PRIMS Full-text transcription (HTML)
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JUDAS Der Ertz-Schelm / Fuͤr ehrliche Leuth /
Oder: Eigentlicher Entwurff / vnd Lebens - Beſchreibung deß Iſcariotiſchen Boͤßwicht. Worinnen vnderſchiedliche Diſcurs, ſittliche Lehrs-Puncten / Gedicht / vnd Geſchicht / auch ſehr reicher Vorrath Bibliſcher Concepten.
Welche nit allein einem Prediger auff der Cantzel ſehr dienlich fallen / der jetzigen verkehrten / bethoͤrꝛten / verſehrten Welt die Warheit vnder die Naſen zu reiben: ſondern es kan ſich auch deſſen ein Privat - vnd einſamber Leſer zur erſprießlicher Zeitvertreibung / vnd gewuͤnſchten Seelen-Hayl gebrauchen.
Der Dritte Theil.
Cum Gratia, & Privil. S. C. M. ſpeciali, & Permiſſu Superioru[m].
Saltzburg /In Verlegung Melchior Haan / Einer Loͤblichen Land - ſchafft / vnd Statt-Buchdruckern vnd Handlern.ANNO M. DC. LXXXXII.

Denen Wol-Edlen / Geſtrengen / Hoch - weiſen / vnd Hochgelehrten Herꝛen Burgermaiſter vnd Rath der Kayſ. Reſidentz-Statt Wienn. Ihr Gnaden / ꝛc.

  • HErꝛn Johann Frantz Peickhardt / Roͤm. Kayſ. Majeſt. Rath vnd Burgermaiſter / ꝛc.
  • Herꝛn Jacob Daniel Depſer / Roͤm. Kayſ: Majeſi: Rath vnd Statt-Richter / ꝛc.
  • Herꝛn Daniel Focky / der Roͤm. Kayſ. Majeſt. Rath.
  • Herꝛn Simon Steph. Schueſter / der R. K. M. Rath.
  • Herꝛn Caſpar Paͤtzinger / der R. K. M. Rath.
  • Herꝛn Auguſtino von Hirneyß / der Roͤm. Kayſerl. Majeſt. Rath / vnd Statt-Ober-Cammerer.
  • Herꝛn Wolffgang Bernhard Puechenegger / Roͤm. Kayſ. Majeſtaͤt Rath.
  • Herꝛn Joh. Nicolao Ruckepaum / der R. K. M. Rath.
  • Herꝛn Adam Schreyer.
  • Herꝛn Matthiæ Ignatio Puͤrner / Phil. & J. U. D.
  • Herꝛn Paul Schmuderer.
  • Herꝛn Johann Lorentz Trunck / von Guettenberg.
  • Herꝛn Johann Sebaſtian Hoͤpfner von Prondt.
  • Herꝛn Leonhard Ruell / Not. Publ.
  • Herꝛn Nicolao Hoche / J. U. D. der Roͤm. K. M. Rath / Syndico Primario vnd Stattſchreiber.

Gnaͤdige Herꝛen / ꝛc.

IHnen als Hochweiſen Vorſte - heren der ſtattlichen Statt Wienn ſeynd vngezweiffelt alle Dero Gaſſen vnd Blaͤtz nur gar zu wol bekannt / dahero Sie gleich werden abnehmen / daß dieſes gegenwertige Buch ſich nicht von der Schueller-Straſſen herſchreibe / zumalen hoche Wiſſenſchafften / vnd ſpitzfindige Concept darinnen nit begriffen / wol aber von der Einfalt - Straſſen / dann es mein einfaͤltige Feder zuſam̃en getragen vnd verfaſt. Gleichwol getraue ich mir / (iſt faſt ein Vermeſ - ſenheit) einem ſo Hochen Magiſtrat zu Wienn ein ſo ni - dere Gab zu offerirn. Es hat mich aber getroͤſt / weil die Weltberuͤhmbte Statt Wienn auch einen Blatz hat / ſo vor vralten Zeiten der Juden-Blatz benamb - ſet wurd / daß Sie mir auch dieſen meinen Judas nit werden abſchaffen / vorderiſt weil dieſer vor Ehrliche Leuth gemacht worden. So hat mich auch diſe Kayſerl: Reſidenz-Statt vil Jahr moͤgen von der Cantzel hoͤren / damit ſie nun ſehe / daß ich / ob ſch[on]ein armer Religios, kein Nudeltrucker ſeye / als dedi -cirecire ich Ihr demuͤtigiſt diſen Druck / ob er ſchon ſchlecht vnd gering / ſo hoffe ich doch / weilen die Chimici auch in alten verdorbenen Wein-Reben ein Sal finden / daß gleichfahls zuweilen etwas wenigſt vom Saltz oder Verſtand darinnen zu finden ſeye. Soll aber auch et - wann ein laͤcherliches Wort oder Zeilen vnder die Au - gen kommen / ſo darff man ſich derenthalben ſo ſtarck nit aͤrgern / dann in deß Abrahambs Hauß die Sara hinder der Thuͤr das lachen nit gerathen koͤnnen. Im uͤbrigen bin ich der gaͤntzlichen Zuverſicht / daß meine Gnaͤdige Herꝛen / weil doch der Aſtrologorum Außſag nach die Wienn-Statt vnder der Waag ligt / dieſes mein weniges Offert werden woͤgen dem Affect nach / als welcher weit mehrer Gewicht und Geſicht hat / als dem Werck nach / ſo in ſich ſelbſten ſchlecht vnd wuͤntzig iſt. Worbey ich mich ſambt vnſerem allhieſigem Cloſter zu Dero beharrlichen Gnaden demuͤetigiſt befelche. Datum Wienn Anno 1692. den 6. Februarij.

Demuͤthigiſter Fr. Abraham.

Guͤnſtiger Leſer.

ALlhier iſt mehrmahlen in deinen Haͤnden ein Buch / wormit du die lange Weil kanſt nutzlichen vertreiben. Es iſt dieſes kleine Werckl faſt beſchaffen / wie die junge Laͤmblein deß Labans vnder der Huet deß Jacobs / ſo nit alle gantz weiß waren / ſondern mit ſchwartz vnd braunen Flecken vnderſpickt: Alſo iſt ebenfahls diſe hierinn begriffene ſittliche Lehr nit gantz weiß / weniger weiſſ / ſondern zu Zeiten mit einer kurtzweilligen Zeil vndermaͤngt / welches ich in allen meinen bißhero teutſch verfaſten Schrifften gepflegt / nicht darumben / als wolt ich der Heil. Lehr einen Faßnacht-Mantel an - legen / darvor mich der Allerhoͤchſte bewahre / ſondern damit ich die jetzt verkehrte Welt durch dergleichen Keder deſto ehender fange / als welche ſonſten an dem bloſſen Angel der Warheit ein Abſcheuen tragt. Ich zweiffle gar nit / daß nit vil werden gefunden werden / denen diſes Tractaͤtl wie ein abgeſchmaches Tractamentl wird vorkommen / aber ich verzeyhe ihnens von Hertzen / hat doch Abraham in dem alten Teſtament auch muͤſſen von dem Meſſer leiden; Er hat GOtt dem HErrn einen Wider auffgeopffert / warumb ſoll ich es auch nit GOtt auffopffern / wann mir einige zu wider ſeynd. So bin ich auch nit der erſte / deme zuweilen ein Fabel von der Feder flieſt / ſondern ſeynd vor mir geweſen Nazianzenus, Cyrillus, Belluacenſis, &c. vnd vil andere mehr. Daß anbey auch etliche Fehler eingeſchlichen / gleich - wie in dem dritten Blatt Carolus V. geleſen wird / da vnderdeſſen Carolus Calvus ſolte ſtehen / wird mich derenthalben der Leſer ſo ſtarck nit beſchuldigen / dann wo der Author weit von der Preß / dort iſt das Buch nahend bey den Faͤhlern. Befilche mich hiermit dem guͤnſtigen Leſer / vor den vnguͤnſtigen aber werd ich zu betten nit vn - derlaſſen.

PRI -

PRIVILEGIUM CÆSAREUM.

WIr Leopold der Erſte / von Gottes Gnaden Erwoͤhlter Roͤm. Kayſer / zu allen Zeiten Mehrer deß Reichs / in Germanlen zu Hungaren / Boͤ - heimb / Dalmatien / Croatien vnd Sciavonien / ꝛc. Koͤnig / Ertz-Hertzog zu Oeſterreich / Hertzog zu Burgund / Steyr / Kaͤrndten / Crain / vnd Wuͤrtenberg / Graff zu Tyroll / ꝛc. Bekennen offentlich mit diſem Brieff / vnd thun kundt Allermaͤnniglich / daß Uns Unſer lieber vnd getreuer Melchior Haen Buchdrucker vnd Bachhandler zu Saltzburg in vnderthaͤnigkeit zu vernehmen geben / was maſſen P. Abraham à S. Clara Ord. Fratrum Eremit. Diſcalc. S. Auguſtini per Germaniam Provincialis, den Dritten Theil ſeines Tractats vnder dem Titul Judas der Ertz-Schelm / oder eigentlicher Entwurff vnd Lebens-Beſchreibung deß Iſcariotiſchen Boͤßwicht / ꝛc. nunmehr auch zuſammengebracht / vnd ſolchen ihme Haan alleinig zudrucken erlaubt habe. Weilen er aber nicht ohne Vrſach mehraiahlen befahren muͤſte / daß andere auß unzulaͤſſiger Begierd vnd zeitlichen Gewinns ſich vnderſtehen doͤrfften auch diſen dritten Theil zu ſeinem groͤſten Nachtheil vnd Scha - den nachzudrucken: Als hat Uns er allervnderthaͤnigſt angernffen vnd gebetten / Wir ihme uͤber diſen dritten Theil ebenfabls Unſer Kayſ. Privilegium impreſſorium zuertheilen aller - gnaͤdigſt geruheten. Wann Wir dann gnaͤdiglich angeſehen / jetzt angedeute gantz bil - liche Bitt, Alſo haben Wir demſelben die Gnad gethan / vnd Freyheit gegeben / daß er Melchior Haan / oder deſſen Erben / ſolchen dritten Theil deß obgedachten Buch in offe - nen Druck außgehen / hin vnd wider außgeben / fail haben vnd verkauffen laſſen / auch ihme denſelben niemand innerhalb zehen Jahren / von dato diſes Brieffs anzurechnen ohne ſein oder der Seinigen Conſens vnd Wiſſen im H. R. Reich vnd Unſern Erb - Koͤnigreich / Fuͤrſtenthumb vnd Landen / weder in Quatto, noch in groͤſſerem oder klei - nerem Format, nachdrucken vnd verkauffen / vilweniger mit frembden Titul beklaiden ſolle und moͤge Vnd gebieten darauff allen vnd jeden Unſern vnd deß H. Reichs Vndertha - nen / vnd Getreuen / inſonderbeit aber allen Buchdruckern / Buchfuͤhrern / Buchbindern / vnd Buchverkauffern / bey Vermeydung Zehen Marck loͤthigen Golds / die ein jedwederer / ſo offt er freventlich bierwider thaͤte / Uns halb in Unſer Kayſ. Hof-Cammer / vnd den andern halben Theil obermelten Melchior Haan / oder ſeinen Erben / ſo hierwider belaidiget wurden / vnnachlaͤßlich zubezahlen verfallenſeyn ſolle / hiermit ernſtlich befehlend vnd wollen / daß ihr noch einiger auß euch ſelbſt / oder jemand von eurentwegen obangereg - ten dritten Theil deß Eingangs erwednten Buchs kleinerley Form noch Art / als ihr das erdencken moͤcht / nachdrucket / noch auch nachgedruckt / diſtrahirt, fail habet / vmbtraget / oder verkauffet / noch andern verſtattet / in kein Welß / alles bey Vermeydung Unſer Kavſ. Ungnad / vnd Verliehrung deſſelben eures Drucks / den obbenannter Melchior Haan oder ſeine Erben / auch dern Befeichshaber mit Hilff vnd zuthun eines jeden Orths Obrigkeit / wo ſie dergleichen bey euer jeden finden werden / alſo gleich auß eigenem Gewalt ohne Verhinderung Maͤnnigliches zu ſich nehmen / vnd darmit nach ihrem Geiallen / handlen vnd thun moͤgen; Mit Urkundt diſes Brieffs / beſiglet mit Unſerem Kayſ. auffgedruck - ten Secret Inſigl / Geben iſt in Unſerer Statt Wienn den 10. Jan. 1692. Unſerer deß Roͤm. Reichs im 34. deß Hungariſchen im 37. vnd deß Boͤhmiſchen im 36, Jahr.

Leopoldus (L. S.) Vt. Leopold Wilhelm Graff zu Koͤnigsegg. Ad Mandatum Sac. Cæſ. Majeſt proprium Frantz Wilderich von Menßhengen.

) () (

LICENTIA. REVERENDISSIMI METRO - POLITICI CONSISTORIJ SALIS - BURGENSIS.

SCeleratior omnibus Judas, & infelicior extitit; quem non Pœnitentia voca - vit ad Dominum, ſed deſperatio tra - xit ad laqueum, in hoc ſolo felix, dum funeſtô per funem fine ſuô alios cautos reddit, & in præ - ſenti Libro conſcientias non illaqueat, ſed pec - catorum funiculos probè cavet, atque ita docet, ut dicere poſſe ſperentur, qui eum deſpėrâſte le - gerint: Laqueus contritus eſt, & nos liberati ſumus.

Sebastianus Mayr, SS. Theol & SS Can. Doctor, Celſiſſimi ac Rever - endiffimi Principis, &c. Conſiliarius Conſiſtorialis, nec non B. V. Mariæ ad Nives Canonicus.

APPROBATIO.

ADmodum R. P. Abrahami à S. Clarâ Prioris Provincialis per Germaniam & Bohœmiam digniſſimi, nec non Concionatoris Cæſarei ter - tium Tomum de Juda Iſcariothe ttactantem per - volvendo reperi bonis moribus inſtruendis capa - ciſſimum, & animis delectandis accommodatiſſi - mum fore, unde meritò luci publicæ per prælum evulgandum eſſe cenſui. In Conventu S. Augu - ſtini. Viennæ die 5. Menſis Januarii Anno 1692. In quorum fidem, &c.

Fr. Bernardus á S. Thereſia Auguſt. Diſcalc. p. t. Prior ibidem.

APPROBATIO.

JUdas ſibi nequam, alijs redditur bonus, operâ Admodum R. P. Abrahami à S. Clara Provincialis & Concionatoris Cæſarei, & qui oſculo prodidit Salvatorem, ejusdem calamo procurat ſalutem. Idcircò præſens volumen foro tum Concionario, tum aſcetico perutile digniſſimum cenſeo, ut pro - deat in apricum. Datum Viennæ Auſtriæ 10. Januarij 1692.

Fr. Anselmus à S. Chriſtophoro Auguſtinianus Diſcalc. SS. Theol. Lector.

INDEX CONCIONUM AD DOMINIC AS PER ANNUM.

DOMINICA I. ADVENTUS. Tunc videbunt filium hominis venientem. Luc. 21.

AD genus humanum & univerſum Orbem judicandum erit iſte Ad - ventus, in quo Judex noſter comparebit Juſtiſſimus, & judicium il - lius erit æquiſſimum. Dazumahlen wird alles juſt hergeben / vnd wird heiſſen / es iſt nichts ſo klein geſponnen / es kombt an die Sonnen. Vide plura Pag. 211.

Ille Judex nec gratia prævenitur, nec Miſericordiâ flectitur, nec pecunia corrumpitur, nee pœnitentiâ vel ſatisfactione mitigabitur. Hic dum tempus habet, agat anima pro ſe, quamdiu locus eſt Miſeri - cordiæ, quia ibi erit locus Juſtitiæ. S. P. Auguſtinus lib. de 10. cho. c. 2.

DOMINICA II. ADVENTUS. Quid exiſtis in deſertum videre arundinem vento agitatam.

DUſere de fragilitare, & vitrea hominis vitâ, Morio cerie indigitan - dus eſt, qui mori non conſiderat. Es iſt kein Federhannß ſo groß / dem der Todt nicht kan die Fluͤgl ſtutzen. Vid. p. 309.

Timor de futura morte mentem neceſſariò concutit, & quaſi clavus carnis omnes motus ſuperbiæ ligno crucis affigit. S. P. Auguſt. de doct. Chriſt.

DOMINICA III. ADVENTUS. Et confeſſus eſt, & non negavit. Joan. 1.

IDoneus eſt locus hic dicendi, de valore, & val niente Conſeſſionis, quæ & qualis Confeſſio ſit peccatori neceſſaria. Etliche glauben / es ſey leichter ein Martyrer zu ſeyn / als ein Beichtiger. Vid. p. 408.

Non operui, ſed aperui, ut operires, non celavi ut tegeres, nam quando homo detegit, Deus tegit, cum homo celat, Deus nudat, cum homo agnoſcit, Deus ignoſcit. S. P. Aug. ſup. Pſalm.

DO -

DOMINICA IV. ADVENTUS. Venit in omnem Regionem Jordanis, prædican ſbaptiſmum Pœnitentiæ. Luc. 3.

OStende hic efficaciam Verbi Dei, & utititatem Concionum. Es iſt kein beſſerer Streich / als wann einem ein Prediger eines an ein Ohr gibt. Vid. p. 65.

Quid vobis plùs eſſe videtur, Verbum Dei, an Corpus Chriſti? ſi vultis verum reſpondere, hoc utique dicere debetis, quod non ſit mi - nus verbum Dei, quàm corpus Chriſti, & ideo non minus reus ſit qui verbum Dei negligenter audiverit, quàm ille, qui Corpus Chriſti in terram negligenti â ſuâ cadere permiſit. S. P. Aug. in ſerm quodam.

DOMINICA INFRA OCTAVAM NATIVITATIS DOMINI. Hæc viduauſque ad annos octoginta quatuor, &c. Lucæ 2.

HÆc ætas ætate noſtra utcunque rara eſt, quia mors dura in ſuâ ſeriptura plerumque ſolet uti abbreviatione. Das Menſchliche Le - ben iſt der Graff Kurtziſchen Caſata naͤchſt anverwahnt. Vid. p. 232.

Quid in hâc terrâ certum eſt, niſi Mors? quid ſis, hodie ſcis, quid facturus ſis craſtino, neſcis, quocunque te verteris, incerta omnia, Mors certa. S. P. Auguſtinus apud Beier. the. 3.

DOMINICA I. POST EPIPHANIAM. Aſcend entibus illis Jeroſolymam ſecundum conſuetudinem diei Feſti. Luc. 2.

FEſta corrupto hoc ſæculo ſunt ſatis infeſta, & nullo die magis ſen - ſualitas carnis pet gulam enutritur, quàm feſtivo. Man kan derzeit die Feſttaͤg Freßtaͤg nennen / in dem Calender werden die Feyertag roth ge - ſchriben / dann ſie ſchaͤmen ſich / daß ſie jo ſchlecht geheiliget werden. Vide pag. 151.

Mementote quod dixi, tum everſam eſſe Jeruſalem, cum ipſa ſo - lemnitas ageretur, in quâ ſolemnitate Dominum crucifixerunt, con - gregati ſævierunt, congregati perierunt. S. P. Aug. in Pſal. 73.

DOMINICA II POST EPIPHANIAM. Vinum non habent. Joan. 2.

MAgna eſt Deipara in Nominativo, quia dulciſſimum hoc Nomen ei cælitus datum, Magna eſt Deipara in Genitivo, quia illæſo Virgi - nitatis flore genuit Salvatorem Mundi. Magna eſt Deipara, in Dativo, quia datomnibus affluenter. Bey GOtt laſſen ſich keine Suͤnden ver - maͤntlen / auſſer mit dem Schutzmantl der Mutter Gottes. Vid. 404. & ſeq.

Auctrix peccati Eva, auctrix meriti Maria, Eva occidendo ob - fuit, Maria vivificando profuit. Illa percuſſi, tiſta ſanavit. S. P. Auguſt. Serm, de Paſſione.

) () (3DO -

DOMINICA III. POST EPIPHANIAM. Vade, & Vadit. Matth. 8.

INgens imo Ampliſſimus ordo ſervitiorum eſt in hoc mundo, in omni - bus compitis ſonat hoc verbum, Servitòr, ſed quomodo ſe ſervant ſervi ſæculares in ſuis ſervitijs? Vil Knecht / wenig recht. Vid. p. 5.

Non Deus ſic æſtimat hominem, quomodo homo æſtimat homi - nem, quando invenit homo ſervum venalem, carius emit equum quàm hominem. S. P. Auguſtinus in Pſalm. 143.

DOMINICA IV. POST EPIPHANIAM. Ecce motus magnus factus eſt in Mari. Matth. 8.

NOn incongruè hic arguere poteris luſores chartarum, & Tax illo - rum, nullibi enim majores rixarum & blasphemiarum inſurg unt motus, quàm inter hujus fæcis homines. Durch das Spilen / richt ihm einer bey GOtt ein grauſambes Spil zu.

Ludus eſt domeſtica præd[a]tio, uſuraria labes, mendaciorum Ma - ter, crudelis blasphemiæ Pater, corruptio populorum, diſcordiarum, & homicidiorum mul orum origo, immane deſperatis barathrum, &c. S. Bernardin. to. 1. 8. 4.

DOMINICA V. POST EPIPHANIAM. Sinite utraque creſcere, uſque ad meſſem. Matth. 13.

EX hâc occaſione oſſende, quod nemini etiam flagitionſiſſimo homini ſit deſperandum, quin poteſt eſſe, per immenſam Dei bonitatem, ut etiam zizania adhuc ante mortem in triticum convertantur. GOtt iſt der allerbeſte Alchimiſt. Vid. p. 336. & ſeq.

Nemo diffidat, nemo veterum conſcius peccatorum prœmia Divi - na deſperet: Novit Dominus mutare Sententiam. ſi tu noveris emen - dare delictum. S. P. Auguſtinus lib. de Symb. ſer 6.

DOMINICA VI. POST EPIPHANIAM. Simile eſt Regnum Cœlorum fermento, quod acceptum mulier ab - ſcondit in ſatts tribus. Matth. 13.

RAra mulier ſine fermento ſuperbiæ invenitur, pleræque cernuntut fœminæ inflatæ, & ipſarum exultatio eſt exalratio. Alle Vhren wollen hoch angeſehen ſeyn / dann ſie meiſtens an dem Thurn ſtehen. Vid. p. 10.

Qui ſuperbiam habet, ſine cauſâ habet alias virtutes, imò eas non habet, ſed videtur habere, qui enim hoc habet, quod Deo contra - rium eſt, quomodo poteſt habere, quod Deo amicum eſt? S. P. Au - guſtinus de obed. & hum.

DO -

DOMINICA SEPTUAGESIMÆ. Ite & vos in vineam meam. Matth. 20.

QUamplurimi inveniuntur, qui vocantis Dei ſalubres Inſpirationes vilipendunt, ſed erit tempus, quo Juſtiſſimum Numen non ampliùs vocabit, ſed vacabit. Ein ſtraͤffliche Grobheit / wann ſich jemand gegen GOtt ſtellt / als thue er nit hoͤren. Vid. p. 408. & ſeq.

Non ceſſat Satnanas ſuadere malum, ſed nec Deus ceſſat ſuade - re bonum. S. P. Auguſt. Serm. 132. de temp.

DOMINICA SEXAGESIMÆ. Ad tempus, credunt, & in tempore tentationis recedunt. Luc. 8.

HIc poteſt haberi ſermode malè fundatis Politicis, ſivè de amicis, qui amiciuntur pallio fidelitatis, intus autem ſunt lupi rapaces. Es gibt in Guͤtern und Gemuͤthern Leoniſche[W]ahren. Vid. p. 309. & p. 333.

Quia nihil boni in abſcondito facis, ne à cunctis cognitus de - teſteris, finge de foris eſſe, quod intus non appetis, Religio vera re - ſpondeat. Imò magis ſatage eſſe, quod es, nam oſtendere te homini - bus, quod non es, quid aliud quàm damnatio eſt? S. P. Auguſt. tom. 9. lib. de conflict. vit. & vir.

DOMINICA QINQUAGESIMÆ. Domine ut videam. Luc. 18.

EX hâc occaſione hujus thematis poteſt oſtendi cœca ſtultita, aut ſtul - ta cœcitas mortalium, quod non videant vanitatem mundi. Der iſt wol ein rechter Veitl / der nit ſicht daß alles eytl. Vid. p 279.

Vincula hujus mundi aſperitatem habent veram, jucunditatem falſam: certum dolorem, incertam voluptatem: durum laborem, timi - dam quietem: rem plenam miſeriæ, ſpem beatitudinis inanem. S. P. Auguſtinus apud Lang. in Polyanth.

DOMINICA QUADRAGESIMÆ. Si filius DEI es, mitte te deorſum. Matth. 4.

TUrpiſſimum genus mortis eſt, ſibimet propriâ manu inferre ne - cem, & ut verba hic alligata indicant, ejusmodi morte Chriſtum voluit Dæmon, ſed conatus eum fefellit. Der iſt ein Narr / der ſein eigner Hencker iſt. Vid. circa p. 530.

Judas enim cum ſe occidit, ſceleratum hominem occidit: & ta - men nòn ſolum Chriſti, verùm etiam ſuæ mortis reus finivit hanc vitam, quia licet propter ſuum ſcelus, alio ſcelere ſuo occiſus eſt. S. P. Auguſtinus 1. Civit. c. 17.

DO -

DOMINICA II. QUADRAGESIMÆ. Reſplenduit facies ejus ſicut Sol. Matth. 17.

LOcus opportunus hic ſe offerit, in quo oſtendi poteſt nimia in qui - busdam formæ cura, cum tamen inter faciem & facem, exigua ſit diſtinctio, ſed extinctio. Die Geſtalt vergehet / die Tugend beſtehet. Vid. p. 273.

Flacceſſit pulchritudo, & citius quàm folia humi decidit, & prius - quam venerit Autumnus, marceſcit & interit. Clem: Alexand. 3. præd. c. 1.

DOMINICA III. QUADRAGESIMÆ. Beatus venter. Luc. 11.

BEnè pia fœmina beatificavit ventrem Deiparentis, aſt malè nos beatificamus corpus noſtrum, neglectâ animæ curâ. Bey leib den Leib ſollen wir nicht hoͤher ſchaͤtzen als die Seel. Vid. p. 250.

Anima humana omnium Creaturarum naturam participat, omne ſpirituale ſuum eſt: quia cœlum habet ad manendum, Angelos ad congaudendum, gloriam ad habendum & Trinitatem ad fruendum, S. P. Auguſtinus ſerm. 48. ad F. F.

DOMINICA IV. QUADRAGESIMÆ. Colligite fragmenta, ne pereant. Joan. 6.

LOcus hic opportunus diſſerenti de ſacris Reliquiis, quarum uſus legitimus commendatur. Man pflegt insgemein von einer angeneh - men Sach zu reden / er hebts auff wie ein Heiligthumb. Vid. p. 460.

Sanctorum Corpora, & præcipuè Beatorum Martyrum Reliquias, ac ſi Chriſti membra ſynceriſſimè honoranda, & Baſilicas eorum no - minibus appellatas, velut loca ſancta Divino cultui mancipata affectu piiſſimo, & devotione fideliſſima adeundas credimus. S. P. Auguſtinus tom. 3. de Ecc. dogm. c. 73.

DOMINICA PASSIONIS. Vos non cognoviſtis eum. Joan 8.

VErum dicit manſuetiſſimus Salvator, nam qui dicit ſe noſſe Deum, & mandata ejus non cuſtodit, hic mendax eſt, quàm ergo abomi - nabiles ſunt Chriſtiani, qui fidem quidem exterius profitentur, factis autem negant. Das heiſt vil Geſchrey / wenig Ay. Vid. p. 399.

Cum dilectione fides, Chriſtiani, ſine dilectione fides Dæmonis. S. P. Auguſtinus 10. de Civit.

DO -

DOMINICA PALMARUM. Hoſanna filio David, benedictus qui venit in Nomine Domini. Matth. 21.

PLacuit hic puerorum Cantus Salvatori triumphanti, placet non mi - nus ſacra huculque uſitata in Eccleſia Pſalmodia, utpote cœleſtium geniorum, ſed neceſſe eſt, ut clament, ſeu cantent pueri, id eſt puri. Vid. p. 89.

Tunc in toto corde clamatur, quando aliunde non cogi atur, ta - les orationes raræ ſunt multis, crebræ paucis, utrum nec cuiquam, neſcio. S. P. Auguſtinus in Pſalm. 85.

DOMINICA RESURRECTIONIS. Surrexit, non eſt hic. Marc. 16.

PErſuaderi poteſt, ut Auditores cum Chriſto reſurgere conentur, ſpi. ritualiter, ut videlicet iterum Deo per exactam confeſſionem, & vi - emendationem concilientur. Auff ſolche Weiß hat der Menſch rechte gluͤckſeelige Oſterfeyrtag. Vid. p. 333.

Quis peccatorem mortuum in peccatis ſuſcitabit, niſi qui remo - to lapide clamavit dicens: Lazare prodi foras. Quid eſt autem fo - ras prodire, niſi quod occultum erat, foras prodere? qui confitetur foras prodit. S. P. Auguſtinus S. de verb. Domini.

DOMINICA I. POST PASCHA. Noli eſſe incerdulus, ſed fidelis. Joan. 20.

ELucidari hic poſſunt ſingularia quædam de fide Orthodoxâ, quæ tamen in adultis ſiue ope operum bonorum operam perdit. Ein groſſer Underſchid iſt zwiſchen Catholiſch vnd Kalt-toliſch. v. p. 399.

Chriſti ille non famulus, ſed ſubſannator & Irriſor eſt, qui ejus ſe ſervum dicit, cui ſervire diſſimulat. S. P. Auguſtinus de vit. Chriſti tom. 9. c. 1.

DOMINICA II. POST PASCHA. Paſtor bonus animam ſuam dat pro ovibus ſuis. Joan. 10.

PRivata commoda ſunt bono publico poſtponenda, ſed contrarium plerumque in aulis Principum cernitur. Es heiſt halt / das Hembd iſt mir naͤhender als der Rock. v. p. 391.

) () () (DO -

DOMINICA III POST PASCHA. Modicum. Joan. 16.

EX hoc themate poteſt oſtendi, modicum vitæ humanæ, modlcum nonorum, modicum divitiarum, modi um denique oninium rerum caducarum. Die Welt iſt dem Scheben vnd Schaben vnderworffen. Vid. p. 530.

Quid ſtrepis O munde? imm nde quid ſtrepis? quid acendere conaris? tenere vis periens? quid faceres? ſi maneres? quem non decipetes dulcis, ſi a narus alimenta mentiris. S. P. Auguſtinus ſerm. 29. de verb. Dom. c. 5.

DOMINICA IV. POST PASCHA. Triſtitia implevit cor veſtrum. Joan. 16.

REmedium contra triſtitiæ affectum videtur innui ipſo hodiernæ Dominicæ nomine, dicitur enim vulgo, Dominica Cantate, ſed opportunum hic erit diſſerere de turpibus cantilenis, quibus tempus fallere ſolent inſolentes non pauci. Deß Teuffels Cam̃mer-Muſie. Vid. p. 108.

DOMINICA V. POST PASCHA. Ipſe enim Pater amat vos, quia vos me amaſtis.

IN nulla re mirabilius eluceſcit ſapientia ſupremi Numinis, quàm in Talione, ſolet enim plerumque tam in malo, quàm in bono Talio - nem reddere. Das heiſt mit gleicher Muͤntz bezahlen. Vid. p. 183.

Quâ menſurâ menſi fueritis, remetietur vobis. Matth. 7.

DOMINICA VI. POST PASCHA. Ille teſtimonium perbibebit de me. Joan. 15.

OStendi poteſt, quæ teſtimonia exhibeat ſpiritus veritatis de no - ſtra fide, videlicet Conſtantiam Martyrum, multitudinem miracu - lorum, ſanctitatem hominum, &c. Der Glaub macht ſeelig. Vid. p. 391.

Nullæ ſunt majores divitiæ, nulli theſauri, nulli honores, nulla mundi hujus major ſubſtantia, quàm eſt fides Catholica. S. P. Auguſti - nus ſerm. 1. de verbis Ap. c. 4.

DO -

DOMINICA SEU FESTUM PENTECOSTES. Si quis diligit me. Joan. 14.

COngrua hodierna die materia ſe offert tr[a]ctandi de amore erga Deum, tanquam inſinitum bonum. GOtt lieb[e]n / macht nie be - truͤben. Vid. p. 81.

Minus Domine te amat, qui aliquid tecum amat, quod propter te non amat. S. P. Auguſtinus ib. 13. confeſſ.

DOMINICA I. POST PENTECOSTEN. Eâdem menſurâ. Luc. 6.

PLerumque fovea aliis deſtinata, fodienti occurrit, & mala conſilia in caput authoris redeunt. Vid. p. 183.

Fremit do oſitas ſe deceptam, & in ſe fraus reverſa colliditur. Herodes ſtridet, cadens ipſe, in laqueum, quem tetendit. S. Petrus Chryſ. ſerm. 152.

DOMINICA II. POST PENTECOSTEN. Uxorem duxi non poſſum venire. Luc. 14.

O[C]caſio eſt hic loquendi de inſano quorundam amore, qui non ra - carnales in gar Narren convertere ſolet. Vid. p. 315.

Qualis eſt in oculis hominum, qui inverſis pedibus ambulare vi - detur, talis eſt in oculis Angelorum, cui propria caro dominatur. S. P. Auguſtinus de ſing. Cleri.

DOMINICA III. POST PENTECOSTEN. Congrat ulamini mihi, quia inveni ovem, quæ perierat. Luc. 15.

NUllus peccator tam eſt perditus, ut reperiri & in viam reduci non poſſit, hinc nemini etiam ſceleratiſſimo deſperandum eſt, quia mi - ſericordia DEI ſuper omnia opera ejus. Das Worel GOtt / hat bey de - nen alten Teutſchen ſo vil geheiſſen als Gu. Vid. p. 35.

Ipſe quippe Domious noſter JEſus Chriſtus dixit: nemo bonus niſi ſolus Deus, nonne ſtimulavit noa ad inquirendum, & diſtin - guendum, quid ſit bonum ab alio bono bonum, in ſeipſo bonum. S. P. Auguſtinus ſup. Pſalm.

) () () (2DO -

DOMINICA IV. POST PENTECOSTEN. Et cum hoc feciſſent, concluſerunt piſcium multitudinem copioſam Luc. 5.

APtus hic diſcurſus occurrit de quovis hominum ſtatu ſalvando. Der Himmel iſt vor alle gebaut. Vid. p.

Chriſti gratia, ſine quâ nec infantes, nec ætate grandes, ſalvi fieri poſſunt, non meritis redditur, ſed gratis datur, propter quod gratia nominantur. S. P. Auguſtinus de natur. & grat.

DOMINICA V. POST PENTECOSTEN. Omnis, qui iraſcitur fratri ſuo, reus erit Judicio. Matth. 5.

MUlti etiam umbram contumeliæ dolenter ferunt, & pro minima convitiorum ſcintilla vindictam quærant. Ein teuffliſche Gedaͤcht - nus / wann mans einem nit vergeſſen kan. Vid p. 326.

Multa ſunt genera Eleemoſynarum, quas cum facimus, adju - vamur, ut dimittantur peccata noſtra, ſed nihil eſt majus, quâ ex corde dimitimus, quod in nos quiſque peccavit. S. P. Aug. in Enchij.

DOMINICA VI. POST PENTECOSTEN. Miſereor ſuper turbam. Marci. 8.

HIc poteſt declarari immenſa Dei bonitas, & infinita Miſericordia, quam largè in omne hominum genus, etiam malitioſiſſimum ef - fundit. Es heiſt auch gar offt / je groͤſſer der Schelm / je beſſer Gluͤck. Vid p. 349.

Ecce Miſericordia, quando vides Juſtos, & injuſtos eundem ſo - lem intueri, eandem lucem capere, eosdem fontes bibere, eadem plu - via ſaginari, iisdem fructibus terræ repleri, noli putare injuſtum eſ - ſe Deum, qui dat iſta æqualiter juſtis, & injuſtis, Miſericordiæ tempus eſt, nondum judicii, niſi enim primò Deus per Miſericordiam parce - ret, non inveniret, quos per Judicium coronaret. S. P. Auguſt, in Pſalm. 190.

DOMINICA VII. POST PENTECOSTEN. Attendite à falſis Prophetis. Matth. 7.

OQuantus numerus eorum, qui externam ſolummodò bonitatis & amicitiæ ſpeciem ſectantur! O quoties ſumma malitiæ pietatis pallio veſtitur, & lupus pelle tegitur Ovina. Es iſt nit alles Gold was ſcheinet. Vid. p. 272.

Simulata æquitas non eſt æquitas, ſed duplex iniquitas, quia ini - quitas eſt, & ſimulatio, Et ſicut propè ſumma & divina virtus eſt nemi - nem decipere, ita ultimum vitium eſt, quemlibet decipere. S. P. Au - guſtinus lib. 8. qq. 3.

DO -

DOMINICA VIII. POST PENTECOSTEN. Homo quidam erat dives. Luc. 16.

OStendatur vanitas & inanitas divitiarum, ſiquidem tam citò fit Codrus, qui modo Crœſus erat: Ergo ſurſum corda habemus ad Dominum. Der iſt wol ein Limmel / der nit ſucht den Himmel.

Fuge Creaturas, ſi vis habere Creatorem, omnis creatura vileſ - cat, ut Creator in corde dulceſcat. S. P. Aug. 1. in Joan. 2.

DOMINICA IX. POST PENTECOSTEN. Domus mea domus Orationis eſt, vos autem feciſtis illam ſpeluncam latronum. Luc. 19.

SUpellectilis ſacræ mundities & liberelitas in ornatum templorum commendatur. Wol gebutzt / vnd nichts geſchmutzt. v. p. 274.

Quàm videtur abſurdum, ut ſtratus ille diligentius excolatur, ubi corruptibilis caro ſoporis quiete reſolvitur, quàm ara crucis, in qua videlicet hoſtia Dominici corporis immolatur. Pet. Damian. in Epiſt, ad Cardinal Vid. p. 274.

DOMINICA X POST PENTECOSTEN. Publicanus percutiebat pectus ſuum. Luc 18.

POterit hic agi de Pœnitentia, & contrito corde peccatoris, qui per ſimiles pectoris tunſiones ipſum verberare ſolet dæmonium. Das groͤſte Layd iſt / wann man nit Layd traͤgt vber ſeine Suͤnden. v. p. 359.

Juſtitia de cœlo proſpexit, tanquam Dei dicentis: Parcamus huic homini, quia ipſe agnoſeit, converſus eſt ad puniendum pecca - tum ſuum, convertar & ego adliberandum eum S. P. Aug. ſup. Pſal. 84.

DOMINICA XI. POST PENTECOSTEN. Adducunt ei ſurdum. Marc. 7.

ALiqui ſunt ſurdi in audiendo Deo vocante ad certum ſtatum, & hæc pericnloſa eſt ſurditas, juxta illud Prov. quia vocavi vos &c. Alii ſurdi in Divino audiendo verbo: utraque ſurditas ſummè diſpli - cet Deo. Es heiſt zuweilen zu einem Ohr hinein / zum andern wider her - auß. v. p. 65.

Qui verbum Domini libenter audit, in aures animæ de patria Pa - radiſi transmiſſas ſe ſuſcepiſſe non dubitet. S. P. Aug. hom. 26. ex 50.

DOMINICA XII. POST PENTECOSTEN. Sacerdos quidam viſo illo præterivit. Luc. 10.

OBjurgare poterat Sacerdos iſte, quod hominem â Latronibus ſau - cium & ſemivivum in via jacentem deſeruerit; nullum magis abominabile ſcandalum, quàm in pravis Sacerdotibus. v. p. 358.

) () () (3Ni -

Nihil eſt turpiùs, quàm excellentem eſſe quemlibet culmine, & deſpicabilem vilitate, quid eſt dignitas indigno, niſi ornamentum in luto? & ideò cunctos, qui ſacri Altaris ſuggeſtu eminent, tantum ex - celler. oportet merito, quantum gradu. Salvi. lib 2 Eccl. Cath.

DOMINICA XIII. POST PENTECOSTEN. Ite oſtendite vos Sacerdotibus. Luc. 17.

HIc commodum eſt diſſerere de virtute & efficacia Confeſſionis Sacramentalis, prout ſuperius innuimus. v. p. 341.

DOMINICA XIV. POST PENTECOSTEN. Nonne anima plus eſt quàm eſca. Matth. 6.

CUm tanta ſit excellentia animæ, quæ meritò pro Regina haberi po - teſt, haud ſcio quommodò ſubverſus ſit Ordo & corpori utpotè vili mancipio plùs ſerviatur, quàm animæ. v. p. 264.

Quemadmodùm fatendum eſt, animam humanam non eſſe, quod Deus eſt, ita præſumendum, nihil inter ea omnia, quæ creavit, Deo eſſe propinquius. S. P. Aug. lib. de an. c. 2.

DOMINICA XV. POST PENTECOSTEN. Adoleſcens tibi dico, ſurge. Luc. 14.

Vivis coloribus poterit hic mors depingi, quæ non ſolùm Senibus, ſed etiam Adoleſcentiæ & Juventuti inſidatur. Was den Tod an - belangt / iſt der Menſch Vog frey. v. p 263.

Quis reſiſtit morti? reſiſtitur ignibus, undis, ferro, reſiſtitur po - teſtatibus, Regibuſque. Venit una mors, qui ei reſiſtit? nihil eſt il - la fortiùs. S. P. Aug. in Pſal. 111.

DOMINICA XVI. POST PENTECNSTEN. Si licet Sabbato curare. L. 14.

EX hoc themate poterit agi de diebus feſtivis obſervandis, die Feſt halt man voſt / aber wie? v. p. 173. & 176.

DOMINICA XVII. POST PENTECOSTEN. Interrogavit eum uns ex eis Legis Doctor. Matth. 22.

O caſio eſt diſſerendi de ſtatu Advocatorum. Ob die 3 Buchſtaben J. U. D. den rechten Titul vorſtellen / hoc ſolùm intelligendum de illis, qui contra conſcientiam agunt. v. p. 23.

DO -

DOMINICA XVIII. POST PENTECOSTEN. Surge tolle grabatum tuum. Matth. 9.

IDoneus iſte locus eſt dicendi de quibuſdam delicatulis, qui etiam minimam recuſant ferre pænitentram. v. p. 36.

Excrucio me planè ut ille parcat, do de me pœnas ut ille ſubve - niat, ut placeam oculis ejus, nam & victima excruciatur, ut in aurum imponatur. S. P. Aug. rract. de Vit. 1.

DOMINICA XIX. POST PENTECOSTEN. Quoſcunque in veneritis, vocate ad nuptias. Matth. 22.

NUllus Status excluditur à Regno cœlorum, quia Deus credentes non ſtatus diverſitate, ſed fidei merito ponderat. GOTT gehet mitten durch. v. p. 390.

Sicut ſcala, per quam aſcerditur in altum, ex vari[i]s compoſita eſt & conſtructa gradibus, ita fideles Redemptionis & meritorum Chri - ſti effecti participes, per varios gradus vocationum, Profeſſionum & ſtatuum aſcendunt ad cœlum. Anonym.

DOMINICA XX. POST PENTECOSTEN. Incipiebat enim mori. Joan. 4.

QUalis vits, finis ita. Der Todt ein Copey deß Lebens. v. p. 500. [&]ſeq.

Volunt homines vivere, ut Peccatores, & mori ut juſti, ſed Do - minus non novit, aut conſuevit dare mortem juſſorum, niſi juſtis. Oleaſt. in num. c. 23.

DOMINICA XXI. POST PENTECOSTEN, Serve nequam. Matth. 18.

LIquidè conſtat, hunc ſervum voluntatem Domini ſui cognoviſſe, ut & ipſe miſericordiâ uteretur, ergà conſervum ſuum, quâ tamen uſus non eſt, magna igitur malitia quorundam ſervorum. Das Ge - ſind iſt ſelten ohne Suͤnd. v. p. 360.

DOMINICA XXII. POST PENTECOSTEN. Quid me tentatis Hypocritæ. Matth. 9.

FAlſus, falla, falſum, falſus mundus, falſa terra, falſum genus huma. num, denique ut plurimùm omnia falſa, Es iſt kein oͤfftere Muſic auff der Welt zu hoͤren / als der Falſchheit. v. p. 272.

Nulla res ſic exterminat bonum, ſicut ſimulatum bonum, nam manifeſtum malum, quaſi malum fugitur, & cavetur, malum autem ſub ſpecie boni celatum, dum non cognoſcitur, non cavetur, ſed quaſi bonum ſuſcipitur. S. Chryſoſt. hom. 19. in Macth.

DO -

DOMINICA XXIII. POST PENTECOSTEN. Puella tibi dico ſurge. Matth. 9.

OStendi poteſt, quod Chriſtus Dominus, à quo veiſabatur in terris, nullum Senem à mortuis ad vitam reſuſcitaverit, ex quo colli - gendum eſt, quàm difficile ſit, inveteratum, & in peccatis habitua - tum in morte reſipiſcere, igitur pœnitentia non eſt procraſtin anda. Man ſagt ſonſten / quod differtur, non auffertur, auffgeſchoben / iſt nit auffgehoben / aber dißfahls hat ſolches Sprichwort allhier keinen Platz.

DOMINICA XXIV. POST PENTECOSTEN. Videbunt filium hominis venientem. Matth. 24.

OBone Jeſu! quid poteſt lamentabilius eſſe, quàm Ite? quid gra - tius quàm Venite? ſunt duæ voces, quarum una in extremo judicio mentes terrore concutit, altera corda juſtorum delectat. v. p. 209.

Majus tormentum malis erit, furorem vultus Divini tolerare, quàm cruciatus infernales perpeti. S. P. Aug. ſerm. 120. de temp.

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Judas
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Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes / und hoͤrt nit gern die Pre - digen.

NAch dem der unverſchambte Gaſt / und treu - loſe Apoſtel / aus den gebenedeyten Haͤn - den ſeines Goͤttlichen Meiſters in dem letz - ten Abendmahl die himmliſche Speiß / be - nanntlich das Fleiſch und Blut JESU Chriſti empfangen / ſo dann hat er ſich un - verzuͤglich von dieſer heiligſten Geſellſchafft abgeſchrauft / und ſich aus dem Staub gemacht. Es hat ihn aber der leidige Satan / ſo unlaͤngſt vorhero in dieſen Gefahren / zu ſolchem gaͤhen Aufbruch veranlaſſet / und nach der hei - ligſten Communion ihme nichts anderſt in die Ohren ge - ſchryen / als preſto, preſto, fort / fort Judas! auf / auf Iſcarioth! allo pack dich Camerad / fort / fort! allhier iſt vor dich kein Port / kein Wort / kein Ort / kein Sort / pre - ſto, cito, citiſſimè! Es ſahe der argliſtige Teufel ſchon vor / was geſtalten der gebenedeyte HErr und Heyland nach dieſem Goͤttlichen Tractament vor ein eiferige Pre - dig werde machen ſeinen Apoſteln / dannenhero er ge - forchten / es moͤchte Judas hierdurch erleucht und bekeh - ret werden / und folgſam zu derheylſamen Reu und Buß greiffen / deſſentwegen ihn auf alle Weiß / mit allem Fleiß zum Reißaus ermahnet / deme dann der verruchte Ge - ſell / als ein bereits gewidnierer Unterthan und geſchwor - ner Vaſall gefolgt / und alſo dieſe heiligſte Predig / ſo Chriſtus der HErr mit ſeinem guldenen Mund vorgetra -Pars III. Agen /2Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /gen / zu ſeinem groͤſten Verderben / ja unwiderrufflichen Untergang vernachlaͤſſiget. Wie es mit mehrern beſtaͤt -Lib 9. c. 19 tiget / und umſtaͤndig ausfuͤhret der H. Cyrillus. Und mit ihme Baronius in Ann. Chr. 34. n. 63. Judas hat dißfals viel Bruͤder und Schweſtern.

Es wird von vielen Scribenten glaubwuͤrdig bey - gebracht / daß in Scythia, und vorderſt in der Inſel Gi - lon, Leut gefunden werden / die zwar nicht einer ſondernIſidor. lib. 11. c. 3. Leibsgroͤſſe / aber ſo groſſe / lange / weite / und breite Oh - ren haben / daß ſie hiermit den gantzen Leib bedecken / ja wann ſie liegen / ſo dienet ihnen ein Ohr vor ein Unter - bett / das andere aber brauchen ſie an ſtatt einer Oberde -Ramus tom. 1. cken oder Zuhuͤll. Dieſe Ohren ſeynd vorwahr wunder - lich / aber nit weniger wunderlich iſt es / daß bey uns / und zwar unter den Chriſten / Leut angetroffen werden / die gar keine Ohren haben / dahero der gebenedeyte Hey - land / wie es der Evangeliſt Marcus regiſtrirt / in einer Predig zu dem Volck zweymal dieſe Wort wiederholt / der Ohren hat / der hoͤre! Sollen dann / O mein GOtt! Leut ſeyn ohne Ohren? was dann / gar viel ſeynd deren / die keine Ohren haben zu dem Wort GOttes / und zu den Predigen.

Es faͤhrt ein Wagen daher mit 6. Pferden beſpannt / es lauffen vorn / es lauffen hindten / es lauffen auf der Seiten / Paſchi / Lackeyen und Bediente / deren Liberey faſt allerley Farben wie ein Regenbogen / es kan wol ſeyn / daß es naſſes Wetter bedeut in den Augen der Un - terthanen ꝛc. Der Lackey eilet nach der Sacriſtey / glaubt der Prieſter ſoll ſchon da ſeyn / wie die Engel im Grab des HErrn / in albis. Pater! geſchwind mit der Meß heraus. (juſt wie Petrus mit dem Saͤbel) O mein Lackey / ich heiß Pater Veremundus, und ſag gar gern die Warheit / bekennt mirs / faͤhrt eur Herr (cum pleno titulo) allzeit ſo ſpat in die Kirchen? es iſt bereits ſchon 12. Uhr / Mag -dalena3und hoͤrt nit gern die Predig. dalena iſt weit fruͤher aufgeſtanden / wie ſie zum heiligen Grab geeilet / auf ſolche Weiſe hoͤrt er ein gantzes Jahr keine Predig / GOtt verhuͤts / daß ihme nit das Ungluͤck begegne / wie dem Judas. Waͤre euer Herr heunt in der Predig geweſt / ſo haͤtt er gewiß auch etwas zu ſeiner Seelen Heyl darvon getragen. Euer Herr iſt ein Miniſter zu Hoff / und ein gehaimter Raht / heunt hat der Predi - ger nach der Laͤnge und Breite vorgetragen / wie ein ſol - cher zuweilen beſchaffen ſey / nemlich wie Petrus auf dem Berg Thabor, als der nur auf ſein eignes Intereſſe gan - gen / und an das gemeine Weſen weiter nit viel ge - dacht.

Unſer HErr und Heyland nimmt mit ſich auf den Berg Thabor ſeine drey liebe Juͤnger und Apoſtel / benant - lich den Peter, den Jacob, und den Joannes, dieſen dreyen und treuen Apoſteln / zeigte er daſelbſt ſeine Glori und Herrlichkeit / indeme ſein heiligſtes Angeſicht der Son - nen gleich ſcheinte / ſeine Kleidungen auch dem weiſſen Schnee den Trutz gebotten / und mit ihme in gantz glor - reichen Geſtalten Moyſes und Elias als groſſe Seulen des Alten Teſtaments geredet haben. Wie nun alles voller Glori und Herrlichkeit ware / da hat Peter uͤberlaut auf - geſchrien / HERR / da iſt gut ſeyn! Als wolt er ſagen / Allegro, das iſt ein Ort vor uns / botz tauſend Alleluia! Da bringt mich kein Menſch mehr weck / ꝛc. Kaum daß er ſol - ches mit ſeiner unbehutſamen Zung hat ausgeredt / da iſt alles verſchwunden / dem Peter zu einer Straff und billi - gen Zuͤchtigung / um weil er ein ſo intereſſirter Miniſter war bey unſerm HErrn / dann unangeſehen / daß er in ſei - ne Ohren damals gehoͤrt hat / wie Chriſtus der HERR mit dem Moyſes und Elias geredt hat von ſeinem Tod / und von ſeiner Creutzigung vor das gantze menſchliche Ge - ſchlecht / ſo hat gleichwol Petrus auf dem Berg in der Glo - ri daſelbſten wollen mit Thriſto verbleiben / es geſcheheA 2den4Judas der Ertz-Schelm haſſet das Wort Gottes /den andern / und zwar dem gantzen menſchlichen Ge - ſchlecht / wie es woll / wann nur er ſein Contento, wann nur er wohl ſtehet. Auf ſolche Weiſe iſt mancher groſſer Miniſter bey Hof beſchaffen / der nur propriè zu dem pro - prium properiret. Ey ſo proper! wann nur ſein Caſſa und Caſada wohl ſtehet / es mag hernach das gemeine Weſen hincken / oder ſincken / oder ſtincken / wann nur in ſeiner Kuche Faßnacht / es moͤgen andere Quatember haben o - der Faſttag / wann nur bey ihme der Vollmond / das bo - num commune mag gleichwol zum letzten Viertel ſich nei - gen / ꝛc. Und wegen ſolches eignen Inrereſſe verduſcht er die Warheit / verſchweigt den uͤblen Zuſtand des gemeinen Weſens / verhindert die Juſtitz und Gerechtigkeit / vergul - det des Lands-Fuͤrſten ſeine Faͤhler / ſagt ja / wo er ſolte den Kopff ſchuͤtteln / ſchuͤttelt den Kopff / wo er ſolte ja ſa - gen / O Peſtilentz zu Hof! was harte Verantwortung bey dem gerechten GOtt wird ſolcher haben?

Abraham ſchickte einen aus ſeinen Miniſtern, mit Na - men Eliezer, in die Landſchafft Meſopotamia, ſeinem Sohn Iſaac ein Weib zu ſuchen / das war eine harte Ge - ſandſchafft. Wie er nun gantz matt und muͤd in das Hauß des Labans kommen / da war Kuche und Keller in Bereit - ſchafft / da war die Tafel ſchon gedeckt / da hats geheiſſen / tragts auf / und zetts nit / nieder geſeſſen Herr Eliezer, truncken Herr Eliezer, man laß ihms ſchmaͤcken Herr Eliezer, man wird hungerig ſeyn Herr Eliezer, es iſt ein durſtiges Wetter Herr Eliezer, diß iſt ein Bikandter Wein Herr Eliezer, in Geſundheit meiner Jungfrauen Schweſter (dazumalen hat man ſie noch nit Fraule titu - lirt) Herr Eliezer! Ja / ja freylich gedacht ihme der Eliezer, hungerig bin ich / und achten ſich meine Zaͤhne des Feyren nicht / durſtig bin ich / und iſt meiner Zungen das feuchte Wetter lieber / als die groſſe Duͤrre / aber das Geſchaͤfft meines Herrn / weſſenthalben ich in die Landſchafft kom -men /5und hoͤret nicht gern die Predigen. men / gehet vor / ich will zuvor verrichten / was meines Herrn Dienſt erfordert / non comedam, donec loquar Ser -Genel, 24. mones meos &c. Ich will ſo lang und ſo viel nit eſſen / nit trincken / nit mein Commoditaͤt ſuchen / biß ich meines Herrns Intereſſe beobachtet. O gluͤckſeeliger Abraham, daß du ſolche Miniſtros in deinem Hof haſt / die ihr eignes Intereſſe weniger betrachten / als ihres Herrns / GOTT vergelt ihnens. Aber GOtt verzeihs den jenigen / welche chender ſuchen / ehender ſehen / ehender ſorgen / daß ihr Intereſſe zeitig wird / ehe und bevor des Lands-Fuͤr - ſtens ſeiniges in die Bluͤhe ſchieſt / wie es aber ſolchen in jener Welt belohnt werde / hat es ſattſam abgenommen Carolus der V. dieſer andere Hercules der Welt.

Nach dem ſolcher auf eine Zeit bey naͤchtlicher Weile ſein gewoͤhnliches Gebet und Andacht verricht / auch be - reits ſich zu der Ruhe begeben wolte / da vernimmt er eine entſetzliche Stimme / die ihn geſt altſam angeredt: Caro - le, dein Geiſt wird auf eine Kuͤrtze von dir wei - chen! Worauf alſobalden der fromnie Kayſer verzuckt worden / und von Einem mit Schnee-weiſſen Kleidern ge - fuhret an das Ort der Hoͤllen / allda zu ſehen die unbe - greiffliche Pein und Qualen der Verdammten: Erſtli - chen kame er mit ſeinem Gefaͤhrten in ein tieffes Thal / welches gantz angefuͤllet war mit zerlaſſenen brennenden Bech / Schwefel / Bley und anderem Metall / in Mitte deſſen ſahe Carolus die Biſchoͤffe ſeines Herrn Vatters / und Anherrns; nachdem er aber ſie befragt / warum ſie von dem gerechten GOtt in dieſe erſchroͤckliche Pein ge - ſtoſſen worden? vernahm er ſolche Antwort: Wir ſeynd geweſen Biſchoͤffe und Beicht-Vaͤtter deiner Vorfahrer / und weil wir ihnẽ nit allein kein heilſame Ermahnungen gegeben / ſondern noch zu Krieg / und zu andern ungerech - ten Dingen / ſie mit Rath und Anſchlaͤgen veranlaſſet / derohalben hat uns der gerechte Richter in dieſe ewigeA 3Ver -6Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /Verdammnuß verurtheilt / worinn auch deine Biſchoͤffe kommen werden / dafern ſie ihr Ampt nit gewiſſenhaffter verrichten werden. Uber diß wurde Carolus gefuͤhrt auf einen hohen Berg / auf dem er mehrmalen in der Tieffe wahrgenommen einen gantz feurigen Fluß / worinnen etliche verſenckt waren / biß auf die Ohren / etliche biß auf den Hals / etliche biß auf die Helffte des Leibs / alle dieſe mit groſſem Heulen / lieſſen ſich folgender Geſtalt hoͤren: Carole, Carole! weil wir unſere Ergoͤtzlichkeit geſucht ha - ben im Kriegen / Brennen / Nauben / und Morden / mit deinem Vatter / darum ſeynd wir in dieſen feurigen Fluß auf ewig verſtoſſen worden. Als ſich Carolus etwas naͤ - hender bey dieſem Fluß befunden / ſo hoͤrete er dieſe Stim̃: Potentes potenter tormenta patientur, nemlichen / die Maͤchtige werden maͤchtige Peinleiden. An dem Geſtad dieſes feurigen Fluß ſahe er wiederum groſſe feurige Oe - fen / voller Schwefel und Bech / und feuriger Schlangen und Drachen / daſelbſt ſahe er etliche geheimte Raͤthe / und vornehme Miniſtros ſeines Vatters / ſeiner Bruͤder / und ſeines Anherrns / welche mit einem erbaͤrmlichen Ge - ſchrey Carolum alſo angeredet: Sihe / Carole, ſihe / wir ſeynd in dieſen Ort der Verdamnuß konunen nnd gerah - ten / theils wegen unſers Ubermuths und Hoffarth / theils wegen unſerer uͤblen Conſilien / die wir unſern Koͤnigen geben / wordurch wir unſern / und nit des gemeinen Weſens Nutzen geſucht. Nach allem dieſen ſahe Ca - rolus ſeinen eignen leiblichen Vatter in einem Keſſel mit ſiedheiſſem Waſſer / von welchem er die Urſachen ſeiner Pein / und ſeines dermalen elenden Standes ſattſamin ſpecul. hiſtoriar. lib. 25. vernommen / ſelbige aber niemand endeckt. Nachdeme Carolus wieder zu ſich ſelbſten kommen / hat er dieſes er - ſchroͤckliche Geſicht wohl und bedachtſam bey ſich erwegt / auch ſolches mehrmalen andern zu ihrem Seelen Heyl er - zehlet / wie ſolches bezeugt und beſchreibet Vincentius &c. Die -7und hoͤret nicht gern die Predigen. Dieſes hat heut der Prediger mit allem Eiffer auf der Cantzel vorgetragen / und noch andere Dinge hinzuge - ſetzt; Fuͤrwar mein Lakey / auf dieſem Marckt haͤtte euer Herr wohl einen Kram vor ſich gefunden / wann er diß und dergleichen haͤtte angehoͤrt / ꝛc. dann ein Mancher in Anhoͤrung des Worts GOttes / und der Evangeliſchen Warheit offt beſſer zuruck gehet / als der Schatten auf des Achabs ſeiner Sonnen-Uhr. 4. Reg. 20. c.

Der Lakey ſchmutzte hieruͤber / als haͤtte er bey einem Kirchtag-Breyn geſchmarotzt / zeigte ſchier / als waͤre er einmal auf der hohen Schul geweſt / wo die Ruhten im Kuͤhl-Waſſer geſteckt / dann er ſagte ohne Scheu / wie daß die Predigen nit vor groſſe Herren ſeynd / er habe auch vor dieſem das Evangeli-Buch geleſen / aber gar wenig / ja nie geleſen / daß vornehme Herren ſich haͤtten viel der Predig geachtet / maſſen es der Heil. Joannes ſelbſten be - zeugt / pauperes evangelizantur, das Evangelium wird denen Armen geprediget. Mein / wer iſt dabey geweſen / wie unſer HErr die ſchoͤne Predig gehabt von denen achtLucæ 6. Seeligkeiten? wer? niemand anderer als der gemeine Mann / der Poͤffel. Wer hat ſich da zumal eingefunden / wie unſer HErr im Schiffel gepredigt? wer? turba, ge -Matth. 13. meine Leute / Burger und Handwercker ſtunden auf dem Geſtad. Ja in allen 4. Evangeliſten wird man nicht fin - den / daß 4. vornehme Edel-Leute waͤren bey der Predig des HErrn geweſen. Dann wann ſchon ein Koͤnig /Joan. 4. Matth. 9. wann ſchon ein Fuͤrſt der Synagog, wann ſchon ein Haupt - mann zu unſern HErrn kommen / ſo iſt es nicht geſchehen wegen der Predig / ſondern einer hatte einen krancken Knecht / des andern ſein Sohn ware uͤbel auf / des dritten Tochter war ſchwhrlich liegerhafft / in ſumma, die Predig iſt nur vor den gemeinen Mann. Ihr redet halt / ſagte ich / wie ein Lakey / das heiſt auf Lateiniſch: ſerve nequam! Wann die Predigen nur ſeynd vor den gemeinen Mann /ſo iſt8Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes /ſo iſt auch der Him̄el nur vor den gemeinen Mann / dann Chriſtus der HErꝛ hat ſelbſten geſagt: Seelig ſind / die dasLuc. 11. Wort GOttes hoͤren / ꝛc. Ich weiß aber gar wohl / mein Lakey / daß Magdalena keine Kaͤßſtecherin oder Bauern - Weib geweſen / zumalen ihr die gantze Herrſchafft Be - thama zugehoͤrt. So ware auch Joſeph von Arimathæa keine Burger oder Kotzenmacher / Item Nieodemus kein gemeiner Tagwercker oder Vaßzieher / ſondern dieſe und andere noch mehrere ſehr gute von Adel / und gleichwolen waren ſie eifferig bey der Predig des HErrn / ja durch dieſelbige zu groͤſſerer Froͤmmigkeit und Heiligkeit ge - langet. Allein ihr Kerl / haͤtte ſollen ſagen / mein Herr hat groſſe und uͤberhaͤuffige Geſchaͤfften / woran dem Land und Lands-Fuͤrſten viel gelegen / die machen ihme ein Verhindernuß / ſonſt glaub ich / wuͤrde er keine Predig ſo bald verſaumen.

Mein Paſchy / wer iſt dieſe Dama? Es iſt dieſe / und dieſe / von dieſem Berg / von dieſem Eck / von dieſem Thal / von dieſer Au / ꝛc. O ich kenne ſchon dieſe. Dieſe hat wol auch dieſe Predig nicht gehoͤret / die dieſer Pater an dieſem Tag / auf dieſer Cantzel hat vorgetragen / O was haͤtte vielleicht dieſe vor einen groſſen Nutzen davon getragen! dann eine Predig iſt ein Spiegel / worinn ſich ein Menſch erſihet. Eine Predig iſt ein Haanen-Geſchrey / welches den Menſch vom ſuͤndigen Schlaff aufwecket. Eine Pre - dig iſt ein Gaſtmahl / welches die Seele ſpeiſet. Der Pa - ter hat ſehr eifferig geprediget wider die Hoffarth der Weiber / und zwar hat er ſolches gantz manierlich bey - gebracht / dann er lobte uͤber alle maſſen das weibliche Geſchlecht / allein / ſagte er / daß ein jedes Weib einen Nachtretter habe / der heiſſe Dioniſi. gewiß iſt es / ſagte er / daß die Weiber an Froͤmmigkeit und Andacht die Maͤnner weit uͤbertreffen / das hat man ſattſam abge - nommen zur Zeit des Leidens Chriſti / allwo ſich kein ei -nige9und hoͤrt nit gern die Predigen. nige Mannsperſon des gebenedeyten Heylands hat an - genommen / ja ſo gar ſeine eigne Juͤnger und Apoſteln das Ferſengeld geben / und ſich aus dem Staub gemacht / indem es zwar dazumal wenig geſtaubt / maſſen der Erd - boden mit dem koſtbaren Blut JEſu haͤuffig benetzt wor - den. Alle Maͤnner haben den HErrn verlaſſen / nicht aber die Weiber / als fromme und Gottſelige Creaturen / welche ſehr haͤuffig und in ziemlicher Anzahl Chriſto dem HErrn mit groſſem Weinen / und hertzigſtem Mitlei - den das Geleit gegeben / bis auf den Berg Calvariæ. Auch ſchreibt der H. Thomas Villanovanus, daß die drey fromme Frauen nach Mitternacht ſeynd aufgeſtanden / und dannoch erſt beym hellen Sonnenſchein zu dem Grab des HErrn kommen / da es doch gar nit weit war; es ſeye aber die Urſach ihr ſo ſpater Ankunfft / orto jam ſole ge - weſen / weilen ſie ſich unter Wegs lang haben aufgehal - ten / dann an dem Ort / alwo der HErr JEſus ſein Ge - ſicht eingedruckt in das Tuch Veronicæ, an dem Ort / wo Er wegen des ſchwaͤren Creutzes-Laſt auf die Erden nie - dergefallē / an dem Ort / wo ſie Ihn an dem bittern Creutz - ſtammen angenagelt / ja an allen Orthen / wo etwas merck - und denckwuͤrdigs ſich mit dem Heyland zuge - tragen / haben dieſe fromme Weiber / Gottſeelige Ge - muͤther / und andaͤchtiges Frauenzimmer ihre lange Be - trachtungen gemacht / ihr Andacht verrichtet / und eife - riges Gebet vollzogen / wordurch ſie dann auch verdie - net haben / daß ihnen vor denen Maͤnnern der troſtreiche Aviſo von der Urſtaͤnd Chriſti iſt zukommen. A. Andaͤch - tig ſeynd halt die Weiber. E. Eiferig ſeynd die Weiber. I. Inbruͤnſtig ſeynd die Weiber. O. Obſichtig ſeynd die Weiber. V. Unſchuldig ſeynd die Weiber / wann nur / ſagt der Nachtretter Dioniſi, ihr teufliſche Hochfart nit waͤre.

Drey Maͤnner kehren auf eine Zeit bey dem Pa -Pars III. Btriar -10Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttestriarchen Abraham ein / und nachdem ſie von ihm ſehr hoͤfflich und freygebig tractirt worden / haben ſie ihme die gute neue Zeitung offenbahret / wie daß ſein liebſte Frau Gemahlin werde mit einem maͤnnlichen Erben geſegnet werden. Die Sara ſtunde hinter der Thuͤr / dann dazumal lieſſen ſich die Weiber von den Maͤnnern nicht alſo ſehen / und ſchmutzte zu ſolcher Zeitung / ſprechend / ſolt ich /Ge[n]. 18. nachdem ich alt worden / und mein Herr auch be - tagt iſt / noch einmal der Luſt pflegen? ſolt ich in der Warheit gebehren / da ich nunmehr ein altes Weib bin? O mein Sara / mein goldene Sara / deines gleichen iſt kein Weib in der gantzen Welt / die alſo ein Liebhaberin der Warheit waͤre / wie du / du bekenneſt / daß du ein altes Weib ſeyeſt / das thut aus hundert tau - ſend keine / ſondern ein jede will jung ſeyn / wann ſie ſchon Haar auf dem Kopf hat / wie unſers Nachbauren Schim - mel / ſie will gleichwol jung ſeyn / wann ſie ſchon ein Stirn / wie die Schweitzerhoſen / ſie will gleichwol jung ſeyn / wann ſie ſchon ein paar Wangen / wie ein zerlechz - ter Feuerkuͤbel / ſie will gleichwol jung ſeyn / wann ſie ſchon ein Maul / wie ein ausgebrennte Zuͤndpfannen / ſie will gleichwol jung ſeyn / wann ſie ſchon Zaͤhn wie ein ge - ſtumpfter Rechen / ſie will gleichwol jung ſeyn / wann ſie ſchon ein Naſen / wie ein alter Brunnen-Amper / der im - merzu im Waſſer ſtehet / ſie will gleichwol jung ſeyn / und will ſchoͤn ſeyn / eine ſchoͤne Hoͤllena ſeyn / deſſentwegen andere Haar auf dem Kopf / deſſentwegen ein Schnur Perl um den Kopf / deſſentwegen auf die Wangen ein neues pollment, deſſentwegen ein Maul falſcher Zaͤhn / deſſentwegen auf die Leffzen ein rothes Gemaͤhl / deſſent - wegen im gantzen Geſicht ein angeſtrichnes Fell. O du nobilitirter Madenſack / zu was Ziel und End iſt dann die -Erithræ. Ex. 107. ſer Aufbutz? Haſt du ſchon vergeſſen / wie es jener ergan - gen / von der Erithræus ſchreibt / die wegen ihres Anſtrich /und11und hoͤrt nit gern die Predigen. und verdammlichen Geſichtmahlen / alſo in den Goͤttli - chen Augen verhaſſt worden / daß / nach ihrem Tod / den Coͤrper weder die Erden wolte behalten / dann er allzeit den anderten Tag wieder auſſer dem Grab gelegen / we - der das Waſſer behalten / maſſen ihn allemal das Meer mit groͤſtem Unwillen wieder an das Geſtad geworffen / dahero der Teufel ihn endlichen in den tieffen Hoͤlliſchen Abgrund mit ſich geſchleppet.

Lebens / lobens / und liebenswerth / ſagte der Pre - diger mehrmalen / ſeynd die Weiber / dann ſie oͤffters ein Urſach / daß die Maͤnner werden Kinder der Seeligkeit / die ſonſten den geraden Weg waͤren zum Teufel gefah - ren. Ein macher grober Eſelius ſchimpft ſein Weib / und pflegt ſie zu binden am Feſt Simonis und Judæ, als waͤre ſie / und ſeye ſie ein Simann. Ein ſolcher grober Cno - ſpus ſoll GOtt dancken / wann ſein liebes Weib ein Sie - mahn iſt / wann ſie ihn mit ihren heylſamen Ermahnun - gen vom Boͤſen abhaͤlt / und zu allem Guten lenckt und wendt. Siemahn ihn dann nur ſteiff / daß er die Wirths - haͤuſer meide / worinnen das Gewiſſen ſamt dem Beutel ſchlecht wirthſchafftet. Siemahn ihn / daß er von dem gewoͤhnlichen Schwoͤren und Gottslaͤſtern abſtehe / in - deme ihme der Allmaͤchtige die Zung erſchaffen / GOtt zu loben / und nit zu beleidigen. Siemahn ihn / daß er nach ungerechtem Gewinn und vortheilhafftigen Hand - lungen nit ſtrebe / zumalen ein ungerechter Pfenning auch einen gerechten Groſchen frißt. Haͤtte Pilatus ſeiner Frauen gefolgt / wie ſie ein Siemahn ware / ſo thaͤte er anjetzo nicht in dem hoͤlliſchen Rachen ſitzen. Dann wie dieſe auf dem Gerichtſtuhl geſeſſen / an dem Orth / ſo litho - ſtratos genannt ware / und bereits damal von dem Volck / und ſonderlich von denen hohen Prieſtern gantz ungeſtim̄ wurde angehalten / damit er / vermoͤg ſeiner hohen Amts - Verwaltung / ſolle JESUM zum Tod verurtheilen /B 2gleich12Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes /gleich ſchickte ſeine Frau Gemahlin einen Paggi zu ihm / und zwar / nach Auſſag Simonis de Caſſia, mit einem Briefl oder Zettel / worinn ſie ihn ſowol guͤtlich / als ernſthaſft ermahnet / er ſolle doch ſeine Haͤnde nicht waſchen in dem Blut dieſes gerechten Manns JESU von Nazareth / dann ſie wegen ſeiner die Nacht hindurch einen wunder - lichen Traum und Geſicht gehabt. Ob ſchon einige der Meynung und Auſſag ſind / als haͤtte ſolchen Traum der boͤſe Feind verurſachet / der durch ein Weib den Tod Chri - ſti / und folgſam die Erloͤſung des menſchlichen Geſchlechts zu verhindern ſuchte / ſo wird von den meiſten heiligen Vaͤttern / bevorab von allen Griechiſchen Lehrern / obbe - nannte Frau uͤber allemaſſen gelobt / die es auch mit gruͤndlichen Beweiſungen behaupten / daß erſtgedachter Traum nicht vom Teufel hergeruͤhrt / als der nicht wu - ſte / daß Chriſtus wahrer GOtt und Menſch ſeye / und durch ſeinen Tod die Welt erloͤſet werde / dann ſonſten haͤt - te dieſer leidige Satan die Hæbreer nicht zu ſolchen Haß und Verfolgung Chriſti angeſporret / ſondern ſolcher Traum ſeye von GOtt / vom Himmel / von ihrem eignem Schutz-Engel herkommen / wie ſolches leicht von dem heiligen Wandel / den ſie nachgehends gefuͤhrt / abzuneh - men / maſſen ſie in der Zahl der Heiligen geſetzt / und Claudia Procula genannt / wie dann von ihr auch der hei - lige Paulus in einer Epiſtel zu dem Timotheum c. 4. Mel - dung thut. Wann nun Pilatus der heylſamen Ermah - nung ſeiner Frauen haͤtte gefolgt / ſo waͤre er anitzo und auf ewig nit ſo ungluͤckſeelig. Wer hat den Propheten Balaam ermahnet? Wer hat gemacht / daß er nit um dasNum. 22. zeitliche und ewige Leben kommen? Wer? ſag an? Wer? nit der / wer? nit der / ſondern die / die Eſelin / welcher GOtt wunderbarlich ein menſchliche Zung ertheilt / wor - durch den geitzigen Propheten von ſeinem Untergang er - halten. Es gibt viel grobe Kniſpel / viel grobe Giſpel /welche13und hoͤrt nit gern die Predigen. welche ihre Weiber nur Beſtien pflegen zu tituliren / aber ſtill / und noch einmal ſtill ihr unartige Goſchen / ein man - ches Weib iſt ein gute Beſtia, und ein ſolche / durch die GOtt der Allmaͤchtige redet / abſonderlich / wann ſie euch vom Boͤſen abhaltet / und zu allem Guten leitet / mula, und mulier ſeynd faſt eines Namens / wie viel tauſend Maͤnner ſeynd durch der Weiber gute Ermahnungen zu GOtt kommen / zum rechten Glauben kommen / ja gan - tze Laͤnder und Reich ſeynd durch ſie bekehrt worden / wie ſolches in allen Chronicken ſattſam zu finden iſt: Mit ei - nem Wort / lebens / liebens / und lobenswerth ſeynd die Weiber! wann nur / ſagte der Nachtretter Dioniſi ihr verdammte Hochfahrt nit waͤre.

Weil der groſſe Mann GOttes Moyſes auf dem Berg mit dem Allmaͤchtigen geredet / und groſſe Geſchaͤff - ten tractirt, unterdeſſen begehrte das uͤbermuͤtige Volck von dem Aaron / er ſolle ihnen einen andern GOtt ſtellen / Aaron ſagt alsbald den Maͤnnern / ſie ſollen die guͤldene Ohrenring ihrer Weiber herbey bringen / er woll ihnen einen Gott daraus gieſſen / der ihnen gewiß nit mißfal - len werde. Mein hoher Prieſter Aaron / diß iſt gar einExod. 32. nieders Concept, ſo wilſt du dann auch mithelffen / und mitwuͤrcken / daß die Iſraeliter die Goͤtzen anbeten und verehren? Aaron hat mit allem Fleiß befohlen / die Wei - ber ſollen ihre guͤldene Ohrenring herbey bringen / dann er gedachte / daß die Weiber in Ewigkeit diß nicht thun wuͤrden / und ehender ohne Gott bleiben / als ohne Ge - ſchminck.

Ach GOtt / bey dieſer jetzigen bethoͤrten verkehrten Welt iſt es leider alſo beſchaffen / daß die Weiber lieber GOtt / den Himmel / die Seeligkeit verlaſſen / als ihren Geſchmuck und Kleyderpracht: Nur ſchoͤne Kleyder / wann auch ſo viel Auszuͤgel von den Kaufleuten in dem Fenſter ſtecken / daß ſie auch einem Gewuͤrtz-Kraͤmer aufB 3Jahr14Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /Jahr und Tag vor Scharmuͤtzel kleckten. Nur ſchoͤne Kleyder / wann auch der Mann alle Tag den Ablativum muß brauchen in des Kayſers Beutel. Nur ſchoͤne Kley - der / wann man auch derenthalben dem Mann ſoll ein lateiniſch Ypſilon auf den Kopf mahlen. Nur ſchoͤne Kleyder / wann man auch nur Kraut und Ruben wie die Schloſſerbuben ſollen eſſen.

Moyſes und Aaron machten in dem Angeſicht des Egyptiſchen Koͤnigs Pharao groſſe Wunderwerck / aberExod. 7. was ſie gemacht / das thaͤten die Egyptiſche Zaͤuberer nach / ſie verkehrten ein Ruthen in ein Schlangen / fece - runtq́ue ſimiliter, das haben ſie auch gemacht. Sie ver - kehrten die Schlangen wieder in ein Ruthen / fecerunt - q́ue ſimiliter, das haben ſie wieder gemacht. Sie ver - kehrten alles Waſſer in Egypten in lauter Blut / fece - runtq́ue ſimilit er, das thaͤten ſie auch nach. Vergebt mir ihr Weiber / aber nicht mit Gift / ich nenne euch nit alle Zauberin / das ſeye fern von mir / aber die meiſten aus euch folgen den Egyptiſchen Zauberern / dann durch eure verdammte Hochfahrt / thut ihr auch alles nach / bringt nur Eine ein neue Modi auf die Bahn / ſo thun es die an - dere alle nach / traͤgt Eine einen neuen Zeug / ſo traͤgt ihn die andere auch / und bedeckt ihr Miſtkrippen mit glei - chem Uberzeug. In Summa Affen nenne ich euch nicht / aber nachaffen thut ihr alles / O verdammte Hochfahrt! Der Geitzteufel Mammon hat viel Weiber unter ſich / der Unzuchtteufel Asmodæus hat viel Weiber unter ſich / der Neydteufel Belzebub hat viel Weiber unter ſich / der Freß - teufel Beelphegor hat viel Weiber unter ſich / der Zorn - teufel Baalberit hat viel Weiber unter ſich / der Lentzteu - fel Aſtaroth hat viel Weiber unter ſich / aber keiner hat mehrer Weiber unter ſich / als der Hochfartteufel Levia - than. Wenig ſeynd / O wol eine kleine Anzahl derſelben / welche der Hochfart-Geiſt nit plagt / aber ſagt mir doch /zu15und hoͤrt nit gern die Predigen. zu was dienet dann dieſe eure Zier? Wann ihr es mir ſchon nit bekennet / ſo ſagt es doch der boͤſe Feind / als wel - cher das Wort Zier zuruck liſet / und nichts anderſt her - aus bringet als Reiz / darum / darum zieret ihr euren Kothſack / euren Sautrog / euren Kuttelmantel / euer Lu - derbrut / euer Geſtanckmuͤhl / euer Muff-Huͤtten / euer Wuſtgewoͤlb / damit ihr alle ſolt und wolt zu eurer Lieb reizen.

Sagt her / welcher Moditeufel hat die hohe Hauben aufgebracht? Der Obriſt Lucifer iſt derenthalben gar - bel zu frieden / dann er mit groſſem Unkoſten hat die Hoͤll - pforten muͤſſen hoͤher bauen / weil ihr euch nie bucket / auſ - ſer euer Galan macht euch tiefe Complement. Im alten Teſtament hat GOtt der HErr ſeinem Volck die Wid - hopfen verbotten / wie Levitici am 11. zu leſen / alſo iſt gar leicht zu vermuthen / daß ihr mit euer dermaligen Widhopfen-Tracht GOtt dem HErrn / und ſeinen Goͤtt - lichen Augen auch werdet mißfallen. Anno 1583. war zu Wien ein Menſch mit zwoͤlfftauſend ſechshundert und fuͤnffzig Teufeln beſeſſen / nachdem alle dieſe hoͤlliſche Lar - ven mit gewoͤhnlichen Kirchenwaffen angegriffen wor - den / und bereits ſolche Veſtung ſolten verlaſſen / hat de - ro Fuͤhrer und Oberhaubt begehrt / man woll ihm und ſeinen Geſellen wenigſt vergoͤnnen / daß ſie doͤrffen fah - ren in die dicke Kroͤß der umſtehenden Weiber / wie dazu - mal die Tracht geweſen: Gar gewiß / ja unfehlbar iſt zu glauben / daß wann unſere neuerfundene hohe Raiger - buͤſch / und abcopirte Babyloniſche Narrenſchoͤpf waͤren dazumalen gegenwaͤrtig geweſen / daß beſagte verruchte Geiſter nit anderwerts hinzufahren begehrt haͤtten / als in dieſe gewiſpelte Hauben-Neſter. Ich bitt euch um die Wunden Chriſti / um eurer Seeligkeit willen / laßt doch einmal nach / von dieſem uͤbrigen Welt - und Kleyder - pracht / es kommt ſchon ſo weit / daß ihr alles diß vor keinSuͤnd16Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /Suͤnd mehr rechnet / ſondern alles eurem Stand gemaͤſ - ſig urthelt / iſt dann ſchon eurer Gedaͤchtnuß entfallen / neben tauſend andern Geſchichten / Jene Graͤfin / von de -Prat. Flor. p. 1, l, 1. ro Valerius Venetus erzehlet / welche ſehr fromm und auf - erbaulich gelebt / viel und haͤuffiges Allmoſen ausgetheilt / aber gleichwol in feuriger Geſtalt nach dem Tod erſchie - nen / mit dem Verlaut / daß ſie ewig verdammt / um weil ſie den Kleyder-Pracht / und neuen Modi gar zu ſtarck nachgeſtrebt / O GOtt! dieſem allem gibt man wenig Glauben / allein es wird ein Zeit / ein Tag / ein Stund / ein Augenblick alles zeigen / und zwar dazumal / wann euer Seel vor dem Goͤttlichen Richter erſcheinen wird.

Nicht wenig / ſondern viel / nicht ſchlecht / ſondern ziemlich / nit nur obenhin / ſondern wol umſtaͤndig ſeynd die Weiber zu loben / und dero vollkommener Wandel hervor zu ſtreichen / fuhre mehrmalen fort mit derglei - chen Reden der P. Prediger / ja / ſagte er / es ſeye ver - muthlich / und zwar mit ſtarcken Beweißthumen zu be - kraͤfftigen / daß mehrer Weiber zur Seeligkeit gelangen /[[figure]]A B als Mannsbilder. Dann GOTT der Allmaͤchtige die Welt erſchaffen in Form und Geſtalt eines runden Zir - ckels / nun aber iſt es allbekandt / daß in Formirung eines Zirckels / der letzte Punct zu dem Erſten komme / geſtalt - ſam A. der erſte Punct / und B. der Letzte zuſammen ſtoſ - ſen. Der erſte Punct / den GOtt der Allmaͤchtige in Ver - fertigung des allgemeinen Welt-Zirckels gemacht hat / war der Himmel / dann im Anfang erſchuffe GOTT Himmel und Erden / der letzte Punct in der allgemeinen Erſchaffung ware das Weib / maſſen dieſe nach Erſchaf - fung aller andern Creaturen / das iſt / zu allerletzt aus der Rippen formirt worden / wann nun in Formirung des runden Zirckels der letzte und erſte Punct zuſam̄en kom - men / ſo folgt dann recht / daß das Weib / als letztes Ge - ſchoͤpff / zu dem erſten Geſchoͤpff / benanntlichen dem Him - mel komme.

Der17und hoͤrt nit gern die Predigen.

Der gelehrte Ruiz iſt der Meynung und Auſſag / daß meh -De prædeſt. diſp. 54. Sect. 6. n. 4. rer Weibs-Perſonen in Himmel kommen / als Maͤnner / dann es ohn allen Zweifel iſt / daß die Weiber dem heili - gen Gebet / der geiſtreichen Andacht weit mehrer ſeynd zugethan / als die Maͤnner / es wird mancher Limelius ein gantze Wochen kein heilige Meß hoͤren / da unterdeſſen die arme Haut in aller fruͤhe zu dem erſten Gottesdienſt eilet. Mehr hat das Weib kein ſo groſſe Gelegenheit zu ſuͤndigen / als der Mann / die wenige Ungedult in Erzie - hung der Kinder / das offtermal nothwendige Zancken mit den Dienſtbotten / der gaͤhe Zorn wegen der unge - ſchliffenen Sitten des Manns / ſeynd faſt die meiſte / ſo ihr Gewiſſen betrangen / entgegen er in ſeinem Ambt die Herrſchafft betruͤgt / mit ungerechtem Vortel ſich berei - chet / dem Nechſten Schaden und Unfug anthut / und ſich juſt zu dem Officio ſchicket / wie der Bock zum Gaͤrt - ner ꝛc. Oder treibt Kauff - und Handelſchafft / gibt falſche Wahr vor gutes Geld / betheurts mit hundert tauſend Sacrament / mit zwoͤlff tauſend Deibl / mit acht tauſend Donner / mit ſechzehen tauſend Hagel / mit ſieben tau - ſend Blitz. Item ſo iſt der Maͤnner ſaubere Wandel nur allbekandt / als die in allen Wuͤrthshaͤuſern / in allen Spielhaͤuſern / in allen Dauzhaͤuſern / und gar offt in al - len Huſtenhaͤuſern herum lauffen / herum ſauffen / her - um rauffen / herum kauffen / herum ſchnauffen ꝛc. da un - terdeſſen die fromme Weiber zu Hauß ihr Zeit mit den unſchuldigen Kindern zubringen / oder etwan in nechſter Kirchen ein Kertzl aufſtecken / und ihre Gebet / ſo viel es die Haußgeſchaͤfften zulaſſen / emſig verrichten. So wird man auch in allweg finden / daß die Weiber weit barmhertziger ſeynd / als die Maͤnner / welches vor allen andern Moyſes erfahren / den vorwahr kein Mann ausExod. 1. dem Waſſer hat zogen / noch haͤtte zogen / weil es ſo ſcharf durch Koͤniglichen Befelch verbotten / ungeacht aber allesPars III. Cdiß /18Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /diß / auch mit der Gefahr ihres Lebens hat ſolche Barm - hertzigkeit dem kleinen Kind ein Weib erwieſen. In Summa / man haͤtt kaum Federn gnug / wann alle Tu - genden und Haubthaten der Weiber ſolten ſchrifftlich verfaſſt werden / dahero ſie nit wenig / ſondern viel / nit ſchlecht / ſondern ziemlich / nit nur obenhin / ſondern be - dachtſam und umſtaͤndig zu loben / und zu preiſen / wann nur / ſagt der Nachtretter Dioniſi, ihr verdampte Hoch - fahrt nit waͤr.

Luc. 13.

Das Himmelreich iſt gleich / ſagt unſer HErr / ei - nem Saurtaig / den ein Weib nahm / und verbarg ihn unter drey Seſter Meel / ſo gehen dann / mein HErr / ſo gehen dann die Weiber eigentlich mit dem Saurtaig um? Ja freilich / ſie weit mehrer / weit oͤffter als die Maͤnner / der Sauꝛtaig blaͤhet auf / vermoͤg ſeiner Eigenſchafft / weit mehrer / weit offter gehen die Weiber mit aufgeblaſenen Gedancken / mit aufgeblaſenen Worten / und mit aufge - blaſenem Leib um / als die Maͤnner.

Ein adeliches Weib / wird ins gemein genennet ein Dama, und Dama, als ein lateiniſches Wort / heiſt auf teutſch ein Gembs / wer ſteigt hoͤher als ein Gembs? Wer will immerzu hoͤher ſeyn als ein Weib? der Teuf - fel hat ihnen unten und oben / das iſt / bey Fuͤſſen und Kopf muͤſſen zuſetzen / damit ſie nur hoͤher ſeynd / bey den Fuͤſſen durch die hohe Schuch / beym Kopf durch die hohe Hauben.

Ein Weib tritt zu unſerm HErꝛn mit zween erwach - ſenen Soͤhnen / reicht ihm ein Supplication uͤber / mit die - ſem Innhalt / daß ſie es gern ſaͤhe / ja ihr groͤſte Gnad waͤre / wann er einen zur rechten / den andern zur linckenMatt. 20. Hand in ſeinem Reich ſtellte; da zumalen lebte noch ihr Mann der Zebedæus, wie kommts dann / daß dieſer die zween Soͤhn nit vor unſern lieben HErrn gefuͤhrt / es waͤ - re weit manierlicher geweſt? Es iſt wol zu glauben / daßſie /19und hoͤret nit gern die Predigen. ſie / das Weib nemlich / ſolches ohne Wiſſen und Willen des Manns gethan / auch den Herrn im Hauſe geſpielt / wie man pflegt zu ſagen / ſie hat gedacht / wann ihre Soͤhn durch ihr recommendation zu hoͤhern Ehren kom - men / ſo wird man alsdann ſagen / das iſt ein wackeres Weib / dis Weib gilt viel bey unſerm HErrn / dis Weib hat einen ſchoͤnen Verſtand / dis Weib braucht eine ſchoͤne Manier / dis Weib kan ihre Kinder fortbringen / dis Weib gibt keinem Mann nach / dis Weib nimmt alle Beuth ein / diß iſt ein ſtattliches Weib ꝛc. dann der Weiber iſt gleichſam ihr Natur / daß ſie wollen gelobt werden / O Hochfarth!

Matth. am 18. Cap. wird geleſen von einem Be - ampten eines Koͤnigs / der in ſeiner Rechnung gar uͤbel beſtanden / und weilen er im Vermoͤgen nicht hatte / daß er den Abgang dem Koͤnig koͤnte gut machen und bezah - len / weſſenthalben er befohlen / man ſoll dieſen Officier ver - kauffen / auch ſein Weib und Kinder ꝛc. Euer Majeſt.Matt. 18. wollen mirs gnaͤdigſt vergeben / dis ſcheint der Juſtitz und Gerechtigkeit nicht gemaͤß / was kan das Weib die arme Haut darvor / daß ihr Mann ſo uͤbel gehauſſt? was kan ſie darvor / daß er in ſeiner Raittung nicht beſtehet? Auhier bekomm ich die Antwort / daß ſolchem Weib keinDiez in Conc. Dom. 2 l. poſt Pant. Unrecht geſchehe / maſſen ſie die meiſte Urſach / daß er in ſolchen Schulden-Laſt gerathen / dann ſie das Jahr hin - durch zwoͤlff neue Kleider hatte / zu Ehren der 12. Mo - nath / ſo war ihr auch der Stand zu ſchlecht / mußte alſo den Adel kauffen / und hieſſe nicht mehr Anna Puzerin / ſondern Annieta Pontiana von Schneitzenau ꝛc. Item das zu Fueß gehen / iſt ein Poſt vor gemeine Taͤndelwei - ber / muſte alſo das lateiniſche Frauen Zimmer in einem Wagen fahren / und mit einer Liberey prangen von aller - ley Farben / wie Tauben-Koth / damit es etwas frembd. Solche groſſe Unkoſten haben den guten Man̄ veranlaſt /C 2daß20Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /daß er ſein Beutel mit der Herrſchafft Caſſa verheurath / und alſo zu Grund gangen. O wie offt geſchicht dis? O wie offt iſt der Weiber Hochfarth / der Maͤnner Hinfarth / Abfahrt / und Auffarth!

Agiſus, Hertzog in Friaul / hat es erfahren Anno Sechs - hundert nach Chriſti Geburt / deſſen Frauen Gemahlin Romaddæ die Zaͤhne gewaͤſſert nach einer Cron / dahero ihr contento zuerhalten / hat ſie Cicannum den Hungeri - ſchen Koͤnig durch Brief / und verborgene Geſandſchaff - ten dahin vermoͤgt / daß er mit einer Namhafften Ar - mee in Friaul geruckt / deme ſie aber aydlich verſprochen / daß er ohne Verluſt eines Manns die Stadt ſolle behaub - ten / dafern er ſie vor ein Ehe-Conſortin und Koͤnigliche Gemahlin wolte erkiſen. Cacannus verſpricht / Cacan - nus kommt / Cacannus uͤberwindet / Cacannus erlegt den Hertzogen / Cacannus freyet die Romadda, aber wie? auf ebnem Feld in dem Angeſicht der geſambten Armee laͤſt er ſie an einen groſſen hoͤltzernen Pfahl anbinden / und folgſam lebendig verbrennen / mit dem hoͤniſchen Vorwurf / auf ein ſolches Weib / gehoͤrt ein ſolcher Mann. Das Feuer gehet noch hin / aber was ſagt ihr ſtolze Weiber zu dem ewigen Feuer / welches einmahl euer Hochfarth wird brennen / und nit ver - brennen / weil es ewig waͤhret / ewig / ewig / ſchreibt dieſe Wort auf ein Zettel / und ſteckts auf euren hohen Raiger - buſch / ewig / ewig / ſtickt dieſe Wort mit Gold / und tragts um euren Hals / ewig / ewig / papt dis Wort mit lauter ſchwarzen Flecklen in euer Geſicht / ſo da vertreibts die ſeidene Mucken alldar. O Hochfarth! O Ewigkeit! O Demut JESU und MARIÆ! O Hochfarth der Menſch - lichen Erdwuͤrm!

Der Prediger / mein lieber Lakey / machte es fuͤrwahr ſehr eyferig und ſcharff / dahero ich der gaͤntzlichen Mey - nung / wann euer gnaͤdige Frau waͤr in der Predig ge -weſen /21und hoͤret nit gern die Predigen. weſen / daß ſie hierdurch waͤre bewegt worden / und ihren / dem Anſehen nach / ſehr groſſen Pracht und Hochfarth ab - gelegt / weil ein Kirchen und Gotts-Haus weit anderſt beſchaffen / als die Archen Noë / dann alle die Thier / ſo in ſelbige eingetretten / ſeynd wieder alſo herausgangen / ein Wolff hinein / ein Wolff heraus / ein Ochs hinein / ein Ochs heraus / ein Eſel hinein / kein Doctor, ſondern wider ein Eſel heraus ꝛc. Aber mit der Kirchen und Gottes-Haus hat es mehr mahl ein weit andere Beſchaffenheit / dann gar offt ein geyler Bock hinein gehet / und wird durch die Predig bekehrt / daß er als ein unſchuldiges Laͤmmlein heraus kommt. Gar offt ein ſtoltzer Pfau hinein prangt / und wird von der Canzel bewegt / daß er als ein weiſſe Tauben heraus kommt. ꝛc. Alſo wann euer gnaͤdige Frau waͤr in der Kirchen geweſen / und haͤtte die Predig gehoͤrt / iſt gar wol zu glauben / daß ſie waͤr in ihr Gewiſſen gan - gen / und der Welt Eitelkeit abgeſagt / maſſen ſolches ſchon oͤffter geſchehen; Dann wie der heilige Joannes Ca -in Vita. piſtranus zu Regenſpurg ſo ſcharf geprediget / wider das Spielen und Hochfarth der Kleideꝛ / ſo ſeynd / nach vollend - ter Predig / die Spieler mit Karten und Wuͤrffel / die Weiber mit Kleider-Pracht und Tracht Hauffenweis auf den Platz geloffen / daſelbſt einen groſſen Scheiter - hauffen angezuͤndet / und alle die Eitelkeiten zu Aſchen verbrennt.

O mein Pater, ſagt hieruͤber der Lakey / mein gnaͤdige Frau die acht ſich der Predigen nit viel / und wan̄ ſie doch ein und das andertmahl zu einer koͤmmt / ſo pflegt ſie die maiſte Zeit darunter / mit der benachbahrten Geſellſchafft zu ſchwaͤtzen / oder ſie legt dem guten Prediger ſeine Wort und Lehr alſo aus / daß er in der folgenden Abend-Geſell - ſchafft die maiſte Unterhaltung muß geben. Mein lie - ber Lakey glaube mir / daß zwar die Ohren euer gnaͤdi - gen Frauen auswendig mit ſchoͤnen Orientgliſchē PerlenC 3und22Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /und Geheng prangen / aber einwendig der hoͤlliſche Baͤr mit einem groſſen Anhang wohne / welcher der armſeeli - gen Creatur an den Apoſtoliſchen Predigen einen ſolchen Grauſen und Ekel macht.

Ein Medicus kommt zu dem Krancken / deme das langwuͤrige Fieber die Leibs-Kraͤfften ſchon zimlich ab - gezehrt / deme die Pulß nicht viel ſtaͤrcker laufft / als der Bratter am Aſchermittwochen / deme die Augen in dem ausgeſelchten Angeſicht ſtecken / wie ein paar Muſchl in einer Grotta / deme die Naſen ſpitzfuͤndig wird / unange - ſehen der Verſtand ſchon abnimmt / deme der Athem gehet / wie ein geladener Wagen im Hollweg. In Sum - ma alle dieſe Zuſtaͤnd und Umſtaͤnde gefallen dem Medi - co nit / wann man ihm aber uͤber alles diß noch ſagt / daß der Krancke das Gehoͤr verliehre / da ſchittelt der Doctor den Kopf / â Dio, ſpricht er / mit dem Leben iſt es aus. Hipocrat. Aphoris. lib. 4. in febre non intermittente, ſi non audiat æger, jam debilis exiſtens, propinqua mors eſt.

Ein hitziges Fieber iſt die Gailheit / ein Gallfieber iſt Zorn und Rachgier / ein viertaͤglichs Fieber iſt der Geitz / ein dreytaͤglichs Fieber iſt die Hochfarth / ꝛc. Alle dieſe und noch andere ſeynd ſehr gefaͤhrliche Zuſtaͤnd vor die Seel / gleichwol ſeynd ſie noch zu euriren / wann man moͤg - liche Mittel anwendet / ſo aber einem dergleichem Pa - tienten das Gehoͤr verfallet / ſo er in Anhoͤrung des Worts GOttes einen Grauſen empfindet / ſo er die Pre - dig nit gern hoͤret / O Dio, ſprich ich / mit dem Leben iſt es aus / und zwar mit dem ewigen Leben / dann meine Schaͤ - fel hoͤren meine Stimm / ſpricht unſer HErr bey JoanneJoh. 10. 10. c. Der dann die Predig / welche ein Stimm Chriſti / nit gern hoͤret / iſt kein Schaͤfel des Herrns / ſondern wird einmahl am Juͤngſten Tag geſtellt unter die ver - dammte Boͤck zur lincken Hand.

Schuldiger Diener Herr Doctor, woher? Sie ſeyndgewiß23und hoͤrt nit gern die Predigen. gewiß bey der Predig geweſen / weil ich ſie allhier nit weit von der Kirchen antriff / das nit / gab er mir die Antwort / das nit / dann meine Geſchaͤfften laſſen es nit zu / geſtern Abends habe ich mit meinem Collega gelabetet bis um halbe ailff Uhr / heut bin ich erſt um achte aufgeſtanden / und alſo gleich als ein Jaͤgermeß gehoͤret / anjetzo wiſche ich uͤber meine Schrifften / Nachmittag ſetzt es doch wie - der etwas ab. ꝛc. Ich achte mich der Predig nit viel / ich hab deren nur gar zu viel von meinem Weib zu Haus / â Dio, ſervitor Pater. Als wir uns dergeſtalten von ein - ander ſchaydeten / da vernahm ich ein paar ehrliche Bur - ger hinter mir / welche gar deutlich und wol verſtaͤndlich von der Predig alſo redeten. Ey / Ey / es iſt immer ſchad / daß dieſer Juriſt nit bey der Predig geweſen / dann er fuͤr - wahr ein Gutes haͤttin Buſen bekommen / ware doch faſt des Paters ganzes Reden von den Advocaten / und dero mehrmal gewiſſenloſes procedere. Gar viel ſtehen frey - muͤthig von dem Rechtfuͤhren ab / ſagte der Prediger / weil ſo viel Unkoſten aufgehen / damit ſie nicht gar hierdurch zum Bettelſtab gerathen. Lazarus lag 4. Tag im Grab / Lazarus ſteckt 4. Tag im Grab / biß ihn endli - chen Chriſtus erweckt ꝛc. 4. Tag gehen hin / aber mein Recht / ſagt mancher / bleibt ſchon ligen nit nur 4. Tag / nit nur 4. Wochen / nit nur 4. Monath / ſondern ſchon 4. Jahr / 4. ganzer Jahr ſteckt es ſchon / fœter, das kan ja kei - nem wol ſchmecken / unter der Zeit laufft die Beſtallung des Advocatens gleichwol fort / unter der Zeit muß ich immer dem Doctor ſpendiren / ſein Schreiber / der bis an Halß geſtudierte Maulaff / will auch beſchenckt werden. O GOtt / wann nur einmal dieſer Lazarus erweckt wuͤr - de? Mein lieber Menſch / du muſt glauben / daß der Doctor an dir ein gute Melck-Kuh hat / du muſt wiſſen / daß des Advocaten ſein Beutel mit dem Deinigen in nahender Verwandſchafft iſt / ja gar Bruder / du muſt gedencken /wann24Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /wann du ſchon gern von ihme loß waͤreſt / daß er herent - gegen von dir nit gern loß waͤre (zwar loß iſt er genug) braucheſt du ihn nit / ſo braucht er dich / daß er dein Recht ſo langſam zu einem gewuͤnſchtem End bringt / er wils nit uͤber das Knye abbrechen / damit fein der Handel ganz bleibe / Eylen thut kein gut / ſagte der Schneck / der 7. Jahr uͤber die Brucken gekrochen / und gleichwol geſtolpert / aus dem Langſam waͤchſt ihm ſein Intereſſe, abeꝛ iſt das recht? ein Recht fuͤhrt er wohl / aber nit recht / dann was er in vier Wochen haͤtte koͤnnen zu einem Ausgang bringen / und ſelbiges erſt in 4. Jahren vollendet / ſo iſt unterdeſſen dein Ausgab ſein Diebſtahl / wann es durch ſein Boß - heit / oder Fahrlaͤſſigkeit alſo prolongirt worden.

Marei 11. c.

Jener Feigenbaum iſt durch des HErrn malediction voͤllig verdorben / es iſt ihm recht geſchehen / warum hat er dem Heyland nit einige Frucht geſpendiret: Aber ich / ſagt manicher / hab meinem Advocaten etlich Jahr her / ſo viel geſpendirt / ich wolt / daß ihn ꝛc. und bin letzlich gleich - wol verdorben / dann mein Gegentheil mir das Recht ab - gewonnen. Schneidewinus iſt ein rechter und wackerer Juriſt / aber mein Advocat heiſt Schneidofftius, dann er mir je und allweg aufgeſchnitten / daß er wolle den Han - del gewinnen / ich habe ein gerechte Sach ꝛc. unterdeſſen hat er mir den Beutel geſchrepfft / das iſt ja nicht recht. Schragius iſt ein ſtattlicher Juriſt / aber mein Advocat hat manchem ſchon das Recht ſo lang hinausgefuͤhrt / biß er auf dem Schragen gelegen / ich glaub / und foͤrchte / es wer - de mir nicht um ein Haar beſſer gehen / dann ich mercke / ſeine actiones richten ſich nach dem alten Calender. Schil - terus iſt ein trefflicher Juriſt / aber mein Advocat heiſt Schildtalzeit / der hat ſchon manchem Teufel ein Ohr abgeſchworen / er wolle inner der und der Zeit die Sach zum End bringen / es iſt aber ſein Kram̄ nie kein Wahre. Sprengerus iſt ein guter Juriſt / aber das hat er nit ge -ſchrieben /25und hoͤret nit gern die Predigen. ſchrieben / daß mich mein Advocat ſchon Jahr und Tag ſoll wie einen andern Narren herumſprengen / von Pila - to zum Herodes, indeme er doch die Sach in drey Tagen haͤtte koͤnnen vollziehen. Schacherus iſt ein trefflicher Ju - riſt / aber das hat er nit gelehrt / daß mein Advocat ſoll mit den Parteyen alſo ſchaͤchern / dann er kaum ein Schrifft von einem halben Bogen aufſetzt / ſo begehrt er ſchon ein Dutzet Doͤlpelthaler / der heßliche Menſch. Strikius iſt ein guter Juriſt / aber das hat er nie geſchrieben / daß ein Ad - vocat wie der Meinige / ſo wol mir / als auch dem Gegen - theil dient / und alſo beederſeits ſtihlt / deſſenthalben er ſchon hundert Strick verdient. Wurmſerius iſt ein gu - ter Juriſt / aber das hat er wol nit geſchrieben / daß ein Advocat ſoll den Parteyen alſo den Wurm ſchneiden / wie es der Meinige thut. Linkherus iſt gar ein guter Juriſt / aber das hat er gar nit docirt / daß ein Advocat ſoll linck und recht ſeyn / wie ich einen hab / dann wer ihm viel gibt / dem iſt er recht / der ihm wenig ſpendirt / dem iſt er linck. Coler iſt ein guter Juriſt / aber mein Advocat iſt wie ein Hund / deme mit einer Schenkaſchi gar leicht das Maul zu ſtopfen / daß er vor Gericht nit viel bellt. Alle derglei - chen Sachen ſeynd nit recht / ſondern vor GOtt und der Welt ſtraffmaͤſſig.

Allhier werden keineswegs verſtanden die jenige fromme / und gewiſſenhaffte Advocaten / die nicht allein Juſtinianiſch / ſondern auch juſt ſeynd / ſagte der Prediger / ſetzte auch hinzu einige Geſchicht / worinn ſich die boͤſe und gottloſe Advocaten ſpieglen koͤnnen. Der heilige Dun - ſtanus, Cantuarienſiſcher Ertzbiſchoff aus gerechtem Eyfer reformirte ſeine Canonicos, um weilen ſelbige einen ſtraͤfflichen Wandel und aͤrgerliches Leben fuͤhrten / meh - rer liberos, als libros zu Haus hatten / weſſenthalben er ſie von ihren Rendten und Guͤtern verſtoſſen / und in ge - buͤhrende Straff gezogen / welches Verfahren GOTTPars III. Dſelbſt26Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes /ſelbſt / un̄ zwar duꝛch ein Wunderwerck gut geheiſſen / und beſtaͤttiget: Nach vieler Zeit wolten die Erben beſagter Dombherrn ein Recht fuͤhren mit Dunſtano, und haben hierzu einen gewiſſenloſen Advocaten erkieſen / der auch / ſo man es ihme bezahlt haͤtte / wider das Vatter Unſer einen Proceß gefuͤhret / dieſer ſchlimme Geſell / unange - ſehen / daß er wuſte / daß auch das gefaͤllte Urtheil Dun - ſtani vom Himmel approbirt worden / brachte gleichwol aus geldgierigem Gemuͤth ſein lange / braite / dicke / tieffe Klag-Red vor / als haͤtte Dunſtanus nit fug und recht ge -Ribedinei - ra fol. 190. 19. Maji. habt obberuͤhrte Dombherrn ihres uͤblen Verhaltens halber / von ihren Einkuͤnfften zu verſtoſſen / worauf der heilige Mann gantz freundlich geantwortet / wie daß er ſchon alt ſeye / und deßwegen / Ruhe halber / auf Erden kein Recht mehr / abſonderlich mit einem ſolchem Advocaten / wie er iſt / fuͤhren wolle / laſſe demnach es alles GOTT uͤber / der ſich der gerechten Sach wird annehmen. Kaum daß ſolches der Heilige Ertzbiſchoff ausgeredet / da iſt alſo - bald der jenige Theil des Hauſes / allwo der Advocat mit ſeiner Parthey geſtanden / mit erſchroͤcklichem Krachen / eingefallen / und alle jaͤmmerlich zerquetſcht / da hingegen Dunſtanus mit den Seinigen unverletzt geblieben. Ihr Advocaten laſſet euch diß eine Lehr ſeyn ꝛc. Ey GOtt! ſag - teu die zwey Burger / wann halt dieſer Doctor ſolche Predig haͤtte gehoͤrt / wer weiß / ob er ſich nit daran ge - ſpieglet haͤtte!

CHRISTUS der HERR ware je und allemal die Sanfftmuth ſelbſten / ja wann ihme der Himmel nit haͤtte den ſuͤſſeſten Namen JESUS geſchoͤpft / ſo glau - be ich / waͤre er Lambert genennet worden / zumalen ihne Joannes der Tauffer alſo getaufft / Ecce Agnus Dei, ſihe das wahre Lamb GOttes: Chriſtus voller Sanfftmuth die drey und dreyſſig Jahr auf Erden / gleichwol ein und das andere mal hat er einen Ernſt gezeigt / und gleichſamheiligen27und hoͤrt nit gern die Predigen. heiligen Zorn / unter andern dazumal / wie er mit ent - ruͤſtem Geſicht den Peter einen Teufel genennet hat / vade retrò me Sathana, welch hinter mich Sathan: Aber /Marci[8.]v. 33. ſaget her / ſoll dann Petrus einmal das Ampt und die Stell eines Teuffels vertretten haben? wann er einmal dieſen Namen verdienet hat / war es dazumal / wie er zwar gutmainend dem Malcho das Ohr abgehauet / dann meiſtens der Teuffel nur auf die Ohren des Menſchen ge - het / er ſicht / er ſucht / er ſendt / er ſinnt nur / wie er den Menſchlichen Ohren eines verſetzen kan / damit ſie das Wort Gottes und die Predig nit anhoͤren / dann ihme gar zu wol bewuſt iſt / daß ihme niemand mehrer Seelen aus den Klauen reiſſt / als ein Prediger.

Moyſes hat nur einmal aus einem harten Felſen mit ſeiner Wunder-Ruthen Waſſer heraus gelockt / aber ein Eyferiger und ein Apoſtoliſcher Prediger widerholet ſol - ches Wunder oͤffter / indeme er einem manichen groſſen Suͤnder die Buß-Zaͤher aus den Augen treibt / wie der - gleichen anziehet Speculum Exemplorum, daß nemlich Einer geweſt / der lange Zeit einen laſterhafften Wandel / ein frey und freches Leben gefuͤhrt / und anbey keiner Predig geacht / er ſtunde etwan in der Furcht / der Pre - diger moͤcht ihme die Puls greiffen / weil aber auf ein Zeit ein frembder Prediger ankommen / der wegen ſeiner ſtattlichen Gaben ſehr beruͤhmt / und einen unbeſchreib - lichen Zugang des Volcks hatte / alſo hat ihn auch der Vorwitz gekitzlet / daß er einsmals bey der Predig erſchie - ne / es war aber dazumal aus Goͤttlicher Vorſichtigkeit der Prediger gleich gantz eyferig wider dasjenige Laſter / ſo dieſem Geſellen ſein Gewiſſen beſchwehrte / und wie der Mann GOttes ſeine Augen geworffen auf dieſen elenden Suͤnder / ſo ſahe er / daß ſolcher von dem Teufel an einer groſſen Ketten angefeßlet wurde gehalten / dahero er noch mir hefftigerm Eifer wider ſolches Laſter von der CantzelD 2geto -28Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /getobet / und ſattſam dargethan / daß dergleichen Suͤn - der rechte Sclaven und Leibeigne des Satans ſeyen / wor - durch dieſem endlich das Gemuͤth erweicht worden / daß er anfangs tiefhertzig geſeufftzet / nachmals die heiſſe Zaͤ - her aus den Augen vergoſſen / deren ein einiger auf die groſſe Ketten gefallen / ſolche alſobalden zerſprengt / und folgſam den Satan in die Flucht gejagt. So viel nutzt das Predig hoͤren!

Pelagia war ein offentliche Suͤnderin zu Antiochia, ein Greul und Verfuͤhrerin der Jugend / ein Wuſt aller erdencklichen Laſter / ein Vertilgerin aller Erbarkeit / mit einem Wort / ein Original der Unzucht / und die Venus ſelbſt / ſo bald ſie aber einsmalen die eiferige Predig des Heil. Biſchoffs Nonni angehoͤrt / iſt ſie hiedurch alſo be - wegt worden / daß ſie von Stundan den ſtrengen Buß - wandel angetretten / und bereits in die Zahl der groſſen Heiligen geſetzt worden / maſſen ihr Feſttag den 8. Octo - bris begangen wird. So viel nutzt das Predig hoͤren! Waͤre nun dieſer Advocat bey dem Wort GOttes gewe - ſen / was gilts / er waͤre in ſich ſelbſten gegangen!

Hanß Obermayr / Gregor Untermayr / Lentz Mit - termayr / drey wolgeſeſſene Bauren / die koͤnnen nicht gnug loben die Predig / ſo ihr Herr Pfarrherr gethan / bedauren anbey nichts mehrers / als daß ihr Herr Pfle - ger nit darbey iſt geweſen / weil er daraus haͤtte lernen koͤnnen / wie man mit den armen Unterthanen und ar - beitſamen Baurenvolck ſoll umgehen. Die Predig rich - tete er nach den Worten unſers HErrn. Joan. 15. c. Pater meus agricola eſt. &c. er lobete uͤber alle maſſen den Bau - renſtand / wie luſtig derſelbige ſeye / wann man nur mit den armen Leuten menſchlich umgehet. Wol recht hat jener geſagt oder geſungen:

Mein29und hoͤret nicht gern die Predigen.
Mein Vatter iſt kein Edelmann /
Das ſiht man an ſein Gebaͤrden an /
Vertraͤulich / aufrichtig / wacker /
Sein Gutſchen iſt ein Acker-Pflug /
Die Roͤßlein haben Arbeit gnug /
Den gantzen Tag im Acker.
Der Apfel faͤllt nit weit vom Stamm /
Hab ich doch meines Vatters Nam /
Und hab auch ſeine Tugend /
Ich ſetz mein Leben nach dem Ziel /
Was ich im Alter treiben will /
Beweiß ich in der Jugend.
Die goldne Kettn und Silbergſchmeyd /
Seynd von den Bauren fern und weit /
Es tragens nur die von Adel.
Kein Baur mit einem Kleynod prangt /
Sein Kleynod an eim Strohhalm hangt /
Das ziert ſein Hof und Stadel.
Den gantzen Tag wol durch und durch /
Wann ich im Acker mach ein Furch /
Geht alles wol von Handen /
Die Lerchen-Voͤgel mancherley /
Sie ſingen ſchoͤne Melodey /
Seynd meine Muſicanten.
Die Schwalben troͤſten mich immerzu /
Zu Mitternacht / zu Morgens fruh /
In meinem Hauß ſie niſten /
Sie ſingen / koſten doch nit viel /
Ich liebe dieſes Feder-Spiel /
Vor ſieben Lauteniſten.
D 3Zu30Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /
Zu Morgens wann der Tag angeht /
Die Blumenfarbe Morgenroͤth
Verguldt die Spitz der Eichen /
Den Tag hat ſchon gekuͤndet an
Der Gockelhan / der Hennen-Mann /
Auf / auf / gibt er ein Zeichen.
Der Baursmann hat ein bſondern Luſt /
Ob es ihn gleich viel Arbeit koſt /
Kan er ſich dannoch laben /
Den Bauren wird voran vergunt /
Auf gruͤner Heyd ein Ort geſund / Gleichwie ſies wollen haben.
Ihr Burger bleibt ihr in der Stadt /
Bedeckt mit euren Haͤuſern ſatt /
Verſchloſſen hoch mit Mauren /
Wir wohnen gern im freyen Ried /
Da wird gleichwol ein friſch Gemuͤth
Vergoͤnnt uns armen Bauren.
Nur eins iſt (ſey es GOtt geklagt)
So da uns arme Tropfen plagt /
Die Pfleger und Verwalter /
Die zwagen uns / und ſchinden gleich /
Wolt lieber ſie waͤrn im Hunmelreich /
Ich betet gwiß ein Pſalter.

Der Ammonitiſche Koͤnig Hanon hat die Knecht1. Reg. 10. c. des Davids wol ſpoͤttlich tractirt / wie es die H. Schrifft umſtaͤndig erzehlet / derowegen nahm Hanon die Knecht des Davids / und ſchore ihnen den Bart halb ab / und ſchnitte ihre Kleider halb ab / bis auf die Lenden / und ließ ſie hingehen ꝛc. das war ein ſchaͤndliches Verfahren / mitden31und hoͤrt nit gern die Predigen. den guten Leuten / aber leider / gibt es bißweilen Pfleger und Verwalter / welche die arme Bauren nit nur halb barbieren / wie dieſen Leuten begegnet / ſondern gantz und gar ſcheren und ſchinden / wie werden ſolche eins - mals dem Goͤttlichen Richter koͤnnen Rechenſchafft ge - ben? Von denen ſchon laͤngſt der Prophet David aus - geſprochen / qui devorant plebem meam, ſicut eſcam pa -Pſ. 13. nis, es ſeynd dieſe ſolche unmenſchliche Leut / die den ar - men Unterthanen verſchlucken und verzehren / wie ein hungeriger Bettler ein Stuͤckl Brod. Adam war der erſte Verwalter im Paradeiß / ſein Kleid / und der Frau Eva als Verwalterin Kleid war ein Schaf-Fell / aber der Zeit iſt eines manchen Pflegers Kleid gar ein Bau - renhaut / die er dem armen Tropfen abgeſchunden.

Von dem Koͤnig Nabuchodonoſor iſt bekandt / laut Heil. Schrifft / daß er in ein wildes Thier ſeye verkehret worden / und alſo wie ein Ochs habe muͤſſen Graß eſſen; Man wird faſt an manchem Ort dergleichen antreffen / daß durch der Pfleger harte Tyranney der Unterthan gleichſam wie ein wildes und vernunfftloſes Thier gehal - ten wird / auch bisweilen ſein Noth ſchon ſo groß / daß weder er / weder Weib und Kinder / ein Stuͤckl Brod zu Hauß / und findet man endlich ein Bꝛod in ſeiner baufaͤlli - gen Rauch-Stuben / ſo iſt daſſelbe der ſchwartzen Erd nicht ungleich / da unterdeſſen ihr Streng Herr Ver - walter im Wolleben brauſet / der Unterthan aber als ein armer Lazarns ſchier vor Hunger ſtirbt / ꝛc. Dergleichen mehrer haben dieſe drey Bauren erzehlet / auch ſich an - bey beklagt / daß ihnen die gantze Predig nit mehr in der Gedaͤchtnuß ſeye / es ſeye nur immer Schad / daß der Herꝛ Verwalter nit darbey geweſen / vielleicht waͤre er in ſich ſelbſten gangen. Es war aber der Kaſtenſchreiber dazu - mal in der Kirchen / welcher noch denſelben Tag dem Herꝛn Verwalter ſolche Predig gantz widerholet / woruͤ -ber32Judas der Ertz-Schelm haſſet das Wort Gottes /ber er ſich dermaſſen erzoͤrnet / in Erwegung / als waͤre hierdurch ſein Hochheit beſchimpft / daß er in alle erdenck - liche Schmachreden ausgebrochen / was / ſagte er / der Pfaff iſt ſelbſt nichts nutz / der mord ꝛc. Was er mir? ſchaue er in das erſte Buch / in das erſte Capitel der Heil. Schrifft / da wird er antreffen / nachdem der Allmaͤchti - ge die Welt / und alles / was in der Welt erſchaffen / finden wird er / daß dazumalen der Geiſt GOttes ober dem Waſ - ſer ſchwebete / Spiritus Domini ferebatur ſuper aquas, und iſt die Urſach deſſen geweſen / weil GOtt der HErꝛ hat vorgeſehen / daß kuͤnfftiger Zeit das Waſſer ſolle abwa - ſchen / und die Menſchen reinigen von der Erbſund in dem H. Tauff / als wolte er / daß ſelbiges zuvor mit dem Geiſt GOttes verſehen wuͤrde. Will nun ein Prediger durch das Wort Gottes die Menſchen von Suͤnd und Laſtern reinigen / ſo iſt vonnoͤthen / daß auch der Geiſt GOttes bey ihme ſeye / es iſt vonnoͤthen / daß er in allweg einen geiſtreichen Wandel fuͤhre / und was / ſoll mich mein Pfarrherꝛ / ſagt der Verwalter / vieler defect und Maͤn - gel beſchuldigen / der ſelbſten nichts nutz / ja wol geiſtreich; unſer Herꝛ hat in der Wuͤſten 40. Tag gefaſtet / nachmals erſt das Predigampt angetretten / der Pfaff hat faſt al - le Tag einen Rauſch / und will noch uͤber andere ſchmaͤh - len? Gemach / gemach / Herꝛ Pflegel / ein Prediger muß die Warheit reden ohne Scheu. Ihr ſeyd ja nit mehrer als der Kayſer Valens, und gleichwol hat ihn der H. Baſi - lius nit verſchonet. Ihr ſeyd ja nit Adelicher als die Kay - ſerin Eudoxia, und dannoch iſt wider ſie aufgeſtanden der H. Joannes Chryſoſtomus. Ihr ſeyd ja nit hoͤher als der Kayſer Conſtantius, und gleichwol hat ihn nit verſchonet der H. Hilarius. Ihr ſeyd ja nit vornehmer / als der Kay - ſer Theodoſius, und dannoch hat ihn geſtrafft der H. Am - broſius. Ihr ſeyd ja nit beſſer / als der Koͤnig Theodori - cus in Franckreich / und gleichwol hat ihm die Wahrheitgepre -33und hoͤrt nit gern die Predigen. geprediget der H. Bernardinus Senenſis. Ihr ſend ja nit herrlicher als ein Ezelinus in Welſchland / und gleichwol hat ihme ſeine Unthaten verwieſen der H. Antonius Pa - duanus. Ihr ſeyd ja nit maͤchtiger als ein Koͤnig Traſa - mundus, und dannoch hat ihme ſcharpf zugeredet ein H. Fulgentius. Ihr ſeyd ja nit Majeſtaͤtiſcher als ein Koͤ - nig Henricus in Engelland / und dannoch hat ihme der H. Anſelmus kein Blat vor das Maul genommen / als er in Gegenwart ſeiner geprediget. O / gibt mir zur Antwort dieſer / wann der Pfarrherr heilig waͤre / ſo haͤtts ein an - dere Farb / aber er iſt ſelber nit vier Haller werth ꝛc. Pia - no Herr Pfleger / Diſmas war ein ſchlimmer und gottlo - ſer Menſch / und dannoch hat er ſeinen Mit-CameradenHomil. Je cruce. zum guten ermahnet / weſſenthalben der Herr ihme das Paradeiß ertheilt / wie es bezeugt der Heil. Joan. Chry - ſoſt. Der Pfarrherr iſt ein lauterer Idiot &c. Wer weiß obs wahr iſt? und wann ſchon / es iſt auch aus dem Eſels - kinnbacken des Samſons ein klares Bronnenquell gefloſ - ſen. Der Pfarrherr hat ſelbſt ein Gewiſſen / daß ein Schle - ſiſcher Fuhrmann koͤnt darinnen umkehren. Das iſt zu viel geredt Herr Pfleger / und wann es auch dem alſo waͤ - re / was hindert es! Elias hat ein Stuck Brod von einem Engel / und ein Stuck Brod von einem Raben bekom - men / mein / von welchem Stuck iſt er feiſter worden? Es predige dir nun ein Engel / oder ein Menſch / ein Pfarr - herr oder ein Religios, ein Heiliger oder ein Boͤſer / ein je - der gibt dir ein heylſame Lehr / ein jeder gibt dir ein Seel - Speiß. Im Reich / und abſonderlich im Schwabenland / wird man auf dem Weg und Straſſen gewiſſe Saͤulen antreffen / mit einer ausgeſtreckten hoͤltzernen Hand / worbey auch ein Schrifft / zum Exempel / da geht man nacher Nuͤrnberg ꝛc. Hier iſt der Weg nacher Ulm ꝛc. Nun muͤſt einer ſehr thor und alber ſeyn / der ſolcher Saͤu - len ihrem Rath nit folgen thaͤt / um weil ſie den Weg nitPars III. Eſelber34Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes /ſelber gehet ꝛc. Alſo thut nit weniger unweißlich der jeni - ge / der ſich an die gute Lehr des Predigers nit kehret / aus Urſachen / weilen der Prediger ſelbſt anderſt lebet / und anderſt lehret / was kan klarers ſcheinen / als jene Wort /Matth. 13. ſo aus dem Goͤttlichen Mund ſelbſten gefloſſen? Dero - wegen haltet / und thut alles / was ſie euch ſagen / aber nach ihren Wercken ſolt ihr nit thun / dann ſie ſagen es wol / und thuns nit.

Guten Morgen / mein Frau Wuͤrthin / bey der Frau gehet es ſchon luſtig her / dann ich hoͤre ſchon einige Gaͤſt Vormittag in der Frauen ihrem Hauß / was wird erſt Nachmittag geſchehen? Ja / ſagt ſie / es ſeynd etliche Burger / denen der Wermuth gar wol ſchmeckt / wie ich dann etliche Bekandte erblickt: Ho / ho / ſprach ich / Guͤrt - ler Hanß / was thut man Vormittag im Wuͤrthshauß? Meiſter Theobald / wie ſo eiferig bey der Kandl / Herr Puͤrtzinger / warum findet man die Leut alhier? Habts ein heilige Meß gehoͤrt? Was dann beyn PP. Capuci - nern / habts auch ein Predig gehoͤrt / weil heut ein Feyr - tag? Das nit / etwan werdet ihr die nachmittaͤgige Pre - dig hoͤren? das gar nit / Nachmittag kommen wir we - gen des Handwercks zuſammen / und wann auch diß nit waͤre / ſo ſpielen wir ohne das ein Jauſen aus. O mei - ne liebe Leut / wie / und was groſſen Schaden euch die Verabſaumung des Worts GOttes verurſache / haͤtte ich Jahr und Tag zu erzehlen / allem Anſehen nach ſeyd ihr heut acht Tag auch nit in der Predig geweſen / O wie ſchoͤn hat es der Pater vorgetragen / woher es komme / daß manchesmal in dem Hauß eines Burgers kein Gluͤck noch Segen ſeye?

Nichts ſchaͤdlichers kan einem Hauß widerfahren / als wann GOtt von demſelben weichet / denn GOttes Abweſenheit iſt alles Ungluͤcks Gegenwart. Auf dem Bero Thabor, wo der HERR JEſus ſein Glori denenDreyen35und hoͤrt nit gern die Predigen. Dreyen gantz treu gezeigt hat / iſt ein groſſe Forcht ent - ſtanden / timuerunt valdè, aber warum ein Forcht? doͤrft euch gar nit foͤrchten meine Apoſtlen / dann alles / was ihr ſehet / iſt ein Glori / und zwar kein irdiſche / welche mei - ſtens wurmſtichig / ſondern ein himmliſche: Was ihr hoͤret iſt ein himmliſche Stimm / und zwar die Stimm GOtt des Vatters / und nit das Wort eines Menſchen / das oͤffters ungewichtig iſt: Was um euch / iſt ein helle und klare Wolcken / ſo uͤber Silber und Gold / glitzt und glantzt / ſchimmert und ſcheint / habt alſo nit Urſach zu foͤrchten / timuerunt valdè, gleichwol war ihnen nit wol bey der Sach / und der Schrecken nit klein dazumal / dann wie ſie die Wolcken umgeben / da haben ſie unſern lieben HErrn nit mehr geſehen / und folgſam der Meynung / als haͤtten ſie ihn verlohren / und das jagte ihnen ein ſolche Forcht und Schrecken ein / dann ſie wuſten wol / wo GOtt abweichet / da weichet zugleich alles Gluͤck und Segen ab / wo GOtt nit iſt / da iſt alles Ubel / wo GOtt den Ru - cken zeigt / da weiſet der Teufel das Angeſicht.

Martha zu Bethania hat es wol in keiner Kuchl-Rhe - torica gelernet / wie ſie ſo ſchoͤn / ſo weißlich / ſo heilig ge - redet hat / benantlichen Domine &c. HErr! ſagte ſie zu dem Heyland / mein HErr / wann du waͤreſt da gewe - ſen / ſo waͤr mein Bruder nit geſtorben / als wolt ſie ſa - gen / daß GOttes Gegenwart alles Guts / und GOttes Abweſenheit alles Ubels ausbruͤte.

Denen dreyen weiſen Koͤnigen aus Orient, welche dem neugebornen Meſſiæ zu opfern aus Arabia gar nacher Bethlehem gereiſt ſeynd / iſt der Stern ihr groͤſtes GluͤckBolandus in act. geweſen / welcher ihnen als ein himmliſcher Weegweiſer iſt zugegeben worden / dann durch dieſen ſeynd ſie zu GOtt und zu dem wahren Glauben gelanget / dann nach der glorreichen Himmelfahrt Chriſti des HErrns hat ſie der H. Apoſtel Thomas getaufft / in dem wahren GlaubenE 2voll -36Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /vollkommentlich unterricht / auch zu Prieſter und Bi - ſchoͤff geweyhet / welche dann in ihrem Vatterland ſehr groſſen Seelen-Nutzen geſchafft / unzahlbar viel zu dem wahren Glauben und Liecht gebracht / endlichen alle drey in der Koͤniglichen Stadt di Seve geſtorben / und zwar der Melchior im hundert und ſechzehenden Jahr ſeines Alters den 6. Januarii. Der Caſpar im hundert und neund -Donatus Calvi. fol. 14. ten Jahr / den 1. Januarii. Der Balthaſar im hundert und zwoͤlfften Jahr den 11. Januarii, und alſo in einem Monat / obzwar nit an einem Tag / doch aber eines glei - chen Tods geſtorben / maſſen ſie alle drey nach der Koͤnig - lichen Stadt di Seve verreiſt / allda die Feſtivitet der Ge - burt JEſu Chriſti zu celebriren / woſelbſt ſie alle drey / nach gehaltenem H. Meß-Ampt / ihren ſeligen Geiſt aufgeben / welche auch allda begraben / nachmals aber von der Heil. Helena nacher Conſtantinopel in den Tempel Sophiæ ge - bracht / von dannen nacher Mayland in die Kirchen S. Eu - ſtorgii, endlichen Anno 1164. von dem Kayſer Fridetico Barbaroſſa nacher Coͤlln uͤberſchickt worden / allwo ſie noch mit groͤſter Andacht verehrt werden. Und diß den cu - rioſen Chriſten / ob zwar nit gar zu ſehr ad propo, zu einer kleinen Nachricht. Nun ihr heilige und glorreiche Wei - ſen aus Orient habt all euer Gluͤck dem Stern zuzumeſ - ſen / der euch nacher Bethlehem gefuͤhrt hat / aber ſagtMatth. 2. her / wo iſt der Stern geſtanden? wo? ubierat puer? wo das Goͤttliche Kind war / ober dem Stall / wo halt GOtt war / dort war auch der Stern. Habt ihrs Burger recht vernommen? Wo GOtt iſt / da iſt auch der Stern / dort iſt Gluͤck und Stern / aber in eines manchen Burgers Hauß iſt GOtt nit / deſſentwegen auch kein Gluͤck und Stern / dann wie kan alldorten GOtt ſeyn / wo alles we - gen des ſteten Fluchen und Schwoͤren / und Ubelwuͤnd - ſchen des Teufels iſt: Hoͤre nur einer zuweilen / wie es in dem Hauß diß und jenen Burgers hergehet. Heiſt es nitoft /37und hoͤrt nit gern die Predigen. oft: Das Hauß iſt des Teufels / es koſt mich ſchon ſo viel / daß ich um das Geld / ſo ich hin und her verflickt / haͤtte koͤnnen ein neues bauen. Die Stuben iſt des Teufels / ſie iſt ja ſo finſter / daß ich noch bald um Mittag muß ein Liecht brennen. Die Kammer iſt des Teufels / es iſt ſo feucht / daß einem alle Kleider darinnen verderben. Die Kuchl iſt des Teufels / ſie raucht ja / daß allen in dem Hauß die Augen wollen den Dienſt aufſagen. Der Kaſten iſt des Teufels / ich muß faſt allemal drey Finger anwaͤhren / bis ich ihn kan aufmachen. Der Tiſch iſt des Teufels / er wacklet und wancket / wie ein krumper Bettler am Kirch - tag. Das Meſſer iſt des Teufels / wann ich es alle Tag ſchleiffe / ſo kan ich gleichwol keinen Haberbrey mit ſchnei - den. Das Kleyd iſt des Teufels / es zwengt mich bald enger / als die Spannier ihre Hoſen. In Summa / al - les iſt des Teufels / folgſam gehoͤret GOtt nichts zu im Hauß / ja wann GOtt wolt auch in einem Sack vorlieb nehmen / ſo vergoͤnnet man ihme ſolchen nit / dann es heiſt ja / der Sack iſt des Teufels / ich verlier faſt alle Tag etwas daraus ꝛc. Indem nun das gantze Hauß / und al - les / was im Hauß des Teufels iſt / wie es der gemeine Fluch taͤglich gibt / ſo kan ohn allen Zweifel der liebe GOtt nit darinnen ſeyn / dann die Archen GOttes / und des Teufels Dagon vergleichen ſich nit / wann dann GOtt nit darinnen / ſo iſt auch / und kan auch nit darinnen ſeyn Gluͤck und Stern / wie oben ſattſam erwieſen worden. Wol - an dann mein Burger / weiſt du ſchon die Urſach / war - um Gluͤck und Segen aus deinem Hauß verbanniſirt?

Wie manchen hat ſolches Fluchen in das groͤſte Ver - derben gebracht! Zu Rom / unweit bey S. Georg in Ve - labro, hat ſich zugetragen / daß etliche Weiber gewaſchen / hierunter eine geweſen / die der andern ein Hembd entzo - gen / und weilen aus gewiſſen Beweißthumen der Arg - wohn und Inzuͤcht auf ſie ergangen / damit ſie ſolche ubleE 3Mey -38Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttesMeynung von ihr moͤchte ſchieben / hat ſie angefangen / nach boͤſer Gewonheit / zu fluchen / und ihr ſelbſt uͤbel zu wuͤndſchen / ſprechend / des Teufels bin ich / und die Erd ſoll mich lebendig verſchlucken / wann ich dieſe Sach ent - fremd habe / kaum iſt ſolcher Gottloſer Wundſch ergan - gen / iſt alſobalden die Goͤttliche Verhaͤngnuß uͤber ſie kommen / die Erd ſich unter ihr aufgeſperrt / und ſolche in Gegenwart vieler Leut lebendig verſchluckt / diß Ort zeiget man noch auf den heutigen Tag.

Anno 1598. hat Armuth halber ein ehrliche Frau von Rom ſich hinweg begeben / und nacher Talicot gerei - ſet / daſelbſten ihr Stuͤckl Brod zu gewinnen / mit Naͤhen / und Stricken / und Stuͤcken / und allerley dergleichen Ar - beit / wie dann auch etliche junge Maͤgdl von ihr in die - ſen Dingen unterricht worden / unter denen eine ſich ein - gefunden / welche der anderten ein gar ſchoͤnes Meſſer entfrembdet / und weilen auch ſie dieſes Diebſtahls be - ſchuldiget worden / alſo iſt ſie ebenmaͤſſig / allen Argwohn zu nehmen / in dieſe Wort ausgebrochen / des TeufelsIbidem. bin ich / und wolte / daß ich ſtockblind wuͤrde / wann ich diß gethan / diß hat nit lang hernach ſeinen Ausgang ge - nommen / dann 2. Tag hernach iſt ihr das eine Aug von freyen Stuͤcken voͤllig ausgeronnen.

Ein Soldat / ſonſten de Burgo genannt / wolte garAnnal. Min. 1228. nit glauben / daß Franciſcus von Aſſis ſo heilig ſeye / und daß er ſo groſſe Wunderwerck thue / dahero eineſt geſagt: Des Teufels bin ich heut / und verlang den heutigen Tag nit auszuleben / wann er heilig iſt. O freche Zung! den - ſelben Tag noch iſt er von ſeinen nechſten Befreunden ent - leibt worden.

Unzahlbar viel dergleichen Begebenheiten koͤnten beygebracht werden / wann auch der guͤtigſte GOtt nit gleich verhengt uͤber den Menſchen / ſo laͤſt er doch mehr - malen dem boͤſen Feind den Gewalt uͤber das / was zu ge -hoͤrig39und hoͤrt nit gern die Predigen. gehoͤrig dem Menſchen / dahero ſich nit zu verwundern / wann weder Gluͤck noch Stern im Hauß / weder Benedi - ction und Segen in der Haußhaltung / weder Heyl noch Wolfarth in der Haußwuͤrthſchafft / weder Fried noch Lieb unter den Haußleuten / weder Nutz noch Genuß in der Hauß-Arbeit / weilen durch ſolche uͤble Wuͤndſch und Laͤſterwort auch GOtt nit darinn. Das war ein rechte Lehr vor die Burger / aber dieſen ſchmeckte das Fruͤhſtuck beſſer / als die Predig: Auf ſolche Weiſe will ich euch Stockfiſch nit heiſſen / dann ihr noch ſchlechter als dieſel - bige / maſſen ſolche zu Arimini neben andern Fiſchen die Koͤpf aus dem Waſſer gehebt / und der Predig des Heil. Antonii von Padua zugehoͤrt. Ochſenkoͤpf will ich euch nit heiſſen / weilen ihr noch geringer / als dieſe / dann ſol - chen der H. Adalbertus als anderter Biſchoff zu Prag / auf freyem Feld geprediget / und ſie ihn mit Aufmerckſam - keit angehoͤrt / auch mit Neigung der Koͤpf das Wort GOttes approbirt. Verbeinte und harte Koͤpf will ich euch nit heiſſen / aber gleichwol ſeyd ihr haͤrter als die Stein und Felſen / welche des Gottſeligen Bedæ Lehr und Predig angehoͤrt / auch zum End derſelben alle mit hellerCoziusis Juſt. Stimm Amen aufgeſchryen.

Herꝛ Ferdinand Relfel / (leſe diß zuruck) ich weiß / daß der Herꝛ ein wackerer Student iſt / mein wie hat dem Herꝛn die heutige Predig gefallen? der Deibel hol mich / ſagt er / ich hab nit aufgemerckt / ich hab die gantze Zeit geredet mit der und der / ſonſten gibts auch keine Gelegen - heit ꝛc. Das hab ich mir wol eingebildet / dann ich kenne der Studenten ihr Eigenſchafft. Vorwahr / derjenige iſt kein Student geweſen / welchem unſer lieber HErr / als er von denen Graͤntzen Tiri gangen / durch Sion an das Galilaͤiſche Meer / mitten in die Graͤntzen der zehen Staͤdt mit ſeiner Goͤttlichen Allmacht hat geſund ge -Ma[rci]7, macht / dann derſelbige war taub und ſtumm zugleich /aber40Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /aber die Studenten ſeynd nie ſtumm / auch ſo gar in der Kirchen nit / wol aber taub und gehoͤrloß / vorderiſt un - ter der Predig.

Majol. fol. 34.

In der Inſul Gilon an den Moluchiſchen Graͤntzen / haben die Menſchen ſo groſſe Ohren / daß ſie ſich damit / als wie mit einem Mantel bedecken / ja wann ſie liegen / ſo dient ihnen ein Ohrwaͤſchl an ſtatt des Unterbetts / und das anderte an ſtatt der Huͤll oder Oberbett: Wann auch die Studenten bisweilen noch groͤſſere Ohren haͤt - ten / ſo thaͤten ſie gleichwol nichts hoͤren / vorderiſt in der Predig. Ach GOtt / Herꝛ Ferdinand / der Herꝛ haͤtt ſol - len die heutige Predig mit Aufmerckſamkeit gehoͤrt ha - ben / dann ſie iſt meiſtens die Studenten und junge Leut angangen / faſt alles ware von der Vocation und Beruff des Menſchen / wie GOtt der HERR denſelben ſo wun - derbarlich zu dem geiſtlichen Stand beruffet / und wie ſchwaͤr es ſeye / ſolchem Beruff nit nachzukommen.

Wie der Heyland JEſus mit ſeinen Juͤngern / ſamt einem groſſen Volck zu der Stadt Nain kommen / und be - reits nit weit von dem Stadt-Thor geweſen / da hat man ihm entgegen ein Todtenleich heraus getragen / welche die Leut in groſſer Menge begleitet haben; Ach was hoͤre - te man nit vor Klagen und Weheklagen / es ſcheinete / als wolten die Weiber alle zu Waſſer werden / vorderiſt die Frau Mutter / die eine reiche und ſehr wolhabende Wit - tib / und dieſer Todte war ihr einiger Sohn / der durch vielLuc. 7. depoſchirn / vagirn / galaniſirn / tractirn / ſpaziern / bravirn / ſchmauſirn ꝛc. (das heiſt alles Irren) ſein bluͤhende Ju - gend alſo verſchwendt / daß er alſo vor der Zeit des Tods worden / ſo da das einzige Leben war ſeiner Frau Mutter / er war wol nit ein gebenedeytes Fruͤchtl ihres Leibs. Wie ſolche elende und Schmerz halber faſt auch in Tod betruͤb - te Wittib der guͤtigſte JEſus erblickt / hat er ſich alſobal - den ihrer erbarmet / den Todentragern anbefohlen / ſieſollen41und hoͤrt nit gern die Predigen. ſollen ohne Verzug ſtill ſtehen / und nachdem er ſie mit wenig / aber kraͤfftigen / Worten gerroͤſt / ſprach er uͤber die Todenſarck dieſe Wort: Juͤngling! ich ſage dir / ſtehe auf! worauf alſobalden der Juͤngling ſich aufgerichtet und angefangen zu reden. Iſt dieſer Juͤngling ein Stu - dent geweſt / oder kein Student geweſt / liegt mir nit viel daran / aber gleichwol hat er tauſend Lob verdient / und giebt einen Spiegel ab / worinn ſich alle Studenten erſe - hen. So bald ihm GOtt zugeſprochen / ſurge, ſtehe auf / alſobalden hat er Gehorſam geleiſtet / und iſt aufgeſtan - den. Percepiſti hoc Domine Studioſe? Haſt du nit ſchon vor einer geraumen Zeit bey dir ſelbſt betracht die Gluͤck - ſeeligkeit des geiſtlichen Stands? Der Heil. Romualdus hat es mehrmal offenhertzig bekennet / daß er hundert gantzer Jahr in der Religion ein ſtrenges Leben gefuͤhrt / in der Welt aber nur 20. Jahr frey und frechlich gelebet / ſo ſeynd ihme dannoch die hundert Jahr weit kuͤrtzer und luſtiger vorkommen in dem Cloſter / als die 20. Jahr in der Welt. Die Heil. Joanna Ranca ließ ſich offt hoͤren / daß tauſend Cronen / tauſend Scepter / tauſend Welt / und in der Welt Luſtbarkeiten nit / gar nit zu vergleichen ſeynd den Freuden / ſo ein fromme Ordensperſon genieſ - ſet in ihrem Cloſter. Carolus der Fuͤnffte dieſes Welt - wunder / pflegte zu ſagen / nachdem er ſich in das Cloſter S. Hierony mi retirirt / daß er in einem Tag mehrer Freud und Ergoͤtzlichkeit daſelbſt empfinde / als die Zeit ſeines Lebens in ſo groſſem Triumph und Victorien. Die Heil. Scholaſtica hat es gar offt bekennt / daß wann die weltli - che Leut wuͤſten die groſſe Begnuͤgung / und innerliche Freuden / der Ordens-Geiſtlichen / ſo wuͤrde faſt jederman in die Cloͤſter eilen / auch ſo gar auf Leitern uͤber die Mau - ren hinein ſteigen. Carolomannus ein Kayſer / Lotha - rius ein Kayſer / Bamba ein Koͤnig in Spanien / Veremun - dus ein Koͤnig zu Caſtell / Ramirus ein Koͤnig in Arrago -Pars III. Fnien /42Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /nien / Sigebertus ein Koͤnig in Northumbria, Ethelredus ein Koͤnig der Mercier, Trebellius ein Koͤnig in Bulgaria, Henricus ein Koͤnig in Cypern / Joannes ein Koͤnig in Ar - menien ꝛc. und viel andere gekroͤnte Haͤubter / haben alle freywillig Scepter und Cronen hindan gelegt / freywil - lig in rauhe Kutten und Cilicien geſchloffen / freywillig in Cloͤſter und Clauſuren ſich eingeſperrt / und dannoch in ſolchem harten Lebenswandel / in ſtetem Abbruch und Caſteyung / in ſtrenger diſciplin und Gehorſam bekennt / ausgeſagt / und offt wiederholt / daß ſie weit groͤſſere Freud gefunden und empfunden in dem Cloſter beym Be - ſemſtihl und Kochloͤffel / als bey guldenem Scepter / weit groͤſſern guſto gehabt und erſchnappt unter der Moͤnchs - kappen / als unter der Koͤnigs-Cron. Paulus der dritte Roͤmiſche Pabſt hat es in ſeinem letzten Sterbſtuͤndlein bekennet / und gewunſchen / daß er waͤre geweſt ein Koch bey den Capucinern / als Pabſt bey den Romanern. Leo der eilffte Roͤm. Pabſt hat kurtz vor ſeinem Tod in Bey - ſeyn etlicher geſagt / es waͤre ihme weit beſſer / wann er Pfortner in einem Cloſter waͤre geweſt / als daß er gehabt hat die Schluͤſſel des Himmels. Conradus ein Cardinal / vorhero ein Ciſterzienſer / hat es weinend klagt / und ge - wundſchen / er haͤtt in ihrem Cloſter die Schuͤſſel bishero abgewaſchen / als daß er den Purpur getragen ꝛc. Do - mine Studioſe, das habt ihr ſchon laͤngſt betracht / und in Erwegung deſſen / iſt euch um das Hertz geweſen / wie denen 2. Juͤngern nacher Emaus, nonne cor noſtrum ar - dens erat &c. Ihr habt euch gantz in dieſen Stand ver - liebet. Wegen euers Studentiſchen Wandels / (auf teutſch liederlich) ſeyd ihr und lieget ihr auch todt dahin / wann ſchon nit am Leib / wenigſt an der Seel / ſo weit uͤbler: Nun hat euch der Allmaͤchtige GOtt / offt in die Ohren / offt in das Hertz / gar offt in die Seel hinein ge - ruffen / Adoleſcens tibi dico, ſurge! Mein Juͤngling ichſag43und hoͤret nit gern die Predigen. ſag dirs / ſtehe auf / fang einen andern Lebenswandel an / tritt in dieſen Orden / ſchenck mir die uͤbrige Zeit deines Lebens / damit du auch gelangeſt zum ewigen Leben: Das iſt euch ja offt eingefallen / Domine Studioſe? Ja ſagt er / ja ſingt er / ja ſeuffzt er / ja / gar offt / ich will auch in ein Cloſter gehen / ich hab es ſchon gaͤntzlichen bey mir entſchloſſen / allein ich will gleichwol noch eine Zeit hin - durch die Welt genieſſen. O armſeliger Menſch / ver - blendtes Gemuͤth! ungluͤckſeelige Seel! Wann dich ein groſſer Koͤnig / ein groſſer Landsfuͤrſt ſoll zu ſich ruffen / wuͤrdeſt du nit mit aller Eil / mit aller Behaͤndigkeit lauf - fen und ſchnauffen / alles auf die Seiten legen / alles ver - laſſen / und zu ihme kommen / cito, cito, citiſſimè: und ſolſt du ſolches abſchlagen deinem GOtt / deinem Erſchoͤ - pfer / deinem Erloͤſer / deinem Richter / deinem Seelig - macher? Ich will / ich will / ich will ſagt ihr / das iſt wild / es iſt wild / es iſt wild / ſag ich / wer weiß / ob ihr noch acht Monat / acht Wochen / acht Tag / auch wolacht Stund noch erlebet. Ich will / ich will / ich will / ich will ſagt ihr / diß gilt nit viel / nit viel / nit viel ſag ich / wer weiß / ob euch GOtt noch einmal wird ruffen? ich zweifele dran / dahero verweilet nit / nit verlaͤngert / verſaumet nit euer Vocation, eurem Beruff nachzukommen / cito, cito! Un -Matt[h.]4. ſer lieber HErꝛ rieff einsmals den 2. Bruͤdern / dem Pe - ter und dem Andre / ſo gleich dazumalen mit Fiſchen be - ſchaͤfftiget / ſie ſollen ihme nachfolgen / ſie aber verlieſſen alſobalden ihre Netz / und folgten ihme nach. Alſo - bald / ſie ſeynd gar nicht nach Hauß gangen / und von ihren Freunden Urlaub genommen / wie dann zu glau - ben / daß dazumalen des Peters ſein Weib / mit Namen Perpetua, noch gelebt habe. Alſobald / ſie haben ſich gar nit anderſt angekleidet / ſondern in ihren gemeinen Roͤcken / die zur groben Arbeit tauglich / daher geſchlampt / da ſie doch ſauberere Kleider / die ſie am Sabbath pfleg -F ijten44Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /ten zu brauchen / zu Hauß hatten. Alſobald / ſie ha - ben gar nicht ihre Nachbauren / noch andere verſtaͤn - dige Leut um Raht gefragt. Alſobald / ſie haben Schif - fel und Netz / ſamt allem Fiſcherzeug / alldorten gelaſſen / haͤtten ſie aufs wenigſt zuvor ein Richtigkeit gemacht / wem eins und das andere zufalle. Alſobald / continuò, haben ſie ſolcher Vocation Gehorſam geleiſt / und ihrem Beruff unverzuͤglich nachkommen.

Domine Studioſe, es iſt ſchon ein geraume Zeit / daß euch GOTT und GOttes Eingebung zum geiſtlichen Stand beruffen / und ihr haltet euch noch in dem ſuͤndi - gen Babylon auf / ihr ſitzt noch bey denen Egyptiſchen Zwiefeln / cito, cito, citiſſimè verlaſſt die Welt / und ei - let unter das ſuͤſſe Joch des HErꝛn JEſu Chriſti.

Recht hat gethan derjenige / der ſolches cito gar bey Faßnachtzeit / wo ſonſten das Narro ein verbum commu - ne iſt / mit ſeinem groͤſten Seelen-Heyl beobachtet hat: Dieſer wolte auch nach Brauch und Art der verderbten Welt / dazumalen einen Narren ſpielen / laͤſt ihm alſo zu ſolchem End von einem bekandten Hauß-Schneider ein Kleyd machen / und zwar / O Boßheit / einen rechten Ha - bit eines Ordensmanns / insgemein ein Moͤnchskutten / wormit er alſo bekleidter im Hauß mit tauſend Poſſen zum allgemeinen Gelaͤchter herum geloffen / keiner war / ſo nit mit dieſem Frater Narrciſs wolte ſcherzen / und viel ungereimt Ding mit ihme treiben; die meiſte im Hauß ſetzten dieſem vermummten und verſtellten Moͤnch wa - cker mit Glaͤſern zu / daß er endlichen gantz bezechter in das Bett wurde getragen / worinn er gleich angefangen einzuſchlaffen und zu ſchnarrhen: Der Poſſen und muth - williges Faßnacht-Spiel hatte zwaꝛ ſeiner Seits ein End / nit aber bey andern / als welche neue Raͤnck erdichtet / zu allem Wundſch war ein Barbierer unter ihnen / welcher demvollen Zapffen ohne die mindiſte Empfindlichkeit dieHaar45und hoͤrt nit gern die Predigen. Haar abgeſchnitten / und den Geſellen alſo geſchoren / wie da pflegt zu geſchehen bey denen Religioſen: Die Arbeit war vorbey / Bruder Narrciſs thaͤt noch ſchnarchen. Wie er aber des anderten Tags um 8. Uhr erwachte / und be - reits wahrgenommen / daß er in dieſer Moͤnchskutten die gantze Nacht ſo wol und ſanfft geſchlaffen / konte er ſich des Lachens nit enthalten / weilen ihm aber die Haar ge - dunckten in etwas geſchwollen ſeyn / als hat er ſich / wie pflegt zu geſchehen / in dem Kopf kratzt / in waͤhrendem Kratzen aber vermerckt / daß er nit alle vorige Haar auf dem Kopf / erſchrickt deswegen hieruͤber / und macht ſich aus dem Bett / des willens in den Spiegel zu ſehen / wie es dann ſeinen Haaren ergangen: Zu dem erſten Blicker in den Spiegel erbleicht er alſobalden in dem gantzen An - geſicht / JEſus! ſchreyet er / was iſt das / biſt du es? oder biſt du es nit? Allmaͤchtiger GOtt / was iſt das? iſt das mein Kopf? dieſer Kopf und die Kutten ſchicken ſich zwar wol zuſammen / aber weiß doch mein Hertz nichts davon / wie bin ich dann / wo bin ich dann / wann bin ich dann ein Moͤnch worden? Wie? wo? wann? Ey ſo ſey es / ſo ſey es dann / ſo bleibs dann / (wie GOtt ſo wunderlich dem Men - ſchen das Hertz trifft) ſo bleibs dann darbey / zieht den Habit aus cito, cito, citiſſimè, nimmt denſelben unter den Arm / laufft den geraden Weg nach dem Cloſter / worin - nen dergleichen Ordens-Kleider getragen wurden / wirfft ſich daſelbſten denen Geiſtlichen zu Fuͤſſen / erkennet ſei - nen Muthwillen und Vermeſſenheit / bittet um Verge - bung ſeines Verbrechen / weilen er ſolches geiſtliche Kleid alſo verſchimpfft / bittet anbey mit naſſen Augen / mit aufgehebten Haͤnden / daß er moͤchte in den Heil. Orden aufgenommen werden / welches auch geſchehen / indem man augenſcheinlich den Beruff und eiferigen Geiſt ver - merckt / worinn er nachmals viel Jahr einen frommen und vollkommenen Wandel gefuͤhrt / und nit ohne RuhmF 3der46Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /der Heiligkeit geſtorben. O GOtt / wie wunderbarlich zieheſt du die Menſchen zu dir / zu deinem Goͤttlichen Dienſt? haͤtte dieſer das cito, cito, citiſſimè, nit an die Hand genommen / wer weiß / ob ihme nit ſolcher Geiſt waͤre ausgeraucht.

Cito, cito, Chriſtus der HErr kommt nacher Be -Jean. 11. thania, kommt zu der ſorgfaͤltigen Martha, nachdem er mit ſolcher ein kleines Geſpraͤch gehalten / fragt er nach ihrer Schweſter der Magdalena, worauf alſobalden die Martha zu ihr gangen / ſprechend / der Meiſter iſt da / und rufft dir / da ſie das hoͤret / ſtunde ſie eilend auf. / und kam zu ihm / Eilends / legt keine andere Kleider an / wie die Weiber zu thun pflegen / wann vornehme Leut kommen / Eilends / beſinnet ſich nit viel / was ſie etwan reden ſol - le / Eilends / legt alles aus den Haͤnden / und laufft zu Chriſto dem HErrn / der ſie beruffen hat. Eilends / ei - lends muß ſeyn mein Juͤngling / wann dich GOtt beruf - fen thut zu einem geiſtlichen Stand / dann das Verwei - len iſt dißfalls gefaͤhrlich: O ich muß noch zuvor gleich - wol wiſſen / ob mundus generis maſculini, oder generis fœminini, ich muß wiſſen / was dann die Welt den Ihri - gen vor Confect aufſetzt / ich muß wiſſen / was in der run - den Welt vor viereckete Narren ſeynd / nach einem hal - ben Jahr iſt auch noch gut die Haare abſcheren: Diß Wiſſen iſt nit gut vor das Gwiſſen Domine Studioſe, diß Wiſſen iſt vor die Seel ein bitterer Biſſen / diß Wiſſen hat ſchon manchem ſeinen Beruff zerriſſen.

Vor wenig Jahren war ein edler Juͤngling in einer Stadt des Teutſchlands / deſſen Namen und Hauß we - gen annoch ſtehender Freundſchafft hier verſchwiegen wird; welcher durch Goͤttlichen Antrieb ſich gaͤntzlich be - ſchloſſen in einen heiligen Orden einzutretten / und be - reits von der geiſtlichen Obrigkeit gantz willfaͤhrig auf - genommen worden / es wolt aber mein junger Herr ſichnoch47und hoͤret nit gern die Predigen. ſich noch ein Zeitlang von der Welt mit allerley Geſpaͤß beurlauben / alle Tag war bey ihm ein Kirchtag / alle Zeit war bey ihm ein Mahlzeit / alle Stund war bey ihm ein Schlund / eſſen und vermeſſen / ſeynd gemeiniglich bey - einander / trincken und ſtincken ſeynd gemeiniglich an - einander / Kandl und Andl ſeynd gemeiniglich um ein - ander. Mein junger Herr war trutz denen Alten zu Su - ſannæ Zeit. Mein junger Studio-hat das Sus nit ausge - laſſen in der Gelegenheit; Auf ſolche Weiß ins Cloſter gehen / iſt eben ſo viel / als ſich freywillig verwunden laſſen / damit er curirt werde. Diß Leben waͤhrete nun ein geraume Zeit / unterdeſſen hat ſich die ruffende Stim̃ GOttes nit mehr in ſeinen Ohren / noch weniger in ſei - nem Hertzen angemeldt / der Geiſt iſt zu Fleiſch worden / das ſuͤſſe Manna des heiligen Ordenſtands iſt ihm wider - ſtanden / der Eltern bethoͤrte und verdammliche Kinder - Lieb hat ihn nit dem ſchlipferigen Weg abgehalten / da - hero ſo weit kommen / daß er Muͤnchen und Pfaffenho - fen vorbey marſchirt / und den Weg nacher Donna, auf teutſch ein Frau / Donawerth genommen / mitten im Sommer ein kuͤhle Heyrath geſchloſſen / und zwar an demſelben Tag / der beſtimmt war zu ſeiner Ankleidung / ware der Tag ſeiner Copulation und Vermaͤhlung / es war aber leider kein Tag der Vermaͤhlung / ſondern der Be - mayligung / dann wie er zu Abends ſ. v. auf den Abtritt gangen / iſt ſolcher / zweiffels ohne / durch ſondere Goͤtt - liche Verhaͤngnuß eingefallen / der elende Tropf in die - ſem wilden Brautbett erſtickt / und weilen er zuvor die Liberey der Diener GOttes veracht / muſte er mit des Teufels Anſtrich vorlieb nehmen.

Es ſeynd gar viel beſchaffen / wie der Jacob im alten Teſtament / dieſer nach groſſer Dienſtbarkeit bey dem Laban, begibt ſich von dannen mit Haab und Gut / ſein Gut aber beſtunde in einer ſchoͤnen Schaaf-Heerd: un -ter -48Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /unterwegs begegnet ihm ſein Bruder Eſau, ſonſten gar ein grober und ungeſchlachter Limmel / dermalen aber zeigte er ſich gar cortes uno hoͤflich: Willkomm / ſagte er zu Jacob / willkomm / mein lieber Bruder / ich erfreut mich von Hertzen / daß wir einander wieder ſehen / und zwar dich in ſo guter Geſundheit und Wolſtand / mein Bruder / thue mir die Lieb / und gehe mit mir nach Seir, ich will dich nach aller Moͤglichkeit bedienen: bedanck mich ſchoͤnſtens / ſagt Jacob / ich nimms vor bekandt an / allein mein Bruder Eſau, du biſt wol zu Fuß / ein Jaͤger zu - gleich / du haſt ein ſtarcken Gang / ich aber kan wegen meiner Schaaf / worunter ſehr viel Tragende nit ſo ſtarck eilen / dahero thue der Herꝛ Bruder mir die Gnad / und gehe nur voran / ich willſchon gemach / und gemach nach - folgen / præcedat Dominus meus, & ego paulatim ſequar veſtigia ejus, donec veniam ad Dominum meum. Unter - deſſen iſt Jacob gleichwol nit / wie er verſprochen / nacher Seir kommen / ſo ſoll dann Jacob der ſo heilige Mann ge - logen haben? Pfuy! verſprechen und halten / ſteht wol bey Jungen und Alten / es entſchuldiget ihn aber meinS P. Au - guſt. q. 6. in Geneſ. H. Vatter Auguſtinus, ſprechend / daß Jacob ihm kraͤff - tig habe vorgenommen ſeinen Bruder heimzuſuchen / und nacher Seir zu reiſen / allein unter Weegs hat er ſich an - derſt beſonnen / und gedacht / ſein Bruder ſeye ein har - ter Mann / hiſpidus, und alſo moͤchte er an den alten Haß gedencken / und folgſam hart mit ihm verfahren.

Auf ſolche Weiſe machen es gar viel junge Leut / GOtt der Allmaͤchtige ladet dieſelbige durch ſeinen Goͤtt - lichen Beruff in ein H. Religion, ſpricht ihnen durch die heilige Eingebungen ſtarck zu / die verſprechen es dem All - maͤchtigen / ſagen es redlich zu / und wann es koͤnte ſeyn / ſo thaͤten ſie es auch mit einem Handſtreich beſtaͤttigen / unterdeſſen verweilen ſie ein zeitlang / das cito iſt in der Waͤſch / ſcheiden iſt ein graͤdiger Fiſch / ſie kommen in dieſeund49und hoͤrt nit gern die Predigen. und jene Geſellſchafft / da ſagt einer / Bruder / ich muͤſt wol ein Narr ſeyn / wann ich ein ſolcher Moͤnch wuͤrde / dann ſie tragen nit allein grobe und ranhe Kutten / ſon - dern man geht auch grob und rauh mit ihnen um / ſie tra - gen nit allein Strick um die Lenden / ſondern es geht auch ſtrictè bey ihnen zu / ſie tragen nit allein lederne Guͤrtel um den Leib / ſondern man thut ihnen das Leder auch ziem - lich gerben / ſie tragen nit allein Scapulir, ſondern es heiſt auch / mach diſciplin ſuper nudas ſcapulas, den Apoſteln hat unſer HErr die Fuͤß gewaſchen / aber ihnen waͤſcht man die Koͤpf alle Tag. Lucas der Evangeliſt hat 24. Capitel beſchrieben / ſie haben aber faſt alle Tag ſo viel. Ein gu - te[fr]eundliche Schweſter / die laͤſt ſich auch hoͤren: Mein Herr / ſagt ſie / iſt wol immer ſchad / daß ein ſolches jun - ges Blut ſoll zwiſchen 4. Mauren verderben; Wann ei - ner bucklet iſt / ſo kan er ſchon ins Kloſter gehen / dann man muß ohne diß allda viel uͤbertragen; wann einer einaͤu - gig iſt / ſo taugt ſolcher ſchon vor ein Moͤnchs-Leben / dann dort muß man ohne diß gar offt ein Aug zudrucken / und diſſimuliren; wann einer kropfet iſt / ſo ſchickt er ſich ſchon in ein Moͤnchskutten / dann er kan deſtoweniger die Met - ten verſchlaffen / weil er die Halß-Uhr bey ſich hat. Mein Herr aber / ſagt ſie / iſt von Natur mit den beſten Gaben geſegnet / ſchoͤn / hipſch / galand / wacker / friſch / geſund / freundlich / liebreich / ſtattlich / taugt alſo beſſer in die Welt / als ins Kloſter / dort wird man den Herrn hart hatten / mit dem Herrn hart verfahren / ſie fuͤhren ein hartes Leben. O harte Beſtia! deine Reden ſeynd gar zu weich / der arme unbehutſame Jungling beſinnet ſich anderſt / das Wort hart ſchroͤcket ihn ab / wie den from - men Jacob / gehet alſo nit dahin nacher Seir, nach dem Kloſter / ſondern verſaumet ſeinen Beruff / iſt ihm ange - nehmer die Stimm des Satans / als die Stimm JEſu / bleibt in der Welt / verdirbt in der Welt.

Dann obſchon in dem Welt-Stand auch moͤglich iſtPars III. Gfromm50Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /fromm zu leben / heilig zu leben / ſo iſt es doch anbey ge - faͤhrlich zu leben. Quoniam licet multi ſint, qui etiam inS. Gregor Epiſt. 62. 2. ſæculari habitu bonam vitam ducere poſſint, tamen pleri - que ſunt, qui, niſi omnia reliquerint, ſalvari apud Deum nullatenus poſſunt.

Es ſoll doch manchen ſchroͤcken dasjenige / was da in der Chronic des H. Franciſci protocollirt wird / daß nem - lich Eineꝛ geweſen ſeye / den GOtt mehrmalen beruffen hat zu dieſer Seraphiſchen Religion, welcher Vocation der ſchlimme Vocativus auf keine Weis nachkommen / als er nun in ſeiner toͤdtlichen Kranckheit allbereits zu dem EndChronica S. Franciſci 3. p. § 7. ſcheinte zu trachten / hat man ihme einen Beichtvatter zugebracht / vermittels deſſen er ſich mit GOtt durch ein Ren-volle und bußfertige Beicht koͤnte verſohnen: Es war aber alles vergebens und umſonſt / dann er an ſtatt der Sa - cramentaliſchen Beicht / mit viel tauſend Sacra - und Gotts - laͤſterlichen Worten[herausgebrochen] / auch endlich gantz klar und deutlich ausgeſagt / er koͤnne nit mehr beichten / weilen ihme GOtt ſein Verdammnuß allbereits ange - kuͤndt / dann ihm der HErr JEſus erſchienen mit zorni - gem Angeſicht / ſprechend / vocavi, & renuiſti, ideo vade ad pœnas inferni, ich hab dich beruffen / und du haſt es mir abgeſchlagen / deſſenthalben gehe hin in die ewige Ver - dammnuß. O erſchroͤckliches Spectacul!

Domine Studioſe, Herr Ferdinand Relfel / wann er dieſe Predig haͤtte mit gebuͤhrender Aufmerckſamkeit an - gehoͤrt / ich weiß / er haͤtte einen ſondern Nutzen darvon ge - tragen / weiß dann der Herr gar nichts aus der Predig? Nit ein Wort. O GOtt! Diabolus gehet uͤber das Domi - nus, ſagt der Grammatiſt, der boͤſe Feind / dieſer arge hoͤlli - ſche Schalck / hat es gemacht / daß ihr nit habt zugehoͤrt / dann er in allweg ſich bemuͤhet / das Wort GOttes zu ver - hindern. Wie ſchaͤdlich und ſchaͤndlich iſt es unter der Predig zu ſchwaͤtzen. Als auf ein Zeit ein groſſe Menge Volck zu unſerm lieben HErrn getretten / ſein GoͤttlichesWort51und hoͤret nicht gern die Predigen. Wort zu hoͤren / iſt der gebenedeyte Heyland in ein Schif - fel geſtiegen / welches dem Peter / dazumal aber ward er Simon genannt / zugehoͤrig geweſen / gedachtes Schif - fel ließ er ein wenig vom Geſtad fuͤhren / damit das Volck deſto bequemlicher koͤnte zuhoͤren: Anitzo ent - ſtehet die Frag / warum unſer HErr in dem Schiffel geprediget? warum nit auf dem Waſſer? maſſen ſolche Genad gar viel Heilige gehabt / die auf dem Waſſer wie auf einem Cryſtallinen Boden geſtanden. Allhier wird geantwortet / daß unſer lieber HErr / deme ohne das alle Geſchoͤpff unterworffen ſeynd / gar leicht / vermoͤg ſei - ner Allmacht / haͤtte koͤnnen auf dem Waſſer ſtehen / aber er hat deſſentwegen ſolches miracul unterlaſſen / damit die Leut deſto aufmerckſamer das Goͤttliche Wort anhoͤrten / und keiner unter der Predig ſoll ſchwaͤtzen / dann ſo er wunderlicher Weiß auf dem Waſſer / wie auf einem fe - ſten Pflaſter waͤre geſtanden / ſo haͤtten ſich die meiſte ver - gafft in dieſes groſſe Wunderwerck / ja ſie haͤtten ſich des Redens nicht enthalten koͤnnen / ſondern einer den andern geſtoſſen / ſchau / ſchau Bruder Samuel wie dieſer das Waſſer tritt! ſchau / ſchau Schwager Zacharias / wie die - ſem das naſſe Element ſo favorabel iſt / ſchau / ſchau Schwe - ſter Eſther wie dieſer ſo gar nicht einen Fuß netzen thut / wann das der Jonas haͤtt gehabt / ſo haͤtt er nit doͤrffen in der gefaͤhrlichen Fiſcher-Herberg drey Taͤg loſirn / da - mit nur ſolches Schwaͤtzen und Reden unter der Predig moͤchte gemeid werden / hat er deſſenthalben ſolches Wun - derwerck unterwegs gelaſſen / dann GOtt dem HErrn hoͤchſt mißfaͤllig iſt / das Schwaͤtzen unter der Predig.

Wie der heilige Seraphiſche Vatter Franciſcus zu Al - viano geprediget / die Schwalben aber / ſo daſelbſt ihre Ne - ſter hatten / ein ungewoͤhnliches Geſchrey verbracht / daß man kuͤmmerlich ein oder anders Wort verſtanden / da hat er ſolche Voͤgel alſobalden mit folgenden Worten an -[La]vïta. geredet: Ihr Schwalben / als meine liebe Schweſtern /G 2ihr52Judas der Ertz-Schelm haſſet das Wort Gottes /ihr habt ſchon lang genug geſchwaͤtzt / nun iſt es Zeit / daß ich rede / ihr aber ſtill ſchweiget / kaum daß ſolches der hei - lige Vatter ausgeſprochen; da haben alle Schwalben insgeſamt ſtillgeſchwiegen / ja nit ein einige ſich geruͤhret / ſondern zugleich mit denen Leuten der gantzen Predig zu - gehoͤrt.

Wann dann ſo gar die Schwalben unter der Predig ſtillſchweigen / ſo muͤſſen ja rechte Galgenvoͤgel ſeyn die - jenige / ſo unter dem Wort GOttes die Zeit mit unnoͤthi - gen / ja hoͤchſtſchaͤdlichen Reden verzehren / auch hierdurch dem Nechſten verhinderlich ſeyn / daß er ſolche heilige Lehr nit gnugſam vernehmen kan.

Mein lieber Menſch / ihr ſeyd gewiß Haußknecht in dieſem Ort? Ja mein Pater, ich ſolls wol ſeyn / mein ſagt mir / wohnt nit allhier der Herr von Opfferſtock / ein Herr ſchon bey ziemlichen Jahren? gar wol / ſagt der Hauß - knecht / diß Hauß iſt ihm zugehoͤrig / allein er iſt derma - len nit zu Hauß / ſondern in der Kirchen bey der Predig / dann er ſchon lang im Brauch / daß er dieſes Paters ſein Predig nie verſaumet / warum aber mein Haußknecht / daß ihr euch nit ebenfalls bey dem Wort GOttes einfin - det? O ich / ich nie / wir Dienſtbotten wiſſen ein gantzes Jahr um keine Predig / auſſer unſer Frau haͤlt uns zu - weilen eine in der Kuchel / worzu ſie gemeiniglich mit ei - nem alten zerklobenen Hafen auf der Menſcher Buckel pflegt zu laͤuten: Ich ſeuffzte hieruͤber / und wuͤndſchte / wann dieſe gute Leut nur die Predig haͤtten gehoͤrt / die vor 8. Tagen der Pater gethan von denen Dienſtbotten / wie wol waͤre es ihnen zu Nutzen kommen.

Chriſtus der HErr hat ſich einmal von freyen Stu -Luc. 14. cken ſelbſt zu Gaſt geladen / bey einem Obriſten der Pha - riſaͤer / und zwar an einem Sabbath / zu keinem andern Ziel und End / als daß er allda moͤchte predigen / und durch ſein heilige und Goͤttliche Lehr die Seelen bekeh -ren;53und hoͤret nit gern die Predigen. ren; Es hat aber der gebenedeyte Heyland vorhero ſchonTheophil. in Lucam gewuſt / die hartnaͤckige Bosheit dieſes Obriſten der Phariſaͤer / als der ſchon oͤffters des HErrn JEſu ſein Predig angehoͤrt / und dannoch ſich nit bekehrt / warum dann / daß er ſich in deſſen Hauß begibt / wo er weiß / daß er nichts werde fruchten? Vernimm ein wenig / mein frommer Chriſt / daß unſer HErr nit wegen des Obriſten der Phariſaͤer ſein Hauß betretten / ſondern wegen des Geſind und der Dienſtbotten dieſes Obriſtens / weil ſol - che ein gantze Zeit bey keiner Predig waren / wordurch er zu verſtehen gab / wie hoͤchſtnoͤtig es ſeye / daß man auch die Dienſtbotten wenigſt einen nach dem andern ordent - lich in die Predig ſchicke / damit auch ſie vernehmen / was zu dero Seelen Heyl befoͤrderlich iſt.

Wie wol hat vor 8. Tagen der Pater von den Dienſt - botten geprediget / er ſagte / daß ein jeder Dienſtbott ſoll heiſſen fidelis: Weſſenthalben jener einen Dienſtbotten hat laſſen abmahlen mit einer Geigen / in lateiniſcher Sprach fides genannt wird / welches Wort zugleich auch Treu und Glauben auf Teutſch heiſt / dann eines Dieners nit allein iſt ſervire, ſondern auch ſervare, id eſt, ſervare fidem.

Der groſſe Patriarch Abraham ſchickt auf ein Zeit ſeinen Diener Eliezer in Meſopotamien / damit er daſelbſt ſeinem Sohn dem Iſaac ein Braut ſuche und auserkieſe / aber er ſchickte ihn nit leer / ſondern gab ihm 10. Cameel mit / ſo alle wol beladen / mit Silber / mit Gold / mit Klei - nodien / mit ſtattlichen Kleidern / und andern anſehnli - chen koſtbaren Dingen. Das muß ein treuer Diener ſeyn / dem man ſo viel anvertrauet. Eliezer reiſt alſo den geraden Weg in Meſopotamien / reiſt gegen der Stadt Nachor, unweit derſelben aber / ſetzt er ſich bey einem Bronnen nieder / von deme die Toͤchter der Stadt nach Gewonheit pflegten das Waſſer holen / und befilcht ſeinGen. 24.G 3gan -54Judas der Ertz-Schelm haſſet das Wort Gottes /gantzes negotium und Verrichtung dem Allmaͤchtigen GOtt / entſchlieſt endlichen gantz beſtaͤndig bey ſich / daß er diejenige woll vor ein Braut erklaͤren / welche ſo hoͤf - lich werde ſeyn / und nit allein ihm / ſondern auch ſeinen Camelen werde zu trincken geben / woruͤber dann das Gluͤck gefallen auf die Rebecca. Wann dieſer Bedien - te nit haͤtte den Namen gehabt Eliezer, ſo haͤtt man ſol - len ihn Simplicianum nennen. Zu Wien iſt ein Gaſſen / die heiſt die Einfalt-Straſſen / da haͤtt er wol ſollen gewohnt haben: Was haͤtt ihm der Menſch koͤnnen vor Regalien machen / vor Nutzen ſchaffen? Bey der Zeit ſeynd die Hof - meiſter / die Kammerdiener / die Secretarien / die Bedien - te viel witziger / weit verſchlagener / wann ſie auch die Stiegen nit hinab fallen. Waͤr fein der Eliezer ein halbes Jahr hin und her gereiſt / iſt es doch nit aus ſeinem Beu - tel gangen / und wo er da und dort einkehrt / haͤtt er ſol - len ſein Verrichtung offenbaren / und an Tag geben / da wuͤrde er geſehen haben mit Verwunderung / wie er waͤre bedient worden / alle / die junge Toͤchter im Hauß gehabt / die haͤtten ihm die groͤſte Ehr erwieſen / ihn ſamt den ſeini - gen umſonſt tractirt / abſonderlich / wann er ihnen das Maul haͤtt gemacht / da haͤtte er ein ehrlichs koͤnnen er - ſpahren / und ſolches in ſein Beutel ſtecken / ja wann er ſich haͤtte vermercken laſſen bey dieſem oder jenem / ſpre - chend / Herr / was gebt ihr mir / wann ich euer Tochter alſo gut anbring / es iſt ſchon einen Kuppelpeltz werth / bin verſichert / er haͤtt ihm dißfals einen ſtattlichen Nu - tzen koͤnnen ſchaffen / er haͤtt ſein Lebtag kein Diener mehr / ſondern ein gemachter Herr koͤnnen ſeyn. Das ſeynd accidentia, welche die Beampte bey vornehmen Herren trefflich verſtehen / aber Eliezer wolte im mindiſten nichts dergleichen begehen / nit um den geringſten Pfennig ſeinẽ Herrn dem Abraham beuntreuen / ſondern in und allweg treu und redlich / wie es einem rechtſchaffenen Bedientenwol55und hoͤret nit gern die Predigen. wol anſtehet / leben und ſterben. O wie wenig derglei - chen! bey unſern Zeiten ſeynd die Bediente nit alſo ſcru - pulos. Der allergeringſte Kuchel-Ratz in ſeiner ſchmotzi - gen Schargge verſtehet ſich auf die accidentia, und weiß gar meiſterlich ſeine Wahren durch die alte Bettelwei - ber zu verſilbern. Der Herren und Frauen iſt faſt ein ewige Klag die Untreu der Bedienten / man moͤcht noch ſo viel Katzen ſchaffen / ſo kan man doch das Mauſen nit gar huͤten / man moͤcht ſo viel Augen haben / als ein Sup - ven auf einem Bauren Kirchtag / ſo heiſts doch da und dort / mobile fit fixum, und kommt der Meiſter nemo allzeit ins Spiel / der Koch und der Kellner ſeynd die be - ſte Gevatters Leut / glauben aber nit / daß ein Fruͤhſtuck dem Diebsſtuck ſo gleich ſehe / wie ein Wolf der Woͤlfin / der Einkauffer vergiſt ſeiner gar nit / und weiß ihm ein Capital zu ſchmieden vom taͤglichen Pfenning / den er auch bey der geringſten Krautſtauden ferend / ſo gar der Peterſihl iſt nit ſicher vom Peter-ſtihl. ꝛc.

Wie die Stadt Bethulia iſt belaͤgert und umringt worden / von der feindlichen Armee des Holofernis, da hat GOTT der Allmaͤchtige ein fromme und gottſelige Wittib erleucht / welche ſolcher betrangten Stadt zu Huͤlff kom̃en / dieſe ware die Judith. Judith butzt ſich ſehr ſtattlich auf / krauſt ſich / kleidt ſich / ziert ſich / ſchmuckt ſich / und gehet ſolcher geſtalten zur Stadt hinaus / kom̃tin das feindliche Laͤger / von dannen gar in die Zelt des Kriegs - fuͤrſten Holofernis, die meiſten glaubten es / weil ſie ſich ſo freundlich ſtellte / als waͤr ſie ein Beſtellte / faſt alle meynten / weil ſie ſich alſo gericht / als waͤrs ein Richtige / ſie iſſet mit / ſie trinckt mit / ſie redet mit / ſie ſchmozt mit / ſie lacht mit / ſie mit Holoferne in die Kammer gehet mit / alle urtheilten / ſie halts auch mit / aber weit gefehlt. Sie ſchneidt dem berauſchten Holoferni den Kopf ab / das war ein Haubtſtuck von einem heroiſchen Weib. Sagnur56Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes /nur keiner mehr / daß die Weiber kein Couraggi haben / ſondern ſchwach / forchtſam / und ſchlaͤfferig / um weilen die Eva erſchaffen oder formirt worden aus der Rippen des Adams / als er geſchlaffen. Judith ein Heldin uͤber alle / nach dem ſie dieſe Dapferkeit begangen / gibt den abge - haueten Kopf ihrer Kammer-Magd / welche ſolchen ganz behutſam in die Taſchen verborgen / und folgſam un - gehindert mit ſolcher ſtiller Victori in die Stadt zuruck - kehrt. Die Kammer-Jungfrau hat geheiſſen Abra, und dieſe hat um alle Anſchlaͤg gewußt ihrer Frauen / O was haͤtt ſie dazumahl ihr vor ein Gluͤck koͤnnen ſchmiden! wann ſie ſolches Vorhaben / ſolche Anſchlaͤg in der Still dem Holoferni haͤtt entdeckt / ſie haͤtt ein groß Stuck Geld von der Kriegs-Caſſa bekommen / ſie haͤtt einen Ritt - meiſter / wo nit gar einen Obriſten koͤnnen heyrathen / ſie haͤtt koͤnnen Ihr Geſtreng / wo nit gar Ihr Gnaden heiſſen: Wann ihr nach Haus kommt mein Menſch / ſo muͤſt ihr wieder zum Klekelkuͤß ſitzen / auch noch ein Weil warten / biß euch etwan mit der Zeit ein verdor - bener Wirth zu theil wird / was ſeyd ihr dißmahls vor ein Giſplin geweſt / wie koͤnnt ihr ſo gar mit dem Gluͤck nit umgehen. Das ſeye weit von mir / ſagt dieſe gul - dene Kammer-Jungfrau Abra, GOtt behuͤt mich vor einer ſolchen Untreu / wann ich auch die gantze Welt koͤnte gewinnen / ſo wolt ich ſolches nit thun / ich bin ein Dienſtbott / ich hab meiner Frau Treu und Glauben ge - ſchworen / die will ich auch halten / auch biß in todt / GOtt wird mir anderſeits ſchon helffen. O wie wenig derglei - chen! bey unſeren Zeiten ſeynd die Dienſt-Menſcher wol anderſt beſchaffen. Nur Geld her / ſo gelt ihr alles bey ihnen / nur ein Mieder-Zeug her / ſo zeigen ſie / ſo zeugen ſie / ziehen ſie / wie es dir gefaͤllt / nur ein feines Boͤrtl her / da wird der Bertl erfahren / was das Bertl vermag / nur ein Stuck taffeter Baͤnder her / da wird die Seiden garleicht57und hoͤrt nit gern die Predigen. leicht die Seiten einhandlen / nur geſpendiert / da wird man ſehen / daß das Geben nit vergebens iſt ꝛc.

Der heilige Matthæus am 11. Capitel macht einige Meldung von treuen Dienern und rechtſchaffnen Knech - ten / dieſe traten von freyen Stuͤcken zu dem Haus-Vat - ter / und brachten ihr Sach vor mit dergleichen Worten: Mein HErr! wir wiſſen Uns zu erinnern / daß du uͤber - aus guten Samen ausgeworffen / es ſolte ja nichts als die purlautere Waitzenbluͤhe hervor brechen / nun aber befindt ſich die Sach weit anderſt / dann der boͤſe Samen iſt mit unterloffen / das laydige Unkraut hat den ganzen Acker uͤberzogen / thuſt du nit zeitig darzu / ſo wirſt du einen ſchlechten Schnitt haben. Wie wiſſt ihrs aber liebe Knecht / daß dem alſo? iſt etwan ein anderer Lim - mel geweſt / der euch alſo bericht hat? Herr! ſagen ſie / ſo wahr wir redliche Kerl ſeynd / ſo iſt dem alſo / wir haben es mit unſern Augen geſehen / die Sach wol beobacht / ſeynd ſelber ins Feld hinaus gangen / der Herr glaub uns ſicher: Hab ich euch doch nit hinausgeſchickt. Wir ſeynd gleichwolgangen / unſer treues Gemuͤth / das wachtſa - me Aug auf deinen Nutzen / das hat uns hinaus geſchickt. Laß mir das rechte / rechtſchaffene / und treue Knecht ſeyn! Herr ſagen ſie weiter / wann es dir gefaͤllig / und dir nit zuwider iſt / ſo wollen wir das Unkraut ausr[o]t - ten / ſag nur ein Wort mein HErr / da ſtehen wir uhr - bietig / den Augenblick wollen wir hingehen / und das Un - kraut vertilgen. Faule Schelmen hat der HErr mit ei - nem Pruͤgel muͤſſen hinaus treiben. Ein ungetreuer Knecht / der haͤtt geſagt / dergleichen gibts gar viel / er haͤtt geſagt / was geht mich das Unkraut an? hats der Teuffel geſaͤet / ſo mags der Teufel ausrotten / ich laß meinen Herrn drum ſorgen / aber dieſe treue lobwuͤrdige Knecht gehen ſelber hin / ſehen ſelber zu / nehmen ſich derPars III. HSachen58Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /Sachen ſelber an / nicht anderſt / als wann es das Ihrige ſelber waͤr.

Wo gibt es dergleichen mehr ſolche wackere Dienſt - botten? wo? hinder Calecut / wo die Kuͤhe Fluͤgel haben. Wo findet man dergleichen mehr ſolche treue Leut? Wo? hinder Fopopolis, wo die Maͤuß auf den Katzen reuthen. Ein Diener kommt in den Beichtſtuhl / Herꝛ / ſagt er / ich hab geſcholten beym tauſend / ich hab geflucht / dieſer und jener ſoll mich hinfuͤhren / ich hab gewundſchen beym Sonnenſchein / das Wetter ſoll mich erſchlagen / einen Rauſch hab ich auch gehabt / weiter nichts / ich weiß nichts mehr / gar nichts? wie ich ſag / nichts. Du biſt faſt heilig mein Kerl / es gehet dir nichts ab / als der Schein / wie haſt du deinen Dienſt verricht? wie? ſo und ſo / die Arbeit / ſo du in drey Tagen verricht haſt / haͤtteſt du in einem Tag vollziehen koͤnnen / iſt das nichts? die Arbeit haſt du obenhin vollbracht / gleichwie die Hund aus dem Fluß Nilo trincken / woraus deinem Herrn nit ein gerin - ger Schaden erwachſen / iſt das nichts? Durch dein Saumſeeligkeit iſt diß und jenes zerbrochen / oder in Ver - luſt gangen / iſt das nichts? Wann dich dein Herr in Kel - ler geſchickt mit einem Krug / ſo haſt du auch einen vor dich angefuͤllt / und alſo vermeint / die Kruͤg muͤſſen paar und paar gehen / wie die Schuler-Buben in der Proceſ - ſion, iſt das nichts? Wann dich dein Herr hat ausge - ſchickt / dieſen oder jenen Handwercksmann zu bezahlen / ſo haſt du faſt allemal mehrer angeſagt / und weniger ge - geben / iſt das nichts? Serve nequam, ſchau und examini - re dich wol / ob du deinem Herrn alſo gedienet / wie der Jacob dem Laban / deine Schaaf / ſagte Jacob / ſeynd nie unfruchtbar geweſen / ich hab die Boͤck deiner Herd nit geſſen / auch hab ich dirs nit geſagt / wann etwas verloh - ren worden / allen Schaden hab ich erſtattet / Tag und Nacht hab ich Hitz und Froſt gelitten / und iſt mir keinSchlaff59und hoͤrt nit gern die Predigen. Schlaff in meine Augen kommen / alſo hab ich dir 20. Gen. 30.Jahr lang in deinem Hauſe gedienet. Das war ein treuer Diener / dergleichen trifft man wenig an / wol aber ſolche / wie zu Cana Galilæa auf der Hochzeit ge - weſen.

Wie unſer lieber HErr 30. Jahr und 13. Tag alt war / da iſt er als ein eingeladener Gaſt auf die Hochzeit zu Cana Galilæa gereiſt / ſolche Hochzeit ſoll gehalten ſeyn worden in dem Hauß Zebedæi, der ein Vatter war des H. Joannis Evangeliſten / der Braͤutigam war eben dieſer Joannes, dazumalen im 28. Jahr / der Zeit heurathen die Buben ſchon / die noch mit der Naſen auf die Ermel ſchreiben / die Braut ware Anachita. Mit unſerm HErꝛn ſeynd zugleich eingeladen worden / Petrus, Andreas, Phi - lippus, und Bartholomæus, Chriſtus der HErr wolte aus Demuth nit den erſten Sitz nehmen / ſondern ſetzte ſich in die Mitte / da hats wol geheiſſen / Virtus in medio, der Speißmeiſter / deme die Diſpoſition des gantzen Tracta - ments oblage / wurde genannt Joſaphat. Die Braut und Braͤutigam haben damals ein Geluͤbd abgelegt / ein ewige Jungfrauſchafft zu halten / und iſt Joannes dem HErrn nachgefolgt / Anachita aber in der Geſellſchafft[J]oan. c. [2.] Mariæ verblieben. Wie nun auf dieſer Hochzeit gar bey Zeit der Wein gemanglet / alſo hat / auf Bitt und Anſu - chen Mariæ, ſeiner wertheſten Mutter / Chriſtus 6. groſſe ſteinerne Kruͤg / davon einer zu Bononien gezeigt wird / mit Waſſer laſſen anfuͤllen / und nachmals ſolches Waſ - ſer in den edelſten Wein verkehrt / und zwar in einen ro - then / ſolches Wunderwerck iſt nachmals mehr als durch dreyhundert Jahr bekraͤfftiget worden / dann alle Jahr denſelben Tag / dieſelbe Stund / ja denſelben Augenblick / als der HErr zu Cana das Waſſer in Wein verwandlet / ſeynd auch viel Fluͤß und Bronnen hin und her in der Welt in den beſten Wein verkehret worden / unter ſolchenH 2Fluͤſ -60Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /Fluͤſſen war auch der Nilus in Aegypten / der Mæander in klein Aſia, &c. Der H. Epiphanius bezeugt es ſelbſten / daß er zu Geraſen in Galilæa aus einem ſolchen Bronnen / der zu Wein worden / getruncken habe. Nun bringen viel Lehrer und Scribenten ein Frag auf die Bahn / war - um dazumal auf der Hochzeit der Wein ſo bald abgan - gen / dann gar nit zu glauben / daß in Gegenwart Chriſti des HErrn die Gaͤſt ſollẽ zu unmaͤſſig im Trincken geweſt ſeyn / ſo iſt auch nit zu gedencken / daß Petrus viel Geſund - truͤnck habe angefangen / und groſſe Glaͤſer in der Reih herum geſandt / etliche wollen / daß durch ſondern Wil - len GOttes der Wein verſchwunden / damit alſo ſich ein Gelegenheit ereignet / das erſte ſichtbare Miracul zu wuͤr - cken. Andere glauben / daß die Diener und Aufwarter / welches ich vor vermuthlich halt / ſeynd ſolche Voͤgel ge - weſen / welche ein Glaß um das andere haben ausgeſto - chen / dann ſolche Geſellen koͤnnen ſich ſo ordentlich um den Credentz-Tiſch herum ſtellen / und einer dem andern den Rucken ſo meiſterlich zu halten / als ein Spaniſche Wand immermehr / dahero kein Wunder / daß auf be - ſagten Hochzeit-Mahl der Wein ſo bald gemangelt / dann es erkleckt nichts im Haus / nichts im Keller / nichts in der Kuchl / nichts allenthalben / wann die Dienſtbotten un - treu ſeynd. Aber glaubt ihr dann nit / ihr gewiſſenloſes Geſind / daß ihr werdet muͤſſen GOtt dem Allmaͤchtigen genaue Rechenſchafft geben / auch um den mindeſten Kreutzer / Pfennig / und Heller / oder Geldwerths / was ihr euren Herren und Frauen abtragt?

Allen Bedienten aber ſeye es geſagt / daß ſie treu und gehorſam ſchuldig ſeynd ihren Herrn und Frauen / ſo lang ſie ihnen wider GOTT / und das eigne Gewiſſen nichts auferlegen / dann ſolcher Geſtalten zu gehorſamen ſie nit verpflichtet ſeynd / nach dem Exempel des Egyptiſchen Joſephs.

Nach61und hoͤrt nit gern die Predigen.

Nachdem Joſeph von ſeinen Bruͤdern ſo treulos ver - kaufft worden / iſt er endlichen in einen guten Dienſt kom - men bey dem Putiphar, welcher ein vornehmer Herr ge - weſen / bey dem Koͤniglichen Hof Pharaonis, in dieſem Dienſt hat er ſich verhalten / wie es einem rechtſchaffenen Diener zuſtehet / weilen er aber ſchoͤn von Angeſicht / wol - begnad von Natur / und ein ſchoͤner gallanter junger Menſch war / als hat die gnaͤdige Frau auf ihn ein Aug gefaſſt / hat ſich verliebt in die Roſenfarbe Wangen des Joſephs. O wie offt ſeynd ſolche Roſen Doͤrner / ſo da verwunden! hat ſich verliebt in ſeine Goldfarbe krauſſe Haarlocken. O wie offt ſeynd ſolche Haarlocken Herlo - ker. Hat ſich verliebt in die Coralline Leffzen des Jo - ſephs / O wie offt gibt ſolche Morgenroͤth der Ehrbarkeit eine gute Nacht! In Summa die gnaͤdige Frau lacht ihn an / redt ihn an / ruͤhrt ihr an / und begehrt etwas mit 10. Buchſtaben / dormi mecum, was da wider die zehen Gebot. Joſeph aber will lieber den Mantel hinterſich laſſen / als die Ehrbarkeit / will lieber die Frau disguſti - ren / als GOtt und ſein Gewiſſen beleidigen. O was iſt diß vor ein ſtattlicher Diener / wie wenig hat er ſeines gleichen!

Malchus, ein Diener / hat dem HErrn JEſu / O hoͤl - liſche Unthat / einen harten Backenſtreich verſetzt / un - geacht ihme kurtz vorhero der Heyland das abgehaute Ohr wieder anheilt / es hat aber dieſer Boͤſwicht ſolches de - renthalben gethan / damit er nur ſeinem Herrn wolgefal - le / der dazumalen gegenwaͤrtig war. Alſo gibt es viel dieſes Gelichters / welche ſich nit ſcheuen / allerley Boß - heiten zu begehen / wann ſie nur bey Herren und Frauen in Gnaden ſtehen. Der David hat auf ſeiner Altana die Augen geworffen auf die Frau des Uriæ, ſo bald er ſich vermerken laſſen / daß ſie ihm wolgefalle / und daß er ſie gern zu Hof haͤtte / da war kein Cammerdiener noch La -H 3key /62Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /key / der ſich nit angemeldt / und ſich urbietig erwieſen ſol - che nacher Hof zu practiciren. Wie manche Untreu wird unter den Ehleuten geſpielt durch ſolche Dienſtbotten / wie manche Frau ſetzt dem Mann ein beinerne Peruquen auf durch ſolche Dienſtmenſcher / die alles ſo ordentlich wiſ - ſen anzuſtellen! und da heiſt es / das Menſch / das Menſch iſt mir treu / ſie ließ Riemen ehender aus ihr ſchneiden / als daß ſie etwas ſolt ſagen. O verruchte Treu / welche niemand als der Teufel in der Hoͤll wird belohnen!

Ein Spiegel aller Dienſtmenſcher iſt die H. Notbur - ga, dieſe war in Dienſten bey einem Bauren / mit dem ſie gleich zu Anfang alſo gedingt / daß ſie doͤrffte alle Feyer - abend nach Chriſtlichem Kirchen-Brauch von der ArbeitRaderus in Bavar. Sancta de S. Not - burg. abſtehen / und ſelbe uͤbrige Zeit dem Heil. Gebet obliegen / welches auch der Bauer gern und unwaigerlich zuge - ſagt / und verſprochen. Einsmals aber befande ſich Notburga ſamt dem Bauren und dem ganzen Haus - Geſind auf dem Acker / und ſchnitten das liebe zeitige Traid / worauf der Baursmann das ganze Jahr ſein Hofnung ſteuret / ſo bald ſie aber / maſſen es dazumal am Sambſtage war / das Feyrabend-Zeichen von der Glo - cken vernommen / hat ſie alſobalden die Sichel zuruck ge - zogen / des willens ihr gewoͤhnliche Andacht zu verrichten / welches aber der Baur auf kein Weis wolte geſtatten; vorgebend / daß er in Furcht ſtehe / es moͤchte ein Regen - wetter einfallen / alſo wollen ſie heut den Acker voͤllig ab - ſchneiden / es ſeye ohne das nit viel uͤbrig / und endlich werde deßwegen der Himmel nit einfallen / GOtt werde es ſo ſtarck nit vor uͤbel haben / wann ſie ſchon dißmal das Kirchen-Gebet ein Wenig uͤbertrittet. Aber Notburga dieſe Gottſeelige Magd ließ ſich auf keine Weis uͤberre - den; verharrete beſtaͤndig in ihrem frommen Vorhaben / ſagte auch / daß ſie ihme zwar Treu und Gehorſam ver - ſprochen / aber in Sachen / wo GOtt der HErr nit beleidi -get63und hoͤrt nit gern die Predigen. get wird / zu mehrer Prob ihrer Frommkeit ſagt ſie dem Bauren / ſie wolle ihre Sichel in die Hoͤhe halten / die Haͤnd aber vor der Sichel legen / wann ſolche werde he - runder fallen / ſo woll ſie in GOttes Namen die Arbeit fortſetzen / dafern ſie aber ſolte hangen bleiben in dem Lufft / ſodann ſoll er ſehen und erkennen / daß er unrecht habe / wolan Notburga hebt die Sichel in alle Hoͤhe / in Beyſeyn vieler anderer / ziehet die Hand zuruck / ſiehe Wunder! ſolche Sichel iſt in dem Lufft nit anderſt als an einem eiſernen Nagel hangen geblieben / woruͤber Notbur - ga GOtt den HErrn gebenedeyet / und gelobt / der Baur aber mit allen den Seinigen ſchamroth worden / und end - lichen erkennt / daß ein Dienſtbott Herrn und Frauen nit ſchuldig ſeye zu gehorſamen / wo ihm etwas wider GOtt / oder GOttes Gebot / geſchafft wird.

Es muͤſſen aber auch Herren und Frauen wiſſen / wie ſie ſollen mit einem rechten und treuen Dienſtbotten um -Eccleſ 33. gehen / maſſen ihnen GOtt ſelbſten in heiliger Schrifft alſo zuredet / ſi eſt tibi Servus fidelis, ſit tibi quaſi anima tua, haſt du ein treuen Knecht / ſo halt ihn wie dein eigne Seel. Wie iſt nit jener Evangeliſche Hauptmann ſo ſorgfaͤltig zu dem HErrn geloffen / wie hat er nit dem Heiland ſo gute Wort gegeben / daß er doch moͤcht ſeinem Diener helffen / aufdaß derſelbe noch laͤnger beym Leben bleibe / der Hauptmann iſt in ſelbſt eigner Perſohn gan - gen / da er doch andere drinnen haͤtte gehabt / zu ſchicken; Er ſelbſt hat Sorg getragen uͤber dem armë Tropfen / und das war recht und billig / weil er ein frommer und treuer und gehorſamer Diener geweſt / wie es der Hauptmann unſerm HErrn bekennet hat / vade, ſprach er / wann ich dem Knecht ſag / gehe / ſo gehet er / wann ich ſag / komm her / ſo kommt er / thue das / ſo thut ers / deſſentwegen hab ich den Menſchen ſo lieb / als mein eigne Seel / und wann ich ihm kan was Gutes erweiſen / ſoll es gewiß meiner ſeits nit e[r]manglen.

Bey64Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /

Bey dem Evangeliſten Luca iſt zu leſen / wie einer zu ſeinem guten Freund bey Mitternacht kommen / am Hauß ſo lang angeklopft / und um 3. Laib Brod gebet - ten / bis der Herr erwacht / und voller Unwillen ihme ge - antwortet / daß er doch ihme ſo ſpat mag Ungelegenheit machen / er ſoll zu einer anderen Zeit kommen / ſeine Knecht die ſchlaffen noch / endlichen laͤſt er ſich doch uͤber - reden / ſtehet auf / und gibt das verlangte Brod / er ſelbſt ſtehet auf / ein anderer haͤtte den Knechten zugeſchryen / Schelmen ſtehts auf / ihr Beſtien, ihr Hund ſtehts auf / daß euch der und der hol ſtehts auf / ihr Stern Million tau - ſend Elementariſche Bernhaͤuter / ſo ſtehts auf ꝛc. nichts dergleichen hat dieſer gute Herr geſagt / ſondern ſelbſt vom Bett aufgeſtanden / den Knechten verſchonet / und gedacht / man muͤſſe mit ihnen auch einiges Mitleiden tragen / die arme Narren haben deu gantzen Tag hin - durch hart gearbeitet / und muß man ſie nit wie die Hund ſtrapaziren. So ſolls ſeyn / es ſoll / es ſoll / aber ſelten iſt es. Viel gehen mit den Dienſtbotten um / wie die Apo - thecker mit denen Blumen / ſolche klauben ſie gantz fleiſ - ſig zuſammen / legen ſie in einen ſchoͤnen Diſtilir-Kolben / ſie brennens aus bis auf den letzten Tropffen / wann end - lichen kein Safft und Krafft mehr darinn / alsdann wirfft mans zum Hauß hinauß auf den Miſt. Nicht viel anderſt verfaͤhrt man bisweilen mit einem Dienſtbot - ten / viel Zeit und Jahr plagt ſich der arme Tropf mit ſo harter Arbeit in einem Dienſt / befleiſt ſich Tag und Nacht / wie er ſeines Herrn und Frauen Willen und Be - felch kan vollziehen / arbeitet manchesmal / daß ihme das Blut bey den Naͤgeln moͤchte ausbrechen / wann er end - lichen an Staͤrcke und Kraͤfften abnimmt / wann er Krafft - und Safftloß wird / da heiſt es gar offt / vor der Thuͤr iſt drauſſen / der Menſch iſt ſchon zeitig vor das Spittal und Bruͤder-Hauß / er verdient die Suppen nitmehr /65und hoͤrt nit gern die Predigen. mehr / will geſchweigen die Brocken / hat er mir lang ge - dient / ſo hab ich ihn lang beſold / gehet gleich auf; behuͤt dich GOtt Hanß / behuͤt dich Liſel / ſucht euer Gluͤck wei - ter ꝛc. Mit was Fug und Gewiſſen koͤnt ihr Herren und Frauen das allzeit thun / wird ſich Sonnen-ſcheinbar zei - gen einmal im Thal Joſaphat / allwo der Goͤttliche Rich - ter zwiſchen Herren und Diener / zwiſchen Frauen und Magd keinen Unterſchied machen wird.

Mein Hausknecht / dergleichen Lehr bracht der Pa - ter auf der Canzel vor / verſichere es / es haͤtt euch wol nit gerenet / wann ihr die Predig haͤtt gehoͤrt / dann ſo gut unſerm ſterblichen Leib das taͤgliche Brod vonnoͤthen / ſo wol vonnoͤthen iſt unſerer unſterblichen Seel das Wort GOttes als ein geiſtliche Speiß. Der heilige Paulus iſt in den dritten Himmel ſchon kommen / und bereits da - ſelbſt allerley Goͤttliche Geheimnuſſen geſehen / gleichwol wieder zuruck auf die Welt gekehrt; Ein anderer moͤcht ſagen / es ſolt ihn kein Deibel mehr herunder bringen / wann er einmal ſo weit hinauf kaͤme.

Paulus aber laͤſt den Himmel Himmel ſeyn / und ſteigt wieder in die Welt / dann er ſahe / daß die Welt ſein heilige Lehr / und ſeine Predigen noch vonnoͤthen habe / ſo notwendig iſt dem Menſchen das Wort GOttes. Wie der H. Dunſtanus einmal die Vigil des hohen Feſts der Him̃el -Specul. Exempl. diſtinct. 8. fart Chriſti bey naͤchtlicher Weil hoͤchſteiferig begangẽ in der Kirchen / da hat er wahrgenom̃en / daß ein unzahlbare Anzahl der Engel in die Kirchen getretten mit guldenen Kronen in den Haͤnden / mit ſondern himmliſchen Glanz umgeben / welche alle Dunſtanum denſelben Tag zu ſich in die ewige Freud eingeladen / nachdem er befragt / wer ſie doch ſeynd? und die Antwort erhalten / daß ſie Cheru - bim und Seraphim ſeynd / die von der Goͤttlichen Majeſtaͤt waͤren geſchickt / ihn heut zur ewigen Kron mit ſich zu - fuͤhren / da hat ſich der Ertzbiſchoff demuͤtig entſchuldi - get / mit dem Vorwand / daß heut ein groſſer heiliger Feyr -Pars III. Jtag /66Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /tag / und er dem Volck verſprochen hab ein Predig zu halten / nach Vollendung derſelben ſeye er urbietig zu kommen / wolan dann / ſprachen die Engliſche Geiſter / ſo komm am Sambſtag / wie es dann nachmals alſo ge - ſchehen: So nothwendig iſt dem Menſchen das Goͤttliche Wort / daß auch derenthalben Dunſtanus ſeine Seelig - keit aufgeſchoben.

Im alten Teſtament muſte / aus Befehl GOttes / der Hoheprieſter 366. guldine Schellen oder Rollen tragen an ſeinem Kleid / ſo viel als Tag im Jahr / wormit der Allmaͤchtige wollte anzeigen / daß ſich der Prieſter alle Tag ſoll hoͤren laſſen / ſo nothwendig iſt das Goͤttliche Wort.

Der heilige Vatter Dominicus hat auf der Reis von Toloſa nacher Pariß mit ſeinem Geſpan Bertrando faſt die gantze Zeit gebetet und pſallirt / unterwegs aber et - liche gute Teutſche angetroffen / und alſo ein geſamte Ge - ſellſchafft gemacht. Denen Teutſchen hat die Frommkeit dieſer zweyen Geiſtlichen ſo wol gefallen / daß ſie ſelbige vier Tag nacheinander unterwegs freygehalten / und ſie / nach Teutſchem Gebrauch / ſehr wol tractirt / den vierdten Tag aber ſeuffzete der Vatter / um weilen die gute Leuth an Eſſen und Trincken keinen Abgang wolten leyden / vor die Seel aber die Zeit hindurch kein Speiß hatten / alſo iſt Er ſamt Bertrando auf die Knye niedergefallen / GOTT den Allmaͤchtigen inbruͤnſtig gebetten / er wolleIn Vit. lib. 2. c. 11. ihm doch die Gnad geben / daß er koͤnte Teutſch reden / weilen ihme dieſe redliche Teutſche ſo gꝛoſſe Ehr und Gnad angethan / worauf alſobald alle beyde heilige Maͤnner vollkommentlich Teutſch geredet und 4. gantzer Tag un - terwegs den Teutſchen ein heilige Lehr geben / und Got - tes Wort vorgetragen / ſo nothwendig iſt dem Menſchen die Predig.

Herꝛ Sigebert, der Hꝛ. iſt eines Capitels werth / warum? er67und hoͤrt nit gern die Predigen. er iſt faſt einer aus den Judas Bruͤdern / wie da? weil er die Predig und das Wort GOttes nit gern anhoͤret / dann ich habe ſchon zweymal wahrgenommen / daß der Herr unter der Predig geſchlaffen. Das geſchicht mir allemal / und iſt mir das Predigen / wie den Kindern das Eja pu - peia, ſobald das Evangelium von der Cantzel iſt abgeleſen worden / ſodann macht mein napfezter Kopf das Amen. Das iſt aber auf keine Weiſe gut / ſolchen Schlaff verur - ſacht der boͤſe Feind / deme nichts verhaßter vorkommt / als die Predig. Wie der Heil. Paulus zu Troiade an einem Sabbath geprediget / hat auch ein junger Menſch / der im dritten Gaden oder Gemach zuhoͤrete / unter dem Fen -Act. 2[0]. ſter eingeſchlaffen / und folgſam ſo hoch herunder gefallen / daß er ihme den Halß gebrochen / und todt geblieben / den aber nachmals der H. Apoſtel wieder zum Leben erweckt hat. Dieſer Juͤngling / mit Namen Eutychus, war end - lichen noch zu entſchuldigen / dann die Predig des Heil. Manns garlang / und daurete bis um Mitternacht.

Aber Herr Sigebert, der Hꝛ. kan keine ſattſame und wol - begruͤndte Entſchuldigung beyrucken / weil der Pater Pre - diger meiſtens ſein gantze Predig in drey viertel Stun - den einſchraͤncket / iſt alſo ſolche Schlaffſucht vielmehr ein Sucht oder uͤbler Zuſtand der Seel als des Leibes / wann der Herr haͤtte die Predig gehoͤrt / bin ſicher / es waͤren auch einige Noten von dieſer Apoſtoliſchen Muſic auf ihn geſprungen / dann der Pater hat die gantze Zeit nichts an - derſt gehabt / als das groſſe N. und ſagte anbey / daß in dem gewohnlichen A B C der kleinen Schulkinder nach dem N das O folge / er aber ſetze das O vor dem N das heiſt aber ſo viel / als O Narren / und zwar ſeynd die groſſe N. N. die Verliebte / amantes, amentes.

Des Bacchus und der Weiber Garn /
Machn offt ein Weiſen zu eim Narrn.

Der Evangeliſt Lucas ſchreibt von einem / der ein groſ -J 2ſes68Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /ſes Nachtmahl hat laſſen zurichten / auch unterſchiedliche Gaͤſt und gute Freunde darzu eingeladen. Indem nun al - les in der Kuchel fertig / und der Koch ſich bereits zum An - richten wolte ſchiken / da war noch kein Gaſt da / es wird gar gewiß der Koch auch mitten unter den ſuͤſſen Spei - ſen deſtwegen ein ſaures Geſicht haben gemacht / und dazumalen wol diſponirt ſeyn geweſen zum Fiſchabſie - den. Man ſchicket alſobalden die Diener aus / die Gaͤſt noch einmal zu ruffen / welche aber bald mit der Poſt zu - ruk kommen / wie daß die Herren alle verhindert ſeynd / und derentwegen nit koͤnnen erſcheinen / und zwar der Er -Luc. 14. ſte ſprach / ich hab einen Aker kaufft / und iſt mir noth / daß ich hinaus gehe / und denſelben beſichtige / ich bitte dich / hab mich vor entſchuldiget. Der Ander ſagte / ich hab fuͤnff Joch Ochſen kaufft / und gehe jezt hin / ſie zu pro - biren / hab mich vor entſchuldiget. Der Dritte ſprach / ich hab ein Weib genommen / darum kan ich nit kommen. Die erſte zwey haben ſich gar manierlich entſchuldiget / der Dritte aber nit / und warum / oder weſſentwegen? ich ſags / ich wags / er iſt ein Narr geweſt / einer mit dem groſſen N. der Phantaſt hat ſich alſo verliebt in ſein Weib / daß ihm gar nit eingefallen / daß er ſich ſolt ent - ſchuldigen / 14. Tag zuvor / und 14. Tag nach der Hoch - zeit / war er ein ſo verliebter Giſpel / daß er ihretwegen haͤtte das Leben gelaſſen / wann ihn der Tuͤrkiſche Kay - ſer haͤtte eingeladen / ſo waͤr er nit kommen / wann ſie ihm geſchafft haͤtte / er ſolt / ihr zu gefallen / Schuͤſſel und Tel - ler abwaſchen / ſo haͤtt ers gethan / wann ſie ihm befoh - len haͤtt / er ſolt ihr zu gefallen die Stuben auskehren / ſo haͤtt ers gethan / ja er haͤtt mit groͤſſern Freuden den Be - ſemſtihlgekuſt. Wann ſie ihm haͤtt anferlegt / er ſoll / ihr zu gefallen / ein dutzet Holtzbirn ſchlicken / ſo haͤtt ers ge - than / ja ſie waͤren ihm ſuſſer vorkommen / als ein dutzet Biſamkugeln / amantes, amentes &c. Weibhalber hater69und hoͤrt nit gern die Predigen. er die Malzeit unterlaſſen / Weibhalber hat er ſelbſt Hun - ger gelidten / Weibhalber hat er den Herrn disguſtirt / Weibhalber hat er ihm einen uͤblen Namen gemacht / Weibhalber iſt er ein Narr worden.

Venus iſt ein Goͤttin der Lieb / und Venus heiſt ſo viel als We-nuß / we / was manche harte Nuß muß der Ver - liebte aufbeiſſen! er kaufft / er raufft / er ſaufft / er ſchnaufft / er laufft / er prangt / er drangt / er hangt / er langt / er dankt / er blikt / er flikt / er ſtikt / er zikt / er ſchrikt / er paſt / er faſt / er laſt / er raſt / er taſt / er redt / er wett / er frett / er zett / er bett / er bringt / er hinkt / er klingt / er ſingt / er ſpringt / er tragt / er fragt / er hagt / er nagt / er klagt / er hitzt / er blitzt / er glitzt / er ſchwitzt / er ſitzt / in Summa der Narr thut alles / gibt alles / verlaſt alles / leid alles / Ihrenthalben / O. N. N.

Einer iſt geweſen / der ſich alſo ſtarck in eine jun - ge Tochter verliebt hat / daß er auch ihre Fußſtapffen / die ſie im Koth und Leim eingedrukt / gantz begierig ge - kuͤſt hat / O. N. ſolchen Phantaſten zu foppen / hat ge - meldte Tochter einſt denſelben mit Argliſt in das Hauß gebracht / und in der Kuchel verſteckt / nachdem der Kerl ein zi[em]liche Zeit daſelbſt geloſt / und ſich ſo ſtill ge - halten / wie die Maͤuß beym Schmeerlaib / ſo kommt ſie eilends daher geloffen / ſprechend: Herr / um GOttes wil - len mein Herr / mein Engel / geſchwind mein Schatz / die Frau Mutter wird alſobalden in die Kuchl kommen / ge - ſchwind verberg ſich der Herr in dieſen groſſen Waſſer - Zuber / dieſer ohne Weil in aller Eyl ſteigt in dieſes halb angefuͤllte Waſſer-Vaß hinein / ſie deckt ihn mit Schaͤf - fer und Hackbrettl zu / verhuͤllt ihn mit ſolcher ſchmozi - gen Kuchlwahr nach Moͤglichkeit / ſie laͤßt den Limmel zwey ganzer Stund wol weich werden in dieſem Bad. Wie es ihme dazumal um das Hertz geweſen / iſt leicht zuJ 3ur -70Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /urthlen. Nachdem ſie geglaubt / der Stockfiſch ſeye gnug im Waſſer geſtandē / ſo rennet ſie mehꝛmahlē in die Kuchl. O mein Hertzlſagt ſie / mein tauſend Leben! mein einiger Troſt / gſchwind / gſchwind / die Frau Mutter will den Waſſer-Zuber brauchen / gſchwind verberg er ſich ander - werts / da / da in Ofen hinein / das Thuͤrl will ich ſchon zuſchlieſſen / damit er auf keine Weis erdappt werde / gleich / gleich hebt ſich der Maulaff uͤber ſich / tropfennaß am ganzen Leib / auſſer das Hertz hat noch gebrennt / und kriecht mit ihrer Huͤlf in Ofen hinein / nie iſt kein groͤſ - ſerer Stock in dieſen Ofen kommen / als dieſer Stock - narr / dasmal ware Faſnacht und Aſchermittwoch im Ofen beyſammen / er muſte auch ein Zeitlang darinnen verbleiben / und faſt alle Huſter und Seuffzer verarreſti - ren / damit er hierdurch nit verrathen wuͤrde / was ſelza - me Farben und Uberzug / was Aſchen und Rues hat die - ſer Laimgetraͤnckte Narr nit bekommen? Die Liebſte / wie er es ihme eingebildet / die kommt mehrmahlen ſchnauffend in die Kuchl / reiſſt das Ofenthuͤrl auf mit groſſer Eyl / O Herr gſchwind / botz tauſend Element / gſchwind heraus / geſchwind! mein Herr Vatter iſt dar - hinder kommen / er ſucht den Herrn mit bloſſem Degen. Wem war aͤngſter als dieſem? die Couraggi ſchwitzte ihm allerſeits aus / er haͤſpelt ſich deswegen / ſo ſchleunig es hat ſeyn koͤnnen / vom Ofen heraus / da war er ein Copey vom Teufel / laufft ohne weiters umſchauen zum Haus hin - aus / und gleich dazumalen ohngefaͤhr ein Todten-Leich voꝛbey getragen worden / alſo glaubten die Tꝛaͤger nit an - derſt / als daß dieſer ein Teufel ſeye / und den Todten wolle mit ſich fuͤhren / dahero ohne mehrers Beſinnen den Tod - ten von ihren Achſeln geſchoben / auf die Erd laſſen fal - len / und ſich mit der Flucht ſalvirt / deßgleichen auch ande - re gethan / welches dann dem armen verliebten Gimpel noch mehrer geſchmertzt / daß er aus einem guldenenEngel /71und hoͤret nit gern die Predigen. Engel / wie ſein vermeinte Liebſte ihn pflegte zu tituliren / zu einem ſchwarzen Teufel worden. O N. N.

David, dieſer Iſraelitiſche Monarch / hatte einen Sohn mit Namen Amnon, der ſich alſo verliebt hat in die Tha - mar, weil ſie uͤberaus ſchoͤn war / ſo maͤchtig in ſie ver - liebt / daß er vor lauter Lieb erkranckt / vor lauter Lieb Tag und Nacht keinen Schlaff gehabt / vor lauter Lieb weder geeſſen noch getruncken / vor lauter Lieb an gan - zem Leib ſich abgezehrt / daß er faſt einem Ladſtecken gleich ſahe / er war ſo verliebt / daß er mit Sicherheit bey einem Strohdach nit haͤtte koͤnnen vorbey gehen / weil er nun von Tag zu Tag abgenommen hat / (Ich glaube / er waͤre vor lauter Lieb crepirt) alſo hat ihn ſein beſter Freund der Jonadab befragt / was ihme doch ſeye? was er vor einen Zuſtand habe? ach / ſprach er / und ſeuffzte anbey / wie ein zerklobne Feurglocken / ach / ſagt er / ich hab2. Reg. 13. mich verliebt in die Thamar, Balſam her / der Narꝛ faͤllt in Ohnmacht / verliebt in die Thamar, Waſſer her / es brennt im mittern Stock des Hertzens / verliebt in die Thamar, ach / es ſeynd nit mehr als anderthalb Quintel noch vom Hertzen uͤbrig / das ander iſt ſchon alles zer - ſchmolzen. Es bleibt halt darbey / amantes ſunt amentes, die Verliebte ſeynd die Herꝛen mit dem groſſen N. O. N. N! Was thut ein Verliebter ausſtehen? er hauſt / er mauſt / er lauſt / er krauſt / er fauſt / er fuͤhlt / er ſchildt / er bruͤllt / er zihlt / er ſtihlt / er bleibt / er treibt / er ſcheibt / er ſchreibt / er reibt / er butzt / er hutzt / er ſchutzt / er ſtutzt / er trutzt / er pralt / er halt / er mahlt / er ſchmalt / er zahlt / er beith / er leid / er neid / er reit / er ſtreit. In Summa der Narr leid alles / gedult alles / thut alles / laſt alles / probirt al - les / verſchwendt alles Ihrenthalben. O. N. N!

Ein junger Baurnkerl in Crain hatte ſich in eine hipſche Baurentochter uͤber alle maſſen verliebt / ſuchte in allweg / wie er ſolche moͤchte zu einer Braut bekom -men /72Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttesmen / indem er aber an S. Thomas Abend beſagte Toch - ter mit einer andern reden gehoͤrt / daß ſie wolten denſel - ben Tag durch Leßlen erfahren / was ſie vor einen Lieb - ſten haͤtten / ſolches aber muͤſte geſchehen bey einem Bron - nen / als dieſes der Joppen-Meander vernommen / gieng er vor ihnen heimlich hinaus in den Wald / nach dem ge - nandten Bronnenquell / und weil dieſelbe von einem hart daran ſtehenden Baum uͤberzweigt war / alſo gedach - te er / ſolcher Baum werde ihme haubtſaͤchlich dienen zu ſeinem Wundſch und Vorhaben / nemlich daß die 2. Bau - rentoͤchter in dieſem Waſſer ſeine Bildnuß erblicken moͤchten / erwehlte demnach denſelben Baum zu einem Geruͤſt / beſteigt denſelben / und ſetzt ſich auf einen Aſt / welcher ober dem Waſſer / allda wartet er / mit groͤſter Begierd und Verlangen / die Ankunfft dieſer Nymphen / glaubte feſtiglich / die Sach wuͤrde ihme deſto beſſer ge - lingen / weil er ihr Unterredung voͤllig angehoͤrt / auch un - ter andern Bedingnuſſen eine geweſt / daß keine ein Wort reden / noch uͤberſich / noch hinterſich ſchauen ſolte / wie ih - nen etwan ein alte Huſten ſolchen Unterricht ertheilt. Der Gimpel war ein ziemliche Zeit auf dem Baum / und iſt ihme dieſer grobe Sitz ſo leicht nit ankom̄en / aber ſolche verliebte Narren ſtehen alles gern aus / endlichen kom̄en beyde an / O was Freud empfand der Telpelius! es ka - men die 2. Toͤchter bey dem hellen und klaren Mondſchein / machen ſich hinzu gantz ſtill zu beſagtem Bronnenquell / in Hoffnung einen wackern Baurnbuben darinnen zu erſehen / wie dieſer ſolches vermerckt / ſo ſteckte er ſeinen Schedel auf dem Aſt beſſer vorwerts hinaus nach aller Moͤglichkeit / damit das Waſſer ſein Geſicht deſto beſſer empfangen moͤge / aber der Aſt / ſo vermuthlich ſchon alt und gebrechlich / oder ſonſt einen ſolchen gewichtigen Nar - ren zu tragen nit ſtarck genug / wird untreu / und brach ehe / dann daß ſich dieſer verſahe / muſte alſo an ſtatt ſei -nes73und hoͤrt nit gern die Predigen. nes Contrafeits / ſein eigne Perſon in das Waſſer ſtuͤr - tzen / und platzte er mit einem ſolchen Getoͤß und Geraͤuſch hinab ins Waſſer / daß gedachte 2. Toͤchter / in Meynung der Teufel ſeye es ſelbſten / mit groſſer Entſetzung die Flucht genommen / und mit ſonderm Zittern den Weeg nacher Hauß gerennt. O. N. N. wo treibt euch noch die Lieb hin?

Samſon waͤre allzeit gallant geblieben / wann er kein Gallan waͤre geweſen / Samſon ein ſolcher ſtarcker Held / daß er auch mit den bloſen Haͤnden einē Loͤwen zerriſſen / Samſon ein ſolcher ſtarcker Mann / daß er auch gantze Stadt pforten aus dem Angel gehebt / und mit ſich hin - weg getragen / Samſon ein ſolcher dapferer Menſch / daß er auch mit einem Eſelskinbacken tauſend Philiſtaͤer er - legt. Samſon animos gantz und gar / Samſon generos gantz und gar / Samſon bellicos gantz und gar / Samſon glorios gantz und gar / Samſon auf die letzt gleichwol ein Narr / und ein ſolcher iſt er worden durch die Lieb.

Samſon hatte im Thal Sorec ein Liebſte / dero Na - men Dalila, die beſuchte er oͤffters / wie ſolches die Phili - ſtaͤer / als ſeine abgeſagte Feind in Erfahrenheit gebracht / da haben ſie dieſe ſaubere Madam durch Verſprechung ei - ner groſſen Summa Gelds auf ihre Seiten gebracht / daß ſie zu allen Sachen ja geſagt. O Geld! ſie ſoll ihn betruͤ - gen / ja / ſie ſoll ihn fragen / ja / wo er ſeine Staͤrcke habe? Ja / ſie ſoll nachmals es ihnen offenbaren / ja / ſie ſoll ihn in ihre Haͤnd liefern / ja / ſie ſoll ihm derenthalben wol ſchmeicheln / und liebkoſen / ja / ſie ſoll ihr Wort und pa - rola halten / ja / ſie ſoll die Sach nach Moͤglichkeit beſchleu - nigen / ja / oder es ſoll ſie der Bettel holen / ja. Dalila vollzieht den Willen dieſer Leut / liefert ihn einmal / noch nit gnug / liefert ihn zweymal / noch nit gnug / liefert ihn dreymal in die Haͤnd ſeiner Feind / er aber allemal ſich wieder frey und loßgemacht. Wolan Samſon, einen EſelPars III. Kfuͤhrt74Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes /fuͤhrt man nur einmal aufs Eys / du wirſt ja dieſem Schleppſack / dieſem uͤppigen Grindſchiebel hinfuͤran nit mehr trauen? Dalila haͤlt noch eiferiger an / endlich zeigt ſie einen Verſchmach / haͤngt das Maul / fangt an zu pfnot - ten / ſchauet den Samſon nit mehr an / wieſe auf allen Seiten einen Verdruß. Die ſeynd die rechte / mein Sam - ſon! gib ihr ein paar Ohrfeigen an ſtatt des Confects, gib ihr an ſtatt etlicher Stuͤber Geld / einige Naſenſtuͤ - ber / gib ihr an ſtatt eines Trinckgeſchirr ein Flaſchen / und hiermit mach einen Schluß / du wirſt bey dieſer Vet - tel wenig Ehr davon tragen / wirſt du ihrs redlich entde - cken / in wem die Staͤrcke haffte / ſo iſt es gewiß / daß ſie dir dieſelbe wird nehmen / dich deinen Feinden uͤbergeben / und du / folgſam aus einem ſo weltberuͤhmten Menſchen / der elendiſte Tropf werden. Aber umſonſten iſt alles pre - digen bey einem Verliebten / der gantz verblendt / und gantz von der Lieb zu einem Narren wird / ehe Samſon die Lieb gelaſſen / ehe hat er die Freyheit gelaſſen / ehe hat er ſeinen Namen und Reputation gelaſſen / ehe hat er das Geſicht gelaſſen / O Narren die Verliebte! was muͤſſen ſie nit ausſtehen / wegen der Lieb! O wie theur iſt die ver - ruchte Lieb!

Die alte Heyden haben uͤber die dreyſſigtauſend Goͤt - ter angebetet / Rom hatte alle Tag das gantze Jahr hin - durch einen beſondern Gott oder Goͤttin ꝛc. Pomona war ein Goͤttin der Aepfel / Mellona ein Goͤttin des Hoͤnigs / Flora ein Goͤttin der Blumen / Hippona ein Goͤttin der Pferd / Bubona ein Goͤttin der Ochſen / Segeſta ein Goͤt - tin des Schnitts / Scia ein Goͤttin der Sonnen / Ajus ein Gott der Red / Priapus ein Gott der Gaͤrten / Hymenæus ein Gott der Hochzeit / Fidius ein Gott des Glaubens / An - gerona ein Goͤttin des Stillſchweigens / Meditrina ein Goͤttin der Artzeney / Myagrus ein Gott der Mucken / Ea - nus ein Gott der Reiſenden / Janus ein Gott der Thuͤren /Mo -75und hoͤret nit gern die Predigen. Momus ein Gott der Schmaͤhler / Vitumnus ein Gott des Lebens / Rubigus ein Gott des Roſts / Æolus ein Gott der Wind / Vallonia ein Goͤttin der Thal / Vitulus ein Gott der Froͤlichkeit / Heben ein Goͤttin der Jugend / Mania ein Goͤttin der Haͤuſer / Libithina ein Goͤttin der Graͤber / Pi - tho ein Gott der Wolredenheit / Volupta ein Goͤttin der Wolluſt / Rumilia ein Goͤttin der Knaben / Collina ein Goͤttin der Buͤhel / Numeria ein Goͤttin der Zahl / Edu - lica ein Goͤttin der Speiſen / viel tauſend andere derglei - chen gedichte Goͤtter hatten die blinde Heyden / ja man hat dazumal faſt mehrer Goͤtter als Gaͤtter gezehlt. Un - ter andern war Venus ein Goͤttin der Lieb / oder / beſſer ge - redet / ein Goͤttin der Narrheit / Salomon ſelbſt iſt von dieſer Goͤttin ſeiner Weißheit beraubt worden / und alſo die erſte Sylben von ſeinem Namen verlohren. Venus iſt bey denen Aſtrologen oder Sternſehern ein Planet, und wird auf folgende Weiſe vorgeſtellt / / welches dann ei - Figura Ve - neris. ner umgekehrten Weltkugel gleich ſihet / freilich iſt es wahr / daß Venus, daß die viehiſche Lieb faſt die gantze Welt hat umgekehrt / und faſt jederman die Schellen an - gehengt / wann der gerechte Goͤttliche Richter einmal in dem Thal Joſaphat dem Suͤnder ſeine Unthaten und Ver - brechen wird vorwerffen / und ihme / wie man pflegt zu ſagen / den Planeten leſen / ſo iſt leicht zu glauben / daß kein Planet wird oͤffter citirt werden / als Venus. Venus iſt Venenum, und ein ſolches Gifft / ſo zum allererſten das Hirn angreifft / und den Allerweiſeſten zu einem Narren macht. Ein mancher hat zu Ehren feiner Liebſten Na - del gefreſſen / und daran erſtickt / O. N. Einer hat we - gen ſeiner Madama ein Glaß gefreſſen / und folgſam die Seel mit ſamt dem Blut ausgeworffen / O. N. Ein an - derer zu Crunnlau in Boͤhaim hat ſich wegen einer jun - gen Tochter von einem Felſen herunter geſtuͤrtzet / und den Halß gebrochen / O. N. Einer vor etlich Jahren / meinK 2Wol -76Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /Wolbekandter / hat ſich wegen ſeiner Liebſten ſelbſt er - ſchoſſen. O. N. Ein anderer hat den Pantoffel von ſei - ner Liebſten durch ein Kammermenſch mit Geld an ſich gehandelt / und ſelbſt nach und nach / wie ein Katz ein Laib Brod / abgekieflet. O. N. Einer zu Wien / und zwar ein guter von Adel / hat vor viel Jahren den ausgeworff - nen Speichel ſeiner Liebſten auf der Erden aufgeſchleckt / und auch den Unflat der Naſen aus ihrem Tuͤchel abge - zehrt. O. N. Ein anderer hat einen Fioch von ſeiner Lieb - ſten um 30. Thaler bezahlt. O. N. Einer hat einen aus - gebrochenen hohlen Zahn ſeiner Liebſten in Gold und Klei - nodien eingefaſſt am Halß getragen. O. N. Ein ande - rer hat alle Wochen ſeiner Liebſten zu Ehren ſich laſſen von 3. ſtarcken Kerlen abpruͤglen. O. N. Einer in Stey - ermarck hat ſeiner Liebſten zu Ehren allen Faͤſſern im Keller den Boden eingeſchlagen / daß ihme hierdurch der edelſte Wein ausgeronnen. O. N. Einer hat ſich gar mit Blut unterſchrieben / daß wann ſeine Liebſte werde in die Hoͤll kommen / er hiemit dem Himmel abſage / und woll auch mit ihr zum Teuffel fahren. O N. Einer hat ihm von dem Bader auf dem Rucken und die Bruſt mit dem Scheermeſſer den Namen ſeiner Liebſten auf groß fra - ctur ſchneiden laſſen. O. N. Ein anderer hat ſo gar das Waſſer / worinn die Kleider ſeiner Liebſten gewaſchen worden / vor den beſten Muſcateller ausgeſoffen / O. N. Ei - ner hat ſeinen Dienern befohlen / ſie ſolten ihn nicht mehr Herr Alphons heiſſen / ſondern ihn nennen wie ſeine Lieb - ſte / Herr Theresl, (beſſer geredt der Eſel.) O. N! Tau - ſend andere Thorheiten mehr koͤnten beygebracht werden / es wird aber die ſchwartze Feder ſchamroth / etliche auf das Papier zu tragen. O. N.

Jene Wittib / von welcher jetzo erzehlt wird / hat mit laͤcherlicher Manier drey Liebhaber zu Narren gemacht / weil ſolche gar ein junge Wittib / und an Leibsgeſtaltvon77und hoͤrt nit gern die Predigen. von Natur ſehr wol beſchaffen / alſo wurde ſie allerſeits von vielen anerſucht / vorderiſt aber von dreyen ſo maͤch - tig geliebt / daß ein jeder abſonderlich ſich anerbotten / al - les ihrenthalben auszuſtehen / auch gar das Leben zu laſ - ſen / wie nun dieſe verliebte Signori oder Sinarri auf einen Tag zu ihr kommen / hat ſie die Sach alſo meiſterlich an - geſtellt / daß keiner von dem andern wuſte: Wolan ſprach ſie zu dem erſten: Mein lieber Herr / weil der Herr mir alles anerbietet / auch ſo gar das Leben / alſo wird es mir der Herr nit vor ungut aufnehmen / wann ich deſſen eini - ges Probſtuck begehre / benanntlichen dieſes: WannPoiters in Strena. mich der Herr recht lieb hat / ſo verlang ich nit / daß er meinetwegen das Leben laſſe / welches gar zu koſtbar / ſondern daß er ſich in dieſer Cammer nur auf die Baar niederlege / und ſich todt ſtelle / ſo lang / bis ich ihm wieder erlauben werde aufzuſtehen / ja / ja / ja / tauſendmal und noch ein doppelts ja / ja hinzu / gehen und aber gehen / und uͤbergehen / und obergehen / ein verliebter Narr thut alles.

Dieſer legt ſich nieder / war aber mehrer Thor / als todt / ein ſchwartzes Tuch uͤber ihn / ein paar Leuchter neben ſein / ein Weichbronn-Keſſel ober ſein / ſolcher Ge - ſtalt vertratte dieſer ſeine Perſon. Nicht lang hernach kommt der andere Gallan, welcher mit Centnergewich - tigen Worten / mit Klaffterlangen Ceremonien / mit Trapezuntiſchen Diſcurs ſeine Lieb / Affect, Inclination verſprochen / deme gleichergeſtalten die junge Wittib ge - antwortet / wie daß ſie zwar ſeine Wort vor glaubwuͤr - dig halte / allein ſie moͤchte doch ein wenig Gewißheit ein - nehmen / ob er ſie inniglich liebe / und ſo es ihme beliebig waͤre / ſo ſoll er zu Zeugnuß ſeiner Affection, dieſen Dienſt thun / weil ſie ein Todtenleich in dem Hauß / und ſoll ein Zeitlang bey demſelben wachen und beten / dann es ihr Anverwandter geweſt ſeye / ja was dann? Ja warum dasK 3nit?78Judas der Ertz-Schelm haſſet das Wort Gottes /nit? Ja / in allem gantz urbietig / er tritt nun auf ihren Befelch in die Kammer hinein / faͤllt auf ſeine Knie nie - der / fangt an gantz eiferig zu beten / weiß nit / obs das placebo Domino, oder vielleicht das placebo Dominæ. Es wuſte keiner von dem andern / und glaubte gleichwol / es waͤre diß ein Todtenleich. Endlichen kommt auch der Dritte / ſo da mit unbeſchreiblichen Liebsgebaͤrden ſatt - ſam an Tag gabe / wie inniglich er ſie liebe / ja ihrentwe - gen tauſend Tod auszuſtehen ſich nit weigere / wann dem alſo / ſprach ſie / ſo ſoll er ihr den einigen favor erzei - gen / und ſich wie ein Teufel anlegen / nachmals mit groſ - ſer Ungeſtuͤmm in die Kammer hinein lauffen / welches er auch emſigſt vollzogen / dann ein verliebter Narr ſich in allem brauchen laͤſt. Wie nun dieſer vermaskerirte Teuffel in die Kammer hinein gerumpelt / ſo glaubte der unter dem ſchwartzen Tuch verhuͤllte Phantaſt, der ſich vor todt geſtellt / der Teuffel woll ihn wahrhafftig weg - fuͤhren / fangt ſich demnach ſtarck zu bewegen / der ver - ſtellte Teufel / weil er um die Sach nichts wuſte / war der feſten Meynung / dieſer ſtehe wahrhafftig von den Tod - ten auf / der Dritte / ſo daſelbſt gebetet / glaubte / es ſeye Tod / Teufel / und Hoͤll alles beyeinander / dahero ein je - der die Flucht genommen / der Teufel uͤber den Tod / der Tod uͤber den Teuffel / uͤber die Stiegen hinunter gefallen / und mit erſchroͤcklicher Forcht das Hauß quitirt. Mit einem Wort / die Verliebte ſeynd ſolche Geſellen / daß man ihnen ſolte hinden und forn / oben und unten / auch auf der Seiten / ja um und um den Buchſtaben N. an - mahlen / weil die verruchte Lieb ſie zu ſo groſſen Narren macht.

Wolan dann bethoͤrte Phantaſten / wolt ihr noch nit abſtehen von dieſer eurer Thorheit? noch nit laſſen mit den Iſraeliten dieſe ſtinckende Egyptiſche Zwifeln? noch nit auf die Seiten ſetzen mit dem Eſau dieſes ſchlechteLin -79und hoͤret nicht gern die Predigen. Linſenkoch? ſo fahrt dann fort / und erwartet des Teuf - fels Danck.

Liebt laͤnger Lappen / liebt laͤnger Limmel / liebt laͤnger Lecker / liebt laͤnger Lugner / liebt laͤnger Lude - rer / liebt laͤnger Liendel / liebt laͤnger Leffler / liebt laͤn - ger Lauſer / liebt laͤnger loſe Leut / liebt laͤnger Lumpenge - ſind / liebt laͤnger Lottergeſind / liebt laͤnger Laſtergeſind / der Teuffel wird euch um ſolches Lieben dancken / und all euer Muͤhe bezahlen / dann was iſt dieſe eure ſtiucken - de Lieb?

Die Lieb iſt ein Dieb / dann ſie ſtihlt den guten Na - men / dann fama vergleicht ſich gar nit mit famula, dahe - ro man insgemein von einem ſolchen pflegt zu reden / die - ſer oder dieſe fuͤhrt einen unehrlichen Wandel. Kein recht - ſchaffener Menſch will ein Sautreiber ſeyn / keiner / kein ehrlicher Kerl will ein Eſeltreiber ſeyn / keiner / kein wol - geſchaffener Geſell will ein Ochſentreiber ſeyn / keiner / warum gibt er aber einen Huſtentreiber ab? Welches weit ſchimpflicher faͤllt ſeiner Ehr / dann Putana und pu - teo haben beede ein ſtinckende Signification.

Die Lieb iſt ein Dieb / dann ſie ſtihlt die Geſundheit. Kerl du haſt rothe Augen / wie ein Cyprianiſche Tauben / weiſt was? die Venus iſt aus Cypern gebuͤrtig. Geſell du haſt Zaͤhn die unterhalb ſo friſch / wie ein Zaunſtecken im Krautgarten / weiſt was? des Cupidinis Pfeil ſeynd uͤble Zahnſtuͤhrer / ſie verurſachen die Mundfaͤul. Do - mine ihr ſeyd ſchon wurmſtichig / wie ein ſechzigjaͤhriger Banckladen / aber wiſt ihr was? ein Holtz / das man ſchlaͤgt unter dem Planeten Venus, dauret nit lang. Signo - re, ihr ſeyd noch nit alt / und ſchnauffet ſchon wie ein mat - ter Muͤller-Eſel / wiſt ihr was? wo zu viel Gaill / da ver - fault die Lungen. Freund / du biſt ſo krafftloß wie ein Baurenkroͤß / welches aus der Staͤrck gangen / weiſt aber was? ſolches Caro macht allzeit carne vale. Menſch /du80Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes /Thren. 4du ſtinckeſt wie ein Lederer-Werckſtatt / weiſt aber was? amplexati ſunt ſtercora. &c.

Dieſe Lieb iſt ein Dieb / dann ſie ſtihlt die zeitliche Mittel und Haabſchafften / Donna will dona haben / es kan nit anderſt ſeyn. X. dato fœmineis, ſteht in der Gram - matic, dann in dieſem Handel gehet es zehenfach auf. Amare und mare haben gleiche Beſchaffenheit / dann bee - derſeits gehen viel zu Grund: Der verlohrne Sohn hat ſein gantzes Erbtheil hindurch gebracht / vivendo luxu - rioſè, dann Weiber-Kuͤttel / ſchmaͤhlern manchem die Mittel.

Dieſe Lieb iſt ein Dieb / ſie ſtihlt die Seeligkeit / der Himmel iſt ein Schafſtall / und kein Bockſtall / dahero ſolche Bock-artige / und Bock-bartige nit hinein kom - men. Unſer HErr hat einer gantzen Legion Teuffeln erlaubt in die Heerd Schwein zu fahren / woraus er - hellet / daß die jenige / welche ein ſolches Sauiſches Leben fuͤhren / dem Teuffel zugehdren. Demptis parvulis pauci ſalvantur propter hoc vitium, ſagt ein Heil. Lehrer / daß der meiſte Theil der Menſchen ſich in die Verdammnuß ſtuͤrtze / wegen ſolcher garſtigen Lieb.

Dieſe Lieb iſt ein Dieb / dann ſie ſtihlt den Verſtand / und macht die Leut zu Narren / Narren ſind ſie / weil ſie ſolcher Lieb halber ſo viel ausſtehen / ſo viel leiden / ſo viel ſorgen / ſo viel ſeuffzen / ſo viel laſſen / ſo viel geben / ſo viel gedulten / ſo viel wachen / ſo viel verliehren / ſo viel ver - ſchwendten / ſo viel lauffen / ſo viel thun / und endlich dar - vor des Teuffels Danck haben / wann ſie nur halben Theil ſo viel wegen GOTT thaͤten / ſo haͤtten ſie unfehlbar die ewige und immerwaͤhrende Seeligkeit zu hoffen / zu ge - warten / zu beſitzen. Wer dann ein ſolcher Narr will bleiben / der bleib es mit 100000, N. N.

Ich81und hoͤrt nit gern die Predigen.

Ich aber / ſagt eine fromme und Gottsfoͤrchtige Seel / ich ſag ab / ſchlag ab / ſolche verdammte Lieb / und lendt / und wendt mich zu der Liebe GOttes / die kommt mich gantz leicht an / die iſt voller Troſt / voller Freuden / voller Ergoͤtzlichkeit / fort mit der ſchaͤndlichen / ſchaͤdlichen / ſchinderiſchen Welt-Lieb! Ich liebe / hab geliebt / ich werde lieben / wolte GOtt / ich liebte recht / O daß ich al - zeit lieben koͤnne meinen GOtt / meinen JEſum / der da ein gebenedeyte Frucht des Leibs MARIÆ, der da ein Schatz der Welt / der da das wahre Lamm GOttes / der da das Heil der Menſchen / der da das Brod der Engeln / der da der Jubel der frommen Hertzen / der da der Braͤu - tigam der Jungfrau / der da ein Glantz des Himmliſchen Vatters / der da ein Fuͤrſt des Friedens / der da die Pfor - ten des Himmels / der da das Lob der Engeln / der da die Glory der Heiligen / der da die Suͤſſigkeit des Lebens / der da der Weg des Paradeiß / der da der gute Hirt / der da ein Seeligmacher der Menſchen / der da ein Zuflucht der Suͤnder / der da ein Huͤlff der Bedrangten / der da ein Sieg unſerer Feinde / der da ein HErr der Geſchoͤpff / der da unſer JESUS / unſer Alles / dieſen liebe ich / und will nit mehr aufhoͤren zu lieben / dieſe Lieb macht mich zu einem Doctor, gleichwie die andere vielen das groſſe N. anhaͤngt.

1.
Woltſt du bald ein Doctor werdn /
ohne groſſe Muͤh?
Haͤttſt du alle Weißheit gern
daß du fehleſt nie?
Das macht Lieb in wenig Stunden /
Die ein A. B. C. erfunden /
wie du ſiheſt hie.
Pars III. LA. weiſt82Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes /
2.
A. weiſt alle Ding verlaſſen /
Boßheit heiſt das B.
C. lernt Creutz mit Freud auffaſſen /
Demuth fuͤhrt das D.
E. rath um das Ewig werben /
F. den Fried des Hertzens erben /
Gibt Gedult das G.
3.
H. gebietet heilig leben /
I. Inbruͤnſtig ſeyn /
K. macht kurtze Wort ausgeben /
L. liebt GOtt allein /
M. will Maͤſſig allzeit bleiben /
N. mit Nutz die Zeit vertreiben /
O: Ohn Falſchheit ſeyn.
4.
P. will d Lieb der Welt auspruͤglen /
Q. ſagt Quelle rein /
R. wills Hertz gantz rein verſiglen /
S. nimmt Sanfftmuth ein /
T. kan andre Tugend lehren /
V. ſchafft Unterthaͤnig wehren /
W. thut Wachtſam ſeyn.
5.
Z. im A. b. c. das Ende iſt /
Und bedeut die Zeit / Welch wie ein Aug verwendt iſt /
Ohn Beſtaͤndigkeit /
Drum pfleg lieber das Zeitlich meiden /
Und dich auf die Straß bereiten /
Zu der Ewigkeit.
6. Kanſt83und hoͤrt nit gern die Predigen.
6.
Kanſt nit ſo viel Buchſtabn tragen /
Daß dir bleiben all?
Soll man dirs noch kuͤrtzer ſagen
Alles auf einmal?
So lern das L. aus alln dieſen /
Alsdann biſt gnug unterwieſen /
Auch glehrt nach der Wahl.
7.
Solcher Buchſtab heiſt mit Namen /
Liebe GOtt allein /
Faſſe dieſen nur zuſammen /
Feſt ins Hertz hinein /
Wo du dieſen haſt verſtanden /
Kanſt du ſchon in allen Landen
Der beſt Doctor ſeyn.

Herr Philibert, ſchad iſt es / und immer ſchad / daß der Herr unter dieſer Predig geſchlaffen / der Herr halt es vor gewiß / daß ſolcher Schlaff von dem boͤſen Feind herruͤhre / der in allweg ſucht das Wort Gottes zu ver - hindern. Als auf ein Zeit der heilige Antonius von Pa - dua gantz eiferig geprediget / auch unter andern ein Ade - liche Dama ſehr einſig das Wort GOttes angehoͤrt / ſo hat der laydige Sathan ſolche Aufmerckſamkeit dieſer Frauen nit koͤnnen gedulten / ſondern die Geſtalt einesIn Vit. Botten an ſich genommen / ihr einen Brief uͤberbracht / worinn ſie berichtet worden von dem traurigen Tod ih - res Sohns; Aber ſolche hoͤlliſche Larven erkennte gar wol der heilige Mann / dahero auf der Cantzel dieſer Ade - lichen Matron alſo zugeſprochen: Foͤrchte dir nit / dein Sohn lebt noch / und iſt wol auf. Uber ſolches iſt derL 2Teu -84Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort GOttes / ꝛc. Teufel alsbalden verſchwunden / und ſie wie zuvor die Predig angehoͤrt. Es weiß dieſer abgeſagte Seelen - Feind gar wohl / was ihme und der gantzen Hoͤllen ein eif - ferige Apoſtoliſche Predig kan vor Schaden zufuͤgen. Dann was hat Teutſchland zum wahren allein ſeelig - machenden Glauben bekehrt? das Predigen des heiligen Bonifacii. Was hat Franckreich bekehrt? das Predigen des Heil. Remigii. Was hat das gantze Schwabenland bekehrt? das Predigen des Heil. Martini. Was hat En - geland bekehrt? das Predigen des Heil. Auguſtini. Was Boͤheim bekehrt? das Predigen des Heil. Cyrilli und Me - thodii. Was hat Pommern bekehrt? das Predigen des Heil. Ottonis. Was hat Reuſſen und Pohlen bekehrt? das Predigen des Heil. Adalberti. Was hat ſo viel tau - ſend groſſe / ſchwehre / abſcheuliche Suͤnder bekehrt / und von den Banden der hoͤlliſchen Dienſtbarkeit erlediget? als eben das Predigen vieler frommen und gelehrten Maͤnner. Vermuthlich iſt es / daß Judas Iſcarioth von ſeinem verdammten Vorhaben waͤre abgeſtanden / und ſeine gottloſe Gedancken haͤtte bereuet / wann er waͤre ſamt andern Apoſteln bey der Predig des HErrn nach dem heiligſten Abendmahl geblieben.

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Judas85

Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtli - liche Geſang / und will lieber falliren als pſalliren.

NAch vollendtem alleꝛheiligſtem Abendmahl / hat der gebenedeyte Heyland mit ſeinen eilff Apo - ſteln angefangen das gewoͤhnliche Lobgeſang / welches allemal die Hebræer nach Nieſſung des Oſterlamms pflegten zu verrichten: Vorſinger in dieſem Heil. Chor ware der liebſte HErr JESUS Selbſten / welches Geſang dazumal alle Nachtigallen in der gantzen Welt ſtumm gemacht. Es ſollen aber / nach Ausſag Pau -Joan. Greg. p. 1. lect a. de horto. li Burgenſis, folgende fuͤnff Pſalmen ſeyn geſungen wor - den / der Erſte / als der hundert und dreyzehende / In exi - tu Iſrael de Ægypto, als Iſrael aus Egypten zoge. Der Andere / benanntlich der hundert und vierzehende: Dilexi quoniam exaudiet Dominus. Ich habe lieb / dann der HERR wird die Stimme meines Flehens erhoͤren. Der Dritte / als nemlichen der hundert und fuͤnffzehende. Credidi propter quod &c. Ich habe ge - glaubt / darum hab ich geredt. Der Vierdte ware der hundert und ſechzehende. Laudate Dominum om - nes gentes. &c. Lobet den HERRN alle Hey - den. ꝛc. Der Fuͤnffte und letzte Pſalm / ware der hun - dert und ſiebenzehende. Alleluja, confiremini Domino quoniam bonus. &c. Lobet den HERRN / dann er iſt gut ꝛc.

Solche fuͤnff Pſalmen hat der HErr JESUS / und ſeine werthiſte Apoſtel / auf das eyfferigſte geſungen / daß hiervon das gantze Hauß erſchollen / und haͤtten gern / und aber gern / und uͤbergern alle liebe Engel / als Himmliſche Muſicauten / pleno choro ſich hoͤren laſſen /L 3dafern86Judas der Ertz-Schelm haſſet das geiſtliche Geſang /dafern es ihnen von der Goͤttlichen Majeſtaͤt waͤre er - laubt geweſen. Der einige meineydige Schelm / und verruchte Judas, hat zu dieſer Muſic pauſirt / und unlaͤngſt zuvor den Reißaus genommen / zu welchem ihn der arg - liſtige Sathan angeleitet / als der in Forcht geſtanden / es moͤchte das gottloſe Gemuͤth Judæ durch ſolches Geſang / und heilige Pſalmen erweicht werden. Ein Vogel / und zwar ein Ertzvogel / ware dieſer Iſcarioth, und dannoch wolt er nit ſingen.

Es gibt ſaubere Singer / und deren gar viel. Es gibt ſaumige Singer / und deren nit wenig. Es gibt ſauere Singer / und deren ein ziemliche Zahl. Es gibt Sau-Singer / und deren faſt an allen Orten.

Saubere Singer ſeynd alle diejenige / welche GOtt den HErꝛn Tag und Nacht mit Pſalliren und Singen prei - ſen und loben / auch ſolcher Geſtalten emſigſt nachfolgen den lieben Engeln im Himmel / maſſen die damalige Chorweiſe in der Kirchen zu ſingen ihren Urſprung ge -Socrat. lib. 6. c. 8. nommen von den Engeln / welche der H. Antiſiodoren - ſiſche Biſchoff / ſo noch zur Apoſtel Zeiten gelebt / geſehen / und gehoͤrt hat / wie ſie die allerheiligſte Dreyfaltigkeit in zwey Chor ausgetheilter / mit hellſchallendem Jubel / und Lobgeſang geprieſen: Auch ſcheint es glaublich / daß ſolche Weiſe ſchon die Juden in ihren Tabernaklen und Templen gebraucht haben / dahero David ſagte / laudentPſal. 149. v. 3. nomen ejus in Choro.

Wie angenehm ſeye dem Allerhoͤchſten ſolches Ge - ſang / erhellt gantz klar aus folgenden Geſchichten. Als der H. Canuſiniſche Biſchoff Sabinus nach Gewonheit ein - mal bey Mitternacht aufgeſtanden / und bereits die Met - ten angefangen zu ſingen / da hat das gantze Haußge - ſind / nit ohne hoͤchſte Verwunderung / wahrgenommen / daß die liebe H. Engel Chorweis mit ihme die gantze Met - ten geſungen.

In87und will lieber falliren als pſalliren.

In Weſtphalen ſtehet ein uhraltes Benedictiner Clo - ſter / nahmens Corbei, in welchem etlich hundert Jahr nach einander folgendes Wunder ſich ereignet / ſo offt aus beſagten Religioſen einer wegen Kranckheit und Unpaͤß -Marchant. in M. M. SS. Corbei. lichkeit nit konte in den Chor kommen / ſo iſt je und alle - mal ein Engel an deſſen ſtatt erſchienen / und die gantz eigne natuͤrliche Stimm des abweſenden Geiſtlichen hoͤ - ren laſſen / wie ſolches glaubwuͤrdigſt beſtaͤttigen die An - nales obbenanten Cloſters.

Der Heil. Clarevallenſiſche Abt Bernardus hat mehr - malen bey naͤchtlicher Weil in dem Chor wahrgenom -Gaufrid in Vit. S. Bern. men / daß die liebe Engel jene Religioſen / ſo da emſig / und eiferig in dem Goͤttlichen Lobgeſang verharreten / mit ſehr koſtbaren und angenehmſten Rauchwerck ver - ehreten.

Robertus Koͤnig in Franckreich war alſo eiferig in dem Lob GOttes / daß er oͤffters mit denen Moͤnchen im Chor die Tagzeiten geſungen / und andaͤchtigſt pſalliret. Da er auf eine Zeit / ein feſtes Schloß mit ziemlicher Kriegs-Macht umfangen / unter waͤhrender Belaͤge - rung aber am Feſt des H. Damiani in dem nechſt entle - genen Cloſter mit denen Geiſtlichen das Officium geſun - gen / ſiehe / da wurde erneuert jenes Wunder / ſo dem Joſue widerfahren / unter der Zeit / da er in dem Goͤtt - lichen Lobgeſang ſich aufgehalten / ſeynd von freyen Stucken alle Gemaͤur und Paſteyen der belaͤgerten Ve -Chronol. ſept ætat. ſtung zu Boden gefallen / ohn einige Hand-Anlegung.

Anno 1613. ſtarb in dem Weinmariſchen Gebiet ein bekandter und beruͤhmter Notarius der Calviniſchen Sect, welcher mehrmalen die Geiſtliche ausgehoͤnet / wann ſelbige mit ihrem Geſang einen Verſtorbenen zum Grab begleitet / auch oͤffters in dieſe Spottwort ausgebrochen. Dieſe Pfaffen ſingen juſt wie die Eſel; Wie nun dieſer auch den Zeitlichen / und / welches weit mehrers zu be -dauren88Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /dauren / auch den ewigen Tod erfahren / und bereits der Leichnam mit ſonderm Pomp und Pracht zum Grab getragen wurde / kaum daß man den Coͤrper zum Hauß herauß gebracht / da iſt alſobald ein ſchwartzaͤchtiger E - ſel einer ungeheuren Groͤſſe erſchienen / der Todten-Pahr nachgetretten / und mit einem ſtaͤten wilden Geſchrey die Leich begleitet / konnte durch keinen Gewalt / den man moͤglichſt angewendet / hin und abgetrieben werden / ſondern dieſer widerwaͤrtige Lang-Ohr hat benanntemGualterius. 17. p. 821. Notario das Geleit geben biß zu dem Grab / um daſſelbige etlichmalen herum getretten / endlichen mit des Verſtor - benen Anverwandten und Befreundten wieder nach Hauß gangen / daſelbſt in Gegenwart vieler Leut gaͤh - ling verſchwunden / zur billigen Straff / die der gerechte GOtt uͤber ihn verhaͤngt / um weil er das andaͤchtige Singen und pſalliren der Prieſterſchafft veracht / und dem Eſel-Geſchrey verglichen.

Angenehm ware das Geſang Moyſis, und des ge - ſamten Iſraelitiſchen Volcks / nachdem er ſo wunderlich durch das rothe Meer paſſirt / und ſollen dazumalen / wieExodi. 15. die Rabbiner bezeugen / auch die etlich Tag und Wochen alle unmuͤndige Kinder durch ein Miracul, das gantze Lied mitgeſungen haben. Angenehm ware das GeſangJudic. 5. Deboræ und Barac, nachdem ſie den Sieg und beruͤhmte Victori wider den Cananeiſchen Kriegs-Fuͤrſten Siſara erhalten. Angenehm ware das Geſang der lieben El -1. Reg. 2. tern Annæ und Helcanæ, wie ihnen ihr Sohn Samuel ge - bohren. Angenehm ware das Lobgeſang des KoͤnigsIſai. 38. Ezechiæ, nachdem er durch Goͤttliche Huͤlffe wieder zur gewuͤnſchten Geſundheit gelanget. Angenehm wareJudith. 16. das Geſang der Judith, als ſie dem Holoferni das Haupt abgeſchnitten / worvon dem gantzen Volck Iſrael ein Haupt-Gluͤck erwachſen. Angenehm ware das Geſang der dreyen Knaben in dem Babyloniſchen Ofen / worinndas89und will lieber falliren als pſalliren. das das Feuer einen Feuertag gehalten / dieſe aber einen froͤlichen Feſttag. Angenehm ware das Geſang des Davids, welcher bey Tag und Nacht mit dem eyfferigen pſalliren GOtt den HErrn geprieſen / dahero dieſes Lob -2. Reg. 23. wuͤrdigſten Koͤnigs meiſtes Siegen vom Singen her - gefloſſen und geſproſſen. Angenehm iſt auch der Goͤttli - chen Majeſtaͤt alles Geſang der eifferigen Geiſtlichen / welche / nach Art und Weiſe der Lobſchallenden Lerchen / ihre Stimme und Gemuͤth erheben / und durch Geſang und Klang den Allerhoͤchſten preiſen. Angenehm iſt auch das Geſang des andaͤchtigen Volcks in der Kirchen / und in den gewoͤhnlichen Proceſſionen / und Creutz-Gaͤngen. Zumalen ſolche nachfolgen denen Engliſchen Heerſcha - ren / deren faſt eintziges Thun iſt / ſingen und muſi - ciren.

Andaͤchtig ſingen iſt ein Engliſch Werck. Wie GOt - tes Sohn in dem Stall zu Bethlehem bey Mitternacht aus der unverſehrten Jungfrauen Maria gebohren / da iſt ein unzahlbare Maͤnge der Engel vom hohen Himmel herunter geſtiegen / und die Bethlehemitiſche Felder mitLuc. 2. v. 13. dem lieblichſten Geſang und Muſic angefuͤllt.

Andaͤchtig ſingen / iſt ein Engliſch Werck. Wie der Heil. Pabſt Gregorius die Bildnuß unſer Lieben Frauen / ſo in der Kirchen S. Mariæ Majoris zu Rom verehrt wird / zu Abwendung des Goͤttlichen Zorns mit Volck-reicher Proceſſion in St. Peters-Kirchen getragen / und mit dem geſamten haͤuffigem Volck die Heil. Litaney geſun - gen / da iſt nechſt bey dem Caſtell Adriani ein Engliſche Stimm erſchollen / und folgendes Lied geſungen wor - den. Regina cœli lætare, Alleluja, quia quem meruiſti por - tare, Alleluja, reſurrexit ſicut dixit, Alleluja. Worauf der Heil. Pabſt durch Goͤttliche Eingebung dieſe Worte hin -Joan.[Se]- veran. in monumen - tis Sept. Ec - cles. zu geſungen / Ora pro nobis Deum, Alleluja. Dahero noch auf dieſe Zeit die Canonici benannter Kirchen / ſoPars III. Mofft90Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /offt ſie bey beſagtem Caſtell Proceſſion-Weiß vorbey ge - hen / ſolches Engliſche Lied zu ſingen pflegen.

Surius in vit. 8. Sept

Andaͤchtig ſingen iſt ein Engliſch Werck. In der Kirchen bey St. Stephan auf dem Berg zu Freyſing ha - ben an ſtatt des Heil. Biſchoffs Corbiniani, ſo dazumal kranck gelegen / die Engel die Metten geſungen. In der Kirchen / allwo der Heil Spiridion ſeine Andacht verricht / haben die Engel die Veſper geſungen. In dem / und bey dem / und nach dem Tod des Heil. Henrici, Ammonis, Pauli Eremiten / Silvani, Simeonis Stylitæ, Bonæ, Nico - lai von Tolentin / Martini Turonenſis, Wilfridi, Genul - phi, der Heil. Mutter Monicæ, Laurentii Juſtiniani, Pa - tritii, Rigoberti, Nicaſii, Lamberti, Alberti, Philippi Benicii, Aloyſii, Bertrandi, Ignatii Loyolæ, Coletæ, und vieler anderer mehr haben die Engel am allerlieblichſten geſungen und muſicirt.

Bey der Begraͤbnuß der uͤbergebenedeyten Mutter GOttes Maria, allwo durch Goͤttliche Wuͤrckung alle Apoſtel / ſo dazumal in der Welt hin und her entfernet waren / ſich augenblicklich verſammlet / und dieſem ſee - ligſten Hintritt beygewohnt / bey ſolcher Begraͤbnuß hat ein unzahlbare Schaar der Engeln / ſo ober der Pahr ſchwebten in den Wolcken / ein ſo Himmliſches Geſang und Muſic vollbracht / daß hierdurch die Stadt JeruſalemS. Melitus Epiſc. de tranſitu B. Virg. c. 12. ſamt der gantzen Gegend herum in hoͤchſte Verwunde - rung gerathen / und nit wenig aus dem zulauffendem Volck ſich bekehrt haben.

Moyſes der groſſe Mann GOttes erhalt die Tafeln der Zehen Gebott von dem Allerhoͤchſten auf dem BergPetr. Sanct. tract, 3. c. 8. Sinai, allwo in denen Steinen zur ewigen Gedaͤchtnuß man noch ſihet ein Abriß des Dorn-Buſch / welchen Moyſes geſehen hat brennen / und nit verbrennen. Dro - ben auf dem Berg hat es geheiſſen Sinai, herunter aber des Beꝛgs hat es geheiſſen Suͤndigen / obē auf dem Beꝛgſtunde91und will lieber falliren als pſalliren. ſtunde es auf 10. benanntlichen auf 10. Gebotten / herun -Exod 31. ten auf der Ebne ſtunde es auf 11. Dann bey dem Iſraeli - liſchen Volck war es Mittag / maſſen ſie alle thaͤten eſſen und trincken / und nachmals ware niemand weder Klein noch Groß / weder Alt noch Jung / der nit mit Singen / durch Singen / im Singē / das gegoſſene guͤldene Kalb / als einen GOtt verehrt / vocem cantantium ego audio &c. Moyſes und Joſue hoͤren / daß dieſe eiſerne Gemuͤter / daß dieſe plumpe / bleyerne Gißpel / daß dieſe verſoffene / kupf - ferne Geſichter / daß dieſe vermeßene meſſinge Narren das guͤldene Kalb mit groſſem Lobgeſang prieſen / der Teufel ware Capellmeiſter bey dieſem Geſang.

Vocem cantantium ego audio &c. Weit beſſer hoͤre ich / weit lieber hoͤreſt du / weit angenehmer hoͤret er / die Stimm der ſingenden / und Lob-ſchallenden frommen Geiſtlichen und Weltlichen / welche allerſeits mit andaͤch - tigen Pſalmen und beweglichen Liedern den wahren all - maͤchtigen GOtt / O wohl einen gantz guldenen GOtt / lob - und benedeyen: Dahero Kayſer Maximilianus ſich oͤffters verlauten laſſen / daß ihn nichts mehrers erfreue / als wann er ſehe ein Feld voller wackern Soldaten / und ein Chor voller andaͤchtigen Moͤnch / die GOtt mit ihrem gewoͤhnlichen Lobgeſang verehren: Wie werth und an - genehm muß geweſen ſeyn in den Augen der Goͤttlichen Majeſtaͤt jenes Benedictiner. Cloſter zu Lixau / allwo das gantze Jahr / und allezeit hindurch nit ein Augenblick verfloſſen / da nit ein zimliche Anzahl der Religioſen mit ſingen und pſalliren GOtt geprieſen / und koͤnnte dazumal ein ſolche ordentliche Austheilung der Choͤr leicht geſche - hen / weil zur ſelbigen Zeit in einem Cloſter ſechshundert / auch neunhundert / ſo gar auch zweytauſend Geiſtlicher gezehlet wurden.

Stephanus Mantegaza ſchreibt / daß zwiſchen dem BergIn Itinere Jerus. lib. 1. c. 51. Sinai und rothen Meer ein Cloſter ſeye / welches man nit ſehen / und auch nach angewendten groͤſtem Fleiß nit fin -M 2den92Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /den kan / gleichwol hoͤrt man in der gantzen Gegend her - um / wann ſie in den Chor zum Gottesdienſt laͤuten / und auch hell und klar ſingen. An. 1613. ſoll ein armer Arabier im Monat October in ſelbiger Gegend herum vagirt ſeyn / der ungefehr in einem Berg einen Eingang faſt in der Groͤſſe einer ordinari Thuͤr wahrgenommen / dahero ihn der Vorwitz veranlaſt / daß er ohne ſondere Forcht durch den Berg einen langen Weg hineingeſchlichen / allwo er gantz wunderliche Ding angetroffen / dann mitten im Berg ſahe er ein uͤberaus ſchoͤnes aufgebautes Cloſter / uñ nechſt demſelbē gienge ihme entgegen ein Ordens-Mann / der ihn befragt / was er allhier ſuche? und nachdem er ver - nommen / daß er nichts anders verlange / als ein H. All - moſen / ſo dann gabe ihm erſtbeſagter Religios ein Schnee - weiſes Leibel Brod / und eine zimliche Portion der Datteln / ſo gar ein gute Frucht; worauf der arme Arabier ſeinen Zuruckweg genommen / die Schellen und Schahlen aber gedachter Frucht alſo weißlich auf die Erden fallen laſſen / damit er hierdurch inskuͤnfftig den Weg moͤchte wiederMantegaz. Nicolaus Jermad. in relat. finden / dann er der Meinung geweſt / ſeine Mit-Camme - raden auch auhero zu fuͤhren: Aber GOtt hat durch einen Engel alle ſelbige Schaalen laſſen auf das genaueſte auf - klauben / weſſenthalben den nachkommenden Tag der A - rabier ſamt den Seinigen den Weg nit mehr gefunden. Der Arabier iſt bericht worden von dem jenigen Geiſtli - chen / ſo ihme das Allmoſen dargereicht / daß der Allmaͤch - tige dieſes Cloſter ſelbſt in den Berg gebanet / worinnen ſtaͤts 40. Geiſtliche mit Singen und Pſalliren GOtt den HErrn loben / auch ſo offt einer mit Tod abgehe / ſo werde alſobalden durch GOtt ein anderer an ſtatt ſeiner geſtellt / damit die Anzahl der 40. jedesmal gantz verbleibe / iſt zu glauben / daß dieſes Wunder-Cloſter GOtt ewig erhalte zur Gedaͤchtnuß / weil daſelbſten auf dem Berg Moyſes 40. Tag und Nacht mit GOtt geredet.

Gene[ſi]1.

GOtt der Allmaͤchtige / laut H. Schrifft / hat die Voͤ -gerle93und will lieber falliren als pſalliren. gerle erſchaffen aus dem Waſſer von Anbeginn der Welt / ſo kommen dann die Voͤgel vom Waſſer her? Ja / aber die Ertzvoͤgel / und Galgenvoͤgel vom Wein; kein Thier auf Erden pflegt zu ſingen / der Ochs roͤhret / und ſingt nit / der Wolff heulet / und ſingt nit / der Baͤr brummet und ſingt nit / der Loͤw bruͤllet uñ ſingt nit / der Hund bellet und ſingt nit / die Katz gmauckzet und ſingt nit / der Eſel kuͤhret und ſingt nit / die Schwein grontzt und ſingt nit / das Schaaf blehrt und ſingt nit. ꝛc. Kein Thier auf Erden pflegt zu ſingen / wohl aber die Voͤgel / ſo der Allmaͤchtige aus dem Waſſer erſchaffen. Wolan dann ihr fromme Chriſtglau - bige / weilen ihr auch das andermal gebohren durch den H. Tauff / und folgſam das Leben eurer Seel von dem Waſſer / ſo gibt auch gleichmaͤſſig lobſchallende Voͤgel ab / hoͤret nit auf an allen Orthen GOtt den HErrn / ſeine ge - benedeyte Mutter / alle liebe Heiligen mit geiſtlichen Lie - dern zu preiſen / und loben. Der Bauer bey dem Pflug / der Haffner bey dem Krug / der Gaͤrtner bey den Pflan - tzen / der Soldat bey den Schantzen / der Schreiner bey dem Hobel / der Kuͤrſchner bey dem Zobel / der Zimmermañ bey der Hack / der Muͤlner bey dem Sack / der Schneider bey der Nadel / die Spinnerin bey dem Radel / der Gold - ſchmied bey dem Letten / der Beck bey dem Knetten / der Bierbraͤuer bey dem Keſſel / der Apothecker bey dem Steſ - ſel / der Sattler bey dem Sattel / der Koch bey dem Bratel / der Kauffmann bey den Wahren / der Fuhrmann bey dem Fahren / der Ziengieſer bey der Scheibē / das Kuchlmenſch bey dem Reiben / der Maurer auf dem Gruͤſt / der Bauer - Knecht auf dem Miſt / der Schmied bey den Funcken / der Weber bey der Duncken / der Lederer bey den Haͤuten / der Poſtknecht bey dem Reuten / der Schloſſer bey den Feylen / der Holtzhacker bey den Keylen / der Schuſter bey der Ahl / die Schildwacht auf dem Wall / der Papireꝛ bey den Lum - pen / der Wagneꝛ bey den Krumpen / der Schleifer bey dem Schleifen / der Binder bey den Reifen / In ſumma ein jederM 3faſt94Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /faſt kan bey ſeiner Arbeit / und unter ſeiner Arbeit / maſſen ohne das das Maul feyren thut / GOtt dem HErꝛn mit ei - nem geiſtlichen Lied und Lobgeſang verehren / zumal hier - durch die Arbeit weit geringer / die Zeit weit kuͤrtzer / das Werck weit beſſer / das Verfertigen weit ſchleuniger / das Verkauffen weit gluͤcklicher / und das Bezahlen weit ge - wiſſer wird / und ſolche alle ſeynd ſaubere Singer.

Es gibt aber auch ſaumige Singer. Der ſtoltze Egyptiſche Monarch Pharao / war nit allein hoch - und uͤbermuͤhtig / ſondern auch ſehr haiglich / dann als auf eineGenes. 40 Zeit zwey ſeiner Hof-Bedienten gar geringe Fehler be - gangen / hat er dieſelbige nit allein in Kercker und finſtere Gefaͤngnuß geworffen / ſondern gar einen aus dieſen laſ - ſen an Galgen hencken / gedachte zwey Hofbediente waren der Mundſchenck / und der Mund-Beck / des Erſten ſein Verbrechen war / daß er in dem Mund-Becher / den er dem Koͤnig dargereicht / eine kleine Muͤcken / ſo ungefehr hineingefallen / nit vermerckt / darum hat es geheiſſen / daß man den Schelm in Thurn werffe: der andere / als der Mund-Beck / ſo nachmals gar muſte durch den StrickMoyſes Barceph. 41. ſterben / hatte nichts anders verwirckt / als daß ungefehr in der Mundſemmel der Koͤnig ein Haar gefunden / wie die Rabbiner vorgeben / weſſenthalben es dem Koͤnig alſo gegrauſt hat / daß er lang keine Semmel mehr wolte ſehen noch eſſen / und derenthalben den armen Becken zum Gal - gen verurtheilet.

Es gibt ebenfalls ſolche Geiſtliche / die gantz ſaͤumige Singer ſeynd / und grauſt ihnen vor dem Chor / als haͤtten ſie ein Haar darinnen gefunden / wie Pharao in der Sem - mel / wie dann einer auf eine Zeit Schertz-weiß iſt ange - klagt worden / als haͤtte er eines andern ſein neues Brevir aus dem Chor entfremdet / dieſer aber uͤber ſolche unge - gruͤndete Anklag ware nit ein wenig entruͤſt / dahero zu ſeiner beſten Entſchuldigung ausgeſagt / er wolle es miteinem95und will lieber falliren als pſalliren. einem Eyd betheuren / daß er ſchon 9. gantzer Wochen den Chor nie geſehen habe.

Ein ſolcher iſt nit ungleich dem uͤbelgeſittetem Volck Iſrael / welches auch ein Eckel und Grauſen hatte an dem Himmliſchen Manna! Ein ſolcher iſt faſt aͤhnlich einem Schwanen / der ein ſo abgeſagter Feind des Singens / daß er niemal / auſſer kurtz vor ſeinem End / ein Geſang hoͤ - ren laͤſt. Ein ſolcher iſt natuͤrlich wie ein Schnecke / der niemals pflegt zu ſingē / auſſer man legt ihn auf die Glut / dort aber iſt es zu ſpat. Ein ſolcher iſt nit viel beſſer als der Judas (verzeiht mirs ihr Herren Geiſtliche) dann er auf gleiche Weiſe ſich von dem Chor und pſalliren ab - ſchrauffet.

Pater Fulgents, warum ſo faulentz / und nit im Chor? O ich muß ausgehen / etliche / und gar wichtige / Geſchaͤfften zu verrichten. Euer Ehrwuͤrden kommt mir vor wie der Raab in der Archen Noe: Warum dieſer gerechte Alt - Vatter ſolchen ſchwartzen Galgen-Vogel aus der Archen geſchickt / und nit einen andern von weit beſſern Qualitaͤ - ten / wie da war der Adler / der Phœnix, ware die Urſach / als Noe in der Archen wolte das Fenſter eroͤffnen / ſo iſt der Rab der allererſte und nechſte darbey geweſt / welcher mit ſchmeichlenden Gebaͤrden / mit ſeinem ſtaͤten Cra Cra, ſattſam zu verſtehen gabe / daß er gern draus waͤre / dann ihm gar zu bang und zuwider / daß er alſo eingeſperrer in dieſer hoͤltzernen Keuchen ſolle leben / weilen dann der nechſte an der Hand / alſo hat ihn Noe vor andern ausge - laſſen. Aber weit beſſer waͤr es geweſen vor ihn / wann er waͤre in ſeiner Clauſur verblieben / dann daſelbſten waͤre er nicht unter die ſtinckende Aas gerathen / bey welchen er ſeinen Untergang gefunden. Alſo iſt es einem Geiſtli - chen und Religioſen viel rathſamer / daß er zu Hauß blei - be / dann ein ſolcher nur ein ſtattlicher Mann / wann er nit ſtattlich iſt / will ſagen / wann er in der Stadt nit vieliſt;96Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /iſt; Solus und Salus ſind Namen / und That halber nit weit voneinander / Lauffen im Saltzburgerland iſt kein Orth vor einen Moͤnchen / wohl aber Zell in Steyermarck. Ein Religios ſoll eigenthumlich ſeyn wie ein Tempel / deine der Poet hinzu ſchreibt / nemini niſi Numini, GOtt allein muß er zugethan ſeyn. Ad Chorum Pater Fulgenz, und nit ad Forum Pater Faulenz, kein anders Alpha und Ome - ga, kein anders A und O gehoͤrt vor euch / als ChArus, ChOrus. Jene Geiſtliche zu Haiſterbach haben ſolche groſſe Gnad nit gehabt auf der Gaſſen / wie ſie gehabt haben im Chor / dann als ſie auf eine Zeit in dem Chor an - daͤchtig pſallirt / worbey ſich auch einer gefunden / der ſee -Henriquez in Meno. 16. May. lige Euſtachius, hat die uͤbergebenedeyte Mutter Gottes / ein gantz groſſe guͤldene Cron uͤber das gantze Convent vom Himmel herab gelaſſen / in der Hoͤhe ſolcher Cron ware ein ſehr koſtbares Kleinod / worauf folgende Wort geſchrieben: O clemens, O pia, O dulcis virgo Maria[!]O guͤtige / O milde / O groſſe Jungfrau Maria!

3. Bona - vent. in vit. c. 11.

Pater Paul wie ſo faul / und nit im Chor? O ich muß ſtudiren / der Heil. Franciſcus von Aſſis wurde einsmals befragt / ob ſeine Geiſtliche auch ſollen ſtudiren? worauf er dann geantwortet / er ſeye gar wol zu frieden / wann ſie nur nach dem Exempel Chriſti / von dem man weiß / daß er mehrer gebetet / als geſtudiret / den Chor und die Bet - ſtunden nit verabſaumen. Sagt mehr / mein lieber Pater, wo? wann? und auf was vor einer hohen Schul haben geſtudirt die Heil. Thereſia, die Heil. Catharina Senenſis, die Heil. Catharina de Pazzis, und viel andere mehr? wel - che auch wegen ihrer Lehr und Weißheit die vornehmſte Profeſſores in Verwunderung gezogen? alle dieſe hatten kein andere Schul / als die Kirchen und den Chor / wie es dann vielmal auch bekennt hat der Engliſche Lehrer Tho - mas von Aquin, daß er mehrer gelernet habe durch das Beten / als durch das Studiren. Der Heil. ProphetEzechiel97und will lieber falliren als pſalliren. Ezechiel hatte auf eine Zeit ein ſehr Geheimnuß-reichesEzeehiel. 1. c. & 10. Geſicht / dann er ſahe einen Wagen / der von vier Thieren gezogen wurde / und zwar eines hatte ein Geſicht eines Menſchen / das andere eines Loͤwens / das dritte eines Ad - lers / das vierdte eines Ochſen: Ein andersmal ſahe er ſol - chen Wagen wiederum / aber es ware der Ochs in einen Cherubim veraͤndert / durch ſolches Geſicht waren nun hohe Goͤttliche Geheimnuͤſſen bedeutet / die ich dermal / weil es nit zu unſerm Vorhaben dienet / mit Fleiß umgehe: Aber das war je wunderlich / und ſeltzam / daß aus einem Ochſen ein Cherubim worden iſt.

Wir Teutſchen pflegen einen ungelehrten Menſchen / in deſſen Hirn Stroh und Stramen beyſammen / einen Ochſen-Kopff zu nennen / wie dann alſo den Heil. Tho - mam von Aquin ſeine ſaubere Scholarn titulirt haben: Nun aber geſchicht es nit ſelten / daß ein ſolcher Ochſen. Kopff in einen Cherubim veraͤndert / und aus einem Idioten der vornehmſte Doctor wird; Der Heil. Abt Ro - mualdus, der Heil. Antonius aus Egypten / der Heil. Ravenatiſche Severus, der Heil. Abt Joachimus, der Heil. Laurentius Juſtinianus, der Heil. Joannes Ca - piſtranus, und viel andere mehr / ſeynd aus ungelehrten Leuten hochverſtaͤndige Maͤnner worden / durch kein an - ders Studiren / als pſalliren und beten. Alſo mein lieber Pater Paul, ſtudiren iſt irren / wann nit darbey iſt das pſalliren.

Pater Theodor, wie ſo ſchlaͤfferig im Chor? Euer ſchlaͤfferiges Singen / iſt nit beſſer / als das Tractament, mit welchem der Loth die Engelgaſtirt. Die Engel kamen in Geſtalt der Frembdlingen zu dem Loth / der ihnen dann / nach Gewonheit / alle Ehr erwieſen / auch ſeiner Frauen be -Pars III. Nfohlen /98Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /fohlen / ſie ſolle aufſetzen / was die Kuchl vermag / aber arg und karg ſeynd die Weiber / biß in die Todten-Sarg: Die - ſe Frau ſtunde in Sorgen / es moͤchten ſolche Geſellen oͤffter kommen / und ſchmarotzen / dann ſie es nit als Engel er - kennet / derentwegen in kein einige Speiß kein Saltz ge - nommen / auf ſolche Weiſe gedachte ſie / werden dieſe Gaͤſte ein andersmal ausbleiben: und eben ſolle diß eine Urſach ſeyn / warum nachmals wegen des Umſchauen ſie in eine Saltz-Scheiben verkehret worden; die eingemachte Spei - ſen waren abgeſchmach / weilen kein Saltz darinnen / die gebratene Speiſen waren abgeſchmach / weilen kein Saltz dabey / die gebachene Speiſen waren abgeſchmach / wei - len kein Saltz darunter / mit einem Wort / das gantze Tractament ware abgeſchmach / und hatten die Gaͤſte weder Luſt noch Guſt daran / darinnen / und darbey. Nit weniger iſt abgeſchmach / unwerth / graußlich / tadelhaff - tig / widerwaͤrtig / verdruͤßlich / unangenehm / verwerff - lich / garſtig / ungereimt und abſcheulich in den Augen der Goͤttlichen Majeſtaͤt: ein ſchlaͤfferiges Singen / ein Wurmſtichiſch Manna ſchmeckt beſſer als diß / ein truͤber Bach Cedron iſt klarer als diß / ein bittere Coloquinten der Propheten Kinder / iſt ſuſſer als diß / ein viertaͤgiger Lazarus im Grab / riecht beſſer als diß / ein ſolcher ſchlaͤf - feriger Gottesdienſt iſt wie die Schlingen David, aber ohne Stein / iſt wie die Harpffen David, aber ohne Sai - ten / iſt wie ein Thurn David, aber ohne Schild.

Cæfar. lib. 4. c. 38.

Cæſarius ſchreibt / daß ihme ein Heil. Abt ſelbſten er - zehlet / wie daß unter ſeinen Geiſtlichen einer ſich befunden / der gemeiniglich bey der Nacht in der Metten unter waͤh - rendem pſalliren genapffetzt und geſchlaffen habe: Nun aber ſeye einsmals diß Wunder geſchehen / daß der vonHoltz99und will lieber falliren als pſalliren. Holtz geſchnitzelte Heyland / deſſen Bildnuß in der Mitte des Chors gehangen / vom Creutz ſich herab geloͤſet / zu dieſem ſchlaͤfferigem Moͤnch hinzugetretten / und ihme einen ſol - chen harten Backenſtreich verſetzt / daß er hiervon den drit - ten Tag geſtorben.

Im Alten Teſtament wolte der allmaͤchtige GOtt / daß ihme die Menſchen zur Danckbarkeit allerley Thier im Tempel ſollen aufopffern / aber nur keine Fiſch / Ochſen / und Kaͤlber / aber nur keine Fiſch / Gaiß und Laͤnuner / aber nur keine Fiſch / Turteltauben und Spatzen / aber nur keine Fiſch / deſſen ſich nit wenig zu verwundern / zumalen bey dem allgemeinen Suͤndfluß alle andere Thier den Zorn GOttes muſten ausſtehen / die Fiſch aber allein / von ſolcher Straff befreyet geweſen: Ja bey Erſchaffung der Welt ſchwebte der Geiſt GOttes ober dem Waſſer / als einem Loſament der Fiſch / und alſo die ſchwimmende Geſellen zu allen Zeiten in groſſen Gnaden bey GOtt ge - ſtanden / aber im Tempel wolte er ſie nit annehmen vor ein Opffer? warumen? ſoll dann ein 8pfuͤndiger KarpffenLeviti.[I.]c. 13. nit beſſer ſeyn als ein Spatz? darum hat GOtt der HErr die Fiſch verworffen von ſeinem Opffer / dann ſie konnten nit lebendig gebracht / oder nit friſch geliefert werden in dem Tempel zu Jeruſalem / und todte oder halb-todte Opf - fer mag GOtt nit / will GOtt nit / ſchaͤtzt GOtt nit. Pater Teodor, wie ſeyd ihr im Chor? wie ein Fiſch / der abſte - hen will / ihr ganmetzt / als waͤr die Thuͤr des Mauls aus dem Angel gangen / ihr reiſt immerzu die Goſchen auf / wie unſer Haußhuͤter / der heiſt Melampus, ihr napffetzt mit dem Kopff / als waͤre der Hals aus dem Leimb gan - gen / ihr ſinget mit / aber wie? Euer Singen iſt nit Sin - gen / ſondern ſincken / und alſo bey GOtt kein wolgefaͤlli -N 2ges100Judas der Ertz-Schelm haſſet das geiſtliche Geſang /ges Opffer / ſondern mehr ein Abſcheuen. CHriſtus der HErr wolte ſolches einmal ſattſam zu verſtehen geben / in - dem er einem dergleichen ſchlaͤfferigen Moͤnchen in dem Chor erſchienen / ihme aber nur den Rucken gezeigt / wor -Cafar. lib. 4. c. 29. aus abzunehmen war / daß ein ſolcher ſaumſeeliger Reli - gios nit werth ſeye / ſein Goͤttliches Angeſicht zu ſehen.

Ihr Herren Canonici und Thumherren / ihr Stifft - herren / ihr Ehrherren / (cum pleno & plano titulo) warumen ſo ſelten im Chor? Petrus Abuſcus, Petrus Telmus, Odo, und andere mehr / waren heilige Thum - herren / aber oͤffter im Thum / darum Canonici zu cano - niziren. So viel ich mercke / entſchuldigt ſich einer und der andere mit einer papirenen Excuſa, wie daß er ein Reiß habe nacher Carthago, von dannen ſoll die Kart - ten ihren ſaubern Urſprung haben. Ich bitte demuͤhtig um Vergebung / daß ich ſo offenhertzig rede. In den Geſchich - ten der Apoſteln liſt man oͤffters / daß ſie / der Seelen HeylAct. 14. zu ſuchen / gereiſt ſind nach Pamphyliam, auch daſelbſten ſich eine Zeitlang aufgehalten / wie da gethan hat Paulus und Barnabas, aber von dem Pamphyli hab ich nie nichts geleſen / wie kommt es dann? Es halten ſich zweyerley Voͤ - gel in der Kirchen auf / die Schwalben / und die Nacht - Enlen / aber auf unterſchiedliche Weiſe / dann die Schwal - ben befinden ſich in der Kirchen / ſingen aber auch daſelbſt / die Nacht-Eulen aber ſind nur derenthalben allda / damit ſie das Oel aus den Lampen ſauffen: Alſo findet man auch zuweilen einige / die nur das faiſte Einkommen der Kir - chen genieſen / im uͤbrigen weiter nit viel thun wollen.

Es gibt nit alle in ſaubere Singer / ſaumige Singer / ſondern auch ſauere Singer / und dieſe ſeynd alle die jeni - ge / dero Geſang und pſalliren in den Ohren GOttes nitſuͤß101und will lieber falliren als pſalliren. ſuͤß und lieblich / ſondern ſauer und widerwaͤrtig erſchallet / dergleichen iſt ein geſchwindes und uͤberhupfftes Singen / worinnen die Pſalinen einen ſolchen Callop muͤſſen lauf - ſeu / daß ſie kaum ſchnauffen koͤnnen / und gar viel Worte in denſelben zu kurtz kommen. Nachdem die Apoſteln durch die fromme und andaͤchtige Weiber die Nachricht erhalten / daß Chriſtus der HErr nit mehr im Grab liege / ſondern von Todten auferſtanden / da haben Petrus und Joannes alle beede angefangen zu lauffen nach dem Heil. Grab / aber Joannes, um weilen er juͤnger und beſſer beyJoan. 10. Leibeskraͤfften / iſt dem guten Petro vorgeloffen. Man kan auch wohl glauben / daß ſich Petrus des Lauffens nit gar zu ſtarck angenommen / weilen er an der Weibeꝛ Zeitungen ſchier etwas zweiffelte / dann ohnlaͤngſt vorhero ein Weib ihn hinter das Liecht gefuͤhrt / daß ihm auch der Haan ſol - ches vorgeropft. Seye dem wie ihm wolle / es ſeynd doch beede geloffen / und ware diß ein heiliges und verdienſtliches Lauffen / benanntlichen zwey Choͤr / daß ein jeder verlan - get vorzulauffen / und ſolches Lauffen iſt hoͤchſtſtraͤfflich / auch ein ſchaͤdliche Aergernus in der Kirchen GOttes. Es ſeynd in dem einzigen Pſalm Dixit Dominus &c. ſambt dem Gloria &c. hundert und ſechs Wort / gar offt eilet man mit dieſen alſo ſchnell fort / daß uͤber dreyſſig Wort unterwegs bleiben / und muß ein Verß dem andern auf die Verſen tretten. Aber wehe euch Vorſtehern der Kirchen / wann ihr um ein jedes vernachlaͤſſigtes Wort / welches doch der Heil. Geiſt ſelbſt aufgeſetzt / muͤſt zu ſeiner Zeit genaue Rechenſchafft geben.

Jacobus â Vitriaco ſchreibt / daß auf eine Zeit einem ſehr frommen und gottſeeligen Religioſen der boͤſe Feind mit einem groſſen angefuͤllten Sack uͤber die Achſel imN 3Chor102Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /In Hiſtoria Occident. c. 34. Chor erſchienen / derenthalben ihn der fromme Mann befragt / was er trage? Worauf der Satan gantz trutzig geantwortet / er trage alle die jenige Wort / und Silben / welche die Moͤnch unter dem pſalliren auslaſſen / oder ab - kuͤrtzen / und werde er einmal dieſe als vermeſſene Diebe anklagen / als welche dem Dienſt GOttes und Goͤttlichen Lob ſo viel heilige Wort entfremden und abſtehlen. Deß - gleichen hat Chriſtus der HErr dem Heil. Biſchoff An -in Vit. toni mit gantz ergrimmten Angeſicht einen ſtarcken Ver - weiß gegeben / daß ſein Diaconus unter dem Pſalliren bey dem Gloria Patri &c. wegen des gar zu ſtarcken Eilen2. Reg. 10. das Wort Filio oͤffters ausgelaſſen. Hat es der Koͤnig David vor einen ſtarcken Affront aufgenommen / wie ſeinen Abgeſandten der Hanon ihre Kleider zu einem of - fentlichen Spott halb abgeſchnitten / wie wird es erſt dem allmaͤchtigen GOtt mißfallen / wann man ihme ſein Heil. Pſalmodia, worinnen alles goͤttliche Lob / und Himmli - ſche Geheimnuͤſſen verfaſt ſeynd / durch unnoͤhtiges Eilen ſo ſpoͤttlich abkuͤrtzet?

Saure Singer ſeynd auch die jenige / welche zwar mit dem Maul pſalliren / aber mit dem Hertzen ander - waͤrts vagiren: ſolche kommen mir vor / wie des Samſons Loͤw; Dieſer ſtarcke Held gieng einsmals mit ſeinen El - tern nacher Thamnatha, um willens daſelbſten / mit Gut - heiſſen ſeiner Eltern / ein Weib zu nehmen / dann er ihme ſeines Geduncken nach ſchon ein Schoͤne ausgeklaubt / un -Judis. 14. terwegs aber / da er ſich vom Vatter und Mutter ein we - nig abgeſondert / traff er einen wilden und bruͤllenden Loͤ - wen an / den er alſobalden / Krafft der von GOtt ertheil - ten Staͤrcke / wie einen kleinen Geiß-Bock niederriß / und umgebracht / nach etlich Tagen in ſeiner Zuruck-Reiß vorTham -103und will lieber falliren als pſalliren. Thamnatha hat er den todten Loͤwen noch auf dem vori - gen Ort gefunden / und / was zu verwundern / in ſeinem auf - geſperrtem Rachen einen Bienſchwarm / welche bereits viel Hoͤnig geſammlet / worvon nachmals der Samſon geſſen / und auch etwas ſeinen lieben Eltern mitgetheilt. Dieſer Loͤw hatte Hoͤnig im Rachen / Hoͤnig im Maul / und hat doch deſſen Suͤſſe nit empfunden; Solchem ſind gantz aͤhnlich und gleich viel / die im Chor und Kirchen ſin - gen und pſalliren / ſie haben in ihrem Mund das edelſte Hoͤnig / benanntlich die heilige Pſalmen / worinnen eine Himmliſche Suͤſſigkeit begriffen / aber ſie empfinden hier - von nit das geringſte in dem Hertzen / weilen nemlichen daſſelbige anderwaͤrts vagirt / und nit im Chor ſich auf - haltet. Wie mancher ſingt die Veſper, da unterdeſſen die Gedancken beym Spielen. Was haͤltſt du von dieſem / der alſo ſingt und alſo denckt: Dixit Dominus Domino meo, heut gehen wir zum Herrn Leo, ſede â dextris meis, heunt werde ich gewinnen / das iſt gewiß. Donec ponam inimicostuos, geſtern hab ich verſpilt drey Maß / Scabellum pedum tuorum, heunt wird ſich das Gluͤck kehren um / Virgam virtutis tuæ, was gilts ich wird ha - ben figuri tre, in Splendoribus Sanctorum ex utero ante luciferum genuite, ſo dann bezahlen mich alle / ju - ravit Dominus, & non pœnitebit eum, ich will ſehen / daß ich bey Zeiten komm / tu es Sacerdos in æternum ſecundum Ordinem Melchiſedech, ſauff ich zum mei - ſten / und ſie bezahlen die Zech. Dominus â dextris tuis, ſchau daß wir eine Ganß jagen an den Spieß / confregit in die iræ Suæ Reges, eine gute Jauſen iſt nit boͤß ꝛc. Was haͤltſt du von einem ſolchen / der alſo ſingt / und alſo denckt? was haͤlt GOtt von einem ſolchen Geſang? das / was ereins -104Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /Amo[r]c. 5. einsmals durch den Propheten Amos geredet hat: Auffer â me tumultum Carminum tuorum, thue mir hinweg das Getuͤmmel deiner Lieder / mir iſt dein Geſang ein Greuel in meinen Ohren. Was haͤlt der boͤſe Feind von ei - nem ſolchen Pſalliren? Solche laue Religioſen haben ihre Pſalmen und Tag-Zeiten mit ſolchen umſchweiffendenFr. Vale - rian. fol. 105. Gedancken auf eine Zeit alſo verbracht / daß es den Teufel ſelbſten verdroſſen / dahero er in einer erſchroͤcklicher und wilder Geſtalt in Mitte des Chors erſchienen / mit einem Rauch-Faß / worinnen nichts als Schwefel / und anderer unleydentlicher Geſtanck / mit dieſen thaͤte er die ſaubere Moͤnche incenſiren / und ſagte anbey / zu einem ſolchen Geſang / gehoͤrt ein ſolcher Weinrauch. Der Heil. Bernardus ſagt es Lateiniſch / wie du und ich / und andere beſchaffen: In choro ſum corpore, & in aliquo negotio ſum corde, aliud canto, & aliud cogito, Pſalmodiæ verba profero, & Pſalmodiæ ſenſum non attendo, ſed mente vagus, habitu diſſolutus, oculis attonitus huc[S]. Bernard. lib. de In - ter. Dom. c. 33. & illucproſpiciens, quæcunque ibi geruntur perluſtro, & perſpicio, mihi! quia ibi pecco, ubi peccata emendare debeo.

Neben allem dieſen ſchleichen noch andere ohne Form und vermeſſene Fehler ein unter dem Geſang des Chors und Kirchen / welches allen Obrigkeiten zu verbeſſern moͤg - lichſt obligt / wann ſie nit ſamt den jenigen Untergebenen wollen die Straff GOttes zu gewarten haben.

Exed. c. 33.

Moyſes hat das guldene Goͤtzen-Kalb gar zu Pulfer verbrandt und zermahlen / und damit man demſelbigen Staub und Pulffer auch keine Ehr anthaͤte / wie er etwan geforchten / hat er ſolches in ein rinnendes Waſſer geworf -fen /105und will lieber falliren als pſalliren. fen / dann es ware vor GOtt und ihme ein vermaledeytes Pulver.

Kein beſſern Titul noch Prædicat verdienet auch das dermalen im Schwang gehende Taback-Pulver / wenigſt dazumal / wann man ſelbiges im Chor und Kirchen / wel - ches leyder offt geſchicht / unter dem heiligen Geſang / und Gottesdienſt / worbey die Engel Ehrer-bietigſt aufwar - ten / ſo unnoͤhtig mißbrauchet.

In Egypten waren vor dieſem 20. groſſe Staͤdt / un - ter denen die Haupt-Stadt Heliopolis, wohin ChriſtusMaſell. lib. 2. c. 9. der HErr in ſeiner Kindheit / wegen der Tyranney Hero - dis, ſeine Flucht genommen; ſo bald dieſes Goͤttliche Kind in benannter Stadt angelangt / ſind alſobald die ſteinerne und metallene Goͤtzen-Bilder alle zu Boden gefallen / und zu Truͤmmern gangen / deren waren an der Zahl 365. dann die Egyptier alle Tag einen andern Goͤtzen verehr - ten / die Pfaffen aber dieſer Goͤtzen haben den Taback / von dem erſt gemeldet worden / aufgebracht / ob es alſo ruͤhm - lich ſteht / daß unſere Geiſtliche in die Fußſtapffen tretten dieſer Goͤtzen-Pfaffen / laß ich es eines jeden reiffen Ver - ſtand uͤber.

Wie in der Haupt-Stadt Lima in dem KoͤnigreichAntonius Maſini in Schola Chriſtia - na. Peru ein beſeſſene Perſon ein gottſeeliger Pater Domini - caner beſchworen / auch den boͤſen Feind mit allem Ge - walt dahin getrieben / daß er dieſes GOtt-gewidmete Lo - ſament muſte verlaſſen / hat dieſer hoͤlliſche Gaſt in dem Ausfahren folgende Wort hoͤren laſſen: Weil du mich ver - jageſt von Lima und Peru, ſo will ich dir zu einem Spott den Taback bringen in Europa.

Vor wenig Jahren in der Stadt Paris wurde der Satau aus einem beſeſſenen Menſchen befragt / wer / undPars III. Owie106Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /wie ſein Name ſey? baſta ſaper, ſagte er / es iſt ſchon ge - nug / daß man weiß / daß ich derſelbige Teufel bin / der aus Armenia den Taback in Europa uͤberbracht. Da -Bencdicto Stella in lib. de Ta - bat. Anno 1669. Ro - . hero iſt es kommen / daß der Pabſt Urbanus VIII. in ei - ner Bulla datirt zu Rom den 30. Januarii An. 1642. und Innocentius X. in einer andern Bulla An. 1650. unter der Straff einer Excommunication und geiſtlichen Banns verbieten / den Taback in der Kirchen und Chor zu neh - men / ob zwar bemeldte Bulla nur begreifft die Kirchen zu Sevilien und ſelbige Diœces, wie auch die Haupt-Kir - chen zu Rom bey St. Peter, ſo wollen doch etliche hocher - leuchtete Lehrer / daß hierunter alle Kirchen der gantzen Chriſtenheit verſtanden ſeyen / maſſen Ihro Heiligkeit Ziel und Meynung ware / ſolchen Unform aus allen Kirchen / Choͤr und Gotteshaͤuſern zu veꝛtreiben Solle nun der ſtaͤte Mißbrauch der veꝛderbtẽ Natur ſchon einen ſolchẽ Zwang angethan haben / daß ſie es ohne Schaden / wie nit leicht zu glauben / nit laſſen kan / wenigſt verſchone man den Chor und Kirchen / allwo die Pſalmodia mit inniglichſter Ehr - erbietſamkeit und Heiligkeit ſoll vollzogen werden.

Unter die ſaure Singer ſind auch zu zehlen die jeni - ge / welche an ihrem Geſang im Chor und Kirchen ein eitle Ehr / und Menſchen-Lob verlangen. Es glauben etliche / ſie ſingen ſo lieblich / daß auch die Engel im Himmel die Fenſter aufmachen / und ihnen zuhoͤren / ſie bilden ihnen ein / daß ſie auch mit der beſten Nachtigall nit moͤchten Zungen tauſchen: Ey daß euch der Saͤu-Treiber Baͤrn - Zucker genug zu eurer Stimm ſpendire. So hoͤre ich wohl / ſo ſinget ihr in der Kirchen nit / Gloria in Excelſis Deo, oder Gloria Patri & Filio. &c. Ihr ſingt nit / Glori und Ehr ſey GOtt in der Hoͤhe. ꝛc. Ehr ſey GOtt dem Vatter /und107und will lieber falliren als pſalliren. und dem Sohn / und dem Heil. Geiſt ꝛc. diß ſingt ihr nit / wohl aber / Glori und Ehr ſeye mir in der Hoͤhe des Chors / Ehre ſeye mir / meinem Geſang / und meiner Stimm / ſicut erat in principio, & nunc, & ſemper. &c. Der - gleichen Singer ſeynd die groͤſte Dieb / ſo einmal gefunden werden / Dieb ſeynd ſie / weil ſie GOtt die Ehr und Glori / ſo ihme allein gehoͤrig und zuſtaͤndig / und keinem nichti - gen Erd-Wuͤrmlein / vermeſſentlich abſtehlen.

Gottſchalcus erzehlet ein faſt laͤcherliche Geſchicht / wie GOtt einen ſolchen pravierenden Singer zu Schan - den gemacht; Dieſer hielte uͤber allemaſſen viel auf ſein Geſang / glaubte ſchier / daß er / Trutz dem Arion, mit ſei - ner Muſic auch die Delphinen aus dem Waſſer / wenigſt die Stock-Fiſch locken koͤnte / aber GOtt / nach altem Ge - brauch / machet keine mehrer zu Schanden / als die Stoltze / die / ſo gern wollen gelobt werden / Laus, Lappen und Lob / halten faſt ein Prob: Wie erſtbenannter Signor auf eine Zeit die Præfation in der Heil. Meß / ſeiner MeynungPrato fio - rit. ſol. 415. p. 2. nach / ſehr ſchȯn und lieblich auf eine Zeit geſungen / auch des Glaubens war / die gantze Kirch ſpreche ihme derent - halben nit ein geringes Lob nach / aber GOtt hat ihme die Stimm alſo verfaͤlſcht[/]daß er uͤberdruͤſſig allen Anhoͤren - den worden: Unter andern aber / nechſt dem Altar / kniete ein altes Weibl / welches dergeſtalt weinete / daß ein Zaͤher an den andern geſchlagen. Dieſer einbilderiſche Cantor glaubte unfehlbar / daß durch ſeine liebliche Stimm die ar - me und fromme Matron alſo bewegt worden / fragt dem - nach bald nach dem Gottesdienſt / in Gegenwart mehrer / beſagtes Weib / warum ſie alſo hertzlich geweinet haͤtte? Er hoffte gar gewiß einſtattliches Lob / nach dem ihme die Zaͤhne gewaͤſſert / ach! gab ſie zur Antwort / mein lieberO 2Herꝛ /108Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /Herr / wie ihr alſo geſungen in der Kirchen / ſo habt ihr mich gemahnet an meinen Eſel / den ich leyder vor 3. Ta - gen / ich arme Haut / verloren / dann euere Stimm ware na uͤrlich wie die ſeine / du lieber GOtt / wann ich halt das arme / und mir ſo nutzliche Thier wieder finden moͤchte! Solches machte den ſtoltzen Singer / ſo durch ſein Ge - ſang nur eignes Lob und Ruhm / und nit GOTTES Ehre ſuchte / vor allen Scham-roth und zu Schanden. So heiſt es dann pſallite ſapienter, wie David ſagt / und nit ſtultè, wie dieſer ſauere Singer.

Die letzte Claß der Singer iſt ſehr angefuͤllt / und wer - den dieſe nit ſaubere Singer / nit ſaumige Singer / nit ſau - re Singer / ſondern Saͤu-Singer genannt / und ſeynd dieſe die jenige / welche mit ihren unkeuſchen Liedern / und wilden Zotten-Geſang alle ehrliche Ohren beleidigen. Der Ehrwůrdige Beda ſchreibt / wie es auslegt Lyranus, daß vor dieſem unterſchiedliche Thor und Pforten zu Je - ruſalem geweſen / wie es bey Esdra zu leſen / unter andern iſt ein Stadt-Thor geweſt / das hat geheiſſen porta Ster - quilinii, das Miſt-Thor / weil man nemlich allen MiſtBeda in c. 3. l. 2. und Unflath / durch dieſes Thor ausfuͤhrte / in den Bach Cedron.

Unverſchaͤmte Maͤuler / ungewaſchne Goſchen / durch welche oͤffters unflaͤtige Lieder / und ſtinckende Buhler - Geſaͤnger ausgehen / ſind nit um ein Haar beſſer / als die - ſes Miſt Thor / Pfuy der Schand! daß ein Chriſt frevent - lich iſt / und darff ſeinen Mund / welchen er in der Com - munion an die Seiten JESU hinzuſetzt / und das Goͤtt - liche Blut heraus ſutzlet / mit ſolchem verdammten Wuſt aufuͤllen / mir kommen ſolche Luder vor / wie die Koht - Kefer / deren einiger Luſt und Guſt iſt / ihren Schnabel imKoht109und will lieber falliren als pſalliren. Koth und Miſt herum zu waltzen. Nit weniger beleidigen GOTT ſolche vermeſſene Zungen / oder Schaͤnder und Schinder der Ehrbarkeit / als gethan haben die muthwil - lige Juden dieſelbige Nacht / in dero der Heyland JEſus gefangen worden / maſſen die mehriſte aus ihnen ſolche Nacht ohne Schlaff zugebracht / auch vor lauter Freuden / um weil ſie dieſen in Band uñ Eiſen geworffen / mit haͤuffi - gem Wein ſich berauſcht / und allerley ungereimte Geſaͤn - ge hoͤren laſſen / ja gantze Lieder uͤber JEſum gemacht / und die Nacht hindurch gleichſam Chor-weiß geſungen und geſchryen / & in me pſallebant, qui bibebant vi -Pſal. 68. num.

Einem Bauren in Tyrol iſt ein laͤcherlicher Poſſen wi - derfahren / weil derſelbige oͤffters gehoͤrt / auch etwan geſe - hen / daß man bey Herren-Tafel auch Schnecken pflegte zu eſſen / alſo iſt ſeine Luſt und Appetit auch nach ſolchen Schlecker-Bißlein / wie ers ihme einge bildet / geſtanden / demnach eine zimliche Quantitaͤt dergleichen Haͤußl-Tra - ger nach Hauß gebracht / und ſelbige ohne ferners Kochen oder Braten im Saltz und Pfeffer eingedunckter hinab - geſchluckt / weil ihn aber auch ein groſſer Durſt ankom - men / alſo nahm er ſeinen Weg in das Wirths-Hauß / allwo er bey dritthalb Maaß Wein / ſich alſo berauſcht angetruncken / daß er ſich gleich auf die Ofen-Banck nie - dergelegt / und gar ſanfft eingeſchlaffen; es ſtund aber nit lang an / daß ein artliche Comœdi ſich ereignet / dann wie der berauſchte grobe Geſell das Maul in alle Weite aufgeſperrt / und erſchroͤcklich geſchnarcht / da haben zu - gleich die Schnecken in dieſem Sau-Magen Lufft bekom - men / theils von der Waͤrme des Ofens gezogen / haben die - ſe rotzige Kerl ihren Ruck-Marſch angeſtellt / einer nachO 3dem110Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /dem andern herauf / und zu dem aufgeſperrten Maul / als durch eine offene Pforten hinausgekrochen / welches allen Anweſenden / theils ein Gelaͤchter / theils einen Grauſen verurſachte / indem ſie ſahen / wie dieſe wilde Rotzer aus dem rothen Wein-Bad gantz naß herauf geſtiegen / wie einer nach dem andern uͤber den Steg der Zungen gemar - ſchirt / wie ſie zwiſchen den Palliſaden der Zaͤhn heraus - geſchlichen / wie ſie uͤber den Wall der ſchmotzigen Leffzen ſich herunter gelaſſen / wie ſie in ungleicher Ordnung uͤber die Flache des Geſichts krochen / und allerſeits dergeſtalten rotzige Fußſtapffen nach ſich gelaſſen / daß die verſpieglete Larven einem glaſirten Eſſig-Krug nit ungleich ſahe; Es retirirten ſich die meiſte aus ihm auf die Ofen-Staͤngel hinauf / und hangten nit anderſt droben / als wie die No - ten in den Muſicaliſchen Linien. In Summa / abſcheulich war zu ſehen / ſolche lebendige Braten aus dem Maul mar - ſchiren.

Weit aber ſchaͤndlicher / ja unvergleichlich wilder / und graußlicher iſt zu ſehen / wann einem Menſchen / der nach GOttes Ebenbild erſchaffen / aus dem Mund ſo wilde Zot - ten / ſo unverſchaͤmte Reimen / ſo garſtige Wort durch Ge - ſang und Lieder ausbrechen / wann der Mund / ſo von rechtswegen ſoll ſeyn eine Cautzley der Goͤttlichen Lob - Spruͤch / wird gemacht zu einer ſtinckenden Miſt-Butten / wann der Mund / ſo / Gebuͤhr halber / ſoll ſeyn eine Harpf - fen David, wird verkehrt in einen unflaͤhtigen Sau-Trog / wann der Mund / ſo ein ſauberer Saal ſoll ſeyn / worinnen / unter der Geſtalt des Brods / der wahre GOtt einkehret / dahero Mund von dem mundus, auf teutſch ſauber her - kommt / wird gemacht zu einem Stall / in welchem lauterLuc. 7. Geſtanck und Wuſt gefunden wird. Hat jener Hauptmañzu111und will lieber falliren als pſalliren. zu Ca pharnaum nit wollen / daß unſer lieber HErr in ſei - ne Wohnung komme / aus Urſachen / weil er geforchten / es moͤchte nit recht geputzt und aufgeraumt ſeyn / wie es pflegt zuweilen in dergleichen Haͤuſern vom Taback zu ſchmecken / was Frechheit thut dann dich ſuͤndiges Adams - Kind veranlaſſen / daß du getraueſt auf dein Zung / die mit lanter Unlauterkeit beſchmieret / mit Buhl - und Fatzpoſ - ſen verunreiniget / den jenigen zulegen / der Himmel und Erden erſchaffen / der da richten wird die Lebendige und die Todten.

Erſchroͤcklich / und zwar ohne Barmhertzigkeit werden in jener Welt dergleichen Wuſt und Laſter-Zungen ge - ſtrafft von der gerechten Hand GOttes. Der Heil. Cyril -Auguſt. lib. 10. de Chordis. lus ſchreibt von einem ſeiner Vettern / der ein junger Menſch ware von 18. Jahren / wie daß ſolcher die boͤſe und laͤſterliche Gewonheit hab an ſich gehabt / daß er mehrma - len bey Spiel und Tantzen unzuͤchtige Lieder geſungen / nach dem Tod aber / ſo fruͤhzeitig war / ſeye er ihme in ſei - nem Zimmer mit einem unleidentlichen Geſtanck / an feu - rige Ketten gebunden / erſchienen / deme zugleich auch Flammen und Funcken aus Naſen und Ohren haͤuffig ge - ſtiegen / auch anbey vermeldet / daß er ewig verdammt ſey / um weilen er im liederlichen Lieder. Singen ſich verſuͤn - diget.

Mendoza ſchreibt / daß GOtt der Allmaͤchtige einem frommen und Heil. Mann die Pein der Hoͤllen gezeigt ha - be / wie nun dieſer Diener GOttes ſolche Qual und Tor - menten gantz genau erwegte / da vermerckte er / daß ein elender Menſch mit groſſen Getoͤß und Getuͤmmel der Teufeln in ſolche ewige Flam̄ geſchlepet wurde / er ſahe / daß ihm gleich anfangs dieſe Hoͤlliſche Larven am Hals /Haͤnd /112Judas der Ertzſchelm haſſet das geiſtliche Geſang /Haͤnd und Fuͤß an die gluͤende Ketten gefaͤſſelt / nachdem vermerckte er / daß ſie ihn auf ein gantz feuriges Bett ge - legt / mit dem ſchimpfflichen Vorwurff / er ſeye ſehr matt und muͤd worden / bedarffe alſo einiger Erquickung / nach - dem ſo goſſen ſie ihm einē Becher ins Maul / mit Feuer und Schwefel angefuͤllt / ſo dann thaͤten die boͤſe Feind ſaͤmtlich ihn zwingen / er ſolle nun ein huͤpſches Lied ſingen / dann ihnen gar zu wohl bewuſt ſeye / was Schnacken und un - zuͤchtige Zotten er auf der Welt geſungen / worauf der Verdammte ſich moͤglichſt entſchuldigte / wie daß er koͤnne ſingen / weil ihm der Schlund voller Pech und Schwefel / du muſt ſingen / ſagten ſie / du wůrdeſt ja in ſo kurtzer Zeit deine ſaubere Lieder nit vergeſſen haben / wordurch du Groß und Klein manche Aergernuß gegeben / ſing / Bru - der ſing / ſing von der grůnen Au / ſing von der verliebten Frau / ſing von der wilden Sau / ſing / Bruder ſing / ſin - gen kan ich nit / gab er mehrmalen zur Antwort / aber Heulen und Klagen wohl. So ſey es / ſagten die verdam̄te Geiſter / wollan / mach den Anfang / worauf er / vermale - deyt ſeye der Tag / an dem ich gebohren / vermaledeyt mein Vatter und Mutter / die mich erzogen / vermaledeyt die Wollůſten der Welt / in die ich mich vertiefft / vermaledeyt die Freund / die mich verfuͤhrt; das iſt noch nit genug / ſagte der Teufel / fahre weiter fort; Ey ſo ſeye auch vermaledeyt / ſchrie der elende Tropff / vermaledeyt ſey auch GOtt / der mich erſchaffen / vermaledeyt ſey auch GOttes Sohn / der mich erloͤſt / vermaledeyt der Richter / der mich verdam̄t ꝛc. O GOtt / wer entſetzt ſich nit / ob ſolchen erſchroͤcklichen GOttslaͤſterungen! wem ſchauret nit der Buckel / ob ſol - chen unendlichen Peinen! Aber merckts wohl / merckts wohl ihr unbehutſame Welt-Menſchen / denen zuweileneine113und will lieber falliren als pſalliren. eine leichte und geringe Sach gedunckt zu ſeyn / mit einem und andern Schertz-Lied die Ohren zu kitzlen / merckts wohl / daß dieſes elenden verdam̄ten Geſellen meiſte Ur - ſach ſeiner Verdam̄nuß geweſen ſind / die unkeuſche Lie - der / ſo er pflegte zu ſeinem / und des Naͤchſten / Untergang zu ſingen. Solche Saͤu-Singer haben keine andere Belohnung um ihre Muſic, als dieſe.

Einem Studenten iſt vor etlich Jahren nit gar un - recht geſchehen / dieſer prallete mehrmalen / daß ihme in der Muſic, ſo wohl Stimm als Inſtrumenten halber / keiner gleiche / dieſer / in Begleitung eines andern Wohlbekann - ten / machte auf eine Zeit einer ehrlichen Jungfrauen un - ter dem Fenſter bey naͤchtlicher Weil eine Muſic, worun - ter er mancherley ungereimte Zotten einmiſchte / welches dann den keu̇ſcheu Ohren dieſes ehrlichen Maͤgdleins alſo mißfallen / daß ſie hieruͤber einen billichen Zorn gefaſt / und nit allein ein unflaͤhtige Laugen ihme uͤber den Kopff goſſen / ſondern auch ſeinē Buckel mit groſſen und gewich - tigen Ziegel-Truͤmmern alſo begruͤſt (O wie recht) daß ih - me auch die Stim̄ verfallen. Worauf der Cammerrath in dieſe Wort ausgebrochen: Bruder / du biſt ein ſtattli - cher Muſicant, dann / ſo viel ich weiß / ſagen die Poeten / daß der Amphion der beſte Muſicus ſeye geweſt / als der auch mit ſeiner Muſic die Stein und Felſen bewegt habe / anheut aber erfahre ich / daß du mit deiner Muſic nit allein die Stein und Ziegel auf dem Dach / ſondern ſo gar das Element des Waſſers bewegt. ꝛc. O wie recht iſt es diß - falls geſchehen / es waͤre zu wuͤnſchen / daß man zu einer jeden ſolchen Muſic einen ſolchen Tact moͤchte geben.

In dieſe letzte und letziſte Claß der Singer gehoͤren auch die Weibs-Bilder / welche ihre helle / aber zugleich Hoͤlliſche Stimm in allerley Liebs - und Buhl-Liedern hoͤren laſſen / worinn der kleine Cupido mit ſeiner annehm - lichen Tyrannen umſtaͤndig beſchrieben wird / und dieſePars III. Pſind114Judas der Ertzſchelin haſſet das geiſtliche Geſang / ꝛc. ſind des Teufels rechte Lock-Voͤgel / als welche ſo man - ches ſchwaches Gemuͤth / der ohne das ſchluͤpfferigen Ju - gend / in ſein verdammtes Netz bringen. Das allgemeineTheodo - ret in Ge - nes. q. 47. Heulen der gantzen Welt ſolle / wie Theodoretus ver - merckt / von ſolchem Weiber-Geſang hergeruͤhrt haben / diß allgemeine Heulen ware zur Zeit der Suͤnd-Fluß / wo nemlich der erzuͤrnende GOtt der gantzen Welt den Kopff gewaſchen / auſſer 8. Perſonen / dann er ſahe / daß die Menſchen in lauter Fleiſch und Wolluͤſten ſich herum waltzten / und ſolle / wie obbenannter Scribent bezeugt / ſolche allgemeine Uppigkeit urſpruͤnglich herkommen ſeyn / von deß Cain ſeinen ſaubern Toͤchtern / welche von dem Thubal, als dem allererſten Muſicanten / und ihrem nechſten Anverwandten / haben ſingen gelernet / nach - mals nichts anderſt / als lauter Buhl-Lieder aufgeſetzt / folche an allen Orten und Enden hoͤren laſſen / worvon die unbehutſame Jugend alſo entzuͤndet / daß hernachmals das geſamte menſchliche Geſchlecht von ſolcher SuchtGenes. 6. iſt angeſteckt worden. Omnis caro corruperat viam ſuam.

Gewiß iſt es / daß die Heil. Maria aus Egypten in ih - rem bußfertigen Wandel / den ſie in der Wuͤſten und Einoͤde gefuͤhrt / nichts mehrers beweint / als daß ſie mit ihren frechen Liedern / ſo manchen ins Verderben gezo - gen. Gewiß iſt es / daß des ſeeligen Patris Damiani Schwe - ſter erſchroͤckliche Pein und Tormenten in dem Feg-Feuer muſte ausſtehen / um weil ſie nur einmal ein ſolches Lied hat angehoͤrt / ohne ſondern Mißfallen. Gewiß iſt es / daß ihr Herren und Frauen dem gerechteſten GOtt einmal harte Rechenſchafft geben muͤſt / wann durch euer Zulaſ - ſung von Maͤgden und Dienſt-Botten in eurem Hauß dergleichen Lieder und Luder geſungen wird. Merckts wohl.

Ein115

Ein dermal noch ſichtbares Wahrzei - chen des verruchten Iſcarioths, als er den Heyland JEſum verrahten.

JUdas verrahtet JEſum mit einem Kuß / O boßhaffter / ſu̇ndhaffter / neidhaffter / ſchalck - haffter Boͤßwicht! dazumal biſt du nit un - gleich geweſt dem Winter-Gruͤn / welcher zwar einen Baum umarmet / und weil beynebens ſeine Blaͤtter geſtalt et ſind wie die Hertz / alſo zeugt er aͤuſſer - lich / als habe er den Baum von Hertzen lieb / ja / aus lau - ter Lieb thue er denſelben umfangen und halſen. Unter - deſſen aber nim̄t er dem Baum allen Safft und Krafft / ſaugt ihme das Marck aus den Beinen / ausdorret gaͤntz - lich ſeine Wurtzel / und bringt ihn folgſam um ſein Leben.

Judas verrahtet JEſum mit einem Kuß / O Gottlo - ſer / Ehrenloſer / heylloſer / Grundloſer / zahmloſer Mȯrder! Dazuwal biſt du nit ungleich geweſt einem Schwahn / deꝛ zwar von auſſen mit Schnee-weiſſen Federn / und En - gel-reiner Blummaſchy daher prangt / inwendig aber ein ſo ſchwartzes Fleiſch an ſich hat / als waͤre er von der Natur des Teufels ſeiner Mutter zu einem Braͤttel ge - widmet.

Judas verrahtet JEſum mit einem Kuß / O verlog - ner / betrogner / unerzogner / uͤbelgewogner Dieb und Schalck! dazumal biſt du nit ungleich geweſt einem Fi - ſcher-Angel / welcher von auſſen denen unbehutſamen Fiſchlein / dieſen armen ſchuppigen Tropffen / weiß nit was vor gute Bißlein vorlegt / unterdeſſen aber ſteckt in - wendig ein toͤdtlicher Spieß und Spuͤß / welcher den ar - men Fiſchen den Reſt gibt / und zum Tod ziehet.

P 2Judas116Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,

Judas verrahtet JEſum mit einem Kuß. O beſeß - ner / vermeßner / Ehr-vergeßner Menſch / oder / beſſer ge - redt / Unmenſch! Dieſes verraͤtheriſche Stuͤckl des Iſca - rioths, hat dem Hertzen des Heylands mehrer Schmer - tzen verurſachet / als alle Schmach und Unbild / ſo er von dem geſamten Volck erlitten: Geſtalter maſſen von einem Laͤmmlein erzehlt wird / daß / wie ſolches von ſeinem eig - nen Halter-Hund gebiſſen worden / es ſich deſſen mit Schreyen wehmuͤtig beklagt habe / da es aber von dem Wolff ergriffen ware / thate es dazumal gar kein Maul auf / ſondern gabe denen / ſo die Urſach zu wiſſen begehr - ten / dieſe Antwort: Die Schmach und Beleidigung von einem Feind kommt weit ſchmertzlicher vor / als von einem Feind. Alſo hat Julius Cæſar in der wider ihn entſtandner moͤrderiſcher Aufruhr 20. Wunden / die er von den Fein - den bekommen / nit ſo ſehr beklagt / als die einige / ſo ihm ſein vorhin wehrteſter Freund angethan / benanntlichenSueton. tranquill Marcus Brutus, den er an ſtatt eines Kinds und Sohns erzogen:

Ach du verraͤtheriſcher Schelm / du und anckbarer Juͤn - ger / du ungluͤckſeliger Apoſtel / du meineydiger Judas / iſt das der danck dir GOtt / daß dich der HErr JEſus in ſein ſo heiliges Collegium aufgenommen? dich wie ſei - nen Sohn gehalten? dir mehr als andern anvertraut? Es waͤre kein Wunder / alle Geſchoͤpf waͤren deſſenthal - brn in Harniſch gerathen / und dieſe grauſame Unthat / ſo du an dem Erſchoͤpffer aller Ding begangen / augen - blicklich haͤtten gerechnet: Aufs wenigſt hat ſolches der Erdboden wollen aufewig protocolliren / und der gantzenFr. Vitale Andriati in quates. ſ. 404. nachkuͤndigen Welt unter die Augen ſtellen / maſſen nach Zeugnuß Cyrilli Hieroſolymitani / ungeacht die gantze Stadt verheert / und kein Stein auf dem andern geblie - ben / noch auf den heutigen Tag / Stund und Augenblick die eingedruckte Fußſtapffen des Judæ in einem Stein da -ſelbſt117als er den Heiland JEſum verrahten. ſelbſt zu ſehen / allwo er den Heyland JEſum mit einem Kuß verrathen. Porro Gethſemani amiſit hortum, & ta -Cytill. Elior. lib. 4 c. 3. men non amiſit veſtigia Judæ, illa hodie quaſi recentia pro - ponens.

Auf / auf / mein eifferiger Chriſt / ich weiß gar wohl / daß dich immer zu ein frommer Vorwitz kuͤtzlet / neue und ſeltzame Ding zu ſehen / wolan / ich will dir mehr derglei - chen wunderliche Fußpfaden / als erſt gedacht worden / hin und her in der Welt zeigen / laß dich Zeit und Weil derenthalben nit reuen / du wirſt noch allemal eine klei - ne Lection darbey zu finden haben.

Wie der hartnaͤckige Koͤnig Pharao ſamt ſeiner Egyp - tiſchen Armee mit unzahlbaren Roſſen und Wagen das Iſraelitiſche Volck durch das rothe Meer verfolgt / und folgſam durch Goͤttliche Straff mit allen den Seinigen zu Grund gangen / die Leiber ins Waſſer / die Seelen aber ins ewige Feuer geſtuͤrtzt / ſiht man dermalen augen - ſcheinlich und Handgreifflich / maſſen alle Wagen-Leiſt und Fuß-Pfaden der Pferd / ſo ſie dazuzeit in den wei - chen Sand eingedruckt / noch auf dieſen Tag alſo friſch und unverſehrt abzunehmen / als haͤtte ſich ſolche Geſchicht erſt heut begeben; auch wann erſtgedachte Pfaden und Zeichen von der Ungeſtuͤmm der tobenden Wellen / oder von den ſtuͤrmenden Winden werden verhuͤllt und ver - deckt / ſo wird man doch gleich wieder ſehen / daß durch ſondere Goͤttliche Vorſichtigkeit alles wie / zuvor / ſey / und ſolche Geſchicht die Erde auf ewig nit wollen verſchwei - gen noch vertuſchen.

Mein Religios und Ordens-Perſon / ziehe die KappenPaulus Oroſius[ad]Abulens. in c. 14. Exod. in etwas zuruck / und beſchaue fein wohl und bedachtſam der Egyptier hinterlaſſeue Fuß-Pfadẽ / als noch ſichtbare Zeichen ihres ewigen Verderbens / und gedencke beyne - bens / daß derent wegen der Pharao von der Goͤttlichen Gerechtigkeit / als auf ewig / iſt gezuͤchtiget worden / weilP 3er118Sichtbahres Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths. er dem Allmaͤchtigen viel verſprochen / aber allezeit we - nig / ja gar nichts / gehalten / geſtalten er mehrmalen dem Moyſi und Aaron ernſtlich verheiſſen / er wolle ſie frey laſ - ſen paſſiren / ihrem GOtt zu dienen / aber ſolchem Ver - ſprechen iſt er niemalen nachkommen. Wehe alſo! wehe! und immer wehe einer Ordens-Perſon / welche durch ei - nen theuren und harten Eyd-Schwur in ſeiner Profeſſion GOtt dem HErrn viel verſpricht / nachmals aber ſein Geluͤbd ſo wenig in Obacht nimmt. Des Heil und groſ - ſen Patriarchen Dominici Huͤndlein ziehet dich lauen und Eiffer-loſen Religioſen bey der Kutten und Habit, und gib Acht / daß es dich nit in Fuß zwickt / aufs wenigſt verſetzt er deinem Gewiſſen ein gutes / wie folgt.

Benannter Heil. Marianiſcher Ertz-Vatter Domi - nicus hat auf eine Zeit in einem beſeſſnen Albigenſer den boͤſen Feind beſchwoꝛen / er ſolle bezwungner und gedrung - ner Weiſe bekennen / was Stands-Perſonen er die mehriſte in der Hoͤll habe? Worauf dieſe verdammte Lar - ven folgende Antwort gegeben. Groſſe Herren / ſowol Geiſtlich als Weltliche / haben wir in zimlicher Anzahl / Bauren nit gar zuviel / Kauff-Leute und Burger in groſ - ſer Maͤnge / Prieſter nit wenig / Ordens Perſonen gar keine / aber deren / ſo ihre Ordens-Regel und Satzungen nit halten / erſchroͤcklich viel.

Mir ſtehen die Haar gen Berg / wann ich lieſe / daß in der Marca ein Religios nach dem Tod gantz feurig er - ſchienen / und zugleich wehmuͤtigſt bekandt / daß er ewigZach. Bou - erius in Annal. 1550. Nenricus in Specul. Exempl. verdammt ſeye / um weil er 5. Betten oder Roſen-Craͤntz ohne Erlaubnuß ſeiner Obrigkeit verborgen.

Ich zittere an Haͤnd und Fuͤſſen / wann ich hoͤre / was da erzehlet: daß ein Religios, wegen offtern Ungehor - ſam gegen ſeiner Obrigkeit / ſeye eines gaͤhen und er - ſchroͤcklichen Tods geſtorben / dergeſtalten / daß er am gantzen Leib wie ein verbrandte Kohlen erſchwartzt / dieAugen119als er den Heiland JEſum verrahten. Augen aus dem Geſicht ausgegraben / die Zung biß auf die Bruſt herabgehangen / und in allem ein verdammtePrato fiori fol. 99. Geſtalt an ſich gehabt.

Mir rinnet der kalte Schweiß uͤber das Angeſicht / wann ich gedencke / was da bey naͤchtlicher Weil in einem Cloſter ein heiligmaͤſſiger Mañ geſehen hat / er ſahe nem - lich das gantze Refectorium oder Tafel-Stuben voller Geiſtlichen ſitzen / worauf die Obrigkeit daſelbſt mit der Hand auf den Tiſch geſchlagen / daß die feurige Funcken in die Hoͤhe geflogen / und anbey dieſe Wort hoͤren laſſen / ambitio & crapula duxerunt nos ad tartara, die Ehrſucht und das Sauffen / haben uns gebracht zu der Verdamm - ten Hauffen. A Dio Pater Reverende, dieſe Lection gehoͤrt vor Eur Ehrwuͤrden / ein anders her.

Wie der Ehr - und Naͤhr-Vatter Joſeph mit dem noch kleinen Goͤttlichem Kind / wegen der wuͤtenden Ty - ranney des Herodis, in Egypten geflohen / und nechſt dem Fluß Nilo die uͤbergebene deyte Mutter den zarteſten JE - ſulum auf einen harten Marmorſtein geſetzt / damit ſein naſſes Kleid daſelbſt getrucknet wuͤrde / da hat das gulde - ne Kind die Figur des zarten Leibes dergeſtalten in den harten Stein gedruckt / als waͤr er zu einem linden WachsFranciſcus Quareſi - mo in Elu - cidar terræ Sanctæ. c. 13. Pereg. 5. worden / welches annoch auf heutigen Tag zu ſehen.

Ihr Gnaden verzeihen mirs / daß ich auf den langen Schweiff Ihrer Kleider getretten / es iſt wohl nit gern geſchehen / es geſchicht / daß einer unbedachtſam um - ſchauet / und folgſam einen ſolchen ſeydenen Comet offen - diret; Aber um GOttes Willen / zu was dienet ein ſolcher Uberfluß der Kleider? Ein ſuͤndiger Erd-Wurm ſoll ſich alſo koſtbar mit ſo vielen Taffet und Sam̃et uͤberhuͤllen / und der Heyland JEſus ſelbſt hatte nur ein ſchlechtes und einiges Kleidl / welches er noch an ſeinem zartiſten Leib - lein muſte trucknen laſſen / um weil es vom Regen und Ungewitter naß worden / du aber (holla / hab mich ge -irret /)120Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,irret /) Ihr Gnaden aber wechßlen mit den Kleidern um / und tragen faſt alle Tag ein anders; Unterdeſſen hat in mancher Kirchen und armen Gotts-Hauß der HERR JEſus nur ein Kleid / und dieſes noch ſchlecht und zerriſ - ſen / daß alſo dein Erdſchrollen Miſtgewandt weit koſt - barer iſt / als das Meßgewandt.

Wie Aaron in Abweſenheit des Moyſis das Kalb ge - goſſen / da ſpendirte jederman Gold genug zu dieſer Kaͤl - bernen Gottheit / die Behaͤng von den Ohren / die Ring von den Fingern / loͤſeten ab gantz geſchwind und urbietig alles Frauen-Zimmer. In Summa, es ware kein Mangel noch Abgang des Golds zu dieſem Goͤtzen-Bild; Aber wie man muſte die Schlang gißeen / ſo nachmals Moyſes in der Wuͤſten erhoͤhen laſſen / und ware dieſe ein Entwurff und Vorbild des an das hohe Creutz genagelten JEſu Chri - ſti / da wurde nur ein gemeines Metall darzu genommen / es thut ihms wohl / hats geheiſſen; Zum Goͤtzen-Bild Gold genug / aber zu der Figur Chriſti iſt das gemeine Ertz und Glocken-Speiß ſchon gut.

Man ſihet in vielen groſſen Haͤuſern / Schloͤſſern und Pallaͤſten faſt keine bloſſe Wand / alles iſt mit Sam̃et und Seiden bedeckt / ſo gar das Bett dieſer Miſt-Winckel iſt mit Gold und Silber reichlich geſtickt: Dem Hund ſo gar wird ein Sammeter Polſter vor ein Kind-Bett ver - goͤnnet / auch was das Maul vor Unflath ausfuͤhrt / muß von einem ſilbernen Geſchirr aufgefangen werden / der Leib hat mehrer Kleider / als eine Zwiefel Haͤut an ſich / und ſolche meiſtens theurer und koſtbarer. Mit einem Wort / zu dieſer Uppigkeit iſt Gold und Silber ſatt bey - handen. Aber tritt in manche Kirchen hinein / da wirſt du finden / daß uͤber 2. Meß-Kleider nit zu ſehen / und noch weit ſchlechter / als manche Roß-Scabraque, da wirſt du wahrnehmen / daß der Altar mit einer ſo ſchlechten und groben Leinwath uͤberzogen / daß auch die Saͤck ineiner121als er den Heiland JEſum verrahten. einer Muͤhl beſſer verſehen / da ſich unterdeſſen der garſti - ge Maden-Sack mit Niederlaͤndiſcher Leinwath ver - huͤllt und zudeckt / da wirſt du antreffen / daß der wahre GOtt und Heyland im Tabernackl und Ciborio mit ei - nem zeugenem Roͤcklein manchesmal muß vorlieb neh - men / da hingegen dieſer oder jener Schmier-Kuͤbl den Taffet durch das Koth ziehet.

Die Juͤdiſche Scherganten und das Hebraͤiſche Rauppen-Geſind hat Chriſto dem HErrn die Augen verbunden mit einem alten / wilden und ſchaͤndlichen Ha - dern / den ſie vermuthlich von der nechſten beſten Abſpuͤh - lerin zu leich genommen / O ihr verruchte Lottersknecht / und unverſchamte Boͤßwicht / ſolt ihr dann nichts anderſt haben vor den Erſchoͤpffer aller Ding / als nur einen Lumpen und Fezen? Willkomm Madama! Ihr rauſchet zu der Kirch-Thuͤr hinein / wie der Wind Boreas durch ei - nen Aich-Wald / ihr prangt in den Stuhl hinein / als wolt ihr denſelben gantz und gar zu einem Seyden-Ge - woͤlb machen / ihr breitet Roͤck und Kleider aus / wie der Pfau ſeinen ſtoltzen Schweiff / es ſchimmert an euch / um euch / vor euch / hinter euch / neben euch faſt nichts als lau - ter rechtes und gerechtes Gold / will nit ſagen Leoniſch / noch weniger Lenoniſch. ꝛc. Und ſolt ihr beynebens zu - laſſen / daß die Kirchen / und in der Kirchen der Altar / und auf dem Altar euer GOtt und Heyland mit gantz ſchlech - ten Kleidern verſehen ſeyn? das nit / das koͤnnt ihr uͤber euer Hertz nit nehmen / euer Gemuͤth iſt gar zu adelich / ich ſihe es euch ſchon im Geſicht an / ſo bald ihr werdet nach Hauß kommen / ſo muß ein Kleid / und zwar nit das ſchlechtiſte / in die Kirchen wandern / viel Gluͤck auf die Reiß / GOtt wird es vergelten.

Das hat erfahren Henricus II. Roͤm. Kayſer / wel - cher 3. gantzer Tag in einer toͤdtlichen Kranckheit von de - nen boͤſen Feinden mit Hoͤlliſchen Feuer-Funcken alſo au -Pars III. Qgeworf -122Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,geworffen worden / daß / wofern nit ein halb-gebratner Juͤngling mit einem groß guldenen Kelch voll mit Waſ - ſer erſchienen / und beſagte Funcken geloͤſcht haͤtte / der be - drangte Kayſer waͤre elend zu Grund gangen: Dieſer halb-gebratene Juͤngling ware der Heil. Laurentius, deme der Kayſer Henrich ſeine Kirchen renovirt / und ei -Wilhel - mus Mal - mesburi - enſis lib. 2. de geſt. Reg Angl. nen guldenen Kelch darein geſchenckt / ſo viel nutzt es / der Kirchen und Gotts-Haͤuſern etwas gutes thun.

Nit gar vor vielen Jahren war eine Jungfrau / mit - telmaͤſſigen Stands / toͤdtlich kranck / und als maͤnniglich ihr wegen aͤuſſerſter Gefahr die letzte Oehlung eingerah - ten / gab ſie zur Antwort / daß ſie dißmals auf keine Weiſe ſterben werde / maſſen ihr ſolches vergangene Nacht ha - ben geoffenbahret etliche Heilige / deren Bildern ſie inRhen, ad Ann. 1605. den Kirchen etliche Kleider gemacht / oder dieſelbe ver - beſſert.

O! ſagt mancher Schnarcher mit dem Iſcarioth, pote - rat unguentum iſtud vendi, & dari pauperibus. Wie Mag - dalena den HErrn JEſum mit ſo koſtbaren Salben be - dienet hat / alſo koͤnte dieſes Lamm GOTT es vor dem brummeten Baͤrn Juda nit nnangetaſtet bleiben / ſondern es rumpffte hieruͤber der Ertz-Schalck die Naſen / mit dem geiſtreichen (ſcilicet) Vorwandt / daß weit rahtſa - mer geweſt waͤre / ſo man die Salben haͤtte zu Geld ge - macht / und nachmals ſelbiges unter die armen Leute ausgetheilet / vor was dienen ſolche unnothwendige Spe - ſe &c. Auch du / du auch / dieſer nit weniger / der ander deßgleichen / manche auf ſolche Weiß / viel nit anderſt / murren und ſchmaͤhen wider die groſſe Unkoſten / ſo man an die Kirchen und Gotts-Haͤuſer anwendet / vor wem / ſprechen ſie / muß alles ſo koſtbar ſeyn? zu was dienet ſo haͤuffiges Gold in dem Tempel? man koͤnnt darmit wohl gantze Spitaͤler erhalten. Wann ſolche Lappen wurden ſehen ein Lampen / die zur Capovacana in dem KoͤnigreichPeru123als er den Heiland JEſum verrahten. Peru zu Ehren der Mutter GOttes verfertiget worden / ſo wuͤrden ſie gar die Maͤuler zerreiſſen. Gedachte Lampen hat an dem Gewicht ſechstauſend Pfund Silber / dem Goldſchmied vor ſeine Arbeit ſeynd dreyſſigtauſend Du - plonen bezahlt worden / dieſes Werck hat dreyhundert und fuͤnff und ſechzig ausgeſtreckte Armen fuͤr die Liech - ter / ſolche Lampen iſt dergeſtalten groß / daß unter ihrem Umkreiß der Biſchoff mit allen Miniſtern und Altars -Gumpen - berg. tom. 1. fol. 589. Bedienten das Hoch-Ampt halten kan. ꝛc. Nonne pote - rat lampas iſta vendi & dari pauperibus? Mox, Ochs! So hoͤre ich wohl / ſoll vor unſern HErrn / vor unſern GOtt / vor unſern Erloͤſer / vor unſern Ernaͤhrer / vor unſern Er - ſchoͤpffer / vor unſer hoͤchſtes Gut / ſchon gut genug ſeyn / ein ſchlechtes Gewoͤlb zu einer Wohnung / ein ſchlechter hoͤltzener Verſchlag zu ſeinem Thron / ein ſchlechter Cron - raſch zu ſeinem Kleid? O verruchte Judas-Art! So arm als Maria die uͤbergebenedeyte Jungfrau geweſt iſt zu Bethlehem / hat ſie das Goͤttliche Kind nit in wilde und unſaubere Lumpen und Fetzen eingewickelt / ſondern nach Ausſag des Seraphiſchen Heiligen Bonaventuræ vit. Chriſt. c. 8. den ſaubern und reinen Schleyr vom Kopff herunter gezogen / und darmit das Goͤttliche Kind einge - faͤſcht. Deßgleichen iſt auch ſattſam bekandt aus dem Evangelio Matth. 27. daß der heiligſte Leichnam JESU / nit etwan mit einem alten Leylach / oder groben Gras - Tuch eingewickelt worden / ſondern mit einer ſchoͤnen / Schnee-weiſſen / und zarten Leinwath / welche hierzu ihr Gnaden ein vornehmer Edelmann von Arimathæa, Namens Joſeph / freywillig geſpendirt hat.

Iſt doch / ſpiegle ſich ein jeder Schnarchantius, iſt doch im Alten Teſtament die Archen des Bunds mit gut und feinen Gold-Platten uͤberzogen geweſt / da doch nichts anderſt darinnen aufbehalten worden / als das Manna neben andern 2. Stuͤcken / warum ſoll dannQ 2ſchlech -124Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,ſchlechter und geringer ſeyn ein Altar und Tabernackel / allwo das wahre Goͤttliche Brod der Heyland JESUS ſelbſten zu finden iſt? Seynd doch in dem praͤchtigen Tempel Salomonis dreyſſig tauſend Kleider / und alle von koſtbaren Gold-Stuͤcken zu ſehen geweſt / da doch zur ſel - ben Zeit die Prieſter faſt nichts als Metzger und Fleiſch - hacker abgeben / warum ſoll dermalen die Gott-geweyhe - te Prieſterſchafft / welche mit dem wahren Fleiſch und Blut des Lamms GOttes umgehet / mit geringen Ha - dern und Lumpen-Kleidern vorlieb nehmen? Auch ſo diß der zahmloſe Schnarcher nur dem Alten Teſtament bey - meſſet / und mir mit dem Gegenwurff begegnet / daß CHriſtus der HErr in dem Neuen Teſtament eine frey - willige Armuth in allem habe eingeſtellt / ſo frag ich ihn / wo dann der gebenedeyte Heyland das allerheiligſte Abendmahl / das hoͤchſte Altar-Geheimnuß ein / und an - geſtellt? Wo? etwan in einer alten Rauchſtuben / oder alten zuſam̃en geſchlagenen huͤltzernen Huͤtten? das nit / das gar nit / ſondern auf einem ſtattlichen anſehlichen und mit koſtbaren Tapezereyen ausgezierten Saal / ei - nes ſehr reichen und adelichen Herrns / Cœnaculum grande ſtratum. &c. Matth. 15. auch die Schůſſel / worinn das Oſterlamm gelegen / ware von dem beſten und koſt - barem Schmaragd, ſo annoch auf heutigen Tag zu Genua gezeigt wird; woraus ſattſam abzunehmen / daß alle Zier - de und Sauberkeit in den Kirchen und Gotts-Haͤuſern nit allein auf keine Weiſe zu beſchnarchen ſeye / ſondern vielmehr hoͤchſtruͤhmlich und nothwendig. Nota bene, & benefac Eccleſiis, auf dieſe Lection folget eine andere.

Wie der HErr und Heyland ſeinen Einzug gehal - ten in die vornehme Stadt Jeruſalem / allwo das Volck mit ſo groſſen Freuden-Schall ihn empfangen / hat er hierzu nit ſtoltze Pferd oder Klepper / nit groſſe ungeheure Elephanten / noch hohe und hochtrabende Cameelen nach. Arth125als er den Heyland JEſum verrathen. Art der alten Roͤm. Kayſer erwaͤhlt / ſondern hat ſich be - gnuͤgen laſſen / der demuͤhtigſte HErr mit einem Eſel / und wie er auf ſolches / ſonſten verworffenes / Thier ge - ſtiegen / hat er in dem harten Stein / worvon er aufge -Anſelm. Minor. in deſcript. terræ Sar - ctæ Paga[r -]tom. 1. ſol. 321. ſeſſen / beede Fuß-Pfaden alſo eingedruckt / daß ſelbige noch auf heutigen Tag zu ſehen.

Hoch und wohlgebohrner / hochanſehlicher / hochge - lehrter Herr / verachte doch niemalen einen armen Men - ſchen / ſo ſchlecht / ſo gering / ſo unverſtaͤndig / ſo einfaͤltig er immer iſt / dann gleichwie GOtt der HErr dem Eſel / dieſem ſo verachten Vieh / eine ſo groſſe Ehr angethan / al - ſo pflegt er nit ſelten in gemein-und einfaͤltigen Tropffen groſſe Gnaden zu verbergen / ja / er zeigt mehrmalen ſein Goͤttliches Wohlgefallen an dergleichen veraͤchtlichen Stands-Perſonen.

Die ſchoͤne Rachel, nachdem ſie dem Laban ſeine von Gold gegoſſene Goͤtzen-Bilder in aller Still entfrem - det / hats nachmals ſelbige unter das Stroh / worauf ſie geſeſſen / verborgen / Laban, der ihr auf dem Fuß nachge - eilet / hat alles durchſucht / allein das Stroh nit / glaub - te etwan / daß unter dem Stroh / als einer ſo geringen Sach / nichts Hauptſaͤchliches koͤnte verborgen ſeyn.

Es ſcheinet gar offt ein armer gemeiner Menſch / als waͤre er ein lauterer Idiot, ja / ein gantzer Stroh - Kopff / aber huͤte dich Hochverſtaͤndiger / daß du ſolchen nit verachteſt / wer weiß / ob nit Gold / ja / eine guldene Unſchuld / und folgſam eine groſſe Goͤttliche Gnade in ih - me verborgen. GOtt hat weit eine groͤſſere Freud und Wohlgefallen an dergleichen ein faͤltigen und unſchuldi - gen Leuten / als an vornehmen Herren / groſſen Statiſten und hochwitzigen Koͤpffen.

Wie Bethelhem nit Bethelheim worden / ſondern Reichenheim / damalen / als der wahre Heyland daſelbſt aus der unverſehrten Jungfrauen gebohren / wie derQ 3Menſch126Sichtbares Wahrzeichen drs verruchten Iſcarioths,Menſch als ein armer Tropff von einem andern armen Kruͤppel iſt wieder aufgeholffen worden / damals als Gottes Sohn in der Menſchheit erſchienen / und in die arme Krippen gelegt worden / wie im December unter dem Kayſer Auguſto das Majus iſt Minus worden / und der groͤſte Monarch des Himmels und der Erden iſt als ein kleines Kind erſchienen / dazumal iſt dieſe allgemeine Welt / Freud und Jubel nit zum erſten denen gekroͤnten Haͤuptern / groſſen Lands-Fuͤrſten / hohen Potentaten / vornehmen Edelleuten durch die Engel angedeutet wor - den / ſondern gemein / ſchlechten und armen Hirten auf dem Feld / dieſe / dieſe haben das Gloria in Excelſis ſingen hoͤren / da unterdeſſen die vornehme Herren das Requiem in ihrem Feder-Bett intonirten. Woraus dann gar leicht / ja gantz Sonnen-klar abzunehmen / daß bey GOtt dem HErrn in weit groͤſſern Werth und Preiß ſeye / ein from - me Einfalt / ein einfaͤltige Frommkeit / ein arme Un - ſchuld / ein unſchuldige Armuth / als groſſe Salomoniſche / Catoniſche / Maroniſche / Ciceroniſche / Zenoniſche und Platoniſche Koͤpff / oder andere vornehme Haͤupter.

Bononia zehlt viel Doctores, Salamantica hat viel Doctores, Padua naͤhrt viel Doctores, Conimbria zeigt viel Doctores, Lugdun ſtellt viel Doctores, bin aber ver - ſichert / wann alle dieſe und noch andere mehr Anno drey - ſig nach Chriſti Geburt waͤren bey Leben geweſt / ſo haͤtte doch unſer lieber HErr keinen aus ihnen zum Apoſtel - Ampt promovirt / ſondern er hat die gantze Welt wollen lehren durch gemeine einfaͤltige / ſchlechte / arme / zerriſſne /S. Cyprian - Serm, de Nat. baͤuriſche / grobe / und ungelehrte Fiſcher / ut piſcatores, ſequentibus ſpiritibus confunderent oratores. &c. Was Wunder und Wunderthaten hat nit der allmaͤchtige GOtt ſchon gewuͤrckt / durch gemeine einfaͤltige / und bey der Welt verachte Menſchen! die vornehmſte und beruͤhmtiſte Wahlfarten in der gantzen Welt haben mei -ſtens127als er den Heyland JEſum verrahten. ſtens ihren Anfang genommen / von gemeinen einfaͤlti - gen Leuten.

  • Daroca, ein beruͤhmte Wahlfart in Spanten / durch einen
    Blaſcus tom. 1.
    armen und ſchwartzen Kohlbrenner.
  • Mons Leonis oder der Loͤwen-Berg in Franckreich / ein
    Petrus Geo - froi. in hi - ſtor. Gata - zon.
    ſehr bekandtes Gnaden-Orth / durch ein armes Maͤgdel.
  • Dremedal in Spanien / ein herrliche Kirch-Farth durch
    Gumpen. 367.
    einen armen Sau-Hirten.
  • Das beruͤhmte Miracul-Bild zu Madritt / ſo insgemein
    Quintana lib. 3. c. 75.
    das Conſtantinopl-Bild genennet wird / durch einen Eſel-Treiber.
  • Das vornehme Gnaden-Bild zu Andaſer in Spanien
    Alphonſus Rodriquez.
    durch einen gantz einfaͤltigen Schaaf-Hirten.
  • Das Wunderthaͤtige Bild zu Paderborn / mit dem ge -
    Gumpen, fol. 67. tom. 1.
    meinen Namen / das Romaniſche / durch einen ar - men Fuhrmann.
  • Conimbrica in Luſitanien / eine viel und weitberuͤhmte
    Idem fol. 222.
    Kirchfahrt / durch eine arme ſtumme Bauren-Toch - ter.
  • Cos, gleichfalls ein vornehmes Gnaden-Orth in Luſita -
    Vaſconcel - lus lib. 5. c. 10.
    nia, durch ein armes altes Weib / da ſolches in dem Wald Holtz zuſammen geklaubt.
  • Krupna im Koͤnigreich Boͤheim ein vornehmes Gnaden -
    Gumpens. 317.
    Bild durch ein Bauren-Dirn.

Viel hundert andere Welt-bekandte Wunder und Gnaden-Tempel / die hierbey / Kuͤrtze halber / umgangen werden / haben ihren Urſprung und Anfang genommen von gemeinen / einfaͤltigen und armen Leuten / denen GOtt / oder ſein gebenedeyte Mutter / oder die liebe En - gel erſchienen / und alles umſtaͤndig geoffenbahret / wie dann von dergleichen Geſchichten gantze Buͤcher ange - fuͤllt zu ſehen ſeyn: Aus deme ſchließlich abzunehmen / daß der Himmel ein weit groͤſſere Gemeinſchafft habemit128Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,mit der lieben Einfalt / ſo doch von der Welt verhoͤnet / als mit dem hochverſtaͤndigem Naſen-Witz / oder praͤch - tigem Welt-Schein / welcher gleichwol von den meiſten zum wehrtiſten gehalten wird. Dahero niemand / obſchon mit armen und ſchmutzigen Kleidern / bettleriſchen Auf - zug / zu verachten iſt / wer weiß es / ob nit unter dieſem rupffenem Kuͤttel / ein Seydenes Gewiſſen / und man - chesmal unter einem Sammeten Rock ein zwilchenes Gewiſſen ſtecken thut; Vorwahr zu Joppen hat GOTT dem Heil. Petro wunderbarliche Dinge geoffenbahret. Act. 9. Alſo ſeynd mehrmalen unter einer armen Bett - ler - oder Bauren-Joppen groſſe und himmliſche Dinge verhuͤllet; Wer haͤtte ihm eingebildet / daß aus einem duͤr - ren Eſels-Kienback der Samſon ein klares Bronnquell fin - den ſolt? Alſo wiſſen wir auch nit / ob nit GOtt mit die - ſem oder jenem einfaͤltigen Tropffen / den man vor einen Eſels-Kopff haltet / noch groſſe Wunder-Ding wuͤrcken werde / maſſen er ſchon einen gewoͤhnlichen Brauch hat / aus ſchlechten Sachen / das Vornehmſte zu machen / ſtul - ta eligit, ut confundat fortia, das Lied iſt nur vor den ge - macht / ſo da die liebe Einfalt veracht. Adeſſo ein an - ders.

Nachdem das Hebraͤiſche Lotters-Geſind / und die zu - ſammen gerotte Henckers-Knecht den Heyland JEſum in dem Garten gefangen / und wie es der ſeeligen Veroni - geoffenbahret worden / das Goͤttliche Lamm mit groͤ - ſter Ungeſtimm auf die Erden niedergeworffen / das al - lerheiligſte Angeſicht mit harten Backen-Streichen ent - unehret / eine groſſe eiſerne Ketten an den Hals gelegt / und ſolcher geſtalten ihn mit allem erdencklichen Muth - willẽ dahin geſchleppt / biß zu dem Bach Cedron, woſelbſt ſie ihn mit groſſem Gewalt von dem Steg ins Waſſer geſtůrtzt / und alſo unmenſchlich auf Haͤnd und Fuͤſſen hinduꝛch gezogen / dazumalen hat der Heyland JESUSdie129als er den Heyland JEſum verrahten. die Zeichen ſeiner Fuͤß / Knie / Haͤnd / und des Stricks /Auguſt. Mannu[ſ]hiſtor. ſe - lect. 146. wormit er gebunden / in die harte Stein / als in ein wei - ches Wachs eingedruckt / welches annoch auf heutigen Tag zu ſehen.

Hierzu / hierzu ihr ſuͤndige Adams-Kinder / und klaubt einen oder den andern Stein auf von die[ſ]em Bach Cedron, verſichere euch / ihr werdet darmit ſo gut / als mit ſeinem Kieſelſtein David den Goliath, eine oͤffters groſſe Ungedult zu Boden werffen.

Wie der Heil. Stephanus dieſer Ertz-Maͤrtyrer iſt verſteiniget worden / dazumalen ſind ihme die harten Steine gantz Zucker-ſuͤß vorkommen / lapides torrentis illi dulces fuerunt, die Urſach deſſen / geben etliche from - me Contemplanten / und ſprechen / daß unter dieſen Steinen einige geweſt ſeyen von dem Bach Cedron, wor - auf die Veſtigia und Fußſtapffen Chriſti des HErrn ein - gedruckter zu ſehen waren / und derentwegen ſeynd dem Heil. Stephano ſolche Steine nit hart vorkommen. Alſo meine liebe Adams-Kinder / laſt euch nit hart geduncken alle Trangſal und Truͤbſal / laſt euch nit hart ankommen alles Creutz und Leiden / ſehet ihr doch in allein / was ihr vor widerwaͤrtig haltet / die Fußſtapffen CHriſti / es iſt keine Pein noch Schmertzen / wordurch euer Heyland JEſus nit gangen / ihr ſeyd ja nit beſſer als Er / nit heili - ger als Er / nit unſchuldiger als er / warum dann ſo hayg - lich? warum ſolt und wolt ihr dann nit auch mit ihme leiden?

Chriſtus der HErr kommt nacher Bethania, allwo Lazatus, ein guter von Adel / mit Tod abgangen / auch ſchon begraben / findet daſelbſten zwey Schweſtern des Verſtorbenen / welche auf Weiber-Arth beweineten und trauerten den Tod ihres liebſten Bruders / wor - durch der Heyland alſo bewegt worden / daß er gleich be - ſchloſſen / denſelben wieder zum Leben zu bringen / befilchtPars III. Rdem -130Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,demnach / man ſoll gantz ſchleunig und ohne Verzug den groſſen Grabſtein hinweck waltzen. O / mein HErr / ſagt Martha, mein liebſter HErr / jam fœtet, er ſchmeckt ſchon / er ſtincktſchon / dann er war bereits vier Tag ſchon todt; Ey laß mir das eine haygliche Weiber-Naſen ſeyn / Martha, Martha, wie ungereimt ſeynd dieſe deine Re - den? ich haͤtte in der Warheit eine groͤſſere Hoͤflichkeit bey dir geſucht / maſſen du eine von Adel; was ſagſt du? jam fœtet, er ſtinckt ſchon / und wann ſchon / kans der HErr / der Heyland / der wahre Meſſias ſchmaͤcken / war - um du nit? Pfuy! ſolſt du deñ beſſer und heiliger ſeyn als Er / als Er? O wie unbeſonnen!

CHriſtus JEſus hat gelitten / mercks Menſch! der HErr und Heyland hat gelitten / betrachts Menſch! GOttes Sohn hat gelitten / gedencks Menſch! Er hat ge - litten / mehr als ich reden kan / Er hat gelitten / mehr als ich zehlen kan / er hat gelitten / mehr als ich erdencken kan / Job hat gelitten / Er noch mehr / David hat gelitten / Er noch mehr / Gedeon hat gelitten / Er noch mehr / Joſeph hat gelitten / Er noch mehr / Samſon hat gelitten / Er noch mehr / Abuer hat gelitten / Er noch mehr / Hiere - mias hat gelitten / Er noch mehr / Micheas hat gelitten / Er noch mehr / der Abel hat gelitten / Er noch mehr / die Machabeer haben gelitten / Er noch mehr / ſo viel Millio - nen der Maͤrtyrer im Neuen Teſtament haben gelitten / Er aber noch mehr / und du ſollſt und wollſt ſo zart / ſo hayglich / ſo empfindlich ſeyn / und nichts leyden? du ſchlechter Erd-Schroll / du elender Erd-Wurm / du ſuͤn - diger Tropff / nichts leyden? O wie ungereimt! Er / GOTT / alles leyden / und du Koht nichts leyden?

Der arme / nackende / krancke / hungerige / durſtige und elende Bettler Lazarus hat vor der Thuͤr des reichen Praſſers nur derenthalben ſo viel gelitten / ſpricht der H. Chryſoſtomus conc. 1. de Laz. weilen er keinen andernſeines131als er den Heyland JEſum verrathen. ſeines gleichen armen Tropffen auf der Seiten geſehen / dann gemeiniglich einem das Elend geringer geduncket / wann er einen andern ſeines gleichen wahrnim̃t. Wie ſoll dann dir Menſch dein Creutz ſo ſchwehr vorkommen / indem du doch ſiheſt / daß dein JEſus ein weit ſchwehrers getragen / warum ſollſt du dich der Schmach und Unbild beklagen / da doch dein Heyland vielmehr ausgeſtanden / ja gar unter die Moͤrder und Rauber gezehlet worden / weſſenthalben ſoll dir deine Noth und Armut ſo ſchmertz - lich fallen / indem du doch weiſt / daß dein Erloͤſer gar na - ckend und bloß an das Creutz gehefftet worden? Wie der H. Koͤnig Ludwig durch ſondere Goͤttliche Verhaͤngnuß in Tuͤrckey gefangen / und in Band und Eiſen geworffen worden / auch derenthalben ſehr traurig und beſtuͤrtzt wa - re / hat ihm ſolches ein Heyd / und unglaubiger Mahome - taner vorgeropfft / ſprechend / er befremde ſich nit ein we - nig / daß er / Koͤnig Ludwig / einen elenden / und an das Creutz genagelten GOtt anbete / und er aber ſeiner Ket - ten und Band ſich beſchwehre. In vita.

Durſtig ware das Volck Iſrael in der Wuͤſten / und verlangten ſie inſtaͤndig / daß ihre Hoffnung moͤchte in ei - nen Brunnen fallen / und wie ſie endlichen ein Waſſer an - getroffen / ſo war ſelbiges gantz bitter / faſt wie eine Gall / woruͤber dann auch ſie erbittert worden / und nit wenig Schmach-Wort uͤber den Moyſen ausgoſſen / welcher dann / ſein Volck zu beguͤtigen / aus Eingebung GOttes / ein Holtz genommen / daſſelbige in erſtgedachtes bittere Waſſer geworffen / und damit alle Bitterkeit vertrieben / und abgewendet. Exodi. 15.

Bitter / bitter kommt dich an dein elender und be - truͤbter Stand / mein Menſch / bitter / bitter / daß du keine geſunde Stund haſt / und mit deinem Leib muſt umge - hen / wie die Apoſtel mit ihrem Fiſcher-Netz / ſo ſie flicken; Bitter / bitter / daß du in Armut und Noth ſteckeſt bißR 2uͤber132Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,uͤber die Ohren / und gleichwol hoͤreſt ſchreyen die Schuld - Forderer vor der Thuͤr / und du weit aͤrmer als ein Schneck / der doch mit ſeinem eigenem Hauß verſehen iſt; Bitter / bitter kommts dich an / wann du aller Seiten verfolgt wirſt / und du bey jederman ſo angenehm wie die fuͤnff thoͤrichte Jungfrauen mit leeren Amplen / denen man die Himmels-Thuͤr vor der Naſen zugeſchlagen. Bitter / bitter gedunckt dich alle Trangſal / und Truͤb - ſal / aber folg meinem Raht / und des Moyſis ſeiner That / ergreiff ein Holtz / und zwar das jenige / an welches dein Heyland JEſus mit eiſſernen Naͤgeln angehefftet wor - den / nachmals wirſt du erfahren / daß dieſes Holtz alle deine Bitterkeit verſuͤſſen wird. Zu wuͤnſchen waͤr es / daß du einem Fiſch gleichen thaͤteſt / und zwar einem Hech - ten / welcher in den Graͤten ſeines Kopffs alle Inſtrumen - ta des Leydens Chriſti traͤgt; Zu wuͤnſchen waͤre es / daß du oͤffters das bittere Leiden deines Heylands betrachten und erwaͤgen thaͤteſt / wordurch gar wohl deine Unge - dult ſincken wuͤrde / und du alle Truͤbſal bewillkommeſt nit mit dem Auvve, ſondern mit dem Ave. Dieſe Lection iſt ſchon einen Creutzer wehrt / weil ſie vom Creutz ge - handelt. Jetzt kommt eine andere Speiß.

Daß unſer gebenedeyter HErr und Heyland JE - ſus dazumal haͤuffiges Blut geſchwitzt / wie er kurtz vor ſeinem Leiden das Gebet zu ſeinem himmliſchen Vatter verrichtet / und die ſchwere Todes-Aengſten ausgeſtan - den / iſt bey einem jeden Rechtglaubigen auſſer allen Zweiffel / allein iſt wohl in obacht zu nehmen / und reiff zu erwaͤgen / wo er / und an was Ort er ſolches Gebet ver - richtet? Joannes Soares, ſamt andern / welche das Heil. Land beſucht haben / ſagen aus / und bekennen / daß unſer lieber HErꝛ zu unterſt des Oelbeꝛgs in einer hohlen Stein - Klippen / allwo nachmals von den frommen Chriſten ei - ne Kirchen erbauet worden / habe gebetet / und Blut ge -ſchwi -133als er den Heyland JEſum verrahten. ſchwitzt / und ſeynd noch auf den heutigen Tag der Stein / worauf er gekniet / in beſagter Kirchen / auch die Zeichen ſeiner heiligſten Knie / die er darein / als in ein weichesBeda de loc. Sanct c. 6. Silvayr. lib. 8. c, 6. Wachs gedruckt / zu ſehen.

Dieſer Stein lernet dich recht beten / mein Chriſt / dann / allem Anſehen nach / kanſt du nit recht / wie es ſoll ſeyn / dein Gebet verrichten / wann du das erſtemal nit gleich nach deinem Verlangen erhoͤret wirſt / ſo glaubſt du ſchon / als ſeye dir der Allmaͤchtige ungnaͤdig / der Him - mel gebe dir einen Korb / deine Supplication erhaͤlt keinen Beſchied / und GOtt verweigere deine Bitt. O Haſen - Hertz und verzagtes Gemuͤth! Erſtellet ſich offt / als hoͤre er uns nit / damit wir nur deſtobeſſer und inſtaͤndiger an - halten und ſchreyen / und wann er etlichmal dein obſchon gantz eyfferiges und inbrinſtiges Gebet nit erhoͤret / ſo laſſe dannoch nit nach / zu bitten / gib ihme keine Ruhe / hoͤre nit auf / ſeye importun, laß dich nit abſchroͤcken / nur immer fort / ſeye geiſtlich grob / klopff ſo lang und ſo viel / biß er dir aufthut / er wird endlichen gleichſam gezwungẽ / dein Bitt zu gewaͤhren. CHriſtus JEſus hat auf ob - gedachtem Stein und harten Felſen das Gebet zu ſei - nem himmliſchen Vatter verrichtet / und zwar drey un - terſchiedlich mal nacheinander / gleichwol erſt das letzte - mal von dem Engel geſtaͤrckt / und von ſeinem Himmli - ſchen Vatter getroͤſt worden. Auf einen Streich faͤllt kein Aichbaum / Eſto in precibus importunus, ſi diſſimulatDiv. Greg. in Pſal. 6. audire, quem rogas, eſto raptor, ut regnum cœlorum ac - cipias, eſto violentus, ut vim inferas cœlis.

Wie der HErr und Heyland kommen iſt in die Ge - gend Tyri und Sidonis, da iſt ihm aus denſelben Graͤntzen ein Cananeiſch Weib zugeloffen / welche mit heller und lauter Stimm anfgeſchryen: HErr / du Sohn David / erbarme dich meiner / meine Tochter wird vom Teuffel uͤbel geplagt. Matth, 15. Was ſagt Chriſtus zu dieſem An -R 3brin -134Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,bringen / zu dieſer ſo eifferigen Bitt? etwan ja / ja! hat ſich wol / nit ein Wort / da haſt dus mein Weiblein / Er ſtellt ſich / als haͤtte Er keine Ohren / gehe lieber nach Hauß / mein Weiblein / ſchau zu der Kuchen / die Audientz bey dieſem groſſem HErrn iſt dir ſchlecht von ſtatten gan - gen / was ſchadt es / gedacht ſie / auf einen Streich faͤllt kein Baum / auf einen Anlauff uͤbergehet keine Veſtung / auf einen Blaſer erweckt man kein Feuer / macht dem - nach die andere Inſtantz / und ſchreyet noch hefftiger / als zuvor / dergeſtalten / daß auch die Apoſteln uͤber dieſe Weiber-Muſic faſt ungedultig worden / und damit ſie ihrer nur loß werden / haben ſie insgeſam̃t vor dieſelbe ei - ne Interceſſion eingelegt / baten und ſprachen / mein HErr / laß ſie doch von dir / dann ſie ſchreyet uns nach. Auf ſo vieler Recommendation und Vorbitt / wird ja frey - lich die arme Haut einen guten Beſcheid erhalten haben? nichts weniger als diß / ſondern gar eine abſchlaͤgige Ant - wort / ich bin nit geſandt / ſprach er / als allein zu den ver - lohrnen Schaafen des Hauß Iſraels. Jetzt / mein Weib / ſiheſt dn ſchon / wie viel es geſchlagen / à Dio, ſo behuͤte dich GOtt / dasmal biſt du umſonſt gereiſt / hab ſchier ſelbſten ein Mitleiden mit dir / haͤtt mir wahrhafftig nit eingebil - det / daß die Interceſſion des Apoſtoliſchen Collegii ſolte Frucht-loß ablauffen / allein Gedult. ꝛc. Nichts ver - zagt / gedacht ſie / der Korb ſchroͤckt mich noch nicht / ich will ſo lang und ſo viel anhalten / ſchreyen / bitten / begeh - ren / lauffen / ſuchen und ſuppliciren / biß er mich erhoͤret / faͤllt endlich auf die Knie nieder / dann ſie wuſte wohl / daß groſſe Herren die Ohren bey den Fuͤſſen haben / und bittet mehrmal mit aufgehabenen Haͤnden / Domine, HErr / HErr / hilff mir! was ſagt der HErr? Was? Es iſt nit gut / daß man den Kindern das Brod nehme / und werff es vor die Hund. O wohl eine arme Haut! mit dei - nem Domine Exaudi, biſt du zu ſpatt kommen / nim̃ dudein135als er den Heyland JEſum verrahten. dein Memorial zuruck / verpapp damit die zerbrochene Glaß-Scheiben zu Hauß / die letzte Antwort des HErrn ſchneidet dir alle Hoffnung ab / du wirſt nimmermehr deiner Bitt gewaͤhret ſeyn / es muͤſſen gewiſſe Urſachen verborgen ſihn / derenthalben dein Bitten nit erhoͤret wird. Ich / ſpricht das Weiblein / ich laß mich noch nit abweiſen / ich will ſo lang bitten und beten / beten und bitten / ſeuffzen und ſchreyen / ſchreyen und ſeuffzen / biß er ſchier vorlauter Importunitaͤt mir es endlichen muß er - theilen / um was ich anhalte / ſagt demnach Chriſto dem HErrn / auf ſeinen Beſcheid / dieſe Wort: Ja / HERR / mein HErr / du ſagſt freylich wohl / man ſoll der Kinder Brod nit vor die Hund werffen / aber es iſt doch auch wahr / daß die Huͤndlein von den Broſamen eſſen / wel - che von ihrer Herren Tiſche fallen. Nachdem der Hey - land JEſus endlichen geſehen / daß er dieſes Weibs nit kan loß werden / ſo hat er ihr geben / was ſie begehrt / fiat tibi, ſicut vis, es geſchehe dir / wie du willſt. Woraus un - ſchwer abzunehmen iſt / daß man nit gleich alle Hoffnung beyſeits ſolle ſetzen / wann man auf die erſte Bitt von GOtt dem HErrn nit erhoͤret wird / ſondern man muß mehrer / oͤffter und inſtaͤndiger anklopffen; Ja / ſpricht der Heil. Baſilius in conſtitut. Mona. c. 2. Wann ſchon ein gantz Monath / ein gantz Jahr / zwey / drey Jahr / und noch mehrere anſtehen / daß du noch nit erhoͤrt biſt / ſo laß gleichwol nit ab / dann GOTT will zuweilen / um eine Gnadlang / und viel / und ſtarck / und inſtaͤndig gebetten ſeyn. Weilen es dreyer gantzer Jahr nit einen Tropffen geregnet hat / alſo wolte Elias durch das Gebet einen heylſamen Regen zuwegen bringen / ſteigt zu ſolchem End auf den hohen Berg Carmels, faͤllt daſelbſt auf ſeine Knie / bittet / und bittet auf das aller inbrinſtigſte GOtt den HErrn / ſchaffet anbey ſeinem Diener / er ſolle hinge - hen / und auf das Meer ſchauen / ob er nichts ſehe? er ge -het /136Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,het / er ſchaut / er kommt / er ſagt / Vatter / ich ſihe nichts[/]Elias befihlt mehrmalen / er ſoll wiederum hingehen z[u]ſehen / er folgt / er laufft / er ſiht / er bringt die Zeitung[/]wie daß er gar nichts wahrnehme. Elias betet imme[r]fort / und thut dem Diener auferlegen / er ſolle auch da[s]dritte / vierdte / ja gar das ſiebendemal hingehen / und be[-]obachten / ob dann noch nit ein Zeichen eines Regen[s]komme? Sihe Wunder! wie er das ſiebende mal ſich da[-]hin begeben / da vermerckte er / daß ein kleines Woͤlckle[in]aus dem Meer empor ſteige / worvon nachgehends de[r]gantze Himmel verfinſtert worden / und in einen haͤuff[i -]gen Regen iſt ausgegoſſen. 3. Reg. 18. c.

So iſt dann Elias das erſtemal nit erhoͤret worde[n /]ſondern das ſiebendemal / daraus dann ſattſam zu ſchlie[ſ -]ſen iſt / daß man in dem Gebet inſtaͤndig verharren ſolle[/]und nit nur ein / ſondern mehrmalen GOtt den Allmaͤch[-]tigen / um dieſe / oder jene Gnad flehentlich anruffen / j[a]ſo gar jenem frommen Jacob nachfolgen / welcher d[ie]gantze Nacht mit dem Engel des Teſtaments gerungen[/]und ſich ausdruͤcklich verlauten laſſen / non dimittam te[,]du ſollſt nit von mir kommen / bilde dir nur gar nit ein[/]daß ich dich von mir laß / biß du mich ſegnen wirſt. G[e -]nes. 11. c.

Alſo mein GOtt und HErr / ich ruffe und ſchreye[/]und bitte um dieſe Gnad / non dimittam te, ich werde im[-]merzu bey deinen Fuͤſſen liegen / ich werde nit aufhoͤren[/]an deiner Gnaden-Pforten zu klopffen / ich laß dir fo[rt]und fort keine Ruh / niſi benedixeris mihi, ſo lang und[ſo]viel / biß deine Goͤttliche Guͤtigkeit ſich meiner erbarm[e /]und du mir auf mein demuͤhtiges Bitten / das Fiat e[r -]theileſt. Auf ſolche Weiſe importun zu ſeyn / ſchadet g[ar]nit; Er / der Heyland / hat ſich bey den zweyen Juͤnger[n /]denen er das Glait biß nacher Emaus gegeben / ſimuli[rt]und geſtellt / als wolte er weiter ſeinen Weg fortnehme[n /]es w[ar]137als er den Heiland JEſum verrahten. es war aber ſein Ernſt nicht / er wolte halt von denen zweyen begruͤſt und gebetten ſeyn / wie es dann nachmals auch geſchehen; Alſo ſtellet Er ſich gar offt / als hoͤre Er nit unſer Gebet und Ruffen / es iſt aber ſein rechter Ernſt nit / ſondern Er will gar ſchoͤn / gar eyfferig / und offt gar lang gebetten werden. Item eine andere Lehr.

Mit drey groſſen und annoch beſtaͤndigen Wunder - Wercken hat Chriſtus der HErr den Oelberg bey ſeiner Glor-reichen Himmelfahrt beguadet. Erſtlich laͤſt ſich dieſelbige Erden / worauf er gen Himmel geſtiegen / weder mit Ziegel noch Marmor / oder einem andern koſtbaren Stein bedecken / ja / ſo offt man ſolches verſucht / hat beſag - te Erden alles mit groſſer Gewalt von ſich geworffen. Zum andern / iſt an demſelben Ort ein ſehr ſtattlicher run - der Tempel und Kirchen aufgebauet worden von der Heil. Helena, Mutter des Kayſers Conſtantini, dieſes heilige Gebaͤu aber hat niemal noch mit einem Gewoͤlb oder Dach koͤnnen bedeckt werden an demſelben Ort / wo unſer lieber HErr gen Himmel gefahren. Drittens hat der HErr JEſus dazumal ſeine heilige Fußſtapffen der Erden alſo eingedruckt / daß ſelbige durch ein ewiges Wunderwerck auf keine erdenckliche Weiſe koͤnnen ausgeloͤſcht oder aus - gerottet werden / ja neben dem / daß ſolche durch ſo viel hun - dert und hundert Jahr von denen Pilgramen und Wahl - fahrtern ſeynd abgeſchaben und abgekratzt worden / ſo ver - bleiben ſie dannoch in der erſten Geſtalt / wie ſie der Hey -S. Paulinus ad Sever. Epiſt. 11. Sulpit. lib. 2. hiſt. ſac. Beda de lo - cis Sanct. c. 7. land in ſeiner Himmelfahrt eingedruckt.

Mein frommer Leſer / weil du keine Erden von be - ſagten Heil. Fuß-Pfaden kanſt nehmen / ſo nimm aufs wenigſt eine Lehr davon / und erkenne die unermaͤßliche Liebe deines gebenedeyten Heylands JESU / welcherPars III. Sin138Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,in ſeiner Himmelfahrt einen ſo harten Abſchied von uns Menſchen genommen / daß er ſo gar die heiligſte Fuͤſſe in die Erde tieff eingedruckt / zu zeigen / wie ungern er von uns weiche. Keine Feder kan beſchreiben / keine Zung kan erzehlen / kein Hertz kan faſſen die Liebe / ſo GOttes Sohn uns Menſchen erwieſen / durch die drey und dreyſ - ſig Jahr / da er auf Erden wanderte / und weil ſolche Lie - be ohne Maß / ohne End / und ohne Grund / ohne Zihl / ohne Zahl iſt / alſo will ich dermalen ſolche mit der ſchlech - ten Feder nit entwerffen / ſondern nur kurtz beyfuͤgen / was Lieb-Stuck der Heyland JEſus mehrmalen den Men - ſchen erwieſen. Catharina Alexandrina, Catharina Senenſis, Catharina Riccia, Lucia Narnienſis, Ste - phana Quintiana, Thereſia â Jeſu, Pudentiana Zagnonia, Roſa Limenſis, Joanna â Cruce, Urſula Benicaſa, Maria Villana, und viel andere ſeelige und Heil. Jungfrauen / ſeynd ſo gar von Chriſty dem HErrn / als liebſte Geſponſen und Braͤute erkieſen / und mit einemPagata rom. 1. ſol. 342. Mahl-Ring begnadet worden. Was kan dann die Goͤtt - liche Liebe mehr thun?

Bonifacius Laufanenſis, Francischinus de Caſali, Catharina Bononienſis, Agnes Politiana, Cajetanus Tienenſis, Franciſcus Aſſiſius, Antonius Paduanus, Dominica de Paradiſo, Clara de monte Falco, Ma - ria Caraffa, Joannes Dei, und viel andere heilige Die - ner und Dienerin GOttes ſind ſo weit kommen / daß ſie der HErr und Heyland in der Geſtalt eines kleinen guldenenIbidem rom. 2. ſol. 515. Kind umfangen / umhalſt / und gekuͤſſet / was kan dann die Goͤttliche Liebe mehr thun?

In die Catharina Senenſis, Stephana de Soncino, Catharina de Raconiſio, und andere mehr / hat ſich derHErr139als er den Heyland JEſum verrahten. HErr JEſus alſo verliebt / daß er ihnen ſo gar das Hertz mit guldenen und gluͤenden Pfeylen durchbohrt hat. Was kan doch mehrers thun die Goͤttliche Liebe? welche billigIbid. ſol. 517. und recht ſoll den Menſchen mit einer Gegen-Liebe ver - golten werden / wie dann vieler Lehrer Ausſag iſt / daß im Anfang der Welt der Himmliſche Vatter den Adam / als erſten Menſchen / nit eigenhaͤndig habe erſchaffen / ſondern ſolches den Engeln habe aufgetragen / welche dann gantz urbietig nach dem Goͤttlichen Befehl und Model dem Menſchen alle Glieder aus Leim zuſammen gepapt / da ſie aber auch das Hertz wolten formiren / hat GOtt der HErr ihnen den Leim weggenommen / und er ſelbſt ſolches ge - ſtaltet / damit nemlichen das menſchliche Hertz ihn allein ſolle und wolle lieben / das haben zwar ſehr viel gethan / denen du liebſter Leſer von Rechts-wegen ſolteſt nachfol - gen.

Der H. Philippus Nerius iſt in der Liebe gegen GOtt alſo entzuͤndet geweſt / und hat ihme das Hertz vor Liebe alſo geſchlagen und getobt / daß hiervon gar zwey RippenAnroniu[ſ]Gallon, in Vit. auf der lincken Seiten zerbrochen.

Die heiligmaͤſſige Urſula Benicaſa hat GOtt ſo in - bruͤnſtig geliebt / daß ihr oͤffters von denen Liebes-Flam - men ein groſſer Rauch aus dem Maul geſtiegen / und nach ihrem ſeeligen Tod / in Eroͤffnung des Leibs / das HertzIn act. hu - jus. voͤllig verbrennter gefunden worden.

Der ſeelige Beichtiger Joannes aus unſerm Augu - ſtiner-Ordenhat vor Goͤttlicher Liebe alſo gebronnen / daß er / mitten im rauhen und kalten Winder / die Kleider nit konte am Leib behalten / welcher mehrmal alſo erhitzt wa -Auct. Faſt Mari. re / als waͤre er lebendig gebraten.

Die Seelige Catharina Genuenſis branne dergeſtal -S 2ten140Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,ten vor Liebe zu GOtt / daß ſie gar offt Haͤnd und Fuͤſſe hat muͤſſen in ein kaltes Waſſer ſtecken / worvon das Waſ -In Vita c. 50. ſer alſo geſotten / als haͤtte der Schmied ein gluͤendes Eiſen hineingeſtoſſen.

Der ſeelige Stanislaus Coska aus der Societet Jeſu, ware alſo in Goͤttlicher Liebe entzuͤndet / daß man ihme gar offt mit naſſen Tuͤchern / ſo in friſchen Bronnen -In Vitâ. Waſſer gedunckt / die Bruſt und das Hertz muſte kuͤh - len.

Hieronymus Narnienſis Capuciner-Ordens iſt gar offt in dem Gebet von der Liebe zu GOTT alſo ergriffen worden / daß er am gantzen Leib geſchwitzt / und ſo man ihme an die lincke Seiten der Bruſt ein Tuch gehalten / iſtPagat - tom. 2. fol. 80. ſolches nit anderſt abgedoͤrrt worden / als haͤtte man es an einen wohlgeheitzten Ofen gehebt.

Weil obenher der eingedruckten Fußſtapffen CHriſti auf dem Oelberg gedacht worden / alſo kan nit umgangen werden / jene Wunder-Geſchicht / welche ſich mit einem Liebhabeꝛ GOttes hat zugetragen auf obbenauntem Oel - berg. Dieſer war ein frommer und gottſeeliger Menſch / welcher aus inbruͤnſtiger Andacht alle heilige Oerther be - ſucht / zu allerletzt aber den Oelberg / worvon der HERR JESUS gen Himmel gefahren / allda hat er einen ab - ſonderlichen Eyffer ſpuͤhren laſſen / und zwar dergeſtalten in der Liebe zu ſeinem Erloͤſer entzuͤndet worden / daß er vor lauter Liebe den Geiſt aufgeben / und ſeelig verſchie - den / auch ungezweiffelt ſeine Seele eben den Weg gen Himmel genommen / wohin Chriſtus der HErr Glor-reich gefahren / nachdeme ſein Leib eroͤffnet worden / hat man in Mitten des Hertzens mit guldenen Buchſtaben folgen - de Worte geſchriebener gefunden / Amor meus JEſus,meine141als er den Heyland JEſum verrahten. meine Liebe iſt JESUS. Dieſem / mein frommerBerchorius in red. mo - ral. lrb. 14. c. 12. Chriſt / folge nach / lebe in GOtt / und liebe GOtt / und lo - be GOtt / ſchencke ihme dein Hertz / im Hertzen die Liebe / in der Liebe die Beſtaͤndigkeit / ſo dann iſt dir gar gewiß die Seeligkeit. Vor dißmal iſt es genug.

In dem Convent S. Franciſci Cajetæ waren zwey fromme Lay-Bruͤder / welche ſich am H. Antlaß-Pfingſt - Tag / oder gruͤnen Donners-Tag auch nach Moͤglichkeit præparirten zu der heiligen Communion nach gewoͤhn - lichem Brauch der Religion, indem ſie nun im wenigſten ihnen etwas anderſt eingebildet / da kommt ein Befehl vom P. Quardian, ſie ſollen geſchwind / und ohne fernern Verſchub / in die Stadt gehen / Brod zu ſammlen / welchem dann die gute Bruͤder ſchleunigſt nachkommen / weilen ſie aber ſich gar zu lang in dem Sammlen verweilet / und be - reits in ihrer Zuruckkehr die andere Geiſtliche ſchon bey der Tafel / als bey dem Mittag-Eſſen / angetroffen / alſo war es ihnen gantz hertzlich leid / daß ſie die Heil. Com - munion verſaumet / weſſenthalben ſie alles Eſſen und Trincken beyſeits geſetzt / und in der Capellen / allwo das hoͤchſte Gut / und heiligſte Altar-Geheimnuß aufbehal - ten ware / mit vielem Weinen und Seuffzen ihr Ungluͤck bedauerten / ſihe aber / wie GOtt den geleiſten Gehorſam ſo reichlich belohnet hat! In dieſem ihꝛem waͤhꝛenden Weh - klagen ſteigt ein holdſeeligſter Juͤngling / einer unbeſchreib - lichen Schoͤnheit / aus dem Tabernackel heraus / reicht be - ſagten frommen Bruͤdern einem jeden die Heil. Com - munion, nachmals ſich wieder dahin begeben / woher er kommen iſt. Noch aber auf den heutigen Tag ſihet man die Fußſtapffen / welche dieſer Juͤngling in die harte Stein eingedruckt hat; da kan man ſehen / hoͤren / greiffen und be -S 3greiffen /142Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,Gonzaga in Proven. cia terræ læboris de Convent: Cajet. greiffen / wie angenehm bey GOtt dem HErrn ſeye der Gehorſam.

Mir iſt geſtert Vormittag ein wackerer wolaufge - butzter Florimundus begegnet / mit einer ſo ſtattlichen Barocca, daß ſich auch des Abſolons Krauß-Kopf dar - gegen muͤſſte ſchaͤmen / dieſer ware mit Courteſyen / Hoͤf - lichkeit / Ceremonien / und Ehrbeweiſungen gantz gefuͤt - tert / gantz uͤberzogen / gantz gebraͤmt / geſteppt und aus - gemacht / daß ich gaͤntzlich die Gedancken gehabt / ſein Vat - ter ſeye ein Hofbeſen geweſt / wormit die Ritterſtuben uñ Ante Camera ſeye ausgekehrt worden / dann allda traͤgt man die Ceremonien gar in der Miſtbutten aus / O was Schuhwezen / Schuhkratzen / Schuhbiegen / Schuhliegen gibts daſelbſt! Er war ſo hurtig mit dem Huͤtel von dem Kopf herunder / daß einer hat glauben koͤnnen / er ſeye bey dem Meiſter Boreas vom Windhauſen in die Schul gangen / ſein Gruß und Willkomm mit allerley Comple - mentẽ untermaͤngt war dieſer: gehorſamer Diener / Re - verende Pater, was ſchaffẽſie? nur befohlẽ / ich zeigte ihme aus erheiſſendter Schuldigkeit / auch alle Gegen-Ehrz und nach wenig vollbrachtem Diſcurs giengen wir voneinan - der â Dio ſervitor, kaum daß er etliche Schritt von mit entfernet / hoͤrete ich in meine Ohren / wie daß er bey dem naͤchſten Bekañten in dieſe Wort ausgebrochen / der Pater glaubt / ich ſeye ſein guter Freund / aber das nit / ich kan ein gantzes Jahr ohne Pfaffen leben / einen ſo guten Ma - gen habe ich / Ey daß dich der Bettl-Vogt von Memmin - gen hole / ſo biſt du ein gehorſamer Diener von Lug - dun in Franckreich.

Ein ſchoͤnes Wort iſt gehorſam / wann man es in dem Werck erzeigt / wie Chriſtus der Heiland ſelbſten unter -thaͤnig143wie er den Heyland JEſum Verrahten. thaͤnig geweſt / und den Gehorſam geleiſtet von ſeiner hei - ligſten Geburt / biß in ſeinen bitterſten Tod. Deme auch vollkom̃enſt nachgefolget ſeine uͤbergebenedeyte jungfraͤu - liche Mutter Maria, welche in allem auf das genaneſte den Befehl / und ſo gar den geringſten Augen-Wincker voll - zogen / ihres geliebſten Geſpouß Joſephi: und woher iſt die Glori und groͤſte Verdienſten gewachſen / ſo unzahlbarer vieler Religiofen / und GOtt-gewidmeter Kloſter-Leute / als eben aus dem Gehorſam?

Kein groͤſſeres Benè bey den Benedictinern iſt / als der Gehorſam. In dem vornehmen Cloſter Corbei in Teutſchland Benedictiner-Ordens / hat ſich vor dieſem mehrmals zugetragen / daß / wann einige Geiſtliche zur Zeit des Chori, aus Befehl der Obern / andere Geſchaͤff - ten zu verrichten hatten / an ſtatt derſelben / die liebe EngelPagar. tom. 3. 337. 9. par. ihre Stell in dem Chor vertretten.

Bey den Bernardinern / weil doch ihr Heil. Vatter ein Clarevaliſche Biene oder Imme genennet wird / iſt das beſte Hoͤnig ſeyn unterthaͤnig. Einer aus beſag - tem Cloſter ware im Sterben / und wolte bereits ſchon in die Zuͤge greiffen / deme aber der Heil. Vatter mit dieſen Worten begegnet / mein lieber Frater, weil die Geiſtliche den gantzen Tag hindurch ſehr muͤd worden / alſo iſt noth - wendig / daß ſie auch ſchlaffen muͤſſen / dahero haben ſie jetzt gar nit Weil mit dir umzugehen / befihl dir alſo / daß du nit ſollſt ſterben / biß man die Geiſtliche aufweckt / und zum gewoͤhnlichen Gottes-Dienſt ruffet / der Sterbende ſagt alſobalden ja / und aus Gehorſam ſchiebt er den ſee - ligen Tod und Abſchied auf / biß man in den Chor ge -Hentiquez in faſcic. dc S. Betnar - do. laͤutet.

Den Jeſuitern / ob ſchon ihr Heil. Stiffter ein Spaniergeweſt /144Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,geweſt / kommt es dannoch nit Spaniſch vor / wann ſie bald diß / bald jenes aus Gehorſam verrichten / I, das Ge - hen / O, das Stehen nach der Obern Will iſt gantz gemein bey ihnen / woraus dann IO triumpha erwachſet. Der gottſelige und heilig-maͤſſige Pater Caſparus Barzæus ware dem Gehorſam alſo zugethan / daß / wie ihme in ei - ner ſehr gefaͤhrlichen Kranckheit der Pater Rector zu Goa befohlen / und zwar nur Schertz-weiß / er ſolle aufſtehen / dann man habe ſeiner dermalen ſtarck vonnoͤhten / worauf er den andern Tag friſch und geſund / zweiffels ohne durch ein Wunderwerck / ſich vor ſeiner Obrigkeit geſtellt / und zu allem Befehl ſich urbietig anerbotten / auch gleich dar -Hiſt-So - ciet. p. 1. lib. 8. auf / ohne einiges vorgehendes Studio, aus Gehorſam / ein ſehr ſtattliche Predig gemacht.

Die Carmeliter / weil ſie ohnedas ihr Stamm - Hauß auf einen Berg geſetzt / halten den Gehorſam vor hoch. In ihrem Convent zu Paterni wolte der Novitzen - Meiſter der Carmeliter Parfuͤſſer unter ſeinen jungen geiſtlichen Kindern den Gehorſam recht erfahren / ſchaffte demnach einem aus ihnen / er ſolte ohne Verzug auf jenen Baum ſteigen / und das alldorten ſo lieblich-ſingende Voͤ - gelein herunter nehmen / welchem der fromme Novitius ohne fernere Widerred alſobalden nachkommen / und das freye Voͤgelein mit offener Hand herunter geholt / ſo auchHiſt. Car - mol. tom. 17 lib. 32. c. 36. nachmals nit hinweg geflogen / biß der Pater Magiſter die Erlaubnuß ertheilt.

Die Dominicaner fuͤhren in ihrem Wappen ein Huͤndlein / glaub aber wohl / wann ſie demſelben wolten und ſolten ein Hals-Band machen laſſen / daß keine an - dere Schrifft darauf kaͤme / als Obedientia, der Gehor - ſam. Dann ſo wachſame Domini Canes, oder Hund desHErrn145als er den Heyland JEſum verrahten. HErrn ſie immer ſeynd / und in ihrem Predig-Ampt ſtattlich bellen / ſo guſchen ſie dann auch gehorſamſt / wie es der Willen ihrer Obern erfordert. Die Heil. Roſa Li - menſis aus dem Orden des Heil. Dominici, weil ſie bey Lebs-Zeiten je und allemal ſich des Gehorſams befliſ - ſen / wolte auch nach dem Tod ſelbigen nit uͤbertretten. In dem Cloſter zu Lima ware durch Unachtſamkeit einer Dienſt-Magd ein ſilberner Loͤffel verlohren / und weil man ſelbigen aller Orthen auf das genaueſte geſucht / und nit gefunden / alſo haͤtte leichtlich ein Argwohn auf eine oder andere Perſon koͤnnen gefaſt werden / zu Verhuͤtung dieſes / hat ſich die Vorſteherin obben annten Convents zu der Bildnuß der Heil. Roſæ gewendt / und ſie mit dieſen Worten angeredet / Heilige Reſa, durch den Gewalt / ſo mir unwuͤrdigen Obrigkeit dieſes Orths ertheilt worden / befehl ich dir / daß du alſobalden / und ohne fernern Auf - ſchub von GOtt den verlohrnen Loͤffel wieder erhalten ſolleſt. ꝛc. Nach vollendter Veſper und GOttes-Dienſt hat beſagte Vorſteherin denſelben auf ihrem Tiſch gefun - den / wolte alſo Roſa nach dem Tod nit ungehorſam gehal -Seraphinus Bertolinus in Vit. ten werden.

Die Franciſcaner fliegen weit beſſer hinauf gen Him - mel auf ihren Stricken / als die Seil-Taͤntzer von der Hoͤhe herab / und iſt bey jenen auch ein Knopff an die Guͤrtel gemacht / der heiſt ſo viel / als man ſoll des Gehor - ſams nit vergeſſen / welcher dann bey ihnen mehrmalen ſehr merckwuͤrdige Sachen gewuͤrckt hat. Der ſeelige Thomas Florentinus aus beſagtem Orden hat auf der Reiß nacher Jeruſalem von Joanne Capiſtrano den Befehl be - kommen / er ſoll alſobald / zur Straff ſeines begangenen Fehlers / aus der Kuche feuerige und gluͤende Kohlen auf den bloſſen Haͤnden in das Zimmer tragen: dieſen Befehl hat alſobald der ſeelige Thomas vollzogen / und nit allein die begehrte gluͤende Kohlen in die Stuben / ſondern auchPars III. Tvon146Sichtbares Wahrzeichen des verruchten Iſcarioths,Vadinus in A. 1447. de B. Thom. von dannen wieder in die Kuche getragen / ohne dem aller - wintzigſten Schaden oder Verletzung.

Die Capuciner ſeynd freylich wohl ihres harten Le - bens halber ihr Geſtreng zu neñen / bey GOtt aber ſeynd ſie derenthalben in Gnaden / forderſt wegen des heiligen Gehorſams. Fr. Nicolaus, ein Ley-Bruder aus erſtgedach - tem Orden / hat aus Gehorſam einen ausgedorrten Naſt von einem Feigen-Baum in die Erde geſteckt / welcher[B]ouerius in A. 1570. dann hat angefangen zu gruͤnen / und Frucht zu brin - gen.

Die Auguſtiner tragen nit allein das Wort Aug in dem Namen / ſondern ſie muͤſſen auch auf den geringſten und wintzigſten Augen-Wincker ihrer Obrigkeiten Be - fehl gehorſamſt vollziehen / welches auch bißhero GOTT mit vielen Wunder-Wercken bekraͤfftiget hat. Wie dann ein Novitius bey uns von dem P. Magiſter geheiſſen wor - den / er ſolle die Kertzen anzuͤnden / und indeme der from - me Juͤngling ſich demuͤhtig entſchuldiget / wie daß er kei - ne Kertzen bey Handen habe / worauf der P. Magiſter be - fohlen / er ſolle den Finger anzuͤnden / welchem dann / aus blinden Gehorſam / der from̃e Novitius nachkommen / und den Finger an ſtatt der Kertzen angezuͤndet / der / wie das reineſte Wachs-Liecht gebronnen / und ihme anbey weder Schmertzen noch Schaden verurſachet.

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Judas147

Judas der Ertzſchelm hat den Feyer - Tag nit geheiliget / ſondern denſelben uͤbel zugebracht.

NAchdem der verruchte Iſcarioth ſchon eine geraume Zeit wegen ſteten Diebſtahls un - ter dem Gewalt des Sathans geweſen / ſo hat er endlich den 23. Martii, ſich von Be - thania nacher Jeruſalem begeben / daſelbſt in dem Palaſt des Hohen-Prieſters Caiphæ mit dem da - zumalen verſam̃leten Concilio, den Pact und Contract ge - macht / JEſum von Nazareth in ihre Haͤnde zu liefern / uͤber ſolches hat er gantz ſchleunig ſeinen Ruckweg genom - men nacher Bethania, allwo er gar hoͤflich empfangen worden / auch ſo gar die gebenedeyte Mutter MARIA ih - re Zuverſicht zu ihm genom̃en. Mein Judas, ſprach ſie / weil du wohl-meritirter Procurator biſt des gantzen Col - legii, und das meiſte durch deine Haͤnde gehet / auch du al - lerſeits bekandt / und in Ehren gehalten wirſt / als befehl ich dir meinen liebſten Sohn / worauf Judas geantwor - tet / wie daß er in allweg / was ſeine ſchlechte Perſon an - betrifft / ihme wolle an die Hand gehen / ſo gar hat er noch denſelben Mitwochen Abends bey der gemeinen Tafel ge - ſpeiſet / und wie es der Seraphiſche Bonaventura bezeugt /In vita Chr. p. 2. c. 4. fol. 565. iſt der Iſcarioth geſeſſen zwiſchen JEſu und Maria in der Mitte / den andern Tag / als am Donnerstag zu Abends hat das hohe Feſt ſchon ſeinen Anfang genommen / da dann der HErr JEſus / wie vorhin gemeldet worden / mit ſeinen Apoſteln nach dem Geſetz Moyſis das Oſter-Lam̃ geſſen. Unter waͤhrender Tafel aber / als er beſagtem Boͤß - wicht das eingedunckte Brod dargereicht / hat er ihn mitJoan. 13. v. 26.T 2die -148Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /dieſen Worten angeredet: Was du thuſt / das thue bald / das verſtunde aber keiner von denen / welche zu Tiſche ſaſſen / worzu ers ihme geſagt habe / dann etliche meineten / weil Judas den Beutel hatte / ſo haͤtte JEſus zu ihm geſagt / kauffe was uns gegen dem Feſt von - noͤhten / dann es hatte der gebenedeyte HErr zu unſerer Nachfolge den loͤblichen Brauch / daß er alle Feſttaͤg / worbey er ſich emſigſt eingefunden / unterſchiedliche Vi - ctualien hat laſſen einkauffen / welche er neben dem Geld unter die Armen austheilen laſſen: der verdam̃te Geſell aber hatte den wenigſten Reſpect des Feſts und hoher So - lemnitaͤt / ſondern noch an demſelben ſeinen HErrn JE - ſum verrahten. O Schelm! ich wolte wuͤnſchen / du haͤtteſt dißfalls keine Bruͤder.

Die alte / in Irthum verblendte / Heyden hatten das Jahr hindurch unterſchiedliche Feſt-Taͤge / welche ſie gantz eyfferig und hoch-feyerlich begangen: Einige wur - den genennet Adonia, andere Agonalia, andere Amburbia - lia, andere Anthiſteria, andere Apathuria, andere Armi - luſtria, andere Aſcholia, andere Athenæa, andere Bœdro - mia, undere Camentalia, andere Carnia, andere Tharge - lia, andere Palilia, andere Cerealia, andere Compitalia, andere Sigillaria, andere Conſualia, andere Elcitiria, an - dere Floralia, andere Hermæa, andere Hilaria, andere Le - næa, andere Lupercalia, andere Oſchophoria, andere Pa - nathænæa, andere Pyanaphia, andere Quiniquatria, an - dere Megaleſia, andere Quirinalia, andere Rubigalia, an - dere Saturnalia, andere Septimontia, andere Tiberinalia, andere Tubiluftria, andere Vulcanaria, andere Carmen - talia, andere Vinalia, andere Phallagogia, andere Vultur - nalia, andere Meditrinalia, andere Vertumnalia, Parenta - lia, Quirinalia, Fornicalia, Initialia, Terminalia, Matro - nalia, Junonalia, andere gar Stultalia und Narralia &c. dergleichen Teufels-Feſt haben ſie gehalten mit groſſemEyfer /149ſondern denſelben uͤbel zugebracht. Eyſer / mit koſtbarem Opffer / mit herrlichen Pracht / mit heuffigem Unkoſten / gar offt auch mit theuren Menſchen - Blut.

In Japonia celebriren und begehen die Heyden einen Feſt-Tag zu Ehren des Abgotts Daymiouin, den ſie mit einer Volck-reichen Proceſſion verehren / und anbey mit heller und lauter Stim̃ aufſchreyen folgende Wort / Xen -Franeiſ. soller. lib. 4. zayraquu, Menzayraqua, nachmals opffern ſie beſagtem Goͤtzen-Bild eine unglaubliche Maͤnge des Golds und Silbers.

In dem Calecutiſchen Koͤnigreich / wird das Feſt ihrer Goͤtter / die ſie Pagodes nennen / uͤber alle Maſſen feyerlich begangen: Erſtlich pflegt denſelben Tag ihr groſſer Kay - ſer Zamorinus ſich mit ſo viel Edelgeſteinen und Kleino - dien ſchmuͤcken / daß er dieſelbe alleinig zu tragen / nit maͤchtig / ſondern vonnoͤhten / daß zwey Vornehme von Adel ihm unter die Arme greiffen / und alſo auf eine hohe hierzu beſtellte Buͤhne hinauf fuͤhren: Nach ſolchem folgt eine Proceſſion, von hundert und funffzig Elephanten / ſo alle auf das praͤchtigſte gezieret / und ein jeder aus dieſen traͤgt auf ſeinem breiten Buckel ein Goͤtzen-Bild / deren eines eine Katz / das andere einen Hund / das dritte einen Affen vorſtellet / auf ſolche kom̃en erſt die Leute / ſo in Klei - der-Pracht und Aufzug allen eine Verwunderung ver - urſachen / ſo bald dieſe in das Angeſicht des Kayſers ge - langen / alsdann begruͤſſen ſie demuͤhtigſt das Goͤtzen - Bild / deme einer oder der andere vorderiſt zugethan iſt / gleich hernach verwundet er mit zweyen bloſſen Degen ſeinen Leib / und abſonderlich das Haupt dergeſtalten / biß er todt dahin faͤllt. Geſchicht gar offt / daß an einem ſolchen Feſt-Tag ſich uͤber die tauſend Menſchen alſo auf - opffern. Zu einer andern Zeit des Jahrs begehen ſie mehrmalen einen Feſt-Tag zu Ehren ihrer Goͤtter / da - zumalen fuͤhren ſie auf einen großmaͤchtigen Wagen al -T 3le ih -150Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /le ihre hundert und funffzig Goͤtter / welche von Stein und Ertz / derowegen uͤber alle Maſſen ſchwehr / dieſen Wagen ziehen mehrer als 700. Perſonen / welche ſich nunPetrus de Janicc. hiſt. Ind. c. 4. als eyfferige Diener ihrer Abgoͤtter wollen erzeigen / dieſe werffen ſich auf dem Weg nieder / und laſſen ſich von de - nen Raͤdern dieſes Wagens zerquetſchen / welche nach - mals das Volck vor Heilige haltet / und dero Leiber zu viel tauſend Stuͤck zertheilet / worvon ein jeder ein Reliquien eyfferig begehrt. Was ſagen wir Chriſten zu dieſem? Wie begehen dann wir die Feſt-Tage unſeres wahren GOttes / der uns erſchaffen und erloͤſt hat? Wie? die Hebraͤer halten ihren Sabbath ſo eyfferig / daß ſie an demſelben gar kein Feuer aufmachen / gar kein Feuer aus - loͤſchen / gar keine Stuben auskehren / gar keine Speiß kochen / gar nichts tragen / nichts fuͤhren / nichts ſchieben / nichts Schwehres heben / will geſchweigen / an - dere Arbeit thun; Einer ſo gar in Engelland iſt durch Un - gluͤck in einen unflaͤhtigen Ort gefallen / und wolte auf keine Weiſe aus dieſer Geſtanck-Pfuͤtzen gezogen wer - den / biß der Sabbath vorbey / ſprechend / Sabbata Sancta colo, de ſtercore ſurgere nolo: Was thun wir Chriſten? wie halten dann wir unſere heilige Sonntaͤge und Feyer - taͤge? wie?

Marc. 16.

Maria Magdalena, Maria Jacobi und Salome haben koſt - bare Spezereyen kaufft / damit ſie den heiligſten Leich - nam JESU im Grab mochten ſalben / wie es bey ſel - biger Zeit gebraͤuchlich / ſolches gute Werck aber haben dieſe from̃e und heilige drey Frauen erſt am Sonntag in aller Fruͤhe vollzogen / warum aber nit eheunter meine gottſeelige Matronen? Wann ihr den HErrn Heyland ſo inniglich liebet / wie daß ihr nit ſchleuniger dieſes gute Werck verricht habt? Es iſt kein Wunder / daß ihr nach - mals am Sonntag zu ſpath kom̃en / und er dazumal ſchon vom Todten auferſtanden / ſo ihr aber den Tag zuvor euchhaͤttet151ſondern denſelben uͤbel zugebracht. haͤttet eingefunden / ſo dann waͤre der gute Handel an - gangen. Es geben mir aber dieſe drey heilige Weiber die Antwort / wie daß bey ihnen die gute Meynung / ſolches Werck bald zu verrichten / nit ſeye abgangen / allein der Sabbath / ſo entzwiſchen kom̃en / habe ſie verhindert. So hoͤre ich wohl / ſeyd ihr gewiſſenhaffte Frauen ſo ſcrupulosLaurent, Juſtin. de Triumph. agon. geweſen / daß ihr euch nit getrauet / auch dieſes / ob ſchon gute / und an ſich ſelbſt lobwuͤrdige Werck zu verrichten / in Meynung / der Sabbath moͤchte hierdurch / vermoͤg des Geſetzes / nit vollkom̃entlich begangen werden. Was ſagen wir hierzu?

So Scrupulos bin ich nit / ſagt ein Edelmann / dann nachdem mir mein Capellan Longinus eine kurtze Meß auf der Poſt herab geleſen / begibe ich mich zu einer Ge - muͤhts-Erquickung und ehrlichen Geſpaͤß ins Feld hin - aus / und ſihe / daß ich meine Kuche mit einem Wildbrett regalire / Sonntag hin / Feyertag her / mein Calender ſchreibt / es ſeye heut gut jagen und hetzen. Gnaͤdiger Herr / mit dero Erlaubnuß / ſie haben ja auch zweiffels ohne geſtudirt / und folgſam werden Sie wiſſen / daß auf Lateiniſch der Sonntag dies Dominica genennet wird / das iſt der Tag unſers HErrn / wann ihr dann ſolchen zu eurem Geſpaͤß oder Nutzen gebraucht / ſo dann iſt ſolcher Tag nit unſers HErrn / ſondern Eurer / Ihr aber ſtehlt ſolchen unſerm lieben HErrn hinweck / wie ein anderer ꝛc. und glaubt ihr dann / daß dieſes der Allmaͤchtige werde ungeſtraffter uͤberſehen? Iſt dann ſchon vergeſſen / was Cantipratanus ſchreibt / daß ein Edelmann in Teutſchland Sonntag und Feyertag meiſtens mit Hetzen und Jagen zugebracht / ob er ſchon deſſenthalben von ſeiner Frauen oͤffters ermahnet worden / nachmals aber der gerechte GOtt ihn dergeſtalten geſtrafft / daß ihm ſeine Frau Ge - mahlin einen Sohn gebohren mit einem Hunds-Kopff / wie die Windſpiel pflegen zu haben.

So152Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /

So ſcrupulos bin ich nit / ſagt eine Edelfrau / dañ mein Herr acht ſich nit viel der Wirthſchafft / deßwegen ligt es mir ob / ein wachſames Aug auf das Meinige zu haben / unſer Herr macht mit mir / und den Meinigen kein ſolches Miracul, wie er gemacht hat mit denen Iſraelitern / wel - che er 40. gantzer Jahr in der Wuͤſten mit allem verſehen / ſo gar / daß ihnen nit ein Faden an ihren Kleidern zerriſ - ſen / 40. gantzer Jahr ein Heind getragen / und gleichwol das Lateiniſche Lob nit darein kom̃en. ꝛc. Auf dergleichen Miracul darff ich mich nicht verlaſſen / dahero muß ich mich um das Meinige ſorgfaͤltig bewerben / und im Som̃er ſuchen / was ich den Winter gehofft habe: Sonn - tag hin / Feyertag her / ich werd deſſentwegen mit dem Moyſe die 10. Gebott nit brechen / ſo gar nit klieben / wañ ich heut am Sonntage laß das Getraͤid ſchneiden / es iſt beſſer ich habs / als ich haͤtts. Es iſt nit weniger / mein gnaͤdige Frau / und thut ſie dißfalls nit uͤbel / daß ſie eine gute Martha abgibt / allein muß ſie wiſſen / daß ſie weit unhoͤflicher iſt / als die groͤbſte Baͤurin / maſſen ihr der guͤtigſte GOtt die gantze Wochen aus purer Freygebig - keit geſchenckt und geſpendirt / den Sonntag aber ihme allein vorbehalten / und ſeinen Goͤttlichen Ehren und Dienſten / ſie aber iſt ſo unverſchaͤmt / daß ſie ihme auch dieſen ſeinen ſelbſt erwaͤhlten Tag aus den Haͤnden un - verſchaͤmt reiſſet / und glaub ſie gewiß / daß ſolches die be - leydigte Goͤttliche Majeſtaͤt nit wird ungerochen laſſen /In actis S. Otton. geſtalten zu leſen iſt in den Geſchichten des heiligen Bam - bergeriſchen Biſchoffs Othonis, daß eine Edelfrau an ei - nem Sonntag ihre Leute auf den Acker hinausgefuͤhrt / damit ſie das Getraͤid ſollen abſchneiden / weil der Tag ſo ſchoͤn warm und heiter / und damit ſie die Arbeiter deſto mehrer zum Schnitt aufmunterte / hat ſie ſelbſt die Klei - der aufgeſchuͤrtzt / die Sichel in die Hand genommen / mit der Lincken das Getraͤid umfaſt / und anbey geſprochen /ſchauet /153ſondern denſelben uͤbel zugebracht. ſchauet / was ihr ſehet / das ich thue / ſo thut es auch / kaum aber daß ſolche Wort geſchehen / iſt ſie alſobalden erſtarret am gantzen Leib / alſo gebuckter gantz unbeweglich ge - ſtanden / ob waͤre ſie vom harten Marmorſtein / und zu - gleich ihre ungluͤckſeelige Seele aufgeben.

So ſcrupulos wie Magdalena, und ihre zwey Came - radinen / bin ich nit / ſagt ein Burger / dann wann ich zu - weilen uͤberhaͤuffige Arbeit hab / ſo nimm ich den Sonn - tag zur Behilff / arbeite den Sonntag Vormittags biß um halbe zwoͤlff Uhr / ſo dann erdappe ich noch eine Meß / und gemeiniglich treff ich einen Prieſter an / der zwiſchen Anfang und End ſich nit viel aufhaͤlt / ſolcher geſtalten hab ich dem Sonntag weder Ehr noch Ohr abgeſchnitten / wann mir die Raben das Brod ins Hauß tragten / wie dem Eliaͤ / ſo thaͤt ich mich um das Arbeiten auch nit viel annehmen. Mein Burger / wie gottloß zeigt ihr euch gegen dem Allerhoͤchſten / Adam war derentwegen ſo groſ - ſer Straff wuͤrdig / weil ihme der Allerhoͤchſte das gantze Paradeiß / und alles Obs darinnen zu ſeinem Wolgefal - len uͤbergeben / einen einigen Baum aber ihme vorbehal - ten / und Adam gleichwol ſo vermeſſen / daß er GOtt auch dieſen Baum nit gelaſſen. Euch hat GOtt 6. Tag in der Wochen geben / die ihr pur und einig zu euren Dienſten nach Wohlgefallen koͤnnt brauchen / einen einigen Sonn - tag aber hat er ihme vorbehalten / und ihr ſeyd ſo Gewiſ - ſen-los / und unverſchamt / daß ihr auch dieſen ihme nit vergoͤnnet. Sehet aber zu / daß euch und das eurige nicht Gottes Hand zuͤchtige / welche dergleichen Ubertrettungen nit ungeſtrafft laͤſt. Lieſet man doch in dem Leben des H. Vgonis, daß ein Burger / und ſeines Handwercks einSpee. Ex - empl. 193. Beck / je und alle Sonntag den gantzen Tag gebachen /Pars III. Umehrer154Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /mehrer aus Frevel / als aus Noth / einmal aber / da er das Brod aus dem Ofen genommen / und einen Laib vonein - ander geſchnitten / iſt eine Maͤnge Blut aus demſelben herausquellt / ja / das gantze Gebaͤcht blutig gefunden worden / worvon man zum ewigen Gedaͤchtnuß einige Laib hin und her in die Cloͤſter geſchickt hat.

So ſcrupulos bin ich nit / wie dieſe 3. Marien / ſagt ei - ne Burgerin / dann anſtatt / und unterdeſſen andere Wei - ber am Sonntag ſpatziren gehen / bleib ich fein zu Hauß / und mach mich uͤber mein Spinn-Raͤdl / greifft mich ein Durſt an / ſo ſchick ich mir um ein Maͤßl Wein / der Faden wird nur deſto zarter / und die Leynwath laͤſt ſich beſſer bleichen / es iſt nichts ſchoͤners im Hauß / als der weiſſe Zeug / und waͤr es mir ſehr leyd / wann es meinen Kindern ſolte gehen / wie dem Juͤngling / der in dem Garten / allwo der Heyland gefangen worden / das Ungluͤck hatte / daß er gar nackend und bloß ohne Hembd davon geloffen / alſoMarc. 14. vers. 51. ſchreibt Marcus am 14. Capitel. Es folgte ihm aber ein Juͤngling nach / der war mit Leinwath bekleidet auf der bloſſen Haut / und ſie griffen ihn an / er aber warff das lei - nene Kleid von ſich / und flohe nackend von ihnen. Solches Ungluͤck wolte ich meinen Kindern nit vergoͤnnen / dahero glaube ich / daß der Sonntag von mir keine Schartten be - komme / wann ich ſchon einen Faden ſpinne. Mein liebe Burgerin / ſolches Spinnen thut der Teufel anſpinnen. Was der Prophet Nathan dem Koͤnig David vorge -2. Reg. 12. worffen / das thue ich auch euch ſagen: Ein Reicher hatte ſehr viel Schaafe / der Arme aber ein einiges Schaͤflein / und gleichwol war der Reiche ſo gottlos und Gewiſſen - los / daß er dem Armen das ſeinige genommen / und es in ſeiner Kuche verzehret. Ihr Burgerin ſeyd reicher alsunſer155ſondern denſelben uͤbel zugebracht. unſer HErr / dann ihr habt 6. Tag in der Wochen / Er aber nur einen / benanntlichen den Sonntag / und gleichwol ſeyd ihr ſo unverſchaͤmt / und frech / daß ihr auch den einigen Tag unſerm HErrn hinweg ſtehlet / Pfuy! das wird Gott keineswegs ungerochen laſſen.

In dem Leben der Heil. Hedwigis wird geſchrieben / daß eine Burgerin ſo vermeſſen geweſen / und an einem heiligen Sonntag habe an einer Hand-Muͤhl gemahlen / kaum aber daß ſie ſolche Arbeit angefangen / iſt ihr die Hand an das Holtz alſo angewachſen / daß mans auf keine Weiſe / auch mit keinem Gewalt / konte voneinander brin -Surius in vita. gen / biß ſie endlichen die Heil. Hedwigis erloͤſt hat.

So ſcrupulos bin ich nit wie Magdalena, ſagt ein Bauer / dann dem Muͤſſiggang ich gar nit hold bin / und mir nichts mehrers zu wider / als das Feyren / die Geiſtliche ſetzen gar zuviel rothe Taͤge in unſern Calender / ſie haben gut reden auf der Cantzel / daß man die Feſt ſolte feſt hal - ten / dann ihnen fliegen die gebratene Voͤgel ins Maul / aber uns Bauren muß der harte Schweiß erhalten. Wañ ich Vormittag in die Kirchen gehe an einem Feyertag / wer ſoll mir Nachmittag die Arbeit verbieten? ich hab noch nie ein Haar in der Arbeit gefunden / daß mir darvor grau - ſen ſolt. Mein Bauer / du biſt zimlich waͤhrhafft / und dau - reſt noch eine lange Zeit / es muͤſſen viel Scheiden von dir ſpringen / wann man dich zu einem Zahnſtuͤhrer ſolte ſchnitzlen / mein Bauer / du haſt nit gern / wann dir des Nachbauern Ochs auf deiner Wieſen weydet / und GOtt ſoll es nit mißfallen / wann du ihm ſeinen Tag hinweg nimmſt? wann der Allmaͤchtige mit dir haͤtte die Wochen getheilt / daß die Helffte ihme ſolle gehoͤren / ſo haͤtteſt du nichts koͤnnen darwider legen / aber er verlangt nur den ei -U 2nigen156Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /nigen Sonntag / die andere alle ſeynd dir zu Dienſten / und du wilſt ihme auch dieſen nit gar vergoͤnnen. Der H.Bollan. 13. Jan. Biſchof Kentingernus hat bey dem Fluß Gladt eine Muͤhl gebauet / welche die gantze Wochen hindurch allezeit gan - gen / auſſer am Sonntag / an welchem man auch mit dem groͤſten Gewalt nit konte ein Rad bewegen. Dieſe Muͤhl ſoll dir Bauer eine Schul ſeyn / worinn du lerneſt den Sonntag heiligen / oder ſeye dir eine Witzigung das jeni - ge / was etlichen Bauren zur Zeit des Heil. Abts Leufri - di widerfahren. Nachdeine einsmals dieſer Heil. Mann an einem Sonntag den gewoͤhnlichen Gottesdienſt ver - richt / und nachmals in der Gegend herum mit einem klei - nen Spatziergang ergoͤtzt / ſo hat er ohn alles Verhoffen etliche Bauren angetroffen / welche denſelben H. Sonntag auf dem Acker dem Pflug gefuͤhret / Leufridus thaͤt ſich hieruͤber nit wenig eutruͤſten / gab ihnen derenthalben ei - nen ernſtlichen Verweiß / um weil ſie das goͤttliche Gebot ſo freventlich uͤbertretten / wendet beynebens ſeine AugenIn vita. gen Himmel / nit ohne haͤuffige Zaͤhren / und wuͤnſchte zu - gleich / daß in Ewigkeit keine Frucht mehr an dieſem Orth wachſe / welches auch alſo geſchehen / und ſihet man noch auf dieſe Stund das gantze Feld voller Diſtel und Dornen / angefuͤllt mit allerley Schlangen / Nattern / und ſchaͤdli - chem Unzieffer / und ſo man es auch hundertmal ſolte um - ackern / und beſaamen / ſo wuͤrde doch / wie probirt wor - den / nit ein Koͤrnlein aufgehen.

So ſcrupulos wie beſagte 3. fromme Weiber bin ich nit / ſagt eine Baͤuerin / unſer Pfartherr predigt zwar / man ſoll am Sonntag nit arbeiten / entgegen thut er den - ſelben Tag faſt gantz zubringen im Wachtel-Fangen / warum ſoll es mir nit erlaubt ſeyn / die Leinwath bleichen? warum157ſondern denſelben uͤbel zugebracht. warum nit me inen Kindern die Hembder flicken? warum nit das Unkraut aus dem Garten joͤtten? Sonntag hin / Feyertag her / der Himmel wird derentwegen kein Loch bekommen / wann ich ſchon Nachmittag eine Arbeit an die Hand nimb. Meine Baͤuerin / jenes Weib im Evan - gelio hat 2. Haͤller in den Opfferſtock gelegt / ihr aber ſeyd nit einen Heller werth / weil ihr das Goͤttliche Gebot ſo ſpoͤttlich ſchimpffet / was iſt heiliger? der Sambſtag im Alten Teſtament bey denen Juden / oder der Sonntag im Neuen Teſtament bey denen Chriſten? und dannoch hat dem Volck Iſrael der Him̃el in der Wuͤſten alle Tag das Manna, oder Himmel-Brod herunter geſpendirt / auſſer am Sambſtag / welchen Tag auch der Him̃el ſelbſten wol - te feyren / und bilde es dir nit ein / mein Weib / daß dich GOtt von der Straff werde befreyen. Wie dann in dem Leben des Heil. Veroni regiſtrirt wird / daß ein vermeß - nes Bauren-Weib an einem Heil. Sonntag in ihrem Kraut-Garten habe gearbeitet / ihr aber in Mitte der Ar - beit das Kraut alſo an die Hand gewachſen / daß ſie / neben unbeſchreiblichem Schmertzen / ſolches auf keine Weiſe konte hindan legen / biß ſie vor jederman ihre Suͤnde offent -Bolland. in act. S. Ve - ron. lich bekennet / und nachmals von dem Heil. Verono erle - diget worden.

Edehnann und Edelfrau / ſambt den eurigen / Burger und Burgerin ſambt den eurigen / Bauer und Baͤuerin ſambt den eurigen / arbeitet nur wohl / laſt arbeiten nur emſig / an Sonn - und Feyertaͤgen / thut ackern / laſt ackern / thut ſchneyden / laſt ſchneyden / thut ſaͤen / laſt ſaͤen / thut machen / laſt machen / thut troͤſchen / laſt troͤ - ſchen / thut bauen / laſt bauen / thut hacken / laſt hacken / thut fuͤhren / laſt fuͤhren / thut tragen / laſt tragen / thutU 3graben /158Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /graben / laſt graben / thut heben / laſt heben / thut flickein / laſt flicken / thut hoblen / laſt hoblen / thut ſchnitzlen / laſt ſchnitzlen / ꝛc. thut alle Arbeit / und laſt alle Arbeit geſche - hen am Sonn - und Feyertag / aber gedenckt anbey vor ge - wiß / daß weder Gluͤck noch Segen aus ſolcher Arbeit ent - ſpringe / gedenckt und haltet vor gewiß / daß Gottes Straff nit werde ausbleiben.

Es wird nicht ausbleiben.

Gregor. Turon. de glor. Con. c. 29.

Das hat erfahren ein Bauern-Knecht in dem Tu - roniſchen Gebiet / welcher an einem Feyertag einen Bau - faͤlligen Zaun wolte flicken / ihme aber die Hand an dem Zaun und Holtz alſo angehangen / daß er ſolche mit keinem Gewalt konte frey machen.

Es wird nit ausbleiben.

Idem lib. 26. c. 46.

Das hat erfahren ein Baur An. 1126. in der Pfarr Geblach / welcher an einem Sonntag das Getraͤid auf die Muͤhl geſchuͤtt / an ſtatt aber deß weiſſen Mehls / iſt nichts anders / als zerſtoſſene Kohlen aus dem Beutel gefal - len.

Es wird nit ausbleiben.

In vita[S]. Bettini.

Das haben erfahren jene Fiſcher / welche am heiligen Oſtertag in dem Rhein ihre Netz ausgeworffen / wie ſie aber bereits mit einem groſſen Fiſch-Fang wieder zu dem Geſtad kommen / ſo ſeynd ſie alle an Haͤnd und Fuͤſſen er - krumpt / daß alſo keiner aus ihnen konte hinaus ſteigen / ein einiger aus allen hat durch die Heiligthum des Heil. Ber - tini die Geſundheit wieder erhalten.

Es wird nit ausbleiben.

S. Gaudent. in vit. S. Phila - ſtrii.

Das hat erfahren jener Bauersmann / welcher an einem Feyertag das Heu auf der Wieſen zuſammen ge - rechet / alsbalden aber ein ſolcher Sturm-Wind entſtan -den /159ſondern denſelben uͤbel zugebracht. den / daß er alles Heu hinweg getragen / und nit mehr eine Hand voll iſt geſehen worden.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren Andulphus, ein Prieſter desIn vita 5. Germani. Thum-Stiffts zu Paris, welcher an einem heiligen Feyer - tag in ſeinem Wein-Garten die Nuͤß von einem Baum herabgeſchuͤttelt / und abgepoſt / von GOtt aber alſobalden geſtrafft / daß er an beeden Augen erblindet.

Es wird nit ausbleiben.

Das haben erfahren jene Weiber / welche wider den Raht des Heil. Biſchoffs Oedi an einem Sonntag in dasIn vita 8. Oedi. Bad gangen / und ihre Koͤpff gewaſchen / bey der Nacht aber ſeynd ihnen die Haar gantz voͤllig ausgefallen / und ſie des andern Tags nit anderſt ausgeſehen / als wie die ge - butzte Kalbs-Koͤpffe.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren jener Polack / welcher an einemAn. 1580. Hiſt. Pol, Benz, Heil. Feyertag hinaus gangen / willens einen Leimen zu graben / ob ihme das von einer frommen Jungfrauen ſtarck widerrahten worden / als die ihme den Untergang derenthalben propheceyet / wie es der Ausgang ſattſam gezeigt / dann kaum hat er angefangen zu graben / ſo iſt der halbe Berg auf ihn gefallen / und ihme alſo der elende Tropff ſelbſten das Grab gemacht.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren ein Bauer in dem Koͤnigreich Neapl, an dem Orth / Caſerta genannt / allwo er Anno 1634. am Feſt des Heil. Apoſtels Andreæ auf dem Feld geackert / und wie er von einigen deſſenthalben ermahnetJanus Ni - cius. worden / gab er die Antwort / der Heil. Andre ſoll gleich - wol fiſchen / er aber ſeye ein Ackersmann / und das laß erihme160Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /ihme nit wehren. Was geſchicht? Wie der Schnitt her zu kommen / ſo hat man gefunden / daß alle Korn-Aehren / an ſtatt der Koͤrner / mit lauter Sand angefuͤllt / welcher einen Fiſch-Geruch an ſich hatte.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren einer neben der Donau / welcher an einem Feyertag daſelbſt das Heu auf groſſe Schoͤber zu -Baron. An. 99[3]. ſammen geſammlet / wie er aber den andern Tag mit dem Wagen hinaus kommen / Willens / daſſelbe nach Hauß zu fuͤhren / da hat er gefunden / daß zwar ſolche Hauffen aus - wendig wie das beſte Heu geſchienen / wie man aber mit der Gabel hinein gedrungen / ſo war inwendig nichts / als der pure Aſchen.

Es wird nit ausbleiben.

In vita 8. Cœleſtini c. 3.

Das hat erfahren die Mutter des Heil. Petri Cœle - ſtini, dann wie ſie am Feſt-Tag des Heil. Johannis Ba - ptiſtæ den Teig angemacht / in Willens / den andern Tag zu bachen / ſo iſt uͤber Nacht alles zu Wuͤrmern wordẽ / und der Bach-Trog voll mit Wuͤrmern angefuͤllt / nit ohne hoͤchſte Verwunderung / geſehen worden.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren jener Burger An. 861. in Flan - dern / welcher auf alle Weiſe von ſeinem Weib verlanget / daß ſie ihm denſelben heiligen Tag ein neues Hembd ma - chen ſolte / deine dann die forchtſame Haut den GehorſamMayerus lib. 2. an - nal. gethan / wie Sie aber die Leinwath hierzu geſchnitten / ſo hat man allerſeits das helle und klare Blut ſehen heraus - rinnen.

Es wird nit ausbleiben.

Das hat erfahren jener / der An. 1647. zu Therville in Niderland / an einem Sonntag wolte das Getraͤidheim -161ſondern denſelben uͤbel zugebracht. heimfuͤhren / wie er nun die erſte Garben auf den WagenLe Blank pſal. 80. vcrs. 8. geworffen / iſt er alſobalden des jaͤhen Tods dahin gefal - len.

Es wird nit ansbleiben.

Das hat erfahren einer in der Calaliſchen Diœces, welcher an einem Feyertag gar keine heilige Meß gehoͤrt / ſondern an ſtatt deſſen dem Vogel-Fang nachgangen / wieFerrar. in c. SS. 2. Jan. er nun etliche Rebhuͤner nacher Hauß gebracht / und die - ſelbe zu kochen dargeben / da ſeynd ſolche alſobald wieder lebendig worden / alle darvon geflogen / er aber zur Straff ſtockblind worden / biß er endlichen ſolche Unthat bereuet / und bey dem Altar des H. Maͤrtyrers Defendentis das vorige Geſicht wiederum erhalten.

Wolan ihr unbedachtſame Adams-Kinder / wann ihr dann den Feyertag nit wolt heiligen / ſondern an dem - ſelbigen fuͤhren und tragen / waſchen und zwagen / hoblen und feylen / hauen und keylen / naͤhen und ſtechen / bauen und brechen / leimen und flicken / klecklen und ſtricken / fi - ſchen und hetzen / ſchleiffen und wetzen / ſchaͤchern und kauf - fen / ſchwitzen und lauffen / hefften und binden / dreſchen und winden / haͤmmern und klopffen / butzen und ropffen ꝛc. Wann ihr dergeſtalten den Feyertag entheiliget / ſo wird euch GOtt mit einem Feuertag ſtraffen / und folgſam euer nit Feyren / ein anders Feuren verurſachen / benanntlichen das ewige Feuer / wohin alle die jenigen der Goͤttliche Rich - ter ſtoſſen wird / die ſo freventlich ſeine Gebott uͤbertretten / ja neben dieſem ewigen Verluſt der Seeligkeit / habt ihr noch einen zeitlichen Schaden / maſſen ſolche Arbeit am Sonn - und Feyertag meiſtens umſonſt iſt / faſt allemal Frucht-los abgehet / ja alles das jenige / was man durch ſolche Arbeit verfertiget / gleichſam wiederunter den Haͤn -Pars III. Xden162Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /den verſchwindet / oder ſonſten gantz ungluͤcklich von ſtattẽ gehet. Wie man dannlieſet in dem Leben des Heil. Abts Othomari, daß ihre 3. Bruͤder oder Kieffler / an deſſenSurius in vita lib. 2. c. 9. Heil. Feſt-Tag in dem Convent-Keller ein altes Wein - Faß wolten binden / von aller Fruͤhe an ſich zu der Arbeit gemacht / allen moͤglichſten Fleiß / Kunſt und Wiſſenſchafft angewendet / nit eine Viertelſt und von der Arbeit nachge - laſſen / gleichwol von Fruͤhe an / biß auf die Nacht / nit ei - nen eintzigen Reiff koͤnnen an das Faß bringen / und alſo den gantzen Tag umſonſt gearbeitet / welches ihnen ein ge - nugſame Witzigung geweſen / daß ſie inskuͤnfftig die hei - ligen Feyertag beſſer in Obacht genommen.

Das dritte Gebot / du ſolſt den Feyertag heiligen.

Heiligen / verſteheſt? heiligen / haſt gehoͤrt? heiligen / daß du es weiſt? heiligen / vergiß nit? heiligen / laß dir es geſagt ſeyn / heiligen / ſchrey ich / thue die Ohren auf. Am Feyertag iſt nit allein verbotten ſchwehr arbeiten / ſondern auch ſchwehr ſuͤndigen / am Feyertag / mein Edelmann / muſt nit allein mit Hetzen Gaͤmſen und Baͤren / ſondern auch nit in Ungebuͤhr nach Damas und Urſulas trachten. Am Feyertag / mein Burger / muſt nit allein die Werck - ſtatt zuſperren / ſondern auch nit ſchlimme Werck thun. Am Feyertag / mein Kauffmann / muſt nit allein keine Handlung treiben / ſondern auch keine boͤſe Haͤndel anfan - gen. Am Feyertag / mein Mahler / muſt nit allein die Farben mit Fried laſſen / ſondern auch in Trincken und Spielen es nit braun machen. Am Feyertag / mein Bild - hauer / muſt nit allein kein Bild ſchnitzeln / ſondern auch niemand kein Unbild anthun. Am Feyertag / mein Gold - ſchmied / muſt nit allein keine Becher machen / ſondern auch nit gar zu ſtarck in die Becher ſchauen. Am Feyertag /mein163ſondern denſelben uͤbel zugebracht. mein Apothecker / muſt nit allein ohne Noth mit keinen Kohlen und Brenn-Glaͤſern umgehen / ſondern auch nit das deinige in Wirths-Haͤuſern / und andern unzulaͤß - lichen Dingen verdiſtilliren. Am Feyertag / mein Gaͤrt - ner / muſt du nit allein im Garten nit umgraben / ſondern auch deinem Naͤchſten keine Gruben graben. Am Feyer - tag / mein Schuſter / muſt du nit allein den Traht nit in die Hand nehmen / ſondern auch deinem Neben-Menſchen keines verdraͤhen. Am Feyertag / mein Schneider / muſt nit allein keine Loͤcher zuflicken / ſondern auch kein Loch ins Gewiſſen machen. Am Feyertag / mein Kirſchner / muſt nit allein den Zobl auf die Seiten legen / ſondern auch kein Zoberl ſeyn. Am Feyertag / mein Tiſchler / oder Schreiner / muſt du nit allein keine Bretter abhol - len / ſondern auch nit ungehoblet leben. Am Feyertag / mein Zimmermann / muſt du nit allein den Roͤtel und Winckelmaß nit viel brauchen / ſondern auch dich nit un - verſchaͤmt in dieſem und jenem Winckel halten. Am Feyer - tag / mein Huter / muſt du nit allein keinen Hut machen / ſondern auch keinen Schalck bedecken. Am Feyertag / mein Maurer / muſt du nit allein kein Zimmer ausweiſ - ſen / ſondern auch das Gewiſſen nit ſchwartz machen. Am Feyertag / mein Roth-Gaͤrber / muſt du nit allein mit den Haͤuten nit umgehen / ſondern auch kein Schelm in der Haut ſeyn. Am Feyertag / mein Schloſſer / muſt du nit allein kein Schloß machen / ſondern auch die Ehrbarkeit nit ausſchlieſſen. Am Feyertag / mein Schmied / muſt du nit allein kein Huf-Eiſen ſchmieden / ſondern auch kein Zanck-Eiſen abgeben. Am Feyertag / mein Wagner / muſt du nit allein keine krumme Hoͤltzer machen / ſondern auch keinen krummen Wandel fuͤhren. Am Feyertag /X 2mein164Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /mein Glaſer / muſt du nit allein keine Fenſter machen / ſondern auch kein Gebott brechen. Am Feyertag / mein Haffner / muſt du nit allein mit Laim nit umgehen / ſon - dern auch dein Gewiſſen nit beſudlen. Am Feyertag / mein Kupfferſchmied / du muſt nit allein das Kupffer liegen laſ - ſen / ſondern auch dich nit gantz kupfferig anſauffen. Am Feyertag / mein Meſſerſchmied / muſt du nit allein keine Meſſer machen / ſondern auch nit vermeſſen ſeyn. Am Feyertag / mein Faͤrber / muſt du nit allein das Tuch nit ſchwaͤrtzen / ſondern auch denen Laſtern kein Faͤrbl anſtrei - chen. Am Feyertag / mein Wachs-Kertzler / muſt du nit allein kein Wachs ziehen / und mit Dacht umgehen / ſon - dern auch nit im Verdacht leben. Am Feyertag / mein Riemer / muſt du nit allein im Preuſiſchen Leder nit ar - beiten / ſondern auch dein Gewiſſen dem Teufel nit Preiß geben. Am Feyertag / mein Seiler / muſt du nit allein kei - nen Strick machen / ſondern auch kein Hencker-maͤſſiges Leben fuͤhren. Am Feyertag / mein Bauer / muſt du nit allein nit dreſchen / ſondern auch keine Grein-Haͤndel aus - dreſchen. Am Feyertag / mein Chriſt / muſt du nit allein nit arbeiten / ſondern auch nit ſundigen. Dann das dritte Gebott heiſt / du ſolſt den Feyertag heiligen / haſt es ge - hoͤrt? heiligen / haſt es verſtanden? heiligen / ſoll ich es dir dann ſo offt ſagen? heiligen / vergiß es nit / heiligen / und nit heyl-loß leben / und nit. ꝛc. O GOtt! O GOtt! O GOtt! Ja wohl heiligen.

Was iſt der Sonntag? O leyder! ein Suͤndtag!

Wie unſer gebenedeyter Heyland zu Bethania war in dem Hauß Simonis des Ausſaͤtzigen / und daſelbſten zu Tiſche ſaß / da kam ein Weib / benanntlich Maria Magda - lena, die hatte ein Allabaſter Buͤchſen von koſtbaren Sal -ben /165ſondern denſelben uͤbel zugebracht. ben / und ſie zerbrach den Allabaſter / und ſchuͤttet die Sal - ben aus auf ſein Haupt. ꝛc. Uber ſolche Salben murrete der Judas, ich aber murre uͤber und wider die Allabaſter Buͤchſen / fracto allabaſtro, warum Magdalena ſolches koſtbares Geſchirr zerbrochen? Sie haͤtte ja gleichwol die Salben nach ihrer Andacht koͤnnen uͤber das Haupt Chri - ſti des HErrn ſchuͤtten / wann ſie die Allabaſter Buͤchſen nit zerbrochen haͤtte / es ſcheinet wohl / Magdalena ſeye kein ſo gute Wirthin / als ihre Schweſter Martha, ſie haͤtte ſollen die Buͤchſen nit zerbrechen / damit mans noch zu an - dern Sachen haͤtte koͤnnen brauchen. Aber die gottſeelige Buͤſſerin iſt dißfalls zu entſchuldigen / dann ſie mit allem Fleiß / und zwar vorſaͤtzlicher Weiß / das Allabaſterne Geſchirr zerbrochen / damit es hinfuͤran zu keiner Sache mehr moͤchte gebraucht werden / dann ſie vernuͤnfftig bey ihr gedacht / daß ein Ding / ſo ſchon unſerm HErꝛn zu Dienſten gewidnet / auf keine Weiſe zu andern Sachen ſolle gebraucht werden. Recht iſt diß / und tauſendmal recht. Der Sonntag gehoͤrt keinem andern zu / als Gott dem HErrn / wie er dann von denen Lateinern deſſent hal - ben Dies Dominica genennet wird / der Sonntag iſt pur und alleinig an - und eingeſtellt / zu den Dienſten GOttes / dahero geziemt es ſich nit / daß man denſelben zu anderen Sachen ſoll brauchẽ. Aber ſag her / lauer und unbedachtſa - mer Chriſt / wie / und zu was braucheſt du den Heil. Sonn - tag? wie pflegſt du den Sonntag zu heiligen? an welchem Tag doch die hoͤchſte goͤttliche Geheimnuͤſſen vollbracht worden. Der Sonntag iſt der allererſte Tag geweſt /Genes. 1. dann an demſelben hat der Allmaͤchtige GOtt das Liecht erſchaffen / an dieſem Tag aber thuſt du das Liecht ausloͤ - ſchen / verſtehe lumen rationis, das Liecht des Verſtands /X 3durch166Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /durch unmaͤſſiges Sauffen und Schwaͤrmen / wie offt heiſt es / Bruͤder / wann wollen wir uns wiederum einen guten Rauſch anſauffen? wann? morgen? nein / weder morgen / noch uͤbermorgen hab ich derweil / ich hab gar zu viel zu - thun / aber biß Sonntag wills GOtt / da will ich redlich beſcheid thun. Da machſt du ſchon aus einem Sonntag ein Suͤndtag.

Am Sonntag iſt Chriſtus der HErr aus der unbe - fleckten Jungfrauen Maria zu Bethlehem gebohren / und haben dazumal die Engel gantz froͤlich intonirt und geſun - gen: Ehre ſey GOtt in der Hoͤhe / und Friede auf Erden den Menſchen. ꝛc. Du aber bringſt dieſen Tag zu mit kei - nem Engliſchen Lobgeſang / ſondern mit Fluchen und Schwoͤren / und verzehreſt dieſen Tag nit in Fried und Ei - nigkeit / ſondern in Zanck und Hadern / dann wann / und wo ſeynd mehrer Sauff-Haͤndel zu finden / als am Sonn - tag in Wirths-Haͤuſern? Alſo machſt du ſchon aus einem Sonntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag ſeynd die Heil. 3. Koͤnig durch Weg - weiſung eines Sterns zu Chriſto dem HErꝛn kommen / du aber an dieſem Tag ſitzeſt die gantze Zeit im Wirthshauß beym goldenen Stern / und fuͤlleſt dich daſelbſten ſo ſtern - voll an / daß du eine Marter-Saul vor einen Burgermei - ſter gruͤſſeſt. Solcher geſtalt machſt du ja aus einem Senntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag iſt der gebenedeyte HErr und Heyland von Joanne in dem Fluß Jordan getaufft worden / du aber / gleich einem unſinnigen Narren / deme ein dutzet Wepſen in die Naſen gerochen / thurnireſt den gantzen Tag von Fruͤhe an / biß auf die Nacht / und thuſt einem jeden im Hauß den Kopffzwagen / ja gar ungereimt tauffen / undwilde167ſondern denſelben uͤbel zugebracht. wilde Namen geben / auf ſolche Weiſe machſt du ſchon aus einem Sonntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag hat unſer HErr das erſte ſichtbare Wunder-Werck gewircket / indem er auf der Hochzeit zu Cana Galilæa das Waſſer in den beſten Wein ver - kehrt / du aber an dieſem Tag / thuſt dich nit alle in nit bekeh - ren / ſondern mehrer verkehren / dann meiſtens dieſer Tag dir die Materi zur Beicht ſpendiret. Alſo machſt du ſchon aus einem Sonntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag hat unſer HErr mit ſo wenig Brod / ſo viel tauſend Menſchen geſpeiſt / du aber luderſt dieſen gantzen Tag durch unmaͤſſiges Leben / und vergoͤnneſt ei - nem armen Bettler nit ein Stuͤck Brod. Auf ſolche Arth machſt du gar gewiß aus einem Sonntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag iſt der gebenedeyte Heyland gantz Glor - reich vom Todten auferſtanden / und zu allererſt den from - men Weibern erſchienen / du aber bringſt dieſen Tag zu unter den ſchlim̃en Weibern / und unverſchaͤmten Schlep - Saͤcken / wie es das ſaubere Puͤrſchl im Evangelio, der verlohrne Sohn / im Brauch gehabt / auf ſolche Weiſe machſt du aus einem Sonntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag iſt unſer lieber HErr durch verſchloſſe - ne Thuͤr eingangen in das Gemach / allwo die Apoſteln verſammlet waren / du aber an dieſem Tag ſperreſt der Uppigkeit und Muthwillen Thuͤr und Thor auf / ſolcher geſtalten machſt du freylich aus einem Sonntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag hat Chriſtus der HErr den H. Geiſt vom Himmel geſchickt in Geſtalt der feurigen Zungen / wor - durch die Apoſtel allerley Sprachen geredet haben / du aber redeſt am Sonntag bey frecher Geſellſchafft nichtsanderſt168Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /anderſt als grobe Zotten / und unverſchaͤmte Rauppen - Wort. Alſo machſt du ſchon aus einem Sonntag / einen Suͤndtag.

Am Sonntag hat der groſſe Heyland ſeine Apoſtel aus - geſchickt / das Evangelium zu predigen in der gantzen Welt / du aber am Sonntag bleibſt bey keiner Predig / ſondern an ſtatt dero eileſt du zum Fruͤhſtuͤck / damit du Nachmittag bey Zeiten auf dem Tautz-Boden dich moͤ - geſt einfinden / auf ſolche Art machſt du ja aus einem Soñ - tag / einen Suͤndtag.

O ihr unbehutſame Adams-Kinder! aufſolche Weiſe bringt ihr meiſtens zu den Tag des HErrn. Wie hart esGenes. 42. empfunden der Jacob / iſt leicht zu errahten / da er aller ſeiner Soͤhne muſte gerahten / biß auf den Juͤngſten Ben - jamin, und endlichen auch dieſer hinweg genommen wor - den. Aber weit haͤrter empfindet es der allmaͤchtige GOtt / indem er alle Tag in der Wochen gerahten muß / biß auf den letzten Benjamin den Sonntag / und man ihme noch dieſen hinweg zuckt.

Meine Chriſten / wie hart werdet ihr einmal Rechen - ſchafft geben am Sonntag / wegen der Sonntaͤg / dann am Sonntag wird Chriſtus JEſus im Thal Joſaphat rich - ten die Lebendige und die Todte / am Sonntag / merckt es wohl / an einem Sonntag wird das Juͤngſte Gericht ſeyn / an einem Sonntag wird es heiſſen / entweder Venite, oder Ite, kommt her ihr Gebenedeyte meines Vatters / oder ge - het hin ihr Vermaledeyte: O GOtt!

Sutius.

In dem Leben des Heil. Abten Aicandri iſt zu leſen / daß er einmal an einem Sonntag / um weil er die gantze Wochen hindurch in andern Sachen beſchaͤfftiget ware / ihme habe laſſen von dem Barbirer die Haar abſchneiden:unter169ſondern denſelben uͤbel zugebracht. unter waͤhrendem dieſem ſihet der Heil. Mann den Teu - fel in einem Winckel / welcher einen Zettel in der Hand / ſamt einem Bleyſtefften / thut auch beynebens wahrneh - men / daß der boͤſe Feind / ſo offt ein Haar auf die Erden gefallen / ſolches gantz genau aufgehebt / und die Zahl der - ſelben mit dem Bleyſtefften auf das Papier getragen / fragt demnach dieſe hoͤlliſche Larven / warum er dieſes thue? worauf der Teufel gantwortet: Ich / ſagte er / ich bin von meinem Obriſt Lucifer beordert / alle Fehler der Geiſtlichen in dieſem Cloſter aufzuzeichnen / heut aber werd ich ein abſonderliches Lob und Frohlocken in die Hoͤll bringen / wegen deiner / ja wir werden daſelbſt ſo viel Ju - bel ſchreyen / als Haͤrl von deinem Kopff und Bart gefal - len / warum? weilen du heut an dem Heil. Sonntag dir haſt laſſen die Haar abſchneiden / und alſo den Tag / wie es ſich rechtmaͤſſig gebuͤhrt / nit begangen haſt. Hat nun der leidige Sathan ſo gar dieſes in ſein Regiſter gezo - gen / welches kaum einen Schatten hat eines Ubels / wie wird er erſt aufzeichnen die Unthaten / die Schandtha - ten / die Mordthaten / die Miſſethaten / mit welchen die muhtwillige Adams-Kinder den heiligen Sonntag be - flecken?

Was bey den Hebræern der Sabbath war / das iſt bey uns der Sonntag / den Sabbath muſten ſie auf das moͤg - lichſte hoch-feyerlich begehen / ſo gar / daß einer / der an demſelben Tag nur etliche Scheiter oder Pruͤgel geſam̃ - let / derentwegen durch Goͤttlichen Befehl von dem gan - tzen Volck verſteiniget worden. Alſo will auch der Aller - hoͤchſte haben / daß wir ſeinen Tag / benauntlich den Soñ - tag / nit allein feyerlich begehen / ſondern auch heilig be - gehen. Gott hat denen Iſraelitern alle Tag in der Wo -Exod. 16. chen / auſſer des Sambſtags / das Manna laſſen vom Him - mel fallen / und zwar derentwegen am Sabbath nicht / weil das Manna bey Aufgang der Sonnen allezeit verfault /Pars III. Ydahero170Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /dahero wolt er daſſelbige am Sabbath nit vom Him̃el reg - nen laſſen / damit am ſelben hoch-feyerlichem Tag nichts faules gefunden wuͤrde / woraus zu lernen / daß / ob wir ſchon den Sonntag ſollen feyerlich celebriren / und von ſchwehrer Arbeit uns enthalten / gleichwolen wir nit ſol - len faulentzen / oder den Tag mit Faul - und Traͤgl eit zu - bringen / ſondern uns in allerley heiligen und gottſeeligen Wercken uͤben. Vorderiſt aber den ſelben Tag / wann es nur die Moͤglichkeit zulaͤſſet / den Heil. Gottesdienſt nit vernachlaͤſfigen / welches wir auch unter einer ſchwehren Tod-Suͤnde zu verhuͤten ſchuldig ſeyn. Wie viel weiß man dergleichen / ſo am Sonntag die Heil. Meß nachlaͤſ - ſiger Weiſe verſaumen / daß ſie von dem hoͤchſten GOTT nit allein ewig in jener / ſondern auch zeitlich in dieſer Welt geſtrafft worden.

In deſcri. Europ. c. 31.

Aeneas Silvius ſchreibt von einem Edelmann / bey dem die Melancholey dergeſtalten uͤberhand genommen / daß ihme faſt immer zu der Gedancken kommen / als ſoll er ſich erhencken / als er aber einsmals ſolches einem ge - lehrten Mann geoffenbahret / hat er von ihm den heilſa - men Raht bekommen / daß er auf ſeinem Schloß / ſo zim - lich in der Einoͤde und Wuͤſten gelegen / bey ſich ſolle hal - ten einen eignen Capellan / der ihme alle Tag die heilige Meß leſe: Der Edelmann folgt dieſem Raht / und hat ſolcher alſo gluͤcklich ausgeſchlagen / daß er ein gantzes Jahr hindurch von dergleichen verzweiffelten Gedan - cken nit mehr iſt geplagt worden. Es hat ſich aber zuge - tragen / daß ein benachbarter Pfarrherr genannten Ca - pellan bittlich erſucht / daß er ihm wolle kuͤnfftigen Sonn - tag / an welchem falle das Feſt der jaͤhrlichen Kirchweyhe / mit ſeiner werthen Gegenwart / eine geiſtliche Aſſiſtentz leiſten / welches der Capellan auch gern zugeſagt / um weilen der Edelmann die Erlaubnuß nit geweigert / maſ - ſen er ſelbſten des gaͤntzlichen Vorhabens geweſen / da -ſelbſt171ſondern denſelben uͤbel zugebracht. ſelbſt dem GOttesdienſt beyzuwohnen. Wie nun der Sonntag herzukommen / und der Capellan in aller Fruͤh ſich in die naͤchſte Pfarr-Kirch / ſo auf einem Berg ſtun - de / ſchleunig begeben / hat ſich / wegen eines und andern Geſchaͤfft / der Edelmann alſo verweilet / daß faſt der Mittag herzugeruckt / macht derowegen ſich deſto hurti - ger auf den Weg / gleich aber in dem naͤchſt entlegnen Wald begegnet ihm ein Bauer / der / auf Befragen / die Antwort gegeben / wie daß der GOttesdienſt ſchon ein End genommen / und bereits die Leute alle aus der Kir - chen / welches den Edelmann alſo beſtuͤrtzt gemacht / um / weilen er denſelben Tag des allerhoͤchſten Guts unter der Geſtalten des Brods nit anſichtig worden / daß er halb verzweiffelt ſich in denen Haaren gekratzet / der Bauer unterſtehet ſich / denſelben zu troͤſten / ſprechend / gnaͤdiger Herr / nit ſo kleinmuͤtig / nit ſo traurig / wanns biß auf die Sonntags-Meß kom̃t / ſo iſt der Sache leicht geholffen / ich will ihm meinen heutigen Sonntags-Gottesdienſt um ein leichtes verkauffen / und zwar um den Rock / den euer Gnaden anhaben / wolan / ſagt hierauf der Edelmañ / der Kauff iſt geſchloſſen / und gibt ihm den Rock / welchen der vermeſſene Bauer aus purem Muthwillen alſobal - den angezogen. Der Edelmann aber wolte gleichwol noch dieſelbe Kirchen beſuchen / wenigſt etliche Vatter unſer zu beten / weilen er ohne diß die Heil. Meß verſaumet / nach verrichter ſolcher kurtzer Andacht / nimmt er den Weg wieder nach Hauß / findet aber in beſagtem Wald / O gerechter GOtt! findet / daß der freventliche Bauer / wel - cher ſo gering und wenig den Gottesdienſt am Sonntag geſchaͤtzt / ſich ſamt dem Rock an einem Baum erhaͤnckt hat. Wolan dann mein Chriſt / lerne durch eines andern Schaden den Sonntag heiligen / und aus dem Sonntag kein Suͤndtag machen.

Y 2Was172Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /

Was iſt der Feſttag? O leider! ein Freßtag.

Nachdem unſer Heyland der Welt ſamt 2. Schaͤ - chern auf das Creutz genagelt worden / auf dem hohen Berg Calvariæ, da ſeynd die Juden zu dem Land-Pfleger Pilatum gangen / ihn demuͤhtigſt erſucht / daß man durch ſeine Erlaubnuß die Leiber der Gekreutzigten moͤchte her - ab nehmen / dann es wuͤrde ſich gar ungereimt ſchicken / daß am Sabbath und hohen Feſttag die Leiber ſolten am Creutzbleiben. O Ihr Schelmen / wie zeigt ihr euch diß - falls ſo ſcrupulos! Aber leyder eures gleichen findet man noch genug / und uͤber gnug unter denen Chriſten / wel - che nicht wollen zulaſſen / daß an einem Feſt-Tag und Feyertag die Leiber ſollen auf dem Creutz ſeyn. Erliche Tag hero / heiſt es / hab ich mich zimlich ſtrapeziret / hab gearbeitet / daß mir der Buckel kracht hat / hab geſchwi - tzet wie ein Poſt-Klepper / heut aber / GOTT ſey Lob / daß ein Feyertag iſt / Heut will ich mir ein gutes Muͤtel anthun / hinweg mit dem Creutz / heut will ich mir einen guten Zinober anſauffen / Bruder / wo hat man einen guten Zwoͤlffkreutzer-Wein / wann ich deſſen drey Maas geſoffen / ſo leg ich mich nachmals auf eilffe. Aber hoͤre mein Chriſt / daß dir ſo wohl GOTT der HERR das jenige zuſchreyet / was er einmal ſeinem Volck hat vorgeropfft durch den Mund des Propheten Iſaiæ: Hoͤ -Iſaiæ I. c. v. 2 & 3. ret ihr Himmel / und merck auf mit den Ohren du Erde / ich habe Kinder erzogen und erhoͤht / ſie aberIdem v. 14. haben mich veracht. Ein Ochs kennet den / dem er zugehoͤrt / und ein Eſel die Krippen ſeines Herrn / aber Iſrael kennet mich nit: Eure Sabbath und andere Feſt-Taͤgekan ich nit mehr gedulten / mein Seele haſſet euren Neumond / und hohe Feſt-Taͤ - ge / ſie ſeynd mir beſchwehrlich / und faͤllt mir muͤh - ſeelig zu leiden. Aber warum beklagt ſich der Aller - hoͤchſte wegen deiner Feſt-Taͤge? darum / weil du aus demFeſt -173ſondern denſelben uͤbel zugebracht. Feſt-Tag einen Freß-Tag macheſt. Am Neuen Jahr / da du ſollſt einen neuen Wandel anfangen / da ſitzeſt du im Wirthshauß / da ſagſt du / Bruder / es gilt auf die alte Ha - cken. An Pauli Bekehrung / da du dich billich ſolleſt bekeh - ren / iſt es mehrer Mauli Verehrung / weilen du die Go - ſchen ſtets in der Kandel haſt. Zu Liechtmeſſen / wo die Mutter GOttes nach dem Geſetz Moyſis gereiniget wor - den / die es doch nit von noͤhten hatte / ſollſt du dich reinigen von deinen begangenen Suͤnden / da thuſt du nit reinigen deine Seele / wohl aber den gantzen Tag das Maul aus - waſchen mit Wein. Am Matthias-Tag / welcher an ſtatt des verzweiffelten Judæ, wegen ſeiner Heiligkeit zum A - poſtel-Ampt kommen / ſollſt du einen Apoſtoliſchen Wan - del fuͤhren / aber an ſtatt Apoſtoliſch / ſauffeſt du / daß du faͤllſt unterm Tiſch. An Mariæ Verkuͤndigung / da Gottes Sohn iſt Menſch worden / da ſauffeſt du / daß du keinem Menſchen gleich biſt / wo es ſich vielmehrer gebuͤhrte / daß du mit dem Engel Gabriel das Ave reperireſt. Am Philip - pi - und Jacobi-Tag / ſo da faͤllt den erſten May / ſollſt du dich zieren mit allerley Blumen der Tugenden / aber an ſtatt deren haſt du nichts lieber als das Weinkraͤutel. An Joannis Baptiſtæ-Tag / ſollſt du mit ſeinem Vatter Zacharia GOtt loben / aber an ſtatt Zacharia, geheſt du zum Zachæum. An Petri und Pauli, welche 2. Fuͤrſten der Kirchen / ſolleſt du denſelben Tag fein der Kirchen ſchen - cken / aber an ſtatt der Kirchen iſt dir lieber der Kirchtag. An Mariæ Heimſuchung / ſollſt du von Rechts wegen die Tempel und Gotts-Haͤuſer heimſuchen / aber an ſtatt der Gotts-Haͤuſer / ſeynd dir lieber die Wirths-Haͤuſer. Am Jacobi-Tag / ſollſt du dich abſonderlich mit einer Andacht dem heiligen Apoſtel befehlen / weil ſeine Huͤlffe ſo viel - faͤltig erfahren die Spanier / aber es kom̃r keinem mehrer ſpaniſch vor / wann du denſelben Tag einen Teutſchen Rauſch haſt.

Y 3Am174Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /

Am St. Laurentii-Tag / welcher um Chriſti des HErꝛn willen ſich lebendig hat braten laſſen / ſolſt du dich auch - ben in guten und gottſeligen Wercken / aber dieſer Bra - ten ſchmaͤckt dir nit ſo gut / als der Trunck. An Mariæ Hitmnelfahrt / ſolleſt du dieſer Glor-reichen Koͤnigin mit dem Hertzẽ das Geleit geben in die obere Stadt Jeruſalem, aber du ſauffeſt lieber in der Vorſtadt. Am Tag des H. Bartholomæi, ſolleſt du dich lieber mit ihme ſchinden laſ - ſen / als GOtt beleydigen / aber du traͤgſt lieber deine Haut auf den Wein-Marckt. An unſer Frauen Geburts Tag / ſollſt du ihr zu Ehren dich alſo durch die Beicht reinigen / als waͤreſt du neu gebohren / aber du willſt lieber ſterben / als das Sauffen laſſen. Am Tag des H. Apoſtels Mat - thæi, ſollſt du from̄ / auferbaulich / und nuͤchtern das Feſt celebriren / aber du ſauffſt ſo lang / biß nichts mehr im Krug / und alſo / wie man pflegt zu ſagen / Matthæi am letzten. Am Tag des Heil. Ertz-Engel Michael ſollſt du ebenmaͤſſig dich befleiſſen / den boͤſen Feind zu verjagen und zu uͤberwinden / aber kein Teufel kan dich denſelben Tag aus dem Wirths-Hauß bringen. Am Tag Simo - nis und Judæ ſollſt du forderiſt der Chriſtlichen Andacht obligen / aber denſelben Tag fuͤhreſt du lieber dein Weib zum Wein / wie es etwan deine Schuldigkeit ſcheinet zu ſeyn. Am Allerheiligen Tag / ſollſt du abſonderlich heilig leben / aber du glaubeſt / man thaͤte dich vor einen ſelza - men Heiligen halten / wann du denſelben Tag keinen Rauſch haͤtteſt. An St. Martini-Tag / ſollſt du lieber die - ſem Heiligen nachfolgen / in Austheilung des Allmoſens / aber die Ganß iſt dir Lieber / als der Paradeyß-Vogel. An St. Andreæ Tag ſollſt du lieber mit dieſem Apoſtel das Creutz Chriſti verehren / aber du verſauffeſt lieber denſelben Tag dein Geld biß auf den letzten Kreutzer. Am Tag der unbefleckten Empfaͤngnuß Mariæ ſollft du ihr zu Ehren / auch ohne Flecken und Mackel / wandlen / aber diriſt175ſondern denſelben uͤbel zugebracht. iſt lieber das Wirths-Hauß beym weiſſen Roͤſſel / als der Fleiß des weiſſen Gewiſſens. An St. Thomas-Tag / ſollſt du mit dieſem Apoſtel die Seiten Chriſti verehren / aber du geheſt lieber mit deinen Sauff-Geſellen auf die Sei - ten. Vor allen andern ſollſt du mit ſonderem Eiffer / die Feſt-Taͤge Chriſti des HErrn deines GOttes und Hey - landes verehren / und heilig zubringen / aber wie offt wird dir die heilige Weynacht / zu einer Weinnacht / wie offt heiſt bey dir Oſtern / O ftern voll! wie offt iſt es bey dir wahr / was man zu Pfingſten die Apoſtel falſch bezuchti - get / quia muſto pleni ſunt iſti, dieſe Leute ſeynd voll. Wie oftAct. 2. thuſt du an unſers HErrn Him̃elfahrt in allen Wirths - Haͤuſern herum fahren. Faſt allemal am Heil. Fronleich - nams-Tag biſt du Vormittag bey der Proceſſion mit un - ſerm HErꝛn / Nachmittags aber haſt du einen Proceſs mit dem Wirth. In Summa, iſt es leider ſchon ſo weit kom - men / daß bey den Chriſten die mehriſte Faſt-Taͤge in Freß-Taͤge verkehret werden. Man ſthet ja / daß an ei - nem Feſt-Tag faſt alle Kuchen rauchen / alle Pfannen ſchwitzen / alle Waſſer ſieden / alle Braͤter lauffen / alle Roſt gluͤen / alle Schuͤſſel tragen / alle Teller leyden / alle Tafeln prangen / alle Keller geben / alle Kandeln ſchoͤpf - fen / alle Becher hupffen / alle Glaͤſer ſchwimmen / alle Maͤuler ſauffen / alle Gurgeln ſchlucken / alle Fuͤß wack - len / alle Koͤpff ſummſen; da trinckt ein Burger / dort ſaufft ein Bauer / da ludert ein Geſell / dort wuͤrgt ein Knecht / da ſtolpert ein Junger / dort faͤllt ein Alter / da laynet der Sohn / dort ligt der Vatter / da grappelt der Herr / dort kriecht der Diener / da gaumezt der Richter / dort ſchnarchet der Geſchworne. Beym guldenen Laͤm̃l trinckt der Meiſter Wolffgang / beym guldenen Wolffen ſaufft der Meiſter Lambert / beym blauen Hechten ſchwim̃t der Fiſcher / beym ſchwartzen Ochſen ludert der Fleiſch-Hacker oder Metzger / beym weiſſen Hirſchl zechtder176Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /der Jager / beym gruͤnen Flederwiſch maͤßlen etliche alte Weiber: Da gibts Viertel-Raͤuſch / halbe Raͤuſch / gan - tze Raͤuſch / duͤrmiſche Raͤuſch / verliebte Raͤuſch / witzige Raͤuſch / empfindliche Raͤuſch / ſtoltze Raͤuſch / Saͤuiſche Raͤuſch / Burger-Raͤuſch / Bauern-Raͤuſch / Gutſcher - Raͤuſch / Bettler-Raͤuſch / Narren-Raͤuſch / ꝛc. bald im Wein / bald im Bier / bald im Brandwein / bald im Moͤth / bald im Tyroller-Wein / bald im Oeſterreicher - Wein / bald im Necker-Wein / bald im Francken-Wein / bald im Rhein-Wein / bald im Hungariſchen Wein / bald im Welſchen Wein / bald im Spaniſchen Wein / ꝛc. Das Aufding-Geld / auch das Freyſprechen-Geld / auch das Straff-Geld / auch das Trinck-Geld / auch das Leyd - kauff-Geld / auch das Einkauff-Geld / auch das Abkauff - Geld / auch das Spiel-Geld / auch das Lad-Geld / auch das Buͤchſen-Geld / was Namen es immer hat / das wird geſpahrt auf den Feyertag / dort muß verſoffen wer - den. Ihr Wein-Wirth / wann loͤſet ihr das meiſte Geld? am Feyertag. Ihr Bier-Zaͤpfler / wann ziehet ihr den meiſten Gewinn ein? am Feyertag. Ihr Lebzelter und Moͤth-Sieder / wann ſpickt ihr am beſten euren Beutel? am Feyertag. Ihr Sudler und Garkoͤch / wann habt ihr den beſten Gewinn? am Feyertag. Ihr Braͤtel - Brater und Krapffen-Bacher / wann gehet euch euere ſchmotzige Waar zum beſten ab? am Feyertag. O fe - ſtum infauſtum! O feſtum infeſtum! O Feſttag Freß-Tag. Die Feſt unſers HErrn JEſu Chriſti ſeynd eingeſtellt / damit wir dieſelben Taͤg ſollen anwenden zu ſeiner Goͤtt - lichen Ehre / und ihme dancken um ſo haͤuffige Gurtha - ten. Die Feſt der lieben Heiligen ſeynd eingeſt Ur / aufdaß wir uns zur ſelben Zeit abſonderlich ſollen uͤben in denen Tugenden / mit denen ſie uns vorgeleuchtet. Aber wir / durch unſer unmaͤſſiges Leben / machen die Feſt unſers lieben HErrn / die Feſt der Heil. Patriarchen / der Heil. Pro -177ſondern denſelben uͤbel zugebracht. Propheren / der Heil. Apoſtlen / der Heil. Beichtiger / der Heil. Jungfrauen zu lauter Marterfeſt / indem wir ſolcher geſtalten an dergleichen Feſt gleichſam GOtt / und GOttes Gebot martern.

O Pater, warum ſoll es unrecht ſeyn / wann man an einem Feyrtag dem Eſſen und Trincken ein Zuwag gibt? Es iſt nit ohne / daß ein Buchſtab K. muß beobacht wer - den / nemlichen K. Kirchen / man kan aber noch zwey andere K. K. celebriren / benanntlichen K. Kuchel / K. Kel - ler / ꝛc. Dieſem Einwurffbin ich ſo ſtarck nit zu wider / maſſen der Heil. Vincentius Ferrerius ſchreibt und leh - ret: Deus diviſit totum tempus in ſeptem diebus, de qui -Dom. 2. poſt oct. paſch. fol. 30. bus nobis dedit ſex ad laborandum, & lucrandum, & reti - nuit ſibi ſeptimum diem, ut pro animâ laboremus, & adhuc non vult totum, nam in die ſunt. 24. horæ, da ſo lum unam Dco audiendo Miſſam, alias horas poteris dare ad placita corporis licita & honeſta. Die Wercktag gehoͤren dir zu / mein Chriſt / da kanſt du deine Arbeit und Gewerb ſuchen / allein den Sonntag und Feyertag will GOtt vor ſich ha - ben / er verlangt ſo gar aber auch nicht den gantzen Tag / damit du dich nit zu klagen habeſt / ſondern ſchenck GOtt ein Stund zu ſeinem Gottesdienſt / dann die andere Zeit des Tags kanſt du zubringen nach deinem Wolgefallen / jedoch in Sachen / die ehrlich und erlaubt ſeynd. Al - ſo lehrt dieſer Heilige. Ob nun ſchwaͤrmen / ſchlemmen / und vollſauffen ehrlich und erlaubt ſeye / laß ich dich ſelb - ſten urtheilen. Aber etwas mehrers an einem Feyrtag dem Leib vergoͤnnen / als ſonſten / will aus denen Worten des H. Hieronymi verlauten / da er ſpricht: nobis ſolici -In Epiſt. 19. ad Euſtoch. tius providendum eſt, ut ſolemnem diem non tam ciborum abundantia, quâm Spiritus exultatione celebremus.

Was iſt der Feyertag? Oleyder! ein freyer Tag.

Die Calender ſetzen allzeit die Feyertag mit rotyen Buchſtaben / als thun ſie ſich ſelbſten ſchaͤmen / daß manPars III. Zan178Judas der Ertzſchelm hat den Feyertag nit geheiliget /an dergleichen Feſttaͤgen ſo frey und freventlich pflegt zu leben. Ehe und bevor Pilatus Chriſtum den HErrn zum Tod verurtheilt / hat er dem geſamten Juͤdiſchen Volck vortragen laſſen / wie daß es ſchon ein uralter Brauch und Gewonheit ſeye / jaͤhrlich / zu Ehren des hohen Feſt - tags / einen Gefangenen frey und loß laſſen / ſtehe dem - nach bey ihrem Willen / den Barrabam oder JEſum frey zu ſprechen: Worauf alle insgeſamt mit lauter und hel - ler Stimm aufgeſchryen / zu Ehren des Feſts wollen ſie den Schelmen / den Dieb / den Moͤrder Barrabam auf freyen Fuß ſtellen / JEſus aber ſolle gekreutziget wer - den. O ihr verruchte Geſellen! ſo wollet ihr den Heil. Feſttag mit einem ſolchen Haubtſchelmen und groſſen Suͤnder verehren?

Nicht um ein Haarbeſſer ſeynd wir Chriſten bey je - tziger Zeit / dann man allerſeits wahrnimmt / daß die Feſt und Feyertag nit anderſt celebrirt und begangen werden / als mit Freylaſſung alles Muthwillens und Ubels. Am Feyertag butzen wir die Kirchen beſſer auf / aber verſchleudern anbey die guten Sitten. Am Feyertag ſeynd bey uns die Altaͤr mehrer gezieret / aber entgegen werden die Seelen mehrer entbloͤſt. Am Feyertag zuͤn - den wir mehrer Liechter an / aber beynebens wird deſto mehrer das Gewiſſen verfinſtert. Am Feyertag laͤuten wir mehrer Glocken / aber darbey lauten die Werck de - ſto uͤbler. Am Feyertag ſeynd die heiligen Ablaß / aber nichts wenigers als ablaſſen vom Boͤſen. Am Feyertag iſt nichts als Feuer / und zwar das Feuer der Gailheit und Unzucht. Am Feyertag iſt nichts als Feuer / und zwar das Feuer des Zorns / Feuer im Dach. Am Feyer - tag iſt nichts als Feuer / und zwar das Feuer zum Sieden und Braten. Wie? wo? wann ſeynd mehrer Bulſchaff - ten als am Feyertag. Wie? wo? wann geſchehen meh - rer Mordthaten als am Feyertag? Wie? wo? wannſchlemmt179ſondern denſelben uͤbel zugebracht. ſchlemmt und ſchwaͤrmt man mehrer / als am Feyertag? Wann? wo? wie ſchilt und Gottslaͤſtert man haͤuffi - ger als am Feyertag? Wie? wo? wann danzt und ſpringt man oͤffter / als am Feyertag? Wann? wo? wie laͤſt ſich die Hochfart beſſer ſehen / als am Feyertag? Wie? wo? wann redet man uͤbler von dem Nechſten als am Feyertag? Die Teufel ſelbſten haben ausgeſagt / undHugo Card. in Pſal. 73. bekennet / daß ſie nie mehrer Suͤnd und Laſter zehlen / als an Feſt und Feyertaͤgen. Unſer HErr JEſus im 12. Jahr ſeines Alters iſt verlohren worden zu Jeruſalem / und erſt nach 3. Tagen wiederum gefunden. An einem Wercktag iſt er gefunden worden / mercks / an einem Feſt - tag iſt er verlohren worden. Das geſchicht leider auf den heutigen Tag noch / und verliert man nit oͤffter GOtt und GOttes Gnad als an denen Feſttaͤgen. So muß man ſich dann ſo ſtarck nit verwundern / wann uns der gerechte GOtt mit oͤfftern Straffen und Ruthen heimſucht / dann alſo ſchreibt der Heil. Vincentius Ferrerius, dieſer groſſe Heilige / der auch in ſeiner Mntterſprach geprediget / und doch von allen Nationen verſtanden worden. Dieſer groſſe Heilige / der ſich ſchon in Mutterleib hat hoͤren laſſen / welches ein Vorbott ware ſeiner kraͤfftigen Apo - ſtoliſchen Predigen. Dieſer groſſe Heilige / bey deſſen ſeeligſten Hinſcheiden die Kertzen ſich ſelbſten angezuͤndt. Dieſer groſſe Heilige ſchreibt / daß die mehriſte Ungluͤck / Peſt / Krieg / Unfruchtbarkeiten der Erden / Schauer / Reif / Donner / und andere Trangſalen uͤber uns kom - men / zur billigen Straff und Geiſel / um weilen wir ſeine heilige Feſttaͤg ſo ſchlecht heiligen / und bereits bald jeder Feyertag ein freyer Tag wird. Dom. 2. poſt Paſch. fol. 30.

Z 2Judas180Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOtt

Judas Iſcarioth verurſachet / daß die Hebraͤer auf ſolche Weiß / mit ſolcher Maaß ſeynd von GOtt gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren.

DEr mainaydige / und vom Geldgeitz ver - blendte Apoſtel Judas, damit er dasjenige / was er denen hohen Prieſtern verſprochen / werckſtellig mache / nimmt zu mehrer Si - cherheit mit ſich in den Garten ein groſſe An - zahl bewaffneter Maͤnner / und zwar erſtlich 550. Solda - ten zu Fuß von der Guardi des Obriſten Landpflegers Pontii Pilati. Item 56. Mann zu Pferd aus beſagter Guardi / maſſen Pilatus zu Jeruſalem 1425. Mann inJoan Greg. p. l. lec. 20. ſeiner Guardi hatte. Mehr waren mit ihm ſehr viel der hohen Prieſter / der Fuͤrſten der Synagog, der Aeltern und Schrifftgelehrten von denen Synagogen und Gerich - tern. Dann zu wiſſen / daß bey denen Hebraͤern zwey Tribunalien und Gericht geweſen / eines wurde genannt Sanedrim, welches Collegium beſtunde in 72. Perſonen / ſo meiſtens lauter alte / gelehrte / und in der Schrifft er - fahrne Rabbiner geweſen / und dieſe urtheilten in Sa - chen / welche da GOtt / GOttes Gebott / und Satzungen der Synagog betraffen. Das andere Tribunal und Gericht iſt genennet worden das Criminal-Collegium, worinn 24. hohe Prieſter geſeſſen / deren Haupt und Præſident ware der Annas, die mehriſte aus dieſen ſamt einer groſ - ſen Anzahl der andern Prieſter / geſtalten der Annas al - lein 5. Soͤhne zu Prieſtern gehabt / des gleichen eine groſ - ſe Maͤnge der Diener / der Schergen / der Aufwarter / des Lotters-Geſind ware alle mit Juda, und ob es ſchon dazumahlen der Vollmond / und die Nacht gantz hell und liecht / ungeacht deſſen / auf Einrahtung und Anſtaltendes181gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. des Iſcarioths muſten allerſeits Fackeln / Wind-Liechter / Pech-Kraͤntze / und angezuͤndete Laterne getragen wer - den / damit ſich der HErr und Heyland in der Finſtern nit koͤnne verbergen. Aber Wehe / Wehe euch gottloſen Hebraͤern! Ihr werdet noch zu ſeiner Zeit erfahren / was Unheil euch der Ertz-Schalck Judas auf den Hals geladen / GOtt wird euch eben mit der Maaß und Weiſe zuͤchti - gen / wie ihr mit ihme verfahren! welches hernach bald geſchehen / dann wie Titus und Veſpaſianus die Stadt Je - ruſalem mit dem Roͤmiſchen Kriegs-Heer erobert / viel hundert tauſend der Juden jaͤmmerlich ermordet / da ha - ben auch die Roͤmiſche Soldaten / mit Fackeln / mit Wind-Liechtern / mit Pech-Kraͤntzen / mit Laternen alle Keller / alle Krufften / alle Hoͤlen und Winckeln durch -Joſeph. lib. 7. c. 12. ſucht / und die hohe Prieſter / die Fuͤrſten der Synagog, und andere vornehme Rabbiner / ſo ſich darinn verborgen / mit allem Gewalt herausgezogen / und zum Tod ge - ſchleppt / das heiſt mit gleicher Muͤntz bezahlt / da ſihet man / mit welcher Maaß man meſſet / mit der wird ihmeMarti. 4. wieder gemeſſen werden.

Warum? Darum.

Ihr Kauffleute / was iſt euere Klag? Ihr Hand - wercks-Leute / was iſt euere Plag? Ihr Wirths-Leute / was iſt euere Sag? unſer Sag / unſer Plag / unſer Klag iſt / antworten dieſe / daß die Leut ſo ungern zahlen. Wahr iſt es / daß die Leut ungern zahlen / und zwar mei - ſtens vornehme Herren / darum der gelehrte / aber an - bey ſehr arme Mann Henricus Glareanus, als er gefragt wurde / wie er lebe? die Antwort gegeben / ich lebe gar wol / und zwar lebe ich / wie die groſſen Herren / ich iſſe und trincke / und laß mir wol geſchehen / und bin jederman ſchuldig. Wenig gute Zahler trifft man auf der Welt an / aber der beſte Zahler iſt derjenige / der die Welt er -Z 3ſchaf -182Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttſchaffen / GOtt bezahlt bey einem Haller / und je und al - lemal mit gleicher Muͤntz.

O was vor einen elenden Tod hat Abſalon der ſchoͤ - ne Printz des Koͤnigs Davids genommen! Es ſcheinte / als haͤtte die Natur alle ihre Gaben bis auf den Grund ausgeleert / und dieſem jungen Koͤniglichen Printzen ge - ſpendiret / er war jung in Jahren / ſchoͤn in Haaren / er war rahn in Lenden / ſtarck in Haͤnden / er war lieblich an der Stirn / verſtaͤndig in dem Hirn / er hatte die Schoͤnheit in dem Geſicht / die Lieblichkeit in den Augen / die Freundlichkeit in den Leffzen / die Wolredenheit in der Zung / die Herrlichkeit in den Gebaͤrden / die Annem - lichkeit in allem. Alle Augen ſchaueten auf ihn / alle Zun - gen redeten von ihm / alle Gemuͤther ſeuffzten nach ihm / alle Finger zeigten auf ihn / alle Vaſallen hofften auf2. Reg. 18. c. ihn. Dahero hoͤchſt zu bedauren / daß er in dem bluͤhen - den Alter ſo ungluͤckſeelig zu Grund gangen / maſſen die - ſer durchleuchtigiſte Fuͤrſt in einer Schlacht mit dem Jo - ab den Kuͤrtzern gezogen / und ſein Leben ſicher zu ſalvi - ren auf einem Maulthier die Flucht genommen / als er aber unter einem aͤſtigen Aichbaum wolte durchſpren - gen / da iſt er mit ſeinem Strobelkopf hangen geblieben / das Maulthier aber durchgangen / und weil er ſich ſo bald nicht konte loß machen / iſt er von dem Joab mit einer dreyfachen Lantzen erſtochen worden. Es iſt Schad und immer Schad! der gantze Hof war daruͤber beſtuͤrtzt / der David / als deſſen gnaͤdigſter Herr Vatter / hat ihm ſchier die Augen ausgeweinet / Guͤtigſter GOtt / ſagte man - cher / wie biſt du doch ſo wunderbarlich / daß du dieſen ſo ſchoͤnen Printzen haſt laſſen einen Appendix werden an einem Eichbaum / hab ich doch mein Lebtag kein Eichel geſehen mit Stiefel und Sporn / wie dieſe; warum hat er muͤſſen auf ſolche Manier ſterben? Mein Menſch / halt das Maul / GOtt iſt ein guter Zahler / und zwar zahlter183gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. er mit gleicher Muͤntz / da haſt du auf dein warum ein darum / darum iſt er durch die Haar / und mit denen Haaren zu Grund gangen / weilen er mit den Haaren / und durch die Haar GOtt beleidiget / dann er ſtoltzirte dergeſtalten mit ſeinem goldfaͤrbigen Strobelkopf / daß er ſolche Haar uͤber Silber und Gold geachtet / und mu - ſte das Hebraͤiſche Frauenzimmer lang ſuppliciren / viel ſpendiren / bis es etliche Haͤrl erhalten / wormit der Wei - ber-Schaͤdel moͤchte geziert werden.

Warum? darum.

Warum / lamentirt mancher / muß ich der gantzen Stadt zu Spott werden? ich lebe / wie es einem Catho - liſchen Chriſten zuſtaͤndig iſt / ich bete ſo eiferig / als es meine Geſchaͤfften zulaſſen / ich gib Allmoſen / ſo viel der Beutel vermag / und gleichwol hat mich GOtt geſtrafft mit einem Weib / die à latere nit weit her / und mir wiſ - ſenltich untreu / weſſenthalben jederman mir das Hanen prædicat gibt. Mein GOtt / wie hab ich das um dich verſchuldt! Herr Corneli, das Maul zu / die Ohren auf! und hoͤre der Herr was dem David begegnet.

David / dieſer Iſraelitiſche Monarch / erzeugte mit der Abigail einen Sohn / welcher aber an keiner einzigen Gliedmaſſen dem Herrn Vatter gleichte / es hatte dieſer Printz uͤber alle maſſen ein ungeſchicktes Tremelanten Geſicht / er hatte einen Kopf wie ein Saukuͤrbes / er hat - te ein Maul wie ein offne Beißzangen / er hatte ein Stimm wie ein zerklobne Feuerglocken / er hat dalckhezt / und die Wort uͤbereinander geworffen / wie ein Garn - haſpel / er hatte ein Geſicht wie ein Nacht-Eul / er war unterſetzt / wie ein Hackſtock / er hatte ein Fell oder Haut / wie ein Baurenkummet / in Summa er war ein grober / ein plumper / ein wilder / ein dalckender / ein ſchmotziger und ungebaͤrdiger Menſch / dahero jederman den Arg - wohn gehabt / weil dieſer dem David im germgſtengleichte /184Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttgl eichte / daß er einen andern Vatter gehabt / man rede - te zu Hof ohne Scheu / der Koͤnig hab ein Cron von ei - nem Widder zu leich genommen. Was brauchts viel / ſagte faſt jeder Stallknecht / jetzt ſiht unſer Koͤnig einem Widhopffen gleicher / als einem Paradeißvogel / es waͤ - re bald dahin kommen / daß man den David ermahnet haͤtte / er ſoll ſich bucken / wann er durch ein Thuͤr gehet / damit er nit anſtoſſe. Das hat dem guten und from - men David alſo geſchmertzt / daß er manche Nacht nicht ein Aug zugethan / ſondern ſtets und immerzu geſeuff - zet / O mein GOtt / ſagte er offt / mein GOtt / warum ſtraffeſt du mich alſo? ich wolt alles gern gedulden / und ausſtehen / nur das nit / daß man mich vor einen Henri - cum ſoll halten. Mein David auf dieſes warum / iſt gar leichtlich zu geben das darum / GOtt iſt ein guter Zah - ler / und zahlt er meiſtentheils mit gleicher Muͤntz / dar - um ſchickt er dieſen Spott uͤber dich / ob er ſchon auf blo - ſen Argwohn mehr gegruͤndet / weil du auch dem Uriæ ſolchen Spott angethan / und ihme Hoͤrner aufgeſetzt. GOtt hat ſich endlichen gleichwol ſeines Dieners erbar - met / und den David wider aus ſolchem uͤblen GeſchreyLyranus in c. 3. Paral. gebracht / dann einsmals fuͤhrte er beſagten uͤbelgeſchaf - fenen Printzen auf einen Saal / in Beyſeyn der gantzen Hofſtatt / hebt daſelbſt ſeine Augen gen Himmel / und bricht in dieſe Wort aus: Judicet eſt oſtendat Deus per evidens ſignum, cujus iſte puer ſit filius, der gerechte GOtt wolle doch durch ein ſcheinbares Kennzeichen offenbaren / wer dieſes Knabens Vatter ſeye. Worauf alſob alden ein Stral vom Himmel in das Angeſicht des Printzen gefallen / welcher ihn augenblicklich alſo verkehrt / daß er der allerſchoͤnſte Menſch worden / und dem David ſo gleich / als waͤre er ihme vom Geſicht herunter geſchnit - ten / aber vorhero muſte der David gleichwol mit glei - cher Muͤntz bezahlet werden. Ja dißmal zwar nur mitdem185gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. dem Argwohn / zu andern Zeiten aber in der That ſelber / dann alſo hat ihm GOtt vorgeſtoſſen durch den Prophe - ten Nathan / um weilen er ein Ehebrecher geweſen / ſo woll er auch zulaſſen / daß andere bey ſeinen Weibern ſchlaffen / die Wort der heiligen Schrifft lauten alſo: Wei - len du mich veracht haſt / und das Weib Uriæ des Hethi -2. Reg. 12. c. ters genommen / daß ſie dein Weib ſeyn ſoll / derowegen ſagt diß der HErr / ſihe ich will ein Ungluͤck uͤber dich er - wecken aus deinem Hauß / und will deine Weiber neh - men aus deinen Augen / und geben ſie deinem Nechſten / und der ſoll bey deinen Weibern ſchlaffen ꝛc. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz bezahlen. Was dem David begegnet / geſchicht auch noch auf heutigen Tag bey manchem / und muß ſich deſſenthalben nit verwundern mit ſeinem war - um? darum / weil er ſolches auch einem andern gethan.

Warum? Darum.

Warum ſagt offt einer / hat GOtt dieſen Menſchen alſo geſtrafft? Jenen auf ſolche Weiſe laſſen zu Grund ge - hen? Warum? ſuch nur recht nach / frag um ſeinen Wan - del / ſo wirſt du in der Wahrheit finden / daß er mit gleicher Muͤntz bezahlt worden / weiſt du warum des Loths Weib in eine Saltzſaͤulen verkehrt worden? Ja / iſt dein Ant - wort / ja ich weiß / um weil ſie wider das Verbott zuruck geſchauet / aber warum gleich in ein Saltzſaͤulen? warum nit in ein wildes Thier? wie der Nabuchodonolor war - um nit in einen Hackſtock? darum in ein Saltzſaͤulen / da - mit ſie mit gleicher Muͤntz bezahlt werde / dann ſie kurtz vorhero / wie ſie die Engel in Frembdlings Geſtalt bey der Tafel geſpeiſſt / kein Saltz aufgeſetzt / auch die Speiſſen gar nit geſaltzen / damit dieſe / wie ſie glaubte / Schmaro - tzer nit oͤffter kaͤmen. Wie man in dem Marckfleck Ruti -Pars III. A aliano186Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttliano ein Kirchen aufgebauet zu Ehren des H. Nicolai, und der Meiſter zu Beſchleunigung des Wercks denen Ar - beitern an einem Sambſtag zugeſprochen / ſie wollen doch etwas laͤnger arbeiten zu Ehren des H. Biſchoffs / worauf einer aus ihnen geantwortet / es wird gewiß der H. Nico - laus heut kommen / und uns einen Fiſch einlegen? War - ten wir nur ein Weil / laß die Pfaffen arbeiten dieſes H. Nicolai von Bari, die haben groſſe Einkommen / und freſ - ſen Fiſch / wann ſie wollen. Kaum daß ſolches der vermeſ - ſene Menſch ausgeredet / da iſt ein Stein vom Thurn ihm auf den Kopf gefallen / worvon er halb todt nieder geſun - cken / ſeine Cameraden wolten ihme beyſpringen / finden aber / daß ſich der Stein in zwey Theil zerbrochen / inn -Beatillus in vita S. Ni - col. wendig aber die Figur eines Fiſches vorſtellte / ſo natuͤrlich / als waͤre er von einem Mahler entworffen / ja ſo gar em - pfande man den Geruch eines friſch-abgeſottenen Fiſches. Das heiſt mit gleicher Muͤntz bezahlt.

Als auf eine Zeit die Engellaͤnder zu Stroden den hei - ligen Thomam Cantuarienſiſchen Biſchoff ausgelacht / und zum groͤſſern Hohn und Spott ſeinem Pferd den Schweif abgeſchnitten / ſo iſt es geſchehen / durch gerechte Goͤttliche Zulaſſung / daß alle Nachkoͤmmling / alle Kinds -Polydorus lib. 4. c. 103. Kinds-Kinder aus dieſem Geſchlecht gebohren worden / mit einem Roßſchweif auf dem Ruckgrad / das heiſt mit gleicher Muͤntz bezahlt.

Der H. Biſchoff Patritius bauete unweit der Inſul Inchenn eine Kirchen im Dorff / und als ſolche halb ver - fertiget / haben daſelbſten die grobe und ungeſchlachte Bauren das Gebaͤu eingeſtellt / welches GOtt dem HErꝛnIn vit. c. 121. alſo mißfallen / daß noch auf den heutigen Tag und Stund kein Bauer alldorten ein Hauß kan ausbauen / und alſobeſte -187gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. beſtehet noch / und wird ferners allzeit beſtehen daſſelbi - ge Dorff in lauter halb ausgebaueten Haͤuſern. Das heiſt mit gleicher Muͤntz bezahlt.

Da einsmals der Heil. Maedhog in der Muͤhl ſich aufgehalten / daſelbſten das Getraͤid zu mahlen vor die Ar - me / ſo kommt zu ihme von dem edlen Geſchlecht Oſcarus einer / aber in Bettlers-Kleidern verſtellter / druckt zugleich ein Aug zu / als waͤre er ein armer halb-blinder Menſch / und haltet an um ein Mehl / deme der Heil. Mann zwar geben / aber beynebens ihm / und ſeinem gantzen Geſchlecht / den Fluch gethan / daß er und alle ſeine Nachkoͤmmlingen /Bolland in act. 31. Ja - nu. ſo lang das Hauß gewaͤhrt / nur ein Aug hatten. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz bezahlt.

Ich hab ſelbſten einen gekennt / der von guten Eltern / aber nit von guten Sitten / vor etlich Jahren zu Wien / bey naͤchtlicher Weil / wegen verruchter Eifferſucht / ermor - det worden / da er den toͤdtlichen Stich vermerckt / hat er bittlich angehalten um einen Beicht-Vatter / welches ih - me aber ſein Feind abgeſchlagen / ſprechend / gehe hin / und beichte dem Teuffel in der Hoͤll / wormit er ihme noch mit mehrern Wunden den Reſt gegeben. O mein barmher - tziger GOtt / in deſſen Haͤnden alles ſtehet / warum laͤſſeſt du ſolches zu? darum / mercks / GOTT iſt ein guter Zah - ler / zahlt mit gleicher Muͤntz / darum iſt ihme elenden Menſchen diß begegnet / weil er vor einem Jahr / eben an demſelben Tag / anderwaͤrts auf gleiche Weiſe / mit Ab - ſchlagung der Beicht / einen Menſchen ermordet hat. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz bezahlen.

Warum? Darum.

Warum wird mancher Vatter von ſeinen KindernA a 2geplagt?188Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttgeplagt? indeme ſie ihme keinen Gehorſam leiſten / ja ſein Sohn Michael hat den Teuffel nit unter den Fuͤſſen / ſon - dern gar im Kopff / der andere Sohn Gabriel gruͤſt nit die ſeeligſte Jungfrau / wohl aber andere Schlep-Saͤcke / der aͤltere Sohn Jacob verſpielet alles das ſeinige / daß er nit dem Pilgram-Stab / ſondern den Bettel-Stab er - greiffen muß. Der juͤngere Sohn Athanaſi ziehet den Vatter ſchon auch bey der Naſen herum / das kan ja ein vaͤtterliches Hertz faſt in Tod ſchmertzen. O mein GOtt / ſagt ein ſolcher Vatter / mein GOtt / warum ſchickeſt du mir ein ſolches groſſes Creutz uͤbern Hals? Ich mein / ich wolte alles gern ausſtehen / wann nur diß nit waͤr. Still mit dergleichen Worten / mein alter / mein kalter / mein gefalter Hennen-Fanger / ſtill! auf dein Warum / folgt das gewiſſe Darum / darum ſtrafft dich GOtt mit ſo un - gebaͤrdigen Soͤhnen / weil du auch in deiner Jugend ge - gen deinem Vatter einen ſchlechten Reſpect getragen / in allen Untugenden dich vergriffen / deßwegen laͤſt der ge - rechte GOtt / als ein genauer Zahler / auch zu / daß du mit gleicher Muͤntz wirſt ausgezahlt. Ein gottloſer Sohn iſt geweſt / welcher nit allein Gewalt-thaͤtige Haͤnde an ſei - nen Vatter gelegt / ſondern auch denſelben bey denen Haa - ren biß zu der Hauß-Thuͤr gezogen / nachdem dieſer Sohn auch eraltet / hat ihn ebenfalls ſein Sohn bey denen Haa - ren hinausgeſchleppt / und als er ihn wolte gar zu der Hauß-Thuͤr hinausziehen / ſagte er weinend / hoͤre auf / mein Kind / nit weiter / mein Sohn / dann ich auch nur bis hieher meinen Vatter gezogen.

Ein alte Zahn-luckete Mutter / die ein Maul hat / wie ein lehres Meſſer-Geſteck / die eine Naſen hat ſo feucht / wie ein Dufftſtein in einer Waſſer-Kunſt / dieſe Alte mur -ret189gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. ret den gantzen Tag / beklagt ſich die gantze Zeit / ſaiffert und ſeuffzet immerfort / daß ihr ſo uͤbel gehe / dann kaum ihr Schnur drey Taͤg im Hauß / und fuͤhrē ſchon den Re - giments-Stab / ſie muß jetzt hinterm Offen loſen / wie ein Brut-Henne / die da mauſen thut / die Schnur / das Spott-Vieh / habe die Schluͤſſel zu allem / mir gibt man / was im Spuͤhl-Waſſer am Boden ligt. O GOtt / O GOtt! es waͤre kein Wunder / ich thaͤt mir ſelbſt ein Leid an / mein GOtt / warum haſt du mich das erleben laſſen! Schweig ſtill du alter Stiefel-Balck / butz lieber die Na - ſen / dieſen garſtigen Diſtillir-Kolben / was und wie be - klagſt du dich? gedencke ein wenig zuruck / wie du dich ver - halten haſt gegen deiner Schwieger-Mutter / wie ſpoͤtt - lich und unbarmhertzig du mit ihr verfahren. Wolan dann alter Kehraus / ſtecke die Brillen auf die Naſen / und ſchaue / ob nit dieſes eine gleiche Muͤntz / mit der dich GOtt bezahlt. Merck diß Darum.

Der halsſtarrige Koͤnig Pharao in Egypten / nach - deme er mit 10. Plagen ſo hart von dem gerechten GOtt gezuͤchtiget worden / hat den Moyſen mit groſſer Kriegs - Macht verfolgt biß zu dem rohten Meer / durch welches Moyſes mit dreyſſigmal hundert tauſend Menſchen gantz ſicher durch paſſirt. Dann zu wiſſen / daß aus den Iſrae - liten / Jacob ſamt 75. Perſonen zum allererſten in Egyp -Jacob. Ti - rinus in c. 46. Gen. ten kom̃en / allwo ſie ſich in vierhundert und dreyſſig Jah - ren alſo vermehret / daß ſie ſich auf drey Millionen er - ſtreckt / weilen dazumalen die Weiber auf einmal wohl 4. ſo gar 6. Kinder gebohren: Nachdem nun Moyſes frey und ſicher durch das Meer paſſirt / iſt ihme auf dem Fuß nachgefolgt der Pharao mit zweymal hundert taufend zu Fuß / und funffzig tauſend zu Pferd / auch mit ſechshun -A a 3dert190Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttdert Baggaſchi-Waͤgen / aber den 24. Mertzen / an einem Sonntag / mit allen den Seinigen / im Meer zu Grund gangen. O Allmaͤchtiger GOtt! Warum im Waſſer? Warum hat ihn nit die Erde verſchluckt / wie den Dathan und Abyron? Warum hat ihn nit das Feuer verzehrt / wie die Innwohner zu Sodoma? Warum hat ihn nit die Luſft erſteckt / wie den Aman? Warum iſt Pharao mit Waſſer geſtrafft worden? Ey ſo warum alleweil! hoͤreſt dann nit? GOtt hat ſchon im ſtaͤten Brauch / daß er mit gleicher Muͤntz bezahle / Pharao hat 10. Monat nachein - ander die gebohrne Knaͤbl der Hebraͤer im Fluß Nilo er - traͤncken laſſen / weilen er dann GOtt mit Waſſer belei - diget / ſo wolte ihn auch GOtt mit Waſſer ſtraffen. Das iſt mit gleicher Muͤntz.

Zu Vizoch in Boſnia predigte gar eyfferig der Seel. Jacobus Picenus, weil ihm aber ein Ketzer feind und ab - hold / alſo hat dieſer in der Still / da keine Leute verhanden /In Annal. Min. 2476. ann. den Fuß der Cantzel mit einer Seeg abgeſchnitten / damit alſo der Prediger ſamt der Cantzel umfalle / aber GOTT zuͤchtigte ihn unverzuͤglich / und zwar mit gleicher Muͤntz bezahlte er ihn / maſſen nit allein er an einem Fuß erkrum̃t / ſondern auch alle die von ſeinem Hauß Nachkoͤmmling / ſo gar noch auf heutigen Tag an einem Fußkrum̃ ſeyn.

Exempl. 1.

Ein Edelfrau / ſchreibt Janus Nicius, wohnete auf ihrem Gut / und ſchaffte einsmals an einem Sonntag dem Pfarr-Herrn / daß er mit der Heil. Meß wolle war - ten auf ſie in der Kirchen / aber biß ſich ein ſolches Flohnetz aufbutzt / und aufkrauſt / biß ſich ein ſolcher Paradeiß-Aff ſchmuͤckt und zieret / verflieſt allemal eine zimliche Zeit / weil dann beſagter Pfarr-Herr faſt biß auf Mittag-Zeit gewartet / ſie aber noch nit erſchienen / alſo hat er wegenAntrieb191gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. Antrieb des Volcks den gewoͤhnlichen Gottesdienſt ange - fangen / und folgſam auch vollendet. Wie unterdeſſen die Edelfrau ſich nach der Kirchen begeben / haben ſie etliche Leute unterwegs berichtet / daß der Gottesdienſt bereits ein End habe / und faſt niemand mehr in der Kirchen ſeye / deſſen aber ungeachtet / eilet ſie in die Kirchen / allwo ſie den Pfarr-Herrn mit zornigem Angeſicht alſo angefahren: Huy Pfaff! heiſt das auf mich gewartet? iſt das ein Ma - nier / eine Dama zu tractiren? verſetzt ihme Geiſtlichen mit vermeſſener Hand hierauf eine ſtarcke Maultaſchen / und nim̃t ihren Ruckweg nach dem Schloß. Aber Gott iſt ein guter Zahler / indeme dazumal gedachte Edelfrau groſſes Leibs war / hat ſie / nach verfloſſner Zeit / zur gebuͤh - renden Straff / eine Tochter gebohren / mit einer gantz krum̃en und lahmen Hand / welche ſie auch ihr lebentag al - ſo unbrauchbar herum getragen. Da ſiheſt du es / ſtol - tzes Blut / wie GOtt dich mit gleicher Muͤntz bezahlt.

Warum? Darum.

Mein hochgeehrte Frau / allem Anſehen nach iſt ihr nit recht um das Hertz / ſie hat gewiß Haaſen-Fleiſch geſ - ſen / daß ſie ſo melancholiſch / iſt doch ſonſten allezeit der Heil. Hilarion ihr Patron geweſen / wann ihre Seuffzer Schellen anhaͤtten / ſo thaͤts man durch die gantze Stadt hoͤren. Was? hab ich nit Urſach zu trauren? ſagt ſie / ein verfluchte / vermaledeyte / verdam̃te / vergifſte / verlogne / vermeſſene / verkehrte / verzweiffelte / verbainte / verſchalck - te / verteuffelte / verwirrte / verruchte Zung / (Frau ihr habt ein gut Gedaͤchtnuß) hat mir die Ehr abgeſchnit - ten / ich komm unſchuldiger Weiſe ins Geſchrey / als haͤtte ich zu dem Buchſtaben E. das Z. geſetzt / mein Mann eif -fert192Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttfert anjetzo mit mir / und darff ich mich bald weniger ſehen laſſen / als ein Palm-Eſel / GOtt ſey es klagt / ich glaub nit / daß ein ungluͤckſeeligers Weib in der gantzen Welt / als ich / mein Herr / wie hab ich diß um dich verſchuldet? ich wolt / ich waͤre unter der Erd! (der Wein-Keller iſt auch unter der Erd) warum komm ich arme Veronica ſo un - ſchuldiger Weiſe um meine Ehr? O / meine Frau / der letz - te Weynacht-Feyertag iſt hart euer Geburts-Tag / ihr ſeyd nit ſo unſchuldig / wie ihr euch einbildet / ſetzt euch ein wenig nieder / ſchauet mit des Loths ſeinem Weib zuruck in die verwichene Jahr / umblaͤttert ein wenig das Pro - thocoll eures gefuͤhrten Wandels / da werdet ihr finden und ergruͤnden auf euer Warum? das Darum / darum kommt ihr ſo unſchuldiger Weiſe in ein uͤbels Geſchrey / weilē ihr vor vielen und mehrern Jahren auch einer ehrli - chen Frauen den guten Namen genommen / ſpoͤttlich und Ehr-abſchneideriſch von ihr geredet / und ein uͤble Ehe mit ihrem Herrn verurſachet / darum merckts wohl / darum ziehet die Hauben von den Ohren weck / darum zahlt euch GOtt mit gleicher Muͤntz.

Einen ſtaͤrckern Helden hat die Welt nit geſehen / als den Samſon. An. 1511. hat man zu Augſpurg auf dem Reichstag vor den Kayſer Maximilian einen groſſen ſtar - cken Mann gefuͤhrt / welcher auf einmal ein gantzes Kalb mit Haut und Haar verzehrt / auch mit der Fauſt den ſtaͤr - ckiſten Ochſen niedergeſchlagen. Der war ſtarck / aber noch ſtaͤrcker Samſon. Galeotus Bardaſinus war ein ſolcher tapfferer Held / und ſo anſehlicher Kraͤfften / daß er nit al - lein einen mit Holtz beladenen Eſel mit einer Hand in dieC. Marius in chor, graph. Hoͤhe gehebt / ſondern auch oͤffter er allein wider dreyſſig und mehrer gefochten / auch uͤberwunden. Der war ſtarck /aber193gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. aber noch ſtaͤrcker Samſon. Ænotherus, gebuͤrtig aus Schwaben / war unter dem Kriegs-Heer Caroli Magni ein ſo dapfferer Kriegs-Held / daß er den Feind nieder -Avent. lib. 4. gehaut / als wie ein Maͤder das Gras / ja / er hat einen und den andern mit ſeiner Lantzen geſpiſſt / und ſolcher ge - ſtalten auf der Achſel herum getragen / als trage er etliche gebratene Voͤgel am Spieß. Der war ſtarck / aber noch ſtaͤrcker Samſon. Maſſen dieſer mit einem Eſels-Kien - Backen tauſend Philiſtæer erlegt / und endlich gleichwohl / Pfuy / von einem Weib uͤberwunden worden / ja / ſo weit kommen / daß ihme beede Augen ſeynd ausgeſtochen wor - den. Warum diß? Darum / er hatte ſich verſuͤndiget mit denen Augen / indem er dieſelbige geworffen auf die uͤp - pige und muthwillige Dalila. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz bezahlt.

Solches hat auch erfahren der Heil. Ephræm, dieſer wurde auf eine Zeit von ſeinen Eltern auf das Land hin - aus geſchickt / weil er aber von der Nacht uͤberfallen wor - den / konte er nit anderſt / als das Loſament nehmen bey etlichen Kuͤh-Hirten in ihren alten Huͤtten und Woh - nungen / bey naͤchtlicher Weile aber / da ſo wohl er / als die Hirten im ſanfften Schlaff ruheten / haben die WoͤlffJoan. Niſ - ſenus in Alphab. Chriſt. eingebrochen / und ſehr viel Vieh hinweg getrieben / daß alſo die arme Tropffen in aller fruͤhe mit weinenden Au - gen dieſen Schaden bedauret / ſie waren aber der gaͤntzli - chen Meynung / daß ſolches nit ſeye geſchehen durch die Woͤlff / ſondern durch gewiſſe Boͤswicht und Dieb / glaub - ten anbey / der Ephræm, ſo bey ihnen die Nachtherberg ge - nommen / ſeye ein Ausſpaͤher geweſt / ja er ſelbſt der Haubt-Kuͤhdieb / dahero ſie ihn ohne Verweilung mit allem Gewalt zum Gericht gezogen / allwo er an eiſene Band gefaͤßleter in die Gefaͤngnuß geworffen worden / in welcher noch 2. andere auch Gefangene gelegen. In dieſer finſtern Keuchen lamentirte Ephræm uͤber alle maſ -Pars III. B bſen /194Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttſen / wie dergleichen Leut pflegen zu thun / wann ſie / ihrer Einbildung nach / unſchuldig leiden / doch aber hat er al - les dem gerechten GOtt uͤberlaſſen / ihme aber iſt nicht lang hernach ein Engel in Geſtalt eines ſchoͤnen Juͤng - lings erſchienen / und die Urſach ſeiner Gefaͤngnuß aus - geforſcht / deme der fromme Ephræm alles umſtaͤndig ent - deckt / wie daß er ſo unſchuldiger Weiß als ein Kuͤhdieb ſeye eingezogen worden / worauf der Engel ihme mit troſtreichen Worten zugeſprochen / er ſolle eines guten Muths ſeyn / und beynebens gedencken / daß der Allmaͤch - tige GOtt aus gewiſſen Urſachen dieſes Ungluͤck uͤber ihn verhaͤngt habe / deßgleichen ſeyen auch unſchuldig die - ſelbe zwey / ſo neben ſeiner in der Gefaͤngnuß ſeyen / darauf verſchwindet der Engel / und Ephræm fragt ohne Verzug beyde Gefangne / was ſie dann verwirckt haben? Ich / ſagt einer / bin angegeben worden / als haͤtt ich einen ent - leibt / und dem iſt nit alſo / ich bin unſchuldig / ich / ſagt der andere / bin angefuͤhrt als ein Ehebrecher / und dem iſt nit alſo / da bin ich vor GOtt unſchuldig / und ich / ſagt Ephræm, bin hieher in dieſe Keuchen geworffen worden als ein Kuͤh - dieb / und dem iſt auch nit alſo / ich bin ganz und gar un - ſchuldig. Mein lieber Bruder / forſchet weiter der Ephræm aus / weiſt du dich nit zu entſinnen / daß du etwan ein - mal ein Ubel geſtifftet? Ja / antwortet er / welcher des Todtſchlags unſchuldiger Weiſe bezuͤchtiget worden / ja / ich bin einsmals gegenwaͤrtig geweſt / wie ihrer zwey auf einer Brucken gezanckt / und einer aus ihnen in den tiefen Fluß gefallen / dazumalen ſpazierte ich an dem Geſtad / und haͤtte gar leicht den armen Tropffen / ſo mir wehmuͤtig zugeſchryen / koͤnnen aus dem Waſſer helffen / hab ihn aber / als ein unbarmhertziger Menſch / laſſen er - ſauffen / jezt ſpuͤhre ich / daß mich GOtt bezahlt mit glei - cher Muͤntz / indem ich als ein Todtſchlaͤger / obzwar hier - innfalls unſchuldig / bin angegeben worden. Mein lieberBru -195gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. Bruder / alſo redet Ephræm den andern an / was haſt et - wan du Boͤſes geſtifft dein Lebtag? Ich / ſagte der ande - re / ſitz allhier als ein vermeinter Ehebrecher / es geſchicht mir aber unrecht / das weiß ich zwar wol / daß einmal ih - rer zwey Bruͤder einen reichen Verlaß des verſtorbenen Vatters wolten theilen / anbey aber der Schweſter / ſo dazumal ein Wittib / ihr Erbportion zu geben geweigert / und vorgeſchuͤtzt / ſie fuͤhre ein liederlichs Leben / und ge - be ein offentliche & cœtera ab / zu dieſer Unbild hab ich mich brauchen laſſen / und nach Empfang 50. Ducaten / hab ich einen falſchen Eyd abgelegt / als haͤtte ich ſie in ei - nem Ehebruch erdappt: Nun merck ich wol / daß mich GOtt mit gleicher Muͤntz bezahlt / indem er hat zugelaſ - ſen / daß ich unſchuldiger Weiſe vor einen Ehebrecher bin eingezogen worden. Was haſt dann du Ephræm ver - dient / daß du in eiſerne Band biſt gerathen? Mich hat man eingelegt als einen Kuͤhdieb / und bin doch unſchul - dig. Aber haſt du dann gar nichts uͤbels geſtifft dein Leb - tag? Ja / ſagt Ephræm, mich hat mein Vatter unge - fehr vor einem Monat auf das Land hinaus geſchickt / da hab ich unterwegs in dem Wald ein tragende Kuh ange - troffen / welche ich aus lauter Muthwillen mit Steinen ſo lang geworffen / und getrieben / bis ſie niedergefallen / und bey der Nacht denen Woͤlffen zu einem Raub wor - den / ſolches Rindvieh hat einem armen Mann zugehoͤrt. Und ich Ephræm mercke anjetzo auch / daß mich GOtt mit gleicher Muͤntz bezahlt / indem ich / obzwar dißfalls un - ſchuldig / als ein Kuͤhdieb allhier gefangen lig. O du ge - rechter GOtt in allen Sachen!

O wie offt klagen wir unbeſonnene Adams-Kinder / und lamentiren / daß uns GOtt diß oder jenes Unheil uͤber den Halß ſchickt / wollen gleichſam den Allmaͤchti - gen GOtt beſchuldigen einer Ungerechtigkeit / wann er uns / und das Unſerige / in einiges Ungluͤck bringt: AberB b 2ſtill196Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttſtill mit ſolchen Reden / ihr ungedultige Menſchen / ſon - dern glaubt ſicher und gewiß / daß wann ihr auch / eurer Meynung nach / unſchuldig euch erkennet / GOtt gleich - wol euch kein Unbild zufuͤge / ja ſucht nur nach / und zehlt die Jahr / die Monat / die Wochen / die Stunden / exami - nirt alle wol / thut dieſelbe auswaiden / wie Tobias den Fiſch / ſo werdet ihr finden / daß auch GOtt dißmal zah - le / was ihr ſchon laͤngſt verdienet / und werdet allemal finden / daß er euch zahle mit gleicher Muͤntz / wie den Ephræm, ſo nachmals ein groſſer Heiliger worden / und wie ſeine 2. Mitgeſpaͤn in der Keuchen.

Warum? Darum.

Die Inwohner der Stadt Sodoma und Gomorrha ſamt andern benachtbarten Oertern ſeynd erſchroͤcklich von dem gerechten GOtt geſtrafft worden / aber wie? ſie ſeynd nit mit Steinē und Felſen zugedeckt worden / wie die Ammoræer; aber wie? ſie ſeynd nit durch feurige Schlan - gen zu todt gebiſſen worden / wie die murriſche Iſraeli - ter in der Wuͤſten. Aber wie? Sie ſeynd nit von wil - den Baͤren zerriſſen worden / wie jene Knaben / ſo den Eli - ſæum ausgeſpoͤttelt. Aber wie? Sie ſeynd nit mit einem Schwerdt von einem Engel zu Boden geſchlagen wor - den / wie das Kriegs-Heer des Sennacheribs. Aber wie? Sie ſeynd nit durch die Peſt hingeriſſen worden / wie die Palæſtiner zur Zeit des Davids. Aber wie? Dieſe groſſe Suͤnder ſeynd von ſchweflichen ſtinckendem Feuer / ſo von oben herab gefallen / verzehrt worden. Warum mit Feuer? Darum / GOtt ware hoͤchſt erzoͤrnet uͤber dieſe Staͤdt und dero laſterhaffte Inwohner / wie dann auch in derſelben Nacht / und zwar denſelben Augenblick / da Chriſtus JEſus aus der unbefleckten Jungfrauen geboh -Laurent Maſſel. lib. 5. ren / alle mit Sodomitiſcher Suͤnd behaffte Menſchen in der gantzen Welt des gaͤhen Tods geſtorben. Weil dann GOtt auf alle Weiſe beſchloſſen / dieſe Gottloſe Leut zuſtraffen /197gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. ſtraffen / alſo hat er ſie mit gleicher Muͤntz wollen bezah - len / was ware anderſt unter ihnen? was anderſt bey ih - nen? was anderſt in ihnen / als das ſtinckende Venus - Feuer? und weilen dero verruchte Suͤnd wider die Na - tur war / alſo hat ſie der gerechte GOtt mit ſtinckendem Schwefel-Feuer / und zwar mit einem Feuer / welches wider ſeine Natur herab geſtiegen / ſtraffen wollen / da - mit ſie ſehen / wie GOtt ſo genau mit gleicher Muͤntz be - zahle.

Bekandt iſt jenes / was Joannes Duegenius ſchreibt / daß nemlichen Einer geweſt / der aͤuſſerlich einen ſehr frommen und auferbaulichen Wandel gefuͤhrt / auch end - lichen einen ſolchen Tod genommen / der nit weniger ſee - lig / als gluͤckſeelig gehalten wurde / wie man aber den Leichnam in die Kirchen getragen / und der Biſchoff vor den Verſtorbenen das Seel-Ampt gehalten / da hat ſich dieſes Wunder ereignet / ſo offt ſich der Biſchoff gegen dem Volck gewandt / und das gewoͤhnliche Dominus Vo - biſcum geſungen / ſo offt hat ein hoͤltzernes Crucifix-Bild in Mitte der Kirchen hangend beede Haͤnde vom CreutzJoan. Due - gen. in ſpec. triſt. c. 1. herab geloͤſt / und damit die Ohren verſtopfft / nach vie - ler Nachforſchung iſt man endlichen darhinder kommen / daß dieſer ein abgeſagter Feind der Armen ſein Lebtag geweſt ſeye / ja ſo gar habe er mehrmalen die Ohren ver - ſtopfft / damit er nit hoͤre das Geſchrey der Bettler / auch derentwegen ihme ein Wohnung gebauet / wo kein eini - ger Bettler hat koͤnnen zukommen. Da haſt dus O elen - der Tropf / erkenne nun / aber zu deinem ewigen Scha - den / die gleiche Muͤntz / mit welcher dich GOtt bezahlt / weil du vor ihm und den Seinigen die Ohren haſt zuge - ſtopfft / desgleichen hat er dir wieder gethan.

Faſt keine ſeynd beſſer mit gleicher Muͤntz ausgezah - let worden / als die gottloſen Juden. 36. Jahr nach dem bittern Tod Chriſti des HErrn iſt die Stadt Jeruſalem /B b 3wohin198Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttwohin ein unzahlbare Menge der Juden ſich begeben / von Titi Veſpaſiani Kriegs-Heer den 14. Tag Aprilis belaͤgert worden / und hat Titus eben an ſelbem Ort das Lager auf - geſchlagen / benanntlichen auf dem Oelberg / wo der HErr JEſus gefangen worden. Sihe eine gleiche Muͤntz.

Zur Oeſterlichen Zeit haben die Hebraͤer / ohne Reſpect des hohen Feſts / Chriſtum den Heyland gefangen / und in einen abſcheulichen Kercker gefuͤhrt: Auch zur Oeſter - lichen Zeit hat Titus die Stadt Jeruſalem innerhalb 3. Tagen mit einer gantz neuen Mauer umgeben / welches in ſich ſelbſt nit natuͤrlich war / daß alſo die geſamte Ju - den gleichwie in einem Kercker ſeynd eingeſperrt worden. Sihe eine gleiche Muͤntz.

Derjenige / ſo Himmel und Erden erſchaffen / der an ſich / und in ſich begreifft einen unendlichen Schatz / und das hoͤchſte Gut ſelbſten / iſt von denen Juden nit hoͤher geſchaͤtzt worden / als um 30. Silberling / weilen dann 97000. Juden unter waͤhrender Belaͤgerung gefangen worden / alſo ſeynd ſie ſo gering geſchaͤtzt worden / daß man 30. Hebraͤer um einen Silberling kont haben. Sihe eine gleiche Muͤntz.

In der Nacht / in welcher dieſes Goͤttliche Lamm von den reiſſenden Woͤlffen iſt gefangen worden / muſte der HErr und Heyland allerley Schimpf und Spott ausſtehen / unter andern verbanden ſie ihme ſeine Augen / ſchlugen ſein Goͤttliches Angeſicht mit harten Backen - ſtreichen / begehrten anbey / er ſoll prophezeyhen / wer es gethan? nennten ihn einen falſchen Propheten. In der belaͤgerten Stadt Jeruſalem befande ſich ein falſcher Prophet / welcher offentlich ausgegeben / daß alle dieje - nige / ſo ſich in den Tempel ſalviren werden / mit dem Le - ben davon kommen / indem ſich dann uͤber die 6000. dahin begeben / ſeynd alle dieſe zu Aſchen verbrannt worden. Sihe eine gleiche Muͤntz.

Die199gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren.

Die Juden haben Chriſtum den HErrn / dieſe ein - gefleiſchte Goͤttliche Weißheit / ausgeſpottet / und mit ihm / und an ihme allerley Muthwillen getrieben. Ti - tus Veſpaſiani, hat nachmals An. 73. aus denen Gefan - genen Juden 2000. auf das Theatrum laſſen fuͤhren / und nach vielem Geſpaͤß und Spielen / theils mit Menſchen als wilden Thieren alleſamt laſſen erwuͤrgen. Sihe eine gleiche Muͤntz.

Die Hebraͤer / als unverſchamte Beſtien / haben den HErrn JEſum ſeiner Kleider beraubt / und denjenigen blutnackend ausgezogen / der die Erd mit Graß und Blu - men / die Baͤumer mit Blaͤttern und Rinden / die Voͤgel mit Federn bekleidet. Diejenige Juden / ſo da fluͤchtig aus der belaͤgerten Stadt worden / ſeynd alle gefangen / und nackend ausgezogen worden / auch haben die Ara - bier und Syrier dero Leiber aufgeſchnitten / und Geld darinnen geſucht / wie dann in einer Nacht mehrer als 2000. dergleichen ausgeweidet worden. Da ſihe eine glei - che Muͤntz.

Die Juden haben mit geſamter Stimm von Pilato begehrt / er ſolle JEſum creutzigen laſſen / Crucifige! Wie es dann nachmals geſchehen. Titus hat aus de - nen gefangenen Juden alle Tag laſſen 500. auf die Creutz naglen / daß alſo letzlich die Baͤumer abgangen / dieſe Boͤswicht darauf zu haͤngen. Sihe mehrmalen eine glei - che Muͤntz.

Die Hebraͤer haben den Goͤttlichen Mund JEſu des HErrn beleidiget / indem ſie ihn im groͤſten Durſt mit Gallen und Eſſig getraͤnckt. Zu Jeruſalem ware unter waͤhrender Belaͤgerung ein ſolcher Hunger / daß allein uͤber dreymal hundert tauſend hiervon geſtorben / nach - dem ſie das Leder von den Schuhen / den Miſt aus dem Stall ja ſo gar Menſchen-Fleiſch vor ein Speiß genoſſen. Da ſihe mehr eine gleiche Muͤntz.

Die200Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOtt

Die Hebraͤer haben um die Kleider Chriſti gewuͤrff - let. Zu Jeruſalem war die Noth ſchon ſo weit kommen / daß ſie / die Inwohner / mit einander geſpielt / wer unter ihnen muß und ſoll Heucker ſeyn / der den andern umbrin - ge / damit ſie nit in des Feindes Haͤnde gerathen. Sihe wieder ein gleiche Muͤntz.

Die Juden / dieſe verſtockte Leut / nachdem ſie doch geſehen / daß das Blut JEſu von Nazareth iſt unſchul - dig vergoſſen worden / haben gleichwol aufgeſchryen / Sanguis ejus &c. ſein Blut komme uͤber uns ꝛc. Als Titus Veſpaſiani die Stadt mit ſtuͤrmender Hand erobert / die - ſelbe an allen Orten angezuͤndet / ſo ware doch beynebens ein ſolches Metzgen und Blutvergieſſen / daß an vielen Orten das Feuer mit Blut geloͤſcht worden. Sihe ein gleiche Muͤntz.

In Summa die Hebraͤer durch den Tod / welchen ſie dem wahren Meſſiæ und Heyland der Welt ange - than / haben verſchuldet / daß ſie GOTT mit gleicher Muͤntz bezahlt / und deren auf die zehenmal hundert tau - ſend durch Peſt / Hunger / und Schwerdt laſſen um - kommen.

Es iſt auch abſonderlich und denkwuͤrdig zu mercken / daß alle Nachkoͤmmling derjenigen Juden / durch dero Haͤnd der HErr JEſus gelitten / noch auf den heutigen Tag mit gleicher Muͤntz bezahlt werden.

Diejenige / ſo den gebenedeyten Heyland in dem Gar - ten gefangen nach dem Kuß Judaͤ / waren von dem Ge - ſchlecht Ruben: Dahero alle Juden aus beſagtem Ge - ſchlecht / wo ſie in der Welt ausgetheilt / was ſie immer Gruͤnes in Gaͤrten und Feldern anruͤhren / muß daſſelbe alſobalden verdorren / auch kein Samen / den ſie in die Er - den ſaen / wird aufgehen / ſo gar wo ſie begraben werden / waͤchſt nie kein Graß auf dero Graͤber. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz.

Die -201gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren.

Diejenige Juden / welche Chriſto dem HErrn harte Backenſtreich verſetzt / waren aus dem Geſchlecht Aſer, dannenhero alle dero Nachkoͤmmlingen auf den heutigen Tag gebohren werden mit dem rechten Arm kuͤrtzer / als der lincke iſt / die rechte Hand aber krumm und zuſammen gebogen. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz.

Wie der HErr JEſus von dem Palaſt des Annas zu der Behauſung Caiphæ gefuͤhrt worden / haben die muthwillige Juden allerley Poſſen und Boßheiten ge - trieben / unter andern ſchreibt Carafa, Rabbinus, der nachmals ein Chriſt worden zu Rom / haben die Hebraͤer etliche ihre Kinder in einen Stall / wo der HErr JEſus vorbey gangen / mit allem Fleiß eingeſperrt / auch nach - mals den Heyland gefragt / wer / und was in dieſem Stall ſeye? worauf Chriſtus geantwortet / daß ihre Kinder dar - innen / die Juden aber aus Schertz ſagten / nein / ſondern es ſeynd Schwein darinnen / darauf der HErr ſagte / ſo ſeyens dann Schwein / kaum daß er ſolches ausgeredt / ſeynd alle dieſe Kinder in Schwein verkehrt worden / wel - che ſich im nechſten Waſſer ertraͤnckt haben. WorvonCarafa in maledict. Hebræor. auch noch kommt / daß alle Deſcendenten und Nach - koͤmmlingen von dieſem Geſchlecht Nephtalim mit 4. Sauzaͤhn im Maul gebohren werden / dergleichen einen / ſagt obgedachter Carafa, hab er geſehen zu Rom. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz.

Diejenige / ſo dem Heyland JEſu auf dem harten Creutz-Baum Gall und Eſſig haben dargereicht / waren von dem Geſchlecht Benjamin / deſſentwegen alle dero Nachkoͤmmlingen alle Jahr am Charfreytag das Maul und Naſen voller Wuͤrm haben / und koͤnnen den Kopf niemalen ſtet halten. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz. Pars III. C cDer -202Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttIbidem. Dergleichen Juden / ſagt Franciſcus da Viſcie und Ber - nardinus da Piperno, haben ſie geſehen zu Tripoli und zu Damaſco.

Diejenige Juden / welche in das Allerheiligſte Ange - ſicht Chriſti des HErrn ſpoͤttliche und ſtinckende Speichel geworffen / waren aus dem Geſchlecht Levi, alle dero de - ſcendenten / wo ſie immer zu finden / koͤnnen auf keine Weiſe den Speichel auf die Erde werffen / ſondern ſo offt ſie ausſpuͤrzlen / ſpringt ihnen der Speichel wieder in das Geſicht. Dergleichen Juden ſeynd vor etlich Jahren zu Peſaro angetroffen worden. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz.

Diejenige Juden / welche gegen den HErrn JEſum mit ſo blutiger Geißlung verfahren / ſeynd geweſt von dembidem. Geſchlecht Iſacar, dieſe empfinden alle Jahr den 25. Mar - tii 6666. Wunden / oder Stich an ihrem Leib / nit anderſt / als waͤren ſie am gantzen Leib geſchrepfft / auch flieſt ſehr haͤuffiges Blut von ihnen / von dieſem Geſchlecht iſt vor wenig Jahren Einer / Namens Eleazar da Feſſa geſehen worden. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz.

Diejenige Juden / welche dem HErrn JEſu eine doͤrnerne Cron auf das Haubt geſetzt / und 15. geſpitzteAntonio di Paolo Mar - ſini fol. 200. Doͤrner gar bis ins Hirn hinein gedrungen / ſeynd geweſt von dem Geſchlecht Gad, dero Deſcendenten und Nach - koͤmmlingen den 25. Martii alle Jahr 15. Wunden be - kommen / aus welchen ſehr viel Blut rinnet / wann ſie aber getaufft werden / und den Chriſtlichen Glauben an - nehmen / ſo dann weichet dieſes Ubel von ihnen. Das heiſt ja mit gleicher Muͤntz.

Warum? Darum.

Es iſt nit an der Groͤſſe gelegen / ſonſten gaͤlt ein Wieß -baum203gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. baum mehrer als ein Scepter. Es iſt nit an der Groͤſſe ge - legen / ſonſten koͤnte eine Kuh einen Haſen erlauffen. Es iſt nit an der Groͤſſe gelegen / ſonſten waͤre ein Kuͤrbis beſ - ſer / als eine Pomerantzen. Es iſt nit an der Groͤſſe gele - gen / ſonſten haͤtte der Goliath dem David den Reſt gege - ben / allwo doch das Widerſpiel begegnet. Goliath war ein Rieß 6. Elen und eine Spann hoch / dergleichen unge - heure groſſe Menſchen GOtt mehrmalen / ſeine Allmacht zu zeigen / der Welt gegeben. In der Inſul Senno iſtVincent. Tanara. l. 6 ein todter Leib gefunden worden / deſſen Hirnſchal zwey Aimer Waſſer gehalten. Zu Trapani in Sicilia hat man viel Menſchen-Zaͤhn gefunden / deren die meiſte faſt drey Pfund gewogen. Wann nun der Menſch aufs wenigſt 28. oder 32. Zaͤhn / ſo folgt / daß ein ſolcher einen gantzen Centner Zaͤhn im Maul gehabt. Wie man in Maurita - nia die Begraͤbnuß des Rieſens Antei zerſtoͤrt / ſo iſt ein Menſchen-Coͤrper gefunden worden / der hundert und fuͤnff Schuh lang war. In Africa, neben der Stadt Uti - ca, am Geſtad des Meers / hat man einen Menſchen-Zahn gefunden / welcher ſo groß / daß man unſchwehr daraus hat ſchlieſſen koͤnnen / daß dieſer hundertmal ſeye groͤſſer geweſt / als ein anderer ordinari Menſch. In dem Koͤnig -S. P. Aug. de Civit. Dei. reich Polen / in einem alten Grab / iſt ein Todten-Coͤrper ge - funden worden / der ſo groſſe Finger hatte / daß deſſen gul - dener Ring einem andern vor ein Armband gedienet haͤt - te. Goliath iſt zwar nit ſo groß geweſen / aber gleichwolMenoch. p. 3. c. 5. viermal groͤſſer als der David / und gleichwol hat der Laͤn - gere das Kuͤrtzere gezogen / David hat den großkopffeten Goliath mit einem Stein an die Blaſſen oder Stirn ge - troffen / worvon er zu Boden gefallen. Warum aber gleich an die Stirn? warum nit auf die Bruſt? oder an -C c 2der -204Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttderwerts hin? Ey GOtt iſt allzeit geweſt / er iſt noch / und wird allzeit bleiben ein guter Zahler / und zwar mit glei - cher Muͤntz. Darum hat der gerechte GOtt zugelaſſen / daß dieſer ſtoltze Limmel an die Stirn getroffen worden / weil er ihm dorten viel eingebildet / den David in allweg verachtet / und nur vor einen Buben gehalten.

Man wird nit leicht ein ſeltzamere Geſchicht leſen / als in denen Actis des heiligen Martyrers Gangulphi, ob zwar hierinnfalls die Feder ſchier moͤcht die Erbarkeit of - fendirn / weilen ohne das viel Naſenwitzige in alle Buͤ - cher pflegen Eſel-Ohren zu machen. Wann ich aber er - waͤge / daß auch die Heil. Goͤttliche Schrifft dergleichen Ding nit umgehe / maſſen im erſten Buch der Koͤnige am 24. Cap. zu leſen: Wie der Saul in die Hoͤle hinein ge - gangen / ſeinen Bauch zu reinigen. Item im 4ten Buch der Koͤnige am 9. Cap. hat GOtt durch den Propheten gedrohet / ich will das gantze Hauß Achab vertilgen / undn actis erwuͤrgen von Achab mingentem ad parietem, auch der an die Wand ꝛc. in Anſehen dieſer Text / kan ich nitPagat. tom 2. f. 65. verbergen / was mit dem heil. Martyrer Gengulpho ſich zugetragen. Dieſer war ein ſehr eiferiger und Gotts - foͤrchtiger Mann / der ſich nit allein in allen heiligen Wer - cken geuͤbet / und maͤnniglich mit ſeinem Tugendwandel vorgeleuchtet / ſondern auch um den wahren allein ſeelig - machenden Chriſtlichen Glauben als ein dapferer Kaͤmpf - fer und Blutzeug JEſu das Leben gelaſſen. Wie man deſſen heiligen Leichnam zum Grab getragen / und zur Erden beſtattet / und dazumalen ſehr viel Miraculn und Wunderwerck geſchehen / hat man ſolches ſeinem hinder - laſſenen Weib zu Hauß angedeutet / kaum aber / da ſie ſolches vernommen / hat ſie daruͤber ſchimpflich den Kopfge -205gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. geſchuͤttelt / und nach Art aller boͤſer Weiber angefangen zu ſchmaͤhlen. Was! ſprach ſie / was? mein Mann Mi - racul thun? mein Mann macht Miracul / wie mein Hin - derer ſingen thut / auf ſolche freche Red hat ſie alſobalden wider ihren Willen eine groſſe Anzahl der wilden und ſchaͤndlichen Klang muͤſſen auslaſſen / ja ſo gar die Zeit ih - res Lebens alle Freytageden gantzen Tag / maſſen an die - ſem Tag Gengulphus gemartert worden / von Fruͤhe an / bis auf die Nacht / ſo offt ſie ein Wort geredet / hat ſie zu - gleich muͤſſen von hindenher ſich hoͤren laſſen / dergeſtal - ten der gantzen Welt zu Spott worden. Der Koͤnig Pi - pinus ſelbſt hat ihme dieſes Weib laſſen vorfuͤhren an ei - nem Freytag / und die Erfahrenheit dieſer Sau-Muſic / eingenommen. Aber heiſt dann dieſes auch nicht mit glei - cher Muͤntz bezahlt?

Joannes Zwikius, ein guter Soldat / aber ein ſchlim - mer Chriſt / hat ſich vermeſſen zu ſagen / er wolle dem Wei - bel zu Hall (verſtunde das miraculoſe Bildnuß unſer Lie - ben Frauen daſelbſt) die Naſen abſchneiden / kaum hat er ſolches ausgeredt / fliegt eine Muſqueten-Kugel aus der Stadt / und nimmt ihm wurtz die Naſen weg. Das iſt mit gleicher Muͤntz.

Aman, wie iſt es dir ergangen? Ich hab durch mei - ne Politiſche Griffel die Sach bey dem Hof des Koͤnigs Aßveri ſo weit gebracht / daß der Galgen und der Strick vor den Mardochæo ſchon in der Bereitſchafft geſtan -Eſther, 7. c. den / und nichts abgaugen als der Halß / aber GOtt hat mich mit gleicher Muͤntz bezahlt / indem ich eben an demſelben Holtz muſte den Kehraus tantzen.

Ihr alte / aber nit kalte / Richter zu Babylon, ihr kom̃t mir vor wie die Eiſenhaͤmmer in Oberſteyer zur Winters -C c 3zeit206Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttzeit / dieſe ſeynd uͤberſich mit Schnee bedeckt / innwendig aber voller Feuer / wie iſt es euch ergangen? Wir haben die ſchoͤne Suſannam im Bad erdappt / aber ſelbſten nach - mals muͤſſen das Bad austrincken / unſer Bosheit hat ſchon ſo viel ausgerichtet / daß Suſanna bereits ausge - fuͤhrt worden zum verſteinigen / ſo hat ihr aber der Daniel einen Stein in Garten geworffen / und die Sach alſo um - gekehrt / daß wir mit gleicher Muͤntz bezahlt / und von dem geſamten Volck ſeynd verſteiniget worden.

Laban wie iſt es dir ergangen? Ich habe / nach Edel - manns Art / dem Jacob viel verſprochen / und wenig ge - halten / der gute Menſch hatte auch lieber die ſaubere Wei - ber / als die Sau-beren Weiber / darum hat er mir um die ſchoͤne Rachel ſieben Jahr gedienet / zu Ende dieſer Zeit / hab ich auf den Abend eine kleine Mahlzeit angeſtellt / nach - mals die Liechter ausgeloͤſcht / und geſagt / er ſoll mit ſei -Genel. 30. ner Braut ſchlaffen gehen / unterdeſſen war es nit die Ra - chel, ſondern die garſtige triefaugige Lia, es hat mich aber durch Eingebung und Angebung eines Engels der Jacob wieder mit gleicher Muͤntz bezahlt / indeme er / ver - moͤg des aufgerichten Contracts, die geſcheckete Laͤmmel / denen er die Farben durch halb-geſchelte Ruthen zuwegen gebracht / alle zu ſich genommen. Ich hab ihn mit einem geſchecketen Weib betrogen / er hat mit geſchecketen Laͤm - mel mich wieder uͤbervortheilt.

Adonibezec wie iſt es dir ergangen? Ich hab mit meiner Kriegs-Macht 70. Koͤnig uͤberwunden / alle ge -Judie, 1. 7. fangen genommen / und endlichen im Hochmuth und Ty - ranney alſo geſtiegen / daß ich ihnen allen habe laſſen die Finger an Haͤnden / und die Zaͤhen an Fuͤſſen abſchneiden. Aber ich bin mit gleicher Muͤntz bezahlt worden / dannnach -207gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. nachmals die Iſraeliter mit ihrem Fuͤhrer Juda die Ober - hand erhalten / zehen tauſend Mann erlegt / und auf glei - che Weiſe mit mir verfahren / wie ich mit denen ſiebenzig Koͤnigen.

Reicher Praſſer / verdammter Schlemmer / wie iſt es dir ergangen? Ich hab den Bettler Lazarum gleich - wol laſſen ligen vor der Haußthuͤr / und ihme nit ein Broͤ - ſel Brod laſſen zukommen / aber GOTT hat mich mitLuc. 16. gleicher Muͤntz bezahlt / dann wie mich der Teufel geholt hat / da hab ich nur um ein Troͤpffel Waſſer angehal - ten / aber der ich nit ein Broͤſel hab geben / konte auch das Troͤpffel nit bekommen / und hab doch dem Abraham ſo gute Wort geben.

Ihr hohe Beampte des groſſen Koͤnigs Darii, wie iſt es euch ergangen? Wir haben aus Neid / der ſonſt all - zeit der Erſte in die Schuͤſſel bey der Hofſuppen / aus Neid haben wir den Daniel bey der Herrſchafft dergeſtaltenDaniel, 14. durch die Hechel gezogen / und angeben / daß er ſo gar in die Loͤwengruben iſt geworffen worden: Aber GOtt hat uns mit gleicher Muͤntz bezahlt / nachdeme der Daniel wunderbarlicher Weiſe von denen wilden Thieren ver - ſchonet worden / muſten wir / aus Befehl des Koͤnigs / in dieſe Gruben / worinnen uns die Loͤwen zu tauſend Stuck zerriſſen.

Paule, wie iſt es dir ergangen? Wie Stephanus iſt2. Corinth, 4. verſteiniget worden / dazumalen hab ich noch Saulus, und nit Salus geheiſſen / hab der Henckers Geſellen ihre Kleider gehuͤtet / damit ſie ohne Hindernuß dem Stepha - no koͤnten den Reſt geben: Aber es hat mich GOtt braſ wieder mit gleicher Muͤntz bezahlt / indem ich auf meinenBu -208Judas verurſachet / daß die Hebraͤer von GOttBuckel einen manchen Steinwurff bekommen / ſemel lapidatus &c.

Ihr Juden in Palæſtina, wie iſt es euch ergangen? Wir haben dem Koͤnig Herodi alle Nachricht geben / wie / wo / und wann der Meſſias gebohren / damit er mit dem Schwerdt denſelben aus dem Weg raume / aber wir ſeynd mit gleicher Muͤntz bezahlt worden / indem vierzehen tau - ſend unſerer Kinder durch ſeine Tyranney umbbracht worden.

Die Welt bezahlt zuweilen auch mit gleicher Muͤntz / und iſt ſolche Straff pœna talionis genannt worden. Es wird erzehlt von einem Bauren / welcher in der Stadt beym Wein ſich alſo wol befunden / daß er im Wirths - hauß unter dem offnen Fenſter gantz ſanfft eingeſchlaffen / indem aber gaͤh ein Getuͤmmel entſtanden / von welchem der berauſchte Bauer erwacht / und weilen der Kopf in gar zu ſchwaͤrem Gewicht / iſt er vom hohen Fenſter hin - ab gefallen / und gleich dazumalen einen voruͤbergehen - den Menſchen zu todt geſchlagen / wie ſolches der Freund - ſchafft dieſes Tropffens zu Ohren kommen / hat ſie alſo - bald den unbehutſamen Bauren in ſtarcke Verhafft ge - nommen / und die Sach ſo weit durch einen Advoca - ten getrieben / daß er auch / dieſer veruͤbter That halber / ſol - te vom Leben zum Tod verurtheilt werden. Wie ſolches der Bauer von dem Gericht vernommen / hat er um Er - laubnuß zu reden gebetten / auch unſchwehr erhalten. Ihr Herren / ſprach er / ich bin erbietig auch zu ſterben / weil ich dieſes Menſchens Tod ein Urſach bin geweſen / und be - gehr auch mit gleicher Muͤntz geſtrafft zu werden: Wol - an dann / ſo thue ſich dieſer Advocat auch rauſchig an - trincken / ſchlaff unter dem hohen Fenſter wie ich / undfalle209gezuͤchtiget worden / wie ſie mit GOtt verfahren. falle gleichmaͤſſig vom Fenſter herab auf mich. Solches Anerbieten wolte dem Actori gar nit gefallen / lieſſe alſo den ungefaͤhr erſchlagnen Menſchen ungerochner / und nahme von dem geſampten Gericht nit ohne Gelaͤchter den Abtritt.

Judas der verblendte Boͤswicht / ſampt ſeiner zuſammen gerotten Schaar / ſihet das er - ſchroͤckliche Angeſicht des HErrn JEſu / welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag.

NAchdem der gebenedeyte Heyland drey Stund ſein Gebet verricht / in dem Garten / iſt end - lichen der verruchte Iſcarioth ſampt einer groſ - ſen Anzahl der Soldaten und Juden ankom - men / unter welchen vornehme Hohe-Prieſter und Fuͤr - ſten der Synagog geweſen / dann ſie wuſten / daß Judas ein ſchlim̃er und nichtsnutziger Geſell war / der ſtets mit Partiten umgangen / dahero wegen geſchoͤpfften Miß - trauen auf ihn / wolten ſie ſelber gegenwaͤrtig ſeyn. Da nun alle dieſe ſampt ihrem ſaubern Fuͤhrer dem Garten zunaheten / erhuben ſie ein ſolches ungeheures Geſchrey und Getuͤmmel / daß hiervon die 8. Apoſtlen / ſo auf der andern Seiten geſchlaffen / gaͤh erwachet / und in aller Eil zu dem HErrn JEſu geloffen / ſprechend / HErr / HErr helfft uns / dieſe Leut bringen uns um! Foͤrchter euch nit / antwortet er / dieſe ſeynd allein meinet wegen kommen / dann nunmehr iſt die Zeit meines Todes. Dar - auf iſt er gantz beherzt und unerſchrocken ihnen vierzig Schritt entgegen gangen / und ſie alſo angeredet / wenPars III. D dſucht210Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /ſucht ihr? JEſum von Nazareth gaben ſie zur Ant - wort: Ich bins / ſagte er / ego ſum, auf welche zwey kurtze Wort / 6. einige Buchſtaben / ſie alleſamt gantz un - beweglich geſtanden wie die marmorſteinerne Statuen / ſtumm und blind / nachmals ſeynd ſie dergeſtalten zuruck gefallen / als haͤtte ſie alle ein ſtarcker Donnerkeil zu Bo -Dionyfius Carthus art. 48. in Lucam. den geſchlagen. Unter ſolchen ware Judas der allererſte. Was dieſen und alle diejenige zuſammen geſchworne Feind zu Boden geworffen / ware nichts anderſt / als das erſchroͤckliche Angeſicht des HErrn / dann dazumalen ſchoſſen gantze feurige Stralen aus ſeinen Augen / und machte er eben dasjenige Angeſicht / wie er es einmal zei - gen wird am Juͤngſten Tag / da er richten wird die Leben - dige und die Todte.

Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe!

In der heiligen Schrifft ſuche ich / finde ich / zehle ich hundert und zwey und fuͤnfzigmal das ! Wehe! bey dem Evangeliſten Matthæo ſechzehenmal ! Wehe! bey dem Marco zweymal / , Wehe! bey dem Luca vierzehenmal ! Wehe! bey dem Joanne in ſeinem Apo - calypſi vierzehenmal ! Wehe! noch mehrer ! We - he! wehe! wehe! wehe! am Juͤngſten Tag. Mein lie - ber und heiliger Patriarch Jacob du haſt zwoͤlff Soͤhn erzeugt / mein ſag her / welcher iſt dir der Liebſte? Der erſtgebohrne heiſt Ruben / iſt dieſer? Nein. Der An - derte heiſt Simeon, iſt dieſer? Nein. Der Dritte heiſt Levi, iſt dieſer? Nein. Der Vierdte heiſt Juda, iſt die - ſer? Nein. Der Fuͤnffte heiſt Nephthali, iſt dieſer? Nein. Der Sechſte heiſt Iſaſchar, iſt dieſer? Nein. Der Siebende heiſt Gad, iſt dieſer? Nein. Der Achte heiſt Dan, iſt dieſer? der gar nit. Der Neundte heiſt Zabulon, iſt dieſer? Nein. Der Zehende heiſt Aſer, iſt dieſer? Nein. Der Eilffte heiſt Joſeph, iſt dieſer? auchnit.211welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. nit. So kan ich es leicht errahten / der zwoͤlffte heiſt Ben - jamin, dieſer iſt es / und kein anderer / ja / ſagt Jacob, der letzte Sohn / der Juͤngſte Sohn iſt mir der liebſte / iſt der einige Troſt meines Hertzens. O was Unterſchied! Wir ſterbliche Adams-Kinder zehlen mehrmalen viel gute Taͤge in der Welt / die uns lieb ſeynd / aber der letzte Tag / der Juͤngſte iſt uns kein Troſt / ja wohl Troſt! iſt uns kein Freud / ja wohl Freud / iſt uns nit lieb / ja wohl lieb! ſon - dern bringt uns 10000000000000000000. ja unendliche ! Wehe! Nachdem der vermaledeyte Antichriſt, derBonajun - cta. die Zeit ſeines Lebens keinen einigen guten Gedancken / und folgſam kein einiges gutes Werck gethan / in vierdt -S forzami - ni. halb Jahren mit einer Kriegs-Macht von 200. MillionenMirando - la. der Reuter allein / das iſt / auf die zwantzig tauſendmahl zehen tauſend die Chriſten wird verfolgt haben / daß auchLactan - tius. das Blut wie groſſe Waſſer-Stroͤhme flieſſen wird /Damaſce - nus. nachdeme dieſe verruchte Paniſche Brut am Aſchermit - wochen (das Jahr iſt GOtt allein bekandt) von demde Anti - chriſto. Ertz-Engel Michael ſamt den ſeinigen in den Abgrund der Hoͤllen geſtoſſen worden / wird an dem folgendem Oſtertag hernach der Juͤngſte Tag ſeyn / und werden an demſelben Tag / ja / in derſelben Stund / in welcher der HErr JEſus vom Todten auferſtanden / alle Menſchen / von dem Adam an / wieder zum Leben erwecket werden / und dieſer Tag wird ſeyn voller Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! nachdem die gantze Welt nichts als ein Aſchen ſeyn wird / maſſen alles durch das Feuer muß verzehrt werden / welches Feuer dazumalen dem Gerechten wird ſeyn an ſtatt des Feg-Feuers / den gottloſen Suͤndern aber ein Verkoſt der Hoͤlliſchen Straff. Nachdeme die Sonnen ihre Strahlen verborgen / und gleichſam in ei - nen ſchwartz-haͤrinen Sack geſchloffen / nachdem der Mond gantz roth wird ſeyn / als haͤtte er im Blut geba -D d 2det /212Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /det / nachdeme die Sterne und alle Himmels-Liechter wie die Wachs-Kertzen werden ausgeloͤſcht ſeyn.

Da laͤſt ſich unverſehens hoͤren
Poſaunen groſſer Schall /
Der hoͤchſte Hauptmann GOtt des HErrn
Citirt die Todten all /
Poſaun erſchallt / aus GOttes Gwalt /
Die Graͤber kans durchdringen /
Zum letzten Gricht / ſie all verpflicht
Solln aus den Graͤbern ſpringen.

Da wird man ſehen / daß in einem Augenblick auf den gethanen Poſaunen-Schall alle Menſchen / von dem Adam an / biß auf ſelbige Zeit / werden vom Todten auf - erſtehen / wann auch dero Leiber ſchon zuvor waͤren in Sonnen Staͤubl verkehrt geweſt / dazumal wird die Hoͤl - le auf einmal ſo viel Millionen der Verdam̃ten auswerf - fen / wie der Wallfiſch den Jonam. Dazumal wird der Himmel / die Hoͤll / die Vorhoͤll / das Fegfeuer voͤllig aus - geleert werden. Da werden ohne Scepter, ohne Cron / ohne Purpur / ohne Hofſtatt / ohne Macht / ohne Titul / ohne Pracht / von denen Graͤbern heraus gehen vom Ju - lio Cæſare, von Carolo Magno an / alle Kayſer. Vom Be - lo an alle Koͤnige der Aſſyrier, von Arbace an alle Koͤnige der Medier, von Cyro an alle Koͤnige der Perſier, vom Ca - rano an / alle Koͤnige der Macedonier, vom Inacho an alle Koͤnige der Argivier, von Cecrops an alle Koͤnige der Athenienſer, vom Lelex an alle Koͤnige der Lacedæmonier, vom Magog an alle Koͤnige in Schweden / von Suibdage - ro an alle Koͤnige in Nordwegen / vom Machomet an al - le Koͤnige der Arabier, vom Sapor an alle Koͤnige und Kay - ſer der Tuͤrcken / von Alboino an alle Koͤnige der Longo - bardier, vom Rogerio an alle Koͤnige in Sicilien, vom Atha -narico213welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. narico an alle Koͤnige in Spanien / von Pharamundo an alle Koͤnige in Franckreich / von Stephano an alle Koͤ - nige in Hungarn / von Craco her alle Koͤnige in Pohlen / vom Zecho her alle Koͤnige in Boͤheim / vom Brito her alle Koͤnige in Engelland. In Summa, alle geweſte Koͤ - nige und gekroͤnte Haͤupter der Welt. Dann hat der Tod geſpielt / und ſo offt den Koͤnig troffen / ſo muß er dazuma - len wiederum aufſetzen auch. Dazumalen wird den Aus - erwaͤhlten eines jeden ſein geweſter Schutz-Engel den Leib zeigen und offeriren / den Verdammten aber und Gottloſen wird ein Teuffel den Leib bringen / O mit was groſſen Unterſchied! Eine auserwaͤhlte Seele wird mit groͤſtem Frolocken / mit unbeſchreiblichen Freuden den Leib alſo anreden: Willkomm / willkomm mein aller - liebſter Leib / gebenedeyet ſeyd ihr alle meine Glieder / ich dancke dir zu tauſend und tauſendmal mein Fleiſch / daß du dich in Faſten und Abbruch haſt caſteyet / ich dancke euch zu tauſend und tauſendmahl meine Augen / um / weil ihr ſo offt mit Buß-Zaͤhren uͤbergoſſen geweſt / ich dan - cke dir zu tauſend und tauſendmal / mein Mund / weilen du ſo offt in Gottes Lob dich haſt brauchen laſſen / ich dan - cke euch zu tauſend und tauſendmal meine Schultern / um / weilen ihr euch nit geweigert habt / manches Creutz zu tragen / ich dancke euch zu tauſend und tauſendmahl meine Haͤnde / weilen ihr ſo gern den Armen etwas mit - getheilet / ich dancke euch zu tauſend und tauſendmal mei - ne Knie / um / weil ihr euch ſo offt gebogen in dem heiligen Gebet / ich dancke dir zu tauſend und tauſendmalen mei - ne Bruſt / indem du ſo gern das mea culpa und harten Buß Streich haſt ausgehalten / ich dancke dir zu tauſend und tauſendmal mein Rucken / weil du dich vor den blu - tigen Geiſel-Streichen ſo wenig geſcheuer / ich dancke euch zu tauſend und tauſendmalen meine Lenden / um / weil ihr die rauche Cilicia nit habt abgeſchlagen / ich danckeD d 3euch214Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /euch zu tauſend und tauſendmahl meine Fuͤß / weil ihr ſo vielfaͤltig und eyfferig nach dem Tempel und GOttes - dienſt geloffen / ich dancke dir unendlich mein Hertz / um / weil du die Liebe zu GOtt haſt gern beherberget. Danck und aber Danck ſeye dir mein gantzer Leib / um / weil du ſo redlich / ſo treuhertzig mir haſt mitgewuͤrcket zu den gu - ten Wercken: Wolan dann / ſo vereinige dich wieder mit mir / und laſt uns nach dieſem Gerichts-Tag genieſen die ewige Seeligkeit.

O wie wird aber eine verdammte Seele ihren Leib bewillkommen? wie? es iſt zu wiſſen / daß gleichwie der Auserwaͤhlten ihre Leiber ſchoͤn und vollkommen wer - den ſeyn / und wann ſchon einer / oder eine langnaſend / einaͤugig / bucklet / großkoͤpffig / ſchaͤndlich / und ungeſtalt geweſt iſt / beynebens aber fromm und gottsfuͤrchtig / ſo wird man mit ſolchen Ungeſtalten und Leibes-Maͤngeln nit auferſtehen / ſondern mit dem ſchoͤnſten und vollkom - menſten Leib. Entgegen aber die verdam̃te Seelen wer - den ihre Leiber wieder muͤſſen annehmen mit allen dero[S]. P. Au -[g]uſtin. de Reſurre. Ungeſtalten. Der in aller Unmaͤſſigkeit / im Sauffen und Ludern ſein Leben zugebracht / und ihm ſelbſten ein ſol - ches Geſicht verurſachet / als haͤtte ers mit Preuſiſchen Leder uͤberzogen / eine ſolche Naſen / die mit der Rann - Ruben ein geſchwiſterigs Kind / ſolche ungeſtalte Popen und Eyter-Perl / als waͤre das Geſicht abcopiert von ei - nem Siechen-Schild / ein ſolcher wird mit dieſer und mit keiner andern und beſſern Geſtalt auferſtehen. Die mit falſchen Haaren ihre alte Schedel uͤberhuͤllt / das geruntzel - te Angeſicht mit Farben und Anſtrich ausgefuͤttert / ihre Zahnlucken mit Helffenbeinern Commiſſarien erſetzt / un - terdeſſen aber allerley Geſchwaͤr / und Frantzoͤſiſches Con - fect mit den Kleidern bedeckt / eine ſolche wird mit dieſer Megaͤriſchen Larven / mit einem ungeſtalten Kahlkopff / mit einem Zahnluckendem Maulkorb / und mit den vori - gen Leoniſchen Wahren auferſtehen.

Aber215welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag.

Aber wie wird eine ſolche verdammte Seele ihren Leib gruͤſſen und empfahen? wie? ſih ich dich / wird ſie ſa - gen / wieder einmahl du vermaledeyter Leib? du verruch - te Herberg haſt mich in das ewige Verderben geſtuͤrtzt / und ſoll ich dann wieder in dir wohnen? in dir! du Urſach meiner Verdammnuß / in dir? du Schroffen meines Un - tergangs / in dir? du Schmiedin meiner ewigen Ketten. Verflucht ſeyd in Ewigkeit ihr Augen / die ihr euch ſtets in unzulaͤſſigen Blicken habt aufgehalten / und den geilen Gedancken den Weg gezeigt. Verflucht ihr Wangen im Angeſicht / die ihr euch derenthalben gewaſchen / damit andere unrein werden. Verflucht ſeye du Maul / weil du je und allemalen nichts anders / als eine gottslaͤſterige Zunge beherbergethaſt. Verflucht ſeye du Hals / weil du immerzu / wie ein Schlauch im Keller nach Wein geſtun - cken. Verflucht ſeyd ihr Haͤnde / um / weil ihr nach frem - den Gut habt gegriffen. Verflucht ſeyd ihr Lenden / in denen nichts als Unzucht und Venus-Brut eingeniſt. Verflucht ſeyd ihr Fuͤß / um / weilen ihr in alle Laſter - Winckel zu allen Unthaten alle zeit geloffen. Verflucht und vermaledeyet du gantzer Leib / der du mich von GOtt ewig durch dein zergaͤngliches Liebkoſen haſt abgeſondert. Soll ich dann mehrmalen in dir das Loſament nehmen? in dir? du verdammtes Erden-Gſchirr / in dir? du Blut - gieriges Tieger-Thier / in dir? du aller Laſter Quartier. So ſeye es dann / ich will dir wieder das Leben ertheilen / damit du einen ewigen Tod kauſt koſten / ich will machen / daß deine Augen wieder ſehen / aber nichts anderſt / als die Hoͤlliſche Larven und Furien / ich will machen / daß deine Ohren wieder hoͤren / aber nichts anderſt / als Weinen und Weheklagen / ich will machen / daß deine Naſen wird wieder riechen / aber nichts anderſt / als Schweffel und Bech / ich will machen / daß deine Zung wieder kan koſten / aber nichts anderſt / als zerlaſſenes Met all und Glocken -Speiß.216Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /Speiß. Ich will machen / daß deine Haͤnde wieder fuͤh - len / aber nichts anderſt / als Flammen / Feuer / Nattern und Schlangen. Du vermaledeyter Leib / weil wir beede zuſammen geholffen GOtt den HErrn zu beleidigen / ſo wollen wir auch beyde ewig miteinander leiden; ſo ſeye es dann / nun bin ich wieder in dir / ſtehe auf / und ſtelle dich vor den Goͤttlichen Richter / den Sententz und Urtheil deiner und meiner ewigen Verdammnuß anzuhoͤren.

Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe!

Bald wird der Himmel aufgethan /
Die Thor voneinander fahren /
Alle GOttes Heiligen auſſergahn /
Und alle Engliſche Schaaren.
Eine kleine Zahl wird dazumal
Tauſendmal tauſend ſcheinen /
So dickes Heer / als Sand im Meer
Wuͤrdſt du da ſein vermeynen.

O was vor ein erſchroͤckliches Angeſicht wird dazu - mal JEſus CHriſtus auf ſeinem Majeſtaͤtiſchen Thron oberhalb des Thals Joſaphat in denen Wolcken zeigen! In lib. Sap. c. 1. pag. 31. Rupertus Holkot ſchreibt / daß einsmals drey Reiß-Ge - ſpaͤner durch das Thal Joſaphat ihren Weg genommen / worunter einer ſich auf einen Stein oder kleinen Felſen nidergeſetzt / und lachender Weiſe in dieſe Worte ausge - brochen: Liebe Cammeraden / weil die Pfaffen doch vor - geben / daß in dieſem Thal das Juͤngſte Gericht werde ſeyn / alſo will ich mir bey Zeiten um einen guten Sitz um - ſehen / damit ich deſto beſſer vernehmen kan / was dazu - mal abgehandelt wird. Wie er nach ſolchen frohen Wor - ten die Augen gen Himmel gewendet / da hat er GOttes Sohn geſehen in der jenigen Geſtalt / wie er einmal rich -ten217welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. ten wird am Juͤngſten Tag / worvon er alſo ſtarck erſchro - cken / daß er gleichſam todt zu Bodē gefallen. Nachdem er aber in etlich Stunden wieder zu ſich ſelbſten kom̃en / hat er die Zeit ſeines Lebens / ſo viel Jahr angeſtanden / nit mehr gelacht / ja ſo offt er hat gehoͤrt / daß einige Wort Gericht / iſt er ganz in Tod erbleicht / und in ein langes und er - ſchroͤckliches Heulen und Weinen ausgebrochen.

Wie der HErr und Heyland zu Jeruſalem in dem Tempel hat wahrgenommen / daß die Prieſter und Ju - den das Haus GOttes zu einem Jahrmarckt gemacht / Ochſen / Schaaf / Tauben / und allerley Sachen darinnen kaufft und verhandlet / hat er hieruͤber einen billigen Zorn gefaſſt / aus etlichen Stricklen daſelbſt / wormit das ViehJoan. 2. augebunden / ein Geiſſel gemacht / und darmit alle zum Tempel hinaußgepeitſcht / dergeſtalt / daß faſt einer den andern ſchier erdruckt. Es kan ſich der H. Hieronymus nit genugſam verwundern / und haͤlt darvor / daß dieſes eines aus den vornemſten Wundern geweſt / die Er auf Erden gewuͤrckt: Dann wie kommt es doch / daß ſich nit einiger aus ſo groſſer Anzahl Leuth in die Gegenwehr geſtellt? haben ſie ihn doch ohne das nit viel geachtet / noch weniger geforchten / vorgebend / filius fabri, er ſeye eines gemeinen Zimmermanns Sohn. Ja zu einer andern Zeit wolten ſie Ihn mit Steinen zu todt werffen in demJoan. 8. Tempel / dahero er ſich verborgen: daſmahl aber ſchreyet Er / drohet Er / wirfft ſo gar die Kraͤmerlaͤden und Tiſch uͤbernhauffen / daß hin und her das Geld auf der Erden herumbgedanzt / kein Schelm iſt geweſt / der ihm getrauet haͤtte ein Wort zu ſagen / viel weniger ein Geld aufheben / nit ein einiger aus ſo groſſen / ſtarcken / groben / geſunden / und Mannbahren Juden hatte das Hertz / daß er ſich ge - gen ihm haͤtt geſetzt / ſondern alle / alle uͤber Hals und Kopf zum Tempel hinaus / und vor Forcht alſo erſchro - cken / daß ſie gezittert an Haͤnd und Fuͤſſen. WarumPars III. E edieſes?218Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /dieſes? Ihr barbariſche Boͤswicht / wo iſt euer Couraggi? Hieron. Com. c. 21. Es hat / ſpricht der heilige Hieronymus, CHRIſtus der HErr dazumahl ein ſolche Goͤttliche Majeſtaͤt aus ſeinen Augen geworffen / daß ſie alle darob ertattert / ja vermuht - lich hat er ein Geſicht gemacht / wie er einmahl zeigen wird am Juͤngſten Tag / wann Er richten wird die En - geln und Menſchen.

Die Engeln / dieſe Paggi der Goͤttlichen Majeſtaͤt ſeynd nach Lehr der hocherleuchten Scribenten in 9. Choͤr aus - getheilt / und zwar in einer unzahlbaren Menge und An - zahl: In dem allerunterſten Chor ſchreibet Spargiati,in tract. [de]Angel. ſeynd 8 / 400 / 000 / 000 / 000. In dem andern Chor der Erz - Engel ſeynd zehenmahl mehrer / welches forthin zuver - ſtehen / als in dem Erſten / nemlichen 84 / 000 / 000 / 000 / 000. Im dritten Chor der Fuͤrſtenthuͤmer genannt ſeynd 840 / 000 / 000 / 000 / 000. In dem vierdten Chor der Po - teſtaten ſeynd 8 / 400 / 000 / 000 / 000 / 000. In dem fuͤnfften Chor ſeynd auch wiederum zehenmahl mehrer als zuvor / nemlichen 84 / 000 / 000 / 000 / 000 / 000. In dem ſechſten Chor der Dominationen oder Herrſchungen genannt / ſeynd wieder zehenmahl mehrer als oben / nemlichen 840 / 000. 000 / 000 / 000 / 000. In dem ſiebenden Chor ſeynd auch zehenmahl mehrer als in dem vorigen / das iſt / 8 / 400 / 000 / 000 / 000 / 000 / 000. In dem achten Chor der Cherubinen ſeynd mehrmahl zehenmahl mehrer / nemlichen / 84 / 000 / 000 / 000 / 000 / 000 / 000. In dem neundten Chor der Se - raphinen ſeynd / 840.000 / 000 / 000 / 000 / 000 / 000 / ſeynd alſo die Engeln insgeſamt in beſagten 9. Choͤren 933 / 333. 332 / 400 / 000 / 000 / 000. In dem allermindeſten Chor be - nanntlich der Engel / ſeynd ſo viel darinnen / daß einem je - dem Menſchen von derſelben Zahl nur einer zu einem Schutz-Herrn wird zugeſtellt / nach dem Tod aber deſſel - bigen Pfleg-Kind darf er keinen mehr verſorgen. Und iſt doch anbey ſehr glaublich / daß von Anbegin der Weltbis219welches er zeigen wird am Juͤngſten Tage. bis auf den Juͤngſten Tag viel tauſend / tauſend / tauſend / tauſend / tauſend Millionen der Millionen Menſchen ge - zehlet werden / ſo gar / daß mehrmahl in einein Augenblick in der ganzen Welt bis in die 60000. Menſchen ſterben. Alle dieſe Engliſche Geiſter werden den Goͤttlichen Rich - ter begleiten / daß alſo nit weniger im Himmel verbleiben wird. Suarez haͤlt darvor / daß ſolche Engel aus demTom. 2. p. 3. diſput. 57. ſect. Lufft die allerreineſte Leiber werden annemen / damit ſie von den Verdammten moͤgen geſehen werden. Alle dieſe Engel / kein einigen ausgenommen / ob ſie ſchon verſichert threr Seligkeit / werden dannoch erſchrecken ob dem er - ſchroͤcklichem Angeſicht des Goͤttlichen Richters / alſo be - zeugt es neben andern der Heil. Chryſoſtomus, quia tunc.Serm. 3. de cruce & Lacrone. tam terribile erit Judicium illud, ut ab Angelis timeatur O Himmel und Erd / ich weiß nit was ich ſoll vor lauter Verwunderung reden / O GOtt / O Hoͤchſter GOTT! wann die Engel / wann die Heiligen und Auserwehlten ſo gar zittern dazumahl vor dem Richterſtul GOttes / was werden erſt thun die Verlohrne und Verdammte? dieſen wird das erſchroͤckliche Angeſicht GOttes weit ſchwaͤrer vorkommen als die Hoͤll ſelbſten. Daß ſich auch die Heilige und Außerwaͤhlte vor dem Gericht entſetzen /S. Anſelm. de Sim. Mun. In Job. beſtaͤttiget es mehrmahls der heilige Chryſoſtomus, tan - tus erit timor Sanctorum, ut nemo ſperet ſe juſtum inveni - endum, ſed adhuc timet, ne reus exiſtat. Denen hoͤlliſchen Geiſtern kan nichts peinlichers vorkommen / als wann ſie gedencken / daß ſie auch vor dieſem Majeſtaͤtiſchen und Goͤttlichen Richter muͤſſen erſcheinen. Gewiß iſt es / daß den Teufeln allemahl ihr Peyn vergroͤſſert wird / wann ſie einen Menſchen zum Fall bringen / dennoch ſte - hen ſie nit ab von dergleichen Verſuchungen / und gibt deſſen die Urſach Dion. Carthus? ſprechend / die verdam̃te Geiſter wiſſen wol / daß wann die Sitz im Himmel er - fuͤllet ſeynd / nachmahls werde der Juͤngſte Tag /E e 2ſeyn220Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /ſeyn / dahero die boͤſe Geiſter durch ihre ſtaͤte Anreizun - gen die Leuth zum Suͤndigen bringen / damit nit ſo balde die Sitz im Himmel erfuͤllt / und folgſam der Juͤngſte Tag und deſſen Gericht laͤnger aufgeſchoben werde / maſſen ſie ſich mehrer ob dem Angeſicht dieſes Richters entſetzen / als ob der Hoͤll / und allen deren tormenten. Das wird man dazumahl abnemen bey einer beſeſſenen Perſohn / wann man die verdam̃te Innwohner mit gewoͤhnlichem Exorciſmo beſchwoͤren thut / maſſen ein jeder Exorciſmus ſich nit anderſt endet / als mit dieſen Worten / qui venturus es judicare ſæculum per ignem, der du kommen wirſt zu richten die Welt durch das Feur. Zu dieſen Worten / tobt / wuͤtet / bruͤllt / ſchlaͤgt / ſchneyet / kirret / gumpt der Be - ſeſſene uͤber alle maſſen.

Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe!

Da werden alsdann offen ſtehen
Die Heimlichkeit der Seelen /
Der Riichter ſcharff darauf wird gehen /
Man kan da nichts verhelen:
Alls muß an Tag / und auf die Waag /
Was dacht / was gredt / was gſchehen /
Von Adam an / Kind / Weib / und Mann
Was jeds gethan / wirſt ſehen.

Die Phariſæer und Schrifftgelehrten ſuchten in all - weg / wie ſie doch koͤnnten den HErrn JEſum ins Garn bringen / unter andern fuͤhrten ſie einmahl ein Weib zu ihn in den Tempel / vorgebend / die ſeye in wuͤrcklichem Ehebruch erdappt worden / weil er dann im̃erzu beſtehe / er ſeye kein Ubertretter des Moyſaiſchen Geſatzes / als ſoll er auch dißmal ſein parere geben / ob man / vermoͤg der Gebott / dieſen Schleppſack ſolle verſteinigen? auf ſolchenVortrag /221welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. Vortrag / neigte ſich der HErr / und ſchrieb mit dem Fin - ger auf die Erd / nachmals ſagte er / welcher aus euch ohneJoan,[8il.] Suͤnd iſt / der hebe den erſten Stein auf. Nach ſolchen Worten ſchrieb er mehrmahl auf die Erd / und wie dieſe Geſellen die Schrifft geleſen / ſeynd ſie darvon gangen / als haͤtt man ſie aufs Maul geſchlagen / ſeynd alle blutroth im Geſicht worden. Die alte Schelmen ſeynd die erſte geweſen / ſo ſich aus dem Staub gemacht / daß alſo der HErr ganz allein geblieben mit dieſer Suͤnderin / die er dann gleich auch abſolviret. Was muß dann die Urſach geweſen ſeyn / daß die ſo bald den Reißaus genommen? Dieſe ware kein andere / ein jeder aus ihnen hat aus be - ſagter Schrifft geleſen alle Suͤnden und Schelmenſtuͤckl / die er die Zeit ſeines Lebens gethan / und derentwegen ha - ben ſie ſich alſo geſchaͤmt. Wie werden wir elende Adams-Kinder uns erſt ſchaͤmen / wann unſere Suͤnden am Juͤngſten Tag nit nur einem oder dem andern / ſon - dern vorderiſt GOtt / denen Engeln / denen Menſchen / und geſamter Welt werden offenbahr ſeyn. Von etli - chen Heiligen liſet man / daß ſie durch ſondere Gnad Got - tes eine und andere geheime Sach ſo gar auch des Ge - wiſſens erkannt haben.

Wie der heil. Thomas de Aquino einsmahls zu Neapl ſich im Chor befunden / und ein anderer Geiſtlicher neben ſeiner unter dem Singen ſtaͤte Gedancken gehabt von einer gewiſſen Speiß / ſo hat Thomas ihme ganz ſtill inCaſtil. in Chre. die Ohren geſagt: Mein Bruder ſeye nit ſo ſorgfaͤltig / wegen deſſelben guten Biſſel / nach vollendtem Chor will ichs mit dir halten.

Einer kommt auf ein Zeit zn dem heiligen Franciſ - cum de Paula, und befilcht ſeinen Krancken Sohn in ſein heiliges Gebet / damit er aber des Herrn Vatters Huͤlff deſto ehender moͤge erhalten / ſpendiert er ihme ein Koͤrbl voll guter Feigen / Franciſcus ſchuͤttelt hieruͤber den Kopf /In vita lib. 2, c. 27.E e 3Mein222Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /Mein Freund / ſagt er / dieſe Feigen habt ihr dem und dem entfrembdet / woruͤber dieſer ſchamroth worden / und ſein Schuld bekennet.

Als zu Panormi des Koͤnigs Printz toͤdtlich dahin gele - gen / hat ihme der heil. Moͤnch Sylveſter freundlich zuge - ſprochen / Er / benanntlichen der Koͤnig / ſolle guten Muths ſeyn / deꝛ Sohn weꝛde bald friſch und geſund aufſtehen. Die Herren Medici hielten dieſen Sylveſter vor einen albernẽFerras. 2. Maji. Menſchen / wolten ihn alſo derentwegẽ foppen / und lieſſen einen Urin von einer Schwein herbey tragen / woraus er ſolle abnemen / was der krancke Prinz vor einen Zuſtand habe? worauf der heilige Mann geantwortet / wie daß ſolches Waſſer von keinem Menſchen / ſondern von einer Schwein ſeye / die wuͤrcklich zehen Junge im Leib trage / welches ſich auch alſo befunden.

Der Seraphiſche Franciſcus, der Heilige Bernardus, die H. Coleta, die H. Thereſia, der H. Dominicus, Philippus, Nerius, Joannes Saguntinus, Benedictus, Roſa Peruana, Igna - tius, Xaverius, und andere Heilige mehr / haben zuwei - len ganz geheime Sachen gewuſt. Am Juͤngſten Tag aber wird alles Geheim aufgehebt ſeyn / zumal werde ich wiſſen / was die ganze Welt gethan / und die ganze Wilt wird wiſſen / was ich gethan / ein Gedankẽ ſo gar eines Au - genblicks wird dazumal nit verboꝛgen bleiben / nichts ver - deckt / alles offenbahr / nichts vermaͤntlet / alles offenbahr / nichts verbluͤmlet / alles offenbahr / nichts vertuſcht / alles offenbahr / nichts verborgen / alles offenbahr / nichts ver - huͤllt / alles offenbar / nichts verſteckt / alles offenbar / nichts verſchwiegen / alles offenbar / alles nach der Laͤnge / alles nach der Breite / alles nach der Maß / alles nach der Weiß / alles nach der Zahl / alles nach dem Gewicht / alles nach den Umſtaͤnden. Jetzt heiſt es ſtill / jetzt ſchlieft man in die Winckel / jetzt ſucht man die Finſtere / jetzt ſperrt man alle Thuͤrẽ zu / jetzt verhuͤllt man die Fenſter / jetzt veꝛbreñt man die Brief / jetzt gibt man acht / damit es niemand weiß / nie -mand223weiches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. mand ſehe / niemand hoͤre / niemand ſchmecke / niemand er - dappe. Jetzt kommt es manchem ſo ſchwehr an / daß er lieber drey Muth Habern ausdreſchen / als dem Beicht - Vatter etwas in ein Ohr ſagen: Ja manches Weibs - bild / (maſſen es dieſem Geſchlecht befoͤrderiſt anhaͤn - gig) verſchweigt gar offt einige Suͤnd / und will lieber zum Teufel fahren / als vor einem Menſchen / und zwar in der Stille ihre Wunden entdecken / und ſchamroth wer - den. Jetzt ſtellet ſich der Richter / als waͤr er gerecht / die Frau / als waͤr ſie keuſch / der Mann als waͤr er tren / der Geiſtliche / als waͤr er fromm / die Obrigkeit / als waͤre ſie wachtſam / der Unterthan als waͤr er redlich / die Tochter als waͤr ſie zuͤchtig. Jetzt kan man leichtlich mit der Ra - chel die Goͤtzen verbergen unter das Strohe / mit der Mi - chol einen Holtzſtock vor den David ausgeben / mit der Rebecca ein Kuͤhefleiſch vor ein Wildpraͤtt auftragen / mit dem Moyſe den todten Egyptier unter dem Sand vergraben / mit der Rahab die Ausſpaͤher des Joſuaͤ mit Flachsſtupflen zudecken / mit dem Acham die Beuth in die Erd verſtecken / mit der Sara hinter der Thuͤr lachen / jetzt kan man leicht et was verbergen / aber am Juͤngſten Tag wird alles offenbahr / es iſt nichts ſo klein geſponnen / dor - ten kommt es an die Sonnen.

Nach dem unſer Heyland JESUS auf dem bitteren Creutz-Stammen das Siebende mal geredet / nemlichen / Vatter! in deine Haͤnd befehl ich meinen Geiſt / hat er gleich hernach mit geneigtem Haubt ſeinen Geiſt aufge - ben / an demſelben Tag / in derſelben Stund / in welcher Adam geſuͤndiget. Dazumahl ware der Heiland ſeines Alters 33. Jahr und 3. Monath / da hieß es wol / aller gu - ten Ding ſeynd drey / von dem Augenblick aber zu rech - nen / da er die Menſchheit in der reineſten Schoos Mariæ angenommen / hatte er 34. Jahr erfuͤllt. Kaum daß Chriſtus unſer Erloͤſer am Creutz verſchieden / iſt alſobaldder224Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /Tiepol. tract 6.der Ertz Engel Michael vom Himmel herabgeſtiegen / und mit einem Schwerdt den groſſen und koſtbaren Vorhang in dem Tempel in der Mitte von einander zerſchnitten: Erſterwaͤhnter Vorhang iſt 50. Ellen hoch / und 16. breit geweſen. Die Menſchen auf dieſer Welt ſeynd mehren - theils alſo geſitt und geſinnet / daß ſie vor ihr Thun und Laſſen / vorderiſt aber vor ihr Gewiſſen / einen groſſen Vor - hang haͤngen / dann ein jeder will verborgen halten den in - nern Zuſtand ſeines Herzens / keiner will ein Eſau ſeyn / ſondern den Vorhang vor / ſo glaubt man / es ſeye ein Ja - cob darhinter / keiner will ein Cain ſeyn / ſondern den Vor - hang vor / ſo meint man / es ſtecke ein Abel darhinder / kei - ner will ein Saul ſeyn / ſondern den Vorhang vor / ſo ver - muthet man / es ſtehe ein David darhinter. Trutz daß du dieſe Dama ſollſt eine Thamar nennen / dieſe ware eine mit dem achten Buchſtaben im A. B. C. ſondern den Vor - hang vor / ſo haͤlt man vor gewiß / es lebe ein Suſanna dar - hinter. Am Juͤngſten Tag aber wird ſolcher Vorhang voͤllig zerſchnitten werden / da wird alles an Tag kommen / nichts verborgen bleiben / da wird man ſehen / wie manche ſchoͤne Nuß geweſt mit einem wurmſtichigen Kern / da wird man abnehmen / wie mancher weiſſe Schwan geweſt mit einem kohlſchwarzen Fleiſch inwendig / da wird man ſich verwundern / wie mancher ſeidene Beutel geweſt / mit kupferner Muͤntz und Waͤlſchen Soldi, da wird an Tag kommen / wie mancher auswendig heilig zu ſeyn geſchei - net hat / und gleichwol im Herzen ein Machiavellus ge - weſt. Ein ſolche Schand wird dazumahlen den Gottlo - ſen ein ſchwerere Pein ſeyn / als die Hoͤllen ſelbſten / darum ſie heulen werden / bruͤllen werden / wuͤnſchen werden / daß alle Berg auf ſie fallen / und ſie bedecken. Noë der ge -rechte225welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. rechte Allvatter / hat ſich dermaſſen geſchaͤmt / wie ihn der Cham entbloͤſet hatte / daß er ſo gar in einige vermaledey - te Wort ausgebrochen; wie wird es dann allen Verdam̃ - ten um das Hertz ſeyn / wann ſie nit vor einem oder zwey / ſondern vor der gantzen Welt am Juͤngſten Tag werden entbloͤſt ſeyn / nit allein am Leib / ſondern auch an Seel und Gewiſſen.

Wann man Citronen-Safft an ſtatt der Dinten braucht / und mit einer neugeſchnittenen Feder auf das Papier ſchreibt / ſo wird man die geringſte Schrifft nit abnehmen / ſondern bleibt alles weiß wie zuvor / da man aber beſagtes Papier gegen dem Feuer haͤlt / ſo iſt alles / auch bis aufdas kleineſte Dipfel / vollkommentlich zu leſen. O wie viel ſolche weiſſe Papier ſeynd in der Welt zu fin - den! wie viel ſeynd anzutreffen / welche wir / dem aͤuſſerli - chen Schein nach / vor weiß und unſchuldig halten / wann ſie aber am Juͤngſten Tag vor dem Angeſicht des Goͤttli - chen Richters geſtellet werden / aus deſſen Augen gantz feurige Stralen heraus gehen / da wird erſt die heimli - che Schrifft ihres Gewiſſens von maͤnniglich zu leſen ſeyn / da wird GOtt mit dem geſamten menſchlichen Geſchlecht umgehen / wie der Tobias der Juͤngere mit dem Fiſch / al - les und alles ausweyden / und vor die Augen ſtellen / was vorhero verborgen geweſt / da wird kein Engel mehr ſeyn / der den Schwemmteich zu Jeruſalem bewegt und truͤb macht / damit mander Krancken ihre boͤſe Zuſtaͤnd nit ſe - he / da wird kein Samaritan mehr ſeyn / der dem elenden Tropffen / ſo unter die Moͤrder gerathen / ſeine Wun - den mit Tuͤchel und Faͤtſchen wird verbinden / ſondern alles und alles wird offenbahr ſeyn / alle geringſte Zuſtaͤnd und Maͤngel des Gewiſſens / alles wird zu leſen ſeyn / wiePars III. F fin226Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /in einem Buch / alles wird zu ſehen ſeyn / wie in einem Spiegel / alles wird entworffen ſeyn / wie auf einer ge - mahlten Tafel / illuminabuntur abſcondita tene -1. Cor. 4. brarum.

Wehe! wehe! wehe! wehe! wehe! wehe!

Alsdann man von einander ſcheidt
Die Frommen und die Boͤſen /
Viel Schaarn der Engel allbereit /
Was gut iſt / rauſſer leſen.
Die Gſandte zwar durch alle Schaar
Gſchwind hin und wider lauffen /
Und ſtellen die Frommen / wo ſies bekommen /
Froͤlich zum rechten Hauffen.

So bald der Goͤttliche Richter mit einer ſolchen Majeſtaͤt / daß alle Creaturen darob erſchrecken / ſeinen Thron wird geſetzt haben in denen Wolcken / alsdann wird der erſte Befehl ergehen / daß die Engel gleich und ohne Verweilung die Boͤſe von den Guten ſollen abſondern / worauf dann einige alſobald an das Ort ſich werden bege - ben / wo die Roͤmiſche Paͤbſt und Stadthalter Chriſti auf Erden ſtehen / & ſeparabunt malos de medio juſto - rum, und werden auch die Boͤſe abſondern von der Mit -Ein jeder Stand wird ſeinen eignen Platz ha - ben. te der Gerechten; Alle haben allhier auf Erden den Na - men gehabt Ihr Heiligkeit / aber an jenem Gerichtstag wird man ſehen / daß die Heiligkeit nit werde gemeſſen nach dem Namen / ſondern nach den Wercken / es wer - den dieſe ein ſchaͤrfferes Examen ausſtehen / als alle Men - ſchen der Welt / und wird man ſehen / daß auch einem / deme der H. Geiſt die Schluͤſſel zum Himmel eingehaͤndi - get / gleichwol ein Riegel kan geſchoſſen werden.

Nach -227welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag.

Nachmals werden andere Engel gehen an das Ort / wo die Cardinaͤl / Ertzbiſchoͤff / und Biſchoͤff verſammlet ſtehen / & ſeparabunt malos de medio juſtorum, und werden gleichfalls die Boͤſe heraus klauben / und auf die lincke Seiten ſtellen / benanntlichen diejenige / ſo auch im Purpur ſich nit geſchaͤmt haben zu ſuͤndigen. Diejenige / welche Roſenfarb in Kleidern geweſt / und Leibfarb im Gewiſſen. Diejenige / welchen ein doppeltes Creutz iſt vorgetragen worden / ſie aber ohne Creutz wollen leben. Diejenige / welche von dem Patrimonio Chriſti ihre Be - freundte und Anverwandte bereicht / und mehrer ihrem Hauß aufgeholffen / als dem Gottshauß. Diejenige / welche zu geiſtlichen Beneficien und Aemptern geſetzt ha - ben / dieſelbige / ſo da gedient haben / aber nit verdient ha - ben. Diejenige / ſo zwar den Namen getragen / Bi - ſchoff / unterdeſſen waren ſie Beiß Schaff / maſſen durch dero Saumſeeligkeit in ihrer Diœces ſo viel Seelen zu Grund gangen. Diejenige / welche nach der Inful we - gen der Inſul getrachtet / und haben ſich in dieſes heilige Ampt eingedrungen mit Goldſeeligkeit / und nit mit Gott - ſeeligkeit. O wie werden dazumalen frolocken und ſich inniglich erfreuen ein heiliger Bernardinus Senenſis, ein heiliger Bonaventura, ein heiliger Dominicus, ein hei - liger Thomas Aquinas, um weil ſie die anerbottene Biſthuͤmer / und Ertzbiſthuͤmer geweigert / und ausge - ſchlagen. Wie wird dazumalen jubiliren und GOTT dancken ein Bruno, daß er von ſich geſchoben die Inful, welche mit ihren zweyen Spitzen manchen ſchon hart ver - wundet hat. Recht hat der Poet geſagt:

Renuit oblatum ſibi Bruno Pontificatum,
Cernens eſſe ſtatum Magnatum rarò beatum.
F f 2An228Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /

An dieſem Ort werden auch ſtehen alle Thomherren / alle Dechant / Pfarrherren / Seelſorger / und Prieſter / und von dieſem ſo groſſen Hauffen werden die Engel alle Boͤſe auch abſondern / und ſtellen auf die lincke Seiten der Verdammten. Fort mit denjenigen / denen ein Pe - tronilla lieber geweſt als Petrus, fort mit denjenigen / die mehrer Kaynizi / als Canonici geweſt / fort mit denjeni - gen / die mehrer Saͤuiſch / als Cleriſeyiſch gelebt / fort mit denjenigen / die mehrer Impoſtores als Paſtores ab - gegeben / fort mit denjenigen / die ehender getracht nach Mnam, als nach Animam, fort mit denjenigen / welche divitias mehrer geſucht / als Divina, fort mit denjenigen / denen der Plempel angenehmer war / als der Tempel / fort mit den jenigen / denen mehrer im Sinn gelegen das ara - re, als das orare, fort mit denjenigen / die ſich mehrer ge - ſpeiſſt / als ihre untergebene Schaͤflein. O wie mancher wird dort ſchreyen / vermaledeyt der Tag / an dem ich bin Prieſter worden / vermaledeyt der Biſchoff / der mich ge - weihet hat / vermaledeyt die Stund / da ich bin zu der Seelſorg kommen / vermaledeyt derſelbe / der mir zu die - ſer Pfarr verhuͤlfflich geweſt!

Uber diß werden mehrmalen andere Engel ſich wen - den zu der groſſen Anzahl der Ordensperſonen / worun - ter zwar viel hundert tauſend / und tauſend mit Heiligkeit und Glori werden gezieret ſeyn / & ſeparabunt malos de medio juſtorum, dannoch werden auch die Boͤſe von denen Guten und Gerechten abgeſondert werden / das wird eines aus den traurigſten Spectaculn ſeyn am Juͤngſten Tag. Wie der reiche Praſſer bey naͤchtlicher Weil durch einen Steck-Catharr / ſo ihme das ſtaͤte Schlemmen verurſacht / erſtickt / und folgſam den gera - den Weg zur Hoͤllen geſtiegen / da hat er in Mitte der Flam -men229welches erzeigen wird am Juͤngſten Tag. men und Feuerfuncken ſeine durſtige Zung heraus ge - ſtreckt / und wehemuͤtig bey dem Vatter Abraham ange - halten / um ein einige / auch die allergeringſte Erquickung / er hat aber ein abſchlaͤgige Antwort bekommen / und hat es geheiſſen / recepiſti bona in vita tua, du Kerl haſt dirLuc. 16. gute Taͤg angethan / ſo lang du gelebt haſt / jetzt kanſt du ſchon ſchwitzen / zwey Himmelreich gehen nit aufeinan - der ꝛc. Aber ein Religios und Ordensperſon hat keine gute Taͤg gehabt / hat muͤſſen unter dem ſtrengen Gehor - ſam leben / iſt in einem rauhen Kleid geſteckt / und ſoll gleichwol verlohren werden? verdammt werden? Frei - lich wol es werden geſtellt unter die Boͤck / welche zwar ge - ſchoren waren um den Kopf / aber nit ein Haar gefragt nach ihrer Regul. Unter die Boͤck / welche mit der Schlan - gen die alte Haut abgezogen / aber dannoch das Gifft be - halten. Unter die Boͤck / welche oͤffters mit dem Raben aus der Archen geflogen / und vielleicht um ein ſtincken - des Aas umgeſchauet. Unter die Boͤck / welche wie ein Miſthauffen im Winter aͤuſſerlich mit Schnee bedeckt / innwendig aber nichts als pfuy verborgen. Unter die Boͤck / welche die Hoffart mit einer rauhen Kutten zuge - deckt / die ſonſten nur in Seiden und Sammet geſucht wird. Unter die Boͤck / welche ſich in weltliche Geſchaͤff - ten eingemiſcht / und dasjenige darvon getragen / was der Haffner von dem Laimen. Alsdann wird ſich erheben ein ungeheures Geſchrey und Heulen / alsdann werden ſie widerholen / vermaledeyt die Stund in dero ich zum Geiſt - lichen Stand bin beruffen worden / vermaledeyt der Ha - bit / den ich getragen / vermaledeyt die Regul / dero Uber - trettung mich anhero gebracht hat / vermaledeyt der gan - tze Orden / deſſen Mitglied ich geweſen bin ꝛc.

F f 3Nach -230Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /

Nachmals werden die Engel ſich begeben an das Ort / wo Kayſer und Koͤnig bey einem Hauffen ſtehen / dort wird man nichts ſehen von Cron und Scepter / nichts von Diener und Hofſtatt / nichts von Armee und Waffen / ſon - dern alle muͤſſen zu Fuß ſtehen wie Arme und Untergebne / ein jeder wird erkennen / wer Kayſer geweſt / wer Koͤnig in Franckreich / wer Koͤnig in Spanien / wer Koͤnig in Engelland / wer Koͤnig in Hungarn / wer Koͤnig in Po - len geweſt / & ſeparabunt malos de medio juſtorum, da werden die Engel auch abſondern die boͤſen Koͤnige von den frommen und gerechten. O wie viel werden auf die lincke Seiten gefuͤhrt werden! Von dem Gieroboam an / bis auf den Ozia, ſeynd neunzehen gekroͤnte Koͤnig in Iſrael geweſt / und vermoͤg der Heil. Schrifft ſeynd alle neunzehen verdammt worden. Was genaue Rechen - ſchafft wird der Goͤttliche Richter fordern von allen ho - hen Haͤuptern / ſie werden in dieſem ſtrengen examine nicht allein befragt werden / was ſie gethan / und was ſie zu thun unterlaſſen / ſondern wie alle dero Vaſallen / alle des Lands Untergebne gelebt haben / ſo gar das geringſte Graͤſel / welches ſie durch Jagen und Hetzen den armen Bauren niedergetretten / wird dorten auf die Waagſchal gelegt werden / dieſes glauben die Wenigſte / es wird aber die Erfahrenheit am Juͤngſten Tag es ſattſam zeigen. Erwege und betrachte jemand / wie es einem Koͤnig / ei - nem groſſen Lands-Fuͤrſten wird um das Hertz ſeyn / wann er nach ſolchem Pomp / und gehabter Majeſtaͤt auf Er - den wird durch einen Engel bey der Hand genommen / und zum groſſen Hauffen der Verdammten gefuͤhrt werden / daſelbſt mit ihnen ewig / ewig / ewig zu brennen.

Es werden nachmals die Engel alle Boͤſe von denenGu -231welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. Guten / was Stands ſie immer geweſt ſeynd / abſondern. Dorten werden viel Kinder von ihren Eltern den Abſchied nehmen / und wird auf einer Seiten ſtehen der Vatter Abraham / auf der andern der Sohn Iſmael / dort wer - den viel Bruͤder voneinander zertheilt werden / und wird auf der Auserwaͤhlten Seiten ſtehen der Jacob / auf der verlohrnen ſein Bruder Eſau. Dort werden ſich beur - lauben auf ewig viel Eheleut / und wird ein Eſther geſtellt werden unter die Seelige / ihr geweſter Gemahl aber der Asverus unter die Verdammte. Dorten werden von - einander weichen viel derjenigen / welche auf dieſer Welt die beſte und vertrauteſte Freund geweſen ſeynd / & ſepa - rabunt malos de medio juſtorum, dieſe Abſonderung durch die Engel wird eine aus den peinlichſten Schmertzen ſeyn der Verdammten.

Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe!

Wann dann ſeynd abgeſondert gar
Die Frommen und Gottloſen /
So triumphirt die rechte Schaar /
Umgibt ihrn HErꝛn wie Roſen.
Das Gottlos Gſind / dems Hirn zerrinnt /
Seuffzet zu dieſer Stunde.
Das ſeelig Volck / ſchwebt ob der Wolck /
Der boͤs Hauff ſinckt zu Grunde.

Der H. Joannes Chryſoſtomus ſchreibt / daß am Juͤngſten Tag werde geſchehen / was dazumalen geſchicht. Homil. in Matth. Wann einer ein Schwalben-Neſt zerſtoͤrt / diejenige Jun - gen / welche ſchon gute Fluͤgel haben / achten ſolchen Sturm nit / ſondern fliegen in die Hoͤhe / die aber noch bloß ſeynd / die platzen elend herab / und muͤſſen zu Grund gehen. Alſoam232Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /am Juͤngſten Tag werden die Auserwaͤhlten / um weil ſie mit Fluͤgeln der guten Wercken wol verſehen / nach der allgemeinen Abſonderung ſich in die Hoͤhe begeben / und daroben in denen uͤber Gold und Edelgeſtein glaͤntzenden Wolcken ihren Platz nehmen: Die Verlohrne entgegen / weil ſie gantz bloß an guten Wercken / bleiben in der Nie - der / in dem Thal Joſaphat, und ſtehen unter den Fuͤſſen der Auserwaͤhlten. Es wird dazumal ſo ordentlich alles hergehen / daß juſt die Tyrannen werden ſtehen unter de - nen Fuͤſſen der Martyrer ꝛc. Die Reichen werden ſtehen unter den Fuͤſſen der Armen / die ſie vorhero veracht haben. Die Zornige und Rachgierige werden ſtehen unter den Fuͤſſen derjenigen / welche ſie verfolgt. Die Calumnian - ten und Ehrabſchneider werden ſtehen unter den Fuͤſſen derjenigen / welche ſie ungerechter Weiſe verkleinert. Alſo wird unter den Fuͤſſen Moyſis auch ſtehen der Egyptiſche Pharao mit allen den Seinigen. Unter den Fuͤſſen Eliæ werden ſtehen der Achab und die Jezabel. Unter den Fuͤſſen des Davids werden ſtehen der Saul und der Goli - ath. Unter den Fuͤſſen der Judith wird ſtehen der Ho - lofernes. Unter den Fuͤſſen Joannis Baptiſtæ wird ſtehen die Herodias. Unter den Fuͤſſen des Lazari wird ſtehen derreiche Praſſer ꝛc. Wie wird dazumalen der verdamm - te Nero ſchauen / wann er gegen ſeiner hinuͤber in der Hoͤ - he wird ſehen Petrum, als einen Mitrichter / mit dem er ſo tyranniſch verfahren? Wie wird ſich am ſelben Tag ſchaͤmen ein Kayſer Diocletianus, wann ober ſeiner in den Wolcken wird ſchweben Sebaſtianus, mit gantz guͤl - denen Pfeilen / in einem mit Edelgeſteinen verſetzten Koͤ - cher? Wie wird Valerianus der Tyrann heulen und er - grimmen / wann er wird Laurentium in ſo groſſer Gloriund233welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. und Herrlichkeit ſehen / deſſen eiſerner Roſt in lauter Gold und Diamant verkehret worden? Dort wird ein Maximinus, ein Decius, ein Sempronius ihme lieber tau - ſend Hoͤllen und hoͤlliſche Kercker wuͤndſchen / als vor ſel - nen Augen ſehen in ſo groſſem himmliſchen Glanz ein Catharina, ein Agnes, ein Apollonia, die ſie ſo ſchmaͤh - lich gemartert. Unbeſchreiblich iſt die Angſt und Forcht / ſo zur ſelben Zeit die Verdammte auf der lincken Seiten empfinden werden / wegen des herzunahenden Examen und letzten Sentenz.

Kranzius ſchreibt / daß ein Teutſchmeiſter einen jun - gen Kaufmann wider alles Recht und Billigkeit habe unſchuldiger Weiſe laſſen aufhencken / und weil beſagter Kaufmann weder durch Bitten noch Weinen den er - grimmten Fuͤrſten konte beſaͤnfftigen / und zur Barm - hertzigkeit bewegen / alſo hat er kurtz vor dem Tod den ungerechten Fuͤrſten zu dem Richterſtul GOttes beruf - fen / daſelbſt ſoll er nach dreyzehen Tagen Rechenſchafft geben ſeines unſchuldigen Todes. Hieruͤber thaͤte zwar der Teutſchmeiſter lachen / und ſolche Drohwoͤrter in Wind ſchlagen / aber wie der dreyzehende Tag angebro - chen / da hat der Fuͤrſt angefangen an Haͤnden und Fuͤſ -Lib. 13. Vand. c. 2. ſen zu zittern / und mit dieſen Worten unverhoffter Wei - ſe ſeine Seel aufgeben: Wehe mir armſeeligen Men - ſchen! wehe mir! dann heut muß ich vor dem Richterſtul GOttes erſcheinen. Wehe mir!

Fulgoſus erzehlt / daß wie ein Neapolitaniſcher Tem - pelherr ſamt andern Mitgeſellen zum Tod gefuͤhrt wor - den / und anbey wahrgenommen / daß Clemens der Sech - ſte Roͤmiſche Pabſt / und Philippus Pulcher, Koͤnig in Franckreich beede Urſacher ſeines Tods dazumal aus dem Fenſter zugeſchauet / ſo habe erſternennter Edelmann und Tempelherr aufgeſchryen / weil ich dann auf Erden keinen mehr habe / zu dem ich koͤnte appelliren / alſo citirePars III. G gich234Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /ich euch beede vor denjenigen Richter / der uns mit ſeinem Blut erloͤſet hat / innerhalb Jahr und Tag ſolt ihr beedeLib. 7. 8. 6. daſelbſten erſcheinen. Solche Wort haben ihnen derge - ſtalten in das Hertz gegriffen / daß ſie nachmals in ſtaͤter Forcht gelebt / auch alle beede daſſelbige Jahr durch un - verhofften Tod bey dem Richterſtul GOttes ſich muͤſſen einfinden.

An. 1154. unter dem Kayſer Friederich / welcher ins - gemein Ænobarbus der Rothbartete genennet worden / iſt Henricus Biſchoff zu Mayntz / oder / wie etliche darvor halten / Biſchoff zu Worms / zu Rom bey dem Pabſt Eu - genio dem Dritten falſch angeklagt / und von zweyen Cardinaͤlen / denen die gantze Sach uͤbergeben / unge - rechter Weiſe von dem Biſthum geſtoſſen worden / wel - ches den unſchuldigen Mann Henricum alſo geſchmerzt / daß er endlichen gantz ernſthafft in folgende Wort aus - gebrochen: Ihr habt unrecht geurtheit / dahero ich zu den Goͤttlichen Richter JEſum Chriſtum appellire / all - dorten erſcheint ihr. Anderthalb Jahr hernach iſt Hen - ricus mit Tod ab angen / beede Cardinaͤl aber in einem Tag eines elenden Tods geſtorben / maſſen einer die Seel aufgeben an einem Ort / welches die Erbarkeit nit trauetConrad. in Chron. Mogunt. zu nennen / der andere aber hat ſich alſo entſetzt vor dem Gericht GOttes / daß er deſſenthalben gantz unſinnig worden / und ihme ſelbſten die Finger abgebiſſen.

Vor mehrer als 50. Jahren iſt ein gemeiner Soldat / um weil er einige Meldung gethan wegen der Bezah - lung / maſſen ein Soldat vom Sold den Namen hat / durch den Sentenz zum Strang verurtheilt worden / be - vor er aber geſtorben / hat er den Haubtmann zum Rich - terſtul citirt / da ſoll er innerhalb drey Wochen erſchei -Effrem. in Manual. polin. nen. Von ſolcher Stund an / lebte dieſer Haubtmann in groͤſter Forcht und Schrecken / bis er endlichen nach 3. Wochen in derſelben Stund / ja in demſelben Augenblick /da235welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. da der ander gehenckt worden / uͤber ein Schiffbrucken hinab gefallen / und elend ertruncken.

Wann nun die groͤſte Forcht und Schrecken dieje - nige empfinden / welche vor dem Goͤttlichen Richter er - ſcheinen muͤſſen / da er gantz allein richt und urtheilt / was Zittern und Schrecken wird erſt uͤber die Verlohrne kom - men / wann ſie am Juͤngſten Tag vor der gantzen Welt / vor allen Engeln und Heiligen / vor allen Teuffeln und Verdammten muͤſſen vor dem Richterſtul GOttes im Thal Joſaphat erſcheinen / und von allen ihren Suͤnden und Ubelthaten Rechenſchafft geben! O wehe! O wehe! O wehe! dazumal

Des Hoͤchſten Richters Zorn und Grimm /
Von ſeinem Thron herbrummet /
Die Welt ertattert hart ab Ihm /
Himmel und Erd erſtummet.
Dem kuͤhnen Held das Hertz entfaͤllt /
Tyrannen hoͤchſt erſchrecken /
Die Unſchuld ſelb wird bleich und gelb /
Von des Richters Anblicken.

Nach ſolchem wird das letzte Gericht und Urtheil - faͤllen ſeinen Anfang nehmen / und zwar von denen Ge - rechten / welche dazumal ſchon mit groſſem Glantz um - geben ſeynd / und ſolchen werden ſie meiſtens erben von dem heiligen Creutzzeichen / welches zur ſelben Zeit in dem Himmel erſcheinen wird / dann derjenige Creutz - baum / an dem der HErr JEſus mit ſeinem Tod das Menſchliche Geſchlecht erloͤſet hat / wird in Mitte der Wolcken von denen Engeln getragen werden / auch ſie - benmal heller und herrlicher ſcheinen / als die Sonne / auch wird nachmals ſolches auf ewig in der Glori unter denen Choͤren der Engeln geſtellet werden / mit dem Creutz wer - den auch alle Stirn der Auserwaͤhlten bezeichneter er - ſcheinen. Worauf dann der Goͤttliche Richter mit lieb -G g 2rei -236Judas ſitzet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /reicheſtem Angeſicht / mit holdſeeligſten Gebaͤrden / mit einem guͤldenen Mund / mit freundlichſten Augen ſich gegen denen Auserwaͤhlten wenden wird / und ſie mit den troſtreichſten Worten anreden: Kommt her ihr Gebene - deyte meines Vatters / beſitzet das Reich / das euch be -Matth. 25. reit iſt / von der Zeit / da der Weltgrund gelegt iſt. Dann ich bin hungerig geweſen / und ihr habt mir zu eſſen gege - ben / ich bin durſtig geweſen / ihr habt mir zu trincken ge - geben / ich bin ein Gaſt geweſen / ihr habt mich beherber - get / ich bin nackend geweſt / ihr habt mich bekleidet / ich bin kranck geweſt / und ihr habt mich beſucht / ich bin im Kercker geweſt / und ihr ſeyd zu mit kommen: Das / was ihr einem aus meinen geringſten Bruͤdern gethan / das habt ihr mir gethan. Venite, kommt her ihr Gebene - deyte / kommt von der Finſternuß zu dem ewigen Liecht / kom̃t von der Keuchen zu der ewigen Freyheit / kom̃t von dem Krieg zu dem ewigen Frieden / kom̃t von der Frem - de zu dem ewigen Varterland / kom̃t von dem Streit zu der ewigen Bent / kom̃t endlichen von dem Tod zu dem ewigen Leben. O was Jubel-Schall / und Frohlocken / wird ſich dazumal erheben in den Hertzen der Auserwaͤhl - ten! wie wird ſich dazumal erfreuen Petrus wegen desje - nigen / was er um JEſu willen gelitten zu Rom / An - dreas wegen desjenigen / was er um Chriſti Namens willen gelitten in Griechenland. Jacobus der Aeltere wegen desjenigen / was er um Chriſtlichen Glaubens willen gelitten in Spanien / Joannes wegen desjenigen / was er um des liebſten Heylands willen gelitten in Aſia, Philippus wegen desjenigen / was er um des Seeligma - chers willen gelitten in Scythia und Phrygia. Wegen des - jenigen / was Bartholomæus um JEſu willen gelitten in Armenia, Thomas in India, Matthæus in Mohrenland / Simon und Judas in Egypten / Jacobus der Juͤngere und Matthias im Juͤdenland. Unbeſchreiblich wird dazumalſeyn237welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. ſeyn die Freud der Patriarchen / Propheten / Marty - rer / Beichtiger / Jungfrauen / Wittiben / und aller ſee - ligen Schaͤflein auf der rechten Seiten. Wie mancher Bauer in der Hoͤhe wird zur ſelben Zeit auslachen ſei - nen geweſten Landsfuͤrſten auf der verlohrnen Seiten? Wie mancher Eſeltreiber und Holtztrager wird an dem - ſelben Tag auslachen ſeinen Koͤnig und Herrſchafft! wie manches al[t]es Bettelweib wird dazumal auslachen eine groſſe Landsfuͤrſtin! ein mancher einfaͤltiger Moͤnch ſein geweſte Obrigkeit! ein mancher Pfarrherr ſeinen gehab - ten Biſchoff! ein mancher Muſquetirer ſeinen geweſten General! Wie wird an ſelbigem Tag ein mancher Bet - tel-Moͤnch / der vorhero Barfuß in einer rauhen Kutten verachtet worden / auslachen die geweſte groſſe Herren / bey denen er zuvor muſte hinter der Thuͤr ſtehen / und et - wan an ſtatt des Allmoſen einen guten Filtz darvon ge - tragen. Wie wird dazumal ein mancher armer und krum̃er Bettler / der allhier zu Wien an einem Eck ge - ſeſſen / auslachen dieſen und jenen groſſen Herrn / der al - le Tag in einer verguldten Caroſſen mit einer gantzen La - quey-Proceſſion vorbey gefahren? Wie wird dazumal ein manche Holtzhacken die Koͤnigliche Scepter / ein man - che Schmeerkappen die Biſchoͤffliche Infuln / ein man - che Bauren-Joppen die Fuͤrſtliche Purpur / ein man - cher zwilchener Kittel die Doctors Maͤntel auslachen? Zu dem einigen Wort Venite, kommet her / wird der gantze Himmel frohlocken / alle Eugel werden Gluͤck wuͤndſchen / alle Heiligen werden vor Freuden die Haͤnd zuſammen ſchlagen / alle Hertzen der Auserwaͤhlten wer - den vor Jubel aufhupfen / alle Augen der Seeligen wer - den aneinander frolockend anſchauen. Da wird als ein Gebenedeyter eingeladen werden ein heiliger Leopoldus mit viel Oeſterreichern / ein H. Ludovicus mit viel Fran - tzoſen / ein H. Caſimitus mit viel Polacken / ein H. Ste -G g 3phanus238Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /phanus mit viel Hungarn / ein H. Henricus mit vielen Bayren ꝛc. Da wirds heiſſen: Kom̃ her Benedicte mit den Deinigen / Auguſtine mit den Deinigen / Baſili mit den Deinigen / Franciſce mit den Deinigen / Dominice mit den Deinigen / Bernarde mit den Deinigen / Bruno mit den Deinigen / Ignati mit den Deinigen / da wirds heiſ - ſen / Venite, kom̃t her ihr gebenedeyte Ordensſtiffter / mit allen denjenigen / die alles meinetwegen verlaſſen / und mir nach dero Geſetz und Regul treulich gedienet ha - ben. O Freud uͤber alle Freud!

Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe! Wehe!

Bald wiederum wie Donnerſchlag
Sein Stim̃ die Boͤſe quaͤllet /
Die drohet ihnen groſſe Plag /
Drauff das letzt Urtheil faͤllet /
Thu auf dein Schlund / O Hoͤllen-Grund /
Verſchling die Ungeheuer /
Vermaledeyt / in Ewigkeit /
Seyd ihr / geht hin ins Feuer.

Nachdem der HErr JEſus / als Goͤttlicher Richter / auf ſeinem Majeſtaͤtiſchen Thron die Auserwaͤhlte zur ewigen Belohnung wird beruffen und eingeladen haben / alsdann wird er ſich wenden mit einem erſchroͤcklichen Angeſicht zu dem groſſen Hauffen der Verlohrnen / mit ſolchen feurigen Augen / und ergrim̃ter Majeſtaͤt / daß der gantze Erdboden hieruͤber zittern / und der hoͤlliſche Abgrund ſeuffzen wird. Durch ein Miracul und Wun - derwerck werden dazumal alle Verlohrne ſtehen in dem Thal Joſaphat, maſſen ſelbes in ſeiner Weite und Um - kreiß nit ſehr groß; dann natuͤrlicher Weiſe ſolte das Ort / allwo ſo viel tauſend Million der Leut ſtehen / etlich hun - dert Meil in ſeinem Umkreiß faſſen / es geſchicht aber darum das Gericht und letzte Urtheil in dieſem Thal /da -239welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. damit den Verdam̃ten ihre Bosheit / und mehr als Vie - hiſche Undanckbarkeit beſſer koͤnne verwieſen werden: Dann allda werden ſie mit Augen ſehen alle diejenige hei - lige Ort / allwo die Erloͤſung und Seeligmachung vor das menſchliche Geſchlecht vollzogen worden / dort wird ihnen vor Augen ſeyn das Nazareth / allwo GOttes Sohn die menſchliche Natur angenom̃en / und den Him - mel mit der Erd vertauſcht hat / dort wird ihnen gezeigt werden das Bethlehem / wo JEſus Chriſtus gebohren / dort werden ſie vor Augen haben das Jeruſalem / wo er geprediget / den Garten / wo er Blut geſchwitzet / das Haus Pilati, wo er gegeiſſelt worden / der Berg Calva - riæ, wo er nackend und bloß auf das Creutz genagelt wor - den / den Oelberg / wo er gen Him̃el gefahren / das Ort / wo er den Heiligen Geiſt geſandt hat. Da werden die Verlohrne vor Aengſten faſt vergehen / wann ihnen der Goͤttliche Richter wird unter die Augen ſtellen / wie ſie alle dieſe ſo groſſe und unendliche Gutthaten veracht / ver - ſchwendt / und mißbraucht haben. Jene Soͤhne des Pa - triarchen Jacobs ſeynd vor Schrecken ſchier zu Boden gefallen / wie der Koͤnigliche Stadthalter in Egypten / vor deme ſie zitterend geſtanden / dieſe Wort geredet / ego ſum frater veſter, ich bin derjenige euer Bruder / den ihr verkaufft habt ꝛc. Wie wird es dann allen Ungluͤckſeeli - gen um das Hertz ſeyn? Wann der damalige Majeſtaͤ - tiſche Richter ſagen wird: Ich bin JEſus / der euch er - ſchaffen / ich bin JEſus / der euch erloͤſt / ich bin JEſus / der euch erhaͤlt / ich bin JEſus / der euch erleucht / ich bin JEſus / der euch ſo offt verziehen / ich bin JEſus / der euch die ewige Belohnung verſprochen / ich bin JEſus / der euch mit der ewigen Verdam̃nuß gedrohet / und ihr habt mir nit gedanckt / und ihr habt mir nit geglaubt / und ihr habt meiner vergeſſen / und ihr habt mir den Ru - cken gezeigt / und ihr habt wider mich geſtritten / und ihrhabt240Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /habt mich ausgehoͤnet / und ihr habt mein theures Blut mit Fuͤſſen getretten / und ihr habt meine Goͤttliche Gna - den in Wind geſchlagen / und ihr habt meine H. Sacra - menta ſo ſchimpflich tractirt / und ihr habt lieber dem hoͤl - liſchen Feind gedienet als mir. Als mir / der ich doch euch geliebet wie ein Vatter / als mir / der ich euch geſpeiſet hab wie ein Mutter / ſo gar mit meinem Fleiſch und Blut / als mir / der ich alle Augenblick euch mit Guttha - tẽ hab uͤberhaͤuffet. Wo ſeynd jetzt eure Reichthumer / mit dero wenigſten Theil ihr haͤttet gar leicht koͤnnen den Him̃el erwerben? Wo? wo ſeynd jetzt die Wolluͤſten / in welchen ihr uͤber die Ohren ſeyd geſchwummen. Wo? wo iſt die guldene Zeit / dero ein einige Stund euch haͤtte koͤñen mein Goͤttliche Barmhertzigkeit gewinnen? Wo? wo iſt jetzt die Welt / dero Liebkoſen euch mehrer gefallen / als meine Gebot? Wo? alles iſt zergangen / wie der Schnee / alles iſt verſchwunden / wie ein Schatten / ein alles iſt verwelckt / wie ein Graß / alles iſt abgeloffen / wie ein Reis-Uhr / alles hat ein End / und jetzt wird bey euch anfangen die ungluͤckſeelige Ewigkeit.

Wo wird ſich dazumal hinwenden der elende Suͤn - der? zu GOtt nit / dann deſſen Zorn wird an dieſem Tag / bey dieſem Gericht / zu dieſer Zeit / ein Zorn ſeyn / uͤber alle Zorn / die er einmal der Welt gezeigt hat. Groß ware ſein Goͤttlicher Zorn / wie er die abtruͤnnige Engel / dieſe ſtoltze Lim̃el / vom Him̃el geſtoſſen / aber was woltGen. 3. dieſer ſeyn? Groß ware ſein Goͤttlicher Zorn / wie er un - ſer Vatter und Mutter aus dem irrdiſchen Paradeiß - Garten verjagt / aber was wolt dieſer ſeyn? Groß wa - re ſein Goͤttlicher Zorn / wie er wegen der Laſter Uber - fluß / den Suͤndfluß in die Welt geſchickt hat / aber was wolt dieſer ſeyn? Groß war ſein Goͤttlicher Zorn / wie er die Staͤdt Sodoma und Gomorrha mit Schwefel undBech241welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. Bech in Aſchen gelegt / und dero Faßnacht / mit einem ſo traurigen Aſchermittwochen gezuͤchtiget hat / aber was wolt dieſer ſeyn? Groß ware ſein Goͤttlicher Zorn / wie er den Pharao, ſamt ſeiner Egyptiſchen Macht / im Meere zu Waſſer gemacht / aber was wolt dieſer ſeyn? Groß ware ſein Goͤttlicher Zorn / wie er die zween Soͤhn des Aarons durch das Feuer vom Himmel verzehrt hat / aber was wolt dieſer ſeyn? Groß ware ſein Goͤttlicher Zorn / wie er den Core, Dathan, und Abiron von der Erd hat laſſen lebendig verſchlucken / aber was wolt dieſer ſeyn? Groß ware ſein Goͤttlicher Zorn / wie er den armen Tropf - fen / der am Sambſtag etlich wenigs Holtz zu ſeiner Noth - durfft geſammlet / hat laſſen von maͤnniglich verſteini - gen / aber was wolt dieſer ſeyn? Groß ware ſein Goͤtt - licher Zorn / wie er ſo viel tauſend Iſraeliter / um weil ſie das Maul zu weit aufgethan / mit feurigen Schlangen geſtrafft / aber was wolt dieſer ſeyn? Groß ware ſein Goͤttlicher Zorn / wie er wegen der Unzucht 25000. be - waffnete Maͤnner aus dem Geſchlecht Benjamin getoͤd - tet hat / aber was wolt dieſer ſeyn? Groß ware ſein Goͤtt - licher Zorn / wie er wegen des Davids Ubermuth 70000. der Seinigen durch einen Engel hat laſſen erwuͤrgen / aber was wolt dieſer ſeyn? Groß ware ſein Goͤttlicher Zorn / wie er aus dem Kriegs-Heer Senacherib 185000. hat zu Boden geworffen / aber was wolt dieſer ſeyn? Großwa - re ſein Goͤttlicher Zorn / wie er den Propheten von einem Loͤwen / 42. Knaben von wilden Baͤren / die ſtoltze Jeza - bel von den Hunden / den Gottloſen Herodes von den Wuͤrmern hat laſſen verzehren / aber was wolt dieſer Zorn ſeyn / gegen demjenigen / den er am Juͤngſten Tag zeigen wird denen Verdammten und Verlohrnen auf der lincken Seiten?

Pars III. H hSo242Judas ſihet das erſchroͤckliche Angeſicht JEſu /

So groß wird ſein Zorn ſeyn / daß ein einiger ſei - ner Augenblick / Himmel und Erde auf einmal ver - nichten thaͤte / dafern ſie nicht durch ein Wunder-Werck erhalten wuͤrden. So groß wird ſein Zorn ſeyn / daß ein einiger Blitz von ſeinem Angeſicht auch die runde Erd - Kugel / wann ſie auch vom harten Metall und Glocken - Speiß / koͤnte zerſchmeltzen. So wird ſich dann dazumal der verlaſſene Suͤnder nit koͤnnen noch doͤrffen wenden zu GOtt / bey deme nit mehr Barmhertzigkeit / ſondern Rachgierigkeit zu finden. Er wird desgleichen von Got - tes Mutter / die ſonſten eine Mutter der Barmhertzigkeit benamſet wird / verſtoſſen werden. Er wird von ſeinem gehabten Schutz-Engel / der ihn ſo viel Jahr und Zeit zu allem Guten zu leiten ſich befliſſen / angeklagt / und gar vermaledeyet werden. Er wird von dem Heiligen / deſſen Namen er in der Heil. Tauff empfangen / mit allem Fluch uͤberhaͤuffet werden. Endlichen thut ſich des Richters Goͤttlicher Mund eroͤffnen / und in das letzte unwiderruff - liche (Mercks) unwiderruffliche (zitterſt du dann nit ob dieſem Wort am gantzen Leib?) unwiderruffliche Urtheil ausbrechen: lte maledicti in ignem æternum, gehet hin ihr Vermaledeyte in das ewige Feuer. Ihr Vermale - deyte vom Kopff biß auf die Ferſen / ihr Vermaledeyte zu Leib und Seelen / ihr Vermaledeyte von Junen und Auſ - ſen / ihr Vermaledeyte von Mir / ihr Vermaledeyte von meinem Himmliſchen Vatter / ihr Vermaledeyte vom Heil. Geiſt / ihr Vermaledeyte von allen meinen Heiligen / ihr Vermaledeyte von allen Geſchoͤpffen / gehet hin in das ewige Feuer / ins ewige! der Geiſtliche ſolte dieſes Wort ins erſte Blat ſeines Brevirs ſchreiben. Ins ewige / ihr Cavalier ſolt dieſes Wort auf das Degen -Gefaͤß243welches er zeigen wird am Juͤngſten Tag. Gefaͤßſtechen laſſen. Ins ewige / ihr Dammaſen ſolt dieſes Wort auf eueren Spiegel-Kramm zeichnen laſſen. Ins ewige / ihr Kauffleute ſolt dieſes Wort zu Anfang eurer Buͤcher ſetzen laſſen. Ins ewige / ihr Bauren und gemeine Leute / ſolt dieſes Wort auf der Thuͤr eures Hau - ſes ſchreiben laſſen. Ins ewige / dieſes Wort hat gantze Wuͤſten und Einoͤde mit Leute angefuͤllet. Ins ewige / dieſes Wort hat gemacht / daß ſo viel Reichthumen / Hoh - heit veracht / und mit Evangeliſcher Armuth vertautſcht worden. Ins ewige / dieſes Wort hat auch dem verwe - genſten Suͤnder einen Zaum eingelegt. Ins ewige / die - ſes Wort hat viel tauſend in die Cloͤſter gezogen. Ins ewige / dieſes Wort erſchroͤcket mich dergeſtalten / daß ich vor Zittern nit mehr ſchreiben kan!

Judas der verblendte Geſell ſuchet das wahre Liecht mit Liechtern und Laternen.

D ſolcher verraͤchteriſche Apoſtel mit ſo groſſer Mannſchafft / mit ſo ſtarcken Kriegs-Waffen wider den HErrn JEſum ausgangen / gibt die Urſach der H. Paſchaſius ſprechend: Es habePaſch. lib. 12. in Matth Judas CHriſtum vor einen Zauberer und Schwartz-Kuͤnſtler gehalten / als der durch Beyhuͤlff des Teuffels Belzebub ſich leicht koͤnne aus dem Staub ma - chen / wie es dazumahlen geſchchen / als er ſolte von der Hoͤhe des Bergs geſtuͤrtzt werden / er aber aus den Haͤn - den der Juͤden wunderbarlich entrunnen. Damit dannH h 2Chri -244Judas der verblendete Geſell ſuchet dasChriſtus deſto ſicherer moͤchte gefangen werden / hat er ein ſo groſſes Volck mit ſich gefuͤhrt in den Garten; daß aber obbenannter Boͤswicht ſo viel Laternen und brennende Fackeln mit ſich genommen / indem doch dazumal der Vollmond geweſen / und ſolcher die gantze Nacht hindurch geſchienen / ware die Urſach / weil er geforchten / es moͤch - te etwan er / oder ſeine Cammeraden / in eine Gruben fal - len / oder ſonſt etwan an eine Mauer oder Stock anlauf -lib. 11. in Joann. c. 32. fen. Alſo bezeuget es der H. Cyrillus von Alexandria, timebant forſan, ne aut in foveas caderent, aut pe - des lapidibus offenderent. O verblendeter Apoſtel und verruchter Geſell! ſo gilt bey dir der Leib / ſo bald her - nach ein Galgen-Schlenckel ſeyn wird / viel mehr als die Seel? dann du mit Beyhilff der Laternen und Liechtern huͤteſt / damit du nit in eine Gruben falleſt / unterdeſſen achteſt du wenig / daß deine Seel in die Hoͤlle fallet: dei - nes gleichen findet man leyder viel bey dieſer verkehrten Welt.

Der Trampel gilt alles / der Miſtfinck gilt alles / der Sautrog gilt alles / der Wurmkuͤbl gilt alles / der Koht - ſack gilt alles / der Talcken gilt alles / der Geſtanckkolben gilt alles / die Eyterbuͤchſen gilt alles / der wilde Mufti gilt alles / dieſe Laußweyd gilt alles / der Leib / ſag ich / gilt alles / und die Seel / dieſes koſtbare Kleinod / dieſe werteſte Braut JEſu Chriſti / gilt wenig / und muß dieſe faſt gleich einem armen Lazaro hinter der Thuͤr vor lieb neh - men.

Luc. 8. Matth. 11.

Zu Cæſarea, ſchreiben die Evangeliſten / iſt ein Weib geweſt / und nach Ausſag Euſebii, ein gar ehrliche und wohlhabende Burgerin / welche darum bey ſo guten Mit - teln ſich befunden / weil ſie im Kleider-Pracht das ihrigenit245wahre Liecht mit Liechtern und Laternen. nit alſo verſchwendet / wie der Zeit bey etlichen zu ſehen iſt / die / des Begleiſens und Schuſter-Laiſts vergeſſend / einer halben Dama gleich / die krauſſe Goglhoͤpff auf dem Kopf tragen wollen. Dieſe Burgerin wurde von einem harten und ſehr uͤblen Zuſtand uͤberfallen / benanntlichen von dem ſtaͤten Blut-Gang / woran ſie zwoͤlff gantzer Jahr gelitten / unter ſolcher Zeit war kein Artzt / keine Artzney / die ſie nit gebraucht / ja ſo gar hat ſie all ihr Haab und Gut an die Doctores gewendet / nur / damit ſie moͤchte zu der gewuͤnſchten Geſundheit gelangen.

Es war aber dieſe arme Haut nit allein alſo beſchaf - fen / ſondern ihres gleichen findet man mehrer / ſo gar keine Unkoften ſpahren um ihres Leibs Geſundheit willen. Manlius Cornutus, Aquitaniſcher Legat, hat ſeinem Medico, weilen er ihn wiederum zu voriger Geſundheit gebracht / zu einer Belohnung 4000. Ducaten verehret. Eraſiſtratus ein beruͤhmter Doctor und Leib-Artzt hat von dem Koͤnig Antiocho allein 60000. Ducaten be - kommen / das heiſt die Puls griffen! Thadæus, ein Me - dicus zu Florentz / hat von dem Pabſt Honorio dem IV. 20000. Gulden empfangen / um / weil er ihme wegen der Geſundheit beygeſtanden. Ludovicus der II. Koͤnig inPhilip. Camer. cent. 1. Franckreich hat innerhalb 5. Monat ſeinem Medico 54000. Ducaten gegeben / dann ſolcher dem Koͤnig per - ſuadiret / daß er ohne ſeine Hilff nit lange Lebens-Friſt haben werde.

Ein manches altes Weib greifft ihr ſo lange Zeit hero verſchloſſenes Schatz-Geld an / nimmt hervor die alte Thaler / ſo von Carolo Magno ſeynd gepraͤgt wor - den / ſchickt und ſchenckt dem Doctor und Apothecker ſol - che guldene Muͤntz / die noch mit der Bildnuß Julii -H h 3ſaris246Judas der verblendete Geſell ſuchet dasſaris prangen / nur damit ſie wieder zu der Geſundheit gelange. Eine iſt geweſt / die / wegen ihres hohen Alters / ſo haͤuffige Catharr und geſaltzene Fluͤß vom Kopff herab gelitten / daß ihr derenthalben die Augen voͤllig in Verluſt gangen / darum ſie den Medicum um GOttes Willen ge - betten / mit Verheiſſung einer zimlichen Summa Geld / er wolle und ſoll ihr das Geſicht wieder erſtatten: worauf er gantz unwillig geantwortet / daß es ſich nit ſchicke / in ein altes baufaͤlliges Hauß neue Fenſter zu ſetzen. Alles und alles ſpendiret man auf den Leib / damit derſelbe geſund bleibe / oder geſund werde.

Man leidet das Brennen / man gedultet das Schnei - den / man ſtehet aus das Brechen / man verſucht das Schwitzen / man ergreifft das Faſten / man nimmt aller - ley grausliche Medicin, Pillulen von aſſa fœtidâ oder Teuffels-Koht / ſal volatile urinæ, den ſuccum und Safft von Eſels - und Sau-Koht / diſtillirte Wuͤrm / Stinck-Wurtzen / ſonſten Bigonia genannt / Safft von dem Roß-Miſt / ja allerley verzuckerten Wuſt und præ - parirten Unflath / nur damit der Leib / dieſer grobe Lim - mel / wieder geſund werde. Wegen der Seele aber / we - gen dieſer unſterblichen Creatur / wegen dieſer ſo herrli - chen Braut JEſu CHriſti / wendet man nit den Vierdtel Theil ſo viel Muͤhe und Fleiß an. Bey allen Tafeln / auf allen Mahlzeiten / in allen Geſellſchafften / aus Puͤtſchen / aus Glaͤſern / aus Kandeln / aus Kruͤgen / aus Taͤtzen / ſo gar aus Saltzbuͤchslen und Pantoffeln trinckt man die Gefundheit dieſer und dieſes / bald in Wein / bald in Bier / bald in Moͤth / da wuͤnſcht man / rufft man / ſchreyet man / vivat! er ſoll leben! bey allen Zuſammenkunfften wird der Gruß ſeyn / ich erfreue mich ſeiner Geſundheit! in allerBeur -247wahre Liecht mit Liechtern und Laternen. Beurlaubungen wird das Complement ſeyn / der Herr bleib fein geſund! in allen Briefen wird der Zuſatzſeyn / ich bin / GOtt ſey Lob / wohl auf! Ihr Limmel-blaue La - ckeyen / ihr verbraͤmte Gaſſen-Tretter / ihr Regenbogen - faͤrbige Paſchy / ihr Indianiſch hochzornleibfaͤrbige Diener / was iſt eur vormittagiges ans und ein / hin und her / auf - und Ablauffen und Schnauffen? was anderſt als die Ordinari-Poſt / wie man geſchlaffen? wie man ſich befinde? ob man geſund ſeye? je und allemalen ge - denckt man nur des Leibs / dieſes trammpliſchen Wild - fangs / der Seelen aber / dieſer nach dem Ebenbild Gottes erſchaffenen Weſenheit / dieſes ſo theuren Schatzes / iſt man gar ſelten eingedenck / ja offt gar nie.

Im Alten Teſtament ware nichts wunderthaͤtigers als die Ruten Moyſis, Virga, im Neuen Teſtament ſcheinet nichts wunderthaͤtigers als Virgo, verſtehe die uͤbergebenedeyte Mutter GOttes / und glorwuͤrdigſte Jungfrau Maria: das ſihet man zu Loreto in Welſch - land / das findet man zu Einſideln im Schweitzerland / das beobachtet man zu Alten-Oeting in Bayern / das wundert man zu Cell in Steyermarck / in allen dieſen Orten hangen groſſe Tafeln / kleine Tafeln / mittlere Ta - feln / alte Tafeln / neue Tafeln / gemahlte Tafeln / ſilberne Tafeln / guldene Tafeln; woraus zu ſehen / wie die Leute ihre Haͤnde aufheben zu der Gnaden-vollen Mutter Got - tes in ihren Noͤthen und Bedragnuͤſſen / da ſihet man vorgebildet einen Fallenden vom hohen Gebaͤu / einen Schwimmenden in einem tieffen Waſſer / einen Ge - ſchleifften von dem Pferd / einen Verwundeten von den Moͤrdern / einen Hangenden an dem Muͤhlrad / einen Verſchloſſenen in der Feuers-Brunſt / einen Liegenden indem248Judas der verblendete Geſell ſuchet dasdem Bett / welche alle die Gnaden-reiche Himmels-Koͤ - nigin angeruffen in ihren Noͤhten des Leibs; aber wenig Tafeln / ja faſt keine wirſt du antreffen / woraus abzu - nehmen / daß jemand in der Seelen-Noth haͤtte Hilff ge - ſucht. Alles gilt der Leib / dieſer plumpe Schlenckel / die - ſer garſtige Sau-Narr / dieſer talckete Schurck / dieſer ſterbliche Maden-Sack / die Seele aber / welche GOttes Sohn mit ſeinem koſtbaren Blut / mit ſeinem bittern Tod erloͤſet hat / dieſes unſterbliche Geſchoͤpff wird ſo we - nig geachtet; es waͤre noch leidentlich / wann man ihr nur halbentheil ſo viel erwieſe / was man dem Fleglantiſchen Leib gibt / O GOtt! O Seel! O Ewigkeit! Ihr Juden ſeyd dazumalen verdammte Boͤswichter geweſt / wie ihrMatth. 17. den Barrabam ſolchen offentlichen Moͤrder und Aufruͤh - rer habt frey und loß begehrt / JEſum aber / als wahren GOttes Sohn / zum Tod gezogen; wir aber ſeynd nit um ein Haar beſſer als ihr / die wir in den mehriſten Begeben - heiten den ſchlechten Leib der ſo koſtbaren Seele vorzie - hen.

Unter andern Ubeln / wormit GOTT die ſuͤndige Adams-Kinder zu ſtraffen pflegt / iſt nit das mindeſte die graſſirende Peſt / und gifftige Seuche / wie behutſam aber der Menſch dieſelbige fliehet / iſt ſattſam bekannt / An. 1679. hat es die Kayſ. Reſidentz-Stadt Wien ge - nugſam erfahren / indem ſich dazumalen ein Freund vom Freund abgeſondert / ein Mann das Weib geſchiehen / ein Kind von den Eltern geflohen / in denen oͤden und ſon - ſten unbewohnlichen alten Schloͤſſern / in holen Felſen und Stein-Klippen / in geringen von Geſtraͤuß und Stauden zuſamm geflochtenen Huͤtten / in tieffen und ſalitterſuͤchtigen Kellern und Gewoͤlbern / ſo gar in wuͤ -ſten249wahre Liecht mit Liechtern und Laternen. ſten und geſtuncknen Bocks-Staͤllen haben die Leute ihre Wohnung gemacht / damit ſie nur von der Peſt nit moͤch - ten angeſteckt werden. Eine Edelfrau / nit unweit Wien / hat einen groſſen hohlen Kirbes / ſo mit lauter Pomerantzen-Scheller ausgefuͤttert war / ſtaͤts uͤber den Kopff getragen / damit ſie der vergiffte Lufft nit an - blaſe / die gantze Stadt Wien iſt dazumal faſt zu einem Nonnen-Cloſter worden / dann durch und durch eine ſtrenge Clauſur, und ſchier alles durch Fenſter und Windten ein - und ausgelaſſen worden / damit nur der Leib / dieſer abgeſchmache Schliffel / die Peſt nit erbe. Aber auf die Seele / ſo doch ein unſterbliches Kleinod / hat man wenig acht / Geſellſchafften und Zuſammenkunff - ten / Tantz - und Spiel-Haͤuſer / Mahlzeiten und Hain - gartten ſeynd mehrmalen ſchaͤdliche Peſt / wordurch gar viel Seelen zu Grund gehen / werden doch nit geſchiehen - ſondern geſucht / werden doch nit geflohen / ſondern ange / betet / iſt alſo mehr gelegen an dem Heyl des Leibs / dieſes groben Leimpatzen / dieſes Wurm-ſtichigen Blocks / die - ſes ungeſchlachten Flegels / als an dem Heyl der unſterbli - chen Seele.

In einer vornehmen Stadt trieb einsmals ein Bauer einen wohlbeladenen Eſel bey einem Hochfuͤrſtlichen Hof vorbey / weilen er aber das lang-ohrige Thier mit ſo heff - tigen Streichen und Schlaͤgen geplagt / alſo hat ein Ca - valier von der Ritter-Stuben oder Hof. Saal hinunter geſchryen / und gegen dem Bauren mit harten Worten verfahren / daß er ſo tyranniſch mit dem armen Thier um - gehe / worauf der ſchlauche Bauer geantwortet / gnaͤdi - ger Herr / verzeihet mirs / ich habe nit gewuſt / daß mein Eſel einen Befreundten zu Hof habe / der ſich ſeiner ſo eyffe - rig werde annehmen.

Pars III. J iO wie250Judas der verblendte Geſell ſucht das

O wie viel gibt es ſolche Eſels-Freunde! was iſt an - derſt unſer ſterblicher Leib als ein Eſel? alſo hat ihn alle - mal der Heil. Einſidler Pachomius benamſet / und dieſes Geſellen nimmt man ſich doch allerſeits an / damit nur ihme nichts uͤbels begegne / damit nur er wohl gehalten werde / an die Seel gedenckt man wenig / auf ſolche Weiſe ſeynd die Egyptiſche Zwiefel beſſer / als das Himmliſche Manna, auf ſolchen Schlag gilt das Linſen-Koch des Eſau mehrer als der Honig-Fladen des Samſons, auf ſolche Manier iſt ſchoͤner der Miſthauffen des Jobs, als der guldene Thron Salomonis, wann der Leib alles gilt / und die Seele ſo wenig.

Daß Joannes Baptiſta in Mutter-Leib aus lauter Freuden wegen der Gegenwart Chriſti in der Schoß Mariæ aufgehupfft / iſt ein groß Wunder. Daß Bene - dictus in Mutter-Leib von freyen Stuͤcken hat angefan - gen zu pſalliren und ſingen / wie ein Moͤnch im Chor / iſt ein groß Wunder. Daß Vincentius Ferrerius in Mut - ter-Leib ſtarck angefangen zu bellen wie ein Hund / iſt ein groß Wunder. Daß aber jacob und Eſau beede Bruͤder in Mutter-Leib miteinander geplagt und ge -Genes. 25. ſtritten / ja ſo gar einer den andern hin und her geſtoſſen / iſt es nit weniger ein groſſes Wunder / dann ſie haͤtten ja ſollen aus Antrieb der Natur die Schoß der Mutter / als einen ſo hoch privilegirten Burg-Fried reſpectiren: es hat aber dazumahl die verdammte Ehrſucht ſchon die zwey kleine Kinder alſo kuͤtzelt / daß ſie um die Præcedentz und Vorgang nach Kraͤfften geſtritten / welches leyder noch in der gantzen Welt zu ſehen / O was Fleiß und Un - koſten wird allerſeits angewendet / damit der Leib / dieſer leimige Trampel verehret werde! Signore, ich ſihe euchſchon251wahre Liecht mit Liechtern und Laternen. ſchon ein halbes Jahr hindurch alle Tag bey Hof / ihr ſteigt auf und ab wie ein Gaͤms / ihr buckt und biegt euch mehr - malen wie eine Paſſauer-Kling / ihr ſucht hin und her / wie ein Wachtelhund / ihr ſchmotzt wie ein Fleckſider nach der Faſten / ihr ſeuffzet offt wie ein ungeſchmierter Ruͤſt - Wagen / ihr hupfft bald da bald dort wie eine unruhige Bachſteltzen / ihr ſchmeichelt nit weniger als ein Kam - mer-Huͤndlein / ihr ſchleichet oͤffters wie ein Fuchs im Schwartz-Wald / ihr richtet euch in alle Boſſen wie ein Aff eines Marck-Schreyers / ihr demuͤhtiget euch wie das Geroͤhr im Teich / ihr ſtellet euch ſo zuͤchtig wie eine erbare Braut bey Ableſung der Verkuͤnd-Zettel / ihr thut aufwarten wie Coridon bey der Tafel / ihr tragt nit Laſt ſondern Unluſt / mehr als ein Muͤllner-Eſel / ihr diſſimu - lirt wie die Glocken am Charfreytag / ihr zwitzert in allen Winckeln wie ein Lock-Vogel / ihr klopffet allenthalben an wie ein Baumhaͤckel / in Summa / kein Geld iſt euch zu lieb / keine Zeit iſt euch zu lang / keine Sorg iſt euch zu groß / keine Buͤrde iſt euch zu ſchwehr / ihr ſpondirt und ſpendirt / ihr parlirt und burlirt / ihr advocirt und in - vocirt / damit ihr nur eine Ehr / ein Ampt / ein Charge, ein Dignitaͤt moͤgt erſchnappen / ertappen.

Faſt laͤcherlich iſt / was Cæſarius erzehlet von einemPaato Fi[o]- ri. c. 25. Moͤnch und gemeinem Laybruder in einem Cloſter: die - ſer ward von dem Hoffarths-Teuffel dergeſtalten ange - fochten / daß er in alleweg getrachtet / wie er doch moͤchte ein vornehmer Prælat werden / weil er aber mit dem Koch - Loͤffel allein ſchreiben kondte / und nichts anderſt leſen / als Linſen und Arbes / alſo hat er ſich von freyen Stuͤcken / ob ſchon zimlich bey Jahren / uͤber das A. B. C. gemacht / worinn er aber wegen ſteter Cloſter-Arbeit wenig erler -J i 2nend /252Judas der verblendte Geſell ſucht dasnend / deſſentwegen das Cloſter quittirt / und wieder in die Welt gekehret / damit er deſto fuͤglicher und beſſer dem Le - ſen und Schreiben und fernerem Studio koͤnne abwar - ten / es bliebe aber der ſaubere Urian ein Doctor Puͤffel wie zuvor / dahero dann wieder in das vorige Cloſter ge - tretten / aber von dem vorigen Hoffarts-Geiſt nit abge - tretten / ſondern auf ein neues mit groͤſtem Eyffer ſich mehrmal auf das Studiren begeben / Tag und Nacht ſpe - culirt / damit er nur moͤchte Biſchoff werden / fruͤh und ſpath im Buch gelegen / damit er nur moͤchte Biſchoff werden / vormittag und nachmittag gearbeitet / damit er nur moͤchte Biſchoff werden / inwendig und auswendig gelernet / damit er nur moͤchte Biſchoff werden / in der Cell / und auſſer der Cell[geſtudiret] / damit er nur moͤchte Biſchoff werden / es haͤtten ihme moͤgen die Augen aus - rinnen / es haͤtte ihme moͤgen das Hirn zerſpalten / es haͤt - te ihme moͤgen die Gedaͤchtnuß zerklieben / vor lauter lernen / damit er nur moͤchte ein Biſchoff werden. O Fra - ter Narr-ciß! Einsmals erſcheinet ihm der boͤſe Feind / in der Geſtalt eines Glor-reichen Engels / und traͤgt ihm mit freundlichen Geſpraͤch vor / wie daß GOtt dem All - maͤchtigen hoͤchſt-wolgefaͤllig ſeye ſein ſo heilige Mey - nung / ſolle demnach auf keine Weiſe von dem Studiren nachlaſſen / maſſen ihn ſchon GOtt habe auſerkieſen zu ei - nem vornehmen Ertz-Biſchoff. Wie ſolches der geſchorne Knollius vernommen / da war keine Weiß / kein Fleiß / keine Zeit / kein Streit / kein Orth / kein Port / ſo er nit haͤtte zu dem Studiren angewendet / er ſchauete ſeine Ne - ben-Bruͤder uͤber Zwerg an / er reſignirte alle Kuchen - Arbeit / und thaͤte verachten ſeine vorgeſetzte Obrigkeit / er weigerte allen Gehorſam / in Summa / er thaͤte derge -ſtalten253wahre Liecht mit Liechtern und Laternen. ſtalten unaufhoͤrlich dem Studiren obligen / daß er muſte wie ein ausgelernter Schuhmacher mit einem groſſen Riemen den Kopff binden / wann er anderſt hat wollen verhuͤten / daß ihm ſolche Stroh-Huͤtten nit einfalle / was? ſagt er / was meint ihr / was ich mit der Zeit werde werden? ihr grobe Bruͤder muͤſt noch einmal mir die Kuie biegen / und meiner Gnaden leben. Dem Teuffel gefiel das Spiel / daß er ſolchen Ley - oder Heu-Bruder in ſein Garn gebracht / erſcheinet ihm demnach das ander - mal wie ein Engliſcher Bottſchaffter vom Himmel / und deutet ihm beynebens an / wie daß in dieſer N. Stadt der Ertz-Biſchoff ſeye mit Tod abgangen / deſſen Stell er un - verweigerlich ſolle antretten. Ho, ho, das war eine ange - nehme Zeitung unſerm ſchmotzigen Baccalaurio, der macht ſich bey Mitternacht aus dem Cloſter / und reiſet 3. gantzer Tag dahin / eine Meil aber von beſagter Stadt entlegen / nimmt er die Nacht-Herberg bey einem Pfarr - Herrn / der ihn gar hoͤflich / und mit groſſer Liebe tractirt / nachdem der unzeitige Biſchoff ſich in das Bett gelegt / machte er ihm allerley ſorgfaͤltige Gedancken / unter an - dern gedachte er / daß ihme die geſamte Stadt werde ent - gegen gehen / und den neuen Celſiſſimum mit ſonderm Pomp und Pracht einbegleiten / es ſchickte ſich aber zu ſolchem ſtattlichen Einzug gar nit wohl ſein ſchmotziger Habit, den er bereit ins dritte Jahr bey den Kuch-Ge - ſchirren und Hack-Brettl getragen / faͤllt ihm gleich ein / daß er kurtz vorhero ein Nagel-neue Kutten des Herrn Pfarrers in der Kammer habe wahrgenommen / dann auch einen ſchoͤnen Klepper in dem Stall / beſinnt ſich dar - auf nit lang / ſondern ſchlieft gantz ſtill in den neuen Rock des Pfarrherrns / ſetzt ſich auf das ſchoͤne Pferd / und rei -J i 3tet254Judas der verblendte Geſell ſucht dastet alſo wohlausſtaffirter nach der Stadt: dem Herrn Pfarrherrn iſt es ſeltzam in aller fruͤhe vorkom̃en / daß ih - me das Pferd die Kutten / oder die Kutten das Pferd hin - weg gefuͤhret / ſchoͤpffte alſo gleich einen wohlgegruͤndeten Argwahn / der Herr Frater ſeye dieſer ſaubere Gaſt gewe - ſen / dahero er demſelben unverzuͤglich nachgeeilet / und ihn gleich in Mitte der Stadt angetroffen / allwo er den groſ - ſen Platz auf - und abgeritten / immerzu wartend / wann man ihn dann empfangen werde / weil aber der Pfarr - herr dem Magiſtrat angedeutet / daß dieſer Zweiffels oh - ne nur in Moͤnchs-Kleidern verhuͤllte Boͤswicht bey ihme ſolches Diebs-Stuck begangen / alſo iſt er / unangeſehen ſeiner vielfaͤltigen Proteſtation und Vorwandt des geiſt - lichen Stands / ſo man ihm nit geglaubt / als ein rechter Dieb auf den hohen Galgen gehenckt worden. Dieſes ſchreibt Cæſarius und Valerius Venetus in ſeinem Pra - to Fior: und erhellet aus ſolcher Geſchicht / was Fleiß / Muͤhe und Arbeit ein Ehrſuͤchtiger anwendte / damit er nur hoch komme / damit man ihn verehre: Aber daß die unſterbliche Seele einen hohen Thron im Himmel bekom - me / da gedenckt man nit viel / da arbeitet man nit viel / da ſpendiret man nit viel / aufdaß aber der Leib / dieſer wilde Kohtfang / dieſer garſtige Lackentreſcher / dieſer uͤbelrie - chende Madenkoch hoch ſitze / in Ehren ſitze / da ſucht man alles / und verſucht man alles / mit einem Wort / der Beſti gilt alles.

Genes. 40.

Was jenem Hofbecken oder Pfiſterer in der Keuchen getraͤumet / das erfaͤhrt man noch alle Tag / Tag und Stunde / Stund und Angenblick / ihme hat getraumt / als trage er auf dem Kopff 3. groſſe Koͤrb voll mit Brod / in dem oberſten Korb waren die Mundſemmel vor denKoͤnig /255wahre Liecht mit Liechtern und Laternen. Koͤnig / und dieſer Korbſtunde offen / daß die Voͤgel dar - aus gefreſſen / und weggetragen / die andere zwey Koͤrb waren zugedeckt / da doch nur das gemeine Geſindl-Brod darinnen / die ſchwartze Laib vor die Kuchl - und Stall - Burſch / alſo hat man auf das ſchwartze Geſindl-Brod mehrer Acht gehabt / mehrere Sorg gehabt / als auf die Mund-Semmel des Koͤnigs Pharao, alſo geſchicht auch noch immer fort / daß man mehrere Sorg traͤgt auf den Leib und deſſen Heyl / auf den Leib / dieſen gemeinen Kerl / dieſen ſiechigen Tropffen / als auf die Seele / die noch meh - rer werth / als unendliche Welt / als unzahlbare Schaͤ - tze.

Sterblich iſt der Leib / und iſt ihme der Tod und Unter - gang unvermeydlich. Ein vornehmer Cavalier hatte einen ſehr herrlichen Pallaſt aufgebauet / denſelben auf das allerpraͤchtigſte mobilirt / und alles mit allem ſo wol verſehen / daß auch ein Naswitziger Vitruvius ihme nichts haͤtte koͤnnen ausſtehlen / gleichwohl hat ſich einer gefun - den / welcher in dieſem ſo adelichen Pallaſt und vollkom - menen Gebaͤu einen Mangel vermerckt / der Patron de Caſa wolte kurtzum wiſſen den Fehler des Gebaͤues / de - me dann der andere mit gebuͤhrendem Reſpect geant - wortet / wie daß eine Thuͤr ſolle zugemauret ſeyn / maſſen die[dieſ]e Thuͤr das gantze Werck ſchaͤnde / was vor eine Thuͤr? die Thuͤr / antwortete er / durch welche einsmals der Tod wird einſchleichen / die Thuͤr / durch welche mein Gnaͤdi - ger Herr einsmals zum Grab wird getragen. Das hat geheiſſen / du biſt ein ſterblicher Menſch / und wann du ſchon wuͤrdeſt alle Ziegelſteine von dem Babyloniſchen Thurn abbrechen / ſo klecketen ſolche nit / das Loch und die Thuͤr zu vermauren und ſchlieſſen / wo der Tod einſchleicht /iſt256Judas der verblendte Geſell ſucht dasiſt alſo dein Leib ſterblich / deine Seele aber unſterblich / und gleichwohl tractireſt du den Leib weit beſſer als die Seele.

Der Evangeliſt Matthæus am 12. cap. regiſtrirt / wie der HErr JEſus an einem Sabbath durch ein Treid-Feld gangen / da waren die Apoſtel ziemlich hungerig / alſo zwar / daß ſie angefangen / die Korn-Aehren auszuropf - fen und zu eſſen: der Zeiten iſt man mit dem Leib viel haick - liger / und tractirt man ihn nit mit Korn / wohl aber mit lauter auserkornen Speiſen. Im A. B. C. gehet der Buchſtaben E. nur die Verheyrate an / der Buchſtaben G. nur die Maulaffen / der Buchſtaben O. nur die Fuhr - Leute / der Buchſtaben R. nur die Zornige / aber das S. Sſ. iſt faſt ein allgemeiner Buchſtaben / Sſ. in der Fruͤhe / Sſ. zu Mittag / Sſ. auf den Abend / Sſ. lauter gute Biß - lein: In Summa / es finden ſich Frißlaͤnder durch die gantze Welt: zu gedulten waͤr es aber noch / wann man den menſchlichen Leib mit gemeinen Speiſen verſehen thaͤte / aber den Limmel fuͤttert man mit allerley fremden und koſtbaren Schleckereyen / und muß ein Frantzoͤſiſcher Suppen-Schmied offt eine gantze Nacht ſpeculiren / wie er den andern Tag mit frembden Trachten ſeine gnaͤdige Herrſchafft moͤge bedienen / da nim̃t er mit allen Gewalt das Dominium, welches GOtt von Anbeginn der Welt dem Adam noch im Stand der Unſchuld gegeben / herr -Gene[ſ]. 1. ſchet uͤber die Fiſche des Meers / und uͤber die Voͤgel des Himmels / und uͤber alle Thiere / die ſich auf Erden bewe - gen / da muͤſſen alle Elementen ihre Inwohner in die Kuchel-Robath und Scharwerck ſchicken / es muͤſſen die Schnecken gar auf der Poſt aus Paphlagonia kriechen / es muͤſſen die Fiſche gar aus Mauritania beruffen wer -den /257wahre Liecht mit Liechtern und Laternen. den / es muͤſſen die Voͤgel gar aus Aſia citirt werden / es muß das Gewuͤrtz drey Meil hinter Calecut hergebracht werden. Unſer lieber HErr JEſus hat zwar zu unſerer Nachfolge die gantze Zeit / da Er auf Erden gewandert / den Tag nur einmal geſſen / auch nie kein Fleiſch auſſerVincent Ferr. 1. Dom. Ad. zu Oſtern von dem Oſterlamm / vermoͤg des Moſaiſchen Geſetz.

Der jezigen Chriſten Wandel iſt weit entfernet von Chriſti Wandel / maſſen das dermahlige Eſſen in einem viel andern Eſſe ſtehet / dann faſt alle Tag neue Fuͤnde und Vortheil erdenckt / er dicht / und erdacht werden / wie man auf eine beſondere Weiſe dem Appetit und Freßgierigkeit koͤnne Satisfaction leiſten / es koſte was es immer wolle. Die erſte Eltern im Paradeis / ſo bald ſie die verbottene Frucht geſſen / haben ſich nackend und bloß erkennet / auf ſolche Weiſe hat ſie das Eſſen entbloͤſt: bey jeziger Welt iſt es nichts mehr neues / daß ſich gar viel / durch ſtetes und koſtbares Eſſen und Mahlzeiten / aller Mitteln entbloͤſſen / ja gar erarmen. Mit einem Wort / der Leib / dieſer Schurck / gilt alles. Entgegen die Seele / dieſes ſo herrliche Ebenbild GOttes / dieſes unſterbliche Meiſter - Stuck der allmaͤchtigen Haͤnden / gilt faſt nichts / ein gan - tzes Jahr hindurch was koſt nit der Leib / dieſer garſtige Miſt-Finck? der Seelen aber offt vergoͤnnet man gar nichts.

Das erſte Capitel in Heil. Schrifft / im erſten Capitel die erſte Zeil / in der erſten Zeil die erſte Worte lauten al - ſo: Im Anfang hat GOtt den Himmel und die Erde er - ſchaffen. Auf ſolche Weiſe iſt der allmaͤchtige GOtt einGenes. 1. ſelzamer Baumeiſter / um weilen Er anfangs das Dach auffuͤhret / nachmals erſt die Fundamenta leget / dann was iſt anderſt der Himmel als ein Dach uͤber die Erden? Es hat aber GOtt der HErr / wie es andeutet der Heil. Homil. a. in Genes. Chryſoſtomus, derenthalben eheunder den Himmel er -Pars III. K kſchaffen258Judas der verblendte Geſell ſucht dasſchaffen als die Erde / damit wir ſterbliche Adams-Kin - der hierdurch eine Lehr nehmen / und auch allemal das Himmliſche dem Zeitlichen / die Seele dem Leib vorzie - hen / aber leyder es geſchicht faſt jederzeit das Widerſpiel / und thut man hundertmal mehr bedienen den Leib / als die Seel.

Der Apoſteln ihre Netz / da ſie noch arbeitſame Fiſcher waren / ſeynd nit ſo offt gewaſchen worden / als da ge - waſchen wird ein Menſchen-Geſicht / das muß alle Tag ins Bad / das muß alle Tag / ja offt alle Stund / vor dem glaͤſernen Richter erſcheinen / wie dann Eine geweſen / die immerzu / und faſt die meiſte Zeit / vorm Spiegel geſtan - den / zuweilen aber gantz wehemuͤhtig geſeuffzet / weſ - ſenthalben ihre Magd einmal die Urſach gefragt / warum ſie alſo ſeuffze? Ach! ſagt ſie / das Geſicht gehet bey mir ſchon hin / wann ich nur Perſon halber nit ſo klein waͤre / das betruͤbet mich. O! gibt hieruͤber das einfaltige Dienſt-Menſch die Antwort / Frau / thut euch derent - halben nit bekuͤmmern / dann ob ihr ſchon Leib-halber klein / ſo ſeyd ihr beynebens gleichwol eine groſſe & cœte - ra &c. Den Spiegel dieſes wahrſageriſchen Glas thut man immerzu befragen / wie das Geſicht ſtehe? Ob kein Mahl darinnen? darauf? darum? es muß ſich das Ge - ſicht mit allerley Waſſer butzen und reiben laſſen / forderſt bey denen Weibern: da muͤſſen Schnecken-Haͤußl her / Adlers-Federn her / junge Schwalbē her / Sauertaig her / Mertzen-Schnee her / Katzen-Schweiff her / Brodrin - den her / Schild-Krotten-Pratzen her / Frauen-Glas her / Himmel-Thau her / Hannen-Kaͤmp her ꝛc. war - um nit auch Kuttelfleck Unterfutter her? alles in gewie - ſen Waſſern gebeitzt / und geſotten / und diſtillirt / darmit das Geſicht wohl gewaſchen / auf daß es ſchoͤn bleibe / oder ſchoͤn werde.

c. 34.

In dem Leben des Heil. Patritii wird geleſen / daß eins -mals259wahre Liecht mit Liechtern und Laternen. mals ein Schnee-weiſer alter Daͤttl zu ihme kommen / ſprechend / er habe viel vernommen und gehoͤrt von ſeinen groſſen Thaten und Wunder-Wercken / und alſo ver - ſprach er / daß er wolle aus einem Heyden ein Chriſt wer - den / und ſeinem allerſeits ausgebreiten Glauben nach - kommen / wann er ihme ſeine Jugend wieder zuwegen bringe: Patritius faͤllet alſobalden auf ſeine Knie nieder / und verrichtet ſein Gebet zu GOtt dem allmaͤchtigen / kaum daß er eine kleine Zeit dem eifferigen Gebet obgele - gen / da iſt mit hoͤchſter Verwunderung der alte Geck ein gantz junger Menſch worden / die Haar ſich veraͤndert / die Runtzeln ſich verlohren / das Maul mit Zaͤhnen wie - der verſetzt / das gantze Angeſicht ſich verjuͤngert / und geh aus einem Winter ein Fruͤhling worden.

Wann ſolte der H. Patritius noch in dem zeitlichen Leben ſeyn / was wuͤrde er nit vor einen Zulauff haben? ein mancher alter Greiß verlobte ſich mit bloſſen Fuͤſſen auf Compoſtell zu wahlfarten / wann er nur koͤnte wie - der jung werden; Ein manche alte Zibet-Katz thaͤt ſich hundertfaͤltig / tauſendfaͤltig einſtellen / wann ſie nur der Falten moͤchte los werden; bin verſichert / daß ein jedes Spittal-Weib mit Krucken und Stecken dem H. Patri - tio wuͤrde zueilen / und von ihme ihre bluͤende Jugend wieder erbitten / der Heil. Mann wuͤrde immerzu mit weiſſen Schimmeln umgeben ſeyn / und muͤſte Tag und Nacht geplagt werden / wie er die geſchimplete Waaren wieder moͤchte friſch machen. Aber Seelen-halber iſt wenig Sorg / es mag dieſelbe eine Geſtalt haben / wie ſie will / derentwegen entſtehet wenig Kummer / wenig / gar wenig bemuͤhen ſich dieſelbe zu verjuͤngern / und in den erſten Unſchuld-Stand zu ſetzen / in dem ſie nach der Heil. Tauff in der Kindheit geweſt. Es gilt mit einem Wort der Leib alles / dieſer garſtige Puffer alles / dieſer Zotten-Vogt alles / dieſer Sau-Narr alles / die SeelK k 2aber /260Judas der verblendte Geſell ſucht dasaber / ſo mehrer wehrt / als Himmel und Erden / mehrer werth als gantze Berg von Gold / mehrer werth als gan - tze Felſen von Diamanten / mehrer werth als ein gan - tzes Meer von Balſam / die Seel / ſo mit nichts anderſt / als mit dem theuren Blut JEſu CHriſti erkanfft wor - den / dieſe gilt ſo wenig / das ſey GOtt geklagt!

Genes. 37.

So bald der Vatter Jacob dem juͤngern Sohn / be - nanntlich dem Joſeph, einen ſchoͤnen bundten Rock ma - chen laſſen / und folgſam beſſer bekleidet / als die andere / ſo dann iſt gleich ein Neid entſtanden unter den andern Bruͤdern / aber ihr ſaubere Geſellen / ihr Lemmel auf al - len Seiten (Lemmel hinder ſich und vorſich geleſen) ihr habt nit Urſach / den frommen Joſeph zu beneyden / und ihm des ſchoͤnen Kleids haber mißguͤnſtig zu ſeyn / weil er auch froͤmmer und tugendlicher iſt / auch mit weit beſ - ſern Sitten und Gemuͤths-Gaben verſehen / als ihr / warum ſoll ihn der Vatter nit auch mit einem beſſern Kleid ausſtaffiren? Aber die Seele / dieſe ſo hochanſehn - liche Princeſſin, haͤtte tauſend Urſachen zu klagē / tauſend Urſachen den Leib zu beneyden / um weil dieſer ſo abge - ſchmache Trampl je und allemahlen ſo ſtattlich bekleidet wird / ſie aber mit einem alten ſchlechten zerfetztem Kuͤt - tel muß vorlieb nehmen.

Anno 2544. von Erſchaffung der Welt / ſeynd drey Millionen der Hebræer von der Ægyptiſchen Dienſtbar - keit durch die Goͤttliche Hand wunderbarlicher Weiſe er - loͤſet worden / und etliche hundert Jahr hernach haben die Hebræer zu einer Danckbarkeit Scilic: Gottes Sohn eben in der ſelbigen Nacht / eben in derſelbigen Stunde / gefan - gen genommen. Dieſe ſeynd anfaͤnglich von dem Moyſe aus Ægypten gefuͤhrt worden / in die Wuͤſten Faran, all - wo ſie von dem Allerhoͤchſten wunderbarlich erhaltenMenoch. p. 4. c. 7. worden vierzig gantzer Jahr / unter dieſer waͤhrenden Zeit iſt ihnen weder Haar / weder Naͤgel gewachſen / wiees Sal -261wahre Liecht mit Liechtern und Laternen. es Salvianus Maſſilienſis bezeuget / auch ſo gar keinem ein Zahn ausgefallen / mit den kleinen Kindern ſeynd die Kleyder aufgewachſen / und den groſſen Leuthen iſt durch 40. Jahr nit ein Faden verletzt worden; vierzig Jahr nur ein Kleid tragen / das iſt viel / aber alle vierzehen Tag ein anders Kleid tragen / das iſt auch viel / alle vier Wochen anderſt aufziehen / das iſt auch viel / alle vier Zeiten des Jahrs eine andere Modi in Kleidern haben / das iſt auch viel / und leyder bey dieſer bethoͤrten Welt gaͤntzlich im Schwung.

Es hat unſer lieber HERR einſt geſagt / daß kein Prophet angenehm ſeye in ſeinem Vatterland / ich und ein anderer ſagt ebenfalls / daß kein Zeug / und Tuch und Band angenehm ſeye in dem Land / wo es gemacht / der jetzige Kleider-Pracht will nur mit auslaͤndiſchen Waaren verſehen ſeyn / aus Galilæa iſt vor dieſem alles Gutes entſprungen / maſſen darinnen unſer HErr und Heyland gebohren / aber aus Gallia kommet der Zeit al - les Ubel her / weilen darinnen alle Teuffels-Modi in der Wiegen ligt / man achtet es nit / wann ſchon dergleichen Modi / Maden ſeynd / welche den Beutel durchfreſſen. Der Atlas / ſagen und ſingen die Poeten / habe Vorzei - ten die Welt getragen / jezt koͤnte man ſchier ſagen / der Adlas thue die Welt verderben / dann bereits auch ein ruſſige Kaͤſten-Braterin an einem Feſt-Tag in Adlas daher prangt. Mit Cameelen ſeynd vor dieſem die drey Koͤnige aus Orient zu unſerm HErrn kommen / jezt will auch eine gemeine Fleck-Siederin / in und mit Camme - loth zum Teuffel fahren. Es haben dazumal die Heb - raͤer ſich verwundert und vergafft / wie ſie gehoͤrt / daß die Apoſtel zu Pfingſten allerley Sprachen geredet / ja etliche glaubten / dieſe Fiſcher haben zu tieff in die zinner - ne Reuſſen geſchauet / es iſt ſich dermalen nit viel weni - ger zu verwundern / wann man hoͤret / daß die SchneiderK k 3(cum262Judas der verblendte Geſell ſucht das(cum pleno titulo) die auch vorhero das A. B. C. nit durchboͤgelt / gleichwol allerley Sprachen reden / wann ſie bald mit Callamoco, mit Raßdicipre, mit Legratur, mit Sarge dinim, mit Sarge di Roma, mit Sarge di Lill, mit Sarge di Drill, mit Trapdiparis, mit Scotſignoria her - ausbrechen / und ſeynd dieſe alle frembde koſtbare Zeug / mit dem ſie den Leib / dieſen ſtinckenden Maden-Sack / bekleiden. Den Capizoll der Teubel holl! O Terzennell waͤrſt in der Hoͤll: O Ferentin waͤrſt du nur hin! O Zim̃epon key dich davon! O Scharlerin fall mir aus dem Sinn / Gruͤſeth / Traͤpeth zum Galgen geht! Raͤttin / Crepan bleibt weit von dan / dann ihr der Untergang ſeyd ſo vieler tauſend Menſchen. So koͤſtlich / ſo kuͤnſt - lich / ſo herrlich / ſo ehrlich / ſo maͤchtig / ſo praͤchtig ver - deckt man / verhuͤllt man / und bekleidt man den Leib / die - ſen Flegelanten / und der unſterblichen Seele / dieſer ſo adelichen Creatur / vergißt man gar.

c. 6.

JEſus tratte hinab / ſchreibt der Evangeliſt Lucas, an ein Orth in einem flachen Feld / und mit ihme die Schaar ſeiner Juͤnger / und eine groſſe Maͤnge des Volcks aus dem gantzen Judenland / und von Jeruſalem / und aus der Gegend am Meer / und bey Tyro und Sidon, wel - che kommen waren / daß ſie Ihn hoͤreten / und von ihren Kranckheiten geſund gemacht wuͤrden: und alles Volck ſuchte ihn anzuruͤhren / dann es gienge eine Krafft von Ihm aus / und machte ſie alle geſund. Der Meiſter Da - niel iſt von etlich 20. Meil zu unſerm HErrn gereiſt / die Frau Eſterl hat etliche Tag-Reiſe / und mit nit wenigen Unkoſten zubracht / damit ſie den HErrn angetroffen / der gute Holtzhacker Malachias, der ihme ſelbſten mit ei - ner Hacken den Fuß zerſpalten / iſt mit zwey Krucken da - her gehuncken / die Jungfrau Sarl, um weil ſie die Gelb - ſucht bekommen / und folgſam in der Forcht geſtanden / ſie moͤchte keinen Mann erhalten / hat ſich laſſen auf ei -nem263wahre Liecht mit Liechtern und Laternen. nem Krammer-Karren fuͤhren / damit ſie koͤnnte den HErrn anruͤhrē. Die alte Anfrau Rebecca hat ſich ſchier laſſen von dem Volck zu todt drucken und tretten / auf daß ſie zu Chriſti Gegenwart gelange / viel tauſend / und tau - ſend haben alle ihre Geſchaͤfften und Arbeit zu Hauß ver - laſſen / und zu unſerm HErrn geeilet / warum? etwan damit ihre Seelen moͤchten in einen guten Stand ge - bracht werden? das nit / das wohl nit / das gar nit / ſon - dern damit ſie die Geſundheit des Leibs moͤchten wieder erhalten. O GOTT! ſo gilt halt allerſeits der Leib viel - mehrer als die Seel / der Leib / ſo von Rechts-wegen nit anderſt ſoll titulirt werden / als ein Limmel / dann er von Limo herkommt / Laut Goͤttlicher Schrifft / de limo ter -Genes. 2. &c. Entgegen aber die unſterbliche Seel / welche Got - tes Sohn mit ſeinem theuerſtem Blut erkaufft / und gern vor eine jede Seel haͤtte ſo viel gelitten / was er hat aus - geſtanden / vor das geſambte menſchliche Geſchlecht / die - ſe Seele wird faſt allemahl dem Bachantiſchen Leib nach - geſetzt / auf ſolche Weiſe iſt eine Sau-Blatter in groͤſſerm Werth / als die Ducaten darinnen / auf dieſe Manier ſeynd die gantz guldene Becher ſchlechter / als die hoͤltzerne Fuderall daruͤber / auf ſolchen Schlag gilt eine Dienſt - Magd Agar mehr im Hauß / als die Hauß-Frau Sara ſelbſten.

So gar faͤllt uns nit ein / was der allmaͤchtige GOTT uͤber den gedultigen Job verhaͤngt / als er dem Teuffel die Vollmacht geben uͤber all ſein Haab und Gut / uͤber ſei - nen Leib / und auch uͤber ſeine Kinder: Nimm ihme / ſagt GOtt zu dem Satan / nimm ihme hinweg Schaaf und Schaaf-Stall / nimm ihme Hauß und Hauß-Rath / nimm ihme Geld und Gelds-Werth / ſo gar alle Kindes und Rinder / ſo gar die Leibs. Geſundheit / ſo uͤber alles hoͤchſt geachtet wird / auſſer eines nit / die Seel / die Seel / die Seel ſoll mir verbleiben / veruntamen animam ejusſer -264Judas der verblendete Geſell ſuchet dasſerva. GOtt ſchaͤtzt alles geringer als die Seel / ja hun - dert tauſend Welt / ja / ſo es moͤglich waͤre / unendliche Welt geringer als die Seel / den Himmel ſelbſten gerin - ger als die Seel / wir aber verblendte Adams-Kinder ſchaͤtzen alles hoͤher als die Seel / zuweilen ein altes paar Hoſen hoͤher als die Seel / zu Zeiten einen Hund hoͤher als die Seel / dann wir gar offt beweinen den Verluſt ei - nes Kleids / eines Viehs / gar ſelten aber den Verluſt einer Seel. Stengelius ſchreibet gar / daß einer dem Teufel ſeine Seel um ſechs Kreutzer verſchrieben / damit er koͤnne eine Maaß Bier trincken. Es waͤre zu wuͤnſchen / daß man - cher Stockfiſch mit ihme ſelbſten thaͤte umgehen / wie er pflegt umzugehen mit dem Haͤring / dann in den mehri - ſten Orthen des Teutſchlands pflegen die gemeine Leute zur Faſten-Zeit die Blaſen von dem Haͤring / welche ſie die Seel nennen / ober dem Tiſch in die Hoͤhe zu werffen / daß ſie daſelbſt hangen bleibt; zu wuͤnſchen waͤre es / daß ein jeder Menſch mit ſeiner Seel in die Hoͤhe thaͤte trach - ten / aber leyder / der Leib hat den erſten Sitz / und die Seel / dieſe ſo adeliche Creatur / muß hinter der Thuͤr ſte - hen.

Mein lieber Herr Joannes, mein liebe Frau Joanna, mein lieber Meiſter Franciſcus, mein liebe Meiſterin Franciſca, haͤtt es bald vergeſſen / mein gnaͤdiger Herr Ludovicus, mein gnaͤdige Frau Ludovica, ſetzt euch in et - was nieder / und gehet mit euren Gedancken zuruck durch - blaͤttert eure Buͤcher / und ſchauet fein wohl / was ihr in 50. Jahren ſchon habt angewendet an den Leib / betrach - tet fein wohl / was euch dieſer Miſtfinck ſchon koſtet / was manche gute Taͤg und Naͤcht habt ihr dieſen Lotters-Ge - ſellen vergoͤnnt / 24. Stund hat der Tag / erwaͤgt demnach wohl / ob ihr aus dieſer Zeit nit alles dem Leib / und zu ſei - nem Intereſſe gewidmet / der Seel aber hart eine halbe Stund vergoͤnnt / wann ihr die Sach / wie es nit viel an -derſt265wahre Liecht mit Liechtern und Laternen. derſt iſt / alſo befunden / ſo bitt ich euch doch um die Wun - den JEſu meines Erloͤſers / folget nach / und trettet in die Fußſtapffen des Jacobs im Alten Teſtament.

Nachdem Jacob uͤber 14. Jahr in des Labans Dien -Genes. 30. ſten geweſen / hat er erſtgedachten ſeinen Schwaͤhr-Vat - ter alſo angeredet: Ihr wiſſet gar wohl / was Geſtalten ich euch uͤber 14. Jahr lang treue Dienſt geleiſtet habe / Tag und Nacht / fruͤh und ſpat / Sommer und Winter hab ich wenig Schlaff noch Ruhe gehabt / ſondern je und allemal mit hoͤchſtem Fleiß und Sorgfaͤltigkeit euren Nutzen und Intereſſe beobachtet / weil ich dann nun eure zwey Toͤchter zu Weibern hab / und Mittler Zeit auch mehrer Kinder zu gewarten / alſo hoffe ich / ihr werdet es mir nit vor ungut aufnehmen / wann ich endlichen auch auf das Meinige ein genauere Obſicht werde tragen / juſtum eſt, ut & ego aliquando provideam domui meæ, es iſt gar recht / daß ich auch meinem Hauß einmal vor - ſtehe.

Die Jahr meiner Kindheit im Stecken-Reuten / undGenes 30. Haͤuſel-Bauen / mein ganze Jugend hab ich verzehrt in ſchnoͤder Liebe und Muthwillen / die Zeit meiner Mann - heit hab ich angewendet zu lauter Negotien und Trafica, die Zeit meines Lebens weiß ich keinen Tag / an dem ich nit dem Leib haͤtte gedienet / und ihme in allen gewillfah - ret; Ey ſo iſt ja recht / daß ich auch meine in Hauß einmal vorſtehe / es iſt ja recht / daß ich einmal ein andern Le - bens-Wandel fuͤhre / es iſt ja recht / daß ich einmal mein ſo theure Seel verſorge / es iſt ja recht / daß ich einmal durch ein General-Beicht alle meine Suͤnden bereue / es iſt ja recht / daß ich die uͤbrige und vielleicht gar kurtze Zeit meinem GOtt diene / und das unendliche Heil mei - ner Seelen in Obacht nehme. Juſtum eſt, ut & ego aliquando provideam do - mui meæ.

Pars III. L lJudas266Judas der falſche Boͤßwicht

Judas / der falſche Boͤßwicht / verrahtet JESUM mit einem Kuß.

ES iſt ja der gebenedeyte Heyland im gantzen Judenland keinem Menſchen unbekandt gewe - ſen / maſſen Er nit in geheimen Schlieff-Win - ckeln / nit in finſtern Gewoͤlbern und verbor - genen Orthen geprediget / ſondern im offentlichen Tem - pel / auf ebnen Feldern / auf allbekandten Straſſen / ſei - ne Lehr ausgebreitet und vorgetragen / deme auch viel tauſend Menſchen mit groͤſtem Eiffer zugehoͤrt / ein un - zahlbare Maͤnge Volcks ihme ſtaͤts nachgefolgt / daß auch derenthalben ſeine Apoſtel und Juͤnger ungedultig worden / um weilen ſie von denen ungeſtimmen Leuthen immerzu gedruckt / und hin und her geſtoſſen worden. Weil Ihn dann jederman wegen ſeiner heiligen Lehre und groſſen gewuͤrckten Wunderthaten gekennet / auch insgemein von den Buben auf der Gaſſen der Wunder - Mann von Nazareth genennet worden / was iſts von - noͤthen geweſen / daß er durch ein Zeichen von Juda ſoll verrahten werden? Theophylactus eroͤrtert dieſe Frag mit folgenden Worten / wie daß wenig Volck und gemei - ner Poͤffel ſich habe befunden / unter den jenigen / die da kommen ſeynd / JESUM zu fangen / ſondern dieſelbe ſeynd meiſtentheils geweſen / Soldaten / Hofbediente / Schrifftgelehrte / und bey dergleichen Stands-Perſo - nen iſt Chriſtus / als die ewige Warheit / nit gar viel be - kannt. Origenes aber gibt deſſen ein andere Urſach / ſpre - chend / es habe der HErr JESUS unterſchiedliche Geſichter gehabt / gleichwie das Manna im alten Teſta - ment unterſchiedliche Geſchmach / und ſeye er einem je - den anderſt erſchienen / gleichwie er es wuͤrdig oder be - duͤrfftig war. Andere glauben / er ſeye deſſenthalbenvon267verrathet JEſum mit einem Kuß. von Juda durch ein gewiſſes Zeichen verrathen worden / um weil dieſer Erzſchalck den Hebraͤern vorgetragen / es ſeye einer unter ſeinen Mit Cammeraden / Namens Jaco - bus der Mindere / welcher Geſichthalber dem JESU von Nazareth gantz aͤhnlich und gleich; Damit alſo kein Fehler noch Irrth umb moͤchte unterlauffen / ſo ſeye von - noͤthen / durch ein gewiſſes Kennzeichen ihn zu unter - ſcheiden.

Warum aber / O Verruchter Abfaimb! durch einen Kuß? warum haſt du nicht mit Fingern / die vorhero ſo diebiſch offt die Apoſtoliſche Caſſa viſitirt und beſtohlen / auf ihn gedeutet / und ſolcher geſtalt verrathen? Es iſt zu wiſſen / daß da zumahlen unter denen Apoſteln dieſer loͤbliche Brauch geweſen / daß ſie allezeit / wann ſie Ge - ſchaͤfften halber ausgangen / und nachgehends wieder nach Haus gekehrt / dem HErrn JESU einen Kuß ge - geben / gleichwie bey unſern Zeiten die untergebene Geiſt - liche von ihrer Obrigkeit pflegen die Benediction zu neh - men / und die Guͤrtel oder Scapulir zu kuͤſſen / weil es dann der Iſcharioth niemalen redlich mit ſeinem HErꝛn vermeint / ſondern allzeit aͤuſſerlich ſich fromm / freund - lich und friedlich geſtellt / inwendig aber ein Schelm im Hertzen / alſo wolt er auch dieſes letzte Schelmenſtuck ſol - cher geſtalt vermaͤntlen und beſcheinigen. O Falſchheit!

Wer ſucht der findt / laut ſonſt das gemeine Sprich - wort / aber das Gluͤck hab ich nit gehabt. Deꝛ Eſau hat ein Wildpraͤtt vor ſeinē alten und betagten Vatter geſucht / und hat es gefunden / der hats Gluͤck gehabt. Der Saul hat die Eſlin ſeines Vatters geſucht / und hat ſie gefun - den / der hats Gluͤck gehabt. Die Agar hat einen Bronnen geſucht / vor ihren halb-verſchmachten Iſmaël, und hat ihn gefunden / die bats Gluͤck gehabt. Die Bediente des Vice-Koͤnigs Joſeph haben das Gold / und den Mund - Becher geſucht / und haben alles gefunden in denen Saͤk -L l 2ken268Judas der falſche Boͤßwichtken der Bruͤder / die haben das Gluͤck gehabt. Die Braut in dem Hohen-Lied Salomonis hat ihren Liebſten ge - ſucht / und hat ihn gefunden / die hats Gluͤck gehabt. Das Weiblein im Evangelio hat den verlohrnen Gro - ſchen geſucht / und nach vielen angewondtem Fleiß / den - ſelben auch gefunden / die hats Gluͤck gehabt. Petrus zu Abſtattung des Tributs hat das erforderte Geld geſucht / auch ſelbiges in dem Maul des Fiſch gefunden / der hats Gluͤck gehabt. Der gute Hirt hat das verlohrne Schaͤf - lein geſucht in der Wuͤſten / und hat es auch gefunden / der hats Gluͤck gehabt. Maria und Joſeph haben den zwoͤlff-jaͤhrigen JESUM geſucht / denſelben endlich nach drey Tagen gefunden in dem Tempel / die haben das groͤſte Gluͤck gehabt. Ich aber ſuche ſo viel Jahr nacheinander / ſuche oben und unten / und auf der Sei - ten / ſuch allenthalben / ſuche uͤber und uͤber / und hab es noch nit gefunden / werd auch das Gluͤck nit haben / daß ich es werde finden / benanntlich die Redlichkeit.

Ich hab mich anfaͤnglich in die Kirchen begeben / der gaͤnzlichen Hofnung / daſelbſt die liebe Redlichkeit anzu - treffen / aber leyder bald mehrer Falſchheit gefunden als anderwerts. Meine Augen waren zum allererſten ge - worffen auf die Canzel / und gedachte unfehlbar daſelbſt zu ſehen / nach dem ich ſo lang getracht / das Widerſpiel aber hat ſich bald erzeigt / indem ich geglaubt / dieſe ſeye mit dem beſten Gold uͤberzogen / unterdeſſen war es nur Metall und von dem Fuͤrneuͤß in ſolchen Glanz gezogen. O GOTT! ſagte ich bey mir ſelbſten / auf der Canzel ſoll alles wahr ſeyn / anietzo aber triff ich an das Wider - ſpiel. Auf dem Altar erblickte ich ſechs groſſe Leuchter / die ich alle vor das beſte Silber gehalten / und ſchaͤtzte ſie vor Augſpurger Prob / fande aber nachgehends mit eig - ner ſchamroͤthe / daß ſie Lugenburger Prob von Kupfer alſo kuͤnſtlich getrieben / ſtarck uͤberfilbert; und inwen -dig269verrathet JEſum mit einem Kuß. dig mit einer eiſernen Seel verſtaͤrckt / das verdroß mich ſchon / wie ich wahrgenommen / daß faſt alles nur auf den euſſerlichen Schein gemacht ſeye. Weil aber dazu - mahlen der Prieſter etliche fromme und eiferige Chri - ſten communicirt / wolt ich noch den Seegen des hoͤchſten Gutes erwarten / deſſen ich auch / dem Himmel ſeye ge - danckt / theilhafftig worden / und anbey mich zugleich ver - wundert / uͤber das wunderſchoͤne mit Gold-geſtickte Roͤckl des Ciborii, konte mich derenthalben nicht enthal - ten / daß ich den Moͤßner gar zu beſcheiden angeredet / und gefragt / was ſelbiges doch moͤchte koſten? der mir aber zur geſchwinden Antwort geſagt / wie daß ſolches nur falſches Gold / nur Leoniſch / und folgſam nit im groſſen Werth; dieſes hat mich dergeſtalten beſtuͤrzt gemacht / daß ich faſt uͤber den Opferſtock gefallen / ich machte mir kein andere Hofnung / als daß ich allenthalben werde lau - ter Falſchheit / und nirgends die Redlichkeit antreffen / weilen man auch bey dieſer verkehrten Welt das hoͤchſte Gut ſelbſten mit falſchem Gold kleidet / hab mich dem - nach ohne weiterer Saumung aus der Kirchen begeben; im Ausgang daſelbſten / hab ich mich nit wenig verwun - dert uͤber das ſtattliche Portal / und haͤtte ich mit einem weiß nit was gewettet / es waͤre von Saltzburg mit groſſem Unkoſten dahin gebracht worden / mir aber hat gleich ein altes Bettelweib alldar die Meynung verſal - zen / indem ſie mit ihrem Afftermaul mich einer Irr - thumb beſchuldiget / ſprechend / es ſeye dieſes groſſe Thuͤr - geſtell ganz und gar nit aus Marmor / ſondern nur von Gips Arbeit / und auf Marmor-Arth alſo pallirt / Ey pallier dich du alte der Pokkraͤnzky! gedachte ich ganz ungedultig bey mir / ſo kommt mir dann nichts redliches / ſondern lauter Falſchheit vor die Augen / hab mich ſo dann abgewendet von dieſer baufaͤlligen Redſtuben / und unweit derſelben einen armen muͤhſeeligen BettelmaũL l 3ange -270Judas der falſche Boͤswichtangetroffen / deſſen erbaͤrmliche Geſtalt mich billich zu ei - nem Mitleyden bewogen / dann ihme der ganze Leib mit Siechthumb und abſcheulichen Rufen dermaſſen uͤber - zogen war / das einem gedunckte / er habe ſich mit eiche - nen Rinden bekleidet. O! ſeufftzte ich / wann ich bey Geldmittlen waͤre / wie mancher reiche und wolhaben - de Geſell / wie gern und urbietig wollte ich mit dieſem ar - men Tropfen das Meinige theilen / weil ich weiß daß das denari-do bey GOtt dem HErrn meiſtens das Spiel gewinnet. Wie der HErr JESUS aus den Grenzen Tyri durch Sidon an das Galilaͤiſche Meer kommen / da fuͤhrten die Leuth zu ihme einen / der da taub und ſtumm war / auch erſuchten ſie den HErrn / daß Er die Haͤnd auf ihn legte / und Er nahme ihn von dem Volck beſonder /Marci 7. und leget ihme ſeine Finger in die Ohren / thaͤt anbey ausſpeyen und ſprach zu ihm: Ephpheta, das iſt / thue dich auf. Zu wuͤnſchen waͤre / das mancher Reiche thaͤ - te zu ſeinem angefuͤllten Traid-Kaſten ſagen / Ephphetha thue dich auf / zu Kuͤſten und Truhen / die mit Kleidern angeſtrozt / Ephphetha, thue dich auf! zu Taſchen / Beu - tel / und Geldſack / Ephphetha, thue dich auf zur Huͤlff der Armen / alsdann wuͤrde er ſpuͤhren / daß ſolches Allmo - ſen / alle Maßen / verſtehe / alle Suͤnden bey GOtt austil - gen. In Erwegung deſſen haͤtte ich ſo gern dem armen und elenden Bettler / der wie ein anderer Job daſelbſt anzuſehen war / von dem Meinigen etwas dargeſtreckt / weil aber das meum bey denen Religioſen und Ordens - Leuthen von der Evangeliſchen Armuth verfolgt wird / und ein barfuͤſſiger Moͤnch mit Paarſchafft gar nit ver - ſehen / alſo muſte mein Gutthat beſtehen im guten Wil - len; Anbey aber iſt mir eingefallen jene Wunderge - ſchicht / ſo ſich mit einem frommen und heiligen Biſchoff in Franckreich zugetragen / dieſer ware ein abſonderlicher Gutthaͤter der Armen / forderiſt aber willfaͤhrig undfrey -271verrahtet JEſum mit einem Kuß. freygebig gegen denen Auſſaͤtzigen / alſo zwar / daß er auf offentlicher Gaſſen je und allemal dergleichen arme und elende Leuth mit einem freundlichen Kuß empfangen. Einsmals aber begegnete ihm ein Auſſaͤtziger mit ſol - cher abſcheulichen Geſtalt / daß ſich jederman darob ent - ſetzte / maſſen das faule Eyter aus der Maſſen haͤuffig herab gefloſſen / der heilige Mann war ganz freygebigCæſat. lib. 8. gegen dieſem bedrangten Menſchen / und reichte ihme dar ein reichliches Allmoſen vom paarem Geld / welches er aber geweigert anzunehmen / ſondern allein gebetten / er Biſchoff / wolte ihme doch nur das Angeſicht abtruͤck - nen / welches er auch aus Antrieb der Lieb urbietig voll - zogen / es beklagte ſich aber der Auſſaͤtzige / daß er ihme hierdurch zu groſſen Schmerzen verurſache / bate alſo / er wolte ihme die geſchwuͤrige Materi mit der Zung able - cken / ob welchem anfangs der heilige Mann ein natuͤr - liches Abſcheuen getragen / doch endlichen allem Wi - derſtand der Natur ganz Lobwuͤrdig obgeſieget / und als er bereits mit der Zung den Unflat aus der Naſen wol - te ziehen / ſihe Wunder! an ſtatt des eyterigen Wuſtes / zo - ge er ein ſehr koſtbahres Edelgeſtein in den Mund / woruͤ - ber dieſer Elende Auſſaͤtzige / maſſen Chriſtus der HErr ſelbſten geweſen / augenblicklich verſchwunden.

Die Erinnerung dieſer Geſchicht hat mich mehr zum Mitleyden bewogen / abſonderlich / weil ich ſahe / daß der graußliche Auſſatz dieſen Menſchen gar ſo haͤuffig uͤber - zogen / da ich nun in Mitte dieſer Gedancken geſtanden / redet mich ein bekandter Barbierer an / ich ſoll mich doch von dieſem Gewiſſen-loſen Lumpengeſind nit bethoͤren laſſen / als welches durch lauter Betrug und Falſchheit das Allmoſen von den Leuthen erpreſſe / er wiſſe nur gar zu wohl / daß dieſer loſe Geſell der geſundeſte Menſch / ſein Geſtalt zwar dem Auſſatz gleich ſehe / aber in der Warheit ſeye nichts als die Falſchheit / er nehme / wieihm272Judas der falſche Boͤswichtihm gar zu wohl bekandt / Bohnen-Mehl / gedoͤrrte Wur - zel von wilden Sauerampf / die Suppen von geſottnen Ochſenfuͤßen / mache hieraus ein Maſſa oder Teig / ſtreich darmit die Haut an / welches nachmahls der Tauſende vor einen natuͤrlichen Auſſatz thue halten. O Schelmen! gedachte ich / wie groß iſt euer Anzahl? ſo findet man dañ allerſeits nichts als die Falſchheit / a Dio, mein Weeg iſt weiter.

Kaum hatte ich etlich Schritt gethan / da kamen mir unter die Augen zwey ſehr praͤchtig aufgeputzte Frauen / die auch geſtalt-halber der ſchoͤnen Rachel, um welche Jacob ſo viel Jahr gedient / nit viel nachgaben. Es ſchim - merte alles an ihnen von Gold / Perl / und Edelgeſtein / daß mir ſchier eingefallen / als haͤtten ſie die Spaniſche Flotta beraubet. O ſagte ich bey mir ſelbſten / das ha - ben faſt alle Weiber / daß ſie wollen ſchoͤn ſeyn / wenigBollandus tom. 3. ſeyn anzutreffen / wie da geweſt die heilige Paula, ein Spaniſche Jungfrau zu Abula, welche Geſtalt halber ſehr offt vom vielen muthwilligen Geſellen iſt angefoch - ten worden / Als ſie auf ein Zeit von einem dergleichen Luder zur Ungebuͤhr geſucht worden / hat ſie ſich gantz ſchleinig in die Kirchen des heiligen Laurentii begeben / daſelbſten die Fuͤß des gekreutzigten JESU umarmet / und mit naſſen Augen den Heyland erſucht / daß er doch moͤchte von ihr die ſchoͤne Geſtalt hinweg nehmen / wor - auf ihr alſobalden ein Spannlanger Bart gewachſen / die Stirn voller Runtzlen / das Angeſicht baͤuriſch / grob / und holtzhackeriſch / weſſenthalben ſie aller Gefahr ent - gangen / auch bis in Tod einen heiligen Lebenswandel gefuͤhrt / und in der Legent der Heiligen / Paula barbata die bartete Paula genennet wird.

Deßgleichen wird man wenig zehlen in der Welt / wol aber die Menge der Jenigen / ſo die ſchoͤne Geſtalt uͤber alles / und gleichſam anbeten / und zwar obgedachtezwey273verrahtet JEſum mit einem Kuß. zwey Frauen waren ganz und gar uͤber dieſen Laiſt ge - ſchlagen / ich machte mir die Einbildung / als haͤtten bee - de erſt dieſes Jahr geheurath / dann ſie ſehr jung ſchein - ten / ich bin aber nit lang hernach mit Wahrheit berich - tet worden / wie daß nit ein redlichs Haar an ihnen / bee - de voller Falſchheit / die Kleider falſch mit Leouiſchen Spitzen / die Perl um den Hals falſch von Venetiani - ſcher Maſſa, der Geſchmuck falſch von Boͤhaimiſchen Steinen / die Haar falſch / maſſen ſelbe nur frembde / die Zaͤhn falſch / und zwar von Helffenbein / die ſie alle Nacht aus dem holen Graben herausziehen / die rothe Farb im Angeſicht falſch / dann ſie nur ein gemahlter Anſtrich / ſo gar / mit Ehren zu melden / das Hembd falſch / dann nur die Ermel von auſſen her aus ſubtiler Leinwath / das uͤbrige aber alles aus groben Zwilch / alſo ſagten die Leuth / weilen ich dann alles falſch an dieſen zweyen Frauen erfahren / hatt ich bey mir entſchloſſen / gar nit mehr wegen der Redlichkeit umbzufragen / zumahlen ſolche nirgends anzutreffen / zweifflete aber gleichwol / ob ſelbige nit moͤcht wenigſt in den Gemuͤthern der Men - ſchen zu finden ſeyn / dann ich erinnerte mich / was maſ - ſen Chriſtus der HERR dem Nathanaël dieſes Lob gege - ben / daß er ein wahrhaffter Iſraeliter ſeye / in dem keinJoan. c. 1. Betrug / aber ich nach allem angewendtem Fleiß konnte keinen Nathanaël mehr zu ſehen bekommen / und forderiſt zu Hof hab ich wahrgenommen / daß nit drey Quintl von der Redlichkeit zu ſpuͤhren / auch der Herꝛ Candidus voͤllig von Hof geſchafft ſeye.

Sehe jemand zu / wie jene zwey Cavallier in der Antecamera ſo freundlich mit einander reden / mit was groſſen / auserleſnen / vielfaͤltigen / liebreicheni / ſchoͤnen / artlichen / wolanſtaͤndigen / und freundlichen / und hoͤf - lichen und manierlichen Ceremonien haben ſie da einan - der empfangen: Ich habe vorhin geleſen / wie daß manPars III. M mdie274Judas der falſche Boͤswichtdie Ceremonien in der Kirchen auf keine Weis ſoll ver - hoͤhnen noch auslachen / maſſen mir ſelbſten bekandt / wie vor 15. Jahren ein un Catholiſcher Kauffmañs-Diener die Kirchen-Ceremonien in der Charwochen bey St. Stephan allhier zu Wien ausgeſpottet / gleich hierauf ganz unſinnig worden / und als er nacher Haus wurde gefuͤhrt / ihme ſelbſten unterweegs die Zung abgebiſſen / alſo getrauete ich mir auch nit die Ceremonien / ob ſie ſchon nit heilig / dieſer zweyen Hof-Herren gering zu ſchaͤ - zen / dann ich glaubte / daß die liebe teutſche Redlichkeit ſelbige in ihrem Rituali haben vorgeſchrieben / ich bin aber bald berichtet worden / wie daß ſolche Zwey aufs hoͤchſte entzweyet ſeyen / doch aber ſolchen Haß mit dem Simulanten Mantel bedecken / und auf Katzen-Art den Wuſt mit Saͤgſpaͤn zuhuͤllen / dann bey dergleichen iſt der Brauch / mit dem Maul ſagen / bona dies, im Her - tzen aber tragen einen Spieß / mit den Fuͤſſen machen Reverentz / im Hertzen aber reverenter etwas anders / den Hut tragen in der Hand / einen Filtz aber im Hertzen / den Leib hoͤflich neigen / im Hertzen aber ungeneigt ſeyn / im Maul ein freundlicher Gruß / im Hertzen ein feind - licher Graus / mit der Zung ſagen: ich will dir wohl / mit dem Hertzen klagen / daß dich der Teufel hol! mit dem Maul ſagen frater, im Hertzen aber ſeyn ein Verraͤther / auf der Zung das Ave, im Hertzen Cave, in Summa aͤuſ - ſerlich alles Gold / in wendig aber nit hold.

Joab ein vornehmer Herr in den Dienſten des Koͤ - nigs Davids / Amaſa auch nahend beym Brett im ſelbi - gen Hoff / beede ſtattlich / und Statiſtiſch / aber Joab wu - ſte den Wolffsbelz / welches unter dem rauhen Futter zu Hof ein gemeine Tracht / weit beſſer zu verbergen: Dieſe beyde Herren begegneten einander bey Gabaon, Joab von weiten fangt ſchon die Complementa zu ſchneiden / will - komm! willkomm mein lieber Bruder Amaſa! faſſet zu -gleich275verrahtet JEſum mit einem Kuß. gleich mit der rechten Hand das Kienback / als wann er2. Reg. c. 20. ihn kuͤſſen wolte / unterdeſſen ſticht er ihn mit der linken Hand zu todt / daß ihme das Gedaͤrm herausgehangen. Da haſt du die Redlichkeit zu Hof!

Serarius ſchreibt / daß bey dem Rheinſtrom ein Mannc. 15. in lib. Jud. ſeye geweſen / eines frommen und Gottſeeligen Wan - dels / ein Sach aber wolt er und konnt er nit glauben in der heiligen Schrifft / benanntlich daß Samſon auf ein - mal dreyhundert Fuͤchs habe gefangen / ihnen brennen - de Fackeln an die Schweiff gebunden / und doch von kei - nem gebiſſen worden. Dieſer Simplicius hat ſollen wiſ - ſen / gleich wie in Pohlen und Moſcau die Menge der Baͤren / in Africa die Menge der Loͤwen / in Engelland und Holland die Menge der Koͤniglein / alſo in Palæſtina, wo Samſon ſich aufgehalten / die Menge der Fuͤchſen zu finden geweſen; Zum andern iſt es ein abſonderlicher Willen geweſen und Schickung GOttes / daß dem Sam - ſon zur Beſtraffung der Philiſtaͤer ſo viel Fuͤchs eingan - gen / gleich wie dem Petro auf einmal ſo viel Fiſch / der vor - hero umbſonſten die ganze Nacht hindurch hat gearbei - tet. Die Menge der Fuͤchs war nit allein zu finden da - zumahlen in demſelbigen Land / ſondern nach der Zeit in einem jeden Land der ganzen Welt / argliſtige und be - trogene Fuͤchs ſeynd allerſeits anzutreffen / von der Zeit an / da die Schlang / als die argliſtiger / laut GoͤttlicherGeneſ. 2. Schrifft / als alle Thier auf Erden / unſere Erſten Eltern hinter das Liecht gefuͤhrt / iſt an allen Orthen die Red - lichkeit verbanniſiret / und hat der Betrug und Falſch - heit meiſtens uͤberhand genommen / und was CHriſtus der HERR einſt denen Apoſteln geſagt hat / vos eſtis lux mundi, & ſal terræ, kan man anjetzo den mehriſten Leuthen / abſonderlich zu Hof / ſagen / vos eſtis Fux mun - di, & Schalk terræ &c.

Ein ſolcher Fuchs ware Herodes, nachdeme ſolcherM m 2in276Judas der falſche Boͤswichtin Erfahrenheit gebracht / daß ein neuer Koͤnig der Ju - den / wie es die drey Monarchen aus Orient vorge - bracht / ſey gebohren / hat er alſobald kleinmuͤtige und forchtſame Gedancken gehabt vom Verluſt ſeines Sce - pters / demnach alle Mittel erſucht / wie er ſolchen moͤcht aus dem Weeg raumen / auch hat ihn gedunckt / er koͤn - ne nit beſſer zum Zweck gelangen / als durch die Politica, welche ein allgemeine Kupplerin / die alles weiß zu weeg zu bringen / ſtellt ſich derhalben gar freundlich gegen erſt - gedachten drey Koͤnigen / ſprechend / ſie ſollen ihme dieſe Lieb und Freundſchafft erzeigen / und ihme den ganzen und gewiſſen Nachricht geben / wann / und wo ſie den neugebohrnen Koͤnig haben angetroffen / damit er auch nach Schuldigkeit denſelben moͤge anbeten und vereh - ren. O ſchelmiſcher Fuchs!

Der lieben Redlichkeit hat auch einen groſſen Schimpf angethan Hatto ein Ertzbiſchof zu Mainz / wel - cher Alberto Grafen von Bamberg durch ſo Zuckerſuͤſſe Wort das Maul gemacht / als woll er ihn bey dem Kai -Cranzius lib. 2. me - sro. c. 25. ſer Ludwig dem Dritten / deſſen Bruder Conradum er Unrecht unterdruckt / wieder in Gnaden bringen / auch es mit einem Eyd beſtaͤttiget / daß er ihn friſch und ge - ſund wieder nach Haus wolle fuͤhren; wie ſie nun wuͤrck - lich auf dem Weeg / damit der arge Hatto ſeinem Schwur nachkomme / wendet er ſich gegen den Grafen / ſprechend / wir haben unſer Sach ſo gar weißlich nit an - gegriffen / dann es ſehr rathſam / daß wir wieder zuruck nach dem Schloß kehren / und zuvor ein kleines Mittag - Mahl einnehmen / welches auch alſo geſchehen / gedachte ſodann der ſchlauhe und falſche Hatto, daß er ſolcher ge - ſtalten ſeinem eydlichem Verſprechen ſchon habe genug gethan / indem er ihn friſch und geſund wieder nach Haus gebracht / nach vollendtem Mittag-Mahl / begibt er ſich mit dem Grafen und guten Albrecht von Bam -berg /277verrahtet JEſum mit einem Kuß. berg / ſo ſich aller Redlichkeit getroͤſt / ganz ſchleunig in das Lager zu dem Kayſer / uͤberantwortet ganz verraͤ - theriſch ihn / wie er dañ gleich darauf mit dem Schwerdt daſelbſt iſt hingerichtet worden. O Schalck / und zwar ein Ertzſchalck!

Die liebe Redlichkeit hat bey der Naſen gezogen Abſolon, der ſonſt ſchoͤne gekraußte Haar / aber nit ein1. Reg. c 13. Haar-groß Redlichkeit hatte / dieſer wolte an ſeinem Bruder Ammon raͤchen die Schmach / welche er der Schweſter Thamar angeihan / konte aber nit anderſt / ja wolte nit anderſt die Sach angreiffen / als mit Liſt und Betrug / begehrt von dem Koͤnig David, daß Seine Majeſtaͤt doch wolten ſeinen Kindern die gnaͤdigſte Er - laubnus ertheilen / daß er ſie mit einer geringen Mahl - zeit doͤrffte tractiren / abſonderlich aber wolle er gern ſei - nem lieben Bruder Ammon ein Ehr anthun (ja wol Ehr) der Koͤnig David verwilligt es / die Durchleuchtigſte Gaͤſt erſcheinen / man traͤgt herrlich auf / es ware ein Menge der Schuͤffel / und guten Bißl zu ſehen / die Glaͤſer cal - lopirten gar luſtig bey der Tafel herumb / der Ammon be - kame zum allererſten einen guten Spiz / und ließ ihm gar nit traumen von einem eiſernen Spiz / welche der falſche Bruder durch hierzu verordnete Knecht ſchon an - geſtellt hatte. Mein lieber Bruder / ſagt Abſolon zu ihme / das thue mir noch beſcheid / ſchenkt ihms wol und voll ein / Bruder gar aus! (freylich war es mit ihm gar aus) dann unter dieſem Trunck der Abſolon ſeinen Knechten einen Wincker gethan / worauf ſie den Ammon jaͤm̃er - lich ermordet. O Falſchheit!

Ich ſahe alſo gar ſcheinbar / daß die Falſchheit bey der Hof-Tafel faſt den erſten Sitz hatte / und lobete beyne - bens die Lateiner / daß ſie die Hoffſtatt nit anders genen - net haben / als Aula, welches im Buchſtaben-Wechſel Laua lautet / das heiſt ſo viel / als waſch mir den Beltz /M m 3und278Judas der falſche Boͤswichtund mach mir ihn nit naß. Solche falſche Hofleuth / die im Maul Hoͤnig / im Hertzen hoͤniſch ſeynd / die in Wor - ten Zucker / im Hertzen Zancker ſeynd / die von auſſen ein Lieb / von innen ein Dieb tragen / die kommen mir vor / wie der Zeiger auf einer groſſen Uhr / dieſer auf einer Seiten iſt geſtaltet wie ein Hertz / auf der andern Sei - ten ſieht er aus wie ein Pfeil / nit viel anderſt ſeynd der - gleichen Hofleuth / als welche ſich die beſte und hertzlichſte Freund unter die Augen ſtellen / im Hertzen aber auf all - weeg ſuchen denſelben zu verfolgen / und ihme tauſend Pruͤgel unter die Fuͤß zu werffen.

Nun hatte ich bey mir gaͤntzlichen entſchloſſen / nit aufhoͤren zu ſuchen / bis ich die liebe Redlichkeit wuͤrde finden / erblickte demnach in einem Kauffmanns-Gewoͤlb zwey gute Freund bey einer Kandel Wein ſitzen / ich haͤt - te mich nit unterfangen den Kauffmann zu fragen / wer dieſe ſeynd? wann mir nicht hierzu ſein ausgehenckter wunderlicher Schild haͤtte Anlaß gegeben / dann auf dieſem war nichts anderſt zu ſehen / als etliche Buͤcher mitten im Feuer ligend / hab alſo mich nit koͤnnen ent - halten zu fragen / warum dieſes auf den Schild gemah - let worden? worauf mir der Kauffmann die Antwort verſetzt / wie daß vorhin ſo viel Wahren auf Borg aus - genommen worden / und ein jeder verſprochen als ein redlicher Mann zu zahlen / der Wenigſte aber ſein Wort gehalten / als ſeye nunmehr der Credit bey ihme aus dem Laimb gangen / und borge auch keinem mehr auf ſeinen redlichen Namen einen Pfennig / ſondern deute alle - mal auf ſeinen Schild / wie daß ſeine Schuldbuͤcher waͤ - ren im Feuer verbronnen. Ich ſeuffzte bey mir ſelbſt / daß auch allhier die Redlichkeit nit anzutreffen / und fragte beynebens / wer dieſe Zwey waͤren / die alſo ſtarck die Veſtung Candelberg belaͤgerten? da muſte ich anhoͤ - ren / daß einer ein reicher und wolhabender Herr ſeye / derander279verrathet JEſum mit einem Kuß. ander aber nur ein Schmarozer / und gebe ſich zwar aus vor ſeinen guten Freund / deme aber nit alſo / da iſt mir gleich eingefallen der gedultige Job, welcher auch ge - glaubt / er habe die redlichſte Freund / unt erdeſſen aber hat es geheiſſen / ubi dapes, ibi apes, Brod-Freund / und nit Noth-Freund.

Nachdem GOTT der Allmaͤchtige den Job wieder in guten Stand geſetzt / und ihme alles verdopplet / ja dergeſtalten bereichet / daß er 14000. Schaf / 6000. Ca - meelthier / 1000. Joch Ochſen / 1000. Eſelinen bekom - men / und in allem und jedem den Uberfluß / da haben ſich ſeine Freund in der Menge und Laͤnge an gemeldet / venerunt & comederunt panem cum co, mit ihme wolJob. 41. auf / und guter Ding geweſt / mein Bruder / hats geheiſ - ſen / ich erfreue mich von Hertzen deines Wolſtands / dei - ner Geſundheit / es gilt eins Nachbaur Phatuel, in Ge - ſundheit unſers liebſten Bruders Job, Vivat, auf viel / und gar 300. Jahr Vivat! So lang Job Fortunatus hat geheiſſen / ſo lang der Herr Fælicianus ſein Hauspfleger ware / ſo lang die Kuchl bey ihme geraucht / ſo lang waren Freund genug bey ihme / an ihm / um ihn: So bald er aber Gut verlohren / Blut verlohren / Geld verlohren / Zelt verlohren / Haus verlohren / Schmaus verlohren / und zu lezt gar kommen auf den Miſthauffen / da hat er auch verlohren den andern Hauffen / nemlichen / einen ganzen hauffen Freund / fratres meos longè fecit à me, dieſe ha -cap 19. ben ſich aus dem Staub gemacht / wie die Fliegen aus ei - ner kalten Kuchl / dieſe haben es gemacht / wie die Schwalben / welche ſo lang dem Haußherrn mit ihrem Geſchwaͤtz Liebkoſen / wie lang es warine und luſtige Zeit iſt / ſo bald aber der kuͤhle Herbſt herbey nahet / ſo dann nehmen ſie hinter der Thuͤr den Abſchied / und ver - laſſen nichts hinter ſich / als ein beſchmutztes Neſt. Dieſe haben es gemacht / wie ein klares Baͤchlein / welches ſolang280Judas der falſche Boͤswichtlang mit ſeinem Silberſtrahlenden Waͤſſerl zwiſchen dem Gehaͤg und Stauden daher rauſchet / ſo lange es warme Zeit iſt / ſo bald aber der rauhe Winter anklopft / ſo dann es aufhoͤrt zu rinnen / ja ganz und gar erſtarret. Dieſe haben es gemacht wie die Fiſch im Teich oder Weyher / welche niemahlen den Kopf aus dem Waſſer in die Hoͤhe heben / auſſer man wirfft ihnen etliche Brocken Brod hinein / dieſe haben es gemacht wie die Eggel / wel - che ſo lang dem Menſchen anhangen / bis ſie mit Blut gnugſam geſaͤttiget / alsdann danzen ſie den Kehraus.

Mannlius von Sincerau hatte einen / ſeines Geduncken nach / den beſten Freund / ohne den kont er nit leben / ohne den kont er nit eſſen / ohne den kont er nit ſeyn / ohne den tranck er keinen Wein / dann ſolcher gar das Leben vor ihn zu laſſen oͤffters verſprochen / und mit tauſenderley Verheiſſungen das Maul gemacht / ja / ſagte er mehr - mahlen / ich biete einen Trutz des Diocletiani ſeiner Grau - ſamkeit / des Domitiani ſeiner Unmenſchheit / des Valen - tiniani ſeiner Tyranney / des Maximiniani ſeiner Keye - rey ꝛc. Dieſe und alle andere ſollen mich nit koͤnnen ab - wendig machen / O! O! O! (Vocativus du ſchlimmer) O wolte GOtt / es waͤre die Gelegenheit auch tauſend Leben vor dich zu geben / alle Teufel in der Hoͤllen Regi - mentweis kommen und holen mich / wann ich nit vor dich / liebſter Bruder / lebe und ſterbe ꝛc. Mannlius wolt es doch probieren / ob dem alſo? laͤſt derohalben zu einer andern Zeit nach vielen freundlichen Diſcurſen / einen gar guten Wein auftragen / und nachdem ſie beederſeits gar ein ſchleunige Expedition mit den Glaͤſern gemacht / faͤngt Mannlius folgende Wort an zu reden:

Mein Bruder / unſer Freundſchafft muͤſſen wir recht - ſchaffen beſtaͤttigen / zu dem End laſt uns beede nieder - knien / und ein jeder drey Glaͤßl austrincken / unterdeſſen aber faͤngt Mannlius ein Lange / lange Hiſtori und Ge -ſchicht281verrathet JEſum mit einem Kuß. ſchicht zu erzaͤhleu / und machte mit allem Fleiß deſſen kein End / dahero der andere Prahlfreund aus Ungedult in die - ſe Wort ausgebrochen: Du Parlaments-Narr / ſtehe lie - ber auf / und / erzaͤhle dieſes Maͤhrl / der Teufel knye we - gen deiner ſo lang ꝛc. So / ſetzt hinwieder der Mannlius, ſo biſt du ein ſolcher Freund! du haſt allen Teufeln in der Hoͤllen die Ohren abgeſchworen / daß vonnoͤthen waͤre / ſie thaͤten derenthalben Parocca tragen / du wolleſt vor mich ſterben / und tauſend Leben geben / anjetzo aber kauſt nit eine kleine Zeit wegen meiner Knyen / auf ſolche Weis biſt du nur ein Kandel-Freund / und kein erkanntlicher Freund / auf ſolche Manier biſt du nur ein Waarfreund / und kein wahren Freund / auf ſolchen Schlag biſt du nur ein Ramant, und nit ein Amant &c. dieſer aber bekraͤff - tigte es mit tauſend Schwuͤren / daß er es nit alſo ver - meint habe.

Ein andersmal wolt es wiederumb der Mannlius verſuchen / ob dieſer Feingold oder Leoniſch ſeye / zu ſol - chem End ſteckte er auf ein Zeit ein abgeſtochenes Kalb in einen Sack / daß aller Orthen das Blut durch und durch ſchweiſte / traͤgt ſolches bey naͤchtlicher Weil zu mehrbeſagten Freund / weinend und lamentirend / was ihme vor ein Ungluͤck wiederfahren / O liebſter Bruder / ſprach er / was hab ich gethan! Ach was Elend hat mich uͤberfallen! wann du mir nit an die Hand geheſt / ſo bin ich verlohren / verlohren bin ich ꝛc. ich hab aus jehem Zorn meinen Buben / den Valentin, umbgebracht / es weiß noch kein Menſch nichts darvon / alſo bitte ich dich / lieb - ſter Bruder / ich bitte dich um Gottes willen / begrab ſol - chen in der ſtill in deinen Garten / damit alſo dieſe meine Unthat nicht lautmaͤhrig werde. Sagt der andere / du denPars III. NnValen -282Judas der falſche BoͤswichtValentin todt geſchlagen? ich den Valentin hinter mein Haus begraben? nur das nit / begehr nur das nit von mir / da kaͤm ich in des Teibels Haͤnd / Potz tauſend Cle - ment, was thaͤt ich mir ſelbſten vor ein Bad zurichten / da behuͤt mich GOtt / daß ich mir wolt den Fleiß ohne F. in Belz ſetzen. Ho! ho! ſpricht der Mannlius, und macht anbey den Sack auf / zeigt das abgeſtochne Kalb / biſt du ein ſolcher guter Freund / der mir alles in der Welt ver - ſprochen / auch meinetwegen gar in tod zu gehen / anjetzo aber ſpuͤhre ich / daß bey dir Hertz und Mund weiter von einander / als Paſſau und Erlau / nun erkenne ich / daß du nur ein Intereſſe-Freund / und kein prodeſſe Freund / ein reditus Freund / und kein redlicher Freund / ein Semmel - Freund / und kein Semper Freund / ſchlagt ihn anbey mit dem todten Kalb uͤber den Hauffen / und verlaͤſt ihm das prædicat und Ehren-Titul eines falſchen Schelmen.

Wie Chriſtus der HERR von dem Berg Arlon, nit weit von Nazareth / auf die Ebne herab geſtiegen / da hat er eine groſſe Menge Volck wahrgenommen / woruͤber er ſich alſobalden erbarmet / und ſolche wunderbarlicher Weis mit fuͤnf Gerſtenbrod und zwey Fiſchẽ dergeſtalten geſpeiſt / und geſaͤttiget / daß gleichwohl / unangeſehen der Maͤnner allein / ohne Weiber und Kinder fuͤnftauſend ge - weſen / die Apoſteln von den uͤberbliebenen Broͤcklein Brod noch zwoͤlff Koͤrb angefuͤllet: Wie dann zu Rom ein ſol - ches Brod und Fiſch bey St. Joan. Laterano noch gezeigt wird.

Iſtoria de Veſconi di Pavia Joan. c. 6.

Dieß Wunder hat ſich zugetragen den 13. April / als CHriſtus 32. Jahr / 3. Monath und 12. Tag alt ware. Gleich nach dieſem vollbrachten Wunderwerck wolte das Volck Chriſtum den HErrn zu einem Koͤnig machen / er aber iſt verſchwunden.

Son -283verrahtet JEſum mit einem Kuß.

Sonſten nie wolte das Volck ihn zu einem Koͤnig ma - chen / als dißmal / weil er nemlichen ihnen das Maul aus - gewaſchen / dann aus den Fiſchen ein ſolcher edler Safft gangen / als waͤre es der beſte Wein / weil er ſie in allweg geſaͤttiget / deſſenthalben ſeynd ſie ihme alſo affectionirt geweſen. Es zehlet mancher ein zunliche Zahl der gu - ten Freunden / die ſeynd Tag und Nacht auf ſeiner Seiten / die ſumbſen um ihn herumb wie die Wepſen um einen Zuckerhut / die loben ihn / lieben ihn / wie ein Marckſchreyer ſeine Wurm-Zeltl / er iſt alles / er gilt alles / er hat alles / er bleibt alles / darumb / weil er gibt alles / dahero ſolche nur Tafel-Freund / und Taffet-Freund / nur Brocken - Freund / und Socken-Freund / nur Schuͤſſel-Freund / und Biſſel-Freund zu nennen / auch nichts redliches an ihnen auſſer das Maul / ihr ganzes Eſſe, iſt wegen des Eſſens / ihr ganzer affect wegen des Confect, ihr ganze Bruͤ - derſchafft wegen des Braͤttlſafft.

Bey dem Schwem̃teich zu Jeruſalem hat unſer lie - ber HERR einen elenden und preßhafften Me[n] ſchen an - getroffen / der ſchon 38. Jahr daſelbſt war / dahero ihn der HErr befragt / warum er nit in ſo langer Zeit ſeine Ge - ſundheit geſucht in ſolchem Fiſchteich? darauf er die Ant - wort gegeben / er habe keinen Menſchen: weil er arm geweſen / in der Noth geweſen / deſſentwegen iſt er auch verlaſſen geweſen. O wie mancher iſt von Haus und Hof kommen? wie mancher vom Regintents-Staab zum Beettelſtab gerathen? wie mancher von groſſen Mittel / kaum einen Kittel anzulegen? frage ihn / wie daß er nit bei - ſer fortkomme? ſo wuͤrdeſt du hoͤren / er habe keinen Menſchen / der ihme unter die Arm greiſſe / vorhero Leuth genug / bevor er zum Leyden kommen / vorheroNu 2Freund284Judas der falſche BoͤswichtFreund ſatt / ſo lang er ſie hat geſaͤttiget / vorhero Gaͤſt gnug / ehe es ſo garſtig hergangen / jezt in der Noth gehen 77. auf ein Loth / ſo iſt dann auch unter guten Freunden wenig Redlichkeit zu finden.

Weilen ich dann die wertheſte Redlichkeit auch nit unter den guten Freunden hab angetroffen / ſo hab ich mir gaͤnzlich vorgenommen noch weiter dieſelbe zu ſuchen / wann mir auch ſolten tauſend Blattern auf denen Fuͤſſen auffahren / bin dahero den geraden Weeg zu zwey Bruͤ - dern gangen / weil ich wuſte / daß aus dieſen einer dem an - dern nit einmal ein ungeſchaffnes Wort habe geben / aber dannoch leyder! iſt mir daſelbſt die Falſchheit bey der Hausthuͤr entgegen getretten.

Dis hat man ſchon bey denen Erſten zwey Bruͤdern Cain und Abel wahrgenommen / wie der Cain hundert und funfzehen Jahr alt war / hat er wegen des gefaßten Neyd bey ſich beſchloſſen / den Abel aus dem Weeg zu raumen / aber durch Betrug und Falſchheit / maſſen er den 25. Tag des Merzens den Abel, ſo dazumal das hunderte Jahr erreicht / alſo angeredet: Liebſter Bruder / weilen heunt der Him̃el uns mit ſo guͤnſtigem Wetter anlachet / und die Annemlichkeit des Luffts allerſeits geſpuͤhret wird / ſo laß uns dieſen Tag ein wenig auf das Feld hin - aus ſpaziren / und die Zeit mit einer freundlichen Unter - ſprechung zu vertreiben. Wer haͤtte geglaubt / daß dieſer Geſell ſeye wie die Apothecker-Pillulen / ſo auswendig verguldet / innerhalb aber pfuy Teufel! Abel urtheilte nit anderſt / als daß er einen redlichen Bruder habe / da - hero / ohne weiters Widerreden / ſich zu allen willfaͤhrig gezeigt / und folgſam gern und urbietig ſich mit ihme in das gruͤne Feld hinaus begeben / daſelbſten unter dem al -lerfreund -285verrahtet JEſum um einem Kuß. ler freundlichſten Geſpraͤch und angenehmſten Reden ſei -Alphonſus Vilioga in vit. Abel. nen Vortheil erſehen / mit einem Tremmel ihme von Rucksher einen harten Streich auf das Genick verſetzt / nach gehends denſelben meichelmoͤrderiſch zu todt geſchla - gen. An dieſem Orth / allwo ſolcher Bruder-Mord voll - bracht worden / iſt die Erd bis auf heutigen Tag ganz rot / und iſt auch dahin die groſſe Stadt Damaſcus lange Zeit hernach gebauet worden. So iſt dann unter den Erſten zweyen Bruͤdern die Redlichkeit ſchon verbanniſirt wor - den.

In Boͤhaimb hat Bouslaus falſcher Weis ſeinen Brudern Wenceslaum zu der Mahlzeit geladen / nach -Beyrlinus lit. Perf. mals ihme den Reſt geben. Ein ſolcher falſcher Bruder iſt wie der Wintergruͤn / der mit ſeinen Blaͤttern / ſo wie die Hertz ausſehen / einen Baum umbhalſet / unterdeſſen aber ihme nach und nach den Safft / und folgſam das Leben nimmt.

In Dennemarck hat Koͤnig Froto der Vte mit vie - lem Verſprechen und Liebkoſen ſeinen Bruder Haraldum zu ſich gezogen / nachgehends unbarmherzig ermordet. Ein ſolcher falſcher Bruder iſt wie ein Grabſtein / wel -ibidem cher von auſſen ſehr ſtattlich polirt / und herrlich glaͤnzet / verdeckt aber unterdeſſen nichts anders / als wilden Ge - ſtanck / und abſcheuliche Todten-Coͤrper.

In Egypten hat der Koͤnig Typhon ſeinen Bruder Oſyrim alſo freundlich gehalten / daß er ſich ganz falſch geſtellt / als wolt er ihm die Regierung abtretten / Kron und Scepter uͤberlaſſen / unterdeſſen nach erſehenem Vor - theil ihme das Leben genommen. Ein ſolcher falſcheribid. Bruder iſt wie ein Apfel / der von auſſenher ſchoͤn roth / zeitig / ſafftig / und gut ſcheinet / inwendig aber durch na - gen und wurmſtichig.

Nn 3In286Judas der falſche Boͤswicht

In Aſia hat Cambyſes ſeinem Bruder Smerdem ſo ſchoͤn gethan / daß ſolcher geglaubet / ſe in Bruder meyne es ganz redlich / aber nachmals das Widerſpiel mit Ver -ibid. luſt ſeines Lebens erfahren. Ein ſolcher falſcher Bruder iſt wie der Schwahu / welcher von auſſen mit ganz Schnee - weiſſen Federn bekleidet iſt / unter dieſem aber ein kohl - ſchwarzes Fleiſch ſtecket.

In Schweden hat ſich der Koͤnig Birgerus gegen ſei - nen zweyen Bruͤdern Valdemarum und Ericum alſo freundlich geſtellt / daß ihme keiner haͤtte traumen laſſen von einer Falſchheit / und gleichwol hat er moͤrderiſch ſei -ibid. ne Haͤnd in dero Blut gewaſchen. Ein ſolcher falſcher Bruder iſt wie ſ. v. ein Miſthauffen im Winter / der zwar uͤberſich einen ſchoͤnen weiſſen Deckmantel / in - wendig aber dannoch wild und abſcheulich.

In Pohlen hat der Lechus ſeinem Bruder Craco lange Zeit den Fuchsſchweiff geſtrichen / bis er ihn end - lichen hintergangen / und um das Leben gebracht hat. ibid. Ein ſolcher falſcher Bruder iſt wie der Aſchen / ſo gar offt aͤuſſerlich her weiß und unſchuldig einem vorkommt / un - terdeſſen aber ſtecken gleichwol gluͤende Kolen darunter.

Zu Neapl hat Kayſer Conrad der IV te ſeinem Bru - der Henrich faſt allemal ein gnaͤdigſtes Geſicht gezeigt / dannoch in der Still nach deſſen Leben getracht / wie es nachmals im Werck ſelbſten vollzogen worden. Einibid. ſolcher falſcher Bruder iſt wie ein Wolffsgruben / die uͤberſich mit ſchoͤnen gruͤnen Geſtraͤuswerck verhuͤllt / un - terſich aber ein tieffer Kercker.

In Hungarn hat ſich Attila gegen ſeinen Bruder Bu - da faſt allemal geneigt und willfaͤhrig erwieſen / unter -ibid. deſſen aber denſelben zum Tod geſucht. Ein ſolcher fal -ſcher287verrahtet JEſum mit einem Kuß. ſcher Bruder iſt wie manches Haus / ſo von auſſen her ein ſehr ſchoͤne und praͤchtige facciada zeigt / inwendig aber einer Moͤrdergruben gleich ſihet.

Alſo hat im Judenland der Joram ſeine ſechs Bruͤ - der / der Abimelech ſeine 70. Bruͤder: In Engelland Richardus der Andere Thomam ſeinen Bruder / Inibid. Fryaul Odelaphus Franciſcum ſeinen Bruder; In Orient Angelus Iſaccum ſeinen Bruder hinter das Liecht gefuͤhrt: Alſo werden noch auf heutigen Tag in allen Orthen der Welt ſolche Falſchheiten unter denen Bruͤdern wahrgenommen / und hat ſolches der Joſeph nit allein erfahren von ſeinen ſaubern Bruͤdern / ſondern auch unzahlbare andere mehr. O wie mancher Bruder zeigt ſich / wie jener Baur gegen dem Fuchſen / welcher vom Jaͤger mit Hunden gehaͤzt / und zu allem Gluͤck ſich in ein Bauren-Scheuren ſalvirt / auch den Bauren auf das ſchoͤnſte gebetten / er wolle ſeinen armen Fuchsbalg ſchuͤtzen / mit hohem Verſprechen / und ſchwoͤren / es ſoll hinfuͤhro weder von ihm / noch ſeiner ganzen Fuchſiſchen Caſſada ſeinen Huͤnern ein Leyd geſchehen. Der Baur ließ ſich uͤberreden / und verſteckt unter das Strohe / bald hernach kam der Jaͤger / und fragt den Bauren / ob er nit habe geſehen einen Fuchſen vorbey ſtreichen? der Baur antwortet / da und da hab ich ihn geſehen hinaus lauffen / winckte aber indeſſen mit den Augen / daß er hier unter dem Stroh verborgen lige / welches zwar der Fuchs / ſo unter dem Stroh in groͤſten Aengſten hervor ſahe / wohl / der Jaͤger aber / ſo nur auf die Wort und Wegweiſung des Baurens acht hatte / nit vermerckt; als nun der Jaͤ - ger hinweg gangen / deckte der Baur den Fuchſen auf / und lieſſe ihn lauffen / ſprechend / Mein lieber Fuchs / dukanſt288Judas der falſche Boͤswichtkanſt mir / und ſollſt mir dein lebentag danckbar ſeyn / auch deiner Zuſagung nachkommen / dann durch meine Wort habe ich dich beym Leben erhalten. Ja! ſagt der Fuchs hinwieder / dein Mund ware zwar gut / aber das Augenwincken danck dir der Teufel. Das iſt die Arth vieler falſcher Bruͤder / die ſich mehrmahlen ganz redlich und gut zeigen mit dem Maul / unterdeſſen in der Stille einen verfolgen / und nach dem Seinigen trachten. Der - gleichen Exempeln iſt die halbe Welt voll. Um GOttes willen! wo muß ich dann die liebe Redlichkeit antreffen?

Da ich in dergleichen Gedancken geſtanden / als waͤre faſt kein Hofnung mehr / ſolche zufinden / erblickte ich ein paar Ehevolck / welche ein ſo freundliches Geſpraͤch fuͤhr - ten / daß ich haͤtte geſchworen / es koͤnne hierinnen kein Falſchheit verborgen ſeyn / ſondern beederſeits im Mund und Hertzen loſiere die Redlichkeit / bin ich aber bald her - nach ganz anderſt berichtet worden / daß ſie Madame ih - me zwar ſehr ſchoͤn thaͤte / aber unterdeſſen gehe es ihrer Seits nit redlich her.

Der Koͤnig Pharao in Egypten hatte einen Cammer - Herrn / der zugleich auch ein Feld-Obriſter ware / Namens Putiphar, dieſer aber haͤtte billicher ſollen heiſſen Puta - nifer, dann er hatte ein Frau / ſeiner albern Meynung nach / die allerredlichſte / aber ſie konte ſich meiſterlich in die Falſchheit ſchicken / nachdem ſie die Augen geworffen in die ſchoͤne Geſtalt des Joſephs / ſo daſelbſten in Dien - ſten / ſo war zugleich auch die Keuſchheit verworffen / darum ehrliche Weiber ſollen beſchaffen ſeyn / wie der ar - men Leuth ihre Suppen / die gar wenig Augen haben / ſie feyrete nit / und ſucht in allweeg / ihr uͤbles Beginnen zu vollziehen / ja ſie feurete nur gar zu ſtarck / als welche dermuth -289verrahtet JEſum mit einem Kuß. muthwillige Cupido ſo ſehr entzuͤndet hatte. Da aufGenes. 10. eine Zeit ein vornehmes Feſt eingefallen / und mein Herꝛ Putiphar die Koͤnigliche Hofſtatt in den Tempel beglei - tet / dazumahlen bliebe das ſaubere Frauen-Zimmer zu Haus / beklagte ſich wehmuͤhtig / wie daß ſie ſo uͤberlaͤſtige Zahnſchmerzen leyde / ja die ganze Nacht hindurch / habe ſie nit ein Aug zugeſchloſſen / ſeye demnach ihr nit moͤg - lich in ſo ſcharffen Lufft zu gehen. Ach das ſeynd Schmer - zen! (O, ſchelmen-Vieh im Hertzen!) Ach was leyde ich! es waͤre kein Wunder / daß ich den Kopf an ein Wand ſtoſſe. (O Beſtia! an ein Spaniſche Wand / die vor dem Bett ſtehet.) Ach Jaunner! (ſi, ſi, wegen der Cammer) Menſch lauff geſchwind in die Apothecken bey dem weiſ - ſen Einkuͤrn / (gar recht) bring alſobalden ein gebraͤndtes Hirſchhorn / (du armer Putiphar merckſt das Concept nit?) In Summa, ihr Herꝛ haͤtte ſelbſten ein herzliches Mitleyden mit ihr / er koͤnte aber wegen ſeines Dienſts nit zu Haus bleiben / ſchaffte aber gar ernſtlich den Men - ſchern / daß ſie auf die Frau Achtung geben / und ſie beſter Maſſen bedienen. O Nein mein Schatz / ſagte ſie / ich haͤtte deſſenthalben einen ewigen Scrupl, wann ich ſie bey ſo hohen Feſt nit in die Kirchen thaͤte ſchicken / es iſt ſchon gnug / wann der Verwalter / der Joſeph / zu Haus bleibt / er pflegt ohne das nit zu ſeyn bey unſern feſtivi - taͤten / weilen er auch nit unſers Glaubens: So ſeye es / der Herꝛ fahrt aus / die Bediente gehen aus / und die Zaͤhn - ſchmertzen ſeynd auch aus / Madame die unverſchamte etcœtera &c. begehrt von dem Joſeph / was die Ehrbar - keit und Furcht GOttes nit koͤnte zulaſſen / weil ſie aber einen ſchlechten Beſcheid auf ihr verruchtes Memorial erhalten / alſo thaͤt ſie bald die Lieb in Haß vertauſchen /Pars III. O ozeigt290Judas der falſche Boͤswichtzeigt den Mantel / welchen der fluͤchtige Joſeph in ihren Haͤnden gelaſſen / ihrem Herrn / mit wainenden Augen vorgebend / wie daß der vermeſſene und leichtfertige Haus - Pfleger ihr habe wollen Gewalt anthun / worauf der Putiphar ohne reiffere Erwegung / und feruerer Nach - frage der Sachen / gleich den unſchuldigen Juͤngling in Eiſen und Band ſchlagen laſſen / und in ein finſtere Keu - chen werffen. Da ſolt man gehoͤrt haben / wie Lob-wuͤr - dig / wie Ruhm-wuͤrdig er alleuthalben von ſeiner Frauen geredet / vorderiſt zu Hof thaͤte er uͤber alle Maſſen die Treu ſeiner Frauen hervor ſtreichen / was wolt Lucretia gegen ihr ſeyn / gluͤckſeelig und aber gluͤckſeklig ſeye er / daß er ein ſo Ehrliches und redliches Weib bekommen.

O Monſignor Simpl, wie wiſſt ihr ſo gar nit / fal - ſitas cujus generis? ihr muͤſſt glauben / daß Luſt und Liſt haben einen Sitz auf der Weiber Miſt / ihr muͤſſt darvor halten / daß Frau und Fraus einander gar nahend Ver - wandt ſeynd. Wolte GOtt es waͤre nit wahr / aber es iſt nur gar zu gewiß / daß ein unzahlbare Anzahl derer gefunden wird / die da glauben / es gehe in ihrem Ehe - ſtand ganz redlich her / da unterdeſſen die vermantlete Falſchheit alle Untreu uͤbet.

Jene gab ein ſehr kluge Antwort / indem ihr Herr vernommen / daß dieſer und jener mehrmahlen ein groſſe und nahmhaffte Erbſchafft bekommen / und ſagte / daß er dißfalß ſo ungluͤckſeelig ſeye / ja was mehr? er glaube / daß wann alle Teufel in der Hoͤllen ſtuͤrben / ſo wuͤrde er nit ein paar Hoͤrner erben / worauf die Frau / die gar nit die beſte / geantwortet / mein Schatz / haben wir doch ſchon ſo genug / laßt uns mit dieſen zu frieden ſeyn / er verſtunde aber nit des argliſtigen Weibs Bosheit.

Es291verrahtet JEſum mit einem Kuß.

Es hat aber auch den begangenen Ehebruch David wollen in Allweg verbluͤmblen / indem er den Uriam gar zu Tiſch geruffen / und ihme freundlich zugeſprochen / daß er doch moͤcht ein paar Naͤcht zu Hauß bleiben / ꝛc. der Feldzug koͤnne wohl ohne ſeiner geſchehen / er ſehe gern / daß er ſeiner Frauen zu Troſt das Feld quitiren moͤchte. David hat auch ſeines gleichen viel / die ſich ſtellen / als mainten ſie es gar redlich / mit ihren Weibern / da unter - deſſen die Sach in weit anderem Stand / und die Falſch - heit fein warm unter der Decken ligt; Tauſend Griffl / Vortheil / Argliſt / Betrug koͤnte man beybringen / welche beederſeits in dem Eheſtand von der vermantleten Falſch - heit ſeynd erdacht worden / weilen aber dergleichen Ge - ſchichten mehrer zu einer Bosheit / und uͤblen Unterrich - tung / als zu einer heilſamen Lehr moͤchten dienen / alſo bleiben ſolche mit der Verſchwiegenheit zugedeckt und verhuͤllt. Ware mir alſo ſehr Leyd / daß ich ſo wenig Redlichkeit auch in dieſem ſonſt Loh-wuͤrdigſten Stand habe angetroffen.

Ich hoͤrte gleich hierauf ein groſſes Geſchrey / und ungeheures Getuͤmmel im nechſten Haus / aus ſolchem Wetter und ungeſtuͤmmen Zank-Worten konte ich mir leicht einbilden / es werde bald einſchlagen / wie es dann nit anderſt geſchehen / und hatte Weib und Mann derge - ſtalten duellirt / daß ſolcher grobe Tact beederſeits ein blutige Muſic verurſachet / keinen andern Text hoͤrete ich / ſo viel ich konte vernehmen / als dieſen: Du Schelm! du haſt mich betrogen / du Moͤrder! haſt dich ſo fromm und heilig geſtellt / daß ich geglaubt / du habeſt ſchon ein Supernu - merari-Stell in der Litaney Aller-Heiligen / daß ich ver - meint / du habeſt ſchon ein Exſpectanz zu einer Canoni -O o 2zation,292Judas der falſche Boͤswichtzation, jezt ſich ich / wie du mich uͤbervortheilt haſt. Ovi - dius fabelt viel / wie ich von unſerm Præceptor gehoͤrt /Metamor phos. von dem Moͤttprofoſen / oder wie ers genennet / von ſelt - ſamen Veraͤnderungen / ich hab es leyder anjetzo ſelbſten erfahren / daß du aus einem guldenem Helm / ein Schelm biſt worden / aus einem Tempel / ein Telpel biſt worden / aus einem Engel ein Bengel biſt worden. Unſer Pater Prediger hat vor acht Tagen geſagt / daß Petrus habe einmal aus dem Waſſer einen Fiſch gezogen / in deſſen Maul er ein Geld gefunden / ſolches Gluͤck iſt mir wegen Deiner nit wiederfahren / ob ich zwar dich als einen gro - ben Stockfiſch bekommen / ſo hab aber nichts anderſt ge - funden / als Toͤlpelthaler ꝛc. Ja wohl / ſetzte hinwieder er / du verfluchte Hoͤllenbrut! du zieheſt mit meinen Wahren auf den Marckt / dein Concept iſt aus meiner Canzley / du / du / du haſt mich betrogen / der Laban hat mit dem Jacob nit redlich gehandlet / in dem er ihme an ſtatt der Rachel die Lia gegeben / dein Vatter kan es in jener Welt nit verantworten / daß er mich alſo hinter das Liecht ge - fuͤhrt / mir ſpoͤttlich ſ. v. vorgelogen / du ſeyeſt ein from - mes und haͤußliches Menſch / da unterdeſſen dich jeder - mann nennet ein hoͤlliſches Panterthier / du haſt dich frey - lich ganz zuͤchtig geſtellt / und haͤtt ich ſchier geglaubt / dein Tag ſeye den 28. December, aber jetzt ſiht man / daß in der ganzen Offenbahrung Joannis kein aͤrgers Thier be - ſchrieben wird / als du biſt; mit falſcher Muͤntz werden die Leuth betrogen / und ich mit dir / die ſeynd ja leichfertige Leuth / welche Zucker im Mund / und Pfeffer im Hertzen tragen / das finde ich bey dir ꝛc. Mein GOtt! gedachte ich / ſo wird dann in dieſer ganzen und langen Diſputation nit einmal die liebe Redlichkeit citirt.

Frey -293verrahtet JEſum mit einem Kuß.

Freylich gibt es die taͤgliche Erfahrenheit / daß im Heurathen groſſe Falſchheiten unterlauffen / es iſt dieGeneſ. 31 Thamar gar nit allein / welche den Judam im alten Te - ſtament / als er auf dem Weeg war nacher Thamnam, hinter das Liecht gefuͤhrt / und mit ihrem Weiber-Liſt ihn erdapt / ſondern es ſeynd viel tauſend ihres Gleichens / welche mit ſchlauhen Grifflen und Verſchlagenheit die Maͤnner erwerben. Eines iſt / ſo allhier ungefaͤhr vor 19. Jahren ſich zugetragen.

Ein Vermoͤglicher und wolhabender Kauffmann zu Wien / wurde durch einen unverhofften Tod ſeiner Frauen verwittibt / weſſenhalben er ſich nit allein ſtarck betruͤbt / ſondern es ſchmerzte ihn zugleich / daß ſeine Wuͤrthſchafft wegen Mangel einer Haußfrauen auch handgreifflich den Krebsgang nehme / muſte alſo gezwungner bey ſich be - ſchlieſſen / zur andern Ehe zu trettẽ / konte aber noch eigent - lich nit ein veſtes Abſehen haben auf ein gewiſſe Perſohn / welches ſein argliſtiges Dienſtmenſch gar wol in Acht ge - nommen / auch auf Mittel und Raͤnck gedacht / wie ſie doch moͤcht dieſen ſo guten Fiſch ins Netz bringen / zu ſol - chem End ſie bey naͤchtlicher Weil einen ſchwarzen Rock angezogen / die Helffte aber des obern Leibs war ganz weiß / ſo gar auch thaͤte ſie das Angeſicht mit weiſſem Semmelmehl uͤberziehen / und ſolcher geſtalten mit tief - fen Seuffzer und Wehklagen ihrem Herrn beym Bett erſcheinen / welches ihme / wie unſchwaͤr zu glauben / einen ſondern Schrecken verurſachte / meiſtens darumb / weilen nit lang vorhero ſeine Liebſte mit Tod abgangen / wuſte demnach in Geſtalt der Sachen keinen beſſern Rath zu ſuchen / als bey denen Geiſtlichen / welche dann ihme ſaͤmt - lich nicht anderſt eingerahten / als daß er nach vorher -O o 3gehender294Judas der falſche Boͤswichtgehender vollkonunenen Beicht und heiligen Commu - nion ſoll unerſchrockner den Geiſt befragen / was dann ſein begehren ſeye? deme er dann in allem embſigſt nach - kommen / und wie dieſer ſchlauhe Kuͤttelgeiſt wieder bey der Nacht erſchienen / ſo fragt er ihn / zwar mit Schrecken und Zittern / alle gute Geiſter loben GOtt den HErrn ꝛc. was ſein Verlangen ſeye? wer er ſeye? in was Stands er ſeye? Ach! ach! ach! O Schmerzen! O Schmerzen! uͤber alle Schmerzen! ich bin dein geweſte Ehewuͤrthin / und bin von dem gerechten GOtt wegen meiner noch nit recht abgebuͤßter Suͤnden / auch andern Unvollkommenheiten in die zeitliche Straff des Fegfeurs geſtoſſen worden / ach! ach! ach! O Schmerzen! O Schmerzen! uͤber alle Schmer - zen! Wolan / ſagt er / iſt dann einiges Mittel dir zu helfen / und dich aus ſolchen Peynen zu erloͤſen / ſo entdecke es / ich will allen moͤglichen Fleiß auch Unkoſten anwenden dir zu helfen / ach ja / ja! ſeuffzete dieſer langzopfete Geiſt / ja / ſprach er / weilen ich bey lebzeiten nach Weiber-Arth auch der Hoffarth zimlich ergeben war / derenthalben ich auch anjezo alſo leyde / ſo will mich der genaue Goͤttliche Richter nit frey und los laſſen ans dieſem ſo peynlichem Kercker / bis du ein Werck der Demuth uͤbeſt / und dein ohne das treues Dienſt-Menſch die Mariandl heurathen thuſt: Hiermit packte ſich der verſtellte Geiſt wieder aus den Au - gen / dem Herrn aber nit aus der Gedaͤchtnus: Dann in aller fruͤhe des andern Tags er ſich mit ſeinen Bekand - ten und Anverwandten berathſchlaget / wie der Sachen zu thun waͤre? deren etliche es vor ein Geſchicht / andere vor ein Gedicht gehalten / der Herr aber hatte ſchon gaͤnz - lich entſchloſſen / gedachtes Menſch zu freyen / es wurden auch alle gehoͤrige Anſtalten hierzu gemacht / und waͤre ſieunfehl -295verrathet JEſum mit einem Kuß. unfehlbar zu ihrem gewuͤnſchten Zihl gelangt / dafern ſie ſolchen angeſtellten Poſſen nit offenbaret haͤtte ihrer vertrauteſten Dautzſchweſter / welche aus Neid / daß dieſe ſolte ein ſo groſſe Frau werden / alles umbſtaͤndig ent - deckt / und an Tag geben. So viel mir bekandt iſt / hat ſie nachmals ihren Ehren-Tag im allgemeinem Zucht - Haus gehabt.

So hab ich dann weder Land / weder Stand / weder Sand / weder Hand / weder Wand angetroffen / wo nit einige Falſchheit begegnet / aber doch hab ich mir eingebil - det / daß ſolche gar keinen Fuß darff ſetzen in die Tribu - nalien und Gerichter / es hat mich aber auch dißfalls mei - ne Meynung betrogen / dann ich allda ſo viel falſche Be - richt / falſche Zeugen / falſche Schwuͤhr hab wahrgenom - men / daß mir die Haar gen Berg geſtiegen / und faſt ge - zweiffelt / ob dann ein Orth in der Welt ſeye / wo alles red - lich hergehet. Inſonderheit aber iſt mit blutigen Zaͤhren zu beweinen / daß ſolches Unheil auch bey denen Gerich - tern eingeſchlichen.

Das hat erfahren der Heyland JESUS ſelbſten / als er mit groſſer Ungeſtuͤmm an Band und Ketten an - gefeſſelt / bey naͤchtlicher Weile vor den Caiphas gefuͤh - ret worden / welcher in alleweg ſuchte / CHriſtum den HErrn aus dem Weg zu raumen / zu ſolchem Ende hat dieſer boßhaffte Hoheprieſter / welcher durch Geld dieſe geiſtliche Dignitaͤt von dem Koͤnig Herode Aſcalonita erhandelt / bey der Nacht dem gantzen hohen Raht / wel - cher in zwey und ſiebentzig Stimmen beſtanden / ernſtlich laſſen anſagen / worbey auch der HErr JEſus / als bereits ein Gefangener / und ihrer Bosheit nach vermeinter Ubelthaͤter erſchienen / und weil der vor Zorn raſendeCai -296Judas der falſche BoͤswichtCaiphas der Warheit gemaͤß wider Ihn nit konte ver -Matth. 26. fahren / ſo hat er theils durch gute Wort / meiſtens aberMarc. 14. durch Geld und Schenckungen / etliche Gewiſſen-loſeſoan. 18. Schelmen aufgetrieben / die mit allerley ungegruͤndeten falſchen Zeugnuͤſſen hervor kommen. Nachdeme der Hey - land JESUS Glor-reich vom Todten auferſtanden / und ſolches die Schild-Wacht bey dem Grab nur gar zu gut geſehen / ſo haben die Hoheprieſter und vornehme Synagoger denen Soldaten geſpendiret / und ein zimli - ches auf eine Pfeiffen Toback gegeben / damit ſie nur ſol - ten falſche Zeugnuß gebẽ / wie daß den Leib des gecreutzig - ten Nazareer ſeine Juͤnger bey naͤchtlicher Weile haben hinweg practicirt / welches dann auch die Quardi -Matth 28. Knecht / ſo ohnedas nit gar eng Gwiſſen tragen / gar gern gethan / und anbey nit betrachtet / wie mißfaͤllig es ſeye in den Goͤttlichen Augen eine ſolche Falſch - heit.

Jene alte Limmel und Schimmel / welche mit falſcher Unzucht die keuſche Suſanna bey der Obrigkeit alſo ange - geben / als ob ſie die allerunverſchaͤmtiſte Ehebrecherin ſeye / ſeynd fein ſchoͤn von dem allwiſſenden und gerechten GOTT endecket / als der gar ſelten ſolche Falſchheit un - geſtrafft laͤſſet / und von dem geſamten Volck verſteini - get worden / die alſo arm an ihrer Ehr und Redlichkeit geweſen / ſeynd billig dergeſtalten Stein-reich wor - den.

In dem Leben des Heil. Maͤrtyrers Quintini wird ei -Vincent. ne ſeltzame Geſchicht eingefuͤhret: Einer / Namens Ber -Bell. lib. 26. nuinus, war ſo vermeſſen / daß er bey Gericht / wegen eineshiſt. c. 90. Walds / ſo von Rechts-wegen der Kirchen des Heiligen Quintini zugehoͤrig / ein falſch Zeugnuß ablegte; wor -auf297verrahtet JEſum mit einem Kuß. auf aber gleich folgende Nacht der heilige Maͤrtyrer die - ſem Gewiſſen-loſen Menſchen erſchienen / ihn bey der Na - ſen gezogen / ſprechend: Du biſt ein falſcher Schelm. Fruͤh Morgeus / als er die Kleider angezogen / erzehlet er ſei - nem Weib den gehabten Traum / nun / ſagte er / heut hab ich eins von Quintino auf die Naſen bekommen / viel - leicht / weilen ich ihme habe eins auf die Naſen geben / waͤ - ſchet hieruͤber nach Gewonheit das Angeſicht / und als er mit den naſſen Haͤnden uͤber die Naſen gefahren / da iſt von freyen Stuͤcken dem Kerl ſein Schmecker in das Hand-Beck herunter gefallen / und hat er wahrgenom - men / daß er in ſeinen falſchen Reden ein Ovidius geweſt / aber nunmehr kein Naſo. Der ſtoltze Geſell hat ſich zwar ferners wegen des Walds nit mehr angemaſt / aber gleichwol hat er geſucht Naſen-witzig zu ſeyn / und ihme eine guldene Naſen laſſen verfertigen / welche er gar ma - nierlich konte und wuſte anzuhaͤncken. Aber der Heilige Quintinus wolte auch dieſe nit leiden / ſondern ihme bey der Nacht mehrmalen erſchienen / bedrohend / daferne er ohne Naſen nit wolte ſeyn / ſo habe er das groͤſte Ubel zu gewarten / dann GOTT / als die ewige Watheit / wolle deſſenthalben ſolches Zeichen an ihme erhalten / damit die Welt ſehe / wie ſo mißfaͤllig ſeye ſeinen Goͤttlichen Augen die falſche Zeugnuß. Durch ſolche ſchwehre Bedrohung iſt er dergeſtalten bewegt worden / daß er nit allein ihme ſelbſten die falſche Naſen abgenommen / ſondern auch ſol - che zum Zeichen ſeiner begangenen Falſchheit offentlich in der Kirchen aufgehenckt.

Falſch ſchwoͤhren iſt ſchwehr / und ſchwoͤhret man - cher dem Teuffel ein Ohr ab / und kommt nachmals zum Teuffel / welcher ſein Ohr wird zimlich raͤchen. BeyPars III. P pCa -298Judas der falſche BoͤßwichtCarolo Magno Lob-wuͤrdigſten Kayſer / haben ſich zwey Schweſtern eines Hertzogs in Francken beklagt / wie daß ihnen ihr Bruder die gebuͤhrende Erbs-Portion gantz Gewiſſen-loß entzogen. Der Hertzog wurde deſ - ſenthalben befragt / ſo aber alles rund abgelaugnet / auch noch hieruͤber ſich zu einem Jurament freywillig aner - botten / ſo bald er aber ſolches falſch abgeleget / iſt er ur -Vincent. Bell. l. 24. ploͤtzlich dahin gefallen / das Eingeweyd wie ein verzweif - felter Judas heraus geſchuͤttet / und ſolcher geſtalten vonc. 24. der zeitlichen Straffe zu der Ewigen kommen.

Zu Rom / in der Kirchen des Heiligen Antonii, wird ein Bild gezeiget / worauf ein Menſch in Mitte der Feuer - Flammen zu ſehen / darunter die Schrifft verfaſſet: Mar - cus, ein Soldat von Brixen / als er auf dem Altar des Heiligen Antonii einen falſchen Schwur ab - gelegt / iſt wunderlich durch das Feuer verzehrt worden. An. 1587.

Bauren ſeynd Lauren / ja mancher wohnet unter ei - ner mit Stroh bedeckten Huͤtten / und hat beynebens nit allezeit Stroh im Hirn / und ſo auch Petrus manchem Bauren ſolte das Ohr abhauen / wie dem Malcho, ſo bliebe gleichwol noch etwas uͤbriges hinter den Ohren. Dergleichen ſchlauer Geſell war jener Bauer / welcher von dem Grund / ſo der Kirchen des Heiligen Euguini zuge - hoͤrig / einen zimlichen Theil ihme zueignete / und als er derentwegen vom Gericht einen ſcharffen Befehl bekom - men / daß er ſolle an einem beſtimmten Tag erſcheinen / und daſelbſt ein Jurament ablegen / daß ſolche Erden ſein ſeye / deme auch der Bauer embſig nachkommen / zuvor aber in ſeine Schuh etliche Haͤnde voll Erd / die er aus ſei - nem eignem Hauß genommen / argliſtig geſchuͤttet: Alser nun299verrathet JEſum mit einem Kuß. er nun vor Gericht / vermoͤg des ergangenen Befehls / er - ſchienen / und geſchworen / daß er auf ſeiner ihme eigent - lich zugehoͤrigen Erden ſtehe (verſtunde aber / die er aus ſeinem Hauſe gegraben) hat ihn ſeine in der Hand halten -In act. 5. Eug. Bol - lan. 10. Jan. de Sichel durch einen unſichtbaren Gewalt alſo verwun - det / daß er gleich hierauf todt dahin gefallen.

Ein verwegner Geſell / der ohne das den ſtylum fu - randi wohl practiciret / hat auf eine Zeit von der Schaaf-Heerd des Heil. Maldhog einen Widder hin - weggetrieben / und darmit ſeine Diebs-Wampen an - gefuͤllt / als er aber deſſen bezuͤchtiget worden / und dan - noch vermeſſener Weiſe in Gegenwart erſtbenannten Heiligen einen falſchen Eyd abgelegt / iſt ihme alſobald ein Ohr von dem verzehrten Widder oder Caſtraun aus dem Maul heraus gehangen / welches allen Umſtehenden ein Gelaͤchter / GOTT dem Allmaͤchtigen aber Ehr undIdem in act. 31. Jan. Glori verurſachet / der ſo wunderlich die falſche Schwoͤh - rer entdecket:

Dergleichen koͤnte eine Zahl faſt ohne Zahl beyge - bracht werden / aus welchen ſattſam erhellet / wie hart die Goͤttliche Gerechtigkeit mit den jenigen verfahre / ſo gantz Gewiſſen-los ſich unterſtehen / ein falſches Jura - ment abzulegen / aber ungeachtet der ſtets ausgeſtreck - teu Goͤttlichen Ruthen / wollen ſich die vermeſſene Adams - Kinder ſo gar nit beſſern / ſondern mehrmalen ohne Scheu und Reu / als waͤre weder GOTT noch Hoͤll / in offentlichen Gerichts-Stuben mit ungerechten und fal - ſchen Schwoͤhren ſich verdammen.

O du liebe Redlichkeit / ſo ſuche ich dann dich an al - len Orthen umſonſt / hab ſchon etliche Blattern an Fuͤſſen wegen des ſteten Lauffen / nunmehr aber iſt meine Hoff -P p 2nung300Judas der falſche Boͤswichtnung in Brunnen gefallen / ich finde aber / daß auch im Brunnen / wo es ſonſt alles klar iſt / falſch hergehe / dann daſelbſt ſiht man den Himmel / ſambt ſeinen hell-ſtrah - lenden Liechtern / ſo man aber die Liechter beym Liecht be - ſchauet / ſo dann zeigt ſich eine pure Apparentz. A Dio! das Suchen wird mir zu lang / ich befuͤgte mich demnach in die naͤchſte Kirchen des Heil. Maͤrtyrers Fidelis, da - ſelbſten etliche Vatter unſer GOTT dem HERRN abzulegen / und nachmals zu Hauß etwas anderſt unter die Haͤnde zu nehmen / hab aber mehrmalen erfahren / daß es auch daſelbſten nit fideliter, das iſt / nit redlich her - gehe / dann wie ich mich ſehr verwundert / uͤber ein Weib / welche alldar mit ſolcheꝛ Inbrunſt gebetet / daß ich glaubte / ſie werde bald dritthalb Klaffter von der Erden verzucket werden / ſagte mir der Nechſte auf der Seiten / er halte da - vor / daß dieſe eine fromme und gottsfuͤrchtige Seele ſeye: Allein vor einem Jahr ſeye in dieſem Marck-Flecken eine Hex verbrannt worden / welche faſt allezeit die Erſte in der Kirchen geweſen / keine Andacht noch Feſt-Tag iſt ein - gefallen / wo ſie ſich nit haͤtte emſigſt eingefunden / ſie hat ihr Gebet mit ſolchem Eiffer vollzogen / daß einem eingefallen / ihr Hertz habe bereits Fluͤgel wie die junge Schwalben / und werde bald in die Hoͤhe fliegen / ſeye aber alles nur auf den Schein geweſen / und in den gleißner Model goſſen / hab ſich heilig und Geiſt-reich geſtellet / unterdeſſen aber mit ſolcher falſcher Heiligkeit den Teuf - fel im Hertzen zugedeckt. Ja nachdem ihr das Urtheil an - gedeutet worden / und neben andern ſie noch befragt wur - de / warum ſie ſo inbruͤnſtig gebetet haͤtte? gab ſie zur Ant - wort / daß es kein Gebet ſeye geweſen / ſondern folgender Innhalt:

Neſtel301verrahtet JEſum mit einem Kuß.
Neſtel und Hoſen / Knoͤpff und Roſen /
Spiel und Karten / Speck und Schwarten /
Leder und Tuch / Strimpff und Schuch /
Gayß und Laͤmmbl / Buͤrſten und Kaͤmpl /
Stuͤhl und Seßel / Pfann und Keſſel /
Degen und Sabel / Schauffel und Gabel /
Gerade und Krumpe / Beſcheide und Plumpe /
Zittern und Harpffen / Hechten und Karpffen /
Ruͤßl und ſchauer / haͤndig und ſaur /
Kommt zuſammen ins Teuffels Namen.

So weit iſt es ſchon kommen / daß man auch die groͤ - ſte Laſter mit einer falſchen Heiligkeit zuhuͤllet. Der Koͤ - nig Saul konte nit gedulten / daß des Davids Lob und Ruhm allerſeits ſo ſtarck ausgebreitet wurde / ſuchte demnach in allweg denſelben aus dem Weg zu raumen / unangeſehen David mit ſeiner heroiſchen Tapfferkeit die Cron des Sauls wider ſeine Feinde und Mißgoͤnner be - ſtens ſtabilirt: Auf eine Zeit ſchickte beſagter Gewiſſen - loſe Saul die Hof-Trabanten in die Behauſung des Da - vids / daß ſie ihn ſollen daſelbſten verwachten / und folgen - den Tags zum Tod fuͤhren; wie ſolches die Frau Gemahlin des Davids / benanntlich die Michol in der Geheim be - nachricht worden / hat die ſchlauche Frau nach Weiber - Arth die Sache mit Argliſt angegriffen / den David in aller Stille von einem hohen Fenſter hinunter gelaſſen / und auf ſolche Weiſe beſtermaſſen ſalvirt / an deſſen ſtatt aber einen hoͤltzernen Stock / wie es Lyranus ausdeutet / mit des Davids Kleidung angelegter in das Bett gelegt / den Kopff mit einem Kuͤtzl-Fell bedeckt; als nun die Sol - daten und Leib-Quardi des Koͤnigs Sauls um den Da -P p 3vid302Judas der falſche Boͤswichtvid gefragt / da hat ſolche die Michol mit betruͤbtem An - geſicht in die Cammer hineingefuͤhrt / he-he-hertzlich ſeuffzend / (O Weiber-Liſt) daß ihr Herr ſchwehrlich kranck liege / wegen allzugroſſer Hitze habe er die gantze Nacht phantaſirt (O ihr Phantaſten glaubts nit) und jetzt habe er kurtz vorhero eingeſchlaffen / ſtill / ſtill / damit er nit erwacht / O mein GOtt / ſagt doch dem Koͤnig / daß er im Bett liege wie ein Stock / er koͤnne ſich gar nit ruͤhren (iſt wahr wie ein Stock) er wird ihme ohne das nit entge - hen: dieſe Trabanten / wohl rechte Maul-Affanten glaub - ten / daß in der Warheit der David im Bett kranck liege / haben alſo einen aichenen Stock und Block vor den David gehalten und angeſehen.

Wie offt iſt dieſes geſchehen! wie offt geſchicht es noch! wie offt wird es geſchehen! daß man einen Stock vor den David / will ſagen / einen verſtockten Suͤnder und Boͤs - wicht vor einen Heiligen haltet / weilen ſeine aͤuſſerliche Gebaͤrden den menſchlichen Augen nichts anderſt vorhal - ten / als den beſten Tugend-Wandel / und Ruhm-wuͤr - digſte Heiligkeit / da unterdeſſen er nit anderſt iſt / als ei - ner mit Gold und Zierrahten uͤberzogner Traͤmb in einem hoch-Fuͤrſtlichem Pallaſt / ſo aber inwendig faul / mo - derig / und Wurmſtichig.

Allhier koͤnten ſehr viel erſchroͤckliche Geſchichten bey - geſetzt werden / vorderſt von etlichen Religioſen und Or - dens-Leuten / welche da von auſſen einen ſolchen Eyffer / Zucht / und Heiligkeit der Welt gezeigt / daß man ſie vor vollkommene Leute / halbe Engel / mehr als irrdiſche Creaturen / von GOTT erleuchte Gemuͤhter gehalten / und faſt unter die Zahl der Heiligen geſetzt / die nachmals aber nit ohne Schad und Schande der Catholiſchen Kir -chen303verrahtet JEſum mit einem Kuß. chen ſpoͤttlich gefallen / und abgefallen / und zwar hat ſie der gerechte GOTT in ſolche verdammliche Irrthum gerahten laſſen / ſeine Goͤttliche Gnade darum gantz ent - zogen / weilen ſie vorhero mit dem Gleißner-Mantel die ſtille Laſter und verborgene Untugenden verdeckt / ver - huͤllt / verduſcht.

Ich will aber dermalen mit allem Fleiß dergleichen Begebenheiten umgehen / weilen ich fuͤrchte / es moͤchte denen rechtſchaffenen und mit redlichen Sitten begabten Geiſtlichen ſchaͤdlich fallen / die ohne das allerſeits / wie das Liecht von denen Fledermaͤuſen / verfolget werden. Ob es zwar nit verſchweigt der Heil. Antoninus, welcher ſchreibt von einem dergleichen falſchen Heiligen / der mit ſeiner Gleißnerey in Ruhm der Heiligkeit ſo weit geſtie - gen / daß man insgemein ſchon glaubte / dieſer heiligeSum. Theolo. p. tit. 4. c. 7. Moͤnch erhalte mit ſeinem Gebet die gantze Welt / als aber ſolcher in das Tod-Bett gerahten / hat ein heiliger und gerechter Mann geſehen / daß aus Befehl des Goͤttli - chen Richters / deme auch das Innerſte der Hertzen offen ſtehet / die boͤſe Feinde mit eiſernen Hacken die Seele aus dieſem Gleißner herausgezogen.

Der Heil. Gregorius regiſtrirt / daß zu ſeiner Zeit ein ſolcher Moͤnch habe gelebt / welcher des aͤuſſerlichen Wandels halber-forderſt aber des ſtrengen Faſtens und Abbruchs in ſolches Geſchrey der Heiligkeit kommen / daß etliche vor gluͤckſeelig ſich erkannt / wann ſie dero Kleid und Habit koͤnten beruͤhren: Dieſer Geſell aber ware nurS. Greg. lib. 4. Dialog. c. 38. in den Augen der Leute alſo beſchaffen / und konte ſich mei - ſterlich auf den Leiſt der Heiligkeit ſelbſt ſchlagen / in der Stille aber war er ein Ertz-Schalck / und wuſte ſeiner Wampen die beſte Biſſel zuzubringen. Wie dieſer be -reits304Judas der falſche Boͤswichtreits nahe beym Tod war / da ſeynd alle ſeine mit-Reli - gioſen begierig geweſen / von dieſem ihrem ſterbenden heiligem Mitglied eine ſondere Lehr zur Gedaͤchtnuß zu empfangen: Wie ſie nun alle verſammlet / brach er mit gantz verzweiffeltem Angeſicht in dieſe folgende Worte aus: Fratres, ihr habt mich bißhero vor fromm und hei - lig gehalten / dem war es aber nit alſo / wie ich mich ge - ſtellet / weil ich dann von auſſen heilig / von inwendig aber / ſo meiſtens gelten thut / ein Schelm geweſen / alſo umwickelt mich anjetzo ein hoͤlliſcher Drach mit ſeinem vergifftem Schweiff / den Kopff aber ſtreckt er in meinen Rachen / und reiſt die verdammte Seele heraus ꝛc. auf ſolche Worte hat er alſobalden ſeinen verdammten Geiſt aufgeben.

Apocal. 3. v. 1.

Nit viel beſſer ware jener Biſchoff zu Sardis noch bey Lebzeiten des Heil. Evangeliſten Joannis, deme GOTT hat laſſen andeuten / daß er ein falſcher Heiliger ſeye / in groſſen Ruhm bey jederman wegen ſeiner vollkommenen Wercke / inwendig aber es weit eine andere Beſchaffen - heit habe / alſo ſoll er den falſchen Deck-Mantel der Hei - ligkeit ablegen / oder er wolle mit ſeiner Goͤttlichen Straff ihn uͤberfallen. Solche falſche Heiligen kommen mir vor wie das Goͤtzen-Bild / mit Namen Bel, in der groſ - ſen Stadt Babylon, welches von auſſen her Ertz und Glocken-Speiß ſpendirte / inwendig aber von Erd und Haffner-Arbeit. Solche falſche Heiligen ſeynd nit an - derſt als jener Saͤbel / mit welchem der David dem Rieſen Goliath das Haupt abgehauet / und ihn nachmals im Tempel aufgehaͤngt / aber in Seiden und Taffet einge - wickelt / daß ihme alſo der wenigſte eingebildet / daß unter einem ſo ſchoͤnem Uberzug ein ſcharffes Schwerdt ver -borgen305verrahtet JEſum mit einem Kuß. boxgen waͤre. Solche falſche Heiligen / ſeynd nit beſſer als der Teuffel / welcher auch CHriſto dem HERRN in der Wuͤſten wie ein alter heiliger Einſidler mit einem rauhen Kleid erſchienen / und Ihn verſucht / als von auſ - ſen einer ex Eremo, von innen einer ex Erebo.

Der Heil. Pachomius muß ſchon zu ſeiner Zeit auchSozom. lib 3. c. 14. ſolche falſche Heiligen gehabt haben / dann unter ihme waren dreyhundert Moͤnche / aus denen er einem jeden einen Buchſtaben mit dem A. B. C. zugeeignet / und diß nit ohne ſondere Ausdeutung. Die es gut / redlich und aufrichtig meineten / dieſe pflegte der Heil. Mann zu notiren mit dem aufrichtigen Buchſtaben I. Die jenige aber / ſo politiſche Sitten angezogen / und bald dieſem / bald jenem ſich accommodirten / ja alſo GOTT kenne - ten / daß ſie zugleich den Teuffel nit offendirten / ſolche zeichnete er mit dem Buchſtaben Z. O wie wenig Buch - ſtaben I, wenig / die ſich ſo aufrichtig zeigen / wie ſie es inwendig meinen / wenig / die ſub ritu ſimplici, viel aber die ſub ritu duplici leben: Wenig / die wie eine Lilien beſchaffen / deſſen Wurtzel oder Zwifel einem Hertz glei - chet / wenig / die ſich alſo ſtellen / wie ſie es von Hertzen meinen / wenig / die da nit ſeynd / wie das Haffner - Geſchirr / das iſt / nur auswendig glaͤntzend / und gla - ſert. Wenig / die nit ihre Bosheit mit ſcheinbarer Hei - ligkeit canonitziren. Aber dieſe thun nichts anderſt / als jene verruchte Hebræer, welche neben andern Schmachen und Plagen den Heyland JESUM in ſeinem Leiden zwantzig mal ſo wohl ſchimpflich als pein - lich bey der Naſen gezogen.

Zwey Frauen begegnen einander auf der Gaſſen / guten Morgen / ſagte die eine / wie gehts dir? Danck dir GOtt der Frag / antwortet dieſe / es gehet ſo und ſo / halb und halb / wie des Davids ſeine Geſandten Baͤrt von dem Ammon nach Haus getragen / die waren halbPars III. Q qHaar306Judas der falſche BoͤswichtHaar / halb gar geſchohren. (O wohl ein Schrifft. gelehrter Weiber-Kopff!) Weiſt nichts Neues? Vor dißmal nit viel beſonders / ſagt ſie / nichts? Haſt nichts Neues gehoͤrt von des Herrn Sauerſuß ſeiner Thereßl? Vorwahr nichts / ich kenne ſie zwar gar wohl / wie da? Sie iſt heut ihr Maternitaͤt worden. Ey was ſagſt / das iſt nit moͤglich! ſo wahr als ich lebe / ſie hat was lebendi - ges an Tag gebracht. Wann dem alſo / ſprach die an - dere / ſo mach ich ein Creutz / das groͤſſer iſt / als die Fahn - Stangen um den Berg Andex in Bayern: Ich haͤtte tauſend Eyd geſchworen / das Maͤdl waͤre heilig: So ſie nur ein unbaͤrdiges Wort gehoͤrt / ſo iſt ſie ſo roth wor - den wie ein geſottener Krebs / wann ſchon / ihre Ehr hat gleichwol den Krebs. Gang genommen / ey ey / wann ſie gehoͤrt hat / daß einer mit der Dina, als des alten Ja - cobs Tochter / auf den Krantz getretten / da hat ſie ſich alſo erzoͤrnet / daß ſie mit denen Apoſteln das Feuer von Himmel gewuͤnſchet. Wann ſchon / ſie hat ſich gleich - wohl verbrannt. Ey / ey / ſo ſie vermerckt / daß eine mit einem jungen Buͤrſchl gelacht und geloͤffelt / da hat es ihr mehrer grauſt / als den Propheten-Kindern / wie ſie die bittere Colloquint geſſen / wann ſchon / ſie hat es dannoch uͤberſehen. Ey / ey / ſie hat ja faſt allemal einen halben Boͤhmiſchen Hopffen. Sack voll Bet-Buͤcher mit ſich in die Kirchen getragen. Wann ſchon / es iſt halt gleichwol diß Oremus heraus kommen. Ey / ey / ich haͤtte vor ſie mein Leben verpfaͤndet / daß ſie heilig waͤr / ja heilig / aber falſch-heilig / dergleichen gibt es an allen Orth und Enden / und muß die aͤuſſerliche Hei - ligkeit gar offt einen Schaberaͤcken abgeben uͤber den Teuffel / gleichwie die Gewiſſen-loſe Hebræer das Geld aus dem Tempel und Opffer-Stock / ſo dazumalen ein heiliges Geld iſt genennet worden / gebraucht haben zur groͤſten Bosheit / indem ſie darmit die Soldaten beymGrab307verrahtet JEſum mit einem Kuß. Grab beſtochen / und zu ungegruͤndeten Luͤgen veran - laſſet / alſo pflegen auch viel mit Tugenden und heiligen Wercken groſſe Laſter bedecken / und wollen bey dieſer Welt vor fromme und eyfferige Chriſten angeſehen wer - den / da unterdeſſen am Juͤngſten Tag unter dem Schaf - Beltz ein groſſer Wolffs-Balck wird hervor gezogen werden.

Der Heil. Paulus in der II. Epiſtel zu den Corinthern ſchreibt gar beweglich / wie daß die Weiber auf alle Weiſe ihre Haͤupter ſollen bedecken / aber der Teuffel gibt den Weibern eine andere Lehr / benanntlichen / wie ſie ihre Bosheit mit der falſchen Heiligkeit / und erdich - tem Eiffer ſollen bedecken. In ſolchen Handel koͤnnen ſich die Dienſt-Menſcher meiſterlich ſchicken.

Wohin Menſch? ins Rorate, das iſt gut / wohl eine ſchoͤne Andacht / aber wohl acht geben / daß dieſes nit ein Deck-Mantel ſeye / in groſſen Kirchen / vorderiſt zu Rom / werden ſehr ſchoͤne / koͤſtliche und kuͤnſtliche Capellen ge - funden / aber es mangelt gar offt in andern und gemei - nen Kirchen das Kuppeln nit / dahero bedenckt die Sa - che wohl / damit auf das Rorate, nit ein Plorate folgen thue.

Wohin Menſch? in die Predig / gut und aber gut iſt diß / auch ſehr ein Lob-wuͤrdiges Werck / aber wer weiß es / ob diß nit ein heiliger Deck-Mantel ſeye / dann bey dergleichen Gefluͤgel iſt mehrer Theils das Evangelium in Emaus, und ſpatziren ſie an ſtatt der Predig in die Gruͤne / geſchicht aber wohl / daß ihnen die gruͤne Farb eine uͤble Hoffnung bringt / und bleibt ihnen von der Predig nichts anderſt uͤber / als die Verkuͤnd-Zettel.

Wohin Menſch? Kirchfahrten will ich gehen / wohl eine Preiß-wuͤrdige Andacht / aber nur geſchauet / ob nit ein heiliger Deck-Mantel bey Handen iſt / dann man zuweilen auf dergleichen heiligen Orthen einenQ q 2waͤchſe -308Judas der falſche Boͤswichtwaͤchſenen Fuß aufopffert / beynebens aber auf nichts Gutes umgehet / und iſt ſich offt zu verkreutzigen / wie man ſo ſeltzam mit dem Kreutz gehet / auch ſo gar / daß bey der Proceſſion die Ehrbarkeit einen Proceß fuͤh - ret.

Wohin Menſch? zum Seegen / das iſt uͤberaus ein heilig Werck / waͤre zu wuͤnſchen / daß alle Leute alſo be - ſchaffen / aber wohl umgeſchauet / daß aus ſolchem Eng - liſchen Tuch nit ein heiliger Deck-Mantel zugeſchnitten werde / dann es geſchicht gar offt / dann man mehrer ſucht den Benedict, als die Benediction.

Was iſt das Menſch? O meine Frau / eine zuſamm - geſchuͤtte Suppen vor die arme Leute / ey diß iſt ein hei - liges Werck / GOtt wird ſolche Lieb zum Nechſten ge - wiß vergelten / aber ſicher gangen / es kan gar wohl ein Futter-Tuch von einem heiligen Deck-Mantel uͤber das Haͤfen gedeckt ſeyn: Dann unter der Suppen ſte - cken offt halbe Capauner / drey Pfund Braͤtl / welches an ſtatt der Beſoldung iſt der alten Kupplerin / wegen der ſo vielen geleiſten Correſpondentz-Poſt.

In Summa / tauſend / und aber tauſend heilige Falſchheiten werden angetroffen / wormit dergleichen Leute ihre Bosheiten bedecken / wie die Rachel die guͤl - dene Goͤtzen-Bilder des Labans, wie die Rahab die Aus - ſpaͤher des Kriegs-Fuͤrſten Joſue, wie das Dienſt-Menſch Abra das abgehauete Haupt des Holofernis.

Ich hab allhier zu Wien mit Augen geſehen / wie in unſerer Kayſerl. Hof-Kirchen hinter einem Herrn / des Kleid mit haͤuffigem von Silber gegoſſenen Knoͤpf - fen verſetzt war / ein Weib geknieet / eines ſehr erbahren und gar ſaubern Aufzugs / nachdem der Herr bey Auf - wandlung des hoͤchſten Guts in der Heil. Meß ſich tief - ſer gegen der Erdengeneigt / hat ſie gantz inbruͤnſtig mitder309verrahtet JEſum mit einem Kuß. der lincken Hand an die Bruſt geſchlagen / mit der rech - ten Hand aber durch eine Scheer die hintere Knoͤpff ſambt Tuch abgeſtutzt / und anbey ſo andaͤchtig ge - ſeuffzet / daß ſich der gute Herr ſelbſt auferbauet / ich glaubte bey mir / dieſer ſchlemme Schlepſack muͤſte un - fehlbar Reſel ſeyn genannt worden / weil ſie ſich ſo na - he[n]d bey denen Knoͤpffen eingefunden.

So finde ich dann allerſeits die Falſchheit / falſches Reden / falſches Schreiben / falſches Wincken / falſche Kleider / falſche Muͤntzen / falſche Stimmen / falſche Wein / falſche Siegel / falſches Gold / falſches Silber / falſche Blumen / falſchen Geſchmuck / falſche Haar / fal - ſche Geſichter / falſche Freund / ꝛc. ja die gantze Welt falſch / ſo wende ich mich zu meinem Heyland JESU / der es allein redlich mit mir meinet / und mir ſo gar am Stamm des Creutzes ein offenes Hertz zeiget / und ver - damme mit ihm / verfluche mit ihm / verwirffe mit ihm / verſtoſſe mit ihm / vertilge mit ihm / verhaſſe mit ihm / verfolge mit ihm alle Falſchheit? Als dieſer gebenedeyte Erloͤſer erſt ein Monath und eilff Tag alt war / hat Er ſich eilfertig mit Joſeph ſeinen Naͤhr-Vatter und Ma - ria ſeiner hertzigſten Mutter in die Flucht begeben na - cher Egypten / nit ſo gar darum / daß er ſich geforchten vor der Tyranney des Herodis, dann er gar leicht eine Million der Engeln zu ſeinem Schutz haͤtte gehabt / auch vermoͤg eigener Goͤttlichen Allmacht alles uͤberwinden koͤnnen / aber meiſtens hat er ſich aus Judæa hinweg ge - macht / damit er nur den falſchen Herodes nit doͤrffe an - ſchauen / maſſen dieſer ein falſcher[Fuchs] uͤber alle gewe -Luc. 13. ſen / wie er es mit Goͤttlichen Mund ſelbſten ausgeſpro - chen. Ite & dicite vulpi illi, gehet hin und ſagts dieſem Fuchſen. Ja uͤber kein Laſter hat er oͤffters geredet / als uͤber die Falſchheit und Gleißnerey / wie zu ſehenQ q 3Matth. 310Judæ / dem Ertzſchelm / gibt der Heiland gute Wort /Matth. am 22. c. Matth. 6. Matth. 23. Luc. 12. Luc. 13. Luc. 6. Job. 8. Job. 20. Merck alles diß wohl mein Teutſcher / der du ſonſt prangen willſt mit dem Na - men Redlich.

Judæ / dem Ertzſchelm / als ſeinem ab - geſagten Feind / gibt der mildreichſte Heyland noch ſo gute Wort / ſprechend: amice, ad quid veniſti? Freund! worzu biſt du kommen?

BUt iſt die Erd / dann ob ſie ſchon der Ackermann mit dem Pflug hart tractirt / auch uͤber und - ber verwundet / ſo acht ſie nit allein ſolchen torto gar nit / ſondern ſtellt ſich noch ein mit dem beſten Getraid und Fruͤchten.

Gut iſt das Meer / dann unangeſehen es allerley groſſen Laſt tragen muß / und man ihme mit den ſchwe - ren Rudern ein Goſchen uͤber die andere verſetzt / ſo ſpen - diret es gleichwol noch allerley auserleſene Fiſch / und beſte Schleckerbißl.

Gut iſt die Weintrauben / dann ſolche gar nit ruͤget die angethane Schmach und Unbild ob ſie ſchon mit Fuͤſ - ſen getretten / auch unter der ſchweren Preſſ ligen und leyden muß / ſo macht ſie nit allein hieruͤber kein ſaures Geſicht / ſondern gibt noch den ſuͤſſeſten Safft und Moſt zum Danck.

Gut iſt der Weyrauch / dann wann er ſchon auf das Feur und gluͤende Kohlen geworffen wird / ſo zeigt er ſich derenthalben nit beleidiget / ja zum Danck laͤſt er noch einen lieblichen Geruch von ſich.

Gut311ſprechend! Freund worzu biſt du kommen?

Gut iſt der Saffran / dann je mehr man ihn auf den Kopf tritt / je weniger erzuͤrnet er / ja ſo gar vor die ihme zugefuͤgte Schmach pflegt er noch beſſer und haͤuffiger zu wachſen.

Aber gut und gut / und uͤber alle Gut iſt unſer Hey - land JESUS / welcher nit allein den falſchen Judas - Kuß gern und uhrbietig angenommen / auch ſich derent - wegen geneigt / um / weilen der Iſcarioth nit gar groß von Perſohn / wol aber ein groſſer Schelm / ſondern noch hieruͤber den verdammten Boͤswicht einen Freund ge - nannt / wordurch er uns allen Adamskindern ein Lehr gegeben / wie wir unſern Feinden ſollen verzeyhen.

CHriſtus der HERR hat Teuffel ausgetrieben / die Apoſtel in ſeinem Namen haben Teuffel ausgetrieben / andere Heiligen zu unterſchiedlichen Zeiten haben Teu - fel ausgetrieben / und zwar durch allerley heilige Mittlen. Die Apoſteln durch den Nahmen JESU / der beilige Gregorius durch das heilige Creutzzeichen / der Heil. Co - lumbanus durch ſeine zwey Finger / die er dem Beſeſſenen auf die Zung gelegt / der Hell. Anatholius durch das bloſ - ſe Anruͤhren / der H. Dominicus durch einen bloſſen Be - felch / der H. Maltonius durch den Weihbronnen / Pabſt Joannes durch die Ketten des heiligen Petri, andere durch Reliquien und Heiligthumben / die Meiſte aber durch Exorciſmos und Beſchwoͤren / dergleichen Weis gar viel von der Catholiſchen Kirchen vorgeſchrieben ſeynd: Ich ſoll / ich will / ich muß auch einen Teufel austreiben / und zwar einen harten / einen ſtutzigen / einen eigenſinnigen / einen widerſpenſtigen / einen ſtoltzen / einen hochmuͤtigen / einen trutzigen / einen zornigen / einen biſſigen / einen Rachgierigen / einen duͤrmiſchen Teufel: Ich fuͤrchte zwar / daß dieſer hoͤlliſche Spottvogel mich ohne Schimpf nit werde laſſen: Maſſen dergleichen einer aus der beſeſ - ſenen Perſohn dem heiligen Bernardo auf eine Zeitvor -312Judaͤ dem Ertzſchelm / gibt der Helland gute Wort /Suirus tom. 4. in vit. vorgeworffen: Du Bernard wirſt mich aus dem alten Weib nit austreiben / der du gut Kraut und Speck iſſeſt / worauf der heilige Mann die arme Perſohn zu denen Re - liquien des Heiligen Sypi geſchickt / es hat aber auch allda der trutzige Geiſt ſich hoͤren laſſen: daß ihme weder Sy - pus noch Bernardus werde die Herberg verbieten / wann dann / ſprach der heilige Clarevallenſiſche Abt / weder Sypus noch Bernardus dich wird austreiben / ſo muſt du doch Gehorſam leiſten dem HErrn JEſu Chriſto / auf wel - che Wort / ſamt einem eiferigen Gebeth / der hoͤlliſche Gaſt das bedrangte Weib verlaſſen / und ſich in die Flucht geben.

Es mag mir nun dieſer Teufel vorwerffen / was er will / und was die Goͤttliche Allmacht ihme erlaubet / un - angeſehen deſſen fang ich an / ihn zu beſchwoͤren; Ich be - ſchwoͤre dich in dem Namen JESU / dich Sa - than / die alte Schlang / dich Erbfeind des menſch - lichen Geſchlechts / dich Zunder aller Laſter / du Ur - ſacher alles Ubels / dich Tyrann und Peiniger die - ſes armen Menſchens / und befehle die anbey ganz ernſtlich durch die Menſchwerdung / Leyden / und glorreiche Urſtaͤnd unſers HErrn JEſu Chriſti / daß du ohne Widerſtand und Verweilung mir vor allen andern offenbahreſt deinen Namen: Dann hierinn folge ich nach meinem gebenedeyten Heyland / welcher auch bey den Geraſenern einen Teufel ausgetrie - ben / zuvor aber befragt / wie ſein Namen ſeye? demeMarc. 5. die verdammte Larven geantwortet / Legio iſt mein Nam.

Wolan dann du unreiner Geiſt / ich beſchwoͤ - re dich durch das Creutz / und die fuͤnff Purpur - farbe Wunden JEſu Chriſti / ſag an wie iſt dein Nam? Blam, Blo, Blis, Blurs, Bleſch, Blombs, Blaſch, Blinris, Blitzmotruefh, ſagt er / faimbt er / gronndt er /bruͤllt313ſprechend / Freund! worzu biſt du kommen? bruͤllt er ꝛc. ho verdammter Geiſt / ich laß mich anjetzo nit foppen / und bey der Naſen ziehen / die Sprach iſt mir unbekandt / ſag an / ich beſchwoͤre dich durch die allerhoͤchſte Dreyfaltigkeit / wie heiſt du? Ich? ò o ò ò ò ò, O wehe / Ich / bu, bu, bu, bu, bu, Ich? ja du / wie hart kommts dich an / ich / ich / ich / ja ich / was dann / ich heiß / ich heiß / ſo heiß ich / ich heiß / Auwe - e-e-e ich heiß Revantſch-Teuffel / ich und meine Cameraden / plagen und beſitzen die mei - ſte Menſchen / und koͤnnen ſchwerlich ausgetrie - ben werden. GOtt ſeye Lob / daß ich gleichwol den Na - men weiß. Revantſch-Teuffel / das iſt ein harter und wilder Teuffel / da wird es ſchwitzen gelten / bis ich den Geſellen aus dem Neſt jage. O was hoͤre ich!

Der Hund hat mir den deſpect angethan / das kan ich mein Lebentag nit vergeſſen / ich wolt lieber das Le - ben laſſen / als ich es ihme ſolte ſchencken / ich will mich revantſchiren auch nach zehen Jahren / das leid ich nit / daß kan ich nit leiden / das will ich nit leiden / ich waͤre werth / daß man mich mit Eſels-Ohren ſolte kroͤnen / wann ich es leyden thaͤte / aus / aus Revantſch du un - reiner Geiſt!

O mein Menſch / ich halt es vor gewiß / daß du in dem heiligen Tauff widerſagt habeſt dem boͤſen Feind / und allem ſeinem Anhang / zugleich auch verſprochen / daß du an JEſum Chriſtum glauben wolleſt / und ſeine Gebot und Geſaͤtz halten / unter ſolchē aber iſt nit das Mindeſte / daß wir unſern Feinden ſollen verzeihen / Ja in dem Vat - ter unſer / geſchicht kein einige Meldung vom revantſchi - ren / wol aber / daß uns GOtt unſere Schulden woll ver - geben / gleich wie wir vergeben unſern Schuldnern / aus welchem dann folgt / daß wir unſern Feinden verzeihen ſollen / weilen es unſer Heiland JESUS alſo befilcht / und alſo gebietet.

Pars III. R rIch314Judaͤ dem Ertzſchelm / gibt der Heiland gute Wort /

Ich muß mich revantſchiren / ſagſt du / GOtt verbie - tet es aber ausdruͤcklich / ſage ich / GOtt der dich erſchaf - fen / GOtt der dich erloͤſet / GOtt der dich richten wird / dieſer GOtt / verbietet das Revantſchiren / und du ſolleſt dieſem GOtt / deme alles im Himmel und auf Erden den Gehorſam leiſtet / du Schatten an der Wand / du gerin - ger Erdwurm / du zerlumpter Kothſack / du Ebenbild des Elends / du / du ſolſt dich dieſem deinem GOtt widerſetzen? Der HErr und Heiland tratte eineſt mit ſeinen Apo - ſteln in ein Schifflein / da erhube ſich unvermuhtet ein groſſes Ungewitter / der Himmel thaͤte ſich alſo mit ſchwarzen Wolcken uͤberziehen / als wollt er voͤllig in tief - fe Klag uñ Trauren gehen / die ſtaͤte Blitzer und krachen - de Donnerſtreich droheten gleichſam als wolte das run - de Gewoͤlb des Himmels einbrechen / die ungeſtuͤmme Wind ſtuͤrmeten mit ſolchem Gewalt / daß ſie auchMarth. 8. den Grund des tieffen Meerers bewegt / und bald die Wellen wie ein Berg erhoͤhet / bald wieder in tieffes Thal erniedert / daß alſo das Schifflein einem Ballen gleich / durch trotzige Freybeit der Winden getrieben wur - de / und folgſam der gewiſſe bevorſtehende Untergang vor Augen ſchwebte / wie koͤnnt es anderſt ſeyn / als daß die faſt todt erbleichte Apoſteln ihre Haͤnd und Stimm er - hebten / und den Heiland um ſchleunige Hilff erſuch - ten / worauf dann alſobalden der HERR dem unge - ſtimmen Meer / den tobenden Winden befohlen / daß ſie ſich in die Ruhe begeben / welches dann ohne Verzug / ja augenblicklich geſchehen. Wind und Meer / merck es wol du lieber Chriſt / hoͤren auf zu wittern / weil es ihnen GOTT der HERR alſo befohlen / und du wilſt nit nachlaſſen / und ablaſſen zu wittern wider deinen Feind / ſondern tauſend Revantſch zu ſuchen / da doch der Heiland JESUS ſo vielfaͤltig gebotten / du ſolleſt deinen Feind lieben.

Paulus315ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen?

Paulus der Apoſtel ſchafft in der Inſul Melita oder Malta denen Schlangen und Nattern / daß ſie nit ſollen gifftig ſeyn / und haben ſolche alſobalden den Gehorſamb geleiſtet: Und du Menſch / du / du / der du den Namen ei - nes Chriſten traͤgſt / wilſt nit laſſen deinen Zorn / dein Gifft wider deinen Neben-Menſchen / da es dir doch Chriſtus ſo ernſtlich auferlegt.

Sieben wilde und ausgehungerte Loͤwen zu Baby - lon / haben ſich auf dem Befelch GOttes enthalten / daß ſie ihre Rachen nit eroͤffnet gegen dem Daniel / und du ſucheſt ſtaͤten Rach / immerwehrenden Rach / unaus - loͤſchlichen Rach an deinem Feind / unangeſehen der Hey - land der Welt es ſo hoch verbotten.

Drey Knaben zu Babylon ſeynd aus Befelch des Ty - ranniſchen Nabuchodonoſors in den angezuͤndten Ofen geworffen worden / weil aber GOTT dem Feuer gebot - ten / daß es ihnen nit ein Haͤrl ſolle ſchaden / alſo iſt es dem Goͤttlichen Befelch nachkommen / und ſeine natuͤr - liche Hitz entzogen; und du wilſt noch immerzu im Zorn wider deinen Nechſten gantz entzuͤndet ſeyn / und nach Revantſch trachten / ſo doch wider das[kl]are Gebot deines Heylands JESU?

Auf den Befelch Joſuaͤ laͤſt ſich das groſſe Sonnen - Liecht von ſeinem ſchnellen Lauff aufhalten / und voll - ziehet was ihme anbefohlen wird; und du / auf den Befehl des Allmaͤchtigen GOttes / laͤſſeſt dich nit aufhalten Rach zu ſuchen an deinem Feind.

GOtt der HErr gebietet einem groſſen Wallfiſch / daß er dem ungehorſamen Jonaͤ ein Herberg vergoͤnnen / und ihn / gleich wie andere Speiſen / nit verzehren; wel - chem dann der groſſe Fiſch urbietig nachkommen / und den Propheten gantz ſchadloß gehalten; Und du / wider ſo ausdruͤckliches Gebot GOttes / ſtelleſt dich alſo ergrim - met gegen deinen Nechſten / als wolteſt du ihn freſſen / jaR r 2ſo316Judaͤ / dem Ertzſchelm / gibt der Heiland gute Wort /ſo gar / da es moͤglich waͤre / mit Zaͤhnen zerreiſſen? Du / du wilſt ein Chriſt ſeyn / wilſt ein Chriſt genannt werden / wilſt wie ein Chriſt ſterben / wilſt wie ein Chriſt begra - ben werden / und wilſt das Gebot Chriſti nit halten? Welcher mehrmalen dir befohlen / du ſolleſt deinen Fein - den nit allein verzeihen / ſondern ihnen noch alles Gutes erweiſen. Egredere, aus / aus / Revantſch-Teufel / du unreiner Geiſt.

Was? der Kerl hat mir den Affront angethan / er hat mich in puncto honoris angegriffen / das kan ich nit unge - rochen laſſen / auch ein Wurm kruͤmmet ſich / wann er ge - tretten wird / wann ich hierzu thaͤte ſtillſchweigen / ſo wuͤrde ich als ein Lethfeigen von der Welt gehalten wer - den / ich getrauete mir nit mehr unter ehrlichen Leuthen zu erſcheinen. O verruchte verfluchte Red! ſo ſollen dann alle die jenige Lethfeigen ſeyn / welche ſich an ihren Feinden nit revantſchiret haben? Wie wilſt du dann nen - nen deinen Heiland JESUM? wie wilſt du tauffen alle ſeine Apoſtel? wie wilſtu heiſſen alle Heiligen Maͤrtyrer und Blutzeugen? wie wilſt du tituliren den H. Pabſt Gregorium Mag[n]um? wie wilſtu ſchelten den H. Cardi - nal Borromæum? wie wilſtu benamſen den Heil. Patri - archen Gregorium Nazianzenum? was wilſtu vor einen Namen geben dem H. Biſchoff Thomæ Villa-novano? wie ſoll dann genennet werden der H. Abt Bernardus? wie der H. Eremit Paphnutius? welche nicht allein ſich nit revantſchirt an ihren Feinden / Verfolgern / und Wi - derſachern / ſondern noch vor dieſelbige GOtt gebetten / und die Ubelthaten mit Gutthaten bezahlt. So ſoll dann unter ehrlichen Leuthen nit doͤrfen erſcheinen / wie dein vermeſſene Zung ausgieſt / der Welt-Heyland ſel - ber? O Gottslaͤſterung! der Heil. Apoſtel Paulus, der H. Maͤrtyrer Stephanus, der H. Beichtiger Gualbertus, die Heilige Seraphiſche Jungfrau Thereſia? welche die ih -nen317ſprechend / Freund! worzu biſt du kommen? nen ſo haͤuffig angethane Schmach und Unbild nit an - derſt geraͤchet / als mit Gutthaten. Die Welt wills ha - ben / daß man ſich revantſchire / GOTT will es nit haben / wer gilt nun mehr aus dieſen Zweyen? wie wird es dir in deinem Sterbſtuͤndl um das Hertz ſeyn? wann der Goͤtt - liche Richter allda erſcheinen wird / und dir vorropfen / daß du hoͤher gehalten die Gebot der Welt / und went - ger geſchaͤtzt GOttes Gebot? auch folgſam nit um ein Haar beſſer geweſt / als die boshaffte Hebræer, welche einen oͤffentlichen Moͤrder und Ubelthaͤter den Barrab - bam Chriſto dem Heyland ſelbſten vorgezogen.

Ich leyde aber / ſagſt du / an meiner Reputation. Das Wort Reputation finde ich in der gantzen heiligẽ Schrifft nit / weiß alſo nit / welcher Beelzebub es auf die Welt ge - bracht. Wann aber Reputation nichts anderſt iſt / als Ehr / ſo wiſſe / daß ein weit groͤſſere Ehre erwachſet aus dem Verzeihen / als aus dem revantſchiren. Nachdem der Neydige Cain ſeinen Bruder Abel auf dem Feld zu todt geſchlagen / ſo dann hat das Blut Rach geſchryen / wie es GOtt ſelbſten dem Cain angedeutet / die StimmGen[e]l. 4. des Bluts deines Bruders ſchreyet zu mir von der Erden / es iſt aber wol zu mercken / daß nur das jenige Blut hat Rach geſchrien / welches ſich mit der ſchaͤndlichen Erd vermiſcht hat / nit das Jenige / ſo noch in dem Abel geblie - ben / dann ſolches als ein redliches Blut ſich geſchaͤmt hat Rach zu begehren / iſt alſo weit ehrlicher zu verzeihen / als ſich revantſchiren.

Die Verdammte und in allem guten umkehrte Welt pflegt den Jenigen einen praven und rechtſchaffenē Kerl zu nennen / welcher ſeinem Feind die Zaͤhn zeigt / und ſich revantſchiret; Aber ſag her / welcher Namen iſt herꝛlicher und preißwuͤrdiger? ein braver Kerl / oder ein Sohn Gottes? Ein jeder verſtaͤndiger Menſch wird ohne Zwei - fel das letztere Prædicat vor allen hervorſtreichen / nunR r 3aber318Judaͤ / dem Ertzſchelm / gibt der Heiland gute Wort /aber titulirt die ſchmotzige nichtsnutzige Welt alle die Je - nige rechtſchaffene Kerl / die ihren Feinden den Spitz weiſen / CHRIſtus der HERR aber bey dem Evangeli - ſten Matthæo nennet ſolche Kinder GOttes / welche ih - ren Feinden verzeihen / ſprechend: Liebet eure Feind / thut Guts denen / die euch haſſen / und bittet vor die / ſo euch verfolgen / aufdaß ihr Kinder ſeyet eures Vatters / der im Himmel iſt. So iſt dann ein groͤſſere Reputation, wann du ein Sohn GOttes genennet wuͤrdeſt / als ein praver Kerl. Ja einem Chriſten iſt nichts anſtaͤndigers als das Verzeihen. Der Heil Chriſtophorus, als er noch kein Martyrer und Blutzeug Chriſti war / hat auf ein Zeit / in Gegenwart ſehr vieler und wackerer Leut / von ei - nem frechen und boshafftigen Geſellen ein harte Maul - tauſchen bekommen / weſſenthalben die Anweſende ihn mit vielen Worten angeſpornet / daß er ſich ſolle revant - ſchiren / und dem Schelmen den Halß brechen / worauf er die Antwort gabe / wann ich kein Chriſt waͤre / ſo thaͤte ichs.

Exi immunde Spiritus, aus / aus Revantſch-Teufel du unreiner Geiſt / dann nit allein thut GOtt verbieten den Revantſch / ſondern er ſtrafft auch diejenige / ſo wider ſein Gebot die Rach ſuchen. Wie der HErr JEſus bey dem Galilaͤiſchen Meer auf und abgangen / hat er zwey Bruͤder wahrgenommen / welche ihre Fiſchernetz flickten / das hat dem Heyland dergeſtalten gefallen / daß er ſie alſobalden zu ſich beruffen / und zur Apoſtoliſchen digni - tet promovirt / weil ſie geflickt haben / und das Netz wie - der zuſammen vereiniget / hat ſie der HErr zu ſich gezo - gen / wann ſie aber getrennet haͤtten / ſo haͤtte er ſie et - wan gar nit angeſchaut / dann er / als ein Fuͤrſt des Frie - dens / nichts wenigers leiden kan / als die Zertrennung. Ich will dich gar nit weit in die H. Schrifft hinein fuͤh - ren / ſondern gleich im allererſten Capitel der Bibel zei -gen /319ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen? gen / wie abhold GOtt der Unreinigkeit ſeye / allda iſt zu leſen / wie der Allmaͤchtige das herrliche Gebaͤu des Himmels und Erdens verfertiget / auch an einem jeden Tag / etwas abſonderlich erſchaffen / daß er allen TaͤgenGeneſ. 1. das Lob geben / und ſie vor gut erkennet mit dieſen Wor - ten: GOtt ſahe / daß es gut ware / ausgenommen den andern Tag / welchem allem allein er das Lob ent - zogen / alle Tag hat GOtt canoniſirt / den erſten / den drit - ten / den vierdten / den fuͤnfften / den ſechſten / den ſieben - den / aber den andern Tag hat Er ausgeſchloſſen: Die Ur - ſach gibt der heilige Hieronymus, wie daß am andern Tag bey Erſchaffung der Welt ein Zertrennung ſeye geſchehen / dann GOtt machte an dieſem Tag das Firma -in c. 2. Malach. ment, und ſcheidete die Waſſer / ſo unter dem Firmament waren / von denen / die uͤber dem Firmament waren: bilde ihme alſo niemand ein / der mit ſeinem Nechſten zer - trennet iſt / der ihn weder gruͤſſen noch ſehen will / daß er bey GOTT in Gnaden ſtehe.

Zwey Weiber waren mit einander uneinig / eine war reich / und bey groſſen Mittlen / die andere aber arm und bey wenigen Vermoͤgen / und dieſe hat doch den Grollen bald fallen laſſen / nit aber die Reiche / wel - che in immerwaͤhrender Feindſchafft und Haß gegen der andern alſo verharret und verhartet / daß endlichen der Pfarrherr und Seelſorger / nach etlichen ergangnen Ermahnungen ihr die Oeſterliche heilige Communion geweigert / weſſenthalben ſie ſich nit wenig vor den Leu - then geſchaͤmt / und dem gemeinem Spott zu entgehen / ſich gegen dem Pfarrherrn verlauten laſſen / daß ſie ih - rem Gegentheil von Hertzen verzeihe / worauf ſie gleich andern zu dem Altar und Communion gelaſſen worden / ſo bald ſolche aber aus der Kirchen getretten / iſt ihr die arme Haut eilends nachgefolgt / und vor der Kirchen - Thuͤr beſagte Frau angeredet / auch ſich von Hertzen er -freuet /320Judaͤ / dem Ertzſchelm / gibt der Heiland gute Wort /freuet / daß ſie nunmehr den ſo lang gefaſſten Wider - willen hab fallen laſſen. Was? ſetzt hinwider die ande - re / ich dir verzeihen? du Beſtia, lieber ſterben als diß thun / kaum daß ſolche freche Wort aus ihrem Mund ergan - gen / iſt ſie in dem ganzen Geſicht wie ein Kohlen er - ſchwarzt / und jaͤh Todt zur Erden gefallen / aus dem auf - geſverrten Rachen aber die heilige Hoſtien in die Hoͤhe geflogen / und ſo lang in dem Lufft geſtanden / biß derPrato fio - rito fol. 156. Pfarrherr kommen / und ſolche mit dem Kelch Ehrenbie - tigſt aufgefangen.

Mein lieber Jacob, warum beklagſt du dich alſo wi - der den Laban? hat er dir dann einige Unbild angethan? wie ſoll dieſelbige heiſſen? Ja freylich / ſagt Jacob, er iſt nit redlich mit mir umbgangen / er hat mir an ſtatt der Rachel die Lia gegeben / und dieſe mag ich nit / dieſe will ich nit / warum? vielleicht verſteht ſie die Wirthſchafft nit / und will die Saͤu wie die Gaͤns ropfen? darum nit / viel - leicht kan ſie das Maul nit halten / und iſt in ihrer Red - ſtuben die Thuͤr aus dem Angel gangen? darum nit. Vielleicht kan ſie beſſer mit Baccho, als mit Bachen um -Gen. 28. gehen / und iſt nie zufrieden / als wann ſie beym Kruͤgen ſitzet? darum nit. Vielleicht macht ſie aus dem Haus einen Thurn / und thurniert immerzu / als haͤtt ſie die Hoͤll im Beſtand? darum nit. Vielleicht iſt ſie beſchaf - fen wie ein Rechen / der jederman die Zaͤhn zeigt? darum auch nit. Warum dann / wilſt die[L]ia nit? darum / ſie hat gar ſchlechte Augen / wilde Augen / triefende Augen / rinnende Augen / gatſtige Augen / uͤble Augen / abſcheu - liche Augen / darum mag ich ſie nit / darum wegen der Augen.

Ich kan den Menſchen nit anſchauen / ſagſt du / mir geht gleich die Gall uͤber / wann er mir nur nit unter die Augen kaͤme / ſo er mir tauſendmal ſolte begegnen / ſo wende ich die Augen anderſtwohin / dem Kerl kan ich esnit321ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen? nit verzeihen / was er mir gethan. O mein elender Menſch / ſo du alſo beſchaffen biſt / ſeye verſichert und vergwiſt / daß dich GOtt nit mag / du biſt von ſeiner Goͤttlichen Maje - ſtaͤt gaͤntzlich verworffen um deiner uͤblen Augen willen / gleich wie Lia von dem Jacob derenthalben veracht wor - den / uͤbel und aber uͤbel ſeynd deine Augen / wann du dei - nen Nechſten / von dem du etwan einige Unbild empfan - gen / nit kanſt anſehen / nit wilſt anſchauen. Mercke / was der Gottſeelige und heiligmaͤſſige Thomas Kempenſis ſchreibt von einem / der auf ein Zeit mit einem Geiſtlichen ſeines Kloſters verreiſt / unterwegs aber / wie pflegt zu geſchehen / allerley Reden gefuͤhrt / neben andern ſagte der Weltliche dem Pater, er woll ihm etwas offenbaren / ſo er bishero allzeit in geheim gehalten / ich / ſprach er / bin vor 6. Jahren faſt in die 13. Monat nacheinander gleich andern frommen Catholiſchen Chriſten in die Kirchen gangen / zu den gewoͤhnlichen Gottesdienſten / ein lange Zeit aber niemalen geſehen das hoͤchſte Gut / die allerhei - ligſte Hoſtiam, von dem Prieſter aufwandeln / wol zwar hab ich wahrgenommen / wie der Prieſter die Haͤnd in die Hoͤhe gehebt / aber doch die heiligſte Hoſtien nit darinnen / welches dann mir erſtlich die Meynung gemacht / als ſeyeKempenſ. in fine ſuo - rum ope - rum. mein bloͤdes Geſicht daran ſchuldig / deſſenthalben mich gantz nahend zu dem Altar begeben / und zwar auf der Seiten des Prieſters / aber auch dazumalen den Heyland JEſum unter der Geſtalt des weiſſen Brods nit koͤnnen ſehen / welches mir dann billich allerley Gedancken aufge - wicklet / alſo zwar / daß ich mein Gewiſſen etwas genauer / als ſonſten geſchehen / durchſucht / und endlichen befunden / daß ich Jahr und Tag gegen einem meinem Nechſten ein Feindſchafft getragen; und mich die rachgierige Sinn -Pars III. S ſlich -322Judaͤ dem Ertzſchelm / gibt der Heyland gute Wort /lichkeiten dahin veranlaſt / daß ich mir gaͤntzlich vorgenom - men / dafern die Gelegenheit ſich ereignete / mich an ihm zu revantſchiren. Indem ich nun dieſen meinen Gewiſ - ſens-Zuſtand durch ein General-Beicht einem verſtaͤndi - gen Prieſterentdeckt / hat ſolcher in allweg geurtheilt und erkennt / daß ich wegen meiner tragenden Feindſchafft nit ſeye wuͤrdig geſchaͤtzt worden / das allerhoͤchſte Gut / dieſes ſanfftmuͤtigſte Lamm GOttes / anzuſchauen / dahero mir ernſtlich auferlegt / daß ich nit allein allen gefaſſten Grol - len ſolle ſincken laſſen / ſondern mich mit ihme beſtermaſ - ſen verſoͤhnen. Welchem heiligem und vaͤtterlichem Rath ich emſigſt nachkommen / und nachdem ich mich mit ge - dachtem Menſchen verglichen / auch von Hertzen ihme ver - ziehen / hab ich wieder die Gnad gehabt / gleich andern / un - ter der H. Meß das hoͤchſte Gut in den Haͤnden des Prie - ſters zu ſehen. Aus welchem ich dann ſattſam habe koͤn - nen abnehmen / wie ſehr es denen Goͤttlichen Augen miß - falle / wann man ſeinen Feinden nit verzeihe.

Die Muͤllner faſt alle insgemein werden nechſt ober - halb der Muͤhl ein hoͤltzernes Gitter in dem Waſſer ha - ben / welches ſie pflegen den Rechen zu nennen / und iſt die - ſer zu nichts anderſt / als daß er Pruͤgel / Stecken / Stau - den / und Geſtraͤußwerck aufhalte / damit hierdurch die Raͤder in ihrem Lauſf nit verhindert werden. Ich muß michraͤchen / ſagſt du / ich will mich raͤchen / ſolls Leib und Leben gelten / ſolls hundert Jahr anſtehen / ich ſchwoͤre ihms bey Verluſt meiner Seeligkeit / daß ich mich raͤchen will. (O GOtt) ein Bernhaͤuter waͤre ich in Ewigkeit / wann ich mich nit raͤchen thaͤte / der Degen iſt ihm zu Dien - ſten / diß paar Piſtolen wart auf ihn / raͤchen muß ich mich / es moͤgen die Pfaffen ſagen / was ſie wollen / GOtt hatleicht323ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen? leicht ein Gebott zu machen / es iſt ein Frag / ob es ſich hal - ten laͤſſet.

O vermeſſene Zung! als wann GOtt etwas unmoͤg - lich thaͤte gebieten / welches doch er / und viel tauſend an - dere gehalten; Sag her rachgieriges Tieger-Gemuͤth und Schlangen-Brut / was findeſt du bey deinem Raͤchen? nichts anderſt als was der Muͤllner bey ſeinem Rechen / nichts anderſt als Pruͤgel und Ruthen / mit denen die Goͤtt - liche Gerechtigkeit dich zuͤchtigen wird / haſt du dann ſchon vergeſſen / was dem H. Pabſt Gregorio widerfahren? Welcher vor einen Verſtorbenen das Ampt der H. Meß gehalten / und als er angefangen Requiem æternam do - na ei Domine &c. O HErr gibe ihme die ewige Ruhe / worauf er die Stimm von GOtt vernommen / non fa - ciam, ich thue es nit / und dieſes das andere und dritte - mal / bis endlichen dem H. Mann von GOtt offenbaret worden / daß er darum dieſem nit wolle verzeihen / noch die ewige Ruhe geben / weilen er auch ſeinen Feinden nitDiez dom I. V. amor[.] verziehen / noch dieſelbige in der Ruhe gelaſſen.

Iſt dir dann ſchon aus der Gedaͤchtnuß entfallen / was Cæſareus ſchreibt von zweyen Bauern / welche im im - merwaͤhrenden Zanck / Hader und Uneinigkeiten gelebet / auch einer dem andern auf keine Weiſe verzeihen wollen / nachdem ſie nun durch Goͤttliche Verhaͤngnuß beede an ei - nem Tag ihr Leben beſchloſſen / auch alle zwey zugleich in ein Grab gelegt worden / da hat von freyen Stuck ein je - der in dem Grab ſich umgewendet / und einer dem andernDiſcip. di - ſtinct. 9. Exc. 95. den Rucken gezeigt / zum augenſcheinlichen Zeichen ihrer ewigen Verdammnuß.

Denckſt du dann nit mehr an dasjenige / was Specu - lum Exemplorum von einer Frauen regiſtrirt / welcheS ſ 2ſon -324Judaͤ dem Ertzſchelm / gibt der Heyland gute Wort /ſonſten dem aͤuſſerlichen Schein nach / einen ſehr vollkom - menen und heiligen Wandel gefuͤhrt / im Hertzen aber all - zeit einen Grollen und Feindſchafft getragen gegen einer gewiſſen Perſon; nachdem nun beſagte rachgierige Frau in das Todtbett gerathen / und ihr der Prieſter das hoͤchſte Gut an ſtatt der Weegzehrung in die Ewigkeit darrei - chen wollen / da hat ſie die Zaͤhn zuſammen gebiſſen / ſich nach der Mauer gewendt / und angefangen zu ſchreyen / daß / weil ſie ihren Feind niemals hab recht angeſehen / al - ſo woll anjetzo auch GOtt ſie auf ewig nit anſehen / mit welchen verzweiffelten Worten ſie den verdammten Geiſt hat aufgeben! Es iſt dann gewiß / und bleibt gewiß / ſo gewiß als GOtt iſt / und GOtt bleiben wird / daß / wer ſeinem Feind nit verzeihet / deme werde auch auf ewig nit verziehen.

Exi immunde Spiritus, aus / aus mit dir Re - vantſch-Teufel / du unreiner Geiſt / ich beſchwoͤre dich im Namen aller Heiligen GOttes / weicht von dieſer Crea - tur / die der Allmaͤchtige zu ſeinem Ebenbild erſchaffen / dann GOtt der HErr nit will / daß man ſich revantſchi - re / auch hart ſtraffet / die ſich revantſchiren / ſondern be - lohnet auch ewig / die ſich nit revantſchiren.

Gen. 28.

Jacob auf der Reiß in Syrien nahme unterwegs ein - mal ſein Nachtlager auf dem freyen Feld / und als er in der beſten Ruhe gelegen / maſſen das gerechte Gewiſſen / das beſte Kiſſen / iſt ihme ein wunderliches Geſicht vorkom - men / er ſahe nemlich ein Leiter / die ſtunde auf der Erden / und ruͤhrete mit der Spitz den Himmel an: Die Leiter muß viel Spriſſel gehabt haben / er ſahe auch die Engel GOttes auf und abſteigen ꝛc. Warum aber dißmal / und an dieſem Ort der Jacob die Leiter im Himmel geſehen /und325ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen? und ſonſten nit / muß doch ein erhebliche Urſach ſeyn. Ich glaub kein andere als dieſe / ehe und bevor ſich Jacob der fromme Patriarch niedergelegt / hat er etliche Stein zu - ſammen geklaubt / und ihme ſolcher geſtalten einen Haubt - polſter gemacht / tulit lapides, &c. nachdem er aber er - wacht / da hat er gefunden / daß die etliche Steiner ſich al - ſo vereiniget / daß nur einer daraus worden. Wo man ſich dann vereinigen thut / und allen Zwieſpalt und Feind - ſchafft beyſeits legt / da kan nit anderſt / als ein gewiſſe Lei - ter in Himmel ſeyn / wer vergibt / dem wird auch von GOtt vergeben werden / iſt gewiß. Wer die empfange - ne Schmach nit raͤchet / deſſen Suͤnde wird auch GOtt nit raͤchen / iſt gewiß. Wer das Hertz mit ſeinem Wi - derſacher theilt / mit dem wird auch GOtt ſein Glori thei - len / iſt gewiß. Wer den Zorn wider ſeinen Nechſten laͤſt fallen / den laͤſt GOtt nit in die Gruben des ewigen Verderbens fallen / iſt gewiß. Wer ſich nit revantſchirt / der iſt von GOtt ſchon prædeſtinirt / iſt gewiß. Dieje - nige / die da leben wie Hund und Katzen / die ſeynd / und werden ſeyn Kinder der Seeligkeit / das iſt gewiß. Aber ſie muͤſſen leben / wie Hund und Katzen in der Archen Noë, dann dazumalen ware die groͤſte Einigkeit unter ihnen / und hat eines dem andern nit einmal ein ſaures Geſicht gezeigt.

In dem Thal Joſaphat zwiſchen dem Oelberg undBrochard. Jeruſalem / nechſt dem Bach Cedron, iſt der H. Stepha - nus verſteiniget worden / an welchem Ort noch zu ſehen ein groſſer Stein / worauf der H. Ertzmartyrer zuruck gefallen / und ſo wol ſein Haubt als die Achſeln einge - druckt / dazumalen hat er den Himmel offen geſehen / und darum den Himmel offen / dann er nit allein ſeinen Fein -S ſ 3den326Judaͤ dem Ertzſchelm / gibt der Heyland gute Wort /den verziehen / die ihn alſo verfolgt / ſondern noch eiferig vor dieſelbe gebeten. Nicht allein dem H. Stephano, ſondern auch dir und mir / ſteht der Himmel offen / wann wir unſern Feinden verzeihen / und ihnen noch Gutes thun.

Pelbartus ſchreibt / daß einer lang nach dem Leben geſtellt demſelben / ſo ſeinen leiblichen Bruder umgebracht / und wie er ſolchen auf ein Zeit an einer gewuͤndſchten Ge -Dom. 5. poſt Pente. cr. 12. legenheit erdappt / auch ihme bereits den Reſt wolte geben / iſt dieſer auf ſeine Knie niedergefallen / und mit aufgeheb - ten Haͤnden gebeten / er woll es ihme doch / in Anſehung des theuren vergoſſenen Bluts JEſu Chriſti / verzeihen / durch welche Wort ſolcher gantz weichhertzig worden / und ihme die groſſe angethane Unbild / und blutigen Bruder - Mord von Hertzen vergeben: Als er nun kurtz hernach in die nechſtentlegene Kirchen gangen / und daſelbſt die Wun - den des getreutzigten Chriſti begehrte demuͤtigſt zu kuͤſſen / da hat das hoͤltzerne Crucifix-Bild beede Haͤnd und Arm von dem Creutz herab geloͤſet / dieſen Menſchen umhalſet und umfangen / ſprechend anbey: Weil du dieſem heut wegen meiner verziehen / ſo vergib ich dir auch al - le deine Suͤnden. Es iſt halt kein beſſers Handwerck / als wann einer dem andern bald verzeihet / und zu Beſtaͤt - tigung der feſten Freundſchafft einander die Haͤnd drauf geben. Es iſt kein beſſerer Magen / als wann einer man - che harte Brocken muß ſchlicken / und ſolche bald thut ver - daͤuen. Es iſt kein beſſere Naſen / als dieſelbige / welche ſo bald nit die angethane Schmach raͤchen thut. Es iſt kein beſſerer Rucken / als welcher die oder jene Unbild und Schimpf wegen GOtt leicht ertragen thut. Es iſt keinbeſſe -327ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen? beſſere Gedaͤchtnuß / als welche alle empfangene Schmach leicht vergeſſen thut.

Wunderbarlich hat der Prophet Ezechiel die Todten erweckt. GOtt fuͤhrte ihn auf ein groſſes / weites / lan - ges / breites und ebnes Feld hinaus / zeiget ihme allda ein faſt unzahlbare Anzahl der gantz ausgedorrten Beiner / von todten Menſchen / ſchaffte ihm zugleich / er ſolle in ſei - nem Namen ihnen das Leben wiederum geben. Was thut Ezechiel? er braucht hierzu ein ſeltſame Ceremo - ni, er befihlt ſo vielen tauſend / und tauſend duͤrren Bei - nern / daß ein jedes ſich ſolle ohne weitern Verſchub zu ſei - nem Glied verfuͤgen: Da ſolt jemand geſehen haben / was vor ein Rafflen und Getoͤß unter den Beinern entſtanden / da ſeynd hin und her / da ſeynd linck und recht / da ſeynd oben und unten / da ſeynd untereinander die Beiner in dem Lufft geflogen / da ein Kopf / dort ein halber Kopf / da ein Hirnſchalen / dort ein Zahn / da ein Knieſcheiben / dort ein Rippen / da ein Arm-Bein / dort ein Fuß-Bein / nit anderſter / als thaͤten die Schneeflocken unter einander fallen / dann ein jedes ſuchte ſein Glied / wo es hingehoͤrte. Ezechiel, glaub ich wol / ſeye bald auf dieſe / bald auf je - ne Seiten gangen / zu ſehen / ob ſich alle an ihr voriges Ort begeben / und kan wol ſeyn / daß / wann er etwan ein Bein gefunden hat / ſo beym Kopf gelegen / da es unterdeſſen zun Fuͤſſen gehoͤrt / er ſolches ernſtlich angeredet / was das ſeye? Fort mit ihme / es ſoll dahin / wohin es gehoͤre / præ - ſto, fein bald / und ohne Widerſtand: Gleich darauf wur - den alle dieſe Beiner mit Senn-Adern und Fleiſch uͤberzo - gen / und von vier Orten blieſe der Wind an ſie / und wur - den alle lebendig / daß alſo ein groſſes Kriegsheer daſelbſt geſtanden. Sihſt du es / ſpricht uͤber dieſe Geſchicht derH. Vat -328Judaͤ dem Ertzſchelm / gibt der Heyland gute Wort /Ser. 1. ad fratres in Eremo. H. Vatter Auguſtinus, daß ehender die duͤrre Beiner ha - ben muͤſſen vereiniget werden / bevor ſie das Leben er - halten / wer alſo verlangt das ewige Leben / deme iſt von - noͤthen / daß er ſich vorhero recht vereinige mit ſeinem Feind / wann ſolches geſchehen / da kan er mit allem Fug bey der Himmelspforten antworten / da Petrus fragen wird / wer da? gut Freund. Troſtreich iſt der SentenzZucheroni fol. 30. des H. Chryſoſtomi, welcher alſo lautet: Non eſt poſ - ſibile, quod homo, qui dimiſerit proximo, non ac - cipiat plenam remiſſionem à Deo.

Es wird dem Leſer ohne diß bekandt ſeyn jene Bege - benheit / ſo ſich mit einer Wittib von Florentz zugetragen / dero einigen Sohn / den ſie uͤber alles liebte / ein anderer bey naͤchtlicher weil ermordet hat / und gleich hierauf ſich / zwar unwiſſend / in beſagter Wittib Hauß ſalvirt, als nun der todte Leichnam ihres Sohns in das Hauß ge - bracht worden / wuſte ſie nit gaͤntzlich ſchlieſſen / ob ſie ſolleCanophil. fer. 6. Cin. den Thaͤter dem Gericht uͤberliefern / oder aber demſelben durchhelffen / weilen ihr aber eingefallen / wie wolgefaͤllig in den Augen GOttes ſeye das Verzeihen / alſo hat ſie hier - mit die Barmhertzigkeit vorgezogen / und gedachtem Tod - ſchlaͤger noch 20. Gulden geſpendirt / damit er ſich bey der Nacht in gewiſſer Sicherheit ſetze / und ſein Leben ferners ſalvire. In ſelbiger Nacht iſt der Sohn ſeiner Mutter erſchienen / und ihr mit groͤſten Freuden gedanckt / ſpre - chend / daß er / in Anſehung ihrer erwieſenen Gutthat ſei - nem Feind / anjetzo von GOtt ſeye auch voͤllig perdo - nirt / und eile bereits in die ewige Freud und Seeligkeit.

Exi immunde Spiritus, aus / aus Revantſch-Teu - fel / du unreiner Geiſt / ich beſchwoͤre dich bey demjenigen / der dich durch des Davids Harpfen aus dem Saul ver -jagt329ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen? jagt hat / ich beſchwoͤre dich bey demjenigen / der dich ſamt deinem Oberhaubt aus dem Himmel geſtuͤ[r]tzt hat / ich be - ſchwoͤre dich bey demjenigen / der dich und allen deinen Ge - walt mit dem einigen Creutzbaum uͤberwunden hat / bey dieſem beſchwoͤre ich dich / und in deſſen Namen befehl ich dir / daß du von nun an dieſe Creatur ſolleſt verlaſſen / ꝛc. hu, hu, ho, ho, hi, hi, ha, ha, wie tobt nit dieſe hoͤlli - ſche Larven!

Vergeben will ichs ihm endlichen wol / ſagt jemand / aber daß ihn gruͤſſen ſoll / daß ich vor ihm den Hut ſoll ab - ziehen / das laß ich wol bleiben. Wolan ſolche Wort ge - ben mir ſchon gute Hoffnung / daß der verdammte Geſell die Herberg quittiren werde. Mein Menſch / deinem Feind verzeihen / deinem Feind Gutesthun / deinen Feind gruͤſ - ſen / lerne es von deinem Heyland JEſu ſelbſten / lerne es von Chriſto / deſſen Namen du traͤgſt / und billich iſts / daß du in ſeine Fußſtapffen tretteſt. Wann man vor einem den Hut abziehet / ſo iſt es ſo viel / als thue er ihn gruͤſſen / nun iſt weder aus dem Evangelio, weder aus andern Buͤchern bekandt / daß unſer lieber HErr die gantze Zeit / da er auf Erden gewandelt / einmal haͤtt einen Hut oder Kappen getragen / ſondern allezeit baarhaubtet daher gangen / aus welchem ſcheinet / daß er immerzu nit allein ſeine Freunde / ſondern auch ſeine Feinde / deren uͤberaus viel waren / habe wollen gruͤſſen.

Was GOtt einmal dem Moyſi befohlen: Mach esExod. 25. nach dem Vorbild / das dir auf dem Berg gezeigt iſt / daſſelbige als eine heilige Lehr halt ich ebenfals einem jeden Chriſten vor / ja ich nimm ihn mit mir auf den ho - hen Berg Calvariæ, und ſag ihm / daß er es machen ſoll / nach dem Vorbild / wie es auf dieſem Berg gezeigt wor -Pars III. T tden /330Judaͤ dem Ertzſchelm / gibt der Heyland gute Wort /den / auf dieſem Berg nach tauſend und tauſend empfang - nen Schmachen / Unbilden / Verfolgungen / Nachſtel - lungen / Pein und Tormenten iſt unſer HErr und Hey - land an den hohen Stammen des Creutzes aufgenagelt worden / und dannoch hat er ſich nit revantſchirt / da doch alle Creaturen / auch vernunfftloſe Geſchoͤpf / ſich urbietig anerbotten / dieſe Hebraͤiſche Unthat zu raͤchen / ſondern hat noch kurtz vor ſeinem bittern Tod die Augen gen Him -Marc. 23. mel gewendet / und vor dieſe ſeine Feind gebetten: Vatter vergib es ihnen / dann ſie wiſſen nit / was ſie thun. Krafft dieſer Wort ſeynd dazumal achttauſend Juden be - kehrt worden / und deſſentwillen werden auch noch vor dem Juͤngſten Tag hundert und vier und vierzig tauſend Hebraͤer aus demſelbigen Geſchlecht / ſo JEſum gecreu - tziget / bekehrt werden / wie es der H. Methodius, undJoan. Greg. p. 1. S. 31. Michaël Palatius, ſampt andern bezeugen. Ja die 4. Soldaten / ſo Chriſtum an das Creutz gehefftet haben / ſeynd noch von ihme alſo begnadet worden / daß ſie nach - mals ſich bekehrt / und glorreiche Martyrer und Blut - zeugen Chriſti worden: Desgleichen der Haubtmann Longinus, ſo mit einer ſcharpffen Lantzen die Seiten des HErrn eroͤffnet / auch zu Cæſarea in Cappadocia den 15. Martii die Marter-Cron empfangen: So gar Mal - chus, welcher dem gebenedeyten Angeſicht des Heylands JEſu einen ſo harten Backenſtreich verſetzt / ſolle zum Re - vantſch auch die Gnad von dem HErrn erhalten haben / daß er von Petro nachgehends getaufft / und folgſam ein Kind der Seeligkeit worden. So gehe dann hin / O Menſch / und mach es nach dem Vorbild / ſo dir auf dem Berg Cal - variæ gezeigt worden.

Wilſt du deinem Feind zwar vergeben / aber nit ver -geſſen /331ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen? geſſen / ſo ſihe mehrmalen deinen Heyland an / als ſolcher in Geſtalt eines Frembdlings mit den zweyen Juͤn - gern Lucas und Cleophas nacher Emaus gangen / und dieſe eine lange Red fuͤhrten von den erſchroͤcklichen Peinen / und grauſamen Tod JEſu von Nazareth / wie nemlichen die Hohe-Prieſter mit demſelbigen verfah - ren ꝛc. Worauf der HErr ſich geſtellt / als hab er ſolches ſchon alles vergeſſen / was er von ihnen gelitten / deſſent - halben die Zwey gefragt / was dann geſchehen? Du rach - gieriger Menſch / wann du noch nit den gefaſſten Grol - len aus deinem Hertzen fallen laͤſſeſt / ſo erhebe noch ein - mal deine Augen auf den hohen Creutzbaum / und leſe da - ſelbſten die vier Buchſtaben ober dem Haubt JEſu Chri - ſti geſch[r]ieb[e]n I. N. R. I. welche zwar insgemein nit an - derſt lauteten / als JEſus Nazarenus Rex Judæorum, aber du kanſt gar wol alſo leſen: JESUS Nonvult Re - cordari Injuriarum, das iſt zu teutſch alſo: I. JESUS. N. Nit. R. Raͤchet. I. Injuri. Und du Hand voll Koth / O Menſch / du Speiß der Wuͤrmer / O Menſch / du Va - ſall des Tods / O Menſch / du Copey des Elends / O Menſch / du Wuſt und Unflat / O Menſch / wilſt die geringſte Schmach raͤchen / mit dem Degen revantſch ſuchen ꝛc. da es doch dein GOtt und Heyland nit gethan / auch noch nit thut / dann unangeſehen daß wir ihn taͤglich beleidigen mit unſern Suͤnden / und ſo vielfaͤltigen Ubertrettungen / er gleichwol uns noch taͤgliche / ſtuͤndliche / augenblickliche Gnaden und Gutthaten erweiſet / ſo wol anlangend die Geſundh[e]it unſers Leibs / die Fruchtbarkeit der Erden / das Heyl des Hauß / als auch die innerliche Erleuchtung unſe[r]er Seelen. Iſt alſo GOtt nit anderſt / als wie ein Blum / welche von ihrem Stengel und Wurtzel / als vonT t 2ihrem332Unſer Heyland vermahnet nach empfangenem Kußihrem Leben abgebrochner ſich gleichwol nit revantſchirt noch raͤchet / ſondern noch daruͤber ſich mit einem guten und lieblichen Geruch einzuſtellen pflegt.

Aus / aus dann Revantſch-Teufel du unreiner Geiſt! ich beſchwoͤre dich das letzte mal / und ich gebiete dir im Namen des Jenigen / welcher in der Landſchafft der Gera - ſener die boͤſe Geiſter aus zweyen Beſeſſenen getrieben / und in ein Heerd Schwein zu fahren erlaubt / in dem Na - men deſſen befihl ich dir / daß du ſamt allem deinem An - hang ſolleſt dieſe Creatur verlaſſen / und zwar alſobalden / da ich in dem Vatter unſer / ſo ich anjetzo andaͤchtig beten will / werde die Wort geſprochen haben: Vergib uns unſere Schulden / gleichwie wir vergeben unſern Schuldigern / Amen das werde wahr!

Unſer HErr und Heyland / nach empfange - nem verraͤhteriſchen Kuß / eꝛmahnet alſobalden den gewiſſenloſen Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz.

[Luc.]. 22.

JUdas / verratheſt du den Sohn des Menſchen mit einem Kuß? ſagt unſer lieber HErr. O guͤtigſter JEſu / wie magſt du doch dieſes Ertz - ſchelmen Namen in deinen Goͤttlichen Mund nehmen? Aus allen vier Evangeliſten weiß man nit / wie der reiche Praſſer geheiſſen hat / des armen und elenden Bettlers Namen / ſo vor ſeiner Thuͤr gantz verlaſſner ge - legen / iſt gnugſam bekandt / und iſt ſolcher Lazarus ge - nennet worden / aber des vornehmen und reichen VogelsNamen333den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. Namen iſt noch bishero verborgen / etwan hat er geheiſ - ſen Samuel von Freßhoven und Sauffenthaal? das weiß man nit. Etwan hat er geheiſſen Zacharias von Kandel - berg und Flaſcheneck? das weiß man nit. Etwan hat er geheiſſen Daniel von Schlemmershauſen und Luderaw? das weiß man nit / und iſt vermuthlich / daß dazumahlen die anjetzo im Schwung gehende prædicata noch nit im Brauch geweſen; hab er nun geheiſſen wie er woll / we - nigſt haben deſſen Namen die vier Evangeliſten nit ge - ſetzt in ihre heilige Schrifften / und glaublich derentwe - gen / weilen ſie davor gehalten / daß ein ſolcher unbarm - hertziger reicher Schelm nit werth ſeye / daß ſein Nam ſolte bekandt ſeyn / oder daß ehrliche Leuth denſelben ſollen ausſprechen. Und du O ſuͤſſer Heyland! und du O ſanfft - muͤtiger JESUS! Du wuͤrdigeſt dich noch / den ver - ruchten Verraͤhter mit ſeinem Namen anzureden / Judas verratheſt du ꝛc. warum diß? O mildeſter Heyland! warum diß? darum / antwortet der Heil. Cyrillus, Pa -Catech. 2[.] triarch zur Jeruſalem / das Wort Judas wird verdol - metſcht Confeſſio, Bekaͤndtnus / oder Beicht / und deſſenthalben hat der HErr dieſen Boͤswicht ſeines eig - nen Namens erinnert / als rathe er ihm / er ſolle alſobal - den ſolche erſchroͤckliche Suͤnd und Miſſethat bekennen / und beichten / Reu und Leid daruͤber ſchoͤpfen / ſo ſeye er auch bereit ihme die gantze Laſter-That nachzulaſſen und zu verzeihen. Aber Judas hatte dermahlen keinen Luſt hierzu / dann der Teufel ihme auf der Zungen geſeſſen.

Viere fuͤhren von GOtt / viere fuͤhren zum Teuffel / viere fuͤhren vom Himmel / viere fuͤhren in die Hoͤll / viere fuͤhren von der Gnad / viere fuͤhren in die Ungnad / viere fuͤhrẽ von deꝛ Schoͤnheit / viere fuͤhꝛen zu der Ungeſtalt / undT t 3zwar334Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem Kußzwar zu der groͤſten / dieſe vier ſeynd folgende vier Buch - 1. 2. 3. 4. ſtaben. S. J. N. D. Die Suͤnd iſt diejenige / welche den Menſchen / ſo nach dem Ebenbild GOttes erſchaffen / haͤß - lich machet / ſchaͤndlich macht / ruſſig macht / ſchmozig macht / abſcheulich macht / dahero mag ich diß 4 nit ley - den / ſondern ein einziges Strichl in dieſem Numero oder Zahl ausloͤſchen / ſo dann wird ein Creutz daraus / wo - durch ich dir ſuͤndigen Menſchen will zu verſtehen geben / daß du die Suͤnd / welches Wort mit 4 Buchſtaben ge - ſchrieben wird / ſolleſt und wolleſt verlaſſen / und zum Creutz kriechen. 4

Weil die Suͤnd aber ſo wild und abſcheulich macht / nihil enim peccato ſordidius, nihil immundius &c. ſpricht der heilige Chryſoſtomus, ſo rathe ich dem Suͤn - der / daß er ins Bad gehe / und allen Wuſt und Unflath abwaſche / diß Bad iſt nichts anderſt / als ein rechtſchaf - fene Beicht / wordurch der Suͤnder von dem Pater, wie vom Bader / gereinget wird.

Allem Beſchreiben nach / iſt der verlohrne Sohn ein liederliches Buͤrſchl geweſen / vivendo luxurioſè, nach - dem er ſein Erbsportion durch inſtaͤndiges Anhalten und viel Zancken heraus gepreſſt / hat er ſeinen muthwilligen Neigungen den voͤlligen Zaum gelaſſen / da iſt in ſeinem Calender nichts andeꝛſt geweſen / als Vollmond / da iſt in ſei ner Wochẽ kein anderer Tag geweſen / als dies Veneris, da iſt in ſeiner Bibliotec kein anders Buch geweſen / als der Friſius, da iſt in ſeiner Suppen kein anders Brod geweſen / als gewuͤrfflet / und folgſam dieſe drey W. W. W. Weib / Wuͤrffel / Wein / brachten ihn um das ſein / dann gar oft ein Caͤthar nit ſo ſchaͤdlich als ein Caͤtherl; Wie ihm nunſein335den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. ſein verſchwenderiſch Leben die ſamme[t]e und ſeidene Klei - der ausgezogen / und ihn von Fußauf mit Elend Leder bekleidet / da iſt er in ſolche Armuth gerathen / daß er von filogran dergeſtalten zerriſſene Hemd und Hoſen ange - tragen / daß auch neun Katzen nit eine Mauß darinnen koͤnten fangen; weilen nun aus Frißland der gerade Weg in Hungariam, alſo hat ihn endlichen wegen verdiſbllir - ten Geldmitteln die Noth alſo uͤberfallen / daß er muſte ei - nen Saͤuhirten abgeben / in welcher Charge er nit allein wegen der damaligen groſſen Theurung die nothwendige Lebens-Mittel nit gehabt / ſondern auch ſo weit mit ihme kommen / daß er bey denen Saͤuen in die Koſt gangen / ja er beklagte ſich noch / daß ihme dieſe geruͤßlete Convicto - res nit gnugſam Trebern lieſſen zukommen / tam cito fit porcus, qui modò procus erat. Wie ihme nun das Waſſer in das Maul geronnen / da betrachtet er erſt / was er gethan / und reſolvirt ſich ohne langen Verſchub zu ſei - nem lieben Vatter nacher Hauß zu kehren. Wie nun die - ſer Schlampius nit weit vom Hauß / und etwan den lie - ben Vatter unter dem Fenſter erblicket / da hat er ſein Stimm erhebet / uͤberlaut aufgeſchryen / Pater pecca - vi &c. Vatter ich hab geſuͤndiget ꝛc. Worauf ihn alſo - bald der Vatter umhalſet / und ihme auf ſeinen Mund ei - nen Kuß geben. Pfuy Teufel / das haͤtt ich nit gethan / der Kerl hat kurtz zuvor mit den Saͤuen gefreſſen / es han - gen ihm die Trebern noch am Bart / pfuy! und ihme ei - n[e]n Kuß geben? es grauſte mir / daß der Magen wie ein Muͤllerbeutel thaͤte ſtauben / pfuy! Wahr iſt es / daß dieſer Geſell ein liederlicher Miſtfinck worden / daß billich einem jeden an ihm haͤtte ſollen[g]rauſen / aber ſo bald er ſein Mißhandlung bekennet / ſo bald er offenhertzig ge -ſagt /336Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem Kußſagt / er habe geſuͤndiget / ſo hat es dem Vatter nimmer - mehr gegrauſt / ja er hat ihn voͤllig wieder zu Gnaden aufgenommen.

Ein Abſcheuen vor den Augen GOttes iſt der Suͤn - der / ein Greuel allen Engeln und himmliſchen Inwoh - nern iſt ein Suͤnder / haͤßlicher als aller Wuſt und Ruß iſt der Suͤnder / verfeindt mit allen Geſchoͤpffen im Him - mel und auf Erden iſt der Suͤnder / uͤber und uͤber / um und um iſt an ſeiner Seel nichts alstauſend pfuy / tauſend und tauſend pfuy. Aber mein Adamskind laß gleichwol derenthalben den Muth nit fallen / gehe ins Bad / die Badſtuben iſt der Beichtſtul / ſag mit dem verlohrnen Sohn / Pater peccavi, beicht mit voller Reu und Leyd deine Verbrechen; da wirſt du ober dieſer Badſtuben geſchrieben leſen: Buß nimt weg den Ruß / geſegne dir GOtt das Bad / O wie ſchoͤn biſt du worden / mit al - len Freuden gibt dir GOtt auf den Mund / mit deme du deine Suͤnd bekennet haſt / ein Kuß / da wuͤrdeſt du ſehen und ſpuͤhren / und finden / und erfahren / daß dir der Beichtvatter zugleich ein Pater, und Bader geweſt.

Du haſt es ſchon offt gehoͤrt und geleſen / aber wasLib. 2. dẽ Uni. c. 30. ſchadet es / hoͤre es noch einmal / uñ leſe es noch einmal / was da Thomas Cantipratanus ſchreibt von einem / welcher ſich bey der Nacht von der Seitẽ ſeines Eheweibs hinweg geſchraufft / und anderwerts einen Ehebruch begangen / nach dem ſolcher von dem begangnẽ Laſter wieder zuruck gekehrt / und bey dem klarleuchtendẽ Mondſchein zum Fen - ſter hinein geſtiegen / iſt ob deſſen Angeſicht / weil es kol - ſchwarz / und einem heßlichen Teuffel ganz gleichte / derge - ſtalten ſein Frau erſchrocken / daß ſie alſobalden mit einem ungeheuren Geſchrey ſich aus dem Bett in die Flucht be -geben /337den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. geben / wovon alle ſo wol Knecht als Menſcher erwacht / und eylfertig zugeloffen / haben ſich aber auch gleicher geſtalten ob der wilden Larven ihres HErrns entſetzt / und begunnte ein Jeder der Erſte bey der Hausthuͤr zu ſeyn: Dieſer vermeſſene und GOtt-vergeſſene Geſell iſt allgemach in ſich ſelbſtẽ gangen / aus Ein - und Angebung des nagenden Gewiſſens leicht eracht / daß ſolche heß - liche Geſtalt von der begangenen Miſſethat herruͤhre / da - hero in aller fruͤhe nach dem Beichtſtul getracht / wol wiſſend / daß die Beicht ein Bad / der Pater ein Bader ſeye / mittels deren er ſolchen Ruß koͤnne abwaſchen / kaum aber daß er einen Fuß aus dem Haus geſetzt / und gleich dazumahlen das Vieh ausgetrieben worden / ſo ſeynd nit allein die Hirten vor Seiner hinweg geloffen / ſondern auch Ochſen und Kuͤh mit groſſem Bruͤllen / Schaaf und Schwein mit ſondern Geſchrey dieſe ſchwar - ze Teufels-Larven geflohen: Als er vor die Kirchen ge - langt / und dazumahl der Pfarrherr auf und ab daſelbſt ſpaziren gegangen / zugleich ſein Brevir gebetet / hat ſich dieſer vor ſeiner abſcheulichen Geſtalt alſo entſetzt / daß er das Brevir aus den Haͤnden fallen laſſen / ſich eilends in die Kirchen ſalvirt / und ohne Verweilung die Thuͤr hin - der ſeiner verrigelt / weil aber dieſer ſo inſtaͤndig ange - halten um die heilige Beicht / und anbey die Ungeſtalt ſeines Geſichts dem unlaͤngſt begangenen Laſter zuge - ſchrieben / alſo hat ihn der Seelſorger endlich hinein ge - laſſen / ſeine Beicht nit ohne haͤuffige Zaͤher des Buͤſſen - den angehoͤrt / und nach ertheilter heylſamen Ermah - nung und Buß abſolvirt und losgeſprochen / nach vollen - deter Beicht iſt das Angeſicht alles Wuſtes entlediget worden / ſo ſchoͤn und wolgeſtalt / als waͤren die Engel ſelbſten Bader-Jungen[/]geweſen / die ihn alſo ſauber ge - reiniget / und alſo rein geſaubert. Wer will dann zweif[-]len / daß die Beicht ein Bad ſeye?

Pars III. U uWie338Unſer Heyland ermahnet nach empfangnen Kuß

Wie Joannes der Tauffer bey dem Fluß Jordan mit ſo groſſem Eyfer die Buß geprediget / und derentwegen von allen Orthen ein groſſe Anzahl der Menſchen zu ihm geloffen / hat er einmal mit heller Stimm aufgeſchryen / potens eſt Deus &c. zeigt zugleich auf 12. gꝛoſſe Steiner / die daſelbſt der Joſue zur ewigen Gedaͤchtnus hat auf[r]ich - ten laſſen / potens eſt Deus &c. GOtt kan aus dieſen Steinern Kinder Abraham erwecken. Warumb / Oheiliger Bußprediger / ſollen gleich dieſe Steiner das Privilegium haben / und vor allen andern die tauglichſte ſeyn? Es iſt unter dieſen kein koſtbahrer Marmor aus Indien / es iſt unter dieſen kein theurer Achat aus Perſien / es iſt unter dieſen Steinern kein Edelgeſtein / und dan - noch ſeynd dieſe bey dir in ſo groſſen Anſehen / daß ſie tauglich erkennet worden zu lebendigẽ und from̃en Kin -Luc. 3. dern / Abraham. Wiſſe mein Leſer / daß der groſſe Kriegs. Fuͤrſt Joſue zum Denckzeichen / weilen er mit denen zwoͤlf Geſchlechtern Iſrael ohne Benetzung eines Fuß durch den Fluß Jordan paſſiret / habe befohlen daß 12. Stein / welche bey denen Fuͤſſen der Prieſter / ſo die Archen hin - durch getragen / gelegen / ſollen zur ewigen Gedaͤchtnus aufgerichtet werden; Und dieſe 12. Stein waren die Je - nige / die Joannes der Taufſer alſo hervorgeſtrichen / daß ſie tauglich ſeyen in lebendige Kinder Abraham / das iſt / in auserwaͤhlte fromme Diener GOttes zu verwavdlen. Potens eſt Deus, de lapidibus iſtis &c.

Was dazumahlen Joannes Baptiſta geprediget / das iſt ſchon viel tauſend und tauſendmahl im Werck ſelbſten vollzogen worden / wie offt und offt ſeynd Steiner gelegen bey den Fuͤſſen der Prieſter? wie offt / will ich ſagen / harte und ſchwere Suͤnder bey den Fuͤſſen der Prieſter und Beichtvaͤtter / nachdem ſie mit gebuͤhrender Reu und Leid ihre Verbrechen gebeicht / ſeynd ſie gleichwol nicht allein Kinder Abrahæ, ſondern gar Kinder GOttes wor -den.339den Iſcarioth zur heilſamen Pœnitenz. den. Die Beicht iſt ein koͤſtliche Tinctur, ſo auch das plumpe Bley in Gold verwandlet. Die Beicht iſt ein Miſtbettel / woraus die edelſte Blumen wachſen. Die Beicht iſt ein Feylen oder Raſpel / ſo auch das roſtige Ei - ſen glaͤnzend macht. Die Beicht iſt ein Sonn / ſo auch die wildeſte Kotlacken austruͤcknet. Die Beicht iſt ein Stemp - oder Schnitzeiſen / ſo auch aus einem groben Holtz ein ſchoͤne Bildnus macht. Die Beicht iſt ein Kalch / ſo auch die ruſſigſte Kuchel uͤberweiſſet. Die Beicht iſt ein Medritat, ſo auch das ſchaͤdlichſte Gifft austreibet. Die Beicht iſt ein Beſen / ſo auch das ungeraumſte Zim - mer auskehret. Die Beicht iſt endlichen ein Bad / der Pater ein Bader / durch dieſe wird aller Wuſt und Un -Pſal. 95. flath von der Seelen gewaſchen. Confeſſio & pulchri - tudo &c.

Ein wunderliches Bad iſt der heilige Tauf / und wun - derlich ſein Wuͤrckung. Tirindates, ein Koͤnig in Arme - nien iſt von Goͤttlicher Gerechtigkeit zur billigen Straff in ein Sau verkehret worden / das ware ein Sauiſche Majeſtaͤt / an ſtatt des Koͤniglichen Purpur / waren die haͤuffige Sauborſten zu ſehen / daß alſo die Schuſter vor allen andern zur Audienz ſeynd gelaſſen worden. SoNiceph. lib. 8. c. 35. bald aber dieſer geruͤſſtete Monarch von dem heiligen Gre - gorio Thavmaturgo getaufft worden / hat er wieder die vorige ſchoͤne Geſtalt bekommen.

Ein wunderliches Bad iſt der beilige Tauf / und wun - derlich ſein Wuͤrckung. Alle Juden und Hebraͤer zur ewigen Straff von GOTT / haben ein gewiſſen uͤblenPetra. Santt. c. 20. de rit. Geſtanck / daß ſie meiſtens nach Bocks ambra ſchmaͤcken / abſonderlich merckt man ſolches an ihnen in der heiligen Fuſten / vorderiſt in der Charwochen. So bald ſie aber nach Chriſtlichem Brauch getaufft worden / ſo weichet augenſcheinlich ſolcher Geſtanck von ihnen.

Ein wunderliches Bad iſt der Heil. Tauff / und wun -U u 2derlich340Unſer Heyland vermahnet nach empfangenem Kußderlich ſein Wuͤrckung / wie des groſſen Tartariſchen Koͤ -Bozius lib. 1. c. 16. nigs Caſſani Frau Gemahlin Kinds-Mutter worden / hat ſie ein ſolches ſchwarzes / wildes / garſtiges Abentheur ge - bohren / daß der ganze Hoff derenthalben ſie eines Ehe - bruchs beſchuldiget / und deſſenthalben zum Tod ver - urtheilt / nachdem ſie aber mit einhelliger Erlaubnus auf Chriſtliche Weis dieſe ihre ſchaͤndliche Geburth hat getaufft / iſt ſolche augenblicklich in den ſchoͤnſten und holdſeeligſten Prinzen verkehrt worden.

Ein wunderliches Bad iſt der Heil. Tauff / aber ihme ein gleiches Bad iſt die Beicht / welche ebenfalls aus Saͤniſchen Leuthen ſaubere macht / aus garſtigen ſchoͤne macht / aus ſchwarze weiſſe macht / weiß wie der Schnee / ſchoͤn wie ein Engel / ſauber wie das Gold. Ein Bad / in dem David ganz guͤlden worden / in dem der offne Suͤn - der im Tempel ganz ſauber worden / in dem der rechte Schaͤcher Diſmas ganz ſchoͤn worden. Ein Bad / welches dem Menſchen iſt zugericht zur Reinigung ſeiner Seel / zur Wiederkehr der Goͤttlichen Gnad / zur Gewißheit ſeines Heyls / zur Ruhe ſeines Gewiſſens / zur Aufneh - mung ſeiner Tugenden / zum Pfand ſeiner Seeligkeit.

Ein Prieſter in Teutſchland thaͤte alle Tag die heili - ge Meß verrichten / unangeſehen / er ſehr ſchwere / und dem Prieſterlichem Stand gar unziemende Laſter an ſich haͤtte: Einsmahls da er eben dieſes hoͤchſte Gehei[mn]us des Altars verrichtet / und bereits das Brod der Engeln wolte genieſſen / ſo iſt ihme die heiligſte Hoſtia aus den Haͤnden verſchwunden / deßgleichen auch das allerheilig -In vita Petri Ciuniacen. lib. 1. ſte Blut aus dem Kelch / weſſenthalben er das andermal angefangen zu celebrirn / auch endlichen das drittemal / aber jederzeit daſſelbe erfahren / was ihme zum Erſten - mal begegnet / dahero / aus Antrieb des Beleydigten Ge - wiſſens / ſich zu ſeinem Biſchoff begeben / ihme mit herz - licher Reu und haͤuffigen Zahern ſeine Suͤnd gebeichter /nach -341den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. nachdem er endlich ein ziemlich harte und lange Buß verricht / und wiederum zu dem Altar des HErrn getret - ten / da hat ſich dieſes groſſe Wunder ereignet / daß / wie er das hoͤchſte Gut unter der Geſtalt des Brods wolte ge - nieſſen / durch ein unſichtbare Hand alle drey vorhero ver - ſchwundene Hoftien vor ſeiner niedergelegt worden / auch / was vorhero dreymal aus dem Kelch ſich verlohren / iſt wunderbahrlich wiederum erſetzt worden / daß alſo der Kelch mit der Geſtalt des Weins ganz eben voll vor ſei - ner geſtanden / woraus der gute Prieſter konte abneh - men die groſſe Wuͤrckung der heiligen Beicht / krafft de - ro ihme ſeine groſſe Suͤndenmackel gleichwie durch ein heylſames Bad ſeynd abgewaſchen worden.

Joannes der Evangeliſt hat oͤffters / wie von ihmeIn vita Greg. ſchreibet Joan. Diaconus, ein ſchaͤndliches Wetter in ein ſchoͤnes verkehrt. Daß thut auch die Beicht / indem ſie ein truͤbes und finſteres Gewiſſen in ein ſchoͤnes und hel - les verwandlet.

Joannes ein Eremit in Scythia, hat einen ausgedoͤrrtenBoß. Ep. 43. Baum wiederum gruͤnend gemacht. Das thut auch die Beicht / in de[m]e durch ſie die in Goͤttlichen Gnaden ver - dorrte Seel wieder anfanget zu floriren und wachſen.

Joannes Gualbertus hat einen groſſen und ſchwerenPacens. in vita. c. 50. Baum / den kaum vier baar Ochſen konten erziehen / faſt wie ein Feder ſo ring gemacht. Das thut auch die Beicht / weil ſie das mit Suͤndẽ beſchwehrte Gewiſſen alſo gering macht / daß die meiſte nach verrichter Beicht ſelbſt beken - nen / es ſeye ihnen noch ſo leicht als zuvor.

Joannes Remenſiſcher Abt / hat mit heiſſen ThraͤnenRorerius lib. 4. c. 6. ganze eyſerne Band und Ketten aufgeloͤſt und zertrim mert. Das thut auch die Beicht / als welche die harte Band / wormit die arme Seel als ein Sclavin der Hoͤll an - gefeſſelt gaͤnzlich aufloͤſer / ſo durch das Wort Abſolvo verſtanden wird.

U u 3Joan -342Unſer Heyland vermahnet nach empfangnem Kuß
in vita lib. 1. c. 7.

Joannes Bonus hat mehrmal das Waſſer in den be - ſten Wein verwandlet. Das thut auch die Beicht / in dem ſie das wie Kotlacken truͤbe Gewiſſen in den edleſten Geſundtrunck der Seelen verkehret.

Leontius in vita.

Joannes Eleemoſynarius hat in begebender Noth das Bley und Zien in das feineſte Silber verwandlet. Das thut auch die Beicht / welche das ſchwarze Gewiſſen in die weiſe Unſchuld veraͤndert.

In vita.

Joannes à S. Facundo hat einen todten und bereits ſchon gebratuen Vogel wieder lebendig gemacht. DasCant. 5. thut auch die Beicht / welche die Seel / ſo vorhero ein aus - erwehlte Taͤubin Gottes ware / anima mea columba mea. Durch die Todtſund ſchon abgewuͤrgter / und ſchon auf die hoͤlliſche Glut gewidmeten Braten / wieder zum Le - ben und zwar zum Ewigen bringet.

In Chron. Min. p. 3.

Joannes Navarretus hat wunderbahrlicher Weis die ausgeloͤſchte Kerzen wieder angezuͤndet. Das thut auch die Beicht / als welche / die in Goͤttlicher Liebe ganz erloſchene Seel wieder anzuͤndet / und inbruͤnſtig macht.

Joannes Parmenſis hat mit dem bloſſen Speichel ei - nen abgeſchnittenen Finger wieder voͤllig und gaͤnzlich geheilt. Das thut auch die Beicht / welche muͤndliche Be - kaͤntnus vor dem Prieſter die ſo hart verwundte Seel und Gewiſſen wieder vollkommentlich heilet.

Clarius Or. 94.

Joannes der Tauffer hat die Leuth in dem Fluß Jor - dan bis an den Hals in das Waſſer gefuͤhrt / wie die Griechiſche Lehrer ausgeben / und bevor er dieſelbige ge - taufft / muſten ſie ihre Suͤnd bekennen / obſchon dieſe Beicht dazumal kein Sacrament war / zumalen ſolche zur ſeibẽ Zeit noch nit eingeſtellt worden / ſo war doch ſie ſchon ein Figur und Ebenbild der jetzigen rechten Beicht / welche auch ein Jordan, ein Waſſer / ja ein Bad iſt / worinn die Seel gereiniget wird. Demnach / O Suͤnder / ins Bad / wilſt rein werden? ins Bad / wilſt geſund werden? insBad343den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. Bad / wilſt ſchoͤn werden? ins Bad / wilſt heyl werden / und heilig werden? ins Bad / der Pater iſt der Bader / da wirſt du bald finden / bald leſen / bald mercken / was ober der Badſtuben geſchrieben iſt. Buß nim̃t weg den Ruß / Beicht macht das Gewiſſen leicht / die Reu macht die Seel frey / ein bekennte That / iſt das beſte Bad.

Wie das allererſte mal Moyſes von dem Berg herab geſtiegen / und in den Haͤnden getragen die Tafeln / wor - auf durch Goͤttliche Haͤnde die Zehen Gebot geſchrieben waren / da hat er wahrgenommen / daß ſein untergebnes Volck dem Allmaͤchtigen den Rucken gezeigt / und ein guldenes Kalb vor ihren Gott angebetet / welches ihn dann zu einem billigen Zorn bewegt / alſo zwar / daß er Moyſes, obberuͤhrte Taſeln auf die Erden geworffen / und zerbrochen. Ein andersmal ſteigt dieſer Iſraelitiſche Fuͤhrer wieder auf den Berg / und traͤgt von dannen ganz neue Tafeln der Zehen Gebot herab / hatte aber ein ſo glaͤnzendes Augeſicht / daß er muſte daſſelbige verhuͤllen / dann ſonſten konte ihn das Volck nit anſchauen. Wie kommt aber dis? das erſtemal hat der heilige Mann laͤnger geredet mit GOTT / als das anderemal / und dan - noch das erſtmal hat er kein ſtrahlendes Angeſicht mit ſich getragen / wol aber das andermal / was iſt die Ur - ſach? dieſe / dieſe / dieſe / mercks wol / O[ſu]ndiger Menſch! dieſe / dieſe. Nachdem Moyſes die Zehen Gebot gebro - chen / ſelbige ganz wieder in den Haͤnden getragen / hat er ein ſo glaͤnzendes Angeſicht bekommen / welches er vor dem Verbrechen nit hatte; Alſo / O ſuͤndiges Adams - Kind / laß deinen Muth nit fallen / wann du ſchon mit vielen Sünden behafftet biſt / wann du ſchon alle Zehen Gebot gebrochen haſt / ſo kanſt du dannoch noch ein glaͤn - zendes Angeſicht bekommen / kanſt dannoch heilig wer - den / dafern du nur durch ein Reu-volle Beicht dich mitGOtt344Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem KußGOtt verſoͤhneſt / und ſeine heilige Satzungen wieder in die Haͤnd nimbſt. So kraͤfftig iſt dieſes Bad.

Auf ſolche Weis hat GOtt das Bad geſtguet einem vornehmen Burgundtſchem Herrn / welcher ſeiner groſ -Cantiprat. lib. 2. c. 50. ſen Laſter halber an allen Leibskraͤfften dergeſtalten ab - genommen / daß er einem ſchon laͤngſt begrabe[nem]Tod - tencörper nit ungleich ware / ſo bald er aber in dieſes Bad gangen / und ſeine begangene vielfaͤltige Suͤnden gebeicht / ſo hat der Beichtvatter / als ein ſehr heil. Mann / wahrgenommen / daß dieſem ſeinem Beichtkind ſieben wilde und abſchenliche Krotten aus dem Maul gekro - chen / und ſolcher ſo wol im Angeſicht / als andern Leib / ganz ſchoͤn / friſch / jung und wolgeſtalt worden.

Turſell. lib. 3. c 33.

GOTT hat das Bad geſegnet jenem Juͤngling / wel - cher wegen unzulaͤſſiger Wolluſt ſich ſo gar dem boͤſem Feind verſchrieben / nachdem er aber zu Loreto in Welſchland ſeine Suͤnden gebeicht / und ſolche in beſag - tem heiligen Haus hertzlich beweinet / hat er die ſchrifft - liche Verpfaͤndung in ſeinen Haͤnden gefunden.

Vading. 1289. Num. 36.

GOtt hat das Bad geſegnet dem Seeligen Petro Pe - ctinario, welcher mit haͤuffigen Bußthraͤnen alle ſeine begangne Suͤnden gebeichtet / nach dem er aber ſolche auf das Papier geſchriebner abgeleſen / ſeynd ſelbige derge - ſtalten verſchwunden / daß er nichts anderſt / als einen ſchneeweiſſen Bogen Papier in den Haͤnden gefunden.

Marchant. liort. lib. 2. ltct. 8,

GOtt hat das Bad geſegnet einer vermeſſenen jun - gen Tochter / welche in ſo abſchtuliche Laſter gerathen / daß ſie ein Blutſchand begangen mit ihrem eignen leib - lichem Vatter / und nachmals dieſen / wie zugleich ihr eigne Mutter umbs Leben gebracht / nachdem aber be - ſagter gottloſer Schleppſack durch ein eiferige Predig bewegt worden / daß ſie mit vielen Zaͤhren ihre Miſſe - thaten gebeicht / und ſolche dergeſtalten herzlich bereuet / daß ſie auch hiervon geſtorben / nach deſſen Tod einStimm345den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. Stimm vom Himmel erſchallet / daß man vor ſie nit ſolle beten / ſondern ſie ſeye in einem ſolchem Stand / daß ſie andern mit ihrem Gebet koͤnne helfen.

GOtt hat das Bad geſegnet einem gottloſen Men - ſchen / welcher ſo wol Lands / als Stands halber ein Irr - laͤnder ware / nachdem ſolcher dreyſig ganzer Jahr demSpeeul. Ex. diſt. 4. Exem. 35. Teuffel gedient / auch von ihme in der Hand gezeichnet worden / iſt er endlich durch bewegliche Einrathung zweyer Reiſenden Religioſen zuruck gangen / einem aus dieſen alle ſeine Suͤnden gebeichtet / welches Bad ihme ſo wol angeſchlagen / daß nit allein beſagtes Zeichen in der Hand verſchwunden / ſondern er ſo gar von dem Sathan nit mehr iſt erkannt worden / welcher dann ihn befragt / ob er nit einen geſehen / in ſolcher und ſolcher Geſtalt / in ſolchem und ſolchem Aufzug? und ſolcher ſeye ſein Die - ner / wie nun erſtgemeldtes Beichtkind bekennet / er ſeye derſelbige / hat ihm der Teuffel zornig geantwortet / daß dem nit alſo / er luͤge in Hals hinein ꝛc.

Viel Wunder und Wunder hat GOtt der HErr mit den Fiſchen gewuͤrckt. In der Wuͤſten hat der Hey - land einmal 5000. Mann / Weiber und Kinder gar nitMatth. 15. gezaͤhlt / mit 7. Brod und 2. Fiſchen geſaͤttiget / daß alſo ein jeder Fiſch genug gegeſſen / und noch viel uͤbergeblie - ben / wie dann zu Hall in Tyroll ein halber Fiſch von denſelbigen gezeigt wird in dem Koͤniglichen Frauen - ſtifft daſelbſt / in Gold ſehr koſtbar eingefaſſt.

Wie der heilige Cuthbertus mit ſeiner Frau Mutter auf dem Mter gefahren / und ihme ungefaͤhr das BetbuchColgang. in vita. auch in das Waſſer entfallen / da hat ſolches alſobalden ein groſſer Fiſch geſchluckt / als ſie aber zum Geſtad ge - laͤndet / iſt beſagter Fiſch unverhoffter erſchienen / und das entfallene Buch an das Ufer hinaus geworffen.

Dem heiligen Antonio Paduano haben die Fiſch mitChron. Min. empor gebebten Koͤpfen zugehoͤrt / wie er geprediget / undPars III. X xhier -346Unſer Heyland vermahnet nach empfangnem Kußhierdurch die Halßſtarrige Leut / welche ſeine heilige Lehr verachtet / und zu ſchanden gemacht.

Ferrat. 30. Maij.

Der H. Eremit Conradus iſt einsmals von etlichen muthwilligen Speyvoͤgeln zum Mittagmahl eingela - den worden / und wie ſie ihme nit ohne haͤuffiges Gelaͤch - ter ein ſchweinenes Braͤtel vorgeſetzt / hat er alſobalden ſolches in einen Fiſch verwandelt / auch zum Schimpf dieſer Fatz-Bruͤder die Graͤten ihnen auf die Teller ge - legt.

Petrus de Natal. lib. 3. c. 183.

Wie der H. Hadrianus ſamt andern vieren / um Chri - ſti Ehr und Lehr willen / in das tiefe Meer verſenckt wor - den / ſeynd nit lang hernach 5. groſſe Delphin erſchienen / die ſolche H. Leiber an das Geſtad getragen.

Franciſcus in Vita.

Der H. Fridianus hat einmal von einem ſehr reichen Bauern etliche Gulden zu leihen begehrt / damit er ſein vorhabendes Kirchen-Gebaͤu zur Vollkommenheit moͤch - te bringen / als ihme aber der ungeſchliffene Pengel ſol - ches abgeſchlagen / ſo hat es ſich begeben / daß beſagtem groben Geſe[ll]en / als er im Schiff gefahren / der Bentel ſamt dem Geld ins Waſſer gefallen / und nit lang her - nach die Fiſcher einen Fiſch gefangen / und ihn dem Heil. Fridiano verehret / welcher in deſſen Eingeweyd das ver - langte Geld gefunden.

Viel andere Wunder mehr haben ſich mit denen Fi - ſchen zugetragen / ſo Kuͤrhe halber dermalen umgangen werden / ſondern alleinig fordert allhier gegenwaͤrtige Materi etwas zu melden / von demjenigen Fiſch / in wel -Matth. 17. chem der H. Petrus das Geld gefunden / wormit er den verlangten Tribut vor ſich und Chriſto dem HErrn be - zahlt hat. Zu Capharnaum in dem Galilæiſchen Land ſeynd die Koͤnigliche Beampte und Cameraliſten uͤber den Peter kommen / ihn nit ein wenig angeſchnarcht / warum er und ſein HErr nit auch den gebuͤhrenden Tri - but ablege? Weil nun dazumalen der Procurator des Apo -ſtoli -347den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. ſtoliſchen Collegii nit beyhanden ware / welcher die kleine Geld-Caſſa bey ſich hatte / ſo wuſte ſchier der gute Petrus nit / wo er ſich ſoll hinwenden. Endlichen gebietet ihme unſer HErr / er ſolle den geraden Weg zum Meere gehen / und dem erſten Fiſch / den er werde mit dem Angel heraus - ziehen / in das Maul greiffen / daraus das erheiſchte Geld heben / die Geſellen zu contentiren. Petrus folgt / und gehet / und fiſcht / und fangt / und zieht / und findet / und zahlt. Lucius Faunus, ſamt andern / vermeynt / es ſeye die -Vincent - Berdin. p. [2]. ſes Geld ein halber Thaler geweſen. Auf den heutigen Tag findet man noch ſolche Fiſch im Meer / welche insge - mein die Peters-Fiſch genennet werden / und ſiht man auf dem Kopf dieſer Fiſchart die Zeichen der fuͤnff Finger / mit denen Petrus den Fiſch gehalten. In Summa Petrus bezahlt was er ſchuldig iſt / mit Geld / ſo er im Maul des Fiſches gefunden.

Du / ich / und er / er / ich und du / ihr / wir und die / die wir und ihr haben Schulden genug / darum heiſt es in dem taͤglichen Vatter unſer / vergib uns unſere Schulden / dimitte nobis debita noſtra &c. Wir alle geſamte Adams - Kinder ſeynd lauter Schuldenmacher / offt mehrer Schul - den als Haar am Kopf / offt mehrer Schulden als Biſ - ſen im Kropf / offt mehrer Schulden als Erbes im Topf / manchem kleckte kaum der halbe Schwartzwald / lauter Rabiſch daraus zu machen / worauf ſeine Schulden moͤchten aufgeſchnitten werden. Vom ſiebenden Jahr her unſers Alters / bis in das ſiebenzehende / bis in das ſieben und dreiſſigſte / bis in das ſieben und fuͤnffzigſte / bis in das ſiebenzigſte / machen wir faſt alle Tag / faſt alle Stund / faſt alle Augenblick Schulden uͤber Schul - den; woher nehmen und bezahlen? wo ſuchen und bezah - len? wo finden und bezahlen? Wann die Religioſen ei - nen guten Juͤngling nach gemaͤß ſeines Beruffs in ein Kloſter nehmen / da heiſt es! Die Elements-Pfaſſen habenX x 2den348Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem Kußden Knaben gefiſcht / muß alſo kurtzum dieſer Studioſus ein Fiſch ſeyn / dem doch das Waſſer gar nit ſchmecken will / ein Fiſch / der doch offt weniger ſchwimmen kan / als ein Wetzſtein / ein Fiſch / der doch mehrer im Buch / als im Bach ſich aufhaͤlt. Aber laß gehen / nit allein er iſt ein Fiſch / ſondern auch alle Menſchen ſeynd Fiſch und zwar gute rechte Peters-Fiſch. Jetzt weiſt du / wie du ſolſt und kanſt deine Schulden zahlen / Herr mein Fiſch / thus Maul auf / ich ſags noch einmal / das Maul auf / du biſt gleichwol kein Maulaff. Thus Maul fein wol auf / da wirſt du Geld und Mittel finden / wormit du deinem GOtt uud Heyland den ſo groſſen Schulden-Reſt kanſt bezahlen / das Maul auf im Beichtſtul / wann du nit wilſt bey unſerm HErrn zwiſchen zwey Stuͤhlen nieder - ſitzen / das Maul auf im Beichtſtul / heraus mit den Groſchen / oder groſſen Suͤnden / heraus mit den Batzen oder batzeten Miſſethaten / erzehle deine Verbrechen dem Beichtvatter / da wirſt du gleich erfahren / daß dein Er - zehlen ein Zahlen iſt: Da wirſt du finden / daß der Beichtvatter durch die Abſolution nicht allein das Creutz uͤber dich macht / ſondern auch ein Creutz durch deine Schulden macht / da wirſt du ſelbſten bekennen / daß die Beicht ein Bad / wordurch ohne hartes Zwagen / der Menſch gewaſchen / und gereiniget wird.

Wann du ſchon mit dem Cain blutige Todtſchlaͤg be - gangen haſt / und in der Anzahl tauſend. Wann du ſchon mit dem David ſchaͤndliche Ehebruch begangen haſt / und in der Anzahl zwey tauſend. Wann du ſchon mit dem Amnon ſuͤndhafftige Blutſchand begangen haſt / und in der Anzahl drey tauſend. Wann du ſchon mit dem Sennacherib ſchwere Gottslaͤſterungen ausgegoſſen haſt / und in der Anzahl vier tauſend. Wann du ſchon mit dem Holoferne dich haſt vollge ſoffen / und in dei An - zahl fuͤnfftauſendmal. Wann du ſchon mit dem Achanver -349den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. verbottene Diebsſtuck begangen haſt / und in der Anzahl ſechstauſend. Wann du ſchon GOtt biſt mit dem Jona rebelliſch geweſt / und in der Anzahl ſiebentauſendmal. Wann du ſchon mit Zaubereyen dich mit dem Saul ver - ſuͤndiget / und in der Anzahl achttauſendmal. Wann du ſchon mit dem Abſalon biſt ſtoltz und hoffaͤrtig geweſt / und in der Anzahl neunt auſendmal. Wann du ſchon mit denen Hebraͤern dem wahren GOtt haſt den Rucken gezeigt und abgoͤtteriſch worden / und in der Anzahl ze - hentauſendmal / wann du ſchon die allerheiligſte Hoſtiam des Altars in ein ſtinckende Kothlacken geworffen / und ſelbige noch mit Fuͤſſen getretten / wie gethan haben zweyRain. N. 47 Bruͤder zu Erdfurt An. 1250. Wann du ſchon das hoͤchſte Gut des Altars aus Zorn mit Pfriemen und Ahlen bis auf das Blut verwundet haſt / wie die Juden gethan ha - ben zu Deckendorf in Bayern. Wann du ſchon die ſenHiſt. Bav. P. 2. l. 3. deinen Erloͤſer unter der Geſtalt des Brods haſt auf dem gluͤenden Roſt gebraten / wie gethan hat ein Hebraͤer zu Paris An. 1290. Wann du ſchon haſt dieſes Brod derBaron. Engeln denen Hunden vorgeworffen / wie gethan haben die ketzeriſche Donatiſten An. 362. Wann du ſchon haſt alle Gebot gewiſſenloß gebrochen / die Gebot der Natur / die Gebot der Kirchen / die Gebot GOttes / und ſo viel Suͤnden auf dir / als Sandkoͤrnlein am Ufer des Meers / ſo biſt du zwar in einem harten und uͤbeln Stand / an dir / in dir / um dir / bey dir iſt nichts als Wuſt und Unflath / du biſt garſtiger als der Teufel ſelbſt / aber laß dich dan - noch nit ſchroͤcken / nur mit dir ins Bad / ins Bad mit dir / ein Bad iſt die Beicht / der Pater iſt ein Bader / der wird dir etwan / wann er undiſcret iſt / auch den Kopf zwagen / aber Gedult / es ſtehet eine kleine Zeit / da fal - len dir die Ketten und Band hinweg wie dem Peter. Da wird der bittere Kraut-Topf deines Gewiſſens gantz ſuͤß / wie zu Eliſæi Zeiten / da fallen die Mauren / ſo dich vonX x 3GOtt350Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem KußGOtt abgeſ[o]ndert / zu Boden nieder / wie zu Joſue Zei - ten um die Stadt Jericho, da wird der Stein / ſo dir auf dem Hertzẽ gel[e]gen / hinweg gewaltzet / wie bey dem Grab Chriſti. Da wirſt du vom Ausſatz gereiniget / wie der Naam Syrus. Da bekommeſt du ein neues Kleyd und ſaubern Aufzug / wie der zuruckkehrende verlohrne Sohn / da wirſt du wiederum aus der tiefen Gruben gezogen / wie der Jeremias. Da werden wieder deine Wunden geheilt / wie jenem / der unter die Moͤrder gerathen / und vom Samaritan verſorgt worden. Da tragt dich der gute Hirt als ein verlohrnes Schaͤflein wiederum auf ſeinen Achſeln zu der Heerd. Da wird dein Nam wiederum in das Protocoll der Lebendigen gezeichnet. Da bekom̃ſt du wiederum ein Ladſchreiben / daß du mit den fuͤnff weiſen Jungfrauen zur himmliſchen Hochzeit biſt einge - laden. Endlichen durch dieſes Bad wirſt du wieder ſo rein / ſo ſauber / ſo ſchön / daß du vor GOtt / vor den En - geln / und vor allen Auserwaͤhlten erſcheinen darffſt. S. Iſidor. lib. in ſin. c. 31.Nulla tam gravis eſt culpa, quæ per confeſſionem non ha - beat veniam.

Ich muß dir noch einen Stein in den Garten werffen / mein lieber Leſer / dann in dem Koͤnigreich Boͤhaim iſt ein Ort / welches Stein genandt wird / und wegen eines Gnadenbilds der Mutter Gottes ſchon uͤber die dreyhun - dert Jahr ſehr beruͤhmt. In dem groͤſten Kriegs-Lauff haben die Inwohner aus Gottſeeliger Sorgfaͤltigkeit beſagtes Gnadenbild wollen in die Stadt Neuß ſalviten / aber die Pferd wurden durch unſichtbaren Gewalt auf - gehalten / daß ſie auf keine Weiſe zum Hinwegfuͤhren konten gebracht werden. Unter andern denckwuͤrdig - ſten Dingen allda wird geſagt / und von gar vielen be - ſtaͤttiget / daß ſelbige wolgefaͤrbte Bildnuß gantz erblei -Gumperg. lmag 130. che / wann ein groſſer Suͤnder in die Kirchen hinein tritt / ſo bald aber ſolcher ſeine Suͤnden mit rechter Reu undLeyd351den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. Leyd durch eine vollkommene Beicht bey dem Prieſter abgelegt / ſo dann verkehr ſich augenblicklich wiederum erſterwaͤhntes Gnadenbild / und zeige mehrmalen ihre vorige Roſenwangen in dem Angeſicht / woraus dann leicht zu ſchlieſſen / wie heylſam dieſes Bad ſeye.

Die vornehme Stadt Jeruſalem / als ſie noch im beſten Stand ware / hatte unterſchiedliche Thor / oder Pforten / unter andern war eine / die wurde genennt Porta Sterquilinii, das Miſtthor / ſolcher Namen iſt dieſer Pforten derentwegen geſchoͤpft worden / weilen man durch dieſes Thor allen Miſt und Unflath allein ansfuͤhr - te / ſeynd alſo den gantzen Tag bey dieſem The keine an - dere Leut faſt anzutreffen geweſen / als lauter Stallmiſti - ci, welche auf Karren / auf Wagen / auf Raͤdeltruhen ſolche verfaulte Wahren und Roß-Intereſſe ausgefuͤhrt. Kein ſchaͤndlicher Miſt / kein abſcheulicher Unflath iſt nie geweſt / iſt noch nit / uud wird nie ſeyn / als die Suͤnd / darum dem Heil. Philippo Nerio gar nit voruͤbel zu ha - ben / daß er oͤffters / wann er bey einem Suͤnder vorbey gangen / die Naſe zugehalten / und wann er das ſich nit im ſteten Faſten und Abbruch haͤtte geuͤbet / ſo waͤre mei - ſtens ihme ob ſolchem Geſtanck auch der Magen rebelliſch worden. Die ſer Miſt muß durch kein anders Thor ausge - fuͤhret werden / als durch das Miſtthor / durch den Mund des Menſchen / wann man doch will / daß die Stadt / ver - ſtehe die Seel / ſolle geſaͤubert werden: Heraus mit dem Unflath im Beichtſtul / heraus mit dem Saumiſt du Gei - ler / heraus mit dem Roßmiſt du Hoffaͤrtiger / heraus mit dem Schafmiſt du Woll / oder Wolluͤſtiger / heraus mit dem Kuͤhmiſt du nit Graß / ſondern Großabſchneider / und Ehrendieb / heraus mit dem Gaͤnßmiſt du Vollſauf - fer / heraus mit dem Hundskoth du Neider / heraus mit allem Unflath. Weil der gedultige Job auf dem Miſt - hauffen geſeſſen / iſt es ein Zeichen / daß er fleiſſige Dienſt - botten gehabt / welche den Miſt zu rechter Zeit aus demStall352Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem KußStall gebracht. Der Suͤnder darff deßwegen nit die Zeit anſchauen / nit den Calender um Rath fragen / wann es gut ſeye / den Miſt auszufuͤhren / ſondern er ſolle kei - nen Augenblick warten / damit nur die Reſidenz-Stadt GOttes ſein Seel gebutzt und gereiniget werde. Ins Bad / ins Bad / ins Bad / und nit zu ſpat / nit zu ſpat / nit zu ſpat.

Ein rechtes Bad / worvon ein Nutzen ſoll geſchoͤpfft werden / muß nit ſchleuderiſch und nur obenhin zugerich - tet ſeyn / ſondern mit allem Fleiß alles / was darzu noth - wendig iſt / beygeſchafft werden. Ein kuͤhles Bad wird wenig Schmotz wegnehmen / ein kuͤhle und unbedachtſa - me Beicht wird die Seel nit viel ſaubern.

Wie hat nit GOtt der HErr dem Altvatter Noë ſo genau die Archen / dieſes groſſe Schiff / angeben? Hoͤrſt du es Noë, ſagte GOtt / du muſt erſtlich die Archen aus leichtem und geringem Holtz machen / dergleichen genug zu finden auf dem Berg Libano, du muſt auch fein gute Wohnungen darein machen / ſo wol inwendig als aus - wendig mit Bech wol uͤberſtreichen / 300. Ellen ſolle die Archen lang ſeyn / 50. Ellen weit / und 30. Ellen hoch / ſo dann muſt du uͤberſich ein Fenſter machen / und ſelbiges Ellen hoch / die Thuͤr offterwaͤhnter Archen mach auf der Seiten / 3. Gaden oder Boden muſtu auch machen / da - mit gleichwol die Menſchen und Eſeln nit ganz beyſam - men wohnen. Noë wolte in allweg den Willen GOttes vollziehen / fangt an zu arbeiten / er / ſeine Soͤhne / und / wie Origenes darvor haͤlt / auch andere Zimmerleut / un - angeſehen ſolche Geſellen des Noë Ausſag vor einen Traum gehalten / aber um den Lohn war ihnen die Ar - beit nit zuwider. An dieſer Archen haben ſie hundert gan - tzer Jahr gearbeitet / das iſt ein ehrliche Zeit / es ſcheinet / als waͤren dazumal die Zimmerleut ſchon fa[ul]geweſen. In hundert Jahren laͤſt ſich viel bauen! Dann wann ſol -ches353den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. ches Schiff ſchon ziemlich groß geweſen / zumalen hun - dert und fuͤnffzigerley Art der gehenden Thier / fuͤnff und zwantzigerley der Kriechenden / hundert und fuͤnffziger - ley der Voͤgel / ſamt 8. Perſonen / benantlichen Noë, Be - terema ſein Weib / Sem, Cam, und Japhet ſamt dero Weiber / darinnen loſiret / ſo haͤttes dannoch in weit kuͤrtze - rer Zeit koͤñen verfertiget werden. Es gibt aber deſſen die Urſach ein Neothericus, ſprechend / daß ſie darum ſo viel Jahr daran gebauet / weil ſie alles auf das allerfleiſ - ſigſte und genaueſte gemacht / dann es wolte ſich gar nit ſchicken / daß dasjenige / worinn das gantze menſchliche Geſchlecht ſolte vom Untergang ſalvirt werden / ſolte nur ſchleuderiſch / und obenhin verfertiget ſeyn.

Das ſoll ihm ein jeder wol mercken / daß daſſelbe / wor - durch der Menſch dem Untergang / und zwar dem ewigen entgehen kan / nit ſoll ſchleuderiſch gemacht ſeyn / was iſt aber dieſes anderſt / als die Beicht / durch welche der Suͤn - der ſalvirt wird? dieſe / dieſe muß nit unbedachtſam / nit obenhin ſeyn / ſondern geſchehen mit einem inniglichen Examen und genauer Nachforſchung des Gewiſſens / ſonſten iſt ſolches Bad mehrer Schad / als Nutz. Weiſt du was das Ding iſt? ſein Kleyd iſt Schneckenart / im Waſſer ſteht ſein Haus / geht ſchwartz ins warme Bad / kommt roth wieder heraus? Dieſes iſt ein Krebs / und waͤre zu wuͤnſchen / du haͤtteſt eines theilsſeine Natur / gut waͤr es / heylſam waͤr es / wann du mit den Krebſen wol zuruck giengeſt / zuruck mit deinen Gedancken / zuruck mit deiner Gedaͤchtnuß / zuruck mit deinem Nachſinnen / und folgſam das Gewiſſen wol und recht erfahren thaͤteſt. Das Weiblein im Evangelio / ſo den Groſchen verlohren /Matth. 15. hat nit nur obenher das Hauß auskehrt / ſondern gar einPars III. Y yLiecht354Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem KußLiecht angezuͤndet / mit dem Beſem die Stuben / die Kam - mer / das Vorhauß / alle Winckel auskehrt / unter dem Tiſch / unter den Baͤncken / unter dem Kaſten geſucht / da und dort / hin und her / auf und ab / recht und linck / hinten und vornen / um und um / mit dem Beſen gefahren / und geſucht / und endlichen gefunden. Wer ein rechtſchaffe - ne Beicht will verrichten / der muß das Gewiſſen nit nur obenher erforſchen / ſondern wol und wol auskehren / in ſolchem Zimmer findet ſich immerzu ein Koth / in ſolchem Garten findet man faſt alleweil ein Unkraut / in ſolchem Buch ſtehen immerzu einige Fehler / nur wol geſucht / be - fleiſſe dich / daß dein Gewiſſen beſchaffen ſeye / wie der off -Judie. 14. ne Rachen jenes Loͤwens / den der ſtarcke Samſon getoͤd - tet / in dieſem ware ein Examen, Examen apum. Nur wol auskehrt / und befrag dich ſelbſten / wie einmal Jo - annes bey dem Fluß Jordan von den abgeſandten Juden befragt worden / tu quis es? wer biſt du? ſuch recht / wann du ſchon mit Petro keinem ein Ohr abgeſchnitten / vielleicht aber haſt du dieſem und jenem die Ehr abgeſchnitten. Such recht / wann du ſchon mit denen 5. thorechten Jung - frauen nit haſt das Oel verſchuͤtt / etwan aber haſt du un - zulaͤſſige Schmieralien eingenommen. Wann du ſchon mit dem joab keinem den Spitz gezeigt haſt / vielleicht haſt du einen ſolchen Spitz gehabt / daß er einer Vollheit ſo gleich geſehen / wie die Woͤlffin dem Wolffen. Such recht nach / wann du ſchon mit den Tobiaiſchen Schwal - ben keinen beſudelt / etwan haſt du deinen Nechſten um ein merckliches beſchmitzet. Such recht / wann du ſchon mit dem Jona nit biſt in dem Fiſch gelegen / vielleicht aber biſt du offt mit faulen Fiſchen umgangen. Such recht / wann du ſchon mit dem Samſon in dem PhiliſtæiſchenTem -355den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. Tempel nit haſt die Saulen umgeworffen / etwan haſt du oͤffters aber gelogen / daß ſich haͤtten moͤgen die Balcken biegen. Such recht / wann du mit den boͤſen Feinden ſchon nit biſt gefahren in die Schwein der Geraſener / viel - leicht aber haſt du dich gleichwol aufgehalten in ſaͤuiſchen und unflaͤtigen Gedancken. Such recht nach / wann du ſchon nit gebiſſen wie die Schlangen das Hebraͤiſche Volck / etwan biſt du dannoch biſſig geweſt / und voller Gifft und Zorn. Such recht / wann du ſchon nit das Fie - ber haſt gehabt mit der Schwieger Petri, ſo haſt du etwan gleichwol ein unzulaͤſſige hitzige Kranckheit gehabt von Cupido. Such recht nach / iſt dein Gewiſſen ein Kaſten / was gilt es / du wirſt in einem Schublaͤdel ein Schelmen - ſtuck finden. Iſt dein Gewiſſen ein Kaufmanns Gewoͤlb / was gilt es / du wirſt ein ſchlimme Wahr darinnen finden. Iſt dein Gewiſſen ein Calender / was gilt es / du wirſt ein truͤbes Wetter darinnen finden. Iſt dein Gewiſſen ein Jahrmarckt / was gilt es / du wirſt Dieb darinnen antref - fen. Iſt dein Gewiſſen ein Stadt / was gilt es / du wirſt einen Sauwinckel darinnen finden. Iſt dein Gewiſſen ein Schatztruhen / was gilt es / du wirſt falſche Muͤntz darinnen haben.

Das Schwemmteich zu Jeruſalem hatte dieſe wun - derliche Wuͤrckung / daß wann es der Engel zur gewiſſen Zeit bewegt hat / der erſte / ſo ſich hinein gelaſſen / aller ſei - ner Breſten und Kranckheiten entlediget worden. Da - hero ein groſſe Menge der Krancken beydem Schwemm - teich unter den fuͤnff Schupfen immerzu geſehen worden. Der Engel / ſo beſagtes Schwemmteich bewegt / ſoll ge - weſt ſeyn der Raphael, welcher aber nit nur obenher mit einem Stab das Waſſer bewegt ſondern von Grund aus /Y y 2daß356Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem Kuß /daß alſo der Letten in der Hoͤhe geſchwummen. Wilſt du / daß deiner armen Seel ſolle das Bad / verſtehe die Beicht / wol anſchlagen / und ſie an allen Zuſtaͤnden ſoll cur[i]rt w[e]rden / ſo iſt vonnoͤthen / das Gewiſſen nit nur obenhin zu bewegen / ſondern von Grund aus alles aufzuwuͤh - len / daß aller Letten und kothige Verbrechen in der Hoͤhe ſchwimme / und gar nit verborgen bleibe.

Es kommt und dringt einer in Beichtſtul / tupfft mit dem Nagel des D[a]umens an die Stirn / Mund und Bruſt / als wolt er Floͤh toͤdten / der Pater fragt / wann haſt ge - beicht? Ha / ſagt dieſer / Veitel heiß ich. Wann haſt gebeicht? fragt er / ich hab beicht / laß ſehen / ich hab beicht / gleich nach dem Rubenſcheelen / gut jezt weis ichs ſcilicet. Was haſt von derſelbigen Zeit an geſuͤndiget? Am Frey - tag hat mich der Haͤckerling geſtoſſen / es iſt mir leyd / ich hab einmal den lincken Schuh an rechten Fuß gelegt / es iſt mir leyd. Ich hab einen Laib Brod angeſchnitten / und das Creutz daruͤber zu machen vergeſſen / es iſt mir leyd. Ich hab den Laͤmblfeind bey verbottener Zeit ei - nen Wolff geheiſſen / es iſt mir leyd. Ich hab ein Brod im Maul gehabt / wie ich mir die Naſen geſchneuzt / es iſt mir leyd. Ich hab das Meſſer beym Tiſch auf den Ru - cken gelegt / es iſt mir leyd. Ich hab das Feuer auf dem Heerd ausgeloͤſcht / und nit zugleich die arme Seelen ge - troͤſt / es iſt mir leyd. Jezt weiß ich nichts mehr / Herr Pater, gebt mir ein Abſolon. Haſt du dann / ſagt der Beichtvatter / nie geſcholten? Das kan / ſagt er / nit rath ſeyn. Haſt du dich nit vollgeſoffen? Ja / es kan nit rath ſeyn. Haſt du am Sonntag und Feyertag keinen Got - tesdienſt und heilige Meß ausgelaſſen? Ja / das kan nit rath ſeyn. Haſt du nie dem Nechſten uͤbel nachgeredet? Ja /357den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. Ja / das kan nit rath ſeyn. Haſt du nit diß und diß ge - than? Herr Pater habt ſchon gnug gefragt / vor heut iſt ſchon diß genug / bleibt auf ein andermal wieder etwas / es faͤllt mir nit alles ein. Du elender Einfalt / erſtlichen haſt du einige Sachen entdeckt / die in ſich ſelbſten keine Suͤn - den / nachmals haſt du die andere bekandt / und doch mit keiner Zahl noch Umſtaͤnd / drittens biſt du in den Beicht - ſtuhl hereingetretten / ohne einige vorhergehende Gewiſ - ſens-Erforſchung und Zuruckſinnen. Diß Bad wird dir den Schmutz nit nehmen / weil es gar zu kuͤhl.

Weiſt du dann nit / daß die Bad-Leute gemeiniglich einen Spiegel und Kaͤmpel mit ſich ins Bad nehmen / oder ſich vorhero wohl im Spiegel erſehen / damit ſie wiſſen nachmals / wo ſie ſich zum meiſten ſollen abwa - ſchen / dieſer Spiegel iſt der Beichtſtuhl / darinnen ſolleſt du dich gantz genau betrachten und beobachten / fein duꝛch - gehen die 10. Gebott GOttes / durchſuchen die Gebott der Kirchen / durchgruͤbeln die 7. Todt-Suͤnden / wie nit[w]eniger die frembde Suͤnden. ꝛc. ſolche alle wohl auswey - den / beſſer / oder ſo gut als der juͤngere Tobias ſeinen Fiſch in Gegenwart des Ertz-Engels Raphaelis, und gantz be - dachtſam nachſinnen / welches Gebot du gebogen oder gar gebrochen.

Joannes Bonifacius ſchreibt von einem Sodali, wel -libs 4. c. 32 cher eineſt vor der Beicht / mit allem moͤglichſten Fleiß das Gewiſſen erforſchet / auf daß er moͤchte alles / was er boͤß gedenckt / boͤs geredet / boͤs gewuͤrcket / oder was er gu - tes unterlaſſen / auf das genaueſte in der Beicht entde - cken. Endlichen ware er mit dieſem nit befriediget / ſon - dern hat noch inſtaͤndig die Mutter GOttes erſucht / da - mit ſie ihn dißfalls erleuchten wolle / auf daß er gar nichtsY y 3in der358Unſer Heyland ermahnet nach empfangenen Kuß /in der Beicht auslaſſe. In dieſem waͤhrendem Gebet faͤllt von oben herab ein Zettel von einem Schnee-weiſſen Pa - pier / worauf mit wenigen Zeilen einige ſeine Suͤnden / an die er nit gedacht / gezeichnet geweſen / was aber nit wenig zu verwundern / weder der H. Pfarr-Herr / weder ſein eigner Vatter / weder ſein Mitcammerath verſtunden dieſe Schrifft / ſondern er gantz allein.

Nach dem Exempel dieſes frommen Sodalis laß auch nichts erwinden an dem Fleiß / dein Gewiſſen zu erfor - ſchen / es waͤre gut und rahtſam / daß du beſchaffen waͤreſtApocal. 6. wie jene 4. Wunder-Thier / welche Joannes geſehen in ſeiner Offenbahrung / dieſe Thier hatten nit allein fornen Augen / ſondern auch auf dem Rucken / plena oculis an - te & retrò, gut waͤre es / wann du auch zuruck koͤnteſt ſehen / wo du geweſt / wie du geweſt / was du gehandlet / wie du bißhero beſchaffen Endlichen nach angewendten allem Fleiß / bitte den allmaͤchtigen GOTT / bi[t]te ſeine uͤbergebenedeyte Mutter und Jungfrau / bitte deinen eig - nen Schutz Engel um einiges Liecht / damit du alles / was bißhero ſuͤndhafft in dir geweſen / moͤgeſt finden und ergruͤnden / wann dir ſchon nit erwaͤhntes Merckmahl / wie beſagtem Juͤngling / widerfaͤhrt / ſo wuͤrdeſt du dan - noch mehrer erleucht ſeyn / als ſonſten / demnach ohne fer - nern Scrupl was dir wiſſentlich alſo eingefallen / trage es mit gebuͤhrender Reu und Leid dem Beicht-Vatter vor in dieſer geheimen Gerichts-Stuben. So dann zweiff - le nit / daß dir nit GOtt werde das Bad geſegne haben.

Allerley beichten / aber wenig recht.

Joannes kommt in Beichtſtuhl / Bona dies, ſagt er / Herr Pater, ſeynd Euer Ehrwuͤrden noch wohl auf? Reſp. Ja / gut / es erfreuet mich / mir iſt es eine Weil nit zum be -ſten359den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. ſten gangen / jetzt aber erhol ich mich allgemach / daß ich aber zu meiner Beicht komme / ſo klage ich mich folgender Geſtalten an.

Erſtlichen hab ich mich nie vollgetruncken / der Wein iſt heuer gar zu theuer.

Zum anderten / hab ich Sonntag und Feyertag keine heilige Meß ausgelaſſen / hab ich doch / GOtt ſey Lob / die Kirchen vor der Naſen.

Drittens hab ich nie geſcholten / habs auch nie im Brauch gehabt / ich laß es gleichwol denen Fuhrleuthen uͤber.

Vierdtens habe ich denen Leuthen weiter die Ehr nit abgeſchnitten / ich laß einen jeden ſeyn / wer er iſt / und keh - re vor meiner Thuͤr.

Fuͤnfftens / bin ich gar nit hochfaͤrtig geweſt / mein GOtt / die Leut kennen mich ſchon / ich moͤchte Federn tra - gen oder nit.

Sechſtens / hab ich nichts entfrembdet / mit Wiſſen wohl nichts / bin gleich mit dem zu frieden / was mir GOTT hat geben / ob ich zwar nichts hab zum Fenſter hinauszuwerffen.

Zum ſiebenden hab ich auch mein Gebet verricht / ſo viel die Zeit hat zugelaſſen / wie ein Cartheuſer kan unſer eins auch nit alleweil in der Kirchen ſtecken.

Sonſten weis ich weiter nichts / es iſt mir von Her - tzen leid / will mich auch hinfuͤran beſſern / bitt um eine Buß und heilige Abſolution.

O mein lieber Ioannes, die Beicht iſt nit recht / du biſt wohl kein Ioannes in der Wuͤſten / wohl aber / deiner Ausſag nach / ein Ioannes in der Sauberkeit / du beichteſt nur / was du Guts gethan / und nit / was du Boͤſes ge -ſtifft360Unſer Heyland ermahnet nach empfangenen Kuß /ſtifft / auf ſolche Weiſe biſt du ſo ſauber / daß du ga[r]des Badens nit vonnoͤhten. Paulus iſt ſchon im dritten Himmel geweſt / und hat ſich gleichwol nit ſo heilig ge - macht wie du. Der offne Suͤnder im Tempel zu Jeruſalem hat anderſt gebeicht / indem er auf ſeine Bruſt geſchlagen / ſprechend / peccavi, er habe geſuͤndiget. Der Schaͤcher am Creutz Diſmas waͤre mit einer ſolchen Beicht / wie du allhier gemacht haſt / den geraden Weg zum Teuffel ge - fahren / darum hat er die Sach verſtaͤndiger angriffen / fein rund heraus bekannt / er ſeye ein Schelm uͤber alle ge - weſen / und ſeiner Laſter halber wohl hundert Galgen ver - dienet. Mein Ioannes, du kom̃ſt mir vor / wie die Joan - nis-Kefferl / die ſcheinen und ſchimmern bey der Nacht / als waͤren ſie die ſchoͤnſte Liechtel / unterdeſſen aber ſeynd ſie nichts anderſt als verwerffliche Wuͤrmel. Durch deine gleißneriſche Beicht willſt du gleichſam dir einen Schein auf den Kopff nageln / und kurtzum ein Heiliger ſeyn / in - dem du doch gleich andern gebrechlichen Menſchen auch Maͤngel und Gebrechen gnug an dir haſt. Dein Abſe - hen iſt etwan dahin gerichtet / damit du bey deinem Beicht-Vatter im guten Concept ſteheſt / aber glaub du mir / in dieſer Cantzley iſt der Teuffel ein Concipiſt, wel - cher auch einen ſo groſſen Grauſen an der Demuth hat / daß er auf ewig nit will geſtehen / er habe geſuͤndiget. Es iſt wohl zu glauben / wann Cain den Bruder-Mord haͤt - te bekandt / wie ihn deſſen / halben der Allmaͤchtige be - fragt / daß er von GOtt haͤtte Perdon erhalten / wegen feiner ſo groben Miſſethat / aber das unverſchaͤmte Ne - ſcio, indem er ſich gantz unſchuldig geſtellt / hat den ge - rechten GOtt zur billichen Rach und Straff veranlaſſet. Wie viel Seelen ſitzen und ſchwitzen / heulen und verwei -len361den Iſcarioth zur heilſamen Pœnitenz. len ewig in dem Rachen der Hoͤllen / weil ſie den Rachen nit haben aufgemacht / und daraus den Unflath durch eine muͤndliche Beicht heraus gefuͤhrt. Mein Joannes, wann du willſt bey GOtt durch die Beicht juſtiſicatus ſeyn / ſo muſt du in der Beicht juſt ſeyn / wann du willſt in der Beicht abſolut ſeyn / ſo muſt du in derſelben reſolut ſeyn / wann du willſt durch die Beicht heilig weiden / ſo muſt du dich nit heilig ſtellen / wann du willſt durch die Beicht gerecht werden / ſo muſt du die Beicht recht ver - richten / recht beichten aber iſt mit demuͤhtigen / und nit gleißneriſchen / Hertzen alle ſeine Suͤnden bekennen.

Jacobus kommt in Beichtſtuhl / ſchneitzet mit groſſem Getoͤß die Naſen / als ſolte der Wuſt aus der Naſen / und nit durch das Maul ausgefuͤhrt werden / ſtreicht mit der Hand den Bart / als waͤre dieſer Kehrwiſch zu dieſem Auskehren auch vonnoͤhten / ſtoßt mit dem Kopff an das Gitter / als wolle er auf Bocks-Arth in der Kirchen Sturm lauffen / endlichen fangt er an / folgender Ge - ſtalten zu reden:

Herr Pater, wies halt geht / wann die Dienſtbotten ſo gar des Vocks ſeynd / ſo kan ſich unſer einer des Schel - tens nit enthalten.

Herr Pater, wies halt geht / die gantze Wochen iſt unſer einer gefretret / und ſtrapeziret / am Sonntag gehe ich halt auch ins Wirths-Hauß / und ſauff mir einen Rauſch an / es muß einer mit den Nachbauren halten / will er dermalen in der Welt fortkommen.

Herr Pater, wies halt geht / wann ich unter die jun - ge Purſch komme / ſo ſchaue ich mir halt auch um ein Halß Uhr / wie kan es anderſt ſeyn / ich hab ein altes Weib / und ſie als eine Wittib geheurath.

Herr Pater, wies halt geht / wann man uͤbel von den Leuten redet / ſo ſchuͤtte ich halt auch meinen Bley dar -Pars III. Z zzu /362Unſer Heyland ermahnet / nach empfangnem Kuß /zu / es laͤſt ſich nit anderſt thun / es gibt eine Red in die ander.

Herr Pater, wies halt geht / wann ich kan einen uͤberforteln im Verkauffen / ſo ſpahre ichs nit / hingegen buͤß ich auch offt ein / das ich an Schuldnern verliehren thu / muß alſo eines das andere uͤbertragen.

Herr Pater, wies halt geht / zuweilen am Sonntag hoͤre ich nur ein halbe Meß / unſer einer hat viel zu verrich - ten / die Geiſtlichen haben leicht zu beten / ſie werden darumb bezahlt / unſer einer muß es anderſt ſu - chen.

Herr Pater, wies halt geht / ich hab mich mit meinem Nechſten verfeindet / deßwegen ich mit ihme ſchon ein halbes Jahr nit geredet / er hat mir aber wohl ſo uͤbel ge - than / ich bin nit linder als ein Kieſelſtein / und gibt doch dieſer Feuer / wann man ihn ſchlaͤgt.

Herr Pater, wies halt geht / ich hab in meinem Dienſt zuweilen eine Untreu begangen / wie kans aber anderſt ſeyn / die Beſoldung iſt nit groß / Kinder hab ich / das Weib will ſauber aufziehen / ſchaffe ich ihr das nit / nach dero Contento, ſo macht ſie mich gar zu einem O.

Herr Pater, wies halt geht / wann zuweilen ein un - nuͤtzer und unzuͤchtiger Diſcurs und Geſpraͤch iſt / ſo wirff ich auch meine Schnitz darein / mein GOtt / ich bin ohne - diß offt eine lange Zeit melancholiſch / man muß den Bo - gen nit allezeit geſpannter halten.

Herr Pater, wies halt geht / den Faſttag hab ich nit gehalten / es ſeynd bey der Nacht Leute bey mir gewe - ſen / wann ich nit haͤtte mitgehalten / ſo waͤren ſie der Meynung geweſen / als thaͤte ich es ihnen nit vergoͤn - nen.

Dieſe / und alle meine Suͤnden ſind mir leid / hab dem - nach einen guten Vorſatz / mich zu beſſern.

O mein Jacob, du biſt weit kein ſpaͤniſcher Apoſtel /aber363den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. aberdeine Beicht kommt mir dannoch ſpaͤniſch vor. Den Heil. Jacobum pflegt man ſonſten mit einem kleinen ledernen Maͤnterle zu mahlen / aber du traͤgſt einen Mantel biß auf die Fuͤß hinunter / dann du alle deine Suͤnden und Unkommenheiten willſt vermaͤnteln. Du biſt wohl ein rechtes Adams-Kind / dann ſo bald dieſer das Goͤttliche Gebot uͤbertretten / und das unzulaͤſſige Obſt geſſen / da hat er gleich die Entſchuldigung an die Hand genommen / und vorgeſchutzt / als waͤre ſein Weib daran ſchuldig / das heiſt aber nit redlich gebeicht. In der Beicht muß man keine Entſchuldigung beybringen / ſondern die Bosheit der Wercken / der Worte / der Ge - dancken vortragen / wie es in ſich ſelbſten iſt.

Wie der Koͤnig David wider alles Gewiſſen die Ehe gebrochen / und noch daruͤber den Uriam unſchuldig um das Leben gedracht / endlichen aber in ſich ſelbſten gan - gen / und ſeine Suͤnde bereuet / da hat er ſich nit entſchul - diget / er haͤtt auch koͤnnen ſagen / HErr ich bin auch ein Menſch wie andere / wann ſich die Betſabea nit haͤtte ge - badet / wann meine Kammer-Lakeyen nit waͤren ſolche Boͤſwichter geweſen / und mir dieſelbe Madama nacher Hof gefuͤhrt / da waͤre ich nimmermehr ſo grob geſtolpert / ich hab es ihnen zwar befohlen / ſie ſollen ſehen / wie ſie mit guter Manier die Frau zu mir fuͤhrten / allein wann ſie waͤren geſcheid geweſen / ſo haͤtten ſie die Sach auf eine andere Weiſe vermitteln ſollen / und endlichen haͤtte dieſe Frau ſo geſchwind nit eingewilliget / ſo waͤre ich etwan auch abgeſtanden von meinem uͤblen Anſuchen / ꝛc. Viel / gar viel Beicht-Kinder entſchuldigen ſich alſo zu Ver - maͤntlung ihrer Bosheit. Aber David hat nichts / gar nichts dergleichen vorgewendet / ſondern rund heraus be - kannt / peccavi, er habe geſuͤndiget / die Ehe gebrochen / den Todtſchlag begangen / nichts darbey verbluͤmelt / nichts verdeckt / nichts vermaͤntelt / nichts verduſchet /Z z 2nichts364Unſer Heyland ermahnet / nach empfangnem Kuß /nichts verbogen / nichts entſchuldiget. So muß eine rechte Beicht ſeyn.

Aber gar viel Leute ſeynd beſchaffen wie der Hohe - Prieſter Aaron, dieſer / in Abweſenheit des Moyſes ſeines Bruders / ſo dazumalen bey GOtt auf dem Berg in ei - nem Geſpraͤch ware / hat ſich von dem uͤberliſtigen Volck uͤberreden laſſen / daß er aus dem zuſammen geſammle - ten Gold ein Kalb verfertiget / welches die Phantaſten vor einen GOtt angebetet; wann es gleichwol ein Ochs waͤre geweſen / haͤtte er ein baͤſſers Anſehen gehabt. Wie der Mann GOttes Moyſes ſolche verdammliche Abgoͤtte - rey mit ſcharffen Worten vorgeropfft / da ware Aaron gleich gefaſt mit einer Entſchuldigung / wie daß ihme das Volck keine Ruhe gelaſſen / er habe auch mit allem Fleiß hierzu begehrt die Ohren-Behaͤng und Arm-Baͤnder der Weiber / dann er haͤtte geglaubt / dieſe thaͤten ſo ungern die Ohren-Gehaͤng / als die Ohren hergeben / Item / ſo habe er das Gold ins Feuer geworffen / ſodann ſeye ein Kalb heraus kommen / welches ohne Zweiffel durch Zau - berey der Egyptier geſchehen / zumalen ſolche Leute un - ter ihnen. ꝛc. Ey du Gottloſe Entſchuldigung! Oleaſter ſagt / daß er einen rechten Model habe gemacht / worinn er dieſes Kalb gegoſſen: Sih / ſih jetzt muß das Feuer dar - an ſchuldig ſeyn.

Eine Beicht / ſie ſeye aus menſchlicher Gebrechlich - keit zu dieſem Fall kommen / allein es ſeye ihr ſo hoch nit aufzunehmen / dann ſie eine ſo hitzige Natur habe / zu - dem ſeye er ihr ſo lang nachgeſtrichen / daß ſie ihr endli - chen nit mehr hab helffen koͤnnen. So muß die hitzige Natur daran ſchuldig ſeyn / ja wohl ſchuldig! wie das Feuer bey dem Aaron. Ein anderer bekennt / ja / er habe ſich auch ſchaͤndlich vergriffen in der Unzucht / es hab ihn aber der boͤſe Feind dergeſtalten ſtarck verſucht / daß auch ein Joſeph, bey Geſtalt der Sachen / den Mantel nit haͤttehinden365den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. hinden gelaſſen: So muß der Teuffel daran ſchuldig ſeyn. Ja wohl Teuffel / wie das Feuer bey dem Aaron, dein eigner Will / der / der / der iſt ſchuldig.

Es wird von einem gemeinen Bauren-Menſch er - zehlet / daß ſelbige einmal aus ihrem eignen Haus gan - gen / und ſich nach einem gewiſſen Schloß begeben / wil - lens / daſelbſten um gebuͤhrenden Lohn zu dienen. Un - terwegs begegnet ihr der boͤſe Feind / in der Geſtalt eines reiſenden Menſchen / fragt das gemeine / jedoch wohlge - ſtalte Bauern-Maͤgdl / wohin es gehe? nachdem ſolche geantwortet / daß ſie bey der nechſt entlegnen Herrſchafft begehre in Dienſt einzuſtehen. Bey leib nit / ſetzt hin - wider der vermaſcherte Teuffel / es wird dich reuen mein Menſch! Dieſe / ungeacht ſolcher Abmahnung / gehet nach beſagtem Schloß / allwo ſie aber nit lang hernach zum Fall kommen / und groſſes Leibs worden / als ſolches zu denen Ohren der Herrſchafft gelangt / war gleich der Befehl / man ſoll den Schlep-Sack hinweg ſchaffen. Als ſie dann wieder auf dem Weg nacher Hauß begrif - fen / begegnete ihr mehrmahlen der Satan / jedoch in ei - ner andern Geſtalt eines Reiſenden / wohin / wohin mei - ne Tochter? fragte er / nacher Hauß / ſagte ſie / wo ge -Diſcip. Serm. 37. Dom. 22. poſt Trin. weſt? wo geweſt? da in dieſem Schloß / ware die Ant - wort / ſetzte noch hinzu / es habs wohl der Teuffel dahin gefuͤhrt / der Teuffel hab ihr dahin gerathen / dann ſie ſeye durch einen leichtfertigen Kerl verfuͤhrt worden / ꝛc. Worauf dieſer verſtellte Satan ihr eine Maultaſchen verſetzte / daß ſie ſich um und um gedraͤhet / mit beygefuͤg - ten Worten / du luͤgſt in Hals hinein / du unverſchaͤmter Schlep-Sack / ich bin der Teuffel / und hab dir zu dieſer und dieſer Zeit / eben an dieſem Orth / widerrahten / du ſolleſt obbenanntes Schloß meyden / alſo iſt dem eigner boͤſer Willen / und nit ich / zu beſchuldigen.

Z z 3Was366Unſer Heyland ermahnet / nach empfangnem Kuß /

Was iſt gemeiners bey den Leuthen / als die Entſchul - digung? allenthalben hoͤrt man dieſe wilde Muteten. Der Teuffel hat mich daher gefuͤhrt / der Teuffel hat mich verblendt / der Teuffel hat mich zu dieſer Geſell - ſchafft gebracht / der Teuffel hat mich mit dieſem Geſind bekandt gemacht / der arme Truffel muß in allem die Schuld tragen / da unterdeſſen ſeine Verſuchungen und Anreitzungen nichts / gar nichts koͤnnen wuͤrcken / und auskochen / wann nit dem eigner boͤſer Will ein - und zu - ſtimmt. Klage demnach in der Beicht dich allein an / lege die Schuld allein auf dich / ſchreibe das Verbrechen deiner eignen Boßheit zu / entſchuldige dich nit mit der Natur / mit der Gelegenheit / mit dem Geſtirn und Pla - neten / unter denen du gebohren / mit denen Eltern oder Vorſtehern / die dich erzogen / mit der Gebrechlichkeit des Leibs / mit denen Nachſtellungen des boͤſen Feinds ꝛc. ſondern ſag mit dem David / mit dem offnen Suͤnder / peccavi, fein rund heraus ohne einige excuſa deine Suͤn - den.

Ich hab es nie geleſen / du wirſt es auch nit leſen / ein anderer wird es ebenfalls nit leſen / daß Magdalena ſich haͤtte entſchuldiget. Ein andere haͤtte etwan geſagt / HErr / ich hab zwar einen liederlichen Wandel gefuͤhrt / aber wie hat es anderſt ſeyn koͤnnen / ein junges Blut / ein friſche Dama war ich / an Guͤtern und Mitteln hatte ich keinen Abgang / meine Eltern hab ich nit zu fuͤrchten gehabt / dann ſie waren ſchon todt / die Geſellſchafften der Cavallier waren oͤffters auf meiner Herrſchafft zu Mag - dalis, die ſchoͤne Geſtalt / und mein wolgeſchaffner Leib / haben auch das Seinige gethan / die liebe Freyheit / ſo ohne das ein Verfuͤhrerin der Jugend / iſt faſt zun Mei - ſten daran ſchuldig geweſen ꝛc. Ein andere haͤtte alſo ih - re Miſſethaien beſchoͤniget / aber Magdalena hat gar kei - ne dergleichen Entſchuldigung vorgeruckt / ſondern of -fentlich /367den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. fentlich / mit naſſen Augen / mit gebognen Knien / mit zerknirſchtem Herzen bekennet / ſie habe geſuͤndiget: Den Mantel / wormit dergleichen Beichtkinder ihre Fehler veꝛ - decken in der Beicht / den hat der Teuffel zugeſchnitten / den hat er gemacht / den hat er gefuͤttert / den flickt er noch alle Tag / Stund und Augenblick.

Im alten Teſtament muſten / aus Befelch GOttes /Levit. 13. die Leuth / ſo den Auſſatz hatten / ſich ſtellen vor dem Prie - ſter / aber wie? ſie muſten ſich ſtellen mit ganz zerriſſenen Kleidern / mit bloſſem Haubt ꝛc. diß ware ein Figur und Vorbild unſerer Beicht / dieſes Sacrament der Buß / gehe hin Suͤnder / gehe hin Suͤnderin / was iſt anderſt dein Suͤnden-Laſt / als ein wilder Auſſatz der Seelen / gehe hin / zeig dich dem Prieſter im Beichtſtuhl / aber fein mit zerriſſnen Kleiden / damit er deinen elenden Zuſtand wol ſehe / nimm nur keinen Mantel mit dir / t[h]ue auf keine Weis deine begangne Verbrechen entſchuldigen und be - mantlen: fein blos / wie die Sach in ſich ſelbſten iſt / in animam ſuam peccat, qui ſe excuſat, repellens proinde â ſe indulgentiæ medicinam, & ſic vitam ſibi proprio ore in - teroludens. Das iſt bitter genug geredet von dem Hoͤ - nigflieſſenden Abt Bernardo. Der ſich entſchuldiget / ſuͤn - diget in ſein eigne Seel / ſchiebt von ſich die Medicin der Verzeihung / und bringt ſich ſelbſt um das Leben.

Barbara tritt am heiligen Oſtertag in Beichtſtuhl / macht ihre gewoͤhnliche Ceremonten / nach ſolchen aber faͤngt ſie an ganz wolberedt / ohne einigen Arreſt der Zun - gen / zu reden / oder beſſer geredet / zu ſchwaͤzen.

Pater, ich hab Stieffkinder / die ſeynd ſo gar unerzo - gen / ich wolte lieber Omeiſſen huͤten / als ſie / die Fratzen haben halt ein Mutter gehabt / die hat keine Brillen ge - braucht / ſondern hat alles durch die Finger geſehen: jetzt wachſen ſie auf / und iſt nichts an ihnen zu ſehen / als lau - ter Ungebaͤrden.

Pater368Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem Kuß /

Pater! meine Dienſtbotten thun ſo gar kein gut / es kommt nit bald ein Menſch von mir / der die Kleider vor - nen nit zu kurz werden. Der Teixel huͤte es / ich nit / es muͤſt einer mehrer Wacht haben / als zu Breyſach im El - ſaß: Vor dieſem ſoll ein junges Maͤgdlein alſo geloͤffelt haben / ich glaub der Pfarrherr haͤtte es mit Glocken aus - laͤuten laſſen.

Pater! ich hab Junleuth / die rauffen und ſchlagen den ganzen Tag / ich gedenck offt bey mir ſelbſt / bey den Narren muß das ganze Jahr Charfreytag ſeyn / weil man immerzu die Pumpermetten hoͤrt. Mit Berch - toldsgadneꝛ-Wahr giengs noch hin / aber mit Stulfuͤſſen fechten / das iſt zu grob.

Ich weiß nit / wie es mein Nachbaur kan verant - worten / daß er Tag und Nacht Spielleuth haͤlt. Mit Danzen thut man wahrhafftig die Schuh nit dopplen / ich glaub / es muß ihm der halbe Batzen alle Stund nider - kommen / ſonſten koͤnten ſie ſo lang nit klecken.

Pater! ich hab einen Gevatter / der iſt ſo liederlich / daß er offt ein ganze Wochen im Wirthshaus ſitzt / die Kin - der haben zu Haus nichts zu nagen / und muͤſſen uͤber ih - ren Willen Barfuͤſſer-Ordens ſeyn.

Pater! ich hab es offt geſagt / und ſags noch / wann ich ſolte in ſo ſchoͤnen Kleidern daher ziehen / wie unſer Rich - terin / ich muͤſte das Geld nur ſtehlen / man weiß wol / daß auf den Krautſtauden keine Seidenwuͤrm wachſen.

O Pater! einen Mann hab ich / der thut ſo gar kein gut / ein Creutz von Eichenem Holtz wollt ich gern tragen / aber von Feuchten / das kommt mir zu ſchwehr / mein Mann muß feucht haben / er iſt die ganze Zeit bey der Pippen / und die Pippen macht / daß ich nichts zu paͤp - pen habe. Ich bitte den Herrn Pater gar ſchoͤn / er ge - be ihm doch einen guten Filtz / er wird bald nach meiner beichten / dort ſteht er mit einem zeugenen Kleid / mitSam -369den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz,Sammeten Aufſchlaͤgen / er hat ein rothes Geſicht / wie kan es anderſt ſeyn / das Geſicht ſchaͤmt ſich / daß er ein ſolcher Saͤu-Magen iſt. Dieſe und alle meine Suͤnd ſeynd ꝛc.

O mein Barbara, die heilige Barbara mahlt man mit einem Thurn / dich aber ſoll man mahlen mit einem Nar - renhaͤuſel / dieſe deine abgelegte Beicht iſt naͤrriſch und thoͤricht / indem du nit deine Suͤnden geoffenbahret / ſondern anderer Leuth ihr Gewiſſen durch die Hechel ge - zogen / welches nit allein die Beicht unguͤltig macht / ſon - dern noch hieruͤber GOtt ſehr beleidiget. Chriſtus derMatth. 8. HErr hat dem Auſſaͤtzigen befohlen / er ſoll hingehen / und ſich den Prieſter zeigen / Oſtende Te, dich / dich klage an / und nit andere / du weiſt wol / wie muͤhſelig es geweſt iſt denen Goͤttlichen Augen / wie der Cham ſeinen Vatter Noë entbloͤſet hat / was gehen dich anderer Leuth Ver - brechen an / daß du ſelbige wilſt entbloͤſen / in dem du meh - rer ſchuldig biſt / ſolche zu verhuͤllen. Haſt du einmahl eine ſolche offne Schuld gehoͤrt. Ich bekenne GOTT dem Allmaͤchtigen / Mariæ ſeiner hochwuͤrdigen Mutter / allen lieben Heiligen / und gib mich ſchul - dig / daß mein Nachbaur / mein Mañ / mein Knecht / von ihren kindlichen Taͤgen an / bis auf dieſe Stund / offt und viel geſuͤndiget haben / mit Ge - dancken / Worten und Wercken ꝛc. Dergleichen Modi iſt noch nit in die Catholiſche Kirchen eingeſchli - chen. Jener arme Reiſende / ſo zwiſchen Jeruſalem undMatth. 8. Jericho unter die Moͤrder gerathen / welche ihn voͤllig ausgeraubt / und noch daruͤber toͤdtlich verwundet / hat den vorbey paſſierenden Prieſter / Leviten / und zulezt den Samaritan nit angeredet: Herr mein Nachbaur iſt verwundet / mein Obrigkeit iſt uͤbel zugerichtet / mein Schwager ligt ganz dahin / ſondern er hat / ſo viel es die halb-todte Kraͤfften zugelaſſen / geſchryen / HErr / HErr /Pars III. A a aerbar -370Unſer Heyland ermahnet / nach empfangnem Kuß /erbarmet euch meiner / ſehet meine ſchwere toͤdtliche Wunden / ſchauet wie die Moͤrder mit mir umgangen / ſehet wie das Blut ſo haͤuffig heraus quillt ꝛc. Seine / ſeine Wunden hat er gezeigt / und nit anderer Leuth Zu - ſtand. Wann du willſt vom Rus und Unflath geſau - bert werden / ſo muſt du nit an ſtatt deiner den Paul, den Andre, die Urſel ins Bad ſchicken / ſondern du muſt ſelb - ſten gehen. Deine / deine Suͤnd beichte / dich klag an / mach es nit wie Adam, der da geſagt / die Eva hab geſuͤn - diget / mache es nit wie Eva, die da vorgeben / der AdamPet. Dam. Ser. 3. de S. And. hab unrecht gethan: aliorum accuſatio non eſt confeſſio, ſed offenſio. Ein ſolche Beicht / worinn man andere an - klagt / iſt kein Bad / ſondern ein Schad / iſt kein Medicin, ſondern ein Ruin, iſt kein Verſoͤhnung / ſondern ein Ver - hoͤnung / iſt kein Erledigung / ſondern ein Beleidigung / iſt keine Reu / ſondern ein Keyerey ꝛc.

Sabina Leonora Maximiliana (ein halbe Litaney der Heiligen) rauſchet in Beicht ſtuhl hinein wie der Wind durch das Geroͤhr in einem ungebuztẽ Teich oder Weyer / endlichen faͤngt ſie folgender Geſtalt an:

Ich hab mein Gebet nit mit Andacht verricht.

Ich hab zuweilen ein kleine Unwahrheit geredet.

Ich bin zu Zeiten ungedultig geweſen.

Ich hab in der Kirchen unnoͤthig umbgeſchaut.

Ich bin mit gebuͤhrender Devotion nit zu der heiligen Communion gangen.

Ich hab einen wenigen Argwohn gehabt von meinem Neben-Menſchen.

Ich bin nachlaͤſſig geweſen in meinen Bruderſchafft - Verrichtungen.

Ich hab weltliche Gedancken gehabt.

Ich hab etwas zu frey mit denen Mannsbildern ge - ſchwaͤzt. Weiter nichts. Weiter nichts? es iſt nit oh - ne / daß gar viel dergleichen ſo vollkommene Seelen ge -funden371den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. funden werden / ſo ſich der Liberey befleiſſen / welche un - ſer lieber HErr auf dem Berg Tabor in ſeinen Kleidern gezeigt / indeme ſolche ſo weiß waren / wie der Schnee. Es iſt ſchon wahr / daß gar offt im hohen Stand Perſo - nen gefunden werden / welche weit froͤmmern und voll - kommnern Wandel fuͤhren / als viel im niedern Stand und gemeinem Poͤfel / gleich wie der H. Patriarch Abra - ham mit ſeinem frommen Sohn auf der Hoͤhe des Vergs Moria ware / unter des Bergs aber den Eſel gelaſſen. Es iſt nit zu laugnen / daß ſehr viel von Adel ohne Tadel le - ben / aber gar offt / leider! gar offt geſchicht es / daß ſie die kleine Verbrechen und leichte Maͤngel an Tag geben / die grobe und harte Todtſuͤnden aber verſchweigen.

Nachdem die Iſraeliter vierhundert und dreiſſig Jahr als elende Sclaven in Egypten waren / hat ſie der groſſe Mann GOttes Moyſes endlichen heraus gefuͤhrt und erloͤſet. Ihrer ſeynd geweſen dreiſſig mal hundert tauſend Perſonen / und waren anfangs nit mehrer als fuͤnff und ſiebenzig / benanntlichen Jacob mit den Seini - gen und dero Weiber / daß ſie ſich alſo vermehrt haben / iſt die Urſach / weilen dazumalen die Weiber gar offt vier und ſechs Kinder auf einmal gebohren. Wie nun beſagtes Volck zu dem rothen Meere gelangt / und nachgehends mit trucknem Fuß durchpaſſirt, hat ſolches der verſtockte Koͤnig Pharao verfolgt / und mit 2000. zu Fuß / 50000. zu Pferd / 600. Bagage-Waͤgen auf dem Rucken nachge - eilet / aber mit aller dieſer Volckreicher Mannſchafft in dem rothen Meere zu Grund gangen.

Ein rothes Meer iſt die Schamhafftigkeit / maſſen der Menſch / wann er ſich ſchaͤmt / pflegt in dem Ange - ſicht roth zu werden. O wie viel tauſend und tauſend ge - hen in dieſem rothen Meer zu Grund! welche ſich ſchaͤ - men dem Beichtvatter dieſe / oder jene Suͤnd in ein Ohr zu ſagen / ſo doch am juͤngſten Tag der gantzen WeltA a a 2kund -372Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem Kußkundbar ſeyn wird. O wie viel gibt es Rachel, welche die Goͤtzenbilder unter dem Stroh verbergen / und nichts geſtehen wollen?

Valerius Venetus ſchreibt / daß einmal zwey from̃e Re ligioſen auf der Reiß in einem Marckfleck habẽ Meß gele - ſen worbey auch mit aller gebuͤhrender Andacht ein Adel. Frau ware / welche ſchon viel Jahr ein groſſe Suͤnd ver - ſchwiegen / und ſelbige niemalen gebeicht / indem ſie aber wahrgenommen / daß dieſe gantz fromme und unbekand - te Geiſtliche ſeynd / hat ſie ſich endlichen entſchloſſen / ſol - che Suͤnd einem aus dieſen zu entdecken / welches auch nach vollendter H. Meß geſchehen / wie ſie nun in wuͤrck - licher Beicht begriffen / hat der andere fromme Religios vermerckt / daß beſagter Frauen mehrmalen ſchaͤndliche und wilde Attern oder Schlangen aus dem Maul gekro - chen / und ſich verlohren / eine aber ſonderer Groͤſſe / hat den Kopf nur zum Maul heraus geſtreckt / ſich aber bald wieder zuruck gezogen / worauf alle die andere ſich wie - derumen eingefunden / und in voriges Loſament retirirt: So bald hernach dieſe elende Perſon ſich nacher Hauß begeben / hat ihr der boͤſe Feind durch ſondere Goͤttliche Zulaſſung den Halß umgerieben / daß alſo geſchwind in dem gantzen Marckt laut und kundbar worden / dieſe Frau ſeye des gaͤhen Tods geſtorben: Die 2. Religioſen ſeynd hieruͤber nit ein wenig erſchrocken / jedoch durch ein eiferiges Gebet den Allmaͤchtigen erſucht / daß er ihnen doch wolle anzeigen / in was Stand dieſe Perſon und ge - weſte adeliche Frau ſich befinde / welches ihnen dann der guͤtigſte GOtt / als ſeinen frommen Dienern / nit abge - ſchlagen / ſondern bald in dero Gegenwart erſtbenannte Frau geſtellt / aber in ſo abſcheulicher Drachen-Geſtalt / daß ſie beyde halb-todt zur Erden niedergeſuncken / ſie aberFrat fio. F. 1. fol. 83. in dieſe Wort ausgebrochen / foͤrchtet euch nit ihr Diener GOttes / ich bin dieſelbe vermaledeyte Creatur / die ichkurz373den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. kurz vorhero ein unguͤltige Beicht habe abgelegt / in dem ich mehrmalen / und auch endlich in dieſer letzten aus Schamhafftigkeit eine groſſe Suͤnd / die ich mit einem mir nechſt Anverwandten begangen / verſchwiegen ha - be / weſſenthalben der gerechte GOtt mich in die ewige Verdammnuß verſtoſſen. Nach ſolchen Worten iſt ſie mit einem ungeheuren Geſchrey verſchwunden.

Ein Wolf iſt wie der Teufel / und der Teufel iſt wie ein Wolf / wann dieſer ein Laͤm̃lein von der Heerd raubt / ſo ergreifft er daſſelbige bey der Gurgel / damit er dem ar - men Thier die Stimm nehme / und er folgſam durch das Blerren nit verrahten werde. Des boͤſen Feinds einiger Luſt und Fleiß iſt / daß er dem Suͤnder die Red verſtelle / und ſolcher nachmals in der Beicht mit der Stimm nit hervor will. O Pater, es iſt doch ein hartes Ding um die Beicht! es iſt ein Bad / ja ein Bad / aber wahrhafftig ein Schwitzbad / dann ich je und allemalen zu ſchwitzen pfleg / wann ich in den Beichtſtul hinein tritt / ich ſchaͤme mich / ich ſchaͤme mich ꝛc.

O bethoͤrter Menſch! du ſolſt dich darum ſchaͤmen / weil du dich ſchaͤmen thuſt / pfuy! Schaͤme dich / ſihe an deinen Heyland JEſum am Creutz gantz nackend und bloß / und dieſer hat ſich wegen deiner Suͤnden entbloͤſſt / ſihe wie offenhertzig er mit dir umgangen / daß er ſo gar durch die Lanzen Longini das Hertz laſſen eroͤffnen / und dir Suͤnder alſo gezeigt / wie er inwendig beſchaffen / in Erwegung deſſen hat der Altar in dem groſſen Tempel zu Jeruſalem den rothen Vorhang / wormit er verdeckt war / mitten von einander zerriſſen / als wolte er zu ver - ſtehen geben / es ſchicke ſich gar nit / daß er ſolle bedeckt ſeyn / und GOtt der HErr entbloͤſt. Velum Templi ſciſ - lum eſt &c. Schaͤm dich / Suͤnder! ins Hertz hinein / daß du ſolleſt mit dem rothen Vorhang der Schamhafftigkeit verhuͤllen deine Suͤnden / und dein Gewiſſen nit rechtA a a 3ent -374Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem Kußentbloͤſen / indem doch dein Erloͤſer und Heyland deinet - wegen entbloͤſet worden.

Du ſolſt dich darum ſchaͤmen / weil du dich ſchaͤmen thuſt / wann der hoͤchſte GOtt ein Gebot gegeben / daß wer ein Todſuͤnd wiſſentlich begehet / entweders ſolle auf offentlicher Gaſſen vor jederman dieſelbe bekennen / und nachmals ſolche That in Marmor einhauen zur ewigen Gedaͤchtnuß / oder aber er ſolle in die ewige / mercks wol! in die ewige / erwaͤgs wol! in die ewige Verdammnuß geſtoſſen werden / wo ein ewiges Feuer / ein ewiges bra - ten / ein ewiges quaͤlen / ewige Schlangen / ewiger Ker - ker / ewige Pein. Waͤr es dann nit leichter / ſein[ Miſſe - that] offentlich beichten / als ewig brennen / ewig? Frey - lich waͤr es leichter / und ohne Gleichheit leichter / nun aber hat der allerguͤtigſte GOtt kein dergleichen Gebot auf und eingeſetzt / ſondern nur wollen / daß du deine Suͤnd einem einigen Menſchen in das Ohr ſageſt / nit einem Engel / ſondern einem Menſchen / der geſuͤndiget hat / oder ſuͤndigen kan wie du / einem Menſchen / welcher noch durch Reden / noch durch Schreiben / noch durch Deuten / noch durch Wincken dasjenige offenbart / was du ihme anvertraut haſt / einem Menſchen / der es meiſtens durch ſondere Schickung GOttes vergiſſt / was du ihme in der Beicht entdecket haſt.

Dergleichen lieſet man von einem Schiff / welches von denen tobenden Wellen dergeſtalten angetaſtet worden / daß es alle Augenblick ſcheinte in die Tiefe des Meeres zu verſincken / indem nun alle die Haͤnd gen Himmel ge - hoben / und die Barmhertzigkeit GOttes angefleht / da hat ſich einer hervor gegeben / daß ſolche Ungeſtuͤmme des Meers wegen ſeiner groſſen Miſſethaten entſtanden /Prato fior. fol. 89. welche er dann auch offentlich mit allen Umſtaͤnden be - kennet. Ob zwar ſolche kein wahre Sacramental Beicht nit geweſt / ſo hat doch dem Allerhoͤchſten die demuͤtigeBe -375den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. Bekandtnuß alſo gefallen / daß alſobalden die tobende Winde zu wuͤten auſgehoͤrt / und wie ſie nachgehends zum gewuͤnſchten Geſtad gelangt / da haben ſie ſich zwar zu entſinnen gewuſt / daß Einer aus ihnen die groͤſte und abſcheulichſte Laſter offentlich entdeckt / nit wiſſend / was vor Suͤnden dieſe geweſen? auch ſo gar wuſten ſie nit / wer aus ihnen alſo offentlich haͤtte gebeichtet.

Pfuy ſchaͤme dich / o ſuͤndige Seel / daß du dich ſchaͤ - men thuſt / indeme doch GOtt ein ſo leichtes Mittel / wie dir die Beicht iſt / dir geſpendirt hat / von allen Suͤnden / und folgſam von der Hoͤll frey und loß zu werden. Weiſt du / was ein einzige Todtſuͤnd ſeye? durch ein einzige Todt - ſuͤnd haſtu dein ſo theuer eꝛloͤſte Seel dem Teufel veꝛkauft / und verſchrieben / durch dieſe haſt du den Sentenz des ewi - gen Tods wider dich ſelbſten gefaͤllt / durch dieſe haſtu dei - nem Erſchaffer und Heyland ſpoͤttlich den Ruckẽ gezeigt / durch dieſe haſt du alle deine Verdienſten / ſo du dein leb - tag geſammlet / verſchwendet und verlohren / durch die - ſe haſt du deinen eignen Schutz-Engel von dir geſchafft / durch dieſe haſt du alle Heilige GOttes dir zu Feinden ge - macht / durch dieſe haſt du alle Creaturen und Geſchoͤpf hoͤchſter maſſen erzoͤrnt / alſo zwar / daß unverzuͤglich das Feuer dich thaͤt verbrennen / das Waſſer dich ertraͤncken / der Lufft dich erſtecken / die Erd dich verſchlucken / wofern ihnen GOtt den Gewalt lieſſe / / ja kein Mucken auf dem gantzen Erdboden waͤre / die dich derenthalben nit ver - folgte / durch ein Todſuͤnd haſt du mit allem Gewalt der Himmels-Koͤnigin Mariæ ihren gebenedeyten Sohn JE - ſum aus den Armen geriſſen / denſelben unmenſchlich ge - geiſſelt / mit ſtechenden Doͤrnern gecroͤnet / mit harten eiſernen Naͤgeln an das Creutz genaglet / mit Eſſig und Gall getraͤnckt / und endlich gantz moͤrderiſch um das Le - ben gebracht. Ein Todtſuͤnd iſt alſo ſchwaͤr / daß wann auf einer Wagſchaalen dieſe ſolte gelegt werden / auf deran -376Unſer Heyland vermahnet nach empfangnem Kußandern alle Verdienſten der Mutter GOttes / alle Ver - dienſten der H. Apoſteln / der H. Beichtiger / der Heil. Jungfrauen / ja alles Blut der H. Martyrer / ſo wuͤrde die Todtſuͤnd alle dieſe weit uͤberwegen / und dañoch / und dannoch um dieſer Todtſuͤnd willen hat dir GOtt nichts mehrers auferlegt / als ein demuͤtige / als ein Reu-volle muͤndliche Beicht vor einem einzigen Prieſter / und die - ſe in hoͤchſter Geheime / und du o thorechter Menſch / ſo armſeeliger Laimknollen / und du wilſt dich noch ſchaͤmen dieſe zu thun.

Philippus Koͤnig in Franckreich hatte einen erwach - ſenen Erb-Printzen / welcher ſich gaͤntzlich verliebt in die wolgeſchaffene und uͤberaus ſchoͤne Clementia, ein Toch - ter Caroli des anderten Koͤnigs in Sicilia, es iſt auch die Sach ſchon ſo weit kommen / daß man die wuͤrckliche Heyraths-Tractaten ſolte beederſeits zu handen nehmen / es ſorgte aber Philippus Koͤnig in Franckreich / daß beſag - te Prinzeſſin moͤchte auch einen Mangel am Fuß haben / maſſen ihr Herr Vatter Carl krump geweſt / verlangte demnach / daß zu mehrer Sicherheit erſtgedachte Koͤnig - liche Tochter vor einem Medico oder Artzten ſolle den Fuß entbloͤſen / welcher erſte Vortrag der ſchamhafftigen Prinzeſſin ſehr ſchwer und hart gefallen / nachdem ſie aber verſtaͤndiget worden / daß ſie hierdurch zur Koͤnig - lichen Hoheit koͤnne gelangen / hat ſie unſchwer darein ver - w[i]lliget / und geſagt / daß man leicht koͤnne einem Medi - co einen Fuß entbloͤſen / wann hierdurch das[ Haubt] mit einer Cron bedeckt wuͤrde.

Ein herrliche Cron / ein himmliſche Cron / ein ewige Cron hat auch der groͤſte Suͤnder zu hoffen / wann er auch mehrere Todtſuͤnden begangen / als Troͤpflein Waſſer im Meere / als Staͤublein im Lufft / als Graͤßlein auf Er - den / als Stern im Himmel / ſo er nur ſein Gewiſſen ent - bloͤſt und voͤllig entdeckt vor ſeinem Beichtvatter / wannes377den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. es dir ſchon etwas ſchwaͤr gedunckt / ſo erwege doch / daß es weit leichter ſeye / vor einem Menſchen zu ſchanden wer - den / als einsmals am Juͤngſten Tag vor GOtt / vor al - len Heiligen / vor allen Engeln / vor allen Verdammten. Leichter ſeye / dieſes wenige Schwitzbad auszuſtehen / als in der Hoͤll ewig ſchwitzen. Leichter ſeye / zu leiden dieſes wenige Schamen / als das ewige Verdammen. Ver - ſchweigeſt du aber wiſſentlich ein einige Todtſuͤnd / oder nothwendige Umſtaͤnd / oder Anzahlen / ſo dann iſt die Beicht kein Bad / ſondern ein Schad / ſo dann dienet ſie dir nit zum reinigen / ſondern zum peinigen / ſo dann hilfft ſie dir nit zum Heyl / ſondern zur Hoͤll. Dergleichen Hi - ſtorien und Geſchichten findeſt du in allen Buͤchern / wie offt einige Perſonen / die ſonſten einen erbarn und Chriſt - lichen Wandel gefuͤhrt / wegen einer einzigen Todtſuͤnd / die ſie aus Schamhafftigkeit verſchwiegen / ſeyen ewig / o bit - teres Wort! ewig verdammt worden. So beicht dañ recht / umgehe dein Gewiſſen nit nur einmal / ſondern wol auch ſiebenmal / wie die Leviten um die Stadt Jericho, beicht recht / und vermaͤntle die Sach nit / wie die Rebecca, ſo ein Kuͤtzlfleiſch vor ein Wildbret aufgetragen. Beicht recht / und laß kein Todtſuͤnd aus / wie dann nur ein Ama - leciter uͤbergeblieben / und nachmals dieſer ſchaͤdlich gnug geweſen. Beicht recht / und umſchneid nit wie die Sama - ritanin / welche anfangs den Ehebruch Chriſto dem HErrn gelaugnet mit zweiffelhafftigen Worten. Beicht recht / und thue die Sach mit dem Beichtvatter ausdre - ſchen / ſo gut als Gedeon das Trayd in der Scheuer. Beicht recht / und gibe deine Todtſuͤnden hervor / wie das Grab den todten Lazarum. Beicht recht / und wirff dein Verbrechen aus / wie der Wallfiſch den Propheten Jonam.

Pars III. B b bMar -378Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem Kuß

Margareth / eine Baͤur in vom Dorff herein geht am Portiuncula Tag zur Beicht / approſchirt mit beeden Elenbogen ſo ſtarck durch die Leut / daß ſie gar bald zum Beichtſtul gelangt / alldorten fangt ſie folgender Geſtalt an zu reden:

Pater, mein Mann iſt nechſtverwichner auf dem Jahr - marckt geweſen / unterwegs aber beym gruͤnẽ Lindenwirth nit weit von Tunckelhauſen / allwo die Kirchfahrt iſt bey denen 14. Nothhelffern / hat er einkehrt / und weilẽ dazuma - len ein ſo groſſe Hitz war / wie dann unſer Herr Pfarrherr vor 8. Tagen um einen Regen nach unſer Frauen Berg einen Creutzgang verkuͤndet / alſo hat dem guten Mann der Wein ſo bald geſchadet / daß er unterwegs ein halbe Stund von hier / gleich bey der alten Zuͤgelhuͤtten / wo vor dieſem das Siechhauß geſtanden / geſtolpert und gefallen / und ſein Kleyd / welches er vor einem halben Jahr neu au - gelegt / und die Elen 18. Groſchen gekoſtet / dermaſſen uͤbel zugerichtet / daß er uͤber und uͤber voller Koth / weſſent - halben ich / mein GOtt / wer ſoll nit ungedultig werden? ich bin halt auch nit von Eiſen / ich / ſprich ich / ſo ungedul - tig worden / daß ich ihme ziemlich hart zugeredet / und GOtt verzeih mirs / einen alten Schelmen geheiſſen ꝛc.

O mein Margareth / diß iſt erſt Numero eins / auf ſolche Weiſe werdet ihr laͤnger beichten / als Noe die Ar - chen gebauet / ihr bringt die Sach vor / mit unnoͤthigen Umſtaͤnden / und gar zu groſſen Weitlaͤuffigkeiten / die H. Schrifft ſagt / daß der Noe habe einen Rauſch gehabt / ſetzt aber nit / daß er aus einer Kandel / oder Krug / oder Pit - ſchen / oder Angſter habe getruncken. In der H. Schrifft ſtehet / daß Cain ſeinen Bruder Abel habe zu todt geſchla - gen / ſetzt aber nit / daß er ſolches gethan mit einer Hacken /oder379ſprechend: Freund! worzu biſt du kommen? oder mit einem Ohrloͤffel / oder mit einem eichenen Tre - mel. Die H. Schrifft zeugt / daß Zachæus auf einen wilden Feigenbaum geſtiegen / ſetzt aber nit / daß er eine Leiter gehabt / oder einen Stuhl / oder ſeye ihm einer ei - nen Bock geſtanden: Dann alle dergleichen Umſtaͤnd thun nichts zu der Sach / alſo mein liebe Margareth haͤt - tet ihr das meiſte aus dieſen beygebrachten Worten koͤn - nen auslaſſen / geſtalten es gleicher geweſt einem leeren Geſchwaͤtz / als einer rechten Beicht / dieſe muß zwar gantz ſeyn / aber keine Ganß ſeyn / will ſagen nit mit unnoth - wendigem Geſchwaͤtz vermiſcht / maſſen der Beichtvat - ter an ſtatt GOttes ſitzt / deme alle Ehr und Gebuͤhr ge - ziemet.

Es waͤre allhier noch viel zu ſchreiben von der Beicht / von der Reu und Leyd / von dem ſteiffen Vorhaben ſich zu beſſern / von der Gnugthuung / oder Verrichtung der Buß / ſo alle als nothwendige Stuck zu der Beicht erfordert wer - den / weil aber von dieſer Materi in vielen andern Buͤ - chern ſo haͤuffig geſchrieben wird / alſo beziehe ich den guͤn - ſtigen Leſer dahin / und ſetze nur etwas wenigs noch hier - zu / wer nemlich das Bad muͤſſe austrincken.

Wanns um und um kommt / ſo buͤſt endlichen der Beichtvatter ein / entweder bey GOtt / oder bey den Men - ſchen muß alſo er das Bad austrincken. Beym Schwem̃ - teich zu Jeruſalem war ein armer und elender Tropf / wel - cher 38. Jahr daſelbſten gantz huͤlffloß gelegen / dieſen aber hat unſer HErr friſch und geſund gemacht / anbey aberJoan. 5. befohlen / er ſoll ſein Bett auf die Achſeln nehmen / und fortgehen. Wie ſolches die Naſenwitzige Hebræer und vornemſte Synagoger wahrgenommen / die gleich dazu - mal am Sabbat auf und ab ſpazirten / und mit ihren Blo -B b b 2der -380Unſer Heyland vermahnet nach empfangenem Kußder-Kroͤſen daher prangten / ſchnarchten ſie alſobalden - ber dieſe Sach / fragten den Menſchen / ſo geſund worden / wer derjenige ſo undiſcrete Geſell ſeye / der ihme / erſt von ſo langwieriger Kranckheit aufgeſtandene / einen ſo ſchwaͤ - ren Laſt auferlegt? Quis eſt iſte, qui dixit, tolle gra - batum tuum?

O wie offt lauffen ſolche Klagen uͤber den Beichtvat - ter! der muß nit ſelten das Bad austrincken / da heiſt es / dem Pfaffen beichte ich mein lebtag nit mehr / er hat mir auferlegt / ich ſolle am nechſten Freytag in Waſſer und Brod faſten / auf ſolche Weiſe haͤtte ich alle Monat Qua - tember / er hat mir vor ein Buß geben / ich ſoll etlich Tag um meine bloſe Lenden ein rauhes Cilicium tragen / wann auch meine Haut von Pfund-Leder waͤre / ſo koͤnte ich ſol - che Roß-Seiden nit erleiden. Er hat mir geſagt / ich ſol - le ein gute diſciplin machen / und den bloſen Rucken ein Viertelſtund mit der Geiſſel abdreſchen / der Deixel hol ei - nen ſolchen Fluͤgenwedel / ich laß ſolchen denen Fuhrleu - ten uͤber / die moͤgen darmit einen holen Weg ſchnaltzen. Er hat mir befohlen / ich ſoll eine gewiſſe Geſellſchafft mei - den / er meynt gewiß / ich ſoll mich gar laſſen in ein Pa - ſteten einſchlagen. Er hat mir die Wuͤrffel verbotten / auf ſolche Mauier muß ich nur mit Fleiſch die Zeit vertrei - ben / weil er mir die Beiner verbietet. Er hat mir auf - erlegt / ich ſolle mit gebognen Knyen einen gantzen Pſal - ter beten / wann das waͤre / ſo muͤſte ich alle Wochen um neue Struͤmpf nacher Hamburg ſchicken: Er hat mir ge - ſchafft / ich ſolle einen Gulden Allmoſen unter die Armen austheilen / wanns ſo weit kommt / ſo werden die Bettler von fremden Suͤnden reich / quis eſtiſte, qui dixit, tol - le grabatum tuum?

Es381den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz.

Es iſt zwar denen Beichtvaͤttern die diſcretion be - ſtens anſtaͤndig / und ſoll bey ihme die Guͤtigkeit das Vorgewicht haben / auch allemal mit unſerm HErrn und Heyland ſprechen: Miſereor ſuper turbam, mich er - barmen die Leut. Aber hoͤre ein wenig / du ungedulti - ges Beichtkind / der Prieſter / als ein geiſtlicher Artzt / weiß die Pflaſter ſchon zu machen nach Art der Wunden / daß er dir ein diſciplin oder Cilicium auferlegt / iſt die Ur - ſach / damit dein muthwilliger Leib in etwas gezaͤhmt werde; daß er dir die Karten und Wuͤrffel verbotten / iſt darum geſchehen / damit dir fein die Gelegenheit zu Flu - chen und Gottslaͤſtern genommen werde; daß er dir ein Faſten auferlegt / iſt die Urſach / damit er dir Fraß und Fuͤllerey abgewoͤhne ꝛc. Und dann ſo erwaͤge anbey / daß vor dieſem vor ein jede Todtſuͤnd etlich Jahr hindurch ein groſſe harte Buß hat muͤſſen verrichtet werden / betrach - te desgleichen / daß die Goͤttliche Juſtiz nit ſo weich und bloͤd ſeye / ob ſie ſchon die ewige Straff wegen der Beicht in ein zeitliche verwandelt / daß ſie ſolche zeitliche Straff gleich mit 3. Vatter unſer und Ave Maria laſſe bezahlen / ſondern ſie pflegt in jener Welt mit langwierigen und er - ſchroͤcklichen tormenten und Qualen in dem Fegfeuer zu reinigen. Welches aber gedunckt dich leichter / ein Pfund Bley zu tragen / oder einen gantzen Berg? ein halbe Stund leiden / oder viel Jahr leiden? einen einigen Tropf - fen Gall ſchlicken / oder ein gantzes Meer voll Gall aus - trincken? einen einzigen Funcken laſſen auf die Hand fal - len / oder in einem feurigen Ofen ſitzen? Von einer Mu - cken geſtochen / oder von bruͤllenden Loͤwen zerriſſen wer - den? Welches ſcheint dir geringer zu ſeyn / wenig leiden und kurtz leiden / als viel leiden / und lang leiden? ſo iſtB b b 3dann382Unſer Heyland ermahnet nach empfangnem Kußdann ja beſſer allhier von dem Beichtvatter einige aufer - legte Buß verrichten / als in jener Welt von teufliſchen Larven gepeiniget werden.

O wie offt muß auch ein Beichtvatter bey GOtt ſelb - ſten das Bad austrincken / und wird ſamt dem Beicht - kind zum Teufel fahren! Wehe denſelbigen Beichtvaͤttern / welche groſſen Herren die Fuchsfedern ſtreichen / und ih - nen nichts getrauen zu ſagen / ja mit ihrem Stillſchwei - gen dero Laſter und groſſe Verbrechen gleichſam verſie - geln und beſtaͤttigen. Ein Beichtvatter ſolle von rechts - wegen ſeyn / wie jene 4. Thier / ſo der Prophet Ezechiel geſehen / dieſe waren ein Adler / ein Menſch / ein Ochs und ein Loͤw. Ein Adler ſoll er ſeyn / das iſt / hochgelehrt / ſcharffſichtig / wolgeſtudirt / ſtattlich beleſen / ein guter Caſiſt, und kein Caſualiſt, ein unverſtaͤndiger und un - gelehrter Beichtvatter / deſſen Hirn beſchaffen wie das Stroh / worinn die Rachel ihre Goͤtzen verborgen / ſtuͤrtzt ſich und das Beichtkind in das ewige Verderben / und lei - der! haben ſolche einfaͤltige Pfnaußner / welche eine gan - tze Zeit / wie die Brodſitzer in ihrem hoͤltzernen Cabinet hocken / mehrern Zulauff / als gute und hochverſtaͤndige Maͤnner. Ein Beichtvatter muß auch ſeyn ein Menſch / das iſt / er muß wiſſen ein Mitleiden zu tragen mit dem Suͤnder / ſo viel es moͤglich iſt / die Wunden heilen mit Pflaſtern / und nit mit Schneiden und Brennen / man trifft wol einige Filtzhover an / welche mit ſo rauhen Wor -Levit 7. ten gegen dem Beichtkind verfahren / daß ſie ihme allen Luſt benehmen zu fernerem beichten / und folgſam nit glimpflicher umgehen mit dem Beichtkind / als im alten Teſtament der Prieſter mit dem Opfer / deme er allema - len die Haut uͤber den Kopf herab gezogen. Ein Beichtvat -ter383den Iſcarioth zur heylſamen Pœnitenz. ter muß auch ſeyn ein Ochs / das iſt / das Joch ſeines Ambts gedultig ziehen / kein Muͤhe und Arbeit ſparen / dem Suͤn - der zu helffen / und dafern das Beichtkind vorhero etwan das Gewiſſen nit recht erforſchet / demſelben mit etlichen Fragen an die Hand gehen. Ein Beichtvatter muß ſeyn ein Adler / ein Menſch / ein Ochs / und endlichen auch ein Loͤw / das iſt / er muß niemand foͤrchten / nit anſchauen die Perſon / und dero hohen Stand / ſondern dero Ver - brechen / er muß ihme getrauen / auch gecroͤnten Haͤuptern die Warheit zu ſagen / und ſolche ſo gut als der Nathan dem David unter die Naſen reiben. Wann er nit alſo beſchaffen, ſo muß er das Bad austrincken / und muß er Rechenſchafft geben wegen der Seel / ſo ſeinetwegen zu Grund gegangen. Dergleichen wolbekandt jene erſchroͤck - liche Geſchicht / ſo im Pædagogo Chriſtiano weitlaͤuff -part. 2. tig beſchrieben wird / da nemlich die Teuffel den Beicht - vatter / und das Beichtkind auf einmal hinweg ge - fuͤhrt / um / weilen das Beichtkind ein groſſer Wuche - rer geweſen / der Beichtvatter aber allemal das Creutz daruͤber gemacht / mit 2. Vatter unſer von ſich geſchickt / von ſolchem Laſter nit abgemahnet / ſondern noch deſſen Tafel genoſſen / und alſo mehrer acht gehabt auf gute Biſ - ſen / als auf ein gutes Gewiſſen. Darum ſoll man ſehr behutſam ſeyn in Erwaͤhlung eines Beichtvatters / ja ſo gar / nach Einrathung des H. Franciſci Saleſii, ſoll man aus zehentauſend den beſten ausklauben. Ins Bad / ins Bad! aber auch zu einem guten Bader / die Beicht iſt das Bad / ein Pater der Bader / viel Gluͤck ins Bad!

Judas384Judas Iſcarioth hatte den wahren Glauben /

Judas Iſcarioth hatte den wahren allein ſee - ligmachenden Glauben / aber die Werck ſtimm - ten mit dem Glauben nit zu.

IN dem gantzen bittern Leiden JEſu Chri - ſti wird man finden / daß der ſanfftmuͤtig - ſte HErr und Heyland nur wider 2. Per - ſonen habe klagt / benantlichen wider den Iſcarioth, und wider den Malchum, wi - der dieſen / als er ihme einen ſo harten Backenſtreich ver - ſetzt / ſagte und klagte er / hab ich uͤbel oder unrecht gere - det / ſo beweiß du mirs / hab ich aber recht geredet / warum ſchlaͤgſt du mich? Wider den Judam, als er ihn ſo mein - eydig den Feinden uͤbergeben / ſagte und klagte er / Judas verraͤhteſt du des Menſchen Sohn mit einem Kuß? Son - ſten haben allerley Stands-Perſonen den HErrn JE - ſum verfolgt / und ihme viel Ubels angethan / Koͤnig / Fuͤr - ſten / Hoheprieſter / Edelleut / Doctores, Soldaten / Knecht / Dienſtmaͤgd / Weiber / Maͤnner / haben uͤbel verfahren mit unſerm HErrn / gleichwol aber ſich gegen niemand beklagt. Nit wird man leſen / nit wird man fin - den / daß er einmal ſich haͤtte verlauten laſſen / warum habts mich gegeiſſelt? warum habts mich mit Doͤrnern gekroͤnet? warum habts mich an das Creutz genagelt? warum habts mich mit Gall und Eſſig getraͤnckt? Nichts dergleichen hoͤrete man von dem Mund dieſes ſanfftmuͤ - tigſten Lamm GOttes / als alleinig der Kuß des Iſcari - oths, und der Backenſtreich des Malchi ſeynd ihme hart ankommen / ob dieſen hat ihme das Hertz wehe gethan /und385aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu. und zwar darum / weil ſich der Iſcarioth aͤuſſerlich noch geſtellt / als ein Diſcipul, als ein Chriſt / als ein Freund / als ein Nachfolger / und doch in der That ſelbſten zeigte er das Widerſpiel / er glaubte gleich andern Apoſteln an JE - ſum Chriſtum / er wirckte gleich andern Apoſteln Mira - culn und Wunderwerck / er zeigte gleich andern Apoſteln / daß er Chriſto nachfolge / aber er war nur in dem Namen ein Nachfolger / in der That aber ein Verfolger / desglei - chen ſeynd alle / ſo da Chriſten genennet werden / und nitS. Ambr. lib. 3. de ſpiri. Chriſtlich leben. Etſi multi ſe nominent Chriſtianos, nomen uſurpant, non omnes mercedem habent Juda accepit oſculum, ſed audivit, Juda! oſculo fi - lium hominis tradis? hoc eſt, amoris pignore ſcelus imples, & pariter inſtrumento odia ſeris, & charita - tis officio mortem irrogas?

Wer biſt du? antwort / ein Catholiſcher Chriſt / biſt du ein ſolcher / ſo knye nieder / ſchlag die Haͤnd zuſammen / erhebe deine Augen gen Himmel / und lege GOtt dem All - maͤchtigen ſo viel Danck ab / als da ſeynd Graͤßl in den Fel - dern / Blaͤtter in den Waͤldern / Strahlen in der Sonnen / Troͤpflein in dem Bronnen ꝛc. Hoͤre nit auf zu dancken dem allerguͤtigſten GOtt um dieſe groſſe Gnad / diß iſt ein Schatz uͤber alle Schaͤtz / den da ſo viel Millionen der Menſchen nit gehabt haben / als welche Stein und Pein / Katzen und Ratzen / Lux und Fuchs / ſo gar den Teufel vor einen Gott angebetten. Die Chaldaͤer haben als einen Gott verehret den Urchasdim, die Heveer den Thar - tak, die Babylonier den Suchot, die Chutæer den Ner - gal, die Ammoniter den Moloch, die Perſier den Eſch, die Philiſtæer den Dagon, die Ammorhæer den Che - moſch, die Egyptier den Baalzephon, die MoabiterPars III. C c cden386Judas Iſcarioth hatte den wahren Glauben /den Belphegor, die Sydonier den Aſtaroth, die Teut - ſchen das Goͤtzenbild Fortunæ, die Sachſen den Flins, die Weſtphaͤlinger den Mesborg, die Moſcoviter den Pe - run &c. Wann dann du zu dieſer Zeit haͤtteſt gelebt / ſo waͤreſt du gleich andern in ſolchem Irrihum gelegen / den Teufel vor deinen Gott gehalten / und folgſam ſein Him - melreich geerbet.

Ich wolte wuͤndſchen / daß du koͤnteſt mit dem Heil. Benedicto in einem Augenblick ſehen die gantze runde Welt / ſo wuͤrdeſt du wahrnehmen / daß faſt alles verblendt / und den wahren ſeeligmachenden GOtt nit recht erkennt / das Wenige / was mit dem rechten Goͤttlichen Glauben erleucht / iſt gegen demjenigen / ſo Goͤtzen und Teufel an - beten / faſt wie ein Scheer-Hauffen gegen dem groſſen Berg Olympo, wie ein Bach gegen dem Meer / wie ein Luſtgaͤrtel gegen dem groſſen Schwartzwald. Das heiſt ja 8. Perſonen in der Archen / die uͤbrige Welt alles zu Grund / das heiſt ja ein kleines Haußgeſind des Loths ſal - virt / die uͤbrige 5. groſſe Staͤdt in Aſchen; das heiſt zwey in das gelobte Land kommen / und die uͤbrige ſo viel hun - dert tauſend heraus bleiben. Der groͤſte Theil der Welt iſt Africa, in dieſem ſtehen gleichſam noch andere kleine Welt / als da iſt groß Mauritania, groß Cæſarea, groß Cyrene, groß Lybia, Mareotica und Æthiopia &c. In allen / bey allen / unter allen dieſen ſo viel Millionen und Millionen der Menſchen wirſt du keinen / oder gar wenig finden / die die Knye biegen vordem wahren GOtt / ſo ſie erſchaffen / wol aber vor Teufel und Goͤtzenbilder. InDiaus lib. 3. [c]. 1. der Landſchafft Obdoria, bey dem Fluß Obbi, wird auf den heutigen Tag von vielen Laͤndern vor einen GOtt ge - halten ein ſteinerne Bildnuß / ſo ein uhraltes ſchaͤndlichesund387aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu. und gefaltetes Weib repræſentirt / und bey denen Mo - ſcovitern / ſo daſelbſten augraͤntzen / Zelotababa genennet wird. Ein einige Statt Marocco zehlet 26000. groſſe Behauſungen / und darinnen uͤber die 100000. Familien / doch alle dieſe wiſſen nichts um den wahren GOtt. In dem einigen Koͤnigreich China werden in die fuͤnffzig Mil - lionen der Seelen gefunden / doch alle beraubt des wahren Glaubens ꝛc. Die Reſidenz-Statt des Cam iſt Quin - zai, haͤlt in ihrem Umkreiß in die hundert welſche Meil / deren fuͤnffe ein teutſche machen / darinnen leben in die 10. Millionen der Seelen / aber alle Heyden / und folgſam Vaſallen des Teufels. So mans recht will betrachten / ſo gehet nit ein Augenblick vorbey / daß nit der gerechte GOtt in die 50. bis 60. tauſend Seelen in den Abgrund der Hoͤllen ſtuͤrtzet. In Soria haben die Leut / und erken - nen die Leut keinen andern GOtt / als einen ſchwartzen Hund / welcher bey der Tafel allemal das erſte Ort hat. In dem Koͤnigreich Samorino wird vor einen GOtt ge -Vincent. Mari. in via Orient. lib 3. halten ein alter Buͤffel-Ochs / der ein ſilbernes Gloͤckel am Halß traͤgt / auch allenthalben ſein freye Wayd hat / ja ſie ſchaͤtzen ſich abſonderlich gluͤckſeelig / wann dieſer vier - fuͤſſige GOtt ihre Aecker und Gaͤrten betritt. In dem Orientaliſchen Indien leben einige Voͤlcker / Brachman - ner genannt / welche vor allen andern die Kuͤh verehren / ſo gar waſchen ſie ſ. v. mit dero Waſſer ihre Angeſichter / und halten es ſo hoch / als waͤre dieſer Syrop vom Him - mel kommen. Wann ſie nahend bey dem Tod ſeynd und bereits in die Zuͤgen greiffen / ſodann ſchaͤtzen ſie ſich ſon - derlich gluͤckſeelig / ſo ſie einen Kuͤhſchweiff in denen Haͤn - den halten. Alle / alle / alle dieſe als Heyden ſeynd Kin - der des Verderbens / und iſt wol zu glauben / daß nit ſoC c c 2viel388Judas Iſcarioth hatte den wahren Glauben /viel Blaͤtter in der gantzen Welt zur Fruͤhlings-Zeit in ei - nem Jahr auf den Baͤumen ſtehen / als dergleichen Goͤ - tzen-Anbeter ſchon in den hoͤlliſchen Abgrund geſtuͤrtzet worden.

Neben dieſen iſt in kein Zahl zu bringen die Menge derjenigen / ſo zwar in etwas den wahren GOtt erkennt / aber anbey durch andere Irrthum und Ketzerey verblendt worden. Wie viel Millionen / Millionen / Millionen ſeynd zu Grund gangen / und gehen noch zu Grund der Thebutianer / der Cleobianer / der Doſitheaner / der Gortheaner / der Simonianer / der Cerinthianer / der Meandrianer / der Saturnianer / der Baſilidianer / der Carpocratianer / der Cerdonianer / der Valentinianer / der Secundianer / der Colorboſianer / der Tatianer / der Severianer / der Alogianer / der Quintilianer / der Theo - dotianer / der Porphyrianer / der Novatianer / der Ag - grippianer / der Noëzianer / der Sabellianer / der Mele - tianer / der Arrianer / der Coluthianer / der Aerianer / der Cosmianer / der Aſſurianer / der Eunomianer / der Aetianer / der Luciferaner / der Maſſalianer / der Euphy - gianer / der Hermyaner / der Vadianer / der Sabbatia - ner / der Pelagianer / der Cæleſtianer / der Neſtorianer / der Eutychianer / der Dioſcorianer / der Camperianer / der Servetianer / der Zwinglianer / der Lutheraner ꝛc. lauter Ketzer ꝛc. O was Zahl faſt ohne Zahl iſt dem Sa - tan ewig zu Theil worden / und noch zu Theil wird der Ebioniten / der Ptolemæiten / der Marciten / der Encra - titen / der Aſchodrogiten / der Teſſer eſcædecatiten / der Mentangismoniten / der Elcheſaiten / der Hierarchiten / der Brachiten / der Proclianiten / der Antidicomoria - niten / der Abeloniten / der Maroniten / der Tetraditen /der389aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu. der Contobalditen / der Canoniten / der Jacobiten / der Aphthartodociten / der Monophyſiten / der Angeli - ten / der Huſſiten / der Nicolaiten / der Thaboriten ꝛc. lauter Ketzer ꝛc.

O wie viel und viel / und Millionen viel ſeynd ſchon zum Teufel gefahren / und fahren noch der Marioniſten / der Lucianiſten / der Bardehaniſten / der Montaniſten / der Tertullianiſten / der Chatariſten / der Apollinariſten / der Sophiſten / der Donatiſten / der Quintiniſten / der Deiſten / der Machometiſten / der Parmenianiſten / der Anabaptiſten / der Machiavelliſten / der Formaliſten / der Anglopapiſten / der Braniſten / der Bibliſten / der Cal - viniſten / der Adiaphoriſten / der Majoriſten / der Anta - diaphoriſten / der Metamorphiſten / der Tropiſten / der Polygamiſten / der Confeſſioniſten / der Buceriſten / der Interimiſten ꝛc. lauter Ketzer ꝛc. Welche alle insgeſamt wie jener Apocalyptiſche Drach / das mit der Sonnen be - kleidte Weib / benanntlich die Roͤmiſche allein ſeeligma - chende Kirchen verfolget. Das erſte hunderte Jahr die Ebioniten. Das andere hunderte Jahr die Marcioni - ſten. Das dritte hunderte Jahr die Novatianer. Das vierdte hunderte Jahr die Arrianer. Das fuͤnffte hunderte Jahr die Pelagianer. Das ſechſte hunderte Jahr die Ori - giniſten. Das ſiebende hunderte Jahr die Severiten. Das achte hunderte Jahr die Fælicianer. Das neundte hun - derte Jahr die Balbiſten. Das zehende hunderte Jahr die Anthropomorphiſten. Das eilffte hunderte Jahr die Berengarianer. Das zwoͤlffte hunderte Jahr die Ca ja - ner. Das dreyzehende hunderte Jahr die Waldenſer. Das vierzehende hunderte Jahr die Wicleffiten. Das fuͤnffzehende hunderte Jahr / die Huſſiten / Adamiten /C c c 3Zwing -390Judas Iſcarioth hatte den wahren Glauben /Zwinglianer / Lutheraner ꝛc. Das ſechzehende hundert Jahr allerley Ketzerbrut / und unlaͤngſt die Moliniſten / aber die Kirchen / ſo auf den feſten Felſen gegruͤndet / hat alle dieſe anſtoſſende Wellen ſieghafft uͤberwunden.

Wer biſt du? Antwort / ich bin ein Catholiſcher Chriſt / biſt du ein ſolcher / ſo ſchlag vor Freuden deine Haͤnd zu - ſammen / laß vor Freuden die Augen in Thraͤnen ſchwim - men / laß vor Freuden das Hertz aufhupfen / in Erwe - gung / daß der guͤtigſte GOtt aus ſo viel tauſend Million Seelen / welche das wahre Liecht nicht gehabt / noch ha - ben / dich / ohne deine Verdienſten / aus purer lauter Guͤ - te und Gnade zu dem wahren allein ſeeligmachenden Glauben hat auserkohren. Dieſer dein Glaub iſt der rechte / weil ſolchen anfangs nit groſſe Majeſtaͤten / nit durchlaͤuchtigſte Fuͤrſten und Herrn / nit hocherleuchte und anſchuliche ſchrifft gelehrte Maͤnner / ſondern gemeine / ar - me / und einfaͤltige Fiſcher haben allenthalben ausgebrei - tet / und der Welt kundbar gemacht / daß auch gekroͤnte Haͤubter ſolcher Lehr ſich unterworffen / welches nit ohne ſondere Allmacht GOttes hat koͤnnen geſchehen. Dieſer dein Glaub iſt der rechte / dieſen hat Petrus geprediget und gelehrt in Judæa, in Antiochia, in Italia. Paulus faſt allenthalben / Andreas in Achaja, Jacobus in Spa - nien / Joannes in Griechenland / Philippus in Scythia, Bartholomæus in Lycaonia, Thomas in Parthia und Indien / Matthæus in Macedonia, Jacobus Alphæi zu Jeruſalem / Judas Thadæus in Meſopotamia, Eu - charius zu Trier / Maternus zu Coͤln / Arbogaſtus im Elſas / Creſcens zu Mayntz / Bonifacius in Schwaben / Amandus zu Worms / Udalricus zu Augſpurg / Wili - baldus zu Aichſtaͤtt / Otto zu Bamberg / Rupertus inBa -391aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu. Bayern / Corbinianus zu Freiſing / Maximilianus in Steyr und Kaͤrndten / Cyrillus in Maͤhren / Severinus in Oeſterreich / und haben doch durch ſonderliche Goͤttliche Beyhuͤlff alſo zuſammen geſtimmt dieſe groſſe heilige Maͤnner in ihrer Lehr / daß einer geredet und geprediget / was der andere. Dieſer dein Glaub iſt der rechte / weilen ihn ſo viel auserwaͤhlte Diener GOttes mit groſſen Wun - derwercken beſtaͤttiget. Damit der H. Poppo denenSaxo in hiſt. Dan. lib. 10. Dennemaͤrckern zeige / daß der Chriſtliche Catholiſche Glaub der einig Seeligmachende ſeye / hat er ein Kleyd mit Wachs und Bech uͤberzogner angelegt / darmit im Feuer geſtanden / bis alles daſſelbige zu Aſchen verbron - nen / er aber unverletzter geblieben. Damit der H. Seve - rinus denen Teutſchen zeige / deren dazumal noch viel die Goͤtzen angebetet / daß der Chriſtliche Catholiſche GlaubIn Vita, der rechte ſeye / hat er durch eiferiges Gebet ſo viel bey GOtt gerichtet / daß alle Kertzen / ſo die Catholiſche in Haͤnden gehalten / uhrploͤtzlich ſeynd angezuͤndet worden / der Unglaubigen aber ihre Kertzen gar nit. Damit der H. Dominicus zeige denen Albigenſern / daß der Chriſt - liche Catholiſche Glaub allein der rechte ſeye / hat er mitRibadin, in vita, Gutheiſſung des geſamten Volcks beederſeits Glaubens - Articul auf das Papier geſetzt / ſelbige nachmals in einen angezuͤndten Scheiterhauffen geworffen / ſo ſeynd alſo - balden der Ketzer ihre Lehr-Puncten im Rauch aufgan - gen / der Catholiſchen aber dreymalen nacheinander aus dem Fener ohne Verletzung in die Hoͤhe geflogen.

Damit Ioannes Trarerſius, ein gelehrter Theolo - gus, zeige / daß der Chriſtliche Catholiſche Glaub der al - lein ſeeligmachende ſeye / hat er mit ſtattlichen Schrifften die Authoritet des Paͤbſtlichen Stuhls defendirt / alser392Judas Iſcarioth hatte den wahren Glaubener auch derenthalben angeklagt worden / hat er die 3. Fin - ger / wormit er beſagte Schrifften verfaſſt / in die HoͤheSurius An. 1535. gehebt / ſprechende / es reue ihn gar nit / daß er mit dieſen des Pabſtens Gewalt habe beſtaͤttiget. Da ihme nun das Leben von dem Scharpfrichter genommen / die Hand aber ins Fener geworffen worden / iſt zwar alles zu Aſchen gan - gen / auſſer der 3. Finger / mit denen man die Feder haͤlt / dieſe konten auf keine Weiſe vom Feuer verzehret werden.

Damit GOtt zeige / daß der Chriſtliche Catholiſche Glaub der allein ſeeligmachende ſeye / alſo hat ſich zuge - tragen / daß in der groſſen Tartarey in der Haubtſtadt Baldach. Alchalifus, welcher bey ihnen ſo viel / als bey uns der Pabſt / allen daſelbſt befindenden Chriſten anbefoh - len / weilen er in ihrem Evangelio geleſen / daß wer nur ein Glauben habe / wie ein Senffkoͤrnlein / koͤnne einen groſſen Berge von einem Ort zum andern uͤberſchaffen / daß ſie entweder ſolches Wunder ſollen wuͤrcken / und zwar innerhalb 15. Tagẽ / oder aber alle den Saraceniſchen Glau -Joan. Bapt Ruſius lib. 1. ben annehmen. Das kleine arme Chriſtenhaͤufflein wur - de hieruͤber nit ein wenig beſtuͤrtzt / weil ſie aber durch eife - riges Gebet die Sach GOtt dem HErrn beſtens anbefoh - len / als iſt ein Engel dem Biſchoff oder ihrem geiftlichen Vorſteher erſchienen / ihme anbefohlen / daß er einem ein - aͤugigen Schuſter oder Schuhmacher ſolle befehlen / das Mir acul mit dem Berg zu wuͤrcken. Wie nun erſtbeſag - ter arme Chriſtliche Handwercksmann ein ziemliche Zeit in dem andaͤchtigen Gebet verharret / ſo iſt geſchehen / daß der groſſe / und der Stadt nahe angraͤntzende Berg von freyen Stucken ſein voriges Ort verlaſſen / und ſich ander - werts hin begeben / worvon geſchehen / daß ſehr viel Sarace - ner den Chriſtlichen Namen angenommen.

Daß393aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu.

Daß dieſes der rechte und allein ſeeligmachende Glau - ben ſeye / haben es bishero die groſſe Wunderwerck von Anfang der aufgerichten Catholiſchen Kirchen bekraͤffti - get. Groſſe Wunder in dem erſten Sæculo, oder erſten hunderten Jahr / da nemlich die heiligen Apoſteln ſo gar mit ihrem Schatten denen Krancken die Geſundheit / und denen Todten das Leben ertheilt. Groſſe Wunder in dem andern Sæculo, wie die Chriſtliche Soldaten / unter dem Kriegsheer Marci Aurelii, den wie Glockenſpeiß er - harten Himmel erweichet / daß er einen gewuͤndſchten Regen geſpendirt / in die Feind aber lauter Doñerkeul ge - worffen hat. Groſſe Wunder in dẽ dritten Sæculo, wie Gre - gorius Thaumaturgus mit einem Wort einen groſſen Berg von ſeinem alten Platz hinweg geſchafft. Groſſe Wun - der im vierdten Sæculo, wie Antonius, Hilarion, Nico - laus, Martinus, als H. Maͤnner / ſehr viel Todte zum Le - ben erweckt. Groſſe Wunder im fuͤnfften Sæculo, wel - che da gewirckt haben die Reliquien S. Stephani, worvon ſehr ſtattlich geſchrieben der H. Vatter Auguſtinus. Groſ - ſe Wunder durch alle andere Sæcula bis auf dieſe unſere Zeiten / welche gewirckt haben ſo viel H. Diener und Die - nerinnen GOttes / deren bloſe Namen ein gantzes groſ - ſes Buch nit faſſt.

Eine ſeltzame Geſchicht von einer Meerkatz wird glaubwuͤrdig erzehlt von Cornelio Hazard in ſeinen mo - goriſchen Kirchen. Hiſtorien / und zwar folgenden Lauts: Ein Burger zu Bengala hatte ein dermaſſen ſchlauhe und argliſtige Meerkatz / daß das gemeine Heydenvolck in ihr etwas Goͤttliches verborgen zu ſeyn vermeynte. Dieſes Thier wurde dem Koͤnig hoͤchſt geprieſen / und nachmals beygebracht / der Koͤnig zoge den Ring von ſeinem Fin - ger / und verbarg denſelben in Abweſenheit der Meerkatz in die Schoos eines Kinds / ſo unter 11. andern allda ſpiel - te: hernach ließ er die Katz herein bringen / und fragte /Pars III. D d dwer394Judas Iſcarioth hatte den wahren Glauben /wer ſeinen Ring haͤtte? das arge Thier lief ungeſaumt zu dem Kind /[n]ahme den Ring / wo er verborgen lag / und reichte ſelben dem Koͤnig. Das folgende aber iſt noch ſel - tzamer. Der Koͤnig befahle ſeinen Brachmaͤnnern die Namen der zwoͤlff Geſatzgeber / als Moyſis, Machomet &c. und letztlich auch Chriſti, jedes auf ein Zettel ſchrifft - lich aufzuſetzen / dieſe Zettel warf er in ein Saͤcklein zu - ſammen / und mengte ſie wol untereinander. Dem - nach gebote er der Meerkatz allein desjenigen Namen / deſſen Geſatz das beſte und heylſamſte waͤ[r]e / heraus zu ziehen. Das liſtige Thier griffe gleich am erſten nach dem Namen Chriſti, und wieſe ihn offentlich allen / die zu - gegen waren. Dem Koͤnig fiele ein Argwohn ein / als lege ein Betrug unter der Decken / ſolchen dann abzulai - nen / gebot[t]e er die obbenennte Namen abermal / jedoch mit denen Buchſtaben / ſo allein zu Hof gebraͤuchig / zu ſchreiben / und befahl der Meerkatzen noch einmal zu ra - then / ſie ergriff wiederum den obbenannten Namen Chriſti. Einer aus dem Adel gedachte dem vermeynten Argliſt mit Gegenliſt zu begegnen / warff die Namen zum drittenmal in das Saͤcklein / Chriſti ausgenommen / den er heimlich bey ſich verbo gen hielte / und befahl dem Thier / das vorige zu thun. Sie warff ein zeitlang die Namen untereinander / wolte aber keinen heraus neh - men; als ihr nun der Koͤnig mit ſcharffen Worten drohe - te / ergri[mm]et ſie / und zerriß alle Zettel in Stuͤcken / fiele obbenennten Edelmann an / und zoge den Namen Chri - ſtus aus ſeiner Hand / darinnen er verborgen lag. Sely - mus mit ſeiner gantzen Hofſtatt uͤber 3000. Menſchen / ſo zugegen waren / entſetzten ſich billich mit Verwunde - rung ob einer ſo ungewoͤhnlichen Sach. Es iſt gar nit zu zweifeln / daß GOtt nit ſolches habe abſonderlich geord - net / zumalen ihm alle Geſchoͤpf den Gehorſam leiſten / damit hierdurch der Chriſtliche Glaub deſto mehrer be - ſtaͤttiget wurde.

Dein395aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu.

Dein Glaub iſt der rechte / iſt der allein ſeeligmachen - de / weil nit allein ſo viel H. Doctores mit der Feder den - ſelbigen geſchuͤtzet / nit allein ſo viel Propheten denſelben vorgedeutet / nit allein ſo viel H. Beichtiger mit groſſen Miraculn denſelben beſtaͤttiget / ſondern ſo viel H. Mar - tyrer / deren in die eilff Millionen gezehlt werden / mit ihrem Blut denſelben unterſchrieben. Es iſt kein Stand nit / welcher nit um des Chriſtlichen Glaubens willen gern und uhrbietig alle Pein und Marter / und endlichen den Tod ausgeſtanden. Wilſt Soldaten? in Armenia ſeynd allein 10000. um dieſes Glaubens willen gecreutziget wor - den. Wilſt Medicos? der H. Panthaleon iſt um Chriſtt willen gemartert worden. Wilſt Rathsherren? neben andern iſt Apollonius. Wilſt Edelleut? neben andern iſt Mauritius. Wilſt Fuͤrſten? neben andern iſt Gallicanus. Wilſt Hertzogen? neben andern iſt Hermenegildus. Wilſt Koͤnigliche Princeſſinnen? neben andern iſt Dympna ein Tochter des Koͤnigs in Irrland. Wilſt Koͤnige? neben andern iſt Olaus in Norwegen. Wilſt Kayſerinnen? ein ſolche iſt Serena, Diocletiani Frau Gemahlin. Wilſt Biſchoͤff? deren iſt faſt keine Zahl. Wilſt Roͤm. Paͤbſt? deren ſeynd ſieben und zwantzig / welche alle um Chriſti Glaubens willen die bitterſte Tod ausgeſtanden. Was iſt zarter als Kinder? und dannoch Anno 1576. ein Spa - niſcher Kuab mit 12. Jahren hat ihme nach und nach Haͤnd und Fuͤß / Naſen und Ohren / ja den gantzen Leib zu kleinen Stuͤcken laſſen zerfetzen / als daß er dem Glau -Bozius lib. 11. ben Chriſti haͤtte abgeſagt. Zu Arimæ in Japonia ein Knab mit 11. Jahren / iſt um Chriſti willen gantz frolo - ckend zum Tod gangen / und ſich laſſen lebendig verbren - nen. Andere Kinder mit 4. und 5. und 6. und 7. und 8. und 9. Jahren haben ſich nit geſchiehen um Chriſti willen zu ſterben / ja freywillig und ungezwungener in das Feuer geloffen / und in dem Lob des ſuͤſſeſten Namens JEſu zuD d d 2Aſchen396Judas Iſcarioth hatte den wahren Glauben /Aſchen verbrennet worden. Was iſt gebrechlicher als das betagte Alter? und dannoch unter dem Diocletiano der H. Prieſter Dorotheus mit 77. Jahren / und dannoch der H. Soldat Luſignius mit 110. Jahren / und dannoch der H. Biſchoff Simeon zu Jeruſalem / ein Sohn CleophæEuſeb. lib. 7 c. 26. mit 120. Jahren unter dem Tyrannen Trajano ſeynd gantz Freudenvoll zum Tod gangen. Was iſt ſchwaͤ - cher als das weibliche Geſchlecht? und gleichwol zu Ni - comedia die H. Baſiliſſa mit 9. Jahren / und gleichwol zu Emeritæ in Spanien die H. Eulalia mit 12. Jahren / und gleichwol 11000. Jungfrauen in der Urſulæ Geſellſchafft haben urbietig den ſchmertzlichen Tod ausgeſtanden um Chriſti willen. Wann diß Blut nit genug / ſolls einem manchen verſtockten Hertzen dieſen unſern allein ſeelig - machenden Glauben einzurathen / ſo beweg ihn die ſchnee - weiſſe Milch / welche da an ſtatt des Bluts gefloſſen / aus Paulo dem Apoſtel zu Rom / aus Achatio zu Mileti, aus Blaſio zu Sebaſte, aus Bonifacio, Eupſſichio, Æmiliano, Secundina, Martina, Catharina und vielen[ andern] Mar - tyrern ꝛc. Wann diß nit gnug iſt / ſo laß er ſich doch von ſolchen uͤberreden / die ohne Zungen geredet haben / dem H. Euſebio, dem H. Biſchoff und Martyrer Leodegario,Pagata fol, 25. dem H. Florentino, dem H. Hilario, dem H. Placido, dem H. Permenio, dem H. Quirino, dem H. Potito, der H. Chriſtina, lauter heiligen Martyrer ſeynd die Zungen wurtz aus dem Rachen geriſſen worden / und doch ohne dieſelbige haben ſie GOtt gelobet / GOtt gebenedeyet / und den allein ſeeligmachenden Glauben JEſu Chriſti geprediget.

Wer biſt du? Antwort: Ich bin ein Catholiſcher Chriſt / biſt du ein ſolcher? ſo hoͤre nit auf GOtt zu dan - cken Tag und Nacht / fruͤh und ſpat / um dieſe großmaͤch - tige Gnad / dann wiſſe wol / daß dieſer Glaub ein Grund - veſt ſeye aller Tugenden / ein Wurtzel der Unſterblich -keit397aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu. keit / ein Anfang und ein Ausgang des Heyls / ein Schatz der Verdienſten / ein Schul der Evangeliſchen Wahrheit / ein Schild der Catholiſchen Kirchen / ein Regel unſers Lebens / ein Glantz unſers Verſtands / ein Sieg unſers Streits / ein Triumph aller Secten / ein Pein der Tyran - nen / ein Bronn der Wunderwerck / ein Spendt der Gna - den / ein Geiſſel der Teuffel / ein Pforten der Vollkom - menheit / ein Straſſen der Seeligkeit. Aber wiſſe bey - nebens / daß der Glaub bey denen Erwachſenen muß nothwendig auch haben die Geſellſchafft deꝛ guten Werck / ſonſt iſt de[r]Glaub ohne gute Werck kein Glaub / ſondern ein Raub / dann er dir mehrer nimmt als gibt.

Allezeit hat ſich unſer lieber HErr / da er auf Erden wandeite / ſanfftmuͤtig und guͤtig erzeigt / auſſer dama - len / wie er den Feigenbaum in Mitte des Felds vermale - deyt. Auch ein Block koͤnte hierinfals dieſes Baums ei - nen Advocaten abgeben / und waͤre gewiß kein hoͤltzernes Argument, wann er ſagen thaͤte / warum HErr? warum macheſt du ein ſo ſaures Geſicht gegen dem ſuͤſſen Feigen - baum / und verfaͤhreſt ſo hart mit dieſem Schwager des Zuckers? entweder iſt er ſchuldig / oder nit ſchuldig / iſt er nit ſchuldig / weſſenthalben zuͤchtigeſt du ihn mit ſo er - ſchroͤcklicher Malediction? iſt er aber ſchuldig? warum ſtraffeſt du ihn / und nit andere auch? Dann auf dieſem Feld ſtehen auch andere Baͤumer / Aepfel / Pirn / Zwe - ſpen-Baͤumer / die gleichmaͤſſig kein Frucht tragen / maſ - ſen es zur Fruͤhlings-Zeit. Dieſe excuſa hatte auch der arme Feigen Kramer. Non enim erat tempus ficorum. Gewiß iſt es / daß hierinfals ein andere Geheimnuß und Bedeutung verborgen / geſtalten der vernunftloſe Baum n[i]t faͤhig einer Malediction. Der H. Chryſoſtomus ſpricht / man ſoll wol in acht nehmen / was der Feigen baum vor Blaͤtter habe / da wird man ſehen / daß ein Feigenblat fuͤnff abgetheilte Eck oder Ausſchuß habe / und alſo nitD d d 3ua -398Judas Iſcarioth hatte den wahren Glauben /ungleich einer Menſchen-Hand wegen der 5. Finger. In - dem nun dieſer gruͤne Geſell ſo viel Haͤnd daher gezeiget / aber nirgends kein Frucht / hat der HErr einen billigen Zorn uͤber ihn gefaſſt / zumalen er ein Sinnbild eines Menſchen / der zwar den rechten Glauben hat / aber bey - nebens keine Frucht der guten Wercken. Der Glaub oh - ne die gute Werck iſt todt / und aller Verdienſten beraubt / iſt auch gantz allein nit gnug zur Seeligkeit / dann am Juͤngſten Tag wird der Goͤttliche Richter viel verdamm - te Chriſten anreden / gehet hin ins ewige Feuer / nit wei - len ihr nit geglaubt / ſondern ich bin hungerig geweſen / und ihr habt mich nit geſpeiſet / ich bin nackend geweſt / und ihr habt mich nit gekleydt ꝛc. Woraus ſattſam ab - zunehmen / daß der Glaub ohne die gute Werck nichts helffe.

Ein wunderliche Geſchicht wird in Goͤttlicher Schrifft regiſtrirt / daß nemlich die Galatiter mit denen Euphrate - ern unweit des Fluß Jordans ein blutige Feldſchlacht gehabt / worinnen die Letztere das Letzte gezogen / und folgſam den Haſentantz genommen. Weil nun die Ga - latiter als galante Ritter / dem fluͤchtigen Feind wolten den Paß verſtellen / alſo haben ſie ſich geruckt in aller Eil an den engen Weeg / wo beſagte Euphrateer muſten noth - halber durchpaſſiren. Weil aber die finſtere Nacht da - zumalen eingefallen / und man nit konte erkennen / werJudic. 11. Freund oder Feind / zumal ſehr viel Galatiter auch dahin marſchirten / alſo hat die ſtarcke Schildwacht allezeit ge - ſchryen / wer da? gut Freund ſagt ein jeder / biſt du gut Freund / ſo ſag Shiboleth. Nun iſt zu wiſſen / daß die Euphrateer ſolches Wort weit anderſt wegen ihrer be - ſondern Sprach ausgeſprochen / als die Galatiter / wie man dann auch einen Craͤnner von einem Teutſchen kan unterſcheiden / wann man ihm auferlegt ſie ſollen aus - ſprechen das Woͤrtlein Himmel / ſodann wird der Teut -ſche399aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu. ſche rauh ausſprechen / Himmel / der Craͤnner aber wird nit anderſt ſagen als Immel. Gleicher geſtalten war es da zumal mit dem Wort Shiboleth. Wann auch ei - ner kommen / und dieſes Wort manierlich und ſubtil aus - geſprochen / ſodann hats geheiſſen / paſſire / dann man kennte ihn ſchon / daß er ein Galatiter ſeye: Hat ſich aber einer gefunden / der dieſes Wortrauch ausgeſagt / der iſt alſobalden niedergehauet worden. Das meiſte aber iſt hierinn zu beobachten / daß gedachtes Wort auf Galati - teriſch ausgeſprochner heiſt ein volle Kotnaͤher / auf Eu - phrateiſch aber ein leere Koͤrnaͤher.

Wilſt du nun frey durchpaſſiren in das obere Vatter - land / wilſt dem Schwerdt der Goͤttlichen Gerechtigkeit entfliehen / wilſt vor GOtt erſcheinen als ein Galatiter / oder galanter Chriſt / ſo iſt vonnoͤthen / daß du aufzieheſt mit einer vollen Kornaͤhern / das iſt / mit dem rechten al - lein ſeeligmachenden Glauben / worbey auch ſeynd die Fruͤchte der guten Werck. Ein Glaub ohne dieſe / iſt ein leere Kornaͤher / ein Glaub ohne dieſe iſt ein Eliſæiſche Hacken ohne Stihl / ein Glaub ohne dieſe / iſt der tho - rechten Jungfrauen Lampen ohne Oel / ein Glaub oh - ne dieſe / iſt ein Rachel ohne Kinder / ein Glaub ohne die - ſe / iſt ein Samſon ohne Haarlocken / ein Glaub ohne die - ſe / iſt ein Joſephiſche Ciſtern ohne Waſſer. Ein Glaub ohne dieſe / iſt ein Lazarus ohne Leben. Ein Glaub ohne dieſe / iſt ein Cainiſches Opfer ohne Wolgefallen. Ei - nen Glauben ohne gute Werck hat Judas Iſcarioth ge - habt / und findet man noch unzahlbare ſeines Glei - chens.

Unter dem Koͤnig Senacherib hat in einer Nacht ein4. Reg. 19. Engel aus Goͤttlichem Befehl ein Kriegsheer von 185000. Mann zu Grund gerichtet / daß nit einer von ſo groͤſſer Anzahl uͤbergeblieben. Wie nun der Tag angebrochen / ſo iſt ein Aviſo uͤber die andere kommen zu dem Hebraͤi -ſchen400Judas Iſcarioth hatte den wahren Glauben /ſchen Volck / ſo auch in Waffen daſelbſt geſtanden / daß nemlich die Aſſyrier als ihre Feind mit der gantzen Armee in voͤlliger Schlachtordnung ſtehen / ja die nechſte Schild - wachten haben Bericht gegeben / daß nit allein die gantze Armee in Battalia ſtehe / ſondern anbey ſo ſtill wie ein Maͤuſel / daß man nit wiſſe / was ſie hierdurch wollen ſu - chen. Die Hebraͤer waren nit wenig kleinmuͤtig / maſſen ein jeder ihme geforchten / es moͤchte heut ſeinen Balg gelten / ruckten gleichwol aber naͤhender an den Feind / konten ſich doch nit gnugſam verwundern / daß aus ſo groſſer Armee nit ein Menſch ſich ruͤhre / nit ein Pferd ſich bewege / nit ein Trompeten erſchalle. Endlich ein gantzer Troupp der beſten Soldaten aus denen Iſraeli - ten wagten ſich an den Feind / ſahen zwar / daß derſelbe ſtehe in beſter Kriegs-Ordnung / und beſtehe in beſter be - waffneter Mannſchafft / gleichwol uneracht diß / fallen ſie mit unerſchrocknem Heldenmuth den Feind an / mit blo - ſem Degen und Lantzen: Sihe aber Wunder? auf den bloſen Stoß der Lanzen ſeynd dieſe als lauter Aſchen zu Boden gefallen / ſie ſcheineten / als waͤren ſie die bravi - ſte Soldaten / als haͤtten ſie das natuͤrliche Leben / ſo bald man ſie aber nur mit dem Finger angeruͤhrt / ſo iſt alles zu Boden gefallen / und hat man wahrgenommen / daß unter dem Harniſch nichts als Pulver und Aſchen.

O wie viel / wie viel ſeynd Chriſten anzutreffen! die zwar / dem aͤuſſerlichen Schein nach / werden angeſchen vor Soldaten Chriſti / die unter dem Standart des Creu - tzes militirn / ſie werden Chriſten genennet / ſie bekennen / daß ſie Chriſten ſeyen / ſie wollen nit anderſt als Catholi - ſche Chriſten intitulirt werden / aber leider ſeynd ſie be - ſchaffen wie die Soldaten unter dem Kriegs-Heer Sena - cherib, dem Schein nach / dem Namen nach ſeynd ſie Chriſten / aber inwendig unter dem glantzenden Har - niſch des Glaubens ſeynd ſie todt / ohne Werck und Wuͤr - ckung.

Du401aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat alle Reichthum ver - acht / in freywilliger Armuth gelebet / auch geprediget / daß ehender ein Camel durch ein Nadelloch gehe / als ein Reicher in Himmel / du aber hangeſt dich an das Intereſ - ſe, wie der Fiſch Polipus an die Stein und biſt lieber gold - ſeelig / als Gottſeelig.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat allen Kleider-Pracht dergeſtalten verworffen / daß er ſelbſt nichts anderſt ge - tragen / als ein ſchlechtes Kleyd von Woll / ja ſein Un - terrock hat ihme geſtrickt die ſeeligſte Mutter Maria, da er im fuͤnfften Jahr geweſen / welcher allzeit mit ihme her - nach gewachſen / und nach Auſſag Maſſelli die Farb ver - aͤndert / wie es die Feſttaͤg erfordert. Du aber verhuͤl - leſt deinen Madenſack mit lauter Sammet und Seiden / und muͤſſen faſt alle Seiden-Wuͤrm zu deiner Kothbut - ten contribuiren.

Du ein Chriſt? Chriſtus iſt alſo maͤſſig geweſen in Speiß und Tranck / daß er niemalen ein Fleiſch genoſſen / auſſer des Oſterlamms / dir aber iſt ein jeder Faſttag ein Laſttag / ja dein Bauch muß immerzu alſo angefuͤllt ſeyn / wie die groſſe Kruͤg zu Cana Galilæa, usque ad Summum.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat die gantze Zeit / da er auf Erden wandelte / nichts anderſt gethan / als dem Nechſten geholffen / alle ſeine Thaten waren Guttha - ten / du aber biſt dem reichen Praſſer ſo gleich / wie ein Stockfiſch dem Lamperdon, es mag dem Lazaro vor der Thuͤr gehen / wie ihm woll.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat nit allein ſeinen Fein - den verziehen / ſondern ſo gar die ihm angethane Ubel - thaten mit Gutthaten erwidert / wie es ſattſam bey dem Malcho zu ſehen war / ja er hat noch vor ſeinem bittern Tod auf dem Creutz vor ſeine Feinde gebeten. Du aber kanſt die allergeringſte Unbild nit verkochen / und muß auf alle erdenckliche Weiſe die Rach geſucht werden.

Pars III. E e eDu402Judas Iſcarioth hatte den wahren Glauben /

Du ein Chriſt? Chriſtus hat ſich dergeſtalten gede - muͤtiget / daß er auch ſich vor denen Apoſteln niederge - worffen / und dero Fuͤß gewaſchen / du aber wilſt immer - zu in der Hoͤhe ſchwimmen / wie das Pantoffel-Holtz / und iſt dir nichts mehrer zuwider / als das Nieder / und iſt die Alteza ein altes Weſen bey dir.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat mehrer gelitten als alle Creaturen auf Erden / und hat ſein Leiden ſchon den An - fang genommen in dem gebenedeyten Leib ſeiner Mut - ter / maſſen er alle Freytag ſchon diejenige Schmertzen gelitten / die er ausgeſtanden an dem bittern Creutzſtam - men / und du biſt ſo hayklich / daß dir auch ein ſubtiler Stachel einer Peinen gedunckt die Lanzen Longini zu ſeyn.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat ſchon mit 6. Jahren die halbe Nacht im eiferigen Gebet zugebracht / und dieſe H. Gewonheit gehalten bis in ſeinen bittern Tod / du aber glaubeſt / du habeſt ſchon ein groſſes Loch in den Him - mel gebiſſen / wann du alle Tag ein halbes dutzet Vat - ter unſer in Geſellſchafft allerley Gedancken in den Lufft blaſeſt.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat alle Ehr geflohen / ſo gar wie ihn das Volck wegen des groſſen gewuͤrckten Wunderwerck wolte zu einem Koͤnig erwaͤhlen / hat er ſich alſobalden aus dem Weeg gemacht. Wie ſie ober ſeiner auf dem Creutz den Titul geſchrieben: JEſus ein Koͤnig der Juden / da hat er den Kopf geneigt / als wol - te er gar nichts wiſſen um dieſe Ehr / du aber haſt kein groͤſſere Sucht an dir / als die Ehrſucht / wanns moͤglich waͤre / ſo thaͤteſt du mit denen Storchen / auf dem hohen Thurn competiren. So reiſſen ſich die Lappen um die Kappen.

Du ein Chriſt? Chr[i]ſtus ware je und allemal ein Liebhaber des Friedens / deſſentwegen er hat wollen ge -boren403aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu. bohren werden zur Zeit / da ein allgemeiner Frieden auf der gantzen Welt geweſen / ja die erſte Muteten / und an ſtatt das Eya pupeya haben die Engel geſungen / Ehr ſey GOtt in der Hoͤhe / und den Menſchen Fried auf Erden. Du aber zehleſt lieber zwey als eines / biſt oͤffter zu Pen - tzing / als Fridberg / haſt mehrer Krieg als Kandel / biſt oͤffter ein Hadrian, als ein Friederich.

Du ein Chriſt? Chriſtus iſt die Reinigkeit ſelber ge - weſen / dahero er nit anderſt / als aus einer reiniſten Jungfrauen hat wollen gebohren werden / ja ihme ſeynd von ſeinen ſo haͤuffigen Feinden allerley Laſter / doch mit Unwarheit / vorgeworffen worden / ſo gar haben ſie ihn einen Zauberer und Teufelskuͤnſtler geheiſſen / ſo hat er dannoch nit zugelaſſen / daß in Materia der Keuſchheit das mindiſte ungereimte Wort waͤre gehoͤrt worden. Du aber boͤckleſt dergeſtalten / daß auch aller Hexen ordina - ri Klepper nit aͤrger ſtinckt / und ſo man dir die Plane - ten leſen ſolte / ſo muͤſte man von der Venus anfangen.

Du ein Chriſt? Du biſt ein Chriſt / wie die Buͤch - ſen in der Apothecken / auf welchen zwar auswendig ein ſchoͤner mit Gold geſchriebener Titul / inwendig aber gar offt nichts zu finden / als ein geſchimmelter Brocken von einer verdorbenen Hollerſaltzen. Du biſt ein Chriſt / wie die Seſſel bey groſſen Herren / ſo von auſſen mit Sam - met und Gold uͤberzogen / von innen aber nichts als ein ſtinckendes Roßhaar. Du biſt ein Chriſt / wie ein ſchoͤ - ner Wald / ſo wegen ſeiner aͤuſſerlichen ſchoͤnen Gruͤne faſt alle Augen an ſich ziehet / inwendig aber haͤlt er in ſei - ner Schoß nichts anderſt als Beſtien / und andere ſchaͤd - liche Thier. Du biſt ein Chriſt mit dem aͤuſſerlichen Na - men / nit aber in der That.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat niemal was anders ge - redet / als die Warheit / weſſenthalben er auch alſo bey denen Rabbinern verfolgt worden: Du aber ſteckeſt ſoE e e 2vol -404Judas Iſcarioth hatte den wahren Glauben /voiler ſ. v. Luͤgen / daß wann ein jede ein Ziegelſtein waͤre / man gar wol ein hoͤhers Gebaͤu koͤnte fuͤhren / als da ge - weſt der Thutn zu Babylon, ohneracht derſelbe 5174. Mandavill c. 49.Schritt hoch geweſen / und von dem Nembrod erbauet worden.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat die drey und dreiſſig Jahr auf Erden nit einmal gelacht / den geringſten Ge - ſpaß / wie man pflegt zu reden / nit gehabt / du aber zeh - leſt den gantzen Tag kein Stund faſt / darinn du nit das Gemuͤth / forderſt aber den Leib mit Freuden ſpeiſeſt / und nach Ergoͤtzlichkeiten ſchnappeſt / wie der Hund am Oſter - tag nach dem Beine.

Du ein Chriſt? Chriſtus hat in einer ſo ſtarcken Ver - ſuchung in der Wuͤſten den Sathan ſo offt ritterlich uͤber - wunden / du aber ladeſt den Teufel durch vielfaͤltiges Flu - chen und Schwoͤren ſelbſt zu dir / und paſſiren wenig Wort aus deinem Mund / die nit ein Teufels Patent bey ſich tragen.

Du ein Chriſt? aus deinen Worten erkenne ich dich nit als einen Chriſten / aus deinen Wercken ſihe ich dich nit als einen Chriſten / aus deinem Wandel urtheile ich dich nit als einen Chriſten / aus deinem Aufzug ſpuͤre ich dich nit als einen Chriſten / dann ein Chriſt ſolle Chriſto nachfolgen. Aber wie folgeſt du? wo folgeſt du? wann folgeſt du? in wem folgeſt du? wie lang folgeſt du? So man die Sach recht und relff erwaͤget / ſo findet ſich / daß du dem Namen nach ein Chriſtglaubiger / den Wercken nach ein Miſtklaubiger ſolſt genennet werden.

Serm. 2. Dom 19. p. Trin.

Du kommſt mir vor / wie jener / von deme der H. Vin - centius Ferrerius ſchreibt / dieſer wolte kurtzum ſpitzfindig ſeyn / dann er ſuchte und verſuchte alles / wie er doch moͤch - te ein geſpitzte Biſchoff-Kappen finden / die geſpitzte In - ful war ihm gar kein Spieß in Augen / maſſen er ſich al - lezeit darnach geſpitzt / wie ihme dann ſeine Anverwand -ten405aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu. ten dißfals nit wenig an die Hand gangen / zumalen ſie ſelbſten gern ſahen / daß ſolche Ehr ihrem Hauß moͤchte widerfahren. Nachdem er endlich nit ohne groſſe Be - ſchwernuß ſeinen Zweck erreicht / und zu ſolchem End na - cher Rom verreiſt / daſelbſt zu einem Biſchoff geweihet zu werden / da iſt er / wie pflegt zu geſchehen / von dem or - dini[r]enden befragt worden / ob er wolle Biſchoff werden? Was dann ſagte er / das hab ich ſchon viel Jahr geſucht. Er wurde weiters gefragt? Vis reddere rationem &c. Wilſt du auch am Juͤngſten Tag Rechenſchafft geben Chriſto der Seelen willen / welche dir werden anvertraut? Queſto no? ſagte er / das nit / da will ich nit hin / das laß ich wol bleiben / da waͤre ich ein Doctor &c. indem er dann geſehen / daß er derenthalben einen ſo erſchroͤcklichen Schwur ſolte ablegen / hat er freywillig die Biſchoͤffli - che Wuͤrde reſignirt / und alſo leerer / im Namen GOt - tes wieder nach Hauß gekehrt / die Seinige Befreund - ten waren deſſenthalben ſehr unbegnuͤgt / und wandten vor / daß er ſie ſo viel gekoſtet / warum er dann nit dieſe geiſtliche Dignitet habe angenommen? Ich / gab er zur Antwort / ich glaubte bey mir / daß ein Biſchoff weiter nichts anders zu thun habe / als Huͤner und Capaunen eſſen / aber zu Rom hab ich ein ander Lection vernom - men.

Viel Chriſten ſeynd der albern Meynung / als ſeye es ſchon genug / wann ſie getaufft ſeyn / wann ſie Chri - ſten genennet weiden / wann ſie mit dem Mund Chri - ſtum bekennen / im uͤbrigen ſeye ihnen erlaubt im Rauſch und Bauſch zu leben / nach Luſt und Guſt trachten / in Fraß und Geſpaß das Leben zubringen / gedencken aber nit an die Lection, Regnum cœlorum vim patitur, das Himmelreich leidet einen Gewalt. Wehe aber ſolchen Chriſten! die nur den Namen Chriſti tragen / und nit die Werck Chriſti / wehe ſolchen Chriſten! die da habenE e e 3die406Judas Iſcarioth hatte den wahren Glauben /die Stimm eines Jacobs, die Haͤnd aber eines Eſaus, we - he ſolchen Chriſten! welche da glauben / daß der gerechte GOtt werde richten die Lebendige und die Todte / und doch alſo leben / als muͤſten ſie nit einmal Rechenſchafft geben / von allen ihren Gedancken / Worten und Wer - cken. Wehe ſolchen Chriſten! die da glauben / daß ein Hoͤll ſeye / und ewige Verdammnus ſeye / und doch ſich nit ſcheuen alle Tag dieſelbige Suͤnden zu begehen / ſo das ewige Feuer verdienen. Wehe ſolchen Chriſten! die da glauben ein ewiges Leben / und doch ſich jener Werck nit befleiſſen / welche GOtt mit dem ewigen Leben belohnet. Wehe denen Chriſten! ſo da glauben / daß das H. Evan - gelium ein Regel ſeye unſers Wandels / anbey aber ſich nit anderſt verhalten / als haͤtten ſie auf den Alcoran ge - ſchworen. Wehe ſolchen Chriſten! welche alle Gebott GOttes wiſſen / und doch im wenigſten dieſelbe halten. Wehe ſolchen Chriſten! welche zwar Chriſto nachfolgen / aber mit dem Petro, ſo bald hernach ihn verlaugne[t]/ à lon - , von weiten / ja ſo weit / daß einer ſie mit einem Wieß - baumlangen perſpectiv nit kan erblicken. Wehe ſolchen Chriſten! dann ſie von GOtt mehrer verhaſſt ſeynd / als Juden / Tuͤrcken und Heyden. Dahero auch zu Zeiten des Kayſers Friderici die Saracener ſelbſt bekennt / nach - dem die Chriſten alle aus dem heiligen Land vertrieben worden / daß ſie ſolches heiliges Land mit ihren eignen Waffen nit erobert / ſondern der hoͤchſte GOtt habe nit mehr gedulten koͤnnen die abſcheuliche Laſter der Chri -Cæſar. lib. 4. c. 5. ſten zu Jeruſalem / und alſo lieber das heilige Land ihnen vergoͤnnt / die doch nit in Chriſtum glauben / als denen Chriſten ſelber / welche nur den bloſen Namen tragen. Es iſt die Auſſag des H. Nili, daß aus 10000. Catholi -Baron. An. 576. ſchen nur einer ſeelig werde. Der Joannes Chryſoſtomus hat in der volckreichen Stadt Antiochia geprediget / und rund heraus geſagt / er glaube nit / daß aus denen hun -dert407aber die Werck ſtimmten mit dem Glauben nit zu. dert tauſend erwachſenen Leuten / ſo dazumalen in ge - dachter Stadt ſich befunden / hundert ſeelig werden / und gleichwol haben zur ſelben Zeit die Chriſten unvergleich -Homil. 4. lich froͤmmer gelebt / als anjetzo. O wie viel Million und Millionen der Chriſten ſitzen und ſchwitzen in dein Ab - grund der Hoͤllen / welche weit gluͤckſeeliger geweſt waͤ - ren / ſo ſie in der blinden Heydenſchafft haͤtten gelebt / und niemalen GOtt erkennt / als daß ſie zu dem wahren ſee - ligmachenden Glauben Chriſti gelangt / und beynebens aber Chriſtliche Werck nit geuͤbet haben / maſſen ſolche weit ſchwerere Pein in der Verdammnuß ausſtehen / als diejenige / ſo das wahre Liecht des Glaubens nit gehabt.

Macarius der heilige und wunderthaͤtige Einſidler / deme die Loͤwen in der Wuͤſten wie die Hund aufgewar - tet / den ſo gar ein grauſamer Drach mit menſchlicher Stimm angeredet / dieſer Macarius hat auf eine Zeit ei -S. Bona - vent. Ser. 1. in Cath. 1. Pet. nen ausgedorrten Todtenkopf in der Wuͤſten angetrof - fen / und denſelben in dem Namen GOttes befragt / wem er zugehoͤre? ich / ſagte der Todte / bin geweſt ein Goͤtzen - Prieſter unter den Heyden. Nachdem ſolcher weiters ge - zwungen worden zu bekennen / ob er dann noch einige un - ter ihm in der Hoͤll habe? wo auf er mehrmal geantwor - tet / daß unter ſeiner noch rieſer in der Hoͤll die Juden ſeyen / die allertiefeſte aber in dieſem feurigen Abgrund ſeyen die boͤſe Chriſten / ſo die Gutthat der Erloͤſung Chriſti erkennt / aber gegen derſelbigen wegen ihres ſuͤn - digen W[an]dels ſo undanckbar ſich erzeigt. Wehe und aber wehe dem Judæ Iſcariothen und allen ſeinen Nach - folgern / bey denen der wahre Glaub ohne die gu[t]e Werck / vielmehr ein klaub iſt geweſt / der ihme die Gnad GOttes / und folgſam das ewige Heyl be - nommen hat.

Judas408Judas will erſt auf die letzt gut thun /

Judas, der loſe Geſell / will erſt auf die letzt gut thun / iſt aber zu ſpat kommen.

DEs verdammten Iſcarioths Gewiſſensloſe Unthat hat ſich an einem Mittwochen zuge - tragen / dahero Chriſtus der gebenedeyte Hey -In vit, land ſeiner geliebten Braut der H. Catharinæ von Bononien / einer Cloſter-Jungfrauen aus dem Orden der H. Claræ, geoffenbart / daß ihme alle Mitt - wochen ſehr ſchwer gefallen / weilen er gewuſt und vorge - ſehen / daß am ſelbigen Tag Judas Iſcarioth, den er vor ei - nen Apoſtel und Lehrer der Welt auserwaͤhlt / ihn denen Juden als ſeinen abgeſagten und aͤrgſten Feinden / nur um 30. Silberling verkauffen / und darauf verrahten wuͤrde: Durch welche Unthat er ihme ſelbſt einen er - baͤrmlichen Tod / der gantzen Stadt Jeruſalem ihre Zer - ſtoͤhrung / und endlichen dem geſamten Judenvolck den aͤuſſerſten Untergang verurſachet. Nachdem nun die - ſer Abfaim aller Bosheit wahrgenommen / daß ſolches unſchuldigſte Lamm GOttes von denen blutgierigen Rabbinern durch ſeine Verraͤhterey zum harten Tod ver - urtheilt worden / alſo hat ihn der ſtets nagende Gewiſ - ſens Wurm dahin vermoͤgt / daß er offentlich bekennt / er habe unrecht gehandelt / bekennt / es ſeye dieſer JEſus gantz unſchuldig / ja ſo gar dasjenige Geld / welches er durch die geleiſte Verraͤhterey erworben / dem vornem - ſten Hohen Prieſter zun Fuͤſſen geworffen / und dannoch durch alle dieſe erzeigte Bußzeichen / und offentliche Reu iſt er zum Teufel gefahren. Wordurch alle Suͤnder auf das moͤglichſte gewarnet werden / daß ſie nach dem Exem - pel Judæ ihre Buß und Bekehrung nit auf die letzt ſpa -ren /409iſt aber zu ſpat kommen. ren / zumalen gemeiniglich der Tod ein genaues Copey des vollbrachten Lebens / und aus 10000. nit einer gut ſtirbt / der da uͤbel gelebt.

Die Gnad hab ich nit gehabt / und nie gehabt / wie der H. Paulus dieſer Welt-Apoſtel / wol aber das Wider - ſpiel / maſſen er gar in den dritten Himmel verzuckt wor - den / ich aber auf eine kleine Zeit bin gar in die Hoͤll hinun - ter gefuͤhrt worden / mein Fuͤhrer war weit anderſt / als der Fuͤhrer des Iſraelitiſchen Volcks Moyſes / dann die - ſer truge Hoͤrner von Strahlen / der Meinige aber Hoͤr - ner von einer Bockskron / das beſte war / daß mir durch ſondere Huͤlff und Gnad des Allerhoͤchſten dieſer Satani - ſche Geiſt nit ſchaden konte / ſondern er muſte mir nur zei - gen / wie die Hoͤll / dieſer Abgrund der Verdammten / be - ſchaffen / und wer die mehriſte alldorten zu finden. Wie ich nun dahin kommen / da iſt mir ein gantzer Hauffen Teuffeln ins Gewehr geſtanden / dann es glaubten die - ſe ſchwartze Beſtien / daß ich auch bereits ein Inwohner bey ihnen werde ſeyn / aber GOttes Barmhertzigkeit ſchauete nit an die Zahl meiner Suͤnden / ſondern die Groͤſ - ſe ſeiner Guͤtigkeit / und hat mich nur an das Ort der Ver - dammten laſſen fuͤhren / damit ich denen unbehutſamen Adamskindern auf der Welt koͤnne andeuten / welche doch die mehriſte in der Hoͤllen brennen / da haͤtt ich Jahr und Tag zu erzehlen / wann ich wolt umſtaͤndig alle die Ker - cker und feurige Gefaͤngnuſſen beſchreiben. Eins ware / ob welchem ich mich hoͤchſtens verwundert / dann verkreu - tzigen dazumal iſt mir verbotten geweſt. Eins ware / da - ruͤber mir die Haar gen Berg geſtanden / und ich an allen Gliedern gezittert: Es wurde mir ein gantz gluͤende Keu - chen gezeigt / deren Groͤſſe / deren Laͤnge / deren Breite /Pars III. F f fderen410Judas will erſt auf die letzt gut thun /deren Tiefe faſt unbeſchreiblich / wann ich andere Ort zu - vor nicht haͤtte geſehen / da waͤre ich der Meynung geweſt / die gantze Welt loſire in dieſem erſchroͤcklichen Ort. So bald wir zu der groſſen Thuͤr dieſes Orts gelangt / und die Feuerflammen zu dem Schluͤſſelloch heraus geſchlagen / da ſagte mir der Teufel / daß in dieſem groͤſten und aller - weitiſten Kercker lauter vornehme Leut ſeynd. O GOtt / gedachte ich bey mir / wie froh bin ich / daß ich unter Koͤ - nig / Fuͤrſten und groſſe Herren nit gehoͤre / dann ich glaub - te / daß lauter Diocletiani, Maximiniani, Juliani, Tra - jani, Valeriani, Valentiniani &c. und dergleichen groſ - ſe Haͤubter darinnen waͤren. Bevor der Teufel den Schluͤſſel angeſteckt / hat er mit einer ungeheuren Stimm angefangen zu ſchreyen / guten Morgen / guten Mor - gen ihr vornehme Herren! ſolches machte mir / wie bil - lich / ſeltzame Gedancken / meiſtens darum / weil ich ſahe und hoͤrte / daß dieſer Teufel ſo complementos, und iſt mir eingefallen / als waͤre ſolcher ein zeitlang zu Hof ge - weſt / weilen er ſo cortes und hoͤflich / entgegen hat es mich anbey wunderlich gedunckt / daß man auch in der Hoͤll ei - nen Reſpect trage. Wie beſagter Geiſt die Thuͤr eroͤff - net / o wehe! da ſahe ich ein Zahl / die nit zu zehlen / der Ver - dammten in Mitte der aufſteigenden Flammen.

Guten Morgen / guten Morgen ihr Vornehme / ſagte mehrmalen der Sathan; O verfluchter Morgen / wiederholten dieſe elende Creaturen / vermaledeyter Mor - gen /[ verdammter] Morgen / ungluͤckſeeliger Morgen. OMorgen / Morgen! du haſt uns in dieſen Abgrund geſtuͤrtzt / weiſt du nun / redet mich dieſe hoͤlliſche Larven an / welche dieſe unzahlbare Anzahl der ewig verlohrnen Seelen? Es ſeynd diejenige / die von Tag zu Tag / vonMo -411iſt aber zu ſpat kommen. Monat zu Monat / von Jahr zu Jahr / von einer Zeit zu der andern ihr Buß aufſchieben / uud allzeit das Vorneh - men haben / morgen ſich zu beſſern / morgen beichten / morgen ſich zu bekehren / nach dem Exempel des Judæ Iſcarioths. O GOtt / nach ſolchen bin ich augenblick - lich wieder in der Welt geweſt / ſo bleich aber in dem An - geſicht / wie jenes Tiſchtuch / welches dem Peter lauter Schlangen und Nattern aufgeſetzt / ſo zitternd an dem Leib / wie der Koͤnig Balthaſar, da ihme die Schrifft an der Wand den Garaus angedeutet. Kaum daß ich mich ein wenig erholt / da reichte mir ein Engel ein Schreiben in die Haͤnd / die Uberſchrifft dieſes Schreibens lautete alſo:

Denen geſamten / wolunachtſamen / und Ehrn - beduͤrfftigen Adamskindern N. N. als unſern ungetreuen Vaſallen in der Weltꝛc.

Cito

Cito

Citiſſime

Erdboden.

Ich eroͤffnete mit groſſem Verlangen den Brief / zu wiſſen den Inhalt / maſſen er mit dem wiederholten Ci - to bezeichnet war / da fande ich aber nichts darinnen / als dieſe Wort aus dem Eccleſiaſtico am 5. Capitel 8. V.

O Menſch.

Bekehre dich zum HErrn ohne einigen Verzug / und ver - weil es nicht aus einem Tag zu dem andern / dann ſein Zorn wird ploͤtzlich kommen / und wird dich in Zeit des Rachs verderben. Datum im Himmelreich.

Ex Conſiſtorio Divino.

F f f 2Das412Judas will erſt auf die letzt gut thun /

Das hat mich alſobald veranlaſſet / daß ich ohne einige + Verweilung angefangen zu ſchreyen / Buß / Buß / Buß! cito, cito, citiſſimè, thut Buß ohne einigen Verzug / thut Buß ohne einigen Verſchub / thut Buß / Buß / cito, cito, citiſſimè, dann das Verweilen bringt faſt allemal das ewige Heulen.

O GOtt! O GOtt! ich hoͤre ein Antwort / die mir gar nit gefallen thut. Es ſagt mir jemand / er ſeye noch jung / die Jugend muß vertoben / man koͤnne ſo gar ſolches wahr - nehmen an einem heurigen Weinmoſt / wann man ihme nit Lufft laͤſſet / ſo geſchicht gar offt / daß er auch den Faß - boden ausſprengt / da er aber ein alter Wein wird / da iſt er um ein gutes daͤſſiger und froͤmmer: alſo wolle er auch ſeine junge Jahr in Freuden verzehren / wann er aber ein - mal weiſſe Haar bekommt / da will er auch einen weiſſen und unſchuldigen Wandel fuͤhren. O armſeeliger Menſch! wie kanſt du wiſſen / daß du ſo lang leben werdeſt? Hat dir etwan der Allmaͤchtige GOtt durch den Ertz-Engel Ga - briel ein Staffetta uͤberſchickt / und dich ſchrifftlich verſi - chert / daß du 70. Jahr erreichen werdeſt? Mein zeig mir doch ein vidimirte Abſchrifft hiervon / nachmals will ich es glauben / unterdeſſen iſt bey dir / wie bey mir / will nit ſagen von 70. Jahren / ſo gar ein Viertelſtund des Lebens nit gewiß / wie kanſt du dann dich auf etwas ungewiß ſteif - fen und verlaſſen?

Ein ſonſten uͤber allemaſſen guter und vortreffli - cher Schuͤtz / dazumalen aber Mittelloß / begehrte von ſei - nem Bekandten ein Geld zu leihen / darvor wolte er ihme ein gute Baͤꝛnhaut ſpendiren / welches ihme der gute Fꝛeund gar nit abgeſchlagen / ſondern ohne Verzug das verlang - te Geld eingehaͤndiget / fragte aber anbey / wo dann dieBaͤrn -413iſt aber zu ſpat kommen. Baͤrnhaut ſeye? Ich / gab er zur Antwort / gehe jezt gelach in den nechſten Wald hinaus / und den erſten Baͤrn / ſo ich werde antreffen / ſchieß ich nieder. Bruder wilſt den Geſpaß ſehen? ſo gehe mit mir / welches er gar nit gewei - gert / indeme ſie nun ein ziemliche Zeit harte Berg und Buͤhel / dicke Gehoͤltz und Hecken durchſtiegen / da erbli - cken ſie einen Baͤrn einer ungeheuren Groͤſſe / weſſenthal - ben der gute Schuͤtz die Gelegenheit nit wolte verſaumen / ſondern gar genau angetragen / und ſtattlich loßgebrannt / aber uͤbel getroffen / der Cammerad ware dazumal ſchon auf einem Baum / und wolte von dannen gantz ſicher ſol - cher Baͤrn-Jagt zuſchauen. Das ohne dem wilde Thier wurde durch den Schuß gantz ergrimmt / dahero mit groſ - ſer furi dem ungluͤckſeeligen Schuͤtzen zugeloffen / welcher aber in ſolcher hoͤchſten Noth ſich des bekandten Vortheils bedienet / ſich alſobald zur Erden niedergeworffen / den Athem nach Moͤglichkeit an ſich gezogen / und einen frey - willigen Todten abgegeben: Der Baͤr nit ohne ſonderen Grimmen beſchnarcht den Geſellen uͤber und uͤber / und meiſtens um den Kopfherum / nachdem er aber kein Le - ben vermerckt / zumalen dergleichen Thier den Todten nit ſchaden / iſt er wieder ohne Verletzung darvon gangen / und ſich in die weitere Wildnuß begeben / damit er von fernerm Ungluͤck ſich verſichere. Nach ſolcher ausgeſtandener aͤuſ - ſerſter Gefahr / erhebt ſich der halb-todte Tropf wieder in die Hoͤhe / und erholt die vor Forcht faſt entgangene Le - bensgeiſter / der auf dem Baum ſalvirte Compagno macht ſich auch herunter / fragt aber Schimpfweiß den Schuͤtzen / als ſeinen Cameraden / was ihme doch der Baͤr ins Ohr geſagt? dann er gar aufmerckſam dem ſaubern Baͤrentantz habe zugeſchauet. Mir / antwortet ſolcher /F f f 3hat414Judas will erſt auf die letzt gut thun /hat er gantz ſtill in die Ohren geſagt / ich ſolle hinfuͤran kein Baͤrenhaut mehr verſprechen / die ich noch nit gewiß habe.

Einem jeden / der die Bekehrung von einem Morgen in den andern verſchiebt / ſage ich nit allein in die Ohren / ſondern ich rede ihme gar zum Hertzen / er ſolle doch / um GOttes willen / mit einer ſolchen Zeit nit diſponiren / welche gar nit in ſeinem Gewalt iſt / maſſen die jetztkom - mende Viertelſtund / da ich ſolches ſchreibe / mir nit zuge - hoͤrig / und kan ſeyn / daß ehe und bevor ſolche verflieſt / mir zuvor GOtt den Lebensfaden abſchneidet. Wie kanſt du dir dann ſo viel Jahr verſprechen? viel hundert tau - ſend und tauſend / die da geſagt haben / morgen will ich das und das thun / ſeynd des gaͤhen Todes geſtorben / oder ſonſten unverhoffter umkommen / und alſo den morgigen Tag nit erreicht. Warum pflegt man ins gemein zu re - den / morgen wanns GOtt will / will ich dich heimſuchen / morgen wanns GOtt will / ſo wirſt du mich um halb drey Nachmittag da und da finden / morgen wanns GOtt will / ſo machen wir beede / und nehmen den Hanß-Mi - chael auch mit / ein Fruͤhſtuck beym blauen Kuͤhhorn ꝛc. Warum ſetzeſt du allemal hinzu: Wann GOtt will? Darum / darum / gibſt du mir zur Antwort / weilen bey GOtt ſtehet der morgige Tag / und nit bey mir / wann nun dann der morgige Tag nit in deinem Gewalt / wie biſt du dann ſo alber und thorecht / wie ſo keck und vermeſ - ſen / daß du mit einer Sach diſponireſt / ſo in eines andern Haͤnden ſtehet. Es ſeynd alhier zu Wien von 20. Jah - ren her / uͤber die 200000. Perſonen geſtorben / (Peſt und Krieg ſeynd harte Schauer und Riſſel) viel tauſend und tauſend aus dieſen haben dennoch muͤſſen den Kehraustanzen /415iſt aber zu ſpat kommen. tanzen / viel aus ihnen des gaͤhen Todes geſtorben / da hoͤrt man oͤffters: JEſus! JEſus! der iſt geſtorben / die iſt geſtorben / wer haͤtts vermeynt? wer haͤtte ihms eingebil - det? wir ſeynd erſt vor wenig Tagen uͤberaus luſtig gewe - ſen beym Verſprechen des Herꝛn Naſinger mit der Schme - ckeriſchen Sabindel / der Menſch hat hergeſehen / hat aus - geſehen / als haͤtte ihme die Goͤttin Flora ein Roſenbuͤ - ſchel ins Geſicht gehefftet. Dieſe ſoll geſtorben ſeyn? die - ſe? das iſt ja nit moͤglich? hab ich doch ſie erſt vorgeſter[n]beym Kirſchner angetroffen / wie ſie einen Beltz um 60. Thaler gekaufft hat / Beltz hin / Beltz her / der Tod hat ihr gleichwol die Laͤuß in den Beltz geſetzt. Je! je! hat ſie doch kaum 26. Jahr gehabt / hat ſie doch ein friſch paar Augen gehabt / wie die Agſteinerne Knoͤpf unſers Herrn Fruͤh - meſſers in ſeiner Feyertags-Kutten / um GOttes willen / ſo iſt ſie geſtorben? wer haͤtte eimnal ihme das eingebildet? dergleichen unverſehene / unverhoſfte Todesfaͤll ſeynd al - lenthalben / und zu allen Zeiten / du biſt nit einen augen - blick ſicher; Nach dem Buch Geneſis, folgt bald das Buch Exodi, kaum daß du das Leben empfangen / biſt du ſchon in der Gefahr / daß dir nit gleich der Todt das la mi fa re ſinget. Die jetzige Weibertracht hat tauſend Modi, und was dem Meiſter Bokio bey der Nacht traͤumet / daſſel - bige Concept fuͤhrt er des andern Tags mit der Scheer aus. Aber doch mehrer Modi hat der unſichere und ſiche - re Tod. Einem beugt der Teufel bey naͤchtlicher weil den Halß / das iſt vor etlichen Jahren in Steyermarck ge - ſchehen. Einer erſtickt bey der Nacht / das iſt vor etlichen Jahren zu Prag im Koͤnigreich Boͤheim geſchehen / all - wo der Braͤutigam ſamt der Braut an ihrem Ehrentag todt in der Cammer gefunden worden. Einer faͤllt in ei -nen416Judas will erſt auf die letzt gut thun /nen Bronnen / und erſaͤufft / das iſt nit weit von Wien geſchehen. Einer erſtickt an einer Speiß / das iſt unlaͤngſt in Schleſien geſchehen. Einer laͤutet zu dem Wetter / und durch foppen und Geſpaͤß leget er ihm den Strick um den Halß / und wird ohne ſeinen Willen erdroſſelt / das iſt vor etlich Jahren in der Pfaltz geſchehen. Einer ſchieſt auf die Scheiben / und ſchlaͤgt ihme das erſprungne Schloß die Gurgel ab / das iſt vor wenig Jahren in Ober-Oeſter - reich geſchehen. Einer zur Faſtnachtzeit in Narrenklei - dern will uͤber den Tiſch ſpringen / der Tiſch aber / weilen er Nagelloß / prellt zuruck / und ſchlaͤgt ihn augenblick - lich todt / das iſt nit weit von Wien geſchehen. Einer will das Liecht butzen / und iſt ihme zugleich das Leben ausgeloſchen / das iſt unlaͤngſt in Oeſterreich geſchehen. Einer gehet vor einem Hauß vorbey / und ſchlaͤgt ihn ein Dachziegel zu todt / das iſt vor 4. Jahren in der Vorſtadt zu Wien geſchehen ꝛc. Tauſend und tauſend / und aber tauſend Modi hat der Tod. Einer verbrennt / wie die Inwohner zu Sodoma. Einer wird von einem wilden Thier zerriſſen / wie der Prophet Jadon. Einer wird von ſeinem eignen Diener umgebracht / wie der Koͤnig Joas. Einer wird von ſeinen eignen Kindern ermordet / wie der Senacherib. Einer bekommt den Reſt durch ſein vermeynte Liebſte / wie der Holofernes. Einer er - ſaufft im Waſſer / wie Pharao. Einer wird von der Er - den verſchluckt / wie Core, Datan, und Abiron. Einer wird von giftigen Schlangen zu todt gebiſſen / wie gar viel aus dem Volck Iſrael. Einer geht ins Bett / und ſte - het nit mehr auf. Einer gehet aus / und kommt nit mehr heim. Einer ſitzet zur Tafel / und erlebet nit das Con - fect. Einer legt einen Schuh an / und kan nit mehr denan -417iſt aber zu ſpat kommen. andern. Einer laͤſt ihm einſchencken / und kan nit mehr austrincken. Unzahlbare viel Modi hat der Tod / dich zu ſtuͤrtzen / unzahlbare Mittel hat der Tod / dich aus dem Weeg zu rauben / und dieſes alle Tag / alle Stund / alle Augenblick / wie kans dann moͤglich ſeyn / daß du dein Lebens-Beſſerung / dein Seelen-Heyl auf ſolche Zeit ſchie - beſt / die ſo ungewiß / wer weiß es / maſſen es ſchon viel hundert tauſendmal geſchehen / ob dich GOtt nit heut noch / dieſe Stund noch / dieſe Viertelſtund noch zu Ge - richt citirt / und nachmals dich ewig; erwaͤg es wol / ewig verdamme.

Der Evangeliſt Lucas regiſtrirt von einem reichen Herrn / daß derſelbige bey ſehr groſſen Mitteln ſeye ge - weſen / Kiſten und Kaſten war bey dem Fantaſten allesc. 12. voll / Trayd hat der Habernarr im Uberfluß / ja wie er einmal in einem Sommer einen gar groſſen Schnitt ge - habt / da machte er ihme bey der Nacht unterſchiedliche Grillen / unter andern redete er ſich ſelbſten alſo an: Was muß ich botz element anfangen? hab ich doch kein Ort mehr / wo ich meine Fruͤchten kan legen / baſta! jetzt faͤllt es mir grad recht ein / meine Scheuren will ich laſſen ab - brechen / und groͤſſer und weiter bauen / das voͤllige Trayd dahin verſammlen / und will nach gehends / wann ich ei - nen ſo ſtattlichen Vorrath habe / mir gute Taͤg anthun / dem Maul nichts abſchlagen / hipſch allegro ſeyn / muͤſte ich wol ein Lapplaͤnder ſeyn / wann ich mir nit etwas guts wolte vergoͤnnen / ich bin jetzt auf viel Jahr / trutz einem in der gantzen Gegend herum! verproviantirt ꝛc. was ge - ſchicht? es kommt ein Staffetta von GOtt / die lautet auf ihn / die Uberſchrifft ware dieſe / ſtulte hac nocte &c. ci - . der Narr iſt in derſelben Nacht / da er ihme alles die. Pars III. G g gſes418Judas will erſt auf die letzt gut thun /ſes vorgenommen / an einem Catharr erſtickt / der ſeine Scheuren hat wollen weiter machen / dem iſt der Halß zu eng worden / der reiche Limmel hat vermeynt / er werde noch viel Jahr leben. O Narr! und groͤſſer als vier Klaff - ter lang? indem du dir ein langes Leben verſprochen / da du doch keine Viertelſtund verſichert biſt vor dem Tod / die gantze Zeit / ſo dir zugehoͤrig / beſtehet in dem eintzigen jetzt / das hernacher iſt dir gantz ungewiß / und ſtehet ſol - ches pur in den Haͤnden GOttes.

Es iſt wahr / es ſcheinet faſt nichts / das GOtt dem HErrn angenehmer ſeye / als die Buß. Der H. Am - broſius vermeynet gaͤntzlich / daß derentwegen Chriſtus der HErr habe wollen gebohren werden / aus dem Stam - men und Hauß David / weilen der David ein Buͤſſer ge - weſen. Der allererſte / deme GOttes Sohn das Para - deiß / den Himmel / und die Seeligkeit verſprochen / iſt ein Buͤſſer geweſen / benantlichen der rechte Schaͤcher Dis - mas. Die allererſte / ſo der gebenedeyte Erloͤſer nach ſei - ner glorreichen Urſtaͤnd erſchienen / iſt ein Buͤſſerin ge - weſen / nemlichen Magdalena. Der allererſte Roͤmiſche Pabſt / den er als ein ſichtbares Haubt ſeiner Kirchen vorgeſtellt / iſt ein Buͤſſer geweſen / benantlichen Petrus. Man weiß gar wol / daß alles in dem alten Teſtament ein Figur und Vorbildung geweſen des Neuen / dort wie die Rebecca dem Jacob befohlen / er ſolle 2. Boͤcklein holen / die wolle ſie dem Iſaac, als ſeinem lieben Vatter / gar gut kochen und zurichten. Die Rebecca hat bedeutet die Buß / als welche das Bockfleiſch der Suͤnden alſo gut zu - richtet / daß GOtt ein ſonderes Wolgefallen daran hat. Gewiß iſt es / daß ein Laͤmbl / ſo dem Wolff abgejagt wor - den / weit muͤrber / als ein anders / ſo die Zaͤhn dieſes Schaf -diebs419iſt aber zu ſpat kommen. Diebs nit erfahren: Alſo auch ein Seel / welche durch die Buß dem hoͤlliſchen Wolffen wieder aus dem Rachen ge - zogen worden / GOtt und ſeinen Engeln uͤber alles und alles angenehm.

Dem Manaſſe hat geholffen die Buß / das iſt wahr / dem Achab hat geholffen die Buß / das iſt wahr / denen Ninivitern hat geholffen die Buß / das iſt wahr / dem Za - chæo hat geholffen die Buß / das iſt wahr / dem Sama - ritan hat geholffen die Buß / das iſt wahr / dem verlohr - nen Sohn hat geholffen die Buß / das iſt wahr ꝛc. dem al - lergroͤſten Suͤnder in der Welt hilfft die Buß / das iſt auch wahr / dann ſolches hat GOtt / als die ewige Wahrheit verſprochen / aber wann wilſt du Buß thun? Morgen / ſagſt du / das hat dir GOtt nit verſprochen / den morgigen Tag hat dir der Allmaͤchtige nit verſprochen. Welcher Prophet Eſaias, oder Jeremias? Abdias, oder Sopho - nias? Zacharias, oder Malachias? welcher hat dir an - gedeutet / daß du noch ſo und ſo lang werdeſt leben? keiner aus allen hat dich vergwiſt einer einigen Viertelſtund / und du / O Thorheit! und du / O Verblendung! und du / O Vermeſſenheit! ſteiffeſt und gruͤndeſt das ewige Heyl dei - ner Seelen auf etwas ſo ungewiß.

O Pater, ich hab in dem Leben des H. Antonii Pa - duani geleſen / der mein ſonderlicher H. Patron, daß ein groſſer Suͤnder durch ſeine Apoſtoliſche Predigen alſo be -Vading. 1225. N. 19 wegt worden / daß er alle ſeine groſſe Laſterthaten auf ein Papier geſchrieben / und ſie dem H. Mann beichten wol - len / als er aber in den Beichtſtul kommen / da ſtoſſen die Regenvolle Seuffzer dergeſtalten aus ſeinem Hertzen / daß er nit ein Wort konte reden / weſſenthalben der H. Antonius ſeine geſchriebene Beicht begehrt / und wie erG g g 2ſolche420Judas will erſt auf die letzt gut thun /ſolche in die Haͤnd empfangen / da hat er wahrgenommen / daß alle Zeilen / Schrifft / und Buchſtaben verſchwun - den / und nichts als das ſchneeweiſſe Papier zu ſehen war / welches dann ein unfehlbares Zeichen / daß ihme durch Reu und Leyd / und Buß alle ſeine Suͤnden verziehen worden. Iſt alſo die Buß ein Schwamm / der alle Suͤn - den ausloͤſcht / und ein ſolche Buß kan ich heut oder mor - gen auch noch wuͤrcken. Diſtinguo Diſtinguo.

O Pater, ich verſtehe dieſes lateiniſche Wort nit / aber zu Loreto in Italia hat man mir erzehlt / und iſt ſolches gantz glaubwuͤrdig daſelbſt / mit vielen Zeugniſſen pro - tocollirt / wie daß ein Juͤngling geweſt / welcher ſich in aller Unzucht und erdencklichen Wolluͤſten auf Schwein - art herum gewaltzet / ſo gar ſich dem boͤſen Feind ſelbſt er - geben und verſchrieben / damit er durch ſeine Huͤlff eines gewiſſen Weibsbilds / in welchen Schleppſack er ſich ver - gafft / moͤchte theilhafftig werden / nach vielen und langen dergleichen Schandthaten / iſt er nacher Loreto gereiſt / da - ſelbſten ein vollkommene Beicht abgelegt / und als er et - lichmal nit ohne Zaͤher folgende kurtze Verſicul in dem H.Turſell. lib 3. [c]. 33. Hauß wiederholet / Monſtra te eſſematrem / zeige dich doch ein Mutter ꝛc. da iſt ihme in Gegenwart vieler Leut / der Zettel / worinn er ſich dem Satan verſchrieben / in die Haͤnd geflogen. Woraus ſattſam abzunehmen / daß ih - me all ſein Suͤnden-Laſt verziehen worden. Iſt demnach die Buß ein Schluͤſſel / welcher den ſo ſtarck verſperrten Himmel wieder eroͤffnet. Ein ſolche vollkommene Beicht / wann ich ſchon nit nacher Loreto reiſe / kan ich auch heut oder morgen dahier verrichten. Diſtinguo, diſtinguo.

O Pater, heiſt das diſtinguo, es ſtinckt? ſoll ich dann hierinnfalls etwas unwahres erzehlt haben / dann zu ei -nem421iſt aber zu ſpat kommen. nem ſolchen pflegt man insgemein zu ſagen / es iſt ſ. v. er - ſtuncken und erlogen. Ich weiß noch ein anders / was ich auf ein Zeit in einer Predig / deren ich mich ſonſten ſo gar nit viel achte / gehoͤrt und vernommen habe / wie daß einer An. 1341. zu Didymoth ſein Ehefrau eines Ehebruchs und Untreu beſchuldiget / und deme ware auch in der Sach nit anderſt / die Gewißheit aber einzunehmen / ob ſie ſol - che Unthat begangen / oder ob ſie unſchuldig ſeye / begehrte er von ihr / ſie ſolle ein gluͤendes Eiſen mit bloſen Haͤnden angreiffen / dann dazumalen ware der gemeine Gebrauch mit dergleichen Prob unter die Wahrheit zu kommen. Jetzt wuͤrde ſich manche brennen; die gute Frau zweifelsBzovius num. 19. in ann. ohne wegen des nagenden Gewiſſen weigerte ſolche Feuer - Prob / iſt aber in der Stille zu dem Biſchoff deſſelbigen Orts gegangen / ihme mit ſonderer Reu und feſtem Vor - ſatz / ſich zu beſſern / die Suͤnd gebeicht / nach welcher er ihr ernſtlich gerathen / ſie ſoll anjetzo unerſchrocken dasjenige vollziehen / was ihr Ehemann zuvor ihr auferlegt / deme ſie auch in allem nachkommen / und das ihr mit einer Zan - gen dargereichte gantz gluͤende Eiſen ohne die allermindi - ſte Verletzung angeruͤhret. Woraus nun Sonnenklar[ zu] ſchlieſſen / daß eine rechte Beicht und Buß allen Suͤn - den den Reſt gebe / wie David dem Goliath, und ein ſol - che Buß kan ich heut oder morgen ebnermaſſen thun. Di - ſtinguo, diſtinguo, diſtinguo.

Heut oder morgen / eins aus dieſen iſt gewiß / das andere iſt nit gewiß / eins aus dieſen iſt ſicher / das andere unſicher / eins aus dieſen rathet dir GOtt / das andere ra - thet dir der boͤſe Feind / heut thue Buß / heut bekehre dich / heut fall deinem JEſu zu Fuͤſſen / das Morgen gehoͤrt dir nit zu / das Morgen iſt nur ein vielleicht / es iſt gar unge -G g g 3wiß /422Judas will erſt auf die letzt gut thun /wiß / ob du morgen noch lebeſt / wann du unterdeſſen ſol - teſt unverhoffter ſterben / und zum Teuffel fahren / wer wird dich mehr erloͤſen? wann ich jetzt ſolte mit dem Heil. Patritio die Hoͤll eroͤffnen / und die Verdammte allda be - fragen / warum ſie in den ewigen Kercker ſeynd geſtoſſen worden? O was unzahlbare Anzahl derſelbigen wuͤrde mir die Antwort geben / wir haben uns kraͤfftig vorge - nommen einmal zum Creutz zu kriechen / niemand iſt aus uns / der nit des Vorhabens geweſt / vor dem Tod noch ein vollkommene und rechtſchaffene Beicht zu verrichten / ſeynd aber von dem unverſehenem Tod uͤbereilet worden / und haben die Zeit / auf welche wir unſer Buß verſchoben / leider nit erlebet.

Bey dem Evangeliſten Lucas wird das ſchaͤndliche Leben des verlohrnen Sohns gar ſchoͤn beſchrieben. Wie daß nemlich derſelbe ſeinen Vatter immerzu uͤberloffen / und von ihme die Erbsportion verlangt / welche er auch endlichen erhalten / und darmit frey und friſch / friſch und frey in die Laͤnder verreiſt / worinnen er ſo ſauber gewirth - ſchafftet / daß er aus Noth gar muſte einen Saͤuhirten abgeben / deme zuvor die Rebhuͤnl widerſtunden / wuͤnſch - te hernach ein Schuͤſſel Habermuß / aber der Haber - und Sau-Narr muſte mit der Schweintafel vorlieb nehmen / bis ihme zuletzt die Augen aufgangen / und wieder nach Hauß getrachtet; ſobald er dem Vatter einen Fußfall ge - than / der Vatter aber wahrgenommen / daß er zerfetzt / zerlumpt / zerriſſen / und einen Rock wie ein Fiſcher-NetzLuc. 15. am Leib trage / da hat er befohlen / cito proferte ſtolam primam, man ſoll alsbald ein neues Kleyd herbey brin - gen / cito, cito, gehts / lauffts / ſaumet euch nit / hurtig / geſchwind / huy / cito, cito, ſeyds noch nit da? cito, ci -to423iſt aber zu ſpat kommen. to &c. Mein lieber Vatter / ich bitt um Vergebung / daß ich ein paar Wort darff reden: Warum thuſt du nit die - ſem Landſchlingel zuvor ein gute Predig halten? warum gibſt ihm nit einen guten Filtz / der ohne das einen Hut vonnoͤthen hat? warum liſeſt ihm nit die Planeten / ab - ſonderlich den Planeten Venus? warum gibſt ihm nit ein guts Capitel / an ſtatt des Caputs? Ein anderer Vat - ter haͤtte ein ſolches Buͤrſchel mit einem guten knoperten hoͤltzernen Salve complementirt / haͤtte ihn laſſen ein hal - bes Jahr in ſolchen Hadern und Lumpen den Lumpen - hund herum gehen / zu einer Straff und Witzigung / oder haͤtt ihn gar in Krautgarten geſtellt vor ein Scheuch / da - mit die Voͤgel zu erſchroͤcken. Aber da hats geheiſſen / ci - to, cito, nur geſchwind neue Kleider her / cito, cito, nur geſchwind einen guͤldenen Ring her / cito, cito, nur ge - ſchwind ein Mahlzeit her ꝛc. und zwar der Urſachen hal - ber / der Vatter gedachte ihme alſo / er iſt doch mein Kind / ich muß ihme doch helffen / die Jugend iſt unbedachtſam / verlaſſen kan ich ihn nit / und weil ich ihm doch zu helffen begehr / ſo will ich es geſchwind thun / dann ich bin ſchon bey ziemlichen Jahren / ich moͤchte unverſehens dahin ſter - ben / da waͤr es mit dem armen Narren aus / der ander ſein Bruder gebe ihm nit ein Nadel groß / cito, cito, lie - ber jetzt / weil es noch Zeit / cito, cito, lieber geſchwind / ſo bin ich nachmals verſichert.

Cito, cito, verweil dich nit O Suͤnder! zu bekehren / wann du dich mit GOtt wilſt verſoͤhnen / wann du zum Creutz wilſt kriechen / wann du deinen Suͤndenlaſt wilſt ablegen / cito, cito, thue ſolches geſchwind / ſchieb es nit ein Stund auf / viel weniger etliche Jahr / es moͤchte ſeyn / daß dich der Tod thaͤt uͤbereilen / wer wuͤrde nachmals denewi -424Judas will erſt auf die letzt gut thun /ewigen Verluſt deiner Seelen erſetzen / es moͤchte ſeyn / daß nach einer Stund dir GOtt ſeine Gnad thaͤt entziehen / dich nachmals nit mehr erleuchten / dann du biſt nit ſicher / ob nit dieſer Beruff / den du anietzo haſt / der allerletzte ſeye / und wann du ſolchen abſchlageſt / ſo dann werde dich GOtt gaͤntzlich verlaſſen / dein Gemuͤth voͤllig verſtocken wie dem Pharaoni, cito, cito, jetzt fange an / weil dir GOtt noch die Haͤnd reicht / cito, cito, jetzt fall ihme zu Fuͤſſen / weilen dir noch ſeine offne Wunden die Verzei - hung verſprechen / cito, cito, jetzt greiff noch in ſeiner Gnadenkaſten / weil er noch offen ſtehet / vielleicht mor - gen / O ſchlim mes morgen! iſt dieſer ſchon verſpahrt / und alsdann iſt es mit deinem Heyl verlohren / verlohren / ver - lohren.

In dem Leben des groſſen Dieners GOttes Joannis Baptiſtæ Vitellio wird unter andern auch gemeldt von ei - nem weltlichen Prieſter / welcher durch Goͤttlichen Be - ruff ſich entſchloſſen in den ſtrengen Capuciner Orden zu tretten / daſelbſten ſeine Suͤnden abzubuͤſſen / wie er dann auch bereits von denen Oberern beſagter Religion aufge - nommen worden / als dieſer ſich noch wolte beurlauben bey dem Gottſeeligen Vitellio, und nachgehends in das beſtimmte Convent zu begeben / da hat ihme der hocher - leuchte Mann gerathen / er ſoll gleich jetzt den geraden Weeg ohne einigen Verzug in das Kloſtergehen / dann es moͤchte ſeyn / daß diß die letzte Viertelſtund waͤre / in deroIn Vi[t]a lib. [.]c. 18. ihn GOtt erleuchtet. Ja / ja Pater, war die Antwort / gleich / gleich / ich will nur um meinen Hut nacher Hauß lauffen / iſt nit vonnoͤthen / ſagt hinwieder der heiligmaͤſ - ſige Mann / laß Hut Hut ſeyn / und folge meinem Rath / du muſt die Gnad GOttes / die du anjetzo haſt / nit miß -brau -425iſt aber zu ſpat kommen. brauchen ꝛc. Dieſer folgt dem heylſamen Rath nit / ſon - dern gehet nach Haus / um den Hut / unterwegs aber be - gegnet ihme ſeiner Bekandten einer / mit welchem er ei - nen langen Diſcurs gefuͤhrt / und ſein heiliges Vorhaben entdeckt / deme aber der andere mit vielen Urſachen ſol - ches widerrathen / daß alſo er in etwas angefangen in dem Geiſt zu erkalten / endlichen gar alles dergeſtalten erloſchen / daß er nachmals einẽ gewiſſenloſen Wandel ge - fuͤhrt / einem andern ſein Weib entfuͤhrt / und von deſſen Befreundten unverſehner uͤberfallen / und elend ermor - det worden.

Cito, cito, convertere ad Dominum Deum tuum &c. heut noch / jetzt noch falle deinem JEſu zu Fuͤſſen mit Magdalena, ſchlag an deine Bruſt mit dem offnen Suͤn - der / ſteige eilends herab / und verſoͤhne dich bey Chriſto mit dem Zachæo. So bald der HErr den Petrum nach begangner Suͤnd und falſchen Schwur hat angeſchauet / da hat Petrus alſobalden zu der Buß griffen / alſobalden die Augen in die Schwemm gefuͤhrt / nit auf morgen oder uͤbermorgen aufgeſchoben: Wann dich GOtt anſchauet mit ſeinen Gnaden. Augen / wann er dein Gemuͤth und Hertz bewegt / durch ſtarcke Erleuchtung zur Buß ermah - net / ſo verweil nit einen Tag / nit ein Stund / dann es koͤnte ſeyn / es moͤchte ſeyn daß dich GOtt in dieſer Stund anſchauet / und nachmals nimmermehr / wann du nit wilſt / wann GOtt will / ſo will hernach GOtt auch nit / wann du wilſt. Die breſthaffte Leut bey dem Schwemm - teich zu Jeruſalem / haben kein gewiſſe Zeit gewuſt / wann der Engel komm / und das Waſſer bewege / dahero ſeynd ſie allzeit bereit geweſen / ſonſten waͤren ſie zu kurtz kom - men. Alſo iſt kein einiger Menſch ſicher einen Augen - blick / daß nit GOtt uͤber ihn komme / und in die Ewig - keit citire, darum ſoll er je und allemal in Bereitſchafft ſte - hen / und die Buß nit aufſchieben.

Pars III. H h hO Pa -426Judas will erſt auf die letzt gut thun /

O Pater! es iſt zwar das cras, cras, eine Raben - Stimm / aber es hat gleichwohl Raben geben / welche GOtt dem HErrn ſeynd angenehm geweſen / als wie je - ner / der da 60 gantzer Jahr dem H. Eremiten Paulo das taͤgliche Brod zu ſeiner N[a]hrung gebracht / wann ich ſchon mit dem Raben die Muteten ſinge / ſo will ich mich doch im Tod Bett mutiren / uñ alldorten zu einer Schwa - nen werdẽ. So hoͤre ich wohl / du willſt leben wie ein Cain, und ſterben wie ein Cajetanus? da[p]feiff ich. Du wilſt lebẽ wie ein Eſau, und ſterben wie ein Eſaias? da lache ich. Du willſt leben wie ein Archelaus, und ſterben wie ein Arch - angelus? da ſchuͤttle ich den Kopff. Du willſt leben wie ein Nero, und ſterben wie ein Nereus: da ſage ich nein darzu. Du w[i]llſt leben wie ein Maro, und ſterben wie ein Marian? das kan nicht ſeyn. Du willſt leben wie ein Am - non und ſterben wie ein Amon? das wird nit ſeyn. Du willſt leben wie ein Pharao, und ſterben wie ein Heil. Bi - ſchoff Faro? das ſoll ni[t]ſeyn Du willſt leben wie ein Bock / und ſterben wie ein Simon Stock? das nit / das nit / ſondern dein Tod wi[r]d dem Leben ſo gleich ſeyn / wie des Prophe - ten Balaams Klepper einer Eſelin.

Ein ſehr witziger Diener / deſſen Herr einen liederli - chen Wandel fuͤhrte / und ſeine Bekehrung bis in den Tod geſinnet war aufzuſchieben / wolte ihme zu verſtehen geben / was groſſe Thorheit dieſe ſey / als ſolcher von ſei - nem Herrn den Befehl bekommen / er ſoll ihme einen gu - ten Eſel au[f]dem Vieh-Marck einkauffen / ſo konte er nit anderſt als den Willen ſeines Herrn zu vollziehen / laufft aber den halben Tag auf dem Marck hin und her / be - ſchauete gantz genau alle Lang Ohr / es war ihm aber keiner recht / kehret demnach unverrichter Sachen wie - der nach Hauß / welches dem Herrn nit wenig mißfallen / dahero in eigner Perſon ſich mit beſagtem Diener auf den Marckt begeben / allwo er den Uberfluß dieſer Arca -diſchen427iſt aber zu ſpat kommen. diſchen Thieren angetroffen / darum dem Diener ſtarck verwieſen / um weilen er aus ſo vielen nit einen habe aus - geſucht / der Diener entſchuldigte ſich mit dem Vor - wandt / er habe einen Eſel geſucht / welcher einen ſo ſchoͤ - nen Schweiff habe wie ein Pfan / und weilen er derglei - chen Sorten nit wahrgenommen / als habe er das Geld nit wollen umſonſt ausgeben: Du biſt mir ein Phan - taſt mit Filogran Stroh. Arbeit ausgemacht / ſagt der Herr / du Doctor Plumpius, haſt du dann einmal geſ[e]hen einen Eſel mit einem Pfauen-Schweiff? Ich / beantwor - tet ſich der Diener / habs nie geſehen / alſo mein lieber ſau - berer Herr / ſetzt der Diener hinzu / wird es auch nit ſeyn koͤnnen / daß ein Laſter-Leben dem Eſel gleich / einen Pfauen-Schweiff / das iſt ein ſchoͤnes End nehme / dann noch[a]lle[m]al die Concluſion mit denen Præmiſſis uͤber ein geſtu[m]met / maſſen der groſſe Heil. Lehrer Hieronymus, deme auch die welde Leuen den Gehorſam geleiſt haben / ſich bey dem Pabſt Damaſo verlauten laſſen. Vix de cen -Apud Eu - ſeb. tum millibus hominum, quorum mala ſemper fuit vita, meretur habere Indulgentiam â Deo unus. Aus hundert tauſend Menſchen / mercks wohl / aus hundert tauſend / ſo da ein uͤbles Leben gefuͤhret / wird kaum einer eines ſeeligen Tods ſterben.

Nonne Mors eſt ſicut vita? Ech: Ita.

Abimelech, ein ſtoltzer und uͤbermuͤhtiger Fuͤrſt /Jud. 9. deſſen Hochmuth faſt alle Menſchen wolte unter ſeinen Fuͤſſen haben / hat auch auf eine Zeit mit ſeinem Kriegs - Heer die Stadt Thebes belaͤgert / und nach wenigem Wi - derſtand dieſelbige erobert / auſſer eines veſten Thurns / worauf das meiſte Volck beedes Geſchlechts ſich ſalvirt hat / da er nun aus gefaſtem Grimm dieſen Thurn wolte in Aſchen legen / da ware unter andern ein keckes Weibs - bild / welche dieſen Kriegs-Fuͤrſten ein zimliches S[t]uck von einem Muͤhlſtein auf den Schaͤdel geworffen / undH h h 2juſt428Judas will erſt auf die letzt gut thun /juſt an ſelben Orth getroffen / wo er ihme ſo viel einge - bildet / und eines ſo hohen Geiſts ware / die Wunden war ſo groß und hart / daß natuͤrlicher Weiß keine Hoff - nung geweſt / einiges Aufkommens / was thut Abime - lech? Zweiffels ohne hat er in ſolcher aͤuſſerſter Lebens - Gefahr ſich mit GOtt verſoͤhnet? Deſſen Grund-loſe Barmhertzigkeit flehentlich angeruffen? und ſich zu ei - nem gluͤckſeligen Tod bereitet? nichts dergleichen / ſon - dern wie gelebt / alſo geſtorben / ſtoltz und uͤbermuͤhtig im Leben / nit um ein Haar beſſer im Tod / damit er nun den Nachklang nit haͤtte / daß ihm ein Weib den Reſt gegeben / ſo war ihm lieber eine zeitliche Reputation, als eine ewigwaͤhrende Cron / dahero dem Waffen-Traͤger befohlen / er ſoll ihn mit ſeinem Degen umbringen / da - mit man nach ſeinem Tod nit koͤnne ſagen / ein Weib ſeye ſein Herr worden.

Nonne Mors eſt ſicut vita? Ech. Ita.

Ein muthwilliger und uͤppiger Welt-Vogel iſt jener geweſt / bey deme mehrer Schnacken als zu Zeit Pharaonis Mucken waren anzutreffen / eine jede Tafel muſte mit ſeinen ſchmarozeriſchen Concepten verſehen ſeyn / wor - unter er mehrmalen des Eſau als des Jacobs Stimm hoͤ - ren laſſen / dem Geſellen hat das unmaͤſſige Leben eine toͤdtliche Kranckheit auf den Buckel geladen / daß alſo keine Hoffnung eines laͤngern Lebens / nach Auſſag des Medici, vorhanden; Man hat ihme Geiſtliche zugeſchickt / welche mit aller Moͤglichkeit die bevorſtehende Gefahr angedeutet / beynebens ernſtlich zur he[i]lſamẽ Buß ermah - net / aber umſonſt; wie gelebt / alſo geſtorben / man er - hielte von ihme keine andere Antwort / als allerley Fatz - Poſſen / und Pantalons-Waaren / wie er ſchon zimlich dahin gelegen / und bereits die Augen angefangen ver - glaͤſert zu werden / da hat ihme ein altes / und im Hauß daſelbſt wohlbekanntes Muͤtterl zugeſprochen / er ſolle ſichder429iſt aber zu ſpat kommen. der Barmhertzigkeit GOttes befehlen / Reu und Leid - ber ſeine begangene Suͤnden erwecken ꝛc. weil aber er keine Antwort hieruͤber gabe / ſo fragt ſie ihn / Herr Willhelm / Herr Willhelm / kennet mich der Herr noch? Ja / ſagte er / ja / wer bin ich dann? da / ließ er ſich hoͤren / du biſt halt eine alte Hex! O mein GOtt / Herr Willhelm! jetzt iſt keine Zeit mehr Geſpaͤß zu treiben / es iſt aber / ſagt er wiederum / jetzt Zeit die Wahrheit zu reden. Herr Willhelm / er muß ſich wohl be[r]eiten in die Ewigkeit / der Weeg iſt weit / ja ſattle mir deinen Bock / ſo kan ich reuten.

O mein GOtt / Herr Willhelm / befehl er ſich fein wohl ſeinem Schutz-Engel / damit derſelbe ihn moͤge wie den Lazarum tragen in die Schoß Abrahæ, gut waͤr es / ſagt er / dann hol mich der Deibl / einen ſo weiten Weeg koͤnnte ich nit zu Fuß gehen / auf ſolche Weiſe hat er ſein Leben geendet / und geſtorben / wie gelebt. O GOtt an - derſt / weit anderſt hat mein Heyl Vatter Auguſtinus ge - rahten / als er im Tod-Bett mit hauffigen Zaͤhern die 7. Buß-Pſalmen abgeleſen / gerahten hat er / daß keiner / der auch einen Heil. Wandel gefuͤhrt hat / ohne naſſe Augen von der Welt ſcheiden ſolle.

Nonne Mors eſt ſicut vita? Ech. Ita.

Koͤnig Balthaſar zu Babylon hielte ein ſehr ſtattliches Panquet, worbey uͤber die tanſend Gaͤſte ſich eingefun - den / da war Eſſen und Vermeſſen beyeinander / da ware Geſottenes und Verbottenes anzutreffen / da ware Ge - bratenes und Ungebratenes genug zu ſehen. Dann wo Suppen / da iſt auch eine Loͤfflerey / wo Poccal, da iſt auch Brutal, wo Tafel / da iſt auch Teuffel / da ware Scheps / und Kebs-Fleiſch anzutreffen / dann eine groſ - ſe Anzahl der Kebs-Weiber befanden ſich ebenfalls bey dieſer Mahlzeit / man glaubt ſchon / daß ohne ſolches Wildbrett ein Tractament ſchon ein Mancament habe. H h h 3Nach -430Judas will erſt auf die letzt gut thun /Nachdeme nun die Geſund-Trunck / Schlund-Truͤnck / Rund-Truͤnck / Pfund-Truͤnck / Grund-Truͤnck ziem - lich herum gegangen / und die Koͤpff und Kroͤpff ſchon ſtarck angefuͤllt / da zeigt ſich eine unbekandte Hand an der Wand / und ſchriebe 3. Wort / worvon der Koͤ[nig]dergeſtalten erſchrocken / daß er an Haͤnden und F[uͤſſen]gezittert / auch ihme nichts anderſt eingebildet / als den unfehlbaren Tod und Untergang / wer will da anderſt glauben / als daß er ſeye in ſich ſelbſten gangen / und ſeine Vermeſſenheit bereuet / den wahren GOtt Iſrael erken - net / der mit gleicher Maß ſeinen Vatter Nabuchodono - ſor abgemeſſen / Zweiffels ohne hat man gleich muͤſſen lauffen um die Propheten des HErrn / wie bey uns Chriſten um die Beicht-Vaͤtter / und geiſtliche Beyſte - her? Nichts dergleichen / nichts ſolches / ſondern wie ge - lebt / alſo geſtorben / er iſt bey Lebzeiten allzeit umgangen mit Wahrſagern / Teuffels-Bannern / Zauberern und Zeichen-Deutern / alſo auch dazumal geſchryen / manDan. 5. ſolle geſchwind dergleichen Hoͤllen-Brut / und Chaldæi - ſche Hexenmeiſter laſſen zu ſich kommen / die ihme an die Hand ſtunden / wie gelebt / alſo geſtorben.

Nonne Mors eſt ſicut vita? Ech. Ita.

Ich hab einen / dem aͤuſſerlichen Schein nach / ſehr wackern und hoͤflichen Herrn ſelbſten gekennet / will Land und Orth verſchweigen / deſſen Wandel ſo gar ſtraͤfflich nit ware / auſſer daß er ſtaͤts im Hauß eine Concubin ge - halten / welches in allweg ſeinem Stand nit gebuͤhrte / das nagende Gewiſſen / die heilſame Anſchlaͤge der Beicht-Vaͤtter / die Stimmen der Prediger / haben ihn Zweiffels ohne wie ein Hannen-Geſchrey von ſolchem toͤdtlichen Schlaff ſollen erweken / aber wo / und wann ſol - ches geſchicht / iſt nit ein kleiners Wunder-Werck / als wie Joſue die Sonne von ihrem Lauff hat aufgehalten; wie beſagter Herr / geſtalten er ſchon bey zimlichen Jah -ren /431iſt aber zu ſpat kommen. ren / in gefaͤhrliche Kranckheit gerahten / da hat er zwar nach Chriſtlichen Brauch gebeicht / und die heiligſte Sa - cramenten empfangen / aber wie? ich glaube nur gar zu - wohl / daß er oͤffters das Vornehmen gehabt habe / ſich vor ſeinem Tod rechtſchaffen zu bekehren / der Laſterhaff - tig[i]ſte in der Welt hat auch das im Sinn / aber wir elen - de Adams-Kinder alle wiſſen / daß nie keine groͤſſere Theu[r]ung der Goͤttlichen Gnade / als zur ſelben Zeit / ſo ſoll dann GOtt dazumalen einem die Haͤnd reichen / welcher ihn die Zeit ſeines Lebens von ſich geſtoſſen? ſo ſoll dann GOtt der HErr einem dazumalen ſein theures Blut offeriren / der es zuvor ſo viel Jahr hindurch mit Fuͤſſen getretten? es kan ſeyn / aber aus viel tauſend nit einem geſchicht dieſe Gnad / ſondern der Allerhoͤchſte ver - haͤngt / daß man ſterbe / wie man gelebt. Obbeſagter Krancker wurde auch durch einige Bekannte veranlaſt / ein Teſtament zu machen und mit dem Zeitlichen / ſo gewiß nit wenig / zu diſponiren / welches auch geſchehen / aber es hat geheiſſen / die Univerſal-Erbin iſt mein Miedl / Herr / ihr habt etliche Vettern / die ohne das der Mittel beduͤrfftig / was ihnen? die Miedl iſt mir gar treu geweſen. Herr / wo? und wie wolt ihr begraben wer - den? die Miedl wirds ſchon machen. Herr / was dann den armen Leuten? die Miedl wirds ſchon austheilen. Herr / wie viel Heil. Meſſen nach eurem toͤdtlichen Hin - tritt? was die Miedl will: Ein ſauberes Teſtament! wie dieſe ſeine gute Freund nach verfertigtem Teſtament wieder hinweg gangen / und ſich mit dieſen Worten be - urlaubet / GOtt behuͤte dem Herrn / der allerguͤtigſte GOtt ſtehe ihme bey / und wann wir einander auf der Welt nit ſollen ſehen / ſo werden wir hoffentlich in jener zuſammen kommen / ja / ſagt er / mein Miedl auch. Soll dann dieſer nit / in Erwegung / daß er den Tod bereits vor Augen / ſeine Suͤnden beweinet haben? ſoll er nitmoͤg -432Judas will erſt auf die letzt gut thun /moͤglichſt an ſein ſuͤndiges Hertz geklopfft haben? Soll er nit den Namen JEſus und Maria ſtets auf ſeiner Zun - gen gehabt haben? O / ſagt mancher / der ſolches lieſet / ich will einen andern Tod nehmen / ich will mich beſſer hier - zu ſchicken ꝛc. O elender Tropff / wie weiſt du / daß dir da - zumal der allmaͤchtige GOtt die Gnade werde geben / dich recht zum Tod zu ſchicken? Ohne ſondere ſeine Gnad iſt es nit moͤglich / und ſolche Gnad aber iſt gar unſicher / aus viel tauſenden / die da uͤbel gelebt haben / iſt kaum ei - ner / der die Gnade hat / gut zu ſterben Dieſem ungluͤckſe - ligen Menſchen ware ſein Miedl der einige Abgott / wie gelebt / alſo geſtorben: Nach ſeinem Tod hat man aus vielen Sachen / die ſich bey naͤchtlicher Weile gezeigt / leicht koͤnnen abnehmen den ewigen Untergang ſeiner Seelen.

Nonne Mors eſt ſicut vita? Ech. Ita.

Belliſarius, der beruͤhmte Kriegs-Held / hat mit der Kayſerl. Armee die Stadt Orvieti ein gantzes Jahr hin - durch belagert / wordurch eine ſo groſſe Hungers-Noth in gantz Toſcana entſtanden / zumalen der Bauersmann dem Acker nit konnte vorſtehen / daß ſich die meiſte Leut in das Gebuͤrg begeben / daſelbſten die Aicheln zuſam - men geſammlet / und ſelbige zu Mehl zerſtoſſen / folgſam Brod daraus gebachen / welches aber ihnen ſo uͤbel ge - deyet / daß hiervon allerley Kranckheiten entſprungen / ja die mehriſte von ſolcher Aichel-Speiß im Tod dahinde bello. Goth. lib. 2. gefallen. Procopius, welcher ſolche Geſchicht umſtaͤn - dig beſchrieben / ſetzt hinzu / daß ſolches durch ſonderer Verhaͤngnuß GOttes geſchehen ſeye / ſicut bruta vixe - runt, ſicut bruta pereunt. Dann dieſe Leute haben kein anders Leben gefuͤhrt / als daß ſie ſich wie die Schwein in dem Wuſt der ſchaͤndlichen Wolluͤſten herum ge - waͤtzlt / weil ſie dann wie die Schwein gelebt / ſo dann hat GOtt zugelaſſen / daß ſie wie die Schwein verreckten.

O Pa -433iſt aber zu ſpat kommen.

O Pater, wann ich einen guten Beicht-Vatter hab / es muͤſt ein Wunder ſeyn / daß ich mich nit recht ſolt zum Tod bequemen! Freylich / freylich / der wird gleich Mi - racul machen / und aus dir die Buß-Zaͤher / wie Moyſes aus dem Felſen das Waſſer locken / was dann / was dann / dieſer wird dich auf einmal reiner und ſaͤuberer machen / als Naam Syrus worden / der ſich doch ſiebenmal in dem Fluß Jordan gebadet / Zweiffels ohne / Zweiffels ohne / der wird gleich 4. Pferd einſpannen / und dich wie den Elias in Himmel fuͤhren / der Teufel wird nit einmal einen Schnaltzer darbey zu thun haben. O Thorheit! O Ver - blendung! Wer iſt gluͤckſeeliger geweſen / als jener groſſe Herr und Cavalier in Spanien? bey deſſen Tod ſo gar ein groſſer heiliger Mann ware / nemlichen Franciſcus Bor - gias, der iſt beruffen worden zu beſagtem Grande di Spagna, welcher ihme mit eyfferigen Worten / wor - durch auch ein Felſen ſeine Hartnaͤckigkeit haͤtte ſollen ver - laſſen / lang und vielfaͤltig zugeſprochen / er ſolle doch zur Buß / zur Bereuung ſeiner Suͤnden ſchreiten / weil an -Manni: fol. 232. noch der Lebens-Athem in ihm / und GOtt noch zu ver - ſoͤhnen ſeye / deme aber der Krancke keine andere als eine gottslaͤſterige und verzweiffelte Antwort geben / er habe bishero wie ein Feind GOttes gelebt / ein ſolcher wolle er auch ſterben. Dieſe erſchroͤckliche Worte beſtuͤrtzten zwar die gantze hohe Caſſada und hoch-adeliche Familia, aber anbey hatten ſie die Hoffnung / daß der Apoſtoliſche Mann Borgias ſolchen wuͤrde auf einen weit andern Weg brin - gen / wie dann er ſich zu Hauß vor einem Crucifix-Bild nidergeworffen / und deſſen Goͤttliche Huͤlff und Bey - ſtand demuͤhtigſt erſucht / den auch der HErr urbietig er - hoͤrt / Franciſce, ſprach er / ich will ihme meine HuͤlffPars III. I i init434Judas will erſt auf die letzt gut thun /nit weigern / foͤrchte aber / es werde mit dieſem in Suͤnden verhartetem Menſchen wenig verfangen / Ich / ſagt GOtt der HErr / will in Geſtalt des Doctors und Medici mich einfinden / und beede allen Fleiß anwenden / dieſe arme Seel zu gewinnen. Was iſt deine Meynung / was gluͤck - ſeeligen Tod glaubeſt du / werde dieſer Menſch genom - men haben in Gegenwart Chriſti JEſu / und des heiligen Manns Franciſci Borgiæ? Dieſe zwey trugen ihme vor die Grund-loſe Barmhertzigkeit GOttes mit vielen Seuf - zern / mit naſſen Augen / aber umſonſt / die Antwort iſt geweſt / er wolle nit anderſt als mit Leib und Seel zu Grund gehen. Franciſcus ergreifft das Crucifix, haͤlt es ihm vor Augen / ſihe an / ſprach er / deinen Heyland JEſum mit ausgeſpannten Armen / Er iſt urbietig dich zu umfangen / als welcher dich mit ſeinem ſo koſtbarem Blut erloͤſet hat! Ich verlange keine Barmhertzigkeit / ſprach er mehrmal / GOtt kan ſeinen Perdon im Him - mel behalten / ich begehre nichts dergleichen. Endlichen redet das geſchnitzelte Crucifix ſelbſt ihn an / und vermah - net denſelben zur Beicht / in Erwegung des theuren Bluts / ſo er vor ſein Heyl vergoſſen: aber mehrmalen um - ſonſt / die haͤuffige Bluts Tropffen fielen von dem Creutz herab / aber wieder umſonſt / bis endlichen das Crucifix die rechte Hand von dem Creutz herab geloͤſet / das Blut aus der Seiten genommen / und dieſem ungluͤckſeeligen Tropffen ſolches in das Angeſicht geworffen / weilen du ſolches nit willſt zu deinem Heyl / ſo ſeye es zu deinem ewi - gen Verderben. Das heiſt ja / wie gelebt / alſo geſtor - ben.

Nonne Mors eſt ſicut vita? Ech. Ita.

Ich / ja ich / ſagt mancher / wanns einmal ſolt dar -zu435iſt aber zu ſpat kommen. zu kommen / will heilig ſterben / jetzt muß einer auch mit der Welt halten / hupffen doch die Heuſchrecken / warum ſoll unſer eins nit auch einen Sprung wagen? ein junges Blut / tracht nach gutem Muth / wann man allezeit in - bruͤnſtig waͤr / ſo moͤcht einer zuletzt gar angebrennt wer - den / wann ein gebrochner Fuß wieder geheilt wird / ſo iſt er nachmals viel ſtaͤrcker / als wann er nie waͤre gebrochen worden / wann ich graue Haar werd haben wie ein Aſchen / nachmals will ich auch der Faßnacht abſagen / und den Aſcher-Mitwoch celebriren: Jucundus iſt doch ein groſ - ſer Heiliger geweſen / was ſoll es ſchaden / wann ich unter ſeinem Namen mein Leben zubringe / aber auf die letzt / wann das Leben will Feyer-Abend machen / da will ich / ach da will ich mit GOttes Hilff das Miſerere, cum pleno choro, ſingen / da will ich ꝛc. Willibrordus ein Heiliger hat viel Miracul gemacht / Willibaldus ein Hei - liger hat groſſe Miracul gemacht. Willfridus ein Hei - liger hat ſchoͤne Miracul gemacht. Willhelmus ein Hei - liger hat herrliche Miracul gemacht. Willgefortis ein Heiliger hat unterſchiedliche Miracul gemacht ꝛc. aber ob dein Will / Will auch werde Miracul machen / da zweiffle ich / und zweiffeln mit mir faſt alle heilige Lehrer / jetzt heiſt es zwar bey dir / ich will / es iſt aber eine groſſe maͤchtige Gefahr / obs zur letzt bey dir wird heiſſen / ich kan. In Bronnen fallen kanſt du ſelbſt / aber heraus - ſteigen ohne Huͤlffe eines andern nit ſelbſt / ſuͤndigen kanſt du wann du willſt / aber von Suͤnden auferſtehen kanſt du nit wann du willſt / ſondern wann GOtt will / dieſer Will aber iſt kaum gegen einem einigen aus viel tauſend und tauſend / die ein laſterhafftes Leben gefuͤhrt / ſondern es bleibt meiſtens wahr / wie gelebt / alſo geſtorben. DuI i i 2ſollſt436Judas will erſt auf die letzt gut thun /ſollſt leben wie ein unflaͤtiges Schwein / und doch zuletzt ſterben mit einem Schein? du? das reimt ſich wie ein Polſter und Haſelnuß. Du ſollſt immerzu leben wie ein neidiger Hund / und nachmals dein Leben heilig enden in der letzten Stund? du? das reimt ſich wie Speck und Straͤh-Buͤchſen. Du ſollſt ſo viel Jahr leben wie ein ver - ſtohlner Raab / und zu letzt wie ein Heiliger kommen ins Grab? du? das reimt ſich wie Straubing und Kuͤzbichel. Du ſollſt faſt allezeit leben wie ein Luder / und doch zuletzt ſterben wie ein Jacobs-Bruder? du? das reimt ſich wie Babylon und Glasſcheiben. Du ſollſt deine Jahr zu - bringen wie ein Poltron, und dannoch zuletzt hoffen die ewige Cron? du? das reimt ſich wie Lauten und Muſca - teller. Du ſollſt nit anderſt leben / als wie ein Teufel / und doch zuletzt ſeelig werden ohne Zweiffel? du? das reimt ſich wie Stieffel und Seſſel-Knopff. Wohl aber wird bey dir zuletzt ſeyn / wie der Wein zuletzt in dem Faß / lauter truͤbes Gleger: bey dir wird zuletzt ſeyn / wie zu Wien die Proceſſiones, allwo jederzeit ein altes / ſchwa - ches / rotziges Muͤtterl zuletzt gehet: bey dir wird zuletzt ſeyn / wie ein Schuſter-Zech / da man zur letzt faſt alle - mal thut rauffen und ſchlagen. Es wird bey dir nie ſchlechter hergehen / als zur letzt / da wird es ſich zeigen / daß Leben und Tod auf einen Thon geſtimmt / Tod und Leben uͤber einen Leiſt geſchlagen / Leben und Tod in ei - nen Model gegoſſen / da wird man ſehen / wie gelebt / alſo geſtorben.

Es iſt keine Fabel / ſondern es beſtaͤttiget ſolches die Heil. Schrifft ſelbſt / welche mit kurtzen Worten bey - bringt / daß zu Jeruſalem 2. junge Soldaten / weiß nit was Urſach halber / auf der Gaſſen toͤdtlich bleſſirt wor -den /437iſt aber zu ſpat kommen. den / wie ſolches ihren Muͤtte[rn]zu Ohren kommen / da ſeynd ſie unverzuͤglich zugeloſſen / eine jede ihren halb-tod - ten Sohn in die Arm genommen / ach! ſagt eine / ich un - gluͤckſeelige Mutter hab dich unter meinem Hertzen neun Monat getragen / und jetzt muß ich dich ſehen ſterben in meinen Haͤnden! du mein Milch geſogen / und jetzt ein an - derer dein Blut! Mutter / ſagte der Sohn / heuer iſt der Waitzen ſtattlich gerahten / was vor ein edles Brod wird werden / und ich kans nit mehr genieſſen? darauf iſt er ge - ſtorben. Ach! klagte die andere Mutter / wie biſt du mein Kind / mein hertzigiſter Sohn in dieſes Ungluͤck kommen? du einiger Troſt meines Alters! Mutter / ſagte er / gib nur diß Jahr wohl acht / daß der Wein gerecht in die FaͤſſerThren. a. komm / dann er heuer uͤber alle Maſſen gut gerahten / daß doch die Preſſer / die ſchlimme Heuter kein Waſſer darun - ter ſchuͤtten / ungluͤckſeelig bin ich / daß ich keines daraus mehr werde Beſcheid thun / nach ſolchen Worten hat er gleichfalls den Geiſt aufgeben. Dieſe zwey waren beyRuſex. fol. 87. Lebens-Zeiten nichts anderſt als Schlemmer und Freß - Narren / dahero im Tod an ſtatt / daß ſie haͤtten ſollen ihre Seelen dem allmaͤchtigen Schoͤvffer aufopffern / ha - ben ſie nichts anderſt geredet / als vom Freſſen und Sauf - fen. O das heiſt / wie gelebt / alſo geſtorben. Der Saul grimmig im Leben / nit um ein Haar beſſer im Tod / da er ſich ſelbſten ermordet. Herodes Blut-gierig im Le - ben / nit um ein Haar froͤmmer im Tod / da er befohlen / den meiſten Juͤdiſchen Adel zu erwuͤrgen. Ochozias abgoͤtteriſch und laſterhafft im Leben / nit um ein Haar heiliger im Tod / da er alle Teuffel in der Hoͤll zu Rath ge - fragt. Julianus gottslaͤſterig im Leben / nit um ein Haar beſſer im Tod / indem er dazumal noch mit Laſter-WortenI i i 3den438Judas will erſt auf die letzt gut thun /den Allerhoͤchſten angegriffen. Joannes Ziſcka, ein abgeſagter Feind der[Geiſ]tlichen im Leben / nit um ein Haar guͤtiger im Tod weren er befohlen / man ſolle nach ſeinem Abſterben ihm die Haut abziehen / daraus eine Trommel machen / und den Krieg wider das Catholiſche Prieſterthum fortfuͤhren. Petrus Aretinus, ein geiler Bock im Leben / nit aber um ein Haar keuſcher im Tod / weilen er in den Armen ſeiner Metzen die Seel aufgeben. O GOtt! befrag nur die Beicht-Vaͤtter / welche gar offt zu denen Krancken und Sterbenden geholt werden / die werden mit mehrern Zeugnuͤſſen behaupten / daß es wahr ſey / wie gelebt / alſo geſtorben.

O Pater! ich weiß einen Heiligen / der ſein Lebtag ein Haupt-Schelm geweſt / und dannoch ſich noch in dem Tod alſo mit GOtt verſoͤhnet / dergeſtalten wohl ſich be - kehrt / daß er ohne Fegfeuer die Seeligkeit erworben / die - ſer Heilige wird genannt Diſmas, er hat ſein Lebtag in groſſen Laſtern zugebracht / ſein Vatter ware gleichfalls ein Moͤrder und Straſſen-Rauber / gedachter Diſmas ware von Jugend auf in dieſem ſaubern Wandel aufer - zogen / im 50ſten Jahr ſeines Alters gefangen und in Ver -Donat. Calvi. hafft genommen worden / Glaubens halber ein Hebraͤer / aber der Geburt nach ein Egyptier iſt dieſer Boͤßwicht geweſt / und derenthalben iſt er auf die rechte Hand an das Creutz genagelt worden / weilen er das Capo und Oberhaupt ware einer gantzen Moͤrderiſchen Rott / hat dieſer uͤbel gelebt / und gleichwol heilig geſtorben. Warum ich nit? Pater!

Audi Herr Claudi! GOtt der Allmaͤchtige hat dem Patriarchen Abraham befohlen / er ſolle hingehen / und ihme ſeinen einigen Sohn Iſaac auf dem Berg Moriaauf -439iſt aber zu ſpat kommen. aufopffern und ſchlachten / welchem der vollkommene Mann embſig iſt nachkommen / etliche Scheidel Holtz Creutz-weiß / und nit ohne Geheimnuß / aufeinander ge - legt / den Iſaac als ſein anders Leben darauf geſtellt / das Schwerdt unverweilt gezuckt / und den Streich gefuͤhrt / den Iſaac zu enthaupten / es iſt ihme aber alſobalden ein Engel in das Schwerdt gefallen / den Streich verhin - dert / mit dem Verlaut / daß GOtt ſeinen Willen vor das Werck angenommen / und es auch verdienter Maſſen reichlich bezahlen werde.

Ein andersmahl fuͤhret der tapffere Jephte eine Kriegs-Armee wider die Ammoniter / damit er nun ih - me einen guten Namen mache / und in den heroiſchen Thaten herein bringe / was ihm das Gluͤck in der Geburt verſagt / maſſen ſein Herkommen von ſchlechten und nie - dern Leuten / alſo hat er allen moͤglichen Fleiß angewen - det / die Victori und Sieg uͤber ſeine Feinde zu erhalten / zu welchem Ende er auch GOttes Huͤlffe beſtermaſſen an - geruffen / und GOTT dem HErrn ein Geluͤbd gethan / wann Er ihme hierinnfalls helffe zu ſeinem gewuͤnſchten Zweck / ſo wolle er ihme die erſte Perſon / die ihme aus ſeinem Hauß entgegen werde gehen / aufopffern. Jephte uͤberwindet / Jephte kehrt glorios nacher Hauß / Jephte wird empfangen / aber leider! von ſeiner einigen Tochter / ungeacht aber diß / will er dem Allmaͤchtigen ſein Parola halten / das Geluͤbd vollziehen / fuͤhret demnach ſeine lieb - ſte Tochter hinaus / zuckt mit vollen und vielen Frenden das Schwerdt / gemach / gemach / O Jephte, was iſt diß? deine einige Tochter / deine liebſte Creatur ſolſt du alſo hinrichten? Mein Heil. Vatter Auguſtinus, dieſer groſſe Lehrer / gibt die Urſach / warum Jephte ſeine Tochter mitſon -440Judas will erſt auf die letzt gut thun /ſonderm Jubel habe hingericht / er hat zu Gemuͤth gefuͤhrt /Tom. 4. Sup Genes. l. 7. was geſtalten dem Abraham ein Engel in das Schwerdt gefallen / da er ſeinen Sohn hat wollen aufopffern / alſo hat er auch gehofft / ein Engel werde vom Himmel kom - men / und ihme den Streich aufhalten / es iſt ihme aber nit alſo angangen.

Audi Herr Claudi, aus beſagter Geſchicht kan man gar wohl abnehmen / was GOtt einmal thut / daſſelbig nit ſchuldig ſeye das andermal zu thun / GOtt hat dem Diſmas die Gnad gegeben / daß er heilig geſtorben / da er doch gottlos gelebt / ſo ſoll er auch dir ein ſeeliges Ende er - theilen / wann du ſchon dein gantzes Leben in Suͤnd und Laſtern zubringſt? welcher Naſen-witzige Philoſopus hat dir dieſe Conſequentz eingeraͤumt? GOtt der HErr hat Vermoͤg ſeiner Allmacht dem gantzen Volck Iſrael die Gutthat erwieſen / daß jederman mit trucknen Fuͤſſen durch das rohte Meer paſſiret / der Pharao hat geglaubt / es werde ihm und den Seinigen ſolcher Paß auch ver - goͤnnet werden / ware aber in der Hoffnung betrogen / maſſen er ſamt dem gantzen Kriegs-Heer von denen Meer-Wellen zugedeckt worden: Dann was GOtt ei - nem thut / folgt gar nit / daß er es auch einem andern thut. GOtt hat auf eine Zeit ein groſſes Miracul gewuͤrckt / indeme eine grauſame Feuers-Brunſt gedaͤmpfft wor - den / ſobald das geweyhte Wachs von Pio V. darein ge - worffen / nun will ich ſo Cortes mit dir ſeyn / und dir ei - nen ſolchen Particul von beſagtem Heil. Mann ſpendi - ren / gehe demnach hin / und zuͤnde dein Hauß an / und loͤ - ſche nachmals die Brunſt mit ſolchem geweyhten Wachs / ich / ſagſt du / laß ſolches wohl unterwegs / dann daß ſolches Wunder-Werck ſeye einmal geſchehen / will ich es nitver -441iſt aber zu ſpat kommen. verneinen / aber daß es noch einmal / da bin ich nit verge - wiſt / auf Miracul iſt ſich nit allezeit zu verlaſſen. Du re - deſt uͤber alle Maſſen ſehr weislich / aber gedenck auch an - bey / daß es eine geſtaltſame Gleichheit habe mit dir und dem rechten Schaͤcher am Creutz / dieſer hat uͤbel gelebt / aber Miraculoſer Weiſe heilig geſtorben / ſo willſt du dich dann auch auf dergleichen Miraculn verlaſſen / wel - ches aus ſo vielen tauſend und tauſend kaum einer zu hof - fen hat? O Verblendung! auf ein ungewieſes vielleicht dein gantzes und ewiges Seelen-Heyl zu bauen.

Was neues / Herr Sigmund? luͤg einmal eins auf eine halbe Stund / neues weiß ich nichts / als daß der Fel - diſche Hauß Carl geſtorben / was? der Feldiſche Hauß Carl? nit anderſt / heut wird er begraben / JESUS! was ſagſt du / er geſtorben? er hats kurtz gemacht / vor 3. Tagen hat er ſich gelegt / geſtern zwiſchen drey und vier iſt er eine Leich geweſt / mit harter Muͤhe / daß wir noch einen Geiſtlichen zu ihm gebracht haben / er hat gar hart daran wollen / troͤſte ihn der liebe GOtt / weil er nur ge - beichtet hat / dann er hat ja einen liederlichen Wandel ge - fuͤhrt / jetzt koͤnnen die Wirths-Haͤuſer an ſtatt des Zeigers einen Flor heraus haͤngen / botz tauſend Kres - Urſchl / was wird die Baͤberl in der Jungfrau Straſſen beym glaͤſernen Strumpff jetzt anfangen? er hat ſie biß - hero allezeit ausgehalten / troͤſte ihn GOTT / weil er gleichwol gut geſtorben / das iſt eine ſondere Gnad von GOtt.

O was unzeitige Urthel ſeynd dieſe? mit was kur - tzem Proceß und geringen Unkoſten canoniſiren wir der - gleichen Leute! indem doch tauſend und tauſend ſolche Beichten und Bueſen nit recht noch giltig ſeyn: Dann erſtlich ein ſolcher verlaͤſt die Suͤnden nit / ſondern wird von Suͤnden verlaſſen / iſt alſo bey ihme die Unmoͤglich - keit zu ſuͤndigen / nit aber der feſte Willen / die Suͤnde zuPars III. K k kver -442Judas will erſt auf die letzt gut thun /verlaſſen dann wann ihm der allmaͤchtige GOtt das Le - ben erſtreckte auf tauſend Jahr / ſo wuͤrde er ſo lang von Suͤnden nit abſtehen / biß die tauſend Jahr zum Ende giengen / nachmals aber thaͤte er ſich betehren / nit weil er will / ſondern weilen er muß. Zum andern / wird aus tauſend und tauſend ſolchen letzten Beichten deren / ſo all - zeit uͤbel gelebt / kaum eine dasjenige haben / was noth - wendig darzu erfordert wird / maſſen der Allmaͤchtige durch ſein gerechtes Urtheil alſo verhaͤngt / daß ſolche nit koͤnnen auf den rechten Weeg kommen / wann ſie auch ſchon wollen / weil ſie ſo lang haben gekoͤnnt / und nit wol - len / jezt wollen ſie / und koͤnnen nit.

Zu Sodoma haben bey dem Loth zwey Engel in Ge - ſtalt zweyer ſchoͤnen Juͤngling eingekehrt / und die Nacht - herberge genommen / geſtalten der fromme Mann gegen den Fremden gar freygebig ware / ſobald ſolches den So - domitern zu Ohren kommen / daß huͤppſche junge Leuthe angelangt / ſo haben ſie bey naͤchtlicher Weile mit allem Gewalt des Loths Hauß wollen ſtuͤrmen / aber der all - maͤchtige GOtt hat dieſe vermeſſene Boͤßwichter wun - derbarlich geſtrafft / indeme die laſterhaffte Geſellen die halbe Nacht um das Hauß herum gangen / doch alſo ver - blendet worden / daß ſie keine Thuͤr haben koͤnnen finden / bald hinum / bald herum / bald recht / bald linck / bald oben / bald unten / geſchaut / geſucht / tappt / griffen / aber keine Thuͤr gefunden / mit Liechtern / mit Laternen / mit Fackeln alles gantz genau ausgeſucht / und umgeſchaut / aber keine Thuͤr gefunden / und folgſammit der langen Naſen nach Hauß gangen.

Auf gleiche Weiſe thut GOtt handeln mit einem ſundigen Menſchen / welcher ſeine Bekehrung bis in Tod geſpahrt und aufgeſchoben / dieſer wird dazumalen in ſich ſelbſten gehen / wird die Gnaden-Thuͤr GOttes aller - ſeits ſuchen / aber der gerechte GOTT durch Entztehungſeiner443iſt aber zu ſpat kommen. ſeiner Gnade / wird ihn alſo verblenden / daß er ſolche Thuͤr nit wird finden / und ſo lang mit ſeinem verſtarrten Gemuͤth / mit ſeinem vor Furcht zappelnden Hertzen / mit ſeinen verwirrten Gedancken herum tappen / bis ihn elen - den Tropffen der Tod ergreifft / der Goͤttliche Richter in Zorn erſcheint / und die Seele durch gerechtes Urthel zu dem ewigen Untergang gezogen wird. Es wird mehr - malen ein ſolcher Sterbender ſeuffzen / er wird die Augen voller Waſſer haben / er wird das Crucifix kuͤſſen / er wird auch JESUS und MARIA dem Beicht Vatter nachſagen / unterdeſſen aber werden ſolche aͤuſſerliche Zei - chen nit aus Liebe zu GOtt / nit aus Reue der Suͤnden / ſondern aus Furcht des Todes erweckt / dann GOtt gibt ihme die Gnade nit / rechte Reue und Leyd zu erwecken. O guͤtigſter JESU / diß ſoll ja jemand wohl erwaͤ - gen.

Was Neues / Herr Sebaſtian? bring etwas Neues auf die Bahn / Neues genug / ſagt er / der alte Herr Buͤernſchell iſt heut fruͤhe ad Patres gangē. Iſt er einmal hin? troͤſte ihn GOtt / jetzt findt ſich mehr eine junge Wit - tib / die wird ihr die Haar ausgeraufft haben? was dann / ſie ſeynd herum geflogen / als wanns Kehlwiſch thaͤt reg - nen: Sie wird geweint und geſeuffzet haben? ich glaube wohl / ein Seuffzer haͤtte gar leicht koͤnnen eine gantze Muth oder Malter geſchnittnes Stroh hinweg blaſen. So iſt er einmal hin? der wird ein Schoͤnes verlaſſen ha - ben? dann er war ſo karg / daß er den Salat wie ein Gaiß gefreſſen / ohne Eſſig und Oel. Iſt er gut geſtorben? ja / ja / gar gut / er hat gebeicht / iſt mit dem hoͤchſten Gut verſehen worden / auf die letzt hat ſich der alte Kantz gleich - wol ſtarck gewehret um ſein Leben / troͤſte ihn GOtt / wei - len er nur gut geſtorben.

Solche albere Urthel faͤllen wir Menſchen faſt taͤg - lich / und glauben unſchwehr / daß ein ſolcher GeitzhalsK k k 2nach444Judas will auf die letzt erſt gut thun /nach wenigem Fegfeuer / um weilen er dergeſtalten ge - ſtorben / den geraden Weeg in Himmel eingelaſſen wer - de. O wie weit! O wie offt fehlen wir in dergleichen Din - gen! Dieſer hat die Zeit ſeines Lebens nach Geld und Gut getracht / hat Tag und Nacht aͤrger geſcharret als eine Bruht-Henne vor dem Stadel-Thor / hat fruͤh und ſpat aͤrger geſchaben als ein Loͤffel-Macher / und ſoll auf die letzt ſo gut geſtorben ſeyn? das nit / das nit / aus tauſend und tauſend offt keiner nit. Ein ſolcher wird dem Beicht - Vatter ſagen / er habe Reu und Leyd / unterdeſſen beſte - het dieſe Reu und Leyd nur in Worten / nit aber im Her - tzen / das Hertz wird noch voller[Geld-Guͤrigkeit] ſeyn / es wird in groͤſten Truͤbnuͤſſen ſtecken / und gleichſam ſtru - deln wie die Erbes in einem ſiedenden Hafen oder Topff / nit darum / weilen er GOtt beleidiget / ſondern darum / weil er ſo viel Haab und Guͤter muß verlaſſen / darum / weil ſein geſpahrtes Gut in frembde Haͤnde kommt / darum / weil ein ſo ſchoͤne Baarſchafft ein verſchwende - riſcher Zehrer gelangt. O Pater! da muͤſt ich wohl ein thoͤrichter Menſch ſeyn / wann ich dazumalen nit auch wolt im Hertzen rechte Reu und Leyd erwecken / ich ſag dir aber mehr und abermahl / du wirſt die Gnade von GOtt nit haben / ſolche rechte Reue ins Hertz zu bringen / ſondern GOtt verhaͤngt / daß du alſo ſterbeſt / wie du ge - lebt. Antonius Paduanus, wie ich anderwaͤrts gemeldet / hat einem geitzigen Herra eine Leich-Predig gemacht / und wider alles Verhoffen der anweſenden Freundſchafft in dieſe Wort ausgebrochen / daß dieſer verſtorbene Geld - Egl bereits in der Hoͤllen ſchwitze / ſein Hertz aber werde man finden bey ſeinem Geld zu Hauß / welches dann in der Watheit alles zugetroffen: Dieſer hat doch vor ſei - nem Tod gebeichtet / hat nach Chriſtlichem Brauch die Heil. Sarramenta empfangen / hat mit der Hand an die Bruſt geſchlagen / und iſt dannoch zum Teufel gefah -ren /445iſt aber zu ſpat kommen. ren / warum? darum / GOtt hat ihme ſein Geld-gieriges Hertz / welches er ſein Lebtag gehabt / im Tod nicht ver - aͤndert / hat ſeine Goͤttliche Gnade / die er ihme bey Leb - zeiten ſo vielfaͤltig dargebotten / und er ſolche geweigert / jetzt beym Tod entzogen / und ihn alſo in dem alten Wahn laſſen ſterben und verderben. Dann wiſſe mein ſuͤndiger Menſch / daß du mit allen natuͤrlichen Fleiß keine rechte Reu und Leyd nit kanſt erwecken / ohne ſondere Goͤttliche Huͤlff und Beyſtand / und dieſe aus tauſenden gibt er nit einem / der da uͤbel gelebt.

Wie auf eine Zeit die Apoſteln in einem Schiff aufMatth. 14. dem Meer fahreten / und dazumalen war es bey der Nacht / da hat ſich CHriſtus der HErr ſehen laſſen / die Apoſteln aber / haben Ihn nit gekannt / ſondern es hat ih - nen der Buckel grauſt / dann ſie glaubten / es waͤre ein Geſpaͤnſt / oder gar der Bau / Bau ꝛc. als er aber ſie ſteundlich angeredet / da ware Petrus eyfferiger als die andern / und wolte kurtzum bey ſeinem HErrn ſeyn / machte dahero ſich unverweilter aus dem Schiff / tritt das Waſſer wie einen Cryſtallenen Boden / gehet daher auf dem Meer / wie auf einer Wieſen / als er aber von ei - nem ſtarcken Wind angetaſt worden / und er derenthal - ben geforchten / da hat er angefangen zu ſincken / und ſo ihm CHriſtus der HErr ſeine Hand nit haͤtte dargebot - ten / und ihme geholffen / ſo waͤre Petrus erſoffen und zu Grund gangen. O GOtt! O GOtt! bey einem Haar waͤre Petrus zu Grund gangen / indeme doch der HErr JESUS ſelbſten gegenwaͤrtig war / wie wird es erſt mit einem im Tod-Bett ergehen / allwo ſich unſer lieber HErr nit einfindet? er findt ſich aber nit ein bey derglei - chen Suͤndern / welche ihre Pœnitentz und Buß / ihre gan - tze Bekehrung biß zum Tod aufſchieben; in Abweſenheit aber Gottes und ſeiner Gnade kan es nit anderſt ſeyn / als daß ein ſolcher elend zu Grund gehe.

K k k 3Der446Judas will erſt auf die letzt gue thun /

Der Allmaͤchtige GOtt hat neben andern auch in dem Alten Teſtament von ſeinem Opffer verworffen die Schwahnen / Spatzen hat er angenommen / die ſeynd geopffert worden / Tauben hat er angenommen / die ſeynd geopffert worden / aber Schwahnen hat er nit angenom - men / dahero auch ſolche nit geopffert worden / warum? mein GOtt! warum? ſeynd doch die Schwahnen-Voͤgel / welche die Liberey der Unſchuld in ihren weiſſen Federn tragen / ſeynd ſie doch Voͤgel / welche ſich meiſtens auf - halten im Waſſer / welches Element gleich von Anbegin der Welt von dem Schatten des empor-ſchwebenden Geiſtes GOttes geweyhet worden: ſeynd ſie doch Voͤgel / ſo mitten im Waſſer nit naß werden / und dergeſtalten ein lebendiges Sinnbild der ſeeligſten Mutter GOttes / welche in Mitte der Adams-Kinder empfangen und ge - bohren worden / doch unbefleckt / und ohne einige Mackel. Mir waͤr eine Schwahne lieber / als ein gantzer Tauben. Kobel / lieber / als ein gantzes Dach voll Spatzen / und dannoch hat GOtt von ſeinem Opffer Spatzen und Tau - ben nit verworffen / wohl aber die Schwahnen / welcher Vogel-Feind muß dieſe weiſſe Tropffen alſo bey GOtt verſchwaͤrtzt haben? Es iſt zu wiſſen / daß die Schweh - nen ihr Lebtag ſtillſchweigen / ſich niemalen hoͤren laſſen / wie andere Voͤgel / als wann ihnen die Natur die Stimm verſagt haͤtt / wann ſie aber mercken / daß ihr Leben zum Ende gehet / und der nagende Tod herbey ruckt / da fan - gen ſie an lieblich zu ſingen. Solche / ſolche Voͤgel haſſet der allmaͤchtige GOtt / welche die Zeit ihres Lebens nie - malen mit zerknirſchtem Hertzen zu GOtt geſchryen / in dem Beichtſtuhl vor dem geiſtlichen Richter ſich niema - len recht hoͤren laſſen / ausgenommen / wann der Tod herzu ſchleicht / da heiſt es / lauffts / ſchnauffts um einen Beicht-Vatter / geſchwind wie der Wind / um einen Beicht-Vatter / da macht man eine ſchnelle Raittunguͤber447iſt aber zu ſpat kommen. uͤber Pauſch / da klopfft man an das Hertz / da ſchnappt er mit dem Maul als wolt er die Himmels Thuͤr mit den Zaͤhnen aufbeiſſen / da ſenffzet er JESUS! JE - SUS! da wirfft er die Augen hin und her / als ſuch er ihme ein beſonders Ort in dem Himmel aus / alſo ſtirbt er / alſo ſagt man / troͤſt ihn GOtt / weil er nur gebeichtet hat.

O Thorheit! wer will es glauben / daß in einer ſo kur - tzen Zeit der elende Menſch den gantzen Innhalt ſeines Lebens in Mitte unter den Schmertzen und Todes-Aeng - ſten hab koͤnnen zuſammen bringen? wir will es ausſa - gen / daß ein ſolcher in Gegenwart vieler tauſend teufli - ſcher Larven / in Anſchauung des aufgeſperrten Hoͤllen - Rachens / in Erwegung der unendlichen Ewigkeit / in Erblickung des gantzen ſo uͤbel zugebrachten Lebens - Wandel / in Betrachtung des ſo vielmal verſchwendten Bluts JEſu CHriſti / in Anſchauung der Goͤttlichen Ungnad ꝛc. wie kans ſeyn / daß ein ſolcher eine rechte Reu und Leyd erwecke? dazumalen / wann ſich GOtt von ih - me abſondert / wann GOtt ihme ſelbſten die Ohren zu - haͤlt / als ſpreche er / ich habe dich elende Creatur ſo viel - faͤltig ermahnet / ſo offt dir zum Hertzen geredet / ſo offt dir durch die Prediger zugeſchryen / ſo offt dir durch ſo viel erwieſene Gutthaten die Anleitung gegeben / daß du dich ſolteſt beſſern / dich bekehren / ſo haſt du aber halsſtarriges Geſchoͤpff mir als deinem Erſchoͤpffer nie kein Gehoͤr ge - geben / mir als deinem Erloͤſer allezeit den Rucken ge - zeigt / mich als deinen GOtt nie angehoͤrt / jetzt lache ich auch an deinem Untergang / und da ich dir helffen koͤnte / hilff ich nit / weilen ich dir ſo offt hab helffen wollen / und du ſolche Huͤlffe geweigert: Quærotis me, & non invenie -Joann. 8. tis, & in peccato veſtro moriemini.

So laſt uns dann nachfolgen dem David / ſolchem von GOtt erwaͤhltem Koͤnig / als dieſer noch in jungenJah -448Judas will erſt auf die letzt gut thun /Jahren / und bey dem Koͤnig Saul ſich angemeldet / daß1. Reg. c. 17. er wolle in eigner und einiger Perſon wider den ungeheu - ren Rieſen Goliath ſtreiten / auch ſolches unſchwehr ihme verwilliget worden / da hat ſich ſolcher alſobalden zu ei - nem Bach begeben / daſelbſt die beſte und tauglichſte Steine / in der Anzahl fuͤnffe / auserleſen / und in ſeine Hir - ten-Taſchen geſteckt / nachmals den geraden Weeg ſich verfuͤget an das beſtimmte Orth / allwo ſein Gegentheil ſich eingefunden. Aber liebſter David / du Troſt des gan - tzen Volcks Iſrael / ſag her / warum machſt du jetzt eine Proviſion mit Steinen? was willſt du dich umſonſt alſo beſchwehren? vielleicht gibt es wohl beſſere an demſelben Orth / wo der Goliath / dieſer Groß-Schedel / deiner war - tet? Ich trau nit / ſagt David / ich will mich vorhero wohl verſehen / es moͤchte ſeyn / daß ich am ſelben Orth keine Stein thaͤt antreffen / oder da ich einen und den andern thaͤte aufklauben / unterdeſſen mir mein Widerſacher den Reſt gebe / ich trau nit / jetzt iſt es beſſer / jetzt iſt es ſi - cherer / daß ich mich verſehe.

Allerliebſte Adams-Kinder / ich falle euch zu Fuͤſ - ſen / und bitte euch um die Wunden JEſu CHriſti / ich bitte euch / daß ihr doch dieſem ſo beſcheidnen Fuͤrſten wol - let nachfolgen. Ein Streit / und zwar ein uͤberaus ge - faͤhrlicher Streit iſt uns gewiß im letzten Sterbſtuͤndel mit dem hoͤlliſchen Goliath. O wie viel tauſend und tau - ſend werden von dieſem ſo grauſamen Feind uͤberwun - den! die Waffen wider dieſen ſo allgemeinen Widerſa - cher ſeynd wahre Beicht / wahre Bereuung der Suͤnden / es moͤchte nun ſeyn / wie es leyder oͤffter geſchicht / daß wir dazumal ſolche geiſtliche Waffen nit koͤnten finden / theils ob Schwachheit unſers Leibs / theils ob des gar zu ver - wirten Gemuͤths / und theils ob des zu hart uͤber Hals dringenden Feindes: So laſt uns dann jetzt / da wir noch Zeit und Gelegenheit genug haben / eine Proviſion mitdem449iſt aber zu ſpat kommen. dem David machen / laſt uns jetzt nit Morgen / O Mor - gen voller Sorgen! jetzt uns in Bereitſchafft ſtellen / jezt / jezt / da uns der Himmel noch offen ſtehet / wie den fuͤnff Weiſen Jungfrauen / jezt / jezt / da uns noch der Heyland ſeine Gnade anerbietet / wie der Samaritanin bey dem Bronnen / jezt / jezt / da uns noch der HErr JESUS ſeine fuͤnff heiligſte Wunden offerirt zu einer Erſaͤttigung / wie die fuͤnff Gerſten-Brod dem Volck / jezt / jezt / da uns das Heilige Sacrament noch einen Schwemm-Teich abgibt zu Jeruſalem / jezt / jezt / da uns noch die Wunden der Seelen koͤnnen geheilt wer - den / wie jenem Reiſenden von Jeruſalem nacher Jeri - cho / jezt / jezt / da noch Maria eine Rebecca abgiebt / die uns den Segen und Benediction GOTTes zu wegen bringt / jezt / jezt / da uns GOtt noch rufft / dann es moͤchte ſeyn / wie es ſchon ſo viel tauſend und tauſend be - gegnet / daß uns GOtt in den lezten Sterbs-Noͤhten nit moͤcht ruffen / jezt / jezt / da er ſchreyet / convertimini ad me in toto corde veſtro, bekehret euch zu mir / mit gantzem eurem Hertzen! ꝛc. citò, citò, citiſſimè.

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Pars III. L l lJudas450Judas / der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell /

Judas / der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell / hat die Mutter GOttes Mariam veracht.

WIe der liebſte Juͤnger Joannes vernommen den gefaͤllten Sententz des Tods uͤber CHri - ſtum / auch anbey geſehen / daß die Sach nit mehr koͤnne hinterſtellig gemacht werden / al - ſo iſt er um Mitternacht aus der Behauſung des Caiphæ hinweg gangen / und ſich den geraden Weeg nacher Be - thania begeben / allwo er dieſe traurige Zeitung der ſchmertzhafften Mutter Mariæ hinterbracht / wie es dem Muͤtterlichen Hertzen vorkommen / iſt nit zu beſchrei - ben.

Maria mit Jóanne, mit Magdalena, ſambt andern frommen Matronen iſt den 25. Martii, als am Freytag in aller fruͤhe / ſo gar vor der Sonnen Aufgang / nacher Jeruſalem gangen / unterdeſſen ware der HErr JEſus in dem Pallaſt des Pilati ſchon an eine Saͤule angebun - den / als nun die ſeeligſte Mutter nach vollendtem Gebet aus dem Tempel heraus getretten / da iſt ihr Judas Iſca - rioth begegnet / welchem die mildhertzigſte Jungfrau mit freundlichſtem Angeſicht einen guten Morgen gewun - ſchen / und ihn / als einen ſo bekannten Apoſtel / befragt / ob er nit wiſſe / wo ihr gebenedeyter Sohn ſeye? und wie es demſelben gehe? worauf der grobe Schelm und unge - ſchaffene Boͤswicht geantwortet / was gehet es mich an / ich ſolte gewiß ſein Huͤter ſeyn / ich ſolte gewiß wegen ſeinerRechen -451hat die Mutter GOttes Mariam veracht. Rechenſchafft geben / wer Ihn finden will / der ſuche IhnP. Greg. p. 2. lect. 3. gleichwol ꝛc. ſchupfft hieruͤber die Achſel / zeigt ihr den Ru - cken / gehet darvon / und ſchmaͤhlet und murret immerzu fort. O Beſtia! haͤtteſt du dazumal deine Schuld be - kennet / und die ſeeligſte Mutter bittlich erſucht / daß ſie dich bey ihrem liebſten Sohn JESU wieder in Gna - den bringe / ſo waͤre dir unfehlbar geholffen worden / und waͤreſt du folgſam dem ewigen Verderben entgangen / aber anjetzo biſt du ſchon ein gewidmeter Brocken vor die Hoͤll / um weil du die Mutter GOttes entunehret.

Wehe den jenigen / welche die Mutter GOttes ver - achten / und entunehren! Maſſen ſie der Goͤttliche Sohn ſelbſten jederzeit beſtens verehret. Viel Wunder und groſſe Wunder haben ſich dazumalen zugetragen / wie der HErr JEſus zu ſeinem Tod auf dem Berg Calvaria hinaus gefuͤhret worden / da haben alle ihre Fahnen und Standarten ſich bis auf die Erden geneigt / mit hoͤchſter Verwunderung der Hebraͤer / wie auch der Heyden. ItemIbidem lect. 4 & 5. wie der Heyland durch die Grauſamkeit der Henckers - Knechte zur Erden ſambt dem ſchwehren Creutz gefallen / da hat er in einem harten Stein ſein heiligſtes Angeſicht / wie in ein lindes Wachs / eingedruckt. Mehr haben die Juͤdiſche Lotters-Buben den HErrn JEſum durch alle Koth - und Miſt-Lachen geſchleppt / ſo ſeynd doch ſeine heiligſte Fuͤß im geringſten nit bemayligt worden / nit un - gleich der Sonnen / welche auch mit ihren Strahlen un - beſudelter durch die Miſt-Lachen wandert.

Neben andern aber iſt eines aus den groͤſten Wun - dern / daß in waͤhrenden ſeinem Leyden / und vorderiſt in dieſer Moͤrderiſchen Ausfuͤhrung er nit hat zugelaſſen / daß ſeiner gebenedeyten Mutter waͤre die geringſte UnbillL l l 2zuge -452Judas / der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell /zugefuͤgt worden / indem doch das verbainte Juden-Ge - ſind auf alle Weiſe gedenckt / wie es dem HErrn JESU kan ein Leyd anthun. Im waͤhrenden Ausfuͤhren iſt eine groſſe Anzahl der Hebraͤiſchen Spitz-Buben ihm nach - geloſfen / und den Heyland geworffen mit Steinen / mit Koth / mit Eyern / mit faulen Obſt / mit allerley Unflath / wie ſie dann hierzu von ihren eignen Eltern ſeynd ange - reitzt worden. Wie er durch die Gaſſen gefaͤhrt worden / und dazumalen die Leute beym Mittag-Eſſen waren / da ſeynd ſie von der Tafel unter die Fenſter gefallen / aller - ley Spott-Reden auf Ihn hinunter geſchryen / O Be - ſtien! auch wie Ihme in einer Gaſſen ſeine gebenedeyte Mutter begegnet / und aus Muͤtterlichem Affect Ihme um den Hals gefallen / und den letzten Kuß gegeben / da haben ſie ihn zwar bey denen Haaren darvon gezogen / aber der ſeeligſten Mutter nit ein Leyd angethan / welches ohne Zweiffel waͤre geſchehen / und haͤtte weiß nit was vor Unbill das ſchwierige Lotter-Geſind ihr angethan / aber der HErr JEſus hat es je und allemal verhindert / nie zu - gelaſſen / daß ihr eine offentliche Schmach waͤre zugefuͤgt worden. Wehe alſo / und abermal wehe den jenigen / welche ſie verachten.

In der Stadt Zamoſſa hat ſich An. 1600. etwas wunderliches begeben. Daſelbſt am Tag Mariæ Ver - kuͤndigung wolte eine vornehme Edelfrau auf ihre Herr -Joan. Bo - nif. lib. 5. c. 2. ſchafft / ſo nit gar weit entlegen / in einer Carozen oder Kobl-Wagen verreiſen / die Bediente zu Hauß haben ihr ſolches widerrahten / in Erwegung des Heil. Feſttags / dieſe aber / weil ſie gut kezeriſch / ließ ſich von ſolcher ſtarck-vorge - nommener Reiſe nit abhalten / ja uͤber dieß hat ſie noch al - lerley Laͤſter-Worte geredet wider die gebenedeyte Mut -ter453hat die Mutter GOttes Mariam veracht. ter GOttes Maria / unter andern hat ſie ſich hoͤren laſſen / daß die Mutter Maria nit um ein Haar heiliger ſeye / als ſie oder ein anders Weib / ꝛc. Wie ſie nun wuͤrcklich auf dem Weeg begriffen / und bereits nit weit von ihrem Gut oder Hof / da ſeynd augenblicklich die Pferd ſtill geſtan - den / ſie aber von dem Wagen herabgeſtiegen / und einen Abtritt in das naͤchſt-entlegne Waͤldel gethan / allwo ſie der Natur gepflogen. Siehe aber Wunder! ein gantz gaͤh entſtandner Sturm-Wind wirfft dieſe zu Boden / daß ſie mit dem Laſter-Maul in den Wuſt gefallen / ſo unlaͤngſt von ihr kommen / und dergeſtalten mit einem er - ſchroͤcklichem Geſchrey ihren ungluͤckſeeligen Geiſt auf - geben.

Wehe den jenigen / welche den heiligſten Namen der Mutter GOttes Mariæ verachten und entunehren. Wie GOttes Sohn auf dem Berg Calvari kurtz vor ſeinem bittern Tod das Teſtament aufgeſetzt / unter andern ſei - nem liebſten Juͤnger Joanni das beſte verlaſſen / benannt - lichen ſeine gebenedeyte Mutter / laut dieſer Worte: Mu - lier, ecce filius tuus, Weib / ſihe dein Sohn. O gol - dener Mund JESU / warum ſprichſt Du / Weib? warum Weib? es iſt ja die jenige / welche auf das An - bringen des Ertz-Engels Gabriels das Fiat geſchrieben / fiat mihi ſecundùm verbum tuum? Es iſt ja die jeni - ge / welche Dich zu Bethlehem gebohren in dem Stall / wo zumal der Stall zu einem Saal worden? Es iſt ja die jenige / welche Dich durch die Flucht in Egypten der Ty - ranniſchen Verfolgung Herodis entzogen? Es iſt ja die jenige / welche Dich mit ſo bedrangtem Hertzen drey gan - tzer Tage geſucht / und endlichen im Tempel zu Jeruſalem gefunden / allwo Du ſchon mit 12. Jahren Sacræ Scri -L l l 3pturæ454Judas / der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell /pturæ Profeſſor wareſt? In Summa / es iſt die jenige / welche von denen Engeln / von denen Apoſteln / von allen Leuthen / Maria genennet worden / und als deine Mutter erkennet worden / warum dann nenneſt du ſie ein Weib? warum nit Maria? darum nit Maria / ſpricht der Heil. Bernardinus Senenſis, darum nit Maria / weilen der HErr JESUS gaͤntzlich entſchloſſen / alle Pein und Schmertzen biß auf den letzten Lebens-Athem auszuſte - hen / wann er aber den Namen Maria haͤtte ausgeſpro - chen / ſo waͤre alsdann ſolches nicht geſchehen / dann dieſer heiligſte Name Maria haͤtte ihme alle ſeine Schmertzen dergeſtalten verſuͤſt / daß er faſt nichts mehr empfunden haͤtte / dann nach dem Namen JESUS nichts troſt - reichers / noch ſuͤſſers ſeyn kan / als der Namen Maria.

Wie der Evangeliſt Marcus die Geſicht beybringt von Magdalena, da er ſie eine gemeine Suͤnderin genen - net / hat er den Namen Maria ausgelaſſen / ſobald er aber erzehlt / wie ſolche zur Buß und Pœnitentz geſchritten / da gibt er ihr ſchon den Namen Maria / hierdurch zu zeigen / daß ſolcher Name ſo heilig ſeye / daß ihn keine Suͤnderin ſolle tragen. Weſſenthalben zu dieſem heiligſten Namen der ſeelige Muͤnch Joſcio in dem Convent St. Bertini ei - nen ſolchen Eiffer getragen / daß er taͤglich zu Ehren des Namens Mariæ 5. Pſalmen gebetet / deren Anfangs - Buchſtaben denſelben in ſich balten / benanntlichen /Molanus in SS, Belg. M. Magnificat, A. ad Dominum clamavi. R. Re - tribue. I. In convertendo. A. Ad te levavi. Wie ſehr der allerſeeligſten Mutter GOttes ſolche Andacht ge - fallen / iſt aus dem leicht abzunehmen / indeme beſagtem heiligen Mann nach dem Tod 5. ſchoͤne Roſen / benannt - lichen 2. aus den Ohren / 2. aus den Augen / und eine ausdem455hat die Mutter GOttes Mariam veracht. dem Mund gewachſen / worauf die goldene Buchſtaben des ſuͤſſeſten Namens Mariæ wunderlich zu ſehen gewe - ſen. Wehe nun den jenigen / die ſolchen heiligen Namen verachten.

Anno 1619. ſeynd etliche Catholiſche Schiff-Leute in die Haͤnde der See-Raͤuber gerahten / von welchen ſie voͤllig ſpolierter in einem kleinem Schiffl wieder zu den ihrigen gelaſſen worden / dieſe bedrangte Leute ſeynd hier - uͤber noch von dem Contrari-Wind hin und her getrie - ben worden / biß ſie endlichen in einer bewohnten Inſul / insgemein die Koͤnigs-Inſul genannt / kuͤmmerlich an - gelaͤndet / allwo ſie aus treibender Noth von Hauß zu Hauß ein Allmoſen geſammlet / ungefehr aber ſeynd ſie auch zu einem Ketzer daſelbſt gerahten / welchen ſie demuͤ - tigſt erſucht / er moͤchte doch aus Chriſtlicher Liebe ihnen die Nacht-Herberg vergoͤnnen / was? ſagte er / ihr ſeyd keine redliche Leute / ich ſihe euch vor Schelmen und Diebe an / daß ihrs wuͤſt / worauf die fromme Tropffen geant - wortet / JESUS Maria, ſolche Leute ſeynd wir nit: Kaum / daß er dieſe Wort vernommen / eben derenthal -Lyra in Tris. Mari. lect. 2. ben / weilen ihr mit dem JESUS Maria aufziehet / ver - goͤnne ich euch das doch nit / ihr ſolt heut in eures JESUS Maria Namen unterm freyen Himmel ſchlaffen / ſo auch geſchehen; aber der Himmel wolte die Unbill dieſer heilig - ſten Namen gebuͤhrend raͤchen: Nachdem der Gotts-laͤ - ſterige Geſell dieſelbe Nacht wohl ſatt und geſaͤttiget ſich ins Bett begeben / Willens einen ſondern guten Schlaff zu haben / da iſt er Morgens fruͤhe in dem Stall / und zwar daſelbſt in einem Sau-Trog (ſchoͤne Todten-Bahr) Kohl-ſchwartz im Geſicht / todt gefunden worden.

Wehe456Judas / der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell /
Num. 53.

Wehe den jenigen / welche der Mutter GOttes un - befleckte Jungfrau verachten. Moyſes, der groſſe Mann GOttes / hat einmal 12. Kundſchaffter ausgeſchickt / mit dem ernſtlichem Befehl / daß ſie das gelobte Land ſollen beſichtigen / und nachmals umſtaͤndig berichten / wie eins und das andere ſeye beſchaffen. Dieſe vollziehen den Be - fehl ihres Fuͤhrers / gelangen auch an beſagte ſo ſtattliche Landſchafften / und zum gewiſſen Kenn - und Wahr-Zei - chen / daß ſolches voller Milch und Honig und aller Frucht - barkeit haben ſie einen Wein-Trauben abgeſchnitten / welche ſo groß und ſchwehr / daß ſolche kaum ihrer zwey ſtarcke Maͤnner tragen konten: Mit dieſer Raritaͤt kom - men ſie zuruck zu Moyſe und gantzem Volck Iſrael / und haben nit gnug erzehlen koͤnnen / von dem auserleßnen Grund und Boden deſſelbigen Lands / aber anbey haben ſie / um weilen darinnen ſo ſtarcke und feſte Staͤdte / dem Volck alle Hoffnung genommen / ſelbiges zu ererben / ja ſie haben allenthalben ausgeſagt / daß ſolche groſſe und ungeheure Maͤnner aus dem Geſchlecht Enac darinnen ſeynd / gegen denen ſie wie die Heuſchroͤcken herſahen / quaſi locuſtæ videbamur, mit ſolchen Heuſchroͤcken thaͤ - ten ſie das Volck ſchroͤcken / daß keinem die Zaͤhn gewaͤſ - ſert nach ſolchem Land. Dieſe waren vermeßne Maul - macher / unverſchamte Schwaͤtzer / daß ſie die groſſe Weintrauben haben abgeſchnitten / das glaub ich / daß ſie aber auch in Beſchreibung der groſſen Maͤnner haben aufgeſchnitten / das glaub ich auch / dann vorwahr ein ungereimte Gleichnuß / daß ſie nur ſollen ſeyn geweſen wie die Heuſchrecken gegen denſelbigen Kerln.

Aber das iſt gewiß / daß aller heiligen Jungfrauen / die da geweſt / und noch ſeynd / und ſeyn werden / aller de -ro Rei -457hat die Mutter GOttes Mariam veracht. ro Reinigkeit gantz klein / und faſt kaum ſichtbar / gegen der Jungfraͤulichen Zierde der uͤbergebenedeyten Him - mels-Koͤnigin Maria. Ja was da iſt die Nacht gegen dem Tag / die Lia gegen der Rachel, das Glas gegen dem Diamant / das Linſen-Muß Eſau gegen dem Manna, das Bley gegen dem Gold / die Ægyptiſche Muckengegen den Machabæiſchen Elephanten / der Bach Cedron ge - gen dem Tiberiſchen Meer / das Staͤdtl Hey gegen der Stadt Ninive, das Evangeliſche Senff-Koͤrnl gegen dem Berg Libano, der Moyſes im Bimſen-Koͤrbl ge - gen dem Goliath, das ſeynd alle Jungfrauen gegen der Mutter GOttes. Aus dem Grab Guilielmi PeſſulaniMenolog Ciſt. iſt eine Schnee-weiſe Lilien gewachſen / dero Wurtzel in deſſen Heil. Mund gehafft. Dreyhundert und zwantzig Jahr nach dem Tod Benedicti in Valle Umbroſa, iſtArnold, in vitâ. aus ſeinem unverſehrtem Mund eine Lilien entſproſſen. Aus / und durch den Grabſtein von harten Marmor des Heil. Vitalis zu Saltzburg iſt eine Wunder-ſchoͤne Li -Raderus. lien aufgangen. Aus dem Mund des Heil. Maͤrtyrers Ruffini zu Aſſis, iſt auch eine ſchoͤne Lilien erwachſen. Ferrar. 30, Febr. Desgleichen aus dem Mund Franciſci Senenſis, aus dem Hertzen Hugolini de Cortona unſers Ordens / aus demBoland. Grab Mariani Cyrnei, Ambroſii Camaldulenſis,Herera. Cherubini Teſta, und vieler andern / ſeynd die wohl - riechiſte Lilien gewachſen / ſo lauter ſcheinbare Wahr - Zeichen und Wunder-Zeichen ihrer gehabten Jungfraͤu - lichen Reinigkeit / aber doch nit / bey weitem nit / ja gar nit zu vergleichen der allerreiniſten Jungfrauen Mariæ, als welche die allererſte geweſt / ſo ihre Jungfrauſchafft durch ein Geluͤbd dem Allmaͤchtigen gewidmet / und zwar dazumal ſchon / als ſie noch in dem Leib ihrer Heil. Mut -Pars III. M m mter458Judas / der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell /ter Annæ verſchloſſen war. Zumalen / nach Auſſag der mehriſten Lehrer / ſie zur ſelben Zeit ſchon einen vollkom - menen Verſtand gehabt / und ſchon dazumalen in den Verdienſten bey GOtt dem HErrn ſo hoch geſtiegen / daß ſie alle Heiligen der gantzen Welt uͤbertroffen.

Boron An. 870.

Die Gottſeelige Abtiſin Ebba in Schottland / indem ſie den feindlichen Einfall der Dennemaͤrcker geforchten / hat ihr ſelbſt die Naſen / ſambt dem obern Leffzen abge - ſchnitten / welcher auch alle Schweſtern folgten / damit ſie nur ihrer Jungfrauſchafft nit moͤchten verluſtigt wer - den / das ware ein heiliger Naſen-Witz. Andere haben ſich lieber verbrennen laſſen / als von dieſem Venus-Feuer angeſteckt werden. Andere haben ſich lieber in das Waſ - ſer geſtuͤrtzt / als einen Schiff-Bruch gelitten der Jung - frauſchafft / andere haben lieber den Kopff verlohren / als ſolche Haupt-Tugend. Ihre Jungfraͤuliche Ehre aber aller dieſer Jungfraͤulichen Reinigkeit iſt gleichwol nit zu vergleichen mit Maria, maſſen anderer Jungfrauen Geſtalt und Angeſicht die muthwillige Geſellen zur Geil - heit angereitzt / welcher aber die uͤbergebenedeyte Jung - frau Maria bey Lebens-Zeit hat angeſchauet / iſt noch hieruͤber zur Reinigkeit veranlaſt und getrieben worden. Wehe alſo den jenigen / welche ſolches himmliſche Kleynod der ſeeligſten Mutter GOttes verachten.

In Spanien hat ſich eine junge Tochter gefunden / de Hur Chaldæorum &c. dero groſſer Leib ſattſam zu verſtehen gab / daß ſie die Ehre in die Schantz geſchlagen / welches ſie aber / wie gemeiniglich pflegt zu geſchehen / mit tauſend Schwoͤren gelaugnet / ſondern es vor einen andern Zuſtand und Kranckheit ausgeben / weſſenthalben ihre Mutter in allweg geſucht / damit doch ihre liebe Tochtervon459hat die Mutter GOttes Mariam veracht. von ſolchem Ubel moͤchte erledigt werden / zu welchem Ende ſie gedachte Tochter gefuͤhrt hat nach einer vorneh - men Wahlfart unſer lieben Frauen / Gruͤm genannt / da - mit allda durch Huͤlffe der Mutter GOttes ihr moͤchte ge - holffen werden / zumal an beſagtem Orth ein Brunn / ſambt einem kleinen Bach / welcher derenthalben das hei - lige Waſſer genennt wird / um weilen durch daſſelbe viel und groſſe Kranckheiten abgewendet worden. Die Mut - ter befihlt der Tochter / ſie ſoll in Bach hinein tretten / wel - ches auch geſchehen / ſagt aber beynebens / meine Tochter / ich mein lauter / du ſeyeſt keine Jungfrau mehr / dann ich es aus vielen Dingen wahrnehme / und ich glaube / ſolche deine Leibs-Geſchwulſt ruͤhre anderwaͤrts her ꝛc. was? antwortet die vermeſſene Tochter / ich keine Jungfrau? ich bin eine ſo gute Jungfrau / als die Mutter GOttesAtlas Marian. Im. 379. Maria. Kaum hat ſie dieſe Laͤſter-Worte hoͤren laſſen / verſinckt ſie in dem Waſſer / ſo nit dritthalb Spannen tieff / die Mutter will ſolche heraus ziehen / ertappt ſie bey dennen Haaren / aber ſolche Haar blieben ihr in der Hand / und der uͤbrige Leib iſt nit mehr geſehen worden / auch ſol - cher Geſtalten vom Waſſer den geraden Weeg zum ewi - gen Feuer geſtiegen. Wehe den jenigen / welche die Wahl - fahrten der Mutter GOttes Mariæ verachten / und ent - unehren. Das Woͤrtlein Wahlfahrt kommt her von den uhralten Teutſchen / ſo dazumalen noch in dem blinden Heydenthum lebten / dieſe hatten ihren Gott oder Goͤtter in denen Waͤldern / ja einigen iſt der dicke finſtere Wald ſelbſten ein Gott geweſen / dahero ſie ſich oͤffters dahin be - geben / ihr Opffer zu verrichten / welches ſie Waldfarthen genennet / worvon noch der Namen geblieben: Das Wahlfarten / oder die Beſuchung der Kirchen und heiligenM m m 2Oerter460Judas / der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell /Oerter iſt nit ein neue erdichte Sach / ſondern ſchon in dem1. Reg. 1. c. Alten Teſtament im Schwang geweſt / indeme ſo gar der allmaͤchtige GOtt denen Kindern Iſrael ein Gebott ge - ſetzt / daß ſie dreymal im Jahr ſollen nacher Jeruſalem Wahlfarten gehen: Solches hat nachmals im Anfang des Chriſtlichen Glaubens noch mehrer zugenommen / und iſt hierinnfalls die Mutter GOttes ſelbſten mit einem guten Exempel vorgangen / indem ſie oͤffter nach der glor - reichen Himmelfahrt Chriſti die jenige Orth ſambt an - dern heiligen Frauen und Matronen beſucht / welche ihr gebenedeyter Sohn JESUS mit ſeinen Fuß-Pfaden geweyhet / als da ware / der Oelberg / der Calvari. Berg / das heilige Grab und andere ꝛc. Noch lang vor Conſtan - tini Zeiten haben die Chriſten die Wahlfart verricht / und das heilige Land / die Graͤber der Apoſteln / wie auch vor - deriſt die Kirchen der Mutter GOttes beſucht / ob ſchon ſolches die Wicleffiſten ſambt andern Ketzer-Brut in Abred ſtellen. Es iſt zwar nit ohne / daß zuweilen eine Wahlfart zu keiner Wohlfart wird / und der Teufel auch eine Capell zu der groſſen Kirchen bauet / maſſen bey der - gleichen Creutz-Gaͤng offt einige Fehler einſchleichen. Fuͤnff Meil von Saltzburg iſt ein ſehr beruͤhmter Orth / ſo auch mit groſſem Zulauff des Volcks verehret wird / allwo der Heil. Wolffgang ein Eremiten-Leben gefuͤh - ret. Dieſer Heil. Biſchoff hat den Teufel erſucht / oder viel - mehr ihme auferlegt / er ſolle ihme helffen eine Kirchen bauen / mit dem Geding / daß der erſte Wahlfarter ſoll ih - me zugehoͤren / welchen Pact der boͤſe Feind gar gern ein - gangen / und alſo weder Fleiß noch Muͤhe geſpahrt / biß das voͤllige Gebaͤu vollendet worden / unterdeſſen hat der H. Mann den allmaͤchtigen GOtt inbruͤnſtigſt gebetten / erwolle461hat die Mutter GOttes Mariam veracht. wolle doch einen Wolff / als den erſten Wahlfarter / hinzu ſchicken / ſo auch geſchehen / maſſen zu Ende des Kirchen - Gebaͤu ein Wolff mit einem Pilgram-Mandel / mit einem Pilgram-Stab auf 2. Fuͤſſen daher kommen / welchen der ergrimmte Teufel / um / weilen er ſich betrogen geſe - hen / ergriffen / und durch die Kirchen-Mauer / allwo das Loch noch zu ſehen / hinweg gefuͤhrt.

Es iſt leyder! gar offt zu ſehen / daß einige Woͤlffe Wahlfarter abgeben / Woͤlff / verſtehe ich / die mehrer Agnetes als Agnos ſuchen / Woͤlff / die auch in ihre Ge - ſellſchafften Lupas zulaſſen / Woͤlff / die manchem un - ſchuldigen Laͤmbel einen uͤblen Biß anhaͤngen / Woͤlff / die andere Abweſende auf der Reiſe im Maul herum tra - gen / und uͤbel von ihnen reden / Woͤlff / ſo ſich auf der Wahlfart unmaͤſſiger halten als zu Hauß / und ſich ohne Scheu anfuͤllen / mit Freſſen und Sauffen / kein Wunder waͤre es / wann auch dergleichen Wahlfarter der Satan in ſeine Klauen thaͤte faſſen. Wie JESUS mit 12. Jahren Wahlfarten gangen nacher Jeruſalem / wohin auch Joſeph und Maria / vermoͤg des Geſetzes / ſich bege - ben / da iſt er verlohren worden / und zwar der Urſachen halber / dann Maria glaubte / er gehe mit dem Joſeph / ſei - nem Naͤhr-Vatter / Joſeph hingegen war der Meynung / als haͤtte ihn Maria / die gebenedeyte Mutter / bey ſich / dann dazumal ware der Brauch / daß die Weiber allein / und die Maͤnner beſonders gangen. Jetzt bey unſern Zeiten / wie dann faſt alle Andachten Wurm-ſtichig werden / iſt nichts als ein lauteres Allapadrita zu ſehen / maſſen die Weiber und Maͤnner untereinander lauffen / wie die G[a] und Boͤck des Labans. In der Wuͤſten ſeynd lau - ter Wachteln denen Iſraelitern zu Theil worden / abesM m m 3bey462Judas / der unverſchaͤmte und Laſterhaffte Geſell /bey ſolchen Zeiten gibt es allerley Gefluͤglwerck. Durch das rothe Meer hat Moyſes die Iſraeliter in Zunfft - weiſe alſo ausgetheilet / daß eine jede Zunfft einen beſon - dern Weeg durch paſſirt / aber dermalen bey unſern Kirch - fahrten iſt es anderſt beſchaffen / die meiſten lauffen offt mit der Zunfft Levi, oder gar Leviatan, dort hat Moy - ſes die Maͤnner gefuͤhrt / ſeine Schweſter Maria die Wei - ber / jetzt iſt ſolcher heiliger March wie ein Ritſcher / der in Linſen und Erbes beſtehet / woraus dann mehrmalen nit groſſe Auferbaulichkeit erfolgt. Ungeacht dieſes ſeynd die Wahlfarten auf keine Weiſe zu verwerffen / dann wann eine Speiß bey der Tafel ungeſchmach iſt / folgt nit / daß man alle andere hinter die Thuͤr werffe / und dem Melampus ein Panquet zurichte. Wahlfarten ſeynd gangen Conſtantinus, Helena, Alexius, Rochus, Colomannus, Eudoxia, Melania, Paula, Hierony - mus, Joan. Damaſcenus, und unzahlbare viel andere Heilige mehrer. Heilig und heilſam iſt dergleichen Orth zu beſuchen / welche GOtt und die Mutter GOttes ſambt allen Heiligen zu ſondern Gnaden-Thron haben auser - kieſen. Vor dieſem iſt das Schwemm-Teich zu Jeruſa - lem ein ſolches Orth geweſen / allwo alle Kranckheiten und preßhaffte Maͤngel ſeynd wunderbarlich gewendet wor - den. Anjetzo an ſtatt deſſelben gibt es unterſchiedliche heilige Oerther in allen Chriſtlichen Landſchafften / allwo die Menſchen ſolche Gutthaten empfangen / dergleichen zu Loreta in Italia / zu Serrato in Spanien / zu Car - noti in Franckreich / zum heiligen Berg in Boͤheim / zu Einſidlen in der Schweitz / zu Zell in Steuermarckt / zu Alten-Oeting in Bayern / zu Luggau in Caͤrndten / zu Gruͤnthal in Braband / zu Wien in Oeſterreich / zu Muͤh -len463hat die Mutter GOttes Mariam veracht. len in Schwaben / zu Mittlberg in Francken / und auch erſt gantz neu zu Kirchen Thal im Saltzburgerland / ꝛc. Wehe nun den jenigen / die ſolche Marianiſche Wahlfar - ten verachten.

In Niderland / nit weit von Sedan entlegen / iſt ein ſehr andaͤchtiges Gottes-Hauß und Tempel der Mutter GOttes / worinn ſie mit groſſen Wunder-Wercken leuch - tet / auch wegen haͤuffiger Gnaden das gantze Jahr hin - durch ein groſſer Zulauff des eifferigen Volcks geſehen wird. Unter andern denck-wuͤrdigen Dingen wird auch daſelbſt gefunden / wie daß einmal ein frecher Ketzer / da er die Maͤnge der Kirch-Faͤhrter / zu dieſem heiligen Orth wahrgenommen / ſehr ſchimpffliche Reden ausge - goſſen / neben andern ſich hoͤren laſſen / er habe einen blin - den Hund / und dem armen meritirten Koller moͤchte er gern das Geſicht vergonnen / dahero gleich andern Leu - ten dieſen vierfuͤſſigen Hauß-Huͤter dahin ſchicken. Der Himmel laͤſſet ſolche Laͤſter-Maͤuler nie ungeſtrafft / wie auch in dieſem Fall nit anderſt ergangen / dann gleich die - ſer vermeſſene Geſell ſelbſten ſtockblind worden / welches ihme ſatt ſam Anlaß gegeben / daß er ſelbſt muſte das hei - lige Orth beſuchen / allwo er / nach groſſer und offentlicher Bereuung / das vorige Geſicht durch die Huͤlffe Mariæ,Marchan[t .]de laud, Mariæ. Pag. 26. welche er zuvor ſo gewiſſenlos geſchimpfft / wieder bekom - men hat.

Wehe den jenigen / welche die Bildnuß der Mutter GOttes verachten / und entunehren. Es iſt keine neu - erdichte Sach um die heilige Bilder / wie da vorgeben die Ketzer / zumalen Chriſtus der HErr ſelbſt dem Koͤnig Abagaro ſeine Bildnuß uͤberſchickt / dann als der gebene - deyte Heylaud einmal auf freyem Feld vor einer Volck -reichen464Judas / der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell /reichen Menge geprediget / da war ein Mahler / mit Na - men Ananias, auf einer Hoͤhe / der auf alle Weiſe ſich be - fliſſen / das Angeſicht des HErrn abzumahlen / konte es aber auf keine Weiſe zuwegen bringen / wegen der ſteten Strahlen / ſo aus demſelben haͤuffig hervor blickten. End - lich ſchaffte der HErr dem Thomas / er ſoll demſelben jun - gen Menſchen / ſo ſich ſein Angeſicht bemuͤhe abzuzeichnen / anhero ruffen / welches auch geſchehen / und hat ſolcher zu - gleich den Brieff von ſeinem Koͤnig uͤberantwortet / wor - aus Chriſtus das groſſe Verlangen des Koͤnigs vernom - men / von ihme aber / dem Ananias, ein weiſſes Fazenet be - gehrt / mit welchem Er ſein Angeſicht abgetrucknet / und zugleich ſein voͤlliges gantz natuͤrliches Controfee derge - ſtalten darein gedrucket / daß es auch der beſte Mahler nit kunſtbarer haͤtte koͤnnen entwerffen / ſolches heilige BildAuguſtin, Calcognin, de l mag. Eccles. hat der Koͤnig mit groſſen Freuden empfangen / und wei - len ihme daſſelbe zugleich die erwuͤnſchte Geſundheit ge - bracht / hat er ſolches als ſeinen beſten Schatz aufgehebt und verehret.

Nach dem ſeeligſten Hinſcheiden der Mutter GOttes Mariæ haben die heiligen Apoſtel das jenige Hauß zu Nazareth, in welchem ſie / durch Uberſchattung des heili - gen Geiſtes / GOttes Sohn empfangen / zu einer Kirchen geweyhet / und Lucas, der ein Mahler und Bild-Hauer zugleich ware / aus einem Ceder-Holtz die Bildnuß derCaſpar, Loart in ſua Pere - gtinat. c. 3. ſeeligſten Jungfrauen mit dem JEſus-Kind gemacht / ſelbes zu ferner Verehrung in beſagte Kirchen geſtellt / ſo dermalen noch zu Loretho in Italien zu ſehen. Der - gleichen herrliche Gnaden-Bilder in der gantzen Chriſten - heit geben ſattſam zu verſtehen / wie wolgefaͤllig es dem Himmel ſeye / wann wir ſolche verehren; dann hat manzur465hat die Mutter GOttes Mariam veracht. zur Apoſteln Zeiten ſo gar verehrt den Schatten des heili - gen Petri / warum ſoll dieſe Ehre geweigert werden der Mariæ. Die Rachel hat vor dieſen dem Laban ſeineGenes. c. 31. guldene Goͤtzen-Bilder entfrembdet / und mit ſich genom - men / wie er ſolches in Erfahrenheit gebracht / ſo iſt er gantz ſchleunig ihr nachgeeilt / als Rachel dieſes wahr ge - nommen / hat ſie die Bilder geſchwind unter das Stroh verſteckt / ſich nachmals darauf geſetzt / den Kopff mit ei - nem Tuͤchel verbunden / und ſich krank und uͤbel auf geſtellt / die Weiber haben dazumalen ſchon koͤnnen betriegen. Aber hoͤre Rachel, das iſt ein ſchlechter Reſpect gegen den Bildern / mit dem Leib darauf ſitzen / wo die Berg - Knappen das Schurtz-Fell tragen / es ſchadt nit / gedach - te Rachel, auf ein ſolches Hauß gehoͤrt ein ſolches Dach / es ſeynd nur Goͤtzen-Bilder / wann es andere waͤren / et - wann heilige Bilder waͤren / da wolt ich ſie anderſt vereh - ren; dann der Jacob hat ſie in dergleichen Sachen beſtens unterricht. Wehe nun den jenigen / welche die Bilder un - ſer lieben Frauen verachten und entunehren.

An. 1525. hat ein Ketzeriſcher Goldſchmied ein ſil - bernes Mariaͤ-Bild unter die Haͤnd bekommen / des Wil - lens / etwas anders daraus zu machen / wie er nun mit dem eiſernen Hammer ſtarck darauf geſchlagen / und zu - gleich in dieſe freche Laͤſter-Wort ausgebrochen: Alſo /Ragnaldus in ann. alſo / und nit anderſt / alſo alſo muß man mit den Goͤtzen-Bildern der Papiſten umgehen! kaum daß er ſolches ausgeredt / iſt er denſelben Augenblick ſtockblind worden / und ein elender Bettler verblieben ſein Leb - tag.

Zu Dertoſa, einer Stadt in Spanien / hat einer in dem Ball-Hauß geſpielt / weil er aber ſehr ungluͤckſeelig war /Pars III. N n nund466Judas / der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell /und meiſtens verfehlt / alſo hat er / aus ohnbaͤndigem Zorn / den Ballen auf ein gemeines geſchnitzeltes Mariaͤ-Bild geworffen / und dem Kindlein JESU das rechte Aermel gebrochen / was geſchicht? nit lang hernach iſt ihme ſeineHift. Carm rom. 2. l. 8. Frau niederkommen / hat ein Knaͤbel gebohren / aber ohne rechten Armb / woraus er erſt ſeinen Fehler erkennt / und iſt nachgehends beſagtes Bild ſehr verehrt worden.

Zu Panormi in dem Frauen-Cloſter de Cancella - ria genannt / iſt ein ſehr ſchoͤnes Gnaden-Bild der Mut - ter GOttes / welches die Perl-Frau heiſt / und ruͤhretPir[a]hus in Pano[rmit]. ſolcher Namen daher / An. 1540. hat ein vermeſſener Ge - ſell ein ſehr ſchoͤnes und koſtbares Perl von dieſem Bild entfremdet / aber von ſelbigem Augenblick an / die Hand nit mehr koͤnnen aufmachen / ſo lang und ſo viel / biß er ſolche Frechheit bereuet / und das Perl wieder zuruck geben.

Wehe den jenigen / welche die Vorbitt der Mutter GOttes Maria verachten. Das Woͤrtl Mutter iſt gantz nahend verwandt dem Woͤrtl Muth. Ich elender ſuͤndiger Menſch / der ich bloß den Namen trag eines Chriſten / der ich in dem heiligen Tauff hab abgeſagt dem boͤſen Feind und allem ſeinem Anhang / und doch ſo viel hundertmal diß mein Verſprechen nit gehalten / ich arm - ſeeliger Tropff / der ich mehrmalen das Majorat meiner Seelen mit dem Eſau um ein ſchlechtes Linſen-Koch ver - taͤndelt: O / ich boshafftes Adams-Kind / der ich ſo offt den Barabbam meinem Heyland JESU habe vorgezo - gen; Ich traue mir nit mehr meinem GOtt unter die Au - gen zu tretten / Ich hab geſuͤndiget mit dem ſtoltzen Ab - ſalon, mit dem Gottslaͤſterigen Achab; Wehe mir! Ich hab geſuͤndiget mit dem verbuhlten Amon: Wehe mir! Ich hab geſuͤndiget mit dem verſoffnen Holoferne;Wehe467hat die Mutter GOttes Mariam veracht. Wehe mir! Ich hab geſuͤndiget mit dem diebiſchen Achan; Wehe mir! Ich hab geſuͤndiget mit dem neidigen Am - man. Wehe mir! Ich hab geſuͤndiget mit dem ſchleckerigē Jonatha. Wehe mir! Ich hab geſuͤndiget mit dem zornt - gen Saul. Wehe mir! Jezt laſſe ich nunmehr allen Muth fallen / weilen ich das theure Blut JEſu CHriſti ſo ohn - nuͤtz verſchwendet / ſo vergehet mir aller Muth / weil ich mir den Goͤttlichen Zorn uͤber meinen Rucken ſo haͤuffig geladen / ſo kan ich nit mehr eines guten Muths ſeyn. Still / ſtill / O Suͤnder mit dieſen Worten ſtill / ſtill / du ſollſt wiſſen / daß Muth von Mutter herkomme / hab guten Muth / nimm deine Zuflucht bey der Mutter / die Augen gegen Himmel / die Haͤnde in die Hoͤhe / zu Maria ſag / bett / ſchreye / Mutter GOttes / bitt fuͤr mich armen Suͤnder jetzund und in der Stund meines Abſterbens / du wirſt erfahren / wie nutzlich dir die Vorbitt dieſer Mutter werde fallen.

Der Evangeliſche Mahler Lucas entwirfft die Kin -Luc. 2. del-Betterin Mariæ mit dieſen Worten / da die Tage er - fuͤllet wurden / daß ſie gebaͤhren ſolte / und ſie gebahre ih - ren erſtgebohrnen Sohn / und wickelt Ihn in Windlein / und leget Ihn in eine Krippen ꝛc. Warum das Lucas beybringt / ſie gebahr ihren Erſtgebohrnen? Hat dann Maria nachmals mehrer Soͤhn auf die Welt gebracht? das nit / das gar nit! So haͤtte dann der Evangeliſt ſollen ſchreiben / und Sie gebahr ihren Eingebohrnen / und nit Erſtgebohrnen: Lucas der heilige Mann hat nit ohne ſonderer Goͤttlicher Erleuchtung ſolche Worte von der Federngelaſſen / dann Er ſahe vor / daß Maria nach Chri - ſtum ihren Erſtgebohrnen noch viel andere Kinder werde haben / alle eyfferige Chriſten werden ſie eine Mutter nen -N n n 2nen /468Judas / der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell /nen / ſo gar die Suͤnder werden ihre Zuflucht bey dieſer Mutter nehmen.

An. 1525. hat der Vice-Koͤnig zu Neapel neben an - dern Heiligthuͤmern den Religioſen St. Franciſci de Paula daſelbſt aus ſonderen hohen Gnaden verehrt ein Chryſtallenes[ Geſchirr] / worinnen aufbehalten iſt die rein - ſte Milch der uͤbergebenedeyten Mutter GOttes Mariæ / dieſe ſihet aus wie eine geſtockte weiſe Kreyden / aber alle Jahr / ein ewiges Wunder-Werck! alle Jahr den 15 ten Auguſti, als am Tage ihrer Glor-reichen Himmelfahrt / pflegt ſolche Milch in jedeꝛmans Angeſicht auf ein neues zu zergehen und zerflieſſen; aus welchem dann ſattſam abzu - nehmen / daß ſie noch je und allemal eine Mutter wolle ſeyn / ihre Gnaden-Milch den jenigen wolle ſpendiren / die ſie als eine Mutter anruffen. Wolan dann ſuͤndiger Menſch / verzage nit / dieſe Mutter macht dir wieder ei - nen guten Muth.

Ich will mich ein wenig von der abgeſchmachen Er - den in die Hoͤhe begeben / und diß iſt eine ehrliche Reiſe. Erſtlich wird der Lufft in drey Regiones oder Landſchaff - ten ausgetheilt: in die untere / in die mittere / und in die oberſte. In der unteren leben wir / und wohnen wir / und in ſolche Region des Luffts iſt ſoweit hinauf / als weit die Sonnen-Strahlen von der Erden wieder re - flectiret / und aufwaͤrts zuruck getrieben werden. In der mitteren Region oder Abtheilung wird Regen / Schnee / Donner / Hagel und der Blitz / auch dergleichen Witterung gekocht. In der oberſten Region oder Luffts - Gaden iſt es gantz Wind-ſtill / und immerdar heiter. Ober dieſen Element des Luffts / iſt das Element des Feuers / allda hat es ſeinen natuͤrlichen Sitz / dahero ſehen wir / daß alles auf Erden angezuͤndete Feuer uͤber ſichtrach -469hat die Mutter GOttes Mariam veracht. trachte nach ſeinem Centro. Nach dem Feuer iſt ober - halb der Mond: von der Erden biß zu dem Mond / ſeynd fuͤnff und funffzig tauſend / hundert und drey und achtzig Teutſche Meilen / ein feiner Weeg! Ich gehe noch weiter von dem Mond hinauf / und zehlet der gelehrte Clavius, als vornehmer Mathematicus, ſo auch an dem Neuen Calender hat ſchmieden helffen / von dem Mond an / biß zu den Planeten acht und dreyſſig tauſendmal tauſend / acht - mal hundert / ſieben tauſend / dreyhundert und 17. Teut - ſche Meilen. Allda triff ich zum allererſten den Plane - ten Venus an / oben ſeiner iſt der Mercurius, ob dieſen die Sonne / ober ſolcher der Mars, ober dem der Jupiter, ober dieſen der Saturnus. Auf den Himmel der Planeten folgt erſt das Firmament, abermalen einer uͤberaus groſſen Hoͤhe und Weite / und daſelbſt triff ich den Zodiacum an / oder Thier-Kreyß / allwo in dem Firmament beſag - te Geſtirn oder Thier nit anderſt eingehefft ſeynd / als wie die Naͤſt in einem glatt-abgehobelten Bret / oder wie die gelbe Naͤgel in dem Himmel eines Kobel-Wagens oder Gutſchen. Dort iſt ein Widder / ein Stier / ein Krebs / ein Loͤw / ein Scorpion / ein Steinbock / ein Fiſch / ꝛc.

Keine beſſere Abbildung / keinen gleichern Entwurff der uͤbergebenedeyten Mutter GOttes Maria finde ich nit / als dieſen Zodiacum oder Thier-Kreyß / zumahlen dieſe barmhertzigſte Mutter auch die Suͤnder / ſo nit an - derſt / als Viehiſch leben / von ſich nit verwirfft / ja ſelbige noch mit ihrem Schutz-Mantel ſchirmet. Ein hart - naͤckiger Widder / ein geyler Stier / ein verſoffener Krebs / ein zo niger Loͤw / ein gifftiger Scorpion / ein ſtoltzer und hochmuͤtiger Steinbock ꝛc. In Summa / alle in Viehi - ſchen Wandel vertieffte Suͤnder doͤrffen ihren Muth nitN n n 3fallen470Judas / der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell /fallen laſſen / ſondern wieder einen neuen Muth faſſen bey dieſer Mutter.

Alſo hat die heilige Gertrudis einmal geſehen die ſee - ligſte Himmels-Koͤnigin Mariam mit einem ſehr koſt -In Vita. lib. 4. c. 49. baren Mantel / worunter ſich allerley wilde Thier / wie da waren Woͤlff / Tieger / Loͤwen / Drachen / und andere Beſtien gantz ſicher ſalvierten / welche auch die Mutter der Barmhertzigkeit mit den Haͤnden gar freundlich ge - ſtrichen und liebkoſete / aus dem allein Gertrudis hat muͤſſen abnehmen / daß auch der groͤſte Suͤnder den Muth nit ſoll fallen laſſen / wann er ſeine Zuflucht nimmt bey dieſer Mutter.

Viel ſchoͤne und heilige Reliquien der gebenedeyten Mutter GOttes werden hin und her in der Chriſtenheit angetroffen / benanntlich zu Valenz in Spanien iſt ihr Unter-Kleid; zu Prata in Florentiner-Land iſt ihre Guͤrtel; zu Aſſiſs bey St. Franciſcum iſt ihr Schlayer; zu Bononien bey St. Stephan iſt ihr Rock; zu Rom in Laterano ihre Haar; zu Trier ihr Kampel; zu Bertini ihr Handſchuh; zu Rom bey St. Maria Major etwas von ihrem Bett / ꝛc. Aber ihr Mantel iſt durch die gantze Welt ausgebreit / und iſt kein Menſch / der ſich nit darunter kan reteriren / und dem Zorn GOttes entgehen.

Bey der Hochzeit zu Cana Galilæa haben ſich ſehr viel denck-wuͤrdige Sachen zugetragen:

Erſtlich ſchreibt der H. Thomas von Aquin, Caje - tanus, Dominicus à Soto, Joannes Major &c. daß der Braͤutigam auf dieſem Hochzeitlichen Ehren-Tag ſeye geweſt der heilige Joannes Evangeliſt, welcher durch das erſte Wunder-Werck / ſo dazumalen die All - macht CHriſti gewuͤrckt / dahin bewoͤgt worden / daß ermit471hat die Mutter GOttes Mariam veracht. mit Einwilligung ſeiner Braut das Geluͤbd der ewigen Keuſchheit abgelegt / und CHriſto dem HErrn nachge - folgt / welches gleicher Geſtalten gethan die Braut Ana - tolia, ſo ſich von der Geſellſchafft Mariæ nit mehr abge - ſondert.

Zum andern / iſt wohl zu erwaͤgen / daß durch ſondere Schickung GOttes der Wein ſobald gemangelt / derent - wegen der Braͤutigam und die Braut ſich nit ein wenig geſchamt; Es wolte aber unſer HErr den erſten Tag zei - gen / daß der Eheſtand nit ſeye / und nie ſeye ohne Creutz und Truͤbſal. Darum ſpricht der Poet: Ein altes Hauß ohne Maͤuß; ein wenig kaͤmpelter Kopff ohne Laͤuß; ein Jahrmarckt ohne Dieb; ein junger Menſch ohne Lieb; ein Krammer der nit etwas liegt / ein Jud der keinen Chri - ſten betriegt; ein Waſſer das ohne Schaden fleuſt; ein Wolff der nie kein Schaaf zerreiſt; ein Ehſtand / der all - zeit wohl beſtellt / ſeynd ſeltzame Ding in dieſer Welt.

Drittens iſt zu erkennen / daß unſer liebe Frau ſich zu ihren liebſten Sohn gewandt / und geſagt hat: Vinum non habent, ſie haben keinen Wein mehr / warum hat ſie nit geſprochen / wir haben keinen Wein / ſie war ja auch unter die Gaͤſt gezehlt / und folgſam auch ihr der Wein abgangen? Es iſt zwar nit ohne / aber ſie zeigte ſich / die guͤtigſte Jungfrau / ſorgfaͤltiger fuͤr andere Leute / als vor ihre eigene Perſon: Zugleich aber wolte ſie eine Lehr geben allen Weibern / daß es nit ruͤhmlich ſcheine / wann Weiber und Wein-Beer gar zu gute Freundt ſeyn.

Letzlich iſt abſonderlich hierinnfalls zu erwaͤgen / daß kein einiger aus allen anweſenden Gaͤſten Mariam hier - zu erſucht / ob wollt ſie eine Interceſſion einlegen beyJEſu472Judas / der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell /JESU ihren Sohn / weder Wirth / noch Hauß-Herr / weder Braut / noch Braͤutigam / weder Braut-Fuͤhrer noch andere gegenwaͤrtige Befreunde haben ein Wort verlohren: Ein anders waͤre es geweſt / ſo jemand der Mutter GOttes Mariæ gantz ſtill in ein Ohr haͤtte ge - redt / ſie ſolle und wolle doch ein wenig procuriren und zu - wegen bringen / aber keiner hat ſie gebetten / keine hat ſie er - ſucht / ſondern gantz freywillig / ſobald ſie den Mangel des Weins / und dieſe Noth wahrgenommen / hat ſie ihre viel-vermoͤgende Vorbitt eingelegt / und alſo den Leuten geholffen.

O Mutter! Mutter! wer ſoll dann ſeinen Muth / Muth / fallen laſſen / indeme du ſo gar Huͤlffe reicheſt den jenigen / welche dich nit bitten / noch begruͤſſen / was wirſt du erſt thun den jenigen / welche dich bey Tag und Nacht uͤber tauſendmal gruͤſſen? wie gethan die St. Catharina Senenſis. Was erſt den jenigen? welche dein Bildnuß allezeit am Hals tragen? wie gethan der H. Carolus Bo - romæus. Was erſt den jenigen / welche alle Sambſtag dir zu Ehren faſten? wie der St. Alanus. Was erſt den jenigen / welche alle Samſtag mit bloſſen Fuͤſſen Kirch - fahrten gehen? wie gethan der St. Gereacus. Was erſt den jenigen / welche dir zu Fuͤſſen fallen? unter denen ich auch mich zehle / und deine Vorbitt bey dem Allmaͤchti - gen GOtt mit gebognen Knien / mit aufgehebten Haͤn - den / mit vielen Seuffzern gantz flehentlich erſuchen. O Muth! O Muth! dich verliehre nit / ſo lang ich dieſe Mut - ter / Mutter ſihe.

3. Reg. c. 18.

Dritten Buch der Koͤnigen liſt man etwas wunder - barlichs / dort hat der groſſe Mann GOttes Elias einen Altar aufgericht / und damit er die Goͤtzen-PfaffenBala -473hat die Mutter GOttes Mariam veracht. Balaam zu ſchanden machte / ließ er vier Kruͤg Waſſer auf das Schlacht-Opffer ſchuͤtten / worauf alſobald das Feuer vom Himmel geſtiegen / und dieß angenehme Opf - fer verzehret; das Waſſer dieſer vier Kruͤg iſt herabge - ronnen / und hat einen groſſen / tieffen / weiten Graben um den Altar herum angefuͤllt. Wie kan es aber moͤg - lich ſeyn von vier kleinen Kruͤgen? Lyranus antwortet aus dem Rabbiner Salomon, daß der Eliſæus dazumalen habe ungefehr etwas von ſeinem Krug gegoſſen auf die Haͤnde Eliæ, worvon geſchehen / daß alſobald alle ſeine Finger / verſtehe des Eliæ, angefangen haͤuffiges Waſſer zu geben / nit anderſt / als waͤren ſie in 10. offene Pippen verkehrt worden / und hat ſolches ſo lang gewaͤhret / biß der groſſe Graben iſt angefuͤllet worden.

Wunderbarlich waren die Haͤnde Eliæ, aber noch wunderbarlicher ſeynd die Haͤnde Mariæ: Aus den Haͤn - den Eliæ iſt nur einmal das Waſſer gefloſſen; aus den Haͤnden Mariæ flieſſen die Gnaden noch immerdar / und deren werden theilhafftig ſowohl die Ungerechten / als Gerechten. Die Gerechten: dem iſt alſo / ſagt der Heil. Damaſcenus? dann mir hat ſie die abgehaute Hand wie - der erſtattet. Die Ungerechte: dem iſt alſo / ſagt jenerCantipr. lib. 2 ap. Edelman in Brabant / dann ich bin wuͤrcklich des Todes verblichen / haͤtte aber ſollen wegen dreyen Suͤnden von dem gerechten GOtt verdammt werden / ſo bin ich aber durch Huͤlffe der Mutter GOttes wieder zum Leben er - weckt worden / aufdaß ich beſagten Suͤnden-Laſt durch eine heilſame Buß habe koͤnnen von mir legen. Die Ge - rechte: dem iſt alſo / ſagt der Heil. Bernardinus, dann ſie mir bey dem Allmaͤchtigen ausgebracht / daß ich die Gna -Bellar, in Stell. de zu predigen / und Wunder-Wercke zu wuͤrcken be - kommen habe. Die Ungerechte; dem iſt alſo / ſagt jener Moͤrder bey Cæſareo, um weilen ich Mariæ zu Ehren alle Sambſtag gefaſt / unangeſehen ich einen ſo laſter -Pars III. O o ohafften474Judas / der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell /hafften Wandel gefuͤhret / bin ich gleichwohl durch Dero Huͤlffe noch vor dem Tod bekehrt / und folgends ein Kindlib. 2. c. 19. der Seeligkeit worden. Die Gerechte: Dem iſt alſo / ſagt der Heil. Bernardus; dann neben viel und groſſen andern Gnaden kan ich auch dieſe nit verſchweigen / indeme ich nach Gewonheit einige dero Bildnuß oͤffters mit An - dacht gegruͤſt / Salve Regina, da hat ſie mir eines hinwie - der bewillkom̃t Salve Bernarde! Die Ungerechte: Dem iſt alſo / ſagt jener Student zu Graͤtz in Steyermarck / dann ich mich aus Mangel des Geids / welches ich durch lieder - lichen Wandel verſchwendt / dem boͤſen Feind mit eignem Blut unterſchrieben / aber An. 1600. den 16. Junii / meine Suͤnde bereuet / und durch Huͤlffe Mariæ, zu welcher meine Zuflucht geſtanden / den Zettel wunderbarlich wiederumFab. Dom. 4. poſt Paſch. erhalten / welcher dann offentlich daſelbſt in der Hof - Kirchen St. Ægidii, in Beyſeyn vieler tauſend Perſonen / verbrannt worden. Die Gerechte: Dem iſt alſo / ſagt die Heil. Hertzogin Hedvvigis, dann / nach meinem Tod hat man durch keinen Gewalt mir die Bildnuß Mariæ aus der rechten Hand koͤnnen erzwingen / ja / die drey Fin -Suriut 15. Octobr. ger / wormit ich ſie gehalten / ſeynd nimmermehr ver - fault / um weil ich beſagtes Mariæ-Bild bey Lebens - Zeiten allezeit getragen. Die Ungerechte: Dem iſt alſo / ſagt jener Tuͤrckiſche Baſſa Corentus zu Conſtantinopel, dann ich durch Rath und Anleitung / eines meinigen Chriſtlichen Sclaven in einer toͤdtlichen Kranckheit / eini - ge Schanckung ſambt der Losſprechung beſagten Ge - fangenens nach Loretho verlobt / alſobald und zwar au -Tur[sell]. genblicklich bin geſund worden. Die Gerechte: Dem iſt alſo / ſagt der Seelige Simon Stock: dann mir die uͤber - gebenedeyte Mutter Maria das heilige Scapulier als ein ſo koſtbares Kleinod der gantzen Chriſtenheit geſpendiret. Die Ungerechte: dem iſt alſo / ſagt Theophilus, dann ich / wie allbekannt / meine Seele dem Satan ſchrifftlich ver -pfaͤndt /475hat die Mutter GOttes Mariam veracht. pfaͤndt / nachmals aber wunderbarlicher Weiſe durch Huͤlffe Mariæ von allem dieſem Elend wieder errettet worden.

O Maria! O Maria! O Mutter! O Mutter! jetzt laß ich den Muth nit fallen: die Haͤnde Mariæ ſeynd weit Gnaden-voller / als die Haͤnde Eliæ. Die Eſther iſt dem Hebræiſchen Volck gnaͤdig geweſt / weit mehrer und mehrer uns Maria. Die Judith hat der bedrangten Stadt Bethulia geholffen! weit mehrer und mehrer uns Maria. Die Rebecca iſt dem Eliezer guͤnſtig geweſt: weit mehrer und mehrer uns Maria. Die Rachab iſt den Maͤnnern des Joſue harmhertzig geweſt / weit meh - rer und mehrer uns Maria. Die Sareptanin iſt dem Eliæ beygeſprungen / weit mehrer und mehrer uns Maria. Der verlohrne Sohn / wie er in groſſe Noth gerahten / und ihm das Waſſer ins Maul gerunnen / deme zuvor das Waſſer gar nit angenehm / wie ihme die Sau den Zapffen gezogen / und er ſo gar letzlich ein Burger zu Schweinfurt worden; der zuvor aus guldenen Bechern manchen Geſund-Trunck gethan / muſte nachmals mit der ſchlechten Porcellan verlieb nehmen / dieſer ver - ſchwenderiſche Schlengel und junge Buͤrſchel hat end - lich gleichwohl noch ſo viel Hirn gehabt / daß er ſich re - ſolvirt / zu ſeinen lieben Vatter zu kehren / bey demſelbi - gen wieder in Gnaden zu kommen / wie es ihme dann auch nach Wunſch gerahten / Ibo ad Patrem, ſagte er: Ich elender Suͤnder / der ich ſo vielfaͤltig den allmaͤchti - gen GOTT hoͤchſt beleidiget / ob ich ſchon taͤglich einen Vatter nenne: Vatter Unſer! So getraue ich mir doch nit vor ſeinem Goͤttlichen Angeſicht zu erſcheinen / ma - che es alſo anderſt / als der verlohrne Sohn / er zum Vat - ter / ich aber zu der Mutter / Ibo ad Matrem, dieſe wird mich nit verlaſſen / nit verſchmaͤhen / nit verwerffen / ſon - dern mich durch Dero vermoͤglichſte Vorbitt bey GOTTO o o 2wieder476Judas / der unverſchamte und Laſterhaffte Geſell / ꝛc. wieder zu Gnaden bringen. Wohl / mein Muth / mein gantzer Muth / gruͤndet und ſteiffet ſich auf die - ſe Mutter / dieſe gute Mutter. Wehe aber den je - nigen / welche mit Juda Iſcarioth dieſe Mutter und dero Vorbitt verachten. In dem Leben des Heil. Saleſii wird unter andern regiſtriret / daß ein vermeſſener Ge -Auguſt, in vit, c. 9. ſell mit Namen Joannes Burgnardus, niemalen etwas gehalten auf die Vorbitt der allerſeligſten Jungfrauen / ja in der Verwuͤſtung unſerer Frauen Kirchen zu Vo - rion hat er ſo gar die Bildnuß der Mutter GOTTes von dem Altar herunter geſtoſſen / dieſelbe mit einem Strick hin und her gezogen / ſagend: Nun Schwartze / man ſagt allenthalben ſo viel von deiner Macht / jezt zeig einmal was du kanſt? kaum daß er ſolche Wort geredt / da iſt die Bildnuß aufrecht geſtanden / er aber der Meynung / als ſtehe jemand hinter ſeiner / hat den Kopff umgewendt / welcher auch alſo verblieben / daß das Angeſicht nit mehr vom Rucken zuruck ge - ruckt / ſondern muſte bald hernach elend den verdammten Geiſt aufgeben.

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Judas477

Judas Iſcarioth / der bey Lebens-Zeiten mit faulen Fiſchen umgangen / wolte auch ſein liederliches Ende nehmen vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem.

NAchdem dieſer loſe Schelm den gefaͤllten Sen - tentz uͤber CHriſtum JEſum vernommen / iſt er theils aus nagenden Gewiſſens-Wurm / meiſtens aber ob der grauſamen Ohn-That / die er begangen / faſt unſinnig / und gleichſam von ihme ſelbſt kommen / dahero gantz rabiat die Zaͤhne aufeinan - der gebiſſen / die Haar aus dem Kopff geraufft / die Klei - der zerriſſen / und den graden Weeg nach dem Tempel mehrers geloffen / als gangen / allwo er den halben Theil der hohen Prieſter / wie auch des Magiſtrats angetroffen / maſſen die andere JESUM bey Pilato noch mehrer beklagten; dieſen hat er rund ohne weitern Reſpect un - ter das Geſicht geſagt: Er hab geſuͤndiget / er hab nit ge - handelt wie ein redlicher Kerl / er nehme ſeine Wort zu - ruck / und bekenne / daß JESUS ein gerechter und heiliger Mann ſeye / er aber vermeinte ſich ſelbſten / ein unverſchamter Luͤgner / wann alſo der Tod CHriſti noch koͤnne hinterſtellig gemacht werden / ſo ſeye er hiermit ur - bietig / allen Fleiß hierinnfalls anzuwenden. Die ver -Andreas Zane de Deſperat, Judæ. ruchten Juden lachten ihn derohalben nur aus / und thaͤ - ten ihn fuͤr einen Phantaſten und albernen Limmel ſchelten / er ſoll ſich ins Teufels-Namen aus dem Tem - pel machen / oder ſie wollen ihm etwas anders zeigen. Iſcarioth uͤber dieſe ſo trutzige Antwort war noch heffti - ger erzuͤrnt / nimmt alſo gantz raſend das Blut-Geld / um welches er das Goͤttliche Lamm verkaufft / wirfft esO o o 3ihnen478Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenihnen vor die Fuͤß / den Beutel aber hat er zu vielen Stuͤ - cken zerriſſen / und ohne weitere Aufhaltung ſich aus dem Tempel hinaus gemacht / den Weeg / als ſchon verzweif - felt an der Barmhertzigkeit GOttes / durch das Thor / ſo den Namen hatte Porta Piſcium, das Fiſch-Thor / hin - aus genommen; dieſes Thor hatte darum ſolchen Na - men / weil man alle Fiſche durch daſſelbe in die Stadt hin - ein gefuͤhret oder getragen / auch ohn-weit denſelben auf den Marck verkaufft hat. In Erwegung deſſen will ich den guͤnſtigen Leſer zu einer Mahlzeit einladen / und ihn mit lauter Fiſchen beſtens / und nach Vermoͤgen und Vergnuͤgen / zwar tractiren.

Die erſte Tracht iſt ein Stierl: dieſer iſt gar ein ſtat - licher Fiſch. Die heilige Jungfrau Amelberga wird mit einem Palm-Zweig in der Hand abgemahlt / bey den Fuſſen aber mit einem Fiſch / und zwar einem Stierl / dann ihr Heil. Leib und Reliquien ſeynd in ein Schiff ge - legt worden / welches hernach ohne Ruder noch Men - ſchen-Haͤnd gegen den Fluß gefahren / das Schiffl aber wegen der heiligen Reliquien hat eine unglaubliche Men - ge beſagter Fiſche begleitet / biß es an das gehoͤrige Ort gelanget / aus welchem genugſam zu ſchoͤpffen iſt / wie hoch die Reliquien und Heiligthuͤmer zu halten ſeyen.

Maͤdel ich lob dich / ob dich ſchon der Teufel uͤberwun - den: Toͤchterl / ich ruͤhme dich / wann du ſchon in der Hoͤll ſitzeſt. Madamoiſel ich preiß / unangeſehen du verdammt biſt / verſtehe und meine ich dich Herodias, als eine Toch - ter Philippi des Herodis Bruder / dich lobe ich / ruͤhme ich / preiß ich darum. Wie dieſe ſo hurtig getanzt / und vor dem Hirco Herode, ſo ſtattliche Capriol geſchnitten / hat ſich der berauſchte Koͤnig alſo darein verliebt / daß er ſich verlauten laſſen / ſie ſoll begehren / was ſie immer wolle / wanns auch der halbe Theil des Koͤnigreichs ſoll ſeyn. O Phantaſt! der Wein thut halt das ſein. Die uͤppigeToch -479vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. Tochter / ſo ohnedas nur gar zu ſtarck gemutterlt / hat Zweiffels ohne / durch Anſtifftung der ſaubern Mutter / begehret das Haupt Joannis Baptiſtæ. O Herodias! wo denckſt du hin? was iſt mehrer / das Haupt Joannis, oder das halbe Koͤnigreich? Baſta, ſagt dieſe / Koͤnigreich hin / Koͤnigreich her / mir iſt lieber das Haupt Joannis. Ey du verdammte Tanzerin / ich lob dich / preiß dich / ruͤhme dich derenthalben / ob du es zwar nit alſo gut vermeint haſt / ſo gefaͤllt es mir dannoch wohl / daß du das Haupt Joannis, als ein ſo groſſes Heiligthum haſt hoͤher und mehrer geſchaͤtzt / als das halbe Koͤnigreich.

Freylich wohl iſt eine heilige Reliquien uͤber alle Schaͤtze der Welt zu halten. Maria Luſitana, Herzogin zu Parma, iſt in Begleitung des Grafen von Mannsfeld in einem ſehr groſſen Schiff uͤber das Meer geſegelt / als nun ungefehr durch Wahrloſigkeit der Bedienten ein Feuer entſtanden / und der Schiff-Leute Auſſag nach /Rho. Var. Vect. l. 3. alles verzweiffelt / ſo hat ſich beſagte fromme Hertzogin alſobald in ein neben-Schiff muͤſſen ſalviren / welches ſie auch ſchleunigſt vollzogen; was aber mit ihr genommen? die ſehr koſtbare Kleinodien / ihren faſt Koͤniglichen Ge - ſchmuck? Nein / dieſe nit / dieſen nit / ſondern ſolches al - les dem Feuer und Flammen zum Raub gelaſſen / und allein mir ihrer eigenen Perſon ſalvirt ein Reliquiarium, oder kleines Gefaͤß mit Heiligthuͤmern angefuͤllt. Es waͤre zu wuͤnſchen / daß der Zeit mehrer dergleichen gott - ſeelige Gemuͤter wuͤrden angetroffen.

Sobald der HErr JEſus / als Heyland der Welt / an das Creutz genagelt worden / haben die Soldaten ſei - ne Kleider zu ſich genommen / und zwar das Ober-Kleid in 4. Theil zerſchnitten / den Unter-Rock aber gantz ge - laſſen; Anjetzo ereignet ſich doch eine Frag / warum dieſe Geſellen die Kleider Chriſti ſo begierig an ſich gezogen / auch ſogar um ein kleine Theil derſelben gewuͤrffelt / ent -gegen480Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmengegen aber ſich um die Kleider der zwey Schaͤcher gar nit angenommen / indeme doch vermuthlich dero Kleider beſ - ſer geweſt / als des HErrn? dann ſie manchen wackern Reiſenden biß auf das Hemmet ausgezogen / und folg - ſam in dem Aufzug dem demuͤhtigſten JESU weit uͤberlegen. Der Heil. Chryſoſtomus loͤſet dieſen Zweiffel auf / und ſpricht: daß beſagte Soldaten gewuſt haben / wie groſſe Krafft in dieſen Kleidern zuweilen ſich gezeigt habe. Sonderlich dazumalen / wie die elende Troͤpffin mit dem Blut-Gang behafft / durch das bloſſe Anruͤhren der Saum dieſer Kleider wunderbarlich die Geſundheit erhalten. Derentwegen gedachten ſie / daß ſie auch den geringſten Faden koͤnnen zu Geld machen: Ja etliche fromme Weiber zu Hieruſalem werden es ihnen zehen - fach bezahlen / wann ſie nur ſolche Reliquien bekom - men.

Ich muß euch Schelmen doch auch loben / wie die vo - rige Tanzerin / loben muß ich euch deßwegen / weil ihr ebenfalls auf die Heiligthuͤmer ſo viel haltet / ob es doch bey euch keiner Tugend zuzuſchreiben. Freylich ſeynd die heiligen Reliquien hoch zu ſchaͤtzen. Deßwegen hat der Welt-beruͤhmte Kayſer Carl der V. von Pavia aus / kei - nen beſſern Schatz wollen mit ſich nehmen nacher Prag / als den Leib des H. Martyris Viti. Deßwegen hat Fride - ricus der I die vornehme Reichs-Stadt Coͤlln nit anderſt wollen beſchencken / als mit den Leibern der heiligen drey Koͤnigen / die er von Meyland dahin gebracht. Deßwe - gen ſchaͤtzet unſer allergnaͤdigſter Kayſer LEOPOLD 1. den eiſernen Nagel in ſeiner geiſtlichen Schatz-Cam - mer / wormit JEſus CHriſtus an den bitteren Creutzes - Stamm gehefftet worden / mehrer / als alle ſeine Gold - und Silber-Gruben.

Mich wundert doch / daß etliche ſo angebrendt moͤ - gen ſeyn / und dergleichen heilige Reliquien ſo wenigachten;481vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. achten; indeme ſie doch das brennende Feuer anderſt leh - ret. Zu Augſpurg iſt eine brennende Wachs-Kertze aufIn actie S. V dal. das Grab des Heil. Biſchoffs Udalrici gefallen / welches mit einem ſchoͤnen Teppich bedeckt geweſt / ſo iſt aber die Kertze voͤllig verbrannt / an beſagtem Teppich aber nit ein Haͤrl verletzt worden.

Mich wundert doch / daß etliche ein ſo ungewaſchenes Maul haben wider die heilige Reliquien / indeme ſie doch von dem Waſſer ſollen lernen / wie man den Leib des Heil. Emmerani, Biſchoffs und Maͤrtyrers nacher Regen - ſpurg auf der Donau gefuͤhrt / ſo iſt das Schiff ohne we - nigſte Muͤhwaltung der Ruder-Knechte mit ſolcher Schnelle gegen dem Waſſer geloffen / als wolte es demIn act. beſten Segel-Schiff im Meer zu Wett rennen.

Mich wundert doch / daß etliche ſo aufgeblaſen wol - len ſeyn / und den Heil. Reliquien ſo wenig Ehre erwei - ſen / indeme ſie doch der aufgeblaſene Lufft weit an - derſt unterricht. Majuvias der Saracener Koͤnig / hat das heilige Schweiß-Tuch CHriſti auf einen angezuͤndeten Scheiter-Hauffen werffen laſſen / welches aber der Lufft alſobald ohnverletzt in die Hoͤhe gezogen / allwo es eine lan -Bed. de - lic. S. c. [5] ge Zeit geſtanden / biß es ſich endlich in die Schoß eines damalen anweſenden Chriſten herunter gelaſſen.

Mich wundert doch / daß etliche ſo irrdiſch moͤgen ſeyn / und ſo gar nichts heiliges den Reliquien zulaſſen / indeme ſie doch von der Erde anderſt bericht werden. Zu Hel - phedorff / unweit Regenſpurg / allwo vorgedachter heilige Biſchoff Emmeranus gemartert worden / iſt das Orth wegen des heiligen Martyris Blut dergeſtalten privile - girt / daß es weder im Winter mit Schnee bedeckt / weder von der Sonnen und Sommer-Hitz verwelcket / ſondernPars III. P p pin482Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenMegin, in Vit. in ſchoͤnſter und angenehmſter Gruͤne immerzu verblei - bet.

Mich wundert doch / daß etliche ſo harte Ochſen-Koͤpff anzutreffen / welche die Heil. Reliquien ſo ſpoͤttlich ver - werffen / indeme doch hierinnfalls ein Eſel ſich manierlich gezeigt. Der Eſel / worauf der Engliſche Lehrer Tho - mas zu reuten pflegte / hat ſo gar Strick und Halfftern in dem Stall abgeriſſen / zu dem Grab des Heiligen gelof - fen / daſelbſten auf die Knie niedergefallen / deſſen heiligenMarchan - tius. Leib noch verehret / und auch an demſelben Orth geblie - ben.

Aber warum ſeynd wir Catholiſche alſo verbaint / daß wir die Beiner der Heiligen verehren? Der groſſe Kayſer Theodoſius hat mehrmalen inſtaͤndig angehalten um den Leib des Heil. Joannis Chryſoſtomi, welcher vor - hero bey Lebs-Zeiten von Conſtantinopel unverſchul - det ins Elend verſchickt worden / konte aber auf keine eini - ge Weiſe denſelben erhalten / dann ſo offtman zu Coruſa in Armenien verſucht die heiligen Reliquien nacher Conſtantinopel zu uͤberfuͤhren / ſo iſt beſagter Heil. Leib ſo unbeweckt / und ſo ſchwehr geweſen / daß er mit keinem Gewalt von dannen hat koͤnnen gebracht werden. Wie ſolches erſtgedachtem Kayſer zu Ohren kommen / hat er / durch Einrahtung des Biſchoffs Proculi, ein Memorial verfertiget / worinnen er / der Unbill halber / ſo von ſeinen Eltern dem Heil. Mann ſeynd angethan worden / demuͤh - tigſt um Vergebung gebetten / anbey mehrmalen unter - thaͤnigſt erſucht / er wolle doch wieder zu ſeinen Sitz na - cher Conſtantinopel kehren: nachdem gedachte Bitt - Schrifft dem heiligen Coͤrper auf die Bruſt gelegt wor - den / hat er ſich ohne alle Muͤhe dahin uͤberbringen laſſen. Warum483vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. Warum O Theodoſi? warum tracht man ſo eifferig um dieſe heilige Reliquien? Darum / an wortet dieſer groſſe Monarch, dieſe meine Haupt und Reſidentz Stadt thut eine Truͤb und Trangſal um die andere ausſtehen / Peſt / Hunger / Hagel / Erdbiedem und dergleichen Geiſ - ſel vom Himmel ſeynd gantz genuͤgen uͤber dieſes vorneh - me Orth verhaͤngt / dann weiß ich kein bewaͤhrters Mittel / als daß wir eines ſolches groſſen Heiligthums theilhafftig werden / zumalen vor allem Ubel nichts beſſers ſchuͤtzen thut / als die Heil Reliquien. Darum / darum ſeynd wir alſo verbaint auf dieſe heilige Beiner / weil dero Ver - ehrung uns zu Leib und Seel hoͤchſt-heylſam und erſprieß - lich ſeyn.

Mein lieber und frommer Alt-Vatter Noë, ich ſihe in der Archen / in dieſem groſſen Vogel-Hauß in dieſer groſſen Henner-Steigen / in dieſem groſſen Schaaf - Stall / in dieſem groſſen Kuͤhe-Stall / in dieſem groſſen Sau-Stall / mit Ehren zu meldten / in dieſem groſſen Tauben-Kobel / allerley Saͤck und Kuͤſten / worinnen das Futter fuͤr alle dieſe Thiere; aber bey dir / in deinem Loſa - ment, thue ich wahrnehmen ein abſonderliches Truͤcherl / und da mach ich mir tauſend Gedancken / was doch moͤcht darinn ſeyn? Victualien ſeynd nit darinn / das weiß ich / Geſchmuck oder Kleinodien ſeynd auch nit darinn / dann ſolche fuͤr dein Weib nit geziemen / zumalen GOtt der Bau-Meiſter ware der Archen / du aber nur ein Palier und ein ober-Zimmer-Geſell / warum ſoll dann dein Weib / wie ein edler Goͤtz daher prangen? Geld wird auch hart darinn ſeyn / dann weil der allmaͤchtige GOtt dir den Namen geben eines Gerechten / Noë Vir Juſtus, ſo muſt du das Geld nit hoch geacht haben / zumalen das weiſſeP p p 2Silber484Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenSilber gemeiniglich ſchwartze Gewiſſen machet. Was muß dann in dieſem Truͤhel verſchloſſen ſeyn / wohin du oͤffters des Tags deine Augen wendeſt? Antwort: Er ha - be einen aaſonderlichen Schatz darinnen / was da? ſehr koſtbares Helffenbein / was fuͤr ein Helffenbein? es ſeynd die Beiner des erſten Vatters Adam / welche ich mit mir in die Archen genom̃en / dieſe Gebein verehre ich als Reli - quien / weil ich weiß / daß ſie einmal werden Glor-reich am Juͤngſten Tag auferſtehen. Dieſe Gebeiner ſeynd mir ein Helffenbein / dann ſie mir ungezweiffelt in dieſerMoyſ Bar[h]1. c. 14 groͤſten Noth werden helffen. Alſo ſchreibet Jacobus Edeſſenus, ſo ein Magiſter ware des Heil. Ephrem. Ja nach vollendtem Suͤnd-Fluß hat der fromme Noe ſei - nen Soͤhnen ſolche Heiligthuͤmer ausgetheilt / einem jeden einen zimlichen Partickel verehrt / das uͤbrige ſambt dem Kopff / aus Befehl GOttes / auf dem Berg Calvari be - graben.

Mein groſſer Mann GOttes Moyles, ich ſihe deine untergebene Iſraeliter mit ſo vielen Cameelen / ſo alle ſehr ſtarck beladen / ja es iſt weder Weib noch Mann / der nit Buͤndel und Rantzen traͤgt / ſogar die kleine Buben haben geſtrozt volle Saͤck / ich weiß es gar zu wohl / daß nichts anders darinn / als lauter Silber und Gold / die ſie von den Egyptiern erhalten: Aber deine Beut / O Mann GOttes! moͤchte ich gern ſehen / zumalen du der Vor - nehmſte in dem gantzen Volck / und folgſam wirſt du um ein merckliches groͤſſere Reichthuͤmer mit dir tragen: Ich / ſagt Moyſes, hab weder Silber noch Gold / wohl aber ei - nen andern Schatz / was fuͤr einen? Ich hab bey mir undExod. 13. c. mit mir ſchoͤne Heiligthuͤmer: Wie da? die Gebein des Joſephs / dieſes gerechten Manns GOttes / dann weil icheinen485vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. einen ſo weiten Weeg muß reiſſen / ſo viel Gefahr muß ausſtehen / darum hab ich dieſe Heil. Reliquien mit mir genommen / der Hoffnung / dieſe Heil. Gebeiner werden mir ſeyn ein Helffenbein / das iſt / helffen / helffen in aller Noth und Gefahren.

Wahr iſt es / ſagt Catana, wahr iſt es / ſagt Neapel, es hat der Feuer-ſpeyende Berg Veſuvius, ſo vermuht - lich ein Rauch-Fang oder Camin der Hoͤll iſt / mehrmahl alſo getobt / daß er gantz feurige Platz-Regen ausge - worffen / und den gaͤntzlichen Untergang gedrohet: Deß - gleichen gethan der grauſame Mongibellus, ſobald wir aber ihnen entgegen gehalten / die herrlichen Reliquien / das Blut des Heil. Januarii zu Neapel / den Schlayer der Heil. Agatha in Sicilia, ſo haben ſie alſobald ihre Hoͤll - Goſchen gehalten / gantz erſtummt / und uns ohne fernern Schaden gelaſſen.

Wahr iſt es / ſagt die Stadt Genua, wahr iſt es / ſagt dieſe herrliche Fuͤrſt in des Meers / es geſchicht zuweilen / daß der benachbarte Meer-Port alſo von den grimmi - gen Wellen angetaſt wird / daß es den Schein hat / als wolle dieſes unerſaͤttliche Waſſer uns alle verſchlucken / wie der Wall-Fiſch den Jonam, ſobald wir aber den winzigſten Aſchen von den Heil. Gebeinern Joannis Ba -Pagat. tom. 2. 10[4.] priſtæ darein werffen / welcher ohnedas den Fluß Jordan geheiliget / ſo wird deſſen Zorn ehender geſtillt / als der Zorn des Davids / wie ihme die verſtaͤndige Abigail ge - ſpend rt hat.

Wahr iſt es / ſagt die Stadt Panormo, daß mich die graſſirende Peſt dergeſtalten meiner Innwohner berau - ber / daß mir die Augen voller Waſſer geſtanden / wie je - ner Wittib zu Nain / ſobald mir aber der Himmel geof -P p p 3fenba -486Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenfenbahret das Orth / wo die Gebeiner der heiligen Roſa - liæ begraben / ſo An. 1625. geſchehen / da hat augenblick - lich in Anſehung dieſer heiligen Reliquien der Tod muͤſſen die Flucht geben.

Wahr iſt es / ſagt die gantze Catholiſche Kirchen / wahr iſt es / ſagen alle dero Lehrer: Eine Stadt iſt nit beſ - ſer verſehen / ein Hauß iſt nit mehrer bereicht; ein Menſch iſt nit beſſer bewaffnet / eine Kirch iſt nit mehrer geziehrt / als durch dergleichen Reliquien und Heiligthuͤmer; dann hat der Schatten Petri, die Schweiß-Tuͤcher Pauli, da ſie noch nit wuͤrckliche Mit-Glieder der Heiligen geweſt; die Teuffel vertrieben / die Geſundheiten wieder gebracht / was Wuͤrckung haben dann erſt die Reliquien der jenigen / derer Seelen ſchon in groſſer Glori das Angeſicht GOttes anſchauen.

Ich weine und traure / wann ich ſihe / daß dergleichen Schaͤtze ſo wenig geſchaͤtzt werden bey vielen / ich lache aber auch / und lach nit wenig / wann ich mercke / daß ſolche Spoͤttler gerechter Maſſen geſtrafft werden.

An. 1272. hat ſich etwas abſonderliches zu Crackau in Pohlen zugetragen / als die Koͤnigin Bona, eine Frau Gemahlin Koͤnigs Sigismundi Primi, einmal Andacht halber ſich begeben in die Kirchen der heiligſten Dreyfal - tigkeit / und daſelbſt beſucht eine Capellen / worinn etliche Leiber der Heiligen begraben / hat ſich unter andern Hof - Damaſen eine befunden / welche nicht allein eines ſehr uͤblen Gewiſſen war / ſondern noch dieſem Heil. Orth mit allerley muthwilligen Gebaͤrden eine ſchlechte Reverentz erwieſen / welches aber GOtt / ſo allemal die Ehre ſeiner Diener ſchuͤtzet / nit ungerochen gelaſſen / dann in Gegen - wart der groſſen Hofſtatt / in Anſehung des haͤuffigenVolcks487vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. Volcks ſeynd beſagter frechen Freyle die voͤllige KleiderEzov. n 81. in an. 1272. augenblicklich vom Leib gefallen / daß ſie alſo maͤnniglich zum Spott ſ. v. im bloſſen Hemmet da geſtanden / und was das Wunder noch vergroͤſſert / konten die Kleider auf keine einige Weiſe ihr angelegt werden / bis ſie von dan - nen ſich an ein anders Orth retiriret; So unterſtehe ſich dann niemand die Heil. Reliquien zu entunehren.

Ich laß nun die andere Tracht von den Fiſchen auf - tragen / und dieſer ſoll ſeyn ein guter guter Karpffen. Menochius ſchreibt / daß ein Cloſter St. Mauritii ge - nannt / ohnweit des Fluſſes Rhodani entlegen / allwo ein kleiner Fiſch-Teich oder Einſetz zu ſehen / darein ſo vielMenocli. 3. C. Cent. 48. Karpffen geſetzt werden / wie viel der Muͤnch im Cloſter / nun geſchehe es aber allezeit / ſo offt ein Fiſch aus dieſem abſtehet / und in der Hoͤhe ſchwimmt / ſo offt ſtirbt alle - mal gleich darauf einer aus dieſem Cloſter / weſſenthalben dieſe Fiſch-Behaltung jederman / forderiſt aber die Reli - gioſen daſelbſt / zu oͤffterer Ermahnung der Betrachtung des Todes ermahnet.

Huß / Huß / ihr Menſchen und Adams-Kinder: Huß / Huß / ihr Hoch - und Wohlgeborne: Huß / Huß / ihr Rei - che und Wohlvermoͤgende: Huß / Huß / ihr Stoltze und Aufgeblaſſene: Huß / Huß / ihr Zaͤrtlinge und Wolluͤſti - ge / Huß / Huß! Was ſoll aber diß bedeuten? Mit ſolchen Worten pflegt man ſonſt die Hunde zu hetzen / das ſeye aber ferne von mir / daß ich euch / die ihr nach dem Eben - bild GOttes erſchaffen / ſoll den Hunden vergleichen / ob es zwar nit gar uneben ſtuͤnde / wann mancher jene Hunds-Arth haͤtte / die gehabt jener Budel / welcher alle Tag dem Diener GOttes Rocho ein Brod gebracht. Dermalen aber iſt diß mein Vorhaben nit / ſondern wie -der,488Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenderhole es mehrmalen Huß / Huß / und derentwegen. Job / ein Exempel und ein Exemplar zwar forderiſt der Ge - dult / aber doch auch andern Tugenden / zumalen ihn GOtt bey Lebs-Zeiten canonizirt / und den groſſen Ausſpruch gethan / daß keiner an Heiligkeit ſeines Glei - chens auf Erden ſeye. Dieſer war gebuͤrtig in der Land - ſchafft Huß / ihme hat zugehoͤret die groſſe Provintz Huß / er hat ſich geſchrieben / Herr von Huß / ꝛc. keiner iſt in der Welt geweſt / den alſo der Teufel durch die Haͤchel gezo - gen / wie dieſen Mann GOttes von Huß; hat Felder ver - lohren / hat Waͤlder verlohren; hat Guͤter verlohren / hat Gemuͤhter verlohren; hat Kinder verlohren / hat Rinder verlohren; hat Schaaf verlohren / hat Schlaff verlohren / hat Hauß verlohren / hat Schmauß verlohren / hat Grund verlohren / hat Geſund[ derlohren] / hat alles Gutes verloh - ren / und das Beſte iſt ihm geblieben / nemlich ſein Weib / die ihme ſtets die Planeten geleſen: Ach Wehe / mein Job / du machſt dir ja ſeltzame Calender uͤber ſolche Planeten? O nit / ſagt Job / ich hab mich in allen dieſen Zufaͤllen nit mit einen einigen Wort verſuͤndiget: Non peccavi, wie kan aber das moͤglich ſeyn? wie? gar wohl und leicht / gar leicht und wohl! brauch du / braucht ihr / brauchen ſie diß mein Mittel / ſo werd ihr ebenfalls nit ſuͤndigen; Ich hab allezeit den Tod betracht. Den Tod immerzu vor AugenJob. 12. c. gehabt / Breves Dies hominis, hab wohl erwaͤgt / daß die Tage des Menſchen kurtz ſeyen / daß ſein Leben einer Blumen gleich / ſo da bald verwelcket / daß ich nichts ge - wiſſers zu gewarten hab / als das Grab: Solum mihi ſupereſt ſepulchrum, und das und das hat mich er - halten / daß ich nit geſuͤndiget.

Huß / Huß / ihr Menſchen insgeſambt; Huß / Huß /ich489vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. ich hetz euch an / und reitz euch an / dem heiligen Job / ſo von der Landſchafft Huß / nachzufolgen / und oͤffters den Tod zu betrachten; kein Zaum iſt / der beſſer kan von den Suͤn - den abhalten / als die oͤfftere Erinnerung des gewiſſen To - des. Der wird nit bald ſtoltz und hoch ſeyn / wann er ge - denckt / daß er bald werde niederkommen unter die Erde. Der wird ſich nit ſo leicht in die Geilheit einlaſſen / der be - tracht / daß er bald muͤſſe mit ſeinem ſtinckenden Fleiſch die Erde ſelbſt gailen. Der wird nit ſo leicht nach Schlem - men und Freſſen trachten / welcher gedenckt / daß er bald die Wuͤrmer zu Koſt-Gehern werde haben. Der wird ſich ſo bald nit in die Reichthuͤmer und Silber vergaffen und ver - tieffen / welcher ihm ſelbſt vor Augen ſtellt / daß er bald als ein armer Tropff ſeine Gold-Gruben werde haben in dem tieffen Grab. Der wird ſo geſchwind nichts entfremden / welcher da gedenckt / daß der Tod wie ein anderer Dieb un - verſehener zum Fenſter einſteige. Der wird ſo bald ſeinem Nechſten nit den ehrlichen Namen verſchwaͤrtzen / welcher gedenckt / daß das ſchwartze Bahr-Tuch bald ihn bede - cken werde. Der wird ſo bald nit faullenzen / welcher be - tracht / daß er bald werde unter der Erden[ verfaulen]. Der wird ſich ſo bald nit im Zorn erhitzen / welcher zu Gemuͤth fuͤhret / daß er bald im Tod werde erkalten. Der wird ſo leicht nit die Augen an ungebuͤhrende gegen-Wurff heff - ten / welcher gedenckt / daß ſolches Cryſtall im Tod bald werde ſich verglaͤſern.

Der gelehrte Manni bringt einige Geſchicht vor / wel - che ihm ſelbſt begegnet; es kame einsmals zu ihme in die Beicht ein alter langwuͤriger Suͤnder / welcher nit um ein Haar beſſer geweſt / als jene zwey graue Schimmel / die der Teuffel zu Babylon geritten hat / dieſer brachte nitPars III. Q q qzwar490Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenzwar ohne ſondere Zeichen der Reue vor / was geſtalten er bißhero einen laſterhafften Wandel gefuͤhret / und die jeni - ge Ubelthat / welche David mit der Bethſabea begangen einmal / er mehrer / als Haar auf ſeinem Kopff ſeyen / ſolches Laſter vollzogen; woruͤber der Beicht-Vatter von Her - tzen geſeufzet / jedoch beynebens die unendliche Barmher - tzigkeit GOttes / ſo niemalen den buͤſſenden Suͤnder ver - ſtoͤſt / nit wenig hervor geſtrichen / zugleich auch nebſt kraͤfftiger Ermahnung zum ſteiffen Vorſatz ſich zu beſſern / ihme eine heilſame Buſſe auferlegt / als nemlich / er ſolle biß zur Nechſten Beicht die Wochen einmal in Waſſer und Brod faſten / dann auf ſolche Wunden gehoͤre kein anders Pflaſter. Wie Pater! ſagte er / faſten iſt mir nit moͤglich / wann mir der Magen nit allzeit ſo voll iſt / wie die angefuͤllte Kruͤg auf der Hochzeit zu Cana Galilæa, ſo kan ich nit ſchlaffen. Nun ſo ſoll er in dieſer Wochen zweymal in ſeiner Cammer; unwiſſend anderer / diſciplin machen: Was? ſagte er mehrmalen / Pater, ich bin ja um ein Loth aufs wenigſte beſſer / als die Eſelin des Pro - pheten Baalams, und hat ſich doch dieſe beklagt / daß ſie etliche Streich von ihrem Herrn bekommen. Wann dem alſo / ſo ſoll er wenigſt ein Cilicium um den bloſſen Leib tragen: Was iſt das / fragt er / ein Cilicium? das Wort muß Arabiſch ſeyn: Ein Cilicium, ſpricht der Pater, iſt eine Roß-haͤrige Guͤrtel um die Lenden / damit die Viehi - ſche Begierden des Leibs hierdurch gezaͤhmt werden. O Pater, Roß-Haar iſt der Seiden gar nichts befreundt / ich laß ſolches den Geigern uͤber / wormit ſie ihre Fidel - Boͤgen koͤnnen flicken. Was iſt dann anzufangen / ge - dachte der geiſtliche Artzt / indeme dieſer Patient alle Me - dicin weigert? Endlich und endlich / ſagte der Beicht -Vatter /491vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. Vatter / indem er wahrgenommen / daß ſolcher einen groſſen und bereits Eiß-grauen Barthabe / er ſolle oͤffters beym Tag / abſonderlich fruͤhe und Abends / ſeinen Bart mit der Hand ſtreichen / und ſolchen wohl betrachten. Fiat, das will ich thun! wormit die Beicht / nach ertheilter Ab - ſolution, vollendet. Es ſeynd kaum 8. Tag verfloſſen / da kommt offt-beſagter Suͤnder zu den frommen und hoch[erle]uchten Mann / faͤllt ihm mit weinenden Augen und vielen Seuffzern zu Fuͤſſen / thut ſich in allen und jeden ehrbietig erzeigen / alle Buſſe zu thun / dann in Betrach - tung meines grauen Barts / ſagt er / iſt mir jederzeit ein - gefallen / daß ich gar nit weit zum Tod habe / und ſolcheManni in Quadra. fol. 39. Erinnerung des Todes hat mir alſo das Hertz bewegt / daß ich bereits einen Grauſen und Eckel trage an allen Wolluͤſten der Welt / zumalen ich ſihe / daß dergleichen Sathans-Confect mir im Tod-Bett zu lautern Gall und Enzian verkehrt werden: Wolan / ſo will ich die kurtze Jahr / oder Monat / oder Wochen / oder Taͤg / oder wie es GOtt will / die wenige Stunden alſo leben / daß ich mir nachmals durch GOttes Barmhertzigkeit getraue wohl zu ſterben. Auf ſolche Weiſe iſt der Tod der beſte Pre - diger.

Sobald Adam / ſambt ſeiner Eva / das Goͤttliche Gebot uͤbertretten / und durch ſolchen Ungehorſam dero B[l] - heit am Tag kommen / da hat ſich gleichwohl der Aller - hoͤchſte ihrer erbarmet / und ihnen Kleider verfertiget / dero nackenden Leib zuverhuͤllen; aber was fuͤr eine dem Adam? vielleicht Hoſen / wie mans vor dieſem getragen / ſo weit die Haffner-Schuͤrtzel / zumalen er ohnedas aus dem Laim erſchaffen? das nit. Vielleicht Hoſen / wie mans vor Jahren getragen / unten her mit Baͤndern eingefloch -Q q q 2ten /492Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenten / maſſen er auch das geſamte menſchliche Geſchlecht verhaſpelt? das auch nit. Vielleicht Hoſen / wie mans Vorzeiten getragen / auf der Seiten mit groſſen taffeten Roſen / weil er ohnedas ſeine Miſſethat wolte ver - bluͤmeln / da er die Schuld auf andere gelegt? das auch nit. Vielleicht Hoſen / wie mans ſchon laͤngſt getragen uͤber und uͤber mit Baͤndern verſetzt / zumalen er ohnedem das gantze menſchliche Geſchlecht ſpoͤttlich angebunden? das auch nit. Etwan Hoſen / wie mans vor dieſen ge - tragen / voller Knoͤpff / weilen er ebenfalls einen ſolchen harten Knopff gemacht / den GOttes Sohn allein hat koͤnnen aufloͤſen? das auch nit. Vielleicht Hoſen / wie mans jetzt pflegt zu tragen / gantz eng und ſchmahl / maſ - ſen er ſein Gluͤck alſo geſchmaͤhlert / da er ſein Leben in lau - ter Aengſten muß zubringen? das auch nit / das auch nit / ſondern GOtt hat ihn gekleidet wie die Eva.

Was hat dann Eva die erſte Mutter fuͤr ein Kleid? etwan einen Rock von ſchoͤnen Brokat? Ja wohl nit / weil ſie den verbottenen Brocken hat geſſen / alſo hat ſie keinen Brokat verdienet. Etwan einen Rock von gewaͤſſerten Taffet? Ja wohl nit; dann ihr mehrer gebuͤhrt gewaͤſſerte Augen / als gewaͤſſerter Taffet. Etwan einen Rock von Capizol? Ja wohl nit / dann ihr iſt geſagt worden / daß der Mann das Capo ſeye des Weibs / Vir Caput Mulie - ris. Etwan einen Rock von Scharſet? Ja wohl nit / dann ſie haͤtte beſſer ſollen mit dem boͤſen Feind / ſo in der Schlan - gen logirte / ſchargiren. Etwan einen Rock von Engel - ſatt? Ja wohl nit / maſſen ſie dem Teuffel gar zu groſſes Gehoͤr geben. Etwan ein ſchoͤnen Manto? Ja wohl nit / weil ſie ohne das unrecht gethan / wie ſie ihre Schuld wol - te vermaͤnteln / als habe ſie die Schlangen hinter dasLiecht493vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. Liecht gefuͤhrt. Was hat dann Eva fuͤr ein Kleid? Eva war gekleidet wie der Adam / und Adam war gekleidet wie Eva. GOtt der HErr machte dem Adam und ſeinemGen. 3. c. v. 21. Weib Roͤcke von Fellen / und zoge ſie ihnen an. Da hat ihnen der Buckel gegrauſt / wie ſie das erſtemal den Tod geſehen bey dieſem lieben Vieh. Die Haͤute todter Thier ungegaͤrbter / muͤſſen Kleider abgeben den zweyen erſten Eltern. So offt nun Adam und Eva einen Schritt ge - than / da hat das Fell ein Geraͤuſch gemacht / und da hat ſo wohl er / als ſie an den Tod gedacht. Solches hat der all - maͤchtige GOtt mit allen Fleiß gethan / dann er dachte / daß den Menſchen nichts mehrers koͤnne von Suͤndigen abhalten / als die Gedaͤchtnuß des Todes. Tunicas pel -l. 19. 2. tom. liceas dedit illis & c. Woruͤber Iſidorus alſo ſchreibt: Tunica appellata eſt, quia in motu Incedentis So - num facit, tonus enim ſonus eſt, unde primis Paren - tibus tunicæ pelliceæ poſt lapſum ſunt factæ, ut perpetuum ſuæ fragilitatis & inſtabilitatis monito - rem haberent.

Wann das menſchliche Leben waͤre wie die Archen des Bunds / dero Holtz nit hat koͤnnen verfaulen; wann das menſchliche Leben waͤre / wie der hoͤltzerne Altar im Alten Teſtament / der von ſtets-brennendem Feuer dar - auf / nie verzehrt worden; wann das menſchliche Leben allezeit bliebe / wie die Kleider der Iſraeliter durch 40. Jahr in der Wuͤſten / da ihnen nit ein Faden zerriſſen; wann das menſchliche Leben waͤre / wie das Feuer der Heydniſchen Jungfrauen / ſo Veſtales genannt waren / welches niemalen ausgeloͤſcht / ſo wolt ich dir mit der - gleichen melancholiſchen Gedancken von dem Tod nit viel uͤberlaͤſtig ſeyn / dann ich weiß gar wohl / daß dir dasQ q q 3Alle -494Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenAllegro im Leben weit angenehmer faͤllt / als das Adio in dem Tod. Aber weil das menſchliche Leben nichts an - ders iſt / als ein Liecht / ein Letten / ein Lilien / ein Laub / eine Leinwad / ein Lug / eine Linden / ein Lauffer / ein Leich. ad Rom. 7.Ein Leich. Quis me liberabit de Corpore Mortis hu -Job. 8 jus. Ein Lauffer / dies mei velociores fuerunt cur -Marc. 8. ſore. Eine Linden / video homines velut arbores &c.Pſal. 115. Ein Lug / omnis homo Mendax. Eine Leinwath / diesJob. 7. mei velocius tranſierunt, quàm à texente tela ſuc -Iſa. 34. ciditur. Ein Laub / ſicut defluit folium de vinea. Job. 14.Eine Lilien / Homo, qui quaſi flos egreditur. Ein Let -Sap. 15. ten / Luto vilior vita ejus. Ein Liecht / Lucerna, quæ ſupereſt, extinguetur. Ein Liecht loͤſcht bald aus / ein Letten verdorret bald / eine Lilien verwelckt bald / ein Laub faͤllt ab / eine Leinwath zerreiſt bald / eine Linden verdirbt bald / ein Lauffer faͤllt bald / das Leben iſt bald eine Leich / ein Leich / vielleicht noch dieſe Stund: Eine Leich / vielleicht noch dieſen Tag; eine Leich / vielleicht noch die - ſe Wochen / ſo haſt du dann Urſach uͤber Urſach den Tod nie aus dem Gedaͤchtnuß zu laſſen.

Exod. 8.

Moyſes hat aus Befehl GOttes den hartnaͤckigen Koͤnig Pharao in Egypten uͤber alle Maſſen exerciret / weil er hart ware / ſo hat er ihn mit Waſſer geplagt / und alles Waſſer in Blut verwandelt: weil er eine Beſtia war / ſo hat er ihn mit allerley Beſtien geplagt / unter andern waren auch Muͤcken und Fliegen / deren eine ſolche Men - ge / daß ſie faſt das Sonnen-Liecht verfinſtert; drey und vier Cammer-Diener muſten ſtets mit den Fliegen-Wa - del bey und um den Koͤnig ſtehen / aber es halffe wenig / dann die Muͤcken alſo hartnaͤckig und halsſtarrig / wie er / ſie lieſſen ſich von der Naſen nit abſchrecken / dieſelbige abermit495vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. mit einem Taͤſchel zu vertreiben / war ihm auch nit gele - gen / er konte nit einmal einen Schlaff haben vor Menge der Muͤcken / ſo klein ſolche waren / ſo hart haben ſie ihm das Geſicht mit ihrem ſubtilen Stachel verletzt / daß er faſt unſinnig worden. Viel Gloſſiſten ſeynd der Auſſag / daß gleichwie Moyſes zuvor aus dem Stub der Erden / die Wantzen / die ſtinckende Kaͤfer hervor gebracht / alſo habe er auch aus demſelben die Muͤcken gemacht. Seye dem / wie ihm wolle / gewiß iſt es / wann du mit deinen Gedancken wirſt in den Staub ſchlagen / wann du wirſt oͤffter zu Gemuͤth fuͤhren / den Staub und Aſchen / in wel - chen dein Leib wird verkehrt werden / glaub du mir / es werden artliche / jedoch gute Muͤcken heraus kommen. Da wirſt du Muͤcken haben / wegen deines Haab und Guts / da wirſt du gedencken / ich hab etwas nit mit guten Gewiſ - ſen / wie waͤr es / wann mich der Tod haͤtte gaͤh uͤbereilet / ſo wer ich ewig verlohren / ſo iſt dann beſſer und rahtſamer / daß ichs beyzeiten wieder zuruck gebe / und erſtatte / was achten es meine Kinder / wann ich ihnen nur groſſen Reich - thum hinterlieſſe / ich moͤchte gleichwol derenthalben ewig leiden. O ewig! Memento homo quia pulvis & c. Dieſer Staub wird dir Muͤcken machen wegen deines bißhero ſo uͤblen gefuͤhrten Wandels. O mein GOtt / wirſt du gedencken / es iſt bald mit dem Menſchen geſche - hen / wer weiß / ob ich nit in meiner Kranckheit gleich von Sinnen komme / wie es oͤffter geſchicht / ſo will ich ja lieber und ſicherer jetzunder mich mit GOtt verſoͤhnen / Zeit und Weil ſeynd ungleich. Memento homo, quia pulvis es. Dieſer Staub wird dir Muͤcken machen wegen deiner biß - hero ſo viel gehabten Sorgen. Mein JESU / wirſt du bey dir ſagen / ich ſchaue Tag und Nacht / wie ich das mei -nige496Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmennige vermehre / ſtirbe ich einmal / da muß ich alles verlaſ - ſen / oder / beſſer geredt / alles verlaͤſt mich / da trag ich nichts mit mir als boͤſe und gute Wercke / ſo will ich anjetzo lieber Allmoſen geben / und GOtt mir zum Freund machen / dann mein Weib wird doch wieder heurahten / und das / was ich mit ſo harten Schweiß und Geſpahrſamkeit zu - ſammen geſchaart / wird ſie mit andern Buhlern verzeh - ren / ꝛc. O was gute Muͤcken aus dieſem Staub. Me - mento homo quia pulvis es, &c.

Wie unſer HERR und Heiland an ſeinem bittern Creutz-Stammen den Geiſt aufgeben / da haben ſich zu Jeruſalem die Graͤber an unterſchiedlichen Oertern eroͤff - net / Monumenta a perta ſunt; ſeynd aber erſt den drit - tē Tag hernach mit unſerm HErꝛn auferſtanden / warum aber ſeynd ſie nit alſobald nach Eroͤffnung der Graͤber her - vorgangen / oder / wann ſie erſt haben ſollen am dritten Tag auferſtehen / weswegen ſeynd die Graͤber ſo bald er - oͤffnet worden? die Urſach iſt vermuhtlich dieſe / unſer guͤ - tigſter Erloͤſer / der da nur kommen iſt / zu ſuchen was ver - lohren / wolte alle Mittel anwenden / die verbeinte Heb - raͤer auf einen guten Weeg zu bringen / unter andern glaubt er / daß ſolche verhartete Boͤßwicht nichts mehrers werde oder koͤnne erweichen / als die Gedaͤchtnuß des Tods / darum hat er wollen / daß die Graͤber der Todten drey Tag ſollen offen ſtehen / damit die Juden konten ſehen / die verfaulte Leiber / die mit Wuͤrmern und Schlangen uͤber - haͤuffte Coͤrper / die von Ayter und Wuſt ſtinckende Aas derſelbigen / deren ſie etliche noch bey Lebens-Zeiten ge - kennt / und folgſam in Anſehung der menſchlichen Muͤh - ſeeligkeit / andere und beſſere Gedancken ſchoͤpffen / das verfluchte Interes beyſeits legen / weſſenthalben ſie mei -ſtens497vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. ſtens den Heyland JESUM zum Tod gezogen / dahe - ro die Lateiner nit umſonſt ein Todten-Grab nennen Monumentum, welches ſo viel monens mentem.

O Magdalena! du Spiegel der Buͤſſenden / du biſt ſo weit in der Gnade GOttes geſtiegen / daß du auch gleich andern Apoſteln / das Evangelium CHriſti allenthal - ben ausgebreitet; daß du auch durch Wuͤrckung des Heil. Geiſtes alle Sprachen geredt: daß du auch 30. gantzer Jahr hindurch in der Wuͤſten von allen Menſchen zwar abgeſondert / aber doch taͤglich von den Engeln beſucht: und von ihnen in die Hoͤhe / die himmliſche Muſic zu hoͤ - ren / getragen worden: daß du auch mit deinem Gebet aus einem harten und truckenen Felſen ein klares Brunnen - Quell erweckt / ꝛc. Aber ſag her / wer hat dich ſo hoch ge - bracht? Sie antwortet / das Niedere. Wer hat dich ſo groß gemacht? Sie antwortet / das Kleine. Wer hat dich ſo weiß gemacht? Sie antwortet / das Schwartze. Wer hat dich zu ſo groſſen Schein gebracht? Sie ant - wortet / die Finſternuß. Wer hat dich in der Liebe Got - tes alſo erhitzt? Sie antwortet / die Kaͤlte. Wer hat dich gezogen zu einem ſo heiligen Leben? Sie antwortet: der Tod. Ich ſahe in der Stadt Naim den Tod der Wit - tib einigen Sohn / der mein Galan geweſt. Ich ſahe den jenigen Leib gantz erſtarrt und erkalt / den ich vorhe[r]o wie einen Gott angebetet / ich ſahe das fuͤr ihn verfer - tigte finſtere Grab / der das einige Liecht war meines Her - tzens: Ich ſahe die ſchwartze Trauer der Frauen Mutter und geſamten Freundſchafft / welche alle in weit hoͤhern Alter / und doch dieſe Blum uͤberlebet: Ich ſahe die kleine Todten-Truhen / in welcher dieſer gelegt worden / der vorhero Hauß und Hof und Guͤter thaͤte beſitzen. Ich ſahe / daß dieſer mein Liebſter von ſo hohen Stand / un - verhoffter Weiſe ſo niederkommen / daß man ihn ſo gar auf der Erden nit wolte gedulten / ſondern bereits zumPars III. R r rThor498Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmen /Thor hinaus getragen / denſelben unter die Erden zu be - graben; ſolche wohl-beſonnene und reiffe Erinnerung des Todes hat mir gleich ein Grauſen verurſacht der zeit - lichen Wolluͤſten / hat mich neben der Gnade Gottes / ſo das meiſte darbey gethan / zu einem beſſern und andern Lebens-Wandel angeſporet: daß ich nachmals meinem JESU zu ſeinen heiligen Fuͤſſen gefallen / und ihme ſol - che mit Buß-Thraͤnen gewaſchen. Dahero pflegt man faſt allezeit dieſe heilige Buͤſſerin mit einem Todten - Kopff abzumahlen. O was thut nit die Gedaͤchtnuß des Todes.

Daß taͤglich / daß ſtuͤndlich die Suͤnden bey den un - bedachtſamen Adams-Kindern wachſen / iſt die mehri - ſte Urſach die ſo ſeltene Erinnerung des Todes. Ein jeder meint / er werde laͤnger leben. Abſtemius bringt eine Fa - bel vor: daß auf eine Zeit ein Knecht ſeye in aller Fruͤhe im Stall gangen / allwo er die Ochſen in vollen Freuden und Jubel angetroffen / der konte ſich nit genug verwun - dern uͤber das Allegro, dieſer Ochſen-Koͤpff / fragt end - lich die muthwillige Kerl / weſſen[t]halben ſie ſo luſtig und guter Dinge ſeyn? er habe ſie eine lange Zeit nit ſo auf - geraumt gefunden / worauf ſie geantwortet / es habe ih - nen getraumt / heunt Nacht / daß ſie heunt werden auf die gute gruͤne faiſte Wayd getrieben werden / Ho! Ho! ſagt der Knecht / und mir hats getraumt / ihr wird heunt auf den Acker drauſſen den Pflug ziehen: Nun iſt der Menſchen ihr Traum weit ſicherer als der Thier.

O wie viel gibt es Menſchen dieſes Gliffters / die ſich auch mit leerer Hoffnung ſpeiſen / wie mancher meint / er ſeye noch bey den beſten Leibs-Kraͤfften / und werde noch eine ziemliche Zeit leben / und auf der faiſten Wayd der zeitlichen Luſtbarkeit ſein Contento genieſſen / aber glaubt mir / dieſes iſt nur ein Viehiſcher Traum bey euch: GOtt der Allerhoͤchſte hat es weit anderſt beſchloſſen / undzwar499vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. zwar in ſeinem Goͤttlichen Rath / ſchon die Anſtalt ge - macht / daß ihr noch dieſes Jahr / noch dieſes Monat / ja noch dieſe Wochen ſolt das Leben quittiren. Da heiſt es / wer hat ihm das eingebildet?

Ammon, ein Koͤniglicher Printz / ein Herr von groſ - ſer Hoffnung / auf den Ihre Majeſtaͤt / der Koͤnig David / ſehr viel gehalten / ſitzt bey der Taffel / iſſet wohl / trincket wohl / lachet wohl / lebt wohl / aber ſtirbt uͤbel / indem er zum beſten bezecht / iſt er von ſeines Bruders Bedienten unverhofft ermordet worden; Er hat ihm das gar nit eingebildt.

Holofernes / ein beruͤhmter Kriegs-Fuͤrſt / zu deſſen Dienſten und Willen ein gantzes Kriegs-Heer geſtan - den / ſitzt bey der herrlichen Tafel / hielt ein ſtattliches Nachtmahl / wuſt aber nit / daß es waͤre das Letztemal / vivat, er ſoll leben / haben Hohe und Niedere geſchryen. Vivat, er ſoll leben / haben Junge und Alte getruncken; er gehet endlich ſchlaffen / oder / beſſer geredt / man hat ihm ſchlaffen gefuͤhrt / dann er zimlich berauſcht / indeme er zum beſten geſchnarcht / ſchniedt ihm die behertzte Judith die Gurgel ab / den Kopff ab. Er hat ihm das nit einge - bildt.

In Egypten / als dazumalen der Koͤnig Pharao re -Exod. 11. c. gierte / war alles in Wunſch / und guten Wohlſtand / der Koͤnig wohl auf / die Koͤnigin wohl auf / die Cavalier wohl auf / die Damaſſen wohl auf / die Burger wohl auf / dero Weiber wohl auf / die Bauren wohl auf / ihre Wei - ber wohl auf / ꝛc. um Mitternacht kommt ein Engel aus GOttes Befehl / und ermordet alle Erſtgebohrne des gantzen Koͤnigreichs. Das hat ihm kein Menſch einge - bildt.

Bertholdus de Betholiz, ein vornehmer BoͤhmiſcherCalend. Hiſt 1256. Edelmann / ritte einmal mit ſondern Pracht / mit ſtatt - lichen Kleidern / mit vielen Bedienten und Laqueyen zuR r r 2Prag500Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenPrag uͤber die Brucken / des Willens / ſich zu Hoff beym Koͤnig ſehen zu laſſen / wie er gegen der kleinen Seiten zu dem Thor kommt / da iſt ein Stein / welchen zwey Ra - ben auf dem Dach loß gemacht / um weil ſie miteinander geraufft / ihme auf dem Kopff herunter gefallen / und wohl recht Stein-todt geſchlagen. Wer hat ihm das ein - gebildt?

Was tauſend und tauſend dergleichen Geſchichten / mit denen man gantze Bibliothec koͤnte anfuͤllen / ſo mans alle ſchrifftlich verfaſte: Ich war dazumalen zu Wienn in Oeſterreich / wie eine herrliche Schlitten-Fahrt bey Winters-Zeiten gehalten worden / allwo aller erdenck - licher Pracht zu ſehen geweſt; die Pferd waren mit Blu - maſchy alſo beſteckt / daß ich geglaubt / ſie werden uͤber den Stephans-Thurn fliegen: Die Schlitten waren dergeſtalten gezieret / daß der Schnee vor Freuden ſel - ber gegurtzt / weilen ſo herrliche guldene Machinæ ihme uͤber den Buckel rutſchten / alle Fenſter waren offen / ohne Reſpect des Ofens / dem nit wenig verdroſſen / daß er ſei - ne Waͤrme hat muͤſſen in Lufft ſchlagen. Jederman ſchauete dieſer Schellen-Proceſſion zu / fihe aber gaͤh / ein vornehmer Miniſter, eines zwar ohn-tadelhafften Wan - dels / ein Geheimer Kayſerlicher Rath / wird vom gaͤhen Schlag getroffen in dem Schlitten / und ſtirbt dahin. Das hat ihm kein Menſch eingebildt.

Wir ſollen es aber uns einbilden / und den Tod ſtets vor Augen halten / dann wir keine Zeit ſicher / an keinem Ort ſicher / keine Stund ſicher / in keinem Alter ſicher / ꝛc. Dahero wann ein Heyraths-Contract verfertiget wird / da pflegt unter andern auch beygeſetzt zu werden / wan̄ er vor ihr / oder ſie vor ihm ſoll ſterben / ſo ſoll diß und diß da - hin gehoͤren / wann ſie ſollen Kinder erzeugen / und dieſe vor ihrer Vogtbarkeit mit Tod abgehen / ſo ſoll die Ver - laſſenſchafft da und da hinfallen. Wann mir einer et -was501vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. was leith oder bezahlt / ſo will er beſcheint ſeyn / und dar - um / ach GOtt / ſagt er / wir ſeynd ſterbliche Menſchen / wir wiſſen nit / wann / wir wiſſen nit wie / wir wiſſen nit wo / aber das wiſſen wir / daß wir ſterbē muͤſſen. So mach dir dann O Menſch zu aller Zeit / ein NB. geſtern ſind mir geſtorben NB. meine Bruͤder / die juͤnger waren / als ich ſeynd geſtorben NB. meine Schul-Geſpaͤn / die vorzeiten mit mir waren / ſeynd geſtorben NB. das Hauß / worinn ich wohne / hat ſchon viel Herren gehabt / ſo aber alle ge - ſtorben / NB. die Schuͤſſel / aus der ich / hat noch meinen Eltern zugehoͤrt / die aber auch geſtorben / NB. die Bett - ſtatt / in der ich lieg / hab ich von meiner Schweſter ge - erbt / darinn iſt ſie geſtorben / NB. ſo werd ich auch ſterben / NB. dieſer Gedancken wird verurſachen / daß ich einen andern Wandel werde fuͤhren. Es iſt gewiß / der wird nit als wie ein Mauß-Kopff leben / der ihm das Mauſo - læum allezeit vor Augen ſtellt.

Die dritte Tracht von Fiſchen / laß ich auf die TafelJan. c. 2[1] bringen / dieſe ſeynd allerley Sorten / der Fiſch aber heiß abgeſotten / und mit gruͤnen Peterſill uͤberdeckt. Unſer HErr erſcheinet auf eine Zeit dem Petro welcher ſambt andern ſehr viel Stund aneinander gefiſcht. Peter / fragt Er / gibts was? Nichts / mein HERR / nit einmal ein Schneider-Fiſchel / darauf hat der liebſte Heyland befoh - len / ſie ſollen in ſeinen Namen das Netz rechter Hand ein - werffen / welches auch geſchehen / und haben ſie eine Men - ge der Fiſche heraus gezogen / hundert und drey und funf - zig Stuck / und ein jeder Fiſch war eine beſondere Arth / dann in dem Meer / nach Ausſag des H. Hieronymi, wer - den juſt ſo viel Sorten Fiſch gezehlt. Warum aber / daßIn Ezech[.]41. 6. ſie aus einer jeden Gattung einen Fiſch gefangen? diß iſt ein Geheimnuß / ſpricht er / gedachter Heil. [Lehrer] / und bedeut / daß allerley Stands-Perſonen von dem Meer dieſer Welt in das ewige Vatterland ſollen gezogen wer - den.

R r r 3Der502Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmen /

Der Heil. Paulus iſt in den dritten Himmel verzuckt worden / ich bin noch weiter kommen / aber nur mit mei - nen Gedancken / ich bin droben geweſt / wo GOTT ſeine Reſidenz-Stadt hat / allwo die ewige Wohnung iſt der Auserwaͤhlten; die groſſe Freud und Herrlichkeit des Himmels hab ich nit koͤnnen abmeſſen / aber die Groͤſſe und Breite hab ich nach Moͤglichkeit abgenommen / der Umkreyß erſterwaͤhnten Empyriſchen Him̄els iſt uͤber 15 tauſend Million der Meilen / und wann ein jeder Heiliger im Himmel ſo viel Platz wird haben / wie der allergering - ſte und mindeſte Stern im Firmament / iſt das ſchon ge - nug / zumalen der allerwinzigſte Stern 18mal groͤſſer / dann der gantze Erdboden: das iſt ja eine uͤberſchwaͤngli - che Groͤſſe des Himmels: In dieſem hab ich geſehen eine unzahlbare Anzahl der Heiligen und Auserwaͤhlten Gottes. Ich hab geſehen eine ſolche Anzahl aus dem Or - den des Heil. Benedicti, daß es nit moͤglich ſcheinte zu zehlen / und hab mir eingebildt / daß am juͤngſten Tag der Goͤttliche Richter nit werde ſagen / venite Benedicti, ſondern venite Benedictini. Ich hab geſehen eine ſolche Schaar aus dem Orden des Heil. Franciſci, daß ich bey mir ſelbſt gedacht hab / die Welt bey der Zeit ſeye mei - ſtens Frantzoͤſiſch: Der Himmel aber faſt gantz Franci - ſciſch. Ich hab geſehen eine ſolche groſſe und ſchier uͤber - ſchwaͤngliche Armee aus dem Orden des Heil. Vatters Auguſtini, daß ich mich verwundert hab / wo man ſo viel Haͤut nehme / aus denen ſo viel Guͤrtel und Riemen ge[-]ſchnitten wurden. Ich hab geſehen eine ſolche Menge der Dominicaner, daß wann auch die Heerde der geſcher - ten Laͤmmlein des Jacobs ſolte zehen tauſendmal uͤber - zehlt werden / gleichwohl die Zahl deroſelben nit wuͤrde erreichen. Ich hab geſehen eine ſolche Menge der Jeſuiter, daß mir vorkommen / es wolle JESUS in dem Him - mel keine andere haben / als Jeſuiter. Deßgleichen ausallen503vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. allen andern Heil. Orden / und andern geiſtlichen Staͤn - den / vorderſt der Heil. Roͤmiſchen Paͤbſt / deren etliche und ſibenzig allein in der Zahl der Heiligen gezehlt wor - den. Item / ſo vieler Ca[r]dinaͤlen / Patriarchen / Ertz - Biſchoͤffen / Biſchoͤffen / Praͤlaten / Thom-Herren / Pfarrer und andern Prieſtern / ꝛc. daß ich faſt in Gedan - cken geſtanden / der Himmel ſeye nur fuͤr die Geiſtliche gebauet: Wie ich aber mich recht umgeſehen / da war kein Stand in der gantzen Welt / der nit alldort die ewig - waͤhrende Cron beſitzen thaͤte / woruͤber ich Urſach ge - habt / meine Haͤnde zuſammen zu ſchlagen / und dem Al - lerhoͤchſten zu dancken um dieſe Grund-loſe Barmher - tzigkeit.

Ich hab mir eingebildt / daß ich alldorten werde keine / oder gar wenig gekroͤnte Haͤupter und andere Fuͤrſten antreffen / dann ich mich zu entſinnen weiß / daß ich gele - ſen hab / wie einmal ein Heil. Mann von einem groſſen Fuͤrſten iſt befragt worden / ob auch die Fuͤrſten im Him - mel kommen? worauf er mit Ja gean[t]wortet / ja / wann ſie in der Wiegen ſterben: Aus deine unſchwer zu ſchlieſen war / daß dieſer Stand ſehr hart zur Seeligkeit gelange. So hat auch Carolus der VIII. Koͤnig in Franckreich ein Tag vor ſeinem Tod ſeinen oberſten Caͤmmerer befragt / warum doch ſo wenig Koͤnige unter die Zahl der Heiligen geſetzt werden? weil er aber ſolches nit wuſte zu beant - worten / hat hinwider der Koͤnig geſagt / es ſeye keine an - dere Urſach / als dieweilen ein Koͤnig keine Leute um ſich hat / welche die Warheit reden; als ſeye gleichſam ein Hoch-Fuͤrſtlicher Hof nichts anders als ein Neſt der Schmeichler. So iſt mir auch eingefallen / daß unſer lieber HErr darvon geflohen / wie ſie Ihm zu einem Koͤnig wolten erwaͤhlen. Deßgleichen hat Er am hohen Creutz - Stamm noch vor ſeinem Tod das Haupt herab geneigt / um weilen der Tittel eines Koͤnigs ober Seiner geſchrie -ben504Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmen /ben ſtunde / etwan dadurch anzudeuten / man ſoll ſo leicht eine Koͤnigliche Cron nit annehmen / um weilen dieſelbe voller Gefahr. So iſt auch wohl bekannt aus Goͤttlicher Schrifft / wie die Baͤumer einen Koͤnig unter ihren hoͤl - zernen mit-Gliedern wolten erwaͤhlen / daß ſich nit ei - ner / ſondern mehr deſſen geweigert / und die Cron nit angenommen / in Erwegung des gefaͤhrlichen Stands / in welchem dieſe hoͤchſte Haͤupter ſeyen. Dann furwahr das Woͤrtl Rex, zimlich klein iſt / aber entgegen eine groſ - ſe Verantwortung darbey / daß alſo ein Koͤnig in Spa - nien ſich verlauten laſſen / kurtz vor ſeinem Tod / er wolte wuͤnſchen / er waͤre lieber ein Eremit in der Wuͤſten ge - weſt / als ein Koͤnig in ſeiner Monarchy. Es iſt aber auch dieſer hoͤchſte Stand bequem genug / die Seeligkeit zu erlangen. Man kan auch auf einem hohen Thron ei - ne niedere Demuth tragen / iſt ſchon offt geſchehen. Man kan auch mitten unter dem Silber ein guldenes Gewiſſen haben; iſt ſchon offt geſchehen. Man kan auch unter ſo vielen Aufwartern und Dienern gleichwohl GOtt die - nen / und dem Gewiſſen abwarten / iſt ſchon offt geſche - hen. Man kan auch unter ſo vielen Leib-Quardy und Huͤtern / ſich ebenfalls vor den Suͤnden huͤten. Man kan auch bey ſo groſſem Herrſchen / uͤber die uͤble Beginnen des Gemuͤths herrſchen / iſt ſchon offt geſchehen. Man kan auch in dieſem / dem Schein nach / gluͤckſeeligſten Stand / das Creutz mit CHriſto tragen / zumalen ohne - das / das Woͤrtl ReX, ein angehaͤfftes Creutz fuͤhret. Der - gleichen ſeynd eine Menge in dem Himmel zu ſehen ge - weſt. Conſtantinus, ein Kayſer; Carolus, ein Kayſer; Henricus, ein Kayſer / ſambt vielen andern mehr. He - lena, eine Kayſerin; Hildegardus, eine Kayſerin; Cune - gundis, eine Kayſerin, Pulcharia, eine Kayſerin ꝛc. viel andere mehr. Caſimirus, ein Koͤnig in Pohlen; Stepha - nus, ein Koͤnig in Hungarn; Ludovicus, ein Koͤnig inFranck -505vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. Franckreich; David, ein Koͤnig in Iſrael; Canutus, ein Koͤnig in Daͤnnemarck; Eduardus, ein Koͤnig in Engel - land ꝛc. Andere groſſe Fuͤrſten und Herren; gleichwie der Heil. Leopoldus mit ſeiner Agnes 14. Kinder erzeugt / gleichwol beede heilig gelebt / nit in rauhen Kleidern und verwerfflichen Aufzug daher gangen / ſondern auch wohl in Sammet und Seiden / in Silber und Gold / und gleich - wol ſeynd ſie in denen Verdienſten hoͤher geſtiegen / als viel Eremiten / viel Religioſen / die in der Wuͤſten und Einoͤde ihr Leben zugebracht.

Ich hab ſchier in Zweiffel geſetzt / ob ich in Himmel droben werde einige heilige Hof-Miniſtros, und vorneh - me Hof-Raͤhte antreffen. Dann bey dergleichen gar offt Ratio Statûs (ein Wunder-Thier iſt diß) das Ge - wiſſen in die Schantz ſchlaͤgt: das hat man genugſam wahrgenommen bey dem hohen geheimen Rath der Fuͤr - ſten der Synagog, und hat den Heyland JEſum nichts mehrers zu dem bittern Tod promovirt / als Ratio Sta - tûs, dann der ſaubere Politicus Caiphas in Erwegung / daß das meiſte Volck der Hebraͤer von der Lehr CHriſti gezogen worden / und ſeine Heiligkeit und Gutthaͤtigkeit die Gemuͤhter der mehriſten an ſich gezogen / unangeſehen er die Unſchuld JESU von Nazareth wohl erkannt / wegen Forcht aber / es moͤchten die Romaner kommen / und ſie um ihr Reich und Freyheit bringen / hat er in all - weg geſucht / daß Chriſtus moͤchte aus den Weeg geraumt werden; es thaͤte zwar hierinnfalls der gewiſſenhaffte Ni - codemus als auch ein Raths-Mitglied auf keine Weiſe zuſtimmen / um Willen man in dieſem Nazaraͤer keine Schuld finden koͤnne / Ey! ſagt Caiphas, Ratio Statûs bringts mit ſich / Unſchuld hin / Unſchuld her / es iſt beſſer /Pars III. S s sdaß506Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmendaß einer zu Grund gehe / als wir alle. O verfluchter Statiſt! ſo hat dann Ratio Statûs von dem Gewiſſen / von dem Gebott GOttes / und der Kirchen keine Dependentz? Warum ſ[e]ynd dermalen im Roͤmiſchen Reich durch un - gerechte Waffen ſo viel tauſend und tauſend an den Bet - tel-Stab gerahten? ſo viel edle und uralte Staͤdte / in wel - chen vor dieſen ſo viel heilige Tempel / praͤchtige Gottes - Haͤuſer / uralte Stifft und Cloͤſter / zu einem Stein - Hauffen worden? O GOtt / Ratio Statûs iſt gar aus Franckreich heraus gereiſt / hat das Feuer ſelbſt in ſolche heilige Oerter und Gottes-Wohnungen gelegt. Aber in der Wahrheit / ich foͤrchte / es wird die Zeit geben / daß Ratio Statûs, ſo die Goͤttlichen Augen nit viel achtet / wird das eigene Reich zu Grund richten / und nit nach de - ro Meynung ein Grund-Stein deſſen ſeyn. Zum andern ziehen bisweilen die Hof-Miniſtri das meiſte an ſich mit des andern ſeinem Verderben. Der gelehrte Man - ni erzehlet von einem vornehmen Fuͤrſten / welcher einen gar zu ſtarck intereſſirten Hof-Herrn hatte / demſelben einige Lehr zu geben / hat er ihn zu ſich geruffen / ſambt den zwey Leib Medicis, welchen Letztern er ſehr mitleidend vorgetragen / wie daß dieſer gegenwaͤrtige Cavalier einen ſehr uͤbeln Zuſtand habe / ſo ſeine hohe Perſon nit wenig bedaure / wolte auch nit gern eines ſo wackeren Manns verluſtiget werden / gebiete ihnen demnach / mit allem moͤglichſten Fleiß / denſelben zu curiren; der Cavalier er -Manni 647 ſtummte hieruͤber / und wuſte nicht / wie viel es geſchla - gen; die gegenwaͤrtige Medici beteuerten beede / daß ſie an erſtgemeldtem Cavalier keine einige Ungeſunde ſpuͤh - ren / ja die beſte Natur und Leibs-Complexion, verſpre - che ihme nechſt GOtt / ein langes Leben. Ja / ja / ſagtemehr -507vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. mehrmal der Fuͤrſt / er hat das Miltz-Wehe / und wiſt ihr nit / in wem das Miltz-Wehe beſtehet? Zweiffels ohne war die Antwort von ihnen: Das Miltz-Wehe iſt dis / wann ſelbiges die Nahrung / ſo es andern Gliedern zu geben ſchul - dig / alles fuͤr ſich ſelbſt behaͤlt / ſo muͤſſe nothwendig ſelbe mit der Weil verderben und zu Grund gehen. Dieſen Zu - ſtand / ſagt der Fuͤrſt / hat dieſer Gegenwaͤrtige mein Hof - Cavalier ꝛc. wolte ihm hierdurch ſattſam unter die Naſen reiben ſein Gewiſſen-loſes Intereſſe, weſſenthalben er den Unteren und andern die Gebuͤhr verweigert / und ab - ſchnitt / und alles fuͤr ſich behaltet. Dergleichen Sachen haben mir ſchier einen Gedancken verurſacht / als wuͤrde ich keine / oder wenigſt nit viel heilige Hof-Herren im Him - mel antreffen / aber das Widerſpiel: Maſſen kein Stand in der Welt / der nit in der Glori triumphiret / als ſahe ich deren eine Menge daſelbſt. Da waren der H. Severinus Boetius, der S. Pancarius, der S. Gaudioſus und andere mehr geweſte obriſte Hof-Meiſter. Da ware Galloce - rus ein geweſter obriſter Caͤmmerer; da waren der Heil. Eparchus, Bonitus, Thomas Morus, geweſte obriſte Cantzler; da waren der H. Demetrius, Sergius, Victo - rianus geweſte obriſte Stadthalter: da waren der H. Eraſtus, Adaucius, und andere / geweſte Cammer-Præ - ſidenten. Da waren der H. Fulgentius und andere obri - ſte Kuchel-Meiſter / da waren Waningus, Mautotontus oberſte Jaͤger-Meiſter / ſamt andern. Da waren heilige Secretarien / Marcellinus, Menulphus, und andere. In Summa / die Menge der Hof-Bedienten waren im Him - mel anzutreffen / woraus zu ſchlieſſen geweſt / daß GOtt allemal mitten durchgehe / wie Er dann allemal in der Mitten geſehen worden: Bey ſeiner Geburt in Mitten derS ſ ſ 2zweyen508Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenzweyen Thieren: In dem Tempel in Mitte der Doctoren und Lehrer: In ſeinem Tod in Mitten der zweyen Ubel - thaͤter: Nach ſeiner Uhrſtaͤnd in Mitte der Apoſteln / wie Er ihnen den Frieden angedeutet. Er gehet nemlich mitten durch / und gibt einem ſowohl ſeine Goͤttliche Gna - de / als dem andern.

Ich hab doch muͤſſen umſehen / ob auch einige andere von Adel im Him̃el ſeyn: Einen Scrupel deſſen hatte ich dahero geſchoͤpfft / weil die heilige Schrifft ſagt Matth. 24. c. Ubi Corpus, ibi congregabunrur & Aquilæ, wo das Aas ſeyn wird / da werden ſich auch die Adler ver - ſam̃len / nun von Adler ſoll / glaub ich / der Adel herruͤhren / aus welchem faſt eine Schluß-Rede koͤnte gemacht wer - den / daß der Adler gern den ſtinckenden Aaſen nachſetze. Magdalena, war eine vornehme Dama von guten und alten Adel / es waren ihr auch dergleichen Aas nit zu wider; dieſe hatte einen Herren Bruder / der da Lazarus genannt ware / der gar ein wackerer Edelmann / auch eine ziemliche Zeit im Feld zugebracht / damit er nit allein mit dem Blut / ſondern auch mit dem Muth zu prangen habe. Dieſer Edelmann Lazarus erkrancket und ſtirbt. Vier Tag nach ſeiner Begraͤbnus kommt unſer lieber HErr nacher Bethaniam, allwo des verſtorbenen Lazari beyde Schwe - ſtern Magdalena und Martha ihme entgegen gangen / und nit ohne naſſen Augen / und vielen Seuffzern beklag - ten ſich wegen des zeitlichen Hintritts ihres Bruders; ja wann Er / verſtunden den HErrn JEſum / waͤre da ge - weſt / ſo waͤre diß Ubel nit geſchehen. Chriſtus der Hey - land ohne Verweilung begibt ſich zu dem Grab / erwecket wuͤrcklich den Todten wieder zu dem Leben / aber mit einer Ceremoni, die er ſonſten nit pflegte / er weinete bitter -lich509vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. lich / und mit groſſen Trauer-Zeichen hat Er ihme das Leben geben. Daß unſer HErr allhier alſo geweinet / ge - ben die heilige Lehrer unterſchiedliche Urſachen / unter andern ſpricht der Heil. Abbt Rupertus, daß Chriſtus de - rentwegen ſo viel Zaͤhren vergoſſen / daß er dieſen Edel - mann wieder zum Leben erwecken ſolle / indeme er gleich - wohl gut geſtorben; ſo er aber wieder zum Leben komme; etwan moͤchte er nachmals einen ſchlimmen Wandel fuͤh - ren / maſſen der Adel tauſend Seelen-Gefahren unter - worffen. Dergleichen Dinge machten mir ſchier kleinen Glauben / als ſolten viel Edel-Leute im Himmel ſeyn / aber ich ſahe gleichfals das Widerſpiel / ja es kame mir eine ſolche Menge der Heil. Edel Leute unter die Augen / daß unmoͤglich ſcheinete / ſelbe in eine Zahl zu bringen. Da ſo han H. Elzearius, Conradus, Grafen von Aben - ſperg / und viel und viel andere Heil. Grafen mehr. Da waren Adelindis, Richardis, Clementia &c. und viel und viel andere Heil. Graͤfinen mehr ꝛc. Da waren Ma - ximus, Claudius, Alexander, Geminianus und viel viel andere Heil. Freyherren. Da war eine Anzahl des geſamten Adels / daß ich mich ſelbſt verwundert ob einer ſo unermaͤßlichen Adelichen Heiligkeit oder Heil. Adels.

Ob einige Soldaten daroben ſeyen / hab ich deſſent - halben nit viel umgeſchauet / zumalen ich vorhero ſchon gewuſt die groſſe Anzahl derſelben / deßgleichen auch we - gen der Doctores und gelehrten Leuten / doch aber hab ich wegen der Letzten ſchier einen Zweiffel gefaſt / maſſen mir nit unbewuſt / daß ein Waſſer / ſo andere waͤſcht / ſelbſt truͤb wird; daß eine Raſpel / ſo von dem Eiſen den Roſt nimmt / ſelbſt Schartten bekommt; daß ein Kaͤmpel / der die verwirrte Haar wieder einrichtet / ſelbſt wuͤſt und lauſ -S ſ ſ 3ſig510Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenſig wird: alſo die gelehrte Leute / ſo andere unterrichten / nit ſolten ſelbſt in die Maͤngel fallen. Der Kopf des Loths ſeines Weibs iſt voller Saltz geweſt / nachdem ſie umge - ſchauet / iſt gleichwol nichts deſto beſſer / ſondern nur ſchlim - mer geweſt / alſo iſt auch vielen die Doctrin, nur ein Ruin &c. muß aber bekennen und anbey die Goͤttliche Guͤte preiſen und loben / wie ich meine Augen im Him - mel hin und her gewendet / ſo iſt ein ſolcher Hauffen der H. Doctoren und andern Geſtudirten erſchienen / daß mir ſchier vorkommen / dieſe fuͤllen den Himmel halben Theil ein. Da waren Rechts-Gelehrte / Ivo, Athanaſius, Ri - chardus, und viel und viel andere mehr ꝛc. Da waren Medici, Lueas, Coſmas Damianus, Panthaleon, und viel viel andere mehr ꝛc. Da waren Philoſophi, Juſti - nus, Sixtus, Ariſtides, und viel viel andere mehr[ꝛc. Da]waren Rhetores, und Poëten, Damaſus, Paulinus, und viel andere mehr.

Wegen der Kauff-Leute / ich muß bekennen / ſtunde ich in ſehr groſſen Sorgen / und haͤtte ſchier mit einem et - was gewett / ich wuͤrde in der ewigen Freud wenig Han - dels-Leute antreffen / zumalen dero Profeſſion und Ge - werb ſehr vielen und harten Gefahren unterworffen. In dem Evangelio ſtehet geſchrieben / daß einer von Jeruſa - lem nacher Jericho ſeye gereiſt / unterwegs aber unter die Straſſen-Raͤuber gerahten / welche ihn nit allein toͤdtlich verwundet / ſondern all das Seinige hinweg genommen / und bis auf das Hemmet ausgezogen: Nun entſtehet eine Frag / wer doch dieſer muͤſte geweſt ſeyn / ob er ein Hand - wercker / oder ein Soldat / oder ein Bauer / oder ein Stu - dent geweſt? Einige glauben / es ſeye ein Kauff oder Han - delsmann geweſt / der auf dem Marck ſeine Waaren ver -kaufft /511vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. kaufft / und viel Geld geloͤſt. Es iſt wohl zu mercken / daß mehrer Leute daſelbſt durchgereiſt / wie dann des Prieſters und Leviten das Evangelium ſelbſt Meldung thut: Wie daß ſonſt keiner von dieſen Straſſen-Raͤubern iſt ange - griffen worden? Meine Meynung iſt dieſe / die ſaubere Straſſen-Officirer haben ihnen eingebildet / der Kauff - mann habe viel Geld auf dem Marckt geloͤſt / und habe manchen uͤberfortelt / Mauß-Pfeffer fuͤr gutes Gewuͤrtz verkaufft / und alſo ſchadt es gar nit / wann ſie ihme den Beutel in etwas laxiren. Seye dem wie ihm woll / Han - del und Wandel der Kauff-Leute hat ein weit mehrers Ge - wiſſen-Gefahr / als eine andere Profeſſion, und wann die 5. thoͤrichte Jungfrauen aus Einrahtung ihrer weiſen Geſpan̄ſchafft haͤtten ein Oel einkaufft / Emite vobis &c. ſo haͤtte ihnen vielleicht der Kauffmann ein altes ſchmecke - tes Oel fuͤr ein friſches geben / weil die Menſchen ohne das nit bey gutem Verſtand waren. Hugo Cardinalis iſt der Auſſag / daß diejenige Publicaner und offne Suͤnder / wel - che oͤffters zu Chriſtum den HErrn getrettē / ſeyen meiſtens Kauff-Leute geweſen / erant Camptores, Mercatores, & negotiatores, qui lucra ſœculi per negotia ſecta - bantur. In Erwaͤgung deſſen hab ich ja billich koͤnnen umſehen / ob ich einige aus dieſem Stand werde im Him - mel antreffen / aber GOtt ſeye hoͤchſter Danck / ich habe mit ſondern Troſt eine großmaͤchtige Anzahl deroſelben zu ſehen bekommen / da hat es mich aber ſonderlich gefreuet / daß kein Stand in der Welt / deme GOTT nit auch ge - nugſame Mittel gibt / die Seeligkeit zu erwerben / es iſt gar nit vonnoͤhten / daß wir alle in die Kutten ſchliefen; daß wir alle zwiſchen vier Mauern uns einſchlieſſen / und Tag und Nacht das Leben mit Singen und Pſalliren zu -brin -512Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmen /bringen / dann nit nur ein Weeg im Himmel / ſondern mehrer. Gleichwie das Volck Iſrael durch das rohte Meer ſo wunderlich paſſiret an das gewuͤnſchte Geſtatt / nit aber durch einen engen Weeg / ſondern durch zwoͤlff unterſchie - dene / alſo daß ein jedes Geſchlecht einen beſondern Paß ge - habt; deßgleichen ſeynd ebenfalls unterſchiedliche Weeg im Him̄el / als zum Geſtatt der Seeligkeit; Einen Weeg haben die Geiſtlichen / und GOtt-gewidmete Perſonen; einen andern haben die Weltlichen / unter denen auch die Kauff - und Handels-Leute / dann ich derſelben eine Maͤn - ge habe im Him̄el geſehen: Da war der H. Frumentius, der H. Guido, und viel / viel andere wehr / welche Handel - ſchafft getrieben / und gleichwol die Gnade GOttes nit vertrieben / warum ſoll es nit ſeyn koͤnnen / daß einer Kuͤen Ruß verkaufft / und gleichwol ein weiſſes Gewiſſen behaͤlt? warum ſoll es nit ſeyn koͤnnen / daß einer mi[t]Eng - liſchen Tuch handle / und gleichwol darneben ein Engli - ſches Leben fuͤhre? Warum ſoll es nit ſeyn koͤnnen / daß einer mit Eiſen und Stahl handle / und dannoch ein weich-hertziges Gemuͤth zu denen Armen trage? Warum ſoll es nit ſeyn koͤnnen / daß jemand mit Bildern handle / und dannoch ſeine Seele als ein Ebenbild GOttes nit ver - ſchertze? Warum ſoll es nit ſeyn koͤnnen / daß einer Bern - haͤuter-Zeug verkaufft / und doch darneben ein ehrlicher Mann verbleibe? es kan gar leicht ſeyn.

Kuͤnſtler und Handwercker hab ich auch im Himmel geſucht / dann ich habe mir eingebildt / daß ſie werden bey - einander ſtehen / ob zwar die Erſte den Vorzug billich ha - ben / dann mehrer iſt doch geweſt der jenige Goldſchmied / welcher den guldenen Ring verfertiget / wormit der alte Vatter ſeinen verlohrnen Sohn beſchenckt hat / als der -ſelbi -513vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. ſelbige / der ihme ein neues Kleid hat gemacht / und etwan die alten Lu[m]pen ausgebeſſert. Es iſt mir doch eins und das andere eingefallen / alswann dergleichen Staͤnd auch zimlich in Haltung der Gebott Gottes koͤnnen ſtol - pern. Ja wann ein jeder Handwercker waͤre / wie jener Gaͤrber oder Lederer zu Joppen / bey deme der H. Petrus ſeine ordinari-Herberg hatte / von deme auch der Engel Meldung gethan / wie er dem Hauptmann Cornelio er -Act. Apoſt. 9. 10. ſchienen / ſo waͤre leicht zu ſchlieſſen / daß der Handwer - cker eine groſſe Zahl i[m]Himmel ſeyen. Aber deßgleichen / glaub ich / wird man nit viel findē. Jedoch hat unſer lieber HErr dieſen Stand abſonderlich begnadet / indeme Er keinen Edelmann / keinen Handelsmann / keinen Kuͤnſt - ler / ſondern einen gemeinen Handwercksmann fuͤr ſeinē Naͤhr-Vatter auserkohren / benanntlich den H. Joſeph, deme Er auch etliche Jahr in der Handthierung beyge - ſtanden. So hat auch der H. Geiſt gleichſam den Stand der Handwercker beatificiret / als er durch den Pſalmiſten127. Pſal. David geredt: Labores manuum tuarum manducabis, bea - tus es, & benè tibi erit. Du wirſt von deiner Haͤnd Ar - beit eſſen: Seelig biſt du / und es wird dir wohl gehen.

Am erſten Buch der Koͤnigen iſt zu leſen / wie der ſtreitbare David eine ſtattliche Victori und Sieg erhalten wider die Amaleciter / da iſt ein Zanck und Uneinigkeit entſtanden / zwiſchen den jenigen / welche bey der Schlacht geweſt / und zwiſchen denſelben / ſo bey der Bagage geblie - ben / und Mattigkeit halber nit konten folgen: Was ſag - ten dieſelben / die bey dem Gefecht waren / weil uns eine ſo herrliche Beut zukommen iſt / ſo ſolten dieſelbige nichts darvon haben / die nicht darbey geweſen / uns gehoͤrt ſol - che allein zu. Holla / Holla / antwortet der gerechteſte1. Reg. 30 c. David, nit ſo gaͤh / meine ſo gute Leute; es ſoll einer das ſo wol haben / als der andere: æqua pars erit &c. ſeynd alſoPars III. T t tdie /514Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmen /die / ſo bey dem Troß geblieben / ebenfalls theilhafftig worden der Beut.

Es moͤchten etwan die Geiſtliche vermeinen / weil ſie zum meiſten ſtreiten muͤſſen wider die Welt / wider das Fleiſch / und wider den Teufel / als ob ihnen allein die Beut der ewigen Seeligkeit ſolle zugehoͤren / das nit / das nit / meine fromme Leute / laſt es euch nit verdruͤſſen; die Handwercks-Leute / und andere / ſo zu ſolchem Streit et - was zu ſchwach / und dannoch nach Moͤglichkeit GOTT dem Allmaͤchtigen dienen / ſollen auch von dieſer ewigen Beut participiren. Darum / darum hab ich eine unbe - ſchreibliche Maͤnge und Anzahl ſolchen Stands ange - troffen im Himmel / daß ich ſchier der Meynung geweſt / als ob die 9. Choͤre der Engeln ſich unter ſolche gemiſcht haͤtten; Dorten waren Heil. Mahler Lucas, Fœlix, viel / viel andere mehr: Heil-Goldſchmied / Eligius, Bilfridus, viel / viel andere mehr ꝛc. Heil. Buchbinder Petrus Cœle - ſtinus, &c. viel / viel andere mehr. Heil. Batbirer und Bader / Hermolæus, Cœnobius & c. viel / viel andere mehr. H. Apothecker / Æmilius, Athanaſius &c. viel / viel andere mehr. Bildhauer und Steinmetzen / Antoninus &c. viel / viel andeꝛe mehr. Maurer / S. Proculus. Me[tz]ger odeꝛ Fleiſch - hacker S. Thomas à Florentia. Becken / S. Donatus Weber / S. Onuphrius. Faͤrber / S. Meningnus. Gaͤrtner / S. Pauli - nus. Glaſer / S. Simon Salus. Muͤllner / S. Eugenius. Satt - ler / S. Gualfardus. Seiler / S. Poſthumus. Meſſerſchmied / S. Martinianus. Schuſter / S. Criſpinus. Schneider / S. Homo bonus. Tiſchler oder Zim̄erleute / S. Joſeph. Haff - nern / Juſta und Juſtina zwey Schweſtern: dergleichen al - lerley heilige Handwercker hab ich daſelbſten angetrof - fen / dero Namen unmoͤglich ſcheinet / auf das Papier zu bringen. GOtt verzeyh mirs / um einen Gutſcher / Reit-Knecht / und dergleichen Leute habe ich nit viel um - geſehen / dann ſie ſcheuen ſich nit / auf offentlichen Gaſſen die Leute uͤbern Hauffen zu fahren / wie es mir auch ge -ſchehen /515vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. ſchehen / ſeynd gute Leute (ſcilicet) wann ihre Herrſchaff - ten in der Kirchen ſeyn / ſo pfeiffen ſie vor der Kirchen / auf den Pferden / nit viel anderſt / als jene Voͤgel im Winter / denen die Natur dicke Schnabel / einen rothen Bruſtfleck / und ein ſchwartzes Haͤubel hat aufgeſetzt. Weil aber der guͤtigſte GOtt keinen Stand ausſchleuſt von ſeinen Goͤttlichen Gnaden / zumahlen der Heyland JEſus der Samaritanin geſagt / bey dem Brunn / Er ſeye auch ein Brunn / und habe Waſſer des ewigen Lebens. Weil nun ein Brunn vor jederman / auch ſo gar vor das Vieh / alſo waigert auch der mildeſte GOtt keinem ſeine Gnaden; Dahero ich auch daroben im Himmel Gutſcher und Fuhrleute angetroffen dergleichen der H. Richardus, Vulmarus, und viel andere mehr.

Endlich und endlich wolle ich auch in Erfahrenheit bringen / ob ebenfalls Bauren im Himmel anzutreffen / dann was mir derenthalben einen Zweiffel gemacht / war diß / daß der erſte Bauer in die Hoͤll gefahren / dieſer war der Cain. Cain autem erat Agricola, ob mir zwar ein Dorff-Advocat trutzig einſchnalzet daß es dem Bauren nit zu geringen Lob gereiche / um weilen CHriſtus der HErr ſelbſten ſich einem Ackersmann verglichen / der ei - nen guten Saamen ausgeſaͤet: Dem begegne ich gleich in ſelbigem Evangelio: daß auch der Teufel eine ſolche Steil verricht / wie mans klar im Evangelio / ſo gar im Bild oder Kupfferſtich wird wahrnehmen / nun laſſe ich es ei - nem jeden reiffen Verſtand uͤber / weme der Bauer meh - rer gleich / unſerem HErrn / oder dem andern Geſellen? Wer ſchildt mehrer als die Bauern? wer wuͤnſcht uͤbler als die Bauern? wer iſt argliſtiger als die Bauern? wei - len ich aber weiß / daß mein HErr und Heyland nit ge - ſtorben / noch gecreutziget worden in der Stadt Jeruſa - lem: dann wann das waͤre geſchehen / haͤtten ſich etwan etliche freche und muthwillige Koͤpffe eingefunden / dieT t t 2ſich516Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenſich getrauet haͤtten zu ſagen / es waͤre GOttes Sohn nur geſtorben fuͤr die / ſo in der Stadt / als da ſeynd Edel - Leute / Handels-Leute / Kuͤnſtler / Handwercker / Bur - ger ꝛc. ſondern dieſer Heyland hat das Werck ſeiner Erloͤ - ſung vollzogen auſſer der Stadt unter dem freyen Him - mel auf dem Berg Calvariæ, und vermuthlich nach vieler vieler Lehrer Auſſag / in der Mitte des gantzen Erdbo - dens / operatus eſt Salutem in medio terræ: alſo haben das Heyl nit nur zu hoffen die Stadts-Leute / ſondern auch die arbeitſame Bauern und Ackers Linte. Dergleichen hab ich faſt mehrer im Himmel geſehen / als alle andere Stands-Perſonen / da ware S. Iſidorus ein Heil. Bauer; Leontius, ein Heil. Bauer. Kentingeres, ein Heil. Bauer Eortunatus, ein Heil. Bauer. Lambertus, ein H. Bauer. Delbertus, ein Heil. Bauer. Theodulphus ein H. Bauer. Miro, ein Heil. Bauer. Spiridion, ein Heil. Bauer / und ohne Zahl und Ziel viel und viel andere mehr.

Weilen ich nun bey mir gaͤntzlich beſchloſſen / alle voͤlli - ge Nachricht auf die Welt herunter zu bringen / waſſer - ley Stands Perſonenam Himmel ich angetroffen / alſo hab ich gleichfalls daſelbſt umgefragt / ob auch ſ. v. Saͤu - Hirten / Schaaf-Hi[r]ten und Bettler zu finden ſeynd. Dann weil GOTT der HERR nit anſiht die Perſo - nen / beynebens ſich bey Joanne verlauten laſſen / daß inJoan. 14. c. ſeines Himmliſchen Vatters Hauß viel Wohnungen ſeynd / ja / nach L[a]ut d[e]r H. Schrifft / der Bettler Laza - rus den geraden Weeg in die Schooß Abrahæ von den Engeln getragen worden / ſo kont ich mir leicht einbilden / daß ſolcher auf der Welt verach[t]eſte Stand nit ſeye aus - geſchloſſen: allein ſtunde ich derenthalben an / ob viel der - gleichen Sorten Menſchen in dem Himmliſchen Vatter - land waͤren / dieweilen ich gar zu wohl wuſte / daß ſehr viel ſchlimmes / gottloſes / und ungewiſſenhafftes Geſind unter ſolchen Leuten ſich auf halten. Was anbelangt dieHirten /517vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. Hirten / war ich ſchon vergewiſt / daß ſolche in ſehr gutem Credit ſtunden bey unſerm HErrn / maſſen Er ihnen zum allererſtemnal ſeine Gnaden-reicheſte Geburth auf Er - den hat laſſen ankuͤnden / welche Ehre weder gekroͤnte Haͤupter / noch die hohe Prieſterſchafft zu Jeruſalem ge - habt. Aber wegen der Bettler bin ich gleichwol ange - ſtanden / dann ſolche nit allein zerlumpte Kleider / ſondern auch meiſtens zerriſſene Gewiſſen tragen. Aber GOt - tes Sohn / der mit zwoͤlff Jahren / die drey Tag / als Er zu Jeruſalem verblieben / unwiſſend ſeiner liebſten Mutter Maria / und ſeines Naͤhr-Vatters Joſeph / das Brod von Hauß zu Hauß geſammlet / hat ſattſam zu verſtehen geben / daß Ihme der Bettler-Stand gar angenehm.

Abſtemus unter andern Gedicht bringt auch folgen - de auf die Bahn: Der Loͤw / als ein Koͤnig der Thiere / wegen gewiſſen Zweytracht und Mißverſtaͤndnuß mit denen Voͤgeln / hat ſich gaͤnzlich reſolvirt / die Sache mit Waffen auszutragen / zu ſolchem Ende er dem gantzenApolo. 28. gefiederten Geſchlecht den Krieg angekuͤndet: Der Baͤr / als kein ſchlechter Kriegs-Rath / fragte Ihre Majeſtaͤt / den Loͤwen / was er dann vor eine Charge wolle geben dem Haaſen und dem Eſel? Ich / ſagte er / will den Haaſen brauchē fuͤr den Currier / ſo man gar nothwendig im Feld hat. Die Eſel aber / weilen ich ohne das keine Trompeter kan haben / ſollen mir dero Stell vertretten / wegen ihrer ſtarcken Stimm ꝛc. Aus welcher Fabel abzunehmen / daß nichts ſo ſchlecht ſeye / ſo ſich nit brauchen laſſe.

Freylich wohl ſeynd die Bettler und andere arme Leute ſehr verworffene Creaturen auf dieſer Welt / und muͤſſen faſt allemal ſolche mit dem armen Lazaro vor der Thuͤr des reichen Manns liegen / aber getroſt / meine ar - me Tropffen / der allerguͤtigſte GOtt / ſo auch einen ar - men Fiſcher zum Haupt ſeiner Kirchen auf Erden hin - terlaſſen / deme die gekroͤnte Haͤupter die Fuͤß verehren /T t t 3wird518Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmen /wird auch euch wiſſen ſo hoch in der Glori zu bringen / daß ihr werdet mit unendlichen Danck GOtt benedeyen und loben / und weil Er das Blaͤtel ſo wunderbarlich kan wen - den. Das hab ich ſelbſt erfahren / und den Augenſchein eingenommen / als ich eine gar groſſe Anzahl derſelben im Himmel geſehen / ſo von dieſer betrangenden Armuth zu unendlichen Reichthum gelanget: Dann ich ſahe Alexium den Heil. Bettlern Servulum den Heil. Bettler / und unzahlbare viel andere / daß mir ſchier eingefallen / das Himmelreich ſeye worden zu einem Bittler-Reich. Habe auch anbey die allerhoͤchſte Dreyfaltigkeit nach Moͤglichkeit geprieſen / um weilen kein Stand auf Erden iſt / hoch oder nieder / reich oder arm / geiſtlich oder welt - lich / deine GOtt nit genugſame Mittel gibt / die ewige Seeligkeit zu erwerben.

Ich ſetze nunmehr die vierdte Speiſe von Fiſchen auf / hoffe / ſolche werden gar nit uͤbel ſchmaͤcken / weil ſie in ei - ner guten Bruͤhe ſeynd eingemacht / es wird die Speiß wohl etwas ſpeer vorkommen / weil es gar ein groſſer Fiſch geweſt.

Gerbran. li. Chron. Belgic. c. 14

Der Heil. Magutus fahrte einſt auf dem hohen Meer / und weil dazumahlen eingefallen der Heil. Oſter-Tag / alſo wuͤnſchten alle in dem groſſen Schiff / daß ſie doch moͤchten von GOtt die Gnade haben / an einem ſo heili - gen Tag / das heilige Meß-Ampt zu hoͤren / da ſie nun eine kleine Zeit mit gluͤcklichen Segeln fortgefahren / er - blickten ſie eine kleine Inſel / allwo ſie voll der Freuden an - gelendet / allda ausgeſtiegen / und alſo gleich einen Altar aufgerichtet / zumalen ſie alle hierzu gehoͤrige Sachen mit ſich genommen. Magutus faͤngt mit groͤſter Andacht das heilige Meß-Ampt an / worzu ſeine Bruͤder / ihren Brauch nach / geſungen / wie er aber nach Ordnung des Miſſalis oder Meß-Buch zu dem Pater noſter kommen / da bewegt ſich die gantze Inſel: dann zu wiſſen / daß erſt -gedach -519vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. gedachte Inſul nur ein ſo groſſer Wallfiſch geweſen / deſſen Rucken mit haͤuffigen Sand uͤberdeckt / einer gan - zen Inſul gleichete; Der H. Mann aber verlieſſe ſich voͤl - lig auf GOtt / vollzoge noch das Heil. Meß-Ampt biß zu dem Ende / nachmals hat er dem Wallfiſch im Namen des Allerhoͤchſten befohlen / er ſolle ſo lang und ſo viel Stand und ſtill ſtehen / biß alle in das groſſe Schiff ſich ſalviret / nach welchem ſich dieſer ungeheure Fiſch mehr - malen bewegt / und aus den Augen gegen dem Abgrund verſchwunden / dieſer Fiſch iſt ein lebendiger Ent wurff der unbeſtaͤndigen Welt in dero alles / allwo man das beſte Contento hoffet / unverhofft verſchwindet.

5.Lerne leſen.
4. Lappen /diean ihr /alsgwindt /gleich
3. groſſenach dernichtslauterbey ihrwie der
2. ſeyndWelt ſodochlaͤereseinerRauch
1. Dasſchnappen /iſtGeſchirr /wasverſchwindt.

Deß Menſchen ſchoͤne Geſtalt hat groſſen Gewalt auf Erden. Zu Rom war ein Heil. Papſt / mit Namen Formoſus, deſſen heiligen Leib durch ſondere Schickung GOttes die Fiſcher gefunden / worauf alſobald die gehoͤ - rige Anſtalt gemacht worden / damit ſolcher / ſeiner hohen Wuͤrde gemaͤß / in Begleitung einer Menge Volcks / in dieLuitprand. l. 1. in Ba - ron. A. 897. St. Peters-Kirchen getragen wuͤrde / welches auch al - les mit ſehr heiligem Pracht vollzogen worden / neben an - dern Wundern war diß nit das Mindeſte / indeme die ſteinerne Bilder der Heiligen daſelbſt ſich geneigt haben / und ihme Reverentz erwieſen. Was formoſo damahlen geſchehen / geſchicht auf den heutigen Tag einer Formo - ſæ, was ehret die ſchoͤne Geſtalt nit? wie ehret man die ſchoͤne Geſtalt nit? wo ehret man die ſchoͤne Geſtalt nit? Solche Geſtalt hat einen Gewalt / die einem jeden dasHertz520Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenHertz bieget; ſolche Geſtalt dat den Gewalt / die faſt allen die Affecten raubet; ſolche Geſtalt hat einen Gewalt / der faſt uͤber alle Gemuͤther herrſchet.

Wie Abraham mit ſeiner liebſten Frauen Gemahlin Sara in die Frembde muſte reiſen / und bereits nit gar weit von der Stadt Gerara, allwo der Koͤnig Abimelech re - gierte / kommen war / da hat er die Sara in eine TruhenIn cap. 12. Gen. v. 14. eingeſperrt / und alſo / wie Lyranus beybringt / neben an - dern Hauß-Rath mit ſich auf dem Wagen gefuͤhrt / wie er aber zu einem Paß kommen / allwo die Mautner und Ubergeher / Ampts halber / alle Waaren durchſuchten / da haben ſie unter andern Hauß-Rath auch gefunden die Sara, welche ſie ohne weitern Verzug dem Koͤnig angedeu - tet. Aber Abraham, warum diß? Abraham, warum aber diß? Warum ein hoͤlzernes Futterall uͤber dein Weib? das iſt ja nichts anderſt als ein hoͤlzernes Con - cept. Darum / ſagt der H. Patriarch / hab ich ſolches ge - than / weil ſie gar / gar ein ſchoͤnes Weib war / und wann ich ſie offentlich haͤtte daher gefuͤhret / ſo waͤre ich an kei - nem Orth ſicher geweſt / einer oder der andere haͤtte mir ſchon laͤngſt den Hals gebrochen; dann ich weiß ſchon / wie die Welt ſchnappt und grabt und tappt nach ſchoͤnen Ge - ſichtern; Ich haͤtte ſchon laͤngſt muͤſſen den Kehraus tan - zen / damit ſolche ein anderer uͤberkommen haͤtte. So viel wird geſchaͤtzt ein ſolcher ſchoͤner Tantz.

Es gruͤſt mich ein alte Frau / ich weiß nicht / ob ich ihr dancken ſoll / ſie ſieht aus wie des Heil. Michael ſein Fußſchemmel / ſie hat ein gantz elendes mageres Qua - tember-Geſicht: die Stirn iſt ein Modell von einem ge - faͤlckelten Juden. Kroͤß / das Geſicht iſt zuſammen ge - ſchnurfft / wie ein naſſes ledernes Hoſen-Geſchirr / ſo bey dem warmen Ofen gehaͤngt: die Augen ſtehen ſo tieff im Kopff dariñ / daß ſie auch ein wohlerfahrner Bergknapp / ſobald nit wuͤrde fuͤllen: die Naſen tropfft nit wenigerals521vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. als ein Bircken-Baum im Majo, die Zaͤhn laſſen ſich gar nit ſehen / ſondern nur die leere Herberg / wo ſie vor dieſen lochiret haben: das Maul iſt angeloffen / wie die Schloſſer-Arbeit! wer iſt die Frau? Ich / ſagte ſie (wohl eine edle Stimm wie eine zerbrochene Feuer-Glocken /) ich bin die Frau von Schoͤningen / Schoͤndorff / Schoͤneck / und Schoͤnhuͤbel; ſollſt wohl lieber ſagen von Schoͤnuͤbel. O GOtt / O GOtt / gab ich zur Antwort / das iſt ja nit moͤglich / ſie ſiht ihr ja n[i]m̃er gleich ich habs vor dieſen ge - kennt / da ſie eine andere Geſtalt gehabt: Ihre Haar ſeynd geweſt eine Waar / die auch der Abſolon nit beſſer gehabt: ihre Stirn iſt geweſt ein Geſtirn / mit dem auch das Fir - mament haͤtte koͤnnen prangen: ihr Mund iſt geweſt ein Kund / der einem jeden das Hertz geſtohlen / mit einem Wort / in allem iſt ſie geweſt ein Wunder / jetzt iſt ſie ein Blunder / wer hat ihr die ſchoͤne edle Geſtalt alſo genom - men? die Zeit / ſagt ſie / die Zeit / ſeuffzet ſie / die Zeit / weint ſie. Dem Jacob hat mancher Wolff ein Laͤmbl ge - ſtohlen / welches er dem Laban hat muͤſſen gut machen / aber ich ſihe wohl / die Zeit ſtiehlt noch mehr. Auf ſolche Weiſe iſt die ſchoͤne Geſtalt ſo beſtaͤndig / wie das Manna der Iſraeliter / welches ſobald Wurm-ſtichig worden; auf ſolche Weiſe heiſt es heunt eine ſchoͤne Frau / bald aber wie der Wau / Wau! Auf ſolche Manier heiſt es heunt wie eine ſchoͤne Roſen / bald wie die Schweizer-Hoſen / auf ſolchen Schlag heiſt es / heunt wie die ſchoͤnen Corallen / bald al - les zuſammen gefallen.

Auf dem Berg Thabor in der Erklaͤrung CHriſti /Matth. c. 7. war alles glaͤntzend / alles ſchoͤn / alles weiß / alles herr - lich; Herrlich wie der Himmel / weiß wie der Schnee / ſchoͤn wie das Gold / glaͤnzend wie die Sonne / aber die Sonne iſt bald erbleicht / das Gold bald verroſt / der Schnee bald zergangen; der Himmel bald verdunckelt. Pars III. U u uAlſo522Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenAlſo erbleicht bald / verroſt bald / zergehet bald / verdun - ckelt bald die ſchoͤne Geſtalt des Menſchens: die Welt hat alſo nichts mehrers als die Beſtaͤndigkeit / in der Unbe - ſtaͤndigkeit.

Lerne leſen.

Narren.wererfahren /Ein1.
fuͤr einmehrerſchonTrampel2.
ſchaͤtz ichauf dichhab ichbiſt du3.
denhaͤlt /das 5.Welt /4.

Ich haͤtte wohl vermeynt / der Evangeliſt Lucas waͤ - re anderſt umgangen in der Beſchreibung des reichen Manns und des armen Bettlers Lazari / und wundertLuc. 16. v. 16. mich / daß er den reichen Schelmen vorangeſetzt / und den vor GOttes Augen gerechten Lazarum nach ihme. Die Hiſtori lautet alſo: Es war ein reicher Mann / der kleidet ſich mit Purpur / und koͤſtlicher Leinwath / und hielte alle Tag herrliche Mahlzeit. Es war auch ein Bett - ler / mit Namen Lazarus / der lag vor einer Thuͤr / und war voller G[e]ſchwaͤhr ꝛc. Ja wann dieſer reiche Lim - mel waͤre geweſt wie der Himmel / ſo vergoͤnnte ich ihme den Vorzug: dann der Himmel ſo guͤtig / und mittlei - dend iſt / um weil ihn der allmaͤchtige Erſchoͤpffer mit ei - ner guldenen Sonnen / mit einem ſilbernen Mond / mit andern Herrlichen Geſtirnen ſtattlich bereichet / daß er die untere Erd / als ein ſehr niedertraͤchtiges und armes Ele - ment laͤſſet aller ſeiner Reichthumen genieſſen / erhaͤlt / ergoͤtzt / ernaͤhrt ſolche mit ſeinen gutwilligen Influentzen / und kommt ihr zuweilen in der groͤſten Noth zu Huͤlff mit einem fruchtbaren Regen / ꝛc. Auch deßwegen hat der vorſichtigſte GOtt dem Reichen ſo viel geſpendirt / damit er den Armen auch ſolle deſſen theilhafftig machen. Aber der obere Praſſer verſahe nur ſeine Wampen / nachWunſch /523vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. Wunſch / zu ſchlampampen / und vergonnte dem armen Lazaro nit ein Broͤſel von ſeiner Tafel / worbey ſo viel unnoͤhtige Tiſch-Raͤth geſchmarozet. Wundert mich alſo mehrmalen / warum Lucas ehender Meldung thut von einem ſolchen / der da in der Hoͤll begraben / als von ei - nem Heiligen / den die Engel getragen in die Schooß Abrahæ. Homo quidam erat dives &c. v. 19. Et erat qui - dam Mendicus nomine Lazarus. v. 20. Wer dieſe von Lu - ca verfaſte Hiſtori recht entoͤrtert / der wird finden / daß er ſolche mit den Umſtaͤnden beſchreibe / wie dieſe beede noch auf der Welt waren: dann allbekannt iſt / daß auf der Welt die Reichen in allen den Vorzug haben; die Ar - men entgegen weit hinden gehen. Sobald aber erſtge - dachter Evangeliſt dieſer beeder Tod und zeitlichen Hin - tritt beyrucket / ſo gibt er dem Lazaro die erſte Stell / und der Reiche muß nachfolgen. Nemlich / es begab ſich aber / daß der Arme ſtarb / und von den Engeln in die Schooß Abrah am getragen wurde. Es ſtarb aber auch der Reiche / und wurde in die Hoͤll begraben. O wie wun - derlich wendet ſich das Blaͤtel! In jener Welt gilt bey GOtt der Arme alles / der Reiche entgegen nichts: In dieſer Welt aber gilt der Arme nichts / entgegen aber der Reiche alles. Es kommt mir ſchter vor wie ein Papagey / und eine arme Henn / ſolang der Paperl lebt / ſo hat er ſeine Reſidentz in der Tafel-Stuben / man chareſirt ihn mit Zucker / und ha[t]das beſte Leben: Dahingegen die ar - me Henn auf dem Miſt muß hin und her mit vielen Kra - zen ihre Nahrung ſuchen / nach dem Tod wird die Henn gar auf die Tafel und Herren-Tiſch getragen / ja nit ſel - ten mit einem ſilbernen unter-Bett bedienet / entgegen aber der vorhin angenehme Papageyiſcher Ploderer nach ſeinem Tod wird hinaus geworffen auf den Miſt / als eine frey-Tafel der Galgen-Voͤgel der Raben. NitU u u 2viel524Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenviel anderſt macht es der gerechte GOtt mit den Reichen und Armen / nach dem Tod wird der Arme unendlich ver - ehret / der Reiche aber wird den hoͤlliſchen Raben zum Raub / aber auf der Welt / dieſer abgeſchinachen Welt / dieſer betruͤgeriſchen Welt / dieſer falſchen Welt / dieſer bethoͤrten Welt / dieſer umkehrten Welt gilt der Arme nichts / bekommt nichts / vermag nichts: Entgegen hat der Reiche alles / gilt alles / vermag alles; ſagt aber her / ihr Geld Narren! iſt der Reichthum beſtaͤndig? iſt dann alles Geld zu Conſtantz gepraͤgt? daß ihr alſo nach dem - ſelben trachtet?

Es gruͤſt mich einer / und iſt weiß nit / wer er iſt / ſo viel ich ſihe / ſo iſt er gantz verdorben und zerriſſen in Kleidern: Sein Mantel brauchet beſſer das Flicken / als damahls das Fiſcher-Netz Jacobi und Joannis / wie ſie es mit ihrem Vatter Zebedaͤo naͤchſt dem Ga - lilaͤiſchen Meer geflickt haben: Sein Rock iſt wohl aͤr - ger zugericht / als der Rock des gerechten Joſephs / wel - chen ſeine B[r]uͤder zu dem Vatter Jocob getragen / mit dem Vorwandt / die wilden Thier haͤtten ihn zerriſſen; Seine Hoſen ſeynd nit um ein Haar beſſer / als die Klei - der der Davidiſchen Geſandlen / denen Ammon die Helff - te wegſchneiden laſſen. In ſeinen Schuhen ſchauet der groſſe Finger heraus / wie die ſtoltze Jezabel vom Fen - ſter. Ich glaube auch / er hab duellirt mit den Baͤren / welche die unerzogene Knaben / die den Eliſæum ausge - ſpoͤttelt / zu Stuͤcken zerriſſen. Wer iſt der Herr? Ich muß doch ihme zur Vorſorg den Titul geben; Ich / ſagt er / bin der Reichard von Pazenberg / ꝛc. Allmaͤchtiger GOtt! gib ich zur Antwort; der Herr ſiht ihm gantz nit mehr gleich / iſt der Herr von Pazenberg? wie ich ihn vor dieſen hab gekennt / da hatte er weit einẽ andern Aufzug; ſein Herr Vatter hat ihme ein ehrliches und ein ziemli -ches525vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. ches hinterlaſſen / wie hat es anderſt ſeyn koͤnnen / er ſtun - de in ſeinem ſchoͤnen Kayſerlichen Dienſt / und die laſſen ſich weit beſſer ſcheeren / als die Schaaf des Labans. Der Prophet Ezechiel hat vier wuderliche Thier geſehen /Ezech. 1. c. v. 15. da war aber der Adler nit weit von dem faiſten Ochſen; Freylich wohl machen die Kayſerliche Officia einen feiſt / und ſpicken ihm ſeinen Beutel. Wie iſt der Herr um das Seinige kommen? Es iſt eine ſchlechte Zeit geweſt; ſo hats dann / gedenck jemand / die Zeit gefreſſen / die Zeit verzehrt. So iſt dann auch aller Reichthum der Welt unbeſtaͤndig. Auf ſolche Weiſe ſeynd die Reichthuͤmer der Welt wie der Feigen-Baum an dem Weeg / welchen der HERR und Heyland vermaledeyet / dieſer war ſo ſchoͤn und angenehm / daß mancher Rei[s]ender unter ſei - nem Schatten das beſte Contento genoſſen / er trutzte bald mit allen daſelbſt benachbarten Baͤumern / und glaubte / daß ihm keiner gleiche / und ſihe / kaum / daß der Fluch des HErrn uͤber ihn ergangen / da iſt der Kerl voͤllig gantz und gar verdorben. Da hat es geheiſſen / vorhero einen gruͤnen Schopff / bald darauf ein Kahl - Kopff; da hat es geheiſſen / vorhero ſehr herrlich floriret / bald hernach gantz ruiniret. Da hat es geheiſſen / vorhero mit einem jeden getrutzt / bald hierauf ſchmaͤhlich ge - ſtutzt. Wie manchem gehet es wie dem Aemerling / die - ſer Geſell glaubt / es ſeye ihme keiner gleich an Gluͤck und Reichthum / ja er traͤgt ein ſo koſtbares / von Gold ge - ſticktes Kleid / daß er von allen Voͤgeln ſoll ein guter und Reicher von Adel erkennt werden; ſo Ehr-ſuͤchtig iſt er / daß er ſelbſt bey luſtiger Fruͤhlings Zeit und heiſſen Sommer auf allen Baͤumen und Stauden ſinget: Edel / edel bin ich! edel / edel bin ich! es ſtehet aber kleine Weil an / der edle Sommer paſſiret voꝛ bey / der frucht - bare Herbſt vergehet auch / der rauhe Winter ruckt her -U u u 3zu /526Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenzu / die Lebens-Mittel ſeynd gar ſchlecht / der Aemerling wird ſo beduͤrfftig / daß er mit ſeiner ſtoltzen Muteten gaͤntzlich ſtill ſchweiget / ja den armen Bauern noch ſo gute Wort gibt / daß er vor der Thuͤr auf dem Miſt / nach den Pferden hupfft / und immer zu / Vetter / Vetter / Vetter / wiederholet. Wie viel / wie viel / hab ich ſchon geſehen / und du geſehen / und ein anderer geſehen derglei - chen Leute / die von groſſen Reichthum in aͤuſſerſte Ar - muth gerathen / bey deme alles Silber iſt zu Queckſilber worden. O wie unbeſtaͤndig ſeynd die Reichthuͤmer der Welt; ja in ihr / an ihr / um ihr laͤſt ſich nichts mehrers ſehen als die Beſtaͤndigkeit in der Unbeſtaͤndigkeit.

Lerne leſen.

1.3.5.7.6.4.2.
VonWeltnitſingen /vielthueder
ſiedientſchlech -Lobteseinver -
dannkeit /al -DingenleninEitel -
dasdicheig -Prob.nedielehret

Nachdeme der Adam geſuͤndiget / hat ihn der gerech - te GOtt verdienter Maſſen ſambt ſeinem Weib aus dem Paradeiß verjagt / nit aber auf ſolche Weiſe / wie es die Mahler pflegen zu entwerffen / ſondern / nach Auſſag Abulenſis, Cornelii &c ſeynd in dem Paradeiß oder irrdi - ſchen Luſt-Garten zwey Cherubin geweſt / einer aus die - ſen iſt mit dem feurigen Schwerdt bey dem Eingang des Paradeiß verblieben / der andere Cherubin aber hat in einer Hand den Adam / in der andern die Eva getragen / gleichwie der Engel den Propheten Habacuc in die Loͤ - wen-Gruben / ſolcher Geſtalt ſeynd Adam und Eva uͤber die tauſend Meil ſupra Zonam torridam uͤber den gantzen Oceanum getragen worden in das Juden-Land / und indem -527vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. demſelbigen Garten Gethſemani, an demſelbigen Orth / wo nachmals uͤber vier tauſend Jahr CHriſtus JEſus ſein Leiden angefangen / und allda Blut geſchwitzt / nie - dergelaſſen worden / und da ſeye Adam allezeit verblie - ben / biß er endlich durch[ Offenbahrung] des Schutz-En - gels die herzunahende Zeit ſeines Hintritts vernommen / alsdann habe er ſich auf einen Berg retirirt / und allda ſein Leben beſchloſſen / auch daſelbſt zur Erden beſtattet worden / und eben dieſer Berg ſeye geweſt der jenige / auf dem nachmals nach vier tauſend Jahr / CHriſtus der Heyland iſt gecreutztget worden / dergeſtalten / daß der geſpitzte Fuß oder unter-Theil des Creutzes in der Erde darinnen juſt auf dem Schaͤdel oder Kopff des erſten Vatters Adams geſtanden. O wunderliche Anordnung Gottes! Sag aber her / O Adam / O Adam! und du Eva mein Eva / ſag mit ihm / was hat euch in dieſes aͤuſſerſte Elende geſtuͤrtzt? Was hat euch dieſe uͤberhaͤuffige Trangſalen auf den Buckel geladen? die Ehrſucht. Eritis ficut dii. Die argliſtige Schlang hat der Eva das Maul gemacht / wer von dieſem verbottenen Baum werde eſſen / derſelbe werde wie ein Gott ſeyn / ho / ho / gedachte Eva / das iſt ein Biſſen fuͤr mich / mein Mann iſt mir als ein Haupt fuͤrgeſtellt worden / wann ich aber dieſen Apffel werde koſten / ſo dann werde ich mehrer ſeyn / als er / ꝛc. Wie ſolches ihr nit angangen / ſo iſt durch ſie auch der Adam alſo verfuͤhrt worden / mit dem Vorwandt / er werde wie ein Gott nachmals ſeyn / und folgſam ſie auch wie eine Goͤttin / dann das Weib ſchreibt ſich nach dem Mann / heiſt er Lapp / ſo heiſt ſie Laͤppin / ꝛc. Die Ehr - ſucht der erſten Eltern iſt noch bey uns / niſt noch bey uns / friſt noch bey uns! Die Apoſteln waren doch fromme und gottſeelige Leute / dannoch haben ſie um das Majo - rat einen Streit angehebt: Jacob und Eſau / Pharesund528Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenund Zara haben ſchon in Mutterleib einen Duell gehabt / wegen der Præcedenz: Noch alle Tag ſucht man / daß die Ehr-ſuͤchtige Menſchen auf Haaſen-Art lieber Berg auf-als Berg ab trachten. Aber wie beſtaͤndig iſt dann die Welt in ihren Ehren?

Es gruͤſt mich einer / und ich kenne Ihn nit / dem Geſicht nach / ſcheint er etwas adelich zu ſeyn / aber die Kleider ſpendiren keinen groſſen Herren / melancholiſch iſt er / er hab gleich[gr]illen oder[gr]ollen / traurig iſt er / uñ iſt weder ſchoͤn Wetter / noch Schein-Wetter bey ihm / hoͤfflich iſt er / ob er aber ein Hof-Herr oder ein Hoͤffen - Herr ſeye / das weiß ich nit; Freundlich iſt er / aber die Ge - muͤts-Beſtuͤrtzung ſcheint den Voͤrſchlag zu haben / und alſo mehrer ausgeraumbt / als aufgeraumbt: Leutſeelig iſt Er / aber es duͤncket mich / daß er mehrer und lieber parlieren wollen / als burbieren. Er woll mir vergeben / ſag ich / daß ich Ihn frag / wer Er ſeye? Ich / gibt Er zur Antwort / bin der Sicilianiſche Dionyſius, der ganzen Welt bekannt: Was / Dionyſius? deme das ganze groſſe / reiche Koͤnigreich Sicilia zugehoͤrig? Dionyſius? der ein Armee von hundert tauſend Mann zu Fuß / ohne die Reuterey hatte. Dionyſius? deſſen Namen in Gold / Silber / Metall und harten Marmel an allen Orthen geſehen wird? Dionyſius? deme Hohe und Niedere / Reich und Arme / Klein und Groſſe die Knie biegen? Dionyſius? der mit Armen und Armeen, mit Reichen und Koͤnigreichen; mit Laͤndern und Landes-Fuͤrſten / mit Staͤdt und Stadthaltern zu befehlen / zu gebieten / zu ſchaffen hat? Dionyſius? Iſt er derſelbe? Ich bin nit derſelbe ſagt er / ſondern bin bey demſelben geweſt / ich hab nit zu gebieten / ſondern hab zu gebieten gehabt / mir beugt man keine Knie / aber man hat mir die Knie gebogen: Mein Namen iſt allenthal - ben aufgezeichnet / aber aufgezeichent iſt er geweſen: Ichhabe529vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. habe keine Armee von hundert tauſend Mann / aber eine hab ich gehabt; mir gehoͤrt das Koͤnigreich Sicilia nit zu / aber es hat mir zugehoͤret vor dieſen / jetzt nit mehr. Vor dieſen bin ich alſo geweſt / jetzt nit mehr; Was dann jetzt? Ich / ſagt er / jetzt bin ich Schulmeiſter zu Corinth. O Wunder! Der ein gantzes Koͤnigreich ſo herrlich beſeſſen / ein ſo groſſes Haupt geweſt / iſt ein Schulmeiſter wor - den / das iſt ein Sprung / daß / daß ein Durchleuchtigſter Monarch ein Schulmeiſter worden. Du wirſt zweiffels ohne ein gute Handſchrifft haben / ſo ſchreib mir geſchwind mit Fractur die Wort Salomonis: Vanitas Vanitatum, alles iſt Eitel und Eitel / alle Ehren und Hochheiten ver - ſchwinden wie ein Rauch / verwelcken wie ein Blum / verge - hen wie ein Schatten / zertrimmern wie ein Glas / verflieſ - ſen wie ein Waſſer; zernichten wie ein Traum / zerſprin - gen wie ein Blaſen: Die Muſici ſingen / ut, re, mi, fa, ſol, la; La iſt die hoͤchſte Noten / iſt ſo viel La-pſus, dann hoch geſtiegen / hoch gefallen. Wie Paulus zu TroadaActor. 20. C. geprediget / und ſolches gar in die tieffe Nacht hinein ver - zogen / iſt ein junger Menſch / der im dritten Gaden unter dem Fenſter geſeſſen / wegen des Schlaffs herunter gefal - len / und gleich Stein-todt geweſt / ſo hoch er geſtiegen / ſo hoch iſt er gefallen: Das iſt wohl mehrern geſchehen. Mir iſt es geſchehen bey dem Paͤbſtlichen Hof zu Rom / ſagt Vitellius: Mir iſt es geſchehen bey dem Kayſerlichen Hof / ſagt Serinius: Mir iſt es geſchehen bey dem Spani - ſchen Hof / ſagt Luna; Mir iſt es geſchehen bey dem Engliſchen Hof ſagt Eſſexius. Mir iſt es geſchehen bey dem Franzoͤſiſchen Hof / ſagt Bironius. Mir iſt es geſche - hen bey dem Aſſveriſchen Hof / ſagt Aman: Mit iſt esPars III. X x xge -530Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmen /Dubr. l. 14.geſchehen bey dem juſtinianiſchen Hof / ſagt Beliſarius: Mir iſt ein Boſſen geſchehen / ſagt Primislaus, mir iſt zu - gehoͤrig geweſt das ganze Koͤnigreich Boͤhmen / weil mich aber Henricus der Kayſer alſo verfolgt / bin ich fluͤchtig worden / und in einen ſo elenden Stand gerahten / daß ich gar zu Regenſpurg / wie man dazumahlen die Kirchen gebauet / einen Tagwercker hab muͤſſen abgeben: Mir iſt nit um ein Haar beſſer ergangen / ſagt ein Koͤnig in Poh - len / ich bin mit meiner Koͤniglichen Hochheit ſo weit ge - ſtiegen / daß ich endlich etliche Jahr hindurch hab muͤſſen in dem Hertzogthum Caͤrnten einen Kuchel-Ratzen abge - ben in einem Cloſter daſelbſt. Wie die Chronick deſſelbigen Lands mit mehrern bezeugt: O Welt / O Welt / in dir iſt nichts als Beſtaͤndigkeit in der Unbeſtaͤndigkeit.

Lerne leſen.

In allen Dingen ich hab gefunden
daß nichts darhinder bald verſchwunden
daß aeller Muth daß alle Freud
ſey nur pur lauter Eitelkeit.
[Marc]. 8. e.

Es iſt ſich zu verwundern uͤber jenen Blinden / den der Heyland zu Bethſaida hat ſehend gemacht. Nicaſius von Mechlingen / iſt im dritten Jahr ſeines Alters Stock-blind worden / durch das pure Anhoͤren aber in der Doctrin und Wiſſenſchafft alſo hoch geſtiegen / daß er zu Loͤven Doctor worden / nachmals die Jura mit maͤnniglicher hoͤchſterPont. Art. Beil p. 1. c. 10. Verwunderung offentlich docirt. Das iſt auch ein Wun - der. Ropertus Wacopius ein gebohrner Schottlaͤnder ware von Mutterleib Stock-blind / gleichwol in der geiſt - chen Wiſſenſchafft alſo weit kom̃en / daß er Doctor wor -den /531vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. den / Biſchoff worden / Geſandter worden / und in demRader. P. 3. de Sanc. Concilio zu Trident ſich hoͤchſt ruͤhmlich gehalten. Das iſt auch ein Wunder. Aber nit weniger verwundere ich mich uͤber denſelben Blinden zu Bethſaida / ſobald ihn Chriſtus der HErr mit dem Speichel die Augen beruͤhrt / und nachmals gefragt / ob er ſehe? Darauf gab er die Antwort / ja HErr / ich ſihe die Menſchen daher gehen wie die Baͤume. Das wundert mich / daß dieſer ſein lebtag / dann er ware von Mutterleib blind / keinen Baum geſehen / und gleichwol die Menſchen den Baͤumen vergleicht. Dañ wie kan ich mit Warheit ſagen; daß mein guter Freund Joannes Seyerl dem Koͤnig in Japonia gantz gleich und aͤhnlich ſehe / indeme ich weder ihn / dieſen Koͤnig / noch ſei - ne Bildnuß geſehen. Alſo wundert mich nit unbillich dieſer Blinde. Meines Erachtens hat dieſer ſolche Gleichnuß aus Goͤttlicher Eingebung vorgetragen; dann ja die Men - ſchen eigentlich nichts anders ſeyn / als Baͤume / dieſe tra - gen allerley ſchoͤnes Obſt / auserleſene Fruͤchte / angeneh - mes Confect, aber dieſes hat eine ſchlechte Beſtaͤndigkeit / maſſen alles / wann es nit von Menſchen oder Vieh ver - zehrt wird / vor ſich ſelbſt verfaulet. Baͤumer ſeynd die Menſchen / die Wolluͤſten ſeynd das Obſt / mit dem ſie uͤber - haͤngt / aber ſolches Obs fault und faͤllt bald / es iſt nit gewichtig / faͤllt und fault bald / es iſt fluͤchtig / fault und faͤllt bald / es iſt nichtig Vanitas Vanitatum!

Es gruͤßt mich mehrmahlen Einer ein alter Taͤttel / ein eißgrauer Mann / der hat ein hoͤlzernen Klepper fuͤr ſein Hand-Pferd / er ſchuͤttelt den Kopff / wie eine Bachſtelzen den Schweiff; er huſt wie ein alter Bahrn-Beiſſer; Die Naſen iſt ihm verglaſſiert mit Schnecken-Fuͤrneis: derX x x 2Kopff532Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmenKopff ſicht aus / wie ein gebutzter Kalb-Schedel; die Fuͤß ſo huͤbſch voͤllig / wie ein Beſenſtiel / der gantze Leib ein le - bendiges Bein-Hauß. Ich konte nach vielen und langen Nachſinnen nit finden / wer dieſes alte Beltzquartier ſeye / frag ich endlich / wer er ſeye? wie er heiſt? Ich / mummelt Er / mit halb gebrochenen Worten / ich bin der Hilarion von Freuden Egg / botztauſend? das iſt ein groſſer Unter - ſchied von deinen jungen Jahren / vor dieſen iſt keine Bi - bliothec geweſt / wo du nit geſtudirt haſt. Kein Spiel - Mann geweſt / der dir nit pfiffen hat: kein Tantzboden ge - weſt / der dich nit tragen hat: Keine Mahlzeit geweſt / die dich nit geſehen hat: kein Geſpaß geweſt / den du nit ver - mehret haſt; Vor dieſen auf allen Wieſen iſt mein Hi - larion geweſt; vor Zeiten bey allen Freuden iſt mein Hi - larion geweſt; Vor Jahren bey allen Schaaren iſt mein Hilarion geweſt. Aber ſag her / wo alles dieſes hinkom - men? alles / alles / alles iſt geweſt / und iſt nit mehr. O Vanitas! Dem Faß iſt der Boden ausgangen. O Vani - tas! Die Saiten ſeynd auf der Geigen abgeſprungen. O Vanitas! der Blaßbalg hat ein Loch bekommen. O Va - nitas! Der Wein iſt zu Eſſig worden. O Vanitas! Das Geſchirr iſt zu Truͤmmer gangen. O Vanitas! Der Bach iſt ausgetrucknet. O Vanitas! Die Sonne iſt untergan - gen. O Vanitas! Das Kraut hat ſich angebrennt. O Vanitas! Die Lauber ſeynd abgefallen. O Vanitas! Der Degen iſt verroſt. O Vanitas! Alles iſt hin / iſt hin / iſt hin / das iſt der Welt Gewinn. O Vanitas!

Es ſeynd alle Wolluͤſten nit anderſt / als wie ein Traum / Somnia omnia. Ein Stall-Miſticus legt ſich bey naͤchtlicher Weil nit weit von ſeinen Roſſen / ob ſchonein533vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. ein Schaͤb Stroh ſein Unterbett / ſo ſchmecken ihm doch dieſe Stall-Federn beſſer als die beſten Pflaumen / in Mitte der Nacht traumt ihm / als habe er einen herrli - chen Schatz gefunden / da lacht ihm ſein Hertz / da erfreuet ſich ſeine Seel / da erquicket ſich ſein Gemuͤth. Niemand iſt froͤlicher als Herr Miſticus, da macht er alle Anſtalt / wie er ſeine kuͤnfftige Wirthſchafft will einrichten / da muͤſſen ihm ſeine Cameraden ihr Geſtreng heiſſen; Er macht An - ſtalt / was fuͤr ein ſtattliches Hauß er will bauen / was fuͤr ein ſchoͤnes Menſch heurathen; Nichts Ruͤben beym Tiſch / ſondern Braͤtel / nichts Zwillich beym Kleid / ſondern Seiden / nichts Bier trincken / ſondern Wein; da woll er ſteiff Mahlzeiten halten / ſein Gevatter darbey / ſein Vet - ter darbey / ſein Schwager darbey / ſeine Nachbahren darbey; da woll er trutzen mit dem Caſper / der ihn ſo offt Caſperlt: Trutzen mit dem Hauſel / der ſo offt grauſam mit ihm gehauſt; trutzen mit dem Chriſtel / der ſo un - Chriſtlich mit ihm umgangen / ꝛc. Da traumt ihm / er find auf ein Neues wiederum einen groſſen Beutel Geld / ſtreckt derenthalben die Hand aus / tappt nach ſolchen gul - denen Fund / voller Freuden und Allegro, trifft aber un - gefehr die nechſt ihme angebundene Stutten / welche de - renthalben nit wenig erſchrickt / und ihme mit dem Fuß auf die Seiten einen ſolchen Buff verſetzt / daß er jaͤh erwacht / und er / deme ſo wohl bey ſeinem Schatz geweſt / find nichts anderſt in der Hand / als ein ziemliche Stall - Marſchelln / hiermit hatte ſein Traum ein End. Somnia omnia.

Wann ich einen ſolte anreden / der die Welt nit oben - hin gekoſt wie die Hund aus dem Fluß Nilo trincken /X x x 3ſon -534Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmen /ſondern dieſelbe wohl genoſſen mit dem Sardanapalo, wohl probiert mit Epicuro, wohl durchgangen mit Sa - lomone, wie es anjetzo ihm ſeye / wegen aller Wolluͤſten? Was er dermahlen habe / wegen aller erdencklichen Er - goͤtzlichkeit? was ihme uͤbergeblieben von ſo vielen gehab - ten Muthwillen? ſo wuͤrde er mir nit anderſt antworten / als ſeye es ihme / als haͤtte ihm getraumt / nichts mehr vorhanden / als die pure Gedaͤchtnus. Dormierunt ſomnum ſuum, & nihil invenerunt omnes Viri di -Pſal. 75. vitiarum in manibus ſuis. O Vanitas. O Eitelkeit! In allen Dingen hab ich gefunden / daß nichts darhinder / bald verſchwunden / daß aller Muth / und alle Freud nichts ſey als plcke Eitelkeit. O ihr Welt-Menſchen / was habt ihr in eurem Tod-Bettel von allen den jenigen / was euch erluſtiget / was euch erſaͤttiget / was euch ergoͤtzet / was euch liebkoſet / was euch verzuckert / was euch verblendet / was euch bereicht / was euch begnuͤgt / was euch beherrſcht / was euch wohlgefallen? Nichts / ſags noch einmahl Nichts; ſage es allemahl Nichts! Ja etwas bekenne es / etwas / jetzt faͤllt es mir ein / etwas / etwas findt ihr / nit in den Haͤnden / wohl aber in dem Gewiſſen / was obgedach - ter Stall-Miſticus, das Koth / den Unflath / den Wuſt al - ler verlaſſenen Wolluͤſten! das heiſt mit dem Peter die ganze Nacht fiſchen / und in dem Netz fangen das Fiſchel Nihil.

O was Phantaſten ſihe ich! Ihr ſeyd mir rechte Buchsbaumene Narren / die die Sommer und Win - ter gruͤnen / Ihr Ihr Philiſtaͤer ſeyd ſolche Tram -1. Reg. c. pel / wie ihr die Archen des HErrn / dieſen heiligen Bunds - Kaſten in einen verfluchten Tempel habt eingefuͤhrt / allwoDagon535vor dem Fiſch-Thor zu Jeruſalem. Dagon fuͤr einen GOtt verehret worden / da habt ihr denſelben des andern Tags gefunden auf der Erden / ein andersmahl habt ihr denſelben gefunden ohne Kopff / ohne Haͤnd zertruͤmmert / und gleichwol habt ihr denſel - ben noch als einen GOTT angebett. O Thorheit / was zu Truͤmmern gehet / was zerfaͤllet / was zu Grund gehet / hoch halten / anbeten / verehren / iſt eine Narrheit uͤber alle.

Was iſt in der Welt / was hat die Welt / das nit zu Truͤmmern gehet? Wo ſeynd Alexander der Groſſe / Pom - pejus der Groſſe / Carolus der Groſſe? ſie ſeynd nit mehr. Sie ſeynd zu Truͤmmer gangen / nit mehr groſſe / ſondern bloſſe. Wo ſeynd Ganimedes, Polidori, Narciſſi, lau - ter ſchoͤnſte Zucker-Kinder? wo ſeynd die Panthææ, die Helenæ, die Amalaſontes lauter Miracel der Schoͤnheit? Sie ſeynd nit mehr / ſie ſeynd zu Truͤm̃ern gangen / nit mehr Miracel, ſondern Mackel; wo ſeynd Plato und Strato, wo Anaxagoras und Pythagoras, wo Chriſippus und Ariſtippus? wo Iſocrates, Democrates? wo ſeynd dieſe Welt-Weiſe? ſie ſeynd nit mehr / ſeynd zu Truͤmmern gan - gen / nit mehr Welt-Weiſe / ſondern GOTT that ihnen die Welt verweiſen / nit mehr beruͤhmt in der Kunſt / ſon - dern worden zu einem Dunſt. Wo iſt der Coloſſus, das Wunderwerck zu Rhodis? wo das Mauſolæum? das Wunderwerck zu Caria? wo der Garten Cypri und Wunder Seulen Ptolomæi? Athen wo du? Carthago wo du? Jeruſalem wo du? Ninive wo du? Altes und Er - ſtes Rom wo du? Worms uñ Speyer wo Ihr? Wir ſeynd nit mehr / ſagen ſie ſelbſt / wir ſeynd zu Truͤmmern gangen; Wo vor dieſem ein Pallaſt geſtanden / iſt jetzt ein Moraſt /wo536Judas Iſcarioth / wolte ſein liederliches Ende nehmen ꝛc. wo vor dieſem die Mauren geſtanden / wachſen anjetzo die Maurachen / wo vor dieſem ein Thurn geſtanden / iſt an - jetzo ein Turnier-Platz / ꝛc. Wann die Welt und alles in der Welt der Unbeſtaͤndigkeit dergeſtalten unterworffen / daß alles zu Truͤmmern gehet / warum / O unvorſichtige Adams-Kinder / warum / O ſterbliche Erdwuͤrm! halt ihr noch ſo hoch die Welt? vertiefft Euch alſo in die Welt? vergafft Euch alſo an der Welt? laßt Euch alſo bethoͤren von der Welt? Surſum Corda, auf aufwerts mit euren Augen; auf aufwerts mit euren Gedancken / und betracht lieber das Ewige / tracht lieber nach dem Ewigen / gedenckt doch / daß euch GOtt der Allmaͤchtige das Hertz alſo er - ſchaffen / daß es unten-her zugeſpitzt / uͤber ſich aber aus - gebreit / als ſolle der wenigſte Theil des Menſchlichen Her - tzens gegen der Erde ſehen / ſondern das Meiſte hinauf ge - gen den Himmliſchen und Ewigen.

Ich haͤtte noch etliche Trachten von Fiſchen / weil ſich aber die Mahlzeit zu weit hinaus erſtrecket / alſo will ich fuͤr dißmal dem Tractament ein End machen / das alleine dem Leſer zu einer Nachricht hinterlaß ich / um weil alles in der Welt hin und her / alles hinter ſich und fuͤr ſich in der Welt; alles in der Welt auf und ab / alles in der Welt umkehrt / alſo ſoll er auch auf ſolche Weis die obangezoge - ne Reimen leſen / wordurch er an der laͤppiſchen Welt ihr nichtiges Weſen leicht erkennen wird.

Judas537

Judas der verruchte Menſch verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes.

NAchdem Judas zu dem Fiſch-Thor hinaus kom - men / hat er den geraden Weeg genommen nach dem Bach Gion, unweit demſelben iſt ein kleiner Wald entlegen / wohin er ſich gantz raſend begeben / maſ - ſen er ein Ort geſucht / wo er von keinem Menſchen moͤchte geſehen werden / ja es waren ihme nit allein die Menſchen - Augen zu wider / ſondern er glaubte / daß alle Creaturen und Geſchoͤpffe ihn thaͤten anfeinden / den geringſten Aſt an dem Baum / ſo von dem Wind gebogen wurde / hielte er ſchon vor eine Ruhten oder Geiſſel / die ihme der Him̃el drohe; als er nun beſagten Wald und ſchuͤtteres Holtz er - reicht / da hat er ſich auf einen groſſen Stein niedergeſetzt / mit den Zaͤhnen die Naͤgel ſeiner Finger zerbiſſen / und eine ziemliche Zeit in gantz ſtillen doch verwirrten Gedancken alſo geſeſſen / endlich in dieſe Worte ausgebrochen: O / ich ungluͤckſeeliger Menſch / ja ich bin nit werth / daß ich ſoll ein Menſch genennt werden / ich hab wider allen Glauben / Treue und Gewiſſen meinen Meiſter / meinen groͤſten Gutthaͤter verrahten / und bin Urſach / daß dieſe Unſchuld ſelbſt an den unverdienten Creutz-Galgen kommet / O was hab ich gethan? Meine Seel iſt hin / die hat keine Hoff - nung mehr einiger Nachlaß oder Verzeyhung / die Miſſe - that iſt zu groß / maſſen ich nach ſo viel ergangener Er - mahnung in meiner Bosheit verharret / nun iſt mein Amt hin / mein[ guter] Namen hin / das Geld hin / die SeelPars III. Y y yhin /538Judas dir verruchte Menſchhin / alles hin / ey ſo ſoll auch der Leib hin ſeyn / der nech - ſte Baum ſoll mir ein Galgen ſeyn. O verzweiffelter Schelm!

Willkomm / willkomm du tauſend Schatz / du gul dener Engel / du Herrſcherin meines Hertzens / du Theil meiner Seelen / du Aufenthalt meiner Gedancken. (Ich rede mit einer ſchoͤnen Jungfrauen) Wie vor dieſem unſer lieber HERR mit der Samaritanin bey dem Brunn gantz allein geredt / iſt es den Apoſteln faſt bald was frembdes vorkommen / etwann ruͤmpfft auch hieruͤ - ber einer die Naſen / daß ich mit einer Jungfrauen alſo eine freye Anſprach verfuͤhre / aber ich achte boͤſe Zungen wenig / die auch der Sonnen / dieſem ſo hellen Welt - Liecht / zuweilen einen Fehler ausſtellen. Willkomm / ſag ich noch einmahl / du mein einige Begnuͤgung / wann ich nur von dir hoͤre reden / ſo ergoͤtzt ſich mein Hertz / wann ich dich nur anſchaue / ſo wird mein Hertz ver - zucket / Ach / ach es iſt mein einiger Wunſch / in deinen Armen zu leben und zu ſterben. Wer iſt dieſe? fragſt du / Es iſt eine / ſag ich / uͤber-aus wohlgeſchaffne und wunderſchoͤne Jungfrau / in einem gruͤnen Kleid und Aufzug / ſo ihr uͤber alle Maſſen wohl anſtehet / laint ſich auf einen groſſen Schiff-Ancker / in einer Hand haltet ſie ein Lilien / mit der anderen wirfft ſie ein Traidt aus: Ihr adelicher Nahm heiſt Spes, Jungfrau Spe - ranza oder die Hoffnung. O guldener Schatz! in dich bin ich gantz verſchamorirt / kein Teuffel in der Hoͤll / kein Menſch auf Erden / kein Creatur in der Welt / ſoll mich von dir koͤnnen abſondern: Auch wann ich mit Ju - da meinen Heiland haͤtte verrathen / mit Caipha mei -nen539verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes. nen Erloͤſer haͤtte verfolget / mit Herode meinen JE - SUM haͤtte verſpott / mit Malcho meinen Seelig - macher haͤtte geſchlagen / mit Pilato meinen Troͤſter haͤtte zum Tod verurtheilt / mit denen Henckern und Hebraͤern meinen GOTT an das Creutz genaglet / ſo laß ich mich gleichwohl nit von dir / verzweiffle auf kein einige Weis / ſondern habe noch die Hoffnung / O Ed - le Jungfrau Speranza, trag noch die Hoffnung zu der grundloſen Barmhertzigkeit GOttes / daß ſie wolle / und thue meine Suͤnden verzeyhen.

Gehet her / Ihr Suͤnder in der gantzen Welt / deren Ich der groͤſte bin / kommt her / ich will zu euren Troſt ein einigen Buchſtaben veraͤndern in euren Namen / an ſtatt des Buchſtaben d. ſetze ich den Buchſtaben g. ſo dann heiſt ihr nit mehr Suͤnder / ſondern Singer: Singt eins mit mir / und zwar aus den Muſicaliſchen Noten / ut, re, mi, fa, ſol, la, nur zwey einige / nemlich das Mi, und RE. Da werdet ihr Wunder hoͤren / daß der barmhertzigſte GOTT Euch auch mit zweyen troſtreichen Noten / Re, Mi, wird entgegen ſingen / fangt an mit dem buͤſſenden David / Mi ſe RERE mei &c. So dann wird GOttes Stimm gleich erfolgen REMIttuntur tibi peccata tua. GOTTES Barmhertzigkeit verwirfft keinen Suͤnder / der ſich zu Ihr wendet / und von der Hoffnung / von der Jungfrauen Speranza nicht weichet.

Ich ſihe meinen Heiland JESUM auf dem ho -Matth. 17. hen Berg Thabor zwiſchen dem Moyſes und Elias, ſo allda erſchienen / und mit Ihme redeten; Nun iſt all - bekannt / wer und wie Elias geweſt ein ſtrenger / ein harter / ein eiferiger Verfechter der Goͤttlichen Ehr / ſoY y y 2gar540Judas der verruchte Menſchgar hat Er das Feuer von Himmel beruffen / damit daſſelbige die Suͤnder verzehre und in Aſchen lege / ſo gar hat Er den Himmel allerſeits eingeſchloſſen / daßNum. 12. nit ein Tropffen Waſſer auf die duͤrre durſtige Erde her - ab koͤnnen fallen / ꝛc. Wer und wie Moyſes geweſt / iſt auch keinem verborgen / Moyſes der allerſanfftmuͤtigſte Mann in der gantzen Welt / Vir mitiſſimus, dieſer thaͤt immerzu nichts anderſt / als den Goͤttlichen Zorn ſtillen. Elias thaͤt anzuͤnden / Moyſes aber loͤſchen. Moyſes hat mehrmahlen GOTT dem Allmaͤchtigen die Haͤnde gebunden / daß Er das boßhaffte Volck nit hat koͤnnen ſtraffen / der guͤtigſte Mann / der hat ſeyn koͤnnen / war Moyſes. Dieſer war alſo ein Entwurff der Goͤttlichen Barmhertzigkeit. Elias aber eine Abbil - dung der Goͤttlichen Gerechtigkeit; Wer aber gilt meh - rer aus dieſen? Moyſes, Moyſes, der ſtehet auf der rechten Hand CHRISTI JESU auf dem Berg Thabor; Die Barmhertzigkeit GOTTES / mercke wohl / O Suͤnder! hat den Vorzug / die Gerechtigkeit GOTTES / ſey getroſt / O Suͤnder / muß weichen / die Barmhertzigkeit GOttes iſt uͤber alle ſeine Werck / ſol - che Wort wiederholt der Koͤnig David in einem Pſalm ſieben und zwantzig mahl / O Jungfrau Speranza, deiner vergiß ich nimmermehr.

Joh. 80.

Petrus und Joannes, bezeugt das Evangelium, lieffen alle beede gar ſtarck und eilends nach dem Grab des HERRN JESU / Joannes aber / der lieff vor / weit ſchneller dann Petrus; Jungfrau Speranza das freuet mich von Hertzen / Joannes lauffet ſchneller / kommt ehender / Petrus bleibt hinden; Petrus hat denNa -541verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes. Namen von Petra, dem harten Felſen / aber Joannes wird verdolmetſchet Gratia, die Gnade; GOttes Gnad / GOTTes Barmhertzigkeit kommt ſeiner Gerechtigkeit weit vor / laufft ihr vor; das Adam ſchon erfahren / gleich bey Anbegin der Welt / ſobald er das verbotte - ne Confect hat koſt: O vorwitziges Koſten! Du biſt dran ſchuldig / das hat nachmals meinem Heyland ſein Leben koſt / ſobald Adam das Gebott uͤbertretten / hat er ſich / aus Antrieb des nagenden Gewiſſens / hinter dem G[e]ſtraͤuß verborgen; Der Allmaͤchtige GOTT ſteigt derenthalben vom hohen Himmel herab; Die Gerechtig - keit war bereits da / und wolte Ihme das Schwerdt in die Hand geben / aber die Barmhertzigkeit kommt Ihr vor / und gibt Ihm einen Oelzweig in die Hand / darumGen. 3. ſagt die Heilige Schrifft / daß dazumalen GOTT der HERR im Paradeis im kuͤhlen Lufft geſpazieret / als wolle Er gleichſam ſich in etwas abkuͤhlen / der im gerech - ten Zorn erhitzt war / und nachgehends den Adam ſelbſt geſucht / der von Rechts wegen Ihn haͤtte ſollen ſuchen / Ihn noch bey ſeinem Namen genennet / deme ſonſt ein anderer Titel haͤtte gebuͤhret / auch ſo gar gegruͤßt / dann aus den Anfangs-Buchſtaben der drey Wort: Adam Ubi Es, das A V E heraus kommt / Ja zuvor / wie GOTT der HERR im Paradeys geſpazieret / hat er Ihm einen Baum ſchon auserleſen / an deine er nach vier tauſend Jahren mit ſeiner angenommener Menſch - heit wolle fuͤr den Adam / und das geſambte Menſch - liche Geſchlecht / gecrentziget werden: O Goͤttliche Barm - hertzigkeit / du haſt keinen Grund / du haſt keine Zahl / du haſt kein Ziel / du haſt keine Maaß / deine Hoͤhe kanY y y 3Nie -542Judas der verruchte MenſchNiemand meſſen / deine Tieffe Niemand / deine Laͤnge Niemand / wann ich ſchon ſo viel Suͤnden auf mir / als Troͤpffel Waſſer im Meer / als Stern im Himmel / als Staͤubel im Lufft / als Sand auf Erden / als Graͤſel im Fruͤhling / ſo ſoll mich doch alles dieſes nit von mei - ner Liebſten Speranza abſchrecken / welche ſich ſo wohl verſtehet auf die Barmhertzigkeit GOTTES / mit Zuverſicht ſing ich MIſe RERE. Mit Troſt hoͤr ich /Iſa. c. 31. & tu REMIſiſti impietatem peccati mei.

Jungfrau Speranza, ſie hat ja einmahl geleſen /Tract. 1. in Confit. c. 11. was Pepinus ſchreibt von Einem? dieſer fuͤhrte einen ſehr uͤblen und laſterhafften Wandel / und / welches ſeine Bosheit vergroͤſſert / hat er niemahlen ſolche Suͤnden in dem Beichtſtuel entdeckt / ſondern je und allemahl mit ſtraͤfflicher Verſchwiegenheit ſolche verhuͤllt: Wie er aber in eine toͤdtliche Kranckheit gefallen / und man ihme bereits das Leben abgeſprochen / da hat er unver - weilt nach einen Beichtvatter geſchickt / deme er zwar einige Laſter entdeckt / aber mehrmahlen ein Suͤnde / welche ihm die abſcheulichſte dunckte / verſchwiegen / es naͤhert ſich allgemach der Tod herbey / vier Teuffel erſchienen ſichtbar in der Cammer fuͤr ſeinem Bett / und fangen ein Gezanck untereinder an / wer aus Ihnen ſolle dieſe Seel in die Hoͤlle fuͤhren / und ih - rem Obriſten Lucifer præſentiren? Mir / ſagt der Erſte / gebuͤhrt es auf alle Weis / dann ich hab ihn zu allererſt zum Fall gebracht: Ho / ho / ſagt der an - dere / gemach mit der Braut / ich hab dißfals ein weit beſſeren Zuſpruch / dann ich mit meinem Fleiß / undembſiger543verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes. embſiger Verſuchung bin Urſach geweſt / daß er in der Suͤnd verharret; Was! ſagt der Dritte / Ihr Bern - heuter! komme ich zu unſeren[ Obriſten] / ich will euch eins anfrimmen / indeme ihr wider alle Billigkeit und Fug wolltet dieſe Ehr mir abſpannen / wein gebuͤhrt es mehrer als mir / dieſe Seel hinunter zu fuͤhren / in - deme ich / und kein Anderer / ihme die Anleitung ge - geben / daß er ſo offt unwuͤrdig zu der Communion und hoͤchſten Altar Geheimnuß getretten; Der Vierdte hatte hierinnfalls wenig recht darzu / dahero er aus Neid geſagt: Ihr ſeyt drey groſſe Narren / und unwitzige Phan - taſten / daß ihr um dieſe Seel ſchon ſtreitet / indeme ſie doch noch im Leib / er kan noch beichten / kan noch Reu und Leid erwecken / da werdet ihr muͤſſen mit der langen Naſen abweichen. Wie das der Krancke ver - nommen / daß noch die Barmhertzigkeit GOTTES zu finden ſeye / ſo ſchickt Er alſobald nach dem Beicht - vatter / legt mit abſonderlicher Reue ein vollkommene Beicht ab / ſtirbt / und wird ein Kind der Seeligkeit. O Jungfrau Speranza! mit dergleichen Geſchichten / weiß ich / iſt ihr gar wohl gedienet / ſo iſt dann keine Zeit / auch ſo die Seel ſchon ſich will auf den Weeg nach der Ewigkeit machen / keine Zeit / ſprich ich / iſt zu ſpat / da die Barmhertzigkeit GOTTES nit kan angetrof - fen werden / keine Suͤnden ſo gros / die die Barmher - tzigkeit GOTTES nit kan ausloͤſchen; Nim̃ alle Suͤn - den der gantzen Welt / die ſchon geſchehen / die noch ge - ſchehen / und ins kuͤnfftig geſchehen werden / ſo ſeynd ſie ſo viel gegen der Barmhertzigkeit GOttes / als ein klei - ner Funcken gegen dem unergruͤndlichen Meer.

Wie544Judas der verruchte Menſch

Wie der alte und betagte Iſaac vermerckt / daß be - reits die Zeit herzu kommen / da er die Pilgerfahrt ſeines Lebens ſoll enden / da hat er ſeinen aͤltern Sohn den Eſau / angeredt / er ſoll doch die Muͤht auf ſich nehmen / bevor er ihme den letzten Segen ertheile / und mit ſeinem Bo - gen ſich in Wald hinaus begeben / ein Wildbraͤt faͤllen / dann er habe einen ſondern Appetit hierzu. O Me[i]n lie - ber alter Taͤdel / haͤtte einer koͤnnen ſagen / ein Wildbraͤt iſt eine zu harte Speiß fuͤr deinen ſchwachen Magen / ein junger ſtarcker Menſch hat zu thun / daß er dergleichen Fleiſch verdaͤu / fuͤr dich / mein Iſaac / pan Cotto, oder ein Coppauner-Sultz; oder ein Eyer-Kuͤchel taugt beſſer; Ein Wildbraͤt / ein Wildbraͤt will ich haben / ſagt Iſaac. Es hat ihme aber nachmals die Rebecca ein Boͤckel - Fleiſch zugericht. Alles diß war eine Figur und Vor - bedeutung. Iſaac / den auch ſein Vatter Abraham hat auf dem Berg wollen aufopffern / war eine Figur Chriſti des HErrn / deme auch vor ſeinem bittern Tod kein groͤſ - ſerer Appetit ankommen / als zum Wildbraͤt / zum Boͤ - ckel-Fleiſch / verſtehe hierdurch die Suͤnder. Seine Goͤtt - liche Barmhertzigkeit ſuchte die drey und dreyſſig Jahr nichts anders als Suͤnder / ja ſeine meiſte Converſation war mit den Suͤndern / mit den Publicanen und offenen Suͤndern / mit Magdalena der Suͤnderin / mit Matthæo dem Suͤnder / mit Zachæo dem Suͤnder / mit der Sama - ritanin der Suͤnderin / mit Diſma dem Schaͤcherer und Suͤnder. Am Oelberg hat Ihn ein Engel getroͤſt / da Er ſo haͤuffig Blut geſchwitzt / am Creutz hat Ihn kein Engel getroͤſt / da Er wol mehrer gelitten / weiſt warum? darum / am Creutz hat Ers nit vonnoͤhten gehabt / dann wie Er geſehen / daß ſeine Goͤttliche Barmhertzigkeit den groſſen Suͤnder Diſmas bekommen / ſo war Ihm diß ſchon Troſt genug. O Jungfrau Speranza, mir iſt das Hertznoch545verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes. noch ſo leicht / indeme ich ſihe / daß mein Heyland JEſus kei - nen Suͤnder verwirfft / ſondern noch denſelbigen ſucht und umarmet. Ein frecher Soldat fragt eineſt einen frommen und heiligen Mann / ob ſich GOtt der HErr auch erbarme uͤber einen Suͤnder? Worauf der Geiſtliche ihn entgegen gefragt / ob er ſeinen Rock / wann er einen Riß bekomme / hinweg werffe? als ſolcher mit Nein geantwortet / alſo / ſagt dieſer / thut GOtt auch den Menſchen nit verwerffen / den Er zu ſeinem Goͤttlichen Ebenbild erſchaffen.

Moyſes wolte auf eine Zeit / da er gar zu ſtarck in GOtt verliebt war / ſein Goͤttliches Angeſicht ſehen. Mein allmaͤchtiger Erſchoͤpffer / ſagte er / ich hab ſchon eine gerau - me Zeit ſo viel und groſſe Gutthaten von Dir empfangen / auch ſo vielfaͤltig mit Dir umgangen / ich / als Dein un -Exod. 33. wuͤrdigſter Diener / wanns halt ſeyn koͤnnte / daß ich Dein herrliches Angeſicht koͤnte ſehen / Deine Glori / Deine Glori moͤchte ich gerne anſchauen? Oſtende mihi Gloriam tuã. Das kan nit ſeyn / ſagte der Allmaͤchtige / daß meine Gott - heit mit leiblichen Augen koͤnne angeſehen werden / aber an ſtatt meiner Glori will Ich dir den Rucken zeigen / poſte - rior a mei videbis. Ich muß bekennen / daß ich mich nit ein wenig befremde uͤber ſolche Antwort / die der guͤtigſte Gott ſeinem ſo treuen Diener Moyſi gegeben / ſolle dann der Al - lerhoͤchſte auch eine Glori auf dem Rucken haben? Ja / ja / ja / GOtt wolte hierdurch ſagen / daß er kuͤnfftiger Zeit die Menſchheit werde annehmen / und da werde Er ſeine Glori auf dem Rucken haben. Dann Er werde das verlohrne Laͤmmlein ſo lang ſuchen / biß ers finde / und nachmals wer -Luc. 15. de Er ſolches auf Seine Achſel nehmen / wie dann dieſer gu - te Hirt alſo abgebildet wird / und dieſes verlohrne Lamm / verſtehe den Suͤnder / werde ſeine Glori ſeyn / poſteriora mea videbis.

Pars III. Z z zO guͤ -546Judas der verruchte Menſch

O guͤtigſter Heyland der Welt / ſo ſchaͤtzt ihrs deine Goͤtt - liche Barmhertzigkeit vor eine Ehr / vor eine Glori / wann ſie einen Suͤnder bekommt / der ſchon verlohren war / ſo faͤlleſt Du / barmhertzigſter Vatter / dem verlohrnen Sohn / ſo von ſeinem liederlichen Wandel zuruck kehret / wieder um den Hals: ſo ſucht Deine Grund-loſe Barmhertzigkeit mit dem Evangeliſchen Weibel den verlohrnen Groſchen / biß ſie ihn wieder finde; ſo verliebſt Du dich / wie ein anderer Moyſes, in eine ſchwartze Sephora, in eine ſuͤndige ungeſtalte Seele; So reſidirſt Du in einem rauhen und hart-ſtechenden Dorn - Buſch / ſo ein Sinn-Bild der Suͤnder / ſo ſtelleſt du Deinen Triumph nacher Jeruſalem an auf einer unbaͤndigen Eſe - lin / auf dero noch niemand geſeſſen / ſo gleichfalls ein Ent - wurff der Suͤnder / ſo hab ich und kein Suͤnder in der Welt Urſach zu verzweiffeln an Deiner Grund loſen Barmher - tzigkeit / dann ich ſing MIſeRERE, und Du liebſter JE - ſu thuſt mir antworten REMIttuntur tibi &c.

Jungfrau Speranza, ſie ſeye wohl auf / und laß ihr die Weil nit lang ſeyn / dann wann ſie melancholiſch iſt / ſo bin ich biß in Tod betruͤbt / ich will ihr etwas erzehlen / war - ob ſie ein abſonderliches Wohlgefallen ſchoͤpffen wird / mit dero E[r]laubnuß fang ich an. An. 1149. war zu Salerno ein Teuffels Banner und Haupt-Zauberer / welcher dem Doctor Fauſt gar nichts nachgeben / deſſen Namen war Petrus Abailardus, wie dieſer 93. Jahr erreicht / da ſeynd ungefehr in ſeiner Abweſenheit zwey ſeiner liebſten Enckel uͤber die verruchte Buͤcher kommen / Krafft deren er ſo lan - ge Zeit die Hoͤlliſche Larven in ſeinem Gehorſam hatte / und weil ſie der Zauber-Kunſt unerfahren / alſo ſeynd ſie von den Teuffeln umgebracht worden / welcher unverhoffte Tod dem Abailardo alſo zu Hertzen gangen / daß er etliche Stund faſt Verſtand-los dahin gelegen / endlich / nachdemer die547verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes. er die entwichene Lebens-Geiſter wieder erholt / machte er ſich gantz ſchleunig auf / aber was glaubt ſie Speranza, daß er angefangen? etwan / wie in dergleichen Zufaͤllen oͤf - ters geſchehen / hat er einen Strick ertappt / wormit er ſei - nen alten Brod-Sack zugebunden? dieſe Gedancken ſeynd meiner liebſten Speranza nit! Abailardus wird von der Goͤttlichen Barmhertzigkeit getroffen / ſein Hertz wird ihmPagar. tom. 2. f. 223. durch einen Goͤttlichen Gnaden-Pfeil alſo beruͤhret / daß er den geraden Weeg geloffen nach der Kirchen des H. Be - nedicti, allwo er mit gebogenen Knien vor einem an der Wand gemahlten Crucifix-Bild drey Tag und Nacht an - einander geweint / geſeuffzt / und ſeine groſſe Suͤnden be - reuet / daß endlich den dritten Tag den 25. Martii, damalen der Charfreytag / das Crucifix-Bild gegen ihme das Haupt geneigt / dardurch zu verſtehen gegeben / daß nun - mehr ihme ſeine Suͤnden ſeynd vergeben / worauf er alſo - bald den Geiſt aufgeben / das Bild aber auf den heutigen Tag wird mit geneigtem Haupt alſo geſehen / und leuchtet mit groſſen Miracul und Wunder-Wercken.

O Speranza, was doch meine bißweilen kleinmuͤtige Gedancken mehrer vertreiben / als dergleichen Geſchich - ten; wann ich lieſe / wie der Laban ſo ſorgfaͤltig ſeine gul - dene Goͤtter geſucht / und derenthalben den Jacob fuͤr ei - nen Dieb gehalten / da unterdeſſen die argliſtige Rachel ſolche unter dem Stroh verborgen / ſo muß ich lachen / daß der bethoͤrte Tropff / jene guldene Talcken vor Goͤtter gehalten / die von den Diebs-Haͤnden haben koͤnnen ent - frembdet werden / aber der / der GOtt / den mir niemand nehmen kan / auf deſſen Barmhertzigkeit ich mich gaͤntz - lich verlaſſe / der / der iſt wohl ein guldener GOtt; ſcheinet es doch / daß er wie der ausgewaidte Fiſch Tobiaͤ gar keine Gall habe: Cui proprium eſt ſemper miſereri & parcere. Z z z 2Nichts548Judas der verruchte MenſchNichts als Guͤtigkeit iſt an ihme / und wann ich nit wuͤſte / daß Ihn die uͤbergebenedeyte Jungfrau Maria haͤtte ge - ſaͤuget / ſo glaubte ich gaͤntzlich / die Barmhertzigkeit waͤre ſeine Ammel geweſt / aber / aber / iſt doch Maria auch eine Mutter der Barmhertzigkeit.

Petrus tritt auf eine Zeit zu unſerm lieben HErrn / und ſprach zu Ihm: Mein HErr / wann einer ſuͤndiget / wie offtMatth. 18. ſoll ich ihm vergeben? biß ſiebenmal? O mein Peter / auf ſolche Weiſe waͤreſt du gar ein ſcharpffer und ſcrupoloſer Beicht-Vatter / moͤchte einer ſchier ihme noch einbilden / der Himmel waͤre fuͤr die Gaͤns gebauet / dann wer wuͤrde ſol - cher Geſtalten denſelben erlangen? wir ſeynd ja elende zer - brechliche Menſchen. JEſus aber ſprach zu dem Petro / nit nur ſiebenmal / mein Peter / das waͤre meiner Barmhertzig - keit gar zu wenig ſondern auch bis ſiebenzigmal ſiebenmal; gibt hierauf die Gleichnuß von dem Koͤnig / deme ſein Knecht zehen tauſend Pfund ſchuldig war / weil er aber nit hatte zu bezahlen / und den Koͤnig derenthalben um Vergebung und Nachlaß gebetten / ſo hat er ihme die gantze Schuld ge - ſchenckt. Es iſt keine Zahl der Suͤnden / keine Schwehre der Suͤnden / keine Maͤnge der Suͤnden / keine Groͤſſe der Suͤn - den / von der ſich die Barmhertzigkeit GOttes laͤſt uͤberwin - den. 1000000000 mal geſuͤndiget / wider das erſte Gebot. 200000000000 mal geſuͤndiget wider das ander Gebot. 30000000000 mal geſuͤndiget wider das dritte Gebot. 40000000000 mal geſuͤndiget wider das vierdte Gebot. 50000000000 mal geſuͤndiget wider das fuͤnffte Gebot. 60000000000 mal geſuͤndiget wider das ſechſte Gebot. 70000000000 mal geſuͤndiget wider das ſiebende Gebot. 80000000000 mal geſuͤndiget wider das achte Gebot. 90000000000 mal geſuͤndiget wider das neundte Gebot. 100000000000 mal wider das zehende Gebot / iſt alles / al -les /549verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes. les / gegen der Barmhertzigkeit GOttes / wie ein Senff - Koͤrnlein gegen dem groſſen Berg Olympo. Getroſt / O Suͤnder dahero / ſing nur MIſe RERE, ſo wird dir nit ausbleiben das REMIttuntur.

Jungfrau Speranza, beliebt ihr ein wenig ins Feld hin - aus zu ſpaziren / und eine friſche Lufft zu ſchoͤpffen / es wird ſie gar nit reuen / abſonderlich wann wir auf den Acker kom - men / von deme der Evangeliſt Matthæus gar ausfuͤhrlicheMatth. 13 Meldung thut; da er ſagte / daß ein Hauß-Vatter einen ſehr guten Saamen habe ausgeſaͤet auf ſeinen Acker / als aber die Leute im ſanfften Schlaff begriffen / da kame der Feind / und ſaͤete Unkraut unter den Waitzen / wie nun ſolcher nach - mals in die Hoͤhe gewachſen / da ließ ſich auch das Unkraut[ſ]ehen / wie ſolches die Knechte wahrgenommen / konnten ſie ſich nit genugſam daruͤber verwundern / wo Teixel das Un - kraut herkomme / indeme ſie vergewiſt waren / daß ihr Herr / als ein trefflicher Wirth / lauter des beſten Waitzen auf den Acker geworffen / thun ſich derohalben ſelbſt und freywillig anerbieten / daß ſie hierinnfalls ihren Fleiß und Arbeit nit wollen ſpahren / ſondern gleich jetzt hinaus gehen / und das Unkraut ausrauffen. Das nit / ſagte der Hauß-Vatter / das will ich nit haben / es gefaͤllt mir zwar eure Emſigkeit / aber dieſe Arbeit laſt unterwegs / Ich will haben / daß das Unkraut mit ſambt dem Waitzen aufwachſe / ꝛc. Warum / mein Herr / warum? darum / dieſer Hauß-Vatter iſt unſer lieber HErr / ob ſolcher ſchon ſiehet daß unter ſeinem Wai - tzen viel Unkraut / unter den frommen Menſchen viel Boͤſe und Laſterhaffte gefunden werden / wann ihme ſchon die Goͤttliche Gerechtigkeit immerzu in den Ohren ligt / er ſoll das Unkraut laſſen ausrotten / ſo laͤſt Er / aus Antrieb ſei - ner Grund-loſen Barmhertzigkeit / ſolches nit zu / ſondern vergonnt dem Unkraut / daß es mit dem Waitzen aufſchieſ -Z z z 3ſe /550Judas der verruchte Menſchſe / aus Urſachen / weil aus dem Unkraut / gar offt der be - ſte Waitzen wird. Das iſt ein anders / O Speranza! Ein Unkraut iſt geweſt Magdalena, ein Unkraut Maria aus Egypten / ein Unkraut Pelagia, ein Unkraut Thais, ein Unkraut Theodora, ein Unkraut Affra, ein Unkraut Manaſſes, ein Unkraut David, ein Unkraut Bonifacius, ein Unkraut Cyprianus, ein Unkraut Geneſius, ein Un - kraut Ardelio, ein Unkraut Moyſes ein Moͤrder / ein Un - kraut Landelinus, ein Unkraut Oneſimus, ein Unkraut Vale[riana]ein Unkraut Theobaldus, ein Unkraut Bo - nonius, ein Unkraut Natatius, ein Unkraut Theodolus, ein Unkraut Theophilus, ein Unkraut Auguſtinus, ein Unkraut Guilelmus, und gleichwol diß Unkraut ſambt tauſend und tauſend und aber tauſend iſt durch die Barm - hertzigkeit GOttes in den edelſten Waitzen verkehrt wor - den; Aus gemeinen Bettlern / aus Schelmen / aus Dieben / aus Moͤrdern / aus Zauberern / aus Gottslaͤſterern / aus Ketzern / aus groͤſten Boͤßwichtern / die groͤſte Heiligen worden.

1. Reg. c. 17.

Vor dem groſſen ungeheuren Groß-Schedel Goliath / hat ſich das gantze Volck Iſrael geforchten / endlich meldet ſich ein roth-kopffeter junger Schaff-Hirt an / mit Namen David / daß er wolle mit dem groſſen Flegellanten eines wagen / ſo zwar anfangs von dem meiſten Volck ausge - lacht worden / welches vor unmoͤglich gehalten / daß ein ſol - ches kleines Buͤrſchel ſoll den ungeheurigen Fleiſch-Thurn uͤberwaͤltigen: Der Saul ſelbſt glaubte / daß eine ſolche Mucken wider den Elephanten wenig werde ausrichten / aber David brach endlich hervor mit der Prob / und ſagte dem Koͤnig ins Geſicht / daß er zwar ein Hirt ſeye / aber ſchon manche heroiſche That begangen / dann / wann ein Loͤw / oder ein Baͤr / oder ein anders Thier / ſagte er / iſt kom -men /551verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes. men / und mir ein Laͤmbl / einen Widder hinweg getragen / da bin ich ihm nachgejagt / hab ihn erwuͤrgt / und hab ihm den Raub wieder aus dem Maul heraus geriſſen.

Was David gethan / das thut noch alle Tag die Barm - hertzigkeit Gottes: Der hoͤlliſche Loͤw / dieſer bruͤllende Ran - ber / ſolches verdammte Unthier / reiſt da und dort ein Laͤmbl hinweg von der Heerde Chriſti / aber die Goͤttliche Barm - hertzigkeit jagt ihm nach / und reiſt ihm ſolchen Brocken wieder aus dem Rachen heraus. In dieſem Rachen bin ichlib. 6. c. 97. Revel, ſchon geſteckt / ſagt jener vornehme Herr / von dem der Heil. Birgitæ geoffenbaret worden / indeme ich 60. gantzer Jahr einen Pact mit dem Satan gehabt / und mich ihme ſchrifft - lich und muͤndlich ergeben / endlich gleichwol durch Vorbitt der Mutter Gottes / mit dero Schmertzen ich biß weilen ein Mitleiden gehabt / habe noch vor meinem Tod eine vollkom - mene Reue und Leid erweckt / und alſo ein Kind der Seelig - keit worden. In dieſem Rachen bin ich ſchon geſteckt / ſagtMetaph.[in.]vit. Neanias, der ich ein Blut-gieriger Verfolger der Chriſten unter dem un-Menſchen Diocletiano geweſt / aber die Barmhertzigkeit GOttes hat mich wieder heraus geriſſen / dann Chriſtus JEſus ſelbſt vom Himmel geſtiegen / mich mit eignen Haͤnden getaufft / und den Namen Procopi ge - ben. In dieſem Rachen bin ich ſchon geſteckt / ſagt Mutius, weil ich viel Jahr ein Moͤrder / ein Rauber geweſt / aber Got - tes Barmhertzigkeit hat mich wieder heraus geriſſen / und mich zu einem ſo vollkommenen Wandel gebracht / daß ich neben andern Wunderwercken / ſo gar auch die Sonne / wie ein anderer Joſue / hab von ihrem Lauff zuruck gehal - ten. In dieſem Rachen bin ich ſchon geſteckt / ſagt Andreas Naddini, dann ich mein Leben in den groͤſten Laſtern und Gottslaͤſterung zugebracht / auch nit einmal in die Kir - chen gangen / vielweniger ein Vatter unſer gebett / hab ſogar552Judas der verruchte Menſchgar aus Grim̃ und Zorn das Bildnus Chriſti und ſeiner ge - benedeyten Mutter Mariaͤ in das Feuer geworffen / bin a -Sutius. 19. Sept. ber gleichwol kurtz vor meinem Tod wieder aus ſolchem Rachen von der Barmhertzigkeit Gottes geriſſen worden / indeme ich durch Vorbitt der H. Catharinæ Senenſis eine rechte vollkommene Beicht abgelegt / und als ein Kind der Seeligkeit von dannen geſchieden. In dieſem Rachen binPrato ſto - rit. ich ſchon geſteckt / ſagt die Baas oder Maim des H. Eremi - ten Abraham, dann ich eine lange Zeit in einem offent - lichen Wirths-Hauß ein offentlichen Schleppſack abge - ben / und mich in allen Laſtern herum gewaͤltzt / aber die Barmhertzigkeit Gottes hat mich wieder heraus geriſſen / und bin ich durch Anleitung meines Vettern Abrahams zu ſolcher Vollkommenheit gelangt / daß nachmals Gott durch mich viel Wunder-Wercke gewuͤrcket. In ſolchem Ra - chen bin ich ſchon geſteckt / ſagt jener Juͤngling bey Diſcipu - lo, dann ich mit meiner eigenen Schweſter geſuͤndiget / meinen eignen Vatter ermordet / aber die Barmhertzigkeit Gottes hat mich wieder heraus gezogen / daß ich durch eine Predig / worinn Gottes Barmhertzigkeit hervor geſtri - chen worden / bewoͤgt / meine Suͤnden gebeicht / und ſolche vor einem Marianiſchen Veſper-Bild dergeſtalten bereuet / daß mir das Hertz zerſprungen / da aber das Volck vor mei - ne Seele wolte beten / iſt vom Himmel eine Schnee-weiſe Tauben herabgeſtiegen / einen Zettel aus dem Schnabel fallen laſſen / worinn mit guldenen Buchſtaben geſchrieben geweſt / daß ich bereits das Angeſicht GOttes anſchaue. In Prom -[ptu]Ex. 21.In ſolchem Rachen bin ich ſchon geſteckt / ſagt die groſſe Stadt Ninive ꝛc. Still / ſtill mit dergleichen Exempel / und Beweißthuͤmern der Goͤttlichen Barmhertzigkeit; Speranza, mein einiger Schatz / dafern ich mehrere der - gleichen ſolte anhoͤren / ſo wuͤrde mir mein Hertz zerſchmel -tzen /553verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes. tzen / wie der Schnee vor der Sonnen / O Hertz weit haͤrter / als der Felſen / woraus Moyſes das Waſſer erweckt. O Gemuͤth weit unempfindlicher als der Ambos / worauf Tubalcain das Eiſen geſchmidet: O Menſch weit kaͤlter als das Eis / auf deme die muthwillige Herodias gedanzt; Wann du an der Barmhertzigkeit GOttes verzweiffleſt; wann du deine Miſſethaten groͤſſer halteſt / als die Barm - hertzigkeit GOttes; Haͤtte ich die Suͤnden auf mir aller Verdampten in der Hoͤll / haͤtte ich alle Laſter / zu denen der boͤſe Feind koͤnne anreitzen; haͤtte ich ſo viel Miſſetha - ten / was nit nur dieſe Welt / ſondern noch tauſend andere Welt koͤnnen begehen / ſo wuͤrde ich dannoch mit meiner Liebſten Speranza bey der Barmhertzigkeit GOttes an - klopffen / bin verſichert / daß ſie mich nicht werde ausſchlieſ - ſen; dann ich behalt noch wohl bey mir jene Wort / welche der HErr und Heiland der S. Catharinæ Senenſi geſagt / daß ihn nemlich mehrer ſchmertze / und mehrer mißfal - le / wann ein Suͤnder in ſeinem letzten Sterb Stuͤndel an ſeiner Barmhertzigkeit verzweifflet / als alle ſeine vorhe - ro unzaͤhlbare begangene Suͤnden / daher ſehr rathſam / daß man den Sterbenden nichts ſo eiferig / nichts ſo offt vortrage / als die grundloſe Guͤte GOttes.

O mein HErr JESU! die Hebraͤer haben insgemein ſchon dahin geredt von dir / daß du gar zu gut ſeyeſt / und ſo gar nit weigereſt die Geſellſchafft der Phariſaͤer / welche von maͤnniglich fuͤr Haubt-Schelmen ſeynd gehalten worden; Einmal wollten ſie noch die Prob nehmen / und erfahren / ob dann gar kein Gall in dir / zu ſolchem End ſie ein Weibsbild / welche in wuͤrcklichem Ehebruch er - tappt worden / vor deine heiligſte Perſohn gefuͤhret / du ſolleſt auch deine Meynung beylegen / ob ſie ſoll nach demPars III. A a a aGeſatz554Judas der verruchte MenſchGeſetz Moyſis verſteiniget werden? Du aber / O Heiland! haſt die Augen auf die Erde gewendt / auf die Erde ge - ſchrieben / und ſo dann die arme Haut frey und los gelaſ - ſen; haͤtte dann nit ſollen dieſer Schleppſack billich ge - ſtrafft werden? Dann die allzugroſſe Guͤtigkeit denen Laſteren mehrer Unterſchleiff gibt. Ich / ich / ſagt mein guldener JESUS / auf die Erde hab ich geſchaut / hab die Erde betracht / und anbey zu Gemuͤth gefuͤhrt / daß der Menſch aus der Erden / und folgſam ein gebrechliches Ge - ſchirr / dahero ein hertzliches Mitleiden getragen mit dieſer Suͤnderin / und trage noch ein Mitleiden mit allen Suͤn - dern.

O mein Heiland! auf ſolche Weiſe kommt jetzt heraus /Actor. 11. was du einmal dem Himmels-Portner Petro in einer Fi - gur gezeigt haſt / da er nemlich geſehen ein groſſes leinenes Tuch vom Himmel herab laſſen mit den vier Zuͤpffen; in dem Tuch aber waren allerley wilde Thier / ſo gar Schlan - gen und Krotten / auch allerley Voͤgel / worauf dem Petro geſagt worden / dieſes ſey ſeine Speiß / nach ſolchen iſt das leinene Tuch / ſamt den Thieren / wieder in Himmel ge - nommen worden: Mercks Peter! hat es geheiſſen / du wirſt die Schluͤſſel zum Himmel haben du muſt dir aber nit ein - bilden / daß du lauter unſchuldige Laͤmmlein und Tauben werdeſt einlaſſen / ſondern auch andere Thier / auch leicht - fertige Krotten / auch verſtohlene Galgen-Voͤgel / auch allerley gottloſe Beſtien! Dann meine Goͤttliche Barm - hertzigkeit erſtreckt ſich zu allen / abſonderlich aber zu den Suͤndern / mit denen ich wegen ihrer Gebrechlichkeit und Schwachheit ein Mitleiden trage.

Hertzige Speranza, ſie muß es mir nit fuͤr ungut aufnehmen / wann ich noch einige Geſchicht beyſetze / wo -ran555verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes. ran wir beede ein ſattſame Begnuͤgung haben werden! Ich kan nit gnug preiſen die unendliche Liebe / welche der guͤtigſte GOTT zu uns ſuͤndige Menſchen traͤgt: Ich hab einmal in einem ſehr weiſen Natur-Kuͤndiger geleſen / wie man koͤnne in Erfahrenheit bringen / ob Einer oder Eine verliebt ſeye? Man ſolle / lehret Er / zum Exempel / dem Fer - dinand an die Puls greiffen / und etliche Namen nach - einander daher ſagen v. g. Anna! die Puls alterirt ſich nit. Chriſtina! die Puls gehet wie zuvor; Eleonora! die Puls aͤndert ſich nit; Sabina! die Puls laufft wie al - lezeit. Thereſia! da zappelt die Puls / ſchlaͤgt ſchneller / verrath die Lieb / welche der Ferdinand traͤgt zu der The - reſel / ꝛc. Wann ich haͤtte armſeeligſte Creatur bey dem Ochſen duͤrffen ſtehen im Stall zu Behlehem / und dem guldenen JEſus Kindl die Puls greiffen / und nachmals auf dem Berg Calvariæ bey dem Schaͤcher haͤtte duͤrffen ſtehen / und gleichfalls die Puls greiffen an dem ausge - ſpannten Arm meines Heylands JESU; wann ich bee - der Orthen geſagt haͤtte. V. g. Engel! ſo haͤtte ſich die Puls nit alterirt: Ertz-Engel! ſo waͤre die Puls gangen wie zuvor: Cherubin! ſo haͤtte ich keine Aenderung an der Puls geſpuͤret; Scraphin! ſo haͤtte die Puls den ordi - nari-Lauff gehabt: Aber wann ich haͤtte angefangen zu ſchreyen / Menſch / Menſch! Suͤnder / Suͤnder! ſo bin ich verſichert / die Puls meines Erloͤſers haͤtte ſich mercklich alterirt / vor Freuden zappelt / und die unendliche Liebe gegen den Suͤndern offenbahret / und gegen den Men - ſchen / die Ihn ſo offt und vielfaͤltig beleidiget / nit aber ge - gen den Engeln / maſſen Er die Menſchen erloͤſt / ſo mehrer geſuͤndiget / nit aber die Engeln erloͤſt / ſo weniger geſuͤndi -A a a a 2get.556Judas der verruchte Menſchget. Mein Speranza aber / ich wil noch meinem Verſprechẽ nachkom̃en / und die angefangene Hiſt. in Kuͤrze beytragen.

Ein Weib hat einen harten Mann gehabt / der faſt genaturt war / wie der Eſau / Hiſpidus, tauh und grob / da doch ein Mann darum ein Mann genennt wird damit er ſoll lernen ein Manier zu gebrauchen / aber etliche ſeynd dergeſtalten grobe Holtz / daß auch der Hencker kaum moͤchte Scheiter daraus klieben: Dieſer tractirte ſein armes Weib oͤffters am Tag mit harten Streichen. Erſt - gedachtes bedrangtes Weib wuſte nicht / wie ſie doch moͤcht ſolche Tyranney vermeyden / ſucht endlichen einen Raht bey einer alten Vettel und geſchimmleten Rotzge - ſchirr / ſie woll ihr ein Mittel an die Hand geben / wormit ſie machen koͤnne / daß ihr Mann ſie lieb habe. Die alte verſpricht es / und citirt alſobald den Teuffel / traͤgt ihm vor / er ſolle ohne Verzug zu wegen bringen / aufdaß der Mann dieſes Weib hinfuͤro lieb und werth halte / Ja ant - wortet der Schwarze / aber ſie muß zuvor das einige Kind und Soͤhnlein / ſo ſie hat / umbbringen / welches auch ge - ſchehen. Der Sathan war noch mit dieſem nit zufrieden / ſondern begehrt noch / daß ſie GOTT / den Tauff / den Glauben / die Anruffung der Heiligen gaͤntzlich verlaug - ne und abſage / welches ſie alles gethan / damit ſie nur ſicher von ferneren Streichen ſeyn moͤge / als dieſe aber nach Haus kommen / hat ſie der im Wirths-Haus be - rauſchte Mann noch haͤrter als einmal empfangen. Weil ſie nun geſehen / daß auch des Teuffels Hilff ihr zu keiner Beſſerung gedeyet / alſo hat ſie ſich in die Flucht begeben / da ſie aber kaum ein Meil von Haus / iſt ihr der boͤſe Feind in der Geſtalt ihres Manns begegnet / und ihr die beſte Wort geben / mit kraͤfftiger Verſprechung / daß er ihr hin -fuͤro557verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes. fuͤro das geringſte Leyd nit woll anthun / weil ſie nun ſol - chen Worten Glauben geben / und zimlich getroͤſter nach Haus kommen / da hat der rechte Mann mit mehrmahli - gen Schlaͤgen alſo mit ihr verfahren / daß ſie nicht gewuſt / wohin ſie ſich wenden ſolle / und weil er aus ihren Wor - ten wahrgenommen / daß ſie habe fliehen wollen / alſo hat er ſie dergeſtalten tractiret / daß man augenblicklich ver - meint / ſie werde den Geiſt aufgeben / weſſentwegen ſie um GOttes Willen gebetten und geſchryen um einen Beichtvatter / welches er ihr in allweg gewaigert. End - lich iſt jemand / unwiſſend ſeiner / um den Geiſtlichen ge - loffen / ſo auch gar bald ſamt dem hoͤchſten Gut erſchie - nen / dem aber der tyranniſche Mann die Hausthuͤr ver - riglet. Jetzt Speranza, mercke ſie wol auf / was ſich fer - ners zugetragen. Dieſe hat GOtt verlaugnet / die Mut - ter GOttes verlaugnet / alle Heiligen verlaugnet / alle Sacramenta verlaugnet / und hatte noch uͤber alles diß keinen Beichtvatter an der Hand; Soll dann hier die Barmhertzigkeit GOttes auch noch etwas wuͤrcken koͤn - nen? Freylich / freylich / weil ſie den Beichtvatter nit bey Ihr konte haben / ſo hatte ſie nach Moͤglichkeit geſchryen / er ſolle ſie doch durch die hoͤlzerne Wand hoͤren: HErr / ich klag mich an / ſagte ſie / ich hab geſuͤndiget / ich hab mein einiges Kind ermordet / ich hab mich mit Leib und Seel dem boͤſen Feind verſchrieben; Ich hab Chriſtum meinen Erloͤſer verlaugnet / worauf ihr der Prieſter die Abſolu - tion geben / ſie aber alſobald Tods verſchieden / und mercks wol / O guldene Speranza, und ſo wol der Prieſter / der Mann / als andere Gegenwaͤrtige haben geſehen / daß ihr Seel in groſſen Glanz von den Engeln in Himmel ge -In Promp. Exempl. 26. tragen worden. Alſo ſchreibt Diſcipulus

A a a a 3Gelo -558Judas der verruchte Menſch

Gelobet und gebenedeyet ſeye nunmehr die Goͤttliche Barmhertzigkeit / jetzt ſchreckt mich nit mehr die Ausle - gung / als ob gar wenig zur Seeligkeit gelangen; um weilen aus ſo viel tauſend / tauſend Menſchen nur zwey ins gelobte Land kommen. Es ſchreckt mich nit mehr die Auſſag / als ob die Helffte der Catholiſchen Chriſten ſol - len aus dem Himmel verſchloſſen werden / um weilen auch die Helffte der zehen Jungfrauen von dannen banniſirt worden; Es ſchreckt mich nit mehr die Lehr / als ſolle der Theil der Seeligen und Auserwaͤhlten gar klein ſeyn / in - deme nur acht Perſonen in der Archen ſalvirt worden / die andere alle im Suͤnd-Fluß ertruncken. Es ſchreckt michApoc. 20. nit mehr jene Gloſſa uͤber das Buch Apocal. allwo mehrer Buͤcher / worinn die Verlohrne gezeichnet ſeyn / auf und vortragen werden; nur ein Buch aber / worinn die Namen der Auserwaͤhlten geſtanden: Diß alles ſchreckt mich nit / um weilen ich weiß / nach Auſſag des Koͤnigs Davids / daß ſeine Barmhertzigkeit ſey uͤber alle Werck; daß mit ſeiner Barmhertzigkeit der gantze Erdbo - den ſey angefuͤllt / daß er ſo wenig unſerer nit erbarmen kan / als da nit kan / ein Vatter / ein Mutter ſich nit er - barmen uͤber ſein Kind / daß einer allein aus ſo vielen ein - geladenen Gaͤſten nur iſt ausgeſchloſſen worden / um wei -Matth. 22. len er kein hochzeitliches Kleid angetragen. Ich meines theils halt fuͤr glaublich / daß drey Theil der Catholiſchen Kirchen durch die Barmhertzigkeit GOttes / und ſeine grundloſe Guͤtigkeit / die unzergaͤnzliche Cron der ewigen Seeligkeit erlangen; Anderſt / anderſt laͤſt mich ein hold - ſeelige Speranza nit reden. Wolan / O hertzige Jung - frau! Sie gebe mir ihre Schnee-weiſſe Haͤndlein / jezt / jezt / laß ich ſie nimmermehr von mir / jetzt und allemal / wirdSie559verzweiffelt an der Barmhertzigkeit GOttes. Sie mit mir ſingen. O was hat ſie fuͤr ein Engliſche Stimm! Singen wollen wir beede MIſeRERE MI - ſeRERE mei DEUS! Der Gnaden-Thon kommt ſchon wieder zuruck: REMIttuntur REMIttuntur tibi peccata tua!

Judas / der verfluchte und verzweiffelte Geſell / aus Anleitung des boͤſen Feinds erhaͤngt ſich ſelbſt.

NAchdem nun allen Goͤttlichen Gnaden und Erleuchtungen in dem Iſcariothiſchen Her - tzen der voͤllige Paß verſperret worden / und in beſagtem Boͤswicht nit ein Tropffen Blut mehr zu finden war / der da von einem redli - chen und ehrlichen Menſchen herruͤhrete / alſo hat er ohne viel Verweilung den Strick / mit dem er die Kleider aufge - guͤrtet hat / gantz raſend herab geloͤſt / ſolchen an ſeinen die - biſchen Hals gelegt / den nechſten Baum / welcher gleich - ſam von Natur zu einen bequemlichen Galgen alſo erwach - ſen / mit abſonderlicher Huͤlffe des boͤſen Feinds hinauf ge - klettert / daſelbſt mit dem Strang ſein eigener Hencker worden / auch ſo lang mit den Fuͤſſen gezappelt / den Leib hin und her geſchwungen / biß ſolcher in der Mitte vonein - ander zerſprungen / und nachmals die verdammte Seele ſamt dem ſtinckenden Ingewaid das elende Loſament ver - laſſen / und zum Teuffel in die unterſte Hoͤll gefahren.

Beda bezeugt / daß ſolcher ungluͤckſeelige Baum aufde Paſe, c. 8. den heutigen Tag zur ewigen Gedaͤchtnus dieſes ver - zweiffelten Boͤswichts noch ſtehe / und im̃erzu gruͤne undnach -560Judas der verfluchte und verzweifflete Geſellnach wachſe. Solcher Baum ſoll / nach Auſſag Andreæ Zoni, ein wilder Feigenbaum ſeyn. Zu Coromandel in dem Orientaliſchen Indien wird ein Baum nit viel ungleich Blaͤtter halber / dem Feigenbaum geſehen / wel - cher ein Frucht traͤgt wie ein Beutel / wann ſolche zur Zei - tung kommt / ſo wird ſie auch hohl / und findet man darinn drey und dreiſſig breite weiſſe Koͤrner / faſt ſchier ſo groß als ein Funffzehner / weil ſolche Frucht nun in allem dem Judas Beutel ſo eigentlich gleichet / alſo wird auch be - ſagter Baum der Judas-Baum genannt. Andere Leh -Vincent. Mar. in Itin. Orie. l. 4, fol. 366. rer / wie Oecumenius, Theophilactus, Pappias, uñ noch mehrere / beſchreiben den elenden Untergang des Judæ Iſcarioths anderſt / und wollen es behaupten / als waͤre der Boͤswicht zur groͤſſerer Schand / und mehrern Un - heil noch laͤnger beym Leben geblieben / auch endlich an der Waſſerſucht verreckt / auf einen ſeinen Grund / und wei - len ein Wagen uͤber ihn gangen / ſey die Viehiſche Wam - pen von einander zerſchnellt / und alſo das Ingewaid ſamt allem Wuſt heraus geſchuͤttelt worden. Glaub - wuͤrdiger aber ſcheint zu ſeyn die Beſchreibung des Evan - geliſten Matthæi, welcher gar deutlich bezeugt / daß ſich Judas mit dem Strick ſelbſt erdroßlet habe.

Des Judæ Nachfolger iſt geweſt Achitophel, ein Hof - Herr bey dem Koͤniglichen Prinzen Abſalon, als ſolcher undanckbarer Sohn und Ehrſuͤchtiger Fuͤrſt nach der Cron ſeines Herrn Vatters getracht / und ſtoltzmuͤtig geglaubt / er wuͤrde der Regierung beſſer anſtehen / als David ſein Herr Vatter / dahero er ſchon ein zimliche Mannſchafft beyeinander gehabt / des Willens / den David unverſe - hens zu uͤberfallen / wollte aber ſolches auf keine Weiswerck -561aus Anleitung des boͤſen Feinds erhaͤngt ſich ſelbſt. Werck-ſtellig machen ohne Berathſchlagung mit einem und dem andern Hof-Herrn / deren zwey vorneh[m]ſte waren / der Achitophel und der Chuſai, der Erſte aus dieſen gab dem Abſalon den ernſtlichen Rath / er ſolle oh - ne weitern Verzug denſelben Tag noch mit etlich tauſend Mann / worbey er ſich ſelbſt wolle einfinden / dem David nachſetzen / ſolcher geſtalten koͤnne er ihm nit aus dem Garn gehen / heunt wolle er ihm noch den Reſt geben: Chuſai wird von Ihro Durchleucht auch befragt / er wolle hierzu auch ſein Parere geben; Diſeer aber hat ohne Scheu das Widerſpiel eingerahten / deme auch der Ab - ſalon nachkommen / wie ſolches der hochmuͤhtige Achi - tophel vernommen / daß ſein Rathſchlag geringer gehal - ten worden / als des andern / indeme er doch geglaubt / er gelte zu mehriſten bey der Herrſchafft: dann ein vorneh - mer Hof iſt nit anders beſtellt / als der Schwem̃-Teich[z]u Jeruſalem / allwo auch ein jeder wolte der Erſte im Teich ſeyn. Zu Hof iſt faſt kein groͤſſeres Procedere, als wegen des Præcedere; Ein Hof-Herr iſt Tag und Nacht ein Quardianus, damit er nur koͤnne Prior werden; Wie der2. Reg. c. 17. Achitophel vermercket / daß des Chuſai Rath im meh - rern Werth / ſo iſt er den geraden Weeg nach Hauß gan - gen / daſelbſt wegen ſeiner zeitlichen Verlaſſenſchafft alle gute Richtigkeit gemacht / nachgehends einen guten ſtar - cken Strick um den Hals gebunden / und ſich von einem Balcken oder Traͤmb herunter gehaͤngt. Der alſo ver - meint dem David den Reſt zu geben / dem iſt ſelbſt der Reſtis zu theil worden.

O wie offt zeigt dergleichen die Goͤttliche Gerechtig - keit / wie offt faͤllt der Stein / mit dem wir[a]uf andere zielen / uns ſelbſt auf den Kopff / wie offt geſchicht uns / wie dem ſaubern Athenienſiſchen Kuͤnſtler Perillo, wel - cher ſich bey dem Tyrannen Phalaridem zuzukom -Pars III. B b b bmen562Judas der verfluchte und verzweiffelte Geſell /men / einen groſſen und holen Metallenen Ochſen ver - fertiget / mit einem Thuͤrl auf der Seiten / damit die Menſchen darinnen durch das unterlegte Feuer moͤgen gepeiniget werden / und nachmahls dero Geſchrey und Heulen dem Tyrannen ein Geſpais ſeye / als thaͤte der Ochs natuͤrlich bruͤllen / aber Perillus muſte nach ebends ſelbſt der Erſte ſeyn / und dieſe von ihme erdichtete Tor - menten probiren. Der Aman bey dem Koͤnig Ahas - vero ſuchte in allweg mit politiſchen Griſſen den Mar - dochaͤum aus dem Weeg zu raumen / ſambt ſeiner gan - tzen Nation, aber das Bad / ſo er andern zugericht / mu - ſte er ſelber austrincken / und iſt er nachmals erſt doch an - geſehen geweſt / wie er an den Galgen gehaͤnckt worden. Es gehet manchem / wie jenen Wolff / welcher dem Fuch - ſen hat wollen eins verreiben.

Der Loͤw / als ein Koͤnig der Thiere / wegen hohen Alters / hat ſich auf eine Zeit ſehr unpaͤßlich befunden / dahero eine lange Zeit muſſen zu Hauß bleiben in ſeiner finſtern Hoͤlen; die andere Thiere / als gehorſamſte Va - ſallen, haben ihre gebuͤhrende Viſiten abgelegt / und mit Ihro Majeſtaͤt ein hertzliches Mitleiden getragen / der Fuchs aber hat ſich niemahlen eingefunden / welches dem Wolff / der ihme ohnedas nit gar wohl geneigt / einen ſattſamen Anlaß geben / den Fuchſen bey Hof ziemlich ſchwartz zu machen / tragt alſo in einer geheimen Audientz vor dem Loͤwen mit ſehr bewoͤglichen Worten / wie daß der Fuchs / Ihro Majeſtaͤt hohe Perſon / nit al - lein wenig achte / ſondern dieſelbe gar nit fuͤr ſeinen aller - gnaͤdigſten Herrn erkenne / welches ohne Zweiffel unge - ſtrafft gar nit ſoll bleiben / maſſen es nit eine kleine Aer - gernuß gebe unter allen Thieren / was woll dann ſo viel gelegen ſeyn an einem ſo ſchlechten Hennen-Dieb / ꝛc. Zu allem Gluͤck kommt der Fuchs / ſo in der Ante-Came -ra ſol -563aus Anleitung des boͤſen Feinds erhaͤngt ſich ſelbſt. ra ſolche Laͤſter-Worte des Wolffens vernommen / be - gehrt dannenhero auch eine Audientz / welche ihm bey ſo Geſtalt der Sachen nit iſt abgeſchlagen worden / es merckt aber der arge Fuchs gleich aus dem finſtern Ge - ſicht des Loͤwens / daß ihme der Wolff eines verrieben / faͤngt demnach an gantz demuͤhtig / doch frey anbey zu re - den: Ihro Majeſtaͤt wollen ſich ſo ſtarck nit befrembden / noch weniger einen Unwillen faſſen wider ſeine geringe Perſon / maſſen ſeine bißhero geweſte Abweſenheit aus erheblichen Urſachen herruͤhre / allergnaͤdigſter Herr / ſagte er / ſobald mir Dero Unpaͤßlichkeit und uͤbler Zu - ſtand zu Ohren kommen / ſo hab ich alſobald hin und her mit ſonderer Sorgfaͤltigkeit nachgefragt / wie doch Ihro Majeſtaͤt uͤbler Zuſtand moͤchte gewendet werden. End - lich hab ich mich mit des Perſiſchen Koͤnigs Leib-Artzt / und Hof-Medico deſſenthalben beredt / welcher mich ver - ſichert / daß Ihre Majeſtaͤt kein heilſamers Mittel nit werden haben / als wann Sie den Wolff laſſen lebendig ſchinden / die Haut aber gantz warm uͤbergelegt / wird inner 24. Stunden allen Schmertzen und Wehthum ver - treiben / auch zu voͤlliger Geneſung der Geſundheit kom - men. Gut / gut / ſagt der Loͤw / bedancke mich wegen ſo guten Raths; der Befehl ergehet alſobald / man ſoll den Wolff lebendig ſchinden / ſo auch ſchleunig vollzogen worden / der Fuchs lachte ihme unterdeſſen den Balg voll an / daß der Beltz-Freſſer alſo eingebuͤſt / und den Un - te gang / ſo er andern vermeinte / ſelbſt erfahren muͤſ - ſen.

Ich laß dieſes nun eine Griechiſche Fabel ſeyn / ob zwar der gemeine Welt-Lauff beſtens entworffen wird / und zeigt meiſtens die Goͤttliche Vorſichtigkeit daß das Ubel / ſo jemand andern ſchmiedet / ihme ſelbſten / dem Meiſter / auf den Rucken kommt. Jene alte Limmel undB b b b 2Schim -564Judas der verfluchte und verzweiffelte Geſell /Schimmel zu Babylon haben in allweg geſucht / daß die keuſche Suſanna ſoll / als eine Ehebrecherin / von dem Volck verſteiniget werden / aber das Meſſer / ſo ſie ge - wetzt / hat ihnen ſelbſt die Gurgel abgeſchnitten / indeme ſich das Blaͤtel gewendet / und ſie hernach ſolches UrtheilDan. 3. c. muͤſſen ausſtehen. Die Bediente des Koͤnigs Nabucho - donoſor, haben mit allen Gewalt den Ofen / worinn die drer Knaben waren / angefeuert / und angezuͤndet / aber das Feuer / wormit ſie die unſchuldige Juͤnglingel wolten verbrennen / iſt zuruck geſchlagen / und hat ſie ſelber ver - zehret. Jener Edel-Knab bey dem Hof der heiligen Lu - ſitaniſchen Koͤnigin Eliſabeth / hat zu wegen gebracht / wegen falſcher Unzucht / daß ſein mit-Camerad, den erGran. l. 2. c. 57. ſehr beneidet / ſolle in einen angezuͤndeten Kalch Ofen ge - worffen werden / iſt aber nachmals durch einen von dem gerechten GOtt zugelaſſenen / Fehler ſelbſt in denſelben geſtuͤr[z]t worden. Wie offt begibt es ſich / daß ein zorni - ger Eiſen-Freſſer und Bravadi-Hannß einen / ſchwachen und unſchuldigen Menſchen zum Duell hinaus / treibt / des Willens / ihme den Ga[r]aus zu machen / und / kehret ſich nachmals das Blaͤtel um / daß dieſer Tieger ſelbſt gantz wunderlich muß den Balg laſſen Wie / offt ge - ſchicht es / daß ein Mann verdruͤſſig ſeiner Alten / ihr tauſend Tod auf den Rucken wuͤnſchet / der Pfeil aber / den er auf ſie zu ſchieſſen verhoffte / brellt zuruck / und kommt ins Grab / welches er ihr vermeint. GOtt iſt wunderlich in ſeinen Wercken.

Mehr iſt dem verzweiffelten Judæ nachgefolgt ein Gewiſſen-loſer Catholiſcher Prieſter / welcher aus lau - te[r]Geld-Gier / in allen faſt aͤhnlich dem Iſcarioth / eine conſecrirte Hoſtien den Hebraͤern verkaufft um 60. Gu -Cap 46. ſol. 146. den; dieſes ſchreibt Nicolaus Laghi, ſeye geſchehen zu Breßlau in Schleſien; dieſes hoͤchſte Gut haben die ver -meſſene565aus Anleitung des boͤſen Feinds erhaͤngt ſich ſelbſt. meſſene Juden mit Meſſern und Pfriemen / aus Antrieb ihres alten Haß / dergeſtalten durchſtochen und verwun - det / daß allerſeits das haͤuffige Blut auf dem Tiſch hin und her geronnen / woruͤber ſie ſich / wie billich / hoͤchſt ver - wundert / und ein ungeheuriges Geſchrey verbracht / wel - ches der vorbey rundirenden Nacht-Wacht einen ſatt - ſamen Anlaß gegeben / daß ſie mit allem Gewalt in das Hauß hinein gedrungen / und alſo den eigenen Augen - ſchein dieſes groſſen Wunder-Wercks eingenommen / auch ſolches gleich der Geiſtlichen Obrigkeit angedeutet / welche dann mit dem geſambelten Clero die Wunder -Anton. Maſſini. fol. 429. Hoſtien / dann auch das vergoſſene Blut in ein Cryſtalli - nes Geſchirr hoͤchſt-Ehrenbetig aufgefangen / und Pro - ceſſion-Weiſe in die Thom-Kirchen allda getragen. Viel aus ſolchen Hebraͤern haben ſich bekehret / und den Heil. Tauff und Chriſtlichen Glauben angenommen / hundert und funffzig aber / ſo gegenwaͤrtig geweſt / und in ihrer Hartnaͤckigkeit verblieben / ſeynd verbrannt worden. Wie ſoll aber um das Hertz geweſen ſeyn dem gottloſen Prieſter? weil ſolcher in der Unthat dem Iſcarioth nach - gefolgt / als wolte er ein gleiches Ende nehmen; gehet de - rowegen auch rerzweiffelt hin / und thut ſich ſelbſt er - hencken.

O was Aergernuͤß verurſacht ein ſolcher Gewiſſen - loſer Menſch! was Zuverſicht koͤnnen die arme Schaͤfel haben zu einen Hirten / der ſelbſt ein Wolff iſt! was lang - weilig und verdroſſener Tag iſt derſelbe / an deme die Sonne eine Finſternuß leidet: Wehe denen jenigen Prie - ſtern / welche auch an Laſtern denen Welt-Menſchen weit uͤberlegen. Wie jener arme Tropff / ſo von Jeru - ſalem nacher Jericho verreiſt / unter die Moͤrder und Straſſen Rauber gerahten / die ihn biß auf das Hemmet ausgepluͤndert / und noch darzu toͤdtlich verwundet / daB b b b 3iſt566Judas der verfluchte und verzweiffelte Geſelliſt ein Prieſter und Levit vorbey gangen / beede Geiſtliche Perſonen / die haben den elenden Menſchen in Blut ge - ſehen / der zweiffels ohne ſie um Gottes Willen hat gebet - ten um eine Huͤlff / aber nit das geringſte war von ihnen zu hoffen / dann ſie in Forcht geſtanden / ſo ſie ſolten den Menſchen mit nehmen / daß ſie nachmals vor ihm muͤſten im Wirths-Hauß zahlen. Endlich kommt ein weltlicher Herr aus Samaria gebiertig / erbarmet ſich uͤber den muͤhſeeligen Menſchen / verbindet ihm ſeine Wunden / nim̃t ihn mit ſich auf das Pferd / und fuͤhret ihn in die Herberge. Ich zweiffle gar nit / daß dieſer Herr unter - wegs nit werde eins und das andere den armen Tropffen gefragt haben / wer die ſchlim̃e Kerl geweſt? wie ſie aus - geſehen? wie viel ihrer geweſt? die ihn alſo erbaͤrmlich zu - gericht? er wird ebenfalls gefragt haben / ob dann ſonſt jemand vorbey paſſiret / und wann er vernom̃en hat / daß zwey Geiſtliche / ein Prieſter und ein Levit vorbey gereiſt / doch keiner ſich ſeiner angenom̃en / was iſt ihm das nit vor eine Aergernuß geweſt? wird er nit geſagt / aufs wenigſt gedenckt haben / das ſeynd Geitz-reiche Geiſtliche / die ſeynd nit einen Heller werth / ſie ſollen uns mit dem guten Exempel vorgehen / ſie predigen von All - moſen geben / und kein Bettelbub / haͤtte bald geſagt Beel - zebub kan einen Pfenning von ihnen bringen / ſie ſagen viel von den Wercken der Barmhertzigkeit / und ſie uͤben es ſelbſt nit / ꝛc. Wehe / wehe ſolchen / die den armen Welt - Menſchen eine Aergernuß geben!

O wie ſchaͤndlich ſtehet es / wann einer eine Kutten an hat / und anbey ein Nequam in Cute iſt: wie uͤbel ſtehet es / wann einer immer zu unter Kandel und Kruͤgen geſe - hen wird / der doch einen Kelch im Wappen fuͤhret; wie wild ſtehet es / wann einer eine Blatten auf dem Kopff / und mehr Karten-Blat in den Haͤnden haͤlt: wie unge -reimt567aus Anleitung des boͤſen Feinds erhaͤngt ſich ſelbſt. reimt iſt es / wann einer oͤffter in albis gekleidet / und dar - bey ſchwartz geſchrieben iſt; wie unloͤblich iſt es / wann ei - ner einen geſchornen Kopff hat / und nit ein Haar fragt nach dem guten Wandel; wie ſtraͤfflich iſt es / wann ei - ner Ehrwuͤrdig genannt wird / aber nur Ehrbeduͤrfftig iſt; wie unverantwortlich faͤllt es / wann einer taͤglich Meß lieſt / und doch taͤglich vermeſſen iſt: wie Suͤndhafft iſt es / wann einer Reverendus geheiſſen wird / und mit reveren - ter ſchlimmen Leuten umgehet: wie ſchaͤndlich iſt es / wañ einer in GOtt geweihet iſt / und doch von GOtt immerzu abweicht: Wehe / wehe ſolchen Prieſtern!

Weder Haffner noch Schloſſer / weder Huffſchmied noch Goldſchmied / weder andere Handwercker hat unſer lieber HErr zu die erſten Prieſter geweyhet im Neuen Teſtament / ſondern Fiſcher / ja alle ſeine Apoſtel / Men - ſchen-Fiſcher genennt / ſie dadurch zu erinnern / was ſau - bern und reinen Wandel ſie fuͤhren ſollen / zumalen nie - mand oͤffter mit Waſſer umgehet / als die Fiſcher. Wehe alſo den jenigen / die da einen unſaubern Wandel fuͤhren!

In denen Offenbahrungen der H. Birgittæ wird ge -lib. 2. o. 2. leſen / daß ein Prieſter wegen ſeines laſter hafften und un - zuͤchtigen Lebens oͤffters ſeye ermahnt worden / weil er aber in ſolchem Stand immerfort verharrete / alſo hat endlich die Straff Gottes nit koͤnnen ausbleiben / ſondern da er ſich eineſt gantz begnuͤgt auf einer gruͤnen Wieſen befunden / von einem Donner-Keil getroffen / und zu todt geſchlagen worden / damit aber erheile / daß ſolches nit un - gefehr / ſondern eigentlich wegen ſeines Laſter-Wandels ſeye geſchehen / alſo iſt der gantze Leib unverſehrt verblie - ben / und nur der geheime Theil der Natur zu Aſchen verbrennt worden.

Wie der Welt-Heyland von denen raſenden Juden im Garten / nit anderſt als ein Laͤmbel von den Woͤlffen /iſt568Judas / der verfluchte und verzweiffelte Geſell /iſt angetaſt worden / da hat der behertzte Peter geſchwind vom Leder gezogen / dem Meiſter-loſen Schelm / dem Malcho, den Kopff voneinander zu ſpalten / weil aber die - ſer Boͤswicht den Kopff in etwas gezuckt / alſo hat er ih - me das rechte Ohr abgehauet. Petrus hat hieruͤber nichts anders erwartet / als ein Lob wegen ſeines erzeigten Va - lors und ſtattlichen Treue / aber ihme iſt das Widerſpiel begegnet / indeme er an ſtatt des Dancks einen Verweiß bekommen / auch alſobald den Befehl erhalten / er ſoll ein -Cornelius à Lapide in Marth. c. 26 v. 51. ſtecken. Und dieſes darum; kurtz vorhero hat / Petrus bey dem letzten Abendmahl das Oſteꝛlamb mit dieſem groſſen Meſſer voneinandeꝛ geſchnitten / und anjetzo hauet er dem Malcho darmit ein Ohr ab / welches ein rechtes Schelm - Stuck war / dann es ein Stuck von dieſem Boͤswicht / und das hielte der Heyland vor ungereimt / daß das jeni - ge / was erſt mit dem geweyhten Oſterlamm iſt umgan - gen / ſoll anjetzo mit dem Schelmen-Stuck umgehen. Merckt ſolches / ihr GOtt-gewidmete Prieſterſchafft / merckt es wohl; es ſchickt ſich ſo gar nit / daß ihr mit einem ſ. v. Schelmen-Stuck / Diebs-Stuck / Narren-Stuck / Huren-Stuck ꝛc. ſolt umgehen / indem ihr faſt taͤglich mit dem wahren Lamb GOttes umgehet. Es waͤre zu wuͤn - ſchen / daß wir Prieſter alle beſchaffen waͤren / wie jener fromme und gottſ[e]elige Geiſtlicher / der ſich keines Gelds noch anderer Welt Luſt geachtet / ſondern ſeine einigeBarri la Faueir. Deu. v. 2. Freude war der gecreutzigte JEſus / als nun dieſer Todes verblichen / lieſſen die Befreundte den Leib eroͤffnen / zu erfahren di[e]Urſach eines ſo gaͤhen Tods / haben aber nach vielen hin und herſuchen kein Hertz im Leib gefun - den / welches allen Anweſenden hoͤchſtes Wunder verur - ſacht: Endlich erblicken ſie das Hertz / welches bey den Fuͤſſen gelegen eines Crucifix-Bilds / ſo daſelbſt an der Wand gehangen. O gluͤckſeeliger Tod! da hat es wohlgeheiſ -569aus Anleitung des boͤſen Feinds erhaͤngt ſich ſelbſt. geheiſſen / wo dein Schatz iſt / dort iſt auch dein Hertz: wann wir alſo beſchaffen waͤren / ſo thaͤte uns nit ſo ſtarck erſchrecken der Ausſpruch des H. Chryſoſtomi, welcher vier Buͤcher von dem Ampt der Prieſter beſchrieben / unter andern laͤſt er ſich hoͤ - ren: Inter Sacerdotes arbitror eſſe paucos, qui ſalvi fiant, hæc enim res excelſa eſt. Ich halt davor / ſpricht dieſer Heil. Lehrer / daß unter denen Prieſtern wenig ſeelig werden / dann gar eine groſſe und hohe Sache iſt es um das Prieſterthum.

Zu Mutinæ im Welſchland iſt einer geweſt / welcher demMann. 24. Spielen ſehr ergeben / weil ihn aber das Gluͤck meiſtens verfolgt / alſo iſt er hierdurch in die aͤuſſerſte Armut gerahten / welches denBernard. Sen. ſe. 41. vorhin ſo ſtoltzen Feder-Hanſen in ſo groſſe Betruͤbnuß geſtuͤrtzt / daß er ſich geſchaͤmt vor den Leuten zu erſcheinen / weil auch an - derwerts keine Hoffnung geweſen / zu einigen Mitteln wieder zu gelangen / alſo hat er beſchloſſen / lieber das Leben beyzeiten zu laſ - ſen / als in dergleichen drangſeeligem Stand laͤnger verharrẽ / iſt dahero in den hoͤchſten Stock des Hauſes hinauf geſtiegen / und ſich allda erhenckt / gleichwol dißmal / ja ſo gar auch das ander - mal von beykom̃enden Leuten errettet worden / weilẽ er aber durch Teufliſche Eingebung feſt bey ſich beſchloſſen / mit dem Strick das Leben zu enden / alſo hat er auf eine andere Zeit / in Abweſen - heit der Hauß-Leute ſolches vollzogen / und den geraden Weg zu allen Spiel-Teufeln / deren ſehr viel / in den Abgrund gefahren.

Vor 20. Jahren ungefehr allhier zu Wienn / hat ein Kell - ner in der Woldſeill ſeinen Herrn ſehr beuntreuet / aus gleichge - dachten Urſachen / weil er alles das Seine / auch mit Unfug er - worbene Geld / mit Spielen durchgebracht / weſſenthalben er nit ſelten guͤtlich ermahnet worden / er wolle doch von dieſer hoͤchſt - ſchaͤdlichen Gewonheit abſtehen / auch endlich ſein Herr die ge - buͤhrende Rechenſchafft erfordert / wo eines und das andere hin - kom̃en? weil aber der Kellner / aus nagendem Gewiſſens-Wurm / ſich ſchuldig bewuſt / und etwan eine Leibes-Straff / oder gefaͤng - liche Verhafftung geforchten / als iſt ihm nichts anders / als was desgleichen gluͤffters Leuten gantz gemein / eingefallen / benann -Pars III. C c c clich570Judas der verfluchte und verzweiffelte Geſelllich die Verzweifflung / damit er aber einen naͤheren Weeg in die Hoͤll habe / ſo hat er ſich / nit wie andere pflegen / in der Hoͤhe / ſon - dern in dem tiefen Wein-Keller hinunter geſtiegen / und ſich an dem groͤſten Wein-Faß / ſo in die 30. Eymer gehalten / erhenckt.

Es iſt ein Kuͤbel / in dem ſteckt alles Ubel /
Es iſt ein Pflaſter / auf dem gehn alle Laſter /
Es iſt ein Linden / unter der ruhen alle Suͤnden /
Es iſt ein Faden / an dem hangen alle Schaden /
Es iſt ein Wurſt / die iſt gefuͤllt mit lauter Verluſt /
Es iſt ein Fluß / in dem ſchwimmen alle Aergernuß /
Es iſt ein Banck / auf der ſitzt aller Zanck.

Was iſt dieſes? O lieber Leſer / damit ich dich nit lang auf - halte / es iſt das verruchte Spielen / ſo bereits in der gantzen Welt eingeriſſen / hierunter aber ſoll nit verſtanden ſeyn ein ehrliches Spiel / welches nit zu einem ſchadhafften Gewinn / ſondern zu einer wenigen Gemuͤths-Ergoͤtzung angeſtellt iſt / und von de -S. Thom. 22. qu. 168 nen Theologis Evtrapelia genañt wird / ſondern ich verfahr nur allein wider das unmaͤſſige Spielen / welches bey vielen Tag und Nacht im Schwang gehet / und aller Laſter Mutter iſt.

Es iſt leider nur gar zu bekandt / daß an keinem Ort die Ehre Gottes mehrer Schimpf und Unfug leyde / als bey dem Spie len / zumalen bey demſelben nichts gemeiners als das Fluchen Schwoͤren / und Gotteslaͤſtern / da ſcheucht man ſich nit / GOtt an ſeiner Ehr / die Mutter Gottes / alle Heilige im Himmel anzu - greiffen / ja wie viel Miraculos - und Gnaden-Bilder werden nit gezehlt in Italia / in Spanien / in Franckreich / in Teutſchland / welche ihren Urſprung genommen von denen Spielern / ſo da beſagte Bildnuſſen wegen ihres erlittenen Verluſts gantz raſend / bis auf das Blut verwundet haben / mit dergleichen Geſchich - ten koͤnten ganze Buͤcher angefuͤllt werden.

In allen und jeden ſeynd wir wol rechte Adams-Kinder / da ſo bald dieſer erſte Vatter das verbottene Obſt gegeſſen / gleich nach ſolchem Eſſen / iſt er uͤber die Blaͤtter her / und hat ſich darmit be - deckt; bey vielen iſt es ſchon der allgemeine Brauch / daß nach dem Pampffen / gleich muß folgen der Pamphili / gleich nach dem Eſ -ſen571aus Anleitung des boͤſen Feinds erhaͤnckt ſich ſelbſt. ſen die Blaͤtter / verſtehe die Kartenblaͤtter / und das heiſt man auf Teutſch / die Zeit vertreiben. O Allmaͤchtiger Gott in was groſ - ſem Unworth iſt bey uns die guldene Zeit? Ein Verdampter in der Hoͤll / gaͤbe um ein einzige viertel Stund nit nur ein Welt / ſondern tauſend und tauſend Welt / damit er nur in dieſer die Gnad Gottes noch moͤchte gewiñen / uñ wir ohne weiters Nach - ſinnen oder Bedencken verſchwendten mit Spielen ganze Taͤg / Wochen / Monat / Jahr / ja etliche die meiſte Zeit ihres Lebens / da doch ein jeder dem Goͤttlichen Richter die allergenaueſte Re - chenſchafft muß geben um ein jede Minuten der Zeit / wie er ſolche hab angewendet / entweders zu GOttes Ehr / oder ſeiner Seelen Nutzen: O wie viel werden damals muͤſſen paſſen / wann GOtt der HErr die Cronen der Seeligkeiten wird austheilen! wie viel werden dazumalen nichts anderſt vor Augen ſehen / als Spadi, das iſt / das ſcharffe Schwerdt der Goͤttlichẽ Gerechtigkeit. Dort wird mancher die Figuri dreyer Koͤnigen in Ewigkeit verfluchen / um weilen er die Gnade hierdurch bey JEſu dem Koͤnig Him - mels und der Erden verſchwendet hat / viel und aber viel werden zur ſelben Zeit verdammen alle Augen in denen Wuͤrffeln / weil ihnen derenthalben GOtt in alle Ewigkeit kein gutes Aug zei - gen wird.

Der H. Joannes hatte auf eine Zeit ein wunderbarlichesApoc, c. 10. v. 9. Geſicht / es erſchiene ihm ein Engel mit einem offnem Buch / brachte anbey den Befehl von GOtt / er ſolle dieſes Buch ſchli - cken / welchem Joannes in allem nachkommen: Endlichen be - fragt ihn der Engel / wie ihm ſolcher Biſſen geſchmeckt habe? geht wohl hin / ſagt Joannes, im Maul war er mir gantz ſuͤß / wie lau - ter Honig / aber wie ich es hab hinunter geſchlickt / da war es bit - ter wie Gall / daß mir der Bauch wehe gethan.

Gewiß iſt es / daß in dieſem Geſicht eine Geheimnuß-reiche Verſtaͤndtnuß verborgen / und es eine ſehr groſſe Ausdeutung in ſich habe; Aber ich weiß auch ein Buch mit 36. Blaͤttern / dieſes iſt anfangs ebenfalls ſuͤß / aber nachmals wird es manchem gar zu bitter; ein jeder ſetzt ſich mit Luſt und Frenden zum Spiel /C c c c 2auf572Judas der verfluchte und verzweiffelte Geſellauf die letzt aber kommt es einem und dem andern bitter genug an / wann der Beutel die Schwindſucht bekommt.

Jener Soldat Tiemus in dem Coͤllniſchen Gebiet war alſo dem Spielen ergeben / daß er allzeit einẽ groſſen Sack Geld bey ſich getra[-]gen / und mit dem naͤchſten beſten ein Spiel angefangen auch niema - len verlohren / ſondern allzeit einen zimlichen Gewiñ eingezogen. Auf eine Zeit hat er ſich mit Einêm eingelaſſen / und das Spiel bis um 12. Caſar. lib. 5. c. 34.Uhr in der Nacht fortgeſetzt / doch aber ſo ungluͤckſeelig / daß er faſt bis auf den letzten Heller alles verſpielt / endlichen wurde er gantz ra - ſend und tobend / bricht in allerley zornige Wort aus / Huy / ſagt er / ich glaub du biſt der Teuffel? der bin ich / antwortet er / Allo! nun - mehr iſt es Zeit einmal ein End zu machen / nimmt ihn alſo bey der Mitte / und fuͤhret ihn zum Dach hinaus / daß das Cingeweid an de - nen Zieglen hangen geblieben / und weil man den Leib an keinem Orth konte finden / iſt es glaublich / daß Leib und Seel zugleich in den Abgrund geſtuͤrtzt worden / diß ware der Gewinn ſeines Spie - lens.

Ein jeder Spieler muß wiſſen / daß er verſpielt / er verſpielt die guldene Zeit / er verſpielt den guten Namen / dann Ludo und Luder einander befreundt / er verſpielt das gute Gewiſſen / er verſpielt die Gnade GOttes / er verſpielt die zeitliche Mittel / er verſpielt die liebe Gedult / er verſpielt ſein eignes Seelen-Heyl. In Summa / alles Ubel kommt vom Spielen her / und iſt kein Gebott / ſo der Spieler nit bricht.

Das erſte Gebott / du ſollſt an einen GOtt glauben / dem Spie - ler iſt der Pamphili offtermals viel lieber / als der wahre GOtt / und wie viel werden Gottesdienſt unterlaſſen und verſaumt wegen des Spielens? Ja / wann ſie endlichen die Kirchen betretten / ſo iſt ihr Hertz mehrer beym Spielen / als bey GOtt / wie mir dann von ei - nem ſehr glaub-wuͤrdigen Herrn erzehlt worden / daß ſein Capellan dem Karten-Spiel ſehr ſeye zugethan geweſen / welches doch dem geiſtlichen Stand / vermoͤg ſo vielen Paͤbſtlichen Verbott / gar uͤbel anſtaͤndig / einmal in der Fruͤhe habe Meß geleſen / an ſtatt aber des Orate Fratres, weil ihme lauter Spiel-Gedancken eingefallen / nichts anders geſagt / als ich paß. Das ander Gebott / du ſolſt den Namen GOttes nit eitel nehmen / man wird gar wenig Spiel an - treffen / wo nit GOtt / und ſeine Heil. Sacramenta gelaͤſtert wer - den. Nachdem manches ſpieleriſche Lotter-Geſind alle Teuffel zuHuͤlff573aus Anleitung des boͤſen Feinds erhaͤngt ſich ſelbſt. Huͤlff geruffen / Eichel-Teufel / Gruͤn-Teufel / Hertz-Teufel / Schellen - Teufel / Baſtoni-Teufel / Denari-Teufel / Spadi-Teufel / Coppi-Teu - fel / Figuri-Teufel / Fluß-Teufel / Triſchaͤck-Teufel / Pigett-Teufel / Labet-Teufel / Trumph-Teufel / all Umbra-Teufel / Verbaindte - Teufel / dieſe ſeynd die Wuͤrffel-Teufel etc. nach dem ſie alle dieſe ge - nugſam angezogen / ſo dann greiffen dieſe vermeſſene Geſellen GOtt ſelbſten an.

Wie dann Anno 1612. Einer geweſt / nach dem er alles das Seinige verſpielt / hat ein Buſchen Karthen mit ſich auf den Weeg genommen / ſolche zu viel tauſend Stuͤcken zerriſſen / und ſich hoͤren laſſen / er wollte wuͤnſchen / daß er GOtt ſelbſten alſo koͤnte zer - truͤmmern / woruͤber er durch einẽ unverhofften Fall den Hals gebro - chen / dannoch ihm der allerguͤtigſte GOtt noch einige Zeit des Le - bens vergoͤnnet / die Buß zu ergreiffen / welche er aber nit allein auf alle Weis geweigert / ſondern noch mit gantz ergrimmten Augen gegen dem Himmel geſchauet / aus purem Zorn gegen GOtt / und ſeinen Heiligen ihme ſelbſten die Finger abgebiſſen / und mit ſolchenManſi. diſp. 5. n. 10. verzweiffleten Gebaͤrden ſeinen elenden Geiſt aufgegeben. Das drit - te Gebot / du ſollſt die Feyertage heiligen. Die Roͤmiſche Catho - liſche Kirch prangt mit zwey heiligen Pamphili: Einer iſt Sulmo -In vit. nenſiſcher Biſchoff geweſt / welcher ſehr groſſe Wunderwerck ge - wuͤrckt / zu Rom einem unmuͤndigem dreytaͤgigem Kind befohlen / daß es ſeinen rechten Vatter ſolle entdecken / welches auch das Kind gethan / und ſolches mit deutlichen Worten ausgeredet / dergleichen ſehr viel andere und groſſe Mirakel werden von ihme beſchrieben. Der andere heilige Pamphilius iſt ein Maͤrtyrer und glorreicher Blutzeug Chriſti / deſſen heiliger Leib ſamt andern aus Befelch des Tyrannen denen wilden Thieren vorgeworffen / aber von keinem im geringſten beruͤhret / oder beleidiget worden. Dieſe zwey heili - ge Pamphili werden an gewiſſen Orthen mit groſſer Feſtivitaͤt ge - feuret und verehret / aber des Teufels ſein Pamphili wird hoͤher und mehrer geacht / ſeiner Feſtivitaͤt muͤſſen Sonntag und Feyer - tag faſt durch das gantze Jahr weichen. Ihme zuͤndet man Ker - zen und Ampeln an / die muͤſſen offt die meiſte Nacht hindurch bren - nen / ihm opfert man nit nur Pfenning oder Kreutzerweis / wie in den Kirchen pflegt zu geſchehen / ſondern Thaler und Ducaten ſeynd ihme zu Dienſten in der Bereitſchafft / ihme werden groſſe Vigiill gehalten / ja wegen ſeiner ſchlaffen etliche ein gantze Nacht nit / h -C c c c 3me574Judas der verfluchte und verzweiffelte Geſell /me laͤutet man alle Glocken / dann man an dergleichen Spielplatz faſt nichts oͤffters hoͤret als die Saͤuglocken / und andere Zotten reden / ihme haltet man das ſchoͤnſte Lobpredigen / und wird kein Karten alſo hervor geſtrichen / als ihr Pamphiliſche Domination und Herrlichkeit / der Sonntag und Feyertag werden in dem Ca - lender roth geſchrieben / aber der Pamphili ſchickt ſich in allerley Farben / alſo thut er auch Sonntag und Feyertag uͤberwinden. Das vierdte Gebot / du ſollſt Vatter und Mutter in Ehren ha - ben. Sage mir jemand / was mehrer koͤnne die liebſte Eltern beleidigen / als ein unerzogner Sohn / welcher Tag und Nacht die Karten in der Hand haͤlt / und das jenige / was der Vatter mit ſo harter Muͤhe und groſſen Fleiß erſparet / durch das liederliche Spie - len verſchwendet? Die Bauren auf dem Dorff wiſſen ſchon denen Aſtrologis die Planeten zu leſen / und wann ſie einen vielfaͤltigen Regenbogen ſehen / da ſchlieſſen ſie gleich / und treffen treflich zu / daß ein Regen werde kommen. Wann ich in denen Haͤnden der Kinder die Spielkarten wahrnimme / welche ihrer allerley Farben halber dem Regenbogen nit ungleich / da kan ich alſobalden einen kuͤnfftigen Regen abnehmen / aber dieſer faͤllt von den Augen der Eltern / als welche ſo hertz ich beweinen den elenden Stand der Kin - der / ſo die Zeit / und das Zeitliche durch das Spielen anwerden / und nachmals denen Eltern Tag und Nacht uͤberlaͤſtig wegen des Gelds / auch / ſo ſie etwan nichts / oder nit allzeit etwas erhalten / ſo gar mit Drohworten / und wol auch mit harten Streichen gegen den Eltern verfahren. Wie muß jenem Vatter um das Hertz ſeyn geweſt / der mit ſeinem zwoͤlff-jaͤhrigen Sohn Karten geſpie - let / weil aber ſolcher Rotzhub das Seinige alles verſpielt / hat er et -Sylva hiſt. l. 7. liche Laͤſterwort geredet wider den Heiligen Hieronymum, wel - ches GOTT nit wolte ungeſtrafft laſſen / maſſen alſobalden etliche Teufel erſch[i]enen / und dieſen unerzogenen Sohn mit Leib und Seel hinweg gefuͤhrt. Dieſe Geſchicht beſchreibt mein heiliger Vatter Auguſtinus ſelbſt. Das fuͤnffte Gebot / du ſollſt nit toͤd - ten; Wo ruͤhren mehrere Zanck und folgſam ſchaͤdliche Todtſchlaͤg her / als von dem Spiel? was taugt beſſer zum brennen / als das Papier? Woher kommt eheunter das Feuer ins Tach / und wird der ungezaͤmte Zorn erweckt / als durch die Karten? Der Koͤnig Saul legt dem David den Harniſch an / ſo ihme zwar nit wol an - geſtanden / wie mancher wird in Harniſch gebracht durch einen Koͤnig / wann er nemlich einen Cavall hat / der andere aber einenKoͤnig575aus Anleitung des boͤſen Feinds erhaͤngt ſich ſelbſt. Koͤnig. Wann es endlich in dem Spiel um und um kommt / ſo wird auf die letzt Spadi ſtehen / oder Baſtoni den Sieg erhalten. Einer iſt geweſen / ſchreibt Manſius, der dem andern Cammeraden alles im Spielen abgewonnen / wie er ſich nun nacher Haus begeben / da haben ihme die Gewiſſensloſe Lottersgeſellen aufgepaſſt / ihme alles erworbene Geld mit Gewalt genommen mit einem Dolchen ermordet / bis auf das Hemmet ausgezogen / und er alſo / das Leben / das Geld / ewan die Seel durch das ſpielen verlohen. Das ſechſte Gebot / du ſolleſt nit Unkeuſchheit treiben: In dem ſpielen ſeynd nit allein Koͤnig / Cavall, Buben / Sau ſondern auch Dama, ſonſten pflegt man ſolche insgemein anderſt nennen / gewiß iſt es doch / daß man die Venus mit dem Salva venia beym ſpielen nit vermaͤntlen len thut / und laͤſt man dazumal den freyen und frechen Worten und Geberden den voͤlligen Paß, forderiſt wann Maͤnner und Weiber zugleich ſpielen / da traͤgt man mehrmalen ein beſondere diſcretion gegen dem langrocketen Gefluͤgelwerck / auch laͤſſt man ſich in frey - willigen Verluſt ein / dardurch nur des freundlichen Gegentheils Affection zugewinnen / und haͤuffen ſich dazumalen die boͤſe Gedan - cken Buͤſchelweis in dem Hertzen des Mitſpielenden. Das ſiebende Gebot / du ſollſt nit ſtehlen: Affero, und Auffero vergleichen ſich nirgends beſſer / als bey dem Spiel / in die Karten ſchauen / die Karten mercken / die Karten verwechslen / die Karten ſehen laſſen / wegen der Karten dem Naͤheſten ein gewiſſes Zeichen geben etc. ſeynd lauter kleine Diebsſtuͤckl / wordurch Einer und der Andere um das Seinige gebracht wird / dann falſch ſpielen / und ſtehlen / ſehen und ſeynd einander ſo aͤhnlich / wie der October und das Wein Monath. Wann alles Geld / ſo bey dem Spiel aufgeſetzt wird / koͤnte reden / und ſagen / woher es komme / ſo wuͤrde das Meiſte ſagen / was Joſeph in Egypten / furto ſublatus ſum &c. Die Kin - der ſtehlen ihren Eltern / die Bediente ihren Herrn / die Maͤnner ih - ren Weibern / damit ſie nur was zum Spiel haben. Ich hab einen Goldſchmid gekennet / der alles das Seinige dergeſtalten durch daß ſpielen verſchwendet / daß er ſo gar ſeinem Weib alle Pfannen und Haͤfen aus der Kuchl vertragen / und zu Geld gemacht / daß ſie ihme alſo des andern Tags hat muͤſſen ein Ayr im Schmalz in einem Schmelzdegel machen. Das 8. Gebot / du ſollſt nit falſche Zeugnuß geben: O mein GOtt! ich finde kein Ort / wo man oͤfter falſch ſchwoͤ - ret / und auch falſch bezeugt / als bey dem ſpielen / wann er auch kein Hertz in der Karten / ſo hat er doch das Hertz falſch zu ſchwoͤren. Das576Judas / der verfluchte und verzweiffelte Geſell / ꝛc. Das neundte und zehende Gebot: Du ſollſt nit begehren deines Nechſten Hauß-Frau / noch ſein Gut: Der Spieler hat keinen an - dern Gedancken / noch Sinn / als dem Nechſten das Seinige abzu - gewinnen / und wie offt geſchicht es / daß durch dergleichen oͤfftere Zuſammenkuͤnfften / wiederholte Jauſen und Schmauſen vielfaͤlti - ge freundliche Anſprachen / auch die Hauß-Frau in den Leykauff kommt / oder wann ſie auch / wie es der Zeit hoͤchſtens zu bedauren / dem Spielen ergeben / wohl bißweilen ein Spiel-Geld durch unge - buͤhrendes La --- beth ſucht.

Hiermit ſeye dieſer Theil geſchloſſen / und noch die uͤbrige Materi ſambt andern denck-wuͤrdigen Dingen von dem Iſca - rioth in den Vierdten Theil aufbehalten / oder wenigſt in ein anders Buch ſolle gezogen werden / welches ſchleuniger / mit GOttes Huͤlffe / das Liecht ſolle ſehen / als dißmals geſche - hen / maſſen die obliegende Ampts-Verrichtungen der Feder manchen Feyertag angekuͤndet. Unterdeſſen unterwuͤrffe ich alles / was in dieſem kleinen Wercklein begriffen / der Catholi - ſchen Kirchen / und dero Heil. Cenſur, dafern etwas ſolte wi - der meinen Willen eingeſchlichen ſeyn / ſo der Chriſtlichen Lehr / der allgemeinen Auferbauung zu wider waͤre / ſo thue ich von Hertzen ſolches bereuen / bin auch urbietig in dem nachfolgen - den Werck ſolches beſtermaſſen zu revociren: Befehl alſo des Leſers geneigtem Willen / und bitte / mich als den groͤſten Suͤnder / in ſein H. Gebet laſſen befoh - len zu ſeyn.

ENDE.

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[577]

Innhalt aller merck-wuͤrdigen Sachen des gegenwaͤrtigen Buchs.

A.

  • ARme allein gehoͤren und ge - hen bey dieſer Zeit in die Predig. Pag 7
  • Aaron begehrt von den Weibern die Ohren-Gehaͤng und warum. 13
  • Advocaten ſelten gut. 23
  • Ackersmann gluͤckſeelig. 29
  • Arme ſeynd nit zu verachten. 125
  • Apoſtel Chriſti ſeynd arme Leuthe ge - weſt. 126
  • Arme haben viel guts aufgebracht. 127
  • Allabaſter wird von Magdalena zer - brochen / warum. 65
  • Die Feinde der Armen erhoͤret Gott nit97
  • Das Angeſicht Chriſti wirfft Judam zu Boden. 210
  • Anti-Chriſt ein Vorbott des Juͤng - ſten Tag. 211
  • Allmoſen wird belohnet. 271
  • Ausſaͤtzige ſeynd ſehr betrogen. 271 & 272
  • Andachten geben manchesmal ein Deckmantl ab307. & 308
  • Die Arch wird Noe ordentlich an - geben. 332
  • Abgoͤttereyen ſtecket die Welt voll. 386. & 387

B.

  • Bauren Leben iſt gluͤckſeelig. 29
  • Beruffung Gottes iſt eylends vor - zuſetzen. 43
  • Beruff findt bald ein Orth. 44
  • Beten richtet mehr aus als ſtudie - ren. 96
  • Beten dienet zur Elehrtigkeit. 97
  • Ein Bauer verſteht ſich wenig auf Schneggen eſſen. 109
  • Viel werden mit gleicher Muͤntz be - zahlt. 186
  • Etliche Heilige ſchlagen die Biſtumb ab. 227
  • Ein uͤberbliebenes Brodt wormit Chriſtus 5000. Perſohn geſpeiſt / wird zu Rom gewieſen. 282
  • Viel falſche Bruͤder werden ange - zeigt. 285. & 286
  • Betꝛug eines Kauffmanns zu Wien. 293
  • Betriegerey und Falſchheiten find man bey Gerichtern. 295
  • Beichtſtuhl iſt ein gute Badſtuben. 336
  • Buß nimmt hinweg den Ruß. ibid.
  • Die Beicht iſt ſehr nutzbar. 339
  • Ein heilſambs Bad iſt der Tauff340
  • Wuͤrckung der H. Beicht vermerckt ein Prieſter. 340. & 341
(a)Beicht[578]Index Rerum.
  • Beicht macht das Gewiſſen rein. 341
  • Beicht macht die Seel wachſend. ib.
  • Beicht machet ſchwaͤre Gewiſſen ring. ibid.
  • Beicht loͤſet harte Baͤnder auf. ibid.
  • Beicht bringt das ewige Leben. 342
  • Beicht entzuͤndet die Liebe GOttes. ibid.
  • Beicht heilet das Gewiſſen. ibid.
  • Das Bad der Beicht geſeegnet Gott vielen Suͤndern. 344. & 345
  • Keine ſo groſſe Suͤnde iſt / ſo nit kan durch die Beicht ausgeloͤſcht wer - den. 348. 349. 350
  • Zu der Beicht gehoͤrt das Examen353
  • Seltzame Beicht. 356
  • Beichtſtuhl iſt ein Spiel. 357
  • Allerley Beichten / aber wenig recht. 358. 359. 361. 362. 367. 368
  • Das Beichten ſoll ſich niemand ſchaͤ - men. 3 tz 3
  • Beicht-Vaͤtter muͤſſen das Bad austrincken. 380
  • Beicht-Vatter / wie er muß beſchaf - ſen ſeyn. ibid.
  • Buß / niemal zu ſpatt. 349

C.

  • Cloſter-Leben iſt ein ſtrenges Leben. 49
  • Chriſtus prediget in dem Schiff / warum? 50
  • Chriſtus hat Waſſer in Wein ver - kehrt. 59
  • Chriſti Ankunfft wirfft Goͤtzen-Bil - der zu Boden. 105
  • Chriſtus druckt ſeine Figur in Mar - mor-Stein. 119
  • Creutz und Leyden kommt nit hart / wann man betracht das Leyden Chriſti. 132
  • Chriſtus ſchwitzet Blut / wo aber? 132
  • Chriſtus wo er das Abendmahl ge - halten. 124
  • Chriſtus jaget Kauffer und Verkauf - fer aus dem Tempel. 217
  • Chriſtus redet den Phariſeern auf das Gewiſſen. 220
  • In welcher Stund Chriſtus am Creutz ſeinen Geiſt aufgeben. 223
  • Creutz-Zeichen wird in Himmel er - ſcheinen. 235
  • Chriſtus prediget offentlich. 266
  • Chriſtus / warum Er iſt verrahten worden. ibid.
  • Chriſtus machet unterſchiedliche Ge - ſichter. ibid.
  • Chriſtus hat ſollen Koͤnig werden / warum? 283
  • Chriſtus / da Er auf der Welt wand - lete / iſſet den Tag uur einmahl. 257
  • Chriſtus wird ſelbe Stund gefan - gen / welche die Hebraͤer aus der Egyptſchen Dienſtbarkeit ſeynd erlediget worden. 260
  • Chriſtus fliehet aus Judaͤa / warum? 309
  • Cin Chriſt ſoll auch Chriſtlich leben. 316
  • St. Chriſtophorus bekommt eine Maultaſchen. 318
Chri -[579]Index Rerum.
  • Chriſti Creutziger werden begnadet. 330
  • Chriſtus klagt ſich in ſeinem Leyden wider zwey Perſonen. 384
  • Chriſtliche Maͤrtyrer. 395. ct 396
  • Ein Chriſt ſoll Chriſtum nachfolgen. 401. 402. 403. 404
  • Citò ein edles Woͤrtlein. 422

D.

  • Diener ſeynd ſelten treu ihrer Herr - ſchafft. 5
  • Doctores gibt es vil in der Welt. 216
  • Des Davids Sohn wird ſein Vat - ter gleich. 184
  • David erlegt den Goliath mit einem Steinwurff an der Stirn / war - um. 203

E.

  • Ehrgeitzige Singer ſeynd die erſten Dieb. 107
  • Die Zahl der Engel wird angedeu - tet. 218
  • Engel nehmen Leiber an ſich. 219
  • Engel erſchroͤcken ob dem Angeſicht Gottes. ibid.
  • Das Wort Ewig iſt erſchroͤcklich. 242. & 243
  • Rohte Erden von dem Todt-Schlag des Cain. 285
  • In Eheſtand ſeynd auch Betruͤge - rey. 293
  • Ehr ſuchet der Menſch. 402

F.

  • Fieber / ſo das Gehoͤr nimmt / iſt toͤdt - lich. 22
  • Fluchen bringt in das Verderben. 37
  • Fiſch Opffer ſihet GOtt nit an / und warum. 99
  • Die Schmach eines Freunds iſt ſchmertzlicher dann eines Feinds. 116
  • Fußſtapffen Judaͤ / wo er JEſum ver - rahten / ſeynd annoch in Stein ge - druckter zu ſehen. 116
  • Fußſtapffen Pharoniſcher Armee, ſeynd annoch in der Erden zu ſe - hen. 117
  • Fußſtapffen laͤſt Chriſtus hinter ihm im Aufſteigen auf den Eſel. 125
  • Fußſtapffen Chriſti in den Steinen deß Bachs Cedron. 129
  • Feyertaͤgliche Feſttaͤge der Heiden werden benamſet. 148
  • Feſttag wird in Japon mit Gold ver - ehret. 149
  • Feſttaͤge und Feyertaͤge werden im Calcutiſchen Koͤnigreich praͤchtig gehalten. 149
  • Du ſolt den Feyertag heiligen. 151
  • Wie der Feyertag zu heiligen ſeye. 62 163. 164
  • Feſttag macht man zu Freßtaͤg. 173 & 174
  • Feſttaͤge ſeynd zu der Ehre GOttes angeſtellt. 176
  • Feyertag iſt ein fꝛeyer Tag177 & 178
  • An Feyertag werden zum mehreſten Laſter begangen. 179
  • Wegen Verunehrung der Feyertaͤg ſtrafft Gott zum mehriſten. ibid.
  • Groſſe Furcht vor dem Richterſtuhl Chriſti zu erſcheinen. 233. & 234
  • Falſchheit iſt aller Orthen anzutref - fen. 272
(a) 2300. Fuͤchs[580]Index Rerum.
  • 300. Fuͤchs fanget Samſon. 275
  • Fuͤchs ſeynd viel in Palaͤſtina. ibid.
  • Fuͤchs gibt es viel auf der Welt. ibid.
  • Herodes ein ſchelmiſcher Fuchs. ibid.
  • Donec eris fælix multos numera - bis amicos. 283
  • Etliche falſche Bruͤder werden unter - ſchiedlich verglichen. 285
  • Frau and Fraus ſeynd aneinander verwahnt. 290
  • Falſchheit iſt auch in Kirchen anzu - treffen. 300
  • Falſch iſt die gantze Welt. 309
  • Babyloniſch Feuer ſchadet nicht den drey Knaben. 315
  • An einen Feind iſt ſich nit revanſchi - ren. 315
  • Viel Heilige bitten fuͤr ihre Feind. 316
  • Ein halber Fiſch der zwey Fiſchen Chriſti wird zu Hall in Tyrol ge - wieſen. 345
  • Fiſch hoͤren der Predig zu. ibid.
  • Fiſch haben Geld in ihnen. 346
  • Petrus findet Geld in dem Fiſch / wie viel? 347

G.

  • Getreue Diener ſeynd ſeltzamb. 5
  • Das Gehoͤr verliehren / iſt toͤdtlich22
  • Geſaͤnglein eines Baurens von ſei - ner Gluͤckſeeligkeit. 29
  • Gottes Gegenwart nutzet uͤber alles. 35
  • Geiſtlicher Stand Gluͤckſtand. 41
  • Goͤtter werden von den Halden an - gebettet / und unterſchiedlich be - namſet. 74
  • GOtt wird ohne Unterlaß in etli -chen Cloͤſtern mit ſingen gelobt. 91
  • GOTT ſoll bey aller Arbeit gelobt werden. 93
  • Geiſtliche ſeyn ſaumſelige Singer94
  • Liederliche Geſaͤnger werden beweint. 114
  • Ju Gebett ſoll man beſtaͤndig ver - harren. 133
  • Gehorſamber Servitor wird beſchrie - ben. 142
  • Chriſtus war von Jugend auf gehor - ſamb. 142
  • GOTT bezahlt mit gleicher Muͤntz. 183. 190. & 205. 206. 207.
  • Nit alles iſt an der Groͤß gelegen. 203
  • Goliath ein groſſer Riß. ibid.
  • Groſſe Glieder und Zaͤhn der Men - ſchen. ibid.
  • Innerliche Gewiſſens-Sachen erſe - hen etliche Heilige. 221. & 222
  • Der Geſundheit zu Lieb ſtehet der Menſch viel aus. 246
  • Schoͤne Geſtalt wird niemahl ab - ſcheulich. 272
  • Schoͤne Geſtalt ein rechter Betrug. 373
  • Gebett der Zauberer und Hexen. 301
  • Gleiſnerey regiert unter denen Re - ligioſen. 302. 303
  • Gleiſneriſcher Biſchoff wird durch den H. Johann von GOtt ermah - net. 304
  • Gleiſner werden verglichen. 304
  • Gleiſner ziehen JEſum bey der Na - ſen. 305
  • Diſcurs zweyer Frauen wegen eines Gleiſneriſchen Maͤdl. 305. 306
Goͤ -[581]Index Rerum.
  • Goͤtzen-Bilder der Heyden. 385. 386
  • Catholiſcher Glaub der rechte Glaub. 390
  • Catholiſcher Glaub wird verkuͤndigt und beſtattet. 390. & 391
  • Catholiſcher Glaub wird unterſchied - lich probiert391. & 392
  • Wunder-Werck des Catholiſchen Glaubens. 393
  • Glauben ohne die Werck iſt nichts. 399
  • Liederliche Geſaͤnger ſchaden der Seelen. 108

H.

  • Weibliche Hoffart iſt groß10
  • Hohe Hauben der Weiber15
  • Unnothwendige Hoffart der Wei - ber. 119
  • Weltliche Hoffart ziehet den Geiſt - lichen Ornat vor. 120
  • Himmelfahrt Chriſti wird mit drey Wunderwercken beſtaͤttet. 137
  • Heilige und Auser waͤhlte erſchroͤcken ob dem Angeſicht Gottes. 219
  • Hoͤlliſche Geiſter erſchroͤcken auch darob. ibid.
  • Hoffleute werden einem Uhr-Zeiger verglichen. 278
  • Hebraͤer werden in der Wuͤſten wun - derbarlich erhalten. 260
  • Hoͤllen-Beſchreibung. 410

I.

  • Juriſten boͤſe Chriſten. 23
  • Juden werden von Tito & Veſpa - ſiano verfolgt. 181
  • Jacob kom̃t zu erſten in Egypten. 189
  • Juden werden mit gleicher Muͤntz bezahlt. 198. 199. 201. & 202
  • Der juͤngſte Tag faͤllt auf den Oſter - tag. 211
  • Ein Reiſender ſicht in dem Thal Jo - ſaphat das Juͤngſte Gericht. 216
  • Die Juden erſchroͤcken ob Chriſto in dem Tempel / warum? 317
  • Schoͤne Ordnung an dem Juͤngſten Tag. 232
  • Freuen werden ſich die Auserwaͤhlten an den Juͤngſten Tag. 236. 237
  • Das Juͤngſte Geꝛicht geſchicht in dem Thal Joſaphat / warum? 239
  • Judas ſucht das wahre Liecht mit der Lathern. 243
  • Judas haͤlt Chriſtum vor einen Zau - berer. 243
  • Judas verrahtet JEſum mit einem Kuß. 266
  • Jacobus der Mindere ein Contrafee Chriſti. 267
  • Joab ſticht ſeinen Bruder Amaſa todt. 274
  • Jung zu werden verlangt jeder - mann. 259
  • Judas wird von CHriſto freundlich bewillkommt. 310
  • JEſus iſt das hoͤchſte Gut. 311
  • Juden ſeynd bekehrt worden / und werden bekehrt. 330
  • I.N.R.I. die vier Buchſtaben / was ſie bedeuten. 331
  • Judas wird zur Buß ermahnt. 333
  • Das Wort Judas wird verdolmet - ſchet. 331
  • Juden geben keinen guten Geruch. 339
(a) 3Jeru -[582]Index Rerum.
  • Jeruſalem hat unterſchiedliche Thor. 331
  • Iſraeliter werden vermehrt. 371
  • Judas ſtimmt die Wercke mit dem Glauben nit zuſammen. 384

K.

  • Kleider-Pracht der Weiber. 13
  • Kirchen zieren nutzet zur Seeligkeit. 121
  • Kirchen-Ornat muͤſſen koſtbar ſeyn. 123
  • Kleider JESU waren ſauber. 123
  • Koͤnigliche Geſchlechter erſcheinen in Juͤngſten Tag. 212
  • Warum Judas Chriſtum mit ei - nem Kuß verrahten. 267
  • Der Abſchieds-Kuß ware ein Apo - ſtoliſcher Brauch. 267
  • Kirchen-Ceremonien ſeynd nit zu ſpotten. 274
  • Der verlohrne Sohn bekom̃t einen vaͤtterlichen Kuß. 235
  • Ketzereyen in der Welt. 388 & 389

L.

  • Leyden muß man / wann man Freud haben will. 3
  • Viel Lieben macht groſſe Narren. 68
  • Die Liebe bringt einen Bauern in die hoͤchſte Gefahr. 71
  • Die Liebe bindet der Welt die Schel - len an / und ſtehet alles aus. 75
  • Drey Verliebte werden von ihrer Liebſten ſtattlich belohnt. 76
  • Die Lieb iſt ein ſchaͤdlicher Dieb. 79
  • GOtt lieben / iſt alles lieben. 81
  • Leiden muß der Menſch mit Jeſu. 130
  • Koſtbare Lampen im Koͤnigreich Pe - cu. 122
  • Die Liebe GOttes erweiſt viel in den Menſchen. 138
  • Mit der Liebe Gottes haben viel Hei - lige gebrunnen. 138
  • Die Liebe GOttes zerbricht die Rip - pen im Leib. 139
  • Die Liebe Gottes entzuͤndet den Leib. ibid.
  • Die Liebe GOttes heitzt im Winter ein. ibid.
  • Die Liebe GOttes erwaͤrmet das Waſſer. 140
  • Die Liebe GOttes machet das Hertz brennend. ibid.
  • Die Liebe Gottes macht ſchwitzen. ib.
  • Die Auserwaͤhlten dancken ihrem Leib am Juͤngſten Tag. 213
  • Verdammte Leiber erſcheinen unge - ſtalter. 214
  • Mehr wird auf den Leib ſpendiert / als auf die Seel. 250
  • Menſchlicher Leib ein Limmel / war - um? 263
  • Loͤwen werden an Daniele zahm. 315
  • Du ſollſt deinen Naͤchſten lieben / als dich ſelbſt. ibid.
  • Longinus wird zu einem Maͤrtyrer330

M.

  • Meß-hoͤren iſt nit allein genug fuͤr einen frommen Chriſten. 2
  • Modi-Teuffel hat viel zu thun bey den Weibern. 15
  • Maͤnner-Spott. 17
Maxi -[583]Index Rerum.
  • Maximilianus der Kayſer erfreuet ſich ob drey Sachen. 91
  • Eine Muͤhl verehret und heiliget den Sonntag. 156
  • Michael der Ertz-Engel zerſchneit nach dem Todt Chriſti den Vor - hang in dem Tempel. 224
  • Medici werden theuer belohnt. 245
  • Maria wird an unterſchiedlichen Or - then angerufft. 247
  • Manna gibt unterſchiedlichen Geruch von ſich. 266
  • Manleus probiert einen ſeiner Freund. 280. & 281
  • Modi kom̃t unterſchiedl hervor. 261
  • Malchus iſt von Petro getaufft wor - den. 330
  • Moyſes bekommt ein glaͤntzendes Ge - ſicht / warum? 343
  • Mariæ Namen ſchmaͤhen / iſt gefaͤhr - lich. 463
  • Menſch wird verglichen einem Fiſch. 401
  • Der Menſch iſt eine Apotecker-Bi - xen. 403
  • Morgen ein gefaͤhrliches Wort. 414

N.

  • Nathanael ein warhaffter Iſraeli - ter. 273
  • Neyd entſtehet unter den Bruͤdern Joſeph. 260
  • Noe bauet lange Jahr an der Arch / warum? 353

O.

  • Chriſtus verlangt groſſe Ohren zu ſeiner Predig. 2
  • Alles wird am Juͤngſten Tag offen - bahr. 222

P.

  • Predig-hoͤren iſt ſehr nutz. 5. & 7
  • Was iſt eine Predig. 8
  • Petrus wird von Chriſto ein Teuffel genennt / und warum. 27
  • Ein Prediger ſoll laut reden. 33
  • Predig-hoͤren braucht Aufmerck - ſamkeit. 51
  • Der Hohe Prieſter des Alten Teſta - ments muſte 366. guldene Gloͤck - lein an ſeinem Kleid tragen / war - um? 66
  • Predigen hat viel Laͤnder bekehrt. 84
  • Pſalliren ſollen Geiſtliche langſam. 101
  • Pſalliren braucht Aufmerckſamkeit. 103
  • Pilatus haltet eine groſſe Leibauardi. 180
  • Ein Bauer begehrt von einem Advo - caten pœnam talionis. 208
  • Jacob und Eſau ſtreiten in Mutter - Leib um die Præcedentz. 240
  • Predigen thut Chriſtus offentl. 266
  • S Paulus ein Schlang en-Panner. 315
  • Der Wallfiſch Jonaͤ kommt dem Be - fehl GOttes nach. 315
  • Biſchoffliche Wuͤrden weigert un - deſonen. 404. 405
  • Pœnitentz und Buß.

R.

  • Religios muß zu Hauß GOtt die - nen. 95
Re -[584]Index Rerum.
  • Religioſen muͤſſen ihrer Regel nach - leben. 117
  • Die Redligkeit iſt nirgends anzu - treffen. 268
  • Revantſchieren iſt von GOTT ver - botten. 314
  • Rechnen und Revantſchieren bringt lauter Ruhten. 323

S.

  • Simon iſt ein gutes Weib. 11
  • Geiſtlicher Stand gluͤckſeelig. 41
  • Singer findt man vil in der Welt. 86
  • Chor-weiß ſingen / iſt GOtt die an - genehmſte Muſic. 86
  • Des Loths Hauß-Frau ſaltzet ihren Gaͤſten keine Speiß / warum. 98
  • Buhleriſche Geſaͤnger ſingen / ſeynd einem Chriſten nit anſtaͤndig. 108
  • Schmaragden Tafel Schuͤſſrl Chri - ſti. 124
  • Bey Sonntaͤglicher und Feyrtaͤgli - cher Arbeit iſt weder Gluͤck noch Seegen. 158. 159. 160 161
  • Der Sonntag gehoͤrt allein GOtt zu. 165
  • Aus dem Sonntag erfolgt gar offt ein Suͤndtag. 166. 167. 168
  • Samſam ein-ſtarcker Mann. 192
  • Etliche ſtarcke Maͤnner. ibid.
  • Sodomiter ſeynd mit Feuer geſtrafft worden / warum. 196
  • Sodomitiſche Suͤnder gehen ſelbe Nacht zu Grund / da Chriſtus ge - bohren worden196
  • Unterſchiedliche Speiſen vor den Menſchlichen Leib. 256
  • Wer ſucht der findt. 267. & 268
  • Verluſt der menſchlichen Seel wird ring geſchaͤtzt264
  • Die SUND mit vier Buchſtaben macht den Menſchen ungſtalt. 334
  • Der Suͤnder iſt ein Abſcheuen vor den Augen Gottes. 336
  • Die Suͤnd verſtellt die Geſtalt eines Ehebrechers. 336. & 337
  • Stein ein Gnaden-reiches Orth im Koͤnigreich Boͤheim. 350
  • Philippus Nerius haltet fuͤr die Suͤnd die Naſen zu. 331
  • Schwem-Teuch zu Jeruſalem ſtatt - liche Wuͤrckung. 355
  • Schamhafftigkeit richtet viel zu Grund. 371
  • Leichter iſt es vor einem Menſchen zu Schanden werden / als vor Gott. 377
  • Sterben iſt gewiß und ungewiß. 415

T.

  • Wo der Teuffel zu Hauß iſt / da blei - bet GOtt nit. 37
  • Treue Dienſtbotten findt man we - nig. 65
  • Treue Dieuſt zu leiſten in unrechten Sachen iſt nit nothwendig. 61
  • Ein treuer Knecht iſt alles werth. 63
  • Der Teuffel verhindert das Predig - hoͤren. 67
  • Taback-trincken iſt von Goͤtzen-Pfaf - fen erſunnen. 105
  • Taback-trincken iſt von Paͤbſten wi - derlegt worden. 106
  • Teuffel haben viel Heilige mit Chriſto ausgetrieben. 311
Der[585]Index Rerum.
  • Der Teuffel wirfft dem H. Bernardo das Eſſen vor. 311
  • Teuffliſche Beſchwoͤrung. ibid.
  • Teuffliſche Namen. ibid.
  • Revantſch-Teuffel ein wilder Teuf - fel. 313
  • Die Heil. Tauff ein wunderliches Bad. 339
  • Die Tauff nutzet abſonderlich denen Juden. 339
  • Abentheuriſche Geburth wird durch die Tauff gereiniget. 340
  • Der andere Tag wird von GOtt nit canoniſiret / warum? 319
  • Todtſuͤnd / was es ſeye / und verurſa - che. 375
  • Tod iſt ungewiß. 415

V.

  • Von des Koͤnigs Achab Sonnen - Uhr. 7
  • Man ſoll der Vocation folgen. 44
  • Untreu der Bedienten iſt eine taͤgli - liche Klag. 55
  • Wo Untreu iſt / klecket nichts. 60
  • Das Woͤrtl iſt offt in der heili - gen Schrifft zu finden. 210
  • Verfluchung der Verdammten215
  • Verſuchung der boͤſen Geiſter / war - um? 220
  • Paͤpſt werden auch verdammt. 226
  • Verdammt werden auch Biſchoͤffe und Cardinaͤlen. 220
  • Verdammt werden Koͤnige und Kayſer230
  • Verzeyhen iſt ehrlicher / als revant - ſchieren. 317
  • GOtt verzeyhet keinem / der ſeinem Feind nit verzeyht. 323
  • Verſteinigung des Heil. Stephani wo es geſchehen. 325
  • Das allerbeſte iſt verzeyhen. 326
  • Verzeyhung erlanget der verlohrne Sohn gar geſchwind / und war - um? 422

W.

  • Weiber. 9
  • Weiber Hoffarth. 10. & 13
  • Weiber ſollen alle Simon heiſſen. 11
  • Weib / ein edles Geſchoͤpff Gottes. 16
  • Weiber kommen mehr in den Him - mel als Maͤnner. 17
  • Weiber-Spott. 18
  • Weib und Kind des ungerechten Haußvatters werden verkaufft. 19
  • Das Wort GOttes iſt dem Men - ſchen nothwendig. 65
  • Weiber-Geſang / Syrenen-Geſang. 113
  • Weinen oder Heulen / woher es kommt. 114
  • Warum / darum. 181
  • Wien hat ſtarck die Peſt geſchiehen. 248
  • Weiber ſollen ihre Haͤupter bedecken. 307
  • Weib Noe / wie ſie geheiſſen. 353
  • Der eigne Willen iſt ſchuldig zu der Suͤnd. 365

Z.

  • Der beſte Zahler iſt GOtt. 181
  • Der Zorn Gottes iſt groß in letzten Gericht. 240. 241. & 242
(b)Innhalt[586]

Innhalt aller Hiſtorien / ſo in dieſem Buch begriffen ſeynd.

A.

  • ABraliam ſchicket Eliezer auß in Meſo - potanien. Pag. 4
  • Anſtrich einer Frauen wird erſchroͤck - lich geſtrafft. 10 & 11
  • Agiſius Fori Julii Dux per Uxorem proditur20
  • Allerhand Advocaten werden benamſet. 25
  • Amnon deß Davids Sohn verlieht ſich in die Thamar. 71
  • St. Antonius macht den Teuffel zu Schan - den. 83
  • St. Antonius bekombt von Chriſto ein Ver - weiß. 102
  • Abſalons elender Tod. 182
  • Abſalon rechnet die Schmach an ſeinem Bruder Amon277
  • Attila ein falſcher Bruder. 286
  • Dem H. Antonio hoͤren die Fiſch zu. 345
  • Aron entſchuldiget ſich bey Moyſe wegen deß guldenen Kalbs364
  • Außſatz wird durch den Prieſter gehailt367
  • St. Antonius Paduanus bekehrt einen Suͤn - der. 420

B.

  • Beichtvaͤtter groſſer Herren werden ver - dambt. 5
  • Baalam Eßlin ſehr gut. 12
  • Ein Prediger bekehret ein groſſen Suͤn - der. 27
  • Blutiges Brodt eines Becken. 153
  • Bouslaus ein falſcher Bruͤder. 285
  • Birgerus ein falſcher Bruder286
  • Bruͤder werden von Bruͤdern hinder das Liecht geſuͤhrt. 287
  • Berncimus ein falcher Zeug. 296
  • Ein Baur wird wegen deß falſchen ſchwoͤ - ren geſtrafft. 298
  • Beicht verjagt abſcheuliche Krotten. 344
  • Beicht loͤſcht die Suͤnd auß. ibid.
  • Beicht bringet Teuffels Verpfendung wi - der. ibid.
  • Beicht iſt einer Tochter behuͤlfflich zur See - ligkeit. ibid.
  • Beicht vertreibt einem Suͤnder Teuffels - Zeichen. 345
  • Ein Bauren-Maͤdl wird durch den Teuffel ermahnet. 369
  • Schamhafftige Beicht bringet Verdamb - nus. 372 & 373
  • Offentliche Beicht ſtillet das Vngeſtuͤme Meer. 374
  • Biſchoff werden iſt gefaͤhrlich. 404
  • Ein Beer gehet auff den Schuͤtzen loß. 413
  • Die Buß wuͤrcket Wunder. 421

C.

  • Carolus Calvus wird verzucket. 5
  • Canonici Cantuarienſes werden refor - miert. 25
  • Es kombt einer wunderlich vnd laͤcherlich in das Cloſter. 44
  • Chriſtus will Lazarum erwecken. 129
  • Catharina Senenſis war ſtarck mit der Lieb GOttes erhitzt. 139
  • Chriſtus macht einen Tauben hoͤrend. 270
  • Cambyſes ein falſcher Bruder. 286
  • Conrad Kayſer zu Neapol ein falſcher Bruder. ibid.
  • S. Cuthberto bringt der Fiſch ein Bett - buch. 375
S. Con -[587]Index Hiſtoriarum.
  • St. Conradus verwandlet ein Bratten in eiuen Fiſch. 346
  • Clementia ein Tochter Caroli entbloͤſſet we - gen Koͤniglicher Cron ihren Fuß. 376
  • Chriſten verliehren Jeruſalem wegen ihrer Suͤnden. 406
  • Chriſten wie tieff in der Hoͤll. 407
  • Einer gehet nit geſchwind in das Cloſter vnd gehet bald hernach zu Grund. 424
  • Chriſtus nimbt die Geſtalt eines Außſaͤtzi - gen an ſich. 271

D.

  • 8. Dunſtanns Biſchoff zu Candelberg refor - miert ſeine Canonicos. 25
  • S. Dunſtanus ſchiebt die Seeligkeit auff wegen Verhinderung deß Worts GOt - tes. 65
  • Der heilige Dominicus lernet mit ſeinem Raißgeſpan teutſch reden. 66
  • St. Dominicus erforſcht / aus was Stands - Perſohnen zum mehriſten in der Hoͤll wohnen. 118
  • David vollbringt ein rechte Beicht. 363

E.

  • Eliezer deß Abraham getreuer Diener. 53
  • Chorweiß ſingen hat ſein Vrſprung genom - men von Englen. 86
  • Ein Engel nimbt die Stimm in den Chor fuͤr ein Religioſen an ſich. 85
  • Engel verehren in den Lobgeſang die Reli - gloſen mit Ranchwerck. ibid.
  • Die Engel Muſicieren vnd ſingen fuͤr die HH Maͤnner. Wie auch bey dem Grab Mariæ. 90
  • Die Engel kommen in Geſtalt der Fremdling zu Loth. 97
  • Ezechiel erweckt die Todte. 327
  • Ein Ehebrecherin wird durch die Buß fuͤr vn - ſchuldig erkennt. 421
  • Ein Ehrgeitziger Singer wird trefflich auß - gezahlt. 107
  • Ein Hof-Herr nimbt ſich vmb einen Eſel an. 249
  • Ein Ehrſuͤchtiger Leyen-Bruder wird er - henckt. 251

F.

  • Fluchen bringt vil in die Hoͤll. 38
  • St. Franciſcus Aſſiſias iſt heilig. 38
  • St. Franciſcus befilcht den Schwalben ſtill zu ſchweigen. 51
  • Frato ein falſcher Bruder. 285
  • Ein Fran verzeicht ihrem Feind nit / wird da - rumb verdambt. 324
  • S. Fridianus findet in einem Fiſch Gelt. 346
  • Ein arger Fuchs vermerckt die Falſchheit eines Baurens. 287
  • Falſche Zeugnus wird geſtrafft. 296
  • Ein Frau / ſo ihrem Feind nit verzeihen wol - len / wird mit dem gaͤhen Tod geſtrafft. 319. & 320
  • Ein Fiſch bringt Cuthberto das Bettbuch auff das Uffer. 345

G.

  • St. Georgius hoͤret die Engel fingen. 89
  • Ein ſchlaͤfferiger Geiſtlicher wird von dem Crucifix geſtrafft. 98
  • Die Geburt Chriſti wird den Armen verkuͤndt126
  • Gehorſamb wird belohnt. 141
  • Gehorſamb belohnen die Engel. 143
  • Gehorſamb friſtet den Tod. ibid.
  • Gehorſamb erlangt die Geſundheit. 144
  • Gehorſamb lehrnet Voͤgel fangen. ibid.
  • Gehorſamb ertheilt verlohrne Sachen. 145
  • Gehorſamb ertheilt das Feur. ibid.
  • Gehorſamb macht duͤrres Holtz gruͤn. 146
  • Gehorſamb macht ohne Schaden die Fin - ger brennend. ibid.
  • Sonntaͤgige Gottesdienſt laſt ſich nit ver - kauffen. 170 & 171
  • GOtt bezahlt die aͤltiſte Schulden. 193
  • Gutthaͤter der Armen wird belohnt. 270
(b) 2Gleiß -[588]Index Hiſtoriarum.
  • Gleißner wird vom Teuffel zerriſſen. 303
  • Gleißner wird verdammt. ibid.
  • Caſſani deß Tartariſchen Koͤnigs Frauen abſcheuliche Geburt. 340
  • Catholiſch Glaub verſetzt einen Berg. 392
  • Der Chriſtliche Glaub wird durch eine Meer - Katz beſtaͤttet. 393. & 394
  • Schlaͤfferiges Gebet iſt unangenehm. 98
  • Ein Naſen-witziger ſchaͤndet ein ſtattliches Gebaͤu. 255
  • Patritius macht einen Alten mit ſeinem Ge - bet jung. 258
  • Gleiſneriſches Weibs-Bild zu Wien. 308

H.

  • Hoͤlliſche Pein werden einem Diener Gottes gewieſen. 111
  • Henricus der ander / Roͤmiſche Kayſer bauet dem H. Laurentio eine Kirchen. 121
  • Hieronymus Narienſis ein Liebhaber GOt - tes140
  • Eine Hand waͤchſet an einem Holtz an. 155
  • Haar ſchneiden merckt ihm der Teuffel. 168 & 169
  • Hatto Ertz-Biſchoff zu Maintz wird gericht. 276
  • Herodes ein falſcher Fuchs. 309
  • Die H. Hoſtiam koͤnnen die Feinde nit erſe - hen. 321
  • St. Hadtiani Leib wird von denen Engeln an das Geſtatt getragen. 346
  • H. Hoftia wird uͤbel tractirt. 349

I.

  • Judas gehet von der Predig Chriſti. 1
  • Ein Juͤngling begibt ſich wider ſeinen Beruff an ſtatt deß Eloſters in eine ungluͤckſeelige Ehe. 47
  • Jacob folget den Beruff ſeines Bruders Eſau. 47
  • Judith erhalt die Stadt Bethulia. 55
  • Joſeph ein getreuer Diener. 61
  • Ein Juͤngling faͤllt unter der Predig deß H. Pauli von einem Fenſter herab. 67
  • Judas hoͤret das Geſang JEſu nit an. 85
  • JEſus ſinget ſeinen Juͤngern vor. 85
  • Ein Juͤngling wird verdammt wegen deß liederlichen ſingen. 111
  • Judas verrahtet JEſum mit einem Kuß. 115
  • Julius Cæſar wird verwundt. 116
  • Eine Jungfrau wird von dem Todt erbetten. 112
  • B. Joannes mercket vor Hitz der Liebe Got - tes keinen Winter. 139
  • Judas ſetzt ſich zwiſchen JEſu und Mariaͤ. 147
  • Judas hat den Feyertag nit geheiligt. 147
  • Ein Edelmann heiliget den Feyertag nit / und wird darum geſtrafft. 141
  • Iſraelitiſches Himmel-Brod laͤſt GOtt al - lein am Sabath nit vom Himmel fallen. Warum? 169
  • Judas nimmt eine groſſe Leib-Quardi mit ſich in Garten. 180
  • Jacob dienet den Laban. 265
  • Job verlaſſen ſeine Freund. 279
  • Joannes Evang. veraͤndert das Wetter. 341
  • Joannes Eremit. macht duͤrre Baͤume gruͤn. 341
  • Joannes Gualb, macht ſchwaͤre Baͤum ring. ibid.
  • Joannes Remenſ. loͤſet mit Thraͤnen / Ketten auf. ibid.
  • Joannes Borg. verwandlet Waſſer in Wein. 341
  • Joannes Elcemoſ. verwandelt Bley in Sil - ber. 342
  • Joannes à S. Facundo macht einen gebrate - nen Vogel lebendig. ibid.
  • Joannes Navaretus zuͤndet ausgeloͤſchte Liech - ter an. ibid.
  • Joannes Parmenſis heilet mit Speichl einen Finger. ibid.
  • Joannes Bapt. macht die Suͤnde bekennen. ibid.
K. Die[589]Index Hiſtoriarum,

K.

  • Die Heil. drey Koͤnig werden getauffet / zu Prieſter geweyhet. 36
  • Ein Ketzer wird geſtrafft. 190

L.

  • Die Lieb verſtaltet einen Juͤngling in einen Teuffel. 69
  • Ludovicus Koͤnig wird von Tuͤrcken gefan - gen. 131
  • Lazarus hat vor der Thuͤr des Reichen viel gelitten / warum? 130
  • Ein Liebhaber Gottes kommt von dem Oel - berg in Himmel. 140
  • Lufridus ſtrafft die Bauren ihrer Feyertaͤgli - chen Arbeit. 156
  • Lechus ein falſcher Bruder. 286
  • Laban hat den Jacob betrogen. 292
  • Laban iſt mit der Liâ nit zu frieden / warum? 330

M.

  • Maria belohnt die Geiſtlichen mit einer Cron! 96
  • Maria Magd. Maria Jacobi und Salome kommen erſt am Sonntag den Leib JEſu zu ſalben / warum? 150
  • Eine vornehme Dama verſetzt einem Geiſt - lichen eine Maultaſchen. 190
  • Michol ein argliſtiges Weib. 301
  • Maria macht einem Sodali die Beicht. 357 & 358
  • Macarion erfahret von einem Todten-Kopff neue Zeitung. 407
  • Maria Lauretana erhaltet einem Verſchrie - benen die Erledigung vom Teuffel. 420
  • Ein Muſicus wird trefflich belohnt. 113

N.

  • Die heilige Nothburga eine treue Dienſt - Magd. 62

O.

  • Groſſe Ohren haben die Scythier2. & 40.

P.

  • Predig Chriſti ſcheuet Judas. 1
  • Pilati Haußfrau war gut / und Claudia Procula genannt. 12
  • Predig bekehrt einen Suͤnder. 27
  • Pelagia wird bekehrt. 28
  • Heilige Prediger thun auf vielen Hoͤfen das Maul auf. 32
  • Die verkuͤrtzten Wort unter dem Pſalliren ſieht ein Religios von dem Teuffel tragen. 101
  • St. Philippo ſeynd aus Liebe GOttes zwey Rippen zerbrochen139
  • Pharo gehet mit allen den Seinigen im Myer zu Grund. 190
  • Der heiligen Paulæ waͤchſet ein langer Bart. 272
  • Patricius macht mit dem Gebet einen Alten jung. 258
  • Putiphar wird von ſeinem Weib hinter das Liecht gefuͤh[rt]289
  • St. Pachomius[verzeichnet]die Gleißner mit gewieſen Buch[ſtaben]305
  • Einem fuͤndigen Prieſter verſchwindet die Hoſtia. 340
  • Ein Wachs Particul St. Pij V. loͤſchet eine Feuers-Brunſt. 440

R.

  • Religioſi wie[glückseelig]41. & ſeqq.
  • Religioſi vom[Teuffel ein]gereicht. 104
  • Rachel verbir[gt das Gold]unter das Stroh. 125
  • Robertus wirfft mit[dem]Gebet die Mau - ren zu Boden. 87
  • Raphael bewegt den Schweren-Telch. 155
  • Religios wird verdammt wegen deß inge - horſam. 118
  • Religios wird verdammt wegen der Ehr - ſucht und Sauffen. 119
(b) 3S. Sara[590]Index Hiſtoriarum.

S.

  • Sara empfahet in groſſem Alter. 10
  • Samſon endecket ſein Staͤrck. 73
  • Singen vnd pſalliren veracht ein Calviniſt / vnd wird nach dem Todt darumb ge - ſtrafft. 87
  • Vil GOtt angenehme Singer werden be - namſet. 88
  • Samſon ein Loͤwen wuͤrgend / findet in dem Rachen Hoͤnig. 102
  • S. Stephano kommen die Stein ſuͤß vor / warumb129
  • Sianislaus Koska brinnt vor Liebe Got - tes. 140
  • Suſanna wird vor Obrigkeit falſch ange - ben. 296
  • Falſche Schwoͤrer werden vom Feur ver zehrt. 298
  • Falſche Schwoͤrer[werden]geſtrafft. 298 & 299
  • Ein Schuͤtz in hoͤchſter Gefahr. 413
  • Wegen Sonntaͤglicher Arbeit wird ein Baͤurin geſtrafft. 157
  • Falſcher Schwur wird geſtrafft. 298
  • Ein Schaf-Hirt wegen ſeines falſchen ſchwoͤren wird[geſtrafft]199
  • Eines Sterbenden letzte Wort ſeynd uͤbele431. 433. 437.

T.

  • Der Teuffel bekennt / daß er den Taback in Europa gebracht. 105
  • Typhon Koͤnig in Egypten ein falſcher Bruder. 285
  • Tirindates Koͤnig in Armenien wird durch den H. Tauff ſchoͤn geſtaltet. 339
  • Ein Todtenkopff redet. 407

V.

  • Vxor Agiſi Ducis Foro Julienſis maritum tradit Hoſtibus. 10
  • Ein Juͤngling wird verdambt wegen Ver - ſaumbnus ſeiner Vocation. 50
  • St Vrſulæ Benicuæ ſteiget vor Lieb der Rauch auß dem Mund. 139
  • Ioa nnes Vitellius warnet einen von der Verſchiebung ſeiner Verbeſſerung. 424
  • Zwey Feind daß ſie aneinander nit ver - ziehen / geben in Grab ihr Verdambnus an Tag. 323
  • Verzeyhung der Feind wird von Chriſto vergolten. 326
  • Durch Verzeyhung eines Todtſchlags wird ein Seel erloͤſt. 328

Omnia ad Majorem Dei gloriam, & Illi - batæ D[EI]paræ, nec non S.P. Auguſtini & S. Caje - tani honorem.

[591]
[figure]

About this transcription

TextJudas Der Ertz-Schelm/ Für ehrliche Leuth/ Oder: Eigentlicher Entwurff/ vnd Lebens-Beschreibung deß Iscariotischen Bößwicht
Author Abraham a Sancta Clara
Extent632 images; 166083 tokens; 23298 types; 1121732 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationJudas Der Ertz-Schelm/ Für ehrliche Leuth/ Oder: Eigentlicher Entwurff/ vnd Lebens-Beschreibung deß Iscariotischen Bößwicht Worinnen vnderschiedliche Discurs, sittliche Lehrs-Puncten/ Gedicht/ vnd Geschicht/ auch sehr reicher Vorrath Biblischer Concepten Welche nit allein einem Prediger auff der Cantzel sehr dienlich fallen/ der jetzigen verkehrten/ bethörrten/ versehrten Welt die Warheit vnder die Nasen zu reiben: sondern es kan sich auch dessen ein Privat- vnd einsamber Leser zur ersprießlicher Zeitvertreibung/ vnd gewünschten Seelen-Hayl gebrauchen Der Dritte Theil Abraham a Sancta Clara. . [12] Bl., 576 S., [8] Bl. : Frontisp., Druckerm. (Holzschn.) HaanSalzburg1692.

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HAB Wolfenbüttel HAB Wolfenbüttel, Wa 1284:3Dig: http://diglib.hab.de/drucke/wa-1284-3/start.htm

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Erbauungsliteratur; Gebrauchsliteratur; Andachtsbuch; core; ready; china

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ShelfmarkHAB Wolfenbüttel, Wa 1284:3
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