PRIMS Full-text transcription (HTML)
Bibliſche Policey /
Jn drey Staͤnde / Als Geiſtlich-Weltlich-vnd Haußſtand / abgetheilet /
Herꝛn Theodori Reinkings.

Nevtralitas

Ivstitia.

Diligentia.

Bibliſche Policey /
Das iſt: Gewiſſe / auß Heiliger Goͤttli - cher Schrifft zuſammen gebrachte / auff die drey Hauptſtaͤnde: Als Geiſtlichen / Weltlichen / vnd Haͤußli - chen / gerichtete Axiomata, oder Schlußreden / Sonderlich / mit Bibliſchen Spruͤchen vnd Ex - empeln / auch andern beſtaͤrcket / in allen Staͤnden nůtzlich / dienlich vnd anmuͤhtig zuleſen:
Gedruckt zu Franckfurt am Maͤyn /bey Matthæ[o]Kaͤmpffern / Jn Verlegung Martin Porſchen.M. DC. LIII.

Veritas.

Experientia.

Libertas.

Durchleuchtigſter / Großmaͤchſtigſter Koͤnig / allergnädigſter Herꝛ.

ES iſt faſt eine gemeine Sage / vnd hat ſchon der hoch - weiſe Koͤnig Salomon / Zeit ſei - ner Koͤniglichen Regierung / dar - uͤber geklaget / daß deß Buͤcher - machens kein Ende ſey / Jm Pre - diger Cap. 12. v. 12. zeiget es auch die taͤgliche Erfahrung / daß darbey / wie ſonſten bey andern an ſich ſelbſten nutzbaren Dingen / in der Welt ein groſſer Mißbrauch vorgehe / vnd ich dahero wol Vrſach gehabt / auch dieſes mein Vorhaben ein - zuſtellen.

Als ich aber durch ſonderbare Schickung deß Allerhoͤchſten / vnd ordentlichen rechtmaͤſſigen Be - ruff / zu Ew. Koͤnigl. Majeſt. Dienſten / wie ſie noch die Ertzſtifftiſche Bremiſche Regierung hochruͤhm - lich gefuͤhret / Anno 1636. gnaͤdigſt erfordert / vnd zu dero Cantzlern beſtellet / / auch offters dero Hochfuͤrſt - lichen Taffel gnaͤdigſt digniret worden / habe ich mit ſonders erfrewetem Hertzen vnd Gemuͤhte Ew. Koͤ - nigl. Majeſt. Chriſt-Fuͤrſtliche / hochverſtaͤndige Di - ſcurß / die ſie auß heiliger Goͤttlicher Schrifft / als der* iijeini -DEDICATIO. einigen rechten Quelle aller Weißheit / nicht allein von Glaubensſachen / ſondern auch von Politiſchen Welthaͤndeln / in allen Staͤnden mit ſtattlichen Fun - dament fuͤrgebracht / vnd dieſelbe offters mit Bibli - ſchẽ Exempeln / ſehr wol à propos beſtaͤrcket / wie auch dieſes vernommen / daß Ew. Koͤnigl. Majeſt. mehr - mals gedacht / Sie / gern einen Auctorem haben moͤchten / der eine Politicam auß der Bibel / vnd de - ren Exemplis zuſammen getragen / mir aber ſolcher / wie Ew. Koͤnigl. Majeſt. denſelben deſideriret, nie - mals zuhanden kommen / habe ich meine vor vnnd nach / von vielen Jahren in Leſung der H Schrifft / zu meinem Privatgebrauch annotirte obſervatio - nes politicas, herfuͤr geſuchet / vnd darauff zuden - cken angefangen / wie ich dieſelbe in eine gewiſſe Ord - nunge bringen nach Gelegenheit augieren / vnd end - lich / Ew. Koͤnigl. Majeſt. als auß dero Fuͤrſtl. Taffel - Reden / ich nicht wenig advertiret, vnd darzu veran - laſſet / zu vnterthaͤnigſten Ehren / wie auch andern Gottes Wort liebhabenden Leuten / in allen Staͤn - den / in diß Buch bringen / vnd in offenen Druck ge - ben moͤchte / wiewol es ſonſten / der Welt Lauff nach / vielen nicht eben recht gemacht ſeyn wird. Es haͤt - ten mich auch wol meine viefaltige obliegende ſchwaͤ - re Amptsgeſchaͤffte / darvon abſchrecken ſollen / als ich aber / wie ſchon gemeldet / die Materialia vorlaͤn - geſt vnter der Hand / auß der Schrifft angemercket /binDEDICATIO. bin ich ſo viel do eher dazu bewogen worden / wann ich von andern Geſchaͤfften in etwas entmuͤſſiget / wie auch bey eingefallenen Feyertagen / nach verrichtetem Gottesdienſt / an ſtatt andern Zeitvertreibs / mich hieran gemacht / vnd vermittelſt Goͤttlicher Huͤlffe / es ſo weit / als bey Beengung der Zeit / vnd inmit - telſt eingefallener Enderung geſchehen koͤnnen / abſol - vieret.

Es wird ohne Zweiffel mancher ſich finden / der mir verweißlich nachrede / was ich vnd andere Politi - ci mit der Bibel zuſchaffen / ſondern dieſelbe / vnd darauß etwas zuverfaſſen den Theologis laſſen ſol - len / aber dieſes hat mich nicht gejrꝛet / weil die Bibel allen Menſchen / in allen Staͤnden / nicht allein in Glaubensſachen / die einige bewerthe Grundveſte iſt / ſondern auch einem jeden weß Stands oder Weſens er ſeye / die beſte Norm Richtſchnur iſt / ſeinen Be - ruff vnd alle Actiones weißlich / gluͤcklich / ordent - lich / nach Gottes Willen / mit gutem von GOTtes geſegnetem Succeß vnd Nachdruck zufuͤhren / dahe - ro Gott nicht allein den Leviten im Alten Teſtament / ſein Geſetzbuch / ſondern auch allen Menſchen / ſon - derlich aber den Koͤnigen / Regenten vnd Herꝛſchaff - ten / die da ſeynd / vnd ſeyn ſollen / Cuſtodes utrius - que Tabulæ, Huͤter vnd Waͤchter vber beyde Taf - feln deß Geſetzes / zum hoͤchſten commendiret vnd ernſtlich anbefohlen / vnd durch Moſen / vnd JoſuamdenDEDICATIO. den kuͤnfftigen Koͤnigen deß Volcks Gottes / laͤnger als dreyhundert Jahr vorhin / ehe ſie einen Koͤnig be - kommen / vnnd ins gemein / allen Koͤnigen / Fuͤrſten vnd Regenten es nachgeſetzter Maſſen / in der Bibel auffzeichnen vnd publicieren laſſen; Wann der Koͤ - nig ſitzen wird auff dem Stuel ſeines Koͤnigreichs / ſoll er diß Geſetz von den Prieſtern nehmen / vnd auff ein Buch ſchreiben laſſen: Das ſoll bey jhm ſeyn / vnd ſol darinn leſen ſein Lebenlang / (hie folget der Zweck) auff daß er lerne foͤrch - ten / den Herren ſeinen GOtt / daß er halte alle Wort dieſes Geſetzes vnd dieſe Rechte / daß er darnach thue / vnd ſol nicht weichen von den Gebotten / weder zur Rechten noch zur Lincken / auff daß er ſei - ne Tage verlaͤnge / auff ſeinem Koͤnig - reiche / er vnd ſeine Kinder. Jm 5. Buch

Moſ. cap. 17. v. 18. & ſeqq. Welches Joſua hernacher widerholet / vnd fer - ner ermahnet: Laß das Buch dieſes Geſetzes nicht von deinem Munde kommen / auff daß du weißlich handeln moͤgeſt / in allem das du thun ſolt / ſondern betrachte es Tag vnd Nacht / als dann wird dir gelin - gen in allem / was du thuſt / vnd wirſt weißlich han -

delnDEDICATIO. deln koͤnnen / ꝛc. Joſ. cap. 1. v. 7. & 8. worauß dann ge - nugſam zuſehen / wie hoch GOtt den Koͤnigen vnd Regenten / als ſeines Reichs Amptleuten vnd Statt - haltern auff Erden / Jm Buch der Weißheit cap. 6. verſ. 5. das Geſetzbuch / das iſt / die gantze heili - ge Schrifft / zu einer richtigen Jnſtruction / in dem Regiment nach ſeinem Willen / weißlich vnnd gluͤck - lich zufuͤhren / vnd darvon weder zur Rechten oder zur Lincken abzuweichen anbefohlen. Jſt es nun alſo / daß das Geſetzbuch oder die H. Goͤttliche Schrifft / vnd deren fleiſſige Betrachtung vnd Obſervantz / die einige gewiſſe vnd vnfehlbare Richtſchnur / oder Jn - ſtruction aller Gottſeligen frommen Regenten iſt vnd bleiben muß / ſo folget / daß darinn die rechte / Gott wolgefaͤllige / heylſame Policey zufinden / vnd darauß die rechte Regiments-Reguln / oder Regier-Kunſt / zulernen / vnd kan nicht vnrecht ſeyn / daß man dar - auß eine Policey / oder Axiomata Politica formi - re, vnd in eine Ordnunge bringe.

Machiavellus vnnd andere ſeine Nachfolger / beſchreiben die Regier-Kunſt gar anders / ſetzen dieſe von GOtt gegebene Jnſtruction deß Geſetzbuchs / gar auff die Seite / vnd nehmen an deſſen ſtatt ein an - der Principium, welches ſie Rationem Status, o - der Raiſon de Eſtat, oder auch wol gar die Betrieg - Kunſt deß Staats halber / vnd zu deſſen Nutzen / an - dere zubetriegen nennen / vnd ſeynd in der Meynung /**daßDEDICATIO. daß Koͤnige vnd Regenten / dieſe pro norma halten / alle jhre Conſilia vnd Actiones, ſie ſeyn Chriſtlich oder vn-Chriſtlich / billich oder vnrecht / ſie ſeyn auff - richtig oder tuͤckiſch / ſie ſeyn wahrhafft oder falſch / wann nurent dieſelbe jhrem Staat vortragen / vnd nuͤtzlich ſeyn koͤnnen / dahin wenden / vnd ſich darnach regulieren ſollen / dahero dann auch obgemelter Ma - chiavellus ſich nicht geſchewet / in die Welt zuſchrei - ben / daß den Jenigen / ſo es im Politiſchen Weſen vnd Regierſtand hoch zubringen gedencken / ſey die Kunſt zubetriegen hoch noͤhtig: Durch die Kunſt ha - be Johannes Galeacius das Hertzogthumb Mey -(1) Verba - ejus ita habent: Id mihi ſigni ficare vi - detur Xe - nophon, quod ne - ceſſaria, ſed ars quædam decipien - di, ſi altũ faſtigium aſccndere, & inſignes aliquos progreſſus efficete velis Hac arte Jo - hannes Galeaceus Principatum Mediolanenſem Bernhardo avonculo ſuo eripuit, addens: Fraudem neceſſariam putamus omnibus quicunq; ex parvis initiis creſcere, & ad magnum quoddam faſtigium conſcenderẽ conantur, quæ ranto minus turpis eſt, quando quis magis illam poterit occultate & honeſto aliquo prætextu regere Machiavell lib. 2. diſp. de Repub. c. 13. circ. med & fincm. Et cum allegans Drexel. in ſuo Phaetonte de vit. lingu c. 22. notat, magnum hunc fallaciarum artificem, auſum fuiſſe hanc orbi geſtem propinari, nec erubuiſſe chartis mandare. land an ſich gebracht / vnd ſeiner Mutter Bruder (1) darvon verſtoſſen. Er Machiavellus haͤlt darvor / daß Argliſt / Betrug / Tuͤcke vnd boͤſe Stuͤcke / denen / die von geringen auff-vnd zu groſſen Dingen kom - men wollen / ſehr noͤhtig / dieſelbe auch vmb ſo viel do weniger verweißlich ſeyn / wann man den Schalck verborgen / vnd die Tuͤcke mit einem euſſerlichen ehr - baren Schein bedecken vnd verkleiſtern koͤnne. So iſt auch auß ſeinem deß Machiavelli außſtaffiertem Principe, vnd wie er denſelben beſchreibet / ſolches mit mehrem vnd vnter andern auch dieſes zubefinden /daßDEDICATIO. daß die Gottſeligkeit einem Regenten nicht ſo hoch - noͤhtig / ſondern genug ſeye / wann er ſich alſo fuͤr den Leuten ſtellen koͤnne / daß er fuͤr Gottesfoͤrchtig an - geſehen vnd gehalten werde / zumalen die Leute mehr durch den Schein / als die Gottſeligkeit ſelber ſich movieren vnd bewegen laſſen / darwider gleichwol andere Politici hefftig / vnd vnter andern Caſparus Barlæus eine feine Diſſertationem de Bono Prin - cipe geſchrieben. (2) Aber das Geſetzbuch Gottes(2) Adam. Contz en in Epiſt. Dedic. ci - vil. Doctr. ita ſcribit Pſeudo - politici ad inf anda deflectũt: pro vittu - te ſimula - tionem, atq; adeo vitia ipſa docent. Nunquã tam felix ævum fuit ut tales deeſſent, verum a - vorũ me - moria ab - ominatam ſectam il - luſtravit Nicolaus Machja - vellus, qui tamen Valentinum Borgiam diſcipulum inſaniente ſapientia dedit exitio, & quotquot ejus conſilia factaq́ue ſecuti ſunt, calamitoſos exitus habuere. Hactenus Contzen. inſtruiret die Regenten weit anders / als Machia - vellus: Jenes lehret / daß GOtt nicht das euſſerli - che Weſen / ſondern das Hertze anſehe vnd forſche / Rom. 8. v. 27. Jn den Sprichwoͤrtern cap. 17. v. 3. vnd erfordere ein rechtſchaffen Hertz / im 1. Buch der Koͤni - ge cap. 15. v. 3. & v. 14. Das Geſetzbuch weiß von kei - ner arte decipiendi, oder Machiavelliſchen Be - triegkunſt / ſondern lehret alſo: Das Regenten Lip - pen ſollen nichts vnrechts reden / vnd jhre Zunge ſoll keinen Betrug ſagen /(3)Non decetin labiiis verſari lubrica Regum. Hiob cap. 27. v. 4. vnd daß GOtt feind ſeye dem verkehrten Munde / Prov. c. 8. v. 13. Ja / Er bringet die Luͤgner vmb / vnd hat Grew - el an den Blutgierigen vnd Falſchen / Pſalm 5. v. 7. Der Herr ſuchet alle Hertzen / vnd verſtehet aller Gedancken tichten. Jm 1. Buch der Chron. cap. 29. ** ijv. 9.DEDICATIO. v. 9. vnd kennet die loſe Leute Hiob cap. 11. v. 11. Das Geſetzbuch erfordert die Gottſeligkeit / welche zu allen Dingen / vnd alſo auch zur Regierkunſt gut iſt / vnd hat die Verheiſſung zeitlicher vnd ewiger Gluͤckſelig - keit / 1. ad Tim. c. 4. v. 8. Es erfordert die Warheit / Auffrichtigkeit vnd Froͤmmigkeit / dann fromb vnd warhafftig ſeyn / behuͤten den Koͤnig / vnd ſein Thron befiehet durch Froͤmmigkeit / Salom in den Sprich - woͤrt c. 20. v. 28. Es erfordert die Liebe Gottes vnd deß Naͤchſten / daran das gantze Geſetz hafftet. Das Ge - ſetzbuch lehret vnd informiret die Regenten / daß al - le Regimenter vnd deren Gluͤckſeligkeit ſtehet in Got - tes hand / Syracid. 10. v. 4. Daß Er Koͤnige einſetze vnd wider abſetze / Daniel c. 2. v. 21. Daß Er der Koͤ - nige vnnd Fuͤrſten Hertzen in ſeiner Hand habe / vnd dieſelbe leyte / wie die Waſſerbaͤche / Prov. cap. 21. v. 1. Das Geſetzbuch Gottes bringet den Regenten lan - ges Leben / gute Jahr vnd Frieden / Jn den Sprichw. Salom. c. 3. v. 2. Ja groſſen Frieden / Pſal. 119. v. 165. Es machet klug in ſelbigem Pſalm v. 104. Es mehret die Tage derſelben cap. 10. v. 27. Eſai. c. 38. v. 1. & ſeqq. Es bringet Gunſt vnd Klugheit / die Gott vnd Men - ſchen gefallen / im ſelbigen c. v. 4. Segen vnd Sieg / im 5. Buch Moſ. cap. 3. v. 16. Es preiſet ſelig die Sanfft - muͤhtigen / vnd verſpricht denſelben (vnd nicht den Ty - rannen) daß ſie das Erdreich ſollen beſitzen / vnd be - herꝛſchen Matth. cap. 5. v. 5. Das Geſetzbuch gibt dierechteDEDICATIO. rechte Weißheit / dardurch die Koͤnige / Fuͤrſten vnd Regenten auff Erden herꝛſchen / vnnd die Rahtherꝛn das Recht ſetzen / im ſelbigen Buch cap. 8. v. 15. Es gibt GOtt dardurch den Weiſen jhre Weißheit / vnd den Verſtaͤndigen jhren Verſtand Dan c. 2. v. 21. Der Koͤ - nig Hißkia hielte trewlich am Geſetzbuch deß Her - ren / zuſuchen ſeinen GOtt von gantzem Hertzen / darumb ſpricht die Schrifft: Hatte er auch Gluͤck? im 2. Buch der Chon. c. 31. v. 21. vnd darumb / daß ſein Hertz ſich demuͤhtigte vor GOtt / kam der Zorn deß Herren nicht vber Jſrael / weil Hißkia lebete / im ſel - bigen Buch c. 32. v. 26. Darumb / vnd daß er ſein Hertz auff GOtt vnd ſein Wort gewand / vnd trewlich fuͤr Jhm gewandelt / mit rechtſchaffenem Hertzen / erlan - gete ex Verlaͤngerunge ſeines Lebens / vnd wurden ſei - nen Tagen noch 15. Jahr (4) zugeſetzet / Eſai. c. 38. v. 1.(1) Quin - decim an - nosgran - de motra - lis ævi di - cit ſpatiũ. Cornel. Tacit. in vit, Jul. A - gric. & ſeqq. im 2. Buch der Koͤnige cap. 20. v. 2. & ſeqq. Der Koͤnig Jothan hielte das Geſetzbuch pro Sta - tus ſui ratione, vnd richtete ſeine Wege fuͤr dem Her - ren ſeinem GOtt / dardurch ward er Maͤchtig / ſiegte wider ſeine Feinde die Kinder Ammon / machte ſich dieſelbe zinßbar vnterthan / im 2. Buch der Chron. c. 27. v. 5. & 6. Dann die Hand vnſers Gottes iſt zum beſten vber alle die Jhn ſuchen / vnd ſeine Staͤrcke vnd Zorn vber alle die Jhn vnd ſein Geſetzbuch verlaſſen / im Buch Eſra c. 8. v. 22. So lange Vſia vber das Ge - ſetzbuch hielte vnd den Herren ſuchete / ließ jhme Gott** iijge -DEDICATIO. gelingen / im 2. Buch der Chron. c. 26. v. 5. Auß dem Geſetzbuch gab der Koͤnig David ſeinem Sohn dieſe Koͤnigliche Regenten Regul vnd Vaͤtterliche Jnſtru - ction: Diene Gott mit gantzem Hertzen vnd mit wil - liger Seelen / wirſtu Jhn ſuchen / ſo wirſtu Jhn finden / wirſtu Jhn aber verlaſſen / ſo wird er dich verwerffen ewiglich / im 1. Buch der Chron. c. 29. v. 9. weil Sa - lomon ſolcher ſeineshocherleuchten Gottſeligen Vat - ters trewlichen Jnſtruction nachſetzete / ward er in ſei - nem Reich bekraͤfftiget / der Herꝛ ſein Gott war mit jhme / vnd machete jhn jmmer groͤſſer / im 2. Buch der Chron. cap. 1. v. 1. bekame auch darauff nicht allein fuͤr ſich / ſondern auch fuͤr ſeine Nachkommen / eine herꝛli - che Verheiſſunge / doch nicht ohne / ſondern mit die - » ſem Gedinge: So du wirſt fuͤr mir wandeln / wie » dein Vatter David gewandelt hat / daß du thuſt alles » was ich dich heiſſe / vnnd haͤlteſt meine Gebott vnd » Rechte / ſo wil Jch den Stuel deines Koͤnigreichs be - » ſtaͤttigen / wie Jch mich deinem Vatter Davld ver - » bunden habe / vnd geſaget: Es ſoll dir nicht gebrechen » an einem Mann / der vber Jſrael Herꝛ ſey. Werdet jhr » euch aber vmbkehren / vnd meine Rechte vnd Gebott / » die Jch euch fuͤrgeleget habe / verlaſſen / vnnd hingehen » vnd andern Goͤttern dienen vnd ſie anbeten / ſo werde » Jch ſie außwurtzeln auß meinem Lande / das ich jhnen » gegeben habe / vnnd diß Hauß / das Jch meinem » Namen geheiliget habe / werde Jch von meinemAn -DEDICATIO. Angeſicht werffen / vnd werde es zum Sprichwort « geben / vnd zur Fabel vnter allen Voͤlckern. «

Wann nun ein Chriſtlicher Regent dieſes / was jetzo angezogen / vnd ſonſten in Gottes Wort hiervon zuleſen / fleiſſig vnd wol betrachtet / auch / daß GOtt in ſeinem Wort wahrhafftig / vnnd nicht laͤuget / ſo wird er leichtlich den Schluß finden / daß das Geſetz - buch Gottes / die darauß herflieſſende Gottſeligkeit / Auffrichtigkeit / Trew vnd Wahrheit / vnnd nicht die Machiavelliſche ars decipiendi, oder Betriegkunſt / Tyranney / Liſt vnnd Tuͤcke / welche GOTT einen Schalcksraht nennet / bey dem Propheten Nahum. 1. v. 11. die alleinige ſichere Regni ſive ſtatus ſtabili - endi & conſervandi Ratio, baſis vnd Teſtamen - tum ſeye / vnd wann es endlich wol zugehen ſolle / auch bleiben muͤſſe: Man findet eben wol in der Bibel auch ſolche Machiavelliſche Kuͤnſte / niche zwar per re - gulam oder Geſetzweiſe / ſondern in exemplis, die gleichwol auch nicht zur Nachfolge / ſondern zur War - nunge darinn auffgezeichnet / Per Rationem Status vnd wegen zeitlicher Reputation, brachte Cain ſei - nen frommen Bruder Abel vmb / damit dieſer / wegen feines von GOtt angeſehenen Opffers / nicht hoͤher in der Welt reſpectiret, vnd er Cain an ſeiner vorge - bildeten Grandeſſa vnnd Reputation periclitiren moͤchte / im Buch Moſ c. 4. Per eandem Status Ra - tionem ſein Koͤnigreich / wegen der zunehmenden Menge deß Volcks Gottes / vermeyntlich zuſichern / trachtete der Koͤnig Pharao darnach / wie er durchDEDICATIO. Liſt vnd Tyranney die Jſr aeliten duplicando late - res plagen / vnd jhrer weniger machen moͤchte / befahl darneben den Hebammen in ſeinem Koͤnigreich / alle Jſraelitiſche Knaͤblein inn - vnd bey der Geburth zu - toͤden / vnd fuͤhrete die Machiavelliſche Maximam: Sapienter, hoc eſt, callidè & Tyrannicè, oppri - mamus eos, oder wir wollen ſie / wie es zu Teutſch gegeben / mit Liſt daͤmpffen / daß jhrer nicht zuviel wer - den / im 2. Buch Moſ. c. 1. v. 10. & ſeqq. Auß ſolcher Klugheit vnd Machiavelliſcher Regierkunſt / ließ Je - robeam die guͤldene Kaͤlber zu Bethel anrichten: A - thalia allẽ Koͤniglichen Samen auſſer den verſteckten Joas erwuͤrgen: Herodes die vnſchuldige Bethlehe - mitiſche Kinder ermorden / dergleichen Exempel ich im 2. Buch Axiom. 36. vielmehr angezogen / wie da - ſelbſten zuleſen.

Auß welchen vnd andern mehr / auch bey den weltlichen Geſchichtſchreibern auffgezeichneten Ex - empeln / man ſo viel ſiehet / daß viel Tyrannen duꝛch ein ſolche Machiavelliſche Regierkunſtdie da beſtehet / in calliditate & crudelitate, in Gewalt vnd Argliſtig - keit / welche beyde Schweſtern / gern beyeinander ſeyn / vnd die Rationem Status conſtituiren vnd erhal - ten / zu groſſer Hoheit / Regiment / Macht vnd Ge - walt / kommen / aber man ſiehet auch darbey / daß ſie / wie Tyrannen zu Grund gangen / Pſ. 82. v. 6. 7. daß ſie auff das ſchlipfferige geſetzet / Pſ. 73. v. 18. geſtuͤrtzet gefallen Pſ. 9. v. 4. ſie werden abgeriſſen / wie vnzeitigeTrau -DEDICATIO. Trauben / vom Weinſtock / vnd jhr Zweig wird nicht gruͤnen / ſie gehen mit Vngluͤck ſchwanger / vnd gebaͤ - ren Muͤhe / vnd Fehl / ſpricht Hiob c. 15. v. 32. & ſeqq. Die Augen deß Herren ſehen auff ein ſuͤndiges Koͤ - nigreich / daß ers vom Erdbodem gantz vertilge / beym Propheten Amos c. 9. v. 8. vnd behaͤlt GOtt auch offt jhr Vngluͤck auff jhre Kinder / Hiob c. 21. v. 19. Er ſtuͤr - tzet der gottloſen Regenten Stuel zu Bodem / Pſ. 89. v. 45. ſpielet offt mit jhnen das depoſuit. Er wirfft ſie von dem Stul herunter / vnd ſetzet die Demuͤhtige darauff. Syr. c. 10. v. 17. Der Herr iſt es / der den ho - hen Baum nidriget / den nidrigen Baum erhoͤhet / Ezech c. 17. v. 24. Vnd die Guͤter / ſo die Tyrannen vnd Gottloſen verſchlungen / muſten ſie wider außſpeyen / Hiob c. 20. v. 15. Gott laͤſſet die Machiavelliſche Welt - Weißheit KLugheit zu Grund gehen / daß der Ver - ſtand jhrer Klugen verblendet werde / Eſai. c. 29. v. 14. Sie machen zwar Anſchlaͤge / aber ſie koͤnnen ſie nicht auß fuͤhren / Pſal. 21. v. 12. Jhr Raht iſt ein Schalcks - raht / wie droben auß dem Propheten Nahum ange - zogen: Was gilts / ſpricht GOtt bey dem Propheten Obadja / Jch wil zur ſelben Zeit die Weiſen zu Edom zu nichte machen / vnd die Klugheit auff dem Gebirge Eſau cap. 1. Eſa. c. 29. v. 14. Wider GOtt vnd ſein Ge - ſetzbuch hilfft kein Weißheit / Raht oder Verſtand / ſpricht Salomon in den Sprichw. c. 21. v. 30. Er weiß den Tyrannen einen Rinck in die Naſe zu werffen / vn ein Gebiß ins Maul zulegen / daß ſie nit weiter kom -***menDEDICATIO. men koͤnnen / Eſai c. 37. v. 29. Er iſt es / der den Koͤnigen das Schwerd abguͤrtet / Eſai. c 45. v. 1. der die Welt - weiſen erhaſchet in jhrer Liſtigkeit vnd Klugheit Job c. 5. v 13. 1. ad Cor. 3. v. 19. Er weiß / daß der Weiſen Gedancken eytel ſind / Pſ. 94. v. 11. d. c. 3 ad Cor. v. 20. Er lachet vnd ſpottet jhrer Pſ. 2. vnd ſtuͤrtzet ſie endlich gar zu Bodem / daß ſie ein Ende mit Schrecken neh - men / vnd wie der wuͤtrige Antiochus, mit Ach vnd Wehe darvon muͤſſen / 1. Macchab. c. 6. v. 10. & ſeqq. Der Cain vnd ſeine Nach kommen wurden groß / aber was war es / er ward von ſeinem eygen Gewiſſen ver - folget / vnd geplaget / vnd hatte die Sententz hinweg / vnſtaͤt vnd fluͤchtig ſoltu ſeyn auff Erden / vnd der A - cker ſoldir fort kein Vermoͤgen nicht gebẽ / im 1. Buch Moſ. c. 4. v. 12. & 14. Pharao meynete / er haͤtte ſeinen Statum durch ſein Sapienter opprimamus illos, oder Tyranney vnnd Liſt auff Machiavelliſch ſehr weißlich gefaſſet vnd verſichert / vermeynete / er wolte den Kindern Jſrael / wie er ſie mit einem gewaltigen Kriegsheer verfolgete / das Garauß machen / vnd ſie vertilgen / aber er ward geſtuͤrtzet / vnd verſencket im rohten Meer mit aller ſeiner Macht / Exod. c 14.

Jerobeam hatte die Rechnung gemacht / er haͤtte durch Liſt vnd eygene Weißheit / bey Anrichtunge deß newen Gottesdienſts vnd Kaͤlbert antzes zu Bethel / vnd Abhaltung deß Volcks vom Gottesdienſt zu Je - ruſalem / ſeinen Statum oberwehnter maſſen / vor ſich vnd ſeine Poſteritaͤt alſo gefaſſet vnnd verſichert / daßesDEDICATIO. es nicht fehlen koͤnte / Gott ließ jhn auch eine Zeitlang darbey / aber jhme durch den Propheten Ahia nach - folgendes Prognoſticon ſtellen: So ſpricht der Herr der GOtt Jſrael: Jch habe dich erhoben auß dem Volck / vnd dich zum Fuͤrſten vber mein Volck Jſrael geſetzet / du aber biſt nicht geweſen / wie mein Knecht David / ꝛc. Darumb ſiehe / Jch wil Vngluͤck vber das Hauß Jerobeam fuͤhren / auch den der an die Wand piſſet / vnd wil die Nachkom̃en / deß Hauſes Jerobeam außfegen / wie man Koht außfeget / biß gantz mit jhm außſeye / wer von Jerobeam ſtirbet in der Statt / den ſollen die Hunde freſſen / wer aber auff dem Felde ſtir - bet / den ſollen die Voͤgel deß Himmels freſſen / ꝛc. Jm 1. Buch der Koͤnige c 14. v. 7. & ſeqq.

Eine ſolche ſchaͤdliche herbe Gall vnd Wermuht - tragende Wurtzel / wie die Schrifft in ſimili redet - im 5. Buch Moſ. c. 29. v. 18 iſt die Ratio Status, ver - knuͤpffet mit Vngerechtigkeit / in der Apoſtel Ge - ſchicht / c. 8. v. 23. deren Gifft auch die Nachkommen toͤdet / vnd außrottet / vnd iſt dieſes wol ein mercklich Exempel / daß ein gottloſer Regent / per ejuſmodi Status, oder diaboli rationem, mit Liſt vnd Tuͤcken / eine Zeitlang ſeine Gewalt erhalten / aber wider jaͤm - merlich mit allen ſeinen Nachkommen kan geſtuͤrtzet werden / dann die Blutgierigen vnd Falſchen (durch dieſe beyde wird Status ratio ſtabilirt) bringen jhr Leben nicht zur Helffte / Pſ. 55. v. 24. Vnd die Tage der Gottloſen werden verkuͤrtzet / Sprichw. Salom. c. 10. *** ijv. 27.DEDICATIO. v. 27. durch Blut wolte die Athalia jhren Statum fir - miren, gienge ihr auch auff eine Zeit an / aber es haͤtte nicht lang Beſtand / Blut muſte ſie wider außſpeyen / am kalten Eyſen ſich zu tod freſſen / vnd ein Ende mit Schrecken nehmen / im 2. Buch der Koͤnige c. 11. v. 16. 20. Alſo herꝛſchet zu Zeiten ein Menſch vber der an dern zu ſeinem eygenen Vngluͤck / ſpricht der Prediger Salom c. 8. v. 9. Herodes vermeynte / er haͤtte ſein Koͤ - nigreich durch den vnſchuldigen Bethlehemitiſchen Kindermord / dergeſtalt wider den newgebornen Koͤ - nig der Juden aſſecuriret, daß es jhm gar nicht fehlen koͤnte / aber er konte hernacher keine Sicherheit ſeines Leibs / fuͤr das ſchlechte abſchewliche vnd verachtetes Vngezieffer der Laͤuſe haben / die waren die Armatæ cohortes, die gewaltige Cuͤraſſirer / die jhm der new - geborne Koͤnig / vber den Halß ſchickete / die muſten wider jhn zu Felde liegen / vnd wegen daß vnſchuldi - gen Bluts / das er vergoſſen / ſein Blut mit langwuͤ - riger Marter / Pein vnd Elend wider außſaugen / wie die Hiſtorici darvon ſchreiben. Antonius vnd Ju - lius Cæſar vnterſtunden ſich auch per Status ratio - nem groſſer Dinge / nahmen hohe vnd ſchwaͤre Sa - chen vor / vermeynten / ſie haͤtten das Spiel in jhrer Hand / es koͤnte jhnen nicht fehlen / der gantzen Welt Herꝛſchafft koͤnte jhnen nicht entſtehen / ließ ſich auch Anfangs alles darzu wolan / wurden aber mit jhren hohen Staats Gedancken vnd Anſchlaͤgen zu nichte. Antonius toͤdet ſich ſelbſt / Julius Cæſar ward auffdemDEDICATIO. dem Rahthauß zu Rom mit 23. Wunden hingerich - tet / da er ſich deſſen zum wenigſten verſahe. Dieſer Exempel koͤnten noch viel auß der Schrifft vnnd an - dern Hiſtorien angezogen werden / es wuͤrde aber zu - viel / vnnd habe ich in dieſem erſten Buch Axiom. 7. wie auch im andern Buch Axiom. 36. de Status ra - tione etwas weitlaͤufftiger gehandelt / dahin ich mich dann referire, vnd iſt gewiß / daß vnter Hunder - ten / die jhr Regiment durch Blut / Tyranney / Liſt / vnd Betrug erlanget vnd beſtaͤttiget / kaum einer zu - finden / der es ruͤhig vnd lange erſeſſen / auffden dritten Erben / vnd ad ſeram poſteritatem gebracht / finde derowegen kein beſſere vnd ſichere Status rationem, keine beſtaͤndigere Regierkunſt / als das Geſetzbuch Gottes / davon ich in beſagtem andern Buch Axiom. 36. & 38. auch in etwas gehandelt.

Ewer Koͤnigl. Majeſt. hoͤchſtſeligſter / Herꝛ Vat - ter / weyland Koͤnig Chriſtian der Vierdte zu Denne - marck Norwegen / mein auch in Gott ruhender aller - anaͤdigſter Koͤnig vnd Herꝛ / hat das Geſetzbuch deß Herren / ſein thewres vnd werthes Wort / Zeit dero glorwuͤrdigſt gefuͤhrten Koͤniglichen Regierung / pro unica & certiſſima Regii Status ſui ratione, nor - ma & amuſſi gehalten / vnd darauß das ſchoͤne recht Koͤnigliches Symbolum genommen / REGNA FIRMAT PIETAS. Welches in dero Palatiis allenthalben zufinden / darumb hat auch GOtt Jhre Koͤnigl. Actiones mit Segen vnnd Wolſtand getroͤ -*** iijnet /DEDICATIO. net / dero Koͤnigreiche vnnd Lande bey verſchiedenen ſchweren Kriegen bey jhrer Gewalt / Macht vnd Hoh - heit wider vielfaltige Anſtoͤſſe vnd Adverſitaͤten con - ſerviret. Darumb hat der Herr Zebaoth in deſſen Haͤnden / Leben vnd Todſtehet / Jhr. Koͤnigl. May. Tage verlaͤnget / denſelben zugeſetzet / daß ſie vnter al - len getroͤnten Haͤuptern vnd Potentaten in Europa, in dieſem Seculo dero Zeit der Eltiſte geworden / auch die Proſperitaͤt vnd Wolſtand jhrer Reiche / in allen Staͤnden getroſt / vnd in der Forcht Gottes mit freu - digem Hertzen angeſchawet / Kirchen / Hohe-vnd an - dere Schulen geſtifftet / Koͤniglich dotiert vnd loͤblich erhalten.

Von dieſem hoͤchſt-Edlen Koͤnigl. Stammbaum / deſſen Wurtzeln an den Bruͤnlein vnd Baͤchen Jſrae - lis tieff geſetzet Jerem. cap. 17. v. 7. deſſen Blaͤtter nicht verwelcken / ſeynd Ew Koͤnigl. May entſproſſen / vnd hat ja ein ſolcher herꝛlicher / am Bach deß HerrenAn die Roͤm. c. 11. v. 16. veſt gepflantzeter Baum / keine andere / als gute / durch herꝛliche Chriſtliche Education hoͤchſtgeehrte Vaͤt - terliche Auffſicht vnd Jnformation / von allen argen Zufaͤllen mit Koͤniglicher Sorgfalt præſervirte, ed - le / nach dem Stam̃ vnd Wurtzel artende Frucht brin - gen koͤnnen / von deroſelben ſeynd E. Koͤn. May. zufor - derſt zu dem Geſetzbuch deß HErren gefuͤhret / zu al - len Hochfuͤrſtl. Tugenden vnd dapfferen Ritterlichen dero hohen Stand wolanſtehenden Exercitiis in jh - ren jugendlichen Jahren angewieſen / daß ſie zu einemloͤb -DEDICATIO. loͤblichen hocherleuchtem Regenten Koͤnig gewor - den / Sie auch Gottes wunderliche Hand vnd gnaͤdi - gen Beyſtand ſchon in vielen bey dieſen ſo truͤbſeligen gefaͤhrlichen Laͤufften zugeſtoſſenen Occurrentien Begegnuͤſſen / im Werck verſpuͤret / Ew. Koͤn. May. haben bey dero Fuͤrſtl. Ertzbiſchofflichen Bremiſchen Regierung / zu der Ehre GOttes deß Allerhoͤchſten / vnd Fortpflantzung ſeines heiligen / reinen allein ſelig - machenden Worts dero vnſterblichen ewigen Lob / in dero Baſilica vnd hohen Thumbkirche zu Bremen / darinn bey Menſchen Gedencken kein Gottesdienſt geuͤbet / faſt oͤde vnd vervnreiniget worden / nach dem Exempel Hißkia / Joſia vnd anderer Gottſeligen Re - genten ein offenes Exercitium reiner Evangeliſcher Lehr / vngeenderter Augſpurgiſchen Confeſſion vnd der heiligen hochwuͤrdigen Sacramentsuͤbungen / zu vieler tauſend lange darnach geſeufftzeter Chriſtenſee - len / Troſt vnd Gewiſſens Erquickunge / herꝛlich / wie - wol mit groſſer verdrießlicher Muͤhe eingefuͤhret / das auß dem Geſetzbuch deß Herren erlangtes Klei - nod / Quærite primum Regnum cœlorum, cete - ra deinde adjicientur vobis, an jhren Fuͤrſtl. Re - giments Hut damals veſt gehaͤfftet / vnd dahero nicht zuzweiffeln / ſo lang ſie das Kleinod daran / vnd das Geſetzbuch deß HErren in jhrem Chriſtlichen Koͤn. Hertzen bewahren: Es muͤſte werde geſegnet ſeyn / dero Außgang vnd Eingang / es werde geſegnet ſeyn der Vorraht / Sie werden genieſſen vom Taw deßHim -DEDICATIO. Himmels / vnd Fettigkeit der Erden / es werden geſeg - net vnnd groß ſeyn dero Nachkommen / auff Erden. Der HErr wird ſie erhoͤren in jhrer Noht / der Gott Jacob wird ſie ſchuͤtzen / Er wird heiligen Muht / gu - ten Raht vnd rechte Werck ſchaffen / Er wird jhro ge - ben / was jhr Hertz wuͤndſchet / vnnd Koͤnigl. Mund von dem HEren bittet / die Tage dero zeitlichen Lebens erſtrecken / vnd nach demſelben deß him̃liſchen ewigen Reichs theilhafftig machen: Womit ich beſchlieſſe / vnd Ew. Koͤnigl. May. gnaͤdigſter Koͤniglicher Hul - de / mich ſampt den Meinigen vnterthaͤnigſt trew - lichſt empfehle / gehorſambſt bittend / E Koͤnigl. May. dieſe meine Arbeit / ob ſie ſchon von keiner ſolchen Per - fection iſt / daß ſie dero hocherleuchtem von Gott be - gabten Verſtand / in allem Satisfaction geben kan / dannoch auff meine hierbey gefuͤhrete habende gute Intention, Jhrer angebornen Koͤnigl. Æquanimi - taͤt nach / mehr / als auff das Werck ſelber ſehen / vnd mein vnd der Meinigen allergnaͤdigſter Koͤnig / Lau - desfuͤrſt vnd Herꝛ ſeyn vnd bleiben wolle.

Das

Das Erſte Buch / Von dem Geiſtlichen Stande.

Tit. Von deß Geiſtlichen Stands Stifftun - ge / vnd der Religion ins Gemein.
  • Axioma I. DEr Geiſtliche Stand iſt der Elteſte / Fuͤrnembſte / vnd hat auff gewiſſe Maſſe den Vorzug.
  • Axioma II. Der Geiſtliche Stand lehret vnd prediget von GOtt / was derſelbe nach ſeinem Weſen vnd Willen / auch wie Er recht zuerken - nen / zu ehren vnd anzuruffen ſey.
  • Axioma III. Der Teuffel iſt Gottes Aff / affectiert Goͤttliche Ehre vnd Dienſte.
  • Axioma IV. Die Wiſſenſchafft Gottes / daß naͤmlich / ein Goͤttlich Weſen / ſo Him - mel vnd Erden erſchaffen vnd erhaͤlt / welches alle Creaturen weit vbertrifft / vnd darfür ſich alle Menſchen zufoͤrchten / iſt von Natur in aller Menſchen Hertze gepflantzet.
  • Axioma V. Der Geiſtliche Stand hat fuͤrnemlich die Religion oder Gottesdienſt zu - verſehen.
  • Axioma VI. Die Religion iſt ein gewaltige Seul vnd Grundveſte guter beſtaͤndiger Policey in allen Staͤnden.
  • Axioma VII. Die Religion wird gar offt pro ratione ſtatus vorgeſchuͤtzet / mißbrau - chet / geaͤndert / vnd muß derſelben zuweilen famulieren zu Dienſte vnd praͤtext ſeyn.
  • Axioma VIII. Schein der Religion vnd Gottſeligkeit wird vielmals vorgeſchuͤtzet / der Tyranney vnd gottloſen Weſen / auch vngerechten Kriegen.
  • Axioma IX. Die Religion vnd Gottesdienſt ſind gemein bey den Glaͤubigen vnd Vn - glaͤubigen / Recht vnd Vnrechtglaͤubigen.
  • Axioma X. Die Heuchler vnd Abtruͤnnige wollen auch zuweilen Zelotes oder Eyf - ferer in der Religion ſeyn.
  • Axioma XI. Zur Abgoͤtterey vnd Aberglauben ſind die Menſchen von Natur mehr / als zu der wahren Religion geneiget.
Von der wahren Chriſtlichen Religion.
  • Axioma XII. Die Chriſtliche / in Gottes Wort / den Prophetiſchen vnd Apoſtoliſchen Schrifften / durch Offenbar-vnd Eingebung deß heiligen Geiſtes gegruͤndete Religion / iſt allein die wahre ſeligmachende Lehr / Gott / nach ſeinem Weſen vnd Willen recht zuerkennen / zu ehren / vnd die ewige Seligkeit zuerlangen.
  • Axioma XIII. Eine Religion in einem Lande vnd Republica, verbindet vnd verknuͤpffet die Gemuͤhter der Vnterthanen vnter ſich / vnd gegen jhre Obrig - keit ſo viel ſtaͤrcker / vnd erhaͤlt beſſer Vertrawen.
  • Axioma XIV. Spaltunge in der Religion verorſachet leichtlich Trennung der Gemuͤh - ter / Zweytracht / Mißtrawen / vnd wolgar Krieg.
  • Axiomæ XV. Wann ein Regent / Herꝛſchafft vnd Obrigkeit die Religion veraͤndert / damit veraͤndert ſich dieſelbe auch leichtlich im gantzen Land / Statt oder Commune.
  • Axioma XVI. Die Religion kan vnd ſoll mit euſſerlichem Zwang nicht propagiert vnd fortgepflantzet werden / ſondern durch die Predigt Goͤttliches Worts vnd guͤtliche Vnterrichtung: Hiervon iſt in par. 2. tit. vom Axiom. 14. außfuͤhrlich gehandelt / wie daſelbſten zuſehen.
  • Axioma XVII. Euſſerlicher Splendor, Gluͤckſeligkeit / Macht / Gewalt / Friede / vnd an - dere zeitliche Herꝛlichkeiten / ſind keine Kennzeichen der wahren Re - ligion.
  • Axioma XVIII. Bey waͤhrender Gluͤckſeligkeit vnd euſſerlichem Wolſtand / gibt es bald groſſen Beyfall / aber bey angehender Truͤbſeligkeit findẽ ſich wenig.
  • Axioma XIX. Es haben ſich mehr Leut gefunden / die ſich vmb den Rock Chriſti / als vmb ſeinen Leichnam bekuͤmmert.
  • Axioma XX. Die H. Goͤttliche Schrifft iſt die Grundveſte vnd Richtſchnur der wah - ren Religion vnd Kirchen Gottes / Altes vnd Newen Teſtaments.
  • Axioma XXI. Die H. Schrifft iſt an ſich vollkommen vnd genugſam / die wahre Chriſt - liche Religion / vnd den einigen rechten Weg zur Seligkeit zuzei - gen / davon man nichts ab-oder zuthun ſoll.
  • Axioma XXII. Die H. Goͤttliche Schrifft iſt ein klares hellglaͤntzendes Liecht / der allein ſeligmachenden Religion.
  • Axioma XXIII. Die H. Schrifft muß nicht allein von den Geiſtlichen vnd Predigern / ſondern auch von den Zuhoͤren geleſen vnd betrachtet werden.
  • Axioma XXIV. Der Gottesdienſt vnd was darzu gehoͤret / muß Gottes Wort vnd dem wahren Glauben gemaͤß vnd aͤhnlich ſeyn.
  • Axioma XXV. Wann die wahre vnd Chriſtliche Kirche von dem Grunde Goͤttlicher Schrifft / in der Lehr vnd Gottesdienſt abweichet / bleibet ſie nicht mehr die wahre Kirch / vnd der wahren ſeligmachenden Religion zu - gethan.
  • Axioma XXVI. Auff vorgegebene Offenbarunge Engliſcher / oder anderer Erſcheinung / ſich angebender newer Propheten ſoll man von Gottes geoffenbah - retem Wort / Befelch vnd Ordnung nicht abweichen.
  • Axioma XXVII. Die wahre Kirch iſt vnterweilen herꝛlich / vnterweilen wird ſie an einem vnd andern Ort alſo gedruͤcket vnd verfolget / daß deren Glieder ſich verkriechen vnd heimlich halten muͤſſen.
  • Axioma XXVIII. Auſſer der Kirch iſt kein Heyl / keine wahre Religion.
  • Axioma XXIX. Die Heyden ſind vor jhrem Beruff / auſſer der Kirch geweſen / aber dar - durch zur Kirche / Abrahams / Glauben vnd Schoß geſamlet.
  • Axioma XXX. Vnter dem Hauffen / deren / ſo ſich zur Chriſtlichen Kirche / Religion vnd Gemeinſchafft bekennen / ſind Boͤſe vnd Gute / Fromme vnd Gott - loſe / Trewe vnd Heuchler.
  • Axioma XXXI. Jn der Kirchen Gottes muß alles ordentlich / ehrlich / vnd in geziemen - der Gebuͤhr daher gehen / 1. ad Corinth. 14. v. 33. & ſeqq & præſer - tim v. ult.
  • Axioma XXXII. Jn der Kirchen muß der Geiſtliche Stand mit Lehren / Predigen / vnd Vbung der H. Sacrament / nach Gottes Einſatz-vnd Stifftun - gen ſein Ampt verrichten / vnd ſtehet dem weltlichen Stand nicht zu / der Geiſtlichen Ampt zufuͤhren / vid. 1. ad Cor. 14. v. 28. 2. Chron. 26. v. 18. & ſeqq.
  • Axioma XXXIII. Weibern vnd Jungfrawen ſtehet nicht zu den offentlichen Gottesdienſt in der Kirchen / mit Lehren / Predigen vnd Adminiſtration der H. Sa - cramente zuuͤben.
  • Axioma XXXIV. Geiſtliche ſollen ſich in keine Welthaͤndel ſtecken / den einen Fuß nicht auff der Cantzel / vnd den andern in der Rahtſtuben haben.
  • Axioma XXXV. Der Geiſtliche Stand muß gleichmol auch auff Welthaͤndel / vnd der weltlichen Obrigkeit Actiones, ſo weit es ſein Ampt erfordert / acht haben / daß dieſelbe nicht wider GOtt / ſeine Gebott / ſeine Ehr vnd Lehr / oder wider die Liebe deß Naͤchſten lauffen.
  • Axioma XXXVI. Der Geiſtliche Stand vnd Prediger / muͤſſen in Beſtraffunge der weltli - chen hohen Obrigkeit behutſam verfahren / damit jhre Obrigkeitli - che Authoritaͤt bey den Vnterthanen nicht verkleinert / vnd dieſelben etwa zur Auffruhr veranlaſſet werden.
  • Axioma XXXVII. Der Geiſtliche Stand erfordert einen rechtmaͤſſigen ordentlichen Be - ruff / in der Epiſtel an die Hebreer c. 5. v. 5.
  • Axioma XXXVIII. Das Ius vocationis, oder ein rechtmaͤſſiger Beruff Lehrer vnd Prediger / ſtehet nicht allein der Obrigkeit / auch nicht allein dem Predigampt / ſondern der gantzen Chriſtlichen Gemein zu.
  • Axioma XXXIX. Der Geiſtliche Stand muß durch Huͤlff deß Weltlichen / ſeinen gebuͤh - renden nottuͤrfftigen Vnterhalt haben.
  • Axioma XL. Der Geiſtliche Stand muß nicht allein ehrlich gehalten vnd vnterhalten werden / ſondern auch von aller Thaͤtlichkeit geſchuͤtzet vnd geſi - chert bleiben.
  • Axioma XLI. Das Predigampt ſoll man mit dem Ackerbaw nicht beſchwaͤren / ſon - dern jhnen andere gewiſſe Jaͤhrliche Gefaͤlle vnnd Hebungen ver - ordnen.
  • Axioma XLII. Die Jnſpection / Viſitation vnd Auffſicht vber den Geiſtlichen Stand / deſſen Lehr / Leben vnd Wandel / ſtehet der weltlichen Obrigkeit / als) (iijCuſto -Das erſte Buch /Cuſtodi vnd obern Auffſehern beyder Taffeln / deß jhro ſo hochan - vertrawten Geſetzbuchs mit zu.
  • Axioma XLIII. Geiſtliche vnd Prediger / muͤſſen fuͤr andern / ſich eines ehrbaren Lebens vnd Wandelns befleiſſigen.
  • Axioma XLIV. Gute Kirchenordnunge ſind hochnoͤhtig vnd nuͤtzlich / welche die hohe O - brigkeit mit Zuziehung Geiſt-vnd weltlicher Raͤhte / abzufaſſen / zu publicieren / vnd daruͤber zuhalten befugt vnd ſchuldig.
  • Axioma XLV. Zu beſſerer Fortſtellung ſolcher ober Auffſicht / iſt noͤhtig Geiſtliche Con - ſiſtoria anzuordnen / vnd dieſelbe mit Exemplariſchen Gottsfoͤrchti - gen gelehrten Kirchen-Raͤhten / geiſtlichen vnd Politiſchen Stands zubeſetzen.
  • Axioma XLVI. Der offentliche Gottesdienſt wird in gemeinen Verſamlungen / in den darzu erbaweten Kirchen / mit Chriſtlichen Ceremonien / Lehren / Predigen / Singen / Beten vnd Admin iſt ration der Hochwuͤrdigen H. Sacramenten verrichtet.
  • Axioma XLVII. Jn der Kirchen mag vor vnd nach geendetem Gottesdienſt / auch wol von erbaren / dem gemeinen oder particular Haußweſen nuͤtzlichen er - ſprießlichen Welthaͤndeln tractieren vnd reden.
  • Axioma XLVIII. Daß die Kirchenſtructuren dem Gottesdienſt zu Ehren anſehentlich er - bawet / mit feinen Taffelwercken / Hiſtoriſchen Gemaͤhlden vnd Fi - guren gezieret / darneben vnd reinlich gehalten werden / hindert die Chriſtliche Andacht nicht / ſondern befoͤrdert vielmehr dieſelbe.
  • Axioma XLIX. Die Muſica vnd ſchoͤne Troſtreiche Pſalmen vnd Geſaͤnge / zieren vnd machen herꝛlich den offentlichen Gottesdienſt / excitiren vnd ermun - tern auch die Gemuͤhter / zu eyfferiger innbruͤnſtiger Devotion vnd Andacht.
  • Axioma L. Zu dem Geiſtlichen vnd Kirchenſtand gehoͤren auch die Schulen / deren Befoͤrderung vnd Auffſicht.
  • Axioma LI. Zu der Kirchenordnung gehoͤrt auch die Auffſicht der Begraͤbnuͤſſen / daß dieſelbe ſonderlich der Heiligen Gottes ehrlich gehalten vnd bewah - ret werden.
  • Axioma LII. Die Verſtorbene ſoll man nicht allein ehrlich zur Erden beſtatten / ſon - dern auch betrawren vnd beweynen / bevorab / wann es wolverdiente Gottſelige vnd dapffere Leute geweſen.
  • Axioma LIII. Daß man die Todengraͤber / mit feinen Epitaphiis, Monumentis, Grabmahlen vnd Grabſchrifften honoriert vnd zieret / iſt Gottes Wort nicht zuwider / vnd deutet auch auff die Hoffnung der ohn - fehlbaren Auffeſtehung von den Toden.

Das ander Buch / Von dem Weltlichen Stande.

    • Axioma I. Der Obrigkeitliche Stand iſt von Gott eingeſetzt vnd geſtifftet.
    • Axioma II. Wann GOtt einem Koͤnigreich / Volck vnd Lande wol wil / deñ gibet Er demſelben einen guͤtigen vnd verſtaͤndigen Regenten.
    • Axioma III. Wann GOtt ein Koͤnigreich / Fuͤrſtenthumb / Land oder Herꝛſchafft ſtraffen wil / ſo ſetzet Er Tyrannen / Kinder vnd Weiber zu Re - genten.
    • Axioma IV. Frawen Regiment iſt ins gemein nicht bequem.
    • Axioma V. Man findet in der H. Goͤttlichen Schrifft mehr Exempel / daß vmb der Koͤnige vnd Obrigkeit Suͤnde / das Volck vnd Vnterthanen / als vmb dieſer Suͤnde willen / die Regenten vnnd Obrigkeit geſtraffet werden.
    • Axioma VI. Die wenigſten Regenten haben loͤblich vnd wolregiert.
    • Axioma VII. Auß guten Regenten ſeynd ehe vnnd mehr boͤſe / als auß boͤſen gute ge - worden.
    • Axioma VIII. Auch die frommen vnd Gottsfoͤrchtigen Regenten / ſind nicht ohne Ta - del geweſen / haben auch viele vnd mannigfaltige Fehler began - gen.
    • Axioma IX. An guter Education vnd Aufferziehung / deren / ſo Land vnd Leut regieren ſollen / iſt ſehr viel gelegen.
    • Axioma X. Gelehrte in freyen Kuͤnſten vnd Wiſſenſchafften geuͤbte Herꝛn / ſchicken ſich vor andern wol zur Regierung.
    • Axioma XI. Alle ordentliche Obrigkeit / ſie ſey boͤß oder gut / iſt von Gott / vnd muß de - rowegen in ſchuldigen Ehren vnd Wuͤrden gehalten werden.
    • Axioma XII. Durch Wahl vnd Erbrecht / auch rechtmaͤſſige Waffen / kompt eine or - dentliche Obrigkeit zum Regiment.
    • Axioma XIII. Wann ein Regent viel Erben hat / thut er wol / daß er einem / oder dem Ael - teſten die Land vnd deren Regierung / den andern aber ein Deputat an gewiſſen Aemptern / oder Jaͤhrlichen Gefaͤllen vnd Einkommen verſchaffet.
    • Axioma XIV. Durch Liſt / Tyranney / Gewalt vnd Vnrecht / ſind auch viel zum Regi - ment gelanget.
    • Axioma XV. Wann Gott der Suͤnde halber frembde oder tyranniſche Obrigkeit vber ſein Volck verhaͤnget vnd herꝛſchen laͤſſet / ſo iſt ſein Will / daß man auch ſolch Joch / als eine wolverdiente Straaff gedultig trage.
    • Axioma XVI. Wer einem andern nach dem Regiment ſtehet / der trachtet dahin / wie er denſelben bey dem Volck vbler vnd vngerechter Regierung beſchul - dige / verhaßt / vnd hingegen von ſeiner Perſon groſſe Hoffnung mache.
    • Axioma XVII. Die / ſo frembde Koͤnigreich vnd Herꝛſchafften mit Tyranney / Betrug vnd Gewalt an ſich ziehen / nehmen ſelten ein gut Ende.
    • Axioma XVIII. Begierde zu herꝛſchen / ſetzet alle Liebe / Geſetze / Rechte vnd Gefahr zu - ruͤck.
    • Axioma XIX. Es iſt nicht allemalſicher vnd wol gethan / ein angebottenes Regiment / o - der Koͤnigliche Cron zu acceptieren.
    • Axioma XX. Auch wider die Tyranniſche vnd wunderliche / gleichwol ordentliche O - brigkeit / ſollen die Vnterthanen nicht Hand anlegen.
    • Axioma XXI. Die Koͤnig-vnd Regenten Moͤrder / ſollen die Nachfahren am Reich / wann ſchon jene Tyrannen vnnd Vngerechte geweſen / ernſtlich ſtraffen.
    • Axioma XXII. Die Staͤnde / Reichs Raͤhte / ſo vermoͤge eines Koͤnigreichs vnd Herꝛ - ſchafft herkommen / mit einzurahten haben / koͤnnen nach geſtalten Sachen der gemeinen Wolfahrt zum beſten ſich interponie en / vnd der exorbitierenden Obrigkeit einreden / ſie auff die Reichs Funda - mentalgeſetze / vnd zur Sanfftmuht erinnern.
    • Axioma XXIII. Regenten vnd Herꝛn thun wol / daß ſie in Geiſt-vnd weltlichen Sachen /) () (jhreDas ander Buch /jhre Parlament / Reichs Land-oder Herꝛn-Taͤge außſchreiben vnd halten.
    • Axioma XXIV. Ein weiſer vnd guͤtiger Regent haͤlt ſeine Reichs-oder Lands-Staͤnde in gebuͤhrendem Reſpect vnd Ehren.
    • Axioma XXV. Der Obrigkeit Gebott vnd Befehl / ſo wider GOtt / ſein Wort / das Ge - wiſſen / vnd die Liebe deß Naͤchſten lauffen / ſoll vnd muß niemand vollbringen.
    • Axioma XXVI. Wider rechtliche / auff vngleiche Bericht ſub & obreptitiè auß gelaſſene Befehl Edicta vnd Decreta, nach erlangter beſſern Jnformation vnd Bericht zu caſſiren vnd zuaͤndern / iſt Keyſer / Koͤnigen vnd Re - genten nicht verkleinerlich / ſondern ruͤhmlich.
    • Axioma XXVII. Ein newer Regent muß bey antrettender ſeiner Regierung / ſonderlich / wann er vnverſehens vnd auff vngewoͤhnliche Weiſe darzu kompt / der Staͤnde vnd Vnterthanen Gemuͤhter kluͤglich explorieren / vnd ſich deren Anhangs vnd Devotion wol verſichern.
    • Axioma XXVIII. Angehende Regenten thun weißlich / wann ſie bey Antrettunge der Regie - rung nicht alles ſo genaw advertieren / da ſie von jemand offendie - ret / ſonderlich / wann ſie jhres Regiments genugſam verſichert.
    • Axioma XXIX. Bey angehendem vnd noch nicht recht gefaſſetem Regiment / ſonderlich / wann zween darumb ſtreiten / thut ein Herꝛ nicht wol / wann er ei - nen fuͤrnehmen Miniſtrum der bey der Armee vnd gemeinem Volck in groſſem Anſehen iſt / offendiret vnd von ſich laͤſſet.
  • Tit. Vom Ampt der Obrigkeit / Koͤnigen vnd Regenten.
    • Axioma XXX. Die Cuſtodia, Bewahrung vnd Obſervantz deß Geſetzbuchs / das iſt der H. Goͤttlichen Schrifft ſoll vnd muß die erſte vnd fuͤrnemſte Sor - ge / der Weltlichen hohen Obrigkeit vnd Regenten ſeyn.
    • Axioma XXXI. Ein loͤblicher Regent ſol vnd muß ſich der Gottſeligkeit / vnd eines ehrbarn Lebens vnd Wandels befleiſſen.
    • Axioma XXXII. Zu der andern Taffel deß Geſetzbuchs gehoͤret die Handhab Rechtens / vnd der heylſamen luſtici, als welche naͤchſt dem wahren Gottes - dienſt / die einige Grundveſte iſt aller Regimenter vnd Herꝛſchafften auff dieſer Welt.
    • Axioma XXXIII. Vngerechtigkeit aͤndert Koͤnigreich vnd Herꝛſchafften.
    • Axioma. XXXIV. Den Frembdlingen ſoll man / wie den Jnnheimiſchen / gleich Recht wider - fahren laſſen / vnd ſie nicht beſchwaͤren noch vnterdrucken.
    • Axioma XXXV. Bey dem Recht muß zuweilen auch Gnade ſeyn.
    • Axioma XXXVI. Mit der lieben Iuſtitia competiret gar ſtarck jhre vnartige / vngerahte - ne Stieffſchweſter / genannt ſtatus Ratio, oder die Begierde ſein Reich oder Statt perfas vel nefas zuvermehren / vnd groͤſſer zu - werden.
    • Axioma XXXVII. Ratio ſtatus, wie ſie auſſer Gottes Wort von den Politicis ins gemein uſurpiret, vnd nicht vneben Idolum Principum, der Potentaten Abgott / genennet wird: Jſt ſo alt / als der Teuffel / vnd die erſte durch jhn verfuͤhrete Menſchen ſeynd.
    • Axioma XXXVIII. Die Potentaten / welche Rationem ſtatus fuͤr jhren Abgott halten / koͤn - nen niemand lieben / als den ſie foͤrchten / daß er ſchaden koͤnne.
    • XXXIX. Das Geſetzbuch Gottes vnd deſſen Oſervantz / iſt die beſte Ratio ſtatus, oder Verſicherung deß Staats.
    • XL. Regenten / Fuͤrſten vnd Herꝛn ſollen ſorgfaͤltig / fuͤrſichtig vnd kluͤglich handeln / in allem jhrem Thun.
    • XLI. Die Welt wird durch Reſpect vnd Opinion regiert.
    • Axioma XLII. Fuͤrſten ſollen Fuͤrſtliche Gedancken haben vnd daruͤber halten / Eſai. cap. 32. v. 8.
    • Axioma XLIII. Zur Iuſtici vnd guter Policey gehoͤret die Auffſicht vnnd Praͤgung / gu - ter / an Gehalt / Schrot vnd Korn / gerechter tuͤchtiger Muͤntz / wie auch Maaß / Elen vnd Gewichte anzuordnen.
    • Axioma XLIV. Zu beſſerer Erhaltung Policey / auch Adminiſiration / Rechtens vnd Ge - rechtigkeit / muͤſſen nottuͤrfftige Iudicia, Cantzleyen vnd Gerichts - Stuͤle angeordnet vnd beſtellet werden.
    • Axioma XLV. Die Tribunalia vnd Gerichte / muͤſſen mit Gottsfoͤrchtigen / redlichen / geſchickten vnd gelehrten Leuten beſetzt werden.
    • Axioma XLVI. Die Obrigkeit vnnd Regenten ſollen nicht allein Gericht halten laſſen / ſollen ſelber gern Audientz geben / auch den Armen vnd Geringen / vnd zuweilen den Gerichts-Audientien ſelber beywohnen.
    • Axioma XLVII. Was Recht iſt / ſoll man mit Recht außfuͤhren.
    • Axioma XLVIIL. Jn einer guten Sach mag man wol auch vor Gericht Nohtbehelff ſu - chen / vnd ſich mit Geſchwindigkeit herauß reiſſen.
    • Axioma XLIX. Geſchenck ſoll man nicht nehmen / das Recht zubeugen.
    • Axioma L. Jnn - oder auſſerhalb Gericht / ſoll man auff eines Theils bloſſe Anklage oder Anbringen / oder auff bloſſe Beruͤchtigung / keinen vervrtheilen oder verdammen / es ſey dann vorhin der ander Theil mit ſeiner De - fenſion vnd Notturfft gehoͤret.
    • Axioma LI. Ein wolbeſteltes Archivum Diarium vnd Geſchicht-Regiſtratur, iſt bey allen Regierungen / Cantzleyen vnd Gerichten ein ſehr noͤhtig vnd nuͤtzlich Werck.
    • Axioma LII. Richtige Genealogien vnd Geburt-Regiſter gehoͤren in des Archivum, vnd ſind zu vielen Sachen ſehr nuͤtzlich vnd dienlich.
    • Axioma LIII. Was nach genugſamer Verhoͤr vnnd Erkundigung der Sachen / mit Recht erkannt / das ſoll man gebuͤhrlich exequiren vnd vollziehen laſſen.
    • Axioma LIV. Zur Handhab vnd Vollnſtreckung der Iuſtici, gehoͤren die Nach-oder Scharffrichter / deren Ampt vnd Verrichtung vor vnd an ſich ſelbſt nicht vnehrlich / vnd in alten Zeiten von den Fuͤrnemſten im Volck verrichtet worden.
    • Axioma LV. Naͤchſt der Iuſtitia vnd deren Adminiſtration muß ein Regent die Oeco - nomie vnd Rentkammer wol in acht nehmen vnd beſtellen.
    • Axioma LVI. Die Hoff-Oeconomi erfordert gute Ordnung vnd Auffſicht.
    • Axioma LVII. Zu guter Hoffordnung hilfft viel / wann ein Herꝛ zu rechter Zeit Taffel haͤlt / vnd bey Hoff ſpeiſen laͤſſet.
  • TIT. Von Raͤhten / Beampten vnd Dienern.
    • Axioma LVIII. Regenten vnd Herꝛn koͤnnen ohne Raͤhte / Beampten vnnd Dienern jhr Regiment nicht fuͤhren.
    • Axioma LIX. Fromme Regenten ſehen ſich vmb nach getrewen Gottsfoͤrchtigen vnd weiſen Raͤhten vnd Dienern.
    • Axioma LX. Gottloſe Herrn haben ins gemein / Gottloſe Diener.
    • Axioma LXI. Ein frommer Diener kan auch wol einem Gottloſen Herrn / oder der nicht ſeiner wahren Religion zugethan iſt / mit gutem Gewiſſen dienen.
    • Axioma LXII. Raͤhte ſollen nicht gleich ſeyn den Mundkoͤchen / die in Zurichtung der Speiß bloß nach jhrer Herrn Mund ſich ſchicken.
    • Axioma LXIII. Die Majora vota, oder mehrere Stimmen im Raht / ſind nicht allemal die Saniora, heylſamſte vnd beſte.
    • Axioma LXIV. Was einmal im Raht mit gutem Vorbedacht beſchloſſen / auch ſonſten mit Hand vnd Siegel vollnzogen iſt / daruͤber ſollen Regenten veſt halten.
    • Axioma LXV. Wol gemeynet / iſt nicht allemal wolgethan vnd gerahten.
    • Axioma LXVI. Vbel gemeynt / iſt zuweilen wol gerahten.
    • Axioma LXVII. Prieſter vnd Weiber rahten zuweilen mit.
    • Axioma LXVIII. Wer gute Addreſſe vnd Zutritt im Frawenzimmer hat / der kan zuweilen guten Raht ſchaffen / zuweilen auch viel boͤſes ſtifften.
    • Axioma LXIX. Durch liſtige verſchlagene Weiber werden zuweilen auch faule Sachen bey Hoff angebracht / vnd negotiiret.
    • Axioma LXX. Falſche Leute Verleumbder / Ohrenblaͤſer / Vbertretter vnd Vppige / ſol - len groſſe Herrn nicht vmb ſich haben / vnd gedulden.
    • Axioma LXXI. Fromme guͤtige Herrn meynen jhre Raͤht vnd Diener auch mit Trewen / vnd nehmen ſich deren an.
    • Axioma LXXII. Groſſe Herrn vnd Potentaten haben jhre getrewe Raͤhte vnd Diener jhre Freunde vnd Vaͤttern genennet.
    • Axioma LXXIII. Bey Hoff trachten viel darnach / daß ſie gern allein das Fac totum ſeyn / vnd alles in jhren Haͤnden zu jhrer vnerſaͤttlichen Begierde / Groß - mach-vnd anderer Vnterdruͤckung haben moͤgen.
    • Axioma LXXIV. Ein Diener thut wol / wann durch ſeine Dienſte / eine dem gemeinen We - ſen erſprießliche Verrichtung erfolget / daß er die Glori vnd Ehr nicht ſeinen Meriten, ſondern ſeines Herrn Verſtand vnd Gluͤck - ſeligkeit zuſchreibe.
    • Axioma LXXV. Ein Diener / der ſeines Herrn Gnade durch ſein hohe Merite vnnd dapf - fere Dienſte erworben / ſoll darumb nicht vermeſſen werden / viel we - niger es dahin ſpielen / daß ſein Herr ſich fuͤr jhm foͤrchte.
    • Axioma LXXVI. Ein Herr thut wol / daß er alle ſeine Raͤhte hoͤre / darff aber doch nicht alles allen vertrawen.
    • Axioma LXXVII. Was ein Herr ſeinen Raͤhten vnd Dienern vertrawet / das muß geheim gehalten vnd nicht außgeplaudert werden.
    • Axioma LXXVIII. Ein trewer Diener kan auch wol vntrew an ſeinem Herrn werden.
    • Axioma LXXIX. Ein angehender Regent thut wol / daß er ſeines naͤchſten Vorfahren / er - fahrne getrewe alte Diener / nicht gleich abſchaffe / vnd lautere newe beſtellet.
    • Axioma LXXX. Durch einen trewen Gottsfoͤrchtigen Diener wird offt ein Herꝛ / ja auch wol ein gantz Land geſegnet: vnd bey gutem Weſen erhalten.
    • Axioma LXXXI. Ein begabter Mann iſt ein gemein Gut.
    • Axioma LXXXII. Ein Raht vnd Diener der ſeines Herꝛn rechtmaͤſſigen Befehl / oder ſonſt ſein Ampt verrichtet / kan ſich damit gegen einen jeden ſchuͤtzen.
    • Axioma LXXXIII. Wann ein Raht Hoffdiener vor ſich in ſeinen Privatſachen / etwas bey ſeinem Herꝛn zuwerben / thut er am beſten / daß er ſolches durch andere negotiiren laſſe.
    • Axioma LXXXIV. Trewer Raht gilt nichts / wann ein Regent allein ſeinem Kopff folgen vnd darnach thun wil.
    • Axioma LXXXV. Boͤſer Raht trifft ins gemein ſeinen Auctorem vnd Vhrheber zu erſt / o - der doch endlich.
    • Axioma LXXXVI. Die / ſo zu boͤſen Haͤndeln rahten vnd thaten / heiſſen es endlich ſelber nicht gut.
    • Axioma LXXXVII. Boͤſe Raͤhte verfuͤhren zuweilen fromme guͤtige Herꝛn.
    • Axioma LXXXVIII. Verſtaͤndige kluge Leut geben auch zuweilen boͤſen Raht.
    • Axioma LXXXIX. Alle Menſchen ſind Narꝛen mit jhrer Kunſt.
    • Axioma XC. Nach groſſen Thaten / haben offt groſſe Leute auch groſſe Fehler vnd Thorheiten begangen.
    • Axioma XCI. Die wol vnd trewlich dienen / werden zuweilen ſchlecht belohnet.
    • Axioma XCII. Verſprochene Salaria vnd verdienter Lohn / muß den Dienern bezahlet / vnd ohne jhren Willen nicht geaͤndert werden.
    • Axioma XCIII. Getrewer wolverdienter Leute ſoll man auch nach jhrem Abſterben / in Ehr vnd allem gutem ingedenck vekbleiben.
  • TIT. Vom Hoffweſen.
    • Axioma XCIV. Hoff vnd Herꝛn Gnade iſt ſehr mißlich / vnd ein Verſtaͤndiger verlaͤßt ſich darauff nicht.
    • Axioma XCV. Angebottene Hoff-vnd Herꝛn Gnade wird offt weißlicher abgeſchlagen / als angenommen.
    • Axioma XCVI. Die Hoffgaͤnge bekommen manchem ſehr vbel.
    • Axioma XCVII. Bey Hoff gibt es zuweilen ſtarcke Geſundheit vnnd andere gefaͤhrliche Truͤncke.
    • Axioma XCVIII. Viel wunders Gutes vnd Boͤſes im Weinfaſſe.
    • Axioma XCIX. Wann ein Hoffdiener mercket / daß ſein Stern bey Hoff nicht mehr ſcheinen wil / thut er am beſten / daß er denſelben quittiert / vnd ſich bey zeiten retetiret.
    • Axioma C. Beſtaͤndige vnd ſichere Herꝛn Gnade kompt von Gott / vnd waͤhr et ſo lang / als Gott wil.
    • Axioma CI. Ein gnaͤdiger Herꝛ / ein vngnaͤdiger Hoff.
    • Axioma CII. Ein Hoffdiener thut wol / daß er ohne Vorwiſſen vnnd Conſens ſeines Herꝛn nichts / ſo von Jmportantz / fuͤrnehme vnd verrichte.
    • Axioma CIII. Zunahe bey Hoff / iſt offt gefaͤhrlich / zuweit darvon / auch nicht allemach vortraͤglich.
    • Tit. Von Vnterthanen. Axioma CIV. Fromme Vnterthanen lieben vnnd ehren jhre von GOtt vorgeſetzte O - brigkeit.
    • Axioma CV. Trewe Vnterthanen verharꝛen bey jhrem Herꝛn beſtaͤndig / biß in den Tod.
    • Axioma CVI. Die Vnterthanen ſind ſchuldig / jhre Obrigkeit durch Verſpruch / Pflicht vnd Huldigung / jhrer Trewe vnd Gehorhorſams zuverſi - chern.
    • Axioma CVII. Vermoͤge ſolcher Pflicht vnd auß Schuldigkeit / ſind Vnterthanen ge - halten / jhrer Herꝛn vnd Obern Ehr vnd Reſpect zufordern / jhr Be - ſtes zuwiſſen vnd Arges abzuwenden.
    • Axioma CVIII. Zu Conſervation Schutz vnd Rettunge der gemeinen Wolfahrt Geiſt - lichen vnd Weltlichen Stands / ſind die Vnterthanen ſchuldig / jhrer Obrigkeit eine gemeine Stewer / Anlage / oder Subſidia zurey - chen.
    • Axioma CIX. Wann zu deß Lands Conſervation vnnd Schutz eine gemeine Collecta vnd Schatzung zuerheben / ſol dieſelbe nicht auff den armen Mann / ſondern auff die Reicheſte geleget / vnd eines jeden Vermoͤgen nach / proponiert werden. Axio -Von dem Weltlichen Stande.
    • Axioma CX. Solche Proportion vnd billigmaͤſſige Peræquation zumachen / iſt kein beſſer Mittel / als eins vorhergehende Deſcription / oder Beſchrei - bung / worauff hernacher die durchgehende Taxa zuſetzen.
    • Axioma CXI. Was ein Regent / Herꝛſchafft / oder hohe Obrigkeit / zu nohtwendigem Behuff deß Publici, oder allgemeinen Weſens von Privatguͤtern ohnvmbgaͤnglich bedarff / darfuͤr ſeynd ſie gehalten den Eygen - thumbsherꝛn den rechten Werth vnd billigmaͤſſige Erſtattung zu - thun.
    • Axioma CXII. Landsſtaͤnde vnd Vnterthanen praͤtendieren / vnd machen zuweilen Gra - vamina, ob ſie ſchon darzu ſo hoch nicht beſugt.
    • Axioma CXIII. Die Vnterthanen ſitzen nicht vbel vnter dem Krummen Stabe.
    • Axioma CXIV. Von ſeinen Regenten / Herꝛn vnd Obern / vnd ins gemein / von groſſen Herꝛn ſoll man behutſam / wenig / oder gar nichts / zumalen boͤſes reden.
    • Axioma CXV. Der gemeine Mann vnnd Poͤfel laſſen ſich leichtlich zur Revolte vnd Auffſtand bewegen.
    • Axioma CXVI. Alle Vnterthanen vnd Diener ſollen ſich fuͤr Rebellion vnd Auffruhr huͤ - ten / vnd ſich vnter ſolche Leut nicht miſchen.
    • Axioma CXVII. Den newerlangten / ſonderlich aber durch Kriegbezwungenen Vntertha - nen / bey denen man ſich einigen Auffſtands beſorget / kan man die Mittel darzu / ſonderlich aber / was zur Armatur vnd Waffen noͤh - tig / entziehen.
    • Axioma CXVIII. Alle Newer-vnd Enderungen im Kirchenweſen vnnd Weltlichen Regi - ment bringen Nachdencken / vnd iſt bey den Vnterthanen nicht ohne Verdacht vnd Gefahr. ) () () (ijAxio -Das ander Buch /
    • Axioma CXIX. Liebe der Vnterthanen iſt der Koͤnige vnd Regenten ſicherſte vnd beſtaͤn - digſte Salvaguardi, Hut vnd Schutz / auch der beſte Schatz.
    • Axioma CXX. Vnterthanen thun wol / wann ſie aͤrgerliche ſtraff bare Laſter / ſonderlich / wann etwas wider die Obrigkeit vnd jhren Staat obhanden / erfah - ren / daß ſie ſolches anmelden.
  • TIT. Jus belli Biblicum. Vom Bibliſchen Kriegsrecht.
    • Axioma CXXI. Krieg zufuͤhren iſt in Gottes Wort der Voͤlcker vnd gemeinen Rechten an ſich ſelbſten nicht verbotten.
    • Axioma CXXII. Der Krieg iſt Gottes Netz vnd Jagen / darinn die Leut gefangen werden / wie das Wild im Jagen.
    • Axioma CXXIII. Gott erwecket den Koͤnigen vnd Voͤlckern Feinde / wann ſie ſich an Jhm verſuͤndigen / vnd ſtaͤrcket darzu die Tyrannen.
    • Axioma CXXIV. Krieg ſol man ohne Noht vnd rechtmaͤſſige Vrſachen nicht anfaͤngen.
    • Axioma CXXV. In Pace de Bello, bey gutem Friede ſoll man nicht gar zu ſicher ſeyn.
    • Axioma CXXVI. Vor Gottes Ehre / Erhaltung ſeiner reinen Lehr / auch Schutz deß Vat - terlands vnd ſeiner anvertrawten Vnterthanen / kan vnd ſoll man zu den Waffen greiffen.
    • Axioma CXXVII. Zu Rettung ſeiner betrangten Freunde / Religions-vnd Bundsverwan - den wird rechtmaͤſſiger Krieg gefuͤhret. Axio -Von dem Weltlichen Stande.
    • Axioma CXXVIII. Ein rechtmaͤſſige Vrſache zum Krieg iſt recuperatio rerum noſtra - rum pervim ablatarum, wann man das jenige / was einem mit Gewalt abgenommen / durch Krieg wider an ſich bringet.
    • Axioma CXXIX. Wegen Verweigerung eines nohtwendigen vnſchaͤdlichen Paſſes / auff anerbottene Caution / mag man wol die Waffen zur Hand nehmen / vnd den Paß perforce ſuchen.
    • Axioma CXXX. Verweigerten Proviand gegen anerbottene billige Zahlung / mag man durch Waffen ſuchen.
    • Axioma CXXXI. Jn Freunde Land ſoll man Proviand vmb Gelt kauffen.
    • Axioma CXXXII. Eine gerechte Sache Krieg zufuͤhren / iſt / wann einem die Iuſtitia, oder das Recht verſagt wird.
    • Axioma CXXXIII. Wider die / ſo ſich deß ſchuldigen Gehorſams entziehen / jhrer Obrigkeit den gebuͤhrlichen Schoß vnd Subſidia vorenthalten / vnd ſich ſelbſt maͤchtig deren entbrechen wollen / kan man Krieg fuͤhren / vnd dieſel - be dardurch / weil keine anders Mittel vnd Guͤte zureicht / zum Ge - horſam bringen.
    • Axioma CXXXIV. Zu den Waffen kan auch erlaubter Weiſe gegriffen werden / wegen zuge - fuͤgter Schmach vnd Beſchimpffung.
    • Axioma CXXXV. Die Religion vnd deren Vbung / kan vnnd ſoll billig von denen / die es Macht vnd Fug haben / wider die Feinde Gottes vnd ſeines heiligen Worts / durch die Waffen geſchuͤtzt werden / wie in dem Axiom. V. geſetzet / aber dieſelbe durch Waffen den Vnglaubigen vnd andern auffzutringen / vnd darumb allein Krieg zufuͤhren / hat in Gottes Wort keinen Grund. ) (()) (iijAxio -Das ander Buch /
    • Axioma CXXXVI. Jn frembde Kriege ſich ohne Noht vnd erheblichen Vrſuchen zumiſchen / iſt gefaͤhrlich / vnd pflegt ins gemein vbel abzulauffen.
    • Axioma CXXXVII. Frembde Huͤlffe in Kriegen iſt mißlich / verdaͤchtig / vnd offters ſchaͤd - lich.
    • Axioma. CXXXVIII. Es gehen auch in rechtmaͤſſigen vnd billigen Kriegen ſolche Exorbitan - tien vnd Grauſamkeiten vor / daran GOtt einen groſſen Eckel vnd Mißfallen hat.
    • Axioma CXXXIX. Es iſt zuweilen beſſer einen guten Frieden mit Gelt zuerlangen / als ſich der groſſen Gefahr deß grauſamen Kriegs / vnnd deſſen mißlichen Außgang zu vnterwerffen.
    • Axioma CXL. Auff Veſtungen / gewaltige Staͤtt / Paͤß / vnd von Natur ſichere Oerter / hat man ſich nicht zuviel zuverlaſſen / vermeſſentlich Krieg anzufa - hen oder fortzuſetzen.
    • Axioma CXLI. Krieg bringet Mangel an Bawren / vnd machet den Acker wuͤſte.
    • Axioma CXLII. Der Außgang deß Kriegs iſt ſehr mißlich vnd vngewiß.
    • Axioma CXL III. Begierde zuherꝛſchen / ſein Koͤnigreich / Herꝛſchafft / Land vnd Leut zuer - weitern / iſt keine rechtmaͤſſige Vrſach Krieg anzufahen vnd zufuͤh - ren.
    • Axioma CXLIX. Vmb fuͤrgebildete Reputation vnd Ehrgeitz Kriegzufuͤhren / iſt fuͤr Gott nicht verantwortlich / noch endlich Gluͤck darauß zuerwarten.
    • Axioma CXLV. Propter Rationem ſtatus, oder darumb / daß ein Benachbarter / oder an - der Potentat / Herꝛſchafft / oder Republique nicht zu groß vnd maͤchtig werde / hat man keine rechtmaͤſſige in Gottes Wort / vnd den Rechten gegruͤndete Vrſach Krieg anzukuͤnden vnd zufuͤhren. Axio -Von dem Weltlichen Stande.
    • Axioma CXLVI. Ehe man den Krieg ankuͤndet / vnd ſein Panier auffwirfft / ſoll man vor - hin die Guͤte verſuchen vnd den Frieden anbieten.
    • Axioma CXLVII. Es iſt beſſer ein offentlicher Krieg / als ein angebottener / betrieglicher / vn - ſicherer Frieden.
    • Axioma CXLVIII. Wer ohne Gefahr ſeiner Land vnd Leute Neutral bleiben kan / der thut nicht vbel.
    • Axioma CXLIX. Ehe man zu Feld ziehet / muß man muſtern / vnd das Volck armiren.
    • Axioma CL. Bloͤde / verzagte vnd feyge Leute ſoll man nicht annehmen / vnterſtellen / vnd in Krieg fuͤhren.
    • Axioma CLI. Es iſt in viel wege gut / daß man das Landvolck exerciere / darauß einen Land-Außſchuß mache vnd armire / im Fall der Noht / ſich deren auch zubedienen.
    • Axioma CLII. Es iſt nicht genug zum Krieg vnd deſſen Verantwortung / eine abgenoͤh - tigte gerechte Sach zuhaben / ſondern es muß auch der Krieg mit Gott / in deſſen Forcht vnd Anruffung angefahen werden.
    • Axioma CLIII. Krieg wil mit Raht vnd dapfferer Reſolution gefuͤhret ſeyn.
    • Axioma CLIV. Jm Krieg muß das Tempo wol in acht genommen / vnd ſonderlich / wann ſich ein Auffſtand vnd jnnerliche Vnruhe in dem gemeinen Weſen ereuget / Celeritaͤt vnd Geſchwindigkeit gebraucht werden.
    • Axioma CLV. Jm Krieg muß man ſich in etwas proportionieren nach deß Feindes Macht / wiewol es nicht allezeit mit der groſſen Menge außgerich - tet. Axio -Das ander Buch /
    • Axioma CLVI. Jm Krieg iſt viel am erſten Streych gelegen.
    • Axioma CLVII. Gute Kundſchafft im Krieg iſt ſo gut / als der halbe Sieg.
    • Axioma CLVIII. Jm Krieg ſoll man mit Fleiß dahin trachten / wie man ſeinem Feind die Proviand / vnd ſonderlich das Waſſer abnehme.
    • Axioma CLIX. Es iſt nicht allemal rahtſam / daß man ſeinen Feind beenge / ad anguſtias treibe / oder gar zur Deſperation bringe.
    • Axioma CLX. Wann man dem Feind auſſer Lands / vnd im ſeinigen vorkommen kan / iſt es beſſer / als daß man ſeiner im Lande warte.
    • Axioma CLXI. Es iſt gleiche viel / ob man im Krieg ſeinen offenbaren Feind mit Liſt vnd Geſchwindigkeit / oder mit Mann-vnd Dapfferkeit vberwinde.
    • Axioma CLXII. Trewloſigkeit iſt auch im Krieg nicht zulaͤſſig / ſondern was man ſeinem Feind zuſaget vnd verſpricht / ſoll man trewlich halten.
    • Axioma CLXIII. Man muß in wichtigen Haͤndeln / ſonderlich im Krieg / weder Feinden / Freunden / oder Bundsgenoſſen / leichtlich oder zu viel trawen.
    • Axioma CLXIV. Jm Krieg muß vor allen Dingen gute Ordnung gehalten vnd angeſtel - let werden.
    • Axioma CLXV. Verſaͤumbte Schildwacht iſt an Leib vnd Leben zuſtraffen.
    • Axioma CLXVI. Wer Kriegsordre bricht vnd vbertritt / der muß ſcharpff vnd ernſtlich ge - ſtrafft werden.
    • Axioma CLXVII. Auff Verhoffen guten Succeß / wann ſich ſchon eine gute Occaſion mit dem Feind zuſchlagen praͤſentieret / ſoll man doch ein Officierer oder Soldat wider Ordre nicht thun. Axio -Von dem Weltlichen Stande.
    • Axioma CLXVIII. Bey guter gerechter Sache muͤſſen auch gute Proceduren gefuͤhret / der Debitus belligerandi modus, oder die geziemende Art vnd Wei - ſe zukriegen nicht vberſchritten / ſondern gute Ordnunge vnd Di - ſciplin obſerviert vnd gehalten werden.
    • Axioma CLXIX. Soldaten ſollen ſich an jhrem Sold genuͤgen laſſen / vnd ſonderlich / in Freunde Lande aller Thaͤtlichkeit enthalten.
    • Axioma CLXX. Es gibt auch Gottſelige fromme Generals-Perſonen / hohe vnd andere Officierer vnd Soldaten im Kriege.
    • Axioma CLXXI. Fruchtbare Baͤume ſoll man im Krieg / auch in Feinde Land verſchonen vnd daꝛvon man zu beſſerer Providierung der Armee / oder ſonſten Provit vnd Nutzen haben kan / nicht verwuͤſten.
    • Axioma CLXXII. Krieger vnd Soldaten koͤnnen leichtlich Actiones zur Reuterzehrunge vnd ſonſten finden / welche dann zuweilen mit beſſerem Nutzen ge - reichet / als abge ſchlagen wird.
    • Axioma CLXXIII. Wo ein Capo, oder Haupt ſich findet zum Krieg / da finden ſich bald Krieger vnd allerhand Sorten.
    • Axioma CLXXIV. An einem guten Haupt vnnd Generaln / iſt im Kriege ſehr viel gele - gen.
    • Axioma CLXXV. Es iſt nicht allemal nuͤtzlich / vnd der gemeinen Wolfahrt vortraͤglich / daß ein Koͤnig oder Kriegs herꝛ / in offentlichen Feldſchlachten / o - der andern gefaͤhrlichen Occaſionen ſeine Perſon hazartiert / vnd in Gefahr ſetze.
    • Axioma CLXXVI. Ein Feldhauptmann vnd andere hohe Officierer muͤſſen vigilant, allert vnd vnverdroſſen ſeyn.
    • Axioma CLXXVII. Wann die Armee in Noht / Gefahr / oder Mangel begriffen / thun die Herꝛn vnd Gener aln wol / daß ſie ſich auch gedulden / vnd durch jhr eygen Exempel den gemeinen Soldataten ſtandhafftig vnd behertzt machen.
    • Axioma. CLXXVIII. Durch ein dapffere That / kan zuweilen ein reſolvierter Soldat im Krieg hoch ankommen.
    • Axioma CLXXIX. Wann man nicht baſtand / der Feind gar zuſtarck iſt / oder zu groſſen Vor - theil inn hat / iſt es beſſer / daß man ſich etwas retirire / vnd in ſeinem Vortheilhalte / als gefaͤhrlich ſchlage.
    • Axioma CLXXX. Der Belagerten vnfaͤrſichtige Außfaͤlle ſind gefaͤhrlich / vnd jhnen offt ſchaͤdlich.
    • Axioma CLXXXI. Wann man eine Haupt-Action fuͤrnehmen / vnd mit dem Feind treffen wil / iſt es gut / daß man die Weiber / Kinder / Troß vnd Pagage an ſichere Oerter ſchaffe.
    • Axioma CLXXXII. Ehe es zum Treffen kompt / pflegt / der Feldherꝛ eine Loſe zugeben.
    • Axioma CLXXXIII. Victoria, Sieg vnd Gluͤck kompt von dem Herren.
    • Axioma CLXXXIV. Bey erzeigender guter Fortuna ſoll man ſich mit Pluͤndern der Erlegten / vnd jhrer Pagage nicht vbereylen.
    • Axioma CLXXXV. Bey groſſem Sieg vnd Gluͤck ſoll man ſein Hertz nicht erheben. Axio -Von dem Weltlichen Stande.
    • Axioma CLXXXVI. Sieg vnd Gluͤck erwecket Neid vnd Mißgunſt.
    • Axioma CLXXXVII. Die obſiegenden Potentaten pflegen die Vberwundene gantz zuvertil - gen / ſich vnterthan / oder ſonſten verwand / Schatzpflichtig / Zinß - vnd Dienſtbar zumachen.
    • Axioma CLXXXVIII. Bey Obſiegung wider ſeine Feinde / ſoll man keine groſſe Crudelitaͤten / o - der Grauſamkeiten mit niderhawen / ſonderlich / der vnbewehrten Jnnwohner vnd Landleute / Frawen / Jungfrawen / Kinder vnd Ge - ſinds veruͤben.
    • Axioma CLXXXIX. Es iſt ein alter vnd guter Gebrauch / daß man die Gefangene im Krieg ge - gen einander außwechſele.
    • Axioma CXC. Nach erlangtem Sieg / ſoll der obſiegende Herꝛ vnd Potentat gegen die Vberwundene nicht ſæviren, ſondern vielmehr jhnen gute Condi - tiones geben / ſich ſanfftmuͤhtig vnd guͤtig erzeigen / ſie nach thunli - chen dingen bey jhren alten Sitten vnd Freyheiten laſſen / Gericht vnd Gerechtigkeit handhaben / vnd dardurch auch die Gemuͤhter der Vberwundenen gewinnen.
    • Axioma CXCI. Was man im rechtmaͤſſigen Krieg mit dem Schwerd gewinnet / das kan man mit gutem Gewiſſen behalten / haben vnd beſitzen.
    • Axioma CXCII. Was man im Krieg den Feinden ſeiner Freunde / denen man aſſiſtieret / von jhrem der Freunde Gut wider abnimpt / das kan man nicht Iure belli, oder vermoͤge Kriegsrechts / behalten / ſondern muß billig ſei - nem rechten Herꝛn wider werden.
    • Axioma CXCIII. Der liebe Friede iſt der alleinige Zweck / das edle werthe Pretium vnd En - de aller rechtmaͤſſigen Kriege. ) () () () (ijAxio -Das ander Buch /
    • Axioma CXCIV. Jnnerliche Kriege werden am beſten vnnd ſicherſten durch Verſoͤhnunge vnd der Vergeſſenheit deren Dinge / ſo darbey vorgangen / welches die Griechen Amniſtiam genannt / auch ſonſten durch billiche vnd nicht zu hochgeſpannete Conditiones am fuͤglichſten vnd beſten tranquilliert vnd geſtillet.
    • Axioma CXCV. Man kan ehe zum Krieg / als zum Friede gelangen.
    • Notæ Hiſtoricæ. Von Veranlaß-vnd Verfaſſunge der Vnion vnd Catholiſchen Liga, darauß entſtandenen / langwuͤhrigen / blutigen Boͤhmiſchen vnd Teutſchen Kriegs.
    • Axioma CXCVI. Der Friede bawet das Land vnd Staͤtte / der Krieg zerſtoͤret dieſelbe.
  • TIT. Von Duellen / Rauffen vnd Balgereyen.
    • Axioma CXCVII. Die blutige Duella vnd Balgereyen ſind in Gottes Wort Geiſtlichen / natuͤrlichen vnd gemeinen beſchriebenen Rechten nicht zugelaſſen / noch vnſerm Chriſtenthumb gemaͤß.
    • Axioma CXCVIII. Chriſtliche Potentaten / Keyſer / Koͤnige / Chur-vnd Fuͤrſten / vnd ande - rehohe Obrigkeiten / koͤnnen die Duella vnd Balgereyen an jhren Hoͤffen / Landen vnd Gebieten / mit gutem Gewiſſen nicht geſtat - ten / vnd wann es geſchiehet / fuͤr GOTT ſchwaͤrlich verantwor - tem.
  • TIT. Von Buͤndnuͤſſen.
    • Axioma CXCIX. Buͤndnuͤſſen ſind in Goͤttlicher / vnd aller vernuͤnfftigen Voͤlcker Rech - ten zugelaſſen.
    • Axioma CC. Buͤndnuͤß werden fuͤrnemlich zwiſchen Potentaten / Fuͤrſten vnd Herꝛ - ſchafften auffgerichtet / ſich bey jhrem Staat vnd gemeinem We - ſen / auch Ruhe vnd Fried zuerhalten vnd zuſichern / oder den Krieg wider andere mit geſampter Hand zufuͤhren / vnnd ſich zuſchuͤtzen / auch wol die gemeine Commercia zubefoͤrdern / gute Nachbarliche Correſpondentz zuſtifften vnd zu conſervieren.
    • Axioma CCI. Buͤndnuͤß werden auff gewiſſe Maß abgeredet.
    • Axioma CCII. Bey Auffrichtung vnd Gebrauch der Buͤndnuͤſſen / muß auch auff die Sach deſſen / damit man ſich verbindet / geſehen / dieſelbe auch zu kei - nen vnbilligen Dingen mißbraucher werden.
    • Axioma CCIII. Jn Auffrichtung der Buͤndnuͤſſen / hat man die Perſon / Staat vnnd Gluͤckſeligkeit deſſen / mit deme man einzutreten reſolvieret / in gute Obacht zuhaben.
    • Axioma CCIV. Mit Vnglaubigen / oder die vnſerer wahren Religion nicht zugethan / iſt gefaͤhrlich / bevorah / zur gemeinen Huͤlffe / ſich zuverbinden.
    • Axioma CCV. Buͤndnuͤſſen muß man nicht zu viel trawen / noch ſich zu ſtarck darauff verlaſſen.
    • Axioma CCVI. Bundsverwanden / koͤnnen auß Vrſachen / die jhnen pro ſtatus ſui ra - tione zuſtoſſen / den Bund auffkuͤnden / vnd darvon abtretten. ) () () () (iijAxio -Das dritte Buch /Von Geſandten. Axioma CCVII. Geſand-vnd Bottſchafften ſind bey allen Voͤlckern / auch dem Volck Gottes vblich geweſen / vnd dardurch viel hohe vnd wichtige Sa - chen zwiſchen Abweſenden abgehandelt.
    • Axioma CCVIII. Geſanden ſind bey allen Voͤlckern ehrlich gehalten / vnd vor aller Thaͤt - lichkeit geſichert worden.
    • Axioma CCIX. Geſanden thun wol vnd weißlich / daß ſie jhre Werbunge bey nuͤchterne Muhte ablegen / vnd ehe ſie zur Taffel ſich ſetzen / jhre Negotiation vnd Haͤndel vornehmen.

Das dritte Buch / Von dem Hauß-vnd Eheſtand.

  • Axioma I. Der Hauß - vnd Eheſtand iſt von GOtt / vor dem Fall vnſerer erſten El - tern im Paradeiß-Garten eingeſetzt.
  • Axioma II. Der Eheſtand iſt dem gantzen Menſchlichen Geſchlecht / vnd alſo dem Geiſt-Welt-vnd Haͤußlichem Stand / keinen außgenommen / zu gutem vnd zu Troſt eingeſetzt.
  • Axioma III. An gleiches Standes Perſonen ſich zuverheurahten / iſt am bequem - ſten.
  • Axioma IV. Es iſt keine geringe Sach eines Koͤnigs Eydam / oder Tochtermann zu - ſeyn. Axio -Von dem Hauß-vnd Eheſtand.
  • Axioma V. Jn Heurahten iſt es gut / ſich an ſeine Religionsverwanden zuvermaͤh - len.
  • Axioma VI. Zunahe ins Gebluͤt ſoll man nicht heurahten.
  • Axioma VII. Die / ſo in der auff-vnd abſteigenden Lini vnter ſich an Eltern oder Kinder ſtatt ſeynd / koͤnnen ohne Blutſchande / vermoͤge Goͤttlicher vnd Weltlicher Rechte / ſich nicht miteinander verheurahten.
  • Axioma VIII. Seines verſtorbenen Bruders vnberuͤhrte vertrawte Braut / oder ſeiner verſtorbenen Braut Schweſter zu heurahten / iſt in Gottes Wort vnd den Rechten nicht verbotten / dahero auff vorgangene der Sa - chen Erkantnuß vnd Diſpenſation zulaͤſſig.
  • Axioma IX. Wann eine Perſon mit Zweyen nach einander ſich Ehelich einlaͤſſet / muß ſie den letzten / wann ſchon nicht res integra, vnd das Beylager er - folget / quittieren / vnd dem erſten folgen.
  • Axioma X. Schoͤnheit / ſonderlich an Weibsbildern / iſt eine Gabe Gottes / wird in der H. Schrifft geruͤhmet / jedoch muß man in Heurahten daranff al - lein nicht ſehen.
  • Axioma XI. Schmincken / mit Farben / Olitaͤten / ſeine Geſtalt vnd Angeſicht zuzie - ren / ſtehet Gottſeligen vnnd frommen Frawen vnd Jungfrawen nicht wol an.
  • Axioma XII. Jm Heurahten ſoll man nicht allemal auff Reichthumb / ſondern viel - mehr die Perſon / dero Ankunfft vnd Qualitaͤten ſehen.
  • Axioma XIII. Die Matrimonia ſeynd Fatalia, oder wie man zuſagen pfleget: Die Ehe werden im Himmel gemacht / ohne Vnderſcheyd der Nationen vnd Voͤlcker.
  • Axioma XIV. Vnkeuſche Liebe / je groͤſſer vnd hefftiger ſie anfangs gegen einem Weibs - bild iſt / je gehaͤſſiger oder verhaßter wird hernacher dieſelbe.
  • Axioma XV. Vorwitz macht Jungfrawen thewer.
  • Axioma XVI. Es iſt ein zart vnd gefaͤhrlich Werck vmb die Jungfrawſchafft.
  • Axioma XVII. Nicht zu jung / vnd nicht zu alt / gibt die beſte Heyrahten.
  • Axioma. Die Prieſterliche Copulation / Benediction vnd Einſegung Braut vnd Braͤutigams / iſt eine feine Chriſtliche Ceremonia, vnd kan nun - mehr allgemeinem Kirchengebrauch nach / ohne Verweiß vnd Er - gernuß / nicht wol vor dem Ehelichen Beylager vnterlaſſen werden / gehoͤret aber doch nicht zu der Subſtantz vnd Weſen der Ehe.
  • Axioma XVIII. Der Mann muß das Haupt vnd Herꝛ im Hauſe ſeyn / wann es wol zu - gehen ſoll.
  • Axioma XIX. Ein vernuͤnfftig Weib kan wol zu Verhuͤtung Vnglimpffs vnd Scha - den / jhres Manns ohnwiſſend / demſelben vorkommen.
  • Axioma XX. Eheleute moͤgen wol / ohne Verweiß / miteinander ſchertzen.
  • Axioma XX. Lachen / laͤugnen vnd hoͤfflich luͤgen / iſt bey dem Frawenzimmer ein al - tes.
  • Axioma XXI. Wann das Frawenzimmer auff etwas ſtewret / ſo wollen vnd muͤſſen ſie es haben / ſolten ſie auch mit Schaden / viel ein beſſers dargegen fah - ren laſſen. Axio -Von dem Hauß-vnd Eheſtand.
  • Axioma XXII. Newe angehende Ehemaͤnner ſoll man anfangs mit Heereszug vnd an - dern Beſchwerden / in etwas verſchonen.
  • Axioma XXIII. Schwaͤger ſind nicht allemal die beſte Freunde.
  • Axioma XXIV. Die Kinderzucht iſt die fuͤrnembſte vnd muͤhſamſte Hauß Arbeit getrewer Eltern.
  • Axioma XXV. Zaͤrtlinge / Mutter Soͤhn-vnd Toͤchterlein / pflegen ſelten am beſten zu - gerahten.
  • Axioma XXVI. Wann Eltern jhren Kindern nachſehen / vnd ſie auß Lieb vnd Affection nicht bekuͤmmern wollen / ziehen ſie damit denſelben offt groͤſſer Vn - gluͤck zu.
  • Axioma XXVII. Wann Eltern ein Kind vor das ander zuviel herfuͤr ziehen / erwecken ſie leichtlich Neyd / vnnd Vneinigkeit zwiſchen den Geſchwiſtri - gen.
  • Axioma XXVIII. Kinder ſollen jhre Elternehren in allem / ſo nicht wider GOtt / das Recht vnd Ehrbarkeit iſt.
  • Axioma XXIX. Kinder thun ruͤhmlich vnd wol / daß ſie jhrer Vaͤtter Verordnungen / Vertraͤge / vnd Geſchaͤffte / auch nach deren toͤdlichen Hintritt / in gebuͤhrender Veneration halten / vnnd darwider nicht han - deln.
  • Axioma XXX. Wann der Obrigkeit vnd Elterlicher Reſpect / Befehl / oder Verordnun - ge concurrieren / oder wider einander ſtoſſen / behaͤlt der Obrigkeitli - che den Vorzug. ) () () () () (Axio -Das dritte Buch /
  • Axioma XXXI. Auſſer der Ehe erzeugte Kinder gerahten ins gemein vbel / zuweilen aber auch wol.
  • Axioma XXXII. Es iſt beſſer ohne Kinder ſterben / dann gottloſe Kinder haben.
  • Axioma XXXIV. Fromme vnd fuͤrnehme Eltern haben offt vngerahtene boͤſe Kinder.
  • Axioma XXXV. Von gottloſen Eltern kommen zuweilen fromme vnd tugendhaffte / vnd wolgerahtene Kinder.
  • Axioma XXXVI. Die erſte Geburth / hat in Gottes Wort vnd von Natur / in vieler Voͤl - cker Rechten / ſonderbaren Vorzug vnd Begnadigunge.
  • Axioma XXXVII. Das Recht der erſten Geburth / kan einer vor ſich vnd ſeine Nachkom - men / durch Verbrechen / oder gutwillige Begebung verlieren.
  • Axioma XXXVIII. Ein Vatter kan das Recht der erſten Geburth / ohne deß Erſtgebornen Willen / oder Verbrechen / nicht verrucken / vnd einem juͤngern Sohn zuwenden.
  • Axioma XXXIX. Die Eltern koͤnnen jhren Kindern vnnd Nachkommen / durch gute / vor - ſichtige / oder boͤſe / vnd vnvorſichtige Handlung wol vnd wehe thun.
  • Axioma XL. Kinder muͤſſen offt jhrer Eltern Schuld vnnd Vngerechtigkeit mit ent - gelten.
  • Axioma XLI. Ein frommer Gottſeliger Haußvatter / muß zuweilen nach Gottes Wil - len vnd Beruff / mit den Seinigen ſeinen Staab fortſetzen / vnd von einem Ort zum andern ziehen.
  • Axioma XLII. Ein Chriſtlicher vorſichtiger Hauß-Vatter / vnd ſonſten ein jeder / kan wol mit gutem Gewiſſen / bey gefaͤhrlichen Kriegs-vnd Sterbens - laͤufften / dem Vngluͤck etwas weichen.
  • Axioma XLIII. Je beſſer fruchtbarer Land / je aͤrgere Leute.
  • Axioma XLIV. GOTtes Segen vnnd ordentlich Haußhalten / foͤrdern den Hauß - ſtand.
  • Axioma XLV. GOttes Segen gibt Krafft der Speiſe.
  • Axioma XLVI. Vnrecht Gut gedeyet vnd nutzet dem Geitzigen nicht.
  • Axioma XLVII. Kraͤmter vnd Kauffleute achten alle Vervortheilunge fuͤr einen rechtmaͤſ - ſigen Gewinn.
  • Axioma XLIX. Ein Hauß-Vatter ſoll in Bawen behutſam ſeyn / vnd ehe er anfaͤngt den Vberſchlag mit dem Beutel machen.
  • Axioma L. Jn Buͤrgſchafften ſoll man ſich nicht vertieffen / vnd wann einer Buͤrge worden / ſich deren zeitlich wider loß machen.
  • Axioma LIII. Eltern vnd Haͤußvaͤtter thun weißlich / daß ſie bey jhrem Leben von jhren Guͤtern alſo mittheilen / daß ſie Herꝛn daruͤber bleiben / hernacher andern nicht in die Haͤnde ſehen doͤrffen.
  • Axioma LIV. Daß die Stammguͤter bey einer alten Familia im Gebluͤt verbleiben / vnd darbey erhalten werden / gereychet zum Auffnehmen vnd beſſerem Flor der Geſchlechter. ) () () () () (ijAxio -Das dritte Buch /
  • Axioma LV. Ein vorſichtiger Haußvatter thut wol / daß er vor ſeinem Abſterben / bey gutem Verſtand / durch Auffrichtung ſeines letzten Willens / ſein Hauß beſchicket.
  • Axioma LVI. Durch Gottloß vnordentlich Weſen / auch Vermeſſenheit / kan der Menſch das geſetzte Ziel ſeines Lebens verruͤcken.
  • Axioma LVII. & Ultimum. Alle Menſchen in allen Staͤnden muͤſſen endlich vor Gericht erſcheinen / vnd dem Richter aller Welt / wie ſie in jhrem Beruff / Ampt vnd Stande gehandelt / Rechenſchafft geben.
Das
1

Das Erſte Buch / Von dem Geiſtlichen Stande / der Stifftunge vnd der Religion ins gemein.

AXIOMAI. Der Geiſtliche Stand iſt der aͤlteſte / vornembſte vnd hat vff gewiſſe Maſſe den Vorzug: (In omni Republ. pri - mum eſt, Curatio rerum divinarum Ariſtot. 7. Politic c. 8. Lipſ. lib. 4. Polit. cap. 2.)

DAs Objectum principale vnd immediatum deß Geiſt - lichen Standes / iſt die Verſeh-vnd Verrichtung deß Gottes-Dienſtes / darumb der Weg zur Warheit / See - ligkeit / vnd rechtem eintzigen ſummo Bono, das iſt / zum ewigen vnſterblichen Gut getzeiget wird / dahero ſie Got - tes oder Chriſti Diener vnd Haußhalter vber Gottes Geheimnuß genand werden 1. ad Corinth. 4. v. 1. ſo da wachen vber die Seelen vnd dafuͤr Rechenſchafft geben Hebr. C. 13. v. 17. Sie ſeind gleichſam Geſandten vnd Bottſchafften an Gottes ſtatt. 2. ad Corinth. 5. v. 20. deren Fuͤſſe lieblich ſindauff den Bergen / den Frieden vnd Heyl zuverkuͤndigen Eſai. Cap. 52. v. 7.

So viel nun das Reiche Gottes vnd das ewige Leben / diß Zeitliche vber - trifft / ſo weit vnd hoch gehet auch der Geiſtliche Stand vber das Weltliche Ampt. A(Præſtant2Das erſte Buch(Præſtant æterna caducis.) Jenes bringet vnd giebet ewige Gerechtigkeit / ewigen Friede vnd ewiges Leben / wie S. Paulus ſolches hoch preiſet 2. Corinth. c. 4. Aber das Weltliche Regiment erhelt zeitlichen vnd vergaͤnglichen Frieden / Recht vnd Leben / wie D. Luther in einer Sermon an die Prediger von den Schulen Anno 1530. darvon ſchreibet vnd redet.

So iſt auch / der Kirchen: oder Lehr. Stand der aͤlteſte / vnd vor andern Staͤn - den gleich im Paradießgarten / da Gott der Herꝛ nach Erſchaffung deß erſten Men - ſchen Adams / ehe Eva war / ſelber das Lehr vnd Prediger Ampt gefuͤhret / vnd jh - me gebotten / du ſolt eſſen von allerley Baͤumen im Garten / aber von dem Baum deß Erkantnuſſe gutes oder boͤſes / (Arborſcientiæ erat hominis Ara atque Tem - plum, cujus fructibus abſtinendo, debitum erat, exhibendum creatori obſequium. D. Gerhard. Aporiſm. Theolog. 59. cap. 8.) ſoltu nicht eſſen / eingeſetzet. Geneſ. 2. cap. v. 16. welches dann auch D. Lutherus in ſeinem Commentario in Geneſin bey dieſem Text notirt (Facta fuit, inquit, inſtitutio Eccleſiæ, antequam eſſet œcono - mia & politia. Poſt inſtitutam Eccleſiam etiam Oeconomia conſtituitur, cum ad - ditur ſocia Heva. Politia autem ante peccatum nulla fuit, neque enim ea opus fuit, cum ſit remedium neceſſarium naturæ corruptæ. Siigitur homines non eſſent per peccatum mali facti, politiâ nihil fuiſſet opus, ſed Adam cum poſteris vixiſſet in ſumma tranquillitate, & plus effeciſſet, moto uno digito, quam nunc omnes gladii, cruces & ſecures efficiunt.

So muͤſſen auch die vbrigen Staͤnde in Gewiſſens vnd Geiſtlichen / jhre Seel vnd Seeligkeit betreffenden Sachen / dieſem Geiſtlichen Lehr-vnd Kirchen Stande / auff gewiſſe in Gottes Wort gegruͤndete Maaß vnd Weiſe ſich ſubmit - tiren, vnd iſt die Poteſtas Clavium, oder die Gewalt der Schluͤſſel zu loͤſen vnd zu binden / dem ſelben anvertrawet Matth. c. 16. v. 19. Iohan. c. 20. v. 22. dahero dann auch Gott beym Propheten Eſaia ſpricht von der Kirche; Koͤnige werden vor dir niederfallen zur Erden c. 4. v. 23. Jtem Koͤnige werden dir dienen. Eſai. c. 60. v. 10.

Der Koͤnig David hat ſich willig vnd gern dem Propheten Nathan als ſei - nem geiſtlichen Vatter vnd Seelſorger ſubmittiret, demſelben ſeine Suͤnde be - kant / vnd darauff die troͤſtliche Abſolution empfangen 2. Sam. c. 12.

Der Koͤnig Hiskias ſuchte auch Troſt bey dem Propheten Eſaia / vnd vnter - gab ſich demſelben in ſeiner Verfolgung vnnd Schwachheit. 2. Reg. c. 19. & 20. Nennet die Leviten ſeine Soͤhne 2. Chron. 29. v. 11.

Der Koͤnigin Jſrael Ioas honorirte vnd beſuchte den Propheten Eliſa in ſeiner Schwachheit / nant jhn zweymahl ſeinen Vatter vnd weinete vor jhm. 2. Reg. c. 13. v. 14. & ſeqq.

Der Koͤnig Aſa gehorchte gern der Ermahnung deß Propheten Obeds / dar - uͤber gieng es jhme wol. 2. Chron. 15. wie er aber hernach deß Propheten Sanani Vermahnung verachtete / vnd denſelben ins Gefaͤngnuß warff / ſchwehrete es jhmezu den3Von dem Geiſtlichen Stande. zu den Fuͤſſen herauß vnd muſte ers mit dem Podagra buͤſſen vnd daranſterben. 2. Chron. c. 16. der Prieſter Jojada war ſo hoch gehalten / daß jhme deß Koͤniges Jo - rams Tochter zum Weibe gegeben 2. Chron. c. 22. v. 11. Werden derowegen dieſelbe billich geehret / ſonderlich wann ſie die Waffen jhres Ampts vnſtraͤfflich fuͤhren / wie die Weiß heit Salomonis von Moſe zeuget c. 18. v. 21.

Es gedencket Pater Leimermannus in vitâ Weil. Kayſers Ferdinandi II. hoͤchſt loͤblichſter Recordation. c. 9. daß ſeine Kayſerl. May. ſich vernehmen laſſen wann dero zugleich ein Engel vnd Prieſter begegnete / Sie dem Prieſter zuvor / herna - cher dem Engel Ehr erweiſen wolten. (Formalia ejus ita habent: Auditus eſt non ſine admiratione occurtentibus ſibi eodem loco actempore Angelo & Sacerdote, ſe primum ſacerdoti, deinde Angelo honoris officium perſoluturum; item ordini deberi multa, quæ perſonæ non debentur, ibid.)

Welches ich gleichwol an ſeinen Orth ſtelle / dieſes findet man in Goͤttlicher Schrifft / daß die Prieſter Engel deß Herꝛn genant werden. Malach. c. 2. v. 7. da der Prophet außtrucklich den Prieſter einen Engel deß Herꝛn nennet / imgleichen Apocal. 3. v. 1. allda der Prieſter ein Engel der Gemein zu Sardis genant. (Simile non eſt idem. Zu wenig vnd zuviel verdirbet alle Spiel.)

Jn was hohem Reſpect der Tuͤrckiſche Kayſer ſeinen Mufti oder Mophthi helt / davon geſchiehet vnten Axiom. V. Meldunge. Die Heyden ſind jhren Sacer - dotibus oder Prieſtern auch mit groſſer veneration begegnet / ſie inviolabel geachtet vnd von aller Thaͤtligkeit geſichert / wie bey dem Halicarnaſſ. lib. 11. zufinden / da er ſchreibet: Eſt omnium ſacratiſſimum & honoratiſſimum Legatus: poteſtatem & vim habens imperantis, inviolabilitatemque & venerationem Sacerdotis.

Es iſt aber ſolches nicht dahin zuverſtehen daß darumb der geiſtliche Stand / mit einem herꝛſchenden Gewalt uͤber den Weltlichen / Kayſer / Koͤnige / Fuͤrſten / Herren / vnd Republiquen geſetzet / vnd vber dieſelbe vnd andere dominiren ſolte / wieder die Lehr S. Petri in 1. Epiſt. c. 4. v. 3. (Eleganter admodum Eraſmus in præfat. paraphras. Novi Teſtament. ut non decet in quit, Laicum ſeditiosè rebellare pres - byteris ſuis, ne confundatur ordo, quem Paulus vult eſſe in corpore Chriſti: Ita decet Sacerdotes exercere Tyrannidem in gregem: alioqui iis erit imputanda ſe - ditio. Ergo quoties paſtores funguntur officio ſuo reverenter funt audiendi tan - quam Angeli Dei, per quos nobis loquitur Chriſtus.

Oder daß derſelbe dieſem in Weltlichen Dingen nicht ſolte vnterthan vnd gehorſamb / ſondern davon gantz exempt ſeyn / wie die Canoniſten ins gemein da - von ſchreiben / vnd Adamus Conzen in ſeiner newen Politica weitleufftig behau - pten will lib. 6. c. 3. ſondern bleibet dieſe prærogativa oder Vorzug reſpectu præ - ſtantioris objecti, vnd dahero ruͤhrender ſchuldiger veneration, vnd iſt nicht weiter zu extendiren.

Dahero nichts do weniger der Geiſtliche Stand vnd Cleriſey / der Weltli -A ijchen4Das erſte Buch /chen hohen Obrigkeit in billigen Sachen Gehorſam zu leiſten ſchuldig bleibet.

Der Koͤnig Joſias als er die groſſe herꝛliche Reformation vorhatte / ſaget die Schrifft / daß er dem Hohen-Prieſter Hilkia vnd andern Prieſtern nach der Ord - nung gebotten vnd befohlen wie ſie die Reformation anſtellen ſolten. 2. Reg. C. 23. v. 4.

Der Herꝛ Chriſtus hat es ſelber alſo geordnet / daß die Apoſtel vnd in dieſer Welt ſtreitende Kirche der Weltlichen Obrigkeit in geziemenden Sachen ſolten vnterthan ſeyn. Actor. 25. Rom. 13. 1. Pet. 2. Als der Prieſter Abjathar ſich in Welt - liche Haͤndel vnd Vffruhr gemiſchet / iſt er von dem Koͤnig Salomon degradiret, ſeines Prieſters Ampts entſetzet / vnd zu ſeinem Acker gen Anathot relegiret. 1. Reg. 2. verf. 26.

Die heiligen Apoſtel ſonderlich Paulus haben ſich vor der Weltlichen Ob - rigkeit offters ſiſtiret, ſo wol Jhrer Lehr als guten ehrbaren Wandels / Rede vnd Antwort gegeben / vnd keine Exceptiones fori declinatorias eingewand / wie auß den Geſchichten der Apoſtel an verſchiedenen Orten zu finden / vnd ſonderlich C. 25. da Paulus das verdaͤchtige Geiſtliche Conſiſtorium zu Jeruſalem declinirte, ſich auff den Roͤm. Kayſer berieff / ſprechende: Jch ſtehe fuͤr deß Kayſers Gerichte / da ſol ich mich laſſen richten. Haͤtte nun de Jure divino die Weltliche Obrigkeit keine cognition vber die Cleriſey / ſo haͤtte S. Paulus das außerwehlte Rüſtzeug Gottes / der ſeine Principia Theologica vnd Kirchenrecht im dritten Himmel / wie man in der Kirchen redet / ſtudiret vnd gelernet / ſeinem Orden vbel vorgeſtanden / daß er mit ſeiner Lehr vnd eigenem Exempel an den Roͤm. Kayſer / als die hoͤchſte Weltliche Obrigkeit ſich beruffen / incompetentem Jurisdictionem prorogiret, vnd der Chriſtlichen Kirchen ſo ſtarck præjudiciret.

AXIOMA II. Der Geiſtliche Stand lehret vnd prediget von Gott / was derſelbe nach ſeinem Weſen vnd Willen / auch wie Er recht zu erkennen / zu ehren vnd anzuruffen ſey.

ZVr Zeit als dem Seth Enos gebohren war / ſagt die Schrifft / hat man an - gefangen zu predigen von dem Namen deß Herꝛn. Gen. 4. v. fin. welches dann nicht die Meynunge hat / als wann vorhin Adam gar nicht von dem Namen deß Herꝛn geprediget / ſondern daß ſolches etwann nicht in ſo ſtarcker vnd ſolenner Verſamblung geſchehen / wie heutiges Tages auch wol zu geſchehen pfleget / daß auß einfallenden Verhindernuſſen ein Haußvatter ſeinem Haußge -ſinde5Von dem Geiſtlichen Stande. ſinde auß einer Poſtille oder andern feinem Buche vorlieſet / wie auch an denen Orten / da die Chriſtliche Kirche in Betruck vnd Verfolgung iſt vnd keine oͤffent - liche Predigten geduldet werden.

Lutherus in ſeinem Commentario in Geneſ. ſchreibet davon alſo ad Cap. 25. verſ. Retinemus autem hoc loco, &c.

Tempore Enoscœptum eſt invocarinomen Domini, id eſt, tum primum habitæ ſunt conciones. Man hub an zu predigen. KARA. propriè ſignificat, ruf - ſen / nennen / vocare, appellare, legere exlibro, prædicare, indeputo Mahometum Titulum feciſſe Alcoranum libro ſuo quod ſit Collectorium ſeu Doctrinale, ſeu Biblia ipſius. Accipimus igitur hoc loco pro docere aut legere in concione publi - ca, ſi modo habuerunt libros. Fuit autem illa prædicatio in nomine Domini, daß man von vnſerm Herꝛn Gott geprediget hat. Fuit Doctrina de Deo. Hactenus ille.

Jm gleichen lieſet man daß der Patriarch Abraham geprediget von dem Na - men deß Herꝛn zu Berſabah Gen. C. 21. v. 33. (Idem Luther. ad C. 10. Gen. ſcribit: Quis de illo dubitabit, quin ſancti Patres habuerint, ſemper cœtus ſuos & conven - ticula ſua ubi docerent juventutem, ubi concionarentur, orarent, prophetarent, laudarent Deum? Non enim Eccleſia ſine aſſiduo verbi uſu exiſtere poteſt, ſic Abel & Cain ad Sacrificia à patre aſſuefacti, ſacrificabant.)

Deß gleichen Jſaac Gen. C. 26. Nach deme Gott der Herꝛ ſich dem Prophe - ten Samuel offenbahret hatte / meldet die Schrifft / daß er offentlich angefangen zu predigen / dem gantzen Jſrael 1. Samuel. C. 2. v. 21. 22. Jſt alſo Predigen von dem Namen deß Herꝛn. Ein Prædicat der vhralten Kirche vnd heiligen Gottes / vnd der Predicanten ſo wenig als deß Predigampts mit fugen darumb vbel zu geden - cken. Diß Prædicat iſt ſonderlich dem Noach beygeleget in der Schrifft / daß er ein Prediger der Gerechtigkeit genand / Jn der 2. Epiſtel S. Petr. Cap. 2. v. 5. Ja Gott ſelber hat dem Moſi geprediget von deß Herren Namen 2. Moſ. C. 34. v. 5.

AXIOMA III. Der Teuffel iſt Gottes Afſe / affectirt auch Goͤttliche Ehre vnd Dienſte. (Diabolus ſimia Dei eſt non effectu ſed affectu, inanis acfucatæ imitationis.)

ES iſt ein altes Sprichwort / wo Gott eine Kirche bawet / da will der Teuffel gleich ſeine Capelle dabey haben.

Sobald Gott ſeine Kirche im Paradieß Garten ſtifftete / vnd anfieng vn - ſerm erſten Vatter Adam zu predigen / von dem Baum deß ErkandnußA iijgutes6Das erſte Buchgutes boͤſes / mit angelegtẽ ſcharffen Gebott / darvon nit zu eſſen / bey Verluſt deß Lebens / war bald der Teuffel da / vnd fieng gleich an vnſer erſten Mutter der Eva auch zu predigen / vnd ſie mit liſtigen luͤgenhafftigen Worten zu vberreden / Gott haͤtte nicht verbotten von dieſem Baum zu eſſen / ſie wuͤrden auch mit nichten deß Todtes ſterben / ja gar den warhafften Gott zum Zeugen ſeiner Luͤgenpredigt an - geruffen vnd darzu geſchwohren / wann ſie davon eſſen wuͤrden / ſo wuͤrden jhre Au - gen vffgethan werden / vnd wuͤrden ſeyn wie Gott Gen. c. 3. Gott hatte dem Abra - ham befohlen ſeinen Sohn zu opffern / dem er auch gehorſamblich nach zu kom - men bereit vnd gefaſſet war. Dieſem affete der boͤſe Feind nach / verleytete nicht allein die Heyden darzu / daß ſie dem Abgott Molech oder Saturno jhre Kinder opf - ferten vnd durch das Fewer gehen lieſen / ſondern brachte auch darzu das Volck Gottes / daß ſie jhre Soͤhne vnd Toͤchter den Teuffeln opfferten Pſalm. 106. v. 37. geſtalt dann der Koͤnig Manaſſe ſelber / dieſe Abgoͤtterey getrieben / ohne erachtet es Gott in ſeinem Geſetze ſo hoch verbotten 3. Moſ. cap. 18. v. 21. vid. ibid. Luth. in not. marginalib. Der Koͤnig Ahas thate dergleichen / verbrandte ſeine Soͤhne mit Fewr nach dem Grewel der Heyden im 2. Buch der Chron c. 28. v. 3. Dieſe Tra - gœdiam hat der Lugenhaffte Prediger von anbegin der Welt / biß hieher geſpie - let / vnd was zu dem wahren Gottesdienſt verordnet / zu ſeiner Abgoͤtterey nachge - aͤffet / wie dann die Heyden jhre Abgoͤtterey mit vielen Opffern / Feyertagen vnd andern Ceremonien, welche zum wahren Gottesdienſt verordnet waren / durch dieſes Affen deß leydigen Teuffels anſtifften geſchmuͤcket vnd jhme gedient. Gott hatte verordnet / daß ein ſtetswehrendes Fewr auff dem Altar zu den Opffern ſeyn ſolte / Levit. 6. cap. Nun iſt auß den Heydniſchen Hiſtorien bekant / wie ſehr der Teuf - fel hierin Gott nachgeaffet / vnd wie viel weſens er mit dem Igne Sacro in Heydni - ſchen Fanis vnd Delubris getrieben / auch noch wol im Chriſtenthumb zu vben an theils Orten vnterſtehet. Vnd helt Lutherus darvor / daß Vr in Chaldæa Abra - hams Vatterland / von ſolchem Igne Sacro, welches zur Abgoͤtterey allda gebrau - chet / den Namen bekommen / weil Vr in Chaldeiſcher Sprache ſo viel heiſt als Fewr. in Comment. ad Geneſ. cap. 11. in fine.

Als GOtt der Herꝛ in ſeinem Raht beſchloſſen die Kinder Jſrael auß dem Dienſthauſe Egypti zu retten / ſchickete er vorhin den Moſen vnd Aaron verſchie - dentlich zu dem Pharaone, vnd ließ jhm nicht allein mit Worten / ſondern durch verſchiedene miracula Wunderthaten warnen / ſein Volck ziehen zu laſſen / ward der Teuffel gleich wieder Gottes Affe / verſchaffete / daß die Egyptiſche Zaͤuberer mit jhren beſchwehren nachaffeten / vnd mit dergleichen Zeichen dem Pharaoni die Augen blendeten Exod. c. 7. v. 12. & ſeqq. & c. 8.

Als es aber Gott nicht mehr zugeben wolte / konte der Teuffel durch alle ſeine geſchwohrne Vaſallen, mit allen ſeinen Kuͤnſten / das ſchlechte Vngeziefer der Laͤuſe nicht zu wege bringen / in gemeltem anderen Buch Moſ. cap. 8. darvon dieWeißheit7Von dem Geiſtlichen Stande. Weißheit Salomonis alſo redet: Das Gauckelwerck der Schwartzkunſt lag auch darnieder / vnd das ruͤhmen von jhrer Kunſt ward zu ſpott / cap. 17. v. 7. vnd muſte da ein rechter Affe / affectu, abſque effectu ſeyn vnd bleiben.

Als der Prophet Jeremias auff ſonderbahren Befehl deß Herren ein Joch machete / an ſeinen Halß hengete / vnd es den 5. Koͤnigen / in Edom / Moab / Ammon / Tyro vnd Zidon zuſchickte damit jhr vorſtehendes Vngluͤck / Captivitaͤt vnd Weg - fuͤhrunge / an zu künden / ward abermahls der Teuffel Gottes Affe / brachte einen falſchen Propheten Sanania auff die Bahn / der prediget vnd prophezeyet das Wiederſpiel / daß Gott das Joch deß Koͤnigs zu Babel zerbrechen werde gleich wie er das Joch Jeremiæ jhme abgenommen vnd zubrochen Jerem. c. 27. & 28. Ja es iſt der leidige Satan as ſo vnverſchambt vnd begierig geweſen Goͤttliche Ehr zu affectiren, daß er ſich nicht geſchewet dem Sohn Gottes / ſeinem Schoͤpffer anzu - muthen / daß er vor jhme niederfallen vnd jhn anbeten ſolte. Matth. c. 4.

AXIOMA IV. Die Wiſſenſchafft Gottes / daß nemlich ein Goͤttlich We - ſen / ſo Himmel vnd Erden erſchaffen vnd erhelt / welches alle Creaturen weit vbertrifft vnd darfuͤr ſich alle Menſchen zu fuͤrchten / iſt von Natur in aller Menſchen Her - tze gepflantzet.

D ein Gott / ein Ens Entium, ein vnendliches ewiges Weſen ſey / von deme alle andere Entia vnnd erſchaffene Dinge dependiren, regieret vnnd beherꝛſchet werden / haben Ariſtoteles, Plato, Cicero, Sene - ca, vnnd andere vernuͤnfftige Heyden vnnd Voͤlcker ex connato Na - turæ lumine, auß eingpflantztem vnnd gleichſamb in jhr Hertz von Natur ge - ſchriebenem Geſetz erkant vnd bekant / ſo gar das Cicero geſchrieben / Nul - lam gentem tam feram & barbaram, fuiſſe, quæ non aliquam Divini Numi - nis notitiam habuerit. (Deum rerum omnium cauſam, conſenſu gentium traditum, aſſeverat Maximus Tyrius, & ex eo refert Hug. Grot. de veritate Relig. Chriſti lib. 1. p. 30. Plutarchus in lib. adverſ. Colot. Et ſi terras ob eas invenire po - tes Urbes muris, literis, Regibus, numiſmate &c. neſcias: Urbem templis Diiſque carentem, quæ precibus, jurejurando, oraculo non utatur, non bonorum cauſa ſa - crificet, non mala ſacris avertere nitatur, nemo unquam vidit. Epictet. Enchirid. c. 38. ubi ſcribit: Religionis erga Deos immortales præcipuum illud eſt, rectas de iis habere opiniones: ut ſentias & eſſe Deos, & benè juſteq́ue adminiſtrare univerſa:paren -8Das erſte Buch /rendum eſſe iis & omnibus iis, quæ fiant, acquieſcendum & ſequenda ultro, ut quæ à mente præſtantiſſima regantur. Sic enim nec incuſatis eos unquam, nec ab eis negligi te conquereris, Luth. in Geneſ. ad Cap. 17. fol. 198. fac