PRIMS Full-text transcription (HTML)
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JUDAS Der Ertz-Schelm / Fuͤr ehrliche Leuth /
Oder: Eigentlicher Entwurff / vnd Lebens - Beſchreibung deß Iſcariotiſchen Boͤßwicht. Worinnen vnderſchiedliche Diſcurs, ſittliche Lehrs-Puncten / Gedicht / vnd Geſchicht / auch ſehr reicher Vorrath Bibliſcher Concepten.
Welche nit allein einem Prediger auff der Cantzel ſehr dienlich fallen / der jetzigen verkehrten / bethoͤrꝛten / verſehrten Welt die Warheit vnder die Naſen zu reiben: ſondern es kan ſich auch deſſen ein Privat - vnd einſamber Leſer zur erſprießlicher Zeitvertreibung / vnd gewuͤnſchten Seelen-Hayl gebrauchen.
Der Dritte Theil.
Cum Gratia, & Privil. S. C. M. ſpeciali, & Permiſſu Superioru[m].
Saltzburg /In Verlegung Melchior Haan / Einer Loͤblichen Land - ſchafft / vnd Statt-Buchdruckern vnd Handlern.ANNO M. DC. LXXXXII.

Denen Wol-Edlen / Geſtrengen / Hoch - weiſen / vnd Hochgelehrten Herꝛen Burgermaiſter vnd Rath der Kayſ. Reſidentz-Statt Wienn. Ihr Gnaden / ꝛc.

  • HErꝛn Johann Frantz Peickhardt / Roͤm. Kayſ. Majeſt. Rath vnd Burgermaiſter / ꝛc.
  • Herꝛn Jacob Daniel Depſer / Roͤm. Kayſ: Majeſi: Rath vnd Statt-Richter / ꝛc.
  • Herꝛn Daniel Focky / der Roͤm. Kayſ. Majeſt. Rath.
  • Herꝛn Simon Steph. Schueſter / der R. K. M. Rath.
  • Herꝛn Caſpar Paͤtzinger / der R. K. M. Rath.
  • Herꝛn Auguſtino von Hirneyß / der Roͤm. Kayſerl. Majeſt. Rath / vnd Statt-Ober-Cammerer.
  • Herꝛn Wolffgang Bernhard Puechenegger / Roͤm. Kayſ. Majeſtaͤt Rath.
  • Herꝛn Joh. Nicolao Ruckepaum / der R. K. M. Rath.
  • Herꝛn Adam Schreyer.
  • Herꝛn Matthiæ Ignatio Puͤrner / Phil. & J. U. D.
  • Herꝛn Paul Schmuderer.
  • Herꝛn Johann Lorentz Trunck / von Guettenberg.
  • Herꝛn Johann Sebaſtian Hoͤpfner von Prondt.
  • Herꝛn Leonhard Ruell / Not. Publ.
  • Herꝛn Nicolao Hoche / J. U. D. der Roͤm. K. M. Rath / Syndico Primario vnd Stattſchreiber.

Gnaͤdige Herꝛen / ꝛc.

IHnen als Hochweiſen Vorſte - heren der ſtattlichen Statt Wienn ſeynd vngezweiffelt alle Dero Gaſſen vnd Blaͤtz nur gar zu wol bekannt / dahero Sie gleich werden abnehmen / daß dieſes gegenwertige Buch ſich nicht von der Schueller-Straſſen herſchreibe / zumalen hoche Wiſſenſchafften / vnd ſpitzfindige Concept darinnen nit begriffen / wol aber von der Einfalt - Straſſen / dann es mein einfaͤltige Feder zuſam̃en getragen vnd verfaſt. Gleichwol getraue ich mir / (iſt faſt ein Vermeſ - ſenheit) einem ſo Hochen Magiſtrat zu Wienn ein ſo ni - dere Gab zu offerirn. Es hat mich aber getroͤſt / weil die Weltberuͤhmbte Statt Wienn auch einen Blatz hat / ſo vor vralten Zeiten der Juden-Blatz benamb - ſet wurd / daß Sie mir auch dieſen meinen Judas nit werden abſchaffen / vorderiſt weil dieſer vor Ehrliche Leuth gemacht worden. So hat mich auch diſe Kayſerl: Reſidenz-Statt vil Jahr moͤgen von der Cantzel hoͤren / damit ſie nun ſehe / daß ich / ob ſch[on]ein armer Religios, kein Nudeltrucker ſeye / als dedi -cirecire ich Ihr demuͤtigiſt diſen Druck / ob er ſchon ſchlecht vnd gering / ſo hoffe ich doch / weilen die Chimici auch in alten verdorbenen Wein-Reben ein Sal finden / daß gleichfahls zuweilen etwas wenigſt vom Saltz oder Verſtand darinnen zu finden ſeye. Soll aber auch et - wann ein laͤcherliches Wort oder Zeilen vnder die Au - gen kommen / ſo darff man ſich derenthalben ſo ſtarck nit aͤrgern / dann in deß Abrahambs Hauß die Sara hinder der Thuͤr das lachen nit gerathen koͤnnen. Im uͤbrigen bin ich der gaͤntzlichen Zuverſicht / daß meine Gnaͤdige Herꝛen / weil doch der Aſtrologorum Außſag nach die Wienn-Statt vnder der Waag ligt / dieſes mein weniges Offert werden woͤgen dem Affect nach / als welcher weit mehrer Gewicht und Geſicht hat / als dem Werck nach / ſo in ſich ſelbſten ſchlecht vnd wuͤntzig iſt. Worbey ich mich ſambt vnſerem allhieſigem Cloſter zu Dero beharrlichen Gnaden demuͤetigiſt befelche. Datum Wienn Anno 1692. den 6. Februarij.

Demuͤthigiſter Fr. Abraham.

Guͤnſtiger Leſer.

ALlhier iſt mehrmahlen in deinen Haͤnden ein Buch / wormit du die lange Weil kanſt nutzlichen vertreiben. Es iſt dieſes kleine Werckl faſt beſchaffen / wie die junge Laͤmblein deß Labans vnder der Huet deß Jacobs / ſo nit alle gantz weiß waren / ſondern mit ſchwartz vnd braunen Flecken vnderſpickt: Alſo iſt ebenfahls diſe hierinn begriffene ſittliche Lehr nit gantz weiß / weniger weiſſ / ſondern zu Zeiten mit einer kurtzweilligen Zeil vndermaͤngt / welches ich in allen meinen bißhero teutſch verfaſten Schrifften gepflegt / nicht darumben / als wolt ich der Heil. Lehr einen Faßnacht-Mantel an - legen / darvor mich der Allerhoͤchſte bewahre / ſondern damit ich die jetzt verkehrte Welt durch dergleichen Keder deſto ehender fange / als welche ſonſten an dem bloſſen Angel der Warheit ein Abſcheuen tragt. Ich zweiffle gar nit / daß nit vil werden gefunden werden / denen diſes Tractaͤtl wie ein abgeſchmaches Tractamentl wird vorkommen / aber ich verzeyhe ihnens von Hertzen / hat doch Abraham in dem alten Teſtament auch muͤſſen von dem Meſſer leiden; Er hat GOtt dem HErrn einen Wider auffgeopffert / warumb ſoll ich es auch nit GOtt auffopffern / wann mir einige zu wider ſeynd. So bin ich auch nit der erſte / deme zuweilen ein Fabel von der Feder flieſt / ſondern ſeynd vor mir geweſen Nazianzenus, Cyrillus, Belluacenſis, &c. vnd vil andere mehr. Daß anbey auch etliche Fehler eingeſchlichen / gleich - wie in dem dritten Blatt Carolus V. geleſen wird / da vnderdeſſen Carolus Calvus ſolte ſtehen / wird mich derenthalben der Leſer ſo ſtarck nit beſchuldigen / dann wo der Author weit von der Preß / dort iſt das Buch nahend bey den Faͤhlern. Befilche mich hiermit dem guͤnſtigen Leſer / vor den vnguͤnſtigen aber werd ich zu betten nit vn - derlaſſen.

PRI -

PRIVILEGIUM CÆSAREUM.

WIr Leopold der Erſte / von Gottes Gnaden Erwoͤhlter Roͤm. Kayſer / zu allen Zeiten Mehrer deß Reichs / in Germanlen zu Hungaren / Boͤ - heimb / Dalmatien / Croatien vnd Sciavonien / ꝛc. Koͤnig / Ertz-Hertzog zu Oeſterreich / Hertzog zu Burgund / Steyr / Kaͤrndten / Crain / vnd Wuͤrtenberg / Graff zu Tyroll / ꝛc. Bekennen offentlich mit diſem Brieff / vnd thun kundt Allermaͤnniglich / daß Uns Unſer lieber vnd getreuer Melchior Haen Buchdrucker vnd Bachhandler zu Saltzburg in vnderthaͤnigkeit zu vernehmen geben / was maſſen P. Abraham à S. Clara Ord. Fratrum Eremit. Diſcalc. S. Auguſtini per Germaniam Provincialis, den Dritten Theil ſeines Tractats vnder dem Titul Judas der Ertz-Schelm / oder eigentlicher Entwurff vnd Lebens-Beſchreibung deß Iſcariotiſchen Boͤßwicht / ꝛc. nunmehr auch zuſammengebracht / vnd ſolchen ihme Haan alleinig zudrucken erlaubt habe. Weilen er aber nicht ohne Vrſach mehraiahlen befahren muͤſte / daß andere auß unzulaͤſſiger Begierd vnd zeitlichen Gewinns ſich vnderſtehen doͤrfften auch diſen dritten Theil zu ſeinem groͤſten Nachtheil vnd Scha - den nachzudrucken: Als hat Uns er allervnderthaͤnigſt angernffen vnd gebetten / Wir ihme uͤber diſen dritten Theil ebenfabls Unſer Kayſ. Privilegium impreſſorium zuertheilen aller - gnaͤdigſt geruheten. Wann Wir dann gnaͤdiglich angeſehen / jetzt angedeute gantz bil - liche Bitt, Alſo haben Wir demſelben die Gnad gethan / vnd Freyheit gegeben / daß er Melchior Haan / oder deſſen Erben / ſolchen dritten Theil deß obgedachten Buch in offe - nen Druck außgehen / hin vnd wider außgeben / fail haben vnd verkauffen laſſen / auch ihme denſelben niemand innerhalb zehen Jahren / von dato diſes Brieffs anzurechnen ohne ſein oder der Seinigen Conſens vnd Wiſſen im H. R. Reich vnd Unſern Erb - Koͤnigreich / Fuͤrſtenthumb vnd Landen / weder in Quatto, noch in groͤſſerem oder klei - nerem Format, nachdrucken vnd verkauffen / vilweniger mit frembden Titul beklaiden ſolle und moͤge Vnd gebieten darauff allen vnd jeden Unſern vnd deß H. Reichs Vndertha - nen / vnd Getreuen / inſonderbeit aber allen Buchdruckern / Buchfuͤhrern / Buchbindern / vnd Buchverkauffern / bey Vermeydung Zehen Marck loͤthigen Golds / die ein jedwederer / ſo offt er freventlich bierwider thaͤte / Uns halb in Unſer Kayſ. Hof-Cammer / vnd den andern halben Theil obermelten Melchior Haan / oder ſeinen Erben / ſo hierwider belaidiget wurden / vnnachlaͤßlich zubezahlen verfallenſeyn ſolle / hiermit ernſtlich befehlend vnd wollen / daß ihr noch einiger auß euch ſelbſt / oder jemand von eurentwegen obangereg - ten dritten Theil deß Eingangs erwednten Buchs kleinerley Form noch Art / als ihr das erdencken moͤcht / nachdrucket / noch auch nachgedruckt / diſtrahirt, fail habet / vmbtraget / oder verkauffet / noch andern verſtattet / in kein Welß / alles bey Vermeydung Unſer Kavſ. Ungnad / vnd Verliehrung deſſelben eures Drucks / den obbenannter Melchior Haan oder ſeine Erben / auch dern Befeichshaber mit Hilff vnd zuthun eines jeden Orths Obrigkeit / wo ſie dergleichen bey euer jeden finden werden / alſo gleich auß eigenem Gewalt ohne Verhinderung Maͤnnigliches zu ſich nehmen / vnd darmit nach ihrem Geiallen / handlen vnd thun moͤgen; Mit Urkundt diſes Brieffs / beſiglet mit Unſerem Kayſ. auffgedruck - ten Secret Inſigl / Geben iſt in Unſerer Statt Wienn den 10. Jan. 1692. Unſerer deß Roͤm. Reichs im 34. deß Hungariſchen im 37. vnd deß Boͤhmiſchen im 36, Jahr.

Leopoldus (L. S.) Vt. Leopold Wilhelm Graff zu Koͤnigsegg. Ad Mandatum Sac. Cæſ. Majeſt proprium Frantz Wilderich von Menßhengen.

) () (

LICENTIA. REVERENDISSIMI METRO - POLITICI CONSISTORIJ SALIS - BURGENSIS.

SCeleratior omnibus Judas, & infelicior extitit; quem non Pœnitentia voca - vit ad Dominum, ſed deſperatio tra - xit ad laqueum, in hoc ſolo felix, dum funeſtô per funem fine ſuô alios cautos reddit, & in præ - ſenti Libro conſcientias non illaqueat, ſed pec - catorum funiculos probè cavet, atque ita docet, ut dicere poſſe ſperentur, qui eum deſpėrâſte le - gerint: Laqueus contritus eſt, & nos liberati ſumus.

Sebastianus Mayr, SS. Theol & SS Can. Doctor, Celſiſſimi ac Rever - endiffimi Principis, &c. Conſiliarius Conſiſtorialis, nec non B. V. Mariæ ad Nives Canonicus.

APPROBATIO.

ADmodum R. P. Abrahami à S. Clarâ Prioris Provincialis per Germaniam & Bohœmiam digniſſimi, nec non Concionatoris Cæſarei ter - tium Tomum de Juda Iſcariothe ttactantem per - volvendo reperi bonis moribus inſtruendis capa - ciſſimum, & animis delectandis accommodatiſſi - mum fore, unde meritò luci publicæ per prælum evulgandum eſſe cenſui. In Conventu S. Augu - ſtini. Viennæ die 5. Menſis Januarii Anno 1692. In quorum fidem, &c.

Fr. Bernardus á S. Thereſia Auguſt. Diſcalc. p. t. Prior ibidem.

APPROBATIO.

JUdas ſibi nequam, alijs redditur bonus, operâ Admodum R. P. Abrahami à S. Clara Provincialis & Concionatoris Cæſarei, & qui oſculo prodidit Salvatorem, ejusdem calamo procurat ſalutem. Idcircò præſens volumen foro tum Concionario, tum aſcetico perutile digniſſimum cenſeo, ut pro - deat in apricum. Datum Viennæ Auſtriæ 10. Januarij 1692.

Fr. Anselmus à S. Chriſtophoro Auguſtinianus Diſcalc. SS. Theol. Lector.

INDEX CONCIONUM AD DOMINIC AS PER ANNUM.

DOMINICA I. ADVENTUS. Tunc videbunt filium hominis venientem. Luc. 21.

AD genus humanum & univerſum Orbem judicandum erit iſte Ad - ventus, in quo Judex noſter comparebit Juſtiſſimus, & judicium il - lius erit æquiſſimum. Dazumahlen wird alles juſt hergeben / vnd wird heiſſen / es iſt nichts ſo klein geſponnen / es kombt an die Sonnen. Vide plura Pag. 211.

Ille Judex nec gratia prævenitur, nec Miſericordiâ flectitur, nec pecunia corrumpitur, nee pœnitentiâ vel ſatisfactione mitigabitur. Hic dum tempus habet, agat anima pro ſe, quamdiu locus eſt Miſeri - cordiæ, quia ibi erit locus Juſtitiæ. S. P. Auguſtinus lib. de 10. cho. c. 2.

DOMINICA II. ADVENTUS. Quid exiſtis in deſertum videre arundinem vento agitatam.

DUſere de fragilitare, & vitrea hominis vitâ, Morio cerie indigitan - dus eſt, qui mori non conſiderat. Es iſt kein Federhannß ſo groß / dem der Todt nicht kan die Fluͤgl ſtutzen. Vid. p. 309.

Timor de futura morte mentem neceſſariò concutit, & quaſi clavus carnis omnes motus ſuperbiæ ligno crucis affigit. S. P. Auguſt. de doct. Chriſt.

DOMINICA III. ADVENTUS. Et confeſſus eſt, & non negavit. Joan. 1.

IDoneus eſt locus hic dicendi, de valore, & val niente Conſeſſionis, quæ & qualis Confeſſio ſit peccatori neceſſaria. Etliche glauben / es ſey leichter ein Martyrer zu ſeyn / als ein Beichtiger. Vid. p. 408.

Non operui, ſed aperui, ut operires, non celavi ut tegeres, nam quando homo detegit, Deus tegit, cum homo celat, Deus nudat, cum homo agnoſcit, Deus ignoſcit. S. P. Aug. ſup. Pſalm.

DO -

DOMINICA IV. ADVENTUS. Venit in omnem Regionem Jordanis, prædican ſbaptiſmum Pœnitentiæ. Luc. 3.

OStende hic efficaciam Verbi Dei, & utititatem Concionum. Es iſt kein beſſerer Streich / als wann einem ein Prediger eines an ein Ohr gibt. Vid. p. 65.

Quid vobis plùs eſſe videtur, Verbum Dei, an Corpus Chriſti? ſi vultis verum reſpondere, hoc utique dicere debetis, quod non ſit mi - nus verbum Dei, quàm corpus Chriſti, & ideo non minus reus ſit qui verbum Dei negligenter audiverit, quàm ille, qui Corpus Chriſti in terram negligenti â ſuâ cadere permiſit. S. P. Aug. in ſerm quodam.

DOMINICA INFRA OCTAVAM NATIVITATIS DOMINI. Hæc viduauſque ad annos octoginta quatuor, &c. Lucæ 2.

HÆc ætas ætate noſtra utcunque rara eſt, quia mors dura in ſuâ ſeriptura plerumque ſolet uti abbreviatione. Das Menſchliche Le - ben iſt der Graff Kurtziſchen Caſata naͤchſt anverwahnt. Vid. p. 232.

Quid in hâc terrâ certum eſt, niſi Mors? quid ſis, hodie ſcis, quid facturus ſis craſtino, neſcis, quocunque te verteris, incerta omnia, Mors certa. S. P. Auguſtinus apud Beier. the. 3.

DOMINICA I. POST EPIPHANIAM. Aſcend entibus illis Jeroſolymam ſecundum conſuetudinem diei Feſti. Luc. 2.

FEſta corrupto hoc ſæculo ſunt ſatis infeſta, & nullo die magis ſen - ſualitas carnis pet gulam enutritur, quàm feſtivo. Man kan derzeit die Feſttaͤg Freßtaͤg nennen / in dem Calender werden die Feyertag roth ge - ſchriben / dann ſie ſchaͤmen ſich / daß ſie jo ſchlecht geheiliget werden. Vide pag. 151.

Mementote quod dixi, tum everſam eſſe Jeruſalem, cum ipſa ſo - lemnitas ageretur, in quâ ſolemnitate Dominum crucifixerunt, con - gregati ſævierunt, congregati perierunt. S. P. Aug. in Pſal. 73.

DOMINICA II POST EPIPHANIAM. Vinum non habent. Joan. 2.

MAgna eſt Deipara in Nominativo, quia dulciſſimum hoc Nomen ei cælitus datum, Magna eſt Deipara in Genitivo, quia illæſo Virgi - nitatis flore genuit Salvatorem Mundi. Magna eſt Deipara, in Dativo, quia datomnibus affluenter. Bey GOtt laſſen ſich keine Suͤnden ver - maͤntlen / auſſer mit dem Schutzmantl der Mutter Gottes. Vid. 404. & ſeq.

Auctrix peccati Eva, auctrix meriti Maria, Eva occidendo ob - fuit, Maria vivificando profuit. Illa percuſſi, tiſta ſanavit. S. P. Auguſt. Serm, de Paſſione.

) () (3DO -

DOMINICA III. POST EPIPHANIAM. Vade, & Vadit. Matth. 8.

INgens imo Ampliſſimus ordo ſervitiorum eſt in hoc mundo, in omni - bus compitis ſonat hoc verbum, Servitòr, ſed quomodo ſe ſervant ſervi ſæculares in ſuis ſervitijs? Vil Knecht / wenig recht. Vid. p. 5.

Non Deus ſic æſtimat hominem, quomodo homo æſtimat homi - nem, quando invenit homo ſervum venalem, carius emit equum quàm hominem. S. P. Auguſtinus in Pſalm. 143.

DOMINICA IV. POST EPIPHANIAM. Ecce motus magnus factus eſt in Mari. Matth. 8.

NOn incongruè hic arguere poteris luſores chartarum, & Tax illo - rum, nullibi enim majores rixarum & blasphemiarum inſurg unt motus, quàm inter hujus fæcis homines. Durch das Spilen / richt ihm einer bey GOtt ein grauſambes Spil zu.

Ludus eſt domeſtica præd[a]tio, uſuraria labes, mendaciorum Ma - ter, crudelis blasphemiæ Pater, corruptio populorum, diſcordiarum, & homicidiorum mul orum origo, immane deſperatis barathrum, &c. S. Bernardin. to. 1. 8. 4.

DOMINICA V. POST EPIPHANIAM. Sinite utraque creſcere, uſque ad meſſem. Matth. 13.

EX hâc occaſione oſſende, quod nemini etiam flagitionſiſſimo homini ſit deſperandum, quin poteſt eſſe, per immenſam Dei bonitatem, ut etiam zizania adhuc ante mortem in triticum convertantur. GOtt iſt der allerbeſte Alchimiſt. Vid. p. 336. & ſeq.

Nemo diffidat, nemo veterum conſcius peccatorum prœmia Divi - na deſperet: Novit Dominus mutare Sententiam. ſi tu noveris emen - dare delictum. S. P. Auguſtinus lib. de Symb. ſer 6.

DOMINICA VI. POST EPIPHANIAM. Simile eſt Regnum Cœlorum fermento, quod acceptum mulier ab - ſcondit in ſatts tribus. Matth. 13.

RAra mulier ſine fermento ſuperbiæ invenitur, pleræque cernuntut fœminæ inflatæ, & ipſarum exultatio eſt exalratio. Alle Vhren wollen hoch angeſehen ſeyn / dann ſie meiſtens an dem Thurn ſtehen. Vid. p. 10.

Qui ſuperbiam habet, ſine cauſâ habet alias virtutes, imò eas non habet, ſed videtur habere, qui enim hoc habet, quod Deo contra - rium eſt, quomodo poteſt habere, quod Deo amicum eſt? S. P. Au - guſtinus de obed. & hum.

DO -

DOMINICA SEPTUAGESIMÆ. Ite & vos in vineam meam. Matth. 20.

QUamplurimi inveniuntur, qui vocantis Dei ſalubres Inſpirationes vilipendunt, ſed erit tempus, quo Juſtiſſimum Numen non ampliùs vocabit, ſed vacabit. Ein ſtraͤffliche Grobheit / wann ſich jemand gegen GOtt ſtellt / als thue er nit hoͤren. Vid. p. 408. & ſeq.

Non ceſſat Satnanas ſuadere malum, ſed nec Deus ceſſat ſuade - re bonum. S. P. Auguſt. Serm. 132. de temp.

DOMINICA SEXAGESIMÆ. Ad tempus, credunt, & in tempore tentationis recedunt. Luc. 8.

HIc poteſt haberi ſermode malè fundatis Politicis, ſivè de amicis, qui amiciuntur pallio fidelitatis, intus autem ſunt lupi rapaces. Es gibt in Guͤtern und Gemuͤthern Leoniſche[W]ahren. Vid. p. 309. & p. 333.

Quia nihil boni in abſcondito facis, ne à cunctis cognitus de - teſteris, finge de foris eſſe, quod intus non appetis, Religio vera re - ſpondeat. Imò magis ſatage eſſe, quod es, nam oſtendere te homini - bus, quod non es, quid aliud quàm damnatio eſt? S. P. Auguſt. tom. 9. lib. de conflict. vit. & vir.

DOMINICA QINQUAGESIMÆ. Domine ut videam. Luc. 18.

EX hâc occaſione hujus thematis poteſt oſtendi cœca ſtultita, aut ſtul - ta cœcitas mortalium, quod non videant vanitatem mundi. Der iſt wol ein rechter Veitl / der nit ſicht daß alles eytl. Vid. p 279.

Vincula hujus mundi aſperitatem habent veram, jucunditatem falſam: certum dolorem, incertam voluptatem: durum laborem, timi - dam quietem: rem plenam miſeriæ, ſpem beatitudinis inanem. S. P. Auguſtinus apud Lang. in Polyanth.

DOMINICA QUADRAGESIMÆ. Si filius DEI es, mitte te deorſum. Matth. 4.

TUrpiſſimum genus mortis eſt, ſibimet propriâ manu inferre ne - cem, & ut verba hic alligata indicant, ejusmodi morte Chriſtum voluit Dæmon, ſed conatus eum fefellit. Der iſt ein Narr / der ſein eigner Hencker iſt. Vid. circa p. 530.

Judas enim cum ſe occidit, ſceleratum hominem occidit: & ta - men nòn ſolum Chriſti, verùm etiam ſuæ mortis reus finivit hanc vitam, quia licet propter ſuum ſcelus, alio ſcelere ſuo occiſus eſt. S. P. Auguſtinus 1. Civit. c. 17.

DO -

DOMINICA II. QUADRAGESIMÆ. Reſplenduit facies ejus ſicut Sol. Matth. 17.

LOcus opportunus hic ſe offerit, in quo oſtendi poteſt nimia in qui - busdam formæ cura, cum tamen inter faciem & facem, exigua ſit diſtinctio, ſed extinctio. Die Geſtalt vergehet / die Tugend beſtehet. Vid. p. 273.

Flacceſſit pulchritudo, & citius quàm folia humi decidit, & prius - quam venerit Autumnus, marceſcit & interit. Clem: Alexand. 3. præd. c. 1.

DOMINICA III. QUADRAGESIMÆ. Beatus venter. Luc. 11.

BEnè pia fœmina beatificavit ventrem Deiparentis, aſt malè nos beatificamus corpus noſtrum, neglectâ animæ curâ. Bey leib den Leib ſollen wir nicht hoͤher ſchaͤtzen als die Seel. Vid. p. 250.

Anima humana omnium Creaturarum naturam participat, omne ſpirituale ſuum eſt: quia cœlum habet ad manendum, Angelos ad congaudendum, gloriam ad habendum & Trinitatem ad fruendum, S. P. Auguſtinus ſerm. 48. ad F. F.

DOMINICA IV. QUADRAGESIMÆ. Colligite fragmenta, ne pereant. Joan. 6.

LOcus hic opportunus diſſerenti de ſacris Reliquiis, quarum uſus legitimus commendatur. Man pflegt insgemein von einer angeneh - men Sach zu reden / er hebts auff wie ein Heiligthumb. Vid. p. 460.

Sanctorum Corpora, & præcipuè Beatorum Martyrum Reliquias, ac ſi Chriſti membra ſynceriſſimè honoranda, & Baſilicas eorum no - minibus appellatas, velut loca ſancta Divino cultui mancipata affectu piiſſimo, & devotione fideliſſima adeundas credimus. S. P. Auguſtinus tom. 3. de Ecc. dogm. c. 73.

DOMINICA PASSIONIS. Vos non cognoviſtis eum. Joan 8.

VErum dicit manſuetiſſimus Salvator, nam qui dicit ſe noſſe Deum, & mandata ejus non cuſtodit, hic mendax eſt, quàm ergo abomi - nabiles ſunt Chriſtiani, qui fidem quidem exterius profitentur, factis autem negant. Das heiſt vil Geſchrey / wenig Ay. Vid. p. 399.

Cum dilectione fides, Chriſtiani, ſine dilectione fides Dæmonis. S. P. Auguſtinus 10. de Civit.

DO -

DOMINICA PALMARUM. Hoſanna filio David, benedictus qui venit in Nomine Domini. Matth. 21.

PLacuit hic puerorum Cantus Salvatori triumphanti, placet non mi - nus ſacra huculque uſitata in Eccleſia Pſalmodia, utpote cœleſtium geniorum, ſed neceſſe eſt, ut clament, ſeu cantent pueri, id eſt puri. Vid. p. 89.

Tunc in toto corde clamatur, quando aliunde non cogi atur, ta - les orationes raræ ſunt multis, crebræ paucis, utrum nec cuiquam, neſcio. S. P. Auguſtinus in Pſalm. 85.

DOMINICA RESURRECTIONIS. Surrexit, non eſt hic. Marc. 16.

PErſuaderi poteſt, ut Auditores cum Chriſto reſurgere conentur, ſpi. ritualiter, ut videlicet iterum Deo per exactam confeſſionem, & vi - emendationem concilientur. Auff ſolche Weiß hat der Menſch rechte gluͤckſeelige Oſterfeyrtag. Vid. p. 333.

Quis peccatorem mortuum in peccatis ſuſcitabit, niſi qui remo - to lapide clamavit dicens: Lazare prodi foras. Quid eſt autem fo - ras prodire, niſi quod occultum erat, foras prodere? qui confitetur foras prodit. S. P. Auguſtinus S. de verb. Domini.

DOMINICA I. POST PASCHA. Noli eſſe incerdulus, ſed fidelis. Joan. 20.

ELucidari hic poſſunt ſingularia quædam de fide Orthodoxâ, quæ tamen in adultis ſiue ope operum bonorum operam perdit. Ein groſſer Underſchid iſt zwiſchen Catholiſch vnd Kalt-toliſch. v. p. 399.

Chriſti ille non famulus, ſed ſubſannator & Irriſor eſt, qui ejus ſe ſervum dicit, cui ſervire diſſimulat. S. P. Auguſtinus de vit. Chriſti tom. 9. c. 1.

DOMINICA II. POST PASCHA. Paſtor bonus animam ſuam dat pro ovibus ſuis. Joan. 10.

PRivata commoda ſunt bono publico poſtponenda, ſed contrarium plerumque in aulis Principum cernitur. Es heiſt halt / das Hembd iſt mir naͤhender als der Rock. v. p. 391.

) () () (DO -

DOMINICA III POST PASCHA. Modicum. Joan. 16.

EX hoc themate poteſt oſtendi, modicum vitæ humanæ, modlcum nonorum, modicum divitiarum, modi um denique oninium rerum caducarum. Die Welt iſt dem Scheben vnd Schaben vnderworffen. Vid. p. 530.

Quid ſtrepis O munde? imm nde quid ſtrepis? quid acendere conaris? tenere vis periens? quid faceres? ſi maneres? quem non decipetes dulcis, ſi a narus alimenta mentiris. S. P. Auguſtinus ſerm. 29. de verb. Dom. c. 5.

DOMINICA IV. POST PASCHA. Triſtitia implevit cor veſtrum. Joan. 16.

REmedium contra triſtitiæ affectum videtur innui ipſo hodiernæ Dominicæ nomine, dicitur enim vulgo, Dominica Cantate, ſed opportunum hic erit diſſerere de turpibus cantilenis, quibus tempus fallere ſolent inſolentes non pauci. Deß Teuffels Cam̃mer-Muſie. Vid. p. 108.

DOMINICA V. POST PASCHA. Ipſe enim Pater amat vos, quia vos me amaſtis.

IN nulla re mirabilius eluceſcit ſapientia ſupremi Numinis, quàm in Talione, ſolet enim plerumque tam in malo, quàm in bono Talio - nem reddere. Das heiſt mit gleicher Muͤntz bezahlen. Vid. p. 183.

Quâ menſurâ menſi fueritis, remetietur vobis. Matth. 7.

DOMINICA VI. POST PASCHA. Ille teſtimonium perbibebit de me. Joan. 15.

OStendi poteſt, quæ teſtimonia exhibeat ſpiritus veritatis de no - ſtra fide, videlicet Conſtantiam Martyrum, multitudinem miracu - lorum, ſanctitatem hominum, &c. Der Glaub macht ſeelig. Vid. p. 391.

Nullæ ſunt majores divitiæ, nulli theſauri, nulli honores, nulla mundi hujus major ſubſtantia, quàm eſt fides Catholica. S. P. Auguſti - nus ſerm. 1. de verbis Ap. c. 4.

DO -

DOMINICA SEU FESTUM PENTECOSTES. Si quis diligit me. Joan. 14.

COngrua hodierna die materia ſe offert tr[a]ctandi de amore erga Deum, tanquam inſinitum bonum. GOtt lieb[e]n / macht nie be - truͤben. Vid. p. 81.

Minus Domine te amat, qui aliquid tecum amat, quod propter te non amat. S. P. Auguſtinus ib. 13. confeſſ.

DOMINICA I. POST PENTECOSTEN. Eâdem menſurâ. Luc. 6.

PLerumque fovea aliis deſtinata, fodienti occurrit, & mala conſilia in caput authoris redeunt. Vid. p. 183.

Fremit do oſitas ſe deceptam, & in ſe fraus reverſa colliditur. Herodes ſtridet, cadens ipſe, in laqueum, quem tetendit. S. Petrus Chryſ. ſerm. 152.

DOMINICA II. POST PENTECOSTEN. Uxorem duxi non poſſum venire. Luc. 14.

O[C]caſio eſt hic loquendi de inſano quorundam amore, qui non ra - carnales in gar Narren convertere ſolet. Vid. p. 315.

Qualis eſt in oculis hominum, qui inverſis pedibus ambulare vi - detur, talis eſt in oculis Angelorum, cui propria caro dominatur. S. P. Auguſtinus de ſing. Cleri.

DOMINICA III. POST PENTECOSTEN. Congrat ulamini mihi, quia inveni ovem, quæ perierat. Luc. 15.

NUllus peccator tam eſt perditus, ut reperiri & in viam reduci non poſſit, hinc nemini etiam ſceleratiſſimo deſperandum eſt, quia mi - ſericordia DEI ſuper omnia opera ejus. Das Worel GOtt / hat bey de - nen alten Teutſchen ſo vil geheiſſen als Gu. Vid. p. 35.

Ipſe quippe Domious noſter JEſus Chriſtus dixit: nemo bonus niſi ſolus Deus, nonne ſtimulavit noa ad inquirendum, & diſtin - guendum, quid ſit bonum ab alio bono bonum, in ſeipſo bonum. S. P. Auguſtinus ſup. Pſalm.

) () () (2DO -

DOMINICA IV. POST PENTECOSTEN. Et cum hoc feciſſent, concluſerunt piſcium multitudinem copioſam Luc. 5.

APtus hic diſcurſus occurrit de quovis hominum ſtatu ſalvando. Der Himmel iſt vor alle gebaut. Vid. p.

Chriſti gratia, ſine quâ nec infantes, nec ætate grandes, ſalvi fieri poſſunt, non meritis redditur, ſed gratis datur, propter quod gratia nominantur. S. P. Auguſtinus de natur. & grat.

DOMINICA V. POST PENTECOSTEN. Omnis, qui iraſcitur fratri ſuo, reus erit Judicio. Matth. 5.

MUlti etiam umbram contumeliæ dolenter ferunt, & pro minima convitiorum ſcintilla vindictam quærant. Ein teuffliſche Gedaͤcht - nus / wann mans einem nit vergeſſen kan. Vid p. 326.

Multa ſunt genera Eleemoſynarum, quas cum facimus, adju - vamur, ut dimittantur peccata noſtra, ſed nihil eſt majus, quâ ex corde dimitimus, quod in nos quiſque peccavit. S. P. Aug. in Enchij.

DOMINICA VI. POST PENTECOSTEN. Miſereor ſuper turbam. Marci. 8.

HIc poteſt declarari immenſa Dei bonitas, & infinita Miſericordia, quam largè in omne hominum genus, etiam malitioſiſſimum ef - fundit. Es heiſt auch gar offt / je groͤſſer der Schelm / je beſſer Gluͤck. Vid p. 349.

Ecce Miſericordia, quando vides Juſtos, & injuſtos eundem ſo - lem intueri, eandem lucem capere, eosdem fontes bibere, eadem plu - via ſaginari, iisdem fructibus terræ repleri, noli putare injuſtum eſ - ſe Deum, qui dat iſta æqualiter juſtis, & injuſtis, Miſericordiæ tempus eſt, nondum judicii, niſi enim primò Deus per Miſericordiam parce - ret, non inveniret, quos per Judicium coronaret. S. P. Auguſt, in Pſalm. 190.

DOMINICA VII. POST PENTECOSTEN. Attendite à falſis Prophetis. Matth. 7.

OQuantus numerus eorum, qui externam ſolummodò bonitatis & amicitiæ ſpeciem ſectantur! O quoties ſumma malitiæ pietatis pallio veſtitur, & lupus pelle tegitur Ovina. Es iſt nit alles Gold was ſcheinet. Vid. p. 272.

Simulata æquitas non eſt æquitas, ſed duplex iniquitas, quia ini - quitas eſt, & ſimulatio, Et ſicut propè ſumma & divina virtus eſt nemi - nem decipere, ita ultimum vitium eſt, quemlibet decipere. S. P. Au - guſtinus lib. 8. qq. 3.

DO -

DOMINICA VIII. POST PENTECOSTEN. Homo quidam erat dives. Luc. 16.

OStendatur vanitas & inanitas divitiarum, ſiquidem tam citò fit Codrus, qui modo Crœſus erat: Ergo ſurſum corda habemus ad Dominum. Der iſt wol ein Limmel / der nit ſucht den Himmel.

Fuge Creaturas, ſi vis habere Creatorem, omnis creatura vileſ - cat, ut Creator in corde dulceſcat. S. P. Aug. 1. in Joan. 2.

DOMINICA IX. POST PENTECOSTEN. Domus mea domus Orationis eſt, vos autem feciſtis illam ſpeluncam latronum. Luc. 19.

SUpellectilis ſacræ mundities & liberelitas in ornatum templorum commendatur. Wol gebutzt / vnd nichts geſchmutzt. v. p. 274.

Quàm videtur abſurdum, ut ſtratus ille diligentius excolatur, ubi corruptibilis caro ſoporis quiete reſolvitur, quàm ara crucis, in qua videlicet hoſtia Dominici corporis immolatur. Pet. Damian. in Epiſt, ad Cardinal Vid. p. 274.

DOMINICA X POST PENTECOSTEN. Publicanus percutiebat pectus ſuum. Luc 18.

POterit hic agi de Pœnitentia, & contrito corde peccatoris, qui per ſimiles pectoris tunſiones ipſum verberare ſolet dæmonium. Das groͤſte Layd iſt / wann man nit Layd traͤgt vber ſeine Suͤnden. v. p. 359.

Juſtitia de cœlo proſpexit, tanquam Dei dicentis: Parcamus huic homini, quia ipſe agnoſeit, converſus eſt ad puniendum pecca - tum ſuum, convertar & ego adliberandum eum S. P. Aug. ſup. Pſal. 84.

DOMINICA XI. POST PENTECOSTEN. Adducunt ei ſurdum. Marc. 7.

ALiqui ſunt ſurdi in audiendo Deo vocante ad certum ſtatum, & hæc pericnloſa eſt ſurditas, juxta illud Prov. quia vocavi vos &c. Alii ſurdi in Divino audiendo verbo: utraque ſurditas ſummè diſpli - cet Deo. Es heiſt zuweilen zu einem Ohr hinein / zum andern wider her - auß. v. p. 65.

Qui verbum Domini libenter audit, in aures animæ de patria Pa - radiſi transmiſſas ſe ſuſcepiſſe non dubitet. S. P. Aug. hom. 26. ex 50.

DOMINICA XII. POST PENTECOSTEN. Sacerdos quidam viſo illo præterivit. Luc. 10.

OBjurgare poterat Sacerdos iſte, quod hominem â Latronibus ſau - cium & ſemivivum in via jacentem deſeruerit; nullum magis abominabile ſcandalum, quàm in pravis Sacerdotibus. v. p. 358.

) () () (3Ni -

Nihil eſt turpiùs, quàm excellentem eſſe quemlibet culmine, & deſpicabilem vilitate, quid eſt dignitas indigno, niſi ornamentum in luto? & ideò cunctos, qui ſacri Altaris ſuggeſtu eminent, tantum ex - celler. oportet merito, quantum gradu. Salvi. lib 2 Eccl. Cath.

DOMINICA XIII. POST PENTECOSTEN. Ite oſtendite vos Sacerdotibus. Luc. 17.

HIc commodum eſt diſſerere de virtute & efficacia Confeſſionis Sacramentalis, prout ſuperius innuimus. v. p. 341.

DOMINICA XIV. POST PENTECOSTEN. Nonne anima plus eſt quàm eſca. Matth. 6.

CUm tanta ſit excellentia animæ, quæ meritò pro Regina haberi po - teſt, haud ſcio quommodò ſubverſus ſit Ordo & corpori utpotè vili mancipio plùs ſerviatur, quàm animæ. v. p. 264.

Quemadmodùm fatendum eſt, animam humanam non eſſe, quod Deus eſt, ita præſumendum, nihil inter ea omnia, quæ creavit, Deo eſſe propinquius. S. P. Aug. lib. de an. c. 2.

DOMINICA XV. POST PENTECOSTEN. Adoleſcens tibi dico, ſurge. Luc. 14.

Vivis coloribus poterit hic mors depingi, quæ non ſolùm Senibus, ſed etiam Adoleſcentiæ & Juventuti inſidatur. Was den Tod an - belangt / iſt der Menſch Vog frey. v. p 263.

Quis reſiſtit morti? reſiſtitur ignibus, undis, ferro, reſiſtitur po - teſtatibus, Regibuſque. Venit una mors, qui ei reſiſtit? nihil eſt il - la fortiùs. S. P. Aug. in Pſal. 111.

DOMINICA XVI. POST PENTECNSTEN. Si licet Sabbato curare. L. 14.

EX hoc themate poterit agi de diebus feſtivis obſervandis, die Feſt halt man voſt / aber wie? v. p. 173. & 176.

DOMINICA XVII. POST PENTECOSTEN. Interrogavit eum uns ex eis Legis Doctor. Matth. 22.

O caſio eſt diſſerendi de ſtatu Advocatorum. Ob die 3 Buchſtaben J. U. D. den rechten Titul vorſtellen / hoc ſolùm intelligendum de illis, qui contra conſcientiam agunt. v. p. 23.

DO -

DOMINICA XVIII. POST PENTECOSTEN. Surge tolle grabatum tuum. Matth. 9.

IDoneus iſte locus eſt dicendi de quibuſdam delicatulis, qui etiam minimam recuſant ferre pænitentram. v. p. 36.

Excrucio me planè ut ille parcat, do de me pœnas ut ille ſubve - niat, ut placeam oculis ejus, nam & victima excruciatur, ut in aurum imponatur. S. P. Aug. rract. de Vit. 1.

DOMINICA XIX. POST PENTECOSTEN. Quoſcunque in veneritis, vocate ad nuptias. Matth. 22.

NUllus Status excluditur à Regno cœlorum, quia Deus credentes non ſtatus diverſitate, ſed fidei merito ponderat. GOTT gehet mitten durch. v. p. 390.

Sicut ſcala, per quam aſcerditur in altum, ex vari[i]s compoſita eſt & conſtructa gradibus, ita fideles Redemptionis & meritorum Chri - ſti effecti participes, per varios gradus vocationum, Profeſſionum & ſtatuum aſcendunt ad cœlum. Anonym.

DOMINICA XX. POST PENTECOSTEN. Incipiebat enim mori. Joan. 4.

QUalis vits, finis ita. Der Todt ein Copey deß Lebens. v. p. 500. [&]ſeq.

Volunt homines vivere, ut Peccatores, & mori ut juſti, ſed Do - minus non novit, aut conſuevit dare mortem juſſorum, niſi juſtis. Oleaſt. in num. c. 23.

DOMINICA XXI. POST PENTECOSTEN, Serve nequam. Matth. 18.

LIquidè conſtat, hunc ſervum voluntatem Domini ſui cognoviſſe, ut & ipſe miſericordiâ uteretur, ergà conſervum ſuum, quâ tamen uſus non eſt, magna igitur malitia quorundam ſervorum. Das Ge - ſind iſt ſelten ohne Suͤnd. v. p. 360.

DOMINICA XXII. POST PENTECOSTEN. Quid me tentatis Hypocritæ. Matth. 9.

FAlſus, falla, falſum, falſus mundus, falſa terra, falſum genus huma. num, denique ut plurimùm omnia falſa, Es iſt kein oͤfftere Muſic auff der Welt zu hoͤren / als der Falſchheit. v. p. 272.

Nulla res ſic exterminat bonum, ſicut ſimulatum bonum, nam manifeſtum malum, quaſi malum fugitur, & cavetur, malum autem ſub ſpecie boni celatum, dum non cognoſcitur, non cavetur, ſed quaſi bonum ſuſcipitur. S. Chryſoſt. hom. 19. in Macth.

DO -

DOMINICA XXIII. POST PENTECOSTEN. Puella tibi dico ſurge. Matth. 9.

OStendi poteſt, quod Chriſtus Dominus, à quo veiſabatur in terris, nullum Senem à mortuis ad vitam reſuſcitaverit, ex quo colli - gendum eſt, quàm difficile ſit, inveteratum, & in peccatis habitua - tum in morte reſipiſcere, igitur pœnitentia non eſt procraſtin anda. Man ſagt ſonſten / quod differtur, non auffertur, auffgeſchoben / iſt nit auffgehoben / aber dißfahls hat ſolches Sprichwort allhier keinen Platz.

DOMINICA XXIV. POST PENTECOSTEN. Videbunt filium hominis venientem. Matth. 24.

OBone Jeſu! quid poteſt lamentabilius eſſe, quàm Ite? quid gra - tius quàm Venite? ſunt duæ voces, quarum una in extremo judicio mentes terrore concutit, altera corda juſtorum delectat. v. p. 209.

Majus tormentum malis erit, furorem vultus Divini tolerare, quàm cruciatus infernales perpeti. S. P. Aug. ſerm. 120. de temp.

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Judas
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Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes / und hoͤrt nit gern die Pre - digen.

NAch dem der unverſchambte Gaſt / und treu - loſe Apoſtel / aus den gebenedeyten Haͤn - den ſeines Goͤttlichen Meiſters in dem letz - ten Abendmahl die himmliſche Speiß / be - nanntlich das Fleiſch und Blut JESU Chriſti empfangen / ſo dann hat er ſich un - verzuͤglich von dieſer heiligſten Geſellſchafft abgeſchrauft / und ſich aus dem Staub gemacht. Es hat ihn aber der leidige Satan / ſo unlaͤngſt vorhero in dieſen Gefahren / zu ſolchem gaͤhen Aufbruch veranlaſſet / und nach der hei - ligſten Communion ihme nichts anderſt in die Ohren ge - ſchryen / als preſto, preſto, fort / fort Judas! auf / auf Iſcarioth! allo pack dich Camerad / fort / fort! allhier iſt vor dich kein Port / kein Wort / kein Ort / kein Sort / pre - ſto, cito, citiſſimè! Es ſahe der argliſtige Teufel ſchon vor / was geſtalten der gebenedeyte HErr und Heyland nach dieſem Goͤttlichen Tractament vor ein eiferige Pre - dig werde machen ſeinen Apoſteln / dannenhero er ge - forchten / es moͤchte Judas hierdurch erleucht und bekeh - ret werden / und folgſam zu derheylſamen Reu und Buß greiffen / deſſentwegen ihn auf alle Weiß / mit allem Fleiß zum Reißaus ermahnet / deme dann der verruchte Ge - ſell / als ein bereits gewidnierer Unterthan und geſchwor - ner Vaſall gefolgt / und alſo dieſe heiligſte Predig / ſo Chriſtus der HErr mit ſeinem guldenen Mund vorgetra -Pars III. Agen /2Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /gen / zu ſeinem groͤſten Verderben / ja unwiderrufflichen Untergang vernachlaͤſſiget. Wie es mit mehrern beſtaͤt -Lib 9. c. 19 tiget / und umſtaͤndig ausfuͤhret der H. Cyrillus. Und mit ihme Baronius in Ann. Chr. 34. n. 63. Judas hat dißfals viel Bruͤder und Schweſtern.

Es wird von vielen Scribenten glaubwuͤrdig bey - gebracht / daß in Scythia, und vorderſt in der Inſel Gi - lon, Leut gefunden werden / die zwar nicht einer ſondernIſidor. lib. 11. c. 3. Leibsgroͤſſe / aber ſo groſſe / lange / weite / und breite Oh - ren haben / daß ſie hiermit den gantzen Leib bedecken / ja wann ſie liegen / ſo dienet ihnen ein Ohr vor ein Unter - bett / das andere aber brauchen ſie an ſtatt einer Oberde -Ramus tom. 1. cken oder Zuhuͤll. Dieſe Ohren ſeynd vorwahr wunder - lich / aber nit weniger wunderlich iſt es / daß bey uns / und zwar unter den Chriſten / Leut angetroffen werden / die gar keine Ohren haben / dahero der gebenedeyte Hey - land / wie es der Evangeliſt Marcus regiſtrirt / in einer Predig zu dem Volck zweymal dieſe Wort wiederholt / der Ohren hat / der hoͤre! Sollen dann / O mein GOtt! Leut ſeyn ohne Ohren? was dann / gar viel ſeynd deren / die keine Ohren haben zu dem Wort GOttes / und zu den Predigen.

Es faͤhrt ein Wagen daher mit 6. Pferden beſpannt / es lauffen vorn / es lauffen hindten / es lauffen auf der Seiten / Paſchi / Lackeyen und Bediente / deren Liberey faſt allerley Farben wie ein Regenbogen / es kan wol ſeyn / daß es naſſes Wetter bedeut in den Augen der Un - terthanen ꝛc. Der Lackey eilet nach der Sacriſtey / glaubt der Prieſter ſoll ſchon da ſeyn / wie die Engel im Grab des HErrn / in albis. Pater! geſchwind mit der Meß heraus. (juſt wie Petrus mit dem Saͤbel) O mein Lackey / ich heiß Pater Veremundus, und ſag gar gern die Warheit / bekennt mirs / faͤhrt eur Herr (cum pleno titulo) allzeit ſo ſpat in die Kirchen? es iſt bereits ſchon 12. Uhr / Mag -dalena3und hoͤrt nit gern die Predig. dalena iſt weit fruͤher aufgeſtanden / wie ſie zum heiligen Grab geeilet / auf ſolche Weiſe hoͤrt er ein gantzes Jahr keine Predig / GOtt verhuͤts / daß ihme nit das Ungluͤck begegne / wie dem Judas. Waͤre euer Herr heunt in der Predig geweſt / ſo haͤtt er gewiß auch etwas zu ſeiner Seelen Heyl darvon getragen. Euer Herr iſt ein Miniſter zu Hoff / und ein gehaimter Raht / heunt hat der Predi - ger nach der Laͤnge und Breite vorgetragen / wie ein ſol - cher zuweilen beſchaffen ſey / nemlich wie Petrus auf dem Berg Thabor, als der nur auf ſein eignes Intereſſe gan - gen / und an das gemeine Weſen weiter nit viel ge - dacht.

Unſer HErr und Heyland nimmt mit ſich auf den Berg Thabor ſeine drey liebe Juͤnger und Apoſtel / benant - lich den Peter, den Jacob, und den Joannes, dieſen dreyen und treuen Apoſteln / zeigte er daſelbſt ſeine Glori und Herrlichkeit / indeme ſein heiligſtes Angeſicht der Son - nen gleich ſcheinte / ſeine Kleidungen auch dem weiſſen Schnee den Trutz gebotten / und mit ihme in gantz glor - reichen Geſtalten Moyſes und Elias als groſſe Seulen des Alten Teſtaments geredet haben. Wie nun alles voller Glori und Herrlichkeit ware / da hat Peter uͤberlaut auf - geſchrien / HERR / da iſt gut ſeyn! Als wolt er ſagen / Allegro, das iſt ein Ort vor uns / botz tauſend Alleluia! Da bringt mich kein Menſch mehr weck / ꝛc. Kaum daß er ſol - ches mit ſeiner unbehutſamen Zung hat ausgeredt / da iſt alles verſchwunden / dem Peter zu einer Straff und billi - gen Zuͤchtigung / um weil er ein ſo intereſſirter Miniſter war bey unſerm HErrn / dann unangeſehen / daß er in ſei - ne Ohren damals gehoͤrt hat / wie Chriſtus der HERR mit dem Moyſes und Elias geredt hat von ſeinem Tod / und von ſeiner Creutzigung vor das gantze menſchliche Ge - ſchlecht / ſo hat gleichwol Petrus auf dem Berg in der Glo - ri daſelbſten wollen mit Thriſto verbleiben / es geſcheheA 2den4Judas der Ertz-Schelm haſſet das Wort Gottes /den andern / und zwar dem gantzen menſchlichen Ge - ſchlecht / wie es woll / wann nur er ſein Contento, wann nur er wohl ſtehet. Auf ſolche Weiſe iſt mancher groſſer Miniſter bey Hof beſchaffen / der nur propriè zu dem pro - prium properiret. Ey ſo proper! wann nur ſein Caſſa und Caſada wohl ſtehet / es mag hernach das gemeine Weſen hincken / oder ſincken / oder ſtincken / wann nur in ſeiner Kuche Faßnacht / es moͤgen andere Quatember haben o - der Faſttag / wann nur bey ihme der Vollmond / das bo - num commune mag gleichwol zum letzten Viertel ſich nei - gen / ꝛc. Und wegen ſolches eignen Inrereſſe verduſcht er die Warheit / verſchweigt den uͤblen Zuſtand des gemeinen Weſens / verhindert die Juſtitz und Gerechtigkeit / vergul - det des Lands-Fuͤrſten ſeine Faͤhler / ſagt ja / wo er ſolte den Kopff ſchuͤtteln / ſchuͤttelt den Kopff / wo er ſolte ja ſa - gen / O Peſtilentz zu Hof! was harte Verantwortung bey dem gerechten GOtt wird ſolcher haben?

Abraham ſchickte einen aus ſeinen Miniſtern, mit Na - men Eliezer, in die Landſchafft Meſopotamia, ſeinem Sohn Iſaac ein Weib zu ſuchen / das war eine harte Ge - ſandſchafft. Wie er nun gantz matt und muͤd in das Hauß des Labans kommen / da war Kuche und Keller in Bereit - ſchafft / da war die Tafel ſchon gedeckt / da hats geheiſſen / tragts auf / und zetts nit / nieder geſeſſen Herr Eliezer, truncken Herr Eliezer, man laß ihms ſchmaͤcken Herr Eliezer, man wird hungerig ſeyn Herr Eliezer, es iſt ein durſtiges Wetter Herr Eliezer, diß iſt ein Bikandter Wein Herr Eliezer, in Geſundheit meiner Jungfrauen Schweſter (dazumalen hat man ſie noch nit Fraule titu - lirt) Herr Eliezer! Ja / ja freylich gedacht ihme der Eliezer, hungerig bin ich / und achten ſich meine Zaͤhne des Feyren nicht / durſtig bin ich / und iſt meiner Zungen das feuchte Wetter lieber / als die groſſe Duͤrre / aber das Geſchaͤfft meines Herrn / weſſenthalben ich in die Landſchafft kom -men /5und hoͤret nicht gern die Predigen. men / gehet vor / ich will zuvor verrichten / was meines Herrn Dienſt erfordert / non comedam, donec loquar Ser -Genel, 24. mones meos &c. Ich will ſo lang und ſo viel nit eſſen / nit trincken / nit mein Commoditaͤt ſuchen / biß ich meines Herrns Intereſſe beobachtet. O gluͤckſeeliger Abraham, daß du ſolche Miniſtros in deinem Hof haſt / die ihr eignes Intereſſe weniger betrachten / als ihres Herrns / GOTT vergelt ihnens. Aber GOtt verzeihs den jenigen / welche chender ſuchen / ehender ſehen / ehender ſorgen / daß ihr Intereſſe zeitig wird / ehe und bevor des Lands-Fuͤr - ſtens ſeiniges in die Bluͤhe ſchieſt / wie es aber ſolchen in jener Welt belohnt werde / hat es ſattſam abgenommen Carolus der V. dieſer andere Hercules der Welt.

Nach dem ſolcher auf eine Zeit bey naͤchtlicher Weile ſein gewoͤhnliches Gebet und Andacht verricht / auch be - reits ſich zu der Ruhe begeben wolte / da vernimmt er eine entſetzliche Stimme / die ihn geſt altſam angeredt: Caro - le, dein Geiſt wird auf eine Kuͤrtze von dir wei - chen! Worauf alſobalden der fromnie Kayſer verzuckt worden / und von Einem mit Schnee-weiſſen Kleidern ge - fuhret an das Ort der Hoͤllen / allda zu ſehen die unbe - greiffliche Pein und Qualen der Verdammten: Erſtli - chen kame er mit ſeinem Gefaͤhrten in ein tieffes Thal / welches gantz angefuͤllet war mit zerlaſſenen brennenden Bech / Schwefel / Bley und anderem Metall / in Mitte deſſen ſahe Carolus die Biſchoͤffe ſeines Herrn Vatters / und Anherrns; nachdem er aber ſie befragt / warum ſie von dem gerechten GOtt in dieſe erſchroͤckliche Pein ge - ſtoſſen worden? vernahm er ſolche Antwort: Wir ſeynd geweſen Biſchoͤffe und Beicht-Vaͤtter deiner Vorfahrer / und weil wir ihnẽ nit allein kein heilſame Ermahnungen gegeben / ſondern noch zu Krieg / und zu andern ungerech - ten Dingen / ſie mit Rath und Anſchlaͤgen veranlaſſet / derohalben hat uns der gerechte Richter in dieſe ewigeA 3Ver -6Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /Verdammnuß verurtheilt / worinn auch deine Biſchoͤffe kommen werden / dafern ſie ihr Ampt nit gewiſſenhaffter verrichten werden. Uber diß wurde Carolus gefuͤhrt auf einen hohen Berg / auf dem er mehrmalen in der Tieffe wahrgenommen einen gantz feurigen Fluß / worinnen etliche verſenckt waren / biß auf die Ohren / etliche biß auf den Hals / etliche biß auf die Helffte des Leibs / alle dieſe mit groſſem Heulen / lieſſen ſich folgender Geſtalt hoͤren: Carole, Carole! weil wir unſere Ergoͤtzlichkeit geſucht ha - ben im Kriegen / Brennen / Nauben / und Morden / mit deinem Vatter / darum ſeynd wir in dieſen feurigen Fluß auf ewig verſtoſſen worden. Als ſich Carolus etwas naͤ - hender bey dieſem Fluß befunden / ſo hoͤrete er dieſe Stim̃: Potentes potenter tormenta patientur, nemlichen / die Maͤchtige werden maͤchtige Peinleiden. An dem Geſtad dieſes feurigen Fluß ſahe er wiederum groſſe feurige Oe - fen / voller Schwefel und Bech / und feuriger Schlangen und Drachen / daſelbſt ſahe er etliche geheimte Raͤthe / und vornehme Miniſtros ſeines Vatters / ſeiner Bruͤder / und ſeines Anherrns / welche mit einem erbaͤrmlichen Ge - ſchrey Carolum alſo angeredet: Sihe / Carole, ſihe / wir ſeynd in dieſen Ort der Verdamnuß konunen nnd gerah - ten / theils wegen unſers Ubermuths und Hoffarth / theils wegen unſerer uͤblen Conſilien / die wir unſern Koͤnigen geben / wordurch wir unſern / und nit des gemeinen Weſens Nutzen geſucht. Nach allem dieſen ſahe Ca - rolus ſeinen eignen leiblichen Vatter in einem Keſſel mit ſiedheiſſem Waſſer / von welchem er die Urſachen ſeiner Pein / und ſeines dermalen elenden Standes ſattſamin ſpecul. hiſtoriar. lib. 25. vernommen / ſelbige aber niemand endeckt. Nachdeme Carolus wieder zu ſich ſelbſten kommen / hat er dieſes er - ſchroͤckliche Geſicht wohl und bedachtſam bey ſich erwegt / auch ſolches mehrmalen andern zu ihrem Seelen Heyl er - zehlet / wie ſolches bezeugt und beſchreibet Vincentius &c. Die -7und hoͤret nicht gern die Predigen. Dieſes hat heut der Prediger mit allem Eiffer auf der Cantzel vorgetragen / und noch andere Dinge hinzuge - ſetzt; Fuͤrwar mein Lakey / auf dieſem Marckt haͤtte euer Herr wohl einen Kram vor ſich gefunden / wann er diß und dergleichen haͤtte angehoͤrt / ꝛc. dann ein Mancher in Anhoͤrung des Worts GOttes / und der Evangeliſchen Warheit offt beſſer zuruck gehet / als der Schatten auf des Achabs ſeiner Sonnen-Uhr. 4. Reg. 20. c.

Der Lakey ſchmutzte hieruͤber / als haͤtte er bey einem Kirchtag-Breyn geſchmarotzt / zeigte ſchier / als waͤre er einmal auf der hohen Schul geweſt / wo die Ruhten im Kuͤhl-Waſſer geſteckt / dann er ſagte ohne Scheu / wie daß die Predigen nit vor groſſe Herren ſeynd / er habe auch vor dieſem das Evangeli-Buch geleſen / aber gar wenig / ja nie geleſen / daß vornehme Herren ſich haͤtten viel der Predig geachtet / maſſen es der Heil. Joannes ſelbſten be - zeugt / pauperes evangelizantur, das Evangelium wird denen Armen geprediget. Mein / wer iſt dabey geweſen / wie unſer HErr die ſchoͤne Predig gehabt von denen achtLucæ 6. Seeligkeiten? wer? niemand anderer als der gemeine Mann / der Poͤffel. Wer hat ſich da zumal eingefunden / wie unſer HErr im Schiffel gepredigt? wer? turba, ge -Matth. 13. meine Leute / Burger und Handwercker ſtunden auf dem Geſtad. Ja in allen 4. Evangeliſten wird man nicht fin - den / daß 4. vornehme Edel-Leute waͤren bey der Predig des HErrn geweſen. Dann wann ſchon ein Koͤnig /Joan. 4. Matth. 9. wann ſchon ein Fuͤrſt der Synagog, wann ſchon ein Haupt - mann zu unſern HErrn kommen / ſo iſt es nicht geſchehen wegen der Predig / ſondern einer hatte einen krancken Knecht / des andern ſein Sohn ware uͤbel auf / des dritten Tochter war ſchwhrlich liegerhafft / in ſumma, die Predig iſt nur vor den gemeinen Mann. Ihr redet halt / ſagte ich / wie ein Lakey / das heiſt auf Lateiniſch: ſerve nequam! Wann die Predigen nur ſeynd vor den gemeinen Mann /ſo iſt8Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes /ſo iſt auch der Him̄el nur vor den gemeinen Mann / dann Chriſtus der HErꝛ hat ſelbſten geſagt: Seelig ſind / die dasLuc. 11. Wort GOttes hoͤren / ꝛc. Ich weiß aber gar wohl / mein Lakey / daß Magdalena keine Kaͤßſtecherin oder Bauern - Weib geweſen / zumalen ihr die gantze Herrſchafft Be - thama zugehoͤrt. So ware auch Joſeph von Arimathæa keine Burger oder Kotzenmacher / Item Nieodemus kein gemeiner Tagwercker oder Vaßzieher / ſondern dieſe und andere noch mehrere ſehr gute von Adel / und gleichwolen waren ſie eifferig bey der Predig des HErrn / ja durch dieſelbige zu groͤſſerer Froͤmmigkeit und Heiligkeit ge - langet. Allein ihr Kerl / haͤtte ſollen ſagen / mein Herr hat groſſe und uͤberhaͤuffige Geſchaͤfften / woran dem Land und Lands-Fuͤrſten viel gelegen / die machen ihme ein Verhindernuß / ſonſt glaub ich / wuͤrde er keine Predig ſo bald verſaumen.

Mein Paſchy / wer iſt dieſe Dama? Es iſt dieſe / und dieſe / von dieſem Berg / von dieſem Eck / von dieſem Thal / von dieſer Au / ꝛc. O ich kenne ſchon dieſe. Dieſe hat wol auch dieſe Predig nicht gehoͤret / die dieſer Pater an dieſem Tag / auf dieſer Cantzel hat vorgetragen / O was haͤtte vielleicht dieſe vor einen groſſen Nutzen davon getragen! dann eine Predig iſt ein Spiegel / worinn ſich ein Menſch erſihet. Eine Predig iſt ein Haanen-Geſchrey / welches den Menſch vom ſuͤndigen Schlaff aufwecket. Eine Pre - dig iſt ein Gaſtmahl / welches die Seele ſpeiſet. Der Pa - ter hat ſehr eifferig geprediget wider die Hoffarth der Weiber / und zwar hat er ſolches gantz manierlich bey - gebracht / dann er lobte uͤber alle maſſen das weibliche Geſchlecht / allein / ſagte er / daß ein jedes Weib einen Nachtretter habe / der heiſſe Dioniſi. gewiß iſt es / ſagte er / daß die Weiber an Froͤmmigkeit und Andacht die Maͤnner weit uͤbertreffen / das hat man ſattſam abge - nommen zur Zeit des Leidens Chriſti / allwo ſich kein ei -nige9und hoͤrt nit gern die Predigen. nige Mannsperſon des gebenedeyten Heylands hat an - genommen / ja ſo gar ſeine eigne Juͤnger und Apoſteln das Ferſengeld geben / und ſich aus dem Staub gemacht / indem es zwar dazumal wenig geſtaubt / maſſen der Erd - boden mit dem koſtbaren Blut JEſu haͤuffig benetzt wor - den. Alle Maͤnner haben den HErrn verlaſſen / nicht aber die Weiber / als fromme und Gottſelige Creaturen / welche ſehr haͤuffig und in ziemlicher Anzahl Chriſto dem HErrn mit groſſem Weinen / und hertzigſtem Mitlei - den das Geleit gegeben / bis auf den Berg Calvariæ. Auch ſchreibt der H. Thomas Villanovanus, daß die drey fromme Frauen nach Mitternacht ſeynd aufgeſtanden / und dannoch erſt beym hellen Sonnenſchein zu dem Grab des HErrn kommen / da es doch gar nit weit war; es ſeye aber die Urſach ihr ſo ſpater Ankunfft / orto jam ſole ge - weſen / weilen ſie ſich unter Wegs lang haben aufgehal - ten / dann an dem Ort / alwo der HErr JEſus ſein Ge - ſicht eingedruckt in das Tuch Veronicæ, an dem Ort / wo Er wegen des ſchwaͤren Creutzes-Laſt auf die Erden nie - dergefallē / an dem Ort / wo ſie Ihn an dem bittern Creutz - ſtammen angenagelt / ja an allen Orthen / wo etwas merck - und denckwuͤrdigs ſich mit dem Heyland zuge - tragen / haben dieſe fromme Weiber / Gottſeelige Ge - muͤther / und andaͤchtiges Frauenzimmer ihre lange Be - trachtungen gemacht / ihr Andacht verrichtet / und eife - riges Gebet vollzogen / wordurch ſie dann auch verdie - net haben / daß ihnen vor denen Maͤnnern der troſtreiche Aviſo von der Urſtaͤnd Chriſti iſt zukommen. A. Andaͤch - tig ſeynd halt die Weiber. E. Eiferig ſeynd die Weiber. I. Inbruͤnſtig ſeynd die Weiber. O. Obſichtig ſeynd die Weiber. V. Unſchuldig ſeynd die Weiber / wann nur / ſagt der Nachtretter Dioniſi, ihr teufliſche Hochfart nit waͤre.

Drey Maͤnner kehren auf eine Zeit bey dem Pa -Pars III. Btriar -10Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttestriarchen Abraham ein / und nachdem ſie von ihm ſehr hoͤfflich und freygebig tractirt worden / haben ſie ihme die gute neue Zeitung offenbahret / wie daß ſein liebſte Frau Gemahlin werde mit einem maͤnnlichen Erben geſegnet werden. Die Sara ſtunde hinter der Thuͤr / dann dazumal lieſſen ſich die Weiber von den Maͤnnern nicht alſo ſehen / und ſchmutzte zu ſolcher Zeitung / ſprechend / ſolt ich /Ge[n]. 18. nachdem ich alt worden / und mein Herr auch be - tagt iſt / noch einmal der Luſt pflegen? ſolt ich in der Warheit gebehren / da ich nunmehr ein altes Weib bin? O mein Sara / mein goldene Sara / deines gleichen iſt kein Weib in der gantzen Welt / die alſo ein Liebhaberin der Warheit waͤre / wie du / du bekenneſt / daß du ein altes Weib ſeyeſt / das thut aus hundert tau - ſend keine / ſondern ein jede will jung ſeyn / wann ſie ſchon Haar auf dem Kopf hat / wie unſers Nachbauren Schim - mel / ſie will gleichwol jung ſeyn / wann ſie ſchon ein Stirn / wie die Schweitzerhoſen / ſie will gleichwol jung ſeyn / wann ſie ſchon ein paar Wangen / wie ein zerlechz - ter Feuerkuͤbel / ſie will gleichwol jung ſeyn / wann ſie ſchon ein Maul / wie ein ausgebrennte Zuͤndpfannen / ſie will gleichwol jung ſeyn / wann ſie ſchon Zaͤhn wie ein ge - ſtumpfter Rechen / ſie will gleichwol jung ſeyn / wann ſie ſchon ein Naſen / wie ein alter Brunnen-Amper / der im - merzu im Waſſer ſtehet / ſie will gleichwol jung ſeyn / und will ſchoͤn ſeyn / eine ſchoͤne Hoͤllena ſeyn / deſſentwegen andere Haar auf dem Kopf / deſſentwegen ein Schnur Perl um den Kopf / deſſentwegen auf die Wangen ein neues pollment, deſſentwegen ein Maul falſcher Zaͤhn / deſſentwegen auf die Leffzen ein rothes Gemaͤhl / deſſent - wegen im gantzen Geſicht ein angeſtrichnes Fell. O du nobilitirter Madenſack / zu was Ziel und End iſt dann die -Erithræ. Ex. 107. ſer Aufbutz? Haſt du ſchon vergeſſen / wie es jener ergan - gen / von der Erithræus ſchreibt / die wegen ihres Anſtrich /und11und hoͤrt nit gern die Predigen. und verdammlichen Geſichtmahlen / alſo in den Goͤttli - chen Augen verhaſſt worden / daß / nach ihrem Tod / den Coͤrper weder die Erden wolte behalten / dann er allzeit den anderten Tag wieder auſſer dem Grab gelegen / we - der das Waſſer behalten / maſſen ihn allemal das Meer mit groͤſtem Unwillen wieder an das Geſtad geworffen / dahero der Teufel ihn endlichen in den tieffen Hoͤlliſchen Abgrund mit ſich geſchleppet.

Lebens / lobens / und liebenswerth / ſagte der Pre - diger mehrmalen / ſeynd die Weiber / dann ſie oͤffters ein Urſach / daß die Maͤnner werden Kinder der Seeligkeit / die ſonſten den geraden Weg waͤren zum Teufel gefah - ren. Ein macher grober Eſelius ſchimpft ſein Weib / und pflegt ſie zu binden am Feſt Simonis und Judæ, als waͤre ſie / und ſeye ſie ein Simann. Ein ſolcher grober Cno - ſpus ſoll GOtt dancken / wann ſein liebes Weib ein Sie - mahn iſt / wann ſie ihn mit ihren heylſamen Ermahnun - gen vom Boͤſen abhaͤlt / und zu allem Guten lenckt und wendt. Siemahn ihn dann nur ſteiff / daß er die Wirths - haͤuſer meide / worinnen das Gewiſſen ſamt dem Beutel ſchlecht wirthſchafftet. Siemahn ihn / daß er von dem gewoͤhnlichen Schwoͤren und Gottslaͤſtern abſtehe / in - deme ihme der Allmaͤchtige die Zung erſchaffen / GOtt zu loben / und nit zu beleidigen. Siemahn ihn / daß er nach ungerechtem Gewinn und vortheilhafftigen Hand - lungen nit ſtrebe / zumalen ein ungerechter Pfenning auch einen gerechten Groſchen frißt. Haͤtte Pilatus ſeiner Frauen gefolgt / wie ſie ein Siemahn ware / ſo thaͤte er anjetzo nicht in dem hoͤlliſchen Rachen ſitzen. Dann wie dieſe auf dem Gerichtſtuhl geſeſſen / an dem Orth / ſo litho - ſtratos genannt ware / und bereits damal von dem Volck / und ſonderlich von denen hohen Prieſtern gantz ungeſtim̄ wurde angehalten / damit er / vermoͤg ſeiner hohen Amts - Verwaltung / ſolle JESUM zum Tod verurtheilen /B 2gleich12Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes /gleich ſchickte ſeine Frau Gemahlin einen Paggi zu ihm / und zwar / nach Auſſag Simonis de Caſſia, mit einem Briefl oder Zettel / worinn ſie ihn ſowol guͤtlich / als ernſthaſft ermahnet / er ſolle doch ſeine Haͤnde nicht waſchen in dem Blut dieſes gerechten Manns JESU von Nazareth / dann ſie wegen ſeiner die Nacht hindurch einen wunder - lichen Traum und Geſicht gehabt. Ob ſchon einige der Meynung und Auſſag ſind / als haͤtte ſolchen Traum der boͤſe Feind verurſachet / der durch ein Weib den Tod Chri - ſti / und folgſam die Erloͤſung des menſchlichen Geſchlechts zu verhindern ſuchte / ſo wird von den meiſten heiligen Vaͤttern / bevorab von allen Griechiſchen Lehrern / obbe - nannte Frau uͤber allemaſſen gelobt / die es auch mit gruͤndlichen Beweiſungen behaupten / daß erſtgedachter Traum nicht vom Teufel hergeruͤhrt / als der nicht wu - ſte / daß Chriſtus wahrer GOtt und Menſch ſeye / und durch ſeinen Tod die Welt erloͤſet werde / dann ſonſten haͤt - te dieſer leidige Satan die Hæbreer nicht zu ſolchen Haß und Verfolgung Chriſti angeſporret / ſondern ſolcher Traum ſeye von GOtt / vom Himmel / von ihrem eignem Schutz-Engel herkommen / wie ſolches leicht von dem heiligen Wandel / den ſie nachgehends gefuͤhrt / abzuneh - men / maſſen ſie in der Zahl der Heiligen geſetzt / und Claudia Procula genannt / wie dann von ihr auch der hei - lige Paulus in einer Epiſtel zu dem Timotheum c. 4. Mel - dung thut. Wann nun Pilatus der heylſamen Ermah - nung ſeiner Frauen haͤtte gefolgt / ſo waͤre er anitzo und auf ewig nit ſo ungluͤckſeelig. Wer hat den Propheten Balaam ermahnet? Wer hat gemacht / daß er nit um dasNum. 22. zeitliche und ewige Leben kommen? Wer? ſag an? Wer? nit der / wer? nit der / ſondern die / die Eſelin / welcher GOtt wunderbarlich ein menſchliche Zung ertheilt / wor - durch den geitzigen Propheten von ſeinem Untergang er - halten. Es gibt viel grobe Kniſpel / viel grobe Giſpel /welche13und hoͤrt nit gern die Predigen. welche ihre Weiber nur Beſtien pflegen zu tituliren / aber ſtill / und noch einmal ſtill ihr unartige Goſchen / ein man - ches Weib iſt ein gute Beſtia, und ein ſolche / durch die GOtt der Allmaͤchtige redet / abſonderlich / wann ſie euch vom Boͤſen abhaltet / und zu allem Guten leitet / mula, und mulier ſeynd faſt eines Namens / wie viel tauſend Maͤnner ſeynd durch der Weiber gute Ermahnungen zu GOtt kommen / zum rechten Glauben kommen / ja gan - tze Laͤnder und Reich ſeynd durch ſie bekehrt worden / wie ſolches in allen Chronicken ſattſam zu finden iſt: Mit ei - nem Wort / lebens / liebens / und lobenswerth ſeynd die Weiber! wann nur / ſagte der Nachtretter Dioniſi ihr verdammte Hochfahrt nit waͤre.

Weil der groſſe Mann GOttes Moyſes auf dem Berg mit dem Allmaͤchtigen geredet / und groſſe Geſchaͤff - ten tractirt, unterdeſſen begehrte das uͤbermuͤtige Volck von dem Aaron / er ſolle ihnen einen andern GOtt ſtellen / Aaron ſagt alsbald den Maͤnnern / ſie ſollen die guͤldene Ohrenring ihrer Weiber herbey bringen / er woll ihnen einen Gott daraus gieſſen / der ihnen gewiß nit mißfal - len werde. Mein hoher Prieſter Aaron / diß iſt gar einExod. 32. nieders Concept, ſo wilſt du dann auch mithelffen / und mitwuͤrcken / daß die Iſraeliter die Goͤtzen anbeten und verehren? Aaron hat mit allem Fleiß befohlen / die Wei - ber ſollen ihre guͤldene Ohrenring herbey bringen / dann er gedachte / daß die Weiber in Ewigkeit diß nicht thun wuͤrden / und ehender ohne Gott bleiben / als ohne Ge - ſchminck.

Ach GOtt / bey dieſer jetzigen bethoͤrten verkehrten Welt iſt es leider alſo beſchaffen / daß die Weiber lieber GOtt / den Himmel / die Seeligkeit verlaſſen / als ihren Geſchmuck und Kleyderpracht: Nur ſchoͤne Kleyder / wann auch ſo viel Auszuͤgel von den Kaufleuten in dem Fenſter ſtecken / daß ſie auch einem Gewuͤrtz-Kraͤmer aufB 3Jahr14Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /Jahr und Tag vor Scharmuͤtzel kleckten. Nur ſchoͤne Kleyder / wann auch der Mann alle Tag den Ablativum muß brauchen in des Kayſers Beutel. Nur ſchoͤne Kley - der / wann man auch derenthalben dem Mann ſoll ein lateiniſch Ypſilon auf den Kopf mahlen. Nur ſchoͤne Kleyder / wann man auch nur Kraut und Ruben wie die Schloſſerbuben ſollen eſſen.

Moyſes und Aaron machten in dem Angeſicht des Egyptiſchen Koͤnigs Pharao groſſe Wunderwerck / aberExod. 7. was ſie gemacht / das thaͤten die Egyptiſche Zaͤuberer nach / ſie verkehrten ein Ruthen in ein Schlangen / fece - runtq́ue ſimiliter, das haben ſie auch gemacht. Sie ver - kehrten die Schlangen wieder in ein Ruthen / fecerunt - q́ue ſimiliter, das haben ſie wieder gemacht. Sie ver - kehrten alles Waſſer in Egypten in lauter Blut / fece - runtq́ue ſimilit er, das thaͤten ſie auch nach. Vergebt mir ihr Weiber / aber nicht mit Gift / ich nenne euch nit alle Zauberin / das ſeye fern von mir / aber die meiſten aus euch folgen den Egyptiſchen Zauberern / dann durch eure verdammte Hochfahrt / thut ihr auch alles nach / bringt nur Eine ein neue Modi auf die Bahn / ſo thun es die an - dere alle nach / traͤgt Eine einen neuen Zeug / ſo traͤgt ihn die andere auch / und bedeckt ihr Miſtkrippen mit glei - chem Uberzeug. In Summa Affen nenne ich euch nicht / aber nachaffen thut ihr alles / O verdammte Hochfahrt! Der Geitzteufel Mammon hat viel Weiber unter ſich / der Unzuchtteufel Asmodæus hat viel Weiber unter ſich / der Neydteufel Belzebub hat viel Weiber unter ſich / der Freß - teufel Beelphegor hat viel Weiber unter ſich / der Zorn - teufel Baalberit hat viel Weiber unter ſich / der Lentzteu - fel Aſtaroth hat viel Weiber unter ſich / aber keiner hat mehrer Weiber unter ſich / als der Hochfartteufel Levia - than. Wenig ſeynd / O wol eine kleine Anzahl derſelben / welche der Hochfart-Geiſt nit plagt / aber ſagt mir doch /zu15und hoͤrt nit gern die Predigen. zu was dienet dann dieſe eure Zier? Wann ihr es mir ſchon nit bekennet / ſo ſagt es doch der boͤſe Feind / als wel - cher das Wort Zier zuruck liſet / und nichts anderſt her - aus bringet als Reiz / darum / darum zieret ihr euren Kothſack / euren Sautrog / euren Kuttelmantel / euer Lu - derbrut / euer Geſtanckmuͤhl / euer Muff-Huͤtten / euer Wuſtgewoͤlb / damit ihr alle ſolt und wolt zu eurer Lieb reizen.

Sagt her / welcher Moditeufel hat die hohe Hauben aufgebracht? Der Obriſt Lucifer iſt derenthalben gar - bel zu frieden / dann er mit groſſem Unkoſten hat die Hoͤll - pforten muͤſſen hoͤher bauen / weil ihr euch nie bucket / auſ - ſer euer Galan macht euch tiefe Complement. Im alten Teſtament hat GOtt der HErr ſeinem Volck die Wid - hopfen verbotten / wie Levitici am 11. zu leſen / alſo iſt gar leicht zu vermuthen / daß ihr mit euer dermaligen Widhopfen-Tracht GOtt dem HErrn / und ſeinen Goͤtt - lichen Augen auch werdet mißfallen. Anno 1583. war zu Wien ein Menſch mit zwoͤlfftauſend ſechshundert und fuͤnffzig Teufeln beſeſſen / nachdem alle dieſe hoͤlliſche Lar - ven mit gewoͤhnlichen Kirchenwaffen angegriffen wor - den / und bereits ſolche Veſtung ſolten verlaſſen / hat de - ro Fuͤhrer und Oberhaubt begehrt / man woll ihm und ſeinen Geſellen wenigſt vergoͤnnen / daß ſie doͤrffen fah - ren in die dicke Kroͤß der umſtehenden Weiber / wie dazu - mal die Tracht geweſen: Gar gewiß / ja unfehlbar iſt zu glauben / daß wann unſere neuerfundene hohe Raiger - buͤſch / und abcopirte Babyloniſche Narrenſchoͤpf waͤren dazumalen gegenwaͤrtig geweſen / daß beſagte verruchte Geiſter nit anderwerts hinzufahren begehrt haͤtten / als in dieſe gewiſpelte Hauben-Neſter. Ich bitt euch um die Wunden Chriſti / um eurer Seeligkeit willen / laßt doch einmal nach / von dieſem uͤbrigen Welt - und Kleyder - pracht / es kommt ſchon ſo weit / daß ihr alles diß vor keinSuͤnd16Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /Suͤnd mehr rechnet / ſondern alles eurem Stand gemaͤſ - ſig urthelt / iſt dann ſchon eurer Gedaͤchtnuß entfallen / neben tauſend andern Geſchichten / Jene Graͤfin / von de -Prat. Flor. p. 1, l, 1. ro Valerius Venetus erzehlet / welche ſehr fromm und auf - erbaulich gelebt / viel und haͤuffiges Allmoſen ausgetheilt / aber gleichwol in feuriger Geſtalt nach dem Tod erſchie - nen / mit dem Verlaut / daß ſie ewig verdammt / um weil ſie den Kleyder-Pracht / und neuen Modi gar zu ſtarck nachgeſtrebt / O GOtt! dieſem allem gibt man wenig Glauben / allein es wird ein Zeit / ein Tag / ein Stund / ein Augenblick alles zeigen / und zwar dazumal / wann euer Seel vor dem Goͤttlichen Richter erſcheinen wird.

Nicht wenig / ſondern viel / nicht ſchlecht / ſondern ziemlich / nit nur obenhin / ſondern wol umſtaͤndig ſeynd die Weiber zu loben / und dero vollkommener Wandel hervor zu ſtreichen / fuhre mehrmalen fort mit derglei - chen Reden der P. Prediger / ja / ſagte er / es ſeye ver - muthlich / und zwar mit ſtarcken Beweißthumen zu be - kraͤfftigen / daß mehrer Weiber zur Seeligkeit gelangen /[[figure]]A B als Mannsbilder. Dann GOTT der Allmaͤchtige die Welt erſchaffen in Form und Geſtalt eines runden Zir - ckels / nun aber iſt es allbekandt / daß in Formirung eines Zirckels / der letzte Punct zu dem Erſten komme / geſtalt - ſam A. der erſte Punct / und B. der Letzte zuſammen ſtoſ - ſen. Der erſte Punct / den GOtt der Allmaͤchtige in Ver - fertigung des allgemeinen Welt-Zirckels gemacht hat / war der Himmel / dann im Anfang erſchuffe GOTT Himmel und Erden / der letzte Punct in der allgemeinen Erſchaffung ware das Weib / maſſen dieſe nach Erſchaf - fung aller andern Creaturen / das iſt / zu allerletzt aus der Rippen formirt worden / wann nun in Formirung des runden Zirckels der letzte und erſte Punct zuſam̄en kom - men / ſo folgt dann recht / daß das Weib / als letztes Ge - ſchoͤpff / zu dem erſten Geſchoͤpff / benanntlichen dem Him - mel komme.

Der17und hoͤrt nit gern die Predigen.

Der gelehrte Ruiz iſt der Meynung und Auſſag / daß meh -De prædeſt. diſp. 54. Sect. 6. n. 4. rer Weibs-Perſonen in Himmel kommen / als Maͤnner / dann es ohn allen Zweifel iſt / daß die Weiber dem heili - gen Gebet / der geiſtreichen Andacht weit mehrer ſeynd zugethan / als die Maͤnner / es wird mancher Limelius ein gantze Wochen kein heilige Meß hoͤren / da unterdeſſen die arme Haut in aller fruͤhe zu dem erſten Gottesdienſt eilet. Mehr hat das Weib kein ſo groſſe Gelegenheit zu ſuͤndigen / als der Mann / die wenige Ungedult in Erzie - hung der Kinder / das offtermal nothwendige Zancken mit den Dienſtbotten / der gaͤhe Zorn wegen der unge - ſchliffenen Sitten des Manns / ſeynd faſt die meiſte / ſo ihr Gewiſſen betrangen / entgegen er in ſeinem Ambt die Herrſchafft betruͤgt / mit ungerechtem Vortel ſich berei - chet / dem Nechſten Schaden und Unfug anthut / und ſich juſt zu dem Officio ſchicket / wie der Bock zum Gaͤrt - ner ꝛc. Oder treibt Kauff - und Handelſchafft / gibt falſche Wahr vor gutes Geld / betheurts mit hundert tauſend Sacrament / mit zwoͤlff tauſend Deibl / mit acht tauſend Donner / mit ſechzehen tauſend Hagel / mit ſieben tau - ſend Blitz. Item ſo iſt der Maͤnner ſaubere Wandel nur allbekandt / als die in allen Wuͤrthshaͤuſern / in allen Spielhaͤuſern / in allen Dauzhaͤuſern / und gar offt in al - len Huſtenhaͤuſern herum lauffen / herum ſauffen / her - um rauffen / herum kauffen / herum ſchnauffen ꝛc. da un - terdeſſen die fromme Weiber zu Hauß ihr Zeit mit den unſchuldigen Kindern zubringen / oder etwan in nechſter Kirchen ein Kertzl aufſtecken / und ihre Gebet / ſo viel es die Haußgeſchaͤfften zulaſſen / emſig verrichten. So wird man auch in allweg finden / daß die Weiber weit barmhertziger ſeynd / als die Maͤnner / welches vor allen andern Moyſes erfahren / den vorwahr kein Mann ausExod. 1. dem Waſſer hat zogen / noch haͤtte zogen / weil es ſo ſcharf durch Koͤniglichen Befelch verbotten / ungeacht aber allesPars III. Cdiß /18Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /diß / auch mit der Gefahr ihres Lebens hat ſolche Barm - hertzigkeit dem kleinen Kind ein Weib erwieſen. In Summa / man haͤtt kaum Federn gnug / wann alle Tu - genden und Haubthaten der Weiber ſolten ſchrifftlich verfaſſt werden / dahero ſie nit wenig / ſondern viel / nit ſchlecht / ſondern ziemlich / nit nur obenhin / ſondern be - dachtſam und umſtaͤndig zu loben / und zu preiſen / wann nur / ſagt der Nachtretter Dioniſi, ihr verdampte Hoch - fahrt nit waͤr.

Luc. 13.

Das Himmelreich iſt gleich / ſagt unſer HErr / ei - nem Saurtaig / den ein Weib nahm / und verbarg ihn unter drey Seſter Meel / ſo gehen dann / mein HErr / ſo gehen dann die Weiber eigentlich mit dem Saurtaig um? Ja freilich / ſie weit mehrer / weit oͤffter als die Maͤnner / der Sauꝛtaig blaͤhet auf / vermoͤg ſeiner Eigenſchafft / weit mehrer / weit offter gehen die Weiber mit aufgeblaſenen Gedancken / mit aufgeblaſenen Worten / und mit aufge - blaſenem Leib um / als die Maͤnner.

Ein adeliches Weib / wird ins gemein genennet ein Dama, und Dama, als ein lateiniſches Wort / heiſt auf teutſch ein Gembs / wer ſteigt hoͤher als ein Gembs? Wer will immerzu hoͤher ſeyn als ein Weib? der Teuf - fel hat ihnen unten und oben / das iſt / bey Fuͤſſen und Kopf muͤſſen zuſetzen / damit ſie nur hoͤher ſeynd / bey den Fuͤſſen durch die hohe Schuch / beym Kopf durch die hohe Hauben.

Ein Weib tritt zu unſerm HErꝛn mit zween erwach - ſenen Soͤhnen / reicht ihm ein Supplication uͤber / mit die - ſem Innhalt / daß ſie es gern ſaͤhe / ja ihr groͤſte Gnad waͤre / wann er einen zur rechten / den andern zur linckenMatt. 20. Hand in ſeinem Reich ſtellte; da zumalen lebte noch ihr Mann der Zebedæus, wie kommts dann / daß dieſer die zween Soͤhn nit vor unſern lieben HErrn gefuͤhrt / es waͤ - re weit manierlicher geweſt? Es iſt wol zu glauben / daßſie /19und hoͤret nit gern die Predigen. ſie / das Weib nemlich / ſolches ohne Wiſſen und Willen des Manns gethan / auch den Herrn im Hauſe geſpielt / wie man pflegt zu ſagen / ſie hat gedacht / wann ihre Soͤhn durch ihr recommendation zu hoͤhern Ehren kom - men / ſo wird man alsdann ſagen / das iſt ein wackeres Weib / dis Weib gilt viel bey unſerm HErrn / dis Weib hat einen ſchoͤnen Verſtand / dis Weib braucht eine ſchoͤne Manier / dis Weib kan ihre Kinder fortbringen / dis Weib gibt keinem Mann nach / dis Weib nimmt alle Beuth ein / diß iſt ein ſtattliches Weib ꝛc. dann der Weiber iſt gleichſam ihr Natur / daß ſie wollen gelobt werden / O Hochfarth!

Matth. am 18. Cap. wird geleſen von einem Be - ampten eines Koͤnigs / der in ſeiner Rechnung gar uͤbel beſtanden / und weilen er im Vermoͤgen nicht hatte / daß er den Abgang dem Koͤnig koͤnte gut machen und bezah - len / weſſenthalben er befohlen / man ſoll dieſen Officier ver - kauffen / auch ſein Weib und Kinder ꝛc. Euer Majeſt.Matt. 18. wollen mirs gnaͤdigſt vergeben / dis ſcheint der Juſtitz und Gerechtigkeit nicht gemaͤß / was kan das Weib die arme Haut darvor / daß ihr Mann ſo uͤbel gehauſſt? was kan ſie darvor / daß er in ſeiner Raittung nicht beſtehet? Auhier bekomm ich die Antwort / daß ſolchem Weib keinDiez in Conc. Dom. 2 l. poſt Pant. Unrecht geſchehe / maſſen ſie die meiſte Urſach / daß er in ſolchen Schulden-Laſt gerathen / dann ſie das Jahr hin - durch zwoͤlff neue Kleider hatte / zu Ehren der 12. Mo - nath / ſo war ihr auch der Stand zu ſchlecht / mußte alſo den Adel kauffen / und hieſſe nicht mehr Anna Puzerin / ſondern Annieta Pontiana von Schneitzenau ꝛc. Item das zu Fueß gehen / iſt ein Poſt vor gemeine Taͤndelwei - ber / muſte alſo das lateiniſche Frauen Zimmer in einem Wagen fahren / und mit einer Liberey prangen von aller - ley Farben / wie Tauben-Koth / damit es etwas frembd. Solche groſſe Unkoſten haben den guten Man̄ veranlaſt /C 2daß20Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /daß er ſein Beutel mit der Herrſchafft Caſſa verheurath / und alſo zu Grund gangen. O wie offt geſchicht dis? O wie offt iſt der Weiber Hochfarth / der Maͤnner Hinfarth / Abfahrt / und Auffarth!

Agiſus, Hertzog in Friaul / hat es erfahren Anno Sechs - hundert nach Chriſti Geburt / deſſen Frauen Gemahlin Romaddæ die Zaͤhne gewaͤſſert nach einer Cron / dahero ihr contento zuerhalten / hat ſie Cicannum den Hungeri - ſchen Koͤnig durch Brief / und verborgene Geſandſchaff - ten dahin vermoͤgt / daß er mit einer Namhafften Ar - mee in Friaul geruckt / deme ſie aber aydlich verſprochen / daß er ohne Verluſt eines Manns die Stadt ſolle behaub - ten / dafern er ſie vor ein Ehe-Conſortin und Koͤnigliche Gemahlin wolte erkiſen. Cacannus verſpricht / Cacan - nus kommt / Cacannus uͤberwindet / Cacannus erlegt den Hertzogen / Cacannus freyet die Romadda, aber wie? auf ebnem Feld in dem Angeſicht der geſambten Armee laͤſt er ſie an einen groſſen hoͤltzernen Pfahl anbinden / und folgſam lebendig verbrennen / mit dem hoͤniſchen Vorwurf / auf ein ſolches Weib / gehoͤrt ein ſolcher Mann. Das Feuer gehet noch hin / aber was ſagt ihr ſtolze Weiber zu dem ewigen Feuer / welches einmahl euer Hochfarth wird brennen / und nit ver - brennen / weil es ewig waͤhret / ewig / ewig / ſchreibt dieſe Wort auf ein Zettel / und ſteckts auf euren hohen Raiger - buſch / ewig / ewig / ſtickt dieſe Wort mit Gold / und tragts um euren Hals / ewig / ewig / papt dis Wort mit lauter ſchwarzen Flecklen in euer Geſicht / ſo da vertreibts die ſeidene Mucken alldar. O Hochfarth! O Ewigkeit! O Demut JESU und MARIÆ! O Hochfarth der Menſch - lichen Erdwuͤrm!

Der Prediger / mein lieber Lakey / machte es fuͤrwahr ſehr eyferig und ſcharff / dahero ich der gaͤntzlichen Mey - nung / wann euer gnaͤdige Frau waͤr in der Predig ge -weſen /21und hoͤret nit gern die Predigen. weſen / daß ſie hierdurch waͤre bewegt worden / und ihren / dem Anſehen nach / ſehr groſſen Pracht und Hochfarth ab - gelegt / weil ein Kirchen und Gotts-Haus weit anderſt beſchaffen / als die Archen Noë / dann alle die Thier / ſo in ſelbige eingetretten / ſeynd wieder alſo herausgangen / ein Wolff hinein / ein Wolff heraus / ein Ochs hinein / ein Ochs heraus / ein Eſel hinein / kein Doctor, ſondern wider ein Eſel heraus ꝛc. Aber mit der Kirchen und Gottes-Haus hat es mehr mahl ein weit andere Beſchaffenheit / dann gar offt ein geyler Bock hinein gehet / und wird durch die Predig bekehrt / daß er als ein unſchuldiges Laͤmmlein heraus kommt. Gar offt ein ſtoltzer Pfau hinein prangt / und wird von der Canzel bewegt / daß er als ein weiſſe Tauben heraus kommt. ꝛc. Alſo wann euer gnaͤdige Frau waͤr in der Kirchen geweſen / und haͤtte die Predig gehoͤrt / iſt gar wol zu glauben / daß ſie waͤr in ihr Gewiſſen gan - gen / und der Welt Eitelkeit abgeſagt / maſſen ſolches ſchon oͤffter geſchehen; Dann wie der heilige Joannes Ca -in Vita. piſtranus zu Regenſpurg ſo ſcharf geprediget / wider das Spielen und Hochfarth der Kleideꝛ / ſo ſeynd / nach vollend - ter Predig / die Spieler mit Karten und Wuͤrffel / die Weiber mit Kleider-Pracht und Tracht Hauffenweis auf den Platz geloffen / daſelbſt einen groſſen Scheiter - hauffen angezuͤndet / und alle die Eitelkeiten zu Aſchen verbrennt.

O mein Pater, ſagt hieruͤber der Lakey / mein gnaͤdige Frau die acht ſich der Predigen nit viel / und wan̄ ſie doch ein und das andertmahl zu einer koͤmmt / ſo pflegt ſie die maiſte Zeit darunter / mit der benachbahrten Geſellſchafft zu ſchwaͤtzen / oder ſie legt dem guten Prediger ſeine Wort und Lehr alſo aus / daß er in der folgenden Abend-Geſell - ſchafft die maiſte Unterhaltung muß geben. Mein lie - ber Lakey glaube mir / daß zwar die Ohren euer gnaͤdi - gen Frauen auswendig mit ſchoͤnen Orientgliſchē PerlenC 3und22Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /und Geheng prangen / aber einwendig der hoͤlliſche Baͤr mit einem groſſen Anhang wohne / welcher der armſeeli - gen Creatur an den Apoſtoliſchen Predigen einen ſolchen Grauſen und Ekel macht.

Ein Medicus kommt zu dem Krancken / deme das langwuͤrige Fieber die Leibs-Kraͤfften ſchon zimlich ab - gezehrt / deme die Pulß nicht viel ſtaͤrcker laufft / als der Bratter am Aſchermittwochen / deme die Augen in dem ausgeſelchten Angeſicht ſtecken / wie ein paar Muſchl in einer Grotta / deme die Naſen ſpitzfuͤndig wird / unange - ſehen der Verſtand ſchon abnimmt / deme der Athem gehet / wie ein geladener Wagen im Hollweg. In Sum - ma alle dieſe Zuſtaͤnd und Umſtaͤnde gefallen dem Medi - co nit / wann man ihm aber uͤber alles diß noch ſagt / daß der Krancke das Gehoͤr verliehre / da ſchittelt der Doctor den Kopf / â Dio, ſpricht er / mit dem Leben iſt es aus. Hipocrat. Aphoris. lib. 4. in febre non intermittente, ſi non audiat æger, jam debilis exiſtens, propinqua mors eſt.

Ein hitziges Fieber iſt die Gailheit / ein Gallfieber iſt Zorn und Rachgier / ein viertaͤglichs Fieber iſt der Geitz / ein dreytaͤglichs Fieber iſt die Hochfarth / ꝛc. Alle dieſe und noch andere ſeynd ſehr gefaͤhrliche Zuſtaͤnd vor die Seel / gleichwol ſeynd ſie noch zu euriren / wann man moͤg - liche Mittel anwendet / ſo aber einem dergleichem Pa - tienten das Gehoͤr verfallet / ſo er in Anhoͤrung des Worts GOttes einen Grauſen empfindet / ſo er die Pre - dig nit gern hoͤret / O Dio, ſprich ich / mit dem Leben iſt es aus / und zwar mit dem ewigen Leben / dann meine Schaͤ - fel hoͤren meine Stimm / ſpricht unſer HErr bey JoanneJoh. 10. 10. c. Der dann die Predig / welche ein Stimm Chriſti / nit gern hoͤret / iſt kein Schaͤfel des Herrns / ſondern wird einmahl am Juͤngſten Tag geſtellt unter die ver - dammte Boͤck zur lincken Hand.

Schuldiger Diener Herr Doctor, woher? Sie ſeyndgewiß23und hoͤrt nit gern die Predigen. gewiß bey der Predig geweſen / weil ich ſie allhier nit weit von der Kirchen antriff / das nit / gab er mir die Antwort / das nit / dann meine Geſchaͤfften laſſen es nit zu / geſtern Abends habe ich mit meinem Collega gelabetet bis um halbe ailff Uhr / heut bin ich erſt um achte aufgeſtanden / und alſo gleich als ein Jaͤgermeß gehoͤret / anjetzo wiſche ich uͤber meine Schrifften / Nachmittag ſetzt es doch wie - der etwas ab. ꝛc. Ich achte mich der Predig nit viel / ich hab deren nur gar zu viel von meinem Weib zu Haus / â Dio, ſervitor Pater. Als wir uns dergeſtalten von ein - ander ſchaydeten / da vernahm ich ein paar ehrliche Bur - ger hinter mir / welche gar deutlich und wol verſtaͤndlich von der Predig alſo redeten. Ey / Ey / es iſt immer ſchad / daß dieſer Juriſt nit bey der Predig geweſen / dann er fuͤr - wahr ein Gutes haͤttin Buſen bekommen / ware doch faſt des Paters ganzes Reden von den Advocaten / und dero mehrmal gewiſſenloſes procedere. Gar viel ſtehen frey - muͤthig von dem Rechtfuͤhren ab / ſagte der Prediger / weil ſo viel Unkoſten aufgehen / damit ſie nicht gar hierdurch zum Bettelſtab gerathen. Lazarus lag 4. Tag im Grab / Lazarus ſteckt 4. Tag im Grab / biß ihn endli - chen Chriſtus erweckt ꝛc. 4. Tag gehen hin / aber mein Recht / ſagt mancher / bleibt ſchon ligen nit nur 4. Tag / nit nur 4. Wochen / nit nur 4. Monath / ſondern ſchon 4. Jahr / 4. ganzer Jahr ſteckt es ſchon / fœter, das kan ja kei - nem wol ſchmecken / unter der Zeit laufft die Beſtallung des Advocatens gleichwol fort / unter der Zeit muß ich immer dem Doctor ſpendiren / ſein Schreiber / der bis an Halß geſtudierte Maulaff / will auch beſchenckt werden. O GOtt / wann nur einmal dieſer Lazarus erweckt wuͤr - de? Mein lieber Menſch / du muſt glauben / daß der Doctor an dir ein gute Melck-Kuh hat / du muſt wiſſen / daß des Advocaten ſein Beutel mit dem Deinigen in nahender Verwandſchafft iſt / ja gar Bruder / du muſt gedencken /wann24Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /wann du ſchon gern von ihme loß waͤreſt / daß er herent - gegen von dir nit gern loß waͤre (zwar loß iſt er genug) braucheſt du ihn nit / ſo braucht er dich / daß er dein Recht ſo langſam zu einem gewuͤnſchtem End bringt / er wils nit uͤber das Knye abbrechen / damit fein der Handel ganz bleibe / Eylen thut kein gut / ſagte der Schneck / der 7. Jahr uͤber die Brucken gekrochen / und gleichwol geſtolpert / aus dem Langſam waͤchſt ihm ſein Intereſſe, abeꝛ iſt das recht? ein Recht fuͤhrt er wohl / aber nit recht / dann was er in vier Wochen haͤtte koͤnnen zu einem Ausgang bringen / und ſelbiges erſt in 4. Jahren vollendet / ſo iſt unterdeſſen dein Ausgab ſein Diebſtahl / wann es durch ſein Boß - heit / oder Fahrlaͤſſigkeit alſo prolongirt worden.

Marei 11. c.

Jener Feigenbaum iſt durch des HErrn malediction voͤllig verdorben / es iſt ihm recht geſchehen / warum hat er dem Heyland nit einige Frucht geſpendiret: Aber ich / ſagt manicher / hab meinem Advocaten etlich Jahr her / ſo viel geſpendirt / ich wolt / daß ihn ꝛc. und bin letzlich gleich - wol verdorben / dann mein Gegentheil mir das Recht ab - gewonnen. Schneidewinus iſt ein rechter und wackerer Juriſt / aber mein Advocat heiſt Schneidofftius, dann er mir je und allweg aufgeſchnitten / daß er wolle den Han - del gewinnen / ich habe ein gerechte Sach ꝛc. unterdeſſen hat er mir den Beutel geſchrepfft / das iſt ja nicht recht. Schragius iſt ein ſtattlicher Juriſt / aber mein Advocat hat manchem ſchon das Recht ſo lang hinausgefuͤhrt / biß er auf dem Schragen gelegen / ich glaub / und foͤrchte / es wer - de mir nicht um ein Haar beſſer gehen / dann ich mercke / ſeine actiones richten ſich nach dem alten Calender. Schil - terus iſt ein trefflicher Juriſt / aber mein Advocat heiſt Schildtalzeit / der hat ſchon manchem Teufel ein Ohr abgeſchworen / er wolle inner der und der Zeit die Sach zum End bringen / es iſt aber ſein Kram̄ nie kein Wahre. Sprengerus iſt ein guter Juriſt / aber das hat er nit ge -ſchrieben /25und hoͤret nit gern die Predigen. ſchrieben / daß mich mein Advocat ſchon Jahr und Tag ſoll wie einen andern Narren herumſprengen / von Pila - to zum Herodes, indeme er doch die Sach in drey Tagen haͤtte koͤnnen vollziehen. Schacherus iſt ein trefflicher Ju - riſt / aber das hat er nit gelehrt / daß mein Advocat ſoll mit den Parteyen alſo ſchaͤchern / dann er kaum ein Schrifft von einem halben Bogen aufſetzt / ſo begehrt er ſchon ein Dutzet Doͤlpelthaler / der heßliche Menſch. Strikius iſt ein guter Juriſt / aber das hat er nie geſchrieben / daß ein Ad - vocat wie der Meinige / ſo wol mir / als auch dem Gegen - theil dient / und alſo beederſeits ſtihlt / deſſenthalben er ſchon hundert Strick verdient. Wurmſerius iſt ein gu - ter Juriſt / aber das hat er wol nit geſchrieben / daß ein Advocat ſoll den Parteyen alſo den Wurm ſchneiden / wie es der Meinige thut. Linkherus iſt gar ein guter Juriſt / aber das hat er gar nit docirt / daß ein Advocat ſoll linck und recht ſeyn / wie ich einen hab / dann wer ihm viel gibt / dem iſt er recht / der ihm wenig ſpendirt / dem iſt er linck. Coler iſt ein guter Juriſt / aber mein Advocat iſt wie ein Hund / deme mit einer Schenkaſchi gar leicht das Maul zu ſtopfen / daß er vor Gericht nit viel bellt. Alle derglei - chen Sachen ſeynd nit recht / ſondern vor GOtt und der Welt ſtraffmaͤſſig.

Allhier werden keineswegs verſtanden die jenige fromme / und gewiſſenhaffte Advocaten / die nicht allein Juſtinianiſch / ſondern auch juſt ſeynd / ſagte der Prediger / ſetzte auch hinzu einige Geſchicht / worinn ſich die boͤſe und gottloſe Advocaten ſpieglen koͤnnen. Der heilige Dun - ſtanus, Cantuarienſiſcher Ertzbiſchoff aus gerechtem Eyfer reformirte ſeine Canonicos, um weilen ſelbige einen ſtraͤfflichen Wandel und aͤrgerliches Leben fuͤhrten / meh - rer liberos, als libros zu Haus hatten / weſſenthalben er ſie von ihren Rendten und Guͤtern verſtoſſen / und in ge - buͤhrende Straff gezogen / welches Verfahren GOTTPars III. Dſelbſt26Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes /ſelbſt / un̄ zwar duꝛch ein Wunderwerck gut geheiſſen / und beſtaͤttiget: Nach vieler Zeit wolten die Erben beſagter Dombherrn ein Recht fuͤhren mit Dunſtano, und haben hierzu einen gewiſſenloſen Advocaten erkieſen / der auch / ſo man es ihme bezahlt haͤtte / wider das Vatter Unſer einen Proceß gefuͤhret / dieſer ſchlimme Geſell / unange - ſehen / daß er wuſte / daß auch das gefaͤllte Urtheil Dun - ſtani vom Himmel approbirt worden / brachte gleichwol aus geldgierigem Gemuͤth ſein lange / braite / dicke / tieffe Klag-Red vor / als haͤtte Dunſtanus nit fug und recht ge -Ribedinei - ra fol. 190. 19. Maji. habt obberuͤhrte Dombherrn ihres uͤblen Verhaltens halber / von ihren Einkuͤnfften zu verſtoſſen / worauf der heilige Mann gantz freundlich geantwortet / wie daß er ſchon alt ſeye / und deßwegen / Ruhe halber / auf Erden kein Recht mehr / abſonderlich mit einem ſolchem Advocaten / wie er iſt / fuͤhren wolle / laſſe demnach es alles GOTT uͤber / der ſich der gerechten Sach wird annehmen. Kaum daß ſolches der Heilige Ertzbiſchoff ausgeredet / da iſt alſo - bald der jenige Theil des Hauſes / allwo der Advocat mit ſeiner Parthey geſtanden / mit erſchroͤcklichem Krachen / eingefallen / und alle jaͤmmerlich zerquetſcht / da hingegen Dunſtanus mit den Seinigen unverletzt geblieben. Ihr Advocaten laſſet euch diß eine Lehr ſeyn ꝛc. Ey GOtt! ſag - teu die zwey Burger / wann halt dieſer Doctor ſolche Predig haͤtte gehoͤrt / wer weiß / ob er ſich nit daran ge - ſpieglet haͤtte!

CHRISTUS der HERR ware je und allemal die Sanfftmuth ſelbſten / ja wann ihme der Himmel nit haͤtte den ſuͤſſeſten Namen JESUS geſchoͤpft / ſo glau - be ich / waͤre er Lambert genennet worden / zumalen ihne Joannes der Tauffer alſo getaufft / Ecce Agnus Dei, ſihe das wahre Lamb GOttes: Chriſtus voller Sanfftmuth die drey und dreyſſig Jahr auf Erden / gleichwol ein und das andere mal hat er einen Ernſt gezeigt / und gleichſamheiligen27und hoͤrt nit gern die Predigen. heiligen Zorn / unter andern dazumal / wie er mit ent - ruͤſtem Geſicht den Peter einen Teufel genennet hat / vade retrò me Sathana, welch hinter mich Sathan: Aber /Marci[8.]v. 33. ſaget her / ſoll dann Petrus einmal das Ampt und die Stell eines Teuffels vertretten haben? wann er einmal dieſen Namen verdienet hat / war es dazumal / wie er zwar gutmainend dem Malcho das Ohr abgehauet / dann meiſtens der Teuffel nur auf die Ohren des Menſchen ge - het / er ſicht / er ſucht / er ſendt / er ſinnt nur / wie er den Menſchlichen Ohren eines verſetzen kan / damit ſie das Wort Gottes und die Predig nit anhoͤren / dann ihme gar zu wol bewuſt iſt / daß ihme niemand mehrer Seelen aus den Klauen reiſſt / als ein Prediger.

Moyſes hat nur einmal aus einem harten Felſen mit ſeiner Wunder-Ruthen Waſſer heraus gelockt / aber ein Eyferiger und ein Apoſtoliſcher Prediger widerholet ſol - ches Wunder oͤffter / indeme er einem manichen groſſen Suͤnder die Buß-Zaͤher aus den Augen treibt / wie der - gleichen anziehet Speculum Exemplorum, daß nemlich Einer geweſt / der lange Zeit einen laſterhafften Wandel / ein frey und freches Leben gefuͤhrt / und anbey keiner Predig geacht / er ſtunde etwan in der Furcht / der Pre - diger moͤcht ihme die Puls greiffen / weil aber auf ein Zeit ein frembder Prediger ankommen / der wegen ſeiner ſtattlichen Gaben ſehr beruͤhmt / und einen unbeſchreib - lichen Zugang des Volcks hatte / alſo hat ihn auch der Vorwitz gekitzlet / daß er einsmals bey der Predig erſchie - ne / es war aber dazumal aus Goͤttlicher Vorſichtigkeit der Prediger gleich gantz eyferig wider dasjenige Laſter / ſo dieſem Geſellen ſein Gewiſſen beſchwehrte / und wie der Mann GOttes ſeine Augen geworffen auf dieſen elenden Suͤnder / ſo ſahe er / daß ſolcher von dem Teufel an einer groſſen Ketten angefeßlet wurde gehalten / dahero er noch mir hefftigerm Eifer wider ſolches Laſter von der CantzelD 2geto -28Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /getobet / und ſattſam dargethan / daß dergleichen Suͤn - der rechte Sclaven und Leibeigne des Satans ſeyen / wor - durch dieſem endlich das Gemuͤth erweicht worden / daß er anfangs tiefhertzig geſeufftzet / nachmals die heiſſe Zaͤ - her aus den Augen vergoſſen / deren ein einiger auf die groſſe Ketten gefallen / ſolche alſobalden zerſprengt / und folgſam den Satan in die Flucht gejagt. So viel nutzt das Predig hoͤren!

Pelagia war ein offentliche Suͤnderin zu Antiochia, ein Greul und Verfuͤhrerin der Jugend / ein Wuſt aller erdencklichen Laſter / ein Vertilgerin aller Erbarkeit / mit einem Wort / ein Original der Unzucht / und die Venus ſelbſt / ſo bald ſie aber einsmalen die eiferige Predig des Heil. Biſchoffs Nonni angehoͤrt / iſt ſie hiedurch alſo be - wegt worden / daß ſie von Stundan den ſtrengen Buß - wandel angetretten / und bereits in die Zahl der groſſen Heiligen geſetzt worden / maſſen ihr Feſttag den 8. Octo - bris begangen wird. So viel nutzt das Predig hoͤren! Waͤre nun dieſer Advocat bey dem Wort GOttes gewe - ſen / was gilts / er waͤre in ſich ſelbſten gegangen!

Hanß Obermayr / Gregor Untermayr / Lentz Mit - termayr / drey wolgeſeſſene Bauren / die koͤnnen nicht gnug loben die Predig / ſo ihr Herr Pfarrherr gethan / bedauren anbey nichts mehrers / als daß ihr Herr Pfle - ger nit darbey iſt geweſen / weil er daraus haͤtte lernen koͤnnen / wie man mit den armen Unterthanen und ar - beitſamen Baurenvolck ſoll umgehen. Die Predig rich - tete er nach den Worten unſers HErrn. Joan. 15. c. Pater meus agricola eſt. &c. er lobete uͤber alle maſſen den Bau - renſtand / wie luſtig derſelbige ſeye / wann man nur mit den armen Leuten menſchlich umgehet. Wol recht hat jener geſagt oder geſungen:

Mein29und hoͤret nicht gern die Predigen.
Mein Vatter iſt kein Edelmann /
Das ſiht man an ſein Gebaͤrden an /
Vertraͤulich / aufrichtig / wacker /
Sein Gutſchen iſt ein Acker-Pflug /
Die Roͤßlein haben Arbeit gnug /
Den gantzen Tag im Acker.
Der Apfel faͤllt nit weit vom Stamm /
Hab ich doch meines Vatters Nam /
Und hab auch ſeine Tugend /
Ich ſetz mein Leben nach dem Ziel /
Was ich im Alter treiben will /
Beweiß ich in der Jugend.
Die goldne Kettn und Silbergſchmeyd /
Seynd von den Bauren fern und weit /
Es tragens nur die von Adel.
Kein Baur mit einem Kleynod prangt /
Sein Kleynod an eim Strohhalm hangt /
Das ziert ſein Hof und Stadel.
Den gantzen Tag wol durch und durch /
Wann ich im Acker mach ein Furch /
Geht alles wol von Handen /
Die Lerchen-Voͤgel mancherley /
Sie ſingen ſchoͤne Melodey /
Seynd meine Muſicanten.
Die Schwalben troͤſten mich immerzu /
Zu Mitternacht / zu Morgens fruh /
In meinem Hauß ſie niſten /
Sie ſingen / koſten doch nit viel /
Ich liebe dieſes Feder-Spiel /
Vor ſieben Lauteniſten.
D 3Zu30Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /
Zu Morgens wann der Tag angeht /
Die Blumenfarbe Morgenroͤth
Verguldt die Spitz der Eichen /
Den Tag hat ſchon gekuͤndet an
Der Gockelhan / der Hennen-Mann /
Auf / auf / gibt er ein Zeichen.
Der Baursmann hat ein bſondern Luſt /
Ob es ihn gleich viel Arbeit koſt /
Kan er ſich dannoch laben /
Den Bauren wird voran vergunt /
Auf gruͤner Heyd ein Ort geſund / Gleichwie ſies wollen haben.
Ihr Burger bleibt ihr in der Stadt /
Bedeckt mit euren Haͤuſern ſatt /
Verſchloſſen hoch mit Mauren /
Wir wohnen gern im freyen Ried /
Da wird gleichwol ein friſch Gemuͤth
Vergoͤnnt uns armen Bauren.
Nur eins iſt (ſey es GOtt geklagt)
So da uns arme Tropfen plagt /
Die Pfleger und Verwalter /
Die zwagen uns / und ſchinden gleich /
Wolt lieber ſie waͤrn im Hunmelreich /
Ich betet gwiß ein Pſalter.

Der Ammonitiſche Koͤnig Hanon hat die Knecht1. Reg. 10. c. des Davids wol ſpoͤttlich tractirt / wie es die H. Schrifft umſtaͤndig erzehlet / derowegen nahm Hanon die Knecht des Davids / und ſchore ihnen den Bart halb ab / und ſchnitte ihre Kleider halb ab / bis auf die Lenden / und ließ ſie hingehen ꝛc. das war ein ſchaͤndliches Verfahren / mitden31und hoͤrt nit gern die Predigen. den guten Leuten / aber leider / gibt es bißweilen Pfleger und Verwalter / welche die arme Bauren nit nur halb barbieren / wie dieſen Leuten begegnet / ſondern gantz und gar ſcheren und ſchinden / wie werden ſolche eins - mals dem Goͤttlichen Richter koͤnnen Rechenſchafft ge - ben? Von denen ſchon laͤngſt der Prophet David aus - geſprochen / qui devorant plebem meam, ſicut eſcam pa -Pſ. 13. nis, es ſeynd dieſe ſolche unmenſchliche Leut / die den ar - men Unterthanen verſchlucken und verzehren / wie ein hungeriger Bettler ein Stuͤckl Brod. Adam war der erſte Verwalter im Paradeiß / ſein Kleid / und der Frau Eva als Verwalterin Kleid war ein Schaf-Fell / aber der Zeit iſt eines manchen Pflegers Kleid gar ein Bau - renhaut / die er dem armen Tropfen abgeſchunden.

Von dem Koͤnig Nabuchodonoſor iſt bekandt / laut Heil. Schrifft / daß er in ein wildes Thier ſeye verkehret worden / und alſo wie ein Ochs habe muͤſſen Graß eſſen; Man wird faſt an manchem Ort dergleichen antreffen / daß durch der Pfleger harte Tyranney der Unterthan gleichſam wie ein wildes und vernunfftloſes Thier gehal - ten wird / auch bisweilen ſein Noth ſchon ſo groß / daß weder er / weder Weib und Kinder / ein Stuͤckl Brod zu Hauß / und findet man endlich ein Bꝛod in ſeiner baufaͤlli - gen Rauch-Stuben / ſo iſt daſſelbe der ſchwartzen Erd nicht ungleich / da unterdeſſen ihr Streng Herr Ver - walter im Wolleben brauſet / der Unterthan aber als ein armer Lazarns ſchier vor Hunger ſtirbt / ꝛc. Dergleichen mehrer haben dieſe drey Bauren erzehlet / auch ſich an - bey beklagt / daß ihnen die gantze Predig nit mehr in der Gedaͤchtnuß ſeye / es ſeye nur immer Schad / daß der Herꝛ Verwalter nit darbey geweſen / vielleicht waͤre er in ſich ſelbſten gangen. Es war aber der Kaſtenſchreiber dazu - mal in der Kirchen / welcher noch denſelben Tag dem Herꝛn Verwalter ſolche Predig gantz widerholet / woruͤ -ber32Judas der Ertz-Schelm haſſet das Wort Gottes /ber er ſich dermaſſen erzoͤrnet / in Erwegung / als waͤre hierdurch ſein Hochheit beſchimpft / daß er in alle erdenck - liche Schmachreden ausgebrochen / was / ſagte er / der Pfaff iſt ſelbſt nichts nutz / der mord ꝛc. Was er mir? ſchaue er in das erſte Buch / in das erſte Capitel der Heil. Schrifft / da wird er antreffen / nachdem der Allmaͤchti - ge die Welt / und alles / was in der Welt erſchaffen / finden wird er / daß dazumalen der Geiſt GOttes ober dem Waſ - ſer ſchwebete / Spiritus Domini ferebatur ſuper aquas, und iſt die Urſach deſſen geweſen / weil GOtt der HErꝛ hat vorgeſehen / daß kuͤnfftiger Zeit das Waſſer ſolle abwa - ſchen / und die Menſchen reinigen von der Erbſund in dem H. Tauff / als wolte er / daß ſelbiges zuvor mit dem Geiſt GOttes verſehen wuͤrde. Will nun ein Prediger durch das Wort Gottes die Menſchen von Suͤnd und Laſtern reinigen / ſo iſt vonnoͤthen / daß auch der Geiſt GOttes bey ihme ſeye / es iſt vonnoͤthen / daß er in allweg einen geiſtreichen Wandel fuͤhre / und was / ſoll mich mein Pfarrherꝛ / ſagt der Verwalter / vieler defect und Maͤn - gel beſchuldigen / der ſelbſten nichts nutz / ja wol geiſtreich; unſer Herꝛ hat in der Wuͤſten 40. Tag gefaſtet / nachmals erſt das Predigampt angetretten / der Pfaff hat faſt al - le Tag einen Rauſch / und will noch uͤber andere ſchmaͤh - len? Gemach / gemach / Herꝛ Pflegel / ein Prediger muß die Warheit reden ohne Scheu. Ihr ſeyd ja nit mehrer als der Kayſer Valens, und gleichwol hat ihn der H. Baſi - lius nit verſchonet. Ihr ſeyd ja nit Adelicher als die Kay - ſerin Eudoxia, und dannoch iſt wider ſie aufgeſtanden der H. Joannes Chryſoſtomus. Ihr ſeyd ja nit hoͤher als der Kayſer Conſtantius, und gleichwol hat ihn nit verſchonet der H. Hilarius. Ihr ſeyd ja nit vornehmer / als der Kay - ſer Theodoſius, und dannoch hat ihn geſtrafft der H. Am - broſius. Ihr ſeyd ja nit beſſer / als der Koͤnig Theodori - cus in Franckreich / und gleichwol hat ihm die Wahrheitgepre -33und hoͤrt nit gern die Predigen. geprediget der H. Bernardinus Senenſis. Ihr ſend ja nit herrlicher als ein Ezelinus in Welſchland / und gleichwol hat ihme ſeine Unthaten verwieſen der H. Antonius Pa - duanus. Ihr ſeyd ja nit maͤchtiger als ein Koͤnig Traſa - mundus, und dannoch hat ihme ſcharpf zugeredet ein H. Fulgentius. Ihr ſeyd ja nit Majeſtaͤtiſcher als ein Koͤ - nig Henricus in Engelland / und dannoch hat ihme der H. Anſelmus kein Blat vor das Maul genommen / als er in Gegenwart ſeiner geprediget. O / gibt mir zur Antwort dieſer / wann der Pfarrherr heilig waͤre / ſo haͤtts ein an - dere Farb / aber er iſt ſelber nit vier Haller werth ꝛc. Pia - no Herr Pfleger / Diſmas war ein ſchlimmer und gottlo - ſer Menſch / und dannoch hat er ſeinen Mit-CameradenHomil. Je cruce. zum guten ermahnet / weſſenthalben der Herr ihme das Paradeiß ertheilt / wie es bezeugt der Heil. Joan. Chry - ſoſt. Der Pfarrherr iſt ein lauterer Idiot &c. Wer weiß obs wahr iſt? und wann ſchon / es iſt auch aus dem Eſels - kinnbacken des Samſons ein klares Bronnenquell gefloſ - ſen. Der Pfarrherr hat ſelbſt ein Gewiſſen / daß ein Schle - ſiſcher Fuhrmann koͤnt darinnen umkehren. Das iſt zu viel geredt Herr Pfleger / und wann es auch dem alſo waͤ - re / was hindert es! Elias hat ein Stuck Brod von einem Engel / und ein Stuck Brod von einem Raben bekom - men / mein / von welchem Stuck iſt er feiſter worden? Es predige dir nun ein Engel / oder ein Menſch / ein Pfarr - herr oder ein Religios, ein Heiliger oder ein Boͤſer / ein je - der gibt dir ein heylſame Lehr / ein jeder gibt dir ein Seel - Speiß. Im Reich / und abſonderlich im Schwabenland / wird man auf dem Weg und Straſſen gewiſſe Saͤulen antreffen / mit einer ausgeſtreckten hoͤltzernen Hand / worbey auch ein Schrifft / zum Exempel / da geht man nacher Nuͤrnberg ꝛc. Hier iſt der Weg nacher Ulm ꝛc. Nun muͤſt einer ſehr thor und alber ſeyn / der ſolcher Saͤu - len ihrem Rath nit folgen thaͤt / um weil ſie den Weg nitPars III. Eſelber34Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes /ſelber gehet ꝛc. Alſo thut nit weniger unweißlich der jeni - ge / der ſich an die gute Lehr des Predigers nit kehret / aus Urſachen / weilen der Prediger ſelbſt anderſt lebet / und anderſt lehret / was kan klarers ſcheinen / als jene Wort /Matth. 13. ſo aus dem Goͤttlichen Mund ſelbſten gefloſſen? Dero - wegen haltet / und thut alles / was ſie euch ſagen / aber nach ihren Wercken ſolt ihr nit thun / dann ſie ſagen es wol / und thuns nit.

Guten Morgen / mein Frau Wuͤrthin / bey der Frau gehet es ſchon luſtig her / dann ich hoͤre ſchon einige Gaͤſt Vormittag in der Frauen ihrem Hauß / was wird erſt Nachmittag geſchehen? Ja / ſagt ſie / es ſeynd etliche Burger / denen der Wermuth gar wol ſchmeckt / wie ich dann etliche Bekandte erblickt: Ho / ho / ſprach ich / Guͤrt - ler Hanß / was thut man Vormittag im Wuͤrthshauß? Meiſter Theobald / wie ſo eiferig bey der Kandl / Herr Puͤrtzinger / warum findet man die Leut alhier? Habts ein heilige Meß gehoͤrt? Was dann beyn PP. Capuci - nern / habts auch ein Predig gehoͤrt / weil heut ein Feyr - tag? Das nit / etwan werdet ihr die nachmittaͤgige Pre - dig hoͤren? das gar nit / Nachmittag kommen wir we - gen des Handwercks zuſammen / und wann auch diß nit waͤre / ſo ſpielen wir ohne das ein Jauſen aus. O mei - ne liebe Leut / wie / und was groſſen Schaden euch die Verabſaumung des Worts GOttes verurſache / haͤtte ich Jahr und Tag zu erzehlen / allem Anſehen nach ſeyd ihr heut acht Tag auch nit in der Predig geweſen / O wie ſchoͤn hat es der Pater vorgetragen / woher es komme / daß manchesmal in dem Hauß eines Burgers kein Gluͤck noch Segen ſeye?

Nichts ſchaͤdlichers kan einem Hauß widerfahren / als wann GOtt von demſelben weichet / denn GOttes Abweſenheit iſt alles Ungluͤcks Gegenwart. Auf dem Bero Thabor, wo der HERR JEſus ſein Glori denenDreyen35und hoͤrt nit gern die Predigen. Dreyen gantz treu gezeigt hat / iſt ein groſſe Forcht ent - ſtanden / timuerunt valdè, aber warum ein Forcht? doͤrft euch gar nit foͤrchten meine Apoſtlen / dann alles / was ihr ſehet / iſt ein Glori / und zwar kein irdiſche / welche mei - ſtens wurmſtichig / ſondern ein himmliſche: Was ihr hoͤret iſt ein himmliſche Stimm / und zwar die Stimm GOtt des Vatters / und nit das Wort eines Menſchen / das oͤffters ungewichtig iſt: Was um euch / iſt ein helle und klare Wolcken / ſo uͤber Silber und Gold / glitzt und glantzt / ſchimmert und ſcheint / habt alſo nit Urſach zu foͤrchten / timuerunt valdè, gleichwol war ihnen nit wol bey der Sach / und der Schrecken nit klein dazumal / dann wie ſie die Wolcken umgeben / da haben ſie unſern lieben HErrn nit mehr geſehen / und folgſam der Meynung / als haͤtten ſie ihn verlohren / und das jagte ihnen ein ſolche Forcht und Schrecken ein / dann ſie wuſten wol / wo GOtt abweichet / da weichet zugleich alles Gluͤck und Segen ab / wo GOtt nit iſt / da iſt alles Ubel / wo GOtt den Ru - cken zeigt / da weiſet der Teufel das Angeſicht.

Martha zu Bethania hat es wol in keiner Kuchl-Rhe - torica gelernet / wie ſie ſo ſchoͤn / ſo weißlich / ſo heilig ge - redet hat / benantlichen Domine &c. HErr! ſagte ſie zu dem Heyland / mein HErr / wann du waͤreſt da gewe - ſen / ſo waͤr mein Bruder nit geſtorben / als wolt ſie ſa - gen / daß GOttes Gegenwart alles Guts / und GOttes Abweſenheit alles Ubels ausbruͤte.

Denen dreyen weiſen Koͤnigen aus Orient, welche dem neugebornen Meſſiæ zu opfern aus Arabia gar nacher Bethlehem gereiſt ſeynd / iſt der Stern ihr groͤſtes GluͤckBolandus in act. geweſen / welcher ihnen als ein himmliſcher Weegweiſer iſt zugegeben worden / dann durch dieſen ſeynd ſie zu GOtt und zu dem wahren Glauben gelanget / dann nach der glorreichen Himmelfahrt Chriſti des HErrns hat ſie der H. Apoſtel Thomas getaufft / in dem wahren GlaubenE 2voll -36Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /vollkommentlich unterricht / auch zu Prieſter und Bi - ſchoͤff geweyhet / welche dann in ihrem Vatterland ſehr groſſen Seelen-Nutzen geſchafft / unzahlbar viel zu dem wahren Glauben und Liecht gebracht / endlichen alle drey in der Koͤniglichen Stadt di Seve geſtorben / und zwar der Melchior im hundert und ſechzehenden Jahr ſeines Alters den 6. Januarii. Der Caſpar im hundert und neund -Donatus Calvi. fol. 14. ten Jahr / den 1. Januarii. Der Balthaſar im hundert und zwoͤlfften Jahr den 11. Januarii, und alſo in einem Monat / obzwar nit an einem Tag / doch aber eines glei - chen Tods geſtorben / maſſen ſie alle drey nach der Koͤnig - lichen Stadt di Seve verreiſt / allda die Feſtivitet der Ge - burt JEſu Chriſti zu celebriren / woſelbſt ſie alle drey / nach gehaltenem H. Meß-Ampt / ihren ſeligen Geiſt aufgeben / welche auch allda begraben / nachmals aber von der Heil. Helena nacher Conſtantinopel in den Tempel Sophiæ ge - bracht / von dannen nacher Mayland in die Kirchen S. Eu - ſtorgii, endlichen Anno 1164. von dem Kayſer Fridetico Barbaroſſa nacher Coͤlln uͤberſchickt worden / allwo ſie noch mit groͤſter Andacht verehrt werden. Und diß den cu - rioſen Chriſten / ob zwar nit gar zu ſehr ad propo, zu einer kleinen Nachricht. Nun ihr heilige und glorreiche Wei - ſen aus Orient habt all euer Gluͤck dem Stern zuzumeſ - ſen / der euch nacher Bethlehem gefuͤhrt hat / aber ſagtMatth. 2. her / wo iſt der Stern geſtanden? wo? ubierat puer? wo das Goͤttliche Kind war / ober dem Stall / wo halt GOtt war / dort war auch der Stern. Habt ihrs Burger recht vernommen? Wo GOtt iſt / da iſt auch der Stern / dort iſt Gluͤck und Stern / aber in eines manchen Burgers Hauß iſt GOtt nit / deſſentwegen auch kein Gluͤck und Stern / dann wie kan alldorten GOtt ſeyn / wo alles we - gen des ſteten Fluchen und Schwoͤren / und Ubelwuͤnd - ſchen des Teufels iſt: Hoͤre nur einer zuweilen / wie es in dem Hauß diß und jenen Burgers hergehet. Heiſt es nitoft /37und hoͤrt nit gern die Predigen. oft: Das Hauß iſt des Teufels / es koſt mich ſchon ſo viel / daß ich um das Geld / ſo ich hin und her verflickt / haͤtte koͤnnen ein neues bauen. Die Stuben iſt des Teufels / ſie iſt ja ſo finſter / daß ich noch bald um Mittag muß ein Liecht brennen. Die Kammer iſt des Teufels / es iſt ſo feucht / daß einem alle Kleider darinnen verderben. Die Kuchl iſt des Teufels / ſie raucht ja / daß allen in dem Hauß die Augen wollen den Dienſt aufſagen. Der Kaſten iſt des Teufels / ich muß faſt allemal drey Finger anwaͤhren / bis ich ihn kan aufmachen. Der Tiſch iſt des Teufels / er wacklet und wancket / wie ein krumper Bettler am Kirch - tag. Das Meſſer iſt des Teufels / wann ich es alle Tag ſchleiffe / ſo kan ich gleichwol keinen Haberbrey mit ſchnei - den. Das Kleyd iſt des Teufels / es zwengt mich bald enger / als die Spannier ihre Hoſen. In Summa / al - les iſt des Teufels / folgſam gehoͤret GOtt nichts zu im Hauß / ja wann GOtt wolt auch in einem Sack vorlieb nehmen / ſo vergoͤnnet man ihme ſolchen nit / dann es heiſt ja / der Sack iſt des Teufels / ich verlier faſt alle Tag etwas daraus ꝛc. Indem nun das gantze Hauß / und al - les / was im Hauß des Teufels iſt / wie es der gemeine Fluch taͤglich gibt / ſo kan ohn allen Zweifel der liebe GOtt nit darinnen ſeyn / dann die Archen GOttes / und des Teufels Dagon vergleichen ſich nit / wann dann GOtt nit darinnen / ſo iſt auch / und kan auch nit darinnen ſeyn Gluͤck und Stern / wie oben ſattſam erwieſen worden. Wol - an dann mein Burger / weiſt du ſchon die Urſach / war - um Gluͤck und Segen aus deinem Hauß verbanniſirt?

Wie manchen hat ſolches Fluchen in das groͤſte Ver - derben gebracht! Zu Rom / unweit bey S. Georg in Ve - labro, hat ſich zugetragen / daß etliche Weiber gewaſchen / hierunter eine geweſen / die der andern ein Hembd entzo - gen / und weilen aus gewiſſen Beweißthumen der Arg - wohn und Inzuͤcht auf ſie ergangen / damit ſie ſolche ubleE 3Mey -38Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttesMeynung von ihr moͤchte ſchieben / hat ſie angefangen / nach boͤſer Gewonheit / zu fluchen / und ihr ſelbſt uͤbel zu wuͤndſchen / ſprechend / des Teufels bin ich / und die Erd ſoll mich lebendig verſchlucken / wann ich dieſe Sach ent - fremd habe / kaum iſt ſolcher Gottloſer Wundſch ergan - gen / iſt alſobalden die Goͤttliche Verhaͤngnuß uͤber ſie kommen / die Erd ſich unter ihr aufgeſperrt / und ſolche in Gegenwart vieler Leut lebendig verſchluckt / diß Ort zeiget man noch auf den heutigen Tag.

Anno 1598. hat Armuth halber ein ehrliche Frau von Rom ſich hinweg begeben / und nacher Talicot gerei - ſet / daſelbſten ihr Stuͤckl Brod zu gewinnen / mit Naͤhen / und Stricken / und Stuͤcken / und allerley dergleichen Ar - beit / wie dann auch etliche junge Maͤgdl von ihr in die - ſen Dingen unterricht worden / unter denen eine ſich ein - gefunden / welche der anderten ein gar ſchoͤnes Meſſer entfrembdet / und weilen auch ſie dieſes Diebſtahls be - ſchuldiget worden / alſo iſt ſie ebenmaͤſſig / allen Argwohn zu nehmen / in dieſe Wort ausgebrochen / des TeufelsIbidem. bin ich / und wolte / daß ich ſtockblind wuͤrde / wann ich diß gethan / diß hat nit lang hernach ſeinen Ausgang ge - nommen / dann 2. Tag hernach iſt ihr das eine Aug von freyen Stuͤcken voͤllig ausgeronnen.

Ein Soldat / ſonſten de Burgo genannt / wolte garAnnal. Min. 1228. nit glauben / daß Franciſcus von Aſſis ſo heilig ſeye / und daß er ſo groſſe Wunderwerck thue / dahero eineſt geſagt: Des Teufels bin ich heut / und verlang den heutigen Tag nit auszuleben / wann er heilig iſt. O freche Zung! den - ſelben Tag noch iſt er von ſeinen nechſten Befreunden ent - leibt worden.

Unzahlbar viel dergleichen Begebenheiten koͤnten beygebracht werden / wann auch der guͤtigſte GOtt nit gleich verhengt uͤber den Menſchen / ſo laͤſt er doch mehr - malen dem boͤſen Feind den Gewalt uͤber das / was zu ge -hoͤrig39und hoͤrt nit gern die Predigen. gehoͤrig dem Menſchen / dahero ſich nit zu verwundern / wann weder Gluͤck noch Stern im Hauß / weder Benedi - ction und Segen in der Haußhaltung / weder Heyl noch Wolfarth in der Haußwuͤrthſchafft / weder Fried noch Lieb unter den Haußleuten / weder Nutz noch Genuß in der Hauß-Arbeit / weilen durch ſolche uͤble Wuͤndſch und Laͤſterwort auch GOtt nit darinn. Das war ein rechte Lehr vor die Burger / aber dieſen ſchmeckte das Fruͤhſtuck beſſer / als die Predig: Auf ſolche Weiſe will ich euch Stockfiſch nit heiſſen / dann ihr noch ſchlechter als dieſel - bige / maſſen ſolche zu Arimini neben andern Fiſchen die Koͤpf aus dem Waſſer gehebt / und der Predig des Heil. Antonii von Padua zugehoͤrt. Ochſenkoͤpf will ich euch nit heiſſen / weilen ihr noch geringer / als dieſe / dann ſol - chen der H. Adalbertus als anderter Biſchoff zu Prag / auf freyem Feld geprediget / und ſie ihn mit Aufmerckſam - keit angehoͤrt / auch mit Neigung der Koͤpf das Wort GOttes approbirt. Verbeinte und harte Koͤpf will ich euch nit heiſſen / aber gleichwol ſeyd ihr haͤrter als die Stein und Felſen / welche des Gottſeligen Bedæ Lehr und Predig angehoͤrt / auch zum End derſelben alle mit hellerCoziusis Juſt. Stimm Amen aufgeſchryen.

Herꝛ Ferdinand Relfel / (leſe diß zuruck) ich weiß / daß der Herꝛ ein wackerer Student iſt / mein wie hat dem Herꝛn die heutige Predig gefallen? der Deibel hol mich / ſagt er / ich hab nit aufgemerckt / ich hab die gantze Zeit geredet mit der und der / ſonſten gibts auch keine Gelegen - heit ꝛc. Das hab ich mir wol eingebildet / dann ich kenne der Studenten ihr Eigenſchafft. Vorwahr / derjenige iſt kein Student geweſen / welchem unſer lieber HErr / als er von denen Graͤntzen Tiri gangen / durch Sion an das Galilaͤiſche Meer / mitten in die Graͤntzen der zehen Staͤdt mit ſeiner Goͤttlichen Allmacht hat geſund ge -Ma[rci]7, macht / dann derſelbige war taub und ſtumm zugleich /aber40Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /aber die Studenten ſeynd nie ſtumm / auch ſo gar in der Kirchen nit / wol aber taub und gehoͤrloß / vorderiſt un - ter der Predig.

Majol. fol. 34.

In der Inſul Gilon an den Moluchiſchen Graͤntzen / haben die Menſchen ſo groſſe Ohren / daß ſie ſich damit / als wie mit einem Mantel bedecken / ja wann ſie liegen / ſo dient ihnen ein Ohrwaͤſchl an ſtatt des Unterbetts / und das anderte an ſtatt der Huͤll oder Oberbett: Wann auch die Studenten bisweilen noch groͤſſere Ohren haͤt - ten / ſo thaͤten ſie gleichwol nichts hoͤren / vorderiſt in der Predig. Ach GOtt / Herꝛ Ferdinand / der Herꝛ haͤtt ſol - len die heutige Predig mit Aufmerckſamkeit gehoͤrt ha - ben / dann ſie iſt meiſtens die Studenten und junge Leut angangen / faſt alles ware von der Vocation und Beruff des Menſchen / wie GOtt der HERR denſelben ſo wun - derbarlich zu dem geiſtlichen Stand beruffet / und wie ſchwaͤr es ſeye / ſolchem Beruff nit nachzukommen.

Wie der Heyland JEſus mit ſeinen Juͤngern / ſamt einem groſſen Volck zu der Stadt Nain kommen / und be - reits nit weit von dem Stadt-Thor geweſen / da hat man ihm entgegen ein Todtenleich heraus getragen / welche die Leut in groſſer Menge begleitet haben; Ach was hoͤre - te man nit vor Klagen und Weheklagen / es ſcheinete / als wolten die Weiber alle zu Waſſer werden / vorderiſt die Frau Mutter / die eine reiche und ſehr wolhabende Wit - tib / und dieſer Todte war ihr einiger Sohn / der durch vielLuc. 7. depoſchirn / vagirn / galaniſirn / tractirn / ſpaziern / bravirn / ſchmauſirn ꝛc. (das heiſt alles Irren) ſein bluͤhende Ju - gend alſo verſchwendt / daß er alſo vor der Zeit des Tods worden / ſo da das einzige Leben war ſeiner Frau Mutter / er war wol nit ein gebenedeytes Fruͤchtl ihres Leibs. Wie ſolche elende und Schmerz halber faſt auch in Tod betruͤb - te Wittib der guͤtigſte JEſus erblickt / hat er ſich alſobal - den ihrer erbarmet / den Todentragern anbefohlen / ſieſollen41und hoͤrt nit gern die Predigen. ſollen ohne Verzug ſtill ſtehen / und nachdem er ſie mit wenig / aber kraͤfftigen / Worten gerroͤſt / ſprach er uͤber die Todenſarck dieſe Wort: Juͤngling! ich ſage dir / ſtehe auf! worauf alſobalden der Juͤngling ſich aufgerichtet und angefangen zu reden. Iſt dieſer Juͤngling ein Stu - dent geweſt / oder kein Student geweſt / liegt mir nit viel daran / aber gleichwol hat er tauſend Lob verdient / und giebt einen Spiegel ab / worinn ſich alle Studenten erſe - hen. So bald ihm GOtt zugeſprochen / ſurge, ſtehe auf / alſobalden hat er Gehorſam geleiſtet / und iſt aufgeſtan - den. Percepiſti hoc Domine Studioſe? Haſt du nit ſchon vor einer geraumen Zeit bey dir ſelbſt betracht die Gluͤck - ſeeligkeit des geiſtlichen Stands? Der Heil. Romualdus hat es mehrmal offenhertzig bekennet / daß er hundert gantzer Jahr in der Religion ein ſtrenges Leben gefuͤhrt / in der Welt aber nur 20. Jahr frey und frechlich gelebet / ſo ſeynd ihme dannoch die hundert Jahr weit kuͤrtzer und luſtiger vorkommen in dem Cloſter / als die 20. Jahr in der Welt. Die Heil. Joanna Ranca ließ ſich offt hoͤren / daß tauſend Cronen / tauſend Scepter / tauſend Welt / und in der Welt Luſtbarkeiten nit / gar nit zu vergleichen ſeynd den Freuden / ſo ein fromme Ordensperſon genieſ - ſet in ihrem Cloſter. Carolus der Fuͤnffte dieſes Welt - wunder / pflegte zu ſagen / nachdem er ſich in das Cloſter S. Hierony mi retirirt / daß er in einem Tag mehrer Freud und Ergoͤtzlichkeit daſelbſt empfinde / als die Zeit ſeines Lebens in ſo groſſem Triumph und Victorien. Die Heil. Scholaſtica hat es gar offt bekennt / daß wann die weltli - che Leut wuͤſten die groſſe Begnuͤgung / und innerliche Freuden / der Ordens-Geiſtlichen / ſo wuͤrde faſt jederman in die Cloͤſter eilen / auch ſo gar auf Leitern uͤber die Mau - ren hinein ſteigen. Carolomannus ein Kayſer / Lotha - rius ein Kayſer / Bamba ein Koͤnig in Spanien / Veremun - dus ein Koͤnig zu Caſtell / Ramirus ein Koͤnig in Arrago -Pars III. Fnien /42Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /nien / Sigebertus ein Koͤnig in Northumbria, Ethelredus ein Koͤnig der Mercier, Trebellius ein Koͤnig in Bulgaria, Henricus ein Koͤnig in Cypern / Joannes ein Koͤnig in Ar - menien ꝛc. und viel andere gekroͤnte Haͤubter / haben alle freywillig Scepter und Cronen hindan gelegt / freywil - lig in rauhe Kutten und Cilicien geſchloffen / freywillig in Cloͤſter und Clauſuren ſich eingeſperrt / und dannoch in ſolchem harten Lebenswandel / in ſtetem Abbruch und Caſteyung / in ſtrenger diſciplin und Gehorſam bekennt / ausgeſagt / und offt wiederholt / daß ſie weit groͤſſere Freud gefunden und empfunden in dem Cloſter beym Be - ſemſtihl und Kochloͤffel / als bey guldenem Scepter / weit groͤſſern guſto gehabt und erſchnappt unter der Moͤnchs - kappen / als unter der Koͤnigs-Cron. Paulus der dritte Roͤmiſche Pabſt hat es in ſeinem letzten Sterbſtuͤndlein bekennet / und gewunſchen / daß er waͤre geweſt ein Koch bey den Capucinern / als Pabſt bey den Romanern. Leo der eilffte Roͤm. Pabſt hat kurtz vor ſeinem Tod in Bey - ſeyn etlicher geſagt / es waͤre ihme weit beſſer / wann er Pfortner in einem Cloſter waͤre geweſt / als daß er gehabt hat die Schluͤſſel des Himmels. Conradus ein Cardinal / vorhero ein Ciſterzienſer / hat es weinend klagt / und ge - wundſchen / er haͤtt in ihrem Cloſter die Schuͤſſel bishero abgewaſchen / als daß er den Purpur getragen ꝛc. Do - mine Studioſe, das habt ihr ſchon laͤngſt betracht / und in Erwegung deſſen / iſt euch um das Hertz geweſen / wie denen 2. Juͤngern nacher Emaus, nonne cor noſtrum ar - dens erat &c. Ihr habt euch gantz in dieſen Stand ver - liebet. Wegen euers Studentiſchen Wandels / (auf teutſch liederlich) ſeyd ihr und lieget ihr auch todt dahin / wann ſchon nit am Leib / wenigſt an der Seel / ſo weit uͤbler: Nun hat euch der Allmaͤchtige GOtt / offt in die Ohren / offt in das Hertz / gar offt in die Seel hinein ge - ruffen / Adoleſcens tibi dico, ſurge! Mein Juͤngling ichſag43und hoͤret nit gern die Predigen. ſag dirs / ſtehe auf / fang einen andern Lebenswandel an / tritt in dieſen Orden / ſchenck mir die uͤbrige Zeit deines Lebens / damit du auch gelangeſt zum ewigen Leben: Das iſt euch ja offt eingefallen / Domine Studioſe? Ja ſagt er / ja ſingt er / ja ſeuffzt er / ja / gar offt / ich will auch in ein Cloſter gehen / ich hab es ſchon gaͤntzlichen bey mir entſchloſſen / allein ich will gleichwol noch eine Zeit hin - durch die Welt genieſſen. O armſeliger Menſch / ver - blendtes Gemuͤth! ungluͤckſeelige Seel! Wann dich ein groſſer Koͤnig / ein groſſer Landsfuͤrſt ſoll zu ſich ruffen / wuͤrdeſt du nit mit aller Eil / mit aller Behaͤndigkeit lauf - fen und ſchnauffen / alles auf die Seiten legen / alles ver - laſſen / und zu ihme kommen / cito, cito, citiſſimè: und ſolſt du ſolches abſchlagen deinem GOtt / deinem Erſchoͤ - pfer / deinem Erloͤſer / deinem Richter / deinem Seelig - macher? Ich will / ich will / ich will ſagt ihr / das iſt wild / es iſt wild / es iſt wild / ſag ich / wer weiß / ob ihr noch acht Monat / acht Wochen / acht Tag / auch wolacht Stund noch erlebet. Ich will / ich will / ich will / ich will ſagt ihr / diß gilt nit viel / nit viel / nit viel ſag ich / wer weiß / ob euch GOtt noch einmal wird ruffen? ich zweifele dran / dahero verweilet nit / nit verlaͤngert / verſaumet nit euer Vocation, eurem Beruff nachzukommen / cito, cito! Un -Matt[h.]4. ſer lieber HErꝛ rieff einsmals den 2. Bruͤdern / dem Pe - ter und dem Andre / ſo gleich dazumalen mit Fiſchen be - ſchaͤfftiget / ſie ſollen ihme nachfolgen / ſie aber verlieſſen alſobalden ihre Netz / und folgten ihme nach. Alſo - bald / ſie ſeynd gar nicht nach Hauß gangen / und von ihren Freunden Urlaub genommen / wie dann zu glau - ben / daß dazumalen des Peters ſein Weib / mit Namen Perpetua, noch gelebt habe. Alſobald / ſie haben ſich gar nit anderſt angekleidet / ſondern in ihren gemeinen Roͤcken / die zur groben Arbeit tauglich / daher geſchlampt / da ſie doch ſauberere Kleider / die ſie am Sabbath pfleg -F ijten44Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /ten zu brauchen / zu Hauß hatten. Alſobald / ſie ha - ben gar nicht ihre Nachbauren / noch andere verſtaͤn - dige Leut um Raht gefragt. Alſobald / ſie haben Schif - fel und Netz / ſamt allem Fiſcherzeug / alldorten gelaſſen / haͤtten ſie aufs wenigſt zuvor ein Richtigkeit gemacht / wem eins und das andere zufalle. Alſobald / continuò, haben ſie ſolcher Vocation Gehorſam geleiſt / und ihrem Beruff unverzuͤglich nachkommen.

Domine Studioſe, es iſt ſchon ein geraume Zeit / daß euch GOTT und GOttes Eingebung zum geiſtlichen Stand beruffen / und ihr haltet euch noch in dem ſuͤndi - gen Babylon auf / ihr ſitzt noch bey denen Egyptiſchen Zwiefeln / cito, cito, citiſſimè verlaſſt die Welt / und ei - let unter das ſuͤſſe Joch des HErꝛn JEſu Chriſti.

Recht hat gethan derjenige / der ſolches cito gar bey Faßnachtzeit / wo ſonſten das Narro ein verbum commu - ne iſt / mit ſeinem groͤſten Seelen-Heyl beobachtet hat: Dieſer wolte auch nach Brauch und Art der verderbten Welt / dazumalen einen Narren ſpielen / laͤſt ihm alſo zu ſolchem End von einem bekandten Hauß-Schneider ein Kleyd machen / und zwar / O Boßheit / einen rechten Ha - bit eines Ordensmanns / insgemein ein Moͤnchskutten / wormit er alſo bekleidter im Hauß mit tauſend Poſſen zum allgemeinen Gelaͤchter herum geloffen / keiner war / ſo nit mit dieſem Frater Narrciſs wolte ſcherzen / und viel ungereimt Ding mit ihme treiben; die meiſte im Hauß ſetzten dieſem vermummten und verſtellten Moͤnch wa - cker mit Glaͤſern zu / daß er endlichen gantz bezechter in das Bett wurde getragen / worinn er gleich angefangen einzuſchlaffen und zu ſchnarrhen: Der Poſſen und muth - williges Faßnacht-Spiel hatte zwaꝛ ſeiner Seits ein End / nit aber bey andern / als welche neue Raͤnck erdichtet / zu allem Wundſch war ein Barbierer unter ihnen / welcher demvollen Zapffen ohne die mindiſte Empfindlichkeit dieHaar45und hoͤrt nit gern die Predigen. Haar abgeſchnitten / und den Geſellen alſo geſchoren / wie da pflegt zu geſchehen bey denen Religioſen: Die Arbeit war vorbey / Bruder Narrciſs thaͤt noch ſchnarchen. Wie er aber des anderten Tags um 8. Uhr erwachte / und be - reits wahrgenommen / daß er in dieſer Moͤnchskutten die gantze Nacht ſo wol und ſanfft geſchlaffen / konte er ſich des Lachens nit enthalten / weilen ihm aber die Haar ge - dunckten in etwas geſchwollen ſeyn / als hat er ſich / wie pflegt zu geſchehen / in dem Kopf kratzt / in waͤhrendem Kratzen aber vermerckt / daß er nit alle vorige Haar auf dem Kopf / erſchrickt deswegen hieruͤber / und macht ſich aus dem Bett / des willens in den Spiegel zu ſehen / wie es dann ſeinen Haaren ergangen: Zu dem erſten Blicker in den Spiegel erbleicht er alſobalden in dem gantzen An - geſicht / JEſus! ſchreyet er / was iſt das / biſt du es? oder biſt du es nit? Allmaͤchtiger GOtt / was iſt das? iſt das mein Kopf? dieſer Kopf und die Kutten ſchicken ſich zwar wol zuſammen / aber weiß doch mein Hertz nichts davon / wie bin ich dann / wo bin ich dann / wann bin ich dann ein Moͤnch worden? Wie? wo? wann? Ey ſo ſey es / ſo ſey es dann / ſo bleibs dann / (wie GOtt ſo wunderlich dem Men - ſchen das Hertz trifft) ſo bleibs dann darbey / zieht den Habit aus cito, cito, citiſſimè, nimmt denſelben unter den Arm / laufft den geraden Weg nach dem Cloſter / worin - nen dergleichen Ordens-Kleider getragen wurden / wirfft ſich daſelbſten denen Geiſtlichen zu Fuͤſſen / erkennet ſei - nen Muthwillen und Vermeſſenheit / bittet um Verge - bung ſeines Verbrechen / weilen er ſolches geiſtliche Kleid alſo verſchimpfft / bittet anbey mit naſſen Augen / mit aufgehebten Haͤnden / daß er moͤchte in den Heil. Orden aufgenommen werden / welches auch geſchehen / indem man augenſcheinlich den Beruff und eiferigen Geiſt ver - merckt / worinn er nachmals viel Jahr einen frommen und vollkommenen Wandel gefuͤhrt / und nit ohne RuhmF 3der46Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /der Heiligkeit geſtorben. O GOtt / wie wunderbarlich zieheſt du die Menſchen zu dir / zu deinem Goͤttlichen Dienſt? haͤtte dieſer das cito, cito, citiſſimè, nit an die Hand genommen / wer weiß / ob ihme nit ſolcher Geiſt waͤre ausgeraucht.

Cito, cito, Chriſtus der HErr kommt nacher Be -Jean. 11. thania, kommt zu der ſorgfaͤltigen Martha, nachdem er mit ſolcher ein kleines Geſpraͤch gehalten / fragt er nach ihrer Schweſter der Magdalena, worauf alſobalden die Martha zu ihr gangen / ſprechend / der Meiſter iſt da / und rufft dir / da ſie das hoͤret / ſtunde ſie eilend auf. / und kam zu ihm / Eilends / legt keine andere Kleider an / wie die Weiber zu thun pflegen / wann vornehme Leut kommen / Eilends / beſinnet ſich nit viel / was ſie etwan reden ſol - le / Eilends / legt alles aus den Haͤnden / und laufft zu Chriſto dem HErrn / der ſie beruffen hat. Eilends / ei - lends muß ſeyn mein Juͤngling / wann dich GOtt beruf - fen thut zu einem geiſtlichen Stand / dann das Verwei - len iſt dißfalls gefaͤhrlich: O ich muß noch zuvor gleich - wol wiſſen / ob mundus generis maſculini, oder generis fœminini, ich muß wiſſen / was dann die Welt den Ihri - gen vor Confect aufſetzt / ich muß wiſſen / was in der run - den Welt vor viereckete Narren ſeynd / nach einem hal - ben Jahr iſt auch noch gut die Haare abſcheren: Diß Wiſſen iſt nit gut vor das Gwiſſen Domine Studioſe, diß Wiſſen iſt vor die Seel ein bitterer Biſſen / diß Wiſſen hat ſchon manchem ſeinen Beruff zerriſſen.

Vor wenig Jahren war ein edler Juͤngling in einer Stadt des Teutſchlands / deſſen Namen und Hauß we - gen annoch ſtehender Freundſchafft hier verſchwiegen wird; welcher durch Goͤttlichen Antrieb ſich gaͤntzlich be - ſchloſſen in einen heiligen Orden einzutretten / und be - reits von der geiſtlichen Obrigkeit gantz willfaͤhrig auf - genommen worden / es wolt aber mein junger Herr ſichnoch47und hoͤret nit gern die Predigen. ſich noch ein Zeitlang von der Welt mit allerley Geſpaͤß beurlauben / alle Tag war bey ihm ein Kirchtag / alle Zeit war bey ihm ein Mahlzeit / alle Stund war bey ihm ein Schlund / eſſen und vermeſſen / ſeynd gemeiniglich bey - einander / trincken und ſtincken ſeynd gemeiniglich an - einander / Kandl und Andl ſeynd gemeiniglich um ein - ander. Mein junger Herr war trutz denen Alten zu Su - ſannæ Zeit. Mein junger Studio-hat das Sus nit ausge - laſſen in der Gelegenheit; Auf ſolche Weiß ins Cloſter gehen / iſt eben ſo viel / als ſich freywillig verwunden laſſen / damit er curirt werde. Diß Leben waͤhrete nun ein geraume Zeit / unterdeſſen hat ſich die ruffende Stim̃ GOttes nit mehr in ſeinen Ohren / noch weniger in ſei - nem Hertzen angemeldt / der Geiſt iſt zu Fleiſch worden / das ſuͤſſe Manna des heiligen Ordenſtands iſt ihm wider - ſtanden / der Eltern bethoͤrte und verdammliche Kinder - Lieb hat ihn nit dem ſchlipferigen Weg abgehalten / da - hero ſo weit kommen / daß er Muͤnchen und Pfaffenho - fen vorbey marſchirt / und den Weg nacher Donna, auf teutſch ein Frau / Donawerth genommen / mitten im Sommer ein kuͤhle Heyrath geſchloſſen / und zwar an demſelben Tag / der beſtimmt war zu ſeiner Ankleidung / ware der Tag ſeiner Copulation und Vermaͤhlung / es war aber leider kein Tag der Vermaͤhlung / ſondern der Be - mayligung / dann wie er zu Abends ſ. v. auf den Abtritt gangen / iſt ſolcher / zweiffels ohne / durch ſondere Goͤtt - liche Verhaͤngnuß eingefallen / der elende Tropf in die - ſem wilden Brautbett erſtickt / und weilen er zuvor die Liberey der Diener GOttes veracht / muſte er mit des Teufels Anſtrich vorlieb nehmen.

Es ſeynd gar viel beſchaffen / wie der Jacob im alten Teſtament / dieſer nach groſſer Dienſtbarkeit bey dem Laban, begibt ſich von dannen mit Haab und Gut / ſein Gut aber beſtunde in einer ſchoͤnen Schaaf-Heerd: un -ter -48Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /unterwegs begegnet ihm ſein Bruder Eſau, ſonſten gar ein grober und ungeſchlachter Limmel / dermalen aber zeigte er ſich gar cortes uno hoͤflich: Willkomm / ſagte er zu Jacob / willkomm / mein lieber Bruder / ich erfreut mich von Hertzen / daß wir einander wieder ſehen / und zwar dich in ſo guter Geſundheit und Wolſtand / mein Bruder / thue mir die Lieb / und gehe mit mir nach Seir, ich will dich nach aller Moͤglichkeit bedienen: bedanck mich ſchoͤnſtens / ſagt Jacob / ich nimms vor bekandt an / allein mein Bruder Eſau, du biſt wol zu Fuß / ein Jaͤger zu - gleich / du haſt ein ſtarcken Gang / ich aber kan wegen meiner Schaaf / worunter ſehr viel Tragende nit ſo ſtarck eilen / dahero thue der Herꝛ Bruder mir die Gnad / und gehe nur voran / ich willſchon gemach / und gemach nach - folgen / præcedat Dominus meus, & ego paulatim ſequar veſtigia ejus, donec veniam ad Dominum meum. Unter - deſſen iſt Jacob gleichwol nit / wie er verſprochen / nacher Seir kommen / ſo ſoll dann Jacob der ſo heilige Mann ge - logen haben? Pfuy! verſprechen und halten / ſteht wol bey Jungen und Alten / es entſchuldiget ihn aber meinS P. Au - guſt. q. 6. in Geneſ. H. Vatter Auguſtinus, ſprechend / daß Jacob ihm kraͤff - tig habe vorgenommen ſeinen Bruder heimzuſuchen / und nacher Seir zu reiſen / allein unter Weegs hat er ſich an - derſt beſonnen / und gedacht / ſein Bruder ſeye ein har - ter Mann / hiſpidus, und alſo moͤchte er an den alten Haß gedencken / und folgſam hart mit ihm verfahren.

Auf ſolche Weiſe machen es gar viel junge Leut / GOtt der Allmaͤchtige ladet dieſelbige durch ſeinen Goͤtt - lichen Beruff in ein H. Religion, ſpricht ihnen durch die heilige Eingebungen ſtarck zu / die verſprechen es dem All - maͤchtigen / ſagen es redlich zu / und wann es koͤnte ſeyn / ſo thaͤten ſie es auch mit einem Handſtreich beſtaͤttigen / unterdeſſen verweilen ſie ein zeitlang / das cito iſt in der Waͤſch / ſcheiden iſt ein graͤdiger Fiſch / ſie kommen in dieſeund49und hoͤrt nit gern die Predigen. und jene Geſellſchafft / da ſagt einer / Bruder / ich muͤſt wol ein Narr ſeyn / wann ich ein ſolcher Moͤnch wuͤrde / dann ſie tragen nit allein grobe und ranhe Kutten / ſon - dern man geht auch grob und rauh mit ihnen um / ſie tra - gen nit allein Strick um die Lenden / ſondern es geht auch ſtrictè bey ihnen zu / ſie tragen nit allein lederne Guͤrtel um den Leib / ſondern man thut ihnen das Leder auch ziem - lich gerben / ſie tragen nit allein Scapulir, ſondern es heiſt auch / mach diſciplin ſuper nudas ſcapulas, den Apoſteln hat unſer HErr die Fuͤß gewaſchen / aber ihnen waͤſcht man die Koͤpf alle Tag. Lucas der Evangeliſt hat 24. Capitel beſchrieben / ſie haben aber faſt alle Tag ſo viel. Ein gu - te[fr]eundliche Schweſter / die laͤſt ſich auch hoͤren: Mein Herr / ſagt ſie / iſt wol immer ſchad / daß ein ſolches jun - ges Blut ſoll zwiſchen 4. Mauren verderben; Wann ei - ner bucklet iſt / ſo kan er ſchon ins Kloſter gehen / dann man muß ohne diß allda viel uͤbertragen; wann einer einaͤu - gig iſt / ſo taugt ſolcher ſchon vor ein Moͤnchs-Leben / dann dort muß man ohne diß gar offt ein Aug zudrucken / und diſſimuliren; wann einer kropfet iſt / ſo ſchickt er ſich ſchon in ein Moͤnchskutten / dann er kan deſtoweniger die Met - ten verſchlaffen / weil er die Halß-Uhr bey ſich hat. Mein Herr aber / ſagt ſie / iſt von Natur mit den beſten Gaben geſegnet / ſchoͤn / hipſch / galand / wacker / friſch / geſund / freundlich / liebreich / ſtattlich / taugt alſo beſſer in die Welt / als ins Kloſter / dort wird man den Herrn hart hatten / mit dem Herrn hart verfahren / ſie fuͤhren ein hartes Leben. O harte Beſtia! deine Reden ſeynd gar zu weich / der arme unbehutſame Jungling beſinnet ſich anderſt / das Wort hart ſchroͤcket ihn ab / wie den from - men Jacob / gehet alſo nit dahin nacher Seir, nach dem Kloſter / ſondern verſaumet ſeinen Beruff / iſt ihm ange - nehmer die Stimm des Satans / als die Stimm JEſu / bleibt in der Welt / verdirbt in der Welt.

Dann obſchon in dem Welt-Stand auch moͤglich iſtPars III. Gfromm50Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /fromm zu leben / heilig zu leben / ſo iſt es doch anbey ge - faͤhrlich zu leben. Quoniam licet multi ſint, qui etiam inS. Gregor Epiſt. 62. 2. ſæculari habitu bonam vitam ducere poſſint, tamen pleri - que ſunt, qui, niſi omnia reliquerint, ſalvari apud Deum nullatenus poſſunt.

Es ſoll doch manchen ſchroͤcken dasjenige / was da in der Chronic des H. Franciſci protocollirt wird / daß nem - lich Eineꝛ geweſen ſeye / den GOtt mehrmalen beruffen hat zu dieſer Seraphiſchen Religion, welcher Vocation der ſchlimme Vocativus auf keine Weis nachkommen / als er nun in ſeiner toͤdtlichen Kranckheit allbereits zu dem EndChronica S. Franciſci 3. p. § 7. ſcheinte zu trachten / hat man ihme einen Beichtvatter zugebracht / vermittels deſſen er ſich mit GOtt durch ein Ren-volle und bußfertige Beicht koͤnte verſohnen: Es war aber alles vergebens und umſonſt / dann er an ſtatt der Sa - cramentaliſchen Beicht / mit viel tauſend Sacra - und Gotts - laͤſterlichen Worten[herausgebrochen] / auch endlich gantz klar und deutlich ausgeſagt / er koͤnne nit mehr beichten / weilen ihme GOtt ſein Verdammnuß allbereits ange - kuͤndt / dann ihm der HErr JEſus erſchienen mit zorni - gem Angeſicht / ſprechend / vocavi, & renuiſti, ideo vade ad pœnas inferni, ich hab dich beruffen / und du haſt es mir abgeſchlagen / deſſenthalben gehe hin in die ewige Ver - dammnuß. O erſchroͤckliches Spectacul!

Domine Studioſe, Herr Ferdinand Relfel / wann er dieſe Predig haͤtte mit gebuͤhrender Aufmerckſamkeit an - gehoͤrt / ich weiß / er haͤtte einen ſondern Nutzen darvon ge - tragen / weiß dann der Herr gar nichts aus der Predig? Nit ein Wort. O GOtt! Diabolus gehet uͤber das Domi - nus, ſagt der Grammatiſt, der boͤſe Feind / dieſer arge hoͤlli - ſche Schalck / hat es gemacht / daß ihr nit habt zugehoͤrt / dann er in allweg ſich bemuͤhet / das Wort GOttes zu ver - hindern. Wie ſchaͤdlich und ſchaͤndlich iſt es unter der Predig zu ſchwaͤtzen. Als auf ein Zeit ein groſſe Menge Volck zu unſerm lieben HErrn getretten / ſein GoͤttlichesWort51und hoͤret nicht gern die Predigen. Wort zu hoͤren / iſt der gebenedeyte Heyland in ein Schif - fel geſtiegen / welches dem Peter / dazumal aber ward er Simon genannt / zugehoͤrig geweſen / gedachtes Schif - fel ließ er ein wenig vom Geſtad fuͤhren / damit das Volck deſto bequemlicher koͤnte zuhoͤren: Anitzo ent - ſtehet die Frag / warum unſer HErr in dem Schiffel geprediget? warum nit auf dem Waſſer? maſſen ſolche Genad gar viel Heilige gehabt / die auf dem Waſſer wie auf einem Cryſtallinen Boden geſtanden. Allhier wird geantwortet / daß unſer lieber HErr / deme ohne das alle Geſchoͤpff unterworffen ſeynd / gar leicht / vermoͤg ſei - ner Allmacht / haͤtte koͤnnen auf dem Waſſer ſtehen / aber er hat deſſentwegen ſolches miracul unterlaſſen / damit die Leut deſto aufmerckſamer das Goͤttliche Wort anhoͤrten / und keiner unter der Predig ſoll ſchwaͤtzen / dann ſo er wunderlicher Weiß auf dem Waſſer / wie auf einem fe - ſten Pflaſter waͤre geſtanden / ſo haͤtten ſich die meiſte ver - gafft in dieſes groſſe Wunderwerck / ja ſie haͤtten ſich des Redens nicht enthalten koͤnnen / ſondern einer den andern geſtoſſen / ſchau / ſchau Bruder Samuel wie dieſer das Waſſer tritt! ſchau / ſchau Schwager Zacharias / wie die - ſem das naſſe Element ſo favorabel iſt / ſchau / ſchau Schwe - ſter Eſther wie dieſer ſo gar nicht einen Fuß netzen thut / wann das der Jonas haͤtt gehabt / ſo haͤtt er nit doͤrffen in der gefaͤhrlichen Fiſcher-Herberg drey Taͤg loſirn / da - mit nur ſolches Schwaͤtzen und Reden unter der Predig moͤchte gemeid werden / hat er deſſenthalben ſolches Wun - derwerck unterwegs gelaſſen / dann GOtt dem HErrn hoͤchſt mißfaͤllig iſt / das Schwaͤtzen unter der Predig.

Wie der heilige Seraphiſche Vatter Franciſcus zu Al - viano geprediget / die Schwalben aber / ſo daſelbſt ihre Ne - ſter hatten / ein ungewoͤhnliches Geſchrey verbracht / daß man kuͤmmerlich ein oder anders Wort verſtanden / da hat er ſolche Voͤgel alſobalden mit folgenden Worten an -[La]vïta. geredet: Ihr Schwalben / als meine liebe Schweſtern /G 2ihr52Judas der Ertz-Schelm haſſet das Wort Gottes /ihr habt ſchon lang genug geſchwaͤtzt / nun iſt es Zeit / daß ich rede / ihr aber ſtill ſchweiget / kaum daß ſolches der hei - lige Vatter ausgeſprochen; da haben alle Schwalben insgeſamt ſtillgeſchwiegen / ja nit ein einige ſich geruͤhret / ſondern zugleich mit denen Leuten der gantzen Predig zu - gehoͤrt.

Wann dann ſo gar die Schwalben unter der Predig ſtillſchweigen / ſo muͤſſen ja rechte Galgenvoͤgel ſeyn die - jenige / ſo unter dem Wort GOttes die Zeit mit unnoͤthi - gen / ja hoͤchſtſchaͤdlichen Reden verzehren / auch hierdurch dem Nechſten verhinderlich ſeyn / daß er ſolche heilige Lehr nit gnugſam vernehmen kan.

Mein lieber Menſch / ihr ſeyd gewiß Haußknecht in dieſem Ort? Ja mein Pater, ich ſolls wol ſeyn / mein ſagt mir / wohnt nit allhier der Herr von Opfferſtock / ein Herr ſchon bey ziemlichen Jahren? gar wol / ſagt der Hauß - knecht / diß Hauß iſt ihm zugehoͤrig / allein er iſt derma - len nit zu Hauß / ſondern in der Kirchen bey der Predig / dann er ſchon lang im Brauch / daß er dieſes Paters ſein Predig nie verſaumet / warum aber mein Haußknecht / daß ihr euch nit ebenfalls bey dem Wort GOttes einfin - det? O ich / ich nie / wir Dienſtbotten wiſſen ein gantzes Jahr um keine Predig / auſſer unſer Frau haͤlt uns zu - weilen eine in der Kuchel / worzu ſie gemeiniglich mit ei - nem alten zerklobenen Hafen auf der Menſcher Buckel pflegt zu laͤuten: Ich ſeuffzte hieruͤber / und wuͤndſchte / wann dieſe gute Leut nur die Predig haͤtten gehoͤrt / die vor 8. Tagen der Pater gethan von denen Dienſtbotten / wie wol waͤre es ihnen zu Nutzen kommen.

Chriſtus der HErr hat ſich einmal von freyen Stu -Luc. 14. cken ſelbſt zu Gaſt geladen / bey einem Obriſten der Pha - riſaͤer / und zwar an einem Sabbath / zu keinem andern Ziel und End / als daß er allda moͤchte predigen / und durch ſein heilige und Goͤttliche Lehr die Seelen bekeh -ren;53und hoͤret nit gern die Predigen. ren; Es hat aber der gebenedeyte Heyland vorhero ſchonTheophil. in Lucam gewuſt / die hartnaͤckige Bosheit dieſes Obriſten der Phariſaͤer / als der ſchon oͤffters des HErrn JEſu ſein Predig angehoͤrt / und dannoch ſich nit bekehrt / warum dann / daß er ſich in deſſen Hauß begibt / wo er weiß / daß er nichts werde fruchten? Vernimm ein wenig / mein frommer Chriſt / daß unſer HErr nit wegen des Obriſten der Phariſaͤer ſein Hauß betretten / ſondern wegen des Geſind und der Dienſtbotten dieſes Obriſtens / weil ſol - che ein gantze Zeit bey keiner Predig waren / wordurch er zu verſtehen gab / wie hoͤchſtnoͤtig es ſeye / daß man auch die Dienſtbotten wenigſt einen nach dem andern ordent - lich in die Predig ſchicke / damit auch ſie vernehmen / was zu dero Seelen Heyl befoͤrderlich iſt.

Wie wol hat vor 8. Tagen der Pater von den Dienſt - botten geprediget / er ſagte / daß ein jeder Dienſtbott ſoll heiſſen fidelis: Weſſenthalben jener einen Dienſtbotten hat laſſen abmahlen mit einer Geigen / in lateiniſcher Sprach fides genannt wird / welches Wort zugleich auch Treu und Glauben auf Teutſch heiſt / dann eines Dieners nit allein iſt ſervire, ſondern auch ſervare, id eſt, ſervare fidem.

Der groſſe Patriarch Abraham ſchickt auf ein Zeit ſeinen Diener Eliezer in Meſopotamien / damit er daſelbſt ſeinem Sohn dem Iſaac ein Braut ſuche und auserkieſe / aber er ſchickte ihn nit leer / ſondern gab ihm 10. Cameel mit / ſo alle wol beladen / mit Silber / mit Gold / mit Klei - nodien / mit ſtattlichen Kleidern / und andern anſehnli - chen koſtbaren Dingen. Das muß ein treuer Diener ſeyn / dem man ſo viel anvertrauet. Eliezer reiſt alſo den geraden Weg in Meſopotamien / reiſt gegen der Stadt Nachor, unweit derſelben aber / ſetzt er ſich bey einem Bronnen nieder / von deme die Toͤchter der Stadt nach Gewonheit pflegten das Waſſer holen / und befilcht ſeinGen. 24.G 3gan -54Judas der Ertz-Schelm haſſet das Wort Gottes /gantzes negotium und Verrichtung dem Allmaͤchtigen GOtt / entſchlieſt endlichen gantz beſtaͤndig bey ſich / daß er diejenige woll vor ein Braut erklaͤren / welche ſo hoͤf - lich werde ſeyn / und nit allein ihm / ſondern auch ſeinen Camelen werde zu trincken geben / woruͤber dann das Gluͤck gefallen auf die Rebecca. Wann dieſer Bedien - te nit haͤtte den Namen gehabt Eliezer, ſo haͤtt man ſol - len ihn Simplicianum nennen. Zu Wien iſt ein Gaſſen / die heiſt die Einfalt-Straſſen / da haͤtt er wol ſollen gewohnt haben: Was haͤtt ihm der Menſch koͤnnen vor Regalien machen / vor Nutzen ſchaffen? Bey der Zeit ſeynd die Hof - meiſter / die Kammerdiener / die Secretarien / die Bedien - te viel witziger / weit verſchlagener / wann ſie auch die Stiegen nit hinab fallen. Waͤr fein der Eliezer ein halbes Jahr hin und her gereiſt / iſt es doch nit aus ſeinem Beu - tel gangen / und wo er da und dort einkehrt / haͤtt er ſol - len ſein Verrichtung offenbaren / und an Tag geben / da wuͤrde er geſehen haben mit Verwunderung / wie er waͤre bedient worden / alle / die junge Toͤchter im Hauß gehabt / die haͤtten ihm die groͤſte Ehr erwieſen / ihn ſamt den ſeini - gen umſonſt tractirt / abſonderlich / wann er ihnen das Maul haͤtt gemacht / da haͤtte er ein ehrlichs koͤnnen er - ſpahren / und ſolches in ſein Beutel ſtecken / ja wann er ſich haͤtte vermercken laſſen bey dieſem oder jenem / ſpre - chend / Herr / was gebt ihr mir / wann ich euer Tochter alſo gut anbring / es iſt ſchon einen Kuppelpeltz werth / bin verſichert / er haͤtt ihm dißfals einen ſtattlichen Nu - tzen koͤnnen ſchaffen / er haͤtt ſein Lebtag kein Diener mehr / ſondern ein gemachter Herr koͤnnen ſeyn. Das ſeynd accidentia, welche die Beampte bey vornehmen Herren trefflich verſtehen / aber Eliezer wolte im mindiſten nichts dergleichen begehen / nit um den geringſten Pfennig ſeinẽ Herrn dem Abraham beuntreuen / ſondern in und allweg treu und redlich / wie es einem rechtſchaffenen Bedientenwol55und hoͤret nit gern die Predigen. wol anſtehet / leben und ſterben. O wie wenig derglei - chen! bey unſern Zeiten ſeynd die Bediente nit alſo ſcru - pulos. Der allergeringſte Kuchel-Ratz in ſeiner ſchmotzi - gen Schargge verſtehet ſich auf die accidentia, und weiß gar meiſterlich ſeine Wahren durch die alte Bettelwei - ber zu verſilbern. Der Herren und Frauen iſt faſt ein ewige Klag die Untreu der Bedienten / man moͤcht noch ſo viel Katzen ſchaffen / ſo kan man doch das Mauſen nit gar huͤten / man moͤcht ſo viel Augen haben / als ein Sup - ven auf einem Bauren Kirchtag / ſo heiſts doch da und dort / mobile fit fixum, und kommt der Meiſter nemo allzeit ins Spiel / der Koch und der Kellner ſeynd die be - ſte Gevatters Leut / glauben aber nit / daß ein Fruͤhſtuck dem Diebsſtuck ſo gleich ſehe / wie ein Wolf der Woͤlfin / der Einkauffer vergiſt ſeiner gar nit / und weiß ihm ein Capital zu ſchmieden vom taͤglichen Pfenning / den er auch bey der geringſten Krautſtauden ferend / ſo gar der Peterſihl iſt nit ſicher vom Peter-ſtihl. ꝛc.

Wie die Stadt Bethulia iſt belaͤgert und umringt worden / von der feindlichen Armee des Holofernis, da hat GOTT der Allmaͤchtige ein fromme und gottſelige Wittib erleucht / welche ſolcher betrangten Stadt zu Huͤlff kom̃en / dieſe ware die Judith. Judith butzt ſich ſehr ſtattlich auf / krauſt ſich / kleidt ſich / ziert ſich / ſchmuckt ſich / und gehet ſolcher geſtalten zur Stadt hinaus / kom̃tin das feindliche Laͤger / von dannen gar in die Zelt des Kriegs - fuͤrſten Holofernis, die meiſten glaubten es / weil ſie ſich ſo freundlich ſtellte / als waͤr ſie ein Beſtellte / faſt alle meynten / weil ſie ſich alſo gericht / als waͤrs ein Richtige / ſie iſſet mit / ſie trinckt mit / ſie redet mit / ſie ſchmozt mit / ſie lacht mit / ſie mit Holoferne in die Kammer gehet mit / alle urtheilten / ſie halts auch mit / aber weit gefehlt. Sie ſchneidt dem berauſchten Holoferni den Kopf ab / das war ein Haubtſtuck von einem heroiſchen Weib. Sagnur56Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes /nur keiner mehr / daß die Weiber kein Couraggi haben / ſondern ſchwach / forchtſam / und ſchlaͤfferig / um weilen die Eva erſchaffen oder formirt worden aus der Rippen des Adams / als er geſchlaffen. Judith ein Heldin uͤber alle / nach dem ſie dieſe Dapferkeit begangen / gibt den abge - haueten Kopf ihrer Kammer-Magd / welche ſolchen ganz behutſam in die Taſchen verborgen / und folgſam un - gehindert mit ſolcher ſtiller Victori in die Stadt zuruck - kehrt. Die Kammer-Jungfrau hat geheiſſen Abra, und dieſe hat um alle Anſchlaͤg gewußt ihrer Frauen / O was haͤtt ſie dazumahl ihr vor ein Gluͤck koͤnnen ſchmiden! wann ſie ſolches Vorhaben / ſolche Anſchlaͤg in der Still dem Holoferni haͤtt entdeckt / ſie haͤtt ein groß Stuck Geld von der Kriegs-Caſſa bekommen / ſie haͤtt einen Ritt - meiſter / wo nit gar einen Obriſten koͤnnen heyrathen / ſie haͤtt koͤnnen Ihr Geſtreng / wo nit gar Ihr Gnaden heiſſen: Wann ihr nach Haus kommt mein Menſch / ſo muͤſt ihr wieder zum Klekelkuͤß ſitzen / auch noch ein Weil warten / biß euch etwan mit der Zeit ein verdor - bener Wirth zu theil wird / was ſeyd ihr dißmahls vor ein Giſplin geweſt / wie koͤnnt ihr ſo gar mit dem Gluͤck nit umgehen. Das ſeye weit von mir / ſagt dieſe gul - dene Kammer-Jungfrau Abra, GOtt behuͤt mich vor einer ſolchen Untreu / wann ich auch die gantze Welt koͤnte gewinnen / ſo wolt ich ſolches nit thun / ich bin ein Dienſtbott / ich hab meiner Frau Treu und Glauben ge - ſchworen / die will ich auch halten / auch biß in todt / GOtt wird mir anderſeits ſchon helffen. O wie wenig derglei - chen! bey unſeren Zeiten ſeynd die Dienſt-Menſcher wol anderſt beſchaffen. Nur Geld her / ſo gelt ihr alles bey ihnen / nur ein Mieder-Zeug her / ſo zeigen ſie / ſo zeugen ſie / ziehen ſie / wie es dir gefaͤllt / nur ein feines Boͤrtl her / da wird der Bertl erfahren / was das Bertl vermag / nur ein Stuck taffeter Baͤnder her / da wird die Seiden garleicht57und hoͤrt nit gern die Predigen. leicht die Seiten einhandlen / nur geſpendiert / da wird man ſehen / daß das Geben nit vergebens iſt ꝛc.

Der heilige Matthæus am 11. Capitel macht einige Meldung von treuen Dienern und rechtſchaffnen Knech - ten / dieſe traten von freyen Stuͤcken zu dem Haus-Vat - ter / und brachten ihr Sach vor mit dergleichen Worten: Mein HErr! wir wiſſen Uns zu erinnern / daß du uͤber - aus guten Samen ausgeworffen / es ſolte ja nichts als die purlautere Waitzenbluͤhe hervor brechen / nun aber befindt ſich die Sach weit anderſt / dann der boͤſe Samen iſt mit unterloffen / das laydige Unkraut hat den ganzen Acker uͤberzogen / thuſt du nit zeitig darzu / ſo wirſt du einen ſchlechten Schnitt haben. Wie wiſſt ihrs aber liebe Knecht / daß dem alſo? iſt etwan ein anderer Lim - mel geweſt / der euch alſo bericht hat? Herr! ſagen ſie / ſo wahr wir redliche Kerl ſeynd / ſo iſt dem alſo / wir haben es mit unſern Augen geſehen / die Sach wol beobacht / ſeynd ſelber ins Feld hinaus gangen / der Herr glaub uns ſicher: Hab ich euch doch nit hinausgeſchickt. Wir ſeynd gleichwolgangen / unſer treues Gemuͤth / das wachtſa - me Aug auf deinen Nutzen / das hat uns hinaus geſchickt. Laß mir das rechte / rechtſchaffene / und treue Knecht ſeyn! Herr ſagen ſie weiter / wann es dir gefaͤllig / und dir nit zuwider iſt / ſo wollen wir das Unkraut ausr[o]t - ten / ſag nur ein Wort mein HErr / da ſtehen wir uhr - bietig / den Augenblick wollen wir hingehen / und das Un - kraut vertilgen. Faule Schelmen hat der HErr mit ei - nem Pruͤgel muͤſſen hinaus treiben. Ein ungetreuer Knecht / der haͤtt geſagt / dergleichen gibts gar viel / er haͤtt geſagt / was geht mich das Unkraut an? hats der Teuffel geſaͤet / ſo mags der Teufel ausrotten / ich laß meinen Herrn drum ſorgen / aber dieſe treue lobwuͤrdige Knecht gehen ſelber hin / ſehen ſelber zu / nehmen ſich derPars III. HSachen58Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /Sachen ſelber an / nicht anderſt / als wann es das Ihrige ſelber waͤr.

Wo gibt es dergleichen mehr ſolche wackere Dienſt - botten? wo? hinder Calecut / wo die Kuͤhe Fluͤgel haben. Wo findet man dergleichen mehr ſolche treue Leut? Wo? hinder Fopopolis, wo die Maͤuß auf den Katzen reuthen. Ein Diener kommt in den Beichtſtuhl / Herꝛ / ſagt er / ich hab geſcholten beym tauſend / ich hab geflucht / dieſer und jener ſoll mich hinfuͤhren / ich hab gewundſchen beym Sonnenſchein / das Wetter ſoll mich erſchlagen / einen Rauſch hab ich auch gehabt / weiter nichts / ich weiß nichts mehr / gar nichts? wie ich ſag / nichts. Du biſt faſt heilig mein Kerl / es gehet dir nichts ab / als der Schein / wie haſt du deinen Dienſt verricht? wie? ſo und ſo / die Arbeit / ſo du in drey Tagen verricht haſt / haͤtteſt du in einem Tag vollziehen koͤnnen / iſt das nichts? die Arbeit haſt du obenhin vollbracht / gleichwie die Hund aus dem Fluß Nilo trincken / woraus deinem Herrn nit ein gerin - ger Schaden erwachſen / iſt das nichts? Durch dein Saumſeeligkeit iſt diß und jenes zerbrochen / oder in Ver - luſt gangen / iſt das nichts? Wann dich dein Herr in Kel - ler geſchickt mit einem Krug / ſo haſt du auch einen vor dich angefuͤllt / und alſo vermeint / die Kruͤg muͤſſen paar und paar gehen / wie die Schuler-Buben in der Proceſ - ſion, iſt das nichts? Wann dich dein Herr hat ausge - ſchickt / dieſen oder jenen Handwercksmann zu bezahlen / ſo haſt du faſt allemal mehrer angeſagt / und weniger ge - geben / iſt das nichts? Serve nequam, ſchau und examini - re dich wol / ob du deinem Herrn alſo gedienet / wie der Jacob dem Laban / deine Schaaf / ſagte Jacob / ſeynd nie unfruchtbar geweſen / ich hab die Boͤck deiner Herd nit geſſen / auch hab ich dirs nit geſagt / wann etwas verloh - ren worden / allen Schaden hab ich erſtattet / Tag und Nacht hab ich Hitz und Froſt gelitten / und iſt mir keinSchlaff59und hoͤrt nit gern die Predigen. Schlaff in meine Augen kommen / alſo hab ich dir 20. Gen. 30.Jahr lang in deinem Hauſe gedienet. Das war ein treuer Diener / dergleichen trifft man wenig an / wol aber ſolche / wie zu Cana Galilæa auf der Hochzeit ge - weſen.

Wie unſer lieber HErr 30. Jahr und 13. Tag alt war / da iſt er als ein eingeladener Gaſt auf die Hochzeit zu Cana Galilæa gereiſt / ſolche Hochzeit ſoll gehalten ſeyn worden in dem Hauß Zebedæi, der ein Vatter war des H. Joannis Evangeliſten / der Braͤutigam war eben dieſer Joannes, dazumalen im 28. Jahr / der Zeit heurathen die Buben ſchon / die noch mit der Naſen auf die Ermel ſchreiben / die Braut ware Anachita. Mit unſerm HErꝛn ſeynd zugleich eingeladen worden / Petrus, Andreas, Phi - lippus, und Bartholomæus, Chriſtus der HErr wolte aus Demuth nit den erſten Sitz nehmen / ſondern ſetzte ſich in die Mitte / da hats wol geheiſſen / Virtus in medio, der Speißmeiſter / deme die Diſpoſition des gantzen Tracta - ments oblage / wurde genannt Joſaphat. Die Braut und Braͤutigam haben damals ein Geluͤbd abgelegt / ein ewige Jungfrauſchafft zu halten / und iſt Joannes dem HErrn nachgefolgt / Anachita aber in der Geſellſchafft[J]oan. c. [2.] Mariæ verblieben. Wie nun auf dieſer Hochzeit gar bey Zeit der Wein gemanglet / alſo hat / auf Bitt und Anſu - chen Mariæ, ſeiner wertheſten Mutter / Chriſtus 6. groſſe ſteinerne Kruͤg / davon einer zu Bononien gezeigt wird / mit Waſſer laſſen anfuͤllen / und nachmals ſolches Waſ - ſer in den edelſten Wein verkehrt / und zwar in einen ro - then / ſolches Wunderwerck iſt nachmals mehr als durch dreyhundert Jahr bekraͤfftiget worden / dann alle Jahr denſelben Tag / dieſelbe Stund / ja denſelben Augenblick / als der HErr zu Cana das Waſſer in Wein verwandlet / ſeynd auch viel Fluͤß und Bronnen hin und her in der Welt in den beſten Wein verkehret worden / unter ſolchenH 2Fluͤſ -60Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /Fluͤſſen war auch der Nilus in Aegypten / der Mæander in klein Aſia, &c. Der H. Epiphanius bezeugt es ſelbſten / daß er zu Geraſen in Galilæa aus einem ſolchen Bronnen / der zu Wein worden / getruncken habe. Nun bringen viel Lehrer und Scribenten ein Frag auf die Bahn / war - um dazumal auf der Hochzeit der Wein ſo bald abgan - gen / dann gar nit zu glauben / daß in Gegenwart Chriſti des HErrn die Gaͤſt ſollẽ zu unmaͤſſig im Trincken geweſt ſeyn / ſo iſt auch nit zu gedencken / daß Petrus viel Geſund - truͤnck habe angefangen / und groſſe Glaͤſer in der Reih herum geſandt / etliche wollen / daß durch ſondern Wil - len GOttes der Wein verſchwunden / damit alſo ſich ein Gelegenheit ereignet / das erſte ſichtbare Miracul zu wuͤr - cken. Andere glauben / daß die Diener und Aufwarter / welches ich vor vermuthlich halt / ſeynd ſolche Voͤgel ge - weſen / welche ein Glaß um das andere haben ausgeſto - chen / dann ſolche Geſellen koͤnnen ſich ſo ordentlich um den Credentz-Tiſch herum ſtellen / und einer dem andern den Rucken ſo meiſterlich zu halten / als ein Spaniſche Wand immermehr / dahero kein Wunder / daß auf be - ſagten Hochzeit-Mahl der Wein ſo bald gemangelt / dann es erkleckt nichts im Haus / nichts im Keller / nichts in der Kuchl / nichts allenthalben / wann die Dienſtbotten un - treu ſeynd. Aber glaubt ihr dann nit / ihr gewiſſenloſes Geſind / daß ihr werdet muͤſſen GOtt dem Allmaͤchtigen genaue Rechenſchafft geben / auch um den mindeſten Kreutzer / Pfennig / und Heller / oder Geldwerths / was ihr euren Herren und Frauen abtragt?

Allen Bedienten aber ſeye es geſagt / daß ſie treu und gehorſam ſchuldig ſeynd ihren Herrn und Frauen / ſo lang ſie ihnen wider GOTT / und das eigne Gewiſſen nichts auferlegen / dann ſolcher Geſtalten zu gehorſamen ſie nit verpflichtet ſeynd / nach dem Exempel des Egyptiſchen Joſephs.

Nach61und hoͤrt nit gern die Predigen.

Nachdem Joſeph von ſeinen Bruͤdern ſo treulos ver - kaufft worden / iſt er endlichen in einen guten Dienſt kom - men bey dem Putiphar, welcher ein vornehmer Herr ge - weſen / bey dem Koͤniglichen Hof Pharaonis, in dieſem Dienſt hat er ſich verhalten / wie es einem rechtſchaffenen Diener zuſtehet / weilen er aber ſchoͤn von Angeſicht / wol - begnad von Natur / und ein ſchoͤner gallanter junger Menſch war / als hat die gnaͤdige Frau auf ihn ein Aug gefaſſt / hat ſich verliebt in die Roſenfarbe Wangen des Joſephs. O wie offt ſeynd ſolche Roſen Doͤrner / ſo da verwunden! hat ſich verliebt in ſeine Goldfarbe krauſſe Haarlocken. O wie offt ſeynd ſolche Haarlocken Herlo - ker. Hat ſich verliebt in die Coralline Leffzen des Jo - ſephs / O wie offt gibt ſolche Morgenroͤth der Ehrbarkeit eine gute Nacht! In Summa die gnaͤdige Frau lacht ihn an / redt ihn an / ruͤhrt ihr an / und begehrt etwas mit 10. Buchſtaben / dormi mecum, was da wider die zehen Gebot. Joſeph aber will lieber den Mantel hinterſich laſſen / als die Ehrbarkeit / will lieber die Frau disguſti - ren / als GOtt und ſein Gewiſſen beleidigen. O was iſt diß vor ein ſtattlicher Diener / wie wenig hat er ſeines gleichen!

Malchus, ein Diener / hat dem HErrn JEſu / O hoͤl - liſche Unthat / einen harten Backenſtreich verſetzt / un - geacht ihme kurtz vorhero der Heyland das abgehaute Ohr wieder anheilt / es hat aber dieſer Boͤſwicht ſolches de - renthalben gethan / damit er nur ſeinem Herrn wolgefal - le / der dazumalen gegenwaͤrtig war. Alſo gibt es viel dieſes Gelichters / welche ſich nit ſcheuen / allerley Boß - heiten zu begehen / wann ſie nur bey Herren und Frauen in Gnaden ſtehen. Der David hat auf ſeiner Altana die Augen geworffen auf die Frau des Uriæ, ſo bald er ſich vermerken laſſen / daß ſie ihm wolgefalle / und daß er ſie gern zu Hof haͤtte / da war kein Cammerdiener noch La -H 3key /62Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /key / der ſich nit angemeldt / und ſich urbietig erwieſen ſol - che nacher Hof zu practiciren. Wie manche Untreu wird unter den Ehleuten geſpielt durch ſolche Dienſtbotten / wie manche Frau ſetzt dem Mann ein beinerne Peruquen auf durch ſolche Dienſtmenſcher / die alles ſo ordentlich wiſ - ſen anzuſtellen! und da heiſt es / das Menſch / das Menſch iſt mir treu / ſie ließ Riemen ehender aus ihr ſchneiden / als daß ſie etwas ſolt ſagen. O verruchte Treu / welche niemand als der Teufel in der Hoͤll wird belohnen!

Ein Spiegel aller Dienſtmenſcher iſt die H. Notbur - ga, dieſe war in Dienſten bey einem Bauren / mit dem ſie gleich zu Anfang alſo gedingt / daß ſie doͤrffte alle Feyer - abend nach Chriſtlichem Kirchen-Brauch von der ArbeitRaderus in Bavar. Sancta de S. Not - burg. abſtehen / und ſelbe uͤbrige Zeit dem Heil. Gebet obliegen / welches auch der Bauer gern und unwaigerlich zuge - ſagt / und verſprochen. Einsmals aber befande ſich Notburga ſamt dem Bauren und dem ganzen Haus - Geſind auf dem Acker / und ſchnitten das liebe zeitige Traid / worauf der Baursmann das ganze Jahr ſein Hofnung ſteuret / ſo bald ſie aber / maſſen es dazumal am Sambſtage war / das Feyrabend-Zeichen von der Glo - cken vernommen / hat ſie alſobalden die Sichel zuruck ge - zogen / des willens ihr gewoͤhnliche Andacht zu verrichten / welches aber der Baur auf kein Weis wolte geſtatten; vorgebend / daß er in Furcht ſtehe / es moͤchte ein Regen - wetter einfallen / alſo wollen ſie heut den Acker voͤllig ab - ſchneiden / es ſeye ohne das nit viel uͤbrig / und endlich werde deßwegen der Himmel nit einfallen / GOtt werde es ſo ſtarck nit vor uͤbel haben / wann ſie ſchon dißmal das Kirchen-Gebet ein Wenig uͤbertrittet. Aber Notburga dieſe Gottſeelige Magd ließ ſich auf keine Weis uͤberre - den; verharrete beſtaͤndig in ihrem frommen Vorhaben / ſagte auch / daß ſie ihme zwar Treu und Gehorſam ver - ſprochen / aber in Sachen / wo GOtt der HErr nit beleidi -get63und hoͤrt nit gern die Predigen. get wird / zu mehrer Prob ihrer Frommkeit ſagt ſie dem Bauren / ſie wolle ihre Sichel in die Hoͤhe halten / die Haͤnd aber vor der Sichel legen / wann ſolche werde he - runder fallen / ſo woll ſie in GOttes Namen die Arbeit fortſetzen / dafern ſie aber ſolte hangen bleiben in dem Lufft / ſodann ſoll er ſehen und erkennen / daß er unrecht habe / wolan Notburga hebt die Sichel in alle Hoͤhe / in Beyſeyn vieler anderer / ziehet die Hand zuruck / ſiehe Wunder! ſolche Sichel iſt in dem Lufft nit anderſt als an einem eiſernen Nagel hangen geblieben / woruͤber Notbur - ga GOtt den HErrn gebenedeyet / und gelobt / der Baur aber mit allen den Seinigen ſchamroth worden / und end - lichen erkennt / daß ein Dienſtbott Herrn und Frauen nit ſchuldig ſeye zu gehorſamen / wo ihm etwas wider GOtt / oder GOttes Gebot / geſchafft wird.

Es muͤſſen aber auch Herren und Frauen wiſſen / wie ſie ſollen mit einem rechten und treuen Dienſtbotten um -Eccleſ 33. gehen / maſſen ihnen GOtt ſelbſten in heiliger Schrifft alſo zuredet / ſi eſt tibi Servus fidelis, ſit tibi quaſi anima tua, haſt du ein treuen Knecht / ſo halt ihn wie dein eigne Seel. Wie iſt nit jener Evangeliſche Hauptmann ſo ſorgfaͤltig zu dem HErrn geloffen / wie hat er nit dem Heiland ſo gute Wort gegeben / daß er doch moͤcht ſeinem Diener helffen / aufdaß derſelbe noch laͤnger beym Leben bleibe / der Hauptmann iſt in ſelbſt eigner Perſohn gan - gen / da er doch andere drinnen haͤtte gehabt / zu ſchicken; Er ſelbſt hat Sorg getragen uͤber dem armë Tropfen / und das war recht und billig / weil er ein frommer und treuer und gehorſamer Diener geweſt / wie es der Hauptmann unſerm HErrn bekennet hat / vade, ſprach er / wann ich dem Knecht ſag / gehe / ſo gehet er / wann ich ſag / komm her / ſo kommt er / thue das / ſo thut ers / deſſentwegen hab ich den Menſchen ſo lieb / als mein eigne Seel / und wann ich ihm kan was Gutes erweiſen / ſoll es gewiß meiner ſeits nit e[r]manglen.

Bey64Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /

Bey dem Evangeliſten Luca iſt zu leſen / wie einer zu ſeinem guten Freund bey Mitternacht kommen / am Hauß ſo lang angeklopft / und um 3. Laib Brod gebet - ten / bis der Herr erwacht / und voller Unwillen ihme ge - antwortet / daß er doch ihme ſo ſpat mag Ungelegenheit machen / er ſoll zu einer anderen Zeit kommen / ſeine Knecht die ſchlaffen noch / endlichen laͤſt er ſich doch uͤber - reden / ſtehet auf / und gibt das verlangte Brod / er ſelbſt ſtehet auf / ein anderer haͤtte den Knechten zugeſchryen / Schelmen ſtehts auf / ihr Beſtien, ihr Hund ſtehts auf / daß euch der und der hol ſtehts auf / ihr Stern Million tau - ſend Elementariſche Bernhaͤuter / ſo ſtehts auf ꝛc. nichts dergleichen hat dieſer gute Herr geſagt / ſondern ſelbſt vom Bett aufgeſtanden / den Knechten verſchonet / und gedacht / man muͤſſe mit ihnen auch einiges Mitleiden tragen / die arme Narren haben deu gantzen Tag hin - durch hart gearbeitet / und muß man ſie nit wie die Hund ſtrapaziren. So ſolls ſeyn / es ſoll / es ſoll / aber ſelten iſt es. Viel gehen mit den Dienſtbotten um / wie die Apo - thecker mit denen Blumen / ſolche klauben ſie gantz fleiſ - ſig zuſammen / legen ſie in einen ſchoͤnen Diſtilir-Kolben / ſie brennens aus bis auf den letzten Tropffen / wann end - lichen kein Safft und Krafft mehr darinn / alsdann wirfft mans zum Hauß hinauß auf den Miſt. Nicht viel anderſt verfaͤhrt man bisweilen mit einem Dienſtbot - ten / viel Zeit und Jahr plagt ſich der arme Tropf mit ſo harter Arbeit in einem Dienſt / befleiſt ſich Tag und Nacht / wie er ſeines Herrn und Frauen Willen und Be - felch kan vollziehen / arbeitet manchesmal / daß ihme das Blut bey den Naͤgeln moͤchte ausbrechen / wann er end - lichen an Staͤrcke und Kraͤfften abnimmt / wann er Krafft - und Safftloß wird / da heiſt es gar offt / vor der Thuͤr iſt drauſſen / der Menſch iſt ſchon zeitig vor das Spittal und Bruͤder-Hauß / er verdient die Suppen nitmehr /65und hoͤrt nit gern die Predigen. mehr / will geſchweigen die Brocken / hat er mir lang ge - dient / ſo hab ich ihn lang beſold / gehet gleich auf; behuͤt dich GOtt Hanß / behuͤt dich Liſel / ſucht euer Gluͤck wei - ter ꝛc. Mit was Fug und Gewiſſen koͤnt ihr Herren und Frauen das allzeit thun / wird ſich Sonnen-ſcheinbar zei - gen einmal im Thal Joſaphat / allwo der Goͤttliche Rich - ter zwiſchen Herren und Diener / zwiſchen Frauen und Magd keinen Unterſchied machen wird.

Mein Hausknecht / dergleichen Lehr bracht der Pa - ter auf der Canzel vor / verſichere es / es haͤtt euch wol nit gerenet / wann ihr die Predig haͤtt gehoͤrt / dann ſo gut unſerm ſterblichen Leib das taͤgliche Brod vonnoͤthen / ſo wol vonnoͤthen iſt unſerer unſterblichen Seel das Wort GOttes als ein geiſtliche Speiß. Der heilige Paulus iſt in den dritten Himmel ſchon kommen / und bereits da - ſelbſt allerley Goͤttliche Geheimnuſſen geſehen / gleichwol wieder zuruck auf die Welt gekehrt; Ein anderer moͤcht ſagen / es ſolt ihn kein Deibel mehr herunder bringen / wann er einmal ſo weit hinauf kaͤme.

Paulus aber laͤſt den Himmel Himmel ſeyn / und ſteigt wieder in die Welt / dann er ſahe / daß die Welt ſein heilige Lehr / und ſeine Predigen noch vonnoͤthen habe / ſo notwendig iſt dem Menſchen das Wort GOttes. Wie der H. Dunſtanus einmal die Vigil des hohen Feſts der Him̃el -Specul. Exempl. diſtinct. 8. fart Chriſti bey naͤchtlicher Weil hoͤchſteiferig begangẽ in der Kirchen / da hat er wahrgenom̃en / daß ein unzahlbare Anzahl der Engel in die Kirchen getretten mit guldenen Kronen in den Haͤnden / mit ſondern himmliſchen Glanz umgeben / welche alle Dunſtanum denſelben Tag zu ſich in die ewige Freud eingeladen / nachdem er befragt / wer ſie doch ſeynd? und die Antwort erhalten / daß ſie Cheru - bim und Seraphim ſeynd / die von der Goͤttlichen Majeſtaͤt waͤren geſchickt / ihn heut zur ewigen Kron mit ſich zu - fuͤhren / da hat ſich der Ertzbiſchoff demuͤtig entſchuldi - get / mit dem Vorwand / daß heut ein groſſer heiliger Feyr -Pars III. Jtag /66Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /tag / und er dem Volck verſprochen hab ein Predig zu halten / nach Vollendung derſelben ſeye er urbietig zu kommen / wolan dann / ſprachen die Engliſche Geiſter / ſo komm am Sambſtag / wie es dann nachmals alſo ge - ſchehen: So nothwendig iſt dem Menſchen das Goͤttliche Wort / daß auch derenthalben Dunſtanus ſeine Seelig - keit aufgeſchoben.

Im alten Teſtament muſte / aus Befehl GOttes / der Hoheprieſter 366. guldine Schellen oder Rollen tragen an ſeinem Kleid / ſo viel als Tag im Jahr / wormit der Allmaͤchtige wollte anzeigen / daß ſich der Prieſter alle Tag ſoll hoͤren laſſen / ſo nothwendig iſt das Goͤttliche Wort.

Der heilige Vatter Dominicus hat auf der Reis von Toloſa nacher Pariß mit ſeinem Geſpan Bertrando faſt die gantze Zeit gebetet und pſallirt / unterwegs aber et - liche gute Teutſche angetroffen / und alſo ein geſamte Ge - ſellſchafft gemacht. Denen Teutſchen hat die Frommkeit dieſer zweyen Geiſtlichen ſo wol gefallen / daß ſie ſelbige vier Tag nacheinander unterwegs freygehalten / und ſie / nach Teutſchem Gebrauch / ſehr wol tractirt / den vierdten Tag aber ſeuffzete der Vatter / um weilen die gute Leuth an Eſſen und Trincken keinen Abgang wolten leyden / vor die Seel aber die Zeit hindurch kein Speiß hatten / alſo iſt Er ſamt Bertrando auf die Knye niedergefallen / GOTT den Allmaͤchtigen inbruͤnſtig gebetten / er wolleIn Vit. lib. 2. c. 11. ihm doch die Gnad geben / daß er koͤnte Teutſch reden / weilen ihme dieſe redliche Teutſche ſo gꝛoſſe Ehr und Gnad angethan / worauf alſobald alle beyde heilige Maͤnner vollkommentlich Teutſch geredet und 4. gantzer Tag un - terwegs den Teutſchen ein heilige Lehr geben / und Got - tes Wort vorgetragen / ſo nothwendig iſt dem Menſchen die Predig.

Herꝛ Sigebert, der Hꝛ. iſt eines Capitels werth / warum? er67und hoͤrt nit gern die Predigen. er iſt faſt einer aus den Judas Bruͤdern / wie da? weil er die Predig und das Wort GOttes nit gern anhoͤret / dann ich habe ſchon zweymal wahrgenommen / daß der Herr unter der Predig geſchlaffen. Das geſchicht mir allemal / und iſt mir das Predigen / wie den Kindern das Eja pu - peia, ſobald das Evangelium von der Cantzel iſt abgeleſen worden / ſodann macht mein napfezter Kopf das Amen. Das iſt aber auf keine Weiſe gut / ſolchen Schlaff verur - ſacht der boͤſe Feind / deme nichts verhaßter vorkommt / als die Predig. Wie der Heil. Paulus zu Troiade an einem Sabbath geprediget / hat auch ein junger Menſch / der im dritten Gaden oder Gemach zuhoͤrete / unter dem Fen -Act. 2[0]. ſter eingeſchlaffen / und folgſam ſo hoch herunder gefallen / daß er ihme den Halß gebrochen / und todt geblieben / den aber nachmals der H. Apoſtel wieder zum Leben erweckt hat. Dieſer Juͤngling / mit Namen Eutychus, war end - lichen noch zu entſchuldigen / dann die Predig des Heil. Manns garlang / und daurete bis um Mitternacht.

Aber Herr Sigebert, der Hꝛ. kan keine ſattſame und wol - begruͤndte Entſchuldigung beyrucken / weil der Pater Pre - diger meiſtens ſein gantze Predig in drey viertel Stun - den einſchraͤncket / iſt alſo ſolche Schlaffſucht vielmehr ein Sucht oder uͤbler Zuſtand der Seel als des Leibes / wann der Herr haͤtte die Predig gehoͤrt / bin ſicher / es waͤren auch einige Noten von dieſer Apoſtoliſchen Muſic auf ihn geſprungen / dann der Pater hat die gantze Zeit nichts an - derſt gehabt / als das groſſe N. und ſagte anbey / daß in dem gewohnlichen A B C der kleinen Schulkinder nach dem N das O folge / er aber ſetze das O vor dem N das heiſt aber ſo viel / als O Narren / und zwar ſeynd die groſſe N. N. die Verliebte / amantes, amentes.

Des Bacchus und der Weiber Garn /
Machn offt ein Weiſen zu eim Narrn.

Der Evangeliſt Lucas ſchreibt von einem / der ein groſ -J 2ſes68Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /ſes Nachtmahl hat laſſen zurichten / auch unterſchiedliche Gaͤſt und gute Freunde darzu eingeladen. Indem nun al - les in der Kuchel fertig / und der Koch ſich bereits zum An - richten wolte ſchiken / da war noch kein Gaſt da / es wird gar gewiß der Koch auch mitten unter den ſuͤſſen Spei - ſen deſtwegen ein ſaures Geſicht haben gemacht / und dazumalen wol diſponirt ſeyn geweſen zum Fiſchabſie - den. Man ſchicket alſobalden die Diener aus / die Gaͤſt noch einmal zu ruffen / welche aber bald mit der Poſt zu - ruk kommen / wie daß die Herren alle verhindert ſeynd / und derentwegen nit koͤnnen erſcheinen / und zwar der Er -Luc. 14. ſte ſprach / ich hab einen Aker kaufft / und iſt mir noth / daß ich hinaus gehe / und denſelben beſichtige / ich bitte dich / hab mich vor entſchuldiget. Der Ander ſagte / ich hab fuͤnff Joch Ochſen kaufft / und gehe jezt hin / ſie zu pro - biren / hab mich vor entſchuldiget. Der Dritte ſprach / ich hab ein Weib genommen / darum kan ich nit kommen. Die erſte zwey haben ſich gar manierlich entſchuldiget / der Dritte aber nit / und warum / oder weſſentwegen? ich ſags / ich wags / er iſt ein Narr geweſt / einer mit dem groſſen N. der Phantaſt hat ſich alſo verliebt in ſein Weib / daß ihm gar nit eingefallen / daß er ſich ſolt ent - ſchuldigen / 14. Tag zuvor / und 14. Tag nach der Hoch - zeit / war er ein ſo verliebter Giſpel / daß er ihretwegen haͤtte das Leben gelaſſen / wann ihn der Tuͤrkiſche Kay - ſer haͤtte eingeladen / ſo waͤr er nit kommen / wann ſie ihm geſchafft haͤtte / er ſolt / ihr zu gefallen / Schuͤſſel und Tel - ler abwaſchen / ſo haͤtt ers gethan / wann ſie ihm befoh - len haͤtt / er ſolt ihr zu gefallen die Stuben auskehren / ſo haͤtt ers gethan / ja er haͤtt mit groͤſſern Freuden den Be - ſemſtihlgekuſt. Wann ſie ihm haͤtt anferlegt / er ſoll / ihr zu gefallen / ein dutzet Holtzbirn ſchlicken / ſo haͤtt ers ge - than / ja ſie waͤren ihm ſuſſer vorkommen / als ein dutzet Biſamkugeln / amantes, amentes &c. Weibhalber hater69und hoͤrt nit gern die Predigen. er die Malzeit unterlaſſen / Weibhalber hat er ſelbſt Hun - ger gelidten / Weibhalber hat er den Herrn disguſtirt / Weibhalber hat er ihm einen uͤblen Namen gemacht / Weibhalber iſt er ein Narr worden.

Venus iſt ein Goͤttin der Lieb / und Venus heiſt ſo viel als We-nuß / we / was manche harte Nuß muß der Ver - liebte aufbeiſſen! er kaufft / er raufft / er ſaufft / er ſchnaufft / er laufft / er prangt / er drangt / er hangt / er langt / er dankt / er blikt / er flikt / er ſtikt / er zikt / er ſchrikt / er paſt / er faſt / er laſt / er raſt / er taſt / er redt / er wett / er frett / er zett / er bett / er bringt / er hinkt / er klingt / er ſingt / er ſpringt / er tragt / er fragt / er hagt / er nagt / er klagt / er hitzt / er blitzt / er glitzt / er ſchwitzt / er ſitzt / in Summa der Narr thut alles / gibt alles / verlaſt alles / leid alles / Ihrenthalben / O. N. N.

Einer iſt geweſen / der ſich alſo ſtarck in eine jun - ge Tochter verliebt hat / daß er auch ihre Fußſtapffen / die ſie im Koth und Leim eingedrukt / gantz begierig ge - kuͤſt hat / O. N. ſolchen Phantaſten zu foppen / hat ge - meldte Tochter einſt denſelben mit Argliſt in das Hauß gebracht / und in der Kuchel verſteckt / nachdem der Kerl ein zi[em]liche Zeit daſelbſt geloſt / und ſich ſo ſtill ge - halten / wie die Maͤuß beym Schmeerlaib / ſo kommt ſie eilends daher geloffen / ſprechend: Herr / um GOttes wil - len mein Herr / mein Engel / geſchwind mein Schatz / die Frau Mutter wird alſobalden in die Kuchl kommen / ge - ſchwind verberg ſich der Herr in dieſen groſſen Waſſer - Zuber / dieſer ohne Weil in aller Eyl ſteigt in dieſes halb angefuͤllte Waſſer-Vaß hinein / ſie deckt ihn mit Schaͤf - fer und Hackbrettl zu / verhuͤllt ihn mit ſolcher ſchmozi - gen Kuchlwahr nach Moͤglichkeit / ſie laͤßt den Limmel zwey ganzer Stund wol weich werden in dieſem Bad. Wie es ihme dazumal um das Hertz geweſen / iſt leicht zuJ 3ur -70Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /urthlen. Nachdem ſie geglaubt / der Stockfiſch ſeye gnug im Waſſer geſtandē / ſo rennet ſie mehꝛmahlē in die Kuchl. O mein Hertzlſagt ſie / mein tauſend Leben! mein einiger Troſt / gſchwind / gſchwind / die Frau Mutter will den Waſſer-Zuber brauchen / gſchwind verberg er ſich ander - werts / da / da in Ofen hinein / das Thuͤrl will ich ſchon zuſchlieſſen / damit er auf keine Weis erdappt werde / gleich / gleich hebt ſich der Maulaff uͤber ſich / tropfennaß am ganzen Leib / auſſer das Hertz hat noch gebrennt / und kriecht mit ihrer Huͤlf in Ofen hinein / nie iſt kein groͤſ - ſerer Stock in dieſen Ofen kommen / als dieſer Stock - narr / dasmal ware Faſnacht und Aſchermittwoch im Ofen beyſammen / er muſte auch ein Zeitlang darinnen verbleiben / und faſt alle Huſter und Seuffzer verarreſti - ren / damit er hierdurch nit verrathen wuͤrde / was ſelza - me Farben und Uberzug / was Aſchen und Rues hat die - ſer Laimgetraͤnckte Narr nit bekommen? Die Liebſte / wie er es ihme eingebildet / die kommt mehrmahlen ſchnauffend in die Kuchl / reiſſt das Ofenthuͤrl auf mit groſſer Eyl / O Herr gſchwind / botz tauſend Element / gſchwind heraus / geſchwind! mein Herr Vatter iſt dar - hinder kommen / er ſucht den Herrn mit bloſſem Degen. Wem war aͤngſter als dieſem? die Couraggi ſchwitzte ihm allerſeits aus / er haͤſpelt ſich deswegen / ſo ſchleunig es hat ſeyn koͤnnen / vom Ofen heraus / da war er ein Copey vom Teufel / laufft ohne weiters umſchauen zum Haus hin - aus / und gleich dazumalen ohngefaͤhr ein Todten-Leich voꝛbey getragen worden / alſo glaubten die Tꝛaͤger nit an - derſt / als daß dieſer ein Teufel ſeye / und den Todten wolle mit ſich fuͤhren / dahero ohne mehrers Beſinnen den Tod - ten von ihren Achſeln geſchoben / auf die Erd laſſen fal - len / und ſich mit der Flucht ſalvirt / deßgleichen auch ande - re gethan / welches dann dem armen verliebten Gimpel noch mehrer geſchmertzt / daß er aus einem guldenenEngel /71und hoͤret nit gern die Predigen. Engel / wie ſein vermeinte Liebſte ihn pflegte zu tituliren / zu einem ſchwarzen Teufel worden. O N. N.

David, dieſer Iſraelitiſche Monarch / hatte einen Sohn mit Namen Amnon, der ſich alſo verliebt hat in die Tha - mar, weil ſie uͤberaus ſchoͤn war / ſo maͤchtig in ſie ver - liebt / daß er vor lauter Lieb erkranckt / vor lauter Lieb Tag und Nacht keinen Schlaff gehabt / vor lauter Lieb weder geeſſen noch getruncken / vor lauter Lieb an gan - zem Leib ſich abgezehrt / daß er faſt einem Ladſtecken gleich ſahe / er war ſo verliebt / daß er mit Sicherheit bey einem Strohdach nit haͤtte koͤnnen vorbey gehen / weil er nun von Tag zu Tag abgenommen hat / (Ich glaube / er waͤre vor lauter Lieb crepirt) alſo hat ihn ſein beſter Freund der Jonadab befragt / was ihme doch ſeye? was er vor einen Zuſtand habe? ach / ſprach er / und ſeuffzte anbey / wie ein zerklobne Feurglocken / ach / ſagt er / ich hab2. Reg. 13. mich verliebt in die Thamar, Balſam her / der Narꝛ faͤllt in Ohnmacht / verliebt in die Thamar, Waſſer her / es brennt im mittern Stock des Hertzens / verliebt in die Thamar, ach / es ſeynd nit mehr als anderthalb Quintel noch vom Hertzen uͤbrig / das ander iſt ſchon alles zer - ſchmolzen. Es bleibt halt darbey / amantes ſunt amentes, die Verliebte ſeynd die Herꝛen mit dem groſſen N. O. N. N! Was thut ein Verliebter ausſtehen? er hauſt / er mauſt / er lauſt / er krauſt / er fauſt / er fuͤhlt / er ſchildt / er bruͤllt / er zihlt / er ſtihlt / er bleibt / er treibt / er ſcheibt / er ſchreibt / er reibt / er butzt / er hutzt / er ſchutzt / er ſtutzt / er trutzt / er pralt / er halt / er mahlt / er ſchmalt / er zahlt / er beith / er leid / er neid / er reit / er ſtreit. In Summa der Narr leid alles / gedult alles / thut alles / laſt alles / probirt al - les / verſchwendt alles Ihrenthalben. O. N. N!

Ein junger Baurnkerl in Crain hatte ſich in eine hipſche Baurentochter uͤber alle maſſen verliebt / ſuchte in allweg / wie er ſolche moͤchte zu einer Braut bekom -men /72Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttesmen / indem er aber an S. Thomas Abend beſagte Toch - ter mit einer andern reden gehoͤrt / daß ſie wolten denſel - ben Tag durch Leßlen erfahren / was ſie vor einen Lieb - ſten haͤtten / ſolches aber muͤſte geſchehen bey einem Bron - nen / als dieſes der Joppen-Meander vernommen / gieng er vor ihnen heimlich hinaus in den Wald / nach dem ge - nandten Bronnenquell / und weil dieſelbe von einem hart daran ſtehenden Baum uͤberzweigt war / alſo gedach - te er / ſolcher Baum werde ihme haubtſaͤchlich dienen zu ſeinem Wundſch und Vorhaben / nemlich daß die 2. Bau - rentoͤchter in dieſem Waſſer ſeine Bildnuß erblicken moͤchten / erwehlte demnach denſelben Baum zu einem Geruͤſt / beſteigt denſelben / und ſetzt ſich auf einen Aſt / welcher ober dem Waſſer / allda wartet er / mit groͤſter Begierd und Verlangen / die Ankunfft dieſer Nymphen / glaubte feſtiglich / die Sach wuͤrde ihme deſto beſſer ge - lingen / weil er ihr Unterredung voͤllig angehoͤrt / auch un - ter andern Bedingnuſſen eine geweſt / daß keine ein Wort reden / noch uͤberſich / noch hinterſich ſchauen ſolte / wie ih - nen etwan ein alte Huſten ſolchen Unterricht ertheilt. Der Gimpel war ein ziemliche Zeit auf dem Baum / und iſt ihme dieſer grobe Sitz ſo leicht nit ankom̄en / aber ſolche verliebte Narren ſtehen alles gern aus / endlichen kom̄en beyde an / O was Freud empfand der Telpelius! es ka - men die 2. Toͤchter bey dem hellen und klaren Mondſchein / machen ſich hinzu gantz ſtill zu beſagtem Bronnenquell / in Hoffnung einen wackern Baurnbuben darinnen zu erſehen / wie dieſer ſolches vermerckt / ſo ſteckte er ſeinen Schedel auf dem Aſt beſſer vorwerts hinaus nach aller Moͤglichkeit / damit das Waſſer ſein Geſicht deſto beſſer empfangen moͤge / aber der Aſt / ſo vermuthlich ſchon alt und gebrechlich / oder ſonſt einen ſolchen gewichtigen Nar - ren zu tragen nit ſtarck genug / wird untreu / und brach ehe / dann daß ſich dieſer verſahe / muſte alſo an ſtatt ſei -nes73und hoͤrt nit gern die Predigen. nes Contrafeits / ſein eigne Perſon in das Waſſer ſtuͤr - tzen / und platzte er mit einem ſolchen Getoͤß und Geraͤuſch hinab ins Waſſer / daß gedachte 2. Toͤchter / in Meynung der Teufel ſeye es ſelbſten / mit groſſer Entſetzung die Flucht genommen / und mit ſonderm Zittern den Weeg nacher Hauß gerennt. O. N. N. wo treibt euch noch die Lieb hin?

Samſon waͤre allzeit gallant geblieben / wann er kein Gallan waͤre geweſen / Samſon ein ſolcher ſtarcker Held / daß er auch mit den bloſen Haͤnden einē Loͤwen zerriſſen / Samſon ein ſolcher ſtarcker Mann / daß er auch gantze Stadt pforten aus dem Angel gehebt / und mit ſich hin - weg getragen / Samſon ein ſolcher dapferer Menſch / daß er auch mit einem Eſelskinbacken tauſend Philiſtaͤer er - legt. Samſon animos gantz und gar / Samſon generos gantz und gar / Samſon bellicos gantz und gar / Samſon glorios gantz und gar / Samſon auf die letzt gleichwol ein Narr / und ein ſolcher iſt er worden durch die Lieb.

Samſon hatte im Thal Sorec ein Liebſte / dero Na - men Dalila, die beſuchte er oͤffters / wie ſolches die Phili - ſtaͤer / als ſeine abgeſagte Feind in Erfahrenheit gebracht / da haben ſie dieſe ſaubere Madam durch Verſprechung ei - ner groſſen Summa Gelds auf ihre Seiten gebracht / daß ſie zu allen Sachen ja geſagt. O Geld! ſie ſoll ihn betruͤ - gen / ja / ſie ſoll ihn fragen / ja / wo er ſeine Staͤrcke habe? Ja / ſie ſoll nachmals es ihnen offenbaren / ja / ſie ſoll ihn in ihre Haͤnd liefern / ja / ſie ſoll ihm derenthalben wol ſchmeicheln / und liebkoſen / ja / ſie ſoll ihr Wort und pa - rola halten / ja / ſie ſoll die Sach nach Moͤglichkeit beſchleu - nigen / ja / oder es ſoll ſie der Bettel holen / ja. Dalila vollzieht den Willen dieſer Leut / liefert ihn einmal / noch nit gnug / liefert ihn zweymal / noch nit gnug / liefert ihn dreymal in die Haͤnd ſeiner Feind / er aber allemal ſich wieder frey und loßgemacht. Wolan Samſon, einen EſelPars III. Kfuͤhrt74Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes /fuͤhrt man nur einmal aufs Eys / du wirſt ja dieſem Schleppſack / dieſem uͤppigen Grindſchiebel hinfuͤran nit mehr trauen? Dalila haͤlt noch eiferiger an / endlich zeigt ſie einen Verſchmach / haͤngt das Maul / fangt an zu pfnot - ten / ſchauet den Samſon nit mehr an / wieſe auf allen Seiten einen Verdruß. Die ſeynd die rechte / mein Sam - ſon! gib ihr ein paar Ohrfeigen an ſtatt des Confects, gib ihr an ſtatt etlicher Stuͤber Geld / einige Naſenſtuͤ - ber / gib ihr an ſtatt eines Trinckgeſchirr ein Flaſchen / und hiermit mach einen Schluß / du wirſt bey dieſer Vet - tel wenig Ehr davon tragen / wirſt du ihrs redlich entde - cken / in wem die Staͤrcke haffte / ſo iſt es gewiß / daß ſie dir dieſelbe wird nehmen / dich deinen Feinden uͤbergeben / und du / folgſam aus einem ſo weltberuͤhmten Menſchen / der elendiſte Tropf werden. Aber umſonſten iſt alles pre - digen bey einem Verliebten / der gantz verblendt / und gantz von der Lieb zu einem Narren wird / ehe Samſon die Lieb gelaſſen / ehe hat er die Freyheit gelaſſen / ehe hat er ſeinen Namen und Reputation gelaſſen / ehe hat er das Geſicht gelaſſen / O Narren die Verliebte! was muͤſſen ſie nit ausſtehen / wegen der Lieb! O wie theur iſt die ver - ruchte Lieb!

Die alte Heyden haben uͤber die dreyſſigtauſend Goͤt - ter angebetet / Rom hatte alle Tag das gantze Jahr hin - durch einen beſondern Gott oder Goͤttin ꝛc. Pomona war ein Goͤttin der Aepfel / Mellona ein Goͤttin des Hoͤnigs / Flora ein Goͤttin der Blumen / Hippona ein Goͤttin der Pferd / Bubona ein Goͤttin der Ochſen / Segeſta ein Goͤt - tin des Schnitts / Scia ein Goͤttin der Sonnen / Ajus ein Gott der Red / Priapus ein Gott der Gaͤrten / Hymenæus ein Gott der Hochzeit / Fidius ein Gott des Glaubens / An - gerona ein Goͤttin des Stillſchweigens / Meditrina ein Goͤttin der Artzeney / Myagrus ein Gott der Mucken / Ea - nus ein Gott der Reiſenden / Janus ein Gott der Thuͤren /Mo -75und hoͤret nit gern die Predigen. Momus ein Gott der Schmaͤhler / Vitumnus ein Gott des Lebens / Rubigus ein Gott des Roſts / Æolus ein Gott der Wind / Vallonia ein Goͤttin der Thal / Vitulus ein Gott der Froͤlichkeit / Heben ein Goͤttin der Jugend / Mania ein Goͤttin der Haͤuſer / Libithina ein Goͤttin der Graͤber / Pi - tho ein Gott der Wolredenheit / Volupta ein Goͤttin der Wolluſt / Rumilia ein Goͤttin der Knaben / Collina ein Goͤttin der Buͤhel / Numeria ein Goͤttin der Zahl / Edu - lica ein Goͤttin der Speiſen / viel tauſend andere derglei - chen gedichte Goͤtter hatten die blinde Heyden / ja man hat dazumal faſt mehrer Goͤtter als Gaͤtter gezehlt. Un - ter andern war Venus ein Goͤttin der Lieb / oder / beſſer ge - redet / ein Goͤttin der Narrheit / Salomon ſelbſt iſt von dieſer Goͤttin ſeiner Weißheit beraubt worden / und alſo die erſte Sylben von ſeinem Namen verlohren. Venus iſt bey denen Aſtrologen oder Sternſehern ein Planet, und wird auf folgende Weiſe vorgeſtellt / / welches dann ei - Figura Ve - neris. ner umgekehrten Weltkugel gleich ſihet / freilich iſt es wahr / daß Venus, daß die viehiſche Lieb faſt die gantze Welt hat umgekehrt / und faſt jederman die Schellen an - gehengt / wann der gerechte Goͤttliche Richter einmal in dem Thal Joſaphat dem Suͤnder ſeine Unthaten und Ver - brechen wird vorwerffen / und ihme / wie man pflegt zu ſagen / den Planeten leſen / ſo iſt leicht zu glauben / daß kein Planet wird oͤffter citirt werden / als Venus. Venus iſt Venenum, und ein ſolches Gifft / ſo zum allererſten das Hirn angreifft / und den Allerweiſeſten zu einem Narren macht. Ein mancher hat zu Ehren feiner Liebſten Na - del gefreſſen / und daran erſtickt / O. N. Einer hat we - gen ſeiner Madama ein Glaß gefreſſen / und folgſam die Seel mit ſamt dem Blut ausgeworffen / O. N. Ein an - derer zu Crunnlau in Boͤhaim hat ſich wegen einer jun - gen Tochter von einem Felſen herunter geſtuͤrtzet / und den Halß gebrochen / O. N. Einer vor etlich Jahren / meinK 2Wol -76Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /Wolbekandter / hat ſich wegen ſeiner Liebſten ſelbſt er - ſchoſſen. O. N. Ein anderer hat den Pantoffel von ſei - ner Liebſten durch ein Kammermenſch mit Geld an ſich gehandelt / und ſelbſt nach und nach / wie ein Katz ein Laib Brod / abgekieflet. O. N. Einer zu Wien / und zwar ein guter von Adel / hat vor viel Jahren den ausgeworff - nen Speichel ſeiner Liebſten auf der Erden aufgeſchleckt / und auch den Unflat der Naſen aus ihrem Tuͤchel abge - zehrt. O. N. Ein anderer hat einen Fioch von ſeiner Lieb - ſten um 30. Thaler bezahlt. O. N. Einer hat einen aus - gebrochenen hohlen Zahn ſeiner Liebſten in Gold und Klei - nodien eingefaſſt am Halß getragen. O. N. Ein ande - rer hat alle Wochen ſeiner Liebſten zu Ehren ſich laſſen von 3. ſtarcken Kerlen abpruͤglen. O. N. Einer in Stey - ermarck hat ſeiner Liebſten zu Ehren allen Faͤſſern im Keller den Boden eingeſchlagen / daß ihme hierdurch der edelſte Wein ausgeronnen. O. N. Einer hat ſich gar mit Blut unterſchrieben / daß wann ſeine Liebſte werde in die Hoͤll kommen / er hiemit dem Himmel abſage / und woll auch mit ihr zum Teuffel fahren. O N. Einer hat ihm von dem Bader auf dem Rucken und die Bruſt mit dem Scheermeſſer den Namen ſeiner Liebſten auf groß fra - ctur ſchneiden laſſen. O. N. Ein anderer hat ſo gar das Waſſer / worinn die Kleider ſeiner Liebſten gewaſchen worden / vor den beſten Muſcateller ausgeſoffen / O. N. Ei - ner hat ſeinen Dienern befohlen / ſie ſolten ihn nicht mehr Herr Alphons heiſſen / ſondern ihn nennen wie ſeine Lieb - ſte / Herr Theresl, (beſſer geredt der Eſel.) O. N! Tau - ſend andere Thorheiten mehr koͤnten beygebracht werden / es wird aber die ſchwartze Feder ſchamroth / etliche auf das Papier zu tragen. O. N.

Jene Wittib / von welcher jetzo erzehlt wird / hat mit laͤcherlicher Manier drey Liebhaber zu Narren gemacht / weil ſolche gar ein junge Wittib / und an Leibsgeſtaltvon77und hoͤrt nit gern die Predigen. von Natur ſehr wol beſchaffen / alſo wurde ſie allerſeits von vielen anerſucht / vorderiſt aber von dreyen ſo maͤch - tig geliebt / daß ein jeder abſonderlich ſich anerbotten / al - les ihrenthalben auszuſtehen / auch gar das Leben zu laſ - ſen / wie nun dieſe verliebte Signori oder Sinarri auf einen Tag zu ihr kommen / hat ſie die Sach alſo meiſterlich an - geſtellt / daß keiner von dem andern wuſte: Wolan ſprach ſie zu dem erſten: Mein lieber Herr / weil der Herr mir alles anerbietet / auch ſo gar das Leben / alſo wird es mir der Herr nit vor ungut aufnehmen / wann ich deſſen eini - ges Probſtuck begehre / benanntlichen dieſes: WannPoiters in Strena. mich der Herr recht lieb hat / ſo verlang ich nit / daß er meinetwegen das Leben laſſe / welches gar zu koſtbar / ſondern daß er ſich in dieſer Cammer nur auf die Baar niederlege / und ſich todt ſtelle / ſo lang / bis ich ihm wieder erlauben werde aufzuſtehen / ja / ja / ja / tauſendmal und noch ein doppelts ja / ja hinzu / gehen und aber gehen / und uͤbergehen / und obergehen / ein verliebter Narr thut alles.

Dieſer legt ſich nieder / war aber mehrer Thor / als todt / ein ſchwartzes Tuch uͤber ihn / ein paar Leuchter neben ſein / ein Weichbronn-Keſſel ober ſein / ſolcher Ge - ſtalt vertratte dieſer ſeine Perſon. Nicht lang hernach kommt der andere Gallan, welcher mit Centnergewich - tigen Worten / mit Klaffterlangen Ceremonien / mit Trapezuntiſchen Diſcurs ſeine Lieb / Affect, Inclination verſprochen / deme gleichergeſtalten die junge Wittib ge - antwortet / wie daß ſie zwar ſeine Wort vor glaubwuͤr - dig halte / allein ſie moͤchte doch ein wenig Gewißheit ein - nehmen / ob er ſie inniglich liebe / und ſo es ihme beliebig waͤre / ſo ſoll er zu Zeugnuß ſeiner Affection, dieſen Dienſt thun / weil ſie ein Todtenleich in dem Hauß / und ſoll ein Zeitlang bey demſelben wachen und beten / dann es ihr Anverwandter geweſt ſeye / ja was dann? Ja warum dasK 3nit?78Judas der Ertz-Schelm haſſet das Wort Gottes /nit? Ja / in allem gantz urbietig / er tritt nun auf ihren Befelch in die Kammer hinein / faͤllt auf ſeine Knie nie - der / fangt an gantz eiferig zu beten / weiß nit / obs das placebo Domino, oder vielleicht das placebo Dominæ. Es wuſte keiner von dem andern / und glaubte gleichwol / es waͤre diß ein Todtenleich. Endlichen kommt auch der Dritte / ſo da mit unbeſchreiblichen Liebsgebaͤrden ſatt - ſam an Tag gabe / wie inniglich er ſie liebe / ja ihrentwe - gen tauſend Tod auszuſtehen ſich nit weigere / wann dem alſo / ſprach ſie / ſo ſoll er ihr den einigen favor erzei - gen / und ſich wie ein Teufel anlegen / nachmals mit groſ - ſer Ungeſtuͤmm in die Kammer hinein lauffen / welches er auch emſigſt vollzogen / dann ein verliebter Narr ſich in allem brauchen laͤſt. Wie nun dieſer vermaskerirte Teuffel in die Kammer hinein gerumpelt / ſo glaubte der unter dem ſchwartzen Tuch verhuͤllte Phantaſt, der ſich vor todt geſtellt / der Teuffel woll ihn wahrhafftig weg - fuͤhren / fangt ſich demnach ſtarck zu bewegen / der ver - ſtellte Teufel / weil er um die Sach nichts wuſte / war der feſten Meynung / dieſer ſtehe wahrhafftig von den Tod - ten auf / der Dritte / ſo daſelbſt gebetet / glaubte / es ſeye Tod / Teufel / und Hoͤll alles beyeinander / dahero ein je - der die Flucht genommen / der Teufel uͤber den Tod / der Tod uͤber den Teuffel / uͤber die Stiegen hinunter gefallen / und mit erſchroͤcklicher Forcht das Hauß quitirt. Mit einem Wort / die Verliebte ſeynd ſolche Geſellen / daß man ihnen ſolte hinden und forn / oben und unten / auch auf der Seiten / ja um und um den Buchſtaben N. an - mahlen / weil die verruchte Lieb ſie zu ſo groſſen Narren macht.

Wolan dann bethoͤrte Phantaſten / wolt ihr noch nit abſtehen von dieſer eurer Thorheit? noch nit laſſen mit den Iſraeliten dieſe ſtinckende Egyptiſche Zwifeln? noch nit auf die Seiten ſetzen mit dem Eſau dieſes ſchlechteLin -79und hoͤret nicht gern die Predigen. Linſenkoch? ſo fahrt dann fort / und erwartet des Teuf - fels Danck.

Liebt laͤnger Lappen / liebt laͤnger Limmel / liebt laͤnger Lecker / liebt laͤnger Lugner / liebt laͤnger Lude - rer / liebt laͤnger Liendel / liebt laͤnger Leffler / liebt laͤn - ger Lauſer / liebt laͤnger loſe Leut / liebt laͤnger Lumpenge - ſind / liebt laͤnger Lottergeſind / liebt laͤnger Laſtergeſind / der Teuffel wird euch um ſolches Lieben dancken / und all euer Muͤhe bezahlen / dann was iſt dieſe eure ſtiucken - de Lieb?

Die Lieb iſt ein Dieb / dann ſie ſtihlt den guten Na - men / dann fama vergleicht ſich gar nit mit famula, dahe - ro man insgemein von einem ſolchen pflegt zu reden / die - ſer oder dieſe fuͤhrt einen unehrlichen Wandel. Kein recht - ſchaffener Menſch will ein Sautreiber ſeyn / keiner / kein ehrlicher Kerl will ein Eſeltreiber ſeyn / keiner / kein wol - geſchaffener Geſell will ein Ochſentreiber ſeyn / keiner / warum gibt er aber einen Huſtentreiber ab? Welches weit ſchimpflicher faͤllt ſeiner Ehr / dann Putana und pu - teo haben beede ein ſtinckende Signification.

Die Lieb iſt ein Dieb / dann ſie ſtihlt die Geſundheit. Kerl du haſt rothe Augen / wie ein Cyprianiſche Tauben / weiſt was? die Venus iſt aus Cypern gebuͤrtig. Geſell du haſt Zaͤhn die unterhalb ſo friſch / wie ein Zaunſtecken im Krautgarten / weiſt was? des Cupidinis Pfeil ſeynd uͤble Zahnſtuͤhrer / ſie verurſachen die Mundfaͤul. Do - mine ihr ſeyd ſchon wurmſtichig / wie ein ſechzigjaͤhriger Banckladen / aber wiſt ihr was? ein Holtz / das man ſchlaͤgt unter dem Planeten Venus, dauret nit lang. Signo - re, ihr ſeyd noch nit alt / und ſchnauffet ſchon wie ein mat - ter Muͤller-Eſel / wiſt ihr was? wo zu viel Gaill / da ver - fault die Lungen. Freund / du biſt ſo krafftloß wie ein Baurenkroͤß / welches aus der Staͤrck gangen / weiſt aber was? ſolches Caro macht allzeit carne vale. Menſch /du80Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /Thren. 4du ſtinckeſt wie ein Lederer-Werckſtatt / weiſt aber was? amplexati ſunt ſtercora. &c.

Dieſe Lieb iſt ein Dieb / dann ſie ſtihlt die zeitliche Mittel und Haabſchafften / Donna will dona haben / es kan nit anderſt ſeyn. X. dato fœmineis, ſteht in der Gram - matic, dann in dieſem Handel gehet es zehenfach auf. Amare und mare haben gleiche Beſchaffenheit / dann bee - derſeits gehen viel zu Grund: Der verlohrne Sohn hat ſein gantzes Erbtheil hindurch gebracht / vivendo luxu - rioſè, dann Weiber-Kuͤttel / ſchmaͤhlern manchem die Mittel.

Dieſe Lieb iſt ein Dieb / ſie ſtihlt die Seeligkeit / der Himmel iſt ein Schafſtall / und kein Bockſtall / dahero ſolche Bock-artige / und Bock-bartige nit hinein kom - men. Unſer HErr hat einer gantzen Legion Teuffeln erlaubt in die Heerd Schwein zu fahren / woraus er - hellet / daß die jenige / welche ein ſolches Sauiſches Leben fuͤhren / dem Teuffel zugehdren. Demptis parvulis pauci ſalvantur propter hoc vitium, ſagt ein Heil. Lehrer / daß der meiſte Theil der Menſchen ſich in die Verdammnuß ſtuͤrtze / wegen ſolcher garſtigen Lieb.

Dieſe Lieb iſt ein Dieb / dann ſie ſtihlt den Verſtand / und macht die Leut zu Narren / Narren ſind ſie / weil ſie ſolcher Lieb halber ſo viel ausſtehen / ſo viel leiden / ſo viel ſorgen / ſo viel ſeuffzen / ſo viel laſſen / ſo viel geben / ſo viel gedulten / ſo viel wachen / ſo viel verliehren / ſo viel ver - ſchwendten / ſo viel lauffen / ſo viel thun / und endlich dar - vor des Teuffels Danck haben / wann ſie nur halben Theil ſo viel wegen GOTT thaͤten / ſo haͤtten ſie unfehlbar die ewige und immerwaͤhrende Seeligkeit zu hoffen / zu ge - warten / zu beſitzen. Wer dann ein ſolcher Narr will bleiben / der bleib es mit 100000, N. N.

Ich81und hoͤrt nit gern die Predigen.

Ich aber / ſagt eine fromme und Gottsfoͤrchtige Seel / ich ſag ab / ſchlag ab / ſolche verdammte Lieb / und lendt / und wendt mich zu der Liebe GOttes / die kommt mich gantz leicht an / die iſt voller Troſt / voller Freuden / voller Ergoͤtzlichkeit / fort mit der ſchaͤndlichen / ſchaͤdlichen / ſchinderiſchen Welt-Lieb! Ich liebe / hab geliebt / ich werde lieben / wolte GOtt / ich liebte recht / O daß ich al - zeit lieben koͤnne meinen GOtt / meinen JEſum / der da ein gebenedeyte Frucht des Leibs MARIÆ, der da ein Schatz der Welt / der da das wahre Lamm GOttes / der da das Heil der Menſchen / der da das Brod der Engeln / der da der Jubel der frommen Hertzen / der da der Braͤu - tigam der Jungfrau / der da ein Glantz des Himmliſchen Vatters / der da ein Fuͤrſt des Friedens / der da die Pfor - ten des Himmels / der da das Lob der Engeln / der da die Glory der Heiligen / der da die Suͤſſigkeit des Lebens / der da der Weg des Paradeiß / der da der gute Hirt / der da ein Seeligmacher der Menſchen / der da ein Zuflucht der Suͤnder / der da ein Huͤlff der Bedrangten / der da ein Sieg unſerer Feinde / der da ein HErr der Geſchoͤpff / der da unſer JESUS / unſer Alles / dieſen liebe ich / und will nit mehr aufhoͤren zu lieben / dieſe Lieb macht mich zu einem Doctor, gleichwie die andere vielen das groſſe N. anhaͤngt.

1.
Woltſt du bald ein Doctor werdn /
ohne groſſe Muͤh?
Haͤttſt du alle Weißheit gern
daß du fehleſt nie?
Das macht Lieb in wenig Stunden /
Die ein A. B. C. erfunden /
wie du ſiheſt hie.
Pars III. LA. weiſt82Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes /
2.
A. weiſt alle Ding verlaſſen /
Boßheit heiſt das B.
C. lernt Creutz mit Freud auffaſſen /
Demuth fuͤhrt das D.
E. rath um das Ewig werben /
F. den Fried des Hertzens erben /
Gibt Gedult das G.
3.
H. gebietet heilig leben /
I. Inbruͤnſtig ſeyn /
K. macht kurtze Wort ausgeben /
L. liebt GOtt allein /
M. will Maͤſſig allzeit bleiben /
N. mit Nutz die Zeit vertreiben /
O: Ohn Falſchheit ſeyn.
4.
P. will d Lieb der Welt auspruͤglen /
Q. ſagt Quelle rein /
R. wills Hertz gantz rein verſiglen /
S. nimmt Sanfftmuth ein /
T. kan andre Tugend lehren /
V. ſchafft Unterthaͤnig wehren /
W. thut Wachtſam ſeyn.
5.
Z. im A. b. c. das Ende iſt /
Und bedeut die Zeit / Welch wie ein Aug verwendt iſt /
Ohn Beſtaͤndigkeit /
Drum pfleg lieber das Zeitlich meiden /
Und dich auf die Straß bereiten /
Zu der Ewigkeit.
6. Kanſt83und hoͤrt nit gern die Predigen.
6.
Kanſt nit ſo viel Buchſtabn tragen /
Daß dir bleiben all?
Soll man dirs noch kuͤrtzer ſagen
Alles auf einmal?
So lern das L. aus alln dieſen /
Alsdann biſt gnug unterwieſen /
Auch glehrt nach der Wahl.
7.
Solcher Buchſtab heiſt mit Namen /
Liebe GOtt allein /
Faſſe dieſen nur zuſammen /
Feſt ins Hertz hinein /
Wo du dieſen haſt verſtanden /
Kanſt du ſchon in allen Landen
Der beſt Doctor ſeyn.

Herr Philibert, ſchad iſt es / und immer ſchad / daß der Herr unter dieſer Predig geſchlaffen / der Herr halt es vor gewiß / daß ſolcher Schlaff von dem boͤſen Feind herruͤhre / der in allweg ſucht das Wort Gottes zu ver - hindern. Als auf ein Zeit der heilige Antonius von Pa - dua gantz eiferig geprediget / auch unter andern ein Ade - liche Dama ſehr einſig das Wort GOttes angehoͤrt / ſo hat der laydige Sathan ſolche Aufmerckſamkeit dieſer Frauen nit koͤnnen gedulten / ſondern die Geſtalt einesIn Vit. Botten an ſich genommen / ihr einen Brief uͤberbracht / worinn ſie berichtet worden von dem traurigen Tod ih - res Sohns; Aber ſolche hoͤlliſche Larven erkennte gar wol der heilige Mann / dahero auf der Cantzel dieſer Ade - lichen Matron alſo zugeſprochen: Foͤrchte dir nit / dein Sohn lebt noch / und iſt wol auf. Uber ſolches iſt derL 2Teu -84Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes / ꝛc. Teufel alsbalden verſchwunden / und ſie wie zuvor die Predig angehoͤrt. Es weiß dieſer abgeſagte Seelen - Feind gar wohl / was ihme und der gantzen Hoͤllen ein eif - ferige Apoſtoliſche Predig kan vor Schaden zufuͤgen. Dann was hat Teutſchland zum wahren allein ſeelig - machenden Glauben bekehrt? das Predigen des heiligen Bonifacii. Was hat Franckreich bekehrt? das Predigen des Heil. Remigii. Was hat das gantze Schwabenland bekehrt? das Predigen des Heil. Martini. Was hat En - geland bekehrt? das Predigen des Heil. Auguſtini. Was Boͤheim bekehrt? das Predigen des Heil. Cyrilli und Me - thodii. Was hat Pommern bekehrt? das Predigen des Heil. Ottonis. Was hat Reuſſen und Pohlen bekehrt? das Predigen des Heil. Adalberti. Was hat ſo viel tau - ſend groſſe / ſchwehre / abſcheuliche Suͤnder bekehrt / und von den Banden der hoͤlliſchen Dienſtbarkeit erlediget? als eben das Predigen vieler frommen und gelehrten Maͤnner. Vermuthlich iſt es / daß Judas Iſcarioth von ſeinem verdammten Vorhaben waͤre abgeſtanden / und ſeine gottloſe Gedancken haͤtte bereuet / wann er waͤre ſamt andern Apoſteln bey der Predig des HErrn nach dem heiligſten Abendmahl geblieben.

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Judas85

Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtli - liche Geſang / und will lieber falliren als pſalliren.

NAch vollendtem alleꝛheiligſtem Abendmahl / hat der gebenedeyte Heyland mit ſeinen eilff Apo - ſteln angefangen das gewoͤhnliche Lobgeſang / welches allemal die Hebræer nach Nieſſung des Oſterlamms pflegten zu verrichten: Vorſinger in dieſem Heil. Chor ware der liebſte HErr JESUS Selbſten / welches Geſang dazumal alle Nachtigallen in der gantzen Welt ſtumm gemacht. Es ſollen aber / nach Ausſag Pau -Joan. Greg. p. 1. lect a. de horto. li Burgenſis, folgende fuͤnff Pſalmen ſeyn geſungen wor - den / der Erſte / als der hundert und dreyzehende / In exi - tu Iſrael de Ægypto, als Iſrael aus Egypten zoge. Der Andere / benanntlich der hundert und vierzehende: Dilexi quoniam exaudiet Dominus. Ich habe lieb / dann der HERR wird die Stimme meines Flehens erhoͤren. Der Dritte / als nemlichen der hundert und fuͤnffzehende. Credidi propter quod &c. Ich habe ge - glaubt / darum hab ich geredt. Der Vierdte ware der hundert und ſechzehende. Laudate Dominum om - nes gentes. &c. Lobet den HERRN alle Hey - den. ꝛc. Der Fuͤnffte und letzte Pſalm / ware der hun - dert und ſiebenzehende. Alleluja, confiremini Domino quoniam bonus. &c. Lobet den HERRN / dann er iſt gut ꝛc.

Solche fuͤnff Pſalmen hat der HErr JESUS / und ſeine werthiſte Apoſtel / auf das eyfferigſte geſungen / daß hiervon das gantze Hauß erſchollen / und haͤtten gern / und aber gern / und uͤbergern alle liebe Engel / als Himmliſche Muſicauten / pleno choro ſich hoͤren laſſen /L 3dafern86Judas der Ertz-Schelm haſſet das geiſtliche Geſang /dafern es ihnen von der Goͤttlichen Majeſtaͤt waͤre er - laubt geweſen. Der einige meineydige Schelm / und verruchte Judas, hat zu dieſer Muſic pauſirt / und unlaͤngſt zuvor den Reißaus genommen / zu welchem ihn der arg - liſtige Sathan angeleitet / als der in Forcht geſtanden / es moͤchte das gottloſe Gemuͤth Judæ durch ſolches Geſang / und heilige Pſalmen erweicht werden. Ein Vogel / und zwar ein Ertzvogel / ware dieſer Iſcarioth, und dannoch wolt er nit ſingen.

Es gibt ſaubere Singer / und deren gar viel. Es gibt ſaumige Singer / und deren nit wenig. Es gibt ſauere Singer / und deren ein ziemliche Zahl. Es gibt Sau-Singer / und deren faſt an allen Orten.

Saubere Singer ſeynd alle diejenige / welche GOtt den HErꝛn Tag und Nacht mit Pſalliren und Singen prei - ſen und loben / auch ſolcher Geſtalten emſigſt nachfolgen den lieben Engeln im Himmel / maſſen die damalige Chorweiſe in der Kirchen zu ſingen ihren Urſprung ge -Socrat. lib. 6. c. 8. nommen von den Engeln / welche der H. Antiſiodoren - ſiſche Biſchoff / ſo noch zur Apoſtel Zeiten gelebt / geſehen / und gehoͤrt hat / wie ſie die allerheiligſte Dreyfaltigkeit in zwey Chor ausgetheilter / mit hellſchallendem Jubel / und Lobgeſang geprieſen: Auch ſcheint es glaublich / daß ſolche Weiſe ſchon die Juden in ihren Tabernaklen und Templen gebraucht haben / dahero David ſagte / laudentPſal. 149. v. 3. nomen ejus in Choro.

Wie angenehm ſeye dem Allerhoͤchſten ſolches Ge - ſang / erhellt gantz klar aus folgenden Geſchichten. Als der H. Canuſiniſche Biſchoff Sabinus nach Gewonheit ein - mal bey Mitternacht aufgeſtanden / und bereits die Met - ten angefangen zu ſingen / da hat das gantze Haußge - ſind / nit ohne hoͤchſte Verwunderung / wahrgenommen / daß die liebe H. Engel Chorweis mit ihme die gantze Met - ten geſungen.

In87und will lieber falliren als pſalliren.

In Weſtphalen ſtehet ein uhraltes Benedictiner Clo - ſter / nahmens Corbei, in welchem etlich hundert Jahr nach einander folgendes Wunder ſich ereignet / ſo offt aus beſagten Religioſen einer wegen Kranckheit und Unpaͤß -Marchant. in M. M. SS. Corbei. lichkeit nit konte in den Chor kommen / ſo iſt je und alle - mal ein Engel an deſſen ſtatt erſchienen / und die gantz eigne natuͤrliche Stimm des abweſenden Geiſtlichen hoͤ - ren laſſen / wie ſolches glaubwuͤrdigſt beſtaͤttigen die An - nales obbenanten Cloſters.

Der Heil. Clarevallenſiſche Abt Bernardus hat mehr - malen bey naͤchtlicher Weil in dem Chor wahrgenom -Gaufrid in Vit. S. Bern. men / daß die liebe Engel jene Religioſen / ſo da emſig / und eiferig in dem Goͤttlichen Lobgeſang verharreten / mit ſehr koſtbaren und angenehmſten Rauchwerck ver - ehreten.

Robertus Koͤnig in Franckreich war alſo eiferig in dem Lob GOttes / daß er oͤffters mit denen Moͤnchen im Chor die Tagzeiten geſungen / und andaͤchtigſt pſalliret. Da er auf eine Zeit / ein feſtes Schloß mit ziemlicher Kriegs-Macht umfangen / unter waͤhrender Belaͤge - rung aber am Feſt des H. Damiani in dem nechſt entle - genen Cloſter mit denen Geiſtlichen das Officium geſun - gen / ſiehe / da wurde erneuert jenes Wunder / ſo dem Joſue widerfahren / unter der Zeit / da er in dem Goͤtt - lichen Lobgeſang ſich aufgehalten / ſeynd von freyen Stucken alle Gemaͤur und Paſteyen der belaͤgerten Ve -Chronol. ſept ætat. ſtung zu Boden gefallen / ohn einige Hand-Anlegung.

Anno 1613. ſtarb in dem Weinmariſchen Gebiet ein bekandter und beruͤhmter Notarius der Calviniſchen Sect, welcher mehrmalen die Geiſtliche ausgehoͤnet / wann ſelbige mit ihrem Geſang einen Verſtorbenen zum Grab begleitet / auch oͤffters in dieſe Spottwort ausgebrochen. Dieſe Pfaffen ſingen juſt wie die Eſel; Wie nun dieſer auch den Zeitlichen / und / welches weit mehrers zu be -dauren88Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /dauren / auch den ewigen Tod erfahren / und bereits der Leichnam mit ſonderm Pomp und Pracht zum Grab getragen wurde / kaum daß man den Coͤrper zum Hauß herauß gebracht / da iſt alſobald ein ſchwartzaͤchtiger E - ſel einer ungeheuren Groͤſſe erſchienen / der Todten-Pahr nachgetretten / und mit einem ſtaͤten wilden Geſchrey die Leich begleitet / konnte durch keinen Gewalt / den man moͤglichſt angewendet / hin und abgetrieben werden / ſondern dieſer widerwaͤrtige Lang-Ohr hat benanntemGualterius. 17. p. 821. Notario das Geleit geben biß zu dem Grab / um daſſelbige etlichmalen herum getretten / endlichen mit des Verſtor - benen Anverwandten und Befreundten wieder nach Hauß gangen / daſelbſt in Gegenwart vieler Leut gaͤh - ling verſchwunden / zur billigen Straff / die der gerechte GOtt uͤber ihn verhaͤngt / um weil er das andaͤchtige Singen und pſalliren der Prieſterſchafft veracht / und dem Eſel-Geſchrey verglichen.

Angenehm ware das Geſang Moyſis, und des ge - ſamten Iſraelitiſchen Volcks / nachdem er ſo wunderlich durch das rothe Meer paſſirt / und ſollen dazumalen / wieExodi. 15. die Rabbiner bezeugen / auch die etlich Tag und Wochen alle unmuͤndige Kinder durch ein Miracul, das gantze Lied mitgeſungen haben. Angenehm ware das GeſangJudic. 5. Deboræ und Barac, nachdem ſie den Sieg und beruͤhmte Victori wider den Cananeiſchen Kriegs-Fuͤrſten Siſara erhalten. Angenehm ware das Geſang der lieben El -1. Reg. 2. tern Annæ und Helcanæ, wie ihnen ihr Sohn Samuel ge - bohren. Angenehm ware das Lobgeſang des KoͤnigsIſai. 38. Ezechiæ, nachdem er durch Goͤttliche Huͤlffe wieder zur gewuͤnſchten Geſundheit gelanget. Angenehm wareJudith. 16. das Geſang der Judith, als ſie dem Holoferni das Haupt abgeſchnitten / worvon dem gantzen Volck Iſrael ein Haupt-Gluͤck erwachſen. Angenehm ware das Geſang der dreyen Knaben in dem Babyloniſchen Ofen / worinndas89und will lieber falliren als pſalliren. das das Feuer einen Feuertag gehalten / dieſe aber einen froͤlichen Feſttag. Angenehm ware das Geſang des Davids, welcher bey Tag und Nacht mit dem eyfferigen pſalliren GOtt den HErrn geprieſen / dahero dieſes Lob -2. Reg. 23. wuͤrdigſten Koͤnigs meiſtes Siegen vom Singen her - gefloſſen und geſproſſen. Angenehm iſt auch der Goͤttli - chen Majeſtaͤt alles Geſang der eifferigen Geiſtlichen / welche / nach Art und Weiſe der Lobſchallenden Lerchen / ihre Stimme und Gemuͤth erheben / und durch Geſang und Klang den Allerhoͤchſten preiſen. Angenehm iſt auch das Geſang des andaͤchtigen Volcks in der Kirchen / und in den gewoͤhnlichen Proceſſionen / und Creutz-Gaͤngen. Zumalen ſolche nachfolgen denen Engliſchen Heerſcha - ren / deren faſt eintziges Thun iſt / ſingen und muſi - ciren.

Andaͤchtig ſingen iſt ein Engliſch Werck. Wie GOt - tes Sohn in dem Stall zu Bethlehem bey Mitternacht aus der unverſehrten Jungfrauen Maria gebohren / da iſt ein unzahlbare Maͤnge der Engel vom hohen Himmel herunter geſtiegen / und die Bethlehemitiſche Felder mitLuc. 2. v. 13. dem lieblichſten Geſang und Muſic angefuͤllt.

Andaͤchtig ſingen / iſt ein Engliſch Werck. Wie der Heil. Pabſt Gregorius die Bildnuß unſer Lieben Frauen / ſo in der Kirchen S. Mariæ Majoris zu Rom verehrt wird / zu Abwendung des Goͤttlichen Zorns mit Volck-reicher Proceſſion in St. Peters-Kirchen getragen / und mit dem geſamten haͤuffigem Volck die Heil. Litaney geſun - gen / da iſt nechſt bey dem Caſtell Adriani ein Engliſche Stimm erſchollen / und folgendes Lied geſungen wor - den. Regina cœli lætare, Alleluja, quia quem meruiſti por - tare, Alleluja, reſurrexit ſicut dixit, Alleluja. Worauf der Heil. Pabſt durch Goͤttliche Eingebung dieſe Worte hin -Joan.[Se]- veran. in monumen - tis Sept. Ec - cles. zu geſungen / Ora pro nobis Deum, Alleluja. Dahero noch auf dieſe Zeit die Canonici benannter Kirchen / ſoPars III. Mofft90Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /offt ſie bey beſagtem Caſtell Proceſſion-Weiß vorbey ge - hen / ſolches Engliſche Lied zu ſingen pflegen.

Surius in vit. 8. Sept

Andaͤchtig ſingen iſt ein Engliſch Werck. In der Kirchen bey St. Stephan auf dem Berg zu Freyſing ha - ben an ſtatt des Heil. Biſchoffs Corbiniani, ſo dazumal kranck gelegen / die Engel die Metten geſungen. In der Kirchen / allwo der Heil Spiridion ſeine Andacht verricht / haben die Engel die Veſper geſungen. In dem / und bey dem / und nach dem Tod des Heil. Henrici, Ammonis, Pauli Eremiten / Silvani, Simeonis Stylitæ, Bonæ, Nico - lai von Tolentin / Martini Turonenſis, Wilfridi, Genul - phi, der Heil. Mutter Monicæ, Laurentii Juſtiniani, Pa - tritii, Rigoberti, Nicaſii, Lamberti, Alberti, Philippi Benicii, Aloyſii, Bertrandi, Ignatii Loyolæ, Coletæ, und vieler anderer mehr haben die Engel am allerlieblichſten geſungen und muſicirt.

Bey der Begraͤbnuß der uͤbergebenedeyten Mutter GOttes Maria, allwo durch Goͤttliche Wuͤrckung alle Apoſtel / ſo dazumal in der Welt hin und her entfernet waren / ſich augenblicklich verſammlet / und dieſem ſee - ligſten Hintritt beygewohnt / bey ſolcher Begraͤbnuß hat ein unzahlbare Schaar der Engeln / ſo ober der Pahr ſchwebten in den Wolcken / ein ſo Himmliſches Geſang und Muſic vollbracht / daß hierdurch die Stadt JeruſalemS. Melitus Epiſc. de tranſitu B. Virg. c. 12. ſamt der gantzen Gegend herum in hoͤchſte Verwunde - rung gerathen / und nit wenig aus dem zulauffendem Volck ſich bekehrt haben.

Moyſes der groſſe Mann GOttes erhalt die Tafeln der Zehen Gebott von dem Allerhoͤchſten auf dem BergPetr. Sanct. tract, 3. c. 8. Sinai, allwo in denen Steinen zur ewigen Gedaͤchtnuß man noch ſihet ein Abriß des Dorn-Buſch / welchen Moyſes geſehen hat brennen / und nit verbrennen. Dro - ben auf dem Berg hat es geheiſſen Sinai, herunter aber des Beꝛgs hat es geheiſſen Suͤndigen / obē auf dem Beꝛgſtunde91und will lieber falliren als pſalliren. ſtunde es auf 10. benanntlichen auf 10. Gebotten / herun -Exod 31. ten auf der Ebne ſtunde es auf 11. Dann bey dem Iſraeli - liſchen Volck war es Mittag / maſſen ſie alle thaͤten eſſen und trincken / und nachmals ware niemand weder Klein noch Groß / weder Alt noch Jung / der nit mit Singen / durch Singen / im Singē / das gegoſſene guͤldene Kalb / als einen GOtt verehrt / vocem cantantium ego audio &c. Moyſes und Joſue hoͤren / daß dieſe eiſerne Gemuͤter / daß dieſe plumpe / bleyerne Gißpel / daß dieſe verſoffene / kupf - ferne Geſichter / daß dieſe vermeßene meſſinge Narren das guͤldene Kalb mit groſſem Lobgeſang prieſen / der Teufel ware Capellmeiſter bey dieſem Geſang.

Vocem cantantium ego audio &c. Weit beſſer hoͤre ich / weit lieber hoͤreſt du / weit angenehmer hoͤret er / die Stimm der ſingenden / und Lob-ſchallenden frommen Geiſtlichen und Weltlichen / welche allerſeits mit andaͤch - tigen Pſalmen und beweglichen Liedern den wahren all - maͤchtigen GOtt / O wohl einen gantz guldenen GOtt / lob - und benedeyen: Dahero Kayſer Maximilianus ſich oͤffters verlauten laſſen / daß ihn nichts mehrers erfreue / als wann er ſehe ein Feld voller wackern Soldaten / und ein Chor voller andaͤchtigen Moͤnch / die GOtt mit ihrem gewoͤhnlichen Lobgeſang verehren: Wie werth und an - genehm muß geweſen ſeyn in den Augen der Goͤttlichen Majeſtaͤt jenes Benedictiner. Cloſter zu Lixau / allwo das gantze Jahr / und allezeit hindurch nit ein Augenblick verfloſſen / da nit ein zimliche Anzahl der Religioſen mit ſingen und pſalliren GOtt geprieſen / und koͤnnte dazumal ein ſolche ordentliche Austheilung der Choͤr leicht geſche - hen / weil zur ſelbigen Zeit in einem Cloſter ſechshundert / auch neunhundert / ſo gar auch zweytauſend Geiſtlicher gezehlet wurden.

Stephanus Mantegaza ſchreibt / daß zwiſchen dem BergIn Itinere Jerus. lib. 1. c. 51. Sinai und rothen Meer ein Cloſter ſeye / welches man nit ſehen / und auch nach angewendten groͤſtem Fleiß nit fin -M 2den92Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /den kan / gleichwol hoͤrt man in der gantzen Gegend her - um / wann ſie in den Chor zum Gottesdienſt laͤuten / und auch hell und klar ſingen. An. 1613. ſoll ein armer Arabier im Monat October in ſelbiger Gegend herum vagirt ſeyn / der ungefehr in einem Berg einen Eingang faſt in der Groͤſſe einer ordinari Thuͤr wahrgenommen / dahero ihn der Vorwitz veranlaſt / daß er ohne ſondere Forcht durch den Berg einen langen Weg hineingeſchlichen / allwo er gantz wunderliche Ding angetroffen / dann mitten im Berg ſahe er ein uͤberaus ſchoͤnes aufgebautes Cloſter / uñ nechſt demſelbē gienge ihme entgegen ein Ordens-Mann / der ihn befragt / was er allhier ſuche? und nachdem er ver - nommen / daß er nichts anders verlange / als ein H. All - moſen / ſo dann gabe ihm erſtbeſagter Religios ein Schnee - weiſes Leibel Brod / und eine zimliche Portion der Datteln / ſo gar ein gute Frucht; worauf der arme Arabier ſeinen Zuruckweg genommen / die Schellen und Schahlen aber gedachter Frucht alſo weißlich auf die Erden fallen laſſen / damit er hierdurch inskuͤnfftig den Weg moͤchte wiederMantegaz. Nicolaus Jermad. in relat. finden / dann er der Meinung geweſt / ſeine Mit-Camme - raden auch auhero zu fuͤhren: Aber GOtt hat durch einen Engel alle ſelbige Schaalen laſſen auf das genaueſte auf - klauben / weſſenthalben den nachkommenden Tag der A - rabier ſamt den Seinigen den Weg nit mehr gefunden. Der Arabier iſt bericht worden von dem jenigen Geiſtli - chen / ſo ihme das Allmoſen dargereicht / daß der Allmaͤch - tige dieſes Cloſter ſelbſt in den Berg gebanet / worinnen ſtaͤts 40. Geiſtliche mit Singen und Pſalliren GOtt den HErrn loben / auch ſo offt einer mit Tod abgehe / ſo werde alſobalden durch GOtt ein anderer an ſtatt ſeiner geſtellt / damit die Anzahl der 40. jedesmal gantz verbleibe / iſt zu glauben / daß dieſes Wunder-Cloſter GOtt ewig erhalte zur Gedaͤchtnuß / weil daſelbſten auf dem Berg Moyſes 40. Tag und Nacht mit GOtt geredet.

Gene[ſi]1.

GOtt der Allmaͤchtige / laut H. Schrifft / hat die Voͤ -gerle93und will lieber falliren als pſalliren. gerle erſchaffen aus dem Waſſer von Anbeginn der Welt / ſo kommen dann die Voͤgel vom Waſſer her? Ja / aber die Ertzvoͤgel / und Galgenvoͤgel vom Wein; kein Thier auf Erden pflegt zu ſingen / der Ochs roͤhret / und ſingt nit / der Wolff heulet / und ſingt nit / der Baͤr brummet und ſingt nit / der Loͤw bruͤllet uñ ſingt nit / der Hund bellet und ſingt nit / die Katz gmauckzet und ſingt nit / der Eſel kuͤhret und ſingt nit / die Schwein grontzt und ſingt nit / das Schaaf blehrt und ſingt nit. ꝛc. Kein Thier auf Erden pflegt zu ſingen / wohl aber die Voͤgel / ſo der Allmaͤchtige aus dem Waſſer erſchaffen. Wolan dann ihr fromme Chriſtglau - bige / weilen ihr auch das andermal gebohren durch den H. Tauff / und folgſam das Leben eurer Seel von dem Waſſer / ſo gibt auch gleichmaͤſſig lobſchallende Voͤgel ab / hoͤret nit auf an allen Orthen GOtt den HErrn / ſeine ge - benedeyte Mutter / alle liebe Heiligen mit geiſtlichen Lie - dern zu preiſen / und loben. Der Bauer bey dem Pflug / der Haffner bey dem Krug / der Gaͤrtner bey den Pflan - tzen / der Soldat bey den Schantzen / der Schreiner bey dem Hobel / der Kuͤrſchner bey dem Zobel / der Zimmermañ bey der Hack / der Muͤlner bey dem Sack / der Schneider bey der Nadel / die Spinnerin bey dem Radel / der Gold - ſchmied bey dem Letten / der Beck bey dem Knetten / der Bierbraͤuer bey dem Keſſel / der Apothecker bey dem Steſ - ſel / der Sattler bey dem Sattel / der Koch bey dem Bratel / der Kauffmann bey den Wahren / der Fuhrmann bey dem Fahren / der Ziengieſer bey der Scheibē / das Kuchlmenſch bey dem Reiben / der Maurer auf dem Gruͤſt / der Bauer - Knecht auf dem Miſt / der Schmied bey den Funcken / der Weber bey der Duncken / der Lederer bey den Haͤuten / der Poſtknecht bey dem Reuten / der Schloſſer bey den Feylen / der Holtzhacker bey den Keylen / der Schuſter bey der Ahl / die Schildwacht auf dem Wall / der Papireꝛ bey den Lum - pen / der Wagneꝛ bey den Krumpen / der Schleifer bey dem Schleifen / der Binder bey den Reifen / In ſumma ein jederM 3faſt94Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /faſt kan bey ſeiner Arbeit / und unter ſeiner Arbeit / maſſen ohne das das Maul feyren thut / GOtt dem HErꝛn mit ei - nem geiſtlichen Lied und Lobgeſang verehren / zumal hier - durch die Arbeit weit geringer / die Zeit weit kuͤrtzer / das Werck weit beſſer / das Verfertigen weit ſchleuniger / das Verkauffen weit gluͤcklicher / und das Bezahlen weit ge - wiſſer wird / und ſolche alle ſeynd ſaubere Singer.

Es gibt aber auch ſaumige Singer. Der ſtoltze Egyptiſche Monarch Pharao / war nit allein hoch - und uͤbermuͤhtig / ſondern auch ſehr haiglich / dann als auf eineGenes. 40 Zeit zwey ſeiner Hof-Bedienten gar geringe Fehler be - gangen / hat er dieſelbige nit allein in Kercker und finſtere Gefaͤngnuß geworffen / ſondern gar einen aus dieſen laſ - ſen an Galgen hencken / gedachte zwey Hofbediente waren der Mundſchenck / und der Mund-Beck / des Erſten ſein Verbrechen war / daß er in dem Mund-Becher / den er dem Koͤnig dargereicht / eine kleine Muͤcken / ſo ungefehr hineingefallen / nit vermerckt / darum hat es geheiſſen / daß man den Schelm in Thurn werffe: der andere / als der Mund-Beck / ſo nachmals gar muſte durch den StrickMoyſes Barceph. 41. ſterben / hatte nichts anders verwirckt / als daß ungefehr in der Mundſemmel der Koͤnig ein Haar gefunden / wie die Rabbiner vorgeben / weſſenthalben es dem Koͤnig alſo gegrauſt hat / daß er lang keine Semmel mehr wolte ſehen noch eſſen / und derenthalben den armen Becken zum Gal - gen verurtheilet.

Es gibt ebenfalls ſolche Geiſtliche / die gantz ſaͤumige Singer ſeynd / und grauſt ihnen vor dem Chor / als haͤtten ſie ein Haar darinnen gefunden / wie Pharao in der Sem - mel / wie dann einer auf eine Zeit Schertz-weiß iſt ange - klagt worden / als haͤtte er eines andern ſein neues Brevir aus dem Chor entfremdet / dieſer aber uͤber ſolche unge - gruͤndete Anklag ware nit ein wenig entruͤſt / dahero zu ſeiner beſten Entſchuldigung ausgeſagt / er wolle es miteinem95und will lieber falliren als pſalliren. einem Eyd betheuren / daß er ſchon 9. gantzer Wochen den Chor nie geſehen habe.

Ein ſolcher iſt nit ungleich dem uͤbelgeſittetem Volck Iſrael / welches auch ein Eckel und Grauſen hatte an dem Himmliſchen Manna! Ein ſolcher iſt faſt aͤhnlich einem Schwanen / der ein ſo abgeſagter Feind des Singens / daß er niemal / auſſer kurtz vor ſeinem End / ein Geſang hoͤ - ren laͤſt. Ein ſolcher iſt natuͤrlich wie ein Schnecke / der niemals pflegt zu ſingē / auſſer man legt ihn auf die Glut / dort aber iſt es zu ſpat. Ein ſolcher iſt nit viel beſſer als der Judas (verzeiht mirs ihr Herren Geiſtliche) dann er auf gleiche Weiſe ſich von dem Chor und pſalliren ab - ſchrauffet.

Pater Fulgents, warum ſo faulentz / und nit im Chor? O ich muß ausgehen / etliche / und gar wichtige / Geſchaͤfften zu verrichten. Euer Ehrwuͤrden kommt mir vor wie der Raab in der Archen Noe: Warum dieſer gerechte Alt - Vatter ſolchen ſchwartzen Galgen-Vogel aus der Archen geſchickt / und nit einen andern von weit beſſern Qualitaͤ - ten / wie da war der Adler / der Phœnix, ware die Urſach / als Noe in der Archen wolte das Fenſter eroͤffnen / ſo iſt der Rab der allererſte und nechſte darbey geweſt / welcher mit ſchmeichlenden Gebaͤrden / mit ſeinem ſtaͤten Cra Cra, ſattſam zu verſtehen gabe / daß er gern draus waͤre / dann ihm gar zu bang und zuwider / daß er alſo eingeſperrer in dieſer hoͤltzernen Keuchen ſolle leben / weilen dann der nechſte an der Hand / alſo hat ihn Noe vor andern ausge - laſſen. Aber weit beſſer waͤr es geweſen vor ihn / wann er waͤre in ſeiner Clauſur verblieben / dann daſelbſten waͤre er nicht unter die ſtinckende Aas gerathen / bey welchen er ſeinen Untergang gefunden. Alſo iſt es einem Geiſtli - chen und Religioſen viel rathſamer / daß er zu Hauß blei - be / dann ein ſolcher nur ein ſtattlicher Mann / wann er nit ſtattlich iſt / will ſagen / wann er in der Stadt nit vieliſt;96Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /iſt; Solus und Salus ſind Namen / und That halber nit weit voneinander / Lauffen im Saltzburgerland iſt kein Orth vor einen Moͤnchen / wohl aber Zell in Steyermarck. Ein Religios ſoll eigenthumlich ſeyn wie ein Tempel / deine der Poet hinzu ſchreibt / nemini niſi Numini, GOtt allein muß er zugethan ſeyn. Ad Chorum Pater Fulgenz, und nit ad Forum Pater Faulenz, kein anders Alpha und Ome - ga, kein anders A und O gehoͤrt vor euch / als ChArus, ChOrus. Jene Geiſtliche zu Haiſterbach haben ſolche groſſe Gnad nit gehabt auf der Gaſſen / wie ſie gehabt haben im Chor / dann als ſie auf eine Zeit in dem Chor an - daͤchtig pſallirt / worbey ſich auch einer gefunden / der ſee -Henriquez in Meno. 16. May. lige Euſtachius, hat die uͤbergebenedeyte Mutter Gottes / ein gantz groſſe guͤldene Cron uͤber das gantze Convent vom Himmel herab gelaſſen / in der Hoͤhe ſolcher Cron ware ein ſehr koſtbares Kleinod / worauf folgende Wort geſchrieben: O clemens, O pia, O dulcis virgo Maria[!]O guͤtige / O milde / O groſſe Jungfrau Maria!

3. Bona - vent. in vit. c. 11.

Pater Paul wie ſo faul / und nit im Chor? O ich muß ſtudiren / der Heil. Franciſcus von Aſſis wurde einsmals befragt / ob ſeine Geiſtliche auch ſollen ſtudiren? worauf er dann geantwortet / er ſeye gar wol zu frieden / wann ſie nur nach dem Exempel Chriſti / von dem man weiß / daß er mehrer gebetet / als geſtudiret / den Chor und die Bet - ſtunden nit verabſaumen. Sagt mehr / mein lieber Pater, wo? wann? und auf was vor einer hohen Schul haben geſtudirt die Heil. Thereſia, die Heil. Catharina Senenſis, die Heil. Catharina de Pazzis, und viel andere mehr? wel - che auch wegen ihrer Lehr und Weißheit die vornehmſte Profeſſores in Verwunderung gezogen? alle dieſe hatten kein andere Schul / als die Kirchen und den Chor / wie es dann vielmal auch bekennt hat der Engliſche Lehrer Tho - mas von Aquin, daß er mehrer gelernet habe durch das Beten / als durch das Studiren. Der Heil. ProphetEzechiel97und will lieber falliren als pſalliren. Ezechiel hatte auf eine Zeit ein ſehr Geheimnuß-reichesEzeehiel. 1. c. & 10. Geſicht / dann er ſahe einen Wagen / der von vier Thieren gezogen wurde / und zwar eines hatte ein Geſicht eines Menſchen / das andere eines Loͤwens / das dritte eines Ad - lers / das vierdte eines Ochſen: Ein andersmal ſahe er ſol - chen Wagen wiederum / aber es ware der Ochs in einen Cherubim veraͤndert / durch ſolches Geſicht waren nun hohe Goͤttliche Geheimnuͤſſen bedeutet / die ich dermal / weil es nit zu unſerm Vorhaben dienet / mit Fleiß umgehe: Aber das war je wunderlich / und ſeltzam / daß aus einem Ochſen ein Cherubim worden iſt.

Wir Teutſchen pflegen einen ungelehrten Menſchen / in deſſen Hirn Stroh und Stramen beyſammen / einen Ochſen-Kopff zu nennen / wie dann alſo den Heil. Tho - mam von Aquin ſeine ſaubere Scholarn titulirt haben: Nun aber geſchicht es nit ſelten / daß ein ſolcher Ochſen. Kopff in einen Cherubim veraͤndert / und aus einem Idioten der vornehmſte Doctor wird; Der Heil. Abt Ro - mualdus, der Heil. Antonius aus Egypten / der Heil. Ravenatiſche Severus, der Heil. Abt Joachimus, der Heil. Laurentius Juſtinianus, der Heil. Joannes Ca - piſtranus, und viel andere mehr / ſeynd aus ungelehrten Leuten hochverſtaͤndige Maͤnner worden / durch kein an - ders Studiren / als pſalliren und beten. Alſo mein lieber Pater Paul, ſtudiren iſt irren / wann nit darbey iſt das pſalliren.

Pater Theodor, wie ſo ſchlaͤfferig im Chor? Euer ſchlaͤfferiges Singen / iſt nit beſſer / als das Tractament, mit welchem der Loth die Engelgaſtirt. Die Engel kamen in Geſtalt der Frembdlingen zu dem Loth / der ihnen dann / nach Gewonheit / alle Ehr erwieſen / auch ſeiner Frauen be -Pars III. Nfohlen /98Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /fohlen / ſie ſolle aufſetzen / was die Kuchl vermag / aber arg und karg ſeynd die Weiber / biß in die Todten-Sarg: Die - ſe Frau ſtunde in Sorgen / es moͤchten ſolche Geſellen oͤffter kommen / und ſchmarotzen / dann ſie es nit als Engel er - kennet / derentwegen in kein einige Speiß kein Saltz ge - nommen / auf ſolche Weiſe gedachte ſie / werden dieſe Gaͤſte ein andersmal ausbleiben: und eben ſolle diß eine Urſach ſeyn / warum nachmals wegen des Umſchauen ſie in eine Saltz-Scheiben verkehret worden; die eingemachte Spei - ſen waren abgeſchmach / weilen kein Saltz darinnen / die gebratene Speiſen waren abgeſchmach / weilen kein Saltz dabey / die gebachene Speiſen waren abgeſchmach / wei - len kein Saltz darunter / mit einem Wort / das gantze Tractament ware abgeſchmach / und hatten die Gaͤſte weder Luſt noch Guſt daran / darinnen / und darbey. Nit weniger iſt abgeſchmach / unwerth / graußlich / tadelhaff - tig / widerwaͤrtig / verdruͤßlich / unangenehm / verwerff - lich / garſtig / ungereimt und abſcheulich in den Augen der Goͤttlichen Majeſtaͤt: ein ſchlaͤfferiges Singen / ein Wurmſtichiſch Manna ſchmeckt beſſer als diß / ein truͤber Bach Cedron iſt klarer als diß / ein bittere Coloquinten der Propheten Kinder / iſt ſuſſer als diß / ein viertaͤgiger Lazarus im Grab / riecht beſſer als diß / ein ſolcher ſchlaͤf - feriger Gottesdienſt iſt wie die Schlingen David, aber ohne Stein / iſt wie die Harpffen David, aber ohne Sai - ten / iſt wie ein Thurn David, aber ohne Schild.

Cæfar. lib. 4. c. 38.

Cæſarius ſchreibt / daß ihme ein Heil. Abt ſelbſten er - zehlet / wie daß unter ſeinen Geiſtlichen einer ſich befunden / der gemeiniglich bey der Nacht in der Metten unter waͤh - rendem pſalliren genapffetzt und geſchlaffen habe: Nun aber ſeye einsmals diß Wunder geſchehen / daß der vonHoltz99und will lieber falliren als pſalliren. Holtz geſchnitzelte Heyland / deſſen Bildnuß in der Mitte des Chors gehangen / vom Creutz ſich herab geloͤſet / zu dieſem ſchlaͤfferigem Moͤnch hinzugetretten / und ihme einen ſol - chen harten Backenſtreich verſetzt / daß er hiervon den drit - ten Tag geſtorben.

Im Alten Teſtament wolte der allmaͤchtige GOtt / daß ihme die Menſchen zur Danckbarkeit allerley Thier im Tempel ſollen aufopffern / aber nur keine Fiſch / Ochſen / und Kaͤlber / aber nur keine Fiſch / Gaiß und Laͤnuner / aber nur keine Fiſch / Turteltauben und Spatzen / aber nur keine Fiſch / deſſen ſich nit wenig zu verwundern / zumalen bey dem allgemeinen Suͤndfluß alle andere Thier den Zorn GOttes muſten ausſtehen / die Fiſch aber allein / von ſolcher Straff befreyet geweſen: Ja bey Erſchaffung der Welt ſchwebte der Geiſt GOttes ober dem Waſſer / als einem Loſament der Fiſch / und alſo die ſchwimmende Geſellen zu allen Zeiten in groſſen Gnaden bey GOtt ge - ſtanden / aber im Tempel wolte er ſie nit annehmen vor ein Opffer? warumen? ſoll dann ein 8pfuͤndiger KarpffenLeviti.[I.]c. 13. nit beſſer ſeyn als ein Spatz? darum hat GOtt der HErr die Fiſch verworffen von ſeinem Opffer / dann ſie konnten nit lebendig gebracht / oder nit friſch geliefert werden in dem Tempel zu Jeruſalem / und todte oder halb-todte Opf - fer mag GOtt nit / will GOtt nit / ſchaͤtzt GOtt nit. Pater Teodor, wie ſeyd ihr im Chor? wie ein Fiſch / der abſte - hen will / ihr ganmetzt / als waͤr die Thuͤr des Mauls aus dem Angel gangen / ihr reiſt immerzu die Goſchen auf / wie unſer Haußhuͤter / der heiſt Melampus, ihr napffetzt mit dem Kopff / als waͤre der Hals aus dem Leimb gan - gen / ihr ſinget mit / aber wie? Euer Singen iſt nit Sin - gen / ſondern ſincken / und alſo bey GOtt kein wolgefaͤlli -N 2ges100Judas der Ertz-Schelm haſſet das geiſtliche Geſang /ges Opffer / ſondern mehr ein Abſcheuen. CHriſtus der HErr wolte ſolches einmal ſattſam zu verſtehen geben / in - dem er einem dergleichen ſchlaͤfferigen Moͤnchen in dem Chor erſchienen / ihme aber nur den Rucken gezeigt / wor -Cafar. lib. 4. c. 29. aus abzunehmen war / daß ein ſolcher ſaumſeeliger Reli - gios nit werth ſeye / ſein Goͤttliches Angeſicht zu ſehen.

Ihr Herren Canonici und Thumherren / ihr Stifft - herren / ihr Ehrherren / (cum pleno & plano titulo) warumen ſo ſelten im Chor? Petrus Abuſcus, Petrus Telmus, Odo, und andere mehr / waren heilige Thum - herren / aber oͤffter im Thum / darum Canonici zu cano - niziren. So viel ich mercke / entſchuldigt ſich einer und der andere mit einer papirenen Excuſa, wie daß er ein Reiß habe nacher Carthago, von dannen ſoll die Kart - ten ihren ſaubern Urſprung haben. Ich bitte demuͤhtig um Vergebung / daß ich ſo offenhertzig rede. In den Geſchich - ten der Apoſteln liſt man oͤffters / daß ſie / der Seelen HeylAct. 14. zu ſuchen / gereiſt ſind nach Pamphyliam, auch daſelbſten ſich eine Zeitlang aufgehalten / wie da gethan hat Paulus und Barnabas, aber von dem Pamphyli hab ich nie nichts geleſen / wie kommt es dann? Es halten ſich zweyerley Voͤ - gel in der Kirchen auf / die Schwalben / und die Nacht - Enlen / aber auf unterſchiedliche Weiſe / dann die Schwal - ben befinden ſich in der Kirchen / ſingen aber auch daſelbſt / die Nacht-Eulen aber ſind nur derenthalben allda / damit ſie das Oel aus den Lampen ſauffen: Alſo findet man auch zuweilen einige / die nur das faiſte Einkommen der Kir - chen genieſen / im uͤbrigen weiter nit viel thun wollen.

Es gibt nit alle in ſaubere Singer / ſaumige Singer / ſondern auch ſauere Singer / und dieſe ſeynd alle die jeni - ge / dero Geſang und pſalliren in den Ohren GOttes nitſuͤß101und will lieber falliren als pſalliren. ſuͤß und lieblich / ſondern ſauer und widerwaͤrtig erſchallet / dergleichen iſt ein geſchwindes und uͤberhupfftes Singen / worinnen die Pſalinen einen ſolchen Callop muͤſſen lauf - ſeu / daß ſie kaum ſchnauffen koͤnnen / und gar viel Worte in denſelben zu kurtz kommen. Nachdem die Apoſteln durch die fromme und andaͤchtige Weiber die Nachricht erhalten / daß Chriſtus der HErr nit mehr im Grab liege / ſondern von Todten auferſtanden / da haben Petrus und Joannes alle beede angefangen zu lauffen nach dem Heil. Grab / aber Joannes, um weilen er juͤnger und beſſer beyJoan. 10. Leibeskraͤfften / iſt dem guten Petro vorgeloffen. Man kan auch wohl glauben / daß ſich Petrus des Lauffens nit gar zu ſtarck angenommen / weilen er an der Weibeꝛ Zeitungen ſchier etwas zweiffelte / dann ohnlaͤngſt vorhero ein Weib ihn hinter das Liecht gefuͤhrt / daß ihm auch der Haan ſol - ches vorgeropft. Seye dem wie ihm wolle / es ſeynd doch beede geloffen / und ware diß ein heiliges und verdienſtliches Lauffen / benanntlichen zwey Choͤr / daß ein jeder verlan - get vorzulauffen / und ſolches Lauffen iſt hoͤchſtſtraͤfflich / auch ein ſchaͤdliche Aergernus in der Kirchen GOttes. Es ſeynd in dem einzigen Pſalm Dixit Dominus &c. ſambt dem Gloria &c. hundert und ſechs Wort / gar offt eilet man mit dieſen alſo ſchnell fort / daß uͤber dreyſſig Wort unterwegs bleiben / und muß ein Verß dem andern auf die Verſen tretten. Aber wehe euch Vorſtehern der Kirchen / wann ihr um ein jedes vernachlaͤſſigtes Wort / welches doch der Heil. Geiſt ſelbſt aufgeſetzt / muͤſt zu ſeiner Zeit genaue Rechenſchafft geben.

Jacobus â Vitriaco ſchreibt / daß auf eine Zeit einem ſehr frommen und gottſeeligen Religioſen der boͤſe Feind mit einem groſſen angefuͤllten Sack uͤber die Achſel imN 3Chor102Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /In Hiſtoria Occident. c. 34. Chor erſchienen / derenthalben ihn der fromme Mann befragt / was er trage? Worauf der Satan gantz trutzig geantwortet / er trage alle die jenige Wort / und Silben / welche die Moͤnch unter dem pſalliren auslaſſen / oder ab - kuͤrtzen / und werde er einmal dieſe als vermeſſene Diebe anklagen / als welche dem Dienſt GOttes und Goͤttlichen Lob ſo viel heilige Wort entfremden und abſtehlen. Deß - gleichen hat Chriſtus der HErr dem Heil. Biſchoff An -in Vit. toni mit gantz ergrimmten Angeſicht einen ſtarcken Ver - weiß gegeben / daß ſein Diaconus unter dem Pſalliren bey dem Gloria Patri &c. wegen des gar zu ſtarcken Eilen2. Reg. 10. das Wort Filio oͤffters ausgelaſſen. Hat es der Koͤnig David vor einen ſtarcken Affront aufgenommen / wie ſeinen Abgeſandten der Hanon ihre Kleider zu einem of - fentlichen Spott halb abgeſchnitten / wie wird es erſt dem allmaͤchtigen GOtt mißfallen / wann man ihme ſein Heil. Pſalmodia, worinnen alles goͤttliche Lob / und Himmli - ſche Geheimnuͤſſen verfaſt ſeynd / durch unnoͤhtiges Eilen ſo ſpoͤttlich abkuͤrtzet?

Saure Singer ſeynd auch die jenige / welche zwar mit dem Maul pſalliren / aber mit dem Hertzen ander - waͤrts vagiren: ſolche kommen mir vor / wie des Samſons Loͤw; Dieſer ſtarcke Held gieng einsmals mit ſeinen El - tern nacher Thamnatha, um willens daſelbſten / mit Gut - heiſſen ſeiner Eltern / ein Weib zu nehmen / dann er ihme ſeines Geduncken nach ſchon ein Schoͤne ausgeklaubt / un -Judis. 14. terwegs aber / da er ſich vom Vatter und Mutter ein we - nig abgeſondert / traff er einen wilden und bruͤllenden Loͤ - wen an / den er alſobalden / Krafft der von GOtt ertheil - ten Staͤrcke / wie einen kleinen Geiß-Bock niederriß / und umgebracht / nach etlich Tagen in ſeiner Zuruck-Reiß vorTham -103und will lieber falliren als pſalliren. Thamnatha hat er den todten Loͤwen noch auf dem vori - gen Ort gefunden / und / was zu verwundern / in ſeinem auf - geſperrtem Rachen einen Bienſchwarm / welche bereits viel Hoͤnig geſammlet / worvon nachmals der Samſon geſſen / und auch etwas ſeinen lieben Eltern mitgetheilt. Dieſer Loͤw hatte Hoͤnig im Rachen / Hoͤnig im Maul / und hat doch deſſen Suͤſſe nit empfunden; Solchem ſind gantz aͤhnlich und gleich viel / die im Chor und Kirchen ſin - gen und pſalliren / ſie haben in ihrem Mund das edelſte Hoͤnig / benanntlich die heilige Pſalmen / worinnen eine Himmliſche Suͤſſigkeit begriffen / aber ſie empfinden hier - von nit das geringſte in dem Hertzen / weilen nemlichen daſſelbige anderwaͤrts vagirt / und nit im Chor ſich auf - haltet. Wie mancher ſingt die Veſper, da unterdeſſen die Gedancken beym Spielen. Was haͤltſt du von dieſem / der alſo ſingt und alſo denckt: Dixit Dominus Domino meo, heut gehen wir zum Herrn Leo, ſede â dextris meis, heunt werde ich gewinnen / das iſt gewiß. Donec ponam inimicostuos, geſtern hab ich verſpilt drey Maß / Scabellum pedum tuorum, heunt wird ſich das Gluͤck kehren um / Virgam virtutis tuæ, was gilts ich wird ha - ben figuri tre, in Splendoribus Sanctorum ex utero ante luciferum genuite, ſo dann bezahlen mich alle / ju - ravit Dominus, & non pœnitebit eum, ich will ſehen / daß ich bey Zeiten komm / tu es Sacerdos in æternum ſecundum Ordinem Melchiſedech, ſauff ich zum mei - ſten / und ſie bezahlen die Zech. Dominus â dextris tuis, ſchau daß wir eine Ganß jagen an den Spieß / confregit in die iræ Suæ Reges, eine gute Jauſen iſt nit boͤß ꝛc. Was haͤltſt du von einem ſolchen / der alſo ſingt / und alſo denckt? was haͤlt GOtt von einem ſolchen Geſang? das / was ereins -104Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /Amo[r]c. 5. einsmals durch den Propheten Amos geredet hat: Auffer â me tumultum Carminum tuorum, thue mir hinweg das Getuͤmmel deiner Lieder / mir iſt dein Geſang ein Greuel in meinen Ohren. Was haͤlt der boͤſe Feind von ei - nem ſolchen Pſalliren? Solche laue Religioſen haben ihre Pſalmen und Tag-Zeiten mit ſolchen umſchweiffendenFr. Vale - rian. fol. 105. Gedancken auf eine Zeit alſo verbracht / daß es den Teufel ſelbſten verdroſſen / dahero er in einer erſchroͤcklicher und wilder Geſtalt in Mitte des Chors erſchienen / mit einem Rauch-Faß / worinnen nichts als Schwefel / und anderer unleydentlicher Geſtanck / mit dieſen thaͤte er die ſaubere Moͤnche incenſiren / und ſagte anbey / zu einem ſolchen Geſang / gehoͤrt ein ſolcher Weinrauch. Der Heil. Bernardus ſagt es Lateiniſch / wie du und ich / und andere beſchaffen: In choro ſum corpore, & in aliquo negotio ſum corde, aliud canto, & aliud cogito, Pſalmodiæ verba profero, & Pſalmodiæ ſenſum non attendo, ſed mente vagus, habitu diſſolutus, oculis attonitus huc[S]. Bernard. lib. de In - ter. Dom. c. 33. & illucproſpiciens, quæcunque ibi geruntur perluſtro, & perſpicio, mihi! quia ibi pecco, ubi peccata emendare debeo.

Neben allem dieſen ſchleichen noch andere ohne Form und vermeſſene Fehler ein unter dem Geſang des Chors und Kirchen / welches allen Obrigkeiten zu verbeſſern moͤg - lichſt obligt / wann ſie nit ſamt den jenigen Untergebenen wollen die Straff GOttes zu gewarten haben.

Exed. c. 33.

Moyſes hat das guldene Goͤtzen-Kalb gar zu Pulfer verbrandt und zermahlen / und damit man demſelbigen Staub und Pulffer auch keine Ehr anthaͤte / wie er etwan geforchten / hat er ſolches in ein rinnendes Waſſer geworf -fen /105und will lieber falliren als pſalliren. fen / dann es ware vor GOtt und ihme ein vermaledeytes Pulver.

Kein beſſern Titul noch Prædicat verdienet auch das dermalen im Schwang gehende Taback-Pulver / wenigſt dazumal / wann man ſelbiges im Chor und Kirchen / wel - ches leyder offt geſchicht / unter dem heiligen Geſang / und Gottesdienſt / worbey die Engel Ehrer-bietigſt aufwar - ten / ſo unnoͤhtig mißbrauchet.

In Egypten waren vor dieſem 20. groſſe Staͤdt / un - ter denen die Haupt-Stadt Heliopolis, wohin ChriſtusMaſell. lib. 2. c. 9. der HErr in ſeiner Kindheit / wegen der Tyranney Hero - dis, ſeine Flucht genommen; ſo bald dieſes Goͤttliche Kind in benannter Stadt angelangt / ſind alſobald die ſteinerne und metallene Goͤtzen-Bilder alle zu Boden gefallen / und zu Truͤmmern gangen / deren waren an der Zahl 365. dann die Egyptier alle Tag einen andern Goͤtzen verehr - ten / die Pfaffen aber dieſer Goͤtzen haben den Taback / von dem erſt gemeldet worden / aufgebracht / ob es alſo ruͤhm - lich ſteht / daß unſere Geiſtliche in die Fußſtapffen tretten dieſer Goͤtzen-Pfaffen / laß ich es eines jeden reiffen Ver - ſtand uͤber.

Wie in der Haupt-Stadt Lima in dem KoͤnigreichAntonius Maſini in Schola Chriſtia - na. Peru ein beſeſſene Perſon ein gottſeeliger Pater Domini - caner beſchworen / auch den boͤſen Feind mit allem Ge - walt dahin getrieben / daß er dieſes GOtt-gewidmete Lo - ſament muſte verlaſſen / hat dieſer hoͤlliſche Gaſt in dem Ausfahren folgende Wort hoͤren laſſen: Weil du mich ver - jageſt von Lima und Peru, ſo will ich dir zu einem Spott den Taback bringen in Europa.

Vor wenig Jahren in der Stadt Paris wurde der Satau aus einem beſeſſenen Menſchen befragt / wer / undPars III. Owie106Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /wie ſein Name ſey? baſta ſaper, ſagte er / es iſt ſchon ge - nug / daß man weiß / daß ich derſelbige Teufel bin / der aus Armenia den Taback in Europa uͤberbracht. Da -Bencdicto Stella in lib. de Ta - bat. Anno 1669. Ro - . hero iſt es kommen / daß der Pabſt Urbanus VIII. in ei - ner Bulla datirt zu Rom den 30. Januarii An. 1642. und Innocentius X. in einer andern Bulla An. 1650. unter der Straff einer Excommunication und geiſtlichen Banns verbieten / den Taback in der Kirchen und Chor zu neh - men / ob zwar bemeldte Bulla nur begreifft die Kirchen zu Sevilien und ſelbige Diœces, wie auch die Haupt-Kir - chen zu Rom bey St. Peter, ſo wollen doch etliche hocher - leuchtete Lehrer / daß hierunter alle Kirchen der gantzen Chriſtenheit verſtanden ſeyen / maſſen Ihro Heiligkeit Ziel und Meynung ware / ſolchen Unform aus allen Kirchen / Choͤr und Gotteshaͤuſern zu veꝛtreiben Solle nun der ſtaͤte Mißbrauch der veꝛderbtẽ Natur ſchon einen ſolchẽ Zwang angethan haben / daß ſie es ohne Schaden / wie nit leicht zu glauben / nit laſſen kan / wenigſt verſchone man den Chor und Kirchen / allwo die Pſalmodia mit inniglichſter Ehr - erbietſamkeit und Heiligkeit ſoll vollzogen werden.

Unter die ſaure Singer ſind auch zu zehlen die jeni - ge / welche an ihrem Geſang im Chor und Kirchen ein eitle Ehr / und Menſchen-Lob verlangen. Es glauben etliche / ſie ſingen ſo lieblich / daß auch die Engel im Himmel die Fenſter aufmachen / und ihnen zuhoͤren / ſie bilden ihnen ein / daß ſie auch mit der beſten Nachtigall nit moͤchten Zungen tauſchen: Ey daß euch der Saͤu-Treiber Baͤrn - Zucker genug zu eurer Stimm ſpendire. So hoͤre ich wohl / ſo ſinget ihr in der Kirchen nit / Gloria in Excelſis Deo, oder Gloria Patri & Filio. &c. Ihr ſingt nit / Glori und Ehr ſey GOtt in der Hoͤhe. ꝛc. Ehr ſey GOtt dem Vatter /und107und will lieber falliren als pſalliren. und dem Sohn / und dem Heil. Geiſt ꝛc. diß ſingt ihr nit / wohl aber / Glori und Ehr ſeye mir in der Hoͤhe des Chors / Ehre ſeye mir / meinem Geſang / und meiner Stimm / ſicut erat in principio, & nunc, & ſemper. &c. Der - gleichen Singer ſeynd die groͤſte Dieb / ſo einmal gefunden werden / Dieb ſeynd ſie / weil ſie GOtt die Ehr und Glori / ſo ihme allein gehoͤrig und zuſtaͤndig / und keinem nichti - gen Erd-Wuͤrmlein / vermeſſentlich abſtehlen.

Gottſchalcus erzehlet ein faſt laͤcherliche Geſchicht / wie GOtt einen ſolchen pravierenden Singer zu Schan - den gemacht; Dieſer hielte uͤber allemaſſen viel auf ſein Geſang / glaubte ſchier / daß er / Trutz dem Arion, mit ſei - ner Muſic auch die Delphinen aus dem Waſſer / wenigſt die Stock-Fiſch locken koͤnte / aber GOtt / nach altem Ge - brauch / machet keine mehrer zu Schanden / als die Stoltze / die / ſo gern wollen gelobt werden / Laus, Lappen und Lob / halten faſt ein Prob: Wie erſtbenannter Signor auf eine Zeit die Præfation in der Heil. Meß / ſeiner MeynungPrato fio - rit. ſol. 415. p. 2. nach / ſehr ſchȯn und lieblich auf eine Zeit geſungen / auch des Glaubens war / die gantze Kirch ſpreche ihme derent - halben nit ein geringes Lob nach / aber GOtt hat ihme die Stimm alſo verfaͤlſcht[/]daß er uͤberdruͤſſig allen Anhoͤren - den worden: Unter andern aber / nechſt dem Altar / kniete ein altes Weibl / welches dergeſtalt weinete / daß ein Zaͤher an den andern geſchlagen. Dieſer einbilderiſche Cantor glaubte unfehlbar / daß durch ſeine liebliche Stimm die ar - me und fromme Matron alſo bewegt worden / fragt dem - nach bald nach dem Gottesdienſt / in Gegenwart mehrer / beſagtes Weib / warum ſie alſo hertzlich geweinet haͤtte? Er hoffte gar gewiß einſtattliches Lob / nach dem ihme die Zaͤhne gewaͤſſert / ach! gab ſie zur Antwort / mein lieberO 2Herꝛ /108Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /Herr / wie ihr alſo geſungen in der Kirchen / ſo habt ihr mich gemahnet an meinen Eſel / den ich leyder vor 3. Ta - gen / ich arme Haut / verloren / dann euere Stimm ware na uͤrlich wie die ſeine / du lieber GOtt / wann ich halt das arme / und mir ſo nutzliche Thier wieder finden moͤchte! Solches machte den ſtoltzen Singer / ſo durch ſein Ge - ſang nur eignes Lob und Ruhm / und nit GOTTES Ehre ſuchte / vor allen Scham-roth und zu Schanden. So heiſt es dann pſallite ſapienter, wie David ſagt / und nit ſtultè, wie dieſer ſauere Singer.

Die letzte Claß der Singer iſt ſehr angefuͤllt / und wer - den dieſe nit ſaubere Singer / nit ſaumige Singer / nit ſau - re Singer / ſondern Saͤu-Singer genannt / und ſeynd dieſe die jenige / welche mit ihren unkeuſchen Liedern / und wilden Zotten-Geſang alle ehrliche Ohren beleidigen. Der Ehrwůrdige Beda ſchreibt / wie es auslegt Lyranus, daß vor dieſem unterſchiedliche Thor und Pforten zu Je - ruſalem geweſen / wie es bey Esdra zu leſen / unter andern iſt ein Stadt-Thor geweſt / das hat geheiſſen porta Ster - quilinii, das Miſt-Thor / weil man nemlich allen MiſtBeda in c. 3. l. 2. und Unflath / durch dieſes Thor ausfuͤhrte / in den Bach Cedron.

Unverſchaͤmte Maͤuler / ungewaſchne Goſchen / durch welche oͤffters unflaͤtige Lieder / und ſtinckende Buhler - Geſaͤnger ausgehen / ſind nit um ein Haar beſſer / als die - ſes Miſt Thor / Pfuy der Schand! daß ein Chriſt frevent - lich iſt / und darff ſeinen Mund / welchen er in der Com - munion an die Seiten JESU hinzuſetzt / und das Goͤtt - liche Blut heraus ſutzlet / mit ſolchem verdammten Wuſt aufuͤllen / mir kommen ſolche Luder vor / wie die Koht - Kefer / deren einiger Luſt und Guſt iſt / ihren Schnabel imKoht109und will lieber falliren als pſalliren. Koth und Miſt herum zu waltzen. Nit weniger beleidigen GOTT ſolche vermeſſene Zungen / oder Schaͤnder und Schinder der Ehrbarkeit / als gethan haben die muthwil - lige Juden dieſelbige Nacht / in dero der Heyland JEſus gefangen worden / maſſen die mehriſte aus ihnen ſolche Nacht ohne Schlaff zugebracht / auch vor lauter Freuden / um weil ſie dieſen in Band uñ Eiſen geworffen / mit haͤuffi - gem Wein ſich berauſcht / und allerley ungereimte Geſaͤn - ge hoͤren laſſen / ja gantze Lieder uͤber JEſum gemacht / und die Nacht hindurch gleichſam Chor-weiß geſungen und geſchryen / & in me pſallebant, qui bibebant vi -Pſal. 68. num.

Einem Bauren in Tyrol iſt ein laͤcherlicher Poſſen wi - derfahren / weil derſelbige oͤffters gehoͤrt / auch etwan geſe - hen / daß man bey Herren-Tafel auch Schnecken pflegte zu eſſen / alſo iſt ſeine Luſt und Appetit auch nach ſolchen Schlecker-Bißlein / wie ers ihme einge bildet / geſtanden / demnach eine zimliche Quantitaͤt dergleichen Haͤußl-Tra - ger nach Hauß gebracht / und ſelbige ohne ferners Kochen oder Braten im Saltz und Pfeffer eingedunckter hinab - geſchluckt / weil ihn aber auch ein groſſer Durſt ankom - men / alſo nahm er ſeinen Weg in das Wirths-Hauß / allwo er bey dritthalb Maaß Wein / ſich alſo berauſcht angetruncken / daß er ſich gleich auf die Ofen-Banck nie - dergelegt / und gar ſanfft eingeſchlaffen; es ſtund aber nit lang an / daß ein artliche Comœdi ſich ereignet / dann wie der berauſchte grobe Geſell das Maul in alle Weite aufgeſperrt / und erſchroͤcklich geſchnarcht / da haben zu - gleich die Schnecken in dieſem Sau-Magen Lufft bekom - men / theils von der Waͤrme des Ofens gezogen / haben die - ſe rotzige Kerl ihren Ruck-Marſch angeſtellt / einer nachO 3dem110Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /dem andern herauf / und zu dem aufgeſperrten Maul / als durch eine offene Pforten hinausgekrochen / welches allen Anweſenden / theils ein Gelaͤchter / theils einen Grauſen verurſachte / indem ſie ſahen / wie dieſe wilde Rotzer aus dem rothen Wein-Bad gantz naß herauf geſtiegen / wie einer nach dem andern uͤber den Steg der Zungen gemar - ſchirt / wie ſie zwiſchen den Palliſaden der Zaͤhn heraus - geſchlichen / wie ſie uͤber den Wall der ſchmotzigen Leffzen ſich herunter gelaſſen / wie ſie in ungleicher Ordnung uͤber die Flache des Geſichts krochen / und allerſeits dergeſtalten rotzige Fußſtapffen nach ſich gelaſſen / daß die verſpieglete Larven einem glaſirten Eſſig-Krug nit ungleich ſahe; Es retirirten ſich die meiſte aus ihm auf die Ofen-Staͤngel hinauf / und hangten nit anderſt droben / als wie die No - ten in den Muſicaliſchen Linien. In Summa / abſcheulich war zu ſehen / ſolche lebendige Braten aus dem Maul mar - ſchiren.

Weit aber ſchaͤndlicher / ja unvergleichlich wilder / und graußlicher iſt zu ſehen / wann einem Menſchen / der nach GOttes Ebenbild erſchaffen / aus dem Mund ſo wilde Zot - ten / ſo unverſchaͤmte Reimen / ſo garſtige Wort durch Ge - ſang und Lieder ausbrechen / wann der Mund / ſo von rechtswegen ſoll ſeyn eine Cautzley der Goͤttlichen Lob - Spruͤch / wird gemacht zu einer ſtinckenden Miſt-Butten / wann der Mund / ſo / Gebuͤhr halber / ſoll ſeyn eine Harpf - fen David, wird verkehrt in einen unflaͤhtigen Sau-Trog / wann der Mund / ſo ein ſauberer Saal ſoll ſeyn / worinnen / unter der Geſtalt des Brods / der wahre GOtt einkehret / dahero Mund von dem mundus, auf teutſch ſauber her - kommt / wird gemacht zu einem Stall / in welchem lauterLuc. 7. Geſtanck und Wuſt gefunden wird. Hat jener Hauptmañzu111und will lieber falliren als pſalliren. zu Ca pharnaum nit wollen / daß unſer lieber HErr in ſei - ne Wohnung komme / aus Urſachen / weil er geforchten / es moͤchte nit recht geputzt und aufgeraumt ſeyn / wie es pflegt zuweilen in dergleichen Haͤuſern vom Taback zu ſchmecken / was Frechheit thut dann dich ſuͤndiges Adams - Kind veranlaſſen / daß du getraueſt auf dein Zung / die mit lanter Unlauterkeit beſchmieret / mit Buhl - und Fatzpoſ - ſen verunreiniget / den jenigen zulegen / der Himmel und Erden erſchaffen / der da richten wird die Lebendige und die Todten.

Erſchroͤcklich / und zwar ohne Barmhertzigkeit werden in jener Welt dergleichen Wuſt und Laſter-Zungen ge - ſtrafft von der gerechten Hand GOttes. Der Heil. Cyril -Auguſt. lib. 10. de Chordis. lus ſchreibt von einem ſeiner Vettern / der ein junger Menſch ware von 18. Jahren / wie daß ſolcher die boͤſe und laͤſterliche Gewonheit hab an ſich gehabt / daß er mehrma - len bey Spiel und Tantzen unzuͤchtige Lieder geſungen / nach dem Tod aber / ſo fruͤhzeitig war / ſeye er ihme in ſei - nem Zimmer mit einem unleidentlichen Geſtanck / an feu - rige Ketten gebunden / erſchienen / deme zugleich auch Flammen und Funcken aus Naſen und Ohren haͤuffig ge - ſtiegen / auch anbey vermeldet / daß er ewig verdammt ſey / um weilen er im liederlichen Lieder. Singen ſich verſuͤn - diget.

Mendoza ſchreibt / daß GOtt der Allmaͤchtige einem frommen und Heil. Mann die Pein der Hoͤllen gezeigt ha - be / wie nun dieſer Diener GOttes ſolche Qual und Tor - menten gantz genau erwegte / da vermerckte er / daß ein elender Menſch mit groſſen Getoͤß und Getuͤmmel der Teufeln in ſolche ewige Flam̄ geſchlepet wurde / er ſahe / daß ihm gleich anfangs dieſe Hoͤlliſche Larven am Hals /Haͤnd /112Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /Haͤnd und Fuͤß an die gluͤende Ketten gefaͤſſelt / nachdem vermerckte er / daß ſie ihn auf ein gantz feuriges Bett ge - legt / mit dem ſchimpfflichen Vorwurff / er ſeye ſehr matt und muͤd worden / bedarffe alſo einiger Erquickung / nach - dem ſo goſſen ſie ihm einē Becher ins Maul / mit Feuer und Schwefel angefuͤllt / ſo dann thaͤten die boͤſe Feind ſaͤmtlich ihn zwingen / er ſolle nun ein huͤpſches Lied ſingen / dann ihnen gar zu wohl bewuſt ſeye / was Schnacken und un - zuͤchtige Zotten er auf der Welt geſungen / worauf der Verdammte ſich moͤglichſt entſchuldigte / wie daß er koͤnne ſingen / weil ihm der Schlund voller Pech und Schwefel / du muſt ſingen / ſagten ſie / du wůrdeſt ja in ſo kurtzer Zeit deine ſaubere Lieder nit vergeſſen haben / wordurch du Groß und Klein manche Aergernuß gegeben / ſing / Bru - der ſing / ſing von der grůnen Au / ſing von der verliebten Frau / ſing von der wilden Sau / ſing / Bruder ſing / ſin - gen kan ich nit / gab er mehrmalen zur Antwort / aber Heulen und Klagen wohl. So ſey es / ſagten die verdam̄te Geiſter / wollan / mach den Anfang / worauf er / vermale - deyt ſeye der Tag / an dem ich gebohren / vermaledeyt mein Vatter und Mutter / die mich erzogen / vermaledeyt die Wollůſten der Welt / in die ich mich vertiefft / vermaledeyt die Freund / die mich verfuͤhrt; das iſt noch nit genug / ſagte der Teufel / fahre weiter fort; Ey ſo ſeye auch vermaledeyt / ſchrie der elende Tropff / vermaledeyt ſey auch GOtt / der mich erſchaffen / vermaledeyt ſey auch GOttes Sohn / der mich erloͤſt / vermaledeyt der Richter / der mich verdam̄t ꝛc. O GOtt / wer entſetzt ſich nit / ob ſolchen erſchroͤcklichen GOttslaͤſterungen! wem ſchauret nit der Buckel / ob ſol - chen unendlichen Peinen! Aber merckts wohl / merckts wohl ihr unbehutſame Welt-Menſchen / denen zuweileneine113und will lieber falliren als pſalliren. eine leichte und geringe Sach gedunckt zu ſeyn / mit einem und andern Schertz-Lied die Ohren zu kitzlen / merckts wohl / daß dieſes elenden verdam̄ten Geſellen meiſte Ur - ſach ſeiner Verdam̄nuß geweſen ſind / die unkeuſche Lie - der / ſo er pflegte zu ſeinem / und des Naͤchſten / Untergang zu ſingen. Solche Saͤu-Singer haben keine andere Belohnung um ihre Muſic, als dieſe.

Einem Studenten iſt vor etlich Jahren nit gar un - recht geſchehen / dieſer prallete mehrmalen / daß ihme in der Muſic, ſo wohl Stimm als Inſtrumenten halber / keiner gleiche / dieſer / in Begleitung eines andern Wohlbekann - ten / machte auf eine Zeit einer ehrlichen Jungfrauen un - ter dem Fenſter bey naͤchtlicher Weil eine Muſic, worun - ter er mancherley ungereimte Zotten einmiſchte / welches dann den keu̇ſcheu Ohren dieſes ehrlichen Maͤgdleins alſo mißfallen / daß ſie hieruͤber einen billichen Zorn gefaſt / und nit allein ein unflaͤhtige Laugen ihme uͤber den Kopff goſſen / ſondern auch ſeinē Buckel mit groſſen und gewich - tigen Ziegel-Truͤmmern alſo begruͤſt (O wie recht) daß ih - me auch die Stim̄ verfallen. Worauf der Cammerrath in dieſe Wort ausgebrochen: Bruder / du biſt ein ſtattli - cher Muſicant, dann / ſo viel ich weiß / ſagen die Poeten / daß der Amphion der beſte Muſicus ſeye geweſt / als der auch mit ſeiner Muſic die Stein und Felſen bewegt habe / anheut aber erfahre ich / daß du mit deiner Muſic nit allein die Stein und Ziegel auf dem Dach / ſondern ſo gar das Element des Waſſers bewegt. ꝛc. O wie recht iſt es diß - falls geſchehen / es waͤre zu wuͤnſchen / daß man zu einer jeden ſolchen Muſic einen ſolchen Tact moͤchte geben.

In dieſe letzte und letziſte Claß der Singer gehoͤren auch die Weibs-Bilder / welche ihre helle / aber zugleich Hoͤlliſche Stimm in allerley Liebs - und Buhl-Liedern hoͤren laſſen / worinn der kleine Cupido mit ſeiner annehm - lichen Tyrannen umſtaͤndig beſchrieben wird / und dieſePars III. Pſind114Judas der Ertzſchelin haſſet das geiſtliche Geſang / ꝛc. ſind des Teufels rechte Lock-Voͤgel / als welche ſo man - ches ſchwaches Gemuͤth / der ohne das ſchluͤpfferigen Ju - gend / in ſein verdammtes Netz bringen. Das allgemeineTheodo - ret in Ge - nes. q. 47. Heulen der gantzen Welt ſolle / wie Theodoretus ver - merckt / von ſolchem Weiber-Geſang hergeruͤhrt haben / diß allgemeine Heulen ware zur Zeit der Suͤnd-Fluß / wo nemlich der erzuͤrnende GOtt der gantzen Welt den Kopff gewaſchen / auſſer 8. Perſonen / dann er ſahe / daß die Menſchen in lauter Fleiſch und Wolluͤſten ſich herum waltzten / und ſolle / wie obbenannter Scribent bezeugt / ſolche allgemeine Uppigkeit urſpruͤnglich herkommen ſeyn / von deß Cain ſeinen ſaubern Toͤchtern / welche von dem Thubal, als dem allererſten Muſicanten / und ihrem nechſten Anverwandten / haben ſingen gelernet / nach - mals nichts anderſt / als lauter Buhl-Lieder aufgeſetzt / folche an allen Orten und Enden hoͤren laſſen / worvon die unbehutſame Jugend alſo entzuͤndet / daß hernachmals das geſamte menſchliche Geſchlecht von ſolcher SuchtGenes. 6. iſt angeſteckt worden. Omnis caro corruperat viam ſuam.

Gewiß iſt es / daß die Heil. Maria aus Egypten in ih - rem bußfertigen Wandel / den ſie in der Wuͤſten und Einoͤde gefuͤhrt / nichts mehrers beweint / als daß ſie mit ihren frechen Liedern / ſo manchen ins Verderben gezo - gen. Gewiß iſt es / daß des ſeeligen Patris Damiani Schwe - ſter erſchroͤckliche Pein und Tormenten in dem Feg-Feuer muſte ausſtehen / um weil ſie nur einmal ein ſolches Lied hat angehoͤrt / ohne ſondern Mißfallen. Gewiß iſt es / daß ihr Herren und Frauen dem gerechteſten GOtt einmal harte Rechenſchafft geben muͤſt / wann durch euer Zulaſ - ſung von Maͤgden und Dienſt-Botten in eurem Hauß dergleichen Lieder und Luder geſungen wird. Merckts wohl.

Ein115

Ein dermal noch ſichtbares Wahrzei - chen des verruchten Iſcarioths, als er den Heyland JEſum verrahten.

JUdas verrahtet JEſum mit einem Kuß / O boßhaffter / ſu̇ndhaffter / neidhaffter / ſchalck - haffter Boͤßwicht! dazumal biſt du nit un - gleich geweſt dem Winter-Gruͤn / welcher zwar einen Baum umarmet / und weil beynebens ſeine Blaͤtter geſtalt et ſind wie die Hertz / alſo zeugt er aͤuſſer - lich / als habe er den Baum von Hertzen lieb / ja / aus lau - ter Lieb thue er denſelben umfangen und halſen. Unter - deſſen aber nim̄t er dem Baum allen Safft und Krafft / ſaugt ihme das Marck aus den Beinen / ausdorret gaͤntz - lich ſeine Wurtzel / und bringt ihn folgſam um ſein Leben.

Judas verrahtet JEſum mit einem Kuß / O Gottlo - ſer / Ehrenloſer / heylloſer / Grundloſer / zahmloſer Mȯrder! Dazuwal biſt du nit ungleich geweſt einem Schwahn / deꝛ zwar von auſſen mit Schnee-weiſſen Federn / und En - gel-reiner Blummaſchy daher prangt / inwendig aber ein ſo ſchwartzes Fleiſch an ſich hat / als waͤre er von der Natur des Teufels ſeiner Mutter zu einem Braͤttel ge - widmet.

Judas verrahtet JEſum mit einem Kuß / O verlog - ner / betrogner / unerzogner / uͤbelgewogner Dieb und Schalck! dazumal biſt du nit ungleich geweſt einem Fi - ſcher-Angel / welcher von auſſen denen unbehutſamen Fiſchlein / dieſen armen ſchuppigen Tropffen / weiß nit was vor gute Bißlein vorlegt / unterdeſſen aber ſteckt in - wendig ein toͤdtlicher Spieß und Spuͤß / welcher den ar - men Fiſchen den Reſt gibt / und zum Tod ziehet.

P 2Judas116Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,

Judas verrahtet JEſum mit einem Kuß. O beſeß - ner / vermeßner / Ehr-vergeßner Menſch / oder / beſſer ge - redt / Unmenſch! Dieſes verraͤtheriſche Stuͤckl des Iſca - rioths, hat dem Hertzen des Heylands mehrer Schmer - tzen verurſachet / als alle Schmach und Unbild / ſo er von dem geſamten Volck erlitten: Geſtalter maſſen von einem Laͤmmlein erzehlt wird / daß / wie ſolches von ſeinem eig - nen Halter-Hund gebiſſen worden / es ſich deſſen mit Schreyen wehmuͤtig beklagt habe / da es aber von dem Wolff ergriffen ware / thate es dazumal gar kein Maul auf / ſondern gabe denen / ſo die Urſach zu wiſſen begehr - ten / dieſe Antwort: Die Schmach und Beleidigung von einem Feind kommt weit ſchmertzlicher vor / als von einem Feind. Alſo hat Julius Cæſar in der wider ihn entſtandner moͤrderiſcher Aufruhr 20. Wunden / die er von den Fein - den bekommen / nit ſo ſehr beklagt / als die einige / ſo ihm ſein vorhin wehrteſter Freund angethan / benanntlichenSueton. tranquill Marcus Brutus, den er an ſtatt eines Kinds und Sohns erzogen:

Ach du verraͤtheriſcher Schelm / du und anckbarer Juͤn - ger / du ungluͤckſeliger Apoſtel / du meineydiger Judas / iſt das der danck dir GOtt / daß dich der HErr JEſus in ſein ſo heiliges Collegium aufgenommen? dich wie ſei - nen Sohn gehalten? dir mehr als andern anvertraut? Es waͤre kein Wunder / alle Geſchoͤpf waͤren deſſenthal - brn in Harniſch gerathen / und dieſe grauſame Unthat / ſo du an dem Erſchoͤpffer aller Ding begangen / augen - blicklich haͤtten gerechnet: Aufs wenigſt hat ſolches der Erdboden wollen aufewig protocolliren / und der gantzenFr. Vitale Andriati in quates. ſ. 404. nachkuͤndigen Welt unter die Augen ſtellen / maſſen nach Zeugnuß Cyrilli Hieroſolymitani / ungeacht die gantze Stadt verheert / und kein Stein auf dem andern geblie - ben / noch auf den heutigen Tag / Stund und Augenblick die eingedruckte Fußſtapffen des Judæ in einem Stein da -ſelbſt117als er den Heiland JEſum verrahten. ſelbſt zu ſehen / allwo er den Heyland JEſum mit einem Kuß verrathen. Porro Gethſemani amiſit hortum, & ta -Cytill. Elior. lib. 4 c. 3. men non amiſit veſtigia Judæ, illa hodie quaſi recentia pro - ponens.

Auf / auf / mein eifferiger Chriſt / ich weiß gar wohl / daß dich immer zu ein frommer Vorwitz kuͤtzlet / neue und ſeltzame Ding zu ſehen / wolan / ich will dir mehr derglei - chen wunderliche Fußpfaden / als erſt gedacht worden / hin und her in der Welt zeigen / laß dich Zeit und Weil derenthalben nit reuen / du wirſt noch allemal eine klei - ne Lection darbey zu finden haben.

Wie der hartnaͤckige Koͤnig Pharao ſamt ſeiner Egyp - tiſchen Armee mit unzahlbaren Roſſen und Wagen das Iſraelitiſche Volck durch das rothe Meer verfolgt / und folgſam durch Goͤttliche Straff mit allen den Seinigen zu Grund gangen / die Leiber ins Waſſer / die Seelen aber ins ewige Feuer geſtuͤrtzt / ſiht man dermalen augen - ſcheinlich und Handgreifflich / maſſen alle Wagen-Leiſt und Fuß-Pfaden der Pferd / ſo ſie dazuzeit in den wei - chen Sand eingedruckt / noch auf dieſen Tag alſo friſch und unverſehrt abzunehmen / als haͤtte ſich ſolche Geſchicht erſt heut begeben; auch wann erſtgedachte Pfaden und Zeichen von der Ungeſtuͤmm der tobenden Wellen / oder von den ſtuͤrmenden Winden werden verhuͤllt und ver - deckt / ſo wird man doch gleich wieder ſehen / daß durch ſondere Goͤttliche Vorſichtigkeit alles wie / zuvor / ſey / und ſolche Geſchicht die Erde auf ewig nit wollen verſchwei - gen noch vertuſchen.

Mein Religios und Ordens-Perſon / ziehe die KappenPaulus Oroſius[ad]Abulens. in c. 14. Exod. in etwas zuruck / und beſchaue fein wohl und bedachtſam der Egyptier hinterlaſſeue Fuß-Pfadẽ / als noch ſichtbare Zeichen ihres ewigen Verderbens / und gedencke beyne - bens / daß derent wegen der Pharao von der Goͤttlichen Gerechtigkeit / als auf ewig / iſt gezuͤchtiget worden / weilP 3er118Sichtbahres Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths. er dem Allmaͤchtigen viel verſprochen / aber allezeit we - nig / ja gar nichts / gehalten / geſtalten er mehrmalen dem Moyſi und Aaron ernſtlich verheiſſen / er wolle ſie frey laſ - ſen paſſiren / ihrem GOtt zu dienen / aber ſolchem Ver - ſprechen iſt er niemalen nachkommen. Wehe alſo! wehe! und immer wehe einer Ordens-Perſon / welche durch ei - nen theuren und harten Eyd-Schwur in ſeiner Profeſſion GOtt dem HErrn viel verſpricht / nachmals aber ſein Geluͤbd ſo wenig in Obacht nimmt. Des Heil und groſ - ſen Patriarchen Dominici Huͤndlein ziehet dich lauen und Eiffer-loſen Religioſen bey der Kutten und Habit, und gib Acht / daß es dich nit in Fuß zwickt / aufs wenigſt verſetzt er deinem Gewiſſen ein gutes / wie folgt.

Benannter Heil. Marianiſcher Ertz-Vatter Domi - nicus hat auf eine Zeit in einem beſeſſnen Albigenſer den boͤſen Feind beſchwoꝛen / er ſolle bezwungner und gedrung - ner Weiſe bekennen / was Stands-Perſonen er die mehriſte in der Hoͤll habe? Worauf dieſe verdammte Lar - ven folgende Antwort gegeben. Groſſe Herren / ſowol Geiſtlich als Weltliche / haben wir in zimlicher Anzahl / Bauren nit gar zuviel / Kauff-Leute und Burger in groſ - ſer Maͤnge / Prieſter nit wenig / Ordens Perſonen gar keine / aber deren / ſo ihre Ordens-Regel und Satzungen nit halten / erſchroͤcklich viel.

Mir ſtehen die Haar gen Berg / wann ich lieſe / daß in der Marca ein Religios nach dem Tod gantz feurig er - ſchienen / und zugleich wehmuͤtigſt bekandt / daß er ewigZach. Bou - erius in Annal. 1550. Nenricus in Specul. Exempl. verdammt ſeye / um weil er 5. Betten oder Roſen-Craͤntz ohne Erlaubnuß ſeiner Obrigkeit verborgen.

Ich zittere an Haͤnd und Fuͤſſen / wann ich hoͤre / was da erzehlet: daß ein Religios, wegen offtern Ungehor - ſam gegen ſeiner Obrigkeit / ſeye eines gaͤhen und er - ſchroͤcklichen Tods geſtorben / dergeſtalten / daß er am gantzen Leib wie ein verbrandte Kohlen erſchwartzt / dieAugen119als er den Heiland JEſum verrahten. Augen aus dem Geſicht ausgegraben / die Zung biß auf die Bruſt herabgehangen / und in allem ein verdammtePrato fiori fol. 99. Geſtalt an ſich gehabt.

Mir rinnet der kalte Schweiß uͤber das Angeſicht / wann ich gedencke / was da bey naͤchtlicher Weil in einem Cloſter ein heiligmaͤſſiger Mañ geſehen hat / er ſahe nem - lich das gantze Refectorium oder Tafel-Stuben voller Geiſtlichen ſitzen / worauf die Obrigkeit daſelbſt mit der Hand auf den Tiſch geſchlagen / daß die feurige Funcken in die Hoͤhe geflogen / und anbey dieſe Wort hoͤren laſſen / ambitio & crapula duxerunt nos ad tartara, die Ehrſucht und das Sauffen / haben uns gebracht zu der Verdamm - ten Hauffen. A Dio Pater Reverende, dieſe Lection gehoͤrt vor Eur Ehrwuͤrden / ein anders her.

Wie der Ehr - und Naͤhr-Vatter Joſeph mit dem noch kleinen Goͤttlichem Kind / wegen der wuͤtenden Ty - ranney des Herodis, in Egypten geflohen / und nechſt dem Fluß Nilo die uͤbergebene deyte Mutter den zarteſten JE - ſulum auf einen harten Marmorſtein geſetzt / damit ſein naſſes Kleid daſelbſt getrucknet wuͤrde / da hat das gulde - ne Kind die Figur des zarten Leibes dergeſtalten in den harten Stein gedruckt / als waͤr er zu einem linden WachsFranciſcus Quareſi - mo in Elu - cidar terræ Sanctæ. c. 13. Pereg. 5. worden / welches annoch auf heutigen Tag zu ſehen.

Ihr Gnaden verzeihen mirs / daß ich auf den langen Schweiff Ihrer Kleider getretten / es iſt wohl nit gern geſchehen / es geſchicht / daß einer unbedachtſam um - ſchauet / und folgſam einen ſolchen ſeydenen Comet offen - diret; Aber um GOttes Willen / zu was dienet ein ſolcher Uberfluß der Kleider? Ein ſuͤndiger Erd-Wurm ſoll ſich alſo koſtbar mit ſo vielen Taffet und Sam̃et uͤberhuͤllen / und der Heyland JEſus ſelbſt hatte nur ein ſchlechtes und einiges Kleidl / welches er noch an ſeinem zartiſten Leib - lein muſte trucknen laſſen / um weil es vom Regen und Ungewitter naß worden / du aber (holla / hab mich ge -irret /)120Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,irret /) Ihr Gnaden aber wechßlen mit den Kleidern um / und tragen faſt alle Tag ein anders; Unterdeſſen hat in mancher Kirchen und armen Gotts-Hauß der HERR JEſus nur ein Kleid / und dieſes noch ſchlecht und zerriſ - ſen / daß alſo dein Erdſchrollen Miſtgewandt weit koſt - barer iſt / als das Meßgewandt.

Wie Aaron in Abweſenheit des Moyſis das Kalb ge - goſſen / da ſpendirte jederman Gold genug zu dieſer Kaͤl - bernen Gottheit / die Behaͤng von den Ohren / die Ring von den Fingern / loͤſeten ab gantz geſchwind und urbietig alles Frauen-Zimmer. In Summa, es ware kein Mangel noch Abgang des Golds zu dieſem Goͤtzen-Bild; Aber wie man muſte die Schlang gißeen / ſo nachmals Moyſes in der Wuͤſten erhoͤhen laſſen / und ware dieſe ein Entwurff und Vorbild des an das hohe Creutz genagelten JEſu Chri - ſti / da wurde nur ein gemeines Metall darzu genommen / es thut ihms wohl / hats geheiſſen; Zum Goͤtzen-Bild Gold genug / aber zu der Figur Chriſti iſt das gemeine Ertz und Glocken-Speiß ſchon gut.

Man ſihet in vielen groſſen Haͤuſern / Schloͤſſern und Pallaͤſten faſt keine bloſſe Wand / alles iſt mit Sam̃et und Seiden bedeckt / ſo gar das Bett dieſer Miſt-Winckel iſt mit Gold und Silber reichlich geſtickt: Dem Hund ſo gar wird ein Sammeter Polſter vor ein Kind-Bett ver - goͤnnet / auch was das Maul vor Unflath ausfuͤhrt / muß von einem ſilbernen Geſchirr aufgefangen werden / der Leib hat mehrer Kleider / als eine Zwiefel Haͤut an ſich / und ſolche meiſtens theurer und koſtbarer. Mit einem Wort / zu dieſer Uppigkeit iſt Gold und Silber ſatt bey - handen. Aber tritt in manche Kirchen hinein / da wirſt du finden / daß uͤber 2. Meß-Kleider nit zu ſehen / und noch weit ſchlechter / als manche Roß-Scabraque, da wirſt du wahrnehmen / daß der Altar mit einer ſo ſchlechten und groben Leinwath uͤberzogen / daß auch die Saͤck ineiner121als er den Heiland JEſum verrahten. einer Muͤhl beſſer verſehen / da ſich unterdeſſen der garſti - ge Maden-Sack mit Niederlaͤndiſcher Leinwath ver - huͤllt und zudeckt / da wirſt du antreffen / daß der wahre GOtt und Heyland im Tabernackl und Ciborio mit ei - nem zeugenem Roͤcklein manchesmal muß vorlieb neh - men / da hingegen dieſer oder jener Schmier-Kuͤbl den Taffet durch das Koth ziehet.

Die Juͤdiſche Scherganten und das Hebraͤiſche Rauppen-Geſind hat Chriſto dem HErrn die Augen verbunden mit einem alten / wilden und ſchaͤndlichen Ha - dern / den ſie vermuthlich von der nechſten beſten Abſpuͤh - lerin zu leich genommen / O ihr verruchte Lottersknecht / und unverſchamte Boͤßwicht / ſolt ihr dann nichts anderſt haben vor den Erſchoͤpffer aller Ding / als nur einen Lumpen und Fezen? Willkomm Madama! Ihr rauſchet zu der Kirch-Thuͤr hinein / wie der Wind Boreas durch ei - nen Aich-Wald / ihr prangt in den Stuhl hinein / als wolt ihr denſelben gantz und gar zu einem Seyden-Ge - woͤlb machen / ihr breitet Roͤck und Kleider aus / wie der Pfau ſeinen ſtoltzen Schweiff / es ſchimmert an euch / um euch / vor euch / hinter euch / neben euch faſt nichts als lau - ter rechtes und gerechtes Gold / will nit ſagen Leoniſch / noch weniger Lenoniſch. ꝛc. Und ſolt ihr beynebens zu - laſſen / daß die Kirchen / und in der Kirchen der Altar / und auf dem Altar euer GOtt und Heyland mit gantz ſchlech - ten Kleidern verſehen ſeyn? das nit / das koͤnnt ihr uͤber euer Hertz nit nehmen / euer Gemuͤth iſt gar zu adelich / ich ſihe es euch ſchon im Geſicht an / ſo bald ihr werdet nach Hauß kommen / ſo muß ein Kleid / und zwar nit das ſchlechtiſte / in die Kirchen wandern / viel Gluͤck auf die Reiß / GOtt wird es vergelten.

Das hat erfahren Henricus II. Roͤm. Kayſer / wel - cher 3. gantzer Tag in einer toͤdtlichen Kranckheit von de - nen boͤſen Feinden mit Hoͤlliſchen Feuer-Funcken alſo au -Pars III. Qgeworf -122Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,geworffen worden / daß / wofern nit ein halb-gebratner Juͤngling mit einem groß guldenen Kelch voll mit Waſ - ſer erſchienen / und beſagte Funcken geloͤſcht haͤtte / der be - drangte Kayſer waͤre elend zu Grund gangen: Dieſer halb-gebratene Juͤngling ware der Heil. Laurentius, deme der Kayſer Henrich ſeine Kirchen renovirt / und ei -Wilhel - mus Mal - mesburi - enſis lib. 2. de geſt. Reg Angl. nen guldenen Kelch darein geſchenckt / ſo viel nutzt es / der Kirchen und Gotts-Haͤuſern etwas gutes thun.

Nit gar vor vielen Jahren war eine Jungfrau / mit - telmaͤſſigen Stands / toͤdtlich kranck / und als maͤnniglich ihr wegen aͤuſſerſter Gefahr die letzte Oehlung eingerah - ten / gab ſie zur Antwort / daß ſie dißmals auf keine Weiſe ſterben werde / maſſen ihr ſolches vergangene Nacht ha - ben geoffenbahret etliche Heilige / deren Bildern ſie inRhen, ad Ann. 1605. den Kirchen etliche Kleider gemacht / oder dieſelbe ver - beſſert.

O! ſagt mancher Schnarcher mit dem Iſcarioth, pote - rat unguentum iſtud vendi, & dari pauperibus. Wie Mag - dalena den HErrn JEſum mit ſo koſtbaren Salben be - dienet hat / alſo koͤnte dieſes Lamm GOTT es vor dem brummeten Baͤrn Juda nit nnangetaſtet bleiben / ſondern es rumpffte hieruͤber der Ertz-Schalck die Naſen / mit dem geiſtreichen (ſcilicet) Vorwandt / daß weit rahtſa - mer geweſt waͤre / ſo man die Salben haͤtte zu Geld ge - macht / und nachmals ſelbiges unter die armen Leute ausgetheilet / vor was dienen ſolche unnothwendige Spe - ſe &c. Auch du / du auch / dieſer nit weniger / der ander deßgleichen / manche auf ſolche Weiß / viel nit anderſt / murren und ſchmaͤhen wider die groſſe Unkoſten / ſo man an die Kirchen und Gotts-Haͤuſer anwendet / vor wem / ſprechen ſie / muß alles ſo koſtbar ſeyn? zu was dienet ſo haͤuffiges Gold in dem Tempel? man koͤnnt darmit wohl gantze Spitaͤler erhalten. Wann ſolche Lappen wurden ſehen ein Lampen / die zur Capovacana in dem KoͤnigreichPeru123als er den Heiland JEſum verrahten. Peru zu Ehren der Mutter GOttes verfertiget worden / ſo wuͤrden ſie gar die Maͤuler zerreiſſen. Gedachte Lampen hat an dem Gewicht ſechstauſend Pfund Silber / dem Goldſchmied vor ſeine Arbeit ſeynd dreyſſigtauſend Du - plonen bezahlt worden / dieſes Werck hat dreyhundert und fuͤnff und ſechzig ausgeſtreckte Armen fuͤr die Liech - ter / ſolche Lampen iſt dergeſtalten groß / daß unter ihrem Umkreiß der Biſchoff mit allen Miniſtern und Altars -Gumpen - berg. tom. 1. fol. 589. Bedienten das Hoch-Ampt halten kan. ꝛc. Nonne pote - rat lampas iſta vendi & dari pauperibus? Mox, Ochs! So hoͤre ich wohl / ſoll vor unſern HErrn / vor unſern GOtt / vor unſern Erloͤſer / vor unſern Ernaͤhrer / vor unſern Er - ſchoͤpffer / vor unſer hoͤchſtes Gut / ſchon gut genug ſeyn / ein ſchlechtes Gewoͤlb zu einer Wohnung / ein ſchlechter hoͤltzener Verſchlag zu ſeinem Thron / ein ſchlechter Cron - raſch zu ſeinem Kleid? O verruchte Judas-Art! So arm als Maria die uͤbergebenedeyte Jungfrau geweſt iſt zu Bethlehem / hat ſie das Goͤttliche Kind nit in wilde und unſaubere Lumpen und Fetzen eingewickelt / ſondern nach Ausſag des Seraphiſchen Heiligen Bonaventuræ vit. Chriſt. c. 8. den ſaubern und reinen Schleyr vom Kopff herunter gezogen / und darmit das Goͤttliche Kind einge - faͤſcht. Deßgleichen iſt auch ſattſam bekandt aus dem Evangelio Matth. 27. daß der heiligſte Leichnam JESU / nit etwan mit einem alten Leylach / oder groben Gras - Tuch eingewickelt worden / ſondern mit einer ſchoͤnen / Schnee-weiſſen / und zarten Leinwath / welche hierzu ihr Gnaden ein vornehmer Edelmann von Arimathæa, Namens Joſeph / freywillig geſpendirt hat.

Iſt doch / ſpiegle ſich ein jeder Schnarchantius, iſt doch im Alten Teſtament die Archen des Bunds mit gut und feinen Gold-Platten uͤberzogen geweſt / da doch nichts anderſt darinnen aufbehalten worden / als das Manna neben andern 2. Stuͤcken / warum ſoll dannQ 2ſchlech -124Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,ſchlechter und geringer ſeyn ein Altar und Tabernackel / allwo das wahre Goͤttliche Brod der Heyland JESUS ſelbſten zu finden iſt? Seynd doch in dem praͤchtigen Tempel Salomonis dreyſſig tauſend Kleider / und alle von koſtbaren Gold-Stuͤcken zu ſehen geweſt / da doch zur ſel - ben Zeit die Prieſter faſt nichts als Metzger und Fleiſch - hacker abgeben / warum ſoll dermalen die Gott-geweyhe - te Prieſterſchafft / welche mit dem wahren Fleiſch und Blut des Lamms GOttes umgehet / mit geringen Ha - dern und Lumpen-Kleidern vorlieb nehmen? Auch ſo diß der zahmloſe Schnarcher nur dem Alten Teſtament bey - meſſet / und mir mit dem Gegenwurff begegnet / daß CHriſtus der HErr in dem Neuen Teſtament eine frey - willige Armuth in allem habe eingeſtellt / ſo frag ich ihn / wo dann der gebenedeyte Heyland das allerheiligſte Abendmahl / das hoͤchſte Altar-Geheimnuß ein / und an - geſtellt? Wo? etwan in einer alten Rauchſtuben / oder alten zuſam̃en geſchlagenen huͤltzernen Huͤtten? das nit / das gar nit / ſondern auf einem ſtattlichen anſehlichen und mit koſtbaren Tapezereyen ausgezierten Saal / ei - nes ſehr reichen und adelichen Herrns / Cœnaculum grande ſtratum. &c. Matth. 15. auch die Schůſſel / worinn das Oſterlamm gelegen / ware von dem beſten und koſt - barem Schmaragd, ſo annoch auf heutigen Tag zu Genua gezeigt wird; woraus ſattſam abzunehmen / daß alle Zier - de und Sauberkeit in den Kirchen und Gotts-Haͤuſern nit allein auf keine Weiſe zu beſchnarchen ſeye / ſondern vielmehr hoͤchſtruͤhmlich und nothwendig. Nota bene, & benefac Eccleſiis, auf dieſe Lection folget eine andere.

Wie der HErr und Heyland ſeinen Einzug gehal - ten in die vornehme Stadt Jeruſalem / allwo das Volck mit ſo groſſen Freuden-Schall ihn empfangen / hat er hierzu nit ſtoltze Pferd oder Klepper / nit groſſe ungeheure Elephanten / noch hohe und hochtrabende Cameelen nach. Arth125als er den Heyland JEſum verrathen. Art der alten Roͤm. Kayſer erwaͤhlt / ſondern hat ſich be - gnuͤgen laſſen / der demuͤhtigſte HErr mit einem Eſel / und wie er auf ſolches / ſonſten verworffenes / Thier ge - ſtiegen / hat er in dem harten Stein / worvon er aufge -Anſelm. Minor. in deſcript. terræ Sar - ctæ Paga[r -]tom. 1. ſol. 321. ſeſſen / beede Fuß-Pfaden alſo eingedruckt / daß ſelbige noch auf heutigen Tag zu ſehen.

Hoch und wohlgebohrner / hochanſehlicher / hochge - lehrter Herr / verachte doch niemalen einen armen Men - ſchen / ſo ſchlecht / ſo gering / ſo unverſtaͤndig / ſo einfaͤltig er immer iſt / dann gleichwie GOtt der HErr dem Eſel / dieſem ſo verachten Vieh / eine ſo groſſe Ehr angethan / al - ſo pflegt er nit ſelten in gemein-und einfaͤltigen Tropffen groſſe Gnaden zu verbergen / ja / er zeigt mehrmalen ſein Goͤttliches Wohlgefallen an dergleichen veraͤchtlichen Stands-Perſonen.

Die ſchoͤne Rachel, nachdem ſie dem Laban ſeine von Gold gegoſſene Goͤtzen-Bilder in aller Still entfrem - det / hats nachmals ſelbige unter das Stroh / worauf ſie geſeſſen / verborgen / Laban, der ihr auf dem Fuß nachge - eilet / hat alles durchſucht / allein das Stroh nit / glaub - te etwan / daß unter dem Stroh / als einer ſo geringen Sach / nichts Hauptſaͤchliches koͤnte verborgen ſeyn.

Es ſcheinet gar offt ein armer gemeiner Menſch / als waͤre er ein lauterer Idiot, ja / ein gantzer Stroh - Kopff / aber huͤte dich Hochverſtaͤndiger / daß du ſolchen nit verachteſt / wer weiß / ob nit Gold / ja / eine guldene Unſchuld / und folgſam eine groſſe Goͤttliche Gnade in ih - me verborgen. GOtt hat weit eine groͤſſere Freud und Wohlgefallen an dergleichen ein faͤltigen und unſchuldi - gen Leuten / als an vornehmen Herren / groſſen Statiſten und hochwitzigen Koͤpffen.

Wie Bethelhem nit Bethelheim worden / ſondern Reichenheim / damalen / als der wahre Heyland daſelbſt aus der unverſehrten Jungfrauen gebohren / wie derQ 3Menſch126Sichtbares Wahrzeichen drs verruchten Iſcarioths,Menſch als ein armer Tropff von einem andern armen Kruͤppel iſt wieder aufgeholffen worden / damals als Gottes Sohn in der Menſchheit erſchienen / und in die arme Krippen gelegt worden / wie im December unter dem Kayſer Auguſto das Majus iſt Minus worden / und der groͤſte Monarch des Himmels und der Erden iſt als ein kleines Kind erſchienen / dazumal iſt dieſe allgemeine Welt / Freud und Jubel nit zum erſten denen gekroͤnten Haͤuptern / groſſen Lands-Fuͤrſten / hohen Potentaten / vornehmen Edelleuten durch die Engel angedeutet wor - den / ſondern gemein / ſchlechten und armen Hirten auf dem Feld / dieſe / dieſe haben das Gloria in Excelſis ſingen hoͤren / da unterdeſſen die vornehme Herren das Requiem in ihrem Feder-Bett intonirten. Woraus dann gar leicht / ja gantz Sonnen-klar abzunehmen / daß bey GOtt dem HErrn in weit groͤſſern Werth und Preiß ſeye / ein from - me Einfalt / ein einfaͤltige Frommkeit / ein arme Un - ſchuld / ein unſchuldige Armuth / als groſſe Salomoniſche / Catoniſche / Maroniſche / Ciceroniſche / Zenoniſche und Platoniſche Koͤpff / oder andere vornehme Haͤupter.

Bononia zehlt viel Doctores, Salamantica hat viel Doctores, Padua naͤhrt viel Doctores, Conimbria zeigt viel Doctores, Lugdun ſtellt viel Doctores, bin aber ver - ſichert / wann alle dieſe und noch andere mehr Anno drey - ſig nach Chriſti Geburt waͤren bey Leben geweſt / ſo haͤtte doch unſer lieber HErr keinen aus ihnen zum Apoſtel - Ampt promovirt / ſondern er hat die gantze Welt wollen lehren durch gemeine einfaͤltige / ſchlechte / arme / zerriſſne /S. Cyprian - Serm, de Nat. baͤuriſche / grobe / und ungelehrte Fiſcher / ut piſcatores, ſequentibus ſpiritibus confunderent oratores. &c. Was Wunder und Wunderthaten hat nit der allmaͤchtige GOtt ſchon gewuͤrckt / durch gemeine einfaͤltige / und bey der Welt verachte Menſchen! die vornehmſte und beruͤhmtiſte Wahlfarten in der gantzen Welt haben mei -ſtens127als er den Heyland JEſum verrahten. ſtens ihren Anfang genommen / von gemeinen einfaͤlti - gen Leuten.

  • Daroca, ein beruͤhmte Wahlfart in Spanten / durch einen
    Blaſcus tom. 1.
    armen und ſchwartzen Kohlbrenner.
  • Mons Leonis oder der Loͤwen-Berg in Franckreich / ein
    Petrus Geo - froi. in hi - ſtor. Gata - zon.
    ſehr bekandtes Gnaden-Orth / durch ein armes Maͤgdel.
  • Dremedal in Spanien / ein herrliche Kirch-Farth durch
    Gumpen. 367.
    einen armen Sau-Hirten.
  • Das beruͤhmte Miracul-Bild zu Madritt / ſo insgemein
    Quintana lib. 3. c. 75.
    das Conſtantinopl-Bild genennet wird / durch einen Eſel-Treiber.
  • Das vornehme Gnaden-Bild zu Andaſer in Spanien
    Alphonſus Rodriquez.
    durch einen gantz einfaͤltigen Schaaf-Hirten.
  • Das Wunderthaͤtige Bild zu Paderborn / mit dem ge -
    Gumpen, fol. 67. tom. 1.
    meinen Namen / das Romaniſche / durch einen ar - men Fuhrmann.
  • Conimbrica in Luſitanien / eine viel und weitberuͤhmte
    Idem fol. 222.
    Kirchfahrt / durch eine arme ſtumme Bauren-Toch - ter.
  • Cos, gleichfalls ein vornehmes Gnaden-Orth in Luſita -
    Vaſconcel - lus lib. 5. c. 10.
    nia, durch ein armes altes Weib / da ſolches in dem Wald Holtz zuſammen geklaubt.
  • Krupna im Koͤnigreich Boͤheim ein vornehmes Gnaden -
    Gumpens. 317.
    Bild durch ein Bauren-Dirn.

Viel hundert andere Welt-bekandte Wunder und Gnaden-Tempel / die hierbey / Kuͤrtze halber / umgangen werden / haben ihren Urſprung und Anfang genommen von gemeinen / einfaͤltigen und armen Leuten / denen GOtt / oder ſein gebenedeyte Mutter / oder die liebe En - gel erſchienen / und alles umſtaͤndig geoffenbahret / wie dann von dergleichen Geſchichten gantze Buͤcher ange - fuͤllt zu ſehen ſeyn: Aus deme ſchließlich abzunehmen / daß der Himmel ein weit groͤſſere Gemeinſchafft habemit128Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,mit der lieben Einfalt / ſo doch von der Welt verhoͤnet / als mit dem hochverſtaͤndigem Naſen-Witz / oder praͤch - tigem Welt-Schein / welcher gleichwol von den meiſten zum wehrtiſten gehalten wird. Dahero niemand / obſchon mit armen und ſchmutzigen Kleidern / bettleriſchen Auf - zug / zu verachten iſt / wer weiß es / ob nit unter dieſem rupffenem Kuͤttel / ein Seydenes Gewiſſen / und man - chesmal unter einem Sammeten Rock ein zwilchenes Gewiſſen ſtecken thut; Vorwahr zu Joppen hat GOTT dem Heil. Petro wunderbarliche Dinge geoffenbahret. Act. 9. Alſo ſeynd mehrmalen unter einer armen Bett - ler - oder Bauren-Joppen groſſe und himmliſche Dinge verhuͤllet; Wer haͤtte ihm eingebildet / daß aus einem duͤr - ren Eſels-Kienback der Samſon ein klares Bronnquell fin - den ſolt? Alſo wiſſen wir auch nit / ob nit GOtt mit die - ſem oder jenem einfaͤltigen Tropffen / den man vor einen Eſels-Kopff haltet / noch groſſe Wunder-Ding wuͤrcken werde / maſſen er ſchon einen gewoͤhnlichen Brauch hat / aus ſchlechten Sachen / das Vornehmſte zu machen / ſtul - ta eligit, ut confundat fortia, das Lied iſt nur vor den ge - macht / ſo da die liebe Einfalt veracht. Adeſſo ein an - ders.

Nachdem das Hebraͤiſche Lotters-Geſind / und die zu - ſammen gerotte Henckers-Knecht den Heyland JEſum in dem Garten gefangen / und wie es der ſeeligen Veroni - geoffenbahret worden / das Goͤttliche Lamm mit groͤ - ſter Ungeſtimm auf die Erden niedergeworffen / das al - lerheiligſte Angeſicht mit harten Backen-Streichen ent - unehret / eine groſſe eiſerne Ketten an den Hals gelegt / und ſolcher geſtalten ihn mit allem erdencklichen Muth - willẽ dahin geſchleppt / biß zu dem Bach Cedron, woſelbſt ſie ihn mit groſſem Gewalt von dem Steg ins Waſſer geſtůrtzt / und alſo unmenſchlich auf Haͤnd und Fuͤſſen hinduꝛch gezogen / dazumalen hat der Heyland JESUSdie129als er den Heyland JEſum verrahten. die Zeichen ſeiner Fuͤß / Knie / Haͤnd / und des Stricks /Auguſt. Mannu[ſ]hiſtor. ſe - lect. 146. wormit er gebunden / in die harte Stein / als in ein wei - ches Wachs eingedruckt / welches annoch auf heutigen Tag zu ſehen.

Hierzu / hierzu ihr ſuͤndige Adams-Kinder / und klaubt einen oder den andern Stein auf von die[ſ]em Bach Cedron, verſichere euch / ihr werdet darmit ſo gut / als mit ſeinem Kieſelſtein David den Goliath, eine oͤffters groſſe Ungedult zu Boden werffen.

Wie der Heil. Stephanus dieſer Ertz-Maͤrtyrer iſt verſteiniget worden / dazumalen ſind ihme die harten Steine gantz Zucker-ſuͤß vorkommen / lapides torrentis illi dulces fuerunt, die Urſach deſſen / geben etliche from - me Contemplanten / und ſprechen / daß unter dieſen Steinen einige geweſt ſeyen von dem Bach Cedron, wor - auf die Veſtigia und Fußſtapffen Chriſti des HErrn ein - gedruckter zu ſehen waren / und derentwegen ſeynd dem Heil. Stephano ſolche Steine nit hart vorkommen. Alſo meine liebe Adams-Kinder / laſt euch nit hart geduncken alle Trangſal und Truͤbſal / laſt euch nit hart ankommen alles Creutz und Leiden / ſehet ihr doch in allein / was ihr vor widerwaͤrtig haltet / die Fußſtapffen CHriſti / es iſt keine Pein noch Schmertzen / wordurch euer Heyland JEſus nit gangen / ihr ſeyd ja nit beſſer als Er / nit heili - ger als Er / nit unſchuldiger als er / warum dann ſo hayg - lich? warum ſolt und wolt ihr dann nit auch mit ihme leiden?

Chriſtus der HErr kommt nacher Bethania, allwo Lazatus, ein guter von Adel / mit Tod abgangen / auch ſchon begraben / findet daſelbſten zwey Schweſtern des Verſtorbenen / welche auf Weiber-Arth beweineten und trauerten den Tod ihres liebſten Bruders / wor - durch der Heyland alſo bewegt worden / daß er gleich be - ſchloſſen / denſelben wieder zum Leben zu bringen / befilchtPars III. Rdem -130Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,demnach / man ſoll gantz ſchleunig und ohne Verzug den groſſen Grabſtein hinweck waltzen. O / mein HErr / ſagt Martha, mein liebſter HErr / jam fœtet, er ſchmeckt ſchon / er ſtincktſchon / dann er war bereits vier Tag ſchon todt; Ey laß mir das eine haygliche Weiber-Naſen ſeyn / Martha, Martha, wie ungereimt ſeynd dieſe deine Re - den? ich haͤtte in der Warheit eine groͤſſere Hoͤflichkeit bey dir geſucht / maſſen du eine von Adel; was ſagſt du? jam fœtet, er ſtinckt ſchon / und wann ſchon / kans der HErr / der Heyland / der wahre Meſſias ſchmaͤcken / war - um du nit? Pfuy! ſolſt du deñ beſſer und heiliger ſeyn als Er / als Er? O wie unbeſonnen!

CHriſtus JEſus hat gelitten / mercks Menſch! der HErr und Heyland hat gelitten / betrachts Menſch! GOttes Sohn hat gelitten / gedencks Menſch! Er hat ge - litten / mehr als ich reden kan / Er hat gelitten / mehr als ich zehlen kan / er hat gelitten / mehr als ich erdencken kan / Job hat gelitten / Er noch mehr / David hat gelitten / Er noch mehr / Gedeon hat gelitten / Er noch mehr / Joſeph hat gelitten / Er noch mehr / Samſon hat gelitten / Er noch mehr / Abuer hat gelitten / Er noch mehr / Hiere - mias hat gelitten / Er noch mehr / Micheas hat gelitten / Er noch mehr / der Abel hat gelitten / Er noch mehr / die Machabeer haben gelitten / Er noch mehr / ſo viel Millio - nen der Maͤrtyrer im Neuen Teſtament haben gelitten / Er aber noch mehr / und du ſollſt und wollſt ſo zart / ſo hayglich / ſo empfindlich ſeyn / und nichts leyden? du ſchlechter Erd-Schroll / du elender Erd-Wurm / du ſuͤn - diger Tropff / nichts leyden? O wie ungereimt! Er / GOTT / alles leyden / und du Koht nichts leyden?

Der arme / nackende / krancke / hungerige / durſtige und elende Bettler Lazarus hat vor der Thuͤr des reichen Praſſers nur derenthalben ſo viel gelitten / ſpricht der H. Chryſoſtomus conc. 1. de Laz. weilen er keinen andernſeines131als er den Heyland JEſum verrathen. ſeines gleichen armen Tropffen auf der Seiten geſehen / dann gemeiniglich einem das Elend geringer geduncket / wann er einen andern ſeines gleichen wahrnim̃t. Wie ſoll dann dir Menſch dein Creutz ſo ſchwehr vorkommen / indem du doch ſiheſt / daß dein JEſus ein weit ſchwehrers getragen / warum ſollſt du dich der Schmach und Unbild beklagen / da doch dein Heyland vielmehr ausgeſtanden / ja gar unter die Moͤrder und Rauber gezehlet worden / weſſenthalben ſoll dir deine Noth und Armut ſo ſchmertz - lich fallen / indem du doch weiſt / daß dein Erloͤſer gar na - ckend und bloß an das Creutz gehefftet worden? Wie der H. Koͤnig Ludwig durch ſondere Goͤttliche Verhaͤngnuß in Tuͤrckey gefangen / und in Band und Eiſen geworffen worden / auch derenthalben ſehr traurig und beſtuͤrtzt wa - re / hat ihm ſolches ein Heyd / und unglaubiger Mahome - taner vorgeropfft / ſprechend / er befremde ſich nit ein we - nig / daß er / Koͤnig Ludwig / einen elenden / und an das Creutz genagelten GOtt anbete / und er aber ſeiner Ket - ten und Band ſich beſchwehre. In vita.

Durſtig ware das Volck Iſrael in der Wuͤſten / und verlangten ſie inſtaͤndig / daß ihre Hoffnung moͤchte in ei - nen Brunnen fallen / und wie ſie endlichen ein Waſſer an - getroffen / ſo war ſelbiges gantz bitter / faſt wie eine Gall / woruͤber dann auch ſie erbittert worden / und nit wenig Schmach-Wort uͤber den Moyſen ausgoſſen / welcher dann / ſein Volck zu beguͤtigen / aus Eingebung GOttes / ein Holtz genommen / daſſelbige in erſtgedachtes bittere Waſſer geworffen / und damit alle Bitterkeit vertrieben / und abgewendet. Exodi. 15.

Bitter / bitter kommt dich an dein elender und be - truͤbter Stand / mein Menſch / bitter / bitter / daß du keine geſunde Stund haſt / und mit deinem Leib muſt umge - hen / wie die Apoſtel mit ihrem Fiſcher-Netz / ſo ſie flicken; Bitter / bitter / daß du in Armut und Noth ſteckeſt bißR 2uͤber132Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,uͤber die Ohren / und gleichwol hoͤreſt ſchreyen die Schuld - Forderer vor der Thuͤr / und du weit aͤrmer als ein Schneck / der doch mit ſeinem eigenem Hauß verſehen iſt; Bitter / bitter kommts dich an / wann du aller Seiten verfolgt wirſt / und du bey jederman ſo angenehm wie die fuͤnff thoͤrichte Jungfrauen mit leeren Amplen / denen man die Himmels-Thuͤr vor der Naſen zugeſchlagen. Bitter / bitter gedunckt dich alle Trangſal / und Truͤb - ſal / aber folg meinem Raht / und des Moyſis ſeiner That / ergreiff ein Holtz / und zwar das jenige / an welches dein Heyland JEſus mit eiſſernen Naͤgeln angehefftet wor - den / nachmals wirſt du erfahren / daß dieſes Holtz alle deine Bitterkeit verſuͤſſen wird. Zu wuͤnſchen waͤr es / daß du einem Fiſch gleichen thaͤteſt / und zwar einem Hech - ten / welcher in den Graͤten ſeines Kopffs alle Inſtrumen - ta des Leydens Chriſti traͤgt; Zu wuͤnſchen waͤre es / daß du oͤffters das bittere Leiden deines Heylands betrachten und erwaͤgen thaͤteſt / wordurch gar wohl deine Unge - dult ſincken wuͤrde / und du alle Truͤbſal bewillkommeſt nit mit dem Auvve, ſondern mit dem Ave. Dieſe Lection iſt ſchon einen Creutzer wehrt / weil ſie vom Creutz ge - handelt. Jetzt kommt eine andere Speiß.

Daß unſer gebenedeyter HErr und Heyland JE - ſus dazumal haͤuffiges Blut geſchwitzt / wie er kurtz vor ſeinem Leiden das Gebet zu ſeinem himmliſchen Vatter verrichtet / und die ſchwere Todes-Aengſten ausgeſtan - den / iſt bey einem jeden Rechtglaubigen auſſer allen Zweiffel / allein iſt wohl in obacht zu nehmen / und reiff zu erwaͤgen / wo er / und an was Ort er ſolches Gebet ver - richtet? Joannes Soares, ſamt andern / welche das Heil. Land beſucht haben / ſagen aus / und bekennen / daß unſer lieber HErꝛ zu unterſt des Oelbeꝛgs in einer hohlen Stein - Klippen / allwo nachmals von den frommen Chriſten ei - ne Kirchen erbauet worden / habe gebetet / und Blut ge -ſchwi -133als er den Heyland JEſum verrahten. ſchwitzt / und ſeynd noch auf den heutigen Tag der Stein / worauf er gekniet / in beſagter Kirchen / auch die Zeichen ſeiner heiligſten Knie / die er darein / als in ein weichesBeda de loc. Sanct c. 6. Silvayr. lib. 8. c, 6. Wachs gedruckt / zu ſehen.

Dieſer Stein lernet dich recht beten / mein Chriſt / dann / allem Anſehen nach / kanſt du nit recht / wie es ſoll ſeyn / dein Gebet verrichten / wann du das erſtemal nit gleich nach deinem Verlangen erhoͤret wirſt / ſo glaubſt du ſchon / als ſeye dir der Allmaͤchtige ungnaͤdig / der Him - mel gebe dir einen Korb / deine Supplication erhaͤlt keinen Beſchied / und GOtt verweigere deine Bitt. O Haſen - Hertz und verzagtes Gemuͤth! Erſtellet ſich offt / als hoͤre er uns nit / damit wir nur deſtobeſſer und inſtaͤndiger an - halten und ſchreyen / und wann er etlichmal dein obſchon gantz eyfferiges und inbrinſtiges Gebet nit erhoͤret / ſo laſſe dannoch nit nach / zu bitten / gib ihme keine Ruhe / hoͤre nit auf / ſeye importun, laß dich nit abſchroͤcken / nur immer fort / ſeye geiſtlich grob / klopff ſo lang und ſo viel / biß er dir aufthut / er wird endlichen gleichſam gezwungẽ / dein Bitt zu gewaͤhren. CHriſtus JEſus hat auf ob - gedachtem Stein und harten Felſen das Gebet zu ſei - nem himmliſchen Vatter verrichtet / und zwar drey un - terſchiedlich mal nacheinander / gleichwol erſt das letzte - mal von dem Engel geſtaͤrckt / und von ſeinem Himmli - ſchen Vatter getroͤſt worden. Auf einen Streich faͤllt kein Aichbaum / Eſto in precibus importunus, ſi diſſimulatDiv. Greg. in Pſal. 6. audire, quem rogas, eſto raptor, ut regnum cœlorum ac - cipias, eſto violentus, ut vim inferas cœlis.

Wie der HErr und Heyland kommen iſt in die Ge - gend Tyri und Sidonis, da iſt ihm aus denſelben Graͤntzen ein Cananeiſch Weib zugeloffen / welche mit heller und lauter Stimm anfgeſchryen: HErr / du Sohn David / erbarme dich meiner / meine Tochter wird vom Teuffel uͤbel geplagt. Matth, 15. Was ſagt Chriſtus zu dieſem An -R 3brin -134Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,bringen / zu dieſer ſo eifferigen Bitt? etwan ja / ja! hat ſich wol / nit ein Wort / da haſt dus mein Weiblein / Er ſtellt ſich / als haͤtte Er keine Ohren / gehe lieber nach Hauß / mein Weiblein / ſchau zu der Kuchen / die Audientz bey dieſem groſſem HErrn iſt dir ſchlecht von ſtatten gan - gen / was ſchadt es / gedacht ſie / auf einen Streich faͤllt kein Baum / auf einen Anlauff uͤbergehet keine Veſtung / auf einen Blaſer erweckt man kein Feuer / macht dem - nach die andere Inſtantz / und ſchreyet noch hefftiger / als zuvor / dergeſtalten / daß auch die Apoſteln uͤber dieſe Weiber-Muſic faſt ungedultig worden / und damit ſie ihrer nur loß werden / haben ſie insgeſam̃t vor dieſelbe ei - ne Interceſſion eingelegt / baten und ſprachen / mein HErr / laß ſie doch von dir / dann ſie ſchreyet uns nach. Auf ſo vieler Recommendation und Vorbitt / wird ja frey - lich die arme Haut einen guten Beſcheid erhalten haben? nichts weniger als diß / ſondern gar eine abſchlaͤgige Ant - wort / ich bin nit geſandt / ſprach er / als allein zu den ver - lohrnen Schaafen des Hauß Iſraels. Jetzt / mein Weib / ſiheſt dn ſchon / wie viel es geſchlagen / à Dio, ſo behuͤte dich GOtt / dasmal biſt du umſonſt gereiſt / hab ſchier ſelbſten ein Mitleiden mit dir / haͤtt mir wahrhafftig nit eingebil - det / daß die Interceſſion des Apoſtoliſchen Collegii ſolte Frucht-loß ablauffen / allein Gedult. ꝛc. Nichts ver - zagt / gedacht ſie / der Korb ſchroͤckt mich noch nicht / ich will ſo lang und ſo viel anhalten / ſchreyen / bitten / begeh - ren / lauffen / ſuchen und ſuppliciren / biß er mich erhoͤret / faͤllt endlich auf die Knie nieder / dann ſie wuſte wohl / daß groſſe Herren die Ohren bey den Fuͤſſen haben / und bittet mehrmal mit aufgehabenen Haͤnden / Domine, HErr / HErr / hilff mir! was ſagt der HErr? Was? Es iſt nit gut / daß man den Kindern das Brod nehme / und werff es vor die Hund. O wohl eine arme Haut! mit dei - nem Domine Exaudi, biſt du zu ſpatt kommen / nim̃ dudein135als er den Heyland JEſum verrahten. dein Memorial zuruck / verpapp damit die zerbrochene Glaß-Scheiben zu Hauß / die letzte Antwort des HErrn ſchneidet dir alle Hoffnung ab / du wirſt nimmermehr deiner Bitt gewaͤhret ſeyn / es muͤſſen gewiſſe Urſachen verborgen ſihn / derenthalben dein Bitten nit erhoͤret wird. Ich / ſpricht das Weiblein / ich laß mich noch nit abweiſen / ich will ſo lang bitten und beten / beten und bitten / ſeuffzen und ſchreyen / ſchreyen und ſeuffzen / biß er ſchier vorlauter Importunitaͤt mir es endlichen muß er - theilen / um was ich anhalte / ſagt demnach Chriſto dem HErrn / auf ſeinen Beſcheid / dieſe Wort: Ja / HERR / mein HErr / du ſagſt freylich wohl / man ſoll der Kinder Brod nit vor die Hund werffen / aber es iſt doch auch wahr / daß die Huͤndlein von den Broſamen eſſen / wel - che von ihrer Herren Tiſche fallen. Nachdem der Hey - land JEſus endlichen geſehen / daß er dieſes Weibs nit kan loß werden / ſo hat er ihr geben / was ſie begehrt / fiat tibi, ſicut vis, es geſchehe dir / wie du willſt. Woraus un - ſchwer abzunehmen iſt / daß man nit gleich alle Hoffnung beyſeits ſolle ſetzen / wann man auf die erſte Bitt von GOtt dem HErrn nit erhoͤret wird / ſondern man muß mehrer / oͤffter und inſtaͤndiger anklopffen; Ja / ſpricht der Heil. Baſilius in conſtitut. Mona. c. 2. Wann ſchon ein gantz Monath / ein gantz Jahr / zwey / drey Jahr / und noch mehrere anſtehen / daß du noch nit erhoͤrt biſt / ſo laß gleichwol nit ab / dann GOTT will zuweilen / um eine Gnadlang / und viel / und ſtarck / und inſtaͤndig gebetten ſeyn. Weilen es dreyer gantzer Jahr nit einen Tropffen geregnet hat / alſo wolte Elias durch das Gebet einen heylſamen Regen zuwegen bringen / ſteigt zu ſolchem End auf den hohen Berg Carmels, faͤllt daſelbſt auf ſeine Knie / bittet / und bittet auf das aller inbrinſtigſte GOtt den HErrn / ſchaffet anbey ſeinem Diener / er ſolle hinge - hen / und auf das Meer ſchauen / ob er nichts ſehe? er ge -het /136Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,het / er ſchaut / er kommt / er ſagt / Vatter / ich ſihe nichts[/]Elias befihlt mehrmalen / er ſoll wiederum hingehen z[u]ſehen / er folgt / er laufft / er ſiht / er bringt die Zeitung[/]wie daß er gar nichts wahrnehme. Elias betet imme[r]fort / und thut dem Diener auferlegen / er ſolle auch da[s]dritte / vierdte / ja gar das ſiebendemal hingehen / und be[-]obachten / ob dann noch nit ein Zeichen eines Regen[s]komme? Sihe Wunder! wie er das ſiebende mal ſich da[-]hin begeben / da vermerckte er / daß ein kleines Woͤlckle[in]aus dem Meer empor ſteige / worvon nachgehends de[r]gantze Himmel verfinſtert worden / und in einen haͤuff[i -]gen Regen iſt ausgegoſſen. 3. Reg. 18. c.

So iſt dann Elias das erſtemal nit erhoͤret worde[n /]ſondern das ſiebendemal / daraus dann ſattſam zu ſchlie[ſ -]ſen iſt / daß man in dem Gebet inſtaͤndig verharren ſolle[/]und nit nur ein / ſondern mehrmalen GOtt den Allmaͤch[-]tigen / um dieſe / oder jene Gnad flehentlich anruffen / j[a]ſo gar jenem frommen Jacob nachfolgen / welcher d[ie]gantze Nacht mit dem Engel des Teſtaments gerungen[/]und ſich ausdruͤcklich verlauten laſſen / non dimittam te[,]du ſollſt nit von mir kommen / bilde dir nur gar nit ein[/]daß ich dich von mir laß / biß du mich ſegnen wirſt. G[e -]nes. 11. c.

Alſo mein GOtt und HErr / ich ruffe und ſchreye[/]und bitte um dieſe Gnad / non dimittam te, ich werde im[-]merzu bey deinen Fuͤſſen liegen / ich werde nit aufhoͤren[/]an deiner Gnaden-Pforten zu klopffen / ich laß dir fo[rt]und fort keine Ruh / niſi benedixeris mihi, ſo lang und[ſo]viel / biß deine Goͤttliche Guͤtigkeit ſich meiner erbarm[e /]und du mir auf mein demuͤhtiges Bitten / das Fiat e[r -]theileſt. Auf ſolche Weiſe importun zu ſeyn / ſchadet g[ar]nit; Er / der Heyland / hat ſich bey den zweyen Juͤnger[n /]denen er das Glait biß nacher Emaus gegeben / ſimuli[rt]und geſtellt / als wolte er weiter ſeinen Weg fortnehme[n /]es w[ar]137als er den Heiland JEſum verrahten. es war aber ſein Ernſt nicht / er wolte halt von denen zweyen begruͤſt und gebetten ſeyn / wie es dann nachmals auch geſchehen; Alſo ſtellet Er ſich gar offt / als hoͤre Er nit unſer Gebet und Ruffen / es iſt aber ſein rechter Ernſt nit / ſondern Er will gar ſchoͤn / gar eyfferig / und offt gar lang gebetten werden. Item eine andere Lehr.

Mit drey groſſen und annoch beſtaͤndigen Wunder - Wercken hat Chriſtus der HErr den Oelberg bey ſeiner Glor-reichen Himmelfahrt beguadet. Erſtlich laͤſt ſich dieſelbige Erden / worauf er gen Himmel geſtiegen / weder mit Ziegel noch Marmor / oder einem andern koſtbaren Stein bedecken / ja / ſo offt man ſolches verſucht / hat beſag - te Erden alles mit groſſer Gewalt von ſich geworffen. Zum andern / iſt an demſelben Ort ein ſehr ſtattlicher run - der Tempel und Kirchen aufgebauet worden von der Heil. Helena, Mutter des Kayſers Conſtantini, dieſes heilige Gebaͤu aber hat niemal noch mit einem Gewoͤlb oder Dach koͤnnen bedeckt werden an demſelben Ort / wo unſer lieber HErr gen Himmel gefahren. Drittens hat der HErr JEſus dazumal ſeine heilige Fußſtapffen der Erden alſo eingedruckt / daß ſelbige durch ein ewiges Wunderwerck auf keine erdenckliche Weiſe koͤnnen ausgeloͤſcht oder aus - gerottet werden / ja neben dem / daß ſolche durch ſo viel hun - dert und hundert Jahr von denen Pilgramen und Wahl - fahrtern ſeynd abgeſchaben und abgekratzt worden / ſo ver - bleiben ſie dannoch in der erſten Geſtalt / wie ſie der Hey -S. Paulinus ad Sever. Epiſt. 11. Sulpit. lib. 2. hiſt. ſac. Beda de lo - cis Sanct. c. 7. land in ſeiner Himmelfahrt eingedruckt.

Mein frommer Leſer / weil du keine Erden von be - ſagten Heil. Fuß-Pfaden kanſt nehmen / ſo nimm aufs wenigſt eine Lehr davon / und erkenne die unermaͤßliche Liebe deines gebenedeyten Heylands JESU / welcherPars III. Sin138Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,in ſeiner Himmelfahrt einen ſo harten Abſchied von uns Menſchen genommen / daß er ſo gar die heiligſte Fuͤſſe in die Erde tieff eingedruckt / zu zeigen / wie ungern er von uns weiche. Keine Feder kan beſchreiben / keine Zung kan erzehlen / kein Hertz kan faſſen die Liebe / ſo GOttes Sohn uns Menſchen erwieſen / durch die drey und dreyſ - ſig Jahr / da er auf Erden wanderte / und weil ſolche Lie - be ohne Maß / ohne End / und ohne Grund / ohne Zihl / ohne Zahl iſt / alſo will ich dermalen ſolche mit der ſchlech - ten Feder nit entwerffen / ſondern nur kurtz beyfuͤgen / was Lieb-Stuck der Heyland JEſus mehrmalen den Men - ſchen erwieſen. Catharina Alexandrina, Catharina Senenſis, Catharina Riccia, Lucia Narnienſis, Ste - phana Quintiana, Thereſia â Jeſu, Pudentiana Zagnonia, Roſa Limenſis, Joanna â Cruce, Urſula Benicaſa, Maria Villana, und viel andere ſeelige und Heil. Jungfrauen / ſeynd ſo gar von Chriſty dem HErrn / als liebſte Geſponſen und Braͤute erkieſen / und mit einemPagata rom. 1. ſol. 342. Mahl-Ring begnadet worden. Was kan dann die Goͤtt - liche Liebe mehr thun?

Bonifacius Laufanenſis, Francischinus de Caſali, Catharina Bononienſis, Agnes Politiana, Cajetanus Tienenſis, Franciſcus Aſſiſius, Antonius Paduanus, Dominica de Paradiſo, Clara de monte Falco, Ma - ria Caraffa, Joannes Dei, und viel andere heilige Die - ner und Dienerin GOttes ſind ſo weit kommen / daß ſie der HErr und Heyland in der Geſtalt eines kleinen guldenenIbidem rom. 2. ſol. 515. Kind umfangen / umhalſt / und gekuͤſſet / was kan dann die Goͤttliche Liebe mehr thun?

In die Catharina Senenſis, Stephana de Soncino, Catharina de Raconiſio, und andere mehr / hat ſich derHErr139als er den Heyland JEſum verrahten. HErr JEſus alſo verliebt / daß er ihnen ſo gar das Hertz mit guldenen und gluͤenden Pfeylen durchbohrt hat. Was kan doch mehrers thun die Goͤttliche Liebe? welche billigIbid. ſol. 517. und recht ſoll den Menſchen mit einer Gegen-Liebe ver - golten werden / wie dann vieler Lehrer Ausſag iſt / daß im Anfang der Welt der Himmliſche Vatter den Adam / als erſten Menſchen / nit eigenhaͤndig habe erſchaffen / ſondern ſolches den Engeln habe aufgetragen / welche dann gantz urbietig nach dem Goͤttlichen Befehl und Model dem Menſchen alle Glieder aus Leim zuſammen gepapt / da ſie aber auch das Hertz wolten formiren / hat GOtt der HErr ihnen den Leim weggenommen / und er ſelbſt ſolches ge - ſtaltet / damit nemlichen das menſchliche Hertz ihn allein ſolle und wolle lieben / das haben zwar ſehr viel gethan / denen du liebſter Leſer von Rechts-wegen ſolteſt nachfol - gen.

Der H. Philippus Nerius iſt in der Liebe gegen GOtt alſo entzuͤndet geweſt / und hat ihme das Hertz vor Liebe alſo geſchlagen und getobt / daß hiervon gar zwey RippenAnroniu[ſ]Gallon, in Vit. auf der lincken Seiten zerbrochen.

Die heiligmaͤſſige Urſula Benicaſa hat GOtt ſo in - bruͤnſtig geliebt / daß ihr oͤffters von denen Liebes-Flam - men ein groſſer Rauch aus dem Maul geſtiegen / und nach ihrem ſeeligen Tod / in Eroͤffnung des Leibs / das HertzIn act. hu - jus. voͤllig verbrennter gefunden worden.

Der ſeelige Beichtiger Joannes aus unſerm Augu - ſtiner-Ordenhat vor Goͤttlicher Liebe alſo gebronnen / daß er / mitten im rauhen und kalten Winder / die Kleider nit konte am Leib behalten / welcher mehrmal alſo erhitzt wa -Auct. Faſt Mari. re / als waͤre er lebendig gebraten.

Die Seelige Catharina Genuenſis branne dergeſtal -S 2ten140Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,ten vor Liebe zu GOtt / daß ſie gar offt Haͤnd und Fuͤſſe hat muͤſſen in ein kaltes Waſſer ſtecken / worvon das Waſ -In Vita c. 50. ſer alſo geſotten / als haͤtte der Schmied ein gluͤendes Eiſen hineingeſtoſſen.

Der ſeelige Stanislaus Coska aus der Societet Jeſu, ware alſo in Goͤttlicher Liebe entzuͤndet / daß man ihme gar offt mit naſſen Tuͤchern / ſo in friſchen Bronnen -In Vitâ. Waſſer gedunckt / die Bruſt und das Hertz muſte kuͤh - len.

Hieronymus Narnienſis Capuciner-Ordens iſt gar offt in dem Gebet von der Liebe zu GOTT alſo ergriffen worden / daß er am gantzen Leib geſchwitzt / und ſo man ihme an die lincke Seiten der Bruſt ein Tuch gehalten / iſtPagat - tom. 2. fol. 80. ſolches nit anderſt abgedoͤrrt worden / als haͤtte man es an einen wohlgeheitzten Ofen gehebt.

Weil obenher der eingedruckten Fußſtapffen CHriſti auf dem Oelberg gedacht worden / alſo kan nit umgangen werden / jene Wunder-Geſchicht / welche ſich mit einem Liebhabeꝛ GOttes hat zugetragen auf obbenauntem Oel - berg. Dieſer war ein frommer und gottſeeliger Menſch / welcher aus inbruͤnſtiger Andacht alle heilige Oerther be - ſucht / zu allerletzt aber den Oelberg / worvon der HERR JESUS gen Himmel gefahren / allda hat er einen ab - ſonderlichen Eyffer ſpuͤhren laſſen / und zwar dergeſtalten in der Liebe zu ſeinem Erloͤſer entzuͤndet worden / daß er vor lauter Liebe den Geiſt aufgeben / und ſeelig verſchie - den / auch ungezweiffelt ſeine Seele eben den Weg gen Himmel genommen / wohin Chriſtus der HErr Glor-reich gefahren / nachdeme ſein Leib eroͤffnet worden / hat man in Mitten des Hertzens mit guldenen Buchſtaben folgen - de Worte geſchriebener gefunden / Amor meus JEſus,meine141als er den Heyland JEſum verrahten. meine Liebe iſt JESUS. Dieſem / mein frommerBerchorius in red. mo - ral. lrb. 14. c. 12. Chriſt / folge nach / lebe in GOtt / und liebe GOtt / und lo - be GOtt / ſchencke ihme dein Hertz / im Hertzen die Liebe / in der Liebe die Beſtaͤndigkeit / ſo dann iſt dir gar gewiß die Seeligkeit. Vor dißmal iſt es genug.

In dem Convent S. Franciſci Cajetæ waren zwey fromme Lay-Bruͤder / welche ſich am H. Antlaß-Pfingſt - Tag / oder gruͤnen Donners-Tag auch nach Moͤglichkeit præparirten zu der heiligen Communion nach gewoͤhn - lichem Brauch der Religion, indem ſie nun im wenigſten ihnen etwas anderſt eingebildet / da kommt ein Befehl vom P. Quardian, ſie ſollen geſchwind / und ohne fernern Verſchub / in die Stadt gehen / Brod zu ſammlen / welchem dann die gute Bruͤder ſchleunigſt nachkommen / weilen ſie aber ſich gar zu lang in dem Sammlen verweilet / und be - reits in ihrer Zuruckkehr die andere Geiſtliche ſchon bey der Tafel / als bey dem Mittag-Eſſen / angetroffen / alſo war es ihnen gantz hertzlich leid / daß ſie die Heil. Com - munion verſaumet / weſſenthalben ſie alles Eſſen und Trincken beyſeits geſetzt / und in der Capellen / allwo das hoͤchſte Gut / und heiligſte Altar-Geheimnuß aufbehal - ten ware / mit vielem Weinen und Seuffzen ihr Ungluͤck bedauerten / ſihe aber / wie GOtt den geleiſten Gehorſam ſo reichlich belohnet hat! In dieſem ihꝛem waͤhꝛenden Weh - klagen ſteigt ein holdſeeligſter Juͤngling / einer unbeſchreib - lichen Schoͤnheit / aus dem Tabernackel heraus / reicht be - ſagten frommen Bruͤdern einem jeden die Heil. Com - munion, nachmals ſich wieder dahin begeben / woher er kommen iſt. Noch aber auf den heutigen Tag ſihet man die Fußſtapffen / welche dieſer Juͤngling in die harte Stein eingedruckt hat; da kan man ſehen / hoͤren / greiffen und be -S 3greiffen /142Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,Gonzaga in Proven. cia terræ læboris de Convent: Cajet. greiffen / wie angenehm bey GOtt dem HErrn ſeye der Gehorſam.

Mir iſt geſtert Vormittag ein wackerer wolaufge - butzter Florimundus begegnet / mit einer ſo ſtattlichen Barocca, daß ſich auch des Abſolons Krauß-Kopf dar - gegen muͤſſte ſchaͤmen / dieſer ware mit Courteſyen / Hoͤf - lichkeit / Ceremonien / und Ehrbeweiſungen gantz gefuͤt - tert / gantz uͤberzogen / gantz gebraͤmt / geſteppt und aus - gemacht / daß ich gaͤntzlich die Gedancken gehabt / ſein Vat - ter ſeye ein Hofbeſen geweſt / wormit die Ritterſtuben uñ Ante Camera ſeye ausgekehrt worden / dann allda traͤgt man die Ceremonien gar in der Miſtbutten aus / O was Schuhwezen / Schuhkratzen / Schuhbiegen / Schuhliegen gibts daſelbſt! Er war ſo hurtig mit dem Huͤtel von dem Kopf herunder / daß einer hat glauben koͤnnen / er ſeye bey dem Meiſter Boreas vom Windhauſen in die Schul gangen / ſein Gruß und Willkomm mit allerley Comple - mentẽ untermaͤngt war dieſer: gehorſamer Diener / Re - verende Pater, was ſchaffẽſie? nur befohlẽ / ich zeigte ihme aus erheiſſendter Schuldigkeit / auch alle Gegen-Ehrz und nach wenig vollbrachtem Diſcurs giengen wir voneinan - der â Dio ſervitor, kaum daß er etliche Schritt von mit entfernet / hoͤrete ich in meine Ohren / wie daß er bey dem naͤchſten Bekañten in dieſe Wort ausgebrochen / der Pater glaubt / ich ſeye ſein guter Freund / aber das nit / ich kan ein gantzes Jahr ohne Pfaffen leben / einen ſo guten Ma - gen habe ich / Ey daß dich der Bettl-Vogt von Memmin - gen hole / ſo biſt du ein gehorſamer Diener von Lug - dun in Franckreich.

Ein ſchoͤnes Wort iſt gehorſam / wann man es in dem Werck erzeigt / wie Chriſtus der Heiland ſelbſten unter -thaͤnig143wie er den Heyland JEſum Verrahten. thaͤnig geweſt / und den Gehorſam geleiſtet von ſeiner hei - ligſten Geburt / biß in ſeinen bitterſten Tod. Deme auch vollkom̃enſt nachgefolget ſeine uͤbergebenedeyte jungfraͤu - liche Mutter Maria, welche in allem auf das genaneſte den Befehl / und ſo gar den geringſten Augen-Wincker voll - zogen / ihres geliebſten Geſpouß Joſephi: und woher iſt die Glori und groͤſte Verdienſten gewachſen / ſo unzahlbarer vieler Religiofen / und GOtt-gewidmeter Kloſter-Leute / als eben aus dem Gehorſam?

Kein groͤſſeres Benè bey den Benedictinern iſt / als der Gehorſam. In dem vornehmen Cloſter Corbei in Teutſchland Benedictiner-Ordens / hat ſich vor dieſem mehrmals zugetragen / daß / wann einige Geiſtliche zur Zeit des Chori, aus Befehl der Obern / andere Geſchaͤff - ten zu verrichten hatten / an ſtatt derſelben / die liebe EngelPagar. tom. 3. 337. 9. par. ihre Stell in dem Chor vertretten.

Bey den Bernardinern / weil doch ihr Heil. Vatter ein Clarevaliſche Biene oder Imme genennet wird / iſt das beſte Hoͤnig ſeyn unterthaͤnig. Einer aus beſag - tem Cloſter ware im Sterben / und wolte bereits ſchon in die Zuͤge greiffen / deme aber der Heil. Vatter mit dieſen Worten begegnet / mein lieber Frater, weil die Geiſtliche den gantzen Tag hindurch ſehr muͤd worden / alſo iſt noth - wendig / daß ſie auch ſchlaffen muͤſſen / dahero haben ſie jetzt gar nit Weil mit dir umzugehen / befihl dir alſo / daß du nit ſollſt ſterben / biß man die Geiſtliche aufweckt / und zum gewoͤhnlichen Gottes-Dienſt ruffet / der Sterbende ſagt alſobalden ja / und aus Gehorſam ſchiebt er den ſee - ligen Tod und Abſchied auf / biß man in den Chor ge -Hentiquez in faſcic. dc S. Betnar - do. laͤutet.

Den Jeſuitern / ob ſchon ihr Heil. Stiffter ein Spaniergeweſt /144Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,geweſt / kommt es dannoch nit Spaniſch vor / wann ſie bald diß / bald jenes aus Gehorſam verrichten / I, das Ge - hen / O, das Stehen nach der Obern Will iſt gantz gemein bey ihnen / woraus dann IO triumpha erwachſet. Der gottſelige und heilig-maͤſſige Pater Caſparus Barzæus ware dem Gehorſam alſo zugethan / daß / wie ihme in ei - ner ſehr gefaͤhrlichen Kranckheit der Pater Rector zu Goa befohlen / und zwar nur Schertz-weiß / er ſolle aufſtehen / dann man habe ſeiner dermalen ſtarck vonnoͤhten / worauf er den andern Tag friſch und geſund / zweiffels ohne durch ein Wunderwerck / ſich vor ſeiner Obrigkeit geſtellt / und zu allem Befehl ſich urbietig anerbotten / auch gleich dar -Hiſt-So - ciet. p. 1. lib. 8. auf / ohne einiges vorgehendes Studio, aus Gehorſam / ein ſehr ſtattliche Predig gemacht.

Die Carmeliter / weil ſie ohnedas ihr Stamm - Hauß auf einen Berg geſetzt / halten den Gehorſam vor hoch. In ihrem Convent zu Paterni wolte der Novitzen - Meiſter der Carmeliter Parfuͤſſer unter ſeinen jungen geiſtlichen Kindern den Gehorſam recht erfahren / ſchaffte demnach einem aus ihnen / er ſolte ohne Verzug auf jenen Baum ſteigen / und das alldorten ſo lieblich-ſingende Voͤ - gelein herunter nehmen / welchem der fromme Novitius ohne fernere Widerred alſobalden nachkommen / und das freye Voͤgelein mit offener Hand herunter geholt / ſo auchHiſt. Car - mol. tom. 17 lib. 32. c. 36. nachmals nit hinweg geflogen / biß der Pater Magiſter die Erlaubnuß ertheilt.

Die Dominicaner fuͤhren in ihrem Wappen ein Huͤndlein / glaub aber wohl / wann ſie demſelben wolten und ſolten ein Hals-Band machen laſſen / daß keine an - dere Schrifft darauf kaͤme / als Obedientia, der Gehor - ſam. Dann ſo wachſame Domini Canes, oder Hund desHErrn145als er den Heyland JEſum verrahten. HErrn ſie immer ſeynd / und in ihrem Predig-Ampt ſtattlich bellen / ſo guſchen ſie dann auch gehorſamſt / wie es der Willen ihrer Obern erfordert. Die Heil. Roſa Li - menſis aus dem Orden des Heil. Dominici, weil ſie bey Lebs-Zeiten je und allemal ſich des Gehorſams befliſ - ſen / wolte auch nach dem Tod ſelbigen nit uͤbertretten. In dem Cloſter zu Lima ware durch Unachtſamkeit einer Dienſt-Magd ein ſilberner Loͤffel verlohren / und weil man ſelbigen aller Orthen auf das genaueſte geſucht / und nit gefunden / alſo haͤtte leichtlich ein Argwohn auf eine oder andere Perſon koͤnnen gefaſt werden / zu Verhuͤtung dieſes / hat ſich die Vorſteherin obben annten Convents zu der Bildnuß der Heil. Roſæ gewendt / und ſie mit dieſen Worten angeredet / Heilige Reſa, durch den Gewalt / ſo mir unwuͤrdigen Obrigkeit dieſes Orths ertheilt worden / befehl ich dir / daß du alſobalden / und ohne fernern Auf - ſchub von GOtt den verlohrnen Loͤffel wieder erhalten ſolleſt. ꝛc. Nach vollendter Veſper und GOttes-Dienſt hat beſagte Vorſteherin denſelben auf ihrem Tiſch gefun - den / wolte alſo Roſa nach dem Tod nit ungehorſam gehal -Seraphinus Bertolinus in Vit. ten werden.

Die Franciſcaner fliegen weit beſſer hinauf gen Him - mel auf ihren Stricken / als die Seil-Taͤntzer von der Hoͤhe herab / und iſt bey jenen auch ein Knopff an die Guͤrtel gemacht / der heiſt ſo viel / als man ſoll des Gehor - ſams nit vergeſſen / welcher dann bey ihnen mehrmalen ſehr merckwuͤrdige Sachen gewuͤrckt hat. Der ſeelige Thomas Florentinus aus beſagtem Orden hat auf der Reiß nacher Jeruſalem von Joanne Capiſtrano den Befehl be - kommen / er ſoll alſobald / zur Straff ſeines begangenen Fehlers / aus der Kuche feuerige und gluͤende Kohlen auf den bloſſen Haͤnden in das Zimmer tragen: dieſen Befehl hat alſobald der ſeelige Thomas vollzogen / und nit allein die begehrte gluͤende Kohlen in die Stuben / ſondern auchPars III. Tvon146Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,Vadinus in A. 1447. de B. Thom. von dannen wieder in die Kuche getragen / ohne dem aller - wintzigſten Schaden oder Verletzung.

Die Capuciner ſeynd freylich wohl ihres harten Le - bens halber ihr Geſtreng zu neñen / bey GOtt aber ſeynd ſie derenthalben in Gnaden / forderſt wegen des heiligen Gehorſams. Fr. Nicolaus, ein Ley-Bruder aus erſtgedach - tem Orden / hat aus Gehorſam einen ausgedorrten Naſt von einem Feigen-Baum in die Erde geſteckt / welcher[B]ouerius in A. 1570. dann hat angefangen zu gruͤnen / und Frucht zu brin - gen.

Die Auguſtiner tragen nit allein das Wort Aug in dem Namen / ſondern ſie muͤſſen auch auf den geringſten und wintzigſten Augen-Wincker ihrer Obrigkeiten Be - fehl gehorſamſt vollziehen / welches auch bißhero GOTT mit vielen Wunder-Wercken bekraͤfftiget hat. Wie dann ein Novitius bey uns von dem P. Magiſter geheiſſen wor - den / er ſolle die Kertzen anzuͤnden / und indeme der from - me Juͤngling ſich demuͤhtig entſchuldiget / wie daß er kei - ne Kertzen bey Handen habe / worauf der P. Magiſter be - fohlen / er ſolle den Finger anzuͤnden / welchem dann / aus blinden Gehorſam / der from̃e Novitius nachkommen / und den Finger an ſtatt der Kertzen angezuͤndet / der / wie das reineſte Wachs-Liecht gebronnen / und ihme anbey weder Schmertzen noch Schaden verurſachet.

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Judas147

Judas der Ertzſchelm hat den Feyer - Tag nit geheiliget / ſondern denſelben uͤbel zugebracht.

NAchdem der verruchte Iſcarioth ſchon eine geraume Zeit wegen ſteten Diebſtahls un - ter dem Gewalt des Sathans geweſen / ſo hat er endlich den 23. Martii, ſich von Be - thania nacher Jeruſalem begeben / daſelbſt in dem Palaſt des Hohen-Prieſters Caiphæ mit dem da - zumalen verſam̃leten Concilio, den Pact und Contract ge - macht / JEſum von Nazareth in ihre Haͤnde zu liefern / uͤber ſolches hat er gantz ſchleunig ſeinen Ruckweg genom - men nacher Bethania, allwo er gar hoͤflich empfangen worden / auch ſo gar die gebenedeyte Mutter MARIA ih - re Zuverſicht zu ihm genom̃en. Mein Judas, ſprach ſie / weil du wohl-meritirter Procurator biſt des gantzen Col - legii, und das meiſte durch deine Haͤnde gehet / auch du al - lerſeits bekandt / und in Ehren gehalten wirſt / als befehl ich dir meinen liebſten Sohn / worauf Judas geantwor - tet / wie daß er in allweg / was ſeine ſchlechte Perſon an - betrifft / ihme wolle an die Hand gehen / ſo gar hat er noch denſelben Mitwochen Abends bey der gemeinen Tafel ge - ſpeiſet / und wie es der Seraphiſche Bonaventura bezeugt /In vita Chr. p. 2. c. 4. fol. 565. iſt der Iſcarioth geſeſſen zwiſchen JEſu und Maria in der Mitte / den andern Tag / als am Donnerstag zu Abends hat das hohe Feſt ſchon ſeinen Anfang genommen / da dann der HErr JEſus / wie vorhin gemeldet worden / mit ſeinen Apoſteln nach dem Geſetz Moyſis das Oſter-Lam̃ geſſen. Unter waͤhrender Tafel aber / als er beſagtem Boͤß - wicht das eingedunckte Brod dargereicht / hat er ihn mitJoan. 13. v. 26.T 2die -148Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /dieſen Worten angeredet: Was du thuſt / das thue bald / das verſtunde aber keiner von denen / welche zu Tiſche ſaſſen / worzu ers ihme geſagt habe / dann etliche meineten / weil Judas den Beutel hatte / ſo haͤtte JEſus zu ihm geſagt / kauffe was uns gegen dem Feſt von - noͤhten / dann es hatte der gebenedeyte HErr zu unſerer Nachfolge den loͤblichen Brauch / daß er alle Feſttaͤg / worbey er ſich emſigſt eingefunden / unterſchiedliche Vi - ctualien hat laſſen einkauffen / welche er neben dem Geld unter die Armen austheilen laſſen: der verdam̃te Geſell aber hatte den wenigſten Reſpect des Feſts und hoher So - lemnitaͤt / ſondern noch an demſelben ſeinen HErrn JE - ſum verrahten. O Schelm! ich wolte wuͤnſchen / du haͤtteſt dißfalls keine Bruͤder.

Die alte / in Irthum verblendte / Heyden hatten das Jahr hindurch unterſchiedliche Feſt-Taͤge / welche ſie gantz eyfferig und hoch-feyerlich begangen: Einige wur - den genennet Adonia, andere Agonalia, andere Amburbia - lia, andere Anthiſteria, andere Apathuria, andere Armi - luſtria, andere Aſcholia, andere Athenæa, andere Bœdro - mia, undere Camentalia, andere Carnia, andere Tharge - lia, andere Palilia, andere Cerealia, andere Compitalia, andere Sigillaria, andere Conſualia, andere Elcitiria, an - dere Floralia, andere Hermæa, andere Hilaria, andere Le - næa, andere Lupercalia, andere Oſchophoria, andere Pa - nathænæa, andere Pyanaphia, andere Quiniquatria, an - dere Megaleſia, andere Quirinalia, andere Rubigalia, an - dere Saturnalia, andere Septimontia, andere Tiberinalia, andere Tubiluftria, andere Vulcanaria, andere Carmen - talia, andere Vinalia, andere Phallagogia, andere Vultur - nalia, andere Meditrinalia, andere Vertumnalia, Parenta - lia, Quirinalia, Fornicalia, Initialia, Terminalia, Matro - nalia, Junonalia, andere gar Stultalia und Narralia &c. dergleichen Teufels-Feſt haben ſie gehalten mit groſſemEyfer /149ſondern denſelben uͤbel zugebracht. Eyſer / mit koſtbarem Opffer / mit herrlichen Pracht / mit heuffigem Unkoſten / gar offt auch mit theuren Menſchen - Blut.

In Japonia celebriren und begehen die Heyden einen Feſt-Tag zu Ehren des Abgotts Daymiouin, den ſie mit einer Volck-reichen Proceſſion verehren / und anbey mit heller und lauter Stim̃ aufſchreyen folgende Wort / Xen -Franeiſ. soller. lib. 4. zayraquu, Menzayraqua, nachmals opffern ſie beſagtem Goͤtzen-Bild eine unglaubliche Maͤnge des Golds und Silbers.

In dem Calecutiſchen Koͤnigreich / wird das Feſt ihrer Goͤtter / die ſie Pagodes nennen / uͤber alle Maſſen feyerlich begangen: Erſtlich pflegt denſelben Tag ihr groſſer Kay - ſer Zamorinus ſich mit ſo viel Edelgeſteinen und Kleino - dien ſchmuͤcken / daß er dieſelbe alleinig zu tragen / nit maͤchtig / ſondern vonnoͤhten / daß zwey Vornehme von Adel ihm unter die Arme greiffen / und alſo auf eine hohe hierzu beſtellte Buͤhne hinauf fuͤhren: Nach ſolchem folgt eine Proceſſion, von hundert und funffzig Elephanten / ſo alle auf das praͤchtigſte gezieret / und ein jeder aus dieſen traͤgt auf ſeinem breiten Buckel ein Goͤtzen-Bild / deren eines eine Katz / das andere einen Hund / das dritte einen Affen vorſtellet / auf ſolche kom̃en erſt die Leute / ſo in Klei - der-Pracht und Aufzug allen eine Verwunderung ver - urſachen / ſo bald dieſe in das Angeſicht des Kayſers ge - langen / alsdann begruͤſſen ſie demuͤhtigſt das Goͤtzen - Bild / deme einer oder der andere vorderiſt zugethan iſt / gleich hernach verwundet er mit zweyen bloſſen Degen ſeinen Leib / und abſonderlich das Haupt dergeſtalten / biß er todt dahin faͤllt. Geſchicht gar offt / daß an einem ſolchen Feſt-Tag ſich uͤber die tauſend Menſchen alſo auf - opffern. Zu einer andern Zeit des Jahrs begehen ſie mehrmalen einen Feſt-Tag zu Ehren ihrer Goͤtter / da - zumalen fuͤhren ſie auf einen großmaͤchtigen Wagen al -T 3le ih -150Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /le ihre hundert und funffzig Goͤtter / welche von Stein und Ertz / derowegen uͤber alle Maſſen ſchwehr / dieſen Wagen ziehen mehrer als 700. Perſonen / welche ſich nunPetrus de Janicc. hiſt. Ind. c. 4. als eyfferige Diener ihrer Abgoͤtter wollen erzeigen / dieſe werffen ſich auf dem Weg nieder / und laſſen ſich von de - nen Raͤdern dieſes Wagens zerquetſchen / welche nach - mals das Volck vor Heilige haltet / und dero Leiber zu viel tauſend Stuͤck zertheilet / worvon ein jeder ein Reliquien eyfferig begehrt. Was ſagen wir Chriſten zu dieſem? Wie begehen dann wir die Feſt-Tage unſeres wahren GOttes / der uns erſchaffen und erloͤſt hat? Wie? die Hebraͤer halten ihren Sabbath ſo eyfferig / daß ſie an demſelben gar kein Feuer aufmachen / gar kein Feuer aus - loͤſchen / gar keine Stuben auskehren / gar keine Speiß kochen / gar nichts tragen / nichts fuͤhren / nichts ſchieben / nichts Schwehres heben / will geſchweigen / an - dere Arbeit thun; Einer ſo gar in Engelland iſt durch Un - gluͤck in einen unflaͤhtigen Ort gefallen / und wolte auf keine Weiſe aus dieſer Geſtanck-Pfuͤtzen gezogen wer - den / biß der Sabbath vorbey / ſprechend / Sabbata Sancta colo, de ſtercore ſurgere nolo: Was thun wir Chriſten? wie halten dann wir unſere heilige Sonntaͤge und Feyer - taͤge? wie?

Marc. 16.

Maria Magdalena, Maria Jacobi und Salome haben koſt - bare Spezereyen kaufft / damit ſie den heiligſten Leich - nam JESU im Grab mochten ſalben / wie es bey ſel - biger Zeit gebraͤuchlich / ſolches gute Werck aber haben dieſe from̃e und heilige drey Frauen erſt am Sonntag in aller Fruͤhe vollzogen / warum aber nit eheunter meine gottſeelige Matronen? Wann ihr den HErrn Heyland ſo inniglich liebet / wie daß ihr nit ſchleuniger dieſes gute Werck verricht habt? Es iſt kein Wunder / daß ihr nach - mals am Sonntag zu ſpath kom̃en / und er dazumal ſchon vom Todten auferſtanden / ſo ihr aber den Tag zuvor euchhaͤttet151ſondern denſelben uͤbel zugebracht. haͤttet eingefunden / ſo dann waͤre der gute Handel an - gangen. Es geben mir aber dieſe drey heilige Weiber die Antwort / wie daß bey ihnen die gute Meynung / ſolches Werck bald zu verrichten / nit ſeye abgangen / allein der Sabbath / ſo entzwiſchen kom̃en / habe ſie verhindert. So hoͤre ich wohl / ſeyd ihr gewiſſenhaffte Frauen ſo ſcrupulosLaurent, Juſtin. de Triumph. agon. geweſen / daß ihr euch nit getrauet / auch dieſes / ob ſchon gute / und an ſich ſelbſt lobwuͤrdige Werck zu verrichten / in Meynung / der Sabbath moͤchte hierdurch / vermoͤg des Geſetzes / nit vollkom̃entlich begangen werden. Was ſagen wir hierzu?

So Scrupulos bin ich nit / ſagt ein Edelmann / dann nachdem mir mein Capellan Longinus eine kurtze Meß auf der Poſt herab geleſen / begibe ich mich zu einer Ge - muͤhts-Erquickung und ehrlichen Geſpaͤß ins Feld hin - aus / und ſihe / daß ich meine Kuche mit einem Wildbrett regalire / Sonntag hin / Feyertag her / mein Calender ſchreibt / es ſeye heut gut jagen und hetzen. Gnaͤdiger Herr / mit dero Erlaubnuß / ſie haben ja auch zweiffels ohne geſtudirt / und folgſam werden Sie wiſſen / daß auf Lateiniſch der Sonntag dies Dominica genennet wird / das iſt der Tag unſers HErrn / wann ihr dann ſolchen zu eurem Geſpaͤß oder Nutzen gebraucht / ſo dann iſt ſolcher Tag nit unſers HErrn / ſondern Eurer / Ihr aber ſtehlt ſolchen unſerm lieben HErrn hinweck / wie ein anderer ꝛc. und glaubt ihr dann / daß dieſes der Allmaͤchtige werde ungeſtraffter uͤberſehen? Iſt dann ſchon vergeſſen / was Cantipratanus ſchreibt / daß ein Edelmann in Teutſchland Sonntag und Feyertag meiſtens mit Hetzen und Jagen zugebracht / ob er ſchon deſſenthalben von ſeiner Frauen oͤffters ermahnet worden / nachmals aber der gerechte GOtt ihn dergeſtalten geſtrafft / daß ihm ſeine Frau Ge - mahlin einen Sohn gebohren mit einem Hunds-Kopff / wie die Windſpiel pflegen zu haben.

So152Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /

So ſcrupulos bin ich nit / ſagt eine Edelfrau / dañ mein Herr acht ſich nit viel der Wirthſchafft / deßwegen ligt es mir ob / ein wachſames Aug auf das Meinige zu haben / unſer Herr macht mit mir / und den Meinigen kein ſolches Miracul, wie er gemacht hat mit denen Iſraelitern / wel - che er 40. gantzer Jahr in der Wuͤſten mit allem verſehen / ſo gar / daß ihnen nit ein Faden an ihren Kleidern zerriſ - ſen / 40. gantzer Jahr ein Heind getragen / und gleichwol das Lateiniſche Lob nit darein kom̃en. ꝛc. Auf dergleichen Miracul darff ich mich nicht verlaſſen / dahero muß ich mich um das Meinige ſorgfaͤltig bewerben / und im Som̃er ſuchen / was ich den Winter gehofft habe: Sonn - tag hin / Feyertag her / ich werd deſſentwegen mit dem Moyſe die 10. Gebott nit brechen / ſo gar nit klieben / wañ ich heut am Sonntage laß das Getraͤid ſchneiden / es iſt beſſer ich habs / als ich haͤtts. Es iſt nit weniger / mein gnaͤdige Frau / und thut ſie dißfalls nit uͤbel / daß ſie eine gute Martha abgibt / allein muß ſie wiſſen / daß ſie weit unhoͤflicher iſt / als die groͤbſte Baͤurin / maſſen ihr der guͤtigſte GOtt die gantze Wochen aus purer Freygebig - keit geſchenckt und geſpendirt / den Sonntag aber ihme allein vorbehalten / und ſeinen Goͤttlichen Ehren und Dienſten / ſie aber iſt ſo unverſchaͤmt / daß ſie ihme auch dieſen ſeinen ſelbſt erwaͤhlten Tag aus den Haͤnden un - verſchaͤmt reiſſet / und glaub ſie gewiß / daß ſolches die be - leydigte Goͤttliche Majeſtaͤt nit wird ungerochen laſſen /In actis S. Otton. geſtalten zu leſen iſt in den Geſchichten des heiligen Bam - bergeriſchen Biſchoffs Othonis, daß eine Edelfrau an ei - nem Sonntag ihre Leute auf den Acker hinausgefuͤhrt / damit ſie das Getraͤid ſollen abſchneiden / weil der Tag ſo ſchoͤn warm und heiter / und damit ſie die Arbeiter deſto mehrer zum Schnitt aufmunterte / hat ſie ſelbſt die Klei - der aufgeſchuͤrtzt / die Sichel in die Hand genommen / mit der Lincken das Getraͤid umfaſt / und anbey geſprochen /ſchauet /153ſondern denſelben uͤbel zugebracht. ſchauet / was ihr ſehet / das ich thue / ſo thut es auch / kaum aber daß ſolche Wort geſchehen / iſt ſie alſobalden erſtarret am gantzen Leib / alſo gebuckter gantz unbeweglich ge - ſtanden / ob waͤre ſie vom harten Marmorſtein / und zu - gleich ihre ungluͤckſeelige Seele aufgeben.

So ſcrupulos wie Magdalena, und ihre zwey Came - radinen / bin ich nit / ſagt ein Burger / dann wann ich zu - weilen uͤberhaͤuffige Arbeit hab / ſo nimm ich den Sonn - tag zur Behilff / arbeite den Sonntag Vormittags biß um halbe zwoͤlff Uhr / ſo dann erdappe ich noch eine Meß / und gemeiniglich treff ich einen Prieſter an / der zwiſchen Anfang und End ſich nit viel aufhaͤlt / ſolcher geſtalten hab ich dem Sonntag weder Ehr noch Ohr abgeſchnitten / wann mir die Raben das Brod ins Hauß tragten / wie dem Eliaͤ / ſo thaͤt ich mich um das Arbeiten auch nit viel annehmen. Mein Burger / wie gottloß zeigt ihr euch gegen dem Allerhoͤchſten / Adam war derentwegen ſo groſ - ſer Straff wuͤrdig / weil ihme der Allerhoͤchſte das gantze Paradeiß / und alles Obs darinnen zu ſeinem Wolgefal - len uͤbergeben / einen einigen Baum aber ihme vorbehal - ten / und Adam gleichwol ſo vermeſſen / daß er GOtt auch dieſen Baum nit gelaſſen. Euch hat GOtt 6. Tag in der Wochen geben / die ihr pur und einig zu euren Dienſten nach Wohlgefallen koͤnnt brauchen / einen einigen Sonn - tag aber hat er ihme vorbehalten / und ihr ſeyd ſo Gewiſ - ſen-los / und unverſchamt / daß ihr auch dieſen ihme nit vergoͤnnet. Sehet aber zu / daß euch und das eurige nicht Gottes Hand zuͤchtige / welche dergleichen Ubertrettungen nit ungeſtrafft laͤſt. Lieſet man doch in dem Leben des H. Vgonis, daß ein Burger / und ſeines Handwercks einSpee. Ex - empl. 193. Beck / je und alle Sonntag den gantzen Tag gebachen /Pars III. Umehrer154Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /mehrer aus Frevel / als aus Noth / einmal aber / da er das Brod aus dem Ofen genommen / und einen Laib vonein - ander geſchnitten / iſt eine Maͤnge Blut aus demſelben herausquellt / ja / das gantze Gebaͤcht blutig gefunden worden / worvon man zum ewigen Gedaͤchtnuß einige Laib hin und her in die Cloͤſter geſchickt hat.

So ſcrupulos bin ich nit / wie dieſe 3. Marien / ſagt ei - ne Burgerin / dann anſtatt / und unterdeſſen andere Wei - ber am Sonntag ſpatziren gehen / bleib ich fein zu Hauß / und mach mich uͤber mein Spinn-Raͤdl / greifft mich ein Durſt an / ſo ſchick ich mir um ein Maͤßl Wein / der Faden wird nur deſto zarter / und die Leynwath laͤſt ſich beſſer bleichen / es iſt nichts ſchoͤners im Hauß / als der weiſſe Zeug / und waͤr es mir ſehr leyd / wann es meinen Kindern ſolte gehen / wie dem Juͤngling / der in dem Garten / allwo der Heyland gefangen worden / das Ungluͤck hatte / daß er gar nackend und bloß ohne Hembd davon geloffen / alſoMarc. 14. vers. 51. ſchreibt Marcus am 14. Capitel. Es folgte ihm aber ein Juͤngling nach / der war mit Leinwath bekleidet auf der bloſſen Haut / und ſie griffen ihn an / er aber warff das lei - nene Kleid von ſich / und flohe nackend von ihnen. Solches Ungluͤck wolte ich meinen Kindern nit vergoͤnnen / dahero glaube ich / daß der Sonntag von mir keine Schartten be - komme / wann ich ſchon einen Faden ſpinne. Mein liebe Burgerin / ſolches Spinnen thut der Teufel anſpinnen. Was der Prophet Nathan dem Koͤnig David vorge -2. Reg. 12. worffen / das thue ich auch euch ſagen: Ein Reicher hatte ſehr viel Schaafe / der Arme aber ein einiges Schaͤflein / und gleichwol war der Reiche ſo gottlos und Gewiſſen - los / daß er dem Armen das ſeinige genommen / und es in ſeiner Kuche verzehret. Ihr Burgerin ſeyd reicher alsunſer155ſondern denſelben uͤbel zugebracht. unſer HErr / dann ihr habt 6. Tag in der Wochen / Er aber nur einen / benanntlichen den Sonntag / und gleichwol ſeyd ihr ſo unverſchaͤmt / und frech / daß ihr auch den einigen Tag unſerm HErrn hinweg ſtehlet / Pfuy! das wird Gott keineswegs ungerochen laſſen.

In dem Leben der Heil. Hedwigis wird geſchrieben / daß eine Burgerin ſo vermeſſen geweſen / und an einem heiligen Sonntag habe an einer Hand-Muͤhl gemahlen / kaum aber daß ſie ſolche Arbeit angefangen / iſt ihr die Hand an das Holtz alſo angewachſen / daß mans auf keine Weiſe / auch mit keinem Gewalt / konte voneinander brin -Surius in vita. gen / biß ſie endlichen die Heil. Hedwigis erloͤſt hat.

So ſcrupulos bin ich nit wie Magdalena, ſagt ein Bauer / dann dem Muͤſſiggang ich gar nit hold bin / und mir nichts mehrers zu wider / als das Feyren / die Geiſtliche ſetzen gar zuviel rothe Taͤge in unſern Calender / ſie haben gut reden auf der Cantzel / daß man die Feſt ſolte feſt hal - ten / dann ihnen fliegen die gebratene Voͤgel ins Maul / aber uns Bauren muß der harte Schweiß erhalten. Wañ ich Vormittag in die Kirchen gehe an einem Feyertag / wer ſoll mir Nachmittag die Arbeit verbieten? ich hab noch nie ein Haar in der Arbeit gefunden / daß mir darvor grau - ſen ſolt. Mein Bauer / du biſt zimlich waͤhrhafft / und dau - reſt noch eine lange Zeit / es muͤſſen viel Scheiden von dir ſpringen / wann man dich zu einem Zahnſtuͤhrer ſolte ſchnitzlen / mein Bauer / du haſt nit gern / wann dir des Nachbauern Ochs auf deiner Wieſen weydet / und GOtt ſoll es nit mißfallen / wann du ihm ſeinen Tag hinweg nimmſt? wann der Allmaͤchtige mit dir haͤtte die Wochen getheilt / daß die Helffte ihme ſolle gehoͤren / ſo haͤtteſt du nichts koͤnnen darwider legen / aber er verlangt nur den ei -U 2nigen156Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /nigen Sonntag / die andere alle ſeynd dir zu Dienſten / und du wilſt ihme auch dieſen nit gar vergoͤnnen. Der H.Bollan. 13. Jan. Biſchof Kentingernus hat bey dem Fluß Gladt eine Muͤhl gebauet / welche die gantze Wochen hindurch allezeit gan - gen / auſſer am Sonntag / an welchem man auch mit dem groͤſten Gewalt nit konte ein Rad bewegen. Dieſe Muͤhl ſoll dir Bauer eine Schul ſeyn / worinn du lerneſt den Sonntag heiligen / oder ſeye dir eine Witzigung das jeni - ge / was etlichen Bauren zur Zeit des Heil. Abts Leufri - di widerfahren. Nachdeine einsmals dieſer Heil. Mann an einem Sonntag den gewoͤhnlichen Gottesdienſt ver - richt / und nachmals in der Gegend herum mit einem klei - nen Spatziergang ergoͤtzt / ſo hat er ohn alles Verhoffen etliche Bauren angetroffen / welche denſelben H. Sonntag auf dem Acker dem Pflug gefuͤhret / Leufridus thaͤt ſich hieruͤber nit wenig eutruͤſten / gab ihnen derenthalben ei - nen ernſtlichen Verweiß / um weil ſie das goͤttliche Gebot ſo freventlich uͤbertretten / wendet beynebens ſeine AugenIn vita. gen Himmel / nit ohne haͤuffige Zaͤhren / und wuͤnſchte zu - gleich / daß in Ewigkeit keine Frucht mehr an dieſem Orth wachſe / welches auch alſo geſchehen / und ſihet man noch auf dieſe Stund das gantze Feld voller Diſtel und Dornen / angefuͤllt mit allerley Schlangen / Nattern / und ſchaͤdli - chem Unzieffer / und ſo man es auch hundertmal ſolte um - ackern / und beſaamen / ſo wuͤrde doch / wie probirt wor - den / nit ein Koͤrnlein aufgehen.

So ſcrupulos wie beſagte 3. fromme Weiber bin ich nit / ſagt eine Baͤuerin / unſer Pfartherr predigt zwar / man ſoll am Sonntag nit arbeiten / entgegen thut er den - ſelben Tag faſt gantz zubringen im Wachtel-Fangen / warum ſoll es mir nit erlaubt ſeyn / die Leinwath bleichen? warum157ſondern denſelben uͤbel zugebracht. warum nit me inen Kindern die Hembder flicken? warum nit das Unkraut aus dem Garten joͤtten? Sonntag hin / Feyertag her / der Himmel wird derentwegen kein Loch bekommen / wann ich ſchon Nachmittag eine Arbeit an die Hand nimb. Meine Baͤuerin / jenes Weib im Evan - gelio hat 2. Haͤller in den Opfferſtock gelegt / ihr aber ſeyd nit einen Heller werth / weil ihr das Goͤttliche Gebot ſo ſpoͤttlich ſchimpffet / was iſt heiliger? der Sambſtag im Alten Teſtament bey denen Juden / oder der Sonntag im Neuen Teſtament bey denen Chriſten? und dannoch hat dem Volck Iſrael der Him̃el in der Wuͤſten alle Tag das Manna, oder Himmel-Brod herunter geſpendirt / auſſer am Sambſtag / welchen Tag auch der Him̃el ſelbſten wol - te feyren / und bilde es dir nit ein / mein Weib / daß dich GOtt von der Straff werde befreyen. Wie dann in dem Leben des Heil. Veroni regiſtrirt wird / daß ein vermeß - nes Bauren-Weib an einem Heil. Sonntag in ihrem Kraut-Garten habe gearbeitet / ihr aber in Mitte der Ar - beit das Kraut alſo an die Hand gewachſen / daß ſie / neben unbeſchreiblichem Schmertzen / ſolches auf keine Weiſe konte hindan legen / biß ſie vor jederman ihre Suͤnde offent -Bolland. in act. S. Ve - ron. lich bekennet / und nachmals von dem Heil. Verono erle - diget worden.

Edehnann und Edelfrau / ſambt den eurigen / Burger und Burgerin ſambt den eurigen / Bauer und Baͤuerin ſambt den eurigen / arbeitet nur wohl / laſt arbeiten nur emſig / an Sonn - und Feyertaͤgen / thut ackern / laſt ackern / thut ſchneyden / laſt ſchneyden / thut ſaͤen / laſt ſaͤen / thut machen / laſt machen / thut troͤſchen / laſt troͤ - ſchen / thut bauen / laſt bauen / thut hacken / laſt hacken / thut fuͤhren / laſt fuͤhren / thut tragen / laſt tragen / thutU 3graben /158Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /graben / laſt graben / thut heben / laſt heben / thut flickein / laſt flicken / thut hoblen / laſt hoblen / thut ſchnitzlen / laſt ſchnitzlen / ꝛc. thut alle Arbeit / und laſt alle Arbeit geſche - hen am Sonn - und Feyertag / aber gedenckt anbey vor ge - wiß / daß weder Gluͤck noch Segen aus ſolcher Arbeit ent - ſpringe / gedenckt und haltet vor gewiß / daß Gottes Straff nit werde ausbleiben.

Es wird nicht ausbleiben.

Gregor. Turon. de glor. Con. c. 29.

Das hat erfahren ein Bauern-Knecht in dem Tu - roniſchen Gebiet / welcher an einem Feyertag einen Bau - faͤlligen Zaun wolte flicken / ihme aber die Hand an dem Zaun und Holtz alſo angehangen / daß er ſolche mit keinem Gewalt konte frey machen.

Es wird nit ausbleiben.

Idem lib. 26. c. 46.

Das hat erfahren ein Baur An. 1126. in der Pfarr Geblach / welcher an einem Sonntag das Getraͤid auf die Muͤhl geſchuͤtt / an ſtatt aber deß weiſſen Mehls / iſt nichts anders / als zerſtoſſene Kohlen aus dem Beutel gefal - len.

Es wird nit ausbleiben.

In vita[S]. Bettini.

Das haben erfahren jene Fiſcher / welche am heiligen Oſtertag in dem Rhein ihre Netz ausgeworffen / wie ſie aber bereits mit einem groſſen Fiſch-Fang wieder zu dem Geſtad kommen / ſo ſeynd ſie alle an Haͤnd und Fuͤſſen er - krumpt / daß alſo keiner aus ihnen konte hinaus ſteigen / ein einiger aus allen hat durch die Heiligthum des Heil. Ber - tini die Geſundheit wieder erhalten.

Es wird nit ausbleiben.

S. Gaudent. in vit. S. Phila - ſtrii.

Das hat erfahren jener Bauersmann / welcher an einem Feyertag das Heu auf der Wieſen zuſammen ge - rechet / alsbalden aber ein ſolcher Sturm-Wind entſtan -den /159ſondern denſelben uͤbel zugebracht. den / daß er alles Heu hinweg getragen / und nit mehr eine Hand voll iſt geſehen worden.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren Andulphus, ein Prieſter desIn vita 5. Germani. Thum-Stiffts zu Paris, welcher an einem heiligen Feyer - tag in ſeinem Wein-Garten die Nuͤß von einem Baum herabgeſchuͤttelt / und abgepoſt / von GOtt aber alſobalden geſtrafft / daß er an beeden Augen erblindet.

Es wird nit ausbleiben.

Das haben erfahren jene Weiber / welche wider den Raht des Heil. Biſchoffs Oedi an einem Sonntag in dasIn vita 8. Oedi. Bad gangen / und ihre Koͤpff gewaſchen / bey der Nacht aber ſeynd ihnen die Haar gantz voͤllig ausgefallen / und ſie des andern Tags nit anderſt ausgeſehen / als wie die ge - butzte Kalbs-Koͤpffe.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren jener Polack / welcher an einemAn. 1580. Hiſt. Pol, Benz, Heil. Feyertag hinaus gangen / willens einen Leimen zu graben / ob ihme das von einer frommen Jungfrauen ſtarck widerrahten worden / als die ihme den Untergang derenthalben propheceyet / wie es der Ausgang ſattſam gezeigt / dann kaum hat er angefangen zu graben / ſo iſt der halbe Berg auf ihn gefallen / und ihme alſo der elende Tropff ſelbſten das Grab gemacht.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren ein Bauer in dem Koͤnigreich Neapl, an dem Orth / Caſerta genannt / allwo er Anno 1634. am Feſt des Heil. Apoſtels Andreæ auf dem Feld geackert / und wie er von einigen deſſenthalben ermahnetJanus Ni - cius. worden / gab er die Antwort / der Heil. Andre ſoll gleich - wol fiſchen / er aber ſeye ein Ackersmann / und das laß erihme160Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /ihme nit wehren. Was geſchicht? Wie der Schnitt her zu kommen / ſo hat man gefunden / daß alle Korn-Aehren / an ſtatt der Koͤrner / mit lauter Sand angefuͤllt / welcher einen Fiſch-Geruch an ſich hatte.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren einer neben der Donau / welcher an einem Feyertag daſelbſt das Heu auf groſſe Schoͤber zu -Baron. An. 99[3]. ſammen geſammlet / wie er aber den andern Tag mit dem Wagen hinaus kommen / Willens / daſſelbe nach Hauß zu fuͤhren / da hat er gefunden / daß zwar ſolche Hauffen aus - wendig wie das beſte Heu geſchienen / wie man aber mit der Gabel hinein gedrungen / ſo war inwendig nichts / als der pure Aſchen.

Es wird nit ausbleiben.

In vita 8. Cœleſtini c. 3.

Das hat erfahren die Mutter des Heil. Petri Cœle - ſtini, dann wie ſie am Feſt-Tag des Heil. Johannis Ba - ptiſtæ den Teig angemacht / in Willens / den andern Tag zu bachen / ſo iſt uͤber Nacht alles zu Wuͤrmern wordẽ / und der Bach-Trog voll mit Wuͤrmern angefuͤllt / nit ohne hoͤchſte Verwunderung / geſehen worden.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren jener Burger An. 861. in Flan - dern / welcher auf alle Weiſe von ſeinem Weib verlanget / daß ſie ihm denſelben heiligen Tag ein neues Hembd ma - chen ſolte / deine dann die forchtſame Haut den GehorſamMayerus lib. 2. an - nal. gethan / wie Sie aber die Leinwath hierzu geſchnitten / ſo hat man allerſeits das helle und klare Blut ſehen heraus - rinnen.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren jener / der An. 1647. zu Therville in Niderland / an einem Sonntag wolte das Getraͤidheim -161ſondern denſelben uͤbel zugebracht. heimfuͤhren / wie er nun die erſte Garben auf den WagenLe Blank pſal. 80. vcrs. 8. geworffen / iſt er alſobalden des jaͤhen Tods dahin gefal - len.

Es wird nit ansbleiben.

Das hat erfahren einer in der Calaliſchen Diœces, welcher an einem Feyertag gar keine heilige Meß gehoͤrt / ſondern an ſtatt deſſen dem Vogel-Fang nachgangen / wieFerrar. in c. SS. 2. Jan. er nun etliche Rebhuͤner nacher Hauß gebracht / und die - ſelbe zu kochen dargeben / da ſeynd ſolche alſobald wieder lebendig worden / alle darvon geflogen / er aber zur Straff ſtockblind worden / biß er endlichen ſolche Unthat bereuet / und bey dem Altar des H. Maͤrtyrers Defendentis das vorige Geſicht wiederum erhalten.

Wolan ihr unbedachtſame Adams-Kinder / wann ihr dann den Feyertag nit wolt heiligen / ſondern an dem - ſelbigen fuͤhren und tragen / waſchen und zwagen / hoblen und feylen / hauen und keylen / naͤhen und ſtechen / bauen und brechen / leimen und flicken / klecklen und ſtricken / fi - ſchen und hetzen / ſchleiffen und wetzen / ſchaͤchern und kauf - fen / ſchwitzen und lauffen / hefften und binden / dreſchen und winden / haͤmmern und klopffen / butzen und ropffen ꝛc. Wann ihr dergeſtalten den Feyertag entheiliget / ſo wird euch GOtt mit einem Feuertag ſtraffen / und folgſam euer nit Feyren / ein anders Feuren verurſachen / benanntlichen das ewige Feuer / wohin alle die jenigen der Goͤttliche Rich - ter ſtoſſen wird / die ſo freventlich ſeine Gebott uͤbertretten / ja neben dieſem ewigen Verluſt der Seeligkeit / habt ihr noch einen zeitlichen Schaden / maſſen ſolche Arbeit am Sonn - und Feyertag meiſtens umſonſt iſt / faſt allemal Frucht-los abgehet / ja alles das jenige / was man durch ſolche Arbeit verfertiget / gleichſam wiederunter den Haͤn -Pars III. Xden162Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /den verſchwindet / oder ſonſten gantz ungluͤcklich von ſtattẽ gehet. Wie man dannlieſet in dem Leben des Heil. Abts Othomari, daß ihre 3. Bruͤder oder Kieffler / an deſſenSurius in vita lib. 2. c. 9. Heil. Feſt-Tag in dem Convent-Keller ein altes Wein - Faß wolten binden / von aller Fruͤhe an ſich zu der Arbeit gemacht / allen moͤglichſten Fleiß / Kunſt und Wiſſenſchafft angewendet / nit eine Viertelſt und von der Arbeit nachge - laſſen / gleichwol von Fruͤhe an / biß auf die Nacht / nit ei - nen eintzigen Reiff koͤnnen an das Faß bringen / und alſo den gantzen Tag umſonſt gearbeitet / welches ihnen ein ge - nugſame Witzigung geweſen / daß ſie inskuͤnfftig die hei - ligen Feyertag beſſer in Obacht genommen.

Das dritte Gebot / du ſolſt den Feyertag heiligen.

Heiligen / verſteheſt? heiligen / haſt gehoͤrt? heiligen / daß du es weiſt? heiligen / vergiß nit? heiligen / laß dir es geſagt ſeyn / heiligen / ſchrey ich / thue die Ohren auf. Am Feyertag iſt nit allein verbotten ſchwehr arbeiten / ſondern auch ſchwehr ſuͤndigen / am Feyertag / mein Edelmann / muſt nit allein mit Hetzen Gaͤmſen und Baͤren / ſondern auch nit in Ungebuͤhr nach Damas und Urſulas trachten. Am Feyertag / mein Burger / muſt nit allein die Werck - ſtatt zuſperren / ſondern auch nit ſchlimme Werck thun. Am Feyertag / mein Kauffmann / muſt nit allein keine Handlung treiben / ſondern auch keine boͤſe Haͤndel anfan - gen. Am Feyertag / mein Mahler / muſt nit allein die Farben mit Fried laſſen / ſondern auch in Trincken und Spielen es nit braun machen. Am Feyertag / mein Bild - hauer / muſt nit allein kein Bild ſchnitzeln / ſondern auch niemand kein Unbild anthun. Am Feyertag / mein Gold - ſchmied / muſt nit allein keine Becher machen / ſondern auch nit gar zu ſtarck in die Becher ſchauen. Am Feyertag /mein163ſondern denſelben uͤbel zugebracht. mein Apothecker / muſt nit allein ohne Noth mit keinen Kohlen und Brenn-Glaͤſern umgehen / ſondern auch nit das deinige in Wirths-Haͤuſern / und andern unzulaͤß - lichen Dingen verdiſtilliren. Am Feyertag / mein Gaͤrt - ner / muſt du nit allein im Garten nit umgraben / ſondern auch deinem Naͤchſten keine Gruben graben. Am Feyer - tag / mein Schuſter / muſt du nit allein den Traht nit in die Hand nehmen / ſondern auch deinem Neben-Menſchen keines verdraͤhen. Am Feyertag / mein Schneider / muſt nit allein keine Loͤcher zuflicken / ſondern auch kein Loch ins Gewiſſen machen. Am Feyertag / mein Kirſchner / muſt nit allein den Zobl auf die Seiten legen / ſondern auch kein Zoberl ſeyn. Am Feyertag / mein Tiſchler / oder Schreiner / muſt du nit allein keine Bretter abhol - len / ſondern auch nit ungehoblet leben. Am Feyertag / mein Zimmermann / muſt du nit allein den Roͤtel und Winckelmaß nit viel brauchen / ſondern auch dich nit un - verſchaͤmt in dieſem und jenem Winckel halten. Am Feyer - tag / mein Huter / muſt du nit allein keinen Hut machen / ſondern auch keinen Schalck bedecken. Am Feyertag / mein Maurer / muſt du nit allein kein Zimmer ausweiſ - ſen / ſondern auch das Gewiſſen nit ſchwartz machen. Am Feyertag / mein Roth-Gaͤrber / muſt du nit allein mit den Haͤuten nit umgehen / ſondern auch kein Schelm in der Haut ſeyn. Am Feyertag / mein Schloſſer / muſt du nit allein kein Schloß machen / ſondern auch die Ehrbarkeit nit ausſchlieſſen. Am Feyertag / mein Schmied / muſt du nit allein kein Huf-Eiſen ſchmieden / ſondern auch kein Zanck-Eiſen abgeben. Am Feyertag / mein Wagner / muſt du nit allein keine krumme Hoͤltzer machen / ſondern auch keinen krummen Wandel fuͤhren. Am Feyertag /X 2mein164Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /mein Glaſer / muſt du nit allein keine Fenſter machen / ſondern auch kein Gebott brechen. Am Feyertag / mein Haffner / muſt du nit allein mit Laim nit umgehen / ſon - dern auch dein Gewiſſen nit beſudlen. Am Feyertag / mein Kupfferſchmied / du muſt nit allein das Kupffer liegen laſ - ſen / ſondern auch dich nit gantz kupfferig anſauffen. Am Feyertag / mein Meſſerſchmied / muſt du nit allein keine Meſſer machen / ſondern auch nit vermeſſen ſeyn. Am Feyertag / mein Faͤrber / muſt du nit allein das Tuch nit ſchwaͤrtzen / ſondern auch denen Laſtern kein Faͤrbl anſtrei - chen. Am Feyertag / mein Wachs-Kertzler / muſt du nit allein kein Wachs ziehen / und mit Dacht umgehen / ſon - dern auch nit im Verdacht leben. Am Feyertag / mein Riemer / muſt du nit allein im Preuſiſchen Leder nit ar - beiten / ſondern auch dein Gewiſſen dem Teufel nit Preiß geben. Am Feyertag / mein Seiler / muſt du nit allein kei - nen Strick machen / ſondern auch kein Hencker-maͤſſiges Leben fuͤhren. Am Feyertag / mein Bauer / muſt du nit allein nit dreſchen / ſondern auch keine Grein-Haͤndel aus - dreſchen. Am Feyertag / mein Chriſt / muſt du nit allein nit arbeiten / ſondern auch nit ſundigen. Dann das dritte Gebott heiſt / du ſolſt den Feyertag heiligen / haſt es ge - hoͤrt? heiligen / haſt es verſtanden? heiligen / ſoll ich es dir dann ſo offt ſagen? heiligen / vergiß es nit / heiligen / und nit heyl-loß leben / und nit. ꝛc. O GOtt! O GOtt! O GOtt! Ja wohl heiligen.

Was iſt der Sonntag? O leyder! ein Suͤndtag!

Wie unſer gebenedeyter Heyland zu Bethania war in dem Hauß Simonis des Ausſaͤtzigen / und daſelbſten zu Tiſche ſaß / da kam ein Weib / benanntlich Maria Magda - lena, die hatte ein Allabaſter Buͤchſen von koſtbaren Sal -ben /165ſondern denſelben uͤbel zugebracht. ben / und ſie zerbrach den Allabaſter / und ſchuͤttet die Sal - ben aus auf ſein Haupt. ꝛc. Uber ſolche Salben murrete der Judas, ich aber murre uͤber und wider die Allabaſter Buͤchſen / fracto allabaſtro, warum Magdalena ſolches koſtbares Geſchirr zerbrochen? Sie haͤtte ja gleichwol die Salben nach ihrer Andacht koͤnnen uͤber das Haupt Chri - ſti des HErrn ſchuͤtten / wann ſie die Allabaſter Buͤchſen nit zerbrochen haͤtte / es ſcheinet wohl / Magdalena ſeye kein ſo gute Wirthin / als ihre Schweſter Martha, ſie haͤtte ſollen die Buͤchſen nit zerbrechen / damit mans noch zu an - dern Sachen haͤtte koͤnnen brauchen. Aber die gottſeelige Buͤſſerin iſt dißfalls zu entſchuldigen / dann ſie mit allem Fleiß / und zwar vorſaͤtzlicher Weiß / das Allabaſterne Geſchirr zerbrochen / damit es hinfuͤran zu keiner Sache mehr moͤchte gebraucht werden / dann ſie vernuͤnfftig bey ihr gedacht / daß ein Ding / ſo ſchon unſerm HErꝛn zu Dienſten gewidnet / auf keine Weiſe zu andern Sachen ſolle gebraucht werden. Recht iſt diß / und tauſendmal recht. Der Sonntag gehoͤrt keinem andern zu / als Gott dem HErrn / wie er dann von denen Lateinern deſſent hal - ben Dies Dominica genennet wird / der Sonntag iſt pur und alleinig an - und eingeſtellt / zu den Dienſten GOttes / dahero geziemt es ſich nit / daß man denſelben zu anderen Sachen ſoll brauchẽ. Aber ſag her / lauer und unbedachtſa - mer Chriſt / wie / und zu was braucheſt du den Heil. Sonn - tag? wie pflegſt du den Sonntag zu heiligen? an welchem Tag doch die hoͤchſte goͤttliche Geheimnuͤſſen vollbracht worden. Der Sonntag iſt der allererſte Tag geweſt /Genes. 1. dann an demſelben hat der Allmaͤchtige GOtt das Liecht erſchaffen / an dieſem Tag aber thuſt du das Liecht ausloͤ - ſchen / verſtehe lumen rationis, das Liecht des Verſtands /X 3durch166Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /durch unmaͤſſiges Sauffen und Schwaͤrmen / wie offt heiſt es / Bruͤder / wann wollen wir uns wiederum einen guten Rauſch anſauffen? wann? morgen? nein / weder morgen / noch uͤbermorgen hab ich derweil / ich hab gar zu viel zu - thun / aber biß Sonntag wills GOtt / da will ich redlich beſcheid thun. Da machſt du ſchon aus einem Sonntag ein Suͤndtag.

Am Sonntag iſt Chriſtus der HErr aus der unbe - fleckten Jungfrauen Maria zu Bethlehem gebohren / und haben dazumal die Engel gantz froͤlich intonirt und geſun - gen: Ehre ſey GOtt in der Hoͤhe / und Friede auf Erden den Menſchen. ꝛc. Du aber bringſt dieſen Tag zu mit kei - nem Engliſchen Lobgeſang / ſondern mit Fluchen und Schwoͤren / und verzehreſt dieſen Tag nit in Fried und Ei - nigkeit / ſondern in Zanck und Hadern / dann wann / und wo ſeynd mehrer Sauff-Haͤndel zu finden / als am Sonn - tag in Wirths-Haͤuſern? Alſo machſt du ſchon aus einem Sonntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag ſeynd die Heil. 3. Koͤnig durch Weg - weiſung eines Sterns zu Chriſto dem HErꝛn kommen / du aber an dieſem Tag ſitzeſt die gantze Zeit im Wirthshauß beym goldenen Stern / und fuͤlleſt dich daſelbſten ſo ſtern - voll an / daß du eine Marter-Saul vor einen Burgermei - ſter gruͤſſeſt. Solcher geſtalt machſt du ja aus einem Senntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag iſt der gebenedeyte HErr und Heyland von Joanne in dem Fluß Jordan getaufft worden / du aber / gleich einem unſinnigen Narren / deme ein dutzet Wepſen in die Naſen gerochen / thurnireſt den gantzen Tag von Fruͤhe an / biß auf die Nacht / und thuſt einem jeden im Hauß den Kopffzwagen / ja gar ungereimt tauffen / undwilde167ſondern denſelben uͤbel zugebracht. wilde Namen geben / auf ſolche Weiſe machſt du ſchon aus einem Sonntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag hat unſer HErr das erſte ſichtbare Wunder-Werck gewircket / indem er auf der Hochzeit zu Cana Galilæa das Waſſer in den beſten Wein ver - kehrt / du aber an dieſem Tag / thuſt dich nit alle in nit bekeh - ren / ſondern mehrer verkehren / dann meiſtens dieſer Tag dir die Materi zur Beicht ſpendiret. Alſo machſt du ſchon aus einem Sonntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag hat unſer HErr mit ſo wenig Brod / ſo viel tauſend Menſchen geſpeiſt / du aber luderſt dieſen gantzen Tag durch unmaͤſſiges Leben / und vergoͤnneſt ei - nem armen Bettler nit ein Stuͤck Brod. Auf ſolche Arth machſt du gar gewiß aus einem Sonntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag iſt der gebenedeyte Heyland gantz Glor - reich vom Todten auferſtanden / und zu allererſt den from - men Weibern erſchienen / du aber bringſt dieſen Tag zu unter den ſchlim̃en Weibern / und unverſchaͤmten Schlep - Saͤcken / wie es das ſaubere Puͤrſchl im Evangelio, der verlohrne Sohn / im Brauch gehabt / auf ſolche Weiſe machſt du aus einem Sonntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag iſt unſer lieber HErr durch verſchloſſe - ne Thuͤr eingangen in das Gemach / allwo die Apoſteln verſammlet waren / du aber an dieſem Tag ſperreſt der Uppigkeit und Muthwillen Thuͤr und Thor auf / ſolcher geſtalten machſt du freylich aus einem Sonntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag hat Chriſtus der HErr den H. Geiſt vom Himmel geſchickt in Geſtalt der feurigen Zungen / wor - durch die Apoſtel allerley Sprachen geredet haben / du aber redeſt am Sonntag bey frecher Geſellſchafft nichtsanderſt168Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /anderſt als grobe Zotten / und unverſchaͤmte Rauppen - Wort. Alſo machſt du ſchon aus einem Sonntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag hat der groſſe Heyland ſeine Apoſtel aus - geſchickt / das Evangelium zu predigen in der gantzen Welt / du aber am Sonntag bleibſt bey keiner Predig / ſondern an ſtatt dero eileſt du zum Fruͤhſtuͤck / damit du Nachmittag bey Zeiten auf dem Tautz-Boden dich moͤ - geſt einfinden / auf ſolche Art machſt du ja aus einem Soñ - tag / einen Suͤndtag.

O ihr unbehutſame Adams-Kinder! aufſolche Weiſe bringt ihr meiſtens zu den Tag des HErrn. Wie hart esGenes. 42. empfunden der Jacob / iſt leicht zu errahten / da er aller ſeiner Soͤhne muſte gerahten / biß auf den Juͤngſten Ben - jamin, und endlichen auch dieſer hinweg genommen wor - den. Aber weit haͤrter empfindet es der allmaͤchtige GOtt / indem er alle Tag in der Wochen gerahten muß / biß auf den letzten Benjamin den Sonntag / und man ihme noch dieſen hinweg zuckt.

Meine Chriſten / wie hart werdet ihr einmal Rechen - ſchafft geben am Sonntag / wegen der Sonntaͤg / dann am Sonntag wird Chriſtus JEſus im Thal Joſaphat rich - ten die Lebendige und die Todte / am Sonntag / merckt es wohl / an einem Sonntag wird das Juͤngſte Gericht ſeyn / an einem Sonntag wird es heiſſen / entweder Venite, oder Ite, kommt her ihr Gebenedeyte meines Vatters / oder ge - het hin ihr Vermaledeyte: O GOtt!

Sutius.

In dem Leben des Heil. Abten Aicandri iſt zu leſen / daß er einmal an einem Sonntag / um weil er die gantze Wochen hindurch in andern Sachen beſchaͤfftiget ware / ihme habe laſſen von dem Barbirer die Haar abſchneiden:unter169ſondern denſelben uͤbel zugebracht. unter waͤhrendem dieſem ſihet der Heil. Mann den Teu - fel in einem Winckel / welcher einen Zettel in der Hand / ſamt einem Bleyſtefften / thut auch beynebens wahrneh - men / daß der boͤſe Feind / ſo offt ein Haar auf die Erden gefallen / ſolches gantz genau aufgehebt / und die Zahl der - ſelben mit dem Bleyſtefften auf das Papier getragen / fragt demnach dieſe hoͤlliſche Larven / warum er dieſes thue? worauf der Teufel gantwortet: Ich / ſagte er / ich bin von meinem Obriſt Lucifer beordert / alle Fehler der Geiſtlichen in dieſem Cloſter aufzuzeichnen / heut aber werd ich ein abſonderliches Lob und Frohlocken in die Hoͤll bringen / wegen deiner / ja wir werden daſelbſt ſo viel Ju - bel ſchreyen / als Haͤrl von deinem Kopff und Bart gefal - len / warum? weilen du heut an dem Heil. Sonntag dir haſt laſſen die Haar abſchneiden / und alſo den Tag / wie es ſich rechtmaͤſſig gebuͤhrt / nit begangen haſt. Hat nun der leidige Sathan ſo gar dieſes in ſein Regiſter gezo - gen / welches kaum einen Schatten hat eines Ubels / wie wird er erſt aufzeichnen die Unthaten / die Schandtha - ten / die Mordthaten / die Miſſethaten / mit welchen die muhtwillige Adams-Kinder den heiligen Sonntag be - flecken?

Was bey den Hebræern der Sabbath war / das iſt bey uns der Sonntag / den Sabbath muſten ſie auf das moͤg - lichſte hoch-feyerlich begehen / ſo gar / daß einer / der an demſelben Tag nur etliche Scheiter oder Pruͤgel geſam̃ - let / derentwegen durch Goͤttlichen Befehl von dem gan - tzen Volck verſteiniget worden. Alſo will auch der Aller - hoͤchſte haben / daß wir ſeinen Tag / benauntlich den Soñ - tag / nit allein feyerlich begehen / ſondern auch heilig be - gehen. Gott hat denen Iſraelitern alle Tag in der Wo -Exod. 16. chen / auſſer des Sambſtags / das Manna laſſen vom Him - mel fallen / und zwar derentwegen am Sabbath nicht / weil das Manna bey Aufgang der Sonnen allezeit verfault /Pars III. Ydahero170Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /dahero wolt er daſſelbige am Sabbath nit vom Him̃el reg - nen laſſen / damit am ſelben hoch-feyerlichem Tag nichts faules gefunden wuͤrde / woraus zu lernen / daß / ob wir ſchon den Sonntag ſollen feyerlich celebriren / und von ſchwehrer Arbeit uns enthalten / gleichwolen wir nit ſol - len faulentzen / oder den Tag mit Faul - und Traͤgl eit zu - bringen / ſondern uns in allerley heiligen und gottſeeligen Wercken uͤben. Vorderiſt aber den ſelben Tag / wann es nur die Moͤglichkeit zulaͤſſet / den Heil. Gottesdienſt nit vernachlaͤſfigen / welches wir auch unter einer ſchwehren Tod-Suͤnde zu verhuͤten ſchuldig ſeyn. Wie viel weiß man dergleichen / ſo am Sonntag die Heil. Meß nachlaͤſ - ſiger Weiſe verſaumen / daß ſie von dem hoͤchſten GOTT nit allein ewig in jener / ſondern auch zeitlich in dieſer Welt geſtrafft worden.

In deſcri. Europ. c. 31.

Aeneas Silvius ſchreibt von einem Edelmann / bey dem die Melancholey dergeſtalten uͤberhand genommen / daß ihme faſt immer zu der Gedancken kommen / als ſoll er ſich erhencken / als er aber einsmals ſolches einem ge - lehrten Mann geoffenbahret / hat er von ihm den heilſa - men Raht bekommen / daß er auf ſeinem Schloß / ſo zim - lich in der Einoͤde und Wuͤſten gelegen / bey ſich ſolle hal - ten einen eignen Capellan / der ihme alle Tag die heilige Meß leſe: Der Edelmann folgt dieſem Raht / und hat ſolcher alſo gluͤcklich ausgeſchlagen / daß er ein gantzes Jahr hindurch von dergleichen verzweiffelten Gedan - cken nit mehr iſt geplagt worden. Es hat ſich aber zuge - tragen / daß ein benachbarter Pfarrherr genannten Ca - pellan bittlich erſucht / daß er ihm wolle kuͤnfftigen Sonn - tag / an welchem falle das Feſt der jaͤhrlichen Kirchweyhe / mit ſeiner werthen Gegenwart / eine geiſtliche Aſſiſtentz leiſten / welches der Capellan auch gern zugeſagt / um weilen der Edelmann die Erlaubnuß nit geweigert / maſ - ſen er ſelbſten des gaͤntzlichen Vorhabens geweſen / da -ſelbſt171ſondern denſelben uͤbel zugebracht. ſelbſt dem GOttesdienſt beyzuwohnen. Wie nun der Sonntag herzukommen / und der Capellan in aller Fruͤh ſich in die naͤchſte Pfarr-Kirch / ſo auf einem Berg ſtun - de / ſchleunig begeben / hat ſich / wegen eines und andern Geſchaͤfft / der Edelmann alſo verweilet / daß faſt der Mittag herzugeruckt / macht derowegen ſich deſto hurti - ger auf den Weg / gleich aber in dem naͤchſt entlegnen Wald begegnet ihm ein Bauer / der / auf Befragen / die Antwort gegeben / wie daß der GOttesdienſt ſchon ein End genommen / und bereits die Leute alle aus der Kir - chen / welches den Edelmann alſo beſtuͤrtzt gemacht / um / weilen er denſelben Tag des allerhoͤchſten Guts unter der Geſtalten des Brods nit anſichtig worden / daß er halb verzweiffelt ſich in denen Haaren gekratzet / der Bauer unterſtehet ſich / denſelben zu troͤſten / ſprechend / gnaͤdiger Herr / nit ſo kleinmuͤtig / nit ſo traurig / wanns biß auf die Sonntags-Meß kom̃t / ſo iſt der Sache leicht geholffen / ich will ihm meinen heutigen Sonntags-Gottesdienſt um ein leichtes verkauffen / und zwar um den Rock / den euer Gnaden anhaben / wolan / ſagt hierauf der Edelmañ / der Kauff iſt geſchloſſen / und gibt ihm den Rock / welchen der vermeſſene Bauer aus purem Muthwillen alſobal - den angezogen. Der Edelmann aber wolte gleichwol noch dieſelbe Kirchen beſuchen / wenigſt etliche Vatter unſer zu beten / weilen er ohne diß die Heil. Meß verſaumet / nach verrichter ſolcher kurtzer Andacht / nimmt er den Weg wieder nach Hauß / findet aber in beſagtem Wald / O gerechter GOtt! findet / daß der freventliche Bauer / wel - cher ſo gering und wenig den Gottesdienſt am Sonntag geſchaͤtzt / ſich ſamt dem Rock an einem Baum erhaͤnckt hat. Wolan dann mein Chriſt / lerne durch eines andern Schaden den Sonntag heiligen / und aus dem Sonntag kein Suͤndtag machen.

Y 2Was172Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /

Was iſt der Feſttag? O leider! ein Freßtag.

Nachdem unſer Heyland der Welt ſamt 2. Schaͤ - chern auf das Creutz genagelt worden / auf dem hohen Berg Calvariæ, da ſeynd die Juden zu dem Land-Pfleger Pilatum gangen / ihn demuͤhtigſt erſucht / daß man durch ſeine Erlaubnuß die Leiber der Gekreutzigten moͤchte her - ab nehmen / dann es wuͤrde ſich gar ungereimt ſchicken / daß am Sabbath und hohen Feſttag die Leiber ſolten am Creutzbleiben. O Ihr Schelmen / wie zeigt ihr euch diß - falls ſo ſcrupulos! Aber leyder eures gleichen findet man noch genug / und uͤber gnug unter denen Chriſten / wel - che nicht wollen zulaſſen / daß an einem Feſt-Tag und Feyertag die Leiber ſollen auf dem Creutz ſeyn. Erliche Tag hero / heiſt es / hab ich mich zimlich ſtrapeziret / hab gearbeitet / daß mir der Buckel kracht hat / hab geſchwi - tzet wie ein Poſt-Klepper / heut aber / GOTT ſey Lob / daß ein Feyertag iſt / Heut will ich mir ein gutes Muͤtel anthun / hinweg mit dem Creutz / heut will ich mir einen guten Zinober anſauffen / Bruder / wo hat man einen guten Zwoͤlffkreutzer-Wein / wann ich deſſen drey Maas geſoffen / ſo leg ich mich nachmals auf eilffe. Aber hoͤre mein Chriſt / daß dir ſo wohl GOTT der HERR das jenige zuſchreyet / was er einmal ſeinem Volck hat vorgeropfft durch den Mund des Propheten Iſaiæ: Hoͤ -Iſaiæ I. c. v. 2 & 3. ret ihr Himmel / und merck auf mit den Ohren du Erde / ich habe Kinder erzogen und erhoͤht / ſie aberIdem v. 14. haben mich veracht. Ein Ochs kennet den / dem er zugehoͤrt / und ein Eſel die Krippen ſeines Herrn / aber Iſrael kennet mich nit: Eure Sabbath und andere Feſt-Taͤgekan ich nit mehr gedulten / mein Seele haſſet euren Neumond / und hohe Feſt-Taͤ - ge / ſie ſeynd mir beſchwehrlich / und faͤllt mir muͤh - ſeelig zu leiden. Aber warum beklagt ſich der Aller - hoͤchſte wegen deiner Feſt-Taͤge? darum / weil du aus demFeſt -173ſondern denſelben uͤbel zugebracht. Feſt-Tag einen Freß-Tag macheſt. Am Neuen Jahr / da du ſollſt einen neuen Wandel anfangen / da ſitzeſt du im Wirthshauß / da ſagſt du / Bruder / es gilt auf die alte Ha - cken. An Pauli Bekehrung / da du dich billich ſolleſt bekeh - ren / iſt es mehrer Mauli Verehrung / weilen du die Go - ſchen ſtets in der Kandel haſt. Zu Liechtmeſſen / wo die Mutter GOttes nach dem Geſetz Moyſis gereiniget wor - den / die es doch nit von noͤhten hatte / ſollſt du dich reinigen von deinen begangenen Suͤnden / da thuſt du nit reinigen deine Seele / wohl aber den gantzen Tag das Maul aus - waſchen mit Wein. Am Matthias-Tag / welcher an ſtatt des verzweiffelten Judæ, wegen ſeiner Heiligkeit zum A - poſtel-Ampt kommen / ſollſt du einen Apoſtoliſchen Wan - del fuͤhren / aber an ſtatt Apoſtoliſch / ſauffeſt du / daß du faͤllſt unterm Tiſch. An Mariæ Verkuͤndigung / da Gottes Sohn iſt Menſch worden / da ſauffeſt du / daß du keinem Menſchen gleich biſt / wo es ſich vielmehrer gebuͤhrte / daß du mit dem Engel Gabriel das Ave reperireſt. Am Philip - pi - und Jacobi-Tag / ſo da faͤllt den erſten May / ſollſt du dich zieren mit allerley Blumen der Tugenden / aber an ſtatt deren haſt du nichts lieber als das Weinkraͤutel. An Joannis Baptiſtæ-Tag / ſollſt du mit ſeinem Vatter Zacharia GOtt loben / aber an ſtatt Zacharia, geheſt du zum Zachæum. An Petri und Pauli, welche 2. Fuͤrſten der Kirchen / ſolleſt du denſelben Tag fein der Kirchen ſchen - cken / aber an ſtatt der Kirchen iſt dir lieber der Kirchtag. An Mariæ Heimſuchung / ſollſt du von Rechts wegen die Tempel und Gotts-Haͤuſer heimſuchen / aber an ſtatt der Gotts-Haͤuſer / ſeynd dir lieber die Wirths-Haͤuſer. Am Jacobi-Tag / ſollſt du dich abſonderlich mit einer Andacht dem heiligen Apoſtel befehlen / weil ſeine Huͤlffe ſo viel - faͤltig erfahren die Spanier / aber es kom̃r keinem mehrer ſpaniſch vor / wann du denſelben Tag einen Teutſchen Rauſch haſt.

Y 3Am174Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /

Am St. Laurentii-Tag / welcher um Chriſti des HErꝛn willen ſich lebendig hat braten laſſen / ſolſt du dich auch - ben in guten und gottſeligen Wercken / aber dieſer Bra - ten ſchmaͤckt dir nit ſo gut / als der Trunck. An Mariæ Hitmnelfahrt / ſolleſt du dieſer Glor-reichen Koͤnigin mit dem Hertzẽ das Geleit geben in die obere Stadt Jeruſalem, aber du ſauffeſt lieber in der Vorſtadt. Am Tag des H. Bartholomæi, ſolleſt du dich lieber mit ihme ſchinden laſ - ſen / als GOtt beleydigen / aber du traͤgſt lieber deine Haut auf den Wein-Marckt. An unſer Frauen Geburts Tag / ſollſt du ihr zu Ehren dich alſo durch die Beicht reinigen / als waͤreſt du neu gebohren / aber du willſt lieber ſterben / als das Sauffen laſſen. Am Tag des H. Apoſtels Mat - thæi, ſollſt du from̄ / auferbaulich / und nuͤchtern das Feſt celebriren / aber du ſauffſt ſo lang / biß nichts mehr im Krug / und alſo / wie man pflegt zu ſagen / Matthæi am letzten. Am Tag des Heil. Ertz-Engel Michael ſollſt du ebenmaͤſſig dich befleiſſen / den boͤſen Feind zu verjagen und zu uͤberwinden / aber kein Teufel kan dich denſelben Tag aus dem Wirths-Hauß bringen. Am Tag Simo - nis und Judæ ſollſt du forderiſt der Chriſtlichen Andacht obligen / aber denſelben Tag fuͤhreſt du lieber dein Weib zum Wein / wie es etwan deine Schuldigkeit ſcheinet zu ſeyn. Am Allerheiligen Tag / ſollſt du abſonderlich heilig leben / aber du glaubeſt / man thaͤte dich vor einen ſelza - men Heiligen halten / wann du denſelben Tag keinen Rauſch haͤtteſt. An St. Martini-Tag / ſollſt du lieber die - ſem Heiligen nachfolgen / in Austheilung des Allmoſens / aber die Ganß iſt dir Lieber / als der Paradeyß-Vogel. An St. Andreæ Tag ſollſt du lieber mit dieſem Apoſtel das Creutz Chriſti verehren / aber du verſauffeſt lieber denſelben Tag dein Geld biß auf den letzten Kreutzer. Am Tag der unbefleckten Empfaͤngnuß Mariæ ſollft du ihr zu Ehren / auch ohne Flecken und Mackel / wandlen / aber diriſt175ſondern denſelben uͤbel zugebracht. iſt lieber das Wirths-Hauß beym weiſſen Roͤſſel / als der Fleiß des weiſſen Gewiſſens. An St. Thomas-Tag / ſollſt du mit dieſem Apoſtel die Seiten Chriſti verehren / aber du geheſt lieber mit deinen Sauff-Geſellen auf die Sei - ten. Vor allen andern ſollſt du mit ſonderem Eiffer / die Feſt-Taͤge Chriſti des HErrn deines GOttes und Hey - landes verehren / und heilig zubringen / aber wie offt wird dir die heilige Weynacht / zu einer Weinnacht / wie offt heiſt bey dir Oſtern / O ftern voll! wie offt iſt es bey dir wahr / was man zu Pfingſten die Apoſtel falſch bezuchti - get / quia muſto pleni ſunt iſti, dieſe Leute ſeynd voll. Wie oftAct. 2. thuſt du an unſers HErrn Him̃elfahrt in allen Wirths - Haͤuſern herum fahren. Faſt allemal am Heil. Fronleich - nams-Tag biſt du Vormittag bey der Proceſſion mit un - ſerm HErꝛn / Nachmittags aber haſt du einen Proceſs mit dem Wirth. In Summa, iſt es leider ſchon ſo weit kom - men / daß bey den Chriſten die mehriſte Faſt-Taͤge in Freß-Taͤge verkehret werden. Man ſthet ja / daß an ei - nem Feſt-Tag faſt alle Kuchen rauchen / alle Pfannen ſchwitzen / alle Waſſer ſieden / alle Braͤter lauffen / alle Roſt gluͤen / alle Schuͤſſel tragen / alle Teller leyden / alle Tafeln prangen / alle Keller geben / alle Kandeln ſchoͤpf - fen / alle Becher hupffen / alle Glaͤſer ſchwimmen / alle Maͤuler ſauffen / alle Gurgeln ſchlucken / alle Fuͤß wack - len / alle Koͤpff ſummſen; da trinckt ein Burger / dort ſaufft ein Bauer / da ludert ein Geſell / dort wuͤrgt ein Knecht / da ſtolpert ein Junger / dort faͤllt ein Alter / da laynet der Sohn / dort ligt der Vatter / da grappelt der Herr / dort kriecht der Diener / da gaumezt der Richter / dort ſchnarchet der Geſchworne. Beym guldenen Laͤm̃l trinckt der Meiſter Wolffgang / beym guldenen Wolffen ſaufft der Meiſter Lambert / beym blauen Hechten ſchwim̃t der Fiſcher / beym ſchwartzen Ochſen ludert der Fleiſch-Hacker oder Metzger / beym weiſſen Hirſchl zechtder176Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /der Jager / beym gruͤnen Flederwiſch maͤßlen etliche alte Weiber: Da gibts Viertel-Raͤuſch / halbe Raͤuſch / gan - tze Raͤuſch / duͤrmiſche Raͤuſch / verliebte Raͤuſch / witzige Raͤuſch / empfindliche Raͤuſch / ſtoltze Raͤuſch / Saͤuiſche Raͤuſch / Burger-Raͤuſch / Bauern-Raͤuſch / Gutſcher - Raͤuſch / Bettler-Raͤuſch / Narren-Raͤuſch / ꝛc. bald im Wein / bald im Bier / bald im Brandwein / bald im Moͤth / bald im Tyroller-Wein / bald im Oeſterreicher - Wein / bald im Necker-Wein / bald im Francken-Wein / bald im Rhein-Wein / bald im Hungariſchen Wein / bald im Welſchen Wein / bald im Spaniſchen Wein / ꝛc. Das Aufding-Geld / auch das Freyſprechen-Geld / auch das Straff-Geld / auch das Trinck-Geld / auch das Leyd - kauff-Geld / auch das Einkauff-Geld / auch das Abkauff - Geld / auch das Spiel-Geld / auch das Lad-Geld / auch das Buͤchſen-Geld / was Namen es immer hat / das wird geſpahrt auf den Feyertag / dort muß verſoffen wer - den. Ihr Wein-Wirth / wann loͤſet ihr das meiſte Geld? am Feyertag. Ihr Bier-Zaͤpfler / wann ziehet ihr den meiſten Gewinn ein? am Feyertag. Ihr Lebzelter und Moͤth-Sieder / wann ſpickt ihr am beſten euren Beutel? am Feyertag. Ihr Sudler und Garkoͤch / wann habt ihr den beſten Gewinn? am Feyertag. Ihr Braͤtel - Brater und Krapffen-Bacher / wann gehet euch euere ſchmotzige Waar zum beſten ab? am Feyertag. O fe - ſtum infauſtum! O feſtum infeſtum! O Feſttag Freß-Tag. Die Feſt unſers HErrn JEſu Chriſti ſeynd eingeſtellt / damit wir dieſelben Taͤg ſollen anwenden zu ſeiner Goͤtt - lichen Ehre / und ihme dancken um ſo haͤuffige Gurtha - ten. Die Feſt der lieben Heiligen ſeynd eingeſt Ur / aufdaß wir uns zur ſelben Zeit abſonderlich ſollen uͤben in denen Tugenden / mit denen ſie uns vorgeleuchtet. Aber wir / durch unſer unmaͤſſiges Leben / machen die Feſt unſers lieben HErrn / die Feſt der Heil. Patriarchen / der Heil. Pro -177ſondern denſelben uͤbel zugebracht. Propheren / der Heil. Apoſtlen / der Heil. Beichtiger / der Heil. Jungfrauen zu lauter Marterfeſt / indem wir ſolcher geſtalten an dergleichen Feſt gleichſam GOtt / und GOttes Gebot martern.

O Pater, warum ſoll es unrecht ſeyn / wann man an einem Feyrtag dem Eſſen und Trincken ein Zuwag gibt? Es iſt nit ohne / daß ein Buchſtab K. muß beobacht wer - den / nemlichen K. Kirchen / man kan aber noch zwey andere K. K. celebriren / benanntlichen K. Kuchel / K. Kel - ler / ꝛc. Dieſem Einwurffbin ich ſo ſtarck nit zu wider / maſſen der Heil. Vincentius Ferrerius ſchreibt und leh - ret: Deus diviſit totum tempus in ſeptem diebus, de qui -Dom. 2. poſt oct. paſch. fol. 30. bus nobis dedit ſex ad laborandum, & lucrandum, & reti - nuit ſibi ſeptimum diem, ut pro animâ laboremus, & adhuc non vult totum, nam in die ſunt. 24. horæ, da ſo lum unam Dco audiendo Miſſam, alias horas poteris dare ad placita corporis licita & honeſta. Die Wercktag gehoͤren dir zu / mein Chriſt / da kanſt du deine Arbeit und Gewerb ſuchen / allein den Sonntag und Feyertag will GOtt vor ſich ha - ben / er verlangt ſo gar aber auch nicht den gantzen Tag / damit du dich nit zu klagen habeſt / ſondern ſchenck GOtt ein Stund zu ſeinem Gottesdienſt / dann die andere Zeit des Tags kanſt du zubringen nach deinem Wolgefallen / jedoch in Sachen / die ehrlich und erlaubt ſeynd. Al - ſo lehrt dieſer Heilige. Ob nun ſchwaͤrmen / ſchlemmen / und vollſauffen ehrlich und erlaubt ſeye / laß ich dich ſelb - ſten urtheilen. Aber etwas mehrers an einem Feyrtag dem Leib vergoͤnnen / als ſonſten / will aus denen Worten des H. Hieronymi verlauten / da er ſpricht: nobis ſolici -In Epiſt. 19. ad Euſtoch. tius providendum eſt, ut ſolemnem diem non tam ciborum abundantia, quâm Spiritus exultatione celebremus.

Was iſt der Feyertag? Oleyder! ein freyer Tag.

Die Calender ſetzen allzeit die Feyertag mit rotyen Buchſtaben / als thun ſie ſich ſelbſten ſchaͤmen / daß manPars III. Zan178Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /an dergleichen Feſttaͤgen ſo frey und freventlich pflegt zu leben. Ehe und bevor Pilatus Chriſtum den HErrn zum Tod verurtheilt / hat er dem geſamten Juͤdiſchen Volck vortragen laſſen / wie daß es ſchon ein uralter Brauch und Gewonheit ſeye / jaͤhrlich / zu Ehren des hohen Feſt - tags / einen Gefangenen frey und loß laſſen / ſtehe dem - nach bey ihrem Willen / den Barrabam oder JEſum frey zu ſprechen: Worauf alle insgeſamt mit lauter und hel - ler Stimm aufgeſchryen / zu Ehren des Feſts wollen ſie den Schelmen / den Dieb / den Moͤrder Barrabam auf freyen Fuß ſtellen / JEſus aber ſolle gekreutziget wer - den. O ihr verruchte Geſellen! ſo wollet ihr den Heil. Feſttag mit einem ſolchen Haubtſchelmen und groſſen Suͤnder verehren?

Nicht um ein Haarbeſſer ſeynd wir Chriſten bey je - tziger Zeit / dann man allerſeits wahrnimmt / daß die Feſt und Feyertag nit anderſt celebrirt und begangen werden / als mit Freylaſſung alles Muthwillens und Ubels. Am Feyertag butzen wir die Kirchen beſſer auf / aber verſchleudern anbey die guten Sitten. Am Feyertag ſeynd bey uns die Altaͤr mehrer gezieret / aber entgegen werden die Seelen mehrer entbloͤſt. Am Feyertag zuͤn - den wir mehrer Liechter an / aber beynebens wird deſto mehrer das Gewiſſen verfinſtert. Am Feyertag laͤuten wir mehrer Glocken / aber darbey lauten die Werck de - ſto uͤbler. Am Feyertag ſeynd die heiligen Ablaß / aber nichts wenigers als ablaſſen vom Boͤſen. Am Feyertag iſt nichts als Feuer / und zwar das Feuer der Gailheit und Unzucht. Am Feyertag iſt nichts als Feuer / und zwar das Feuer des Zorns / Feuer im Dach. Am Feyer - tag iſt nichts als Feuer / und zwar das Feuer zum Sieden und Braten. Wie? wo? wann ſeynd mehrer Bulſchaff - ten als am Feyertag. Wie? wo? wann geſchehen meh - rer Mordthaten als am Feyertag? Wie? wo? wannſchlemmt179ſondern denſelben uͤbel zugebracht. ſchlemmt und ſchwaͤrmt man mehrer / als am Feyertag? Wann? wo? wie ſchilt und Gottslaͤſtert man haͤuffi - ger als am Feyertag? Wie? wo? wann danzt und ſpringt man oͤffter / als am Feyertag? Wann? wo? wie laͤſt ſich die Hochfart beſſer ſehen / als am Feyertag? Wie? wo? wann redet man uͤbler von dem Nechſten als am Feyertag? Die Teufel ſelbſten haben ausgeſagt / undHugo Card. in Pſal. 73. bekennet / daß ſie nie mehrer Suͤnd und Laſter zehlen / als an Feſt und Feyertaͤgen. Unſer HErr JEſus im 12. Jahr ſeines Alters iſt verlohren worden zu Jeruſalem / und erſt nach 3. Tagen wiederum gefunden. An einem Wercktag iſt er gefunden worden / mercks / an einem Feſt - tag iſt er verlohren worden. Das geſchicht leider auf den heutigen Tag noch / und verliert man nit oͤffter GOtt und GOttes Gnad als an denen Feſttaͤgen. So muß man ſich dann ſo ſtarck nit verwundern / wann uns der gerechte GOtt mit oͤfftern Straffen und Ruthen heimſucht / dann alſo ſchreibt der Heil. Vincentius Ferrerius, dieſer groſſe Heilige / der auch in ſeiner Mntterſprach geprediget / und doch von allen Nationen verſtanden worden. Dieſer groſſe Heilige / der ſich ſchon in Mutterleib hat hoͤren laſſen / welches ein Vorbott ware ſeiner kraͤfftigen Apo - ſtoliſchen Predigen. Dieſer groſſe Heilige / bey deſſen ſeeligſten Hinſcheiden die Kertzen ſich ſelbſten angezuͤndt. Dieſer groſſe Heilige ſchreibt / daß die mehriſte Ungluͤck / Peſt / Krieg / Unfruchtbarkeiten der Erden / Schauer / Reif / Donner / und andere Trangſalen uͤber uns kom - men / zur billigen Straff und Geiſel / um weilen wir ſeine heilige Feſttaͤg ſo ſchlecht heiligen / und bereits bald jeder Feyertag ein freyer Tag wird. Dom. 2. poſt Paſch. fol. 30.

Z 2Judas180Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOtt

Judas Iſcarioth verurſachet / daß die Hebraͤer auf ſolche Weiß / mit ſolcher Maaß ſeynd von GOtt gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren.

DEr mainaydige / und vom Geldgeitz ver - blendte Apoſtel Judas, damit er dasjenige / was er denen hohen Prieſtern verſprochen / werckſtellig mache / nimmt zu mehrer Si - cherheit mit ſich in den Garten ein groſſe An - zahl bewaffneter Maͤnner / und zwar erſtlich 550. Solda - ten zu Fuß von der Guardi des Obriſten Landpflegers Pontii Pilati. Item 56. Mann zu Pferd aus beſagter Guardi / maſſen Pilatus zu Jeruſalem 1425. Mann inJoan Greg. p. l. lec. 20. ſeiner Guardi hatte. Mehr waren mit ihm ſehr viel der hohen Prieſter / der Fuͤrſten der Synagog, der Aeltern und Schrifftgelehrten von denen Synagogen und Gerich - tern. Dann zu wiſſen / daß bey denen Hebraͤern zwey Tribunalien und Gericht geweſen / eines wurde genannt Sanedrim, welches Collegium beſtunde in 72. Perſonen / ſo meiſtens lauter alte / gelehrte / und in der Schrifft er - fahrne Rabbiner geweſen / und dieſe urtheilten in Sa - chen / welche da GOtt / GOttes Gebott / und Satzungen der Synagog betraffen. Das andere Tribunal und Gericht iſt genennet worden das Criminal-Collegium, worinn 24. hohe Prieſter geſeſſen / deren Haupt und Præſident ware der Annas, die mehriſte aus dieſen ſamt einer groſ - ſen Anzahl der andern Prieſter / geſtalten der Annas al - lein 5. Soͤhne zu Prieſtern gehabt / des gleichen eine groſ - ſe Maͤnge der Diener / der Schergen / der Aufwarter / des Lotters-Geſind ware alle mit Juda, und ob es ſchon dazumahlen der Vollmond / und die Nacht gantz hell und liecht / ungeacht deſſen / auf Einrahtung und Anſtaltendes181gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. des Iſcarioths muſten allerſeits Fackeln / Wind-Liechter / Pech-Kraͤntze / und angezuͤndete Laterne getragen wer - den / damit ſich der HErr und Heyland in der Finſtern nit koͤnne verbergen. Aber Wehe / Wehe euch gottloſen Hebraͤern! Ihr werdet noch zu ſeiner Zeit erfahren / was Unheil euch der Ertz-Schalck Judas auf den Hals geladen / GOtt wird euch eben mit der Maaß und Weiſe zuͤchti - gen / wie ihr mit ihme verfahren! welches hernach bald geſchehen / dann wie Titus und Veſpaſianus die Stadt Je - ruſalem mit dem Roͤmiſchen Kriegs-Heer erobert / viel hundert tauſend der Juden jaͤmmerlich ermordet / da ha - ben auch die Roͤmiſche Soldaten / mit Fackeln / mit Wind-Liechtern / mit Pech-Kraͤntzen / mit Laternen alle Keller / alle Krufften / alle Hoͤlen und Winckeln durch -Joſeph. lib. 7. c. 12. ſucht / und die hohe Prieſter / die Fuͤrſten der Synagog, und andere vornehme Rabbiner / ſo ſich darinn verborgen / mit allem Gewalt herausgezogen / und zum Tod ge - ſchleppt / das heiſt mit gleicher Muͤntz bezahlt / da ſihet man / mit welcher Maaß man meſſet / mit der wird ihmeMarti. 4. wieder gemeſſen werden.

Warum? Darum.

Ihr Kauffleute / was iſt euere Klag? Ihr Hand - wercks-Leute / was iſt euere Plag? Ihr Wirths-Leute / was iſt euere Sag? unſer Sag / unſer Plag / unſer Klag iſt / antworten dieſe / daß die Leut ſo ungern zahlen. Wahr iſt es / daß die Leut ungern zahlen / und zwar mei - ſtens vornehme Herren / darum der gelehrte / aber an - bey ſehr arme Mann Henricus Glareanus, als er gefragt wurde / wie er lebe? die Antwort gegeben / ich lebe gar wol / und zwar lebe ich / wie die groſſen Herren / ich iſſe und trincke / und laß mir wol geſchehen / und bin jederman ſchuldig. Wenig gute Zahler trifft man auf der Welt an / aber der beſte Zahler iſt derjenige / der die Welt er -Z 3ſchaf -182Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttſchaffen / GOtt bezahlt bey einem Haller / und je und al - lemal mit gleicher Muͤntz.

O was vor einen elenden Tod hat Abſalon der ſchoͤ - ne Printz des Koͤnigs Davids genommen! Es ſcheinte / als haͤtte die Natur alle ihre Gaben bis auf den Grund ausgeleert / und dieſem jungen Koͤniglichen Printzen ge - ſpendiret / er war jung in Jahren / ſchoͤn in Haaren / er war rahn in Lenden / ſtarck in Haͤnden / er war lieblich an der Stirn / verſtaͤndig in dem Hirn / er hatte die Schoͤnheit in dem Geſicht / die Lieblichkeit in den Augen / die Freundlichkeit in den Leffzen / die Wolredenheit in der Zung / die Herrlichkeit in den Gebaͤrden / die Annem - lichkeit in allem. Alle Augen ſchaueten auf ihn / alle Zun - gen redeten von ihm / alle Gemuͤther ſeuffzten nach ihm / alle Finger zeigten auf ihn / alle Vaſallen hofften auf2. Reg. 18. c. ihn. Dahero hoͤchſt zu bedauren / daß er in dem bluͤhen - den Alter ſo ungluͤckſeelig zu Grund gangen / maſſen die - ſer durchleuchtigiſte Fuͤrſt in einer Schlacht mit dem Jo - ab den Kuͤrtzern gezogen / und ſein Leben ſicher zu ſalvi - ren auf einem Maulthier die Flucht genommen / als er aber unter einem aͤſtigen Aichbaum wolte durchſpren - gen / da iſt er mit ſeinem Strobelkopf hangen geblieben / das Maulthier aber durchgangen / und weil er ſich ſo bald nicht konte loß machen / iſt er von dem Joab mit einer dreyfachen Lantzen erſtochen worden. Es iſt Schad und immer Schad! der gantze Hof war daruͤber beſtuͤrtzt / der David / als deſſen gnaͤdigſter Herr Vatter / hat ihm ſchier die Augen ausgeweinet / Guͤtigſter GOtt / ſagte man - cher / wie biſt du doch ſo wunderbarlich / daß du dieſen ſo ſchoͤnen Printzen haſt laſſen einen Appendix werden an einem Eichbaum / hab ich doch mein Lebtag kein Eichel geſehen mit Stiefel und Sporn / wie dieſe; warum hat er muͤſſen auf ſolche Manier ſterben? Mein Menſch / halt das Maul / GOtt iſt ein guter Zahler / und zwar zahlter183gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. er mit gleicher Muͤntz / da haſt du auf dein warum ein darum / darum iſt er durch die Haar / und mit denen Haaren zu Grund gangen / weilen er mit den Haaren / und durch die Haar GOtt beleidiget / dann er ſtoltzirte dergeſtalten mit ſeinem goldfaͤrbigen Strobelkopf / daß er ſolche Haar uͤber Silber und Gold geachtet / und mu - ſte das Hebraͤiſche Frauenzimmer lang ſuppliciren / viel ſpendiren / bis es etliche Haͤrl erhalten / wormit der Wei - ber-Schaͤdel moͤchte geziert werden.

Warum? darum.

Warum / lamentirt mancher / muß ich der gantzen Stadt zu Spott werden? ich lebe / wie es einem Catho - liſchen Chriſten zuſtaͤndig iſt / ich bete ſo eiferig / als es meine Geſchaͤfften zulaſſen / ich gib Allmoſen / ſo viel der Beutel vermag / und gleichwol hat mich GOtt geſtrafft mit einem Weib / die à latere nit weit her / und mir wiſ - ſenltich untreu / weſſenthalben jederman mir das Hanen prædicat gibt. Mein GOtt / wie hab ich das um dich verſchuldt! Herr Corneli, das Maul zu / die Ohren auf! und hoͤre der Herr was dem David begegnet.

David / dieſer Iſraelitiſche Monarch / erzeugte mit der Abigail einen Sohn / welcher aber an keiner einzigen Gliedmaſſen dem Herrn Vatter gleichte / es hatte dieſer Printz uͤber alle maſſen ein ungeſchicktes Tremelanten Geſicht / er hatte einen Kopf wie ein Saukuͤrbes / er hat - te ein Maul wie ein offne Beißzangen / er hatte ein Stimm wie ein zerklobne Feuerglocken / er hat dalckhezt / und die Wort uͤbereinander geworffen / wie ein Garn - haſpel / er hatte ein Geſicht wie ein Nacht-Eul / er war unterſetzt / wie ein Hackſtock / er hatte ein Fell oder Haut / wie ein Baurenkummet / in Summa er war ein grober / ein plumper / ein wilder / ein dalckender / ein ſchmotziger und ungebaͤrdiger Menſch / dahero jederman den Arg - wohn gehabt / weil dieſer dem David im germgſtengleichte /184Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttgl eichte / daß er einen andern Vatter gehabt / man rede - te zu Hof ohne Scheu / der Koͤnig hab ein Cron von ei - nem Widder zu leich genommen. Was brauchts viel / ſagte faſt jeder Stallknecht / jetzt ſiht unſer Koͤnig einem Widhopffen gleicher / als einem Paradeißvogel / es waͤ - re bald dahin kommen / daß man den David ermahnet haͤtte / er ſoll ſich bucken / wann er durch ein Thuͤr gehet / damit er nit anſtoſſe. Das hat dem guten und from - men David alſo geſchmertzt / daß er manche Nacht nicht ein Aug zugethan / ſondern ſtets und immerzu geſeuff - zet / O mein GOtt / ſagte er offt / mein GOtt / warum ſtraffeſt du mich alſo? ich wolt alles gern gedulden / und ausſtehen / nur das nit / daß man mich vor einen Henri - cum ſoll halten. Mein David auf dieſes warum / iſt gar leichtlich zu geben das darum / GOtt iſt ein guter Zah - ler / und zahlt er meiſtentheils mit gleicher Muͤntz / dar - um ſchickt er dieſen Spott uͤber dich / ob er ſchon auf blo - ſen Argwohn mehr gegruͤndet / weil du auch dem Uriæ ſolchen Spott angethan / und ihme Hoͤrner aufgeſetzt. GOtt hat ſich endlichen gleichwol ſeines Dieners erbar - met / und den David wider aus ſolchem uͤblen GeſchreyLyranus in c. 3. Paral. gebracht / dann einsmals fuͤhrte er beſagten uͤbelgeſchaf - fenen Printzen auf einen Saal / in Beyſeyn der gantzen Hofſtatt / hebt daſelbſt ſeine Augen gen Himmel / und bricht in dieſe Wort aus: Judicet eſt oſtendat Deus per evidens ſignum, cujus iſte puer ſit filius, der gerechte GOtt wolle doch durch ein ſcheinbares Kennzeichen offenbaren / wer dieſes Knabens Vatter ſeye. Worauf alſob alden ein Stral vom Himmel in das Angeſicht des Printzen gefallen / welcher ihn augenblicklich alſo verkehrt / daß er der allerſchoͤnſte Menſch worden / und dem David ſo gleich / als waͤre er ihme vom Geſicht herunter geſchnit - ten / aber vorhero muſte der David gleichwol mit glei - cher Muͤntz bezahlet werden. Ja dißmal zwar nur mitdem185gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. dem Argwohn / zu andern Zeiten aber in der That ſelber / dann alſo hat ihm GOtt vorgeſtoſſen durch den Prophe - ten Nathan / um weilen er ein Ehebrecher geweſen / ſo woll er auch zulaſſen / daß andere bey ſeinen Weibern ſchlaffen / die Wort der heiligen Schrifft lauten alſo: Wei - len du mich veracht haſt / und das Weib Uriæ des Hethi -2. Reg. 12. c. ters genommen / daß ſie dein Weib ſeyn ſoll / derowegen ſagt diß der HErr / ſihe ich will ein Ungluͤck uͤber dich er - wecken aus deinem Hauß / und will deine Weiber neh - men aus deinen Augen / und geben ſie deinem Nechſten / und der ſoll bey deinen Weibern ſchlaffen ꝛc. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz bezahlen. Was dem David begegnet / geſchicht auch noch auf heutigen Tag bey manchem / und muß ſich deſſenthalben nit verwundern mit ſeinem war - um? darum / weil er ſolches auch einem andern gethan.

Warum? Darum.

Warum ſagt offt einer / hat GOtt dieſen Menſchen alſo geſtrafft? Jenen auf ſolche Weiſe laſſen zu Grund ge - hen? Warum? ſuch nur recht nach / frag um ſeinen Wan - del / ſo wirſt du in der Wahrheit finden / daß er mit gleicher Muͤntz bezahlt worden / weiſt du warum des Loths Weib in eine Saltzſaͤulen verkehrt worden? Ja / iſt dein Ant - wort / ja ich weiß / um weil ſie wider das Verbott zuruck geſchauet / aber warum gleich in ein Saltzſaͤulen? warum nit in ein wildes Thier? wie der Nabuchodonolor war - um nit in einen Hackſtock? darum in ein Saltzſaͤulen / da - mit ſie mit gleicher Muͤntz bezahlt werde / dann ſie kurtz vorhero / wie ſie die Engel in Frembdlings Geſtalt bey der Tafel geſpeiſſt / kein Saltz aufgeſetzt / auch die Speiſſen gar nit geſaltzen / damit dieſe / wie ſie glaubte / Schmaro - tzer nit oͤffter kaͤmen. Wie man in dem Marckfleck Ruti -Pars III. A aliano186Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttliano ein Kirchen aufgebauet zu Ehren des H. Nicolai, und der Meiſter zu Beſchleunigung des Wercks denen Ar - beitern an einem Sambſtag zugeſprochen / ſie wollen doch etwas laͤnger arbeiten zu Ehren des H. Biſchoffs / worauf einer aus ihnen geantwortet / es wird gewiß der H. Nico - laus heut kommen / und uns einen Fiſch einlegen? War - ten wir nur ein Weil / laß die Pfaffen arbeiten dieſes H. Nicolai von Bari, die haben groſſe Einkommen / und freſ - ſen Fiſch / wann ſie wollen. Kaum daß ſolches der vermeſ - ſene Menſch ausgeredet / da iſt ein Stein vom Thurn ihm auf den Kopf gefallen / worvon er halb todt nieder geſun - cken / ſeine Cameraden wolten ihme beyſpringen / finden aber / daß ſich der Stein in zwey Theil zerbrochen / inn -Beatillus in vita S. Ni - col. wendig aber die Figur eines Fiſches vorſtellte / ſo natuͤrlich / als waͤre er von einem Mahler entworffen / ja ſo gar em - pfande man den Geruch eines friſch-abgeſottenen Fiſches. Das heiſt mit gleicher Muͤntz bezahlt.

Als auf eine Zeit die Engellaͤnder zu Stroden den hei - ligen Thomam Cantuarienſiſchen Biſchoff ausgelacht / und zum groͤſſern Hohn und Spott ſeinem Pferd den Schweif abgeſchnitten / ſo iſt es geſchehen / durch gerechte Goͤttliche Zulaſſung / daß alle Nachkoͤmmling / alle Kinds -Polydorus lib. 4. c. 103. Kinds-Kinder aus dieſem Geſchlecht gebohren worden / mit einem Roßſchweif auf dem Ruckgrad / das heiſt mit gleicher Muͤntz bezahlt.

Der H. Biſchoff Patritius bauete unweit der Inſul Inchenn eine Kirchen im Dorff / und als ſolche halb ver - fertiget / haben daſelbſten die grobe und ungeſchlachte Bauren das Gebaͤu eingeſtellt / welches GOtt dem HErꝛnIn vit. c. 121. alſo mißfallen / daß noch auf den heutigen Tag und Stund kein Bauer alldorten ein Hauß kan ausbauen / und alſobeſte -187gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. beſtehet noch / und wird ferners allzeit beſtehen daſſelbi - ge Dorff in lauter halb ausgebaueten Haͤuſern. Das heiſt mit gleicher Muͤntz bezahlt.

Da einsmals der Heil. Maedhog in der Muͤhl ſich aufgehalten / daſelbſten das Getraͤid zu mahlen vor die Ar - me / ſo kommt zu ihme von dem edlen Geſchlecht Oſcarus einer / aber in Bettlers-Kleidern verſtellter / druckt zugleich ein Aug zu / als waͤre er ein armer halb-blinder Menſch / und haltet an um ein Mehl / deme der Heil. Mann zwar geben / aber beynebens ihm / und ſeinem gantzen Geſchlecht / den Fluch gethan / daß er und alle ſeine Nachkoͤmmlingen /Bolland in act. 31. Ja - nu. ſo lang das Hauß gewaͤhrt / nur ein Aug hatten. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz bezahlt.

Ich hab ſelbſten einen gekennt / der von guten Eltern / aber nit von guten Sitten / vor etlich Jahren zu Wien / bey naͤchtlicher Weil / wegen verruchter Eifferſucht / ermor - det worden / da er den toͤdtlichen Stich vermerckt / hat er bittlich angehalten um einen Beicht-Vatter / welches ih - me aber ſein Feind abgeſchlagen / ſprechend / gehe hin / und beichte dem Teuffel in der Hoͤll / wormit er ihme noch mit mehrern Wunden den Reſt gegeben. O mein barmher - tziger GOtt / in deſſen Haͤnden alles ſtehet / warum laͤſſeſt du ſolches zu? darum / mercks / GOTT iſt ein guter Zah - ler / zahlt mit gleicher Muͤntz / darum iſt ihme elenden Menſchen diß begegnet / weil er vor einem Jahr / eben an demſelben Tag / anderwaͤrts auf gleiche Weiſe / mit Ab - ſchlagung der Beicht / einen Menſchen ermordet hat. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz bezahlen.

Warum? Darum.

Warum wird mancher Vatter von ſeinen KindernA a 2geplagt?188Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttgeplagt? indeme ſie ihme keinen Gehorſam leiſten / ja ſein Sohn Michael hat den Teuffel nit unter den Fuͤſſen / ſon - dern gar im Kopff / der andere Sohn Gabriel gruͤſt nit die ſeeligſte Jungfrau / wohl aber andere Schlep-Saͤcke / der aͤltere Sohn Jacob verſpielet alles das ſeinige / daß er nit dem Pilgram-Stab / ſondern den Bettel-Stab er - greiffen muß. Der juͤngere Sohn Athanaſi ziehet den Vatter ſchon auch bey der Naſen herum / das kan ja ein vaͤtterliches Hertz faſt in Tod ſchmertzen. O mein GOtt / ſagt ein ſolcher Vatter / mein GOtt / warum ſchickeſt du mir ein ſolches groſſes Creutz uͤbern Hals? Ich mein / ich wolte alles gern ausſtehen / wann nur diß nit waͤr. Still mit dergleichen Worten / mein alter / mein kalter / mein gefalter Hennen-Fanger / ſtill! auf dein Warum / folgt das gewiſſe Darum / darum ſtrafft dich GOtt mit ſo un - gebaͤrdigen Soͤhnen / weil du auch in deiner Jugend ge - gen deinem Vatter einen ſchlechten Reſpect getragen / in allen Untugenden dich vergriffen / deßwegen laͤſt der ge - rechte GOtt / als ein genauer Zahler / auch zu / daß du mit gleicher Muͤntz wirſt ausgezahlt. Ein gottloſer Sohn iſt geweſt / welcher nit allein Gewalt-thaͤtige Haͤnde an ſei - nen Vatter gelegt / ſondern auch denſelben bey denen Haa - ren biß zu der Hauß-Thuͤr gezogen / nachdem dieſer Sohn auch eraltet / hat ihn ebenfalls ſein Sohn bey denen Haa - ren hinausgeſchleppt / und als er ihn wolte gar zu der Hauß-Thuͤr hinausziehen / ſagte er weinend / hoͤre auf / mein Kind / nit weiter / mein Sohn / dann ich auch nur bis hieher meinen Vatter gezogen.

Ein alte Zahn-luckete Mutter / die ein Maul hat / wie ein lehres Meſſer-Geſteck / die eine Naſen hat ſo feucht / wie ein Dufftſtein in einer Waſſer-Kunſt / dieſe Alte mur -ret189gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. ret den gantzen Tag / beklagt ſich die gantze Zeit / ſaiffert und ſeuffzet immerfort / daß ihr ſo uͤbel gehe / dann kaum ihr Schnur drey Taͤg im Hauß / und fuͤhrē ſchon den Re - giments-Stab / ſie muß jetzt hinterm Offen loſen / wie ein Brut-Henne / die da mauſen thut / die Schnur / das Spott-Vieh / habe die Schluͤſſel zu allem / mir gibt man / was im Spuͤhl-Waſſer am Boden ligt. O GOtt / O GOtt! es waͤre kein Wunder / ich thaͤt mir ſelbſt ein Leid an / mein GOtt / warum haſt du mich das erleben laſſen! Schweig ſtill du alter Stiefel-Balck / butz lieber die Na - ſen / dieſen garſtigen Diſtillir-Kolben / was und wie be - klagſt du dich? gedencke ein wenig zuruck / wie du dich ver - halten haſt gegen deiner Schwieger-Mutter / wie ſpoͤtt - lich und unbarmhertzig du mit ihr verfahren. Wolan dann alter Kehraus / ſtecke die Brillen auf die Naſen / und ſchaue / ob nit dieſes eine gleiche Muͤntz / mit der dich GOtt bezahlt. Merck diß Darum.

Der halsſtarrige Koͤnig Pharao in Egypten / nach - deme er mit 10. Plagen ſo hart von dem gerechten GOtt gezuͤchtiget worden / hat den Moyſen mit groſſer Kriegs - Macht verfolgt biß zu dem rohten Meer / durch welches Moyſes mit dreyſſigmal hundert tauſend Menſchen gantz ſicher durch paſſirt. Dann zu wiſſen / daß aus den Iſrae - liten / Jacob ſamt 75. Perſonen zum allererſten in Egyp -Jacob. Ti - rinus in c. 46. Gen. ten kom̃en / allwo ſie ſich in vierhundert und dreyſſig Jah - ren alſo vermehret / daß ſie ſich auf drey Millionen er - ſtreckt / weilen dazumalen die Weiber auf einmal wohl 4. ſo gar 6. Kinder gebohren: Nachdem nun Moyſes frey und ſicher durch das Meer paſſirt / iſt ihme auf dem Fuß nachgefolgt der Pharao mit zweymal hundert taufend zu Fuß / und funffzig tauſend zu Pferd / auch mit ſechshun -A a 3dert190Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttdert Baggaſchi-Waͤgen / aber den 24. Mertzen / an einem Sonntag / mit allen den Seinigen / im Meer zu Grund gangen. O Allmaͤchtiger GOtt! Warum im Waſſer? Warum hat ihn nit die Erde verſchluckt / wie den Dathan und Abyron? Warum hat ihn nit das Feuer verzehrt / wie die Innwohner zu Sodoma? Warum hat ihn nit die Luſft erſteckt / wie den Aman? Warum iſt Pharao mit Waſſer geſtrafft worden? Ey ſo warum alleweil! hoͤreſt dann nit? GOtt hat ſchon im ſtaͤten Brauch / daß er mit gleicher Muͤntz bezahle / Pharao hat 10. Monat nachein - ander die gebohrne Knaͤbl der Hebraͤer im Fluß Nilo er - traͤncken laſſen / weilen er dann GOtt mit Waſſer belei - diget / ſo wolte ihn auch GOtt mit Waſſer ſtraffen. Das iſt mit gleicher Muͤntz.

Zu Vizoch in Boſnia predigte gar eyfferig der Seel. Jacobus Picenus, weil ihm aber ein Ketzer feind und ab - hold / alſo hat dieſer in der Still / da keine Leute verhanden /In Annal. Min. 2476. ann. den Fuß der Cantzel mit einer Seeg abgeſchnitten / damit alſo der Prediger ſamt der Cantzel umfalle / aber GOTT zuͤchtigte ihn unverzuͤglich / und zwar mit gleicher Muͤntz bezahlte er ihn / maſſen nit allein er an einem Fuß erkrum̃t / ſondern auch alle die von ſeinem Hauß Nachkoͤmmling / ſo gar noch auf heutigen Tag an einem Fußkrum̃ ſeyn.

Exempl. 1.

Ein Edelfrau / ſchreibt Janus Nicius, wohnete auf ihrem Gut / und ſchaffte einsmals an einem Sonntag dem Pfarr-Herrn / daß er mit der Heil. Meß wolle war - ten auf ſie in der Kirchen / aber biß ſich ein ſolches Flohnetz aufbutzt / und aufkrauſt / biß ſich ein ſolcher Paradeiß-Aff ſchmuͤckt und zieret / verflieſt allemal eine zimliche Zeit / weil dann beſagter Pfarr-Herr faſt biß auf Mittag-Zeit gewartet / ſie aber noch nit erſchienen / alſo hat er wegenAntrieb191gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. Antrieb des Volcks den gewoͤhnlichen Gottesdienſt ange - fangen / und folgſam auch vollendet. Wie unterdeſſen die Edelfrau ſich nach der Kirchen begeben / haben ſie etliche Leute unterwegs berichtet / daß der Gottesdienſt bereits ein End habe / und faſt niemand mehr in der Kirchen ſeye / deſſen aber ungeachtet / eilet ſie in die Kirchen / allwo ſie den Pfarr-Herrn mit zornigem Angeſicht alſo angefahren: Huy Pfaff! heiſt das auf mich gewartet? iſt das ein Ma - nier / eine Dama zu tractiren? verſetzt ihme Geiſtlichen mit vermeſſener Hand hierauf eine ſtarcke Maultaſchen / und nim̃t ihren Ruckweg nach dem Schloß. Aber Gott iſt ein guter Zahler / indeme dazumal gedachte Edelfrau groſſes Leibs war / hat ſie / nach verfloſſner Zeit / zur gebuͤh - renden Straff / eine Tochter gebohren / mit einer gantz krum̃en und lahmen Hand / welche ſie auch ihr lebentag al - ſo unbrauchbar herum getragen. Da ſiheſt du es / ſtol - tzes Blut / wie GOtt dich mit gleicher Muͤntz bezahlt.

Warum? Darum.

Mein hochgeehrte Frau / allem Anſehen nach iſt ihr nit recht um das Hertz / ſie hat gewiß Haaſen-Fleiſch geſ - ſen / daß ſie ſo melancholiſch / iſt doch ſonſten allezeit der Heil. Hilarion ihr Patron geweſen / wann ihre Seuffzer Schellen anhaͤtten / ſo thaͤts man durch die gantze Stadt hoͤren. Was? hab ich nit Urſach zu trauren? ſagt ſie / ein verfluchte / vermaledeyte / verdam̃te / vergifſte / verlogne / vermeſſene / verkehrte / verzweiffelte / verbainte / verſchalck - te / verteuffelte / verwirrte / verruchte Zung / (Frau ihr habt ein gut Gedaͤchtnuß) hat mir die Ehr abgeſchnit - ten / ich komm unſchuldiger Weiſe ins Geſchrey / als haͤtte ich zu dem Buchſtaben E. das Z. geſetzt / mein Mann eif -fert192Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttfert anjetzo mit mir / und darff ich mich bald weniger ſehen laſſen / als ein Palm-Eſel / GOtt ſey es klagt / ich glaub nit / daß ein ungluͤckſeeligers Weib in der gantzen Welt / als ich / mein Herr / wie hab ich diß um dich verſchuldet? ich wolt / ich waͤre unter der Erd! (der Wein-Keller iſt auch unter der Erd) warum komm ich arme Veronica ſo un - ſchuldiger Weiſe um meine Ehr? O / meine Frau / der letz - te Weynacht-Feyertag iſt hart euer Geburts-Tag / ihr ſeyd nit ſo unſchuldig / wie ihr euch einbildet / ſetzt euch ein wenig nieder / ſchauet mit des Loths ſeinem Weib zuruck in die verwichene Jahr / umblaͤttert ein wenig das Pro - thocoll eures gefuͤhrten Wandels / da werdet ihr finden und ergruͤnden auf euer Warum? das Darum / darum kommt ihr ſo unſchuldiger Weiſe in ein uͤbels Geſchrey / weilē ihr vor vielen und mehrern Jahren auch einer ehrli - chen Frauen den guten Namen genommen / ſpoͤttlich und Ehr-abſchneideriſch von ihr geredet / und ein uͤble Ehe mit ihrem Herrn verurſachet / darum merckts wohl / darum ziehet die Hauben von den Ohren weck / darum zahlt euch GOtt mit gleicher Muͤntz.

Einen ſtaͤrckern Helden hat die Welt nit geſehen / als den Samſon. An. 1511. hat man zu Augſpurg auf dem Reichstag vor den Kayſer Maximilian einen groſſen ſtar - cken Mann gefuͤhrt / welcher auf einmal ein gantzes Kalb mit Haut und Haar verzehrt / auch mit der Fauſt den ſtaͤr - ckiſten Ochſen niedergeſchlagen. Der war ſtarck / aber noch ſtaͤrcker Samſon. Galeotus Bardaſinus war ein ſolcher tapfferer Held / und ſo anſehlicher Kraͤfften / daß er nit al - lein einen mit Holtz beladenen Eſel mit einer Hand in dieC. Marius in chor, graph. Hoͤhe gehebt / ſondern auch oͤffter er allein wider dreyſſig und mehrer gefochten / auch uͤberwunden. Der war ſtarck /aber193gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. aber noch ſtaͤrcker Samſon. Ænotherus, gebuͤrtig aus Schwaben / war unter dem Kriegs-Heer Caroli Magni ein ſo dapfferer Kriegs-Held / daß er den Feind nieder -Avent. lib. 4. gehaut / als wie ein Maͤder das Gras / ja / er hat einen und den andern mit ſeiner Lantzen geſpiſſt / und ſolcher ge - ſtalten auf der Achſel herum getragen / als trage er etliche gebratene Voͤgel am Spieß. Der war ſtarck / aber noch ſtaͤrcker Samſon. Maſſen dieſer mit einem Eſels-Kien - Backen tauſend Philiſtæer erlegt / und endlich gleichwohl / Pfuy / von einem Weib uͤberwunden worden / ja / ſo weit kommen / daß ihme beede Augen ſeynd ausgeſtochen wor - den. Warum diß? Darum / er hatte ſich verſuͤndiget mit denen Augen / indem er dieſelbige geworffen auf die uͤp - pige und muthwillige Dalila. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz bezahlt.

Solches hat auch erfahren der Heil. Ephræm, dieſer wurde auf eine Zeit von ſeinen Eltern auf das Land hin - aus geſchickt / weil er aber von der Nacht uͤberfallen wor - den / konte er nit anderſt / als das Loſament nehmen bey etlichen Kuͤh-Hirten in ihren alten Huͤtten und Woh - nungen / bey naͤchtlicher Weile aber / da ſo wohl er / als die Hirten im ſanfften Schlaff ruheten / haben die WoͤlffJoan. Niſ - ſenus in Alphab. Chriſt. eingebrochen / und ſehr viel Vieh hinweg getrieben / daß alſo die arme Tropffen in aller fruͤhe mit weinenden Au - gen dieſen Schaden bedauret / ſie waren aber der gaͤntzli - chen Meynung / daß ſolches nit ſeye geſchehen durch die Woͤlff / ſondern durch gewiſſe Boͤswicht und Dieb / glaub - ten anbey / der Ephræm, ſo bey ihnen die Nachtherberg ge - nommen / ſeye ein Ausſpaͤher geweſt / ja er ſelbſt der Haubt-Kuͤhdieb / dahero ſie ihn ohne Verweilung mit allem Gewalt zum Gericht gezogen / allwo er an eiſene Band gefaͤßleter in die Gefaͤngnuß geworffen worden / in welcher noch 2. andere auch Gefangene gelegen. In dieſer finſtern Keuchen lamentirte Ephræm uͤber alle maſ -Pars III. B bſen /194Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttſen / wie dergleichen Leut pflegen zu thun / wann ſie / ihrer Einbildung nach / unſchuldig leiden / doch aber hat er al - les dem gerechten GOtt uͤberlaſſen / ihme aber iſt nicht lang hernach ein Engel in Geſtalt eines ſchoͤnen Juͤng - lings erſchienen / und die Urſach ſeiner Gefaͤngnuß aus - geforſcht / deme der fromme Ephræm alles umſtaͤndig ent - deckt / wie daß er ſo unſchuldiger Weiß als ein Kuͤhdieb ſeye eingezogen worden / worauf der Engel ihme mit troſtreichen Worten zugeſprochen / er ſolle eines guten Muths ſeyn / und beynebens gedencken / daß der Allmaͤch - tige GOtt aus gewiſſen Urſachen dieſes Ungluͤck uͤber ihn verhaͤngt habe / deßgleichen ſeyen auch unſchuldig die - ſelbe zwey / ſo neben ſeiner in der Gefaͤngnuß ſeyen / darauf verſchwindet der Engel / und Ephræm fragt ohne Verzug beyde Gefangne / was ſie dann verwirckt haben? Ich / ſagt einer / bin angegeben worden / als haͤtt ich einen ent - leibt / und dem iſt nit alſo / ich bin unſchuldig / ich / ſagt der andere / bin angefuͤhrt als ein Ehebrecher / und dem iſt nit alſo / da bin ich vor GOtt unſchuldig / und ich / ſagt Ephræm, bin hieher in dieſe Keuchen geworffen worden als ein Kuͤh - dieb / und dem iſt auch nit alſo / ich bin ganz und gar un - ſchuldig. Mein lieber Bruder / forſchet weiter der Ephræm aus / weiſt du dich nit zu entſinnen / daß du etwan ein - mal ein Ubel geſtifftet? Ja / antwortet er / welcher des Todtſchlags unſchuldiger Weiſe bezuͤchtiget worden / ja / ich bin einsmals gegenwaͤrtig geweſt / wie ihrer zwey auf einer Brucken gezanckt / und einer aus ihnen in den tiefen Fluß gefallen / dazumalen ſpazierte ich an dem Geſtad / und haͤtte gar leicht den armen Tropffen / ſo mir wehmuͤtig zugeſchryen / koͤnnen aus dem Waſſer helffen / hab ihn aber / als ein unbarmhertziger Menſch / laſſen er - ſauffen / jezt ſpuͤhre ich / daß mich GOtt bezahlt mit glei - cher Muͤntz / indem ich als ein Todtſchlaͤger / obzwar hier - innfalls unſchuldig / bin angegeben worden. Mein lieberBru -195gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. Bruder / alſo redet Ephræm den andern an / was haſt et - wan du Boͤſes geſtifft dein Lebtag? Ich / ſagte der ande - re / ſitz allhier als ein vermeinter Ehebrecher / es geſchicht mir aber unrecht / das weiß ich zwar wol / daß einmal ih - rer zwey Bruͤder einen reichen Verlaß des verſtorbenen Vatters wolten theilen / anbey aber der Schweſter / ſo dazumal ein Wittib / ihr Erbportion zu geben geweigert / und vorgeſchuͤtzt / ſie fuͤhre ein liederlichs Leben / und ge - be ein offentliche & cœtera ab / zu dieſer Unbild hab ich mich brauchen laſſen / und nach Empfang 50. Ducaten / hab ich einen falſchen Eyd abgelegt / als haͤtte ich ſie in ei - nem Ehebruch erdappt: Nun merck ich wol / daß mich GOtt mit gleicher Muͤntz bezahlt / indem er hat zugelaſ - ſen / daß ich unſchuldiger Weiſe vor einen Ehebrecher bin eingezogen worden. Was haſt dann du Ephræm ver - dient / daß du in eiſerne Band biſt gerathen? Mich hat man eingelegt als einen Kuͤhdieb / und bin doch unſchul - dig. Aber haſt du dann gar nichts uͤbels geſtifft dein Leb - tag? Ja / ſagt Ephræm, mich hat mein Vatter unge - fehr vor einem Monat auf das Land hinaus geſchickt / da hab ich unterwegs in dem Wald ein tragende Kuh ange - troffen / welche ich aus lauter Muthwillen mit Steinen ſo lang geworffen / und getrieben / bis ſie niedergefallen / und bey der Nacht denen Woͤlffen zu einem Raub wor - den / ſolches Rindvieh hat einem armen Mann zugehoͤrt. Und ich Ephræm mercke anjetzo auch / daß mich GOtt mit gleicher Muͤntz bezahlt / indem ich / obzwar dißfalls un - ſchuldig / als ein Kuͤhdieb allhier gefangen lig. O du ge - rechter GOtt in allen Sachen!

O wie offt klagen wir unbeſonnene Adams-Kinder / und lamentiren / daß uns GOtt diß oder jenes Unheil uͤber den Halß ſchickt / wollen gleichſam den Allmaͤchti - gen GOtt beſchuldigen einer Ungerechtigkeit / wann er uns / und das Unſerige / in einiges Ungluͤck bringt: AberB b 2ſtill196Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttſtill mit ſolchen Reden / ihr ungedultige Menſchen / ſon - dern glaubt ſicher und gewiß / daß wann ihr auch / eurer Meynung nach / unſchuldig euch erkennet / GOtt gleich - wol euch kein Unbild zufuͤge / ja ſucht nur nach / und zehlt die Jahr / die Monat / die Wochen / die Stunden / exami - nirt alle wol / thut dieſelbe auswaiden / wie Tobias den Fiſch / ſo werdet ihr finden / daß auch GOtt dißmal zah - le / was ihr ſchon laͤngſt verdienet / und werdet allemal finden / daß er euch zahle mit gleicher Muͤntz / wie den Ephræm, ſo nachmals ein groſſer Heiliger worden / und wie ſeine 2. Mitgeſpaͤn in der Keuchen.

Warum? Darum.

Die Inwohner der Stadt Sodoma und Gomorrha ſamt andern benachtbarten Oertern ſeynd erſchroͤcklich von dem gerechten GOtt geſtrafft worden / aber wie? ſie ſeynd nit mit Steinē und Felſen zugedeckt worden / wie die Ammoræer; aber wie? ſie ſeynd nit durch feurige Schlan - gen zu todt gebiſſen worden / wie die murriſche Iſraeli - ter in der Wuͤſten. Aber wie? Sie ſeynd nit von wil - den Baͤren zerriſſen worden / wie jene Knaben / ſo den Eli - ſæum ausgeſpoͤttelt. Aber wie? Sie ſeynd nit mit einem Schwerdt von einem Engel zu Boden geſchlagen wor - den / wie das Kriegs-Heer des Sennacheribs. Aber wie? Sie ſeynd nit durch die Peſt hingeriſſen worden / wie die Palæſtiner zur Zeit des Davids. Aber wie? Dieſe groſſe Suͤnder ſeynd von ſchweflichen ſtinckendem Feuer / ſo von oben herab gefallen / verzehrt worden. Warum mit Feuer? Darum / GOtt ware hoͤchſt erzoͤrnet uͤber dieſe Staͤdt und dero laſterhaffte Inwohner / wie dann auch in derſelben Nacht / und zwar denſelben Augenblick / da Chriſtus JEſus aus der unbefleckten Jungfrauen geboh -Laurent Maſſel. lib. 5. ren / alle mit Sodomitiſcher Suͤnd behaffte Menſchen in der gantzen Welt des gaͤhen Tods geſtorben. Weil dann GOtt auf alle Weiſe beſchloſſen / dieſe Gottloſe Leut zuſtraffen /197gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. ſtraffen / alſo hat er ſie mit gleicher Muͤntz wollen bezah - len / was ware anderſt unter ihnen? was anderſt bey ih - nen? was anderſt in ihnen / als das ſtinckende Venus - Feuer? und weilen dero verruchte Suͤnd wider die Na - tur war / alſo hat ſie der gerechte GOtt mit ſtinckendem Schwefel-Feuer / und zwar mit einem Feuer / welches wider ſeine Natur herab geſtiegen / ſtraffen wollen / da - mit ſie ſehen / wie GOtt ſo genau mit gleicher Muͤntz be - zahle.

Bekandt iſt jenes / was Joannes Duegenius ſchreibt / daß nemlichen Einer geweſt / der aͤuſſerlich einen ſehr frommen und auferbaulichen Wandel gefuͤhrt / auch end - lichen einen ſolchen Tod genommen / der nit weniger ſee - lig / als gluͤckſeelig gehalten wurde / wie man aber den Leichnam in die Kirchen getragen / und der Biſchoff vor den Verſtorbenen das Seel-Ampt gehalten / da hat ſich dieſes Wunder ereignet / ſo offt ſich der Biſchoff gegen dem Volck gewandt / und das gewoͤhnliche Dominus Vo - biſcum geſungen / ſo offt hat ein hoͤltzernes Crucifix-Bild in Mitte der Kirchen hangend beede Haͤnde vom CreutzJoan. Due - gen. in ſpec. triſt. c. 1. herab geloͤſt / und damit die Ohren verſtopfft / nach vie - ler Nachforſchung iſt man endlichen darhinder kommen / daß dieſer ein abgeſagter Feind der Armen ſein Lebtag geweſt ſeye / ja ſo gar habe er mehrmalen die Ohren ver - ſtopfft / damit er nit hoͤre das Geſchrey der Bettler / auch derentwegen ihme ein Wohnung gebauet / wo kein eini - ger Bettler hat koͤnnen zukommen. Da haſt dus O elen - der Tropf / erkenne nun / aber zu deinem ewigen Scha - den / die gleiche Muͤntz / mit welcher dich GOtt bezahlt / weil du vor ihm und den Seinigen die Ohren haſt zuge - ſtopfft / desgleichen hat er dir wieder gethan.

Faſt keine ſeynd beſſer mit gleicher Muͤntz ausgezah - let worden / als die gottloſen Juden. 36. Jahr nach dem bittern Tod Chriſti des HErrn iſt die Stadt Jeruſalem /B b 3wohin198Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttwohin ein unzahlbare Menge der Juden ſich begeben / von Titi Veſpaſiani Kriegs-Heer den 14. Tag Aprilis belaͤgert worden / und hat Titus eben an ſelbem Ort das Lager auf - geſchlagen / benanntlichen auf dem Oelberg / wo der HErr JEſus gefangen worden. Sihe eine gleiche Muͤntz.

Zur Oeſterlichen Zeit haben die Hebraͤer / ohne Reſpect des hohen Feſts / Chriſtum den Heyland gefangen / und in einen abſcheulichen Kercker gefuͤhrt: Auch zur Oeſter - lichen Zeit hat Titus die Stadt Jeruſalem innerhalb 3. Tagen mit einer gantz neuen Mauer umgeben / welches in ſich ſelbſt nit natuͤrlich war / daß alſo die geſamte Ju - den gleichwie in einem Kercker ſeynd eingeſperrt worden. Sihe eine gleiche Muͤntz.

Derjenige / ſo Himmel und Erden erſchaffen / der an ſich / und in ſich begreifft einen unendlichen Schatz / und das hoͤchſte Gut ſelbſten / iſt von denen Juden nit hoͤher geſchaͤtzt worden / als um 30. Silberling / weilen dann 97000. Juden unter waͤhrender Belaͤgerung gefangen worden / alſo ſeynd ſie ſo gering geſchaͤtzt worden / daß man 30. Hebraͤer um einen Silberling kont haben. Sihe eine gleiche Muͤntz.

In der Nacht / in welcher dieſes Goͤttliche Lamm von den reiſſenden Woͤlffen iſt gefangen worden / muſte der HErr und Heyland allerley Schimpf und Spott ausſtehen / unter andern verbanden ſie ihme ſeine Augen / ſchlugen ſein Goͤttliches Angeſicht mit harten Backen - ſtreichen / begehrten anbey / er ſoll prophezeyhen / wer es gethan? nennten ihn einen falſchen Propheten. In der belaͤgerten Stadt Jeruſalem befande ſich ein falſcher Prophet / welcher offentlich ausgegeben / daß alle dieje - nige / ſo ſich in den Tempel ſalviren werden / mit dem Le - ben davon kommen / indem ſich dann uͤber die 6000. dahin begeben / ſeynd alle dieſe zu Aſchen verbrannt worden. Sihe eine gleiche Muͤntz.

Die199gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren.

Die Juden haben Chriſtum den HErrn / dieſe ein - gefleiſchte Goͤttliche Weißheit / ausgeſpottet / und mit ihm / und an ihme allerley Muthwillen getrieben. Ti - tus Veſpaſiani, hat nachmals An. 73. aus denen Gefan - genen Juden 2000. auf das Theatrum laſſen fuͤhren / und nach vielem Geſpaͤß und Spielen / theils mit Menſchen als wilden Thieren alleſamt laſſen erwuͤrgen. Sihe eine gleiche Muͤntz.

Die Hebraͤer / als unverſchamte Beſtien / haben den HErrn JEſum ſeiner Kleider beraubt / und denjenigen blutnackend ausgezogen / der die Erd mit Graß und Blu - men / die Baͤumer mit Blaͤttern und Rinden / die Voͤgel mit Federn bekleidet. Diejenige Juden / ſo da fluͤchtig aus der belaͤgerten Stadt worden / ſeynd alle gefangen / und nackend ausgezogen worden / auch haben die Ara - bier und Syrier dero Leiber aufgeſchnitten / und Geld darinnen geſucht / wie dann in einer Nacht mehrer als 2000. dergleichen ausgeweidet worden. Da ſihe eine glei - che Muͤntz.

Die Juden haben mit geſamter Stimm von Pilato begehrt / er ſolle JEſum creutzigen laſſen / Crucifige! Wie es dann nachmals geſchehen. Titus hat aus de - nen gefangenen Juden alle Tag laſſen 500. auf die Creutz naglen / daß alſo letzlich die Baͤumer abgangen / dieſe Boͤswicht darauf zu haͤngen. Sihe mehrmalen eine glei - che Muͤntz.

Die Hebraͤer haben den Goͤttlichen Mund JEſu des HErrn beleidiget / indem ſie ihn im groͤſten Durſt mit Gallen und Eſſig getraͤnckt. Zu Jeruſalem ware unter waͤhrender Belaͤgerung ein ſolcher Hunger / daß allein uͤber dreymal hundert tauſend hiervon geſtorben / nach - dem ſie das Leder von den Schuhen / den Miſt aus dem Stall ja ſo gar Menſchen-Fleiſch vor ein Speiß genoſſen. Da ſihe mehr eine gleiche Muͤntz.

Die200Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOtt

Die Hebraͤer haben um die Kleider Chriſti gewuͤrff - let. Zu Jeruſalem war die Noth ſchon ſo weit kommen / daß ſie / die Inwohner / mit einander geſpielt / wer unter ihnen muß und ſoll Heucker ſeyn / der den andern umbrin - ge / damit ſie nit in des Feindes Haͤnde gerathen. Sihe wieder ein gleiche Muͤntz.

Die Juden / dieſe verſtockte Leut / nachdem ſie doch geſehen / daß das Blut JEſu von Nazareth iſt unſchul - dig vergoſſen worden / haben gleichwol aufgeſchryen / Sanguis ejus &c. ſein Blut komme uͤber uns ꝛc. Als Titus Veſpaſiani die Stadt mit ſtuͤrmender Hand erobert / die - ſelbe an allen Orten angezuͤndet / ſo ware doch beynebens ein ſolches Metzgen und Blutvergieſſen / daß an vielen Orten das Feuer mit Blut geloͤſcht worden. Sihe ein gleiche Muͤntz.

In Summa die Hebraͤer durch den Tod / welchen ſie dem wahren Meſſiæ und Heyland der Welt ange - than / haben verſchuldet / daß ſie GOTT mit gleicher Muͤntz bezahlt / und deren auf die zehenmal hundert tau - ſend durch Peſt / Hunger / und Schwerdt laſſen um - kommen.

Es iſt auch abſonderlich und denkwuͤrdig zu mercken / daß alle Nachkoͤmmling derjenigen Juden / durch dero Haͤnd der HErr JEſus gelitten / noch auf den heutigen Tag mit gleicher Muͤntz bezahlt werden.

Diejenige / ſo den gebenedeyten Heyland in dem Gar - ten gefangen nach dem Kuß Judaͤ / waren von dem Ge - ſchlecht Ruben: Dahero alle Juden aus beſagtem Ge - ſchlecht / wo ſie in der Welt ausgetheilt / was ſie immer Gruͤnes in Gaͤrten und Feldern anruͤhren / muß daſſelbe alſobalden verdorren / auch kein Samen / den ſie in die Er - den ſaen / wird aufgehen / ſo gar wo ſie begraben werden / waͤchſt nie kein Graß auf dero Graͤber. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz.

Die -201gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren.

Diejenige Juden / welche Chriſto dem HErrn harte Backenſtreich verſetzt / waren aus dem Geſchlecht Aſer, dannenhero alle dero Nachkoͤmmlingen auf den heutigen Tag gebohren werden mit dem rechten Arm kuͤrtzer / als der lincke iſt / die rechte Hand aber krumm und zuſammen gebogen. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz.

Wie der HErr JEſus von dem Palaſt des Annas zu der Behauſung Caiphæ gefuͤhrt worden / haben die muthwillige Juden allerley Poſſen und Boßheiten ge - trieben / unter andern ſchreibt Carafa, Rabbinus, der nachmals ein Chriſt worden zu Rom / haben die Hebraͤer etliche ihre Kinder in einen Stall / wo der HErr JEſus vorbey gangen / mit allem Fleiß eingeſperrt / auch nach - mals den Heyland gefragt / wer / und was in dieſem Stall ſeye? worauf Chriſtus geantwortet / daß ihre Kinder dar - innen / die Juden aber aus Schertz ſagten / nein / ſondern es ſeynd Schwein darinnen / darauf der HErr ſagte / ſo ſeyens dann Schwein / kaum daß er ſolches ausgeredt / ſeynd alle dieſe Kinder in Schwein verkehrt worden / wel - che ſich im nechſten Waſſer ertraͤnckt haben. WorvonCarafa in maledict. Hebræor. auch noch kommt / daß alle Deſcendenten und Nach - koͤmmlingen von dieſem Geſchlecht Nephtalim mit 4. Sauzaͤhn im Maul gebohren werden / dergleichen einen / ſagt obgedachter Carafa, hab er geſehen zu Rom. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz.

Diejenige / ſo dem Heyland JEſu auf dem harten Creutz-Baum Gall und Eſſig haben dargereicht / waren von dem Geſchlecht Benjamin / deſſentwegen alle dero Nachkoͤmmlingen alle Jahr am Charfreytag das Maul und Naſen voller Wuͤrm haben / und koͤnnen den Kopf niemalen ſtet halten. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz. Pars III. C cDer -202Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttIbidem. Dergleichen Juden / ſagt Franciſcus da Viſcie und Ber - nardinus da Piperno, haben ſie geſehen zu Tripoli und zu Damaſco.

Diejenige Juden / welche in das Allerheiligſte Ange - ſicht Chriſti des HErrn ſpoͤttliche und ſtinckende Speichel geworffen / waren aus dem Geſchlecht Levi, alle dero de - ſcendenten / wo ſie immer zu finden / koͤnnen auf keine Weiſe den Speichel auf die Erde werffen / ſondern ſo offt ſie ausſpuͤrzlen / ſpringt ihnen der Speichel wieder in das Geſicht. Dergleichen Juden ſeynd vor etlich Jahren zu Peſaro angetroffen worden. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz.

Diejenige Juden / welche gegen den HErrn JEſum mit ſo blutiger Geißlung verfahren / ſeynd geweſt von dembidem. Geſchlecht Iſacar, dieſe empfinden alle Jahr den 25. Mar - tii 6666. Wunden / oder Stich an ihrem Leib / nit anderſt / als waͤren ſie am gantzen Leib geſchrepfft / auch flieſt ſehr haͤuffiges Blut von ihnen / von dieſem Geſchlecht iſt vor wenig Jahren Einer / Namens Eleazar da Feſſa geſehen worden. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz.

Diejenige Juden / welche dem HErrn JEſu eine doͤrnerne Cron auf das Haubt geſetzt / und 15. geſpitzteAntonio di Paolo Mar - ſini fol. 200. Doͤrner gar bis ins Hirn hinein gedrungen / ſeynd geweſt von dem Geſchlecht Gad, dero Deſcendenten und Nach - koͤmmlingen den 25. Martii alle Jahr 15. Wunden be - kommen / aus welchen ſehr viel Blut rinnet / wann ſie aber getaufft werden / und den Chriſtlichen Glauben an - nehmen / ſo dann weichet dieſes Ubel von ihnen. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz.

Warum? Darum.

Es iſt nit an der Groͤſſe gelegen / ſonſten gaͤlt ein Wieß -baum203gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. baum mehrer als ein Scepter. Es iſt nit an der Groͤſſe ge - legen / ſonſten koͤnte eine Kuh einen Haſen erlauffen. Es iſt nit an der Groͤſſe gelegen / ſonſten waͤre ein Kuͤrbis beſ - ſer / als eine Pomerantzen. Es iſt nit an der Groͤſſe gele - gen / ſonſten haͤtte der Goliath dem David den Reſt gege - ben / allwo doch das Widerſpiel begegnet. Goliath war ein Rieß 6. Elen und eine Spann hoch / dergleichen unge - heure groſſe Menſchen GOtt mehrmalen / ſeine Allmacht zu zeigen / der Welt gegeben. In der Inſul Senno iſtVincent. Tanara. l. 6 ein todter Leib gefunden worden / deſſen Hirnſchal zwey Aimer Waſſer gehalten. Zu Trapani in Sicilia hat man viel Menſchen-Zaͤhn gefunden / deren die meiſte faſt drey Pfund gewogen. Wann nun der Menſch aufs wenigſt 28. oder 32. Zaͤhn / ſo folgt / daß ein ſolcher einen gantzen Centner Zaͤhn im Maul gehabt. Wie man in Maurita - nia die Begraͤbnuß des Rieſens Antei zerſtoͤrt / ſo iſt ein Menſchen-Coͤrper gefunden worden / der hundert und fuͤnff Schuh lang war. In Africa, neben der Stadt Uti - ca, am Geſtad des Meers / hat man einen Menſchen-Zahn gefunden / welcher ſo groß / daß man unſchwehr daraus hat ſchlieſſen koͤnnen / daß dieſer hundertmal ſeye groͤſſer geweſt / als ein anderer ordinari Menſch. In dem Koͤnig -S. P. Aug. de Civit. Dei. reich Polen / in einem alten Grab / iſt ein Todten-Coͤrper ge - funden worden / der ſo groſſe Finger hatte / daß deſſen gul - dener Ring einem andern vor ein Armband gedienet haͤt - te. Goliath iſt zwar nit ſo groß geweſen / aber gleichwolMenoch. p. 3. c. 5. viermal groͤſſer als der David / und gleichwol hat der Laͤn - gere das Kuͤrtzere gezogen / David hat den großkopffeten Goliath mit einem Stein an die Blaſſen oder Stirn ge - troffen / worvon er zu Boden gefallen. Warum aber gleich an die Stirn? warum nit auf die Bruſt? oder an -C c 2der -204Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttderwerts hin? Ey GOtt iſt allzeit geweſt / er iſt noch / und wird allzeit bleiben ein guter Zahler / und zwar mit glei - cher Muͤntz. Darum hat der gerechte GOtt zugelaſſen / daß dieſer ſtoltze Limmel an die Stirn getroffen worden / weil er ihm dorten viel eingebildet / den David in allweg verachtet / und nur vor einen Buben gehalten.

Man wird nit leicht ein ſeltzamere Geſchicht leſen / als in denen Actis des heiligen Martyrers Gangulphi, ob zwar hierinnfalls die Feder ſchier moͤcht die Erbarkeit of - fendirn / weilen ohne das viel Naſenwitzige in alle Buͤ - cher pflegen Eſel-Ohren zu machen. Wann ich aber er - waͤge / daß auch die Heil. Goͤttliche Schrifft dergleichen Ding nit umgehe / maſſen im erſten Buch der Koͤnige am 24. Cap. zu leſen: Wie der Saul in die Hoͤle hinein ge - gangen / ſeinen Bauch zu reinigen. Item im 4ten Buch der Koͤnige am 9. Cap. hat GOtt durch den Propheten gedrohet / ich will das gantze Hauß Achab vertilgen / undn actis erwuͤrgen von Achab mingentem ad parietem, auch der an die Wand ꝛc. in Anſehen dieſer Text / kan ich nitPagat. tom 2. f. 65. verbergen / was mit dem heil. Martyrer Gengulpho ſich zugetragen. Dieſer war ein ſehr eiferiger und Gotts - foͤrchtiger Mann / der ſich nit allein in allen heiligen Wer - cken geuͤbet / und maͤnniglich mit ſeinem Tugendwandel vorgeleuchtet / ſondern auch um den wahren allein ſeelig - machenden Chriſtlichen Glauben als ein dapferer Kaͤmpf - fer und Blutzeug JEſu das Leben gelaſſen. Wie man deſſen heiligen Leichnam zum Grab getragen / und zur Erden beſtattet / und dazumalen ſehr viel Miraculn und Wunderwerck geſchehen / hat man ſolches ſeinem hinder - laſſenen Weib zu Hauß angedeutet / kaum aber / da ſie ſolches vernommen / hat ſie daruͤber ſchimpflich den Kopfge -205gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. geſchuͤttelt / und nach Art aller boͤſer Weiber angefangen zu ſchmaͤhlen. Was! ſprach ſie / was? mein Mann Mi - racul thun? mein Mann macht Miracul / wie mein Hin - derer ſingen thut / auf ſolche freche Red hat ſie alſobalden wider ihren Willen eine groſſe Anzahl der wilden und ſchaͤndlichen Klang muͤſſen auslaſſen / ja ſo gar die Zeit ih - res Lebens alle Freytageden gantzen Tag / maſſen an die - ſem Tag Gengulphus gemartert worden / von Fruͤhe an / bis auf die Nacht / ſo offt ſie ein Wort geredet / hat ſie zu - gleich muͤſſen von hindenher ſich hoͤren laſſen / dergeſtal - ten der gantzen Welt zu Spott worden. Der Koͤnig Pi - pinus ſelbſt hat ihme dieſes Weib laſſen vorfuͤhren an ei - nem Freytag / und die Erfahrenheit dieſer Sau-Muſic / eingenommen. Aber heiſt dann dieſes auch nicht mit glei - cher Muͤntz bezahlt?

Joannes Zwikius, ein guter Soldat / aber ein ſchlim - mer Chriſt / hat ſich vermeſſen zu ſagen / er wolle dem Wei - bel zu Hall (verſtunde das miraculoſe Bildnuß unſer Lie - ben Frauen daſelbſt) die Naſen abſchneiden / kaum hat er ſolches ausgeredt / fliegt eine Muſqueten-Kugel aus der Stadt / und nimmt ihm wurtz die Naſen weg. Das iſt mit gleicher Muͤntz.

Aman, wie iſt es dir ergangen? Ich hab durch mei - ne Politiſche Griffel die Sach bey dem Hof des Koͤnigs Aßveri ſo weit gebracht / daß der Galgen und der Strick vor den Mardochæo ſchon in der Bereitſchafft geſtan -Eſther, 7. c. den / und nichts abgaugen als der Halß / aber GOtt hat mich mit gleicher Muͤntz bezahlt / indem ich eben an demſelben Holtz muſte den Kehraus tantzen.

Ihr alte / aber nit kalte / Richter zu Babylon, ihr kom̃t mir vor wie die Eiſenhaͤmmer in Oberſteyer zur Winters -C c 3zeit206Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttzeit / dieſe ſeynd uͤberſich mit Schnee bedeckt / innwendig aber voller Feuer / wie iſt es euch ergangen? Wir haben die ſchoͤne Suſannam im Bad erdappt / aber ſelbſten nach - mals muͤſſen das Bad austrincken / unſer Bosheit hat ſchon ſo viel ausgerichtet / daß Suſanna bereits ausge - fuͤhrt worden zum verſteinigen / ſo hat ihr aber der Daniel einen Stein in Garten geworffen / und die Sach alſo um - gekehrt / daß wir mit gleicher Muͤntz bezahlt / und von dem geſamten Volck ſeynd verſteiniget worden.

Laban wie iſt es dir ergangen? Ich habe / nach Edel - manns Art / dem Jacob viel verſprochen / und wenig ge - halten / der gute Menſch hatte auch lieber die ſaubere Wei - ber / als die Sau-beren Weiber / darum hat er mir um die ſchoͤne Rachel ſieben Jahr gedienet / zu Ende dieſer Zeit / hab ich auf den Abend eine kleine Mahlzeit angeſtellt / nach - mals die Liechter ausgeloͤſcht / und geſagt / er ſoll mit ſei -Genel. 30. ner Braut ſchlaffen gehen / unterdeſſen war es nit die Ra - chel, ſondern die garſtige triefaugige Lia, es hat mich aber durch Eingebung und Angebung eines Engels der Jacob wieder mit gleicher Muͤntz bezahlt / indeme er / ver - moͤg des aufgerichten Contracts, die geſcheckete Laͤmmel / denen er die Farben durch halb-geſchelte Ruthen zuwegen gebracht / alle zu ſich genommen. Ich hab ihn mit einem geſchecketen Weib betrogen / er hat mit geſchecketen Laͤm - mel mich wieder uͤbervortheilt.

Adonibezec wie iſt es dir ergangen? Ich hab mit meiner Kriegs-Macht 70. Koͤnig uͤberwunden / alle ge -Judie, 1. 7. fangen genommen / und endlichen im Hochmuth und Ty - ranney alſo geſtiegen / daß ich ihnen allen habe laſſen die Finger an Haͤnden / und die Zaͤhen an Fuͤſſen abſchneiden. Aber ich bin mit gleicher Muͤntz bezahlt worden / dannnach -207gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. nachmals die Iſraeliter mit ihrem Fuͤhrer Juda die Ober - hand erhalten / zehen tauſend Mann erlegt / und auf glei - che Weiſe mit mir verfahren / wie ich mit denen ſiebenzig Koͤnigen.

Reicher Praſſer / verdammter Schlemmer / wie iſt es dir ergangen? Ich hab den Bettler Lazarum gleich - wol laſſen ligen vor der Haußthuͤr / und ihme nit ein Broͤ - ſel Brod laſſen zukommen / aber GOTT hat mich mitLuc. 16. gleicher Muͤntz bezahlt / dann wie mich der Teufel geholt hat / da hab ich nur um ein Troͤpffel Waſſer angehal - ten / aber der ich nit ein Broͤſel hab geben / konte auch das Troͤpffel nit bekommen / und hab doch dem Abraham ſo gute Wort geben.

Ihr hohe Beampte des groſſen Koͤnigs Darii, wie iſt es euch ergangen? Wir haben aus Neid / der ſonſt all - zeit der Erſte in die Schuͤſſel bey der Hofſuppen / aus Neid haben wir den Daniel bey der Herrſchafft dergeſtaltenDaniel, 14. durch die Hechel gezogen / und angeben / daß er ſo gar in die Loͤwengruben iſt geworffen worden: Aber GOtt hat uns mit gleicher Muͤntz bezahlt / nachdeme der Daniel wunderbarlicher Weiſe von denen wilden Thieren ver - ſchonet worden / muſten wir / aus Befehl des Koͤnigs / in dieſe Gruben / worinnen uns die Loͤwen zu tauſend Stuck zerriſſen.

Paule, wie iſt es dir ergangen? Wie Stephanus iſt2. Corinth, 4. verſteiniget worden / dazumalen hab ich noch Saulus, und nit Salus geheiſſen / hab der Henckers Geſellen ihre Kleider gehuͤtet / damit ſie ohne Hindernuß dem Stepha - no koͤnten den Reſt geben: Aber es hat mich GOtt braſ wieder mit gleicher Muͤntz bezahlt / indem ich auf meinenBu -208Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttBuckel einen manchen Steinwurff bekommen / ſemel lapidatus &c.

Ihr Juden in Palæſtina, wie iſt es euch ergangen? Wir haben dem Koͤnig Herodi alle Nachricht geben / wie / wo / und wann der Meſſias gebohren / damit er mit dem Schwerdt denſelben aus dem Weg raume / aber wir ſeynd mit gleicher Muͤntz bezahlt worden / indem vierzehen tau - ſend unſerer Kinder durch ſeine Tyranney umbbracht worden.

Die Welt bezahlt zuweilen auch mit gleicher Muͤntz / und iſt ſolche Straff pœna talionis genannt worden. Es wird erzehlt von einem Bauren / welcher in der Stadt beym Wein ſich alſo wol befunden / daß er im Wirths - hauß unter dem offnen Fenſter gantz ſanfft eingeſchlaffen / indem aber gaͤh ein Getuͤmmel entſtanden / von welchem der berauſchte Bauer erwacht / und weilen der Kopf in gar zu ſchwaͤrem Gewicht / iſt er vom hohen Fenſter hin - ab gefallen / und gleich dazumalen einen voruͤbergehen - den Menſchen zu todt geſchlagen / wie ſolches der Freund - ſchafft dieſes Tropffens zu Ohren kommen / hat ſie alſo - bald den unbehutſamen Bauren in ſtarcke Verhafft ge - nommen / und die Sach ſo weit durch einen Advoca - ten getrieben / daß er auch / dieſer veruͤbter That halber / ſol - te vom Leben zum Tod verurtheilt werden. Wie ſolches der Bauer von dem Gericht vernommen / hat er um Er - laubnuß zu reden gebetten / auch unſchwehr erhalten. Ihr Herren / ſprach er / ich bin erbietig auch zu ſterben / weil ich dieſes Menſchens Tod ein Urſach bin geweſen / und be - gehr auch mit gleicher Muͤntz geſtrafft zu werden: Wol - an dann / ſo thue ſich dieſer Advocat auch rauſchig an - trincken / ſchlaff unter dem hohen Fenſter wie ich / undfalle209gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. falle gleichmaͤſſig vom Fenſter herab auf mich. Solches Anerbieten wolte dem Actori gar nit gefallen / lieſſe alſo den ungefaͤhr erſchlagnen Menſchen ungerochner / und nahme von dem geſampten Gericht nit ohne Gelaͤchter den Abtritt.

Judas der verblendte Boͤswicht / ſampt ſeiner zuſammen gerotten Schaar / ſihet das er - ſchroͤckliche Angeſicht des HErrn JEſu / welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag.

NAchdem der gebenedeyte Heyland drey Stund ſein Gebet verricht / in dem Garten / iſt end - lichen der verruchte Iſcarioth ſampt einer groſ - ſen Anzahl der Soldaten und Juden ankom - men / unter welchen vornehme Hohe-Prieſter und Fuͤr - ſten der Synagog geweſen / dann ſie wuſten / daß Judas ein ſchlim̃er und nichtsnutziger Geſell war / der ſtets mit Partiten umgangen / dahero wegen geſchoͤpfften Miß - trauen auf ihn / wolten ſie ſelber gegenwaͤrtig ſeyn. Da nun alle dieſe ſampt ihrem ſaubern Fuͤhrer dem Garten zunaheten / erhuben ſie ein ſolches ungeheures Geſchrey und Getuͤmmel / daß hiervon die 8. Apoſtlen / ſo auf der andern Seiten geſchlaffen / gaͤh erwachet / und in aller Eil zu dem HErrn JEſu geloffen / ſprechend / HErr / HErr helfft uns / dieſe Leut bringen uns um! Foͤrchter euch nit / antwortet er / dieſe ſeynd allein meinet wegen kommen / dann nunmehr iſt die Zeit meines Todes. Dar - auf iſt er gantz beherzt und unerſchrocken ihnen vierzig Schritt entgegen gangen / und ſie alſo angeredet / wenPars III. D dſucht210Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /ſucht ihr? JEſum von Nazareth gaben ſie zur Ant - wort: Ich bins / ſagte er / ego ſum, auf welche zwey kurtze Wort / 6. einige Buchſtaben / ſie alleſamt gantz un - beweglich geſtanden wie die marmorſteinerne Statuen / ſtumm und blind / nachmals ſeynd ſie dergeſtalten zuruck gefallen / als haͤtte ſie alle ein ſtarcker Donnerkeil zu Bo -Dionyfius Carthus art. 48. in Lucam. den geſchlagen. Unter ſolchen ware Judas der allererſte. Was dieſen und alle diejenige zuſammen geſchworne Feind zu Boden geworffen / ware nichts anderſt / als das erſchroͤckliche Angeſicht des HErrn / dann dazumalen ſchoſſen gantze feurige Stralen aus ſeinen Augen / und machte er eben dasjenige Angeſicht / wie er es einmal zei - gen wird am Juͤngſten Tag / da er richten wird die Leben - dige und die Todte.

Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe!

In der heiligen Schrifft ſuche ich / finde ich / zehle ich hundert und zwey und fuͤnfzigmal das ! Wehe! bey dem Evangeliſten Matthæo ſechzehenmal ! Wehe! bey dem Marco zweymal / , Wehe! bey dem Luca vierzehenmal ! Wehe! bey dem Joanne in ſeinem Apo - calypſi vierzehenmal ! Wehe! noch mehrer ! We - he! wehe! wehe! wehe! am Juͤngſten Tag. Mein lie - ber und heiliger Patriarch Jacob du haſt zwoͤlff Soͤhn erzeugt / mein ſag her / welcher iſt dir der Liebſte? Der erſtgebohrne heiſt Ruben / iſt dieſer? Nein. Der An - derte heiſt Simeon, iſt dieſer? Nein. Der Dritte heiſt Levi, iſt dieſer? Nein. Der Vierdte heiſt Juda, iſt die - ſer? Nein. Der Fuͤnffte heiſt Nephthali, iſt dieſer? Nein. Der Sechſte heiſt Iſaſchar, iſt dieſer? Nein. Der Siebende heiſt Gad, iſt dieſer? Nein. Der Achte heiſt Dan, iſt dieſer? der gar nit. Der Neundte heiſt Zabulon, iſt dieſer? Nein. Der Zehende heiſt Aſer, iſt dieſer? Nein. Der Eilffte heiſt Joſeph, iſt dieſer? auchnit.211welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. nit. So kan ich es leicht errahten / der zwoͤlffte heiſt Ben - jamin, dieſer iſt es / und kein anderer / ja / ſagt Jacob, der letzte Sohn / der Juͤngſte Sohn iſt mir der liebſte / iſt der einige Troſt meines Hertzens. O was Unterſchied! Wir ſterbliche Adams-Kinder zehlen mehrmalen viel gute Taͤge in der Welt / die uns lieb ſeynd / aber der letzte Tag / der Juͤngſte iſt uns kein Troſt / ja wohl Troſt! iſt uns kein Freud / ja wohl Freud / iſt uns nit lieb / ja wohl lieb! ſon - dern bringt uns 10000000000000000000. ja unendliche ! Wehe! Nachdem der vermaledeyte Antichriſt, derBonajun - cta. die Zeit ſeines Lebens keinen einigen guten Gedancken / und folgſam kein einiges gutes Werck gethan / in vierdt -S forzami - ni. halb Jahren mit einer Kriegs-Macht von 200. MillionenMirando - la. der Reuter allein / das iſt / auf die zwantzig tauſendmahl zehen tauſend die Chriſten wird verfolgt haben / daß auchLactan - tius. das Blut wie groſſe Waſſer-Stroͤhme flieſſen wird /Damaſce - nus. nachdeme dieſe verruchte Paniſche Brut am Aſchermit - wochen (das Jahr iſt GOtt allein bekandt) von demde Anti - chriſto. Ertz-Engel Michael ſamt den ſeinigen in den Abgrund der Hoͤllen geſtoſſen worden / wird an dem folgendem Oſtertag hernach der Juͤngſte Tag ſeyn / und werden an demſelben Tag / ja / in derſelben Stund / in welcher der HErr JEſus vom Todten auferſtanden / alle Menſchen / von dem Adam an / wieder zum Leben erwecket werden / und dieſer Tag wird ſeyn voller Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! nachdem die gantze Welt nichts als ein Aſchen ſeyn wird / maſſen alles durch das Feuer muß verzehrt werden / welches Feuer dazumalen dem Gerechten wird ſeyn an ſtatt des Feg-Feuers / den gottloſen Suͤndern aber ein Verkoſt der Hoͤlliſchen Straff. Nachdeme die Sonnen ihre Strahlen verborgen / und gleichſam in ei - nen ſchwartz-haͤrinen Sack geſchloffen / nachdem der Mond gantz roth wird ſeyn / als haͤtte er im Blut geba -D d 2det /212Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /det / nachdeme die Sterne und alle Himmels-Liechter wie die Wachs-Kertzen werden ausgeloͤſcht ſeyn.

Da laͤſt ſich unverſehens hoͤren
Poſaunen groſſer Schall /
Der hoͤchſte Hauptmann GOtt des HErrn
Citirt die Todten all /
Poſaun erſchallt / aus GOttes Gwalt /
Die Graͤber kans durchdringen /
Zum letzten Gricht / ſie all verpflicht
Solln aus den Graͤbern ſpringen.

Da wird man ſehen / daß in einem Augenblick auf den gethanen Poſaunen-Schall alle Menſchen / von dem Adam an / biß auf ſelbige Zeit / werden vom Todten auf - erſtehen / wann auch dero Leiber ſchon zuvor waͤren in Sonnen Staͤubl verkehrt geweſt / dazumal wird die Hoͤl - le auf einmal ſo viel Millionen der Verdam̃ten auswerf - fen / wie der Wallfiſch den Jonam. Dazumal wird der Himmel / die Hoͤll / die Vorhoͤll / das Fegfeuer voͤllig aus - geleert werden. Da werden ohne Scepter, ohne Cron / ohne Purpur / ohne Hofſtatt / ohne Macht / ohne Titul / ohne Pracht / von denen Graͤbern heraus gehen vom Ju - lio Cæſare, von Carolo Magno an / alle Kayſer. Vom Be - lo an alle Koͤnige der Aſſyrier, von Arbace an alle Koͤnige der Medier, von Cyro an alle Koͤnige der Perſier, vom Ca - rano an / alle Koͤnige der Macedonier, vom Inacho an alle Koͤnige der Argivier, von Cecrops an alle Koͤnige der Athenienſer, vom Lelex an alle Koͤnige der Lacedæmonier, vom Magog an alle Koͤnige in Schweden / von Suibdage - ro an alle Koͤnige in Nordwegen / vom Machomet an al - le Koͤnige der Arabier, vom Sapor an alle Koͤnige und Kay - ſer der Tuͤrcken / von Alboino an alle Koͤnige der Longo - bardier, vom Rogerio an alle Koͤnige in Sicilien, vom Atha -narico213welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. narico an alle Koͤnige in Spanien / von Pharamundo an alle Koͤnige in Franckreich / von Stephano an alle Koͤ - nige in Hungarn / von Craco her alle Koͤnige in Pohlen / vom Zecho her alle Koͤnige in Boͤheim / vom Brito her alle Koͤnige in Engelland. In Summa, alle geweſte Koͤ - nige und gekroͤnte Haͤupter der Welt. Dann hat der Tod geſpielt / und ſo offt den Koͤnig troffen / ſo muß er dazuma - len wiederum aufſetzen auch. Dazumalen wird den Aus - erwaͤhlten eines jeden ſein geweſter Schutz-Engel den Leib zeigen und offeriren / den Verdammten aber und Gottloſen wird ein Teuffel den Leib bringen / O mit was groſſen Unterſchied! Eine auserwaͤhlte Seele wird mit groͤſtem Frolocken / mit unbeſchreiblichen Freuden den Leib alſo anreden: Willkomm / willkomm mein aller - liebſter Leib / gebenedeyet ſeyd ihr alle meine Glieder / ich dancke dir zu tauſend und tauſendmal mein Fleiſch / daß du dich in Faſten und Abbruch haſt caſteyet / ich dancke euch zu tauſend und tauſendmahl meine Augen / um / weil ihr ſo offt mit Buß-Zaͤhren uͤbergoſſen geweſt / ich dan - cke dir zu tauſend und tauſendmal / mein Mund / weilen du ſo offt in Gottes Lob dich haſt brauchen laſſen / ich dan - cke euch zu tauſend und tauſendmal meine Schultern / um / weilen ihr euch nit geweigert habt / manches Creutz zu tragen / ich dancke euch zu tauſend und tauſendmahl meine Haͤnde / weilen ihr ſo gern den Armen etwas mit - getheilet / ich dancke euch zu tauſend und tauſendmal mei - ne Knie / um / weil ihr euch ſo offt gebogen in dem heiligen Gebet / ich dancke dir zu tauſend und tauſendmalen mei - ne Bruſt / indem du ſo gern das mea culpa und harten Buß Streich haſt ausgehalten / ich dancke dir zu tauſend und tauſendmal mein Rucken / weil du dich vor den blu - tigen Geiſel-Streichen ſo wenig geſcheuer / ich dancke euch zu tauſend und tauſendmalen meine Lenden / um / weil ihr die rauche Cilicia nit habt abgeſchlagen / ich danckeD d 3euch214Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /euch zu tauſend und tauſendmahl meine Fuͤß / weil ihr ſo vielfaͤltig und eyfferig nach dem Tempel und GOttes - dienſt geloffen / ich dancke dir unendlich mein Hertz / um / weil du die Liebe zu GOtt haſt gern beherberget. Danck und aber Danck ſeye dir mein gantzer Leib / um / weil du ſo redlich / ſo treuhertzig mir haſt mitgewuͤrcket zu den gu - ten Wercken: Wolan dann / ſo vereinige dich wieder mit mir / und laſt uns nach dieſem Gerichts-Tag genieſen die ewige Seeligkeit.

O wie wird aber eine verdammte Seele ihren Leib bewillkommen? wie? es iſt zu wiſſen / daß gleichwie der Auserwaͤhlten ihre Leiber ſchoͤn und vollkommen wer - den ſeyn / und wann ſchon einer / oder eine langnaſend / einaͤugig / bucklet / großkoͤpffig / ſchaͤndlich / und ungeſtalt geweſt iſt / beynebens aber fromm und gottsfuͤrchtig / ſo wird man mit ſolchen Ungeſtalten und Leibes-Maͤngeln nit auferſtehen / ſondern mit dem ſchoͤnſten und vollkom - menſten Leib. Entgegen aber die verdam̃te Seelen wer - den ihre Leiber wieder muͤſſen annehmen mit allen dero[S]. P. Au -[g]uſtin. de Reſurre. Ungeſtalten. Der in aller Unmaͤſſigkeit / im Sauffen und Ludern ſein Leben zugebracht / und ihm ſelbſten ein ſol - ches Geſicht verurſachet / als haͤtte ers mit Preuſiſchen Leder uͤberzogen / eine ſolche Naſen / die mit der Rann - Ruben ein geſchwiſterigs Kind / ſolche ungeſtalte Popen und Eyter-Perl / als waͤre das Geſicht abcopiert von ei - nem Siechen-Schild / ein ſolcher wird mit dieſer und mit keiner andern und beſſern Geſtalt auferſtehen. Die mit falſchen Haaren ihre alte Schedel uͤberhuͤllt / das geruntzel - te Angeſicht mit Farben und Anſtrich ausgefuͤttert / ihre Zahnlucken mit Helffenbeinern Commiſſarien erſetzt / un - terdeſſen aber allerley Geſchwaͤr / und Frantzoͤſiſches Con - fect mit den Kleidern bedeckt / eine ſolche wird mit dieſer Megaͤriſchen Larven / mit einem ungeſtalten Kahlkopff / mit einem Zahnluckendem Maulkorb / und mit den vori - gen Leoniſchen Wahren auferſtehen.

Aber215welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag.

Aber wie wird eine ſolche verdammte Seele ihren Leib gruͤſſen und empfahen? wie? ſih ich dich / wird ſie ſa - gen / wieder einmahl du vermaledeyter Leib? du verruch - te Herberg haſt mich in das ewige Verderben geſtuͤrtzt / und ſoll ich dann wieder in dir wohnen? in dir! du Urſach meiner Verdammnuß / in dir? du Schroffen meines Un - tergangs / in dir? du Schmiedin meiner ewigen Ketten. Verflucht ſeyd in Ewigkeit ihr Augen / die ihr euch ſtets in unzulaͤſſigen Blicken habt aufgehalten / und den geilen Gedancken den Weg gezeigt. Verflucht ihr Wangen im Angeſicht / die ihr euch derenthalben gewaſchen / damit andere unrein werden. Verflucht ſeye du Maul / weil du je und allemalen nichts anders / als eine gottslaͤſterige Zunge beherbergethaſt. Verflucht ſeye du Hals / weil du immerzu / wie ein Schlauch im Keller nach Wein geſtun - cken. Verflucht ſeyd ihr Haͤnde / um / weil ihr nach frem - den Gut habt gegriffen. Verflucht ſeyd ihr Lenden / in denen nichts als Unzucht und Venus-Brut eingeniſt. Verflucht ſeyd ihr Fuͤß / um / weilen ihr in alle Laſter - Winckel zu allen Unthaten alle zeit geloffen. Verflucht und vermaledeyet du gantzer Leib / der du mich von GOtt ewig durch dein zergaͤngliches Liebkoſen haſt abgeſondert. Soll ich dann mehrmalen in dir das Loſament nehmen? in dir? du verdammtes Erden-Gſchirr / in dir? du Blut - gieriges Tieger-Thier / in dir? du aller Laſter Quartier. So ſeye es dann / ich will dir wieder das Leben ertheilen / damit du einen ewigen Tod kauſt koſten / ich will machen / daß deine Augen wieder ſehen / aber nichts anderſt / als die Hoͤlliſche Larven und Furien / ich will machen / daß deine Ohren wieder hoͤren / aber nichts anderſt / als Weinen und Weheklagen / ich will machen / daß deine Naſen wird wieder riechen / aber nichts anderſt / als Schweffel und Bech / ich will machen / daß deine Zung wieder kan koſten / aber nichts anderſt / als zerlaſſenes Met all und Glocken -Speiß.216Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /Speiß. Ich will machen / daß deine Haͤnde wieder fuͤh - len / aber nichts anderſt / als Flammen / Feuer / Nattern und Schlangen. Du vermaledeyter Leib / weil wir beede zuſammen geholffen GOtt den HErrn zu beleidigen / ſo wollen wir auch beyde ewig miteinander leiden; ſo ſeye es dann / nun bin ich wieder in dir / ſtehe auf / und ſtelle dich vor den Goͤttlichen Richter / den Sententz und Urtheil deiner und meiner ewigen Verdammnuß anzuhoͤren.

Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe!

Bald wird der Himmel aufgethan /
Die Thor voneinander fahren /
Alle GOttes Heiligen auſſergahn /
Und alle Engliſche Schaaren.
Eine kleine Zahl wird dazumal
Tauſendmal tauſend ſcheinen /
So dickes Heer / als Sand im Meer
Wuͤrdſt du da ſein vermeynen.

O was vor ein erſchroͤckliches Angeſicht wird dazu - mal JEſus CHriſtus auf ſeinem Majeſtaͤtiſchen Thron oberhalb des Thals Joſaphat in denen Wolcken zeigen! In lib. Sap. c. 1. pag. 31. Rupertus Holkot ſchreibt / daß einsmals drey Reiß-Ge - ſpaͤner durch das Thal Joſaphat ihren Weg genommen / worunter einer ſich auf einen Stein oder kleinen Felſen nidergeſetzt / und lachender Weiſe in dieſe Worte ausge - brochen: Liebe Cammeraden / weil die Pfaffen doch vor - geben / daß in dieſem Thal das Juͤngſte Gericht werde ſeyn / alſo will ich mir bey Zeiten um einen guten Sitz um - ſehen / damit ich deſto beſſer vernehmen kan / was dazu - mal abgehandelt wird. Wie er nach ſolchen frohen Wor - ten die Augen gen Himmel gewendet / da hat er GOttes Sohn geſehen in der jenigen Geſtalt / wie er einmal rich -ten217welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. ten wird am Juͤngſten Tag / worvon er alſo ſtarck erſchro - cken / daß er gleichſam todt zu Bodē gefallen. Nachdem er aber in etlich Stunden wieder zu ſich ſelbſten kom̃en / hat er die Zeit ſeines Lebens / ſo viel Jahr angeſtanden / nit mehr gelacht / ja ſo offt er hat gehoͤrt / daß einige Wort Gericht / iſt er ganz in Tod erbleicht / und in ein langes und er - ſchroͤckliches Heulen und Weinen ausgebrochen.

Wie der HErr und Heyland zu Jeruſalem in dem Tempel hat wahrgenommen / daß die Prieſter und Ju - den das Haus GOttes zu einem Jahrmarckt gemacht / Ochſen / Schaaf / Tauben / und allerley Sachen darinnen kaufft und verhandlet / hat er hieruͤber einen billigen Zorn gefaſſt / aus etlichen Stricklen daſelbſt / wormit das ViehJoan. 2. augebunden / ein Geiſſel gemacht / und darmit alle zum Tempel hinaußgepeitſcht / dergeſtalt / daß faſt einer den andern ſchier erdruckt. Es kan ſich der H. Hieronymus nit genugſam verwundern / und haͤlt darvor / daß dieſes eines aus den vornemſten Wundern geweſt / die Er auf Erden gewuͤrckt: Dann wie kommt es doch / daß ſich nit einiger aus ſo groſſer Anzahl Leuth in die Gegenwehr geſtellt? haben ſie ihn doch ohne das nit viel geachtet / noch weniger geforchten / vorgebend / filius fabri, er ſeye eines gemeinen Zimmermanns Sohn. Ja zu einer andern Zeit wolten ſie Ihn mit Steinen zu todt werffen in demJoan. 8. Tempel / dahero er ſich verborgen: daſmahl aber ſchreyet Er / drohet Er / wirfft ſo gar die Kraͤmerlaͤden und Tiſch uͤbernhauffen / daß hin und her das Geld auf der Erden herumbgedanzt / kein Schelm iſt geweſt / der ihm getrauet haͤtte ein Wort zu ſagen / viel weniger ein Geld aufheben / nit ein einiger aus ſo groſſen / ſtarcken / groben / geſunden / und Mannbahren Juden hatte das Hertz / daß er ſich ge - gen ihm haͤtt geſetzt / ſondern alle / alle uͤber Hals und Kopf zum Tempel hinaus / und vor Forcht alſo erſchro - cken / daß ſie gezittert an Haͤnd und Fuͤſſen. WarumPars III. E edieſes?218Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /dieſes? Ihr barbariſche Boͤswicht / wo iſt euer Couraggi? Hieron. Com. c. 21. Es hat / ſpricht der heilige Hieronymus, CHRIſtus der HErr dazumahl ein ſolche Goͤttliche Majeſtaͤt aus ſeinen Augen geworffen / daß ſie alle darob ertattert / ja vermuht - lich hat er ein Geſicht gemacht / wie er einmahl zeigen wird am Juͤngſten Tag / wann Er richten wird die En - geln und Menſchen.

Die Engeln / dieſe Paggi der Goͤttlichen Majeſtaͤt ſeynd nach Lehr der hocherleuchten Scribenten in 9. Choͤr aus - getheilt / und zwar in einer unzahlbaren Menge und An - zahl: In dem allerunterſten Chor ſchreibet Spargiati,in tract. [de]Angel. ſeynd 8 / 400 / 000 / 000 / 000. In dem andern Chor der Erz - Engel ſeynd zehenmahl mehrer / welches forthin zuver - ſtehen / als in dem Erſten / nemlichen 84 / 000 / 000 / 000 / 000. Im dritten Chor der Fuͤrſtenthuͤmer genannt ſeynd 840 / 000 / 000 / 000 / 000. In dem vierdten Chor der Po - teſtaten ſeynd 8 / 400 / 000 / 000 / 000 / 000. In dem fuͤnfften Chor ſeynd auch wiederum zehenmahl mehrer als zuvor / nemlichen 84 / 000 / 000 / 000 / 000 / 000. In dem ſechſten Chor der Dominationen oder Herrſchungen genannt / ſeynd wieder zehenmahl mehrer als oben / nemlichen 840 / 000. 000 / 000 / 000 / 000. In dem ſiebenden Chor ſeynd auch zehenmahl mehrer als in dem vorigen / das iſt / 8 / 400 / 000 / 000 / 000 / 000 / 000. In dem achten Chor der Cherubinen ſeynd mehrmahl zehenmahl mehrer / nemlichen / 84 / 000 / 000 / 000 / 000 / 000 / 000. In dem neundten Chor der Se - raphinen ſeynd / 840.000 / 000 / 000 / 000 / 000 / 000 / ſeynd alſo die Engeln insgeſamt in beſagten 9. Choͤren 933 / 333. 332 / 400 / 000 / 000 / 000. In dem allermindeſten Chor be - nanntlich der Engel / ſeynd ſo viel darinnen / daß einem je - dem Menſchen von derſelben Zahl nur einer zu einem Schutz-Herrn wird zugeſtellt / nach dem Tod aber deſſel - bigen Pfleg-Kind darf er keinen mehr verſorgen. Und iſt doch anbey ſehr glaublich / daß von Anbegin der Weltbis219welches er zeigen wird am Juͤngſten Tage. bis auf den Juͤngſten Tag viel tauſend / tauſend / tauſend / tauſend / tauſend Millionen der Millionen Menſchen ge - zehlet werden / ſo gar / daß mehrmahl in einein Augenblick in der ganzen Welt bis in die 60000. Menſchen ſterben. Alle dieſe Engliſche Geiſter werden den Goͤttlichen Rich - ter begleiten / daß alſo nit weniger im Himmel verbleiben wird. Suarez haͤlt darvor / daß ſolche Engel aus demTom. 2. p. 3. diſput. 57. ſect. Lufft die allerreineſte Leiber werden annemen / damit ſie von den Verdammten moͤgen geſehen werden. Alle dieſe Engel / kein einigen ausgenommen / ob ſie ſchon verſichert threr Seligkeit / werden dannoch erſchrecken ob dem er - ſchroͤcklichem Angeſicht des Goͤttlichen Richters / alſo be - zeugt es neben andern der Heil. Chryſoſtomus, quia tunc.Serm. 3. de cruce & Lacrone. tam terribile erit Judicium illud, ut ab Angelis timeatur O Himmel und Erd / ich weiß nit was ich ſoll vor lauter Verwunderung reden / O GOtt / O Hoͤchſter GOTT! wann die Engel / wann die Heiligen und Auserwehlten ſo gar zittern dazumahl vor dem Richterſtul GOttes / was werden erſt thun die Verlohrne und Verdammte? dieſen wird das erſchroͤckliche Angeſicht GOttes weit ſchwaͤrer vorkommen als die Hoͤll ſelbſten. Daß ſich auch die Heilige und Außerwaͤhlte vor dem Gericht entſetzen /S. Anſelm. de Sim. Mun. In Job. beſtaͤttiget es mehrmahls der heilige Chryſoſtomus, tan - tus erit timor Sanctorum, ut nemo ſperet ſe juſtum inveni - endum, ſed adhuc timet, ne reus exiſtat. Denen hoͤlliſchen Geiſtern kan nichts peinlichers vorkommen / als wann ſie gedencken / daß ſie auch vor dieſem Majeſtaͤtiſchen und Goͤttlichen Richter muͤſſen erſcheinen. Gewiß iſt es / daß den Teufeln allemahl ihr Peyn vergroͤſſert wird / wann ſie einen Menſchen zum Fall bringen / dennoch ſte - hen ſie nit ab von dergleichen Verſuchungen / und gibt deſſen die Urſach Dion. Carthus? ſprechend / die verdam̃te Geiſter wiſſen wol / daß wann die Sitz im Himmel er - fuͤllet ſeynd / nachmahls werde der Juͤngſte Tag /E e 2ſeyn220Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /ſeyn / dahero die boͤſe Geiſter durch ihre ſtaͤte Anreizun - gen die Leuth zum Suͤndigen bringen / damit nit ſo balde die Sitz im Himmel erfuͤllt / und folgſam der Juͤngſte Tag und deſſen Gericht laͤnger aufgeſchoben werde / maſſen ſie ſich mehrer ob dem Angeſicht dieſes Richters entſetzen / als ob der Hoͤll / und allen deren tormenten. Das wird man dazumahl abnemen bey einer beſeſſenen Perſohn / wann man die verdam̃te Innwohner mit gewoͤhnlichem Exorciſmo beſchwoͤren thut / maſſen ein jeder Exorciſmus ſich nit anderſt endet / als mit dieſen Worten / qui venturus es judicare ſæculum per ignem, der du kommen wirſt zu richten die Welt durch das Feur. Zu dieſen Worten / tobt / wuͤtet / bruͤllt / ſchlaͤgt / ſchneyet / kirret / gumpt der Be - ſeſſene uͤber alle maſſen.

Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe!

Da werden alsdann offen ſtehen
Die Heimlichkeit der Seelen /
Der Riichter ſcharff darauf wird gehen /
Man kan da nichts verhelen:
Alls muß an Tag / und auf die Waag /
Was dacht / was gredt / was gſchehen /
Von Adam an / Kind / Weib / und Mann
Was jeds gethan / wirſt ſehen.

Die Phariſæer und Schrifftgelehrten ſuchten in all - weg / wie ſie doch koͤnnten den HErrn JEſum ins Garn bringen / unter andern fuͤhrten ſie einmahl ein Weib zu ihn in den Tempel / vorgebend / die ſeye in wuͤrcklichem Ehebruch erdappt worden / weil er dann im̃erzu beſtehe / er ſeye kein Ubertretter des Moyſaiſchen Geſatzes / als ſoll er auch dißmal ſein parere geben / ob man / vermoͤg der Gebott / dieſen Schleppſack ſolle verſteinigen? auf ſolchenVortrag /221welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. Vortrag / neigte ſich der HErr / und ſchrieb mit dem Fin - ger auf die Erd / nachmals ſagte er / welcher aus euch ohneJoan,[8il.] Suͤnd iſt / der hebe den erſten Stein auf. Nach ſolchen Worten ſchrieb er mehrmahl auf die Erd / und wie dieſe Geſellen die Schrifft geleſen / ſeynd ſie darvon gangen / als haͤtt man ſie aufs Maul geſchlagen / ſeynd alle blutroth im Geſicht worden. Die alte Schelmen ſeynd die erſte geweſen / ſo ſich aus dem Staub gemacht / daß alſo der HErr ganz allein geblieben mit dieſer Suͤnderin / die er dann gleich auch abſolviret. Was muß dann die Urſach geweſen ſeyn / daß die ſo bald den Reißaus genommen? Dieſe ware kein andere / ein jeder aus ihnen hat aus be - ſagter Schrifft geleſen alle Suͤnden und Schelmenſtuͤckl / die er die Zeit ſeines Lebens gethan / und derentwegen ha - ben ſie ſich alſo geſchaͤmt. Wie werden wir elende Adams-Kinder uns erſt ſchaͤmen / wann unſere Suͤnden am Juͤngſten Tag nit nur einem oder dem andern / ſon - dern vorderiſt GOtt / denen Engeln / denen Menſchen / und geſamter Welt werden offenbahr ſeyn. Von etli - chen Heiligen liſet man / daß ſie durch ſondere Gnad Got - tes eine und andere geheime Sach ſo gar auch des Ge - wiſſens erkannt haben.

Wie der heil. Thomas de Aquino einsmahls zu Neapl ſich im Chor befunden / und ein anderer Geiſtlicher neben ſeiner unter dem Singen ſtaͤte Gedancken gehabt von einer gewiſſen Speiß / ſo hat Thomas ihme ganz ſtill inCaſtil. in Chre. die Ohren geſagt: Mein Bruder ſeye nit ſo ſorgfaͤltig / wegen deſſelben guten Biſſel / nach vollendtem Chor will ichs mit dir halten.

Einer kommt auf ein Zeit zn dem heiligen Franciſ - cum de Paula, und befilcht ſeinen Krancken Sohn in ſein heiliges Gebet / damit er aber des Herrn Vatters Huͤlff deſto ehender moͤge erhalten / ſpendiert er ihme ein Koͤrbl voll guter Feigen / Franciſcus ſchuͤttelt hieruͤber den Kopf /In vita lib. 2, c. 27.E e 3Mein222Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /Mein Freund / ſagt er / dieſe Feigen habt ihr dem und dem entfrembdet / woruͤber dieſer ſchamroth worden / und ſein Schuld bekennet.

Als zu Panormi des Koͤnigs Printz toͤdtlich dahin gele - gen / hat ihme der heil. Moͤnch Sylveſter freundlich zuge - ſprochen / Er / benanntlichen der Koͤnig / ſolle guten Muths ſeyn / deꝛ Sohn weꝛde bald friſch und geſund aufſtehen. Die Herren Medici hielten dieſen Sylveſter vor einen albernẽFerras. 2. Maji. Menſchen / wolten ihn alſo derentwegẽ foppen / und lieſſen einen Urin von einer Schwein herbey tragen / woraus er ſolle abnemen / was der krancke Prinz vor einen Zuſtand habe? worauf der heilige Mann geantwortet / wie daß ſolches Waſſer von keinem Menſchen / ſondern von einer Schwein ſeye / die wuͤrcklich zehen Junge im Leib trage / welches ſich auch alſo befunden.

Der Seraphiſche Franciſcus, der Heilige Bernardus, die H. Coleta, die H. Thereſia, der H. Dominicus, Philippus, Nerius, Joannes Saguntinus, Benedictus, Roſa Peruana, Igna - tius, Xaverius, und andere Heilige mehr / haben zuwei - len ganz geheime Sachen gewuſt. Am Juͤngſten Tag aber wird alles Geheim aufgehebt ſeyn / zumal werde ich wiſſen / was die ganze Welt gethan / und die ganze Wilt wird wiſſen / was ich gethan / ein Gedankẽ ſo gar eines Au - genblicks wird dazumal nit verboꝛgen bleiben / nichts ver - deckt / alles offenbahr / nichts vermaͤntlet / alles offenbahr / nichts verbluͤmlet / alles offenbahr / nichts vertuſcht / alles offenbahr / nichts verborgen / alles offenbahr / nichts ver - huͤllt / alles offenbar / nichts verſteckt / alles offenbar / nichts verſchwiegen / alles offenbar / alles nach der Laͤnge / alles nach der Breite / alles nach der Maß / alles nach der Weiß / alles nach der Zahl / alles nach dem Gewicht / alles nach den Umſtaͤnden. Jetzt heiſt es ſtill / jetzt ſchlieft man in die Winckel / jetzt ſucht man die Finſtere / jetzt ſperrt man alle Thuͤrẽ zu / jetzt verhuͤllt man die Fenſter / jetzt veꝛbreñt man die Brief / jetzt gibt man acht / damit es niemand weiß / nie -mand223weiches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. mand ſehe / niemand hoͤre / niemand ſchmecke / niemand er - dappe. Jetzt kommt es manchem ſo ſchwehr an / daß er lieber drey Muth Habern ausdreſchen / als dem Beicht - Vatter etwas in ein Ohr ſagen: Ja manches Weibs - bild / (maſſen es dieſem Geſchlecht befoͤrderiſt anhaͤn - gig) verſchweigt gar offt einige Suͤnd / und will lieber zum Teufel fahren / als vor einem Menſchen / und zwar in der Stille ihre Wunden entdecken / und ſchamroth wer - den. Jetzt ſtellet ſich der Richter / als waͤr er gerecht / die Frau / als waͤr ſie keuſch / der Mann als waͤr er tren / der Geiſtliche / als waͤr er fromm / die Obrigkeit / als waͤre ſie wachtſam / der Unterthan als waͤr er redlich / die Tochter als waͤr ſie zuͤchtig. Jetzt kan man leichtlich mit der Ra - chel die Goͤtzen verbergen unter das Strohe / mit der Mi - chol einen Holtzſtock vor den David ausgeben / mit der Rebecca ein Kuͤhefleiſch vor ein Wildpraͤtt auftragen / mit dem Moyſe den todten Egyptier unter dem Sand vergraben / mit der Rahab die Ausſpaͤher des Joſuaͤ mit Flachsſtupflen zudecken / mit dem Acham die Beuth in die Erd verſtecken / mit der Sara hinter der Thuͤr lachen / jetzt kan man leicht et was verbergen / aber am Juͤngſten Tag wird alles offenbahr / es iſt nichts ſo klein geſponnen / dor - ten kommt es an die Sonnen.

Nach dem unſer Heyland JESUS auf dem bitteren Creutz-Stammen das Siebende mal geredet / nemlichen / Vatter! in deine Haͤnd befehl ich meinen Geiſt / hat er gleich hernach mit geneigtem Haubt ſeinen Geiſt aufge - ben / an demſelben Tag / in derſelben Stund / in welcher Adam geſuͤndiget. Dazumahl ware der Heiland ſeines Alters 33. Jahr und 3. Monath / da hieß es wol / aller gu - ten Ding ſeynd drey / von dem Augenblick aber zu rech - nen / da er die Menſchheit in der reineſten Schoos Mariæ angenommen / hatte er 34. Jahr erfuͤllt. Kaum daß Chriſtus unſer Erloͤſer am Creutz verſchieden / iſt alſobaldder224Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /Tiepol. tract 6.der Ertz Engel Michael vom Himmel herabgeſtiegen / und mit einem Schwerdt den groſſen und koſtbaren Vorhang in dem Tempel in der Mitte von einander zerſchnitten: Erſterwaͤhnter Vorhang iſt 50. Ellen hoch / und 16. breit geweſen. Die Menſchen auf dieſer Welt ſeynd mehren - theils alſo geſitt und geſinnet / daß ſie vor ihr Thun und Laſſen / vorderiſt aber vor ihr Gewiſſen / einen groſſen Vor - hang haͤngen / dann ein jeder will verborgen halten den in - nern Zuſtand ſeines Herzens / keiner will ein Eſau ſeyn / ſondern den Vorhang vor / ſo glaubt man / es ſeye ein Ja - cob darhinter / keiner will ein Cain ſeyn / ſondern den Vor - hang vor / ſo meint man / es ſtecke ein Abel darhinder / kei - ner will ein Saul ſeyn / ſondern den Vorhang vor / ſo ver - muthet man / es ſtehe ein David darhinter. Trutz daß du dieſe Dama ſollſt eine Thamar nennen / dieſe ware eine mit dem achten Buchſtaben im A. B. C. ſondern den Vor - hang vor / ſo haͤlt man vor gewiß / es lebe ein Suſanna dar - hinter. Am Juͤngſten Tag aber wird ſolcher Vorhang voͤllig zerſchnitten werden / da wird alles an Tag kommen / nichts verborgen bleiben / da wird man ſehen / wie manche ſchoͤne Nuß geweſt mit einem wurmſtichigen Kern / da wird man abnehmen / wie mancher weiſſe Schwan geweſt mit einem kohlſchwarzen Fleiſch inwendig / da wird man ſich verwundern / wie mancher ſeidene Beutel geweſt / mit kupferner Muͤntz und Waͤlſchen Soldi, da wird an Tag kommen / wie mancher auswendig heilig zu ſeyn geſchei - net hat / und gleichwol im Herzen ein Machiavellus ge - weſt. Ein ſolche Schand wird dazumahlen den Gottlo - ſen ein ſchwerere Pein ſeyn / als die Hoͤllen ſelbſten / darum ſie heulen werden / bruͤllen werden / wuͤnſchen werden / daß alle Berg auf ſie fallen / und ſie bedecken. Noë der ge -rechte225welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. rechte Allvatter / hat ſich dermaſſen geſchaͤmt / wie ihn der Cham entbloͤſet hatte / daß er ſo gar in einige vermaledey - te Wort ausgebrochen; wie wird es dann allen Verdam̃ - ten um das Hertz ſeyn / wann ſie nit vor einem oder zwey / ſondern vor der gantzen Welt am Juͤngſten Tag werden entbloͤſt ſeyn / nit allein am Leib / ſondern auch an Seel und Gewiſſen.

Wann man Citronen-Safft an ſtatt der Dinten braucht / und mit einer neugeſchnittenen Feder auf das Papier ſchreibt / ſo wird man die geringſte Schrifft nit abnehmen / ſondern bleibt alles weiß wie zuvor / da man aber beſagtes Papier gegen dem Feuer haͤlt / ſo iſt alles / auch bis aufdas kleineſte Dipfel / vollkommentlich zu leſen. O wie viel ſolche weiſſe Papier ſeynd in der Welt zu fin - den! wie viel ſeynd anzutreffen / welche wir / dem aͤuſſerli - chen Schein nach / vor weiß und unſchuldig halten / wann ſie aber am Juͤngſten Tag vor dem Angeſicht des Goͤttli - chen Richters geſtellet werden / aus deſſen Augen gantz feurige Stralen heraus gehen / da wird erſt die heimli - che Schrifft ihres Gewiſſens von maͤnniglich zu leſen ſeyn / da wird GOtt mit dem geſamten menſchlichen Geſchlecht umgehen / wie der Tobias der Juͤngere mit dem Fiſch / al - les und alles ausweyden / und vor die Augen ſtellen / was vorhero verborgen geweſt / da wird kein Engel mehr ſeyn / der den Schwemmteich zu Jeruſalem bewegt und truͤb macht / damit mander Krancken ihre boͤſe Zuſtaͤnd nit ſe - he / da wird kein Samaritan mehr ſeyn / der dem elenden Tropffen / ſo unter die Moͤrder gerathen / ſeine Wun - den mit Tuͤchel und Faͤtſchen wird verbinden / ſondern alles und alles wird offenbahr ſeyn / alle geringſte Zuſtaͤnd und Maͤngel des Gewiſſens / alles wird zu leſen ſeyn / wiePars III. F fin226Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /in einem Buch / alles wird zu ſehen ſeyn / wie in einem Spiegel / alles wird entworffen ſeyn / wie auf einer ge - mahlten Tafel / illuminabuntur abſcondita tene -1. Cor. 4. brarum.

Wehe! wehe! wehe! wehe! wehe! wehe!

Alsdann man von einander ſcheidt
Die Frommen und die Boͤſen /
Viel Schaarn der Engel allbereit /
Was gut iſt / rauſſer leſen.
Die Gſandte zwar durch alle Schaar
Gſchwind hin und wider lauffen /
Und ſtellen die Frommen / wo ſies bekommen /
Froͤlich zum rechten Hauffen.

So bald der Goͤttliche Richter mit einer ſolchen Majeſtaͤt / daß alle Creaturen darob erſchrecken / ſeinen Thron wird geſetzt haben in denen Wolcken / alsdann wird der erſte Befehl ergehen / daß die Engel gleich und ohne Verweilung die Boͤſe von den Guten ſollen abſondern / worauf dann einige alſobald an das Ort ſich werden bege - ben / wo die Roͤmiſche Paͤbſt und Stadthalter Chriſti auf Erden ſtehen / & ſeparabunt malos de medio juſto - rum, und werden auch die Boͤſe abſondern von der Mit -Ein jeder Stand wird ſeinen eignen Platz ha - ben. te der Gerechten; Alle haben allhier auf Erden den Na - men gehabt Ihr Heiligkeit / aber an jenem Gerichtstag wird man ſehen / daß die Heiligkeit nit werde gemeſſen nach dem Namen / ſondern nach den Wercken / es wer - den dieſe ein ſchaͤrfferes Examen ausſtehen / als alle Men - ſchen der Welt / und wird man ſehen / daß auch einem / deme der H. Geiſt die Schluͤſſel zum Himmel eingehaͤndi - get / gleichwol ein Riegel kan geſchoſſen werden.

Nach -227welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag.

Nachmals werden andere Engel gehen an das Ort / wo die Cardinaͤl / Ertzbiſchoͤff / und Biſchoͤff verſammlet ſtehen / & ſeparabunt malos de medio juſtorum, und werden gleichfalls die Boͤſe heraus klauben / und auf die lincke Seiten ſtellen / benanntlichen diejenige / ſo auch im Purpur ſich nit geſchaͤmt haben zu ſuͤndigen. Diejenige / welche Roſenfarb in Kleidern geweſt / und Leibfarb im Gewiſſen. Diejenige / welchen ein doppeltes Creutz iſt vorgetragen worden / ſie aber ohne Creutz wollen leben. Diejenige / welche von dem Patrimonio Chriſti ihre Be - freundte und Anverwandte bereicht / und mehrer ihrem Hauß aufgeholffen / als dem Gottshauß. Diejenige / welche zu geiſtlichen Beneficien und Aemptern geſetzt ha - ben / dieſelbige / ſo da gedient haben / aber nit verdient ha - ben. Diejenige / ſo zwar den Namen getragen / Bi - ſchoff / unterdeſſen waren ſie Beiß Schaff / maſſen durch dero Saumſeeligkeit in ihrer Diœces ſo viel Seelen zu Grund gangen. Diejenige / welche nach der Inful we - gen der Inſul getrachtet / und haben ſich in dieſes heilige Ampt eingedrungen mit Goldſeeligkeit / und nit mit Gott - ſeeligkeit. O wie werden dazumalen frolocken und ſich inniglich erfreuen ein heiliger Bernardinus Senenſis, ein heiliger Bonaventura, ein heiliger Dominicus, ein hei - liger Thomas Aquinas, um weil ſie die anerbottene Biſthuͤmer / und Ertzbiſthuͤmer geweigert / und ausge - ſchlagen. Wie wird dazumalen jubiliren und GOTT dancken ein Bruno, daß er von ſich geſchoben die Inful, welche mit ihren zweyen Spitzen manchen ſchon hart ver - wundet hat. Recht hat der Poet geſagt:

Renuit oblatum ſibi Bruno Pontificatum,
Cernens eſſe ſtatum Magnatum rarò beatum.
F f 2An228Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /

An dieſem Ort werden auch ſtehen alle Thomherren / alle Dechant / Pfarrherren / Seelſorger / und Prieſter / und von dieſem ſo groſſen Hauffen werden die Engel alle Boͤſe auch abſondern / und ſtellen auf die lincke Seiten der Verdammten. Fort mit denjenigen / denen ein Pe - tronilla lieber geweſt als Petrus, fort mit denjenigen / die mehrer Kaynizi / als Canonici geweſt / fort mit denjeni - gen / die mehrer Saͤuiſch / als Cleriſeyiſch gelebt / fort mit denjenigen / die mehrer Impoſtores als Paſtores ab - gegeben / fort mit denjenigen / die ehender getracht nach Mnam, als nach Animam, fort mit denjenigen / welche divitias mehrer geſucht / als Divina, fort mit denjenigen / denen der Plempel angenehmer war / als der Tempel / fort mit den jenigen / denen mehrer im Sinn gelegen das ara - re, als das orare, fort mit denjenigen / die ſich mehrer ge - ſpeiſſt / als ihre untergebene Schaͤflein. O wie mancher wird dort ſchreyen / vermaledeyt der Tag / an dem ich bin Prieſter worden / vermaledeyt der Biſchoff / der mich ge - weihet hat / vermaledeyt die Stund / da ich bin zu der Seelſorg kommen / vermaledeyt derſelbe / der mir zu die - ſer Pfarr verhuͤlfflich geweſt!

Uber diß werden mehrmalen andere Engel ſich wen - den zu der groſſen Anzahl der Ordensperſonen / worun - ter zwar viel hundert tauſend / und tauſend mit Heiligkeit und Glori werden gezieret ſeyn / & ſeparabunt malos de medio juſtorum, dannoch werden auch die Boͤſe von denen Guten und Gerechten abgeſondert werden / das wird eines aus den traurigſten Spectaculn ſeyn am Juͤngſten Tag. Wie der reiche Praſſer bey naͤchtlicher Weil durch einen Steck-Catharr / ſo ihme das ſtaͤte Schlemmen verurſacht / erſtickt / und folgſam den gera - den Weg zur Hoͤllen geſtiegen / da hat er in Mitte der Flam -men229welches erzeigen wird am Juͤngſten Tag. men und Feuerfuncken ſeine durſtige Zung heraus ge - ſtreckt / und wehemuͤtig bey dem Vatter Abraham ange - halten / um ein einige / auch die allergeringſte Erquickung / er hat aber ein abſchlaͤgige Antwort bekommen / und hat es geheiſſen / recepiſti bona in vita tua, du Kerl haſt dirLuc. 16. gute Taͤg angethan / ſo lang du gelebt haſt / jetzt kanſt du ſchon ſchwitzen / zwey Himmelreich gehen nit aufeinan - der ꝛc. Aber ein Religios und Ordensperſon hat keine gute Taͤg gehabt / hat muͤſſen unter dem ſtrengen Gehor - ſam leben / iſt in einem rauhen Kleid geſteckt / und ſoll gleichwol verlohren werden? verdammt werden? Frei - lich wol es werden geſtellt unter die Boͤck / welche zwar ge - ſchoren waren um den Kopf / aber nit ein Haar gefragt nach ihrer Regul. Unter die Boͤck / welche mit der Schlan - gen die alte Haut abgezogen / aber dannoch das Gifft be - halten. Unter die Boͤck / welche oͤffters mit dem Raben aus der Archen geflogen / und vielleicht um ein ſtincken - des Aas umgeſchauet. Unter die Boͤck / welche wie ein Miſthauffen im Winter aͤuſſerlich mit Schnee bedeckt / innwendig aber nichts als pfuy verborgen. Unter die Boͤck / welche die Hoffart mit einer rauhen Kutten zuge - deckt / die ſonſten nur in Seiden und Sammet geſucht wird. Unter die Boͤck / welche ſich in weltliche Geſchaͤff - ten eingemiſcht / und dasjenige darvon getragen / was der Haffner von dem Laimen. Alsdann wird ſich erheben ein ungeheures Geſchrey und Heulen / alsdann werden ſie widerholen / vermaledeyt die Stund in dero ich zum Geiſt - lichen Stand bin beruffen worden / vermaledeyt der Ha - bit / den ich getragen / vermaledeyt die Regul / dero Uber - trettung mich anhero gebracht hat / vermaledeyt der gan - tze Orden / deſſen Mitglied ich geweſen bin ꝛc.

F f 3Nach -230Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /

Nachmals werden die Engel ſich begeben an das Ort / wo Kayſer und Koͤnig bey einem Hauffen ſtehen / dort wird man nichts ſehen von Cron und Scepter / nichts von Diener und Hofſtatt / nichts von Armee und Waffen / ſon - dern alle muͤſſen zu Fuß ſtehen wie Arme und Untergebne / ein jeder wird erkennen / wer Kayſer geweſt / wer Koͤnig in Franckreich / wer Koͤnig in Spanien / wer Koͤnig in Engelland / wer Koͤnig in Hungarn / wer Koͤnig in Po - len geweſt / & ſeparabunt malos de medio juſtorum, da werden die Engel auch abſondern die boͤſen Koͤnige von den frommen und gerechten. O wie viel werden auf die lincke Seiten gefuͤhrt werden! Von dem Gieroboam an / bis auf den Ozia, ſeynd neunzehen gekroͤnte Koͤnig in Iſrael geweſt / und vermoͤg der Heil. Schrifft ſeynd alle neunzehen verdammt worden. Was genaue Rechen - ſchafft wird der Goͤttliche Richter fordern von allen ho - hen Haͤuptern / ſie werden in dieſem ſtrengen examine nicht allein befragt werden / was ſie gethan / und was ſie zu thun unterlaſſen / ſondern wie alle dero Vaſallen / alle des Lands Untergebne gelebt haben / ſo gar das geringſte Graͤſel / welches ſie durch Jagen und Hetzen den armen Bauren niedergetretten / wird dorten auf die Waagſchal gelegt werden / dieſes glauben die Wenigſte / es wird aber die Erfahrenheit am Juͤngſten Tag es ſattſam zeigen. Erwege und betrachte jemand / wie es einem Koͤnig / ei - nem groſſen Lands-Fuͤrſten wird um das Hertz ſeyn / wann er nach ſolchem Pomp / und gehabter Majeſtaͤt auf Er - den wird durch einen Engel bey der Hand genommen / und zum groſſen Hauffen der Verdammten gefuͤhrt werden / daſelbſt mit ihnen ewig / ewig / ewig zu brennen.

Es werden nachmals die Engel alle Boͤſe von denenGu -231welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. Guten / was Stands ſie immer geweſt ſeynd / abſondern. Dorten werden viel Kinder von ihren Eltern den Abſchied nehmen / und wird auf einer Seiten ſtehen der Vatter Abraham / auf der andern der Sohn Iſmael / dort wer - den viel Bruͤder voneinander zertheilt werden / und wird auf der Auserwaͤhlten Seiten ſtehen der Jacob / auf der verlohrnen ſein Bruder Eſau. Dort werden ſich beur - lauben auf ewig viel Eheleut / und wird ein Eſther geſtellt werden unter die Seelige / ihr geweſter Gemahl aber der Asverus unter die Verdammte. Dorten werden von - einander weichen viel derjenigen / welche auf dieſer Welt die beſte und vertrauteſte Freund geweſen ſeynd / & ſepa - rabunt malos de medio juſtorum, dieſe Abſonderung durch die Engel wird eine aus den peinlichſten Schmertzen ſeyn der Verdammten.

Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe!

Wann dann ſeynd abgeſondert gar
Die Frommen und Gottloſen /
So triumphirt die rechte Schaar /
Umgibt ihrn HErꝛn wie Roſen.
Das Gottlos Gſind / dems Hirn zerrinnt /
Seuffzet zu dieſer Stunde.
Das ſeelig Volck / ſchwebt ob der Wolck /
Der boͤs Hauff ſinckt zu Grunde.

Der H. Joannes Chryſoſtomus ſchreibt / daß am Juͤngſten Tag werde geſchehen / was dazumalen geſchicht. Homil. in Matth. Wann einer ein Schwalben-Neſt zerſtoͤrt / diejenige Jun - gen / welche ſchon gute Fluͤgel haben / achten ſolchen Sturm nit / ſondern fliegen in die Hoͤhe / die aber noch bloß ſeynd / die platzen elend herab / und muͤſſen zu Grund gehen. Alſoam232Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /am Juͤngſten Tag werden die Auserwaͤhlten / um weil ſie mit Fluͤgeln der guten Wercken wol verſehen / nach der allgemeinen Abſonderung ſich in die Hoͤhe begeben / und daroben in denen uͤber Gold und Edelgeſtein glaͤntzenden Wolcken ihren Platz nehmen: Die Verlohrne entgegen / weil ſie gantz bloß an guten Wercken / bleiben in der Nie - der / in dem Thal Joſaphat, und ſtehen unter den Fuͤſſen der Auserwaͤhlten. Es wird dazumal ſo ordentlich alles hergehen / daß juſt die Tyrannen werden ſtehen unter de - nen Fuͤſſen der Martyrer ꝛc. Die Reichen werden ſtehen unter den Fuͤſſen der Armen / die ſie vorhero veracht haben. Die Zornige und Rachgierige werden ſtehen unter den Fuͤſſen derjenigen / welche ſie verfolgt. Die Calumnian - ten und Ehrabſchneider werden ſtehen unter den Fuͤſſen derjenigen / welche ſie ungerechter Weiſe verkleinert. Alſo wird unter den Fuͤſſen Moyſis auch ſtehen der Egyptiſche Pharao mit allen den Seinigen. Unter den Fuͤſſen Eliæ werden ſtehen der Achab und die Jezabel. Unter den Fuͤſſen des Davids werden ſtehen der Saul und der Goli - ath. Unter den Fuͤſſen der Judith wird ſtehen der Ho - lofernes. Unter den Fuͤſſen Joannis Baptiſtæ wird ſtehen die Herodias. Unter den Fuͤſſen des Lazari wird ſtehen derreiche Praſſer ꝛc. Wie wird dazumalen der verdamm - te Nero ſchauen / wann er gegen ſeiner hinuͤber in der Hoͤ - he wird ſehen Petrum, als einen Mitrichter / mit dem er ſo tyranniſch verfahren? Wie wird ſich am ſelben Tag ſchaͤmen ein Kayſer Diocletianus, wann ober ſeiner in den Wolcken wird ſchweben Sebaſtianus, mit gantz guͤl - denen Pfeilen / in einem mit Edelgeſteinen verſetzten Koͤ - cher? Wie wird Valerianus der Tyrann heulen und er - grimmen / wann er wird Laurentium in ſo groſſer Gloriund233welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. und Herrlichkeit ſehen / deſſen eiſerner Roſt in lauter Gold und Diamant verkehret worden? Dort wird ein Maximinus, ein Decius, ein Sempronius ihme lieber tau - ſend Hoͤllen und hoͤlliſche Kercker wuͤndſchen / als vor ſel - nen Augen ſehen in ſo groſſem himmliſchen Glanz ein Catharina, ein Agnes, ein Apollonia, die ſie ſo ſchmaͤh - lich gemartert. Unbeſchreiblich iſt die Angſt und Forcht / ſo zur ſelben Zeit die Verdammte auf der lincken Seiten empfinden werden / wegen des herzunahenden Examen und letzten Sentenz.

Kranzius ſchreibt / daß ein Teutſchmeiſter einen jun - gen Kaufmann wider alles Recht und Billigkeit habe unſchuldiger Weiſe laſſen aufhencken / und weil beſagter Kaufmann weder durch Bitten noch Weinen den er - grimmten Fuͤrſten konte beſaͤnfftigen / und zur Barm - hertzigkeit bewegen / alſo hat er kurtz vor dem Tod den ungerechten Fuͤrſten zu dem Richterſtul GOttes beruf - fen / daſelbſt ſoll er nach dreyzehen Tagen Rechenſchafft geben ſeines unſchuldigen Todes. Hieruͤber thaͤte zwar der Teutſchmeiſter lachen / und ſolche Drohwoͤrter in Wind ſchlagen / aber wie der dreyzehende Tag angebro - chen / da hat der Fuͤrſt angefangen an Haͤnden und Fuͤſ -Lib. 13. Vand. c. 2. ſen zu zittern / und mit dieſen Worten unverhoffter Wei - ſe ſeine Seel aufgeben: Wehe mir armſeeligen Men - ſchen! wehe mir! dann heut muß ich vor dem Richterſtul GOttes erſcheinen. Wehe mir!

Fulgoſus erzehlt / daß wie ein Neapolitaniſcher Tem - pelherr ſamt andern Mitgeſellen zum Tod gefuͤhrt wor - den / und anbey wahrgenommen / daß Clemens der Sech - ſte Roͤmiſche Pabſt / und Philippus Pulcher, Koͤnig in Franckreich beede Urſacher ſeines Tods dazumal aus dem Fenſter zugeſchauet / ſo habe erſternennter Edelmann und Tempelherr aufgeſchryen / weil ich dann auf Erden keinen mehr habe / zu dem ich koͤnte appelliren / alſo citirePars III. G gich234Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /ich euch beede vor denjenigen Richter / der uns mit ſeinem Blut erloͤſet hat / innerhalb Jahr und Tag ſolt ihr beedeLib. 7. 8. 6. daſelbſten erſcheinen. Solche Wort haben ihnen derge - ſtalten in das Hertz gegriffen / daß ſie nachmals in ſtaͤter Forcht gelebt / auch alle beede daſſelbige Jahr durch un - verhofften Tod bey dem Richterſtul GOttes ſich muͤſſen einfinden.

An. 1154. unter dem Kayſer Friederich / welcher ins - gemein Ænobarbus der Rothbartete genennet worden / iſt Henricus Biſchoff zu Mayntz / oder / wie etliche darvor halten / Biſchoff zu Worms / zu Rom bey dem Pabſt Eu - genio dem Dritten falſch angeklagt / und von zweyen Cardinaͤlen / denen die gantze Sach uͤbergeben / unge - rechter Weiſe von dem Biſthum geſtoſſen worden / wel - ches den unſchuldigen Mann Henricum alſo geſchmerzt / daß er endlichen gantz ernſthafft in folgende Wort aus - gebrochen: Ihr habt unrecht geurtheit / dahero ich zu den Goͤttlichen Richter JEſum Chriſtum appellire / all - dorten erſcheint ihr. Anderthalb Jahr hernach iſt Hen - ricus mit Tod ab angen / beede Cardinaͤl aber in einem Tag eines elenden Tods geſtorben / maſſen einer die Seel aufgeben an einem Ort / welches die Erbarkeit nit trauetConrad. in Chron. Mogunt. zu nennen / der andere aber hat ſich alſo entſetzt vor dem Gericht GOttes / daß er deſſenthalben gantz unſinnig worden / und ihme ſelbſten die Finger abgebiſſen.

Vor mehrer als 50. Jahren iſt ein gemeiner Soldat / um weil er einige Meldung gethan wegen der Bezah - lung / maſſen ein Soldat vom Sold den Namen hat / durch den Sentenz zum Strang verurtheilt worden / be - vor er aber geſtorben / hat er den Haubtmann zum Rich - terſtul citirt / da ſoll er innerhalb drey Wochen erſchei -Effrem. in Manual. polin. nen. Von ſolcher Stund an / lebte dieſer Haubtmann in groͤſter Forcht und Schrecken / bis er endlichen nach 3. Wochen in derſelben Stund / ja in demſelben Augenblick /da235welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. da der ander gehenckt worden / uͤber ein Schiffbrucken hinab gefallen / und elend ertruncken.

Wann nun die groͤſte Forcht und Schrecken dieje - nige empfinden / welche vor dem Goͤttlichen Richter er - ſcheinen muͤſſen / da er gantz allein richt und urtheilt / was Zittern und Schrecken wird erſt uͤber die Verlohrne kom - men / wann ſie am Juͤngſten Tag vor der gantzen Welt / vor allen Engeln und Heiligen / vor allen Teuffeln und Verdammten muͤſſen vor dem Richterſtul GOttes im Thal Joſaphat erſcheinen / und von allen ihren Suͤnden und Ubelthaten Rechenſchafft geben! O wehe! O wehe! O wehe! dazumal

Des Hoͤchſten Richters Zorn und Grimm /
Von ſeinem Thron herbrummet /
Die Welt ertattert hart ab Ihm /
Himmel und Erd erſtummet.
Dem kuͤhnen Held das Hertz entfaͤllt /
Tyrannen hoͤchſt erſchrecken /
Die Unſchuld ſelb wird bleich und gelb /
Von des Richters Anblicken.

Nach ſolchem wird das letzte Gericht und Urtheil - faͤllen ſeinen Anfang nehmen / und zwar von denen Ge - rechten / welche dazumal ſchon mit groſſem Glantz um - geben ſeynd / und ſolchen werden ſie meiſtens erben von dem heiligen Creutzzeichen / welches zur ſelben Zeit in dem Himmel erſcheinen wird / dann derjenige Creutz - baum / an dem der HErr JEſus mit ſeinem Tod das Menſchliche Geſchlecht erloͤſet hat / wird in Mitte der Wolcken von denen Engeln getragen werden / auch ſie - benmal heller und herrlicher ſcheinen / als die Sonne / auch wird nachmals ſolches auf ewig in der Glori unter denen Choͤren der Engeln geſtellet werden / mit dem Creutz wer - den auch alle Stirn der Auserwaͤhlten bezeichneter er - ſcheinen. Worauf dann der Goͤttliche Richter mit lieb -G g 2rei -236Judas ſitzet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /reicheſtem Angeſicht / mit holdſeeligſten Gebaͤrden / mit einem guͤldenen Mund / mit freundlichſten Augen ſich gegen denen Auserwaͤhlten wenden wird / und ſie mit den troſtreichſten Worten anreden: Kommt her ihr Gebene - deyte meines Vatters / beſitzet das Reich / das euch be -Matth. 25. reit iſt / von der Zeit / da der Weltgrund gelegt iſt. Dann ich bin hungerig geweſen / und ihr habt mir zu eſſen gege - ben / ich bin durſtig geweſen / ihr habt mir zu trincken ge - geben / ich bin ein Gaſt geweſen / ihr habt mich beherber - get / ich bin nackend geweſt / ihr habt mich bekleidet / ich bin kranck geweſt / und ihr habt mich beſucht / ich bin im Kercker geweſt / und ihr ſeyd zu mit kommen: Das / was ihr einem aus meinen geringſten Bruͤdern gethan / das habt ihr mir gethan. Venite, kommt her ihr Gebene - deyte / kommt von der Finſternuß zu dem ewigen Liecht / kom̃t von der Keuchen zu der ewigen Freyheit / kom̃t von dem Krieg zu dem ewigen Frieden / kom̃t von der Frem - de zu dem ewigen Varterland / kom̃t von dem Streit zu der ewigen Bent / kom̃t endlichen von dem Tod zu dem ewigen Leben. O was Jubel-Schall / und Frohlocken / wird ſich dazumal erheben in den Hertzen der Auserwaͤhl - ten! wie wird ſich dazumal erfreuen Petrus wegen desje - nigen / was er um JEſu willen gelitten zu Rom / An - dreas wegen desjenigen / was er um Chriſti Namens willen gelitten in Griechenland. Jacobus der Aeltere wegen desjenigen / was er um Chriſtlichen Glaubens willen gelitten in Spanien / Joannes wegen desjenigen / was er um des liebſten Heylands willen gelitten in Aſia, Philippus wegen desjenigen / was er um des Seeligma - chers willen gelitten in Scythia und Phrygia. Wegen des - jenigen / was Bartholomæus um JEſu willen gelitten in Armenia, Thomas in India, Matthæus in Mohrenland / Simon und Judas in Egypten / Jacobus der Juͤngere und Matthias im Juͤdenland. Unbeſchreiblich wird dazumalſeyn237welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. ſeyn die Freud der Patriarchen / Propheten / Marty - rer / Beichtiger / Jungfrauen / Wittiben / und aller ſee - ligen Schaͤflein auf der rechten Seiten. Wie mancher Bauer in der Hoͤhe wird zur ſelben Zeit auslachen ſei - nen geweſten Landsfuͤrſten auf der verlohrnen Seiten? Wie mancher Eſeltreiber und Holtztrager wird an dem - ſelben Tag auslachen ſeinen Koͤnig und Herrſchafft! wie manches al[t]es Bettelweib wird dazumal auslachen eine groſſe Landsfuͤrſtin! ein mancher einfaͤltiger Moͤnch ſein geweſte Obrigkeit! ein mancher Pfarrherr ſeinen gehab - ten Biſchoff! ein mancher Muſquetirer ſeinen geweſten General! Wie wird an ſelbigem Tag ein mancher Bet - tel-Moͤnch / der vorhero Barfuß in einer rauhen Kutten verachtet worden / auslachen die geweſte groſſe Herren / bey denen er zuvor muſte hinter der Thuͤr ſtehen / und et - wan an ſtatt des Allmoſen einen guten Filtz darvon ge - tragen. Wie wird dazumal ein mancher armer und krum̃er Bettler / der allhier zu Wien an einem Eck ge - ſeſſen / auslachen dieſen und jenen groſſen Herrn / der al - le Tag in einer verguldten Caroſſen mit einer gantzen La - quey-Proceſſion vorbey gefahren? Wie wird dazumal ein manche Holtzhacken die Koͤnigliche Scepter / ein man - che Schmeerkappen die Biſchoͤffliche Infuln / ein man - che Bauren-Joppen die Fuͤrſtliche Purpur / ein man - cher zwilchener Kittel die Doctors Maͤntel auslachen? Zu dem einigen Wort Venite, kommet her / wird der gantze Himmel frohlocken / alle Eugel werden Gluͤck wuͤndſchen / alle Heiligen werden vor Freuden die Haͤnd zuſammen ſchlagen / alle Hertzen der Auserwaͤhlten wer - den vor Jubel aufhupfen / alle Augen der Seeligen wer - den aneinander frolockend anſchauen. Da wird als ein Gebenedeyter eingeladen werden ein heiliger Leopoldus mit viel Oeſterreichern / ein H. Ludovicus mit viel Fran - tzoſen / ein H. Caſimitus mit viel Polacken / ein H. Ste -G g 3phanus238Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /phanus mit viel Hungarn / ein H. Henricus mit vielen Bayren ꝛc. Da wirds heiſſen: Kom̃ her Benedicte mit den Deinigen / Auguſtine mit den Deinigen / Baſili mit den Deinigen / Franciſce mit den Deinigen / Dominice mit den Deinigen / Bernarde mit den Deinigen / Bruno mit den Deinigen / Ignati mit den Deinigen / da wirds heiſ - ſen / Venite, kom̃t her ihr gebenedeyte Ordensſtiffter / mit allen denjenigen / die alles meinetwegen verlaſſen / und mir nach dero Geſetz und Regul treulich gedienet ha - ben. O Freud uͤber alle Freud!

Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe!

Bald wiederum wie Donnerſchlag
Sein Stim̃ die Boͤſe quaͤllet /
Die drohet ihnen groſſe Plag /
Drauff das letzt Urtheil faͤllet /
Thu auf dein Schlund / O Hoͤllen-Grund /
Verſchling die Ungeheuer /
Vermaledeyt / in Ewigkeit /
Seyd ihr / geht hin ins Feuer.

Nachdem der HErr JEſus / als Goͤttlicher Richter / auf ſeinem Majeſtaͤtiſchen Thron die Auserwaͤhlte zur ewigen Belohnung wird beruffen und eingeladen haben / alsdann wird er ſich wenden mit einem erſchroͤcklichen Angeſicht zu dem groſſen Hauffen der Verlohrnen / mit ſolchen feurigen Augen / und ergrim̃ter Majeſtaͤt / daß der gantze Erdboden hieruͤber zittern / und der hoͤlliſche Abgrund ſeuffzen wird. Durch ein Miracul und Wun - derwerck werden dazumal alle Verlohrne ſtehen in dem Thal Joſaphat, maſſen ſelbes in ſeiner Weite und Um - kreiß nit ſehr groß; dann natuͤrlicher Weiſe ſolte das Ort / allwo ſo viel tauſend Million der Leut ſtehen / etlich hun - dert Meil in ſeinem Umkreiß faſſen / es geſchicht aber darum das Gericht und letzte Urtheil in dieſem Thal /da -239welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. damit den Verdam̃ten ihre Bosheit / und mehr als Vie - hiſche Undanckbarkeit beſſer koͤnne verwieſen werden: Dann allda werden ſie mit Augen ſehen alle diejenige hei - lige Ort / allwo die Erloͤſung und Seeligmachung vor das menſchliche Geſchlecht vollzogen worden / dort wird ihnen vor Augen ſeyn das Nazareth / allwo GOttes Sohn die menſchliche Natur angenom̃en / und den Him - mel mit der Erd vertauſcht hat / dort wird ihnen gezeigt werden das Bethlehem / wo JEſus Chriſtus gebohren / dort werden ſie vor Augen haben das Jeruſalem / wo er geprediget / den Garten / wo er Blut geſchwitzet / das Haus Pilati, wo er gegeiſſelt worden / der Berg Calva - riæ, wo er nackend und bloß auf das Creutz genagelt wor - den / den Oelberg / wo er gen Him̃el gefahren / das Ort / wo er den Heiligen Geiſt geſandt hat. Da werden die Verlohrne vor Aengſten faſt vergehen / wann ihnen der Goͤttliche Richter wird unter die Augen ſtellen / wie ſie alle dieſe ſo groſſe und unendliche Gutthaten veracht / ver - ſchwendt / und mißbraucht haben. Jene Soͤhne des Pa - triarchen Jacobs ſeynd vor Schrecken ſchier zu Boden gefallen / wie der Koͤnigliche Stadthalter in Egypten / vor deme ſie zitterend geſtanden / dieſe Wort geredet / ego ſum frater veſter, ich bin derjenige euer Bruder / den ihr verkaufft habt ꝛc. Wie wird es dann allen Ungluͤckſeeli - gen um das Hertz ſeyn? Wann der damalige Majeſtaͤ - tiſche Richter ſagen wird: Ich bin JEſus / der euch er - ſchaffen / ich bin JEſus / der euch erloͤſt / ich bin JEſus / der euch erhaͤlt / ich bin JEſus / der euch erleucht / ich bin JEſus / der euch ſo offt verziehen / ich bin JEſus / der euch die ewige Belohnung verſprochen / ich bin JEſus / der euch mit der ewigen Verdam̃nuß gedrohet / und ihr habt mir nit gedanckt / und ihr habt mir nit geglaubt / und ihr