PRIMS Full-text transcription (HTML)
Land - u. Garten-Schatzes
Dritter Theil.
Von den zur Speiſe dienlichen Kohlen, Wurzeln, und Zwiebeln, deren Erziehung und Wartung nach allen Stuͤcken aufrichtig beſchrieben worden. Nebſt einigen Kupfern.
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Mit Kōn. Poln. und Churf. Saͤchſ. allergn. Privilegio
Erfurt,verl. Joh. Heinr. Nonne,1753.

Vorrede.

Jch habe nunmehro das Vergnuͤgen, dem ge - neigten Leſer den dritten Theil meines Land - und Garten-Schatzes zu uͤbergeben, wor - in ich, nachdem vorher in einigen Capiteln verſchiedene algemeine Dinge abgehandelt worden, die Erziehung der Kohle, des Wurzel-Wer - kes und der Zwiebeln beſchrieben habe. Jch habe mir freylich fuͤrgeſetzet gehabt, mich auch bereits an - heiſchig gemacht, in dieſem dritten Theile von den ſaͤmtlichen Kuͤchen-Gewaͤchſen und Specerey-Fruͤch - ten zu handeln; allein, weil die Meſſe heran geruͤcket, dieſer Theil denen vorigen an Staͤrke auch bereits gleich war, und der Verleger mich deswegen erſuchete hier abzubrechen, und die Erziehung der uͤbrigen Kuͤ - chen-Gewaͤchſe und der Specerey-Fruͤchte in dem kuͤnftigen Theile abzuhandeln; ſo muß es fuͤr dieſes - mal bey den Kohl-Wurzel - und Zwiebel-Gewaͤchſen bewenden laſſen, und das uͤbrige bis in den vierten Theil, welcher mit GOttes Huͤlfe bald nachfolgen ſol, verſparen.

Jch habe mich bey dieſer Abhandlung ohne Ruhm zu melden, ebenfals lediglich auf meine langwierige Erfahrung gegruͤndet, und von keinem Gewaͤchſe ge - handelt, welches ich nicht durch meine Gaͤrtner unter meiner Aufſicht erziehen laſſen. Wo ich aber ja bey - laͤufig aus anderer ihren Schriften etwas einflieſſen laſſen, ſo habe ſolche auch allezeit angefuͤhret. Wenn ich aber zuweilen Jemanden widerſprochen, ſo iſt ſol -) (2chesVorrede. ches keinesweges aus einer ſtrafbaren Tadelſucht, oder aus feindſeligem Gemuͤthe geſchehen, ſondern vielmehr die Sache in ein beſſeres Licht zu ſetzen und andere fuͤr falſchen Vorſtellungen zu warnen. Ob die beobachtete Eintheilung der Gewaͤchſe volkom - men nach dem Sinne der Kraͤuter-Kenner eingerich - tet ſey, laſſe ich dahin geſtelt ſeyn. Jch habe nicht als ein Botanicus, ſondern als ein Oeconomus ge - ſchrieben, und wird man dahero weder in der Einthei - lung, noch in den beygefuͤgten lateiniſchen Namen von mir die groͤſte Accurateſſe fordern koͤnnen. Die la - teiniſchen Benennungen habe nur um deswillen an - gefuͤhret, weil die angegebenen Deutſchen Namen nicht allenthalben ſo gemein ſind, als jene, und folg - lich auswaͤrtige gelehrte Leſer aus den lateiniſchen Namen eher koͤnnen klug werden als aus den Deut - ſchen. Weiter habe mich in keine Botaniſche Be - ſchreibung der Gewaͤchſe eingelaſſen, indem ſolches meinem Zwecke nicht gemaͤß geweſen waͤre. Meine Bemuͤhung iſt vielmehr lediglich dahin gegangen die Erziehung und Begattung der Gewaͤchſe vom Anfang bis zu Ende ohne unnoͤthige und vergebliche Aus - ſchweifungen aufrichtig und deutlich zu beſchreiben. Wie weit ich aber dieſen Zweck erreichet, das wil ich dem billigen Urtheil des geehrten Leſers uͤberlaſſen.

Hierbey muß auch noch gedenken, daß mit die - ſem dritten Theile zugleich eine neue Auflage der Ab - handlung vom Samen-Werk erſcheinet. Jch haͤtte freylich gerne noch vieles hinzugefuͤget, auch manches in beſſere Ordnung gebracht; allein weil der Verleger befuͤrchtete, die Beſitzer der erſten Ausgabe dadurchzuVorrede. zu beleidigen; ſo iſt hin und wieder nur etwas we - niges hinzugethan, und auſſer dem neuen Titel an - noch einige Zuſaͤtze am Ende bey gefuͤget worden. Es iſt die Abhandlung vom Samen-Werk nunmehro als der erſte Theil meines Land - und Garten-Scha - tzes anzuſehen, und muß billig von einem Jedweden, der die andern Theile mit Nutzen brauchen und eine Einſicht in die Erziehung der Kuͤchen - und Specerey - Fruͤchte erlangen wil, vorher geleſen werden, wie es denn auch zu rathen iſt, daß man die andern Theile vom Anfange bis zu Ende durchgehe, indem ſich das folgende vielmals auf das vorhergehende beziehet, und Kuͤrze halber nicht ſo umſtaͤndlich abgehandelt worden.

Jch habe unterdeſſen das Vertrauen, wenn der geneigte Leſer die Erziehung der Kuͤchen-Gewaͤchſe nach meiner Anweiſung vornehmen wird, daß ihm ſol - che gluͤcklich werde von ſtatten gehen.

Jnzwiſchen erklaͤre mich einmal fuͤr allemal, daß ich meine Regeln nicht fuͤr ſo feſte und unveraͤnder - lich halte, daß ein kluger Hausvater und Gaͤrtner ent - weder aus Noth, oder aus Curioſitaͤt keine Ausnah - me und Abweichung machen, oder dies und jenes auf andere Art tractiren koͤnne. Nein! das iſt meine Meinung gar nicht; es kan gar wohl ſeyn, daß an manchen Orten dies und jenes Gewaͤchſe etwas an - ders tractiret wird, und doch auch gedeyet; inzwi - ſchen wird es doch in der Haupt-Sache auf eines hin - aus laufen. Jch habe vielmehr nur die hieſige am be - waͤhrteſten und nuͤtzlichſten befundene Cultur der Gaͤr - ten und Felder einem jeden fuͤr Augen legen wollen,) (3damitVorrede. damit nicht allein hieſige junge und unerfahrne Oeco - nomi dieſes unſer vornehmſtes Nahrungs-Geſchaͤfte recht verſtehen lernen, und einen Leitfaden haben, wor - nach ſie ſich bey Begattung ihrer Aecker und Gaͤrten richten koͤnnen; ſondern daß auch auswaͤrtige Haus - wirthe ſich einen Begrif von unſerer Erfurtiſchen Cul - tur machen, und die ihrige vielleicht in manchen Stuͤ - cken darnach verbeſſern koͤnnen. Jch bin gewiß, daß man an allen Orten und Gegenden, beſonders wo die Erziehung der Kuͤchen - und Specerey-Fruͤchte noch nicht ſo gemein iſt, in dieſer kurzen Anweiſung etwas finden werde, welches man zu ſeinem Vortheil und Nu - tzen wird anwenden koͤnnen, und wuͤnſche nichts mehr, als daß dieſe meine redliche Abſicht von allen, welche meine Abhandlungen leſen moͤgen, erreichet werde.

Jnhalt.

  • Das 1. Capitel. Von einigen algemeinen Dingen welche bey Erziehung der Kuͤchen - und Specerey-Fruͤchte zu beobachten ſind. p. 1.
  • Das 2. Capitel. Von einer neuerfundenen Maſchine zum Durchſchneiden der uͤberfluͤſigen Fruͤchte und des Unkrautes p. 11.
  • Das 3. Capitel. Von Vertilgung des Unkrautes und einer hier - zu angegebenen Maſchine. p. 20.
  • Das 4. Capitel. Von Treibe - und Miſt-Betten. p. 44.
  • Das 5. Capitel. Von den Schaͤlken unter den Kohl-Gewaͤch - ſen, nebſt einigen Anmerkungen von Probirung und Ausar - beitung der Samen. p. 56.
  • Das 6. Capitel. Von allerhand Kohl-Gewaͤchſen. p. 86.
  • Das 7. Capitel. Von Wurzel-Gewaͤchſen p. 141.
  • Das 8. Capitel. Von allerhand Zwiebel-Gewaͤchſen. p. 209.
Das
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Das erſte Capitel. Von einigen algemeinen Dingen, welche bey Erziehung der Kuͤchen - und Specerey-Fruͤchte zu beobachten ſind.

D unter den Kuͤchen-Fruͤchten alleEine vor - laͤufige Er - innerung die Erzie - hung dieſer Fruͤchte be - treffend. diejenigen Gewaͤchſe zu verſtehen ſind, welche man zum Kochſpeiſen brauchet, iſt jederman bekant. Un - ter denen Specerey-Fruͤchten aber verſtehen wir hier in Erfurt allerhand Geſaͤmig, als Mohne, Anis, Coriander, Canarien-Samen, Safflor, Senf und dergleichen. Ehe ich aber die beſondere Abhand - lung von Erziehung dieſer Fruͤchte anfange, iſt noͤthig, daß ich erſtlich noch einige algemeine Stuͤcke, welche bey derſelben uͤberhaupt zu mer - ken, voraus ſetze. Das meiſte hiervon habe be - reits in dem erſten Theile abgehandelt. Denn da findet man nicht nur, was bey Erziehung, Er - haltung und Pruͤfung der Samen zu beobachten, ſondern ich habe auch gezeiger, wie viel von den meiſten Samen auf einen Acker zu ſaͤen, zu wel -Abh. v. Kuͤcheng. Acher21. Cap. Algemenie Regelncher Jahres-Zeit ſolches geſchehen muͤſſe, ferner auf was Art und Weiſe das Ausſtreuen des Sa - mens zu verrichten, wie derſelbe muͤſſe unter die Erde gebracht werden, wie das Aufgehen deſſel - ben zu befoͤrdern, und was bey dem aufgegange - nen Samen weiter zu beobachten, nebſt andern vielen algemeinen Regeln. Daher erinnere ein - mal vor allemal, daß der erſte Theil meiner Ar - beit, nemlich die Abhandlung vom Samen-Werk, mit dieſem dritten Theile nothwendig muͤſſe ver - bunden werden, damit ich nicht noͤthig habe, das - jenige, was ich daſelbſt abgehandelt, hier zu wie - derholen. Weil aber einige unter den algemei - nen Dingen etwas zu kurz beſchrieben worden, ei - nige auch gar nicht daſelbſt zu finden ſind, ſo wil ich das, was noch fehlet, hier mittheilen. Es haben mir einige Freunde zu erkennen gegeben, daß ihnen meine Regeln nicht generel genug waͤ - ren und erinnert, ob es nicht moͤglich ſey, daß man ſolche General-Regeln geben koͤnte, welche ſich vor jeden Ort Teuſchlandes ſchickten. Nun ſcheinet es zwar ſchwer dieſem Verlangen Genuͤge zu thun; allein nach meiner Einſicht duͤrfte es gar wol angehen ſolche Regeln zu geben, aber in der Ausuͤbung wuͤrden ſie doch wenige Erleichterung und Nutzen ſchaffen. Z. E. was die Saͤe-Zeit betrift, ſo komt es hauptſaͤchlich darauf an, daß man die Natur der Pflanzen und Gewaͤchſe kennet, ob ſie Sommer - oder Winter-Gewaͤchſe ſeyn, ob ſie rauhe Luft und Froͤſte vertragen koͤnnen, oder ob ſie warme Luft und Witterung erfordern. Alle3der Kuͤchen-Gewaͤchſe. Alle Gewaͤchſe nun, welche im Fruͤhjahre keine Reifen und Nacht-Froͤſte vertragen koͤnnen, doͤr - fen an keinem Orte eher geſaͤet werdea, bis ver - muthlich die kalten Naͤchte vorbey ſind. Dieſes waͤre eine algemeine Regel von der Saͤe-Zeit. Allein was wuͤrde ſie einem Oeconomo helfen, wenn man ihm nun nicht erſt insbeſondere die Natur derer Gewaͤchſe, welche er beſtellen wil, bekant machete, und zeigete, welche unter denen - ſelben keine Froͤſte und Reifen vertragen koͤnnen, auch zugleich die Jahres-Zeit ohngefehr beſtim - te, in welcher die Froͤſte und Reifen in ſeinem Lande pflegen auſſen zu bleiben. Geſezt nun, man wolte von allen Stuͤcken lauter ſolche generelle Regeln geben, welche ſich vor alle Laͤnder ſchick - ten, ſo wuͤrde doch zur Anwendung derſelben ein beſonderer Unterricht, groſes Nachſinnen und lang - wierige Erfahrung erfordert werden, ehe einer ſol - che ohne Fehler auf ſein Clima wuͤrde lernen ein - richten. Die von mir in der Abhandlung vom Samen-Werk p. 100. angegebene Zeit, die Samen zu beſtellen, gehet freylich nur auf unſer Clima, aber ſie gruͤndet ſich auf die Natur der Pflanzen und Gewaͤchſe. Daher wird einer viel leichter davon kommen, wenn er die Tabelle, welche ich nach lan - ger Erfahrung von der Saͤe-Zeit gegeben, zum Grunde leget, und ſolche in Anſehung der Waͤrme oder der Kaͤlte auf die Gegend, wo er ſich auf - haͤlt, einrichtet, und uͤberleget, ob er entweder eher oder langſamer ſaͤen muͤſſe. Jch wil die Sache mit einem einzigen Exempel erlaͤutern. WirA 2pfle -41. Cap. Algemeine Regeln,pflegen gleich nach Jacobi oder auf das laͤngſte 8. bis 14. Tage hernach Winter-Kraut, Winter - Moͤrſing und Savoyer Kohl-Samen zu ſaͤen; hin - gegen muͤſſen diejenigen, welche beſſer nach Mit - tag oder nach dem Mayn - oder Rhein-Stroh - me zu liegen, ſolchen Samen 8. bis 14. Tage auch wol 3 Wochen langſamer ſaͤen, diejenigen aber, welche gegen Mitternacht nach Hamburg zu woh - nen, muͤſſen das Saͤen 8. bis 14. Tage auch wol 3. Wochen eher vornehmen. Eben ſo verhaͤlt ſichs auch mit den andern Regeln; wer einmal in dem Garten - und Feld-Bau ſich in etwas umgeſehen, der kan ſich leicht darein finden, ſolche auf ſeine Landes-Art zu appliciren und in Anſehung des Cli - matis, des Grundes und Bodens und ande - rer Umſtaͤnde die noͤthige Aenderungen und Aus - nahmen zu machen. Hierbey aber wird niemand in Abrede ſeyn, daß in der Haushaltungs-Kunſt, abſonderlich bey dem Garten - und Acker-Bau, noch immer zu lernen ſey, indem ſich beſtaͤndig Liebhaber finden, welche was neues erfinden, auch mancher ungewoͤhnliche Umſtand vorfaͤlt, welcher zu neuen Erfahrungen und Regeln Anlaß giebt. Und es iſt loͤblich, daß diejenigen, welche etwas neues erfunden, ihre gemachten Anmerkungen und Regeln zu Papiere bringen und mittheilen, da - mit ſich andere ſolche auch zu Nutze machen koͤn - nen.

§. 2.

Vom Um - graben und

Jch habe in meiner Abhandlung von Sa - men-Werke p. 126. gedacht, daß das Graben undUm -5der Kuͤchen-Gewaͤchſe. Umackern der Laͤnderey zur Beſtellung der Kuͤchen -Umackern der Laͤnde - rey. und Specerey-Fruͤchte ſowol im Herbſte als im Fruͤhjahre geſchehen koͤnne; doch habe auch zu - gleich aus wichtigen Urſachen erinnert, daß es viel beſſer ſey, wenn dieſes zur Herbſtzeit geſchiehet, abſonderlich wenn die Duͤngung oder der Miſtſol unter die Erde gebracht werden. Das vor Win - ters zubereitete Land nennet man Winter-Kraft, dasjenige aber, welches im Fruͤhjahre zubereitet worden, wird bey uns Sommer-Kraft*)Wie dieſes zu verſtehen ſiehe im 1. Theile p. 126. genen - net. Jnzwiſchen iſt es auch nicht gaͤnzlich zu ver - werfen, wenn das Graben und Ackern des Landes im Fruͤhjahre, ſobald als ſich ſolches thun laͤſſet, ge - ſchiehet. Denn es kan ſich leicht ereignen, daß ei - nem die Froͤſte ſehr zeitig im Herbſte auf den Hals kommen, daß das Duͤngen und Graben nothwen - dig bis auf das Fruͤhjahr verbleiben muß, wobey man hauptſaͤchlich zu merken hat, daß die Duͤn - gung nicht einzeln auf den Acker duͤrfte abgeſchlagen werden, ſondern daß man jedes Futter auf einen Haufen bringen laſſe, denn ſo das erſtere geſchiehet, wuͤrde der Froſt, die Sonne und Luft die in der Duͤngung befindlichen Kraͤfte und Fettigkeit groͤ - ſtentheils hinweg nehmen.

Es iſt auch nicht zu rathen, daß man dasGraben, wenn es geſchehen ſol. Graben zu langſam und bey alzuheiſſem, trocke - nem und duͤrrem Wetter, ſonderlich in dem Fruͤh - jahre verrichten laſſe; denn wenn dis geſchiehet, ſo greifet die Sonnen-Hitze und die Luft deſto tiefer in die Erde, und ziehet die Feuchtigkeit,A 3wel -61. Cap. Algemeine Regelnwelche ſich noch darin befindet, vollends heraus, daß es denen darauf beſtelten Samen und Fruͤch - ten hernachmalen an Nahrung fehlet. Und wenn auch gleich ein Regen komt, ſo hilft er doch we - nig, denn da die friſchgegrabene Erde noch alzu locker iſt, ſo ſenket ſich der Regen theils alſobald in die Tiefe, theils wird er durch die Sonne gar zu bald wieder ausgetrocknet, daß folglich denen darauf geſaͤeten Samen und Fruͤchten wenig uͤbrig bleibet.

Bey naſſem und ſchluͤpfrigen Wetter iſt das Graben und Ackern am allerwenigſten anzurathen, denn dadurch wird das Erdreich alzufeſte zuſam - men geworfen und geſchmieret, rauh, feſte und ſchrollicht gemachet, daß man es hernachmalen ohne Muͤhe und Arbeit nicht zerreiben vielweni - ger zerſchlagen kan. Von einer ſolchen feſten zu - ſammen geworfenen Erde entſtehet hernach der Schade, daß die darauf beſtelten jungen Fruͤchte, ob ſie gleich aufgegangen und in etwas erwachſen ſind, dennoch nicht von der Stelle wachſen wollen, indem ſie mit ihren ſubtilen Wuͤrzelchen durch den feſten Erdboden nicht hindurch kommen und ihre Nahrung nicht recht ſuchen koͤnnen, und daher kruͤplicht und kleine bleiben. Es bleibt alſo da - bey, daß das Umgraben weder bey alzuheiſem noch alzunaſſem Wetter vorzunehmen, ſondern man bediene ſich der ordentlichen Herbſt - oder Fruͤh - lings-Zeit. Wenn es aber nicht ſo bald zuwin - tert, ſo iſt das Graben unter allen andern Zeiten im November und December und ſofort am be -ſten7der Kuͤchen-Gewaͤchſe. ſten vorzunehmen, wie denn zu ſolcher Zeit die mehreſten Aecker bey uns gegraben werden. Denn die Erfahrung zeigt es augenſcheinlich, daß die Fruͤchte, welche im Fruͤhjahre auf ſolches vor Win - ters zubereitetes Land beſtelt worden, wegen der innern Feuchtigkeit und Kraft der Erden nebſt Gottes Segen viel beſſer kaͤumen und aufwachſen, als wenn man ſie auf friſch bereitetes Land ſaͤet.

Sehr vielmahl habe ich angemerket, wenn die Leute alhier ihre Aecker zu langſam geduͤnget und gegraben haben, daß weder die darauf geſtekten Kraut, Kohlrabi, Blumen-Kohl und andere dergleichen Pflanzen nicht recht von der Stelle wach - ſen wollen. Die Urſache mag wohl ſeyn, 1.) weil das darauf geſtandene Gras und Unkraut vom Fruͤhjahr an bis auf die Zeit des langſamen Gra - bens, das Erdreich ausgemergelt oder ausgezogen hat. 2.) Weil bey dem Graben, wie ſchon ge - ſagt worden, die noch uͤbrige wenige Feuchtigkeit, welche das Wachsthum hauptſaͤchlich befoͤrdert, durch die Sonne und Luft heraus geholet wird. 3.) Weil bey dem langſamen Graben der Erdbo - den nicht Zeit hat ſich wieder zu ſetzen, ſondern alzu locker und hohl bleibet, daher folglich die Pflanzen ſich nicht recht in der Erde anklammern, bekleiben und ihre Nahrung ſuchen koͤnnen, es ſey denn, daß die Erde bey dem Verpflanzen recht zu - ſammen und angedrucket worden, oder auch durch ſtarkes Begieſſen oder heftige und durchdringen - de Regen ſich wiederum zuſammen geſetzet. DennA 4wenn81. Cap. Algemeine Regelnwenn denen Pflanzen nicht hierdurch eine Huͤlfe geſchiehet, ſo gehet ihr Wachsthum aller eingegra - benen Duͤngung ohngeachtet, doch ſchlecht von ſtatten.

§. 3.

Von Ver - ſetzen der Gewaͤchſe und Pflan - zen.
1

Die Verſetzung derjenigen Gewaͤchſe, welche jaͤhrlich von Samen erzogen werden und gegen den Winter wieder vergehen, muͤſſen zu rechter Zeit vorgenommen werden, und darf nicht eher geſchehen, bis ſie zum wenigſten vier, ſechs oder acht Blaͤtter im Wachsthum erlanget haben. Bey Aushebung mit einer eiſernen Garten-Kelle, oder Ausziehung derſelben muß man ſich in Acht neh - men, daß ſie nicht abgeriſſen oder zerquetſchet werden, auch hat man bey der Verpflanzung dahin zu ſehen, daß ſie gleich geſetzet werden, und folg - lich gerade wachſen koͤnnen. Sind die Wurzeln zu lang, ſo verkuͤrzet man ſie mit einem Meſſer ein wenig, an einigen Gewaͤchſen kan es auch oben an denen Blaͤttern geſchehen, z. E. an dem Sellery, Artiſchocken, Winter-Zwiebeln, Spani - ſchem Lauch, Winter-Endivien u. d. gl. welches um deswillen nuͤzlich iſt, weil die langen Blaͤtter, wenn ſie welk werden, und das Begieſen mit der Erden unterweilen aus Verſehen uͤberſchwem - met werden, und daher denen Pflanzen an dem Wachsthume hinderlich ſind, indem ſie gleichſam von der darauf geſchwemmeten Erde gehalten werden, daß ſie nicht fortwachſen koͤnnen, und wenn dieſes geſchiehet, muͤſſen die Blaͤtter mit einem ſpitzigen Hoͤlzlein aufgeluͤftet werden. AllePflan -9der Kuͤchen-Gewaͤchſe. Pflanzen ſetzet man am beſten nach der Garten - Schnure, gerade, reihenweiſe, und mehrentheils in das Quadrat, nach der gehoͤrigen Weite, wel - che ein jedes Gewaͤchs verlanget.

Die Verſetzung geſchiehet am fuͤglichſten beyWenn das Verſetzen am beſten geſchiehet. Abend-Zeit, damit die Pflaͤnzlein in der Nacht ein wenig anziehen und friſch werden koͤnnen: denn bey der Sonnen-Hitze dergleichen vorzuneh - men, waͤre ſchaͤdlich, indem hierdurch die mehreſten verwelken und verdorren wuͤrden. Am beſten aber geſchiehet die Verpflanzung, wenn es einen Tag vorhero geregnet hat. Wer aber darauf nicht warten kan, muß nach der Verſetzung die Pflanzen alſobald begieſen laſſen. Jedoch iſt hierbey die Behutſamkeit zu gebrauchen, daß ſolches nicht auf die Pflanzen, ſondern darneben geſchehe.

§. 4.

Man muß unter dem Begieſſen und Be -Vom Ve - gieſſen. ſprengen einen Unterſcheid machen. Das erſte geſchiehet heftig, damit die Pflanzen, wenn ſie das ſechſte Blat erreichet und etwas in ihre Groͤſſe gewachſen, bey duͤrrem Wetter Feuchtigkeit be - kommen und fortwachſen koͤnnen. Das andere geſchiehet wenig und gemaͤchlich, damit durch dieſes Beſpruͤtzen und Beſprengen die Erd-Floͤhe von den Gewaͤchſen an einen andern Ort getrie - ben werden. Alles Begieſſen iſt im Sommer am beſten Fruͤhemorgens oder Abends, im Herbſte aber nach der Mittags-Stunde vorzunehmen, und zwar um deswillen, weil durch das Begieſſen amA 5heiſ -101. Cap. Algemeine Regelnheiſſen Mittage und bey warmen Sonnenſchein den Fruͤchten und Gewaͤchſen wenig Nutzen ge - ſchiehet, ſondern ehe man ſichs verſiehet, iſt die Feuchtigkeit von der Sonnen wieder verzehret, ja manche Gewaͤchſe werden darauf gelbe und ver - derben. Was das Waſſer betrift, ſo leſe man nach, was bey dem Begieſſen der Orangen-Baͤu - me im 2. Theile erinnert worden. Es giebt viele Garten-Liebhaber, welche das Waſſer, womit ſie ihre Gewaͤchſe begieſſen, mit allerhand Kuͤnſte - leyen zuzubereiten pflegen, indem ſie Schaf-Lor - bern, Kuͤh-Miſt, Kammacher-Horn, Kalk, Rin - der-Blut und dergleichen darein weichen, um da - durch den Gewaͤchſen ein beſſeres Wachsthum zu verſchaffen. Allein ich halte dieſes fuͤr uͤberfluͤßig und vielmehr fuͤr ſchaͤdlich, und kan dergleichen Kuͤnſteley nach meiner geringen Erfahrung und Einſicht nicht billigen, ſondern ich wil vielmehr das Regen - oder flieſſende Waſſer anrathen, wel - ches ich fuͤr das beſte halte. Wenn anders mit den Gewaͤchſen bey dem Verſetzen recht verfahren, und ihnen die gehoͤrige Erde gegeben worden, ſo werden ſie ohne ſolche Kuͤnſteleyen gedeyen: denn in derſelben findet ein jedes Gewaͤchſe ſo viel Nah - rung, als es zu ſeinem Wachsthume noͤthig hat.

Wenn aber durch das oͤftere Begieſſen die Erde in den Garten-Gefaͤſſen, wie auch auf dem Lande an den Gewaͤchſen, ſich feſte ſetzet, muß man dahin bedacht ſeyn, ſolche fein aufzu - lockern, jedoch ohne Schaden und Verletzung der Fruͤchte, denn durch dieſes geſchiehet, daß dieSonne11der Kuͤchen-Gewaͤchſe. Sonne und Luft beſſer hindurch dringen und ihre Wirkung verrichten kan, und das Waſſer kan auch durch das Begieſſen geſchwinder zu den Wur - zeln hinein dringen, auch wird durch das Auflockern das aufgewachſene Unkraut verhindert, daß es den Gewaͤchſen die Nahrung nicht hinweg nehmen kan.

Das zweyte Capitel. Von einer neuerfundenen Maſchine zum Durchſchneiden der uͤberfluͤſigen Fruͤchte und des Unkrautes.

§. 1.

Was durch das Durchſchneiden zu verſtehen,Beſchaffen - heit dieſer Maſchine. wie es zu verrichten und wie noͤthig daſ - ſelbe ſey, iſt aus der Abhandlung vom Sa - men-Werk p. 97. zu ſehen. Jetzo wil ich nur denen Liebhabern des Garten - und Feld-Baues ei - ne zu dieſer Arbeit von mir erfundene Maſchine, welche eben nicht aus vielen gekuͤnſtelten Stuͤcken beſtehet, doch aber einen groſſen Nutzen hat, ſowol nach ihren zergliederten Theilen, als auch in ihrer ordentlichen Zuſammenfuͤgung und Gebrauch, im Kupfer nebſt gehoͤriger Beſchreibung ſo deutlich als es moͤglich, vor Augen legen.

Die Achſe A. (Tab. I.) iſt aus einem geſun - den Stuͤk eichenen Holze ohne Aeſte, wozu man auch buchenes nehmen kan, welches achteckigt zugehauen und gleich gehobelt worden, verfertiget, und haͤltin122. Cap. Neuerfundene Maſchine. in der Laͤnge 3. Schuh, 3. Zol und in der Dicke 5. Zol, mit den an beyden Enden geſchnizten Za - pfen B. 5. Zol lang, woran kleine Raͤder C. wie man an die Pfluͤge brauchet, welche accurat 1 Schuh und 1 Zol im Durchſchnitt halten, geſtecket wer - den.

Jn dieſe gedachte Achſe A. muſte der Schrei - ner ſieben viereckigte Loͤcher drey Viertel Zol gros und einen halben Schuh weit von einander durch und durch ſtaͤmmen D, damit die voͤllig von Eiſen geſchmiedete Siebenjaͤte-Haͤcklein E. mit ih - ren viereckigten eiſernen Stielen durch die Achſe geſtecket, und oben koͤnnen angeſchraubet werden. Dieſe Jaͤte-Haͤcklein muſte der Schmidt an den Stielen recht accurat verfertigen und fein gleich feilen, damit ſie in den Loͤchern der Achſe nicht hin und her wackeln koͤnnen, ſondern feſte ſtehen muͤſſen. Bey dieſer Einrichtung hat man den Vortheil, daß man ſie heraus nehmen, und nach Gutbefinden und Beſchaffenheit der Fruͤchte weit oder enge ſtellen kan.

Die Jaͤte-Haͤcklein muͤſſen an der Schneide nicht breiter als 1. und ein Viertel Zol ſeyn, da - mit nicht ſo viele Fruͤchte auf einmal hinweg ge - ſchnitten werden. Ferner muß die Deichſel F. mit welcher die Maſchine fortgezogen wird, und wel - che 5. Schuh lang ſeyn ſol, zwiſchen den 2. Armen, deren jeder 2. Schuh und 8. Zol lang am Ende be - feſtiget, und forn eine Schoͤbe quer uͤber durchgeſte - cket werden, woran das Trageband G, welches der Arbeiter uͤber die Achſel haͤngen muß, angebunden wird.

End -13zum Durchſchneiden der Fruͤchte.

Endlich komt die ganze Maſchine H. (Tab. II. ) mit allem Zugehoͤr, mit welcher zwey Perſonen in ihrer voͤlligen Stellung und gewoͤhnlichen Arbeit begriffen ſind. Es kan auch dieſe Maſchine eine Perſon allein regieren, beſſer iſt es aber, daß man hierzu zwey gebrauchet, damit es einem alleine nicht ſo ſauer wird, abſonderlich wenn dergleichen Arbeit den ganzen Tag ſolte verrichtet werden.

§. 2.

Zur Erfindung dieſer beſchriebenen MaſchineVon Er - pfindung dieſer Ma - ſchine. hat mich die Noth ſo zu ſagen getrieben. Jn den verfloſſenen Jahren 1749, und 1750. ſturben einige von meinen Tageloͤhnern, einige aber wurden we - gen langwieriger Krankheit zu arbeiten abgehal - ten, daß ſich an dergleichen Leuten, welche dieſe Arbeit verſtunden, ein Mangel ereignen wolte. Jch konte auch nicht ſogleich wiederum andere an deren Stelle bekommen, indem dergleichen Leute erſtlich hierzu muͤſſen unterrichtet werden, und da haͤlt es ſchwer, ihnen im erſten Jahre in die Koͤpfe es zu bringen, wie weit dieſe und jene Frucht auf dem Lande ſtehen muͤſſe, was zu durchſchneiden ſey, und was muͤſſe verſchonet werden. Und gleichwol iſt dieſes in dem Garten - und Ackerbau ein Hauptvortheil, daß man die neuen Tageloͤh - ner durch alte und erfahrne Leute unterrichten laͤſ - ſet, denn ſonſt muͤſte man beſtaͤndig bey ihnen bleiben, und auf einen jeden beſonders Achtung geben, oder man wuͤrde durch ihre Unwiſſenheit groſſen Schaden leiden.

Ob142. Cap. Neuerfundene Maſchine

Ob man ſich nun gleich ſolche Muͤhe nicht verdruͤſſen laſſen und Gedult anwenden wolte, ſo ſind doch dergleichen Leute nicht allemal genug zu haben, ſondern es bleiben ſowol Maͤnner als Weiber, ſo lange als ſie noch fuͤr drey Pfennige Brod haben, in ihren Neſtern und hinter den Spinne-Raͤdern ſitzen, bis ſie endlich die Noth und das ſchoͤne Wetter heraus treibet, daß ſie an ſolche leichte Arbeit gehen. Hierzu komt noch, daß die Garten - und Specerey-Fruͤchte nicht mehr ſo theuer als ſonſt bezahlet werden. Wenn man nun durch ſo viele Tageloͤhner mit den Hand-Haͤk - lein das Unkraut ausrotten und die uͤberfluͤſſigen Fruͤchte durchſchneiden laſſen muß, ſo folget, daß wegen der vielen Tagelohne entweder die Ausga - be der Einnahme gleich komt, oder doch ſehr we - niger Ueberſchuß bleibet.

Jndem ich nun bey mir uͤberlegte, daß endlich ſowol wegen Mangel der Tageloͤhner als auch wegen des geringen Preiſes der Garten - und Specerey-Fruͤchte die Erziehung derſelben ſehr herunter kommen und viele hierzu geſchickte Aecker nach der gewoͤhnlichen Art brache liegen wuͤrden, und daß folglich diejenigen, welche ſich bisher auf die Erziehung ſolcher Fruͤchte geleget, groſen Schaden leiden und vielen Nutzen und Vortheile wuͤrden entbehren muͤſſen: ſo gerieth ich auf die Gedanken, ob man nicht vermittelſt einer Maſchine dieſe Arbeit mit wenigen Leuten verrichten und folglich gedachte Fruͤchte wolfeiler erziehen koͤn - te. Und auf ſolche Art bin ich auf die Erfindungdieſer15zum Durchſchneiden der Fruͤchte. dieſer Maſchine gekommen. Es iſt dieſelbe alſo eingerichtet, daß ſie die uͤberfluͤſſigen jungen Fruͤchte und das Unkraut ſo hinweg nimt, daß es mit keinem Hand-Haͤcklein beſſer kan bewerkſtelli - get werden. Und es iſt unſtreitig, daß man ver - mittelſt deſſelben mit zweyen Tagloͤhnern in ei - nem Tage mehr verrichten kan, als mit zwanzig Perſonen.

Als dieſe Maſchine fertig war, ſo ereignete ſich bey der erſten Probe in meinem kleinen Luſt-Gar - ten eine Schwierigkeit, indem die Jaͤte-Haͤcklein, wenn ſie fortgezogen und zu hoch gehalten wurde, uͤber die Fruͤchte und das Unkraut hinweg gien - gen, und im Gegentheil, wenn ſie niedrig gehal - ten und fortgezogen wurde, alzu tief in die Erde hinein griffen, wodurch die Arbeit zu ſchwer fiel, daß der Tagloͤhner die Maſchine nicht fortbringen konte. Um deswillen muſte derſelbe ein Trage - band, welches man pfleget zu den Schiebekarn zu gebrauchen, herbey holen, welches ich ihm uͤber die Achſel hieng, und an den Grif oder Schoͤbe an - band, wodurch geſchahe, daß die Maſchine in dem Fortziehen weder zu tief noch zu hoch gehen kon - te, ſondern immer in einer Gleichheit bleiben muſte.

§. 3.

Mit dieſer Maſchine verfaͤhret man alſo:Gebrauch dieſer Ma - ſchine. Wenn die jungen Fruͤchte das 6te, 7te, und 8te Blat in ihrem Wachsthume erreichet haben, ſo ziehet man die Maſchine die Laͤnge uͤber den Acker hinunter, und wieder herauf, bis man da -mit162. Cap. Neuerfundene Maſchine. mit zu Ende iſt. Alsdenn faͤhret man auf die nemliche Art die Quere uͤber den Acker, folglich kommen lauter Quadrat-Flecke entweder 1 oder einen halben Schuh groß, wie man die Jaͤte-Haͤk - lein ſtellet, heraus. Hierbey laͤſſet man es be - wenden, bis nach etlichen Tagen dasjenige, was durchſchnitten worden, abgewelket, und ſowol die uͤberfluͤſſigen Fruͤchte als das Unkraut bey guter Witterung etwa in 5. bis 6. Tagen wiederum ei - nigen Wachsthum erreichet haben, alsdenn be - dienet man ſich abermal auf jetzt beſchriebene Art dieſer Maſchine. Wo nun auf denen Quadranden die Fruͤchte und Unkraut noch zu dicke und trip - pelweiſe zuſammen ſtehen, muß man ihnen mit den Hand-Jaͤtehaͤklein, damit ſie nicht widerſchlagen, zeitig zu Huͤlfe kommen, hindurch gehen und das Ueberfluͤſſige hinwegnehmen, daß es ſcheinet, als wenn ſie ordentlich auf den Acker waͤren gepflanzet worden.

Hierbey aber iſt noch zu merken, daß man die Maſchine bey dem Gebrauche ſo ſtellen muͤſ - ſe, daß das erſte Haͤklein allezeit dahin zu ſtehen komme, wo das eine Rad uͤber die kleinen Fruͤch - te hingegangen, damit die von demſelben gedruk - ten und zerquetſchten Staͤudlein hinweg geſchnit - ten werden.

Sind die Haͤklein unter der Arbeit ſtumpf worden, ſo muß der Tageloͤhner eine gute Feile bey ſich haben, daß er die Schneiden alſobald wieder ſchaͤrfen kan.

Man muß ſich aber von dieſer Maſchinenicht17zum Durchſchneiden der Fruͤchte. nicht einbilden, als wenn ſie ſich zu allen Fruͤchten uͤberhaupt ſchickete; ſondern ſie iſt nur zu den Gar - ten - und Specerey Fruͤchten erfunden worden, wel - che das Durchſchneiden noͤthig haben: als

  • 1.) Waid, Glaſtum, ſive Iſatis ſativa vel lati - folia, C. B.
  • 2.) Safflor, Cnicus ſativus.
  • 3.) Rothe Ruͤben, Beta rubra, radicæ rapæ.
  • 4.) Weiſſe Ruͤben, allerhand Sorten, Rapa ra - dice candida.
  • 5.) Paſtinat-Wurzeln, Paſtinaca ſativa lati - folia.
  • 6.) Moͤhren, Mohr-Ruͤben, gelbe Ruͤben, Staphylinus Rivini.
  • 7.) Gurken, Cucumis vulgaris ſativus.
  • 8.) Tuͤrkiſche Erbſen, Eyer-Bohnen, Prin - zeſſen-Bohnen, Phaſeolus minor ſive ſmi - lax hortenſis.
  • 9.) Haber-Wurz, Scorzonera latifolia ſinuata.
  • 10.) Mohne, blaue und weiſſe, Papaver hor - tenſe ſemine nigro & albo ſativum.
  • 11.) Anis, Aniſum.
  • 12.) Coriander, Coriandrum.
  • 13.) Alle Sorten Garten-Sallat, Lattig, La - ctuca.
  • 14.) Peterſil-Wurzel, oder Zuckeraten, Radix petroſelini, und dergleichen.

Es iſt auch die Meinung nicht, als wenn ein je - der, der zu ſeinem eigenen Gebrauch etwas weni - ges von ſolchen Fruͤchten zeuget, dergleichen Ma - ſchine noͤthig habe; denn auf kleinen Garten-Bee -Abh. v. Kuͤcheng. Bten182. Cap. Neuerfundene Maſchineten wil ſich dieſelbe nicht wohl ſchicken, und da kan man ſie gar wohl entrathen. Hingegen wo mit gedachten Fruͤchten gantze Stuͤcken Landes und viele Aecker beſtellet werden, wie ein jeder in unſern Erfurtiſchen Feldern ſehen kan; denn mei - ne Beſtellung mit gedachten Fruͤchten beſtehet wohl in 100 und mehr Aeckern, da thut die beſchriebene Maſchine ungemeine Dienſte.

§. 4.

Was vor Urtheile anfaͤnglich daruͤber ge - fallen.
1

Wie es mir anfaͤnglich mit der Erfindung meiner Stachel-Walze, welche pag. 134. in der Ab - handlung vom Samen-Werk beſchrieben worden, ergangen, eben ſo gieng es mir auch mit der jetzig beſchriebenen Garten - und Acker-Maſchine, indem von einigen tummen und plumpen Leuten, welche keine Einſicht haben, allerhand abgeſchmackte Vor - urtheile geſchahen. Es hies, daß ich meinen geſuchten Endzweck hierdurch nimmermehr errei - chen wuͤrde. Bey dem angefangenen Gebrauch gaben ſie auf alle Tritte und Schritte meiner Leu - te Achtung, was ſie damit zuwege bringen wuͤrden. Als ſie aber ſahen, daß ſich ſowol durch die mit oben gedachter Stachel-Waltze, als auch mit dieſer jetzigen Maſchine auf meinen Aeckern gemachte Proben der Nutzen gar mercklich im Fruͤhjahre an den Tag legte, ſo wurden ſie nicht allein hier - durch beſchaͤmet, ſondern ſie faßten auch eine ganz andere Meinung. Wenn man ſich alſo an der - gleichen grobe, unvernuͤnſtige und liebloſe Urthei - le kehren und von ſeinem Vorhaben abſchrecken laſſen wolte, ſo wuͤrden gewislich viele unzehligeErfin -19zum Durchſchneiden der Fruͤchte. Erfindungen in der Welt unterblieben ſeyn, welche in dem gemeinen Weſen jetziger Zeit unentbehrlich ſind. Exempel hier anzufuͤhren, halte ich um der Weitlaͤuftigkeit fuͤr uͤberfluͤßig.

Jch habe mit allem Fleiſe von dieſem neuen Garten - und Acker Geſchirre nicht eher etwas gedenken, und ſolches dem Publico mittheilen wollen, bis ich mit derſelben Verſuche angeſtel - let, ob ich auch wirklich dasjenige, was ich verlangete, damit zuwege bringen koͤnnte, und bis ich geſehen, daß der verhofte Nutzen wirklich da - durch zu erlangen ſey.

Und nachdem ich mit dieſer Maſchine in dem verfloſſenen 1751ſten Jahre auf vielen Aeckern mit groſſem Vortheil die Probe gemacht, ſo iſt kein Zweifel, daß andere Garten - und Acker-Verſtaͤn - dige dergleichen ſich auch anſchaffen werden, abſon - derlich weil ſie nicht viel Koſten verurſachet, als welche ſich nicht uͤber 2 Reichsthaler belaufen, auch der Zerbrechlichkeit nicht ſonderlich unterworfen iſt.

B 2Das203. Cap. Von Vertilgung

Das dritte Capitel. Von Vertilgung des Unkrautes und einer hierzu angegebenen Maſchine.

§. 1.

Von Ver - tilgung der Wucher - und Hun - ger-Blu - me.
1

Die Vertilgung des Unkrautes iſt auch bey dem Garten - und Feld-Bau eine der noͤ - thigſten Beſchaͤftigungen, und man hat es als eine algemeine und rechte Haupt-Regel anzu - ſehen, daß man die Aecker und Gaͤrten vom Un - kraute reine halten muͤſſe. Dahero iſt noͤthig, daß ich auch hiervon etwas gedenke. Und da der Herr Hofrath Zink in den Leipziger Samlungen in dem 7ten Bande bey der guͤtigen Recenſion meine Abhandlung vom Samen-Werk p. 994. erinnert, daß ich meine Gedanken und Erfahrung von der Wucher - und Hunger-Blume bey Gele - genheit mitteilen moͤchte; ſo wil zufolge deſſen von der Vertilgung dieſer und einiger anderer Un - kraͤuter bey dieſer Gelegenheit handeln.

Was die Wucher-Blume oder die wilde Camille, wie ſie auch ſonſt genennet wird, anbe - langet, ſo hat Herr Wilhelm Ellis, ein Pachter in Engelland, in den Zuſaͤtzen zu Herrn Sa - muel Trowells Anleitung fuͤr einen Landman oder neuen Abhandlung von dem Ackerbau und derGaͤrt -21des Unkrautes. Gaͤrtnerey pag. 24. ſeq. auch ſchon davon gehandelt, und zur Vertilgung derſelben eine gewiſſe von ihm erfundene Maſchine angeprieſen. Dieſer Tra - ctat iſt aus dem Engliſchen ins Teutſche uͤberſetzet und im Verlag Herrn Carl Ludwig Jacobi zu Leipzig 1750. in 8. herausgekommen. Der erſte Verfaſſer iſt der Herr Trowell, die Anhaͤnge zu je - dem Hauptſtuͤck hat Herr Ellis hinzugefuͤget, und am Ende befinden ſich noch einige Anmerckungen, welche von einem andern Englaͤnder Herrn Tomp - ſon herruͤhren. Die Anleitung des Herrn Tro - wels iſt eben nicht zu verachten, indem eine und die andere gute Erinnerung darinnen zu finden, ob er wohl in keinem Hauptſtuͤcke eine hinlaͤngliche Be - ſchreibung gegeben hat, ſondern ſehr kurz daruͤber hingegangen. Des Herrn Ellis ſeine Zuſaͤtze aber ſind ſchlecht gerathen. Wer eine Einſicht in dem Land - und Garten-Bau hat, wird ſolches alſobald gewahr werden, indem viele Dinge darinnen ent - halten ſind, welche wider alle Erfahrung ſtreiten, und bey der Ausuͤbung gewiß ſehr ſchlechten Vor - theil bringen werden. Es iſt auch daher das Ur - theil, welches man in den Hamburger Zeitungen 1751. No. 44. uͤber dieſes Buch findet, ſo beſchaffen, daß es dem Herrn Ellis wenig Ehre bringet. Je - doch muß es auch hier heiſſen: pruͤfet alles, und das Beſte behaltet.

Von gedachter Wucher-Blume ſchreibet Herr Ellis in dem Anhange zu dem Hauptſtuͤcke von Rocken pag. 24. alſo:

Es hat bis auf den heutigen Tag noch kein Schriftſteller insbeſondereB 3 von223. Cap. Von Vertilgung von einem gewiſſen Unkraute geſchrieben, daß man an einigen Orten wilde Camillen, an an - dern Ringel-Blumen, an andern wiederum an - ders nennet. Es niſtet ſich ſonderlich auf ſan - digen Feldern dermaſſen ein, daß es, wo es un - ter Rocken, oder anderem Getraide waͤchſet, ihm gewiß Schaden thut, wo es ſich aber im Ueber - fluß findet, den groͤſten Theil von der Saat er - ſticket. Waͤchſet es auf leichten rothen Boden, wie ich bey der Graͤflichen Stadt Chelmsford in Eſſex geſehen habe: ſo that es gleichen Scha - den. Kurz dieſes ſchreklich groſſe Unkraut iſt das groͤſte Ungluͤck eines Pachters aus ſandigen Boden. Jch habe ein groſſes Feld damit be - wachſen geſehen, daß eben ſo viel Camillen da zu ſtehen ſchienen, als Gerſte. Damit man nun dieſes Unkraut daͤmpfen moͤge, ſo ſaͤet man Steck - ruͤben, und harket dieſelben, zuweilen auch Vieh - weide, vornemlich aber Rocken, denn dieſer waͤch - ſet daruͤber weg, und hindert deſſen uͤbermaͤſiges Wachsthum. Doch iſt es zuweilen, ſonderlich wenn ein naſſes Jahr einfaͤllet, im Stande uͤber den Rocken und alles andere Getraide die Ober - hand zu behalten. Und was noch zur Vergroͤſ - ſerung dieſes Ungluͤcks dienet, iſt dieſes, daß der Pachter nicht hoffen kan, es jemals voͤllig auszu - rotten. Nun iſt aber dieſe Harke mit zwey Raͤ - dern ſo eingerichtet, daß ſie die Erde zwiſchen den Streifen aufreiſſet und locker macht, ſo daß ſie bey jedem Gebrauche vieles dazu beytraͤget, die - ſes heßliche Unkraut, und alles andere ſo gar mit der23des Unkrautes. der Wurzel auszurotten; welches man mit kei - ner einfachen Hand-Harke ſo gut bewerkſtelligen kan, weil eine ſolche nicht viel tiefer eindringet als die bloße Oberflaͤche des Bodens austraͤget. Mein Geſchirre hingegen dringet viel tiefer ein, und wird in kurzer Zeit das Unkraut in der That ausrotten. Die Einrichtung deſſelben iſt von ſo groſſem Nutzen, daß es die groͤſten Dienſte lei - ſten kan, wenn man die Zwiſchen-Raͤume zwi - ſchen den Streifen, die mit Waizen, Rocken, Gerſte, Haber, Erbſen, Bohnen, Wicken, Spa - niſchen Klee, Steckruͤben, gemeine Ruͤben und Lucernen-Gras beſaͤet ſind, reinigen wil. Was hernach den Werth dieſer Harke mit Raͤdern auſſerordentlich erhebet, iſt dieſes, daß ſie zween Zwiſchenraͤume auf einen Zug reiniget, indem ein Man ſie fornen ziehet, und ein andrer ſie hinten bey den Handhaben fortſtoͤſſet, wenn man die Zwiſchen-Raͤume des Waizens, der Gerſte, des Rockens, des Habers, der Steckruͤben, der gemeinen Ruͤben, des Spaniſchen Klees, und des Lucernen-Glaſes harken wil. Wenn ſie aber gebrauchet wird, um die Zwiſchenraͤume zwiſchen Erbſen und Bohnen zu harken, ſo wird ein Pferd angeſpannet, um ſie fortzuziehen, denn dieſe Huͤl - ſen-Fruͤchte werden in weitern Streifen und in groͤſſerer Entfernung von einander als andere Fruͤchte geſaͤet. Seit einiger Zeit aber bedie - nen wir uns ſtat eines Mannes ordentlich eines Pferdes. Von dieſer nuzbaren Harke mit Raͤ - dern wil ich aber eine ausfuͤhrliche Nachricht inB 4mei -243. Cap. Von Vertilgung meinem monatlichen Anhange zu dem neuen Hauswirthe geben, welcher 18 Stuͤber koſtet, und wobey zu groͤſſerer Befriedigung des Leſers ein Kupfer-Stich davon geliefert werden ſol.

Jch ſetze hier voraus, daß Herr Ellis wirk - lich von der wilden Camille (Chamæmelum ino - dorum C. B. Pin. ſiue Cotula non fœtida J. B.) rede, und daß der Herr Ueberſetzer das Engliſche Wort richtig uͤberſetzet und den Sinn des Herrn Ellis getroffen. Wenn es aber zugleich heiſſet, daß ſolches Unkraut auch Ringel-Blumen genen - net werden, ſo hat entweder der Verfaſſer oder der Hr. Ueberſetzer geirret. Denn die Ringel-Blu - men (Calendula minor aruenſis C. B.) iſt gantz ein ander Geſchlecht und von der wilden Camille wie Himmel und Erde unterſchieden, und waͤchſet nicht ſonderlich unter den Fruͤchten, wohl aber wird ſie bey Jena und Halle ohnweit der Saltz-See haͤu - fig angetroffen. Die wilden Camillen werden auch von den Apothekern an Stat der edlen oder Roͤmiſchen Camillen (Chamæmelum nobile, ſiue Leucanthemum odoratius) wenn ſie ſolche nicht habhaft werden koͤnnen, gebrauchet. Daß dieſes Unkraut in den ſandigten Orten nicht al - lein in England, ſondern auch in Teutſchland, z. E. in Thuͤringen bey Hohenfelden, Eiſenach, in Go - thaiſchen Landen und andern ſehr vielen Orten un - ter den Korn-Fruͤchten im Ueberfluſſe anzutreffen iſt, hat ſeine Richtigkeit. Es iſt auch wahr, daß ſolches gedachten Fruͤchten groſſen Schaden zufuͤ - get, und wenn ſich naſſe und warme Witterungeinſtel -25des Unkrautes. einſtellet, faſt uͤber den Rocken hinwaͤchſet. Allein warum Herr Ellis dieſes Unkraut ſo fuͤrchterlich und entſezlich vorſtellet, als wenn es entweder gar nicht, oder wenigſtens auf keine andere Art als durch ſeine Harke koͤnne ausgerottet wer - den, kan ich nicht einſehen. Denn erſtlich wiſſen verſtaͤndige und fleiſige Acker-Leute ſolches ohne dergleichen Harke gar wohl zu vertilgen, und zum andern komt mir die angegebene Art mit der Har - ke ganz unzulaͤnglich und falſch vor. Herr Ellis wil nemlich pag. 23. und 25. man ſolle auf das Land Stekruͤben oder Rocken oder auch andere Fruͤchte in Streifen ſaͤen, welche 6 bis 8 Zol oder einen Schuh weit von einander ſeyn muͤſten. Das darzwiſchen liegende leere Erdreich ſolle man durch die neuerfundene Harke mit Raͤdern harken und aufreiſſen, ſo koͤnne man dieſes und alles andere Unkraut ſo gar mit der Wurtzel ausrotten, das Land reine halten, und die zwiſchen den Fruͤchten befindlichen Streifen im Herbſt-Monat mit Ro - cken-Samen zu einer andern Erndte beſaͤen. Auf ſolche Art koͤnte man ein Jahr nach dem andern und viele Jahre hinter einander verfahren, ohne das Feld auf eine andere Art zur Korn-Saat zuzurich - ten oder zu pfluͤgen.

Geſezt nun, daß es ſeine voͤllige Richtigkeit habe, daß man mit gedachter Harke die wilden Camillen und alles andere Unkraut ſamt der Wurzel aus dem Lande heraus harken koͤnte, wel - ches doch niemand ſo leicht glauben wird; ſo hat Herr Ellis doch nicht bedacht, daß ja dennoch aufB 5den263. Cap. Von Vertilgungden beſtelten Streifen unter den Fruͤchten das Unkraut zuruͤck bleibe, und mit denſelben reif wer - de, und daß folglich der Same deſſelben entweder vor ſich ausfalle, oder bey dem Einernten ausge - ruͤhret, und auf die leeren Streifen des Landes ge - zettelt oder auch durch dem Wind darauf gefuͤhret werde, welches um deſto leichter iſt, da die Frucht - Streifen nicht weiter als einen Schuh von einander ſeyn ſollen. Woraus folget, daß das Harken gar nichts helfe, ſondern daß im folgenden Jahre, wenn die Zwiſchenraͤume auch mit Fruͤchten beſtellet wor - den, unter denenſelben das Unkraut wiederum haͤu - fig hervor wachſen muͤſſe. Und dieſes iſt bey des Herrn Ellis ſeinem Angeben alle Jahre unver - meidlich, und folglich haͤlt die angeprieſene Art die - ſes Unkraut zu vertilgen keinen Stich, andere Diu - ge zu geſchweigen, welche wider den ſo ſehr geruͤhm - ten Gebrauch und Nutzen der Harke mit Raͤdern einzuwenden ſind.

Es kan ſowol die wilde Camille oder Wu - cher-Blume, als auch die Hunger-Blume, welche auch die Kuh - oder Johannis-Blume (Bellis ma - jor offic. I. B.) genennet, und unter den Korn - Fruͤchten, auch auf den Brach-Aeckern, in groſſer Menge angetroffen wird, ohne des Herrn Ellis ſeiner Harke gar wohl vertilget werden. Wo man aber ſolche in Ueberfluß findet, da zeiget es gemeiniglich eine groſſe Faulheit und uͤbele Wirth - ſchaft an, und ruͤhret lediglich von der Unwiſſen - heit und Traͤgheit der Ackerleute her, daß ſie ſol - che nicht aus ihren Aeckern heraus bringen koͤn -nen.27des Unkrautes. nen. Was ſie bey dem Ackerbau von ihren traͤ - gen und unwiſſenden Eltern geſehen, das machen ſie wiederum nach, und laſſen es dabey bewenden, ohne weiter nachzudenken, wie man dergleichen Uebel abhelfen koͤnne. Einige Ackerleute laſ - ſen ihre Brach-Aecker im Fruͤhjahre ſo lange liegen, bis dieſe Blumen in die Hoͤhe gewachſen, und in unzehliger Menge ihren Samen hervor bringen, und ſolchen ausfallen laſſen; und wenn dieſes geſchehen, ſo nehmen ſie erſtlich die Brache und das Ruhren vor, woraus augenſcheinlich er - hellet, daß es nicht anders ſeyn kan, als daß der - gleichen Unkraut ſich in einem entſetzlichen Ueber - fluſſe vermehren muͤſſe, indem der ausgefallene Same ordentlich untergeackert, und beſtellet wird. Es conſerviret ſich dieſer Same unter den Erd - Kluͤmpern und Steinen wol uͤber zwey und mehr Jahre, und ſobald der Acker wiederum gepfluͤget und umgewendet wird, ſo waͤchſet er abermal in einem Ueberfluſſe hervor; ja es lieget derſelbe ſo gut und ſicher in die Erde, als wenn er in einer Samen-Kammer und in den Saͤcken waͤre aufbe - halten worden. Wenn aber das Brachen zu rechter Zeit, da nemlich die gedachten Blumen in ihrem beſten Safte und Flore ſtehen, und der Same noch nicht reif iſt, in duͤrrem und ſchoͤnen Wetter vorgenommen und der Acker hernach mit der Ege wohl beſtrichen wird, ſo iſt kein Zweifel, daß ſolche zu vertilgen ſeyn. Denn es iſt gewiß, daß ſowol durch die groſſe ordentliche als auch durch die kleine Acker - und Garten-Ege mit eiſer -nen283. Cap. Von Vertilgungnen Zinken, wenn der Acker zuvor tuͤchtig geahren worden, das Unkraut mit ſeinem Gewuͤrzlich aus der Erde koͤnne gezogen werden. Dieſe beyden Geſchirre thun hierin gewiß weit beſſere Dienſte, als die angegebene Harke. Beſonders halte ich zu der Ausrottung der wilden Camillen und Kuh - Blumen meine jeztgedachte und in der Abhand - lung vom Samen Werck pag. 133. beſchriebene klei - ne Ege fuͤr viel dienlicher, indem zwey Perſonen ſolche ohne ſonderliche Muͤhe fortziehen und die Blumen-Stoͤcke und das Gewuͤrzlich damit heraus ziehen koͤnnen. Wenn ſich die Zinken davon vol gehaͤnget, muß ſolches Zeug mit den Haͤnden her - unter genommen, auf kleine Haͤuflein geworfen, und nach verrichteter Arbeit zuſammen getragen, und in die Wege geſchaffet werden. Nach Ver - flieſſung einiger Wochen, wenn wiederum derglei - chen Blumen zum Vorſchein kommen ſolten, muß der Acker abermal wohl geruhret, und mit der Ege beſtrichen werden, denn ſie werden durch das Um - ackern des Landes nicht alle unter die Erde gebracht, indem unſere Ackerleute zum Theil ihre Furchen gar zu flach zu machen pflegen; wenn ſie ſolche fein tief umwendeten, wuͤrde es zu Vertilgung des Unkrau - tes auch viel beſſer ſeyn.

Solte aber wider Verhoffen dieſe Vertil - gung, abſonderlich wenn der Acker alzuſehr mit dergleichen Samen und Gewuͤrzlich waͤre verun - reiniget worden, in dem erſten Jahre nicht voͤllig geſchehen koͤnnen, ſo muß man in dem folgenden Jahre, gleich nach der Erndte, auf obenbeſagte Artden29des Unkrautes. den Acker zeitig und in duͤrrem Wetter umackern laſſen. Es wird ſich gewiß finden, daß dieſe beyden Geſchlechter des Unkrautes zu vertilgen ſind. Und geſetzt, es muͤſte ein Ackermann ſeinen ver - unreinigten Acker einige Jahre einmal mehr um - wenden und ruhren laſſen, ſo wuͤrde es ihm nicht mehr Schaden verurſachen, als daß er entweder die wenige Koſten anwenden oder ſeiner Gemaͤch - lichkeit in etwas muͤſte Abbruch thun. Hingegen wuͤrde ihm der Nutze in den folgenden Jahren alle Muͤhe und Koſten reichlich belohnen. Wenn aber dergleichen Vertilgung nicht voͤllig im erſten Jahre geſchiehet, und man wird verdruͤslich, und laͤſſet es in folgenden Jahren dabey bewenden, ſo wird ein ſolcher Acker nimmermehr reine werden. Hierbey iſt noch uͤberhaupt zu erinnern, daß man vor allen Dingen auf guten reinen Samen bedacht ſeyn muͤſſe. Dahero iſt oͤfters noͤthig, daß man ſolchen vorher fegen oder auch gar leſen laſſe, da - mit das Unkraut nicht zugleich mit denſelben aus - geſaͤet werde. Wenn man hierinnen nachlaͤſſig und unachtſam iſt, ſo iſt alle Bemuͤhung den Acker vom Unkraute reine zu halten, vergebens. Hin - gegen wer hiervor beſorget iſt, der hat ſchon gar vielen Vortheil bey der Reinigung der Aecker vom Unkraute gewonnen.

Ob wir nun gleich, wie gezeiget worden, des Herrn Ellis ſeine Harke nicht noͤthig haben, ſo bin ich dennoch begierig geweſen, ſolche nach ſeinem Verſprechen in Kupferſtiche zu ſehen, allein ohnreachtet ich mir viele Muͤhe gegeben, und aneini -303. Cap. Von Vertilgungeinige Herren Buchhaͤndler in Leipzig, Hamburg und Franckfurt dieſerhalben geſchrieben habe, ſo iſt mein Verlangen dennoch vergebens geweſen, und ich habe bis dato keine weitere Nachricht hier von er - halten koͤnnen, daß ſie zum Vorſchein gekommen waͤre. Jch glaube daher, daß die Nachricht von ſeinem Tode gegruͤndet ſey, und daß er durch den - ſelben verhindert worden, ſein Verſprechen zu erfuͤl - len. Doch aber kan es auch ſeyn, daß die verſpro - chene Beſchreibung der Harke von ihm bereits her - ausgegeben aber noch nicht ins Deutſche uͤberſetzet worden.

Jn der Leipziger Jubilate-Meſſe 1750 gieng ich in daſige nahe dabey gelegene Kohl-Gaͤrten ſpatzieren, alwo ich auf dem Lande eine ungeheure groſſe Harke mit einer ſehr langen Stange und einwaͤrts gebogenen eiſernen Zinken, jedoch ohne Raͤder antraf. Jch betrachtete ſolche hin und wieder, konte aber nicht begreifen, wozu ſie moͤch - te gebraucht werden. Jnzwiſchen kam der Kohl-Gaͤrtner herbey, welchen ich befragete, wo - zu er dieſe Maſchine gebrauchete? Er gab mir zur Antwort: wenn das Land waͤre gegraben worden, ſo ebneten oder macheten ſie ihr ſchweres und ſchrolligtes Erdreich damit gleich, wovon es fein klar und kleine wuͤrde, weiter waͤre ſolche zu nichts zu gebrauchen. Er machete in meiner Ge - genwart mit dieſer Harke die Probe, und zog die - ſelbe auf dem Lande hin und wieder, wodurch es ziemlich klar und kleine wurde. Die lange Stan - ge, welche daran befeſtiget war, dienete darzu,damit31des Unkrautes. damit er nicht auf das Land treten dorfte, ſondern er blieb auf dem Raſen-Rande ſtehen, denn die Laͤnde - reyen in den Kohl-Gaͤrten ſind mehrentheils damit eingefaſſet. Wir in Erfurt kehren uns nicht daran, daß wir nicht auf das Land treten ſolten, denn wir machen mit unſern gewoͤhnlichen kleinen Harken auf den Garten-Beeten alles gleich, denn das Dar - auftreten iſt nicht ſchaͤdlich.

§. 2.

Der Wind - oder Wild-Haber, AvenaVon Wind - oder Wild-Ha - ber. ſemine nigro, C. B. wird allezeit 14. Tage eher reif, als der Rocken, Waizen, Gerſte und Haber, und faͤlt auch aus, ehe die andern Fruͤchte geſchnit - ten oder abgemaͤhet werden, da ihn denn der Wind umher fuͤhret, und die um ſelbige Gegend befindlichen Aecker damit beſaͤet und verderbet. Jn vielen Fluhren ſind die Ackerleute damit ent - ſetzlich geplaget, denn er pfleget ſich mit unter alle Korn-Fruͤchte zu miſchen. Wenn nur hier und da einige Stauden unter dem Waizen, Rocken, Gerſte oder guten Haber ſich befinden, ſo vermeh - ret er ſich auf den Aeckern ſo ſehr, daß man dar - uͤber erſtaunen mus; ja, er findet ſich auch noch im andern und dritten Jahre, wenn man den Acker zur Brache liegen laͤſſet, ſo haͤufig, daß man nicht anders meynen ſolte, als wenn er wirklich waͤre beſtellet und uͤberſamet worden. Einen ſol - chen durch dieſen Windhaber verdorbenen Acker darf man nicht eher graben noch ackern laſſen, bis in den halben May-Monat. Denn zu derſelben Zeit wird ſolcher mehrentheils alle aufgekaͤumetund323. Cap. Von Vertilgungund hervor gewachſen ſeyn. Wolte man aber im Fruͤhjahr einen ſolchen mit Windhaber angefuͤlten Acker zeitig umwenden laſſen, ſo wuͤrde derglei - chen Samen folgends recht unter die Erde gebracht werden, daß er hernach raſendicke mit aufgehen wuͤrde.

Es hat derſelbe die Art an ſich, daß er wohl drey und mehr Jahre, abſonderlich wenn ihm die gehoͤrige Witterung zum Aufgehen fehlet, in den Aeckern liegen bleibet. Jſt nun ein Acker damit uͤberhaͤufet, welches nicht allemal zu vermeiden iſt, ſo laſſe man ihn, wenn er im Fruͤhjahre aufgegan - gen, ordentlich fortwachſen, bis er in die Hoͤhe ge - trieben und in die Schoßbaͤlge getreten, als denn kan ſolcher vor das Rindviehe abgemaͤhet und demſelben als ein gutes Futter vorgeworfen wer - den. Ferner kan man den Windhaber folgender - geſtalt vertilgen. Wenn man dergleichen auf einem Acker beſorget, ſo beſtelle man ſolchen zeitig im Fruͤhjahre mit Wickfutter, und ſobald als die - ſes ſamt den Windhaber ſo hoch erwachſen, daß er vor das Rindvieh zu gebrauchen, ſo laſſe man es nahe an der Erden abſchneiden. Wenn nun das Land hiervon leer geworden, ſo muß es geah - ren, geruhret und ſofort gegen den Herbſt beſtel - let werden. Koͤnte aber das Wickfutter nicht al - le verfuͤttert werden, ſo muß man daſſelbe ſamt den darunter befindlichen Windhaber, wenn er noch im Schoßbalge ſtehet, abmaͤhen und hiervon Heu machen laſſen. Durch dieſes Mittel kan ein ſolcher verdorbener Acker auf einige Jahre vondem33des Unkrautes. dem Windhaber befreyet werden, und bey dieſer Beſtellung mit dem Wickfutter komt der Schade durch das ſchoͤne Futter fuͤr das Viehe wiederum bey. Man merke hierbey wohl, daß man ihn durchaus nicht in ſeine Riſpeln wachſen laſſe. Denn wenn dieſes geſchiehet, ſo frißt ihn hernach - malen das Vieh nicht, ſondern es trit denſelben unter ſich, daß er in den Miſt komt, wodurch der Same wiederum auf das Feld und auf den Acker gebracht wird, und dieſes waͤre eben ſo gut als wenn man ihn mit Fleis haͤtte ausfallen laſſen.

Artig iſt es anzuſehen, wenn man einigeDie Ha - ber-Koͤrner laufen auf dem Tiſche herum. volkommene Koͤrner in eine warme Stube brin - get und ſolche alſobald auf einem Tiſch, auf wel - chen ſich keine rauhe Decke befindet, hinleget. Anfaͤnglich werden dieſe Koͤrner ganz ruhig liegen bleiben, ſobald ſie aber ihre an ſich habenden Fe - derlein von ſich ſtrecken; ſo laufen ſie auf dem Tiſche hin und her, als wenn ſie lebendig waͤren, welches mit Luſt zu betrachten iſt. Hieraus iſt alſo gar leicht zu ſchlieſſen, daß, obgleich ein flei - ſiger Haus-Vater ſeine Aecker von dieſem Un - kraute noch ſo reine haͤlt, daß er eine Zeitlang nicht das allergeringſte darauf ſpuͤret, ſich dennoch, ehe er ſichs verſiehet, ſolches im groſſen Ueber - fluß auf denenſelben einfindet, worinnen mancher nicht kan klug werden, wie es nemlich damit zu - gehe. Gleichwie ſichs aber mit den Koͤrnern, welche auf den Tiſch geleget werden, verhaͤlt, daß durch den ſubtilen Wind, welcher durch die Fen - ſter hindurch dringet, oder durch das SchnaubenAbh. v. Kuͤcheng. Cder343. Cap. Von Vertilgungder Menſchen, die um den Tiſch herum ſitzen, ver - urſachet wird, dieſe Bewegung geſchiehet, daß ſie auf dem Tiſche hin und her fahren, wenn nemlich die Luft an die Federlein derſelben anſtoͤſſet: eben ſo gehet es mit den Koͤrnern auf den Aeckern, welche, wenn ſie in trockenem und duͤrrem Wetter ihre Federlein von ſich ſtrecken, gar leicht beweget und wohl 200 und mehr Schritte fortgetrieben werden koͤnnen. Sie laufen auf dem Lande hin und her, und bleiben nicht eher ruhig, bis hin - ter einen Klumpen Erde, alwo ſie vor dem Win - de ſicher ſind, liegen bleiben.

Es iſt mir ſelbſten einigemal wiederfahren, daß ich ſehr vielen Windhaber auf meine Laͤnde - rey bekommen habe, obgleich meine Aecker hier - von befreyet waren. Hierbey habe ich gar deut - lich angemerket, weil meine Aecker gegen Mor - gen, und des nachlaͤſſigen Nachbars ſeine, welche mit ſehr vielen Windhaber angefuͤllet waren, gegen Abend uͤber 200 Schritte weit davon lagen, daß die ſtarken Winde, welche, wie bekant, am meiſten von dieſer Gegend her wehen, die Koͤrner auf mein Stuͤcke getrieben, welches ich ſowohl im erſten, als im zweyten und dritten Jahre mit Schaden erdulten muͤſſen. Weil dieſer Same, wie ſchon gedacht, ſich ſo lange auf dem Acker con - ſerviret, ſo gerathen einige Leute, welche dieſes nicht verſtehen, auf die Gedanken, als wenn der - ſelbe ihnen zum Tort von boͤſen Leuten des Nachts waͤre auf ihre Aecker geſaͤet worden. Auf eben dieſe Art gerathen auch einige wegen andern haͤu -figen35des Unkrautes. ſigen Unkraute auf den Argwohn, als wenn ihnen von neidiſchen Leuten des Nachts Heu-Samen auf ihre Aecker waͤre geſtreuet worden, welche Klagen ich ſelbſt mit angehoͤret, allein ſie koͤnnen nicht ein - ſehen, daß der Same durch die Duͤngung mit auf ihre Aecker gebracht worden, wovon ich in meiner Abhandlung vom Samen-Werk p. 116. gehandelt habe. Hierbey moͤchte mir der Einwurf gemacht werden, daß ich vielleicht nicht recht darauf Ach - tung gegeben haͤtte, und daß ſich etwan der Wind - haber durch das Ausſaͤen ſolcher Korn-Fruͤchte, welche nicht recht rein geweſen, nach und nach mit eingeſchlichen; allein, da ich oben gedachte Aecker nicht mit Korn-Fruͤchten, ſondern mit Specerey - Waaren beſtellet hatte, ſo konte ich gar eigentlich anmerken, daß dieſer von andern Aeckern herbey getrieben worden. Hierbey muß ich noch folgen - den Scherz melden. Vor einiger Zeit beſchwer - te ſich ein Bauer, welcher bey mir den Zaun ein - binden muſte, gar ſehr gegen meine Tagloͤhner, daß er ſo vielen Windhaber unter ſeinen Fruͤch - ten haͤtte, und damit ſo ſehr geplaget wuͤrde. Hierauf antwortete ihm einer unter dieſen? Er wuͤſte ein Geheimniß davor, und wenn er ihm ein gutes Trinkgeld verſpraͤche, wolte er es ihm ler - nen, daß er nimmermehr keinen Windhaber be - kommen ſolte. Der Bauer antwortete, er wolte ihm gewis ein raiſonnabel Trinkgeld geben, wenn es richtig waͤre; der Tagloͤhner verſicherte, es waͤ - re bewaͤhrt, und gab ihm dem Rath, er ſolte nur den Windhaber recht reif werden und ausfallenC 2laſſen,363. Cap. Von Vertilgunglaſſen, ſo wuͤrde er gewiß keinen bekommen, (ſc. auf den Boden) woruͤber der gute Mann ſehr ausgelachet wurde.

§. 3.

Von der - ſtachlichten Sau-Di - ßel.
1

Die ſtachlichte Sau-Diſtel, Cirſium ar - venſe, ſonchi folio, radice repende, flore pur - pureſcente. Tournef. inſtitut. Carduus vinea - rum repens, ſonchi folio. C. B. gehet auf den Aeckern mit ihren Wurzeln 1 auch wohl 2 Schuh tief in die Erde, welche weiß ausſehen, und an ihrer Haupt-Wurzel einen Kopf machen, daß hier von 3, 4 und 5 Staͤngel hervor wachſen. Sie haben eingeſchnittene dunkelgruͤne Blaͤtter und an ſolche rſind nicht ſonderliche ſtarke Stacheln zu finden. Nach einiger Zeit, als im Junius und Julius treiben ſie eines Fingers dicke einen hohl - kehligten und mit Stacheln beſezten markigten Stengel, ohngefehr 2 auch wohl 3 Schuh in die Hoͤhe, welcher einige Nebenſchoſſe auswirft. An jeder Spitze komt ein ſchuppigter und ſtach - lichter Knopf hervor, aus welchem purpurrothe zuſammen gewachſene Blumen hervor brechen. Wenn die Bluͤte vorbey iſt, ſo folget eine Wol - le, an welcher ein laͤnglichter Samen mit einem weiſſen Buͤrſtlein oder Federlein ſich befindet. Wenn nun dieſer Samen-Knopf zur voͤlligen Reifung gelanget, oben duͤrre wird und ſich von einander thut, ſo fuͤhret ihn der Wind mit Huͤlfe gedachter Federlein auf dem ganzen Acker herum, und der Nachbar genieſſet auch ſein Theil davon, daß er hernachmalen nicht weiß, wie es damit zu -gehet.37des Unkrautes. gehet. Denn die wenigſten Garten und Acker - Leute geben hierauf Achtung. Wenn ſich nun nach verfloſſener Zeit im andern und dritten Jah - re darnach ein ſolches Uebel auf ihren Acker ein - ſtellet und das Unkraut in Vielheit hervor waͤch - ſet, ſo fangen ſie an zu klagen, und wiſſen nicht, wo dergleichen Unrath herkomme, indem ihr Land viele Jahre hievon befreyet geweſen. Es iſt ein Ungluͤck, wenn man ſolche nachlaͤſſige Nachbaren neben ſich dulten muß, welches ich gleichfals er - fahren habe, und ob man es ihnen gleich ſaget, ſo iſt es doch vergebens und eben ſo viel, als wenn es nicht geſchehen waͤre.

Dieſe Diſtel wird am beſten verderbet, wenn ſie zeitig im May-Monat mit den Haͤnden her - aus gezogen, oder mit einem Meſſer ein wenig tief abgeſtochen worden, ſie geben ein gutes Futter, ſowol fuͤr die Pferde, als Rindvieh und Schwei - ne, wenn ſie vorhero geſtampfet und unter das Futter gemenget werden. Die armen Leute bey uns ſuchen ſolche auf den Aeckern zuſammen, und verkaufen jeden Korb vor einen Groſchen und vier Pfennige. So bald als dieſe Diſteln wiederum aus ihren Wurzeln hervor wachſen, koͤnnen ſie aber - mal heraus gezogen werden. Durch dieſes Mit - tel ſind ſie voͤllig wegzubringen. Die andere Vor - ſicht, welche man hauptſaͤchlich hierzu zu beobach - ten hat, iſt dieſe: So bald als der Rocken, Wai - zen, Gerſte und andere Fruͤchte zu ſchoſſen pflegen, ſo wachſen dieſe Diſteln auch mit in die Hoͤhe, zu welcher Zeit man beſorget ſeyn muß, daß ſie mitC 3ihren383. Cap. Von Vertilgungihren Stengeln heraus gezogen oder abgeſchnitten werden. Wenn man dieſes unterlaͤßt, ſo wird der Acker durch den ausfliegenden Samen verdorben, oder man bringet die Diſteln unter den Korn - Fruͤchten, welches gemeiniglich geſchiehet, mit in die Scheuren, wodurch man unreine Fruͤchte, und was noch aͤrger iſt, unreinen Samen zur Ausſaat bekomt. Es erfrieren dieſe Diſteln niemalen, ſondern bleiben beſtaͤndig mit ihren Wurzeln gut.

§. 4.

Vom Ha - ſen-Kohl.
1

Der Haſen-Kohl, Sonchus lævis, lacinia - tus, latifolius. C. B. Pin. iſt auch ein Geſchlech - te der Diſteln, aber nicht ſo ſchlim als die vorher beſchriebenen, weil man ſie eher vertilgen kan. Jhre Blaͤtter ſind etwas helgruͤne und mit klei - nen ſubtilen Stacheln an den Spitzen beſetzet. Sie bringen eine gelbe Bluͤte hervor. Alle Winter erfrieren die Stengel und Blaͤtter, und gehen zu Grunde. Wenn man ſie zeitig ausjaͤ - ten laͤſſet, koͤnnen ſie gar leicht ausgerottet wer - den; hingegen aber wenn nur einige Stoͤcke mit ihrem Samen aus Nachlaͤſſigkeit ſtehen bleiben, ſo bluͤhen ſie mit ihren Nebenſchoſſen den ganzen Sommer hindurch bis gegen den Herbſt, und es giebt immer eine Bluͤte nach der andern ihren wollichten Samen von ſich. Wenn nun ein Wind hierzu komt, ſo fuͤhret er ſolchen in groſer Menge auf einem ganzen Stuͤcke Landes oder Gar - tens herum, daß in dem folgenden Jahre dieſes Unkraut ſo haͤufig hervor waͤchſet, daß man daruͤbererſchre -39des Unkrautes. erſchrecken muß. Jch habe es ſelbſt erfahren, daß wenige Stauden ſolcher Diſteln, wenn ſie ſtehen bleiben und nicht zeitig ausgeraufet werden, vermoͤgend ſind einen Umfang von 5 Aeckern mit ihren ausfliegenden Samen zu verunreinigen.

§. 5.

Die Creutz-Wurzel, welche auch genen -Von der Creutz Wurzel net wird Creutz-Kraut, Saͤu-Wurz, Grind - Kraut, Grim-Kraut, Spey-Kraut, Beruf - Kraut, Senecio offic. vulgaris. Park. Verbena fœmina. Senecio minor, Matth. Erigeron ſe - cundum. Dod. iſt eben ſo ſchaͤdlich als die vor - hergehenden. Und obgleich dieſes Kraut in der Medicin ſeinen herrlichen Nutzen hat, ſo iſt es dent noch weder in den Gaͤrten noch auf den Aeckern zu dulten, und man muß ſolches zeitig hinweg zu ſchaffen und auszujaͤten ſuchen, ja es meh - ret ſich ſo haͤufig, als wenn es mit allem Fleiß waͤre geſaͤet und beſtellet worden. Es treibet die - ſes Kraut einen Stengel mit zerſchnittenen und ausgeſchweiften Blaͤttern, wenn es im guten Lan - de ſtehet, ein Schuh hoch. Jm May und den darauf folgenden Sommer-Monaten kommen auf den Stengel-Spitzen ihre gelbe Stein-Bluͤmlein in kleinen Buͤſchlein hervor. Dieſe Bluͤte verge - het aber gar bald, und darauf folget der Same mit weiſſen und wollichten Baͤrten. Solcher ſte - het in den kleinen Kelchen der Blumen eine Zeit - lang zuſammen, und machet mit einander einen weiſſen Kopf, hernach wird er von dem Winde zerſtreuet und auf alte Mauren, Steinhaufen,C 4Aecker403. Cap. Von VertilgungAecker und aller Orten hingetrieben. Es dauret dieſes Bluͤhen und Ausfallen des Samens den ganzen Sommer hindurch, woraus abzunehmen, wie ſchleunig und haͤufig ſich dieſes Unkraut ver - mehren muͤſſe. Alle Winter frieret es, und auf das folgende Fruͤhjahr waͤchſet es wiederum auf das neue hervor. Es pflegen auch einige Leute un - terweilen dieſes Kraut in ihren Gaͤrten mit Fleis ſtehen zu laſſen, ihre Canarien-Voͤgel damit zu fuͤttern, welches ihnen zur Geſundheit dienen ſol, ſie ſehen aber nicht ein, was ſie in Zukunft vor Scha - den davon zu gewarten haben.

§. 6.

Von der Gaͤnſe - oder Sau-Di - ſtel.
1

Noch eines ſehr ſchaͤdlichen Unkrautes iſt zu gedenken, welches hier zu Lande Gaͤnſe-Diſtel, Sau-Diſtel, Sonchus aſper, non laciniatus, dipſaci vel lactucæ foliis, C. B. Pin. genennet wird. Die Blaͤtter an dieſen Diſteln ſind ſchmal und helgruͤne, ohne Stacheln. Sie ſehen den zahmen und glatten Winter-Endivien aͤhnlich, aber nicht ſo breitblaͤttericht. Der aufſchieſ - ſende Samen-Stengel theilet ſich in Neben - zweiglein aus, darauf wachſen gelbe gefuͤlte Blu - men, und wenn ihr Same reif wird, flieget er eben wie bey der vorhergehenden Creutz-Wur - zel gedacht worden, davon, und verunreiniget die Aecker. Die Wurzeln haben ſehr viele Ge - lenke, und ſehen weiß aus, ſie ſind ſehr muͤrbe und zerbrechlich, wachſen auf guten Laͤndern etwas di - cker als eine Feder-Spuhle, und wenn ſie von ein -ander41des Unkrautes. ander gebrochen werden, geben ſie viele Milch von ſich. Werden ſie im Graben oder Umackern der Laͤnderey von einander geſtoſſen, ſo vermehret ſich ein einziger Stock in ſehr viele andere, ja ihre Wurzel iſt ſo ſchlim, daß wenn nur ein einziges Stuͤcklein einer Erbſen gros in einen Klumpen Erde oder im Lande bleibet, an ſolchen alſobald 3 bis 4. Augen hervor wachſen. Unſere Gaͤrtner, welche es nicht verſtehen, wollen zur Herbſt-Zeit oder im Fruͤhjahre, wenn ſie ihre Laͤnder zu graben pflegen, dieſes Unkraut durch das Herausleſen derer Wurzeln, hinweg bringen: allein es dienet ſolches wohl zur Minderung, aber nicht zur Ver - tilgung dieſes Uebels. Denn die Wurzeln koͤn - nen unter der Erden nimmermehr alle gefunden werden. Diejenigen, welche dieſes zu thun pfle - gen, verlieren dabey viele Zeit, und erreichen den - noch ihren Zweck nicht, indem immer wiederum ſehr viele andere hervor wachſen.

Die wenigſten wiſſen, wie ſie dieſem Uebel begegnen ſollen, welches ich dahero zeigen wil. Wenn dergleichen Diſteln im Fruͤhjahre im May - Monat hervor wachſen, und Milch in den Wur - zeln ſich befindet, ſo muͤſſen dieſe Oerter mit einer breiten Hacke, jedoch nicht tief, fortgeſcharret wer - den, daß die Staude von den Wurzeln herunter gehet, und ſobald als ſie wiederum hervor ſtechen, welches etwan in einer Zeit von 8. bis 14 Tagen geſchiehet, nachdem es gute und warme Witterung iſt, muͤſſen ſie abermal fortgeſcharret werden. Und wenn ſie nach geſchehener zweymaligen Arbeit nichtC 5hinweg423. Cap. Von Vertilgunghinweg bleiben, ſo muß es auch zum drittenmal geſchehen. Man hat aber auch nicht Urſache den ganzen Acker umarbeiten zu laſſen, ſondern man laͤſſet nur die Oerter, wo ſich dergleichen Diſteln be - finden, fort arbeiten. Sie kommen gewiß hier - von weg, indem ihnen ihre Milch oder Saft da - durch entgehet und gleichſam abgezapfet wird, da - her die Wurzeln verderben muͤſſen. Die gemei - nen Leute, welche dieſe Vertilgung verſtehen, pfle - gen zu ſagen, ſie bluten ſich zu Tode, wenn ſie in ihrer Milch ſtehen und zur ſolchen Zeit abgehacket werden. Solte aber das Umſcharren oder das Umackern dieſer Diſteln zu langſam geſchehen, ſo waͤre es vergebens. Denn wenn ihnen die Milch vergangen, und die Wurzeln in der Erde reif und hart geworden, daß ſie albereit in ihre Samen - Stengel ſchieſſen, ſo iſt gewiß dieſe Arbeit um - ſonſt. Dieſe jeztbeſchriebene Sorten des Unkrau - tes ſind die allerſchaͤdlichſten, welche unſere Gaͤr - ten und Aecker verderben und verunreinigen. Jch koͤnte alhier noch von unterſchiedenen Sorten, welche ſich meiſtens unter den Korn-Fruͤchten be - beſinden, handeln, als von den Raden, Lychnis ſegetum major C. B. P. von Ritter-Sporn, Calcatrippa & Conſolida regia off. Conſolida tegalis arvenſis C. B. P. von Klapper-Roſen, Klatſch-Roſen, Papaver rhœas & erraticum, off. Lob. Raj. von Hederich, Dotter-Kraut, Eryſimum off. Dioſcoridis, und von denen man - cherley Wicken, und andern ſehr vielen Arten; weil aber dieſe denen Aeckern und Fruͤchteu nichtſo43des Unkautes. ſo ſchaͤdlich ſind, ſo wil ich ſolche um Weitlaͤuf - tigkeit zu vermeiden, uͤbergehen. Es bleibet dar - bey, daß die mehreſten Ackerleute ſelbſten Schuld daran ſeyn, daß ſie ſo unreine Fruͤchte uͤberkom - men, weil ſie ihre Aecker nicht zur rechten Zeit brachen und ruhren laſſen, und keinen reinen Sa - men zur Ausſaat nehmen. Denn, wenn nur ei - nige Raden - oder Wicken-Koͤrner unter den Sa - men-Waizen, Rocken oder Gerſte ſich befinden, ſo vermehren ſich ſolche in Zeit von zwey bis drey Jahren im groſſen Ueberfluß, daß man faſt die Helfte ſolcher Koͤrner an ſtat der Fruͤchte einern - det. Einige erfahrne Ackerleute alhier ſagen, wenn ſich unter ihren Fruͤchten viele Raden be - faͤnden, ſo ſaͤeten ſie ſolche um den Abend, und lieſſen den Samen des Nachts auf ihrem Acker liegen. Weil nun die Raden von dem Thaue aufquaͤllen und zerſpraͤngen, ſo wuͤrden ſie hierdurch zum Aufgehen untuͤchtig gemachet, daß ſie hernach - malen keine bekaͤmen. Jch habe zwar dieſes nicht probiret, und kaͤme es darauf an, daß man hierinnen einen Verſuch anſtellete, und ſaͤhe, ob es wahr oder falſch ſey; jedoch muß ich geſtehen, daß es mir ſehr unglaublich vor - komt.

Das444. Cap. Von Treibe-Betten.

Das vierte Capitel. Von Treibe-Betten.

§. 1.

Wo, und wie ein Treibe - Bette anzu - legen.
1

Da bey Erziehung der Kuͤchen - und anderer Gewaͤchſe, die Miſt-Bette faſt unentbehr - lich und von ungemeinen Nutzen ſind, ſo habe nicht unterlaſſen wollen, eine richtige Anweiſung zu geben, wie ſolche anzulegen ſind. Denn ob ich gleich wohl weiß, daß in vielen Buͤchern al - bereit hiervon gehandelt worden, ſo habe den - noch befunden, daß man unterweilen etwas ſehr nuͤtzliches verſehen oder ausgelaſſen hat. Jch hal - te folgende Art fuͤr die beſte. Man erwehlet hier - zu im Garten einen Ort, alwo die kalten Nord - Winde durch eine Mauer, Haus, oder hohe Allee und Luſt-Hecke aufgehalten werden, und welcher den ganzen Tag die Sonne haben kan. An ſolchem Orte machet man einen Graben drey bis vier Schuh tief. Die Laͤnge und Breite deſſelben ſte - het in eines jeden Belieben, und muß man ſich hierin nach der Gelegenheit des Ortes richten, in - zwiſchen iſt die ordentliche Breite vier bis fuͤnf Schuh. Wenn ſolches verrichtet worden, ſo muͤſ - ſen eichene oder taͤnnene Pfaͤle, ſo dicke als noͤthig, in jeder Ecke einer, und in der Mitte einer, zwey oder drey, nachdem das Miſt-Bette lang gemacht wird, ordentlich nach der Garten-Schnure eingeſchlagenwer -454. Cap. Von Treibe-Betten. werden. Nach dieſem werden die Breter vom Grunde an fein gerade nach einander angenagelt, und die Grube damit ausgefuͤttert, und zwar alſo, daß ſolche nach der Mittags-Seite etwa einen Schuh hoch uͤber der Erde des Garten-Grundes zu ſtehen kommen; hingegen die Seite nach Mit - ternacht zu, muß zwey Schuh hoch gemachet wer - den, damit die Sonne deſto beſſer ihren Wieder - ſchein haben kan. Die Verfertigung der Gruben iſt am fuͤglichſten im Herbſte zu verrichten, weilen man zum oͤftern ſo wohl zur Winter Zeit, als im Fruͤhjahre wegen des Froſtes, nicht wohl in die Erde kommen kan. Es pflegen auch einige ſol - che Gruben ausmauren zu laſſen, welches zwar koſtbar, hingegen deſto dauerhafter iſt, abſonder - lich wo das Holz nicht im Ueberfluſſe zu haben. Jch meines Orts, halte aber vielmehr von den Miſt Betten, welche mit Holz verfertiget, als von denjenigen, die ausgemauert worden, weil die Steine eine Erkaͤltung von ſich geben, auch durch die Fugen derſelben viel Waͤrme verſchleichet, wel - che hingegen durch die wohl zuſammengefugten Breter beyſammen gehalten wird. Der Boden des Miſt-Bettes muß mit Bretern wohl beleget werden, damit die Maulwuͤrfe nicht hinein kom - men koͤnnen; ſolten aber dergleichen an ſolchen Orten nicht anzutreffen ſeyn, ſo koͤnte man dieſer Muͤhe entuͤbriget ſeyn, und die Breter erſparen. Die Erde, welche man im Fruͤh-Jahre auf das Miſt-Bette bringen wil, muß den Herbſt vor - hero mit einem hierzu geſchickten Drat-Siebe ge -raͤdet464. Cap. Von Treibe-Betten. raͤdet und zurechte gemacht werden, alsdenn kan man ſolche unter ein Dach, oder in die Grube des Miſt-Bettes bringen, und mit allerhand Geniſte oder Stroh bedecken, damit ſie nicht einfriere, und zu gehoͤriger Zeit gebrauchet werden koͤnne. Jm Anfange des Februars oder auch 14 Tage langſamer, nachdem es die Witterung leidet, kan das Miſt-Bette ſelbſt auf folgende Art zubereitet werden. Erſtlich muß man vor allen Dingen dahin ſehen, daß man friſchen Pferde-Miſt, wel - cher kaum aus denen Staͤllen genommen worden, und noch Waͤrme bey ſich hat, bekomme. Sol - chen ſchmeiſſet man in die Grube, daß ſie eben vol wird. Wenn er nun ein oder zwey Tage darinn gelegen, und man ſiehet, daß er ſich erwaͤr - met und in etwas rauchet, ſo muß er ordentlich in dem Bette, ſo viel moͤglich, ausgetheilet und auf einander getreten, und hernach noch mehr von demſelben darauf gebracht werden, bis das Bette ſo weit vol wird, daß daran nur noch ein Schuh fehlet. Solte aber der Miſt, welcher in das Bette gebracht worden, ſehr trocken ſeyn, ſo muß er mit der Spreng - oder Gieß-Kanne bey dem Ein - treten in etwas begoſſen werden; worzu man warmes Waſſer, wenn es ſeyn kan, nehmen muß. Jſt aber der Miſt feuchte und naß, ſo brauchet man dergleichen Begieſſen nicht. Wenn dieſes geſchehen, ſo nimt man die gute zubereitete und durchgeſiebete Erde, und machet ſolche auf dem Miſte etwa 9. bis 12. Zol hoch fein gleich und eben.

Wenn474. Cap. Von Treibe-Betten.

Wenn nun einige Tage hernach die groͤſſeſte Hitze des Miſtes vorbey iſt, ſo kan man es beſaͤen, denn wenn man den Samen gleich anfaͤnglich dar - auf werfen wolte, ſo koͤnte derſelbe durch die groſſe Hitze leicht verbrennen und verderben. Die auf - geſaͤeten Kuͤchen - oder andere Gewaͤchſe muͤſſen, nachdem ſie aufgegangen, vom Unkraute, welches ſich unterweilen einfindet, gereiniget werden. Und wenn einige darauf geſaͤete Kraͤuter und Gewaͤchſe, als Monat-Rettige, Sallaͤte, Sellerie u. d. gl. al - zudicke aufgehen ſolten, muß man ſie verziehen und durchraufen, damit ſie zum wenigſten einen halben Zol Raum bekommen, weil ſonſt nichts rechtes dar - aus werden kan. Anbey erinnere ich auch, daß das Miſt-Bette von auſſen, ſo hoch es uͤber der Erden ſtehet, mit Pferde-Miſt rings herum beleget wer - den muß, um dadurch zu verhuͤten, daß die Kaͤlte nicht hinein dringen koͤnne. Die darauf geſaͤeten und aufgegangenen Saͤmereyen muͤſſen auch un - terweilen, wenn es die Noth erfordert, beſprenget werden, und ſolches geſchiehet am beſten in der Mit - tags-Stunde, wenn die Sonne fein warm ſcheinet, jedoch iſt das kalte Waſſer vorher mit warmen zu vermiſchen.

§. 2.

Was die Decken, ſo auf die Miſt-Bette gele -Wie ſolches zu bedecken. get werden, anbelanget, ſo ſind ſie alſo zu verferti - gen. Man nimt langes Rocken-Stroh, und hacket die daran beſindlichen Aehren ab, nach dieſem nimt man 4. Stuͤcker Latten nach der Laͤnge und Breite des Miſt-Bettes, jedoch muß bey dem Meſſen et -was484. Cap. Von Treibe-Betten. was zugegeben werden, und nagelt ſolche an den Enden zuſammen. Hernach leget man das Stroh einer Hand hoch fein ordentlich auf dieſelben, nimt zwey andere Stuͤcker Latten, leget ſie der Laͤn - ge nach auf das Stroh und nagelt ſie mit den un - terſten feſte zuſammen, ſo gibt ſolches eine Decke, welche der Kaͤlte gut widerſtehet. Jngleichen ſind ſie auch auf eine andere Art, welche ich vor beque - mer und beſſer halte, zu machen. Man nimt gleichfals langes Rocken-Stroh, und hacket hier - von die Aehren ab, hernachmalen wird immer ei - ne Hand vol um die andere mit ſtarken Bindfa - den umwunden und zuſammen gebunden, welches an beyden Enden wie auch in der Mitte geſchehen muß. Nachdem nun das Miſt-Bette lang iſt, muͤſſen auch mehr Decken verfertigt werden. Man kan ſie auf - und zuwickeln, und ſie machen alſo nicht ſo ein groſſes Geſperre im Garten, als die vorher beſchriebenen. Wenn ein Liebhaber ſo viel darauf wenden und Fenſter anſchaffen wil, iſt es noch beſſer, indem ſie denen Fruͤchten ungemei - ne Waͤrme geben. Solte aber das Miſt-Bette ſich zu ſtark erhitzen, ſo muͤſſen die Fenſter aufge - hoben und nach Beſchaffenheit der Witterung Luft gegeben werden. Solche Fenſter koͤnnen 3 und einen halben Schuh breit gemacht werden. Jn der Laͤnge richten ſie ſich nach der Breite des Miſt - Bettes. Es iſt auch zu rathen, daß die Rahmen von feſtem Holze und ſtark gemacht werden; denn ob ſie gleich etwas mehr koſten, ſo ſind ſie doch deſto dauerhafter. Jnzwiſchen muͤſſen dennochdes494. Cap. Von Treibe-Betten. des Nachts Stroh-Decken, oder in Ermangelung derſelben, Breter, welche wohl zuſammen ſchlieſ - ſen, darauf geleget werden, ſonſten wuͤrde die Kaͤl - te doch hindurch dringen.

§. 3.

Es iſt auch hierbey noch von zwey anderen Ar -Zwey an - dere Arten von Treibe - Betten. ten der Miſt-Bette zu gedenken, welche zu den fruͤhzeitigen Gurken, wie auch zu allerhand Me - lonen ſehr nuͤtzlich zu gebrauchen, abſonderlich wenn in dem Garten kein uͤbriger Raum vorhanden, wiederum andere mit friſchem Miſte anzulegen. Denn innerhalb 6 bis 8 Wochen vergehet mehren - theils die beſte Waͤrme, weshalben man nicht un - terlaſſen darf, ſolchen Gewaͤchſen zu Huͤlfe zu kom - men, um ſie in beſtaͤndiger Waͤrme zu erhalten, daß ſie in ihrem Wachsthume nicht verhindert und aufgehalten werden, wovon an ſeinem Orte ein mehreres wird gehandelt werden. Die Anlegung eines ſolchen Miſt-Bettes geſchiehet meiſtens auf oben beſchriebene Art, die Grube aber muß einen Schuh tiefer ſeyn, und inwendig muß in derſelben rund herum drey Schuh hoch von dem Erdboden an gerechnet, ein Abſatz gemacht werden, und ſo weit wird ſie auch vol Pferde-Miſt getreten. Auf den gemachten Abſatz wird ein Gitter von eiſer - nen Staͤben, oder von feſtem Holze, in welchen die Oefnungen zum wenigſten einen halben Schuh ſeyn muͤſſen, damit die Waͤrme hindurch gehen koͤnne, geleget. Dieſes Gegitter wird wiederum mit einem Schuh Miſt, welcher gleichfals wohl zuſammen zu treten iſt, bedecket. Alsdenn brin -Abh. v. Kuͤcheng. Dget504. Cap. Von Treibe-Betten. get man die Erde 10 Zol oder 1 Schuh hoch auf den Miſt, und verfaͤhret hernach mit der Beſtel - lung und Begattung der Fruͤchte, wie oben gezei - get worden. An den Enden des Miſt-Bettes laͤſſet man Laden von Bretern verfertigen, welche man, wenn der Miſt ſeine Waͤrme verlohren, hin - weg nehmen und eine Oefnung machen kan, daß man den kalten Miſt unter den eingelegten Git - tern heraus ziehen, und wiederum friſchen drun - ter bringen und feſt zuſammen ſtopfen kan, ohne die Erde mit den darauf beſtelten Fruͤchten zu beunruhigen. Wenn dieſes geſchehen, ſo wird man augenſcheinlich wahrnehmen, daß die auf dem Miſt-Bette gepflanzte Gurken und Melonen neues Leben bekommen.

Die andere Art einem Miſt-Bette wieder - um Waͤrme zu geben, iſt noch leichter, und nicht ſo muͤhſam; doch ſetze ich dabey voraus, daß kei - ne Maul-Wuͤrfe im Garten ſeyn muͤſſen. Man pfleget das Miſt-Bette, ſo weit es in der Erden ſtehet, nicht mit Bretern auszufuͤttern oder zu be - ſchlagen, ſondern nur, ſo weit es uͤber dem Garten - Grunde ſtehet, einen Rahmen zu verfevtigen, wel - cher an die darein geſchlagene Pfaͤhle feſte ange - nagelt werden muß, damit er ſich nicht verruͤcken und ſenken koͤnne. Vermerkt man nun, daß dem Miſte die Waͤrme vergangen, ſo graͤbet man zwey und einen halben Schuh breit und ſo tief als das Miſt-Bette ſtehet, um daſſelbe herum die Erde heraus, und thut friſchen Pferde-Miſt hinein, welcher eben ſo wie in das Miſt-Bette eingetre -ten55[51]4. Cap. Von Treibe-Betten. ten werden muß. Wenn dieſer wiederum kalt ge - worden, und man damit continuiren wil, ſo iſt es deſto beſſer, weswegen man den vorigen Miſt her - aus nehmen und wiederum friſchen an ſeine Stel - le werfen und eintreten kan, wodurch abermals neue Waͤrme zuwege gebracht wird. Dieſer Miſt kan auch nach der mittaͤgigen Seite zu mit Erde uͤberſchuͤttet und bedecket werden, ſo wird das Bet - te nicht ſo unanſehnlich, und man kan darauf Win - ter-Sallat-Pflanzen ſtecken, oder auch Blumen - Kohl, Kohlrabi, Sellerie und dergleichen Saͤme - reyen darauf ſaͤen und pflanzen.

Diejenigen Miſt-Bette, worauf man Mo - nat-Rettige, Blumen-Kohl, Kohlrabi, Moͤrſing und dergleichen ſaͤen wil, muͤſſen nicht mit Fen - ſtern, ſondern nur mit Bretern des Nachts, ſo es aber ſtark frieret, auch des Tages zugedecket wer - den, denn unter den Fenſtern werden ſie zu quat, unter den Bretern aber wachſen ſie viel ſtaͤmmig - ter und dauerhafter. Von Erziehung dieſer Pflan - zen ſiehe ein mehreres in der Abhandlung von S. W. p. 147.

§. 4.

Noch eine beſondere Art von Treibe-BettenEin Treibe - Bette von Gerber-Lo - he iſt das beſte. habe ich 1744 in dem Landgraͤfl. Heſſen-Caſſeli - ſchen Garten, der ſogenanten Aue angetroffen, wel - che an ſtat des Pferde-Miſtes mit Gerber-Loh angeleget und mit vielerley Melonen und Citrul - len beſezt waren, welches mir damals als etwas beſonderes vorkam. Jnzwiſchen war mir aus dem Umgang mit einigen Gerbern gar wohl be - kant, was es mit der Loh fuͤr eine BeſchaffenheitD 2habe,524. Cap. Von Treibe-Betten. habe, daß ſie nemlich aus den Kiepen oder Loh - Kuͤbeln bey Herausholung der Leder zu gleicher Zeit heraus genommen und auf groſe Haufen ge - ſchuͤttet werde, und nach 8 bis 14 Tagen ſich an - fange zu erwaͤrmen, auch ſolche Waͤrme beynahe ein halbes Jahr behalte. Jch hatte auch geſe - hen, daß die Gerber aus ihrem Loh nach ſolcher Daͤmpf - und Erwaͤrmung in einen viereckigten hoͤlzernen Rahmen, welcher 10 Zol Oeſnung hat und 3 Zol hoch iſt, von einem Manne, den ſie den Ballen-Springer nennen, die Loh-Ballen ſprin - gen oder zuſammen treten laſſen; welche Loh - Ballen, wenn ſie duͤrre worden, zur Winter-Zeit zum Einheizen in den Gewaͤchs-Haͤuſern unver - gleichlich dienen, daß man mit 5 Stuͤck dererſel - ben ein gelindes Feuer machen kan, welches die ganze Nacht hindurch bis an den Morgen dauret und alles Einheizen und Feurung in den Ge - waͤchs-Haͤuſern ſowol in Anſehung der dauerhaften gelinden Waͤrme als auch der Koſten uͤbertrift, indem man mit denenſelben viel wohlfeiler als mit dem Holze davon komt, abſonderlich an den Orten, wo ſolches ſehr theuer iſt, maſſen die Ko - ſten mit den Loh-Ballen kaum den vierten Theil gegen das Holz gerechnet, betragen. Allein von dem Gebrauch der Lohe zu Treibe-Betten hatte vor - her noch nichts gehoͤret und geſehen. Da mir nun ſolches etwas neues war; ſo habe mich nicht nur gleich damals, ſondern auch nach der Zeit wei - ter darum bekuͤmmert, und weil dieſe Sache ver - muthlich ſehr vielen noch unbekant iſt, ſo wil mit wenigen davon handeln.

Wer534. Cap. Von Treibe-Betten.

Wer von dieſem Loh ein Treibe-Bette an - legen wil, muß ſich einen ſolchen Ort, wie bey den Miſt-Betten gedacht worden, erwaͤhlen. Die Grube, welche zu einem ſolchen Bette in die Erde gemachet wird, kan ein jeder in Anſehung der Laͤnge und Breite nach ſeinem Gefallen verfertigen laſſen und zwar von eben der Tiefe wie oben bey den Miſt-Betten angegeben worden. Man darf auch nicht unterlaſſen die gemachte Grube an den Seiten mit Bretern zu beſchlagen, damit die Waͤrme von der kalten Erde nicht hinweg genom - men werde. Die ausgemauerten Gruben dienen nicht ſo gut hierzu, indem die Steine wegen ihrer Kaͤlte an den Enden die Waͤrme verzehren. Doch wolte es eben nicht wiederrathen ein ſolches Loch mit gebranten Backſteinen auszumauren, indem ſie nicht nur recht zuſammen paſſen, ſondern auch, weil ſie nicht dicke ſind, eben nicht viel Waͤrme wegnehmen koͤnnen. Und wenn auch dieſes Aus - mauern mit den Backſteinen etwas mehrere Ko - ſten verurſachen ſolte, ſo komt es doch zehnfach wieder bey, indem die Breter mehrentheils alle zwey Jahr verfaulen. Wenn man nun mit die - ſer Art von Betten einen Verſuch anſtellen wil, ſo muß man hierzu keinen alten, ſondern friſchen Loh nehmen, welcher kaum vor 14 Tagen aus den Kiepen oder Kuͤbeln genommen worden; denn der einmal auf Haufen ſchwarz und braun gewordene Loh dienet nicht mehr hierzu, weil ihm durch die langwierige Fermentation in der freyen Luft undD 3durch544. Cap. Von Treibe-Betten. durch den darauf fallenden Regen und uͤberfluͤſ - ſige Naͤſſe die Waͤrme benommen worden.

Wenn die Loh in die Gruben gebracht wird, darf ſie nicht feſte zuſammen gedrucket noch einge - treten werden, ſondern man muß ſie nur in etwas nieder drucken. Wenn ſie 3 oder 3 und einen hal - ben Schuh hoch geſchuͤttet und gleich gemachet worden, leget man fein gleich und eben Stroh darauf, daß ſie voͤllig bedecket wird, und dieſes ge - ſchiehet darum, damit die zugerichtete Erde, wel - che 8 Zol hoch darauf gebracht wird, nicht unter die Loh komme. Denn wenn die Erwaͤrmung vorbey, der Loh ſeine Dienſte gethan hat und man denſelben wiederum heraus ſchaffen wil, ſo muß man ja erſtlich die Erde wegthun und dieſe kan auf ſolche Art ganz reine und bequem herunter ge - nommen werden. Den Loh aber, welcher in dem Bette geweſen, kan man nachgehends zu den Loh - Ballen wiederum brauchen und gehet an demſel - ben nichts zu ſchanden. Jn die auf den Loh ge - ſchuͤttete Erde koͤnnen Gurken oder Melonen und andere Gewaͤchſe, welche in Scherben oder Koͤr - ben vorhero getrieben worden, geſetzet werden. Noch beſſer aber iſt es, wenn man die Scherben umſtuͤrzet und die zuſammenhaͤngenden Klumpen Erde in die auf dem Bette gemachten Loͤcher ſe - tzet. Denn auf ſolche Art werden die Pflantzen gar nicht aus ihrer erſten Erde heraus genommen und folglich in ihrem Wachsthum nicht geſtoͤhret und verhindert, welches bey dem Verſetzen ſonſt unvermeidlich iſt. Wil man auf die Loh gar keineErde554. Cap. Von Treibe-Betten. Erde bringen, ſo koͤnnen auch die Koͤrbe und Gar - ten-Scherben voͤllig darein geſetzet und eingeſchar - ret werden, und wenn man Gurken oder Melo - nen ziehen wil, koͤnnen dieſelben, ohne ſolche wie - derum in andere Treibe-Bette zu ſetzen, darinnen ſtehen bleiben; denn ihre Wurzeln ſuchen auch durch die Loͤcher derer Koͤrbe ihre Nahrung. Mit dem Begieſſen muß auch behutſam verfahren wer - den, damit nicht durch die viele Naͤſſe dem Loh die Waͤrme benommen werde; und wenn es die Noth erfordert, muß es ganz gelinde und mit we - nigem Waſſer geſchehen, welches in der Sonne ge - ſtanden hat, oder mit etwas warmen Waſſer tem - periret worden. Jm uͤbrigen verhaͤlt ſichs mit dem Gebrauch der Fenſter und andern Bedeckun - gen eben ſo, wie bey den ordentlichen Miſt-Bet - ten. Dergleichen Treibe-Bette koͤnnen ebenfals wie die Miſt-Bette in denen Gaͤrten, in freyer Luft ſowol als in Treibe-Haͤuſern angeleget wer - den. Ob nun gleich die jeztbeſchriebenen Treibe - Bette nicht ſo viel Hitze und Brodem von ſich ge - ben, als die mit Pferde-Miſt angeleget ſind; ſo behalten ſie hingegen ihre Waͤrme zum wenigſten noch einmal ſo lange und das Treiben mit dem Loh gehet viel beſſer von ſtatten als mit dem Pferde-Miſte. Denn wenn man von dem lezten die groͤſte Hitze nicht vorbey gehen laͤſt, ſo ver - brennen und verderben unterweilen die darauf be - ſtelten Gewaͤchſe. Wer hiervon mehrere Nach - richt verlanget, kan in denen Stutgartiſchen Sam - lungen p. 378. nachleſen.

D 4Das565. Cap. Von denen Schaͤlken.

Das fuͤnfte Capitel. Von den Schaͤlken unter den Kohl - Gewaͤchſen, nebſt einigen Anmerkun - gen von Probirung und Ausartung der Samen.

§. 1.

Was durch die Schalke zu verſte - hen und wie viel Sorten derſelben ſind.
1

Es iſt billig, daß man demjenigen die gebuͤh - rende Ehre goͤnne, welcher zuerſt etwas neues auf die Bahn bringet, und ſeine Ge - danken daruͤber entdecket. Ein ſolcher Erfinder muß ſich aber auch gefallen laſſen, daß ſeine ange - gebene Erfindung von andern gepruͤfet und unter - ſuchet werde.

Es iſt auch ein jeder verbunden, welcher in ſolchen Dingen eine beſſere und gruͤndlichere Ein - ſicht hat, dasjenige, ſo er aus der Erfahrung er - lernet, ſeinem Naͤchſten mitzutheilen, und dieſer muß es mit Dank erkennen, wenn er eines an - dern uͤberfuͤhret wird, wo er anders nicht in Hoch - muth ſtecket oder einen Haberecht vorſtellen wil; zumalen da es auch gewiß iſt, daß wenn etwas neues auf die Bahn gebracht wird, ſolches nicht allemal gleich volkommen erſcheinet, ſondern ſich immer nach und nach aufklaͤret, und beſſer an den Tag ſtellet.

Es iſt alſo lobenswerth, was ein unbekan - ter Verfaſſer, welcher zu N. bey L. wohnet undmit57unter den Kohl-Gewaͤchſen. mit den Buchſtaben J. H. P. bezeichnet, von dem ſogenanten Schalke, welcher unter den Kraut - Haͤuptern und andern Kohl gefunden wird, in Hrn. Hofrath Zinkens Leipziger Samlungen im andern Bande p. 482. eingeſendet hat, allein da derſelbe die Sache nicht volſtaͤndig und gruͤndlich genug ausgefuͤhret, indem er nur von einer Sor - te derer Schaͤlke redet, auch von derſelben die wah - re Urſache nicht angegeben, ſo wird er mir ver - goͤnnen, meine Gedanken und Erfahrung von den Schaͤlken, und deren wahren Urſprung zu eroͤfnen.

Jch wil alſo mit dem Worte des Schalkes den Anfang machen, indem viele Leute nicht recht wiſſen, was darunter eigentlich zu verſtehen ſey. Ob dieſes Wort ſeinen Urſprung aus dem Jure feudali habe, wie der Herr Verfaſſer der ange - fuͤhrten Blaͤtter meinet, laſſe ich dahin geſtelt ſeyn, denn ich wil daſſelbe nicht als ein Juriſt oder Cri - ticus, ſondern als ein Oeconomus betrachten und erklaͤren, damit es unſtudirte Haus-Vaͤter und folglich Buͤrger und Bauern verſtehen koͤnnen.

Es ſind unter den Schaͤlken diejenigen Stau - den der Kohl-Gewaͤchſe zu verſtehen, welche ſich nicht ſchlieſſen, und ihrer Art gemaͤß keinen Kopf oder Haupt hervor bringen. Da aber dieſer Feh - ler von einer doppelten Urſache, nemlich entweder von dem Mangel der Herzen, oder von einer ſtar - ken Ausartung herruͤhren kan, ſo giebt es daher auch zweyerley Sorten der Schaͤlke.

§. 2.

Erſtlich bekommen dieſen Nahmen alle die -D 5jenigen585. Cap. Von den Schaͤlken. Von der erſten Sor - te der Schaͤlke, wie ſie be - ſchaffen.jenigen Kraut-Poͤrſch - und Blumen-Kohl-Pflan - zen, welche keine Herze haben, und folglich keine Koͤpfe und Blumen bringen koͤnnen, da doch die aͤuſſerlichen Blaͤtter beſtaͤndig fortwachſen, und den Blaͤttern der guten Stauden weder an der Farbe noch am Wachsthume etwas nachgeben. Von weiten wird man den Fehler an ſolchen Stau - den nicht gewahr, wenn man aber hinzu gehet, und in dieſelben hinein ſiehet, ſo findet man, daß ſie leer ſind. Und um deßwillen wird eine ſolche Pflanze oder Staude ein Schalk genennet, indem ſie die Leute mit ihrem aͤuſſerlichen Anſehen betruͤget, gleichwie man einen falſchen Menſchen einen Schalk nennet, welcher aͤuſſerlich zwar gut und ehrlich ſcheinet, im Herzen aber dennoch ganz anders beſchaffen iſt.

§. 3.

Woher diẽ - ſelben ei - gentlich entſtehen.
1

Was dieſe erſte Art der Schaͤlke betrift, ſo habe die wahre Urſache gar deutlich angemerket, warum die mancherley Kohl-Pflanzen vielmal keine Herze haben. Es geſchiehet erſtlich dieſe Verderbung derer kleinen Herzlein an denen Pflanzen im Fruͤhjahre, nachdem ſie kaum das dritte und vierte Blat in ihrem Wachsthume er - reichet haben, wenn nemlich zu ſolcher Zeit ſtarke Schneekraupen entſtehen, und etwas zu heftig darauf fallen, ſo werden hierdurch einige Herzlein zerquetſchet und zernichtet. Solcher Schade hei - let und verwaͤchſet hernach wieder, und ihre aͤu - ſerliche Blaͤtter koͤnnen dennoch fortwachſen, ob ſie gleich keine Herzen haben. Zum andern ge -ſchiehet59unter den Kohl-Gewaͤchſen. ſchiehet auch ſolches Verderben der Herzen von den Erdfloͤhen, welche aus den ſehr zarten und jungen Pflaͤnzlein die Herzen herausfreſſen, oh - ne daß ſolches die aͤuſerlichen Blaͤtter an ihrem Wachsthume hindert. Drittens geſchiehet es auch zur Zeit der Verpflanzung, wenn die Leute mit den ausgerauften Pflanzen ungebuͤhrend um - gehen, und ſolche hin und wieder ſchmeiſſen, daß dadurch einige Herzen zerdruckt, abgeſtoſſen oder ſonſt verletzet werden. Wenn nun das Verpflan - zen geſchehen, und die Pflanzen in die Erde ange - wachſen und beklieben ſind, ſo verdorren die Her - zen und fallen heraus, und die aͤuferlichen herum - ſtehenden Blaͤtter wachſen gleichfals alleine fort, und von dieſer Art der Schaͤlke hat der Herr Ver - faſſer nicht das geringſte gedacht.

§. 4.

Nunmehro wollen wir auch die andere Gat -Von der andern Art der Schaͤl - ke, wie ſie beſchaffen. tung der Schaͤlke betrachten, welche aber von den vorigen weit unterſchieden ſind, und lediglich von einer ſtarken Ausartung herruͤhren, aber doch auch den Namen der Schaͤlke verdienen, indem ſie zwar anfaͤnglich eben wie andere Pflanzen ein gutes Anſehen haben, hernach aber dennoch den Hausvater in ſeiner Hoffnung betruͤgen. Dieſe haben zwar alle ihre Herzen; ſie bringen aber keine Koͤpfe zuwege, und wachſen faſt auf eine grobe Art der Blaukohle. Die gemeinen Leute nennen ſolche bey uns die Sie, (nemlich das Weibgen,) oder auch Schaͤlke, an einigen frem - den Orten nennet man ſie auch Schlutterkohl.

§. 5.605. Cap. Von den Schaͤlken.

§. 5.

Was ein ungenan - ter Verfaſ - ſer fuͤr ei - nen Ur - ſprung von denenſel - ben an - giebt.
1

Dasjenige, was obgedachter Verfaſſer vom Schalke in den Leipziger Samlungen meldet, han - delt lediglich von dieſer Art dererſelben, wie aus dem ganzen Zuſammenhange ſeiner Gedanken deutlich zu ſchlieſſen iſt. Solte er aber den Un - terſchied der Schaͤlke gar nicht eingeſehen, und zugleich von der erſten Art dererſelben mit geredet haben, ſo haͤtte er ſich in der That gar ſehr geirret, wenn er den Urſprung derſelben aus dem gegebe - nen Unterſchiede des Samens herleiten wil, in - dem auch aus den allerbeſten Samen-Koͤrnlein, wenn das Herz in der Pflanze verderbet worden, ein Schalk entſtehen muß. Doch ich verſtehe die Abhandlung des Hn. Verfaſſers von der an - dern Sorte der Schaͤlke. Und damit ein jeder ſolche deſto beſſer pruͤfen kan, ſo wollen wir ſeine Worte, da ſie eben nicht weitlaͤuftig ſind, denen zu gefallen, welche die angefuͤhrten Samlungen nicht ſelbſt beſitzen, hieher ſetzen.

Wie man den ſogenanten Schalk unter Kraut-Koͤpfen vermeiden kan.

Unter allen Krauthaͤuptern, als Weißkohl, rothen Cobus, Boͤrſe oder Savoyer-Kohl findet man oͤfters vieles, ſo nicht ſchlieſſet und keine Koͤpfe bekoͤmmet, welches Schalk mit Recht ge - nannt wird, weil es ſowol den Hauswirth in ſeiner Ernte, als auch das Land betrogen hat. Ueber den Urſprung des Wortes Schalk aber mich aufzuhalten laͤuft eigentlich ins Jus Feudale, und61unter den Kohl-Gewaͤchſen. und wird ſich mancher wundern, daß ichs dahin ſchicke.

Wie nun nichts ohne Raiſon ſeyn kan: alſo habe ich hiebey in ſpecie meine Reflexions ge - habt, wenn ich mein Kraut, dazu jedennoch der Same aus ſchoͤnen groſſen dichten Haͤuptern ge - zogen worden, am meiſten aber derer ihren, ſo den Samen von den Samen-Haͤndlern und Gaͤrtnern ſich geſchaffet hatten, betrachtete. Denn wie ich einsmals meine Samen-Koͤpfe, wozu ich allezeit dichte, groſſe und platte Koͤpfe nehme, da ſie eben gruͤne Schotten hatten, be - ſahe, fand ich, daß viele ihren Samen-Stengel gerade aus dem Herzen des Kopfes oder deſſen Mittel-Puncte eines Fingers dick ſchoͤn in die Hoͤhe geſchoſſen hatten, und voll groſſer Schotten ſaſſen, wie No. A. zeiget: Einige kamen zwar auch gerade aus dem Herzen, aber nicht ſo an - ſehnlich hoch und dicke an Stengel und Schotten, und noch dabey einige Schoͤßlinge neben dem Stengel, wie No. B. Hingegen andere Sa - men-Stengel ſchoſſen nicht aus dem Herzen, ſon - dern ſie entſprungen haͤufig aus der Seite des bloſſen Strunkes vom Kohl-Kopfe, wie No. C. Dabey ſann ich, daß Effectus a Cauſa herruͤh - ren muͤſſe; ich ſann, daß ſowol bey Animalibus als Vegerabilibus das Generatum oder Filius, Filia &c. vom Propagante ſive Parente her - kaͤme, daß aber auch vieles auf das Land, deſſen Zubereitung und dem Climate beruhe. Nun fand ich auch zu ſeiner Zeit vielen Schalk in de - nen625. Cap. Von den Schaͤlken nen ordinairen Kraut-Beeten, da doch der Sa - me in einerley Lande gezogen und einerley ge - ſtecket worden. Jndem ich aber noch in tiefer Betrachtung der dreyerley Gattung aufgeſchoſſe - nen Samen-Koͤpfe war, und bemerkete, daß A nothwendig ein ſehr dicker Kopf geweſen ſeyn muͤſſe, deſſen feſtcomprimirte Blaͤtter und Aeſte ihren Saft insgeſamt ins Herz oder Mittelpunct hinauf geſchickt, und in ſo ſchoͤne anſehnliche Stengel getrieben worden; B. aber nicht ſo viel Aeſte und Blaͤtter, folglich auch wenig Saft ge - ben, und geringere Herz-auch etwas Nebenſten - gel treiben muͤſſen; hingegen C. gar aus der Art geſchlagen war, indem der Strunk lebendig von Samen-Aeſten geworfen, und, an ſtatt ei - nes Herzens, viel andere Stengel ſich eingefunden hatten, mithin ganz ſchalkhaftig, wild und fluͤch - tig ſchien: ſo erinnerte ich mich des Fruͤhjahres, daß, wie ſothane Samen-Koͤpfe hergelanget wur - den, bald aus Unvorſichtigkeit der Leute, bald aber des muͤrben Weſens halber, oder weil die Blaͤt - ter und Aeſte ihren Saft bereits im Strunke ge - laſſen und ſich abgeloͤſet, mithin blos noch an den Herzen oben hiengen, abbrachen und nur blos der Strunk in der Hand blieb, dieſer aber ſeines fri - ſchen Weſens wegen dennoch aus Hoffnung zu Sa - men in die Erde nebſt andern geſetzet ward, folglich dieſer verwahrloſete und zum Strunk gewordene Kopf den Samen verderben und Schaͤlke und monſtra derer Krauthaͤupter progeneriren muͤſ - ſen. Um nun auch a poſteriori die Sache zu erfah -63unter den Kohl-Gewaͤchſen. erfahren, ſo ſamlete ich den Samen von allen 3 Gattungen a part, ſaͤete ihn a part, und pflan - zete auch jedes beſonders, darauf ich denn die Urſache der Schaͤlke aufrichtig entdeckete. Denn A. brachte lauter wie in eine Form gegoſſene Koͤpfe: B. war mit mitlern und kleinen, dichten und ſchlaudrigten untermenget: C. hingegen be - trog mich mit nichts als ſeinen Schaͤlken. Hier - nach habe ich mich allezeit gerichtet; hievor ha - be ich auch manchen guten Freund gewarnet, der da klagete, er haͤtte ſtets ſo viel Schalk. Dieſer - wegen kan man ſich auch huͤten fuͤr den Betruͤge - reyen der Gaͤrtner und Samenhaͤndler, die alles unter einander miſchen, was nur den Samen aͤhnlich ſiehet. Meine verungluͤckete Samen - Koͤpfe oder Struͤnke habe ich nachmals gleich weggeworfen. Denn die Schaͤlke nutzen mir nichts, weil braun Kraut ſuͤſſer und weicher zum Speiſen, Schalk aber fuͤrs Viehe zu pflanzen das Land zu koſtbar, und wie guten Samen zu verkaufen mein Werk nicht iſt. Gleiche Be - wandnis hat es mit denen Sallaͤten, Ruͤben, Cellerie auch Blumenkohl: denn das ſchlechte Schlieſſen und Aufſpillen deſſelben, wie auch das Aufſpillen derer Ruͤben oder Wurzelwerks, des Cellerie und Blumenkohles ſind Effecte mit, wenn der Sallat-Same von Koͤpfen genommen wird, da der Samenſtengel nicht aus dem Her - zen, ſondern darneben entſproſſen: Jr. wenn das Herz des Wurzelwerks abgefaulet und ver - ungluͤcket, mithin der Samenſtengel darneben aus645. Cap. Von den Schaͤlken ausſchlaͤget; Einen ſolchen betruͤglichen Propa - ganten aber muß ein guter Wirth wegwerfen.

§. 6.

Pruͤfung und Wider - legung die - ſer Mei - nung.
1

Es wil alſo der Herr Verfaſſer die Urſachen folgender maſſen entdecket haben.

  • 1.) Setzet er voraus, daß er zu ſeinen Samen - Koͤpfen allezeit dichte groſſe und platte Koͤpfe nehme.
  • 2.) Habe er, da ſie bereits gruͤne Schotten ge - habt, unter denenſelben einen dreyfachen Unter - ſchied wahrgenommen. Einige haͤtten nem - lich ihre Samen-Stengel mitten aus den Herzen des Kopfes ſchoͤn in die Hoͤhe getrie - ben und voller groſen Schotten geſeſſen: Bey andern ſey zwar der Stengel aus den Her - zen gekommen, aber nicht ſo hoch und nicht ſo volkommen an Schotten, und haͤtten dabey ei - nige Nebenſchoͤslinge gehabt. Bey noch an - dern waͤren die Samen-Stengel aus dem blo - ſen Strunken oder Dorſche haͤufig an den Sei - ten entſprungen, indem die Koͤpfe bey dem Ein - legen im Fruͤhjahre theils aus Unvorſichtigkeit, theils ihres muͤrben Weſens halber abgebro - chen.
  • 3.) Hieraus habe er gemuthmaſet, daß die Ausar - tung von ſolchem Unterſchied herruͤhre, und daß der beſonders verwahrloſete und zum Strunk gewordene Kopf den Samen verderben und Schaͤlke und Misgeburten derer Krauthaͤupter hervorbringen muͤſſe.
4.) Habe65unter den Kohl-Gewaͤchſen.
  • 4.) Habe er, um hiervon recht uͤberzeuget zu wer - den den Samen von allen dreyen Gattungen beſonders geſaͤet, und die Pflanzen auch beſdn - ders verſetzet, und da habe er von der erſten Sor - te die ſchoͤnſten Haͤupter, von der andern aber ſchlechtere, und von der dritten nemlich von dem Strunken nichts als Schaͤlke bekommen.

Folglich glaubet er durch die Erfahrung in ſeiner Meinung beſtaͤrkt zu ſeyn, und hat ſich daher die Regel gemacht, daß man die verungluͤckten Samen-Koͤpfe oder Strunke wegwerfen muͤſſe, wenn man die Schaͤlke vermeiden wolle. Ja es folgt nach ſeinem angeſtelten Verſuche, wenn man rechte ſchoͤne Kraut-Haͤupter verlanget, daß man den Samen nicht einmal von denjenigen Koͤpfen nehmen doͤrfte, welche nebſt dem Haupt-Stengel, der aus den Herzen gewachſen, einige Neben - ſproſſen haben, weil das Kraut von ſolchen nicht ſo gut, ſondern mit kleinen und ſchlaudrigen untermen - get werde.

Hierinnen bin ich ganz anderer Meinung, denn ob ich gleich mit dem Herrn Verfaſſer in dem principio einig bin, daß effectus a cauſa herruͤh - re, und daß es bey denen vegetabilibus eben ſo wie bey denen animalibus geſchehe, daß das ge - neratum oder propagatum meiſtens eben die Natur und Beſchaffenheit bekomme, welche ſich in dem generante oder propagante befindet; ſo gehen wir doch in der Anwendung dieſes principii ſehr weit von einander ab.

Abh. v. Kuͤcheng. EEr665. Cap. Von den Schaͤlken

Er meinet nemlich, die Pflanzen richteten ſich nach den Samen-Stauden, wie ſolche geſtaltet und beſchaffen ſind, wenn ſie bereits ihre Stengel getrieben. Wenn ſie nun z. E zu ſolcher Zeit, weil etwan der Kopf abgebrochen, ihre Samen - Stengel aus dem bloſen Strunke trieben, und folglich geringe, unanſehnlich und ſchalkhaft ſchie - nen, ſo bekaͤmen die darvon erzeigten Pflanzen eben die Art, daß ſie keine Haͤupter braͤchten, ſon - dern ſchalkhaft wuͤrden.

Jch aber bin der Meinung, daß ſich die Pflanzen nach derjenigen Beſchaffenheit derer Sa - men-Haͤupter richten, welche ſie im Herbſte ha - ben, wenn ſie ausgehoben werden. Sind ſie zu ſolcher Zeit recht ſchoͤne und wohl geſchloſſen, daß ſie zur Erziehung des Samens dienen, ſo werden ſie gewißlich auch guten Samen hervor bringen, es moͤgen die Samen-Stengel blos aus den Her - zen oder zugleich auf den Seiten oder auch aus dem bloſen Strunke hervor gewachſen ſeyn. Hin - gegen wenn die Haͤupter zur Herbſt-Zeit an ſich ſelbſt zum Samen nichts taugen, ſo wird auch der Same hiervon nichts nutzen, es moͤgen die Sten - gel gerade aus den Herzen mit oder ohne Neben - ſproſſen, oder an denen leeren Strunken hin und wieder aufgeſchoſſen ſeyn. Man wird dieſes Un - terſchieds ohnerachtet, dennoch von einer jeden Sorte ſchlechte und ſchalkhafte Pflanzen bekom - men.

Jch habe nebſt vielen andern hieſigen Gar - ten - und Acker-Verſtaͤndigen, von vielen Jahrenbis67unter den Kohl-Gewaͤchſen. bis hieher die Erfahrung, daß weder die Neben - ſproſſen noch die aus den bloſen Strunken gewach - ſenen Samen-Stengel den Samen verderben, vielweniger, daß man hiervon ſolte Schaͤlke oder Schlutter-Kohl zu gewarten haben.

Jch laſſe jaͤhrlich viele Wagen vol Kraut - Koͤpfe zum Samen einlegen, wie ich denn in die - ſem Jahre 1752. 13400 derſelben einſchlagen laſ - ſen, worunter wie leicht zu erachten, bey dem Ein - legen und Herbeyfahren viele Schaden leiden und von den Strunken, welche dennoch mit eingeleget werden, losgehen, und viele Nebenſproſſen trei - ben. Solten nun dieſe ſchlechten und nichtsnutzi - gen Samen geben, und Schaͤlke hervor bringen, ſo wuͤrde ich in der That ſowol mit den Fremden, als auch in meiner eigenen Haushaltung ſehr uͤbel zurechte kommen und gar ſchlecht beſtehen, indem ich nicht nur jaͤhrlich von dieſen Samen ſowol fuͤr andere als zu meinem eigenen Gebrauch ſehr vie - le Pflanzen zeuge, ſondern auch von eben demſel - ben alle Jahre viele Centner an auswaͤrtige Orte ſchicken muß. Jch kan hoch und theuer verſi - chern, daß ich die aus meinem Samen erzeugten Pflanzen nicht nur ſelbſt bewaͤhrt finde, ſondern auch uͤber denſelben von den vielen auswaͤrtigen Kauffern uͤberhaupt keine Klage, und am wenig - ſten wegen der Schaͤlke hoͤren darf.

Es iſt auch leicht zu erachten, daß die nebſt dem Herz-Stengel aufſchieſſende Nebenſproſſen den Samen nicht verringern koͤnnen, indem ſolche von einer zufaͤlligen Urſache herruͤhren, welcherE 2man685. Cap. Von den Schaͤlkenman leicht abhelfen kan, auch das Samen-Haupt ſeine Natur behaͤlt wie zuvor, und durch ſolche Ne - benſproſſen nicht verderbt wird.

Es entſtehen nemlich ſolche Sproſſen ei - gentlich von der Feſtigkeit derer Samen-Koͤpfe. Denn wenn ein Samen-Haupt, es ſey weis oder roth Kraut, Poͤrſch - oder Savoyer-Kohl, recht fe - ſte und wohl geſchloſſen und derb zuſammen ge - wachſen iſt, ſo iſt es faſt unmoͤglich, daß der Herz-Stengel allezeit in der Mitten des Hauptes gerade in die Hoͤhe wachſen kan, indem er nicht ſo viel Macht hat, die uͤber einander liegenden feſt geſchloſſenen Blaͤtter zu zerſprengen und durchzu - wachſen, ſondern ſich mit der Spitze unterwaͤrts biegen und endlich unter den feſten Blaͤttern gar zerbrechen muß, welches ich jaͤhrlich erfahre, wenn meine Gaͤrtner nicht zu rechter Zeit luͤften und ih - nen zu Huͤlfe kommen.

Wenn nun die Spitze des Samen-Stengels zerborſten, und das uͤbrige Stuͤck deſſelben aus dem Haupte hervor gewachſen, ſo kan es nicht anders kommen, als daß Nebenſchoſſen entſtehen muͤſſen. Dieſe zu vermeiden muß man den Sa - men-Haͤuptern, wenn ſie im Fruͤhjahr eingelegt worden, und 8. oder auf das laͤngſte 14. Tage ge - legen haben, mit einem Creutz-Schnitte zu Huͤlfe kommen; doch muß man nicht auf einmal zu tief einſchneiden, ſondern hernach noch etlichemal dar nach ſehen; findet man, daß die auf dem Herze - liegende Blaͤtter zum Theil noch ſehr feſte ſind, muß man abermal mit einem Meſſer ſolche be -hutſam69unter den Kohl-Gewaͤchſen. hutſam aufluͤften und nachhelfen. Alle Haͤupter pflegen dieſe Feſtigkeit nicht an ſich zu haben, je - doch die mehreſten. Es folgt auch keinesweges, daß aus den Nebenſproſſen ſchlaudriger Kohl und Schaͤlken erzeuget werden.

Daß aber der Same, welcher von den blo -Samen wird aus denen Strunken erzogen. ſen Strunken genommen und erzeuget wird, eben - fals gut ſey, kan nachfolgendes zu noch mehrerm Beweis dienen. Unſere Land-Leute pflegen zum Theil die Koͤpfe von den Strunken oder Dorſchen zur Herbſt-Zeit zu ihrem Gebrauch mit Fleis ab - zuſchneiden, ſie ſehen aber ſolche vorher genau an, ob es eine gute Sorte und ob ſie ſich zur Erzie - hung eines guten Samens wohl ſchicken. Was ſie nun nicht fuͤr aͤcht halten, und wovon ſie ver - muthen, daß es aus der Art gehen moͤchte, davon ſchmeiſſen ſie die Strunke hinweg, von den guten Koͤpfen aber legen ſie ſolche fein ordentlich nach einander in die Erde, und decken ſie mit Pferde - Miſt, mit Erbs - oder andern Stroh den Winter uͤber wohl zu. Auf das Fruͤhjahr, wenn ſie merken, daß keine ſtarken Froͤſte mehr kommen, nehmen ſie den Miſt oder das Stroh hinweg. Hier - auf ſchieſſen aus ſolchen Strunken ſchoͤne Sproſ - ſen hervor, wiewohl nicht ſo ſtark und dicke als von ganzen Haͤuptern, und bringen zu gehoͤriger Zeit ihren Samen. Hiervon gewinnen die Bauer - Leute jaͤhrlich zu ihrer kleinen Haushaltung ſo viel Samen als ſie benoͤthiget ſind, woraus ſie her - nachmalen die beſten Haͤupter erziehen. Dieſes wird hoffentlich zu hinlaͤnglicher UeberzeugungE 3dienen,705. Cap. Von den Schaͤlkendienen, daß ſowohl die Nebenſproſſen, als die blo - ſen Strunken, wenn ſie von auserleſenen und aͤch - ten Haͤuptern ſind, eben ſo guten Samen, wiewohl nicht in ſolcher Vielheit, als die Herz-Stengel her - vor bringen.

Es ſcheinet mir auch, daß der Herr Verfaſ - ſer dem Lande, deſſen Zubereitung und dem Cli - mati die Schuld beymeſſen wolle, allein die Er - fahrung lehret ebenfals ganz ein anderes. Denn ein jeder Acker-Verſtaͤndiger, welcher damit um - gehet, wird gewiß bey der Erziehung ſeiner Kraut-Koͤpfe eingeſehen haben, daß, wenn er an - ders eine gute Art Steck-Pflanzen uͤberkommen hat, daß ſie auf allen Laͤndereyen eben die Natur, welche ſie vorhero gehabt, behalten, es mag nun das Land ſo gut oder ſchlecht zubereitet ſeyn als es immer wolle. Und wer wird wohl Kraut, Moͤr - ſing und dergleichen Pflanzen auf einen ſchlimmen und nicht geduͤngeten Acker ſtecken laſſen, und eben ſolche groſe Koͤpfe als auf einem geduͤngeten und wohlgegrabenen Lande verlangen? Geſetzt, man ſteckte auf einen magern Acker eine gute Art Pflan - zen, ſo iſt gewiß, daß ſie eben ſo gut als ſie vor - hero geweſen, bleiben, und ob ſie gleich wegen Mangel der Nahrung und des ſchlechten Landes nicht ſo groſe, auch wohl gar keine feſte Koͤpfe bekommen, ſo bleibet doch in ihnen eben die Natur und Eigenſchaft, wovon auch in dem erſten Theile p. 54. kan nachgeleſen werden.

Die wahre Urſache von der andern Art de - rer Schaͤlke beſtehet alſo vielmehr darinnen, wennman71unter den Kohl-Gewaͤchſen. man im Herbſt bey Ausſuchung derer Samen - Haͤupter ſeine Gedanken nicht zuſammen faſſet, und alles unter einander ohne Ueberlegung darzu nimt, denn da von den ſchlechten mit untergelau - fenen Haͤuptern viel Samen erzeuget wird, ſo kan es hernach nicht anders kommen, als daß unter den Pflanzen viele Schaͤlke und ſchlaudrig Zeug entſtehen muß.

Wenn man alſo die Schaͤlke vermeiden wil, ſo muß man zur Erziehung des Samens lauter groſe, feſte und platte Haͤupter, deren Blaͤtter fein Creutzweiſe uͤber einander liegen, ausheben laſſen; und ſolches muß zur Herbſt-Zeit, keinesweges aber erſt im Fruͤhling geſchehen. Denn wenn die den Winter uͤber in den Keller eingeſchlagenen Kraut - Haͤupter im Fruͤhlinge heraus gehohlet, und zum Samen eingeleget werden, kan Niemand davon recht urtheilen, ob ſie ſich zum aufrichtigen Sa - men ſchicken, indem ihre Blaͤtter den Winter hin - durch uͤber die Helfte mehrentheils verfaulet ſind.

Zu gedachter Ausſuchung gehoͤret in der That eine gute Erfahrung und genaue Aufmerkſamkeit. Denn wenn aus Verſehen nur ein krauſes oder ein roͤthliches Haupt oder das ſonſten in eine an - dere Farbe faͤlt, mit unter die Samen-Koͤpfe ge - nommen wird, ſo bekomt man gewiß hiervon eine andere Art: indem die mancherley Sorten der Kohl-Gewaͤchſe immer eine aus der andern nach und nach entſprungen, hiervon ſiehe oben in der Abhandlung vom Samen-Werk p. 35. ein meh - reres.

E 4Wer725. Cap. Von den Schaͤlken

Wer curioͤs iſt und hinter die rechte Wahr - heit wegen dieſer Ausartung kommen wil, der probire es, und nehme gegen den Herbſt 1.) ein wohlgeſchloſſenes, plattes und recht ſchoͤnes Kraut - Haupt, 2.) eins, welches nur in etwas kraus - lichte Blaͤtter hat, 3.) ein dichtſtrunkiges, 4.) ei - ne ins gruͤne, 5.) eine ins blaue fallende Staude. Nachdem er jedes wohl numeriret und gezeich - net, und der Same von allen zur Reifung gekom - men, ſo ſaͤe er eine jede Sorte beſonders auf ein kleines Beet, ſo wird ſich gewis finden, daß alle Ausartung lediglich von der Unachtſamkeit in Ausſuchung derer Samen-Haͤupter herkomme, und daß folglich die Ausartung in Schaͤlke oder Schlutter und andere Kohle eben dieſer Urſache, keinesweges aber den Nebenſproſſen beyzumeſſen ſey. Zu dieſem Verſuche gehoͤret eine Zeit von 3 Jahren und iſt von demſelben in Kentnis der zu Erziehung aufrichtiger Samen dienlichen Stau - den ohnfehlbar groſer Nutze zu hoffen.

§. 7.

Beantwor - tung einer Einwen - dung, wel - che dagegen koͤnte ge - macht wer - den.
1

Es koͤnte mir zwar jemand einwenden, der Herr Verfaſſer habe ja meine angegebene Regel beobachtet, und zur Erziehung ſeiner Samen al - lezeit dichte groſſe platte Koͤpfe genommen, und gleichwohl nach ſeinem angeſtelten Verſuche dreyer - ley Samen und Pflanzen erhalten, und alſo ſchie - ne er doch in der Sache Recht zu haben, daß die ſchlechten Pflanzen von den Nebenſproſſen und dieSchaͤl -73unter den Kohl-Gewaͤchſen. Schaͤlke von dem zum Samen mit eingelegten Strunken herruͤhrten.

Hierauf antwortete ich: es iſt wahr, der Verfaſſer ſagt freylich, daß er ſeinen Samen aus ſchoͤnen groſſen dichten Haͤuptern gezogen, allein ob es ſich auch in der That alſo verhalte? und ob ſeine Rede keine Ausnahme leide? das iſt eine andere Frage. Meine vieljaͤhrige Erfah - rung lehret mich ganz etwas anders. Dahero muß im Ausſuchen derer Samen-Koͤpfe noth - wendig ein Verſehen vorgegangen ſeyn. Vielleicht hat er die Koͤpfe im Fruͤhjahr erſt zum Samen ausgeleſen, da er nicht recht ſehen koͤnnen, ob ſich ſolche alle dazu geſchicket. Vielleicht hat er die Ausleſung ſolcher Samen-Stauden, ſo es auch im Herbſt geſchehen, unerfahrnen und unachtſamen Leuten anvertrauet, welche nichtsnutziges Zeug darunter genommen. Vielleicht iſt dieſes eben hauptſaͤchlich in dem Jahre geſchehen, da er ſei - nen Verſuch angeſtellet. Vielleicht hat er auch ſelbſt aus Verſehen einige untaugliche Stauden mit unterlaufen laſſen, welche hernach viel Schaͤl - ke auf ſeinen Kraut-Laͤndern verurſachet. Haͤtte der Herr Verfaſſer zu ſeinem Verſuche im Herbſt einerley recht auserleſene ſchoͤne Samen-Haͤupter ſelbſt ausgeſondert, und z. E. von einem derſelben im Fruͤhjahr bey dem Einlegen das Haupt abge - brochen und den Strunk davon eingeſchlagen, ſo wuͤrde er ganz gewiß guten Samen wiewohl nicht in ſolcher Vielheit erhalten haben, als von den an - dern. Denn meine eigene Erfahrung kan michE 5hier -745. Cap. Von den Schaͤlkenhierinnen nicht truͤgen. Wem es beliebet nach oben gedachter Art Verſuche anzuſtellen, der wird gewiß finden, daß des Herrn Verſaſſers Meinung ungegruͤndet, meine aber der Wahrheit gemaͤs ſey.

§. 8.

Die leztere Art der Schaͤlke iſt gar wohl zu gebrauchen.
1

Doch ich muß von den Schaͤlken noch die - ſes erinnern, daß man ſolche eben nicht wie der Herr Verfaſſer meinet, dem Viehe vorſchmeiſſen muͤſſe, weil ſie nach ſeiner Meynung nicht ſo weich und ſuͤſſe zur Speiſe waͤren als ander Kraut, ſondern wenn dergleichen aus der Art gegangene Kohle, oder Schaͤlke aus Verſehen unter die Kopf-Kohle, Kohlrabi, oder Wirſing u. d. gl. mit ſolchen ge - pflanzet worden ſeyn, welches aber ſehr ſelten bey uns zu geſchehen pfleget, ſo koͤnnen ſolche gar wohl in der Kuͤche gebraucht werden. Man laͤſſet die - ſe Schaͤlke eben ſo wie den Kopf - und andere Kohle mit den Dorſchen ausheben und in den Garten einſchlagen, und nach einem geſchehenen Reife oder Froſte ſchneidet man ſolche nach und nach ab, wenn ſie auch noch ſo grobblaͤttrich oder ſchlaudrich waͤren. Man ſchneidet ſie ganz klein und kochet ſie auf die nemliche Art wie den blauen und gruͤnen Kohl. Jch conteſtire hiermit, daß ſolcher Kohl oder Schalk viel beſſer als der or - dentliche erzogene blaue oder gruͤne Kohl ſchme - cket, indem nicht nur ich, ſondern auch verſchiedene vornehme Leute denſelben von ſonderbarem Ge - ſchmack befunden haben.

§. 9.75unter den Kohl-Gewaͤchſen.

§. 9.

Aus dieſem, was ich von den Schaͤlken ge -Beurthei - lung deſſen, was der Herr Ver - faſſer zu - gleich von dem ſchlech - ten Schlieſ - ſen der Sallaͤte und von dem Auf - ſpalten der Wurzel - Gewaͤchſe behauptet. zeiget habe, laͤſt ſich nun leicht dasjenige, was der Herr Verfaſſer von den Sallaͤten (Lattich) und Wurzel-Gewaͤchſen behauptet, beurtheilen, wenn er nemlich vorgibt, daß das ſchlechte Schlieſſen und Aufſpillen hier ebenfals daher ruͤhre, wenn der Same nicht vom Herz-Stengel ſey. Denn da ich bey den mancherley Kohl-Gewaͤchſen gezeiget, daß dieſer von ihm angegebene Grund falſch ſey, ſo folget, daß er auch in Anſehung derer Sallaͤte und des Wurzel-Werks unrecht habe.

Vielmehr muß das ſchlechte Schlieſſen des Sallats und die Fehler bey dem Wurzel-Werk aus meinem angegebenen Grunde hergeleitet wer - den. Es komt ſolches nehmlich daher, wenn zur Erziehung des Samens untaugliche Stuͤcke er - waͤhlet worden. Denn was den Sallat betrift, ſo gehen die vielen Sorten deſſelben, derer ich 17 beſitze, ebenfals nach und nach aus der Art, wie bey dem Kopf-Kohl geſagt worden, und bringen nichtsnutzige Stauden, wenn nicht von jeder Sor - te insbeſondere auf eine erfahrne Art Haͤupter zum Samen erwaͤhlet und ausgezeichnet werden. Wenn dieſes nicht wohl in obacht genommen wird, ſo komt man nach und nach um alle gedach - te Sorten. Man muß dahero bey dem Aus - zeichnen derer Samen-Koͤpfe nicht nur die groͤſten und feſteſten erwaͤhlen, ſondern ſie muͤſſen auch uͤberhaupt eben die Beſchaffenheit, Anſehen und Farbe der nemlichen Art, von welcher ſie ſindwie -765. Cap. Von den Schaͤlkenwiederum an ſich haben. Wenn z. E. die Haͤup - ter gruͤner, krauſer oder roͤthlichter ſind, als ihre Art erfordert, ſo doͤrfen ſie nicht zum Samen er - waͤhlet werden noch vielweniger aber, wenn ſie ſich nicht gehoͤrig in ihre Haͤupter geſchloſſen ha - ben, wie es denn in manchen Jahren zu geſchehen pfleget, daß ſie wegen Mangel des Regens und der Feuchtigkeit ihre Schoͤnheit nicht alle erlan - gen.

Was aber die Urſache anlanget, warum bey den Sallat Koͤpfen die Samen-Stengel zuweilen auf denen Seiten herauswachſen, ſo iſt wie oben bey den Kraut - und Kohl-Koͤpfen angefuͤhret wor - den, ebenfals die Feſtigkeit Schuld daran, und da - hero muß man auch dem Herz Stengel auf obge - dachte Weiſe mit einem Meſſer zu Huͤlfe kommen. Denn wenn es nicht zu rechter Zeit geſchiehet, ſo kan es nicht anders kommen, als daß derſelbe wegen Feſtigkeit der daruͤber liegenden Blaͤtter ſich umlegen, unterwaͤrts wachſen und zerplatzen, oder wegen Mangel der Luft gar verfaulen und verderben muß, worauf freylich Nebenſproſſen entſtehen muͤſſen. Man hat aber von denſelben nichts weniger als einen betruͤglichen Propagan - ten, wie der Herr Verfaſſer redet, zu befuͤrchten, ſondern durch die vieljaͤhrige Erfahrung habe be - funden, daß die Nebenſchoſſe der Sallaͤte, wenn anders rechte auserleſene Haͤupter zum Samen erwehlet worden, eben ſolche gute Haͤupter wie - derum hervor gebracht haben.

Gleiche Bewandnis hat es auch mit denWur -77unter den Kohl-Gewaͤchſen. Wurzel-Gewaͤchſen. Wenn man guten Samen hieran erzeigen wil, ſo iſt ebenfals eine gute Er - fahrung und Aufmerkſamkeit bey Ausleſung der - ſelben noͤthig, daß man nemlich zur Herbſt-Zeit die allerſchoͤnſten Stuͤcke von jeder Art erwehle. Beſonders muͤſſen von dem Paſtinat, Peterſil - Wurzeln, rothen und weiſſen Ruͤben u. d. gl. die allergleicheſten, welche nicht die geringſte Neben - zacken oder Wurzeln haben (die gemeinen Leute nennen ſolche Wurzeln bey uns Kraͤtſch-Beine) zum Samentragen genommen werden.

Was aber diejenigen Wurzeln betrift, von welchen das Herze abgefaulet oder aber aus Un - vorſicht abgeſtoßen worden, ſo iſt in Anſehung derer erſten zu merken, daß ſolches Uebel daher komme, weil ſich zur Herbſt-Zeit bey anhaltendem Regen und vielen ſtarken Nebeln die Feuchtigkeit in die Herzen hinein ſenket und eine Faͤulnis verur - ſachet. Um deswillen muß man die Wurzeln, welche man zum Samen-Ziehen den Winter uͤber aufbehalten wil, vorhero genau betrachten, ob ſie an den Herzen in etwas aufgeriſſen ſind, daß ſich einige Feuchtigkeit hat hinein ziehen koͤnnen. Fin - det ſich dieſes, ſo taugen ſie nicht zum Samen, in - dem den Winter uͤber durch die eindringende Feuchtigkeit die Herzen oft voͤllig heraus faulen, daß ſie hernach ohnmoͤglich ausſchlagen, ja nicht einmal Nebenſchoſſe hervor bringen koͤnnen, ſon - dern wenn ſie in die Erde gepflanzet worden, verder - ben und verfaulen muͤſſen.

Wenn aber im Fruͤhjahre, da man pflegetdas785. Cap. Von den Schaͤlkendas Wurzel-Werk zum Samen in die Gaͤrten zu ſetzen, aus Unvorſichtigkeit einige Haupt - oder Herz - Kaͤumen abgeſtoſſen werden, ſo folget freylich, daß eine ſolche beſchaͤdigte Wurzel Nebenſproſſe bringen muͤſſe; aber das folgt doch nicht, daß man dieſelbe als einen betruͤglichen Propaganten weg - werfen muͤſſe.

Die Erfahrung beweiſet vielmehr, wenn ſol - che Wurzeln von guter Art und wohl ausgeſuchet ſind, daß ſie ohngeachtet der Samen-Stengel nicht aus den Herzen, ſondern darneben heraus gewach - ſen, dennoch guten Samen wiederum hervor bringen.

Es kan freylich auch geſchehen, daß man von guten Samen zackigte Wurzeln bekomt, oder daß ſolche zuweilen in die Samen-Stengel gehen, welches aber von ganz andern Urſachen herkomt, wovon p. 51. 124. in der Abhandlung vom Sa - men-Werk kan nachgeleſen werden.

Auf gleiche Weiſe verhaͤlt ſich es auch mit den Erfurtiſchen Winter-Rettigen. Jedoch iſt hierbey noch dieſer Umſtand zu bemerken, nem - lich, daß man diejenigen Rettige, welche man zum Samenziehen gebrauchen wil, an den Schwaͤnzen genau und eigentlich betrachte, ob ſie allenthalben recht ſchwarz ſind oder nicht. Denn wenn ſich an ſolchen ein einiges weiſes oder grau - lichtes Flecklein befindet, ſo darf man ſolche durch - aus nicht darzu nehmen, ſonſten werden von die - ſem erzeugeten Samen, die Rettige ſich ausarten und weiß werden. Wer hiervon weiter Nachrichtver -79unter den Kohl-Gewaͤchſen. verlanget, kan unten bey der Beſchreibung derſel - ben ein mehreres nachleſen.

Endlich kan ich zum Beſchluß nicht unbe - ruͤhret laſſen, daß der Herr Verfaſſer ſeine War - nung vor den Betruͤgereyen der Gaͤrtner und Sa - men-Haͤndler uͤberhaupt gar nicht wohl angebracht. Denn ob ſolche gleich gut iſt, indem es viele Be - truͤger in dieſem Stuͤcke gibt, ich auch ſelbſten an - dere vor dergleichen Leuten in meiner Abhandlung p. 169. warne, ſo handelt doch der Herr Verfaſſer hierinnen ganz unbillig, daß er vermoͤge der Berbindung ſeiner Rede alle diejenigen fuͤr ſolche Betruͤger haͤlt, welche die Samen nicht nach der Art erziehen, die er ſich nach ſeiner Einbildung er - waͤhlet und fuͤr die beſte haͤlt. Es gibt wahr - haftig unter den Gaͤrtner - und Samen-Haͤndlern noch rechtſchaffene und redliche Maͤnner, welche, ob ſie gleich nicht ſeiner Meinung ſind, dennoch die Erziehung guter Samen recht gruͤndlich ver - ſtehen, und ſich auch der Redlichkeit befleiſigen, daß niemand, der mit ihnen handelt, uͤber Betruͤ - gerey klagen kan. Der Herr Verfaſſer haͤtte viel billiger gehandelt, wenn er hier mit ſeiner Erin - nerung weggeblieben, oder ſolche zum wenigſten beſſer eingeſchraͤnket und nicht alle in eine Bruͤhe geworfen haͤtte.

§. 10.

Bey dieſer Gelegenheit muß ich noch etwasAnmerkung von Prohi - rung des Samens. von Probirung der Samen gedenken. Es ſind viele, welche zur Erziehung des Cappus-Samens wegen der Erdfloͤhe keine Gelegenheit haben, ge -noͤthiget,805. Cap. Von den Schaͤlkennoͤthiget, ſolchen entweder in den Meſſen oder ſonſt von andern Gaͤrtnern und Samen-Haͤndlern zu kaufen, und haben nicht allemal hinlaͤngliche Zeit, meine im erſten Theile p. 18. im 4ten Capitel be - ſchriebene Samen Probe vorzunehmen. Damit nun die Einkaufer nicht betrogen werden, und un - ter alten verlegenen und unter neuen Samen eini - germaſſen einen Unterſcheid machen koͤnnen, ſo gebe ihnen dieſen Rath, daß ſie vorhero, ehe ſie ſolchen behandeln, einige Koͤrner auf einem Wachs - Tuche oder auf einem gehobelten Brete mit dem Nagel zerknitſchen. Findet ſich eine Feuchtigkeit oder vielmehr Oel darinnen, ſo iſt der Same zum Aufgehen gut; hinterlaſſen aber die Koͤrner nach der Zerknitſchung dergleichen nicht, ſo iſt es gewiß ein Kenzeichen, daß er alt und verlegen iſt. Dieſe Probe aber iſt nur von den runden und oͤhlichten Samen, als Cappus, Savoyer-Kohl u. d. gl. zu verſtehen; mit den platten und laͤnglichten Sa - men, als Paſtinat, Haber-Wurzel und anderen mehr, laͤſſet ſich dieſelbe nicht vornehmen und waͤ - re dieſe Bemuͤhung vergebens.

Herr Keiſenberg unter dem Namen von Hartenfels gibt in ſeinem Garten-Saal, p. 46. in dem erſten Theile folgende Samen-Proben an:

Um nun den Samen zu unterſuchen, ob er gut ſey, ſchuͤtte ihn in ein mit Waſſer angefuͤltes Ge - ſchirr; die jenigen Koͤrner, welche zu Boden ſin - ken, ſind die beſten, und haben vor andern, ſo oben ſchwimmen, den Vorzug.

Was hier ge - ſagt worden, iſt gar ſehr bekant, und pflegen be -ſonders81unter den Kohl-Gewaͤchſen. ſonders die Becker und Haus-Muͤtter, ehe ſie ih - ren Waizen und anderes Korn in die Muͤhle ſchi - cken, ſolches vorhero zu waſchen, und das leichte, welches oben aufſchwimmet, abzurappen. Aber bey Probirung der Samen laͤſt ſich ſolches nicht wohl thun. Denn ſchuͤttet man dieſelben in das Waſſer, und wil ſolche bis in das andere Jahr, oder auf eine andere Zeit aufbehalten, ſo muß man ſie hernachmalen auf einen luͤftigen Boden brin - gen, und oͤfters wenden laſſen, damit ſie wiederum recht abtrocknen. Dieſes wuͤrde aber nicht nur viele Muͤhe verurſachen, beſonders wenn man einen groſſen Vorrath haͤtte, ſondern es iſt auch die Gefahr dabey, daß derſelbe, wenn er nicht wohl in obacht genommen wird, gar leicht ver - derben kan. Wil man aber einen ſolchen Sa - men alſobald ſaͤen und in die Erde bringen, ſo wuͤrde ſolcher um der Naͤſſe willen nicht aus der Hand gehen, oder im Auswurfe Klumpenweiſe auf das Land fallen, wenn er nicht vorhero wiede - rum abgetroknet worden. Ueberdieſes dienet dieſe Probe zu weiter nichts, als den tauben und wahn - koͤrnichten Samen, welcher kein Mark hat, und alſo ſeiner Leichtigkeit wegen oben ſchwimmen muß, von den guten und volkommenen Koͤrnern zu un - terſcheiden und abzuſondern. Aber dieſen Fehler an den Samen zu erkennen, braucht man keine weitlaͤuftige Probe anzuſtellen, ſondern der Augen - ſchein gibt es ſelbſten, ob viel taubes Zeug unter demſelben iſt, oder nicht, und koͤnnen die tauben Koͤrner viel leichter durch das Ausſchwingen ab -Abh. v. Kuͤcheng. Fge -825. Cap. Von den Schaͤlken. geſondert werden. Es iſt alſo dieſe Probe ganz und gar nicht zu gebrauchen, alten und verdorbe - nen Samen von gutem und friſchem zu unterſchei - den worauf doch eigentlich mit der Samen-Probe alles ankommt, indem der verlegene Same, ob er gleich zum Aufgehen nicht mehr tuͤchtig iſt, den - noch eben ſowol unterſinket, als der neue und gu - te, und koͤnte man, wenn man ſich hiernach richten wolte, gar ſehr betrogen werden.

§. 11.

Anmer - kung von der Ausar - tung.
1

Jch habe ſowol im erſten Teile als auch in dieſem Capitel etlichemal der Ausartung gedacht, daher ich bey dieſer Gelegenheit noch folgendes hinzu fuͤgen wil. Es haben viele die Meynung, wenn die Samen viele Jahre nach einander an einem Orte gebrauchet und gezeuget worden, ſo ar - teten ſie ſich nach und nach aus, welches ſie der Luft und dem Climati beymeſſen, und meinen, daß ſie um deswillen von fremden Orten Samen verſchrei - ben muͤſten. Allein hierdurch verrathen ſie ihre Un - wiſſenheit in Erziehung der Samen gar merklich, als welche hauptſaͤchlich an der vorgegebenen Aus - artung Schuld iſt. Solte aber jemand von ſeiner guten Art, es ſey, von welchem Gewaͤchſe es immer wolle, aus Nachlaͤſſigkeit, oder aus Unverſtand, nach und nach gekommen ſeyn, ſo iſt es freylich gut, von einem andern Orte eine gute Art wiederum zu ver - ſchreiben. Jnzwiſchen muß hernachmalen dahin geſehen werden, daß man bey dem Samenziehen recht verfahre, damit man in Zukunft dabey bleiben kan.

Zum83unter den Kohl-Gewaͤchſen.

Zum Beweis wil ich nur ein einziges Exem - pel anfuͤhren. Man probire es nur mit der klei - neſten Sorte von den weiſſen fruͤhzeitigen Kopf - Kohl oder weiſſem Kraute, und erwaͤhle einige Jahre nach einander zur Herbſt-Zeit von demſel - ben die allergroͤſten Koͤpfe zum Samen-Ziehen, ſo wird man gewiß finden, daß dieſelben von Jah - ren zu Jahren groͤſer, und endlich ſo groß werden, als unſer ordentliches groſes Cappus-Kraut. Hin - gegen, wenn man bey der kleinen und fruͤhzeitigen Art bleiben wil, ſo muͤſſen alle Jahre die allerklein - ſten Haͤupter, deren Blaͤtter ſich fein Creutzweiſe uͤber einander geſchloſſen haben, zum Samen-Ziehen erwaͤhlet werden, alsdenn wird man gewiß die ein - mal uͤberkommenen Sorten behalten. Gleiche Bewandnis hat es auch mit andern Kohl-Gewaͤch - ſen in Erziehung derer Samen.

Ein gewiſſer Gelehrter hat ohnlaͤngſt die Ausar - tung der Gewaͤchſe*)S. Oeconomiſche Phyſicaliſche Abhandlung p. 251. dergeſtalt beſtritten, daß ihm auch die bloſen Worte Ausartung und ausarten miß - fallen. Er haͤlt nicht nur die Veraͤnderung eines ganz unterſchiedenen Geſchlechtes oder generis der Ge - waͤchſe in das andere fuͤr unmoͤglich, welches auch meine Meinung iſt, ſondern er wil dieſes auch nicht einmal von den Sorten oder ſpeciebus der Gewaͤch - ſe zugeben, und meinet, daß alle Veraͤnderung der Gewaͤchſe nur darauf ankom̃e, daß ſie entweder groͤſ - ſer anſehnlicher und volkom̃ener, oder aber geringer, elender und anſehulicher wuͤrden, welches alles von der Natur der Gewaͤchſe, von dem Climate, vonF 2dem845. Cap. Von den Schaͤlkendem Grunde und Boden, von der Witterung und von der Wartung und Begattung herkaͤme. Wenn ſich nun ein Gewaͤchſe, nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde, verbeſſert, ſo wil er ſolches, wo ich nicht irre, eine Einartung nennen; wenn ſich aber das Gewaͤchſe in ſeiner Guͤte verringere, ſo ſey ſolches fuͤr keine Ausartung, ſondern nur fuͤr ei - nen Abfal der Guͤte zu halten, weil nemlich das Gewaͤchs, ob es gleich verringert worden, dennoch die Art behalte, die es vorher gehabt. Allein ich ſehe nicht, wie man bey dieſem angegebenen Grun - de die Verbeſſerung der Guͤte eines Gewaͤchſes mit dem neuen Namen der Einartung benennen koͤnne, da ja das Gewaͤchſe auch vor der Verbeſ - ſerung die Art eben ſo gehabt wie hernach, und dadurch keine neue bekommen. Nun iſt es zwar wahr, daß die angegebenen Umſtaͤnde zur Verbeſſe - rung und Verringerung der Gewaͤchſe vieles beytragen; allein daß gar keine Veraͤnderung ei - ner Sorte in die andere moͤglich ſey, darinnen bin ich mit dem Herrn Autor der angefuͤhrten Mei - nung nicht einig. Denn ob ich gleich ſolches nicht ohne Unterſcheid von allen Gewaͤchſen behaupten wil, ſo iſt es doch von den Kohl - und Wurzel - Gewaͤchſen ausgemacht, daß eine Sorte nach und nach in die andere gehe, wenn man bey Erziehung des Samens ſich nicht recht in acht nimt. Zum Exempel, roth und weis Kappus-Kraut ſind auſ - ſer Streit 2 unterſchiedliche Kraut-Sorten, die ſchwarzen und weiſſen Rettige ſind auch 2 unter - ſchiedliche Sorten, und dennoch veraͤndert ſich einein85unter den Kohl-Gewaͤchſen. in die andere, und verſichere ich aufrichtig, daß ich binnen einigen Jahren aus rothen Kappus-Sa - men, und aus ſchwarzen Rettig-Samen, in einem Climate, in einem Lande, in einerley Witterung, und durch einerley Begattung, weiſſe Kraut - Koͤpfe und weiſſe Rettige erziehen wil, und zwar ſo, daß weder in Anſehung der Groͤſe, noch der Guͤte, der beyden ein Unterſchied ſeyn ſol. Woraus of - fenbar erhellet, daß ſich eine Sorte in die andere veraͤndern koͤnne. Wolte man einwenden, daß die Farbe keine weſentliche Eigenſchaft des Krautes und der Rettige ausmachete, ſo iſt dieſes zwar wahr, wenn man uͤberhaupt von dieſen Gewaͤchſen redet, allein es bleibet doch die Roͤthe eine weſent - liche Eigenſchaft des rothen Kopf-Kohles, welche dieſe Sorte von andern unterſcheidet. Und ſo ver - haͤlt ſichs auch mit andern dergleichen Gewaͤchſen. Jch ſehe dahero nicht, warum man es nicht eine Ausartung nennen ſolte, wenn ein Gewaͤchſe von der Art oder Eigenſchaft, die es vorher gehabt erweichet; beſonders da dieſes Wort allenthal - ben gewoͤhnlich iſt. Wenn z. E. fromme Eltern unter ihren Kindern eines haben, welches ver - rucht und gottlos wird, ſo ſagt man, es ſey aus der Art geſchlagen. Jch bin der Meinung, daß man lieber bey den hierinnen einmal angenommenen Redens-Arten bleiben ſolle. Doch wil ich mich deswegen mit Niemanden in einen Wort-Streit einlaſſen, und kan es gar wohl leiden, wenn Jemand anderer Meinung iſt.

F 3Das866. Cap. Von allerhand

Das ſechſte Capitel. Von allerhand Kohl-Gewaͤchſen.

§. 1.

Vom weiſ - ſen Som - mer-Krau - te.
2

Das weiſſe Sommer-Kraut, weiſſer Kopf - Kohl, Kappus Kraut, Haupt-Kraut, Bras - ſica capitata alba J. B. iſt zwar ein ſo bekan - tes Gewaͤchſe, daß die Beſchreibung von Erziehung deſſelben unnoͤthig ſcheinen koͤnte; allein da gleich - wol viele Leute, ſonderlich auf den Doͤrfern, dieſelbe nicht recht verſtehen, und von manchen Hauswirthen hierinnen gefehlet wird, ſo halte ich es doch fuͤr noͤ - thig, eine richtige Anleitung hierzu zu geben. Alle Kohl-Gewaͤchſe verlangen einen guten Grund, und wachſen nicht gerne auf hohen, duͤrren und ſandigen Feldern. Der Acker, wo ſolche ſollen hingeſtecket wer - den, muß mit Kuͤh - oder andern Miſt recht ſtark ge - duͤnget werden, und gehoͤren auf einen Erfurtiſchen Acker, welcher 168 Quadrat Ruthen von 14 Rhein. Schuhen in ſich haͤlt, 20 bis 24 Fuder, was 3 Pferde ziehen koͤnnen. Die Duͤngung wird entweder im Herbſt oder im Fruͤhjahre, oder auch den ganzen Winter hindurch, wenn es die Witterung leidet, dar - auf geſchaffet, und muß, ſo bald als es moͤglich iſt, ein - gegraben, oder im Fal der Noth, wenn man nicht ge - nugſame Leute zum Graben haben kan, tief untergea - ckert werden, wobey aber ein oder zwey Perſonen hin - ter den Ackermann hergehen, und den vorhero auf den Acker zerſtreueten und ausgetheilten Miſt mit einer Harke in die durch den Pflug gemachte Fur - chen fein ordentlich einziehen muͤſſen, damit derſel -be87Kohl-Gewaͤchſen. be von der Erde recht bedecket werde. Was bey dem Umgraben und Umackern weiter zu merken, kan oben im 1. Cap. nachgeleſen werden. Bey dieſer Arbeit laͤſſet man es bewenden, bis der Acker vom Unkraute gruͤne werden wil, und ſo man dieſes ſiehet, ſo muß er mit breiten Hacken ein auch wohl zweymal vor der Verpflanzungs-Zeit reine gemacht und fortgearbeitet werden. Bey der lezten Arbeit, wenn das Unkraut verdorret iſt, kan das Land mit der kleinen Garten-Ege beſtrichen und uͤberfahren werden, damit der Acker fein gleich und eben wird, doch muß hierbey der linke Theil, daß die Zinken in die Hoͤhe zu liegen kommen, genommen werden, ſonſt wuͤrden die eiſernen Zinken den eingegrabenen, oder untergepfluͤgten Miſt mit herausziehen, und ſo - fort nach der Garten-Schnure mit einem Wein - Pfahle nach der im folgenden vorgeſchriebenen Weite abgeriefet oder abgezeichnet werden.

Wir haben von den weiſen Kopf-Kohl dreyerley Sorten: als erſtlich die groſe Braunſchweiger, wel - che, wenn ſich nicht ſonderliche und hierzu noͤthige Witterung ereignet, in unſerm Lande nicht feſte wird, ſondern wenn man mit der Hand darauf druͤcket, mehrentheils lucker oder lumme befunden wird. Sie verlanget einen Raum in das Quadrat von dritte - halb Schuhen. Zum zweyten, die Erfurtiſche und mittelſte Sorte, welche 2 Schuh 6 Zol weit von ein - ander ſtehen muß. Die dritte und kleinſte Art muß 1 und 3 viertel Schuhe weit von einander geſteckt wer - den. Dieſen Samen kan man im Anfange des Mer - zes, bis zu Ende des Aprils auf ein vorhero wolge - grabnes und geduͤngtes Land ſaͤen. Wenn daſſelbe imF 4Fruͤh -886. Cap. Von allerhandFruͤhjahre gegraben worden, ſo muß der Same nach dem Saͤen alſobald eingefuͤſſelt, oder wenn das Land vor dem Winter gegraben worden, un - tergezogen und alsdenn fein gleich gerechnet werden, wovon man im erſten Th. p. 126. nachſehen kan. Nach dieſem muß man das Land mit kleinem ver - faulten Pferde-Miſt uͤber und uͤber beſtreuen laſ - ſen, damit die Regen-Wuͤrmer die aufgegangenen Pflaͤnzlein nicht mit in ihre Loͤcher nehmen, wovon auch p. 64. und 153. im erſten Th. Meldung geſche - hen. Wenn der Same im Aufgehen iſt, und ſich in die Hoͤhe ſtrecket, muß man beſtaͤndig dar - nach ſehen, ob einige Erdfloͤhe ſich darauf befin - den, und wenn man ſolche gewahr wird, muß man mit dem Beſprengen alſobald dahinter her ſeyn, damit ſie von den jungen Pflaͤnzlein weg - gejaget und an einen andern Ort getrieben werden. Ein mehreres hievon findet man p. 86. ſq. in meiner Beſchreibung der Erfurtiſchen Dreyen - Brunnen-Gaͤrten, alwo ich von den Erd-Floͤhen weitlaͤuftiger gehandelt habe. Wenn die Pflan - zen das achte Blat erreichet, und in die Hoͤhe zu wachſen anfangen, muͤſſen ſie von dem darunter befindlichen Unkraute gereiniget und gejaͤtet wer - den.

Die Verpflanzungs-Zeit iſt ordentlich vor oder nach Johannis-Tag. Wenn es zu derſelben Zeit ſo viel geregnet und eingeweichet hat, daß die Pflanzen bekleiben koͤnnen, ſo muß das Verſetzen alſobald vorgenommen werden, und komt es auf 8 oder 14 Tage nicht an, ob das Stecken eheroder89Kohl-Gewaͤchſe. oder langſamer geſchiehet, wenn ſolches zur beſtim - ten Zeit nicht geſchehen kan. Doch pflegen auch Jahre zu entſtehen, da es binnen ſolcher Zeit nicht regnet. Da nun gleichwol die Pflanzen in die Erde gebracht werden muͤſſen, ſo iſt man ge - noͤthiget, das Begieſſen vorzunehmen, welches viele Muͤhe und Koſten verurſachen. Jnzwiſchen, wenn es nicht anders ſeyn wil, muß man zuvor in die abgezeichneten Riefen mit einem Jaͤte-Haͤck - lein nach der oben angezeigten Weite kleine Gruͤb - lein machen, und ein wenig Waſſer hinein gieſen laſſen. Wenn ſich nun etwa nach einer Viertel - Stunde das Waſſer eingeſenket, ſo ſtecket man die Pflanzen, und giebt einer jeden widerum ein wenig Waſſer. Sobald dieſes eingeſuncken, wird das Gruͤblein mit der Jaͤte-Hacke widerum zuge - ſcharret, damit die Erde unten feuchte bleibe. Wenn dieſes unterlaſſen wird, ſo nimt die Luft und Sonne die Feuchtigkeit in einem Tage wie - derum hinweg. Hingegen, wenn dieſelbe nur 2 oder 3 Tage erhalten wird, ſo iſt die Pflanze beklieben. Nach weniger Zeit muß die Erde mit einer breiten Hacke zwiſchen den Pflanzen, ein auch wohl zweymal aufgelockert und vom Un - kraute gereiniget werden, welches als eine hoͤchſt - noͤthige Arbeit ja nicht zu verabſaͤumen iſt. Bey Ausraufung der Pflanzen, welche zum Stecken ſollen gebrauchet werden, verfaͤhret man alſo. Wenn das Bette, worauf ſie ſtehen, duͤrre iſt, und nicht vorher durch einen Regen erweichet wor - den, ſo muß ſolches ſtark begoſſen werden, damitF 5die906. Cap. Von allerhanddie Erde durchweiche, und die Pflanzen willig aus derſelben heraus gehen, auch wohl etwas Er - de an den Wurzeln hangen bleibe, daß ſie deſto eher bekleiben koͤnnen. Die Pflanzen duͤrfen bey dem ſtecken auch nicht blos auf den Acker hingeleget werden, ſondern man muß ſie mit Kleidern oder mit einem Tuche bedecken, daß die Sonne ſie nicht ſo ſehr austrockenen und welk machen kan. Ei - nige arme Kohl-Gaͤrtner machen auch Loͤcher ne - ben die Pflanzen, fuͤllen ſelbige mit friſchem Miſt aus, und bedecken ſolchen wieder mit der Erde, welches ſie Stuffen nennen. Dieſe Arbeit neh - men ſie um deßwillen vor, weil der Miſt hier gar ſehr theuer iſt, maſſen ein dreyſpaͤnniges Fuder auf 1 Rthlr. 16. Gr. mit dem Fuhrlohne zu ſtehen komt, womit ſie auf dieſe Art viel weiter kommen koͤnnen, als wenn das Land ordentlich geduͤnget wird. Drey Wochen nach Michaelis pflegen wir mehrentheils die Kraut-Haͤupter auszuziehen, welche zum Ver - kauf nicht conſumiret worden. Unterweilen laͤſ - ſet man es auch bis Simon Juda im Felde ſte - hen. Doch erinnere ich mich auch, daß das Kraut ſchon 3 Wochen nach Michael erfroren iſt, und wenn daſſelbige nach einigen Wochen durch die gelinde Witterung wieder aufgethauet worden, ſo hat es ſo arg, ja faſt noch aͤrger als ein Luder ge - ſtunken, daß man ſich nicht getrauet hat auf das Feld zu gehen. So bald man das Kraut nach Hauſe geſchaffet, wird ein Haupt um das andere reihenweiſe mit den Wurzeln in die Erde geleget, wobey man es bewenden laͤſſet, bis man vermu -thet,91Kohl-Gewaͤchſen. thet, daß ſich ſtarke Froͤſte einſtellen moͤchten. Alsdenn bedecket man ſolche mit Erbs - oder ande - rem Stroh, jedoch nicht alzudinne, damit ihnen der Froſt nicht ſchaden kan. Wenn es die Jahres - Zeit leidet, und man gedenket, daß die ſtarken Froͤſte nicht ſo bald kommen moͤchten, ſo iſt es freylich gut, wenn man es laͤnger auf dem Felde kan ſtehen laſſen, weil ſich das Kraut hernach den Winter uͤber viel beſſer haͤlt, und nicht ſo leichte verfaulet. Das darauf folgende Jahr kan das Land, wenn es wohl gegraben oder gepfluͤget, und der noch nicht verfaulte Miſt wiederum fein in die Erde gebracht worden, wiederum mit allen Kohl - Gewaͤchſen bepflanzet werden, man wird in dem 2ten Jahre keine Veraͤnderung daran ſpuͤren.

Bey der dritten Sorte des weiſſen fruͤhzei -Kleine Art Fruͤh - Kraut. tigen Krautes iſt noch dieſes zu erinnern, daß man den Samen nicht zu der Zeit, wenn der ordent - liche Kappus-Samen im Fruͤhjahre beſtellet wird, ſaͤen muͤſſe, ſondern man bringet denſelben erſtlich in dem halben May in die Erde, und folglich wer - den die Pflanzen drey bis vier Wochen langſamer geſtecket. Denn wenn dieſe gedachte kleine Art mit dem ordentlichen Cappus - oder Kraut-Samen geſaͤet und geſtecket wuͤrde, ſo iſt gewiß, daß um Bartholomaͤi und etwas weiter hin, alle Haͤupter um ihre Feſtigkeit willen entzwey platzen, und folglich in dem Herbſte kein einiges zum Samen - Ziehen uͤberbleiben wuͤrde.

Wil man aber dieſelben zeitiger als den or - dentlichen Cappus in die Kuͤche zur Speiſe haben,ſo926. Cap. Von allerhandſo gewinnet man drey bis vier Wochen, wenn ſie zu eben der Zeit, wie der ordentliche Kraut-Same ge - ſaͤet und geſtecket werden, wiewol dieſe Koͤpfe viel kleiner bleiben; inzwiſchen nehmen ſie auch nicht ſo viel Raum auf dem Lande, alwo ſie hingepflanzet werden, hinweg. Man kan auch dieſelben noch zeitiger zuwege bringen, wenn der Same in dem halben Februar in ein Miſt-Beet geſaͤet wird, in welchem die ſtaͤrckeſte Hitze vorbey iſt; jedoch muß daſſelbe anfaͤnglich, wenn die Pflaͤnzlein kleine und zart ſind, des Nachts entweder mit Stroh-Decken oder mit Laͤden zugedecket werden. Wenn ſie zum Verpflantzen groß genug ſind, werden ſie gemeini - glich zu Ende des Aprils ein und drey viertel Schu - he weit geſtecket. Es iſt gewis, daß es faſt ſo zeitig wird als das Winter-Kraut, nur muß die Sache recht angegriffen werden, und dieſe kleine Sorte ſchickt ſich auch am beſten zu Erziehung des Winter - Krauts.

Vom Kompſt - Kraute.
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Endlich muß von den ſogenannten Kompſt - Kraute noch gedenken, daß ſolches von dem or - dentlichen Cappus - und nicht von beſonderm Sa - men erzeuget werde, wie manche einfaͤltige Leute glauben und zuweilen Kompſt-Kraut-Samen bey mir verlangen. Wenn man dergleichen Kraut haben wil, ſo muß man den Samen nicht zu der or - dentlichen Zeit, wenn man den Kappus-Samen zu ſaͤen pfleget, ſondern erſtlich zu Ende des May - Monats beſtellen, daß alſo die Saͤe-Zeit uͤber ei - nen Monat differiret. Denn das langſame Saͤenund93Kohl-Gewaͤchſen. und Stecken verurſachen, daß die beſte Zeit zum feſte Schlieſſen und Wachſen der Haͤupter verſtrei - chet, und aus dieſer Urſache wird man gegen den Herbſt uͤberfluͤßige Pfuſchen zum Kompſt-Kraute uͤberkommen. Doch dieſes haben diejenigen nicht noͤthig, welche ſchlechten Samen ſaͤen, oder die Cul - tur des Krautes ſonſt nicht recht verſtehen. Denn dieſe bekommen allezeit uͤberfluͤſige Pfuſchen unter ihren Kraut-Haͤuptern.

§. 2.

Das blutrothe Sommer-Kraut, rotherVom ro - then Krau - te. Kopf-Kohl, roth Kappus-Kraut, roth Haͤupter-Kraut, Braſſica capitata rubra C. B. P. J. B. komt in der gaͤnzlichen Erziehung mit dem vorhero beſchriebenen weiſſen Kopf-Kohle in allen bis auf einige ſehr wenige Stuͤcke uͤberein. Es gibt hierinnen an der Farbe wohl drey und meh - rere Sorten, da eine voͤllig blutroth, die andere roth, die dritte blaßroth, und die vierte weder roth noch gruͤne iſt. Wenn dieſer Same im Heraus - ſtechen begriffen iſt, und aufgehen wil, ſo gehen die Erd-Floͤhe viel aͤrger darnach, als nach andern Kohl-Gewaͤchſen, und wo man nicht genau darauf Achtung hat, ſo ſind die Pflaͤnzlein in weniger Zeit hinweg gefreſſen, daß man nicht weiß, wo ſie hingekommen ſind. Darum muß man mit dem Beſprengen beſtaͤndig darhinter her ſeyn. Zum Samenziehen muͤſſen die allerbeſten Haͤupter, wel - che wohl gewachſen, feſte geſchloſſen, und blutroth ſind, ausgeleſen und aufbehalten werden. Jm Fruͤhjahre werden ſie in die Erde reihenweiſe ei -nen946. Cap. Von allerhandnen Schuh weit von einander eingeleget. Drey bis 4 Wochen laͤſſet man ſie alſo liegen, und nach verfloſſener Zeit komt man ihnen ebenfals durch einen Creutz-Schnit zu Huͤlfe, damit ſie ihren Herz-Stengel in die Hoͤhe treiben koͤnnen. Wenn man ihnen mit dem Aufluͤften nicht einigemal zu Huͤlfe komt, ſo bleiben ſie leicht zuruͤcke, denn dieſe Art ſchieſſet nicht ſo gerne in die Hoͤhe als die weiſſe Sorte. Sind ſie nun ſo viel in ihre Samen-Sten - gel gewachſen, daß ſie anfangen zu bluͤhen, ſo muß man ſie des Tages ſonderlich bey Sonnenſchein ei - nigemal beſprengen, damit die Erd-Floͤhe hinweg getrieben werden. Wen dieſes nicht geſchiehet, ſo kriechen ſie in die Blumen hinein und freſſen die jungen Samen-Capſeln alle entwey, daß man ſehr wenigen oder gar keinen Samen hiervon be - komt. Mit dieſer Beſprengung muß ſo lange continuiret werden, bis die Bluͤte vorbey iſt.

Bey der Probe dieſes wie auch des Blau - kohl-Samens habe ich gefunden, daß, ſo bald die Koͤrner in dem Laͤplein aufgekaͤumet, und hervor wachſen, alle Kaͤumlein roth ſeyn muͤſſen; wo ſie aber dieſe Farbe nicht haben und gelbe ſind, ſo iſt es ein Zeichen, daß der Same falſch iſt und werden die daraus zu hoffende Koͤpfe wie auch der Blau - kohl nimmermehr roth oder blau werden. An den Geruch aber darf man ſich bey Einkaufung dieſes und anderer Kohl-Samen nicht kehren. Jch ha - be ſchon bey der Fermentation im erſten Theile im 10. Capitel p. 80. gemeldet, daß durch die Waͤrme das zuſammen gelegte Stroh benebſt den Schottenoder95Kohl-Gewaͤchſe. oder Samen-Capſeln ſehr naß und ſtinkend wer - den. Hierdurch nehmen die Samen-Koͤrner, wel - che ſich darinnen befinden, einen uͤbeln Geruch an ſich, und behalten ſolchen uͤber ein ganzes Jahr, ob er gleich auf einen luͤftigen Boden ausgebreitet wor - den. Es hindert aber ſolcher moderiche Geruch die Samen-Koͤrner an dem Aufgehen im geringſten nicht, und wenn dergleichen Samen von dieſem Geruche nichts mehr an ſich haben, ſo iſt es ein Zei - chen, daß ſie einige Jahr alt ſind. Man hat ſich alſo, wie einige Kaufleute dieſerhalben an mich ge - ſchrieben, um des uͤbeln Geruchs willen wegen der Guͤte des Samens keine Bekuͤmmernis zu machen. Wenn derſelbe ſonſt ſeine Probe haͤlt, und von ei - ner guten Sorte iſt, ſo kan Niemand mehr ver - langen.

§. 3.

Nachdem ich die Erziehung des Sommer -Vom weiſ - ſen und ro - then Win - ter-Krau - te. Krautes beſchrieben, ſo muß auch noch mit weni - gem von dem Winter-Kraute handeln. Es wird das weiſſe und rothe Winter-Kraut, oder Kopf - Kohl, Brasſica capitata hyemalis alba, & rubra von eben dem Samen wie das Sommer-Kraut er - zeuget, nur daß derſelbe erſt im Auguſt um Jacobi muß geſaͤet werden, und zeigt es von einer Einfalt und Unwiſſenheit, wenn man meinet, daß zwiſchen dem Winter - und Sommer-Kraut-Samen ein Un - terſchied ſey, wovon im erſten Theile p. 25. 26. 27. weitlaͤuftiger gehandelt worden. Man kan von allen dreyen gedachten Sorten des Sommer - Krautes den Samen nehmen und Winter-Krautdaraus966. Cap. Von allerhanddaraus erziehen. Doch brauchen wir am liebſten hierzu die kleinſte Sorte. Jn der Cultur iſt ſonſt eben kein groſer Unterſchied zwiſchen dem Sommer - Kraute. Man merke daher nur folgendes: Das Land, worauf das Winter-Kraut ſol geſaͤet werden, darf durchaus nicht gegraben oder mit Kaͤrſten ge - hacket werden, ſondern es wird der Same auf ein ſolches Land geſaͤet, wo vorhero Steckzwiebeln, Sommer-Kraut-Pflanzen, May-Ruͤben u. d. gl. geſtanden; jedoch muß daſſelbe, wenn gedachte Fruͤchte herunter ſind, mit breiten Hacken fortge - ſcharret werden, damit das darauf befindliche Gras und Unkraut verdorre, welches nachhero abgerech - net werden muß. Der Same wird alsdenn zur ge - hoͤrigen Zeit oben auf geſaͤet und wohl eingerechnet. Wenn die Pflanzen aufgegangen und in etwas erwachſen ſind, ſo muͤſſen ſie gejaͤtet und vom Un - kraute reine gehalten werden. Gleich nach Mi - chels-Tag werden ſie nach der Garten-Schnure geſtecket, alſo, daß die Blaͤtter ſamt ihrem Herz - lein nur 2 bis 3 Zol uͤber der Erden zu ſehen ſind. Die Weite iſt oben bey dem Sommer-Kraute angegeben worden. Jedoch iſt zu mercken, daß 3 bis 4 Pflanzen ganz nahe aneinander geſtecket wer - den. Denn obgleich von dieſen 3 oder 4 nahe aneinander geſteckten Pflanzen eine oder zwey er - frieren oder in Samen ſchieſſen ſolten, welches ſehr vielmal zu geſchehen pfleget, ſo wird doch zum wenigſten eine hiervon gut bleiben. Jſt man gluͤcklich, daß ſie nicht erfrieren oder im Samen gehen, ſo kan man die beſte ſtehen laſſen, die uͤbri -gen97Kohl-Gewaͤchſen. gen ausheben und auf ein darzu wohl gegrabenes und geduͤngtes Land ſtecken; doch behalten diejeni - gen, welche an ihrem Orte ſtehen bleiben, weil ſie nicht durch das Fortpflantzen verunruhiget werden, einen groſen Vorzug. Jm Fruͤhjahre, wenn es warmen Sonnenſchein giebt, muͤſſen ſie fleifig be - goſſen und vom Unkraute gereiniget werden. Wenn man dergleichen Pflantzen im Ueberfluſſe hat, koͤnnen ſie ſehr dicke, etwa 2 Zol weit von ein - ander auf ein Beet geſtecket, auf das Fruͤhjahr ver - zogen und an einen andern Ort verſetzet, oder auch verkaufet werden.

§. 4.

Jch habe in manchen Jahren angemerket,Verſchiede - ne Erfah - rungen und Anmer - kungen vom Win - ter-Kraute. daß bey vielen unter den erwachſenen Winter - kraut-Pflantzen, wenn ſie ſich im Fruͤhjahre in ihre Haͤupter ſchlieſſen ſollen, die mittlere Herzen nicht von der Stelle, vielweniger in ihre Haͤupter wach - ſen wollen, ſondern kleine geblieben. Die aͤuſſer - lichen Blaͤtter wuchſen inzwiſchen immer fort, und uͤber einem jeden derſelben ſezte ſich ein friſches Herze an. Jch unterſuchete ſolche Stauden ge - nau, und fand unter dem Herzen ein Loch, alwo die zarte Dorſche faſt gaͤnzlich durchgenaget war, ſo, daß das Herz nur noch auf einem kleinen we - nig Mark und Schale ſtund; doch war das be - nagte Fleck wiederum uͤberlaufen und in etwas verwachſen. Hierdurch hatten die Herzen zwar in etwas ihr Leben erhalten, doch aber wegen Mangel des Nahrungs-Saftes nicht voͤllig in die Hoͤhe gehen, und ſich in ihre Haͤupter ſchlieſſenAbh. v. Kuͤcheng. Gkoͤn -986. Cap. Von allerhandkoͤnnen. Dahero ſtellete ich eine weitere Unterſu - chung an, um hinter die eigentliche Urſache zu kommen, wovon dieſes Uebel herruͤhren moͤchte. Jch ſchnitte das in der Mitten ſtehende Herze aus einer Pflanze heraus, und fand unter demſelben eine Hohlung oder Loch. Jch fuhr daher fort und ſchnitte nach und nach immer weiter etwas von dem Strunke ab, worauf ich endlich eine ziemliche groſe weiſſe Made oder Wurm darinnen fand, welcher unter dem Herze den Mark abgenaget hatte. Jch hoͤrete daher nicht eher auf mit ſchneiden, bis ich fri - ſchen Mark fand, und auf einen auf der Seite ſte - henden Austrieb oder Auge kam, welches die Gaͤrt - ner auf ein Auge ſchneiden zu nennen pflegen. Die uͤbrigen, uͤber den unterſten Blaͤttern ausge - ſchoſſenen oder ausgewachſenen Augen aber ſchnitte ich alle hinweg.

Dieſe zurechte geſchnittenen oder ausgebuz - ten Pflanzen zeigte ich meinen Gaͤrtnern, und be - fahl die uͤbrigen deren Herzen auch mat und kleine waͤren, auf eben dieſe Art, nemlich auf ein Auge oder Nebenherz auszuputzen, da ſie denn bey mancher Pflanze unterweilen zwey auch wohl drey ſolcher Maden in den Strunken gefunden. Als dieſe Arbeit verrichtet war, wuchſen nachhero dieſe Pflanzen eben ſo ſchoͤne, als die andern, und ich bekam von denenſelben faſt eben ſo gute Koͤ - pfe, nur mit dieſem Unterſchiede, daß ſie 8 zum Theil aber 14 Tage laͤngſamer, als diejenigen, deren Herzen von denen Maden unbeſchaͤdiget ge - blieben waren, in ihre Veſtigkeit wuchſen. Die -ſes99Kohl-Gewaͤchſen. ſes Ungemach, derer in den Strunken befindli - chen Wuͤrmer, entſtehet nicht alle Jahre, und habe ich in dem 1751ſten Jahre hiervon faſt gar nichts geſpuͤret.

Es iſt auch denenjenigen, welche jaͤhrlich Winter-Kraut erziehen, allzuwohl bekant, daß, wenn ſich die Pflanzen im Fruͤhjahre in ihre Haͤu - pter ſchlieſſen wollen, an den mehreſten Kraut - und Wuͤrſings-Pflanzen uͤber einem jeden Blate ein Herz, ohne das in der Mitten ſtehende, zu fin - den, welche in 3, 4, oder 5 Tagen bey temperirter Witterung 3 und mehr Zol lang hervor wachſen. Dieſe an der Seite oder an dem Strunke ſtehen - de Raͤuber oder Nebenherzen muͤſſen alſobald mit einem Meſſer abgeſchnitten, oder mit der Hand ſeitwaͤrts abgedrucket werden, damit aus den Stauden keine vielkoͤpfige Haͤupter und monſtra werden koͤnnen.

Aus Curioſitaͤt habe ich einigemal eine ſchoͤne friſche Pflanze ausgeſuchet, und das in der Mit - ten ſtehende Herz herausgeſchnitten, die uͤbrigen an dem Strunke und ſeitwaͤrts ſtehenden aber alle dar - an gelaſſen und gefunden, daß ſie ordentlich in ihre Haͤupter gewachſen; ſie wurden aber nicht groͤſer als ein mittelmaͤſiger Apfel. An manchem Strun - ke bekam ich 12 bis 18 ja an einem 22 ſolcher kleinen Kraut-Koͤpfe, welche ſehr veſte gewachſen, und recht artig anzuſehen waren, woruͤber ſich viele ge - wundert haben.

Dergleichen Winter-Pflanzen muß man nicht mit den Schaͤlken vermengen, oder in die ClaſſeG 2derſel -1006. Cap. Von allerhandderſelben ſetzen, indem dergleichen ſeltſame Pflan - zen weder von dem ſchlechten Samen, noch von dem Mangel derer Herzen herruͤhren, maſſen ſie genugſame ja uͤberfluͤßige Herzen hervor bringen, und wenn ſie, wie gedacht, tractiret werden, dennoch ihre guten Haͤupter bekommen. Bey den Som - mer-Pflantzen wird dieſes ſchwerlich gefunden werden, oder ſo es ja bey dem Blumen-Kohl und Sommerkopf-Kohl geſchehen ſolte, ſo waͤre es als eine rechte Raritaͤt anzuſehen, welches ich aber noch niemalen wahrgenommen habe. Doch ha - be bey den Sommerkraut-Pflanzen zu manchen Jahren, wenn ſie zu alt geworden, und ſo lange, ehe ſie verpflanzet worden, ſtehen geblieben, auch vielmalen kleine Maden in dem Mark angetroffen, welche ſich aber nach dem Stecken wiederum ver - lohren, und den wenigſten Pflanzen einigen Scha - den zugefuͤget haben.

Die Art und Weiſe aber, wie dieſe Maden oder Wuͤrmer entſtehen, und in die Steckpflanzen kommen, iſt dieſe. Wenn der Same alzu fruͤhe geſaͤet worden, oder auch, wenn bey der ordentli - chen beobachteten Beſtelzeit, ein guter und tem - perirter Herbſt mit warmen Regen ſich ereignet, ſo werden die Pflanzen bald groß, und bekommen einen ziemlich ſtarken Mark; in welchem nachma - len die Maden hinlaͤnglichen Aufenthalt und Nah - rung finden. Wenn es nun vor dem Herbſt viele von den Sommer-Voͤgeln giebt, von welchen dieſe Kraut-Wuͤrmer herruͤhren, ſo legen dieſelben ihre Eyer an die Pflanzen, welche bey guter Wit -terung101Kohl-Gewaͤchſen. terung bald ausgebruͤtet werden. So bald nun die kleinen Maden zur Macht gekommen, ſo freſſen ſie ſich durch die Schale bis in den Mark, und befin - den ſich alſo, wenn die Pflanzen geſtecket werden, albereit darinnen. Sie bleiben den Winter uͤber in dem Struncke lebendig, und bey angehenden Fruͤhlings-Tagen fangen ſie hernach an unter den Herzen zu nagen.

Zweifelt Jemand hieran, und meynet, daß es nicht moͤglich ſey, daß eine ſo zarte Creatur das Leben den Winter uͤber erhalten koͤnne, der be - denke nur, daß ja die Geſpinſt-Raupen, nachdem ſie im Herbſte kaum ausgebruͤtet worden, eben - fals in den kaͤlteſten Wintern an den Baͤumen in ihren Neſtern und zwar ohne einige Nahrung le - bendig bleiben. Man reiſſe mitten im Winter, wenn eben die Sonne warm geſchienen, ein ſolches Raupen-Neſt von einander, oder man lege es nur etliche Minuten in eine warme Stube, ſo wird man finden, daß die jungen Raͤuplein alle leben. Da nun dieſe in der heftigſten Kaͤlte ihr Leben ohne Nahrung erhalten koͤnnen: warum ſolte es denn nicht bey den gedachten Wuͤrmern an - gehen, da ſie ja in den Pflanzen nicht nur einen ſichern Aufenthalt, ſondern auch hinlaͤngliche Nah - rung haben. Wenn man auch die Pflanzen zur Herbſt-Zeit, wenn ſie ausgeraufet und fortgeſte - cket werden, recht genau betrachtet, ſo wird man bey einigen ein gelbes oder roſtiges Flecklein an dem Struncke finden, alwo ſich dieſe Maden hin - ein gebohret haben. Bricht man alsdenn eineG 3ſolche1026. Cap. Von allerhandſolche Pflanze auf dieſem Flecke mitten von einan - der, ſo wird man die Made darinnen finden.

Daß aber die Wuͤrmer nicht in den Fruͤchten und Gewaͤchſen entſtehen und wachſen, ſondern von auſſen hinein kommen, iſt eine bey den Naturver - ſtaͤndigen ausgemachte Sache, und habe ich nicht noͤthig mich dabey aufzuhalten; ich wil dahero nur um dererjenigen willen, welche hiervon noch nicht uͤberzeugt ſind, aus denen ſchlafloſen Naͤchten p. 503. folgendes Zeugnis anfuͤhren.

Daß die Wuͤrmer, ſo in dem Obſt und Nuͤſſen gefunden werden, nicht urſpruͤnglich in denenſelben von ſich ſelbſt wachſen, braucht kei - nes Beweiſes, ſintemal man an allen wurmigen Obſte bey genauer Betrachtung von auſſen ſehen kan, was inwendig vorhanden iſt, denn kein Apfel, Birn, Pflaumen, Nuß oder dergleichen, wird ohne einigen Loͤchleins oder Fleckgens ſeyn, wenn ein Wurm inwendig ſteckt, wodurch das vom Ge - ſchmeis lebendig gewordene Wuͤrmgen ſich durch die Schale hinein gebohret hat; wenn ſich denn eine ſolche Made oder Wurm in der Frucht gros, und bis zu ſeiner Veraͤnderung ſat gefreſſen hat, ſo kriecht er wieder durch die Schale heraus, zu welchem Ausgange aber ein groͤſſer Loch als zum Eingange erfordert wird, derowegen findet man in denen Fruͤchten, ſo eroͤfnete Wurm-Loͤcher ha - ben, gar ſelten den lebendigen Wurm noch, wie an den Haſel-Nuͤſſen, Gal-Aepfeln und derglei - chen zu erſehen iſt.

Aus dieſem allen kan man zur Gnuͤge abnehmen, daß kein eintziges Thier -lein103Kohl-Gewaͤchſen. lein, ſo klein als es immer ſeyn mag, ohne Mutter oder Ey aus einer Faͤulniß von ſich ſelbſt entſtehen koͤnne.

Wenn man nun unter den Pflanzen einige Wurmſtichige antrift; ſo hat man eben nicht Urſa - che ſich Bedencken daruͤber zu machen, denn ſie ſind nicht alle von den Maden angegangen. Man hat auch nicht noͤthig eine genaue Unterſuchung anzu - ſtellen, denn es wuͤrde viel zu muͤhſam und weitlaͤuf - tig ſeyn, alle insbeſondere zu betrachten. Es gehen auch viele dieſer Wuͤrmer nach dem Stecken wieder zu grunde und ſterben in den Pflanzen, daß man nichts weiter davon ſpuͤret, welches vermuthlich da - her komt, weil ſie in den verſezten und welk gewor - denen Pflanzen keine hinlaͤngliche Nahrung haben, indem es denenſelben, ehe ſie wieder bekleiben und einwachſen, am Safte fehlet. Sonſt kan man die - ſem Uebel auch gar fuͤglich begegnen, wenn man nach der obigen Regel 3 bis 4 Pflanzen nahe an ein - ander ſtecket, und im Fruͤhjahre diejenigen, welche nicht recht wachſen wollen, aushebet, die beſten aber ſtehen laͤſſet.

§. 5.

Alles was ich von der Cultur des groß gel -Vom Sa - voyer - Kohl. ben Sommer - und Winter-Savoyer-Koh - les, Braſſica Sabauda hyberna, Lob. ic. Braſſica alba capite oblongo non penitus clauſo, ſchrei - ben koͤnnte, iſt bereits bey dem weiſſen und rothen Sommer - und Winter-Kraute gemeldet worden, und komt derſelbe, was die Erziehung betrift, mit jenen in allen Stuͤcken uͤberein. Jm SteckenG 4beobach -1046. Cap. Von allerhandbeobachtet man die Weite, welche bey der mitlern Sorte des weiſſen Sommer-Krautes angegeben worden. Wenn der Savoyer-Kohl noch nicht recht veſte geſchloſſen, ſo iſt er am beſten in der Kuͤ - che zu gebrauchen; laͤſſet man aber die Haͤupter veſte und derb werden, ſo ſchmecket er nicht ſo an - nehmlich, weil ſie zu ſtarcke und grobe Rippen be - kommen. Zur Erwaͤhlung der Samen-Haͤupter von dieſem Kohle iſt beſondere Achtſamkeit und Sorgfalt noͤthig; denn wenn gegen den Herbſt nicht die allergelbeſten, krauſeſten und am ſchoͤnſten geſchloſſenen Haͤupter darzu genommen werden, ſo gehen entweder die von ſolchem Saamen zu hof - fenden Pflantzen in Schlutter-Kohl, oder ſie wer - den gruͤne.

§. 6.

Vom Wir - ſching oder Poͤrſch - Kohl.
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Gleiche Bewandniß hat es auch mit dem gruͤnen Sommer - und Winter-Wirſing, Hertz-Kohl, Poͤrſch-Kohl, Braſſica fimbriata. C. B. P. Braſſica criſpa, lacinioſa. J. B. Dieſer komt gleichfals mit dem vorigen voͤllig uͤberein, ausgenommen, daß er nicht weiter als 2 Schuh Raum verlanget. Mit den Winter-Pflantzen ver - faͤhret man eben ſo, daß 3 bis 4 Pflantzen gleich nach Michaelis zuſammen nahe an einander geſte - cket und im Fruͤhjahre die ſchlechten weggenom - men und nur die beſten ſtehen gelaſſen werden. Gegen den Herbſt ſuchet man zum Samen die krau - ſeſten und ſchoͤnſten Haͤupter aus, leget ſie Rei - henweiſe in Garten, und laͤſſet ſie den Winter uͤber alſo ohne zugedeckt liegen, ſo bringen ſie imFruͤh -105Kohl-Gewaͤchſe. Fruͤhjahre ihre Samen-Stengel; wobey aber eben - fals das Aufluͤſten der Haͤupter nicht darf vergeſſen werden.

§. 7.

Der Winter-Wirſing kan auch gar fuͤglichVon dem Winter - Wirſing, welcher als Blat-Kohl gebraucht wird. als ein Blat-Kohl gepflanzet und gebrauchet wer - den. Man nimt hierzu den ordentlichen jeztge - dachten Wirſing-Samen. Das Land, worauf man dieſen Samen ſaͤen wil, muß noch mittelmaͤ - ſige Beſſerung in ſich haben, und wer daſſelbe im Ueberfluß beſitzet, der thut wohl daran, wenn er ſowohl zur Herbſt - als Fruͤhlings-Zeit darzu gra - ben laͤſſet. Man laͤſſet darauf das Land bis zur Beſtelzeit liegen. Solte aber waͤhrender Zeit viel Unkraut darauf wachſen, ſo muß es zum wenig - ſten zweymal mit den breiten Hacken doch aber nicht tief fort geſcharret und reine gehalten wer - den.

Gleich nach Jacobi und nachfolgende 14 Ta - ge ſaͤet man bey uns den Samen oben auf das Land, und arbeitet oder ſcharret denſelben mit den breiten Hacken ein wenig unter, und rechnet hernach das Land fein gleich und eben. Nachdem die Pflanzen aufgegangen und in etwas erwachſen, ſo ſind ſie vom Unkraute zu befreyen. Um Michaelis-Tag muͤſſen dieſe Pflantzen auf ein wohl gegrabenes und geduͤngtes Land unter die Baͤume in Schatten ge - ſtecket werden.

Es iſt dieſer Blat-Kohl in weiter nichts von den ordentlichen Winter-Wirſing unterſchieden, als daß die Pflantzen nur einen halben Schuh weit,G 5und1066. Cap. Von allerhandund hingegen der Winter-Wirſing 2 Schuh weit von einander geſetzet werden. Dieſer verlanget ei - nen zur Sonnen wohl gelegenen Ort, hingegen die Blatkohl-Pflanzen einen ſchattigten. Dieſe Pflan - zen muͤſſen ſo tief geſtecket werden, daß das Herze derſelben voͤllig in die Erde komt, und die groſſen Blaͤtter kaum zwey Zol hervorragen, damit ſie nicht ſo leichtlich erfrieren, denn ſie pflegen bey guter Herbſt Witterung wiederum ein wenig heraus zu wachſen. Auf das Fruͤhjahr, wenn die Pflanzen wieder anfangen zu wachſen, und einige derſelben in die Hoͤhe ſchieſſen und in Samen gehen wollen, ſo werden ſie verzogen und zum Gebrauch in die Kuͤ - che gegeben. Die guten laͤſſet man ſo lange ſtehen, bis man einige Blaͤtter abbrechen kan, alsdenn nimt man von jeder Staude ein, zwey bis drey Blaͤtter. Dieſe werden kleine geſchnitten, und als ein fruͤhzeitiges und wohlſchmeckendes Gemuͤs ver - brauchet. Von dergleichen Blat-Kohl wird hier eine groſe Menge gezeuget und conſumirt, und laſſe ich nur alleine alle Jahr vier Erfurtiſche Acker mit ſolchen Pflanzen einen halben Schuh weit beſtecken, welches jedem, dem es unglaublich ſcheinen doͤrfte, kan gezeiget werden.

Acht oder 14 Tage darauf, nachdem ſich ei - ne gute Witterung ereignet, werden die Pflanzen abermal geblatet, und dieſes dauret, bis die gruͤ - nen Erbſen und Bohnen zeitig werden, alsdenn bricht man ſie mit ſamt ihren Herzen ab, indem der - gleichen Gemuͤs hernach nicht mehr ſo aͤſtimi - ret wird, maſſen ein jeder Menſch hierinnen ger -ne107Kohl-Gewaͤchſen. ne eine Veraͤnderung hat. Wenn dieſe Pflanzen abgebrochen ſind, ſo werden ihre Stiele ausgerau - fet, und an einen zur Sonnen gelegenen Ort ge - bracht, damit ſie recht duͤrre werden, da man ſie dann zum Einheitzen gar fuͤglich brauchen kan. Mit den Kraut-Dorſchen, wenn ſie geſamlet und recht getrocknet worden, kan ebenfals gekocht und eingeheizet werden. Bey uns pfleget man ſolche wegen des Holzmangels gar wohl zu nutzen.

Die Oerter, worauf dergleichen Blat-Pflan - zen geſtanden haben, laͤſſet man zu unterſchiede - nen mahlen mit breiten Hacken, abſonderlich, wenn ſich vieles Unkraut darauf befindet, fortſcharren, damit ſolches das Land nicht ausmergele. Auf eben dieſes Land kan man um Jacobi wieder der - gleichen Pflanzen ſaͤen. Wenn die Verpflan - zungs-Zeit herbey komt, koͤnnen die Pflanzen ab - geraufet werden, und ohne einen Schaden zu be - ſorgen 4 bis 5 Tage liegen bleiben. Waͤhrender Zeit kan das Land gegraben und alsdenn wiederum mit den Pflanzen beſtecket werden; ein ſolcher Ort aber wil alle 2 Jahr geduͤnget ſeyn. Wenn man ein ſolches Land, nachdem die Pflanzen abgebrochen worden, recht graben laͤſſet, ſo koͤnnen auch Selle - rie, Sallat, Winter-Zwiebeln, Winter-Endivien, Porre oder Spaniſcher Lauch u. d. gl. darauf geſte - cket werden.

§. 8.

Von dem Blumen-Kohl, Kaͤſe-Kohl,Vom Blu - men-Kohl. Chartifiol, Caulfior, Braſſica cauliflora. C. B. P. Braſſi -1086. Cap. Von allerhandBraſſica florida, botrytis, Lobel. Braſſica Cy - pria, Dod. habe bereits in dem erſten Theile in ſiebenden Cap. p. 40 und 41, und beſonders im gan - zen 18ten Capitel gehandelt, und eine umſtaͤndliche Nachricht gegeben, wie ſowol die fruͤhzeitigen als ſpaͤten oder langſamen Pflanzen zu erziehen ſind. Das Land, worauf ſie ſollen geſtecket werden, ver - langet eben die Zubereitung, welche zum weiſſen Kraute erfordert wird. Bey dem Verpflanzen und weitern Wartung iſt auch kein Unterſchied. Daher habe ich nicht noͤthig, etwas weiteres hier - von anzufuͤhren. Doch aber kan ich nicht unter - laſſen, von der Erziehung des Samens umſtaͤnd - lich zu handeln. Denn obgleich derſelbe meiſtens aus fremden Laͤndern herbey geſchaffet wird, ſo kan er doch in Teutſchland ebenfals recht gut gezeuget werden.

Herr Arnold Friedrich Reiſenberg un - ter den Namen von Hartenfels meinet zwar im zweyten Theile ſeines Garten-Saals p. 186,

daß man dieſen Samen hier zu Lande nicht erziehen, vielweniger zur Zeitigung bringen koͤnte: wenn man aber einige Setzlinge oder Stauden durch den Winter braͤchte und ſelbige im Fruͤhlinge in den Garten ſetzete, ſo glaubete er Samen hier - von zu erziehen.

Allein, wenn der Herr Rei - ſenberg in dem Garten - und Acker-Bau ein Pra - cticus geweſen waͤre, und in Erziehung des Blu - men-Kohls einige Wiſſenſchaft gehabt haͤtte, ſo wuͤrde er vielleicht anders geurtheilet haben. Denn es iſt der Blumen-Kohl ein Sommer-Ge -waͤch -109Kohl-Gewaͤchſen. waͤchſe, welches im Fruͤhjahre muß geſaͤet werden, und gegen den Herbſt ſeinen Samen bringet, wor - aus gewiß folgt, daß von den Stauden, welche durch den Winter gebracht und in den Garten ge - ſetzet werden, kein Samen zu hoffen iſt. Weil aber durch dieſes Angeben mancher moͤchte verfuͤh - ret werden, ſo wil ich meine hierin gemachten Ver - ſuche und daraus erlangte Erfahrung hiermit er - oͤfnen.

Vor ohngefehr 35 Jahren, ehe ich noch einen Unterſchied zwiſchen einem Sommer - und Winter - Gewaͤchſe machen konte, habe ich es einigemal probiret, ob ich von ausgewinterten Blumen - kohl-Stauden Samen bekommen koͤnte. Jch brachte auch einmal 6 der ſchoͤnſten Stauden, wel - che ſchlosweiß waren und nicht den geringſten Feh - ler an ſich hatten, durch den Winter. Jch ver - pflanzete ſolche zu Ende des Aprils an einen war - men und zur Sonne wohl gelegenen Ort im Gar - ten. Jch ließ aber vorhero von meinem Boͤttger eben ſo viel Faͤſſer machen, welche nur einen Boden hatten, und deckte die Stauden wegen der an - noch zur ſelbigen Zeit rauhen Luft, mit denenſelben, wie auch mit Pferde-Miſt alle Nachte zu. So bald als die Sonne herbey kam, ließ ich die Faͤß - lein durch den Gaͤrtner ſamt dem Miſte alle Mor - gen hinweg thun, und dieſes wurde beobachtet bis in die Mitte des May-Monats. Drey Wochen darnach fiengen dieſe Stauden an ſich an ihrer Farbe zu veraͤndern, und wolten an den Blumen oder Kaͤſen etwas gruͤnlich werden, woraus ich denSchluß1106. Cap. Von allerhandSchlus machete, das ich nunmehro gewis Samen von denenſelben erhalten wuͤrde, und alſo den rech - ten Vortheil in unſern Landen zu erzeigen entdecket hatte. Allein ſolches Anſehen behielten ſie einige Wochen unveraͤnderlich: wuchſen auch nicht das allergeringſte von der Stelle, doch blieben ſie bis 14 Tage nach Pfingſten beſtaͤndig gut; nach ver - floſſener Zeit aber fiengen ſie an, oben an den Blu - men zu verfaulen, und endlich gar zu verderben. Hieraus erhellet offenbar, daß das Angeben von dem Herrn Reiſenberg vergeblich ſey. Da ich nun auch oben ſchon gedacht, daß der Blumen - Kohl ein Sommer-Gewaͤchſe iſt, ſo folgt daraus, daß man jaͤhrlich, wenn die Witterung dazu be - quem und behuͤlfllich iſt, gewiß Samen von dem - ſelben zu hoffen habe, wie ich denn dergleichen meiſt alle Jahre viele Pfunde erzeuge.

Es iſt jederman alhier bekant, daß ich jaͤhrlich viele Fuder Blumen-Kohl, was drey Pferde zie - hen koͤnnen, von Bartholomaͤi an bis gegen Mi - chaelis und weiter hinaus erziehen laſſe, welcher, ohne Ruhm zu melden, unvergleichlich gewachſen und ſchneeweis iſt, und dieſer wird meiſtens aus meinem eigenen Samen erzogen. Die Urſache iſt dieſe, weil nemlich der hier gezeugte Same unſerer Luft und Landes-Art gewohnet, ſo ſchlaͤgt er eben ſo gut an, als der auslaͤndiſche.

Von den jungen Blumenkohl-Pflanzen aber, welche keine Koͤpfe bekommen, und nach einiger Zeit, wenn ſie ſind geſtecket worden, in ihre Bluͤte und Samen-Stengel gehen, nutzet der Samenichts,111Kohl-Gewaͤchſen. nichts, wiewol einige Betruͤger ſolchen aufbehalten und fuͤr gut verkaufen, oder zum wenigſten mit un - terzumiſchen pflegen. Wenn nun dieſer geſaͤet wird, ſo gehen die mehreſten Pflanzen alſobald in ihre Samen-Stengel, und wenn ja zuweilen einige zuruͤck bleiben, ſo bringen ſie gelbe, gruͤne und nichtsnutzige Koͤpfe hervor. Jch habe mit derglei - chen Samen Proben gemacht, und befunden, daß ſolcher nicht zu gebrauchen ſey.

Es iſt zwar andern, daß dieſer Samen in un - ſern Landen eben nicht in Menge kan erzogen wer - den; allein ob dieſes gleich nicht iſt, ſo kan man doch ſolchen bey uns zuwege bringen, und man hat dieſen Vortheil dabey, daß man eines theils nicht betrogen werden und ſich darauf verlaſſen kan, an - dern theils, daß man denſelben nicht ſo theuer bezah - len muß.

Es gehoͤret aber zu dieſer Erziehung Gele - genheit, Wiſſenſchaft und groſe Muͤhe, und iſt nicht jedermans Werk ſolche vorzunehmen. Jn - zwiſchen wil ich ſolche kuͤrzlich und aufrichtig be - ſchreiben.

  • 1.) Wird hierzu ein Miſt-Bette, welches aber groͤſer als die ordentlichen zu verfertigen iſt, er - fordert, und hierzu muß friſcher Pferde-Miſt aus den Staͤllen genommen und eingetreten werden.
  • 2) Auf dieſen bringet man zum wenigſten 1 Schuh hoch ſolche Erde, von welcher ich oben p. 151. im erſten Theile vieles erinnert habe, daß die Stauden genug Nahrungs-Saft an ſich zie -hen,1126. Cap. Von allerhandhen, und wohl einwachſen koͤnnen, damit ſie der Wind nicht ſo leicht umtreiben kan.
  • 3.) Wird der Same in dem halben Februar, wenn der Brodem und die ſtaͤrckſte Hitze in dem Miſt-Bette vorbey iſt, nicht dicke geſaͤet.
  • 4.) Das Miſt-Bette muß alle Abend mit Bre - tern oder Laͤden zu, und alle Morgen, wenn die Sonne auf dem Horizont ſtehet, aufgedecket werden, Fenſter darf man durchaus nicht darauf decken laſſen, damit die Pflantzen nicht dadurch getrieben und quat gemachet werden, welches ſie nicht vertragen koͤnnen, es waͤre denn des Nachts um der ſtarken Kaͤlte willen; aber dennoch muͤ - ſten ſie des Tages hoch aufgehaben, und wenn ſich die groſe Kaͤlte in etwas verlieren ſolte, wie - derum hinweg gethan werden, welches man ſo deutlich nicht beſchreiben kan, denn es muß hier - innen ein jeder ſelbſten ſeine Gedanken zu Ra - the ziehen. Siehe auch hievon im erſten Thei - le p. 145.
  • 5.) Stellen ſich zu der Zeit, wenn der Same aufgegangen, des Nachts ſtarcke Froͤſte ein, ſo muß man noch uͤber die Breter Stroh decken, auch ſo gar, wenn die Kaͤlte zu grimmig ſeyn ſol - te, ſtrohichten Pferde-Miſt, welcher zu aller Zeit im Vorrath neben dem Miſt-Bette liegen ſol, darauf bringen laſſen.
  • 6.) Sind nun die Blumenkohl-Pflanzen ſo viel erwachſen, daß ſie zum Verſetzen dienlich, ſo verziehet man ſolche nach und nach, und laͤßt die ſchoͤnſten und groͤßten Pflanzen 2 Schuh weitauf113Kohl-Gewaͤchſen. auf dem Miſt-Bette ſtehen, die heraus gezogenen aber verſetzet man in dem halben Monat April nach ihrer gehoͤrigen Weite in den Garten.
  • 7.) Die Erde muß man zwiſchen denen annoch darauf ſtehenden Pflanzen fein auflockern, und vom Unkraute reinigen. Hierauf muß man die in das Miſt-Bette gebrachte magere Erde zwi - ſchen den Pflanzen mit kleinem verfaulten Kuͤh - Miſte ein und einen halben Zol hoch beſtreuen und ſtark begieſſen laſſen, wodurch die Pflanzen ſchoͤn und freudig wachſen werden.
  • 8.) So bald in den Stauden die Blumen her - vor kommen, und eines Reichsthalers gros in die Rundung gewachſen ſind, muß man die dar - auf befindlichen und in das Creutz liegenden Blaͤtter von einander thun, und dieſelben recht wohl eigentlich betrachten, ob ſie ſchlosweiß ausſehen oder nicht. Fallen ſie im Anſehen nur einigermaſſen in das Gelbe, ſo taugen ſie nicht, guten Samen zu ziehen, denn es wuͤrden die daraus wachſende Blumen gelbe und gruͤne werden.
  • 9.) Es kan auch nicht undienlich ſeyn, wenn die Blumenkohl-Stauden gros und ſchwer werden, daß ſie an darneben geſteckte Pfaͤhle mit Weiden angebunden werden, damit ſie die ſtarken Winde nicht auf die Seite treiben und uͤber den Haufen werfen koͤnnen.
  • 10.) Wenn die Stauden in ihrer Bluͤte ſtehen, muͤſſen ſie bey warmen Sonnen-Schein un - terweilen beſprenget werden, damit die Erd -Abh. v. Kuͤcheng. HFloͤhe1146. Cap. Von allerhandFloͤhe hinweg bleiben, denn dieſe pflegen ſonſt in der Bluͤten-Zeit in die Bluͤmlein hinein zu kriechen, und die darinnen befindlichen kleinen Hoͤrnlein abzufreſſen.
  • 11.) Sind die Samen-Hoͤrner gros genug ge - wachſen, ſo werden ſie gemeiniglich kurz vor oder nach Michaelis gelbe, zu welcher Zeit man ein Samen Horn abbrechen, ſolches von ein - ander machen, und ſehen muß, ob die Koͤrner braune ſind. Findet man dieſes, ſo iſt es Zeit, nach und nach die reifeſten Stengel abzuſchnei - den.
  • 12.) Warum man aber von denen in die Gaͤr - ten gepflanzten Blumen-Stauden nicht leicht Samen uͤberkommen kan, ſolches komt daher, weil ſie fortgeſtecket werden. Denn dadurch werden ſie 3 bis 4 Wochen in ihrem Wachsthu - me aufgehalten, ehe ſie in dem Lande bekleiben, ſich beſinnen, und fortwachſen koͤnnen. Hinge - gen die in dem Miſt-Bette gebliebene werden in ihrem Wachsthume nicht gehindert, und kom - men folglich auch viel eher zur Reifung.

Jch zweifele nicht, daß ich werde dargethan haben, daß man hier zu Lande aufrichtigen Blu - menkohl-Samen erziehen kan, ich verſichere hier - durch, daß ich, wie ſchon gedacht, mehrentheils al - le Jahr viele Fuder der groͤßten Koͤpfe eben ſo weis und ſchoͤne von meinem Samen erzogen ha - be, als von dem Cypriſchen. Weil ich aber der - gleichen wegen des Verkaufes nicht genugſam kan erziehen laſſen, ſo bin genoͤthiget von fremden Or -ten115Kohl-Gewaͤchſen. ten ſolchen zu ſuchen und zu verſchreiben. Jch hof - fe auch, daß alle diejenigen, welche nach meiner ge - gebenen Anleitung mit Erziehung des Blumen - Kohls verfahren, eben ſo gluͤcklich damit ſeyn wer - den, als ich viele Jahre bis hieher geweſen bin. *)Jn der Einleitung zum Land - und Garten-Schatze wird noch viele Erfahrung hiervon zu leſen ſeyn.

§. 9.

Der Spargel-Kohl Braſſica Neapolita -Vom Spar - gel Kohl. , Brocculi di Napoli. Ruͤben-Kohl-Dor - ſchen. Braſſica tuberoſa, rapobraſſica. Wein - mann. Broccoli, Bruoccoli. Dodon. Dieſer Kohl, ſage ich, iſt noch nicht viele Jahre in Deutſch - land bekant geweſen; ſeit 20 Jahren aber iſt er faſt an allen Koͤniglichen und Fuͤrſtlichen Hoͤfen gemein worden. Es iſt derſelbe aus Jtalien, ſon - derlich aber aus dem Kirchen-Stat zu uns gekom - men. Jn der Erziehung komt er mit dem Blu - men-Kohl faſt in allen Stuͤcken uͤberein, nur in we - nigem iſt ein Unterſchied. Es iſt derſelbe gleich - fals ein Sommer-Gewaͤchſe, und erfordert eben ein ſolches friſch geduͤngtes Land wie andere Kohl - Gewaͤchſe, wird auch zu gleicher Zeit ſowol fruͤhe als langſam, wie der Blumen-Kohl geſaͤet und ge - pflanzet. Es gibt zweyerley Sorten deſſelben, als blauer und weiſſer, welche einander ſonſt gleich ſind, auſſer daß jener etwas hoͤher in den Stengel waͤchſet als dieſer. Die Pflanzen werden auf dem Felde oder in dem Garten zum wenigſten 2 Schuh weit von einander geſtecket. Wenn ſie etwas inH 2die1166. Cap. Von allerhanddie Hoͤhe gewachſen ſind, muͤſſen ſie auch wohl zweymal mit den breiten Hacken vom Unkraute ge - reiniget werden.

Sie wachſen ſehr ſtark und feſte in die Erde, gewinnen dadurch ſtarke und groſe Blaͤtter und lange dicke Strunke. Um Bartholomaͤi werden ihre Blaͤtter mit einem Meſſer uͤber die Helfte nahe an den Stengeln oder Dorſchen abgeputzt, welche dem Viehe koͤnnen gegeben werden. Man laͤßt ſie hierauf in ihre Hoͤhe fortwachſen bis in den ſpaͤten Herbſt, und wenn man merket, daß ſich die Froͤſte einſtellen wollen, ſo werden ſie mit ei - nem Wurzel-Spieſe ausgehoben, weil ſie ſich nicht ſo leicht als das weiſſe Kraut aus der Erden zie - hen laſſen. Nach dieſem ſchneidet man abermal von den Stauden die Blaͤtter bis oben auf das Herze ab, und bringet ſie in einen Keller oder Gewoͤlbe, und pflanzet ſie in Sand, doch alſo, daß keine Staude an die andere zu liegen komt, ſonſten pfleget es eine Faͤulnis zu verurſachen. Das Be - gieſſen im Keller muß auch nicht zu uͤberfluͤſig und nur zuweilen geſchehen, wenn man nemlich be - findet, daß es noͤthig iſt, indem das uͤberfluͤſige Gieſ - ſen verurſachet, daß ſie hernach zu ſehr anfangen zu wachſen.

Der Keller oder das Gewoͤlbe, worein ſie gepflanzet worden, muß Luft-Loͤcher haben, doch muͤſſen dieſelben bey groſer Kaͤlte mit Stroh oder Pferde-Miſt zugeſtopfet, und bey der darauf folgen - den guten Witterung wiederum aufgemacht wer - den.

Es117Kohl-Gewaͤchſen.

Es iſt mir vor einigen Jahren mit dieſem Ge - waͤchſe wunderlich gegangen. Jch hatte recht ſchoͤ - ne auserleſene Stauden gezogen, wuſte aber nicht, wie ſolche in der Kuͤche zur Speiſe ſolten zugerich - tet werden, und wurde alſo genoͤthiget ſolche dem Rindviehe zu geben. Denn ob ich gleich einige herrſchaftliche Koͤche darum befragte, wie man ſol - che Stauden gebrauchen koͤnte, ſo wuſten ſie doch ſolches eben ſo wenig als ich, um deswillen unter - ließ ich dieſes Gewaͤchſe ferner zu erziehen.

Nach einigen Jahren kam ein neuer herr - ſchaftlicher Koch zu mir, und befragte mich, ob ich denn den Jtaliaͤniſchen Brocculi kennete, und ſol - chen erziehen koͤnte? Jch gab ihm zur Antwort, er waͤre mir ſehr wohl bekant, haͤtte auch vor ei - niger Zeit eine ziemliche Quantitaͤt erziehen laſ - ſen, als ich aber ſolche hernachmalen den herr - ſchaftlichen Koͤchen anbieten laſſen, ſo haͤtten ſie ſolches Gewaͤchſe nicht gekennet, vielweniger ge - wuſt, wie ſie ſolches in der Kuͤche zurichten ſolten, um deswillen haͤtte ich die Erziehung deſſelben un - terlaſſen. Der Koch, welcher ein Fronzoſe war, antwortete mit gebrochenen Deutſchen Worten: es muͤſten dumme Teufel geweſen ſeyn, daß ſie den Brocculi nicht gekennet und nicht zuzurichten ge - wuſt. Er bat mich zugleich fuͤr ſeine Herrſchaft durch meine Gaͤrtner eine ziemliche Quantitaͤt er - ziehen zu laſſen, welches auch bis hieher alle Jahr geſchehen iſt.

Wenn die Pflanzen auf dem Acker in etwas erwachſen ſind, ſo bleiben viel Leute, welche vor -H 3bey1186. Cap. Von allerhandbey gehen, dabey ſtehen, wundern ſich und ſinnen, was dieſes fuͤr ein Gewaͤchſe feyn moͤchte, indem es nicht wie Savoyer-Kohl, nicht wie Kohlrabi uͤber der Erden, auch nicht wie Blaukohl ausſaͤhe, ſie ſagen auch wohl dabey, ich waͤre gewiß mit dem Samen betrogen worden, es haͤtten vermuth - lich Kohlrabi daraus werden ſollen. Und ob ih - nen gleich meine Gaͤrtner auf ihre gethane Frage, was dieſes ſeyn ſolte, aufrichtig geſagt, daß es ein hier unbekantes Kohl-Gewaͤchſe waͤre, ob ſie auch gleich dieſes einige Jahre daher auf meinen Ae - ckern geſehen, ſo komt es dennoch vielen unglaub - lich fuͤr. Mit dem Samen iſt es eben ſo beſchaf - fen, wie mit dem Blumen-Kohl, daß man nem - lich denſelben aus fremden Orten muß kommen laſſen. Wenn man ihn aber in unſern Landen er - ziehen wolte, ſo muͤſte es eben auf die Art, wel - che bey dem Blumen-Kohl angegeben worden, geſchehen.

Ob ich gleich zum Kochen nicht aufgelegt, und darinnen ſonſt unerfahren bin, ſo kan ich doch nicht umhin denen Liebhabern des Kochens zu Ge - fallen mit wenigem zu bemerken, wie ſolches Ge - waͤchs in der Kuͤche zu gebrauchen ſey. Wenn die Stengel Blumen-Koͤpfe gewonnen, ſo werden ſolche abgeſchnitten, und von der aͤuſerlichen Schale geſaͤubert und hernach auf eben dieſe Art und Weiſe zugerichtet wie der Blumen-Kohl. Auf eine andere Art werden ſie in der Kuͤche alſo zu - rechte gemacht. Die langen Strunke werden mit einem Meſſer bis auf den Mark geſchaͤlet. DerKern119Kohl-Gewaͤchſen. Kern wird in kleine Stuͤcke 6 Zol lang zerſchnit - ten, welche man auch, wenn ſie dicke ſind, in der Laͤn - ge zerſpalten muß. Hernach werden ſie mit einem Faden in Bindel gebunden und eine Viertelſtun - de in friſchen Brunnen geworfen. Hierauf thut man ſie in kochend Waſſer, und wenn ſie faſt gahr ſind, wird die erſte Bruͤhe weggegoſſen, und Fleiſch-Bruͤhe daruͤber gegoſſen in welcher ſie vol - lends gahr gekochet werden. Alsdenn wird eine ordentliche Spargel-Bruͤhe daran gemacht. Wenn Baum-Oel und Eßig darauf gegoſſen wird, koͤnnen ſie auch kalt zum Sallaͤten gebrauchet werden. Das uͤbrige wird erfahrnen Koͤchen und Haus - Muͤttern uͤberlaſſen.

§. 10.

Von den Kohl-Raben, Kohl-RuͤbenVon Kohl - Raben. uͤber der Erden Braſſica gongylodes. C. B. P. Braſſica coulorapa, Braſſica caule rapum ge - rens. Dodon. giebt es zweyerley Sorten, welche zwar einerley Guͤte, Wachsthum und Geſchmack haben, aber doch in der Farbe weit unterſchieden ſind. Die erſte Sorte iſt gruͤn, und die andere blau, es iſt dieſer Kohl von den andern Kohl-Ge - waͤchſen im Saͤen, Verpflanzen und in der War - tung nicht im allergeringſten unterſchieden, und es wird alle Arbeit in allen Stuͤcken eben alſo wie bey jenen verrichtet. Der Samen kan eben ſo - wohl fruͤhe in ein Miſt-Bett als auch langſam in das Land oder in Garten geſaͤet werden. Bey allen Kohl-Gewaͤchſen, ſonderlich aber bey dieſem, habe ich angemerket, wenn ſie zu dicke geſaͤet wor -H 4den,1206. Cap. Von allerhandden, und man ſie alſo fortwachſen laͤßt, daß weder aus den Pflanzen noch Fruͤchten etwas tuͤchtiges werde. Wenn alſo dieſe Pflanzen zu dicke auf - gegangen ſind, und das vierte Blaͤtlein erreichet haben, ſo muͤſſen ſie verzogen werden, daß ſie we - nigſtens einen und einen halben Zol weit von ein - ander ſtehen; dadurch bekommen ſie Luft, Raum und Nahrung, daß ſie recht ſtaͤmmicht werden koͤn - nen. Dieſe geringe Muͤhe hilft, daß alle Kohle wohl gerathen, wenn anders die uͤbrige gehoͤrige Arbeit, welche eine jede Sorte erfordert, den Som - mer uͤber verrichtet wird. Bey dem Verſetzen verlangen die Kohlrabi-Pflanzen einen Raum von 2. Schuh und 6. Zol. Die fruͤhzeitig geſteckten koͤnnen bald in der Kuͤche gebrauchet werden; wenn ſie aber bis gegen den Herbſt auf dem Lande ſtehen bleiben, ſo wird das Fleiſch in den Kugeln hin und wieder holzig, und der Geſchmack verlie - ret in etwas ſeine Annehmlichkeit. Wenn die Kugeln die Groͤſſe eines mittelmaͤſigen Apfels er - langet, ſo ſind ſie zum Eſſen am allerdelicateſten, und haben zu ſolcher Zeit unter allen Gemuͤſen ei - nen groſſen Vorzug. Einige ſogenante Gaͤrtner und Ackerleute haben die Gewohnheit, wenn die Kohlrabi etwas in ihre Kugeln gewachſen ſind, daß ſie die Blaͤtter ganz glat davon abſchneiden, damit der Saft deſto eher zuruͤck und in die Ku - geln gehen ſol, und meinen, daß ſie ſolche dadurch eher und fruͤhzeitiger als andere Leute uͤberkommen wuͤrden. Jch habe aber bey dieſer vermeinten Klugheit gar eigentlich angemerket, daß diejeni -gen121Kohl-Gewaͤchſen. gen Kugeln, welchen die Blaͤtter genommen wor - den, nicht ſo friſch und ſchnel gewachſen ſind, als diejenigen, welchen man ſolche gelaſſen, woraus folget, daß das Abſchneiden der Blaͤtter nicht nuͤtz - lich ſondern vielmehr ſchaͤdlich ſey, indem, wie ich davor halte, der Umlauf des Saftes und folglich auch das Wachsthum dadurch gehindert wird. Warum aber ihre Kugeln unterweilen von einan - der ſpalten, kan p. 147. im erſten Theile nachgeleſen werden.

Diejenigen Kohl-Ruͤben, welche man nach und nach zur Speiſe gebrauchen wil, hebet man zur Herbſt-Zeit aus, bringet ſie den Winter in Keller, und ſetzet ſie in truckenen Sand, oder welches ich noch beſſer befunden, man machet eine Grube auf dem Lande oder im Garten eines Spa - tens tief, und nach Belieben etwan vier Schuh breit, und ſchaufelt die Erde zu beyden Seiten her - aus, alsdenn nimt man die Kohl-Ruͤben, von wel - chen zuvor die Blaͤtter mit einem Meſſer bis oben an das Herze abgepuzt worden, und leget eine an die andere in die Grube, ſcharret hernachmalen die zu beyden Seiten herausgeworfene Erde oben voͤllig darauf. Wenn man nun ſolche zum Gebrauch ha - ben wil, machet man die darauf geworfene Erde herunter, und holet ſo viel heraus als man noͤthig hat. Sie bleiben in einer ſolchen Grube viel ſchoͤ - ner, friſcher und ſchmackhafter, als diejenigen, wel - che in Keller gebracht werden.

Eine merckwuͤrdige Erfahrung, welche ich ehemals bey den Kohl-Raben gehabt, muß ich al -H 5hier1226. Cap. Von allerhandhier noch anfuͤhren. Anno 1725. hatte ich meine Samen-Kugeln recht wohl durch den Winter ge - bracht. Jch ließ ſolche in dem halben April in den Garten pflanzen, alſo, daß drey Theile von den Kugeln in die Erde zu ſtehen kamen, und der vierte Theil aus derſelben hervorragete. Sie be - klieben nicht nur, ſondern wuchſen auch drey Schuh hoch recht ſchoͤne in ihre Samen-Stengel und wolten anfangen zu bluͤhen. Als ich nun von ohngefehr Fruͤhmorgens 6. Uhr in den Garten hin und wieder ſpatzieren gieng, wurde ich gewahr, daß alle Samen-Stengel ganz welck und ſchlap waren, und die Koͤpfe haͤngen wolten. Jch ſtund dabey ſtille, wunderte mich daruͤber und ſan nach, wo dieſes Uebel herkommen moͤchte, indem ſonſt dergleichen Gewaͤchſe fruͤhe Morgens am aller - ſchoͤnſten munter und friſch ausſehen muͤſſen. Jch befahl daher dem Gaͤrtner die Erde von den Ku - geln herab zu ſcharren, und da fand ſich, daß ſie alle mit einem Meſſer, bis etwan auf einen hal - ben Zol durchgeſchnitten waren, ſo daß der obere Theil nur noch auf einer Seite mit dem unteren ein wenig zuſammen hieng. Jch lies hierauf durch den Gaͤrtner den Ober-Theil der zerſchnittenen Kugeln etwas in die Hoͤhe biegen, mit einem Meſ - ſer die in den Schnitt gefallene Erde recht reine heraus ſchaben, und alsdenn beyde Theile wieder - um wohl zuſammen drucken. Hierauf beveſtigte ich bey allen Kugeln den obern Theil an den untern mit kleinen hoͤlzern Naͤgeln, damit keine Luft darzwiſchen kommen konte, und lies die Erdeganz123Kohl-Gewaͤchſen. ganz an die Kugeln anhaͤufen, und alſobald ſtark begieſſen, damit ſie ſich wiederum veſte anſetzen muſte. Jn einer Zeit von 48 Stunden hatten ſich alle Samen-Stengel in die Hoͤhe gerichtet, ſie fiengen auch an wiederum zu wachſen, zu bluͤ - hen und ihre Samen-Hoͤrner oder Samen - Capſeln hervorzubringen. Die Freude, welche ich hieruͤber hatte war ſehr gros; aber es wurde mir dieſelbe nicht lange gegoͤnnet. Denn als ich nach drey Wochen wieder einmal in den Garten kam, wurde mir durch den Gaͤrtner alſobald be - richtet, daß die Samen-Staͤngel von den Kohl - Raben alle mit einen Degen waͤren abgehauen wor - den. Jch ſahe auch zu gleicher Zeit, daß viele Zie - geln auf meinem Garten-Hauſe entzwey geworfen waren, woruͤber ich mich aͤrgerte, und gleich vor meine Leute ſagte, daß dieſe Bosheit nicht werde ungeſtraft bleiben, und daß ſie noch ſehen ſolten, daß meine Feinde, welche mir dieſen Scha - den zugefuͤget, verderben wuͤrden, welches auch geſchehen, indem ſie nicht lange darnach verdor - ben und geſtorben, und wie der Rauch vergan - gen ſind.

§. 11.

Die Kohl-Ruben unter der Erden,Von Kohl - Ruͤben un - ter der Er - de. Braſſica radice napi, ſive non cauleſcens. Na - pobraſſica, J. B. deren Wurzeln in der Erden wachſen, haben mit den vorigen einerley Erzie - hung und Wartung, ausgenommen, daß ſie kein friſch geduͤngtes, ſondern ein ſolches Land verlan - gen, welches vorher ein oder zwey Jahre gebrau -chet1246. Cap. Von allerhandchet worden, und in welchem der Miſt voͤllig ver - faulet iſt, indem ſie durch die friſche Duͤngung viele Nebenzacken bekommen, wovon im erſten Theile p. 124. kan nachgeleſen werden. Auch duͤr - fen ſie nicht weiter als zwey Schuh gepflanzet wer - den. Sie haben ein ganz anderes Blat und Far - be, als die Kohl-Ruben uͤber der Erde, ſie ſind auch am Geſchmack denenſelben gar nicht gleich, vielmehr kommen ſie darinnen bald mit den weiſſen Ruͤben uͤberein. Die rundeſten, welche nicht ſo viel Nebenzacken haben, werden zum Samen aus - geſuchet, und auf das Fruͤhjahr in den Garten gepflanzet. Den Winter uͤber werden ſie in Kel - ler oder in einer Grube aufbehalten, und wird damit verfahren, wie bey dem Kohl-Ruben uͤber der Erden Bericht gegeben worden. Siehe hier - von nach in dem 1 Th. p. 37. 38.

§. 12.

Von dem Blat-Kohl, welcher ſich nicht in Haͤupter ſchlieſt.
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Auſſer den bereits angefuͤhrten Kohl-Gewaͤch - ſen, welche Haͤupter bekommen, giebt es auch noch andere, welche ſich nicht in Haͤupter ſchlieſſen, aber dennoch ſehr nuͤzliche Kuͤchen-Speiſen geben. Hiervon ſind folgende 4 Sorten bekant:

  • 1) Krauſer Braun-Kohl. Braſſica rubra C. B.
  • 2) Der Kraus-gefaltene Kohl. Braſſica fim - briata, C. B.
  • 3) Der Breit-gefaltene Rohl, Braſſica laci - niata, alba & rubra, I. B.
  • 4) Der Franzoͤſiſche bunte Kohl, Bluma - ge-Kohl. Braſſica lato apii folio, C. B. Se - leniſia latifolia genant.
Die125Kohl-Gewaͤchſen.

Die gemeinen Leute nennen dieſe Sorten uͤberhaupt bey uns Blau-Kohl, die Farbe mag gruͤne, gelb oder blaue ſeyn. Dieſe gemeldete Kohle, welche theils hoch, theils niedrig wachſen, haben einerley Erziehung. Der hohe Kohl iſt um deswillen gut, weil die Maͤuſe ſeine Herzen nicht ſo leicht angehen; hingegen kan ihn der Froſt ſehr ſchaden. Wenn aber dergleichen Ungeziefer nicht vorhanden iſt, ſo hat der Niedrige den Vor - zug, weil er nicht ſo leicht als der hochſtaͤmmich - te erfrieret. Er verlanget ein gut gegrabenes und mit friſchem Miſte geduͤngtes Land, welche Zube - reitung ſowohl vor als nach dem Winter geſchehen kan. Es wird der Same fruͤhzeitig zu Anfange des Maͤrzes geſaͤet, und entweder eingefuͤſelt oder untergezogen. Wenn er gleich kaum aufgegan - gen iſt, ſo kan er doch einen ziemlichen Froſt aus - ſtehen, und erfrieret nicht leicht. Jſt er ſo viel in die Hoͤhe gewachſen, daß er zum Verpflan - zen dienlich, ſo muß man ihn durchraufen, daß auf dem Lande oder Beete die Pflanzen zum we - nigſten ein Schuh weit ſtehen bleiben. Die aus - gerauften Pflanzen koͤnnen entweder verkauft oder zur Speiſe gebrauchet, oder auch auf ein anderes Fleck, wo die Sonne den ganzen Tag uͤber hin ſchei - nen kan, geſtecket werden. Das Begieſſen muß auch nicht verabſaͤumet werden, abſonderlich, wenn die Pflanzen noch kleine und quat ſind, damit die Erd - Floͤhe ſolche nicht abfreſſen. Wenn er nun erwach - ſen, ſo kan man ihn den ganzen Sommer abblaten. Nachdem man die Pflanzen eine Zeitlang alſo ge -nutzet,1266. Cap. Von allerhandnutzet, ſo koͤnnen ſie wiederum auf ein ander friſch gegrabenes Land gleich nach Jacobi geſtecket wer - den. Es wachſen ſolche vom neuen recht ſchoͤne, und bringen noch gute Stauden.

Wil man aber dieſen Kohl kurz vor den Win - ter reihenweiſe einlegen oder einſchlagen, oder auch auf dem Lande, wo er iſt hingeſtecket wor - den, ſtehen laſſen, ſo iſt die allerbeſte Zeit, ſol - chen kurz vor, oder nach Pfingſten zu ſaͤen. Jm uͤbrigen wird eben ſo verfahren, wie jezt von den fruͤhzeitigen gemeldẽt worden. Die gelben Blaͤt - ter werden abgeblatet und dem Rind-Viehe gege - ben, und wenn dieſes nicht geſchiehet, werden ſie in ihrem Wachsthume gehindert. Jn dem Nov. kan man anfangen den Kohl auszuheben und in die Erde reihenweiſe einzuſchlagen, doch ſo, daß die Herze mit der Erde nicht bedecket werden. Kan man ſolchen an einen Ort bringen, wo er vor den kalten Luͤften etwas Schutz hat, iſt es ſehr gut, weil ihm alsdenn der Froſt nicht ſo ſehr ſchaden kan. Den Winter hindurch, bis er wil anfangen in die Samen-Stengel zu ſchieſſen, koͤnnen die Blaͤtter zur Speiſe abgenommen werden, und mit dieſen kan man ſo lange fortfahren, bis er anfaͤngt zu bluͤhen, und ſeinen Samen zu brin - gen. Man laͤſt ſo viel Reihen in dem Lande ſte - hen, als man gedenket Samen noͤthig zu haben. Hat man aber zu viel von dieſem Kohle eingeleget, ſo kan ſolcher dem Viehe gegeben werden. Wer das Land im Ueberfluſſe hat, kan auch allen uͤbri - gen eingeſchlagenen Kohl ſtehen, und in Samengehen127Kohl-Gewaͤchſen. gehen laſſen, wovon hernach Oel zum Verbrennen kan geſchlagen werden. Wenn der Same weg iſt, und das Land wiederum friſch geduͤnget und ge - graben worden, ſo kan man daſſelbe, wenn es die Sonne gut hat, mit Blumen-Kohl, Kohlrabi, Sellerie, Majoran, Sallat und dergleichen beſte - cken laſſen. Wenn der Kohl den Winter uͤber ab - geſchnitten wird, und die Stengel oder Strunke ſtehen bleiben, ſo wachſen im Merz junge Sproſſen, oder wie ſie die gemeinen Leute nennen, Hur-Kin - derchen daran, welche zum Kochen uͤberaus wohl zu gebrauchen ſind. Man kan auch guten Sallat davon machen, wenn ſie vorhero etwas gekocht und abgebruͤhet worden. Einige Leute nennen dieſe Schoſſe bey uns Brocculi, oder Brockeln, welche man aber mit den oben beſchriebenen Jtaliaͤniſchen Brocculi nicht confundiren darf.

Von den Blumaſchen-Kohl, welcher mitVon den bunten Bluma - ſchen-Kohl. bunten Farben gezieret iſt, muß ich noch bemerken, daß dieſer mehrentheils erzogen wird, die Schuͤſ - ſeln bey Auftragung der Speiſen damit zu ſchmuͤ - cken, indem die Blaͤtter grauſe ſind, und mit ihren bunten Farben gar artig unter einander ſpie - len. Jnzwiſchen kan man ihn auch zur Speiſe brauchen. Es kan dieſer Kohl den Winter uͤber in den Sand in Keller eingeleget werden, alwo er mit ſeinen bunten Blaͤttern recht ſchoͤne hervor waͤchſt, jedoch muß das Begieſſen, wenn es noͤ - thig iſt, nicht unterlaſſen werden. Man kan ihn zwar auch in das Land einlegen, es werden aber die Blaͤtter nicht ſo ſchoͤne buntfarbig als in demKel -1286. Cap. Von allerhandKeller. Den Sommer uͤber gewinnen ſie kei - ne ſonderliche Farbe, wohl aber im Herbſt, Win - ter und Fruͤhjahre.

§. 13.

Von dem Schnitt - Kohl.
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Bey dem Schnitt-Kohl, Braſſica arven - ſis, C. B. P. Braſſica ſylveſtris, crambe dicta. Dodon. iſt wenig zu merken. Der Samen wird im Fruͤhjahre geſaͤet, und wenn er ſo viel erwach - ſen, daß man ihn in die Hand nehmen kan, wird er zum oͤftern nahe an der Erden abgeſchnitten und in der Kuͤche verbrauchet. Er bleibet den Winter uͤber in Garten ſtehen, und erfrieret nicht leicht. Auf das Fruͤhjahr ſchieſſet er in die Hoͤhe und bringet ſeinen Samen.

§. 14.

Von dem Beiß-Kohl Mangold.
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Endlich iſt auch noch vom Beiß-Kohl, Roͤmiſchen Kohl, Roͤmiſche Beta oder Man - gold, Beiſſe, zu handeln. Es ſind deſſen dreyer - ley Sorten: als

  • 1.) Groſer Beiß-Kohl, mit ſehr breiten und weiſſen Rippen. Beta major viridis, alba, longiſſima. Beta major foliis latiſſima, C. B.
  • 2.) Kleiner weiſſer Beiß-Kohl, Beta alba.
  • 3.) Blaß-gruͤner und rother gemeiner Beiß-Kohl, Beta rubra vulgaris, C. B.

Die erſte groſſe Sorte wird von den Franzoſen Betrecarde genennet; nicht aber, als wenn es ein Geſchlechte einer Diſtel waͤre, ſondern daß es ſo viel heiſſe, als Beta Picarda, Picardiſche Beta, weil in Picardie die beſte waͤchſet. Das Kraut oder die Blaͤtter hiervon werden wie derordent -129Kohl-Gewaͤchſen. ordentliche Beiß Kohl zugerichtet. Der unterſte Theil derer Rippen iſt bey uns zuweilen 3 Zol breit und ſchlosweiß. Dieſe groſe Art iſt nicht ſonderlich bey uns gemein und bekant, und ob ſie auch gleich bey einigen anzutreffen iſt, ſo wiſſen ſie doch nicht, was ſie mit den Rippen anfangen ſol - len, und geben ſolche entweder dem Viehe oder werfen ſie wohl gar weg. Jch halte es daher fuͤr noͤthig etwas von der Zubereitung derſelben zu gedenken. Wenn dieſelben wohl zugerichtet wer - den, ſo geben ſie denen Artiſchocken, oder denen Cardi-Rippen, weder an der Zaͤrtlichkeit noch am guten Geſchmack etwas nach. Die aͤuſſerlichen Schalen der Rippen werden mit einem Meſſer ab - geſchaͤlet oder abgezogen, ſodann gekocht und ab - gebruͤhet, und hernach in einem Siebe abgetrock - net. Hierauf muͤſſen ſie in eine Schuͤſſel geleget, ein wenig Fleiſch-Bruͤhe, Salz, Muscaten-Blu - men und Pfeffer darzu gethan, und alles uͤber ei - nem Feuer mit einander gekocht werden. Zuletzt thut man ein gut Theil friſche Butter hinzu, wel - che aber nicht mitkochen darf, ſondern nur darinne zergehen muß, ſo iſt es ein ſonderlich gutes Ge - ruͤchte. Wermehr von dieſer Zurichtung zu wiſſen verlanget, kan auch in D. Elsholzens Tiſch - Buche p. 287. nachſchlagen. Alle dieſe Sorten der Beiß-Kohle verlangen einen zur Sonne wohl gelegenen Ort, und ein wohlgegrabenes und ge - duͤngtes Erdreich. Sie werden entweder in ein Miſt-Beet, oder auch im Garten, im April geſaͤet. Weil dieſe Samen-Koͤrner etwas gros ſind, muͤſ -Abh. v. Kuͤcheng. Jſen1306. Cap. Von allerhandſen ſie mit Kaͤrſten unter die Erde gehaͤckelt, und das Land hernach gleich gerechnet werden. Jſt der Same aufgegangen und ziemlich erwachſen, ſo verpflanzet man ihn in oben beſchriebenes Land, 2 Schuh weit, verſtutzet aber vorhero mit einem Meſſer die Wurzeln der Pflanzen. Bey der Verpflanzung muß auch das Gieſſen nicht unter - laſſen werden. Wenn er gros genung erwach - ſen und zu gebrauchen iſt, bricht oder ſchneidet man die unterſten Blaͤtter ab. Es kommen hernach - malen immer andere und ſchoͤnere hervor. Fer - ner habe ich auch bey der groſen Art angemerket, wenn es den Winter uͤber trockene und ſehr kalte Froͤſte gethan, ſo ſind die Stauden alle ausgefro - ren; hingegen wenn gelinde Wetter geweſen und vieler Schnee darauf gelegen, ſo ſind ſie nicht er - froren, ſondern gut geblieben. Am ſicherſten iſt es, wenn ſich die Froͤſte einſtellen wollen, daß man auf jeden Stock etwas vom allerleichteſten Pferde - Miſte decket. Doch am allerbeſten iſt es, wenn man ſie gegen den Winter aushebet, und im Kel - ler in friſchen Sand pflanzet, wovon man zum Kochen und zum Sallaͤten den Winter uͤber neh - men kan. Auf das Fruͤhjahr, wenn die ſtarken Froͤſte vorbey ſind, verpflanzet man einige Stoͤcke zum Samen in Garten, und wenn dieſelben in ihre Stengel ſchieſſen, ſo ſtecket man Pfaͤhle da - bey, und bindet ſie mit Weiden daran, damit ſie der Wind nicht umwerfen kan. Wenn der Sa - me gelb und reif geworden, ſo ſchneidet man die Samen-Stengel ab, laͤſſet ſie an einen luͤftigenOrt131Rohl-Gewaͤchſen. Ort auf dem Boden duͤnne hinlegen und duͤrre wer - den, und hernach mit einem Stecken abklopfen. Es muß dieſer Same wohl in Obacht genommen werden, daß keine Feuchtigkeit darinnen bleibe, indem dadurch ein Schimmel verurſachet, und der Same zum Aufgehen untuͤchtig gemacht wird. Ferner muß man ſich huͤten, daß er nicht an einen ſolchen Ort gebracht wird, wo es Maͤuſe gibt, denn ſie gehen denſelben ſehr gerne an und freſſen die kleinen braunen glaͤnzenden Samen-Koͤrnlein, deren in jeden groſen rauhen Koͤrner 3 bis 4 und noch mehr ſtecken, begierig heraus.

Die uͤbrigen oben genanten Sorten werden auf eben dieſe Art erzogen, nur daß ſie nicht ſo weit doͤrfen geſtecket werden. Dieſe erfrieren nicht ſo leicht, und bleiben mehrentheils den Winter uͤber gut, um deswillen ſie auch von vielen Winter-Beiß - Kohl genennet werden.

§. 15.

Da ich zu Erziehung des weiſen KrautesVon den Raupen, welche den Kohl-Ge - waͤchſen ſchaͤdlich ſind. und uͤberhaupt der Kohl-Gewaͤchſe ein friſch und ſtark geduͤngtes Land angerathen; ſo wird ſolches freylich manchen fremde vorkommen. Denn ich weiß gar wohl, daß einige in dem irrigen Wahn ſtehen, die friſche Duͤngung ſey den Kohl-Ge - waͤchſen ſchaͤdlich weil Raupen von derſelben wuͤchſen, vor welchen man hernach nichts behalten koͤnte. Der Herr von Hochberg iſt eben der Mei - nung, und gibt daher in ſeinem adelichen Land - und Feld-Leben cap. 47. p. 495. folgende Regel:

Man ſol zu allen Kohl-Kraͤutern keine friſche Duͤn -J 2 gung1326. Cap. Von allerhand gung gebrauchen, weil die Raupen davon deſto lieber wachſen, und je aͤlter und wohl abgelege - ner die Duͤngung iſt, je weniger iſt die hitzige Fermentation, davon dergleichen inſecta und im - perfecta animalcula erwachſen.

Allein was hier geſaget worden, ſtreitet wider alle Erfahrung, und darf ſich kein Acker-Verſtaͤndiger dadurch ir - re machen laſſen. Jch brauche jaͤhrlich derglei - chen friſche Duͤngung zum Blumen-Kohl, Kraut, und andern Kohl-Gewaͤchſen auf vielen Aeckern; ich finde aber nicht, daß durch dieſelbe Raupen auf den Aeckern wachſen ſolten. Und es iſt offenbar, daß dieſe Gewaͤchſe auf einem Lande, worinnen ſich die Salze von dem friſchen Duͤnger noch bey - ſammen befinden, beſſer wachſen und gedeyen als auf einem Acker, wo der Miſt verfaulet und die mehreſten Salze bereits vergangen und herausge - ſogen ſind. Wenn es wahr waͤre, daß von der friſchen Duͤngung dergleichen Jnſecten wachſen ſolten, ſo muͤſte ja auch dieſes bey uns alle Jahr ge - ſchehen, welches doch kaum binnen 5 bis 6 Jahren einmahl wahrgenommen wird. Dieſes Uebel er - eignet ſich nur in den Jahren, in welchen es viele ſol - che Papiliones, Zwiefalter, oder Sommer-Voͤgel gibt, von deren Eyern die Kraut-Raupen ihren Ur - ſprung haben.

Als mir im Jahr 1746 die vom Herrn Au - guſt Johann Roͤſel, Miniatur-Mahler in Nuͤrn - berg herausgegebene monatlich Jnſecten-Beluſti - gung in die Haͤnde kamen, worinnen die Papi - liones nach ihrem Urſprunge, Verwandelung undallen133Kohl-Gewaͤchſen. allen wunderbaren Eigenſchaften, weitlaͤuftig be - ſchrieben, und in ſauber illuminirten Kupfern nach dem Leben vorgeſtellet ſind, ſo habe ich unter andern Claſſ. II. p. 21. ſub No. IV. die ſchaͤdliche gelbe und graue Kraut-Raupe auch darinnen gefunden. Weil aber dieſes Buch wegen des ziemlich hohen Preiſes nicht fuͤr alle iſt, ſo habe denen Haus-Vaͤ - tern und Liebhabern zu Gefallen eines und das an - dere aus demſelben hier beyfuͤgen wollen.

Es iſt erbaͤrmlich anzuſehen, wie manchmal ein voͤlliger Acker, worauf noch vor kurzer Zeit die ſchoͤnſten Kraut-Pflanzen geſtanden, von dieſem Ungeziefer dergeſtalt verwuͤſtet iſt, daß nichts als die Stengel und Aeſte derer Blaͤtter uͤbrig ſind. Alle Muͤhe und Arbeit, ſo die Landleute anwen - den, dieſe ſchlimmen Gaͤſte zu vertilgen, iſt oft nicht hinlaͤnglich einen Kraut-Acker von dem Un - tergange zu retten, und iſt ſolches noch kein Wun - der. Denn erſtlich iſt die Vermehrung ſolcher Jnſecten unglaublich ſtark, vor das andere nimt man ſelten ihre Gegenwart wahr, bis der groͤſte Schaden ſchon geſchehen, und endlich hilft es auch nicht viel, wenn ſchon ein Acker voͤllig gereiniget wird, woferne nicht ein jeder Nachbar auf ſeinem Felde desgleichen thut, denn ſie kriechen von einem verheerten Lande gleich auf ein angraͤnzendes, wo ſie friſches Futter ſpuͤren. Es iſt auch nicht etwan nur eine gewiſſe Art von Pflanzen dieſen heißhun - grigen Thieren unterworfen, ſondern ſie gehen ohne Unterſcheid auf alle Kohl-Kraͤuter, doch aber laſſen ſie hergegegen die Baͤume unbeſchaͤdiget.

J 3Jch1346. Cap. Von allerhand

Jch kan die gegenwaͤrtigen Raupen weder unter die geſelligen, noch unter die einſamen rech - nen. Denn ob man gleich die Eyerlein, aus wel - chen ſie herkommen, in ziemlicher Anzahl beyſam - men findet, und die friſch ausgeſchlieffene Raͤuplein anfangs, da ſie noch wenig aufzehren koͤnnen, eine Zeitlang in Geſelſchaft bleiben, ſo trennen ſie ſich doch, ſo bald ſie etwas erwachſen ſind, von einan - der, und gehet jegliche fuͤr ſich ihrem Futter nach. Warum man aber dennoch ihrer viele auf einer Kohl-Staude antrift, iſt nicht ſchwer einzuſehen, ſo man ihre erſtaunliche Menge mit der geringen Groͤſſe dererjenigen Gewaͤchſe in Vergleichung ſtel - let, auf welchen ſie ſich aufhalten. Waͤren die Kraut-Haͤupter und Kohl-Stauden ſo gros als die Obſt-Baͤume, ſo wuͤrden ſie beſſern Plaz haben, ſich auseinander zu zerſtreuen.

Die Natur erweiſet ſich eben ſo ſorgfaͤltig, die ſchaͤdlichen Jnſecten zu erhalten, als diejeni - gen, durch welche uns kein Schade verurſachet wird. Wir ſehen hier eine deutliche Probe da - von. Es geſchiehet nicht umſonſt, oder von un - gefehr, daß die Papilions dieſer Art ihre Eyerlein allemal nur an die untere Seite derer Kohl - oder Kraut-Blaͤtter ſetzen, dieſe Vorſicht iſt unumgaͤng - lich nothwendig. Jch wil davon nicht ſagen, daß die Land-Leute die groſe Menge derer Eyer - lein an der obern Seite derer Blaͤtter zeitig wuͤr - den gewahr werden, und alſo ganz leichtlich vieler tauſend Raupen Hervorkunft durch das Abbrechen und Verbrennen der beſchmeiſten Blaͤtter verhin -dern,135Kohl-Gewaͤchſen. dern, welches ſie wohl unterwegens laſſen, ehe ſie ſich die Muͤhe nehmen, jegliches Blat auf einen im ganzen Acker erſt von unten zu betrachten: ſon - dern ich wil nur zu erwegen geben, ob nicht oͤfters durch ſtarke Plaz-Regen oder Schloſſen, ja auch durch die alzugroſe Hitze der Sonnen-Strahlen die ganze voͤllige Brut koͤnte aufgerieben werden. Vor allen dergleichen Unfaͤllen ſind nun dieſe Creaturen unter dem Obdache der Blaͤtter geſichert. Der - jenige aber muͤſte recht blind und verſtokt ſeyn, welcher nicht ſolche weiſe Einrichtung und Vorſicht der Natur einem goͤttlichen Weſen zuſchreiben wolte.

Die Eyerlein ſind, wie die meiſten von dieſer Claſſe, kegelfoͤrmig, und der Farbe nach gelbe, weswegen ſie auf den dunkelgruͤnen oder blauen Kohl-Blaͤttern bald in die Augen fallen. Aus dieſen Eyern nun, nachdem ſie etliche Wochen von der warmen Luft gebruͤtet worden, liefen die kleinen Raͤuplein alle in einem Tage heraus, da ſie denn im Anfange gruͤnlicht-grau ausſehen, und ſich blos von dem aͤuſſerſten Haͤutlein der Blaͤtter naͤhren, welches ſie mit ihren Fres-Ma - ſchinen gar artig abzuſchaben wiſſen. Mit der Zeit aber, wenn ſie ſich haͤuten und groͤſſer werden, fan - gen ſie auch an das Mark der Blaͤtter anzugreifen und Loͤcher zu machen, hiedurch aber zugleich ihre unangenehme Gegenwart zu verrathen. Alsdenn freſſen ſie faſt ohne Unterlaß fort, bis ſie volkom - men erwachſen ſind, und ihre Verwandelungs-Zeit vor der Thuͤr iſt. Wenn man eine ſolche RaupeJ 4betrach -1366. Cap. Von allerhandbetrachtet, ſo ſolte es einem beynahe unmoͤglich ſcheinen, daß dergleichen unanſehnliches Thierlein in ſo kurzer Zeit einen ſo groſſen Vorrath aufzuzeh - ren vermoͤgend waͤre, wo es nicht der Augenſchein beſtaͤtigte.

Jm Kriechen ſind dieſe Raupen keine der geſchwindeſten, ſondern ſie nehmen wohl Zeit dar - zu, wenn ſie von einem Blatte auf ein anders ge - hen wollen. Man pflegt ſie auch mehr auf der untern als obern Seite der Blaͤtter anzutreffen, weil ſie auf ſolche Art nicht nur vor Regen und Ungewitter, ſondern auch vor den Voͤgeln, wel - che ihnen als einer niedlichen Speiſe fuͤr ihre Jun - gen ſtark nachſtreben, beſſer verwahret ſind. Wenn nun aber die Zeit der Verwandelung vor - henden iſt, faͤnget ihnen die vorhin angenehme Speiſe an zu widerſtehen, ſie verlaſſen die Aecker, und machen ſich an die Waͤnde der Gaͤrten und Haͤuſer, oder wenn deren keine in der Naͤhe ſind, ſuchen ſie einen Baum, oder ſonſt einen Stau - den-Stengel, ſich daran anzuſetzen. Jſt nun der gefundene Ruhe-Plaz ihnen bequem, ſo ſpinnen ſie ſich einen Faden um den Leib, womit ſie ſich, wie alle dieſer Claſſe wieder das Herabfallen ver - ſichern.

Ferner gedenket Herr Roͤſel Claſſ. II. N. XXIX. p. 169. noch einer Sorte der Raupen, welche dem weiſſen Kraute auch ſehr groſen Schaden zufuͤget. Wie ich denn ſolches in manchen Jahren erfahren habe, daß ſowohl die Sommer - als Winterkraut - Koͤpfe nicht anders ausgeſehen, als wenn ſie mitgroſem137Kohl-Gewaͤchſen. groſem Schrot waͤren durchſchoſſen worden. Sei - ne Worte hiervon lauten alſo: Die Gaͤrtner und Bauers-Leute, welchen gegenwaͤrtige Raupen-Art ſo verhaſt als bekant iſt, nennen dieſelbe den Herz - Wurm, und dieſer Name iſt, meinem Beduͤnken nach, nicht ungeſchikt, die ſchaͤdliche Eigenſchaft derſelbigen auszudruͤcken. Man findet dieſe Raupen am haͤufigſten auf dem ſogenanten weiſ - ſen Kraute, (Braſſica capitata alba,) und zwar erſt im Herbſte, nachdem ſich die Kraut-Pflanzen ſchon zu Haͤuptern geſchloſſen haben. Nun be - gnuͤgen ſich dieſe gefraͤſigen Creaturen nicht etwan mit den aͤuſſeren Blaͤttern, ſondern ſie bohren ſich geradesweges auf den Kern oder das Herze hinein. Wenn ſodann ihrer etliche daſelbſt zuſammen kom - men, ſo ſind ſie im Stande, das ganze Kraut - Haupt innerlich auszuholen, ohne daß man es aͤuſ - ſerlich gewahr wird. Dieweil aber dasjenige, ſo die Raupen in ſich ſchlucken, nothwendig wieder ſeinen Ausgang ſuchet, ſo wird hievon die gemachte Hoͤhle auch groͤſtentheils wiederum angefuͤllet, welcher Unflath hernach, wenn der Regen, wie es gemeiniglich geſchiehet, dazu ſchlaͤget, in eine ab - ſcheuliche Faͤulnis gehet, und den ganzen Ueberreſt der Blaͤtter zu Schanden richtet, dergeſtalt, daß man ſie oͤfters nicht einmal vor das Vieh mehr nu - tzen kan.

Um dieſe ſchaͤdliche Raupe zu vertilgen, und ſo viel moͤglich, dem gaͤnzlichen Untergange der Kraut-Felder vorzubeugen, ſparen die Land-Leute keine Muͤhe noch Arbeit. Sie ſind aber alsdennJ 5dop -1386. Cap. Von allerhanddoppelt zu bedauren, wenn alle ihre angewendete Bemuͤhung fruchtlos ablaͤufet. Doch lieget die Schuld meiſtentheils daran, daß dieſe einfaͤltigen Leute ſich ganz ungeſchickter, und zum Theil recht laͤcherlicher Mittel zu ihrem Endzwecke bedienen. Jch wil hievon nur eines zum Exempel anfuͤhren. Jch ſahe etlichemal zu, daß ſie ganze Toͤpfe vol dergleichen Ungeziefer, welche ſie den Tag uͤber mit groſer Muͤhe von den Kraut-Haͤuptern abge - klauet hatten, lebendig unter die Erde verſcharre - ten, in Meinung, ſich auf ſolche Weiſe recht em - pfindlich an ſolchen grauſamen Feinden zu raͤchen, und nach und nach das ganze Geſchlecht derſelben mit Strumpf und Stiel auszurotten. Ob ich mich nun ſchon wegen der Einfalt dieſer guten Leute des Lachens nicht enthalten konte; ſo trieb mich doch ein billiges Mitleiden an, ihnen ihren groſen Jrthum und die Vergeblichkeit ihres Un - ternehmens vorzuſtellen. Denn gewis das To - des-Urtheil, welches ſie an ihren Gefangenen zu vol - ziehen vermeinen, indem ſie ſolche unter die Erde vergruben, komt mir eben ſo ungereimt fuͤr, als wenn man die Krebſe im Waſſer erſaͤufen wolte. Gleichwie aber das gemeine Volk von dem Urſprun - ge und der Fortpflanzung derer Jnſecten lauter dun - kele, wo nicht pur falſche Begriffe heget, und gleich - wie ſie von ihren angeerbten Vorurtheilen und ge - wonten Handlungen ſchwerlich, oder gar nicht abzu - bringen ſind; alſo war es mir nicht ehr moͤglich bei ih - nen Gehoͤr zu finden, als bis ich Gelegenheit hatte, ſierecht139Kohl-Gewaͤchſen. recht augenſcheinlich und handgreiflich ihrer Thor - heit zu uͤberfuͤhren.

Nachdem ich alſo ihrer etlichen lang und breit vorgeprediget hatte, daß dieſe ſchaͤdliche Rau - pen-Art, deren Ausrottung ſie ſich ſo ſehr angelegen ſeyn lieſſen, eine von denjenigen ſey, welche ſich unter dem Erdboden ſelber freywillig verkriechen und daſelbſt zu Puppen verwandeln, daß dieſe Puppen hernach in dem kuͤnftigen Jahre alle zu Papilions oder Sommer-Voͤgel wuͤrden, welche eine entſezliche Menge Eyer legten, und aus wel - chen Eyern eben ſo viele Raupen von gleicher Art, wie die im vorigen Jahre herfuͤr kaͤmen. Nachdem ich, ſage ich, alles dieſes ihnen fuͤrgeſtellet, und faſt mit Betheurungen verſichert hatte, ſo ſchiene es zwar einiges Nachdenken bey ihnen zu erwe - cken; aber weil ſie dergleichen Zeug vorhero ihr lebetage nicht gehoͤret hatten, und die Moͤglichkeit davon nicht uͤberdenken konten; ſo muſte ich ſie vol - lends, wie man im Sprich-Worte ſaget, mit der Na - ſe darauf ſtoſſen. Jch lies mir alſo einmal den Plaz zeigen, wo einige Zeit vorher eine ziemliche Men - ge dieſer Raupen waren begraben worden; ich hieß den, der die Stelle des Todten-Graͤbers ver - waltet hatte, das Grab eroͤfnen, und zeigete ihm, daß die von ihm eingeſcharreten Raupen meiſt alle noch zugegen und lebendig, nur aber in eine an - dere Geſtalt, nemlich in Puppen verwandelt ſeyn, und daß er mir folglich, weil dieſer Umſtand ſich meinem Vorgeben gemaͤß befaͤnde, auch in denen uͤbrigen Glauben beymeſſen doͤrfte; worauf ichnebſt1406. Cap. Von allerhand Kohl-G. nebſt vielem Danke fuͤr meinen wohlgemeinten Un - terricht, das Verſprechen von ihm erhielte, daß er denſelben nicht nur ſich vor ſeine Perſon zu Nu - tze machen; ſondern auch andern, die deſſen benoͤthi - get, fleiſig mittheilen wolte.

Durch welchen Weg dieſe und andere ſchaͤdli - che Raupen auf die Kraut-Aecker kommen, und wie ſie ſich begatten, auch wie es ferner mit ihrer Ver - wandelung zugehet, kan bey Gelegenheit in den beſagten Beluſtigungen weitlaͤuftiger nachgeleſen werden.

Ob nun gleich, was Herr Roͤſel meldet, ſeine Richtigkeit hat, daß man nemlich die Raupen erſt - lich zur Herbſt-Zeit, nachdem ſich die Kraut-Pflan - zen ſchon zu Haͤuptern geſchloſſen, faͤnde; ſo habe ich doch auch vielmalen gefunden, daß dieſe gefraͤſige Creaturen auch in den Winterkraut-Koͤpfen und grosgelben Savoyer-Kohl zu Ende des Monats Junii oder im Anfange des Julii angetroffen wor - den, und die Haͤupter auf eben dieſe nemliche Art durchbohrt und zerfreſſen haben. Wenn man ein ſolches Haupt von einander ſchneidet, ſo findet man unterweilen in der Mitte deſſelben 1, 2 bis 3 ſolcher Wuͤrmer.

Das1417. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.

Das ſiebende Capitel. Von den Wurzel-Gewaͤchſen.

§. 1.

Da ich die Erziehung der wurzel - und ruben -Von Pa - ſtinacken. artigen Gewaͤchſe beſchreiben wil: ſo ma - che ich den Anfang von den Paſtinacken, Pa - ſternacken, Paſternaten, Hammels-Moͤh - ren, Paſternat-Moͤhren, Paſtinaca latifolia, ſativa, latifolia, luteo flore, J. B. Es giebt dieſer Wurzeln zweyerley, einige ſind lang und gleich, und haben die Groͤſſe einer gelben Ruͤbe oder Moͤhre; andere hingegen haben runde und dicke Koͤpfe mit kleinen Schwaͤnzen. Doch ſind ſie von einerley Geſchmak, und kommen die dickkoͤpfigten Wurzeln blos von dem ſchlechten Aus - ſuchen der Samen-Wurzeln her.

Hierzu wird ein Land erwaͤhlet, welches zwey auch wohl drey Jahre vorher geduͤnget, und zu andern Fruͤchten, als Blumen-Kohl, Kraut, Wir - ſing, Zwiebeln, Gurken u. d. gl. gebrauchet wor - den, welches uͤberhaupt bey allen Wurzel-Gewaͤch - ſen, von welchen in dieſem Capitel ſol gehandelt werden, zu merken iſt, wie auch bereits im I. Th. p. 123 erinnert worden. Denn wenn man der - gleichen Samen auf ein friſch geduͤngtes Land ſaͤet, ſo iſt gewiß, daß man viele zackigte Wur -zeln1427. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. zeln oder Kretſchbeine, wie es unſere Leute zu nen - nen pflegen, uͤberkomt. Da ſie aber, wie Herr D. Elzholz in ſeinem Garten-Bau berichtet, hie - von wurmicht werden und einen uͤblen Geſchmack bekommen ſolten, habe ich niemalen wahrnehmen koͤnnen.

Der Acker, worauf man Paſtinac-Wurzeln beſtellen wil, muß vor Winters im October, No - vember und December wohl gegraben werden. Jm Fruͤhjahre, mehrentheils zu Anfange des Maͤrzes, ſobald es offen Wetter wird, und man die Arbeit verrichten kan, wird dieſer Same bey ſtillem Wetter, damit ihn der Wind nicht wegfuͤh - re, geſaͤet, und alſobald mit Kaͤrſten untergezogen. Das Land brauchet nicht gerechnet, ſondern nur mit der kleinen Garten-Ege beſtrichen zu werden. Siehe hievon im erſten Theile p. 133.

Wenn aber der Acker im Fruͤhjahre gegra - ben wird, welches ſo fruͤhzeitig, als es nur immer moͤglich iſt, geſchehen ſol, ſo wird alſobald der Same geſaͤet, eingefuͤſſelt und eingerechnet. (ſiehe hievon im 1. Th. p. 126. Fig. VI. Wenn der Sa - me aufgegangen, und in etwas erwachſen, ſo muß er vom Unkraute wohl gereiniget werden. Nach einigen Wochen, wenn die Pflaͤnzlein einen Zoll hoch erwachſen, ſo koͤnnen ſie mit der obern be - ſchriebenen Maſchine durchſchnitten werden, oder in Ermangelung derſelben muͤſſen die uͤberfluͤſſi - gen mit den Hand-Jaͤtehaͤcklein ſamt dem Un - kraute hinweg geſchnitten werden, daß diejenigen, welche ſollen ſtehen bleiben, etwa 8 Zoll weit voneinan -1437. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. einander kommen. Man darf ſich nicht beſorgen, daß dieſes Durchſchneiden Schaden bringen wer - de, wie einige Leute meynen, welchen es dauert, daß ſolche ſchoͤne Pflaͤnzlein ſollen hinweg ge - ſchnitten werden. Wenn die junge Fruͤchte nicht duͤnne gemacht werden, ſo iſt gewiß, daß nim - mermehr eine tuͤchtige Wurzel daraus werden wird. Den Sommer uͤber muß man das Land zwiſchen den Wurzeln mit den Hand-Haͤcklein verſchiedenemal durcharbeiten und vom Unkraute ſaubern laſſen. Um Bartholomaͤi kan man ſie ſchon zum Verkauf und zur Speiſe gebrauchen. Dieſe Wurzeln werden auch mit einem darzu be - ſonders verfertigten Wurzel-Spieſe, welcher einen eiſernen Trit hat, ausgehoben. (ſiehe hievon die Figur am Ende dieſes Theiles.) Das Eiſen iſt zum wenigſten 1 Schuh 8 Zoll, der Stiel aber drittehalb Schuh lang. Dieſer muß ſehr ſtark und mit einer Kricke verſehen ſeyn, wodurch man eine Gewalt bekomt, alles Wurzelwerk heraus zu heben. Ein ſolcher Spies koſtet in allem 12 gute Groſchen oder einen halben Thl. Wenn der Win - ter herbey gekommen, ſo kan man ſo viel aushe - ben laſſen, daß man ſich damit eine Zeitlang behel - fen kan. Bey dem Herausholen dieſer Wurzeln wird die Erde fein reihenweiſe mit den Kaͤrſten vor - gehackt, daß dieſelben mit den Koͤpfen von der Er - de frey ſtehen, alsdenn werden ſie mit dem Spieſe ausgehoben. Dieſes Hacken ſoll auch ordentlich geſchehen, indem man dadurch den Vortheil hat, daß man das Land auf das Fruͤhjahr nicht wiederum1447. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. um arbeiten darf, und alſobald, wenn die Saͤe-Zeit herbey komt, mit allerhand Specerey-Samen be - ſtellen kan.

Man kan auch dieſe Wurzeln den ganzen Winter hindurch, wenn kein Schnee, oder doch ſehr wenig auf dem Acker liegt, auf jezt beſagte Art aus dem Lande holen, und wenn es auch gleich einen halben Schuh tief in die Erde gefunden haͤt - te, ſo thut es ihnen dennoch nichts, weil ſie nicht leichtlich erfrieren. Andere Wurzel-Gewaͤchſe leiden es nicht, wenn ſie in dem Froſt gereget wer - den, denn ſo bald ſie in die Waͤrme kommen und aufdauen, ſo ſind ſie verdorben. Hingegen blei - ben dieſe Wurzeln allezeit zum Gebrauch gut und wohlſchmeckend, ob man ſie auch in dem aller - ſtaͤrkſten Froſte aus dem Lande heben lieſſe. Die - ſe Wurzeln werden zur Winters-Zeit theils im Keller, theils in den Gruben, welche 2 Schuh tief in die Erde gemacht werden, aufbehalten. Wenn man die Wurzeln hinein geſchaffet, ſo werden ſie mit der heraus geworfenen und beyſeite geſchaufel - ten Erde wiederum wohl bedecket, und koͤnnen her - nach den Winter hindurch bey dem allerſtaͤrkſten Froſte wieder heraus geholet werden. Der Sa - men iſt gar leichte zu erziehen. Man ſuchet recht zeitig im Fruͤhjahre die allerſchoͤnſten, gleicheſten und reineſten Wurzeln, welche keine Nebenzacken, ſondern dicke Schwaͤnze haben und ſchmeidig zuge - hen, aus, und verpflanzet ſie nach der Garten - Schnure einen Schuh weit von einander. Wenn ſie hernach anfangen zu wachſen, muͤſſen ſie ein biszwey -1457. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. zweymal mit breiten Hacken vom Unkraut reine gemacht werden. Wenn der Same reif werden wil, ſo iſt noͤthig, daß man zuweilen darnach ſie - het, weil einige Samen-Sterne eher reif werden als die andern, worinnen die mittelſten den An - fang machen. Die reifeſten muß man beyzeiten abnehmen, ſonſt faͤllet der Same leicht ab und wird von Winde weggefuͤhret.

Dieſe Wurzeln ſind ein trefliches Futter, ſo - wol fuͤr die Schweine, als auch fuͤr das Rind - und Schaf-Viehe. Wenn die zackigten ausge - leſen, reine gewaſchen, und mit dem Stos-Eiſen kleine geſtampfet worden, werden ſie mit unter das Futter gemenget und geben dem Viehe viel beſſere Nahrung, als die Moͤhren, Ruͤben und andere Wurzel-Gewaͤchſe. Das Laub oder Graͤ - ſig ſowol von Paſtinacken als den Moͤhren iſt auch ein gutes Futter, und kan man ſolches durch das Geſinde mit Sicheln abſchneiden laſſen; doch iſt zu merken, daß ſolches nicht eher geſchehen darf, als 8 bis 14 Tage vor Michael. Laͤßt man das Abſchneiden eher vornehmen, ſo thut ſolches den Wurzeln und Moͤhren gewaltigen Abbruch an ih - rem Wachsthum, indem ſie hernach anfangen von neuen in ihr Laub zu wachſen, und diejenigen Kraͤf - te, welche den Wurzeln ſolten zu ſtatten kommen, dem Graͤſig mittheilen.

§. 2.

Die rothen Ruͤben, Beta rubra radiceVon ro - then Ruͤ - ben. rapæ, C. B. Beta radice rubra, craſſa, J. B. Beta rubra, Romana, Dod. verlanget ein wohlgeduͤng -Abh. v. Kuͤcheng. Ktes1467. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. tes Land, welches zuvor zwey oder drey Jahr zu andern Fruͤchten gebraucht worden. Das Land kan ſowol im Fruͤhjahre als auch im Herbſte gegra - ben werden. Die Ausſaat dieſes Samens ge - ſchiehet in der Helfte des Aprils und zu Anfange des Mayes. Man huͤte ſich den Samen eher als zu jezt gemeldeter Zeit, in das Land zu bringen, indem ſonſt viele in ihre Samen-Stengel auf - ſchieſſen wuͤrden. Hier pfleget man ganze Aecker mit ſolchen rothen Ruͤben zu beſtellen, und es ge - hoͤret auf einen Acker eine Erfurtiſche Metze oder 5 Pfund Samen. Jſt das Land vor dem Win - ter gegraben worden, ſo wird der Same mit den Kaͤrſten untergezogen und mit der kleinen Gar - ten-Ege geeget, wie in dem erſten Th. p. 133. zu ſehen. Wird aber das Land hierzu im Fruͤhjahre gegraben, ſo muß der Same, weil er groſe Koͤr - ner hat, ebenfals untergezogen, und das Land her - nach gefuͤſſelt, und fein gleich gerechnet werden. Wenn der Same aufgegangen und in etwas er - wachſen, ſo muß das Jaͤten vorgenommen wer - den. Man laͤſſet es dabey bewenden, bis die Pflaͤnzlein zwey Zol hoch erwachſen ſind, alsdenn werden ſie, wenn ſie zu dicke ſtehen, entweder mit dem Jaͤte-Haͤcklein, oder mit der oben beſchriebe - nen Maſchine dinne gemacht, und noch uͤberdies verzogen, daß ſie einen Schuh weit von einander kommen. Denn ein jedes rauhes Korn enthaͤlt zwey, drey bis vier und noch mehr glaͤnzende roͤth - liche Samen-Koͤrnlein in ſich; wenn nun ſolche aufgegangen und ſtehen blieben, ſo wuͤrde eineRube1477. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. Rube die andere verderben. Dahero laͤſt man hiervon bey dem Verziehen nur eine und zwar die beſte ſtehen, und diejenigen Wurzeln, welche ver - zogen worden und nicht viel Nebenwurzeln oder Zacken haben, koͤnnen auch reihenweiſe einen Schuh weit ins Quadrat verpflanzet werden, wel - che alsdenn recht ſchoͤne gleich und gros zu wach - ſen pflegen. Doch dieſes leztere gehet nur fuͤr Garten-Liebhaber in kleinen an; wer aber in ei - ner Vielheit und ackerweiſe eine ſolche Verpflan - zung vornehmen ſolte, der wuͤrde viele Koſten und doch wenig Nutzen davon haben. Acht bis vier - zehen Tage vor Michaelis muͤſſen dieſe Wurzeln mit dem Wurzel-Spieſe ausgehoben werden, wie aus der Figur zu erſehen, mit andern Jnſtru - menten ſind ſie nicht ſo gut heraus zu bringen. Dieſe Wurzeln koͤnnen auch nicht ſo viel Reife und Froͤſte vertragen als die Paſtinaten, um des - willen ſind ſie nebſt den weiſſen Ruͤben zum al - lererſten aus dem Lande zu ſchaffen. Wenn dieſe Wurzeln ausgehoben worden, laͤßt man ſie auf den Acker auf Haufen bringen und mit dem Spa - ten oder Grabeſcheite Erde darauf werfen, unter welcher Bedeckung ſie ſo lange liegen bleiben, bis die Froͤſte ſich einſtellen wollen. Alsdenn verfer - tiget man Gruben, ſchuͤttet ſie hinnein, und bedecket ſie mit der aus der Grube heraus geworfenen Er - de, wovon bey den Moͤhren eine weitlaͤuftigere und deutlichere Beſchreibung ſol gegeben wer - den. Jn ſolchen Gruben halten ſich die rothen Ruͤben den Winter hindurch uͤberaus wohl undK 2ver -1487. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. verfaulen nicht ſo leicht als die Moͤhren; jedoch muͤſſen ihnen die Blaͤtter, ſo bald ſie ausgehoben worden, benommen und oben ein Scheibchen ab - geſchnitten werden, damit ſie nicht ſo leicht aus - ſchlagen koͤnnen. Dieſes thut ihnen nichts, wohl aber den Moͤhren, wenn ſie den ganzen Winter hindurch ſollen conſerviret werden. Man kan ſie auch den Winter uͤber im Keller, oder an einem ſolchen Orte, wo ihnen der Froſt nicht ſchaden kan, aufbehalten. Wenn man einige Reihen ſolcher rothen Ruͤben in einen Keller in den Sand einlegen laͤſt, und zwar alſo, daß die Herzen oder Keimen weder verletzet noch bedecket werden, damit ſie her - nach wieder ausſchlagen koͤnnen, ſo dienen die Blaͤt - ter ungemein zu Ausſchmuͤckung der Schuͤſſeln und Speiſen, und geben wegen ihren verſchiede - nen Farben ein unvergleichliches Anſehen, daß man ſein ſonderbares Vergnuͤgen daran haben kan, und weiß ich vielmal, daß groſe Herrn, wenn ſie dergleichen zur Winter-Zeit geſehen, ſich daruͤ - ber gewundert, und nicht haben errathen koͤnnen, was dieſes fuͤr Blaͤtter ſeyn muͤſten. Solte der Sand in einem Keller, wo dieſe Ruben eingeſchla - gen worden, zu trocken ſeyn, muͤſſen ſolche zuwei - len jedoch nicht uͤberfluͤſig begoſſen werden. Zum Samenziehen erwaͤhlet man die mittelmaͤſigen, welche recht ſchoͤn, roth und gleich ſind, und keine Nebenzacken haben. Dieſe werden gleichfals den Winter uͤber in einer nicht zu tief gemachten Grube gar leicht erhalten; es darf aber von den - ſelben kein Scheibchen ſondern nur die Blaͤtterbis1497. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. bis auf den Keim abgeſchnitten werden. Auf das Fruͤhjahr, wenn man meinet, daß keine Froͤſte mehr kommen doͤrften, werden ſie reihenweiſe mit einem Pflanzer anderthalb Schuhe weit von ein - ander auf ein vorhero wohlgegrabenes Land ge - ſtecket. Die Samen-Stengel treiben ſie in Buͤ - ſchen 3 Schuh hoch, und muͤſſen daher an Pfaͤhlen angebunden werden, damit der Wind ſie nicht uͤber einen Haufen werfen kan. Wenn die rauhen Koͤrner gelbe werden, und die rothen glaͤnzenden Koͤrnlein darinnen befindlich ſind, ſo iſt es Zeit die Samen-Stengel abzuſchneiden. Dieſe werden hernach auf einen luͤftigen Boden unter ein Dach geleget und dinne ausgebreitet, und nach zwey oder drey Tagen umgewendet. So bald als die Koͤr - ner gerne herunter gehen, muͤſſen ſie mit einem Stecken abgeklopft werden, denn es pflegen die Maͤuſe ſolche gern anzugehen und die inwendigen eigentlichen Samen-Koͤrnlein herauszufreſſen. Hier muß ich noch anmerken, daß auf einem A - cker, wo vorher rothe Ruͤben geſtanden, durchaus keine Winter-Fruͤchte doͤrfen beſtelt werden, ob ſich auch ſonſt noch ſo viele Beſſerung in dem Lande befindet; doch moͤchten zur Noth Sommer - Fruͤchte darauf koͤnnen gebracht werden. Am be - ſten iſt es, daß man auf ſolches Land, wo Wurzel - Werk geſtanden, allerhand Specerey-Waaren ſaͤet, wovon ich in Zukunft ein mehreres handeln werde.

§. 3.

Die Moͤhren, Mohr-Ruͤben, gelbeVon Moͤh - ren.K 3Ruͤ -1507. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. Ruͤben, Staphylinus Rivini & Græcorum, Daucus ſativus radice lutea aurantii coloris Tourn. Paſtinaca tenuifolia ſativa, C. B. P. theilen ſich durch ihre Farbe in 2 Sorten, deren eine Citronengelbe, die andere Goldgelbe iſt. Die erſteren ſind die beſten: die anderen ſind zwar auch gut, aber ſie halten ſich nicht ſo lange, wer - den in dem Winter gerne anbruͤchig und verfaulen endlich.

Die Erziehung der Moͤhren betreffend, ſo kommen ſie mit den Paſtinaten und rothen Ruben faſt in allen Stuͤcken uͤberein. Was bey jenem vom Lande erinnert worden, daß es nicht friſch, ſondern vor 2 bis 3 Jahren geduͤngt und zu an - dern Fruͤchten gebraucht ſeyn muͤſſe, das iſt auch hier beſonders zu merken, weil, wie gedacht, durch den friſchen Miſt viel zackigte Wurzeln verurſa - chet werden. Jnzwiſchen iſt die Meinung keines - weges, als wenn ein fruchtbarer und wohltreiben - der Acker ſich nicht zu Moͤhren ſchicke, und irren ſich diejenigen gar ſehr, welche glauben, daß auf ſolchem Lande die Moͤhren mehr ins Kraut als in die Wurzeln wachſen, und welche dahero lieber hierzu einen mageren und ganz und gar ausgeſo - genen Acker anrathen. Nein, je beſſer und frucht - barer ein Land iſt, deſto beſſer werden die Moͤh - ren darauf gedeyen. Es iſt auch leicht zu erach - ten, daß ein Acker, welcher vor 2 bis 3 Jahren mit 24 dreyſpaͤnnigen Fudern Miſt geduͤnget wor - den, noch Beſſerung genung in ſich habe. Ja, wenn man die Abwechſelung mit den Fruͤchtenrecht1517. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. recht verſtehet, ſo muß ſolche Duͤngung 18 Jahr nach einander, ohne daß der Acker ein einziges Jahr darzwiſchen brache lieget, ihre Dienſte thun, denn wie wolten ſonſten die Koſten wieder heraus kommen. Wir pflegen hier gemeiniglich folgende Ordnung zu beobachten. Das erſte Jahr brau - chen wir einen ſolchen ſtark geduͤngten Acker zu allerhand Kohl-Gewaͤchſen; das zweyte zu Zwie - beln: das dritte zu Moͤhren, Paſtinaten, rothe Ruͤben, Winter-Rettigen u. d. gl. Wenn man aber vermuthet, daß der Acker das erſte Jahr vom Unkraute nicht voͤllig reine worden, und be - fuͤrchtet, daß im andern Jahre wiederum vieles davon hervorkommen moͤchte, ſo beſteckt man den - ſelben nochmals mit Kohl-Gewaͤchſen, und beſtel - let ihn alsdenn im 3ten Jahr mit Moͤhren und anderm Wurzel-Werk. Wir befinden hierbey, daß das Wurzel-Werk auf ſolchen durch den haͤu - fig darauf geſchaften Miſt ſehr fruchtbar gemach - ten Aeckern ungemein wohl anſchlaͤget. Denn da nach Verflieſſung etlicher Jahre der Miſt ver - faulet, ſo hat man ſich wegen der Nebenzacken nichts zu befuͤrchten, wenn anders der Same von ſchoͤnen geraden Wurzeln geweſen. Der Kum - mer, daß die Moͤhren auf einem ſehr treibenden Lande mehr ins Kraut oder Graͤſig als in die Wur - zeln wachſen moͤchten, iſt auch ganz und gar ver - geblich. Denn es iſt allen verſtaͤndigen Acker - Leuten bekannt, daß, je ſchoͤner und anſehnlicher das Kraͤuterig der Moͤhren iſt, je beſſer auch die Wurzeln befunden werden. Hingegen wo dasK 4Kraͤu -1527. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. Kraͤuterig klein und kraͤnklich iſt, da wird man gewiß kleine und ſchlechte Wurzeln antreffen.

Ob es aber gleich ausgemacht iſt, daß die Moͤhren und anderes Wurzel Werk auf einem erſt vor zwey bis drey Jahren geduͤngten Lande am ſchoͤnſten wachſen; ſo leidet ſolches doch auch un - ter gewiſſen Einſchraͤnkungen ſeine Ausnahme, und man kan auch auf einem vor weit laͤngerer Zeit geduͤngten Lande gute Moͤhren zeugen. Wenn nemlich ein Acker, welcher an ſich eine zu Kuͤchen - und Specerey-Fruͤchten geſchickte Erde hat, auch ordentlich in guter Art und Beſſerung gehalten, aber eine geraume Zeit beſtaͤndig zu Korn-Fruͤch - ten gebrauchet worden, daß er dieſelben ohne fri - ſche Duͤngung oder Vrache nicht mehr tragen wil, und man laͤſſet ſolchen recht wohl graben und um - wenden, welches bey uns friſch geboͤdent Land ge - nennet wird, ſo kan man ſicher ohne Duͤngung Moͤhren, Paſtinat u. d. gl. darauf beſtellen. Und wenn ſolcher Acker von Quecken, Saudiſteln und dergleichen ſchaͤdlichem Unkraute befreyet und alle andere noͤthige Regeln bey Beſtellung und fernern Begattung deſſelben beobachtet worden, ſo gera - then die Moͤhren eben ſo gut, ja zuweilen noch beſſer, als auf manchem geduͤngten Acker. Denn obgleich die Korn-Fruͤchte diejenigen Theilgen, welche ſie zu ihrem Wachsthum noͤthig haben, aus der obern Flaͤche nach und nach heraus gezeh - ret, daß er keine ſolche Fruͤchte recht mehr tragen wil, und nach der gemeinen Redens-Art vor ma - ger gehalten wird, ſo iſt doch gewiß, daß ſich vie -le1537. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. le Salze und fruchtbare Theilgen von der ehema - ligen Duͤngung, wie auch von Regen und Schnee in die Tiefe geſenket und darinnen ſo viele Jahre gleichſam geſamlet. Wenn nun ſolche untere aus - geruhete und mit vielen fruchtbaren Theilen ange - fuͤlte Erde durch das Graben in die Hoͤhe gebracht wird, ſo iſt leicht zu erachten, daß ſolche gar viel ausrichten und ungemeine Dienſte thun koͤnne.

Das Umgraben des Landes geſchiehet aus oben angefuͤhrter Urſache am beſten vor Winters, und da muß der Same im Fruͤhjahre mit Kaͤrſten untergezogen und das Land mit der kleinen Ege beſtrichen werden. Wird aber das Graben erſt im Fruͤhjahre vorgenommen, ſo iſt noͤthig, daß das Fleck, welches in einem jeden Viertelstage gegraben worden, alſobald beſaͤet und der Same ſogleich eingefuͤſſelt werde, damit er fein feuchte in die Erde komme. Zuweilen pfleget es auch bey groſſen Land-Guͤtern an Leuten und Tageloͤh - nern zu fehlen, daß man die Laͤnderey nicht kan graben laſſen. Da nun gleichwohl die Moͤhren zur Fuͤtterung fuͤr das Viehe und uͤberhaupt in der Haushaltung hoͤchſt noͤthig ſind, ſo muß man ſtatt des Grabens das Land vor dem Winter mit vier Pferden tief ackern und mit der großen Ege beſtreichen laſſen. Jm Fruͤhjahre verfaͤhret man hernach mit dem Saͤen, wie bereits gedacht wor - den. Die ſicherſte und beſte Zeit den ordentlichen Moͤhren-Samen zu ſaͤen, iſt von Anfange des Aprils bis zu Ende. Wenn die Ausſat eher ge - ſchiehet, ſo iſt nicht nur der aufgegangene SameK 5in1547. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. in Gefahr zu erfrieren, ſondern es ſchieſſen auch hernach im Sommer ſehr viele Moͤhren in Sa - men, welche man Stock-Moͤhren oder auch Boͤcke zu nennen pfleget. Es wuͤrde dahero derjenige wie J. Aug. Grotjan in ſeiner Winter-Beluſtigung p. 157. gemeldet, hier gewiß ausgelachet und von al - len verſtaͤndigen und erfahrnen Hauswirthen fuͤr ei - nen Phantaſten gehalten werden, welcher die Moͤh - ren in den Winter-Monaten, als dem December, Januar, Februar, und zu Anfang des Merzens ſaͤen wolte. Denn der Moͤhren-Same iſt bey weiten ſo hart nicht, als ſich mancher einbildet, man mag von den Samen-Koͤrnern an ſich oder von den aufgeſchoſſenen Keimen deſſelben reden. Denn was das Korn betrift, ſo iſt es von keiner ſonder - lichen Feſtigkeit, und haben hierinnen Spargel Spinat und viele andere Garten-Samen einen Vorzug. Was aber die Keimen anlangt, ſo koͤn - nen ſolche die Froͤſte, ich wil nicht ſagen, die ſtreng - ſte Winter-Kaͤlte eben ſo wenig als viele andere Samen vertragen. Denn obgleich der Same, ſo lange er nicht aufgegangen iſt, den Winter uͤber in der Erden gut bleibet, welches andere viel wei - chere Samen auch thun; ſo iſt es doch gewiß, wenn er bey bequemer Witterung fruͤhzeitig kei - met und im Aufgehen begriffen iſt, zu ſolcher Zeit aber, wie vielmals geſchiehet, ſtarke Froͤſte ſich ereignen, daß nicht nur viele in Keimen ſtehende Koͤrner verderben, ſondern auch die hervorkom - menden Gaͤblein, wo nicht alle, doch groͤſtentheils erfrieren, welches ich von vielen Jahren her an - gemerket.

Die -1557. Cap. Von Wurzel Gewaͤchſen.

Diejenigen zarten Pflaͤnzlein, welche hinter einen kleinen Erd-Klumpen ſtehen, wenn das Land etwas ſchrollicht iſt, die werden erhalten, weil die kalten Winde daruͤber hinſtreichen, was aber frey ſtehet, das gehet zu Grunde. Geſezt nun, daß auch einiges gut bleibet, ſo werden doch her - nach die Fruͤchte auf dem Acker zu dinne, daß man groſen Schaden leiden muß. Jn einem Garten, wo der aufgegangene Same durch Gebaͤude, Mauren, Waͤnde und Baͤume vor den kalten Winden Schutz hat, mag es wohl noch angehen, et - was zum Gebrauch in die Kuͤche fruͤhzeitig zu ſaͤen. Doch iſt es vergeblich, ſolches im Chriſt-Mo - nate und mitten im Winter vorzunehmen, indem der Same doch vor den April ſo leicht nicht auf - geht, und iſt es alſo fruͤh genug, wenn es zu An - fange des Merzes geſchiehet. Wenn man nun ohnedieß den Samen fein dicke ſaͤet, daß das Beet bey dem Aufgehen einem gruͤnen Raſen aͤhn - lich iſt, ſo iſt es gar wohl zu glauben, daß man fruͤhzeitige Moͤhren zur Speiſe erhalten koͤnne, beſonders da man ſich wegen des Aufſchieſſens in die Samen-Stengel nicht ſo viel zu befuͤrchten hat, indem ſie gar bald weggeſchaft werden. Wer aber von einem ſolchen in einem Gaͤrtgen gemach - ten Verſuche einen Schluß auf die Beſtellung ganzer Aecker im freyen Felde machet, wo der auf - gegangene Same keinen Schutz vor den Froͤſten hat, auch nicht raſendicke kan geſaͤet werden und uͤberdieß die Moͤhren bis im Herbſt ſtehen blei - ben, und in ihre voͤllige Groͤſe wachſen muͤſſen,der1567. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. der irret ſich gar ſehr. Alle hieſige verſtaͤndige und erfahrne Haus-Wirthe befinden den April vor die beſte Zeit, ihre Aecker mit Moͤhren zu beſtel - len, es geſchehe nun im Anfang, in der Mitte oder am Ende dieſes Monats, welches hernach auf die Witterung ankomt. Wollen wir aber gerne recht fruͤhzeitige Moͤhren in die Kuͤche ha - ben, ſo brauchen wir hierzu die Carotten, von de - ren Erziehung hernach ſol gehandelt werden.

Bey dem Ausſaͤen muß man den Samen weder zu dinne ſaͤen noch auch den Acker uͤberſa - men. Daher muß man wohl unterſuchen, ob das Land, welches ſol beſaͤet werden, leichte oder ſchwer ſey. Auf leicht Land ſaͤen wir hier andert - halb Pfund, auf ſchweres aber drittehalb Pfund geriebenen Samen. Siehe hiervon die Tabelle im 1ſten Th. p. 122. Dieſes Quantum iſt auf unſern hieſigen groſſen Aeckern volkommen hin - laͤnglich, und muͤſſen wir, wenn er gehoͤrig auf - gehet, noch vieles wegſchneiden, ehe die Moͤhren die gehoͤrige Weite bekommen. Jch habe mich dahero des Lachens nicht enthalten koͤnnen, als ich kuͤrzlich in einem gewiſſen Tractate dieſe Erinne - rung von den Moͤhren geleſen, wenn ſie einen Schuh weit von einander abſtuͤnden, ſo waͤren ſie recht geſaͤet, und hierzu hielten einige 5 Pfund Sa - men vor hinlaͤnglich. Es waͤre in der That weit ge - fehlt, wenn man die Moͤhren ſo weitlaͤuftig ſaͤen wolte, als hier gerathen wird. Denn erſtlich ha - ben die Moͤhren volkommen Raum, wenn ſie 7 bis 8 Zol weit von einander ſtehen, welches aber frey -lich1577. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. lich niemals ſo genau zu haben iſt, zum andern ſo ereignet ſich in manchen Jahren der uͤble Umſtand, daß es viele Kanker und Goldhaͤhner gibt, welche Herr Roͤſel in ſeiner angefuͤhrten Jn - ſecten-Beluſtigung im zweyten Theile Claſſ. I. pag. 22. glaͤnzende Kaͤfer von mancherley Farben nennet. Dieſe freſſen alſobald die kleinen her - vorwachſenden Gaͤblein der Moͤhren, beſonders wenn kein Unkraut mit denſelben aufgegangen, hinweg, daß in einer Zeit von 8 bis 14 Tagen nichts mehr als die kleinen Stoͤrzelchen, welche man bey genauer Betrachtung wahrnimt, ange - troffen werden. Wer dieſes nicht weiß, kan ſich gar nicht darein finden, wo die hervorkeimenden Fruͤchte hingekommen. Einige einfaͤltige Leute, wenn ſie keine jungen Fruͤchte auf ihren Aeckern ſehen, meinen hernach, daß der Same nicht auf - gegangen, und daß ſie waͤren damit betrogen wor - den, wodurch unter ihnen oͤfters Zaͤnkereyen ent - ſtehen. Wenn nur der Same gar zu dinne ge - ſaͤet wird, ſo kan das gedachte Ungeziefer mit den einzeln hervorkommenden Keimlein deſto eher fer - tig werden, daß hernach der Acker blos da lieget. Hingegen 5 Pfund iſt alzuviel Samen, er mag gerieben oder ungerieben ſeyn, indem durch das Reiben nicht viel am Gewichte abgehet, denn da - von wuͤrden die Moͤhren nicht einen Schuh weit ſondern raſendicke aufgehen. Man verſchwendet auf ſolche Art nicht nur den Samen, ſondern es wird auch dadurch die Arbeit bey dem Durchſchnei - den und Verziehen vermehret, und wenn man die -ſes1587. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. ſes nicht gleich wegen der Vielheit erzwingen kan, ſo bleiben ſie hernach kleine. So gehet es, wenn man von einer Sache ſchreibet, die man ſelbſt nicht verſtehet und nicht erfahren hat. Jſt der Same aufgegangen und die Mohrlein 3 Zol hoch erwachſen, ſo werden ſie mit der beſchriebenen Maſchine durchſchnitten und die uͤberbliebenen Flecken gejaͤtet und vollends in das Reine ge - bracht. Fehlet es aber an ſolcher Maſchine, ſo muͤſſen die Moͤhren gejaͤtet und dinne gemacht und hernach wenn das Graͤſig etwan 2 Zol hoch und die Moͤhrlein eines dinnen Strohhalms dicke ſind mit den Jaͤtehaͤcklein 7 bis 8 Zol weit von ein - ander hinweg geſchnitten werden. Wo dieſes nicht geſchiehet, wird nimmermehr aus den Moͤh - ren etwas rechtes werden. Den Sommer uͤber muͤſſen ſie hernach zwey bis dreymal mit den Jaͤte - haͤcklein vom Unkraute gereiniget werden.

Kurz vor oder nach Michaels Tag werden ſie mit Kaͤrſten ausgehacket; ſolten ſie aber nicht zu dicke ſtehen, ſo komt man mit dem Wurzel - Spieſe viel geſchwinder davon. Jm Nothfal, wenn es an Arbeits-Leuten fehlet, und die Moͤh - ren gleichwohl zur Fuͤtterung und Maͤſtung des Vie - hes unentbehrlich ſind, kan man ſie auch mit 3 oder 4 Pferden ausackern laſſen, es muͤſſen aber ſchmahle Furchen gehalten werden, ſonſt werden viele Moͤh - ren mit der Erde bedeckt, daß ſie ſolche in auflleſen und nachgehen nicht alle finden koͤnnen. Doch muͤſ - ſen die Moͤhren durch einige Leute alſobald in den Furchen aufgeleſen werden, damit der Ackerman nicht aufgehalten wird.

Und1597. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.

Und ob auch gleich bey dem Ausackern von man - chen die Schwaͤnze hinweg gehen, ſo ſchadet es ihnen doch nicht ſonderlich. Jnzwiſchen iſt es freylich beſ - ſer, weñ ſie auf die obige Art aus dem Lande gebracht werden; doch heiſſet es alhier, Noth hat kein Geſetz.

Den Winter uͤber werden die Moͤhren in Kel -Gruben zum Win - ter-Behaͤlt - niß. lern und Gruben fuͤr dem Froſte verwahret und auf - behalten, doch bleiben ſie in dem leztern viel ſchoͤner. Wir pflegen ſolche Gruben gleich auf dem Felde, und zwar drey Schuh breit und drittehalb oder hoͤch - ſtens drey Schuh tief anzulegen. Dieſe Gruben Mannes tief zu machen, kan ohnmoͤglich dienlich ſeyn, die Moͤhren darinnen eben ſo ſchoͤn als in un - ſern flachen Gruben zu erhalten; denn je tiefer ſie ge - macht werden, deſto gefaͤhrlicher und ſchaͤdlicher ſind ſie den Moͤhren, und ſolte ich meinen, daß in einem ſolchen tiefen Loche, welches man hier eher fuͤr ein Grab als fuͤr eine Moͤhren-Grube anſehen wuͤrde im Fruͤhjahre alle Wurzeln von der Faͤulnis angeſte - cket ſeyn muͤſten. Wenn das Graͤfig abgeſchnitten und die zackigten und kleinen Moͤhren, welche vor das Vieh gehoͤren, von denen guten, welche zum Ver - kauf und in die Kuͤche ſollen aufbehalten werden, ausgeleſen ſind, ſo werden ſie alſobald, ohne auf das abtrocknen zu warten, in die Gruben hinein geſchaffet. Man giebt ſich auch die Muͤhe nicht, ſolche erſtlich zu ſchichten oder in Ordnung zu le - gen; ſondern es wird ein Tragekorb vol um den andern hinnein geſchuͤttet, ſie moͤgen fallen wie ſie wollen. Doch muß ein jeder Tageloͤhner, ſo oft er einen Korb vol bringet, ſolchen alſobald mitdenen1607. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. denen Haͤnden zuſammen ruͤtteln. Jſt die Grube ſo weit vol, daß noch 8 Zol fehlen, ſo doͤrfen weiter keine hinein kommen, ſondern die oberſten muͤſſen fein gleich geleget werden, ſo daß eine an die an - dere anſchlieſſet, damit bey dem Zuſcharren nicht ſo viele Erde dazwiſchen falle, und wenn alsdenn ja etwas weniges von der Erde zwiſchen die Moͤh - ren kommen ſolte, ſo ſchadet es ihnen doch nichts. Zur Bedeckung dieſer Gruben brauchen wir weder Stroh noch Breter, ſondern es wird die heraus - geworfene Erde alle wieder darauf geſchauffelt und fein gleich gemachet, doch ſo, daß ſolche ringshe - rum einen Schuh breit uͤber gehet, damit der Froſt deſto weniger eindringen koͤnne. Die - ſe Gruben werden nicht eher eroͤfnet, als bis man die Moͤhren herausholen wil. Sobald als man eine aufmachet, werden auch alle Wur - zeln heraus und nach Hauſe geſchaffet, und wenn dieſe gebrauchet ſind, alsdenn wird wieder ei - ne friſche Grube aufgethan und ausgeleeret. Die Wurzeln werden auf dieſe Art bis ins Fruͤh - jahr ſo unvergleichlich erhalten, daß man bey dem Herausholen ſeine Luſt daran ſiehet. Das Ab - ſchneiden des Scheibchens oder der Crone, wel - ches bey den rothen Ruͤben angerathen worden, hat man hier gar nicht noͤthig. Vielmehr halte ich ſolches bey den Moͤhren nicht nur fuͤr vergeb - lich und uͤberfluͤſig, ſondern auch fuͤr ſchaͤdlich, in - dem ſolche nicht nur den ſaftigen und guten Ge - ſchmack verringert, ſondern auch die Faͤulnis gar ſehr befoͤrdert, uͤberdieſes auch den Wurzeln einuͤbles1617. Cap. Von Wurzel Gewaͤchſen. uͤbles Anſehen machet, daß kein Menſch ſolche von den Gaͤrtners-Leuten gerne kaufen wuͤrde. Da - hero auch Niemand alhier von den Moͤhren ein Scheibchen abzuſchneiden pfleget. Zum Samen - ziehen werden citronengelbe, ſchoͤne gleiche, reine und unbeſchaͤdigte Wurzeln von mittelmaͤßiger Groͤſe ausgeleſen und ſogleich auf den Acker zu - ſammen geſchaft und in Haufen geleget, welche die Form eines zugeſcharten Grabes vorſtellen und von den Leuten Meiler genennet werden. Hier - auf wird mit einem Grabeſcheide oder Spaten Erde daruͤber geworfen. Jn ſolchem Zuſtand bleiben die Moͤhren liegen, bis die ſtarken Froͤſte herannahen wollen, alsdenn werden ſie erſt in Gruben, welche aber nur 2 Schuh tief und dritte - halb Schuh breit ſeyn, geſchaft, und wie die andern Moͤhren mit Erde bedecket. Um die Mitte des Aprils werden die Samen-Moͤhren aus den Gru - ben heraus genommen und an einen zur Sonne wohlgelegenen Ort in einem Garten, oder wel - ches noch weit beſſer iſt, auf freyem Felde in ein wohlgegrabenes Land, der Laͤnge nach, ein und ein Viertel Schuh und nach der Breite eben ſo weit von einander gepflanzet, ſo daß nichts als die Keimen aus der Erden zu ſehen ſind. Es iſt gewiß, daß der Same auf dem Felde allezeit viel beſſer und vol - kommener wird als in den Gaͤrten, indem er dort die freye Luft und Sonne den ganzen Tag haben kan. Weil aber die Haſen die Keimen und Cro - nen gerne von den Samen-Moͤhren abbeiſen, ſo muß man dieſelben wider dieſe Thiere zu verwah -Abh. v. Kuͤcheng. Lren1627. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. ren ſuchen. Man nehme zu dem Ende Stroh - Seile und ziehe ſolche gedoppelt an Pfaͤhlen um die Samen-Moͤhren herum, ſo wird nicht leicht ein Haſe darunter wegkriechen.

Wenn die Moͤhren in ihre Stengel getrie - ben, und ihre Samen-Sterne hervorgebracht, ſolche auch anfangen Koͤrner zu bekommen, ſo zie - hen ſie ſich in manchen Jahren oben mit einem ſubtilen Geſpinſte zuſammen, welches mir ſelbſt einigemal begegnet, da ſie doch ordentlicher Wei - ſe die Figur eines Thee-Schaͤlchens machen ſol - ten. So bald als man dieſes gewahr wird, muß man alle Sterne, welche ſich zuſammen gezogen haben, oder hierzu den Anfang machen, von ein - ander ziehen, und in ſelbige hinein ſehen, ſo wird ſich finden, das in der Mitte des Samen-Sterns ein auch wohl zwey gelbe Maden anzutreffen ſind. Wenn man dieſe Wuͤrmer alſo aufſuchet und toͤd - tet, ſo kan der Same noch gerettet werden, wuͤr - de man aber dieſe Vorſicht nicht gebrauchen, ſo iſt gewis, daß aller Same taub werden und zu Grunde gehen wuͤrde. Der Same wird nicht auf einmal ſondern nach und nach reif, daher muß zuweilen darnach geſehen und die reifen Sterne zu rechter Zeit abgeſchnitten und in ein hoͤlzern Ge - faͤs gethan werden. Wuͤrde man hierzu einen Sack brauchen wollen, ſo wuͤrde vieler Same ver - lohren gehen, indem ſich die rauhen Koͤrner gewal - tig daran anhaͤngen und nicht ohne muͤhſames Able - ſen wieder herunter gehen.

Wenn die Samen-Sterne alle abgenommenund1637. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. und fein duͤrre ſind, ſo laſſen wir ſolche bey ſchoͤ - nem trockenem Wetter ordentlich dreſchen, denn das Reiben mit den Haͤnden waͤre bey einer Men - ge viel zu muͤhſam. Er doͤrfen aber die Sterne nicht ſo duͤnne auf die Tennen kommen, ſondern muͤſſen einen Schuh hoch auf einander geſchuͤttet werden, ſo kan alsdenn der Dreſcher darauf ſchmeiſ - ſen, wie er wil, und geſchiehet doch den Koͤrnern nicht der geringſte Schade. Auf dieſe Weiſe komt man mit der Reinigung in kurzer Zeit da - von. Jm feuchten und regenhaften Wetter iſt er nicht herunter zu bringen, ob man auch gleich mit dem Dreſchen noch ſo viele Muͤhe anwenden wol - te. Daß der Same blos um des bequemern Ausſaͤens willen muͤſſe abgerieben werden, und daß alles andere Vorgeben hierbey laͤcherlich und einfaͤltig ſey, habe bereits im erſten Theile p. 124. erinnert. Zu dem Abreiben haben wir keine Aſche und Salz noͤthig, welche von einigen an - gerathene Art nicht nur vergebliche Koſten in An - ſehung des Salzes verurſachet, ſondern auch mit verſchiedenen andern Unbequemlichkeiten verbun - den und uͤberdies ganz und gar vergeblich iſt. Wir wuͤrden hier gar viel Salz haben muͤſſen; aber wir koͤnnen es beſſer brauchen. Man ſtelle nur den Moͤhren-Samen einen halben Tag in ei - ne warme Stube nicht weit von dem Ofen, breite ſolchen auf einem Tuche, oder wenn es nicht viel iſt in einer Mulde auseinander, daß er recht tro - cken und duͤrre wird, ſo kan man die Staͤchelchen ohne ſonderliche Muͤhe mit den Haͤnden abreiben. L 2Her -1647. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. Hernach werden ſolche nebſt andern Staube und Unrathe mit Huͤlfe einer Mulde weggeſchwungen, und der gereinigte Same zum Gebrauch oder Verkauf aufgehoben, und bleibet ſolcher 4 auch wohl 6 bis 7 Jahr gut, nachdem er an einen luͤf - tigen Ort gebracht und aufbehalten wird. Wenn der Same abgenommen, ſo laſſen ſich die holzig gewordenen Wurzeln gegen den Herbſt ohne ſon - derliche Muͤhe aus der Erden ziehen, und koͤnnen, nachdem ſie mit ihrem Strohe recht abgedoͤrret und in Wellen gebunden worden, gar gut zum Einheitzen gebraucht werden. Von den Stok - Moͤhren oder Boͤcken aber iſt noch zu erinnern, daß man mit dem Ausziehen, wenn ſie einen hal - ben oder hoͤchſtens einen Schuh in die Hoͤhe gewach - ſen, dahinter her ſeyn und ſolche dem Rind-Viehe vorwerfen laſſen muͤſſe, welches ſie uͤberaus gerne frißt. Laͤßt man ſie aber hoͤher aufſchieſſen, ſo trit es ſolche Samen-Stengel alle unter ſich, weil ſie ſo hart und hoͤlzern werden, daß es dieſelben nicht zermalmen kan.

Was ſonſt von dem Kraͤuterich zu erinnern, kan bey den Paſtinacken nachgeſehen werden. Es ſind nicht nur die Moͤhren ein fuͤrtrefliches Futter fuͤr Rind-Viehe, Schafe und Schweine, ſondern ſie bekommen auch denen Pferden, wenn ſie recht kleine geſtampfet und einige Haͤnde vol davon un - ter den Hafer gemenget werden, uͤberaus wol, eroͤf - nen ihnen die Leiber, und wenn man ihnen ſolche eine Zeitlang giebet, werden ſie dadurch fuͤr der Truſe bewahret. Es brauchen auch viele Leutedie1657. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. die Moͤhren als ein gutes Mittel wider die Wuͤr - mer bey den Kindern und findet ſich, wenn ihnen ſolche auf einem Reibeiſen gerieben, und Fruͤh - morgens etliche Tage hinter einander nuͤchtern ge - geben werden, daß die Wuͤrmer dadurch fortgetrie - ben werden. Jch koͤnte auch noch vom Moͤhren - Safte und deſſen groſen Nutzen etwas gedenken, weil aber ſolches in des Herrn Hofrath Zinkens Leipziger Samlung im 4ten Bande weitlaͤuftig zu finden iſt, ſo wil ich den geehrten Leſer dahin verwie - ſen haben.

§. 4.

Die Carotten oder Fruͤh-Moͤhren, ſo -Von Ca - rotten. wol die goldgelben, Daucus ſativus radice au - rantii coloris, als auch die rothen, Daucus ra - dice atro-rubente, Valent. kommen faſt mit den Moͤhren in allen Stuͤcken uͤberein, ausgenom - men, daß ſie nicht uͤber einen halben Schuh lang in der Erde wachſen, und an den Farben von den ordentlichen Moͤhren ſehr unterſchieden ſind. Die goldgelben ſind die beſten, die rothen hingegen werden gerne hoͤlzern, ſind auch am Geſchmacke nicht ſo lieblich. Man kan dieſen Samen zeitig in ein Miſt-Bett ſaͤen, damit man ſie in der Kuͤ - che zu den Suppen bald haben moͤge. Wenn ſie einer Feder-Spuhle dicke erwachſen ſind, koͤnnen ſie ſchon zum Gebrauch verzogen werden.

Wil man ſie aber in den Garten auf ein Beet beſtellen, ſo iſt die beſte Zeit zu Anfang des Merz-Monats und ſo fort, wie es die Witterung leidet. Sie werden eben alſo verzogen und ge -L 3brau -1667. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. brauchet wie diejenigen, welche in die Miſt-Bette geſaͤet werden. Sie ſchmecken beſonders gut an den gruͤnen Erbſen, wenn ſie in ganz kleine Stuͤck - lein nicht viel groͤſſer als die Erbſen geſchnitten und mit denſelben gekochet werden. So bald ſie von den Garten-Beet herunter ſind, kan man Sallat, Spaniſchen Lauch u. d. gl. darauf ſtecken laſſen, jedoch muß das Land wiederum umgewen - det und gegraben werden. Zum Samenziehen erwaͤhlet man im Herbſte die ſchoͤnſten, und ver - wahret ſie den Winter uͤber im Keller, oder wel - ches ich fuͤr beſſer halte, in einer Grube, welche aber nicht uͤber 2 Schuh tief ſeyn darf. Auf das Fruͤhjahr werden ſie eben alſo zum Samen ver - pflanzet wie bey den Moͤhren gezeiget worden.

Dieſe Fruͤhmoͤhren ſind nicht lange bey uns bekant, und habe ich ſolche vor 18 Jahren erſtlich nach Erfurt gebracht. Da wir ſie aber einmal haben, ſo iſt unſer hiervon erzogener Same eben ſo gut, als der Hollaͤndiſche, und iſt es eine leere Einbildung, daß der fremde beſſer ſey. Wir Deutſchen ſind ſo geartet, daß, wenn etwas nur fremde genennet wird, ſo muß es viel hoͤher gehal - ten werden als unſere Sachen, da ſie doch in der Guͤte unterweilen viel beſſer ſind, oder doch zum we - nigſten den fremden nichts nachgeben.

Wil man ſie im Januario und Februario durch den ganzen Winter oder im Fruͤhjahre recht zeitig haben, ehe die friſchgeſaͤeten herbey wachſen, ſo ſaͤet man ſie in den Garten auf ein Beet im Auguſt-Monat, und laͤſſet ſie den Winter uͤber imLande1677. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. Lande ſtehen. Wenn die Froͤſte ſich einſtellen, decket man ſie mit warmen Pferde-Miſt zu. Den Winter hindurch wie auch auf das Fruͤhjahr koͤn - nen ſie nach und nach, wenn der Miſt hinweg ge - than wird, heraus gehoben und in der Kuͤchen als etwas ſeltſames gebraucht werden. Auf das Fruͤhjahr, wenn man denket, daß keine ſtarken Froͤſte mehr kommen moͤchten, werden ſie wieder - um aufgedeckt und vom Miſte befreyet. Was ſonſt noch bey Erziehung des Samens zu mer - ken, komt mit der oben beſchriebenen Erziehung des Moͤhren-Samens in allen Stuͤcken uͤberein.

§. 5.

Ob es gleich vielerley Sorten der weiſſen Ruͤ -Von aller - hand weiſ - ſen Ruͤben. ben gibt, ſo wil ich doch, weil ſie mehrentheils in der Erziehung mit einander uͤbereinkommen, nur von folgenden 3 Sorten handeln: als

  • 1.) Runde May-Ruͤben, Teller-Ruͤben, Rapa ſativa, rotunda, radice candita. C. B. Rapiſtrum orbiculatum ſ. turbinatum, Lob. &. Tabernæm.
  • 2.) Lange Guckel-Ruͤben, Rapa ſativa, ſeu fœmina, C. B. P. Rapum ſativum oblon - gum, J. B.
  • 3.) Steck-Ruͤben, Stickel-Ruͤben, Napus ſativa, C. B. Rapum ſativum alterum & Napus veterum, Trag.

Die runden May-Ruͤben werden des -Von May - Ruͤben. wegen ſo genennet, weil ſie kurz vor dem May - Monat, oder in dem halben April geſaͤet werden, damit man etwas fruͤhzeitiges hiervon in die Kuͤ -L 4che1687. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. che haben kan. Teller-Ruͤben werden ſie deswe - gen genennet, weil ſie nicht dicke und ganz breit wie eine Scheibe oder Teller wachſen, und nur un - ten in der Mitten ein kleines Schwaͤnzlein haben. Sie verlangen ein gut gegrabenes Land, welches noch einige Beſſerung in ſich hat. Wenn man dieſen Samen auf ein nicht weit von einem Waſ - ſer gelegenes Beet ſaͤen kan, ſo iſt es uͤberaus nuͤtz - lich, denn ſo bald ſie aufgegangen ſind, ſo muß man beſtaͤndig darnach ſehen, ob etwan Erd-Floͤ - he ſich darauf befinden. Sind dergleichen vor - handen, ſo muß man ſie alſobald beſprengen, und wenn das Beet trocken geworden, und das Unge - ziefer ſich wiederum darauf ſehen laͤſſet, ſo muß das Beſprengen abermal geſchehen, und dieſes muß des Tages einigemal wiederholet, und ſo lan - ge damit fortgefahren werden, bis ihre Blaͤtter in etwas erwachſen und einige Staͤrke erreichet ha - ben. Es darf auch das Aufwerfen des kleinen vermoderten Pferde Miſtes um der Regen-Wuͤr - mer willen nicht verſehen werden, damit ſie die jungen Ruͤblein nicht in ihre Loͤcher hinein ziehen koͤnnen, ſiehe hiervon die zweyte Anmerkung p. 64. im erſten Theile. Sie verlangen auch einen zur Sonnen wohl gelegenen Ort. Wenn ſie 6 bis 8 Blaͤtter im Wachsthum erlanget haben, muͤſſen ſie einen Schuh weit verzogen, oder mit den Hand - Jaͤte-Haͤcklein durchgeſchnitten werden. Haben ſie ihre mittelmaͤſige Groͤſe erreicht, ſo kan man ſie zum Eſſen gebrauchen, wobey aber zu erinnern, daß ſie ein oder wohl zweymal muͤſſen abgebruͤhet wer - den, ſonſten ſchmecken ſie bitter.

Von1697. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.

Von dieſen fruͤhzeitigen Ruͤben iſt kein Sa - me zu gewinnen, weil ſie, wenn ſie zu alt werden, in ihre Samen-Stengel gehen, welche hernach den Herbſt nicht reif werden. Wil man aber von dieſer Sorte Samen haben, ſo muß derſelbe gleich nach Jacobs-Tag auf ein beſonderes Beet geſaͤet werden. Vierzehn Tage bis drey Wochen nach Michael werden ſie aus der Erde genommen, und die breiteſten, welche kleine Schwaͤnzlein ha - ben, ausgeſuchet, und eine Weile in die Erde ge - ſcharret. Wenn aber ſtarke Froͤſte kommen, muß hierzu eine Grube anderthalb Schuh tief gemachet, und dieſe Samen-Ruͤben hinein gethan werden. Auf das Fruͤhjahr, wenn man denket, daß nicht mehr alzuſtarke Froͤſte kommen moͤchten, hohlet man ſie aus der Grube, und verpflanzet ſie in Garten nach der Schnure 1 Schuh weit von ein - ander. Zu jeder Rube muß ein Gruͤblein 3 Zoll tief mit einer Hacke gemacht werden, in welchen ſie erſtlich mit ihren Herzen hervor wachſen, und hernach mit der Erde vollends bedecket werden muͤſſen; wo dieſes nicht geſchiehet, und die Ruͤben zu flach geſetzet werden, ſo wirft ſie der Wind mit ihren ſchweren Samen-Stengeln gerne uͤber den Haufen. Es ſind dieſe Ruͤben viel ekeler zu er - ziehen, als alle andere Sorten. Sie ſind auch viel zaͤrter, ſowol an Blaͤttern als auch an Wur - zeln. Unſere Bauren nach Gotha zu haben auch faſt eine ſolche Gattung, allein ſie ſind viel groͤſſer und dicker, welche ſie in groſſer Vielheit nach Er - furt bringen, doch ehe dieſe ankommen, ſind un -L 5ſere1707. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. ſere albereit conſumiret. Auf das Land, wo un - ſere May-Ruͤben geſtanden und erzogen worden, kan man Sellerie, Sallat, Porre oder Spaniſchen Lauch, Blaukohl und dergleichen machen; doch muß es vorhero wiederum friſch gegraben wer - den.

Von Gu - ckel-Ruͤben.
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Die langen weiſſen Guckel-Ruͤben, welche uͤber der Erden heraus wachſen oder hervor gucken, und bey uns dieſerhalben alſo genennet werden, kan man gar leicht mit denen Haͤnden herausziehen, weil man ſie uͤber der Erde anfaſſen kan, um deswillen pflegen ſie auch die Leute, wenn man nicht darauf Achtung hat, gerne zu ſtehlen. Wenn ſie zeitig gebrauchet und nicht gar zu alt werden, ſo ſind ſie ſo milde und weich, wie Speck, und eine der beſten Speiſen; ſtehen ſie aber gar zu lange in der Erden, ſo werden ſie zuweilen auch pelzig, und ſind hernach nicht ſo angenehm zu eſſen, koͤnnen aber doch fuͤr das Rindvieh gar gut genutzet werden, indem ſie gute Milch geben. Man hat bey dieſer Sorte den Vortheil, wenn man ſie in dem Herbſte einerndet, daß man ſie nicht wie die andern aus der Erde hacken muß, weil man die allermeiſten gar leicht, da ſie uͤber die Helfte heraus ſtehen, ausraufen kan. Ehe ein Fuder ſolcher Ruͤben nach Hauſe gebracht und abgeladen worden, ſo ſind drey bis 4 Perſonen vermoͤgend, waͤhrender Zeit wiederum ein Fuder zuſammen zu raufen.

Kelch - oder Herbſt-Ruͤ - ben.
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Hingegen waͤchſet die lange runde weiſſe Herbſt - oder Kelch-Ruͤbe nicht uͤber, ſondern feſtein1717. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. in der Erden, und koͤnnen folglich die Leute ſolche nicht ſo leicht herausbringen und ſtehlen. Jnzwi - ſchen kommen ſie in der Wartung und Pflegung mit den uͤbrigen Sorten in allen Stuͤcken uͤberein. Alle Sorten der Ruͤben verlangen einen mittelmaͤſigen doch nicht friſch geduͤngeten Grund und Boden, ſondern welcher noch einige Beſſerung in ſich hat. Man pfleget ſo wohl bey uns, als auch auf den Land Guͤtern den Acker, wo man ſie hin beſtellen wil, entweder zur Herbſt-Zeit oder auch im Fruͤh - jahre mit 4 Pferden umwenden, und alſobald mit der groſen Ege uͤberfahren zu laſſen. Es iſt aber das Graben hierzu freylig beſſer, wenn man es haben kan. Man laͤſſet den Acker hierauf ruhen bis zur Saͤezeit, ſolte aber binnen ſolcher Zeit viel Unkraut darauf wachſen, ſo iſt noͤthig, daß man ſolches bey warmen Sommer-Tagen mit breiten Hacken fortſcharre, damit das Gras verdorre. Wenn es nach der Zeit vor Johannis-Tag an bis Jacobi einen Tag vorher geregnet hat, ſo wird der Same oben aufgeſaͤet und zwar auf einen Acker leicht Land 1 Noͤſel oder ein halb Pf., iſt aber das Erdreich ſchwer, ſo nimt man an - derthalb Noͤſel oder 1 und ein fuͤnftel Pf. Der aufgeſaͤete Same wird hierauf mit den breiten Ha - cken umgeſcharret, und das Land hernach mit der kleinen Garten-Ege uͤberfahren. Einige pfle - gen auch das Land hierzu friſch zu ackern und zu beſtreichen, hernach ſaͤen ſie den Samen alſobald darauf, und egen ſolchen unter. Hiervon aber halte ich nicht viel, weil die Erde zu locker blei -bet,1727. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. bet und die Sonne, die darinne befindliche Feuch - tigkeit vollends heraus nimt. Wenn der Same aufgegangen, und die Ruͤblein ſo viel erwachſen ſind, daß ihnen die Erdfloͤhe nichts mehr anhaben koͤnnen, ſo muͤſſen ſie 8 bis 9 Zoll, auch 1 Schuh weit von einander durchraufet, oder mit den Hand - Jaͤte-Haͤcklein durchſchnitten werden. Es kan auch hiezu meine neuerfundene Maſchine ungemei - ne Dienſte thun. Den Sommer uͤber muß man ſie vom Unkraute mit den Hand-Jaͤte-Haͤcklein rei - nigen. Jm October werden ſie heraus gehackt, theils in Kellern und Gewoͤlbern, theils in Gru - ben aufbehalten, doch muß ihnen vorhero das Graͤ - ſig abgenommen werden, welches gewaſchen, ge - ſtampfet und dem Viehe mit unter das Futter gege - ben wird.

Wenn man dergleichen Ruͤben in alzugroſ - ſem Ueberfluſſe haben ſolte, daß ſie ſobald nicht koͤnnen verthan werden, ſo kan man ſie auch ein - machen, welches auf folgende Weiſe geſchiehet: Man laͤſſet ſie erſtlich recht reine waſchen, und das Waſſer ablaufen. Hierauf ſtoͤßet man ſie mit dem Stampf-Eiſen in kleine Stuͤcken, und wenn dieſes geſchehen, werden ſie in ein Faß gethan, worauf eine Schicht um die andere mit Salz be - ſtreuet wird. Alsdenn werden ſie mit einer hoͤl - zernen Keile zuſammen geſtampfet, gleichwie man pfleget das ſaure Kraut einzuſtampfen. Oben auf die Ruben muß auch ein Bret geleget und mit Steinen beſchweret werden. Man laͤſſet ſie ſo lange ſtehen, bis diejenigen, welche man zumVor -1737. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. Vorrath in den Kellern, Gewoͤlbern und Gruben aufbehalten hat, alle verbraucht worden, nach ſolcher Zeit nimt man taͤglich eine Portion vor das Rind-Viehe oder vor die Schweine heraus, und menget ſolche mit unter das Futter.

Die Samen-Erziehung iſt gar leichte. Es werden hierzu im Herbſte die allerſchoͤnſten, wie bey den Wurzel-Gewaͤchſen mehrmals erinnert worden, ausgeleſen, den Winter uͤber im Keller oder in einer Grube aufbehalten, und im Fruͤh - jahre, wenn die ſtaͤrkſten Froͤſte vorbey ſind, mit einem Pflanzer nach der Schnure einen Schuh weit von einander geſezt, bey dem heraushohlen und verpflanzen der Samen-Ruͤben muß man ſich in Acht nehmen, daß die Keimen nicht abgeſtoſſen werden.

Wenn man dieſe Sorten derer Ruͤben auch ſo zeitig wie die oben gedachten May - oder Teller - Ruͤben ſaͤen wolte, ſo wuͤrden ſie gewis alle in ihre Samen-Stengel gehen. Geſchiehet es doch wol bey den May-Ruͤben, wenn ſie zu zeitig geſaͤet wer - den und einen ſtarken Reif bekommen haben, daß ſie in die Hoͤhe ſchieſſen.

Es pflegen auch bey uns einige Bauern auf dem Lande Erbſen mit unter den Ruͤben-Samen zu ſaͤen, weil ſie der Meinung ſind, daß die Erd - Floͤhe alsdenn denen Ruͤblein nichts thaͤten, ſon - dern ſich lieber an die Erbs-Stengel ſetzeten, indem dieſe ſuͤſſer waͤren als die Ruͤben; allein ich ha - be gar genau darauf Achtung gegeben und ange - merket, daß ſie ſich nicht daran kehren, ſondern lieberdie1747. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. die Ruͤblein angehen, und iſt alſo hiervon nicht der geringſte Nutze zu hoffen. Es iſt wohl kein beſſer Mittel wider die Erd-Floͤhe zu finden, als das oͤftere Beſprengen mit Waſſer, wiewohl ſich dieſes auf dem Felde nicht wil thun laſſen. Son - ſten ſind alle Kuͤnſteleyen wider dieſes Ungeziefer vergeblich, und thut man am allerbeſten, daß man mit dem Beſtellen der Ruͤben wartet, bis um Ja - cobi, denn zu ſolcher Zeit ſind ſie mehrentheils weg. Beſiehe hievon die Beſchreibung der Erfurtiſchen Dreyen Brunnen-Gaͤrten p. 86.

Von den Stickel - Ruͤben.
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Endlich muß ich auch von den Stek-Ruͤ - ben, Stickel-Ruͤben, etwas bemerken; Es iſt dieſes eine kleine und kurze Art, haben ein derb Fleiſch, und rohe ſchmecken ſie nushaft. Sie koͤn - nen ebenfals auf oben beſchriebenes Land geſaͤet und beſtellet werden. Und wenn man dieſe Art immer auf ſolch gutes Land ſaͤet, ſo werden die Ruͤ - ben nach und nach groͤſſer, und gehen aus ihrer Art; wenn ſie aber auf ein Land geſaͤet werden, wo Ger - ſte geſtanden, und welches alſobald umgeackert wor - den, ſo bleiben ſie kleine, werden aber, wenn es un - terweilen Regen giebt, noch ziemlich gros.

Hierbey muß ich noch zuletzt gedenken, daß wenn man von den durch den Winter hindurch - gebrachten Sommer-Ruͤben von allerhand Sorten nicht genug Samen zum Verkauf erhalten, ſo kan man ohngefehr 3 Wochen vor Michael, wenn es einen Tag vorher geregnet hat, den Samen ſaͤen, und wenn er aufgegangen und in etwas erwachſen iſt, durchraufen oder mit dem Jaͤte-Haͤcklein 4 Zollweit1757. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. weit von einander durchſchneiden, auch ein bis zweymal vom Unkraute reinlgen laſſen. Auf das Fruͤhjahr ſchieſſen die Ruben in ihre Samen - Stengel und bringen ihren Samen noch vor Ja - cobi zur Reifung. Dieſer Same thut eben die Dienſte, als derjenige, welcher ordentlicher Weiſe von den auserleſenſten und den Winter hindurch aufbehaltenen Samen-Ruͤben erzeuget worden. Wenn man aber weiter ſolchen Samen zeugen wil, ſo muß man von dem ordentlich gezogenen ſich er - waͤhlen, und darf man durchaus nicht von denjeni - gen Ruͤben, welche den Winter im Lande ſtehen ge - blieben, den Samen zur Ausſaat nehmen, ſonſten wuͤrden ſie im zweyten und dritten Jahre die Na - tur an ſich nehmen, daß ſie alſobald in ihre Samen - Stengel giengen, und man wuͤrde wenige oder gar keine Ruͤben hiervon zu hoffen haben.

§. 6.

Unter die Wurzel Gewaͤchſe, welche zu ei -Von Peter - ſilien-Wur - zeln. ner geſunden und angenehmen Speiſe dienen, ge - hoͤren auch die Peterſilien-Wurzeln, Peterlein - Wurzeln. Petro ſelinum radice maxima ſua - vi & eduli. Das Land, worauf man dieſe Wur - zeln erziehen wil, darf durchaus nicht geduͤnget wer - den, ſondern es muß ebenfals zum wenigſten ein oder auch zwey Jahr vorhero zu andern Fruͤchten ſeyn gebraucht worden. Denn wenn ſolche auf ge - duͤngtes Land geſaͤet werden, ſo bekomt man nichts als zackigte Wurzeln, und Kretchſbeine.

Wenn wir alhier unſern Sommerzwiebel - Samen ſaͤen, ſo miſchen wir nach der Groͤſe desLan -1767. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. Landes etwas Peterſilienwurzel-Samen darunter. Denn ſie verlangen einerley Erdreich, und pfleget auch ſowol der Zwiebel-als Peterſilienwurzel-Sa - men 4 bis 5 Wochen in der Erde zu liegen, ehe er aufgehet. Wir haben von dieſen Wurzeln zwey Sorten, als die harten und weichen, welche lezte - ren die Gaͤrtner Zuckeraten zu nennen pflegen, Die erſten werden niemals ſo ſchoͤne und dicke, und erfrieren auch nicht, hingegen die andern ſind viel angenehmer zum Eſſen, und erfrieren meh - rentheils, wenn ſie dem Winter uͤber im Lande ſtehen bleiben. Sie werden ſo gros als die gelben Ruͤben, wenn ſie wohl gewartet werden. Das Kraͤuterich von beyderley Sorten hat gleiches An - ſehen. Wenn dieſe Wurzeln benebſt den Zwie - beln erwachſen, und dieſe reif geworden, und aus - genommen ſind, muß alſobald das Land mit einer breiten Hacke gearbeitet, und das darauf befindli - che Unkraut hinweg geſchaffet werden. Man wird alsdenn binnen 14 Tagen augenſcheinlich erfahren, daß ſich die Wurzeln erhohlen und im Wachsthu - me zunehmen. Denn ſie pſlegen beſtaͤndig bis ge - gen den Winter zu wachſen. Vermeint man, daß alzuſtarke Froͤſte ſich einſtellen doͤrften, ſo he - bet man ſie mit dem Wurzel-Spieſe aus, leget ſie theils in Keller, theils auch Reihenweiſe ſamt ihrem Kraͤuterich in Garten in die Erde, jedoch ſo daß das Graͤſig auſſer der Erden zu liegen komt. Hierbey muß man ſich aber auch in Acht nehmen, daß die Wurzeln nicht auf einander, ſondern neben an einan - der zu liegen kommen, ſonſten wuͤrden ſie gar leicht verfaulen.

Man1777. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.

Man kan dieſe Wurzeln auch auf ein Beet alleine ſaͤen laſſen, doch muß mit dem Samen et - was ſparſam umgegangen und derſelbe nicht zu dicke geſaͤet werden. Sobald als ſie in etwas erwachſen ſind, muß man ſie ausraufen, oder mit dem Jaͤte-Haͤklein einen Schuh weit von einan - der durchſchneiden, denn wenn ſie dicker ſtehen bleiben, wird keine rechte ſtarke Wurzel wachſen koͤnnen, indem immer eine der andern die Kraft hinweg nimt.

Den Samen von den harten Peterſilien - Wurzeln zu erziehen, koſtet wenig Muͤhe. Man laͤſſet hierzu ein gewiſſes Fleck Wurzeln den Win - ter hindurch, weil ſie nicht erfrieren, auf dem Lande ſtehen, ſo bringen ſie das folgende Jahr ihren Sa - men. Jſt derſelbe zeitig, ſo werden die Wurzeln nebſt ihren Samen-Stengeln mit dem Wurzel - Spieſe ausgehoben. Von denenjenigen, welche keine Nebenzacken haben, wird der Same zu den Peterſilien Wurzeln genommen, welche man daher auch ganz alleine legen und verwahren muß. Den Samen aber von den zackigten Wurzeln kan man zur Ausſaat der ordentlichen Peterſilie brauchen.

Die weichen Peterſilien-Wurzeln oder Zucke - raten-Wurzeln hingegen ſind viel ekeler, weil ſie den Winter uͤber gar leicht erfrieren. Mit die - ſen verfaͤhret man alſo: Wenn die Wurzeln in dem Herbſte ausgehoben werden, ſucht man die beſten und gleicheſten, an welchen man nicht die gering - ſten Nebenzacken erblicket, aus, und verkuͤrzet ih - nen mit einem Meſſer das Kraͤuterich, doch alſo,Abh. v. Kuͤcheng. Mdaß187[178]7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. daß die Herze voͤllig unbeſchaͤdigt bleiben. Hierauf leget man ſie eine Zeitlang in Garten, und ſcharret ſie mit etwas Erde zu. Nahen die Froͤſte her - bey, ſo werden die Wurzeln im Keller einzeln in den Sand, oder in eine nur einen Schuh tief ge - machte Grube geleget, und mit der herausgewor - fenen Erde wohl bedecket. Auf das Fruͤhjahr nimt man ſolche aus dem Keller oder Grube, und ver - pflanzet ſie reihenweiſe 1 Schuh weit von einander. Ehe ſie in ihre Samen-Schoſſe gehen, muß das Un - kraut darzwiſchen zu zweyenmalen hinweg geſchaf - fet werden.

§. 7.

Von der Hindlaͤufte.
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So wol die ordentliche Hindlaͤufte, Weg - wart, Sonnenwendel, Cichorien, Cichorium & Cichoreum horrenſe, Offic. Matth. als auch die mit geflamten Blaͤttern, oder bunte Cichorien, Cichorium ſativum folio elegantiſſimo varie - gato, ſind werth, daß man ſich um ihre Erzie - hung bekuͤmmert. Es erfordert dieſes geſunde Gewaͤchſe ein im Fruͤhjahre wohlgegrabenes und mit verfaultem Kuͤh-Miſte wohl geduͤngetes Land, worauf der Same zu Ende des Maͤrzes geſaͤet, eingefuͤſſelt und eingerechnet wird. Wenn er auf - gegangen und in etwas erwachſen iſt, muß er vom Unkraute gereiniget und gejaͤtet werden. So die Wurzeln etwa zu dicke aufgehen ſolten, muß man ſie zum wenigſten 5 Zol weit von einander verzie - hen laſſen, damit ſie Raum bekommen und deſto ſtaͤrcker wachſen koͤnnen. Gegen den Herbſt he - bet man ſie aus, und uͤberlaͤſſet ſie zum Theil denApo -1797. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. Apothekern und Conditern, die uͤbrigen kan man in friſchen Sand in Keller einlegen laſſen, doch ſo, daß ihre Herzen und Keimen auſſer dem Sande zu ſehen ſind. Solte der Sand zu trocken ſeyn, ſo muͤſſen ſie, nachdem das Einlegen geſchehen, etwas begoſſen werden. Wenn ſie eine Zeitlang gelegen haben, und die Blaͤtter fein gelbe und bunt gewachſen ſind, ſo koͤnnen ſie abgebrochen und zum ordentlichen Sallate gebrauchet werden, ſie ſchmecken faſt noch angenehmer als die Winter - Endivien. Ob aber gleich dieſes eine ungemein geſunde Speiſe iſt, ſo verlangen ſolche doch die wenigſten zu eſſen. Wenn ihre Blaͤtter im Keller nicht volkommen gelbe gewachſen ſind, und noch das allergeringſte Gruͤnliche daran befindlich iſt, ſo ſchmecken ſie ſehr bitter. Wem es nicht wiſſend iſt, der kan, wenn dieſer Sallat auf den Tiſch ge - bracht wird, keinen Unterſchied zwiſchen dem Winter-Endivien und Cichorien finden. Wenn die Wurzeln gekocht, abgebruͤhet, und hernach zerſpaltet werden, kan man ſie gleicher Weiſe zu den Sallaͤten gebrauchen. Den Samen von dieſen Wurzeln zu erziehen, iſt ebenfals ſehr leicht. Man laͤſſet ſie den Winter uͤber im Garten ſtehen, denn ſie erfrieren niemalen. Auf das Fruͤhjahr zeichnet man ſolche Wurzeln aus, welche recht roͤthlich und bunt ausſehen, die uͤbrigen hebet man zum Gebrauche aus. Auf dieſe Art bekommet man die allerſchoͤnſten buntfarbigen Blaͤtter, und wenn man dieſes Ausſuchen nicht vornimt, und alle Wurzeln untereinander zum Samen ſtehenM 2laͤſ -1807. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. laͤſſet, ſo komt man um die bunte Art, daß mancher nicht weis, wie dieſes zugehet. So bald als der Same, welches etwa im halben September geſchiehet, reif wird, mus man ihn zeitig, ehe ihn die Voͤgel wegfreſſen, mit den Stengeln abſchnei - den, und auf einen luͤftigen Ort ſtellen, damit er duͤr - re werden kan. Nach weniger Zeit kan man ſol - chen mit einem Pruͤgel ausklopfen und reinigen laſſen.

Jch pflege alle Jahre zur Herbſtzeit ein al - tes Weinfas zu nehmen, und ſolches von unten an bis oben hinaus, rings herum in einer Linie, vol Loͤcher, einen halben Zol gros, bohren zu laſ - ſen, doch muͤſſen auch die Loͤcher unten an dem Boden nicht vergeſſen werden, damit das uͤber - fluͤßige Waſſer dadurch abſickern kan. Jn dieſes Faß wird unten auf den Boden Sand geſchuͤttet bis an die erſte Reihe der Loͤcher, hernach leget man die Wurzeln in das Fas, ſo, daß die Herzen in die gebohrten Loͤcher kommen. Auf dieſe Wur - zeln wird hernach Sand geſchuͤttet bis an die an - dere Reihe der Loͤcher, alsdenn leget man aber - mal, wie jetzo gemeldet worden, Wurzeln hinein, ſchuͤttet wieder Sand darauf, und faͤhret alſo damit fort, bis das Faß ganz vol iſt. Hierauf wer - den ſie oben in dem Faſſe etwas ſtark doch ge - maͤchlich gegoſſen. Man wird in kurzer Zeit, nicht allein wegen der ſchoͤnen Farben, und be - ſondern Nutzen der Blaͤtter, ſondern auch um des artigen Anſehens willen, ſeine Freude daruͤber ha - ben, indem man beſtaͤndig den Winter uͤber dieauf -1817. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. aufſchieſſenden Keimen und Blaͤtter abſchneiden und zu den Sallaͤten auch zu den Bruͤhen gebrau - chen kan. Das Faß mus vorhero, ehe es zurechte gemachet wird, in einen Keller oder Gewoͤlbe, wo es nicht zu kalt iſt, geſtellet werden. Doch mus man ihm auch unterweilen Luft geben, und wenn der Sand zu trocken wird, das Faß auch begieſſen. Die bunte Sorte machet auch in den Schuͤſſeln ein feines Anſehen, und dienet auch zu Ausſchmuͤckung des Confectes, indem ihre Blaͤtter gelbgruͤne und roth geſtreift ſind. Beſiehe hievon die Figur Tab. III. A.

§. 2.

Die Scorzonere, Scorzoner-Wurzel,Von der Scorzoner - Wurzel. Schlangen-Mord, Schwarz-Haber-Wur - zel, Vieper-Graß, Scorzonera latifolia, ſi - nuata, C. B. Pin. Scorzonera major Hiſp. Cluſ. Hiſt. iſt auch nicht zu uͤbergehen. Es machen die Gaͤrtner unter dieſer und unter der Haber - Wurzel einen Unterſcheid, welches auch in der That ſtatt hat. Diejenige, von welcher jetzo die Rede iſt, und welche ſie Scorzoner zu nennen pflegen, hat eine ſchwarze Haut. Hingegen die folgende Haber-Wurzel iſt gelbe, und auch an den Blaͤttern merklich unterſchieden. Es erfor - dert dieſe Wurzel eben ein ſolches Land, als wie bey andern Wurtzel-Gewaͤchſen gemeldet worden. Der Same wird im Merz geſaͤet, und mit Kaͤr - ſten untergezogen, und das Land alsdenn gerech - net. Wenn ſie aufgegangen, werden ſie eben wie andere Wurzeln vom Unkraute gereiniget. Sol -M 3ten1827. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. ten ſie zu dicke ſtehen, koͤnnen ſie 5 Zol weit von einander verzogen und die herausgenommenen auf ein ander Beet 6 Zol weit nach der Schnure ge - ſtecket werden, alwo ſie viel ſtaͤrker und groͤſſer wachſen. Sie erfrieren niemalen, und koͤnnen drey Jahr beſtaͤndig auf einem Beete ſtehen blei - ben, und ob ſie gleich das andere und dritte Jahr Samen getragen, ſo ſind ſie dennoch zur Speiſe zu gebrauchen, welches andere Wurzel Gewaͤchſe nicht zu thun pflegen, ſondern wenn ſie einmahl ihren Samen getragen, ſo werden ſie hoͤlzern, und ſind folglich nicht mehr zu gebrauchen. Die Probe bey dieſer Wurzel iſt dieſe, wenn man eine hier - von mitten entzwey bricht, und ſolche Milch von ſich giebt, ſo iſt ſie noch zu gebrauchen. Wil man ſie zur Speiſe um Geſundheit willen brauchen, ſo machet man die ſchwarze Haut davon ab, und weichet ſie eine halbe Stunde in Brunnen-Waſſer ein, wodurch die Bitterkeit, welche ſie bey ſich haben, zum Theil heraus gezogen wird. Wenn die Wur - zeln wohl abgekocht und abgebruͤhet worden, kan eben ſo wol Sallat davon gemachet werden, wie von den vorhergehenden. Ferner ſind dieſe Wur - zeln in den Kraͤuter-Suppen nicht unangenehm zu eſſen. Jm andern Jahre bringen ſie erſtlich ihren Samen, nach welchem man, wenn er reif wird, alle Tage ſehen und den reifeſten abnehmen muß: denn ſo bald als ſich die Samen-Capſeln aufthun und von einander begeben, und man den Samen nicht zeitig abnimt, ſo fuͤhret ihn der Wind hinweg. Die Materialiſten, wie auch dieApo -1837. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. Apotheker kaufen dieſe Wurzeln pfundweiſe, und werden ſolche von ihnen ſtark geſuchet. Sie muͤſ - ſen aber im Anfange des Maymonates ausgeho - ben, und die ſchwarze Schale abgeſchabet werden. Hernach leget man ſie auf einen luͤftigen Boden, wo ſie die Sonne nicht beſcheinet, damit ſie ab - trocknen koͤnnen.

§. 9.

Nunmehro folget die im vorigen §. gedachteVon der Haber - Wurzel. Haber-Wurzel, Bocksbart, Tragopogon purpureo cœruleum porri folio, C. B. Es iſt albereit gedacht worden, daß dieſe Wurzel von der vorigen weit unterſchieden ſey, indem dieſe nicht nur an der Farbe gelbe iſt, ſondern auch ein ander Blat hat, der Same auch viel groͤſſer und braͤu - ner wird. Uebrigens aber kommen ſie im Saͤen, Pflanzen und uͤbrigen Erziehung in allen Stuͤcken uͤberein. Es verlangen ſolche weder die Materia - liſten noch die Apotheker zu kaufen. Es iſt dieſe Wurzel in den Suppen und Fleiſch-Bruͤhen die brauchbareſte mit, weil ſie ſehr lieblich und ange - nehm iſt, und ziehe ich ſolche noch den Zucker - Wurzeln vor, indem ſie nicht ſo ſuͤſſe ſchmecket. Mit Einſamlung dieſes Samens muß man ſich viele Muͤhe geben, wenn man ſolchen uͤberkom - men wil, denn wenn ſich die Samen-Kolpen von einander thun, und der Same nicht alle Tage ab - genommen wird, ſo hat ihn der Wind den an - dern Tag hinweg gefuͤhret. Es bleiben dieſe Wurzeln nicht laͤnger als ein Jahr gut, und wenn ſie in dem andern Jahre ihren Samen getragenM 4haben,1847. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. haben, ſo werden ſie holzig, und taugen zu nichts mehr, behalten auch ihre Milch nicht laͤnger als ein Jahr. Ob ich gleich nicht geſonnen bin, in die Medicin zu pfuſchen, ſo kan ich doch nicht unterlaſ - ſen dieſes zu melden, daß ſie in den hitzigen Krank - heiten ſehr dienlich ſind, indem ſie mir ſelbſt in einer groſſen Krankheit gute Dienſte gethan. Es wer - den dieſe Wurzeln recht reine abgewaſchen, kleine geſchnitten, und mit etwas Citronen-Schalen in Brunnen-Waſſer gekocht. Das Waſſer wird hierauf fein klar abgegoſſen, in ſteinerne Bouteillen gefuͤllet, und in Keller geſtellet, daß es friſch wird. Hiervon kan der Patient nach Belieben trinken, ſo viel als er wil.

§. 10.

Von den Zucker - Wurzeln.
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Die Zucker-Wurzeln, Gritzel, Goͤr - lein, Siſer Germanorum, C. B. Siſarum I. B. wachſen gemeiniglich nur einer Hand lang, und eines Fingers dicke, und ſitzen an einem Knol - len wohl 7, 8 und 9 ſolcher Wurzeln beyſammen. Sie ſind von ſehr ſuͤſſem Geſchmacke. Jede Wurzel hat 5, 6 bis 7 Abſaͤtze oder Ringlein, um deswillen ſind ſie ſehr zerbrechlich, abſonderlich, wenn ſie noch friſch ſind. Hierzu wird ein Land erfordert, welches wohl gegraben worden, und noch ziemliche Beſſerung in ſich hat. Sie werden auf zweyerley Art erzogen, erſtlich durch den Sa - men, und zum andern durch ihre Keimen, und dieſe leztere Erziehung iſt die beſte. Wil man ſie von dem Samen ziehen, ſo wird dieſer im No - vember und December, oder auch ſehr zeitig, ſobald1857. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. bald man in das Land kommen kan, im Fruͤhjahre geſaͤet, untergezogen und gerechnet. Er liegt ei - nige Wochen in der Erde, ehe er aufgehet, um deswillen man auch mit dem Saͤen ſehr zeitig kom - men mus. Wenn er aufgegangen, darf man eben - fals das Jaͤten nicht unterlaſſen. Solten die Stoͤcke zu dicke ſtehen, muß man die uͤberfluͤſſigen mit einem Spiesgen ausheben und auf ein ander gegrabenes Beet 1 Schuh weit nach der Schnu - re pflanzen laſſen, alwo ſie recht ſchoͤne wachſen, und im Winter zur Speiſe koͤnnen gebraucht wer - den.

Die beſte und ſicherſte Erziehung geſchiehet durch die Keimen, welche von den Wurzeln oben abgeſchnitten werden, doch muß zum wenigſten ein Viertel Zol Wurzel daran bleiben. Dieſe wer - den den Winter uͤber im Keller aufbehalten, und auf das Fruͤhjahr laͤſt man hierzu Beete 5 Schuh breit machen, und verpflanzet ſie nach oben beſagter Weite, 2 Zol tief, ſo werden ſie in kurzer Zeit hervor wachſen.

Gegen den Winter werden ſie ausgehoben, und alſobald die Keimen davon abgeſchnitten, wel - che ſowol als die Wurzeln, die man zur Speiſe brauchen wil, koͤnnen in Sand verwahret werden. Ob nun gleich dieſe Wurzeln in dem Lande den Winter uͤber koͤnnen ſtehen bleiben, weil ſie nicht erfrieren, ſo iſt es doch nicht aller Orten anzura - then, abſonderlich wenn es in ſelbiger Gegend vie - le Maͤuſe gibt, indem ſie gewaltig darnach gehen. Jnsbeſondere pflegen die Feld-Ratten und Waſ -M 5ſer -1867. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. ſer-Maͤuſe dieſe Wurzeln 5 bis 600 Schritte weit in ihre Neſter auf einen Hauſen zu tragen, daß der - jenige, welcher auf das Fruͤhjahr in dem Garten graͤbet und ſolche findet, nicht kan klug werden, wo dergleichen Wurzeln hergekommen ſind. Doch wenn man in einem Garten dergleichen Ungeziefer nicht zu beſorgen hat, ſo koͤnnen ſie in dem Beete ſtehen bleiben, und man kan nach und nach zur Speiſe welche ausheben laſſen. Ferner iſt auch hoͤchſt ſchaͤdlich, wenn man die aufſchieſſenden Sa - men-Stengel abſchneidet, wie einige zu thun pfle - gen, indem ſie der Meynung ſind, daß derjenige Saft, welcher in die Samen-Stengel gienge, ſich ruͤckwaͤrts in die Wurzeln begeben muͤſte; allein da die Erfahrung beweiſet, daß durch Abſchnei - dung derer Stengel das Wachsthum der Wurzeln gehindert wird, daß ſie hernach kleine bleiben, ſo iſt zu rathen, daß man die Stengel ſo lange daran ſtehen laſſe, bis ſie duͤrre und der Same recht zei - tig geworden. Alsdenn ſchneidet man ſie ganz na - he an der Erde hinweg, und ſo bald als dieſes ge - ſchehen, fangen die Wurzeln an groͤſer und dicker zu werden.

§. 11.

Vom Ruͤb - Rapunzel oder gelben Weyderich.
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Ruͤb-Rapunzel, gelber Weyderich mit Hoͤrnern, Onagra, Tournef. & Rivini, Lyſi - machia lutea, corniculata, C. B. iſt auch ein Gewaͤchſe, welches ſowol in der Medicin als auch in der Kuͤche ſeinen Nutzen hat. Jm Jahre 1744 wurde mir durch einen Freund von Wien aus die - ſer Same unter dem Namen Ruͤb-Rapunzel,ver -1877. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. verſchaffet, mit dem Vermelden, daß man von die - ſem Samen eben auf ſolche Art wie von den Selle - rie-Wurzeln ziehen und ſolche im Winter zum Sa - laͤten gebrauchen koͤnte. Jch ſaͤete dieſen Samen in dem halben April auf ein Miſt-Bette, und ſo bald er zum Verſetzen dienlich war, lies ich ihn or - dentlich wie den Sellerie pflanzen.

Als nun gegen den Herbſt einige in die Sa - men-Stengel geſchoſſen, und ihre gelbe Blumen faſt auf die Art wie flos mirabilis, Schweitzer - Hoſen, oder Wunder-Blume hervor brachten, ſo fand ich, daß es die ordentliche Lyſimachia oder Onagra war, welche ich lange vorher albereit un - ter den fremden Blumen im Garten gehabt hat - te. Der Geruch dieſer Blume iſt gar lieblich; ſie dauret aber nicht laͤnger als einen Tag, jedoch ſchieſſen immer wiederum neue hervor. Die Wurzeln ſind inwendig markicht und ſchmecken roh faſt als die Paſtinat-Wurzeln. Oben nach dem Kraͤuterich zu ſind ſie etwas roͤthlich, und mit rothen Puͤnctlein beſprenget. Jm Herbſt werden ſie ausgehoben und das Kraͤuterich oder die Blaͤtter ganz kurz doch ohne Verletzung de - rer Herzen abgeſchnitten, in den Keller eingelegt und begoſſen. Wenn ſie ihre gelben und inwen - dig roͤthlichen Blaͤtter in etwas anfangen zu trei - ben, ſo werden ſie in dinne Scheiblein geſchnit - ten, gekocht und abgebruͤhet. Hierauf laͤſt man ſie kalt werden, leget ſie rings herum in eine Schuͤſſel, und thut Baum-Oel, Eßig und was ſonſt noch zu einem Salate noͤthig, daruͤber. Die -1887. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. Dieſes wird beſtaͤndig, ſo lange die Wurzeln in Kellern dauren, mit auf die Tafel gebracht, ſchme - cket auch gar angenehm, und wird von vielen fuͤr eine Raritaͤt geachtet. Jm Anfange wurden die - ſe Wurzeln nur von den herrſchaftlichen Koͤchen bey mir geholet, und auf beſagte Weiſe zuberei - tet, nunmehro aber werden ſie uͤberal gemein und bekant.

Dieſe Wurzel erfrieret nicht leicht im Win - ter, und ſchieſſen im Fruͤhjahr zeitig in ihre Sa - men-Stengel. Sie ſaͤen ſich gemeiniglich ſelbſten durch ihren ausgefallenen Samen; jedoch iſt von dieſen Pflanzen nicht viel zu halten, indem ſie nicht zur gehoͤrigen Zeit, ſondern noch vor dem Winter aufzugehen pflegen. Daher komt es, daß ſie ge - gen den Herbſt alle in Samen gehen, und man kei - ne Wurzeln zum Gebrauch haben kan. Sie be - kommen eine laͤngliche Samen-Capſel, welche ſich oben an der Spitze in 4 Theile zertheilet, und in eben ſo vielen Faͤchlein die kleinen eckigten braunen Sa - men-Koͤrnlein in ſich haͤlt. Hierbey iſt zu merken, daß die reifen Samen-Schoten nach und nach muͤſ - ſen abgenommen werden. Denn wenn man war - ten wolte, bis die andern auch zur Reifung gelang - ten, ſo wuͤrden die beſten, welche zuerſt verbluͤhet und gewachſen, aufſpringen, und der volkommenſte Sa - me zu Grunde gehen. Es muß auch dieſer Same fuͤr den Maͤuſen verwahret werden, weil ſie ſolchen uͤberaus gerne freſſen.

Der Herr von Hochberg in ſeinen Georgicis Curioſis ſchreibet Tom. I. Lib. VI. Cap. XCI. p. 675.1897. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. p. 675. von dieſem Gewaͤchſe alſo:

Jn denen Gaͤrten mus dieſes Kraut wohl begoſſen werden. Es iſt von einer zuſammenziehenden und ver - troknenden Eigenſchaft. Die geſottene Bruͤhe der Blaͤtter, oder derſelben ausgepreßter Saft, ſtillet die Schmerzen des Leibes, und haͤlt, ge - trunken das Blutſpeyen ſamt der rothen Ruhr zu - ruͤk. Die davon gebranten Kohlen geben ei - nen ſcharfen Rauch, welcher alle Schlangen und giftige Thiere vertreibet, und die Wuͤrmer und Fliegen toͤdtet.

Und der Herr Abt von Val - lemont in ſeiner Natur und Kunſt pag. 12. meinet, weil die vornehmſten Leute ihre Namen denen Pflanzen beigeleget, bey denen ſie am erſten eine ſonderbare Kraft entdecket, ſo waͤre das Weiderich, deſſen Eigenſchaften auch ſehr geruͤhmet wuͤrden, von dem Lyſimacho auch Lyſimachia genennet worden.

§. 12.

Obgleich der Meer-Rettig, Kreen, Armo -Vom Meer - Rettig, Kreen. racia, Rivini. Raphanus ruſticanus, C. B. Coch - learia folio cubitali, Tournef. oͤfters in den Bauer-Hoͤfen und Gaͤrten ohne Wartung waͤch - ſet; ſo iſt es doch offenbar, daß er weit beſſer wird, wenn man ihn mit Fleis erziehet. So gros Ruͤhmen als man von dem Jenaiſchen Meer - Rettig machet, ſo gibt ihm doch unſerer um Er - furt gebaueter im geringſten nichts nach, und wenn man ihn in das Land, welches er verlanget, brin - get, ſo kan er hier eben ſo gut und wohl noch beſ -ſer1907. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. ſer erzeuget werden, denn es komt hierinnen haupt - ſaͤchlich auf die Wartung an.

Wo man ſolchen anlegen wil, wird das Land vorhero wohl gegraben und mit Kuͤh-Miſt ſtark geduͤnget. Die Erziehung kan auf dreyerley Weiſe geſchehen. Einige pflanzen ſolchen durch die Wurzeln fort, welche ſie 5 Zol lang von ein - ander ſchneiden, und nach der Garten-Schnure 4 Schuh weit in die Erde ſetzen, welche Erziehung ich nicht fuͤr ſo nuͤtzlich und gut halte, als die zwey leztern.

Die andere Erziehung, welche ich ſelbſten probiret und ſehr gut befunden, iſt dieſe. Man ſchneidet von den dicken und ſtaͤrkſten Wurzeln oben die Cronen 2 Zol weit ab, das uͤbrige Stuͤck kan man zur Speiſe gebrauchen. Man leget die - ſe abgeſchnittenen Cronen ſowol langſam im Herbſt, oder auch zeitig im Fruͤhjahre, nach der vorigen Weite zwey gute Schuh tief in die Erde, und ſte - cket ein Zeichen dabey, damit ſie nicht ſamt dem Unkraut hinweg gehacket werden. Dieſe Cronen werden im Junio und Julio in groſſe Buͤſche und Blaͤtter hervor wachſen. Das andere Jahr dar - auf, wenn das Land wiederum gegraben wird, welches alle Fruͤhjahr oder im Herbſt geſchehen ſol, muͤſſen die Wurzeln losgegraben werden, doch alſo, daß ſie unten in der Erde ſtehen bleiben. Man laͤſſet an einem jeden Stocke 3 bis 4 Wur - zeln, und zwar, wenn ſie ſchon etliche Jahr gewach - ſen, zwey kleine und zwey groſe ſtehen. Die uͤbri - gen, welche krum, hoͤckerig und kleine ſind, ſchnei -det1917. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. det man hinweg. So oft hernach das jaͤhrliche Aufgraben geſchiehet, nimt man allemal 1, 2 bis 3 Wurzeln ſo tief als man kommen kan, zum Ge - brauch oder zum Verkaufen hinweg. Diejeni - gen aber, welche an der Mutter des Stockes blei - ben ſollen, muß man, ehe das Loch wiederum zu - geſcharret wird, mit einem Meſſer fein ausputzen, und die uͤbrigen Wuͤrzelgen, Zaſern und Hoͤcker, wie auch das Unreine, ſo ſich daran befindet, ab - ſchaben. Jnzwiſchen muß ein jeder bey dem Ab - ſchneiden der Wurzeln ſeine Ueberlegung brauchen, damit er der Sache weder zu viel noch zu wenig thue. Es iſt auch rathſam, daß man alle Jahr ein neues Beet anlege, damit man hernach immer friſchen Vorrath von Wurzeln zum Verkaufen habe. Wenn es recht angefangen wird, kan hier - durch viel Geld gewonnen werden. Den Som - mer uͤber muß auch das Land, wo ſolche Wurzeln ſtehen, ſo oft es die Noth erfordert, vom Unkraute ein auch wohl zweymal gereiniget werden. Alle 4 bis 5 Jahr wil ein ſolcher Ort wiederum geduͤn - get ſeyn, und hierinnen kan niemalen zu viel ge - ſchehen.

Die dritte Erziehung iſt auch ſehr nuͤtzlich, und wird folgender maſſen angeſtellet. Wenn die Stoͤcke wie vorhero gemeldet worden, ausgeputzt, und einige uͤberfluͤſige dinne Wurzeln, welche we - der zum Gebrauch noch Verkauf dienen, hinweg geſchnitten worden, nimt man dieſelben, ſchabet die ſubtilen kleinen Zaſern und Hoͤcker recht rein - lich, jedoch daß die Schale nicht zu ſehr verletzetwird,1927. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. wird, ab, und leget ſie ſchreg einen guten Schuh weit von einander in ein gutes und wol geduͤngtes Land, denn je beſſer das Land iſt, je beſſer und ſchmakhafter werden ſie. Bei dem Einlegen hat man zu beobachten, daß der Keim oder das Herze mit der Erde in eine Gleiche komme. Es iſt auch hierbey das oͤftere und durchdringende Begieſſen nicht zu verabſaͤumen, abſonderlich bey duͤrren und heiſſen Wetter. Wenn man nach Martini dieſe Wurzeln zum Gebrauch aus der Erden heraus nimt, ſo ſiehet man mit Verwunderung, wie ſie ſo ſchoͤne gewachſen und in der Dicke zugenommen ha - ben. Und wenn eine ſolche Wurzel auf dem Reib - eiſen gerieben wird, ſo laufet ſie ſo ſchoͤne und lucker auf, wie die Semmel Grumen, iſt auch am Ge - ſchmak viel angenehmer als alle andere.

Aber der verdruͤslichſte Umſtand bey ſolcher Erziehung des Meer-Rettigs iſt dieſes. Wenn dieſe Wurzeln aus der Erde heraus genommen werden, und nur die allergeringſten Faſern darin - nen bleiben, ſo verunreinigen ſie das Land ſo ſehr, daß man ſie hernachmalen mit vieler Muͤhe, wenn man das Land wieder zu andern Fruͤchten brau - chen wil, heraus jaͤten mus. Viele Leute be - ſchweren ſich dergeſtalt uͤber dieſe Wurzeln, daß ſie ſelbige gar nicht wieder von ſolchem Orte, wenn ſie keinen Meer-Rettig mehr daſelbſt haben wolten, vertilgen koͤnten; allein es iſt nichts Schuld daran als ihre Unwiſſenheit und Faulheit. Jch habe ſie mehrentheils im erſten, oder auf das laͤngſte im andern Jahre auf folgende Art hinwegge -1937. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. gebracht. So bald als nur eine einzige Keime im Fruͤhjahre ſich merken laͤſſet, ſo luͤftet man ſie mit einem ſpitzigen Holze, daß man die Wurzel mit der Hand ergreifen kan, und ziehet ſolche her - aus. Wenn wiederum neue hervor ſtechen wol - len, ziehet man ſie abermal heraus, und faͤhret mit dieſer Arbeit fort, bis zu Ende des Julii, denn ſo lange bleibet der Saft darinne. Wo dieſes Herausziehen nicht geſchiehet, da ſie noch im Safte ſtehen, ſo koͤnnen ſie hernachmalen we - der hierdurch noch durch das Abſchneiden ausge - rottet werden.

§. 13.

Ob ich gleich die Erziehung der Erfurti -Von Er - furtiſchen ſchwarzen Winter - Rettigen. ſchen ſchwarzen Winter-Rettige, Raphanus major oblongus, cortice & albo & nigro, C. B. ſchon ehedem beſchrieben, ſo muß ich doch um der Ordnung willen ſolche Beſchreibung hier wieder - holen, und noch eines und das andere bemerken. Es gibt mancherley Gattungen von dieſem Ge - waͤchſe, doch behalten unſere Erfurtiſchen fuͤr al - len andern den Preiß. Sie werden deswegen Winter-Rettige genennet, weil man ſie den gan - zen Winter hindurch genieſſen und gebrauchen kan. Von Erziehung der Rettige findet man in den Buͤchern hin und wieder allerhand nichtsnu - tzige und einfaͤltige Beſchreibungen, und habe ich mich ſehr gewundert, daß keiner aufrichtig heraus gegangen und eine richtige Beſchreibung hiervon gegeben hat. Viele, wenn ſie an ihrem Orte nicht recht anſchlagen und gros werden wollen, le -Abh. v. Kuͤcheng. Ngen1947. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. gen die Schuld ihrem Grunde und Boden bey; allein es fehlet ihnen an nichts mehr als an der Wiſſenſchaft, und an den Handgriffen. Es iſt gewis, daß an ſehr vielen Orten eben ſolche groſe Rettige koͤnnen erzogen werden als in unſerm Er - furt, wie denn einige Freunde mich berichtet ha - ben, daß ſie nach meiner gegebenen Anweiſung gluͤcklich geweſen waͤren, und unvergleichliche Ret - tige bekommen haͤtten. Die Erziehung geſchie - het auf folgende Art. Wir beſtellen oder legen unſern Rettig-Samen gleich nach den Pfingſt - Feyertagen, und ſofort bis zu Johannis-Tag, wenn es vorher einen Tag geregnet hat, und zwar auf ein wohl gegrabenes Land, welches, nach - dem es ſtark geduͤnget worden, vorher ein oder zwey Jahr Kraut, Blumen-Kohl, Kohlrabi Wirſing u. d. gl. getragen hat. Man darf nie - malen die Rettige auf ein friſch geduͤngetes Land bringen, ſonſten bekommen ſie viele Zacken, wer - den wurmicht, hoͤckerich, und erhalten einen uͤblen Geſchmack. Bringet man den Samen eher als in der geſezten Zeit in die Erde, ſo ſchieſſen ſie ger - ne in die Samen-Stengel, beſonders wenn es un - terweilen warme Regen und darauf folgende ſtar - ke Sonnenhitze gibt.

Wir pflegen mit einem kleinen Jaͤtehaͤcklein kleine Gruͤblein einen Zol tief nach der Garten - Schnure, und 2. Schuh weit von einander in das Quadrat zu machen. Jn dieſe leget man die Koͤrner ſo viel als man mit dem Daumen und Vor - der-Finger, (wie man pfleget eine Priſe Schnupf -Toback1957. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. Toback zu nehmen) ergreifet, und ſchiebet mit der Hand, die mit dem Jaͤtehaͤcklein heraus geworfe - ne Erde oben daruͤber. Wenn ſie aufgegangen und ihre Blaͤtter 3. Zol in die Hoͤhe gewachſen ſind, daß ihnen die Erd-Floͤhe nichts mehr anha - ben koͤnnen, ziehet man die ſchwaͤchſten heraus, und laͤſt das beſte Pflaͤnzlein ſtehen. Ehe aber das Durchraufen vorgenommen wird, muß das Land vorher vom Unkraute wohl gereiniget wer - den; denn wenn man das Verziehen erſt vorneh - men wolte, ſo wuͤrde manch kleines Pflaͤnzlein ſamt den darzwiſchen befindlichen Unkraute mit hin - weg genommen werden. Den Sommer hindurch muß das Land zwiſchen den Rettigen beſtaͤndig vom Unkraute reine gehalten werden, damit de - nenſelben die Nahrung nicht hinweg gezogen werde.

Die Erziehung des Rettig-Samens gehet an andern Orten eben ſowol als bey uns an, doch wird ein jeder erfahren, daß ſie ſich gewaltig ausarten, weiß werden, und nicht ſo nußhaft ſchmecken. Es iſt alſo das ſicherſte Mittel ſol - chen von Erfurt zu verſchreiben, und es iſt ge - wiß, daß dieſer Same, wenn man ihn ſelbſten erziehet, oftmals mehr Koſten verurſachet, als wenn man ihn kaufet. Mancher Leſer wird al - hier denken, wie es denn auch alſo ſcheinet, als wenn ich nach meinem Vortheil ſchriebe, um des - willen wil ich die Erziehung dieſes Samens vol - ſtaͤndig, damit man ſiehet, was fuͤr Muͤhe und Koſten dazu erfodert werden, anzeigen.

N 21.) Ge -1967. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.
  • 1.) Gehoͤret ein ganzer Sommer zum Wachs - thum, ehe man einen ſolchen Rettig zur Sa - men-Erziehung gebrauchen kan.
  • 2.) Muͤſſen dieſe den Winter uͤber im Keller oder in einer hierzu gemachten Grube im Garten aufbehalten werden.
  • 3.) Auf das Jahr verpflanzet man ſie einen Schuh weit ins Quadrat in Garten, zu Ende des Monats Martii, und ſo lange als man wegen aufſchieſſen ihrer Stengel darzwiſchen kommen kan, muͤſſen ſie vom Unkraute zwey bis dreymal gereiniget werden.
  • 4.) Wenn ſie anfangen zu bluͤhen, ſo kriechen die Erd-Floͤhe hinein, und freſſen die annoch ſub - tilen Samen-Capſeln hinweg, um deswil - len muß man ſie alle Tage zwey bis dreymal, ſo lange dieſer Same in der Bluͤte ſtehet, be - ſprengen laſſen, damit die Erd-Floͤhe wegge - trieben werden.
  • 5.) Wenn die Samen-Capſeln faſt reif werden wollen, ſo ſtellen ſich eine beſondere Art Voͤ - gel ein, welche bey uns Schwunſte genennet werden. Sie haben dicke Schnaͤbel wie die Sperlinge, ſind aber noch halb ſo gros und ſe - hen am Bauche etwas gelbe aus. Dieſe Voͤ - gel hacken die Samen-Capſeln auf und freſſen die Koͤrner mehrentheils alle heraus. Um deswillen wird man genoͤthiget 14 Tage bis 3 Wochen beſtaͤndig von Fruͤh Morgens 4 Uhr an bis auf den Abend 7 Uhr einen Huͤter dabey zu ſtellen, und dennoch kehren ſie ſichnicht1977. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. nicht einmal daran, ſondern fliegen demſelben fuͤr den Augen hinein, kriechen unter den Stoͤcken herum, und holen alda immer eine Samen-Ca - pſel um die andere herunter. Weil man nun dieſes nicht allemal gewahr wird, ſo muß der Huͤ - ter unterweilen kleine Erde mit der Hand in den Samen werfen, wodurch ſie heraus getrieben und verjaget werden.
  • 6.) Sind die Samen-Schotten recht gelbe und reif geworden, ſo ſchneidet man die Stengel auf der Erden von den Rettigen ab, bringet ſie auf einen recht luͤftigen Boden, und ſtellet ſie mit den Schotten in die Hoͤhe, damit ſie recht duͤre und trocken werden koͤnnen. Spuͤ - ret man, wenn ſie einige Tage alſo geſtanden, daß ſich noch einige Feuchtigkeit ſowol in dem Stroh als auch in den Samen-Capſeln befin - det, wird das Stroh umgeſezt und abermal al - ſo geſtelt, wodurch verhuͤtet wird, daß es nicht auf einander verfaulet. Denn zuweilen leget ſich ſolches feſte zuſammen und erwaͤrmet ſich auf einander.
  • 7. Wenn das Stroh und die Schotten recht duͤrre geworden, und man die Koͤrner heraus und in das Reine bringen wil, ſo muͤſſen die Samen-Schotten alſo beſchaffen ſeyn, daß ſie ſich mit den Fingern leicht zerdrucken und zerkrimpeln laſſen, auch die Samen-Koͤrner willig heraus gehen, eher darf die Reinigung des Rettig-Samens und die hierzu gehoͤrige Ar - beit nicht vorgenommen werden. Und wenn esN 3nicht1987. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. nicht recht warm, oder auch im Winter kein ſtarker Froſt und heller Sonnenſchein iſt, ſo ſind die Samen Koͤrner nicht heraus zu brin - gen, ſondern die Samen-Capſeln laſſen ſich breit ſchlagen und der Same bleibt darinnen liegen.
  • 8.) Viele alhier pflegen dieſen Samen ordent - lich wie das Korn zu dreſchen, wovon ich aber nicht viel halte, indem die Koͤrner durch die Gewalt entweder breit geſchlagen oder gar zer - quetſchet und folglich zum Aufgehen untuͤchtig gemacht und verderbet werden.
  • 9.) Es iſt alſo beſſer gethan, wenn man die Ca - pſeln in einen Trog oder Kuͤbel bringen, und mit den Fuͤſſen jedoch ohne Schuhe zertreten laͤſſet, wobey ſie unterweilen mit den Haͤnden umgewendet werden muͤſſen. So bald als die - ſelben in kleine Stuͤcklein getreten worden, wer - den ſie in ein Sieb gethan, und auf einem vorhero ausgebreiteten Tuche durchgerollet. Was vom Stroh und Samen-Schotten zuruͤk geblieben, wird abermal kleine getreten. Als - denn muͤſſen die Samen-Koͤrner durch das Ausſchwingen vollends in das Reine gebracht werden.
  • 10.) Wenn 8 bis 14. Tage nach Michael die Ret - tige ausgehoben werden, ſo muß man die aller - ſchoͤnſten und gleichſten, welche nicht die ge - ringſte Hoͤcker und Nebenzacken haben, zum Samenziehen ausleſen und aufbehalten. Es muͤſſen ſolche auch an den Schwaͤnzen recht ge -nau1997. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. nau und wohl betrachtet werden, daß nicht ein einziges weiſſes oder graues Flecklein ſich daran befindet. Wenn man dergleichen an den Ret - tigen gewahr wird, darf man ſolche zum Sa - men nicht aufbehalten. Wer ſich aber daran nicht kehren wil, wird finden, daß ſich die meh - reſten ausarten und in weiſſe verwandeln. Von denen ausgeleſenen Samen-Rettigen muß man die Blaͤtter mit einem Meſſer abſchneiden laſſen, doch daß die Herze nicht beſchaͤdigt werden, ſon - ſten verurſachen ſie in den Gruben und Kellern eine Faͤulnis.
  • 11.) Wenn ich nun alle dieſe jezt beſchriebene Bemuͤhungen nebſt den Koſten des Landes neh - me, und den Rettig, welcher vier bis ſechs gute Pfennige koſtet, darzu rechne hernach aber von einem nicht allemal drey Loth Samen-Koͤrner uͤberkomme, wovon das Loth fuͤr neun Pfennige, oder wenn er nicht geraͤth, fuͤr einen guten Gro - ſchen bezahlet wird; ſo werde ich hoffentlich nicht unrecht geſagt haben, daß dieſer Same, wenn man ihn ſelbſt erziehet, oftermalen hoͤ - her zu ſtehen komt, als wenn ſolcher gekaufet wird. Es waͤre denn, daß derſelbe in einer groſſen Quantitaͤt erzeuget wuͤrde, daß ſichs die Muͤhe verlohnete, ſo koͤnte wohl ein ſehr kleiner Ueberſchuß bleiben.

Es pflegen auch unterweilen Jahre zu kom - men, daß es in der Zeit, wenn man den Rettig - Samen legen ſol, nicht regnet, und gleichwol darf man ſolche nicht vorbey gehen laſſen, deswegenN 4komt2007. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. komt die Frage vor, was alsdenn anzufangen ſey? Jch wil daher zeigen, wie man ſich in dieſem Falle helfen koͤnne. Erſtlich muͤſſen auf oben beſchrie - bene Art kleine Gruͤblein gemacht werden, dieſe gieſſet man vol Waſſer, und ſobald ſolches einge - ſickert, muß man den Samen darein legen, und ſogleich mit der ausgeworfenen Erde wiederum zu - decken. Der Same wird alsdenn in weniger Zeit keimen und aufgehen.

Wil man zur Raritaͤt recht groſe Rettige er - ziehen, ſo erwaͤhlet man hierzu ein beſonderes Beet, und leget den Samen etwas fruͤher, und zwar gleich nach den Pfingſt-Ferien drey Schuh weit von ein - ander. Jm uͤbrigen bleibet die Erziehung in al - len Stuͤcken uͤberein; nur muͤſſen dieſe zuweilen, ſonderlich bey duͤrren und warmen Wetter begoſſen werden. Wenn ſie nun gros werden, und etwas uͤber der Erde ſtehen und heraus wachſen, ſo muß die Erde oͤfters angehaͤufet und wiederum begoſſen werden. Dieſe gros erzogenen Rettige muͤſſen im Herbſte zeitig verbrauchet werden, denn wenn ſie lange liegen bleiben, werden ſie pelzig, und zum Eſſen untauglich. Sie ſchieſſen auch zuwei - len in Samen, weicher aber ganz untuͤchtig iſt. Wer ſich geluͤſten laͤſſet hievon welchen zu legen, wird finden, daß ſie in weniger Zeit alle in ihre Samen-Stengel gehen werden. Jch kenne eini - ge Betruͤger alhier, welche ſolchen nichtsnutzigen Rettig-Samen um ein ſehr ſchlechtes Geld frem - den Kaufleuten uͤberlaſſen, womit dieſelben aber ſehr vervortheilet und betrogen werden. Dieſesbetruͤ -2017. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. betruͤgeriſchen Samen erziehen ſie alſo. Auf das Fruͤhjahr nehmen ſie ein Stuͤck Land, und ſaͤen im April Rettig-Samen darauf. Wenn die Rettige etwas erwachſen, geben ſie ſolchen 6 Zol Raum, und laſſen ſie alſobald in Samen ſchieſſen. Hiervon er - halten ſie zwar noch einmal ſo viel Samen als bey der ordentlichen Erziehung; allein er tauget nichts, indem hiervon die Rettige zeitig in die Hoͤhe gehen. Aus jetztgedachter Urſache muß man ſich in Acht nehmen, und zu ehrlichen Leuten wenden, ob man auch gleich den guten Samen etwas theuer bezah - len muß.

Plinius lib. 19. cap. 5. meldet von den Retti - gen alſo: Frigore adeo gaudet ut in Cermania infantium puerorum magnitudinem æquet. Das iſt: Die Kaͤlte (nemlich das temperirte Wet - ter) bekomt den Rettigen ſo wol, daß ſie in Deutſch - land ſo gros werden wie ein Kind. Hier hat Pli - nius nicht unrecht geſchrieben, und iſt es richtig, daß der Rettig lieber temperirtes als zu heiſſes Wetter liebet, daher ſie auch um Bartholomaͤi an - fangen am ſtaͤrkſten zu wachſen, und es bezeugt die jaͤhrliche Erfahrung, daß bey uns die Rettige ſo gros werden als ein Kind.

§. 14.

Die Fruͤh - oder Sommer-Rettige, wel -Von den Fruͤh - oder Sommer - Rettigen. che auch harte Rettige genennet weeden, weil ſie nicht ſo leicht in Samen ſchieſſen, kommen in der Erziehung in allen Stuͤcken mit den Winter-Ret - tigen uͤberein, ausgenommen, daß der Same gleich nach dem erſten May geleget wird. Sie werdenN 5fruͤh -2027. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. fruͤhzeitig groß, doch aber nicht ſo ſtark und lang, als die Winter-Rettige, und ſind zu der Zeit, wenn der ordentliche ſchwarze Winterrettig-Same gele - get wird, faſt ſchon verbrauchet.

Man hat bey dieſer Gattung nicht ſo leicht zu beſorgen, daß ſie in Samen gehen; hingegen jene, wenn ſie zu fruͤhzeitig ſollen geleget werden, ſchieſſen alle auf. Man muß ſich wundern, daß alhier noch kein einziger, als meine Gaͤrtner, dieſe Sorte hat: ja die mehreſten Leute koͤnnen es nicht einſehen, daß dieſes eine ganz andere Art iſt. Wenn ſie derglei - chen Fruͤhe-Rettige geſehen, ſo haben ſie dieſe Er - ziehung nachgeaͤffet, und unſern ordentlichen Win - terrettig-Samen eben ſo zeitig legen laſſen. Hier - durch aber haben ſie ſich ſelbſten betrogen, und koͤn - nen bis dieſe Stunde nicht klug darin werden.

Wenn man hiervon Samen ziehen wil, ſo muͤſſen ſie eben zu ſolcher Zeit als wie bey den Winter-Rettigen gedacht worden, geleget, und eben ſo den Winter hindurch aufbehalten und begattet werden. Man muß dieſen Samen recht wohl und alleine aufheben, denn die Koͤrper haben mit jenen einerley Anſehen, weßhalben gar leicht eine Ver - wechſelung hierin vorgehen kan. Sie veraͤndern ſich viel ſtaͤrker in die weiſſen, als die Winter-Ret - tige. Wenn man die Rettige in einem Keller in Sand einſchlagen, und zu Zeiten, wenn es noͤthig iſt, begieſſen laͤſſet, ſo treiben ſie ſchoͤne weiſſe Kaͤu - men hervor, welche man abbrechen, mit einem Meſſer zertheilen und zu allen Sallaͤten gebrauchen kan. Es ſind ſolche uͤberaus lieblich und angenehm zu eſſen.

Es2037. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.

Es giebt noch eine andere Art, die manVon Sand. Rettigen. Sand-Rettige nennet, welche ordentlich 14 Tage bis 3 Wochen nach Johannis-Tag geſaͤet und be - ſtellet werden. Wenn ſie aufgegangen und in et - was erwachſen ſind, wird ihnen ein Schuh weit Raum gegeben, und die uͤberfluͤßigen zu dick ſte - henden muͤſſen mit den Jaͤte-Haͤcklein hinweg ge - ſchnitten werden. Sie bleiben rund und kurz, ſind aber zum Eſſen nicht ſo gut, als die vorigen zwey Sorten, werden auch gegen Weynachten gerne pelzigt, und ſind bey uns gar nicht im Ge - brauche.

Laͤcherlich iſt es, denen Leuten weis zu ma - chen, daß man die Rettige und Ruͤben durch Jn - ſerirung oder Einpfropfung eines Samenkorns ſo gros bringen koͤnte, daß ein Stuͤck 5 bis 10 Pfund wiegen ſolte. Siehe Julii Bernhard von Rohrs Haushaltungs-Bibliothek p. 265. Es iſt aber dieſes Gewichte fuͤr nichts auſſerordentliches zu halten, denn wir haben in unſerm Erfurt unter - weilen ſolche groſſe Rettige erzogen, daß 5 bis 6 Stuͤck einen Centner gewogen haben. Es ge - ſchiehet aber dieſes nur in ſolchen Jahren, wenn es oͤftere Regen und warme Witterung giebt, und gehoͤret hierzu ein Raum von drittehalb Schuhen, wie auch ein gutes muͤrbes wohlgegrabenes und geduͤngtes Land, wie oben bey der Erziehung der Winter-Rettige gedacht worden. Einige ge - ben an, man muͤſte in der Mitte eines Rettigs ohn - gefehr zwey Zol tief ein Loͤchlein, mit keinem Ei - ſen, ſondern mit einem Holze machen, in daſſelbeein2047. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. ein Hirſen-Korn ſtecken, und etwas Erde darauf thun. So bald das Hirſen-Korn aufgienge und wuͤchſe, ſo wuͤchſe der Rettig auch, und dadurch wuͤrde er ſehr gros und dicke werden. Einige Gar - ten - und Ackerverſtaͤndige laſſen ſich auch unterwei - len hierdurch verfuͤhren, und nehmen es fuͤr eine Wahrheit an. Allein obgleich das durch die ge - machte Oeffnung in den Rettig hineingeſteckte Hir - ſen-Korn (ich wolte vielmehr ein Rettig-Korn an - rathen, denn gleich und gleich geſellet ſich gern) kaͤumen und aufgehen doͤrfte; ſo wird es doch durch die Luft und Sonne verderben und verwelken. Ueberdieſes wird der Rettig, in welchen man eine ſolche Oeffnung gemacht hat, dadurch in ſeinem Wachsthum vielmehr gehindert, als befoͤrdert: denn wenn ein Gewaͤchſe an ſeiner Wurzel unge - kraͤnket bleibet, ſo kan es allezeit freudiger und beſſer wachſen. Ja wenn in einem ſolche Jahre viele Regen ſich einſtellen, ſo kan ſich die Feuchtig - keit in das gemachte Loch hinein ziehen und der Rettig endlich dadurch verfaulen, maſſen dieſes ohnedem ein ſehr waͤſſeriges Gewaͤchſe iſt. Ob ich gleich dieſes Rettig - und Ruͤben-Pfropfen mir nie - malen in den Kopf bringen koͤnnen, ſo habe ich es dennoch aus Neugierigkeit durch meine Gaͤrtner in meiner Gegenwart probiren laſſen, wobey ich ge - funden, daß es ein erdichtetes und falſches Vorge - ben iſt, welches ganz wider den Lauf der Natur ſtrei - tet. Wer nach meiner gegebenen Beſchreibung verfaͤhret, wird ohne ſolche vergebliche Kuͤnſteley eben dergleichen groſſe Rettige wie bey uns zuwege bringen koͤnnen.

§. 15.2057. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.

§. 15.

Die runde Radiesgen, Rettisgen, Ra -Von Ra - diesgen. phanellen, Monat-Rettige, Raphanus, minor orbicularis vel rotundus, C. B. P. Radicula ſa - tiva minor, Dodon. verlangen ein gut geduͤngetes Erdreich, und einen zur Sonnen wohl gelegenen Ort. Wenn ſie in die Gaͤrten geſaͤet werden, iſt ih - nen auch ſowol wegen der Erdfloͤhe, als wegen ihres Wachsthums das oͤftere Begieſſen und Beſprengen noͤthig. Zu dieſer Erziehung wird ein rechter gu - ter aufrichtiger und wohl ausgeſonderter Same er - fordert: denn hierauf komt es hauptſaͤchlich an, wenn man ſie zeitig auf den Miſt-Betten haben wil. Wenn der Same aͤcht iſt, ſo koͤnnen ſie, ſo bald ſie das vierte Blat erreichet haben, zur Speiſe gebrau - chet werden. Hingegen wenn man keine gute Sorte von Samen uͤberkomt, ſo wachſen ſie wol drey Zol mit ihren Blaͤttern in die Hoͤhe, ehe man ſie brau - chen kan. Wenn ſie recht helle, glaͤnzend, rund und weiß ſind, und ganz kleine Schwaͤnzlein haben: ſo iſt es die rechte Sorte, und um deswillen werden ſie auch von den Gaͤrtnern Glas-Radieſe genennet. Wer nun keine gute Art hat, muß ſich bemuͤhen, ſolche zu uͤberkommen, wenn er gleich anfaͤnglich den Samen etwas theuer bezahlen muß. Jſt man aber hierzu gelanget, muß man ſo fort nach meiner Beſchreibung in der Abhandlung vom Sa - men-Werk p. 167. ſolchen ſelbſt erziehen. Wenn ſie hierzu nicht recht ausgeſondert werden, ſo uͤber - komt man in zwey bis drey Jahren abermal die Art, daß ſie ihre kleine Kugeln nicht zeitig anſetzen.

Wenn2067. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.

Wenn man ſolche ſehr fruͤhzeitig haben wil, ſaͤet man den Samen im Anfange des Februars, auch nach Belieben theils eher, theils langſamer, in ein vorhero zubereitetes Miſt-Bette, und bedecket ihn lange mit Fenſtern, bis er aufgegangen, nach dieſem koͤnnen ſelbige wiederum hinweg gethan werden, oder man muß ſolche hoch ſtellen, und dem Miſt-Bette taͤglich viel Luft, nachdem es die Witterung leidet, geben. Solten ſich zur ſolchen Zeit ſehr kalte Naͤchte ereignen, ſo muß man da - hin bedacht ſeyn, daſſelbe die Nacht uͤber mit Laͤ - den, oder Stroh-Decken zu belegen, damit der Froſt nicht hinein dringen koͤnne. Solte ſich aber in dem Miſt-Bette noch viel Brodem befinden, muß man nach der Mitternacht Seite zu des Nachts einen halben Zol Luft laſſen, damit derſelbe heraus ziehen kan. Einige Leute pflegen auf die Miſt - Bette allerhand Samen, als Radies, Sallat und Sellerie; unter einander zu ſaͤen, wovon ich aber nicht viel halte, denn es benimt immer ein Ge - waͤchſe dem andern die Nahrung, daß aus keinem nichts rechtes wird. Beſſer iſt es gethan, wenn man in dem Miſt-Bette Abtheilungen machet, und eine jede Sorte allein ſaͤet. Sind etwa 14. Tage vorbey, ſo muß man wiederum ein friſches Beet zurechte machen, und beſaͤen. Mit dieſen wird man ohnfehlbar dahin reichen, bis die Sonne den Erdboden erwaͤrmet, daß man in dem Garten welche beſtellen kan. Dieſes kan von drey Wo - chen zu drey Wochen bis zu Bartholomaͤi geſche - hen, ſo hat man beſtaͤndig junge und alte Radiesgenbey -2077. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. beyſammen. Zum oͤftern habe ich angemerket, daß die Radiesgen, wenn ſie in ihre Groͤſſe gewach - ſen ſind, und man ſolche zur Speiſe gebrauchen kan, darauf aber warme und heiſſe Sommer-Tage ſich einſtellen, pelzig werden, daß man ſie nicht genie - ſen kan. Dieſen Fehler abzuwenden iſt kein beſſer Mittel, als ſolche zweymal des Tages uͤber ſtark zu begieſen, ſo werden ſie gewiß nicht pelzig werden. Die verpflanzten Samen-Radiesgen muͤſſen, ehe ſie noch recht einwurzeln, mit einem kleinen Holze an den Herzen und Blaͤttern geluͤftet werden, da - mit ſie nicht in der Erde verderben. Mit Einern - ten und Reinemachung dieſes Samens verhaͤlt ſichs eben ſo, als wie bey den Winter-Rettigen gedacht worden.

§. 16.

Die langen Monat-Radies, lange hol -Von lan - gen Monat - Radies. laͤndiſche Monat-Rettige, Raphanus minor oblongus, C. B. Raphanus minor purpureus, Lobel. haben mit den vorher beſchriebenen runden Monat Radiesgen einerley Erziehung. Sie ha - ben wegen ihrer Farbe ein feines Anſehen: denn ſo weit ſie uͤber der Erden heraus wachſen, werden ſie roth, das uͤbrige, ſo weit ſie darin ſtehen, iſt ſchlosweis. Wenn ſie eines kleinen Fingers dicke gewachſen, ſo ſind ſie am allerangenehmſten zu eſ - ſen, denn ſie werden viel eher pelzig, als die runden, welches man aber auch durch das Begieſen einiger - maſen verhuͤten kan. Sie koͤnnen auch den Som - mer uͤber einigemal geſaͤet werden.

§. 17.2087. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.

§. 17.

Vom Fo - rellen-Ra - dies.
3

Von den langen Forellen-Radies, Fo - rellen-Monat-Rettigen, Sommer-Forellen - Rettigen, Raphanus minor, oblongus, radice, maculis purpureis conſperſa, habe ich weder in botaniſchen noch in Garten - und Haushaltungs - Buͤchern etwas finden koͤnnen, ob ich mir gleich viele Muͤhe gegeben habe. Dieſe Sorte iſt noch nicht ſonderlich bekant und gemein. Sie machen mit ihnen an ſich habenden purpurrothen Flecken, wenn ſie recht reine gewaſchen worden, ein ſchoͤnes Anſe - hen, wenn es recht ſeyn ſol, muͤſſen ſie uͤber und uͤber mit ſolchen Puncten bewachſen ſeyn, ja es muͤſ - ſen ſolche Flecklein, wenn man die Radiesgen mit einem Meſſer abſchabet, ſo gar in dem Fleiſche ge - funden werden. Jn der Erziehung kommen ſie mit den vorigen in allen Stuͤcken uͤberein. Zum Samen erwehlet man die allerſchoͤnſten und bunte - ſten, und verpflanzet ſie einen Schuh weit von ein - ander auf ein beſonderes Beet, alwo ſie die Sonne den ganzen Tag genieſen koͤnnen. Wenn ſie in der Bluͤte ſtehen, muͤſſen ſie des Tages 2 - bis dreymal beſprenget werden, damit die Erd-Floͤhe aus den Blumen herausgetrieben werden, ſonſt freſſen ſie alle junge Schoͤtlein hinweg. Dieſe Vorſicht iſt um ſo viel noͤthiger, da dieſe Sorte ohnedies we - nigen Samen giebt. Es iſt gewiß, daß unter allen Sorten der Wurzel - und Rettig-Gewaͤchſe, in Anſehung der Ausartung keine ſo ekelhaft iſt als dieſe: denn ob man ſich gleich noch ſo viele Muͤhe giebt, und nach aller Vorſicht und Behutſamkeit dieſchoͤn -2098. Cap. Von allerhand Zwiebeln. ſchoͤnſten und auserleſenſten zum Samen erwehlet, ſo geſchiehet es doch, wenn man vom demſelben ſaͤet, daß kaum zwey Theile bunt bleiben, und der dritte weiß wird.

Das achte Capitel. Von allerhand Zwiebeln.

§. 1.

Sowol zu den rothen Sommer-Zwiebeln,Von ro - then und weiſſen Sommer - Zwiebeln. Zwifeln, Bollen, Zibollen, Cepa vulga - ris, floribus & tunicis purpuraſcentibus, C. B. P. als auch zu den weiſſen Cepa vulgaris floribus & tunicis candidis, C. B. wird ein ſolches Land erweh - let, welches nach geſchehener Duͤngung ein bis zwey Jahr vorher zum Blumen-Kohl, Kohlrabi, Wir - ſing und andern Kohl-Gewaͤchſen gebrauchet wor - den. Es muß aber das Land, wenn es moͤglich ſeyn wil, vor dem Winter im October, November, De - cember, und ſo lange als es offen Wetter iſt, gegra - ben werden. So bald als der Winter vorbey iſt, kan man den Samen im Anfange des Martii ſaͤen, und mit Kaͤrſten unterziehen, indem ihm keine Kaͤl - te ſchadet. Das Land brauchet nach geſchehenen Unterziehen nicht gerechnet, ſondern nur mit der klei - nen Garten-Ege beſtrichen zu werden. Wenn man aber das Graben vor Winters nicht vorneh -Abh. v. Kuͤcheng. Omen2108. Cap. Von allerhand Zwiebeln. men kan, und bis auf das Fruͤhjahr verſparen muß, ſo iſt noͤthig, daß ſolches alsdenn, ſobald es nur gehen wil, geſchehe. Der Same muß ſogleich oben aufgeſaͤet, und Fuß fuͤr Fuß einge - treten werden. Nach dieſer Arbeit wird das Land ſein gleich und eben gerechnet. Es iſt gar viel daran gelegen, daß der Same alſobald in die Er - de komt, ehe die Sonne und Luft, die in derſel - ben befindliche Feuchtigkeit hinweg genommen, denn wenn dieſes geſchiehet, und das Land zu trocken wird, ſo gehet gewis der Same nicht alle auf, ſondern es bleibet ſehr vieler zuruͤck. Auf einen Acker ſchwer Land gehoͤren 5. und fuͤnf achtel, auf leicht Land aber 6. und ſieben achtel Pfund Sa - men. Es lieget derſelbe 5 bis 6 Wochen in der Er - den, ehe er aufgehet. Dieſe zwey Sorten der Zwiebeln, welches die beſten ſind, werden von den Gaͤrtnern und andern Leuten weiche Zwiebeln, hingegen die Bamberger harte Zwiebeln genen - net, und dieſe leztern ſind auch viel haͤrter, roͤther und beiſſender, doch haben ſie in allen Stuͤcken einerley Pflege und Wartung. Unſere Kuͤchen - Gaͤrtner pflegen durchgaͤngig, ehe ſie den Zwie - bel-Samen ſaͤen, etwas Peterſilwurzel-Samen mit darunter zu miſchen, welches gar gut iſt, nur muß man der Sache nicht zu viel thun, damit die Zwiebeln Luft und Raum behalten. Solte aber aus Verſehen zu viel von gedachtem Samen dar - unter ſeyn genommen worden, daß die Wurzeln zu dicke aufgehen, ſo muͤſſen ſie zum allerwenig - ſten einen Schuh weit verzogen oder mit einemJaͤte -2118. Cap. Von allerhand Zwiebeln. Jaͤte-Haͤcklein hinweg geſchnitten werden. Wenn die jungen Zwiebeln hervor wachſen und aufge - gangen ſind, muͤſſen ſie ein - auch wohl zweymal gejaͤtet, und den Sommer uͤber mit dem Hand - Jaͤtehaͤcklein, ſo oft als es noͤthig, vom Unkraut gereiniget werden.

Einige Leute pflegen auch Paſtinat - und al - lerhand Sallat-Samen vor der Ausſaat mit un - ter den Zwiebel-Samen zu miſchen; allein wenn die Sallat-Haͤupter und das Laub der Paſternacken groß werden, ſo werden die darunter und darneben ſtehenden jungen Zwiebeln gelbe, und bekommen keinen rechten Wachsthum, denn es iſt gewiß, daß eines durch das andere verhindert wird, ſei - ne gehoͤrige Groͤſſe zu erlangen. Es iſt daher am beſten gethan, den Sallat und Paſtinat-Wur - zeln auf einen Acker jedes alleine zu ſaͤen. Mit denen Peterſilien-Wurzeln hat es eine andere Be - wandnis, denn dieſe wachſen mit ihren Kraͤute - rich nicht zu hoch, und ehe ſie ſich alzuſehr aus - breiten, ſo ſind die Zwiebeln ſchon reif und vom Lande weggeſchaffet worden.

Wenn die Zwiebeln eingeerndet und aus der Erde genommen werden ſollen, iſt keine gewiſſe Zeit zu benennen, denn manches Jahr, nachdem die Witterung ſich ereignet, werden ſie 14 Tage eher, manchmal auch wohl langſamer reif. Das Kenzeichen, ob ſie reif ſind, beſtehet darinnen, wenn das Kraͤutrich oder Schlotten von ſich ſelbſt umfaͤlt, und am Halze der Zwiebeln weich wird. Wenn man ſolches daran gewahr wird, ſo iſt esO 2Zeit,2128. Cap. Von allerhand Zwiebeln. Zeit, dieſelben mit einem Holze aus der Erden zu heben. Es geſchiehet auch zuweilen, daß die Zwiebeln nicht zu gleicher Zeit zur Reifung gelan - gen, um deswillen muͤſſen die reifeſten vorher aus - genommen werden, denn wenn man auf die un - reifen warten wolte, ſo wuͤrde an denen zuerſt reif gewordenen Zwiebeln das Kraut verdorren und vergehen, daß man hernachmalen dieſelben in dem Lande nicht alle wuͤrde finden koͤnnen. Um deßwil - len muß das Ausnehmen nach und nach geſchehen. An denenjenigen, welche man herausgezogen, wird die Helfte des Kraͤuterichs oder der Schlotten ab - gedrehet und verkuͤrzet, daß ſie deſto eher koͤnnen duͤrre werden. Die ausgenommenen Zwiebeln bringet man auf einen luͤftigen Boden, und laͤßt ſie ſo dinne legen, daß eine an die andere komt, damit ſie recht trocken werden koͤnnen, abſonder - lich wer das Kraͤutrich daran behalten wil. Nach - dem ſie einige Tage gelegen haben, muß man ſie mit einem hoͤlzernen Rechen umwenden laſſen. Man laͤſſet ſie alſo bis gegen den Winter auf dem Boden liegen; doch kan man ſie auch, wenn ſie recht duͤrre geworden ſind, um des Raumes wil - len auf Haufen mit dem Rechen zuſammen ſchie - ben, und hierbey laͤſſet man es bewenden, bis der Winter und die ſtarken Froͤſte heran nahen wol - len, denn die Reife ſchaden ihnen nichts. Bey herannnahenden ſtarken Froͤſten ſchaffet man ſie in eine Stube oder Kammer, welche wohl verwah - ret und mit einem Eſtrich verſehen iſt, worein aber nicht eingeheitzet wird, ſchuͤttet ſie nicht hoͤherals2138. Cap. Von allerhand Zwiebeln. als anderthalben Schuh hoch auf einander, denn wenn ſie dicker zu liegen kaͤmen, ſo wuͤrden ſie auf einander anfangen zu ſchwitzen, und theils ver - faulen. Sie koͤnnen zwar wegen ihrer in ſich ha - benden Hitze einen ziemlichen Froſt vertragen, al - lein wenn die Kaͤlte ſich alzuſtark einſtellen ſolte, ſo iſt doch zu rathen, daß man oben auf die Zwie - beln, Saͤcke, alte Tuͤcher oder auch Gerſten - und anderes Stroh werfen laſſe, ſo werden ſie nicht leicht erfrieren. Solte es aber doch aus Verſe - hen geſchehen ſeyn, daß ſie einen ſtarken Froſt er - litten, und wie ein Klumpen Eiß zuſammen gefro - ren, ſo iſt wohl gethan, wenn man ſie alſo liegen laͤſt und nicht reget noch antaſtet, bis ſie wiederum bey einfallenden Thau-Wetter von ſich ſelbſt aufthauen. Bey ſolcher Witterung muͤſſen auch die Fenſter aufgemacht werden, daß die Luft hinein ſtreichen kan, ſo werden ſie, wo nicht alle, doch die mehre - ſten, zum Gebrauch wiederum gut werden. Es iſt auch bekant, daß, wenn einige Zwiebeln aus Verſehen in dem Lande bleiben, und bey dem Um - graben mit Erde bedecket werden, daß ſie nicht er - frieren und im Fruͤhjahre zeitig hervor wachſen, welche aber bald zur Speiſe muͤſſen gebrauchet werden, denn wenn ſie uͤber die Zeit ſtehen blei - ben, ſo ſchieſſen ſie in Samen und ſind hernach nicht zu genieſſen, und der hiervon gezeugete Sa - me nutzet noch weniger.

Jn vielen Garten-Buͤchern habe ich geleſen, daß man das Kraut der Zwiebeln im Ausgange der Hundes-Tage mit Fuͤſen umtreten ſolte, dennO 3dadurch2148. Cap. Von allerhand Zwiebeln. dadurch wuͤrden ſie nicht allein zeitig, ſondern es ginge auch der Saft in die Zwiebeln, daß ſie de - ſto groͤſſer wuͤrden. Allein ich habe bey dieſer vermeinten Klugheit gefunden, daß ſie weder eher zur Reifung gelanget, noch groͤſſer geworden, wohl aber deſto eher zur Faͤulnis gekommen.

Hierbey iſt noch hoͤchſt noͤthig zu merken, daß, ſobald als die Zwiebeln vom Lande gebracht und eingeerntet worden, man alſobald das Land zwiſchen den Peterſil-Wurzeln mit breiten Hacken arbeiten, und das Unkraut hinweg ſchaffen laͤſſet, da denn hernachmalen die ſich darauf befindlichen Peterſil-Wurzeln freudig wachſen werden.

Zum Samenziehen muͤſſen in dem Herbſte ſowol von weiſſen als rothen Zwiebeln die rein - ſten und groͤſten, welche nicht hoch, ſondern fein breit und glaͤnzend ſind, ausgeleſen und die Schlot - ten oder Kraͤutrich, wie nicht weniger die Baͤrte mit einem Meſſer abgenommen werden. Wie ſie den Winter uͤber zu erhalten ſind, iſt albereit oben angefuͤhret worden. Dieſe Samen-Zwie - beln werden im Ausgange des Februarii oder zu Anfange des Merzes auf ein vor oder nach Win - ters gegrabenes Land, welches noch Beſſerung in ſich hat, in lange mit der breiten Hacke 5 bis 6 Zol tief gemachte Gruͤblein einen Schuh weit von einander geleget, und mit der herausgeſcharreten Erde wieder bedecket. Es pflegen auch einige mit der breiten Hacke runde oder viereckigte Loͤcher einen Schuh weit von einander und 5 Zol tief zu machen, welches Stufen genennet werden, und le -gen2158. Cap. Von allerhand Zwiebeln. gen in jedes 4, 5 bis 6 Samen-Zwiebeln gehoͤrig auseinander. Die Tiefe muß wohl in obacht ge - nommen werden: denn wenn man ſie zu tief ſetzet, ſo treiben ſie wenig Spieſe, hingegen wenn man ſie zu flach ſetzet, ſo werden ſie von den Winden gar leicht umgeworfen. Ehe das Land wiederum geebnet und gleich gemachet wird, kan man aller - hand Sallat-Samen wiewol ſehr dinne darauf ſaͤen, und mit unterrechnen. Wenn er erwachſen, muß man ihn zeitig hinweg nehmen, und zugleich das Land zwiſchen den Zwiebeln vom Unkraute reinigen laſſen. Zu dieſer Arbeit ſchicket ſich viel beſſer eine Mannes - als Weibes-Perſon, indem leztere mit ihrem Rocke die Spieſe wuͤrde uͤber den Haufen werfen und vielen Schaden anrichten.

Ob der Same zu ſeiner Reifung gelanget, iſt hieran abzunehmen, wenn die Samen-Capſeln gelbe werden und aufſpringen. Erblicket man dieſes, ſo iſt es Zeit, die Koͤpfe abzuſchneiden, und in einen Sack zu thun, indem der Same zum Theil ausfaͤlt. Man ſchuͤttet ſolche hernachmalen din - ne auf einen luͤftigen Boden, damit ſie duͤrre wer - den. Bey feuchtem Wetter muß man ſolche mit einem hoͤlzern Rechen umwenden laſſen, damit ſie nicht ſchimlicht werden. Der Same iſt nicht eher recht aus ſeinen Huͤlſen zu bringen, wenn man ſich auch noch ſo viele Muͤhe geben wolte, bis es rechte ſtarke Froͤſte und helle Tage den Winter uͤber gibt. Die Samen-Koͤpfe werden alsdenn in der Scheure auf den Tennen 1 Schuh dicke ge - ſchuͤttet, und ſtark gedroſchen, jedoch ſo, daß dieO 4am2168. Cap. Von allerhand Zwiebeln. am Ende liegenden nicht getroffen werden, ſonſt wuͤrden viele zu Grunde gehen. Waͤhrendem Dreſchen muß der Haufe zwey bis dreymal um - gewendet, und der Same durch ein Sieb ausge - raͤdet werden.

§. 2.

Von Jo - hannis - Zwiebeln.
3

Zu den Johannis-Zwiebeln wird eben der Same wie zu den vorigen genommen. Die Er - ziehung iſt auch meiſtens einerley, nur daß dieſe 14 Tage vor Johannis-Tag bis dahin geſaͤet wer - den, wovon ſie auch den Namen uͤberkommen ha - ben. Es wird der Same gleichfals auf ein friſch gegrabenes Land, welches noch Duͤngung in ſich hat, geſaͤet, eingefuͤſſelt und gerechnet, und wenn die Zwiebeln hervor gewachſen ſind muͤſſen ſie durch das Jaͤten vom Unkraute gereiniget wer - den. Man laͤſſet ſie den Winter uͤber im Lande ſtehen, damit man auf das Fruͤhjahr, ſobald der Winter ſich endet, gruͤne Zwiebeln zum Gebrauch haben kan. Nachdem aber die Winter-Zwiebeln aufgekommen und Mode geworden, ſo werden der - gleichen nicht mehr ſo viel geſaͤet. Sobald als ſie conſumiret und von dem Lande weggeſchaffet wor - den, koͤnnen Gurken-Kern, Sallat, Sellerie, u. d. gl. darauf geſaͤet und geſtecket werden.

§. 3.

Von Satz - oder Steck - Zwiebeln.
3

Die Saz - oder Steck-Zwiebeln verlan - gen eben ein ſolches Land, wie bey den Sommer - Zwiebeln iſt gedacht worden. Sie werden ein - getheilet in Goͤllinge und in ordentliche Steck - Zwiebeln. Jene werden durch ein beſonderesTracta -2178. Cap. Von allerhand Zwiebeln. Tractament dahin gebracht, daß ſie nicht in Samen ſchieſſen. Und eben daher, weil ſie daſſelbe Jahr keinen Samen tragen und unfruchtbar ſind, werden ſie hier von den Leuten Goͤllinge genennet, wie man z. E. auch die Schafe, wenn ſie ein Jahr nicht tra - gen und nicht lammen, goͤlle nennet. So ſagt man auch bey dem Rind-Viehe, wenn eine Kuh nicht zu - gekommen, ſie gehe goͤlle, und nennet ſolche eine goͤlle Kuh.

Hierzu werden in dem Herbſte von den er - zeigten Sommer-Zwiebeln die allerkleineſten aus - geleſen, denn je kleiner ſie ſind, je beſſer ſind ſie hierzu zu gebrauchen. Wenn man nun pfleget einzuheitzen, ſo werden ſie bey dem Ofen hinter die Hoͤlle in eine von Weiden geflochtene Hurte oder in Koͤrbe, oder auch auf durchloͤcherte Breter ge - than, ſie doͤrfen aber anfaͤnglich nicht hoͤher denn 4 Zol auf einander zu liegen kommen, bis ſie ohn - gefehr binnen 14 Tagen ausgeſchwitzet haben und trocken geworden ſind. Nach verfloſſener Zeit ſchuͤttet man eben wieder ſo hoch friſche oben dar - auf, daß ſie alſo nicht hoͤher denn 8 Zol auf ein - ander liegen, und durch die Hitze den Winter uͤber recht wohl ausdorren koͤnnen. Je dinner ſie lie - gen, je beſſer iſt es; hingegen wenn man ſie zu hoch auf einander ſchuͤttet, ſo behalten ſie ihre Kraft beyſammen, daß hernach die mehreſten ihre Sa - men-Spieſe bringen. Durch das ſtarke Austro - ckenen aber werden ihnen die Kraͤfte genommen, daß ſie nicht in die Samen-Stengel ſchieſſen koͤn - nen. Sie werden den jungen Zwiebeln faſt gleich,O 5nur2188. Cap. Von allerhand Zwiebeln. nur daß ſie ſtaͤrkeres Laub bekommen. So bald als hierzu das Land gegraben worden, werden die Zwiebeln fuͤnf bis ſechs Zol weit und anderthalben Zol tief mit den Fingern in die Erde gedruckt, jedoch ſo, daß die Keimen oben zu ſtehen kommen. Man kan die Zwiebeln, wenn das Erdreich zu tro - cken und ſchrollicht iſt, auch mit einem Pflanzer ſte - cken, denn in dieſem Fal laͤſt ſich das Eindrucken mit den Fingern nichl wohl verrichten. Dieſe Zwie - beln haben vor den geſaͤeten einen groſſen Vorzug, und wachſen ſchleunig von der Stelle. Es iſt auch zu verwundern, wenn man dieſe Zwiebeln auf dem Lande ſtehen laͤſt, ſo werden ſie zwey bis dreymal groͤſſer als die geſaͤeten wachſen, ja ſie werden auch eben ſowol reif. Doch ſchieſen zuweilen einige in die Hoͤhe, welche man zeitig ausraufen und in der Kuͤche verbrauchen muß. Ob es gleich einigen un - glaublich vorkommen wird, daß dieſe Zwiebeln oft viel groͤſſer als die geſaͤeten wachſen, auch zur Rei - fung gelangen ſollen, ſo werden es doch diejenigen, welchen es beliebt, dieſe Probe zu machen, der Wahrheit gemaͤs befinden: genung, daß ich mich dieſer Erziehung mit gutem Nutzen viele Jahre be - dienet habe. Wil man aber dieſe Zwiebeln nicht laſſen gros werden, ſondern zeitig zum Verkauf oder zum Gebrauch vom Lande ſchaffen, ſo koͤnnen noch Gurken, Sallat, Sellerie, Blau-Kohl oder auch allerhand Winter-Pflanzen darauf geſaͤet oder geſtecket werden.

Zu den ordentlichen Satz - oder Steck-Zwie - beln lieſet man gleichfals die allerkleineſten Zwie -beln2198. Cap. Von allerhand Zwiebeln. beln gegen den Herbſt aus, und hebet ſie den Win - ter an einem trockenen Orte auf. Auf das Fruͤh - jahr werden ſie ebenfals auf ein friſch gegrabenes Land 3 Zol tief in die Erde gedrucket. Und weil ſie alle in ihre Spieſe wachſen, ſo muͤſſen ſie zeitig ver - zogen und verbrauchet werden. Auf das Land koͤn - nen hernach eben die Fruͤchte, wie vorhero geſagt worden, beſtelt und ſolches alſo zweymal das Jahr gebrauchet werden.

§. 4.

Was die rothen und weiſſen Winter-Zwie -Von weiſ - ſen und ro - then Win - ter-Zwie - beln. beln, Cepa oblonga, I. B. alba & rubra anlan - get, ſo bleibet es mit der Beſtellung bey den in der Abhandlung von S. W. p. 126. gegebenen Regeln. Dieſe zwey Sorten bekommen keine runde ſondern lange Zwiebeln, und werden unten an der Wurzel nicht viel dicker als an ihren Haͤl - ſen. Dieſer Same wil nicht ſo zeitig, wie bey den Sommer-Arten gemeldet worden, beſtellt wer - den, ſondern in der Mitten des Aprils. Die weiſſe Sorte hat nach meinem Erachten allezeit den Vorzug, indem dieſe viel ſchoͤner anzuſehen ſind. Nachdem ſie gehoͤrig gejaͤtet und vom Un - kraute gereiniget worden, hebet man ſie um Jo - hannes-Tag aus, und pflanzet ſie an einen andern Ort, welcher vorhero wohl gegraben ſeyn muß, einen Schuh weit von einander. Jn jedes Loch, welches mit dem Pflanzer gemacht worden, muͤſ - ſen drey bis vier Zwiebeln zuſammen geſteckt wer - den. Vorhero verkuͤrzet man ihnen ſowol die al - zulangen Wurzeln, als auch das Laub oder Schlot -ten2208. Cap. Von allerhand Zwiebeln. ten nicht gar uͤber die Helfte. Man darf auch nicht unterlaſſen, ſolche wohl zu begieſſen, damit ſie deſto beſſer bekleiben und fortwachſen koͤnnen. Wenn ſie anfangen zu wachſen, muß die Erde zwiſchen den Zwiebeln geluͤftet und vom Unkraute reine gehalten werden. Bey ihrem Wachsthu - me ſchieſſen auch junge Nebenzwiebeln hervor, daß aus den zuſammengeſteckten drey oder vier Zwiebeln eine ganze Hand vol wird. Man laͤſt ſie den Winter uͤber im Lande ſtehen, indem ihnen die Froͤſte nichts ſchaden, daher ſie auch beſtaͤndig gruͤne bleiben. Auf das Fruͤhjahr koͤnnen ſie zum Gebrauch in der Kuͤche oder zum Verkauf nach und nach ausgehoben werden. Die Samen-Er - ziehung iſt leichte. Man laͤſſet hierzu ein beſon - deres Flecklein ſtehen, alwo ſie den ganzen Tag Luft und Sonne haben koͤnnen, und unterſuchet die Zwiebeln genau, ob ſich rothe darunter befinden. Dieſe muß man ausheben, wenn man die weiſſe Sorte behalten wil. Wer dieſes unterlaͤſt, wird erfahren, daß ſie in wenig Jahren alle roth wer - den. Jm Anfange des May-Monats fangen ſie an in ihre Samen-Spieſe zu treiben. Dieſer Same wird mehrentheils groͤſſer und vollkomme - ner als der von Sommer-Zwiebeln; doch wenn ein Mehl-Thau darein komt, welches unterwei - len zu geſchehen pfleget, bleibet er kleine, und ge - het nicht laͤnger als ein Jahr auf. Mit Reine - machung dieſes Samens wird ebenfals nach der bey den Sommer-Zwiebeln gegebenen Anweiſung verfahren.

§. 5.2218. Cap. Von allerhand Zwiebeln.

§. 5.

Der Spaniſche Lauch, Porre, por -Vom Spa - niſchen Lauch. rum, Potreaux, Porrum Hiſpanicum, iſt ein auslaͤndiſches Gewaͤchſe, und wird der Same meh - rentheils aus Jtalien zu uns gebracht. Es kan derſelbe im Anfange des Martii auf ein Miſt - Bette, oder im April in Garten geſaͤet werden. Wenn er aufgegangen und die Zwiebeln die Dicke einer Feder-Spule erreichet haben, ſo koͤnnen die ſtaͤrkeſten ausgehoben und 9 bis 10 Zol weit von einander geſtecket und alſobald begoſſen werden. Ehe aber dieſe Verpflanzung vorgenommen wird, muß an den Zwiebeln oben das Laub ſowol als die uͤberfluͤſigen Wurzeln verkuͤrzet werden. Die Urſache warum ſolches geſchehen ſol, iſt oben pag. 8. angefuͤhret worden. Solches Verſetzen geſchiehet mehrentheils kurz vor oder nach Johannis-Tag. Es werden auf dem gegrabenen Lande vorher kleine Furchen 1 Schuh weit gemacht und die Zwiebeln hinein gepflanzet. Wenn nun ſolche anfangen zu wachſen, muͤſſen gedachte Furchen mit einem Jaͤte - haͤcklein wieder zugezogen und zugleich das Unkraut hinweg geſchaffet werden. Auf das Beet, wo ſol - che Zwiebeln ſollen hingeſtecket werden, koͤnnen zu - vor im Fruͤhjahre Sallat und allerhand Sommer - Pflanzen, als Kraut, Wirſing, Savoyer-Kohl, Kohlrabi uͤber und unter der Erden geſaͤet wer - den. Komt die Zeit herbey, daß dieſe Zwiebeln muͤſſen geſtecket werden, ſo ſind die darauf ſte - hende Sachen mehrentheils hinweg, oder, ſo ſich ja noch etwas darauf befinden ſolte, ſo wird ſol -ches2228. Cap. Von allerhand Zwiebeln. ches auch hinweg geſchaft und das Land gegraben. Man erhaͤlt hierdurch den Vortheil, daß man das Land in einem Jahre zweymal nutzen kan. Wer aber die Laͤnderey im Ueberfluſſe hat, thut freylich beſſer, ſolche hierzu ruhen zu laſſen; die Zwiebeln werden alsdenn viel beſſer, dicker und ſtaͤrker wach - ſen. Man laͤſſet die Zwiebeln theils im Lande ſte - hen, theils aber koͤnnen ſie ausgehoben und im Kel - ler, oder auch in den Garten eingeſchlagen werden. Den Winter uͤber muß man ſie im Garten mit leichtem Pferde-Miſte zudecken, damit man ſie auch, wenn es zugefroren, haben kan. Sie ſind auch deſto ſicherer vor der Kaͤlte, denn ob ſie gleich nicht ſo leichte erfrieren, ſo geſchiehet es doch unter - weilen in ſehr kalten Jahren, abſonderlich wenn kein Schnee darauf lieget. Jn manchen Jahren, wenn man hierzu die groͤſten und ſchoͤnſten Zwiebeln ſtehen laͤſſet, bekomt man etwas reifen Samen; in kalten und naſſen Jahren aber iſt dieſes vergebens. Wenn aber die Zwiebeln ihre Stengel und Sa - men-Koͤpfe um Michael gebracht, muͤſſen ſie nahe an der Erde abgeſchnitten, zuſammen gebunden, und auf einem luͤftigen Boden aufgehaͤnget wer - den, wodurch der Same reifer und volkommener wird. Man kan dieſen Samen wohlfeiler einkau - fen, als ſolchen ſelbſt erziehen, weil unſer Clima hierzu zu kalt iſt.

§. 6.

Vom Schnit - lauch oder Hollauch.
3

Der Schnittlauch oder Hollauch, Por - rum ſectivum, juncifolium, C. B. P. Porrum ſectile, Cepa ſectilis, junci folia, perennis,Mori -2238. Cap. Von allerhand Zwiebeln. Moriſon, hat von Abſchneiden und von ſeiner hohlen Binſen-Schlotte den Namen bekommen. Es wird derſelbe ſowohl im Fruͤhjahre als im Herbſte nach Bartholomaͤi, damit er noch vor dem Winter an - wachſen koͤnne, durch Zertheilung der Stoͤcke ver - mehret. Er liebet einen mittelmaͤſſigen Ort im Garten, wo er der Sonne einen halben Tag ge - nieſſen kan, und nimt mit allen Grund und Bo - den vorlieb. Er kan auch an einem Orte 3 bis 4 Jahre beſtaͤndig ſtehen bleiben, ehe man ihn wie - der umpflanzet; doch iſt es beſſer, wenn er alle zwey Jahre umgeſetzet wird. Es brauchet dieſes Gewaͤchs keine Arbeit, denn wenn es einmal hin - gepflanzet worden, ſo bleibet es Sommer und Winter gut, verdorret und erfrieret auch nie - mal, es waͤre denn, wenn die Stoͤcke zu viele Jahre nach einander geſtanden und zu alt gewor - den waͤren. Es koͤnnen damit die Garten-Beete und Rabatten eingefaſſet werden, welches in einem Garten ein ſo gutes Anſehen als der Buxbaum machet. Jm Fruͤhjahre gruͤnet er allezeit von neuem hervor, und je oͤfterer er beſchnitten wird, je groͤſſer und beſſer waͤchſet er wieder. Wenn es aber beſtaͤndige Regen giebt, darf man ihn nicht ab - ſchneiden, weil das Waſſer in die abgeſchnittene Schlotten hinein trit, wovon ſie hernach gelbe wer - den. Jhrer viele wollen ihn auch von dem Samen erziehen, welche Bemuͤhung ich aber fuͤr uͤberfluͤßig halte, indem man ſolchen im Ueberfluſſe nach obiger Beſchreibung vermehren kan. Seine Samen - Kolpen bringet er im Junio hervor.

§. 7.2248. Cap. Von allerhand Zwiebeln.

§. 7.

Vom Knoblauch.
3

Knoblauch, Allium ſativum, C. B. P. Allium vulgare & ſativum, I. B. hat Blaͤtter, faſt wie der Spaniſche Lauch, nur daß ſie nicht ſo breit ſind, die Zwiebeln ſind von vielen weiſſen Ze - hen oder Theilen zuſammen gewachſen, mit einem weiſſen Haͤutlein oder Schale uͤberzogen, und un - ten mit duͤnnen Zaͤſerlein behaͤnget. Man vermeh - ret ſie am beſten, durch Zertheilung der groͤſten Zwiebeln. Er verlanget ein gut gegrabenes Erd - reich, welches annoch Beſſerung in ſich hat. Man kan ſie ſowol in dem Herbſte, als Fruͤhjahre nach der Gartenſchnure 8 Zol weit in das Viereck und 2 Zol tief mit einem Pflanzer ſtecken laſſen. Er verlanget keine ſonderliche Wartung, auſſer daß er vom Unkraute rein gehalten, und das Erdreich dar - zwiſchen mit dem Jaͤtehaͤcklein aufgelockert werden muß. Vierzehen Tage vor Bartholomaͤi pfleget er mehrentheils zeitig zu werden. Zu ſolcher Zeit hebet man die Zweibeln an einem hellen Tage aus, und leget ſie an die Sonne, damit ſie fein abtrock - nen, und fuͤr der Faͤulniß bewahret werden. Man flechtet oder knuͤpfet ſie mit dem Kraͤuterich puͤſchel - weiſe zuſammen, und haͤnget ſie auf einen luͤfti - gen Boden in die Hoͤhe. Wenn ſtarke Froͤſte heran nahen wollen, muͤſſen ſie in einer verwahrten Kam - mer eben ſowol wie andere Zwiebeln aufgehoben werden.

§. 8.

Von Scha - lotten oder Eſch-Lauch.
3

Die Schallotten oder der Eſch-Lauch, Eſch-Laͤuchel, Cepa aſcalonica, Matthioli,wel -2258. Cap. Von allerhand Zwiebeln. welchen die Franzoſen vermuthlich von dem Worte Aſcalonica Echallotes nennen, woraus hernach die Deutſchen den Namen Schalloten gemacht iſt eben - fals ein auslaͤndiſ. Gewaͤchſe und tragen dieſe Zwie - beln in unſerem Lande, weder Samen noch Bluͤten, ſondern ſie werden im Ueberfluſſe von Zertheilung ihrer Bollen oder Zwiebeln vermehret. Sie verlan - gen ein mit Sand vermiſchtes Land, denn in ſchwe - ren und lettigtem Erdreich verfaulen ſie gar leichte, und ſind uͤberhaupt in der Erziehung ſehr ekel, wenn ſie nicht an einen rechten Ort gebracht werden. Man kan ſie ſowol im Fruͤhjahre in May-Monat als auch im Herbſte nach Michaelis einen halben Schuh weit und 2 bis 3 Zol tief ſtecken laſſen. Hierzu erwaͤhlet man die kleinen und mittelmaͤſigen Zwiebeln, die groſen werden in der Kuͤche gebrauchet. Dieſe Art iſt unter allen Zwiebel-Gewaͤchſen am Geſchmacke die gelindeſte, um deswillen ſie in den herrſchaftlichen Kuͤchen am allermeiſten gebrauchet werden. Das Beet, worauf ſie ſollen geſteckt werden, muß vorhero wohl gegraben, gerechnet und mit der Garten - Schnure ſo abgetheilet werden, daß die Zwiebeln creutzweiſe gepflanzet werden. Geſchiehet dieſes Stecken vor dem Winter, ſo bringet man oben auf das Beet 2 bis 3 Zol hoch Pferde oder Kuͤh-Miſt, und laͤſſet ſolchen ſowol den Winter als Sommer uͤber darauf liegen; man wird finden, daß ſie hiervon recht ſchoͤne wachſen und gewaltig viele Zwiebeln bringen werden. Die Zeit dieſe Zwiebeln heraus zu nehmen, iſt gemeiniglich um Jacobi, abſonderlich wenn das Laub gelbe wird und auf der Erde ver - dorren wil. Dieſe Aushebung ſol auch an einemAbh. v. Kuͤcheng. Phel -2268. Cap. Von allerhand Zwiebeln. hellen Tage geſchehen, da man ſie denn alſobald laͤſ - ſet abtrocknen und auf einen luͤftigen Boden brin - get. Man theilet ſie hernachmal von einander und hebet die groſen zur Speiſe die kleinen aber zur Verpflanzung auf.

§. 9.

Vom Schlangen - Knoblauch, Rocken - Bollen.
3

Der Schlangen-Knoblauch, Rocken - Bollen, Rockambole, Chomell. Allium ſati - vum alterum, ſive allio-praſum, caulis ſummo circumvoluto, C. B. P. hat wegen ſeiner Annehm - lichkeit einen groſen Vorzug fuͤr dem bereits gedach - ten Knoblauch. Dieſer wird deswegen Schlan - gen Knoblauch genennet, weil ſich ſeine aufſchieſ - ſenden Samen-Stengel zuruͤck nach der Erden und wiederum mit der Capſeln in die Hoͤhe ſchlingen, und mit ihrem Wachsthum die Figur einer gekruͤmme - ten Schlange oder eines Poſthorns machen. Sein Geſchmack iſt nicht ſo durchdringend, ſondern viel gelinder als der ordentliche Knoblauch, weswegen er von den Koͤchen hoͤher gehalten wird. Es traͤgt derſelbe ſowol ſeine Zwiebeln in der Erde, als auch an ſtatt des Samens kleine Zwiebelchen in der Hoͤ - he. Er verlanget ein mittelmaͤſiges und wohl ge - grabenes Land, und wird ſowol von denen aus der Erde genommenen und zertheilten Zwiebeln, als auch von denen, welche in der Hoͤhe an dem Samen - Stengel wachſen, vermehret; dieſe leztern aber brin - gen erſtlich im andern Jahre ihre Samen-Zwiebel - chen, jene aber alle Jahre. Sie werden 14 Tage nach Michaelis einen halben Schuh weit von einander geſteckt, und muͤſſen den Sommer uͤber vom Un - kraut geſaͤubert werden. Wenn das Kraut gelbeund2278. Cap. Von allerhand Zwiebelnund die obern Zwiebeln duͤrre ſind und ausfallen wollen, ſo iſt es Zeit, daß man die Koͤpfe zuerſt ab - ſchneidet und ſammlet, hernach werden die in der Erde ſtehende Zwiebeln auch ausgehoben, und eben - fals wie andere Zwiebeln auf einen luͤftigen Boden gebracht. Den Winter uͤber ſchaffet man ſie an einen Ort, wo ſie nicht erfrieren koͤnnen. Wenn man eine von den kleinen Samen-Zwiebelchen von einander ſchneidet, und bey dem Eſſen den Teller da - mit beſtreichet, ſo bekomt die darauf gethane Bruͤhe gleich einen andern Geſchmack. Es iſt dieſer Knob - lauch zum Spicken der Schoͤpskeilen oder anderer Braten viel beſſer als der ordentliche, weil er nicht ſo einen uͤbeln Geruch als dieſer verurſachet.

§. 10.

Der Same zu den groſen, weiſſen undVon weiſ - ſen und ro - then Spa - niſchen Zwiebeln. rothen Spaniſchen Zwiebeln, Cepa Hiſpani - ca rubra & alba, muß auch von fremden Orten verſchrieben werden, weil ſie in ſeltenen Jahren bey uns zur voͤlligen Reifung gelangen und Sa - men bringen. Dieſe Zwiebeln werden wegen ihres milden Geſchmacks von vielen hoch gehalten. Sie erfordern ein recht gutes, geduͤngtes und gegrabenes Land, und werden mit den Sommer-Zwiebeln zu gleicher Zeit geſaͤet, und auf eben dieſe Art begattet. Nur iſt hierbey zu merken, daß man bey der Ausſaat mit dem Samen muß ſparſam umgehen, damit ſol - cher nicht zu dicke aufgehe, indem dieſe zwey Sorten einen halben Schuh Raum verlangen. Nach Bar - tholomaͤi ſind ſie ſo gros als eine kleine Fenſterſchei - be gewachſen. Acht bis vierzehen Tage vor Michaelis werden ſie ausgehoben, ob ſie gleich noch nicht voͤlligP 2reif2288. Cap. Von allerhand Zwiebeln. reif ſind, auf einen luͤftigen Boden gebracht. Wenn die Froͤſte heran nahen, kan man ſie in einer wohl verwahrten Kammer bis nach Weihnachten auf be - halten und nach und nach verbrauchen. Von den Koͤchen habe ich geſehen, daß ſie dieſe Zwiebeln aus - gehoͤlet, ſolche gefuͤlt und alſo Paſteten daraus ver - fertiget haben.

Erklaͤrung der zum Garten - und Acker-Bau gehoͤrigen Werkzeuge.

  • Tab. I. Die Beſchreibung don dieſer Maſchine ſiehe p. 11.
  • Tab. II. H Jſt die voͤllige Stellung von dem Gebrauche dieſer Maſchine. Siehe p. 13.
  • Tab. III No 1. iſt eine breite Hacke, wovon oͤfters bey den Kuͤchen Gewaͤchſen gedacht worden.
    • No. 2. Ein Karſt, womit untergezogen wird, auch andere Fruͤchte aus der Erde heraus geholet werden.
    • No. 3. Eine Harke oder Rechen mit eiſernen Zinken.
    • No. 4 Ein Grabsſcheid, wie wir ſolches in Erfurt ge - brauchen.
    • No. 5. Eine Garten-Schnure, die Beete und Laͤndereyen damit abzutheilen.
    • No. 6. Ein Geſtelle zu einer Garten - und Acker Schnure, welche ſich bey dem Fortgehen herumdrehen muß.
    • No. 7. Ein Jaͤte-Haͤcklein, mit welchem man die jungen Fruͤchte durchſchneidet, und ſonſt gebrauchet.
    • No. 8. Eine Miſtgabel, die Duͤngung fein gleich und eben damit auszutheilen.
    • No. 9. Ein Mann mit dem Wurzel-Spieſe in ſeiner voͤlligen Poſitur.
    • No. 10. Ein Wurzel-Spies, ſiehe p. 143.
    • No. 11. Eine Melonen - oder Gurken-Klocke, welche oben eine Oefnung hat.
    • No. 12. Ein unten mit Eiſen beſchlagener Pflanzer.

Das auf Tab. III. befindliche Faß A. iſt p. 180. beſchrie - ben worden.

Regiſter[229]

Regiſter der abgehandelten Sachen.

  • Allium ſativum alterum, ſeu allio-praſum226
  • Armoracia Riv. 189
  • Ausartung derer Samen, wie es zu verſtehen84
  • Avena ſemine nigro iſt ſchaͤd - lich31
  • Begieſſen und Beſprengen, wenn es geſchehen ſol9. iſt hierin ein Unter - ſchied9
  • Be[i]ſſe128
  • Beiß-Kohl128
  • Bellis major26
  • Beta oder Mangold128
  • Beta major128. alba & rubraibid.
  • Beta radice rubra, craſſa145
  • Blat-Kohl zu erziehen105
    • wie er zu gebrauchen106
  • Blat-Kohl vom Winter - Wirfing105
  • Blau-Kohl124. Braun - Kohlib. wenn ſolcher zu ſaͤen126
  • Blumaſchen-Kohl, wenn er am beſten zu gedrauchen127
  • Blumen-Kohl107. deſſen Same iſt zu erziehen108 .109 . iſt ein Sommer-Ge - waͤchs109
  • Blutroth Som̃er-Kraut93
  • Winter Kraut95
  • Bocks-Bart183
  • Brachen muß zur rechten Zeit geſchehen27
  • Braſſica capitata alba86. ru - bra93 .95. Cypria108. Neapolitana115. Sabauda hyberna103. fimbriata104 cauliflora107. gongylo - des119. radice napi, ſive non cauleſcens123. Braſ - ſica rubra124. fimbriata, laciniata alba & rubraibid. lato apii folio124. Braſ - ſica arvenſis128
  • Broccoli115. wie er zu ko - chen118
  • Calendula minor24
  • Cappes-Kraut zum Sa - menziehen71. menn ſie hierzu ſollen ausgeſucht werdenib. ſq. wenn es ſol eingeerntet werden90
  • Carotten oder Fruͤhmoͤhren165
  • Cartifiol, Caulfior107. iſt zu erziehen109. wie da - mit zu verſahren113
  • Cepa vulgaris209. oblonga, alba & rubra219. ſectilis, junci ſolia perennis222 aſcalonica224. Hiſpanica rubra & alba227
  • Chamamelum inodorum24. Chamæmelum nobile24
  • Cichorien178
  • Cichorium ſativum folio ele - gantiſſimo178
  • Cirſum arvenſe36
P 3Creutz[230]Regiſter.
  • Creuz-Wurzel iſt ſchaͤdlich in denen Gaͤrten39
  • Daucus ſativus, radice lutea, & aurantii coloris150
  • Diſteln, wie ſie zu verderben37. ihr Same fliegt hin - weg38
  • Düngung zu dem Kohl-Ge - waͤchſe86. wie ſolche in die Erde zu bringen87. iſt theuer90
  • Erd-Flöhe ſind arg93
  • Eſch-Lauch224
  • F zum Cichorien180
  • Faulheit der Acker-Leute26
  • Forallen-Radies,208
  • Früh Sommer-Rettig201
  • Friſchgebödent Land152
  • Gänſe-Diſtel iſt ſchaͤdlich40. wie ſie zu vertilgen41. muͤſſen verderben42
  • Garten - und Acker-Maſchine wird erfunden,11. Ege thut bey dem Unkraute gute Dienſte28
  • General-Regeln, ob ſie aller Orten zu practiciren2. ſq.
  • Gerber-Lohe iſt zu Treibe - Betten zu gebrauchen51
    • dienet zum Einheitzen52
  • Geſpinſt-Raupen leben im Winter101
  • Gewächſe, wenn ſie zu ver - ſetzen8
  • Göllinge oder Saz-Zwie - beln216
  • Grauſer Braun-Kohl124
  • Grind-Kraut iſt ſchaͤdlich39
  • Gritzel, Goͤrlein184
  • Gurken koͤnnen auf Treibe - Betten erzogen werden54
  • Haber-Wurzel181.183 von Hochberg, hat un - richtige Meinung von Rau - pen131
  • Hammels-Möhren141
  • Harke mit Raͤdern iſt unzu - laͤnglich25 bey Leipzig groſe ohne Raͤder30
  • von Hartenfels108
  • Haſen-Kohl iſt auf den Ae - ckern ſchaͤdlich38. deſſen Samen fuͤhret der Wind in ganzem Garten herumib.
  • Herbſt-Rüben170
  • Herz-Kohl, Sommer - und Winter104. Wurm im Kraute137
  • Hindläufte178
  • Hollauch222
  • Johannis-Blume26
  • Zwiebeln216
  • Käſe-Kohl170
  • Kappus-Kraut, weiſſes86. viele Haͤupter aufeiner[231]Regiſter. einer Staude zu erziehen99. gibt drey Sorten87 wenn ſolcher zu ſaͤen88 wie weit ſolche Raum ver - langen87. wenn es ſol ein - geerndet werden90
  • Keiſenberg unter dem Na - men von Hartenfels80
  • Kelch-Rüben170
  • Kleine Garten-Ege thut bey dem Unkraut gute Dienſte28
  • Kohlraben, Kohlruͤben uͤber der Erden119. wie ſie im Winter zu erhalten ſind121
    • Hiſtorie hiervon122
  • unter der Erden123
  • Komſt-Kraut zu erziehen92
  • Kopf-Kohl, weiſſer,86. ſind dreyerley Sorten87. wie weit ſie Raum verlangen87
  • Kraut-Raupe133. freſſen die Kohl-Haͤupter140
  • Kraut, Sommer -, wenn es zu ſaͤen4,88. Winter -, wenn es zu ſaͤen4 .88.
  • Kraut Pflanz, bekommt vie - le Koͤpfe .99.
  • Kreen189
  • Kuh - oder Johannis-Blume26. faͤlt aus27. conſer - viret ſich in Aeckern27
  • Lange Guckel-Ruͤben167
  • Lange Monat-Radies207
  • Lyſimachia lutea cornicula - ta186
  • Maden kommen in die Kraut-Strunke98 wie ſie in die Pflanzen kom - men106
  • Mangold128
  • Maſchine wird zum Acker - bau erfunden11. warum ſie erfunden worden13 bey die - ſer ereignet ſich Schwuͤrig - keit15. wenn und wie ſie zu gebrauchen15. zu welchen Fruͤchten ſie zu gebrauchen17. hieruͤber werden falſche Urtheile gefaͤllet18
  • May-Rüben167
  • Meer-Rettig189
  • Meiler161
  • Miſt-Bette, wie ſolche anzu - legen44. Erde hierzu ſol im Herbſt bereitet werden45. wie ſolche zu bedecken47. Fenſter hierzu, wie ſie beſchaffen ſeyn ſollen48
  • Möhren149
  • Mohr-Rüben149
  • Monat-Rettige205 lange207
  • Nebenſchoſſe von Salaͤten geben auch guten Samen75
  • Nebenſproſſen vom weiſſen Kraute geben ebenfals gu - ten Samen67
  • Neuer Boden traͤgt allerhand Wurzel-Werk152
  • Onagra Riv. 186
Papi -[232]Regiſter.
  • Papiliones132
  • Paſtinacken, Paſternacken, Paſternaten141
  • Paſtinaca latifolia ſativa141
  • Paſtinaca tenui folia ſativa150
  • Paſtinacken, was ſie fuͤr Land erfordern142
  • Peterſilien-Wurzel174
  • Pflanzen-wenn ſie zu ver - ſetzen8. 9
  • Pörſch-Kohl, Sommer und Winter104
  • Porrum Hiſpanicum821
  • Porr. ſectivum, juncifolium222
  • Radicula ſativa minor205.
  • Radiesgen205. lange Hollaͤndiſche207
  • Raphanellen205
  • Rapa ſativa rotunda167
  • Raphanus ruſticanus189. maj. oblongus193. min. orbicularis vel rotundus205. min. oblongus .207 . purpureus207. minor ob - longus radice, maculis purpureis conſperſa208
  • Raupen ſind ſchaͤdlich131. wie ſie ausſehen135. machen die Kraut-Haͤupter hohl137. werden in Toͤpfe ge - ſammlet138. wie ſie ſich vermehren139
  • Reiſenberg unter dem Na - men v. Hartenfels108
  • Rettigpfropfen iſt laͤcherlich203
  • Rockambole226
  • Römiſch Kohl128
  • Rettige Erfurter193
  • Röſel, Miniatur-Mahler132
  • Rothe Ruͤben145
  • Kother Somer-Kopf-Kohl93
  • Winter-Kopf-Kohl95
  • Ruͤbenkohl Dorſchen115
  • Ruͤb Rapunzel186
  • Rüben, weiſſe167
  • Runde Teller-Ruͤben167
  • Säu-Wurz39 Sau-Di - ſteln ſind ſchaͤdlich40
  • Salat-Häupter muͤſſen ge - luͤftet werden75
  • Samen zu probiren81.79 ob ſie ſich ausarten, wenn ſie an einem Orte ſtehen82
  • Savoyer-Kohl, Winter und Sommer zu erziehen103
  • Saz-Zwiebeln216. warum ſie ſo genennet werden217
  • Schalken, wie viel es Sorten gibt56 was darunter zu verſtehen57. woher ſie ent - ſtehen58. die Urſache hier - von70
  • Schalloten224
  • Schlangen-Knoblauch226
  • Schlangen-Mord181
  • Schluder-Kohl dienet zur Speiſe74
  • Schnit-Kohl128
  • Schnitlauch222
  • Schwarzer Winter-Rettig193
  • Scorconera latifolia181
Scor -[233]Regiſter.
  • Scorzoner-Wurzel181
  • Senecio offic., iſt in Gaͤrten und Feldern ſchaͤdlich39
  • Siſer Germanorum184
  • Sommer-Kratut, weiſſes86
  • Wirſing104
  • Sommer-Rettig201
  • Forellen-Rettige208
  • Zwiebeln209
  • Sommer-Vögel132
  • Sonchus lævis; laciniatus; latifolius38. fuͤhret deſſen Samen auf einen ganzen Stuͤck herumibid.
  • aſper non laciniatus40
    • wie ſie zu vertilgen41
  • Sonnen-Wendel178
  • Spaniſcher Lauch221
  • Spargel-Kohl115
  • Stachlichte Sau-Diſtel macht Aecker unreine36
  • Staphypilinus Rivini150
  • Steckrüben, Stickelruͤben167
  • Steck Zwiebeln216
  • Strunke der Kohl-Gewaͤchſe geben ebenfals guten Sa - men69
  • Stufen bey den Kohl-Ge - waͤchſen, wie es zu verſte - hen90
  • Taglöhner-Mangel14
  • Trägheit der Ackerleute26
  • Treibe-Bette wie ſolche an - zulegen44. wie ſolche zu be - decken47. ſind noch zweyArten zu machen49. von Gerber-Loh zu verfertigen51
  • Trowells Anleitung fuͤr ei - non Landman20,21.
  • Verbena fœmina39. dienet den Canarien-Voͤgeln40
  • Vieper-Gras181 verſetzen oder verpflanzen8
  • Umgraben und umackern, wenn es geſchehen ſol4. 5. ſeq.
  • Unfleiſige Nachbaren ſind ſchaͤdlich37
  • Unkraut wie es zu vertilgen20 .25 .29 . faͤlt uns auf die leeren Streifen26. wird durch die Duͤngung auf die Aecker gebracht35
  • Waſſer, welches zum Be - gieſſen am beſten10
  • Wegwart178
  • Weiſſe Ruͤben167
  • Weiſſen Sommer-Kraut - Haͤuptern zum Samenzie - hen muß man zu Huͤlfe kommen68. wie ſie zum Samen ſollen ausgeſucht werden71. wie es zu erzie - hen86. weis und roth Winter-Kraut95
  • Weyderich gelber186
  • Wilde Camille20. wo ſie waͤchſt24
  • Wind - oder wilder Haber iſtſchaͤd -[234]Regiſter. ſchaͤdlich31 haͤlt ſich lange in der Erde32 wie er zu ver - tilgenibid. kan Heu hier - von gemacht werden32 hierbey iſt eine artige Er - fahrung zu betrachten33 wie er fortgetrieben wird34
  • Winter-Kraut-Pflanzen - Samen, wenn und wie er ſol geſaͤet werden96 kom̃en Wuͤrmer in die Strunke98 Wirſing104. Blat - Kohl von Wirfing105
  • Winter-Rettig193
  • Winter-Zwiebel219
  • Wucher-Blume20. 21
  • Würmer, wie ſie in Pflan - zen, Nuͤſſe und Obſt kom - men101. 102
  • Wurzel-Gewächſe141 zu Samenziehen ſollen behut - ſam ausgeſuchet werden77
  • Wurzel-Spies, deſſen Be - ſchreibung43
  • Winter-Zwiebeln weiß und rothe,219
  • Zucker-Wurzel148
  • Zwiebeln Sommer -209 Johannis -216. Saz - oder Steck -216. Winter -219 rothe und weiſſe Spaniſche227
  • Zwiefalter132
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About this transcription

TextLand- u. Garten-Schatzes
Author Christian Reichardt
Extent244 images; 52120 tokens; 7130 types; 358695 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationLand- u. Garten-Schatzes Dritter Theil. Von den zur Speise dienlichen Kohlen, Wurzeln, und Zwiebeln, deren Erziehung und Wartung nach allen Stücken aufrichtig beschrieben worden Christian Reichardt. . [3] Bl., 228 S., [3] Bl., [2] Faltbl. NonneErfurt1753.

Identification

SUB Göttingen SUB Göttingen, 8 OEC I, 1226:3

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Gartenbau; Wissenschaft; Gartenbau; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:34:01Z
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Holding LibrarySUB Göttingen
ShelfmarkSUB Göttingen, 8 OEC I, 1226:3
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