NUn es glaͤubet mirs auch kein Men - ſche / wie ich von meinen Raben-Aeſ - ſern / meinen Maͤdgen geqvaͤlet wer - de / da wollen ſie bald dieſes und je - nes von mir haben / ſo wahr ich eine ehrliche Frau bin / wenn ich dran gedencke / ich moͤchte flugs Hoͤrner kriegen; ja ſie tribuliren mich auch / daß es den Goͤttern im Wolcken erbarmen moͤchte. Man dencke doch nur / da wollen ſie ietzund wieder neue Kleider von mir haben / woſoll ichs arme Frau denn endlich noch berneh - men? kein Verdienſt iſt groß / und von meinen Studenten im Hauſe kan ich keinen Heller Stu -Bben -2ben-Zins bekommen / So wahr ich eine ehr - liche Frau bin / ich kans unmoͤglich laͤnger ausſtehn. Ach wie gluͤckſeelig muß doch ſo eine Mutter leben / die gar keine Kinder hat / ich daͤch - te wenn ich keine Kinder haͤtte / ich wolte die ge - ruhigſten Tage auff der Welt haben / allein was kan ich thun? der Himmel hat mir ſie einmahl beſcheret / ich muß doch ſehen / auff was Art ich ſie als eine ehrliche Frau verſorge.

Frau Mutter / Sie ſage nur / ob ſie uns keine neue Kleider will machen laſſen?

Ihr Kinder qvaͤlt u. aͤngſtiget mich doch nicht ſo / Ihr ſehet ja das itzo keine Moͤgligkeit da iſt.

Frau Mutter / ſo hole mich flugs der Hencker / wo ſie uns keine machen laͤſt / wenn ich ihrs nicht gedencken will.

Du[Rabenaß] du / halts Maul / du hoͤreſt ja daß ich ietzo kein Geld habe.

Ey ſo wolte ich daß flugs der Donner drein ſchluͤge / wenn ſie uns keine will machen laſſen.

da dencke nur ein Men - ſche / ein Kind ſeiner Mutter den Donner an Halß zu wuͤndſchen.

O du[Rabenaß] gehe mir geſchwinde vor meinen Augen weg.

Ja freylich wenn ſie es ſagt?

Warte du nur du Hund / du ſolſt mir den Fluch nicht umſonſt gethan haben.

Frau Mutter / es iſt auch war / man be - koͤmmt in Guͤte auch niemals nichts von ihr.

O ihr Hunde! der Himmel wird euch noch ſtraffen / daß ihr werdet zuletzt muͤſſen betteln gehen.

Frau Mutter wenn ſie anfaͤngt: So iſt ſie auch manchmahl wie ein Narr.

Man dencke doch nur die Mutter ei - nen Narren zu heiſſen!

Es iſt auch war Frau Mutter / warumb redet ſie ſolch albern Zeug.

O du Nabeth-Nickel / dich werden noch die Laͤuſe freſſen.

Flugs da / wenn ſie es ſagt.

Dencke du nur an mich / wenn ich werde lange todt ſeyn / daß ich dieſes geſagt habe.

Frau Mutter ſie ſage nur ob ſie uns keine neue Kleider will machen laſſen?

Ihr Kinder qvaͤlt mich doch nicht ſo / ihr braucht ſie ja eben ſo nothwendig nicht / geduldet euch doch immer noch ein halb Jahr.

Frau Mutter bekomme ich ietzo kein neue Kleid / ſo heiſſe ſie mich eine leichtfertige Hure wenn ich ehe in die Kirche wieder gehen will / biß ſie mir eins geſchafft hat.

Und mich ſoll flugs der Hencker holen wenn ich einen Tritt will eher aus den Hauſe gehen / biß mir der Schneider das Maß zum Kleide genom - men.

Nun da dencke nur ein Men - ſche / was das vor Rabenaͤſſer ſeyn / die koͤnnen ih - re Mutter recht ſcheren. Was ſoll ich thun? So wahr ich eine ehrliche Frau bin / will ich in meinen Hauſe einen Biſſen Brodt mit frieden eſſen / ſo muß ich ſehen wie ichs mache / daß ich ihnen welche ſchaffe. Ja ich glaͤube auch nicht / daß eine Mutter unter der Sonnen ſolchen Verdruß von ihren Kindern ausſtehen muß als ich. Was machts? die Rabenaͤſſer wiſſen / daß ſie ihr gutes Auskommen haben / darum ſcheren ſie ſich nicht eine Hareuͤm mich / ich muß nur hingehen und ſagen / daß ſie welche haben ſollen / ſonſt habe ich keine ruhige Stunde im Hauſe.

Mademoiſelle, Sie halten mich ent - ſchuldiget / die jenige Perſohn / ſo ihr dieſes hinter - bracht / hat mich entweder bey derſelben zu verklei - nern geſucht / oder ſie mit Unwahrheit berichtet.

Was wils Monſ. aber laͤugnen / diePer -5Perſon ſo mir ſolches wieder geſaget / wirds nicht aus ihren kleinen Finger geſogen haben.

So erweiſen ſie mir doch den Gefal - len / und ſagen / wer doch diejenige Perſon ſey.

Damit ers doch weiß; es hat mirs eine von ſeinen Hauß-Frauenzimmer geſagt.

Die Aelteſte oder die Juͤngſte?

Jungfer Charlottgen.

Das hat ſie als keine ehrliche Jung - fer geredet.

Sage er ihr ſolches?

Wenn ſie nur zu gegen waͤre / Made - moiſelle ſolte ſehen daß Jungfer Charlotte mir diß - falls Unrecht gethan.

Ey / da koͤmt ſie eben zu rechter Zeit.

Ihre Dienerin Frauenzimmer.

Schoͤnen Danck / wie denn ſo luſtig?

Weiß ſie was neues?

Was denn?

Itzund iſt meine Frau Mutter vor ins Gewoͤlbe gegangen / und holet mir und meiner Schweſter rothen Damaſck zu neuen Kleidern.

Ich vermeinte ſie haͤtte euch noch keine wollen machen laſſen?

Sie hatte freylich keine Ohren darzu alleine wir vermaſſen uns bey Teuffelholen / nicht eheB 3wieder6wieder in die Kirche zu gehen / biß wir neue Kleider haͤtten.

Sie ſetzen doch den Kleider-Diſcurs an die Seite / und ſage mir Jungfer Charlotte / was ich von dieſen Frauenzimmer unlaͤngſt zu ihr nach - theiliges geredet.

Was will er denn?

Sie fragen nur Mademolſellen hier /

ſo werden ſie von derſelben die beſte Nachricht erhalten.

Ich weiß von nichts.

Wenn es mit leugnen ausgerichtet iſt /

Mademoiſelle ſie ſagen doch in Gegenwart Jungfer Charlotten hier / was ſie mich beſchuldiget.

Daß er mich ſoll ſo durch genommen ha - ben / und viele Klebfleckgen angehaͤnget / da ich ihn doch die Zeit meines Lebens nichts zu wieder gethan.

Von wem hat ſie ſolches?

Hier von Jungfer Charlottgen.

Jungfer Scharlotte / wenn ſie dieſes von mir geſaget / ſo hat ſie ſolches geredet wie eine Hure.

Ey das will ich meiner Frau Mutter ſagen / daß er mich eine Hure geheiſſen.

Sie verziehe doch Jungfer.

Wenn ſie ſich gerecht wuͤſte / der Hencker wuͤrde ſie nicht wegfuͤhren.

Monſieur nehme ſolches nicht unguͤtig daß ich ihn deswegen zur Rede geſetzt / weil ich aber ſehe daß er unſchuldig / und Charlotte nur ſolches er - dacht / ſo hege ich deswegen keine Feindſchafft gegen ihn / allein Charlottens converſation will ich mich nicht alleine entziehen / ſondern es ſoll mich auch kein Menſche vor ein ehrlich Maͤdgen halten / wenn ich mein lebetage wieder in ihr Hauß kommen will.

Das koͤnnen ſie nun halten wie ſie wollen / unterdeſſen recommendire ich mich zu dero beharrlichen Affection.

Und ich verbleibe Monſ. ſchuldigſte Dienerin.

Im guͤldenen Maulaffen hat der Herr ſeine Stube?

Ich weiß nicht anders.

Wo ſolch galant Frauenzim̃er ſeyn ſoll?

Wenns nach der Galanterie gehen ſolte / ſo koͤnten ſie mit guten Fug unter Fuͤrſtlichen Da - men gerechnet werden.

Wer ſind aber ihre Eltern?

Sie haben nur noch eine eintzige Mutter / Ihr Vater hat ſchon vor etlichen Jahren das Zeitli - che geſegnet.

Was iſt derſelbe geweſen?

Weiß ichs doch faſt ſelber nicht / er iſt deucht mich ein Handelsmann geweſen?

Womit hat er gehandelt?

Er hat halt ich mit Flinten-Steinen / item Schweffelhoͤltzergen und Tobacks-Pfeiffen gehan - delt.

Ich habe mir ſagen laſſen / es ſollen ſehr artige Maͤdgen ſeyn?

Sie ſind nun ſo / wem ſie wohlgefallen.

Auff was Art koͤnte man wohl bey den - ſelben Attreſſe haben.

Zu ſolcher Attreſſe kan der Herr gar leicht gelangen.

Wie aber?

Er darff nur ein paar Kannen Spaniſchẽ oder Alacanten Wein durch einen Jungen hinſchi - cken und darbey ſagen laſſen: Es waͤre ein guter Freund in einen bewuſten Weinkeller ankommen / der haͤtte von einen Doctor aus Schleſine commis - ſion an Jungfer Charlotten (ſo[heiſſet] die eine) ſo bald ſie dieſe Stadt Schleſine wird nennen hoͤren / wird ſie Verlangen tragen mit ſelbigen bekand zu werden.

Was gebe ich aber dadurch zu verſtehẽ?

Monſieur hoͤre nur: Es ſind ohngefehr 4. Jahr / ſo wolte mein Hauß-Frauenzimmer / Jung - fer Charlottgen einen Doctor Medicinæ haben / der war gebuͤrdig aus Schleſine / er hatte auch allbereit /

das Jawort / biß auff ſeiner Eltern conſens, ſchon von ſich gegeben / alleine er wur - de ſchleunigſt nach Hauſe beruffen / und wird nun noch taͤglich deſſen Wiederkunfft erwartet.

Die Invention gehet gantz gut an / allein des Doctors Nahmen muß ich wiſſen?

Sein Nahme war Feinland?

Feinland?

Ich weiß nicht anders.

Aber warum ſoll ich Wein hinſchicken? Sie moͤchten ſolches vor eine Affronte auffnehmen.

Dafuͤr bin ich gut / ſie werden Monſ. ſol - chen nicht wieder zuruͤck ſchicken.

Man ſiehet wie es gehet / das Plisſini - ſche Frauenzimmer iſt bißweilen ſehr empfindlich.

Dafuͤr ſtehe ich. Monſieur hoͤre nur ich war neulicher Zeit auch mit einen guten Freunde in einen bewuſten Weinkeller / ſo ſchickte derſelbe in Regard meiner 2. Kannen von den allerbeſten Alacanten Weine zu ſie / ließ dabey ſeinen Gehorſam vermelden / und auch zugleich ſagen: in einer viertel Stunde wolte er zu ſie kommen und mit denenſelben die Flaſche Wein austrincken / allein wie wir kamen / ſo war die Flaſche leer / und wolte er beſcheid thun / muſte er ſie wieder fuͤllen laſſen.

So iſt daſſelbe Frauenzimmer ſo groſ - ſe Liebhaber von Wein trincken.

Sie habens von ihrer Frau Mutter ge - lernet.

Trincket dieſelbe ihn auch gerne?

Ja der kan man keinen beſſeren GefallenB 5erwei -10erweiſen als wenn man ihr eine Flaſche zuweilen ſchickt. Wenn ich dran gedencke ſo muß ich noch hertzlich daruͤber lachen.

Woruͤber?

Neulicher Zeit ſo brachte ein guter Freund der Frau Schlampampe eine gute Fla - ſche Wein vors Bette / welchen ſie auch mit ſol - chen Appetit verſchluckte und ſagte: Herr Da - mon (ſo hieß der gute Freund) Nun er iſt doch der Beſte in gantz Plißine / ich bin ihn auch von Hertzen gut / ſo wahr ich eine ehrliche Frau bin / er glaͤubt mirs nicht was ich von ihn halte. Dieſe Lob-Reden waͤhreten halt ich acht Tage / ſo wurde der ehrliche Damon unſchuldiger Wei - ſe in Verdacht gezogen; als ſolte er ehrlicher Leute Kinder geſchimpfft haben / und kunte kein Menſche vor Schlampampens Hauſe vorbey gehen / den ſie nicht auff hielt / und das Leichtfer - tigſte von den rechtſchaffenen Damon redete.

Erfuhr aber ſolches Monſ. Damon nicht wieder?

Er erfuhr es freylich wieder.

Schwieg er aber dazu ſtille?

Er ließ ihr durch ihre eigene Koͤchin ſagen ſie ſolte doch der Frau Schlampampe nur melden: Vormahls wie er ihr Flaͤſchgen guten Wein vors Bette gebracht / ſo haͤtte eswohl11wohl geheiſſen: Damon iſt doch der Beſte in Plißine. Da er aber nichts mehr braͤchte / ſo re - dete ſie das ſchimpfflichſte von ihn / und wenn ſie ihn in Abweſenheit ſeiner ſchimpffte / ſo hielt er ſie vor keine ehrliche Frau.

Da hat er recht gethan / daß er ihr ſolches hat ſagen laſſen / es muß eine artige Frau ſeyn.

Ihres Humörs trifft man wohl ſchwehrlich in Plißine an. Es ſind ohngefehr 3. Jahr / ſo gieng ſie im Hauſe herum und ſchlug die Haͤnde immer uͤber den Kopffe zuſammen und ſagte: Je daß GOtt im hohen Himmel erbarme. Je daß es den Goͤttern im Wolcken erbarme. Als ich ſolches hoͤrete / gieng ich eiligſt auff ſie zu und vermeinte es waͤre etwan ein groß Ungluͤck vorhanden / wie ich ſie nun fragte was ihr waͤre / gab ſie zur Antwort: Er den - cke doch nur / da haben ſie eine Ratte gefangen und haben ſie wieder lauffen laſſen / mein Præce - ptor ſchmeiſt mit den Beſen nach ihr / und ſchlaͤgt fehl / ſo laͤufft ſie meiner Charlotte zwi - ſchen die Beine durch / und koͤmmt wieder davon.

Ey da haͤtte ich mich des Lachens nicht enthalten koͤnnen / was ſagt er aber drauff?

Ich antwortete mit rechter Verwunde - rung: Ey das iſt erſchrecklich! worauff ſie wiederant -12antwortete: So wahr ich eine ehrliche Frau bin / es iſt wahr / ſie hat mir ein gantz neu Seiden Kleid zerfreſſen.

Ich geſtehe es ich moͤchte gerne da be - kand ſeyn.

Wie geſagt? Eine Flaſche Wein thut viel bey der Sache.

Wenn es daran ſoll gelegen ſeyn / ſo will ich wohl 20. Kannen hinſchicken.

Ich verſichere Monſ. Sie laſſen ihnen nicht matt werden.

Ey / wie wolten ſie ſo viel trincken?

Monſ. mag mirs glauben oder nicht / die aͤlſte / (Jungfer Charlottgen) kam einsmahls auff meine Stube / und bath mich / ich moͤchte ihr doch ein Noͤſſel Spanniſchen Wein hohlen laſſen; ich dach - te / du muſt doch ſehen / ob ſie auch viel trincken kan / wie das Noͤſſel Wein kam / ſo waͤhrete es kaum ein Augenblick / ſo war es verſchlucket / ich ließ noch ein Noͤſſel hohlen / ſie machte mit denſelben nebſt einer ſechs Pfennig Semmel auch kurtze Arbeit / ich ließ eine gantze Kanne hohlen / von welchen auch die Helf - te hinein ſchlich / aber gantz nicht bezwingen kunte / ſondern mich bath / daß ichs ſelber vollends austrin - cken muſte / wie nun dieſes Fruͤhſtuͤcke verzehret / leg - ten wir uns beyde auff mein Bette / und hielten Ru - he von fruͤh 9. Uhr an biß nach Mittage um 5. Uhr / alsdenn erwachten wir wieder / und begab ſich Jung - fer Charlottgen annoch mit halben Tummel wiedervon13von meiner Stube / indem ſie wie jene Jungfer ſagte: Gute Nacht / Zeit hat Ehre.

Ey ey Monſ. was redet er / kan ich doch faſt das Ding nicht glauben.

Es iſt nicht anders mein Herr.

Je ſo ſauff du und der Teuffel.

Wenn Monſ. ſolches nicht glaͤuben will / ſo will ich ihn einen Zeugen herfuͤhren der es mit an - geſehen.

Allein iſt das Frauenzimmer auch von groſſer Einbildung?

Vormahls waren ſie noch gut gnug / aber nun ſie ein bißgen ſteiff geworden ſeyn / wollen ſie ſchrecklich hoch hinaus.

Sie muͤſſen bey guten Mitteln ſeyn?

Es hat deucht mich eine 600. Thaler.

Nicht mehr?

Nicht mehr / und von den 600. Thalern wollen ſie kuͤnfftige Faſtnacht / 500. nehmen und ſich dafuͤr Adeln laſſen.

Ey / ſie werden ja nicht ſo thoͤricht ſeyn und das thun.

Ich habe es von unterſchiedlichen Leuten gehoͤret.

So werden ſie zweiffels frey Ritter - Sitze haben.

Auff den Lande iſt mir von keinen bewuſt / allein ſie haben ſich einen in Hoff hinter den Roͤhr - kaſten bauen laſſen.

Iſt das moͤglich.

Monſ. darff nur einen von den Zimmer - leuten dieſer Stadt fragen / ſo wird derſelbe ihn nicht anders berichten.

Wie geſagt / ich trage groß Verlan - gen in dero Bekandſchafft zu gerathen.

Meine wenige Vorſchlaͤge werden Monſ. den Zutritt nicht verſagen.

Ich bin den Herren dafuͤr obligiret / er lebe wohl. Und wenn ich da bin geweſen / ſo will ich ihn ſchon von allen Rapport ertheilen.

Ich bin Monſ. ſein Diener.

Nun ſo wahr ich eine ehrliche Frau bin / das iſt vor 100. und zehen Thaler Waare / haͤtte ichs den Rabenaͤſſern nicht gekaufft / So wahr ich eine ehrliche Frau bin / ſie haͤtten mich aus den Hauſe gejagt / was haͤtte ich denn wollen anfangen? ja es glaͤubt mirs auch kein Menſche was ich von meinen Kindern ausſtehen muß / was machts? wie ich vor geſagt habe; die Rabenaͤßer wiſſen daß ſie ihr gut Aus - kommen haben druͤm geben ſie mir kein gutWort.15Wort.

Koͤchin

Frau Schlampampe?

Kom her.

Was will ſie denn?

Wo ſind denn die Maͤdgen?

Sie ſind drin in der Stube / und ich weiß nicht wer Charlotten muß was gethan haben / ſie weint.

Die Nabenaͤſſer werden ſich gewiß einmahl wieder mit einander gezanckt haben?

Nein ſie haben ſich nicht gezanckt.

Ruffe ſie geſchwinde her.

Claͤrgen auch mit?

Freylich. Da habe ich nun den Ra - benaͤſſern zu neuen Kleidern geholet.

Ach ihr Leute! das iſt ſchoͤn Zeug.

Es koſtet auch genug.

Was hat ſie denn dafuͤr gegeben?

Wie du es da ſieheſt / ſo koſtet es 100 und 10. Thaler.

ſo viel?

Ich daͤchte ich haͤtte bald druͤber ge - weinet / wie ich das ſchoͤne Geld ausgeben muſte.

Es ſiehet aber uͤberaus ſchoͤne. Damasck iſt es?

Das ſiehſtu ja / geh fein geſchwind und ruffe mir die Maͤdgen her / ich muß einen Gang wohin gehen.

Gleich will ich ſie hohlen

ie da kommen ſie ſchon von ſich ſelbſt.

Frau Mutter iſt das zu unſern neuen Kleidern?

Ich daͤchte es waͤr es. Was fehlt denn dir Charlottgen?

Frau Mutter ſie dencke doch nur Ed - ward hieß mich eine Hure.

Je daß GOTT im hohen Himmel erbarm! man dencke doch nur ein Maͤd - gen die ihr gut Außkom̃en hat und ehr - licher Leute Kind iſt / von ſo einen geringen Kerl eine Hure geheiſſen zu werden / wanns doch noch was rechts gethan haͤtte! nun gieb dich nur zu frieden Charlottgen / ſiehe da will ich dir auch ein ſchoͤn Kleid machen laſſen.

Frau Mutter wie hoch koͤmmt denn die Elle?

So wahr ich eine ehrliche Frau bin / es koſtet allzuſammen 100. und 10. Thaler.

Frau Mutter ſie leide nur Edward - ten nicht laͤnger im Hauſe / ſondern ſage ihm die Stube auff.

So bald er mich bezahlet hat / ſoll er fort und ich will auch gar keinen Studenten mehr in meinen Hauſe leiden.

Iſt er ihr denn noch viel ſchuldig.

Er iſt mir ein gantz halb Jahr Stu - benzins ſchuldig und anderthalben Thaler habe ich ihn boͤſe Geld gegeben / dafuͤr ſoll er mir[gutes] zahlen / wenn ich erſtlich dieſes habe / ſo ſoll er fort.

Ich habe dirs aber geſagt Charlotte / du ſolſt dich mit den Studenten nicht ſo gemeine machẽ?

Du Narre was ſchierts denn dich / ſa - ge ich doch dir nichts / wenn du den Kerlen Baͤnder ſtuͤcken laͤſſeſt / und ihnen ſpendireſt.

Ach die koſten noch lange nicht ſo viel / als wenn ich mich laſſe abconterfaien / und mein Bild - niß den Studenten verehre.

O du gute Schweſter / ſie haben noch keinmahl die Bier und Toback-Tiſche damit abge - wiſcht / als ſie mit deinen geſtickten Bande gethan haben.

Charlotte ich ſage dir halts Maul / oder wir werden fuͤrwahr nicht Freunde bleiben.

Haltet die Maͤuler ihr Rabenaͤſſer.

Frau Mutter was ſchiert ſie es aber?

Ich will dich ſcheren du Aaß. Iſt daß der Danck daß ich dir laſſe ein neue Kleid ma - chen?

Meinthalben mag ſie mir eins machen laſſen oder nicht.

Da dencke man nur? ich kriege kein gut Wort noch darzu / warte du nur was gilts es wird dir noch in die Schue ſchneien?

Ey mags doch.

Ich bins zu frieden / aber dencke du nur an mich daß ich dirs geſaget habe.

Frau Mutter / ſie erzuͤrne ſich nicht / Claͤrgen iſt nicht werth / daß man ihr einmahl ant - wortet.

Charlotte ich ſage dirs / laß mich zufrie - den / oder ich ſchmeiſſe dir der Hencker ſoll mich was an den Halß.

laß den Hund nur zu frieden Charlottgen / und nimm hier dieſe Sa - chen / trage ſie hinein laß den Schneider zu dir kom - men / damit er euch das Maß nimt / ich muß noch ei - nen Gang auff den Marckt gehen.

Koͤmmt ſie bald wieder Frau Mutter?

Ich werde nicht lange auſſen blei - ben / Koͤchin komm du mit mir?

Wo denn hin Frau Schlampampe?

Ob du es weiſt oder nicht / komm du nur fort?

Ich werde folgen.

Sage mir aber Claͤrgen? warum du der Frau Mutter ſo ſchnipſch antworteſt.

Charlotte / ich ſage noch einmahl laß mich zu frieden / oder es wird der Hencker hohle mich nicht gut.

Ich will dir wohl kein Wort mehr ſa - gen / allein es koͤmt dir doch nicht zu / daß du der Frau Mutter ſo antworteſt?

Hoͤre doch du? wie hieſſeſt du ſie denn vorhin?

Wie haͤtte ich ſie denn geheiſſen?

Hieſſeſt du ſie vor ein klein Weilchen nicht einen Narren? he!

Nun ſchweig nur ſtille / ich will dich zu frieden laſſen / laß du mich auch wieder zu frieden / ſo bleiben wir gute Freunde / und komm mit herein / da - mit wir ein wenig nachſinnen / wie unſere ſchoͤnen Kleider nach der neueſten Mode moͤgen gemacht werden.

Das wird halt ich dafuͤr wohl beſſer ſeyn als wenn wir hier ſtehen / und werffen einander un - ſere Fehler fuͤr.

Je bin ich doch ſo froh / daß ich Pliſchuͤne oder wie es heiſt einmahl habe ins Geſichte bekom - men / ja es glaͤubts wohl einen kein Menſche wie ſaur es uns armen Bothen wird / und derC 2Ver -20Verdienſt iſt ſehre ſchlecht / ich bin nun in acht Tagen bald ein 50. Meilen gelauffen / daß ich Blaſen an den Fußſohlen habe wie Huͤner Eyer groß / und wenn ich ein klein bißgen ſtarck zehre / ſo iſt das Bothen-Lohn / was ich in acht Tagen verdiene / in einen Tage durch die Gurgel gejagt / ja wenn die Kraͤffte nichts wegnehmen? was hilfts wir koͤnnen nicht alle Edelleute ſeyn. Denn waͤre ich ein vornehmer Mann geworden / ſo duͤrffte ich ietzunder mein bißgen Brodt nicht mit Bothſchafft lauffen verdienẽ / alleine ich bin doch zu frieden mit meinen Stande / drum wundert michs manchmahl / daß es Leute giebt / welche ein gut Auskommen haben / ſo Ehrgeitzig ſeyn / und trefflich hoch hinaus dencken. Doch was ſchierts dich Laux / bekuͤmmere dich nicht um an - dre Leute / ſondern ſiehe zu wie du deinen Brieff beſtelleſt / damit du bald wieder fortkommeſt. A - ber Potzvelten! wer wird mich nun zurechte wei - ſen? in welcher Gaſſe der Goͤldne Maul - Affe iſt. Dort kommen deucht mich ein Paar Weibſen gegangen / ich muß doch hoͤren / ob die mich irgend berichten koͤnnen.

Verliere auch nichts Koͤchin.

Es wird mir ja nicht durch die Schuͤrtze fallen.

Gluͤck zu ihr Leutgen?

Groſſen Danck / nach wem fragt ihr?

Koͤnnet ihr mich nicht zu rechte weiſen wo der Gaſthoff zum Goͤldenen Maulaffen iſt.

Zu wem wolt ihr denn da?

Da ſoll ich einen Brieff abgeben an die Wirthin.

Wo koͤmmt denn der Brieff her?

Er koͤmmt gar weit her.

Wo iſt denn der Brieff.

Hier habe ich ihn. Koͤnnet ihr mich zu rechte weiſen ſo[thuts] und haltet mich nicht lange auff.

Gebt her den Brieff er wird wohl mir zukommen.

Seyd ihr denn irgend gar die Frau Wirthin zum Goͤldenen Maulaffen?

Freylich bin ichs.

Ich haͤtte es leicht dencken ſollen denn ſie wurde mir / wie ihr ſehet eben ſo beſchrieben?

Nun wo habt ihr denn den Brieff.

Hier iſt er da habt ihr ihn / ihr werdet wohl ſehen was drinne ſtehet.

Kommt doch mit herein / ihr ſeyd doch wohl durſtig / ich wil euch laſſen was zu trincken ge - ben.

Ihr muͤſt mich aber nicht lange auff - halten.

Wo kommt ihr aber her?

Ich bin ein Extraordinaͤrer Bothe / und komme von Hamburg daran.

Iſt denn der Brieff in Ham - burg geſchrieben?

Das denck ich halt ich wohl nicht / denn wo mir recht iſt / ſo iſt dieſer Brieff gar in Holland oder Engelland geſchrieben / denn die Amſterdammer Schiffe haben ihn in den Poſt - hauſe zu Hamburg abgegeben.

Geht nur mit in mein Hauß / ich will ihn leſen laſſen / und wenn es noͤthig / euch mit einer Antwort wieder verſehen.

Es iſt gantz gut Jungefrau / aber hal - tet mich nur nicht lange auff?

Je ſeyd ihr nicht ein Kind / war - um ſolte ich euch denn auffhalten?

Warum lamentiret ſie denn ſo Frau Schlampampe?

Er dencke doch nur da iſt ein Bothe gekommen und bringet einen Brieff von meinen Sohne.

Der in der Frembde iſt?

Ja freylich.

Was ſchreibt er denn guts?

Nicht viel guts / als daß er gefangen ſitzt unter Franzoͤiſchen See-Raͤubern / und ich ſoll ihn noch 100. Thaler ſchicken / daß er koͤnte wieder loß kommen.

Das iſt keine gute Zeitung Frau Schlampampe.

Nun ich moͤchte auch flugs in die Er - de kriechen / wenn ich dran gedencke wie mich mein Lebetage meine Kinder geqvaͤlet haben.

Iſt denn der Bothe noch da?

Freylich iſt er noch da.

Was iſt aber zu rathen in der Sache?

Was iſt zu rathen? will ich ihn loß haben / ſo muß ich ſo wahr ich eine ehrliche Frau bin 100. Thaler zur Ausloͤſung mitſchicken.

Wie muß er aber in ſolches Ungluͤck ge - rathen ſeyn?

Er hat geſchrieben: Er haͤtte wollen Spanien beſehen / und waͤre nebſt 50. Perſonen auff der See von denen Frantzoͤiſchen Capers ge - nommen worden.

Das iſt ein unverhofftes Ungluͤck.

Ich arme Frau! habe ich denn nichts al[s]lauter Angſt und Noth von meinen Kindern auf der Welt auszuſtehn?

Ja / wer kan wieder Ungluͤcke?

Frau Schlampampe der Bothe wil gerne wieder fort / er bittet um Abfertigung.

Sprich ich kaͤme gleich.

Der Præceptor wolte auch gerne mit ihr re - den.

Sie laſſe ſich nicht abhalten ich will zu meiner Compagnie wieder gehen ihr Diener

Schoͤnen Danck. Wo iſt denn der Bothe.

Er ſitzt bey der Jungfer in der Stube.

Geh nur fort daß ich ihn wieder loß werde.