PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Das Friede Wünſchende TEÜTSCHLAND
Jn Einem Schauſpiele oͤf - fentlich vorgeſtellet und beſchrieben Durch einen Mitgenoſſen der Hoch - loͤblichen Fruchtbringenden Geſel - ſchafft.
Gedruckt im Jahr 1647.

Zueignungsſchrifft An die hochloͤbliche Fruchtbringende Geſellſchafft.

Hocherleuchtete / Bluht-Muht - und Tugendedle Helden / Teutſchliebende Her - tzen / Hochgeehrte Herren /

WEnn das Vermuͤgen mit meinem hertzlichen wuͤnſchen / hinwieder der Wunſch mit meinem gahr weinigem Vermuͤgen bei dieſer Zeit koͤnte uͤbereinſtim - men / ſo wuͤrde Jch der Hochloͤblichſten Fruchtbringenden Geſellſchafft / nicht Das Friedewuͤnſchende / ſondern viel lie - ber / Daß mit Friede und Ruhe ſchon gluͤk - lich beſeligte Teutſchland vor Jhre hoch - vernuͤnfftige Augen ſtellen und zu bezeugung hertzlicher Freude eine hellklingende Friedens - Poſaune durch das gantze Vaterland Ruͤſtig daruͤber erſchallen laſſen. Dieweil aber das allgemeine Elend dieſer groſſen und ehmahls gluͤkſeligen / nun leider hoͤchſtbedraͤngeten und(a) ijinZueignungsſchrifft an die hochloͤblichein euſſerſter Gefahr ſchwebenden Koͤniginn des langgeplagten Teutſchlandes ein ſolches nicht zugibt / und gleichwol meine unterthaͤnige Schuͤldigkeit eines dankbaren Gemuͤhtes An - zeigung ſchon laͤngſt erfodert / habe Jch nicht unterlaſſen wollen gegenwertiges wolgemein - tes Schauſpiel Einem ſo hochbelobtem Orden demuͤhtig zuzuſchreiben / Dieweil Jch ſattſahm bin verſichert / daß ſchwehrlich einige andere Geſellſchafft zu finden / welche gedachtes mein Friedewuͤnſchendes Teutſchland gnaͤ - diger und guͤnſtiger annehmen / vernuͤnfftiger davon urtheilen / den auch vermuͤglicher ſchuͤ - tzen und handhaben koͤnne oder wolle[.]Deñ / es ſei / daß Jch den Uhrſprung dieſer herrlichen Geſellſchafft / oder die treffliche Helden / welche ſelbige geſtifftet / oder die ruͤhmliche Anzahl der weltbekanten Geſellſchaffter / oder deroſelben hoͤchſtloͤblichen Zwek und abſehen / oder auch vieler Fruchtbringenden Geſelſchaffter nuͤtzliche Arbeit / Schrifften vnd Buͤcher be - trachte; So muß Jch mit Verwunderung bekennen / daß ſolches alles durch ſonderbare Goͤttliche Schikkung ſeinen Anfang und Fohrtgang genom̃en / dahero auch dieſer Ed - len Geſellſchafft thewr erworbener Tugend -ruhmFruchtbringende Geſelſchafft. ruhm ſo lange wird verbleiben / als Menſchen - Kinder dieſe Erdenkugel bewohnen und einige Schrifften in der Welt annoch zu finden. Denn / was kan doch loͤblichers / ja was kan chriſtlichers werden angerichtet als ein ſolcher Orden / in welchem die Edle / wolbegeiſtete Ju - gend durch ruͤhmliches vorgehen der Elteren zu allerlei herrlichen / Gott wolgefaͤlligen Tu - genden und Erlernung vielerlei nuͤtzlichen Sprachen und Kuͤnſte angereitzet / wobei die ſaͤmtliche hohen und niederen Standes Ge - ſelſchafftere in guhtem Vertrauen erhalten / unſere hochloͤbliche Teutſche Mutter - und Heldenſprache in Jhre uhralte Reinligkeit / Zierde und Auffnehmen gefuͤhret / von den un - zeitigen Flikreden fremder Sprachen befreiet und durch fuͤgliche Kunſtwoͤhrter dergeſtalt wird befaͤſtiget / daß man nunmehr allen ande - ren Sprachen / ſie muͤgen auch heiſſen wie ſie wollen / an Majeſtaͤt / Reinligkeit / Zierde und Vollenkom̃enheit nichtes bevor gibt / ja kuͤhn - lich kan trotz bieten / wie ſolches aus unter - ſchiedlichen ſchoͤnen Schrifften und Buͤcheren etlicher vornehmer und weltberuͤhmter Ge - ſelſchaffter / als Des (a) Hoͤchſtgeehrten(a) iijNaͤh -Zueignungsſchrifft an die hochloͤblicheNaͤhrenden / (b) Des Unveraͤnderli - chen / (c) des Kitzlichen / (d) des Wol - genanten / (e) des Befreienden / (f) des Futtrenden / (g) des Vielgekoͤrnten / (h) des Feſten / (i) des Friedfaͤrtigen / (k) des Geheimen / (l) des Erwachſen - den / (m) des Unverdroſſenen / (n) des Nutzbahren / (o) des Gekroͤhnten / (p) des Einrichtenden / (q) des Spie - lenden / (r) des Suchenden / (ſ) des Traumenden / (t) des Mildrenden / (u) des Genoſſenen / (w) des Ordnenden / gnugſahm erhellet. (a) Fuͤrſt Ludowig zu An - halt / (b) Chriſtian / Fuͤrſt zu Anhalt / (c) Wilhelm / Landgrafe zu Heſſen / (d) Moritz / Landgraf zu Heſ - ſen / (e) Auguſtus / Hertzog zu Braunſchweig und Luͤ - neburg / (f) Herman / Landgraf zu Heſſen / (g) Diete - rich von dem Werder / (h) Wilhelm von Kalchum / genant Lohauſen / (i) Pariß von dem Werder / (k) Frantz Julius von der Kneſebeke / (l) Joachim Gla - ſenap / (m) Karl von Hillen / (n) Tobias Huͤbner / (o) Martin Opitz / (p) Friederich Hortleder / (q) Ge - org Philip Harßdoͤrffer / (r) Juſtus Georgius Schoͤt - tel / (ſ) Johan Michael Moſcheroſch / (t) Martinus Milagrius / (u) Auguſtus Buͤchner / (w) Chriſtian Guniutz.

JſtFruchtbringende Geſelſchafft.

Jſt demnach uͤm ſo viel weiniger zu ver - wunderen / daß nicht alleine viele Fuͤrſtliche / Graͤfliche und Adeliche Perſonen von Teut - ſchem Gebluͤhte / ſondern auch andere treffli - che / ſo wol zu Friedens als Kriegeszeiten be - ruͤhmte Helde / gewaltige Generalen und O - briſte unter Franzoſen / Welſchen und Ande - ren / wie auch aus den Nordlaͤnderen dieſen hochberuͤhmten Orden dergeſtalt beliebet / daß ſie in Demſelben auff und angenommen zu werden inſtaͤndig begehret / geſtalt Jhnen deñ auch Jhre gebuͤhrliche Stelle / Wohrt / Na - men und Gemaͤhlde gegeben und zugeeignet worden / wodurch endlich vielbenante hochloͤb - liche Geſelſchafft dermahſſen zugenommen / daß / nachdeme ſie nun durch Gottes Gnade dreiſſig Jahre geſtanden / in dieſem itzigen Ein - tauſend / Sechshundert / Sieben und vierzig - ſten uͤber die fuͤnfftehalbhundert Außerwehlte Fruchtbringende Geſellſchaffter (welche theils mit Jhren nuͤtzlichen Schrifften und ruͤhmli - chen Ubungen / theils mit guhter Gunſt / Zu - neigung und Huͤlffe den Orden merklich be - foderen) ſich befinden / worunter zwei Kuhr - fuͤrſten / zwei uñ dreiſſig Hertzogen / zwei Pfaltz - graffen / vier Marggraffen / vier Landgraffen /(a) iiijſieben -Zueignungsſchrifft an die hochloͤblicheſiebenzehn Fůrſten / zwei und dreiſſig Graffen / ohne etliche hundert andere Adeliche Ritter - ſtandes Perſonen / Gelaͤhrte und uͤm Teutſch - land hochverdiente Maͤnner ſich befinden / wie von dieſem und anderen / als der hochloͤblichen Fruchtbringenden Geſellſchafft An - fang / Satzungen / Vorhaben / Namen / Spruͤ - chen / Gemaͤhlen / Schrifften und unverwelk - lichem Tugendruhm Des Unverdroſſenen ſchoͤnes Buͤchlein / der Teutſche Palmbaum ge - nant / beides ſehr nuͤtzlich und anmuhtig iſt zu leſen / welches lobwuͤrdiges Buch Jch einem jedweden Teutſchliebenden Hertzen beſter mahſſen hiemit wil anbefohlen haben.

Wenn denn dieſer hocherleuchteten Welt - beruͤhmten Geſellſchafft gnaͤdigſt hat beliebet / Mich / deroſelben allergeringeſten Diener / der Jch zwahr eine ſo hohe Begnaͤdigung nie - mahls doͤrffen hoffen / wie ſie denn auch noch zuer Zeit keinem einzigen meines Standes (den*Doktor Johan Valentin Andreœ Fuͤrſtl, Wuͤr - tenbergiſcher Raht und Hoffprediger. Muͤrben außgenommen) wieder fah - ren / Jn dieſen Jhren hochloͤblichen Orden auff und anzunehmen / geſtalt ſie denn auch zudeſſenFruchtbringende Geſelſchafft. deſſen Bekraͤfftigung den Namen des Ruͤ - ſtigen / das Gemaͤhlde und den Ordens - pfenning mit dem Heiligen Holtz bezeich - net und das Wohrt Wozu man dein be - darff / mir gnaͤdigſt hat zugeeignet und aus Jhrem Ertzſchreine uͤberſendet; So befinde Jch mich ſchuͤldig und verpflichtet / ſolche un - verdiente hohe Gnade mit unterthaͤnigem Danke jederzeit zu erkennen / mich auch hin - fuͤhro als das allergeringeſtes Dienſtfertiges / jedoch Ruͤſtiges Mitglied dieſer hochloͤblichen Geſellſchafft in allen ruͤhmlichen Begebenhei - ten / denn auch gegen dem gantzen hocherleuch - teten Orden meine Gebuͤhr und Pflicht etli - cher mahſſen dankbarlich abzulegen und zu er - weiſen.

Ob ſich nun wol mein geringes Vermuͤgen gahr nicht ſo weit als mein hertzlicher Wille er - ſtrekket / Jch auch wol weis / daß man einer ſol - chen hohen Fuͤrſtlichen Geſellſchafft auff eine viele andere Ahrt und weiſe billig ſolte begeg - nen; So habe Jch mich doch erkuͤhnet dieſes mein ſchlechtes Schauſpiel unter dem Namen des Friedewuͤnſchendẽ Teutſchlandes zu den Fuͤſſen unſerer hochloͤblichen Teutſchen(a) vHeldenZueignungsſchrifft an die hochl. Fruchtbr. Geſelſch. Helden in Demuht niederzulegen / der guhten Hoffnung gelebend / daß es von denſelben / als treuͤeiferigen Liebhaberen Jhres wehrten Va - terlandes und deſſelben hochfliegenden Hel - den Sprache mit gnaͤdigen Augen und Haͤn - den werde auff genom̃en / auch wieder alle die - ſes Buͤchleins mißguͤnſtige Anfeindere / wenn ſich etwan etliche derſelben (woran Jch gleich - wol ſehr zweifele / denn / wer wolte ſich erkuͤh - nen einem ſo Hochfuͤrſtlichen Orden vermeſ - ſentlich ſich entgegen zu ſetzen?) ſolten finden / maͤchtig werde gehandhabet und treulich ge - ſchuͤtzet werden / welche hohe / wiewol unver - diente Gnade mit allen unterthaͤnigen ſchuͤl - digen Dienſten die gantze Zeit ſeines Lebens dankbahrlich zu erwiederen ſich euſſerſt wird angelegen ſeyn laſſen

Geſchrieben zu Wedel an der Elbe am[8]. Ta - ge des Schlacht monats / Jm 1647. Jahr. Der Hochloͤblichen Fruchtbrin - genden Geſellſchafft Jn Unterthaͤnigkeit Gantz Ergebener Allergeringſter Diener DER RUSTJGE.

Noth -

Nohtwendiger Vorbericht an den Teutſchgeſinneten Leſer.

Auffrichtiger Teutſchgeſinnter Leſer /

DEmnach Jch auſſer zweiffel lebe / du werdeſt eine kleine Begierde haben et - licher maſſen zu wiſſen / was mich doch habe gereitzet dieſes mein Friedewůnſchen - des Teutſchland auff zuſetzen und vor etli - chen Monaten auff oͤffentlichem Schauplatze vorſtellen zu laſſen / auch was die Zuſehere / ſo wol andere / vornemlich aber die Mißguͤnſtige von dieſem Schauſpiele etwann geredet / was ſie daran gelobet oder getadelt haben; Als kan Jch nicht unterlaſſen / dir nachfolgenden zwar kurtzen / aber jedoch wahrhafften Bericht hie - von zu ertheilen / nicht zweifflend / du / als ein ehrliches Teutſchgeſinnetes Hertz unpar - theiiſch davon urtheilen werdeſt.

Als zu Ende des negſtverfloſſenen Tau - ſend / ſechshundert ſechs und vierzigſten Jah - res Herr Andreas Gartner mit etlichen fei - nen / gelahrten und wolgeſchikten Studenten von Koͤnigsberg aus Preuſſen naher Ham - burg kom̃en und in ſelbiger berůhmten StadteinenNohtwendiger Vorberichteinen oͤffentlichen Schauplatz / unterſchiedliche Traur - und Freudenſpiele zuem theil nach Ahrt der Jtaliaͤner auff ſelbigem vorzuſtellen / mit Bewilligung der gebietenden Obrigkeit dieſer hochloͤblichen Stadt angerichtet / iſt Jh - me von guhten Freunden unter anderen wol - meinentlich angedeutet / wie daß auch Jch in meiner Jugend / ſo wol dieſes Ohrtes als an - derswo derogleichen Schauſpiele / (welche man ſonſt aus der Griegiſchen Sprache Ko - moedien und Tragoedien nennet) mit guhter Vergnuͤgung der Zuſeher haͤtte auffgefuͤhret / wie ſie denn auch vernommen / daß Jch derer noch etliche geſchriebene / wiewol noch zur Zeit auff der Schaubuͤhne nicht vorgeſtellete / bei handen haͤtte. Nach eingenommenem ſol - chem Berichte iſt gemelter Herr Gartner / von etlichen der Seinigen begleitet zu mir heraus kommen / und nachdeme er Kundſchafft mit meiner Weinigkeit zu machen geſuchet / hat er ferner begehret / Jch muͤchte Jhm von meinen Freud - und Traur Spielen etliche laſſen zu - kommen / damit er ſich bei itzigem ſeinem an - geſtelletem Werke derſelben nuͤtzlich bedienen koͤnte. Als Jch Jhn nun auff dieſes ſein Be - gehren freundlich berichtete / daß es zwahrnichtAn den Teutſchgeſmneten Leſer. nicht ohne / Jch vor dieſem einen guhten Theil der gleichen Traur - und Freuden Spiele ver - fertiget und in etlichen derſelben die vornemſte Haͤndel / welche innerhalb zwantzig Jahren in der Chriſtenheit bei dieſen letſten Zeiten ſich zugetragen / unter verbluͤhmten Namen haͤtte vorgebildet / es waͤren aber dieſelbe bei dem juͤngſten feindlichen Einfalle (da Jch / wie be - kant / viele ſchoͤne und koſtbahre Sachen ver - lohren) dergeſtalt zerriſſen / vernichtet und verderbet / daß von etlichen nicht die helffte / von den meiſten aber kaum das vierte theil uͤbrig geblieben / Dannenhero Jch mit dieſen Schrifften / welche zwahr / da ſie vollenkom - men waren / den Geſchichten nach / von Jah - ren zu Jahren fein ordentlich aneinander hien - gen / Jhme vor dieſes mahl nicht dienen koͤnte; Jſt er endlich nur mit einem einzigen meiner Freudenſpiele (welches er kurtz hernach unter dem Titul: Probe der beſtaͤndigen Freundſchafft / mit ſonderer Zufriedenheit der Zuſeher hat auff den Schauplatz gebracht) wiedrum hinein gezogen. Nachdeme er aber damit noch nicht erſaͤttiget geweſen / hat er etliche mahl / ſo wol muͤnd - als ſchrifftlichvonNothwendiger Vorberichtvon mir begehret / Jch muͤchte Jhm zuem wei - nigſten noch ein einziges mehrgedachter Schauſpiele mittheilen / Jch wuͤrde Jhn da - durch mir hoͤchlich verbinden. Damit Jch nun dieſes guhten Mannes inſtaͤndiger Bitte endlich ein genuͤgen thuen und Jhme mit ei - ner neuͤen Erfindung außhelffen muͤchte / habe Jch mich endlich erbohten / Jhme hierinne durch auffſetzung eines gantz neuͤen Spieles / dieweil es mit verbeſſerung meiner Alten faſt groͤſſer muͤhe haben wuͤrde / gern zu dienen.

Als ſichs demnach begeben / daß eben uͤm die Zeit / nemlich zu Anfange dieſes 1647. Jah - res das ſuͤſſe Geſchrei und die hoͤchſterwuͤn - ſchete Zeitung faſt durch die gantze Chriſten - heit erſchollen / es wuͤrde der in Weſtfahlen / von den Allerhoͤheſten Chriſtlichen Potenta - ten ſchon viele Jahre hero berahtſchlagter Friede innerhalb weinig Tagen oͤffentlich ver - kuͤndiget und das gantze Chriſtenreich / ſonder - lich das hochbedraͤngte Teutſchland mit dem - ſelben wuͤrklich und gluͤklich erfreuet werden; So habe Jch mir belieben laſſen / das Friede - wuͤnſchende Teutſchland ſo vielen Hun - derttauſend Friedesbegierigen Seelen in ge - genwertigem Schau Spiele wolmeinentlichvor -An den Teutſchgeſinneten Leſer. vorzuſtellen / und dieweil Jch an volliger Wie - derbringung des Edlen Friedens jederzeit ſehr gezweiffelt; Als habe Jch deßwegen zuem Beſchluß dieſes Spieles mit guhtem Grunde geſetzet / daß dem euſſerſtgeplagten Teutſchlan - de noch nicht ſo balde der vollenkommener ge - wuͤnſchter lieber Friede / ſondern nur die Hoff - nung deſſelben wuͤrde gegeben werden / maſſen ſolches aus dem Jnhalt breiter zu erſehen / die Erfahrung auch / daß meine damahlige muht - mahſſung nicht gefehlet / es leider zuer genuͤge hat beſtaͤttiget. Dieſes mein Friedewůn - ſchendes Teutſchland / (welches inner - halb acht Tagen zu Papir gebracht) iſt nun bald darauff von mehrgedachtem Herren Gartner auff offenem Schauplatze ſehr fleiſ - ſig und nachdenklich vorgeſtellet / wobei denn viel tauſend Menſchen / ja eine ſolche Anzahl der Zuſeher ſich befunden / daß einer den ande - ren ſchier erdrukket haͤtte. Es iſt auch dieſes Spiel nicht nur von gemeinen / ſonderen auch von vielen hohen Standes Perſonen / als von Hertzogen / Pfaltzgraffen / Fuͤrſten / Graffen / Freiherren / Edelleuten und anderen mehr trefflichen Leuten angeſehen und betrachtet / von nicht weinigen verwundert / von den mei -ſtenNothwendiger Vorberichtſten aber weit uͤber ſeine Wuͤrdigkeit gelobet und erhoben worden.

Dieſes letſte nun hat die neidiſche Miß - gunſt als eine ſtete Anfeinderiñ aller Tugend uͤber die mahſſe ſehr verdroſſen / wie ſich denn durch derſelben Antrieb bald ein Weltbekan - ter Laͤſterer gefunden / welcher alles / was in die - ſem Schau Spiele mit Wohrten und Werken wolmeinentlich vorgeſtellet / auffs aͤrgeſte zu deuten ſich hefftig ſol bemuͤhet haben. Es iſt aber dieſer Menſch / (mit welchem Jch gleich - wol Zeit meines Lebens auch das geringſte Wohrt nicht gewechſelt / Ja denſelben nur ein einziges mahl / da er mir / als das Haubt aller Paßquillanten von ferne gezeiget worden / ge - ſehen) mein ſteter Simei Verlaͤumder und Verfolger ſchon etliche Jahr her geweſen / un - angeſehen Jch Jhn im weinigſten auch mit keinem einzigen Woͤhrtlein jemahls habe be - leidiget / Sol aber (wie Jch berichtet worden) keiner anderen Uhrſache halber / als daß Jch den weiland Beruͤhmten / uͤm unſere Teutſche Heldenſprache und deroſelben ſuͤſſe Poeſy hochverdienten / nunmehr ſeligen Herren Martin Opitzen (als welchen er auffs euſſer - ſte / auch noch im Grabe neidet) nach ſeinemHin -An den Teutſchgeſinneten Leſer. Hintritt in einer gedruckten Klagrede oͤffent - lich geruͤhmet / einen ſolchen unverſoͤhnlichen Haß gegen mir tragen. Jch erfreuͤe mich aber hoͤchlich / daß Jch von einem unwuͤrdigen Menſchen nur deßwegen werde geſcholten / dieweil Jch aus Chriſtlicher Liebe und zu Ver - geltung groſſer Tugend einen Wuͤrdigen billich habe gelobet.

Unterdeſſen befuͤrchte Jch nur dieſes / daß gedachter mein Simei oder ſtetiger Laͤſterer / durch ſolches ſein unauffhoͤrliches hinterrukli - ches ſchmaͤhen und verleumbden mich ein wei - nig ſtoltz werde machen / deñ es ſeine Gewohn - heit gahr nicht iſt / ſchlechte und gemeine Leute mit ſchelten und ſchmaͤhen anzugreiffen / ſol - ches geſchiehet von Jhme gahr ſelten: Er ma - chet ſich nur an Kaͤyſere / Koͤnige / Kuhr und Fuͤrſten / auch deroſelben vornehme Bediente / hoher Kronen Abgeſante / groſſe / treffliche / ja die allergelahrteſte Leute unter der Sonnen / wie ſolches mit ſeinem theils geſchriebenen / theils gedrukten Paßquillen genugſam zu be - weiſen / geſtalt er denn auch eben die jenige / in welcher Dienſte dieſer Zeit zu ſeyn / er darf vor - geben / in oͤffentlich-gedrukten Scharteken dermaſſen hat herdurch gezogen / daß ſich viele(b)hoch -Nothwendiger Vorberichthochvernuͤnfftige můſſen verwunderen / wie doch dieſer Ertzpaßquillant ſo lange unge - ſtrafft / und ſeine offenbahre Laͤſterung denje - nigen / welche ſie angehen / ſo lange koͤnne ver - borgen bleiben / angeſehen er ja die hoͤheſten Haubter ſeiner Principalen auff das aller - ſchmaͤhlichſte hat angegriffen / dahero auch einsmahls an unterſchiedlichen Ohrten ward außgeſprenget / es waͤre Jhm der Kopf deßwe - gen herunter geſchlagen / iſt aber wol zu be - fuͤrchten / daß Jhm dieſe / oder eine vielleicht noch haͤrtere Straffe vorſtehe / welche gleich - wol Jch als ein Chriſt Jhme in wahrheit nicht guͤnne / ſondern vielmehr eine ernſtliche Be - kehrung von gantzem Hertzen wuͤnſche.

Jmmittelſt muß Jch mich zuem hoͤheſten verwunderen / wie doch dieſer Verleuͤmder eben an Mich einen ſo gahr geringen und ſchlechten Menſchen ſei gerahten / dieweil / wie obgedacht / ſeine gifftige Zunge und Feder nur hohe Haubter und groſſe Leute zu ſtechen iſt gewohnet / jedoch befind Jch dieſen Unter - ſcheid dabei / daß er ſolche treffliche Perſonen mehrentheils oͤffentlich / mich aber nur heim - lich und hinterruͤkkens angreiffet / dahero Jch Jhn / als einen ohne daß uͤmſchweiffenden undvonAn den Teutſchgeſinneten Leſer. von einem ohrte zum anderen lauffenden Jrr - wiſche niemahls habe koͤnnen zum ſtande brin - gen / wie er es deñ auch ſo ahrtig hat gewuſt zu kahrten / daß / wenn er bei ſeines gleichen oder ſolchen Leuten geweſen / denen meine ſchlechte Perſon gantz und gar unbekant / ſo hat er mich und dieſes mein Teutſchland weitlich zuer bank gehauet / nach allem ſeinem Vermuͤgen / ge - ſchmaͤhet / gelaͤſtert / ja das allergeringſte Wort zum aͤrgeſten außgedeutet / geſtalt er denn gu - ter Freunde Bericht nach / noch neulich zu Muͤnſter und Oßnabruͤkke bei etlichen hohen Perſonen ſolches fohrtzuſetzen / ſich ſehr fleiſſig ſol bemuͤhet haben. Wo ſichs aber begeben / daß meiner guhten Bekanten und Guͤnner et - liche zugegen geweſen / da hat man kein einzi - ges Scheltwohrt aus Jhme koͤnnen bringen: Jſt er wegen außgeſprengter Laͤſterungen zu Rede geſetzet / hat er alles mit hoͤheſtem betheu - ren verlaͤugnet / ja ſo gahr hat er mich Unwuͤr - digen mit trefflichen Wohrten geruͤhmet / und / daß ſolcher Leute viele leben muͤchten / faͤlſchlich gewuͤnſchet / welche groſſe Untreu der gerechter Gott / als welchem ſolche zweizuͤngige Leute ein Greuel und Abſcheu ſind / zu ſeiner Zeit nicht wird ungerochen laſſen. Jmmittelſt ſol er(b) ijetlicheNobtwendiger Vorberichtetliche hohe Kriegesbediente und andere vor - nehme Leute bei allen Begebenheiten wieder meine geringe Schrifften und Buͤcher / wieder meinen ehrlichen Namen und Leuͤmuht / ja ſo gahr wieder mein Leib und Leben verhetzet ha - ben / mahſſen Jch denn von unterſchiedlichen Ohrten durch vertraute Freunde bin gewar - net worden / Jch muͤchte mich wol vorſehen / es haͤtte mein Simei etliche hitzige Kavallier wie - der mich auffgebracht / welche mich gahr leicht einmahl verletzen oder beſchaͤdigen doͤrfften. Jch aber / wol wiſſend / daß ſolche machtloſe Draͤuungén nichtes neuͤes / ſondern vielen Be - ruͤhmten Leuten vor mir / ja noch vor weinig Jahren dem weiland eiferigem und wolver - dienten Prediger Doktor Mengeringen ſeines Soldatenteufels halber / wie auch dem nochle - benden tapferen und hochgelahrten Philander von Sittewald / wegen ſeiner Satyriſchen Ge - ſichte wiederfahren / habe ſolches gantz und gar nichtes geachtet / ſondern wie dieſe Tugend - und Teutſchliebende Hertzen gethan / meinem Gott jederzeit vertrauet und mit denen Waf - fen eines guten Gewiſſens mich bißanhero ge - ſchuͤtzet / geſtalt Jch ein mehreres in meinem Buͤchlein Starker Schild Gottes ge -nant /An den Teutſchgeſinneten Leſer. nant / von dieſem Himliſchen Schutze habe er - waͤhnet / dannenhero Jch die vielfaͤltige Be - draͤuungen meines Laͤſterers billich verlachet / als der Jch nimmermehr glauben koͤñen / daß unter den vornehmen Kriegesbedienten ſolche liederliche Leute zu finden / welche Jhre Tapfer - oder vielmehr Grauſahmkeit an einem unbe - wehrten / dazu gantz unſchuͤldigen Menſchen ſolten erweiſen / denn / es muͤſte ja derſelbe gahr ein unnuͤtzer Kerl ſeyn / ja er muͤſte den ewigen Namen eines verfluchten Moͤrders tragen / der einem ehrlichen Mann / den er ſein Leben - lang nicht geſehen auch im weinigſten von Jh - me beleidiget worden / nur auff bloſſes Angeben eines ſolchen Ertzverleumders ſolte eine Kugel ſchenken oder einen Degen in Leib ſtoſſen / eine ſolche Heldenthat koͤnte auch der geringſte Stallbube an dem allertapferſten General / wenn er Jhn ohne einige Waffen vor ſich fuͤn - de / leichtlich erweiſen / kan mir derowegen noch zur zeit die allergeringſte Furcht nicht einja - gen laſſen.

Es iſt aber mein Simei damit noch nicht vergnuͤget geweſen / daß er mich dergeſtalt bei vornehmen Perſonen muͤndlich angegeben und verlaͤumdet / ſondern / er ſol auch wieder(b) iijdieſesNothwendiger Vorberichtdieſes mein Friedewuͤnſchendes Teutſch - land ein Ehrenruͤhriges Paßquill auff geſe - tzet und von etlichen leichtfertigen Voͤgelen (welche es nunmehr ſehr bereuͤen ſollen) etliche mahl haben abſchreiben laſſen / welche Schmaͤ - hekahrte mir gleichwol biß auff gegenwertige Stunde noch nicht zu Geſichte kommen / und wenn ſie mir ſchon kuͤnfftig in die Haͤnde ge - riehte / wuͤrde Jch ſie doch nimmermehr der wuͤrdigkeit achten / ſelbige mit meinen Augen anzuſehen / zum ahlen Jch vernommen / daß et - liche vornehme Redliche / Gott und Tugend - liebende Leute ſolche Luͤgenſchrifft an Jhren wuͤrdigen ohrt gebracht und einer ſolchen Ar - beit Jhren rechtverdienten Lohn ſchon laͤngſt haben gegeben. Es muͤſſen ja in Wahrheit die jenige gahr elende / nichteswehrte Geſellen ſeyn / welche / wenn weder Tugend noch Ge - ſchikligkeit bei Jhnen zu finden / die allerſchlim - meſte Laſter hervor ſuchen / durch ſelbiger ver - uͤbung Jhnen dennoch einen Namen zu ma - chen / wie deñ mein Simei ſeines paßquillierens / laͤſterens und verleumdens halber nicht weini - ger wil geruͤhmet ſeyn als jenner Heroſtratus einen ewigen Namen daher zu erlangen ver -meinete /An den Teutſchgeſinneten Leſer. meinete / daß er den allerſchoͤneſten Dianen - Tempel zu Epheſo in die Aſchen hatte geleget. Unter deſſen zweifele vielerwehneter mein Si - mei nicht / daß / im falle er nicht bei zeiten uͤm - mekehret und uͤm verzeihung ſeines bißhero boͤßlich gefuͤhrten Lebens bei Gott und Men - ſchen ernſtlich anhaͤlt / ſeine vielfaͤltige Laͤſte - rungen wieder Kaͤyſere / Koͤnige / Kuhr und Fuͤr - ſten / wie deñ auch die allertrefflichſte / beruͤhm - teſte und gelahrteſte Leute der Welt außgegoſ - ſen / Jhme auff einmahl den unruhigen Kopf eintrukken und zu laͤngſtverdienter Straffe ziehen werden / denn der gerechter GOtt haͤlt faͤſt uͤber ſeinen Geſalbeten und laͤſſet die Ver - aͤchter der Obrigkeiten auch anderer unſchuͤl - diger Leute nicht ungeſtraffet. Groſſe Koͤni - ge und Fuͤrſten koͤnnen lange Zeit gedenken / dabenebenſt auch weit greiffen / ſie wiſſen wol Schaden / aber wahrlich keinen Schimpf und Spott zu leiden / deſſen wolle ſich mein Ver - laͤumder nur verſichert halten und dabei be - denken / daß eine Zeitlang geborget nicht alle - zeit heiſſe geſchenket / wenn die Mahſſe voll iſt / ſo wird ſie außgeſchuͤttet / und wenn die Uhre abgelauffen und die Unruhe Jhr Stuͤndlein erfuͤllet / ſo pfleget als deñ der Hammer mit ei -(b) iiijnemNothwendiger Vorberichtnem groſſen Schalle auff der Glokken anzu - zeigen / wie viel es geſchlagen / daß uͤbrige wird er ſelber vielleicht nachdenken und errahten koͤnnen.

Damit nun ein jeder redlicher Teutſchge - ſinneter Chriſt vor Augen ſehen muͤge / wie of - fenbahr dieſer Geſell bei der Wahrheit her ſpatzieret und welcher geſtalt er aus lauterem gifftigem Neid und Haſſe ehrliche und un - ſchuͤldige Leute zuer Bank hauet / habe Jch mein ſo hochverlaͤumdetes Friedewuͤn - ſchendes Teutſchland an das offne Liecht wollen kom̃en laſſen / zumahlen auch der gnaͤ - digſter Befehl derjenigen hiezu mich angefri - ſchet / welchem in unterthaͤnigkeit nachzukom - men meine Weinigkeit ſich ſchon laͤngſt ver - pflichtet befindet / zu geſchweigen des vielfaͤlti - gen Begehrens anderer hoher Perſonen / aus manchem Ohrt und Lande / welchen mit der Abſchrifft deſſelben ein genuͤgen zu thun / mir unmuͤglich gefallen / immittelſt wird einem jed - weden nach ſeinem vernuͤnfftigem Guhtduͤn - ken von dieſem meinem Schauſpiele auff rich - tig zu urtheilen / billich anheim geſtellet.

Daß Jch nun wieder zu meinem Simeikom -An den Teutſchgeſinneten Leſer. komme / ſo ſol er dieſes inſonderheit getadelt haben / daß Jch geſchrieben: Teutſchland ſei von den fremden Voͤlkeren ſchon viele Jahre hero jaͤmmerlich zugerichtet und ſchier auff den Grund verderbet. Dieſes nun ſol und muß Jhm durchaus nicht wahr ſeyn / alle Grauſahmkeiten / welche bißhero in Teutſch - land ſind veruͤbet / muͤſſen Jhme lautere Tu - genden und tapfere Thaten heiſſen / gleichſam dieſes die rechte Heldenſtuͤkke eines Chriſtli - chen Soldaten waͤren / nemlich rauben / pluͤn - deren / morden / brennen / Weiber und Jung - frauen ſchenden / Kirchen und Schulen zerſtoͤ - ren / ſo viele herrliche Laͤnder oͤde und wuͤſt machen und ſchließlich alles uͤber einen hauf - fen werffen. Daß nun dieſes und viel ein mehreres nunmehr bei die dreiſſig Jahre her in Teutſchland ſei veruͤbet worden / ſolches be - zeuget der klahre Augenſchein.

Die vielerſchoͤpfte Herrſchafften / die außge - raubte Laͤnder / die gepluͤnderte und in der Aſchen liegende Staͤdte / Flekken und Doͤrffer beweiſen es uͤberfluͤſſig und viele hundert tau - ſend Menſchen beklagen es mit unauffhoͤrli - chen Seufftzen und Traͤhnen. Bleibe dem - nach bei meinem einmahl geſetzetem Schluſſe /(b) vdaßNothwendiger Vorberichtdaß Teutſchland ſo wol durch Jhre eigene Kin - der und Einwohner / als durch unterſchiedliche fremde Voͤlker gantzer dreiſſig Jahre hero auff daß grauſahmlichſte ſei geplaget und iſt des Jammers und Elendes noch lange kein Ende noch Ziel zu finden.

Was aber die Eine oder Andere Nation vor Recht dazu habe / daß ſie dergeſtalt in dem armen Teutſchlande hauſen / imgleichen / wel - che es unter Jhnen allen zuem aͤrgeſten habe gemachet / ſolches muͤgen die jenige beweißlich außfuͤhren / welche ſolcher Sachen guten Ver - ſtand und Wiſſenſchafft haben: Vor mich iſt dieſes viel zu hoch / Jch habe nur ins gemein hievon geſchrieben / und einer Nation nicht mehr Schuld als der anderen zugemeſſen / ja den rechten Uhrſprung alles dieſes Elendes habe Jch nicht dieſem oder jennem fremden Volke / ſonderen unſerer eigenen uͤbermachten Boͤßheit und Gottloſigkeit zugeſchrieben / wie der auffrichtiger Leſer ſolches durch das gantze Schauſpiel / ſonderlich aber im vierten Auff - zuge der dritten Handlung klaͤhrlich wird be - finden / daß alſo kein Menſch einigen uͤbelge - ſinneten Urtheils von dieſer oder jenner Na - tion mit der Wahrheit mich kan uͤberzeuͤgenoderAn den Teutſchgeſinneten Leſer. oder beſchuͤldigen / des ſei einem jeden trotz ge - bohten.

Ferner ſol mein vielgedachter Simei auch dieſes ſehr hoch empfunden haben / daß Jch ſei - nem Vorgeben nach das heutige Soldaten - leben gahr zu hart angegriffen und den loͤbli - chen Orden der hohen Kriegesbedienten etli - cher mahſſen ſol geſchmaͤhet / dabenebenſt oͤf - fentlich geſchrieben haben: Daß bei dieſer Zeit ein braver Kavallier ſich ſchaͤmen muͤſſe dero vorhin von Jhme erlernter Sprachen / Kuͤn - ſte und Wiſſenſchafften und was er etwann mehr zu meiner hoͤheſten Verunglimpfung hie und dort zuſammen geraſpet.

Hierauff antwohrte Jch mit weinigen: Daß Jch mit einigem Kriegesbedienten der Welt / er mag ſich zu dieſer oder jenner Partei halten oder bekennen / in Unguhtem durchaus nichts zu ſchaffen habe: Es wird hier ins ge - mein geredet und geſchrieben / und werden nur die Laſter / mit nichten aber die Perſonen ge - ſtraffet oder getadelt / weis nicht was doch ſol - ches meinen Paßquillanten mag angehen?

Weñ man heute zu tage die Fehler und Ge - brechen der Geiſtlichen ins gemein unterſuchet und doch dabei gewiſſe Perſonen ungetadeltlaͤſſet /Nohtwendiger Vorberichtlaͤſſet / was darff Jch oder ein anderer deßwe - gen murren / oder denjenigen / welcher uns der Menſchlichen Schwachheiten erinnert / ſchel - ten und ſchmaͤhen? Vielmehr bemuͤhe Jch mich hinfuͤhro mein Leben dergeſtalt anzu - ſtellen / daß man nicht ſagen koͤnne / Eben Er iſt in dieſem Buche getroffen. Wir zwahr koͤnnen es nicht hinderen / daß die Leute von uns reden oder halten was ſie wollen / Aber / daß ſie es mit keinem guhten fuge oder Rechte von uns reden / daß koͤnnen wir durch unſer Wolverhalten gahr leicht verhinderen und abwenden. Jm uͤbrigen / gleich wie Jch Gott - Ehre - und Tugendliebende Soldaten niemahlen geſchmaͤhet / ſondern vielmehr ge - ruͤhmet und jederzeit hoch gehalten; Alſo iſt mir es eine wahre Unmuͤgligkeit gottloſe und in allen Laſteren erſoffene Leute heuchliſcher weiſe zu loben / man laſſe doch die Tugend Tu - gend / und die Laſter Laſter bleiben / denn / das heiſſet / der Wahrheit und Auffrichtigkeit ſich befleiſſen und als denn hat ein Chriſt mit dem verfluchten Fuchsſchwantze nichts zu ſchaffen.

Das aber heut zu tage unter denen Krieges - bedienten etliche zu finden / welche ſich deſſen / daß ſie was ſonderliches vor anderen gelernet /ſchaͤ -An den Teutſchgeſinneten Leſer. ſchaͤmen / ſolches iſt ebenmaͤſſig die nakkende Wahrheit und koͤnte mit vielen Exemplen / dafern es von noͤhten / von mir erwieſen wer - den. Das Jch gleichwol nur des Einen und Anderen kuͤrtzlich allhie erwaͤhne / ſo habe Jch vor weinig Jahren einen Edelmann gekennet / welcher ſich uͤberreden ließ / daß er die vorneh - me Beſtallung / in welcher er ſich bei einem groſſen Fuͤrſten in Teutſchland befand / hindan ſetzte und ſich vor einen zimlich ſchlechten Krie - gesbedienten / oder / (a la mode zu reden) Of - ficierer ließ gebrauchen. Dieſer nun hatte nicht allein gar wol und gruͤndlich ſeine Spra - chen gelernet; Sondern es fand ſich auch bei Jhme eine ſolche Erkaͤntniſſe nicht nur in Rechts-ſondern auch in Geiſtlichen Sachen / daß Jch offt etliche Stunden von treibung wahrer Lehre und Ubung Gottſeligen Lebens mit Jhme geredet / da er deñ (als der des Geiſt - reichen Johan Arends wahres Chriſtenthum ſo fleiſſig geleſen / daß er gantze Blaͤtter aus demſelben zu erzehlen wuſte) viele treffliche Sachen zu meiner hoͤheſten Vergnuͤgunge offtmahls vorbrachte: So bald er aber zu an - deren Kavallieren kahm / oder von denſelben ward beſuchet / verkehrte er ſich gleichſahm ineinemNohtwendiger Vorberichteinem Augenblikke / Ja er ſtellete ſich als haͤtte er weder Leſen noch Schreiben gelernet / und ſolte Einer nicht gern von Geiſtlichen Sa - chen / geſchweige denn von Kuͤnſten oder Wiſ - ſenſchafften / (welche Jhm bei ſothaner Ge - ſellſchafft lauter Blakſcheiſſerei hieſſen) etwas vorzubringen ſich haben geluͤſten laſſen / er wuͤrde uͤbel mit Jhme ſeyn ankommen. Die - ſer vornehmer Edelmann ward hernach bei voller weiſe jaͤmmerlich erſchoſſen.

Noch auff dieſen heutigen Tag kenne Jch einen Rittmeiſter / (und vielleicht etliche mehr / welche eben dieſes Sinnes /) der ſo wol auff hohen als niedrigen Schulen ſeine Lateiniſche Sprache dermahſſen fertig ergriffen / daß / wenn er vor etlichen Jahren dieſelbe redete / man Jhme mit Luſt muſte zuhoͤren / nunmehr aber ſchaͤmet er ſich derſelben ſo ſehr / daß er auch dem jenigen / der Jhn / daß er ehemahlen ein Studente geweſen / auch nur im Schertz wuͤrde erinneren / bald von ſeinem Degen und einem pahr Piſtolen etwas ſagen wuͤrde: So gahr iſt bei vielen die Edle Wiſſenſchafft ver - ſchmaͤhet und verachtet / geſtalt ſolches mit mehr anderen Exemplen (weñ nicht die weit - laͤufftigkeit es hinderte) uͤberfluͤſſig koͤnte er -wieſenAn den Teutſchgeſinneten Leſer. wieſen werden / laſſe es demnach vor dieſes mahl hiebei beruhen. Nur dieſes mit weini - gen zu erinneren kan Jch nicht unterlaſſen / daß gleichwol viele tapfere Kriegeshaubter auch noch heutiges Tages werden gefunden / welche mit dem groſſen Alexander nicht wei - niger die Buͤcher als Jhre Waffen in hohen Ehren und Wuͤrden halten / geſtalt Jch ſol - ches mit unterſchiedlichen Exemplen etlicher vornehmer und in dieſen Cimbriſchen Landen gebohrner Herren und Kriegesbedienten gar leicht koͤnte erweiſen / wenn mir von denen Mißguͤnſtigen ſolches nicht etwañ zuer Heu - chelei wuͤrde gerechnet: Jch wil aber zu Ver - huͤtungen deſſen nur den einzigen Weltbe - ruͤhmten Graffen Joſtas Rantzouen / der hochloͤblichen Kron Frankreich General Lieu - tenanten und Marſchalk / (als welcher ſchon viele Jahre in dieſen Cimbriſchen Landen / woſelbſt er doch geboren / nicht geweſen) dem Leſer allhier vorſtellen / welcher tapferer Held nicht nur Gelahrte Leute liebet / lobet und eh - ret / ſondern ſelber in allerhand Wiſſenſchaff - ten und Spraachen dermahſſen trefflich iſt gelehrt und erfahren / daß er wol vor einen Außbund der hohen Kriegeshaubter undmuh -Nothwendiger Vorberichtmuhtiggelahrten Rittersleute iſt zu ſchaͤtzen: Und dieſer Herr machet durch ſein lobwuͤr di - ges Exempel alle Veraͤchter und Spoͤtter der Edlen Wiſſenſchafften gaͤntzlich zu ſchanden / welches ſie denn wol etwas beſſer behertzigen und nebenſt dieſen noch andere Kriegeshel - den / inſonderheit die beide trefflichgelahrte Krieges Obriſten / als weiland Herrn Wil - helm von Lohauſen / ſonſt Kalchum genant / wie denn auch Herrn Dieterich von Werder Jhnen etwas fleiſſiger vor die Augen ſtellen muͤchten.

Jch koͤnte zwahr meinem Simei auff alle und jede ſeine wichtige Einwuͤrffe und er - zwungene Beſchuͤldigungen gahr leicht ant - worten / achte Jhn aber der Wuͤrdigkeit nicht / daß Jch mich in ein weitlaͤufftigers Geſpraͤ - che mit Jhme ſolte einlaſſen. Zu deme ſiehets und greifft es ein jedweder vernuͤnfftiger Menſch / daß Jch alle ſeine Verleumdungen keiner anderen uhrſachen halber muß erdul - den / als dieweil Jch die rechte teutſche bittere Wahrheit geſchrieben / wie ſolches ein vor - nehmer Herr neuͤlicher Zeit ſelber muſte geſte - hen. Denn / als Jch denſelben in Unterthaͤ - nigkeit fragte / was doch etliche Kriegesbedien -te muͤch -An den Teutſchgeſinneten Leſer. te muͤchte bewogen haben / daß ſie Sich (wie man ſagte) gegen meine Weinigkeit derge - ſtalt haͤtten laſſen verhetzen / ob denn in dieſem Schauſpiele etwas waͤre geredet oder vorge - ſtellet / welches ſich bei dieſer Zeit nicht alſo ver - hielte? Ward mir zuer Antwohrt: Man haͤt - te kein einziges Wort in mehrgemeltem Spie - le geredet oder vorgebracht / es waͤre tauſend - mahl wahr / kein ehrlicher Menſch koͤnte es laͤugnen und haͤtte man deßwegen gahr nichtes zu ſtreiten: Dieſes aber waͤre die Frage: Ob denn eben Jch / und zwahr unter ſolchen ver - bluͤmeten Vorſtellungen daſſelbe haͤtte thun muͤſſen / dieweil man davor hielte / was Jch ſol - cher geſtalt ſchertzweiſe geredet oder geſchrie - ben / wuͤrde zweiffels ohn ernſtlich von mir ſeyn gemeinet / welche gnaͤdige Antwohrt Jch mir gahr lieb habe ſeyn laſſen / als der Jch dadurch in meinem Vorſatze geſtaͤrket / das Veritatem & Pacem diligite, Liebet die Wahrheit und den Frieden die noch uͤbrige Zeit mei - nes Lebens durch Gottes Gnade nimmer mehr aus der acht werde laſſen / mahſſen denn auch ſolches von einem jedwederen rechtgeſchaffe - nen Chriſten wird erfodert.

(c)HierNothwendiger Vorbericht

Hier ſolte Jch nun auch den guͤnſtigen Le - ſer (was Jhm etwa von Traur - und Freuden - ſpielen zu wiſſen noͤhtig / auch welcher geſtalt die Schauplaͤtze anzuſtellen / ſonderlich aber / wie dieſes mein Teutſchland zierlich und ge - buͤhrlich auffzufuͤhren) weitlaͤufftiger unter - richten; Die uͤmſchraͤnkte Kuͤrtze aber dieſes Vorberichtes wil ſolches gahr nicht zulaſſen und koͤnnen andere / welche hievon geſchrie - ben / ſonderlich unſeres hochberůhmten Spie - lenden nutzerfreuliche Geſpraͤch Spiele fleiſſig geleſen werden.

Daß Jch ſchließlich dieſes mein Teutſch - land nicht in gebundener Rede auff gefuͤhret / wie daſſelbe von etlichen vor beſſer wird gehal - ten / dazu bin Jch in Anſehung der vielfaͤlti - gen Beſchwehrligkeiten / welche den Schau - ſpieleren daraus erwachſen / veranlaſſet wor - den. Es iſt nichtes muͤheſamers / als in ſol - chen Handlungen an gewiſſe Reden und Woͤhrter ſich binden muͤſſen: Dagegen nich - tes luſtigers noch anmuhtigers / als wenn man frei mag Reden / inſonderheit wo die Spieler guhtes Verſtandes ſind und von dem rechten Zwek nicht leicht abweichen. Jch wil hie nichtſagen /An den Teutſchgeſinneten Leſer. ſagẽ / daß bei gebundener Rede auch gemeinlich gebundene Bewegungen / Sitten und Ge - behrde vielmahls gefunden werden: Jm Ge - gentheil / ein freier Redner kan freie Gebehrde fuͤhren und findet man ſehr weinig Spieler / welche allerhand Ahrten der heut zu tage uͤbli - chen Vers recht und wolklingend außzuſpre - chen wiſſen. Meinem ſchlechten Beduͤnken nach ſind die jenigen Traur - und Freuden - ſpiele vor die annehmlichſten zu halten / welche von wolgeuͤbten Spieleren in ungebundener Rede mit untergemengeten beweglichen / in die Muſik verſetzten Liederen und Reimen den Zuſeheren vorgeſtellet werden / und haͤtte Jch auch derogleichen anmuhtige / Schrifft - und Lehrgemeſſe Lieder in dieſem meinem Teutſch - lande gahr ahrtig koͤnnen beibringen / wenn uͤber andere nicht ſchlechte Uhrſachen auch die kuͤrtze der Zeit mich hieran nicht verhindert haͤtte / doͤrfften aber mehrgemeldete Lieder viel - leicht dem negſten Trukke (da die meiſten Vor - ſtellungen in Kupfer geſtochen / muͤchten hinzu kommen) dieſem Schauſpiele kuͤnfftiger Zeit einverleibet und alſo dieſer mangel gebuͤhrlich erſetzet werden.

Unterdeſſen wirſt du Teutſchgeſinneter(c) ijlieberNothwendiger Vorbericht an den Teutſchgeſ. Leſer. lieber Leſer mit dieſem gegenwertigem vor lieb nehmen / die dariñen befindliche Fehler be - ſcheidentlich verbeſſeren / was guhter Meinung von mir geredet und geſchrieben / im beſten ver - mercken / meinen guhten Namen (wie du biß - hero ruͤhmlich gethan haſt und Jch dir deßwe - gen hertzlich zu danken mich hoch verpflichtet erkeñe) wieder die gifftigen Verlaͤumdungen meines blut duͤrſtigen Simei und ſeines glei - chen mißguͤnſtigen Paßquillanten aus Chriſt - licher Liebe beſter mahſſen verthaͤdigen und ne - benſt mir den Gott des Friedens in wahrer Demuht und Bußfertigkeit von gantzem Her - tzen anruffen / daß er der wehrten Chriſtenheit / ſonderlich aber dem hochbedraͤngten und nun - mehr in euſſerſter Gefahr ſchwebendem Teutſchlande / den edlen / wehrten uñ guͤldenen Friede aus lauter Gnaden wiedrum ſchenken und verleihen wolle / daß wuͤnſchen und bitten ſo viele hundert tauſend hochbetruͤbter Seelen: Darnach ſeufftzen unzehlig viel geaͤngſteter Hertzen: Er hoͤre uns O du Groſſer Frie - dens Gott / du Vater aller Guͤte und Barm - hertzigkeit / Erhoͤre uns uͤm deines hertzliebſten Sohnes unſeres Himliſchen Friedefůrſten Jeſu Chriſti willen / Amen.

Falſche Friedeshoffnung An ſeinen Herrn Ruͤſtigen.
ZU dem Abzug hoͤr Jch
blaſen der Trompeten
Freudenſchall /
Es erklingt in meinen
Ohren des erwuͤnſchten
Friedenshall.
Jch erſeh / als mich be -
duͤnkt / Bilder in Trom -
peten Fahnen /
Die uns auff verbluͤhmte weiſ an die Frie -
densfreude mahnen /
Dieſes iſt der Kaſten Nõẽ / der ſich durch
die Wellen ſchwingt:
Dieſes iſt die weiſſe Taube / ſo des Oͤlbaums
Blaͤtter bringt.
Nun / des Hoͤchſten hohe Huld zeigt der
bunte Regenbogen /
Welcher ohne Pfeil und Sehn iſt Opal -
farb auffgezogen
Und beglaubet uns den Frieden. Niemand
ſol erſcheinen leer;
Sondren alle GOtt zu danken Opfergaben
bringen her.
(c) iijRuͤſtig /
Ruͤſtig / Ruͤſtig Einer komt / der und
Jenner laͤſſig ſaͤumet /
Ach! wie truͤgt der falſche Wahn / es hat
leider mir getraͤumet!

Jn Nuͤrenberg ſchrieb dieſes Der Spielende.

Klage und hertzlicher Frie - dens Wunſch uͤber das nohtleiden - de Teutſchland.
SOl dann unſre gantze Zeit
unter ſolchen Kriegeswaffen /
Unter welchen Sie bereit
grau geworden / gar entſchlaffen?
Wil der Fried im Werden ſterben /
Und in der Geburt verderben?
Dañ * Saturnus ſeinen Kreiß /
* revolutio[]i
1
Den er einmahl durchgegangen
eſt 30. an -
1
norum.
1
Uber unſer Blut und Schweis /
Hat ſchon wieder angefangen.
Jſt dem Schwerd / daß uns verletzet /
Dann ſo gar kein Ziel geſetzet?
Herr / dein Wort und freie Kunſt
Hat bei frechen Kriegeswaffen
Wenig
Wenig Platz und ſchlechte Gunſt /
Laß den Krieg doch einſt entſchlaffen /
Laß die Spieſſe Spaden werden
Zu erbauen Hoff und Erden.
Ach erhoͤr doch unſern Riſt /
Der an ſtatt des Vaterlandes
wuͤnſchend auff getreten iſt /
Denke doch des Liebes-Bandes
Durch das an dir haͤngt ein jeder /
Und gib uns den Frieden wieder.

Seinem hochgeehrten Herrn Riſten uͤberſendet dieſes von Gottorff M. Adamus Olearius, Hoch Fuͤrſtl. Gottoͤrffiſcher be - ſtalter Hoff Mathematicus.

An das Unempfindliche Teutſch - land.
O Wehrtes Vaterland / wie wirſt du doch
verheeret!
Es iſt dein Mark und Bein auff weinig nach
verzehret /
Dir / dem das Edle Gut / der guͤldne Fried
entbricht /
(c) iiijUnd
Und du / O Teutſche Welt / empfindeſt diß
noch nicht?
Mein hochberuͤhmter Riſt der weiſets ja
mit Spielen;
Du fuͤhleſt zwahr die Noht / und wilſt ſie doch
nicht fuͤhlen /
Ach ſtuͤrtze Thraͤnen aus / ſtimm an dein
Klagelied:
Mein Gott / Erhoͤre mich / gib Frie -
de / Friede / Fried!

Seinem hochwebrten Freunde und Brudern ſchrieb dieſes zuem Jork M. Frantz Muͤller.

JOHANNES RJSTJUS / Prediger Goͤttliches Wohrtes zu Wehdel an der Elbe / und vom Kaͤyſer - lichen Hofe aus Edelgekroͤhnter Poeta. Durch richtigen kurtzlangen Letterwechſel.
O / ohne Kampf hat Ewre Kunſt /
Und alles das Jhr nur gedichtet /
Geiſt /
Geiſt / Loob / Anſehen / Preyß / je
Gunſt.
Trotz! Neid vool were / der es rich -
tet.
Erklaͤrungs-Sonnet An den Edlen und Weltberuͤhmten Herrn Riſten.
BEi Tugend iſt der Neid / der / was Sie
thut / vernichtet
Durch Mißgunſt angereitzt. Doch einen
tapfren Muht
Er niemahls unterdruͤkt / weil fuͤr ſein hoͤch -
ſtes Guht
Er GOtt und Kunſt erwehlt: Wie dieſem
Jhr verpflichtet
Mit Treuͤ und Ernſt / Herr Riſt / So das
Jhr nur gedichtet /
Auch Ewre Kunſt / und was Jhr
ſonſten lehrt und thut /
Hat ohne Kampf / auch wol / bei hohem
Fuͤrſten Bluht
(c) vLob /
Lob / Preiß / Anſehen / Gunſt. Trotz
deme / der es richtet /
Der waͤre Neides vool; Was fůr
Ein hoher Geiſt
Jn Euͤch ſich regt / ohn was Jhr ſonſten
ſchreibt / beweiſt
Was Jhr dem Kaͤyſer ſingt / und was
Jhr uns zu Schauen
Jm Friedenwunſch fuͤrtragt / den
Teutſchland ſehnlich bringt
Durch Eure Kunſt jtz fuͤr. Wahr bleibt
es was Jhr ſingt /
Herr Riſt / hat Lob und Geiſt; Aus dem
wir uns erbauen.
Das Elende und Jaͤmmerliche Teutſchland beklaget ſeinen zer - ruͤtteten Zuſtand.
ACh Jammer! Jammer! Noht! Ach!
wie hat mich geſtuͤrtzet
Der jehe Gluͤkkesfall und unverhofft ver -
kuͤrtzet
Mein Himmelbreites Lob! Jch war der
Helden Ohrt /
Der
Der groſſen Voͤlker Hauß / bei mir
war fohrt und fohrt
Der Tugend Sitz und Stell. Jch war
der Schaͤtze Kammer /
Jtz iſt mein Uberfluß nur lauter Noht und
Jammer /
Vor war Jch Herr / jtz Knecht / vor eine
reine Magd;
An meine Jungfrauſchafft Ge -
walt ſich itz gewagt /
Die fuͤhrt das Regiment / Der muß Jch / Ach!
herhalten
Und uͤber mich / O Pein! die Fremden
laſſen walten
Die gantz zergliedern Mich. Daß / wo Jch
wende hinn
Mein Augen / ſeh Jch Noht und Elend
zuem Gewinn /
Beinahe gahr den Tod. Jch bin in ſteter
Straffe
Vielleicht nicht ohne Schuld: Wie / wenn
der Wolff die Schaaffe
Der Geyr das Huhn zerreiſt; So handelt
itz die Welt
Mit
Mit mir / der ſtoſt mich hin / der Ander dort
mich haͤlt
Und muß Jhr Schauſpiel ſeyn. Ach! Ach!
Die Zier der Alten
Jſt mit Gewalt geraubt! Sol Jch nicht gar
erkalten
Und gantz zu druͤmmern gehn / ſo endre mei -
nen Stand
O Gott! Du kanſt es thun und gib uns
Fried im Land!
Gib daß Auffrichtigkeit an ſtatt der Falſch -
heit wohne
Bei mir / wie Ja geſchehen. Ach Herr /
Ach Herr verſchone
Doch meiner endlich noch! Laß ſeyn fuͤr
Zwang und Liſt
Die Freiheit / wie mir wuͤnſcht
mein Treuͤer Teutſcher Riſt.

Seinen hochwehrten Herren und Freunde uͤberſendet dieſes von Gerdan aus dem Fuͤrſtenthum Luͤneburg am 1. Tage des Herbſimohnden 1647. Bartholomeus Bohte / Predi - ger Goͤttliches Wohrtes daſelbſt und Gekroͤhnter Kaͤyſerlicher Poet.

O wehr -
OWehrtes Vaterlandt / daß du ſo gar
zerſtoͤret /
Und von dem grimmen Mars auffs
årgſte biſt verhehret /
Daß deine Staͤdte ſo erbaͤrmlich ſeyn ver -
derbt /
Und was von deinem Volck du vormahls
haſt geerbt
Geworden iſt zutheil der frembden Voͤlcker
Schaaren /
Die ja fuͤr dieſem nicht bey dir zu finden waren:
Daß deine Freyheit weg / und dieſes Ed -
le Landt
Das vor in aller Welt das beſte ward ge -
nandt /
Umb allen ſeinen Schmuck und Herrligkeit
gekommen
Daß ſeine Frewde iſt ſo gar hinweg genom̃en /
Dies alles mein Gemuͤht und Sinne alſo
krenckt /
Daß es mich offtermahls in tieffſten Un -
muht ſenckt.
Dennoch was iſt zuthuen / der Hoͤchſter
hat zerſchlagen /
Und dir ô Armes Landt auffbuͤrdet viele
Plagen /
Es
Es iſt der Suͤnden Schuld / es iſt der Suͤn -
den Lohn /
So billich dich gebracht in ſolchen Spott
und Hohn.
Doch der dich bloß gemacht / der kan dich auch
wol zieren /
Uñ dein verjagtes Volck zu hauſe wieder fuͤhrẽ.
Es wird doch noch geſchehn / daß Ehre /
Guͤte / Trew;
Ja Redligkeit und Fried in dir wird
werden new.
Der Allerhoͤchſter wird nach ſeufftzen / heu -
len / weinen /
Und nach dem Ungemach die Sonne laſſen
ſcheinen /
Den Frieden geben uns / und nach ſo vie -
lem Leyd
Uns uͤberſchuͤtten gantz mit deſſen Liebligkeit.

Dieſes wuͤnſchet dem auff den euſſerſten Grad außgeſogenen und nach Friedeſeufftzen - den Teutſchlande von grunde ſei - nes Hertzens Georg Reiche.

Auff
Auff das SchauSpiel des hochbe - draͤngten Friedeſeufftzenden Teutſch - landes / Von meinem hochgeehrten Herren Riſten beſchrieben.
DU Menſchen Freund / Du Friede Fuͤrſt /
Herr Jeſu dich erbarme
Des hochbedraͤngten Teutſchen Reichs!
Greiff in die ſtarken Arme
Den Friedenſtuͤrmern / daß ſie doch das
wehrte Chriſtenbluht
So grauſam nicht vergieſſen mehr! wuͤnſch
Jch / wie Riſt hier thut.

Joachimus Pipenburg / Ge - richts-Sekretarius der Stadt Luͤneburg.

Kling-Gedichte An das ſchlaffende Teutſchlandt.
WJe / Teutſchlandt / ſchlaͤffſt du noch? ô
aller Laͤnder Trohn;
(Ach leider vormahls zwar) Auff! Auff! du
haſt geſchlaffen
Faſt mehr dann allzuviel / ergreiff noch itzt die
Waffen /
Es
Es iſt ſehr hohe Zeit: Du biſt ein Spott
und Hohn
Der Leute / die dir ſtehn nach deinen Sitz
und Thron:
Wirſt du ſie nunmehr nicht aus deinem Rei -
che ſchaffen /
Sie druͤcken dich zu todt / aus Liebe / wie die
Affen
Die Jungen manchesmahl; ô ſchone dei -
ner / ſchon!
Und ſo du ja nicht mir wilt glaubẽ oder trauen /
So komm Herr Riſtens jetzt ſein Schau -
Spiel anzuſchauen /
Das er mit groſſem Ruhm dir hat vortragen
laſſen
Jn Hamburg offentlich / da kanſtu ſehen
recht
Wie andre Herren ſind / du aber nur jhr
Knecht.
Wer nicht ein Midas iſt / wird Herren Riſt
nicht haſſen.

Seinem hoͤchſtgeehrten Herrn und vornem - ſten liebwerſten Freunde zu Ehren ſetzete dieſes aus Schuͤldigkeit Michael Jacobi.

An
An den mißguͤnſtigen Neidhart.
1.
NEidhart man hat ſchon vernommen /
Daß du kommen
Nattren Gifft und bittre Gall
Außzugieſſen uͤberal:
Doch halt ein /
Hier iſt klahrer Augenſchein.
2.
Dieſes Buch dich uͤberwindet /
So dir bindet
Deine Zunge / daß fortann
Dir mißtrauet Jedermann /
Drum halt ein
Dieſes kan Beweißthum ſeyn.
3.
Daß du vielmahls Rauch verkauffeſt
Jmmer lauffeſt
Herren Riſt zu geben ann /
Solches weis der Groſſe Mann /
Doch halt ein
Unſchuld lindert Jhm die Pein.
(d)4. Zwahr /
4.
Zwahr / wenn Jch bei mir bedenke
Solche Renke
Welche Neidhart immer fohrt
Schmiedet faſt an allem Ohrt /
Find Jch kaum
Meiner Rede Sinn und raum.
5.
Ach! Jch werde gantz verruͤkket
Und entzuͤkket
Wenn Jch hoͤre / daß Herr Riſt
Abermahl belogen iſt.
Luͤgen ſind
Anders nichts als Rauch und Wind!
6.
Bei dem Himmel / kan Jch ſagen
Ohne fragen /
Daß der all zu Teutſche Riſt
Gahr zu ſehr verleumdet iſt /
Kan auch fein
Seiner Unſchuld Zeuͤge ſeyn.
7.
Darum Neidhart laß dein ſchmaͤhen
Und doch gehen
Leute die dir nichts gethan /
Diß
Diß iſt nicht der Tugend Bahn:
Still / halt ein
Teutſcher
*Johannes Riſt durch verſetzung der Buchſtaben Naſo iſt rein.
* Naſo der iſt Rein.

Dieſes ſchrieb aus Schuͤldigkeit ſeines bochgeehrten Herren Kinder Præteptor Chriſtianus Chriſtiani, der heiligen Schrifft Befliſſne[t].

An den WolEhrwuͤrdigen / Edlen und Hochgelahrten Herren Johan Riſten / Als Er ſein Friedewuͤnſchendes Teutſchland heraus gab.
DEm Juͤngſt Der Ferdinand hat einen
Krantz geſchenket /
Wie komts / daß dieſer noch was hoͤher aus
gedenket?
Die Tugend und die Kunſt iſt ſie nicht
gnug belohnt /
Wenn ſie der Kaͤyſer ſelbſt zu preiſen nicht
verſchont?
Ein Kluger kan die Kunſt aus Mißgunſt nicht
vergraben /
(d) ijDaß
Daß ſie nicht nach dem Tod auch ſolt ein
Ander haben /
Er thut ſo viel er kan und mehret den Ver -
ſtand /
Jn dem Er trefflich ſchreibt durch die ge -
lehrte Hand
Daß nach dem Himmel ſchmekt. Hat Er
gleich viel gegeben /
Dadurch Er Ewig kan auch nach dem Tode
leben /
So faͤhrt Er dennoch fohrt und denket /
daß ein Mann
Der hoher Sinnen iſt / nicht gnugſahm
ſchreiben kan.
Wir leſen viel von Euch was frei und daß ge -
bunden /
Daraus ein Teutſches Hertz hat offtmahls
Luſt empfunden /
Weil Jhr O Edler Riſt / voraus befliſ -
ſen ſeid
Zu retten durch die Kunſt der Sprachen
Zierligkeit /
Die faſt bei Jedermann war gantz und gahr
vergeſſen /
Ja die der Zeiten Roſt nun ſchier hatt auff -
gefreſſen /
Jhr
Jhr thuts / und die mit Euͤch ſo manchen
Tag und Nacht
Um unſrer Sprachen Glantz habt Ruͤſtig
zugebracht.
Nun ſtellet Jhr uns vor gantz Teutſch -
land / daß ſchon lieget
Und wird von mancher Hand ſo grauſahmlich
bekrieget /
Wie Friede noͤhtig ſei / wodurch man
Jhn erhaͤlt
Eh daß gelaͤhmte Reich ſich gantz zu Tode
faͤlt.
Diß lobet wer es ſieht / es iſt auch hoch zu loben /
Weil unſer Vaterland ſehr wird dadurch er -
hoben /
Jhr ſchaffet / daß man ſpricht: Seht / wie
der Edle Riſt
Die Sonne / Krohn und Haubt der
kluͤgſten Dichter iſt.

Aus dankbarem Gemuͤbte und Treuͤ - meinendem Hertzen uͤberſendet dieſes aus Hamburg Johan Garmers.

Offver
Offver Her Johan Riſtis Fredynſkende Tydſkland.
NAar Karret det er fuldt / (ſaa pleyer mand
at ſige /)
Da Vandet gierne ſig vil offver Bredden
ſnige /
Naar Herren voris Gud med ſtoer Tol -
moedighed
Har lœnge nock anſeet vor Synd och Ond -
ſk ab leed /
Och ingen Poenitentz hos os er at forvente /
Da hand med Straff paa ſidſt ey pleyer lœng
at lente /
Saa er det / Tydſkland / dig och gangen hid -
indtil /
Du har i Synd och Laſt bedreffvet Daa -
re-Spill /
J ald Lœtfœrdighed du ſtedſe dig har øffvet /
med Synder mangeleed och Englerne be -
drøffvet /
ſaa lidet tœnckt paa Boed / ſaa lidet actet
Gud /
men ſlaget hen i Vind vor Herris Ord
och Bud /
Derfor / der du dig ſaa fortrœdelig har voffved /
Och
Och dig mod Herren ſatt med it haardnacket
Hoffved /
Da har omſider hand udi ſin Vrede op -
tœnd /
Sin Plage mangelund nu offver dig ud -
ſend /
Med Hunger / Brad Død / Krijg / i mange
Aar dig plaget /
Dertil ſin Naadſens Haand och gandſke fra
dig taget /
Och Straffen trycker dig endnu paa den -
ne Daeg /
ſaa du vel Aarſag har / at føre Suck och
Klag /
At raab aff Hiertens grund / at bede Gud
om Naade /
at hand vil ſende Fred och frelſe dig aff Vaade.
Saadant dend œdle Riſt udi ſit Skue -
Spill
Dig til Paamindelſe her foreſtille vill.
Ach følge dog hans Raad! vend om / vend
om i Tide /
Sœt Synd och Sickerhed / ald Ondſkab til
en Side /
Giør Poenitentz och Boed / fatt dig it an[a]
det Sind /
Och
Och ſlae Guds Ord och Straff ſaa lœtt
ey hen i Vind /
Saa ſkalt du ochſaa ſee / at Herren ſnaert vil
komme
med ſtoer Forbarmelſe / och dig til megen
fromme /
Dend ynſkelige Fred dig ſende i dit Land /
och føre dig med Fryd udi din forig Stand /
At du med dine Børn ſkalt haffvc Roe och
Glœde /
for Krijgs och Feydis Fryct din Øyn ey mie -
re vœde /
men udi dit Paulun / och hos dit Figen -
Trœ /
i Fred och Roelighed kandſt ſidde udi .
Det giffve dig vor Gud / din Sorrig hand
omvende
Til Glœde / Fryd och Lyſt / ſin Fred hand ſnaert
dig ſende /
Hand frelſe dig aff Nød / hand jo bønhø -
re dig /
at du med Hiert och Mund kandſt tack
ham inderlig.

Dette ynſtis det betrœngte och udi Krigen for - derffvede och udſuuede effter Freden ſuckende Tydſtland aff Dend udlœndſke Celadon.

Die Melode Des Warnungs Liedes / An das Sicherſchlaffende Teuͤtſch-Land Jn der Anderen Handlung von dem Merkurius geſungen.

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Johann Riſten Friede Wünſchendes Teutſchland. Gedruckt im Jahr 1647.

Perſonen

    Welche in dieſem Schau Spiele redend werden auffgefuͤhret.
  • Merkurius.
  • Koͤnig Ehrenveſt.
  • Heerzog Herman.
  • Fuͤrſt Klaudius Civilis
  • Heerzog Wedekind.
  • Teutſchland.
  • Friede.
  • Wolluſt.
  • Hofemeiſter.
  • Don Anthonio.
  • Monſieur Gaſton.
  • Signoro Bartholomeo.
  • Herr Karel.
  • Page der Koͤniginnen.
  • Mars.
  • Sauſewind.
  • Hunger.
  • Peſt. (werden.
  • Tod. NB. Redet nichts / kan auch außgelaſſen
  • Meiſter Ratio Status, der Wundartzt.
  • Gott.
  • Gerechtigkeit.
  • Liebe.
  • Hoffnung.
1

Johann Riſten Friedewuͤnſchenden Teutſch - landes Erſte Handlung.

Der Erſter Auffzug.

Merkurius
trit auff in ſeinem gewoͤhnlichẽ Habit.

BLuͤk und Segen / Leben und Wol - fahrt / Heil und Seligkeit wůnſche Jch Euͤch allen / ſo viel Euͤrer dieſes vielleicht unverhofftes Schauſpiel anzuſehen und mit nuͤtzlicher Ergetzligkeit zu betrachten allhie ſind verſamlet. Wie? Jſt denn keiner unter dieſem gantzen anſehnlichen Hauffen / der mir auff meinen Wunſch auch nur mit ei - nem einzigen Woͤrtlein danket? Vielleicht kennet Jhr mich nicht / oder / ſo Jhr mich ken - net / ſcheuͤet Jhr Euͤch doch mir / als den Jhr zweifels ohn vor einen Gott haltet / oͤffentlich zu antworten. Aber / Jhr vielgeliebte Her - ren und Freunde / Jch zweifle durchaus nicht /A ijdaß2Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesdaß etliche unter Euͤch von gar gutem Ver - ſtande ſind / und eben dieſelbe ſehen mich an vor den Merkurium / von welchem die alte Poeten viele wunderſeltzame Grillen haben gedichtet: Denn / bald muß Jch Jhnen ein allgemeiner Botte und Abgeſandter Jhrer Goͤtter ſeyn / bald ein Gott der Kauffleute / bald ein Gott der Diebe / bald ein Gott der Bered - ſamkeit / und wer kan alle Jhre fratzen gnug - ſam erzehlen? Jch aber bekenne frey und oͤf - fentlich / daß alles dieſes Jhr vorgeben ſchaͤnd - lich ſey erlogen; Denn / wer wil doch bey dieſer Zeit / da die guͤldene Fakkel des heiligen Goͤttli - chen Wortes in den Europœiſchen / ſonderlich denen Teutſchen Landen / ſo hell und Sonnen - klar daher leuchtet / ſo gar naͤrriſch und unbe - ſonnen ſeyn / daß Er die elende Menſchen / ja wol gar die grauſame Teuffel vor Goͤtter hal - ten ſolte? Jch zwar kenne durchaus keine Goͤt - ter / als nur den einzigen wahren Gott / Schoͤp - fer Himmels und der Erden / der ſich in ſeiner allerheiligſten Dreifaltigkeit den Menſchen - kinderen ſo gnaͤdigſt hat offenbaret und deſſen unwuͤrdiger Diener Jch bin / die uͤbrige alle von Menſchen erdichtete Goͤtzen verfluche Jch von Hertzen / halte mich auch verſichert /daß3Erſte Handelung. daß Jhr / die Jhr Chriſten ſeyd / mir dieſes fal - les gerne beyfall geben werdet.

Unterdeſſen / damit Jhr gleichwol eigent - lich wiſſet / wer und von wannen Jch ſey / ſo laͤugne Jch zwar nicht / daß Jch ein vermum - meter Merkurius / aber nicht der Maien Sohn bin / ſonderen ein alter Teutſcher / Prie - ſterlicher Merkurius / und komme Jch gleich jtz aus den alten Eliſeiſchen Felderen / welche an - muhtige Felder / Wieſen und Garten ſehr fer - ne von hier im Lande Utopia / dort in jenner Welt gelegen / woſelbſt ſich auch unter ande - ren die alte Teutſche Helden / welche vor vielen Hundert Jahren gelebet haben / nach Jhrem Tode auffhalten. Dieſe Felder nun werden auch noch biß auff dieſen heutigen Tag ſo ge - wiſſe und wahrhafftig daſelbſt gefunden / ſo gewiſſe Jch der Maien Sohn / der Merku - rius bin.

Jhr ſollet aber wiſſen / daß Jch in dieſen al - ſo genenneten Felderen oder in dem erwaͤhne - ten Utopia ein hohes und herrliches Ampt be - diene / denn / ſo bald etliche von den alten Hel - den Erlaͤubniſſe haben erlanget / daß ſie auff etliche Tage die Eliſeiſche Felder verlaſſen / ſich in dieſe alte Welt begeben und auff dem Erd -A iijbodem4Des Friedewuͤnſchen den Teutſchlandesbodem ein weinig uͤmmeſchen muͤgen; So bin Jch eben der jenige / der ſie von dannen herauff fuͤhret / und Jhnen dabenebenſt / was ſie etwan zu ſehen begehren / nach vermuͤgen zeiget / auch daß / was ſie nicht verſtehen / erklaͤ - ret und außdeutet. Und zwar / es haben noch geſtriges Tages etliche der allertapferſten Hel - den und uhralten Teutſchen Fuͤrſten Ver - guͤnſtigung erlanget / daß ſie die vielerwaͤhnete Eliſeiſche Felder auff eine kurtze Zeit verlaſſen und Teutſchland daß allerherꝛlichſte und pråchtigſte Reich des gantzen Erdbodens / da - von in jenner Welt / ſchon etliche hundert Jah - re ſo viel ruͤhmliches iſt geſungen und geſaget worden / in Jhrer vollenkommenen Gluͤkſe - ligkeit beſchauen und gegen die Beſchaffenheit des uhralten Teutſchlandes / wie ſolches zu jh - rer Lebens zeit befindlich geweſen / vernuͤnfftig halten muͤchten.

Geliebet euch nun etwann ferner zu wiſſen / wie vorgedachte Teutſche Helden genennet werden / ſo verhalte Jch Euch nicht / daß der erſte heiſſet Koͤnig Ehrenveſt / von den Roͤmern Arioviſtus genant / welcher zu des erſten Roͤ - miſchen Kaͤyſers Julij zeiten hat geherꝛſchet und ein tapferer Kriegesmann auch hertzhaff -ter5Erſte Handelung. ter Beſchirmer der Teutſchen Freiheit gewe - ſen / maſſen Er ſich denn mit dem vorgedach - ten Julio Cæſare rechtſchaffen heruͤmmer ge - ſchmiſſen. Der ander iſt der Hertzog Her - man / ſonſt Arminius geheiſſen / welcher dem Kaͤyſer Auguſto ſeinen Feld Obriſten den Quintilium Varum mit dreyen Legionen be - ſtehend in zwantzig Tauſend der allerbeſten Roͤmiſchen Soldaten / in Weſtfahlen am Duißberger Walde hat erſchlagen. Der drit - te heiſſet Klaudius Civilis / iſt ein unerſchrok - ner Fuͤrſt und Heerfuͤhrer der Niederteutſchen geweſen. Der vierdte iſt der weltberuͤhmter Hertzog Wedekind / welcher dem groſſen Kaͤy - ſer Karl uͤber die maſſen viel zu ſchaffen gema - thet / in deme Er die Freiheit ſeiner Sachſen mit einer unausſprechlichen Hertzhafftigkeit hat beſchirmet / der doch endlich den Chriſtli - chen Glauben hat angenommen und ſich tauffen laſſen.

Dieſe vier außerleſene Helden wuͤnſchen nun von Hertzen / daß ſie Jhr werthes Vater - land / nemlich das Teutſche Reich in ſeiner groſſen Herꝛligkeit / von welcher ſie in denen Eliſeiſchen Felderen ſo viel gehoͤret / nur ein - mahl recht muͤchten beſchauen / welches JhresA iijWun -[6]Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesWunſches ſie denn nunmehr ſollen gewehret werden.

Die vier Helden gehen auff

Aber ſie - he da / ſie treten ſchon daher und ſind ſie mir gewißlich auff den Fuß nachgefolget.

Der ander Auffzug.

Merkurius / Koͤnig Ehrenveſt / Her - tzog Herman / Fůrſt Klaudius Civi - lis / Heerzog Wedekind.
Die vier Helden gehen auff eine gar alte Ma - nier bekleidet / mit auff gebundenen langen Ha - ren / groſſe Streitkolben in den Haͤnden baltend / mit angebaͤngeten breiten Schlachtſchwerdte - ren / und kan man ſich der Abbildungen / welche in des bochgelebrten P. Kluͤverij altem Teutſch - lande werden gefunden / in dieſem falle ſehr nuͤtz - lich gebrauchen.
Koͤnig Ehrenveſt.

Gluͤk zu Merkuri / finden wir dich ſchon hier? Nunmehr verſtehe Jch erſtlich / wozu dir die Fluͤgel an deinen Fuͤſſen nuͤtzen / daß du nemlich ſo viel geſchwinder auff der Reiſe fortkommen und den jenigen / welche die aus den Eliſeiſchen Felderen in dieſe Ober - welt fuͤhreſt / eine bequehme Lagerſtatt koͤnneſt beſtellen.

Mer -7Erſte Handelung.
Merkurius.

Ja Koͤnig Ehrenveſt / eben der Urſachen halber bin Jch ein weinig voran gan - gen / daß Jch Euch Teutſche Helden / deme mir auff getragenem Befehle zu folge / an dieſem Ohrte gebuͤhrlich muͤchte empfangen.

Heerzog Hermann.

Aber / ſage mir Merku - ri / nach deme wir nun dieſer Oͤhrter angelan - get / woſelbſt Jch und Koͤnig Ehrenveſt in ſechszehnhundert Jahren nicht geweſen / ſind wir allhier auch geſichert vor dem Uberfall der Roͤmer? Deñ Jch erinnere mich annoch ſehr wol / daß ſie zu meiner Zeit hin und wieder / ſon - derlich am Rheinſtrohm Jhre maͤchtige Be - ſatzungen pflagen zu halten.

Merkurius.

Was / Heerzog Hermañ / fuͤrch - tet Jhr Euͤch vor den Roͤmern? Wiſſet Jhr nicht / daß heute zu tage die Teutſche den Roͤ - mern / mit nichten aber die Roͤmer den Teut - ſchen zu gebieten haben? Der jtzregierender Roͤmiſcher Kåyſer iſt ein gebohrner Teutſcher und kein Roͤmer oder Waͤlſcher. Und zwar von der Zeit des Groſſen Karls / mit welchem Heerzog Wedekind ſo ſchwere und langwieri - ge Kriege hat gefuͤhret / ſchon laͤnger den 800. Jahre haben die Teutſche das Roͤmiſche Kaͤy - ſerthum regieret und beſeſſen.

A vKlau -8Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes.
Klaudius Civilis.

Was hoͤre Jch? Stehet die Herꝛligkeit des Kaͤyſerthums dieſer zeit bey den Teutſchen / ſo muͤgen wir uns alle mit groſ - ſem fuge vor gluͤkſelige Fuͤrſten preiſen / dieweil wir gebohrne Teutſche ſind: Dieſes aber kan nicht fehlen / Teutſchland muß ſich uͤber alle maſſe ſehr veraͤndert haben.

Heerzog Wedekind.

Ja freylich muß ſichs ſehr haben uͤmgekehret / es hatte ſchon zu der Zeit / darinnen Jch auff dieſer Welt habe ge - lebet / viel eine andere beſchaffenheit mit Teutſchland / als in denen Jahren / in welcher Jhr drey tapfere Helden vor die Freyheit des Vaterlandes ſo ritterlich habet geſtritten und ſo manchen herꝛlichen Sieg von den Roͤmern und anderen der Teutſchen abgeſagten Fein - den erhalten.

Heerzog Herman.

Und eben dieſes iſt die Ur - ſache / daß mich nunmehr ſo hertzlich verlanget / daß jtzige neuͤe Teutſchland in ſeinem groſſen Pracht und Herꝛligkeit zu ſehen / deñ mir noch gar nicht entfallen / was ich von deſſelben ho - hen Gluͤkſeligkeit in den Eliſeiſchen Felderen / wiewol nur im Schlaffe oder gleichſam trau - mend habe verſtanden / begehre demnach nich - tes mehr / als daß Jch alle Sachen in derThat9Erſte Handelung. That und Warheit ſelber erfahren muͤge.

Merkurius.

Seyd zu frieden Heerzog Her - mann / es ſol Euch alles nach Wunſch gezeiget werden / Jhr Helden muͤſſet mir ein weinig Zeit guͤnnen.

Klaudius Civilis.

Gar gern Merkuri / wir muͤſſen aber auch die kurtze Zeit / welche uns auff Erden zu verbleiben iſt geguͤnnet / alſo an - wenden / daß wir darinnen etwas fruchtbarli - ches außrichten.

Koͤnig Ehrenveſt.

Freylich muͤſſen wir uns der Zeit nuͤtzlich gebrauchen / denn wir ſind ja zu dem ende herauff kommen / daß wir vor al - len anderen Dingen daß neuͤe praͤchtige Teutſchland in ſeiner Majeſtaͤt / bluͤendem Friede und Gluͤkſeligkeit mit fleiſſe muͤgen be - ſichtigen. Eines aber wuͤnſche Jch hiebey von Hertzen / daß wir nemlich das alte Teutſch - land / wie daſſelbe zu unſeren Zeiten geſtanden / noch einmahl ſehen muͤchten / was duͤnket dich Merkurt / ſolte man dieſes Begehren nicht er - halten koͤnnen?

Merkurius.

Koͤnig Ehrenveſt / ob mir wol nichtes liebers koͤndte begegnen / als daß Jch Euͤer aller Wunſche dieſes falles ein genuͤgen thun muͤchte / ſo halte Jch es doch vor eine wah -A vjre10Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesre Unmuͤgligkeit / daß Alte Teutſchland / wie daſſelbe bey Euͤren Lebenszeiten beſchaffen ge - weſen / in ſeinem eigentlichen Zuſtande und Weſen einigem Menſchen vorſtellen koͤnnen / dieweil ſolches alles dergeſtalt iſt geendert / daß man es doch nimmermehr recht wuͤrde erken - nen: Damit Jhr aber gleichwol nicht gar uͤmſonſt bittet / ſo wil Jch Euch ein treffliches Bildniſſe deſſelben alten Teutſchlandes zei - gen / welches ſchon vor vielen hundert Jahren zu einer ewigen Gedaͤchtniſſe in eine Kapellen des negſtgelegnen Waldes iſt geſetzet oder auff geſtellet worden / da werdet Jhr das alte Teutſchland etlicher maſſen ſehen und viel - leicht vieles guten dinges Euch dabey erinne - ren koͤnnen.

Heerzog Hermann.

Warlich Merkuri / die - ſes dein Erbieten gefaͤlt mir uͤber die maſſe wol / denn Jch nicht weiniger begierde habe / als Koͤ - nig Ehrenveſt daß alte Teutſchland / wo nicht in ſeinem vollenkommenem Weſen / jedoch nur etlicher maſſen im Bilde zu ſehen.

Klaudius Civilis.

Ja Heerzog Herman / es wird dieſes der muͤhe wol wehrt ſeyn. Aber Merkuri / ſage uns doch / iſt es noch weit vonhin -11Erſte Handelung. hinnen / da ſelbiges Bild anzutreffen / und wirſt du uns nicht bald hinzu fuͤhren?

Merkurius.

Stellet Euch zu frieden Jhr Helden / wir ſind ſchon am rechten ohrte / denn Jch habe Euch mit fleiß hieher gebracht. Se - het da / was Jhr dieſer wegen zu ſehen ſo fleiſ - ſig habt begehret.

Der Schauplatz oͤffnet ſich / und ſitzet daß alte Teutſchland wie eine anſehnliche Matron gantz ehr - barlich bekleidet / eine ſchlechte Krone auff dem Haup - te und in der Hand einen Scepter habend / in einer Kapellen / auff einem Stuhl / der auff einen vierek - kichten ſteinern Tiſch oder Altar iſt geſetzet. Zu Jh - rer rechtern Hand ſtekken zwey Fabnen in welchen ein Adeler gemachet / uͤm dieſe Fahnen liegen allerhand alte Gewehre / Schlachtſchwerdter / Streitkolben / Hellebahrten / Spieſſe / Wurffpfeile und bey dieſen auch etliche Haute von wilden Thieren und anderen dergleichen Sachen. Auff der anderen ſeiten ſtehen zwey Schiffe / Milchtoͤpfe / dabey liegen etliche ſtuͤkke Fleiſch / ein groſſes Kuͤhehorn und mehreren derglei - chen bey den alten Teutſchen ſo wol zu Friedens als Kriegeszeiten gebraͤuchlichen Sachen. Die Helden ſtehen gleichſam entzuͤkket und ſehen dieſes alles mit verwunderung an / endlich ſpricht
Merkurius.

Trettet nur naͤher herzu und be - ſchauet dieſes Bild wol und fleiſſig Jhr Teut - ſche Helden / ob Jhr noch etwan Anzeigungen des alten Teutſchlandes an demſelben koͤnnet befinden.

Koͤ -12Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Koͤnig Ehrenveſt.

O Merkuri / es iſt in die - ſem Bilde die beſchaffenheit des alten Teutſch - landes dermaſſen artig vorgeſtellet / daß Jch mich auch gar fein kan erinneren / der damah - ligen Sitten / Gebraͤuche / Tugenden / Redlig - keit und Tapferkeit meiner Landesleute der Teutſchen.

Heerzog Hermann.

Sehet da / dieſe ſind eben die Waffen / Schwerdter / Spieſſe und Schil - de / derer Jch mich in meinen Kriegen und Zuͤ - gen wieder die Roͤmer und andere Feinde et - wan pflag zugebrauchen.

Klaudius Civilis.

Und dieſe Schiffe halte Jch / ſind noch uͤbrig geblieben von dem groſ - ſen Schiffzeuge der Roͤmer / welchen Jch zuer Zeit des Kaͤyſers Vitellien mit gewehrter Hand vom Rhein hinweg nam / als Jch die beyde maͤchtige Staͤdte Koͤllen und Meintz er - oberte / die Roͤmiſchen Beſatzungen heraus ſchlug / den Buͤhel des Druſen zerſchleiffete und die Roͤmer aus gantz Holland verjagte.

Heerzog Wedekind.

Warlich du rechtes E - benbild unſerer allgemeinen Teutſchen Mut - ter / gibſt genugſame Uhrſache / daß wir uns die groſſe Mannheit unſerer Teutſchen zu Ge - muͤhte fuͤhren / dahenebenſt auch Jhre einfaͤlti -ge13Erſte Handelung. ge Auffrichtigkeit / Maͤſſigkeit und andere ſchoͤ - ne Tugenden hoͤchlich ruͤhmen und preiſen.

Heerzog Herman.

Gebet acht Jhr Bruͤder / da ſtehet noch ein Topf mit Milch / nebenſt ei - nem ſtuͤkke Fleiſch von einem wilden Thiere / womit wir uns des Hungers und Durſtes pfla - gen zu erwehren / denn davon lebten meine Teutſche / mit dem Akkerbau hatten ſie gar wei - nig zu ſchaffen / Jhr Viehe verſorgete ſie mit Fleiſch / Milch und Butter / und mit Jhren Boͤgen erlegeten ſie die wilden Thiere.

Koͤnig Ehrenveſt.

Und ſehet Jhr Helden / dieſe Haͤute von Baͤhren und Woͤlffen / derer wir / im falle wir uns zur Ruhe niederlegeten / uns nuͤtzlich bedieneten. Ach / wie habe Jch doch offtmahls ſo ſanfft auff dieſen Haͤuten geſchlaffen / wenn Jch aus den Schlachten er - muͤdet zu hauſe kam!

Fuͤrſt Civilis.

Dieſer Ahrt Hoͤrner pflag Jch mich zugebrauchen / weñ Jch wieder mei - ne Feinde in den Streit außzog / als denn ließ Jch dieſelbe blaſen und mit einem groſſen Ge - laͤute meine Teutſche zum Kampfe auffmun - tern.

Heerzog Herman.

Und eben dieſe ſind die beyde groſſe Haubtfahnen / welche Jch desKaͤy -14Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesKaͤyſers Auguſten Feld Obriſten dem Quin - tilio Varo / nach dem Jch Jhn ſampt 20000. tapferen Kriegesleuten danieder geleget / dazu - mahlen ſampt anderen trefflichen Beuten ha - be abgenommen.

Koͤnig Ehrenveſt.

Jn Warheit dieſes alte Bild iſt ſehr wol gemachet: Man betrachte nur das Majeſtaͤtiſche Anſehen des alten Teutſchlandes / deſſelben taurhaffte Waffen / eingezogenes Leben / erhaltene Siege und Ver - uͤbung ſo vieler herꝛlichen und ewigen ruhmes wuͤrdigen Thaten. Aber / ſage mir Merku - ri / vergleichet ſich auch daß neuͤe Teutſchland etlicher maſſen mit dieſem alten?

Merkurius.

Durchaus nicht: Es iſt zwi - ſchen dem alten und neuͤen Teutſchlande ein viel groͤſſerer Unterſcheid / als zwiſchen dieſer Welt / darauff wir jtzund wandelen und denen Eliſeiſchen Felderen / aus welchen wir vor wei - niger Zeit ſind herkommen / und worinnen wir nach dem Tode leben. Es hat das Neuͤe Teutſchland viel ein anderes Regiment / viele andere Sitten / Gebraͤuche / Waffen / Kleidun - ge / Nahrung / Haͤuſer und dergleichen. Es hat an ſtatt des Fleiſches und der Milch / wo - mit ſich das Alte muſte behelffen / wol tauſend -terley15Erſte Handelung. terley niedliche Speiſen. Es hat Rheiniſche / Spaniſche / Franzoͤſiſche / Welſche und andere faſt unzehliche ahrten von Wein und nebenſt dieſem auch viel Gewuͤrtz / verzukkerte Kon - fecten und andere dergleichen Schlekkereien. Es gebrauchet ſich nicht mehr der Haͤute der wilden Thiere darauff zu ruhen / aber wol koͤſt - licher von Gold / Seiden / Baumwolle und zahrter Leinwad gemachter und mit weichen Pflaumfederen außgefuͤlleter Bette.

An ſtatt der Hoͤrner hat das neuͤe Teutſch - land Trompetten / Poſaunen / Zinken / und ne - benſt dieſen Lauten / Geigen / Orgelen / Harf - fen / ſamt vielen anderen herꝛlichen Jnſtru - menten. Jch wil hie nicht ſagen von der wun - derbahren und hoͤchſtnuͤtzlichen Kunſt der Drukkerei / welche ſie ſelber erfunden; Jch re - de hier auch nicht von Jhren Uhren / Muͤhl - werken / Schiffahrten / Diſtilliren / Schleiffung der Waffen / Malerei und ſchier unzehlichen Wiſſenſchafften und Kuͤnſten / dieweil Euch / im Kriege und Harniſch erzogenen Helden ſolches alles zu verſtehen viel zu ſchwer fallen wuͤrde. Nur dieſes erinnere Jch noch / daß / im falle Teutſchland Kriege fuͤhret / ſo ſtreitet es nicht mehr mit Bogen / Pfeilen / Wurff -Bſpieſſen /16Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesſpieſſen / Schleuderen / Kolben und der gleichẽ: Nein / es hat andere und zwahr ſolche Feuͤr - ſpeiende Waffen / die mit einem erſchreklichem Donner die Menſchen auch von weitem / ja wol auff etliche tauſend Schritte ploͤtzlich koͤn - nen uͤmbringen. Jn Sum̃a / es heiſſet recht daß Neuͤe Teutſchland / in welchem des Alten ſo gahr iſt vergeſſen / daß man es noch fuͤglicher Ein Anderes als Ein Neuͤes nennen koͤnte.

Heerzog Wedekind.

O du liebes Teutſch - land / biſt du denn ſo gantz und gahr von deinen alten Sitten / Wandel / Leben / Gewohnheiten und Gebraͤuchen abgewichen? Aber Jhr Bruͤ - der / wollen wir uns bei dieſem Bilde noch eine Zeitlang auffhalten?

Koͤnig Ehrenveſt.

Mein weiniges Bedencken iſt dieſes / daß wir vor unſerem hinweg ſcheiden aus ſchuͤldiger Dankbarkeit dieſem Bilde un - ſerer weiland allgemeinen Mutter des Alten loͤblichen Teutſchlandes ein Opfer thun / zufo - derſt aber mit dem Gebehte den anfang hie zu machen.

Fuͤrſt Civilis.

Und eben dieſe Meinung ge - faͤlt auch mir / laſſet uns derowegen dieſer Got -tes -17Erſte Handelung. tesdienſt nur ſchleunigſt verrichten und mit einander nieder knien.

Hie knien ſie alle vier nieder / und ſchlagen die Haͤubter zuer Erden / richten ſie aber bald wiedrum auff / in deine ſie aber in Jhrer Andacht wollen fohrt - fahren / wird der Schauplatz geſchloſſen / und da ſie das Bild nicht mehr ſehen / faͤhet an mit lauter Stim - me zu ruffen
Heerzog Herman.

Was iſt daß Jhr Helden / wache oder ſchlaffe Jch? Sehe Jch etwas im Traume / oder wiederfaͤhret mirs in der wahr - heit / daß diß Goͤttliche Bild unſerer Allgemei - nen Mutter / des uhralten Teutſchlandes uns ſo gar ploͤtzlich wird aus den Augen geruͤkket? Sollen wir denn unſer ſchuͤldiges Gebeht und Opfer vor demſelben nicht erſtlich verrichten?

Merkurius.

Stellet Euch zu frieden Jhr Teutſche Helden / Es geziemet ſich gahr nicht einem todten Bilde Goͤttliche Ehre anzuthun: Der ewiger Schoͤpfer uñ Erhalter aller Din - ge / welcher iſt der hochgelobter Gott in Ewig - keit / wil allein von den Menſchen Kinderen verehret und angebehtet ſeyn / folget mir dem - nach nur eiligſt / damit wir ferner ſuchen und endlich finden das Neuͤe Teutſchland / welches Jch Euch in ſeiner hoͤheſten Gluͤkſeligkeit und unvergleichlichem Prachte bald werde zeigen.

B ijKoͤnig18Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Koͤnig Ehrenveſt.

Wolan denn Merkuri / dein Wille ſol auch unſer Wille ſeyn / fuͤhre uns nur immer hin / damit wir bald ſehen muͤ - gen daß jenige / uͤm welches willen wir wieder - um auff dieſe Welt ſind kommen.

Sie gehen alle ab.

Der Dritter Auffzug.

Teutſchland trit auff / vor Jhr her gehet der Friede in ſchneeweiſſen Franenkleidern / auff dem Haubte einen guͤldenen Krantz / in der Hand ei - nen gruͤnen Loorberzweig und unter dem Arm ein Cornucopiæ tragend. Teutſchland iſt auff daß allerpraͤchtigſte â la mode bekleidet / haͤlt in der Hand einen ſchoͤnen Skepter / auff dem Haub - te traͤget ſie eine ſehr koͤſtliche Krohne / ſiehet gahr frech und wild aus / hat viele Diener und Dienerinnen / ſonderlich folget Jhr die Wolluſt in mancherlei Farben gantz leichtfertig bekleidet / jedoch daß ſie faſt halb nakkend daher gehet. Teutſchland ſetzet ſich auff einen gantz herrlich gebauten und mit ſchoͤnen Tapezereien geſchmuͤk - keten Trohn nieder / der Friede ſtehet Jhr zuer Rechten die Wolluſt zuer lincken die Diener aber zu beiden ſeiten.
Teutſchland / Friede / Wolluſt / Hofemeiſter.
Teutſchland.

Jſt auch unter dem groſſen Gewelbe des Saffirglaͤntzenden Himmels ei -nige19Erſte Handelung. nige Koͤniginn oder Beherſcherinn zu finden / welche auff den herꝛlichen Trohn aller weltli - chen Gluͤkſeligkeit ſo hoch als Jch iſt geſtiegen? Kan auch die Fortun der gantzen weiten und breiten Welt mit der meinigen in einigem we - ge compariret oder verglichen werden? Nein per ma foy: Jch habe daß erlanget / welches zwar die aller groͤſſeſten Monarchien der Welt jemahls gewuͤnſchet / niemahlen aber erhalten / Jch / Jch bin daß Gluͤkſelige Teutſchland / Jch bin die allergroͤſſeſte Dame von gantz Euro - pa / groß von Macht / herꝛlich von Thaten / Reich von Guͤhteren / vortrefflich von Ver - ſtande / ja ein rechter Tempel und Wohnhauß der aller vollenkommenſten Gluͤkſeligkeiten. Deine Geſellſchafft O hertzwehrte Freundinn

Sie ſchlaͤget den Friede auff die Schulteren

iſt mir viele Jahre hero dermaſſen nuͤtzlich / lieb und angenehm geweſen / daß Jch ſolches mit Wohrten außzuſprechen mich viel zu ſchwach befinde / denn ſeithero Du / O wehrter Friede bei mir gewohnet / hat ſich aller nothwendigen und anmuhtigen Dinge ein uͤberfluß in mei - nen Herꝛſchafften befunden / ja es hat mir durchaus nichtes gefehlet von allem deme / wel - ches das Hertz einer ſolchen maͤchtigen Koͤni -B iijginn20Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesginn kan befriedigen. Jch weiß durchaus von keiner Wiederwertigkeit: kein Unfall kan mich treffen / kein Krieg kan mich gefehrden / keine Armuth kan mich druͤkken / keine Krankheit kan mich danieder legen / keine Verfolgung kan mir ſchaden / kein Geſchoͤpf unter dem Himmel kan mir einiges Ungluͤk beibringen. Es ſtehet mir doch alles zu dienſte / der Him - mel lachet mich an / die Sonne buhlet gleich mit mir / alle Sterne und Planeten tantzen uͤm mich her mit Freuden / daß Erdreich gibt mir vollauff von allen erwuͤnſcheten Dingen / daß Meer laͤſſet mir gleichſahm der gantzen Welt Reichthum in unzehlichen Schiffen zufuͤhren. Die andere groſſe Koͤniginnen und Monar - chien behten mich an: Hiſpanien zittert vor mir / Franckreich ſuchet meine Koͤnigliche Gunſt / Waͤlſchland kuͤſſet mir die Haͤnde / ja alle andere Laͤnder prœſentiren mir Jhre ge - horſame Dienſte und legen ſich gleichſam da - nieder zuem Schemel meiner Fuͤſſe. Sage an meine Freundinn / ſage an du wehrter Frie - de / ob ſich nicht dieſes alles in der That und Wahrheit alſo verhalte und ob Jch nicht mit meiner Gluͤkſeligkeit alle Monarchien der gan - tzen Welt weit / weit uͤbertreffe?

Frie -21Erſte Handelung.
Friede.

Freilich ja / Aller gnaͤdigſte Koͤnigiñ iſt Eure Majeſtaͤt die gluͤkſeligſte Fuͤrſtin un - ter der Sonnen / denn / wo findet man einiges Land oder Koͤnigreich / wenn man gleich alle vier Theile der Welt durchſuchete / ja vom Oſten ins Weſten / vom Suͤden ins Norden lieffe / daß mit Teutſchland zu vergleichen? O wolte / wolte Gott / gnaͤdigſte Koͤniginn und Frau / daß E. Majeſtaͤt nur dankbahrlich ge - nug muͤchte erkeñen die hohe und unaußſprech - liche Gnade / womit der aller guͤtigſter Himmel dieſelbe ſo mildiglich hat beſeliget! Wahr iſt es / gnaͤdigſte Koͤniginn / daß durch meine Ge - genwahrt Euer Majeſtaͤt Trohn ſicherlich be - faͤſtiget und alle erwuͤnſchete gedeiligkeit haͤuf - fig wird herbei gebracht / denn wo Friede iſt / da gehet alles wol zu / da bluͤet Gluͤk und Segen / da muß aller Neid und Streit zu ruͤkke wei - chen. Aber von gantzem Hertzen muͤchte Jch wuͤnſchen / daß Eure Majeſtaͤt meiner weini - gen Dienſte ſich auff eine viel andere / und dem allerhoͤheſten GOtt wolgefaͤlligere ahrt und weiſe hinfuͤhro gebrauchete.

Teutſchland.

Wie denn Friede? Sol Jch mich deiner Auffwahrtung noch anders / alsB iiijJch22Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesJch bißhero gethan habe gebrauchen? Ja Friede / daß waͤre wol etwas neuͤes.

Friede.

Ja allergnaͤdigſte Koͤniginn / billig muͤchte E. Majeſtaͤt mich / als den aller koͤſt - lichſten Schatz auff Erden wol etwas beſſer anwenden / damit mein Vater und Herr im Himmel / der mich E. Majeſtaͤt ſo gnaͤdigſt hat geſchenket / durch den ſuͤndlichen Mißbrauch nicht gar zu hefftig dermahleinſt wuͤrde erzuͤr - net. Das aber dieſes von E. Majeſtaͤt nicht beſſer wird beobachtet / ſolches verhindert leider dieſes ſchnoͤde Weib die Wolluſt / welche E. Majeſtaͤt faſt ſtets auff dem Fueſſe nachfol - get / und ſich dieſelbe in kurtzer zeit dermahſſen eigen und verpflichtet gemachet hat / daß E. Koͤnigl. Majeſtaͤt ohne dieſes verfluchte Weib / die ſchaͤndliche Wolluſt nunmehr faſt auch keinen einigen Tag kan leben.

Wolluſt.

Was ſageſt du Friede? Hoͤreſt du noch nicht auff meine Perſon bei Jhrer Ma - jeſtaͤt zu verunglimpfen / und mich / deroſelben getreuſte und aller gehorſahmſte Dienerinn zu verleumbden? Muſt du mich denn ohne unter - laß zuer Bank hauen? Hat denn dein ſchmaͤ - hen und uͤbeles nachreden gahr kein ende? Was haͤtte doch Jhre Koͤnigl. Majeſtaͤt un -ſere23Erſte Handelung. ſere allerſeits gnaͤdigſte und hoͤchſtgebietende Frau in dieſer Welt vor Freude / wenn ſie mei - ner angenehmen Geſellſchafft muͤſte entbeh - ren? Ja Friede / ſolte eine ſolche herꝛliche Koͤ - nigiñ als Teutſchland iſt ohne Wolluſt leben? Du redeſt / wie die naͤrriſche Weiber pflegen zu reden. Zu deme / wie koͤnte es muͤglich ſeyn / daß / wo du regie reſt / Jch nicht auch nohtwen - dig zuer ſtelle ſeyn muͤſte / denn / wo Friede iſt / da wohnet auch Wolluſt / wo Friede iſt / da komt auch Freude / und kanſt du faſt ja ſo ſchwehrlich als die Koͤniginne ſelbſt ohne meine Gegen - wahrt leben.

Friede.

Pfui / ſchaͤme dich du ſchaͤndliche Beſtia / ſolteſt du ſolche gottloſe Reden von mir / dem allerhoͤheſten zeitlichem Guhte in deinem Munde fuͤhren? Solte der Friede oh - ne die Wolluſt nicht leben koͤnnen? Weiſſeſt du denn nicht / daß Jch der Friede meine ſtelle auch droben bey GOtt meinem allerliebſten Vater im Himmel habe / da lauter Heiligkeit und Unſchuld regieret / und wohin du verfluch - te Wolluſt / nimmermehr einen Fuß wirſt ſe - tzen? Daß du aber bei dieſer zeit Jhrer Koͤnigl. Majeſtaͤt ſo lieb und angenehm biſt / ſolches komt daher / daß allerhoͤchſtgeehrte Jhre Koͤ -B vnigl.24Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesnigl. Majeſtaͤt durch deine ſchmeichelhaffte Reden leider gaͤntzlich iſt eingenommen und ſchon eine gute zeit hero jaͤmmerlich verfuͤhret worden. Sonſten weis Jch ſehr wol / daß du dich vielmehr bei dem gottloſen Mars oder Kriege / meinem ewigen und abgeſagtem Tod - feinde als bei mir / dem Frieden pflegeſt auff zu - halten / denn es iſt ja auch den Kindern bekant / daß mitten im Kriege die Wolluſt auch offt - mahls bei Buͤrgeren und Bauren mit gantzer macht regieret / verſteheſt du daß wol?

Teutſchland
etwas entruͤſtet:

Was ſol dieſer unnoͤhtiger Hader? Schaͤmet Jhr Euch nicht in gegenwahrt Euer Koͤniginn mit ſolchen un - gehoͤbelten Wohrten uͤm Euͤch zu beiſſen? Jch glaube ſicherlich / daß Jungfrau Friede mit der zeit uns vorzuſchreiben vermeinet / wie wir un - ſer Leben und Regiment ſollen anſtellen. Sie - he da Friede / was bildeſt du dir wol ein? Sol Jch dich / meine Diener iñ erſt fragen / was vor Leute Jch an meinem Koͤniglichen Hoff neh - men und halten ſol? Daß waͤre fuͤrwahr eine feine Sache!

Hie wird auff einem Poſthoͤrnlein gleich als von weitem geblaſen.

Aber / was hoͤre Jch doch fuͤr ein blaſen? Meinem beduͤnken nach iſt es ein Poſthorn / gehet bald hin HerrHofe -25Erſte Handelung. Hofemeiſter / und vernehmet ob etwañ Frem - de fuͤrhanden ſind.

Hofemeiſter.

Allergnaͤdigſte Koͤniginn / Jch gehe hin E. Koͤnigl. Majeſtaͤt unterthaͤnigſten Bericht hievon ſchleunigſt einzubringen.

Teutſchland.

Daß ſol mich wunderen / was doch bei dieſer Zeit etwan vor ein fremder Herr mag anhero kommen. Jch ſehe es ſonſt nicht ungern / daß groſſe Fuͤrſten mich zuem oͤffteren beſuchen / denn eben hiedurch wird meine Re - putation maͤchtiglich conſerviret, und da - hero komt es / daß man in allen Laͤnderen und Koͤnigreichen von Teutſchland und Jhrer groſſen liberalitet und tractamenten (wo - durch Jhre Herꝛligkeit taͤglich wird vergroͤſ - ſert) weis zu ſagen. Zu deme / ſo erfodert es auch Ratio ſtatus, daß man mit fremden Her - ren guhte Correſpondentz unterhalte / die - weil man nicht kan wiſſen / wie und wo man ſich deroſelben nuͤtzlicher Dienſte dermahleinſt koͤnne gebrauchen. Unterdeſſen Frau Wol - luſt / ſehet wol zu / daß an allem dem jenigen / ſo zu praͤchtiger tractation vornehmer Herren gehoͤrig / nichtes ermangelen muͤge.

Hofemeiſter
komt wieder und ſpricht:

Groß - maͤchtigſte Koͤniginn / Gnaͤdigſte Frau / es er -zeiget26Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandeszeiget ſich vor dem Schloſſe eine gahr wunder - bare und poſſierliche Geſellſchafft / derer glei - chen Jch die zeit meines Lebens nicht geſehen.

Teutſchland.

Was ſind es denn vor Krea - turen? Sie werden dennoch den Menſchen aͤhnlich ſehen?

Hofemeiſter.

Ja Gnaͤdigſte Koͤniginn / es ſind zwahr Menſchen / aber ſehr ſeltzame Eben - theurer dabei. Sie haben einen Geleitsmann oder Fuͤhrer / dem iſt ſein Haubt mit einer Sturmhauben / woran Fluͤgel / bedekket / auch hat er gefluͤgelte Fuͤſſe und fuͤhret einen Skep - ter in der Hand mit zweien Schlangen uͤm - wunden.

Teutſchland.

O ho / daß wird etwann der Heiden Poetiſcher Merkurius ſeyn / welchen die Mahler in einem ſolchen Habit pflegen ab - zubilden! Aber / ſagt mir / wovor geben ſich deñ die andere aus?

Hofemeiſter.

Gnaͤdigſte Frau / itzgedachter Jhr Fuͤhrer oder Geleitsmañ / ſaget außtruͤk - lich / daß ſie alte Teutſche Helden / ja beruͤhmte Koͤnige und Fuͤrſten ſind; Jch aber doͤrffte ſie viel ehender vor alte Henker anſehn / denn ſie groſſe breite Schwehrter fuͤhren und wunder - ſeltzahm bekleidet einher gehen. Jn Sum -ma /27Erſte Handelung. ma / Jch weis mich in dieſe Leute gahr nicht zu ſchikken.

Teutſchland.

Sie muͤgen ſeyn wer ſie wol - len / uns wil gebuͤhren / ſelbige dennoch anſehn - lich empfangen zu laſſen auch Jhnen gnaͤdig - ſte audientz zu verſtatten / Derowegen Herr Hofemeiſter / nehmet meinen Kammer Junke - ren zu Euch / gehet alſobald hin und empfan - get dieſe neuͤe Gaͤſte geziemender mahſſen und fuͤhret ſie zu uns herauff / denn wir Jhr an - bringen ſelber anhoͤren wollen.

Hofemeiſter.

Gnaͤdigſte Koͤniginn / E. Ma - jeſtaͤt Gnaͤdigſtem Befehl ſol unterthaͤnigſtes fleiſſes von uns nachgelebet werden.

Er gehet ab nebenſt dem Kammer Junkeren / unterdeſſen rau - net die Wolluſt der Koͤniginn etwas in ein Ohr.

Der Vierdter Auffzug.

Teutſchland / Hofemeiſter / Merku - rius / Koͤnig Ehrenveſt / Heerzog Her - man / Fuͤrſt Klaudius Civilis / Heer - zog Wedekind.
Teutſchland.

Da werden wir heute aber - mahl einen froͤlichen und recht kurtzweiligenTag28Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesTag haben / denn dieſe Leute / dieweil ſie in ei - nem ſo ſeltzamen Habit auff gezogen kommen / vielleicht Gaukkeler / oder Bierfechter / oder auch wol Seiltaͤntzer ſeyn muͤgen / welche Ge - ſellen mit Jhrem Taſchenſpielen / Lufftſpruͤn - gen und tauſend anderen grillen den Zuſeheren die Zeit ſehr ahrtig zu kuͤrtzen wiſſen. Solte es aber eine andere ahrt Leute ſeyn / ſo muß die Frau Wolluſt ſich bemuͤhen / einen ſonderli - chen luſtigen Poſſen mit Jhnen anzurichten / auff daß wir ja dieſen Tag ohne Freude und Ergetzligkeit nicht zuem ende bringen. Aber / ſiehe da / es kommen unſere Leute ſchon wieder mit Jhrer fremden Geſellſchafft!

Merkuring wird benebenſt denen vier alten Teutſchen Helden von den beiden Edelleuten vor den Koͤniglichen Trohn gefuͤhret / darauff faͤhet an zu re - den der
Hofemeiſter.

Allerdurchlaͤuchtigſte Koͤnigiñ / Gnaͤdigſte Frau / es bedanken ſich gegenwerti - ge fremde Herren zuem hoͤheſten und dienſt - fleiſſigſten / daß E. Majeſtaͤt ſie hat wollen an - hero foderen laſſen / unterthaͤnigſt bittend / Jh - nen gnaͤdigſte audientz zu verſtatten.

Teutſchland.

Wir ſehen es gantz gerne / daß dieſe Herren ſich bei unſerem Koͤniglichem Ho - fe haben einſtellen wollen / geruhen auch gnaͤ -digſt /29Erſte Handelung. digſt / Jhr anbringen zu hoͤren und nach be - ſchaffenheit deroſelben Vortrages Jhnen ei - ne gewierige reſolution zu ertheilen.

Merkurius.

Aller durchlaͤuchtigſte Groß - maͤchtigſte Koͤniginn / Gnaͤdigſte Frau / E. Majeſtaͤt unterthaͤnigſt anzudeuten kan Jch nicht unterlaſſen / welcher geſtalt gegenwertige alte Teutſche Helden / als Koͤnig Ehrenveſt / Heerzog Hermann / Fuͤrſt Civilis und Heer - zog Wedekind / weiland E. Majeſtaͤt Koͤnig - lichen Vorfahrinnen des alten Teutſchlandes hoͤchſtloͤblichſten andenkens gehorſahmſte Diener und Printzen / auff ſonderbahre Er - laubniſſe Jhrer Oberen ſich aus den Eliſei - ſchen Felderen / in welche ſie theils uͤber die ſechszehnhundert Jahr nach Jhrem ablehen ſich verhalten / wiedrum heraus an dieſe Welt begeben / Eure Majeſtaͤtt als daß neuͤe praͤch - tige Teutſchland / deroſelben Leben / Weſen / Wandel / Policei / Regiment / Sitten und Ge - braͤuche / welche ſo wol zu Krieges als Friedens - zeiten in gebuͤhrende obacht werden genom - men / etlicher mahſſen zu erkuͤndigen / damit ſie wegen der groſſen Ehre und Herꝛligkeit / in welcher ſie Eure Majeſtaͤtt als Jhre gnaͤdigſte Gebieterinn ſehen geſetzet / ſich von gantzerSeele30Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes. Seele muͤchten erfreuͤen / bitten hiebenebenſt unterthaͤnigſt / E. Majeſtaͤt wolle es Jhr nicht laſſen zu wieder ſeyn / daß ſie ſich etliche weinig Tage an deroſelben Koͤniglichen Hoff auffhal - ten / ſie erbieten ſich hinwieder E. Koͤnigl. Ma - jeſtaͤtt unterthaͤnigſte gehorſahmſte Diener zu leben und zu ſterben.

Teutſchland.

Merkuri / (denn vor denſelben ſehe Jch dich in betrachtung deines Habits bil - lig an) dein vorbringen haben wir verſtanden und koͤnnen dir hier auff in gnaͤdiger Antwort nicht verhalten / wie daß wir gahr wol leiden koͤnnen / daß zuzeiten Fuͤrſtliches ja Koͤniglichen Standes Perſonen uns unterthaͤnigſt auff zu - wahrten an unſeren Koͤniglichen Hof ſich ver - fuͤgen / daß du aber nach deiner leichten Schwaͤ - tzer ahrt uns zu uͤberre den vermeineſt / als weñ gegenwertige vier Kerle deine Geſellen alte Teutſche Koͤnige und Fuͤrſten waͤren / ſolches halte Jch vor eine ſolche vermeſſene temeri - tet, welche billig hoch zu beſtraffen.

Merkurius.

Allergnaͤdigſte Koͤniginn / der Himmel wolle mich ja nimmermehr eine ſol - che Thorheit laſſen begehen / daß Euͤer Maje - ſtaͤtt Jch vorſetzlicher weiſe einige Unwahrheit vorzubringen / mir freventlich ſolte geluͤſtenlaſſen:31Erſte Handelung. laſſen: Es koͤnnen gegenwertige Teutſche Helden Jhres hohen Standes halber befra - get / und dafern ſie die jenige Perſonen nicht ſind / vor welche Jch ſie angegeben / wil Jch mich E. Majeſtaͤt zu harter und wolverdien - ter Straffe gern unterwerffen.

Teutſchland.

Wolan / koͤnnet Jhr denn von Euch ſelber Zeugniſſe geben Jhr alte Geſel - len / ey ſo laſſet doch hoͤren / was ſeid Jhr end - lich wol vor Kavallier?

Koͤnig Ehrenveſt.

Wir wiſſen zwahr nicht (o maͤchtiges Teutſchland) was Kavallier vor Leute ſind / denn dieſes fremde Wohrt bei den alten Teutſchen niemahlen bekant geweſen / Unſeren Namen aber begehren wir gar nicht zu verleugnen. Jch bin der Alten Teutſchen wolbekanter Koͤnig Arioviſtus oder Ehren - veſt / dieſer iſt der Heerzog Arminius oder Her - man / welcher in unterſchiedlichẽ Treffen mich / dem der Julius Cæſar einsmahls im Kriege obgelegen / redlich an den Roͤmern hat gero - chen. Seht dieſer iſt der Mannliche Fuͤrſt Klaudius Civilis / der die groſſe Roͤmiſche Macht vom Reinſtrohm in weiniger Zeit hat hinweg gejaget / und dieſer letſter iſt der Heer - zog Wedekind / welches Leben und Thaten ſoCweinig32Des Friedewuͤndenſchen Teutſchlandesweinig als der anderen dir nicht unbekant ſeyn koͤnnen.

Teutſchland.

Was ſaget Jhr? Seid Jhr alte Teutſche Koͤnige? Seid Jhr alte Teut - ſche Fuͤrſten? Ja wol! Wer koͤnte oder ſolte doch immer glaͤuben daß Jhr ſo groſſe Hel - denthaten haͤttet begangen? Daß werdet Jhr wahrlich mich nimmer uͤberreden: Jch habe zwahr von den Arioviſten / Arminium / Civi - len / Wedekinden und wie die Narren alle heiſ - ſen / offtmahls viel ſeltzames zeuges gehoͤret und geleſen / aber was haben ſie damit außge - richtet? Geſetzet / daß ſolche Kerle ehmahl in Welt gelebet; Ja geſtanden / daß eben Jhr dieſelben Kumpanen ſeid / was iſt es denn end - lich mehr? Was habet Jhr denn wol groſſes oder herꝛliches in Euͤren Lebenszeiten began - gen? Wollet Jhr groſſe Fuͤrſten ſeyn und wiſ - ſet von denen hoͤfiſchen Complimenten eben ſo weinig als der groͤbeſter Baur? Nein fuͤr - wahr / meine itzige Teutſche Fuͤrſten wiſſen ein weinig andere und beſſere Beſo los manos zu machen.

Civilis.

Ey Teutſchland ſchmaͤhe uns doch nicht; Wir verſtehen uns zwahr auff keine Komprementen und baſus manus / ja wir wiſ -ſen33Erſte Handelung. ſen nicht einmahl was dieſes geſaget ſei. Die alte Teutſche pflagen ſich wol einfaͤltig / aber dennoch gehorſahm und redlich bei Jhren Koͤ - nigen und Fuͤrſten einzuſtellen / zu deme / ſo bringet es unſere ahrt und Natur nicht mit / daß wir von hohen Dingen viele zierlicher Wohrte machen / ſondern groſſe Sachen tap - fer und unerſchrokken angreiffen und zuem Ende bringen.

Teutſchland
ſehr hoͤniſch.

Daß kan nicht wol fehlen / Jhr muͤſſet trauen gahr groſſe Thaten im Kriege haben außgerichtet / man ſiehet es auch an Euren ſchoͤnen Waffen wol! Aber / kommet Jhr mit euren breiten Hen - ckerßploͤtzen in meinen jtzigen Kriegen einmahl auffgezogen / man wird euch dergeſtalt wil - kommen heiſſen / daß Jhr Euch gegen dem Feinde bald mit dem Ruͤkken werdet verteidi - gen / und lieber / wenn Jhr etwann in einem Duell fechten / oder Euren Cammeraden ei - ne Secunde ſoltet geben / was wuͤrdet Jhr mit dieſem ungeheuͤren Schlach ſchwerteren auß - richten? Da muͤchte Jch wol ſehen / wie Jhr doch eine einzige Lection recht anbrigen wol - tet? Nein fuͤrwahr ein Occaſion Degen laͤſſet ſich bei dieſer Zeit ein weinig beſſer gebrauchẽ.

C ijHeerzog34Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Heerzog Herrman.

Spotte unſer doch ſo gahr ſehr nicht / du praͤchtiges und hochtraben - des Teuͤtſchland / wir haben zwahr die Ge - wohnheit nicht / daß wir unſere eigene Thaten ſelber ruͤhmen / man frage aber unſere Feinde und Jhren eigenen Geſchichtſchreiber den Tacitus / die werden uͤberfluͤſſig bezeuͤgen / mit was Teuͤtſcher Hertzhaftigkeit wir dieſe unſere Gewehre gebrauchet / und wie manches mahl wir den Sieg mit eben dieſen breiten Schwer - tern haben erhalten / getrauen uns auch noch biß auf dieſe ſtunde beſter maſſen uns damit zu ſchuͤtzen und unſere Feinde zu verjagen / ob wir ſchon nicht wiſſen / was der Dabell / Kampera - den und Zakkunden vor Leute / noch die Akka - zion Degen vor Waffen ſeyn muͤgen.

Teutſchland.

Mein Gott / was ſeid Jhr doch albere einfaͤltige Schoͤpſe! Verſtehet Jhr denn nicht drei Wohrt Franzoͤſiſch? Wie ge - denket Jhr arme Teuffel doch heute zu tage durch die Welt zu kommen?

Heerzog Wedekind.

O Teutſchland / unſere Teutſche iſt eine ſo tapfere / ſchoͤne und Maje - ſtaͤtiſche Heldenſpraache / daß ſie es allen ande - ren Spraachen weit zuvor thut / und iſt es wahrlich hoch zu beklagen / daß eine ſolchegroſſe35Erſte Handelung. groſſe Koͤniginn ſich nicht ſchaͤmet Jhre ſo vollenkommene eigene Spraache zu einer Schlavinnen aller anderen / ſonderlich aber der Franzoͤſiſchen zu machen / Gott gebe nur / daß dieſes nicht ein Vorbild ſei der kuͤnfftigen Dienſtbarkeit / in welche dein maͤchtiges Koͤ - nigreich durch die gahr zu groſſe Verehrung fremder und außlaͤndiſcher Voͤlker doͤrffte gerahten!

Teutſchland.

Siehe da / ein neuͤer Prophet! O groſſer Fantaſt! O grand fol! Du ma - cheſt dir ja wahrlich all zu vergebliche Sorge! weiſſeſt du nicht / daß meine Macht ſo groß iſt / daß kein Volk unter der Sonnen auch nur in ſeine Gedanken darff nehmen / ſich mir zu wie - derſetzen / ja die gantze vereinigte Welt wuͤrde ſich fuͤrchten / Teutſchland anzugreiffen. Was du aber von der Perfection der Teutſchen Spraache daher parlireſt / daruͤber muß Jch wahrlich von Hertzen lachen: Jch wolte par ma foy, lieber alles Teutſche vergeſſen / als nicht auch etwas Franzoͤſiſches / Jtaliaͤniſches und Spaniſches dabei ſchwaͤtzen koͤnnen / es ſtehet ja nichtes nobler noch amiabler, als wenn man zu zeiten in ſeinen Diſcourſen al - lerhand fremde Woͤhrter mit untermiſchet /C iijſol -36Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesſolches machet der Rede ein feines Anſehen und kan man ſich offt dadurch in groſſer Leute gratia inſinuiren.

Koͤnig Ehrenveſt.

So viel Jch verſtehe / Teutſchland / ſo biſt du von deiner alten Ein - falt / Treuͤe / Redligkeit / Wahrheit und Tap - ferkeit ſehr weit abgewichen / deine edle Teutſche Spragche / gegen welcher die anderen nur flik - ſpraachen ſind / ſtinket dich gleichſahm an / du redeſt alles vermiſchet und auff ſein Kauder - welſch daher / und welches zu verwunderen / ſo trotzeſt du auff deine groſſe Macht und Ge - walt mit einer ſolchen vermeſſenheit / als wenn dein Regiment ewig muͤſte tauren. Weiſt du aber nicht / daß auch vor dir ſchon viele maͤchti - ge Kaͤyſerthum und Koͤnigreiche ſind zu grun - de gangen? Huͤhte dich vor vielen / dafern du ja vermeineſt / du koͤnneſt von einem nicht be - zwungen werden. Glaube nur O ſicheres Teutſchland / daß / wenn gleich deine Feinde dich nicht ſo bald mit oͤffentlicher Gewalt koͤn - nen bezwingen / daß ſie dich doch zuletſt durch heimliche Liſt und Praktiken leicht uͤberwin - den werden.

Teutſchland.

Was haſt du alter Narr mit viel von uͤberwinden vorzuſchwatzen? Schaͤ -meſt37Erſte Handelung. meſt du dich nicht die zahrten Ohren einer ſo maͤchtigen Koͤniginnen / deß unuͤberwindlich - ſten Teutſchlandes mit ſo gantz ungereimten Plaudereien zu beſchwehren / Ey ſehet doch die ſchoͤne Koͤnige und Fuͤrſten / welche wie die Faſt - nachbutzen / oder wie die Hechleutraͤger und Schornſteinfeger herein tretten: Man koͤnte ſie fuͤrwahr ahrtig in einer Comœchen oder Maſcaraden gebrauchen / aber Jch halte gaͤntzlich davor / daß ſie weder ein Ballet, noch eine Courante, noch eine Gagliarda zu Tan - tzen wiſſen / ſo gahr nichtes iſt doch a Ja mode an dieſen Saurtoͤpfen / welche mit Jhren freuͤndlichen Angeſichtern den allerſuͤſſeſten Wein in Eſſig ſolten verwandlen / zu finden. Nein / uͤmme Gottes willen / bringet mir ſolche pluͤmpe und indiſcrete Kerls nicht mehr nach Hofe. Meine Teuͤtſche Printzen / Edelleuͤte und favoriten wiſſen ſich ein weinig beſſer zu comportiren, ja ſo nettement nach der Franzoͤſiſchen manier in Kleideren gebehr - den / Wohrten und allem Jhrem thun und laſſen zu halten / daß man ſich zum allerhoͤhe - ſten druͤber kan delectiren. Dieſe 4. Fanta - ſten aber wollen alles auff die alte Teuͤtſche manier haben / plauderen zu dem ende herausC iiijalles38Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesalles was Jhnen nur ins Maul komt / hinweg mit Jhnen!

Merkurius.

Endlich wil mir gebuͤhren / mei - ner bißhero hoͤfflich gezaͤhmten Zungen den Zaum zu loͤſen und dir / O du ſtoltzes / ſicheres und hochtrabendes Teutſchland deine unzeh - liche Gebrechen und grobe Maͤngel kuͤrtzlich vorzuhalten: Dieſe alte Teutſche Koͤnige und Fuͤrſten die allertapferſte Helden ſo jemahls haben gelebet / kommen als Gaͤſte und Fremd - linge / dich bei deinem itzigem hohen und gluͤk - ſeligem Zuſtande zu kennen. Sie kommen als auffrichtige Teutſche Biederleute / vermei - nend von dir Jhrem verdienſte nach wol und freuͤndlich empfangen zu werden / du aber O ſtoltze Koͤniginn / durch des Gluͤkkes ſchmeiche - lei uͤber die mahſſen ſehr auffgeblaſen / und durch die ſchaͤndliche Wolluſt von allen Tu - genden entfremdet / hoͤneſt / ſchmaͤheſt / verach - teſt und verlacheſt dieſe redliche Biederleute: Jhre alte loͤbliche Sitten und Gebraͤuche muͤſ - ſen dir eine baͤuriſche Grobheit heiſſen / Jhre einfaͤltige Redligkeit wird Jhnen zuer Tohr - heit gerechnet / Jhre Kleidungen und Waffen ſind dir ein Ekkel / Ja Jhre und deine ſelbſt ei - gene angebohrne Majeſtaͤtiſche Heldenſpraa -che39Erſte Handelung. che wird von dir verſpeiet und gegen andere Barbariſche Spraachen gleichſahm vor nich - tes geachtet / und / daß Jch es kurtz mache / du geberdeſt dich nicht als etwann eine Teutſche gebohrne Koͤniginn / ſonderen vielmehr als ein ehrgeitziges / vermeſſnes / ruchloſes Weib. Es werden aber dieſe vier alte tapfere Helden / die ſo manchen Feind / ja ſich ſelber ſo vielmahls uͤberwunden / auch dieſe Grobheit dir zu guhte halten und von deinem unteutſchen Hofe gantz gerne und willig abweichen.

Teutſchland
ſehr entruͤſtet.

Was ſagſt du leichfertiger Plauderer? Jſt mein Koͤnigli - cher Hoff ein unteuͤtſcher Hoff? Wer hat dir und deiner gauckleriſchen Geſelſchafft befoh - len an denſelben zukommen? Wer hat Euch bohten geſchikket? Ja / wer hat dich verwege - nen Schwaͤtzer gedinget / daß du mir meine Sprache / Suten und Geberde dergeſtalt re - formiren ſolleſt / uñ haſt du ſchwaͤtzer anders nicht vorzubringen / ſo ſchiere dich hinweg ins Teuͤffels Namen / Jch habe deiner Saalbade - rei ſchon mehr den all zulange zugehoͤret.

Merkurius.

Fein mehlig liebes Teuͤtſch - land / erzoͤrne dich nur nicht ſo ſehr. Jch bin / dazu geſendet / Daß Jch als ein Prieſter deßC vAller -40Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes. Allerhoͤheſten / dir die Wahrheit ſol ſagen und dich vor dem bevorſtehendem Ungluͤkke ge - treulich warnen: Daruͤm hoͤre mir zu: Biſt du nicht eine rechte Epikuriſche Veraͤchterinn Gottes und ſeines heiligen Wohrtes? Deine Zunge haſt du gewohnet zuem Fluchen und deine Lippen zu Schmaͤhen / du gehorcheſt kei - nem wolgemeintem Raht mehr: Ja Teuͤtſch - land / du biſt auffruͤhriſch / ſtreiteſt wieder dein eigenes Haubt mit unmeſſigen freſſen und ſauffen Tag und Nacht / und verdirbeſt da - durch jaͤmmerlich deine eigne Glieder / deine Haͤnde waͤſcheſt du im Bluhte und haſt nich - tes anders als Krieg im Sinne / der unſchuͤl - dige muß leiden und die Frommen muͤſſen gequaͤhlet werden. Du fuͤhreſt ein uͤppiges und unzuͤchtiges ſchandweſen: Deine Huri - ſche Geilheit iſt nicht zuerſaͤttigen / du raubeſt und ſtieleſt heimlich und oͤffentlich / dein Geitz iſt unermaͤſlich / du unterdrukkeſt die Armen und ſchaffeſt recht den Gottloſen: O Teuͤtſchland / Teuͤtſchland / alle Treu und Red - lichkeit haſt du hinweg getrieben und befleiſſi - geſt dich deß Liegens / verleuͤmdens und be - triegens / Ja Teuͤtſchland / deiner Suͤnde und Untugend iſt ſo viel / daß ſie auch den Sandam41Erſte Handelung. am Meer weit uͤbertreffen / darum auch dein Fall und Untergang zweiffels ohn ſehr nahe ſeyn muß: Die Gerechtigkeit Gottes kan nicht laͤnger zuſehen / es iſt hohe Zeit / daß du von Hertzen buhſſe thuſt und abweicheſt von dei - nen Gottloſen Wegen. Laſſe ab Teutſchland den allerheiligſten Gott mit deinem unchriſt - lichem Leben ferner uñ noch heftiger zu erzuͤr - nen / Fuͤrwahr Teutſchland Jch ſage dir: Die Axte iſt ſchon dem Baume an die Wurtzel ge - leget / wirſt du nicht bei zeiten

Teutſchland
wird hefftig ergrimmet / ſtehet auff / faͤlt dem Merkurio mit ſehr zornigen Geberden ins Wohrt und ſpricht:

Hat denn der lebendiger Teuffel dieſen unverſchaͤmten Pfaffen aus der Hoͤllen hieher geſchikket das Er mich in meiner groſſen Gluͤkſeligkeit ſol unruhig ma - chen? War es nicht genug / daß du leichtferti - ger Vogel das Amt eines Procoureurs vor dieſe deine Bettelfuͤrſten haſt verwaltet? Mu - ſteſt du zu dieſem allem auch mich / die aller - groͤſſeſte Koͤniginn der Welt oͤffentlich ſchmaͤ - hen und injurijren? Pakke dich hinweg in al - ler Teuffel Namen / oder Jch werde meine Ge - nerals und vornehmſte Colonellen laſſen foderen / daß ſie dir und deiner Geſellſchafftdie42Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesdie Haͤlſe brechen und Euͤch in ſtuͤkke zerhauen. Trollet Euch von hinnen Jhr nichteswuͤrdi - ge Buben. Was? verziehet Jhr noch? Ge - ſchwinde Jhr meine Diener / laſſet Lermen blahſen und ein paar Regimenter Mußquetie - rer anhero kommen / daß ſie dieſe Schelmen und Verraͤhter alſobald vor meinen Augen maſſacriren.

Koͤnig Ehrenveſt.

Behuͤete Gott Teutſch - land / wie biſt du ſo gahr uͤmgekehret? Wie flu - cheſt und laͤſterſt du doch ſo gahr erſchreklich? Jſt doch nicht ein einziges Bluhtestroͤpfflein Teutſcher Ehre / Treuͤ und Redligkeit bei dir uͤberblieben: Nun wolan / wir wollen deinem grimmigen Zorn gern weichen. Merkuri / fuͤhre uns nur bald wieder von hinnen / denn es iſt uns unmuͤglich / die grauſame Scheltwohr - te dieſes erbitterten Weibes laͤnger anzuhoͤren. Zu deme fuͤrchte Jch / der Himmel muͤchte we - gen ſolcher erſchreklichen Laͤſterungen auff das verkehrte Teutſchland fallen und uns alle ne - benſt Jhr auff ſtuͤkke zerſchmetteren / darum laſſet uns nur bald von hinnen eilen.

Merkurius.

Gantz gern Koͤnig Ehrenveſt / folget mir nur nach Jhr wehrte Helden / denn Jch ſpuͤhre außtruͤklich / daß der gerechterGott43Erſte Handelung. Gott ſich berahten hat daß verſtokte Teutſch - land uͤm Jhrer uͤbermachten Boͤßheit willen zu verderben / ſonderlich / da ſie nunmehr ſo gahr keinen getreuͤen Raht oder Ermahnung wil hoͤren noch annehmen: O Teutſchland Teutſchland / wie greuͤlich wirſt du geſtraffet werden!

Die Helden alle vier.

Bewahre dich Gott du ruchloſes Teutſchland / wir ſehen dich hinfuͤhro nimmermehr. Sie gehen mit dem Merkurio alle ab.

Der Fuͤnffter Auffzug.

Teutſchland / Friede / Wolluſt / Diener.
Teutſchland
gehet etwas in Gedanken den Schau - platz auff und nieder mit zornigen Geberden / ſpricht endlich gantz entruͤſtet:

Gehet immer hin in al - ler Teuffel Namen Jhr leichtfertige Voͤgel / Jhr grobe Cujonen, Jhr ungeſaltzene Bet - telfuͤrſten. Sol Jch mich denn nun von ſol - chen Landlaͤufferen und ungeſchlieffenen Bau - ren laſſen verachten? Es war fuͤrwahr hohe Zeit daß ſie ſich hinweg trolleten; Jch wolte ſie ſonſt vor meinen Augen haben niederma - chen laſſen.

Friede. 44Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Friede.

Gnaͤdigſte Koͤniginn und Frau / Eure Majeſtaͤt erzuͤrne ſich doch nicht derge - ſtalt uͤber dieſe guhte Leute / ſie haben ja meines beduͤnkens ſo gahr ungebuͤhrlich nicht gere - det oder etwas gehandelt / daß einer ſo ſcharf - fen Beſtraffung wuͤrdig / Jch zwahr halte es dafuͤr / es waͤre E. Majeſtaͤt viel ruͤhmlicher angeſtanden / haͤtte auch mehr Lobes davon zu gewahrten / wenn ſie dieſelbe in guhtem Friede und wol vergnuͤget haͤtte von Jhrem Hofe hinweg ziehen laſſen.

Teutſchland.

Ha Verraͤhterinn! was ſagſt du? Solte Jch dieſen ungebehtenen Gaͤſten noch guhte Wohrte geben? Solte Jch mit dieſen groben Bauren noch fein hoͤfflich uͤm - megehn? Solte Jch mit ſolchen Leuten / die weder weiß noch ſchwartz verſtehn / mich ſo ge - mein machen? Vielleicht haͤtte Jch dieſe Baͤh - renhaͤuter / die kaum ein rechtes Kleid am Leibe haben / deiner ſchoͤnen Meinung nach an mei - ne Koͤnigliche Taffel ſetzen und ſie beſter mahſ - ſen tractiren ſollen? Du haſt es wahrlich ſehr wol getroffen: Haſt du unvernuͤnfftige Be - ſtie nicht gehoͤret / mit was hefftigen Schmaͤ - hewohrten der Schandvogel Merkurius mich hat angegriffen?

Frie -45Erſte Handelung.
Friede.

Merkurius / Gnaͤdigſte Frau / hat es mit E. Majeſtaͤt nicht uͤbel gemeinet / Er iſt ein Prieſter und Abgeſanter Gottes / deßwe - gen Jhm billig hat gebuͤhren wollen E. Ma - jeſtaͤt zu ernſtlicher Buhſſe zu ermahnen / dieſe ſind ja die beſten Freunde / welche uns vor dem heran nahendem Ungluͤkke bei zeiten warnen / wolte Gott / wolte Gott E. Majeſtaͤt haͤtte des Merkurien treuͤhertzige Ermahnung nicht nur gedultig angehoͤret / ſondern auch ſo zu Hertzen genommen / daß ſie dadurch eine ernſt - liche Entſchlieſſung gefaſſet / Jhr bißhero ſuͤndlich gefuͤhrtes Leben kuͤnfftig zu beſſeren.

Teutſchland
hefftig ergrimmet.

O groſſe Falſch - heit! O unerhoͤrte Verraͤhterei! Haſt du leichtfertige Plaudermetze mit dem Schmaͤ - hevogel Merkurio etwann eine Confœdera - tion gemachet / mir nach Ehre und Guht / Lande und Leuten / Leib und Leben zu trachten? Nun Diable m’en porte, daß ſol dir uͤbel bekommen.

Wolluſt.

Allerdurchlaͤuchtigſte Koͤniginn / Gnaͤdigſte Frau / habe Jch nicht allezeit geſa - ge[t] und E. Majeſtaͤt auff daß treuͤlichſte ge - warnet / ſie ſolte ſich bei zeiten vorſehen / alldie - weil Jch ſchon laͤngſt gemerket / daß dieſeSchand -46Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesSchandbeſtie / die ſich den Frieden nennet / mit lauter Verraͤhterei uͤmmegehe? wie lange wil ſich Euͤre Majeſtaͤt von dieſer Ehrbaren Frauen noch tribuliren laſſen?

Teutſchland.

Was? Tribuliren? Solte ein ſolches Weib / daß meiner Guhttahten ſo viele Jahre gantz reichlich genoſſen / zuletſt gahr uͤber mich herꝛſchen? Daß ſol und muß in Ewigkeit nicht geſchehen. Heraus du Ver - fluchte / heraus du Abtruͤnnige / Schlaͤget tap - fer auff den Frieden mache dich ſchleunigſt hin - weg von meinem Angeſichte / oder Jch laſſe dich / hole mich dieſer und jenner / zu Pulver und Aſchen brennen.

Friede.

Ach Teutſchland / Teutſchland warum ſchlaͤgſt du mich? Verjageſt du alſo gewalthaͤtiger weiſe den Edlen Friede von dir und laͤſſeſt dich von der verfluchten Wolluſt zu dieſer greuͤlichen Tirannei anreitzen!

Teutſchland.

Was Tirannei du Ertzhuhre / du verfluchte Putain, daß dir der Hagel und Donner den Halß zerbreche: Heraus / heraus in aller Henker Namen.

Friede.

O du verblendetes ſicheres Teutſch - land / welche erſchrekliche Fluͤche laͤſſeſt du aus deinem gottloſen Munde gehen! Jſt daß derDank47Erſte Handelung. Dank vor alle die Guhttahten welche dir der guͤldener Friede hat erwieſen? O mit was bit - teren Traͤnen wirſt du dermahleinſt deine Un - ſinnigkeit beklagen!

Teutſchland.

Was beftzeſt du noch viel wie - der mich du unverſchaͤmte Beſtie? Wilt du meinen Grim̃ noch ferner erregen? Wilt du wahrten / biß Jch dich mit vier Pferden auff ſtuͤkken laſſe zerreiſſen? Hinweg ſage Jch nochmahlen vor alle Teuffel

Sie ſchlaͤget tap - fer wieder darauff

heraus und verbirge dich vor meinem Angeſichte / dafern du dein nichts - wuͤrdiges Leben zu erhalten gedenkeſt.

Friede
fliehet davon zuem Beſchluß ruffend:

Ach / daß es Gott im Himmel erbarme / daß der wehrter Friede von dem unbeſonnenem Teutſchlande ſo grauſahmlich wird verban - net / O Teutſchland / Teutſchland / wie wird dich dieſe Unſinnigkeit gereuͤen! Gehet ab.

Teutſchland
tritt gantz praͤchtig / jedoch ſehr er - grim̃et den Schauplatz auff und nieder mit einer ſtar - ken und gleichſahm bruͤllenden Stimme ruffend.

So ſol es hinfuͤhro allen den jenigen ergehen / welche mir in meinem Regimente daß allerge - ringſte vorzuſchreiben ſich im weinigſten doͤr - fen erkuͤhnen / Jch werde hinfort meine Koͤnig - liche autoritet beſſer in acht zu nemen wiſſen.

DWol -48Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Wolluſt.

So recht gnaͤdigſte Koͤniginn / daß iſt auch meine gaͤntzliche Meinung / E. Maje - ſtaͤtt laſſe die leichtfertige Metze / den faulen und unnuͤtzen Frieden nur immer hinfahren / denn Teutſchland die maͤchtigſte Beherſcher iñ der Welt / kan gahr wol ohne Friede leben / ja reich / maͤchtig und praͤchtig ohne dieſelbe blei - ben.

Hie wird geblaſen mit Trompetten

Aber / was mag doch wol dieſes blaſen bedeuten?

Dieuer
komt eilends auff den Schauplatz / ſagend:

Allergnaͤdigſte Koͤniginn / gleich itz kommen etliche Fremde und dem anſehende nach vorne - me Kavallier bei Hofe an / Euer Koͤnigl: Ma - jeſtaͤtt unterthaͤnigſt auffzuwahrten.

Teutſchland.

Wol Diener / laſſe ſie durch die Hoff-Junkeren alſobald in unſerem Na - men annehmen und in den groſſen Sahl fuͤh - ren / Jch werde bald hinein kommen / ſelbige Kavallier perſoͤhnlich zu empfahen.

Diener.

Durchlaͤuchtigſte Koͤniginn / Gnaͤ - digſte Frau / E. Majeſtaͤtt gnaͤdigſtem Befeh - le ſol allerunterthaͤnigſtes fleiſſes nachgelebet werden.

Teutſchland.

Jch wil ja hoffen / daß dieſe Gaͤſte etwas diſcreter als die vorige ſich wer - den erzeigen / denn Jch gaͤntzlich davor halte /daß49Erſte Handelung. daß ſie bekante / vielleicht auch wol außlaͤndi - ſche Kavallier ſeyn muͤgen / welche ſich aber zweiffels ohn ein weinig beſſer als die vorige Faſtnachtsbutzen werden zu ſchikken wiſſen. Aber / was ſaͤumen wir? Laſſet uns hinein ge - hen / dieſe Kavallier gebuͤhrender mahſſen zu empfangen / und / du Frau Wolluſt folge mir / und verſchaffe / daß wir dieſen Tag in recht - ſchaffener Froͤligkeit vertreiben muͤgen.

Wolluſt.

Großmaͤchtigſte Koͤniginn / Jch bin E. Majeſtaͤtt unterthaͤnigſte und getreuͤ - ſte Dienerinn / ſie laſſe nur mich ſorgen / wir wollen heuͤte rechtſchaffen turniren und das Hauß zuem Fenſter außwerffen / denn es heiſſet doch: Friß / ſauff / lebe ſtets im ſauß / nach dem Tode wird doch nichtes drauß / Hei luſtig!

Sie gehen alle ab.

Ende der Erſten Handelung.

Mercke. Hie muß ein Zwiſchen Spiel (Interſcenium) ge - machet / oder / welches meines beduͤnkens ſich viel beſ - ſer wuͤrde ſchikken / eine gravitetiſche Muſik mit unter - ſchiedlichen Jnſtrumenten (in welche etliche Lieder von der groſſen Unbeſonnenheit / Stoltz und Frechheit deß Teutſchlandes handelende zu ſingen) fuͤglich ange - ſtellet werden / Jedoch kan ein jedweder hieriñen nach ſeinem belieben verfahrē / nur / daß alles gantz ernſt - hafft und beweglich abgehandelt werde.
50Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes

Die Ander Handlung.

Der Erſter Auffzug.

Der Friede
tritt allein auff mit traurigem Ant - litze und Gebehrden / faͤhet alſo an zu reden.

NUn du verblendetes elendes Teutſch - land / nun haſt du endlich mich / dein al - lerhoͤheſtes zeitliches Guht den edelſten Friede gantz muthwilliger weiſe von dir hin - weg gejaget und vertrieben / und nun meineſt du noch dazu / du habeſt die Sache ſehr wol außgerichtet. Aber O groſſe Blindheit! O ſchrekliche Sicherheit / durch welche du dich ſo gantz unbeſonnener weiſe in daß euſſerſte Ver - derben ſtuͤrtzeſt! Ach Teutſchland / was wareſt du doch eine gluͤkſelige Koͤniginn / als ſich der Friede mit deinem unvergleichlichem Nutze bei dir auffhielte. Jch / Jch der Friede habe durch Gottes Gnade / Huͤlffe und Beiſtand erworben und zu wege gebracht / daß das edle Wohrt des Lebens rein und lauter in Teutſch - land ward gelehret / daß hohe und niedrige Schulen darinnen bluͤeten / daß alle gute Kuͤn - ſte / Sprachen und Wiſſenſchafften immer hoͤ - her ſtiegen / daß die Rahtſtuͤhle bei den Hoͤfen und in den Staͤdten wol beſtellet wurden / daßeinem51Andere Handelung. einem jeden Unterthanen Recht und Gerech - tigkeit ward ertheilet / daß Fuͤrſten und Herren gluͤklich regierten / groſſe und kleine Staͤdte wuchſen und zunahmen / Handel und Wandel ſicher ward getrieben / der Adel mit Ehre und Ruhm / die Kauffleute und Buͤrger mit Guͤh - teren / der Akkermann mit uͤberfluͤſſigem Auf - fenthalt ward beſeliget / daß die Schiffahrt biß in die euſſerſte Oͤhrter der Welt ward fohrt - geſetzet / die Nahrung der Handwerker nuͤtzlich getrieben / der Feld und Gahrtenbau in ſeinem weſen erhalten / und ſchließlich alle Staͤnde jh - re anbefohlene[]mter und Arbeit in erwuͤn - ſcheter Ruhe und Sicherheit / ehrlich / froͤlich und nuͤtzlich / Gott zu Lobe / dem Neheſten zu ſeiner erſprießligkeit und ſich ſelber zuem be - ſten / Ehre und Guͤhteren konten bedienen. Was wil aber nun geſchehen? Wie wird es nun ferner daher gehen O du tolles und thoͤ - richtes Teutſchland / da du deiner groſſen Gluͤk - ſeligkeit faſt gantz und gahr uͤberdruͤſſig / den Frieden muthwilliger weiſe von dir haſt hin - aus geſtoſſen? Das mag wol eine ſchwehre Straffe von Gott ſeyn / der mir gantz ernſtlich hat befohlen / daß Jch mich von dieſer boͤſen unruhigen Welt erheben und zu Jhme in denD iijaller -52Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesallerherꝛlichſten und gluͤkſeligſten frieden und freuden Trohn des Himmels ſol verfuͤgen.

Mir zwahr wird uͤber alle mahſſe wol ge - ſchehen / aber O Teutſchland wie wil es dir er - gehen? Wie wirſt du dich ſo jaͤmmerlich be - triegen laſſen von denen fremden Voͤlkeren / welcher Kundſchafft und Gegenwahrt du ſo ſehr liebeſt / du haſt ſchon angefangen mit Jh - nen Freundſchafft zu machen / aber / was gilts / es wird dich in kurtzer Zeit gereuͤen! Du ſetzeſt eben hiedurch dein praͤchtiges Haubt in ſehr groſſe Gefahr / welches du doch uͤber alles haͤt - teſt ehren und lieben ſollen. Alle deine Glie - der werden nicht weiniger als das Haubt muͤſ - ſen herhalten und von den Fremden geplaget werden. Aber / was ſol Jch dich viel beklagen / was ſol Jch deine Unſinnigkeit ferner betrau - ren? GOtt hat dieſe Voͤlker in ſeinem grim - migen Zorn beruffen / daß ſie dir eben den Lohn ſollen geben / welchen deine gottloſe und uͤppige Thaten ſchon vorlaͤngſt haben verdienet. Ach Teutſchland / es jammert mich dennoch deines bevorſtehenden Elendes / von Hertzen / unan - geſehen Jch mit ſchelten und ſchlaͤgen von dir bin beuhrlaubet worden. Aber wozu hilfft mein klagen? Zeit iſt es / daß Jch nach demWillen53Andere Handelung. Willen des Allerhoͤheſten mich an den Ohrt der Freuden verfuͤge und wenn es Jhme ge - faͤlt / auff eine kurtze Zeit wiederum herunter komme / entweder Teutſchlandes jaͤmmerlichen Zuſtand anzuſehen / oder auch demſelben / da - fern es rechtſchaffene Reuͤe und Buhſſe wuͤr - ket / mit Raht und Troſt ins kuͤnfftige beizu - ſpringen.

Gehet ab.

Der Ander Auffzug.

Teutſchland gehet auff in Jhrem hoͤheſten Prach - te / die Trabanten und Edelleute vor Jhr her / die Wol - luſt folget Jhr auff den Fuß / nach dieſer kommen vier anſehnliche fremde Herren: Der erſte von denſelben iſt gekleidet als ein Spanier / heiſſet Don Anthonio, der ander gehet als ein Franzoß / heiſſet Monſieur Ga - ſton, der dritte kommet auffgezogen als ein Kroate / heiſſet Signoro Bartholomeo und der vierte als ein Teutſcher Reuter im Koͤller mit rohten Atlaſſen Er - melen und Hoſen / heiſſet Herr Karel. Dieſe vier ge - hen gleichſahm ſchmutzlend hinder Jhr her / ſtekken bißweilen die Koͤpfe zuſammen und reden heimlich / hierauff kehret ſich gahr freundlich zu Jhnen und redet ſie an
Teutſchland.

Nun ſeid mir zu viel Tauſend mahlen wilkommen / Jhr rechtſchaffene ehrli - che Cavalliers: Jch habe ſchon laͤngſt gewuͤn - ſchet die Ehre zu haben / Euch ſaͤmtlich und be -D iiijſonders54Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesſonders an unſerem Koͤniglichem Hofe zuſe - hen / auff daß man euch alle ſelbſt erwuͤnſchete Gnade und Guhttahten dieſes Ohrtes muͤch - te erweiſen. Aber / Jch bitte Euͤch / ſaget mir doch / wie hat ſich daß immermehr gefuͤget / daß Jhr vier Edle Ritter von ſo gahr unterſchiede - nen Nationen eben an dieſem ohrte und zwahr zu einer Zeit ſeid beieinander kommen?

Don Anthonio.

Allerdurchlaͤuchtigſte Koͤ - niginn / der hohe Ruhm / mit welchem E. Ma - jeſtaͤtt weltbekante Tugend dieſelbe gleichſahm hat uͤberſchuͤttet / nebenſt der trefflichen Gran - dezza Jhres großmaͤchtigſten Koͤnigreiches haben mich in meiner annoch zahrten Jugend auffgebracht / daß Jch mein Vaterland Sevi - lien verlaſſen / mich in Niederland und ferner in Hochteutſchland begeben / daſelbſt die Teut - ſche Spraache gelernet / mich dabenebenſt in allerhand ritterlichen Ubungen weitlich ge - brauchet / der unzweifentlichen Zuverſicht ge - lebend / Jch als ein Cavallero von guhten Qualiteten E. Majeſtaͤtt dermahleinſt un - terthaͤnigſt wuͤrde auffwahrten und mit der zeit von derſelben zu anſehnlichen Åmteren und hohen Ehren koͤnte befodert werden.

Teutſchland.

Aber Jhr Monſieur Gaſton,erzeh -55Andere Handelung. erzehlet mir doch auch mit weinigen / wie denn Jhr zu dieſer lieben Geſellſchafft ſeid gerahten?

Monſieur Gaſton.

Von Hertzen gern Ma - dame: Es iſt zwahr dieſes nicht daß erſte mahl / daß Jch mich dieſer Oͤhrter auffhalte / gleichwol hat das weltbekante Lob / welches E. Majeſtaͤtt in der groſſen Stadt Pariß / als auch in gantz Frankreich wird nachgeredet / veruhrſachet / daß Jch mich abermahl zu einer ſo hoͤchſtloͤblichen Regentinnen habe anhero verfuͤget / denn es bei uns Franzoſen ein gemei - nes Sprichwohrt iſt L Allemannie enten. du poſſedera la charge du magiſtrat. Daß nemlich daß verſtaͤndige Teutſchland billig ſol regieren. Zu deme ſo habe Jch von unter - ſchiedlichen verſtanden / daß bei E. Majeſtaͤtt treffliche guhte Pferde / derer Jch ein uͤber alle mahſſen groſſer Liebhaber bin / zu finden / wel - che Jch gerne ſehen / und da es immer muͤglich / eins oder etliche derſelben vor dankbahre ver - geltung theilhafft werden muͤchte.

Teutſchland.

An Pferden Monſieur Ga - ſton ſol es weder Euch noch einigem fremden Cavallier, der mich zu beſuchen anhero komt / gahr nicht ermangelen / ſie ſind alle / Ja auch meine eigne Leibroſſe und beſte GutſchpferdeD vzu56Des Friedewuͤndenſchen Teutſchlandeszu Eurem Dienſte. Wie hat aber Euch das guhte Gluͤk hieher gefuͤhret Signoro Bartho - lomeo?

Signoro Bartholomeo.

Jch habe mich ſchon lange Zeit Illuſtriſſima Donna, ohne uͤppi - gen Ruhm zu melden im Kriegesweſen geuͤbet / ſonderlich aber gegen den Tuͤrkiſchen Bluht - hund mich tapfer laſſen gebrauchen / unterdeſ - ſen hat daß bekante Geruͤchte von E. Maje - ſtaͤt uͤbergroſſen Macht und Herꝛligkeit mich hieher getrieben / und habe Jch / als Jch zu Frankfurt angelanget / daſelbſt in der Herber - ge / zuer Ketten genant / den Don Anthonio wie auch den Monſieur Gaſton angetroffen / bin alſo in guhter compagnia mit Jhnen an - hero gereiſet / wozu mich auch dieſes vornem - lich bewogen / daß Jch vernommen / wie daß Eure Majeſtaͤt viel herꝛlicher ſchoͤner Gefaͤſ - ſe / guͤldene und ſilberne Trinkgeſchirre / ne - benſt anderen trefflichen Klenodien / Ketten / Perlen / Edlenſteinen und derogleichen raren juwelen in Jhrer Macht haͤtte / derer etliche Jch / als ein groſſer Liebhaber und Verwun - derer ſolcher ſchoͤnen Sachen / zum weinigſten nur zu ſehen / oder im falle es immer muͤglich / an mich zu kauffen ein ſonderbares Verlan -gen57Andere Handelung. gen jederzeit getragen / zumahlen Jch guhte Mittel habe ſolche zu bezahlen / und ja gantz kein Zweifel / daß derſelbe / ſo Geld hat / alles koͤñe erlangen / nach dem wolbekantem Sprich - wohrte: Il tutto ubbedeſce al danaro.

Teutſchland

Mein Signoro Bartholomeo, da ſol es nicht uͤmme zukommen: Habet Jhr zu ſchoͤnen Trinkgeſchirren / fremden und mit allerhand Edelgeſteinen und Schmeltzwerke wol außgearbeiteten Klenodien eine ſonderba - re Luſt / ſo ſeid verſichert / daß Jch Euch damit eben ſo wol / als den Monſieur Gaſton mit guhten Pferden / und den Don Anthonio mit einem anſehnlichem Amte und Ehrenſtelle werde beſchenken; Aber Jhr Herr Karel / Jhr ſeid mir ja dieſes Ohrtes gahr ein fremder Gaſt!

Herr Karl

Großmaͤchtigſte Koͤnigiñ / eben deroſelben Euer Majeſtaͤt hohen Ruhm / wel - cher dieſe meine Geſellen hat auffgemuntert / daß ſie ſich an deroſelben Koͤniglichen Hoff be - geben / hat auch mich gereitzet / daß Jch meine anſehnliche Bergſchloͤſſer auff eine Zeit verlaſ - ſen / und mich nebenſt dieſen Cavallieren, demnach Jch ſie ungefehr auff der Reiſe an - getroffen / an Euͤer Majeſtåt Hoff in aller Un -ter -58Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes. terthaͤnigkeit verfuͤget / beides daß E. Koͤnigl. Majeſtaͤt Jch gehorſahmſt auffwahrten / denn auch / dieweil mir bekant / daß dieſelbe ein treff - liches geſundes / wolerbautes Land beherꝛſchet / Jch als E. Majeſtaͤt geringſter / jedoch aller - getreuͤſter Diener unter deroſelben guͤhtigem Scepter und hochloͤblichen Regierung den reſt meines Lebens gluͤklich muͤchte verſchlieſſen.

Teutſchland.

Herr Karel / Jhr thut recht und wol daran / daß Jhr vor allen anderen Koͤnigreichen der Welt eben daß meinige zuer Wohnung habet erwaͤhlet / und wahrlich / Euͤer Vorhaben wird Euch nimmermehr ge - reuͤen: Mein Land iſt weit / groß / fruchtbahr / wol erbauet / volkreich / und / kurtz geſaget / Teutſchland fehlet nichts. Leſet nur aus etli - che meiner Landguͤhter / welche Euͤch vor allen anderen gefallen und laſſet michs nur wiſſen / ſie ſollen Euch alſobald zuem Eigenthum ein - geraͤumet werden / und Jhr Don Anthonio, zweiffelt nicht / Jhr ſollet bald zu hohen digni - teten gebracht / Jhr Monſieur Gaſton mit guhten Pferden und Jhr Signoro Bartholo - mæo mit allerhand ſchoͤnen Klenodien von mir beſchenket und verehret werden.

Sie60[59]Andere Handelung.
Sie bedanken ſich alle vier mit einer ſehr tieffen unterthaͤnigen Reverentz / Jnmittleſt oͤffnet ſich der Schauplatz / darauff ſtehet eine ſchoͤne Taffel mit ver - guͤldeten Schuͤſſelen voller Koufekt / viele guͤldene und ſilberne Becher / Pokal und allerhand Trinkgeſchirr / an der ſeiten ſtehet ein Schenktiſch / welcher uͤbermaͤſ - ſig mit mancherlei koͤſtbahren Gefaͤſſen iſt geſchmuͤk - ket / daß Gemach und die Waͤnde mit ſchoͤnen Tapeze - reien gezieret / etliche Stuͤhle mit guͤldenen Kuͤſſen / al - les auffs praͤchtigſte man es immer kan haben außge - ruͤſtet / hierauff ſpricht
Teutſchland.

Jhr meine wehrte Cavallier, Jch bitte Euch perdonnirt mir / dafern Jch Euch nicht nach Euren meriten tractire, mein Wille iſt guht / Jch habe befohlen dieſes geringe Banketchen ſo lange anzurichten / biß meine Koͤnigliche Taffel faͤrtig und Jch die Herren zuer Mahlzeit fuͤhren laſſe. Bitte demnach / ſie wollen ſich unterdeſſen ſetzen und ein weinig von dem auffgetragenem Konfekt nebenſt einem Truͤnklein Wein verſuchen / biß wir die Abendtaffel mit einander halten / Ey die Herren ſetzen ſich doch.

Monſieur Gaſton.

Allerdurchlaͤuchtigſte Koͤniginn / gnaͤdigſte Frau / wir bedanken uns zuem allerunterthaͤnigſten vor die hohe Koͤ - nigliche Gnade / welche uns ohne allen unſeren Verdienſt von E. Majeſtaͤt wird erwieſen / welche zwahr wir nimmermehr koͤnnen vergel -ten /61[60]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesten / wir verſicheren aber E. Majeſtaͤt hiemit unterthaͤnigſt / daß wir werden ſterben dero - ſelben gehorſahmſte Schlaven.

Teutſchland.

Schweiget doch von der gahr geringen Ehrbezeigung / welche Euch bei die - ſer ſo ſchlechten gelegenheit wiederfaͤhret / Jhr meine liebe Cavallier, denn dieſes erfodert ja meine Schuͤldigkeit; Teutſchland iſt ver - pflichtet / ſolche vorneme Voͤlker und Natio - nen alles Jhres vermuͤgens theilhafft zu ma - chen / Aber wornach wahrten ſie? Jch bitte die Herren ſetzen ſich nieder.

Hie ſetzet ſich die Koͤniginn oben an / der Hofemei - ſter ſetzet der Koͤniginn den Don Anthonio und Si - gnoro Bartholomeo zuer Rechten / den Monſieur Gaſton und Herrn Karel zuer Linken. Frau Wol - luſt ſtehet hinter der Koͤniginn / huͤpfet und ſpringet. Der Hofemeiſter / Hoff Junkeren und andere Diener legen der Koͤniginn und Jhren Gaͤſten Konfekt vor / ſchenken in die Becher / derer jeglicher einen vor ſich hat / die Koͤniginn auch Jhren eigenen.
Teutſchland.

Jhr Ehrliche Cavallier, es iſt mir mit Wohrten außzuſprechen unmuͤglich / wie hertzlich lieb mir Jhre ſaͤmtliche Anhero - kunfft und wie angenehm mir anitzo Jhre ſuͤſſe Gegenwahrt iſt / wolte Gott Jch koͤnte Jhnen beliebliche Dienſte laſſen erweiſen.

Don Anthonio.

Allergnaͤdigſte Koͤniginn /es62[61]Andere Handelung. es wiederfaͤhret uns die allerhoͤheſte Ehre der Welt / in deme wir gewuͤrdiget werden E. Ma - jeſtaͤt die Haͤnde zu kuͤſſen / ja ſo gahr an dero - ſelben Koͤniglichen Taffel tractiret zu werden.

Teutſchland.

Was ſaget Jhr Don Antho - nio? Habe Jch es nicht ſchon da unten im Sahl gedacht / daß Jch entſchloſſen ſei Euch alle muͤgliche Freundſchafft / nicht nur bei die - ſer ſchlechten Collation, ſonderen ſo lange Jch die Ehre Eurer gegenwahrt werde genieſ - ſen / erweiſen zu laſſen? Jmmittelſt bringe Jch Jhnen dieſes zuem freundlichem Wilkommen auff die Geſundheit der gantzen Geſellſchafft.

Sie ſtehen alle vier auff / machen Jhre tieffe Reve - rentz / ſtehen auch ſo lange biß die Koͤniginn (welche den Becher gantz außſaͤufft) hat getrunken / darauff ſetzen ſie ſich wieder und ſpricht
Don Anthonio.

Monſieur Gaſton, Jch bringe Euch dieſen Becher auff Geſundheit / langes Leben und alles Koͤniglichen wolerge - hendes von Jhrer Majeſtaͤt.

Monſieur Gaſton.

Jch bedanke mich zuem allerdienſtlichſten / der allerhoͤheſter GOtt wolle Jhre Majeſtaͤt bei langer gluͤklicher Re - gierung und aller erwuͤnſcheter Gedeiligkeit / Friede und Wolſtande gnaͤdigſt erhalten.

Sie ſtehen beide auff / thut einer dem anderen be -ſcheid /63[62]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesſcheid / darauff bringt es Monſieur Gaſton, dem Signoro Bartholomeo und dieſer es hinwieder dem Herren Karl / biß ſie endlich alle vier ſtehend / ein jeg - licher aus ſeinem Becher der Koͤniginn Geſundheit beſcheid gethan / Hierauff fangen Don Anthonio und Monſieur Gaſton an mit der Koͤniginn freund - lich zu ſchertzen / Jhr die Haͤnde zu kuͤſſen und in ge - heim zu reden.
Teutſchland.

Ey die Herren wollen ſich doch ſetzen / ſie bemuͤhen ſich gahr zu ſehr / nun ſie ſe - tzen ſich.

Sie ſitzen alle vier nieder.

Geliebt Jhnen nicht ein weinig von dem vorgelegten Confekt zu verſuchen? Sie nemen doch nach Jhrem guhtem gefallen. Herr Hofemei - ſter / befehlet unſeren Kammermuſikanten / daß ſie mit Jhren Jnſtrumenten alſobald faͤrtig ſeyn und ein liebliches ſtuͤcklein laſſen erſchallẽ.

Der Hofemeiſter gehet hin und beſtellet die Muſik / welche gahr ſanfft / damit man alles / was geredet wird / davor hoͤren kan / muß gemachet werden. Un - terdeſſen ſtehet die Wolluſt hinter der Koͤnigiñ / huͤp - fet und ſpringet / ſauffet bißweilen einen Becher Wein aus / ſinget ein Verßlein aus einem Buhlenliede / her - tzet und kuͤſſet die Edelleute und ſtellet ſich ſonſt ſehr leichtfertig.
Teutſchland.

Nun Jhr brave Cavallier / Jch bitte Euch ſeid froͤlich und zwahr von Hertzen. Aber / ſaget mir doch / wie ſchmekket Euch die - ſer Wein. Jch / als die Jch nicht gerne mei -ne64[63]Andere Handelung. ne Hoffkeller mit ſchlechten Wein Jaͤhrlich laſſe beſtellen / habe Jhn von anderen fremden Herren / welche mit Jhren auffwahrtungen meine Perſon unlaͤngſt verehret / hoͤchlich ge - hoͤret ruͤhmen / denn Er iſt ein auffrichtiger Bacharacher / ſo guht Er am Rheinſtrohm mag gewachſen ſein: Oder trinken ſie etwan lieber einen Klingenberger oder Nekkerwein / oder ſonſt einen Rinkauer? Sie foderen nur von was ahrt Jhnen beliebet / wir haben unſere Hoffhaltung reichlich damit verſorgen laſſen.

Don Anthonio.

Gnådigſte Koͤniginn und Frau / Jch meines theils halte dieſen Wein vor einen ſehr guhten Trunk / ſchmekket mir auch uͤber die mahſſe wol / Aber trinket Eure Majeſtaͤtt keinen Spaniſchen Wein?

Teutſchland.

Jch habe mich nicht ſonderlich dazu gewaͤhnet / weis auch nicht / ob Jch Jhn koͤnne vertragen.

Don Anthonio.

Warum nicht allergnaͤ - digſte Koͤniginn? Die bleiche Farbe von Euer Majeſtaͤtt ſchoͤnſtem Angeſichte bezeuget es gnugſahm / daß ſie einen nicht ſehr ſtarken Magen hat / dannenhero Jch gaͤntzlich davor halte / daß ein guhter Trunk Spaniſchen Weins E. Majeſtaͤt nicht uͤbel ſolte bekom̃en.

ETeutſch -65[64]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Teutſchland.

Dieſes kan wol muͤglich ſein / dieweil Jch ohne daß von den Medicis offt bin berichtet worden / daß Er viel beſſer daͤue als der Rheinwein.

Don Anthonio.

Wann es Euͤer Majeſtaͤtt nicht zu wieder / wil Jch eine Flaͤſche deß aller - beſten Spaniſchen Weines / welchen Jch mit anhero gebracht habe / laſſen herauff hohlen.

Teutſchland.

Dieſes bin Jch ſehr wol zu frieden / laſſet nur einen meiner Pagen hin - lauffen.

Don Anthonio

zum Pagen. Ei mein freuͤnd / thut mir doch dieſes zugefallen und gehet zu meinem Diener und ſaget Jhm / Er ſolle Euch die groſſe Flåſche Wein / auff welcher Vino di Madera geſchrieben ſtehet / uͤberantwohr - ten.

Page.

Von Hertzen gern Euͤre Excel - lentz.

Monſieur Gaſton.

Don Anthonio, der Herr ruͤhmet ſeinen Spaniſchen Wein ſehr und zwahr nicht unbillig / wiewol Jch Jhn niemahls habe vertragen koͤnnen.

Zuer Koͤni - ginn.

Was haͤlt aber E. Majeſtaͤtt von einem rechten guten Franzoͤſiſchem Wein / Vin fran - cois?

Teutſch -66[65]Andere Handelung.
Teutſchland.

Dieſer komt dem Rheinwein etwas naͤher / wiewol Jch Jhn dennoch nicht ſo gahr wol kan vertragen als einen guhten Nekkerwein.

Monſieur Gaſton.

Man haͤlt Jhn aber auch trefflich geſund / denn Er machet ſehr guhtes Gebluͤhte / gibt dem Angeſichte eine rechte le - bendige Farbe und erfreuͤet daß Hertz uͤber die mahſſen wol / Jch habe eine Probe mit mir aus Frankreich gebracht eben derſelben ahrt / wel - chen unſere Koͤniginn uͤber Jhrer Taffel pfle - get zu gebrauchen / wenn E. Majeſtaͤtt gnaͤ - digſt belieben muͤchte / denſelben zu verſuchen?

Teutſchland.

Jch bin wol zu frieden / laſſet nur immer her hohlen / wir wollen alle guhte Weine koſten und nur die beſte behalten.

Der Page komt wieder und bringet die Flaͤſche mit dem Spaniſchen Wein / welche Er dem Don An - thonio uͤberliefert.
Monſieur Gaſton
zuem Pagen.

Ach mein Pa - ge, wollet Jhr Euch nicht verdrieſſen laſſen / auch von meinem Diener eine Flaͤſche Wein / nemlich Vin francois abzufoderen?

Page.

Gantz gern Monſieur, Er ſol ſchleuͤnigſt anhero gebracht werden.

E ijHerr67[66]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Herr Karl
zuem Pagen.

Mein / thut mir doch den gefallen und laſſet mir auch zugleich den groſſen Ziegenkaͤſe / welchen mein Diener an - hero gebracht hat / mit aufftragen.

Page.

Ja Herr / Er ſol alſobald mit kom - men.

Don Anthonio laͤſſet ſich einen groſſen guͤldenen Becher geben / ſchenket denſelben voll Spaniſchen Wein aus ſeiner Flaͤſchen / und uͤberreichet denſelben der Koͤniginn mit groſſer Hoͤffligkeit und vielen Ce - remonien.
Don Anthonio.

Allerdurchlaͤuchtigſte Koͤ - niginn / E. Majeſtaͤtt wolle Jhr gnaͤdigſt be - lieben laſſen dieſen Spaniſchen Wein / welcher ſonſt der allerbeſte Vino di Madera iſt / ein weinig zu verſuchen.

Teutſchland

Ja Don Anthonio, wir muͤſ - ſen Euͤren Landesmann zuem weinigſten ko - ſten.

(Sie ſetzet an und trinker)

Wahrlich mein Cavallier dieſer iſt ein herlicher Wein / Jch wuͤſte nicht / daß Jch Jhn jemahls beſſer oder lieblicher von geſchmak hette getrunken.

Sie ſetzet wiedrum an und trinket den Wein vollends gantz aus. Don Anthonio lachet heimlich und winket den anderen.

Jch werde hinfuͤhro oͤffter ein Truͤnklein Spaniſchen Wein zu mir ne - men.

Der Page komt wider / bringet zugleich denVin68[67]Andere Handelung. Vin Francois, wo von Monſieur Gaſton auch einen Becher vol einſchenket / und den groſſen Kaͤſe / welchen Er dem Herren Karl uͤberreichet.
Monſieur Gaſton.

Allerdurchlaͤuchtigſte Koͤniginn / nach deme E. Majeſtaͤt dem Don Anthonio die hohe Gnade erwieſen / daß ſie ſeinen Spaniſchen Wein hat verſuchet; Als wil Jch unterthaͤnigſt gebeten haben / ſie wolle Jhr nicht zu wieder ſeyn laſſen auch dieſes ge - ringe Becherlein von meinem Vin Francois gnaͤdigſt anzunehmen / Jch zweiffle nicht / Er ſol E. Majeſtaͤt nicht allein trefflich wol ſchmekken / ſondern auch ſehr wol bekommen.

Teutſchland.

Jch weis nicht Monſieur Ga - ſton, wie ſich daß ſchikken wil? Koͤnnen ſich denn die Spaniſche und Franzoͤſiſche Weine in einem Bauche mit einander auch wol ver - tragen?

Monſieur Gaſton.

Gahr wol Gnaͤdigſte Koͤniginn / und koͤnnen ſie ſich ſonderlich in Teutſchland gahr fein vergleichen / denn / der eine nimt ſeine reſidentz im Haubte / der an - der im Magen.

Teutſchland.

Wolan denn / ſo wil Jch auch ein Becherlein deſſelben verſuchen.

Sie trinkket und ſpricht:

Jn wahrheit / dieſer Vin FrancoisE iijiſt69[68]Des Friedewuͤndenſchen Teutſchlandesiſt nicht zu verachten / wiewol Er dem Spani - ſchen an Liebligkeit bei weitem nicht zu verglei - chen / deñ er beduͤnket mich etwas ſtrenge ſeyn.

Herr Karl.

Deme iſt auch alſo / allergnaͤ - digſte Koͤniginn / es iſt der Franzoͤſiſche Wein nicht ſo gahr milde / aber / wenn E. Majeſtaͤt nur ein weinig von dieſem Kaͤſe / welchen Jch aus meinem Vaterlande / in der kalten Kuͤche habe mit uͤberbracht / koſtet / ſo wird der Fran - zoͤſiſche Wein bald anders und zwar viel lieb - licher ſchmekken / denn Er kan ſich mit dieſer ahrt Kaͤſen ſehr wol vertragen.

Teutſchland.

Das ſtuͤnde leicht zu verſuchen.

Herr Karel uͤberreichet der Koͤniginn etliche ſtuͤklein von dieſem Kaͤß geſchnitten / welche ſie gantz begierig iſſet und ſpricht:
Teutſchland.

Gewißlich Herr Karel / Jhr habet einen gahr guhten / wolſchmekkenden Kaͤſe mit uͤbergebracht / vielleicht habet Jhr ge - wuſt / daß Jch gerne Kaͤſe eſſe? Monſieur Ga - ſton, da wil Jch ein Truͤnklein von Euͤrem Vin Francois in Geſundheit Jhrer Koͤnigiñ darauff verſuchen.

Sie trinket und ſpricht ferner:

Fuͤrwahr dieſer Wein ſchmekket trefflich wol auff einen ſolchen Kaͤſe / meine Diener ſollen mir denſelben auffheben / denn Jch werde Jhn kuͤnfftig noch mehr laſſen aufftragen. Aber /wie70[69]Andere Handelung. wie ſo ſtille Jhre Herren? Jch bitte Euͤch ſeid froͤlich bei dieſer gahr ſchlechten Collation, auff den Abend (geliebt es Gott) ſol es beſſer werden.

Signoro Bartholomeo.

Allergnaͤdigſte Koͤ - niginn / nach deme Jch geſehen / daß gegenwer - tige Cavallier ein jeglicher von den Fruͤchten ſeines Landes / als Don Anthonio guhten Spaniſchen und Monſieur Gaſton von ſei - nem Franzoͤſiſchem Wein / Herr Karel aber einen koͤſtlichen Kåſe E. Majeſtaͤt unterthaͤ - nigſt præſentiret haben; Als kan Jch nicht vorbei / dieſes pahr ſchlechter aber doch ſehr wolriechender Haͤndſchuhe / welche das Gehirn ſehr ſtaͤrken und zu Florentz von dem beſten Perfumirern gemachet ſind / E. Majeſtaͤt de - muͤhtigſt zu verehren / unterthaͤnigſt bittend / ſelbige mit Koͤniglichen gnaden auff und an - zunehmen.

Teutſchland.

Wie ſol Jch daß verſtehen Jhr brave Kavallier? Muͤſſet Jhr mich denn alle dergeſtalt beſchenken? Fuͤrwahr daß iſt zu viel! Unterdeſſen Signoro Bartholomeo, Jhr ſollet freuͤndlich von mir bedanket ſeyn / wie nicht weiniger die andere liebe Kavallier vor Jhren koͤſtliche Wein und ſehr guhte Kaͤſe. E iiijAber /71[70]Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesAber / was machen wir? Tantzen wir deñ nicht einmahl bei dieſem gahr guhten Wein / aber noch viel annehmlichern Geſelſchafft?

(zuem Diener)

Laſſet die Muſikanten einen Courant ſpielen. Kommet an Monſieur Gaſton, Jch weis / daß Jhr ein zierlicher Taͤntzer ſeyd / Jch wil eins mit Euch wagen.

Hie wird ein Tantz geſpielet / Don Anthonio tantzet mit dem Be - cher vorher / Monſieur Gaſton folget mit der Koͤni - ginn / die Wolluſt tantzet mit Signoro Bartholomeo, und als dieſes geendet / bringet Don Anthonio dem Monſieur Gaſton einen Trunk / welcher Jhm beſcheid thut / der Koͤniginn wird auch ein Becher gereichet / welchen ſie außtrinket. Jm folgenden Tantze ſprin - get Monſieur Gaſton mit dem Becher voran / dieſem folget Don Anthonio mit der Koͤniginn / Herr Karel tantzet mit der Wolluſt und zuletſt auch mit der Koͤ - niginn / nach vollendeten Taͤntzen ſpricht
Teutſchland.

So! luſtig Jhr Herren! Jch ſolte bald recht froͤlich werden / weiß nicht / ob mir etwan der Spaniſche und Franzoͤſiſche Wein dergeſtalt ins Gehirn ſteiget / oder ob es die guhte Geſellſchafft veruhrſachet? Aber / Jhr Herren / laſſet doch die Becher friſch her - uͤm̃ gehen / denn auff einen guhten Sprung gehoͤret ein friſcher Trunk; Herr Karel / dieſen bringe Jch Euch auff Geſundheit Eurer gnaͤ -digſten72[71]Andere Handelung. digſten Koͤnigiñ meiner hertzwehrten Schwe - ſter und Freundinnen.

Herr Karl.

Jch bedanke mich unterthaͤ - nigſt / der allerhoͤheſter GOtt wolle es E. Koͤ - niglichen Majeſtaͤt wol geſegnen.

Teutſchland trinket gantz aus und laͤſſet Herrn Ka - rel den Becher uͤberreichen.
Herr Karel.

Monſieur Gaſton, dieſen Be - cher bringe Jch Euch auff Geſundheit Jhrer Koͤniglichen Majeſtaͤt / meiner gnaͤdigſten Frauen / der Himmel wolle ſie vor allem Un - falle kraͤfftiglich ſchuͤtzen / bei langem beſtaͤndi - gem Wolergehende friſten / und mit aller ſelbſt - erwuͤnſchter Gluͤkſeligkeit uͤberfluͤſſig geſegnẽ.

Monſieur Gaſton.

Der Herr aller Herren wolle ſeinem guhten Wunſch bekraͤfftigen.

Herr Karel kniet nieder / wie auch Monſieur Ga - ſton / Herr Karl nachdeme Er den Becher außgetrun - ken / uͤberreichet Jhn Monſieur Gaſton / der bringet Jhn Don Anthonio und dieſer ferner dem Signoro Bartholomeo / trinken alſo der Koͤniginn Geſundheit alle viere auff den Knien und wird dazu geblaſen / die Wolluſt tantzet uͤm ſie her. Unterdeſſen ſetzet ſich die Koͤniginn auff Jhrem Stuhl / leget den Kopf in die Hand und faͤhet an zu ſchlum̃eren / die vier Cavallier ſtehen auff / ſehen ſich uͤm nach der Koͤniginn / Don An - thonio gehet zu Jhr und ſpricht:
Don Anthonio.

Wie denn Allergnaͤdigſte Koͤniginn / befuͤhlet ſich etwann E. MajeſtaͤtE vnicht73[72]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesnicht allerdinges wol? Jch bitte unterthaͤnigſt / ſie laſſe uns nur ſolches wiſſen / damit wir durch unſere vielleicht gahr zu verdrießliche Gegen - wahrt E. Majeſtaͤt nicht laͤnger beſchwehr - lich ſeyn.

Teutſchland.

Ach nein Jhr Herren / Jch befuͤhle mich durchaus nicht uͤbel / aber der Schlaaff ſetzet mir dermahſſen hart zu / daß Jch auch vor groſſer Muͤdigkeit von der ſtelle nicht kan auffſtehen / Ja Jch kan meine Au - genlieder nicht mehr offen behalten.

Monſieur Gaſton.

Vielleicht hat E. Ma - jeſtaͤt in der vergangenen Nacht gar weinig geruhet / koͤnnen auch ſonſt andere Uhrſachen hinzu kommen / derowegen wollen wir E. Ma - jeſtaͤt mit unſerer Gegenwahrt nicht laͤnger moleſtiren, ſonderen in unterthaͤnigkeit von derſelben unſeren demuͤhtigen Abſcheid nemen / und uns immittelſt in E. Majeſtaͤt Ballhauſe / im falle es derſelben nicht zu wieder pour paſ - ſer le temps ein weinig excerciren.

Teutſchland.

Ja / gehet nur jmmer hin / Jhr meine liebe Kavallier / gehet hin und verzeihet mir / denn der Schlaff laͤſſet mich kaum reden / Jch wil auch all mein Geſinde von mir laſſen hinweg gehen. Ach / wie bin Jch doch ſo hertz -lich74[73]Andere Handelung. lich muͤde!

Hiemit entſchlaͤffet ſie gahr faͤſte / die vier Cavallier machen ein weinig reverentz / gehen von Jhr heraus / und wird der innere Schanplatz auff welchen die Koͤniginn ruhet / hiemit geſchloſſen / die Cavallier aber bleiben vor demſelben auff der euſſeren buͤhnen.

Der Dritter Auffzug.

Monſieur Gaſton, Don Anthonio, Signoro Bartholomeo, Herr Karl.
Monſieur Gaſton.

Was duͤnket Euͤch Jhr Herren / haben wir das Spiel nicht ahrtig an - gefangen?

Don Anthonio.

Fuͤrwahr Monſieur Ga - ſton, es haͤtte kein beſſer Anſchlag koͤnnen er - dacht werden. So recht! So muß man Teutſchland in den Schlaff ſauffen / deñ ſonſt iſt es ſchwehrlich zu zaͤhmen.

Signoro Bartholomeo.

Wahrlich Jhr Her - ren / daß war ſehr kluͤglich bedacht / daß Jhr den Spaniſchen und Franzoͤſiſchen Wein un - ter dem Bankette lieſſet auff die Taffel brin - gen / denn wir alle wiſſen mehr deñ zu wol / daß Teutſchland gerne ſaͤuffet.

Monſieur Gaſton.

Ja wol Signoro Bar - tholomeo, der Wein wolte es allein nichtauß -75[74]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesaußgemachet haben / wenn Er nicht mit ande - ren Sachen waͤre vermiſchet und kuͤnſtlich zu - gerichtet geweſen.

Signoro Bartholomeo.

Dieſes weiß Jch vor - hin wol / denn es war ja unſere Abrede / ehe wir noch bey dem Koͤniglichen Hofe anlangeten / daß alles / was wir Teutſchland wolten præſen - tiren / mit ſolchen Sachen ſolte zugerichtet ſeyn / welche den Schlaff hefftig befoderen / und ſind eben die Haͤndſchuh / welche Jch Jhr zuem letſten geſchenket / mit einem ſonderbaren Jtaliaͤniſchen Schlaffbalſahm præpariret / deſſen bloſſer Geruch den Menſchen gantz faͤſt machet einſchlaffen.

Herr Karl.

Und mein groſſer Ziegenkaͤſe iſt durch und durch mit dem Opio vermiſchet / welcher Safft eben dieſe Wuͤrkung hat.

Don Anthonio.

Und mein Spaniſcher Wein war mit dem Laudano angelico ver - menget / welches auch redlich machet ſchlaffen.

Monſieur Gaſton.

Und in meinen Vin Fran - cois hatte Jch die Eſſentiam Croci geſchuͤt - tet / haben alſo gahr nicht zu zweiffelen / daß Teutſchland nunmehr auff das allerhaͤrteſte ſchlaffe / worauff denn unſer etliche ſchon manches Jahr mit fleiß haben gelauret / denn /ſo76[75]Andere Handelung. ſo lange Teutſchland wachet und Jhr das Haubt richtig ſtehet / Jhre ſaͤmtliche Glieder auch noch friſch und unter einander friedlich ſind / ſo hålt man es vor unmuͤglich / daß es koͤn - ne bezwungen werden; Nun wir aber den Handel ſo weit gebracht haben / daß Teutſch - land ſchlaͤfft / und dieſe Schlaaffſucht ſo wol daß Haubt / als alle Glieder wird unruhig und verwirret machen / nun / hoffe Jch / ſol es nicht fehlen / daß wir ſie unter das Joch bringen / in - ſonderheit / wo wir dieſes falles untereinander einig ſind / und in dieſem hochwichtigen Han - del bei Leibe nicht von einander ſetzen; Solte ſich aber nur einer unter uns dieſes ſo groſſen Werkes â part unterfangen / wie der Don An - thonio etwann vermeinete / daß es Jhme an - gehen muͤſte / wuͤrde Er fuͤrwahr weiniger deñ nichtes außrichten.

Signoro Bartholomeo.

Jhr ſaget die Wahr - heit Monſieur Gaſton: Aber Jhr Herren und Bruͤder / ein jeder gebe nun guhten Raht / wie wir es ferner mit Teutſchland angreiffen?

Don Anthonio.

Einmahl iſts gewiß / daß Teutſchland ſchlaͤfft und zwar uͤber alle mahſ - ſen faͤſt. Nun wiſſet Jhr Herren ſaͤmtlich / zu was ende wir anhero kommen ſind / daß wirnem -77[76]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesnemlich daß reiche / maͤchtige und praͤchtige Teutſchland wegen ſeiner groſſen ůppigkeit / ſtoltzes / hochmuht / unmaͤſſigen Lebens / uner - hoͤrten Leichtfertigkeit und tauſend anderer La - ſter nach dem Willen des Allerhoͤheſten ſtraf - fen / pluͤnderen / berauben / zerreiſſen und ſchließ - lich uͤm alle Jhre zeitliche Wolfahrt bringen muͤgen. Begehren wir nun Jhres groſſen Reichthums zuer ergetz - und belohnung unſe - rer vielfaͤltig angewendeten Muͤhe und Arbeit hinwieder theilhafft zu werden / ſo wil Jch treu - lich gerahten haben / daß wir uns alſobald uͤber ſie her machen / und in dieſem harten Schlaffe erwuͤrgen / als denn koͤnnen wir unſeres Wun - ſches ſtuͤndlich gewehret werden.

Monſieur Gaſton.

Don Anthonio, die - ſer Raht gefaͤlt mir gahr nicht / mein guhtduͤn - ken waͤre / daß wir ſie im Schlaffe gefangen nemen und Jhr eiſerne Feßlen und Ketten an - legten / denn auff dieſe weiſe koͤnten wir ſehr wunderbahre Geheimniſſen aus Jhr bringen und vielleicht daß jenige erfahren / welches uns nach Jhrem Untergange nimmermehr wuͤrde kund gethan werden.

Signoro Bartholomeo.

Dieſes wird ſchwer - lich angehen / wiſſet Jhr nicht / was Teutſch -land78[77]Andere Handelung. land vor eine unglaubliche Macht und Staͤr - ke hat? Wer wil ſich unterſtehen Teutſchland anzugreiffen? Wer wil Jhr die Ketten anle - gen? Wer wil ſich erkuͤhnen dieſer ſo maͤchti - gen Koͤniginn das Leben zu nehmen? Wir zwahr ſind alle viel zu ſchwach und weinig / eine ſolche wichtige Impreſſa vorzunehmen und gluͤklich zu vollenden. Dieſes aber hielte Jch vor das beſte / daß wir / weñ ſie außgeſchlaffen / auffs neuͤe mit Jhr Mahlzeit hielten / und Jhr alsdenn in einem Truͤnklein Wein einen ſtarken Gifft beibraͤchten / welchen zuzurichten meine benachbahrte Welſche Landesleute tref - lich geſchikket ſind / von welchen Jch auch noch ein guhtes ſtuͤklein habe gelernet.

Herr Karel.

Alle dieſe Vorſchlaͤge gefallen mir durchaus nicht / denn / was wuͤrde uns da - mit geholffen ſeyn / wenn wir Teutſchland uͤm das Leben braͤchten? Wenn Teutſchland tod iſt / ſaget an / was werden wir vor nutzen davon haben? So lange es aber lebet / koͤñen wir Jh - rer Guͤhter trefflich genieſſen. Jhr ſelber ha - bet zuvor aus Jhrem eigenen Munde verſtan - den / wie freigebig ſie ſich gegen uns allen wolle erzeigen. Zu deme / ſo wuͤrde der an Jhr be - gangner Mord wahrlich nicht ungerochenblei -79[78]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesbleiben. Das man Teutſchland in gefaͤngli - che Hafft braͤchte / waͤre zwahr wol etwas / Jch frage aber nochmahls mit dem Signoro Bar - tholomeo, wer doch ſo behertzt ſeyn und einer ſolchen groſſen Koͤniginn Feſſeln und Ketten anzulegen keine ſcheuͤ tragen wolle? Jſt dem - nach meiner Meinung zu folge dieſer der al - lerſicherſte Weg / daß wir uns zu dem unuͤber - windlichem Schutzherren und Fuͤhrer aller Kriege dem tapferen Mars verfuͤgen / Jhme unſer Vorhaben zu verſtehende geben und endlich dahin vermuͤgen / daß Er mit ſeinen Waffen und unſerer Huͤlffe das trotzige Teutſchland / es ſchlaffe oder wache ploͤtzlich uͤberfalle / und mit dem Schwehrt bezwinge / alsdenn kan uns kein Menſch einiger Untreuͤ beſchuͤldigen / vielmehr wird die gantze Welt unſere hertzhaffte Reſolution hoͤchlich preiſen / daß wir / eine ſo maͤchtige Koͤniginn zu beſtrei - ten die Waffen in die Hand genommen / und durch dieſelbe als unerſchrokne mannliche Rit - tersleute nicht nur uns / beſonderen auch allen unſeren Nachkoͤmlingen nebenſt groſſen Reich - thum und Guͤhteren auch einen ewigen Na - men / (welcher von den tapferſten Helden derWelt80[79]Andere Handelung. Welt uͤber alles wird geſuchet) haben erwor - ben und zu wege bracht.

Don Anthonio.

Per Dio ſanto, daß iſt ein uͤber alle mahſſen guhter und nuͤtzlicher Raht; Eines aber haͤtte Jch ſchier vergeſſen / daß wir nemlich vor allen Dingen erſtlich dahin trach - ten / daß wir Teutſchland die guͤldene Kette / in welcher ſie ein ſchoͤnes Kleinoht mit edlen Stei - nen verſetzet / traͤget / welches Kleinoht die Ge - lahrten CONCORDIA heiſſen und daß ſie gantz unuͤberwindlich ſol machen / vom Halſe reiſſen / deñ ſo bald nur ſolches geſchehen / wird es gahr leicht ſeyn ſie zubezwingen.

Signoro Bartholomeo.

Eben dieſer Mei - nung bin auch Jch / daß Kleinoht muß Jhr entzogen werden / weñ wir denn nur den Mars werden zuem Helffer haben / wird es uns nicht ſchwehr fallen Teutſchland zu uͤbermeiſteren.

Monſieur Gaſton.

Jhr redet wahrlich recht Signoro Bartholomeo, Mars kan uns Teutſchland leicht helffen uͤberwinden / inſon - derheit da ſie nun in einem ſo tieffen Schlaffe ſitzet / zu deme auch wir des Mars ſo außer - kohrne guhte Freunde ſind / Aber wir muͤſſen eilen / denn Eilfertigkeit per Dieu daß beſte thun muß bei der Sachen.

FHerr81[80]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Herr Karl.

So recht Jhr Herren / es wil dieſes Werk keinen Verzug leiden / Mars ſitzet ſchon hiebei im Quartier zuer negſten Wand / wir doͤrfen Jhn nicht weit ſuchen. Drum auff / auff / daß wir nur bald eins mit Jhm wer - den / was gilts / daß praͤchtige Teutſchland ſol uns alsdenn bald zuem Raube und wolver - dienten Beute werden.

Sie gehen alle ab.
Hie muß eine guhte weile mit Jnſtrumenten gar klaͤglich muſiciret / koͤnte auch wol ein Warnungs Lied an Teutſchland darin geſungen werden.

Der Vierte Auffzug.

Merkurius.

DAs die Undankbarkeit ein ſo ſchaͤndliches Laſter ſei / daß auch die Heiden geſaget ha - ben / der Erdbodem ernaͤhre kein abſchaͤulichers Thier als eben einen undankbaren Menſchen / ſolches bezeuget das uͤppige und ſtoltze Teutſch - land mit Jhrem eignem Exempel. Mit hoͤ - heſter Verwunderung / ja mit einer hefftigen Beſtuͤrtzung habe Jch vernommen / welcher geſtalt dieſe uͤbermuͤhtige Koͤniginn nach mei - ner und der vier alten tapferen Helden ſchmaͤ - helichen Abfertigung / Jhr allerhoͤheſtes jrꝛ -diſches82[81]Andere Handelung. diſches Guht / nemlich den edlen und wehrten Friede aus Jhrem gantzen Lande hat verjaget und dadurch alles Gedeien / ja allen Segen und Wolfahrt muthwilliger weiſe von ſich ge - ſtoſſen / an deren ſtatt aber mit fremden Voͤl - keren und Nationen / (welche doch meiſten theils anders nichts / als Jhren gaͤntzlichen Un - tergang und euſſerſtes Verderben ſuchen) Kundſchafft gemacht / ſie zu Gaſte geladen / an Jhre Koͤnigliche Taffel geſetzet / ja ſich toll und voll mit Jhnen geſoffen. Zuem allerhefftig - ſten aber erſchrak Jch / als Jch eben in dieſer gegenwertigen Stunde aus dieſer fremden und ungetreuen Gaͤſte eigenem Munde ver - nam (denn Jch hielte mich in einem abgelege - nem Winkel / woſelbſt Jch alle Jhre Rede gahr leicht konte hoͤren / verborgen) daß ſie vor alle empfangene Ehre uñ Freundſchafft das leicht - glaͤubige Teutſchland pluͤnderen / berauben / verbreñen / zerreiſſen / ja uͤm alle zeitliche Wol - fahrt bringen / und zu dem ende mit dem grau - ſamen Eiſenbeiſſer und Menſchenfreſſer dem Mars ſich in Verbuͤndniſſe einlaſſen wolten. Endlich aber entſetzete Jch mich ſchier biß auff den Tod / als Jch mit dieſen meinen Ohren anhoͤrete / wie ſich der Bluhtduͤrſtiger MarsF ijſtuͤnd -83[82]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesſtuͤndlich erboht nach allem Jhrem Willen und Begehren mit dem ſicheren Teutſchlande zu handelen / und dieweil dieſe Jhre angemahſ - ſete Freunde glaubwuͤrdig berichteten / daß Teutſchland in einen ſehr harten Schlaaff waͤre gefallen / alſo bahten ſie dieſen Jhren Pa - tronen den Mars / daß / dieweil ſie Jhm ſchon ſo viele Jahre getreulich haͤtten gedienet / Er ja nicht ſaͤumen / ſondern ſo bald immer muͤglich / ja noch dieſe Stunde / Ehe Teutſchland wieder erwache / daſſelbe uͤberfallen und begehrter mahſſen tractiren wolle / welches Er Jhnen alſobald hat eingewilliget. Jtzo ſitzet dieſer grauſamer Bluhtvergieſſer / und trinket ein paar Pfeiffen Tabak / damit Er muhtig und behertzt werde dieſes ſchwere Werk anzufan - gen / denn Er weis ſehr wol / daß gahr ein groſ - ſes dazu gehoͤre daß allermaͤchtigſte Teutſch - land mit bewehrter Hand anzugreiffen / wobei Er auch dieſes zu bedenken hat / daß die vier fremde Rittersleute nicht nur Jhres ſonderba - ren groſſen Vortheils und genieſſes halber / welchen ſie von Teutſchland verhoffen / ſonde - ren auch in betrachtung vieler anderen Uhrſa - chen Jhme dem Mars ernſtlich verbohten / daß Er ſie nicht ſolle erwuͤrgen / ſonderen nurbe -84[83]Andere Handelung. bezwingen und uͤberwinden.

Hie wird der in - nere Schauplatz geoͤffnet und ſitzet Teutſchland gantz allein in einem ſehr tieffen Schlaffe / hat keinen Men - ſchen uͤm ſich / ſind auch Tiſche / Stuͤhle / nebenſt allen anderen Sachen ſchon hinweg geraumet.

Aber / ſiehe da / iſt daß nicht das ſichere Teutſchland? Ach ja / eben ſie iſt es. Ach ſchlaͤffeſt du noch? Ach ſchlum̃erſt du noch / o du raſendes Weib? Ach wie werden dich deine vielfaͤltige Feinde aus dieſem harten Schlaffe auffwekken! Fuͤr - wahr mich jammert deiner von Hertzen / und ob du mich ſchon nebenſt denen hochgeruͤhm - ten alten Teutſchen Helden auff das aller - ſchimpflichſte haſt abgewieſen / ſo kan Jch doch nicht unterlaſſen mich deiner / O du elendes und jaͤmmerlich-betrogenes Weib mitleident - lich zu erbarmen.

Hie wird gahr ſanfft auff Jn - ſtrumenten geſpielet und nachfolgendes Liedlein / (deſſen Melodei am Ende dieſes Schauſpiels zu finden /) von dem Merkurio fein hell / klahr und deutlich mit ſonderbahrer bewegniß ſeiner Gebehr - den geſungen:
1.
SJchers Teutſchland ſchlaͤffſt du noch?
Ach wie nah iſt dir dein Joch /
Daß dich hart wird druͤkken /
Und dein Antlitz duͤrr und bleich
Jaͤmmerlich erſtikken /
F iijWach85[84]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Wach auff du Teutſches Reich /
Wach auff du Teutſches Reich!
2.
Tolles Teutſchland deiner Ruh
Eilet Krieg und Auffruhr zu /
Ach hoͤr auff zu ſchlaffen /
Alle Kreaturen gleich
Kommen dich zu ſtraffen /
Wach auff du Teutſches Reich /
Wach auff du Teutſches Reich!
3.
Volles Teutſchland / groſſe Noht
Wird dich martern auff den Tod /
Sichers Weib begehre /
Daß doch Gott ſein Hertz erweich
Und den Feinden wehre /
Wach auff du Teutſches Reich /
Wach auff du Teutſches Reich!

Aber Ach! Was hilfft doch viel ſingen und ſagen / da gahr kein Gehoͤr iſt? Daß mag wol ein rechter Todesſchlaff heiſſen. Jch wol - te zwahr wol naͤher hinzu gehen und das ſorg - loſe Teutſchland etwas hart ruͤttlen und ſchuͤt - len / aber Jch muß mich befuͤrchten / daß / dafern dieſelbe ſolte erwachen / Jch wol uͤbel von Jhr muͤchte empfangen werden. Zu deme mußJch86[85]Andere Handelung. Jch mich alle Augenblikke befahren / daß mein abgeſagter und geſchwohrner Todfeind der grauſahmer und bluhtduͤrſtiger Mars mir gahr zu ſchnell auff die Hand komme / deñ Jch weis / er wird ſehr eilen / ſein boͤßhafftes Vor - nehmen auffs allerſchleunigſt ins Werk zu ſe - tzen. Und was?

(hie wird gleichſahm von ferne getrummelt /)

Hoͤre Jch nicht ſchon von ferne ſeine Mordpauken erklingen? Nein / nein / es iſt nicht laͤnger zeit allhier zu verharren / Jch muß mich nur aus dem Staube machen / da - mit er ſeinen erſten Grim̃ nicht uͤber mich auß - ſchuͤtte / Aber / Ach du elendes Teutſchland! Wehe dir! Ach du jaͤmmerliches Teutſch - land! wehe dir!

Gehet ab: So bald Merkurius hinweg / komt Mars heraus gebrauſet mit einem ſtarken Schalle der Tromlen und Trompetten / es werden zugleich unterſchiedliche Buͤchſen und Piſto - len hinter Jhme loß geſchoſſen / Er hat das Maul voller Rauches vom Tabak / welchen Er ſtark her - aus blaͤſet / haͤlt einen bloſſen und bluhtigen Degen in der Hand und faͤhet an zu reden mit bruͤllender Stimme:
F iiijDer87[86]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes

Der Fuͤnffte Auffzug.

Mars / Teutſchland / Don An - thonio, Monſieur Gaſton, Signoro Bartholomeo, Herr Karel.
Mars.

Erfreuͤe dich itz / du mein bluhtlek - kendes Schwehrt und jauchtze mit mir von Hertzen du Zerfleiſcherinn der allertapferſten Helden / denn nunmehr ſol dein groſſer Hun - ger und appetit, welchen du nach Menſchen Fleiſche traͤgeſt / bald geſtillet werden. Keine angenehmere Zeitung kan mir von einigem Menſchen der Welt gebracht werden / als weñ Jch gantze Koͤnigreiche und Laͤnder durch die Schaͤrffe meines Degens ſol bezwingen / denn dieſes iſt die hoͤheſte Ergetzligkeit mei - nes bluhtſuchenden Lebens. Wollet Jhr noch ein mehreres von mir wiſſen? Jch wolte Euch gern daſſelbe berichten / weñ mein grim - miger Zorn mir nur ſo viel zeit und weile wol - te vergoͤnnen. Und was iſt es wol noͤhtig / daß Jch ſo viele Wohrte oder dicentes von meiner Tapferkeit mache? Es iſt ja ohne daß dieſer gantzen Welt wiſſend / daß Jch meinen Magen erſaͤttige mit dem Fleiſche und Ge -daͤrme88[87]Andere Handelung. daͤrme der allertapferſten Soldaten / meinen Durſt leſche Jch mit deroſelben hitzigem Blu - te / meine Wolluſt ſuche Jch im Feuͤr und Rauch / meine Muſik laſſe Jch mir auffma - chen mit Feuͤrmoͤrſern / Feldſchlangen / Kar - taunen und Mußquetten: Mein Bette iſt von lauter Kuglen / Schrot / Schwefel und Salpeter zugerichtet / und mein rechtes Leben iſt / nur alles das / was das Leben hat / zu erwuͤr - gen.

Teutſchland erwachet endlich uͤber dieſem Tumult / wiſchet den Schlaff aus den Augen / ſiehet auff von Jhrem Stuhle und faͤhet folgender geſtalt an zu reden:
Teutſchland.

Was iſt doch vor ein greuͤli - cher Lermen und Tumult in dieſem meinem Koͤniglichen Schloſſe mit ſchieſſen / trumlen / blaſen und ſchreien? Wer mag doch dieſes Weſen wol haben angefangen? Aber ſchau! Was habe Jch dort vor einen Gaſt bekom - men? Jſt es nicht der Mars / welchen die Hei - den pflagen einen Gott des Krieges zu nen - nen? Ja wahrlich / eben derſelbe iſt es: Was mag der wol vor Haͤndel vorhaben? Gluͤk zu Mars / wo komſt du bei dieſer Zeit her? Dich habe Jch in vielen Jahren nicht geſehen.

Mars.

Es iſt mir leid genug Teutſchland / daß du den Krieg ſo lange Zeit nicht geſehenF vhaſt /89[88]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandeshaſt / Jch komme itz meinen Tribut einzufo - deren.

Teutſchland.

Tribut? Von weme wolteſt du Tribut foderen?

Mars.

Von dir Teutſchland / fragſt du noch?

Teutſchland.

Von mir? Bin Jch dir et - was ſchuͤldig? Das iſt ja fuͤrwahr zumahlen laͤcherlich!

Mars.

Das iſt mir trauen nicht laͤcherlich / du muſt mir einmahl die Zinſen mit der Haubt - Summa bezahlen.

Teutſchland.

Mars / Jch rahte dir / daß du dein vermeſſenes Maul halteſt / oder Jch wer - de dich uͤbel laſſen anlauffen.

Mars.

Was ſageſt du uͤbermuͤhtiges Weib? Trotzeſt du noch viel? Jch wil / daß du dich mir alſofohrt gefangen gebeſt.

Teutſchland.

Ha! Solte Jch deine Ge - fangene ſeyn / Ja Jch ſage Jch / welche mit Jh - rer Tapferkeit und Waffen der gantzen Welt bißhero ein Schrekken geweſen / ſolte Jch mich dir ergeben? Dir meinem Vaſallen? Dir meinem Schlaven? Pfui dich an!

Mars.

Harre nur ein weinig / Jch wil dir den Hochmuht bald verbieten / Jch wil dichlehren90[89]Andere Handelung. lehren was Vaſallen und Schlaven ſind.

Er wil mit gewalt Hand an ſie legen / Teutſchland ſpringet friſch und unerſchrokken auff Jhn zu / reiſſet Jhm den Degen aus der Hand und wirfft denſelben hinter ſich zu ruͤkke auff die Erden.
Teutſchland.

Wie gefaͤlt dir dieſer Streich Herr Struntzer? Haſt du dich nicht tapfer ge - wehret? O du Naͤrriſcher Mars / bildeſt du dir wol ein / daß man Teutſchland ſo leicht koͤn - ne bezwingen? Weit gefehlt!

Mars.

Ach! Was hat mir dieſes verfluch - te Weib in dieſer Stunde vor einen uͤberaus groſſen Schimpf angethan? Jch ſchwere dir bei dieſer meiner Ruͤſtung / daß Jch denſelben nimmer mehr wil ungerochen laſſen; Sol - teſt du ſo kuͤhn ſeyn und mir mein Siegrei - ches Schwehrt / daß ſo manchen tapferen Held / ja gantze Koͤnigreiche und Laͤnder hat bezwungen / aus den Haͤnden reiſſen? Aber / wahrte nur ein weinig / du muſt mir beſſer dran / was gilts Jch wil dir haͤrter auff die Haut greiffen.

Er gehet abermahl friſch auff ſie zu.
Teutſchland.

Ja / komme nur du verraͤhte - riſcher Bluhthund / Jch bin vor dir gantz un - erſchrokken / nun ſolſt du erſtlich fuͤhlen / was das unuͤberwindliche Teutſchland vor Kraͤff -te hat /91[90]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandeste hat / Sa / ſa / nur immer friſch heran.

Sie fallen einander in die Arme / fahen an tapfer zu ringen / endlich aber wirfft Teutſchland den Mars unter ſich / gibt Jhme rechtſchaffene Stoͤſſe und tritt Jhn mit Fuͤſſen / Mars faͤhet an aus vollem Halſe zu ſchreien:
Mars.

O helffet! Mordio! Rettet / dieſes grimmige Weib wil mich ermorden. Ach kommet mir zu huͤlffe uͤmme Gottes Willen / Ehe mich dieſe Teuffelinn auff kleine ſtuͤkken reiſſet. Ach helffet! helffet! helffet!

Hie hoͤret man wieder Tromlen und Trompetten ſchal - len / es geſchehen auch hinter dem Schauplatze etli - che Schuͤſſe / immittelſt ſpringen aus vier Ohrteren die vier Kavallier als Don Anthonio, Monſieur Gaſton, Signoro Bartholomeo und Herr Karel hervor. Dieſe kommen dem Mars zu huͤlffe / reiſſen Teutſchland von Jhme hinweg / daß Er wieder kan auffſtehen / ſie halten Teutſchland unter ſich / Mars ſchlaͤget ſie mit Faͤuſten / darauff ſchreiet
Teutſchland.

Thut gemach Jhr Herren / was habe Jch mit Euch zu ſchaffen? Man thue mir doch keinen Gewalt und uͤberfalle mich doch nicht ſo gahr ungewarnter Sa - che / ſol Jch mit Jhnen kaͤmpfen / ſo fangen ſie es teutſch und auffrichtig mit mir an / Jch wil Jhnen allen mit einander redlich Fuß halten.

Don92[91]Andere Handelung.
Don Anthonio
ſtoſſet ſie zu ruͤkke und ſpricht:

Ja / Ja Jch wil mit dir kaͤmpfen / daß dir der Halß krachen ſol / Jch wil dir meinen Spa - niſchen Wein geſegnen du verfluchte Plau - dermetze.

Monſieur Gaſton
gibt Jhr auch einen Stoß.

Und Jch meinen Vin Francois.

Herr Karl.

Und Jch meinen alten Zie - gen Kaͤſe.

Signoro Bartholomeo.

Und mir ſolt du die perfumirte Haͤndſchen bezahlen.

Sie geben Jhr alle Ohrfeigen / Teutſchland aber komt wiedrum auff ſpringet zuruͤkke und ſpricht:
Teutſchland.

Ha Jhr Kavallier / wird mir meine Guhtwilligkeit dergeſtalt belohnet? Gedenket man auff eine ſolche weiſe mit mir uͤmzuſpringen? Wolan / ſo harret nur ein weinig / Jch muß mich wahrlich noch etwas beſſer mit Euch tumlen.

Sie gehet wiedrum friſch auff ſie zu / wehret ſich gegen alle fuͤnfe mit ei - ner groſſen Hertzhafftigkeit / alſo / daß ſie auch alle - ſamt weichen muͤſſen / biß endlich Don Anthonio ſeinen Vortheil erſiehet und im ſprunge Jhr die Kette / in welcher das Kleinoht CONCORDIA haͤnget / vom Halſe reiſſet / das haͤlt Er mit freuͤden in die hoͤhe und ſpricht
Don93[92]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Don Anthonio.

Nun friſch daran Jhr Bruͤder / Jch habe das Kleinoht CON - CORDIA ſchon hinweg / welches Teutſch - land bißanhero unuͤberwindlich hat gema - chet / was gilts / wir wollen ſie nun augenblik - lich bezwingen?

Mars.

Luſtig wieder daran Jhr Her - ren / beraubet und pluͤndert dieſes hochmuͤh - tige Weib / Jch wil Euͤch helffen als ein ehrlicher Cavallier.

Sie fallen ſie alle zu - gleich an: Einer greiffet Jhr nach der Krohn / kan ſie aber doch nicht gahr herunter bringen / der ander bricht Jhr ein ſtuͤklein vom Scepter / der dritte reiſſet Jhr den Flor hinweg / der vierte den Oberrok und was ſie ſonſt nur koͤnnen davon bringen. Teutſchland ſchreiet zwahr ſehr uͤm Huͤlf - fe / aber vergeblich: Endlich ſpricht
Mars.

Haltet ein Jhr Herren / laſſet uns nur dieſes wiederwertige Weib in mein Quartier hinein ſchleppen und Jhr daſelbſt vollends alles daßjenige / was ſie noch uͤbrig an Jhrem gantzen Leibe hat / abnehmen. Jch wil Euͤch Herren allen dieſen Raub ſchenken / dieweil Jch ohne daß reich genug bin / aber den Schimpf / welchen mir dieſes auffruͤhriſche Weib hat erwieſen / in demeſie94[93]Andere Handelung. ſie ſich meiner unuͤberwindlichen Macht hat wiederſetzen doͤrfen / wil Jch / ſo lange ein lebendiger Bluhtestropfen bei meinem Her - tzen iſt / auff das allergrauſahmlichſte an Jhr zu rechen wiſſen. Jch wil ſie zwahr nicht toͤdten / ſonderen zu jhrem Elende und ſtets - wehrenden Plage immer hin leben laſſen und ſie ohne auffhoͤren / quaͤhlen / peini - gen und marteren / wozu Jhr redliche Ca - vallier mir zweifels ohn getreuͤlich werdet ver - helffen.

Teutſchland.

O Mars / handle doch nicht ſo gahr unchriſtlich und tyranniſch mit mir / bedenke doch nur einmahl / was Teutſch - land vor eine maͤchtige und gewaltige Koͤni - ginn iſt.

Mars.

Was Koͤniginn? Was maͤchtig / was gewaltig? Du biſt ein verfluchtes Weib. Kanſt du nun beſſere Wohrte ge - ben Teutſchland? Wahrte nur ein weinig / Jch wil dich bald andere mores lehren. Schleppet ſie nur immer hinein Jhr Caval - lier, ſie ſol drinnen etwas haͤrter von uns allen getribuliret werden.

Sie greiffen ſie alle vier gantz ungeſtuͤhmlichan95[94]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesan und ſchleppen ſie mit Gewalt hinein / Mars ſtoſſet hinden nach mit ſchelten und fluchen / wird alſo Teutſchland unter dem Schalle und Getoͤhn der Tromlen des blaſens und des ſchieſſens hinein gefuͤhret / worauff abermahl eine traurige Jnſtru - mental Muſik / in welche jedoch fuͤgliche Lieder koͤnnen geſungen werden / gemachet und damit dieſe andere Handlung wird be - ſchloſſen.

Ende der Anderen Handelung des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes.

[figure]
Des96[95]Zwiſchen Spiel.

Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes Zwiſchen Spiel.

Erſter Auffzug.

Monſieur Sauſewind allein.
Dieſer komt ſehr a la mode jedoch etwas Stu - dentiſch auffgezogen / faͤhet gahr frech und friſch halb lachend an zu reden.

WAs iſt es gleichwol eine brave Sache uͤm einen jungen Cavallier, der was redlichs hat ſtudiret und ſich auff allerlei Haͤndel auß - buͤndig wol verſtehet? Jch zwahr halte dieſes vor meinen hoͤheſten Reichthum und Gluͤkſe - ligkeit / daß Jch kein ungeſchikter grober Jdiot / ſondern in allen Sprachen / Kuͤnſten und Wiſ - ſenſchafften trefflich bin unterrichtet und er - fahren. Ja / ſehet Jhr mich noch darauff an Jhr Herren? Meinet Jhr vielleicht / daß Jch etwann die Wahrheit all zu kaͤrglich ſpendire oder zu milde rede / oder meiner Weinigkeit gahr zu viel Qualiteten zuſchreibe? Mit nich - ten: Jch bin viel ein ander Kerls / als davor Jhr mich achtet. Jch habe mich von meiner zahrten Jugend befliſſen / alles / was nur ein Menſch in ſeinem Kopfe kan erdenken / zu wiſ - ſen / zu lernen und zu behalten. Da war keinGKnabe97[96]Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesKnabe in der gantzen Schule in ſeinem Donat, Nomenclator und Grammatiken ſo faͤrtig als Jch beſchlagen. Einen Syllogiſmum konte Jch viel leichter daher machen als ein paar Schuhe flikken. Eine Oration konte Jch latiniſando daher ſchneiden / wenn Jch nur wolte / Ja biß auff dieſe itzige Stunde bin Jch ſo maͤchtig beredt / daß / wenn es mich nur geluͤſtet / Jch die Leute alſobald kan lachen ma - chen / welches Jch noch dieſen Tag wil probie - ren / geſtalt es deñ die Herren ſelber ſehen und meiner itzigen Rede gantz gerne beifall geben werden. Der Muſik habe Jch eine ſo treff - liche Erfahrenheit / vornemlich aber bin Jch ein ſolcher gewaltiger Kuͤnſtler auff der Lau - ten / daß ſich auch der Gautier, J. Pauli und andere weltberuͤhmte Lauteniſten ſelber nicht geſchaͤmet haben biß in daß ſiebende Jahr von mir zu lernen / und hat man offt geſehen / daß / ſo bald Jch nur ein Couraͤntchen zu ſchlagen angefangen / die Stuͤhle / Tiſche und Baͤnke gehuͤpfet und geſprungen / daher man mich auch den anderen Orfeus pfleget zu nennen / dieweil auch offtermahls / wenn Jch die Saiten ruͤhre / ein gantzer Hauffe Ochſen / Eſel / Seuͤe und andere Beſtien / wiewol in Menſchlichergeſtalt /98[97]Zwiſchen Spiel. geſtalt / uͤm mich her ſitzen oder ſtehen / gleich wie ſie hiebevor uͤm Jennen alten Orfeus ge - than haben.

Negſt dieſem bin Jch auch in der Poeterei ſo uͤbertrefflich guht / daß der Franzoſen Ron - ſard / Theophil und andere / der Jtaliaͤner Arioſto / der Latiner Virgilius und der Teut - ſchen Opitz noch viel / viel von mir zu lernen haͤtten. Meine Lieder / welche Jch ſetze / ſon - derlich in der Teutſchen Spraache / ſind der - mahſſen kunſtreich und anmuhtig / vornem - lich / wenn Jch ſie mit meiner lieblichen Stim - me zu zeiten vermaͤhle und die Melodeien auff dem Mandoͤrichen dazu ſpiele / daß ſich uͤber die Tauſend Damen ſchon laͤngſt deßwegen in mich verliebet haben; Ja / Jch bin von glaub - wuͤrdigen Leuten berichtet / daß ſchon bei drei und zwantzig der Allerſchoͤnſten aus lauter Lie - be gegen meine brave Perſon jaͤmmerlich ſind geſtorben und begraben / welcher Seelen der lieber Gott gnaͤdig ſeyn wolle.

Ferner / ſo bin Jch auch nicht aus der Zahl der jenigen / welche immer auff der Baͤhren - haut liegen und faſt Jhr Lebenlang nicht wei - ter / als etwann biß nach Sant Juͤrgen / oder nach dem Ham / oder nach Altonah ins Roht -G ijbier /99[98]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandeshier / oder / da es gahr weit / biß nach Steinbeke / Blankeneſe und dem Bilwarder kommen: Nein Jhr Herren / Jch habe bei dem Element die Welt ein weinig beſſer durchgetrampet und mancher ſauberen Pfuͤtzen die Augen auß - getreten. Jch habe gereiſet in Frankreich / in Holſtein / in Spanien / in Meklenburg / in En - geland / in Weſtfahlen / in Welſchland / in Pom - meren / in Gohten und Wenden / Thuͤringen / Holland und Kaſſuben / und dieweil Jch ſo vie - le Laͤnder durchwandert / kan man leicht ſchlieſ - ſen / daß ich auch viele und unterſchiedliche Sprachen muͤſſe verſtehen / und in dieſer Mei - nung werdet Jhr wahrlich nicht betrogen: Denn / Jch rede guht Barbariſch / Jch rede mein Hitlaͤndiſch / Jch rede Marokiſch / Chi - neſiſch / Mexikaniſch / Novazembliſch / Japo - niſch / Braſilianiſch / Schlavoniſch / Jůhtlån - diſch / Peruaniſch / Aſſiriſch und ein weinig Eißlaͤndiſch / doch iſt das Teutſche faſt mein beſtes / denn Jch mich deſſen am meiſten und zwahr von zahrter Jugend an habe gebrau - chet. Jſt unter deſſen jemand unter den Her - ren fuͤrhandẽ / der alle dieſe obgedachte Spra - chen faͤrtig redet und verſtehet / der trete nur herauff / Jch wil Jhme dergeſtalt antwohrten /daß100[99]Zwiſchen Spiel. daß Er ſich hoͤchlich ſamt allen anweſenden Herren und Frauenzimmer daruͤber ſol ver - wunderen. Ferner bin Jch auch ein treffli - cher Mathematicus, Landmeſſer / Fortifica - tor, Schantzenbauer / Wallmeiſter / wie Jch denn des Marlois / Freitages / Treuͤen und an - derer beruͤhmter Mathematicorum Præce - ptor etliche viel Jahr / auff mehr denn fuͤnff - tzig Academien in Teutſchland allein / der Mußkowitiſchen und Groͤnlaͤndiſchen Uni - verſiteten allhie zu geſchweigen / mit groſſem Ruhm und Ehren bin geweſen. Nebenſt die - ſem verſtehe Jch mich auch trefflich wol auff des Himmels Lauff / Jch kan Kalender ma - chen / Nativiteten ſtellen / weis zukuͤnfftige Dinge / Jch kan auch aus der Hand wahrſa - gen und einem Diebe gantz eigentlich aus der - ſelben vorher verkuͤndigen / daß er ſol auffge - henket werden / ſonderlich wenn Meiſter Juͤr - gen jhm dieſelbe ſchon auff dem Ruͤkken hat zuſammen gebunden.

Uber dieſes alles gebe Jch auch einen bra - ven Fechter und bin in dieſer Kunſt dermahſſen fertig / daß Jch mir auch offt mit einem dikken Filtze das Angeſicht laſſe zubinden / und doch gleichwol meinen Wiederpart kan treffen / woG iijman101[100]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesman es nur begehret / es ſei ein Auge / den hin - derſten Zahn aus dem Maule / daß linker oder rechter Ohr / Ja ein gewiſſes Hahr vom Kopfe oder aus dem Knebelbahrte / und dieſes alles thu Jch nur im blinden / wie meinet Jhr Her - ren / muͤſſe Jch wol ein Fechter ſeyn / wenn Jch meinen Gegentheil kan vor mir ſehen?

Was Jch vor ein Außbund vom Bereuter bin / davon muͤgen die jenige Zeugniſſe geben / welche mich auff des Pluvinels Reitſchule zu Pariß gekennet haben / woſelbſt Jch meinen Meiſter weit uͤbertroffen / doch hoͤre Jch / der guhte ehrliche Mann ſei ſchon geſtorben / deß - wegen man mich auch bereits vor vielen Jah - ren an ſeine ſtelle zuem Koͤniglichen Bereuter mit fleiß hat gefodert / welches ich aber dem Koͤnige in Frankreich dazumahlen in gnaden abgeſchlagen. Betreffend ferner das Volte - ſiren uͤber die allergroͤſſeſte Elefanten / Meer - katzen / Murmelthiere und Kamele / ſo weis Jch meines gleichen in der gantzen Welt nicht und noch viel weiniger im tantzen / denn es mir eine gahr ſchlechte Kunſt uͤber die fuͤnfftzig Caprio - len auff einmahl nach einander daher ſchnei - den und einen Lufftſprung von der Erden ſechs Ellen in die hoͤhe zu thun / wenn ich nurden102[101]Zwiſchen Spiel. den Kopf nicht an die Balken ſtoſſe / und / da - mit Jch die Herren nicht gahr zu lange auff - halte / ſo wird wol heut zu Tage keine einzige Kunſt noch Wiſſenſchafft zu finden ſeyn / in welcher Jch nicht uͤber alle mahſſen Excellire. Aber / Jch mag mich ſelber nicht ruͤhmen / die - weil es nach dem alten Sprichwohrte heiſſet / daß eigenes Lob nur ſtinke / darum ſage Jch nur kuͤrtzlich / daß mein Haubt ein Tempel oder Wohnhauß iſt aller derer Dinge / welche ein Menſch in dieſem Leben kan oder mag wiſſen und erlernen. Nunmehr gebe Jch mich gantz und gahr auff allerhand treffliche Kuͤnſte / als auff die Mahlerei / Perſpectiven, Perpetuum mobile, Quadraturam Circuli und ſonder - lich auff das Goldmachen / welches mir ſo ge - wiß und unfehlbar muß angehen / ſo gewiß Jch gedenke ein gantzes Fuͤrſtenthum entweder in Arabiâ deſertâ, oder auch in Novâ Zembla an mich zu kauffen / und bin Jch des gaͤntzli - chen willens / ſo bald nur mein Lapis fertig iſt / innerhalb weinig Wochen die vornehmſte Thuͤrme dieſer weltberuͤhmten Stadt / ſonder - lich die Domſpitze / wie auch die zu Sanct Pe - ter und Sankt Katharinen von der Erde biß an den Knauffe gantz verguͤlden / oder auch wolG iiij(da -103[102]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes(dafern es nicht gahr zu viel Zeit koſtet) mit feinem Dukaten Golde von neuͤen dekken zu laſſen / unterdeſſen wollen ſich die Herren nur ein weinig patientiren.

Mars tritt allein auff / ſichet annoch ſehr grimmig / ſpatzieret an der einen Ek - ken des Schauplatzes auff und nieder.

Aber ſiehe da! was mag doch der wol vor ein anſehnlicher Cavallier ſeyn? Jch wil mich hier ein weinig an die ſeite ſtellen und anhoͤren / was er etwan vorbringen wolle / vielleicht iſt er ein Mann / von dem Jch auch noch etwas ſonderliches kan lernen.

Der Ander Auffzug des Zwiſchen Spieles.

Mars, Monſieur Sauſewind.
Mars
annoch ſehr entruͤſtet / ſpricht mit lauter Stimme.

Phy! wie habe Jch mich uͤber diß ſchandloſe Weib entruͤſtet! kaum kan Jch wie - der zu meinem Odem kommen / Ja / Jch bin faſt muͤde geworden dieſe loſe Beſtien zu ſchla - gen und zu plagen. Aber / iſt daß nicht ſchrek - lich / daß Teutſchland noch ſo eigenſinnig und uͤberaus halſtarrig iſt / daß ſie Jhr Unrecht nicht einmahl wil erkennen? Sie ſchlaͤget / ſtoͤſ -ſet104[103]Zwiſchen Spiel. ſet und beiſſet auch mitten in Jhrem Elende von ſich / als ein raſen des und unſiñiges Thier / ſie ſchilt und fluchet mir ins Angeſichte und iſt bißweilen ſo trotzig / als wenn ſie noch in Jhrem beſten Flor ſeſſe / da ſie doch kaum ein Himd mehr uͤber dem Leibe hat / denn die vier Kaval - lier / welchen Jch dieſe Schandbeſtie das leicht - fertige Teutſchland in Jhre Haͤnde uͤberge - ben / haben ſie dermahſſen zugerichtet / daß ſie faſt keinen Menſchen mehr aͤhnlich ſiehet / gleichwol ſind ſie noch zu ſchwach Jhre Hart - naͤkkicheit voͤllig zu daͤmpfen und ſie zu rechter Demuht und Erkaͤntniſſe zu bringen / dahero Jch mir habe vorgenommen / mich nach etli - chen klugen und Sinnreichen Koͤpfen / ſonder - lich aber nach Jhren eigenen Landesleuten uͤmzuſehen / ob Jch etwan derſelben / wenn Jch ſie / die Waffen anzunehmen erſtlich habe uͤber - redet / mich nuͤtzlich koͤnne gebrauchen / daß ver - ſtokte Teutſchland durch Hinderliſt und Prak - tiken zu zaͤhmen / wenn es mir etwan mit dem Waffen allein nach meinem Wunſche nicht wolte gelingen / Jch zweiffle nicht / der Poſſe ſol gahr wol angehen / in betrachtung Teutſch - land Jhren eigenen Kinderen und Untertha - nen nichtes boͤſes wird zutrauen.

Er ſiehetG vgleich -105[104]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesgleichſahm ungefehr den Sauſewind.

Aber / wer ſtehet dort an jenner Ekken? Jch muß Jhm ein weinig naͤher kommen: Der iſt gewißlich ein Franzoſe / daß merke Jch faſt an ſeinem Ha - bit und leichtfertigen Geberden.

Er ſpricht zuem Sauſewind.

Bon jour monſieur, comment vous va?

M. Sauſewind.

Je me porte bien, Dieu mercy, a voſtre commandement:

Mars.

D ou venez vous monſieur? Eſtes vous un Francois?

M. Sauſewind.

Nonny pa monſieur, je ſuis un Alleman.

Mars.

Jſt der Herr ein Teutſcher / ey ſo laſſet uns doch auch ein weinig Teutſch mit einander reden.

Sauſewind.

Was meinem Herren gefaͤlt / mir gilt es gleiche viel / was einer vor eine Sprache mit mir zu reden begehret / dieweil Jch ſie alle verſtehe.

Mars.

Per Dieu daß waͤre viel / ſo iſt der Herr vor mich nicht / deñ weñ Jch kein Teutſch reden koͤnte / ſo waͤre Jch faſt ſtum̃; Aber / der Herr verzeihe mir / Er wird gewißlich ein Ka - pallir ſeyn?

Sauſewind.

Ja mein Herr / Jch bin ſo einarmer106[105]Zwiſchen Spiel. armer ſchlechter Kavallier / heiſſe ſonſt meinem rechten Namen nach Monſieur Sauſewind.

Mars.

Das iſt mir in wahrheit ſehr lieb zu vernehmen / daß der Herr ein Kavallier iſt / aber / er ſage mir doch / welcher Partei und wie lan - ge hat er wol gedienet?

Sauſewind.

Um verzeihung mein Herr / Jch bin kein Soldat / bin auch niemahlen einer geweſen / gedenke auch mein Lebenlang keiner zu werden.

Mars.

Monſieur, wie kan er denn ein Ka - vallier ſeyn / weñ er kein Soldat iſt / jedoch ſa - get an / was koͤñet Jhr ſonſt etwan vor Kuͤnſte?

Sauſewind.

Mein Herr / Jch habe mich von meiner zahrten Kindheit an / biß auff dieſe gegenwertige Stunde / bloß und allein auff das ſtudiren geleget / und habe dadurch faſt alle Sprachen / Kuͤnſte und Wiſſenſchafften erler - net / alſo / daß Jch mich zu allerhand Bedie - nungen / ſo wol bei Fuͤrſtlichen Hoͤfen als an - derswo nuͤtzlich kan gebrauchen laſſen.

Mars.

So iſt der Herr ein Blakſcheiſſer hoͤre Jch wol? Ja / Ja / die ſind eben die rechte Geſellen / die koͤnnen was ſchoͤnes außrichten!

Sauſewind.

Ey der Herr verachte doch kei - ne Leute / ehe und bevor er ſie recht kennet / dieBlak -107[106]Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesBlakſcheiſſer ſind auch allezeit keine Narren.

Mars.

Was haben ſie aber vor Reputa - tion in der Welt? Wer fuͤrchtet ſich vor Jh - nen? Wer gehorchet Jhnen? Nur Jch der tapfere Mars und meine untergebene Gene - ralen / Obriſte / Rittmeiſtere und Haubtleute / wir fuͤhren heute zu tage das Regiment in der Welt / wir beherꝛſchen eigentlich die Koͤnigrei - che / Fuͤrſtenthuͤmer / Staͤdte und Laͤnder / wir ſchreiben den groſſen Potentaten Geſetze vor / wir ſamlen die Schaͤtze der Welt / und laſſen uns beim Schlapperment von keinem Schul - fuchſe etwas einreden.

Sauſewind.

Ja leider Gottes / es iſt wol hoch zu beklagen und hertzlich zu betauren / daß Kunſt / Geſchikligkeit / Verſtand und Tugend ſo gahr weinig wird geachtet. Aber Geſtren - ger Herr / Jch bitte unterthaͤnig / Eure Excel - lentz halte mir es zuem beſten / demnach Jch vernehme daß er der gewaltiger und unuͤber - windlicher Mars iſt / ſo wolle er mich berichten / warum er doch die Gelahrten ſo gahr weinig achte und ſeine Kriegesleute uͤber alle andere erhebe?

Mars.

Eben darum Monſieur Sauſe - wind / dieweil die Gelahrte ins gemein armſe -lige108[107]Zwiſchen Spiel. lige Tropfen ſind / welche mit aller Jhrer Kunſt bei dieſen Martialiſchen Zeiten kaum das lie - be Brod koͤnnen erwerben / da Jch und meine getreue Vaſallen / aller Dinge / ſo zu beluſti - gung Menſchlichen Lebens dienen / einen Uber - fluß haben / angeſehen man uns alles contri - buiren muß / was wir nur wuͤnſchen und be - gehren.

Sauſewind.

Es iſt in wahrheit nicht anders beſchaffen / als wie es Eure Excellentz erwaͤh - net / daß nemlich die Herren Soldaten gleich - ſahm ohne muͤhe und vielmahls in den Quar - tieren gantz muͤſſig liegend / reich werden / im gegentheil die allergelahrteſte Leute / welche Gott und der Welt ſo nuͤtzlich dienen koͤnten / muͤſſen vielmahls bei Jhrer ſchwehren und ſtetswehrenden Arbeit mangel leiden und dar - ben. Fuͤrwahr Jch lieſſe mich ſchier ſelber uͤberreden / daß Jch den Schulſak hinweg wuͤrffe und auch ein Soldat wuͤrde.

Mars.

Ja mein Kerl / daß waͤre wol der rech - te Weg zuer wahren Gluͤkſeligkeit / da koͤnteſt du zu einem rechtſchaffenem Mann und Ka - vallier werden / da du ſonſt mit allen deinen brodloſen Kuͤnſten dein Lebenlang ein huͤm - pler und ſtuͤmpler muſt bleiben.

Sau -109[108]Des Friedewuͤndenſchen Teutſchlandes
Sauſewind.

Ja mein allertapferſter Mars / es waͤre wol eine feine Sache ein vornehmer Soldat zu werden / wenn man nicht / ehe und bevor ein guhter armer Geſell zu denen hohen chargen gelanget / ſo gahr vielem Ungema - che / Krankheiten / Uberfaͤllen / Hunger / Elend / ja Leibes und Lebens Gefahr unterworffen waͤre: Deñ / Jch halte es gaͤntzlich davor / daß das Kriegesweſen bei weitem nicht ſo gluͤkſelig ſey / als viele unerfahrne liederliche Leute davon urtheilen. Mir zwahr iſt noch unentfallen / was die Gelahrten pflegen zu ſagen: Dulce Bellum inexpertis: Wer es nie verſuchet hat / der vermeinet / der Krieg ſey lauter Wol - leben / aber die Erfahrung bezeuget viel ein anderes.

Mars.

Was ſageſt du verzagter Menſch von Gefahr und Ungemach? Es iſt kein er - wuͤnſcheter / gluͤkſeliger / wolluſtiger und froͤli - cher Leben unter der Sonnen / als eben das Soldatenleben / mahſſen Jch dir deſſen in die - ſer Stunde eine augenſcheinliche Probe kan vorſtellen.

Sauſewind.

Das haͤtte Jch fuͤrwahr wol luſt zu ſehen / in betrachtung Jch biß anhero einer ſehr ſchlechten Meinung geweſen von deritz -101[109]Zwiſchen Spiel. itzlebenden Kriegesleute Beſchaffenheit / Zu - ſtande / Thaten / Wandel und endlichem Ab - ſcheide aus dieſem in ein anderes Leben.

Der Schauplatz oͤffnet ſich / da ſitzen Jhrer vier an der Taffel / zwei ſpielen Piquet / die beide andere ſpie - len mit Wuͤrffelen oder verkehren im Brett / es ſtehen etliche Beutel vor Jhnen auff der Taffel / ſamt vielen ſtapelen Thaler und anderem Gelde / mit welchem ſie luſtig klapperen. Einer ſagt: Er habe 500. Duka - ten gewonnen / der ander ſagt / Er habe 1000. Reichs - thaler davon gezogen / u. ſ. w. Nachdeme Sauſe - wind nebenſt dem Mars dieſes ein weinig angeſehen und betrachtet / ſchlieſſet ſich der Schauplatz.
Mars.

Ja Monſieur Sauſewind / wie ge - faͤlt dem Herren dieſe Ubung? Jſt das nicht eine rechte brave Luſt / wenn man bißweilen des Abends mit ein paar Tauſend Dukaten zu Bette geht / welche zu erwerben nicht mehr muͤ - he haben gekoſtet / als nur das bloſſe gewinnen und hernach die Gelder fein zu ſich ſtekken?

Sauſewind.

Fuͤrwahr / Großmaͤchtigſter Mars / dieſes muß Einen trefflich ſanfft an - kommen / wañ man alſo ohne Arbeit kan reich werden / und zwahr ſo ploͤtzlich; Aber / wenn man auch bißweilen eine guhte Summa Gel - des verlieret / ja wol gahr nakkend zu hauſe geht / ſo muß denn auch Herr Kornelius redlich turnieren.

Mars. 111[110]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes.
Mars.

Was verlieren? Wer achtet ſo viel Geldes? Eines einzigen Monats Contri - bution kan ſolches alles wieder einbringen / muͤſſen uns doch die Bauren das Geld mit hauffen zuſchleppen.

Der Schauplatz eroͤffnet ſich zuem anderen mahl / da ſitzen eben dieſe vier Kavallier und ſauffen einan - der rechtſchaffen auff die Haut / ein paar ſitzet auff den Knien trinket Geſundheit / der dritte ſtehet auff dem Tiſche und ſaͤufft in floribus, der vierte ſinget immit - telſt daß Runda dinella und andere Saufflieder / haben einen Kerl mit der Leier oder ſonſt einen Bier - fiedeler bey ſich / ſind ſehr luſtig und machen allerhand Poſſen / der Schauplatz ſchlieſſet ſich.
Mars.

Was haͤlteſt du denn wol von die - ſem froͤlichen Leben Monſieur Sauſewind? Gehets da nicht luſtig daher? ſo machen wir es alle Tage von dem fruͤen Morgen an biß in die ſpaͤhte Nacht / der Hals muß ſtets geſchmie - ret ſeyn.

Sauſewind.

Jch kan nicht leugnen mein tapferer Mars / daß Soldaten Leben ein rech - tes ſorgloſes freies Leben ſey. Denn / wenn Gelahrte und andere Leute ſitzen und wollen ſich entweder zu tode ſtudiren / oder auch wol wegen des kuͤmmerlichen Zuſtandes des allge - meinen Vaterlandes zu tode ſorgen / ſo ſinddie112[111]Zwiſchen Spiel. die Soldaten rechtſchaffen luſtig und froͤlich / ſie doppelen und ſpielen / freſſen und ſauffen / daß es rauſchet. Wer wolte ſich nun wol laͤn - ger mit den Buͤcheren ſchleppen? Jch wil ein Kavallier werden und ſolte Jch mich auch druͤ - ber zu tode ſauffen.

Mars.

So recht / Herr Sauſewind / nun beginneſt du endlich zu guhten Gedanken zu kommen / aber / Jch wil dir noch mehr Luſt und Freude des edlen Soldatenlebens bei dieſer Gelegenheit zeigen.

Der Schauplatz gehet auff zuem dritten mahl / da tantzet der eine Kavallier mit der Jungfrauen / der Ander ſitzet / hat ein Weibes - bild im Arm / die uͤbrige beide ſpielen mit anderen Da - men uͤm einen Kuß / thun heiſſen / heimliche Frage und dergleichen / gehet auch ſonſt uͤber die mahſſe freund - lich und zimlich leichtfertig daher / der Schauplatz wird geſchloſſen.
Sauſewind.

So recht! daß gehoͤret mit da - zu / wenn keine brave Damen bei luſtiger Ge - ſellſchafft ſind / ſo achte Jch kein Hahr darauff: Nur Mund an Mund / nur Bruſt an Bruſt / daß ſchaffet rechte Freud und Luſt.

Mars.

Ja freilich / mein redlicher Sauſe - wind muͤſſen Damen dabei ſeyn / was waͤre es ſonſt mit dem Kriegesweſen? An ſolcher Ge - ſellſchafft fehlet es den ehrlichen Soldaten nimmer: So manches neues Quartier / ſoHmanche113[112]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesmanche friſche Huhre / wie koͤnte ein unvereh - lichter Kavallier ſonſt in der Welt zu rechte kommen?

Sauſewind.

Das meine Jch auch wol; Fuͤr - wahr es ſolte Einer allein uͤm der Damen wil - len ein Soldat werden / deñ Jch ein ſo groſſer Liebhaber des Frauenzimmers bin / daß Jch auch nicht einmahl im Himmel zu ſeyn begeh - re / weñ Jch wuͤſte daß keine Damen darin waͤ - ren.

Der Schauplatz oͤffnet ſich zuem vierdten mahl und ſtehet einer als ein General gantz praͤchtig bekleidet / vor welchem ſich die andere drei faſt biß zur Erde neigen / und Jhme die allerhoͤheſte Ehre erwei - ſen / hinter Jhm ſtehet ein Baur / hat ſein Huͤhtlein in der Hand / der Schauplatz wird geſchloſſen.
Sauſewind.

Aber / Großmaͤchtigſter Mars / wer mochte doch wol der vornemer Herr ſeyn / welchem die Andere ſolche treffliche Ehre an - thaͤten?

Mars.

Dieſer Kavallier / Monſieur Sau - ſewind / den du gleich itz haſt geſehen / zeiget dir abermahl gleichſam in einem Spiegel die uͤber - groſſe Gluͤkſeligkeit der Soldaten / denn / ob er zwahr aus gar ſchlechtem Stande iſt entſproſ - ſen / (wie denn derjeniger Baur / der mit abge - zogenem Huͤhtlein neben Jhm ſtund / ſein leib - licher Vater geweſen /) So hat er doch durchſeine114[113]Zwiſchen Spiel. ſeine Tapferkeit es ſo hoch gebracht / daß er endlich ein groſſer General worden / welcher bei dieſer Zeit vornehmen Fuͤrſten und Herren hat zu gebieten / geſtalt er deñ auch von denen trefflichſten Leuten der Welt als ein halber Gott wird reſpectiret, weßwegen du aber - mahl mit mir wirſt bekennen muͤſſen / daß / wer zu hohen Dignitäten und Ehren zu kommen gedenke / der muͤſſe nothwendig ein Soldat werden.

Sauſewind.

Dem iſt in der Warheit nicht anders / O allertapferſter Mars / Jch ſehe es ja vor Augen / daß die Volienkommenheit aller weltlichen Gluͤkſeligkeit bloß und allein beim Kriege beſtehe: Jm Kriege kan Jch ohne - he und Arbeit reich werden: Jm Kriege kan man immer luſtig ſeyn / freſſen und ſauffen / huhren und buben / ſingen und ſpringen. Jm Kriege kan man zu hohen Ehren und Reſpect gelangen / da einer ſonſt ſein Lebenlang wol ein ſchlimmer Baͤrenhaͤuter muß bleiben / Jch wil die Buͤcher vor alle Teuffel hinaus werffen / und dir / O Großmaͤchtigſter Mars / nachfol - gen / ſo lange Jch einen warmen Blutstropfen beim Hertzen habe / und einen Degen nebenſtH ijeinem115[114]Des Friedewuͤnſchenden Tentſchlandeseinem pahr Piſtohlen in der Fauſt kan fuͤhren. Sa, courage, vive la guerre.

Mars.

Gluͤk zu mein redlicher Herr Sau - ſewind: Gluͤk und Heil zuem neuen Obriſten oder vielleicht gar zum General Feld Herren.

Sauſewind.

Jch bedanke mich unterdienſt - lich / großmaͤchtigſter Mars / und bitte demuͤh - tig / Er wolle bei dieſem neuen Stande mein groſſer Befoderer ſeyn / Jch verpflichte mich hinwieder / Jhme biß in den Tod getreu / red - lich und unverdroſſen zu dienen.

Mars.

An meiner guhten Gunſt und Be - foderung hat kein ehrlicher Kavallier zu zweif - felen / halte du dich nur in allen Occaſionen, ſonderlich Teutſchland zu tribuliren alſo / wie du itz haſt angelobet / welches du auch noch - mahls mit darreichung der Hand an Eides ſtatt wirſt bekraͤfftigen.

Sauſewind.

Warum daß nicht mein tapfe - rer Mars? Siehe da / Krafft dieſer Handge - bung verſichere Jch den allgemeinen Beherꝛ - ſcher der Kriege / den unuͤberwindlichen Mars / daß Jch mich hinfuͤhro als ein ehrlicher / muh - tiger und rechtſchaffener Soldat und Kaval - lier verhalten / auch Jhme das halſtarrige Teutſchland aller muͤgligkeit nach wolle pla -gen116[115]Zwiſchen Spiel. gen helffen / ſo lange Jch lebe und die Waffen in der Fauſt kan fuͤhren.

Mars.

So recht / mein ehrlicher Sauſewind / da ſehe nur zu / daß du dich braf außmontiereſt / guhte Ruͤſtung / Pferde und Gewehr zuer Hand ſchaffeſt und dich alsdeñ bei zeiten ein - ſtelleſt / damit du mir das hartnaͤkkichte ver - ſtokte Teutſchland nebenſt mehr anderen dei - nen Kriegesbegierigen Landesleuten noch fer - ner muͤgeſt helffen tribuliren, peinigen und plagen. Jch aber gehe itz hin / alles das jenige / was etwann mehr hiezu noͤhtig ſeyn wird / mit ſonderem fleiſſe ferner anzuſtellen / nicht zwei - felend / das verruchte gottloſe Teutſchland nun bald zuer euſſerſten deſperation und Ver - zweifelung dadurch zu bringen.

Mars gehet allein vom Platze.

Der Dritter Auffzug des Zwiſchen Spieles.

Monſieur Sauſewind / Merkurius.
Sauſewind.

Nun wollan / die Haut iſt ver - kauffet / Monſieur Sauſewind iſt nun auch ein braver Soldat worden und hat der elen - den Blakſcheiſſerei gute Nacht gegeben. Pfui! H iijSchaͤ -117[116]Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesSchaͤmen mag Jch mich in mein Hertz und Blut hinein / daß ich mich mit der loſen Schul - fuͤchſerei ſo lange Zeit geplaget und nicht ſchon vor vielen Jahren in den Ritterlichen Solda - ten Orden bin getreten / aber / nun werde Jch es redlich wie der nachholen / was Jch ſo lange Zeit habe verſaͤumet. Potz hundert tauſend Element / wie werde Jch mich hinfuͤhro ſo friſch halten! Wie tapfer werde Jch nun die Bauren ſcheren und tribuliren! Jch wil Jh - nen Hauß und Hoff / ja das gantze Dorff zu enge machen / Es ſol auch hinfuͤhro kein Pfef - ferſak ſicher vor mir reiſen / kein Adi Laus ſemper ſol von mir unberaubet / ungezwikket und ungeplakket bleibẽ / Pferde und Kutſchen / Kleider und Waaren wil Jch Jhnen alles fein ſaͤuberlich abnemen / und Jhre Sammitten Hoͤſichen unter meine Reiſemaͤntel laſſen fut - teren / Jch werde mich auch Jhrenthalben ernſt - lich bemuͤhen / daß Jhnen das Geld im Rentzel ja nicht verſchimmele / denn mein Beutel muß rechtſchaffen geſpikket ſeyn: Alsdeñ kan Jch anfangen zu doppelen und zu ſpielen / dieweil ich ohne daß in dieſer Kunſt trefflich excellire. Wie werde Jch ſo manchen ſtatlichen Beutel voll Dukaten davon tragen? Denn ſol es erſtredlich118[117]Zwiſchen Spiel. redlich an ein Sauffen gehn / aber / da mag mei - nes theils einer wol ein Schelm heiſſen / der ſonſt einen naſſen Trunk in ſeinen Hals geuſ - ſet als den allerbeſten Rheinwein / Malvaſier und Muſkateller / und ſolte Jch auch drei Du - katen vor ein Stuͤbichen bezahlen. Da wil Jch deñ / mit den vornemſten Kavallieren Bruͤ - derſchafft machen und ſauffen / daß mir der Halskrachet. Ja / denn wil Jch friſch anfan - gen zu huhren und courteſiren: Per ma foy, Wo mir nur eine ſchoͤne Dame zu Geſichte kommet / wil Jch alſo bald Haken anſchlagen / deñ Jch ohne daß bei dem Frauenzimmer ſo be - liebet bin / daß ſich offt Jhrer zehn / ja wol mehr auff einmahl uͤm mich gezanket und geriſſen haben. Potz hundert tauſend Dukaten / wie werde Jch mit Jhnen uͤmſpringen / daß Jch auch gaͤntzlich davor halte / Jch koͤnne alle vier - zehn Tage Gevatteren bitten. Wenn Jch mir denn mit tribuliren / Baurendrillen / ſpie - len / ſauffen / ſchoſſieren und dergleichen luſtigen Ubungen einen braven Namen gemachet / ſo iſt alsden kein zweiffel / Jch werde gahr leicht zu einer hohen Charge gezogen werden.

Merkurius gehet auff.

Es hilfft ohne das im Kriege zuer Befoderung am meiſten / daßH iiijeiner119[118]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes. einer ſeiner Soldatiſchen qualiteten halber vielen bekant ſei.

Nun koͤnte Jch zwahr zuem Anfange wol Ritmeiſter oder Capitain werden und eine fei - ne Compagnie bekom̃en / aber die Wahrheit zu bekennen / es faͤlt mir dieſes ein weinig zu ſchlecht / deñ / ſolcher Leute etliche beginnet man mit der zeit hinter dem warmen Ofen zu ma - chen / ja man gibt wol etlichen vornehmen Ge - ſellen Compagnien, welche Jhr Lebenlang keinen todten Mann im Felde (es waͤre denn am Galgen oder auff dem Rade) geſehen ha - ben / iſt wahrlich ein groſſes Wunder / daß man das Soldaten Handwerk ſo leicht und ge - ſchwinde kan außlernen / und in einem einzigen Tage zugleich Schuͤler ſeyn / und Meiſter wer - den. Obriſter Wachmeiſter oder auch Obri - ſter Lieutenant waͤre zwahr wol etwas / es wird aber auch zimlich gemein und kan ſich bißwei - len ein guhter Kerl und Auffſchneider dazu lie - gen oder kauffen / welches denn eine gahr ge - ringe und ſchlechte muͤhe iſt. Jch mag ſo zum anfange ein feines Regiment nemen und O - briſter werden. Mich duͤnket / es ſol dennoch ſo gahr uͤbel nicht klingen / wenn man ſaget: Siehe / da tritt der Herr Obriſter Sauſewindher.120[119]Zwiſchen Spiel. her. Wenn Jch denn nun erſtlich in dieſen heiligen Faſtnachttagen beſtalter Obriſter wer - de / (welches mir / ob Jch wol niemahlen eine Mußquette oder Pike getragen / ja ſo groſſe Ehre und Ruhm gibt / als denen Haubtleuten und Rittmeiſteren / welche beim Schlafftrunke ſolche charge erlangen und mit welchen es biß - weilen alſo iſt beſchaffen / daß ſie geſteren eine Schuſter oder Schneidernadelen / auch wol den Schmiedehammer / Heute aber den Com - mendo-Degen fuͤhren /) So heiſſe Jch etwan gegen Oſteren (ſi Dijs placet) General Wachmeiſter / auff Pfingſten bin Jch ſonder zweiffel General Lieutenant / und gegen die Hundestage weñ die Bienen ſchwaͤrmen wer - de Jch denn gahr Feldmarſchalk oder Gene - raliſſimus, viel hoͤher werde Jch es doch wol nicht bringen.

Merkurius
ſtellet ſich als haͤtte Er den Sauſewind zuvor nicht geſeben:

Gluͤk zu mein liebſter Sau - ſewind / wo hat der Herr ſo lange geſtekket?

Sauſewind antwohrtet Jhme daß geringſte nicht / kehret ſich mit hoͤniſchen Augen von Jhme hinweg und wil Jhn nicht einmahl recht anſeben.
Mercurius.

Ut Vales Literatiſſime Do - mine Sauſewind? Siccinè avertis faciem? Quid nunc iterum meditaris novi?

H vSau -121[120]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Sauſewind.

Was plaudert doch der vor ein Zeug daher? Jch weis den Teuffel viel / was er ſaget.

Merkurius.

Behuͤte Gott Herr Sauſe - wind / verſtehet deñ der Herr kein Latin mehr? Vor dieſem / als er unter meiner Auffſicht ſtu - dirte / hat er ja offt und vielmahls mit mir ge - redet.

Sauſewind.

Was Latin reden / wer hat mit ſolcher Blakſcheiſſerei etwas zu ſchaffen?

Merkurius.

Das kompt mir ſeltzahm vor Herr Sauſewind / wil der Herr kein Latin mehr wiſſen? Hat er doch vor dieſem den beſten theil ſeiner Jugend in erlernung guhter Kuͤnſte und Sprachen zugebracht?

Sauſewind.

Ja / Kuͤnſte und Sprachen wollen mir nicht viel einbringen / es iſt mir leid genug / daß Jch meine guhte Zeit in erlernung ſolcher Baͤhrenhaͤuterpoſſen habe verſchliſſen.

Merkurius.

Warum deñ mein Herr Sau - ſewind / daß ſind ja leiden ſeltzame Reden.

Saufewind.

Fraget Jhr noch warum? Eben darum / dieweil ſich bei dieſer Zeit ein ehr - licher Soldatiſcher Kavallier von Hertzen muß ſchaͤmen / wenn Er in der Jugend etwas ſon - derliches hat ſtudiret.

Mer -122[121]Zwiſchen Spiel.
Merkurius.

Ach / erbarme es Gott / daß es ſchon ſo weit in der Welt kommen / daß man ſich der rechten Weißheit / Tugend und Ge - ſchikligkeit muß ſchaͤmen!

Sauſewind.

Was Tugend und Geſchiklig - keit? Jm Kriege hat man ſich wol uͤm andere Sachen zu bekuͤmmeren. Sa, vive la guerre.

Merkurius.

Was hoͤre Jch? Jſt es wol muͤglich / daß mein Sauſewind / mein alter red - licher Student ein Soldat worden?

Sauſewind.

Ja freilich bin Jch einer wor - den. Der allertapferſte Mars hat mich nun - mehr zu ſeinem Gehuͤlffen erwehlet und ange - nom̃en / ſtehet nur darauff / daß Jch mich erſt - lich braff außmontire und darauff nebenſt et - lichen anderen friſchen Kavalliren hinziehe un - ter ſeinem hochpreiſen Commendo das hart - naͤkkichte und verſtokte Teutſchland recht - ſchaffen zu marteren und zu plagen / denn zu dem ende bin Jch vornemlich ein Kavallier worden.

Merkurius.

Behuͤte Gott Herr Sauſe - wind / du biſt ja ein gebohrner Teutſcher und wilt dich gleichwol erkuͤhnen deine eigene Koͤ - niginn und Mutter zu plagen?

Sauſewind.

Das weiß Jch ſelber wol HerrPfaffe /123[122]Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesPfaffe / daß Jch ein gebohrner Teutſcher bin / deſto ehe wil mir es auch gebuͤhren / meinen Landesleuten das Hahr rechtſchaffè zu ropfen. Solte Jch meinen Beutel nicht ſo wol als ein Fremder fuͤllen? Was haben die vier groß - muͤhtige Kavallier / als der Don Anthonio, Monſieur Gaſton, Signoro Bartholomeo und Herr Karel mehr vor recht das Teutſch - land zu berauben / als eben Jch?

Merkurius.

Das weiß der allerhoͤheſter Gott / was ſie vor recht dazu haben: Meines thuns iſt es gantz und gahr nicht / von der Ge - rechtigkeit Jhrer Sache zu diſputiren / Jch be - klage nur von Hertzen die greuliche Mißbraͤu - che welche bei dem leidigen Kriegesweſen unter allen Parteien in dieſen Zeiten ſo gahr die uͤber - hand genommen. Aber mein Sauſewind / Jch bitte dich hoͤchlich / ſage mir doch / wer hat dich auff dieſen verkehrten Sinn gebracht / daß du nunmehr gleichſahm mit gewalt ein Sol - date zu werden gedenkeſt?

Sauſewind.

Das hat der allertapferſte Mars und meine Courage gethan / wie denn auch / daß mir gleichſahm in einem Spiegel alle die Herrligkeiten / Freude und Wolluſt / derer man im Soldatenſtande haͤuffig / ja taͤglichhat124[123]Zwiſchen Spiel. hat zu genieſſen / von hochgedachtem Mars lebhafftig ſind vor die Augen geſtellet worden.

Merkurius.

Ach du elender Menſch / wie haſt du dich doch ſo gahr ſehr laſſen verblen - den / daß du vermeineſt / es ſei im Kriege lauter nichtes als Freude und Herrligkeit zu finden?

Sauſewind
etwas entruͤſtet:

Das iſt per Dieu keine Verblendung. Habe Jch doch hell und klahr geſehen / wie man im Kriege durch daß anmuhtige Spielen kan reich und maͤchtig werden / wie man daſelbſt friſſet und ſaufft / hu - ret und bubet / tantzet und ſpringet / ja endlich zu den allerhoͤheſten Ehren gelanget. Was wol - te doch ein Menſch in dieſer Welt mehr wuͤn - ſchen und begehren? Darum bitte Jch / Mer - kuri / du wolleſt dich nur nicht bemuͤhen mich von meinem loͤblichem Vornehmen / welches du einen verkehrten Sinn nenneſt / abwendig zu machen. Spare dieſen Wind nur mein lieber Pfaffe / biß du auff das Hoͤltzchen komſt / als denn haſt du freie Macht zu reden ſo lange und viel dir nur ſelber geliebet. Da kanſt du es deñ machen / wie etliche deiner Cammeraden zu thun pflegen / welche / weñ ſie ſonſt nicht viel auff Jhre Predigten ſtudiret haben / einen hauffen neůer Zeitungen und Aviſen JhrenZu -125[124]Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesZuhoͤreren vorſchwatzen / wie viel man nemlich Staͤdte gewonnen / was vor groſſe Schlach - ten oder Treffen geſchehen / wie viel Voͤlker in denſelben geblieben / wie viele Wagen / Pferde / Geſchuͤtze und Standarten erobert und dero - gleichen tauſendterlei neuͤe Maͤhre / und uͤber ſolches Bluhtvergieſſen koͤnnen ſie noch froͤ - lich ſeyn und jauchtzen. Wenn man aber ſol - chen Zeitungen etwas weiter nachfraget / ſo iſt die gantze Aviſen Predigt nichtes anders als eine dikke feiſte wolgeſpikkete Luͤgen geweſen / und haben ſich die guhte Herren einen groſſen Hauffen erdichteter Zohten laſſen auffbinden; Oder / wenn ſie von dergleichen Materi nich - tes zu ſagen wiſſen / alsdeñ nehmen ſie bißwei - len wol redliche Leute vor / ziehen dieſelbe aus lauteren privat affecten ehrenruͤhriger und verleumderiſcher weiſe durch die Hechel / wol - ten Jhnen gerne aus Mißgunſt / und dieweil ſie es denſelben nicht koͤnnen gleich thun / einen Klik anhengen / ſchreien derowegen und toben gleichſahm durch ein Ellenlanges Horn oder mageren Kranichshals ein paar guhter Stun - de daher / ſchlagen mit dem Faͤuſtchen auff das arme Holtz / daß es ſplitteren muͤchte / ſpruͤtzen Jhren Speichel etliche Ellen weit von ſich /daß126[125]Zwiſchen Spiel. daß er herab faͤlt / wie der Dou vom Hermon und gebehrden ſich aus lauter Raachgierigkeit und unchriſtlichem Haſſe dermahſſen eiferig / als ob ſie lautere Jeremias waͤren / da ſie doch rechte Phariſeer und Heuchler in der Haut ſind und bleiben. Nein / Merkuri / auff dieſe weiſe muſt du es mit Sauſewind nicht machen / daß wird dir wahrlich nicht angehen.

Merkurius.

Hilff Gott Sauſewind / wie donnerſt du ſo hefftig? Das war ein ſtarker Platzregen. Aber / was gehen mich ſolche naͤr - riſche Aviſenprediger und mißguͤnſtige Neid - huͤmmel / welche du gahr unrecht meine (der Jch nichtes als die lautere Wahrheit predige) Kammer aden nenneſt / was gehen mich / ſage Jch / ſolche Verlaͤumder und Schwaͤtzer an? Aber Ach mein ehmahls lieber Sauſewind / haſt du denn gahr kein Gewiſſen mehr? Wie laͤſſeſt du dich doch den Teuffel ſo jaͤmmerlich betriegen! Vermeineſt du etwan / daß die Ka - vallier / welche dir Mars gleichſahm in einem Geſichte gezeiget hat / in veruͤbung ſolcher Jh - rer Weltfreude und Wolluſt gen Himmel ſind gefahren?

Sauſewind.

Ob eben alle Soldaten gen Himmel fahren / weis Jch nicht / und was hatſich127[126]Des Friedewuͤndenſchen Teutſchlandesſich auch ein Cavallier, ſo lange er noch ge - ſund iſt / uͤm den Himmel groß zu bekuͤmme - ren? Gnug iſt es / daß Jch verſichert bin / daß ſie die allergluͤkſeligſte Leute auff der Welt ſind und die allerbeſte und luſtigſte Tage ha - ben / ſo lange ſie leben.

Merkurius.

Ja wol gluͤkſelige Leute! Gott bewahre ja alle fromme Hertzen vor ſolcher Gluͤkſeligkeit / uͤber welcher Jhrer viele (wie - wol nicht alle) erbaͤrmlich zu grunde gehn. Aber was duͤnket dich Herr Sauſewind / weñ Jch dir eben dieſer Kavallier klaͤgliches Ende und jammerlichen Untergang koͤnte vor die Augen ſtellen / was wuͤrdeſt du deñ wol ſagen?

Sauſewind.

Wie denn Merkuri / iſt es die - ſen tapferen Cavallieren, welche mir der ge - waltiger Mars vor weiniger Zeit hat gezeiget / anders als wol ergangen / daß wil Jch ja nim - mer hoffen.

Merkurius.

Das ſolt du bald erfahren.

Der Schauplatz oͤffnet ſich / da ſteben Jhrer zwei rauffen ſich und erſtechen ein ander / fallen beide Tod danieder / der dritte ſitzet an der Taffel / hat einen ledi - gen Beutel vor ſich liegen / ſamt einer Piſtolen / mit welcher Er ſich ſelber erſchieſſet / der vierte hat einen groſſen Blok an den Fuͤſſen und iſt mit ſtarken Ket - ten gebunden.
Sau -128[127]Zwiſchen Spiel.
Sauſewind.

Hilff Gott Merkuri / was iſt das vor ein Spektakul?

Merkurius.

Dieſe ſind eben die vier Kaval - lier / welche du zuvor haſt geſehen ſo luſtig ſpie - len / labeten und verkehren. Siehe dieſe beide / welche einander dort niederſtoſſẽ / waren die al - lervertrauteſte Dutzbruͤder / in deme aber unter dem Spielen der eine den anderen hat heiſſen liegen / welche injuri (wie die Herren Solda - ten ſagen) anders nicht / als durch Bluht kan außgeſoͤhnet werden / ſind ſie mit Jhren Degen zuſammen gangen und haben einander gantz grauſahmer weiſe niedergemachet und alſo dem Teuffel zum neuͤen Jahr geſchikket. Die - ſer / welcher ſich ſelber erſchoſſen / hat alle ſeine Werbgelder auff die drei tauſend Dukaten ſich belauffend / ſchaͤndlich verſpielet / und die - weil ſich der General hoch verſchwohren / daß er Jhn / anderen derogleichen Spieleren und Betriegeren zuem Abſcheuͤ wolte henken laſ - ſen; Als iſt er in Verzweiffelung gerahten und hat ſich (groͤſſeren Schimpf / ſeiner Mei - nung nach zu vermeiden) ſelber gantz jaͤmmer - lich erſchoſſen. Dieſer letſter aber / welcher nicht allein ſein eigenes / ſondern auch anderer Leute Gelder hat verſpielet / iſt endlich nach demJer129[128]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandeser abgedanket und auffs Land ſich niedergeſe - tzet / ſeinen Glaͤubigern in die Haͤnde gerahten / welche Jhn mit groſſen Ketten gebunden / nun - mehr in einen ſtinkenden Thurn wollen werf - fen laſſen / biß daß er den letſten Heller bezahlet. Siehe doch / einen ſolchen ſchoͤnen Außgang nimt endlich das Spielen.

Der Schauplatz wird geſchloſſen.
Sauſewind.

Behuͤte mich mein Gott Mer - kuri / pflegt es zu letſt den Spielern ſo klaͤglich zu ergehen / ſo mag der Teuffel uͤm des loſen und leichtfertigen Spielens willen ein Solda - te werden.

Merkurius.

Ja mein lieber Freund / es iſt nicht alles Gold / was da gleiſſet / es ſchleppet der verfluchte Krieg einen ſo groſſen Jammer mit ſich / daß es mit Wohrten nicht kan außge - ſprochen werden.

Der Schauplatz oͤffnet ſich / da liegen drei Per - ſonen tod auff dem Stroh ein jeglicher mit einem weiſ - ſen Tuche bedekket / und ſteben viele Drinkgeſchirr uͤm ſie her / einer ſitzet als ein Waſſerſuͤchtiger mit einem ſehr dikgeſchwollenem Bauche / winſelt und klaget gahr jaͤmmerlich.
Sauſewind.

Ach Merkuri / ſage mir / was ſind doch dieſe vor Leute / welche Jch / dieweil ſie mit weiſſen Leilachen bedekket auff der Erde liegen / vor Todte anſehe / und / wer iſt doch dervierte130[129]Zwiſchen Spiel. vierte mit dem erſchreklichem groſſen Bauche? Du bringeſt mir ja ſehr klaͤgliche Spektakul vor!

Der Schauplatz wird geſchloſſen.
Merkurius.

Ja freilich muͤgen es wol klaͤg - liche Spektakul heiſſen: Siehe da / dieſe drei ſind durch Jhr viehiſches Sauffen erbaͤrmlich uͤm Jhr Leben kommen. Der Erſter hat bei voller weiſe den Hals gebrochen / als er eine Stiegen herunter gehen wollen: Der Ander hat ſich in ſtarkem Brantewein zu tode geſof - fen. Der Dritte / als er beim Trunke einen unnoͤhtigen Hader anfieng / ward mit einem Brodmeſſer meuͤchliſcher weiſe erſtochen / und ſind dieſe drei in Jhren Suͤnden alſo jaͤmmer - lich dahin gefahren. Der vierte aber hat ſich die Waſſerſucht an den Hals geſoffen / leidet uͤberaus groſſe Schmertzen / kan weder leben noch ſterben.

Sauſewind.

O du verfluchtes Sauffen! Jſt daß der Lohn deiner gefaͤhrlichen Wol - luſt? Fuͤrwahr / es gereuͤet mich von gantzem Hertzen / daß Jch uͤm des uͤppigen Sauffens und ſchaͤndlichen Spielens willen mich in den Soldatenſtand habe begeben. Ach wie uͤbel habe Jch bei mir ſelber gehandelt!

Merkurius.

Mein liebſter Sauſewind / esJ ijiſt131[130]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesiſt noch fruͤ genug / daß du wieder uͤmmekehreſt und dieſes ruchloſe Leben verlaſſeſt / Gedenke / O Sauſewind an dein Ende / zuem allermei - ſten aber bedenke Tag und Nacht die unend - liche Ewigkeit.

Der Schauplatz oͤffnet ſich: Einer hat ſich ſelber erbaͤnget / ein Ander bat ſein Angeſicht voller Pflaſter / auch die Schenkel und Arm mit vielen Tuͤcheren ver - bunden / der Dritte laͤuffet vor mit einem grauſahmen Geſchrei und wird von einem anderen mit einer Pi - ſtolen erſchoſſen.
Sauſewind.

Was ſehe Jch abermahl vor erſchrekliche Greuͤel O Merkuri? Das Hertz im Leibe ſolte einem davor erzitteren / Jch weis fuͤrwahr ſelber kaum / was Jch ſehe.

Merkurius.

Freilich mag ein Chriſtliches Hertz erzitteren / wenn es die wunderbare Ge - richte Gottes uñ deſſen unaußbleibliche Straf - fen betrachtet. Dieſe / welche du / bei gegen - waͤrtigem erbaͤrmlichen Zuſtande vor Augen ſieheſt / ſind eben die vier hoͤffliche Courtiſa - nen und Auffwahrter des Frauenzimmers / welche ſich hiebevor mit den Damen ſo luſtig gemachet haben. Dieſer / welchen du dort ſie - heſt haͤngen / iſt von einer Weibesperſon / wel - che er mehr als ſeine eigene Seele hat geliebet / untreuͤlich verlaſſen worden / woruͤber er in ei -ne132[131]Zwiſchen Spiel. ne ſolche erſchrekliche Verzweiffelung und Melankolei gerahten / daß er ſich ſelber hat er - henket. Jenner dort mit den Pflaſtern und Tuͤchern / hat ſich ſo lange mit den Huhren ge - ſchleppet / daß er daruͤber die edle Franzoſen Krankheit an den Hals gekriegt / und nunmehr nichtes anders iſt als ein lebendiges Aas. Der dritte aber / welcher vorlaͤufft / iſt bei eines an - deren Weibe im Ehebruch ergriffen und druͤ - ber erſchoſſen / der Thaͤter aber von des entlei - beten Bruder wieder erſtochen worden.

Sauſewind.

Behuͤte Gott / was Ungluͤk und Elend komt von Huhrerei und Unzucht her? Nein / nein / davor wil Jch tauſend mahl lieber in einem ruhſamen Stande das trokke - ne Brod eſſen / als meinen armen Leib und Seele ſolcher euſſerſten Gefahr unterwerf - fen / keine Damen muͤſten mir ſo lieb ſeyn / daß Jch Jhrenthalben ein ſolches zeitliches und hernachfolgendes ewiges Elend ſolte zuge - wahrten haben.

Der Schauplatz oͤffnet ſich / da ſiehet an dem Ti - ſche ein General mit abgezogenem Wamſe. Ein an - derer Kriegesbedienter eilet auf Jhn zu mit einer Par - tiſanen oder Hellebahrten / ſetzet Jhm dieſelbe auff die Bruſt / etliche andere ſtehen mit bloſſen Schwerteren uͤm Jhn her und geben Jhm vollend den Reſt / der Ge - neral faͤlt nieder mit einem grauſamen Geſchrei.
J iijSau -133[132]Des Friedewuͤndenſchen Teutſchlandes
Sauſewind.

Abermahl ein neuͤer Auffzug / und zwahr ein ſolcher / der anders nichts als Mord und Todſchlag vorſtellet: Sage mir doch Merkuri / wer iſt dieſer?

Merkurius.

O Sauſewind / da ſieheſt du / wie die groſſe Herrligkeit der Welt gleichſahm im Augenblikke verſchwindet. Dieſer war ein maͤchtiger und praͤchtiger General / wie denn faſt einen dergleichen / aber vieleicht nicht eben denſelben der Mars hiebevor in groſſem Pracht dich hat ſehen laſſen / und zwahr / eben dieſer iſt es / der den Koͤnigen ein Schrekken und den Fuͤrſten Angſt und Furcht mit ſeiner Gegenwahrt und unvergleichlichen Macht pflag einzujagen. Ja / dieſer machte alle Staͤd - te und Laͤnder zitteren / ſo bald er nur heran nahete. Aber / da wird er nun gantz unverſeh - ner weiſe jaͤmmerlich erſtochen und damit hat alle ſeine Pracht und Herrligkeit ein Ende. Sic tranſit Gloria mundi. Was duͤnket dich Herr Sauſewind / haͤtteſt du noch wol Luſt ein vornehmer General zu werden?

Sauſewind.

Ach Merkuri / Jch habe ſo viel geſehn / daß mir nunmehr vor dem Kriegeswe - ſen von Hertzen ekkelt. Ach du grauſamer / Feur und Bluht trieffender Krieg / was richteſtdu134[133]Zwiſchen Spiel. du unzehlig viel Elend und Jammer an unter den Menſchen Kinderen? Nein Merkuri / Jch bin gantz einer anderen Meinung worden und danke dir von grund meiner Seelen / daß du mich wieder auff den rechten Weg gebracht haſt. Ach / Ach! Nulla ſalus bello, pacem te poſcimus omnes.

Hinweg verfluchter Krieg / mir kanſt du
nicht gefallen /
Kom̃ tauſendſchoͤner Fried / Jch liebe dich
ob allen /
Komm Honigſuͤſſer Fried / hinweg ver -
fluchter Krieg /
Ein ruhigs Leben geht weit uͤber Krieg
und Sieg.
Merkurius.

GOtt ſei hoch gelobet / mein Freund / der dir die Augen des Verſtandes hat eroͤffnet / daß du nunmehr kanſt erkennen / was vor ein gahr groſſer Unterſcheid zwiſchen Liecht und Finſterniß / zwiſchen Tag und Nacht / Le - ben und Todt / Friede und Krieg iſt. Danke du nun dieſem liebreichen Gott von gantzem Hertzen / daß Er dich bei dieſem verruchten Le - ben nicht hat wollen verderben laſſen / befleiſſi - ge dich hinfuͤhro der wahren Gottesfurcht und entſchlage dich aller weltlichen Eitelkeiten /J iiijvor135[134]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes. vor allen dingen mein Hertzwehrter Freund / bedenke mit hoͤheſtem fleiſſe / wie kurtz und fluͤchtig dieſes elendes Leben ſey / und daß wir alle / hohe und niedrige / Reiche und Arme / Ge - lahrte und Ungelahrte aus dieſer kaum augen - bliklichen Zeit muͤſſen hinwanderen in die lan - ge Ewigkeit.

Sauſewind.

Von Hertzen gern Merkuri / wil Jch deiner treuͤen Ermahnung folgen und die unchriſtliche Thaten des Bluhtduͤrſtigen Mars biß in den Abgrund der Hoͤllen verflu - chen / er ſpiele / huhre und bube ſo lange er wil / Jch aber Merkuri / wil dir anhangen und dei - nem Goͤttlichen Befehl biß in meine Grube nachkommen.

Merkurius.

Dazu wolle dir die Barmher - tzigkeit Gottes gnaͤdiglich verhelffen / folge mir derowegen nach / dieweil meines bleibens allhie nicht laͤnger iſt / denn Jch kan nicht unterlaſ - ſen / daß ungluͤckſelige Teutſchland ferner zu ſuchen / ob Jch Jhr noch etwañ mit Raht oder Huͤlffe / derer ſie denn hoͤchlich benoͤhtiget / er - ſprießlich beiſpringen koͤnte.

Sie gehen ab.

Ende des Zwiſchen Spiels.

Des136[135]Dritte Handlung.

Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes Dritte Handlung.

Der Erſter Auffzug.

Teutſchland.
Teutſchland gehet auff in der Geſtalt eines ar - men elenden Bettelweibes / mit alten zerriſſenen Lum - pen bekleidet / ſie ſteuret ſich an einem Stekken / traͤget einen Bettelſak am Halſe faͤhet an mit ſehr klaͤglicher Stimme folgender geſtalt zu reden.

O Wehe und aber wehe mir armen ungluͤk - ſeligem Weibe! Jſt auch ein Schmertz un - ter dem Himmel / der meinem Schmertzen zu vergleichen? Jſt auch einiger Jammer / iſt ei - niges Ungluͤk unter der Sonnen / daß ſo ſchwehr wieget als das meinige? Jſt auch wol ein Elend ſo groß / daß von dem meinigen nicht weit wird uͤbertroffen? Ach! Ach! Jch bin das allergeplagteſte / das zerriſſene / das beraub - te / das gepluͤnderte / das verbrante / das außge - mergelte / das biß auff den grund verderbte Teutſchland! O wehe mir armſeligen Wei - be! Jch war biß an die Sterne erhoben / nun - mehr aber bin Jch ſchier biß in die unterſte Hoͤlle geſtuͤrtzet: Jch war die allergroßmaͤch - tigſte Koͤniginn der gantzen Welt / nunmehrJ vaber137[136]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesaber bin Jch zu einer Schlavinnen ja zuer elendeſten Bettlerinnen worden: Jch hatte Reichthum die Fuͤlle / nun bin Jch faſt gantz und gahr außgelaͤhret und in die euſſerſte Ar - muht verſetzet. Jch war mit einer ſolchen un - vergleichlichen Schoͤnheit begabet / daß ſich alle Welt an mir vergaffete / nunmehr aber bin Jch ſo heßlich und abſchaͤulich geworden / daß auch die geringſte auff Erden / ja meine eigne Kinder einen Greuͤel und Ekkel an mir haben. Meine Gluͤkſeligkeit war durch alle Theile der gantzen Welt beruͤhret / nun iſt kein Winkel mehr zu finden / da man nicht von meinem Elende und uͤberaus groſſen Ungluͤkſeligkeit weis zu ſingen und zu ſagen. Ach! wie habe Jch bei mir ſelber doch ſo gar thoͤricht gehan - delt! Wie uͤbel habe Jch gethan / daß Jch der - jenigen Freundſchafft geſuchet / welche mich al - ler meiner zeitlichen Wolfahrt ſo grauſahm - lich haben beraubet! Ach / wie grimmig und hart haben mir die vier fremde Kavallier / wel - che Jch doch beſter mahſſen bewihrtet und tractieret / in kurtzer Zeit mit rauffen und ſchla - gen zugeſetzet / ſonderlich nachdeme ſie ſich mit dem erſchreklichem Bluhthunde dem Mars in vertraͤuliche Buͤndniſſe eingelaſſen! Jchmeine138[137]Dritte Handelung. meine Ja / ſie haben mir alle genoſſene Freund - ſchafft bezahlet / ſo gahr / daß ſie mir auch kei - nen einzigen gantzen Rok / ja kaum das Hembd am Leibe uͤbrig gelaſſen! Ach / wie bin Jch von Jhnen geſchlagen / verwundet / zerpruͤgelt / mit Fuͤſſen getreten und ſchier aller meiner Guͤh - ter beraubet! Ja / der grauſamer Mars iſt nicht damit erſaͤttiget geweſen / daß er ſo Un - menſchlich mit mir elendem Weibe uͤmge - ſprungen und durch die vier fremde Kavallier biß auff den Tod zermarteren / ſchlagen / plagen und berauben laſſen; Nein er muſte mich armſelige Koͤniginn (Ach ja geweſene Koͤni - ginn!) in noch mohr und groͤſſer Elend und Ungluͤk ſtuͤrtzen: Deñ / nachdeme er mich lan - ge genug hat gequaͤlet / ſiehe / da ſind noch zwe - ne Weibesbilder (welche ſich vor des Mars Schweſteren außgeben / auch von Jhme und anderen vor ſolche gehalten werden / derer Ei - ne Frau Peſt / die Andere Frau Hunger wird genennet) dazu kommen: Was nun dieſe beide Weiber mir armen / kranken und verwundetem Teutſchlande vor ein Elend ha - ben zugerichtet / ſolches iſt meiner ſchwachen Zungen außzureden unmuͤglich. Und welcher Redner kan gnugſahm erzehlen was Jch ar -mes139[138]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesmes Teutſchland nicht nur vom Kriege / ſon - dern auch von Hunger und Peſt habe außge - ſtanden und erlitten? Dieſe beide nun folgen dem Mars Jhrem Bruder auff dem Fueſſe nach und muß Jch Ungluͤkſelige mich befah - ren / ob zwahr nicht viel mehr als ein weinig Odem in mir uͤbrig iſt / daß doch der grauſah - mer Mars nebenſt obgedachten ſeinen beiden Schweſteren dennoch nicht ablaſſen werden mich ferner zu marteren und zu plagen. Ach! Ach! Wenn Jch mich meiner vorigen Herr - ligkeit ein weinig nur erinnere / moͤchte mir ja das Hertz im Leibe vor groſſem Leide zerſprin - gen. Ach! wie war Jch eine ſo gluͤkſelige / rei - che und maͤchtige Koͤniginn! Jhr / Jhr / die Jhr mich in meiner vorigen Gluͤkſeligkeit ha - bet geſehen und gekennet / Jhr / Jhr koͤnnet mir deſſen uͤberfluͤſſige Zeugniſſe geben: Alle Welt liebete mich / alle Welt ehrete mich / alle Welt fuͤrchtete mich / Armuht und Dienſtbar - keit war viel weiter von mir als der Himmel von der Erden iſt / Aber!

Hie wird abermahl getrummelt / geblaſen und geſchoſſen / Mars gehet gantz praͤchtig auff / Jhme folgen feine beide Schwe - ſteren Hunger und Peſt / der Hunger iſt mit einem langen ſchwartzen / die Peſt aber mit einem biß auff die Fuͤſſe haͤngendem weiſſen Tuche bedekket / hinterdieſen140[139]Dritte Handlung. dieſen dreien gehet der Tod mit ſeiner Senfen / Teutſch - land erſchrikt hefftig hieruͤber und ſchreiet mit lauter Stimme:

O Jhr Berge fallet uͤber mich! O Jhr Huͤgel bedekket mich! O wehe / wehe / weh!

Der Ander Auffzug.

Mars / Hunger / Peſt / Tod / Teutſch - land liget an der Ekken.
Merke: Hie kan der Mars auff einem Triumf - wagen etliche Krohnen / Stepter / Waffen / Schloͤſſer / Thuͤrme / guͤldenen und ſilbernen Raub ſamt mehre - ren dergleichen Sachen hinter ſich her ſchleppen laſ - ſen / darauff faͤbet trotzig an zu reden.
Mars.

Sehet da Jhr meine hochgeliebte Schweſteren / die vielfaͤltigen Siege und Uber - windungen eures triumfirenden Bruders des Kriegeriſchen Mars / welches unausſprechliche Tapferkeit nunmehr faſt den groͤſſeſten Theil der Welt unter ſeine Macht und Beherr - ſchung gebracht hat. Kein Koͤnigreich unter dem Himmel iſt vor meinen ſiegreichen Waf - fen befreiet geblieben; Alle haben ſie mir end - lich muͤſſen zu Fuſſe fallen und mein grimmi - ges Joch auff ſich nehmen / nur das einzige / verſtokte / hartnaͤkkichte Teutſchland hat mirbiß141[140]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesbiß auff das allereuſſerſte wiederſtrebet und ſich dermahſſen gewaͤhret / daß biß auff dieſe gegenwertige Stunde Jch ſie noch nicht vol - lenkoͤmlich habe untertretten koͤnnen. Zwahr fuͤhre Jch der Anderen von mir bezwungener Laͤnder Kronen / Skepter und Waffen gleich - ſahm zuem Triumf mit mir uͤmher / aller Welt zuem Schrekken und Zagen / aber die Jhrige kan Jch der geſtalt noch nicht ſehen laſſen / wie - wol Jch verhoffe auch derſelben nun bald ein vollenkommener Beſitzer zu werden. Zu dem Ende habe Jch dieſes hochmuͤhtige Teutſch - land durch die vier wolbekante Kavallier / am allermeiſten aber durch Jhre eigne Untertha - nen dermahſſen laſſen ſchlagen / plagen / mar - teren / dehnen / quaͤhlen und zerreiſſen / daß ſie kaum Odem kan ſchoͤpfen / wie es denn auch ſchwehrlich ſo viel uͤbriges hat behalten / womit ſie Jhren zerſchlagenen und verwundeten Leib kan bedekken.

Teutſchland.

Ach Ja! leider mehr als all zu wahr!

Mars.

Aber / Jch vernehme dennoch von denen vier Kavallieren / als auch von Jhren ei - genen Unterthanen / daß Teutſchland bei wei - tem noch nicht gahr ſei außgeſogen / ſondernviele142[141]Dritte Handlung. viele anſehnliche Schaͤtze und gemuͤntzete Gel - der (welcher Gepraͤge denen Wapen der groſ - ſen Reichs - ſonderlich aber derer an der See und vornehmen Fluͤſſen gelegenen Handel - ſtaͤdte nicht gar unaͤhnlich ſeyn ſollen) bei die - ſen meinen langwierigen Krieges troublen ſol vergraben haben / von welchen ſie aber das al - lergeringſte nichts bekennen wil / derowegen Jch nun gaͤntzlich bei mir beſchloſſen / dieſes halſtarrige Weib durch Huͤlffe dieſer meiner beider Schweſtern des Hungers und der Peſt auff ein neuͤes anzugreiffen und Teutſchland dermahſſen zu peinigen / daß ſie endlich alles / ſonderlich aber / wo ſie den Reſt Jhres Reich - thums und unzehlichen Guͤhter hin vergraben habe / ſol an den Tag geben. Aber ſagt mir Jhr meine liebe Schweſteren / wollet Jhr mir auch in dieſem Handel treulich und ernſtlich beiſtehen?

Peſt.

Ja freilich vielgeliebter Herr Bru - der / wil Jch dir meines theils rechtſchaffene Huͤlffe leiſten / deñ daß erfodert ja die Schwe - ſterliche Liebe / zu deme iſt dir auch nicht unbe - wuſt / daß Jch dir ins gemein aller Oͤhrter pfle - ge zu folgen / warum ſolte Jch denn eben auff dieſes mahl von dir abſetzen?

Teutſch -143[142]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Teutſchland.

O Wehe mir! wehe mir!

Mars.

Ja meine liebe Schweſter / dieſes kan nicht gelaͤugnet werden / denn wenn Jch mich habe muͤde gekrieget und mein Arm matt iſt von metzlen und ſchlachten der Menſchen / ſo pflegeſt du an meine Stelle zu treten und offtermahlen mehr Leute durch dein unſicht - bares als Jch durch mein ſichtbares Schwerdt dahin zu raffen. Aber / ſage mir doch meine liebe Schweſter Hunger / wie wilt denn du bei dieſem Werke dich verhalten?

Hunger.

Jch Bruder Mars? Was ſolte Jch anders thun / als dir getreulich folgen? Haſt du Teutſchland eine Zeitlang hefftig ge - plagt / Jch wil es noch zehn mahl mehr plagen. Du zwar hilffſt durch deine Waffen den Leu - ten ploͤtzlich von der Welt / Jch aber pflege ſie fein mehlich und langſahm zu ertoͤdten / damit Jhre Pein uͤm ſo viel groͤſſer und ſchwehrer ſeyn muͤge. Ja Jch laſſe ſie vor Jhrem En - de vielmahls gantz raſend und unſinnig wer - den / und ob Jch dich zwahr nicht allezeit be - gleite / wie denn auch unſere Schweſter Peſt nicht zu thun pfleget / ſo neme Jch doch jeder - zeit mein Quartier an eben denſelben Ohr - ten / aus welchen du vor meiner Ankunfft biſthin -144[143]Dritee Handlung. hinweg gezogen / deñ / wo der Krieg heraus ge - het / da gehet der Hunger wieder ein: Unter - deſſen wil Jch dir das ungehorſame Teutſch - land tapfer tribuliren helffen.

Teutſchland.

O wehe / wehe / wehe mir!

Mars.

So recht meine vielgeliebte Schwe - ſteren / So wollen wir endlich die Rebelliſche Koͤnigiñ bezwingen / ſie ſol bekennen / oder auch auff ſtuͤkken von uns zerriſſen werden. Aber ſiehe da / was ſehe Jch in jenner Ekke ſo gahr zuſammen gekruͤmmet liegen? Jſt das nicht Teutſchland? Hat ſichs nicht in dieſen tunklen Winkel verſtekket / zweiffels ohn der meinung / daß man ſie daſelbſt ſo bald nicht ſol finden? Ja wahrlich es iſt niemand anders als eben dieſe hartnaͤkkichte / ruchloſe Veraͤchteriñ mei - ner kriegeriſchen Majeſtaͤt. Horch / du ſchnoͤ - des Weib / ſage an / was haſt du hie zu ſchaffen?

Teutſchland.

Ach Mars / hoͤreſt du denn noch nicht auff mich ungluͤkſeligſtes elendeſtes Weib zu jagen und zu plagen? Ach erbarme dich doch einmahl uͤber mich!

Mars.

Was ſagſt du Beſtie von erbar - men? Solte Jch mich deiner erbarmen? Wer hat doch ſein Lebtage gehoͤret / daß beim Kriege mitleiden und erbarmung zu finden? Jch fra -Kge145[144]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesge dich nochmahlen / was du dieſer Oͤhrter zu ſchaffen oder verlohren habeſt?

Teutſchland.

Ach du unverſoͤhnlicher Mars / deine Grauſahmkeit hat mich an dieſen Ohrt getrieben: Denn / nachdeme du ſamt deinen unbarmhertzigen Mitgehuͤlffen mich aller mei - ner Lebensmittel haſt beraubet / bin Jch ge - zwungen worden / allhier in der Fremde ein ſtuͤklein Brod zu erbettelen / geſtalt denn ſol - ches in dieſem meinem Bettelſakke annoch iſt zu finden.

Mars.

Was magſt du unverſchaͤmtes Weib dich viel uͤber meine Grauſahmkeit be - klagen? Waͤre Jch anfaͤnglich nur etwas ſchaͤrffer mit dir verfahren / vielleicht haͤtteſt du alsdenn beſſere Wohrte zu geben gelernet / ob du dich gleich itzo ſo ſehr beſchwehreſt / daß du dein Brod muͤſſeſt erbettelen. Und / was iſt es denn endlich mehr? Es haben ja vor dieſem auch wol andere Koͤniginnen gebettelt / iſt alſo Teutſchland die Erſte nicht.

Teutſchland.

O wehe mir! wehe mir! das iſt vor mich wol ein elender Troſt!

Mars.

Ja / was meineſt du wol Teutſch - land / ſolte Jch dich noch viel troͤſten? Ver - meineſt du etwan / daß du deinen Herrn Pfaf -fen146[145]Dritte Handlung. fen den Schwaͤtzer Merkurium bei dir habeſt / der dir aus der Bibel ein hauffen Zeuges da - her plaudert? Nein Teutſchland / das iſt keine Soldaten manier / Kinder und alte Weiber muͤgen behten einem Martialiſchen Kavallier ſtehet kein Ding ſo wol an als rechtſchaffen fluchen und Sakramentiren. Aber / ſage mir du vermaledeite / wohin haſt du deine uͤbrige Schaͤtze vergraben?

Teutſchland.

Ach Mars / was vor Schaͤ - tze? Jch weis ja von keinen Schaͤtzen.

Mars

Weiſſeſt du von keinen Schaͤtzen? Meineſt du etwan daß Jch toll oder blind ſei / oder daß Jch mich wie ein Kind von dir wolle uͤberreden laſſen / als waͤre dein ſaͤmtliches ver - moͤgen ſchon gaͤntzlich erſchoͤpfet? Nein Teutſchland / daß verſtehe Jch viel beſſer.

Teutſchland.

Ach / Mars / erzeige dich doch nicht ſo gahr grimmig gegen mir armen Wei - be / wohin wolte Jch doch Schaͤtze vergraben haben / es muͤchte denn in die Tieffe des uner - gruͤndlichen Meers ſeyn / woraus ſie ja ſchwer - lich wieder zu erheben?

Peſt.

O Teutſchland / wie biſt du doch ſo gahr obſtinat? Bekenne nur was mein Bru - der von dir zu wiſſen begehrt / wo nicht / ſo wer -K ijden147[146]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesden wir dich fuͤrwahr auffs neuͤe ſehr hart an - greiffen.

Teutſchland.

Ach / was ſol Jch armſeliges Weib doch bekennen? Teutſchland hat ja nichts mehr uͤbrig behalten / als Jhr elendes Leben.

Hunger.

Hoͤreſt du nicht Teutſchland / Mein Bruder Mars wil wiſſen / wohin du dei - ne uͤbrige Schaͤtze habeſt verſtekket / ſage es doch frei heraus / dafern du anders gedenkeſt dein Leben zu erhalten.

Teutſchland.

Wie kan oder mag Jch doch etwas bekennen / daß Jch ſelber nicht weis? Ach Gott / wollet Jhr deñ nicht einmahl auff - hoͤren mich zu plagen!

Mars.

Was? Auffhoͤren? Nun wollen wir erſtlich recht anfangen dich hartnaͤkkich - tes / auffruͤhriſches und verſtoktes Weib auff das alleraͤrgeſte / wie wir es nur immer koͤnnen erdenken / zu tribuliren / Jch ſage nochmahlen bekenne / wohin du deinen uͤbrigen Vorraht haſt verſtekket?

Teutſchland.

Ach Mars / quaͤhle mich doch nicht laͤnger / bedenke es doch nur ein weinig / daß du ein gebohrner Teutſcher / mein Unter - ſaſſe / Lehn und Landesmann biſt / wie magſtdu148[147]Dritte Handlung. du doch gegen deine eigne Koͤniginn ſo un - menſchlich tyranniſiren?

Mars wird hefftig entruͤſtet.

Was ſageſt du Schandbeſtie von Tyranniſiren? Heran Jhr meine Schweſteren und zerpeitſchet mir die - ſes ruchloſes Weib ohne einiges mittleiden von der Haubtſcheitel biß auff die Fußſohlen / daß nichtes geſundes an Jhrem gantzen Leibe bleibe / was gilts ſie ſol uns endlich die rechte Wahrheit bekennen?

Die beide Weiber / Hun - ger und Peſt
treten gantz grimmig herzu / ſchlagen tap - fer mit Jhren Peitſchen / (welche von breiten Baͤn - deren oder ledernen Riemen gemachet ſind) auff das jaͤmmerliche Teutſchland / ruffen immer fohrt:

Bekenne / bekenne du alte Donnerhexe / oder du ſolt und muſt von unſeren Haͤnden ſterben.

Teutſchland auff der Erde liegend.

Sterben? Ach ja / von Hertzen gern wil Jch ſterben / Jch kan und weis Euͤch ja nichtes zu bekeñen / Ach nehmet mir doch nur mein Leben!

Mars.

Hoͤret nur auff Jhr meine Schwe - ſtern: Dieſes Rebelliſche Weib iſt weder durch Schlaͤge noch Streiche gahr nicht zu zaͤhmen. Teutſchland fraget nach keiner Straffe / we - der Peſt noch Hunger kan ſie bezwingen. Ey wolan / ſo ſol denn endlich mein rechtmaͤſſiger Eifer Jhr das hochmuͤhtige Hertz brechenK iijund149[148]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesund ſie mit Ach und Wehe von der Welt raͤu - men. Du Boͤßhaffte wuͤnſcheſt zu ſterben? Siehe da haſt du nun / was du ſo hertzlich be - gehreſt.

Mars ſchieſſet auff ſie mit einer Piſtoh - len / daß Teutſchland / als wenn es gantz und gahr tod waͤre / beliegen bleibet / und ſich nichtes mebr reget.

So muß man die halſtarrige auffruͤhriſche Koͤpfe und hartnaͤkkigte Sinnen zaͤhmen.

Peſt.

Ja Bruder Mars / du haſt Jhr recht gethan / denn nach meinen Schlaͤgen fragte Teutſchland doch ſehr weinig.

Hunger.

Und Jch / ob Jch Jhr gleich viel groͤſſere Pein und Marter angeleget als meine Schweſter die Peſt gethan hat / ſo bin Jch den - noch viel zu ſchwach geweſen Jhr trotziges Ge - muͤhte zu bezwingen / weßwegen dieſes euſſerſte Mittel vor die Hand zu nehmen auch mich daß rahtſahmſte gedeucht hat.

Mars
bedenket ſich ein weinig.

Es iſt wol nicht ohne / Jhr meine liebe Schweſteren / daß man die Rebellen auff dieſe weiſe zuem allerbeſten kan bezwingen / denn ein todter Hund beiſſet hinfuͤhro nicht mehr: Gleichwol muͤchte Jch wuͤnſchen / daß Jch Teutſchland mit dieſem Schuſſe nicht ertoͤdtet haͤtte.

Peſt.

Warum das Herr Bruder?

Mars150[149]Dritte Handlung.
Mars
kratzet den Kopf.

Ei nun erinnere Jch mich erſtlich / daß Jch denen vier Kavallieren / welche mich als Jhren General in Beſtallung haben angenommen / gahr ernſtlich und auff Glauben verſprochen / daß Jch zwahr Teutſch - land auff das allereuſſerſte tribuliren und pla - gen / aber nicht gahr erwuͤrgen wolte / dieweil / wenn Teutſchland todt / ſie alsdeñ ein ſehr ho - hes Intereſſe daran wuͤrden verlieren / auch Jhrer annoch uͤbrigen Haabe und Guͤhter nicht theilhafftig werden koͤnten. Jch fuͤrcht fuͤrwahr / daß ſie deßwegen eine ſchwere action mit mir anfangen werden.

Hunger.

Ja wahrlich Bruder Mars / die - ſes koͤnte leichtlich geſchehen / Jch erinnere mich itzo ſelber / daß ſie durchaus nicht wolten / daß Teutſchland gahr uͤmmekommen ſolte.

Teutſchland beginnet ſich ein weinig zu regen.

Aber / ſehet doch uͤmme Gottes willen / Teutſch - land reget ſich noch ein weinig / Jch glaͤube fuͤrwahr / es lebe noch.

Peſt
ziehet Teutſchland heruͤm auff die andere ſeite und ſpricht.

Jn der wahrheit Bruder / Teutſchland lebet / der Schuß iſt Jhr nicht ins Hertz / ſonderen nur durch die Schulteren gangen.

K iiijMars151[150]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes.
Mars

Was ſaget Jhr Schweſteren? Le - bet Teutſchland noch? Das iſt mir von gan - tzem Hertzen lieb: Aber die Schuͤſſe pflegen dennoch bißweilen gefaͤhrlich zu ſeyn und kan leicht der kalte Brand oder ein anderes derglei - chen Accident dazu ſchlagen / derowegen erachte Jch es vor hoch noͤhtig / daß wir uns nach einem erfahrnen Wundartzte / der zugleich euſſerliche und innerliche Gebrechen weis zu heilen uͤmmeſehen / daß derſelbe Jhr den Scha - den ſchleunigſt verbinde und ſo bald es immer muͤglich / wiedrum heile / damit / weñ Teutſch - land zu voriger Geſundheit gelanget / wir auff daß neue Jhr zuſetzen / ja ſie mit allerhand Marteren / ſo nur immer zu erdenken muͤglich ſind / quaͤhlen und plagen und durch dieſes ge - ſtrenge Mittel alles daßjenige / was wir zu wiſ - ſen begehren / endlich erforſchen / und zu ſon - derbarem unſerem Nutzen und Erſprießligkeit ſolches anwenden muͤgen.

Peſt.

Du redeſt recht vielgeliebter Bruder / wir muͤſſen uns bei zeiten nach einem geſchik - ten Feldſcherer uͤmmeſehen / damit der Schade nicht verſaͤumet werde.

Mars
bedenket ſich ein weinig:

Halt / halt / Jch weis ſchon einen trefflich erfahrnen Meiſter /Er152[151]Dritte Handlung. Er iſt von Gebuhrt ein Jtaliaͤner / der heiſſet RATIO STATUS und wohnet derſelbe nicht gahr weit von meinem Quartier / den wil Jch alſobald heraus ſchikken / daß er das verwundete Teutſchland verbinde und ſo viel muͤglich / wiedrum heile / folget mir nur ſchleu - nigſt nach / damit ja alles zeitig genug beſtellet werde.

Sie gehen ab / hie wird ſehr klaͤglich / aber doch gahr ſanfft muſiciret.

Der Dritter Auffzug.

Teutſchland. Meiſter Ratio Status der Feldſcherer.
Teutſchland
ein weinig von der Erde ſich erhebend / faͤhet an mit kuͤmmerlicher Stimme ſich folgender ge - ſtalt zu beklagen:

Es halten zwahr die bloͤde Menſchen Kinder davor / daß nichtes grauſah - mers noch erſchreklichers ſeyn koͤnne als der Tod an Jhm ſelber uñ negſt dieſem die Furcht des Todes; Jch uͤbelgeplagtes Weib aber glaube faͤſtiglich / daß kein groͤſſer Jammer werde gefunden / als wenn ein Menſch / der den Tod ſo viel tauſend mahl wuͤnſchet oder begeh - ret / deſſelben nicht kan noch mag theilhafft werden. O / wie ſuͤß und angenehm ſolte mirK vElen -153[152]Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesElenden der Tod ſeyn! Nun aber / ſo lange Jch noch lebe / ſterbe Jch nicht ein ſondern Tauſend mahl des Todes und zwahr daſſelbe taͤglich. Jch haͤtte ja wol gehoffet / es ſolte mir der grauſahmer Menſchenfreſſer Mars mit dieſen letſten Schuß den Beſchluß meines traurigen Lebens haben gegeben / angeſehen Jch ſchon hiebevor etliche hundert Wunden von Jhm empfangen; Aber / Er hat mir / mei - nem Wunſche nach / nicht das Hertz / ſonderen nur die Schulteren getroffen / Jedoch kan es gahr leicht geſchehen / dieweil Jch ohne daß gleichſahm mit dem Tode ringe / daß ein ande - re gefaͤhrliche Kranckheit zu dieſem Schaden ſchlage / die mich armes / zermartertes / verwun - detes und beraubtes Teutſchland vollends auffreibe und einmahl von allem Jammer und Elende erloͤſe / welches denn Jch Armſeli - ge von grund meiner Seelen wil gewuͤnſchet haben.

Teutſchland faͤlt gleichſahm in einer ſchwehren Unmacht abermahl als tod zuer Erden.
Meiſter Ratio Status
gehet auff wie ein Quak - ſalber oder Feldſcherer / zimlich gravitetiſch außſtafie - ret. Er traͤget ſeine Wundartzlade unter dem Arm / haͤlt in der Hand ein pahr Glaͤſer / Buͤchſen mit Sal - ben / allerhand Juſtrumente und derogleichen: Er kan Jhm auch durch einen Diener etliche Sachennach -154[153]Dritte Handlung. nachtragen laſſen / faͤhet an gantz hochmuͤhtig zu re - den.

Sintemahl / dieweil und nachdem es des Durchlaͤuchtigſten Kriegeshelden / des groß - muͤhtigſten Mars Excellentz gnaͤdigſt hat ge - fallen mich als einen ſehr trefflichen Chyrur - gus, Medicus, Ophtalmicum, Lytholo - mum, Hochfuͤrſtlichen priviligirten woler - fahrnen Leib - und Wundartzten gantz ſchleu - nigſt heraus zu commendiren, daß Jch das von Jhme couragieuxer weiſe verwundetes und geſchoſſenes Teutſchland gebuͤhrlicher mahſſen ſolle emplaſtriren; Als wil Jch ſol - chem ſeinem Begehren zuer guͤnſtigen folge mich alſobald dazu præpariren und die ver - wundete Dame beſter maſſen / das iſt: Gruͤnd - lich / kuͤnſtlich und ohne einige Schmertzen cu - riren und heilen. Aber / Jch ſehe Ja keine anſehnliche Weibesperſon hieſelbſt / mahſſen Jhre Excellentz / daß ſie dergeſtalt beſchaffen / mich ſelber haben berichtet.

Er ſiehet ſich ein weinig uͤm.

Jch wil ja nicht hoffen / daß es jenner Bettelſak ſei / welcher dort im Kohte außgeſtrekket lieget; Es ſcheinet gleichwol / als wenn ſelbiges Weib an unterſchiedenen Ohr - ten Jhres Leibes gantz hefftig ſei verwundet.

Er155[154]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Er kehret oder nahet ſich zu Jhr:

Gluͤk zu Mutter / wie gehts? Wie zuem Teuffel haſt du dich ſo im Bluhte heruͤm geweltzet?

Teutſchland.

Ach mein Freund / Jch bin ein armes / elendes und hochbetruͤbtes Weib / Mars hat mich dermahſſen jaͤmmerlich zuge - richtet / daß ich auch faſt keinem Menſchen mehr aͤhnlich bin.

Meiſter Ratio Status.

Hat Mars das ge - than? So biſt du Teutſchland hoͤre Jch wol?

Teutſchland.

Ach Ja! Geweſen! Ach lei - der!

Meiſter Ratio Status.

Sei guhtes muhtes Teutſchland / Jch bin zu dem Ende zu dir ge - ſchikket / daß Jch deine Wunden beſter mahſ - ſen ſol heilen / welches zu præſtiren Jch viel geſchikter bin / als der Theophraſtus Paracel - ſus Bombaſtus von Hohenhaim mit allen ſei - nen Juͤngern und Nachfolgeren / es muͤgen gleich iñerliche oder euſſerliche Schaden ſeyn / man muß aber den dingen fein bei zeiten vor - zukommen wiſſen / dieweil es nach dem bekan - ten Vers heiſſet:

Principibus obſta ſerò, medicina patrata
Cum mala per longas confarafere foras.
Teutſchland.

Ja Ja mein Freund / Jhrſchwatzet156[155]Dritte Handelung. ſchwatzet mir ſo etwas daher von Euͤren Chy - rurgiſchen Kuͤnſten / welchem allem Jch doch ſehr weinig traue / aber ſaget mir / wie heiſſet doch Euͤr Name?

M. Ratio Status.

Jch heiſſe der Edler / Veſter / Großachtbarer / Hochgelahrter auch hocherfahrner Meiſter / DOCTOR RA - TIO STATUS, Chyrurgus, Lythoto - mus, Hernieticus, Ophtalmicus, Empiri - cus, Theophraſticus, Galenicus, Magicus, hoch und viel approbirter Leib und Wund - artz / imò plus ſi vellerem, Ja / ſo heiſſe Jch!

Teutſchland.

Seid Jhr Ratio Status? Ach Gott / was ſol man doch von Euch guhtes hoffen? Aber ſagt mir Herr Doktor / wer hat Euch zu mir geſchikket?

M. Ratio Status.

Das hat der groſſer Ka - vallier Mars gethan.

Teutſchland.

Mars? Mein abgeſagter Todfeind? Ach / war es nicht genug / daß er vor ſeine Perſon nebenſt ſeinen mordgierigen Schweſteren mich ſo graͤulich plagte / muſte Ratio Status auch noch erſtlich dazu kom̃en?

M. Ratio Status.

Wie redeſt du naͤrriſches Weib? Hoͤreſt du nicht / daß Jch uͤm deines beſten willen bin anhero geſchikket / deine faſtun -157[156]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesunzehliche Wunden mit meinem Emplaſtri - bus, Catapotijs Clyſtirijs, Cataplaſma - tijs Elinctoribus, maſticatoribus, garga - riſmatijs, potionibus, pilulibus, Electua - ribus und anderen derogleichen / Galeniſchen / Hermetiſchen und Magiſchen medicamen - tibus gluͤklich / als ein Kunſtreicher Meiſter zu heilen.

Tentſchland.

Ach! Wo findet ſich doch ein ſolcher Meiſter / der Teutſchlandes Gebrechen bei dieſer Zeit aus dem grunde kan heilen!

M. Ratio Status.

Jch / Jch bin derſelbe Mann / Jch RATIO STATUS kan die Kunſt / Jch weis Raht in der Noht / vor die morbum vor den Tod. Aber / halt ſtill Teutſchland / da muß Jch dir erſtlich etliche heilſahme Pflaſter auff die euſſerliche Wun - den legen und dir hernach die innerliche Scha - den mit etlichen koͤſtlichen Traͤnken oder po - tionibus wieder zu rechte bringen.

Teutſchland.

Ach / ſagt mir Meiſter Ratio Status, was gebrauchet Jhr doch denn vor Pflaſter / mit welchen Jhr meine bluhtige / ja nunmehr ſchier eiternde Wunde zu heilen ver - meinet?

M. Ratio Status.

Da habe Jch erſtlich dasſtarke158[157]Dritte Handlung. ſtarke Emplaſtrum Ligæ, welches trefflich wol bindet und in ſolchen Schaͤden ſehr be - waͤhret iſt.

Teutſchland.

Ach mein lieber Meiſter / laſ - ſet mir nur dieſes Pflaſter von den Wunden / daß Emplaſtrum Ligæ habe Jch nimmer koͤnnen vertragen.

M. Ratio Status.

Was duͤnket dich denn bei dem Emplaſtro Unionis, welches nur gahr ein weinig zuſammen haͤlt / und demnach nicht ſo gahr ſtark iſt / als das vorige.

Teutſchland.

O ſchweiget doch auch von dieſem mein lieber Meiſter / Jch habe es ſchon vor vielen Jahren gebrauchet und mich treff - lich uͤbel darnach befunden.

M. Ratio Status.

Ja Teutſchland / wilt du denn keines von dieſen beiden gebrauchen / ſo wil Jch dir das Emplaſtrum Neutralitatis zurichten / da wirſt du dich ja nicht uͤbel nach befuͤhlen.

Teutſchland.

Ja / daß es Gott erbarm! Solte Jch mich bei dieſem Pflaſter wol befin - den? Die Neutralität iſt mir bißweilen eine ſolche ſchaͤdliche Salbe geweſen / daß ſie mir auch manches ſchoͤnes Glied an meinem ehe - mahls herrlichem Leibe auff das euſſerſte hat verderbet.

Meiſter159[158]Des Friedewuͤndenſchen Teutſchlandes
M. Ratio Status.

Was ſol Jch denn mit dir anfangen Teutſchland? Du biſt uͤber alle mahſſe eigenſinnig: Du begehreſt deine euſ - ſerliche Wunden weder mit der Ligâ, noch der Union, noch auch der Neutralität zu ſalben / wie? wenn Jch dir denn etwann das Empla - ſtrum Confœderationis cum exteris haͤtte auffgeleget?

Teutſchland.

O weg / weg mit deme! Was dieſes vor ein beiſſendes Pflaſter ſey / habe Jch mit meinem groͤſſeſten Schaden ſchon laͤngſt erfahren.

M. Ratio Status.

Du muſt dennoch etwas gebrauchen / dafern dir deine Geſundheit vol - lenkoͤmlich ſol reſtituiret werden. Dieweil Jch aber verſtehe / daß du vor allen euſſerlichen Mittelen einen ſo gahr groſſen Abſcheů haſt / ſo wil Jch dir lieber eine Potion oder Traͤnk - lein zurichten / welches dir verhoffentlich nicht uͤbel wird bekommen.

Teutſchland.

Ja / wenn Jch verſichert waͤre / daß es helffen wolte.

M. Ratio Status.

Wie ſolte es nicht helf - fen? Siehe da habe Jch ein Traͤnklein / daß heiſſet Simulatio, ſolches darffſt du nur feinkalt160[159]Dritee Handlung. kalt zu dir nehmen / was gilts es ſol deine in - nerliche Schaden bald heilen.

Teutſchland.

Ja wol! Simulatio wird bei mir nichts außrichten / denn dieſer Trank in Teutſchland ſehr weinig Kraͤffte hat / Jch glaͤube aber wol / daß er in Jtalien / Frankreich und anderen Laͤnderen viele groſſe Dinge verrichte.

M. Ratio Status.

Dieſes alles laͤugne Jch zwahr nicht: Meine Landesleute die Jtaliaͤ - ner befinden ſich trauen ſehr wol bei der Si - mulation, deinem harten teutſchen Magen aber mag es wol etwas zu ſchwach ſeyn. Wie duͤnket dich aber / wenn du etwann die Diſſi - mulation dazu nehmeſt?

Teutſchland.

Ach / was plagſt du mich doch viel mit deinen Traͤnken? Eines nuͤtzet eben ſo viel als das ander. Alle dieſe Artzneien koͤn - nen Teutſchland weiniger als nichtes helffen: Darum bitte Jch / mein Ratio Status, bemuͤ - he dich meinenthalber nur gahr nicht / Jch be - gehre von allen deinen Artzneien keine einzige zu gebrauchen.

M. Ratio Status.

Wie? Du biſt mir auch wol ein rechter Naͤrriſcher Kopf / kan Jch dir denn gahr nichtes zu danke machen? Sol JchLdenn161[160]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesdenn alſo ohne einige Verrichtung wieder da - von gehen? Wie werde Jch daß vor meinem Principalen / dem großmaͤchtigſten Mars koͤñen verantworten? Jch bitte dich / Teutſch - land / gebrauche doch nur ein einziges meiner medicamenten, damit Jch gleichwol koͤnne beweiſen / daß Jch dir meinen guhten Raht gern und willig habe mitgetheilet.

Teutſchland.

Ach du hoͤheſter Gott / wie pla - geſt du mich doch? Bin Jch deñ vorhin nicht elend genug? Was ſol es denn endlich ſeyn?

M. Ratio Status.

Hoͤre Teutſchland / dem - nach du weder Pflaſter noch Traͤnke zu deinen ſo wol auſſer - als innerlichen Schaden wilt ge - brauchen / ſo verſchlukke doch nur etliche wei - nig Pillulen / welche von ſonderbahrer groſſer Wuͤrkung werden gehalten.

Teutſchland.

Was ſind es endlich vor Pil - lulen und wie heiſſen ſie denn?

M. Ratio Status.

Es ſind Pillulæ Hypo - criticæ, welche beides von Geiſtlichen und Weltlichen hoch werden geruͤhmet / Jch wil ſie dir in einem gebrahtenen Apfel hinunter zu eſſen darreichen.

Teutſchland.

Wie / ſaget Jhr Meiſter / heiſ - ſen dieſe Pillulen?

Meiſter162[161]Dritte Handlung.
Meiſter Ratio Status.

Sie heiſſen eigentlich Pillulæ Hypocriticæ.

Teutſchland.

Pillulæ Hypocriticæ? Jch meinete wahrlich anfangs daß Jhr Pillulæ Hypochondriacæ geſaget haͤttet / die muͤch - ten vielleicht zu vertreibung meiner uͤberaus groſſen Melankolei und Hertzens Traurigkeit etwas nuͤtzen: Aber / wie Jch verſtehe / ſo ſind es Pillulæ Hypocriticæ. Aber / ſaget mir Meiſter Ratio Status, heiſſen dieſelbe nicht in meiner / das iſt / der rechten Teutſchen Sprache Heuchelpillen?

M. Ratio Status.

Ja Teutſchland / eben dieſelbe ſind es / und iſt der Heuchelpillen Wuͤr - kung ſo trefflich / daß ſie mit keinem Golde zu bezahlen. Siehe da / Jch habe ſie dir ſchon in einen Apfel verſtekket / denſelben nur ge - ſchwinde und laß dir dieſe koͤſtliche Artznei wol bekommen.

Teutſchland.

Auff Euͤr Wohrt Herr Dok - tor / wil Jch den Apfel genieſſen / es mag mir ſo viel nuͤtzen als es wil und kan / angeſehen Jch ohne daß kaum mehr lebe / Jch muß dennoch erfahren / wie Teutſchland die Heuchelpillen wollen bekommen.

M. Ratio Status.

Ohne allen zweiffel ſehrL ijwol. 163[162]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandeswol. Was gilts ob ſie nicht bald trefflich ſol - len wuͤrken? Aber / Jch wil unterdeſſen mei - nen Abſcheid nehmen / und meine andere Pa - tienten, deren ſehr viel an der Luſtſeuche / Frantz ſeinen Hoſen / am Magenzipperlein / Zahnſchnuppen / Goldſucht / Diebesfieber / Huhrenpeſt und anderen mehr gefaͤhrlichen Krankheiten danieder liegen / beſuchen. Jm - mittelſt / Teutſchland / gehabe dich wol. Die Bezahlung vor die gereichete Artzneien / wil Jch von meinem Principal und groſſem Pa - tron dem Mars zu foderen wiſſen.

Teutſchland.

Wol / wol Meiſter / gehet nur immer hin / Jch habe Euͤch ohne daß keinen einzigen Heller zu geben.

M. Ratio Status gehet ab und Teutſchland verzehrt den Apfel gahr geſchwind.

Der Vierter Auffzug.

Teutſchland. Friede. Merkurius.
Teutſchland.

Nun wolan / dieſe Pillen ſind verſchlukket / Gott gebe / wie ſie mir auch wer - den bekommen. Jch habe in wahrheit eine ſehr gefaͤhrliche Sache gewaget; Denn / bin Jch nicht ein ſchwaches / krankes / zerſchlagenes undver -164[163]Dritte Handlung. verwundetes Weibesbild und unterſtehe mich nichtes deſto minder ſo vielerlei Leibes und Ge - muͤhtes Gebrechen endlich mit Heuchelpillen zu vertreiben? Das mag wol ein ſeltzames Be - ginnen heiſſen! Aber / Jch fuͤhle ſchon / wie ſie anfahen zu wuͤrken / ſie zerreiſſen mir den Leib / den Magen / das Eingeweide und alle Gedaͤr - me dermaſſen greulich / daß Jch faſt vor Angſt nicht weis / wohin Jch mich ſol wenden. O Ratio Status du Ehrloſer Landbetrieger / was haſt du mir vor eine gifftige Artznei in den Leib geſchwaͤtzet? Ja warlich / es muß wol ein ſtren - ges Gifft ſeyn / es waͤre ſonſt unmuͤglich / daß ſie mich ſo hefftig quaͤhlen koͤnten. Ach Ra - tio Status, wie wird mir doch ſo grauſahm wehe nach deinen verfluchten Heuchelpillen / daß Hertz wil mir ſchier gahr in ſtuͤkken zerbre - chen.

Teutſchland wil ſich gern erbrechen / ruͤltzet mit dem Halſe / aͤchtzet und thut ſonſt ſehr uͤbel.

Ach! nun muß Jch endlich gahr erſtikken und verderben / der kalte Schweis bricht mir ſchon aus / hoͤren und ſehen vergehet mir / Ach der verfluchten Heuchelpillen!

Teutſchland er - bricht ſich abermahl hefftig / wird endlich gantz ſtille / lieget / als wenn es nun gaͤntzlich waͤre erſtorben.
Friede.

Es iſt nunmehr eine geraume Zeit verfloſſen / daß Jch mich das letſte mahl auffL iijdem165[164]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes. dem ſuͤndhafften Erdbodem / wo lauter Unge - rechtigkeit und gottloſes Leben wohnet / ſon - derlich aber bei dem damahls gluͤkſeligen / rei - chem und ruhigem Teutſchlande habe finden laſſen. Aber / Ach was klaͤglicher Zeitung ha - be Jch von dem erbaͤrmlichen Zuſtande dieſer ſo groſſen Koͤniginn vernommen! Ja / ſolte es wol muͤglich ſeyn / daß eine ſolche maͤchtige Fuͤrſtinn faſt aller Jhrer Guͤhter / Kleider / Geldes und Kleinohter beraubet / dazu verhoͤ - net und geſchmaͤhet / zerſchlagen und verwun - det / ja ſo gahr biß auff den Tod verletzet / in ar - men Betlerslumpen ſolte uͤmher kriechen und bei jedermaͤnniglich ſo gahr unwehrt ſeyn / daß auch nunmehr die Buben auff der Gaſſen Jh - rer ſpotten? O Teutſchland / Teutſchland / wohin iſt es doch mit dir gerahten? das heiſſet: Jage den edlen Friede von dir / verſpotte die alte Teutſche Redligkeit / ſetze dein Vertrauen auff fremde Voͤlker und laß dich die ſchaͤndli - che Wolluſt einzig und allein fuͤhren und re - gieren. Aber was ſehe Jch dort an jenner Ekken liegen? Es ſcheinet faſt als wenn es ein Menſch waͤre

(gehet naͤher hinzu)

Ja wahr - lich es iſt ein Menſch. Hilff ewiger Gott / die iſt erbaͤrmlich zugerichtet / die ſiehet jaͤmmerlichaus.166[165]Dritte Handelung. aus.

Sie ergreiffet Teutſchland bei der Achſel ruͤttelt und ſchuͤttelt ſie / ſprechend:

Wer biſt du Weib?

Teutſchland.

Eine elende / hochbetruͤbte Kreatur.

Friede.

Sage an / was fehlet dir denn?

Teutſchland.

Friede.

Friede.

Ja liebes Weib / Jch bin der Frie - de / Aber Jch frage / was dir mangele?

Teutſchland.

Friede.

Friede.

Ja / Ja / meine Freundinn / Jch heiſſe der Friede / Aber wornach ſeufftzeſt du doch ſo gahr aͤngſtiglich?

Teutſchland.

Ach / nach dem lieben Friede!

Friede.

Jch bitte dich armes Weib / ſage mir nur deinen Namen / wer biſt du?

Teutſchland.

Ach! Ach! Ach! Jch bin Teutſchland / Teutſchland / Ja geweſen!

Friede
entſetzet ſich hefftig:

Biſt du Teutſch - land? O du barmhertziger Gott / wer hat dich ſo erbaͤrmlich zugerichtet / wer hat dich doch ſo jaͤmmerlich zerſchlagen?

Teutſchland
richtet Jhr Haubt ein weinig auff.

Ach! daß haben meine Freunde und Feinde / ja meine eigene Kinder / Unterthanen / KnechteL iiijund167[166]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesund Landesleute gethan. Aber wer biſt du / die du ſo freundlich mit mir redeſt?

Friede.

Jch bin der Friede. Wie Teutſch - land? kenneſt du mich denn gahr nicht mehr?

Teutſchland
kriechet auff Haͤnden und Fuͤſſen ber - zu / wil den Frieden uͤmfangen.

Ach du Aller - wehrteſte Freundinne meiner Seelen / ſei mir zu hundert tauſend mahlen wilkommen / O du Edler / O du ſuͤſſer / O du guͤldner Friede!

Friede
ſpringt ſchleunig zu ruͤkke und ſpricht:

Enthalte dich noch ein weinig du uͤbel zuge - richtetes Teutſchland / es iſt noch viel zu fruͤe den Frieden dergeſtalt zu uͤmfangen.

Teutſchland.

Ach / du theurer Friede / war - um mag Jch dich nicht uͤmfangen?

Friede.

Nein Teutſchland / der Allerhoͤhe - ſter Gott hat mich zwahr hergeſendet / dir in deinem itzigen hochbetruͤbten Zuſtande einen gnaͤdigen Blik zu ertheilen / mit nichten aber meine beſtaͤndige Wohnung bei dir zu nemen / angeſehen Jch annoch nicht kan wiſſen / wenn meine rechte Zeit und Stunde werde kom̃en.

Teutſchland.

Ach Friede / du allerhoͤheſter Schatz auff Erden / dein bloſſes zuſprechen be - ginnet mir wahrlich ſchon neue Kraͤffte zu er - theilen. Ach / dein goͤttliches Angeſicht er -quikket168[167]Dritte Handlung. quikket mir in meiner groſſen Schwachheit Hertz / Seele und Leben.

Friede.

Ja Teutſchland / kanſt du nun mit der Zeit erkennen / was vor ein edler / ja him̃li - ſcher Schatz der liebe Friede ſey?

Teutſchland.

Ach Ja / wie ſolte Jch Un - gluͤkſelige daß nicht erkeñen koͤnnen? Jch ha - be es ja nunmehr mit meinem unuͤberwindli - chen Schaden allzuwol gelernet. Ach / muͤchte Jch dich nur einmahl wieder ergreiffen und umhaͤlſen! Merkurius tritt auff Ach / Ach Friede / du allerwehrteſte vergnuͤgligkeit mei - nes Hertzen / muͤchteſt du doch ewig wiedrum bei mir wohnen!

Friede.

Nein Teutſchland / du muſt dich noch eine Zeitlang enthalten / denn Jch ſol und darff dem Willen Gottes meines Herren nicht wiederſtreben. Aber ſiehe da komt un - ſer Merkurius / was mag uns der guhtes neues bringen?

Merkurius.

Nunmehr halte Jch / werde Jch den begehrten Ohrt faſt erreichet haben / den ungefehr in dieſer Gegend / (wie man mich hat berichtet) ſol ſich das elende Teutſchland auf - halten. Aber / was ſehe Jch? Stehet nicht da der Friede? Ja / ſie iſt es / denn vor weinigL vTagen169[168]Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesTagen hat Jhr die Goͤttliche Barmhertzig - keit einen Befehl ertheilet / daß ſie ſich von dem Friedentrohn des Himmels hinunter auff das Erdreich verfuͤgen und dem hochgeplagten Teutſchlande einen froͤlichen Gnadenblik ſol ertheilen. Jch muß hin / zu Jhr gehn: Gluͤk zu hertzliebe Schweſter / biſt du ſchon hie?

Friede.

Sei mir von gantzem Hertzen wil - kommen Merkuri / mein liebſter Bruder / hie ſtehe Jch bereits und rede mit dem elenden und erbaͤrmlich zerſchlagenem Teutſchlande.

Merkurius
erſchrikt:

Was ſageſt du Friede / iſt das Teutſchland? Jſt das die maͤchtigſte Koͤniginn / vor welcher alle Welt ſich muſte fuͤrchten? Jſt das die Bezwingerinn ſo vieler tapferen Voͤlker? Die Beherſcheriñ ſo groſ - ſer und fruchtbarer Laͤnder? Die Beſitzerinn ſolcher unermaͤßlichen Schaͤtze? Die Erfinde - rinn ſo vieler herlichen Kuͤnſte und Wiſſen - ſchafften? Jſt das Teutſchland? Ach Gott / wie iſt doch ſo gahr nichtes beſtaͤndiges auff dem Erdbodem! wie kan ſich doch alles ſo ploͤtzlich und wunderlich verkehren!

Friede.

Ja freilich liebſter Merkuri mag man ſich uͤber ſolche erſchrekliche Verende - rung dieſer hochmaͤchtigſten Koͤniginn groͤß -lich170[169]Dritte Handlung. lich verwunderen. Wer ſolte es wol jemahls gedacht haben / daß es mit dem praͤchtigen Teutſchlande endlich dahin wuͤrde gerahten?

Merkurius.

Du ſageſt wahrlich recht lieber Friede / Aber Jch komme eben zu gelegener Zeit / dieweil auch Jch durch Himliſchen Be - fehl bin anhero geſendet / Teutſchland den goͤttlichen Willen vorzutragen.

Teutſchland.

Ach Merkuri / bringe mir doch einmahl guhte und froͤliche Bottſchafft / denn der Traurigen habe Jch leider ohne das genug.

Merkurius.

Ja Teutſchland / es dienet wahrlich alles zu deinem eigenem beſten.

Teutſchland.

O wolte wolte Gott / daß Jch doch einmahl aus dieſem grauſamen Elende wuͤrde erloͤſet!

Merkurius.

Das kan und wird zu ſeiner zeit wol geſchehen Teutſchland / du muſt dich aber erſtlich zu rechtſchaffener wahrer Buſſe be - reiten.

Teutſchland.

Ach Merkuri / ſol Jch noch haͤrter buͤhſſen / als Jch nunmehr faſt gantzer dreiſſig Jahr her gethan habe?

Merkurius.

Eben das iſt es Teutſchland / was Jch ſage: Du biſt annoch biß auff dieſegegen -171[170]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesgegenwertige Stunde hartnaͤkkicht und ver - ſtokket / du begehreſt dein Unrecht noch nicht einmahl zu erkennen / deine toͤdliche Krankhei - ten Leibes und der Seele wilt du mit Heuche - lei heilen / welches doch nichtes anders iſt / als ein brennendes Feur mit Oͤl und Schwefel daͤmpfen wollen. Du beklageſt dich zwahr ohne unterlaß uͤber die vielfaͤltige Straffen / die dich von tage zu tage ſo grauſahmlich uͤberfallen; Aber von denen erſchreklichen Suͤnden und deiner uͤbermachten Boͤßheit / damit du dieſe Zuͤchtigung veruhrſachet und dir ſelber muhtwilliger weiſe ſolche auff den Hals gezogen / wilt du gar nichtes wiſſen / was iſt es denn wunder / daß der Mars ſamt ſeinen beiden Schweſteren dem Hunger und der Peſt biß auff dieſen Tag nicht auffhoͤren dich jaͤm - merlich zu quaͤhlen und zu marteren.

Teutſchland.

Ach Merkuri / gib mir doch ei - nen einzigen guhten Raht / wie das Werk recht anzugreiffen / damit Jch endlich von dieſem unaußſprechlichem Jammer muͤge erloͤſet werden.

Merkurius.

Ja Teutſchland / daſſelbe thu Jch hertzlich gern / denn ſolches erfodert mein Amt und Gebuͤhr / wolte Gott / Jch koͤnte deinhartes172[171]Dritte Handlung. hartes Hertz nur dergeſtalt erweichen / daß du dein Unrecht erkennen und durch ernſtliche Reu und Leid uͤber deine unzehliche begange - ne Miſſethaten / zu deinem Gott und Schoͤp - fer dich wiedrum wenden wolteſt. Siehe Teutſchland / da ſtehet der Edler Friede / wel - chen der allerguͤhtigſter Gott vom Himmel hat geſendet / dir in deinen hoͤheſten Noͤhten ei - nen Freudenblik zu geben / dabei wil er nun er - kennen / ob du ſolche hohe Gnade auch mit ei - nem demuͤhtigen und dankbaren Hertzen an - nehmen und dich dermahſſen buhßfertig wol - leſt erzeigen / daß die Goͤttliche Barmhertzig - keit ferner wuͤrde bewogen / den guͤldenen Frie - de dir voͤllig wiedrum zu ſchencken und dich ſeiner ſuͤſſen Fruͤchte / nach ſo vielen außgeſtan - denen Truͤbſalen hinfuͤhro genieſſen zu laſſen. Dieweil du aber leider bleibeſt / die du jederzeit biſt geweſen / nemlich ein hartnaͤkkiges / verſtok - tes und boͤßhafftes Weib / welches zwahr den Frieden gern bei ſich behalten / aber jedoch da - bei in Jhren gewoͤhnlichen Untugenden und ſuͤndhafftem Leben wil verharren; Siehe / ſo hat mich GOtt / der aller Menſchen zeitliche und ewige Wolfahrt ſo hertzlich ſuchet / itz aber - mahl zu dir geſchikket / und laͤſſet dir andeuten /daß /173[172]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesdaß / im falle du nicht ernſtliche / wahrhaffte und rechtſchaffene Buhſſe wirkeſt / dieſer des wehrten Friedens Gnadenblik uhrploͤtzlich von dir genommen und du mit noch vielem groͤſſerem Truͤbſahl und Elende / als dir je - mahlen iſt wiederfahren / haͤuffig ſolleſt uͤber - ſchuͤttet und biß auff den tieffeſten Abgrund verderbet werden / hiernach Teutſchland ſolſt du dich zu richten wiſſen.

Teutſchland.

O wehe / wehe Merkuri / das iſt eine ſehr harte Bottſchafft.

Friede.

Nein / Teutſchland / es iſt eine gnaͤ - dige Bottſchafft / Gott erbeut ſich alles guh - ten gegen dir / wenn du dir nur ſelber deine ei - gene Wolfahrt wilt etwas angelegen ſeyn laſſen.

Teutſchland.

Ach Lieber / ſagt mir es doch denn / wie ſol Jch es ferner anfangen?

Friede.

Buhſſe / Buhſſe ſolt und muſt du thun im Sakke und in der Aſchen / dafern du meiner erfreulichen Gegenwahrt zu genieſſen begehreſt.

Teutſchland.

Ach / daß es Gott erbarm / ſol Jch denn noch mehr buͤhſſen! Wiſſet Jhr deñ nicht / daß meine Laͤnder verheeret und verzeh - ret / daß meine beſte Mannſchafft erwuͤrget /daß174[173]Dritte Handlung. daß Weiber und Jungfrauen geſchaͤndet / die kleine Kinderlein mit Fuͤſſen getretten / Staͤd - te / Flekken und Doͤrffer verbrennet / viel Mil - lionen / reiche und arme / kleine und groſſe / junge und alte meiner Unterthanen durch Schwehrt / Peſt und Hunger auffgerieben und ſchließlich Jch armes Weib dergeſtalt bin zugerichtet / daß Jch faſt keinem Menſchen mehr aͤhnlich ſehe / Ach! frage Jch abermahl / ſol Jch denn noch haͤrter buͤhſſen? das iſt ja gahr zu elend!

Merkurius.

Und eben darum ſolt du Buhſ - ſe thun liebes Teutſchland / dieweil du bißhero noch nicht haſt erkennen wollen / daß dir dieſe Straffen billig ſind wiederfahren / wer / mei - neſt du aber / daß derjeniger ſey / welcher dich ſolcher geſtalt hat heimgeſuchet und gezuͤch - tiget?

Teutſchland.

Wer ſolte es anders viel ſeyn lieber Merkuri als eben die jenige fremde Voͤlker / welche Jch gehauſet und geherber - get / geſpeiſet / gekleidet und ernaͤhret und da - durch ſehr vertrauliche Freundſchafft mit Jh - nen gemachet habe / wozu gleichwol meine ei - gene Unterthanen und Landſaſſen weidlich ge - holffen: Denn / iſt nicht Mats mein Vaſall,ja175[174]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesja ſchier mein Leibeigener / und eben dieſer hat nebenſt ſeinen Untergebenen mich zum aller - hefftigſten geplaget.

Friede.

O Teutſchland / du irreſt ſehr weit / in deme du nemlich auff die Jnſtrumental oder Werkzeuges Uhrſachen alleine ſieheſt / und dabei nicht bedenkeſt / daß alle deine wol - verdiente Straffen von der geſtrengen Ge - rechtigkeit Gottes herruͤhren. Bilde dir ja nicht ein Teutſchland / daß dieſe fremde Voͤl - ker aus eigener Bewegniſſe dich dermahſſen uͤbel haben zerhandelt / Gott hat ſie zu dieſem ſeinem Zornwerke beruffen / Gott hat es Jh - nen befohlen: Ziehet aus Euren Laͤnderen und Herrſchafften / plaget Teutſchland / ſchla - get Teutſchland / verwundet Teutſchland / be - raubet Teutſchland / Sind demnach dieſe fremde Voͤlker in dir nichts anders als vollen - ziehende Werkzeuge des feurigen Zorns Got - tes geweſen / darum wenn du dieſen außlaͤndi - ſchen Nationen und nicht dir ſelber und deiner Boͤßheit die Schuld deiner außgeſtandenen Truͤbſahlen aus Ungedult zumiſſeſt / ſo murreſt du in dieſem falle wieder deinen Gott / du miß - handelſt wieder die jenige / welche dich auff deſ - ſelben Befehl billig gezuͤchtiget / ja du redeſtwieder176[175]Dritte Handlung. wieder dich ſelber und dein eigenes Gewiſſen und biſt in wahrheit denen Hunden gleich / welche den jenigen laſſen fahren welcher nach jhnen geworffen und wollen immittelſt Jhren Zorn an dem lebloſen Steine außwetzen.

Merkurius.

Ach Ja liebe Schweſter Frie - de / du redeſt die rechte teutſche Wahrheit / wel - cher kein vernuͤnfftiger Menſch mit guhtem fuge kan wiederſprechen. Dein Leben O Teutſchland / welches auch der blinden Heiden Leben an Gottloſigkeit und verruchter Boͤß - heit weit weit hat uͤbertroffen / iſt die einzige Uhrſache / daß alle dieſe Straffen uͤber dich ſind gekommen: Bedenke doch nur / wie du alle Teutſche Ehre und Redligkeit gleichſahm mit gewalt von dir geſtoſſen und dich mit lau - ter neuen Politiſchen Strichen / falſchen / un - teutſchen und unverantwohrtlichen Grieffen haſt beholffen. Erwege nur bei dir ſelber wie ſtoltz und uͤppig du dich erwieſen / daß du auch die Alte / Teutſche / uͤm das Vaterland wol - verdiente Helden mit Schmaͤhewohrten von dir getrieben / und / als Jch dir deine Untugen - den nur ein weinig vorhielte / haſt du mich / der Jch doch ein Diener / Mundbotte und Abge - ſanter des allerhoͤheſten Gottes bin / mit flu -Mchen177[176]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandeschen und ſchelten hinweg gejagt. Den edlen Friede / die Mutter aller Gluͤkſeligkeit haſt du muhtwilliger / ja gantz freventlicher weiſe von dir geſtoſſen und von der verfluchten Wolluſt zu verbringung aller Schande und Laſter dich anreitzen und verfuͤhren laſſen. Du / du haſt deine eigene Teutſche Helden sprache / welche an reiner Vollenkommenheit / Majeſtaͤt und Pracht / Zierde und Liebligkeit Jhres gleichen unter der Sonnen nicht findet / (wie ſolches et - liche deiner Getreuen Fruchtbringenden und dannenhero ewigen Lobes wuͤrdigen Kin - der und Helden nicht nur erkennet / ſondern auch in Jhren herrlichen Schrifften und Buͤ - chern zu voller genuͤge erwieſen) gantz ſpoͤtt - lich gehalten / ja gegen die andere Flikſprachen / welche kaum tauglich ſind Jhr das Waſſer zu reichen / gantz liederlich verachtet und alſo dich ſelber zu einer ſchaͤndlichen Schlavinnen dero außlaͤndiſchen Sprachen gemachet. Die al - te Teutſche Sitten und Gebraͤuche / den alten ehrbaren Habit und Kleidung haſt du mit groſſem Ekkel verworffen und anders nichtes als was fremd / neu und a la mode heiſſet / ſe - hen / wiſſen und hoͤren wollen / und / daß Jch es kurtz mache / du haſt nur bloß und allein dahinge -178[177]Dritte Handlung. getrachtet / daß du deinem uͤppigen Fleiſche guͤhtlich thun und ſolches in allen Luſtbarkei - ten der Welt / wie die Sau im Koht weltzen muͤchteſt. Was wunder iſt es denn nun / daß der gerechter Gott in ſeinem Zorn dieſe frem - de Voͤlker ſamt dem bluhtduͤrſtigen Mars und deſſelben beiden Schweſtern dem Hun - ger und der Peſt dir auff den Hals hat ge - ſchikket / dieweil deine gottloſe Thaten keine andere Belohnung verdienet haben.

Friede.

Ja Teutſchland / ſo gehet es / wenn man ſeines lieben und getreuen Gottes ſo gar vergiſſet und ſein Hertz bloß und allein an das Zeitliche haͤnget. So gehet es / Teutſchland / wenn man die Diener Gottes und Jhre ge - treue Warnungen gantz und gahr weder hoͤ - ren noch wiſſen wil / ſondern dieſelbe uͤm der Wahrheit willen ſchilt und ſchmaͤhet / plaget und verjaget / wie du ſelber dieſem getreuen Prediger Merkurio gethan haſt. Ja / ſo ge - het es / Teutſchland / wenn man ſeinen Leib zum Schlaven der verfluchten Wolluſt machet und dadurch allen Segen und Wolfahrt / alle Friede und Ruhe von ſich hinweg treibet / de - rowegen / O Teutſchland / Teutſchland / er - kenne deine Boͤßheit und ſuche durch wahreM ijReue179[178]Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesReue und Buhſſe bei der unendlichen Barm - hertzigkeit Gottes gnaͤdige Verzeihung dei - ner ſo vielfaͤltigen Suͤnde.

Teutſchland
etlicher mahſſen zur Erkaͤntniſſe kom - mend / faͤllet gantz demuͤhtig nieder auff Jhre Knie und faͤhet an mit klaͤglicher Stimme und ſehr jaͤm - merlichen Gebehrden folgender geſtalt zu reden:

Ach Jch armes / elendes und hochbetruͤbtes Weib / nunmehr erkenne Jch erſtlich meine uͤberaus groſſe Unwuͤrdigkeit. Ach / wie ha - be Jch ſo boͤßlich bißhero gelebet / ſo uͤbel ge - handelt / ſo ſchaͤndlich gehauſet / ſo vielfaͤltig ge - ſuͤndiget und den aller gerechteſten Gott durch ſolchen meinen unchriſtlichen Wandel zu bil - lichem Zorn erreget. Ach / meiner Suͤnde iſt viel mehr / als des Sandes am Meer / wie eine ſchwere Laſt ſind ſie mir zu ſchwehr worden / Jch eitere und ſtinke vor meiner Boͤßheit / Jch bin nicht wehrt / daß Jch ein Menſch / Jch ge - ſchweige denn ein Kind Gottes ſol heiſſen / Ach Gott / ſei mir armen / elenden / hochbetruͤbten Suͤnderinnen gnaͤdig und barmhertzig!

Merkurius.

O Teutſchland / daß waren et - licher mahſſen demuͤhtige und buhßfertige Wohrte einer leidtragenden Sůnderiñ / wolte Gott / daß ſie dir nur recht von Hertzen gehen muͤchten!

Friede.180[179]Dritee Handlung.
Friede.

Ja wahrlich / Teutſchland / dieſes Lied gehet aus einem viel anderen Tohn / als der geweſen / welchen du bißhero gehalten. Denn wahre Reu uͤber die begangene Miſſe - thaten / nebenſt einem rechtſchaffenem Ver - trauen zu der Barmhertzigkeit Gottes und dem ernſtlichen Vorſatze hinfuͤhro einen neuͤ - en / Gott wolgefaͤlligen Wandel zu fuͤhren / vermag allein den zornigen Gott wieder zu er - weichen / denn ein betruͤbtes und zerknirſchetes Hertz wird Gott nicht verachten.

Teutſchland.

Ach / Jhr meine Allerliebſten Freunde / helffet mir doch von Hertzen behten / deñ Jch erkenne itz meine Miſſethat / Jch weis / wie gahr uͤbel Jch gehandelt und wie billich Jch alle dieſe Straffen habe verdienet. Ach Gott / du biſt und bleibeſt gerecht / Jch aber muß mich ſchaͤmen. Ach Herr / verleihe mir doch einmahl wieder den wehrten Friede aus lauter Gnade und vaͤterlicher Barmhertzig - keit.

Merkurius.

So Teutſchland / ſo muſt du es anfangen / wenn du Vergebung deiner Suͤnde und wiederbringung des edlen Frie - dens bei Gott zu erhalten gedenkeſt. Aber liebſte Schweſter Friede / demnach ſich es an -M iijſehen181[180]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesſehen laͤſt / als weñ Teutſchland nunmehr auff einem guhten Wege ſei und ſich durch wahre Buhſſe zu Gott wolle kehren / thun wir nicht beſſer / daß wir ſie ſelber in dieſem Jhrem klaͤg - lichen Stande vor den Trohn des allerhoͤhe - ſten Gottes fuͤhren / auff daß ſie daſelbſt uͤm Wiederſchenkung deiner ſuͤſſen Perſon de - muͤhtigligſt anhalte?

Friede.

Ja Merkuri / weñ es dir ſo gefaͤllig / wollen wir ſie vor das Angeſichte des allerhei - ligſten Gottes bringen / ob ſie etwan wiedrum Gnade daſelbſt erlangen muͤchte.

Teutſchland.

Ach Ja / Jhr meine allerlieb - ſte und getreuſte Freunde / Jch bitte Euch uͤm Gottes und ſeiner unermaͤßlichen Barmher - tzigkeit willen / unterlaſſet ja nicht / mich bald / bald dahin zu fuͤhren / denn mir gahr zu ſehr nach dir / O du wehrter Friede verlanget.

Merkurius.

Gantz gern Teutſchland / wol - len wir dir hierinne dienen; Aber meine viel - geliebte Schweſter Friede / hielteſt du es nicht vor rahtſahm / daß du ein weinig vor uns waͤ - reſt hinauff gefahren und daſelbſt angezeiget haͤtteſt / daß Teutſchland nebenſt mir fuͤrhan - den waͤre / damit ſie deſto kuͤhnlicher vor das allerheiligſte Angeſichte Gottes doͤrfte treten?

Friede. 182[181]Dritte Handlung.
Friede.

Dieſes wil Jch hertzlich gern auß - richten / Jch wil mich augenbliklich erheben und fuͤr den Trohn des Allerhoͤheſten ſchwin - gen / geſtalt denn / daß Jch ſolches thun ſolte / von dem Herren der Heerſcharen / mir gantz ernſtlich iſt anbefohlen. Unterdeſſen du Teutſchland / bereite dich nur alſobald deine allerunterthaͤnigſte Bitte vor der Majeſtaͤt Gottes abzulegen / du wirſt gewißlich unge - troͤſtet nicht von hinnen ſcheiden.

Friede ge - het ab und faͤhret gen Himmel.
Merkurius.

Nun Teutſchland / nun iſt es hohe Zeit / daß du dein innigliches Gebet mit Thraͤnen außſchuͤtteſt und in wahrer Demuht des Hertzen zu deinem Gott dich wendeſt / ob du noch etwan Gnade wiedrum erlangen und endlich muͤchteſt erhoͤret werden.

Teutſchland.

Ach Ja Merkuri / Jch wil als eine arme bußfertige Suͤnderiñ zu der Barm - hertzigkeit Gottes unauffhoͤrlich ſchreien / ſtehe du mir in dieſem hohen Werke als ein getreuer Prediger und Diener Gottes ernſtlich bei und hilff mir von gantzer Seele behten.

Merku - rius und Teutſchland verfuͤgen ſich mit einander nach dem Himmel.
M iiijDer183[182]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes

Der Fuͤnffter und letzter Auffzug.

Friede / Gott / Merkurius / Teutſch - land / Gerechtigkeit / Liebe / Hoffnung.
Der Himmel oͤffnet ſich / Jn demſelben ſitzet Gott in ſeiner Herrligkeit und klahrem Lichte / ſo ſchoͤn und praͤchtig man ſolches mit Faklen und Feurſpiegelen zwiſchen denen Wolken im - mer kan abbilden / die heilige Eugel ſtehen uͤm Jhn ber / mancherlei Muſikaliſche Jnſtrumenten und Buͤcher in den Haͤnden haltende. Vor dem Trohn Gottes ſtehet der Friede / hinter demſel - ben die Hoffnung / zu ſeiner rechten Seite die Liebe / zu ſeiner linken die Gerechtigkeit und was etwann mehr vor Goͤttliche Eigenſchafften die - ſes Ohrtes fuͤglich beizuordnen ſich wil ſchikken / ſo bald ſolches Teutſchland erſiehet / faͤllet es ne - benſt dem Merkurio auff die Knie / hebet Jhre Haͤnde und Augen gen Himmel und faͤhet dar - auff an zu reden
Friede.

Allerheiligſter Gott / barmhertzig - ſter Vater / vor deiner Goͤttlichen Majeſtaͤt herrlichſtem Angeſichte erſcheinet gegenwer - tig / das arme / elende / betruͤbte / gepluͤnderte / geplagte und verjagte Teutſchland / demuͤh - tigſt bittend / du wolleſt Jhr gnaͤdigſt verguͤn - nen / Jhre Noht und Anliegen deiner heiligen Majeſtaͤt perſoͤnlich vorzutragen und deineun -184[183]Dritte Handlung. unaußſprechliche Guͤte uͤmme wuͤrkliche Huͤlf - fe unterthaͤnigſt anzuruffen.

Gott.

Ja / liebe Tochter / deiner Bitte und Begehren wil Jch zu dieſem mahl gnaͤdigſt ſtatt geben und hierinnen vielmehr auff meine grundloſe Barmhertzigkeit und deine Wuͤr - digkeit / als des gottloſen Teutſchlandes bißan - hero boͤßhafft gefuͤhrtes Leben und Wandel ſehen. Zwahr / Jhr Gebeht iſt mir biß auff dieſe gegenwertige Stunde ein rechter Greuel geweſen / dieweil Jhre Haͤnde voll Bluht und all Jhr thun lauter Suͤnde und Schande: Jedennoch wil Jch auff deine Vorbitte Jhr Anbringen geduͤltig vernehmen.

Merkurius.

Nun Teutſchland / nun iſt es hohe Zeit / daß du dein Gebeht mit rechtſchaf - fener Reu und Buhſſe begleitet / vor dem Angeſichte des Allerheiligſten Gottes auß - ſchuͤtteſt.

Teutſchland.

O du heiliger / gerechter und barmhertziger GOtt / ewiger Himliſcher Va - ter / Jch armes / elendes / hochbedraͤngtes Teutſchland erſcheine vor deinem allerheilig - ſten Angeſichte mit einem reuͤenden / zubroch - nen / zerknirſchten Hertzen und zuſchlagenem Gemuͤhte und bekenne dir meine Miſſethat /M vwelche185[184]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes. welche ſo groß iſt / daß ſie die Wolken uͤberſtei - get. Ach! Herr Jch habe geſuͤndiget / Ja Jch habe geſuͤndiget und mißhandelt / in deme aus meinem gottloſen Hertzen / gleich als aus einem Brunnen / durch alle meine Laͤnder / Voͤlker und Unterthanen hervor gequollen Verachtung deines heiligen Wohrtes / Laͤſte - rung / Hoffahrt / Luͤgen / eigne Liebe und Ehre / Ungehorſahm / Feindſchafft / Zorn / Rachgier / Ungedult / Unzucht / Ungerechtigkeit / Geitz / allerlei boͤſe Luͤſte und tauſend andere Suͤnde. Ach Herr / Jch bin ein Greuͤel in allem mei - nem Thuen und Weſen / Alle meine Gerech - tigkeit iſt wie ein unflaͤtiges Kleid! Ach Herr / Jch habe die groſſe Wolthaten / welche du mir dem undankbahrem Teutſchlande ſo uͤberfluͤſſig haſt erzeiget / auff das ſchaͤndlichſte mißbrauchet / ja mit allen meinen Gliederen und Kraͤfften Leibes und der Seelen habe Jch dir wiederſtrebet / mit Leib und Seele habe Jch der Suͤnden und dem Teuffel gedienet und habe damit deinen Zorn und Straffe bil - lig uͤber mich erreget. Daher haſt du mich ſuͤndliches Teutſchland nun biß in das dreiſ - ſigſte Jahr billig heimgeſuchet mit erſchrekli - chen Kriegen und Bluhtvergieſſen / mit greu -licher186[185]Dritte Handelung. licher Verheer - und Verderbung ſo vieler ſchoͤnen Land und Leute / mit Hungersnoht und theurer Zeit / mit Peſtilentz und anderen krankheiten / du haſt mich mit Feur und Waſ - ſer geſtraffet und mich zuem Scheuſahl ge - machet allen Voͤlkeren auff Erden / daß die Fremde meiner lachen und die mir feind ſind / Jhren Spott mit mir treiben / ja es iſt des wuͤrgens und mordens noch kein Ende biß auff dieſe gegenwertige Stunde / der bluht - duͤrſtiger Mars ſetzet mir an allen ohrten und enden gantz grimmig zu und laͤſſet keinen ein - zigen Tag ab mich zu ſchlagen und zu plagen. Nun Herr / du groſſer und erſchreklichen Gott / du biſt gerecht und alle deine Gerichte ſind gerecht / Jch aber muß mich ſchaͤmen von Hertzen. Aber / du Herr biſt auch ja gnaͤdig und barmhertzig / du kanſt nicht immer hadern noch ewiglich Zorn behalten / darum gehe nicht mit mir deiner Magd ins Gerichte / handle nicht mit mir armen Teutſchlande nach meinen Suͤnden und vergelte mir ja nicht nach meiner Miſſethat. Ach du Stiffter des Friedens / gib mir doch einmahl wieder den guͤldenen Friede / wie lange ſol Jch noch mein Traurliedelein unter denen mordgierigenWaffen187[186]Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesWaffen ſingen? Laß doch dermahleinſt wie - drum bei mir einziehen den hocherwuͤnſcheten Frieden! Ach du barmhertziger Gott / erhoͤre doch die ſehnliche Bitte des hoͤchſtgeplagten Teutſchlandes und ſchenke mir nur einmahl wieder den alleredelſten Friede. Ach du lieb - reicher Gott / Friede / Friede ſei mit mir / Frie - de / Friede ſei bei meinen angehoͤrigen / Friede / Friede ſei in meinen Laͤnderen und Staͤdten / Friede / Friede ſei in meinen Kirchen und Raht - haͤuſeren / Friede / Friede ſei unter meinen Fuͤr - ſten und Unterthanen / Friede / Friede ſei un - ter Geiſtlichen und Weltlichen / Friede / Friede ſei unter Jungen und Alten / Friede / Friede ſei bei allen Menſchen. Ach du gnaͤdiger Gott / erhoͤre doch mich armes Teutſchland / Erhoͤre das Friedewuͤnſchende / das Friede - ſeufftzende / das Friedebittende Teutſchland und ſchenke mir aus lauterer Gnade wieder deinen lieblichen ſuͤſſen Friede / ſo wil Jch dei - nen hochheiligen Namen mit Hertzen und Munde ruͤhmen / loben und preiſen hier in der Zeit und dort hernach in der unendlichen E - wigkeit Amen / Ach liebſter Herr und Vater / hilff mir uͤm deines allerheiligſten und theu - reſten Namens willen / Amen / Amen.

Ge -188[187]Dritte Handlung.
Gerechtigkeit.

Es hat die allerheiligſte Goͤttliche Majeſtaͤt nach Jhrer unwandelba - ren Gerechtigkeit das Bitten und flehen / deß mit hoͤheſter Billigkeit geſtrafften Teutſch - landes angehoͤret und vernommen. Und zwahr ſolteſt du / O gottloſes Teutſchland in Betrachtung der uͤberhaͤuffeten Suͤnde / da - mit du das allerheiligſte Weſen ſo ſchreklich haſt erzuͤrnet und beleidiget / dich ſcheuen und ſchaͤmen vor dieſem Himliſchen Trohn dei - nes Schoͤpfers zu erſcheinen / angeſehen deine Buhſſe nicht aus einer freiwilligen Erkaͤnt - niſſe deiner ſo vielfaͤltigen Suͤnden / ſondern aus der Noht und dem Elende welches dich billig hat getroffen / herruͤhret. Ja Teutſch - land / wenn Noht und Anfechtung fuͤrhanden iſt / ſo ruffeſt du aͤngſtiglich und weil du ge - zuͤchtiget wirſt / ſchreieſt du zu Gott / da du doch vorhin nicht einmahl an Behten gedacht haſt. Jch heiſſe und bin die ſtrenge Gerechtigkeit Gottes / welche das Schwehrt nicht uͤmſonſt fuͤhret. Jch bin feind allen Ubelthaͤteren / wer boͤſe iſt bleibet nicht vor mir. Weiſſeſt du nicht / Teutſchland / daß der Zorn Gottes ein brennendes Feur iſt / welcher alles verzeh - ret und biß in die unterſte Hoͤlle brennet. Ver -189[188]Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesVerfluchet muͤſſeſt du ſeyn mit allen deinen Angehoͤrigen / dieweil du nicht gethan haſt nach den Wohrten / welche dir der Herr dein GOTT hat gebohten. Du halſtarriges Teutſchland / Du ſage Jch / haſt dich weder Warnung noch Straffe wollen erweichen laſſen / daß du dich von deinen boͤſen ſuͤndli - chen Wegen zu dem Herren deinen Gott haͤt - teſt bekehret. Nun kommeſt du endlich mit deiner Heuchelbuhſſe auffgezogen und begeh - reſt des Allerhoͤheſten Gnade / welcher du dich doch gantz und gahr unwuͤrdig gemachet haſt. Wer ſol oder kan hinfohrt dir leichtfertigem Weibe Glauben zuſtellen / die du ſo manches mahl Beſſerung deines ſuͤndhafften Lebens haſt angelobet und deine Zuſage doch nie - mahls gehalten? Pakke dich hinweg du Gott - loſes Teutſchland / ehe dich der Gerechter Gott in ſeinem billichem Eifer und Zorn mit Donner und Blitz vom Himmel verzehre.

Hie wird aus den Wolken / auff welchen die Ge - rechtigkeit ſtehet / mit Feurpfeilen / Rakketten und derogleichen Sachen herunter geſchoſſen / imgleichen hoͤret man unter dem reden / welches die Gerechtig - keit haͤlt / wie auch nach demſelben ein hartes Don - neren.
Teutſchland
zittert und zaget / ſchlaͤget die Haͤndevon190[189]Dritte Handlung. von ſich und ſchreiet:

O wehe mir / wehe mir / Jch vergehe. O Jhr Berge fallet uͤber mich / O Jhr Huͤgel bedekket mich vor dem Zorn des groſſen Gottes / O wehe mir / wehe mir Jch muß vergehen!

Merkurius.

O du ſuͤſſe Liebe Gottes / du Brunquelle aller Barmhertzigkeit / nim du dich doch des elenden und ſchier gantz verzag - ten Teutſchlandes mit Gnaden wiedrum an und beſaͤnfftige doch durch eine Hertzbrechen - de Vorbitte deiner holdſeligen Lippen den gerechten Zorn Gottes / denn wo du / O aller - wehrteſte Liebe nicht ins Mittel tritteſt / ſo iſt es mit Teutſchland gantz verlohren.

Liebe
kehret ſich mit anmuhtigen Gebehrden zu Gott.

O du gnaͤdiger barmhertziger GOtt / guͤhtiger Vater / Jch erkenne und bekenne zwahr / daß du ein gerechter / eifriger und zor - niger / aber doch auch dabenebenſt ein gnaͤdi - ger / ſanfftmuͤhtiger und liebreicher GOtt biſt / deſſen Gnade und Wahrheit waltet biß in Ewigkeit. Du erbarmeſt dich ja der elen - den Menſchen / wie ſich ein Vater uͤber ſeine Kinder pfleget zu erbarmen / Herr du weiſt ja / daß ſie dein Geſchoͤpfe ſind. Ach ſiehe doch an mit den Augen deiner unermaͤßlichenBarm -191[190]Des Friedewuͤnſchenden TeutſchlandesBarmhertzigkeit dieſes elende jaͤmmerliche Weib / daß euſſerſt gequaͤhlte und biß auff den Tod geplagtes Teutſchland. Sey Jhr gnaͤ - dig O Herre Gott / Sey Jhr gnaͤdig in die - ſer Jhrer groſſen Noht. Ach / du liebreicher Vater / du ſanfftmuͤhtiger Gott / dein Hertz brennet ja vor lauter Liebe / Du kanſt und wilt ja nicht ewiglich zuͤrnen / du betruͤbeſt zwahr / aber du erfreueſt auch wieder / du toͤdteſt wol / aber du macheſt auch wiedrum lebendig / du fuͤhreſt in die Hoͤlle aber bald wieder heraus. Jn erwegung dieſes alles wolleſt du O guͤh - tiger Vater dem elenden Teutſchlande ein - mahl wiedrum Gnade erzeigen und ſie mit dem allerhoͤheſten jrrdiſchen Guhte dem guͤl - denen Friede dermahleinſt wiedrum beſeligen. Ach du gnaͤdiger und barmhertziger Gott / es ſcheinet ja daß Teutſchland aus einem recht reuenden und zerknirſcheten Hertzen uͤm den wehrten Friede bittet / Zu deme auch deine unermaͤßliche Liebe und Barmhertzigkeit / wel - che ewiglich wehret / redet dem armen Teutſch - lande das Wohrt / Du wolleſt dich Jhrer uͤm dein ſelbſt Willen aus lauter Gnaden erbar - men und dieſes Jhr flehentliches Gebeht vaͤ - terlich erhoͤren: Und / dieweil du allerheilig -ſter192[191]Dritte Handlung. ſter GOtt und groſſer Himmelskoͤnig von Engelen und Menſchen ewig wilt ſeyn ge - ruͤhmet und geprieſen; Ey wolan denn Jhr Himliſche Frohngeiſterlein / die Jhr zu ſeinem Dienſte bereit ſtehet / erſuchet den barmher - tzigen Gott und Vater / im Namen und von wegen dieſer hoͤchſtgeaͤngſteten und auff das euſſerſte verderbten Koͤniginn mit einem geiſt - reichen Liede / daß er das numehr ſchier mit dem Tode ringende Teutſchland mit unſerer Hertzwehrten Schweſter dem lieben Friede aus gnaden wolle beſchenken / ob wir etwann koͤnten oder mochten von Jhme erhoͤret wer - den. Singet derowegen alle und Spielet dem Herren mit freuden.

Alſobald faben die Engel / welche hie und da zwiſchen den gemach - ten Wolken in groſſer Klarheit ſitzen / an zu ſingen und zu ſpielen Verleihe uns Frieden gnaͤdiglich u. ſ. w. wie daſſelbe Herr Schuͤtze oder Herr Schoop in die Melodeien haben verſetzet. Teutſchland und Merkurius liegen entzwiſchen noch immer auff den Knien / hoͤren ſehr Andaͤchtig zu mit auffgehabenen Augen und Haͤnden gen Himmel / und muß dieſes ſonderlich ſehr ernſthafft / beweglich und praͤchtig ge - machet werden. Nach vollendeter Muſik faͤhet ſtark an zu reden
GOTT.

Nun Liebe / du außerwehlte Toch - ter meines Hertzen / du haſt meine Gerechtig -Nkeit193[192]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandeskeit ſchier uͤberwunden / deine und dieſer mei - ner lieben heiligen Engel im Namen des elen - den Teutſchlandes vorgebrachte Bitte / daß Jch nemlich uͤm mein ſelbſt willen dieſer elen - den Koͤniginn mich wiedrum erbarmen muͤ - ge / hat mir mein Hertz etlicher mahſſen erwei - chet / daß Jch nicht eilen werde Teutſchland gantz und gahr zu verderben / dafern ſichs nur von gantzem Hertzen / von gantzer Seele und von allen Kraͤfften zu mir wird kehren. Nun was ſol Jch aus dir machen Teutſchland? Sol Jch dich wie die erſte Welt im Waſſer / oder wie Sodom und Gomorra im Feur laſſen untergehen? Zwahr du haſt dieſes / ja viel ein haͤrters ſchon laͤngſt verdienet: Aber mein Hertz iſt anderes Sinnes / ja es bricht mir gleichſahm / daß Jch mich deiner etlicher mahſſen muß erbarmen. Du Teutſchland begehreſt den wehrten Friede / welchen du durch dein ruchloſes Leben ſelber haſt von dir hinweg getrieben; Du ſprichſt / es ſei dir ſol - ches alles von Hertzen leid: Wolan Teutſch - land / daß dieſes in der Taht und Wahrheit ſich alſo verhalte / ſolches muſt du mit Beſſe - rung deines bißhero boͤßlich gefuͤhrten Lebens wuͤrklich beweiſen. Es iſt aber / O Teutſch -land194[193]Dritte Handlung. land noch eine gahr geringe Anzeigung recht - ſchaffener wahrer Buhſſe bei dir zu ſpuͤhren / daher Jch denn auch den gebehtenen Frieden an und vor ſich ſelber noch ſo bald nicht kan geben. Es iſt trauen kein geringes / warum du bitteſt / ein gahr ſchlechtes aber / daß du ge - gen dieſes groſſe leiſteſt. Damit du aber dennoch ſehen muͤgeſt / wie liebreich mein Hertz gegen dir ſei / wolan / ſo wil Jch dir immit - telſt die Hoffnung des wehrten Friedens zu - kommen laſſen / wirſt du nun in ernſtlicher Bereuͤung deiner ſo vielfaͤltigen Laſter beſtaͤn - dig fohrtfahren / dich meiner unermaͤßlichen Gnade getroͤſten ein neuͤes mir wolgefaͤlliges Leben anfangen / den Glauben und ein guhtes Gewiſſen behalten / ſo ſol alsdenn der Friede auch ſelber folgen / und dich mit tauſend faͤlti - gem Segen wieder erquikken. Du weiſt ja Teutſchland / was vor wichtige Rahtſchlaͤge wegen Wiederbringung des Edlen Friedens in Weſtfalen bei dieſen Zeiten obhanden ſind / welche dafern (wie man vorgibt) ſie zu mei - ner Ehre und des allgemeinen Vaterlandes erſprießlichem Nutzen ſind gemeinet / Jhre gluͤkliche Endſchafft durch mich werden er - reichen. So fahre nun hin O Hoffnung /N ijdu195[194]Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandesdu vielgeliebte Himmelstochter / und troͤſte das langgeplagte Teutſchland mit deiner ange - nehmen Gegenwahrt / erfreuͤe ſie nun in et - was wieder / nachdeme ſie ſo lange Ungluͤk hat erlitten und bedekke immittelſt Jhre Bloͤſ - ſe mit dem Mantel meiner Gnade und Barm - hertzigkeit.

Hoffnung faͤhret herunter und wirfft Teutſchland einen ſchoͤnen ſeidenen Mantel uͤber den Leib / ſtellet ſich Jhr zuer Rechten.

Und du Teutſchland / vergiß ja nicht / was der Herr dein Gott guhtes an dir gethan hat / vor allen dingen nim daßjenige wol zu Hertzen / was heute dieſen Tag zu befoderung deiner zeitli - chen und ewigen Wolfahrt iſt geredet. Uber alles ermahne Jch dich: Laſſe ab vom boͤſen und thue guhtes / ſuche ferner den Frieden und jage Jhm nach / halte Tag und Nacht an mit behten nnd flehen / bedenke offt die Ewigkeit / Sei geduͤltig im Kreutze und Truͤbſahl / ver - traue Gott und hoffe auff Jhn / denn Hoff - nung laͤſſet Teutſchland nimmermehr zu Schanden werden.

Merkurius.

O der groſſen Gnade! O der vaͤterlichen Guͤte! O der Goͤttlichen Barm - hertzigkeit! Willkommen zu hundert tauſendmahlen196[195]Dritte Handlung. mahlen Du ſuͤſſe Hoffnung des aller - wehrteſten Friedens /

Merkurius uͤmfaͤ - het die Hoffnung / daſſelbe thut auch Teutſchland mit inniglicher Begierde.

Siehe da Teutſchland / was groſſer Liebe dein Himliſcher Vater dir erzeiget / wie reichlich Er dich beſchenket / wie gnaͤdig Er dich beſeliget / wie trefflich Er dich verehret! O du angenehme Hoffnung / wie hertzlich erquikkeſt du das lang geplagte Teutſchland! Ach du Hoffnung des Frie - dens / Ach du Hoffnung des Friedens / Ach du Hoffnung des Friedens wie biſt du doch ſo ſuͤß und angenehm! Ach / laß Teutſchland nim - mermehr zu ſchanden werden. Nun wolan Teutſchland / nachdeme der allerguͤhtigſter Gott deine Bloͤſſe mit ſeinem Gnadenman - tel hat bedekket und dir die Hoffnung des Friedens aus lauter Guͤhte geſchenket und verliehen / ſo laß uns ſolche unaußſprechliche Barmhertzigkeit unſeres Gottes mit einan - der preiſen und mit Hertzen und Munde lob - ſingen ſeinem heiligen Namen.

Teutſchland
niederkniend hebet Jhre Haͤnde und Augen zu Gott und ſpricht mit einer lauten und le - bendigen Stimme dreimahl
Lob /197[196]Des Friedewuͤnſch. Teutſchl. z. Handlung.
Lob / Ehr und Preiß ſei dir geſagt
Von mir der armen Teutſchen Magd /
Ach mein Gott laſſe mich
Doch nicht von deinem Gnaden - (trohn
Verſtoſſen bleiben Ewiglich!
Hierauff kan dieſer Vers in die Muſik verſetzet / oder HErr Gott wir loben dich / oder ein anderer ſchoͤner Lobpſalm mit Stimmen und Jnſtrumenten von den Engelen und anderen verborgenen Muſi - kanten auff das Freudenreichſte gemachet und alſo das gantze Werk anmuhtig und beweg - lich beſchloſſen werden.

ENDE.

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About this transcription

TextDas Friede Wünschende Teütschland
Author Johann Rist
Extent272 images; 39432 tokens; 7919 types; 284457 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDas Friede Wünschende Teütschland Johann Rist. . [30] Bl., 197 [i.e. 196] S., [2] Bl. s. e.s. l.1647.

Identification

Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Berlin SBB-PK, Yq 3941 R

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationBelletristik; Drama; Belletristik; Drama; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:34:10Z
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Holding LibraryStaatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
ShelfmarkBerlin SBB-PK, Yq 3941 R
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