den Gruben oder Kellern auf behal - ten, ſo iſt es deſto ſicherer.

Auf das Fruͤhjah[r]bringet man ſie reihen - weiſe, wie ſchon geſagt, auf ein wohl zubereitetes Land, ſo daß man darzwiſchen hingehen, und wenn ſie in ihre Stengel treiben wollen, das Unkraut mit einer breiten Hacke hinweg ſchaffen kan. Man - che Leute pflegen auch die Stoͤcke mit Erde anzu - haͤufeln, wornach ihre Stengel beſſer in die Hoͤhe wachſen ſollen.

Wenn nun im Auguſt oder September der Same anfaͤngt reif zu werden, ſo gehet man zwi - ſchen den Reihen gemaͤchlich hindurch, damit mandie1103. Cap. Von dendie Stengel nicht zerbricht, ſchneidet die mittleren und die reifeſten Sterne ab, und laͤſſet ſie auf ei - nem luftigen Boden oder auch auf ausgebreite - ten Tuͤchern in der Sonne wohl duͤrre werden.

So lange als an den Stengeln noch Sa - men-Sterne zu finden ſind, ſo muß man oft dar - nach ſehen und jedesmal die reifſten abſchneiden, denn wenn ſie einen oder zwey Tage zu lange ſtehen bleiben, ſo faͤlt der Same gerne aus. Jm er - ſten Jahre bringen die Stoͤcke nicht ſo viel Sa - men als im andern, da allezeit mehr Nutzen da - von zu hoffen iſt, weil ihre Stoͤcke ſtaͤmmigter und groͤſſer werden.

Hierbey iſt noch zu merken, daß der Fenchel niemals drey Jahr hinter einander auf einem Lande gut thue, ſondern man muß hierzu ein friſches graben und zubereiten laſſen. Wenn dieſer Same gut thut und wohl geraͤth, ſo iſt es gewis, daß er ein reichliches Jntereſſe von dem Acker abwirft.

§. 11.

Von We - ber-Carden.

Die Weber-Carden, Cardaͤtſchen, Dip - ſacus ſativus. C. B. P. Carduus fullonum ſive Dipſacus ſativus, Lob. Labrum veneris, Matth. werden von den Strumpf-Bereitern, Tuch - und Hut-Machern, und noch andern Zuͤnften ſehr ſtark gebrauchet, und ſind ihnen zu ihrem Handwerk hoͤchſt noͤthig, indem ſie damit ihre verfertigte Wollen-Waaren zuzubereiten und auszuputzen pflegen.

Die111Specerey-Fruͤchten.

Die wilden, welche man auf dem Felde und Raͤndern hin und wieder antrift, ſind nicht zu ge - brauchen, indem ihre Stacheln und Dornen gleich aus und in die Hoͤhe ſtehen. Hingegen ſind die Stacheln an denen, welche ordentlich gebauet wer - den, haͤkelicht und unterwaͤrts gerichtet. Dieſe bluͤhen weiß, hingegen die wilden roͤthlicht.

Zur Ausſaat wird der Same von den mitt - lern Stengel oder Cartaͤtſche erwehlet, und im Fruͤhjahre im April in eine vor den Winter wohl gegrabene und geduͤngte Erde geſaͤet.

Wenn ſie aufgegangen, muß das Jaͤten fleiſ - ſig beſorget werden. Man laͤſſet die Pflanzen auf ihrem Beete ſtehen bis Bartholomaͤi, ſodann werden ſie ausgehoben, und auf ein wohlgegrabe - nes und nicht alzufettes Land anderthalb Schuh weit von einander in das Quadrat gepflanzet und begoſſen.

Wenn ſie nun eingewurzelt ſind und auf das folgende Fruͤhjahr anfangen zu wachſen und in ihre Stengel zu treiben, muͤſſen ſie gleichfals vom Unkraute reinlich gehalten werden.

Das erſte Jahr tragen ſie nicht leicht ihre Buͤrſten, oder ſo ſie ja welche bringen, ſo taugen ſie nichts, aber im andern Jahre bringen ſie de - ren genugſam hervor.

Sie bleiben den Winter uͤber im Lande, und verlangen keiner ferneren Wartung, als daß man, wie gemeldet, kein Unkraut darzwiſchen laſſe auf - kommen.

Wenn1123. Cap. Von den

Wenn ſie einmal getragen, ſo taugen ihre Wurzeln nichts mehr, weßwegen man den Sa - men alle Jahr ausſaͤen muß, damit man immer junge und alte Pflanzen beyſammen habe, wenn man anders davon Nutzen verlangt.

Jſt es ſchoͤn und helle Wetter, ſo werden im Julius und Auguſtus nach und nach die rei - feſten Cartaͤtſchen abgeſchnitten, doch alſo, daß der Stiel einen halben Schuh lang daran gelaſſen werde, welches um deßwillen geſchiehet, daß man ſie nicht allein beſſer gebrauchen, ſondern auch, nachdem ſie vorhero wohl abgetrocknet, Bindel - weiſe zuſammenbinden und auf einen luftigen Bo - den aufhaͤngen kan. Der Same faͤlt von ſich ſelbſten aus, wenn ſie recht duͤrre geworden.

§. 12.

Vom Waͤide.

Unter die Specerey-Fruͤchte rechne ich auch billig den Weid, Waidt, Waydt, Glaſtum, ſive iſatis, vel latifolia, C. B. Pin. Iſatis ſive glaſtum ſativum, I. B. & Dod. Von dieſem Faͤrbe-Kraute aber eine ausfuͤhrliche Beſchrei - bung zu geben, wie nemlich daſſelbe auf die Waidt - Muͤhle gebracht und Ballen daraus verfertiget, wie dieſelben getrocknet, verkauft, auf den Waidt - Boͤden erwaͤrmet und zurechte gemacht werden, und dergleichen halte ich vor uͤberfluͤßig und un - noͤthig, indem Herr D. Daniel Gottfried Schre - ber in ſeiner ſchoͤnen Beſchreibung des Waidt - baues, welches zu Halle 1752 in groß Quart ge - druckt worden, ſolches alles gruͤndlich beſchrieben hat, und wer hiervon weitere Nachricht verlanget,der113Specerey-Fruͤchten. der kan ſolche in jetztgedachtem Werke finden. Mein Vorhaben gehet vielmehr nur dahin, die Beſtellung und Erziehung dieſes Krautes, wie ich ſolches erfahren und eingeſehen habe, zu zeigen.

Herr D. Schreber hat p. 3. in der erſten Anmerkung angefuͤhret, als wenn ich in den Leip - ziger Sammlungen im 5ten Bande p. 854. von dem Waide gemeldet haͤtte, daß ſolcher zu Er - furt in ungemeiner Menge gebauet wuͤrde, wel - ches er aber der Wahrheit nicht gemaͤs befunden. Jch antworte hierauf, daß mir dieſes niemahlen in Sinn gekommen, und ich wuͤrde auch wider alle Wahrheit gehandelt haben, wenn ich derglei - chen an den Herrn Hofrath Zincken geſchrieben haͤtte. Der Herr Doctor hat recht, und es iſt gewiß, daß keine einzige Waidt-Pflanze in unſern Feldern, wohl aber, daß ſolcher in einigen Erfurtiſ. und Gothaiſchen Doͤrfern 2 bis 3 Stunden weit von hier in groſſer Menge gebauet wird. Jch habe alſo an demjenigen, was Herr H. Zincke in der an - gefuͤhrten Stelle von dem Waidt-Bau in unſern Erfurtiſchen Feldern mit einflieſſen laſſen, keinen Theil. Es wird auch einem jedweden bey ganz geringer Aufmerkſamkeit in die Augen fallen, daß die ganze Stelle bis an mein Samen-Verzeichnis mir nicht das mindeſte angehe, ſondern aus der Feder des Hrn. Hofr. Zinckens gefloſſen, welches augenſcheinlich daran abzunehmen, wenn er alſo ſchreibet: Bey nur gemeldetem Hrn. Reicharden ſind allein folgende Arten von Samen in dieſem Jahre anzutreffen. Da man denn bey Durchle -4. Theil. Hſung1143. Cap. Von denſung des beygefuͤgten Verzeichniſſes finden wird, daß des Waidt-Samens mit keinem Worte ge - dacht worden, welches doch, wenn wir dieſen Sa - men hier zeugeten, gewiß wuͤrde geſchehen ſeyn, indem ſolcher von den Fremden, welche dieſes Kraut anbauen wollen, zuweilen geſuchet wird. Wie ich denn vor kurzem dem koͤniglichen Hof - Planteur zu Berlin, Herr E. W. Sello, eine Quantitaͤt deſſelben habe verſchaffen und ſenden muͤſſen. Es wird alſo der Herr D. Schreber hierdurch erſuchet, wenn ſein Werk wieder ſolte aufgeleget werden, dieſe Stelle zu aͤndern, damit man mich nicht fuͤr einen Mann, welcher mit Prahlerey und Unwahrheiten umgehe, anſehen moͤge. So viel kan ich aber dem Herrn Doctor verſichern, daß ich nichts beſchrieben, was ich nicht ſelbſt auf meinen Aeckern und in mei - nen Gaͤrten durch meine Leute unter meiner Auf - ſicht erzogen, und damit ich nicht gewiſſe und nutzbare Verſuche von vielen Jahren her angeſtelt. Und was wuͤrde mir es auch helfen, wenn ich wider alle Erfahrung etwas angeben wolte. Wuͤrde ich nicht vielmehr durch dergleichen Un - wahrheiten allen Glauben verliehren und mir Schimpf und Verachtung zuziehen.

Die Bauer-Leute erwehlen mehrentheils ei - nen Acker zum Waidte, welcher auf das kuͤnftige Jahr Brache liegen ſolte, um dadurch mehr Nu - tzen von demſelben zu erhalten, indem er abermal beſtelt wird, und nicht Brache liegen darf. Und wenn dieſes nicht waͤre, ſo muͤſten ſie einen ſolchenAcker115Specerey-Fruͤchten. Acker dennoch zur kuͤnftigen Winter-Saat zum wenigſten dreymal den Sommer uͤber umpfluͤgen und umwenden laſſen.

So bald, als nun der zum Waidt beſtimte Acker von den darauf geweſenen Sommer-Fruͤch - ten leer iſt, ſo duͤngen ſie ſolchen bey gelegener Zeit mit gutem verfaulten und zuſammen gemo - derten Miſte, und zwar ungleich ſtaͤrker als zu den Korn-Fruͤchten, denn je beſſer ein ſolcher Acker geduͤnget wird, je ſchoͤner waͤchſet auch der Waidt darauf. Nachdem der Miſt auf dem Acker vor - hero fein gleich ausgetheilet und zerworfen wor - den, ſo wird der Acker zur Herbſt-Zeit mit zweyen Pferden aus einander gepfluͤget, jedoch muß alle - zeit jemand hinter dem Ackermanne hergehen, und die Duͤngung mit einem Harken in die Furche ziehen, damit ſie fein bedecket wird.

Den Winter hindurch laſſen ſie den Acker alſo liegen, ſo bald als aber die Witterung es zulaͤſt, daß man das Land mit dem Pfluge bearbeiten und umwenden kan, ſo ſpannen ſie 3 bis 4 Pferde vor den Pflug, und ackern das Land wieder zuſam - men, da dann der im Herbſt untergepfluͤgte Miſt, mit dem untern Boden fein wieder bedecket und vermiſchet wird. Alsdenn bleibet der Acker alſo liegen bis zur Saͤezeit, da inzwiſchen gemeini - glich noch Froͤſte kommen, durch welche das ſchrol - lichte und rauhe Weſen deſſelben gemindert und das Erdreich muͤrbe gemacht wird, daß ſich der Same fein milde unter die Erde bringen laͤſt.

H 2Hin -1163. Cap. Von den

Hingegen ſind andere, welche den Acker, nachdem er im Herbſte gehoͤrig geduͤnget worden, alſobald mit 4 Pferden zuſammen zu pfluͤgen und die Duͤngung gehoͤrig hinunter zu bringen pfle - gen. Hierbey laſſen ſie es bewenden, bis es Zeit iſt, den Samen zu ſaͤen. Und von dieſer Zubereitung des Landes halte ich aus p. 128 im er - ſten Th. und p. 5. im dritten Th. angefuͤhrten Gruͤnden viel mehr als von der vorhergehenden.

Die beſte Zeit zum Saͤen iſt im halben Merz; doch iſt es zuweilen 8 Tage eher, auch 8 bis 14 Tage langſamer, nachdem es die Witte - rung leidet, vorzunehmen. Es muß ſolches bey ſtillem Wetter, wenn nemlich kein Wind gehet, geſchehen, indem der Same glat und breit iſt, und gar leicht 7 bis 8 Schritte auf des Nachbars Stuͤcke gefuͤhret werden kan.

Man pfleget mehrentheils auf einen Acker 3tehalb Pfund Samen zu nehmen; es iſt aber dennoch hierinnen kein gewiſſes Quantum zu be - ſtimmen, indem ein jeder nach der Beſchaffenheit ſeines Samens, ob er ſchwer und volkommen oder leichte und gering iſt, ſich richten muß. Sie werfen ihn auch nicht alzu uͤberfluͤßig auf den Acker, damit er ſeinen gehoͤrigen Raum bekommen moͤ - ge, wie oben bey den Paſtinacken iſt gemeldet worden.

So bald als das Ausſaͤen verrichtet iſt, ſo egen oder uͤberfahren ſie das Land mit der groſſen Pferde-Ege, und bringen den Samen dadurch unter die Erde.

Mei -117Specerey-Fruͤchten.

Meiner Einſicht nach aber koͤnte dieſer Sa - me viel beſſer in die Erde gebracht werden, wenn er gleich andern Samen mit Kaͤrſten untergezo - gen und das Land mit der kleinen Garten-Ege be - ſtrichen wuͤrde, wovon man in dem erſten Theile p. 126 und 133 nachſchlagen kan.

Es lieget dieſer Same 5 bis 6 Wochen, und eben ſo lange wie der Paſtinat-Zwiebel - und Peterſil-Same in der Erden, ehe er aufzugehen pfleget.

Wenn er aufgegangen, und mit ſeinen vier Blaͤttern hervor gewachſen iſt, ſo wird mit den kleinen Stoß-Eiſen, welche an der Schneide 4te - halb Zol breit ſind und einen eiſern Stiehl 7 Zol lang mit einem hoͤlzernen Griffe haben, wie aus der Figur A. zu ſehen, ſowol das Unkraut als auch die uͤberfluͤßigen jungen Waidt-Stauden hinweg geſchaffet, die Stauden, welche auf dem Lande bleiben ſollen, muͤſſen 9 Zol auch wohl ei - nen Schuh weit, nachdem es ſich ſchicken wil, Raum bekommen.

Solte nach einigen Wochen wiederum zwi - ſchen den Waidt-Pflanzen Unkraut hervor wach - ſen, ſo muͤſſen ſolche abermals mit dem kleinen Stoß-Eiſen davon gereiniget werden, ſonſt wuͤr - de daſſelbe den Wurzeln und Stauden ſchaͤdlich ſeyn.

Das Abſtoſſen des Waides geſchiehet zum erſtenmal, wenn die unterſten Blaͤtter gelbe wer - den wollen, und wird auf den Knien mit dem Stoß-Eiſen verrichtet; doch iſt hierbey wohl zuH 3mer -1183. Cap. Von denmerken, daß die Kronen ganz flach, und die Ne - benkeimen der Wurzeln nicht mit hinweg geſtoſſen werden muͤſſen. Die Blaͤtter werden alsdenn in Koͤrbe geſamlet, und bey die Waidt-Muͤhle gebracht.

Hat ſich manchmal durch ſtarken Schlag - oder Platz-Regen Staub und Erde an dieſelben gehaͤnget, ſo pflegen ſie ſolche zu waſchen, und auf den darbey befindlichen Raſen auszubreiten. So bald als nun die Naͤſſe hinweg iſt, ſchaffen ſie ſolche auf die Waidt-Muͤhle.

Unterdeſſen uͤberſtoſſen ſie das Land zwiſchen den Stauden die Laͤnge hinunter, und wiederum hinauf mit einem Schurr-Eiſen, wie die Gaͤrtner in den Gaͤngen und Wegen zu thun pflegen, wenn ſie das Graß hinweg ſchaffen, bis der Acker vom Unkraute voͤllig befreyet worden. Solche Schurr-Eiſen laſſen ſie gemeiniglich von alten Senſen verfertigen, und iſt die Beſchaffenheit der - ſelben aus der Fig. B. zu erſehen. Das Unkraut laſſen ſie ein auch wohl zwey Tage abwelken, her - nach uͤberfahren ſie das Land mit der Ege, daß es fein gleich und eben wird, und das Unkraut her - unter komt. Ein ſolcher Acker ſiehet hernach aus, als wenn er kaum waͤre beſtelt worden.

Nach wenigen Wochen wachſen die Blaͤt - ter der Waidt-Stauden wiederum hervor, und wenn ſie abermal ihre Groͤſſe erlanget haben und die unterſten wieder anfangen wollen gelbe zu werden, ſo ſtoſſet man die Blaͤtter abermal ab, und verfaͤhret mit dem Schurr-Eiſen und mit derEge,119Specerey-Fruͤchten. Ege, wie albereit gemeldet worden. Giebt es eine gute Witterung, welche die Waidt-Pflanzen verlangen, ſo kan das Abſtoſſen auch wohl zum drittenmahl geſchehen.

Bleiben aber die Blaͤtter wegen Mangel des Regens oder kalter Witterung zart und klein, und haben kein rechtes Wachsthum, ſo laſſen ſie ihn den Winter uͤber alſo ſtehen, indem er keine Kaͤlte ſcheuet, und nicht leicht erfrieret. Auf das Fruͤhjahr faͤngt er zeitig an wieder zu wachſen. Wenn nun die Blaͤtter abermal zeitig worden, ſo ſtoſſen ſie ſolche ſamt den Herzen voͤllig hinweg. Dieſen letztern nennen die Bauer-Leute Kompts - Waidt, und es iſt derſelbe nicht ſo gut, als der - jenige, welcher den Sommer vorher zu zweyen - malen abgenommen worden, indem ſo viel von den Wurzeln, welche daran gelaſſen worden, un - ter die Blaͤtter kommen.

Die Erziehung des Samens iſt gar leicht. Es laſſen nemlich die Leute ſo viel Stauden auf dem Lande ſtehen, als ſie zum Samen vermeinen noͤthig zu haben, welche im Junius anfangen zu bluͤhen, und hernach platte und breite dunkele olivenfarbiche Samen-Capſeln hervor bringen. Wenn der Same recht reif iſt, wird er auf einen luftigen Boden gebracht, und nachdem er recht duͤr - re geworden, kan er gar leicht mit den Haͤnden ab - geſtraͤuft, oder mit einem Stocke abgeklopft wer - den. Alsdenn pflegen ſie ſolchen in einer Mulde auszuſchwingen, damit die leichten Koͤrner abge -H 4ſon -1203. Cap. Von denſondert werden, und man bey der Ausſaat ſich deſto beſſer darnach richten koͤnne.

Gewiſſe Bauers-Maͤnner haben mich auch verſichert, daß weder das Rind-Vieh noch die Schweine und Gaͤnſe dieſe Blaͤtter angehen noch viel weniger abfreſſen. Das Schaf-Viehe pfleg - ten ſie auch zuweilen auf die Waidt-Aecker zu trei - ben, welches das Unkraut, ſo zwiſchen den Waidt - Stoͤcken ſtuͤnde, hinweg fraͤſſe, und den Waidt ordentlicher Weiſe eben ſo wenig, als das andere Viehe angienge; doch thaͤten es die Schafe un - terweilen an wenigen Stauden, wenn ſie hung - rig waͤren gehalten worden. Ob nun gleich die - ſes die Bauer-Leute vor eine Klugheit halten wol - len, ſo kan ich doch nicht einſehen, daß dieſes nutz - bar ſey, indem die Schafe das Land feſte treten, und dennoch von dem darauf befindlichen Graſe und Unkraute nur oben die Spitzen abbeiſen, daß hernach die Wurzeln, welche darinnen bleiben, an ihren Nebenaugen wiederum ausſchlagen und her - vor wachſen. Es waͤre alſo beſſer gethan, daß ſie mit ihrem Stoß-Eiſen, oder mit dem Hand - Jaͤtehaͤcklein das Unkraut hinweg ſchaffeten.

§. 12.

Vom Win - ter-Ruͤbſa - men.

Der Winter-Ruͤbeſamen, Ruͤbſen, Ruͤ - be-Saat, Napus ſylveſtris, C. B. P. & I. B. Bunias ſylveſtris, napus flore luteo, Lobel. icon. Rapiſtrum arvenſe folio auriculato, acu - to, Tourn. wird in den Ober - und Nieder-Saͤch - ſiſchen Landen, und inſonderheit auch in unſern Erfurtiſchen Feldern in groſſer Vielheit gebauet,und121Specerey-Fruͤchten. und wenn er wohl anſchlaͤget, ſo iſt ein guter Nutze davon zu nehmen. Das Oel von dieſem Samen iſt in der Haushaltung ſehr nuͤtzlich, ſowol zum Brennen in den Lichten, als auch zum Schmelzen der Speiſen vor das Geſinde und arme Leute, wel - ches an einigen Orten ſehr gebraͤuchlich iſt. Es ſchmecket auch das Ruͤbe-Oel, wenn der Same in den Muͤhlen nicht gewaͤrmet wird, eben nicht wiedrich.

Ob nun gleich die Erziehung des Ruͤbeſa - mens faſt maͤnniglich bekannt, und wohl die meh - reſten Acker-Leute hierinne Erfahrung haben, ſo muß ich dennoch dieſelbe um der Ordnung und um einiger Unwiſſenden willen alhier mit wenigen beſchreiben.

Man duͤnget hierzu in die Brache, und das Land wird eben ſo zubereitet als das Waizen-Feld. Die beſte Beſtelzeit iſt kurz vor oder nach Mariaͤ Geburt, und zwar eher als man Waizen zu be - ſtellen pfleget. So bald das Land geahren, muß es mit der Ege beſtrichen werden, und hierauf wird alſobald der Same oben aufgeſaͤet und ſo - dann untergeeget.

Wenn er alſo aufgegangen und ſeine ſchoͤne Blaͤtter gewonnen, daß das Stuͤck davon gruͤne wird, und das hohe oder rothe Wild es ausmachet, ſo laufen ſie alle Nachte wohl 2 bis 3 Stunden darnach, und freſſen den Samen ab. Jm Fruͤh - jahre, wenn er ſeine quatte Blaͤtter bekommen, pflegen einige Leute ſolche abzublaten und Sallaͤte davon zu machen.

H 5Um1223. Cap. Von den

Um St. Johannis-Tag wird er mehren - theils reif, und er geraͤth ein Jahr immer beſſer als das andere. Wenn er reif werden wil, muß man ihn an manchen Orten huͤten laſſen, damit die Tauben und andere Voͤgel demſelben nicht ſo viel Schaden thun. Das Einernden muß nicht zu bald aber auch nicht zu langſam geſchehen. Wird er zu bald abgeſchnitten, ſo werden die Koͤr - ner klein und taub, geſchiehet es aber zu langſam, ſo faͤlt der mehreſte und ſchoͤnſte Same aus. Die beſte Zeit iſt, wenn die mehreſten Samen-Kap - ſeln gelbe werden, und die Koͤrner zur Reifung ge - langet ſind. Jn der Scheune wird er auf einen Haufen zuſammen geleget, daß er ſich einige Ta - ge auf einander erwaͤrme, damit der uͤbrige und gruͤne Same auch gut werde, beſiehe hiervon den 1ſten Theil in der Abhandlung vom Samen-Werk p. 88. und 89. Bey dem Einfuͤhren bedienet man ſich groſſer Tuͤcher auf den Waͤgen, damit die Koͤrner, welche ausfallen, nicht umkommen. Wenn der Same einige Tage auf einander lieget und ſich erhitzet, ſo werden die Koͤrner viel ſchoͤ - ner, und gehen hernach weit beſſer aus dem Stroh. Der ausgedroſchene Same muß alsdenn auf einen luftigen Boden duͤnne geſchuͤttet und alle Tage umgewendet werden, bis er recht trocken gewor - den iſt. An einigen Orten legen ſie den Samen auf dem Felde auf Haufen zuſammen, wie die Heu-Schober, vorhero aber, wo dieſe Haufen ſollen hingeleget werden, ſchaufeln ſie die lockere Erde hinweg und treten den Boden feſte zuſam -men.123Specerey-Fruͤchten. men. Wenn bequemes Wetter und keine Re - gen zu beſorgen ſind, wird auch ſogar das Dre - ſchen auf dem Felde vorgenommen.

So bald als dieſer Same vom Lande iſt, kan daſſelbe ſogleich von einander geahren, und auf den Herbſt, wenn die Beſtelzeit herbey nahet, mit Winter-Rocken wiederum beſtellet werden.

§. 14.

Der Sommer-Ruͤbſamen oder Ruͤb -Vom Som - mer-Ruͤb - ſamen. Saat, Napus ſylveſtris æſtivus, wird eben ſowol als der Winter-Ruͤbſamen um des Oels willen erzo - gen. Es verlanget derſelbe ein Land, welches noch ei - nige Beſſerung in ſich hat, und kan hierzu der Acker, worauf Winter-Rocken geſtanden, nach der Ern - den-Zeit in Herbſte tief umgepfluͤget werden. Auf das Fruͤhjahr, wenn der Acker vom Unkraute wil gruͤne werden, wird er geruhret oder wiederum umgeackert. Wenn die Beſtelzeit herbey gekom - men, welches ohngefehr der halbe Junius iſt, ſo wird der Acker nach einem vorhergehenden Regen abermal, und zwar mit kleinen Furchen, damit er fein klar und milde wird, gepfluͤget, mit der Ege beſtrichen, und alsdenn der Same darauf ge - ſaͤet und untergeeget.

Einige Acker-Leute pflegen auch einen ſolchen Acker hierzu zu erwehlen, auf welchem vorher Ger - ſte oder Hafer geſtanden, welcher alſo auf das kuͤnftige Jahr Brache liegen ſolte. Solchen duͤn - gen ſie zur Herbſt-Zeit, und bringen den Miſt vor dem Winter noch unter die Erde. Auf das Fruͤhjahr begatten ſie den Acker eben alſo, alswie1243. Cap. Von denwie vorher gemeldet worden, und dieſes nennen ſie ſoͤmmern.

So bald als dieſer Sommer-Same reif geworden und vom Felde iſt, wird der Acker um - geriſſen, und noch vor Winters mit Rocken be - ſtellet, im uͤbrigen wird in allen Stuͤcken damit verfahren, wie bey dem Winter-Ruͤbeſamen ge - ſagt worden.

Hierbey habe ich aber noch anzumerken, daß der Sommer-Same niemalen ſolche volkomme - ne und groſſe Koͤrner bekomt, um deßwillen ihn die Kauf-Leute und Oel-Muͤller auch nicht ſo theuer bezahlen, weil ſie nicht ſo viel Oel heraus bringen koͤnnen, als von dem Winter-Samen.

Daß der Sommer-Same auch mehrern Gefaͤhrlichkeiten unterworfen, als der Winter - Same, iſt auch gewis, denn wenn er etwas zu bald beſtellet wird, ſo pfleget in manchen Jahren zu geſchehen, daß die Erd-Floͤhe die jungen auf - gegangenen Pflaͤnzlein wegfreſſen, es hat aber von dieſem Ungemach ein Haus-Wirth keinen ſonderlichen Schaden, als daß er um den wenigen Samen und um die geringe Muͤhe des Unteregens komt, indem der Acker ohnedem zur Winter-Saat den Sommer uͤber einigemal muß gebrachet werden. Ferner, wenn unterweilen einige Wo - chen Regen-Wetter einfaͤlt und das Wetter dabey warm iſt, ſo ſtellen ſich in manchen Jahren ſchwarzbraune glaͤnzende Raupen an den Blaͤt - tern ein, und benagen ſolche, daß die aufſchieſſen - den Samen-Stengel nicht ſo friſch in die Hoͤhewach -125Specerey-Fruͤchten. wachſen wollen, oder es kommen auch in die Sa - men-Capſeln weiſſe Maden, welche inwendig die jungen Samen-Koͤrner, ehe ſie volkommen wer - den, nach und nach ausfreſſen, wobey ſie zugleich an den Capſeln oder an den Samen-Hoͤrnlein ei - nige Loͤcher machen, daß dieſelben einer Floͤte oder Pfeiffe mit Loͤchern aͤhnlich ſehen, weßwegen die Leute auch ſolche Maden-Pfeiffer zu nennen und zu ſagen pflegen, die Pfeiffer ſeyn in den Sommer - Samen gekommen. Wenn dieſes geſchiehet, ſo be - komt man wenige kleine und verwelkte Koͤrner, und wer dergleichen Stroh um des wenigen Sa - mens willen, ſo ſich darinnen befindet, in ein Haus oder Scheure bringet, wird finden, welches ich ſelbſten geſehen und erfahren habe, daß dieſe Maden aus den Schotten heraus kriechen, und im ganzen Hauſe ſich austheilen. Es gehet alſo meine Meinung dahin, wenn dergleichen Unge - mach ſich einſtelt, daß man das Stroh bey war - men Wetter einige Tage auf dem Felde liegen laſ - ſe, ſo werden die Maden, wo nicht alle, doch die mehreſten heraus kriechen, und ob auch gleich die kleinen verdorbenen Koͤrner aus den Loͤchern zum Theil heraus fallen ſolten, ſo wird es doch kein ſonderlicher Schade ſeyn, indem ohnediß der Sa - me wenig oder gar kein Oel von ſich giebt, und iſt es daher beſſer, etwas von ſolchen einzubuͤſſen, als daß man dieſes Geſchmeis in die Scheuern und Haͤuſer bekomt.

Einige ſind der Meinung, daß der Winter - und Sommer-Ruͤbeſamen an ſich einerley waͤre,und1263. Cap. Von denund daß ſie nur in der Saͤe - und Beſtelzeit von einander unterſchieden ſeyn. Hingegen wollen andere behaupten und verſichern, daß ſie es aus der Erfahrung haͤtten, daß zwiſchen beyden ein groſſer Unterſchied zu finden, indem der Winter - Ruͤbſamen, wenn er im Sommer geſaͤet wuͤrde, nicht in die Hoͤhe gienge, vielweniger ſeinen Sa - men braͤchte. Da ich nun zur Zeit dieſes noch nicht unterſuchet, ſo kan auch nicht eher beſtim - men, welche Meinung wahr oder falſch ſey, bis ich etwan hierinne Proben gemacht habe. Wer alſo hierinnen noch keine gewiſſe Erfahrung hat, der thut ſicherer, daß er ſolchen Samen ſuchet zu uͤberkommen, welcher im Sommer iſt erzogen worden.

§. 15.

Vom Ta - back.

Der Taback, Toback, Nicotiana major, latifolia, C. B. P. Nicotiana major ſive taba - cum majus, I. B. Hyoſciamus Peruvianus, Do - don, Pempt. wurde vor einigen 30 und noch mehr Jahren in unſern Feldern auch haͤufig erzogen und hernachmalen in Rollen geſponnen, und ha - be ich ſelbſten in meiner Jugend zur Luſt einige Stuͤcke verfertiget und geſponnen, und es iſt ge - wiß, daß unſere um Erfurt gelegene Felder ſich ungemein wohl darzu ſchicken. Nachdem aber zu ſchwere Abgaben darauf geleget wurden, ſo un - terlieſſen die hieſigen Einwohner dergleichen zu zeugen, und es wird nunmehro hier gar keiner mehr gebauet, auſſer was nur mit ſehr wenigen Stauden in den Gaͤrten zur Luſt geſchiehet.

Er127Specerey-Fruͤchten.

Er erfordert ein Land, welches ſehr fett und feuchte iſt, auch wohl gegraben und uͤberfluͤßig geduͤnget worden, und zehret den Acker ſo ſehr aus, daß er faſt zu den Korn-Fruͤchten untaug - lich wird.

Der Acker, wo man ſolchen zeugen wil, muß auch in der Gedult liegen, damit er den Sturm - Winden auch nicht ſo ſehr ausgeſetzet iſt.

Bey der Ausſaat, welche im Merz geſchie - het, vermiſchen viele den Samen mit kleiner Er - de, damit er nicht zu dicke geſaͤet werde, weil er ſehr kleine iſt, und ordentlich wie der Majoran - Samen ausſiehet, welches aber, wie im erſten Theile erinnert worden, eben nicht noͤthig iſt. Es wird darzu ein Beet gegen Mittag, ſo mit Bre - tern eingefaſſet worden, auf Art der Miſt-Bette angeleget, der Same oben aufgeſaͤet, und mit et - was zubereiteter Erde bedecket.

Des Nachts bedecket man ſolches Beet mit Bretern, daß keine Kaͤlte darzu kommen kan, und wenn auch gleich der Same aufgegangen, ſo muß dennoch das Zudecken nicht unterlaſſen werden, bis man voͤllig vermuthen kan, daß keine Froͤſte mehr kommen werden.

Haben die Pflaͤnzlein das 5te oder 6te Blat erreichet, ſo verpflanzet man ſie 2 Schuh weit von einander in das Quadrat, und zwar auf ſolches Land, wie oben beſchrieben worden. Die Ver - pflanzung geſchiehet am beſten, wenn es einen Tag vorher geregnet hat.

Das1283. Cap. Von den

Das Unkraut muß darzwiſchen wohl umge - hacket und das Land fleißig gereiniget werden, wel - ches den Sommer uͤber wohl 2 bis 3 mal, nachdem die Witterung iſt, und viel Unkraut aufwaͤchſt, geſchehen ſol.

Wenn die Regen ausbleiben, muß man die Pflanzen zuweilen begieſſen laſſen. Sind dieſel - ben etwas erwachſen, ſo bricht man die zwey un - terſten Blaͤtter hinweg, denn ſie dienen doch zu nichts, und haͤufelt hernachmalen die Erde an die Stengel an.

Jm Anfang des Junii nimt man die drey unterſten Blaͤtter wiederum hinweg, welche gleich - fals zu nichts dienen. Jmgleichen werden auf den Seiten alle Nebenſchoſſe, welche in Stengel treiben wollen, nebſt dem oberſten Stengel ab - gebrochen, damit denen Blaͤttern, welche man ſtehen laͤſſet, die Nahrung nicht entzogen werde.

Zu Ende des Julii faͤngt man an die Blaͤt - ter nach und nach abzunehmen, daß die Abbla - tung zu Ende des Septembers voͤllig geſchehen iſt. Die zuruͤckgebliebenen Toback-Stengel er - frieren hernachmalen den Winter uͤber auf dem Lande.

Die ſtaͤrkeſten Pflanzen erwehlet man zum Samenziehen und benimt ihnen gleich denen an - dern die Blaͤtter, wie auch die Neben-Schoſſe, den mittelſten Schoß aber muß man daran laſſen, ſolcher bluͤhet und bringet den beſten Samen.

Die abgebrochenen Blaͤtter, wenn die groſ - ſe Rippe bis zur Helfte des Blattes abgeſchnittenwor -129Specerey-Fruͤchten. worden, werden 8. Tage lang auf einander an ei - ne Wand geleget oder gelehnet. Hiervon erwaͤr - men ſie ſich und ſchwitzen auf einander, wodurch ihnen die uͤberfluͤßige Schaͤrfe benommen wird. Hernachmalen reihet man ſie an Faͤden und haͤn - get ſie in Schatten auf den Boden, daß ſie ab - trockenen. Wenn ſie auf den Boͤden duͤrre und zu trocken geworden, und man die Blaͤtter ent - weder zum Spinnen oder ſonſt gebrauchen will, werden ſie mit reinem Waſſer vermittelſt eines Strohwiſches angefeuchtet oder beſprenget.

Bey einfallendem Regen iſt die beſte Zeit, die Blaͤtter von den Schnuren oder Seimen ab - zunehmen, denn dieſes Kraut ziehet ohnedies durch die Luft gleich die Feuchtigkeit an ſich.

Das uͤbrige, was bey dem Spinnen und anderer Zubereitung zu beobachten, uͤberlaſſe ich den Tobackſpinnern, indem ich davon keine voͤllige Erfahrung habe, und kan man ſich ſolches von ihnen belehren laſſen.

Wer von der Benennung dieſes Krautes Nachricht verlanget, kan in des Florini klugen und rechtsverſtaͤndigen Haus-Vater p. 604. und von den Tobacks-Spinnen p. 606. ein mehreres nach - leſen.

§. 16.

Endlich will ich zum Beſchlus dieſes CapitelsVom Genf. auch ganz etwas weniges von den Senf gedenken. Es gehoͤren hieher nur 2 Sorten deſſelben, als Gar - ten-Senf mit weiſſen und auch mit braunen Sa - men, Sinapi ſiliqua hirſuta, ſemine albo & rufo I. B. 4. Theil. Joder1304. Cap. Von allerhandoder Sinapi ſativum. Dieſe zwey Arten des Sen - fes ſind es, welche ordentlicher Weiſe auf den Ae - ckern und in den Gaͤrten gezeuget werden, die uͤbri - gen vielen Sorten ſind zur Speiſe nicht gebraͤuch - lich. Dieſer Same wird in dem halben April auf ein ſolches zubereitetes Land, wie oben zum Schwarz-Kuͤmmel erfordert worden, nicht allzu dicke geſaͤet, und auf gleiche Weiſe unter die Erde gebracht. Doch iſt hierbey zu erinnern, daß man ihn ein - auch wohl zweymal vom Unkraute reini - gen muß. Er pfleget mehrentheils um Bartho - lomaͤi zeitig zu werden und wird hernach auf einen luftigen Ort geleget, und wenn er recht duͤrre gewor - den, wie andere Samen ausgedroſchen und gerei - niget.

Das 4. Capitel. Von allerhand Bohnen und Erbſen.

§. 1.

Von Tuͤrki - ſchen Boh - nen.

Da ich in dieſem Capitel von Erziehung der Bohnen und Erbſen zu handeln geſon - nen, ſo iſt mein Vorhaben keinesweges, mich um die mancherley Namen, deren Etymologie, Homonimie, Ortographie und Synonymie zubekuͤm -131Bohnen und Erbſen. bekuͤmmern noch auch gehoͤrige deſcriptiones und diviſiones von dieſen Gewaͤchſen anzugeben, in - dem ich nicht vor Botanicos ſondern vor Hausvaͤ - ter und Garten - und Acker Liebhaber ſchreibe. Und wenn ich mir auch die Muͤhe haͤtte geben und alle dieſe Dinge aus denen Botaniſchen Buͤchern zu - ſammen tragen wollen, ſo wuͤrden doch die Lieb - haber der Botanic ſolche nicht in einem ſolchen kleinen oͤconomiſchen Tractate ſuchen, indem ſie es in den botaniſchen Werken weit beſſer und alles zuſammen finden. Denen Oeconomis aber wuͤr - de ich auch einen gar ſchlechten Dienſt mit einer ſolchen Abhandlung beweiſen, indem ſie es ent - weder gar nicht verſtehen oder doch keinen Nu - tzen davon haben wuͤrden. Denn was kan es einem Hauswirthe helfen, wenn er weiß, daß das Wort Phaſeolus aus dem Griechiſchen herkomme, und daß es auch einer Art kleiner Schifgen bedeute: Ferner, ob es am beſten mit dem F oder mit dem Ph geſchrieben werde? Was eine Schmink-Boh - ne auf Griechiſch, Jtaliaͤniſch, Frantzoͤſiſch, Spa - niſch, Engliſch, Daͤniſch und Hollaͤndiſch heiſſe. Vielmehr iſt es ihm um die Erziehung ſolcher Gewaͤchſe zu thun. Daher habe ich mich auch auſſer dem lateiniſchen Namen, damit man allen - falls ein botaniſch Werk nachſchlagen kan, um weiter nichts bekuͤmmert, als um die Cultur der - ſelben.

Hieher gehoͤren alſo 1) die weiſſen Tuͤr - kiſchen Bohnen, Steig-Bohnen, Schmink - Bohnen, welſche Bohnen, Phaſeolus vulga -J 2ris,1324. Cap. Von allerhandris, Lobel. icon. Smilax hortenſis ſive pha - ſeolus major, C. B. P. 2) Die Bunten oder ſchwarz-fleckigen und weiſſe Tuͤrkiſche Bohnen, Arabiſchen Bohnen, Phaſeolus pu - niceo flore, Cornut. 184. Phaſeolus Indicus flore coccinio, ſive puniceo, Moriſ. H. O. P. fructu purpureo & albo.

Die Phaſeolen uͤberhaupt, ſie moͤgen ſteigen oder niedrig bleiben, verlangen kein geduͤngtes Land, ſondern einen magern und mittelmaͤßigen Grund und Boden, welcher einige Jahre nach einander zu andern Garten-Fruͤchten iſt gebrau - chet worden. Wenn ſolcher nur nicht lettig, ſon - dern milde und locker iſt, ſo wachſen ſie freudig hervor, nachdem hierzu das Land zuvor gegraben worden.

Die oben gemeldete weiſſe Schmink - oder Steig-Bohnen ſind am beſten in der Kuͤche zu ge - brauchen; beſonders habe ich noch eine andere Sorte derſelbigen vor einigen Jahren uͤberkom - men, und in meinen Gaͤrten zeither gezeuget, wel - che zwar kleinere Bohnen, aber faſt noch einmal ſo breite Schotten als die ordentliche Schmink-Boh - nen bringen, indem ſolche oft uͤber 5 viertel Zol breit werden, welches an den Stangen ein trefliches Anſehen machet.

Die andern weiſſen und bundfarbigen Ara - biſchen Bohnen wachſen und ſteigen viel hoͤher als die gedachten Schmink-Bohnen, und dienen, wenn ſie noch jung ſind und wohl zugerichtet wer -den,133Bohnen und Erbſen. den, mit ihren Schalen eben ſowol zur Speiſe ſchmecken auch eben ſo gut als jene.

Wenn dieſe zwey letzten Sorten unter ein - ander geleget oder gepflanzet werden, ſo geben ſie im Garten, wegen ihrer weiſſen und purpurrothen Bluͤten ein ungemeines Anſehen. Sie werden mehrentheils an die Gelaͤnder, Mauren und Waͤn - de gebracht, ſolche damit zu bedecken.

Wil man aber hiervon in den Gaͤrten Py - ramiden ziehen, ſo geben ſie ebenfals, wenn ſie in gehoͤriger Ordnung und nach der Symmetrie geſtecket werden, eine ſchoͤne Zierde. Man nimt nemlich hierzu 3. oder 4. Stangen, welche in einer Laͤnge ſeyn muͤſſen, bindet ſie oben an den Spi - tzen mit einer zaͤhen Weide zuſammen, und nach - dem man ſie in die Hoͤhe gerichtet, ſtellet man ſie unten von einander, und drucket ſie feſte in die mit einem Pflanzer vorher gemachten Loͤcher hin - ein, damit ſie die Winde, wenn die Bohnen dar - an in die Hoͤhe gewachſen, nicht uͤber den Haufen werfen koͤnnen.

Hierauf wird um die geſteckten Stangen herum entweder ein Dreyeck oder Viereck, oder ein Zirkel, nachdem die Figur der Pyramide wer - den ſol, gute 2 Zol tief mit einem Haͤklein in die Erde gemachet, und die Bohnen wechſelsweiſe anderthalb Schuh weit von einander hinein gele - get und mit der Erde wiederum bedecket, welches zu Anfange des Mayes geſchehen muß. Hierbey iſt aber zu merken, daß man ſie ja nicht begieſſen laſſe, ſonſten verfaulen und vermodern ſie garJ 3leicht1344. Cap. Von allerhandleicht in der Erden, welches auch, wenn naſſe und kalte Witterung ſich einſtelt, nachdem die Boh - nen albereit gelegt worden, ebenfals, wiewohl nicht an allen Bohnen geſchiehet.

Alle Sorten, ſie moͤgen genennet werden wie ſie wollen, koͤnnen keine Reifen, vielweniger einen Froſt vertragen. Am allererſten geſchiehet dieſes in den tiefeu Feldern und Gaͤrten, welches ich ſowohl an den Bohnen als auch an den Gur - ken wahrgenommen habe, auch ſogar, wann ſie in der Bluͤte ſtehen, und ein kalter ſehr ſtarker Thau ſich anhaͤnget, ſo gehen dadurch viele zuruͤk und werden taub.

Wer nun dergleichen Schmink-Bohnen zum Verkauf anlegen wil, der muß mit einer breiten Ha - cke 2 Schuh weite und gute 2 Zol tiefe Loͤcher nach der Garten-Schnure in die Laͤnge und Breite 3. Schuhe von einander machen laſſen, und darein 6. bis 7. Bohnen in die Rundung hinein legen; je - doch ſo, daß es in der Mitte frey bleibe, alwo die Stangen ſollen hingeſteckt werden, damit ſie ſich daran aufwinden koͤnnen. Dieſes Stecken der Stangen geſchiehet am beſten, wenn ſie bereits aus der Erden hervor gekrochen und heraus gewach - ſen ſind.

Man muß auch in dem Garten oder auf dem Felde einen ſolchen Ort hierzu erwehlen, al - wo ihr Schatten den andern Gewaͤchſen keinen Schaden bringet und in ihrem Wachsthume nicht hinderlich iſt, denn ſie kriechen mit ihren Spitzen 12. bis 13. Schuhe an den Stangen in die Hoͤhe,ſon -135Bohnen und Erbſen. ſonderlich, wenn ſich eine gute Witterung ein - ſtellet.

Es iſt artig anzuſehen, wenn einige arme Gaͤrtner bey uns von den groſſen Arabiſchen bunt - geſprickelten Bohnen ziemliche groſſe Flecken auf ihren Aeckern anlegen und aus Mangel der Stan - gen, weil das Holz hier ſehr theuer iſt, nicht ſten - geln koͤnnen, und folglich ſolche auf dem Lande nur ſo liegen und wachſen laſſen. Denn wenn ſie in ihrer purpur-rothen Bluͤte ſtehen, prangen ſie mit ihrer Farbe im Felde ſchon von weiten. Sie wachſen unter einander 2 Schuh in die Hoͤ - he, und bringen, wiewohl nicht in ſolchen Ueber - fluß an den Stangen ihre reifen Bohnen. Jhre Blumen geben ſie faſt 3. Monat lang nach einan - der, um deswillen koͤnnen die juͤngſten immer zur Speiſe abgenommen werden. Die allererſten aber ſol man billig bis gegen Michaelis daran laſ - ſen, damit man rechte reife Samen-Bohnen hier - von uͤberkomme.

Wer ſolche ſamt ihren Schalen in der Kuͤ - che gebrauchen wil, der muß das Geſinde fein be - lehren, daß ſie dieſelben, ohne Schaden zu thun, fein mit beyden Haͤnden abnehmen, und zwar al - ſo, daß ſie mit der linken Hand den Ranken hal - ten und mit der rechten die Schotten behutſam ab - reiſſen. Wenn ihnen dieſes nicht recht eingetrich - tert wird, ſo zerren ſie ohne Ueberlegung die Boh - nen mit Gewalt herunter, daß die Ranken hier - von den groͤſten Schaden leiden und verderbet werden.

J 4Eini -1364. Cap. Von allerhand

Einige Hausmuͤtter allhier laſſen in den Sommer-Tagen die gruͤnen Schotten abpflocken, ziehen hiervon die Schelfen herunter, und ſieden ſie ab, daß ſie faſt gar werden, hernach bringen ſie ſolche in ein Sieb, daß das Waſſer ablaufe. Hierauf ſetzen ſie ſolche in Sieben oder Koͤrben an einen luftigen Ort, damit ſie abtrucknen koͤnnen. Wenn ſie nun einige Tage alſo gelegen, ſo muͤſſen ſie umgewendet werden, daß ſie recht abdorren. Als - denn heben ſie ſolche bis im Winter zum Gebrauch auf. Wenn ſie hernach zur beliebten Zeit ſolche zum Eſſeu zubereiten wollen, ſo muͤſſen ſie eine Zeitlang in friſchen Brunnen geleget, und ſofort nach gehoͤriger Art gekochet und zurechte gemachet werden.

Wenn dieſe Schotten wohl abgebruͤhet, ge - kochet und wiederum kalt geworden, geben ſie auch einen Sallat, wenn ſie mit Baum-Oel, Eſſig und Pfeffer zubereitet werden, welches Elzholz in ſei - nem Garten-Bau, welches in Folio An. 1715. in Leipzig gedruckt worden, p. 126 auch angemerkt hat.

§. 2.

Vom Zu - cker-Boh - nen.

Nachdem aber die ſogenannten Zucker-Boh - nen bey uns aufgekommen, von welchen dreyer - ley Sorten vorhanden ſind, als die rothe, Pha - ſeolus vulgaris fructu rubro ſcandens, die gel - be, Phaſeolus vulgaris fructu flavo ſcandens, die weiſſe, Phaſeolus vulgaris fructu albo ſcandens, welche zwar ebenfals, jedoch nicht ſo hoch muͤſſen geſtengelt werden, aber keine Schel - fen oder groben Baſt haben; ſo hat man derglei -chen137Bohnen und Erbſen. chen Weitlaͤuftigkeiten mit dem abkochen und duͤr - ren nicht mehr noͤthig, ſondern die drey benanten Sorten nimt man zu ſolcher Zeit ab, wenn die Bohnen albereit faſt volkommen ſind und die Sa - men-Kapſeln oder Hoͤrner gelbe und faſt reif wer - den wollen, dieſe werden an einen Faden oder Seime auf einen luftigen Boden aufgehaͤnget, bis ſie recht duͤrre und trocken geworden ſind, her - nach ſind ſie zu allen Zeiten zu gebrauchen. Sie machen auch eher das Maul vol als die obigen abgebruͤheten; doch muͤſſen ſie ebenfals eine Stun - de in friſchem Brunnen eingeweichet, und hernach, wie gebraͤuchlich, abgebruͤhet, gekochet und zurech - te gemacht werden, welche Kocherey ich nicht ver - ſtehe, ſondern den Haus-Muͤttern uͤberlaſſe.

§. 3.

Ferner ſind bekant die weiſſen bundge -Von Franz - Bohnen. ſprengten ſchwarzen und allerhand farbi - gen Franz-Bohnen, welche nicht geſtengelt wer - den, Phaſeolus vulgaris fructu variegato. Smi - lax hortenſis fructu variegato non ſcandens, H. L. P. Es finden ſich mehr denn uͤber 40. Sor - ten derſelben, welche alle an der Farbe merklich unterſchieden ſind. Dieſe alle mit ihren Namen zu benennen, wird hier nicht noͤthig ſeyn, weil ſol - ches albereit in dem erſten Theile p. 199. geſche - hen iſt.

Sie werden in einer groſſen Menge in un - ſern Feldern und Gaͤrten erzogen, weil ſie nicht duͤrfen geſtengelt werden, auch die Leute um die -J 5ſer1384. Cap. Von allerhandſer Urſache willen ſolche deſto bequemer abpflo - cken und verkaufen koͤnnen.

Hierzu wird ebenfals ein geringer Grund erfordert, welcher noch wenige Beſſerung in ſich hat, und vor oder nach dem Winter gegraben werden kan. Einen ſolchen Acker oder Beet theilet man mit Huͤlfe einer Garten-Schnure in Linien anderthalb Schuhe weit ab, und machet mit einer kleinen Hacke in eben der Weite 2. bis 3. Zol tiefe Loͤcher, in den jedes 3. Bohnen gelegt, und alſobald mit der Erde wiederum zugedeckt werden, da ſie denn nach weniger Zeit hervor gruͤnen.

Wenn dieſe Bohnen fein ordentlich in die Erde gebracht worden, ſo wachſen ſie in ihre Buͤ - ſche, zwiſchen welchen man bequem hingehen, und ſolche vom Unkraute reinigen und abpflocken kan. Von den allererſten kan man ſo viel als man gedenket, zu Samen zu behalten, daran laſ - ſen, daß ſie recht reif werden.

Eben dieſe Bohnen koͤnnen auch in Treib - und Glaß-Haͤuſern, in die Kaͤſten, Garten-Scher - ben und andere Gefaͤſſe im Merz geſtecket werden, in welchen ſie hernach ſtehen bleiben und ihre Fruͤchte zur Speiſe liefern werden, wenn ihnen die gehoͤrige Luft und Sonne gegeben wird. Da - hero muͤſſen ſie, ſo oft ſchoͤnes und temperirtes Wetter ſich zeiget, an die Sonne geſtelt, und wiederum zu rechter Zeit, bey Untergang der Son - nen in die Gewaͤchs-Haͤuſer gebracht werden. Man kan auch, wenn keine Froͤſte mehr zu beſor - gen ſind, ſolche Bohnen mit einem Melonen-Boh -rer139Bohnen und Erbſen. rer mit der Erde aus den Scherben oder Kaſten ausheben, und im Garten auf ein Beet, wie oben beſchrieben worden, verpflanzen. Wer hiervon ein Liebhaber iſt, und ſich damit beſchaͤftigen, und wie die Katzen mit ihren Jungen hin und wieder ſchleppen wil, der kan es thun; es wird aber ge - wiß hiervon wenig Nutzen zu hoffen ſeyn, und iſt vielmehr als ein Vergnuͤgen vor einen Liebha - ber, welcher nichts zu thun hat, anzuſehen. Von der Engliſchen fruͤheſten Franz-Phaſeole ſiehe in meinen gemiſchten Schriſten p. 63.

§. 4.

Von den Erbs-Boh - nen.

Es werden auch die kleinen weiſſen Erbs - Bohnen, Eyer-Bohnen, Prinzeßin-Boh - nen, Phaſeolus minor, ſive ſmilax hortenſis minor, C. B. welche ebenfals wie die vorigen nicht doͤrfen geſtengelt werden, in unſern Erfur - tiſchen Feldern ſtark gezeuget, und viele Aecker da - mit beſtellet. Es bringen die hieſigen Einwohner ſolche mehren theils auf Aecker, welche Brache lie - gen ſolten, welche ſie in dem ſpaͤten Herbſt mit drey Pferden hierzu ackern und zugleich mit der groſſen Ege zu uͤberfahren pflegen, wobey ſie es beruhen laſſen bis zur Beſtelzeit zu Ende des Aprils, ſonderlich wenn keine Froͤſte mehr zu beſorgen ſind. Alsdenn machen ſie mit einer klei - nen Hacke kleine Gruͤblein zwey bis drey Zol tief und anderthalb Schuhe weit von einander, und werfen in ein jedes 3. bis 4. Bohnen, jedoch daß ſie nicht an einander zu liegen kommen, ſondern darzwiſchen ein Raum von 1. bis 2. Zoll bleibet. Hierauf werden die Gruͤblein mit Huͤlfe der brei -ten1404. Cap. Von allerhandten Hacke wiederum zugeſcharret und die Boh - nen alſo mit der Erde bedecket.

Einige laſſen auch das Land im Fruͤhjahre hierzu mit drey Pferden ackern und beſtreichen, und die Bohnen alſobald auf jetztgemeldete Wei - ſe legen; doch iſt von derjenigen Begattung und Zubereitung der Laͤnderey, die vor dem Winter geſchiehet, mehr zu halten, indem die Feuchtig - keit, welche den Winter uͤber in den Acker gebracht worden, ſolchergeſtalt viel laͤnger, wie ſchon bey anderer Gelegenheit erinnert worden, darinnen erhalten wird. Hingegen wenn der Acker hierzu im Fruͤhjahre zubereitet wird, und nach dem Beſtellen keine Regen oder vielmehr Duͤrrung und auszeh - rende Winde erfolgen, ſo bleibet die Erde lucker und hohl, daß die Bohnen zum Theil vermodern und verderben.

Noch andere nehmen die Zubereitung des Ackers und die Beſtellung auf dieſe Art vor, wel - che ich faſt vor beſſer halte, als die vorige. Sie pfluͤgen nemlich langſam im Herbſte, das Land, welches ſie hierzu gebrauchen wollen, mit 3. oder 4. Pferden von einander, und laſſen es alſo liegen bis ins Fruͤhjahr. Wenn die Beſtelzeit herbey ge - kommen iſt, alsdenn pfluͤgen ſie ſolches ein - oder auch zweyſpaͤnnig, fein zart, nicht mit uͤber 3. Zol tiefen und kleinen Furchen wieder zuſammen. Wenn ſie nun zum andernmal herum fahren, ſo zetteln ſie die Bohnen einzeln nach einander in die Furch hinein, ſo daß ſie 3viertel Schuhe, auchwohl141Bohnen und Erbſen. wohl bald etwas naͤher, bald aber auch etwas weiter, welches man im Hineinwerfen nicht ſo ge - nau haben kan, zu liegen kommen, woran auch ſo viel nicht gelegen iſt. Denn ob auch gleich zwey oder drey Bohnen unterweilen an einander zu liegen kommen ſolten, ſo thut ihnen ſolches doch keinen Schaden. Alsdenn werden wieder - um zwey andere Furchen gepfluͤget, und aber - mal die Bohnen hinein geworfen, bis man auf ſolche Art mit dem ganzen Lande fertig iſt. Es muͤſſen auch beſtaͤndig zwey auch wohl drey Per - ſonen hinter dem Ackermann hergehen, damit das Pfluͤgen und Saͤen zu gleicher Zeit fertig wird. Alsdenn muß das Land fein gleich mit der Ege be - ſtrichen werden. Dieſe zwey Furchen geben zwi - ſchen den geſaͤeten Bohnen einen Raum von an - derthalb Schuhen, daß man ganz bequem hin - durch gehen, und das hervorgewachſene Unkraut mit einer breiten Jaͤte-Hacke reinigen kan.

Wenn auch gleich ein Brach-Acker unreine ſeyn ſolte, ſo koͤnnen dennoch dergleichen Bohnen darauf gebracht werden, weil ſolche den Sommer uͤber ein oder zweymal mit den breiten Hacken muͤſ - ſen gereiniget werden.

Dieſe Arbeit ſtellet eine ordentliche Brache oder Rure vor, und ſobald als dieſe Bohnen ein - geerndet ſind, wird der Acker von einander gepfluͤ - get und vor oder nach Michaelis mit Winter-Ro - cken beſtellet.

Die1424. Cap. Von allerhand

Dieſes haben die Bauer-Leute unſern Erfur - tiſchen Buͤrgern abgelernet, indem ſie nunmehro viele Malter erziehen und den Fuhr - oder Kauf - Leuten uͤberlaſſen, welche dieſelben nach den See - Staͤdten ſchaffen.

Einige pflegen auch ſowol die Erbs - oder Eyer - als auch die §. 2. gedachten Frantz-Bohnen auf die Beete in den Gaͤrten zu ſtecken, welche ſie 5. Schuh breit machen, und in drey Reihen eintheilen.

Es koͤnnen auch mit ſolchen Bohnen die Rabatten wie auch die Wege eingefaſſet werden, welches keinen Uebelſtand in den Gaͤrten ma - chet.

Wenn nun dieſe Bohnen im Felde oder in den Gaͤrten reif und duͤrre geworden ſind, ſo wer - den ſie ausgerauft, und auf dem Acker ein oder zwey Tage liegen gelaſſen, damit die uͤbrigen vol - lends trocken werden.

Man laͤſt ſie hernach wie die Gerſte in Bin - del zuſammen binden, und nach Hauſe auf einen luftigen Boden bringen, damit die darinnen an - noch befindliche Feuchtigkeit vollends heraus dun - ſte. Haben ſie einige Wochen alſo gelegen, ſo wer - den ſie wie andere Korn-Fruͤchte ausgedroſchen, geworfelt und geſiebet, daß der Staub und Un - rath heraus gehe. Das Stroh ſamt den Samen - Huͤlſen iſt ein trefliches Futter vor die Schafe, ſie laſſen, wenn ihnen hiervon ein Bindel vorge - worfen wird nicht das allergeringſte uͤbrig.

Es143Bohnen und Erbſen.

Es pflegen auch unter den Eyer - oder Erbs - Bohnen, einige aus der Art zu gehen und ande - re Farben an ſich zu nehmen, welche man um deß - willen, ehe man ſie ſaͤen laͤſt, ausleſen muß. Wenn man dieſes unterlaͤſt, ſo bekomt man in wenig Jahren allerhand Farben unter einander, daß hernach die Kauf - und andere Leute ſolche nicht gerne zu kaufen pflegen. Auch haben ſie, wenn ſie den Winter uͤber gekocht werden, kein ſo ſchoͤ - nes Anſehen, als wenn ſie recht weiß ſind. Doch dieſes beruhet nur auf der Einbildung, indem ſie eben den Geſchmack als die weiſſen behalten.

§. 5.

Obgleich die groſſen Garten-Bohnen,Von groſ - ſen Garten - Bohnen, Sau Boh - nen. Sau-Bohnen, Faba flore candido, lituris nigris conſpicuo, C. B. P. Phaſeolus major Dod. ſo uͤbel benennet und ihnen von einigen der Name Sau-Bohnen beygeleget worden, ſo ſind ſie dennoch in der Kuͤche, wenn ſie ausgelaͤufert und noch jung ſind, und wohl zugerichtet worden, ein trefliches Gemuͤß, und iſt um deßwillen zwi - ſchen dieſen und denen, welche auf dem Felde ge - bauet und Futter-Pferde - oder Eſels-Bohnen ge - nennet werden, ein groſſer Unterſchied zu machen. Es ſind auch die groſſen Garten-Bohnen, wenn ſie ihre voͤllige Groͤſſe erlanget haben, faſt eines Daumes breit, hingegen die Futter-Bohnen ſind kaum den vierten Theil ſo groß.

Hierzu wird ſowol vor als nach dem Win - ter gegraben, zutraͤglicher iſt es aber, wenn es in dem Herbſt geſchiehet, damit man, ſobald alsin1444. Cap. Von allerhandin die Erde zu kommen iſt, die Bohnen in gera - de Linien nach der Garten-Schnure einen Schuh weit von einander und 3. Zoll tief ſtecken kan. Wo - bey zu merken, daß es rathſam iſt, wenn in ein jedes Loch, welches mit dem Pflanzer gemacht worden, 2 Bohnen gethan werden.

Sie verlangen ein mittelmaͤßiges Erdreich, welches noch wenige Beſſerung in ſich hat, koͤnnen auch einen ziemlichen Froſt im Fruͤhjahre ausſte - hen, und ob ſie auch gleich oben abfrieren, ſo ſchla - gen ſie dennoch bey guter Witterung wieder - um von neuen aus.

Sind die erſten fruͤhzeitig geſteckten Bohnen aufgegangen, ſo wird abermal ein neues Beet hierzu angelegt und beſteckt, und ſofort koͤnnen von 14. Tagen zu 14. Tagen wiederum welche ge - ſteckt werden bis zu Anfange des Junius, ſo kan man bis in den ſpaͤten Herbſt immer junge Boh - nen zur Speiſe haben.

Es iſt wahr, daß es ein angenehmes Ge - muͤß iſt, wenn ſie noch jung ſind, allein, wenn ihre Haut, welche uͤber den Bohnen ſich befindet, zaͤhe und hart wird, und man ſo zu reden Finger - Huͤte daraus machen kan, ſo ſind ſie nicht gut zum Eſſen zu gebrauchen, denn die daran befindlichen Schalen verurſachen nicht nur ſtarke Blaͤhungen, ſondern ſie verliehren auch ihren lieblichen Ge - ſchmack. Wiewohl unſere Tagloͤhner groſſe Toͤ - pfe vol zu kochen pflegen, weil ſie alsdann wohl - feile ſind indem ſie vor ein Noͤſel ſolcher ausge - ſchaͤlten Bohnen, nicht mehr als einen Pfennigoder145Bohnen und Erbſen. oder 3 Heller geben, wobey ſie ihr Brod erſparen koͤnnen.

Zum Samen erwehlet man die zuerſt geſteck - ten Bohnen, und laͤſſet die Capſeln an den Sten - geln ſtehen bis ſie ganz ſchwarz werden. Alsdenn nimt man ſie bey ſchoͤnem Wetter ab, und leget ſie fein duͤnne auf einen luftigen Boden. Wenn ſie eine Zeit lang gelegen, werden ſie ausgelaͤu - fert.

Wenn ſich auch gleich welche darunter befin - den, welche Wurm-Loͤcher haben, ſo gehen ſie dennoch, wenn ſie gepflanzet werden, auf, in - dem die Wuͤrmer niemalen den Keim, ſondern nur den Mark angehen.

Wenn dieſe Bohnen im May in ihrer Bluͤ - te ſtehen, und man vor einen ſolchen Acker vorbey gehet, ſo geben ſie von weiten einen ſolchen ange - nehmen Geruch von ſich, daß man ſich daran er - getzet.

§. 6.

Die groſſe Hollaͤndiſche Zucker-Erbſe,Von den groſſen Hol - laͤndiſchen Zucker-Erb - ſen. ohne harte Schale, Piſa leptoloba quæ ſimul cum folliculis comeduntur, Camerar. Piſa ſine cortice duriore, C. B. P. Piſa ſine tunicis durioribus in ſiliqua, magna, alba, I. B. wie auch alle andere Sorten von Zucker-Erbſen, ſie moͤgen Namen haben wie ſie wollen, verlangen einen mittelmaͤßigen Grund und Boden, welcher noch wenige Beſſerung in ſich hat.

Hierzu wird im April ein Beet 5 Schuh breit gegraben, und in 4 Linien eingetheilet, nach welchen4. Theil. Kdie1464. Cap. Von allerhanddie Erbſen mit einem Pflanzer 3viertel Schuhe weit von einander und 2 Zol tief verpflanzet werden.

So bald als ſie hervor wachſen, muß man ſie ſtengeln, und ſo ſie einen Schuh hoch getrieben haben, mit Pinſen an Staͤbe, jedoch nicht feſte anheften, damit ſie ſich anklammern und von dem Winde nicht uͤber einen Haufen geworfen werden koͤnnen.

Es waͤchſt dieſe Sorte mit ihrer Schote einen guten Zol breit und 5 Zol lang, und iſt ſehr hart und fleiſchigt, daher man auch, wenn ſie reif und gelbe werden, und das Fleiſch zuſammen dorret, man ſolche mit den Fingern heraus klauben muß, ſonſten bringet man ſie auf keine andere Art aus ihren Schalen heraus.

Sie bluͤhen ſchloßweiß, und wachſen wohl bis 6 Schuh in die Hoͤhe, ſonderlich wenn ſie auf ein gutes Land geſtecket werden.

Wil man die zeitig gewordenen gruͤnen Scho - ten zur Speiſe gebrauchen, ſo muß man ſie mit einem Meſſerlein abnehmen, damit die Ranken nicht Schaden leiden und zerknicket werden, wo - durch die uͤbrigen annoch daran befindlichen jun - gen Schoten welk werden und endlich verderben.

Wie es ſich mit dieſer Zucker-Erbſe im Be - ſtellen und Verpflanzen verhaͤlt, ſo verhaͤlt ſichs auch mit den uͤbrigen Sorten derſelben, deren teut - ſche und lateiniſche Namen alle anzufuͤhren, ich um der Kuͤrze willen als etwas unnoͤthiges und uͤberfluͤßiges unterlaſſe. Wer hiervon Nachrichtver -147Bohnen und Erbſen. verlanget, kan ſelbſten in den Botaniſchen Buͤ - chern nachſchlagen.

§. 7.

Die Buͤſchel-Erbſe, Traubel-Erbſe,Von der Buͤſchel - Erbſe. Piſum umbellarum, C. B. & Moriſ. Piſum proliferum, Tabern. erectius, comoſum. I. B. werden eben ſo, wie vorher gemeldet worden, ge - ſtecket und in die gehoͤrige Weite auf die Beete gebracht, auſſer, daß ſie nicht noͤthig haben, ge - ſtengelt zu werden, weil ſie ſelbſten einen ſtarken Ranken hervor treiben, und ihre Schoten nur in der Crone hervor bringen; doch kan es nicht ſcha - den, um mehrerer Sicherheit willen einige Sten - gel dabey zu ſtecken.

Dieſe ſind bey weiten nicht ſo groß und fleiſchhaft als die vorhergehenden, und werden da - hero mehr um der Curioſitaͤt als um des Nutzens willen erzogen.

§. 8.

Die Engliſche kleine Zwerg-Franz -Von Zwerg - oder Franz-Zu - cker Erbſen. oder Zucker-Erbſe, Piſa gratioſa, waͤchſt nicht hoͤher denn 4 bis 5 Zol, und iſt alſo die kleineſte unter allen Sorten der Erbſen, maſſen die Stengel plat auf dem Grunde liegen und ſich voller Scho - ten haͤngen.

Hierzu wird ein Beet im Garten angeleget, und darauf ein Schuh weit Linien gezogen, auf wel - chen eben ſo weit Gruͤblein mit einer kleinen Jaͤte - Hacke gemacht werden, worein man 3 bis 4 Erb - ſen leget, und mit der Erde zuſcharret.

Man muß ſie vor den Voͤgeln wohl in Acht nehmen, ſonderlich, wenn ihre Erbſen in den Scho -K 2ten1484. Cap. Von allerhandten etwas erwachſen ſind, denn ſie fliegen faſt mehr darnach als nach andern Erbſen.

Dieſe Erbſen ſchicken ſich am allerbeſten auf die Miſt-Bette, weil ſie klein und niedrig blei - ben. Ein mehres hiervon S. in gemiſchten Schriften p. 248.

§. 9.

Von Klun - ker-Erbſen.

Die Klunker - oder Fontanell-Erbſen, Piſum hortenſe majus C. B. ſind auch zur Spei - ſe unvergleichlich, und werden von den Gaͤrtner - Leuten bey uns im freyen Felde erzogen. Hierzu wird ſowol im Herbſte als Fruͤhjahre gegraben. Was ſie vor Erdreich verlangen, iſt oben ſchon er - innert worden.

So bald als es moͤglich, nehmen ſie ein gewiſ - ſes Fleck hierzu, ziehen ſowol in die Laͤnge als Breite Linien 2. Schuhe weit von einander. Jn das Creutz oder Durchſchnit der Linien machen ſie mit einem Jaͤte-Haͤcklein eine kleine Grube 3. Zol tief, und werfen 4. bis 5. Erbſen darein. Wenn ſie aufgegangen und hervor gewachſen ſind, wird das Land darzwiſchen mit einer breiten Hacke gearbei - tet und von dem Unkraute gereiniget.

Sie wachſen, wenn es gute Witterung giebt, 3. Schuh hoch, brauchen keines Stengels und haͤngen ſich ziemlich vol Schoten. Wenn ſie ausgelaͤufert werden, ſamlen ſie ſich ſtark, weil ſie viel groͤſſer ſind als die ordentlichen Erbſen, und uͤbertreffen dieſelben auch weit am Geſchmacke, indem ſie viel ſuͤſſer und angenehmer ſind.

So bald als die zuerſt gelegten erwachſen ſind, ſo legen ſie wiederum ein ander Flecke aufjetzt149Bohnen und Erbſen. jetzt beſagte Art an, damit ſie, wenn jene zu alt werden, wiederum junge zum Abpfluͤcken und zum Verkauf haben koͤnnen. Dieſes wiederholen ſie zum drittenmal, und legen ſie kurtz vor oder nach Pfingſten, wovon ſie bis gegen Michaelis immer junge Erbſen zum Verkauf erhalten.

Einige Acker-Leute pflegen auch dieſe Erbſen mit unter die Futter - oder Pferde-Bohnen bey der Ausſat zu mengen, da ſich denn ſolche an die Bohnen-Stengel anklammern und mit denenſel - ben auch zugleich in die Hoͤhe wachſen und reif wer - den.

Noch andere ſaͤen dergleichen Erbſen Acker - weiſe; weil ſie das Huͤten um der Tauben willen dabey nicht noͤthig haben, indem ſie ſolche Erbſen nicht angehen, weil ſie dieſelbigen wegen ihrer Groͤſſe nicht ſo leicht verſchlucken koͤnnen.

§. 10.

Die fruͤhzeitigen Erbſen, Piſum hor -Von Fruͤh - Erbſen. tenſe minus, ſind helgelbe rund und ſchoͤne anzu - ſehen, und wenn es die rechte Art iſt, ſo muͤſſen ſie, wenn man ſie gleich nach ihrer erlangten Rei - fung wieder ſtecket, gegen den Herbſt noch einmal zum Eſſen dienlich werden.

Sie bluͤhen ſchlosweiß, und wenn es heiſſen Sonnenſchein giebt, ſo verbrennen ſie zum Theil. Siehe hiervon im erſten Theile p. 51.

Zu dieſen Fruͤh-Erbſen muͤſſen auch die Bee - te vor den Winter gegraben und zurechte gemacht werden, welche unſere Gaͤrtner-Leute im freyen Felde auf den Aeckern alſo anlegen. Nach derK 3Mit -1504. Cap. Von allerhandMitternacht-Seite werfen ſie die Erde mit dem Grabeſcheide 22. Schuh hoch in die Hoͤhe, und nach Mittag zu machen ſie das Beet gantz lehne oder abhaͤngig.

Solche Beete aber doͤrfen nicht breiter denn 5. Schuh queer uͤber den Acker gemacht werden, und dienen ſonderlich hierzu ſolche Aecker, welche nach Mittag zu in etwas abhaͤngig liegen. Dieſe Bette nennen die Leute bey uns Lehnen oder viel - mehr Leiten.

Dergleichen Beete werfen ſie viel nach ein - ander auf, und laſſen allezeit einen Gang darzwi - ſchen, daß ſie die zeitigen Schoten zu beyden Seiten erreichen koͤnnen, welche ſie mit einem Meſ - ſer uͤberaus behutſam abſchneiden, damit ſie keinen Stengel beſchaͤdigen und zernichten. Von dieſen Beeten liefern ſie gewiß zu Ende des Mayes oder laͤngſtens auf das Frohnleichnams-Feſt ausgelaͤu - ferte Erbſen.

Die Zeit, dieſe Erbſen auf die Beete zu ſte - cken, iſt, ſo bald man im Fruͤhjahre in die Erde kommen kan. Sie werden 4. bis 5. Zol weit von einander Reihenweiſe nach der Garten-Schnure und 2 bis 3 Zol tief mit einem Pflantzer geſtecket.

Wenn dieſe Beete ihre Dienſte gethan, und das Stroh darauf gelbe und reif geworden, ſo raͤu - men ſie ſolches hinweg, machen den Acker wieder - um gleich, und beſtellen hernach Ruben, Moͤh - ren, Paſtinat, oder auch Winter-Rocken darauf. Noch iſt hierbey zu gedencken, wie dieſe Leute ſo behutſam ihre Samen-Erbſen, daß ſie bey derrecht151Bohnen und Erbſen. recht fruͤhzeitigen Art beſtaͤndig bleiben, erziehen. Sie geben nemlich auf allen dieſen gemachten Leh - nen oder Beeten genau Achtung, welche Stengel hier und da zuerſt anfangen zu bluͤhen. Dieſe zeichnen ſie mit einer kleinen Ruthe von Weiden oder alten Beſen, und binden ſie mit einen Faden jedoch nicht zu feſte daran, damit ſie ſolche mer - ken koͤnnen. Von dieſen ſchneiden ſie keine ein - zige Schote ab, ſondern laſſen ſie alle reif werden und behalten ſie zum Samen auf.

Ob ſie gleich Froͤſte bekommen, ſo ſcha - det es ihnen doch nichts. Auch wenn ſie al - bereit hervor gewachſen ſind, und hiervon abſprin - gen ſolten, ſo ſchlagen ſie dennoch wiederum aus, und treiben eben ſowol ihre Ranken, als wenn ſie keinen Froſt erlitten haͤtten.

Viele Leute pflegen in unſern Erfurtiſchen Feldern ihre Aecker mit dieſen Fruͤh-Erbſen zu be - ſaͤen, und beſtellen ſolche im Fruͤhjahre im Mer - zen oder zu Anfang des Aprils auf die Stoppeln und auf ſolche Aecker, welche Brache liegen ſol - len.

Einige pflegen auch ihre Aecker vor dem Winter von einander zu pfluͤgen, ſaͤen die Erbſen im Fruͤhjahre darauf, pfluͤgen dieſelben fein zart und nicht zu tief unter, und beſtreichen den Acker mit der Ege.

Viele verkaufen dieſe Schoten bey uns Acker - weiſe an die Hoͤcken, welche ſie abpfluͤcken, die Erbſen auslaͤufern und Noͤſel - oder Schoppen - weiſe mit Nutzen verkaufen.

K 4Das1524. Cap. Von allerhand ꝛc.

Das Abſchneiden und Einernden dieſer Erb - ſen muß, ſo viel moͤglich, im guten Wetter und bey Sonnenſchein geſchehen. Man laͤſt ſie hier - auf ein oder zwey Tage liegen, daß das Stroh und die Schoten fein duͤrre werden. So bald als ſie gehoͤrig abgedorret, muß man eilen, ſolche nach Hauſe zu ſchaffen. Denn wenn ſie ohnge - fehr einen Regen bekommen, ſo ſpringen die Huͤl - ſen oder Samen-Capſeln zum Theil von einander, daß die Erbſen heraus fallen. Ja unterweilen kommen durch dieſes Uebel kaum die Helfte in die Scheure. Daher hat man dieſes wohl in Obacht zu nehmen, daß man bey guter Witterung dieſe Ernde vornimt und beſchleuniget.

Man muß auch die Erbſen mit ihrem Stroh nicht in einen Panzen ſondern auf die Boͤden oder Geruͤſte bringen, damit ſie luͤftig liegen, und nicht auf einander ſamt dem Stroh vermodern.

So bald als die Erbſen von dem Acker ge - bracht worden, wird ſolcher umgepfluͤget, und wenn die Beſtelzeit herbey komt, kan kurz vor oder nach Michael Rocken darauf geſaͤet werden.

Das Stroh, wenn es auf der Futter-Banck geſchnitten wird, giebt ein gutes Futter unter zu mengen vor das Rind-Vieh; vor die Schafe aber werden die Bindel gantz oder zerſtreuet hin - geworfen. Den Pferden iſt es nicht dienlich ſon - dern vielmehr ſchaͤdlich.

Einigemal habe ich mit dieſer Fruͤh-Erbſe eine Probe gemacht, daß, ſobald ſie zu ihrer Zeitigung gelangt, habe ich ſolche ſtecken laſſen, welche gegenMi -153Bohnen und Erbſen. Michaelis abermal zu Reifung gelanget, daß ſie zum ausſchaͤl en zu gebrauchen geweſen ſind, wer es probiren wil, wird finden, daß dieſes ſeine Rich - tigkeit hat.

Das 5. Capitel. Von einigen waͤſſerichen Erd - und Kuͤchen-Gewaͤchſen.

§. 1.

Es giebt verſchiedene Sorten der Gurken, undVon Gur - ken. ſind hier deren meiſtens dreyerley bekant: als 1) die ordentlichen gemeinen Gurken, Cucumern, Kurken, Kuͤmmerlinge, Cu - cumis vulgaris, ſativus, maturo fructu ſublu - teo & albo, C. B. P. Cucumis vulgaris, viri - dis & albus. I. B. 2) Groſſe lange Gur - ken, Cucumis ſativus major, C. B. 3) Schlan - gen-Gurken, Cucumis flexuoſus C. B. Cucu - mis longus Matth. oblongus, Dod. Alle Sor - ten haben lange rauhe Ranken, und ihre Blaͤt - ter ſind den Wein-Blaͤttern faſt gleich, doch aber zum Theil groͤſſer. Jhre Blumen ſind gelbe, und wenn dieſe ſich nicht alſobald auf einer kleinen Gurken-Frucht befinden, ſo taugen ſie nichts, ſon - dern ſind taub, daher ſolche auf den Miſt-Bet - ten muͤſſen abgeknippen werden, denn ſie taugen zu nichts, nehmen den Ranken die Nahrung hin - weg, und verurſachen auch zuweilen eine Faͤulnis.

Die Gurken uͤberhaupt, ſind ſowol an der Farbe, als an der Structur, unterſchiedlich; Es giebt gruͤne, weiſſe, lange, krumme, glatte undK 5rauch.1545. Cap. Von einigen waͤſſerigenrauche. Alle dieſe Sorten, wenn man ſie zum Samen liegen laͤſt, werden erſtlich Citronengelbe, und endlich Pomeranzenfarbig. Daß aber die weiſſen Gurken truckner und milder ſind, auch ei - nen Vorzug am Geſchmack haben, hat wohl ſeine Richtigkeit, obſchon die gemeinen Leute ſolche im Kaufe nicht annehmen wollen, um deßwillen ſie auch bey uns ganz abgekommen ſind.

Wie die Miſt-Bette zu der fruͤhzeitigen Er - ziehung der Gurken ſollen angeleget werden, iſt oben p. 44. im dritten Theile ſchon beſchrieben worden.

Von der Erziehung in dem Miſt - Bette.

Erſtlich bekuͤmmert man ſich in dem langſa - men Herbſt darum, daß hierzu zum wenigſten zwey Miſt-Bette angeleget werden, welche mit Bretern wohl gefuͤttert, und oben mit einem Ra - men verſehen ſeyn muͤſſen, in welchen die Fenſter wohl eingepaſſet worden.

Zu Anfange des Februars laͤſſet man friſchen Pferde-Miſt, welcher kaum aus den Staͤllen ge - kommen, herbey ſchaffen, und bringet ſolchen, wie oben bereits angegeben worden, in die Treib-Bet - te. Auf dieſen wird eine vorhero zubereitete Er - de 9. bis 12. Zol hoch gebracht, welche mit dem Re - chen fein gleich und eben muß gemachet werden.

Zwiſchen den Fenſtern und der Erde muß zum wenigſten einen Schuh hoch Raum in dem Miſt - Bette bleiben, daß die Gurken zu ihrem Wachs - thum Luft und Platz haben moͤgen, auch damit ihre aufſchieſſenden Ranken und Blaͤtter an den Fenſtern, an welche ſie ſich anzulegen pflegen,wenn155Erd - und Kuͤchen-Gewaͤchſen. wenn ſie ein wenig in die Hoͤhe gewachſen ſind, von der Sonne nicht verbrennet werden.

Jſt nun das Miſt-Bette in eine ſolche Ord - nung gebracht, ſo werden die Fenſter darauf ge - leget. Nach einigen Tagen, wenn die groͤſte Hi - tze und der Broden verrauchet und vorbey iſt, wel - ches man daran fuͤhlen kan, wenn man die Hand in die Erde ſtecket, ſo werden die Gurken-Kern in geflochtene runde Koͤrblein von Weiden, die nicht groͤſſer denn eine Grasblumen-Scherbe ſeyn doͤrfen, geleget, welches folgendermaſſen verrichtet wird.

Man flechtet dieſe Koͤrblein weitlaͤuftig von duͤrren Weiden, die vorhero eingeweichet worden, damit ſie ſich biegen laſſen, denn die gruͤnen, wenn ſie hierzu ſolten genommen werden, wuͤrden ge - wiß in der Erden ausſchlagen, und die darinnen geſaͤeten Gurken und Melonen verderben. Jn dieſe Koͤrbe leget man vermoderten aber noch in etwas ſtrohigten Pferde-Miſt, ſo, daß oben 3 Zoll Raum darinnen bleibet. Auf dieſen wird 2 Zoll gute Erde gethan, und in etwas eingedrucket, als - dann werden die Kern, es ſey von Gurken oder Melonen, welche vorhero eingeweichet worden und gekeimet haben, darein geſaͤet oder gezettelt, worauf man dieſelben mit einem halben Zoll Erde bedecket.

Nach dieſer Arbeit wird unter ein jedes Fenſter in der Mitten des Miſt-Bettes in ein vor - her bis auf den Miſt gemachtes Loch ein Korb geſetzet, die Erde angedrucket und gleich gemacht. Die -1565. Cap. Von einigen waͤſſerigenDieſe Koͤrbe laͤſſet man ſo lange an dieſem Orte ſtehen, bis man keine Waͤrme mehr in dem Miſt - Bette ſpuͤret.

Die in den Koͤrben aufgegangenen und her - vorgewachſenen Gurken-Pflantzen, wenn ſie zwey Blaͤtter erreichet haben und darinne zu dicke ſte - hen, muͤſſen verzogen und in einem jeden Korbe nur 3 bis 4 Pflanzen, nachdem die Fenſter breit oder ſchmal ſind, gelaſſen werden.

Das Begieſſen iſt hierbey auch noͤthig zu beo - bachten, doch muß das kalte Waſſer, welches man hierzu gebrauchen wil, vorher mit warmen vermi - ſchet und temperirt werden.

Jſt nun die Waͤrme in dem Miſt-Bette bin - nen 6 bis 7 Wochen hinweg, ſo wird das andere auf eben dieſe nemliche Art, wie bey dem erſten geſchehen, zurechte gemachet. Man laͤſt es gleich - fals einige Tage liegen, bis ihm die ſtaͤrckſte Waͤr - me und Broden vergangen iſt, alsdenn werden die Koͤrbe von dem erſten Treib-Bette heraus gehoben und in das neue eingeſetzt, in welchem ſie ſtehen bleiben, bis ſie ihre Fruͤchte hervor bringen. Die Koͤrbe verfaulen alsdann darinnen, und die Wur - zeln wachſen hindurch, und ſuchen in der dem Miſt - Bette befindlichen Erde ihre Nahrung.

Wenn die Gurken-Pflanzen das 4te bis 6te Blat in ihrem Wachsthum erreichet haben, ſo werden ſie abermal verzogen; doch ſo, daß die be - ſten und ſtaͤrckſten Pflantzen darinnen ſtehen blei - ben.

Man157Erd - und Kuͤchen-Gewaͤchſen.

Man wird hierbey augenſcheinlich gewahr werden, daß ſie in dem neuen Miſt-Bette ſchleunig fortwachſen und zeitig ihre Fruͤchte anſetzen, denn mit Huͤlfe dieſer Koͤrbe geſchiehet es, daß die Gur - ken-Pflanzen im Fortſetzen im geringſten nicht in ihrem Wachsthum geſtoͤhret werden, ob ſie gleich einen Tag in etwas verwelken.

Wer ſich aber dergleichen Koͤrbe nicht bedie - nen wil, der kan ſich hierzu von dem Toͤpfer klei - ne Garten-Scherben 8 Zol in die Rundung und 7. Zol in die Tiefe drehen laſſen. Es muß aber jeder Scherbe unten an dem Boden ein Loch ei - nes Thalers groß haben, damit die Waͤrme aus dem Miſt-Bette hindurch ziehen kan.

Es wird damit in allen Stuͤcken eben alſo verfahren, wie bey den Koͤrben iſt gedacht wor - den, nur iſt dieſer Unterſchied hierbey zu merken, daß die Scherben, wenn ſie aus dem erſten Miſt - Bette genommen, und in das andere ſollen ge - bracht und verſetzet werden, ſamt den darinnen befindlichen Gurken-Pflanzen umgekehret, in die linke Hand genommen, und mit dem Daumen der rechten Hand durch die Oefnung des Bodens der Miſt ſamt den Pflanzen heraus gedruckt werden muß, wobey ſich finden wird, daß die Wurzeln durch den vermoderten Miſt hindurch gewachſen ſind. Die ſamt dem Miſt und Erde heraus ge - ſchobenen Gurken-Pflanzen werden alſobald mit den Haͤnden umgewendet und in ein vorher ge - machtes Loch in die Erde geſetzet.

Einige pflegen auch die Kern vorhero 24. Stun -1585. Cap. Von einigen waͤſſerigenStunden in Waſſer einzuweichen, und ſolche al - ſo bald in der Mitten des Miſt-Bettes nach der Linie in ein Graͤblein zu legen. Wenn ſie nun darinnen ſo viel erwachſen, daß ſie das vierte Blat erreichet, ſo heben ſie die zu dicke und uͤberfluͤßig - ſtehenden Pflanzen durch Huͤlfe eines Melonen - Bohrers, oder mit einer runden Kelle (ſiehe hier - von die Figur) ſamt der Erde heraus, und ver - ſetzen ſie in ein ander Miſt-Bette in ein vorhero gemachtes Loch, und zwar an einem warmen und hellen Tage, wenn die Sonne ſcheinet. Wenn dieſe Verſetzung geſchehen, werden ſie alſo bald mit temperirten Waſſer, damit ſich die Erde fein wie - der anſetzet, ein wenig begoſſen, denn nach der Ver - pflanzung werden ſie allezeit welk und legen ſich in etwas nieder; in der darauf folgenden Nacht aber richten ſie ſich wiederum auf.

Der gedachte Gurken - und Melonen-Boh - rer oder Pflanzer, mit welchem man ohne den Wurzeln Schaden zu thun, die Pflanzen ſamt der Erde ausheben kan, wird von verzintem oder anderem eiſernem Bleche verfertiget, und muß in der Weite 6 Zol, und in der Hoͤhe 7 Zol haben. Man drucket bey dem Gebrauch den zugemachten Bohren in die Erde des Miſt-Bettes, daß die Pflanze in der Mitte zu ſtehen komt, bieget denſel - ben ſamt der Erden ein wenig auf die Seite, und he - bet ſolche benebſt der Pflanze heraus. Man ſetzet hierauf den Bohrer in ein vorher auf dem andern Bette gemachtes Loch, und ſcharret die Erde rings - herum an das Blech an. Alsdenn ziehet man denhin -159Erd - und Kuͤchen-Gewaͤchſen. hinein geſteckten Drat heraus, ſo giebt ſich das Blech ein wenig von einander, daß man den Boh - rer ganz bequem heraus ziehen kan.

Um dieſe gemachte Miſt-Bette muß um und um friſcher Pferde-Miſt, ſo hoch die Breter uͤber der Erden ſtehen, geſchaffet und zuſammen getre - ten werden, damit die Kaͤlte weder des Tages noch des Nachts eindringen kan, und dieſer bleibt ſo lange darum liegen, bis man vermeinet, daß kei - ne Froͤſte mehr kommen moͤchten, alsdenn nimt man ſolchen hinweg, und brauchet ihn auf andere Garten-Bette zur Duͤngung.

Noch iſt hier zu merken, wenn die Gurken - Pflanzen in die Hoͤhe wachſen und faſt an die Fen - ſter anſtoſſen wollen, werden ſie ſanfte umgebogen, und mit Hacken von Reiſig, wie man pfleget bey den Gras-Blumen-Fechſern zu brauchen, verſe - hen, welche man in die Erde ſtecket, damit die Gurken-Ranken zum Auslaufen auf der Erden hin gewehnet werden.

Um friſche Luft zu geben, werden die Fenſter ſowol des Tages als des Nachts, wenn die ſtaͤrkſte Hitze ſich noch darinnen befindet, einen halben, auch wohl anderthalb bis 3 Zol aufgehoben, damit der Brodem und die uͤberfluͤſſige Waͤrme herausziehen kan, welches alles ſich nicht ſo deutlich beſchreiben laͤſt, als man wohl meinen ſolte. Dahero muß ein jeder hierinnen ſeine eigene Ueberlegung brau - chen, und ſich nach der Witterung richten.

Nach dieſer meiner Beſchreibung habe ichviele1605. Cap. Von einigen waͤſſerigenviele Jahre dergleichen Gurken erziehen laſſen, und mehrentheils in der Faſten-Zeit Fruͤchte er - halten. Wer nun ein Liebhaber iſt, und mit Er - ziehung derſelben alſo verfaͤhret, wie ich ſolches beſchrieben habe, der wird gewiß hierinne ſeinen Endzweck erlangen.

Was aber die Erziehung in den Gaͤr - ten betrift, ſo iſt folgendes davon zu merken. Wenn die Zeit herbey genahet, die Gurken-Kern zu beſtellen, werden ſie 16. bis 20. Stunden in das Waſſer eingeweichet, und hernach in einem leine - nen Saͤcklein in warmen, aber ja nicht zu heiſſen Pferde-Miſt oder in ein Bette, worinnen man ſchlaͤft, oder auch an einen warmen Ort bey oder unter den Ofeu geleget.

Man muß aber hierbey wohl zuſehen, daß die Kern in den Saͤckgen nicht zu dicke auf ein - ander zu liegen kommen, ſondern ſie muͤſſen fein duͤnne mit der Hand aus einander gebreitet wer - den, damit ſie fein uͤberein aufkeimen koͤnnen, denn wenn ſie zu dicke auf einander zu liegen kommen, ſo werden zwar die auswendigen keimen, aber die inwendigen verbrennen und verderben.

Merket man, daß die Kern in dem Sacke zu trocken werden wollen, ſo tauchet man ſolchen ſamt den Kern alle Tage in das Waſſer, laͤſt ſol - ches ablaufen, und bringet den Sack wiederum an gehoͤrigen Ort.

Wenn es Zeit iſt, Gurken - Kern zu ſaͤen.

Alle Tage muß man darnach ſehen, ob ſie gnugſam gekeimet haben, und wenn dieſes geſche - hen, werden ſie in dem halben April, oder welchesdes161Erd - und Kuͤchen-Gewaͤchſen. die beſte und ſicherſte Zeit iſt, gleich zu Anfange des Mayes geleget.

Das Land, auf welches man Gurken brin - gen wil, muß entweder vor oder nach Winters geduͤnget und gegraben werden, denn auf einen magern und hungrigen Boden wird nichts taug - liches aus den Gurken.

Jn den Gaͤrten pflegen unſere Leute auf ein ſolches vorhero gegrabenes Land Sallat zu ſaͤen. Wenn nun ſolcher ſo viel erwachſen, daß er zum Verkauf dienlich iſt, ſo machen ſie die Quere uͤber das Land lauter Beete 6 Schuh breit, und ſtechen den Sallat einen Schuh weit mit einem Meſſer alle hinweg, daß es lauter Gaſſen darzwi - ſchen werden. Die gedachten Beete aber bleiben al - ſo ſtehen, bis der Sallat aus den Gaſſen alle conſu - miret worden. Jn die leeren Striche oder Gaſ - ſen werden mit einer breiten Hacke 1 Schuh groſſe Loͤcher in die Rundung und 3 Schuh weit von eine ander, aber nicht tiefer als 2 Zol tief gemachet. Alsdenn werden von den gekeimten Kern 12 bis 13 hinein geworfen, doch alſo, daß ſie fein ordent - lich aus einander zu liegen kommen.

Hierauf wird etwas kleine und milde Erde, welche aus dem Loche heraus geſcharret worden, mit den Haͤnden auf die Kern geſtrenet, daß ſie ein wenig damit bedecket werden. Wenn die - ſes geſchehen, ſo wird noch kleiner verfaulter Pferde-Miſt einen Zol dicke darauf gezettelt. Sol - te bey dieſer Arbeit duͤrres oder heiſſes Wetter ſeyn, ſo muß man ſie gleich darnach begieſſen.

4. Theil. LWenn1625. Cap. Von einigen waͤſſerigen

Wenn die Kern aufgegangen und in etwas erwachſen ſind, und zu dicke ſtehen ſolten, ſo muͤſ - ſen ſie verzogen werden. Jn einem ſolchen ge - machten Gurken-Loche darf man durchaus nicht mehr denn 6, 7 oder auf das hoͤchſte 8 Gurken - Pflanzen ſtehen laſſen.

So bald man das Verziehen bey jedem vor - nimt, ſo bald wird auch mit der Hand zwiſchen die jungen Pflanzen 1 Zol hoch milde und kleine Erde geſtraͤuet.

Hierbey muß aber auch das Begieſſen ab - ſonderlich bey hellen und warmen Tagen nicht ver - abſaͤumet werden, denn ſie verlangen immer Feuchtigkeit.

Einige pflegen in den Gaͤrten auch alſo da - mit zu verfahren, daß ſie nach der Laͤnge Graͤb - lein zwey Zol tief und 5 Schuh weit von einander machen, und die gekeimten Gurken-Kern hinein ſtreuen. Jm uͤbrigen verfahren ſie hernachmalen in allen Stuͤcken damit, wie vorher bey den Gur - ken-Loͤchern iſt angemerket worden.

Zwiſchen dieſe gemachte Reihen ſtecken ſie Sallat-Pflaͤnzlein, oder auch Blumen-Kohl, Kohl - rabi uͤber der Erden und dergleichen mehr.

Es koͤnnen auch auf den Beeten 4 Schuh weit von einander in die Laͤnge und Breite nach der Garten-Schnure Linien gezogen und die Gur - ken-Loͤcher auf das Creutz oder Durchſchnit derſel - ben mit der breiten Hacke, wie oben gemeldet wor - den, gemacht und ebenfals in der Mitten Sallat und andere Gewaͤchſe darzwiſchen geſteckt werden.

Es163Erd - und Kuͤchen-Gewaͤchſen.

Es geſchiehet auch die Erziehung der Gnr - ken bey uns mit vielen Aeckern, und werden deren auf freyem Felde viele Wagen vol ſowol als in den Gaͤrten gebauet und von hier aus in andere Staͤd - te und Oerter geſchaffet. Sie werden ebenfals im halben April und zu Anfange des Mayes auf ein wohlgeduͤngtes und vor oder nach Winters ge - grabenes Land, welches bereits ein oder auch wohl zwey Jahre zu Kohl-Gewaͤchſen genutzet worden, geleget, doch thun ſie auf friſchgeduͤngtem Lande, wenn der Miſt nicht zu ſtrohigt iſt, auch gut, und wachſen ebenfals freudig fort.

Einige laſſen auch hierzu den Acker vor dem Winter mit 2 oder 3 Pferden pfluͤgen, und beſtrei - chen. Solte aber die Duͤngung noch ſo ſtrohig ſeyn, daß zu beſorgen, es moͤchte der Miſt durch das Beſtreichen mit der groſſen Ege heraus gezo - gen werden, ſo koͤnte ſolche auch link geleget, und das Land alſo damit uͤberfahren und geebnet wer - den.

Man laͤſſet das Land den Winter uͤber alſo liegen, und wenn die Saͤezeit herbey gekommen iſt, ſo werden die Kern, ohne ſolche einzuweichen und keimen zu laſſen, duͤnne oben aufgeſaͤet, ſo daß ſie mehrentheils einer Spannen oder 9 Zol weit von einander zu liegen kommen. Doch laͤſt ſich dieſes nicht ſo genau thun, bey dem Auswur - fe, indem es nicht zu vermeiden, daß ſie nicht unterweilen ſolten naͤher zuſammen oder auch wohl weiter aus einander fallen, welches aber nichts zu ſagen hat.

L 2Die -1645. Cap. Von einigen waͤſſerigen

Dieſe geſaͤeten Kern werden alſobald mit Kaͤrſten untergezogen, doch ſo, daß ſie weder zu tief noch zu flach mit der Erde bedecket werden. Hernach wird der Acker mit der kleinen Garten - Ege beſtrichen und geebnet. Einige pflegen auch ein ſolches beſtelltes Land mit dem Rechen gleich zu machen; allein man komt mit dem Egen viel naͤ - her und kuͤrzer davon.

Hierbey laͤſſet man es beruhen, bis die Gur - ken-Pflanzen vier Blaͤtter erreichet haben, als denn werden ſie mit der oben beſchriebenen Maſchine oder mit dem Jaͤte-Haͤcklein vom Unkraute gerei - niget und durchſchnitten. Nach Verflieſſung ei - niger Wochen werden ſie abermal durchgangen und die uͤberfluͤßigen Pflanzen hinweg genommen, daß ſie anderthalb Schuh weit von einander zu ſtehen kommen, ſie brauchen alsdenn keine ferne - re Wartung, auſſer wenn etwa noch Unkraut her - vor kommen ſolte, daß ſolches hinweg zu ſchaffen iſt.

Wer zum Einmachen kleine Gurken haben wil, der kan die Gurken-Kern kurz vor oder nach Pfingſten ſaͤen laſſen, ſo wird er hiervon recht ſchoͤ - ne und reinliche Gurken bekommen.

Woher ſie aber in manchen Jahren ſo viel Eiſen - oder Roſt-Flecke bekommen, iſt in dem er - ſten Theile p. 62. die Urſache angegeben worden.

Zum Samen laͤſt man die erſten, ſchoͤnſten und glaͤtteſten Gurken bis zur Herbſt-Zeit liegen. Wenn ſie recht pomeranzengelbe geworden, als - denn werden ſie zuſammen getragen.

Wie165Erd - und Kuͤchen-Gewaͤchſen.

Wie es ſich mit der Reinigung der Aepfel - und Birn-Kern verhaͤlt, wovon ich im zweyten Theile p. 23. gedacht habe, ſo verhaͤlt ſichs auch mit Reinigung der Gurken-Kern, nur daß ſie in einem oder andern Stuͤcke etwas abgehet. Es werden nemlich die Samen-Gurken in der Laͤnge mitten von einander geſchnitten, und die Kern ſamt der Bruͤhe heraus in ein Troͤglein geſcharret. Wenn ſie nun 4, 5 bis 6 Tage, nachdem die Wit - terung kalt oder warm iſt, geſtanden, ſo fangen ſie an zu gaͤren, daß ihr Geſcht, wie das Bier, wenn es in der Gaͤrung iſt, in die Hoͤhe ſteiget, So bald als man nun dieſes gewahr wird, nimt man ſie aus dem Kuͤbel heraus, und thut ſie nach und nach in ein Sieb, welches keine Kern durch - gehen laͤſſet, und reiniget ſie auf eben dieſe Art, wie bey den Aepfel - und Birn-Kern gedacht wor - den.

Hierbey iſt wohl zu merken, daß ſie in ihrer Gaͤrung nicht alzulange ſtehen bleiben duͤrfen, denn wenn der Geſcht ſich ſenket und niederfaͤlt, und man die Kern noch einige Tage darinnen ſte - hen laͤſſet, ſo erſaufen ſie in ihrer eigenen Bruͤhe und werden zum Aufgehen untuͤchtig.

Dieſe Kern koͤnnen auf keine beſſere Art in das Reine gebracht werden, als durch die Gaͤ - rung, denn hiervon werden ſie recht ſchoͤne weiß und anſehnlich, iudem ihr Schleim auf keine an - dere Art herunter gehet, ob man ſich auch gleich noch ſo viele Muͤhe giebet.

Viele nehmen die Kern, ſo bald ſie aus denL 3Scha -1665. Cap. Von einigen waͤſſerigenSchalen ſind, und thun ſie in ein Sieb, laſſen das Sod ablaufen, und ſchuͤtten ſolche hernach zum Abtrocknen auf einen luftigen Boden; allein ich halte hiervon nicht viel, indem die Kern auf ſol - che Art nicht nur unanſehnlich und garſtig werden, ſondern wenn ſie recht duͤree geworden, ſo bleiben ſie auch, wegen ihres Schleimes an einander kle - ben, daß man ſich hernachmalen viele Muͤhe ge - ben muß, wenn man ſie von einander bringen wil.

Die zuruͤk gebliebenen Schalen ſind ein gu - tes Gefraͤß vor die Schweine, wenn man ſie ſtam - pfen und mit unter das Futter mengen laͤſt.

Einige Leute bey uns ſtampfen dieſe Scha - len, wenn ſie ſolche nicht alle conſumiren koͤnnen, zuſammen, ſalzen ſie, und machen ſie ein, wie oben im 3ten Theile p. 172. bey den weiſſen Ruͤben gedacht worden. Hiervon geben ſie hernachmalen den Schweinen taͤglich eine Portion unter das Futter. Dem Rindvieh iſt dieſe Fuͤtterung nicht ſo dienlich, und wenn ihnen zu viel davon gege - ben wird, ſo bekommen ſie bey kalter Witterung, ſonderlich, wenn die Staͤlle nicht warm und wohl verwahret ſind, das kalte Feuer. Eben ſo gehet es auch bey den Schweinen, wenn ſie alzu uͤber - fluͤßig, und ohne anderes Futter unterzumengen, damit gefuͤttert werden. Sie freſſen dieſe Scha - len ungemein gerne, und um deßwillen hat man Urſache, auf das Geſinde Acht zu haben, daß ſie ihnen ſolche in gehoͤriger Maſſe und nicht im Ue - berfluß alleine vorſchuͤtten.

§. 2.167Erd - und Ruͤchen-Gewaͤchſen.

§. 2.

Unter den ordentlichen Melonen, MeloVon Melonen. vulgaris, C. B. P. Melo ſive melopepo, vulgo cucumis Galeni, Dod. giebt es allerhand Arten, welche theils groß, theils kleine, theils glat, theils aber auch gleichſam mit einem Netz uͤberwachſen ſind. Beſonders iſt die kleine Zucker-Melone, Melo moſchatellinus rotundus parvus ſeu Me - lo ſaccharinus dictus, I. B. Melo rotundus parvus C. B. P. fructu luteo hier anzumerken. Wer ein Liebhaber von den uͤbrigen viererley Be - nennungen iſt, der kan ſich in den Botaniſchen Buͤ - chern ſelbſt weiter umſehen.

Es ſind die verſchiedenen Sorten der Me - lonen nicht nur an Geſtalt und Farbe, ſondern auch an dem Geruche und Geſchmacke einiger - maſſen unterſchieden. Was ihre Blaͤtter und Ranken belanget, ſo ſehen ſie den Gurken faſt gleich, nur daß dieſe Blaͤtter runder, kleiner und glaͤtter ſind.

Die Erziehung derſelben komt mit der Er - ziehung der Gurken auf den Miſt-Betten in al - len Stuͤcken, wie in vorigen §. gemeldet worden, uͤberein, nur daß ſie an ihren Ranken zuweilen muͤſſen verkuͤrzet werden, welches aus nachfolgen - den zu erſehen ſeyn wird, und worinne die ganze Kunſt und Wiſſenſchaft beſtehet, ob gleich andere aus ihrer Erziehung ein groſſes Geheimniß ma - chen wollen.

Es haben die Melonen die Art an ſich, daß ſie nicht leicht an den mitlern Stengel oder Herz -L 4Ran -1685. Cap. Von einigen waͤſſerigenRanken Fruͤchte anſetzen und hervor bringen, und ob ſich auch einige zeigen ſolten, welches doch ſel - ten geſchiehet, ſo werden ſie doch gelbe und ver - derben, weil ihnen die andern auslaufenden Ne - ben-Rancken den Nahrungs-Saft hinweg neh - men. Um deswillen hat man hierbey zu beobach - ten, daß man den Melonen-Pflanzen, wenn ſie auf ein anderes friſches Miſt-Bette verſetzet worden, und das 5te oder 6te Blat erreichet haben, mit einem Meſſer das mitlere Hertz abſchneide und hinweg nehme.

Einige Gaͤrtner kneipen oder brechen ſolche mit den Haͤnden ab, und geben dabey vor, daß die Melonen kein Eiſen vertragen koͤnten; man hat ſich aber an dergleichen Aberglauben nicht zu kehren, und habe ich ſolches in der That gantz an - ders befunden. Mit dem Abbrechen gehet es zu - weilen ungluͤcklich, daß die Pflanzen zerquetſchet werden, daher behaͤlt das Abſchneiden allerdings den Vorzug.

Das Abſchneiden des mittleren Herzens ma - chet, daß die Nebenaugen deſto beſſer wachſen, und der Pflanze geſchiehet dabey nicht der gering - ſte Schade.

Man laͤſſet ſie ſo fort in ihre Ranken wach - ſen, bis ſie anfangen zu bluͤhen. Diejenigen Blumen, welche taub und ſich auf keiner jungen Frucht befinden, muß man, wie bey den Gurken abkneipen.

Bey duͤrrem und heiſſem Wetter muß man ihnen mit dem Begieſſen zu Huͤlfe kommen, dochſol169Erd - und Kuͤchen-Gewaͤchſen. ſol es durchaus nicht zu oft und uͤberfluͤſſig geſche - hen, indem ſie ſolches nicht vertragen koͤnnen, ab - ſonderlich, wenn die Melonen ſchon die Helfte ihrer Groͤſſe erreichet haben. Wer ihnen hier - durch gedenket eine Guͤte zu thun, der wird er - fahren, daß ihre Fruͤchte verderben und endlich verfaulen.

Diejenigen Nebenrancken, an welchen ſich junge Melonen befinden, laͤſſet man fortwachſen, hingegen, welche keine Fruͤchte angeſetzet haben, die ſchneidet man hinweg, damit die Fruͤchte mehr Nahrungs-Saft bekommen, und deſto beſſer in ihre Groͤſſe wachſen koͤnnen.

An einem ausgelaufenen Ranken darf man auch niemalen mehr denn zwey Melonen laſſen, und wenn ſich deren mehr daran befinden, ſo muß man ſie wegſchneiden. Jngleichen muß man an einem ſolchen Frucht-Ranken die Spitzen forne hinweg nehmen, damit der Frucht deſto mehr Saft kan mitgetheilet werden.

Die Ranken muß man in dem Miſt-Bette fein nach einander hinlegen, und nicht unter ein - ander wachſen laſſen, ſonſt verurſachen ſie eine Ver - wirrung, daß man hernachmalen nicht weiß, was man hinweg ſchneiden ſoll.

Alle 14 Tage oder 3 Wochen ohngefehr muß das Verſchneiden der wilden Ranken geſchehen, oder ſo oft es noͤthig ſeyn wil, welches man ſo ge - nau nicht beſtimmen kan, weil es hierinne auf die Erfahrung und eigene Ueberlegung ankomt.

L 5Wenn1705. Cap. Von einigen waͤſſerigen

Wenn die Fruͤchte eines mittelmaͤſſigen Apfels groß gewachſen ſind, pfleget man unter ei - ne jede ein Stuͤck Schiefer, oder in Ermangelung deſſen einen Ziegel-Stein zu legen, damit ſie an dem untern Theile nicht anfangen zu faulen. Denn wenn ſie auf der bloſſen Erde liegen, ſo ge - hen ſie gemeiniglich an und verfaulen, ehe ſie reif werden, weil ſie die Feuchtigkeit, welche ſich in der Erde und in dem Miſt-Bette befindet und aus - dunſtet, nicht vertragen koͤnnen.

Schoͤnes, warmes, truckenes Wetter lieben ſie ungemein, bey welchem man ſonderlich die Fen - ſter in die Hoͤhe heben muß, damit ſie der Luft und Sonne genieſſen koͤnnen, wovon oben bey Er - ziehung der Gurken kan nachgeleſen werden, alwo das noͤthige bereits erinnert worden.

Das Kennzeichen, ob eine Melone zeitig iſt, beſtehet hierinne. Wenn man Fruͤhmorgens bey herangekommenen Sonnen-Schein die Fenſter aufhebet, und nur etwas von dem Geruche der Melone empfindet, ſo iſt ſie zeitig, daß man ſie abſchneiden kan, doch muß der Stiel daran bleiben. Jngleichen, wenn der Ranke, woran ſich die Melone befindet, beginnet welk zu werden, ſo iſt ſolches auch ein Zeichen der Reifung, und wird ſie ihren Geruch gleichfals von ſich geben.

Es darf auch eine Melone weder zu reif noch zu unreif ſeyn, denn in beyden Faͤllen verlie - ret ſich der angenehme Geſchmack derſelben. Wenn man eine Melone in die Hand nimt, und findet, daß ſie ſchwer und nicht weich iſt, wenn man dar -an171Erd - und Kuͤchen-Gewaͤchſen. an druͤcket, ſo iſt es gleichfals ein gutes Kenzeichen. Wenn eine Melone von einander geſchnitten wird, und inwendig trucken und roͤthlicht iſt, ſo wird der Geſchmack auch angenehm ſeyn.

Wil man dergleichen an fremde Orte verſen - den, ſo muß man ſie, ſobald ſie ſich veraͤndern und anfangen wollen, gelbe zu werden, abſchnei - den, denn unterweges gelangen ſie vollends zu ihrer Reifung. Wil man ſie aber alſobald zum Eſſen gebrauchen, ſo muͤſſen ſie recht zeitig ſeyn, und wenn ſie erſt abgenommen worden, eine hal - be Stunde in friſchen Brunnen geleget werden, indem an einer warmen Melone kein angenehmer Geſchmack iſt; wil man ſie aber noch etwas laͤn - ger aufbehalten, ſo leget man ſie auf ein Bret an einen kuͤhlen Ort, und brauchet ſie nach einigen Tagen.

Die Melonen-Kern koͤnnen alſobald im Waſſer abgewaſchen und gereiniget werden, weil ſie nicht ſo viel Schleim und zaͤhes Weſen an ſich haben, als die Gurken-Kern.

§. 3.

Man findet hin und wieder in den oͤconomi -Von allerhand Kuͤrhſeu. ſchen Buͤchern, ſowohl von der Erziehung, als von dem Gebrauch der Kuͤrbſe weitlaͤuftige Beſchrei - bungen, ich wil daher nur das noͤthigſte, ſo viel ich hiervon erfahren, und zu unſerm Endzwecke dienet, um der Ordnung willen bemerken.

Es iſt gewiß, daß bey Bildung dieſes Ge - waͤchſes ein ſtarkes Spiel der Natur vorgehet, welches man ſowol bey der Veraͤnderung der Far -ben,1725. Cap. Von einigen waͤſſerigenben als der mancherley wachſenden Figuren wahr - nehmen und bewundern muß.

Ich will den Unwiſſenden zur Nachricht, nur einige artige Sorten alhier bemerken:

  • Langer Trompen-Kuͤrbis, Heraules-Kei - le. Cucurbita oblonga, flore albo, fo - lio molli, C. B. longior Dod. longa Tab. tubaria, quorundam.
    • ſive Zuccha omnium maxima angui - na, Lob.
  • Warzen-Kuͤrbis. Cucurbita verrucoſa, C. B. & I. B.
  • Flaſchen-Kuͤrbis mit weichen Blaͤttern und verſchiedenen Farben. Cucurbita lage - naria, fl. albo, folio molli, C. B.
  • Kronen - oder Kopf-Kuͤrbis. Cucurbita capitata, C. B. & Tab.
  • Stern-Kuͤrbis. Cucurbita ſtellata ſive ſeſ - ſilis, Cam. lypeiformis, I. B.
  • Groſſer runder Kuͤrbis mit rauchen Blaͤt - tern und gelben Blumen. Cucurbita major rotunda, flore luteo, folio aſpero, C. B.
  • Birn-Kuͤrbis. Pepo fructu parvo, pyri - formi, Tournef. Cucurbita aſpera py - riformis, parva, alba, I. B.
  • Kleiner Zitronen-Kuͤrbis. Pepo rotun - dus, aurantii forma C. B. P. Cu - curbita aurantii forma Eyſtett.
  • Kleiner Orangen-Kuͤrbis. Cucurbitaaſpe -173Erd - und Kuͤchen-Gewaͤchſen. aſpera, minima, ſphærica, variegata, I. B. Pepo fructu minimo, ſphærico Tournefortii, &c. &c.

Die Pflanzung derſelben beſtehet darinne; man machet im Garten an einem luftigen Orte, welcher den ganzen Tag die Sonne haben kan, runde Loͤcher zwey Zol tief und 8 Schuh weit von einander, und leget in jedes zwey Kern, welche einen halben Tag vorher im Waſſer muͤſſen ein - geweichet werden. Darnach muß man einen hal - ben Zol Erde darauf ſtreuen, ſo, daß die Kern ein wenig bedecket werden. Wenn dieſes geſche - hen, ſo kan man kleinen leichten Pferde-Miſt, wel - cher etwas verfaulet iſt, ohngefehr 2 Zol hoch dar - auf legen laſſen.

Sodann muß man ſie oft und fleißig begieſ - ſen, denn die Kuͤrbſe haben die Natur an ſich, daß ſie faſt nicht zu viel koͤnnen begoſſen werden. Wenn ſie nun aufgegangen und in etwas erwach - ſen ſind, und ihre Fruͤchte ſich ſehen laſſen, ſo muß man uͤber zwey, oder aufs hoͤchſte dreye derſelben nicht an einem Ranken laſſen, die andern muͤſſen abgeſchnitten werden, damit die, welche daran blei - ben, deſto groͤſſer werden koͤnnen. Man kan die Ranken auch forne an den Spitzen abnehmen, da - mit ſie im Wachsthume aufgehalten werden und nicht weiter auslaufen koͤnnen, daß folglich die Saͤfte allein in die Fruͤchte gehen muͤſſen, wo - durch ſie viel groͤſſer, als ſonſten ordentlich geſchie - het, zu wachſen pflegen.

Sind1745. Cap. Von einigen waͤſſerigen

Sind nun die Fruͤchte in etwas erwachſen, ſo muß man Ziegel-Steine, Schiefer oder Bre - ter unterlegen, damit ſie an der bloſſen Erde nicht ſchaͤbicht und unfoͤrmlich werden, auf welche Art ſie auch beſſer reifen koͤnnen.

Man kan auch zuweilen die Frucht umkeh - ren, damit der unterſte Theil auch von der Son - nen kan beſtrahlet und die aͤuſſerliche Schale reif gemachet werden; aber man muß bey dem Um - wenden behutſam damit umgehen, damit ſie nicht von den Stielen abgebrochen oder alzuſehr verdre - het werden.

Was die Flaſchen-Kuͤrbſe, Hercules-Keile und andere fremde Sorten anlanget, ſo iſt es beſ - ſer, wenn man ſie an einem Gelaͤnder anziehet, damit ſie deſto beſſer reifen koͤnnen, weil ſie ohne dies in unſerem Climate in manchen Jahren lang - ſam oder auch wohl gar nicht reif werden. Die - ſe Sorten muß man vorher im Merze in einem Miſt-Bette in Koͤrben oder Garten-Scherben trei - ben, wie bey den Gurken und Melonen die Be - ſchreibung gegeben worden, und wenn man gar keine Froͤſte beſorget, koͤnnen ſie heraus genom - men und in den Gaͤrten gepflanzet werden, als - denn werden ſie gewiß zu ihrer Zeitigung gelan - gen. Die Kuͤrbis-Kern uͤberhaupt halten ſich 5, 6, 7 und mehr Jahre, und werden ordentlicher Weiſe im April geſtecket.

Jch habe auch vor gut befunden, welches ich in andern Garten-Buͤchern geleſen, daß man, wenn man ſie nicht alle Tage begieſſen wil, einenTopf175Erd - und Kuͤchen-Gewaͤchſen. Topf mit einem kleinen Loͤchlein vol Waſſer bey die Wurzel ſetze, und durch das Loͤchlein des Topfes einen Stroh-Halm, oder vielmehr eine ausgedro - ſchene Korn-Aehre ſtecke, damit das Waſſer aus dem Topfe almaͤhlig auf die Wurzel troͤpfen kan. Oder man ſetzet einen Napf oder Schuͤſſel mit Waſſer darneben, und leget ein naſſes wollenes Laͤpchen mit einem Ende darein, und mit dem andern Ende an die Wurzel, ſo ziehet ſich hinlaͤng - liche Feuchtigkeit almaͤhlich an die Wurzel. Nur darf man das Gefaͤß nicht laſſen leer werden, ſon - dern muß ſolches, ſo oft es noͤthig iſt, wieder vol Waſſer gieſſen.

Zur Luſt kan man auch die Kuͤrbſe durch ein Fenſter, wenn man eine Scheibe aushebet, in ei - ne Stube bringen, und den Ranken mit Huͤlfe eines Bindfadens, welcher behutſam angebunden werden muß, hinleiten, wo man ihn nur hin ha - ben wil, daß alſo die Kuͤrbſe in der Stube wach - ſen, welches ſehr artig anzuſehen iſt.

Wenn die Kuͤrbſe uͤber die Helfte in ihrem Wachsthume erreichet haben, ſo koͤnnen mit einem Meſſer allerhand Zeichnungen in die Schalen, nach jedes Gefallen geſchnitten werden, welches dem Kuͤrbſe nichts ſchadet ſondern wieder verwech - ſet; doch ſo, daß die eingeſchnittenen Figuren be - ſtaͤndig bleiben und ſehr artig laſſen.

Die gemeinen Leute kochen von den Kuͤrb - ſen das inwendige Fleiſch zu ihrer Speiſe mit Waſſer faſt gar, hernach gieſſen ſie die Bruͤhe da - von ab, und machen ſolches mit Fleiſch-Bruͤhe,oder1765. Cap. Von einigen waͤſſerigenoder Milch und Butter voͤllig zurechte, auch be - reiten ſie hiervon Brey zum ordentlichen Eſſen oder ſchmieren ſolchen auf die zu backenden Kuchen.

Man kan auch die Kuͤrbſe, beſonders wenn ſie noch nicht zeitig ſind, kleine ſtoſſen, und den Schweinen als ein gutes Futter mit untermengen, wovon ſie gleich, wie bey den Gurken gemeldet worden, fett werden.

Den letztverfloſſenen Herbſt erhielte ich von einem Freunde einen auſſerordentlich groſen etwas ovalrunden und an der Farbe gelbligten Kuͤrbis, welcher in unſerm Wag-Hauſe 90 und ein 4tel Pf. gewogen. Jch ließ ſolchen auch ſeiner Groͤſ - ſe halber aushoͤlen, um das Corpus in die Na - turalien-Kammer unſeres Evangeliſchen Wayſen - Hauſes zu geben; allein es war nicht vor der Faͤul - nis zu erhalten, indem er nicht voͤllig reif war. Ob ich gleich viele groſſe Kuͤrbſe geſehen habe, ſo iſt mir doch dergleichen groſſes Stuͤck noch nie - malen vorgekommen.

§. 4.

Von Citrul - len.

Die Citrullen oder Angurien, Anguria citrullus dicta, C. B. Citrullus folio colocyn - thidis ſecto, ſemine nigro, quibusdam An - guria, I. B. koͤnnen billig als eine Mittel-Sorte zwiſchen den Melonen und Kuͤrbſen angeſehen werden, und ob ſie gleich hier zu Lande nicht ſon - derlich viel bekant ſind, ſo werden ſie doch zuwei - len aus Curioſitaͤt gezeuget, wie ich denn derglei -chen177Erd - und Kuͤchen-Gewaͤchſen. chen einigemal auf den Miſt-Betten zur Reifung gebracht habe.

Jhre Fruͤchte ſind von den Melonen wegen ihrer Groͤſſe merklich unterſchieden, und behalten ihre gruͤne und glatte Schale beſtaͤndig, ob ſie auch gleich zeitig geworden ſind. Die Blaͤtter ſind zerkerbt und tief ausgeſchnitten. Die Kern ſehen theils weiß, theils roth, theils braun, theils ſchwarz und theils grau aus, und ſind von den Kayſerlichen Herren Officiers aus Jtalien und auch aus Ungarn zu uns nach Erfurt gebracht wor - den.

Wenn man ſie von einander ſchneidet, ſo ſe - hen ſie inwendig theils fleiſchfarbig wie die Melo - nen, theils gelbe, theils weiß aus. Die rothen koͤnnen wie die Melonen zur Speiſe gebrauchet, die uͤbrigen Sorten aber ebenfals, wie bey den Kuͤrbſen Meldung geſchehen, zum Nutzen ange - wendet werden.

Es komt die Erziehung derſelben mit den Kuͤrbſen voͤllig uͤberein, nur daß ſie beſtaͤndig auf den Miſt-Betten, wo ſie hingepflanzet worden, ſtehen bleiben muͤſſen. Wenn ſie mit ihren Ran - ken ſo weit, und uͤber die Einfaſſung der Miſt-Bett - Breter hinlaufen wollen, kan man ſie verkuͤrzen.

Man ſtecket ihre Kern im halben Merz, und bedecket ſie mit Fenſtern, und zwar ſo lange, bis man voͤllig vermuthet, daß keine Froͤſte mehr kom - men moͤchten, ſodann hebet man ſolche weg und laͤſſet ſie den Sommer uͤber in freyer Luft fortwach - ſen. Wenn man ſie aber im Garten erziehen4. Theil. Mwil,1785. Cap. Von einigen waͤſſerigenwil, ſo werden ſie bey uns in ſeltenen Jahren zeitig, wo ſie nicht vorher mit den Melonen-Boh - nen aus dem Miſt-Bette gehoben und in den Gar - ten gepflanzet worden.

Hierbey iſt noch zu erinnern, daß ſie einen ſolchen Ort im Garten verlangen, alwo ſie den ganzen Tag die Sonne haben koͤnnen, und daß ſie auch bey heiſſem und warmen Wetter oͤfters muͤſſen begoſſen werden.

§. 5.

Von Gar - ten Schwaͤm - men.

Die Garten-Schwaͤmme, Fungi eſcu - lenti pileolo lato, orbiculari, candicante Caſp. Bauhin, wachſen mehrentheils von ſich ſelbſten, ohne daß man daran gedenket, in den Miſt-Betten und Treib-Haͤuſern unter den darin - nen ſtehenden Gewaͤchſen im Schatten hervor, abſonderlich, wenn ſie fleißig begoſſen werden. Wo aber die Fruͤchte, welche auf dem Miſt-Bet - te ſtehen, keinen Schatten geben, oder ein ſolches Bette ganz frey und der Sonnen voͤllig unterwor - fen iſt, und die Schwaͤmme in ihrem Aufwachſen begriffen ſind, ſo werden ſie von der Sonnen - Hitze verbrant, um deßwillen muß man ſie mit Laͤden, Gerſten-Bindeln oder auch mit leichtem Pferde-Miſte bedecken.

Andere verfertigen hierzu ordentliche Bette auf eben die Art und Weiſe wie die Miſt-Bette angeleget werden, treten den Miſt auch ebenfals ſo zuſammen, und bringen oben darauf einen Schuh hoch kleine und zuruͤk gebliebene Pferde-Krepfeln. Die -179Erd - und Kuͤchen-Gewaͤchſen. Dieſe treten ſie ebenfals zuſammen, und ſchuͤtteln drey Zol hoch zubereitete kleine Erde darauf. So bald als die ſtaͤrkſte Waͤrme nach einigen Tagen vorbey iſt, ſchuͤtten ſie dasjenige, was von den Schwaͤmmen in der Kuͤche abgeputzet worden, wie auch die abgeſottene Bruͤhe derſelben, auf die - ſe Bette, da denn in weniger Zeit dergleichen Schwaͤmme zum Vorſchein kommen.

Ein ſolches zubereitetes Bette kan 2 bis 3 Jahr hierzu genutzet werden, wenn es fein fleißig mit der in der Kuͤche von andern Gewaͤchſen abge - ſottenen Bruͤhe begoſſen wird.

Ein leeres Geſchwaͤtz iſt es, daß man zur Anlegung eines ſolchen Miſt-Bettes nicht anders als Maul-Thier - oder Eſels-Miſt gebrauchen ſol - te, und hat man ſich hieran nicht zu kehren, denn der Pferde-Miſt thut eben dergleichen Dienſte. Kurz, wenn ich meine Miſt-Bette anlegen laſſe, ſo muͤſſen meine Leute den zuruͤckgebliebenen klei - nen Pferde-Miſt 5, 6 bis 7 Zol hoch oben auf den ſtrohigten bringen, ſolchen laſſe ebenfals zu - ſammen treten und die Erde darauf bringen.

Wenn die Miſt-Bette mit dergleichen Pfer - de-Krepfeln beſchuͤttet werden, ſo uͤberkommet man an den Enden derſelben ohne ſich ſonderliche Muͤhe zu geben, genugſame Schwaͤmme. Wenn man ſie nicht alle conſumiren kan, ſo koͤnnen ſie fein rein - lich abgeputzet, in Stuͤcklein zerſchnitten, auf ein reinlich Bret im Schatten geleget und an einem luftigen Orte gedoͤrret werden, welche zur Winter - Zeit eine angenehme Speiſe ſind.

M 2§. 6.1805. Cap. Von einigen waͤſſerigen

§. 6.

Von Erd - Beeren.

Endlich will ich auch noch etwas gedenken von der groſſen Garten-Erd-Beere, Knack - Beere, Fragaria fructu parvi pruni magnitu - dine, C. B. P. Fraga fructu magno, Eyſtert. Dieſe Erd-Beere, welche theils weiß und theils roth ſind, vermehren ſich ungemein, und wenn man anfaͤnglich nur einige Stoͤcke hiervon haben kan, und ſolche einen Schuh weit von einander pflanzet, ſo laufen ſie gewaltig aus, und machen Ranken faſt einen Schuh lang, welche an einem jeden Knoten oder Gelenke Wurzeln anzuſetzen und ſich in der Erden anzuklammern pflegen.

Dieſe Beyſchoſſe nimt man um Bartholo - maͤi oder auch 8. Tage hernach ab, und pflanzet ſie in ein vorher wohlgegrabenes und geduͤngtes Garten-Beet einen Schuh weit von einander in das Quadrat nach der Garten-Schnure, und zwar an einen Ort, welcher nur einen halben Tag die Sonne haben kan.

Solte man dergleichen ausgelaufenen Pflan - zen nicht benoͤthiget ſeyn, ſo muß man ſolche den Sommer ein, oder wenn es noͤthig iſt, wohl zwey - mal von den alten Stoͤcken abreiſſen, denn es muß allezeit ein kleiner Raum zwiſchen den Stoͤcken bleiben. Wo dieſes nicht geſchiehet, ſo wird eine Wildnis daraus.

Bey warmen Sommer-Tagen muͤſſen ſie zu - weilen begoſſen, vom Unkraute gereiniget, und die Erde darzwiſchen mit einem kleinen Haͤcklein aufgelockert werden.

Wenn181Erd - und Kuͤchen-Gewaͤchſen.

Wenn ſich einige Zeit nach der Verbluͤhung die Fruͤchte in ihrem halben Wachsthum zeigen, ſo muß man an einem jeden Stocke einen kleinen Pfahl ſtecken, und die Beere mit ihren Stielen daran binden, welches am beſten mit Binſen ge - ſchehen kan, damit ſie wegen ihrer Schwere ſich nicht auf die Erde niederlegen, verfaulen und von den Wuͤrmern koͤnnen befreſſen werden.

Wenn die Erdbeer-Stauden drey bis vier Jahr auf einem Bette geſtanden haben, und man ſolche laͤnger darauf ſtehen laͤſt, ſo gehen ſie aus ihrer Art, und werden kleine, oder bringen gar keine Fruͤchte mehr. Um deßwillen muß man alle zwey Jahr ein neues Beet anlegen, und die Stoͤ - cke aus dem vorigen Beete heraus nehmen, damit man ſolches zu andern Garten-Gewaͤchſen gebrau - chen kan.

Einige pflegen auch in dem halben October die Blaͤtter von den Stoͤcken abzuſchneiden, und werfen verfaulten Miſt darauf, damit von dem - ſelben den Winter uͤber die Fettigkeit ſich an die Wurzeln einziehen kan, wodurch ſie merklich ge - beſſert werden.

Wer hiervon den Samen haben wil, der kan die zeitigen Erd-Beere in einer Schuͤſſel vol Waſſer abwaſchen, ſo wird der Same, welcher ſich an der aͤuſerlichen Schale der Erd-Beere be - findet, wenn er recht reif iſt, zum Theil herunter gehen und ſich auf dem Boden der Schuͤſſel bege - ben. Dieſen zu uͤberkommen, muß man das Waſſer durch ein Tuͤchlein gieſſen, ſo wird er zuruͤck blei -M 3ben.1826. Cap. Von einigen zur Arzeneyben. Man laͤſſet ihn auf einem Brete fein abtro - ckenen, und hebet ihn bis zum Gebrauch auf.

Die Samlung dieſes Samens dienet zu weii ter nichts, als daß man ihn an ſolche Oerter und Laͤnder, wo dergleichen Beere nicht wild wachſen, an Raͤndern und in die Hoͤlzer, wenn ſie nicht zu dicke ſind, ſaͤen laͤſt, und brauchet er keiner weitern Wartung, als daß man ihn nur um Jacobi oder zeitig auf das Fruͤhjahr hinwirft, al - wo er von ſich ſelber aufkeimen und hervor wach - ſen wird.

Das 6. Capitel. Von einigen zur Arzeney gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln, wie ſolche zu er - ziehen, zu ſamlen und zu be - wahren ſind.

§. 1.

Warum ſchon oben von einigen Arzeney - Kraͤutern gehandelt worden.

Obgleich in dem erſten Capitel dieſes vierten Theils einige zur Arzeney gehoͤrige Ge - waͤchſe unter die Kuͤchen-Kraͤuter geſetzet, und von der Erziehung derſelben gehandelt worden, ſo wird doch hoffentlich ſolches bey dem geneigten Leſer vor keine Unordnung angeſehen werden, in - dem man gedachte Kraͤuter auch zu den Kuͤchen - Speiſen brauchet, und folglich auch darunter zeh -len183gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. len kan. Jch wil alſo in dieſem letzten Capitel noch von den vornehmſten und bekanteſten zur Ar - zeney dienlichen Kraͤutern und Wurzeln, welche einer Cultur noͤthig haben, handeln und zeigen, wie ſolche zu vermehren, zu erziehen, zu ſamlen und zu bewahren ſind. Die uͤbrigen Kraͤuter und Wur - zeln, welche keine Wartung brauchen und von ſich ſelbſten wild hervor wachſen, auch im Ueberfluß zu haben ſind, gehoͤren hieher nicht.

§. 2.

Hierbey muß ich billig erſtlich etwas von Ein -Von Ein - ſamlung und Erhal - tung der Kraͤuter und Wur - zeln. ſamlung und Erhaltung der Arzeney-Gewaͤchſe voraus ſetzen. Wenn man ſich gleich keine Muͤhe verdruͤſſen laͤſt, die Kraͤuter und Wurzeln auf das beſte zu erziehen, aber dieſelben oder ihre Bluͤten nicht zur rechten Zeit weiß abzunehmen, zu doͤrren und zu bewahren, daß ſie an der Farbe recht ſchoͤne und an der Kraft gut bleiben, ſo iſt doch alle Muͤhe und Arbeit vergebens. Denn wenn ſie einmal entweder aus Unachtſamkeit oder Unwiſſenheit ihr Anſehen und Kraͤfte verlohren haben, ſo kaufet ſie weder der Apotheker noch Materialiſt, und um deß - willen hat man nachfolgende Regeln in Obacht zu nehmen.

  • 1) Alle Blumen, ſie moͤgen bluͤhen, in wel -
    Blumen, wenn ſie ſollen ge - ſamlet und auf behalten werden.
    chem Monate ſie wollen, muͤſſen fruͤhmorgens bey Aufgange der Sonne, wenn ſich die Naͤſſe von dem darauf gefallenen Thau in etwas verlohren hat, abgenommen werden. Wer dieſelben ſam - len wil, muß ſolches nicht vornehmen, wenn ſie ſchon einige Tage gebluͤhet haben, weil die beſtenM 4Kraͤf -1846. Cap. Von einigen zur ArzeneyKraͤfte durch die Sonne und Luft bereits hinweg genommen worden, ſondern das Abnehmen oder Abzopfen geſchiehet am beſten, wenn die Blumen ſich erſt aufthun, zu welcher Zeit ihre Kraͤfte noch voͤllig beyſammen ſind.
  • Es muͤſſen auch die geſamleten Blumen, ſie moͤgen Namen haben wie ſie wollen, an einem luf - tigen Orte, ohne darauf ſcheinende Sonne getrock - net und fein fleißig umgewendet werden.
  • Wenn ſie nun recht wohl abgetrocknet und duͤrre geworden ſind, ſo werden ſie in Kaſten oder Saͤcken aufbehalten. Sie dauren aber dennoch nicht laͤnger als zwey oder auf das allerhoͤchſte drey Jahr, hernach ſind ihre Kraͤfte verlohren, und dienen weder zum Diſtilliren noch zu andern Sachen.
  • Es wird nicht undienlich ſeyn, einige derſel - ben namhaft zu machen.
  • Jm April faͤngt man ſchon an die blauen Violen und Gaͤnſe-Bluͤmlein zu ſamlen.
  • Jm May ſuchet man die Bluͤten von Roß - marien, Mayen-Blumen, Fenchel, gelben Vio - len, Marum verum, Orangen-Blaͤtter, Schluͤſ - ſel-Blumen, Ritter-Sporen, Ringel-Blumen und dergleichen auf.
  • Jm Junius, wenn die Blumen noch nicht alle aufgegangen, ſo faͤhret man mit Samlung der gelben Violen und Orangen-Blaͤtter fort. Deß - gleichen ſamlet man in dieſem Monate die weiſſe Lilien-Blaͤtter, dunkel-braune Grasblumen-Blaͤt - er, blaue Korn-Blumen, rothe und weiſſe Cen -tifo -185gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. tifolien-Blaͤtter, Hollunder - und Linden-Bluͤten und noch andere mehr.
  • Jm Julio ſuchet man in den Korn-Fruͤch - ten die rothen Klatſch-Roſen, Spicanart, Laven - dul, Chamillen, Thimian und noch andere Blu - men auf.
  • Doch iſt bey der oben gegebenen Regel zu - weilen eine Ausnahme zu machen, weil nach der Jahres-Witterung einige Blumen 14 Tage bis drey Wochen eher, einige auch langſamer zu bluͤ - hen pflegen. Doch wenn die Witterung ordent - lich gehet, ſo bleibet mehrentheils die angegebene Zeit in ihrer Ordnung.
  • 2) Die mehreſten Kraͤuter ſind am beſten,
    Kraͤuter, wenn ſie zu ſamlen.
    wenn ſie im May und Junius geſamlet werden, weil ſie ſich in beſagten Monaten in ihrer voͤlligen Kraft befinden; es ſind aber doch auch einige, wel - che man in dieſen Monaten nicht haben kan. Es doͤrfen auch die Kraͤuter, welche man doͤrren und zum kuͤnftigen Gebrauch aufbehalten wil, nicht eher abgeſchnitten und geſamlet werden, bis die Sonne ſolche von dem Thau und Naͤſſe trocken ge - macht hat, ſonſten wuͤrden ſie ſchwarz und ſchim - licht werden und kein Anſehen behalten, ja wohl gar verderben.
  • Alles Einſamlen muß, wo moͤglich, bey hel - lem Wetter und des Vormittages geſchehen. Hernach werden ſie auf einen luftigen Boden, wo die Sonne nicht darauf ſcheinen kan, auf Breter geleget, oder welches noch beſſer iſt, in kleine Bin - del gebunden und auf die Seimen oder SchnurenM 5auf1866. Cap. Von einigen zur Arzeneyaufgehenget. Auch muͤſſen die Kraͤuter alle Tage fleißig umgewendet werden, damit ſie fein gruͤne bleiben, und dieſes muß ſo lange fortgeſetzet wer - den, bis ſie recht trocken ſind. Es muͤſſen auch die Kraͤuter von allem Unrath, als von Erde, Gras und Blaͤttern befreyet werden, und wenn ſich der - gleichen daran befindet, darf man ſie nicht abwa - ſchen, indem ſie dadurch ihre Kraͤfte verlieren und endlich verderben wuͤrden. Man thut vielmehr beſſer ſolche liegen zu laſſen, bis die Erde und der an den Blaͤttern befindliche Staub von ſich ſelb - ſten abfaͤlt.
  • Wenn die Kraͤuter auf beſchriebene Art wohl abgetrocknet und duͤrre geworden, werden ſie auf Boͤden oder in Schachteln und Kaſten, und zwar an einem ſchattigten doch luftigen Ort verwahret und aufbehalten. Sie bleiben drey auch vier Jahr zum Gebrauch gut.
  • Die nothwendigſten Kraͤuter, welche zu ſam - len ſind, ſind folgende.
  • Jm Maͤrz, Peſtilenz-Wurzeln, wenn ſie in ihrer Blume ſtehen.
  • Jm April, Loͤffel-Kraut.
  • Jm May, Meliſſe, Krauſemuͤnze, Schaf - garbe, Brunellen, Creuzwurz-Kraut, Baldrian - Kraut.
  • Jm Junius, Bachbungen, Dil, Beyfuß - gipfel.
  • Jm Julius, Wermuth, Borragen, Baͤ - ren-Klau, Chamillen, Cardubenedicten, Angelic, Sanickel, Hyſop, Liebſtoͤckel, Lavendul, Spica -nart,187gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. nart, Waſſer-Betonien, Wollkraut, Tauſendguͤl - den-Kraut, Salbey, Thymian.
  • Jm Auguſt allerhand Kraͤuter, als Ebreiß, Wermuth, Borragen-Kraut, Cardubenedicten, Brunellen, Poley, Tauſendguͤldenkraut, Beto - nien, Salbey, Thymian, Leber-Kraut, Odermen - nig.
  • Jm September, Majoran, Baſilicum, Saturey, Alkekengi oder Juͤden-Kirſchen und noch andere mehr.
  • 3) Alle Wurzeln, welche zur Arzeney oder
    Wie die Wurzeln zu ſamlen und zu conſervi - ren.
    zum Verkauf ſollen gebrauchet werden, muͤſſen entweder im Fruͤhjahre oder im Herbſte, wenn ſie ihre Saͤfte voͤllig zuruͤck gezogen haben und reif geworden ſind, ausgegraben oder mit einem Spie - ſe aus der Erden ausgehoben werden. Beſiehe hiervon die Figur im dritten Theile p. 228. Tab. III. So bald als ſie aber in ihre Samen-Stengel auf - geſchloſſen, dienen ſie zu nichts, denn die Wurzeln werden hoͤlzern und hart, weil ihre Kraͤfte den Sommer uͤber in die Samen-Stengel gegangen ſind, wovon im III. Theile p. 164. nachzuleſen iſt. Jedoch iſt eine Sorte der Wurzeln, nemlich Scor - zoner hiervon ausgenommen, welche nicht hoͤlzern wird. Siehe auch hiervon nach im III. Theile p. 182. Doch muß dieſe Wurzel ebenfals nicht eher als im Fruͤhjahre oder zur Herbſt-Zeit gegra - ben werden. Auch muß das Ausgraben der Wur - zeln im Fruͤhjahre, wo moͤglich, Fruͤhmorgens, ehe die Waͤrme oder ſtarke Hitze herbey komt,geſche -1886. Cap. Von einigen zur Arzeneygeſchehen, ſonſten verwelken dieſelben, und ihre be - ſten Kraͤfte evaporiren.
  • Die Wurzeln doͤrfen auch, wo moͤglich, nicht abgewaſchen oder mit Waſſer benetzet werden, ſondern ſie muͤſſen alſobald, wenn ſie noch friſch ſind, mit einem ſtumpfen Meſſer, oder mit einem hierzu geſchnittenen ſcharfen Holze geſaͤubert, und ſonderlich von der daran gebliebenen Erde gereini - get werden.
  • Einige pflegen auch die Wurzeln zum Theil als Alant und dergleichen, in Scheiblein zu ſchnei - den, ziehen einen Faden durch, hengen ſie alſo auf, und laſſen ſie trocken werden, andere laſſen ſie auch ganz, und beydes iſt gut, wenn ſie nur in der Trocknung wohl in Obacht genommen werden.
  • Zur Arzeney dauren einige Wurzeln drey bis vier Jahre, als Alant; einige aber wohl fuͤnf bis ſechs Jahre, als Angelica und dergleichen.
  • Sind die Wurzeln alſo geſamlet und recht wohl gereiniget worden, ſo muͤſſen ſie an einem luͤf - tigen und ſchattigen Ort, welchen aber die Sonne nicht beſcheinen kan, nach einander fein duͤnne ge - leget werden.
  • Alle Wurzeln, wenn ſie auf die Boͤden ge - bracht worden, muͤſſen zum wenigſten alle zwey Tage, ſonderlich wenn Regen-Wetter einfaͤlt, um - gewendet werden, iudem ſie zu ſolcher Zeit gewal - tige Feuchtigkeit an ſich ziehen; wenn dieſes nicht geſchiehet, ſo werden ſie grau und ſchimlicht, daß ſie hernach nicht mehr zum Gebrauch, vielweniger zum Verkauf dienlich ſind.
Man189gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln.
  • Man muß auch die geſamleten und in die Kaſten oder Schachteln gebrachte Wurzeln alle Jahre ein auch wohl zweymel heraus thun, und ein oder zwey Tage an die Luft legen, ſonſten pfle - gen die Wuͤrmer hinein zu kommen und ſolche zu verderben.

§. 3.

Es iſt aber noch ein noͤthiger Umſtand vor -Was die Erziehung der Arzeney - Gewaͤchſe betrift. aus zu merken. Wer geſonnen iſt, die Erziehung ſolcher Gewaͤchſe vorzunehmen, der muß vorher wohl bemerken, wo er ein Gewaͤchſe her bekomt, ob es in den Waͤldern oder Gaͤrten im Schatten, oder an der Sonne geſtanden hat, indem einige Gewaͤchſe gegen Mittag, einige gegen Mitternacht, einige gegen Abend, einige gegen Morgen, einige auch in ſumpfigten und naſſen Boden zu ſtehen verlangen. Wer dieſes nicht verſtehet und wohl in Obacht nimt, der wird gewiß, ehe er ſichs ver - ſiehet, um ſeine Gewaͤchſe kommen, daß er nach - her nicht weiß, wem er die Schuld beymeſſen ſol.

§. 4.

Den Anfang der beſondern AbhandlungVom Cy - preſſen - Kraute. von den Arzeney-Gewaͤchſen mache ich mit dem Cypreſſen-Kraute, Cypreſſe, Santolina foliis teretibus Tournef. Inſtit. Abrotanum fœmina, foliis teretibus, C. B. Pin. Chamæcypariſſus, I. B. Viele Gaͤrtner und andere Leute confundi - ren dieſes Kraut mit dem Cypreſſen oder Cupreſ - ſen-Baume, da doch zwiſchen beyden ein gewalti - ger Unterſchied zu finden iſt.

Es1906. Cap. Von einigen zur Arzeney

Es ſiehet dieſes Kraut aſchenfarbig aus, und machet im Garten, wenn es in die Scherben gepflanzet wird, ein gutes Anſehen.

Man kan mit einer Schere allerhand kleine Figuren, als Pyramiden, Kugeln, Kronen u. d. gl. daraus ziehen. Es wird den Winter uͤber mit andern Gewaͤchſen beygeſetzet, und kan im Keller oder in einem Gewoͤlbe gar leicht erhalten werden, und verlangt den Winter uͤber wenige Feuchtigkeit.

Es dauret dieſes Kraut auch den Winter uͤber im Lande, abſonderlich, wenn es in einem Garten-Grund gepflanzet wird; wenn aber die Stoͤcke zu alt werden, ſo frieren ſie aus.

Wenn man es vermehren wil, ſo pflanzet man einen alten Stock etwas tiefer als man ſon - ſten pfleget, ſo werden alle Zweige, welche in der Erden ſtehen, Wurzeln bekommen, ohne daß man noͤthig hat, ſolche einzuſchneiden und einzu - ſenken.

Von abgebrochenen oder abgeſchnittenen Zweigen kan dieſes Kraut gleichfals im Ueberfluß vermehret werden, nur muͤſſen die Pflanzen in gu - te zubereitete Erde geſtecket, wohl begoſſen, und mit den Scherben ſo lange, bis ſie anfangen wol - len zu treiben, im Schatten geſetzet werden. Hernach ſtellet man ſie an die Sonne, alwo ſie freudig fortwachſen.

§. 5.

Cypreſſen - Baum.

Hieher gehoͤret auch der Cypreſſen-Baum, Cupreſſen-Baum, Cupreſſus ramos extra ſe ſpargens, quæ mas Plinii, Tournef. Wenndieſe191gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. dieſe Baͤume mit ihren Gefaͤſſen nach der Sym - metrie in die Gaͤrten geſtellet werden, machen ſie ein trefliches Anſehen.

Sie treiben einen ſehr hohen geraden, in viele Aeſte getheilten und mit tief zerſchnittenen, dicken, dunkel-gruͤnen Blaͤttern beſetzten Pyrami - dal-Stamm, 15 und mehr Schuh hoch, und bluͤ - hen gemeiniglich im April.

Jhre Zapfen oder vielmehr ihre Fruͤchte ſe - hen eiſenroſt-farbig aus, und ſind mit vielen eckig - ten Samen-Koͤrnern angefuͤllet, welcher in den Officinen gebraucht wird.

Die Erziehung geſchiehet erſtlich durch den Samen, welcher im Merz in eine lockere und mit Sand vermiſchte Erde in Scherben oder Kaſten nicht alzu duͤnne geſaͤet wird. Dieſe Scherben oder Kaſten muͤſſen nachgehends auf ein Miſt - Bette geſtellet und alle Tage begoſſen werden, bis der Same aufgegangen, weil derſelbe ſehr hart iſt.

Wenn er einige Zol in die Hoͤhe gewachſen, muß man ihn verziehen, ſo daß die Pflaͤnzlein ei - nen Zol weit von einander zu ſtehen kommen. Jm 2ten oder 3ten Jahre koͤnnen ſie ausgehoben und einzelu in kleine Garten-Scherben geſetzet werden. Jm 4. und 5. Jahre erlanget man recht ſchoͤne und artige Baͤumlein 2 bis 3 Schuh hoch, daß man ſein Vergnuͤgen daran haben kan, wie ich dergleichen viel habe erziehen laſſen.

Zweytens geſchiehet die Vermehrung durch den Spalt und Anhaͤngung der Toͤpfe, wiewohlſie1926. Cap. Von einigen zur Arzeneyſie nicht gerne Wurzeln ſchlagen, wenn man nicht Moß oben auf die Spalt-Toͤpfe leget und ſolche fleißig begieſſet, um deßwillen gefaͤlt mir die Er - ziehung von dem Samen am allerbeſten.

Drittens geſchiehet die Vermehrung derſel - ben auch durch Abſchneidung der Zweige, welche man zu Anfange des Mayes an einem ſchattigten Ort in die Erde ſtecket; jedoch komt unter 10 bis 12 kaum eins bis zwey, auch wohl, wenn ſie nicht naß gehalten werden, gar keines fort.

Sie verlangen auch alle zwey Jahr umge - ſetzet zu werden, weil ſie ſehr haͤufige Wurzeln in den Gefaͤſſen anſetzen, welche man bey dem Ver - ſetzen beſchneiden muß.

Sie wollen auch den Sommer uͤber bey warmen Tagen begoſſen ſeyn, und muͤſſen gegen den Herbſt mit andern Gewaͤchſen beſetzet wer - den; wiewohl ſie einige Reifen aber keine ſtarken Froͤſte ausſtehen koͤnnen.

Den Winter uͤber koͤnnen ſie mit maͤßiger Feuchtigkeit in einem Keller oder Gewoͤlbe, wenn ſolcher nicht naͤſſet, erhalten werden.

Nachdem die Tarus-Baͤume im Gebrauch gekommen, welche nicht ſo viele Wartung verlan - gen, und den Winter uͤber im Garten ſtehen blei - ben, ſo werden ſie jetziger Zeit nicht mehr ſo hoch gehalten, als ehedem.

§. 6.

Von der Wermuth.

Die Wermuth, Abſinthium Ponticum ſeu Romanorum, officinarum ſive Dioſcoridis, C. B. Pin. Abſinthium vulgare majus, I. B. Abſin -193gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. Abſinthium latifolium, Dod. iſt auch ein herrli - ches mediciniſches Kraut, und pfleget in die Gemei - ne und Roͤmiſche eingetheilet zu werden; doch ha - ben ſie einerley Kraͤfte, und iſt zwiſchen beyden nur ein kleiner Unterſchied zu finden, nemlich daß die Roͤmiſche etwas kleinere Blaͤtter hat, als die ordent - liche Gemeine. Sie nimt mit allerhand Grund und Boden vorlieb, bleibet den Winter uͤber im Lande und erfrieret nicht leicht; wenn aber ihre Stoͤcke gar zu alt werden, kan es dennoch geſchehen.

Sie verlanget keiner fernern Wartung, auſ - ſer daß die den Sommer uͤber aufgeſchoſſene Sten - gel gegen den Herbſt von Bartholomaͤi bis Mi - chaelis, wenn ſie in ihre Samen-Knoͤpflein ge - wachſen ſind, abgeſchnitten und zum Gebrauch aufgehoben werden, welches den Stoͤcken dienlich iſt. Sie werden durch die Zerreiſſung und Zerthei - lung vermehret, und bluͤhen gemeiniglich im Ju - lius und Junius.

§. 7.

Sowol der groſſe Beyfuß, Johannis -Vom Bey - fuß. Guͤrtel, Artemiſia vulgaris major, C. B. Arte - miſia, Matth. als auch der kleine, Artemiſia vulgaris minor, C. B. Artemiſia minor, Matth. hat einerley Vermehrung mit der Wermuth, und brauchet es keiner weitern Beſchreibung. Es wird dieſes Kraut an die Tauben und anderes Gemuͤß gethan, abſonderlich pflegen die Weiber und Koͤche die Gaͤnſe damit auszuſtopfen, wenn ſie ſollen gebraten werden. Der Geſchmack deſ - ſelben iſt ſuͤßlicht.

4. Theil. NEr1946. Cap. Von einigen zur Arzeney

Er bluͤhet gemeiniglich im Julius und Au - guſtus, und wenn die Stengel in die Hoͤhe ge - wachſen und ihre volkommene Knoͤpflein erreichet haben, ſo werden ſie abgeſchnitten, die Blaͤtter abgeleſen, abgeputzet, auf Bindlein gebunden und an die Luft im Schatten aufgehaͤnget, damit man ſolche zur gehoͤrigen Zeit gebrauchen kan. Es ſie - het dieſes Kraut, wenn es duͤrre geworden, faſt wie Wermuth aus, daher koͤnnen ſich die Koͤche und Weiber, wenn ſie keine Gedanken darauf ha - ben, auch hierinnen vergreifen, wie ich denn vor vielen Jahren bey einem Pfarrherrn auf dem Lan - de, von welchem ich zur Kirchweihe war eingeladen worden, dieſen Spaß ſelbſt geſehen, daß die Haus-Mutter an ſtatt des Beyfuſſes Wermuth in die Gaͤnſe geſtecket, daher auch wegen der Bitter - keit nichts davon zu genieſſen war.

§. 8.

Von der Raute.

Die Raute, Ruta hortenſis latifolia, C. B. P. Ruta ſativa vel hortenſis, I. B. wird auch auf verſchiedene Art vermehret. Erſtlich erziehet man ſolche vom Samen, welcher im April in Garten auf ein kleines Beet geſaͤet wird. Wenn derſelbe aufgegangen und die Pflanzen erwachſen und zum Verſetzen dienlich ſind, werden ſie einen Schuh weit in das Viereck nach der Garten - Schnure geſtecket; doch kan man auch die Garten - Beete damit einfaſſen.

Die andere Vermehrung geſchiehet durch Zertheilung der alten Stoͤcke, welche ſowol gegen den Herbſt als das Fruͤhjahr zu verpflanzen ſind.

Die195gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln.

Die dritte Vermehrung geſchiehet durch Ab - ſchneidung der Zweige, welche im May geſtecker werden.

Sie verlanget einen guten Garten-Grund und ſumpfigten Ort, bleibet den Winter uͤber im Lande und bedarf keiner fernern Wartung.

Daß ſie aber, wie Heinrich Heſſe in ſeinem Garten-Buche, und noch andere wollen, vom Weibes-Volk und durch das Anruͤhren mit einem Meſſer oder Eiſen verderben ſolten, ſolches habe ich grundfalſch befunden, und hat mich die Erfahrung ganz ein anderes gelehret, denn ich habe ſie oͤfters ſowol mit der Garten-Schere, als auch mit dem Meſſer, und zwar durch die Weiber beſchneiden laſ - ſen, ohne daß ſie verdorben ſind, woraus man offen - bar ſiehet, daß dieſes Vorgeben ungegruͤndet iſt.

Sie bluͤhet gemeiniglich im Julius und Ju - nius, worauf hernachmalen die Samen-Knoͤpfe folgen, auf welche man, wenn ſie reif werden wol - len, etwas acht haben muß. Wenn ſich dieſelben zum Theil aufthun, daß man ihren ſchwarzen Samen erblicket, ſo iſt es Zeit ſolche abzuſchnei - den. Man leget ſie auf ein Tuch, und wenn ſie recht duͤrre geworden, laͤſt man ſie ausklopfen und reinigen. Die Materialiſten kaufen den Samen Pfundweiſe.

§. 5.

Die Angelic, heilige Geiſt-WurzelVon der Angelic. Bruſt-Wurzel, Angelica ſativa, C. B. Impe - ratoria ſativa, Tournef. wird um ihres herrli - chen und vortreflichen Nutzens willen auch in denN 2Gaͤr -1966. Cap. Von einigen zur ArzeneyGaͤrten gezeuget, und wohl bey 100 und mehr Pfunden auf einmal verkauft.

Das Land zur Erziehung dieſer Wurzel muß wohl gegraben und mit verfaultem Miſte geduͤn - get werden. Die Erziehung ſelbſt geſchiehet auf zweyerley Art, erſtlich durch den Samen, welcher weiß und breit, faſt wie Paſtinak-Samen, doch et - was groͤſſer ausſiehet, und einen ſehr ſtarken Ge - ruch und Geſchmack hat.

Er wird im Fruͤhjahre im Maͤrz geſaͤet, ein - gefuͤſſelt und untergerechnet, und liebet einen zur Sonne wohlgelegenen Ort. Wenn er aufgegan - gen, muß er vom Unkraute reine gehalten werden. Stehen die Pflanzen zu dicke, ſo koͤnnen ſie, wenn ſie etwas erwachſen, verzogen und auf ein ander wohl - gegrabenes und geduͤngtes Land einen Schuh weit in das Quadrat geſtecket werden, und eben ſo viel muͤſſen ſie auch auf dem Lande, wo ſie hin geſaͤet werden, Raum bekommen. Wenn man die Pflan - zen nicht alle zum Verſetzen brauchet, muß man ſie mit dem Jaͤte-Haͤcklein durchſchneiden, daß ſie auf dem Lande trocken und duͤrre werden und endlich verderben, damit die uͤbrigen Wurzeln deſto groͤſ - ſer und ſchoͤner wachſen koͤnnen.

Bey warmen und duͤrrem Wetter koͤnnen ſie das Begieſſen wohl vertragen, und iſt ihnen im Wachsthum ſehr zutraͤglich.

Jemehr ſie an ihren dicken Knollen Faſeln oder Baͤrte ohngefehr einen halben Schuh lang haben, je lieber kaufen ſie die Material-Haͤndler. Sie197gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. Sie ſehen auswendig ſchwarz, und wenn man ſie von einander bricht, weiß aus.

Die andere Vermehrung geſchiehet ſowol im Fruͤhjahre als auch zur Herbſt-Zeit kurz vor Mi - chaelis, wenn man von den Wurzeln die Knoͤt - lein oder Kaͤumen abbricht und ebenfals auf ein ſolches Land, wie oben geſaget worden, auch in eben der Weite pflanzet.

Jm zweyten Jahre, und zwar im Fruͤhlin - ge werden ſie ausgehoben, von der Erde geſaͤubert, und auf einen luftigen doch ſchattigten Boden ge - leget, damit ſie abtrocknen und duͤrre werden koͤn - nen, wobey aber das Umwenden der Wurzeln alle zwey bis drey Tage geſchehen muß, damit ſie nicht verſchimmeln oder verderben.

Zum Samen-Ziehen laͤſt man einige alte Wurzeln ſtehen, welche unterweilen im zweyten oder dritten Jahre gewiß Samen bringen. Sie treiben aus einer Wurzel verſchiedene Stengel, doch waͤchſt der mittlere wohl 3. Schuh hoch, und bluͤhet gemeiniglich im Auguſt.

Ob ich gleich kein Freund von Weitlaͤuftig - keit bin, ſo muß ich doch den Herren Geiſtlichen zu Gefallen noch alhier aufuͤhren, was ich in des D. Michael Bernhard Valentini Kraͤuter-Buche p. 307. unter andern von dem Nutzen der Angelic gefunden habe.

Es hat dieſe Wurzel auch eine gifttreibende Kraft, und kan auf vielerley Art als ein Verwehr - Mittel oder Praͤſervativ gegen die Peſt und an - dere anſteckende Seuchen gebrauchet werden, daN 3 man1986. Cap. Von einigen zur Arzeney man entweder die Wurzeln im Munde kaͤuen, eine Lattwerge aus dem Pulver machen, oder aus dem deſtillirten Oel. mit Zuckerzeltlein in den Mund, oder einen Balſam mit ausgepreßten Muſcaten - Oel zubereiten kan. Leget man die zerſchnittene Wurzeln in gemeinen Eſſig, ſo hat man einen Gift-Eſſig, ſo auch innerlich und aͤuſſerlich gegen die Peſt dienet. Der belobte D. Simeon Pauli gab zur Zeit der Contagion den Geiſtlichen den Rath, daß ſie ihre Kleider und Maͤntel mit dem Pulver der Angelicwurzel beſtreuen moͤchten, wel - ches dermalen ſehr gut gethan: und wenn ſchon jemand inficiret geweſen, gab er ſobald ein Quintl - von dieſem Pulver in Cordubenedicten-Waſſer ein, daß die Patienten wacker ſchwitzten.

Wer ein mehreres hiervon zu wiſſen verlanget, kan an beſagtem Orte nachleſen.

§. 10.

Von Acke - ley.

Es giebt verſchiedene Sorten vom Ackeley, Aquilegia ſylveſtris, C. B. P. Aquilegia flore ſimplici; allein ich halte es fuͤr uͤberfluͤßig, ſolche zu benennen, genug, daß ſie alle einerley Wartung erfordern, und werden die Einfachen um des Sa - mens Willen an einigen Orten, auch unterweilen bey uns, gebauet.

Der Same wird im October, oder auch ſehr zeitig im Fruͤhjahre auf ein wohlgegrabenes Land geſaͤet, denn es ſcheuet derſelbe keine Kaͤlte, unterweilen ſaͤet er ſich durch das Ausfallen von ſeldſten.

Es199gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln.

Es muß aber das Beet, worauf er geſaͤet worden, bey warmen Tagen fleißig begoſſen und vom Unkraute wohl gejaͤtet und geſaͤubert werden, damit die aufgegangenen Pflaͤnzlein nicht er - ſticken.

Wenn ſie zum Verſetzen dienlich, kan man ſie an einen mittelmaͤßigen Ort, welcher weder zu viel noch zu wenig Sonne hat, einen Schuh weit pflanzen.

Sie bleiben den Winter uͤber im Lande und erfrieren nicht leicht, es ſey denn, daß die Stoͤcke zu alt waͤren.

Sie verlangen auch, wo ſie einmal ſtehen, keine Wartung, ausgenommen, daß man das Un - kraut hinweg ſchaffen muß.

Die im erſten Jahre geſaͤeten Pflanzen brin - gen nicht leicht, wohl aber im andern und folgen - den Jahren ihren reifen Samen, welcher mit Nu - tzen an die Material-Haͤndler kan verkaufet wer - den.

Die einfache und blaue Sorte dienet zu die - ſer Erziehung am beſten, weil ſie den mehreſten Samen von ſich geben, ſie bluͤhen gemeiniglich im May, und es ſind ihre Blaͤtter faſt wie das bekante Schell-Kraut.

§. 11.

Von Maßlieben, Bellis hortenfis rubra,Von Maß - lieben. flore multiplici fiſtuloſo giebt es ebenfals vieler - ley Sorten, gefuͤlte, bunte, rothe, weiſſe, leibfarbi - ge und dunkelrothe, welche letztere in den Apothe - ken am angenehmſten ſind.

N 4Die2006. Cap. Von einigen zur Arzeney

Die Vermehrung geſchiehet durch die Ne - ben-Brut, welche man im Werz, April, oder auch im October von den alten Stoͤcken abreiſſet, und ſolche, um die Garten-Bette damit einzufaſſen, an einander ſtecket. Wenn ſie mit ihren Blumen in voͤlliger Flor ſtehen, ſo laͤſſet es in einem Garten ſehr angenehm.

Den Winter uͤber bleiben ſie im Lande ſte - hen, und ſchaden ihnen die kalten Froͤſte nicht leicht.

Jm Junio und ſofort bis gegen den Herbſt bringen ſie mehrentheils ihre Bluͤmlein, und wer - den, wenn ſie zu rechter Zeit abgepflockt und ge - trocknet worden, an die Materialiſten oder Apo - thecker verkaufet.

§. 12.

Von Car - dubenedic - ten.

Vor allen Dingen gehoͤren auch mit hieher die Cardubenedicten, geſegnete Diſtel, hochge - lobte, gebenedeyte Diſtel, Carduus benedictus. I. B. Cnicus ſylveſtris hirſutior ſive carduus benedictus, C. B. Pin. Es hat vor verſchiede - nen Jahren der verſtorbene und ſehr beruͤhmte Hr. D. Petri von Hartenfels, Churfuͤrſtl. Maynz. Rath und Leib-Medicus und bey hieſiger Univer - ſitaͤt Prof. Publ. von dieſem Kraute einen lateini - ſchen Tractat geſchrieben, worinne er nicht allein von deſſen Benennung und herrlichen Tugenden, ſondern auch von deſſen Erziehung gehandelt. Es hat dieſes Kraut lange eingekaͤrbte rauche Blaͤt - ter, und iſt mit vielen weichlichen Stacheln beſetzet. Es traͤget kleine gelbe Blumen, welche gemeini -glich201gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. glich im Junius und Julius hervor kommen. Die Wurzel iſt weiß und zaſigt. Das Kraut wird in den Apotheken vielfaͤltig in Bindelgen ſchockwei - ſe verkaufet. Der Geruch dieſes Krautes iſt ange - nehm und lieblich, und faſt dem Geruche der Muſcateller-Birn gleich. Gegen den Winter ge - het es aus und verdirbet.

Dieſes Kraut verlanget ein wohlgegrabenes und geduͤngtes Land, welches ſowol vor als nach dem Winter kan zurechte gemachet werden. Der Same wird im Fruͤhjahre im Merz auch im April geſaͤet, und wenn das Land vor dem Winter ge - graben worden, muß der Same mit Kaͤrſten wohl untergezogen, oder ſo es im Fruͤhjahre geſchiehet, untergefuͤſſelt werden, wovon an andern Orten vielfaͤltig gedacht worden.

Solten die geſaͤeten Kern zu dicke aufgehen, muͤſſen ſie vom Unkraute gereiniget, und ſodann mit dem Jaͤte-Haͤcklein hinweg geſchnitten werden, daß die Stauden zum wenigſten einen halben Schuh weit von einander zu ſtehen kommen.

Sind ſie einen halben Schuh mit ihren Kraͤuterich in die Hoͤhe gewachſen, ſo kan man ſie ganz nahe an der Erden abſchneiden, und wenn ſie unterweilen begoſſen werden, ſo koͤnnen ſie wohl noch zweymal abgeſchnitten werden.

Zum Samen laͤſt man einige Stoͤcke, ohne daß man ſie abſchneidet, ſtehen, da ſie denn ihre reife Kern bringen. Wil man hernach dieſelben aus den Samen-Koͤpfen heraus haben, ſo mußN 5man2026. Cap. Von einigen zur Arzeneyman ſolche mit den Haͤnden von einander zerren, ſonſt gehen ſie nicht heraus.

Wenn man dieſe Kern in einen leinenen Sack thut und an die Luft henget, ſo ſiehet derſelbe binnen einem Jahre nicht anders aus, als wenn er voͤllig in ein Oel waͤre getaucht worden, woraus man leicht abnehmen kan, was ſie vor ein ſtarkes Oel in ſich haben muͤſſen.

§. 13.

Von der Meliſſe.

Die Meliſſe, Citronen-Kraut, Mut - ter-Kraut, Meliſſa hortenſis, C. B. P. Meliſſa vulgaris, odore citri, I. B. iſt ebenfals ein vor - trefliches Kraut.

Als der letztere Krieg zwiſchen Frankreich, Oeſterreich, Preuſſen und Sachſen A. 1743. war, ſo konten die Materialiſten und Apotheker ſich die - ſes vortrefliche Wund-Kraut nicht genugſam an - ſchaffen, und war es faſt nicht mehr zu bekom - men. Daher baten mich einige gute Freunde, daß ich dergleichen anſchaffen und erziehen moͤch - te, und verſprachen mir ſolches raiſonnabel zu be - zahlen. Jch lies mir dieſes gefallen, und verſchrieb 2 Pfund von dergleichen Samen, und lies den - ſelben im halben April auf ein wohlgegrabenes groſſes Stuͤck Land ſaͤen, auf eben die Art, wel - che oben im 5ten Capitel bey dem Majoran ange - geben worden, auſſer daß er ſtaͤrker und etwas tie - fer untergerechnet wurde.

Es gieng derſelbe wohl auf, und wo die Pflaͤnzlein zu dicke ſtunden, muſten meine Leuteſolche203gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. ſolche ausheben, alſo, daß die auf dem Lande zu - ruͤk gelaſſenen Stauden einen Schuh Raum be - kamen. Die andern ließ ich in eben der Weite auf ein ander Beet ſtecken. Sie wuchſen insge - ſamt freudig fort, daß ich ſie noch in dieſem Jah - re zweymal abſchneiden konte. Jn dem folgen - den Jahre geſchahe das Abſchneiden dreymal, und es iſt wahr, daß mir die Muͤhe damals bezahlet wurde.

Da aber der Krieg ein Ende hatte, ſo nahm auch dieſe ſtarke Erziehung der Meliſſe ein Ende, indem die Herren Apotheker und Materialiſten ſol - che nicht mehr bezahlen wolten. Worauf ich die Stoͤcke ausheben und den Tagloͤhnern zum Ein - heizen uͤberlaſſen muſte, denn ſie haben eine lange holzigte Wurzel.

Sie erfrieren nicht leicht, es waͤre denn, daß ſie zu alt wuͤrden. Sie wachſen ſowol an ſonnig - ten als an ſchattigten Orten, werden aber an ihren Blaͤttern viel derber in freyer Luft.

Es kan die Meliſſe auch vermehret werden durch Zertheilung der alten Stoͤcke, welche, wenn ſie friſchen Grund und Boden bekommen, von neuen wiederum recht ſchoͤne jung hervor wachſen.

Der Same wird nicht in allen Jahren, ſon - dern nur in heiſſen Sommer-Tagen bey uns reif.

Etliche gruͤne Meliſſen-Blaͤtter in ſiedend Waſſer geworfen, geben einen guten Thee. Jn Ermangelung der gruͤnen Blaͤtter koͤnnen auch duͤrre gebrauchet werden, wiewol ich die gruͤnen allezeit beſſer befunden habe.

Es2046. Cap. Von einigen zur Arzeney

Es iſt der Geſchmack davon ſehr angenehm, und eben ſo gut, als wenn man einen Thee von der aͤuſſerlichen Schale einer Citrone machet, wie - wohl dieſer viel hitziger iſt, als von den Meliſſen - Blaͤttern. Es hat auch die Meliſſe eine blutrei - nigende Kraft, und iſt viel geſunder, als der frem - de Thee, vor welchen man vergeblich ſo viel Geld ausgiebet.

§. 14.

Vom Diptam.

Der Diptam, Eſcherwurz, Specht - Wurzel, weiſſer Diptam, Fraxinella & Di - ctamus albus officin. Dictamus albus vulgo, ſive fraxinella, C. B. P. Flore purpureo, wird zwar in den Apotheken gebrauchet, es kan aber dieſes Gewaͤchſe auch gar wohl in den Blumen - Gaͤrten gedultet werden, weil deſſen Blumen ein gutes Anſehen geben.

Die Stengel wachſen drey Schuh hoch, die Blaͤtter ſind anzuſehen wie ſuͤſſe Holz - oder Eſchen - Blaͤtter. Die Stengel ſind oben braun-roͤthlich, und die Blaͤtter an den Blumen ſind roſenfarbig mit vielen dunkelrothen Streifen oder Aederlein durchzogen. Die Wurzel iſt weiß und eines Fin - gers dicke.

Es giebt der Diptam auch alle Jahr reifen Samen, welcher ſchwarz und glaͤnzend iſt. Die Samen-Capſeln ſind wie Stern-Anis anzuſehen, und in fuͤnf Spitzen eingetheilet. Die Blumen, welche im May hervor kommen, haben einen lieb - lichen Geruch; wenn ſie aber in ein Gemach ge -bracht205gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. bracht werden, ſo wird derſelbe zu ſtark, und end - lich unangenehm.

Es verlanget dieſes Gewaͤchſe einen guten Garten-Grund, und wird vermehret durch Zer - theilung der Stoͤcke, welche ſowol im Fruͤhjahre als Herbſte zu verſetzen ſind; wiewohl man ſolches auch vom Samen erziehen kan, welcher im Merz kan geſaͤet werden, man bekomt aber nicht eher Blumen davon, als im 3ten oder auch wohl im 4ten Jahre.

§. 15.

Die Momordica, Momordica vulgaris,Von der Momordi - ca. Tournefort. Balſamina rotundifolia repens ſive mas, C. B. P. Balſamina cucumeraria I. B. wird folgendermaſſen erzogen. Die Kern werden eine Nacht vorher in Waſſer eingeweichet, als - denn ſtecket man ſie in eine zubereitete Erde, und ſtellet den Scherben auf ein warmes Miſt-Bette unter die Fenſter, denn bey dem Aufkeimen haben ſie die Waͤrme am allernoͤthigſten.

Wenn ſie aufgegangen und in etwas erwach - ſen, und mehr Pflanzen in einem Scherben ſich befinden, ſo hebet man ſie bis auf eine mit voller Erde aus, und verſetzet ſie in andere Scherben, ſo daß in einem jeden nur eine zu ſtehen komt. Alsdenn ſtellet man die Scherben abermal in das Miſt-Bette. Wenn nicht die geringſten Reifen oder ſtarke Regen mehr zu beſorgen, ſo kan man ſie auch einige Tage in freyer Luft im Schatten ſtellen, wobey auch das Begieſſen nicht zu verab - ſaͤumen, welches aber maͤßig und ohne Ueber - ſchwemmung geſchehen muß.

Wenn2066. Cap. Von einigen zur Arzeney

Wenn ſie nun hierauf nicht krank ausſehen, und gut wachſen, daß ſie in ihre kleinen Ranken treiben wollen, ſo ſtecket man ein kleines Spalier oder Gelaͤnder, welches von duͤnnem Holz hierzu verfertiget worden, neben die Pflanzen in den Scherben, damit ſie ſich daran anklammern und aufwachſen kan. An ſtat eines ſolchen Spaliers koͤn - nen auch zwey bis drey Reiſer von Beſen daran ge - ſtecket werden, an welchen ſie ſich ebenfals an - winden.

Es wil auch dieſes Gewaͤchſe vor vielen Re - gen und Winden beſchuͤtzet und zu ſolcher Zeit beygeſetzet ſeyn, bis ſich wiederum angenehmes Wetter ereignet.

Wer Gelegenheit hat, ſolches in ein Glas - oder Gewaͤchs-Haus den Sommer uͤber zu ſtellen, der wird, wenn er demſelben gehoͤrige Luft giebet, mehrentheils gluͤcklich damit ſeyn.

Wenn dieſes Gewaͤchſe im voͤlligen Wachs - thume begriffen iſt, es ſtehe nun inn - oder auſſer - halb eines Gewaͤchs-Hauſes, ſo muß mit dem Be - gieſſen, ſonderlich bey warmen Sommer-Tagen immer fortgefahren werden.

Jm Julius und Auguſt bringet es ſeine gel - be Bluͤmlein, welche allezeit eine kleine ſubtile Frucht unter ſich haben muͤſſen. Wenn dieſes nicht iſt, ſo ſind ſie taub und fallen ab, ohne eine Frucht hervor zu bringen. Denn es verhaͤlt ſich mit dem Anſehen ihrer Fruͤchte eben ſo, wie bey den Gurken, Kuͤrbſen und andern dergleichen Ge - waͤchſen.

Wenn207gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln.

Wenn aber keine warmen Sommer-Tage er - folgen, ſo iſt noͤthig, daß dieſes weichliche Gewaͤch - ſe in ein Glas-Haus oder in Ermangelung deſſen in ein gegen Mittag gelegenes Zimmer hinter die Fenſter geſtellet wird, auſſer dieſen wird man bey kalten Tagen wohl ſchwerlich Fruͤchte zu hoffen haben.

Wird ihre rothe Frucht reif, ſo ſpringet ſie an dem Stocke von ſich ſelbſten von einander, und wirft die Kern von ſich, daß man ſie zuweilen mit groſſer Muͤhe zuſammen ſuchen muß. Es iſt mir auch begegnet, wenn ich dieſe Frucht nur in etwas angeruͤhret habe, daß ſie von einander geſprungen. Gegen den Herbſt vergehet es, und muß folglich im Fruͤhjahre allezeit von den Kern erzogen wer - den. Die Frucht davon iſt ein herrlicher Wund - Balſam, von welchem Herr Prof. Kniphof in ſei - nem lebendigen Kraͤuter-Buche p. 181. gehandelt hat.

§. 16.

Die Ceylaniſche Momordica, Balſami -Von der Ceylani - ſchen Mo - mordica. na Ceylanica, Volkameri Heſperid. Balſa - mina momordica cucumeraria major. iſt von voriger ſowol an Blaͤttern, als auch an der Frucht merklich unterſchieden. Die Blaͤtter ſind gelber, groͤſſer, kruͤmmer und eingezackter, als von der vorigen. Die Frucht iſt auch viel groͤſſer, laͤnger, gekruͤmter und knotigter, und an Farbe gelb und etwas roͤthlich eingeſprengt, dahingegen jener ihre Fruͤchte roth ſind. Auch ſind die Samen-Kern vondie -2086. Cap. Von einigen zur Arzeneydieſer viel groͤſſer, und ſehen gelbe und braͤunlich aus, da ſie hingegen von jener ſchwaͤrzlich ſind.

Die Erziehung und Pflegung komt mit der vorher beſchriebenen in allen Stuͤcken uͤberein. Die Frucht ſpringet auch von einander, und das Fleiſch, welches blutroth und unvergleichlich an - zuſehen iſt, giebet ebenfals ein vortrefliches Huͤlfs - Mittel in allen friſchen Wunden und andern Krankheiten, wovon im obbelobten Kraͤuter-Bu - che nachzuſehen iſt.

§. 17.

Von der Welſchen Baͤren - Klaue.

Die Welſche Baͤren-Klau, Acanthus ſativus, Dod. Lob, carduus ſ. Branca urſina Virgilii, I. B. Acanthus ſativus vel mollis Vir - gilii, C. Bauh. wovon Virgilius Eclog. 3. und Ovi - dius lib. 13. Metamorph. geſchrieben, daß die Roͤ - miſchen Bildhauer vor Zeiten ihre Blaͤtter, we - gen ihrer Zierlichkeit, an die Statuͤen und Saͤu - len einzuhauen gepfleget, ingleichen, daß die Hey - den ſolche auf ihr Trink-Geſchirre zeichnen laſſen; wird auf zweyerley Weiſe vermehret. Erſtlich von ihren Samen-Boͤhnlein, welche zwar nicht in allen Jahren, ſondern nur in guten und warmen Som - mern zur Reifung gelangen. Man ſtecket ſie wie andere Gewaͤchſe in einem Scherben in gute zube - reitete Erde, und ſtellet ſie auf ein warmes Miſt - Bette. Jn jedem Scherben gehoͤret nur eine Bohne, damit ſie Raum darinnen haben koͤnnen, denn ſie ſchlagen viele ſtarke lange weiſe Wurzeln. Wenn ſie ein wenig erwachſen, nimt man ſie her - aus, und ſtellet ſie mit andern Gewaͤchſen in Gar -ten209gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. ten. Es wil diß Gewaͤchſe auch bey trockenem Wetter oͤfters begoſſen ſeyn; den Winter hindurch aber kan man es mit weniger Feuchtigkeit erhalten, nur muß es in ein warmes Gewoͤlbe geſtellet wer - den, ſonſten wuͤrde es erfrieren.

Die andere Erziehung dieſes Gewaͤchſes ge - ſchiehet durch Abreiſſung der Nebenbrut, welche in ein ander Gefaͤs geſetzet wird.

Es bluͤhet hernach kaum im 3ten und 4ten Jahre, wil auch zum wenigſten alle 3 Jahr um - geſetzet ſeyn, weil ſeine lange Wurzeln dergeſtalt herum laufen, und ſo feſte in einander wachſen, daß ſie endlich den Scherben von einander treiben, weswegen auch die Wurzeln mit einem Meſſer verkuͤrzet werden muͤſſen. Der Blumen-Sten - gel deſſelben treibet anderthalb Schuh hoch, und iſt von der Mitten bis oben aus mit laͤnglichen, weiſſen, und oben an den Blaͤtterlein mit rothen Strichen verſehen. Die Bluͤten kommen gemei - niglich im May und Junius hervor, worauf die bohnenfoͤrmigten Fruͤchte in zweyen Faͤchern ſich einſtellen.

§. 18

Das Suͤß-Holz, Suͤß-Wurzel, Leck -Vom Suͤß - Holz. kritze, Leckkritzen-Holz, Lachritzen, Clycir - rhiza officinarum, Glycirrhiza ſiliquoſa vel germanic, C. B. P. Glycirrhiza radice repen - te, vulgaris, germanica, I. B. wird in Franken, und ſonderlich um Bamberg herum in den Gaͤrten und Aeckern in groſſer Menge gezeuget, und von dar zum Verkauf uͤberbracht. Es waͤchſet in der4. Theil. OErden2106. Cap. Von einigen zur ArzeneyErden hin und wieder, und theilet ſich in Neben - wurzeln, welche unterweilen 4 Schuh lang in der Erden fortwachſen. Aus dieſen ſchieſen hier und dar die Stengel 3 Schuh hoch hervor, an welchen die Blaͤtter zwey und zwey nach der Laͤnge gegen einander ſtehen. Zwiſchen denſelben befinden ſich die purpurfarbigen Bluͤten, welche auch gegen ein - ander ſtehen, und mehrentheils im Julius Trau - benweiſe hervorkommen. Die aufgewachſenen Stengel verderben gegen den Winter, und auf das Fruͤhjahr wachſen an deren Statt neue wie - der hervor.

Die Erziehung iſt gar leicht, nur verlanget es ein mildes, lockeres und mit Sand vermiſchtes Erdreich, damit die neben auslaufende Wurzeln hindurch wuͤhlen koͤnnen. Ein lettigter und ſchwe - rer Grund ſchicket ſich hierzu gar nicht, weil ſie nicht durchzukriechen vermoͤgend ſind, und folglich dicke, kleine und knrz bleiben.

Man ſchneidet von dieſen Wurzeln andert - halb Schuh lange Stuͤcker, welche einige Abſaͤtze oder Knoten haben, ab, und leget ſolche im hal - ben October oder auch im Fruͤhjahre im Merze einen halben Schuh tief etwas ſchreg in die Erde, wie man pfleget die Wein-Faͤchſer einzulegen, doch muß der duͤnne Theil der Wurzel etwas hoͤher ge - bogen werden.

Drey bis vier Jahr laͤſſet man die Wurzeln, in der Erden ſtehen und wachſen; nach verfloſſe - ner Zeit im halben October oder November wer - den ſie ausgegraben. Bey dem Herausſuchender211gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. der Wurzeln machet man 2 Schuh weite, und 3 auch wohl mehr Schuh tiefe Gruben den ganzen Garten hindurch, und ſuchet die ſtaͤrckſten und laͤngſten Wurzeln auf, die kleinen Neben-Ranken laͤſſet man in der Erden zuruͤck, welche nachgehends wieder aufſchieſſen.

Finden dieſe Wurzeln eine ſolche gute und geſchlachte Erde, wie oben beſchrieben worden, ſo kan man ſie nicht leicht vertilgen, und wer die - ſes nicht verſtehet, hat ſeine Noth damit. Doch iſt es ein leichtes, wenn man nur, ſo bald als ein Stengel hervor ſchieſſet, ſolchen mit den Haͤn - den heraus reiſſet, und dieſes ſo lange continuiret, bis keine aufſchieſſende Blaͤtter und Zweige mehr zu merken ſind, welches auch in dem 3ten Theile p. 192. bey dem Meer-Rettig angegeben worden.

Vor vielen Jahren war ich begierig dieſes Ge - waͤchſe, ſowol nach der aͤuſerlichen Geſtalt zu kennen, als auch die Art wie die Wurzeln in der Erden ſich vermehreten und in einer Vielheit erzeuget werden koͤnten, zu erfahren; ich hatte aber keine Gelegen - heit, ſolches alhier zu bekommen. Es fuͤgte ſich hierauf von ohngefehr, daß ein Bamberger bey einen Materialiſten kam, und verkaufte beynahe 1 Centner dergleichen ausgegrabene und fein ſau - ber abgeputzte Wurzeln um ein wohlfeiles Geld. Jch betrachtete dieſelben, und fand, daß ſie noch zaͤhe waren, und noch Feuchtigkeit bey ſich hatten. Jch bat mir dahero aus, von dieſen Wurzeln zwey Stuͤcker abzuſchneiden, welches mir auch erlaubet wurde. Nachdem ich nun ſolche um den halbenO 2No -2126. Cap. Von einigen zur ArzeneyNovember in die Erde geleget, ſo wuchſen in dem halben May ihre Blaͤtter hervor, trieben aber ihre Stengel nicht hoͤher als 1 Schuh. Das andere Jahr darauf brachten ſie ihre Stengel, Blaͤtter und Blumen 3 Schuh hoch. Wer ein Verlan - gen darnach traͤget, der kan ebenfals auf ſolche Art hierzu gelangen.

§. 19.

Von der Hol Wur - zel.

Der Hol-Erdrauch, Hol-Wurz, gemei - ne runde Oſter-Lucey, Fumaria bulboſa, ra - dice cava, major, C. B. Fumaria bulboſa ſpu - ria, flore purpureo & albo, radice cava, Vol - ckam. iſt wegen ihrer ſchoͤnen weiſſen und purpur - farbigen Blumen gar wohl in den Gaͤrten zu dul - ten, weil ſie zeitig im Merz und April heraus kom - men, ehe andere Blumen hervor wachſen, und nicht unangenehm ſind, abſonderlich wenn die rothen und weiſſen untereinander gepflanzet werden. Wenn man ſie gerne in den Gaͤrten haben wil, he - bet man ſie mit voller Erde, wenn ſie in ihrer Flor ſtehen, aus, und ſetzet ſie an einen ſolchen Ort, wo nicht zu viel, auch nicht zu wenig Sonne hin ſchei - nen kan.

Dieß Gewaͤchſe nimt mit allerhand Grund und Boden vorlieb, und wenn man es einmal im Garten hat, ſo vermehret es ſich ſowol durch die Wurzeln als auch durch den ausfallenden Samen im Ueberfluß.

Am beſten ſind die Wurzeln, wenn ſie gelbe, rund, zaſigt und unterwaͤrts hol und wie ein kleines Toͤpflein anzuſehen ſind, gegen den Herbſt um Bar - tholomaͤi zu verpflanzen.

Nach213gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln.

Nach ihrer Bluͤte wachſen gruͤne Schoͤrlein, welche, wenn ſie reif werden, kleine runde glaͤnzen - de Samen-Koͤrner in ſich haben. Es waͤchſet auch in unſerem Steiger-Holze hin und wieder wild.

§. 20.

Die Patennigen, Poͤonien-Roſen,Von Paten - nigen. Gicht-Roſen, Pfingſt-Roſen, Bingen-Ro - ſen ſind theils gefuͤlt, Pœonia mas Offic. Matth. Dod. Pœonia mas procerior, I. B. theils einfach, Pœonia fœmina altera, Dod. Pœonia fœmina vulgaris flore ſimplici, Park.

Der gefuͤlten Patennigen, welche keinen Samen bringen, giebt es dreyerley Arten, als ro - the, weiſſe und fleiſchfarbige. Die Einfachen ma - chen alſo die vierte Sorte aus, welche laͤuglichen ſchwarzen corallenfoͤrmigen Samen tragen, und in der Medicin gleichen Nutzen haben ſollen, ſie ſind aber in den Gaͤrten nicht von ſolchem Anſe - hen als die gefuͤlten. Doch wenn ſie mit ihren krummen Hoͤrnern hervor wachſen, und man die - ſelben von einander reiſſet, ſo ſehen ihre inwendi - gen Koͤrner recht ſchoͤn und purpurfarbig aus, und wenn man ſie laͤſt recht zur Reifung kommen, ſo werden ſie ſchwarz und helglaͤnzend. Wenn ſie mit einer Nadel durchſtochen und den Kindern an ſtatt der Corallen angehenget werden, ſo ſehen ſie aus, als wenn es emaillirte Arbeit waͤre, und ſollen auch bey den kleinen Kindern guten Nutzen haben.

Sie nehmen mit allem Erdreich vorlieb, wenn nur ſolches nicht alzu lettig iſt, verlangenO 3auch2146. Cap. Von einigen zur Arzeneyauch einen mittelmaͤſſigen Ort im Garten, alwo ſie nicht den ganzen Tag die Sonne haben kan, ſon - ſten vergehet ihre Schoͤnheit gar bald, und ihre Blaͤtter fallen vor der Zeit ab.

Die Verſetzung, wenn man ihrer Flor ge - nieſſen wil, muß auch nicht zu oͤfters ſondern nur in 4 bis 5 Jahren geſchehen, indem ſie nach ihrer Verpflanzung wenig oder faſt gar keine Blumen hervor bringen.

Die Vermehrung aller gedachten Sorten geſchiehet durch ihre Wurzeln, welche wie die fruͤh - zeitigen Moͤhren oder Carotten der Groͤſſe nach ausſehen.

Wenn man ſie ausheben und zur Vermeh - rung wiederum verſetzen wil, darf man ſie nicht lange aus der Erden laſſen, ſondern ſie muͤſſen bald wiederum verſetzet werden.

Bey Aushebung der Wurzeln muß man mit dem Spaten fein behutſam verfahren, ſo daß man ſie ohne Schaden von der Erde entbloͤſet. Wenn dieſes geſchehen, ſo hebet man ſie von ihrem Orte, und zertheilet oder ſchneidet die alzuviele Brut oder jungen Wurzeln hinweg. Man macht aber vorher, wo ſie ſollen hingeſetzet werden, ein ziemlich weites Loch mit dem Spaten, und in demſelbigen ein klei - nes Huͤgelein, und ſetzet den Patennigen-Stock mit ſeinen Wurzeln darauf, alſo daß dieſelben um das Huͤgelein fein ordentlich herum liegen; ſolten aber ſolche zu nahe an oder auf einander zu liegen kom - men, ſo verfaulen ſie gerne. Wenn aber noch zu viele Wurzeln bey dem Ausbreiten auf dem Huͤ -gel215gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. gel an dem Stocke ſeyn, ſo ſchneidet man die uͤber - fluͤſſigen hinweg. Nach geſchehener Einlegung ſcharret man die neben dem Loche befindliche Erde oben darauf, daß der Stock 4 Zol hoch bedeckt wird.

Dieſe Verpflanzung geſchiehet am beſten im Anfange des Aprils oder im Herbſte zu Ende des Octobers oder den ganzen Monat hindurch. Meh - rentheils bringen ſowol die gefuͤlten als einfachen ihre Blumen im May.

Die uͤberfluͤſſigen abgeſchnittenen Wurzeln koͤnnen von ihrer Schale befreyet und an einen Faden aufgehaͤnget und trocken gemachet, und her - nach bey den Materialiſten und Apothekern Pfund - weiſe verkaufet werden.

§. 21.

Vom Wunder-Baum, Ricinus vulgaris,Vom Wunder - Baum. C. Bauh. Cataputia major vulgaris Park Ri - cinus, Palma Chriſti, Chabr. Kikajon S. Jonæ. Alkaroa & Kerna Arabibus giebt es dem aͤuſerli - chen Anſehen nach wol fuͤnferley Sorten, doch kom - men ſie in der Erziehung in allen Stuͤcken uͤberein, und weil es ein Sommer-Gewaͤchſe iſt, welches ge - gen den Herbſt auch wiederum vergehet, ſo werden ſeine Boͤhnlein im Fruͤhjahre im halben Merz oder Apr. in einen Scherben geſtecket, und mit demſelben in ein Miſt-Bette geſtellet, in welchem ſie ſo lange aufbehalten werden, bis man vermeinet, daß kei - ne Froͤſte mehr kommen moͤchten. Alsdenn ma - chet man im Garten, wo man ſie hin haben wil, ein Loch, ſtuͤrzet den Scherben um, und ſetzetO 4die2166. Cap. Von einigen zur Arzeneydie aufgegangenen und in etwas erwachſene Pflan - zen hinein, wie oben bey den Gurken von der Ver - ſetzung Erwehnung geſchehen iſt. Wer die Kern nur in den Garten ſtecket, ohne ſolche vorher zeitig in ein Miſt-Bette zu bringen, der wird hiervon nicht leicht reife Samen-Boͤhnlein erhalten.

Sie verlangen einen guten, milden, lockeren und wohlgeduͤngten Garten-Grund, und wenn ſie dieſen finden, ſo wachſen ſie 6 bis 9 Schuh hoch, wenn es aber daran fehlet, ſo erlangen ſie in ihrer Hoͤhe kaum 4 bis 5 Schuh.

Der Stengel iſt hol und holzigt und mit Nebenaͤſten verſehen, welche mit Mehl uͤberſtreuet ſind, und haben fuͤnfzackigte groſſe Blaͤtter.

Jm Julius traͤget er gelbe Bluͤten, welche aus blaßgelben Zaͤſerlein traubenweiſe an dem Stamme wachſen. Die Samen-Behaͤltniſſe finden ſich alſobald dabey ein, welche mit gelin - den Stacheln um und um beſetzet, und gar ar - tig anzuſehen ſind. Eine jede Samen-Cap - ſel hat drey Behaͤltniſſe, und iſt in einem jeden Fache ein oval-laͤnglichter Same zu finden, wel - cher recht ſchoͤne und helglaͤnzend anzuſehen iſt. Wenn die Capſeln recht reif ſind, ſo thun ſie einen Knack und der Same ſpringet mit Gewalt heraus.

Viele behaupten, daß dieſes dasjenige Ge - waͤchſe waͤre, welches Gott in einer Nacht haͤtte wachſen laſſen dem Propheten Jonas Schatten zu geben. Der rothe Ricinus ſiehet am ſchoͤn - ſten aus, indem er ſowol an den Stengel als auch an den Blaͤttern uͤber und uͤber roth iſt, aber nie -mals217gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. mals die Hoͤhe als der gruͤne erlanget. Von dem Gebrauch dieſes Gewaͤchſes in der Medicin kan in andern Kraͤnter-Buͤchern nachgeleſen werden.

§. 22.

Die Alant-Wurzel, Helenium officin. Vom Alant.Helenium vulgare, C. B. Pin. Helenium ſive Enula campana, I. B. Dieſe Wurzel wird nicht allein um des vielen Gebrauchs willen in den Apo - theken, ſondern auch bey uns zum Alant-Weine in unſern Gaͤrten erzogen. Hierzu gehoͤret aber ein gutes Wein-Jahr, denn wenn der Moſt ſauer iſt, ſo wird er im Kochen ganz grieſig, hingegen bleibet ein guter Moſt fluͤßig. Jch habe ſolchen zum oͤftern folgendermaßen kochen laſſen: Man nimt nemlich zur Herbſt-Zeit unter 8 Stuͤbchen recht klaren und hellen Moſt, nachdem derſelbe eine Stunde recht gekochet worden, ein halb Pfund klein zerſchnitten Suͤß-Holz, ein halb Pfund Alant-Wurzel, von welchem die aͤuſſerli - che Schale abgeputzet worden, und ein halb Pfund Citronen-Schalen. Dieſe Species werden in einem Keſſel unter beſtaͤndigem Umruͤh - ren ſo lange gekochet, daß nur der dritte Theil da - von uͤbrig bleibet, alsdenn iſt es genug. Man machet zu dem Ende an dem Ruͤhr-Holze ein Zei - chen, damit man der Sache weder zu viel noch zu wenig thue.

Wenn der Moſt auf dieſe Art gekochet wird, ſo haͤlt er ſich viele Jahre, und kan man mit einem Loͤffel vol von dieſem Safte eine ziemliche Quan - titaͤt Wein verſuͤſſen und anmachen. Es ſindO 5aber2186. Cap. Von einigen zur Arzeneyaber die abgetrockneten Wurzeln am beſten hier - zu zu gebrauchen, weil die friſchen noch zu wild und unangenehm zu ſchmecken pflegen.

Die Aushebung und Samlung dieſer Wur - zeln geſchiehet am beſten im Fruͤhjahre, ehe ſie in ihre Stengel aufſchieſſen. Man laͤſſet ſolche ent - weder ganz, oder zerſchneidet ſie in Scheiben und bringet ſie an einen ſchattigen oder luftigen Ort; ſie muͤſſen aber unterweilen umgewendet werden, damit ſie fein abtrocknen koͤnnen.

Sie verlangen ein wohlgegrabenes Land, wel - ches noch einige Beſſerung in ſich hat, und einen mittelmaͤſſigen Ort im Garten, alwo die Sonne einige Stunden hinſcheinen kan.

Man vermehret ſie durch ihre Nebenkeimen welche ſowol im Herbſte als Fruͤhjahre abgenom - men, und anderthalb Schuh weit in das Gevierte auf ein Beet gepflanzet werden, und wenn man die Wurzeln aushebet, ſo koͤnnen zu dem Ende die Kei - men jedoch daß zum wenigſten 1 Zol von der Wur - zel daran bleibet, abgeſchnitten werden. Sie ver - langen keine fernere Wartung, nur daß ſie von dem Unkraute den Sommer uͤber reine gehalten wer - den muͤſſen und wenn ſie an einem Orte 3 Jahre geſtanden haben, ſo ſind die Wurzeln am beſten zu gebrauchen. Sie bringen ihre Blumen ge - meiniglich im Julio und Auguſto.

§. 23.

Vom Spicanart und Laven - del.

Der Spic, Spicanart, Lavandula vul - garis latifolia, C. B. Spica officinarum, ex cu - jus floſculis paratur oleum ſpicæ, desgleichender219gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. der Lavendel, Lavandula anguſtifolia. C. B. P. Lavandula officinarum flore cœruleo & albo, kan hier zu Lande wohl ſchwerlich vom Samen erzo - gen werden. Jch habe es einigemal verſuchet und dieſe beyden Arten geſaͤet, welche auch wohl auf - gegangen, auch bis zu Ende des Decembers ſchoͤne gewachſen und gruͤne geblieben ſind. Ob ich nun gleich von dem verfaulten Pferde-Miſte etwas daruͤber ſtreuen laſſen, ſo ſind ſie an den Wurzeln dennoch ſchwarz geworden, daß ihre Schalen im Fruͤhjahre abgegangen und die Pflan - zen verdorben. Nachhero iſt mir die Luſt vom Samen-Ziehen vergangen.

Der Same wird in unſern Landen niemalen reif, weswegen man ſolchen verſchreiben muß, man hat aber nicht Urſache, ſich, die Muͤhe zu ge - ben, ſolche Erziehung in unſerm Climate zu er - zwingen, indem man beyde Sorten durch Zerthei - lung der Stoͤcke im Ueberfluß vermehren kan. Man nimt ſolches entweder im Fruͤhjahre vor, wenn man keine Froͤſte mehr zu beſorgen hat, oder wel - ches ich noch vor beſſer befunden habe, nach Bar - tholomaͤi, und hebet ihre alten Stoͤcke mit einem Wurzel-Spieſe aus der Erden, und theilet ſie von einander, doch ſo, daß an einem jeden Rauken etwas Wurzeln bleiben. Man verkuͤrzet auch das Kraͤuterich eben ſowol als die langen Wurzeln mit einem Meſſer oder Beile, und wenn dieſes geſche - hen, ſo wird ein Graͤblein einen Schuh tief nach der Garten-Schnure mit dem Spaten gemacht, in welche man die Stoͤcke bis uͤber die Helfte desKraͤu -2206. Cap. Von einigen zur ArzeneyKraͤuterichs hinein leget, und zwar ſo, daß ein Zweig an dem andern zu liegen komt.

Sind die Stoͤcke in die gemachte Reihe alſo eingeleget worden, ſo ſcharret man von der ausge - worfenen Erde wiederum die Helfte hinein, damit die Wurzeln bedecket werden. Man trit alsdenn die Erde mit dem Fuſe ein wenig an, und ſchuͤttet etwas verfaulten Pferde-Miſt darauf, hernach ſcharret man die uͤbrige Erde auch vollends darauf.

Dieſe zwey Sorten dienen uͤberaus wohl zur Einfaſſung der Gaͤnge und Rabatten in einem Garten, und geben, wenn man zur Zeit ihrer Flor darinnen ſpatzieren gehet, einen angenehmen und nnvergleichlichen Geruch.

Wenn dergleichen angelegte Reihen unter der Garten-Schere gehalten werden, ſo geben ſie auch in den Gaͤngen ſowohl im Herbſte als Fruͤh - jahre ein ſchoͤnes Anſehen.

Das Verſchneiden mit der Schere muß zu Anfange des Auguſts geſchehen, denn wenn man dieſes laͤnger verſparet, ſo erfrieret ſowol der Spi - canart als Lavendel gar leichte; ſo es aber zur rech - ten Zeit vorgenommen wird, ſo uͤberwaͤchſet der Schade und ſie treiben wiederum junge Aeuglein hervor.

Der Geruch von dem Spicanart iſt viel ſtaͤr - ker als von dem Lavendel, auch hat jener etwas kleinere Blaͤtter, und wohl fuͤnfmal laͤngere Blu - men, als dieſer.

Drey oder auf das hoͤchſte vier Jahr koͤnnen ſie an einem Orte ſtehen, nach verfloſſener Zeitaber221gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. aber muß man ſie wiederum verpflanzen, denn wenn die Stoͤcke zu alt werden, ſo erfrieren ſie gar leicht, und durch dieſe Nachlaͤſſigkeit kan man auf einmal darum kommen.

Die Blumen werden in den Apotheken Buͤ - ſchel-auch Pfundweiſe verkaufet, und bluͤhen or - dentlich im Julio und Auguſto.

Wenn man einige von dieſen Blumen bey die Waͤſche in eine Lade leget, ſo bringen ſie der - ſelben einen angenehmen Geruch zuwege.

§. 24.

Der Liebſtoͤckel, Leviſticum officinarum,Vom Lieb - ſtoͤckel. Leviſticum vulgare, Dod. Angelica montana perennis paludapii folio. Tournef. inſt. Ligu - ſticum vulgare foliis apii, I. B. hat eine dicke, holzigte und wohlriechende Wurzel, und treibet ei - nen holen und fetten Stengel eines Daumes dicke mit verſchiedenen Nebenzweigen.

Die Wurzel, wenn ſie nicht verletzet wird, blei - bet viele Jahre in der Erden gut, und ſchadet ihr nicht leicht ein ſtarker Froſt. Sie nimt auch mit al - lerhand Garten-Grunde vorlieb, und waͤchſet ger - ne an ſchattigten und feuchten Orten.

Die Vermehrung geſchiehet erſtlich durch den Samen, welcher laͤnglicht, rund, plat und duͤn - ne iſt, und einen aromatiſchen Geſchmack hat. Er wird im Fruͤhjahre im Merz in gemeine Garten - Erde geſaͤet, und wenn er aufgegangen und in et - was erwachſen, in das Land zwey Schuh weit von einander gepflanzet.

Jngleichen vermehret man dieſes Gewaͤchſedurch2226. Cap. Von einigen zur Arzeneydurch Zertheilung der Wurzeln, wie auch durch die Nebenpflanzen, welche an dem alten Stocke auf - ſchieſſen, und ſowol im Herbſte als Fruͤhjahre abge - nommen und verpflanzet werden koͤnnen. Jm Ju - lio und Auguſto bringen ſie ihre gelbe Sterne gleichſam wie der Jtaliaͤniſche Fenchel.

§. 25.

Von Jſopen.

Der Jſop, Eyſopen, Hyſſopus officina - cum cœrulea, ſeu ſpicata, C. B. P. Hyſſopus vulgaris alba, C. B. P. wird ſowol um des angeneh - men Geruchs als auch um des Nutzen willen in der Medicin, in den Gaͤrten ſehr haͤufig erzogen. Er iſt ſehr leichte zu vermehren, wenn man die alten Stoͤ - cke zertheilet, welches am beſten im Fruͤhjahre ge - ſchiehet. Einige vermehren dieſes Gewaͤchſe auch durch Abſchneidung der Zweige, womit es aber lang - ſam hergehet, und iſt die erſte Art daher viel beſſer.

Er verlanget eine gemeine Garten-Erde und einen zur Sonnen wohlgelegnen Ort. Er brauchet weniges Begieſſen, bleibet auch den Winter uͤber im Garten und erfrieret nicht leicht; doch wenn die Stoͤcke gar zu alt werden, pfleget ſolches doch unterweilen zu geſchehen.

Von dem Samen kan es auch vielfaͤltig erzo - gen werden, welcher im April in gemeine Garten - Erde geſaͤet wird. Wenn die Pflaͤnzlein in etwas er - wachſen, und zum Verſetzen dienlich ſind, werden ſie auf ein beſonderes Beet einen Schuh weit gepflan - zet, und wollen anfaͤnglich bey warmen Sommer - Tagen begoſſen ſeyn, bis ſie voͤllig bekleiben und an - fangen zu wachſen, nach dieſem hat man nicht noͤ - thig damit zu continuiren.

§. 26.223gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln.

§. 26.

Die Roͤmiſchen Chamillen, edele Cha -Von Cha - millen. millen, Chamæmelum nobile, ſive Leucanthe - mum odoratius, C. B. Chamæmelum odoratiſ - ſimum repens, flore ſimplici & multiplici, I. B. Chamæmelum Romanum, flore multiplici, Ta - bern. icon. werden um ihres vielen Gebrauchs, herrlichen Tugend und lieblichen Geruchs willen, auch in unſern Gaͤrten hin und wieder gezeuget, und hat man nicht Urſache, ſolche erſtlich von dem Samen zu erziehen, wovon man auch ſo leicht kei - nen erhalten wird, weil ſie in ihrer Flor zum Aufdor - ren u. Gebrauch ordentlich abgeſchnitten werden.

Dieſes Gewaͤchſe erfordert einen wohlgegra - benen Garten-Grund, und einen zur Sonne wohl - gelegenen Ort.

Die Vermehrung geſchiehet im Ueberfluß, wenn man die alten Stoͤcke um Bartholomaͤi oder im Fruͤhjahre aushebet, dieſelben zertheilet, und auf ein vorher zubereitetes Beet nach der Garten - Schnure einen halben Schuh weit fein ordentlich verpflanzet, hierbey muß aber das Begieſſen nicht unterlaſſen werden, ſonſten wuͤrden ſie gewiß ſon - derlich bey warmen Tagen verderben.

Jm trockenen Sommer-Wetter wollen ſie ebenfals begoſſen ſeyn, indem ſie mit ihren vielen weiſſen Faſern ziemlich in die Erde greiffen.

Ueber zwey oder auf das allerhoͤchſte 3 Jahr darf man ſie nicht an einem Orte ſtehen laſſen, ſonſt verdorren und verderben ſie, indem ſie wegen ihreralzu -2246. Cap. Von einigen zur Arzeneyalzuvielen Zaſern und Wurzeln einander den Nah - rungs-Saft und wachſende Kraft hinweg nehmen.

Wenn ſie mit ihren Blumen und Kraͤuterich in die Hoͤhe wachſen und faſt verbluͤhen wollen, ſo werden ſie nahe an der Erden abgeſchnitten, auf ei - nem ſchattigen doch luftigen Boden gebracht und gedoͤrret.

Nach dieſem Abſchneiden bekommen die Stoͤ - cke neuen Wachsthum, und fangen an recht ſchoͤne wieder hervor zu gruͤnen, ſonderlich, wenn ſie zuwei - len begoſſen werden. Sie bluͤhen gemeiniglich im Junius.

§. 27.

Von Pap - pelroſen.

Die Pappel-Roſen, Stengel-Roſen, Mund-Roſen, Glock-Roſen, Hals-Roſen, Herbſt-Roſen, Malva roſea folio ſubrotundo, C. B. Malva hortenſis roſea ſimplex & multi - plex diverſorum colorum, Patk. machen in einem Garten wegen ihrer mancherley Farben, ſon - derlich, wenn ſie in der Mitten auf die Rabatten ge - pflanzet werden, ein ſchoͤnes Anſehen. Sie bluͤhen gefuͤlt und einfach, roſen-farbig, weiß, ſchwefel-gel - be, hoch-gelbe, purpur-roth, hochroth, dunkelroth, und ſchwarz, welche letztere in den Apotheken vor boͤſe Haͤlſe und zu anderer Medicin am liebſten ge - brauchet werden. Sie treiben ihre runde und rau - che Stengel, welche voller Mark ſind und an wel - chen die Blumen hervor wachſen, 5, 6 bis 8 Schuh hoch, nachdem ſie einen guten Garten-Grund fin - den, und bluͤhen gemeiniglich im Auguſt.

Die225gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln.

Die Erziehung iſt gar leicht, man ſaͤet den Samen im Merz in ein gutes Erdreich, und wenn die Pflanzen ſo gros gewachſen, daß ſie zum Verſe - tzen dienlich, ſo bringet man ſie an ſolche Oerter, wo ſie andern Gewaͤchſen nicht hinderlich ſind. Sie nehmen hernachmalen mit allerhand Garten - Grunde vorlieb, tragen aber niemalen das erſte, wohl aber das andere Jahr darauf ihre Blumen.

Man kan ſie auch durch Zertheilung ihrer Stoͤcke, welches man ſowol im Herbſte als im Fruͤh - jahre vornehmen kan, vermehren, von welchen man alſobald im erſten Jahre gegen den Herbſt Blumen erhaͤlt.

Wenn ſie alle 2 bis 3 Jahr an friſche Oerter geſetzet und zertheilet werden, ſo kan man, ohne daß man ſie erſtlich ſaͤen muß, dabey bleiben; wenn aber die Stoͤcke an einem Orte 3 und mehr Jahre ſtehen und zu alt werden laͤſt, ſo erfrieren ſie u. gehen aus, ſonſt thut ihnen ſo leicht der Froſt keinen Schaden.

So bald als ſie verbluͤhet haben, muß man die Stengel abſchneiden laſſen, damit ſich die Stau - den wiederum erholen, und neue Herzen und Blaͤt - ter hervor treiben koͤnnen. Zur Vorſorge kan man auch bey Herannahung des Winters und der ſtar - ken Froͤſte auf die alten Stoͤcke einen Haufen leichtẽ Pferde-Miſt legen laſſen, ſo werden ſie gewis erhal - ten; es muß aber auch dieſer zu rechter Zeit im Fruͤh - jahre wiederum hinweg genommen werden.

§. 28.

Das Knaben-Kraut, Stendel-Wurz,Vom Kna - ben-Kraute. Fuchs-Hoͤdlein, Orchis & ſatyrium offic. Or -4. Theil. Pchis2266. Cap. Von einigen zur Arzeneychis morio mas foliis maculatis, C. B. Orchis major tota purpurea folio maculoſo, I. B. thei - let ſich in vielerley Sorten, deren Namen aber an - zufuͤhren ich vor unnoͤthig halte, indem ſolche in den Kraͤuter-Buͤchern koͤnnen nachgeſchlagen werden.

Alle Sorten verlangen einerley Wartung. Jhre ſchoͤnen Blumen ſind von verſchiedenen Far - ben, als purpur-roth, weiß, gelbe, blau, braun, bunt u. d. gl., welche ſie an ihren Pyramidal-Sten - geln, die einen Schuh hoch werden, und mit roͤthli - chen Puncten gezeichnet, auch wenn ſie hervor wach - ſen, mit 2 oder 3 Blaͤttern umgeben ſind, um und um anſetzen.

Die Blumen riechen niemalen des Tages; des Nachts aber geben ſie einen angenehmen Ge - ruch von ſich. Die mehreſten Sorten, wenige aus - genommen, findet man in unſerem Steiger-Holze, im Hopf-Thale, auch bey dem Hoſpital-Dorfe Hainichen in groſſer Menge, welche unvergleich - lich groß und ſchoͤne ſind.

Sie verlangen eine ſchwere und etwas let - tigte Erde, und wachſen am beſten an einem ſchat - tigten und etwas feuchten Orte. Wenn man ſie in den Garten bringen und verpflanzen wil, muß man ſie, nachdem ſie vierzehen Tage verbluͤhet, mit voller Erde, ſo viel als moͤglich ſeyn wil, ausheben, und in eben ſolcher Tiefe, wie ſie vor - her geſtanden, 4 bis 5 Zol weit von einander wie - der ſetzen laſſen, auf dieſe Art werden ſie in dem Garten im folgenden Fruͤhjahre mit Verwunde - rung herfuͤr wachſen und ſchoͤne Blumen bringen.

Eine227gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln.

Eine jede Blume hat zwey Zwiebeln gegen einander ſtehend, welche wie Hoͤdlein anzuſehen ſind, deren eine allezeit friſch und hart, die ande - re aber etwas kleiner und welk iſt. Gemeiniglich bluͤhen ſie zu Anfange des Mayes.

§. 29.

Die Eſels-Gurken, Spring-Gurken,Von Eſels - Gurken. wilde Gurken, Eſels-Kuͤrbis, Elaterium Rivini & officinarum. Cucumis ſylveſtris, aſininus dictus, Tournef. ſind bey dieſer Ge - legenheit anch nicht zu uͤbergehen. Wer dieſes Gewaͤchſe um der Kentnis willen und aus Cu - rioſitaͤt in dem Garten erziehen wil, der hat an - faͤnglich Muͤhe, ehe er ſolches aufbringet, weil die Pflanze etwas zart und waͤſſericht iſt.

Man muß dahero den Samen im April in einen Scherben ſaͤen, und in ein warmes Miſt - Bette ſtellen. Wenn nun ſolcher darinnen auf - gegangen und die Pflanzen etwas erwachſen, ſo muß man das Gefaͤß umſtuͤrzen und dieſelben ſamt der Erde in ein vorher im Garten gemach - tes Loch ſetzen, und alſobald begieſſen laſſen, da - mit ſich die Erde anſenket.

Sie treiben viele dicke ſaftige rauche Ran - ken und kriechen auf der Erden wie die guten Gurken herum, ſehen aber an ihren Blaͤttern viel helgruͤner aus. Gemeiniglich im Junio bringen ſie ihre blaßgelben Bluͤten, und hierauf ihre ſtach - lichten eines Zolles dicken und 2 bis 3 Zol langen Gurken hervor.

P 2Sie2286. Cap. Von einigen zur Arzeney

Sie verlangen einen zur Sonne wohl gele - genen Ort, alwo ſie alle Jahre reifen Samen brin - gen. Wenn man denſelben fangen wil, muß man damit behutſam umgehen, denn wenn eine Gurke nur in etwas wil gelbe werden, ſo wirft ſie ihre Kern mit Gewalt von ſich, wovon im folgenden Jahre genugſame Pflanzen hervor kommen.

Wenn man eine reife Frucht abbrechen wil, hat man ſich wohl in Obacht zu nehmen, daß die Kern und ihre Feuchtigkeit einem nicht in das Ge - ſicht ſpritzet, welches gemeiniglich geſchiehet, wenn eine Gurke an ihrem Stiele abgebrochen wird. Wenn man auch dieſes gleich weiß, ſo erſchricket man dennoch daruͤber. Hievon iſt auch ſchon oben p. 21. §. 6. bey den Borragen etwas erinnert worden.

§. 30

Von der Roßmarie.

Die verſchiedenen Sorten von Roßmarie, als Roßmarie mit ſchmalen Blaͤttern, Rosma - rinus hortenſis, anguſtiore folio, C. B. P. Ros - marinus coronarius, fruticoſus, ſive nobilior, anguſtiore folio, I. B.

Roßmarie mit dem verſilberten Blate, Rosmarinus hortenſis, anguſtiore folio, argen - teus, H. R. Pariſ.

Roßmarie mit breiten Blaͤttern, Rosma - rinus ſpontaneus, latiore folio, C. B. Rosmari - nus coronarius, fruticoſus, ignobilior, I. B.

Roßmarie mit vergoldetem Blat, Rosma - rinus folio variegato, Tournefort Inſtitut. Ros - marinus ſtriatus, ſive aureus, Parkinſ. werden ſowol von allen Stoͤcken als auch von dem Sa - men erzogen.

Die -229gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln.

Dieſer Same wird in unſern Landen nicht alle Jahre, ſondern nur in heiſſen Sommern recht zeitig. Wenn man alſo die Roßmarie vom Samen erziehen wil, muß man denſelben von den Samen-Haͤndlern verſchreiben.

Die Stoͤcke, welche aus dem Samen erzeu - get werden, ſind nicht ſo dauerhaft, als diejenigen, welche von den alten Stoͤcken erzogen werden. Wenn man ſie gegen den Herbſt einſetzet, ſo ver - derben ſie gemeiniglich, und man wird wenige, auch wohl gar keine von ſolchen den Winter uͤber davon bringen. Jnzwiſchen, wer dergleichen viel zur Haushaltung, zum Waſſer-Brennen oder zum Aufdorren brauchet, der thut wohl, wenn er einige Beete derſelben vom Samen ziehet.

Das Erdreich, worauf man dieſen Samen ſaͤen wil, muß auf eben dergleichen Art, wie im erſten Capitel p. 15. §. 4. bey dem Majoran ge - meldet worden, zubereitet und beſaͤet werden, doch iſt dieſer Same etwas tiefer unterzurechnen, weil deſſen Koͤrner ungleich groͤſſer ſind, als der Ma - joran-Samen. Es muß auch ebenfals kleiner verfaulter Miſt einen halben Zol hoch oben auf das Beet geſtraͤnet werden, wobey aber das Begieſ - ſen bey warmen Tagen nicht zu verabſaͤumen iſt.

Wenn alſo der Same aufgegangen und die Pflaͤnzlein in etwas erwachſen ſind und zu dicke ſte - hen ſolten, ſo muß man ſie verziehen, daß ſie 6 Zol weit von einander zu ſtehen kommen. Die aus - gezogenen Pflaͤnzlein koͤnnen in eben der Weite auf ein ander Beet geſtecket werden. Gegen denP 3Herbſt2306. Cap. Von einigen zur ArzeneyHerbſt bey herannahenden ſtarken Reifen und Froͤ - ſten kan man ſie abſchneiden und zum Gebrauche aufheben laſſen, uͤbrigens muß man ſie vom Un - kraute fein reine halten.

Die andere Vermehrung geſchiehet alſo: Man ſchneidet im Fruͤhjahre, wenn man denket, daß keine Froͤſte mehr kommen moͤchten, von denen alten Stoͤcken Zweige ohngefehr 8 oder 10 Zol lang nach Belieben ab, und benimt ihnen ſo tief als ſie ſollen gepflanzet werden, mit einem Meſſer die Blaͤtter, doch ſo, daß die Schale und die Keimen an den Stengeln nicht verletzet wer - den. Dieſe pflanzet man an einen zur Sonne wohlgelegenen Ort, einen Schuh weit in das Ge - vierte auf ein gut gegrabenes und geduͤngtes Land, und iſt hierzu der halbe April oder der Anfang des Mayes am beſten zu erwehlen. Sie nehmen mit allerhand Grund und Boden vorlieb, wenn er nur wohl gegraben und geduͤnget worden.

Man muß ſie auch eine Zeit lang vor der Sonnen-Waͤrme verwahren, und einen Schirm von Bretern davor ſtellen, bis man vermeinet, daß ſie anfangen wollen zu treiben, alsdenn uͤber - laͤſt man ſie der freyen Sonne und Luft.

Das Begieſſen iſt auch hierbey als das noͤthig - ſte Stuͤck zu beobachten, indem die jungen Pflaͤnz - lein anfangs wollen naß und feuchte erhalten wer - den, welches am beſten des Abends oder des Mor - gens geſchiehet.

Einige pflegen die abgeſchnittenen Zweige oder Pflaͤnzlein unten am Ende einen Zol lang zu zerknirſchen; einige ſpalten ſie auf; einige ſte -cken231gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. cken ein Hafer-Korn darzwiſchen; einige pflegen auch Kuͤh-Flaten darum zu ſchmieren, und mey - nen, daß ſie hiervon eher bekleiben und aufwachſen ſolten, welches aber lauter vergebliche Einbildun - gen ſind. Jch habe ſolche ohne dergleichen Qua - ckeley im Ueberfluß erzogen, und komt alles ledi - glich auf die oben beſchriebene Wartung an.

Man kan auch ohne ſonderliche Muͤhe aller - hand Baͤume, als Kugeln, Pyramiden, Spalie - re u. d. gl. daraus erziehen, und komt nur darauf an, daß man die rechten Zweige an den Stoͤcken zur gehoͤrigen Zeit weis hinweg zu nehmen. Es iſt gewis, daß dergleichen wohlerzogene Baͤum - lein einem Garten ein ſchoͤnes Anſehen geben, ſonderlich wenn die unten an dem Stamme oder Schafte unordentlich gewachſene Zweige einen Schuh hoch von der Erde abgeſchnitten werden, welche gemeiniglich einen Uebelſtand verurſachen.

Hierbey iſt noch zu erinnern, daß man, wenn die alten Stoͤcke alzuſehr bluͤhen, die Bluͤten, welche zum Gebrauch des Schlag-Waſſers gu - te Dienſte thun, fein fleißig abnehmen muß, weil ſie die Stoͤcke uͤberaus ſehr ſchwaͤchen und den auf - ſchieſſenden Zweigen die Nahrung hinwegnehmen.

Die dritte Erziehung geſchiehet durch das Abſenken und Einſchneiden, zu welchen man die unten am Ende des Stammes befindlichen krum - men Zweige erwehlet. An ſolchen Zweigen muß man denjenigen Theil, welchen man in die Erde bringen wil, von den Blaͤttern, wie oben bey den Roßmarie-Pflanzen gemeldet worden, befreyen.

P 4Es2326. Cap. Von einigen zur Arzeney

Es iſt dieſe Abſenkung am allerbeſten im May vorzunehmen, und man laͤſt dieſe Zweige an den alten Stoͤcken bis zu Ende des Auguſts, denn zu ſolcher Zeit werden ſie ihre Wurzeln in der Erde getrieben haben. Alsdenn ſchneidet man ſie von den alten Stoͤcken ab, und verpflanzet ſie nach Gefallen entweder in Kaſten oder Scherben.

Bey dem Ausheben hat man dahin zu ſehen, daß ſo viel, als moͤglich iſt, Erde daran hangen bleibe, damit ſie deſto eher bekleiben und fort - wachſen koͤnnen. Wenn ſie alſo eingeſetzet wor - den, ſol man ſie auch wohl begieſſen und einige Tage in Schatten ſtellen, bis ſie ihre welken Spi - tzen wiederum in die Hoͤhe geſtrecket haben, nach verfloſſener Zeit ſtellet man ſie wiederum an ei - nen ſonnigten Ort, damit das Holz durch die Sonne reif und feſte gemachet werde.

Gegen den Herbſt kurz vor oder nach Mi - chaelis hebet man die alten Stoͤcke, welche im Gar - ten-Lande ſtehen, ſo viel als moͤglich mit voller Erde aus, und ſetzet ſie in Kaſten oder Scherben. Nach dieſer Verſetzung ſtellet man ſie einige Ta - ge an einen ſchattigten oder luftigen Ort, und be - gieſſet ſie etwas ſtark, damit ſich die Erde, welche zwiſchen die Stoͤcke gebracht worden, fein anſetze, und die Stoͤcke ſich wiederum erholen und friſch werden koͤnnen. So bald als ſich nun ihre wel - ken Spitzen in die Hoͤhe gerichtet haben, ſo ſtel - let man ſie an einen zur Sonne wohlgelegenen Ort, an welchem ſie in etwas wiederum mit ihren Wurzeln anwachſen, und laͤſſet ſie alda ſo langeſtehen,233gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. ſtehen, bis die Reifen ſich einſtellen, denn dieſe koͤnnen ſie vertragen, ſtarke Froͤſte aber ſind ihnen ſchaͤdlich. Solte man aber von den letztern, wie es leicht geſchehen kan, uͤbereilet werden, ſo laſſe man die Stoͤcke, ohne ſolche mit den Haͤnden an - zugreifen, alſo ſtehen, ſo wird die Sonne den Froſt gegen Mittag heraus ziehen und hinweg neh - men. Wer aber ſolche in waͤhrendem Froſte betaſtet, der wird finden, daß an demjenigen Or - te, welchen er beruͤhret, die Blaͤtter ſchwarz wer - den, hingegen die uͤbrigen friſch und gut bleiben, welches ſich auch mit andern Gewaͤchſen alſo ver - haͤlt.

Man bringet ſie alſo zu rechter Zeit entwe - der in eine Stube, Gewoͤlbe oder Keller, wel - cher nicht feuchte, ſondern trocken iſt, welches ſie nothwendig verlangen. Wenn ein ſolcher Ort feuchte, naß und ſpuricht iſt, ſo ſetzen die Stoͤcke Schimmel an, wovon die Schale von dem Holze ſich abloͤſet, daß ſie hernach gewis verderben.

Den Winter uͤber, wenn es gelinde Wetter iſt, und nicht frieret, muͤſſen die Fenſter-Laden oder Keller-Loͤcher aufgemachet und ihnen ſo lange Luft gegeben werden, bis es wiederum frieren wil. Man hat ſich den Winter uͤber auch mit dem Begieſſen wohl vorzuſehen, daß es nicht zu uͤberfluͤßig geſchiehet, ſonſt fangen die Roßmarie - Soͤcke an zu treiben und zu wachſen; welches ih - nen den Untergang zuwege bringet. Es iſt beſ - ſer, ſolche zu trocken als zu naß zu halten, doch kan hierinnen auch gefehlet werden. Merket man, daßP 5die2346. Cap. Von einigen zur Arzeneydie Erde gar zu duͤrre werden wil, ſo muß man ſie in etwas begieſſen und zwar ſo, daß das Waſ - ſer weder an die Blaͤtter noch Staͤmme, ſondern darneben begoſſen wird.

Zur Herbſt - und Winters-Zeit koͤnnen die oberſten Zweige zum Verkauf oder zum Gebrauch abgeſchnitten werden, indem der Ueberfluß der - ſelben den Stoͤcken mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich iſt.

Jm Fruͤhjahre, wenn man gedenket, daß die Froͤſte vorbey ſind, ſtellet man ſie mit ihren Ge - faͤſſen wiederum bey temperirten und gelinden Wetter in Garten, und wenn ſie 8 bis 14 Tage alſo geſtanden, hebet man ſie aus dem Kaſten, und verpflanzet ſie nach Proportion ihrer Groͤſſe auf die Rabatten.

Ob ich gleich kein Freund von Ausſchwei - fungen bin, ſo wil ich doch alhier noch kuͤrzlich ge - denken, was ich in meiner Jugend mit der Roß - marie vorgenommen habe. Meine Eltern uͤber - lieſſen mir zur Gemuͤths-Ergetzung einen kleinen Luſt-Garten, und was ich in Erziehung der Roß - marie und anderer Gewaͤchſe anſtelte, das war alles wohl gethan. Jn einigen Jahren brachte ich es mit Erziehung der Roßmarie ſo weit, daß ich ſolche in ungemeiner Menge hatte, worunter ſich viele Stoͤcke, welche 6 bis 7 Schuh hoch und von ziemlicher Staͤrke waren, befanden, und in dem Haupt-Gange des Gartens auf den Rabat - ten ein trefliches Anſehen machten. Ob nun gleich meine Eltern es weder am Gelde noch an andern Dingen bey mir ermangeln lieſſen, ſowur -235gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. wurde mir dennoch die Verkaufung det Roßma - rie und anderer Gewaͤchſe gaͤnzlich uͤberlaſſen. Nun war zu ſelbiger Zeit ſowol in den Staͤdten als in den Doͤrfern die Mode, daß keine Hoch - zeit, Kindtaufe oder Begraͤbnis volbracht wur - de, da nicht eine jede Perſon einen Roßmarie - Stengel in der Hand haͤtte haben muͤſſen. Um deßwillen ſuchten ſie ſolche von fremden, und mehr den uͤber 6 Meilen entlegenen Orten auf, da ich denn in manchem Herbſte und Winter vor viele Thlr. los wurde, und vor ein jedes Pfund 1 Thlr. 8 Gr. erhielte.

Meine Commilitones wunderten ſich viel - mal uͤber mich, wo ich doch das Geld her bekommen moͤchte. Allein, ob ich gleich hierbey luſtig leb - te; ſo verſchlauderte ich dennoch meinen Gewinn nicht alle, ſondern kaufte mir nach und nach ein feines Buch davor, und dieſe Luſt genoß ich 5 bis 6 Jahre nach einander. Als aber dieſe Ver - ſchwendung mit den Roßmarie-Stengeln verbo - then wurde, und der Geld-Mangel bey den Leu - ten ſich ohnedieß einſtellete; ſo verlohr ſich auch mein Handel, weßwegen ich auch keine mehr zeu - gete, und dieſelbe nach und nach abgehen lies.

Bey Erziehung dieſes, wie auch anderer Gewaͤchſe habe ich in meinem kleinen Luſt-Garten manches probiret und darinnen vieles gelernet und erfahren, welches vielleicht nicht geſchehen waͤre, wenn meine Eltern mir dieſen kleinen Nutzen nicht gegoͤnnet haͤtten. Daher iſt es nicht uͤbel ge - than, wenn Eltern den Kindern in einen oderandern2366. Cap. Von einigen zur Arzeneyandern Dingen, womit ſie Geld verdienen koͤn - nen, einen kleinen Nutzen uͤberlaſſen, um dadurch zu erfahren, wie ſie damit wirthſchaften. Schlaͤ - get ſolches bey ihnen ein, ſo haben die Eltern ih - ren Endzweck erreichet, und koͤnnen ſich Hofnung machen, daß ihre Kinder mit der Zeit werden gute Haus-Vaͤter werden. Wird man aber hierbey gewahr, daß ſie es mißbraucheu und die Gel - der nicht wohl anwenden, ſo kan ſolches ihnen wieder entzogen werden, damit ſie nicht zur Ver - ſchwendung angereizet werden.

§. 31.

Von der Krauſe - Muͤnze.

Die Krauſe-Muͤnze, Muͤnz-Balſam, Garten-Muͤnze, Mentha hortenſis ſive cri - ſpa, Offic. Sativa altera, Matth. Dod. rotun - difolia criſpa ſpicata, C. B. & I. B. treibet einen viereckigten anderthalb Schuh hohen Stengel, an welchen dunkelgruͤne krauſe laͤnglichte Blaͤt - ter ſtehen, welche von ſehr ſtarkem und lieblichen Geruche ſind.

Sie waͤchſet in allerhand gegrabenem und geduͤngtem Grunde, ſonderlich an feuchten Orten. Die Erziehung geſchiehet erſtlich durch Zerthei - lung ihrer Stoͤcke, welche man im April von ein - ander nimt, und nach der Garten-Schnure einen Schuh weit von einander pflanzet. Wo ſie ein - mal hingebracht wird, wurzelt ſie ſehre um ſich.

Es kan auch die Vermehrung durch die abge - ſchnittenen Stengel im Ueberfluß geſchehen. Wel - che, wenn ſie 1 Schuh hoch in die Hoͤhe gewachſenſind,237gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. ſind, abgeſchnitten und nach der Reihe mit einem Pflanzer auf ein Beet geſteckt werden. Das Begie - fen muß aber hierbey zum oͤftern geſchehen, weil ſie beſtaͤndige Feuchtigkeit lieben. Es ſchadet ihr nicht leicht ein ſtarker Froſt, und bleibet an einem Orte 5 bis 6 Jahre gut. Wenn ihre Stengel in die Hoͤhe gewachſen ſind, ſchneidet man ſie ab, und verkaufet ſolche an die Apotheker, oder behaͤlt ſie zur Haushaltung auf, da denn das Umwenden auf einem luftigen Boden nicht zu unterlaſſen iſt. Jm Junius bringen die Stengel in den oberſten Gipfeln ihre roͤthlichen Blumen in einer Aehre beyſammen hervor.

§. 32.

Das Mutter-Kraut, Metterich, Met -Vom Mut - ter-Kraute. tern, Matricaria Off. Dod. vulgaris ſeu ſativa, C. Bauh. nimt mit allem Erdreich vorlieb, und wo es einmal hingepflanzet oder geſaͤet worden, bedarf es keiner fernern Wartung. Man ver - pflanzet es an einen ſolchen Ort, an welchem nicht viel gelegen iſt, doch wil es an der Sonne ſtehen.

Es wuchert mit ſeinen Wurzeln ſehr um ſich, und iſt in Anſehung deſſen ein uͤbles Gewaͤchſe, weil es nicht leicht zu vertilgen, indem es wie die Quecken um ſich waͤchſet. Doch iſt ſolches we - gen des groſen Nutzens in der Arzeney aus den mediciniſchen Gaͤrten nicht weg zu laſſen.

Bey mir ſtehet es im groſſen Ueberfluß un - ter dem Graſe, welches vor das Viehe mit abge - machet wird. Es bluͤhet vom Anfange des Jun. bis in den September.

§. 33.2386. Cap. Von einigen zur Arzeney

§. 33.

Vom Poley.

Der Poley, Boley, Pulegium Off. I. B. Dod. Mentha aquarica ſeu Pulegium vulgare, Tournef. hat eine zaſigte weiſſe Wurzel, wor - aus viele Stengel einen Schuh lang wachſen, welche mehrentheils aufrecht ſtehen, einige aber kriechen auch auf der Erde hin, und ſchlagen an ihren Gelenken Wuͤrzelchen, welche ſich in der Er - de anklammern.

Es verlanget dieſes Kraut einen ſchattigten und feuchten Ort, weswegen es Tournefort Mentham aquaticam nennet. Es nimt mit al - lem Erdreich vorlieb, und vermehret ſich durch das Umwuchern. Wenn man die Stengel abbricht, welches im Fruͤhjahre bis zu Ende des Auguſts geſchehen kan, und ſolche verpflanzet, ſo bekleiben ſie auch gerne, nur wollen ſie fleiſſig vom Unkrau - te gereiniget und begoſſen ſeyn, welches letztere beſonders zu beobachten, wenn man den Poley an ein em etwas trockenem Ort pflanzet. Die - ſes Kraut riechet uͤberaus wohl und angenehm, und bringet ſeine Blumen im Julius hervor, wel - che ſich rund um den Stengel an einem jeden Kno - ten oder Abſatze anſetzen und zum Theil purpur - farbig und blau ſind.

§. 34.

Vom Maͤu - ſe-Dorn.

Der Maͤuſe-Dorn, Rußken, Bruͤß - ken, Ruſcus Offic. I. B. C. Bauh. Ruſcus myr - tifolius, aculeatus, Tournef. iſt ein niedriger Strauch, hat weiſſe knollichte Wurzeln, und trei -bet239gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. bet Zweige anderthalb Schuh hoch, welche ſehr zach ſind, und woran ſich dunkelgruͤne ſteife Blaͤt - ter befinden. An einem jeden Blate findet ſich forne ein ſcharfes Doͤrnlein. Die Blaͤtter ſind den groſſen Myrtis-Blaͤttern ſehr aͤhnlich, nur daß die - ſe keine Stacheln an ſich haben. Zwiſchen den Blaͤttern kommen im May kleine Bluͤten hervor, auf welche man genau acht haben muß, wenn man ſie erkennen wil, darnach folgen gruͤne Beere, wel - che gegen den Herbſt gleichſam, wie der Spargel - Same, roth werden. Die inwendigen Kern ſind wie ein Horn ſo hart, und folglich gehet auch die Erziehung aus denſelben ſchwer her, und liegen wohl uͤber zwey Jahr in der Erden, ehe ſie aufge - hen; man hat aber auch nicht Urſache, derglei - chen Bemuͤhung vorzunehmen, und lange darauf zu warten, indem man dieſes Gewaͤchſe im May durch Zertheilung der Wurzeln genugſam vermeh - ren kan. Die Blaͤtter bleiben ſowol im Som - mer als Winter beſtaͤndig gruͤne. Man kan die Stoͤcke auch den Winter uͤber im Garten erhal - ten, doch in ſehr kalten und trockenen Jahren verderben ſie zuweilen, ſonderlich wenn ſie zu alt geworden ſind. Um deswillen muß man die Stoͤcke lieber in Gefaͤſſe pflanzen, und gegen den Herbſt mit andern Gewaͤchſen in Kel - ler bringen und beyſetzen. Die Stengel von die - ſem Gewaͤchſe dienen auch zur Winters-Zeit zur Auszierung der Confecturen.

§. 35.

Das Zaͤpflein-Kraut, Zungen-Blat,Vom Zaͤpf - lein-Krau - te.Auf -2406. Cap. Von einigen zur ArzeneyAuffen-Blat, Scheiß-Lorbern, Laurus Ale - xandrina ſeu vulgaris, Offic. Trag. Fructu pediculo inſidente, C. Bauh. Bonifacia vel Bislingua, I. B, komt in der Erziehung und Pfle - gung mit den im vorigen §pho beſchriebenen Maͤu - ſe-Dorn, ſowol im Sommer als Winter, in allen Stuͤcken uͤberein, und behaͤlt ſeine gruͤnen Blaͤt - ter das ganze Jahr hindurch. Es hat eine weiſ - ſe Wurzel, und treibet ſchlanke Steugel, an wel - chem dunkel-gruͤne laͤnglichte harte Blaͤtter voller Adern wachſen. Auf jedem Blate waͤchſet in der Mitten wiederum ein kleines Blat hervor, wel - ches artig anzuſehen iſt. Jn dem May kommen kleine Bluͤten zum Vorſchein, woraus erſtlich gruͤne Beere hervor wachſen, welche hernach roth werden.

§. 36.

Von der Weiß - Wurzel.

Die Weiß-Wurzel, Schmink-Wurzel, Gelenk-Wurzel, Polygonatum latifolium vulgare, C. B. P. Polygonatum, vulgo Sigillum Salomonis, I. B. hat ihren Namen von ihrer weiſ - ſen Farbe und von ihren Gelenken oder Knoten, woraus ſie beſtehet.

Sie treibet einen runden und glatten Stengel 2 Schuh hoch, an welchem Meergruͤne Blaͤtter eines um das andere ſtehen. Ueber dem Herze oder Keime wachſen im May nach der Laͤnge Gloͤck - lein hervor, von deren Gebrauch ſie auch Schmink - Wurzel genennet wird, weil die Jungfern die blaſ - ſen Backen damit beſtreichen.

Jn unſerm Steiger-Holze iſt dieſes Gewaͤchs in dem Hopf-Thale in unzaͤliger Menge anzutreffenund241gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. und wenn man es mit voller Erde aushebet, und in den Garten ſetzet, ſo waͤchſet es viel ſchoͤner, und nimt mit allem Grund und Boden vorlieb.

Hat man es einmal im Garten, ſo wuchert es ziemlicher maſſen um ſich, und brauchet keiner fer - nern Wartung, nur muß es an einen mittelmaͤßi - gen Ort gepflanzet werden, alwo die Sonne nur ei - nige Stunden des Tages hinſcheinen kan.

§. 37.

Gefuͤlte Weiß-Wurzel, Polygonatum la -Von der ge - fuͤlleten Weiß - Wurzel. tifol. flore duplici, odorato, Sigillum Salo - monis, flore pleno, komt mit der vorigen in der Erziehung in allen Stuͤcken uͤberein. Sie waͤchſet etwas hoͤher, und ihre angenehme weiſſe und am Ende gruͤnliche Blumen, welche ſich gemeiniglich zu Ende des Mayes zeigen, riechen eben ſo, wie die bitteren Mandel-Kern ſchmecken.

Auf einer Seite der Stengel wachſen die Blaͤtter, und darneben ihre Blumen. Es blei - bet dieſes Gewaͤchſe den Winter uͤber im Lande und erfrieret niemalen. Es wuchert auch ſehr um ſich, daßman den Ueberfluß zuweilen mit einem Spaten abſtechen muß.

Die Vermehrung geſchiehet ebenfals im Apr. oder um Michaelis durch Zerreiſſung der Wurzeln, welche an einen Ort geſetzet werden muͤſſen, welcher nur einige Stunden des Tages die Sonne haben kan, alwo ſie keine fernere Wartung verlangen.

§. 38.

Die Schnee-Gloͤcklein, Schnee-Troͤpf -Von den Schne - Gloͤcklein. lein, weiſſe Merz-Violen, Hornungs-Blu -4. Theil. Qmen,2426. Cap. Von einigen zur Arzeneymen, Levcojum ſylvaticum, Narciſſo-levco - jum vulgare, Tournef. Levcojum bulboſum, hexaphyllum cum unico flore, rarius bino, I. B. werden zwar in unſerm Steiger-Holze in dem ſogenanten Hopfen-Thale in groſſer Menge ange - troffen, aber dennoch werden ſie auch wegen ihrer fruͤhzeitigen Flor in die Gaͤrten gepflanzet, weil ſie unterweilen, nachdem die Jahres-Witterung ſich ereignet, im Februar und Merz ihre Blumen, wel - che aus ſechs Blaͤttern beſtehen, hervor bringen. Der Stengel, an welchem nicht mehr als 3 ſchma - le, lange, dunkelgruͤne Blaͤtter zu ſehen ſind, waͤch - ſet nur einen halben Schuh hoch.

Sie verlangen eine gemeine Garten-Erde, und einen ſchattigten Ort, welchen die Sonne kaum 3 Stunden lang des Tages beſcheinen kan. Sie vermehren ſich von ſelbſten durch ihre anwachſen - den Zwiebelchen, welche, wenn ſie 2 oder 3 Jahr geſtanden haben, 3 bis 4 Wochen nach ihrer Flor ausgehoben, und alſobald wiederum in die Erde gepflanzet werden muͤſſen, ſonſt brauchen ſie kei - ner andern Wartung.

§. 39.

Von der Roſen - Wurzel.

Die Roſen-Wurzel, Rhodia radix, I. B. Roſea radix, Tab. Telephium radice roſam ſpirante, majus Herm. iſt knotig und ungleich, und ſiehet auswendig braͤunlich, inwendig aber grau aus.

Sie treibet viele runde Stengel, welche mit fetten, glatten, aſchenfarbigen, eingekerbten Blaͤt - tern beſetzet. Auf jedem Stengel kommen im Mayweiß -243gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. weißgelbliche Blumen hervor. Dieſe ſchwam - migte Wurzeln wachſen in andern Laͤndern auf ho - hen Gebuͤrgen wild: bey uns aber werden ſie in die Gaͤrten gebracht.

Sie verlangen eine gemeine Garten-Erde und Sonne, und brauchen keine Wartung. Die Ver - mehrung geſchiehet ſowol im Herbſte als Fruͤhjah - re durch Zerbrechung der Wurzeln.

§. 40.

Das letzte unter dieſen Gewaͤchſen mag ſeynVom Olean - der. der Oleander, Lorber-Roſen, Laurus roſea, Nerium & Oleander, Offic. Matth. Dod. Nerion floribus rubeſcentibus, C. Bauh. Es treibet die - ſes Gewaͤchſe einen 6 bis 7 Schuh hohen geraden Stam, welcher ſich in Aeſte austheilet, an welchem ſchmale, lange und harte Blaͤtter ſtehen. An den Spitzen der Zelken wachſen im Auguſt ſchoͤne ro - the, fuͤnfmal zerſchnittene Blumen hervor, und wenn ſie verbluͤhet ſo folgen eckigte und eines Fin - gers lange Schoten, in welchen bey guten Jahren der Same, welcher braun und wollicht ausſiehet reif wird. Die Samen-Schoten laͤſt man den Winter uͤber an den Baͤumen ſtehen, da ſie denn recht zu ihrer Volkommenheit gelangen. Man ſaͤet denſelben im April in Scherben, ſtellet ſolche in ein warmes Miſt-Bette, und laͤſſet die Pflaͤnzlein darinnen einen Zol hoch wachſen. Hernach ſetzet man ſie bey guter Witterung in die freye Luft, und wenn ſie anderthalb Schuh hoch erwachſen ſind, ſo ſtuͤrzet man die Scherben um, ſchneidet die Er -Q 2de2446. Cap. Von einigen zur Arzeneyde zwiſchen den Pflaͤnzlein von einander, damit ſol - che an jeder daran bleibe, und pflanzet ſie hernach - malen nach Proportion in andere Gefaͤſſe. Wenn man nun in folgenden Jahren mit dem Verſetzen fortfaͤhret, ſo kan man in wenigen Jahren zu ſchoͤ - nen Baͤumlein gelangen. Jch habe viele derglei - chen Baͤumlein aus dem Samen erzogen, welches mir viele Leute nicht haben glauben wollen, und ha - ben allezeit den Einwurf gemachet, daß bey uns der Same nicht zeitig wuͤrde. Da ich aber den Un - glaubigen den Samen vorgeleget, ſo ſind ſie ande - rer Meinung worden.

Die Vermehrung dieſes Gewaͤchſes geſchiehet auch durch ihre zuweilen hervor ſchieſende Neben - ſproſſen, oder auch durch Anhaͤngung der Spalt - Toͤpfe, da man die Zweige zu Ende des Mayes an einem Knoten mit einem ſcharfen Meſſer einſchnei - det, und mitten 1 Zol lang aufſpaltet, und darzwi - ſchen ein kleines Hoͤlzlein ſtecket, damit der Spalt in etwas von einander bleibet. Hierauf bedecket man die eingelegten Zweige mit guter zubereiteter Erde, und begieſet ſie alſobald, und ſofort bey tro - ckenem Wetter. Jn 2 bis 3 Monaten werden ſie Wurzeln angeſetzet haben, und weñ man dieſes fin - det, ſo koͤnneu ſie abgeloͤſet und in andere Scherben gepflanzet werden. Es wil der Oleander im Gar - ten beſtaͤndig an einem ſonnigten Orte ſtehen und bey warmen Tagen oͤfters begoſſen ſeyn. Den Win - ter uͤber verlanget er maͤſige Feuchtigkeit. Der Froſt iſt dieſem Gewaͤchſe hoͤchſt ſchaͤdlich, um deß -willen245gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln. willen es zu rechter Zeit mit andern Gewaͤchſen bey - geſetzet werden muß.

§. 41.

Jch habe ſchon in dem 2ten Theile p. 150. einVermeh - rnug einiger Gewaͤchſe durch abge - ſchnittene Reiſer. Verzeichnis derjenigen Gewaͤchſe verſprochen, wel - che ſich durch die abgeſchnittenen Zweige u. Sten - gel vermehren laſſen, dahero wil ich zum Anhange dieſes Capitels, um meinem Verſprechen Genuͤge zu thun, die vornehmſten und bekanteſten derſelben, mit welchem ich es ſelbſt verſuchet, anfuͤhren. Wo - bey aber uͤberhaupt zu erinnern, daß die Reiſer und Stengel, welche man hierzu gebrauchen wil, fein gruͤne und geſund ausſehen muͤſſen. Auch iſt noͤ - thig, daß ſie oͤfters begoſſen und theils in Schatten, theils auch in warme Miſt-Bette und Treib-Haͤu - ſer geſtellet werden. Doch leydet das ſtarke und al - zuoͤftere Begieſſen bey dem Jndianiſchen und waͤſ - ſerigen Gewaͤchſen eine Ausnahme, und man hat bey denenſelben behutſam zu verfahren, damit man der Sache nicht zu viel thue. Wenn die Gewaͤchſe anfangen wolleu zu treiben, ſo nimt man ſie aus dem Schatten, und ſtellet ſie nach und nach an die Sonne. Curioͤſe Liebhaber koͤnnen ſolches auch mit mehreren Gewaͤchſen, als hier benennet wer - den, verſuchen, ſo wird ſich finden, daß es noch bey vielen andern angehet. Denn alle Gewaͤchſe, wel - che einen ſtarken Mark, Holung oder Kern haben, laſſen ſich auf dieſe Art, nemlich durch das Sto - pfen vermehren.

Q 3Abro -2466. Cap. Von einigen zur Arzeney
    • Abrotanum fœmina.
    • Acetoſa arboreſcens, ſubrotundo folio.
    • Adams-Aepfel
    • Apocynum humile, aizoides.
    • Americanum erectum.
    • Syriacum latifolium incanum lacteſcens.
    • Agnus caſtus.
    • Arbor vitæ.
    im May.
  • Balauſtia oder Granat-Baum, im April.
  • Brunnen-Kreß zu aller Zeit.
  • Buxus aurata, im April.
  • Carthaͤuſer-Nelke nach der Flor.
  • Caſtanien-Baum, im May.
  • Cereus Peruvianus, im May.
  • Clematls flore ſimplici & pleno, im April.
  • Craſſa minor longioribus foliis, minus dentatis.
  • Cypreſſen-Baum, im April.
  • Cypreſſen-Kraut, im April.
  • Dracunculus hortenſis oder Dragun, im May.
  • Erlen an ſumpfigten Orten, im Anfange des Aprils.
  • Eſula Indica oder Lapathum Ægyptiacum, im May.
    • Faͤrber-Baum
    • Ficoides Africana ſerpens.
    • Ficoides criſtallina perennis.
    • Ficus Indica maxima folio ſpinoſo & lon giſſimo ſeu Opuntia
    • Ficus Indica minor.
    • Ficus communis, Feigen-Baum.
    • Fritillaria craſſa, vide Apocynum.
    im May.
  • Geniſta Hiſpanica fl. luteo im May.
  • Germanium Africanum arboreſcens folio ſubrotundo, und die uͤbrigen Geſchlechter im May.
  • Granat-Baum, gefuͤlt und einfach, im April.
  • Guͤlden-Lack, im April. Flos Keyri.
  • Haſel-Stauden im Merz und April.
  • Holder, Holler, Hollunder, im Merz.
  • Hiſſopus offic.
Jaco -247gehoͤrigen Kraͤutern und Wurzeln.
  • Jacobæa maritima, Jacobæa marina, im May.
  • Jlmen-Baum, im Fruͤhjahre.
  • Johannes-Beere, Johannes-Traͤublein, im Herbſte und Fruͤhjahre.
  • Ketmia Syrorum, im May.
  • Keyri luteum, zu Anfang des Julius.
  • Kirſch Lorber, im April.
  • Kriechende Wald-Rebe, Clematis, im Merz.
  • Lavandula latifolia, Lavendel im Fruͤhjahre.
  • Levcojum luteum, zu Anfange des Julius.
  • Leonurus Capitis Bonæ Spei, im Junius.
  • Lychnis Chalcedonica.
  • Lychnis alba multiplex, im April.
  • Linden, im December und Merzen.
  • Malus Punica, gefuͤlt und einfach, im April.
  • Malva arborea, im April.
  • Marum verum, im May.
  • Syriacum, im May.
  • Menta criſpa, im May.
  • Mispeln im Merz.
  • Myrthi variæ ſpecies, im May.
  • Nerium, im May.
  • Naſturtium Indlcum flore pleno, im May.
  • Ocimaſtrum multiflorum, flore albo, im April.
  • Oleander, im May.
  • Opuntia major & minor, im May.
  • Opulus flore globoſo, im Merz.
  • Pappel-Baum, im Merz.
  • Paradies-Aepfel, im Merz.
  • Pomum Adami, im May.
  • Portulaca arborea, oder Sedum arboreſcens, im May.
  • Pulegium, Poley, im May.
  • Quitten-Reiſer, junge, im Merz.
  • Ruta hortenſis, Raute, im May.
  • Roſmarinus, im May.
  • Rhus, Sumach, Gerber-Baum, im Merz.
Sal -2486. Cap. Von einigen zur Arzeney
  • Salvia, Salbey, alle Sorten im May.
  • Sade-Baum, im Herbſt und Frůhjahre.
  • Sambucus offic im Merz.
  • Sauer-Ampfer-Baum, im April.
  • Sedum arboreſcens, im May.
  • Spica offic. im April.
  • Stangen-Violen, gelbe, nach ihrer Flor.
  • Schnee-Ballen, gefuͤlte und einfache, im April.
  • Taxus oder Tax-Baum, im April.
  • Thya Theophraſti, Baum des Lebens, im April.
  • Thymus, Thymian, im April.
  • Viburnum, im May.
    • Viola lunaris,
    • mariana,
    • matronalis,
    in der Flor.
  • Weiden, alle Sorten im Merz.
  • Wein-Reben im Merz.

Diejenigen Gewaͤchſe, welche ſich auf dieſe Art nicht vermehren laſſen, und in unſerm kalten Climate keinen reifen Samen geben, muͤſſen noth - wendig durch das Einſchneiden, Einſenken oder durch Zertheilung der Wurzeln vermehret werden. Mehrere Gewaͤchſe anzufuͤhren und ihre Erziehung zu beſchreiben, halte fuͤr uͤberfluͤßig, indem ich doch nur dasjenige, was bereits vielmal geſaget worden, wiederholen muͤſte; welches zu nichts an - ders als den Leſern einen Eckel zu verurſachen und das Buch ohne Noth theuer zu machen, dienen wuͤrde. Denn es iſt gewiß, daß derjenige, welcher mit Erziehung der angefuͤhrten Gewaͤchſe fortkom - men kan, die uͤbrigen auch mit Nutzen und mit Vergnuͤgen wird erziehen koͤnnen.

Regi -[249]
Regiſter.

Regiſter.

  • Abrotanum fœmina189
  • Abrotanum lini folio22
  • Abſinthium offic. 192
  • Acanthus ſativus208
  • Acetoſa Hiſpanica40
  • rotundifolia40
  • Ackeley198
  • Alant-Wurzel217
  • Anethum hortenſe43
  • Augelica montana peren - nis221
  • Angelica ſativa195
  • Angurien176 Anguria ib.
  • Anis-Saat82
  • Aniſum officinarum82
  • Apium hortenſe44
  • Aquilegia ſylveſtris198
  • Arabiſche Bohnen132
  • Artemiſia193
  • Artiſchocken, deren Erzie - hung67. wie ihre Boͤden zu conſerviren68
  • Arzeney-Gewächſe zu er - ziehen182. wie ſolche zu ſamlen183
  • Atriplex hortenſis34
  • Balſamina cucumeraria205
  • Baſilien-Kraut18. wenn und wie es zu ſaͤen19
  • Beete werden Lehnen oder Leiten genennet
  • Bellis hortenſis199
  • Beyfuß193
  • Bingen-Roſen213
  • Blumen zur Arzeney, wenn ſie zu ſamlen183
  • Bohnen, groſſe,143
  • Boley238
  • Borragen, Borretſch - Kraut21. ſiehet an Blaͤt - tern wie Eſels-Gurken21. wird zum Sallaͤten ge - brauchet ibid.
  • Branca urſina Virgilii208
  • Bruſt-Wurzel195
  • Büſchel-Erbſe147.
  • Bugloſſum latifolium21.
  • Bunias ſylveſtris120
  • Burzel-Kraut37
  • Cardonen, Spaniſche74
  • Cardubenedicten100
  • Carduus benedictus200
  • Carduus ſive ſcolimus67
  • Canarien-Saat107.
  • Cartätſchen110
  • Carum Rivini50
  • Carthamus off., flore cro - ceo94
  • Cataputia maior vulgaris215
  • Cellery44. wenn er zu ſaͤen45. wie er im Winter zu erhalten48
  • Cerefolium offic. 26
RCha -[250]Regiſter.
  • Chamæcypariſſus189
  • Chamæmelum nobile223
  • Cinara Angelica67. Cina - ra ſpinoſa74
  • Citronen-Kraut202
  • Citrullen176. Citrullus ib.
  • Clycyrhiza offic. 209.
  • Cnicus vulgaris94
  • Coriandrum majus100
  • Crocus ſativus77
  • vernus magno flore81
  • Cucumern153
  • Cucumis ſylveſtris227
  • Cucumis vulgaris153. ſati - vus major flexuoſus, longus & oblongus ibid.
  • Cypreſſen176. Cypreſſen - Baum190
  • Dictamnus204
  • Dil43
  • Dipſacus ſativus110
  • Diptam204
  • Dragun, Dragonell22
    • Dracunculus hortenſisib.
  • Elaterium offic. 227
  • Endivia Romana10
  • Enula campana217
  • Erbs-Bohnen139
  • Erd-Aepfel50. Erd-Arti - ſchocken ibid.
  • deſſen Stengel ſollen nicht abgeſchnitten wer - den52
  • Erd-Beere180
  • Eſcher-Wurzel204
  • Erbſen145. 149
  • Eſels-Gurken227
  • Eyer-Bohnen139
  • Eyſopen222
  • Faba flore candido143.
  • Fönchel, Jtaliaͤniſcher38 wird zum Sallaͤten gebrauchet39. wie er weiß gemacht wird40
  • gemeiner108.
  • Fœniculum vulgare Ger - manicum108
  • Romanum38
  • Fœnum Græcum ſativum103
  • Fontanel-Erbſe148
  • Franz - oder Zwerg-Bohnen137
  • Zucker-Erbſe147
  • Fraxinella204
  • Frühzeitige Erbſe149. wie ſolche zu erhalten und zu uͤberkommen151. werden des Jahres 2mal reif149
  • Fuchs-Hödlein223
  • Fumaria bulboſa radice ca - va212
  • Fungi178
  • Garten-Bohnen143
  • Garten-Kreſſe27. wie ſolcher im Winter zu ha - ben ibid.
  • Melde34
  • Garten-Münze236
  • Garten-Schwämme178
Gen -[251]Regiſter.
  • Genſel37
  • Gicht-Roſen, Pfingſt-Ro - ſen213
  • Glaſtum ſive iſatis112
  • Glock-Roſen224.
  • Gramen ſpicatum107
  • Gurken, allerhand Sorten153
  • Kern, wie ſie zu reinigen165
  • Hals-Roſen224
  • Heilige Geiſt-Wurzel195
  • Helenum vulgare217
  • Helianthemum Indicum tuberoſum51
  • Hirſen105
  • Holländiſche Zucker-Erbſe145
  • Hol-Erdrauch, Hol-Wurz212
  • Hornungs-Blumen241
  • Hyoſcyamus Peruvianus126
  • Hyſſopus vulgaris222
  • Intybus criſpa10
  • Johannis-Gürtel123
  • Jſop222
  • Kayſers-Sallat22. wie ſolcher zu vermehren ib.
  • Kluncker-Erbſe148
  • Knaben-Kraut225
  • Körbel26
  • Koriander100
  • Kräuter zur Arzeney, wenn ſie zu ſamlen ſind185
  • Krauſe-Münze236
  • Kuͤmmel-Wurzel50
  • Kürbſe, allerhand, wie ſie zu erziehen189
  • Kümmerlinge153
  • Kurken, mancherley Arten153
  • Lactuc, allerhand Sorten2
  • Langer Saurampfer40
  • Laurus Alexandrina240
  • Laurus roſea243
  • Lavandula vulgaris218
  • Lavendel218
  • Leckkritzen-Holz209
  • Lepidium36
  • Levcojum ſylvaticum242
  • Leviſticum offic. 221
  • Liebſtöckel221
  • Löffel-Kraut28. Moſt hiervon zu machen29. wie er zu erhalten ib.
  • Locuſta herba41
  • Lorber-Roſen243
  • Mäuſe-Dorn238
  • Majoran14. ob die - ſer in unſern Landen kan erzogen werden15. wie und wenn er ſol geſaͤet wer - den16. wie er ſol ge - trocknet werden18
R 2Mal -[252]Regiſter.
  • Malva roſea, folio ſubro - tundo224
  • Maßlieben199
  • Matricaria off. 237
  • Maus-Oerchen41.
  • Meliſſa vulgaris202
  • Meliſſe202
  • Mentha hortenſis236
  • Melonen zu erziehen167
    • Melo vulgaris ibid.
  • Melte34
  • Milium ſemine luteo & albo105
  • Mohne87
  • Momordica vulgaris205
    • Ceylanica207.
  • Münz-Balſam226
  • Mutter-Kraut, Mettern237
  • Mutter-Kraut202
  • Napus ſylveſtris120, æſti - vus123
  • Naſturtium hortenſe27
  • Nerion243
  • Nicotiana maior latifolia126
  • Nigella Cretic. 101
  • Nüßgen-Sallat41
  • Ocinum latifolium19
  • Oleander243
  • Orchis mas225
  • Oſter Lucey212
  • Oxalis maxima
  • Papas Peruanorum53
  • Papaver hortenſe87
  • Pappel Roſen224
  • Patennigen, Poͤonien-Ro - ſen213
  • Peterſilie35. liegt lange in der Erden ibid.
  • Petroſelinum35
  • Pfeffer-Kraut36
  • Phalaris maj. ſemine albo107
  • Phaſeolus minor139
  • Phaſeolus131. maior143.
    • fructu albo & rubro136.
  • vulgaris fruct. variega - to137
  • Piſa leptoloba quæ ſimul cum folliculis comedun - tur145
  • Piſum umbellatum147
  • hortenſe majus148.
  • Pœonia mas offic. 213
  • Poley238
  • Polygonatum vulgare238
    • latifol. fl. duplici241
  • Portulaca ſativa37
  • Prinzeſſin-Bohnen139
  • Pulegium238
  • Radix Rhodia242
  • Rapiſtrum arvenſe120
  • Rapunzel41
  • Raute194
  • Ricinus vulgaris215
  • Palma Chriſti215
  • Römiſche Chamillen223
Roß -[253]Regiſter.
  • Roßmarie228
  • Roſen-Wurzel224
  • Rübeſaat120
  • Rusken238
  • Ruſcus offic. 238
  • Ruta hortenſis194
  • Safflor oder wilder Saf - ran94. thut gute Dienſte zum Einheitzen97. deſſen Kern dienen zum Oel und Fuͤtterung vor Federvieh99
  • Saffran77
  • wilder81
  • Solanum tuberoſum eſcu - lentum53
  • Sallat, allerhand Sorten2
  • wenn er zu ſaͤen3
  • was hierbey zu beobach - ten5
  • Samen, wie ſolcher zu erziehen6
  • kommen Wuͤrmer dar - ein7
  • Salbey32
  • Satureja ſativa33
  • Saturey33. ſoll die Floͤhe vertreiben33
  • Sau-Bohnen143
  • Sauerampfer, Spaniſ. 40
  • runder ibid.
  • Salria maj. min. & ſerrata32
  • Sellery44. wenn er zu ſaͤen45wie er im Winter zu erhalten48
  • Scheiß-Lorbern240
  • Schlangen-Gurken153
  • Schmink-Bohnen131
  • Schmink Wurzel240
  • Schnee-Glöcklein241
  • Schrebers, D. unrechter Bericht113
  • Schwämme178
  • Schwarz-Kümmel101
  • Senf129
  • Serpillum hortenſe30
  • Siebenzeiten103. iſt ge - faͤhrlich ſolche auf die Boͤ - den zu ſchuͤtten104
  • Sigillum Salomonis240
  • flore pleno241
  • Sinapi129
  • Smilax hortenſis137
  • minor139
  • Santolina foliis teretibus139
  • Sol altiſſimus51
  • Sommer-Rübſamen123
  • Spaniſche Cardonen74. wie ſie abzuweiſſen75
  • Spargel, deſſen Erziehung56. ſq.
  • Spica offic. 218
  • Spic, Spicanart218
  • Spinacia vulgaris23
  • Spinat, wie der Same zu erziehen29
  • Spring-Gurken227
Steig -[254]Regiſter.
  • Steig-Bohnen131
  • Stendel-Wurzel225
  • Stengel-Roſen224
  • Süß-Holz209
  • Taback, Toback126
  • Tartufflen, Tartuͤfflen53
  • Thymian30. wenn er zu ſaͤen ibid.
  • Thymus vulgaris30
  • Traubel-Erbſe147
  • Türkiſche Bohnen132
  • Valerianella41
  • Vermehrung der Ge - waͤchſe durch abgeſchnitte - ne Zweige245
  • Waid112. wenn und wie er beſtellet wird115. unrechter Bericht hiervon113. wenn das Ab - ſtoſſen geſchehen ſol117
  • Weber-Carden110
  • Welſche Baͤren-Klau208
  • Weiß-Wurzel240
  • Wermuth192
  • Wilde Gurken227
  • Winter-Rübſamen, wovon Oel geſchlagen wird120. wie er ins Reine zu brin - gen ibid.
  • Winter-Sallat, Lattig7.
  • wenn er zu ſaͤen iſt8.
  • wie er in der Kuͤche zu ge - brauchen10
  • Endivien10. wenn er zu ſaͤen11
  • Rapunzel41
  • Wurzeln zur Arzeney, wie ſie zu conſerviren187
  • Wunder-Baum215
  • Zäpflein-Kraut239
  • Zeylaniſche Momordi - ca207
  • Zucker-Bohnen136
  • Zucker-Erbſen groſſe Hol - laͤndiſche145
  • Franz-Erbſe147
  • Zwerg-Franz - und Zucker - Erbſe ibid.
[255]
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About this transcription

TextLand- u. Garten-Schatzes
Author Christian Reichardt
Extent268 images; 54287 tokens; 7052 types; 372264 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationLand- u. Garten-Schatzes Vierter Theil. Worinnen von Küchen-Specerey- und Arzeney-Gewächsen gehandelt und deren Erziehung, Wartung und Erhaltung aufrichtig beschrieben werden Christian Reichardt. . [5] Bl., 248 S., [3] Bl., [2] Faltbl. NonneErfurt1753.

Identification

SUB Göttingen SUB Göttingen, 8 OEC I, 1226:4

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Gartenbau; Wissenschaft; Gartenbau; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • Deutsches Textarchiv
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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ShelfmarkSUB Göttingen, 8 OEC I, 1226:4
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