Brafen zu Bottſchee / Freyherꝛn auff Kaltenbrunn / vnd Gonowitz / Herꝛn der Brug Herꝛſchafften / Ober-Mahrburg / Wintenau / Hain - feld vnd Fahrngraben / ꝛc. Obriſten Erbland-Jaͤger - maiſter in Crain / vnd der Windiſchen March / auch Erb-Druckſaſſen der Fuͤrſtlichen Grafſchafft Goͤrtz. R. K. M. Cammerern / J. O. Kriegs-Rath / vnd Vice-Præſidenten; wie auch wuͤrcklichen Obri - ſten eines Regements Dragoner.
WEil die erſte Syllaben in Dero Preyßwuͤrdigſten Nahmen Jacob / Ja iſt / ſo werden hoffentlich Euer Hochgraͤfl: Gnaden nit Nein ſagen / wann ich frag / ob ich widerumb doͤrff mit einem ſo ge - ringen Werckl auffziehen? Es iſt diſes zwar mehrmahl ein ſchlechte Wahr / weil es von dem Jſcarioth handlet / aber Jacob hat vor diſem gleichwol erfahren / daß ihme ſein Lia fruchtbar geweſen / vngeacht ſelbige ein vnge - ſchaffene Geſtalt / vnd wildes Frontiſpicium gehabt / alſo moͤcht auch etwann diſes Buch / ob es ſchon mit dem Nahmen eines Ertz-Boͤßwicht bezeichnet / gleich - wol bey manchem Leſer ein Frucht ſchaffen. Daß ich mich aber wider vnderfang / diſes wintzige Werckl Euer Hochgraͤfl: Gnaden zuezuwidmen / hat mich hierzu ver - anlaſt mein H. Vatter Auguſtinus, der je vnd allemahl entworffen wird mit dem Hertz in Haͤnden / alſo iſt mir geweſt / ich ſoll ein ſolchen ſuchen / der da behertzt / vnd barmhertzig iſt. Das erſte haben Euer Hochgraͤfl: Gna - den ſattſamb erwiſen / ſo wol vor Jahren in dem Roͤmi - ſchen Reich wider die Frantzoſen / als dermahlen annoch gantz lobwuͤrdigſt wider den Erbfeind; dahero derſelbi - ge gar nit irren thaͤt / welcher Euer Hochgraͤfl: Gnaden Herꝛn Obriſten ein tapffern Solldaten hinderſich / fuͤr -ſichEPISTOLA DEDICATORIA. ſich nennt / weil das Wort Solldat hinderſich / fuͤrſich Tadlloß geleſen wird. Wo aber der Nahmen Drago - ner herruͤhre / iſt mir allbereits nit bekannt / will auch dermahl diſen Fiſch nit außwayden; im uͤbrigen ſeynd Euer Hochgraͤfl: Gnaden Herꝛ Obriſter mir ein Trag - einer / welches vnſer Convent im Muͤntzgraben oͤffters erfahrt / vnd iſt halt noch wahr / daß vns GOtt keinen beſſern Stein in Garten geworffen / als den Obriſt Kißl. Jn der H. Schrifft iſt zwiſchen dem Abraham vnd dem Jacob faſt allemahl der Iſaac. Warhafftig / zwiſchen mir vnd Euer Hochgraͤfl: Gnaden / iſt faſt jederzeit der Jnſack / dann ſich mein Bettl-Sack nirgends beſſer be - findt / als bey Jhro Hochgraͤfl: Gnaden / deßgleichen iſt auch geſitt vnd geſinnt Dero Lobwuͤrdigſte Frau Ge - mahlin / die Hoch - vnd Wolgebohrne Frau / Frau Char - lotta Polixena gebohrne Montecuculin, dann wann Pietas nit generis fæminini waͤr / ſo muſte es wegen ihrer ſeyn. GOtt hat vor diſem bey harter Hungers - Noth dem Eliæ befohlen / er ſoll nacher Sareptha ge - hen zu einer Wittib / die werde ihm guts thun; Wann dazumahl Jhr Gnaden Graf Kißlin waͤre bey Leben ge - weſt / ſo haͤtte GOtt / glaub ich / dem H. Religioſen ge - ſchafft / er ſoll ſein Zuflucht bey ihr nemmen. Wann Sonn vnd Mond / nach laut H. Goͤttlicher Schrifft / ein Sinnbild ſeynd deß Herꝛn vnd Frau / in einem Hauß / ſo haben die Religioſen / vnd andere arme Leuth in deß) (3Gra -EPISTOLA DEDICATORIA. Grafen vnd Obriſten Kiſels Hauß gute Sonn Tag vnd Mon Tag / weil von beederſeits nichts / als Gnaͤdige Influentzen zu genieſſen ſeynd. Deſſenthalben alle zu dancken hoͤchſt verpflicht ſeyn / vnd eben darumb komb ich mit meinem Juͤdiſchen Deo gratias daher / deß gaͤntzlichen Troſts / daß es werde / wie der erſte Thail / ein Guͤnſtige Hand finden / vnd mich / wie vorhin / ſambt dem Convent, in beharꝛlicher Huld vnd Gnaden erhal - ten / welches der mildhertzigſte GOtt mit deß Abra - hams Schoß vergelten wird.
Euer Hochgraͤfl: Gnaden Demuͤthigſter Diener Fr. Abraham.
WJr Leopold der Erſte / von Gottes Gnaden / Erwoͤhlter Roͤm. Kayſer / zu allen Zeiten Mehrer deß Reichs / in Germanlen / zu Hungarn / Boͤ - heimb / Dalmatien / Croatten vnd Sclavonien / ꝛc. Koͤnig / Ertz-Hertzog zu Oe - ſterreich / Hertzog zu Burgund / Steyr / Kaͤrndten / Crain / vnd Wuͤrtenberg / Graf zu Tyroll / ꝛc. Bekennen offentlich mit diſem Brieff / vnd thun kundt Allermaͤnni - glich / daß vns vnſer lieber vnd getreuer Melchior Haan Buchdrucker vnd Buchhandler zu Saltzburg allerunderthaͤnigiſt zu vernem̃en geben / was maſſen P. Abrah. à S. Clara, Auguſt. Baarfuͤſſer Ord. den Anderten Thail deß Tractats oder Buch in Quarto, vnder dem Titul (Judas der Crtz-Schelm / oder eigentlicher Entwurff vnd Lebens Beſchreibung detz Iſca - riotiſchen Boͤßwicht / ꝛc. ) zuſammen getragen / vnd ihme zu drucken / vnd zu verlegen uͤber - geben: Nachdem er aber beſorge / es moͤchte ſich ein oder anderer vnderfangen ſolches Buch zu ſeinem Nachtheil vnd Schaden nachzudrucken: Als hat vns er vnderthaͤnigſt angeruffen vnd gebetten / ihme Unſer Kayſerl. Privilegium impreſſorium, auff Zehen Jahr lang da - hin zu ertheilen / daß ſolches Buch inner ſolchen Zeit nit nachgedruckt werden ſolte oder doͤrff - te. Wann wir dann Gnaͤdiglich angeſehen jetzt angedeute gantz billiche Bitt; So haben Wir ihme die Gnad vnd Freyheit gegeben; Thun auch ſolches hiermit in Krafft diſes Brieffs / alſo vnd dergeſtalten / daß er Melchior Haan oder deſſen Erben / obgedachten Tractat oder Buch in offnen Druck außgehen / hin: vnd wider außgeben / fail haben vnd verkauffen laſſen / auch ihme ſolches niemand innerhalb der nechſten Zehen Jahren / weder in diſem noch groͤſſe - rem oder kleinerem Format, ohne ſeinen Conſens vnd Wiſſen im Heil. Roͤmiſchen Reich nachdrucken vnd verkauffen / vil weniger mit frembden Titul beklayden ſolle oder moͤge. Und gebieten darauff allen vnd jeden Unſeren vnd deß Reichs Underthanen vnd Getreuen / in - ſonderheit aber allen Buchdruckern / Buchfuͤhrern / Buchbindern vnd Buchverkauffern / bey Vermeydung zehen March loͤthiges Golds / die ein jeder / ſo offt er frebentlich hierwider thaͤte / Uns halb in Unſer Kayſerl: Cammer / vnd den andern halben Thail vorgedachtem Melchior Haan / vnd deſſen Erben / ſo hieruͤber belaydiget wurden / vnnachlaͤßlich zu bezahlen verfallen ſeyn ſolle / hiemit ernſtlich befehlend / daß ihr / noch einiger auß euch ſelbſt / oder jemand von eurentwegen obangeregten Tractat weder in kleiner-noch groͤſſerer Form noch Arth / nach - drucket / diſtrahirt, fail habet / vmbtraget / vnd verkauffet / noch auch anderen verſtattet / in keine Weiß / alles bey Vermeydung Unſerer Kayſerl: Ungnad / vnd Verliehrung deſſelben eueren Drucks / den vilgedachter Melchior Haan / oder deſſen Befelchs-Haber / mit Huͤlff vnd Zuthun eines jeden Orths Obrigkeit / wo ſie dergleichen bey euerer jedem finden werden / alſo gleich auß aignem Gewalt / ohne Verhinderung Maͤnniglichs / zu ſich nemmen / vnd damit nach gefallen handlen vnd thun moͤgen. Doch ſolle er Haan ſchuldig ſeyn vier Exemplaria zu Unſerer Kayſerl. : Reichs-Hof-Cantzley einlifern zu laſſen. Mit Urkundt diß Brieffs / beſi - gelt mit Unſerem auffgedruckten Keyſerl. Secret Jnſigl / der geben iſt in vnſerer Statt Wienn den ſechzehenden Tag Monaths Februarij, Anno Sechzehenhundert Neun vnd Achtzig / Unſerer Reiche deß Roͤmiſchen / im Zway vnd Dreyſſigiften / deß Hungariſchen im Fuͤnff vnd Dreyſſigiſten / vnd deß Boͤhmiſchen im Vier vnd Dreyſſigſten.
Leopoldus (L. S.) Ut Leopold Wilhelm Graf zu Koͤnigsegg Ad Mandatum Sac. Cæſ. Majeſt. proprium. Johann Probſt.
EN! comparet Secundò Judas unus de duodecim, qui, quando Satanas Apoſtolos cribrârat ſicut triticum, inventus eſt lolium; nunc verò ab Authore in hoc Folium recollectus, ad meliorem Fi - dei & morum frugem converſus ex malo bonus in bono confirmat Fratres ſuos.
Sebastianus Mayr, SS. Theol. & SS. Can. Doctor, Celſiß. ac Re - verendiß. Principis, &c. &c. Con - ſiliarius Couſiſtorialis, nec non B. V. M. ad Nives Canonicus.
EGo Pr. Fr. Elias à S. Januario Fratrum Eremitarum Diſcalceatorum Ordinis S. Auguſtini per Germaniam Prior Provin - cialis: Stante Atteſtatione duorum Pa - trum Cenſorum facultatem quantum in me eſt, concedo, ut Secunda Pars Judæ à R. P. Abrahamo à S. Clara Priore ad S. An - nam Græcij compoſita in lucem prodeat. In quorum fidem. Græcij 20. Febr. 1689.
N. P. Provincialis ut ſuprà.
PRæſens Volumen ex Mandato R. Patris Eliæ à S. Januario Provincialis attentè pervolvi, & quia non parùm ſolis & ſalis in eo reperi, proinde cenſeo, ut in gratiam piæ curioſitatis typis man - detur. Græcij die 20. Febr. Anno 1689.
Fr. Leonardus à S. Charitate Auguſtinianus Diſcalceatus, & Concionator ad S. Annam.
LIbrum, cui Titulus Judas der Ertz-Schelm / à R. Patre noſtro Abrahamo Priore Græcenſi con - cinnatum, ex Commiſſione R. Patris Eliæ à S. Ja - nuario Provincialis per Germaniam attentè perle - gi, & cùm ne quidquam aut orthodoxæ fidei, aut mo - ribus diſſonum contineat, dignum judico, ut hicce tenebrio in lucem prodeat. In quorum fidem dedi in Conventu noſtro Græcenſi ad S. Annam 20. Februar. Anno 1689.
Fr. Franciscus à Paſſione Dom. Auguſtinianus Diſcalceatus Ma - giſter Novitiorum.
ES iſt erſtlich ſich hoch zu verwundern / daß wegen deß laſterhafften Iſcarioth kein Menſch mehr will den Nahmen Judas tragen / indem doch ſattſamb bekannt iſt / daß vil diſes Nahmens heilige vnd vollkommene Maͤnner geweſen. Judas ein Sohn deß Jacobs ware ein ſo wertherS. Aug. de Civit. Dei l. 15. c. 8. Patriarch in den Augen GOttes / daß die andere Perſohn in der Gottheit von ſeinem Stammen die Menſchheit hat wollen annehmen / auch von diſem / als von einem Ertz-Vatter / alle Iſraeliter ſeynd Juden genennt worden.
Judas ein Sohn Saphiræi ware zu ſeiner Zeit der eyffri -Beierling lit. Z. fol. 21 giſte Schutzherꝛ der Moſayiſchen Geſaͤtz / vnd zaigte ſich ſtain - hart gegen den jenigen / welche den Gebotten der ſtainenen Ta - fel zuwider lebten / weſſenthalben er ein Gaißl genennt wor - den deß laſterhafften Herodis.
Judas mit dem Zunahmen Eſæus, ware ein vortreffli -Ioſeph. l. 15. c. 13. cher Mann / eines ſehr vnſtraͤfflichen Wandels / welcher nit ein Haar darnach gefragt / wie er den Koͤnig Antigono die Warheit in Barth geriben.
Judas mit dem Zunahmen Hebræus, folgends aber nachPars II. Adem2Judas der Ertz-SchelmSozom. l. 1. c, 2.dem H. Tauff iſt er Quirianus genennt worden / fuͤhrte ein ſehr aufferbaͤuliches Leben / welches genugſamb auß dem erhel - let / da er das jenige Orth vmbſtaͤndig entdecket / allwo der H. Creutzſtammen begraben lage.
Judas Alphæi iſt geweſt der vierzehende Biſchoff zu Je -Euſeb. l. 4. c. 7. ruſalem nach dem H. Jacobum, als welchen Petrus damahls ſchon gevollmaͤchtigter Vicarius Chriſti zum erſten Biſchoff geweyhet / gedachter Judas iſt mit groͤſtem Ruhm vnd Heilig - keit der Kirchen zu Jeruſalem vorgeſtanden.
Judas Machabæus wird nit allein von den LebendigenLib. 2do Machab. cap. 12. als ein ſtreittbarer Heiliger gepriſen / ſondern auch bey den Todten vnd Abgeſtorbenen verdiente er ein vnſterbliches Lob / maſſen er dero Seelen auch in dem Fegfeur Huͤlff gelaiſtet hat.
Judas, ſonſt ins gemain genannt der Bruder Chriſti zuBeierl. lit. G. f. 618. Jeruſalem / hatte ein ſondern von GOtt erleuchten Verſtand vnd allbekannten Prophetiſchen Geiſt / ware auch den zweyen heiligen Lehrern Paulo vnd Barnabæ, wegen ſeiner Apoſtoli - ſchen Doctrin ſehr bekannt.
Judas endlich mit dem Zunahmen Thadæus, ein Bruder Jacobi deß Mindern / iſt von Chriſto JEſu zu einem Apoſtl erkiſen worden / welcher nachmahls mit groſſem Eyffer durch gantz Judæa, Gallilæa, Samaria, Idumæa, Arabia, Syria, Meſopotamia den Chriſtlichen Glauben außgebraitet.
Seynd demnach vil Heilige Maͤnner / welche den Nah - men Judas getragen / doch vngeacht diſes / ſeynd die wahnwitzi - ge Adams-Kinder / vnd aigenſinnige Menſchen bereits alſo beſchaffen / daß ſie auff kein Weiß den Nahmen Judas erdul - ten wollen / aber was koͤnnen die Heilige Juden darfuͤr / daß Ju - das Iſcarioth ein Schelm worden.
Der H. Apoſtl Petrus kan es nit entgelten / daß Petrus Brabantinus ein Sch. geweſt.
Der H. Apoſtl Paulus kan es nit entgelten / daß Paulus Crau ein Sch. geweſt.
Der H. Apoſtl Andreas kan es nit entgelten / daß An - dreas Seramita ein Sch. geweſt.
Der3lobet das Allmoſen geben.Der H. Apoſtl Jacobus kan es nit entgelten / daß Jaco -Gagwing. bus Griſus ein Sch. geweſt.
Der H. Apoſtl Joannes kan es nit entgelten / daß Joan -Dubravi - us & Bo - dinus. l. 3. nes Fauſtus ein Sch. geweſt.
Der H. Apoſtl Thomas kan es nit entgelten / daß Tho - mas Münzer ein Sch. geweſt.
Der H. Apoſtl Philippus kan es nit entgelten / daß Phi -Cochlæus in Act. Luth. lippus Melchanton ein Sch. geweſt.
Der H. Bartholomæus kan es nit entgelten / daß Bar -Beierling c. f. 300. tholomæus Patavinus ein Sch. geweſt.
Der H. Apoſtl Matthæus kan es nicht entgelten / daß Matthæus. II. Vice. Comes ein Sch. geweſt.
Der H. Apoſtl Simon kan es nit entgelten / daß SimonActor. c. 8. Magus ein Sch. geweſt.
Alſo ſoll auch / vnd kan auch es nit entgelten der H. Judas Thadæus oder Machabæus, daß Judas Iſcarioth ein Ertz - Schelm geweſt: Nichts deſtoweniger ſeynd die Menſchen al - ſo genaturt / daß ſie den Nahmen Judas, vngeacht auch heilige vnd Apoſtoliſche Maͤnner ſolchen getragen / in allweg verwerf - fen / vnd ein Grauſen vnd Eckel darob ſchoͤpffen / auch bereits die allerſchlimmeſte Leuth mit dem Juden-Prædicat, als mit einem ſondern Schandfleck zu zaichnen pflegen.
Jſt demnach diſer Iſcariothiſche Boͤßwicht nit allein von dem Allmaͤchtigen GOtt ewig verworffen / ſondern das Un - gluͤck hat ihn wegen ſeiner ſelbſt aignen Boßheit alſo getroffen / daß er auch bey der Welt dergeſtalten verhaſt / daß ſolche auch ſeinen Nahmen mit Unwillen anhoͤret / welches aber der laſter - haffte Geſell nur gar zu wol verdient hat / maſſen ſein verruck - tes Gemuͤth mit allen Suͤndenwuſt bekothiget / forderſt aber hatte hierin ſein falſche Heiligkeit den Vorzug / welches man dazumahl leichtlich konte abnemmen / wie er das Allmoſen ſo hoch hat herfuͤr geſtrichen / als Maria Magdalena am Palm - Sambſtag zu Bethania, in dem Hauß Simonis ein gantzes Pfundt der edleſten Salben uͤber das Haupt vnd Fuͤß ChriſtiA 2auß -4Judas der Ertz-Schelmaußgoſſen / der koſtbare Geruch diſer Salben hat das gantze Hauß erfuͤllt / inſonderheit aber iſt ſolcher dem ſaubern Judæ dergeſtalten in die Naſen gerochen / daß er hieruͤber ſpoͤttlich ge - murꝛt / auch ſo gar der freche Limmel in diſe Wort außgebro -Matth. 26. chen / ut quid perditio hæc? worzu dienet diſer Ver - luſt? dann diſe Salben haͤtte man theuer ver - kauffen / vnd den Armen geben koͤnnen.
Vermuthlich iſt es / daß auch andere Apoſtl / als dazu - mahl nit gar vollkommene Leuth geſchmaͤhlt haben / jedoch aber auß guter Mainung / dann ſie gar wol wuſten / daß der HErꝛ JEſus dergleichen wolluſtbare Ergoͤtzlichkeiten bißhero nit ge -S P. Aug. lib. 2. de Conſen. Evang. cap. 79. S. Hier. c. 26. in Matth. acht / alſo hielten ſie diſes Weib dermahl fuͤr ein Verſchwende - rin / vnd glaubten / es waͤre beſſer geweſt / wann man mit dem Gelt / was diſe Salben gekoſt / waͤre den Armen beygeſprun - gen. Dißfalls waren die Apoſtl noch erleydliche Murmul - thier / aber der Iſcariothiſche Fuchs ware ein Beſtia, weil er das Allmoſen gelobt / vnd deſſen ſo ernſtliche Meldung gethan / nit auß Lieb gegen den Armen / ſondern damit er von demſel - ben Gelt / nach alter Diebsarth ſeinen Particul, der Particu - lar Schelm moͤchte zwacken. Was aber diſer Galgali Ora - tor auß falſchem Hertzen hervor geſtrichen / daſſelbige ſolle mit redlicher Feder folgſamb gepriſen werden / benanntlich das H. Allmoſen / dari Pauperibus. Matth. 26.
Vor Zeiten ſeynd vil auß dem Weiblichen Geſchlecht ge -Euſebius Solinus, Gellius Ciſo & plures alij in ſuis li - bris. funden worden / welche durch Eingebung eines Goͤttlichen Geiſtes von kuͤnfftigen Dingen haben geweißſaget / weſſent - halben ihnen der Nahmen Sybilla geſchoͤpfft worden. Der - gleichen ware die Sambethe, die Herophylis, die Phemenoë, die Amalthæa, die Marpeſia, die Albunæa, die Caſſandra, die Xenoclea, die Heliſſa, die Lampuſa, deren Nahmen ſehr vnderſchidlich von denen Scribenten werden angezogen: Bey vnſern Zeiten gibt es gar wenig dergleichen von GOtt erleuch - te Matronen; wol aber ſeynd einige zu finden / welchen ohneJrꝛthum5lobet das Allmoſengeben.Jrꝛthum folgende Nahmen koͤnnen geſchoͤpfft werden / nemb - lichen / Altophila, Hexaſia, Zauberillis, Liegangula, Gabl - reitta, &c. Jch will ſagen / vil alte Zibethkaͤtzen / aberglaube - riſche Spinnweben / zahnloſe Murmulthier / forderiſt vil Ziger - neriſch Lumpengeſind trifft man aller Orthen an / welche mit ei - nem Prophetiſchen Geiſt wol auffziehen / vnd maiſtens durch Brillen an einer waſſerſuͤchtigen Naſen die Hand eines vnd deß andern durchſuchen / durchgaffen / durchgrieblen / vnd folg - ſamb Krafft einer verlogner Chiromanci kuͤnfftige Begeben - heiten außſagen. Wann ſie in dem Triangl der Hand zwey lange Linien mit etlichen Zwerchſtrichlen erſehen / welches faſt einer Laitter gleichet / ſo propheceyen ſie / daß diſer Menſch ins kuͤnfftig werde wegen deß Ablativum nacher Stricks-Burg raiſen / vnd daſelbſt mit deß Sailers Halßtuch beſchenckt wer - den. Wann ſie etliche Sternl beobachten in der Flache der Hand / nechſt bey der Lini deß Lebens / ſo ſprechen ſie mit gin - nendem Maul auß / diſer werde bey den Weibern ſo vil gelten / wie vil ein Spoͤck in einer Judenkuchel / vnd muͤſſe uͤber Wil - len Corbinian haiſſen / wann ihn ſchon die Leuth den Veitl nennen. So diſe etwann ein oder zwey Creutz ergaffen vnder dem Ohrenfinger in der mittern Linie / alsdann ſagen ſie gantz behertzt / daß diſer arme Schlucker bald werde auff dem Freyt - hof das Quartir nemmen / vnd thue ihm der Rippenkramme - riſche Todt ſchon wuͤrcklich das Ladſchreiben verfertigen. Wann der Tiſch der Hand bezaichnet mit vilen durcheinander ge - kruͤmpten Linien / welche den Hebreiſchen Buchſtaben nicht vn - gleich ſehen / auch beynebens auff dem Berg deß kleinen Fingers vil Tupffel vermerckt werden / ſolches gibt ihnen Anlaß zu pro - pheceyen / daß diſer im drey vnd zwaintzigſten Jahr werde hey - rathen / vnd biß in das drey vnd fuͤnfftzigſte Jahr 4. Weiber uͤberleben / worunder ihn eine mit mehrer Kinder als Rinder bereichen werde. Wann eine im Mittlfinger zwiſchen dem andern vnd dritten Glid ein ſchwartze vnd tieffe Linie hat / ſeye es gewiß / ſagen ſie / daß ſolche kein Lucretia werde abgeben /A 3ſondern6Judas der Ertz-Schelmſondern ihr Mann ſey im Zaichen deß Widders gebohren. Wann der Tiſch einer Hand (verſtehe die Flache der Hand) gar ſchoͤn glat iſt / vnd auff dem Berg deß Zaigfingers ein Zai - chen / wie diſer Lateiniſche Buchſtab H, erblickt wird / ſodann geben ſie vor / als werde diſer lang leben / vnd zu groſſer Wuͤr - digkeit vnd Ehrenſtand gelangen.
Ey ſo liegt ihr vnverſchambte Goſchen / ihr lugenhaffte Zungen / ihr kothige Hoͤllſchnaͤbl / ihr Teuffelsarthige Maͤuler / wolt ihr dann dem freyen Will deß Menſchen ein Nothzaum anlegen? habt ihr dann das Protocoll der Goͤttlichen Vor - ſichtigkeit gaͤntzlich durchblaͤttert? was fuͤr ein Wildtauben iſt euch auff das Ohrwaͤſchl geſeſſen? wie nennt ſich der Geiſt / welcher euch ſolche Sybillenſtuͤckl eingeben? was iſt das fuͤr ein Blaßbalg / worvon diſe eure verfluchte Propheten-Stimm er - weckt wird? fuͤr euch gehoͤrt ein hoͤltzernes Underbeth / worauff der Vogl Phœnix ſtirbt / ihr ſchaͤndliche / ſchaͤdliche / ſchinderi - ſche Sathans-Bruet.
Aber ich will mit feſterer Warheit / ohne Belaydigung Goͤttlicher oder Menſchlicher Satzungen / zu mehrer Seelen - Heyl auß den Haͤnden wahrſagen. Wann ich nemblıch ein Hand ſihe / welche auß mitleydender Bewegung gegen den Ar - men außgeſtreckt iſt / vnd mit heiligen Allmoſen der Nothdurfft beyſpringt / alsdann auß ſolcher Hand thue ich vnfehlbar pro - pheceyen / diſer Menſch werde Gluͤck haben / lang leben / zu groſſen Ehren gelangen / ja ewig leben / vnd die Cron der vn - endlichen Seeligkeit erwerben.
Den Spilern ſolt man gar nit hold ſeyn / ſondern glau - ben / daß das Wort liederlich von dem Wort ludere herruͤhre / gleichwol muß ich mit euch Spillumpen / Spilaͤner / Spilaffen / Spilegl / Spilygl diſcuriren: Sagt her ihr ſau - bere Karten-Bruͤder / was fuͤr ein Karten bringt das mehreſteLuc. 15. Gluͤck? etwann ein S, vulgò ein Sau? nein / dann der ver - lohrne Sohn mit den Saͤuen verſpilt. Etwann ein Koͤnig?Matth. 14. nein / dann Herodias mit ıhrem bueleriſchen Koͤnig verlohren. Etwann7lobet das Allmoſen geben.Etwann ein Gavall? nein / dann Pharao mit allen ſein Ga -Exod. 15. vall zu grund gangen. Etwann ein Bueb? nein / dann jene Eltern haben gar wenig gewunnen / dero vnerzogne Bueben4. Reg. c. 2 den Propheten Eliſæum haben außgehoͤnt. Etwann ein Do? das wol / wann jemand ein Do wol anbringt / der ziecht ein. Dem Zachæo hat nichts mehrers uͤberſich geholffen als ein Do, Domine, do pauperibus, wie er nemblich das entfremb -Luc. 19. te Gut vierfach erſtattet / vnd das uͤberige alles vnder die Ar - men außgethailt / diſes Do hat ihm Gluͤck gebracht / vnd diſes wird auch dir / lieber Chriſt / nit allein ein ewiges Gluͤck / ſon - dern auch ein zeitliche Fortun eintragen. Wann einer haiſt Liberalis gegen den Armen / ſo will ich ihm auß der Hand wahrſagen / er werde Gluͤck haben vil Jahr mit gewuͤnſchter Geſundheit / im beſten Ruheſtand herꝛſchen vnd regiren / alſo hat vil Jahr mit Lob vnd Lieb regirt der Koͤnig Eduardus inThomas Bozius lib. 15. Engelland / vmb weil er gegen den Armen barmhertzig ware / vnd ſo gar auff ein Zeit / weil er dazumahl kein Gelt bey ſich tragte / einem armen Bettler den guldenen Ring von Finger geſpendirt.
Wann ein Reicher haiſt Herꝛ Donatus gegen den Ar - men / ſo will ich ihm vnfehlbar auß der Hand wahrſagen / daß ihm werde ein groſſes Gluͤck zuſtehen / vnd mit ſeiner Freyge - bigkeit gegen den Armen ſein zeitliche Haabſchafft mercklich vermehren / als hat ſein Reich vnd Reichthum vermehrt Kay -Paulus Diaco. in ſuſt. long. lib. 6. ſer Tiberius, welcher einmahl einen vnſchaͤtzbaren Schatz auß der Erden graben / weilen er ſo guthertzig gegen den Armen geweſt.
Wann ein junger Geſell haiſt Benignus gegen den Ar - men / ſo will ich ihm gar gewiß auß der Hand wahrſagen / daß ihm ein ſondere Fortun werde zu thail werden / vnd ein reiche Heyrath erwerben / alſo hat erworben jener Jungling zu Con -Joann. Moſch. in prat ſpi - rit. 201. ſtantinopel, welcher eines ſehr reichen Herꝛn einige Tochter derenthalben bekommen / vmb weil er ſein vaͤtterliches Erbgut vnder dıe Armen außgethailt.
Wann8Judas der Ertz-SchelmWann einer haiſt Clemens gegen den Armen / dem will ich gantz glaubwuͤrdig auß der Hand wahrſagen / daß er werde gluͤckſeelig leben / vnd an ſeiner ehrlichen Underhaltuug nie - mahls ein Mangel leyden / das hat erfahren jener / welcher inBromard. in ſum. Evang. vid. E - leem. allem ſeinen Vermoͤgen nichts mehrers hatte als einen Gro - ſchen / jedoch ſolchen einem Armen mitgethailt / welches ihm GOtt alſo reichlich erſtattet / daß er bald hernach in einem Fiſch ein Edlgſtain gefunden / wormit er ſich nachgehends herꝛlich erhalten.
Auß ſolchen barmhertzigen Haͤnden gegen den Armen / wie vnder den Paͤbſten gehabt hat Gregorius Magnus zu Rom / vnder den Kaͤyſern Henricus in Teutſchland / vnder den Koͤnigen Stephanus in Hungarn / vnder den Hertzogen Amadæus in Savoien vnder den Fuͤrſten Ludovicus in Tuͤ - ring / vnder den Grafen Theophanius zu Centucell, vnder den Freyherꝛnen Rochus zu Narbona, vnder den Edl-Leu - then Martinus zu Ambian, vnder den Burgern Macharius zu Alexandria, vnder den Bauren Iſidorus in Spanien / ꝛc. auß ſolchen Haͤnden iſt gar leicht wahrſagen / daß ſie werden Gluͤck haben.
Ja / wer da will / daß ſein gutes Vorhaben ſoll gerad ge - hen / der erbarme ſich uͤber die arme Krumpe; wer will / daß er in ſeiner Wirthſchafft nichts uͤberſehe / der erbarme ſich uͤber die arme Blinde: wer will / daß ſein Gelt vnd Gut ſolle gantz blei - ben / der erbarme ſich uͤber die arme Zerriſſene: wer will / daß man gut von ihm rede / der erbarme ſich uͤber die arme Stum - me: wer will / daß er groß werde / der erbarme ſich uͤber die ar - me / kleine Waißl: wer will / daß er ſolt Gluͤck haben / der er - barme ſich uͤber die arme Ungluͤckſeelige: wer will in zeitlichen Guͤtern fortkommen / der thue mit zeitlichen Mittlen den Ar - men forthelffen.
Bandera ein Hund / Hylax ein Hund / Mariolena ein Hund / Barbatilla ein Hund / Bellina ein Hund / Meliſſus ein Hund / Griffus ein Hund / Loderus ein Hund / Adamantillaein9lobet das Allmoſen geben.ein Hund / ꝛc. diſe ſeynd in ſo groſſem Werth vnd Anſehen ge - weſt / daß man ſie nach ihrem Todt an ehrliche Orth begraben / vnd nachmahls gar ſchoͤne Epitaphia oder Grabſchrifften auff - gericht / dergleichen Hunds-Narren ſeyn geweſt Naugerius, Auratus, Cotta, &c. Bey vnſern ſchwindfuͤchtigen Zeiten iſt auch kein Abgang ſolcher Hunds-Gemuͤther / welche mehrmahl groͤſſere Sorg tragen / vnd Lieb ſchoͤpffen gegen den Hunden / als Menſchen / man muß bißweilen nit ohne naſſe Augen anſe - hen / daß der Hund einen ſammeten Bolſter fuͤr ein Underbeth hat / da vnderdeſſen dem Armen / ſo nach GOttes Ebenbild er - ſchaffen / nit ein Strohſack vergunnt wird. Nicht ſelten trifft man an / daß dem Bellerl / Wellerl ſein aigne Speiß wird zu - gericht / vnd entgegen dem armen Bettler die Spielſuppen ver - ſagt wird / aigne Kuchl / aigne Kiechl / aigne Koͤchl fuͤr derglei - chen Schoßaffen / vnd Bolſterſtaͤncker ſtehen in Beraitſchafft / vnd wann der Arme vmb GOttes willen bittet / iſt nichts vor - handen: Ey ſo gehet hin in aller Hunds-Nahmen zum Teuf - fel / wird es einmahl haiſſen am Juͤngſten Tag / eſurivi, ich bin hungerig geweſen / vnd ihr habt mich nicht geſpeiſt / wol aber Hund vnd Huͤndin; Daß mir die Hebreer den laſterhafften Barabbam haben vorzogen / iſt mir ſehr ſchmertzlich vorkom -Matth. 27. men / daß aber bey euch die Hund / vnd vernunfftloſes Vieh mehrer gilt als ich / oder ich / kombt mir noch ſchwaͤrer vor / ſo geht dann hin / ꝛc. fuͤr euch gehoͤrt nicht das venite, ſondern vè-ite in ignem æternum. Jch betheuere es mit meinem Gewiſſen / daß ich ſelbſt bey einer adelichen Perſohn / ſo bereits mit dem Todt gerungen / in beyſeyn zweyer Prıeſter der Socie - tet Jesu geſtanden / vnd gantz deutlich vernommen / daß diſe elende Troͤpffin vnder dem kalten Todtſchwaiß die Augen er - ſchroͤcklich hin vnd her geworffen / vnd oͤffters mit halb gebroch - nen Worten vnd Stimm ſich hoͤren laſſen Hund / Hund / Hund / Hund / welches allen Anweſenden nit einen gerin - gen Schrocken eingejagt / forderiſt / weil faſt allen nur gar zuPars II. Bwol10Judas der Ertz-Schelmwol bekannt ware die vnordentliche Lieb / welche ſolche Perſohn zu diſem Vieh getragen.
Allhier will ich nur die jenige beſchuldigen / welche ein gar zu uͤbermeſſene Lieb gegen den Hunden haben / dann nit gantz vnd gar zu verwerffen einiger Affect gegen diſem Thier / dafern nur ſolcher die Schrancken der Manier nit uͤberſteiget. DerTob. 6. Hund iſt dem gerechten Tobiæ gar angenehm geweſt / welcher ſeinem Herꝛn ein ſo treuen Gelaitsmann hat abgeben. DieLuc. 16. Hund / ſo dem armen Lazaro ſeine offene Geſchwer mit ihren heylſamen Zungen haben abgeleckt / ſeynd in der Warheit gute4. Reg. c. 9. Hund geweſt. Die Hund / welche der vernichten Jezabel die Haut abgezogen / vnd ihre ſtoltze Bainer abgenagen / ſeynd gute Hund geweſt / als welche den gerechten Willen GOttes vollzogen.
Jener Hund zu Uliſipon iſt wol zu lieben geweſt / welcherEuſeb. l. 9. allemahl das hoͤchſte Gut / da man es zu Krancken getragen / beglaitet hat / vnd nur dieſelbige angebellt / vnd gebiſſen / welche nit thaͤten niderknyen.
Jener Hund ware lobens werth / welcher das Brodt vonIn Vita. ſeines Herꝛn Tafel genommen / vnd darmit ein geraume Zeıt den H. Rochum in der Wuͤſten geſpeiſt.
Derſelbige Hund nebſt ſeinem Cammeraden iſt wol zu lieben geweſt / welcher bey der Malteſiſchen Veſtung / S. Peter genannt / ſtaͤtte Schildwacht gehalten / vnd durch ſeinen Ge - ruch ſo gar die verklaydte Tuͤrcken von den Chriſten zu vnder -Spondan. in ann. 1399. ſchaiden gewuſt / ja / als auff ein Zeit ein Chriſt wegen ankom - mender Saracener ſich in die Flucht begeben / vnd in ein tieffe / jedoch außgedorꝛte Ciſtern geſprungen / auch etlich Wochen darin verbleiben muſte / weil er durch aigne Kraͤfften nit maͤch - tıg ware herauß zu ſteigen / alſo hat gedachter Hund alle Tag ſein gewoͤhnliche Portion Brodt dem betrangten Tropffen da - hin gebracht / biß endlich ſolches wegen Abmerglung deß Hunds vermerckt worden / vnd man diſe Treu nit genug konte preyſen.
Jenes Huͤndl iſt in aller Warheit zu lieben geweſt / wel -ches11lobet das Allmoſen geben.ches Margaritam de Cortona, als ein verbuelten Schlepp -Pagat. fol. 261. ſack bey dem Rock gezogen / vnd ſie durch einen zimblichen Weeg gefuͤhrt an das Orth / allwo ihr gweſter Galan ermordt / vnd als ein ſtinckendes / vnd mit Wuͤrmen bereithes vberhaͤufftes Aaß gelegen / worvon Margarita alſo bewegt worden / daß ſie nachmahls / wie ein andere Magdalena in ſtrengiſter Bußfer - tigkeit gelebt / vnd nunmehr in die Zahl der Seeligen verzeich - net worden.
Jener Hund iſt zu lieben geweſt / welcher / ob ſchon hun -In Chron. Magdeb. gerig / gewaigert hat ein Stuck Fleiſch auß den Handen Otto - nis von Brandeburg zu nemmen / vmb weil ſolcher excom - municirt ware.
Diſe vnd dergleichen Hund ſeynd lieb vnd lobens werth / vnd ſo fern die Aſtrologi oder Sterngugger nit ſchon hetten ein Hund zwiſchen den Waſſermann vnd Steinbock in Himmel geſtellt / ſo hett ich mich vnderfangen / diſe zu recommendiren.
Jch aber / O eyffrige Chriſten / zaige euch weit beſſere Hund / vnd diſe Hund / ich bitte euch / liebet auß gantzem Her - tzen / diſe Hund / ich rathe es euch / ſpeiſt nach aller Muͤglichkeit / diſe Hund / ich ſags euch / verehret ihr wie Gott den HErꝛn ſelbſten / es ſeynd die arme Betl-Hund / alſo pflegt ein uͤber - muͤthige Welt die Mitlloſen Leuth vnd nothleidende Tropf - fen zu nennen / mit diſen Hunden koͤnnt ihr mehrer jagen / meh - rer hoͤtzen / mehrer fangen / mehrer gewinnen / als Nemrod, als Carolus Magnus, als Kayſer Henrich, als Maximilianus, als alle andere beruͤhmtiſte Welt-Maͤnner / mit diſen Hunden koͤnnet ihr auch alles zeitliches Gluͤck / nach welchem der Men - ſchen Zaͤhn meiſtens waͤſſeren / vnfehlbar bekommen.
Jch ſihe es aber euch laue Chriſten an der Stirn an / daß ihr dißfalls einen kleinen Glauben gebet / dann einem Men - ſchen (was iſt dann ein Menſch) einem Menſchen glaubet ihr / vnd vertrauet ihm groſſe Capitalien, ein nahmhaffte Summa Gelt / der euch das Jaͤhrliche Intereſſe 4. per Cento ver - ſpricht / vnd ſich etwann mit einem ſchwachen Papier / oder rau -B 2ſchenden12Judas der Ertz-Schelmſchenden Pergament verpfendt / woran ein waͤchſene Zeugnuß hangt; einer ſolchen geſchabenen Schaffhaut / einem ſolchen rothen Brocken glaubt ihr / vnd GOttes Sohn / der ewigen Warheit JEſu Chriſto glaubt ihr nit / welcher verſpricht nit 5. ſondern 100. per Cento noch auff der Welt zu geben! O Chriſten / keine Chriſten! weil ihr Chriſto nit glaubt; GOtt verſpricht das allermindeſte Allmoſen hundertfach auff der Welt zu erſtatten / er verſpricht es / vnd hat es bißhero allezeit gehalten. Frag derohalben du kleinglaubiger Tropff / frag zu Sarepta in Sidonia, dort wird dir ein arme / beynebens aber ein fromme Haut / ein verlaſſene betrangte Wittib ſagen / daß ihr der Oelkrug / wann ſie ihn alle Tag auch hundertmahl haͤtt außgelaͤhrt / allzeit durch ein Wunderwerck ſeye wider ange - fuͤllt worden / auch das Mehl / wann ſie es ſtuͤndlich biß auff den letzten Staub haͤtte verzehret / wider Miraculoſer Weiß ſeye ergaͤntzt worden: in Summa, hat ja niemahl nichts ge -3. Reg. c. 17. manglet / vmb weil ſie dem hungerigen Eliæ bey der theuren Zeit ein Bißl Brodt hat geſpendirt.
Frag in Hetruria zu Caſtell Florentin, allda wird dirContinu. Bollan. To. 1. Febr. ein arme Jungfrau / benanntlich die H. Verdiana, ein Dienſt - menſch bey einem Kauffmann ſagen / daß ſie ein halbe Truhen voll Arbes vnder die Armen außgethailt / den andern Tag aber die Truhen gantz voll gefunden habe.
Frag in dem Cloſter Razvol, alldort wird dir der Heil. Joan. Gualbertus ſagen / daß er einmahl 6. Kuͤhe von derSurius 12, Iul. Heerd getriben / dero Fleiſch vnder die Armen außgeſpendirt / gleichwol ſeye die Zahl der gantzen Kuͤhe-Heerd nit allein nicht gemindert / ſondern alle Kuͤhe vnd Rindvieh mercklich faiſter worden.
Frag zu Renns den ſeeligen Cozvinum, diſer wird dirHugo Me - nard. in obſervat. andeuten / daß er einen eintzigen Kreutzer im Beuthl gehabt / denſelbigen aber mildhertzig den Armen dargeſtreckt / welches GOtt dem HErꝛn alſo gefallen / daß nachmahls derſelbe Beu - thel nie ohne Gelt geweſt / auch auff kein Weiß denſelben kon - te gantz außlaͤhren.
Frag13lobet das Allmoſen geben.Frag zu Prag / daſelbſt wird dir der heiligmaͤſſige Joannes Lohelius bekennen / daß er manchesmahl / ja gar offt ein gan - tzen Sackvoll Reichstaller in dem verſperꝛten Kaſten gefun -In Vit. den / welche GOtt durch die Haͤnd der lieben Engel dahin ge - legt / weil gedachter Lohelius ſo gern Allmoſen geben hat.
Frag bey den PP. Cappucinern / ſo werden ſie dir nach der Laͤnge vnd Braite erzehlen von ihrem Matthæo à Baſcio, von ihrem Joſepho à Colle, von ihrem Bainerio à Burgo, &c. vnd vilen anderen mehrern / daß ſie manchesmahl ein halbesBoverius An. 1557. Stuͤckl Leinwath von frommen Weibern außgebettlet / vnd doch das gantze Stuͤckl nit vmb ein Viertl kuͤrtzer worden / ja manchesmahl dieſelbe Leinwath vil laͤnger gewehrt als andere.
Frag zu Viſſenach in Niderland / alldort wird dir ein fromme Koͤchin eines Pfarꝛherꝛns ſagen / daß ſie einmahl einIn Vit. S. Heme - lyni. Trunck Waſſer vom nechſten Brunn geholt / vnderweges aber einen armen durſtigen Frembdling darvon zu trincken geben / worvon geſchehen / daß das uͤberige Waſſer in den außerleſne - ſten Wein iſt verkehrt worden.
Die H. Brigitta von Kildarien, die H. Jungfrau LidBolland. Thom. Kemp. in vita. Pag. 243. Bzov. An. 1228. Pet. Dam. in vita. S. Anton. Chronic. c. 13. wina; der H. Nicolaus Finus auß vnſerm Orden / der Heil. Franciſcus de Paula, der H. Abbt Alferus, die H. Ita; der H. Abbt Robertus; der H. Odilo, der H. Biſchoff Mauri - lius; der H. Theodoſius Cænobiarcha, haben nit nur ein - mahl / ſondern allemahl erfahren / je mehr ſie Allmoſen geben / je reicher ſeynd ſie worden.
Glaubſt du es noch nicht / ſo ſtoͤll ich dir denſelbigen Abbt Henrich Præmonſtratenſer-Ordens / welcher jederzeit handgreifflich vermerckt / daß ſein Traydboden reicher worden / ſo offt er etwas darvon den Armen geſchenckt: ja / das TraydIn lib. Ord. lib. 7. hat ihm GOtt etlich Wochen vor der Zeit laſſen zeitigen auff dem Feld / damit er nur den Armen konte beyſpringen.
Glaubſt du es noch nit / ſo fuͤhr ich dir vor ein fromme Wittib zu Leyden / dazumahl bey der Fiſchbrucken wonhafft / welche ſehr mitleydend gegen den Armen ware / auch vil TraydB 3den14Judas der Ertz-Schelmden armen Leuthen mitgethailt. Jndem ſolche auff ein Zeit bey der Tafel geſeſſen / vnd ein armes Bettlweib ſambt zweyen Kindern ſehr elend vnd außgehungert bey der Haußthuͤr ange - klopfft / befilcht ſie alſobald / daß man die arme Haut ſambt den zweyen Kleinen ſoll zum Tiſch fuͤhren / vnd ſelbige nach Moͤg - lichkeit ſpeiſen. Nach vollendem Mittagmahl ſchafft ſie noch der Dienſtmagd / ſie ſoll ſchleunig von der Traydkammer ein SaͤcklIoan. Ger - brand lib. 27. c. 11. Korn vor diſe arme Troͤpffin herab bringen / das Menſch ſagt / klagt / ſchwoͤrt vnd betheuert hoch / daß nicht mehr ein Koͤrnl vorhanden / auch ſeye deſthalben kein Wunder / weil ihr Frau ſo verſchwenderiſch; die gute Wittib legt diſer bereits gron - nenden / greinenden / grimmenden Urſel mehrmahl auff / ſie ſolt mit dem Bartwiſch alles fleiſſig zuſammen kerren / vnd das we - nige uͤberige dem armen Weib bringen; diſe voller Ungedult laufft hinauff / vnd ſihe Wunder! die Traydkammer ware der - geſtalt geſtrotzt / vnd angefuͤllt / daß ſie die Thuͤr nit konte auff - machen / ſondern das Trayd iſt gantz haͤuffig gegen ihr herauß geſchoſſen / woruͤber ſie ein vnerhoͤrtes Geſchray erhoben / wel - ches in dem gantzen Orth dergeſtalten kundtbar worden / daß jederman vnlaugbar bekennen muß / daß man durch das All - moſen geben nit aͤrmer / ſondern reicher werde.
Das iſt auch geſchehen mit dem H. Eutichio Patriar - chen zu Conſtantinopel; auch mit dem H. Juliano, auch mitSurius 27. Septemb. Henrius in faſ. dem H. Thoma de Villanova, auch mit dem H. Beichtiger Gherardo, auch mit dem H. Grafen Elzeario, auch mit dem H. Abbt Cunano; auch mit dem H. Wonedulpho, das iſtArnold. Rayſſ in nat. belg. geſchehen / vnd geſchicht noch auff heutigen Tag / Stund vnd Augenblick mit vnzahlbaren vilen / welche durch das außgeben mehrer eingenommen / vnd durch die Arme ſeynd reicher worden.
Anno 1197. hat der Heil. Abbt Gevardus bey groſſer Hungersnoth groſſe Sorg getragen uͤber die Armen / vnd weil er in Forcht geſtanden / es moͤcht mit der Zeit das Mehl nicht mehr klecken / den armen Leuthen Brodt zu ſchaffen / alſo hat erdem15lobet das Allmoſen geben.dem Pfiſtrer anbefohlen / er ſolt die Laibl forthin kliener machen / ja / ſagt der Beck / das hab ich ſchon lang gethan / vnd mach ſie taͤglich kliener / allein das Brodt wachſt augenſcheinlich im O - fen / vnd wann ich zwey Untzen einſchieb / ſo nimb ich vier her - auß. GOtt laſt demnach ſich nit uͤberwinden in der Corteſi, je mehr man ihme gibt / je haͤuffiger erſtatt er es widerumb / die liebe Juͤnger ſetzen ihm ein Stuͤckl Bratfiſch vor / obtuleruntLuc. 24. ei partem piſcis, ſolches hat der liebſte JEſus gantz reichlich vergolten / indem er denſelben ein ſo groſſen Fiſchfang geſchickt / daß ſo gar das Netz vor Menge der Fiſch zerriſſen / je mehr duLuc. 5. dann auß dem Kaſten nimbſt / je voͤller wird derſelbe / je oͤffter du den Beutl zieheſt / je gefuͤllter wird derſelbe / je guͤtiger du ge - gen den Armen biſt / je beguͤter wirſt du. Dein Haabſchafft / dein Wirthſchafft / dein Paarſchafft / dein Herꝛſchafft / dein Handlſchafft / dein Kundtſchafft / dein Gewerbſchafft / dein Buͤrgſchafft / dein Gerhabſchafft / dein Freundſchafft / dein Nachbarſchafft / dein Wiſſenſchafft / dein Bekandtſchafft ıſt al - les zum beſten geſchafft / wann du den Armen / Hungerigen Brodt ſchaffeſt / den Nackenden Klayder ſchaffeſt / den Fremb - den Herberg ſchaffeſt / vnd den Nothleydenden Huͤlff ſchaffeſt.
Zu Cana Gallilæa iſt das Waſſer zu Wein worden; zu Poliaſter iſt das Brodt deß H. Thomæ Aquinatis zu RoſenIn Vit. 9. worden; in Hebernia iſt ein Sauſchunck durch den H. BiſchoffFerrar. in cat. 30. Iun. Silai zu einem Fiſch worden; bey dem Abbt Fechino iſt / ſalvâ veniâ, ein Butzen auß der Naſen eines Außſaͤtzigen zu Gold worden; zu Alenques ſeynd die Roſen der H. AragoniſchenIn Vit. Eliſabeth zu Gelt worden; bey dem H. Atilano iſt ſein alterIn Annal. Ciſter. An. 1131. zerlumpter Rock zu einem koſtbaren Meßgewandt worden; diſe geduncken dir freylich groſſe Wunder zu ſeyn / aber gib All - moſen / gib / gib / alsdann wirſt du Wunder uͤber Wunder ſe - hen. Du wirſt ſehen / daß dir dein Kreutzer zu einem Taller wird / du wirſt ſehen / daß dir dein Korn zu einem Waitzen wird / du wirſt ſehen / daß dir dein Zwilch zu Sammet wird / du wirſt ſehen / ſehen vnd greiffen / greiffen vnd hoͤren / hoͤren vndem -16Judas der Ertz-Schelmempfinden / daß all dein Außkommens / Einkommens / zukom - mens / fortkommens vermehrt wird durch das weckkommen / wann nemblich ein Allmoſen von dir kombt in die Schoß der Armen.
Der kuͤnſtliche vnd koͤſtliche / der ſchoͤne vnd ſcheinende Sitz deß Koͤnigs Salomon iſt geweſt von dem edleſten Helf - fenbain. Wilſt du gut ſitzen mein frommer Menſch / wilſt du ruhig ſitzen / wilſt du in groſſe Reichthum ſitzen / ſo gib acht / daß dein Sitz auch ſeye von Helffenbain / thue helffen den armen Bettlern: thue helffen der armen Catherl / die wird dir das Gluͤckrad anhefften: thue helffen der armen / waſſerſuͤchtigen Aperl / die wird machen / daß du vnd deine Erben allzeit werden genug haben zu nagen vnd beiſſen. Thue helffen dem armen / krumpen Peter / der wird dir die Schluͤßl zum Reichthum ein - haͤndigen / thue helffen der armen / blinden Marthl / die wird dir dein Kuchl ſpicken / thue helffen dem armen / thoͤrriſchen Stephel / der wird dich ſtainreich machen. Thue helffen dem al - ten / armen Joͤrgen / der wird dir von Eſel auffs Pferdt helffen.
Diſen Rath hat geben der fromme vnd gottſeelige Cap - puciner Ægidius Turrianus, welcher mehrmahl gar freund - lich mit einem armen Weber pflegte zu reden / vnd ihn beſter - maſſen in ſeiner Armuth troͤſten; Under andern gab er diſem betrangten Tropffen folgenden Rath / wann er wolle ſeiner groſſen vnd harten Armuth entgehen / ſoll er ſich keines andern Vortheil gebrauchen / als deß Allmoſen geben; ſolchem guten Rath iſt diſer ohne das gar tugendſame Weber gar embſig nachkommen / vnd alle Tag ein Pfenning Allmoſen geben (ein ſchoͤns Capital) nichts deſtowentger tragte ihm diſe wintzige Summa ein ſtattliches Intereſſe, dann / nachdem er im be - nannten Allmoſen geben ein kleine Zeit verharret / hat er alſo - bald handgreifflich wahrgenommen / daß ſein Wirthſchaͤfftl in einem mercklichen auffnemmen ſeye / welches ihn dann veran - laſſet / daß er nachgehends zwey Pfenning taͤglich vnder die Ar - men außgethailt / worvon er dergeſtalten bereicht worden / daßer17lobet das Allmoſen geben.er ein ſehr reicher vnd vornehmer Handlsmann worden / dazu - mahlen ware in der gantzen Peruſiniſchen Gegend vnd Land - ſchafft ein ſehr groſſe Hungersnoth / weſſenthalben ein uͤberauß haͤuffige Anzahl der armen Leuthen bey ſeinem Hauß taͤglich ſich eingefunden / welchen er ohne Underſchid Brodt / vnd noͤ - thige Lebensmittl gantz mildhertzig dargeraicht; dem Teuffel ware ſolche Wolgewogenheit vnd Lieb gegen den Armen ſehr mißfaͤllig / ſuchte demnach diſe alte Schlangen durch das Weib den Mann zu hindertreiben / wie dann ſolche bereits dem Mann ſtarck zugeredt / er ſoll vnd woll nicht gleich obenhin das ſeinige verſchwenden / ſondern mit mehrerm Bedacht das Allmoſen außthailen / vnd fein den Armen von den Armen vnderſchai - den: der gute Handlsmann vermerckte bald / daß diſe Rath - ſchlaͤg in deß Teuffels Cantzley concipirt, dahero ſchafft er ihr / ſprechend / mein Weib / nimb du ein Sackvoll Brodt / vnd nach deinem ſo reiffen Verſtand / vnd ſtattlicher Bedachtſambkeit / thaile ſolchen vnder die jenigen Armen auß / welche nach deiner Mainung die beduͤrfftigiſte ſeynd; ich entgegen will derglei - chen Saͤckvoll Brodt auffnemmen / aber einem jeden anlan - genden Bettler ohne fernere Nachforſch mitthailen / laß ſehen mein Weib / welcher Sack ehunder laͤhr wird. Der Auß - gang hat es zaigt / das Weib auß angebohrnen Kargheit hat gar wenig Brodt außgethailt / der Mann aber in der Menge / gleichwol iſt der Frauen Brodtſack bald außgelaͤhrt worden / deß Herꝛn Sack aber ein lange Zeit gantz / vnangeſehen ſo vil darauß genommen worden / voll mit Brodt / auch ohne Abgang eines einigen Laibs / gefunden worden. O Wunder! ſchrye auff das karge Weib / ich aber ſchreye nit Wunder! ein boͤß Weib.
Die mehreſte karge Chriſten wenden vor einige Entſchul - digung / vnd erſcheinen mit diſem Einwurff / wıe daß ſie derent - halben nicht koͤnnen Allmoſen geben / weil ſie ſelbſt bey kleinen Mittlen ſeyn / auch bey ſolchen Zeiten hart ſeye zu leben / zu dem ſo ſeyn ihre Kinder vermehrt / wie die Kinder Iſraël, vnd Uagt ſich niemand wegen deß Zahnwehe / als eben der LaibPars II. CBrodt18Judas der Ertz-SchelmBrodt / man hoͤret die gantze Zeit im Hauß immerzu gut Papti - ſtiſch reden / indem eins vmb das ander paͤpn / paͤpn / paͤpn ſchreyt / uͤber das muß gleichwol noch etwas im Vorbehalt reſti - ren / vnd in die Sparꝛbuͤchs gelegt werden / fuͤr ein Noth-Pfen - ning / dann die Zeiten ſeynd nit mehr / bey welchen das Manna von Himmel falle / Elias von Raaben geſpeiſt / vnd Daniel von Habacuc tractirt werde / oder den Iſraëlitern die Voͤgl ins Maul fliegen / das nolite eſſe ſoliciti in craſtinum habe be - reits ein andere Außlegung / laß reiche Leuth Allmoſen geben / welche den Uberfluß an Gelt vnd Gut haben.
O ihr laue Chriſten! ich ſihe wol / ihr ſeyt weit eyffriger im Klauben / als im Glauben / eben derenthalben / merckts wol / derenthalben ſolt ihr Allmoſen geben / weil ihr bey kleinem Mittl ſeyt / dann durch das Allmoſen wachſen die Mittel. Di - ves kombt her von dividendo. Mittl ruͤhren her von Mitleyden / die Guͤter vermehren ſich durch die Gut - hertzigkeit / die Reichthum nemmen zu vom darrai - chen / das Gelt wachſet vom vergelts GOtt der Armen. Nit allein / O bethoͤrꝛte Adams-Kinder! gibt GOtt vmb das All - moſen den Himmel / vnd ım Him̃el die Cron / vnd in der Cron die Seeligkeit / nit allein diß / es waͤre zwar dıß uͤberſchwendlich genug bezahlt / ſondern noch daruͤber verſpricht er / verlobt er / verhaiſt er / daß er es auch auff der Welt wolle hundertfach be -S. Bernar - dus. zahlen. Cui Judæo negares, O homo, qui in vanum ac - cepiſti Nomen Domini noſtri Jesu Chriſti? Wann dir ein Jud zu Prag / wann dir ein Rabiner zu Dreßen / wann dir ein Talmutiſt zu Nickelsburg / wann dir ein Labbadiner zu Franck - furt / wann dir ein Hebreer zu Leibtzig / wann dir ein Præpu - tiant auß Pohln verſpricht / das ihme gelyhene Gelt zehenfach zu bezahlen / dem gibſt du es mit gierigem Hertzen / mit lachen - dem Mund / mit feſtem Vertrauen / vnd deinem JEſu wilſt du es nit anvertrauen / welcher es hundertfach verſpricht zu er - ſtatten?
Was19lobet das Allmoſen geben.Was tragſt du Margaritta von Mutina? fragt ihr gei - tziger Bruder / als ſie etliche eingewicklete Stuͤckl Brodt zu denBzovius An. 1513. Armen getragen / Margaritta antwortet Roſen / vnd ſihe Wunder / die Schertzl Brodt ſeynd wuͤrcklich in ſchoͤne Roſen veraͤndert worden.
Was tragſt du Thomas von Aquin? fragt ſein Herꝛ Vatter / als er mit etlichen verborgenen Schertzlen Semmel zuLaurent. Ananias de Sanct. Thoma. den Armen geeylt / Thomas antwortet vor Schrocken / er tra - ge Roſen / vnd ſihe / die Semmel ſeynd in die ſchoͤnſte Roſen verwandlet worden.
Was tragſt du Petre Regalate? fragen ſeine vorwitzige Mitgeſpaͤnn / als er etliche Tag nacheinander das uͤbergelaſſe -In Annal. Minor. An. 1448. ne Brodt einer armen Wittib mit dreyen Kindern zubracht / Petrus antwortet / er trage Roſen / vnd warhafftig / alle diſe geuͤbrigte Schertzl Brodt ſeynd in die wolriechende Roſen ver - kehrt worden.
Was tragſt du Nicolae de Tolentino? fragt ſein gron - nender Prior, als er etliche Stuͤckl Brodt im Mantl zu derIn Vita. Porten fuͤr die arme Leuth getragen / Nicolaus antwortet / Ro - ſen / vnd ſihe / diſe ſeynd in Purpurfarbe Roſen veraͤndert worden.
Diſen vnd vilen andern iſt das Allmoſen durch ein Wun - derwerck in Roſen verkehrt worden. Aber glaub du mir auch / O barmhertziger Chriſt! glaub du feſt / daß dein Allmoſen / wel - ches du den Armen darraicheſt / gleichmaͤſſig zu Roſen werde / es wird dir gewiß Roſen tragen in deiner Wirthſchafft.
Dem Job hat es Roſen tragen / dann weil er lieſſe WollIoan. Chryſoſt. hom. 3. in Job. ſpinnen / vnd darauß Klayder machen fuͤr die Armen / alſo hat ihm GOtt geſchenckt ein groſſe vnd haͤuffige Heerd Schaaf.
Dem lieben Mann hat das Allmoſen Roſen getragen / welcher den H. Dominicum in die Herberg hat auffgenom - men / vnd ihn nach Moͤglichkeit tractirt, dann dazumahl einAntonius Flaminius lib. 2. gaͤh-entſtandenes Wetter / mit hartem Schaur / vnd ſchaͤdli - chen Rißlſtainern / alle Weingebuͤrg in ſelber Gegend gaͤntz -C 2lich20Judas der Ertz Schelmlich zu grund gericht / der Weingarten aber deß gedachten gut - hertzigen Manns iſt nit ein Haargroß verletzt worden.
Childeberto, Roberto, vnd Ludovico Koͤnigen inGregor. Turo. de glor. Conf. c. 12. Franckreich hat das Allmoſen Roſen getragen / indem ſie Krafft deſſen ihre maiſte Feind uͤberwunden / vnd allemahl ſiegreiche Waffen nach Hauß gebracht.
Rambaldo einem Cavalier in Hibernia hat das All - moſen Roſen getragen / daß / als eineſt durch deß boͤſen FeindsIn Lib. de opib. cap. 39. Anſtifftung ſein Pallaſt mit Feur angeſteckt worden / hat ſol - ches auff keine Weiß moͤgen geloͤſcht werden / biß die arme Bettler beygeloffen / vnd das kurtz zuvor von diſem Herꝛn ge - ſpendirte Gelt vnd Brodt in die Flammen geworffen / worvon augenblicklich alles erloſchen.
Dem Sem. nachmahls Melchiſedech genannt / hat das Allmoſen Roſen getragen / dann er etlich hundert Jahr alt worden / im beſten Ruheſtand vnd Wolſtand ſein Leben zuge - bracht / keinem Unheyl / keinem Ungluͤck / keinem Unſtern vnder - worffen / vnd als die Urſach deſſen der groſſe Patriarch Abra - ham gefragt / gab er die Antwort / wie daß er in der Archen Noë ein allgemainen Fuettermaiſter abgeben / vnd alle Thier darm geſpeiſt / damit ſie nit vor Hunger geſtorben. Derent - halben habe ihn der Allmaͤchtige GOtt auch auff der Welt al -Didacus de Vega. Do. 6. poſt Pent. ſo begluͤckt. Si Deus adeo beneficus eſt in eos, qui cum brutis animantibus miſericordiam faciunt quantò ma - gis remunerabit eos, qui in homines ſunt liberales: Thut es der Allmaͤchtige alſo reichlich vergelten auff der Welt / ſo man nur den wilden vnd vnvernuͤnfftigen Thieren etwas gutes erweiſet / wie wird er erſt belohnen dieſelbige / welche ſich freygebig gegen den / nach dem Ebenbild Gottes erſchaffenen Menſchen / erzeigen. Folge nach O frommer Chriſt! es wird dir gewiß auch Roſen tragen / folge nach diſem Melchiſedech, vnd ſpeiſe gleichfahls die Thier wie diſer / ſo wirſt du ebenfahls / wie er / auff diſer Welt gluͤckſeelig leben. Aldort vor der Kir - chen-Thuͤr ſitzt ein armer Blinder / der haiſt Philipp Haß / dortam21lobet das Allmoſen geben.am Eck der Herꝛngaſſen lainet ein krumper Bettler / der haiſt Rupert Hirſch / dort auff der Bruggen hockt ein alter Bettler / der haiſt Chriſtoph Ainkhirn / dort beym Waſſer-Thor ligt ein armer Waſſerſichtiger / der haiſt Stephan Laͤmpel / dort vn - fern dem Burger-Spital ſitzt ein altes Muͤtterl / die haiſt Anna Cammelin / hie geht ein armer Pilgramb / der haiſt Chriſtian Adler / da ſingt vor der Thuͤr ein benè pallidus vnd malè pal - liatus Studioſus, der haiſt Ferdinand Finck / da ziecht dich bey dem Mantl ein armes Bieberl / das haiſt Benedict Zeisl / ꝛc. diſe vnd dergleichen Thier / mein lieber Chriſt / thue ſpeiſen / als - dann wird dich Gott wider ſpeiſen / ja du vnd die deinige / du vnd das deinige wird niemahlen abnemmen / ſo lang die Ar - men von dir das Allmoſen einnemmen.
Thue dich / vmb Gottes willen / nit entſchuldigen / wann du moͤchteſt Allmoſen geben / ſo blib mit der Zeit der Betl - Sack dir ſelbſt nit auß / Hola parola die nichts als lugenhafft; 25. Buchſtaben vberweiſen dich / daß diſe Wort mehr als 5 tau - ſentmahl nit wahr ſeyn / 25. Buchſtaben ſelbſt der H. Geiſt in 5. Wort / diſe 5. Wort ſtehen in Goͤttlicher H. Schrifft / nach diſen 5. Worten ſolſt du alle 5. Finger ſchlecken / an diſen 5. Worten ſollen alle deine 5. Sinn ſich begnuͤgen laſſen / be - nanntlich: Qui dat Pauperi non indigebit, wer den Ar - men gibt / wird nie Mangel leyden / diſe Wort ſeynd ſo wahr / als Gott nit kan die Vnwarheit reden.
Ein Reicher kan wol verderben / wie der Feigenbaum am Weeg / ein Reicher kan wol abnemmen / wie der Wein zu Ca - na Gallilæa, ein Reicher kan wol vmb das Seinige kommen / wie der Raiſende von Jeruſalem nacher Jericho, aber der ſich der Bettler annimbt / kan nimmermehr zu einem Bettler wer - den / qui dat Pauperi non indigebit.
Kayſer Andronicus iſt ſo arm worden / deß er bey kalter Winters-Zeit hat muͤſſen Neun Gulden zu leihen nemmen / wormit er ein alten Fuchs-Beltz hat khauffen koͤnnen. das kan einem Allmoſengeber nit begegnen. non indigebit.
C 3Zu22Judas der Ertz-SchelmZu Anneberg wird man von einem erzehlen / welcher da - ſelbſt alſo reich war / daß er ſich mehrmal in lauter Malvaſir ge - badet / vnd ſo er außgeritten / muſten ſeine Diener ihm allemahlRichter in axiom. 134. auff dem Weeg mit Gold ſehr reich geſtickte Teppich auffbrait - ten / woruͤber er gantz herꝛlıch paßirt, endtlich aber iſt er ſo arm worden / daß er das Brodt von Hauß zu Hauß muͤſte ſamblen / das kan einem Barmhertzigen gegen den Armen nit begegnen. non indigebit.
Zu Schemnitz in Ober Vngarn zaigt man noch ein Saul / dermahl aber faſt einem alten Steinbruch gleich / worinnen die Frau gewohnt / dermaſſen ſo reich an Silber vnd Gold /Ibidem. daß ſolches Schinnenweiß bey ihr wie die Scheitter gelegen; Solche iſt aber mit der Zeit alſo erarmet / daß ſie alda in dem Spital / wie ein Bettlerin / geſtorben / daß kan einem Mitley - dendem gegen den Armen nit widerfahren. non indigebit.
Belliſarius war ein ſolcher reicher vnd maͤchtiger Herꝛ / daß man ſein Bildnuß gar auff die offentliche Muͤntz gepraͤckt / vnd alſo auff einer Seithen Kayſer Juſtinianus, auff der an - deren Belliſarius zu ſehen geweſt / er iſt aber endtlich ſo arm worden / daß er mit einem hiltzernen Schiſſerl auff dem Weeg geſeſſen / vnd bettlen muͤſſen date obulum Belliſario,
Diß hat ein Freygebiger gegen den Armen nit zu foͤrchten / non indigebit, der ſich der Armen annimbt / kan niemahl erar - men; wo ſeyt ihr / ihr Gwinnſichtige Menſchen / ihr Geltguͤri - ge Adams-Kinder / ihr wucheriſche Weltaffen / wann ihr doch nach dem Gwinn ſchlecket / wie der Saul nach dem Hoͤnig / wann euch doch die Zahn waͤſſeren nach dem Intereſſe, wie den Jſrae - litern nach den Egyptiſchen Zwiffeln / wann bey euch Knoͤpff / doch die Goldblumen den Vorzug haben / wann ihr Piffel doch das guldene Kalb mit deß Aarons Pfarꝛkinder anbettet / wannbey23lobet das Allmoſen geben.bey euch doch das beſte Recept iſt das cupio capio mit Eſcu - lapio, ſo kombt her / treibt ſolchen Wucherer / welcher euch nit allein an dem ewigen nit ſchaͤdlich / ſondern noch hundertfach das zeitliche vermehrt / nemblichen durch das Allmoſen geben wird das zeitliche nit verlohren / ſondern außerkohren / durch das Allmoſen geben wird das Gelt nit gelaͤhrt / ſondern ver - mehrt / durch das Allmoſen geben wird die Wirthſchafft nit ge - ſchwoͤcht / ſondern erhoͤcht / mit einem Wort / wer reich wil wer - den / der nemb ſich der Armen an.
Wie der gebenedeyte JEſus von Nazareth zwoͤlff Jahr alt war / hat er ſich auch wegen der gewoͤhnlichen Solennitet nacher Jeruſalem begeben / woſelbſt er von Maria vnd Joſeph nit ohne ſondern Hertzen-Wehemuth verlohren / nicht weniger erſt am dritten Tag / nach allem moͤglichiſt-angewendten Fleiß / vnd embſigiſter Nachforſch / im Tempel zu Jeruſalem gefunden worden / allwo er in Mitte der hochwuͤrdigen / vnd hochgelehr - ten Herren Doctorn wurde angetroffen / als der ihnen dazu - mahlen die tieff-ſinnigiſte Fragſtuck vorgetragen / uͤber welches ſich die Hebreiſche Spitzkoͤpff vnd Witzkoͤpff nit wenig verwun - derten / es haben die betrangten Eltern ihren allerliebſten Sohn anfangs geſucht bey den Befreundten vnd Anverwandten / der gaͤntzlichen Mainung / als habe etwann der Herꝛ Vatter Sa - muel, oder die Frau Maimb Rebecca den zwoͤlffjaͤhrigen Knaben nach Hauß gefuͤhrt / vnd ihm daſelbſt ein Ehr ange - than. Es ware aber dem nit alſo / wie man es layder noch er - fahret / daß einem von landfrembden Menſchen mehrer guts er - wiſen wird / als von aignen Freunden / vnd Bluts-Verwand - ten. Als nun die ſorgfaͤltigiſte Mutter Maria an allen Or - then / vnd Porten nachgefragt / ob ſie nicht ein frembden Kna - ben / der eines holdſeeligiſten Angeſichts / vnd mehr als Engli - ſcher Geſtalt / haͤtten geſehen / da hat ſie endlich ſo vil erforſcht / daß eine ſich verlauten laſſen / ja es habe vorgeſtern ein Knab / ihres Geduncken nach mit 12. Jahr / bey ihrer Haußthuͤr an - geklopfft / vnd vmb ein Nachtherberg gebetten / deme ſie es we -gen24Judas der Ertz-Schelmgen einer ſo lieben Geſtalt / vnd angenehmſten Geberden nicht hab koͤnnen verſagen / auch habe ſolcher ihr das Hertz dergeſtal - ten eingenommen / daß ſie Zeit ihres Lebens keines ſo froͤlichen Gemuͤths ſeye geweſt / als bey diſem Gaſt / da Frau / ſagt ſie / hab ich ihm mit aignen Haͤnden ein Bethl zugericht / vnd mit lindem Feder-Bolſter wol verſehen / ſo hat aber der guldene Knab ſolches auff alle Weiß gewaigert / ſondern er hat auff der harten Erd mit einem ſtainenen Hauptkiß vorlieb genommen / zu Morgens bey anbrechender Morgenroͤth hat er ſich hoͤffli - chiſt beurlaubt / vnd allem Vermuthen nach in den Tempel gan - gen; ſo vil kan ich euch mein liebe Frau Nachricht geben. Ein andere ſagt / mein Frau / erſt geſtern bin ich eines ſol - chen Knabens anſichtig worden / da ich auff den Platz gangen / ſahe ich ihn bey deß Burgers Zachariæ Haußthuͤr vmb Mit - tags-Zeit ein Stuͤckl Brodt bettlen / muß bekennen / ſo er waͤre in mein Armuthey kommen / haͤtt ich ihm nach meinem Vermoͤ - gen ein Mittagmahl zugericht / dann er ja gar ein holdſeeliger Knab / ſo vil ich von andern vernommen / ſey er heut Nacht imS. Bern. Hom. in - fra Oct. Epiph. Chartag. tom. 2. l. 10. c. 6. Spital / nit weit vom Eyſenthor / gebliben / in der Fruhe aber der allererſt im Tempel geweſen / allwo ihn nachmahlen mit vn - beſchreiblichem Hertzentroſt Joſeph vnd Maria angetroffen. Alſo hat der jenige / ſo Himmel vnd Erden erſchaffen / ſo alles was lebt vnd ſchwebt / ernaͤhret / ein armen Bettler abgeben / vnd die drey Taͤg hindurch das Allmoſen geſucht.
Haͤtteſt du auch / lieber Chriſt / haͤtteſt du auch diſem bey deiner Thuͤr ein Stuͤckl Brodt vergonnt? forderiſt / wann dich jemand haͤtte vergwiſt / daß diſer GOttes Sohn ſeye? ja / ja / tauſendmahl ja / vnendlichmahl ja / ſonſt ein jeder alles vnd al - les haͤtt ihm gutwilligiſt / treuhertzigiſt geſpendirt. O haͤtte ich einmahl die Gnad von Himmel / daß GOtt zu meiner Thuͤr komme / ich wuſt nit / gar nit / was guts ich ihm erweiſen ſolte / ich wolt / ſo es ihm beliebig waͤre / mit dem Meſſer mir die Bruſt eroͤffnen / vrbietigiſt das Hertz herauß heben / vnd ihm darrai - chen / mehrer haͤtt ich nicht.
Mein25lobet das Allmoſen geben.Mein eyffriger Chriſt / ſolche erſt erwuͤnſchte Gnad haſt du alle Tag / dann ſo offt ein armer vnd betrangter Tropff dich vmb ein Allmoſen erſucht / ſo glaube vor gewiß / daß GOttes Sohn in aigner Perſohn dich anrede / vnd bitte / vnd was du den Armen gibſt / das haſt du GOtt ſelbſten geben; diſes iſt ſo wahr / als wahr iſt / daß dich GOtt erſchaffen / vnd erloͤſt. Ja / GOtt ſchwoͤrt hierauff / damit du ihm ſolleſt glauben. Amen, amen dico vobis, quod uni ex minimis meis feciſtis, mi - hi feciſtis. Glaub du ſicher / daß offt dein Heyland JEſus in Geſtalt eines krumpen / oder lahmen / oder blinden / oder ſonſt elenden Bettlers dich anſpreche vmb ein Allmoſen / glaub es vnfehlbar.
Der H. Ethbinus gieng eineſt mit ſeinem frommen vnd H. Vatter Uvinvaloro ins Feld ſpatzieren / zu beederſeits Troſt ein geiſtlichen Diſcurs zu fuͤhren / da ſahen ſie vngefehr ein armen / todtblichenen / außſaͤtzigen Bettler / welcher voller Geſchwer am gantzen Leib / faſt einem Job auff ſeinem Miſtbe - thel gleichte / diſe zwey gottſeelige Maͤnner vmbarmbten alſo - bald den armen Tropffen / troͤſteten ihn nach aller Moͤglichkeit / vnd nachdem ſie ihm ſeine rinnende Geſchwer gewaſchen / vnd geſaͤubert / hat ſich Ethbinus alſo verliebt in diſen elenden Bettler / daß er ſo gar wolte das Aitter auß dem Geſchwer vnd zeitigen Aiſen herauß ſaugen / vnd ſihe Wunder / als Ethbi - nus vermainte diſen rinnenden Wueſt / vnd faule Materi ſchon im Maul zu haben / ſo fandt er an ſtatt deſſelben ein koſtbares Edlgeſtain auff ſeiner Zungen / erblicket beynebens ein glan - tzendes Creutz auff der Stirn diſes Bettlers / vnd nemmen alleSurius 19. Octob. de Ethbin. Scoto. beede wahr / daß diſer der gebenedeyte JEſus ſelbſt geweſen / welcher in Beglaitung vnzahlbarer Engliſcher Geiſter vor ih - ren Augen in Himmel gefahren.
Der H. Pabſt Gregorius Magnus, (a) der H. Pabſt(a) In Vit. Leo, (b) der H. Joannes Columbinus, (c) der H. Abbt Ro -(b) In Martyr. Rom. 19. April. bertus, (d) der H. Biſchoff Martinus, (e) der H. Biſchoff Ju - lianus, (f) die H. Catharina Senenſis, (g) der ſeelige An -Pars II. Ddræas26Judas der Ertz-Schelm(c) Ferrar. 13. Julij. dræas de Galleranis, (h) der H. Franciſcus von Aſis, der H. Ivo, der ſeelige Joannes Dei, &c. vnd vil vnzahlbare mehr(d) In Me - nolog 7. Junij. haben JEſum Chriſtum in Geſtalt eines Bettlers geſpeiſt / beklaydt / beherbergt / vnd beſchenckt.
Der gebenedeyte Heyland ſaſſe auff ein Zeit bey einem(f) In A - ctis. Brunn aller muͤd vnd math / wegen der Raiß vnd groſſen(g) Suri 9. Sonnenhitz / da kombt ein Samaritaniſch Weib Waſſer zu(h) Bol - land. t. 3. ſchoͤpffen / welche der demuͤthigſte HErꝛ gantz freundlich bewill - kommet / von ihr aber nichts anderſt / als ein ſaures Geſicht vnd vnhoͤffliches Anſchnarchen erhalten / auch da er von ihr ein fri - ſchen Trunck Waſſer billich verlangte / warff ſie ihm noch ſchimpfflich vor / wie daß er ein Jud ſeye / die Sprach ſambt dem Auffzug verrathe ihn / die Juden aber pflegen den Samarita - nern nit vil bona dies zu geben / vil weniger / daß ſie auß dero Geſchirren moͤchten eſſen oder trincken / worauff der ſanfftmuͤ - thigſte Heyland mit diſen Worten ihr zugeſprochen: Si ſcires, quis eſt, qui dicit tibi, da mihi, forſitan dediſſes: WannJoan. 4. du wuſteſt / wer der iſt / welcher zu dir ſagt / gib mir / villeicht haͤtteſt du ihme geben.
Du mein lieber Herꝛ Gebhart / es bittet dich ein armer / alter Taͤttl ſo ſchoͤn / daß es ſcheinet / als trage er den Cicero - nem auff der Zung / vnd nit un Sack / er bittet dich vmb GOt - tes willen vmb ein Allmoſen / du ſchnarcheſt ihn aber an / war - umb er in ſeiner Jugend nichts habe erſparꝛt / es ſeye ein Zai - chen / daß er das ſeinige durch die Gurgl gejagt / vnd beym blauen Hechten / allwo er immerzu geſoffen / hab ſein Wirth - ſchafft den Krebsgang genommen.
Du mein lieber Maiſter Zach arias / vor deiner ſteht ein elender Tropff / welcher darumb arm / weil er nur ein Armb hat / den er durch ein Schuß vor Ofen verlohren / dazumahlen wie es bey Ofen kuͤhl iſt hergangen / diſer arme Geſell betauret ſehr ſtarck / daß er nit zwey Haͤnd hat / damit er beyde kont auffhe - ben / dich zu bitten / du aber macheſt ein Urſiciniſch Geſicht ge -gen27lobet das Allmoſen geben.gen ihm / mit dem ſchmaͤchlichen Vorwurff / wann er etwas guts waͤre geweſt / ſo waͤre er wol kein Soldat worden / er haͤtte bevor wiſſen ſollen / daß es nirgends mehr Scherben gibt / als beyn Kriegen / auch ſey fechten vnd bettlen faſt eines Jnnhalts.
Du mein lieber vnd geſtrenger Herꝛ Secretari Servati, ſihe doch / wie diſer krumpe Tropff mit ſeinem hoͤltzernen Hand - Pferdt dir ſo muͤheſeelig nachcallopirt / du kanſt dir gar wol ein - bilden / daß ihn auch am hoͤltzernen Fuß der Schuh drucke / vnd weil der vndere Stock ſo ſchlecht iſt / iſt gar wol zu vermuthen / der ober Stock ſeye mit Truͤbſahl außſpallirt / du aber erbar - meſt dich ſeiner nit / ſondern zehleſt ihn noch vnder die liederli - chiſte Zigeiner-Burſch / als ſey er ein Ordinari-Landbettler / vnd wiſſe gar ſtattlich die Leuth auff der Straſſen / wann ſie al - lein gehen / zu ſchrepffen.
Du mein Ehrnveſter vnd wolvornehmer Herꝛ Hart - mann / ſchau mir diſen elenden Menſchen an / welcher vor dei - ner die Haͤnd auffhebet / Klayder halber ſoll er ja Jhr Durch - leucht genennt werden / es ſcheint / als ſeye er dem Papierma - cher uͤber ſein Quarda Robba kommen / er geht daher / als wie ſonſt die Frau Warheit ſoll auffziehen / das iſt / nackend vnd bloß / diſer bittet dich in Froſt vnd Kaͤlte gantz inbruͤnſtig vmb ein Huͤlff / du aber ſtoͤllſt dich / als wann du ihn nit ſeheſt / vnd fallt dir nit ein / daß auß diſen Hadern vnd Lumpen ein Pa - pier gemacht wird / worauff GOttes ernſtliche Wort koͤnnen geſchriben werden: Nudus eram, & non cooperuiſtis me, ich ware nackend vnd bloß / vnd ihr habt mich nit beklaydt.
Si ſcires, quis eſt, qui dicit tibi, da mihi, O Hart - mann / wann du wuſteſt / wer der iſt / welcher zu dir ſagt / gib mir / wie gern vnd vrbietig wurdeſt du ihme dein mildreiche Hand darraichen / vnd muſt wiſſen / vnd ſollſt wiſſen / daß gar offt der Welt Heyland ſelbſt / dein Erſchoͤpffer / dein Erloͤſer / dein Richter / dein GOtt die elende Geſtalt eines Bettlers anD 2ſich28Judas der Ertz-Schelmſich nemme / mit Lumpen vnd Hadern ſich beklayde / bey der Thuͤr anklopffe / vnd von dir ein Allmoſen begehre / ſi ſcires, forſitan dediſſes.
Einem Fiſcher in Jndien begegnete gar offt das Gluͤck / daß er vnverhofft an ſtatt den Fiſch die koſtbare Edlgeſtain auß dem Meer ziehet / er wurff das Netz in die naſſe Herꝛſchafft Neptuni gantz keck hinein / der groͤſten Zuverſicht / das Meer wird ihm mehrer guͤnſtig ſeyn / als dem Petro die gantze Nacht / da der Fiſch Nihil ins Netz gangen / nachdem er endlich das Netz auß der Tieffe ziehet / vnd ſpannet mit gierigen Augen / ob nit einiger Fiſchfang ſein Muͤhe bezahle / da merckt er bald / daß er weder bey Neptuno, noch Fortuna den Kuͤrtzeren gezogen / indeme er wahrnimbt / daß er an ſtatt der Fiſch die hoch-ſchaͤtz - bare Edlgeſtain / an ſtatt eines Punin, ein Rubbin / an ſtatt der Aalen / die ſchoͤnſte Corallen / an ſtatt der Stirl / die theu - reſte Saphirl herauß hebet.
Deßgleichen widerfahret auch vil mildhertzigen Allmo - ſengebern / welche offt / vnd mehreſtenthail vermainen / daß ſie arme vnd nothleydende Bettler in ihr Behauſung einfuͤhren / auch kraͤfftig glauben / daß ſie betrangte vnd preſthaffte Men - ſchen mit Speiß vnd Tranck verſehen / auch ihnen ſelbſt nichts anderſt einbilden / als daß ſie elenden Tropffen / vnd nothleyden - den Adamskindern ein Kreutzer ſchencken / vnderdeſſen aber iſt geſchehen / vnd geſchicht noch / daß ſie an ſtatt der Fiſch die ſchoͤn - ſte Edlgeſtamer gefangen / will ſagen / an ſtatt eines Bettlers den Heyland JEſum ſelbſt beherbergt / an ſtatt eines Men - ſchen dem wahren GOtt vnd Menſchen diſe Gutthat ſelbſt erwiſen.
Abraham hat glaubt / er tractire 3. frembde Maͤnner / vnd waren vnderdeſſen 3. H. Engel in der Figur der Allerhei - ligiſten Dreyfaltigkeit / tres vidit, & unum adoravit.
Martinus hat glaubt / er gebe das Trum von ſeinem Mantl einem Armen / vnd ware doch kein Armer / ſondern ein Reicher / der jenige / welcher das Himmelreich erſchaffen.
Joannes29lobet das Allmoſen geben.Joannes Dei hat vermaint / er trage auff ſeinen Achßlen ein elenden Bettler ins Spital / vnd war vnderdeſſen GOt - tes Sohn.
Der H. Ivo hat darfuͤr gehalten / er helffe den armen Wittiben vnd Waiſen / vnderdeſſen war gar offt vnder denſel - ben JEſus ſelbſten.
Alſo ſeye du auch verſichert / mildhertziger Chriſt / guther - tziger Menſch / barmhertziger Allmoſengeber / ſeye verſichert / daß du villeicht auch einem Armen etwas geſpendirt / den du fuͤr ein elenden Tropffen gehalten / vnderdeſſen aber iſt es et - wann GOtt ſelbſt geweſen. Glaube beynebens auch / daß du bißweilen ein armen Menſchen bey deiner Haußthuͤr mit rau - hen vnd groben Worten haſt angetaſt / welcher in Bettlers - Geſtalt der Heyland ſelbſten geweſt / vnd alſo deinem Erloͤſer ein ſchnarcheriſchen Verweiß geben. Si ſcires, quis eſt, qui dicit tibi, da mihi, forſitan dediſſes.
Arnoldus in ſeinem Martyrologio ſchreibt von einer frommen Graͤfin / welche / ob ſchon hochgebohrn / dannoch ein niderige / demuͤthige Dama geweſen / auch war ſolche nit allein wolgebohrn / ſondern war auch wolgelobt / forderiſt wegen der Wolthaten / die ſie den armen Leuthen erwiſen / daß ihr alſo rechtmaͤſſig der Titul Jhr Gnaden gebuͤhrt / vnd ſich fuͤglich ein Graͤfin von Helffenſtain hat ſchreiben koͤnnen / diſes adeli - che Gemuͤth / ſo ſehr es zu der Lieb deß Nechſten genaigt / ſo vn - barmhertzig vnd auffblaſen war ihr Herꝛ Gemahl / als welcher nichts vnwehrter konte ſehen / als die Bettler / die er ins ge - main nur ein lauſige Burſch / vnd verworffenes Lumpengeſind tauffte / auch ſo gar obbenannter ſeiner Frau Gemahlin ernſt - hafft verbotten / daß ſie mit dergleichen Grindſchipeln nit ſoll vmbgehen / noch weniger ſolche Fleck-Krammer in ihr Behau - ſung einlaſſen; Als nun auff ein Zeit diſer Durandus ſich mit einer Jagd nach Gewonheit ergoͤtzte / hat ſich ein elender / auß - ſaͤtziger Bettler bey der Schloßthuͤr eingefunden / welcher vmb GOttes willen ein Herberg geſucht / der Frau Graͤfin wareD 3das30Judas der Ertz Schelmdas Hertz ſchon erwaicht / als die nicht konte ſehen einen Men - ſchen / deſſen ſie ſich nit thaͤt erbarmen / allein die ſchutzte vor den groſſen Verbott ihres ſo harten Herꝛn / weil aber der arme / mit Geſchweren uͤberhaͤuffte Bettler gantz inſtaͤndig gebetten / alſo hat die Barmhertzigkeit bey ihr vorgeſchlagen / vnd diſen nicht allein in das Geſchloß / ſondern auch / wie er verlangte / ſo gar in ihr aigenes Beth auff ein Stund zu ruhen eingelaſſen / vnder - deſſen aber kombt vnverhofft der Graf von ſeiner Jagd zuruck / vnd weil er ſich im hetzen ſo ſtarck bemuͤhte / begehrt er alſobald in die Schlaff-Kammer / daſelbſt ein kleine Ruhe zu ſuchen / vnd den abgematten Leib mit einem ſtuͤndigen Schlaͤffl zu be - fridigen: Allhier erwege jemand / wie es der Frau Graͤfin vmb das Hertz geweſen / was Aengſten vnd Sorgen ihr betrangtes Gemuͤth uͤberfallen / als die ſo wol ihren aignen / als auch deß armen Bettler Undergang vnd Todt gantz vnfehlbar prophe - ceyte / indem nun auff ſein ernſtliches Begehren die Frau Graͤ - fin die Kammer auffzuſperren / etwas verweilte / ſtoſt der vnge - dultige Cavalier mit gleichen Fuͤſſen die Thuͤr ein / welches zu - gleich faſt ein toͤdtlicher Stoß war in dem Hertzen der beaͤng - ſtigten Dama: Aber GOttes Weißheit waiß maiſterlich zu ſpilen in allen Welt-Sachen / wie erſtgedachter Wurmius in die Kammer eingetretten / hat er ein ſo lieblichen Geruch em - pfunden / daß ihn gedunckte / als habe das irꝛdiſche Paradeyß ſeinen Blumenſchatz dahin geſpendirt / auch wuͤnſchen konte / daß er gar zu einer Naſen moͤchte werden / diſen uͤbernatuͤrli - chen Geruch ſattſamb zu genieſſen. Als vnderdeſſen die be - trangte Graͤfin ihr den gewiſſen Todt vorgebildet / der Mai - nung / es habe der Graf den armen / preſthafften Bettler da - ſelbſt im Beth angetroffen / ſo hat ſich aber der Herꝛ Graf bald wider auß der Kammer begeben / mit hoͤchſter Verwunderung ſich zu ſeiner Frauen Gemahlin gewendet / ſprechend: er habe laͤnger nit mehr ſchlaffen noch ruhen koͤnnen / weil es ihm nicht anderſt vorkommen / als ſeye er mitten im Paradeyß / ſo voller Lieblichkeit vnd Suͤſſe ſeye das Beth geweſt / worauff die Gott -ſeelige31lobet das Allmoſen geben.ſeelige alles vmbſtaͤndig erzehlet / wie daß ſie ein armen / elen - den Bettler habe darein gelegt / weil ſolcher ſie inſtaͤndig ge - betten / indem dann ſolcher verſchwunden / ſeye gar glaublich zu halten / daß es nit ein Bettler / ſondern in deſſen Geſtalt der Heyland JEſus ſelbſt geweſen / welches dann dem vorhin hart - muͤthigen Grafen das Hertz alſo erwaicht / daß er nachmahls die uͤbrige Lebensfriſt vnaußſetzlich ſich ſambt ſeiner frommen Frauen Gemahlin in allen Wercken der Barmhertzigkeit gantz embſig geuͤbet / ſi ſcires, quis eſt, qui dicit tibi, da mihi, forſitan dediſſes.
Demnach mildhertziger Chriſt / bild dir ein / ſo bey deiner Haußthuͤr ein armer Bettler klopfft / es ſey der jenige / welcher in das Hauß Zachæi eingetretten / vnd daſſelbe mit ſeiner Goͤttlichen Gegenwart geheiliget; bild dir ein / wann ein blin - der Bettler gantz armſeelig dich anſpricht / es ſeye JEſus der Sohn David, welcher dem Blinden am Weeg das Geſicht er - ſtattet: bild dir ein / ſo dich ein krumper vnd elender Tropff mit naſſen Augen bittet / es ſeye der jenige JEſus / in deſſen Nah - men Petrus den Lahmen bey der Porten deß Tempels curirt hat. Bild dir ein / wann dich ein armer Schlucker nur vmb ein Pfenning bittlich erſucht / es ſeye der jenige / welcher dem al - ten Muͤtterl / wegen Opfferung zweyer Haͤller / ſo groſſes Lob im Tempel nachgeſprochen: mit einem Wort / ſo offt du eines Armen anſichtig wirſt / bild dir ein / es ſeye GOtt ſelbſten / dann in der Warheit mehrmahl vnſer lieber HErꝛ in Bettlers-Ge - ſtalt / in Bettlers-Klayder / in Bettlers-Lumpen / in Bettlers - Krucken / mit Bettlers-Saͤcken in Staͤtten / in Maͤrckten / in Geſchloͤſſern / in Doͤrffern / in Haͤuſern herumb gehet / vnd das Allmoſen ſamblet / hierdurch die Adams-Kinder zur Barm - hertzigkeit vnd Mitleyden zu lenden vnd wenden.
Geſetzt aber / es ſeye weder Chriſtus / weder ein Engel / weder ein Heiliger / der dich mit den 6. Buchſtaben / da mihi, anſingt / ſo iſt es genug / daß es ein armer vnd nothleydender Menſch iſt / vnd ſollſt du auff ſeiner Stirn fein leſen / ſo GOttmit32Judas der Ertz-Schelmmit aignen Haͤnden auff Fractur-Arth geſchriben: Was ihr einem auß meinen mindeſten gethan / das habt ihr mir gethan. Mir / merckts Cavalier, mir / merckts Monſigneur, mir / merckts Foreſtir, mir / merckts alle ihr / mir / ſagt GOtt / gebt ihr / was ihr den Armen gebt.
Es wird regiſtrirt von einem / der wegen inſtaͤndiges an - halten einem armen / halb nackenden Menſchen ein Klayd ge -In Vit. Patr. ſpendirt / weil er aber bald hierauff Nachricht erhalten / daß di - ſer ein ſchlimmer Gaſt ſeye / vnd heylloſer Boͤßwicht / ſo hat es ihn uͤber allemaſſen gereuet / daß er einen ſolchen nichtsnutzi - gen Vaganten beklaydet / welcher doch mit guten Bernhaͤuter - Zeug bedeckt ware / auff ſolches iſt ihme der HErꝛ JEſus Leib - vnd Lebhafft erſchinen / vnd ihn mit diſen Worten angeredt: Laß dich gar nit reuen / dann du nit ihn / ſondern mir das Klayd geſchenckt haſt. Mir / mercks Cur - rir, mir / mercks Officier, mir / mercks Mercantier.
Es war vnlaͤngſt einer / welcher zwar kein anders Stam - men-Hauß wuſte / als ein arme Baurnhuͤtten / gleichwol hat er klar an Tag geben / das nit alles Stroh im Kopff hat / was vn - der dem Stroh-Tach gebohren / maſſen diſer durch die Studien ſo vil gezaigt / daß auch die Knoͤpff zu Roſen werden. Als ſol - cher noch in den vndern Schulen mit dem Haͤferl in eines groſ - ſen Herꝛn Hof ſein Koſt ſuchte / vnd derenthalben nicht allein mit dem Haußgeſind vnd Dienſtbotten in die Bekandtſchafft gerathen / ſondern ſo gar auch mit der Herꝛſchafft ſelbſt / welche ein ſehr gnaͤdiges Wolgefallen an der beſcheiden vnd beſchai - denen Anſprach / vnd ſehr witzigen Schnacken diſes Ollaris Scholaris hatten: Under andern bracht er eineſt Jhro Gna - den die ſinnreiche Frag vor / wie vil GOtt der Allmaͤchtige El - len Tuch brauche zu einem Rock / vnd paar Hoſen? allweil GOtt vnendlich vnd ſo groß / daß er Himmel vnd Erd einfuͤlle. Der Gnaͤdige Herꝛ kratzte hieruͤber in den Haaren / vnd wuſtekeines -33lobet das Allmoſen geben.keineswegs diſen Knopff auffzuloͤſen / er glaubte wol / ſprach er / die Hoſen muͤſſen groͤſſer ſeyn / als deß Herꝛn Burgermaiſters zu Lucern in Schweitzerland / O nein / ſagt hierauff der Scho - lar, mit 7. oder 8. Ellen auffs mehreſt kan GOtt gar wol be - klaydt werden zu Hoſen / Wammes vnd Rock. Dann GOtt bey dem Evangeliſten Matth 25. Capitl ſpricht: Quamdiu feciſtis uni ex his Fratribus meis minimis, mihi feciſtis: Was ihr einem auß meinen mindeſten Bruͤdern habt gethan / das habt ihr mir gethan; Jch aber bin einer auß denſelben mindeſten / wer alſo mich / wie ich dann von Euer Gnaden nit anderſt hoffe / wird von Fußauff klay - den / der hat GOtt ſelbſt ein Nagelneues Klayd geſpendiret. Mihi, mihi, mir / mercks Furir, mir / mercks Caſſir, mir / mercks Portir, mir gibſt du es / ſagt GOtt / was du den Ar - men gibſt.
Recht iſt Miſericordia generis fœminini, vnd ſagt man nit der / ſondern die Barmhertzigkeit / maſſen ſolches meh - rers bey dem waichhertzigen Weiber-Geſchlecht / als bey denen Maͤnnern anzutreffen iſt / ſolche hat in allweg getragen gegen den Armen ein gewiſſe fromme Matron / die ich vnderdeſſen Frau Benigna, mit dem Zunahmen Guthertzin will genennt haben / als diſe auff ein Zeit ein armer / halb nackender Menſch vmb ein alten Fetzen angeſprochen / darmit ſeinen elenden Leib zu verhuͤllen / ſchafft ſie vnverweilt der Dienſtmagd / daß ſie ihm ſolle ein Hemmet auß dem Gewandt-Kaſten beybringen / wel - che dann nichts als hurtig ſolchen Befelch vollzogen / vnd da - mit ſie ſich vor ein haußliche Wirthin zu erkennen gabe / hat ſie ein altes / vnd in etwas zerriſſenes Hem̃et herab gebracht / wor - uͤber die wackere Frau ſich nicht ein wenig entfaͤrbt / vnd in diſe loͤbliche Ungedult außgebrochen / ey du ſchlimme Huſten; ſpre - chend / du karge Her / geſchwind bring ein anders vnd beſſers herbey / es waͤre mir ja ein ewige Schand / ja / pfuy Teuffel / die groͤſte Schand / wann am Juͤngſten Tag vor allen Engeln vndPars II. EHeiligen34Judas der Ertz-SchelmHeiligen GOttes / vnd dem geſambten Menſchlichen Geſchlecht Chriſtus der HErꝛ diſes zerriſſene Hemmet ſoll zaigen / vnd ſa - gen / ecce, ſehet / diſes Klayd hat mir diſe Frau geſpendiret. Pfuy / pfuy / pfuy.
Mihi dediſtis, mihi, mir / mercks Hatſchier / mir / mercks Sumulier, mir / mercks Cavalier; mir gebt ihr / was ihr den Armen gebt / vnd ſolches will ich euch ſo wol zeitlich als ewig vergelten.
Appelles Appollophanes, Appollonius, Appollodo -Plinius 22. c. 22. rus haben vil geſchryen vnd geſchriben von den Kraͤutern / de - ro deren Eigenſchafft vnd Wuͤrckungen / vnder andern melden ſie auch von einem Kraͤutl / welches ſie Xanthium / auff Teutſch / ins gemain / Bettlerlaͤuß nennen / diſe ſeynd nichts anderſt als Kletten / welche maiſtens auff gemainer Straſſen wachſen / ſol - che haben ein wunderliche Beſchaffenheit / melden obgedachte Weltweiſen / daß / wann man ſie im Herbſt eroͤffnet / ſo findt man darin zwey fruchtbare Koͤrnlein / ſeynd es Gerſtenkoͤrnl / ſo bedeuts ein fruchtbares Jahr / ſeynd es aber Haberkoͤrnl / ſo bedeuts ein Theurung aller Fruͤchten: ob diß wahr ſeye / kans ein jeder probiren: Jm uͤbrigen haben auch diſe Kletten oder Bettlerlaͤuß ein andere Krafft / daß ſie nemblichen mit Rhebar - bara in Wein geſotten den Außſatz rainigen.
Was hierinfalls Dioſcorides den Bettlerlaͤuſen zuſchrei - bet / das ſchreib ich den Bettl-Leuthen zu / daß nemblichen ſolche ſo voller Wuͤrckung ſeynd / daß ſie auch dir / mein ſuͤndiger Menſch / den Außſatz deiner Seelen koͤnnen haylen vnd raini - gen / diſes Recept hab ich von dem vornehmſten Medico, wel - cher ſich nennt JEſus von Nazareth / ſolches hat von Wort zu Wort gar genau vnd embſig abgeſchriben der Evangeliſt Lu - cas am 11. Capitl: Recipe, Date Eleemoſynam, & om - nia munda ſunt vobis: Gebt Allmoſen / ſo wird al - les rain bey euch / die Suͤnd werden außgeloͤſcht / der Außſatz wird gerainiget.
Biſt35lobet das Allmoſen geben.Biſt du ein Ehebrecher / vnd ein groͤſſerer als der Iſraëliti - ſche David, oder Longobardiſche Paphaon; biſt du ein Moͤr - der / vnd ein groͤſſerer als der Cain, oder der Cajus, biſt du ein Dieb / vnd groͤſſerer als der Achan, oder Lydiſche Achæus, biſt du ein Gottslaͤſterer / vnd ein groͤſſerer als der Antiochus, oder Bythiniſche Antinous, ſeye deſſenthalben nicht verzagt / die Kranckheit iſt zwar groß / aber ein einige Purgation macht dich geſund / Eleemoſyna à morte liberat, & ipſa eſt, quæTob. 12. purgat peccata.
Biſt du geweſt 10. Jahr klauberiſch / 20. Jahr rauberiſch / 30. Jahr verfreſſen / 40. Jahr vermeſſen / 50. Jahr vnzuͤchtig / 60. Jahr vnrichtig / 70. Jahr im Haß / 80. Jahr im Fraß / 90. Jahr verrucht / 100. Jahr verflucht / ſey derenthalben noch nit verzagt / die Wunden iſt zwar groß / aber ein einiges Pflaſter hofft / gib Allmoſen / non parvum Cathaplaſma eſt E -S. Cyrill. lib. 9. leemoſyna, cum valeat omnibus apponi vulneribus.
Wann du aͤrger biſt / ſchlimmer biſt / laſterhaffter biſt als Holofernes von Buelersdorff / als Eſau auß Frißland / als Saul von Neydlingen / als Herodes von Frauhofen / als Na - buchodonoſor von Stoltzendorff / als Judas von Kauffbey - ren / als der verlohrne Sohn von Schweinfurt / als der Nabel von Schleglleutten / als der Goliath von Großwardein / als der Pharao von Hartberg / ꝛc. nichts verzagt / kanſt gar leicht nacher Heylbrunn kommen / gib Allmoſen / das Heyl iſt dir gewiß.
Jch ſihe es dir an / deine Augen ſeynd Fenſter / wo der Teuffel offt eingeſtigen / deine Ohren ſeynd Zimmer / wo der Sathan offt Audienz gehabt / dein Maul iſt ein Schmidten / wo der Luctfer offt Zanck-Eyſen geſchmidt hat / deine Haͤnd ſeynd Angel / mit den der boͤſe Feind offt gefiſcht hat / dein Ge - wiſſen iſt ein Kiß / worauff der Beltzebub offt geſchlaffen / gleichwol ſeye nit verzagt / Allegro, macht Allmoſen / Elee - moſyna kombt her von Elimino. Allmoſen / will ſo vil ſa -E 2gen /36Judas der Ertz-Schelmgen / als alle-muͤſſen / das iſt / alle Suͤnden muͤſſen weichen dem Allmoſen.
Der Fluß Jordan hat den Außſatz deß Naams curirt, das thut auch das Allmoſen: Moyſes hat mit einem Holtz das bittere Waſſer ſuͤß gemacht / das thut auch das Allmoſen. Der Eliſæus hat das ſchwaͤre Eyſen ring gemacht / das thut auch das Allmoſen / vnd mehrer / dann es macht ſchwaͤre Gewiſſen ring / das iſt ja mehr / es macht den verbitterten Todt ſuͤß vnd guͤtig / das iſt ja mehr / es macht vergiffte Hertzen geſund / das iſt ja mehr / es reiniget den Außſatz der Seelen / das iſt ja mehr. Omnia munda ſunt.
Was brauchts vil / es ſeye der Suͤnder ſo groß als er im - mer kan ſeyn / wann er ein Allmoſengeber darneben iſt / ſo wird er in den Suͤnden nit ſterben / nit verderben / ſondern ſolches wird ihm zuvor ein rechte Buß vnd Reu zu wegen bringen. Dahero allen ſolchen zu ſonderm Troſt mein H. Ertz-VatterSerm. 44. ad Erem. zuſpricht / er habe vil Buͤcher / vnd in Buͤchern vil Schrifften / vnd in Schrifften vil Geſchichten geleſen / aber niemahlen hab er gefunden / daß einer waͤre eines uͤbeln Todts / vnd vnbußfer - tigen Ends geſtorben / der ſich in den Wercken der Barmher - tzigkeitembſig geuͤbet hat / ob er entzwiſchen ſchon mit andern Laſtern behafft geweſen.
Joab war ein Generals-Perſohn im Feld / beynebens aber auch ein General-Tyrann im Gemuͤth; den Abſalon, diſen Koͤniglichen Printzen / hat er wider den Willen Davids ermordt / vnd diſen ſchoͤnſten Fuͤrſten zu dem ſchaͤndlichen Fuͤr - ſten der Finſternuß / das iſt / zum Teuffel gejagt.
Dem Abner vnd dem Amaſa hat auch gedachter Joab den Reſt geben / vnd ſie ſchelmeriſcher Weiß ermordt. Joab hat geſtohlen / ich ſags vnverhollen / diſer Officir lebte in ſtaͤttem Brauß / ich ſags rund herauß / diſer lebte wie ein Tyrann / ich ſags jederman; endlich hat ihn laſſen Salomon in ſeinem ai - genen Tabernackel vnverſehener Weiß erſtechen: ſo iſt er ja ohne Zweiffel beym Teuffel? Holla / ſtill / das iſt zu vil / kehrdas37lobet das Allmoſen geben.das Blaͤttl vmb / dort wirſt du etliche Muſicaliſche Notten an - treffen / welche David auff der Haͤrpffen auffgemacht / mit dem vndergefuͤhrten Text: Beatus, qui intelligit ſuper egenum & pauperem. Joab iſt begraben worden nechſt bey einer ge - mainen Straſſen / daſelbſt hat er etlich Jahr vorhero von dem Gelt / welches er in Kriegsdienſten erworben / ein Spital er - baut fuͤr die arme Raiſende / weſſenthalben ihme GOtt nochLyranur in lib. 4. Reg. c. 34. vor ſeinem letzten End die Gnad geben / daß er ſattſame Reu vnd Leyd uͤber ſeine Unthaten erweckt / vnd folgſamb ein Kind der Seeligkeit worden.
Cornelius war auch ein Soldat vnd Commendant zu Cæſarea, zwar eines gar ehrlichen Wandels / aber gleichwol ein Hayd vnd Unglaubiger / weil er aber ſo gern Allmoſen ge - ben / hat der Allmaͤchtige GOtt nit wollen zulaſſen / daß er ſolle in das ewige Verderben gerathen / ſondern ihm ein Engel zu - geſandt mit dem Befelch / er ſolle vnverweilt ſein Raiß nacher Joppen vornemmen / daſelbſt bey einem Lederer / nechſt dem Meer / halt ſich der Peter auff / von ihm ſoll er die nothwendige Underweiſung im Glauben / vnd die heylſame Tauff empfan - gen. Dictum, factum.
So iſt dannoch wahr / daß Xanthium oder Bettlerlaͤuß den Außſatz deß Leibs / Bettl-Leuth aber durch das empfange - ne Allmoſen den Außſatz der Seelen reinigen / verſtehe mitIn 1. ad Tim. 8. 4. Thoma Aquinate, diſpoſitivè.
Wolan dann uͤppiger Welt-Menſch / ſo arm als ich bin / ſo ſchenck ich dir doch etwas / Raͤbler-Ducaten hab ich nit / mein Rabbi / aber ein Rappen wol / den gib ich dir; diſer Galgen - Vogl war auch mit andern ehrlichen Gefluͤglwerch in der Ar - chen Noë, vnd weil diſer ſchwartz auffgezogen / glaubte etwann der gerechte Patriarch / als gehe er in der Klag vnd Traur / als werde er ſich behutſamer vnd eingezogner halten / als andere Voͤgl / ſchickt ihn demnach auß fuͤr ein Currir / die gewiſſe Avi - ſa wegen deß Suͤndfluß einzuhollen / ob nit die Waſſerſucht ſich einmahl in ein Schwindſucht verkehre / diſer rueſſige GeſellE 3iſt38Judas der Ertz-Schelmiſt außgeflogen / aber nicht mehr zuruck geflogen / weil er etwas anderſt pflogen / er iſt nit mehr zuruck kommen / weil er etwas anderſt uͤberkommen / nemblichen ein ſtinckendes Aaß / welches auff dem Waſſer geſchwummen / zu dem er ſich auß Antrib ſei - nes luederiſchen Appetit begeben / ey diſer Vogl war werth / daß ihn der Teuffel rupffte / diſe Scharten war groß / gleichwol hat er ſolche bey GOtt dem HErꝛn außgeſchliffen / als er dem Propheten Eliæ in der Wuͤſten alle Tag das Brodt gebracht / da ware der Rapp wider wol daran / vnd die Goͤttliche Vor - ſichtigkeit gibt ſeinen Jungen ein ſo wunderlichen Contralor ab / daß ſie / als verlaſſene Waißl / von Him̃el gar geſpeiſt wer - den / qui dat eſcam pullis corvorum invocantibus eum.
Jſt es dann wahr? ſoll es dann alſo ſeyn? verhalt ſich die Sachen dergeſtalten? mein vnbehutſames Adams-Kind / daß du ſchon etlich Jahr auff Rappenarth dem ſtinckenden Aaß haſt nachgehetzt / vnd nachgeſetzt / daß du ſo gar von der Cypriſchen Goͤttin das Cipperl bekommen / vnd das verdruͤßliche Poda - gra mit ſonderem Wehklagen geerbt haſt / iſt es dann gewiß / daß du vil Jahr hero das ſechſte Gebott uͤber ſechs hundertmahl uͤbertretten / vnd nit vngleich den uͤbelmuͤthigen Boͤcken auff allen Gaißmaͤrckten herumb gemecketzet / vivendo luxuriosè, mit dem verlohrnen Buͤrſchl in dem Evangelio bey Andl vnd Kandl dein Leben zubracht / vnd oͤffter Schiffbruch gelitten in Donna, als in der Donau / ſoll es dann noch der Warheit ge - maͤß ſeyn / daß du nit allein zu Raab / ſondern auch zu Sodoma vnd Gomorha dein Loſament / als ein loſer Menſch / genom - men / du verſteheſt mich ſchon / ey ſo iſt es noch leicht moͤglich dich von diſem ſchwaͤren Suͤndenlaſt zu entbinden / es kan noch gar wol ſeyn / daß die Goͤttliche Gnaden-Porten / ob ſchon biß - hero ſo ſtarck verriglet / maſſen der Himmel ein Schaafſtall / vnd nit fuͤr ſolche Saͤu gebaut / wie du bißhero gelebt / Thuͤr - Engl - vnd Angl offen ſtehet / wann du zwar mit dem Rappen geſuͤndiget / dich mit Wueſt vnd Lueder geſaͤttiget / anjetzo aber mit dem Rappen die Hungerige ſpeiſeſt / vnd die Werck derBarm -39lobet das Allmoſen geben.Barmhertzigkeit gegen den Armen uͤbeſt. Dann wer ſein Ge - ſicht nit abwendet von den Armen / von dem wendet auch der Allerhoͤchſte nit ab ſein Goͤttliches Angeſicht / wer ſeine Haͤnd außſtrecket gegen den Armen / dem bietet auch GOtt die Haͤnd / vnd erhalt ihn vor dem Undergang wie den Peter im Meer / wer die Durſtigen traͤncken thut / dem wird auch GOtt ein ge - ſunden Trunck zubringen auß ſeinem guldenen Becher / wor - auff geſchriben ſtehet: Inebriabuntur ab ubertate Domus tuæ: Wer die Frembde beherberget / der wird ſein Einkehr nemmen in der Schoß Abrahæ; wer die Nackende beklaydet / dem wird der jenige das Klayd der Glory anlegen / ſo nackend vnd bloß fuͤr vns am Creutz geſtorben / mit einem Wort / wer barmhertzig iſt / dem wird GOtt auch barmhertzig ſeyn / vnd es kan nit ſeyn / es wird nit ſeyn / daß ein Barmhertziger verlohren werde / dann bey denen die Armen gewinnen / der kan das Heyl nit verliehren / nit / nit / nit / glaub du es mir / er kan nit / nit / nit; dann mittl deß Allmoſen wird GOtt einen ſolchen Suͤn - der erleuchten / daß er ohne Reu / vnd Reuvollen Buß / vnd buß - fertigen End nit wird ſterben. Date Eleemoſynam, & om - nia munda ſunt vobis.
Wann du es ſchon oͤffter geleſen / was ich allhier beyfuͤge / ſo muſt du nit gleich die Naſen daruͤber rumpffen / weil ich ohne das wol vorſihe / daß ich ein Sau werde auffheben / weil es ein Geſchicht iſt von einem Saudieb; ſolches hat ſelbſt mit glaub - wuͤrdiger Feder verzaichnet Petrus Damianus, daß nembli -Lib. 3. E - piſtol. 8. chen einer geweſt ſeye / welcher ein ſehr lobwuͤrdigen vnd vntadl - hafften Wandel fuͤhrte / vnd maͤnniglich mit ſeinem aufferbaͤu - lichen Leben beſtermaſſen vorgeleucht / inſonderheit war er gantz eyfferig in Wercken der Barmhertzigkeit / alſo daß ſein Hauß faſt ein gewohnliche Einkehr der Armen / vnd ins gemain die Bettl-Herberg genennt worden; allein Leibfarb vnd Liebfarb ſchieſſen bald ab / vnd gleichwie gruͤnes Graß zu Heu / alſo iſt mancher Frommer auch ſchlimm worden: bey vnſerm Allmo - ſengeber haben mit der Weil / wie auff der Geigen die Saiten /alſo40Judas der Ertz-Schelmalſo bey ihm die Sitten nachgelaſſen / daß er endlich ſeine loͤbli - che Liebsſtuck in ſchaͤndliche Diebsſtuck verkehrt / ſo gar auff ein Zeit ſeinem Nachbaurn ein gute gemeſte Sau entfrembt / durch welche Unthat er in die Goͤttliche Ungnad gefallen / vnd folgſamb in die Gefahr deß ewigen Verderbens; Aber GOtt will nit / daß ein Barmhertziger ſolle in Verluſt gehen / weilLib. 50. hom. 30. ante fo - res. nemblich / nach Außſag deß H. Vatters Auguſtini, die Barm - hertzigkeit vor der Hoͤll-Porten Schildwacht ſtehet / auch bey eines jeden Ankunfft fraget / wer da? wann ſie dann die Antwort vernimbt gut Freund / den laſt ſie nit in die Hoͤll paſſiren / dann welcher ein guter Freund iſt geweſt ſeinem Nech - ſten / abſonderlich denen Armen / der iſt befreyt vor der Hoͤllen / dahero wolt auch diſen vnſern Saudieb zum guten bringen der jenige / ſo das verlohrne Schaͤffel geſucht in der Wuͤſten / diſer Heyland dann verklaydt ſich / vnd verſtellte ſich einmahl in die Geſtalt eines armen Bettlers / vnd begegnete alſo dem Sau - dieb / ſo bald ſolcher eines ſo armen Tropffen anſichtig worden / was wuͤrckt nit die Gewonheit in allem! ſo tragt er alſobald ein innigliches Mitleyden mit dem nothleydenden Menſchen / fuͤhrt nach vorigen ſeinem Brauch diſen Bettler in ſein Be - hauſung / waſchet vnd ſaͤubert ihn / vor allen aber waren dem armen Tropffen die Haar alſo verwachſen / vnd zerrittet / daß dem Saudieb fuͤr gut gedunckt ſolche abzuſchneiden / wie er nun mit der Schaͤr hin vnd her gefahren / vermerckt er in dem Ge - naͤck deß Haupts ein paar Augen / woruͤber er gantz erſtummet / vnd vor der Verwunderung ſchier Sinnloß zu Boden geſun - cken / nachdem er ſich wider in etwas erholt / hat er endlich das Hertz gefaſt ihn zu fragen / was vmb GOttes willen es moͤge bedeuten / daß er ſo wol vorn als hinden am Kopff Augen ha - be? was das ſeye? darauff ihm diſer Bettler geantwortet: Jch bin JEſus / deme nichts verborgen / mit di - ſen Augen hab ich geſehen / wie du deinem Nach - baurn das Vieh diebiſch weckgetriben / diſen Au -gen41lobet das Allmoſen geben.gen thuſt du mißfallen / worauff er verſchwunden; das Hertz aber diſes Menſchen dergeſtalten erwaicht / daß er ſeine Suͤnden inniglich bereuet / forthin ein heiliges Leben gefuͤhrt / vnd alſo ein gar ſeeliges End genommen.
Auß welchem dann Sonnenklar erhellet / daß ein mitley - dender Menſch durch das Allmoſen / als durch ein ſtattliche Saiffen / vnd ein beſſere / als Suſanna von ihrem Frauenzim - mer-Menſchen im Garten verlangte / alle ſeine Suͤnd koͤnne außtilgen / welches alſo zu verſtehen / wie ſchon vorhero gemelt / daß der Allmaͤchtige GOtt durch das Allmoſen vnd Lieb deß Nechſten dahin bewegt werde / daß er ein ſolchen nit laſſe in ſei - ner Ungnad ſterben / ſondern gebe ihm ſattſame Erleuchtung vnd ſo ſtarcken Beyſtand / wormit er noch vor ſeinem End ein Kind der Gnaden koͤnne werden.
Was nun Chriſtus jenem armen Tropffen bey der Sy - nagog am Sambſtag geſagt / das ſag ich dir ſuͤndiger Menſch alle Tag; Jener war / nach Außſag deß H. Hieronymi, einIn Matth. 12. Maurer / vnd hatte ein ſehr harten Zuſtand bekommen an der rechten Hand / weſſenthalben er zum arbeiten vndichtig / vnd alſo das Bettl-Handwerck treiben muſte / verlangte demnach nichts mehrers als die Geſundheit / welche ihme der Heyland JEſus mit diſen Worten geben / extende manum, ſtrecke die Hand auß. So bald er ſolche außgeſtreckt / iſt er voͤllig vnd vollkommen geſund worden. Wilſt du / O ſuͤndiger Tropff / auch geſund werden an der Seel? wilſt du auß einem Cain ein Cajetanus werden? diſer iſt ein groſſer Heiliger geweſt / wilſt du auß einem Aman ein Amandus werden? diſer iſt ein wun - derthaͤtiger Heiliger geweſt; wilſt du auß einem Malcho ein Malachias werden? diſer iſt ein beruͤhmter Heiliger geweſt; wilſt du auß einem Nabl ein Nabor werden? diſer iſt ein be - kannter Heiliger geweſt. Wilſt du geſund werden / vnd auß einem Heylloſen ein Heiliger werden? ſtreck die Haͤnd auß zu den Armen.
Pars II. FBegehrſt42Judas der Ertz-SchelmBegehrſt du / daß Waſſer wider ſolle zu Wein werden / wie zu Chriſti Zeiten? begehrſt du / daß ein verdorꝛte Ruthen wider ſolle bluͤhen / wie zu Aarons Zeiten? begehrſt du / daß ein Todter wider ſolle lebendig werden / wie zu Eliſæi Zeiten? begehrſt du / daß ein Vieh ſoll zu einem Menſchen werden / wie zu Nabuchodonoſors Zeiten? begehrſt du / daß auß einem La - ſterhafften ein Tugendhaffter werde / ſtreck die Haͤnd auß / gib Allmoſen.
Haſt du ein hitziges Fieber / wie der verliebte Holofer - nes, haſt du das Chyragra in Haͤnden / wie der verſtohlene Zachæus, haſt du die auffblaſene Waſſerſucht / wie der ſtoltze Goliath, haſt du die Mundfaͤul / wie der verfreſſene Praſſer / haſt du das Grimmen im Leib / wie der zornige Pharao, haſt du alle ſchlimme vnd gefaͤhrliche Zuſtaͤnd? Recipe, ſtreck die Haͤnd auß / leg das Allmoſen fuͤr ein Pflaſter auff / es hilfft /Baron. tom. 6. An. 474. probatum eſt, ſpricht Zeno ein Kayſer: probatum eſt, ſagt Manfredus Koͤnig zu Neapel; probatum eſt, ſagt Mar - tha, mit Martha Martinus, mit Martino Martinianus, &c. wirſt alſo ſehen / hoͤren / greiffen / riechen / koſten / daß dir Men - dicus zu einem Medicus wird.
Es iſt ein Kraut / welches die Griechen Pentaphyllon, die Lateiner aber quinque folium haiſſen / bey den Teutſchen nennt man es ins gemain Fuͤnfffinger-Kraut / diſes hat ſehr heylſame Wuͤrckungen wider vnderſchidliche Kranckheiten vnd Preſten / vnder andern ſoll es / nach Außſag Dioſcoridis, ſehr gut ſeyn fuͤr das Zahnwehe: Jch meines thails halt keinen Schmertzen gleich diſem Zuſtand / abſonderlich demſelben / mit welchem die Verdambten in der Hoͤll ewig gepeyniget werden / dann / nach laut deß Goͤttlichen Worts / leyden die Verlohrne daſelbſt / neben andern vnbeſchreiblichen Quallen / ein immer - wehrendes Heulen vnd Zahnklappern / diſes iſt in der Warheit ein harter Zahnwehe / aber GOtt ſey hoͤchſten Danck / daß gleichwol noch ein Mittl vorhanden / welche diſen Zahn -Schmer -43lobet das Allmoſen geben.Schmertzen verhuͤten / nemblich das Fuͤnfffinger-Kraut / oder verſtehe mich beſſer / die außgeſtreckte 5. Finger mit dem All - moſen gegen den Armen / dıſes iſt ein herꝛliches Præſervativ wider das Zahnklappern in der Hoͤll.
Anno Chriſti 925. hat es / vnweit der ſchoͤnen Statt Ge -Sigon. lib. 6. nua, den gantzen Tag das helle Blut geregnet. Ein gantzes Jahr zuvor / ehe Sylla ſeine feindliche Waffen wider die Athe - nienſer gefuͤhret / hat es an einem Montag haͤuffigen AſchenPauſan. in Boetic. geregnet / das war kein Aſcher-Mittwoch / ſondern ein Aſcher - Montag. Wie die Saracener gantz Franckreich verwuͤſt / vnd vnglaublichen Schaden verurſacht / hat es kurtz vor bey haiſſerSabin. l. 9. Sommerszeit lange Eyßzapffen / wie die Degen / geregnet. Jn Schottland hat es einmahl ein ſo groſſe Menge Attern vndEn. 8. Schlangen geregnet / welches die bald hierauff erfolgte Gefan - genſchafft deß Koͤnigs Donati bedeutet hat. Jn FranckreichHector Boet. l. 10. Sab. l. 5. hat es auff ein Zeit Trayd vnd Fiſch geregnet / in Brittannia kleine Voͤgl / ꝛc. welche alle fuͤr ſondere Wunder-Regen koͤn - nen gehalten werden / allein keiner war wunderbarlicher / als der uͤber die 5. Staͤtt / Sodoma, Gomorha, Adama, Sebo - rin vnd Segor gefallen / deren letztere zwey Staͤtt zimblich klein / die andere ſehr groſſe / forderiſt die zwey erſten beruͤhmte Haupt-Staͤtt waren / diſer erſchroͤckliche Regen beſtunde in lauter Feurflammen vnd Funcken / wie man dann noch auff heutigen Tag in ſelbiger Gegend / aͤuſſerlicher Geſtalt halber / die ſchoͤnſte Aepffel vnd Weintrauben antrifft / ſo man aber dieſelbige in etwas ſtarck anruͤhrt / oder trucket / ſo findt ſich nichts als ein Aſchen / vnd rauchender Dampff darin / auch al - les Graß vnd Kraͤutlwerck in beſagter Gegend / ſo bald es zur Vollkommenheit auffgewachſen / wirds gleich gantz ſchwartz / vnd zerpulvert fich ſelbſt zu Aſchen. Vil Scribenten ſeynd der Außſag / als ſeye gedachter Feur-Regen durch die Goͤttliche Ju -S.P. Aug. de Civit. Dei c. 10. ſtiz auß der Hoͤll / vnd tieffen Abgrund in die Hoͤhe gezogen / vnd nachmahls uͤber die ſuͤndige Staͤtt gefaͤhlt worden: diſes nunmehr erſchroͤckliche Feur hat verhert / verzehrt alle Edl -F 2Leuth /44Judas der Ertz-SchelmLeuth / Burgers-Leuth / Handwercks-Leuth / Bettler-Leuth / alte Leuth / junge Leuth / auch vnſchuldige Leuth / dann ver - muthlich auch daſelbſt kleine vnmuͤndige Kinder / dero zartes Alter / auß Mangel der Vernunfft / von Suͤnden befreyt / gleichwol alle / alle durch diſes Feur / von diſem Feur / in diſem Feur elendiglich zu grund gangen / alleinig der Loth ſambt den ſeinigen ware befreyt; fragſt du die Urſach warumb? indem doch der Loth nit allein Nahmens wegen / ſondern auch guter Werck halber nit gar gewichtig ware / welches man gnugſamb auß dem kan abnemmen / weil er gleich nach dem erſchroͤcklichen Undergang der Statt Sodoma alles Elend ſo bald vergeſſen / auch wegen ſeiner Frauen geſaltzenen Zuſtand ihm ſelber die ge - ringſte Mucken nit gemacht / ſondern noch daruͤber ein guten / dicken / ſtarcken / kraͤfftigen / vnd zimmend-haltenden Rauſch angetruncken / vnd nachgehends / weil Vinum vnd Venus auff einer Banck ſitzen / der Ehrbarkeit ein zimbliche Schlappen an - gehenckt / dahero man gar wenig gute Werck von dem Loth protocollirt, auſſer daß er cortes vnd freygebig geweſen ge - gen den Armen / abſonderlich gegen den Frembdlingen / welche er mit groſſer Lieb beherbergt / weſſenthalben ihn vnd den ſeini - gen der erſchroͤckliche Feur-Regen verſchont / zumahlen / nachSerm. 42. Außſag deß H. Petri Chryſoſtomi, das Goͤttliche Feur in die Barmhertzige keinen Gewalt hat: dahero ein jeder ernſtlich glaube / das frey mache frey / verſtehe die Freygebigkeit gegen den Armen vnd nothleydenden Nechſten / macht frey vor der Hoͤll / vnd hoͤlliſchen Straff.
Unſer lieber HErꝛ hat ſeinen lieben Apoſtlen / da er ſie zwey vnd zwey außgeſandt / gleich anfangs Taſchen vnd Saͤck /Marc. 6. c. vnd Proviant zu tragen verbotten / gleichwol aber hat er ihnen ein Stab zugelaſſen / zweiffels ohne derentwegen / damit ſie mit diſer hoͤltzener Beyhuͤlff auff ſo ſchwaͤre Raiß bißweilen moͤch - ten uͤber ein Graben kommen: Kein groͤſſern Graben noch Gruben wird man finden / als die Hoͤll iſt / maſſen ſelbige etliche Teutſche Meil brait vnd tieff ſoll ſeyn / braucht demnach einzimblichen45lobet das Allmoſen geben.zimblichen Sprung / wann jemand uͤber ſolchen Abgrund ſicher zu kommen verlangt.
Zu Prag wird man einem Teutſch vnd Boͤhmiſch erzeh - len / auch zaigen / daß einer / Nahmens Hormyrius, ſeinem Pferdt etliche Wort in das Ohr geredt / gleich darauff die Sporn angeſetzt / vnd in einem Sprung von dem Geſchloß Wiſſegrad, biß uͤber den groſſen Fluß Moldau hinuͤber ge - langt / allwo er vom Waſſer ſehr angeſpritzt / uͤberlaut auffge - ſchryen / Zlychow, worvon noch das Dorff / jenſeyts der Mol - dau / den Nahmen hat. Der Sprung geht hin; aber uͤber die tieffe / braite / weite Hoͤll zu ſpringen / braucht noch ein groͤſſern Sprung; vnd zwar ſolcher kan zum allerſicherſten geſchehen mit einem Stab / diſer iſt herentgegen kein anderer / als der Bettl-Stab / wann du ſolchen an der Seiten haſt / wann di - ſer dir guͤnſtig iſt / wann die arme Bettler / will ich ſagen / vor dich beym Goͤttlichen Gnaden-Thron anklopffen / ſo ſpringſt du / trutz aller Teuffel / uͤber die Hoͤll / dann ein Allmoſengeber / vndTob. 4. barmhertziger Menſch kan nit in diſe Gruben fallen.
Jener Geſell vnd ſchlemeriſche Weinſchlauch zerreiſt ſein Maul vmbſonſt in der Hoͤll / da er uͤberlaut dem Vatter A - braham zugeſchryen / er ſoll doch den Lazarum zu ihm ſchi - cken; mein Phantaſt / dermahl iſt es ſchon zu ſpatt / dich hat be - reits ſchon der Bettlputz in die Hoͤll geholt; gleichwol aber iſt es ein Zaichen / als ſeye dir der Rauſch vergangen / weil du ſo beſcheid redeſt / dann warhafftig ein Lazarus, ein Bettler iſt ein Huͤlff vnd ein Mittl fuͤr die Hoͤll / aber nit auß der Hoͤll / noch bey Lebszeiten haͤtteſt du ſollen den Bettlſtab deß Lazari er - greiffen / bey Lebszeiten haͤtteſt du ſollen den armen Tropffen zu einem Freund haben / ſo waͤreſt du nachmahls nit in diſes elende Orth gerathen / allwo dir auch ein Tropffen Waſſer von deß Lazari Finger verſagt wird. Freylich errettet der Bettler einen Allmoſengeber von dem ewigen Todt / vnd mittls ſeiner erwirbt der Barmhertzige das ewige Leben / dann der Bettler bringt bey GOtt zu wegen ſeinem Spenditor den Buchſtaben -F 3Wechßl46Judas der Ertz-SchelmWechßl von ſeinem Bettlers-Namen / benanntlich Betler / id eſt, er lebt.
Jene vornehme Dama in Orient hat bereits ſchon ſollen durch gerechtes Urthl GOttes / welcher er in dem Todtbethl mıt ergrimbten Angeſicht erſchinen / zur ewigen Straff gezogen wer - den / dafern nit die Frau Barmhertzigkeit ſich mit zwey hold - ſeeligen Knaͤblein darein gelegt / vorgebend / daß diſe Dama mit rechtem Fug nit koͤnne von der Goͤttlichen Juſtiz verſtoſſen werden / vmb weil ſie auß Mitleyden diſe zwey kleine Kinder /Pat ſiuch. de Eleem. als arme Waißl / habe aufferzogen / woruͤber GOtt ſich alſo beſaͤnfftigen laſſen / daß ſie noch die Gnad / wahre Reu vnd Leyd zu erwecken / erhalten / vnd folgſamb auff kein andere Weiß / als mit dem Bettlſtab / uͤber die Hoͤll geſprungen.
Jene zwey Bettler haben nicht vnrecht geredt / wer waiß es / ob ſie nit Engel geweſt? als fie von einer Frauen / die gleich damahlen in die Kirchen gangen / gantz inſtaͤndig ein Allmo - ſen ſuchten / die aber dazumahlen mit nichts verſehen / weil aber die arme Tropffen gar zu hefftig angehalten / alſo hat die gott - ſeelige Frau ein ſilberne Guͤrtl vom Leib gezogen / vnd ihnen dargeraicht / worauff diſe zwey in folgende Wort außgrbrochen: Frau / ſeyt verſichert / am Juͤngſten Tag / Frau / wollen wir euch mit diſer Guͤrtl von der lincken Seiten auff die rechte ziehen.
Jener laſterhaffte Edlmann wurde ſchon von einer vn - zahlbaren Menge der hoͤlliſchen Geiſter vmbgeben / die ihn wegen ſeines ſuͤndhafften Wandels wolten in die vngluͤckſeeli - ge Ewigkeit ſtuͤrtzen / wofern der H. Ertz-Engel Michael nicht etliche Buͤſchel Stroh / ſo er kurtz vorhero mit aignen HaͤndenChron. Min. 2. p. l. 4. zweyen Ordens-Maͤnnern auß dem Orden S. Franciſci vn - dergebethet / auff die Waagſchallen gelegt haͤtte / auch darmit alle groſſe Suͤnden uͤberwogen / vnd folgſamb ſolcher der Ver - dambnuß noch entgangen.
Gleichwie nun dem H. Propheten Jeremiæ die alte Fe -tzen47lobet das Allmoſen geben.tzen / vnd halb verfaulte Lumpen in Vorhof deß Koͤnigs Sede - ciæ groſſes Gluͤck gebracht / maſſen er mittls diſer alten Ha -Jerem. 38. dern auß der tieffen Gruben gezogen / vnd dergeſtalt dem Todt entgangen; alſo ſeynd oͤffters die arme zerriſſene Leuth / die mit Lumpen vnd Hadern halb bedeckte Bettler Urſach / daß man - cher Reiche noch dem ewigen Unheyl entgehet / wann ſchon GOttes Wort dem reichen vnd wolbeguͤterten Menſchen tro - hen / daß ſie in Himmel werden eingehen wie ein Cameel durch ein Nadl-Loch / ſo muͤſſen ſie derenthalben gleichwol nit in eini - ge kleinmuͤthige Gedancken fallen / als ſie ihnen alle Hoffnung zur Seeligkeit benemmen / ſondern ich verſprich ihnen / vnd nimb den Himmel ſelbſt zum Zeugen / ich verſprich ihnen das ewige Leben / wann ſie werden ſeyn wie die Cameel / aber wie jene Cameel / welche mit Schanckungen vnd Gaaben ſambt den drey H. Orientaliſchen Monarchen ſeynd nacher Bethle - hem kommen / mit einem Wort / wann ſie der armen Bettler nit werden vergeſſen / ſo wird ihrer GOtt auch nit vergeſſen.
Allegro von Hertzen meine Allmoſengeber / kratzt nicht hinder den Ohren / wie ein flohiger Melampus, macht kein run - tzeltes Geſicht / wie ein Hackbrettl in der Kuchel / ſchaut nicht ſaur auß / als haͤttet ihr Holtzaͤpffel-Moſt getruncken / ſeufftzet nit immerdar / wie ein vngeſchmierter Schubkarꝛn; zuͤglet nicht graue Haar / als haͤttet ihr einen Muͤllnerſack fuͤr ein Schlaff - hauben; macht kein finſteres Geſicht / wie ein angehauchter Spiegl; Allegro, ſeyt luſtig vnd guter ding / Melancholia iſt deß Teuffels ſein Saugaͤmmel / Allegreza iſt GOtt deß HErꝛn ſein Haußhalterin; wolan mein Freygebiger gegen dem Men - ſchen / laß dein Hertz in Freuden ſchweben / vnd nur allzeit froͤ - lich leben / kombſt gewiß in Himmel / vnd nicht darneben. Da - vid der H. Harpffeniſt macht ſelbſt in ſeinem 111. Pſalm ein Lied auff / dich zur Froͤlichkeit auffzumuntern / da er ſpricht: Jucundus homo, qui miſeretur, &c. Luſtig vnd gantz wolauff der jenige / der ein Mitleyden tragt. Diſe48Judas der Ertz-SchelmDiſe dein Froͤlichkeit zu befoͤrdern / fuͤhr ich dich zu einem tantz. Allo! wolauff!
Erſtlich / zu einem Tantz gehoͤrt ein gutes paar Schueh / das ſollſt du haben / vnd zwar von einem praͤfen Schuſter / vonDial. l. 4. c. 36. welchem der heilige vnd groſſe Pabſt Gregorius alſo ſchreibt / wie daß ihme einmahl der Allmaͤchtige GOtt ein Gebaͤu eines ſehr ſtattlichen / vnd uͤber alle maſſen praͤchtigen Pallaſts im Himmel gezaigt / beynebens aber vermerckt / daß an beſagter Koͤniglicher Burck lauter krumpe / lahme / zerriſſene / vnd zer - lumpte Bettler / arme Wittib / vnd verlaſſene Waißlen ge - baut / vnd zwar nur allezeit am Sambſtag / welches dann den H. Vatter noch zu groͤſſerer Verwunderung bewegt / alſo daß er GOtt den HErꝛn demuͤthigiſt erſucht / er wolle ihm doch of - fenbahren / fuͤr wen ſolche herꝛliche Behauſung werde auffge - richt / worauff GOtt der HErꝛ ein Engel geſandt / welcher dem H. Gregorio angedeut / wie daß diſer Koͤnigliche Hof werde zugericht fuͤr einen ſeinen Nachbaurn / der ſeines Handwercks ein Schuſter / welcher aber dergeſtalten guthertzig war gegen den Armen / daß er allen ſeinen Wochen-Gewinn / auſſer der Hauß-Nothdurfft / am Sambſtag vnder die Arme außthaile / die dann bereits ihme den ſo anſehlichen Pallaſt in Himmel bauen. Das ware ein gebenedeyter Schuſter / der vngezweiff - let in der ewigen Glory bey jenem Joppiſchen Lederer ſitzen wird / welcher auch ſo guthertzig den H. Petrum beherbergt hat / ob ſchon die Goͤttliche Schrifft dem Bech wenig Lob nach -Cap. 13. ſagt / geſtalten der Eccleſiaſticus ſich hoͤren laſſet: Daß / wer Bech wird anruͤhren / werde darmit beſudlt: So iſt gleichwol zu glauben / daß diſen ſo treu - vnd mildhertzi - gen Handwercher ſein Schuſterbech nit wenig geziert habe / mit welchem er ihme die ewige Cron vnd Glory erworben: Wol recht an keinem Orth hat der Patriarch Jacob ein ſo groſſen Seegen vnd Benediction erhalten / als zu Bethel, welches ein Statt ware in Meſopotamia, allwo er die Laitter gen Himmelgeſehen /49lobet das Allmoſen geben.geſehen / wilſt du auch / daß dir der Seegen Jacob, das Gluͤck Jacob, die Laitter Jacob gen Himmel begegne / ſo gehe nacher Bethel, das iſt / der Bettlmann / die Bettl-Leuth / das Bettl - Volck wird dir wegen das Allmoſen gantz ſchnurgerade Staff - len / vnd gantz ſichere Laitter in Himmel machen.
Zu einem Tantz wird abſonderlich / vnd zwar maiſtens ein guter Spilmann erfordert / dann gar gewiß bey dem Tantz der uͤppigen Herodiadis, allwo der Kerrauß auff Joannem ge - ſprungen / gute Geiger / vnd anders wolgeſtimbtes Saitenſpil ſich haben eingefunden / damit dann der liebliche Muſicſchall / welcher auch den groben Baurnſtifflen die Noten vorſchreibt / diſſeyts nicht mangle / alſo macht dir ein hupffendes auff ein uͤberauß guter Pfeiffer / von welchem ſchreibt Palladius folgen -In Hiſt. Lauſiac. der Geſtalten. Der Heil. Pachomius lebte vil Jahr in der Wuͤſten / gleich einem ſchoͤnen Berl in einer rauhen Muſchl oder Schallen / ware mehrer bekannt dem Himmel / als der Er - den / auch ſcheinte er ein vollkommener Abriß / vnd gantz aͤhn - liches Ebenbild eines Engels zu ſeyn / auſſer daß ihn der ſterb - liche Leib / als ein zerlumpter Vorhang verhuͤlte / nachdem er nun ein geraume Zeit in diſem ſtrengen Wandl verharꝛt / hat ihn endlich der fromme Vorwitz gekitzlet / zu wiſſen / wie weit er ſchon in den Verdienſten bey GOtt dem HErꝛn moͤchte kom - men ſeyn? welches dann ihme bald hernach ein Engel durch Goͤttlichen Befelch angedeut / wie daß er gleich ſeye einem Sackpfeiffer in nechſter Statt. Ein Sackpfeiffer mir gleich? er beym Tantz / ich beym Roſenkrantz / ich beym ſingen / er beym ſpringen / bey ihm lætare, bey mir miſerere, bey ihm Choreæ, bey mir Chorus, er mir gleich? ſoll dann Pfaffiſch vnd pfeif - fiſch gleich ſeyn? O GOtt! den Pfeiffer muß ich ſehen / hoͤren mag ich ihn nit / dann weil er ſo gut iſt / moͤcht er auch meinen Eremiten-Fuͤſſen ein hupffenden Gewalt anthun; gehet dem - nach der alt-erlebte H. Clauſner Paphnutius in die Statt / ſagt / fragt / wo ein Pfeiffer wohne / vilen hat ſolche Frag ein wunderlichen Argwohn erweckt / als welche hieruͤber nit wenigPars II. Ggeſtutzt /50Judas der Ertz-Schelmgeſtutzt / vnd ſich faſt geaͤrgert / daß diſer Wald-Bruder vmb Spilleuth vmbfrage / es ſtunde ruͤhmlicher / daß er an den letzten Poſannen-Schall / vnd nit an die Sackpfeiffen gedencke. End - lich vnd endlich hat er den guten Spilmann erfragt / vnd gleich anfangs ernſtlich außgeforſcht / wer er ſeye? wie ſein Wandl? was ſein Thun vnd Laſſen? diſer gab im̃erdar kein andere Ant - wort / als er ſey ein armer Teuffl / vnd zwar vor diſem ein Schelm in der Haut / ein Moͤrderer / ein Ehebrecher / ein Straſſenrauber / ein Bandit, ein Dieb / ein Petrophzki, ein Aſſaſin, ein nichts - nutziger Galgen-Vogl / anjetzo aber hab er ſich in etwas gebeſ - ſert / vnd gebe ein Spilmann ab. Dem H. Paphnutıo kam ſolche Litaney ſpaͤniſch vor / fragt demnach ferners gantz ernſt - lich / was er dann dermahl fuͤr ein Wandl fuͤhre? ich / mein H. Vatter / damit ich dir nichts verberge / ich gib ein Spilmann / einen Sackpfeiffer ab / ein anders Gewerb waiß ich nit zu trei - ben / auch gib ich nach meinem Vermoͤgen Allmoſen / vom Gu - ten waiß ich nit vil / weil ich erſt neulich von meinem laſterhaff - ten Leben abgeſtanden / auſſer eines / ſo ich offenhertzig bekenne; Mir begegnete einsmahls ein junge vnd wolgeſtalte Frau / welche bitterlich wainend die Haͤnd ober dem Kopff zuſammen geſchlagen / auß Urſachen / weilen ihr Mann vnd einiger Sohn / wegen groſſen Schuldenlaſt / in die Gefaͤngnuß gelegt worden / diſer hab ich mich alſobald erbarmet / ſelbige in die Statt beglai - tet / vnd auß hertzlichem Mitleyden ihr / zu Erloͤſung ihres Manns vnd Sohns / 600. Gulden geſpendirt / welches die Summa war meiner gantzen Haabſchafft / ſo bald ſolches der H. Vatter Paphnutius vernommen / iſt er mit naſſen Augen in diſe Wort außgebrochen: Ecce! ecce! ecce! das All - moſen geben hat dich alſo bey GOtt dem HErꝛn angenehm gemacht / daß du dermahlen mir in den Verdienſten gleicheſt.
Lobens vnd liebens werth iſt diſer Pfeiffer / vnd ſolcher pfeifft dir mein Reicher ein Liedl auff / darnach ſolſt du tantzen:Die51lobet das Allmoſen geben.Die Prediger laſſen offt von der Hoͤhe herunder etliche Liedl hoͤren / aber die vermoͤgliche Patzenhofer will das tantzen ſo gar nit ankommen / deren ſeynd maiſtens achte / das erſte gehet in Trippel / vnd haiſt: Seelig ſeynd die Armen / diß Liedl iſt den Reichen zu wider / als denen lieber iſt das guldene Kalb Aaronis, als der Ochs deß Krippels. Das andere geht et - was traurigs / vnd haiſt: Seelig ſeynd / die da wainen vnd Leyd tragen / diß iſt gar kein Tantz vor die Reichen / dann wo die guldene Sonn ſcheinet / iſt kein Zeit eines Re - genwetters; Das dritte gehet / vnd lautet gantz ſanfft: See - lig ſeynd die Sanfftmuͤthigen / diſe Sarabanda ſchme - cket den Reichen gar nit / dann wo lange Geltſaͤck / dort iſt man kurtz angebunden: Das vierdte haiſt / Seelig ſeynd die Hungerigen / diß iſt fuͤr die Reiche auch kein Weeg / dann wer gut Ungari hat / kan den Hunger leicht vertreiben. Das fuͤnffte haiſt: Seelig die eines reinen Hertzen ſeynd / vil Gelt in Haͤnden macht ſchwartze Finger / vnd vil Reiniſch macht wenig rein. Das ſechſte haiſt: Seelig ſeynd die Fridſamen / die mehreſten Rechtshaͤndl fuͤhren die Reichen / dann ſie haben dran zu ſetzen. Das ſibende haiſt: Seelig die Verfolgung leyden / das ſchickt ſich wol nicht fuͤr die Reichen / dann Gold macht hold / vnd haben diſe die mehreſte Freund / weil euch dann Reiche kein Liedl auß diſen gefallt / ſo pfeifft euch mein frommer Sackpfeiffer das achte / benanntlich: Seelig ſeynd die Barmhertzigen / das gehoͤrt fuͤr euch. Allo! bequembt euch zu tantzen / tantzt / daß es Fetzen gibt / ſo haben die Armen etwas zu einer Klaydung / tantzt / daß euch Saͤck vnd Beutl zerreiſſen / ſo haben die Armen etwas auffzu - klauben.
Zu einem Tantz gehoͤrt auch aigenthumlich / vnd maiſtensG 2ein52Judas der Ertz-Schelmein luſtiges Orth / dann in einer nidern Rauchſtuben / oder auff einer kothigen vnd ſumpffigen Gaſſen iſt gar wenig Freud beym tantzen. Dahero die jungen Toͤchter / vnd Hebreiſchen Maͤgd - lein / nach dem Undergang deß Koͤnigs Pharaonis im rothen Meer / auff einem annehmlichen ebnen vnd gruͤnen Waſen gantz froͤlich herumb getantzt / damit du dann auch dißfalls dein Begnuͤgen habeſt / ſo fuͤhr ich dich gar an ein ſchoͤnes Orth / all - wo man noch die Fußſtapffen ſihet vnſers HErꝛn vnd Hey - land ſelbſten / allwo er ein zimblichen Sprung gethan; diſer iſt der ſchoͤne Oelberg / vnweit Bethania, woſelbſt der HErꝛ JE - ſus / in Gegenwart Mariæ ſeiner wertheſten Mutter / Magda - lenæ, Marthæ, Lazari, vnd der zwoͤlff Apoſtl / in Himmel ge - fahren / auch alldar dergeſtalten ſeine heilige Fußſtapffen einge - truckt / daß ſolche noch auff heutigen Tag zu ſehen / vnd kan weder die Boßheit der Tuͤrcken / weder die Andacht der Chriſt - lichen Wolfahrter mit ſchaben vnd kratzen ſolche Fußſtapffen nit außloͤſchen / auch hat man dieſelbige / auff keine Weiß / mit Silber / Gold / oder Marmor koͤnnen bedecken / vnd als dieBeda de loc. ſan. cap. 7. gottſeelige Kayſerin Helena daſelbſt ein Kirchen aufferbaut hat / das Tach an dem Orth / wo der Heyland hinauff gefah - ren / durch kein Menſchlichen Fleiß noch Kunſt koͤnnen zuge - ſchloſſen werden.
Wolan Reicher / diſer Berg iſt ein ſchoͤnes vnd luſtiges Orth zu einem praͤfen Sprung / dann wilſt du rechtmaͤſſig wiſſen / warumb der Heyland eben auff diſem Berg in ſein Himmliſche Glory iſt auͤffgefahren / ſo hoͤr mich / er hat dir wol - len den Weeg zaigen / dann kein beſſerer Weeg / kein ſichere Bahn / kein gewiſſere Straſſen iſt nicht in Himmel / als von Oelberg / du verſteheſt mich ſchon / das Oel iſt noch allemahl ein Sinnbild der Barmhertzigkeit geweſen / alſo iſt geweſen / iſt noch / vnd wird allezeit bleiben die Barmhertzigkeit ein ſchnur - gerader Weeg gen Himmel.
Allegro dann! beym tantzen muß man auch juitzen / alſo juitz ich dir vor A. E. I. O. U. in Himmel kombſt du / wann duwirſt53lobet das Allmoſen geben.wirſt ſeyn / wie A. Alexander der Fuͤnffte / Roͤmiſche Pabſt / der faſt all ſein Einkommen vnder die Arme außgethailt / da - hero er oͤffter auß frommen Hertzen pflegte zu reden / er ſeye ein reicher Biſchoff geweſt / nachmahls ein armer Cardinal worden / nunmehr ſeye er ein bettleriſcher Pabſt. Wann du wirſt ſeyn / wie E. Eduardus Koͤnig in Engelland / der in damahligen Mangl deß Gelts ein guldenen Ring vom Finger gezogen / vnd den Armen geſpendirt. Wann du wirſt ſeyn / wie I. Io - annes Patriarch zu Alexandria, welcher alſo freygebig ware gegen den Armen / daß er ſich hoͤren laſſen / wann die gantze Welt ein Spital waͤre / ſo wolt ers erhalten. Wann du wirſt ſeyn / wie O. Oſwaldus der Koͤnig / welcher bey der Tafel ei - nen ſilbernen Becher zu Truͤmmern zerſchnitten / vnd ſolchen Stuckweiß den Armen außgethailt. U. Wann du wirſt ſeyn / wie Ubaldus, der auch das Bißl Brodt wider auß dem Maul genommen / vnd den Armen geben.
A. E. I. O. U. in Himmel kombſt du / wann du wirſt ſeyn / wie A. Amadæus in Sabaudia, E. Eliſabeth in Hun - garn / I. Ioannes Dei in Italia, O. Odila in Sicilia, U. Udal - ricus in Schwaben / lauter heilige Allmoſengeber.
Bey diſer nur gar zu uͤppigen Welt wird faſt niemah - len ein Tantz vorbey gehen / allwo nicht Weiber vnd Jung - frauen ſich einfinden / damit auch dergeſtalten du kein Unwillen faſſeſt / ſo fuͤhr ich dir ein Jungfrau / vnd ein Weib zu.
Nachdem GOtt der Allmaͤchtige den Adam erſchaffen / vnd wahrgenommen / daß diſer Menſch moͤchte melancholiſch werden / auß Urſachen / weil niemand beyhanden ware / mit dem er konte Geſellſchafft / Geſpannſchafft vnd Freundtſchafft pfle - gen / alſo hat er in ſeinem Goͤttlichen Rath beſchloſſen / ihme ein Mit-Conſortin beyzuſchaffen / benanntlich die Eva, Ada - mus aber muſte hierbey ein freygebiger Spenditor ſeyn / dann zu Formirung diſer ſo edlen Jungfrauen hat er ein Rippen von ſeinem Leib hergeben. Damit aber der Allmaͤchtige GOtt zai - ge / daß man ihme nichts gebe / welches er nit uͤberhaͤuffig be -G 3zahle /54Judas der Ertz-Schelmzahle / alſo hat er deſſen erſten Weltpfleger vor ſeine Rippen / vnd krumpes Bain das beſte Fleiſch geben / replevit carnem pro ea, gibt alſo die Formirung diſer ſo edliſchen Jungfrau Eva Sonnenklar an Tag / wie GOtt ſo reichlich vergelte / wann man ihm durch das Allmoſen etwas mitthailt / fuͤr ein kalten Trunck Waſſer belohnt er dich / fuͤr ein Stuͤckl Brodt bezahlt er dich / fuͤr etliche Loͤffel Suppen bereicht er dich nicht allein zeitlich / ſondern auch ewig / gibſt ihm das Zeitliche / ſo gibt er das Ewige / gibſt ihm das Jrꝛdiſche / ſo gibt er das Himmliſche / gibſt ihm das Zergaͤngliche / ſo gibt er dir das Jm - merwehrende / haiſt das nit bezahlt: Der Jacob bekombt fuͤr das Linſenkoch die Primogenitur, oder die Majoraſco, das haiſt die Linſen theur anworden / GOtt gibt dir fuͤr etliche Pfenning ein guldene Cron im Himmel / das haiſt ſein Gelt noch beſſer anworden. Waiſt du / warumb die arme Bettler gemainiglich ſich bucken / ja maiſtens gantz bucklet daher gehen? ſihe / die Gaſſen-Bueben haben diſe allbekannte Gewonheit / wann ſie gern ein Garten-Confect naſchen wollen / der Baum aber ihnen zu hoch / ſo ſagt einer zum andern / geh mach mir ein Bock / knyet alſo einer nider / deſſen Rucken dem andern fuͤr ein Laitter dienet: derenthalben gehen die arme Bettler gemai - niglich bucklet daher / oder bucken ſich vor deiner / als wollens dir ein Bock machen / damit du in Himmel ſteigeſt.
Es haͤtte der Allmaͤchtige GOtt gar leicht den Prophe - ten Daniel in der Loͤwen-Gruben durch die Raaben / wie den Elias, koͤnnen ſpeiſen / oder durch die Engel / oder haͤtte gar wol ihme ein Manna oder Himmelbrodt / wie den Iſraëlitern / von Himmel koͤnnen ſchicken / hat es aber nit gethan / ſondern den Habacuc laſſen beym Schopff nemmen ſambt der Pfannen voller Koch / vnd laſſen nacher Babylon tragen / damit fein ein Menſch dem andern helffe. Alſo konte der Allmaͤchtige gar leicht machen / daß kein einiger Bettler / oder armer Menſch in der Welt waͤre / er konte gar leicht alleſambt reich vnd maͤchtig machen / hat aber deſſentwegen Reiche vnd Arme erſchaffen /damit55lobet das Allmoſen geben.damit der Reiche dem Armen zu Huͤlff komme / vnd damit der Arme den Reichen in Himmel helffe / dann aigenthumlich ge - hoͤrt der Himmel fuͤr die Allmoſengeber; haſt alſo mein A - dams-Kind von der erſten ehrſamen Jungfrauen Eva ſatt - ſamb zu lehrnen / wie GOtt ſo reichlich das fromme ſpendiren belohnet / iſt es aber Sach / daß du noch nit allerſeits begnuͤgt biſt / ſo fuͤhr ich dir zum Tantz nit allein beſagte Jungfrau / ſon - dern auch ein Weib / aber mit Gunſt gar ein Alte.
Vor etlich Jahren ſeglete ein groſſes Schiff mit gar guͤn - ſtigen Winden / vnd fridſamen Flocken auß Holland uͤber das hohe Meer nacher Venedig / als nun ſolches reich-beladenes Schiff vnweit der beruͤhmten Statt Venedig ſich befunden / hat ſich gantz vnverhofft ein groſſe Ungeſtuͤmme erhoben / der Himmel machte ein finſteres Geſicht / der Wind fangt an zu brummen vnd ſauſen / das Meer erwachſte dergeſtalten in die vngeheure Wellen / daß es ſich bald auffgebaͤmbt wie Berg vnd Buͤhel / bald wider in die Tieffe deß Abgrunds geſtigen / es ſpilte der ergrimbte Neptunus mit dem Schiff / als mit einem Ballen / vnd alſo ſtunde der entſetzliche Undergang maͤnniglich vor Augen / welches ſattſamb auß den entblaichten Angeſich - tern / vnd auß Forcht faſt entſeelten Leuthen im gantzen Schiff abzunemmen war / in ſolcher aͤuſſerſter / vnd vor Augen ſchwe - bender Lebensgefahr iſt der Schiffleuth einige / ob zwar ſehr windige / Hoffnung noch geſtanden in Außlaͤhrung deß Schif - fes / wie dann alle vnd jede / ohne einige Widerred / das ihrige in das tobende Meer hinauß geworffen / da ware zu ſehen / wie ſchleunig vnd vnverzuͤglich diſer Kauffmann ſo vil hundert Ballen Engliſch Tuch / ein anderer groſſe / ſchwaͤre Vaß mit dem theuren Gewuͤrtz / der dritte in die 400. Zentner Toback hinauß geworffen / vnder andern war ein alte Frau / welche be - reits 88. Jahr / 8. Month / 18. Taͤg / 8. Stund / 28. Minu - ten alt geweſen / diſe hat ein ſehr groſſe Truhen / voll mit Silber vnd ſtattlicher Jubilir-Wahr / ſelbſt aigenhaͤndig hinauß keyt; warumb diß mein alte / kalte / rotzige / roſtige / hueſtige / wueſtigeMutter?56Judas der Ertz-SchelmMutter? warumb thuſt ſo herꝛliche / ſtattliche / theure / ſchoͤne / koͤſtliche / kuͤnſtliche Wahr hinweck werffen? darumb mein Pa - ter, damit ich mit dem Leben darvon komme; wie lang hofft ihr noch / mein Mutter / zu leben? gleichwol / ſagt ſie / noch 4. oder 5. Jahr / ey du alter Zabulon, daß dich der / wegen 4. oder 5. muͤheſeeligen / arbeit-vollen vnd trangſeeligen Jahren wirffſt du ſo vil weck / vnd das ewige Leben zu gewinnen / gibſt nit ein Haller den Armen / daß dir der Geitz-Teuffel ſchneitz / du ge - ſchmierbter Kerrauß. Thuſt du den beſten Schatz / Silber vnd Gold hinweck werffen / damit du noch wenig Jahr lebeſt / da doch ſolches zeitliche Leben ſchier kein Leben zu nennen / war - umb ſollſt du / du vnd er / er vnd mehr / alſo karg ſeyn / vnd nicht etwas / will nicht begehren das beſte / hinweck werffen / in die Schoß vnd Hand der Armen / damit du ewig lebeſt / ewig le - beſt. O GOtt! deſſen biſt du vergwiſt / wann du der Armen nicht vergiſt / nun huy Alte / draͤh dich wol herumb / vnd tantz eins / wie dir der David mit der Harpffen auffſpilt: Beatus, qui intelliglt ſuper egenum, ſeelig / der ſich der Armen an - nimbt / Allo! hurtig mein alte Henn / ſonſt lehrnt dich der Fuchs tantzen.
Auß dem vralten Fuchſiſchen Stammen-Hauß war ein Graf / welcher der Freygebigkeit alſo zugethan / daß er ſein mai - ſte Haabſchafft vnder die Leuth außgethailt: Als ſolcher eineſt von Catalonia nacher Hauß kehrte / iſt er dergeſtalten vnder - wegs von den Leuthen geplagt worden / daß er alles / was er bey ſich hatte / hinweck geben / auſſer deß Maulthiers / auff dem der Alte hergeritten / indeme aber einer ſo gar auch die Sporꝛn / weil ſonſt nichts mehr uͤbrigs / inſtaͤndig verlangt / iſt der liebſte Herꝛ alſobald da / ſtreckt den Fuß von ſich / vnd biet ihm denPetrarcha de Jocis. verlangten Sporꝛn dar / bitt aber anbey / daß ihm einer / vmb richtige Bezahlung / moͤchte treiben biß nach ſeiner Herꝛſchafft Fuchs / weil er je der Sporꝛn Huͤlff muſt entboͤren.
Wer klopfft? ein Bettler / es iſt nichts da: iſt nichts da? du halteſt ſolche Mahlzeiten / worbey der Vitellius ſelbſtkonte57lobet das Allmoſen geben.konte verlieb nemmen / von dem doch glaubwuͤrdig außgeſpren - get wird / daß er gantze Richt von Voͤgl-Hirn / gantze Schißlen von Jndianiſchen Spatzen-Zungen / gantze Trachten von A - ſiatiſchen Fiſchrogen hab laſſen auffſetzen / vnd nachdem ergnug die Wampen / wie einen Wander-Rantzen angefuͤllt / hab er mit dem Finger dem Magen die Widergaab anbefohlen / vnd ein Staffete nacher Speyer geſchickt / damit er nachmahls wi - der freſſen moͤge. Antonius Geta ſolle / wie man ſchreibt / alle Mahlzeit die Speiſen nach dem ABC laſſen aufftragen / be - nanntlich beym A. lauter A. Andten / A. Auſtern / A. Aa - len / ꝛc. vnd alſo fortan nach allen Buchſtaben / worunder doch das S. der beſte ware: Deine koſtbare Mahlzeiten bißhero ſeynd nit vil minder geweſt / dann man halt es dermahlen ſchon fuͤr Saͤuiſch / wann man etwas Kaͤlbernes auff die Tafel brin - get / da doch der Patriarch Abraham die Engel nit anderſt tra - ctirt. Anjetzo taugt das gebrattene Kitzl deß groſſen Iſaacs nur auff ein Bauern-Hochzeit / der Zeiten nennt mans nur ein ſaubers Tractament, wann es wild hergeht / wo nemblich allerley Feder-Wildpraͤt die Tafel ſpicken / vnd ſchnadert man nicht lieber / als bey gebrattenen Haglgaͤnſen / Trapgaͤnſen / Leffelgaͤnſen / Schneegaͤnſen / Meergaͤnſen / Kropgaͤnſen / ꝛc. GOtt vermainte / er habe / waiß nit wie herꝛlich / die Iſraëliter gehalten / als er ein Menge der Wachtlen diſen murreriſchen Galgen-Voͤglen zugeſchickt / aber dermahlen iſt dein Tafel weit daruͤber / vnd halteſt du es fuͤr ein Quatember-Tiſch / wann dir nit die gebrattene Diſtelfincken / Flachsfincken / Kirſchfincken / Buchfincken ins Maul fliegen / NB. warumb nit auch Miſt - fincken? man tragt in einer ſolchen Menge bey dir auff / daß auch jener Tuͤrckiſche Commendant Scanderbegg zu Poſſe -Zeiler 266. ga, welcher alle Tag ein gantzen gebrattenen Hammel oder Ca - ſtraun verzehrt / mit einer Schißl ſich kont betragen.
Wer klopfft? ein Bettler / es iſt nichts da / iſt nichts da? deine Kaͤſten hangen voller Klayder / vnd iſt gleichſamb deß Teuffels ſein Quarda Robba; Der Samſon hat ſeinePars II. HFuͤchs58Judas der Ertz-SchelmFuͤchs gar genau gezehlt / es iſt ein groſſe Frag / ob du deine Beltz kanſt zehlen / der Zwiffel hat vil Deckmaͤntel / aber du weit mehrere / der Krumpſchnabel veraͤndert ſeine Federn alle Jahr zweymahl / du aber ſchier alle Tag / vnd ſchleicht kein Wochen hin / wo nicht neue Modi-Klayder vnd Nodi-Klayder ins Hauß kommen / da haiſt es wol / non eſt modus in rebus; deine Finger klecken nit fuͤr die Zahl deiner Klayder / ein Hauß - klayd / ein Raißklayd / ein Sommerklayd / ein Winterklayd / ein Fruͤhlingsklayd / ein Herbſtklayd / ein Kirchenklayd / ein Rathklayd / ein Hochzeitklayd / ein Galaklayd / ein Klagklayd / ein Feyrtagklayd / ein Werchtagklayd / ein Oberklayd / ein Underklayd / ein Wetterklayd / ein Strapacirklayd / ein Spa - nierklayd / Holla! auch ein Narrenklayd fuͤr die Faßnacht / ꝛc. Elias hat mit einem Mantel nit koͤnnen in Himmel fahren / wo wirſt du mit ſo vil Klaydern hin? Deß reichen Praſſers ſein Purpurklayd wird dermahlen außgelacht / dann es muͤſſen weit mehrere vnd neuere Farben auff die Bahn kommen / vnd muß ſich die Seiden auff Vertumni-Arth in alle Geſtalten ſchicken. Hoch-Jndianiſch Zorn-Leibfarb / das iſt ein frembde Farb / Cyprianiſch Tauben-Halßfarb / das iſt ein neue Farb / Arabiſcher Cypreſſen-Rinden-Haarfarb / das iſt ein rare Farb / Elſaſſiſche Rubenſchaͤllen halb Aurora-Farb / das iſt ein an - genehme Farb / Lucerniſcher Hoſenfalten-Dunckelfarb / das iſt ein theure Farb / der ſchoͤne Regenbogen ſelbſt iſt nit ſo vilfaͤr - big / wie der Zeit die Klayder.
Jenes Weib im Evangelio hat ihr Heyl an dem SaumMarc. 6. der Klayder Chriſti geſucht / vnd gefunden / der Zeit findt man das groͤſte Unheyl an dem Saum der Chriſten-Klayder / wo nemblichen die theure Spitz manchen ſein Seelenheyl auff ein Spitz ſetzen / ja gar ins ewige Verderben bringen. Glaubt mir / die Suͤnd hat im Paradeyß bey der Roſen die Spitz auff - gebracht / aber glaubt beynebens / der Teuffel habe bey der Ro - ſina, Roſalia, Roſimunda die Spitz erdacht. Jhr lacht mich auß meine Weiber / vnd ſpoͤttlet / als haͤtte man diſe meinSchreib -59lobet das Allmoſen geben.Schreibfeder einem Gimpl außgerupfft / aber ich will dazumahl auch nit Abraham, ſondern Iſac, id eſt, Riſus, ſeyn / wann euch GOtt wird vorrupffen die theure Berl-Ketten vmb euren Halß / wormit ihr ſo vil arme Leuth haͤttet koͤnnen erhalten / wann euch GOtt wird vorwerffen die koſtbare Geſchmuck vnd Edlgeſtain / mit welchen / ihr ſtainreiche Leuth / ſo manchen blut - armen Menſchen haͤttet koͤnnen zu Huͤlff kommen / wann euch GOtt in das Geſicht wird ſagen / daß eure Klayder in Kaſten verſchimplet / verfault / wie bey dem Koͤnig Sedecias, vnd vonJerem. 28. c. Schaben durchbohrt worden / vnderdeſſen hab er muͤſſen auff der Gaſſen halb nackend daher gehen. Wie wird es euch haicklichen Creaturen ankommen? wann ihr vor der geſamb - ten Welt muͤſt anhoͤren / ite maledicti, gehet hin in das ewige Feur / dann ich bin nackend vnd bloß gewe - ſen / vnd ihr habt mich nit beklaydt.
Wer klopfft? ein Bettler / es iſt nichts da / iſt nichts da / ſagſt du? Pharao iſt ſambt den Seinigen im rothen Meer ertruncken / du thuſt dich alle Wochen oͤffter als einmahl im Wein volltrincken. Noë hat nur einmahl / vnd zwar vnvor - ſetzlicher weiß ein Rauſch gehabt / du aber alle Tag: Der Loth hat einmahl / ſo vil man waiß / ein Haupt-Zinnober geſoffen / du weit aͤrger; Die maiſte Soldaten deß Gedeon haben ſich auff die Wampen gelegt / vnd nach Genuͤgen Waſſer getrun - cken / du halteſt fuͤr allemahl deinen Bauch fuͤr ein Bachum, deſſen Underbeth ein Weinvaß: iſt alſo bey dir allzeit das Woͤrtel Sitis, welches hinderſich vnd fuͤrſich gleich geleſen wird: Du biſt nit beſſer / als jener Weinſchlauch / welcher ſich alſo mit October-Safft uͤberhaͤufft / daß er bey naͤchtlicher Weil per in - directum daher geſtolpert / biß er bey einem Hauß / vmb weil das obere Gewicht zu ſchwaͤr / zu Boden gefallen / vnd alſo auff dem Rucken mit ginnendem Maul ligend gebliben / wol ein off - ner Suͤnder / vnd weil dazumahlen die Tachtropffen in das auff - geſperꝛte Orificium, vnd offne Freßgewoͤlb eingerunnen / hatH 2der60Judas der Ertz-Schelmder uͤberwainte Phantaſt nit anderſt vermaint / als ſchuͤtt ihm ſein Sauff-Cammerad den Wein ein / weſſenthalben er mit lalletzter Zung auffgeſchryen / nit / nit / mein Bluder ſey kein Mnarꝛ / ich ab ſchon gndug zoffen. O Beſtia!
Jn dem Evangelio ſteht zwar / vnd mit feſter Warheit / daß einer ein Sohn habe erzogen / welcher von boͤſen Feind al - ſo Mondſichtig gemacht worden / daß er bißweilen ins Feuer / vnd oͤffter ſich ins Waſſer geſtuͤrtzt / diſen hat vnſer HErꝛ ex pleno curirt. O mein GOtt / mancher hat weit ein gefaͤhr - lichern Zuſtand / vom Waſſer zwar hat er wenig Gefahr / aber im Wein erſaufft / erſaufft er gewiß vnd wahr / in ſeinem Bre - vir iſt niemahlen de Feria, vnd wann ſchon auff allen Seiten die Sonnen ſcheint / ſo iſt bey ihm naß Wetter. Ein Kellne - riſcher / vnd nit ein Coͤllneriſcher Poët macht diſen vngereimb - ten Reim / ede, bibe, lude, in feſto Simonis & Judæ, aber bey manchen trifft das Liedl nit zu / weil faſt alle Tag / oder we - nigiſt oͤffter in der Wochen / er ſein Lager zu Kandlberg auff - ſchlagt / wann ſolcher / vermittlſt eines hoͤfflichen Ladſchreiben / auch zu Cana Gallilææ, als ein Gaſt waͤre auff der Hochzeit geweſt / ſo haͤtte wol zeitlicher / als dazumahlen geſchehen / der Wein die Schwindſucht bekommen. Wie offt iſt bey dir das ſauffen / daß dir die Haar geſchwuͤllen / wie die halbjaͤhrige Bim - ſenſtauden / wie offt iſt bey dir das ſauffen / daß dein Naſen her - ſicht / als waͤr es von Zimmermann mit Roͤthel gemeſſen wor - den / wie offt iſt bey dir das ſauffen / daß deine Augen gleich ſeynd einem paar alten angeloffenen Brillen eines 70. jaͤhrigen Nadlmachers / wie offt iſt bey dir das ſauffen / daß dein Geſicht ein Copey ſcheint eines Preuſſeriſchen Leders / jedoch in ſchlechten Preyß. Wann ſolt von einem Lampl ein Sau geworffen wer - den / waͤre es ein ſolches Wunder / daß man es in offentlichen Schrifften vnd Buͤchern lautbar allenthalben machen thaͤt / vn - derdeſſen iſt nichts neues / daß du dich beym weiſſen Lampel alſo anpleperſt / daß du von dannen nit anderſt kombſt als ein Sau / Sau-voll / nit vil beſſer / als jener Bebrius, ebrius, der wegenuͤber -61lobet das Allmoſen geben.uͤbermaͤſſiges Wein ſauffen im Koth gelegen / vnd beynebens auß dem Saumagen ſolches Spott-Confect fail botten / daß hierzu niemand / als gerießlte vnd geperſchte Kauffer ſich ein - gefunden / vnd als eine dergleichen Meſt-Sau zu hart vmb das Maul verfahren / alſo iſt dem Sau-Narren eingefallen / er ſeye vnder den Haͤnden deß Barbirers / derenthalben uͤberlaut auff - geſchryen / Maiſter Sigmund gemach / gemach / vnd machts fein ſauber: O Sau-ber! Zum uͤbermaͤſſigen ſauffen iſt genug da / vnd fuͤr die Armen iſt nichts da / Holla! du biſt nit beſſer als der reiche Praſſer / welcher auch in ſauſen vnd prauſen deß armen Lazari vergeſſen / dein Grab wird alſo ſeyn in der Hoͤll / mein Geſell / ite in ignem æternum.
Es iſt nichts da / iſt nichts da? ſagſt du / was koſten dich deine vnverſchambte vnd vngezahmte Buelſchafften allent - halben? ſag her; Der verlohrne Sohn / diſes liederliche Buͤr - ſchel hat mit dergleichen Gefluͤglwerck das ſeinige dergeſtalten anworden / daß er nachmahls das Brodt nicht mehr zu beiſſen hatte / vmb weil er dem Fleiſch zuvil nachſetzte / dann poſt diem Veneris, kombt gemainiglich der Sabbath, oder Feyrabend in den Geltbeutl. Die ſchlimme vnd gewiſſenloſe Bruͤder haben ihren Brudern Joſeph in ein alte Ciſtern geworffen / da iſt wol dem Alt-Vatter Jacob ſein Hoffnung in Brunn gefallen / nachgehends aber hat ſie der Geltgeitz angefochten / dann ſie ih - ren Brudern vmbs Gelt den Iſmaëlitern verkaufft / vnd zu Verbluͤmlung ihrer Unthat / haben ſie deß Joſephs langen Rock in ein Bocksblut eingedunckt / in ſanguine hœdi, vnd dem Vatter alſo uͤberbracht.
Der alte Hanß beym vndern Waſſerthor hat 3. Kinder / den er kuͤmmerlich das Brodt ſchaffen kan / dann ſein gantzes Gewerb beſtehet in dem / daß er Keffich vnd Vogl-Haͤußl machet / auch die gelbe Stoͤfften / vnd hoͤltzerne Naͤgel fuͤr etli - che Schuehmacher ſpitzet / moͤcht ſeyn / daß ihm ins kuͤnfftig auch das Beſenbinden von hocher Obrigkeit verwilliget wurde / iſt alſo ſein Einkommens ſehr klein vnd gering / gleichwol ſein groͤſ -H 3ſere62Judas der Ertz-Schelmſere Tochter ziecht daher / als wie ein halb-nobilirte Jungfrau / ſie tragt ein ſtattlichen Rothtobinen Rock / anbey ein ſeidenes Neckerfarbes Mieder; woher diß? wilſt es wiſſen / bey diſem Rock iſt ein Bocksblut / du gailer Bock / biſt Fundator uͤber di - ſe rothe / aber nit ſchamhaffte Miſtkrippen; Joſeph hat ſein Mantel gelaſſen in den Haͤnden einer ꝛc. jedoch mit ſeinem Nutzen / du muſt diſer vnd diſer wol oͤffter ein Klayd in die Haͤnd werffen / aber mit deinem Schaden. Die H. Schrifft ſagt / das erſte Weib ſey auß einer Rippen / ſo auff Lateiniſch Coſta haiſt / formirt, das muſt du glauben; daß aber bey ſchamloſen Weibern auch ein Coſta, oder koſten ſeye / daß will ich auch glauben. Was koſten dich die ſchoͤne Zeug? was koſten dich die ſchoͤne koſtbare Spitz? was koſten dich die ſtattliche Baͤnder? was koſten dich die ſchmeckende Hand - ſchueh? was koſten dich die Neue Jahr? die Oſter-Ayr? was koſten dich die hoch - vnd wol-tugendſame Sc. Kuplerin? rath / raith / vnd redt.
Das Goͤtzenbild Dagon, welches halbenthail Fraͤule / hal - benthail Fiſch ware / haben die Philiſtæer auff alle maſſen ver - ehrt / auff die Knye nidergefallen / die Haͤnd auffgehebt / aber das war noch nit genug / ſie haben muͤſſen opffern auch; Diſe vnd jene / welche nicht halbenthail ein Jungfrau / ſondern mit Ehren zu melden / ein gantze H. complementireſt du wie ein Goͤtzenbild / dein auffwarten muß embſiger ſeyn / als deß Ja - cobs vmb die Rachel, aber das nit allein / es muß das Opffer auch darbey ſeyn / dann ſolche Fratzen koſten Batzen / ſolche Za - ſchen laͤhren die Taſchen / ſolche Goſchen wollen Groſchen / ſol - che Bilder koſten Silber / ſolche Wahr will Denar, ſolche Kuͤttl brauchen Mittl. Dem Salomon werden ſeine 700. Weiber / vnd 300. Concubinen was koſt haben / er war aber reich / dir gehet auch ein zimbliches auff wegen ſolcher Aaß / vnd iſt nichts da fuͤr die Armen? dem Buel-TeuffelAſmo -63lobet das Allmoſen geben.Aſmodæo gibſt du / deinem wahren Heyland JEſu verſagſt du? Ito maledicte, gehe hin du Verdambter.
Es iſt nichts da / iſt nichts da? ſihe ich doch ein gan - tze Roß-Proceſſion auß deinem Stall hervor tretten / deren maiſte ſcheinen / als waͤren ſie dem beruͤhmten Klepper Buce - phalo, als deß groſſen Alexanders wehrtiſten Reittpferdt / be - freundt / welchem er zu Ehren vnd ewiger Gedaͤchtnuß gar ein Statt erbaut / vnd ſelbige nach ſolchem Roß-Nahmen genen - net / die mehreſte diſer deiner Pferdt ſeynd vnmuthig / vnd wird nit ein geringer Unkoſten auff dero Underhalt angewendt. Jch ſihe ein ſolche Menge Hund / Waſſerhund / Spurꝛhund / Jag - hund / Budlhund / Suchhund / Taxhund / ꝛc. daß einem moͤcht einfallen / Actæon habe bey dir einlogirt: ich ſihe poſſirliche Affen / ſpilende Meerkatzen / geſchwaͤtzige Pappagey / laͤcherli - che Fabian, Jndianiſche Raaben im Fenſter herumb ſteigen / es ſchwoͤrte einer / diſe Behauſung waͤre ein Copey von der Ar - chen Noë. Alle diſe werden ernehrt / geſpeiſt / geaͤtzt / gemeſt / verſehen / verſorgt mit Speiſen / vnd der arme Menſch leydet Hunger. Der Arme / welcher Chriſti Perſohn vertritt / hat nichts zu zehren / der Arme / welcher nach dem Ebenbild GOt - tes erſchaffen / wird nit vnderhalten.
Jener / ob ſchon laſterhaffte Sardanapalus zu Ninive auff die ernſthaffte Predig deß Propheten Jonæ, laſt vnver - zuͤglich ein offentliches Edict außgehen / es ſolle Vieh vnd Menſchen faſten / homines & jumenta non guſtent quic -Jon. c. 3. quam. Warumb aber das Vieh? ſollen dann Ochs vnd E - ſel auch koͤnnen gute Werck uͤben? nicht derenthalben / ſondern Sardanapalus hielt es fuͤr vngereimbt / wann die Menſchen ſollen faſten / vnd das Vieh / welches weit minder vnd weniger iſt / ſoll eſſen.
Aber in deinem Hauß / in deinem Pallaſt haiſt es / die Thier ſollen eſſen / vnd die Menſchen faſten / dann Pferdt vnd anders Vieh wird ſorgfaͤltigiſt gefuͤttert / vnd die arme Leuth / betrangte Bettler / elende Menſchen / auß Mangl der Lebens -Mittl /64Judas der Ertz-SchelmMittl / muͤſſen faſten / ſo iſt dann der Ninivitiſche Sardanapa - lus vnd laſterhaffte Koͤnig noch beſſer als du / als der / als die.
Wie offt hoͤrt man auch das gemaine Liedl / Schweſter / wo fahrſt du heut hin? heut iſt die Geſellſchafft bey dem von Voppenberg / morgen / wie ich hoͤr / ſolls ſeyn bey dem von Luſthauſen / uͤbermorgen wird die von Schertzthal ein Meren - da halten / vnd darbey auch ein Spil / auff meinem Saͤckel / ein Zeit her / hat mir das Gluͤck nit favoriſirt, ich vermain / ich ſeye mit dem Rucken gegen dem Mondſchein geſeſſen / aber ich wags heut wider / mein Herꝛ muß ſich doch in nechſter Kindel - beth wider mit 100. Ducaten einſtellen / ſo / ſo / nit anderſt / ſi, ſi, auff ſolche Weiß koſt die papirene Recreation ein ehrliches. Es iſt mir bey meinem Gewiſſen bekannt / daß ein Kammer - Jungfrau nur in einem Jahr in die 64. fl. vmb die Karten auß - geben / dergleichen Spilanetl zu contentiren. Dem Abſa - lon hat ein Aichbaum bey ſeinen goldgelben Haaren ertapt / einer manchen Dama Gold vnd Silber erwiſcht oͤffter der Ai - chelbueb / ſonſt cum pleno titulo Pamph[e]li genannt / ſagt nun mehr / es ſeye nichts da / wiſſet / vnd merckts fein wol / das Gelt / welches ihr ein Jahr durch ſo liederlich durch das Spil verſchwendt / iſt faſt ſo vil / als den Armen geſtohlen / das iſt zwar grob geſagt / aber doch wahrgeſagt. Der jenige H. Leh - rer / welcher in der Wuͤſten mit einem Kißlſtain ſo ſtarck auff die Bruſt geſchlagen / verſetzt euch auch ein gutes auff das Hertz /S. Hier. l 2. Ep. 14. ad Paul. wanns Fiſchbain nicht auffhalt / indem er ſpricht: Non ſunt tua, quæ poſſides, ſed diſpenſatio tibi credita eſt. Was du uͤber dein Stand vnd Nothdurfft beſitzeſt / gehoͤrt dir nicht zu / kanſt derenthalben mit demſelben nit ſchaffen nach deinem Willen vnd Wolgefallen / ſondern GOtt hat es dir anver - traut / damit du es den Armen ſolſt mitthailen.
O was Anzahl der Menſchen wird derentwegen jenen er - ſchroͤcklichen Beſchaid vnd Abfertigung / am Tag deß Zorns / von dem gerechten Goͤttlichen Richter / in beyſeyn aller Außer - woͤhlten vnd Engliſchen Heerſchaaren / bekommen / Ite, gehethin /65lobet das Allmoſen geben.hin / O Wort / entſetzlicher als ein Donnerkeil! Ite, gehet hin / O Wort / darob alle Glidmaſſen erzittern! Ite, gehet hin / O Wort / woran auch der feſte Erdboden erbebet / gehet hin ins ewige Feur / ewige / ewige / dann ich bin hungerig ge - weſt / ihr habt mich nicht geſpeiſt / da doch mehrmahl der Uber - fluß auff eurer Tafel ſtunde. Jch bin durſtig geweſt / ihr habt mich nicht getraͤnckt / indem doch oͤffters der uͤberfluͤſſige Wein / in allerley Farben / eure Credentzen uͤberſchwembt. Jch bin nackend geweſt / ihr habt mich nit beklaydt / da doch eure Klay - der dem Schaben zu einer Beuth worden. Jch bin beduͤrfftig geweſen / ihr habt mir nichts dargeſtreckt / da vnderdeſſen eure Spiltiſch / Spilbeutl / Spilkaͤſten das meinige verzehrt / gehet hin / ite.
O Pater, diſer Herꝛ bettet ſo embſig / daß ihm das Maul ſtaubet / diſe Frau gehet niemahl auß der Kirchen / es ſeye dann / ſie habe bey einem jeden Altar ein Meß gehoͤrt / ſie iſt in allen Bruderſchafften einverleibt / vnd hangen ſo vil Taͤferl vmb ihr Beth / als zu Zell in Steyrmarckt / oder zu Alten-Oetting in Bayrn; diſe Dama nimbt ein gantzen Sack-voll Buͤcher in die Kirchen / daß es auch einem Muͤllner-Eßl zu tragen ſchwaͤr fallte / kein H. Ablaß iſt nit / welchen ſie nit mit Jnbrunſt em - pfanget / wol fromme Leuth alle beyde / allein etwas kargs ſeynd ſie / vnd da ein armer Bettler vmb etwas anhaltet / ſo iſt nichts da. Ach diſe / ob ſchon deiner Mainung nach / Heilig - maͤſſige / auch diſe werden Kinder ſeyn deß Verderbens / wer - den ſambt andern in den Abgrund der Hoͤll ſteigen / werden von JEſu Chriſto verſtoſſen werden / weil es auch den fuͤnff Jungfrauen keinen Nutzen gebracht / da ſie mit der Lilien der Jungfrauſchafft geprangt / entgegen aber das Oel der Barm - hertzigkeit gemanglet. Es laſſen ſich die Wort deß H. JacobiJacob. 2. v. 3. nit anderſt außlegen / als wie ſie lauten: Es wird ein Gericht ohne Barmhertzigkeit uͤber den ergehen / der nit Barmhertzig -Pars II. Jkeit66Judas der Ertz-Schelmkeit geuͤbt hat / ſeynd alſo alle andere gute Werck / ohne die Barmhertzigkeit / wie ein Leib ohne Hertz / wie ein Hertz ohne Leben. Der H. Caſtor, am Ufer deß groſſen Fluß Moſel / bittet die Schiffleuth vmb ein wenig Saltz / indeme ein gantzesIn Act. Bollandi tom. 2. mit Saltz beladenes Schiff am Geſtadt ſtunde / weil ſie ihme aber ſolches gewaigert / iſt das gantze Schiff zu Grund gangen / die Straff gehet noch hin.
Der H. Senanus bittet bey einem Fuͤrſtlichen Geſchloß vmb ein kleines Mittagmahl / weil ihm aber die vngeſchlachte Bediente ſolches rund abgeſchlagen / dahero ſeynd alle SpeiſenCalgan. in vit S. Se - mani. bey der Fuͤrſtlichen Tafel augenblicklich verfault / vnd der Wein in ein ſtinckendes Pfitzenwaſſer verkehrt worden.
Von dem bekannten Edlmann in Schwaben / Nahmens Richberger / begehrten die arme Leuth / bey groſſer Hungers - noth / vmb ihr paares Gelt ein Trayd / welche er aber vnbarm - hertzig abgewiſen / der Hoffnung / das Trayd ſoll noch in hoͤ - hern Werth ſteigen / es hat aber der gerechte GOtt allerley ſchwartze Ochſen (vermuthlich ſeynd es Teuffel geweſt) in denDelri. l. 3. quæſt. 7. diſquis. Stall geſchickt / die das Trayd gaͤntzlich verzehrt / worvon der reiche Tyrann in ein Unſinnigkeit gerathen.
Ein geſparꝛſamer Normanier verbuͤrgt das Trayd bey harter Theurung / der Mainung / er moͤcht es noch beſſer an - wehren / hat aber erfahren / daß ein vnzahlbare Menge der Maͤuß nicht allein den Traydboden / ſondern ſein ſelbſt aigene Perſohn gantz vngeſtimm angefallen / jaͤmmerlich zerbiſſen / bißIoan. Bo - nifac. lib. 3. c. 8. er ſich durch ein Geluͤbd zu der Mutter GOttes errettet hat; auch diſe Rach gehet noch hin.
Der geitzige Biſchoff Walterus hat gedulten muͤſſen / daß ſein gantzer Traydkaſten mit Krotten vnd Schlangen an -Odori Cu - ſan. 1234. gefuͤllt worden / vmb weil er den Armen nit iſt beygeſprungen. Diſe Straff iſt noch nicht die groͤſte.
Zu Leiden in St. Peters Kirchen zaiget man noch ein Brodt / welches zu Stain worden / auß Urſachen / weil ein Schweſter der andern armen ſolches abgeſchlagen.
Aber67lobet das Allmoſen geben.Aber laſt euch doch das ite in ignem æternum, gehet hin in das ewige Feur / ſchroͤcken. Ein Crucifix loͤſet bey - de Armb von Creutz / vnd ſtopfft die Ohren zu / als man ein Seel-Ampt gehalten fuͤr einen Reichen / welcher auch in Ge - wonheit hatte die Ohren zuezuhalten / wann die arme LeuthDellanuz, Fer. 6. vmb ein Allmoſen geſchryen / das iſt erſchroͤcklich.
Zu Luca in Waͤlſchland iſt der Teuffel in einem Fran - ciſcaner-Habit / als waͤre er ein Sambler deſſelbigen Con - vents, alle Tag / 2. Jahr lang / in der Statt herumb gangen / bey allen Thuͤren das Allmoſen geſucht / abſonderlich hat er bey einem reichen vnd wolhabenden Kauffmann taͤglich ange - klopfft / jedoch niemahlen etwas / gleich andern Bettlern / erhal - ten / dannoch ihme die taͤgliche Lehr hinderlaſſen / er ſolle ſich beſſern / weil aber ſolches / durch gerechtes Urthl GOttes / nie - mahl geſchehen / alſo hat er ihn / nach vollenden zwey Jahren /Moming. Quareſ. Dom. 1. Eſſemp. ſambt Leib vnd Seel in den hoͤlliſchen Abgrund gezogen. Das / das laß dich ſchroͤcken.
Dem reichen Praſſer wird ſonſt kein Laſter / noch groſſe Miſſethat von Goͤttlicher Schrifft zugemeſſen / auſſer daß er deß armen Lazari vor der Thuͤr vergeſſen / deſſenthalben iſt er in der Hoͤll begraben worden.
Chriſtus JEſus am Juͤngſten Tag verſpricht / vnd bey ſeiner Goͤttlichen Parola verhaiſt er / daß er am Juͤngſten Tag allein die Werck der Barmhertzigkeit wolle auff die Bahn brin - gen / vnd ſelbige belohnen / von andern guten Wercken ge - ſchicht weiter kein Meldung / entgegen aber trohet er anbey / daß er nur derentwegen vil tauſend / vnd hundert tauſend wer - de ewig verwerffen / vmb weil ſolche vnbarmhertzig geweſt ge - gen den Armen. So laſt euch dann troͤſten ihr Barmhertzige deß erfreulichen Venite, kommet her / vnd laſt euch er - ſchroͤcken ihr Unbarmhertzige das entſetzliche Ite, gehet hin.
DAs gantze Hauß / der obere vnd vndere Gaden deß ed - len Herꝛn Simon, der ſonſt ein Cavalier von groſſen Mittlen / vnd wie etliche wollen / ein nechſt Anver - wandter der Magdalenæ vnd Marthæ, war angefuͤllt von dem edleſten Geruch der theuren vnd koſtbaren Salben / wormit Magdalena ihren liebſten JEſum bedienet / allein dem wilden vnd vnflaͤthigen Miſthammel Judæ wolt ſolche nit ſchmecken / deſſen Naſen freylich wol ein andern Balſam verdient / worin - nen die Widhopffen ihre Schnaͤbel wetzen / weſſenthalben er nit allein gantz frech vnd vnverſchambt etliche Schmachwort auß - goſſen / vnd mit ſeinem Laſtermaul die lobwuͤrdigiſte That ge -Matth. 26. tadlet: Ut quid perditio hæc? zu was ſolche Verſchwende - rey nutze? Dem Radbrecheriſchen Schelm / vnd Galgen - Schwenckel war nur vmb das Gelt / wormit diſe ſo ſtattliche Salben iſt eingehandlet worden / ſo layd geweſen / weil dann die andere anweſende Apoſtel / als dazumahl noch nicht in der Vollkommenheit befeſtigte Maͤnner / ſolches von ihrem Mıt - Collega anhoͤrten / vnd ohne das ſie als treu - vnd gutmainende Leuthl diſen Furbo in guten Concept vnd hoch-achtbaren Nahmen hielten / als denen gar nit verhollen / in was Werth vnd Wuͤrde er bißdato beym Maiſter geſtanden / alſo haben ſie / ob zwar nit auß uͤbelgegruͤndter Mainung / auch angefan - gen zu murren / vnd die Koͤpff zuſammen geſtoſſen / geſtalten nit anderſt Matthæus am 26. Capitl die Sach vmbſtaͤndig be - richtet: Videntes autem Diſcipuli, indignati ſunt dicen - tes: Welches vnbehutſames reden vnd Affterurthl mein H. Vatter69Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegas, &c. Vatter Auguſtinus maiſtens dem boͤſen Exempel deß ehrver -S. P. Aug. lib. 2. de Con. E - vang. cap. 79. geſſenen Iſcarioth zumeſſet / als der die damahl noch zimblich ſchwache Apoſtl gar leicht zu einer Nachfolg gezogen / ware alſo dem verruchten Lottersbuͤrſchl nit genug ſich ſelbſt ins Verder - ben zu bringen / ſondern wiſe noch andern auch den Weeg zum Undergang.
O Ertz-Raupp! es iſt kein Wunder / daß jener Soldat / von dem Bartholomæus Neapolitanus ſchreibt / ſo gar denNel ri cordo di ben mo - rir. c. 9. H. Matthiam nit wollen vor ein Patron erkiſen / vmb weil di - ſer an ſtatt deß Judæ Iſcarioth kommen / indem aber erſtge - dachter H. Apoſtl ihme in augenſcheinlicher Lebens-Gefahr er - ſchinen / vnd ihme ſolchen Faͤhler ſcharpff verwiſen / mit deutli - cher Wahrnung / daß er deß ſchlimmen Hunds nit koͤnne / noch ſolle entgelten / alſo hat der Soldat forthin den H. Matthiam eyffrigiſt verehrt / gegen dem Iſcarioth aber / weil er auch an - dere mit ſeinem Exempel zum Boͤſen angeſporꝛt / im vorigen Haß vnd billicher Mißgunſt verharꝛt.
Ein manche / die weniger Zaͤhn im Maul hat / als ein dreyſſigjaͤhriger Bauern-Kaͤmpl / wird in allweg den Abgang diſer ihrer Helffenbainerner Beißzang verbergen / oder auch / ſo ſelbige wegen uͤbermaͤſſiges Zuckerkiffeln / die weiſſe Farb ver - lohren / vnd alſo ein Gebiß / wie ein alter Beer in Moſcau hat / ſo wird ſie auff das genaueſte die Lefftzen / vnd das Maul wiſ - ſen innzuhalten / damit ſolcher Mangel verhuͤlter / vnd vnbe - kannt verbleibe / wilſt du aber dero vermantlete Hoffart in et - was entdecken / vnd einem jeden Anweſenden kundtbar ma - chen / was diſe fuͤr ein finſtere Nacht im Maul logire / ſo fang nur an / nach Arth eines faulen Hunds / zu gaimetzen / vnd das Maul zimblich auffzuſperren / alsdann wirſt du vnverweilt er - fahren / daß diſe gleich - vnd ebenmaͤſſig das Freßthor in alle Weite auffreiſt / vnd alſo einem jeden gantz leicht auß diſem eroͤffneten Krammerladen zu ſehen / was fuͤr ein verpaffelte Wahr darin / dann ein Gaimetzer macht den Nechſten auch gaimetzen / als waren die Maͤuler in ein Angl zuſammen ge -J 3ſchrauft.70Judas veranlaft auch andere ſeine Mit-Collegasſchrauft. Diſem iſt nicht vngleich ein loſer vnd laſterhafft er Menſch / welcher mit ſeinem boͤſen Exempel / vnd offentlicher Aergernuß andere zu gleichmaͤſſigen Unthaten veranlaſt / forde - riſt / wann ein ſolcher in einem Ambt / oder hohen Anſehen iſt / alsdann haiſt es:
A bove majori diſcit arare minor.
Wie der Vatter alſo der Sohn / wie der Herꝛ alſo der Underthan.
Wie der Baum alſo das Obſt / wie der Biſchoff alſo der Probſt.
Wie der Chriſtoph alſo der Dofferl / wie die Sophia al - ſo die Sofferl.
Wie der Oberiſt alſo der Reitter / wie der Leutenant al - ſo der Gfreyter.
Wie der Acker alſo die Rueben / wie der Maiſter alſo die Bueben.
Wie der Jaͤger alſo die Jagd / wie die Frau alſo die Magd.
Wie der Philipp alſo der Lippel / wie der Præceptor al - ſo der Diſcipel.
Wie das Haupt alſo die Glider / iſt ſolches kranck / legen ſich diſe nider.
Fallt ein groſſer Stain von einem Berg / ſo fallen alſo - bald kleine mit ihm; gehet ein groſſes Rad loß in der Uhr / vnd fangt an zu lauffen / ſo ſchnurren gleich die kleine mit / heult ein alter Wolff im Buechwald / ſo fingen die jungen ein gleiche Mutetten / ſuͤndiget ohne Gewiſſen / ohne Schamroͤthe / ohne Forcht ein Oberer / ſo werden die Undere ohne Scheuh nachfol - gen. Aber wehe! durch welche Aergernuß geſchicht.
Groſſe Fuͤrſten vnd Herren prangen gewoͤhnlich mit koſt - baren Edlgeſtain vnd Kleinodien / aber das H. Evangelium hangt den boͤſen vnd laſterhafften Fuͤrſten / an ſtatt der Edlge - ſtain / ein groſſen Muͤllſtain an Halß / wormit ſie mehr ſollen ein Grund ſuchen / weilen ſie ein grundloſen Wandl fuͤhren /dann:71zum murren vnd vnverſchambten Reden.dann: Wer einen aͤrgert / ſagt Chriſtus der Heyland ſelbſt / auß diſen Kleinen / welche an mich glauben / dem waͤre beſſer / daß ihm ein Muͤllſtain an ſeinenMatth. 18. Halß gehenckt / vnd er in Tieffe deß Meers ver - ſenckt wurde.
Groſſe Fuͤrſten vnd Herren werden genennt Sereniſſi - mi, die Allerdurchleuchtigiſten / alſo erben ſie ihren ſo ſtattli - chen Titul von dem Liecht oder leuchten / welches ſie dann fug - ſamb ſolle veranlaſſen / daß ſie dem Volck mit einem Beyſpil ſollen vorleuchten / gleichwie die Feurſtrahlende Saul denen Iſraëlitern in der Wuſten / aber wehe den jenigen / die ihrer ſo ſtarcken Pflicht vergeſſend / mit einem aͤrgerlichen Lebenswandl auch die Undergebene in das Verderben ſtoſſen: dann ſolche groſſe Herren ſeynd wie ein Leib / ihre bottmaͤſſig Underworffe - ne aber ſeynd wie der Schatten. Nun iſt es allbekannt / was ſeltzame Affenarth der Schatten an ſich habe / vnd in allen deß Leibs ſeine Bewegungen / oder waſerley Geberden / auff das genaueſte nachmache: ſauffet ein durſtiger Bruder auß einem Becher / daß ihm die Augen in die Schwemm fallen / wie es dem Noë nach dem langwuͤrigen Waſſer-Arreſt begegnet / ſo thut es der Schatten nach; fuͤhrt jemand einen wolgefaſten Straich / wie der Samſon mit ſeinem Eſels-Kuͤnbacken auff die Philiſtæer getroffen / worvon die Philiſtæer vil Stoͤß ge - tragen / ſo macht es der Schatten nach: ſticht eine ihrem Mann den Geggen / vnd zaigt ihm hoͤniſcher weiß ein Arcadiſches Ohren-Beheng / wie es die ſaubere Michol dem David erwi - ſen / ſo macht es der Schatten nach / vnd wird in allweg deß Leibs Bewegungen vollkommeneſt nachaffen; Regis ad ex - emplum totus componitur orbis. Alſo vnd nit anderſt iſt das vndergebene Volck beſchaffen / welches gar maiſterlich waiß ihres Fuͤrſten vnd Herꝛn Laſter vnd Untugenden nachzuthun / vnd ohne Sporꝛn oder weitern Nachtrib in dero Fußſtapffen zu tretten.
Wie72Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-CollegasWie die wunderſchoͤne Judith in das Lager Holofernis ankommen / hat ſich ein jeder an ihrer holdſeeligen Geſtalt ver - maulafft / ja ſo gar die ſaubere Herꝛn Kriegs-Officier ſich ver - lauten laſſen / daß / wann ſonſt kein andere Urſach waͤre / die Waffen wider die Hebreer zu ergreiffen / waͤre es ſchon der Muͤhe werth Krieg wider ſie zu fuͤhren / weil ſo edl-ſchoͤnes Frauenzimmer ſich vnder ihnen findet / vnd gedachten fein diſe muthwillige Geſellen / gegenwertige Madama Judith ſeye der - mahlen ein Reſerva vor ihren Fuͤrſten / aber wann ſie die Statt werden erobern / ſo wolle ein jeder ihm dergleichen Muſter außſuchen / vnd waͤſſerten ihnen bereits ſchon die Zaͤhn nach einem ſolchen Zuckergandl / oder zuckerigen Andl: es iſt ſich aber deſſen ſo hoch nit zu verwundern / daß diſe Herꝛn O vitiales ſolche uͤbermuͤthige Kerl geweſt / vnd ſchlimme Burſch / dann ihr Fuͤrſt / ihr Herꝛ der Holofernes war ein ſolcher. Regis ad exemplum, die tadlhaffte Sitten eines Fuͤrſten iſt ein Vor - ſchrifft der Undergebenen. Hoͤrſt du mein uͤppige Princeſſin zu Jeruſalem / wie du mit dem frechen Tantz / vnd leichtfertigen hupffen den berauſchten Herodem alſo eingenommen / daß er dir das halbe Koͤnigreich hat anerbotten / vnd du aber ſolches / auß Einrathung deiner ſaubern Frau Mutter / gewaıgert / ſondern darfuͤr das Haupt Joannis Baptiſtæ begehrt / war - umb gleich das Haupt? wann du haſt wollen dich an ſolchem Buß-Predtger rechen / warumb verlangſt du nit / daß ihme die Zung ſolle außgeſchnitten werden / wormit er mehrmahl dem Herodi durch ſein oͤffters non licet, die Warheit vnder die Naſen geriben? warumb ſupplicireſt du nit / daß ihme beyde Augen ſollen außgegraben werden / mit welchen er das verruch - te procedere, vnd gottloſen Wandel der gantzen Hoffſtatt / ſo vngern hat angeſehen? warumb begehrſt du nit / daß ihm die Haͤnd ſollen abgehauen werden / mit den er oͤffters euch vnd an - dern die Hoͤll vnd vnaußbleibliche Straff GOttes getrohet? diſe ſaubere Huſten antwortet aber alſo / wie daß ſie vil weißli - cher das Haupt begehre / dann wann das Haupt hin iſt / ſo iſtalles73zum murren vnverſchambten Reden.alles hin. Ey du ſtinckender Schlepſack / dem iſt wol nicht an - derſt / als wie du ſagſt / vnd muß man diſe dein Boßheit fuͤr ein halbe Weißheit tauffen.
Regis ad exemplum, freylich vnd nur gar zu wahr iſt es / wann das Haupt hin iſt / ſo iſt alles hin / iſt der Landsfuͤrſt nichts nutz / ſo iſt das Volck auch nit gut / der obere Thail deß Taches / an einem jeden Gebaͤu / wird der Fuͤrſt genennt / wann diſer nichts werth / ſondern gantz baufaͤllig / daß allerſeits das Regenwaſſer eintringt / ſo wird das gantze Gebaͤu zu grund gehen; wann groſſe Fuͤrſten vnd Herren voller Maͤngel vnd Miſſethaten / ſo wird vnfehlbar das vndergebene Volck nicht heilig ſeyn.
Wie Petrus Koͤnig in Ungarn faſt keiner ehrlichen Ma - tron verſchont / vnd ſchier alle Eheband vnd Eheſtand bemai - liget / ſo iſt nit einer vnder ſeiner gantzen Soldateſca geweſt / welcher ehrlich hatte gelebt. Dazumahl hat man wol koͤnnenBonfin. l. 1. de. 2. ſagen in Ungarn ſeye ein trefflicher geſunder Lufft / weil in vil Jahren kein Jungfrau geſtorben / ich glaubs.
Wie Caſimirus II. Koͤnig in Poln, ein ſolchen laſter - hafften Wandel gefuͤhrt / daß auch die Judens-Toͤchter / vnd Hebreiſche Eſterl vor ihm nicht ſicher geweſen / hat ſich ſolcherCromer. l. 12. 13. Muthwillen / als waͤr er privilegiert / in gantz Koͤnigreich uͤber - hand genommen.
Als Sveno II. Koͤnig in Dennenmarckt / in offentlicher Unzucht gelebt / iſt das Volck gantz zaunloß vnd zaumloß inSaxo. l. 11. alle Freyheit vnd Frechheit außgebrochen / als haͤtte ſich Venus auß Cypern in Dennenmarckt uͤberzogen.
Wie Vitiſſa Koͤnig in Spanien / Scepter vnd Cron mit allen Wueſt vnd Laſter bekothiget / wolte niemand / ſo gar auch das geheiligte Prieſterthum nit ſauber leben / vnd iſt dazumah -Ritius Neapol. lib. 2. len einem in Spanien gantz ſpaniſch vorkommen / wann er ei - nen ehrlichen Menſchen erſehen.
Wie Kayſer Conſtantinus Copronimus ſein Ehege - gebene Kayſerin / ohne Fug noch Urſach / von ſich geſtoſſen / daPars II. Kſolt74Judas veranlaß auch andere ſeine Mit-CollegasBelerl. ſolt jemand geſehen haben / wie einer vmb den andern ſein An - tiquarium verworffen / die alte Wahr vmb friſche vertauſcht / vnd mit ihren Weibern / wie mit den Calendern vmbgangen / alle Jahr ein neuen.
Von Henrico Koͤnig in Schweden ſchreibt Olaus, daß er ſeines gleichen in Hexenkuͤnſten vnd Zauberboſſen nit habe gehabt / die Teuffel waren ihm bey Tag vnd Nacht alſo hurtig vnd vrbietig zu Dienſten / daß ſie nur auff ſein einiges ſchaffen oder wincken geſpannt / er hat die Sach ſo weit gebracht / daß / wie er ſein Hut gewendt / alſo iſt der Wind gangen. Ein ſol - che gleiche Beſchaffenheit hat es mit groſſen Koͤnigen vnd Fuͤr - ſten / wohin ſie ſich wenden / dorthin wendt ſich auch das gemai - ne Volck / als wie der Wind.
Vor diſem hat es gehaiſſen / laſt vns fahren / nichts mehr ſpahren / laſt vns fahren in Engelland zu / dann dazumahl war das Engelland ein Engliſch Land / voll der heiligen Beichtiger vnd Jungfrauen / alſo daß wenig Moͤnchs-Kappen ohne Schein ſeynd geſehen worden. So bald aber Henricus der Achte ſich von der Catholiſchen Kirchen abgeſchrauft / vnd we -Beierl. ib. gen einer Diana putana den wahren Glauben verlaſſen / iſt ihm alſobald das gantze Koͤnigreich nachgefolgt.
Guilelmus von Naſſau Fuͤrſt von Uranien, Guberna - tor in Holland / iſt Calviniſch worden / vnd als er eineſt ſeinen Hut abgezogen / hat er mit den Fingern auff ſeinen Kalkopff gedeut / ſprechend / ob er zwar kahl ſeye auff dem Kopff / ſo ſeye er doch mehr kahl im Hertzen / verſtunde Calviniſch / iſt nach - mahls nit lang angeſtanden / ſo ſeynd die maiſte Hollaͤnder in ihres Gubernator Fußſtapffen getretten. Regis ad exem - plum.
Von Caverle nacher Venedig ſegelte ein groſſes Schiff / worin dreyhundert Schaaf waren / einem Edlmann zugehoͤ - rig in Venedig. Auff ſolchem Schiff hat ſich auch ein reicher vnd wolhabender Kauffmann befunden / welcher / wie oͤffters geſchicht / von einem ſanfften Schlaff uͤbergangen / vnd daheroauff75zum murren vnd vnverſchambten Reden.auff einer Banck mit dem angefangen zu napffetzen / als ſolches der Widder / vnder genannten dreyhundert Schaafen / wahr - genommen / daß der Kauffmann ſtaͤts mit dem Kopff in die Nider bockle / hat es er nit anderſt außgelegt / als werde er zu ſeinem Duel, oder Haupt-Kampff eingeladen / dahero ſich vn - verweilt in die Poſtur geſtellt / auch in etwas zuruck gewichen / deſto kraͤfftiger Ataque zu fuͤhren / wie er dann mit ſeiner har - ten Barocca ſo ſtarck den Kauffmann an die Blaſſen getrof - fen / daß er uͤber die Banck hinunder gefallen / welches dem gu - ten Herꝛn / wie billich / nit ein wenig verſchmacht / ja in ein ſol - che Cholera vnd Grimmen gezogen / daß er gleich auß vnbaͤn - digen Zorn den Widder ergriffen / vnd ins Meer hinauß ge - worffen; ſo bald ſolches die Schaaf erſehen / ſeynd deren alle mit groſſem Gewalt hinnach geſprungen / vnd folgſamb alle er - ſoffen. Sagt her ihr Herren Juriſten / ob der Kauffmann ſchuldig ſeye / den erlittnen Schaden aller diſer Schaaf zu re - fundiren? wann er gewuſt hat / daß allezeit dem Widder nach - folgen die Schaaf / ſo iſt er im Gewiſſen verpflicht / allen hierin erlittenen Schaden zu erſetzen.
Jhr Fuͤrſten / Herren vnd Herꝛſcher viler Laͤnder vnd Landſchafften / ſeyt wie ein Widder bey den Schaafen / wie ihr wandlet / wie ihr gehet / ſo folgen euch die Underthan vnd Va - ſaln nach / ſtuͤrtzt ihr euch in allen Muthwillen vnd Laſter / ſo eylet das Volck auff dem Fuß nach; Wie der Koͤnig Nabu - chodonoſor alſo ſeine Herren Miniſtri vnd das gantze Volck / wie Herodes zu Jeruſalem / alſo die Edl-Leuth vnd Burger daſelbſt; wie der Koͤnig Sedecias, alſo ſeine Landſaffen / wie der Koͤnig Jeroboam, alſo ſeine Underthanen / wie der Koͤnig Ptolomæus, alſo ſeine Egyptier / wie der juͤngere Clodovæus, alſo ſeine Francken / ſed væ mundo à ſcandalis! wehe / wehe ſolchen Fuͤrſten vnd Herren / die mit ihrem ſuͤndigen Wandel vnd Aergernuſſen auch andere zum Verderben ziehen / daß in euerm Land ein ſchaͤndliche / ſchaͤdliche Venus-Brunſt entſtan - den / ihr ſeyt daran ſchuldig / dann ihr habt das Feur angebla -K 2ſen /76Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasſen mit eurem boͤſen Exempel / daß ſo vil tauſend der eurigen an Seel Seeligkeit ein Schiffbruch gelitten / ihr ſeyt daran ſchul - dig / dann ihr habt ſolche Wellen vnd Ungeſtimme erweckt mit eurem boͤſen Exempel / daß ſo vnzahlbare vil der eurigen Un - derthanen zum ewigen Undergang eylen / ſeyt ihr daran ſchul - dig / dann ihr habt ihnen den Weeg gewiſen mit eurem boͤſen Exempel. Wie werd ihr beſtehen? O wehe euch! wann ihr ſolt / vnd muͤſt / vnd werd Rechenſchafft geben dem Goͤttlichen Richter / nit nur wegen eurer aigenen Seel / ſondern ſo vil tau - ſend vnd tauſend / die ihr durch Aergernuß vnd boͤſes Beyſpil zum ſuͤndigen gelaitet / ſie dem Allmaͤchtigen GOtt vngerechter Weiß entfrembt / vnd dem Teuffel geopffert; wehe euch! Re - gis ad exemplum.
Wehe den Geiſtlichen / durch welche Aergernuß kommen. Jhr habt den Nahmen von Chriſto JEſu ſelbſt erhalten / daß ihr ein Liecht / vnd brennende Kertzen auff dem Leichter ſeyet / nun wiſt ihr gar wol / wann ein Kertz außloͤſcht / pfuy Teuffel wie ſtinckts / vnd iſt ſolcher widerwertige Geſtanck hoͤchſt ſchaͤd - lich / kan auch derſelbige uͤble Kranckheit verurſachen: Was verurſacht aber mehrer uͤbels vnd mercklichen Schaden / als wann ein Geiſtlicher / ein Prieſter / als ein ſchoͤn-ſcheinendes Liecht / welches den Weltmenſchen ſoll vorleuchten / in der Lieb GOttes vnd Tugend-Wandel / erloͤſcht / vnd folgſamb ein ver - damblichen Geſtanck der Aergernuß von ſich gibt.
Es iſt kein Wunder / daß die Edl-Leuth zu Jeruſalem / die Handwercker zu Jeruſalem / die Soldaten zu Jeruſalem / die Kauffleuth zu Jeruſalem / die Schreiber zu Jeruſalem / die Tagwercker zu Jeruſalem / das gantze Volck zu Jeruſalem hat mit heller vnd einhelliger Stimm auffgeſchryen / crucifige, crucifige, man ſoll JEſum creutzigen / es iſt ſich aber deſſen nit ſo ſtarck zu verwundern / dann ſie haben geſehen / daß Jhr Hoch - wuͤrd: der Caiphas, Jhr Hochwuͤrd: der Annas, Jhr Wol - Ehrwuͤrd: die Phariſæer, Jhr Ehrwuͤrd: die Leviten / vnd die geſambte Geiſtlichkeit der Synagog / nichts anderſt getracht /als77zum murren vnd vnverſchambten Reden.als JEſum auß dem Weeg zu raumen / deſſenthalben haben ſie auch keinen Scheuh / kein Scrupel / noch Gewiſſen gemacht / eben ſolches nachzuthun.
Nadat vnd Abiud, deß groſſen Aaraonis leibliche Soͤhn / beyde Prieſter / haben frembdes Feur gebraucht zu dem Goͤttli - chen Opffer / wider das Geſatz deß Allerhoͤchſten / deſſentwegen vom Feur grimmig ergriffen worden / daß ſie vor dem AltarChryſol. ſerm. 26. todter dahin gefallen / daß ſie aber dergleichen groben Faͤhler begangen / ware Urſach der ſtarcke Rauſch / den ſie gehabt.
Wie ſolches das andere Volck oͤffter von ihnen erſehen / daß ſie dem Wein alſo ergeben / iſt gar leicht zu vermuthen / daß ſie ſich nicht wenig hierdurch geaͤrgert / vnd etwann einer dem andern zugeſprochen / Bruͤder / laſt vns ſauffen / biß vns die Haar geſchwellen / laſt vns trincken / biß Lungel vnd Leber ſchwimmen / laſt vns zechen / biß das Weinvaß auff dem Kopff ſtehet / ſauffen doch vnſere Pfaffen auch / ꝛc. O wehe der Aer - gernuß!
Ein Mann / vnd vermuthlich ein Burger von Jeruſalem / raiſte nacher Jericho, vnd hatte das Ungluͤck / daß er in einem dicken Wald / vnd finſteren Gehoͤltz / auff Hebreiſch Adamin genannt / vnder die Moͤrder gerathen / welche ihm alle ſein Paarſchafft / vnd gute Klaydung gewaltthaͤtig hinweg genom - men / auch darzu dergeſtalten durch hauen vnd ſchlagen mit ih - me verfahren / daß der arme Tropff halb todter dahin gelegen / eben diſe Straſſen vnd Weeg iſt gleich hernach auch durchpaſ - firt ein Prieſter von Jeruſalem / der diſes elenden Menſchen zwar anſichtig worden / maſſen er nechſt an dem Weeg gelegen / ſich aber (O wol ein hartes Gemuͤth) ſeiner nicht erbarmet / ſondern dem Pferdt den Sporn geben / vnd alſo vorbey: Bald nach diſem raiſt ein Levit, welcher ſo vil / als bey vns ein Dia - conus, ſelbige Straſſen / der auch auff gleiche Weiß den elen - den Menſchen angetroffen / ſeiner aber ſich in wenigiſten nicht erbarmet / ſondern ohne weiters Bedencken ſein Raiß fortgeſe - tzet / biß endlich ein Samaritan, Weeg halbers / dahin getretten /K 3welcher78Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegaswelcher alſobald ein innigliches Mitleyden gegen ihm geſchoͤpf - fet / vnd nach vilem zuſprechen / vnd troſtreichen Worten ihme ſeine Wunden verbunden / mit ſich in die Herberg gefuͤhrt / all - wo er nach Moͤglichkeit mit ſonderm Fleiß biß zu voͤlliger Gene - ſung bedient worden. Wie ſolches vnder den Burgern zu Je - ruſalem / vnder den Bauern vmb Jeruſalem kundtbar vnd lautmaͤhrig worden / wer waiß / ob ſie ſich nit haben hoͤren laſ - ſen / ꝛc. pfuy Teuffel ſprechend / was haben wir fuͤr ſaubere Pfaf - fen / wann der Samaritan nit geweſt waͤre / haͤtt vnſer Mitbur - ger / der gute Mann muͤſſen elend verderben / ſie predigen vns vil von Abſcheulichkeit deß Geitz / entgegen iſt dem Prieſter nur geweſt vmb etliche Groſchen / der Levit hat geforchten / er muß den Beutl ziehen / vnd derentwegen beyde den armen Tropf - fen verlaſſen / ſeynd das nit heilige Pfaffen! ſie ſtreichen vns ſo ſtarck hervor die Werck der Barmhertzigkeit / vnd entzwiſchen kont einer ehunder auß einem Kißlſtain Waſſer locken / als auß ihnen ein Pfenning: es muß allem Anſehen nach die Hoͤll nit ſo haiß / der Teuffel nit ſo ſchwartz / der Weeg gen Himmel nit ſo ſchmal / die Glory nit ſo theur / GOtt nit ſo ſtreng / die Gebott nit ſo wahr ſeyn / wie ſie vns vormahlen / indem ſie es ſelbſt alſo ſchlecht / ja oͤffters gar nicht halten / noch beobachten. O wehe! O wehe ſolchen Geiſtlichen! durch welche Aergernuß kommet.
Es kommen in einem Wirthshauß zuſammen an einem Sonntag ein Schulmaiſter auß einem Marckt / ein Burger auß der Statt / ein Baur auß einem Dorff / vnd ein Soldat auß dem Feld / diſe ſetzten ſich zu einer Tafel / bey der Tafel in ein Zech / bey der Zech in ein Anſprach / das maiſte reden aber betraffe die Geiſtliche / der Soldat ſchwoͤrt bey tauſend Teuf - fel / ihr Regiments-Pfaff habe mehr nach Beuth / als Leuth / di - ſen Feldzug getracht / vnd ſeye mehr auffs ſtehlen / als auff Seelen / gangen / er habe mehr Trapulir / als Brevir, bey ihm geſehen / ſeye lieber mit Becher / als Buͤcher / vmbgangen / ob er ſich vil auff den Himmel verſtehe / das wiſſe er zwar nicht / ja erzweiffle79zum murren vnd vnverſchambten Reden.zweiffle daran / aber auff die Stern verſtehe er ſich hauptſehlich / dann er habe ihn nit nur einmahl Sternvoll geſehen. O ſchoͤ - nes Lob! Der Baur mit ſeinem feuchten Maul / aber gleich - wol vngewaſchenen Goſchen / will hierin nit der geringſte ſeyn / ja / ja / ſagt er / vnſere Herren Geiſtliche kommen mir vor / wie die Glocken in vnſerem Kirchen-Thurn / die leutten andern in die Kirchen / vnd ſie bleiben ſelbſt darauſſen / vnſer Herꝛ Geiſt - licher ſagt vns vil vor / vnd thut es ſelbſt nit / er hat das nechſte - mahl geprediget / daß Fraß vnd Fuͤllerey ein groſſe Suͤnd ſeye / vnd er ſaufft faſt alle Tag mit vnſerem Edlmann biß vmb 12. Uhr in die Nacht / daß er alſo offt ein Marter-Saul fuͤr ein Bettler / das Meßner-Hauß fuͤr ein Heuwagen / vnd ſo gar das nechſtemahl ein paar Stiffel fuͤr ein Meſſer-Geſteck hat angeſehen. Der Maiſter Conrad / als Burger / kont kaum er - warten / biß deß Bauern Lobpredig ein Ende hat / brach dem - nach alſobald in diſe Wortauß / meine Leuth / wir haben ein Cloſter bey vns / darin ſeynd 18. Moͤnchen / der Prediger vn - der ihnen tummelt ſich freylich wol ſteiff auff der Cantzl / etliche Feyrtaͤg nacheinander hat er etwas von Frid vnd Einigkeit ein - gefuͤhrt / man waiß es aber gar zu wol / daß er das nechſtemahl Himmelblaue Augen / vnd ein bleſirte Naſen darvon tragen / er gab vor / als ſeye ihm ein Buch von der Geſtoͤll auff den Schmecker gefallen / es reimbt ſich aber in der Warheit / wie ein gute Fauſt auff ein Aug / frag einer nur ihren Kirchen-Diener / der wird es gar vmbſtaͤndig erzehlen / wie der Sacriſtan vnd Prediger miteinander duellirt, vnd die Sach ſo weit kommen / daß einer den andern hauptſehlich mit der trucknen Fauſt ar - chibuſirt: ſie leben vndereinander / daß es dem Hencker moͤcht grauſen / vnd vns wollen ſie alleweil ein Schein auff den Kopff naglen / das haiſt / dicunt, & non faeiunt. Sa, Sa, ſagt der Schulmaiſter / ich bin wol beſſer verſirt in dem Pfaffen-Proto - coll, als ihr alle / ich wolt nur wuͤnſchen / ihr verſtundt Latei - niſch / ſo wolt ich es außlegen die Wort in der Bibl / viderunt Filij Dei filias hominum, quòd eſſent pulchræ, &c. Eineroder80Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasoder der andere Geiſtliche darff mir nichts ſagen / ſonſt zaig ich ihm gleich einen gemahlten Vogl / welcher auff der Bruſt ein Menſchen-Geſicht hat mit einer gewichtigen Naſen / die er in dem Schnabel halt / worunder geſchriben / Noſce te ipſum, nimb dich ſelbſt bey der Naſen. O wehe! wehe ſolchen Geiſt - lichen / durch welche Aergernuß kommen.
Gar wolbekannt iſt jene uͤberauß koͤſtliche vnd kuͤnſtliche Statua oder Bildnuß deß Koͤnigs Nabuchodonoſors, dero Haupt von purem Gold / die Bruſt von Silber / der Leib von Ertzt / ꝛc. geweſen / ſolche hat ein einiges Stainl vom Berg ge - troffen / vnd alles zu Truͤmmer gemacht; Ein Berg iſt einIſai. 8. c. v. 14. Geiſtlicher wegen ſeiner Prieſterlichen Hochheit / ein Stainl iſt ein Aergernuß / petra ſcandali.
Ein ſtattliche Statua iſt mancher frommer Menſch / wel - cher gantz guldene Gedancken / ein ſilberne Intention, vnd ein Metallines oder Ertzt-ſtarckes Vorhaben hat Geiſtlich zu wer - den / in ein H. Orden zu tretten / ſihet aber / daß diſer vnd diſer Geiſtliche vnbehutſamb in Reden / leichtfertig in Geberden / laſterhafft im Wandl / vnd mit dem Rappen auß der Archen Noë bey ſtinckendem Aaß ſein Speiß ſuchet / ach wehe der Aer - gernuß / diſes eintzige Stainl wirfft ſein gantzes / herꝛliches / hei - liges / ruͤhmliches Vorhaben zu Boden / vnd ſchlieſt bey ſich ſelbſt / lieber weltlich verbleiben / weil er ſihet / daß auch die Geiſtliche nichts nutz ſeyn. Væ mundo à ſeandalis.
Jm Meer iſt ein Fiſch mit Nahmen Polipus, der ſolche wunderliche Eigenſchafft hat / daß er ſich gern an die Felſen vnd Schroffen anhefft / vnd gantz dero Farb annimbt / alſo wann dergleichen Felſen ſchwartz ſeynd / ſo iſt er auch ſchwartz / ſeynd ſie grau oder gruͤn / ſo tragt er gleichmaͤſſige Liberey. Wie der Polipus, ſo iſt Populus, das Volck / diſes verlaſt ſich / vnd halt ſich faſt auff ihre Geiſtliche / wie diſe gefaͤrbt / alſo auch das Volck. Jſt die Ehrwuͤrdigiſte Prieſterſchafft weiß vnd vnſchul - dig in ihrem Wandel / ſo wird das Volck deßgleichen ſeyn / ma - chen es aber die Geiſtliche gar zu braun / ſo findt man diſe Farbeben -81zum murren vnd vnverſchambten Reden.ebenmaͤſſig bey dem Volck / da haiſt es / peccavimus cum Pa - tribus noſtris. Daß der mehreſte Thail deß lieben Teutſch - land in groͤſten Zwyſpalt wegen deß Glaubens gerathen / vnd ſich gantze Koͤnigreich vnd Laͤnder von dem Gehorſamb deß Roͤmiſchen Stuls entzogen / wer iſt anderſt Urſach / als die da - mahlige im Gewiſſen vnd Wiſſen tadlhaffte Geiſtlichkeit / wie dann eben 1517. als Lutherus den 31. October, an der Vi - gil aller Heiligen zu Wuͤtenberg angefangen zu wuͤtten / in dem Conſilio Lateranenſi iſt beſchloſſen worden / de refor - mandis Eccleſiæ moribus. Sleidanus. die Geiſtliche in beſ - ſere Zucht zu bringen / vnd dero ſtraͤfflichen Wandl vnd aͤrger - liches Leben zu zaumen / darumb jener Teutſche nit uͤbel gere - det / wie er deß H. Caroli Boromæi aufferbaͤulichen vnd heili -Botterus in dict. memor. p. 1. lect. 7. gen Wandl geſehen: O! ſagte er / haͤtte Teutſchland Boro - mæiſche Biſchoͤff gehabt / waͤr es wol nie von dem Catholiſchen Glauben abgewichen.
Volſæus zu Londen / Albericus zu Prag / Wernerus zu Straßburg / Gobadeus zu Neapel / Hardinirus in Jtalien / Udo zu Magdeburg / vnd vil andere hohe Geiſtliche / wegen ihres boßhafften Wandl / was Aergernuß haben ſie nit geben der Welt. O wehe! O wehe ſolchen!
Wehe / wehe denen Elteren / durch welche Aergernuß kommen. Jn der H. Schrifft wird regiſtrirt von einem groſſen Miracul vnd Wunderwerck / Factum eſt grande miracu - lum. Num. 26. Als der auffruͤhriſche Core mit dem Dathan vnd Abiron ſich gegen dem Moyſes vnd Aaron auffgelaint / vnd ſehr groſſen Tumult erweckt / hat GOtt ſolchen ſtraͤfflichen Zwyſpalt nit vngerochner gelaſſen / ſondern alſobald dem Erd - boden befohlen / er ſolt ſein Rachen vnd Schlund auffſperren / vnd beſagte drey maineydige Geſellen lebendig verſchlicken / wie es dann nit anderſt ergangen / dann nach kurtzem Verweiß / vnd ernſtlicher Wort-Beſtraffung deß Moyſis hat ſich die Erd auffgethan / vnd ſeynd diſe mit Leib vnd Seel zum Abgrund gefahren: das groͤſte Wunder aber beſtunde in dem / daßPars II. Lnemb -82Judas veranlaff auch andere ſeine Mit-Collegasnemblichen der Vatter Core zu grund gangen / ſeine Kinder aber / die hart neben ſeiner geſtanden / nichts gelitten / vnd wird glaubwuͤrdig von den heiligen Vaͤttern vorgeben / als habe GOtt durch ſeine heilige Engel gedachte Soͤhn empor in die Hoͤhe gehalten / dazumahlen wie ſich die Erd eroͤffnet / daß alſo der Vatter zu grund gangen / ſeine Soͤhn aber nicht. O mi - raculum grande! O groſſes Miracul vnd Wunder! Ein Vatter geht zu grund / ſeine Soͤhn nit / ein Vatter fahrt zum Teuffel / vnd ſeine Soͤhn nit / O Wunder uͤber Wunder! ſonſt gemainiglich nach dem Vatter leben die Soͤhn / hab auch noch niemahlen gehoͤrt / daß die alte Froͤſch gequackitzet / vnd die jun - ge wie Nachtigall geſungen; es waͤre was neues / wann die al - te Rappen ihr Kuchel auffſchlagen bey einer Schindter-Huͤt - ten / vnd die jungen bey einem Piſcoten-Becken / ſoll es dann ſeyn koͤnnen / daß alte Krebſen hinderſich gehen / vnd die jun - gen gantz gravitetiſch vorſich ſpatziren? Ein groſſes Wun - der iſt es / wann die Eltern laſterhafft leben / vnd die Kinder tu - gendhafft / gemainiglich an den Eltern ſpieglen ſich die Kinder.
Jhr Mayſtaͤt die Koͤnigin Michol, deß Davids Frau Gemahlin war uͤber alle maſſen ein ſtoltze Docken / ſie hat wol nit mehr zuruck gedenckt / wie ihr Vatter Saul ein Eſeltreiber war / zwar es gibt ihres gleichen mehrer / die durch das Gluͤck erhoben / ſich nachmahls ihres Herkommens ſchamen / vnd darff mancher Geſtrengen oder Gnaͤdigen Frauen nit geſagt wer - den / daß ihr Mutter ein Naderin / vnd ihr Vatter ein armer Hafner geweſt / dann ſie iſt ſchon eine von Nadelhofen / vnd Kachelburg: weil dann obgedachte Koͤnigin Michol eines ſo uͤbermuͤthigen vnd hochmuͤthigen Sinns ware / hat ſie GOtt mit der Unfruchtbarkeit geſtrafft / weil er hat vorgeſehen / wann ſie ſolte Toͤchter erzeugen / wurden gleichmaͤſſig / nach dem Exem - pel der Mutter / ſolche hoffaͤrtige Grind-Schippel darauß wer - den. Wie die Mutter / alſo die Tochter.
David iſt den Weibern nicht gar feind geweſen / deſſen ſattſame Zeugnuß die Berſabea; Ammon vnd Salomon, ſeineHerren83zum murren vnd vnverſchambren Reden.Herren Soͤhn / waren gleichmaͤſſig von ſolcher Lieb angeſteckt / vnd angeſtaͤnckt. Wie der Vatter / alſo die Soͤhne.
Jſt der Vatter ein Bachus-Bruder / welcher vor lauter uͤbermaͤſſigen Weinſauffen rothe Augen bekombt auff Cy - prianiſch Tauben-Arth / vnd alſo wegen ſolcher ſchlechter Fen - ſter das gantze Gebaͤu muß Schaden leyden / ſo wird der Sohn nit weniger Martius ſeyn im October-Safft / vnd auch lehr - nen auß Trinck-Glaͤſern Kupffer zu machen.
Jſt der Vatter / mit Ehren zu melden / ein Lugner / vnd im Maul ein groͤſſers Meſſer tragt zum auffſchneiden / als jener Baur im Magen / welcher ein mehr als Spannlanges Meſſer geſchlickt / ſo aber mit einem Magnet-Pflaſter / ohne Schaden / gantz kuͤnſtlich von ihm gezogen worden / vnd annoch in der Kayſerlichen Kunſt-Kammer zu Wienn gezaigt wird / ſo wird der Sohn auch geſparꝛſamb ſeyn in der Warheit / vnd in allen Reden den Lugo citiren / auch einem ſolchen gar leicht ein Se - cretum waͤre zu vertrauen / dann ſo ers ſchon offenbahrt / wurd es ihm / als einem Lugner / niemand glauben.
Jſt der Vatter ein Spiler / deſſen maiſtens trafficiren in trapuliren beſtehet / vnd da man anderſtwo die Hadern vnd Lumpen zu Papier macht / ihm aber macht das Papier / verſte - he die Karten / zu Lumpen vnd zerriſſenen Hadern / vnd aͤuſſe - riſte Armuth / ſo wird der Sohn auch behertzt in Hertz / flori - ren in Gruͤn / naͤrriſch in Schellen / ſaͤuiſch in Aichlen ſeyn.
Jſt der Vatter ein Bueler / vnd in ſeinem Gewiſſen die Wort non mœchaberis mit blaicher Dinten geſchriben / vnd bey ihm nach dem A. B. C. D. gleich das F. folgt / vnd oͤffter das E. uͤberhupfft / ſo wird der Sohn ebenfalls ſillogiſiren in Barbara, vnd mehrmahl bey der guldenen Kuhe / wie Moy - ſes beym guldenen Kalb / die Gebott brechen.
Jſt der Vatter ein Flucher vnd Gottslaͤſterer / bey dem es auch mitten im Winter donnert vnd hagelt / der wie ein gruͤn - hoſender Froſch / vnd Lacken-Muſicant mit ſeiner Pfundt-Go - ſchen / vnd verdrießlichen Ienor den Himmel ſelbſt anquacki -L 2tzet /84Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegastzet / vnd alſo der Limmel den Himmel mit Getuͤmmel antaſtet / wol ein GOtt mißfaͤlliger Boanerges; ſo wird der Sohn eben - falls ein jedes Wort mit 100000. Teuffel fuͤttern / vnd in all - weg ſupra mentem ſapramentiren.
Jſt der Vatter ein Dieb vnd Partitenmacher / der weit beſſer die Leuth / als die Schwalben den Tobias, waiß zu be - ſudlen / vnd folgſamb in dem 7. Tag der Wochen das 7. Ge - bott / du ſolſt nicht ſtehlen / 77. mahl vergiſt / vnd alſo ſolcher Mammons Bruder den Ablativum niemahlen decliniret / ja ſo wird der Sohn nit / wie ein frommer Loth die Frembde / ſondern wie ein ſchlimmer Lottersbueb / das Frembde lehren zu ſich ziehen / vnd wiſſen beym klaren Sonnenſchein einen hinder das Liecht zu fuͤhren.
Jſt die Mutter ſtoltz vnd hoffaͤrtig / vnd die mehreſte Zeit ſich mit dem Spiegl / als einem glaͤſernen Auffſtecher berath - ſchlaget / damit ihr Stirn ſich moͤg ſchreiben von Glattau auß Schleſien / ihre Augen von Sternberg in Boͤhmen / ihre Wangen von Rottenburg an Neckar / ihre Lefftzen von Roſen - eck in Preuſſen / ihr Halß von Lilienfeld in Oeſterreich / vnd al - ſo das Geſicht waſchen / reiben / glaten / beglen / faͤrben / poliren / vnd ziehren / ihre maiſte Arbeit; ſo wird die Tochter nit weni - ger nach Pracht vnd Tracht dichten / vnd mehr acht haben auff ihr Haut / als Gedeon auff ſein Schaaf-Fell.
Jſt die Mutter alſo beſchaffen / wie die Frau deß Egypti - ſchen Putiphars, welche mit deß Joſephs Mantl ihr Boßheit ſuchte zu vermaͤntlen / wo der Engliſche Juͤngling weit vnſicher ware bey diſer jungen Pfitzen / als vorhero in der alten Ciſtern / ſo wird / glaub mir darumb / die Tochter mehrer Diocletiani - ſche / als Lucretianiſche Sitten / an ſich nemmen / mehr in Ca - tharinæ de Bore, als Catharinæ Senenſis Fußſtapffen tret - ten / daß alſo zwiſchen einer ſolchen Agnes vnd Lupa kein Un - derſchid zu finden.
Jſt die Mutter faul / wie ein Saumergaul / iſt die Mut - ter ſtoltz / wie ein Cederholtz / iſt die Mutter beſchaffen / wie dieverliebte85zum murren vnd vnverſchambten Reden.verliebte Affen / iſt die Mutter ein Buelen / wie die Venus - Schuelen / iſt die Mutter im trincken / wie im Sommer die Fincken / ſo wird die Tochter ſelten anderſt ſeyn.
Anno 1560. hat ein Frau / wie die Cronick der Capuc - ciner meldet / ein neue ſtoltze Jezabel in Liguria den beruͤhm - ten Mann Patrem Angelum auß gedachten Orden zu ſich be - ruffen in ihrer Kranckheit / vnd ihme mit heller Stimm ange - deut / daß ſie verdambt ſey derenthalben / weil ſie zu ſtoltz vnd praͤchtig in Klaydern geweſt / vnd ſolchergeſtalten auch ihr Toch - ter erzogen / forderiſt / weil ſie ihrer Tochter ein neues Klayd hat machen laſſen (mercks mein Frauzimmer) dergleichen Modi vnd Materi in der Statt nie geſehen worden / welcher nachmah - lens alles Frauzimmer nachgefolgt / kaum daß ſie diſes außge - redt / hat ſie der boͤſe Feind biß auff den obern Boden erhebt / vnd mit ſolchem Gewalt auff die Erd herab geworffen / daß ſie gantz tobend vnd raſend ihr elende Seel auffgeben.
Wie ein groß Rad in der Uhr gehet / ſo gehen auch die kleine / wie die alte Spatzen pfeiffen / ſo pippen auch die junge / wie die Sonn gehet / ſo wendt ſich auch die Sonnen-Blum / wie die obere Geſtirn / alſo auch die vndere Geſchoͤpff / wegen dero Influenz, wie die Eltern / alſo die Kinder.
Bey dem reichen Praſſer war es alle Tag Kirchtag / alle - zeit ein Mahlzeit / allemahl ein Gaſtmahl / es hat ſtaͤts gehaiſ - ſen / trag auff / vnd zett nit / ſchenck ein / vnd ſchuͤtt nit / greiff in die Schißl / vnd ſcham dich nit / endlich hat ihn der Schlag ge - troffen / vnd alſo ohne weitern Auffſchub zum Teuffel gefahren / dann wegen ſeines ſtaͤten freſſen hat er bey vnſern HErꝛn die Suppen verſchuͤtt / thails / weil er auch dem armen Lazaro vor der Thuͤr nit ein Biſſen mitgethailt / der elende Bettler hat ge - ſehen kochen / bratten / ſieden / bachen / reſten / aber nie troͤſten / beym Reichen war alle Tag ein Mandl-Mueß / beym Armen alle Tag ein Mangl-Mueß / beym Reichen alle Tag ein Freſ - ſerey / beym Armen alleweil ein Fretterey / beym Reichen war alleweil das faſſen / beym Armen alleweil das faſten / es wuͤn -L 3ſchete86Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasſchete ihm der hungerige Tropff / daß er doͤrffte die Broͤßl vnder dem Tiſch auffklauben / vnd mit den Hunden daſelbſt in die Koſt gehen / nemo eidabat, aber niemand gabe ihm etwas; es hat ja diſer reiche Geſell auch Kinder gehabt? ich zweiffel nit / ſoll dann keins auß ihnen ſo barmhertzig ſeyn geweſt? ne - mo, niemand hat ihm was geben / es hat ihm der junge Herꝛ nichts geben / es hat ihm die Fraͤule nichts geſpendirt / dann nach dem Exempel deß Vatters leben die Kinder / nemo, we - der Laggey / weder Paſchi / weder Auffwarter / weder Gutſcher / weder Reitknecht / nemo, weder die Koͤchin / weder das Kuchl - Menſch / welche beede ſonſt gar offt einer alten Kuplerin / we - gen der Loͤffel-Poſt / den Topff vnd Kropff angefuͤllt / nemo, kein Menſch im Hauß war ſo barmhertzig / der dem armen La - zaro ein Biſſen haͤtte zugeworffen / weil nemblichen auch ihr Hauß-Herꝛ ſo vnbarmhertzig war.
Man ſagt von einem Capellmaiſter / der hohen Alters halber / gar ein ſchwaches vnd bloͤdes Geſicht hatte / deſſenhal - ben ſtaͤts ſein Naſen mit einem paar Venetianiſchen Brillen / als mit einem glaͤſernen Satl verſehen muſte / daß er auff ein Zeit in der Kirchen vorgeſungen / vnd alſo ein Mucken in dem Geſang-Buch / oberhalb der ſchwartzen Linien / geſeſſen / glaub - te er gaͤntzlich / diß ſeye ein Muſicaliſche Noten / weſſenthalben er ſein Stimm erſchroͤcklich erhebet / vnd jaͤmmerlich auffge - ſchryen / wie die Woͤlff / ſo ſie den Vollmond anſingen / worauff auch alſobald die Capell-Knaben nachgehend / vnd ein ſo vn - formliche Muſic gemacht / daß den Leuthen ſchier das Gehoͤr verfallen: wer war daran ſchuldig? der ChorRegent, vnd Ca - pellmaiſter / im Hauß ſeynd Vatter vnd Mutter / wann nun diſe ſchlimm ſingen / ſo thun die Kinder deßgleichen / wann der Vatter bey der Tafel ein Sprach redet / wie der Chan, wann er mehr ein Cypriſchen / als Cyprianiſchen Diſcurs fuͤhret / wann er mit einem Propheten / wie der Wallfiſch den Jonas, ſondern ein ſolchen Poëten außwirfft / der gantz vngereimbte Reim eines Naſenwitzigen Naſonis vortragt / ſo iſt kein Wun -der /87zum murren vnd vnverſchambten Reden.der / daß nachmahls einen gleichen Trippel die Kinder intoni - ren. Wann Vatter vnd Mutter / in Gegenwart der Kinder / ſolche freche Geberden zaigen / wie jene alte Tauber zu Baby - lon in dem Luſtgarten Suſannæ, ſo fallen ſolche Funcken in Heu vnd Streu der Kinder / vnd zuͤnden an / was ohne dem gern brinnt / aber wehe ſolchen Eltern / durch welche Aerger - nuß kombt. Wann Vatter vnd Mutter ſchlaͤfferig ſeynd in dem Dienſt GOttes / vnd hoͤren nur Meß / wanns im Calen - der roth geſchriben ſteht / ſo werden die Kinder ebenmaͤſſig ſo inbruͤnſtig ſeyn / wie ein Eyßzapffen im Januario, vnd folg - ſamb lieber zum Tantz / als Roſenkrantz gehen.
Wie die Ephraimiter vom wahren Allmaͤchtigen GOtt abgetretten / vnd ſich zu den falſchen Abgoͤttern gewendt / dazu - mahlen / ſagt die H. Schrifft Jerem 7 haben die Vaͤtter ange - macht / die Muͤtter Kiechel gebachen zum Opffer vor ſolche Goͤtter / was aber die Kinder? etwann haben ſie die Augen gegen dem Himmel gewendt / vnd den jenigen angebett / ſo da Himmel vnd Erd erſchaffen? O nein! die Kinder haben das Holtz zu beſagter Abgoͤtteriſchen Kocherey zuſammen geklaubt; Filij colligunt ligna, & Patres ſuccendunt ignes, & Mu - lieres conſpergunt adipem, ut faciant placentas Reginæ Cœli, & libent Dijs alienis. Wie die Eltern / alſo die Kin - der / ein ſchlimmer Vogl / ein ſchlimmes Ey / ein ſchlimmer Baum / ein ſchlimme Frucht / wie der Acker / alſo das Trayd / wie der Author, alſo das Buch / wie der Weinſtock / alſo die Trauben / ein ſchlimmer Fiſch / ein ſchlimmer Rogen / ſeynd die Eltern nichts nutz / ſo ſeynd auch die Kinder vnerzogen. Aber wehe ſolchen Eltern.
Nach dem letzten Abendmahl hat der HErꝛ JEſus den Peter, den Joannes, vnd Jacobum mıt ſich genommen in den Garten Gethſemani, welcher faſt ein Viertl Teutſche Meil abgelegen von der Statt Jeruſalem / nechſt dem Thal Joſa - phat, allwo der Bach Cedron durchrinnt / vnd der Zeit die Tuͤrcken ihr Begraͤbnuß daſelbſt haben / in diſem Garten hatſich88Judas veranlaft auch andere ſeine Mit-Collegasſich der gebenedeyte Heyland ein wenig abgeſoͤndert von den 3. Apoſtlen / mit dem Verlaut / wie daß ſein Seel betruͤbt ſeye biß in Todt / ſollen demnach allda verbleiben / vnd wachten / nach - dem er nun einige Zeit im Gebett zugebracht / kehrte er wider zu - ruck zu ſeinen geliebten Juͤngern / vnd weil er dieſelben ſchlaf - fend angetroffen / hat er alſobald dem Peter ein kleinen Ver - weiß geben / Simon dormis? Simon ſchlaffſt du? haſt nit koͤnnen ein Stund mit mir wachen?
Warumb redet der HErꝛ allhier den Peter allein an / vnd leſet ihm die Planeten / warumb beſchuldiget er nicht auch die andere zwey? haben ſie doch auch geſchlaffen / auch wacker geſchnarcht / vnd folgſamb ein gleiches Capitl / wie Petrus, verdient? darumb / darumb hat Petrus den Verweiß bekom - men / weil er das Haupt war der Apoſteln / vnd alſo die Urſach geweſt / daß die andere auch geſchlaffen / dann wie diſe zwey ver - merckt / daß Petrus die Augen zuſchlieſt / daß er anfangt zu napffetzen vnd ſchlaffen / ſo gedachten ſie / gehet es ihm hin / der vnſer Haupt / ſo gehet es vns auch hin / war alſo deß Petri ge - gebene Aergernuß bey GOtt ſtraffmaͤſſig / deſtwegen hat es ge - haiſſen / Simon dormis?
Wann ein Vatter diſe oder jene Untugend an ſich hat / der Sohn thut es gleich nach / wie ich dann ſelbſt ein Knaben mit 4. Jahren gekennt / welcher ſchon mit Stern-Million - Galle-Rennſchiffel-Blut-Mordt-Sapra, &c. geſcholten / du Vatter / du / du gib Rechenſchafft / du biſt der Moͤrderer der Seelen deines Sohns; Wann die Mutter mit Galanen / vnd Gailanen / mit Buelern vnd Schuelern vmbgeht / die Tochter ſpieglet ſich daran / vnd mit 10. Jahren waiß ſie ſchon / quod fœmina ſola repoſcit, quæ maribus ſolùm, &c. du / du Mutter gib Rechenſchafft / du biſt der Wolff / welcher das Lambel zerriſſen: fuͤhren die Eltern ein ſtraͤfflichen Wandel / vnd laſterhafftes Leben / ſo ſcheuhen ſich die Kinder nit in dero Fußſtapffen zu tretten / aber ihr Eltern / ihr / ihr gebet Rechen - ſchafft / ihr habt das Gifft gemiſcht / welches ſie getruncken.
Zwiſchen89zum murren vnd vnverſchambten Reden.Zwiſchen der Statt Jeruſalem vnd dem Berg Oliveti iſt das Thal Joſaphat, allwo vor diſem ein teuffliſcher Abgott ware / mit Nahmen Moloch, dem die Eltern ihre aigne leibli - che Kinder durch das Feur auffgeopffert / ihr / ihr Eltern / durchAndri. tom. 204. eure GOtt hoͤchſt mißfaͤllige / vnd ſchaͤdlichiſte Aergernuß opf - fert ebenfalls eure aigne Kinder vnd Leibsfrucht dem Teuffel / vnd werfft ſie gar in das ewige / ewige Feur / O wehe! wie werd ihr beſtehen / wann euch der Goͤttliche Richter in beſagtem Thal am Juͤngſten Tag wird alſo anreden; ich hab diſe Seel ſo theuer erkaufft mit meinem Blut / vnd ihr Eltern habt ſie mir wider / durch eure gegebene Aergernuß verlohren / ich hab diſen Acker ſo ſchoͤn gebaut / vnd den beſten Saamen darein ge - worffen / vnd du Vatter biſt der Vogl geweſen / der durch die Aergernuß diſen guten Saamen verzehrt / ich hab mir diſe Seel vor ein Veſtung erkiſen / vnd ein edle Statt Sion darauß ge - macht / du Mutter aber haſt ſie durch dein Aergernuß in ein wuͤſtes Babylon verkehrt. Jch hab diſes Gaͤrtl ſo embſig gar mit Doͤrnern vmbzaͤunt / wie dergleichen auff meinem Haupt zu ſehen geweſt auff dem Berg Calvariæ, vnd ihr Eltern / durch euer Aergernuß habt mir den Zaun wider nidergeriſſen / vnd die wilde Schwein darin laſſen herumb wullen. Jch hab die Seel eures Sohns / die Seel eurer Tochter zu einer Koͤni - gin gemacht / ihr aber habt durch euren aͤrgerlichen Wandl ſie zu einer ſchlechten Sclavin verworffen. Das Blut eurer Kin - der ſchreyt mehrer Rach uͤber euch / als uͤber den Cain das Blut ſeines ermordten Bruders / wehe / wehe / wehe euch Eltern!
Nicht vmbſonſt erhebt David ſein Stimm zu GOtt / vnd bittet mit vilen vndermaͤngten Seufftzern: Ab oculis meis munda me Domine, & ab alienis parce ſervo tuo: Von den verborgenen Suͤnden reinige mich O HErꝛ / vnd verſchon mir deinem Diener wegen der frembden Suͤnden / frembde Suͤnd ſeynd / welche durch Aergernuß entſprieſſen.
Pars II. MEs90Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-CollegasEs war einmahl ein Trompeter in einer Schlacht auch gefangen / vnd als ſie ihme / gleich andern / wolten den Reſt ge - ben / proteſtirt er hieruͤber / ſprechend: man ſeye in allweg ſchuldig ihn zu perdoniren / weil er niemahlen einen hatte ni - dergemacht / warumb wolt vnd ſolt ihr dann mir den Todt an - thun? O Sch. war die Antwort / ob du ſchon kein auß den vn - ſerigen erlegt / ſo haſt du doch andere durch dein blaſen zum fech - ten angefriſcht / vnd behertzt gemacht / du muſt ſterben.
Ein manche kombt in Beichtſtuel / vnd referirt ein zimb - liches Regiſter herab / doch nur von kleinen Suͤnden vnd gerin - gen Ubertrettungen / vnder andern protocollirt ſie / wie daß ſie ein wenig ſeye ſauber auffgezogen / ſo etwann ihrem Stand nit gezimbte / aber Lazare veni foras, herauß beſſer mit der Sprach / ihr ſeyt / ſo vil mir bewuſt / vmb 9. Uhr auß den war - men Federn gekrochen / biß vmb 10. Uhr euch angelegt / biß vmb 11. Uhr euch geſpieglet / vmb den Kopff allein waren von Gemiſch Gemaͤſch 19. Ellen / daß alſo derſelbe einem weiſſen Bier-Zaiger zu Kehlhaimb mehrer / als einem Menſchen - Haupt gleichte / vmb den Halß hat der Reiff gebrennt / allem Anſehen nach muß nit Quatember ſeyn / weil die Fleiſch-Baͤnck offen ſtehen / ein ſeltzamer Zuſtand / daß auch die Klayder vmb den Halß koͤnnen die Schwindſucht bekommen / das Geſicht ſi - het auß / als waͤre es 4. Wochen auff der Wachsblaich geweſt / 3. Tag in der Mang / 12. Stund im Fuͤrneiß / was wolt der polirte Marmol von Saltzburg dargegen ſeyn / zwey Geſellen ſtehen hinder ihr in der Kirchen / verdecken die Naſen mit ih - ren alle Modi Huͤten / diſe verwundern ſich uͤber die Philiſtæi - ſche Felder / daß ſie ſo bloß ſeyn / legen den Traum auß deß Pha - raonis Becken / welcher den obern Brodt-Korb nit zugedeckt / weſſenthalben die Voͤgl daruͤber kommen / laß mir diß ein ſau - bere Andacht ſeyn / wer iſt daran ſchuldig? diſe / diſe mit ihrem liederlichen / frechen / leichtfertigen / uͤbermuͤthigen / Schand - vollen / vnverſchambten / boßhafften vnd aͤrgerlichen Auff - zug; das trifft euch auch ihr groſſe Herren / in dero praͤchtigenPallaſt91zum murren vnd vnverſchambten Reden.Pallaſt vnd Haͤuſer der am Creutz nackende Heyland offt nie - mahlen geſehen wird / wol aber eines muthwilligen Pembſels vnverſchambte Bilder / die bey den vnbehutſamen Augen mehr Aergernuß als Kunſt ſpendiren / vergeſt demnach im Beicht - ſtuel / in diſem gehaimen Richterſtuel nit / daß ihr habt Aerger - nuß geben / vnd boͤſes Exempel / durch welches ihr andere zum Boͤſen Anlaß gegeben.
Ein gutes Exempel aber vnd aufferbaͤulicher Wandl iſt uͤber alles / forderiſt der groſſen Fuͤrſten vnd Herren / diſes iſt ein Spiegl der Underthanen / diſes iſt ein Regel der Vaſaln, diſes iſt ein Richtſchnur deß Volcks / diß iſt ein Sporꝛn zu den Tu - genden / diſes iſt ein Predig dem gemainen Mann / diſes iſt ein guldener Weegweiſer / diſes iſt ein herꝛliche Zaig-Uhr / diß iſt ein ſuͤſſer Zwang zu allen loͤblichen Thaten. Wie der Eſau ſich als ein Glaitsmann ſeinem lieben Bruder anerbotten / ſo hat ſich diſer deſſen hoͤfflichiſt bedanckt / vnd ſeinen Bruder Eſau ein Herꝛn geſcholten: Præcedat Dominus meus, & ego pau -Geneſ. 33. latim ſequar veſtigia ejus: Mein lieber Herꝛ / ſprach er / er wolle nur voran gehen / ich will ihm allgemach nachfolgen. Alſo laſt ſich verlauten ein Baur im Dorff / ein Burger in der Statt / ein Soldat im Feld / ein Religios im Cloſter / ein Kind zu Hauß / ein Cavalier zu Hof / præcedat, Jhr Mayeſtaͤt voran / Jhr Gnaden Herꝛ Prælat voran / Jhr Excellenz Herꝛ General voran / Jhr Geſtreng Herꝛ Bur - germaiſter voran / Jhr Veſt Herꝛ Pfleger voran / Vatter vnd Mutter voran / & ego ſequar.
Wie der Pharao, diſer Egyptiſche Monarch wahrge - nommen / vnd augenſcheinlich geſehen / daß ſich das Meer bee - derſeits zerthailt / vnd alſo den Iſraëlitern mit trucknen Fuͤſſen den Paß vergunnt / ſo glaubte er / ſolche Wunder-Straſſen ſey auch fuͤr ihn vnd die Seinigen / aber Narꝛ großkopffeter / was GOtt ſein Freunden erweiſt / das thut er ſein Feinden nicht / Kraut fuͤr dich; wie er nun ſambt ſeinem Volck faſt in MitteM 2deß92Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasdeß Meers ware / da hat ſich daſſelbe wider zuſammen geſchloſ - ſen / vnd alſo Pharao darinnen muͤſſen ein waichen Todt nem - men / welcher ſonſten eines harten Kopffs ware / vnd ſolcherge - ſtalten vom Waſſer ins ewige Feur gerathen. Nachdem nun Moyſes der Fuͤhrer mit den Seinigen gluͤcklich durchpaſſirt / hat er gleichwol den billichen Danck-Schilling wollen bezahlen / vnd alſo mit einheller Stimm ein Deo Gratias intoniret / kaum daß er diſes Lied angefangen / hat ihm alſobald das gantze VolckS. P. Aug. IIb. 1. de mirab. cap. 21. nachgeſungen / vnd damit ſolcher Harmoniæ der Diſcant nit mangle / haben ſo gar die kleine / vnd damahls noch vnmuͤndige Kinder uͤberlaut mitgeſungen.
So geht es noch auff den heutigen Tag / wie das Ober - haupt ſingt / alſo ſingen die Undergebene nach / Regis ad ex - emplum; Ninive war ein Statt in Aſſiria, von Koͤnig Ni - no erbaut / ſo groß / daß jemand 3. Tag durchzugehen brauchte / ſo feſt / daß vmb die gantze Statt ein Maur ſtunde / hundert Schueh hoch / dermaſſen brait / daß drey Waͤgen darauff ne - beneinander konten fahren / ſo herꝛlich / daß allein in dem Umb - krayß diſer Statt 1500. ſchoͤne Thuͤrn zu ſehen geweſen / wie nun gemainiglich geſchicht / daß in groſſen Staͤtten groſſe Laſter anzutreffen / ſo war ſolches abſonderlich in Ninive zu ſehen / weil daſelbſt faſt alle Laſter dergeſtalt uͤberhand genommen / daß bereits alle Gerechtigkeit veracht / alle Ehrbarkeit verlacht / alle Zucht vertriben / alle Gottsforcht verſchriben / aller Muth - willen erſtanden / alle Frechheit vorhanden / alle Laſter im Gang / vnd alles deß Teuffels Anhang / welches dann den guͤ - tigiſten GOtt dermaſſen in Harniſch gebracht / vnd ſein gerech - ten Zorn alſo erweckt / daß er dem Propheten Jonas alſobald den Befelch zugeſchickt / er ſoll gantz ſchleunig vnd vnverzuͤglich den Ninivitern / inner 40. Tagen / den Undergang andeuten / wie nun diſer frembde vnd neue Prediger auff allen Gaͤſſen vnd Plaͤtzen ſein Cantzl auffgeſchlagen / vnd ſolche neue Zeitung vnd Ungnad deß Himmels allerſeits geoffenbahrt / da iſt geſchwind der Koͤnig Sardanapalus, ſo daſelbſt reſidirte / der allererſte /welcher93zum murren vnd vnverſchambten Reden.welcher die Buß ergriffen / ein rauches haͤrines Klayd angezo - gen / ein ſtrenge Faſten angefangen / gantz Reuvoll vnd zer - knirꝛſcht / mit dem mea culpa auff die Bruſt geſchlagen / kaum daß ſolches ſeine Cavalier vnd Hof-Damaſen erſehen / vner - acht ſolche Leuth faſt haicklicher / als ein Biſcotten-Taig / vnd bey ihnen ein Floh-Biß fuͤr ein Cilicio gehalten wird / ſeynd ſie dannoch alſobald nachgefolgt / den Taffet vnd Procat mit einem groben Sack vertauſcht / die Haar mit Aſchen (ein ſeltza - mes Haar-Pulver zu Hof) eingeſprengt / vnd das Miſerero weheklagend intonirt: wie diſes der loͤbl. Magiſtrat zu Nini - ve wahrgenommen / haben ſie gantz hurtig die Trapulier-Kar - ten ins Feur geworffen / der Herꝛ Burgermaiſter ein gute Diſci - plin in die Hand genommen / auff dem Rucken / wie Gedeon in ſeiner Scheur getroſchen / der Herꝛ Statt-Richter faͤhlte vn - verſoͤhnlich den ſcharpffen Sentenz uͤber ſein aigenen Leib / vnd muͤſte ſolcher mit Waſſer vnd Brodt vorlieb nemmen / derglei - chen auch die andere Raths-Herren gethan; wie alles diß die geſambte Burgerſchafft mit Augen geſehen / ſo war kein Kauff - noch Handlsmann / der ſein Laden oder Gewoͤlb nit zugeſper - ret / Hauffenweiß zuſammen geloffen / ein jeder an ſein ſuͤndige Bruſt geſchlagen (dem Teuffel iſt nichts mißfaͤlliger / als ſolcher Bruſtfleck) ein jeder auff die Knye nidergefallen (auff ſolche Weiß laſt ſich die Ungnad GOttes uͤber das Knye abbrechen) ein jeder die Haͤnd gen Himmel gehebt (diß iſt das beſte Hand - werck) ein jeder ſein Haupt mit Aſchen bedeckt (GOtt vergiſt deß Faſchings / worauff ein ſolcher Aſchermittwoch folgt) der geringſte Menſch ſo gar / welches ein groſſes Wunder / die Gut - ſcher vnd Stall-Burſch hat ſich zur Buß vnd Frombkeit be - quemet / allhier ſihet man Sonnenklar / was groſſe Wuͤrckung habe das gute Exempel vnd aufferbaͤuliche Wandl eines groſ - ſen Monarchen / ſolches ziecht / wie die Sonn die Erd-Daͤmpff / wie der Magnet das Eyſen / ſolches ziecht / wie der Aggſtain den Stroh-Halm; Es prediget aber mit den Haͤnden / es ermahnt aber mit dem Werck / es lehrnet aber mit der That / was Chri -M 3ſtus94Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasſtus geſagt dem Matthæo: Sequere me, folge mir nach. Was Wenceslaus geſagt zu Prag ſeinem Hof-Herꝛn / trit - te in meine Fußſtapffen: was Abimelech geſagt ſeinen Soldaten / was ihr ſehet / das ich thue / thut es nach / alles diſes thut das gute Exempel eines groſſen Herꝛn / welches nit anderſt als ein Mutter / die vil fromme Kinder ge - baͤhrt / nit anderſt als ein Original, nach welchem vil Copey verfertiget werden / nit anderſt als ein guldene Ketten / ſo vil Glider nach ſich ziehet; ſo bald der Hebdomadarius, oder Wochner anfangt zu ſingen / Deus in adjutorium, ſo folgen gleich alle nach / ſo bald der Fahntrager voran geht / ſo folgt die gantze Proceſſion nach / ſo bald der Schulmaiſter die Vor - ſchrifft macht / ſo ſchreiben die Knaben nach / ſo bald groſſe Fuͤr - ſten vnd Herren ſich in Tugenden uͤben / ſo folgen die Landſaſ - ſen nach / wer ein Exempel will wiſſen / was dergleichen gute Exempel genutzt haben / der thue die Chronick aller Laͤnder fein bedachtſamb durchblaͤttern / ſo dann wird er finden / wie der H. Stephanus Koͤnig in Ungarn / vil herꝛliche Tempel zu Ehren der Mutter GOttes auffgericht / vnd ſich ſolchergeſtalten / we - gen ſeines Marianiſchen Eyffer / ein rechts Mutter-Kind ge - zaigt / daß die mehreſte Ungarn ihme nachfolgten / vnd muſte ſo gar Mariæ Bildnuß auff dem Gelt etwas gelten: Er wird fin - den / wie der H. Wenceslaus Koͤnig in Boͤhmen ein ſo groſſe Jnbrunſt getragen zu dem Hochheiligſten Altars-Gehaimb - nuß / daß er ſo gar ſein groſſe Wuͤrde vnd Hochheit hindann geſetzt / vnd das Trayd ſelbſt außgetroſchen / auß welchem nach - mahls diſes Himmliſche Manna, vnd Brodt der Engel geba - chen worden / daß man nit ohne ſondern Troſt geſehen / wie da - mahl bey den Boͤhmen das heiligfte Meß-Opffer in groͤſtem Werth ware / vnd die H. Communion ſo communis wor - den / daß ſolche faſt ein jeder in dem Vatter vnſer fuͤr das taͤgliche Brodt verlangt. Er wird finden / wie der H. Canu -tus95zum murren vnd vnverſchambten Reden.tus Koͤnig in Dennenmarck die geweyhte Prieſterſchafft derge - ſtalten ehrete / daß er dieſelbe als Vice-Goͤtter auff Erden ge - halten / ſo ſeynd die Dennenmarcker alſo cortes vnd hoͤfflich ge - gen den Geiſtlichen worden / daß ſie einem jeden Reverendo, die groͤſte Reverenz machten.
Er wird finden / wie Eduardus Koͤnig in Engelland / neben andern gottſeeligen Tugenden / forderiſt den H. Joan - nem Evangeliſtam alſo geehret / daß er kein Bitt in deſſen Nahmen abgeſchlagen / da ſeynd die Herren Engellaͤnder dem H. Joanni dergeſtalten zugethan worden / daß faſt kein Hauß ohne Joannes, vnd kein Joannes ohne Gotts-Hauß wurde angetroffen.
Er wird finden / wie Ludovicus Koͤnig in Franckreich dem Heil. Meß-Opffer mit grader Andacht vnd vnbeſchreibli - chem Eyffer jederzeit beygewohnt / ſo iſt in Franckreich gantz ab - kommen / daß man die Vatter vnſer in Hut oder Kappen ge - hauchet / ſondern das gantze Jahr das flectamus genua bey der H. Meß mit groͤſter Aufferbaͤulichkeit beobacht worden.
Er wird finden / wie Sigiſmundus in Burgund / wie Fer - dinandus in Oeſterreich / wie Caſimirus in Pohln / wie Eme - ricus in Ungarn / wie Carolus Bonus in Flandern / wie Ludo - vicus in Sicilia, wie Maximilianus in Bayrn / als fromme / heilige / vnd gottſeelige Fuͤrſten gelebt / vnd ihren Undergebe - nen / wie die feurige Saul den Egyptiern vorgeleucht / daß auch dero Underthanen ein frommen vnd tugendſamen Wandel ge - fuͤhrt haben.
Willkomb ihr Geitzige / ihr ſeyt halt wie die Bienen / die ſamblen Hoͤnig / vnd genieſſens wenig / ſic vos non vobis mellificatis apes, ihr thut vil haben / ſchaben / vnd graben / vnd eure Erben thun ſich darmit laben.
Gute Nacht ihr Falſche / ihr ſeyt juſt wie die Bien / die tra - gen vorn Suͤß / vnd hinden Spieß / ſolche Tiſch - vnd Fiſch - Bruͤder ſeyt ihr auch / welche gleich den Katzen / die vorn le - cken / vnd hinden kratzen.
Guten96Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-CollegasGuten Abend ihr Zornige / ihr ſeyt recht wie die Bienen / wann ſolche mit ihrem Stahel / als ſubtile Stileth / einen ver - letzen / ſo muͤſſen ſie hiervon das Leben laſſen / alſo euch Zorni - gen / die aigne Rachgier zu Schaden außgeht / vnd der Stain / ſo ihr auff andere werfft / euch ſelbſten auff den Schedl fallt.
Guten Morgen ihr Herren Studenten / ihr ſeyt / oder wenigiſt ſolt ihr ſeyn / wie die Bienen / welche auß den Blumen nur das Hoͤnig herauß ſutzlen / vnd nit den ſchaͤdlichen Safft / legunt, non lædunt, alſo ſolt ihr in den Buͤchern ſuchen / was da thut lehren / nit was thut verkehren.
Gruͤß euch Gott ihr liebe Pfarꝛ-Kinder / ihr ſolt fein ſeyn wie Bienen / wann man diſen mit einem Meſſingen Ge - ſchirꝛ klopfft vnd leutt / ſo ſamblen ſie ſich zuſammen / alſo / wann man euch in die Kirchen zum Gottsdienſt leuttet / ſo eylt fein ſchleunig dahin / vnd kombt nit erſt / wann der Pfarrer euch mit dem ite Miſſa eſt begruͤſt.
Servitor ihr junge Geſellen / ihr ſolt wol ſeyn wie die Bienen / wann diſe bey naͤchtlicher Weil ſchlaffen / ſo legen ſie ſich darumb auff den Rucken / damit ihr Fluͤgerl nicht von dem Himmel-Thau benetzt / vnd ſie alſo an ihrer Arbeit verhindert werden / alſo ſolt ihr euch nichts mehrers angelegen ſeyn laſſen / als die Arbeit / Fleiß vnd Embſigkeit / dann nichts aͤrgers ſchme - cket / als die geſtunckene Faulkeit / darumb haiſt es: Adole - ſcens, tibi dico, ſurge.
Friſch auff ihr Betrangte / ihr ſeyt wie die Bienen / die al - lemahl ein kleines Stainl vnder ihrem Fluͤgl tragen / damit ſie der Wind nit darvon trage / alſo hat euch der gerechte GOtt deſſenthalben einige Beſchwaͤrnuß aufferlegt / damit ihr euch nit ſolt uͤbernehmen / noch uͤbermuͤthig werden.
Wolan ihr ins geſambt alle Underthanen / vnd folgſamb groſſe Fuͤrſten vnd Herren / ihr ſeyt in aller Warheit wie die Bienen / daß / was der Bienen-Koͤnig thut / das thun auch deſſen Undergebene / ſchlafft er / ſo ſchlaffen die anderen auch / fangt er an zu ſummen vnd brummen / ſo laſſen alle ein gleicheMuſic97zum murren vnd vnverſchambten Reden.Muſic hoͤren / fliegt er auß zu der Hoͤnig-Fechſung / ſo bleibt keine zu Hauß / ruhet er ein wenig / ſo machen alle Feyrabend / in Summa, wie der Koͤnig vnder den Bienen / alſo ſeine Un - derthanen. Regis ad exemplum.
Jhr Allerdurchleuchtigiſte / Gnaͤdigiſte / ꝛc. groſſe Fuͤr - ſten vnd Herren / Herren / ꝛc. ich getraue es mir ſchier nit recht zu reden / aber ein wackers vnd ſchoͤnes Frauenzimmer iſt hier - infalls kecker / vnd laſt man ehunder ein ſolche Nachtigall ſin - gen / als ein ſchwartze Ambſel / diſes Frauenzimmer vnd wackere Dama iſt die Bethſabea, welche nicht allein den David ihren Herꝛn vnd Koͤnig mit diſen Worten angeredt: In te oculi3. Reg. 1. c. reſpiciunt totius Iſraël, mein David, alle Augen / in gantz Jſrael / ſchauen auff dich / ſondern ſie redt noch alle groſſe Fuͤr - ſten vnd Herren an / in te oculi reſpiciunt, totius Regni, to - tius Provinciæ, totius Comitatûs, &c. alle / alle ſchauen auff euch / ihr ſeyt wie die praͤchtige Geſchloͤſſer / vnd Veſtungen auff den hohen Bergen / der Raiſende ſchaut maiſtenthails nur diſe an / vnd gar wenig die in der Nider gelegene Bauren-Huͤtten / die Underthanen ſchauen / wie ihr Herꝛſchafft / ihr Obrigkeit / ihr Haupt im Land leben thut / wann der Wandel nit ſchlecht / ſondern recht / vnd gerecht / Regis ad exemplum, ſo ſagt ſol - cher reine Spiegl einem jeden Underthan auch in das Geſicht / butz dich / ſo ſagt ſolches ſchoͤne Vorbild einem jeden Vaſal / ſcham dıch / ſo ſchreyt ſolcher herꝛlicher Glockenſchall ein je - den Landſaſſen an / halt dich.
Ein gutes Exempel ihr Geiſtliche / euch ſchreyt derenthal - ben Himmel vnd Erd / forderiſt die H. Catholiſche Kirchen zu. Der Tyranniſche Saul ergreifft eineſt ſein ſcharpffe Lantzen / vnd vermaint dem David durch das Hertz zu tringen / hat aber ver - faͤhlt / die Herren Geiſtliche zaigen ſich zuweilen ſo ernſthafft auff der Cantzl / im Beichtſtuel wider diſes vnd jenes Laſter / aber faͤhlen gar offt / treffen das Hertz nicht / iſt nur ein Waſſer - Straich / iſt ein Bixen nur mit Papier geladen / iſt ein Bluͤhe /Pars II. Nvnd98Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Colledasvnd kein Frucht / ſeynd Woͤrter / vnd keine Schwerdter / iſt nur ein ſcheinbares Rauſch-Gold / aber wann ſie das jenige in dem Werck ſelbſten zaigen / was ſie durch die Lehr vortragen / das trifft das Hertz / das gewinnt das Gemuͤth / das lockt zur Nach - folg / das ſpieglet den Nechſten / das fruchtet auff Erden / das hailet die Wunden / das ziehret die Kirchen / das prediget zum beſten / das erweckt den Eyffer / das trutzt den Teuffel / das er - freut die Engel / das heiliget den Menſchen / das bereicht den Himmel / das riecht vnd ziecht / das lehrt vnd mehrt / das bringt vnd zwingt die Menſchen zur Nachfolg.
Wie Chriſtus der Herꝛ am Palmtag zu Jeruſalem ſein praͤchtigen Einzug gehalten / vnd von dem geſambten Volck mit vnglaublichem Jubelſchall empfangen worden / iſt wol zu mercken / was das gute Exempel dazumahl fuͤr ein Wuͤrckung gehabt / dann vor dem Thor / benannter Statt / hat das haͤuffi - ge Volck den HErꝛn JEſum gantz begierig erwartet / wıe er nun endlich ankommen / vnd die Apoſtl / als fromme vnd eyfferige Maͤnner / ihre Roͤck vnd Maͤntel auff die Erd gelegt / damit Chriſtus deſto ſanffter / vnd mit beſſerer Bequemlichkeit reitte / (O wie offt reitt der Teuffel auff den Klaydern) ſo hat ſich al - ſobald das Volck an diſe Geiſtliche Maͤnner geſpiegelt / daß ſie auch gleich ihre Klayder außgezogen / vnd ſolche auff den of - fentlichen Weeg gebraitet.
O was Nutz vnd Frucht entſprieſt nicht von dem guten Exempel der Geiſtlichen. Bey der vnarthigen Welt gehet es ſchon faſt im Schwang / daß man die Geiſtliche / noch vr - ſpruͤnglich von den falſchen Goͤtzen-Prieſtern / Pfaffen nennt / wann ſolcher Nahm endlich nit ſoll zum Schimpff geraichen / ſo ſeys / vnd laß ſie ſeyn Pfaffen / Echo. Affen / Affen aber ſeynd die Weltlichen / der Affen Eigenſchafft vnd Natur iſt nur all - bekannt / daß ſie nemblichen alles vnd jedes / was ſie ſehen / nachthun / wie ſie dann durch ſolchen Vortl gefangen werden / dann am Orth vnd Gegend / wo ſich dergleichen Thier auff - halten / pflegen die Jaͤger einige Stiffel / worin ein groſſes Ge -wicht99zum murren vnd vnverſchambten Reden.wicht von Bley anlegen / vnd oben zuezubinden / nachmahls widerumb außzuziehen / vnd ligen laſſen / vnd ſich hierauff in ein dicken Buſch verbergen / wann nun die vorwitzige Affen auch dergleichen nachthun / vnd alſo die gewichtige Stiffel an den Fuͤſſen den ſchnellen Lauff verhindert / werden ſie von den wacht - ſamen Jaͤgern ergriffen / vnd gefangen: Wie Affen ſeynd be - ſchaffen die Weltlichen / was ſie von den Geiſtlichen vnd Gott - geweyhten Prieſterſchafft erſehen / das thun ſie nach / vnd ge - dunckt ſolchen Schaͤfflen die Nachfolg nicht ſchwaͤr / wann der Hirt mit aufferbaͤulichem Wandl vorgeht.
Ein Ertz-Vogl ıſt geweſt / vnd uͤppiger Welt-Menſch jener / welcher ſich auffs beſte befliſſen nichts guts zu thun / vnd hat ihm mehrer grauſt an heiligen Sachen / als den Iſraëlitern an dem Manna, oder Himmel-Brodt; als ſolcher eineſt bey naͤchtlicher Weil in dem warmen Federbeth pfnauſte / vnd ſol - ches Gimpel Neſt ihme uͤber alle maſſen wolſchmeckte / hoͤrt er bey Mitternacht die Patres Dominicaner, von dero Kirchen ſein Wohnung vnfern entlegen / an einem Sambſtag gantz an - daͤchtig die Metten ſingen / GOtt vnd ſein wehrteſte Mutter loben vnd preyſen / welches ihm dermaſſen das Gemuͤth gerig - let / das Hertz eingenommen / in Erwegung / daß diſe gute Re - ligioſen den Schlaff brechen / vnd mit pſaliren vnd ſingen die Zeit verbringen / daß er fruhe morgens in der Eyl bey der Clo - ſter-Porten angeleut / mit ſchnellen Fuͤſſen zum Pater Prior begehrt / vnd eyffrigiſt vmb den H. Habit angehalten / worin er auch nachmahlens vil Jahr mit groſſem Ruhm der Heilig -Diſcipul. ſerm. 74. keit zugebracht. Was nicht das gute Exempel der Geiſtlichen wuͤrcket!
Petrus vnd Joannes eyleten zu dem Grab Chriſti deß Herꝛn / weilen aber Joannes noch friſcher zu Fuß ware / iſt er dem Peter vorgeloffen / aber waiß nit auß was Urſachen / auß Forcht oder Ehrerbietſambkeit in das Grab nit hinein gangen / biß endlich Petrus auch daher kommen / vnd in das H. Grab auch hinein getretten / worauff auch / ohne weitern Verzug / derN 2Joan -100Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-CollegasJoannes nachgefolgt / ohne Zweiffel bewegt durch das Exempel Petri. Was nit das gute Exempel wuͤrckt!
Alphonſus ein friſcher Juͤngling / mehr uͤbermuͤthig / als demuͤthig / mehr verdaͤchtig / als andaͤchtig / mehr vnerzogen / als einzogen / ſahe einmahl / daß ſo wol die alte als junge Moͤnich in ihrem Oratorio oder Betthauß auff die bloſſe Rucken mit ſcharpffen Diſciplinen vnd Gaißlſtraichen verfahren / hierdurch das Leyden Chriſti in Betrachtung zu ziehen / vnd den vnbaͤn - digen Leib beſſer im Zaum zu halten / das hat den ſo wol verwel - ten als verwildten Menſchen dergeſtalten aufferbaut / daß er inſtaͤndig in denſelben Orden verlangt / worin er in ſolche Voll -Cæſar. l. 1. c. 22. kommenheit kommen / daß er nachgehends Biſchoff zu Oßna - bruck erwoͤhlt worden / vnd ſelbiger Kirchen mit ſonderer Hei - ligkeit vorgeſtanden.
Petrus hat eineſt die gantze Nacht gefiſcht / vnd doch nichts gefangen / nihil, obenher nichts / vndenher nichts / rechter Hand nichts / lincker Hand nichts / in der Mitten nichts / nihil, her mein Fiſch / es gibt ſonſt nur dreyerley Fiſch / groſſe / kleine / mit - telmaͤſſige / aber Petrus fangte keinen auß diſen / es war ihm das Meer gleicher einer Fleiſch-Suppen / als einer Fiſch - Bruͤhe / vnd hat er alſo das Netz vmbſonſt zerriſſen.
Weit gluͤckſeeliger ſeynd dißfalls manche Religioſen / vnd Geiſtliche Ordens-Leuth / welche vnderſchidliche / wackere / ade - liche Welt-Menſchen fiſchen / weſſenthalben ſchon bey der Ge - main das gemaine reden gehet / hoͤr Bruder! waiſt was? diſe vnd diſe Patres haben den vnd den gefiſcht / beym Eleement / da werden ſie ein guten Rogen ziehen / wer hat ihm das einge - bildt / daß er ſolt ein ſolcher werden / diſer friſche Geſell iſt in die Geſellſchafft Jesu eingetretten / diſer Capitan iſt ein Cappu - ciner worden / diſer Au-Vogl iſt ein Auguſtiner worden / diſer wenig fromm iſt ein Benedictiner worden / diſer Kartenmiſcher iſt ein Charteuſer worden / diſer freye Dominantius iſt ein Do - minicaner worden / ꝛc. wie muͤſſen ſie ihn doch gefiſcht haben? wolt ihr wiſſen wie? ſie haben ihm zugeſchriben / vnd doch keinFeder101zum murren vnd vnverſchambten Reden.Feder angeruͤhrt / ſie haben ihn hierzu ermahnt / vnd doch kein Maul auffgethan / ſie haben ihn deſſenthalben angeſprochen / vnd doch kein Wort verlohren / ſie haben ihn voͤllig eingenom - men / vnd doch keiner mit ihm gehandlet / ſie haben ihn geficht ohne Netz vnd Angl / ſondern einig vnd alleinig mit ihrem gu - ten Exempel / mit zuͤchtigen Geberden auff der Gaſſen / mit ih - rem ſittſamen Auffzug in dem Habit, mit ihrer Geiſtlichen vnd aufferbaͤulichen Anſprach / in Summa, ein frommer vnd Engliſcher Wandl der Geiſtlichen / iſt mehrmahl ein H. Kup - ler / ein guldener Angl / ein lobwuͤrdiger Lock-Vogl / ein ſcharpf - fer Wetzſtain / ein ſpitziger Sporn / ein ziehender Magnet / ein wolriechender Wecker / ein anraitzender Trompetenſchall / ein embſiger Werber zu allem guten.
Nachdem die Hebreer 40. gantzer Jahr durch die Wuͤſten paſſirt / ſeynd ſie endlich zu dem Fluß Jordan kommen / weil aber daſelbſt weder Schiff zum uͤberfahren / weder Brucken zum uͤbergehen vorhanden / vnd gleichwol der Befelch GOttes ware durch zu paſſiren / alſo ſchauret ihnen derenthalben die Haut nit wenig / dann als ſie ſchon noch in reiffer Gedaͤchtnuß hatten den wunderlichen Durchmarſch ihrer Vor-Eltern durch das rothe Meer / ſo zwagte / vnd nagte / vnd klagte nit wenig ihr Gewiſſens-Wurm / daß ſie mehrmahl den Allerhoͤchſten belaydiget / vnd alſo nit in geringer Forcht ſtunden / ſie moͤchten das Bad außtrincken / wie Pharao mit ſeinen Egyptiern / vnd alſo im Jordan ein ſchlechten Geſund-Trunck beſcheid gethan / weſſenthalben ein jeder faſt ein Bruſtfleck von Haaſen-Balg getragen / vnd ſich fein außtrucklich vor dem naſſen geforchten / dann nit ein jeder ſchwimmen kan / forderiſt der ein ſchwaͤres Gewiſſen hat / ſchupffte demnach ein jeder die Achſel / vnd war bey den kleinen ein groſſe / vnd bey den groſſen kein kleine Forcht / ſo bald ſie aber geſehen haben / daß die Prieſter mit der Archen deß HErꝛn voran marſchiren / iſt das Volck ohne weitere Be - ſchwaͤrnuß nachgefolgt / dann die Werck weit kraͤfftiger bewe - gen / als die Wort.
N 3Jhr102Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-CollegasJhr Hochwuͤrd: vnd Ehrwuͤrd: (Titul) Herren Geiſt - liche / es hat der H. Petrus jenen armen / krumpen Bettler / bey der Porten deß Tempels zu Jeruſalem wunderthaͤtig curirt, daß er auff friſchen Fuͤſſen geſtanden / vnd nach Belieben fort - gangen / der vorhero mit ſeiner hoͤltzernen Aſſiſtenz hart fort - kommen / aber wie iſt diſer geſund worden? es iſt wol zu mer - cken / daß er nit allein mit Worten diſen zum aufferſtehen hat angefriſcht / benanntlich: Jn dem Nahmen JEſu ſtehe auff / ſondern er hat ihn auch bey der Hand genommen; vnd das iſt recht / wann die Geiſtliche wollen ein Nutzen ſchaffen bey der Gemain / ſo muß die Zung nicht allein ſeyn / ſondern die Hand vor ein Geſpannſchafft haben / die Wort ſeynd vnkraͤff - tig / wo die Werck nit darbey / es iſt nit genug / daß die Geiſtli - chen predigen / man ſoll Allmoſen geben / derenthalben habe GOtt vnd die Natur die Finger der Menſchlichen Hand von - einander zerthailt / damit gleichwol was moͤge durchfallen / ſon - dern es iſt auch vonnoͤthen / ſolches im Werck ſelbſten zu zai - gen / vnd das dono uͤber das amo conjungiren / es ſteht ſon - ſten gar vngereimbt / wann bey Biſchoͤffen / Thum-Herren / Dechanten / Pfarꝛ-Herren / Vicarien, &c. mehrer Stain als Gibs im Hauß. Es iſt nicht genug / daß die Herren Patres auff der Cantzl ſchreyen / vnd ſo ernſtlich mit Worten verfah - ren wider das Laſter der Trunckenheit / wie daß ſolches die Hi - ſtory deß Koͤnigs Nabuchodonoſor oͤffters widerholle / vnd einen Menſchen in ein Vieh verwandle / ſondern es iſt auch vonnoͤthen / ſelbſt ein nuͤchtern vnd aufferbaͤulichen Wandl zu fuͤhren / vnd auß dem bibo, ein verbum deponens machen / dann wie ſchaͤndlich ſteht es / wann ein Religios beſchaffen / wie die Kruͤg zu Cana Gallilæa auff der Hochzeit / impleverunt eas uſque ad ſummum. Es iſt nit genug / daß die Geiſtliche das Laſter der Unzucht dergeſtalten verdammen / als ſeye daſſel - bige gar ein gewiſſes Anzaigen bey einem / daß er am Juͤngſten Tag vnder die Boͤck logirt werde / ſondern es iſt vonnoͤthen /daß103zum murren vnd vnverſchambten Reden.daß ein geheiligte Prieſterſchafft auch beſchaffen ſeye / wie die Proceſſion mit Chriſto dem HErꝛn auff dem Calvari-Berg: Erant autem ibi mulieres multæ à longè: Es warenMatth. 27. daſelbſt vil Weiber von weiten. Es iſt nit genug / daß die Geiſtlichen mit Worten vnd Federn das Laſter deß Zorns ſtarck verweiſen / vnd ſagen / daß zwar die Gall deß Fiſch dem alten Tobiæ erſprießlich geweſt / aber die Gall eines man - chen Stockfiſch den Goͤttlichen Augen hoͤchſt mißfalle / ſondern es iſt auch vonnoͤthen / daß ſie ein ſaubers Exempel von dem vn - ſaubern Miſthauffen deß gedultigen Job zaigen / dann Dult vnd Meß die beſte Jahrmaͤrckt bey der Prieſterſchafft / vnd ſteht gar nit wol / daß ein Prieſter ſoll Pres bitter vnd haͤrb ſeyn. Es iſt nit genug / daß die Geiſtliche den Leuthen vorſtreichen die ſchoͤne Tugend der Demuth / als ſeye der tieffe Baß ein an - genehmers Geſang bey GOtt / als der hohe Diſcant, ſondern es iſt vonnoͤthen / daß wir den HErꝛn JEſum nachfolgen / wel - cher in der Hoͤhe deß Creutzes vns die Niderigkeit gelehrt / da er das Haupt von dem praͤchtigen Koͤnigs-Titul abgenaigt / dann es ſcheint gar vnformlich / wann wir arme Geiſtliche auff Stroh ligen / vnd gleichwol Federn tragen. Es iſt nicht genug / daß wir mit haͤuffigen Hiſtorien vnd Geſchichten betheuren die ab - ſcheuliche Gottslaͤſterung / vnd ſchaͤndliche Gewonheit zu flu - chen / als waͤren die Menſchen-Zungen weit aͤrger / als die Zun - gen der Hund / welche deß armen Lazari Geſchwer geleckt / di - ſe aber darmit GOtt vnd ſeine heilige Sacramenta belaydigen / ſondern es iſt auch vonnoͤthen / daß ein Geiſtlicher in keiner Begebenheit ein Fluch-Wort hoͤren laſſe / dann es ſtehet gar ſchlecht / wann ein Geiſtlicher / der GOttes Stell vertritt / ſoll wider GOtt reden.
Jhr wiſt gar wol / meine Geiſtliche / daß GOtt der HErꝛ am Sambſtag in der Welt-Erſchaffung ein Feyrabend gema - chet habe / dann weil er das Geſatz geſtellt / man ſoll den Sab - bath heiligen / vnd nit arbeiten / alſo hat er ſolches ſelbſt imWerck104Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-CollegasWerck gezaigt / damit man ihme nit moͤge nachſagen / er lehre etwas / vnd halt es ſelbſten nit.
Mein Heyland JEſus iſt auff die Welt kommen / damit er fuͤr vns ſuͤndige Adams-Kinder / nach dem Befelch ſeines Himmliſchen Vatters / moͤge ſterben / vnd gleichwol / als er in ſeiner vnmuͤndigen Kindheit von Herode zum Todt geſucht worden / hat er ſich in die Flucht geben / der Urſachen halber / er wolt vns Menſchen vnderſchidliche Satzungen vorſchreiben / vnd ſo er dazumahl waͤre geſtorben / haͤtt er ſolche im Werck ſelbſten nit koͤnnen vollziehen / dann was er gelehret / wolt er auch thun / cœpit facere, & docere; Er hat gelehrt / man ſoll Vatter vnd Mutter in Ehren haben / das hat er ſelbſt ge -Luc. 2. than / erat ſubditus illis, da er in die dreyſſig Jahr ſeinen lieb - ſten Eltern vnderthaͤnig war. Er hat gelehrt / man ſoll mit dem Nechſten ein Mitleyden tragen / vnd ihm in der Noth bey - ſpringen / cœpit facere, & docere, das hat er ſelbſt gethan /Marc. 8. als er ſich uͤber das Volck in der Wuͤſten erbarmet / vnd dero - ſelben vil tauſend geſpeiſt. Er hat gelehrt / daß wir ſollen de - muͤthig ſeyn / diß hat er ſelbſt gethan / wie er dann ſolche Haupt -Joan. 13. Tugend bey den Fuͤſſen der Apoſtl ſehen laſſen / da er diſe ge - waſchen. Er hat gelehrt / wie daß wir vnſern Feinden ſollen verzeyhen / vnd das hat er ſelbſt gethan / als er auff dem CreutzAct. 1. fuͤr ſeine Feind gebetten / vnd dero Unthat bey ſeinem Himmli - ſchen Vatter entſchuldiget. In Summa, was er gelehrt / das hat er ſelbſt im Werck erwiſen / vns geſambte Geiſtliche zu einer Underricht / das / was wir dem weltlichen Stand vorſagen / fein ſelbſten in der That / vnd aufferbaͤulichem Wandel zai - gen ſollen.
Ein gutes Exempel ihr Eltern vnd Hauß-Herren! ſonſt ſetz ich euch auff ein alten Eſel / da koͤnt ihr hinreitten / wohin ihr wolt / diſer war ein gemainer Statt-Eſel zu Athen, alſo ſchrei - bet Elianus de animal. lib. 6. cap. 48. weil er aber ſehr alt / vnd abgematt / alſo war er befreyt / vnd privilegiret vor aller Arbeit; nun hat es ſich begeben / als die Herren Athenienſerzur105zum murren vnd vnverſchambten Reden.zur ſelben Zeit ein ſehr ſtattlichen Tempel fuͤr die Veſtalen im Gebaͤu hatten / vnd hierzu ſehr vil Eſel vnd Maulthier die Stain muſten beytragen / daß beſagter alte Lang-Ohr von freyen Stucken / vnd vor ſich ſelbſt / ohne Antrib eines einigen Menſchen / ob ſchon vnbeladen / den jungen Eſeln ſtaͤts vor - gangen / vnd gleichſamb ihnen ein gutes Exempel geben zur Ar - beit / welches dem loͤblichen Magiſtrat zu Athen dergeſtalten wolgefallen / vnd ſie dahin veranlaſt / daß ſie durch offentlichen Trompetenſchall haben in der gantzen Statt laſſen außblaſen / man ſolle gedachten Eſel allenthalben vnbelaydiget / frey vnd loß laſſen gehen / vnd von dem gemainen Magazin, ihme als einem wolmeritirten Eſel / gebuͤhrige vnd genugſame Under - halt beygeſchafft werden / auch wo vnd wie ſelbiger etwann bey begebender Gelegenheit an einem oder andern Orth moͤchte uͤber Heu oder Habern gerathen / ſolle bey ſtarcker Straff auff keine Weiß ihme diß gewaigert / ſondern vilmehr allerſeits ih - me / als ein Freytafel / geſtattet werden. Datum Athen durch geſambten Rathſchluß.
Wie iſt es euch vmbs Hertz ihr Elteren / Hauß-Herren / Obrigkeit? hat ein vernunfftloſer alter Eſel darvor gehalten / es gezimme in allweg ihme / daß er andern jungen Arcad ſchen Buͤrſchlen mit einem guten Exempel vorgehe / wie vil mehr ſoll vnd thut es euch obligen / daß ihr euren Kindern / euren Hauß - Genoſſen / euren Undergebenen mit einem aufferbaͤulichen Wandel ſollet vorleuchten / dann ein gutes Exempel bey euch / von euch / an euch / auß euch kan ſo vil außwuͤrcken / als die Ru - then Moyſis vnd Aaron, wormit ſo groſſe Wunderding ge - ſchehen.
Zwey ſonders groſſe Wunder-Werck hat Chriſtus der HErꝛ zu Cana in dem Gallilæiſchen Land gewuͤrckt; das erſte war / als er zu Ehren deß Braut-Volcks vnd der anweſenden Gaͤſt das Waſſer in Wein verkehrt / das andere / wie er deß Koͤnigls von Capharnaum halb todten Sohn / mit jedermañs Verwunderung / friſch vnd geſund gemacht / welches diſen Koͤ -Pars II. Onigl106Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasnigl / oder vil mehr Koͤniglichen Gubernator, dergeſtalten be - wegt / daß er alsbald an Chriſtum JEſum geglaubt / er ſeye wahrer GOtt vnd Menſch / vnd der recht verſprochene Meſ - ſias, aber hoͤret Wunder / credidit ipſe, & domus ejus tota, er iſt nit allein ein eyffriger Chriſt worden / ſondern ſein gantzes Hauß / auch ſein Frau Gemahlin / auch ſeine junge Herren / vnd Fraͤulen / auch der Hofmaiſter / vnd Kammer-Diener / auch Laggey vnd Paſchi / auch alle Kammer-Menſcher / domus to - ta, Stuben-Menſcher / Kuchel-Menſcher / mit einem Wort / alle vnd jede haben den Glauben Chriſti hoͤchſt-eyfferig ange - nommen / bewegt durch das gute Exempel deß Herꝛn Vat - ters / ꝛc. Was nit ein gutes Exempel der Eltern vnd Hauß - Herren fuͤr ein Wuͤrckung hat!
Samuel durch das gute Exempel ſeiner Eltern / Suſanna durch den guten Wandl ihrer Eltern / Iſaac durch das auffer - baͤuliche Leben Vatter vnd Mutter / Clara durch den H. Bey - ſpil ihrer Mutter Hortulana, Nicolaus Tolentinus durch den tugendſamen Vorgang ſeiner Mutter Amata, Ludovi - cus durch den Sitten-Spiegl ſeiner Mutter Blanca, ſeynd hoch / herꝛlich / heilig Himmliſch worden.
Wer biſt du / fragten einmahl die hoch-anſehliche Prie - ſter vnd Leviten Joannem in der Wuͤſten / dein Wandl hat etwas frembdes vnd vngewoͤhnliches an ſich / dein Heiligkeit kan auch zwiſchen den Bergen ſich nicht verbergen / Felſen vnd Stainkluͤppen geben dich vor ein Edlgeſtain auß / vnſere Bur - ger verlaſſen die Statt / die Bauren lauffen von ihren Huͤtten / vnd eylen alle zu dir in die Wuͤſten / alſo moͤchten vnſere Edl - Leuth / forderiſt groſſe Fuͤrſten vnd Herren / gern ein glaub - wuͤrdige Nachricht einnehmen / wer du ſeyeſt / dann ſie deß ſtar - cken Vorhabens ſeyn / dein Perſohn beſſer zu reſpectiren / tu quis es? biſt du der wahre / vnd vns laͤngſt verhaiſſene Meſ - ſias? ich bins nicht; biſt du Elias? auch nicht; biſt du ein Pro - phet / wol nit / mein di gratia, wir bitten dich hoͤfflichiſt / damit wir denen / die vns daher geſandt / moͤgen ein Contento geben /ſag107zum murren vnd vnverſchambten Reden.ſag an / wer bıſt du? Ego vox, ich bin ein Stimm / ſagt diſer wunderthaͤtige Buß-Prediger / ein Stimm? Joan - nes war ja ein Sohn Zachariæ? gebohren in Judæa? was dann / ein Menſch? glaub wol / von Haut vnd Bain? frag ein weil / wie kan er dann ein Stimm ſeyn? geht ihr nach Hauß / meine Herren Prieſter / vnd fein bald / zwar ihr ſeyt nicht weit her / vnd ſagt fein zu Jeruſalem / vnd anderwerts / daß Joannes ein lautere Stimm ſeye / dann alles an ihm prediget / ſeine mit Thraͤnen ſtaͤts quellende / vnd gen Himmel erhobene Augen ſeynd ein Stimm / welche prediget die Andacht / ſein magers vnd entfaͤrbtes Angeſicht iſt ein Stimm / welche prediget die Ehrbarkeit / ſeine harte vnd bereits verpomerte Knye-Schei - ben ſeynd ein Stimm / welche prediget das Gebett / ſeine bloſſe Fuͤß ſeynd ein Stimm / welche prediger die Armuth / ſein rau - che Cameel-Haut iſt ein Stimm / welche prediget die Verach - tung aller Wolluͤſten / ſein gantzer Wandl iſt ein Stimm / wel - che prediget die Pœnitenz vnd Buß.
Auff ſolche Gattung muͤſſen alle Vorſteher / abſonderlich die Eltern beſchaffen ſeyn / daß all dero gantzer Wandl / Thun vnd Laſſen ein Stimm iſt / welche zur Tugend anfriſchet / wann ſie ſolchergeſtalten werden Vocales ſeyn / iſt kein Zweiffel / daß nit die Kinder werden Conſonantes abgeben. Es muß ein Vatter nit allein mit Worten ſeine Kinder zu gehoͤriger Zucht vnd Andacht anlaiten / ſondern wol in acht nemmen / daß ſein gantzes Leben mit der Lehr uͤbereinsſtimme / auff daß er alſo ein lautere Stimm ſeye / die den Kindern prediget.
Bey dem Evangeliſten Marco geſchicht Meldung von einem armen / blinden Menſchen / welchem der HErꝛ JEſus das Geſicht wider erſtattet / aber es iſt wol zu mercken die Ma - nier oder Weiß ſolcher augewendter Chur / indem der HErꝛ auff ſeine Augen nit allein ein reinen Spaichel geworffen / ſon - dern auch zugleich die Haͤnd auffgelegt / daß alſo Mund vndMarc. 8. Haͤnd dem armen Tropffen geholffen / es iſt alſo nicht genug /O 2meine108Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasmeine Eltern / daß ihr euren Kindern vil gutes vnd Lehrreiches vorſagt / ſondern ihr muͤſt auch die Haͤnd brauchen / es ſelbſt im Werck erzaigen / was ihr mit dem Mund thut vnderweiſen.
Es iſt eine geweſt / welche ſtaͤts daher gangen mit vnder - geſchlagenen Augen / vnd gar recht / dann wann man dergeſtal - ten die Balcken fuͤr die Augen ziecht / ſo kan der Schau-er nit ſo bald ſchaden: ſie hat an allen Welt-Boſſen vnd Welt - Biſſen den groͤſten Abſcheuen getragen / vnd ob der geringſten vngereimbten Red ein wolgereimbte Schamroͤthe gezaigt / vnd gar recht / dann alle heilige Feyrtaͤg im Calender roth geſchri - ben ſeynd: ſie war gantz ehrbar in den Klaydern / vnd forde - riſt wol vmb den Halß bedeckt / vnd gar recht / dann ſolche Na - ckende beklayden iſt ein groͤſſers gutes Werck / als die Frembde beherbergen: ſie hat ſich gantz behutſamb von aller Geſellſchafft weckgeſchraufft / vnd gar recht / dann weit darvon iſt gut vor den Schuß deß muthwilligen Buebens Cupidinis: ſie iſt mit ge - woͤhnlichem Eyffer ſtaͤts in die Kirchen vnd Gottshaͤuſer gelof - fen / vnd gar recht / dann bey Tempeln mehr / als bey Toͤlpeln zu gewinnen: ſie hat alle Copulation vnd Cuppulation be - ſtaͤndig gewaigert / vnd gar recht / dann Chori Schweſtern doch mehrer gelten / als thori Schweſtern / endlich waiß ich nicht / durch was Wind diſes Liecht erloſchen / durch was Hitz diſes Graß zu Heu worden / durch was Gewalt diß Gebaͤu zu Bo - den gefallen / endlich iſt diſer Fiſch abgeſtanden / diſes Brodt ge - ſchimpelt / diſer Wein zu Eſſig worden / vnd in ihrem guten Vorhaben alſo wancklmuͤthig worden / daß an ſtatt der Archen GOttes der Philiſtæiſche Dagon den Tempel ihres Hertzens betretten / vnd folgſamb nach nichts anderſt getracht / als nach dem heyrathen / wie ſie dann bald ein Liebſten bekommen / wel - cher mit allen ſchoͤnen Worten vnd guldenen Verſprechungen ſie ſtaͤts bedient / weil ſie aber mit der Zeit verargwohnte / als waͤren es nur laͤhre Wort / alſo hat ſie ihm durch ein bekannte Perſohn ein verpetſchirtes Schaͤchterl zugeſchickt / welches er mit ſonderm Affect empfangen / vnd alſobald eroͤffnet / in dem eraber109Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasaber darinnen ein lebendigen Grillen / vnd weiter nichts gefun - den / kont er ihm wegen deß Grillen nit genug Mucken machen / vnd zoge ſolches bald in gute / bald in ein uͤble Außlegung / wuſt auch gar nit darauß zu kommen / woran er waͤre / biß er endlich ſolches ſeinem vertrauteſten Cammeraden entdeckt / vnd deſſent - halben ſeinen bekannten Witz vnd reiffen Rathſchlag ange - ſucht / welcher ihme dann vnverweilt diſe Antwort geben / mein Bruder / ſprach er / diſer Grill ſagt dir vil / diſes ſchwartze Som - mer-Voͤgerle ſingt vnd klingt ſtaͤts in gruͤn Wiſen vnd Wa - ſen / aber ſein Hall vnd Schall kombt nicht von dem ſubtilen Schnaͤberl / ſondern von dem zuſammen kleſchen der Fluͤgerl / carmen evibrat ab alis. Alſo mein lieber Bruder / diſe Jung - frau will halt dir zu verſtehen geben / du ſolſt das Maul nicht allein brauchen / vnd vil verſprechen / ſondern im Werck ſelbſt ſoll es erzaigen / vnd ſie freyen.
Das iſt ein Lehrſtuck fuͤr die Eltern / gut iſt es / wann der Vatter dem Sohn das trincken vnd ſpilen widerrathet / crapu - lam vnd trapulam fuͤr Laſter außgibt / aber Vatter das Maul nit allein; carmen evibrat ab alis, zaig du ſolches auch an dir.
Gut iſt es / wann der Vatter dem Sohn das faullentzen vnd vmbſchlentzen verbiet / muſas vnd Muſæa ihn lobt / aber Vatter das Maul nit allein / carmen evibrat ab alis: zaig du hierin faſt im Werck auch nicht das Widerſpil: Gut iſt es / wann die Mutter der Tochter das loͤfflen verbiet / vnd den Kohlloͤffel einrath / focum non proeum, aber Mutter das Maul nit allein / carmen evibrat ab alis, thut ihr fein auch nit das Widerſpil.
Ein Epicurus muß dem Zenocrati nit die Keuſchheit loben / ein Midas muß dem Diogeni nit die Armuth rathen / ein Heliogabalus muß einem Antonio in der Wuͤſten nicht von der Geſparſambkeit predigen / ein Nero muß einem He - rodi nicht die Sanfftmuth lehren / als muͤſt ihr Eltern eueren Kindern nit einrathen / was ihr ſelbſt nicht thut / ſondern ihr muͤſt ſelbſt einen frommen vnd vnſtraͤfflichen Wandl fuͤhren /O 3wann110Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegaswann ihr wollet / daß euere Kinder ſollen in der Forcht GOt - tes leben.
Gelt Joſeph / es hat dir getraumbt / Sonn vnd Mond / ſo gar auch die Stern thun dich anbetten? ja freylich / ſagt er / mich wundert aber deſſen ſo ſtarck nicht wegen der Stern / dann wie Sonn vnd Mond ſich gezaigt / haben die Stern nicht koͤn - nen anderſt thun / alſo wann Vatter vnd Mutter eyfferig bet - ten / dem H. Gottsdienſt oͤffters beywohnen / der heiligiſten Sacramenten ſich thailhafftig machen / ſo werden die Kinder deßgleichen thun. Vado piſcari, Joan. 21. ich gehe jetzt ein weil fiſchen / ſagt Petrus, vadimus & nos tecum, ſagen die andere Juͤnger / ſo gehen wir auch mit dir. Wann Obrigkeit vnd Eltern mit gutem vorgehen / ſo folgen die Undergebene gern nach.
Jhr Edl-Leuth / haͤtt euch bey einem Haar bald vergeſſen / da ihr doch groſſe Barocca tragt / euch vor allem ſteht wol an / mit einem guten Exempel dem gemainen Menſchen vorzuleuch - ten / vnd wo das nit iſt / ſo ſeyt ihr nit adelich.
Von Adam her iſt keiner beſſer als der andere / dann wir alle ins geſambt von Laim zuſammen gepapt / vnd ſchreiben vns alle von einem Stammen-Hauß / Mutter halber ſeynd wir ins gemain verbruͤdert vnd verſchweſtert / vnd kuß ich den Tag etlıchmahl mein Mutter die Erden: Vatter halber ſeynd auch groſſe Monarchen meine Bruͤder / dann alle thun betten: Vatter vnſer der du biſt in Himmel / dahero zu wiſſen / daß die hoͤchſte Stammen von geringen Stauden auffgewachſen / vnd der groſſe Donauſtrohm von einem ſchlechten Urſprung; groſſe Potentaten / wann ſie den erſten ihres Hauß wollen ſu - chen / ſo wird ſich ein gemainer Menſch anmelden / vnd ſeynd von Hacken vnd Pflueg die Scepter kommen. Als Adam ackerte / vnd Eva ſpann / wer war dann damahl ein Edlmann? niemand / ſondern derſelbige / welcher herꝛliche Tugenden / vnd vor andern Heroiſche Thaten erwiſen hat / iſt adelich genennt worden / worauß dann Sonnenklar erhellet / daß die Tugendeneinen111zum murren vnd vnverſchambten Reden.einen adlen. Weſſenthalben der Kayſer Maximilianus ei - nem ſchlechten Menſchen / nidrigen Herkommens / vnd ſeines Handwercks ein Lederer / doch aber bey gutem Mittel / gar ſchoͤn geantwortet / als ſolcher verlangte ein Edlmann zu wer - den / ditare te poſſum, nobilitare non, niſi te propria vir - tus nobilitet: Reich / ſagt der Kayſer / kan ich dich wol ma - chen / mein Kerl / aber adelich nicht / dafern dich deine aigne Tu - genden nicht adlen. Carolus der Fuͤnffte Roͤmiſche Kayſer / diſer Welt-beruͤhmte Monarch / diſer Oeſterreichiſche Hercu - les, diſer Teutſche Hanibal, diſer Chriſtliche Alexander pfleg - te zum oͤfftern ſeinen Cavaliren / die ſich von gutem Gebluͤt be - ruͤhmet / zu ſagen / ſanguis ruſticorum æq́ue rubet, der Bauren ihr Blut iſt auch roth / vnd offt Geſundheit halber ſchoͤner / als der Edl-Leuth / beſteht alſo der Adl in den Tugen - den / vnd nit in dem Gebluͤt.
Die ſaubere Hebreer / damit ſie Chriſto allen guten Nach - klang vnd Nahmen bey den Leuthen moͤchten ſtutzen vnd min - dern / haben Schimpffweiß von ihm außgeſagt / warumb man ihn doch mag ſo hoch achten / ſeye er doch nur eines Zimmer - manns Sohn / nonne hic eſt Filius fabri? ihr neydhaffte vnd vnverſchambte Geſellen / wer ſeyt dann ihr? ſeyt dann ihr hoch-vnnd wolgebohren? was / antworten diſe Hebreiſche Pfauen-Gemuͤther / wir ſtammen her von vnſerem Vatter A - braham, wann dem alſo / ſagt mein JEſus / opera Abrahæ facite, thut fein die Werck Abraham, folgt euerem Vatter nach / wo nit / ſo iſt euer vornehmes Herkommen nit ein Haller wehrt / ihr ſeyt keine Illuſtriſſimi, ſondern Abſurdiſſimi.
Jch kam auff der Raiß einmahl vngefehr in ein ſchoͤnes vnd wolerbautes Geſchloß / vnd ließ mich durch die Bediente / welches mit hoͤfflichſter Bitt geſchehen / anſagen / wie ich dann auch die Gnad gehabt vorzukommen / bevor aber / als man zur Tafel gangen / fuͤhrte mich diſer Edlmann in den obern Saal / welcher ſehr praͤchtig vnd koſtbar anzuſehen war / forderiſt we - gen der ſchoͤnen Gemaͤhl vnd alten Contrafehen ſeines Stam -men -112Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasmen-Hauß / da Pater, ſagt er / vnd deut mit dem Finger auff ein altes / vnd vom Rauch verdunckletes Bild / worauß ein al - ter graubartheter Taͤtl entworffen mit einem dicken / vnd weit - gebauſchten Kres / kurtzen Haaren / vnd zerſchnittenem Wam - mes / ꝛc. Pater ſchaut / diſer war der erſte auß vnſerem Hauß / der hat ſich ſo ritterlich gehalten bey Papia, daß man ihme / nach GOtt / die voͤllige Victori zugemeſſen / weſſenthalben er ſo ſtattlich nobilitirt worden. Diſer war mein Anherꝛ / der we - gen ſeines groſſen Verſtands vnd vornehmen Qualiteten mehr - mahl ein Geſandter worden bey groſſen Hoͤfen / ꝛc. Diſer / wie der Pater ſihet / hat ſich ſo tapffer gehalten / daß er Gene - ral worden / vnd hat er nicht wenig Tuͤrcken-Schoͤpff barbiret / ſchau der Pater, wer bin ich? weil ich wuſte / daß diſer von gar geringen Talenten oder Gaaben / vnd anbey noch ein Pol - troniſchen Wandl fuͤhrt / auch das obere Zimmer bey ihm gar ſchlecht außſpallirt / vnd im mittern Stock nur Haaſenbalg zu finden / alſo gedacht ich bey mir ſelbſt / da er prallte mit diſen Worten / Pater ſchaut / wer bin ich / gedacht ich / du biſt ein Narꝛ / geredt hab ich es nit / wol aber gedacht / du biſt nicht ge - ſcheid / wann du zu deinem Lob frembde Glory nimbſt / was hilfft es dich / wann dein Vatter zwey Augen gehabt / du aber biſt blind? was hilfft es dich / wann dein Mutter gerad gan - gen / du aber hinckeſt? was hilfft es dich / wann deine Vor-El - teren herꝛlich vnd ehrlich ſeynd geweſt / du aber nit? wann du von den Eltern das Leben haſt / vnd nit das loͤbliche / ſo biſt du nit adelich / ſondern du biſt wie jener von GOtt vermaledeyte Feigenbaum / welcher mit vilen Blaͤttern geprangt / aber mit keiner Frucht / du biſt wie der vnbeſonnenen Iſraëliter ge - ſchmeltzter GOtt / dann diſe das beſte vnd feineſte Gold herge - ſpendirt / damit darauß ſolt ein GOtt werden / vnd ſihe / exivit vitulus, da iſt ein Kalb herauß kommen / was Nutz vnd Glo - ry iſt es / wann deine Eltern guldene Leuth ſeynd geweſt / du aber ein Kalb worden / oder gar ein Ochſen-Kopff. Die H. Schrifft / das Goͤttliche Wort thut uͤber alle maſſen ſchmaͤhlenuͤber113zum murren vnd vnverſchambten Reden.uͤber den groſſen / groben / greulichen Limmel den Nabal, was er fuͤr ein Haupt-Vogl / vnd gar ein Folianten-Tremmel ge - weſt ſeye / gleichwol war er von einem guten Hauß / vnd von dem Stammen deß ſo ſehr beruͤhmten Cavaliers Caleb, welcher auß ſechsmahl hundert tauſend Menſchen allein mit dem Jo - ſue in das gelobte Land kommen / hat alſo dem Nabal, diſem feindſeeligen Puͤffels-Kopff nichts geholffen / daß er von gutem1. Reg. cap. 25. Gebluͤt ſich geſchriben / weil er ſeiner Vor-Eltern adelichen Tu - genden nit auch hat nachgefolgt.
Ein ſolcher Edlmann / der ſeiner Vor-Eltern adeliche Tugenden nit auch ſambt dem Blut erbet / kombt mir vor wie jener Praller / der in allweg die gemaine Leuth fuͤr verworffene Canalien gehalten / vnd nur ſein Hauß dem Babyloniſchen Thurn gleich geſchaͤtzt / diſer nahme auff ein Zeit ein Nuß ſambt der gruͤnen Hilſen vnd vnzeitigen Uberhuͤll / ſagte alſo / gebet acht / wie ich euch die drey Staͤnd / den Bauern-Stand / den Burger-Stand / vnd den Edl-Stand / ſo arthlich werde ent - werffen / erſtlich diſe gruͤne Hilſen bedeut den in Bauernſtand / diſe Hilſen muß man herab ſchoͤllen / alſo muͤſſen die Bauern auch geſchunden werden: die andere harte Schallen bedeutet den Burger-Stand / diſe Schallen iſt hart / weſſenthalben ſie muß auffgebiſſen oder auffgeſchlagen werden / alſo die Burger haben harte Koͤpff / derentwegen mit ihnen nit ſubtil zu verfah - ren iſt / der ſuͤſſe Kern aber bedeut den Edl-Stand / vnd beiſt zugleich die Nuß auff / findet aber wenig Kern / wol aber ein Wurm / welcher ihm in das Maul perorirt, pfuy Teuffel / ſagt er / vnd ſpeyt ihn wider auß / pfuy / pfuy / vnd abermahl pfuy / vnd hundertmahl pfuy ſag ich auch zu einem ſolchen Edl - mann / der ein Kern ſoll ſeyn von ſchoͤnen Tugenden / von herꝛ - lichen Thaten / von adelichen Sitten / vnd iſt darneben nur ein Wurm / der da nagen vnd plagen thut ſeine Underthanen.
Mein lieber Prall-Hanß / ich mag dich nit nennen illu - ſtriſſime, dann es iſt nit wahr / hoͤr was dir ein alter Paulus Minutius vnder die Naſen reibet: Parùm illuſtris eſt,Lib. 4.Pars II. Pqui114Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasqui præter imagines, & cognomen nil habet nobi - litatis.
Ein Frau / welcher die Natur ein Stieff-Mutter abgeben / indem ſie ein uͤbelgeſtaltes / vnd gar vngeſchaffenes Geſicht be - kommen / ein Fell gantz Braunaueriſch / ein Naſen ſo lang / daß man ſie koͤnte Athanaſia nennen / ſchiecklet in den Augen / daß ſie zum beſten fuͤr ein verlohrne Schildwacht taugte / dann ſie auff zwey Seiten zugleich konte außſchauen / uͤber vnd uͤber ge - tuͤpffelt in dem Angeſicht / welches ja gar ein ſchlechte Miniatur - Arbeit / groß im Maul / daß ſie faſt in der Gefahr ſtehet / es moͤcht ihr der Kopff einmahl zum Maul herauß fallen / bucklet auff dem Rucken / daß ihr alſo der Hochmuth von hindenher ge - wachſen / diſe von der Natur / jedoch durch ſondere Verhaͤng - nuß GOttes / zimblich beſchimpffte Frau prangt vnd prallt uͤber alle maſſen / was ihr Frau Mutter fuͤr ein ſchoͤne Dama ſeye geweſt / Helena vnd Zerobia haͤtten ſich muͤſſen vor ihr verbergen / der Schnee ſelbſt ſeye im Zweiffel geſtanden / ob er ſie an der zarten Farb uͤbertreffe / ja wann die ſchoͤne Aurora oder Morgenroͤth waͤr mit Todt abgangen / ſo haͤtt ihr Frau Mutter die Expectanz gehabt: O Bruta, ey du garſtiges Lar - ven-Geſicht deck dich zu / glaubſt du dann / dein Ungeſtalt ſeye geringer / weil dein Frau Mutter ſo ſchoͤn war / dero Maden - Sack bereits den Wuͤrmen zu einem Tummel-Platz worden. Ob ſchon dein Frau Mutter ein ſchoͤne Helena, ſo biſt du gleich - wol ein garſtige Hoͤll / ꝛc. pfuy.
Nicht ein geringere Torꝛheit iſt es auch bey manchen / wel - cher ein tadlhafften / vnd mit vilen Laſtern bekothigten Wandl fuͤhrt / in allem Wueſt herumb wielt / vnd dannoch beynebens mit auffgeblaſenen Backen das Gloria ſingt ſeines adelichen Herkommens / welches ihme doch mehr Schamroͤthe ſoll auß - treiben / vnd waͤr kein Wunder / es thaͤten die an der Wand hangende Contrafeh ſeiner adelichen Vor-Eltern vnd Anater mit lauter Stimm wehmuͤthig klagen vnd betauren / daß auff ihrem Stammen-Baum ein ſolcher wurmſtichiger Apffel / daßin115zum murren vnd vnverſchambten Reden.in ihrem Stammen-Hauß ein ſolcher zermoderter Traͤm / daß in ihrem Gebluͤt ein ſolche vngeſunde Ader entſproſſen: was helffen einem ſolchen die Glory vnd Ruhm ſeines Vatters / welche in ihm ſchon erloſchen; Der Cham iſt gleichwol als ein Boͤßwicht vnd nichtswehrtiger Geſell gehalten worden / ob ſchon ſein Vatter der Noë der alleredleſte Mann ware / ſo ge - ſchicht auch mehrmahlen / daß ein Baum auß einem Koͤnigli - chen Forſcht vnd Wald abgehauen / gleichwol zu einem ſchlech - ten Hackſtock wird / vnd alſo wegen ſeines Herkommens wenig Preyß darvon tragt. Das iſt wahr / vnd bleibt wahr / nobi - litas morum, plùs ornat, quàm genitorum, wer edl thut / der iſt edles Blut. Nobiliter vivens & agens, hæc nobilis eſt gens, das haiſt recht adelich gelebt / wo man nach Ehr vnd Tugenden ſtrebt / hat alſo gar vngereimbt jene Dama zu Baa - den in Oeſterreich einmahl geredt / daß ſie lieber wolt in der Hoͤll bey einem Edlmann ſitzen / als bey einem Bauern in dem Himmel / als ich ſolches einem Bauern erzehlte / wurd er hier - uͤber nit vnbillich erzuͤrnet / vnd ſagte endlich / er ſeye ſauberer als ein Edlmann / dann wann er die Naſen ſchneitze / ſo werffe er den Unflath hinweck / die Edl-Leuth aber faſſen ihn in ein Tuͤchel / vnd ſchieben in Sack.
Gebuͤhret demnach vor allen andern denen Hoch - vnd Wol-gebohrnen / denen Wol-Edl-gebohrnen / daß ſie der Gemain mit einem guten Wandl vorleuchten / mit adelichen Tugenden geziehrt ſeyn / den Glantz nit verduncklen / welchen ſie von ihren Vor-Eltern ererbt / ihrem adelichen Helm nit ein Schimpff anfuͤgen / den Preyß-vollen Nahmen ihres Hauß nit verſchimpffen / ſondern / mit einem Wort / adelich leben / das iſt / tugendſamb; Mit dergleichen ſeynd gantze Buͤcher ange - fuͤllt / gantze Chronic beſchriben / gantze Schrifften verfaſt / vnd zehlt man in dem Roͤmiſchen Brevir allein uͤber die 100. Hei - ligen / von denen das Officium gebett wird / welche alle vor - nehme Edl-Leuth waren / vnd von groſſen Haͤuſern vnd gutem Herkommen / nobiles, id eſt, noſcibiles per virtutem.
AN einem Mittwoch haben die vornehmeſte Prieſter zu Jeruſalem / benanntlichen die jenige / welche vorhero ſchon das hohe Prieſterthum verſehen / ein geſambten Rath gehalten / wie ſie doch JEſum durch einen Argliſt vnd ge - haimen Schlich moͤchten gefangen nemmen / dann ſie ſtunden in Sorgen / er moͤcht ihnen mehrmahl entgehen / wie ſie es ſchon oͤffters erfahren / zu dem wolten ſie nit offentlich die Haͤnd an ihn legen / auß Forcht / daß ein Auffruhr vnder dem Volck moͤcht entſtehen / als welches dem HErꝛn uͤber alle maſſen zu - gethan war / indeme ihn die maiſte fuͤr ein groſſen Propheten gehalten; es waͤre auch etwann nit laͤhr abgangen / dafern ſie ihn offentlich haͤtten ergriffen / daß nicht etliche mit Woͤhr vnd Waffen den HErꝛn geſchutzt haͤtten / auch haͤtten villeicht meh - rer / als der Malchus allein / eins fuͤr die Ohren bekommen; wie nun beſagte Prieſterſchafft mit Beyziehung anderer Schrifft - gelehrten / vnd auch deß Weltlichen Magiſtrats vnd hoher Richterſtell ſich vndereinander berathſchlagten / da hat ſich der ſaubere Iſcarioth laſſen anſagen / welcher dann mit aller Hoͤff - lichkeit eingelaſſen worden / allwo er auff Verhaiſſung eines Recompens in Gelt nach dero gnaͤdigen Diſcretion ſich frey - willig anerbotten / JEſum in ihre Haͤnd zu uͤberliffern / vnd zwar ohne einige Ungelegenheit / oder bevorſtehender Auffruhr. O Schelm! wegen deß Gelts.
Allhier laß dir gefallen / mein guͤnſtiger Leſer / einer gar feinen Comœdi beyzuwohnen / in welcher das groſſe Vermoͤ - gen deß verruchten Gelts ſattſamb entworffen wird / die vor -nehmſte117Judas der ſchlimme Hund verkaufft JEſum / ꝛc.nehmſte vnd Principal-Perſohn auff diſem Theatro iſt Præ - nobilis Dominus Aurelius Goldecker / natus Argentinen - ſis, der vertritt die Perſohn deß Mammons oder Gelt-Gotts; der ander iſt Perill: Dominus Juſtinus à Rechtberg, natus Veronenſis, diſer hat die Perſohn der Gerechtigkeit: Juſti - nus als die Gerechtigkeit will / daß alles ſoll recht vnd loͤblich in der Welt hergehen / vermoͤg Goͤttlicher vnd Menſchlicher Satzungen / vnd hat derenthalben ein ſcharpffen Kampff vnd Gezanck; Aurelius aber / oder das Gelt vergleicht alles iſt der Guͤte. Erſtlich ſteigt ein kleiner Knab auff das Theatrum, fallt vor dem Gelt nider / vnd ſingt ein Litaney nit mit heller / ſondern mehr mit hoͤlliſcher Stimm / folgenden lauts:
Apage ſchreyt Juſtinus auff / vnd verſetzt dem loſen Schelm ein ſolche Maulſchell / daß ihn der Teuffel uͤber das Theatrum hinunder gefuͤhrt / was / ſagt Juſtinus, ſolt das Gelt oder Gold allmaͤchtig ſeyn? ja / ja / antwort Aurelius, oder der Mam̃on, vnd es ſtehe zu probiren / nachdem ſie ſich beede nidergeſetzt / da erſchin auff dem Theatro ein junger Mopſus, welcher dann bald gefragt wurde / wer er ſeye / ich / ſagt er / hab geſtudirt das blaue vom Himmel / bin allzeit auff der erſten Banck bey der Thuͤr geſeſſen / mein Vatter haiſt Hannß Limmel / mein Nahm iſt Ferdinand Limmel / ſonſt von Stroh-Hofen gebuͤrtig / ꝛc. was dann ſein Anbringen ſeye / oder Verlangen / iſt die Frag / worauff er utcunque beſchaiden geantwortet / er ſeye reſol - virt ſein Stuͤckl Brodt zu verbeſſern / vnd halt derentwegen an vmb ein O vitium! vmb ein ehrliche Scharſi, es kan nichtP 3ſeyn /118Judas der ſchlimme Hundſeyn / ſagt Juſtinus die Gerechtigkeit / dann zu einem Ambt muͤſſen taugliche Leuth erkiſen werden.
Wie die Herren Baͤumer ein Reichstag gehalten / vnd darauff nach genugſamer Bedachtſambkeit zu der Wahl ge - ſchritten / einen Koͤnig zu erwoͤhlen / iſt endlich mit einhelligen Stimmen die Dorꝛnſtauden erwoͤhlt worden. Mit Gunſt ihr Herren Baͤumer / daß ich mich vnderfange einzureden / war - umb habt ihr zu ſolcher Hochheit nit den Oelbaum erkiſen / iſt es doch geſchehen / aber er hat widerumb reſignirt, vnd hat nit uͤbel gethan / dann ein Oelbaum geht mit Schmiralien vmb / vnd ein ſolcher taugt nit fuͤr ein Obrigkeit. Warumb habt ihr nicht den Feigenbaum erwoͤhlt? iſt es doch auch geſchehen / aber er hat es nit angenommen / hat zwar gar recht hierinfalls gehandlet / dann er immer zu ſuͤß iſt / vnd ein ſolcher taugt nicht vor ein Obrigkeit / weil diſe auch zuweilen ein ſauers Geſicht machen maß. Warumb habt ihr nit erwoͤhlt den Weinſtock? iſt es doch ebenfalls geſchehen / aber er hat ſich deſſen gewaigert / vnd hat gar wol vnd beſcheid gethan / dann ein Weinſuͤchtiger vnd Vollſauffer taugt nicht vor ein Obrigkeit / jetzt fallt es mir ein / vnd glaube deſſenthalben / daß ihr die Dorꝛnſtauden habt erwoͤhlt / welche auch diſe Hochheit angenommen / weil ſelbige voller Spitzen / dann warhafftig zu Aembtern vnd Digniteten follen fein ſpitzfindige Leuth / nit knoperte Tremmel / verſtaͤn - dige Leuth / nit vngeſchliffene Knaͤffel / qualificirte Leuth / nit plumpe Herbſt-Limmel genommen werden.
Herunder mit dir / vnd fein geſchwind / hat es gehaiſſen beym Zachæo, feſtinans, vnſer HErꝛ hat geſehen / daß diſer kleine Maſculus in der Hoͤhe war / der doch voller Partiten vnd Intereſſe geſteckt; diß ſolle noch allezeit embſig beobacht wer - den / daß man keinen in die Hoͤhe helffe / noch daroben laſſe / der da kleine Talenta, kleine Erfahrenheit / vnd groſſe Schelm - Stuck hat.
Joſeph in Egypten iſt alſo durch die Goͤttliche Gnad in den Welt-Ehren geſtigen / daß in dem weiten vnd braiten Koͤ -nigreich119verkaufft JEſum vmb Silber.nigreich Egypten alles durch ihn wurde regirt / alle hohe / ſtattli - che Aembter vnd Officia bey Hof vnd anderwerts konte er ver - geben / weil er dann der einige beym Bret geſeſſen / warumb daß er ſein Bruͤdern nit fortgeholffen? etwann den Bruder Ruben zum Obreſt-Kuchelmaiſter gemacht / da haͤtt man villeicht den Saffran erſpahrt: der Simeon haͤtt ja getaugt fuͤr das Contra - lor-Ambt? der Iſachar, ſo verdolmetſcht wird aſinus fortis, haͤtte ja koͤnnen Stallmaiſter ſeyn? dem Bruder Nephtali waͤr die Obreſt-Jaͤgermaiſterey nicht uͤbel angeſtanden / maſſen ſein Herꝛ Vatter Jacob ſolches im Geiſt vorgeſehen / da er ge - ſagt hat / Nephtali, cervus emiſſus, &c. der Bruder Gad kont ja Hof-Kriegs-Rath ſeyn / Gad accinctus præliabi - tur, &c. auff ſolche Weiß waͤren ſeine Herren Bruͤder gar wol accomodirt worden? Nichts / nichts / nichts / ſagt Joſeph / ſollen dergleichen meine Bruͤder haben / dann ſie ſeynd noch plumpe Phantaſten / wiſſen nichts / vnd koͤnnen noch nichts / als die Schaaf huͤten / ſie taugen nit / deſſentwegen mag / vnd ſoll / vnd muß / vnd will ich ſie nit promoviren.
Anno 1647. haben die Studenten / vnd forderiſt die Juriſten zu Avinion in Franckreich bey Faßnacht-Zeit einen Eſel zum Doctor gecroͤnt; erſtlich ſaſſe der Eſel auff einem gar herꝛlichen Wagen / ſo von 6. andern ſtarcken Eſeln gezogen wurde / diſer graue Candidatus hatte vor ſeiner ein uͤberauß groſſes außgebraites Buch auff einem Bulbret / worin er ſtaͤts mit vnbeſchreiblich groſſen Brillen geſchaut / neben ſeiner ſaſſe / in Philoſophiſchem Auffzug / der Plato vnd Ariſtoteles / als hochweiſe Promotores diſes Arcadiſchen Herꝛn / wurde alſo / in Beglaitung 2000. zu Pferdt vermaͤſcherirte Studenten / worunder ein groſſer Adl / durch die vornehmſte Gaſſen der Statt / mit allerſeits vngeſtimmen Gelaͤchter herumb gefuͤhrt / vnd endlich / in Gegenwart Hochfuͤrſtlicher Perſohnen / auff ei - nem hohen Theatro oder Buͤhn ſolenniter zu einem DoctorMaſen. in ſpecul. imag. c. 32. inaugurirt, welches Jhro Geſtreng dem neuen Doctor, vnd clariſſimo nec non Eſelio uͤber alle maſſen wolgefallen / eshat120Judas der ſchlimme Hundhat diſe Eſels-Promotion uͤber 3000. Gulden gekoſt. O GOtt / was ſagen die Armen hierzu!
Allhier diſer angeſtellte Faßnacht-Boſſen war allein da - hin angeſehen / daß ſie wolten durch ſolche Promotion zu ver - ſtehen geben / wie naͤrriſch / thorrecht / vngereimbt / ſchaͤndlich / ſchaͤdlich / ſchimpfflich es ſeye / wann man Eſel vnd Stroh-Koͤpff promovirt, darumb Rachel gar wol gehandlet / wie ſie auffs Stroh / worunder Goͤtzen-Bilder waren / geſeſſen / dann auff ein ſolchen Kopff gehoͤrt kein anderer Hut. Es ſchickt ſich alſo nit / ſagt Juſtinus zu diſem vngeſchickten Flegelium, daß er zu einem Ambt ſolle kommen wegen ſeiner allzugroͤſſen Unge - ſchicklichkeit.
Der Syriſche Koͤnig Benedad hat mit groſſer Kriegs - Macht Samariam vmbgeben / vnd dermaſſen hart vnd eng be - laͤgert / daß die aͤuſſerſte Hungersnoth darin entſtanden / vnd ein groſſe Anzahl der Menſchen / wegen Abgang leiblicher Nah - rung / darin verdorben / die Theurung iſt dergeſtalt gewachſen / daß ein Eſels-Kopff vmb 30. Silberling verkaufft worden; O wol elende Zeiten! allwo die Eſels-Koͤpff ſo vil gelten; Es iſt kein ſchlimmerer Zuſtand in einem Land / in einer Statt / in einer Republic, in einem Cloſter / ꝛc. als wann die Eſelskoͤpff in groſſem Werth ſeyn / wann Idioten den obern Sitz haben / vnd die grobe Bloͤck beym Bret ſitzen.
Der groſſe auffgeblaſene Limmel Goliath iſt mit Lantzen vnd Harniſch uͤber vnd uͤber bedeckt geweſen / derentwegen hat er den kleinen David geſpoͤttlet / vnd ihn vor ein Hunds-Bue - ben gehalten / aber David klein von Perſohn / groß von Gura - ſchi / zihlt / wirfft / trifft den eyſenen Maulaffen alſo an die Stirn / daß er gleich nidergeſuncken / vnd in das Graß gebiſſen / der lang genug ein Unkraut geweſen: Du fragſt aber / wie es habe koͤnnen geſchehen / daß Goliath gantz beharniſcht ſeye vom Kißlſtain verletzt worden? es antworten die mehreſte Lehrer / daß gedachter groſſer / vnd vngeheuere Pengl ſeye zwar voͤllig an gantzem Leib verpantzert geweſen / außgenommen vornheran121verkaufft JEſum vmb Silber.an der Stirn / allwo ihn nachmahlens der David getroffen. Dergleichen groſſe Hanſen / Hahn in Korb / Gimpel in Saltz - Vaß / gibt es noch mehr / welche in allem / mit allem / an allem verſehen / auſſer am Hirn vnd Stirn haben ſie nichts / dort iſt es laͤhr / dort iſt es de ſede vacante, derentwegen ſoll man di - ſe auff kein Weiß zu Aembtern promoviren / noch in die Hoͤ - he helffen.
Abraham im alten Teſtament gibt es gar deutlich an die Hand / was man ſoll halten im neuen Teſtament; dann als er ſeinen liebſten Sohn Iſaac auff dem hohen Berg wolte GOtt auffopffern / hat er den Knechten befohlen / exſpectate hic cum aſino, ſie ſollen mit dem Eſel herunder deß Bergs war - ten / vnd gar recht / dann ja die vngeſchickte Eſel nit in die Hoͤ - he gehoͤren: was nit Witz vnd Spitz hat / wo nur laͤhr / vnd nit Lehr iſt / wann amen vnd ſtramen beyſammen iſt / bleib her - unden / zu was dient ein Knopff in der Hoͤhe / wo nicht uͤberſich ein Spitz gehet / Spitzfindige vnd Gelehrte ſollen in allweg den Vorzug haben.
Jn dem Fall hat ein ewiges Lob verdient Petrus Koͤnig in Luſitania, diſer hat bey maͤnniglich den Nahmen eines Ge - rechten / deßwegen er alſo gluͤcklich regirt / daß / ob ſchon damahl alle vmbligende Koͤnigreich in Kriegsflammen ſteckten / ſein Koͤnigreich gleichwol in gewuͤnſchtem Friden vnd Freuden leb - te. Diſer pflegte zu ſagen / daß ein Land muͤſſe zwey Fuͤß haben / einer aber muß ſo groß ſeyn / als der ander / ſonſten thut es hin - cken; ein Fuß ſeye / das Boͤſe ſtraffen / der andere / das Gute belohnen / ſolches hielt er auff das genauſte / ja er war ſo ernſthafft / daß er ſtaͤts an ſeiner Guͤrtl ein Gaißl hangen hatte / zu zaigen ſein Juſtiz, er beſuchte zum oͤfftern das Koͤnig - reich / vnd ſo man ihm einen Schuldigen / oder Boͤßwicht vor - geſtellt / hat er ſich / auß lauter Eyffer der Gerechtigkeit / nit ent - halten koͤnnen / daß er ihn nit ſelbſt mit aigner Hand abgeſtraf - fet; er war aber hinwider dergeſtalten liberal, vnd freygebig gegen den Wolmeritirten / daß er in allweg ſuchte / dieſelbigePars II. Qmit122Judas der ſchlimme Hundmit Gnaden / mit Gutthaten / mit Promotion, mit Aembtern zu belohnen. Er hatte eineſt befohlen / man ſoll ihm die Guͤrtl weiter laſſen / damit er deſto fuͤglicher vnd beſſer koͤnne die Haͤnd außſtrecken / denen Wolmeritirten zu ſpendiren: ws aber ſolches nit beobachtet wird / iſt alles Unheyl zu beſorgen.
Was Schaͤden von denen Erdbidem herruͤhren / iſt ſchonSigon. l. 5. der gantzen Welt bekannt. Anno Chriſti 343. iſt die gantze / groſſe / weite / ſchoͤne / reiche Statt Neoceſaræa durch einen Erdbidem verſuncken. Anno 753. iſt durch die Erdbidem das gantze Land Meſopotamia dergeſtalten erſchuͤttlet worden / daß die Erd dreymahl in der Laͤnge zerſpalten. Item, vnder dem Bonifacio, dem IX. Roͤmiſchen Pabſten / iſt ein ſolche Erdbi - dem durch gantz Italia entſtanden / daß hiervon die mehreſte Gebaͤu vmbgeſtuͤrtzt / vnd zu Boden gefallen / ſo gar hat ſich der Pabſt auß Forcht / er moͤchte von dem Gemaͤuer uͤberſchuͤttet werden / zu Reate in dem Dominicaner Cloſter / mitten auffBeierling. lit. p. 473. einer Wiſen zur groͤſten Winterszeit / in einem von Brettern zuſammen geſchlagenen Huͤtl muͤſſen auffhalten. Anno 1509. iſt zu Conſtantinopel ein ſolche Erdbidem entſtanden / daßIbid. faſt alles zerſchmettert / vnd uͤber die 13000. Menſchen vmb - kommen. Anno 1590. den 7. September iſt zu Wienn ein ſolche Erdbidem geweſt / daß die Kirchen ſambt dem Altar / bey vnſer Frau zum Schotten / mitten voneinander zerſpalten / einEx ſexto tom. Civ. orb. terr. Thurn beym rothen Thurn vmbgefallen / worvon 7. Perſoh - nen zu todt geſchlagen worden / vnd wurde dazumahl kein Hauß gefunden / welches nit ſchadhafft ware.
Nun iſt ein Frag / woher ſolcher Gewalt / oder Erdbe - bungen herruͤhren? die Philoſophi ſeynd der einhelligen Auß - ſag / daß / wann ſich ein Lufft in die Erd verſchieſt vnd verſchlieſt / ſo ſuche er nachmahls auff alle Weiß ein Außgang / dann der Lufft / als ein ſo hohes Element / ſchambt ſich / daß die Erd / als ein ſchlechtes / nidriges / kothiges vnd beſudltes Element / ſoll ober ſeiner herꝛſchen / er ſchambt ſich deſſen / dahero er auff all - weg einen Außgang ſucht / vnd ſo er keinen findt / rotte er ſichzuſam -123verkaufft JEſum vmb Silber.zuſammen / vnd braucht ein ſolchen Gewalt / daß ſich die gantze Erd beweget / zerſpaltet / vnd ſo groſſer Schaden zugefuͤgt wird: was! ſagt der Lufft / ich bin ein ſo wackers / ſo ſubtiles vnd herꝛ - liches Element / vnd die Erd / ein ſo ſchlechte Sach / ſoll ober meiner ſeyn? das thue ich nicht.
Wann man manchesmahl die Meriten vnd Verdienſten nit anſchaut / ſondern etwann einem forthilfft / hinauff hilfft / der plump vnd plumbeus iſt / vnd muß ein wackerer / anſehli - cher / wolverſtaͤndiger Kerl vnden bleiben / daß erbittert das Gemuͤth / ſchmertzt das Hertz / verwirꝛt den Verſtand / zwingt den Will dahin / daß ein deſperats Vorhaben erwacht / wor - von nachmahls erfolgt / daß keiner mehr in einem Reich / in ei - nem Land / in einer Republic, in einem Cloſter / in einer Ge - main / Luſt vnd Lieb hat etwas guts zu thun / wann man ſihet / daß der boͤſere fortkombt / welcher die Fenſter einſchlagt / als der ſie einſetzt / daß der ehunder promovirt wird / der die Zech bezahlt / als der ſie macht / daß der mehrer gilt / welcher abbricht / vnd nicht der auffbaut: wann man wahrnimbt / daß ein Eſau dem Jacob, ein Lia der Rachel, ein Iſmaël dem Iſaac, ein Cain dem Abel, ein Judas dem Peter vorgezogen wird / wer hat Luſt nachgehends ſich wol / vnd gut / vnd ehrlich / vnd treu zu halten.
Martinus Schenkius, ein anſehlicher Hauptmann vnder der Spanniſchen Armee / hat ſich ſehr tapffer vnd ruhmwuͤr - dig gehalten in dem Krieg wider die Hollaͤnder / hat ſein Hel - denmuth erzaigt in der Schlacht bey Herdenberg / in Erobe - rung Prædæ, vnd viler anderer Orth / nachdem er aber geſehen / daß ihme ſchlechte vnd vnerfahrne ſeynd vorgeſetzt worden / vnd man ſeine ſtattliche Dienſt ſo wenig betrachtet / hat es ihm der -Weberus in in - ſtruct. Pap. geſtalten verſchmacht / daß er zu den Hollaͤndern uͤbergangen / vnd nachmahls den groͤſten Schaden den Spaniern zugefuͤgt. Dergleichen Beyſpil vnd Exempel waͤren in einer groſſen Men - ge beyzutragen / wo allemahl die vnbelohnte Treu in ein Un - treu außbrochen.
Q 2Seye124Judas der ſchlimme HundSeye ihm wie ihm woll / deß verlohrnen Sohns Bruder iſt es ſo gar nit vor uͤbel zu halten / daß er ſo ſtarck gemurꝛt wi - der ſeinen Herꝛn Vatter / vmb weil er dem ſchlimmen Buͤrſchl / ſo all ſein Haab vnd Gut mit Andln vnd Kandln verſchwendt / ein ſtattliche Mahlzeit gehalten / ihm aber / der ſich Tag vnd Nacht gefret / nit einmahl ein Braͤtl ſeye vergunnt worden. Wer will auff ſolche Weiß ſich wolhalten? wann die Knoͤpff mehr gelten / als die Roſen / wann der Rauch wehrter iſt / als das Feur / wann die Stauden hoͤher geſchaͤtzt werden / als die Baͤumer / wann die Karren mehrer ſeynd / als die Waͤgen / wer ſolt ſich deſſen nit beklagen?
Es ſoll allerſeits hergehen / wie auff einer Geigen / auff diſer werden vilerley Saiten geſpannt / grobe / ſubtile vnd mit - tere / welche aber auß diſen iſt die erſte / vnd welche die letzte? Antwort / die ſubtile Saiten iſt die allererſte / diſe geht voran / die grobe gehoͤrt auff die letzt; Mit den Sitten ſoll man vmb - gehen / wie mit den Saiten / grobe vnd vngeſchlachte Sitten ſoll man jederzeit nachſetzen / die ſubtile aber voran / vnd ſoll Kunſt vil mehr woͤgen / als Gunſt; Ein Land / ein Repu - blic, ein Statt / ein Gemein / ſoll beſchaffen ſeyn / wie jene Ma - tron, welche Joannes geſehen in Apocalypſi, diſe war beklay - det mit der Sonnen / zwoͤlff Stern ober ihrem Haupt / vnd der Mondſchein vnder den Fuͤſſen / durch die Stern werden bedeut die hocherleuchte Maͤnner / deßwegen ſeynd ſolche in der Hoͤhe / durch den Mond wird vorgebildet ein vngeſchickter vnd plum - per Phantaſt / ſtultus ut luna mutatur, dahero ſolcher hin - under gehoͤrt.
Weil du dann bekannter Mopſe, ſagt Juſtinus, nichts geſtudirt / vnd dein Kopff einem Kraut-Topff gleichet / weil du nur gradirt zu Paden, vnd nicht zu Padua, weil du nur Do - ctor biſt worden zu Narꝛbona, vnd nicht zu Liſabona, weil du mit dem Neſcio alle Fragſtuck ſolvireſt / vnd nit ſalvireſt / vnd dein Verſtand ſo glat florirt / wie das Florentiner-Gebuͤrg / iſt alſo dein Beſchaid: es kan nit ſeyn.
Hierauff125verkaufft JEſum vmb Silber.Hierauff erhebt ſich von ſeinem Seſſel der Aurelius oder Mammon, vnd wiſcht mit einem Beutl Gelt herauß / ſtreicht dem Monſieur Juſtino ſolchen zweymahl vmb das Maul / vnd ſteckt ihme nachmahls ſolchen in ſein Sack / worauff alſobald Juſtinus mit andern Worten auffgezogen / nemblich: es kan gar wol ſeyn / vnd es ſoll ſeyn / dann ob ſchon diſer Menſch wenig geſtudirt / ſo zaig er doch ein ſtattliches Cerebell, er wird anſehlich vor das Ambt taugen (beſſer geredt / das Ambt wird fuͤr ihn taugen) O vermaledeytes Gelt! nun gilt Pluto mehr / als Plato, nun machen Patzen auch ein Pazo zum Doctor, nun promoviren die Aurei auch ein auritum Aſinum zu Digni - teten / nun helffen die Thaler einen auff den Berg / nun gilt Argentum mehr / als Argumentum, nun muß man nit al - lein / wie die Iſraëliter / ein guldenes Kalb verehren / ſondern auch ein ſolchen guldenen Ochſen-Kopff / nun machen die Gro - ſchen einen zu einem Groſſen / nun helffen Munera zu Munia. O verfluchtes Gelt!
Gelt macht Affect in der Welt / Gelt macht Effect in der Welt / Gelt macht Infect in der Welt / Gelt macht Defect in der Welt / Gelt macht Profect in der Welt / vnd Gelt macht Præfect in der Welt. Haſt Gelt / ſo kombſt fort / haſt keins / ſo bleib dort / haſt Gelt / ſo ſetz dich nider / haſt keins / ſo bin ich dir zu wider / du verdambtes Gelt / auff ſolche Weiß ma - cheſt du Stolones zu Salomones.
Es waren einsmahls etliche Competenten zu einem gu - ten vnd wolertraͤglichen Ambt beruffen / damit man aber moͤcht erkennen / welcher auß ihnen der witzigiſte / vnd hierzu der taug - lichſte waͤre / iſt ein Examen von drey gelehrten Maͤnnern an - geſtellt worden / welche einem jeden in der Stille / vnd in das Ohr ein Frag auß dem Jure Civili vorgetragen / mit dem Ver - haiß / wer es zum beſten ſolviren werde / dem ſoll das vaciren - de Ambt verlyhen ſeyn / einer auß den Competenten war ein vnverſtaͤndiger Knoſpinianus, vnd Haubt-Idiot, welcher garQ 3nit126Judas der ſchlimme Hundnicht wuſte / ob Zachæus vnd Zacharias zweyerley Nahmen ſeyen / vnd glaubte / Epiphania ſeye deß Herodis Saug-Am - mel geweſt / er wuſte ſo gar nit / an was vor einem Tag daſſelbi - ge Jahr der Charfreytag falle / ſolchem Mopſo gab ein Exami - nator ein Fragſtuck in die Ohren / auff welches aber der Phan - taſt nit geantwort / ſondern hinwider gantz behertzt dem Exa - minatori, ohne weiters nachſinnen / mit diſen Worten begeg - net / auch gantz in das Ohr / Herꝛ ſeyt auff meiner Seyten / vnd helfft mir dißmahl fort / mit 100. Thaler will ich mich per par einſtellen. Warhafftig / ſchreyt der Examinator auff / nit oh - ne ſondere Verwunderung / warhafftig / diſer hat die Que - ſtion auff das allervollkommeneſte mit wenig Worten nach allem Contento ſolvirt (aber ſolvere haiſt auch bezahlen) iſt demnach billich / daß er allen andern ſoll vorgezogen werden. O vermaledeytes Gelt / du vermagſt alles in der Welt / derent - halben man dir noch den Titul gibt / allmaͤchtiges Gold.
Mammon zimblich ſtoltz vnd uͤbermuͤthig wegen der O - berhand / ſetzt ſich widerumb nider / darauff ſteigt ein ſehr wol - beklaydter Foreſtir, vnd junger Gentil Huomo auff das Theatrum, diſer tragt den Hut nur auff halbem Kopff / ſprei - tzet die Ellenbogen herauß / als wolt er helffen dem Atlanti die Welt-Kugel tragen; Juſtinus fragt gleich / wer er ſeye? ich / gab er zur Antwort / raiß in die Laͤnder / etwas zu ſehen vnd zu erfahren / damit man mir nit moͤge ſchimpfflich vorwerffen / ich ſeye uͤber meines Vatters Zaun nit geſtigen / ich bin in mei - nem Vatterland nit in geringem Anſehen / alle meine Freund - ſchafft ſtehet in Hochfuͤrſtlicher Ambts-Verwaltung / mein Nahm iſt Joannes, Adamus, Richardus, Salluſtius von Pflug-Eck / ꝛc. was er dann begehre / fragt ferners Juſtinus? der laſt ſich verlauten / als moͤcht er gar gern mit diſer jungen Tochter in Bekanntſchafft kommen / vnd dero lieben Anſprach vnd wehrte Geſellſchafft genieſſen / ꝛc. es kan nicht ſeyn / war der Beſchaid / GOtt behuͤts / es ſoll gar nit ſeyn / die Ehr eines jungen Maͤdls iſt uͤber alles.
Jacob127verkaufft JEſum vmb Silber.Jacob vnd Eſau zanckten miteinander / wer vnder ihnen ſoll den Vorgang haben / die Apoſtlen woͤrtlen miteinander / wer vnder ihnen ſoll Major haiſſen / aber mit dem Jungfrau - Stand braucht es kein weitlaͤuffiges Wort wechßlen / noch di - ſpudirens / er geht ohne das allen anderen vor.
Der Eheſtand iſt ein Acker / der Wittibſtand iſt ein Gar - ten / der Jungfrauſtand iſt ein Paradeyß.
Der Eheſtand iſt ein Bley / der Wittibſtand iſt ein Sil - ber / der Jungfrauſtand iſt ein Gold.
Der Eheſtand iſt ein Stern / der Wittibſtand iſt der Mond / der Jungfrauſtand in die Sonn.
Der Eheſtand iſt ein Dorff / der Wittibſtand iſt ein Marck / der Jungfrauſtand iſt ein Statt.
Der Eheſtand iſt ein Waſſer / der Wittibſtand iſt ein Bier / der Jungfrauſtand iſt ein Wein.
Der Eheſtand iſt ein Tuͤrckes / der Wittibſtand iſt ein Rubin / der Jungfrauſtand iſt ein Diamant.
Der Eheſtand iſt ein Leinwath / der Wittibſtand iſt ein Taffet / der Jungfrauſtand iſt ein Atlaß.
Der Eheſtand iſt Menſchlich / der Wittibſtand iſt hei - lig / der Jungfrauſtand iſt Engliſch.
Der Eheſtand iſt gut / der Wittibſtand iſt beſſer / der Jungfrauſtand iſt der beſte.
Exod. 25. cap. hat der Allmaͤchtige GOtt dem Moyſi befohlen / er ſoll in dem Tempel ein guldenen Leichter verferti - gen / mit dem Geding / daß die außgeſtreckte Armb / worauff die Kertzen ſtecken / ſollen geformirt ſeyn / wie die Lilien / lilia ex ipſo procedentia, &c. dardurch zu zaigen / daß nichts meh - rers oder ſchoͤners in der allgemainen Kirchen leuchte / vnd ſcheine / als der Jungfrauſtand / welcher durch die Silberweiſſe Lilien entworffen wird / derentwegen vnder den 12. zwoͤlff Him - mels-Zaichen auch der Loͤw gleich vor der Jungfrauen / damit er / weil von diſem Thier glaubwuͤrdig geſagt wird / als ſchlaffe es mit offnen Augen / ein wachtſame Schildwacht abgebe / diſes ſo koſtbaren Schatz der Jungfrauſchafft.
Die128Judas der ſchlimme HundDie Jungfrauen ſeynd lobwuͤrdig / vnd dannoch nix zu achten / ſie ſeynd ehrenwuͤrdig / vnd dannoch ſeynd ſie nix wehrt / ſie ſeynd preyßwuͤrdig / vnd dannoch ſeynd ſie nix nutz. Verſtehe mich aber recht / nix iſt ein Lateiniſch Wort / vnd haiſt auff Teutſch / ein Schnee / gleichwie nun der gebenedeyte JE - ſus auff dem hohen Berg Thabor mit einem glorreichen Klayd geprangt / welches gefaͤrbt war wie der weiſſe Schnee / veſti - menta ejus facta ſunt alba ſicut nix, alſo kan ein junge Toch - ter mit keiner beſſern Tracht auffziehen / als mit dem weiſſen Habit der Jungfraͤulichen Ehren / welche forderiſt von dem hoͤchſten GOtt mit ſo groſſen Gnaden privilegirt.
Die Guͤrtl deß H. Colomani hat auff den heutigen Tag noch diſe wunderſeltzame / vnd von dem Allmaͤchtigen erthailte Eigenſchafft / daß ſie dem allerdickeſten vnd faiſtiſten Leib / da - fern ſolcher noch mit Jungfraͤulicher Zierde begabt / nit zu eng / ſondern kan ſich einer gar leicht mit derſelben vmbguͤrten / bey welchen aber die Lilien der Jungfraͤulichen Ehr verwelcket / ſoPag. fol. 361. er auch ſo mager vnd duͤrꝛ ſoll ſeyn / faſt wie ein Ladſtecken / ſo wurde ihm doch beſagte Guͤrtl zu eng ſeyn.
Jn dem beruͤhmten Hertzogthum Bayrn iſt ein gnaden - reiches Gotts-Hauß / Æthal genannt / allwo die Bildnuß der Mutter GOttes von purem Silber zu ſehen / von dero gantzPetra ſanct. c. 12. de mirac. glaubwuͤrdig erzehlt wird / daß auch derſtaͤrckeſte Menſch ſelbi - ges Bild nicht koͤnne in die Hoͤhe heben / ſolches aber ein reine Jungfrau / ob ſchon ſchwach vnd klein / gar leicht zu wegen bringe.
Daß GOtt der Allmaͤchtige den jungen Raaben in ih - rem Neſt ſo gnaͤdig iſt / vnd ſie / als dazumahl arme / verlaſſene Waißl / ſo wunderbarlich ernaͤhrt / wundert mich ſo ſtarck nit / maſſen diſe junge Galgen-Voͤgl zur ſelben Zeit noch weiſſe Fe - dern tragen / als ein Jungfraͤuliche Liberey / auch dazumahlen noch nichts vmb das ſtinckende Aaß wiſſen / wie es aigentlich den Jungfrauen gebuͤhrt / derenthalben ſie der Allmaͤchtige GOtt alſo reſpectiret. Die H. Jungfrau Paula, ins gemainBar -129verkaufft JEſum vmb Silber.Barbata genannt / wie ſie gar zu hefftig von einem Juͤngling / wegen ihrer ſo ſchoͤnen vnd wolgeſchaffenen Geſtalt wurde ge - plagt / vnd ihr faſt auff eine vnſinnige Weiß nachgeſtellt / hat ihr Zuflucht genommen in die Kirchen / allwo ſie vor einem Crucifix-Bild ſolche groſſe Betrangnuß mit eyffrigen Thraͤnen beklagt / welcher dann vnder wehrendem Gebett ein ſolcher vn - geformbter Barth gewachſen / daß ſie dem groͤbeſten Holtzha - cker gleich ſahe / welches dem gailen Juͤngling all ſein Muth be - nommen / vnd Paula durch diſen Barth ſicherer / als Paulus durch ſein Korb der Gefahr entrunnen. Jn ſolchem Werth iſtPag. lib. 2. fol. 44. bey dem Hoͤchſten die Jungfrauſchafft / daß er ſie mehrmahlen gantz wunderbarlich zu retten pflegt.
Kein Vogl ſoll gailer vnd verliebter ſeyn / als die Tau - ben / ſagt Albertus Magnus, wie das ſtaͤte vnd faſt immerweh - rende Schnabl wetzen vnder ihnen / dahero columba ſo vil / als colens lumbos haiſſet / auch wird der Triumph-Wagen der ſaubern Venus mit zwey Tauben beſpannter gemahlt / weſſent - halben GOtt im alten Teſtament ordentlich verbotten / man ſolle ihm kein Tauben opffern / wol aber pullos columbarum, junge Tauben / welche noch im Neſt ſitzen / vnd noch nichts wiſ - ſen vmb das ſchnaͤblen vnd liebkoſen / alſo iſt der Außſpruch Theodoreti in levit. queſt. 1. welches ein gar deutliche Zeug - nuß iſt / wie GOtt der HErꝛ den Jungfrauſtand ſo hoch halte.
Jm gantzen Koͤnigreich Spanien ware Maria Coronel, Geſtalt vnd Schoͤnheit halber / die alleraußerleſneſte / weſſent - wegen ſie von Petro, Koͤnig zu Caſtel, auffs aͤuſſeriſt ange - fochten worden / vnd faſt nit mehr moͤglich ſcheinte ihm zu ent - trinnen / das letzte Mittl war diß / daß ſie die Cloſter-Jung - frauen daſelbſt inſtaͤndig gebetten / ſie ſollen ſie in ein Gruben ihres Gartens verbergen / vnd mit Erd verhuͤllen / biß vnder - deſſen die vngezaumte Hitz diſes Koͤnigs nachlaſſe / welches dann auch alſo geſchehen / vnd wie gleich hierauff der vergaffte Monarch in den Garten geloffen / etwann derentwegen in der Gehaim verſtaͤndiget / hat er im wenigiſten nit koͤnnen wahr -Pars II. Rnemmen /130Judas der ſchlimme HundConzaga in Prov. beaticæ de Conv. S. Agnet. Hiſpal. nemmen / noch finden / wo doch gedachte ſchoͤnſte Helena muß verborgen ſeyn / maſſen durch Goͤttliche Schickung augenblick - lich auß der Erden / wormit ſie in etwas bedeckt war / der ſchoͤn - ſte gruͤne Peterſil in der Menge herauß gewachſen.
Wie Chriſtus der HErꝛ nacher Bethania kommen / ſo ſeynd ihme zwey Schweſtern entgegen gangen mit naſſen Au - gen / mit ſchwartzem Flor / mit traurigen Geſichtern / mit auff - ſtoſſenden Seufftzern / mit weiſſen Tuͤchlen in Haͤnden / mit halb gebrochenen Worten den HErꝛn angeredt / O Domine, O HErꝛ / wann du halt waͤreſt da geweſen / ſo haͤtten wir vnſern lieben Brudern nit verlohren / der guͤtigſte Heyland laſt ihm alſobald das Grab zaigen / mit der troͤſtlichen Zuſag / er wolle ihn von Todten erwecken / ſo bald ſolches die adeliche Jungfrau Martha (dazumahl hat mans noch nicht Fraͤule genennt) ver - nommen / ſagt ſie geſchwind darauff / jam fætet, pfuy / mein HErꝛ / er ſtinckt ſchon / ſchau / ſchau / ſo kan das Jungfrau-Zim - mer nichts uͤbels riechen / wol ein haickliches Naſen-Geſchirꝛ! Aber in der Warheit ſoll ein jede ehrſame Jungfrau alſo geſitt vnd geſinnt ſeyn / wann ſie einen uͤppigen Menſchen vermerckt / der nach Bocks-Balſam ſchmeckt / pfuy / ſoll ſie ſagen / jam fæ - tet, er ſtinckt / wie Holofernes, er mufft / wie der Ammon, er boͤckelt / wie der Abimelech, er braͤndlet / wie Herodes, deſ - ſentwegen iſt nit ſicher nahend bey ihme zu ſeyn / es iſt nicht zu trauen / dann die Jungfrauſchafft / weil ſie in hoͤchſtem Preyß vnd Werth gehalten wird / vnd allein von dem Himmel das ſtattliche Privilegium hat / daß ſie dem ſchneeweiſſen Lamb GOttes auff den Fuß nachtritt / erfordert allemahl / daß man haicklich mit ihr vmbgehe.
Die H. Jungfrau Gertraud wird jederzeit / als ein Abb - tiſſin / mit einem Stab entworffen / an welchem etliche Maͤuß auffkriechen / die Urſach deſſen ſuch der Leſer in der Lebens-Be - ſchreibung erſtbenennter Heiliger / dißmahls iſt das ſchon ge - nug / daß die Bildnuß beſagter H. Gertraud niemahlen ohne Maͤuß vorgeſtellt wird. Das muͤſſen die Jungfrauen wol inObacht131vetkaufft JEſum vmb Silber.Obacht nemmen / wann ſie Gern-traut haiſſen / vnd ſo vn - behutſamb faſt allen gern trauen / daß ſie von Maͤuſen genug / vnd zwar von groſſen / kecken / frechen / freyen Maͤuß-Koͤpffen werden angefochren; Die Dina, deß Jacobs friſche Tochter vmb Bericht / deſſenthalben ſoll ein Jungfrau ſeyn / wie ein Duck - Andtel / ſo bald ſolches der Leuth anſichtig wird / ſo duckt es ſich vnder das Waſſer / vnd verbuͤrgt ſich; die Jungfeauen ſollen die Maͤnner lieb haben / Holla! verſteht mich recht / die ſtrohe - ne / vnd von Fetzen zuſammen geſchopte Maͤnner / welche die Bauren zu Abtreibung der Voͤgl in den Aeckern vnd Gaͤrten auffrichten / alſo ſolt ihr einiges Abſehen dahin geſtellt ſeyn / wie ſie loſe / vnd mehrmahl vnverſchambte Extz-Voͤgl moͤgen abtreiben.
Majolus ſchreibt von einem wunderſeltzamen Baum in dem Pudefetaniſchen Reich / welcher ins gemain genennt wird der Jungfrau-Baum / was maint ihr aber / hat der Baum fuͤr ein Eigenſchafft? villeicht kan man auß diſem Holtz nichts an - derſt ſchnitzlen / als Loͤffel? ey das nit / dann loͤfflen ſchickt ſich nit vor die Jungfrauen / villeicht tragt er ein Rinden / wie die Buͤr - cken-Baͤumer / daß man darauff kan Buel-Brieffel ſchreiben? das noch weniger / dann ſolche Cantzley gehoͤrt nit fuͤr die Jung - frauen: villeicht / wann man auß diſem Holtz ein Thuͤr-Ge - ſchwoͤll macht / hat es die Wuͤrckung / daß jede / ſo kein gerechte Jungfrau iſt / muß den Fuß brechen? ey wol nit / das waͤr grob; O GOtt! wie vil traff man krumpe Menſcher an: villeicht / wann man auß diſem Holtz Zaͤhnſtuͤhrer macht / ſo waͤſſern ih - nen die Zaͤhn nach dem heyrathen? auch diß nit: ſondern in der Provinz Pudefetania wachſt ein ſolcher Baum / wie auch Petra Sancta darvon ſchreibt / daß / wann man denſelben nur will anruͤhren / ſo zuckt er die Naͤſt zu ſich / vnd ſo man von dem - ſelben wider abweicht / ſo ſtreckt er ſeine Naͤſt gantz frey auß / wie zuvor / derentwegen wird er genennt Arbor pudoris, der Jungfrau-Baum / oder ſchamhaffte Baum.
Auff ſolche Arth / vnd gar nicht anderſt / ſollen die Jung -R 3frauen132Judas der ſchlimme Hundfrauen genaturt / vnd beſchaffen ſeyn / wann ſie wollen den koſt - baren vnd Engliſchen Schatz der Jungfranſchafft erhalten / welcher ſo haicklich / als ein Spiegl / der von geringſtem Athem (ich ſag nicht Adam) verduncklet wird. So haicklich / wie ein Liecht / ſo von geringſtem Windblaſer (ich ſag nicht Blaſio) außgeloͤſcht wird; ſo haicklich / wie ein Schnee / der von einer liechten Sonnen (ich ſag nit Sohn) zerſchmeltzt wird / dahero nicht gar vngereimbt einer Jungfrauen zu rathen / daß ſie ein Hunds-Arth (ey pfuy) ſoll an ſich nemmen / dann ein Hund pflegt bey naͤchtlicher Weil auch den Mond anzubellen / alſo ſoll ſie auch ein Mann anſchnarchen / vnd ſaur anſehen.
Ein Jungfrau thaͤt ſehr weißlich / wann ſie auch ein naͤrri - ſche Natur an ſich nemme / dann Levinus Lemnius ſchreibt Part. 1. fol. 3. daß er habe ein Hypocondrijſchen Phanta - ſten gekennt / der ihme gaͤntzlich die Einbildung gemacht / als ſey er von lauter Glaß zuſammen gefuͤgt / weſſenthalben er im gehen vnd ſtehen ſehr behutſamb vmbgangen / vnd konte man ihn auff kein Weiß noch Gewalt dahin verhalten / daß er ſich ſolte niderſetzen / weil er ihm hefftigiſt geforchten / es moͤchte Truͤmmer geben. Ein ſolche Einbildung waͤr nit uͤbel bey den jungen Toͤchtern / wann ſie fein oͤffters die aigne Schwachheit vor Augen ſtellten / vnd ſich dem gebrechlichen Glaß nicht vn - gleich ſchaͤtzten / dann Gluͤck vnd Glaß / wie bald wird ein Jungfrau zu was? Gleich wie nun der Allmaͤchtige in Erſchaf - fung der Welt alſobald das Liecht von der Finſternuß entſchei - den / diviſit lucem à tenebris, alſo iſt auch nichts rathſamers / als daß auch Lucia à tenebrionibus ſoll abgeſoͤndert ſeyn.
Die Jungfrauen ſeynd noch allemahl in groͤſten Ehren gehalten worden / auch hat man ſie ſchier angebettet / wie die Goͤtzen-Bilder / es waͤre aber einsfalls nit gar vnfuͤglich / wann ſie ſich / wie die Goͤtzen-Bilder ſtellten / dann von ihnen ſagt die H. Bibel / aures habent, & non audient, oculos habent, & non videbunt, manus habent, & non palpabunt, &c. ſie haben Ohren / vnd hoͤren nit / ſie haben Augen / vnd ſehen nit /ſie133verkaufft JEſum vmb Silber.ſie haben Haͤnd / vnd fuͤllens nit / ꝛc. O Pater, ſagt ein ſchnaderi - ſche Jungfrau / euer Mainung iſt ſehr wurmſtichig / dann er muß vor gewiß halten / daß manche Jungfrau zur Geſellſchafft geht / vnd wider darvon / als wie die Sonnenſtrahlen durch ein Miſtlacken / worvon ſie im wenigiſten beunreiniget wird / con licenza, mein junge Goſchangula, ſo ſeyt ihr gantz vnd gar beſchaffen / wie der Altar im alten Teſtament / auff dem / durch Goͤttlichen Befelch / das Feur ſtaͤts muſte brinnen / da doch der - ſelbe Altar von lauter Holtz ware / vnd gleichwol durch ein Wunderwerck vom Feur nie verletzt worden / die Urſach ware /Markes. Quareſ. fol. 319. weil beſagtes Holtz auß dem Paradeyß geweſen / weſſentwegen es vom Feur keinen Schaden koͤnnen leyden. Alſo ſeyt ihr auch ein Jungfrau auß dem Paradeyß / ich glaub aber ehunder von Pariß / vnd ſo man / nach Plinij Außſag / die Einkuͤrn nicht anderſt fangen kan / als in der Schoß einer gantz gerechten Jungfrauen / ſo wurde vermuthlich mit euch gar ein ſchlechte Jagd angeſtellt werden: iſt demnach weit beſſer / wann die Jung - frauen haicklich ſeynd / dann haicklich vnd heilig / ſeynd zwey Bluts-Verwandte.
Allen Jungfrauen zu einer rechten Nachfolg hat die uͤber - gebenedeyte Mutter GOttes Maria, als ſie eylfertig / nit lang - ſamb / ſondern gantz hurtig uͤber das Gebuͤrg gangen / in dem Hauß Zachariæ ihre liebſte Maimb oder Baaß freundlichiſt gegruͤſt / es ſteht aber an keinem Orth regiſtrirt, daß ſie ihren Voͤttern Zachariam haͤtte auch bewillkombt / woran ſich alle rechtſchaffene Jungfrauen ſollen ſpieglen / wie behutſamb ihr Wandl ſeyn ſolle.
Was der verruchte Iſcarioth den Juͤdiſchen Schoͤrgan - ten vnd Lotters-Knechten eingerathen / als er zu ihnen geſagt / tenete eum, & ducite cautè, greifft ihn an / vnd fuͤhrt ihnMarcl 14. c. behutſamb: das ſollen auch alle Jungfrauen ins gemain ihnen laſſen geſagt ſeyn / cautè, fein behutſamb geht mit euerer Ehr vmb / cautè, behutſamb in Augen vnd Ohren / wann ihr wolt bleiben außerkohren / behutſamb im gehen vnd ſtehen / wannR 3ihrs134Judas der ſchlimme Hundihrs nit wolt uͤberſehen: cautè, behutſamb in allen Dingen / wann ihr wolt die Ehr darvon bringen.
Salomon war ſo reich / daß er ſo vil Silber / als Stain zu Jeruſalem hatte / gleichwol iſt diſer Schatz weit minder zu ach - ten / als die Silberweiſſe Jungfrauſchafft / dahero ſo vil tapffe - re Gemuͤther / vnd Heroiſche Hertzen auff das aͤuſſerſte ſich be - muͤhet / mit allen erdencklichen Mittlen gedachtes Kleinod zu erhalten.
Surius ſchreibt von zwey adelichen Toͤchtern im Fuͤrſten - thum Lombardia, wie ſolche ehrliebende Kinder / in dem Ein - fall der Barbariſchen Voͤlcker / zu Schirmung ihrer Jungfraͤu - lichen Zierde folgenden Argliſt erſonnen / benanntlich hat ein jede auß ihnen gantz junge vnd geropffte Huͤnnlein in den bloſ - ſen Bueſen verborgen / allwo ſie nach vnd nach durch die Waͤr - me alſo zur Faͤule gegriffen / daß ſie nachgehends einen vnglaub - lichen Geſtanck verurſacht / indem nun die Barbariſche Kriegs - Knecht diſe ſo edle / ſchoͤne Toͤchter ergafft / haben ſie nit anderſt verhofft / es gehoͤren diſe Leuth vnd Beuth fuͤr ſie / nachdem ſie aber den uͤblen Geſtanck vermerckt / ſo hat ihnen / pfuy Teuffel! der Magen alſo rebelliret / daß ſie alſobald von ihrem gottloſen Vorhaben abgewichen / auß Argwohn eines anderen Zuſtands / vnd alſo haben diſe Engliſche Creaturen durch ſolchen Ge - ſtanck den Geruch ihrer vnverſehrten Lilien erhalten / vnd war ſolches ein ſehr heiliger Betrug / vnd lobwuͤrdigſte Falſchheit / allwo durch ſo kleine Huͤnnl / ſo groſſe Galgen-Voͤgl vertri - ben / vnd durch faules Fleiſch / ſo friſche Schelmen uͤberwun - den waren.
Die Nicomediſche Jungfrau Euraſia hat gleichfalls ei - nen gailſuͤchtigen Geſellen ſtattlich hinder das Liecht gefuͤhrt / indem ſie in der Verfolgung Diocletiani, durch Tyranniſchen Befelch / in das gemaine Huren-Hauß mit hoͤchſter Betrang - nuß gefuͤhrt ware / auch vnverzuͤglich einer ihr auff dem Fuß nachgefolgt / hat ſie ſolchen mit gantz freundlichen Worten / vnd hoͤfflichen Geberden demuͤthigſt erſucht / er woll ihrer doch ver -ſchonen /135verkaufft JEſum vmb Silber.ſchonen / vnd dafern er ſie dißfalls ihrer Bitt woll gewehr ma - chen / ſo verſprech ſie ihm hingegen ein Sach zu offenbahren / wordurch er ſich dergeſtalten koͤnne feſt vnd gefrohren machen / daß er vom ſtechen vnd hauen in allen Begebenheiten werde frey vnd vnverletzt bleiben / vnd damit er glaube / daß ſolches nit in laͤhren Worten beſtehe / alſo will ſie ſolches durch die Prob wuͤrcklich darthun / ſchmiert darauff mit einem Oel ihren ſchneeweiſſen Halß; Herꝛ / ſprach ſie / nun probirt es / vnd ſchlagt mich auß allen Kraͤfften mit dem Schwerdt / alsdann werdet ihr mit Verwunderung erfahren die Wuͤrckung diſes Oels / ſolchem ſo treuhertzigen einrathen diſer Engliſchen Euraſiæ hat der verbuelte Limmel ein ſo ſtarcken Glauben geben / daß er vnverweilt das Schwerdt gezuckt / vnd alſo den zarten Halß wider ſein Hoffnung noch Mainung abgeſchlagen / wordurch er betrogen / Euraſia aber / als ein Martyrin vnd Jungfrau in Himmel geflogen / Nicephor. Calliſtus lib. 7. c. 13. diſe lob - wuͤrdigiſte Jungfrau iſt noch mit beſſerm Oel verſehen geweſt / als die 5. Weiſe / welche mit ſo hoͤfflichen Complementen mit dem Himmliſchen Braͤutigam zu dem hochzeitlichen Feſt-Tag ſeynd einbeglait worden.
Ungefehr vor 6. Jahren in Oeſterreich hat es ſich ober Wienn zu getragen / daß ein ehrliches Baurn-Maͤdl auff dem Feld in Arbeit begriffen / von einem daſelbſt vnweit einquar - tirten Reitter mit aller Macht angefochten worden / weil nun diſe arme Haut die Unmoͤglichkeit ſahe / ſolchem frechen Geſel - len Widerſtand zu thun / alſo hat ſie ebenfalls ein Vortl erſun - nen / nemblich / ſie zaigte ſich nit gar vngenaigt ſeinem Willen / jedoch batt ſie boͤfflich / er woll ihr zuvor / weil er gut geſtiffelt / jenſeits deß Bachs ihre andere Klayder heruͤber hollen / vnder - deſſen woll ſie ſchon das Pferdt gantz ſicher beym Zaum halten / wie nun der verliebte Narꝛ durch den Bach hindurch gewatten / erſihet die ehrliche Baurn-Tochter ihren Vortl / erhebt ſich auff das Pferdt / vnd ſprengt mit ſchnellem Lauff (die Sporꝛn hat ſie dem Phantaſten hinderlaſſen) dem nechſt-gelegenen Marckt -fleck136Judas der ſchlimme Hundfleck zu / allwo ſie bey den Herren Ober-Officiren / nit allein ein groſſes Gelaͤchter / ſondern auch bey maͤnniglich ein groſſes Lob erhalten / der geſtiffelte Monſieur aber bey ſeiner Ankunfft ein dreytaͤgiger Auffzug mit dem Spaniſchen Mantl angeklaydt worden / in welchem hoͤltzernen Gala-Klayd er forderiſt von den jungen Toͤchtern deſſelben Orths geſpoͤttlet / vnd außge - hoͤnt worden / daß er auß einem Reitter ein Bernhaͤuter wor - den / vnd nunmehr muͤſſe ſein Liebsbrunſt mit diſem Holtz loͤ - ſchen / auch ſein groſſe Schand mit diſem / ob ſchon groſſen Mantl / nit koͤnnen vermantlen.
Alle dergleichen ehrliebende Toͤchter verdienen das Lob / vnd vnſterblichen Preyß / daß man ſolche Thaten mit Gold ſolle beſchreiben / vnd der nachkommenden Welt zu einem lob - wuͤrdigſten Beyſpil vortragen / weilen ſie ſo wol dem groſſen Werth der theuren Jungfrauſchafft erwogen / vnd jenen Spruch auß dem Evangelio gantz ſtattlich gehalten / Marga - ritas nolite proijcere ante porcos (porcus per anagrama procus) indem nun obberuͤhrter ſo hefftige Urſachen Juſtinus wol zu Gemuͤth gefuͤhrt / vnd auch beynebens ſehr bedachtſamb durchblaͤttert die Schrifften der heiligen Lehrer / worinnen ſo herꝛliches Lob der Jungfrauſchafft zugemeſſen wird / vnd von Auguſtino in ſerm. de ſummo bono, von Hieronymo apud Ludovic. de Ponte tom. 3. von Damaſceno lib. 4. ortho. fid. c. 25. von Cypriano in lib. 5. de Pudicit. von Athanaſio lib. de Virg. von Bernardo in Epiſt. von Am - broſio de Virg. von Ifidoro lib. 2. de ſum. von Gregorio in Marcum mit ſo wol erſonnen Preyß-Nahmen das Jungfraͤu - liche Kleinod hervor geſtrichen wird / alſo blib Juſtinus bey ſei - ner wolgefaſten Mainung / vnd gab diſem frechen Foraſtir die gaͤntzliche Abweiſung: es kan nit ſeyn.
Uber diſe ſo vnverhoffte Schluß-Red ſtunde mehrmahl der Mammon, oder das Gelt auff / ließ im wenigſten ein ent - ruͤſtes Angeſicht hieruͤber ſpuͤhren / ſondern laͤchelte / vnd wie man ins gemain zu reden pflegt / ſchmutzte mit halbem Maul /vnd137verkaufft JEſum vmb Silber.vnd brach endlichen in diſe Red auß / wie nemblich die Iſraëli - ter / vnd muthwillige Hebreer durch den Aaron ein guldenes Kalb fuͤr einen Gott haben auffrichten laſſen / vnd als Moyſes von dem Berg mit den ſtainen Taflen / worauff durch Goͤttliche Hand die 10. Gebott geſchriben / langſamb herab geſtigen / vnd ſich nicht genugſamb uͤber das angehoͤrige Geſchrey vnd Juchi - tzen ſeines Volcks verwundert / ſo bald er aber das guldene Kalb erſehen / hab er mit groͤſtem Unwillen die Taflen zur Erd ge - worffen / vnd alſo der erſte geweſt / welcher die 10. Gebott ge - brochen / auff ſolche Weiß / ſagt Mammon, ſeye vnnoͤthig ei - nen weitern Streitt anzuheben / ſondern wann er auch werde Gold zaigen / alſobald werden die Leuth die 10. Gebott bre - chen / ziecht demnach mit einem Dutzet ſchoͤnen Ducaten her - vor / truckts der Jungfrauen in die Hand / vnd ein paar alte Beern-Thaller der alten Kupplerin / worauff ohne fernere Widerred das Fiat erfolget / es kan ſeyn.
O verfluchtes Gelt / verruchtes Gelt! du geſambtes Gelt / verdambtes Gelt / was Ubel machſt du in der Welt! Bey vns Teutſchen pflegt man ins gemain / wegen der Farb / die Du - caten rothe Fuchſen zu nennen / gleichwie nun die Fuͤchs deß Samſons, deren dreyhundert in der Zahl / ein ſehr groſſen Schaden den Philiſtæiſchen Feldern zugefuͤgt / nicht weniger Schaden verurſachen obbenennte rothe Fuͤchs der Catholiſchen Kirchen. O wie / wie manche Ehren-Bluͤhe / von dero der Himmliſche Braͤutigam ſpricht / flores apparuerunt in terra noſtra, verwuͤſten diſe ſchlimme Geſellen.
Jn dem Frantzoͤſiſchen Wappen-Schild waren vor diſem drey Krotten zu ſehen / nunmehr aber ſeynd diſe in ſchoͤne weiſ - ſe Lilien verkehrt worden; aber layder / dermahl eraignet ſich gar offt das Widerſpil / indeme auß Lilien Krotten werden / auß ehrlichen Jungfrauen leichtfertige / vnd vnverſchambte Krotten / durch das teuffliſche Gelt vnd verruchten Mammon.
Der beruͤhmteſte vnd groͤſte Fluß in der Welt ſoll ſeyn der Ganges, ſonſt in H. Schrifft Phyſon genannt / welcherPars II. Sgar138Judas der ſchlimme Hundgar ſeinen Urſprung auß dem Paradeyß nimbt / vnd mit ſeinem wunderbreiten Strohm das niderſte Jndien beruͤhrt. Von di -Geneſ. 2. ſem Fluß bezeugt die Goͤttliche Schrifft / daß er das beſte vnd feineſte Gold fuͤhre / vnd derenthalben von den angraͤntzenden Laͤndern der Goldfluß benambſet wird; in diſem Fluß aber ſolle / wie verlautet / ſehr gefaͤhrlich ſeyn zu ſchiffen / vnd hoͤre man daſelbſt herumb von oͤfftern Schiffbruch vnd Undergang.
Bey jetziger ſchmutzigen / nichtsnutzigen Welt iſt kein ge - faͤhrlicherer Fluß / als der Goldfluß / worin auch ſo manche ehr - liche Tochter / auch manche wolgeſchaffene Frau ein ſchaͤdlichen Schiffbruch leydet / vnd waͤre manche kein Metz / wann die Muͤntz nit waͤr / es waͤre manche kein Scortum, wann Scu - tum nit waͤr / es waͤre manche kein Putana, wann putum au - rum nit waͤr. Es waͤre manche kein leichtfertige Donna, wann die Dona nit waͤren; es waͤre manche kein Loſe / wann die La - ſchi nit waͤre; es waͤre bey mancher kein vnehrlicher Geniti - vus, wann der Dativus nit waͤr / ich ſag es Teutſch / es waͤre manche kein Hueſten / wann das Gelt nit waͤr.
O maledicta terra! ſagt der erzuͤrnte GOtt nach dem Fall deß Adams. O vermaledeyte Erden / ſag ich auch zu Sil - ber vnd Gold / maſſen es auch nichts anderſt iſt / als ein gefaͤrb - te / vnd von der Sonnen außgekochte Erden; Gar recht hat der Apocalypſiſche Engl / vnd Goͤttliche Chroniſt JoannesCap. 17. in ſeinen Offenbahrungen / neben anderen gehaimbnuß-rei - chen Geſichtern / auch die Babyloniſche Huer uͤber vnd uͤber mit Gold geſehen / dann maiſtens dergleichen Kothfincken / vnd garſtige Schlep-Saͤck von Gold / vnd durch Gold verfuͤhret werden / daß ich alſo glauben muß / interitus komme her von Intereſſe.
Von dem liederlichen Geſellen regiſtrirt das Evange - lium / welcher das ſeinige ſchlimm vnd ſchlemmeriſch durchgeja - get / daß er ſein maiſte Subſtanz vnd Paarſchafft im Gelt bey ſolchen wilden Gruͤndſchuͤpplen habe anworden / vivendo lu - xuriosè dilapidavit ſubſtantiam ſuam: auß welchem vn -ſchwer139verkaufft JEſum vmb Silber.ſchwer abzunemmen / daß dazumahl ſolche vngerathene Toͤchter durch das Gelt vnd Schanckungen in den verruchten Wandl gerathen. O teuffliſch Gelt / was richſt du nicht in der Welt!
Marci am 4. wird geſchriben / wie daß ein arbeitſamer A - ckersmann ein gar guten Saamen habe außgeſaͤet / deſſen aber wenigſter Thail auffgangen / vnd Frucht gebracht / dann ein Thail iſt gefallen auff einen Felſen vnd Steiner / weſſenthalben er auß Mangl der Feuchtigkeit hat muͤſſen verderben / ein an - derer Theil iſt gefallen vnder die Doͤrner / von denen er erſti - cket / der dritte Theil deß guten Saamens iſt gefallen auff den Weeg / vnd diſen haben die Voͤgl auffgefreſſen / vnd verzehrt. Nun moͤcht ich gern wiſſen / was diſe vor Voͤgl ſeynd geweſt? Spatzen oder Fincken / oder Zeißl / oder Stiglitz / oder Amer - ling / oder Gimpel? das Evangelium erlaͤutert nit / was fuͤr ei - ne ſeyn geweſen.
Jch aber weiß gewiſſe Voͤgl / die nennt man Galgen-Voͤgl / ſolche verzehren manchen guten Samen; Die Jungfrauen in ihrem gebuͤhrenden Titul fuͤhren den Nahmen Ehr ſam vnd Tugend ſam / das iſt gar ein ehrlicher / herꝛlicher Sam / aber diſen Ehrſam verzehren vnd freſſen gar offt auff die Gal - gen-Voͤgl / ſolche ſeynd die Raaben / die beſte Ungariſche Du - caten / werden Raͤbler genennt / weil auff ſolcher Gold-Muͤntz ein Raab gepraͤckt iſt / diſe Galgen-Voͤgl ſchaden den Ehr - ſamen Jungfranen mehr / als die Greiffen in Affrica, die Harpiæ in India, die Geyer in Nordwegia. Die Gold-Ke - fer ſeynd den ſchoͤnen Roſen nicht allein ſchaͤdlich / ſondern auch mancher Roſina, vnd Reßl / vnd gleichwie manches Caſtell durch Gelt erobert wird / alſo auch manche Caſtitas; vnd pur - gieren die vergulte Pillulen ſo ſtarck / daß ſie auch die Ehr vnd gute Gewiſſen von einem treiben.
Aber was thut ihr ſo vnbeſonnene Adams-Toͤchter? ihr ſchelt / vnd ſchimpfft / vnd ſpott den Eſau auß / vnd weil er pro coctione ruffa, vmb ein Linſen-Koch die Primogenitur, vndS 2hoch -140Judas der ſchlimme Hundhochachtbare Majorat verſchwendt / vnd ihr bedenckt es ſo we - nig / daß ihr das beſte Kleinod / den ſchoͤnſten Nahmen / die groͤſte Ehr / die Gnad GOttes / das Seelen-Heyl ſo muthwil - lig pro ruffo metallo vertaͤndtlet / vnd vmb Gold einen GOtt verlaſſet / O wol thorrechte Menſcher! daß euch ſo gar nit ein - fallt das wehmuͤthige Neſcio, welches GOtt den thorrechten Jungfrauen geben / was fuͤr ein Beſcheid werden erſt die thor - rechten Hueſten haben?
Jonathas ein Koͤniglicher Printz hat eineſt vor dem ge - ſambten Volck Iſraël, weil er wider das Gebott gehandlet / vmb ein weniges Hoͤnig ſollen ſterben / gantz wehmuͤthig auff - geſchryen / guſtans, guſtavi paululum mellis, & ecce mo - rior: ich hab / O wehe mir! ich hab nur ein wenig Hoͤnig ge - ſchleckt / vnd gleichſamb nur obenhin gekoſt / jetzt koſt es mich das Leben / deßwegen muß ich ſterben / O wehe!
Wann ihr ſaubere Fruͤchtl / vnd vnerzogene Toͤchterl ſollet hoͤren / wie ein Rodope auß Thracia, ein Aſparia auß Mileto, ein Phrynis auß Boëtia, ein Antigona auß Mace - donia, ein Gonoria auß Normannia, ein Varia auß Phœ - nicia, ein Roſimunda auß Engelland / vil tauſend auß Vene - dig / maſſen das Carmen alſo lautet:
Vil tauſend vnd tauſend andere / die bereits ſchon in der Hoͤll / in dem hoͤlliſchen Feuer / in der feurigen Ewigkeit ligen / vnd leyden / vnd lamentiren væ nobis! &c. Ein wenig Hoͤnig haben wir gekoſt / vnd jetzt muͤſſen wir ſterben / vnd ewig! merckts ihr Fetzen / die Haar von Ohren / damit ihrs recht koͤnt vernemmen / ewig / ewig / ewig / wann ihr diſes fein werdet wol zu Gemuͤth fuͤhren / ſo werdet ihr bald einen Feyrabend machen eurem liederlichen Wandl / vnd nicht alſo thorrecht vmb ein geringes Metall / vmb einen zergaͤnglichen Gewinn / vmb ein verruchtes Gelt das ewige Heyl verſchertzen; vnd wann doch der Gedancken von der Ewigkeit in eueremHer -141verkaufft JEſum vmb Silber.Hertzen ſo gar keine Winckele findt / ſo ſoll euch wenigſt von dem wuͤſten Gewerb abhalten der zeitliche Spott / vnd vnwi - derbringliche Verlurſt der Jungfraͤulichen Ehr.
Habt ihr dann nie gehoͤrt / wie auff ein Zeit der Wind / der gute Nahm / vnd die Jungfrauſchafft / diſe drey in einer an - genehmen Geſellſchafft ſeynd zuſammen kommen / vnd nach - dem ſie ein zimbliche Weil in beliebiger Anſprach beyeinander zugebracht / hat ſich ſodann eins von dem andern hoͤfflichiſt be - urlaubet / der Wind war dißfalls der allererſte / welcher ſein Abreiß genommen / behuͤt euch GOtt meine liebe Mit-Cam - meraden / ſprach er / beliebts GOtt / ſo will ich innerhalb zwey Tagen wider ankommen / à Dio, vil Gluͤck auff den Weeg / mein Herꝛ Blaſi, ſagen die anderen / der Herꝛ verbleib fein ge - ſund vnd wolauff; kurtz hierauff wolten ſich auch die zwey / be - nanntlich der gute Nahm vnd die Jungfrauſchafft voneinander ſcheiden / vnd nachdem ſie einander freundlichſt die Haͤnd gebot - ten / GOtt behuͤt dich / ſagt der gute Nahm / mein außerwoͤhl - te Jungfrauſchafft / wer weiß / wann wir mehr einander ſehen / dann ſo ich einmahl von einem Orth weiche / ſo kehr ich ſo bald nicht mehr dahin / ja gar ſelten: Ach / ſeufftzet die Jungfrau - ſchafft / vnd ſprach / mein wehrtiſter Freund Honori, auff ſol - che Weiß werd ich deiner nimmermehr anſichtig werden / dann gleichwie vorgibſt / daß du ſo bald nicht mehr die Widerkehr nemmeſt zum ſelben Orth / welches du einmahl verlaſſeſt / alſo wann ich einmahl hinweck gehe / ſo komb ich ewig nit mehr zu - ruck / ſo behuͤt halt noch einmahl der liebe GOtt / ſagt mit gantz kleiner vnd heller Stimm die Jungfrauſchafft / vnd wiſcht bey - nebens mit dem Tuͤchel die naſſe Augen.
Auß ſolchem Gedicht iſt vnſchwer abzunemmen / wie hart man den verlohrnen ehrlichen Nahmen wider erſtatte / vnd wie vnmoͤglich ſeye / die einmahl verſchertzte Jungfraͤuliche Ehr wi - der zu erſetzen.
Nach diſem ſo wunderlichen Wortfechten / allwo gleich - wol die Victori auff Seyten deß Mammons außgeſchlagen /S 3ſetzten142Judas der ſchlimme Hundſetzten ſich beede widerumb nider / worauff gleich ein wackerer Kerl / vngefehr im 25. Jahr ſeines Alters / auff das Thea - trum oder Buͤhn hinauff geſtigen / vnd nach beederſeits abge - legten freundlichen Willkomb / vnd gehoͤrigen Complemen - ten / fangt er ſelbſt freymuͤthig an zu reden / vnd ohne weitlaͤuf - figen Umbſtaͤnden beklagt er ſich maͤchtig / wie daß ihn ſein er - lebter Herꝛ Vatter kurtzumb ſuche zu verheyrathen mit einer / welche voller Boßheit vnd Untugenden ſtecke / vnd noch darzu einer uͤbelgeſchaffnen Leibsgeſtalt / was noch mehr / eines zimb - lichen Alters / vnd bereits auff einer Seyten 31. Jahr habe / auff der andern auch ſo vil / kaum daß er folche Reden vollendt / ſtig diſe außerleſene Madama, durch Beyhilff einer krumpen Naderin / auff das Theatrum, Herꝛ Juſtinus hat ſich nit we - nig entfaͤrbt ob diſem ſo vngeformbten Abendtheuer / indem ſie nit allein ſo mager / vnd zaunduͤrꝛ ware / daß einem moͤcht ein - fallen / ihr Mutter hab ſich an einem Ladſtecken erſehen / auch das Geſicht allbereits zuſammen geſchnurfft / wie beym ſpatten Herbſt die vom Reiff gebrennte Schlechen / will geſchweigen die uͤbrige Leibs-Maͤngl / maſſen der hohe einſeytige Rucken ihr die Retroquardi alſo verſchantzt / daß die Bruſt-Gewoͤhr vor allem feindlichen Einfall ſicher ſcheinte: Nachdem ſich Juſti - nus in etwas erholt / fangt er an mit lauter Stimm zu ſchreyen / es kan nit ſeyn / es kan nit ſeyn / daß diſer ſo wolgeſchaf - fene / vnd ſo gut genaturte Kerl ſoll diſe Mißgeburt heyrathen.
Dann erſtlich muß man wiſſen / daß die ſchoͤne Geſtalt nit den vnderſten Sitz habe vnder den Gaaben GOttes / alſoLib. 11. de Civit. Dei c. 22. bezeugt es der H. Vatter Auguſt. auch wird glaubwuͤrdig von vnderſchidlichen Scribenten dargethan / daß die uͤbergebene - deyte Jungfrau Maria ſeye einer wunderſchoͤnen / vnd auß -In Hiſto. l. 2. c. 23. buͤndigen Geſtalt geweſen / wie es Nicephorus Calliſtus mit deutlichen Worten ſattſamb beſchriben. Maſſen die tugend - liebende Gemuͤther vil gewuͤnſchter in einem wolgeſtalten Leib loſiren / als in einem vngeſtalten Krippel / ſo hat auch der All - maͤchtige ein ſondere Schoͤnheit gantz reichlich geſpendirt demverwai -143verkaufft JEſum vmb Silber.verwaiſten Juden-Maͤdl Eſther, daß ihr ſolche Geſtalt nach - mahls zur Cron vnd Scepter befoͤrderlich geweſt. Die Heroi - ſche Seel / vnd das tapffere Weiber-Hertz der Judith wolt eben - maͤſſig nit mit einer zerſchlampten / vnd uͤbelgeſtalten Menſchen - Haut verhuͤlt ſeyn / ſonder hinder dem Vorhang eines ſo edlen /Jud. c. 8. ſchoͤnen Geſicht verhuͤlter ſtehen.
Dem Job, nach ſo manigfaltigen Anſtoͤſſen / uͤberhaͤuffi - gen Trangſahlen / vnd vnbeſchreiblichen Wehtagen / konte vnd wuſte GOtt kein beſſers Pflaſter auff die verſetzte Wunden zu legen / als daß er ihm drey Toͤchter geben / dero huͤpſche Ge - ſtalt aller Weibs-Bilder Schoͤnheit auff dem gantzen Erdbo -Job. 42. den uͤberſtigen. Wer wird es dem Jacob, diſem Mann GOt - tes / vnd vom Himmel ſo reich-geſegneten Patriarchen fuͤr vn - gut halten / daß er ſeine Augen geworffen auff die ſchoͤne Ra - chel, vnd ein Unwillen / vnd Mißfallen geſchoͤpfft an der trieff - augenden Lia; Deß Moyſis Schweſter hat nit wenig gemur - ret / ja als ein Schand vnd Spott allerſeits außgeruffen / daß er die ſchwartze Mohrin Sephora zu einem Weib genommen; pfuy Teuffel / ſagte ſie etwann / wie hat ſich mein Bruder an di - ſem wilden vnd ſchwartzen Leder vergafft / vnd einen ſolchen ſchwartzen Rueß-Kibel hat moͤgen heyrathen / wie hat er ihm doch diſen Himmel laſſen gefallen / der mit ſo finſteren Wolcken uͤberzogen / ich muß ſchier glauben / ihr Mutter hab ſie das er - ſtemahl in Dinten gebadt / pfuy / wann ich ſolt ein ſo wackerer Mann ſeyn / wie mein Bruder / wie wolt ich mir weit ein ſchoͤ - nere außklauben / vnd ein ſolche Kohlbrennerin vnderweil auff die Blaich geben.
Die ſchoͤne Geſtalt eines Weibs iſt gleichwol ein weiſſes Mehl Eliſæi welches den bittern Kraut-Topff deß Eheſtands verſuͤſſet / vnd iſt dem Abraham vnder ſo vilen Widerwertig - keiten nit ein kleine Linderung geweſt ſeiner Kummernuß / die ſo edle Geſtalt der Sara, welche in dem 90. Jahr ihres Alters /Geneſ. 12. noch das Prædicat einer ſchoͤnen Dama konte anhoͤren.
Jenem Cavalier vnd vornehmen Edlmann / NahmensEuge -144Judas der ſchlmme HundEugenio auß Jrꝛland / iſt nit vor uͤbel zu halten / daß er ſo in - ſtaͤndig bey dem H. Patritio hat angehalten vmb ein ſchoͤne Geſtalt / dann es war diſer eines ſehr vngeſchaffenen Geſichts / es waren ihm die Augen gantz vneinig / vnd eins gegen Mit - tag / das andere gegen Mitternacht gericht / daß er alſo auff ein - mahl zwey Buͤcher konte leſen; die Naſen ſtunde in dem An - geſicht / wie ein vngeformbter Marchſtein auff einem Bauern - Grund / die Wangen waren grob / wie ein durchgebrochene Arbeit / vnd wilde Filagran, daß auch ein geſchabene Schwein - Haut gegen derſelben fuͤr ſchoͤn muſte erkennt werden; deſſent - halben ſchmertzete es gedachten Cavalier nit wenig / daß ihme hierinfalls die Natur ein ſo Mißgoͤnnende Stieff-Mutter ab - geben; dahero ſtaͤts / vnd immerdar bey dem H. Patritio eyff - rigſt angehalten / er wolle doch / mittls ſeines ſo vil vermoͤgen - den Gebetts / zu feſterer Bekraͤfftigung deß Glaubens / ein ſau - bers Angeſicht zu wegen bringen: Patritius durch ſo inſtaͤn - diges / vnd ſchier uͤberlaͤſtiges bitten bewogen / fragt mehr ge - dachten Edlmann / was er dann fuͤr ein Geſtalt moͤchte wuͤn - ſchen? worauff der gute Herꝛ ſeufftzend geantwort / er moͤcht halt ſo ſchoͤn ſeyn / wie ſein Britaniſcher Diaconus (dann wol zu mercken / daß diſer Geiſtliche eines wunderſchoͤnen Angeſichts geweſen) Patritius befilcht alſobald / diſe zwey ſollen in einem Beth vnder einer Duchet / oder Decken ſchlaffen / vnderdeſſen hat der H. Mann ſein eyffriges Gebett zu GOtt verricht / vnd ſihe Wunder! als diſe zu Morgens fruhe auffgeſtanden / vnd einer dem andern ein guten Tag gewunſchen / konten ſich beede nit genugſamb verwunderen / vnd ſagte einer zum andern / biſtIn vit. S. Patrit. cap. 84. du ich / oder bin ich du? dann alle beede ſo gleich in der Ge - ſtalt / als waͤren ſie in einem Modl gegoſſen / vnd ware der ge - ringſte Underſchid nit / auſſer / daß der Diacon ein Blatten auff dem Kopff / der Cavalier Eugeni aber keine.
Nit vil vngleich wird von dem David regiſtrirt, daß er ein ſolchen vngeformbten / großkopffeten / vnd uͤbelgeſtalten Sohn habe erzeugt / daß der gantze Koͤnigliche Hof in Argwohngeſtan -145verkaufft JEſum vmb Silber.geſtanden / es ſeye ein warhaffte Copey von dem groben Fle -Phil. Hæb. lect. 1. cap. 82. gelanten dem Nabal, biß endlich der David, durch viles bitten vnd betten / dem Sohn von GOtt ein ſchoͤne Geſtalt zu we - gen gebracht.
Jſt alſo gar recht / daß diſer ſo ſchoͤne Juͤngling / ſagt Ju - ſtinus, mit diſem Larven-Geſicht nicht will ſich verehelichen; dann ob ſchon von den Weibern wird außgeben / als ſeyen die - ſelben von Natur ſaͤuberer / als die Maͤnner / maſſen dero Ur - ſprung vnd Herkommens iſt von einem weiſſen Bain / der Maͤn - ner aber von einem vnflaͤthigen Laim / dahero / ſo ein Manns - Bild auch hundertmahl nacheinander die Haͤnd waſchet / wird das Waſſer jedesmahl truͤb werden; dafern aber ein Weibs - Bild die Haͤnd nur zweymahl waſchet / bleibt nachmahls das Waſſer in ſeiner Reinigkeit; aber von diſen wilden Muffti, vnd deut auff die Alte Juſtinus mit den Fingern / ſo man auch in die Papier-Staͤmpff ſoll ſchicken / haͤtt man nichts ſaubers zu hof - fen. Die Apoſtel ſahen eineſt vnſern HErꝛn fuͤr ein Geſpenſt an / putabant, eſſe phantaſma, aber es iſt ſich deſſen ſo hart nit zu verwundern / dann es war dunckl vnd finſter; aber diſen Widhopff ſihet einer beym hell-liechten Tag fuͤr ein Nacht-Eul an / pfuy / es kan nit ſeyn / es ſoll nit ſeyn / ſagt diſer junge wa - ckere Kerl / lieber will ich zu Hamburg in das Zucht-Hauß / lieber will ich auff Venedig / vnd ein hoͤltzerne Schreib-Feder in die Hand nemmen / nachmahls ein Paſſaport uͤber das Meer ſchreiben nacher Levante, als diſe heyrathen. Daß an dem Wagen Ezechielis ein Adler vnd ein Ochs nacheinander ge -Ezech. cap. 10. zogen / gehet noch hin / daß aber ich neben einem ſolchen Unthier ſoll das ſchwaͤre Joch deß Eheſtands ziehen / fallt mir vnmoͤg - lich / lieber will ich zu Wienn beym weiſſen Engl / als beym ſchwartzen Beern einkehren / was aber das ſchlimmeſte / ſo iſt ſie noch darzu voller Untugenden / vnd ſaufft wie der Teuffel / Holla! ſo kans gar nit ſeyn.
Heli der Hoheprieſter hat dazumahl einen ſtraͤfflichen Argwohn gehabt von der Anna, wie er ſie im Tempel ange -Pars II. Ttroffen /146Judas der ſchlimme Hundtroffen / dann weil ſie die Lefftzen ſtaͤts bewegt ohne einige Stimm / hat er gantz vnbeſonnen das Urthl geſchoͤpfft / als habe1 Reg. 1. c. 14. v. ſie einen guten fidimirten Rauſch / uſquequo ebria es! hier - infalis war der heiligen vnd guthertzigen Frauen ein groſſe Un - bild zugefuͤgt / maſſen ſie im wenigſten einen Wein gekoſt / noch was anders / was da truncken machet / ſondern ſie bettete allein dazumahl mit dem Hertzen.
Mein lieber hochwuͤrdiger Heli, diſer dein Argwohn iſt gar uͤbel gegruͤndt / dann du ſolſt wiſſen / wann die Weiber be - rauſcht ſeyn / vnd zu ſcharpffe Krieg fuͤhren / daß ſie nicht ſtill - ſchweigen / wie diſe Frau Mutter deß Samuel, ſondern ſie ſchreyen / vnd laſſen ſich hoͤren mehr / als ein Uhraußruffer oder Nachtwachter. Das October-Monath ſperꝛt den Froͤſchen die Goſchen / aber der October-Safft eroͤffnet den Weibern die Maͤuler. Wie die Samaritanerin beym Brunn ware / hat vnſer liebſter Heyland mit ihr ein troſtreiche Anſprach ge - halten; ſo lang die Weiber beym Waſſer ſeynd / ſo iſt noch gut mit ihnen zu reden / wann ſie ſich aber beym Wein einfin - den / der Gugu red mit ihnen.
Petrus hat es dazumahl gar gut vermaint / wie er bey dem gaͤhen Sturm / vnd vngeſtuͤmmen Anfall deß Hebreiſchen Lot - tersgeſind ſo behertzt von Leder gezogen / vnd den Malchum, als einen maiſten Raͤdlfuͤhrer zwiſchen der Ohren gehaut / ſo bald ihm aber der HErꝛ vnd Heyland geſchafft / er ſoll einſte - cken / hat er ſolchen Befelch vnverweilt vollzogen / aber die be - rauſchten Weiber-Gefecht laſſen ſich ſo bald nit ſtillen / dann weil ihr Degen die Zung / das Maul aber die Scheid / ſo wird es auch auff hundertmahl widerholten Befelch kaum zum ein - ſtecken / vnd Maul halten kommen. O wehe eines ſolchen ar - men Mann!
Tobias der aͤltere / als ein gerechter / gottsfoͤrchtiger vnd gewiſſenhaffter Mann / kombt einsmahls nacher Hauß / vnd hoͤret einen Gaiß-Bock gemeckitzen / welches ihme dann ſehr frembd vorkommen / daß dergleichen Thier in ſeiner armenWirth -147verkaufft JEſum vmb Silber.Wirthſchafft ſich einfindet / dahero geſchwind / zu Verſicherung ſeines Gewiſſens / nachgefragt / obs nit etwann ein geſtohlene Gaiß ſeye? O lieber Tobias! da haſt du wol ein Bock geſchoſ - ſen / ſo bald ſein Weib das vernommen / was / ſagt ſie / geſtoh - len? halteſt du mich fuͤr ein ſolche? ey mein ſchoͤner / ſauberer / blinder Hießl! jetzt ſchlagt dein Heiligkeit herauß / es iſt dir nit genug / daß du mich vmb das meinig gebracht mit deinem ver - ſchwenderiſchen ſpendiren / ja wol Allmuſen geben? es iſt nicht genug / daß du ein gantze Zeit nie zu Hauß / vnd dich vmb die Wirthſchafft nichts annimbſt / vnderdeſſen ein Beccamorti, vnd ſchlechten Todtengraber abgibſt / daß ich dich mit meiner Hand-Arbeit muß erhalten / vnd als ich ſonſt / wie ein Gnaͤdige Frau / vnd gute vom Adel haͤtt ſtandmaͤſſig mich erhalten koͤn - nen / muß anjetzo eigentlich ein gemeine Strickerin vnd Nade - rin abgeben / damit ich nur ein wenig Brodt ins Hauß ſchaffe / vneracht alles diß / wilſt mich noch fuͤr ein Diebin halten? was ich? wer ich? du biſt mir wol / du / du / du ꝛc. Ach GOtt! ſagte hieruͤher ſeufftzend der Tobias, laß mich doch ſterben / vnd nimb mich zu dir. Expedit enim mihi magis mori, quàm vivere. Tob. 2. v. 19.Der Koͤnig Sennacherib hat mir meine Guͤter confiſcirt, patientia! die Schwalmen haben mich vmb das Geſicht ge - bracht / patientia! die Armuth iſt mir uͤber den Halß kom - men / patientia! die Nachbarſchafft hat mich verfolgt / pati - entia! hab alles mit Gedult uͤbertragen / aber bey einem boͤſen Weib ſeyn / das kombt mich ſchier zu hart an / mein GOtt! lieber ſterben / als dergeſtalt leben.
Hat nun Tobias, als ein vollkommener Mann / ein hei - liger Patriarch / welcher nach dem Job der Sanfftmuͤthigſte / die Ungeſtuͤmme eines boͤſen vnd zanckiſchen Weib ſo hart uͤber - tragen / wie ſoll es dann einen andern armen Tropffen ankom - men? O GOtt! wie hart ein ſolcher Ketten-Hund! wie vnge - ſtuͤmm ein ſolche Hauß-Poſaunen! wie teuffliſch ein ſolche Ta - fel-Muſic! wie verdrießlich ein ſolche Feur-Glocken! wie ſchmertzlich ein ſolche Ehe-Gaißl! wie verrucht ein ſolcherT 2Hauß -148Judas der ſchlimme HundHauß-Blaßbalg! wie betrangt ſolche Stuben-Trummel! wie vnleydiglich ſolcher Kammer-Echo! wie macht einem ſo pang ein ſolche hoͤlliſche Beißzang! Expedit mori, quàm vivere.
Es iſt in der Warheit jenem Mann kein Faͤhler außzu - ſtellen / welcher ſein zanckiſches Weib auff ein ſinnreiche Weiß zu recht gebracht / diſer hieſſe Lampert / weil er Lambl fromm / ihr Nahm aber war Cunegund à Cunis, oder Wiegen / alſo genannt / wie folgſamb zu vernemmen; Bevor er ſich mit diſer in eheliche Vermaͤhlung eingelaſſen / iſt er von etlichen Treu - mainenden gewahrnet worden / er wolle ihm doch ſelbſt keinen ſolchen ſchwaͤren Laſt auff den Rucken buͤrden / dann von ihr die gemeine Red ſeye / als hab ſie einmahl einen Goggl-Hahn ge - ſchlickt / der ihr nun allzeit auß dem Halß kraͤhe / vnd muß ſie allemahl das letzte Kyrie eleiſon haben: vneracht diſer Pro - phetiſchen Ermahnung / hat er beſagte Cunegund gleichwol geheyrath / kaum aber daß etliche Tag verfloſſen / kam ihr guts Mundſtuck ſchon an Tag / vnd fangte ſie an dergeſtalten den Fa - got zu blaſen / murmure, turbine, grandine, ſulgure, per - ſtrepit illa, daß er geglaubt / es ſeye alle Tag bey ihr ein Doñer - ſtag / gemach / ſagt er / mein Cunegund, dem iſt nit alſo / es wird auff ſolchem Schlag kein guts hauſen erfolgen / wann du allemal das letzt Wort wilſt haben / vnd ſo gar in deiner Muſic kein Pau - ſen machen / was? ſetzt ſie hinwider? dem iſt alſo / es muß alſo ſeyn / es ſoll nit anderſt ſeyn / es kan nit anderſt ſeyn; O GOtt! ſagt der Mann / es iſt immer ſchad / mein Cunegund, daß du kein Trompeter biſt worden / du haͤtteſt einen huͤpſchen langen Athem gehabt zum Clarin außhalten / was / Clarin? daß dich der / ꝛc. ſchweig / ſchweig / ſchweig / ich dir ſchweigen? dir ſchwei - gen? wann auch deß Kaͤyſers Nero ſein Hencker hinder mei - ner ſtund / ſo wolt ich nit ſchweigen. Lappiſche Kundl / er hat nit Ner gehaiſſen / ſondern Narꝛ / was? du biſt mir wol ſelbſt ein ſolcher / ſchweig / ich dir ſchweigen? wann auch der Kayſer Heliogabel mir ſchaffen ſolt / ſo wolt ich nit ſchweigen. Kin - deriſche Kundl / er hat nit Heliogabel, ſondern Hexengabel ge -haiſſen /149verkaufft JEſum vmb Silber.haiſſen / ich ein Her? ſagt ſie / fahr du zum Beltzebub / ich bin kein Außfahrerin / ſchweig / ſagt er / vnd gieng alſo auff die Sey - ten / vnd ſinnet ſehr bedachtſamb nach / wie doch ſolchem Ubel waͤre abzuhelffen / fallt ihm letztlich ein / daß / wann die Kinder nit wollen ſchweigen / ſie durch das wiegen koͤnnen beſaͤnfftiget werden / laſt demnach ein groſſe / weite / lange / breite / tieffe / fe - ſte / ſtarcke / huͤpſche / gefuͤrneiſte Wiegen verfertigen / mit aller nothwendiger Zugehoͤr / vnd als ſie mehrmahlen den gewoͤhn - lichen Morgen-Rueff angefangen / ſprach er zu ihr / mein Cu - negund, ich ſihe ſchon / wo der Faͤhler ſteckt / du biſt nit genug in deiner Kindheit gewiegt worden / deſſenthalben kanſt du ſo gar nit ſchweigen / dahero wol vonnoͤthen / daß du laͤnger die Wiegen koſteſt / Holla! alſobald waren da zwey baumſtarcke Menſcher hierzu beſtellt / welche die vngeſtuͤmme Cunegund zur Erden nidergeworffen / Haͤnd vnd Fuͤß gebunden / auch wie ein Kindl eingefaͤſchter in die groſſe Wiegen gelegt / mit einem ſtarcken Wiegen-Band wol verwahrt / er aber / der verſtaͤndi - ge Mann / namb das Wiegen-Band ſelbſt in die Haͤnd / vnd fieng an ſanfft zu wiegen / die aber ſchrye noch mehr / Schelm / Dieb / Moͤrder / Umbbringer / Sathan / Hencker / Puͤffel / Galgen-Schwengl / Beſtia, diſer wiegt immer fort / vnd ſingt noch darzu / ſchweig mein Kundl / ſchweig / ich kauff dir bald ein Mieder-Zeug / ſchweig mein Kundl / ſchweig; ſie ſchwoͤrt / ſie flucht / ſie ſchilt / ſie ſchreyt / ſie kuͤrꝛt / ſie gront / ſie klagt / ſie heult / ſie donnert / ſie wuͤnſcht ihm vier vnd zwaintzig tauſend Teuffel / vnd ein halben auff den Rucken / er / vngehindert diß / wiegt noch allezeit ſtaͤrcker / ſingend aja pupeja, wilſt ſchweigen / ſonſt gib ich dir Kundl ein Feigen; In Summa, vierthalb Tag war ſie in diſem Wiegen-Arreſt verhafft / vnd wurde ihr / wie ei - nem Kind gepflogen / endlich laſt ſie ihren Mann zu ſich ruf - fen / O mein Mann / ſagt ſie / O mein Engl / ich bitt / ich bitt / laß mich doch loß / Himmel vnd Erden ſollen Zeugen ſeyn / daß ich hinfuͤran allzeit werde ſchweigen. Zu verwundern iſt ge - weſt / wie nachmahls diſe Cunegund ſo ſanfftmuͤthige SittenT 3ange -150Judas der ſchlimme Hundangezogen / vnd im geringſten nicht mehr ihren Mann / weder mit einem Wort / noch weniger mit Wercken belaydiget / ſon - dern in allweg ihn / als das Haupt (ihr Ehe-Weiber / laſt euch diß ein Haupt-Lehr ſeyn / ſo wird euch der Kopff nie weh thun) beſtermaſſen gehalten / vnd verehrt.
Der Prophet Ezechiel, auß Goͤttlichem Gehaiß / ver - fuͤgt ſich einmahl auff ein flaches vnd ebnes Feld hinauß / wor - auff ein groſſe Menge der duͤrren Todten-Beiner gelegen / wel - chen er mit ernſthafften Worten befohlen / ſie ſollen / auß An - ſchaffung deß Allerhoͤchſten / wider leben / welches ſie dann gantz ſchleunig vollzogen / vnd ein jedes zerſtraͤhtes Bein zu ſeinem Glid ſich verfuͤgt / unumquodque ad juncturam ſuam, es iſt der Fuß nit zum Kopff / ſondern zu den Knye-Scheiben geru -Ezech. c. 37. cket / die Huͤfft hat ſich nit zum Schulter-Blatt geſellet / ſonder ein jedes an ſein Orth / wohin es gehoͤrig / ad juncturam ſuam. Alſo ſoll fein auch ein jeder Menſch bleiben / wer er iſt / es ſoll das Weib bleiben / wer ſie iſt / nemblich vnderworffen ih - rem Mann / ad juncturam ſuam, nit fuͤr ein Haupt ſich auff - werffen / noch weniger ſich uͤber daſſelbe erheben / ſondern ſich an deß Abrahams ſtattlicher / vnd mit allen Tugenden wolge - ſchaffener Ehegemahlin Sara ſpieglen / als welche den Abra - ham nit anderſt genennt / als ihren HErꝛn / Dominus meus. Wie vngereimbt ſteht es / wann ein Haupt ſoll von einer Rip - pen regirt / oder geherꝛſcht werden. Daſſelbe Gebott / welches GOtt im alten Teſtament geſetzt / hat noch auch bey diſen Zei -Deut. 22. cap. ten ſein Krafft / non induetur mulier veſte virli. das Weib ſoll keine Manns-Klayder anlegen / vnd ſich der Hoſen nit an - maſſen / ſonſt kan es nit anderſt ſeyn / als daß die liebe Einig - keit / vnd erwuͤnſchte Frid muß Schaden leyden.
Auß dem Evangelio iſt es ſattſamb bekannt / daß das to - bende vnd wuͤttende Meer / auff dem Befelch deß HErꝛn / ha - be ſtillgeſchwigen / vnd ſich in Ruheſtand begeben / welches nit ein kleines Wunderwerck / daß billich andere hieruͤber ſtutzten / vnd Fug gehabt zu fragen / quis eſt hic, quia venti, & mareobe -151verkaufft JEſum vmb Silber.obediunt ei, wer muß doch diſer ſeyn / deme die Sturmwind / vnd das Meer den Gehorſamb leiſten / Mare, Mare, &c. Maria, Marina, Margaretha, &c. ſoll nit alſo wuͤtten vnd toben; ſondern ſtillſchweigen / ja wol ſtillſchweigen! ſo iſt alsdann ſich ſo faſt nicht zu verwundern / wann man das Still mit dem Stihl muß zu wegen bringen / verſtehe Beſen - Stihl / vnd was ſolche Zang vnd Zung verwuͤrckt / der Buckel buͤſſen muß / ſolches Ubel aber ruͤhrt meiſtens daher / wann ſich die Weiber vnd Weinbeer ſo wol vergleichen / wann Kandl vnd Kundl gute Geſpillen ſeynd / wann Sauphia vnd Sophia beyſammen ſitzen / wann die Frau Bibiana den Herꝛn Calix - tum zum buelen hat / vnd iſt alſo zwiſchen der Muͤll vnd Muͤll - nerin diſer Underſchid / daß die Muͤll vom Waſſer bewegt wird / vnd kleppert / die Muͤllnerin aber vom Wein.
Hoͤchſt waͤre zu wuͤnſchen / daß ein jeder Eheſtand mit je - nem Wunder uͤbereins ſtimbte / welches ſich mit obgedachtem groſſen Propheten Ezechiel zugetragen / der auß Goͤttlichem Befelch zwey Hoͤltzer in die Hand genommen / vnd auff eins ge - ſchriben: Deß Judæ, vnd der Kinder Jſrael ſeine Mit-Verwandte. Und auff das andere: Deß Jo - ſephs / deß Baums Ephraim, vnd deß gantzenEzech. 37. v. 16. Hauß Jſrael ſeine Mit-Verwandten / ꝛc. So bald er nun ſolche zwey Hoͤltzer zuſammen gehalten / iſt alſobald wunderbarlich eins darauß worden. O wie wolſtaͤndig vnd erſprießlich waͤre es zwiſchen den Eheleuthen / wann ſie zwey / der Mann vnd das Weib / ſtaͤts Eins waͤren / vnd in vnzer - trennter Einigkeit miteinander lebten / nach dem Beyſpil deß Noë mit ſeiner Frauen / von dem die Goͤttliche Schrifft alſo regiſtrirt; Nachdeme der Suͤndfluß / vnd das groſſe Gewaͤſ - ſer hundert vnd fuͤnfftzig Tag ſtunde ob der Erden / vnd dieſel - be gaͤntzlich bedeckte / recordatus eſt Deus Noë cunctorum -Geneſ. 1. que animantium, &c. alsdann gedachte GOtt an den Noë,vnd152Judas der ſchlimme Hundvnd an alle Thier / vnd alles Vieh / ſo da war mit ihme in derLib. de Noë c. 16. Archen; uͤber diſe Wort verwundert ſich der H. Ambroſius, in Erwegung / daß GOtt allein gedenckt an Noë, vnd an alle Thier / nit aber an deß Noë ſein Weib? ſoll dann ein muthwil - liges Roß / ein fauler Eſel / ein karger Fuchs / ein gefreſſiger Wolff / ein gailer Stier / ein biſſiger Hund / ein forchtſamer Hirſch / ein ſtoltzer Widder / ein ſtinckender Bock / ein falſche Katz / ein hochtrapender Gockl-Hahn / ein lappiſcher Aff / ein einfaͤltiger Gimpel / ein barockiſche Nacht-Eul / ein geſchwaͤtzi - ge Schwalmb / ein diebiſcher Spatz / hoͤher zu achten / mehrer zu ehren / vnd beſſer zu bedencken ſeyn / als ein fromme / liebe / wackere Frau? ey das nit / warumb hat dann der Allmaͤchtige alleinig an Noë gedenckt / vnd an alle Thier / allwo von der Frau die mindeſte Meldung nit geſchicht? es beantwortet ſein eigene Frag obberuͤhrter heiliger Lehrer / ſprechend / daß vnder dem Nahmen Noë GOtt auch deß Noë ſein Ehefrau verſtan - den / dann diſe zwey waren gantz Eins miteinander / wo eins / war das andere auch / was Noë wolt / das wolt auch ſein Frau / was dem Noë beliebte / das war auch der Frauen recht / erant duo, in carne una.
Aber ein Weib / welches zu ſtarck Octoberiſch / Zinnobe - riſch iſt / das wird auch wollen Poſtoberiſch ſeyn / vnd vor allen blaſen / ein Weib / die zu ſehr Kellneriſch vnd Muſcatelleriſch iſt / die wird auch darbey belleriſch ſeyn / ein Weib / die zu vil Weiniſch vnd Rheiniſch iſt / die wird auch greiniſch ſeyn / wor - von dann die wehrte Einigkeit vertriben wird / die rechte Lieb verriben wird / die wahre Treu verſchriben wird / vnd nachmah - lens mehr im Hauß Weh / als ein Winter Schnee / vnd ein Fruͤhling Klee / was iſt von einem ſolchen Weib zu halten? welche vor etlich Jahren ein gar andaͤchtige Kirchfahrt ange - ſtellt / vnderwegs aber in dem Wirthshauß dergeſtalten mit der Wein-Kandl duellirt, daß ihr der obere Stock gantz auß den Schlieſſen kommen / vnd alles mit ihr vmb vnd vmb gan - gen / weſſenthalben ſie in Mitte der Kirchen ſich an dem Opffer -Stock153verkaufft JEſum vmb Silber.Stock angehalten / vnd gantz ſeufftzend auffgeſchryen: O mein H. Altar / ich bins nit wehrt / ich bins gar nit wehrt / es iſt ja zu vil fuͤr mich alte Hueſten / die Ehr / die du mir erweiſeſt / ge - buͤhrt mir armen Troͤpffin wol nit / wie muß ich das wider ver - ſchulden? als ſie aber von den nechſt Anweſenden deſſenthal - ben befragt wurde / maſſen ſie ſich alle uͤber diſe Wort nit we - nig verwundert / gab ſie diſe Antwort; meine liebe Leuth / ich hab wollen / auß Andacht vnd Schuldigkeit / vmb den Altar herumb gehen / vnd jetzt gehter vmb mich herumb / es iſt ja gar zu vil. Einer ſolchen kont man wol jene Grabſchrifft machen:
Juſtinus, nach ſo vil angebrachten Beweißthumen / mei - ſtens aber wegen groſſer Ungeſtalt / vnd forderiſt wegen deß weinſuͤchtigen Magens diſes Weibs / vnd anderer ihrer Untu - genden / blib gantz feſt auff ſeiner bißhero wolgegruͤndter Mei - nung vnd Außſag: es koͤnn mit einem Wort nit ſeyn / daß diſer ſo ehrliche Geſell mit ſolcher Megera ſich ſoll ver - heyrathen.
Der Gelt-Gott Mammon zaigte ſchier einen kleinen Verdruß uͤber ſo biſſige Reden / vnd hoͤniſche Wort / gleichwol zu zaigen / daß er mit wenigem Gewalt ein gantzes Gebaͤu zu Boden faͤllen koͤnne / hat er dem Kerl einen Beutl voll Duca - ten dergeſtalten an die Bruſt geſchlagen / daß er durch diſes guldene mea culpa gleich Reu vnd Leyd erzeigt uͤber ſeinen be - gangenen Faͤhler / vnd alſo ohne ferners Bedencken / weil diſe bey ſtattlichen Mittlen / ihr das Jawort ertheilt: Gelt mei - nen Schatz / wir werden einander inniglich lieben.
O du verruchtes Gelt! wol recht fangt das Wort Gelt vnd Gold von dem Buchſtaben G an / welcher Buchſtab ein Verwunderung in ſich hat / G. was richt das Gelt nit? G. Pars II. Uwas154Judas der ſchlimme Hundwas thut das Gelt nicht? G. was vermag das Gelt nicht? Jetzt iſt gar leicht zu wiſſen / warumb mit der Leicht / deß verſtor - benen Sohn der Wittib zu Naim, ein ſo groſſe Menge VolckLuc. 7. gangen / vnd ihn zum Grab begleitet / multitudo copioſa, ſie war ein reiche / vnd ſehr wolbeguͤte Wittib / zwar ſchon bey Jahren / maſſen diſer verſtorbene Sohn ſchon Vogtbar war / weil ſo vil Gelt vorhanden bey diſer Wittib / deßwegen haben ſich gar vil bey der Leicht eingefunden / vil Kammer-Diener / vil Secretari, vil Auffwarter / vil Hofmeiſter / vil junge Ad - vocaten / multitudo copioſa, ein jeder wolt auffwarten / ein jeder wolt der nechſt beym Bret ſeyn / ein jeder wolt bey der Geſtrengen Frauen in Gnaden ſtehen / vnd ſie heyrathen / nit auß Lieb / dann ſie war nit mehr ſchoͤn / nit auß Affect, dann ſie war ein Wittib / nur wegen deß Gelts / wann ſie ſchon nicht ſchwartze Augen hat / wann ſie nur ſteiff ſchwartze Pfenning hat / wann ſie ſchon nicht rothe Wangen hat / wann ſie nur rothe Fuchſen hat / wann ſie ſchon nit ein weiſſe Haut / wann ſie nur weiſſe Thaller hat / wann ſie ſchon nit ein ſchoͤne Goſchen hat / wann ſie nur gute Groſchen hat / wann ſie ſchon nicht gut iſt / wann ſie nur Guͤter hat / O verruchtes Gelt! dahero kombt es manchesmahl / daß ein ſolcher mit ſeiner Manna Anna nit ver - lieb nimbt / ſonder nach Egyptiſchen Zwiffel trachtet / diß iſt die Urſach / daß man nachgehends an eigenen Speiſen ein Grau - ſen hat / vnd mit dem Jonatha das wilde Hoͤnig ſchlecket / da ruͤhrt es her / daß ein Dienſtmagd Agar wird hoͤfflicher gehal - ten / als ein Sara, O verruchtes Gelt!
Wie dem Iſaac hat ſollen die Rebecca vermaͤhlt werden / hat man die Sach nit gleich durch einen Bauſch uͤber die Knye abgebrochen / ob man ſchon haͤuffiges Silber vnd Gold auff Seyten deß Iſaacs zeigte / ſonder man hat vorhero den Wil - len der Rebecca wollen erfahren / ob ſie diſen reichen Herꝛn woll haben / laſt vns die Jungfrau ruffen / ſagten die liebe Eltern / vnd nach ihrem Willen fragen / alsnun155verkaufft JEſum vmb Silber.nun Rebecca geruffen war / vnd kam / da fragtGeneſ. 24. man ſie / wilſt du mit diſem Mann reiſen?
Bey diſen vnſern Zeiten fragen die geltſuͤchtigen Eltern die Toͤchter nit vil mehr / ob ſie diſen vnd diſen wollen haben / ſonder es haiſt / du muſt ihn haben / wann er ſchon alt / was ſchad es / die alten Wein hitzen beſſer / als die neue / er hat wa - cker Gelt / er iſt bey ſtattlichen Mittlen / wann er ſchon einau - gig iſt / du Naͤrrin / wirſt ſchon mehrere Batzen ſehen / wann er ſchon bucklet iſt / was benimbts / du wirſt gleichwol gut ſitzen / wann er ſchon den Satl auff dem Rucken tragt / wann er ſchon gantz kupfferig im Geſicht / was irꝛts du Krott / goldgelb im Beutl iſt wol beſſer / als leibfarb im Geſicht / muß alſo ein man - che junge Tochter wider ihren Willen / wider ihre Neigung ei - nen reichen Batzenhafner heyrathen / nur wegen deß verruchten Gelts / daß hernach dem guldenen Limmel / dem ſilbernen Phantaſten / dem reichen Narꝛn ein ſolche Amalthea ein Cor - nucopi ſpendirt / daß er deß Uriæ ſein Barocca auffſetzt / daß er den Durandum auff dem Stirn tragt / daß ihm frembde Hahnen auff ſeinem Miſt kratzen / iſt Urſach der verteuffelte Mammon, das verfluchte Gelt / auri ſacra fames.
Die Apoſtel vnder der Zeit / als der HErꝛ JEſus mit dem Weib bey dem Brunn ein heylſame Anſprach gehalten / gehen in Samariam hinein / vnd kaufften vmb paares Gelt die nothwendige Nahrung / vnd gehoͤrige Victualien, ob welchem ſich zu verwundern / daß die Samaritaner mit diſen Hebreern einige Gemeinſchafft hatten / dann ihre Gebott legten ihnen ſtarck ob / daß ſie mit dem Hebreiſchen Geſind vnd Unflath (wie ſie es nennten) nichts zu thun haͤtten; aber wo man Gelt ſihet / da ſihet man kein Gebott mehr / wo man Gelt greifft / da vergreifft man ſich leicht wider alle Satzungen / wo man Gelt zehlt / da zehlt man die zehen Gebott nicht / O verdambtes Gelt! ſo verderbeſt du ja alles in der Welt. Quid vultis mihi dare?
U 2Kaum156Judas der ſchlimme HundKaum daß diſer wackere Kerl mit ſeiner abgeſchabenen Braut das Theatrum verlaſſen / ſtige mit wolregulirtem Schritt / vnd halb Spaniſchen Gang herauff ein Herꝛ / allem Anſehen nach ein Edlmann / nach ſeiner aber gar ein feine Wit - tib / eines mittern Alters / mit einer Schoͤff-Hauben auff dem Kopff / vnd weil ſie gar eines traurigen Geſichts war / konte man ſchier vermuthen / als hab ſie einen Schiffbruch ihrer Guͤ - ter gelitten. Hochgeehrter Herꝛ Voͤtter Juſtine, ſagte der Edl - mann / vnd klagte / wie daß er immerzu durch der Wittib vil - faͤltiges anklagen beunruhiget werde / er habe doch gaͤntzlich bey ſich geſchloſſen / dero angemaſte Schuld auff kein Weiß zu be - zahlen / die Wittib hingegen konte vor weinen kaum reden / vnd wurden dero Wort von den anſtoſſenden Seufftzern alſo ab - gebrochen / daß man ſie ſchwaͤrlich konte verſtehen / auß allem aber hat man allein deutlich vernommen / daß ſie das Wort Juſtız vnd Gerechtigkeit mit ſonderm Nachdruck außgeſpro - chen / vnd widerholt / welches dem Juſtino dermaſſen zu Her - tzen gangen / daß er neben Erwiderung weniger Complemen - ten gedachten Monſieur ſein Anbringen rund abgeſchlagen / es kan nit ſeyn / dann die Juſtiz muß vor allem auffs moͤg - lichiſt erhalten / Wittib vnd Waiſen / bey dero gerechten An - forderungen beſtermaſſen geſchutzt werden / vnd muß man hier - in nit anſehen die Perſohn / ſonder mitten durchgehen.
Nachdem die Philiſtæer die Archen deß HErꝛn / oder den H. Bunds-Kaſten wider zuruck geben / haben ſie ſolchen auff ein Karren geladen / darein zwey Kuͤhe / welche zu Hauß ſaugende Kaͤlber hatten / eingeſpannt / vnd alſo ohne Fuhr - mann / nach einige Handhab / oder Antrib eines Menſchen / gen Bethſames fortgeſchickt / mit dem Beding / daß / wann die1. Reg. c. 6. beſagte Kuͤhe wurden weder auff die rechten noch lincken Sey - ten ſich wenden / ſonder mitten durchgehen / ſo werde es Gluͤck bedeuten.
Wann man bey Tribunalien vnd Gerichtern auch ſol - chergeſtalten wird mitten durchgehen / vnd ſich nit lencken auffdie157verkaufft JEſum vmb Silber.die rechte Seyten noch auff die lincke / einem nit auffhelffen / weil er reich iſt / dem andern nit abhelffen / weil er arm iſt / einen nit befoͤrdern / weil er ein Schwager iſt / den andern nit ver - ſtoſſen / weil er ein Schwacher iſt / dem Andree nicht zulegen / weil er hochgeacht iſt / dem Barthlme nit ablegen / weil er ver - acht iſt / nec ad dexteram, nec ad ſiniſtram, ſondern mitten durch / ohne Underſcheid der Perſohnen / den Burger ſo wol an - hoͤren / als den Burggrafen / den Sammet nit vorziehen dem Zwilch / die Waiſen gleich halten den Weiſen / auff ſolche Arth thut man GOtt preyſen / vnd da iſt Gluͤck vnd Wolſtand zu hoffen.
Es kommen auff ein Zeit etliche Hebreiſche Geſellen zu Chriſto dem HErꝛn in Tempel / vnd fuͤhrten mit allem Ge - walt ein Weib mit ihnen / es muß allem Anſehen nach / nur ein gemeine Huſten ſeyn geweſt / dann die vornehme darff man nit anklagen / diſe Ertz-Schalcken fangen an mit vilen Umb - ſtaͤnden den ſaubern Handl zu erzehlen / wie daß ſie diſen frechen Schlepſack in flagranti ertappt (wo iſt dann der ſaubere Bue - ler gebliben? O es Schelmen! entweders hat er euch muͤſſen in Beutl blaſen / oder er iſt euer Voͤtter / oder Anverwandter geweſt) nun glauben ſie / weil er anderſt ein ſolcher außgeſchrye - ner Prophet / er werde ſein Meinung hierin beytragen / wie man mit diſer Fettel ſoll verfahren / maſſen er von ſich ſelbſt auß - geben / er ſeye nit kommen die Geſatz Moyſis zu brechen / ſon - der zu rechen / die Gebott nit zu verhuͤllen / ſonder zu erfuͤllen / weilen dann die Moſayiſche Verordnungen dahin ergehen / daß die Ehebrecher ſollen verſteiniget werden / ſo moͤchten ſie gern dißfalls ſein Urthl vernemmen / weil ſie dann Chriſtum den HErꝛn zu einem Richter erkiſen / inclinabat ſe, alſo hat er ſich gantz tieff geneigt / vnd auff die Erd geſchriben / zu einer Lehr vnd Beyſpil / vnd Nachfolg aller Tribunalien, merckt es wol / ihr Herren Conſiliarij, Raͤth / Richter / vnd vorgeſetzte Urthlſprecher / wann man bey euch mit gantz gruͤndlichen Be - weißthumen einen anklagt. e. g. Er hat ihm gewaltthaͤtig dasU 3ſeinige158Judas der ſchlimme Hundſeinige genommen / ꝛc. er woll die rechtmaͤſſige Schuld nicht be - zahlen / ꝛc. er ſeye ihme in einer Sach hoͤchſt ſchaͤdlich / ꝛc. incli - nate vos, neigt euch zu der Erden / ſchaut die Perſohn nit an / welche beklagt wird / ſonder nur allein die gerechte Sach / man muß die Perſohn nit anſehen / obs eine vom Adl / oder von der Nadl iſt / obs ein Edlmann / oder ein Bettlmann / obs ein Ver - walter / oder ein Anhalter / obs ein Schreiber / oder ein Trei - ber iſt / obs ein Fuͤhrer / oder Mußquetirer iſt / obs ein Be - kannter / oder Verwandter iſt / ihr muͤſt nicht anſehen / obs Rei - chenau / oder Bettelheim / obs von Hochburg / oder Nideraltach / obs auß Maͤhren / oder Bayren / obs ein Landsmann / oder ein Schantzmann / obs ein Groſſer / oder ein Bloſſer iſt / nec ad dexteram, nec ad ſiniſtram.
Es wird fuͤr gewiß vnd wahr geſchriben / daß in einer vor - nehmen Statt ein ſolcher loͤblicher Brauch geweſt / daß auff dem Rath-Hauß ein offentliche Glocken gehengt / wer nun ſel - bige geleut / war ſo vil / als haͤtt er ein ſchrifftliches Anbringen uͤbergeben / vnd die Juſtiz begehrt / einmahl kombt ein zaun - duͤrrer / alter vnd ritziger Schimmel daher / welcher ſich vngefehr an der Maur deß Rath-Hauß geriben / vnd zugleich den Strick beſagter Glocken ertappt / vnd alſo dieſelbe gezogen / daß ſie ſehr laut geſprochen / die hochweiſe Raths-Herꝛn vnd Richter fragen alſobald / wer die Glocken beruͤhrt / vnd wie man ihnen deß armen Schimmel ſeltzames Ribeyſen erzehlt / ſchaffen ſie gleich / man ſolle embſige Nachfrag thun / wem das Roß zuge - hoͤre / dem ſie auch geſinnt waren die Gerechtigkeit zu admini - ſtriren / dafern auch dem Roß ſoll ein Unbild zugefuͤgt ſeyn worden; vnd weil man vnſchwaͤr darhinder kommen / daß ein gewiſſer Herꝛ beſagten Schimmel wegen ſeines Alters / als ein nunmehr vnbrauchbares Thier / habe von ſich getriben / weſſent - halben ſolcher dermahlen ohne Herꝛn / vnd folgſamb ohne nothwendige Underhaltung da / vnd dort ein verdorꝛtes Graß ſuche / auff ſolches iſt alſobald gedachtem Herꝛn ernſtlich / vnd vnder Poͤhnfall groſſer Straff / aufferlegt worden / dem Schim -mel /159verkaufft JEſum vmb Silber.mel / wegen ſo langwuͤrig treugeleiſten Dienſten vnd Arbeit / als einem Proviſoner / mit gehoͤriger Nahrung auff Lebens - Zeit die Underhaltung zu ſchaffen. Wann diſer Schim̃el haͤtt reden koͤnnen / wie deß Propheten Balaams Eßlin / haͤtt er vnge - zweiffelt ſolchen Richtern ein groſſes Lob nachgeſprochen / vmb weil ſie die liebe Juſtiz alſo weißlich handhaben vnd befoͤrdern.
O GOtt! wann arme Wittiben wurden alſo geſchutzt bey den Gerichtern / wie diſes vernunfftloſe Thier / ſo wurde der erzuͤrnete GOtt nit mancher Statt / in der Statt nit manchem Statthalter / in der Statthaltung nit manchen Gerichtern zu - ſchreyen / uſquequo judicatis iniquitatem, & facies pecca - torum ſumitis. Wie offt layder! ſihet man / hoͤrt man / greifft man / daß arme Wittwen durch langwuͤriges rechten an Bettl - ſtab / vnd in die aͤuſſerſte Armuth gerathen / da doch ihnen in kurtzen Tagen haͤtte koͤnnen Außricht geſchehen. Von mei - nem H. Vatter Auguſtino wird glaubwuͤrdig geſchriben / daß er einmahl einen Baum oder Traum / ſo zum Kirchen-Gebaͤu vnd Tachſtuel zu kurtz war / mit ſeinem Gebett habe laͤnger ge - macht / das war ein Wunderwerck / aber wann man bey den Tribunalien ein kurtzes Recht lang macht / vnd in vil Jahr außthoͤnt / das iſt kein Wunderwerck / ſondern ein Plunder - werck / weh ſolchen Richtern!
Unſer lieber Heyland hatte zwey hochwichtige Geſchaͤfft auff dem bittern Creutz-Baum zu vollziehen / benanntlich ſein allerliebſte Mutter zu verſorgen / nachmahls dem rechten Schaͤ - cher / auff ſein muͤndliches Anbringen / einen Beſcheid zu erthei - len / hat aber ehunder deß bekehrten vnd reuvollen Moͤrders Sach / vnd bittlichen Anſuch befoͤrdert / nachmahls erſt ſein lieb - ſte Mutter vnder dem Schutz Joannis anbefohlen: Hodie mecum eris in paradiſo, deinde dicit Diſcipulo, ecceLuc. 23. Mater tua. So weiß man auch / daß / wie er zu Jeruſalem / als ein 12. jaͤhriger Knab verlohren / vnd bey den Voͤttern / Befreunden vnd Anverwandten iſt geſucht / nit aber gefunden worden / deßgleichen hat er das hoͤchſte Ambt deß RoͤmiſchenPabſt -160Judas der ſchlimme HundPabſthumb nit anvertraut Joanni ſeinem nechſten Voͤttern / der beynebens in groſſen Gnaden ſtunde / ſonder dem Petro; Allen Obrigkeiten / forderiſt denen Richtern zu einer Lehr vnd Underricht / wie daß ſie kein Abſehen ſollen haben auff Bruder - ſchafften / Voͤtterſchafften / Schwagerſchafften vnd Freund - ſchafften / ſonder nur bloß auff die Gerechtigkeit / einer armen Wittib ein ſo willkuͤhriges Ohr geben / als einem Anverwand - ten / ihr gerechte Sach vnd Anforderung ſo gut beſchleunigen / als eines Bluts-Verwandten / dero Anbringen in ſo guten vnd reiffen Berathſchlag ziehen / als eines nechſten Befreund - ten / vnd was ſich recht / vnd dem Gewiſſen gemaͤß befindet / feſt vnd vnbeweglich daſſelbe ſchutzen / vnd handhaben / den ver - laſſenen Wittiben mit keinem Fug / noch gewaltthaͤtiger Frey - heit ein Unbild laſſen zufuͤgen / in Erwegung / daß nichts die di - cke Wolcken alſo ſturme / den harten Himmel alſo durchtrin - ge / als die Zaͤher vnd Thraͤnen einer betrangten Wittib / maſ - ſen die naſſe Augen der Wittib zu Naim das Hertz deß HErꝛnLuc. 7. JEſu alſo erweicht / daß er ohne Verzug dieſelbe mit der Uhr - ſtaͤnd ihres Sohns wider getroͤſt.
Wie behutſamb / vnd mit was zartem Gewiſſen man mit den armen Wittiben ſolle verfahren / iſt deſſen ein ſeltzames Beyſpil zu erſehen an einem vnglaubigen Fuͤrſten. Jn Perſia befand ſich ein junger Fuͤrſt / Nahmens Quiffera, ſehr maͤchtig an Gelt vnd Gut / diſer ware Vorhabens einen ſo praͤchtigen Pallaſt / dergleichen in der Welt nit zu finden / auffzubauen / weil nun ein groſſer Platz darzu gehoͤrte / wurden deſſenthalben ſehr vil Haͤuſer abgebrochen / vnd vnderſchidliche Gaͤrten mit zugezogen / welches auch die Underthanen alle gar gern geſche - hen lieſſen / weil ihnen darfuͤr paares Gelt außgezehlt wurde: Ein alte Wittib aber konte durchauß nit darzu gebracht wer - den / daß ſie ihr Haͤußl darzu verkauffte / Urſach / weil ſie darin gebohren / vnd erzogen / auch folgſamb darinnen ſterben wolte. Wolt es ihr (ſagt ſie) der Fuͤrſt nemmen / ſo koͤnt ſie nit wider Gewalt; der Fuͤrſt begehrte dem Weib die Huͤtten mit Ge -walt161verkaufft JEſum vmb Silber.walt nit zu nemmen / vnd doch gleichwol auch von dem Bau nit abſtehen / ſondern ſetzte das Werck dergeſtalten fort / daß das Hauß in dem Pallaſt mit eingeſchloſſen wurde. Nach Verferti - gung diſes ſo herꝛlichen Wercks / trug ſich zu / daß einsmahls frembde Geſandte nach Hof kommen / welchen der Bau gezei - get / vnd auch von ihnen gelobt wurde / doch ſagten ſie darne - ben / das Haͤußl ſchaͤnde den gantzen Pallaſt / vnd ſtehe gar vn - gereimbt in einem ſo herꝛlichen Pallaſt ein ſo geringes altes Weiber-Neſt / worauff der Fuͤrſt geantwort / mit nichten kan diſes vorgerupfft werden / ſondern ich halte diſen ſo ſchlechten Wittib-Sitz fuͤr die ſchoͤnſte Zierde deß gantzen Schloß / dann auß diſem iſt zu ſehen / vnd abzunemmen / daß ich Recht vndMenoch. p. 4. c. 18. Gerechtigkeit lieb habe / vnd meinen Underthanen kein Gewalt zufuͤge.
Es waͤr zu wuͤnſchen / daß zu vnſeren Zeiten vil Chriſtli - che Fuͤrſten vnd groſſe Herren von diſem Mahometaner lehr - neten / die armen Wittiben zu ehren / dieſelbe / als GOttes Aug-Apffel beſtermaſſen zu ſchutzen / dero verlaſſene Einſamb - keit auff moͤgliche Weiß zu troͤſten / aber leyder! erfahrt man offt das Widerſpil. Der H. Petrus hat nit allein zu JoppenAct. 9. vil weinende Wittwen geſehen vmb die verſtorbene Tabitha herumb ſtehen / ſondern es findt ſich ein vnzahlbare Menge noch heutiges Tags betruͤbter Wittwen / wo nit zu Joppen, wenigiſt allenthalben in ſchlechten Joppen vnd Kuͤttlen / daß ſie kaum den Leib bedecken koͤnnen / auß Urſachen / weil man bey Tribunalien vnd Gerichtern / in Anſehung eines vnd andern groſſen Herꝛn / oder Anverwandten / ihnen nit an die Hand gangen / ſonder vil mehr der lieben Gerechtigkeit einen Re - ſpect-Mantl angelegt / welches Kleyd ihr doch teuffliſch uͤbel anſtehet.
Dißfalls hat niemand ruhmwuͤrdiger die Juſtiz vnd Ge - rechtigkeit vollzogen / als der Jtalianiſche Kriegsfuͤrſt Theo - doſius, welcher auff offentlicher Gaſſen einer betrangten Wit - tib flehentliches anruffen gehoͤrt / auch dero ſo lang gefuͤhrtesPars II. XRecht162Judas der ſchlimme HundRecht inner zwey Tagen zu gewuͤnſchtem End gebracht / dieChronic. Alexand. Richter aber / welche bißhero ſo ſaumſeelig geweſen / mit dem Schwerdt hinrichten laſſen.
Sagt alſo Juſtinus, Voͤtter hin / Voͤtter her / es geſchicht nimmermehr / daß ich der armen Wittib nicht ſoll beyfallen. Voͤtter hin / Voͤtter her / es fallet meinem Gewiſſen gar zu ſchwer / wann ich in Anſehung der Freundſchafft ſolt die Juſtiz ſchmaͤleren / Voͤtter hin / Voͤtter her / es waͤr wider GOttes Ehr / vnd Lehr / ſo ich dißfalls nit ſolte mitten durchgehen; In Summa, Herꝛ Voͤtter / ſein Verlangen vnd Anbringen iſt diß / vnd diß / aber es kan nit ſeyn.
Der Mammon oder Gelt-Gott reyſpert ſich hieruͤber / vnd gedacht den Voͤtteriſchen Zwyſpalt geſchwind in einen guͤtlichen Vergleich zu bringen / wann ſchon der Voͤtter hin ſeye abge - wiſen / ſo werde doch der Voͤtter her (verſtehe gib her / ſchenck her) das Feld erhalten / deſſentwegen alſobald mit einem ge - ſtrickten Beutl herauß (O wie vil werden durch ſolche Strick gefangen) vnd dem Juſtino in die Hand gedruckt / mit einem ſolchen Nachdruck / daß er dem Juſtino juſt recht kommen / als welcher gleich mit andern Saiten auffgezogen / dero Klang der armen Wittib nit die Fuͤß hupffend gemacht / ſonder das Hertz / welches vor Leyd vnd Schmertzen haͤtt moͤgen zerſpringen. Mit einem Wort / es kan ſeyn / vnd es ſoll auch ſeyn / ſagt Juſtinus, daß man nit gleich einem jeden weiten Kuͤrbes-Maul ſoll glauben / dann wol oͤffter alter Weiber Anforderung ohne Grund ſtehen / es brauche die Sach eine reiffere Bewegung vnd Nachſuch / dann was nit recht Fuͤß hat / ſoll man nicht gleich uͤber die Knye biegen / ꝛc. O verfluch - tes Gelt!
Wie der H. Pantaleon hat ſollen enthaupt werden / hatIn Actis. Petra S. c. 48. ſich der Degen / oder das Schwerdt / wie ein Wachs gebogen / O Wunder! Wie die H. Cæcilia hat ſollen ſterben / iſt der Degen ſo weich worden / daß er dreymahl / wie ein Hadern /vmb163verkaufft JEſum vmb Silber.vmb den Halß gefallen. Wie der H. Thyrſus mit einer eyſe -In Actis a - pud Boll. 28. Jan. nen Saag hat ſollen mitten entzwey geſchnitten werden / hat ſich die Saag nit haͤrter / als ein Baumwoll gezeigt / O Wun - der! Der H. Franciſcus, der H. Georgius, der H. JacobusIn annal. Min. n. 33. In vit. Petrus de Natalibus l. 8. c. 84. Maſcul. in Eucom. 4. Decemb. In Actis. Surius 16. Octob. In Hiſtor. Cam. c. 32. In Actis 19. Jan. Niſibita, die H. Euphemia, die H. Barbara, die H. Leocadia, der H. Eliphus, der H. Romualdus, der H. Wolffgangus, vnd vil andere mehr / haben die harte Stein weich gemacht / O Wunder! Aber das verfluchte Gelt / der verdambte Mam - mon kan auch den in feſter Meinung / vnd gerechtem Urthl er - harten Richter dergeſtalten erweichen / daß er von dem Manna zu dem Zwiffel / von dem Jacob zu dem Eſau, von der Eſther zu dem Vaſthi, von dem Mardochæo zu dem Ammon, von dem Abl zu dem Cain, ja gar von Chriſto zu dem gottloſen Bar - rabbæ Seyten weicht / vnd das Ungerechte fuͤr gerecht außle - get. O! O! O! verruchtes Gelt!
Petrus vnd Joannes, beede H. Apoſtel giengen auff ein Zeit in Tempel hinab nacher Jeruſalem / ihr gewoͤhnliches Ge - bett alldar zu verrichten / gleich aber bey der Kirchen-Thuͤr tref - fen ſie einen armen Tropffen an / der gantz elend vnd erkrumpt / mit ſeiner bettleriſchen Rhetoric, vnd beweglicher Wolreden - heit gar ſchoͤn vmb ein Allmoſen angehalten / Petrus ſchuͤttlet den Kopff / Joannes deut mit der Hand / es ſeye nichts da / al - lein ſagt Petrus, damit dir gleichwol geholffen werde / weil ich weder Silber noch Gold habe / ſo ſtehe du im Nahmen JEſu auff / vnd wandere / auff ſolche Wort iſt der arme SchluckerAct. 2. v. 6. friſch vnd geſund auffgeſtanden / das war ein groß Wunder / einen Krumpen gerad zu machen / O H. Petre! wie offt vnd aber offt geſchicht diſes Wunder bey Tribunalien vnd Ge - richtern / ja es iſt diſes Wunderwerck gar nit mehr raͤhr / oder ſeltzamb / allein auff beſondere Manier / du haſt den Krumpen gerad gemacht mit dem Nahmen JEſu / in Nomine Jesu aber / da macht man auß einer krumpen Sach ein gerade mit Gelt / argento & auro, quod eſt mihi.
Wie Chriſtus der HErꝛ von Todten ſieghafft auffer -X 2ſtanden /164Judas der ſchlimme Hundſtanden / da ſeynd die Soldaten / ſo bey dem Grab die Wacht gehabt / mit gleichen Fuͤſſen in die Statt hinein geloffen / au - we! auwe! Jhr Hochwuͤrden vnd Gnaden / was iſt dann? ſagten die Hohenprieſter: ein ſchlechte Poſt / es iſt halt gleich - wol geſchehen / was diſer Menſch von Nazareth hat außgeben / er werde am dritten Tag wider aufferſtehen / warhafftig dem iſt alſo / ihr werd deß Teuffels Haͤndl haben / denckt an vns / wann das wird ruchtbar werden vnder dem Volck / dann ihr ſeyt Ur - ſach / daß er alſo ſchmertzlich iſt hingericht worden / es wird ſau - ber herauß kommen. Auff ſolches Vernehmen laſſen die Ho - heprieſter alſobald zum Rath anſagen / wie dann ſolche gantz ſchleunig ſich eingefunden / vnd war ihnen gar nit wol bey ſol - cher Sach / einer ſagte / wann das das Volck / vnd der Poͤfel wird erfahren / ſo ſchneiden ſie vns Naſen vnd Ohren ab / das waͤren Schelmſtuck. Ein anderer ſagt / wird das den Weibern zu Jeruſalem kundtbar / weil ſie ohne das / wie ihr Mit-Col - legæ ſelbſt geſehen / mit ihme ein groſſes Mitleyden gehabt / ſo kratzen ſie vns die Augen auß / da werden wir erſt ohne Augen ſehen / was wir gethan: Der dritte ſagt / ich foͤrcht lauter / wann ſolches die Frau deß Pilati wird vernemmen / dann ſie ohne das ihn mit Gewalt geſucht durchzuhelffen / ſo werden wir alle vom Dienſt geſtoſſen / ſie wird nicht Ruhe geben / biß ſie zu wegen bringt. Dann
Der vierdte ſagt / vnſere kuͤhle Anſchlaͤg haben ein heiſſen Handl geſchmidt / wo wir denſelben angreiffen / ſo brennen wir vns. Alle vnd alleſamb ſpuͤrten handgreifflich / daß ſie einen krumpen Handl hatten; wie iſt dann zu helffen? was zu thun?Matth. 28. daß ein krumper Handl gerad werde? Pecuniam copioſam dederunt militibus, ſie haben denen Soldaten ſteiff geſpen - dirt / ſie gaben den Kriegs-Knechten vil Gelt / worauff diſe al -ſobald165verkaufft JEſum vmb Silber.ſobald angefangen zu ſchwoͤren / der Teuffel ſoll ſie hinfuͤhren / der Lufft ſoll ſie erſtecken / der Donner ſolls erſchlagen / die Erd ſolls verſchlicken / wanns nicht wahr ſeye / daß die Juͤnger bey naͤchtlicher Weil ihnen haben geſtohlen / das haiſtdas Krumpe gerad gemacht. Die Reichthum / Gelt oder Gut / werden bey den Lateinern genennt Facultates, das iſt ſo vil / als facilita - tes, dann dem Gelt iſt alles leicht zu thun / das Krumpe gerad machen / die Berg eben machen / das Schwartze weiß machen / pecuniæ obediunt omnia.
Wie vnſer gebenedeyter Heyland auff ein Zeit einer groſ - ſen Menge Volck geprediget / bereits aber wahrgenommen / daß die meiſte auß ihnen matt vnd krafftloß / auß Mangl der Speiß vnd Nahrung / alſo hat er ſich zu dem Philipp gewendt / mein Philipp / wo werden wir Brodt nemmen? es gibt hier ſehr vnderſchidliche Urſachen / welche die H. Vaͤtter hefftig bey - bringen / warumb der liebſte HErꝛ nur den Philipp habe ge - fragt? warumb nit den Peter / den Andree / den Joannes, mit denen er ſondere Freundſchafft vnd Vertreulichkeit gepflogen? warumb nicht den Judas? den man ſchier Ambts halber haͤtte ſollen Rath fragen? dann er deß gantzen Collegij Einkauffer / vnd folgſamb in der gleichen Sachen ein mehrere Erfahrenheit bey ihm / als bey andern? warumb gleich den Philipp? deſſen / wie oben gedacht / gibt es vnderſchidliche Urſachen / vnd Außle - gungen / ich laß es in allen heiligen Verſtaͤndnuſſen bewenden / vnd ſag allein / daß auch bey der Zeit / bey der Welt / bey diſem Lauff / in aller beyfallender Noth kein beſſerer zu fragen / als der Philipp / wer will etwas haben / der gehe zum Philipp / wer will zu einem Ambt kommen / zum Philipp / wer will frey ſeyn von Straff vnd Zuͤchtungen / zum Philipp / wer will / daß er ſeyn Recht gewinn / zum Philipp / wer bey allen Tribunalien will wol daran ſeyn / zum Philipp; verſtehe mich recht / ein Du - tzet Philipps-Thaller bringen dir ein Dutzet Favor, 30. Phi - lipps-Thaller ſchaffen dir 30. Affecten, 50. Philipps-Thaller machen dir 50. Patronen / hundert Philipps-Thaller machenX 3gleich -166Judas der ſchlimme Hundgleichſamb auß einer vnmoͤglichen Sachen / ein moͤgliche. O Teuffels-Gelt!
Ein adeliche Frau hat ein Boloneſiſches Huͤndl ſehr lieb / alſo zwar / daß ſie gewunſchen / ihr Huͤndl moͤchte nach ſeinem Todt bey dem Hund in Himmel / welcher die groͤſte Sonnen - Hitz dem Erdboden ſpendirt / ſeinen Sitz haben: Nachdem ſol - ches durch einen groben Kettenbeiſſer vngefehr ſtarck verwundt worden / vnd alſo wegen diſes zugefuͤgten Schadens hat muͤſ - ſen das Leben laſſen / ware die adeliche Frau ſehr ſorgfaͤltig / wie ſie doch moͤchte das liebſte Bellerl ehrlich zur Erden beſtaͤt - ten / dahero in eigener Perſohn den Herꝛn Burgermeiſter ſel - bigen Orths hefftigſt erſucht / er wolle doch erſtgedachtes ihr liebes Huͤndl laſſen in den mittern Platz deß Rath-Hauß / bey der ſchoͤn Marmorſteinernen Saulen begraben: ey ſagt hier - uͤber der Burgermeiſter / das laſt ſich auff kein Weiß thun / es kan nit ſeyn / wann es auch der Hund waͤre / welcher dem H. Rocho einen Koſtherꝛn abgeben / ſo kont man diß nicht zu - laſſen / ein ſolches vernunfftloſes Thier gehoͤre zum Meiſter Puffenberger / vnd ſeye ſein gebuͤhrende Begraͤbnuß auff der Raaben-Geſtaͤdten / es wurde ſeinem Nahmen ein uͤbler Nach - klang erwachſen / dafern er ſolche Ungebuͤhr ſolte zulaſſen; O Herꝛ Burgermeiſter / ſagte ſie / wann er das Huͤndl haͤtte ken - net / er wurde weit anderſt ſich laſſen verlauten / dann es ſolche ſtattliche Gaaben an ſich gehabt / daß es auch ein Supernume - rari-Stoͤll in dem Magiſtrat haͤtte verdient; was? ſagt er / das ſeynd Hunds-Boſſen / es kan nit ſeyn / ſolls nicht ſeyn koͤnnen? ſagt ſie hinwider / indeme doch das liebſte Naͤrꝛl ſo beſcheid ware / daß es auch kurtz vor ſeinem Todt / in Beyſein zweyen wackern Fleiſchhacker-Hunden / ein Teſtament auffge - richt / auch deß Herꝛn Burgermeiſters mit 30. Thaller inge - denck geweſt; ſoll dem alſo ſeyn? nit anderſt / wann es ein ſol - che Beſchaffenheit hat / ſagt der Burgermeiſter / ſo kans ſeyn / gar wol / pecuniæ obediunt omnia, das Gelt richt alles in der Welt.
Eliezer167verkaufft JEſum vmb Silber.Eliezer, deß Abrahams Bedienter reiſt auß dem Iſaac vmb ein Braut vmbzuſehen / kombt zu dem Hauß deß Laban, ſein Jungfrau Schweſter die Rebecca zu begehren / kaum daß er daſelbſt angelangt / iſt er mit allen hoͤfflichiſten Ehrbeweiſun - gen empfangen worden / ingredere benedicte Domini, her -Geneſ. 24. ein mein Geſegneter deß HErꝛn / herein / willkomb / hat es ge - haiſſen zu tauſendmahl / nidergeſeſſen / tragts auff / ſchenckts ein / warts auff / ich erfreue mich deß Herꝛn guter Geſundheit / geſchicht mir heut die groͤſte Gnad / das Gluͤck haͤtt ich mir nit eingebildt / der Herꝛ laß ihms ſchmecken / was iſt meines Herꝛn ſein Anbringen? nit bitten / nur geſchafft / iſt alles zu Dienſten / er iſt Patron di Caſa; ich / ſagt der Eliezer, ſolt vnd wolt die Jungfrau Schweſter meinem Herꝛ Iſaac vor ein Braut haben / Rebecca, fragt der Laban, wilſt ihn haben? Ja / potz tau - ſend Eleement / wie ſagen die Menſcher ſo geſchwind Ja / da war der gantze Heyrath-Schluß beyſammen / amen, boun viaggio. Nach vilen Jahren kombt Jacob, der Rebecca Sohn auch zu dem Laban, auch vmb ein Braut / vnd zwar vmb ſein ſchoͤne Rachel; aber da iſt man geſparſamb mit den Com - plementen vmbgangen / der Willkomb war gar ſchlecht / das Fiat vnd Jawort im Arreſt, endlich mit harter Muͤhe iſt die Verwilligung geſchehen / doch mit dem Beding / daß er ſiben Jahr ſoll dienen / nach verfloſſenen ſiben Jahren muß er noch andere ſiben Jahr darzu dienen / in allem 14. Jahr (das iſt zu vil vmb ein Weib) warumb daß deß Eliezer ſein Begehren ſo geſchwind hat ſtatt gefunden? vnd deß Jacobs ſein Bitt ſo groſſe Beſchwaͤrnuß gelitten? frag nicht lang / ſuch nicht lang / forſch nicht lang / beym Eliezer hat man friſch Silber vnd Gold geſehen / prolatis vaſis argenteis, & aureis, &c. beym JacobGeneſ. 32. aber ein pure Armuth / in baculo meo tranſivi Jordan, ein knopertes Hand-Pferdt von einer Haßlnuß-Stauden / vnd weiter hatte Jacob nichts. Darumb haiſt es / haſt was / ſo ſetz dich nider / haſt nichts / ſo bin ich dir zu wider; wer gibt Gut / Gelt / Gaaben / der kan alles haben.
Jener168Judas der ſchlimme HundJener ſaubere Richter wolte zwiſchen zwey ſtrittigen Par - theyen kein Urthl ſprechen / biß rechtmaͤſſige Zeugen vorhan - den / vnd der alsdann den beſten Zeugen werd haben / deme ſolle das Recht zugeſprochen werden / einer auß diſen hat der Frau Richterin (Titl Jhr Geſtreng) einen ſchoͤnen vnd theue - ren Mieder-Zeug demuͤthigiſt offerirt, die Sach war gewun - nen / diſer Zeug hat durchgetrungen / wer halt gut will bauen / muß mehrer Gibs / als Stein brauchen.
Ein Advocat, faſt wie jener / dem der Teuffel die Zung abgebiſſen / hatte an ſein Hauß ein Mohren / oder Affricaner mahlen laſſen / deſſen geheime Verſtaͤndnuß faſt niemand er - gruͤnden koͤnnen / biß endlichen ein witziger Kopff die rechte Be - deutnuß erſonnen / vnd geſagt / daß ein Mohr oder Affricaner in Lateiniſcher Sprach Affer genennet werde / welches Wort zugleich auch ſo vil haiſt / als bring her / wordurch er wolte an Tag geben / daß ſeyn Hauß nur offen ſtehe dem jenigen / wel - cher was hergeben / herbringen / herſchaffen thue / auri ſacra fames, O Gold / dir iſt jedermann hold.
Die arme betrangte Wittib muſte alſo ohne einigen Troſt / ja mit vnſaglichem Hertzens-Wehmuth von der Buͤhn / oder Theatro abtretten / vnd weiß der liebe GOtt / ob ihr nicht ſolche groſſe Unbillichkeit den Lebens-Faden abgeſchnitten. O GOtt! O GOtt! wo man Wittwen vnd Waiſen ſo wenig Schutz haltet / kan Gottes Geißl nit außbleiben; es hat GOtt nit allein erhoͤrt das weinen deß armen verlaſſenen Iſmaël in der Wuͤſten / ſondern auch die Zaͤher der armen verlaſſenen Waißl gehen ſchnurgerad vor das Angeſicht GOttes. Kaum daß die Wittib abgewichen / war ein groſſes Getuͤmmel / vnd hartes Getoͤß von eyſernen Ketten / vnd ſahe man bald von zweyen Schoͤrganten daher ſchleppen einen vngefehr dreyſſig - jaͤhrigen Kerl / welcher mit vndergeſchlagenen Augen dahergangen /169verkaufft JEſum vmb Silber.gangen / daß ein jeder leicht vermuthet hat / er ſey von guter Schelm-Arth. Nachdem ihn Juſtinus mit allem Ernſt be - fragt / warumb er an ſo ſtarcken Ketten / vnd eyſernen Baͤndern gefaͤßlet ſeye / gab er gantz vnverſchambt die Antwort / daß er zwar auß Noth habe dem Herꝛn Pfarrer zu Frommdorff ein - gebrochen / als er wegen eines Creutzgang abweſend war / vnd ihm alles Gelt hinweck genommen / es habe ihn aber nit wenig verdroſſen / daß ſo vil kleine Muͤntz darunder geweſen / welche vermuthlich der Bauren Opffer-Pfenning waren / was? ſagt Juſtinus, was? du das? ſchau / zeichnet anbey mit der Kreiden einen Galgen auff die Tafel / ſchau / ſagt er / diß iſt dein Lohn / den tragſt darvon / daß man den Dieb an liechten Galgen hen - cket / Juſtiz vnd Gerechtigkeit muß geſchehen. Der H. Ju - ſtus iſt ein Martyrer / der H. Juſtinus iſt ein Martyrer / der H. Juſtinianus iſt ein Martyrer / die H. Juſtina iſt ein Mar - tyrin / aber die Juſtiz iſt / vnd muß / vnd ſoll kein Martyrin ſeyn.
Heilig / herꝛlich / heylſamb / Himmliſch ſeynd die Indul - gentien vnd Ablaͤß / welche GOtt mehrmahlen mit vilen Wunder-Zeichen beſtaͤttiget / maſſen in der Kirchen S Mariæ de Angelis, ins gemein Portiuncula genannt / 7. Biſchoͤff den Ablaß verkuͤndiget / einer nach dem andern hinauff geſti -Wading. in annal. 1223. gen / vnd nur wollen auff 10. Jahr die Indulgentzen außruffen / gleichwol alle wider ihren Willen das Widerſpil geredt / vnd mit Franciſco uͤbereins geſtimbt. Schatzreich / ſchutzreich / lobreich / liebreich ſeynd die Indulgentzen: Der heiligmaͤſſige Mann Berchtoldus, auß dem Orden S. Franciſci, hat auff ein Zeit an ſtatt deß Allmuſen einem armen Weib auff einem Papier 10. Jahr Ablaß geſchenckt / welche er zu Rom erhalten / vnd ihr anbey befohlen / ſie ſoll einem reichen Handlsmann di - ſe geben / vnd darvor ſo vil Gold fordern / als diſes Papier im Gewicht hat / der reiche Rabiner / neben vilem Hohn vnd Ge - laͤchter / legt das Papier auff ein Waagſchallen / auff die andere einen Ducaten / welcher aber Gewicht halber dem Papter nit gleichte / biß er endlich einen nach dem andern in groſſer Anzahl /Pars II. Ymit170Judas der ſchlimme HundIn Chron. Minor. p. 2. l. c. 3.mit hoͤchſter Verwunderung auff die Waag gelegt / biß das Gewicht iſt gleich worden / vnd juſt die arme Haut ſo vil erhal - ten / als ihr dazumahl nothwendig war.
Zu ſuchen / zu halten / zu verehren / zu preyſen ſeynd die heiligen Indulgentzen. Als ein Prieſter / mit Nahmen Fir - mus, ein groſſe Menge Volck geſehen nacher Aquilam in A - prutio reiſen / daſelbſt in der Kirchen S. Mariæ Collemario den vollkommenen Ablaß zu gewinnen / hat er ſolche Andacht nur außgelacht / vnd geſagt / ſo wenig ſeye daſelbſt ein Ablaß / ſo wenig als der Pfeil / den er in Willens abzuſchieſſen / in dem Stein werde ſtecken bleiben / worauff er den Bogen gedruckt /Lalius Ma - rin. in vit. Petri cœ - leſtin. lib. 3. c. 10. vnd der Pfeil gantz tieff in den Stein / als in einen Laib Brodt eingetrungen / welches den frechen Prieſter zur Reu vnd Buß veranlaſt / der nachmahls ſolchen Stein ſambt dem Pfeil da - hin gebracht / allwo er noch zu ſehen.
Ein Schatten von GOtt / ein Gaab von Himmel / ein Portion von den Verdienſten deß Leydens Chriſti / ein Ge - walt von der Roͤmiſchen Kirchen ſeynd die Indulgentzen. DieStephan. Pep. in vit. S. Clar. lib. 3. c. 5. ſeelige Clara de Agolantibus hat zu Arimini einen vollkom - menen Ablaß auff einen gewiſſen Feſtag erhalten / dahero iſt oͤffter geſchehen / daß den Tag / vor diſer Solennitet, die Glo - cken ſich ſelber geleut.
Es ſeynd GOtt ein Glory / den Heiligen ein Freud / den Teufflen ein Schrocken / den Suͤndern ein Huͤlff / den Seelen im Fegfeur ein Erloͤſung die heiligen Indulgeutzen. Nach - dem der H. Bernardus ein bewegliche Predig gehalten von den Indulgentzen / welche Pabſt Eugenius ertheilt / hat erIn vit. c. 4. gleich hernach ſolche Lehr mit Geſundmachung 20. Krancker beſtaͤttiget.
Diſe Indulgentien ſeynd heilig vnd aber heilig / vnd uͤber heilig / entgegen aber ſeynd andere Indulgentien, welche der Lucifer / vnd mit ihme alle Teuffel geſchmidt haben / diſe ſeynd nimiæ indulgentiæ ſuperiorum, das groſſe Nachſe - hen der Ubertrettung / der groſſe Nachlaß der Straff / das zuweich -171verkaufft JEſum vmb Silber.weichmuͤthige Schwerdt zucken / die zu geſparſame Zuͤchtigung bey den Obrigkeiten. Fragſt du etwann / welche im Koͤnigreich die beſte Koͤnig ſeyn / im Land die beſte Landrichter / in der Re - public die beſte Regenten / in der Gemein die beſte Obrigkei - ten / in Cloͤſtern die beſte Vorſteher? welche? etwann die Wolff heiſſen? nein; die Lampert heiſſen? nein; die Leon - hard heiſſen? die Columban heiſſen? nein; die Aquilin heiſ - ſen? nein / ſeynd zwar Nahmen / die etwas von Thieren haben / ſonder wiſſe / die beſte Obrigkeiten ſeynd / die Ernſt heiſſen / die Severin heiſſen / die Hartmanni heiſſen / diſe ſeynd die be - ſte / welche mit allem Ernſt das Boͤſe ſtraffen. Der Hahn kraͤhet nit allein / ſonder er ſchlagt auch mit Fluͤglen / der Sa -Luc. 10. maritan hat nit allein Oel in die Wunden goſſen / ſondern auch Wein / der da beiſt. Jn der Archen deß Bunds war nit allein das ſuͤſſe Manna, ſondern auch die Ruthen Moyſis; Chriſtus der HErꝛ hat nit allein jedermann vil guts erwiſen / ſonder er hat auch die Rabiner zum Tempel hinauß gebeitſcht / der H. Paulus hat nit allein befohlen in aller Lieb vnd Sanfft - muth mit den Leuthen vmbzugehen / ſo gar ſeine Kinder nen - nend / ſonder er hat auch beſtaͤttiget / daß die Cretenſer grobe Schliffel / verlogene Geſellen / faule Bernhaͤuter / vnd uͤble Beſtien ſeyn / Cretenſes ſemper mendaces, malæ BeſtiæAd Tit. 1. 12. v. ventres pigri, &c. alſo wird nothwendig erfordert bey den Gerichtern die ſtraffende Juſtiz, ſonſt kan die Clementia, ein Dementia genannt werden.
Auff dem hoͤltzernen Reichs-Tag / ſagt die H. Schrifft / haben vnder andern auch die Herren Baͤumer einen Anſuch gethan bey dem Oelbaum / ihme durch einhellige Wahl die Cron anerbotten / Deo gratias, ſagt hinwider der Oelbaum / meine herꝛliche Stammen / bedanck mich hoͤfflichſt / daß ihr gleichwol ſo groſſe Neigung zu meiner Wenigkeit traget / es ſteht mir nach Moͤglichkeit zu vergelten vmb euch / vnd euere Kinder / Stauden vnd Beltzer / allein reſignire ich wider auffY 2alle172Judas der ſchlimme Hundalle Weiß / dann ich bin theils klein von Perſohn / ſchwach in Glidern / zum andern bin ich gar zu ſuͤß / vnd weichhertzig / vnd lind / wie die gantze Welt wol weiß / ein Obrigkeit aber mußJudic. 9. ſcharpff vnd ernſthafft ſeyn. Nunquid poſſum deſerere pin - guedinem meam?
Wie Petrus den Malchum zwiſchen der Ohren gehaut / hat der HErꝛ ihme ein kleinen Verweiß geben / auch beynebens befohlen / er ſoll einſtecken / meiſtens darumb / weil Petrus ſchon ein Geiſtlicher war / deme Stands halber nit gebuͤhrt mit De - gen vnd Waffen vmbzugehen / wann er aber waͤr ein Lands - Fuͤrſt / oder ein Richter geweſt / bin gar ſicher / daß ihm der lieb - ſte Heyland nit haͤtt befohlen / er ſoll einſtecken / ſonder vil mehr das Schwerd außziehen / weil nichts nothwendigers / als das Schwerd in Haͤnden halten / das Boͤſe zu ſtraffen.
Jn den erſten Jahren regierte der Koͤnig Saul mit ſol - chem Lob / daß im gantzen Land Iſraël kein Auffruhr / kein Zwy - ſpalt / kein Zertrennung vnder den Eheleuthen / vnder den Burgern / vnder den Bauren / ſonder Frid beym erſten / Freud beym andern / Frombkeit beym dritten anzutreffen / das Land ſtunde in Sicherheit / die Staͤtt in Einigkeit / die Felder in Fruchtbarkeit / alles im Wolſtand / Ruheſtand / Gluͤckſtand / derentwegen / weil im gantzen Koͤnigreich kein Degen / kein Saͤbl / kein Spieß / kein Dolch / kein Helleparten / kein Rap - pier / kein Piquen / kein Springſtock zu finden war / als allein1. Reg. 13. cap. in der Hand deß Koͤnigs war das Schwerd. Non eſt inven - tus enſis, ant lancea in manu totius populi, excepto Saul. Wann allerſeits die Waffen verborgen / die Degen verhuͤllt / die Gewoͤhr verdeckt / ſo muß doch immerzu das Schwerd in deß Richters Hand ſchimmern / zur Forcht der Miſſethaͤter.
Der Achab hat derentwegen ſo ſtarck eingebuͤſt / vnd bey dem Allerhoͤchſten in Ungnad kommen / weil er einem das Le -3. Reg. cap. 20. ben geſchenckt / der ſonſt den Todt verwuͤrckt / quia dimiſit vi - rum dignum morte. Den Koͤnig Saul hat GOtt von der Regierung geſtoſſen / vnd ihme mit Grimmen den Scepter außHanden173verkaufft JEſum vmb Silber.Handen geriſſen / vmb weilen er guͤtig vnd barmhertzig geweſt /1. Reg. 15. cap. wo er haͤtt ſollen ſtraffen / vnd einen Ernſt brauchen.
Einen ſolchen hat erzeigt in ſeiner Regierung Petrus Koͤ - nig in Portugall, vnder welchem das Koͤnigreich alſo auffge - nommen / daß / wo andere mit Kriegs-Empoͤrungen / vnd ſchwaͤren Betrangnuſſen uͤberhaͤufft waren / diſes alleinig in ge - wuͤnſchtem Wolſtand ſich befunden / die Urſach deſſen ware die genaue Juſtiz, vnd forderiſt der ſcharpffe Ernſt / welchen Koͤ - nig Peter in Abſtraffung der Mißhandlung gebraucht / diſer war ſo eyffrig hierin / daß er an ſeiner Guͤrtl ſtaͤts einen Strick getragen / zum Zeichen der Juſtiz, vnd kont er ſich mehrmahlen nit enthalten / daß er nit gewaltthaͤtige Haͤnd dem Ubelthaͤter ſelbſt angelegt. Einem Vornehmen auß ſeinen Hof-Cava - lieren / weil er erfahren / daß er mit einer anderen Frauen in vnzimmender Lieb ſtunde / hat er laſſen einen ſolchen Boſſen reiſſen / welchen allhier die Feder auß Ehrbarkeit vertuſcht; wann auch ein Strick haͤtte hundert Gulden gekoſt / ſo waͤr es ihm nicht zu theuer geweſt vor ein Halß-Band eines Diebs. Als einmahl ein Sohn ſeinen Vatter geſchlagen / rufft er alſo - bald die Mutter zu ſich / beſchwoͤrt dieſelbe hart / er koͤnn es nit glauben / ſprach er / daß diſes Kind ſeye nit von einem anderen empfangen / vnd als ſie ſolches ohne weitern Zwang bekannt / hat er alſobald denſelbigen Thaͤter / ob er ſchon ein privilegir - te Perſohn war / laſſen erwuͤrgen. Solche ſcharpffe Juſtiz vnd groſſen Ernſt im ſtraffen hat GOtt ihme ſtattlich belohnt / dann als er nach dem Todt ſchon lang auff der Buͤhn kalter gelegen / vnd bereits die koſtbare Specereyen beygebracht worden / wormit man den Coͤrper außſchoppe / damit er von der Faͤu - le nicht ſo bald moͤge ergriffen werden / iſt er mit jedermaͤn - niglicher Verwunderung wider lebendig worden / vnd alſobald einen Prieſter laſſen zu ſich ruffen / deme er eine vorhin verſchwi - gene Suͤnd gantz bußfertig gebeicht / nachmahls als er genug -Niernb. de juſtit. fol. 154. ſamb bekennt / daß ihme ſolche Gnad wegen ſeiner Juſtiz vnd Vorbitt deß H. Bartholomæi von GOtt ſeye ertheilt worden / wider ſeelig enſchlaffen.
Y 3Wol174Judas der ſchlimme HundWol recht hat einmahl ein Prediger / gleich als er auff die Cantzl geſtigen / angefangen zu juchitzen / vnd faſt wie die be - rauſchte Bauern pflegen zu ſchreyen / ju, ju, ju, ju; war iſt es zwar / ſagt er / daß ein Prediger / weil er von Chriſto Sal terræ, ein Saltz der Erden benambſet wird / nit ſolle / weder in Re - den / noch in Geberden abgeſchmach ſeyn / aber er koͤnn es nicht laſſen / vnd ſchrye mehrmahl ju, ju, ju; es iſt nit ohne / ſagt er / daß / gleichwie die Archen deß Bunds ein - vnd außwendig ver - gult ware / alſo gezimme es ſich / daß ein Prediger nit allein ein - wendig eines guten Gewiſſen ſeye / ſondern auch aͤuſſerlich ei - nes vnſtraͤfflichen Wandls / aber er koͤnn es dannoch nit laſſen / vnd ſchrye noch hefftiger / als zuvor / ju, ju, ju, ju, endlich ſagt er / ju, ju, Juſtitia vnd Gerechtigkeit / diſe iſt der Triumph - Wagen / auff deme der Welt Wolſtand prangt / ju, ju, Ju - ſtitia iſt die jenige Saul / auff welcher Cron vnd Scepter ſi - cher ſtehen / ju, ju, Juſtitia iſt die jenige Salben / wormit alles geſchmiert / damit es ſicher gehe.
Joſue der tapffere Kriegsfuͤrſt hat ſtattliche Victori vnd Sieg immerzu gehabt / in ſeinem Krieg nichts als Gluͤck vnd Stern erfahren / weil nemblich die Hand GOttes mit ihme / vnd wo ſolche iſt / kan Menſchen-Fauſt nit geforchten werden. Joſue hat ſo gar mit dem Poſaunen-Schall die ſtarcke Mauern der feſten Statt Jericho zu Boden geworffen / wie er aber vor das kleine Staͤttl Hai geruckt / da iſt er auff das Stroh kom - men / bey Hai, da hat es gehaiſſen ai, ai, kein Gluͤck mehr / gu - te Stoͤß darfuͤr hat er / vnd die Seinige darvon getragen / GOtt war nit mehr bey ihm / mit ihm / ſo lang / vnd ſo vil / biß er einen Dieb / benanntlich den Achan, zur billichen Straff gezogen / ſo bald man diſem den Reſt (ſonſt gebuͤhrt ihm Reſtis) geben / averſus eſt furor Domini ab eis, alſobald iſt der Zorn GOt - tes von ihnen gewichen. Ju, Ju, Juſtitia erhalt das Land / ſtaͤrckt ein Statt / reiniget ein Marckt / verbeſſert ein Gemein / reutt auß das Unkraut / gefallt GOtt / erfreut die Engl / ver - drieſt die Teuffel / ergoͤtzt den Himmel / erquickt die Erden / ver -einiget175verkaufft JEſum vmb Silber.einiget die Menſchen / begluͤckt die Gewerb / befoͤrdert den Fri - den / vnd macht alles gut.
Sophronius ſchreibt / daß etliche Schiff nacher Conſtan -Cap. 76. tinopel, nacher Alexandria, vnd andere Oerther / mit gluͤckli - chen Seglen gantz ſchleunig fortgefahren / ein einiges Schiff aber konte nit / auch bey aller angewender Muͤhe vnd Arbeit fortrucken / ſonder blıbe ſtaͤts an einem Orth gantz halßſtaͤrrig in die funffzehen Tag lang / vnd konte man diſes ſo vngluͤckſeeli - gen Arreſts rechte Urſach nit ergruͤnden / biß endlich ein from - mer Ordens-Mann / welcher in beſagtem Schiff ſein Gebett verricht / die Stimm von Himmel gehoͤrt / mitte foras Ma - riam, & benè navigabis, wirff die Mariam hinauß / alsdann wirſt du gluͤcklich ſchiffen. Es war eine in dem Schiff mit Nah - men Maria / gar ein laſterhafftes Weibs-Bild / ſo bald man diſe in ein kleines Neben-Schiffel geſetzt / welches mit ihr von Stund an verſuncken / iſt gleich das groſſe Schiff mit allem er - wuͤnſchten Wind fortgeſeglet.
Mein fromme Statt N. mein Volckreiche Statt N. mein feſte Statt N. dir fallt ein Ungluͤck uͤber das andere auff den Halß / dich zuͤchtiget GOtt bald mit der / bald mit diſer Ruthen / wilſt die Urſach wiſſen? mitte foras meretrices, & benè na - vigabis, keye die leichtfertige Weiber hinauß / laß die aͤrgerli - che Schlepſaͤck außſtreichen / ſodann wird es beſſer hergehen / das uͤble muß man ſtraffen / ſonſt iſt GOttes Straff zu foͤrch - ten. Der Prophet Michæas hat der Statt Jeruſalem die Warheit vnder die Naſen geriben / als er ohne Scheuh auffge - ſchryen: Nunc vaſtaberis filia Latronis, &c. anjetzo wirſt du zerſtoͤhrt werden / weil du den gerechten JEſum ans Creutz genaglet / vnd den Boͤßwicht Barabbam loß gelaſſen / diſe ſo groſſe Unbild bringt dir den Undergang.
Ein Prophet bin ich nit / aber gleichwol die Warheit ei - nem Land / einer Statt / einer Republic, ſing ich auff gleichem Thon / v[e]ſtaberis, wann man bey dir die Tauben arreſtirt, vnd die Raaben privilegirt, vaſtaberis, wann du die kleineDieb176Judas der ſchlimme HundDieb auffhengeſt / vnd den groſſen Dieben alles anhengeſt / vaſtaberis, wann du die kleine Hueſten außſtreicheſt / vnd die vornehme hervor ſtreicheſt / vaſtaberis, wann du der Armen ihr Verbrechen auffſiheſt / vnd den Reichen ihr Miſſethat nach - ſiheſt / vaſtaberis, wann bey dir das Schwerd der Juſtiz ro - ſtig iſt / ſo wird bey dir das Gluͤck in ſchlechtem Glantz ſtehen / wann bey dir der Galgen laͤhr ſtehet / ſo wird das Land voll mit Dieb ſeyn / wann bey dir die Keichen vnd Gefaͤngnuß of - fen ſtehen / ſo wird bey dir Gluͤck vnd Seegen hinden ſtehen. Ju, Ju, Juſtitia muß geſchehen / vnd ſoll geſchehen / ſagt Juſti - nus, diſer gottvergeſſene / ehrvergeſſene vnd lehrvergeſſen Dieb muß gehenckt werden; gemach / gemach / ſagt Mammon, Herꝛ Juſtin haͤtt wol getaugt fuͤr ein Eſſig / es haͤtt ihme an der Schaͤrpffe nichts gemanglet / gedacht beynebens / gleichwie man die Apotecker-Pillulen kan vergulten / alſo wol er auch diſen ſchlimmen Vogl / der deß Herꝛn Pfarrer Gelt-Kaſten purgi - ret / vergulden / ſchiebt dahero dem Juſtino einen Beutl Gelt in Sack / worauff das Wetter gleich nachgelaſſen / vnd Herꝛ Juſtin ein guldene Sanfftmuth an ſich gezogen / es iſt wol wahr / ſagt er / mit Menſchen-Blut muß man geſparſamb vmbgehen / vnd iſt dem Moyſi das ſchlagen in Felſen nit wol auffgenom - men worden / auch daß man GOtt vil Schlacht-Opffer in Gal -Reg. 1. c. 11. galis habe geſchenckt / ſeye im alten Teſtament geſchehen. Man koͤnne mit dem quaſi flagello, wormit der HErꝛ vnd Heyland im Tempel ein Ernſt erwiſen / auch etwas außrichten / ja weil deß Diebs ſein Bruder ſich ſo wol bey Syclos in Ungarn ver - halten / ſo koͤnn er auch Strickloß abgehen / hiermit zu einer Wahrnung / vnd bey kuͤnfftiger groſſer Straff-Betrohung ſoll er 14. Tag im Statt-Graben arbeiten / jedoch dem Profoſen ſein gebuͤhrende Diſcretion ſeye vorbehalten / welcher ſaubere Under-Officier / auff Anerbietung 6. Thaller / den henckermaͤſ - ſigen Dieb mit ſich in ſein gantz ehrliche Wohnung gefuͤhrt / daſelbſt den Arreſt mit Taback-Pfeiffen / vnd Wein-Kandl in aller Strenge vollbracht. O verfluchtes Gelt!
Der177verkaufft JEſum vmb Silber.Der H. Petrus iſt einmahl / weil er mit ſeiner Lehr ſo vil Seelen zu ſich gezogen / gefaͤnglich in Verhafft genommen worden / vnd ware der Koͤnig Herodes geſinnt / nechſter Tagen ihne mit dem Schwerdt hinrichten zu laſſen / es wolte aber vn - ſer HErꝛ / daß Petrus ſeiner Kirchen noch laͤnger ſolte vorſte - hen / ſchickt demnach einen Engl / welcher Petrum nach abge - loͤſten Ketten / an denen er gefaͤßlet lage / hinauß gefuͤhrt / ſo aber dem frommen Pabſt vorkommen wie ein Traum / wie er aber zum dritten Thor gelangt / vnd ſich allbereits in aller Si - cherheit befunden / ſo ſagt er zu ſich ſelbſt / nunc ſcio verè, jetzt ſihe ich warhafftig / daß mich ein Engl erloͤſet hat; aber mit Er - laubnuß mein Peter, wie weiſt du / daß es ein Engl geweſt? villeicht iſt der Stockmeiſter geweſt / der ſich deiner erbarmet? oder einer auß ſeinen Bedienten? oder einer von der Hofſtatt Herodis? ſcio verè, nein / nein / ſagt Petrus, es iſt ein Engel geweſt / aber woher weiſt es? da / da / dahero / wie Petrus zum dritten Thor kommen / ſo gedacht er / Holla! ich bin gefangen geweſt / als ein vermeinter Verfuͤhrer deß Volcks / vnd iſt der Sentenz deß Todts ſchon uͤber mich ergangen / keinen Pfen - ning Gelt hat es mich koſt / es iſt vnfehlbar ein Engl geweſt / der mir außgeholffen; dann waͤr es ein Menſch geweſt / ſo haͤtt ich muͤſſen ſpendiren / kein Gelt hab ich; das heiſt fuͤrwahr vil geredt / mein Apoſtoliſches Haupt / ſo ſoll dann das Gelt auch koͤnnen einen auß der Keichen ſalviren? ja / auch vom Galgen erloͤſen? ja / auch vor dem Rad behuͤten? ja / auch vor dem Schwerdt? ja / ſoll dann das Gelt einen koͤnnen redlich ma - chen? ja / ja / O wie vil haͤtten ſollen vom Sailer Halßtuch tragen! wann ſie nit geſpendirt haͤtten / O wie vil haͤtten ſollen den obern Hauptſtock verliehren / wann ſie ſich nicht mit Gelt haͤtten außkaufft; O wie vilen haͤtt ſollen der Hencker auff dem Buckel mit grober Fractur ſchreiben / wann ſie nit waͤren mit Gelt auffzogen! du verfluchtes Gelt! Tauſendgulden-Kraut vnd Frauen-Muͤntz werden in den Apotecken ſehr gelobt / daß ſie vnderſchidliche Schaͤden curiren / aber wann man die SachPars II. Zbeſſer178Judas der ſchlimme Hundbeſſer erwegt / ſo heylen ſie gar alle Schaͤden / vnd ob ſchon vor Zeiten der Abgott Mars fuͤr ſtarck von den Heyden iſt gehalten worden / ſo dunckt mich dermahlen bey den Chriſten Marsu - pium vil ſtaͤrcker / vnd maͤchtiger zu ſeyn.
Daß der H. Joannes Chryſoſtomus, ins gemein ge - nannt Joannes mit dem guldenen Mund / ſehr vil vnd groſſe Wunder gewuͤrckt / ſo gar auch nach dem Todt dem Volck zu Conſtantinopel den Seegen geben / vnd uͤberlaut auffge - ſchryen / pax vobis, iſt allbekandt / aber daß ein Michaël mit dem guldenen Mund / ein Wolffgang mit dem guldenen Mund / ein Ferdinand mit dem guldenen Mund / ꝛc. auch vil Wunder ſahe wuͤrcken / bleibt auch wahr / dann wer Gold im Mund hat / vnd Gold verſpricht / vnd Gold ſpendirt / der wird nit ſuſpendirt, das iſt ein Wunder! wer Gold auff der Zung / vnd Gold verheiſt / vnd Gold gibt / dem wird ſein Schuld gar vergeben / das iſt ein Wunder! wer guldene Reden hat / Gold zuſagt / vnd Gold darlegt / dem wird man kein Straff aufferle - gen / das iſt ein Wunder! Mit dem Oel der Genovefæ, deß H. Eligij, deß H. Martini, deß H. Raymundi, deß H. Tara - ſij, deß H. Niceti, deß H. Audomari, deß H. Januarij, deß H. Sulpitij, deß H. Didaci, deß H. Cajetani, geſchehen noch alle Tag groſſe Wunder / aber es iſt ſich auch nit ein wenig zu verwundern / was die Schmiralien bey Richtern vnd Gerich - tern / bey Hof vnd Hof-Bedienten / bey Aembtern vnd Ambts - Verwaltern / alle Tag / alle Stund außwuͤrcken. Der Accu - ſativus gilt nichts / wo der Dativus darzu kombt / die Subſtanz der Juſtiz muß vor der Thier warten / wann die Accidentia bey der Audienz ſeyn / die Gerechtigkeit muß tantzen / wie man auff den Regalien auffſpilt / die Frau Billichkeit tractirt man mit dem abeſſe, wann das Intereſſe bey der Tafel ſitzt / O ver - maledeytes Gelt!
Die Hohenprieſter haben geſehen / daß JEſus mit demMatth. 8. c. volo mundare den Außſatz gereiniget. Daß er mit dem reſpi - ce dem Blinden das Geſicht erſtatt / daß er mit dem Ephetaden179verkaufft JEſum vmb Silber.den Tauben vnd Gehoͤrloſen curirt daß er mit dem ſurge die Todte erweckt / ſie haben geſehen / daß er mit dem bloſſen An -Marci 7. blick die Hertzen eingenommen / mit der ſchoͤnen Geſtalt die Ge - muͤther zu ſich zogen / mit dem Speichl die Blinde ſehend ge - macht / mit dem Saum der Kleyder die Krancke geſund / mit dem Haͤndaufflegen die Todte lebendig / mit dem bloſſen Befelch das raſende Meer ſtill / mit dem einigen Schaffen die Teuffel fluͤchtig gemacht / ꝛc. welches ſie gar handgreifflich konten zu - ſchreiben einer Goͤttlichen Macht / gleichwol in Anſehung ei - nes zeitlichen Intereſſe, welches ſie geforchten durch die Lehr Chriſti zu verliehren / haben ſie die Unſchuld ſelbſt zum Todt be - foͤrdert / wider alles Goͤttliches vnd Menſchliches Recht / ſagt Joannes am 11. cap. Expedit, ut moriatur unus homo pro populo, ne veniant Romani, & tollant noſtrum lo - cum, & loculum, ſag ich. O Teuffels-Gelt! du verſtoſt alle Gerechtigkeit in der Welt.
So bald obbemelter Boͤßwicht abgetretten / iſt ein gar wackerer / vnd allem Anſehen nach gar ein tapfferer Soldat auff die Buͤhn geſtigen / deſſen aͤuſſerliche Geberden ſattſamb an Tag gaben ſein Helden-Gemuͤth vnd mannbares Hertz / kaum daß ihn Juſtinus erſehen / ſagt er zu dem gegenwaͤrtigen Mam - mon, es mahne ihn diſer tapffere Kriegs-Held an den Welt - beruͤhmten Kriegsfuͤrſten Rodericum Diez, der ihm auch nach dem Todt nit hat laſſen in Barth greiffen. Von diſem wird glaubwuͤrdig geſchriben / daß / wie er Anno 1098 in SpanienJulianus de Caſtill. lib. 9. diſ. 4. mit Todt abgangen / deſſen er kurtz vorhero von dem Apoſtel Petro bericht worden / habe man ſein Leib nit zur Erden beſtaͤt - tet / ſonder mit koſtbaren Balſam angeſtrichen / in der Kirchen Petri Cardeniæ in einer Seyten-Capellen beygeſetzt; 9. Jahr nach deſſen Ableiben hat ſich was wunderbarliches begeben / da nemblich in Gegenwart viler Leuth / ein frecher Hebreer zum todten Coͤrper hinzu getretten / vnd ihme ſchimpffweiß wolte an Barth greiffen / mit beygefuͤgten Hohn - vnd Spottworten / huy Kerl / ſagte er / was ihm weder Chriſt noch Mohr getrautZ 2zu180Judas der ſchlimme Hundzu thun / das getrau ich mir / vnd als er bereits ihn wolte bey dem Barth ziehen / ſihe Wunder! da ergreifft der vor 9. Jah - ren verſtorbene gottſeelige Kriegsfuͤrſt Rodericus den Degen / ziecht ſolchen faſt ein halbe Spann vom Leder / woruͤber der Jud ſolchergeſtalt erſchrocken / daß er faſt lebensloß dahin gefallen / vnd als er die entwichene Geiſter in etwas wider erholt / in Er - wegung / daß GOtt ſeine Chriſten alſo verehre / vnd ſie auch nach dem Todt defendire / hat er inſtaͤndig vmb den H. Tauff angehalten / vnd nachmahls ſeine gantze Lebenszeit in gedachter Peters-Kirchen einen Diener abgeben. Und iſt wol zu mer - cken / daß man nachmahls auff kein Weiß diſem Roderico den Degen hat koͤnnen auß der Hand reiben / das war ein tapfferer Soldat / der ſich auch nach dem Todt noch zu defendiren be - gehrt. Kaum daß diſe kleine Geſchicht Juſtinus erzehlt / fragt er mit aller gebuͤhrender Corteſi diſen Soldaten / was er be - gehr? ſein Antwort war faſt kurtz vnd trutzig / wie daß er Com - mendant ſeye in der Veſtung Fidelsburg / vnd ſolche habe der Feind nach geraumer harter Belaͤgerung auffgefordert / er aber ſeye geſinnt ſich biß auff den letzten Mann zu woͤhren / vnd alſo dem Feind hinauß entbieten laſſen / es kan nit ſeyn. Recht vnd aber recht / ſagt Juſtinus, iſt diſes euer tapffers Gemuͤth / welches einen vnſterblichen Nahmen verdient / vnd wehrt iſt / daß es in Ceder geſchnitzlet / in Stein eingehauen / vnd auff Gold gepraͤckt werde / dann bey einem tapffern Soldaten ſtehet nichts ruhmwuͤrdigers / als die Treu / welche er ſeinem Herꝛn geſchworen.
Jener wackere Hauptmann zu Capharnaum hatte ſo ſtattliche Soldaten vnder ſich / daß er ſelbligen / in Gegenwart Chriſti / groſſes Lob nachgeſprochen / ich / ſagt er / HErꝛ / hab ſolche Kriegs-Knecht vnder meinem Commando, daß / wann ich nur einem ſag / vade, ſo geht er / vnd wann ich ſag / veni ſo kombt er / entgegen / ſagt der Hauptmann / bin ich auch alſo be - ſchaffen / ſub Poteſtate conſtitutus, was mein General, mein Obriſter gebiet / das vollziech ich beſtermaſſen / vnd auffdas181verkaufft JEſum vmb Silber.das allertreueſte / vnd ſolls mich auch den Halß koſten / diſe Soldaten-Treu hat Chriſto dem HErꝛn ſo wolgefallen / daßLuc. 7. er auff das demuͤthige Anbringen beſagtem Kriegs-Officier ein Miracul vnd Wunderwerck gewuͤrckt.
Es ſagte einmahl einer / ein Suͤnder ohne Reu / ein Muß - quetierer ohne Bley / ein Karten ohne Saͤu / ein Pferdtſtall ohne Heu / ein Metzger ohne Gey / ein Schwaͤbiſch Fruheſtuck ohne Brey / ein Soldat ohne Treu / ſeynd ein pur lautere Fret - terey. Von Polliceri kombt Politicus her / deſtwegen diſer vil verſpricht / vnd wenig halt / aber bey einem rechtſchaffenen Soldaten die Treu / ſo er verſprochen / muß auch mit Verlurſt deß Lebens / mit Vergieſſung deß Bluts vnweigerlich gehal - ten werden.
Den Urias hat der Kriegsfuͤrſt Joab, auß geheimer Or - dre deß Davids, an den Spitz der Armee geſtellt / vnd an ein ſolches Orth / wo er augenſcheinlich den Todt zu gewarten haͤt - te / wie es dann nachmahls nit anderſt geſchehen / man findt aber nit in der H. Schrifft / daß der tapffere Kriegs-Officier Urias das geringſte Wort wider diſe Ordre haͤtte geredt: Ein ande - rer haͤtt ſein Schwachheit vnd Leibs-Unpaͤßlichkeit vorgewandt / ein anderer haͤtt ſich etwann geſtellt / als ſtoß ihn ein gaͤhes Fie - ber an / Urias aber gantz behertzt / vnd mannhafft ohne wenig - ſte Entruͤſtung vor dem Todt / vollziecht den Befelch / vnd ge - dachte / daß kein ruhmwuͤrdiger Todt ſeye / als das Leben laſſen vor ſeinem Feind.
Jonathas war treu dem David, der Waffentrager war treu dem Saul, aber noch treuer war jener Commendant zu Coimbra ſeinem Koͤnig Sanchio, diſer ſtattliche Kriegsmann hat ein ſo harte Belaͤgerung außgeſtanden / daß die Jnwoh - ner bereits / ohne alle Lebens-Mittel / in ſolche aͤuſſerſte Noth gerathen / daß ſie ſo gar das Leder von den Schuehen vnd Stifflen vor ein Speiß brauchten / vnd den eigenen Urin fuͤr ein Tranck nahmen! welches ſie dann ſo weit dahin veranlaſt / daß ſie willig entſchloſſen die Veſtung zu uͤbergeben / der Com -Z 3men -182Judas der ſchlimme Hundmendant aber wolte ſolchem Begehren in wenigſtem beſtim - men / ſonder ſich auff den letzten Tropffen Blut ritterlich zu woͤh - ren; vnder wehrender ſolcher harten Belaͤgerung ſtirbt der Koͤnig Sanchius, nach deſſen Todt gedachte Veſtung ſeınem Bruder Alphonſo, der ſie dazumahl belaͤgerte / Erb - vnd recht - maͤſſig zugefallen / obbenennter tapfferer Soldat aber / wolte gleichwol die Schluͤßl dem Alphonſo nit einhaͤndigen / ſonder begab ſich nach der Statt Coimbra, tratt daſelbſt zu dem tod - ten Leichnamb deß Koͤnigs Sanchij, uͤberantwortet ihme die Schluͤßl / ſprechend / Allergnaͤdigiſter Koͤnig vnd Herꝛ / ich ha - be gethan / wie es einem rechtſchaffenen Soldaten gebuͤhrt / dieMarian. l. 13. Hiſp. Hiſtor. cap. 4. Veſtung / vermoͤg meines abgelegten Eyds / ritterlich verfoch - ten / weilen ich dich nunmehr todter ſihe / ſo uͤbergib ich dir die Schluͤßl / von dem ich ſie empfangen / daß Alphonſus auß rech - tem Zuſpruch ſolche verlangt / kan er ſie auß deinen Haͤnden ſelbſt nemmen.
Es kan demnach gar nit ſeyn / ſagt Juſtinus, vnd gereich - te es einem tapffern Kriegsmann zum ewigen Schimpff / vnd ſpoͤttlichem Nachklang ſeines Nahmens / wann er ſoll ſeiner Treu vergeſſen / hat doch der David ſeinen Scrupel vnd Ge - wiſſens-Wurm empfunden / vmb weil er dem Koͤnig Saul ein Fleckel von dem Mantl abgeſchnitten / was ſoll ihm dann ein ſolcher fuͤr ein Gewiſſen nemmen / daß er dem Kayſer mit ſeiner Untreu ein gantze Statt vnd Veſtung abſtihlt? ey wann auch durch ein Wunderwerck die Mauern vnd Paſteyn vmb die Ve - ſtung zu Boden fielen / wie zu Jericho, vnd ſich der ebnen Erd gleichten / ſo muß man ſich noch woͤhren / Guraſchi!
Ho! ho! gedacht Mammon, wie iſt heut der Juſtinus mit diſem trutzigen Soldaten ein ſolcher Eyſenfreſſer worden / ich glaub / die zwey Kerl haben auß deß groſſen Alexanders Mund-Becher die Guraſchi geſoffen / aber ich bin vergwiſt / daß die gewaffnete Maͤnner auff denen Ducaten werden die Victori erhalten / vnd iſt kein Porten einer Veſtung ſo ſtarck / welche ſolche guldene Pedarden nit einſtoſſen / greifft hieruͤberin183verkaufft JEſum vmb Silber.in die nechſt geſtandene eyſerne Truhen / hebt auß ſelbiger ei - nen ſchwaͤren Sack voll Ducaten / vnd wirfft ſie dem Juſtino alſo auff die Schoß / daß er ſchier kein Athem mehr konte ſchoͤpf - fen / nachdem er ſich aber wider erholt / hat er alſobald andere Saiten auffgezogen / zweiffels ohne wegen deß guldenen Cal - foni, ja / ja / warumb nit? es kan ſeyn / Menſchen-Blut iſt mit keiner Muͤntz zu bezahlen / warumb ſoll man ſo viler Leben alſo liederlich verſchwenden wegen eines Stein-Hauffen / deß Kayſers Adler wird gleichwol noch fliegen koͤnnen / wann ih - me ſchon diſe Feder wird außgerupfft / durch ſolche Ubergab der Veſtung wird der liebe Frid beſchleuniget / man kan nach etlich Jahren diſen Stein ſchon wider in deß Kayſers Garten werf - fen / vnderdeſſen erquickt ſie ſich mit dem Himmliſchen Braͤuti - gam / qui paſcitur inter lilia, & c. O verfluchtes Gelt! ſo vermagſt du dann alles in der Welt!
Alſo hat der Tirineſiſche Bernardinus das feſte SchloßGuic. l. 4. zu Mayland vmb Gelt verrathen / vnd uͤbergeben. Alſo hat Entagrius vil Staͤtt in Waͤlſchland verraͤtheriſcher Weiß inPhil. com̃i. l. 5. kurtzer Zeit vmbs Gelt verkaufft. Alſo hat Antonius Gaba - dæus die ſchoͤne feſte Motta Ruffa, vmb deß Gelts willen / inJovini. Pont. l. 3. bell. Neap. dem Neapolitaniſchen Krieg verrathen. Alſo haben die Frantzoſen die ſchoͤne Statt Valentiam, durch den vntreuen Commendanten Donatum Raffagnini, mit Gold erobert. Guic. l. 4.Alſo haben wollen die Soldaten zu Griechiſchweiſſenburg vmb das Gelt die Haupt-Veſtung uͤbergeben / wofern ſie nit Pau - lus Kiniſius haͤtte erwiſcht / die er nachmahls alſo geſtrafft / daß einer den anderen muſte freſſen / vnd auffzehren / dann alleBonfin. l. 3. dec. 5. Tag ließ er einen auß ihnen bratten / worvon die andere ſich ſpeiſten / der letzte aber / ſo uͤbergebliben / wurde vom Hunger dahin gezwungen / daß er ſein eignes Fleiſch angegriffen / vnd geſchlickt. Alſo haͤt jenes Frauenzimmer die herꝛliche Statt Epheſum dem Barbariſchen Koͤnig Brenno verrathen wegenRer. Ga - lat. c 1. vil Golds / vnd koſtbaren Kleinodien / die er ihr verſprochen. Alſo hat Pipus, ein Florentiner vnd Kayſerlicher General,ſich184Judas der ſchlimme Hundſich durch das Gelt beſtechen laſſen / daß er in Friaul mit ſeiner ihm anvertrauten Kriegs-Macht nichts gericht / deme aber der Kayſer Sigmund zum ſchuldigſten Recompens vnd Vergel - tung / durch Feur zerlaſſenes Gold hat laſſen in Rachen gieſ -Sobi. l. 5. Bonfi, l. 7. ſen / als ſoll er ſich mit dem ſaͤttigen / nach welchem ihn alſo gelu - ſtet. Alſo hat die weitberuͤhmte Reichs-Statt Straßburg das herꝛliche Kleinod ihrer Freyheit verſchertzet / vnd auß einer Frauen ein nidertraͤchtige Dienſt-Magd worden / durch das Gelt. Alſo hat Anno 1686. die mit ſo vilem Chriſten-Blut theuer erkauffte Haupt-Statt Ofen / der meineydige Fincken - ſtein wegen deß Gelts / dem Ottomanniſchen Erbfeind wider wollen einraumen. O verfluchtes Gelt! du verurſacheſt alle Un - treu in der Welt. Darius hat ſich tituliret einen Koͤnig aller Koͤnigen. Sapor, Koͤnig in Perſien, hat ſich genennt einen Bruder der Sonnen / Mond vnd Stern. Attila hat ſich ge - nennt ein Schrocken der Welt / vnd Geißl GOttes. Soli - manus, der Ottomanniſche Monarch / hat ſich genennt ein Außtheiler der Scepter / diſe ſeynd lauter hohe vnd ſtattliche Titl / aber das Gelt kan man fugſamb nennen einen allgemei - nen Herꝛſcher in der gantzen Welt.
Unſer liebſter Heyland nennet den Teuffel einen Wolff / vnd gar recht. Der H. Petrus nennt ihn einen bruͤllenden Loͤ - wen / vnd gar recht. Der H. Joannes nennt ihn ein gifftigen Drachen / vnd gar recht. Der Heil. Paulus nennt ihn einen Seelenfiſcher / vnd gar recht. Der H. Ambroſius nennt ihn einen argliſtigen Fuchſen / vnd gar recht. Der H. Vatter Au - guſtinus nennt ihn einen Verſucher der Menſchen / vnd gar recht. Der H. Bonaventura nennt ihn einen Schmidt alles Ubels / vnd gar recht. Jch aber nenne den Teuffel einen Hand - ſchuhmacher / vnd glaub auch gar recht / dann diſe ſeine Wah - ren verhandlet er allenthalben / maſſen es gantz gemein iſt / vnd im ſtaͤten Schwung gehet. Herꝛ ſchaut / daß ihr mir diſe zu we - gen bringt / es gilt ein gutes paar Handſchuh / wann der Herꝛ mir die Sach durchtringt / ſo verſprich ich ihm ein gutespaar185verkaufft JEſum vmb Silber.paar Handſchuh. Will der Herꝛ ein paar Hand - ſchuh verdienen / ſo ſparꝛ er hierinfalls ſein Fleiß nit / verob - ligier mich mit einem guten paar Handſchuh einzuſtellen / wann ich zu diſem werde gelangen / ey Herꝛ / wegen eines paar Handſchuh kan es der Herꝛ ſchon machen / daß die Sach zu einem Auffſchub komme / mein Gegentheil wird derenthal - ben nit an Bettlſtab gerathen / iſt es / daß der auß dem Sattl gehebt wird / vnd mir der Herꝛ durch ſein Dexteritet ſein ge - habten Dienſt zuſpilt / das gute paar Handſchuh wird ge - wiß nit außbleiben / Parola, ſolche Handſchuh richten alles auß / wann es ſchon mehrmahl wider GOtt / wider den Nechſten / wider das Gewiſſen / wider alle liebe Gerechtigkeit iſt. O ver - dambte Handſchuh!
Moyſes hat vor diſem mit den Schuhen nicht koͤnnen zu GOtt / der damahl im feurigen Dornbuſch erſchinen / kommen / ſonder war vonnoͤthen / daß er dieſelbige außgezogen: Solve calceamentum de pedibus tuis, & c. Noch vil weniger kanExod, 3. man mit obbenenntem Mam̃oniſchen Hand ſchuh zum wahren GOtt gelangen / dann diſe Handſchuh beleydigen GOtt nicht weniger / als jene eyſerne Handſchuh deß frechen Malchi, wor - von das Allerheiligiſte Angeſicht Chriſti einen harten Backen - ſtreich empfangen.
Morus, der gottſeelige Cantzler in Engelland / hat ſei - nes gleichen gar wenig / bey diſem waren dergleichen Handſchuh gar vnwerth. Als ihme einsmahl ein ſchoͤnes paar ſilberne Flaſchen verehret worden / hat er ſolche mit dem beſten Wein auß ſeinem Keller laſſen anfuͤllen / vnd wider zuruck geſchickt /Menoch. cent. 7. fol. 190. mit Meldung / er ſoll nur ſchaffen / wann ihm ſolcher Wein be - liebig / ſeye der gantze Keller zu Dienſten. Solches hat auch nachgethan jener ſtattliche Cavalier Don Pietro de Toledo: Als er ſein hohes Ambt zu Mayland angetretten / vnd ihm bald hierauff ein Herꝛ ſehr ſtattliches Wildpraͤt zugeſchickt / hat erPars II. A aſolches186Judas der ſchlimme HundIbid. ſolches auff das beſte bratten laſſen / vnd zurichten / vnd wider mit Danck zuruck geſchickt / wordurch er ſattſamb zu verſtehen gab / daß ihme mit Schanckung nit bedient ſeye. Dergleichen wackere Gemuͤther ſeynd faſt ſo raͤhr vnd ſeltzamb / als die Ra - tzen zu Augſpurg / wol aber der meiſte Theil der verblendten A - dams-Kinder trachten nach dem Gelt / wie der Eſau nach demNum. 22. Linſen-Koch. O verruchtes Metall / durch welches der Pro -Jud. 16. phet Baalam verfuͤhrt worden / durch welches die Dalila treu -1. Reg. c. 5. loß worden / durch welches der Giezi bethoͤrt worden / durch3. Reg. c. 15. welches der Benadad meineydig worden / durch welches ſo vil wackere Leuth zu Schelmen worden.
Anno 1213. hat ſich in Franckreich bey einem vornehmen Juden / mit Nahmen Iſaac, ein Chriſtin fuͤr ein Dienſtmagd auffgehalten / welche mit der Zeit den Juͤdiſchen Jrꝛthum alſo an ſich gezogen / daß ſie ihr verdambte Laſter-Zung ſchaͤrpffer / als das ander Hebreiſche Lottergeſind wider Chriſtum / vnd ſei - ne heilige Satzungen gebraucht. Als ſolche zur H. Oſter-Zeit vnder anderem Chriſten-Volck auch das hoͤchſte Altar-Ge - heimbnuß von deß Prieſters Hand empfangen / hat ſie mit aller Behutſambkeit ſolche heiligſte Hoſtien in ein Tuͤchl einge - wicklet / ihrem Herꝛn Iſaac, als ein beſondere Schanckung / nach Hauß gebracht / welche er alſobald in ein Buͤchßl / worin ein zimbliches Gelt lage / eingeſperꝛt / vnd ſolches genau / weil ihm dazumahl andere Geſchaͤfften vorgefallen / mit ſeinem eigenen Ring verſiglet / als er nachmahlens in der Ruckkehr gedachtes Buͤchßl eroͤffnet / hat er mit hoͤchſter Verwunderung vnd Ent - ſetzung gefunden / daß alles Gelt in lauter Hoſtien ſich verkehrtBzovius in annal. n. 18. hat / welches ihn dahin veranlaſt / daß er ſein Jrꝛthum vnd Hebreiſche Sect verworffen / vnd ſambt den ſeinigen den wah - ren Glauben JEſu Chriſti vnſers Heylands angenommen.
Ein ſonder groſſes Wunder / wie billich / gedunckt allen diß zu ſeyn / aber in der Warheit erfahrt man / daß ſolches Mi - racul bey jetzigem verkehrten Welt-Lauff ſich oͤffters ereignet / weil ja faſt alle Tag vnd Stund das Gelt zu einer Hoſtienwird /187vetkaufft JEſum vmb Silber.wird / vnd gleichſamb wie ein GOtt bedient / vnd angebett wird / auch es ſein Allmacht nur gar zu haͤuffig an Tag gibt / maſſen es auch derenthalben Judas in Tempel geworffen / wie er zum Strang eylte / als gehoͤre das Gelt auch dahin / wo der wahre Allmaͤchtige verehrt wird. Non poſuit eos in ſter -Drogo O - ſtienſ. dn Paſſion. Dom. quilinio, ſed in templo, quia talibus ut Dijs ſuis de - voverat.
Nachdem nun alle von der Buͤhn / oder Theatro herab geſtigen / vnd Juſtinus allein mit dem Aurelio, oder Mam - mon gebliben / alſo haben ſich auch diſe zwey nicht mehr lang (weil es ſchon ſpatt an der Zeit / vnd ſie durch vil Wort wechß - len zimblich ermattet) daſelbſt auffgehalten; ſonder nach kur - tzer / beederſeits gehaltener Beurlaubung voneinander gewi - chen. Bevor ſie aber das Theatrum verlaſſen / iſt Juſtinus in diſe Wort außgebrochen:
Nach diſem hat die liebe Gerechtigkeit dem Gelt die vor - hand vergunnt / vnd mit allem Unwillen muͤſſen bekennen / daß das Gelt allmaͤchtig ſeye in der Welt.
NAchdem die Juͤdiſche Schoͤrganten / vnd das zuſam - men gerotte Lotters-Geſind den gebenedeyten Hey - land gefangen genommen / haben ſie ihn alſobald in die Behauſung deß Annæ, nit ohne ſonders Getuͤmmel gefuͤh - ret / da es ſich doch beſſer gezimbt haͤtt / ihn zum allererſt in das Palatium deß Hohenprieſters Caiphæ zu liffern / als welcher dazumahl das Ober-Haupt ware der gantzen Syna - gog / weil aber der geltgierige Judas wol gewuſt / daß der Annas, von der Prieſterſchafft auß / beſtellter Schatzmeiſter / vnd hoher Kirchen-Probſt ſeye / vnder deſſen Gewalt der Geiſtliche Gelt-Kaſten in Verwahrung ſtunde / alſo hat er den geraden Weeg dahin geeylet / vnd daſelbſt / in Gegen - wart vnd Beyſein deß Heyland JEſu / die verſprochene dreyſ - ſig Silberling von der Hand deß Annæ empfangen; Nun ereignet ſich nicht ein geringe Frag / was fuͤr ein Muͤntz be - ſagtes Gelt ſeye geweſen? Pecunia ſolle / nach viler Mei - nung / den Nahmen ziehen von dem Wort Pecus, weil bey den Alten das Gelt pflegte gepraͤckt zu werden mit der Bild - nuß eines Schaafs / oder Widders / weſſenthalben in demCap. 33. Buch Geneſis zu leſen / daß Jacob einen Acker / oder Grund - Stuck von den Kindern Hemor vmb hundert Schaaf habe kaufft / das iſt / vmb hundert Pfenning / worauff ein Schaaf gepraͤckt zu ſehen. Numa Popilius, ſchreibt Suidas, hat den erſten Pfenning von Ertzt vnd Metall geſchlagen / der - entwegen das Gelt annoch Numus genennt wird; Die Al - ten fuͤhrten vnderſchidliche Praͤck auff ihrer Muͤntz / die Dar - danier einen Hahn / die Reginier einen Haaſen / die Cephale -ner189Judas verkaufft JEſum vmb ein ſo geringes Gelt.ner ein Pferdt / die Arginer einen Wolff / die Azolaner einen Stern / ꝛc. wie dann dermahlen auch vnderſchidliche Bildnuſ - ſen auff jetzigem Gelt zu finden. Auff deß Roͤmiſchen Kay - ſers Gelt iſt ein Adler zu ſehen / wer vil ſolche Adler hat / dem wird man die Federn nicht vil ſtutzen. Auff deß Roͤmiſchen Pabſtens Gelt ſeynd Schluͤſſel zu ſehen / wer vil ſolche Schluͤſ - ſel hat / der kan alles eroͤffnen / auch ſo gar das verſchloſſene Hertz-Thuͤrl; Auff deß Koͤnigs in Franckreich Muͤntz ſeynd Lilien zu ſehen / wer vil ſolche Lilien hat / der wird nie fuͤr kein Unkraut gehalten werden: Auff deß Koͤnigs in Ungarn Gelt iſt die Mutter GOttes zu ſehen / wer vil ſolche Jungfrauen hat / der wird nicht bald ein Martyrer werden; Auff deß Koͤ - nigs in Schweden Gelt iſt ein Roͤßl zu ſehen / wer vil ſolche Roͤßl hat / den wird man ſelten auff den Eſel ſetzen; Auff deß Churfuͤrſten in Bayrn Gelt iſt ein Welt-Kugl zu ſehen / wer ſolche Welt-Kugl hat / der wird vil bey der Welt gelten. Auff der Chur Mayntzeriſchen Muͤntz iſt ein Rad zu ſehen / wer vil ſolche Raͤder hat / der kan mit dem Gluͤcks-Rad trutzen. Es gibt Hollaͤndiſche Ducaten / darauff ſtehen diſe Wort: Concordiâ res parvæ creſcunt, Diſcordiâ dilabuntur: Es gibt Hamburgiſche Ducaten / darauff ſtehen diſe Wort deß Ertz-Engl Gabriel / Ave Maria, ſambt der Bildnuß der Him - mels-Koͤnigin Mariæ. Es gibt Straßburgeriſche Ducaten / mit diſer Uberſchrifft / Urbem, Chriſte, tuam ſerva; Es gibt Koͤnigs-Thaller / darauff ſtehet geſchriben / Dominus mihi adjutor. Es gibt Braunſchweigeriſch Gelt / darauff ſeynd di - ſe Wort zu ſehen / Unita durant. Es gibt Bayriſche Duca - ten / mit diſer Beyſchrifft / Sancta Maria, ora pro nobis. Nun fragt ein andaͤchtiger Vorwitz / was fuͤr ein Muͤntz doch ſeye geweſen jene dreyſſig Silberling / vmb welche der mein - eydige Iſcarioth den liebſten Heyland verrathen? Budæus ſchreibet / daß einer auß diſen Silberling noch zu Pariß in Franckreich gezeiget werde / deßgleichen auch zum Rom / à ſancta Croce in Gieruſaleme, mir iſt einer von der Kay -A a 3ſerlichen190Judas verkaufft JEſumſerlichen Bibliothec, neben anderen Rariteten gewiſen wor - den / deſſen beederſeits gepraͤckte Bildnuß hierbey zu ſehen / vnnd wird
wuͤrdig ge - ſeye es ei - nem Blut - ches der wicht Ju - Hohẽprie - Schrifft - vor glaub - halten / als ner auß je - Gelt / wel - Ertz-Boͤß - das võ den ſtern / vnd gelehrten / zu Jeruſalem empfangen; jedoch will ich es nit fuͤr ein gar vn - fehlbare Warheit verkauffen. Der Werth eines ſolchen Sil - berlings wird vnderſchidlich gehalten; Maldonatus, Pere - rius, Franciſcus Lucas, Salmero, vnd andere Lehrer ſeynd der Außſag / als habe ſolcher Silberling dazumahl ſo vil gol - ten / als vier Romaniſche Julij, vnd haben in allem die dreyſſig Silberling nichts mehrers gemacht / als 24. fl. daß aber nach - mahlens vmb ſolches Gelt ein Acker eines Hafners vor einen Freythof der Frembden eingehandlet worden / iſt es vnſchwaͤr zu glauben / zumahlen ſelbiger Grund zimblich vnfruchtbar / weil er meiſtens von lauter Laim / deſſenthalben auch nit theur konte verkaufft werden.
Unweit der beruͤhmten Statt Cæſar Auguſta, in dem Koͤnigreich Arragonien ligt ein Marckfleck / mit Nahmens Vililla, allwo der H. Paulinus, Biſchoff zu Nola, ein ſchoͤne Glocken machen laſſen / vnd darein geſchmeltzt einen Silberling auß den jenigen / wormit das vnſchuldigſte Lamb GOttes iſt verkaufft worden von Juda; diſe Glocken iſt ein wunderbarli - che Prophetin / dann ſo offt der lieben Chriſtenheit einiges U - bel herzu nahet / pflegt beſagte Glocken allemahl / ohne einige Handanhebung / ſich ſelbſt zu leutten; alſo iſt geſchehen Anno 1527 kurtz zuvor / als vnder dem Pabſten Clemens dem Si - benden die Statt Rom gebluͤndert worden: deßgleichen iſt mehrmahlen geſchehen Anno 1564. worauff gleich die erſchroͤck -liche191vmb ein ſo geringes Gelt.liche Peſt in dem gantzen Koͤnigreich entſtanden. Jtem Ann. 1601. von dem 13. Junij an / biß auff den 30. dito hat ſie ſich vnderſchidlichmahlen ſelbſten geleut / vnd dazumahl ſeynd groſ - ſe Unheyl hin vnd wider in der Chriſtenheit entſtanden; kurtz zuvor / ehe Carolus der Fuͤnffte mit Todt abgangen / hat man gedachte Wunder-Glocken leutten gehoͤrt / ob nun ſolches Wunder den Verdienſten deß H. Paulini, als Stiffters diſer Glocken zuezumeſſen / oder aber dem Silberling / mit deme dasVarius l 2. de faſcin. cap. 4. hoͤchſte Gut verkaufft worden / will ich dermahlen nit entoͤrthe - ren / ſonder deſſen Geheimbnuß dem reiffen Verſtand eines je - den gutmeinenden Chriſten uͤberlaſſen.
Etlicher Meinung vnd Außſag iſt / beforderiſt deß Heil. Anſelmi vnd Antonini, als ſeyen diſe Silberling eben die je - nige geweſt / welche von den Madianitern die ſaubere Bruͤder deß Joſephs empfangen / wie ſie ihren Brudern verkaufft / vnd ob ſchon ſolcher nur vmb 20. Silberling verhandlet worden / ſo haben noch die Hebreiſche Prieſter die 10. hinzu geſetzt / weilS. Anton. ſerm. in Paraſc. S. Anſelm. in Dialog. Paſc. es ſich nit gezimbte / daß der HErꝛ nit ſolt mehrer gelten / als der Diener. Offtbemeltes Gelt / nach Zeugnuß deß H. Maxi - mi, iſt dem Tempel zugehoͤrig geweſt / vnd iſt vil Zeit in dem Kirchen-Schatz auffbehalten worden; hat demnach ſo wol der gewiſſenloſſe Judas, als andere Hoheprieſter ein Sacrilegium der gott-ſchaͤnderiſchen Suͤnd begangen / indem ſie ein Kirchen -Corenus Dom. 1. Quad. fol. 47. Gut veralienirt, vnd zu ſolcher Unthat angewendt / zumahlen ſattſamb bekannt iſt / daß der Allmaͤchtige dergleichen Kirchen - Dieb niemahlen vngeſtraffter laſt.
Anno 1383. als Carolus der Francken Koͤnig wider die Engellaͤnder ſiegreiche Waffen gefuͤhrt / waren etliche Brita - niſche Soldaten nicht allein mit Burger - vnd Bauern-Beuth begnuͤgt / ſonder gantz keck vnd gottloß auch die Kirchen deß H. Joannis Baptiſtæ zu Burg angegriffen / einer in derſelben den Opfferſtock gebluͤndert / aber alſobald von der GoͤttlichenBzov. in ann. præf. num. 12. Rach uͤberfallen worden / indem er gleich von dem Teuffel be - ſeſſen / vnſinnig vnd raſend worden / vnd entlich vnder der Kir -chen -192Judas verkaufft JEſumchen-Thuͤr mitten voneinander zerſprungen auff gleiche Ju - das-Arth.
Anno 1512. in wehrendem Nanareiſchen Krieg hat ein Teutſcher Soldat zu Pampilon in der Vorſtatt ein Kirchen auffgebrochen / darauß das vergulte Ciborium, worin das hoͤchſte Altar-Geheimbnuß auffbehalten / geraubt / aber baldWading. in Annal. Minor. An. ſup. darauff den verdienten Lohn empfangen / dann ihn der Leib al - ſo auffgeblaͤhet / daß er endlich / gleichwie Iſcarioth, mitten von - einander zerſprungen / vnd alles Jngeweyd herauß geworffen.
Auß den Spaniſchen Hiſtorien erhellet / was maſſen Ur - raca, ein Tochter deß Koͤnigs Alphonſi VI. zu Legion die Kirchen deß H. Iſidori gebluͤndert / in Willens / ſolchen reichen Raub zu dem Unkoſten deß bevorſtehenden Kriegs anzuwen - den / da ſie nun gantz frolockend mit ſolcher Kirchen-Beuth wolte darvon gehen / iſt ſie vnder der Kirchen-Thuͤr / durch ſon -Ribadiner. de Princ. lib. 1. dere Goͤttliche Straff / mitten voneinander / gleichwie der Ver - raͤther Judas / zerſprungen / vnd alſo elend zu grund gangen.
Chriſtus wolt gar nit leyden zu Jeruſalem in ſeinem Tem - pel die Tauben-Krammer / als die er mit eignen Haͤnden hin - auß gebeitſcht / wie vil weniger kan er gedulten die Raub-Voͤgl in ſeinem Hauß. Du verruchter Iſcarioth, es war deinem geltgierigen Geitz / vnd Mammoniſchen Hertzen nicht genug / auß der gemeinen Caſſa deß Apoſtoliſchen Collegij zu ſtellen / ſonder haſt dich noch vermeſſen den Kirchen-Schatz anzugreif - fen / vnd wolt der Toͤlpel durch den Tempel auch reich werden. Auff ein Zeit Thaͤten die Apoſtel nit wenig vndereinander zan - cken / vnd ſich faſt ein jeder vmb die Kappen reiſſen / dann ſie damahlen noch nicht gar vollkommene Maͤnner waren / ſie wol - ten kurtzumb Majoriten ſeyn / da doch Chriſtus nur den Mino - riten-Orden liebet / ein jeder auß ihnen wolt der groͤſte ſeyn / quis eorum videretur eſſe Major, ich bin der groͤſte / ſagt der Petrus, was zweiffelts vil / dann mir der HErꝛ das Pabſthum ſchon verheiſſen / Holla! ſagt Andreas, ſtill mit ſolchen Stich - Reden / wer ſoll dann groͤſſer ſeyn / als ich? hat mich doch derHErꝛ193vmb ein ſo geringes Gelt.HErꝛ zum allererſten beruffen. Was? ſagt Joannes, ich glaub / ihr redet im Traum / ich / vnd kein anderer / wird der groͤſte ſeyn / dann ihr habt ſchon Weiber gehabt / ich aber bin noch ein junger Geſell / vnd die Jungfrauſchafft iſt ſehr in groſ - ſem Werth bey GOtt dem HErꝛn; in dem Fall laß ich mir kei - nen vorziehen / ſagt Matthæus, dann was habt ihr vmb deß HErꝛn willen verlaſſen? was? ein ſchlechtes Schiffel / ein al - tes paar Stiffel / ein geflicktes Fiſcher-Netz / ein maͤchtiger Han - del / aber ich hab Gelt vnd Gut verlaſſen / ich hab in einem Tag mehrer Gelt eingenommen / als ihr ein gantzes Jahr auff dem Fiſchmarckt geloͤſt habt / vnd gleichwol hab ich alles verlaſſen / alſo wird ich Major ſeyn; mein haltet das Maul / wie vnge - reimbt iſt euer plodern. Jch / vnd kein anderer wird der groͤſte ſeyn / ſagt Bartholomæus, dann ihr nur von gemeinen Leu - then / vnd geringem Herkommens / ich aber von Koͤniglichem Gebluͤt. Das wurd ſich ſchicken / ſagt Thomas, wann ich nit vor allen ſoll das Præ haben / ihr habt euer Lebtag nicht geſtu - dirt / vnd im wenigiſten ſeyt ihr ſchrifftgelehrt / ich aber bin ein Doctor, ich Thomas ſoll / vnd muß / kan vnd will / vnd wird der groͤſte ſeyn. Weder du / noch ein anderer / ſagt Judas Iſca - rioth, ſoll mir vorgezogen werden / bin ich nit euer Procurator, muß ich nit euch die Underhaltung ſchaffen? habt ihr nit durchVincent. Jen. 3. poſt Dom. 2. Quad. diſe meine Haͤnd die Lebens-Mittl? pfuy ſchambt euch / daß euch nur ſolt einfallen / daß mir jemand ſoll vorgehen. Quis eo - rum videretur eſſe Major. Du ehrvergeſſener Iſcarioth, ich bin gantz vnd gar auff deiner Seyten / ich gib dir mein Stimm / vnd ſag Ja / du biſt der Groͤſte / aber mit Ehren zu melden / der groͤſte Dieb; Der Babyloniſche Koͤnig Baltha - ſar war ein groſſer Dieb geweſt / indem er die guldene Geſchirꝛ auß dem Tempel zu Jeruſalem geraubt / vnd ſelbige zu Mahl - zeiten mißbraucht / auch derentwegen von GOttes Hand / an der Wand / ſolche Schand / mit dem ewigen Brand muͤſte be - zahlt werden.
Koͤnig Eduardus der Dritte in Engelland / hat nit weitPars II. B bvon194Judas verkaufft JEſum vmb ein ſo geringes Gelt.von Sandinton in Schottland ein vnſer Frau Capell ſpolirt, vnd als einer auß denſelben mit der H. Beuth nit wenig in der Kirchen prangte vnd prallte / iſt vnverſehens ein groß geſchnitz - letes Crucifix-Bild / ſo daſelbſt in der Mitte herab hangte / demH Boët. lib. 15. Boͤßwicht auff den Kopff gefallen / vnd augenblicklich den Halß gebrochen / diſer war auch ein groſſer Dieb.
Jener war ein groſſer Dieb / welcher bey naͤchtlicher Weil in die Kirchen deß H. Antonij eingebrochen / vil koſtbare SachPhilipp. Ferrar. Feb. die 14. de S. An. darauß entfrembt / er konte aber die gantze Nacht die Thuͤr nit mehr finden / durch welche er eingangen / biß er zu Morgens von der Ehrwuͤrdigen Prieſterſchafft ertappt worden.
Dieſelbe war ein groſſe Diebin / welche auß der Kirchen deß H. Remaci ein Altar-Tuch entfrembt / vnd als ſie den er -In vit. S. Remat. 3. Sept. ſten Tag hernach den Kopff gewaſchen / vnd mit beſagtem Tuch abgetruͤcknet / ſeynd ihr dergeſtalten alle Haar außgangen / daß ſie einem gebutzten Kalbskopff nit vngleich ſahe.
Jener war ein groſſer Dieb / welcher verſtohlner weiß auß der Kirchen deß H. Feliciſſimi bey Nuceria vil koſtbare Sa -Idem 16. Julij de S. Feliciſs. chen enttragen / vnd da er der Meinung geweſt / als ſeye er die - ſelbe Nacht uͤber 4. Meil entrunnen / iſt er doch Fruhemor - gens bey der Kirchen angetroffen worden.
Aber Judas Iſcarioth noch ein groͤſſerer / vnd zwar der groͤſte Dieb / welcher von dem Annas das auß dem Tempel ge - nommene Gelt erpreſt / vnd vor daſſelbige Gelt / welches haͤtte zu GOttes Ehr ſollen angewendt / oder wenigſt fuͤr ein Rari - tet in der Schatz-Kammer auffbehalten werden / zumahlen es jene Silberling ſollen geweſt ſeyn / vmb welche Joſeph, in dem 17. Jahr ſeines Alters / den Madianitern / wie oben gemelt / verkaufft worden; noch daruͤber den wahren GOttes Sohn / vnd gebenedeyten Welt-Heyland meineydig / vnd mehr als ſchelmiſch verrathen / vnd verkaufft. Billich ſagen die H. Leh - rer / hat der verruchte Judas wegen ſolcher dreyſſig Silberling die Fluch / welche der Harpffeniſt David in dem hundert vnd achten Pſalm eingeſetzt / uͤber ſich vnd allen ſeinen Anhang gezogen.
FReywillig / von niemand uͤberredt / gutwillig / nit hier - zu veranlaſt / gern vnd vngezwungen / nit von andern angeſporꝛt / iſt Judas von dem Apoſtoliſchen Colle - gio gewichen / die heilige Biſchoͤffliche Wuͤrde auff die Seyten geſetzt / gantz alleinig / auſſer daß ihm der Teuffel Geſellſchafft geleiſt hat / ſich bey der Rathſtuben der Hohenpriſter an einem Mittwoch laſſen anſagen / vnd ohne weitern Wort-Wechſel / oder viler Reden Umbſchweiff / gleich alſobald in diſe Wort außgebrochen: Hochwuͤrdige / vnd Gnaͤdige Herren / ich kan mir leichtlich einbilden; weſſenthalben ihr anheut in geſambten Rath habt laſſen anſagen / vngezweiffelt wegen meines Mei - ſters / deſſen neue Lehr / erſt erſonnene Satzung euer hochloͤbl. Synagog hoͤchſt ſchaͤdlich fallet / was braucht es vil nachſin - nens? wie ihr ihn moͤcht auß dem Weeg raumen: Quid vul - tis mihi dare, & ego vobis Eum tradam? Was woltMatth. 26. ihr mir geben / ſo will ich Jhn euch verrathen. Er ſagt nicht / ich will euch JEſum verrathen / ſondern Jhn / dann ſein allerhoͤchſten Nahmen kont der Schelm nicht mehr leyden / vnd iſt glaublich / wie Euthimius in Marcum gloſſirt, daß der leydige Sathan dem Judæ ſchon die Zung alſo gebun - den / daß er den ſuͤſſeſten Nahmen JEſus nit mehr konte nen - nen / weil diſe hoͤlliſche Larven in Forcht geſtanden / es moͤchte der Iſcarioth, in Außſprechung diſes Goͤttlichen Nahmens / verkehrt werden / dann die Krafft diſes allerheiligiſten Nah - mens den verdambten Geiſtern ſattſamb bekannt iſt.
B b 2JE -196Judas der verruchte BoͤßwichtJESUS! O wie ſuͤß! JEſus / O wie ſaur! ſuͤß iſt der Nahmen JEſus denen Menſchen / ſaur iſt der Nahmen JE - ſus den boͤſen Feinden. Gleichwie die Purpur-Roſen den Bienen ſpendirt das Hoͤnig / den Koth-Kefern aber ein Gifft iſt / alſo finden die Menſchen in diſem allerheiligſten Nahmen das Suͤß / die Teuffel aber ein Spieß. JESUS / O wie ſuͤß! zu verwundern iſt jener tapffere Heldenmuth / welchen der klei - ne David wider den groſſen Goliath erwiſen / da er nemblich in Gegenwart zweyer Kriegs-Heer / in Beyſein deß Koͤnigs Saul, ſich gewagt hat wider diſen groſſen Schedl; Goliath ein vngeheurer Riß / ein gantzer Fleiſch-Thurn / mit Eyſen uͤber vnd uͤber verhuͤlt / vnd alſo ein gantz eyſerner Kerl / der David aber klein von Perſohn / ſchwach von Glidern / ſchlecht in Kley - dern / aber gut vom Gemuͤth / hat gleichwol in diſem ſo vnglei - chen Duell den groſſen Limmel mit einem Stein an die Blaſ - ſen getroffen / daß er hiervon zu Boden geſuncken / worauff der gute Schaaf-Hirt alſobald nach dem Saͤbel gegriffen / vnd ihm den Kopff abgehauffen; nach ſolcher Ritters-That vnd Victo - ri hat der David mit ſondern Ceremonien den Saͤbl in dem Tempel zu Jeruſalem auffgehengt / gleichwie bey vns annoch der Brauch iſt / die von dem Feind eroberte Fahnen in die Kir - chen zu geben / wie dann dergleichen in groſſer Menge vnd An - zahl ober der Lauretaniſchen Capellen in vnſer Wienneriſchen Hof-Kirchen zu ſehen. Es konte aber jemand mit gutem Fug ein Frag thun / weſſentwegen der David den Saͤbel in dem Tempel auffgehengt / warumb nicht vil mehr den Stein? mit dem er diſen vngeheuren Kerl zu Boden geworffen? es waͤr nit uͤbel geſtanden / wann ſolcher in Silber vnd Gold gefaſt / zu ei - ner ewigen Gedaͤchtnuß in dem Tempel waͤr auffbehalten wor - den. Es fuͤgen andere ſehr glaubwuͤrdige Urſachen bey / ich aber meinestheils halt darvor / weil nach viler Lehrern Außſag auff demſelben Stein geſchriben war der Nahmen Jehova, wel - ches ſo vil / als JEſus / alſo hab er ſolchen Stein nit wollen von ſich geben / der liebſte David, ſo er denſelben alle vnd jedes -mahl197haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.mahl bey ſich tragen / dann er glaubte / es koͤnne einem Men - ſchen in einer Gefahr nichts heylſamers / in einem Streitt nichts ſtaͤrckers / in einer Trangſahl nichts troſtreichers ſeyn / als der ſuͤſſeſte Nahmen JESUS / darumb ſoll es der Menſch fuͤr kein ſo groſſes Wunder auffnemmen / daß der Seraphiſche Franciſcus, ſo offt er in ſeinem inbruͤnſtigen Gebett den Nah - men JESUS außgeſprochen / allemahl ſeine Lefftzen abge - ſchlecht / weil er vermerckt / daß ihme diſer Allerheiligſte Nah - men JESUS wie lauter diſtilliertes Hoͤnig im Maul wor - den. Dem Samſon hat wolgeſchmeckt das Hoͤnig auß deß tod - ten Loͤwen Rachen. Den Iſraëlitern hat wolgeſchmeckt das ſuͤſſe Manna, oder Himmel-Brodt. Dem Volck deß Moyſis hat wolgeſchmeckt das helle Brunnquell / ſo auß dem harten Felſen gefloſſen / aber nit ſo gut / bey weiten nit ſo lieblich / vn - endlich nit ſo ſuͤß / wie da der Nahmen JESUS auff der Zung eines Gerechten.
Daß der H. Paulus in dritten Himmel verzuckt worden / iſt ein grundfeſte Warheit / was er aber allda fuͤr Wunder - Ding geſehen / iſt bereits vnbekannt / glaublich iſt es / daß er da - ſelbſt gelehrt / vnd vnderricht ſeye worden / wie er den ſuͤſſeſten Nahmen JESUS ſoll verehren / weil man hernach nichts oͤffters von ihme / diſem Apoſtel gehoͤrt / als den Nahmen JE - SUS. Jn ſeinen Epiſtlen allein / die er zu vnderſchidlichen geſchriben / iſt diſer allerhoͤchſte Nahm zweyhundert vnd 19. mahl zu leſen / wie er durch das tyranniſche Schwerdt entleibt worden / vnd an ſtatt deß Bluts ein weiſſe Milch gefloſſen / zu einer ſattſamen Zeugnuß / daß er vil in Chriſto gebohren / dazu - mahl iſt das heiligſte Haupt drey vnderſchidlichmahlen von der Erden auffgehupfft / vnd zu einem jeden Sprung den ſuͤſ - ſen Nahmen JESUS außgeſprochen / worauff auch zugleich drey klare Brunnquellen wunderbarlich entſprungen / die noch auff den heutigen Tag allen ankommenden frommen Pilgra - men das Waſſer ſpendiren / zu wahrer Zeugnuß / daß ſolcher al - lerheiligſte Nahmen nichts / als Suͤſſigkeit verurſache.
B b 3JE -198Judas der verruchte BoͤßwichtJESUS / O wie ſuͤß! nit alle Memorial, welche Chri - ſto dem HErꝛn ſeynd eingereicht worden / haben das erwuͤnſch - te Fiat erhalten. Ein frommes Weib kombt zu vnſerm HErꝛn mit einer Supplication, diſes Jnnhalts / daß ſie nemblich gern ſehen wolt / daß ihre zwey bereits erwachſene Soͤhn moͤchtenMatth. 2. 7. cap. verſorgt ſeyn / vnd einer zu der rechten / der andere zu der lin - cken Hand in ſeinem Reich ſitzen / ſolches iſt ihr rund abgeſchla - gen worden. Ein andersmahl wolt einer Chriſto dem HErꝛn nachfolgen / vnd diſer war ein Schreiber / ein Cantzeliſt / der ſchlagt ihm aber ſolche Bitt rund ab / ein wunderliche Sach / als wann auß einem Cantzeliſten nicht auch kont ein Apoſtel wer - den? was ſchadet es / wann man ſchon ſagt ein Cantzeliſt / iſt ſoMatth. 8 vil / als gantz voll Liſt / kurtz dardurch zu gehen / diſer hat auch nichts bey vnſerm HErꝛn erhalten. Entgegen ſeynd etliche geweſt / welche der liebſte Heyland alſobald erhoͤrt / als da wa -Marc. 10. re der Blinde auff dem Weeg / ſolcher ſagte nur fuͤnff Wort / vnd iſt gleich daruͤber ſehend worden. Gedenck einer! ein Ca - naneiſch Weibl laufft vnſerm HErꝛn nach / bittet vmb das Heyl ihrer Tochter / welche auch alſobald geſund worden; Gedenck einer! die Teuffel ſelbſt ſuppliciren / daß ihnen dochMatth. 8. der HErꝛ moͤcht Erlaubnuß geben / in die Heerd Schweinen zu fahren / vnd ſie bekommen das Fiat. Gedenck einer! wie kombt es dann? was muß doch die rechte Urſach ſeyn? daß einige vn - ſer HErꝛ ſo bald / vnd ſo guͤtig erhoͤrt / einige aber auff offt vnd viles anhalten / nichts erhalten koͤnnen? Leſe jemand das E - vangelium von Wort zu Wort / alsdann wird er ſehen / daß / welche in ihrer Bitt den Nahmen JESUS nicht außgeſpro - chen / ſelten etwas erhalten haben / die aber in dem Nahmen JESU / wie das Cananeiſche Weibl / wie der Blinde / wie die boͤſe Feind / Jesu Fili David gebetten / dem iſt niemahlen et - was abgeſchlagen worden / dann es iſt diſer allerheiligſte Nahm ſo ſuͤß / daß er den zuweilen erbitterten GOtt zu einer Barm - hertzigkeit erweicht.
JESUS / O wie ſuͤß! in dem Nahmen hat Petrus zuJeru -199haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſu.Jeruſalem einen krumpen / armen Tropffen die gerade Glider geben. Jn dem Nahmen hat er zu Lida einen Gichtbruͤchti - gen geſund gemacht / in diſem Nahmen hat er zu Joppe die Wittib vom Todt erweckt / in diſem Nahmen hat er zu Rom ei - nem Verſtorbenen das Leben geben / in diſem Nahmen hat er den Simon Magum von einem grauſamen Hund errettet / in diſem Nahmen hat Paulus zu Lyſtris einen Krumpen gerad gemacht / in diſem Nahmen hat er in Macedonia ein beſeſſene Tochter erloͤſt / in diſem Nahmen hat er zu Rom vnd Troadæ die Todte erweckt / in diſem Nahmen iſt Joannes in einem Ke - ſel voll mit ſiedheiſſem Oel ohne Verletzung geſeſſen / in diſem Nahmen hat er die verſtorbene Truſina vom Todt erweckt / in diſem Nahmen hat er das Gifft ohne Schaden getruncken / in dem Nahmen JESU haben alle Apoſtel ſo vil / ſo groſſe / ſo herꝛliche Wunderwerck in der gantzen Welt gewuͤrckt.
Wie der H. Bernardinus Senenſis in einer groſſen vnd Volckreichen Statt in Waͤlſchland geprediget / ſeynd die Leuth alſo durch einen Apoſtoliſchen Eyffer / vnd Lehr bewegt wor - den / daß ſie gantz ſchnell nacher Hauß geloffen / Wuͤrffel vnd Bretſpiler auff offentlichem Platz zuſammen getragen / vnd ſelbige verbrennt / dann dazumahl ein ſehr groſſer Mißbrauch deß ſpilens eingeriſſen / als ſolches ein Burger daſelbſt / welcher mit Machung dergleichen Spil ſich erhalten / wahrgenommen / daß ihme hierdurch ſein Intereſſe vnd Gewinn mercklich iſt geſchmaͤlert worden / hat er ſich mit vilen Worten bey dem H. Mann beklagt / wie daß er nunmehr an Bettelſtab vnd aͤuſſer - ſte Noth muͤſſe gerathen; worauff der H. Vatter ihn befragt / ob er dann ſonſt kein anders Handwerck gelehrnt / vnd als ſol - cher mit Nein geantwortet / darauff macht der H. Bernardinus mit einem Circul auff ein Tafel einige Rundung / mahlt dar - ein die ſtrahlende Sonne / vnd in dero Mitte den ſuͤſſen Nah -Ambroſ. Righet. de mirac. Nom. Jeſ. men JESUS. Gehe hin / ſagt er / mach dergleichen / das Stuͤckl Brodt / vnd nothwendige Underhaltung wird dir niemang -200Judas der verruͤchte Boͤßwichtmanglen / diſer Burger iſt nachgehends mit lauter Bilder deß JESUS Nahm zu groſſen Reichthum gelangt.
Erſt gedachter Apoſtoliſche Mann war faſt allemahl vor lauter Suͤſſigkeit verzuckt / ſo offt er von dem Nahmen JE - SUS geprediget / vnd weil er jederzeit mit ſich auff die Cantzl ein Tafel getragen / worauff mit Gold der Nahmen JESUS gezeichnet / haben ihm ſolches etliche fuͤr ein Unmanier vnd uͤbel - lautende Neuerung außgelegt / aber GOtt wolte zeigen die Glory ſeines Nahmens. Dann als er auff ein Zeit zu Rom von beſagter Materi geprediget / da iſt der Nahmen JESUS mit einer hellſtrahlenden Sonnen vmbgeben / ober ſeiner imIbid. Lufft von maͤnniglich geſehen worden. O JESUS! wie ſuͤß iſt diſer Nahm!
Wem iſt verborgen / oder nit bekannt? was Moyſes mit ſeiner Ruthen fuͤr Wunder / uͤber Wunder gewuͤrckt hat in Egypten. Wunder im Waſſer / Wunder im Feur / Wunder im Lufft / Wunder auff Erden / Wunder vor dem Koͤnig / Wunder vor dem Poͤfel / Wunder beym Tag / Wunder bey der Nacht / Wunder allerſeits / was muß diß fuͤr ein Ruth ge - weſt ſey? Virga Dei, GOttes Ruthen iſt ſie wol genennt wor - den / aber woher ihr ſo wunderliche Krafft vnd Wuͤrckung? daher / merckt es wol / auff diſer Ruthen war geſchnitten der Goͤttliche Nahmen Jehova, welcher ein Vorbildung vnd Be - deutung geweſen deß ſuͤſſeſten Nahmen JESUS; hat alſo dazumahl der Schatten von diſem allerheiligſten Nahmen ſchonAbulenſ. Quæſt. 10. Wunder gewuͤrckt / was ſoll nit jetzt der allerherꝛlichſte Nah - men ſelbſt wuͤrcken? O ſuͤſſeſter Nahmen JESUS!
Wirſt du Menſch / wie der Job verſucht / wirſt du ver - folgt / wie der David, wirſt du haͤßlich verleimbt / wie der Abi - melech, wirſt du veracht / wie der Gedeon, wirſt du verra - then / wie der Amaſa, wirſt du beraubt / wie der Jeremias, wirſt du geſchlagen / wie Michæas, wirſt du gefangen / wie Jo - ſeph, kombſt du in alles Ungluͤck / ſo nimb dein einige Zuflucht zu dem Nahmen JESUS / alsdann wirſt du handgreifflichwahr -201haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.wahrnemmen / daß dir alle Bitterkeit ſuͤß wird / welches die liebe Apoſtel ſelbſt nit nur einmahl / ſonder allemahl erfahren. Ja ſich abſonderlich fuͤr gluͤckſeelig gehalten / wann ſie vmb denAct. 5. Nahmen JESUS willen ein Schmach thaͤten leyden.
Ein Koͤnig in der Regierung / ein Soldat in der Schlacht / ein Kauffmann in dem Gewerb / ein Handwercker in der Arbeit / ein Student in der Schul / ein Wirth in der Haußhaltung / ein Armer in der Noth / ein Frembder auff der Reiß / ein Geiſtlicher in dem Stand / ein Baur auff dem Acker. Ein Fremb der auff der Reiß wird zum beſten fortkommen / wird ihm alles nach Wunſch einkommen / wird ihm nichts bitters ankommen / wann er nur ſein Sach anſtellet in dem Nahmen JESU. Dem Krancken zu Jeruſalem bey dem Schwemm -Joan. 5. Teich ſeynd die 5. Schupffen ein Zuflucht geweſt. Dem hun - gerigen Volck in der Wuͤſten ſeynd die 5. Gerſten-Brodt außMatth. 14. den Haͤnden deß HErꝛn ein Saͤttigung geweſt. Den 5. wei - fen Jungfrauen ſeynd ihre 5. brennende Amplen ein Gluͤck ge -Matth. 15. weſt. Jenem Knecht ſeynd die 5. Zentner / welche er von ſei -Matth. 25. nem HErꝛn empfangen / ein Gewinn geweſt. Dem eingelade - nen Gaſt zur Mahlzeit ſeynd die 5. Joch Ochſen ein Wirth -Luc. 14. ſchafft geweſt. Demſelben Knecht im Evangelio ſeynd die von ſeinem Herꝛn ihme anvertraute Staͤtt ein Ehr geweſt. DieLuc. 19. von Ozia verſprochene 5. Tag ſeynd den belaͤgerten BurgernJudith. 7. in Bethulia ein Hoffnung geweſt. Den Kindern Dan ſeynd die 5. tapffere Außſpeher deß herꝛlichen Lands ein Troſt geweſt. Jud. 18.Aber dir vnd mir ſeynd die 5. Buchſtaben in dem ſuͤſfeſten Nah - men JESUS alles vnd alles.
Unſer gebenedeyter Heyland vnd Seeligmacher wolt an dem bittern Creutz-Stammen nit anderſt ſterben / als incli - nato capite, mit geneigtem Haupt / vnd zwar derentwegen / damit er alſo mit Neigung deß Haupts dem Todt die Licenz ertheile / als welcher ſich ſonſt nicht an den HErꝛn deß Lebens getraut. O gutigiſter HErꝛ / dir ſeye vnendlich gedanckt vmb diſen ſo vrbietigen Todt!
Pars II. C cIncli -202Judas der verruchte BoͤßwichtInclinato capite, er ſtarb mit geneigtem Haupt / dar - umb / er wolt noch ſeinen allerheiligſten Leib beſchauen / vnd vmbſehen / ob noch ein Oerthl vorhanden / welches da vnver - wundt waͤre / vnd als er ein ſolches auff der Seyten wahr ge - nommen / gab er ohne Verzug dem Longino das Zeichen / er ſolle ihme mit dem Sperꝛ / oder Lantzen die Seyten eroͤffnen / damit er vns maͤnniglich ein offenes Hertz zeige. O guͤtigiſter Heyland / dir ſeye vnendlich gedanckt vmb diſe groͤſte Barm - hertzigkeit!
Inclinato capite, er ſtarb mit geneigtem Haupt / weil dazumahl Maria ſein gebenedeyte Mutter vnder dem Creutz ſtunde / alſo wolt er durch Neigung deß Haupts / weil er mit den Fingern nit konte deuten / gleichſamb ſagen; weil ich die Welt werde verlaſſen / vnd zu meinem Himmliſchen Vatter gehen / ſo nemmet hinfuͤran euer Zuflucht zu Maria meiner ge - benedeyten Mutter / diſe wird euer Patronin verbleiben. O guͤtigiſter HErꝛ / dir ſey vnendlich gedancket vmb diſe groͤſte Gnad.
Inclinato capite, er ſtarb mit geneigtem Haupt / darum - ben / weil daſelbſt / nach gemeiner Außſag / der Adam ſolle be - graben ſeyn / alſo wolt er diſem ankuͤndten / nunmehr ſoll er ge - troͤſt ſeyn / die Schuld / ſo er am Baum gemacht / ſeye bereits auff dem Baum bezahlt worden. O treueſter GOtt / dir ſeye vnendlich gedanckt vmb diſen groͤſten Favor vnd Lieb.
Inclinato capite, er ſtarb mit geneigtem Haupt / dar - umb / weil dazumahl etliche fromme Weiber vnd Matronen vnder dem Creutz ſtunden / bitterlich weinten / vnd ſeufftzeten / alſo neigte er ſein heiligſtes Haupt / ſolche Weiber-Andacht de - ſto beſſer anzuhoͤren. O guͤtigiſter GOtt / dir ſeye vnendlich gedanckt vmb diſe allzugroſſe Demuth!
Inclinato capite, er ſtarb mit geneigtem Haupt / darum - ben (laſt vns ſolches wol in Obacht nemmen / vnd fein feſt in vnſer Gedaͤchtnuß eintrucken) darumb ſtarb er mit geneigtem Haupt / weil ober ſeiner ſtunde geſchriben / in dreyerley Spra -chen /203haſſet den allerheiligiſten Nahmen JEſus.chen / der ſuͤſſeſte Nahmen JESUS / I. N. R. I. dem wolt er erſtlich / mit Neigung deß Haupts / ſelbſt Reverenz machen. Zum andern wolt er ſein heiligſtes Haupt neigen / damit maͤn - niglich ober ſeiner den Nahmen JESUS koͤnne leſen / vnd ſein einige Zuflucht ſchoͤpffen zu diſem ſuͤſſeſten Nahmen. Kom - met vnd ſehet / ihr getroͤſte Adams-Kinder / alles / alles hat GOttes Sohn verſchenckt am Creutz / ſeinen Geiſt hat er ge - ben dem Himmliſchen Vatter / ſein Mutter dem Joanni, ſei - nen Leib dem Joſeph von Arimathæa, ſeine Kleyder denen Soldaten / ſein Paradeyß dem Schaͤcherer / ſeinen Nahmen JESUS aber hat er offentlich auff die Hoͤhe deß Creutz laſſen auffſetzen / I. N. R. I. als bleibe diſer ein Troſt deß geſambten Menſchlichen Geſchlechts.
Das hat erfahren der H. Gregorius Turonenſis, wel - cher ſchon in ſeiner Jugend von dem Himmel iſt vnderricht wor - den / er ſolle ſeinem krancken Vatter vnder das Haupt-Kiß ein Tafel legen / worauff der Nahmen iĤs verzeichnet / ſo baldRibadin. in vit. ſolches geſchehen / iſt der Krancke von Stund an zur vorigen Geſundheit gelangt.
Das hat erfahren jener vnglaubige Heyd vnd Sarace - ner / welcher die Flucht genommen in Luſitania, willens da - ſelbſt den Catholiſchen Glauben anzunemmen / weil er aber et - liche Tag / bey geweſter Sommer-Hitz / ohne Tranck ware / vnd derenthalben bereits ſich auff die Erden nidergeworffen / vnd den harten Todt erwartet / ſo fallt ihm aber noch ein / daß er oͤffters von den gefangenen Chriſten den Nahmen JESUS gehoͤrt / ſprach hierauff den ſuͤſſeſten Nahmen drey - oder vier - mahl auß / ſihe Wunder! da war ihm nit anderſt / als thue ihmBenedict. Ferdinan. in Gen. 32. einer ſeinen außgedorꝛten Schlund mit dem beſten Brunnquell erquicken / welches er nachmahls oͤffter probirt.
Das hat erfahren jener Moͤrder vnd Straſſen-Rauber / welcher vil Jahr nichts als Mordthat begangen / wie er auff ein Zeit bey finſterer Nacht ein reiſenden Prieſter angefallen / vnd ihn befragt / wer er ſeye? vnd dreymahl kein andere Ant -C c 2wort204Judas der verruchte Boͤßwichtwort erhalten / als diſe / ich bin ein Diener JEſu Chriſti / was iſt / ſagt hierauff der Moͤrder / JESUS / alleweil JE - SUS / JESUS? vnd geht hiemit darvon / diſer aller - heiligſte Nahmen auch mit Unwillen von ſolchem Straſſen - Rauber außgeſprochen / hat alſo vil gewuͤrckt / daß er den ande -Prat. Fio - rit. fol. 253. lib. 3. ren Tag ſich von gantzem Hertzen bekehrt / einen frommen vnd gottſeeligen Wandel angefangen / vnd ein ſeeliges End ge - nommen.
Das hat erfahren jener verbainte Suͤnder / der alſo in Rachgier gegen ſeinem Nechſten entzuͤndt war / daß er gantz gewiſſenloß ſich hoͤren laſſen / er woll ihm weder vmb GOttes willen / noch vmb deß Teuffels willen verzeyhen / wann er ſchon wuſte / daß er ewig deſſenthalben ſolle verlohren werden. So bald aber ſolchem ergrimbten Menſchen ein frommer Prieſter den Nahmen JESUS auff die Stirn gezeichnet / iſt er alſoIbidem. augenblicklich beſaͤnfftiget worden / als haͤtte er ein Laͤmbels - Natur angezogen.
Das hat auch ſchon erfahren im alten Teſtament ein be - ſchreytes / vnd vnzuͤchtiges Weibs-Bild / mit Nahmen Rahab, wol ein Raaben-Vieh / welche deſſenthalben auß allen Jnn - wohnern mit ſambt dem Haußgeſind ſalvirt worden / weil ſieIrenæ. lib. 4. n. 10. dem Joſue, welcher Nahm ein Figur deß Nahmens JESU / ein Ehr angethan.
O JESUS! ein Nahm uͤber alle Nahmen! Abraham ein hoher Nahm / Bariona ein freundlicher Nahm / Cephas ein ſtarcker Nahm / David ein lieblicher Nahm / Elias ein herꝛ - licher Nahm / Salomon ein troſtreicher Nahm / Gedeon ein ſiegreicher Nahm / Heli ein groſſer Nahm / Moyſes ein ſchoͤ - ner Nahm / Laban ein ſauberer Nahm / Noë ein werther Nahm / Obed ein demuͤthiger Nahm / Raphaël ein heylſamer Nahm / Tobias ein guter Nahm / aber JESUS iſt ein Nahm uͤber alle Nahmen.
Streitt ich / wie Joſue, wider die Madianiter / ſo ſollJE -205haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.JESUS mein Schild ſeyn. Reiß ich / wie Eliezer in Meſo - potamiam, ſo ſoll JESUS mein Geleitsmann ſeyn. Schlaff ich / wie Jacob auff dem Feld / ſo ſoll JESUS mein Traum ſeyn. Arbeit ich / wie Tubalcaim in ſeiner Werckſtatt / ſo ſoll JESUS mein Gewinn ſeyn. Schreib ich / wie David dem Joab, ſo ſoll JESUS mein Concept ſeyn. Bin ich kranck / wie Ezechias auff ſeinem Beth / ſo ſoll JESUS mein Lab - nuß ſeyn. Bin ich zu Waſſer / wie Jonas, ſo ſoll JESUS mein Ancker ſeyn. Bin ich zu Land / wie Booz, ſo ſoll JE - SUS mein Wohnung ſeyn. O ſuͤſſeſter Nahmen JESUS! kein Geruch kan die Naſen / kein Stimm kan die Ohren / kein Farb kan die Augen / kein Speiß kan die Zungen / kein Schatz kan die Hand alſo ergoͤtzen / wie du das Hertz der Menſchen; Der Zimmet von Zailon, die Naͤgele von Moluza, die Mu - ſcatnuß von Molucha, der Biſam auß Bego, der Weyhrauch auß Arabia, der Zucker auß Camdia iſt vnendlich nit ſo lieb - lich / wie der ſuͤſſeſte Nahmen JESUS / welchen der Ertz - Engel Gabriel von dem Himmel gebracht. Probier es nur je - mand / ſo er diſer meiner geringen Feder nit glauben will / vnd ſprech bedachtſamb mit reiner Zungen den Nahmen JESUS auß / ſo wird er ſehen / wird es ſpuͤhren / daß ein ſondere Ergoͤtz - lichkeit das Hertz einnemme / vnd mit einem ſuͤſſen Troſt die Seel erfuͤllet werde.
Jn dem Auguſtiner-Cloſter zu Vadaia, bey S. Catharina genannt / werden Stein angetroffen / die alſo wachſen / welcheEuſeb. lib. de mirac. Nat. c. 6. ein Figur vnd Geſtalt haben wie ein Hertz / vnd auffdemſelben ein Rad / daß alſo Auguſtinus vnd Catharina zuſammen ſtim - men / das ſeynd ſchoͤne Stein.
Underhalb deß Bergs Calvariæ ſeynd 4. ſteinerne Sau -Petr. S. c. 29. de miracul. len / welche das gantze Jahr das Waſſer von ſich geben / als thun ſie noch beweinen das bittere Leyden Chriſti / das ſeynd mitleydige Stein.
Zu Uſenah in Hibernia hat der H. Patritius die Stein vermaledeyt / welche dann auff den heutigen Tag noch diſenC c 3harten206Judas der verruchte Boͤßwichtharten Fluch tragen / maſſen von ſelbiger Zeit an diſe Stein zuIn vit. c. 100. keinem Gebaͤu tauglich / vnd ſo man ſie zu einer Maur braucht / fallt dieſelbe alſobald ein / das ſeynd uͤble Stein.
Jn dem Bach Cedron bey dem Geſtadt deß Tyberiſchen Meer / auff dem Berg vnweit Nazareth / allwo die Juden vn - ſern lieben HErꝛn haben ſtuͤrtzen wollen / zu Rom in der Kir - chen S. Sebaſtiani, vnd an vilen anderen Orthen zeiget man Stein / worin die Fußſtapffen Chriſti eingetruckter zu ſehen / das ſeynd wunderliche Stein.
Wie Anno 787. von den Mahometa nern die herꝛliche Statt Corduba eingenommen worden / iſt ein gefangener Chriſt in dero Tempel / ſo ſie Moſchee nennen / eintretten / da - ſelbſt zum Schimpff dero Jrꝛthum mit dem Nagel auff ein har - ten Marmor die Bildnuß deß gecreutzigten Chriſti gemacht /Pag. 325. welche auff den heutigen Tag zu ſehen / vnd auff kein Weiß kan außgeetzt werden / das iſt ein heiliger Stein.
Zu Coͤlln zeigt man einen Stein / worauff ein Prieſter die heiligſte Hoſtien fallen laſſen / welche ihr gantze Rundung ſambt der Bildnuß alſo eingetruckt / als waͤre der Stein zu ei -Ibid. nem Wachs worden / da es doch der haͤrteſte Marmor gewe - ſen / das iſt ein Wunder-Stein.
Aber ein Stein uͤber alle Stein / deme alle Edlgeſtein muͤſſen weichen / deme der koſtbare Diamant ſelbſt den Vorzug laſſet / iſt zu Wienn in der vnbeſchreiblichen Schatz-Kammer deß Roͤmiſchen Kayſers zu finden / daſelbſt zeigt man eine ſtei - nerne Taza auß Agath, ſehr groß / in welcher von Natur durch gewiſſe weiſſe Adern der ſuͤſſeſte Nahmen JESUS zu ſehen / als waͤre er von der beſten Hand geſchriben worden. Diſes Stein halber kan fuͤglich das Durchleuchtigſte Hauß Oeſter - reich Steinreich genennt werden; wie es dann allen koſtbaren Sachen daſelbſt diſen Stein fuͤrziehet / vnd in hoͤchſtem Werth haltet / vnd iſt wol zu glauben / es habe GOtt auß ſondern Ge - naden diſem hoͤchſten Hauß ſolchen Stein in Garten geworf - fen. Salomon hat ſich vor diſem beruͤhmt / er habe zu Jeruſa -lem207haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.lem ſo vil Silber / als Stein / dermahlen beruͤhmt ſich vnſer Gnaͤdigſter Kayſer LEOPOLDUS, er habe Stein / die ihm lieber ſeynd / als Gold. O wol gluͤckſeeliges Hauß / du kanſt ja nit zu Boden fallen / weil du ein ſtattlichen Eckſtein haſt / worauff der ſuͤſſeſte Nahmen JESUS. Zu wuͤnſchen waͤ - re / daß alle Menſchen ſolche ſteinerne Hertzen haͤtten / worauff der Nahmen JESUS gezeichnet / wie da geweſt das Hertz deß H. Martyrers Ignatij, in welchem nach ſeinem Todt ſol - cher ſuͤſſeſte Nahmen mit Gold geſchribener gefunden worden.
JEſus / O wie ſuͤß diſer Nahm! als die uͤbergebenedeyte Jungfrau Maria von dem Himmliſchen Geſandten Gabriel den Gruß empfangen / iſt ſie nit wenig hieruͤber erſchrocken / turbata eſt, ſie hat ſich nit wenig entſetzt / vnd hat das Jung - fraͤuliche Hertz / ob ſolcher vngewoͤhnlicher Sach ſtarck angefan - gen zu ſchlagen / ſo bald aber der Ertz-Engel mit dem ſuͤſſeſten Nahmen JEſus auffgezogen / vocabis Nomen ejus Jesum, gleich vnd vnverzuͤglich iſt alle Forcht entwichen / das Gemuͤth mit hoͤchſtem Troſt erfuͤllet worden / das Hertz vor Lieb ent - zuͤndt / die Zung mit einer demuͤthigſten Antwort dem Engel begegnet / daß alſo der ſuͤſſeſte Nahmen JEſus / gleich einem hellſtrahlenden Sonnen-Glantz / alle truͤbe Wolcken von dem Hertzen vertriben.
Haͤtt Jonas im Wallfiſch / haͤtt Joſeph im Kercker / haͤtt Suſanna im Garten / haͤtt Jeremias in der Tieffe / haͤtt Noë in der Archen / haͤtt Daniel in der Gruben / haͤtt Job auff dem Miſthauffen vmb den Nahmen JEſus gewuſt / waͤr ihnen all ihr Truͤbſahl vnd Trangſahl gar leicht vorkommen. Aber der guͤtigiſte GOtt hat diſen Troſt dem alten Teſtament entzogen / vnd erſt nach ſo vil Zeiten diſen Schatz durch den Ertz-Engel Gabriel der Welt geſchenckt / worfuͤr wir vnendlich ſollen dan - cken; Es war ein beſondere Anſtalt deß Himmels / daß ſolches Kleinod durch keinen andern Engel / oder Ertz-Engel ſolte der Welt uͤberbracht werden / als durch den Gabriel / welcherver -208Judas der derruchte Boͤßwichtverdolmetſcht wird / Fortitudo Dei, die Staͤrcke GOt - tes / auff daß wir Adams-Kinder ſollen erkennen / daß vns durch den Nahmen JEſus alle Staͤrcke vnd Krafft ſeye mitge - theilt worden.
Es iſt gar wol zu glauben / daß die Loͤbliche Societet Jesu ſo groſſen Progreſs, ſo herꝛlichen Fortgang in ſo kurtzer Zeit faſt in der gantzen Welt genommen / meiſtens durch nichts anders / als durch den Nahmen JEſus / welchen ſie von ihrem Patriarchen Ignatio, als ein reiche Erbſchafft vnd Vaͤtterli - chen Verlaß / erhalten; weſſenthalben ihre Collegia vnd Haͤuſer in allem gleich ſeyn dem Hauß / worin Magdalena die koſtbare Salben außgoſſen / daß alſo das gantze Hauß darvon den Geruch bekom̃en. Domus repleta eſt odore. Was iſt an - derſt der heiligſte JEſus-Nahm / als ein koſtbarer Balſam vnd herꝛliches Oel. Oleum effuſum Nomen tuum, deſſen lieb - ſter Geruch in allen Orthen der Societet geſpuͤhrt wird / maſ - ſen bey ihnen allerſeits nichts mehrers geſehen / noch gehoͤrt / noch geehrt wird? als der heiligſte JEſus-Nahm / vnd ſcheint / als haben ſie ihr ſchoͤnes Sigill von der Himmliſchen BrautCant. 8. ſelbſt zu leyhen genommen: Pone me, ut ſignaculum ſuper cor tuum.
Wie der H. Edmundus, als ein kleiner Knab noch in ſeiner H. Unſchuld / zu Pariß ſich auffgehalten / iſt ihm ein holdſeeliger Knab erſchinen / vnd ihn mit diſen Worten an - geredt: Salve dilecte mi! willkomb mein Liebſter! Edmun - dus verwunderte ſich hieruͤber nit wenig / mit Meldung / er kenne ihn nicht / deme aber diſer holdſeeligſte Knab befohlen / er ſolle ſeine Stirn wol betrachten / was darauff geſchriben ſeye / vnd ſihe / Edmundus liſet auff dem Stirn folgenden Nahmen /Vincent. in Specul. Hiſt. l. 3. cap. 68. Jesus Nazarenus, wird anbey ermahnt / er ſolle diſen Nah - men moͤglichiſt verehren / denſelben fleiſſig an die Stirn zeich - nen / vnd ſeye nachmahls ſolcher ein gewiſſes Mittl vor den gaͤ - hen vnd vnverſehenen Todt.
JE -209haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.JEſus / O wie ſuͤß iſt diſer Nahmen vns Menſchen! JEſus / O wie ſaur iſt diſer Nahm den boͤſen Feinden! Ein ſehr groſſe Battaglia, vnd grauſames Gefecht iſt vorbey gan - gen im Himmel / allwo der Ertz-Engel Michaël mit ſeinen Al - lijrten wider den hochmuͤthigen Lucifer, vnd ſeinen geſamb - ten Anhang geſtritten / der Kampff ware beederſeits hart vnd ernſtlich / zumahlen der ſtreittenden Anzahl ſich in vil Million erſtreckt / weil aber der Ertz-Engel Michaël, als ein herꝛlicher Kriegsfuͤrſt ſeinem gantzen Heer hat vorgetragen / daß ein jeder mit trefflicher Guraſchi / vnd gutem Heldenmuth ſoll in dem Nahmen JEſus den Angriff thun / diſen allerheiligſten Nah - men anruffen / nachdem ſolches geſchehen / iſt vnverweilt der Lucifer in die Flucht geſchlagen / vnd ſambt den Seinigen zu ewiger Schand vnd Spott auß dem Himmel verjagt / vnd in Abgrund geſtuͤrtzt worden / von welcher Zeit an allen hoͤlliſchen Larven der Nahmen JEſus noch ſaur / vnd erſchroͤcklich vor -Som̃i 391. de Cir - cumciſ. kombt; dahero ich mit anderen / vnd andere mit mir dem Teuf - fel koͤnnen ein Trutz bieten. Trutz Teuffel / vor diſem haſt du der Evæ einen Apffel gezeigt / jetzt zeig ich dir die Feigen. Trutz! dem H. Antonio biſt du erſchinen / wie ein Beer / du Bern - haͤuter / dem H. Wolffgango biſt du erſchinen / wie ein Hund / du Hunds-Naſen. Dem H. Romualdo biſt du erſchinen / wie ein Ochs / du Ochſen-Kopff. Dem H. Martino biſt du erſchi - nen / wie ein Wallfiſch / du Stockfiſch. Dem H. Remigio biſt du erſchinen / wie ein Eſel / du Eſels-Kopff. Trutz! du kanſt kommen mit Bruͤglen / mit Striglen / mit Stoͤcken / mit Bloͤ - cken / mit Schleglen / mit Keglen / mit Stangen / mit Zangen / mit Gablen / mit Sablen / mit Steiner / mit Beiner / mit Knech - ten / mit fechten / mit allen Teufflen / gleichwol trutz! Trutz dir vnd allen den Deinigen / dann dein Staͤrcke wird ſchwach / dein Zorn wird vernicht / dein Gewalt wird ohnmaͤchtig / dein Ver - ſuch wird verlacht / wann ich allein den ſuͤſſeſten Nahmen JE - ſus außſprich. O wie ſaur iſt diſer Nahmen der Hoͤll!
Der ſeelige Joannes Capiſtranus hat einmahl ein eyff -Pars II. D drige210Judas der verruchte Boͤßwichtrige Predig gehalten von dem allerheiligſten Nahmen JEſus; vnd damit er dem Volck vnder dem freyen Himmel / welches in die hundert zwaintzig tauſend ſtarck war / deſto kraͤfftiger her - vor ſtreiche / wie derſelben dem Engel ein Freud / dem Men - ſchen ein Huͤlff / dem Teuffel ein Schrocken ſeye / hat er in Krafft vnd Nahmen JEſu den hoͤlliſchen Larven ernſtlich befohlen / ſie ſollen ſich gegenwertig ſtellen / vnd den ſuͤſſeſten Nahmen JEſu / welchen er dazumahl auff einer Tafel gemahlter in der Hand gehalten / mit gebuͤhrender Reverenz anbetten vnd ver - ehren / worauff in Gegenwart deß gantzen Volcks ein vnzahlba - re Anzahl der boͤſen Geıſter / mit vnderſchidlichen wilden Ge - ſtalten im Lufft erſchinen / vnd neben jaͤmmerlichen heulen vnd erſchroͤcklichen Stimmen den Kopff geneigt / vnd wider ver - ſchwunden.
Ja / man kan es probiren / wie es dann die vilfaͤltige Er - fahrnuß gibt / wann man einen boͤſen Feind in einer beſeſſenen Perſohn beſchwoͤren thut / daß meiſtentheils diſer hoͤlliſche Gaſt ſich widerſpenſtig zeige / ſo bald man aber befilcht / er ſoll den Nahmen JEſus verehren / alſobald wider ſeinen Willen wird / vnd muß der Beſeſſene die Knye biegen. Es werden die Ju - den vnd hartnaͤckige Hebreer ſelbſt bekennen / daß ſie in gewiſſenFranciſc. Georg. Venet. in Harmon. Mund. Cant. 2. t. 2. c. 16. Aengſten / vnd groſſen Gefahren mit keinen Nahmen / deren ſie ſehr vil GOtt zueignen / ſo vil richten / als mit dem Nahmen JEſu / vnd glauben / daß die Wuͤrckung vnd Krafft aller Goͤttlichen Nahmen vnd Titl ſeye gantz vnd gar in den Nah - men JEſu uͤberſetzt worden.
Zu Pergamo in Waͤlſchland ware ein junge Tochter / welche bey naͤchtlicher Weil in der Schlaff-Kammer ihres Vatters zu Venedig gantz nackend gefunden worden / nach - dem man ſolche in der Fruhe / als ein Befreunde erkennet / vnd mit Kleydern ehrlich bedeckt / iſt ſie hernach befragt worden / wie vnd was geſtalten ſie dahin kommen ſeye / welches ſie mit vilen weinen / vnd ſtarcken betauren gantz vmbſtaͤndig erzehlt / diſe Nacht / ſagte ſie / hab ich wahrgenommen / daß mein Mut -ter /211haſſet den aller heiligſten Nahmen JEſus.ter / der Meinung / als ſchlaffte ich / vom Beth auffgeſtanden / vnd den Leib mit einer Salben / welche ſie auß einem verborge - nen Geſchirꝛ genommen / zimblich angeſchmiert / nachmahls ſich auff einen Stoͤcken / oder Beſenſtill geſetzt / vnd zum Fenſter hinauß gefahren / nach ſolchem hat der Vorwitz mich vnbehut - ſames Maͤdl auch dahin veranlaſt / daß ich gleichmaͤſſig ſolche Salben gebraucht / vnd folgſamb wider meinen Willen eben daher geflogen / allwo ich mein Mutter angetroffen / welche ſich nit wenig ob meiner Gegenwart entſetzt / als ich aber ſahe / daß ſie diſen neuen kleinen Knaben ım Bethel gefaͤhrlich nachge -Delri. in Diſquiſ. Magica. lib. 2. quæſt. 16. ſtellt / vnd mir mit dem Finger zu ſtillſchweigen getrohet / hab ich den Nahmen JEſu außgeſprochen / woruͤber die Mutter verſchwunden / vnd ich alſo allhier verlaſſen worden. Unzahl - bar vil dergleichen Begebenheiten konten da beygebracht wer - den / worauß klar erhellet / wie erſchroͤcklich denen boͤſen Gei - ſtern falle der Nahmen JEſu / wie geſchwind ſolcher all dero Macht zu Rauch mache / vnd weit beſſer dem Sathan die Staͤrcke genommen werde durch den Nahmen JEſu / als dem Samſon durch die ſchoͤne Dalilæ.
Der heiligmaͤſſige Mann Thomas Kempenſis iſt von dem Teuffel vnd hoͤlliſchen Sathan bey naͤchtlicher Weil uͤber alle maſſen geplagt worden / zumahlen diſe verdambte Larven in abſcheulicher Geſtalt zu ſeinem Bethl hinzu getretten / wor - uͤber er den Engliſchen Gruß angefangen eyffrigiſt zu betten / vnd ſo bald er zu diſen Worten kommen / gebenedeyt iſt die Frucht deines Leibs JESUS / da haben ſich dieTh Kemp. ſerm. 3. ad Novit. verdambte Geiſter in die Flucht geben / daß alſo wahr iſt / was zur Apoſtl Zeiten geſchehen: Jn dem Nahmen JESU werden ſie Teuffel außtreiben.
Mit dem Stein hat David den Goliath, mit dem Nagel hat Jahel den Siſara, mit dem Schwerdt hat Judith den Ho - lofernes, mit der Lantzen hat Joab den Abſalon uͤberwunden / aber mit dem Nahmen JESUS uͤberwinden wir den hoͤlli -D d 2ſchen212Judas der verruchte Boͤßwichtſchen Feind. Samſon jagt in die Flucht die Philiſtæer, Joſue die Amalechiter / David die Ammoniter. JESUS aber die boͤſe Feind / dahero ſoll man bey den Sterbenden / allwo der boͤſen Feind Ernſt / vnd groͤſte Macht ſich einfindet / den ſuͤſſen Nahmen JEſus vor ein Schild vnd Geiſtliche Waffen ergreiffen. O was harter Kampff iſt diſer letzte in dem Sterb - Stuͤndl! weil dazumahl die verdambte Larven allen moͤglichen Verſuch thun / den armen / ſchwachen / vnd mit dem Todt rin - genden Menſchen zu uͤbervorthlen / vnd in ihre Klauen zu bringen / wer ſolches wol zu Gemuͤth fuͤhrt / der wird alle Tag / wo nit alle Stund den guͤtigiſten GOtt mit auffgehebten Haͤn - den vmb die Gnad bitten / daß er doch biß auff den letzten Ab - truck moͤge den Nahmen JEſus mit Mund vnd Hertzen auß - ſprechen / ſich wider ſolchen abgeſagten Feind darmit zu ſchutzen.
Wie JEſus Chriſtus vnſer Heyland in dem Garten Gethſemani die Todts-Aengſten außgeſtanden / hat er der - geſtalten gelitten / daß die haͤuffige Bluts-Tropffen am gan - tzen Leib / auß allen Schweiß-Loͤcheren / wie die runde KuͤgerlTom. 9. Bibl. herab gefloſſen / vnd ſpricht der Heil. Paſchaſius, daß ſolche Aengſten verurſacht habe die erſchroͤckliche Erſcheinung der hoͤlliſchen Geiſter / nit als haͤtte der HErꝛ vnd Heyland ſich ſo ſtarck entſetzt ob diſen hoͤlliſchen Larven / ſonder weil er vorge - ſehen / daß alle Menſchen in ihrem Sterbſtuͤndl ein ſo harten Streitt / vnd gefaͤhrlichen Kampff mit ſolchen verdambten Gei - ſtern werden haben.
Der groſſe H. Mann Vincentius Ferrerius erwegt wol das jenige Geheimbnuß / als der gebenedeyte Heyland ſeinen Geiſt mit groſſem Geſchrey vnd Weinen auffgeben / cum cla - more valido, zumahlen es natuͤrlicher Weiß faſt nicht konte ſeyn / daß er wegen ſo langer vnd grauſamer Marter gantz ab - gematt / haͤtte laut ſchreyen koͤnnen; muͤſſe demnach ein ſonde - re Urſach deſſen geweſen ſeyn / vnd zwar diſe / wie der boͤſe Feind Chriſtum den HErꝛn verſucht hat in der Wuͤſten / vnd damah - lens nach allem angewendten Fleiß / vnd Argliſt nichts richtenkoͤnnen /213haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.koͤnnen / reliquit eum ad tempus, ſo hat er ihn auff ein Zeit verlaſſen / vnd gedacht / er wolle warten biß auff ſein Todt-Be - thel / ſo bald nun Lucifer vermerckt / daß Chriſtus auff dem Creutz bereits zum Todt nahete / hat er alſobald ein ſchnellen Auffbott an alle Teuffel ergehen laſſen / welche dann vnverzuͤg - lich vom Lufft / vom Waſſer / von der Erd / von der Hoͤll ſich auff den Berg Calvariæ verfuͤgt / daſelbſt Million tauſend - weiß in den ſchroͤcklichſten Geſtalten vnd Larven erſchinen / Lu - eifer aber in eigner Perſohn / vnd dem rechten Zwerch-Holtz deß Creutz ſich eingefunden / vnd drey gantzer Stund / als damah - len ein Finſternuß worden uͤber den gantzen Erdboden / mit aller Macht vnd Kraͤfften / vnd Gewalt geſucht den ſterben - den Chriſtum zu ſtuͤrtzen / vnd in ſeinen Gewalt zu bringen; wie dann ſolches der Sathan ſelbſt bekennt dem H. Martino, als diſer H. Biſchoff in das Todt-Bethel gerathen / vnd ihn der boͤſe Feind zu ſchroͤcken / zu verſuchen ſich vnderſtanden / hat ihn der H. Mann mit harten Worten angefahren / quid aſtas cruenta Beſtia? was ſteheſt du da / du grauſame Beſtia? du findeſt nichts tadlhafftes an mir / worauff der Sathan gantz trutzig geantwort / aſtiti Chriſto, cur non tibi? ich bin in Chriſti Todt gegenwertig geweſt / warumb nicht bey dir? Jn hertzlicher Erwegung deſſen / daß ein jeder Menſch in ſeinem Sterbſtuͤndl von hoͤlliſchen Feinden vnbeſchreiblich angetaſt / vnd geplagt werde / hat JEſus mit lauter Stimm auffge - ſchryen / vnd auß Mitleyden gegen vns bitterlich geweint. Al - ſo bezeugen uͤber die Wort / tunc reliquit, Matth. 4. cap. Auguſt. Gregor. Athanaſius, Theodoretus.
Jn der Chronick S. Dominici wird von dem ſeeligen Jo - anne Taulero geleſen / was ſolcher fuͤr Verſuchung vnd Streitt in ſeinem Sterbſtuͤndl außgeſtanden; der ware jederzeit ein Mann eines ſehr heiligen Wandls / alſo daß er mehrmahlen in ſeinen Predigen verzuckt worden / welches nicht ein geringes Zeichen ſeiner Heiligkeit / diſer gottſeelige Diener Gottes Tau - lerus kombt in das Todt-Bethl / in die letzte Todts-Aengſten /D d 3in214Judas der verruchte Boͤßwichtin welchen er einen ſolchen hefftigen Streitt vnd Kampff auß - geſtanden / vnd von den vnſichtbaren Feinden alſo geaͤngſtiget worden / daß vil auß ſeinen vmbſtehenden Ordens-Leuthen vnd Geiſtlichen vermeint / diſer Mann ſeye / auß gerechtem Urthl GOttes verdambt worden / nachdem er aber in diſem erbaͤrmli - chen Kampff mit Hitz vnd Schwitz die Seel auffgeben / ſo iſt er naͤchtlicher Weil einem ſeinen guten Freund / einem Religio - ſen erſchinen / welcher anfangs an ſolchem Geſicht erſchrocken / nachdem er aber von ihm getroͤſt worden / vnderſtehet er ſich zu fragen / wer er ſeye? Ego ſum Joannes Taulerus, ware die Antwort / ich bin Joannes Taulerus, dein geweſter guter Freund. Der andere fraget ferners / in was Stands er ſich be - finde / zumahlen er in ſeinem Todt-Bethl ſolche verzweiffelte Geberden gezeiget / daß vil hierdurch vermuthet haben / er ſeye verdambt / darauff Joannes Taulerus geantwort / liebſter Fra - ter, ſprache er / die boͤſe Geiſter auß der Hoͤll haben mich alſo mit ihren Geſtalten gequellt in meinem Todt-Bethl / mit ſol - chem Liſt mich angegriffen / mit ſo groſſer Ungeſtuͤmmigkeit mich vmbgeben / daß / wann mir die Goͤttliche ſondere Gnad nicht waͤre beygeſprungen / waͤre ich bald in ein Verzweifflung gera - rathen / liebſter Frater, wann ich in meinen letzten Todtsnoͤ - then haͤtt koͤnnen reden oder ſchreyen / ſo haͤtt ich dermaſſen ge - heult vnd geſchryen / daß mein Stimm weit vnd breit waͤre erhollen.
Diſes iſt begegnet einem gottſeeligen Religioſen / einem / der ein Spiegl war der Vollkommenheit / einem / der ſein Le - ben im Dienſt GOttes zugebracht / einem / der nichts vmb die Suͤnd gewuſt / was wirſt du zu gewarten haben? du Suͤnder? der nach der Welt Regl lebt / ſtrebt / vnd Schwebt? du? der weniger gute Werck / als Blumen zehlt der rauhe Februarius? diß iſt begegnet Chriſto dem HErꝛn ſelbſt / welcher der Brunn vnd Urſprung aller Heiligkeit / wie wird es dann dir gehen / O ſuͤndiges Adams-Kind? der du alle Tag / alle Stund / vnd faſt alle Augenblick / entweders die Gebott GOttes / oder die Ge -bott215haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.bott der Kirchen / oder die Gebott der Natur uͤberſchritten. Mich wundert nit / daß Philippus der Dritte groſſe Monarch in Spanien in ſeinen Todtsnoͤthen auffgeſchryen / wolte GOtt / wolte GOtt / ich waͤre diſe 22. Jahr / in denen ich die Cron vnd Scepter gefuͤhrt / ein armer Einſidler geweſt in einer wil - den Wuͤſten / warumb Philippe? darumb / diſe verruchte Gei - ſter aͤngſtigten ihn wegen ſo vil Million Seelen / von denen er allen ſoll bey GOtt Rechenſchafft geben. Mich wundert nit / daß der H. Ludovicus Bertrandus oͤfftermahls mitten in ei - nem Diſcurs vnd Reden darvon geloffen / ſich in ein Zell ein - geſperꝛt / geheult vnd geweint / vnd den Kopff auff die Erd ge - ſtoſſen / vnd als er deſſenthalben wurde befragt / gab er die Ant - wort / wie kan ich ruhig ſeyn / weiß ich doch nit / was ich in mei - nem letzten Stuͤndl fuͤr ein Sentenz werde empfangen; Mich wundert nicht / daß der H. Einſidler Hilarion, deſſen Leben mehr einem Engliſchen Wandl gleichete / in ſeinem Todtbethl an gantzem Leib gezittert / vnd ſeiner Seel endlich ſelbſt zuge - ſprochen / mein Seel / was foͤrchteſt du dich dann? 80. gantzer Jahr haſt du GOtt gedient / vnd foͤrcheſt noch den Todt? Mich wundert deren aller nit / zumahlen der H. Thomas von Aquin außgeſagt / daß ein ſolcher Streitt / vnd grauſamer Kampff in eines jeden Sterbſtuͤndl wegen der hoͤlliſchen Feind entſtehe / daß / wofern nit ein ſondere groſſe Gnad GOttes zu Huͤlff komme / keiner / oder gar wenig ſeelig werden.
Abſalon ſchoͤner als froͤmmer / liebreicher als lobreicher / holdſeeliger als gottſeeliger / zumahlen ſeine Haar dem gezoge - nen Goldfaͤden gleichten / den Trutz gebotten / wurde eins - mahls von ſeinen Feinden verfolgt / daß er Noth halber muſte die Flucht nemmen / vnd als er vnder einem Aichbaum wolte mit ſeinem Maulthier durchſprengen / iſt er mit ſeinen Strobl - Haaren hangen gebliben / dahero ihn der Joab mit einer drey - fachen Lantzen ermordt: Rabbi Salomon ſpricht / daß / wannApud To - ſtat. in 2. Reg. c. 18. qu. 12. Abſalon dazumahl haͤtte geſchwind die Haar abgeſchnitten / haͤtt er ſich gar leicht koͤnnen erretten / ſo Abſalon zur ſelbenZeit216Judas der verruchte BoͤßwichtZeit haͤtte Baroka getragen / waͤr es gut fuͤr ihn geweſt. War - umb aber daß Abſalon, welcher ohne das ein beſcheider / vnd verſtaͤndiger Printz ware / damahl ihme nicht mit dem Degen / den er auff der Seyten getragen / die Haarlocken abgeſchnit - ten? waͤre es doch leicht vnd geſchwind geſchehen geweſt? To - ſtatus mit gedachtem Rabbi Salomon ſpricht / daß Abſalon dazumahl wegen deß herbey nahenden Todts ſeye alſo erſchro - cken / daß er nicht gewuſt hat / was er ſoll anfangen / der balde Todt / die offene Hoͤll / der Teuffel auff der Seyten / das ver - letzte Gewiſſen / die herzu nahende Ewigkeit / der vngewiſſe Sentenz entruͤſten den armſeeligen Menſchen dazumahl / daß er nit weiß / was er ſoll anfangen / forderiſt der vnſinnige Ge - walt / die grauſame Ungeſtuͤmme der verdambten Larven aͤng - ſtıgen den elenden Sterbenden dermaſſen / daß leyder gar vil in den letzten Zuͤgen in Verzweifflung gerathen.
Mit meinem Gewiſſen bekenn ich es / daß ich einsmahl zu Wienn (geſchweige die Zeit vnd Gelegenheit) einem Ster - benden beygeſtanden / welcher dergeſtalten getobt / als wie ein bruͤllender Loͤw / es ſtunden ihme die Augen gantz offen / feurig außgetriben / die Zung gar wol ein halbe Spannlang auß dem Rachen herauß geſtreckt / die Haar uͤberſich / wie man zu ſagen pflegt / gen Berg / der haͤuffige Schweiß auff dem Angeſicht / in allem ein ſo abſcheuliche vnd entſetzliche Geſtalt / daß mein Bruder Laicus, der vorhin ein behertzter Soldat etlich Jahr geweſen / ſambt anderen 6. Perſohnen die Flucht auß der Kam - mer genommen / vnd mich allein in diſem erſchroͤcklichen Kampff verlaſſen / wie es mir vmb das Hertz geweſt / iſt leicht zu erach - ten / vnd hat es gar nit vil gefaͤhlt / daß ich ihme nit das Geleit zum Todt geben. Jch konte auß allem diſen vnſchwaͤr abnem - men / was Angſt vnd Gewalt er von den hoͤlliſchen Geiſtern erlitten / der barmhertzigſte GOtt gebe es / daß er in ſolchem ſtrengen Kampff uͤberwunden habe (an welchem ich ſtarck zweiffle) es iſt weder diß / noch andere ein Gedicht / ſondern bleibt noch als ein Glaubens-Articul gewiß vnd wahr / daßder217haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.der Sathan all ſein Macht vnd Staͤrcke gebrauche in dem Sterbſtuͤndl eines Menſchen.
O GOtt! O GOtt! vil hat gelitten jener arme Reiſen - de von Jeruſalem nacher Jericho, als er vnder die Moͤrder vnd Straſſen-Rauber gerathen / die ihn erbaͤrmlich haben verwun - det / vnd zugericht; aber noch mehrer / vnd vnbeſchreiblich meh - rer leydt der Sterbende in ſeinem Ruhebethl / wann er reiſen will in die Ewigkeit / wie grauſamb vnd vnbarmhertzig tracti - ren ihn die hoͤlliſche Straſſen-Rauber / die mehrmahlen in ein vnzahlbare Anzahl ſich einfinden. P. Joan. Gregorius à Jesu Maria, Theologus de propaganda fide, zu Neapel auß mei - nem Orden / als er zu S. Dominico de Soriano in einer beſeſ - ſenen Perſohn den Teuffel beſchworen / hat ihm ſolcher getro - het / er wolle ihn auch aͤngſtigen in ſeinem Todt-Bethel / wor - auff der fromme Mann befragt / wie vil ihrer werden ſeyn /In Chol. de ſubdil. Chriſt. fol. 220. più che ſono ſogli, in quel boſco di Soriano, & c. mehrer / ſagte der Sathan / mehrer werden vnſer bey deinem Todt ſeyn / als Blaͤtter in dem groſſen Wald zu Soriano.
Gleichwolen / mein Adams-Kind / ſeye Getroͤſt in diſem groͤſten Streitt / in diſer vnbeſchreiblichen Angſt / in diſem letz - ten Kampff / in Mitte der Todts-Schmertzen / in Mitte der hoͤlliſchen Geiſtern / in Mitte der Zeit vnd Ewigkeit nimb dein Zuflucht zu dem ſuͤſſeſten Nahmen JESU. Aber verehre ſolchen vorhero bey deinen Lebzeiten / damit du die groſſe Gnad habeſt / dazumahlen in deinem Sterbſtuͤndl / ſolchen oͤffter auß - zuſprechen. Diſe Gnad hat gehabt der H. Ignatius Lojo -Ribadin. in vit. la, Stiffter der Societet, welcher mit dem ſuͤſſeſten Nahmen JEſu im Mund ſeinen Geiſt auffgeben. Solche Gnad hat auch gehabt / der H. Franciſcus Xaverius, welcher zu San -Turſel. l. 5. v. c. 11. cion mit diſen letzten Worten ſeelig verſchiden: O JESU du Sohn GOttes / erbarm dich meiner. Diſe Gnad hat auch gehabt der ſeelige Aloiſius Conzaga, deſſen letzte Wort vnd Lebens-Athem ware: O JESUS! Pars II. E eO JE -218Judas der verruchte BoͤßwichtO JESUS! Solche Gnad haben noch vil andere mehr gehabt / vnd ſolche wirſt du auch in deinem Sterbſtuͤndl erlan - gen / wann du bey Lebszeiten den Nahmen JEſus mit Andacht verehreſt / wann bey deinem auffſtehen das erſte Wort wird ſeyn JEſus. Wann bey deinem ſchlaffen gehen das letzte Wort wird ſeyn JEſus. Wann all dein Thun vnd Laſſen wird in dem Nahmen JEſu den Anfang nemmen / vnd das End. Wann auß deinem Hertzen vnder Tags-Zeiten bißwei - len in einem Schuß-Gebettl ein Seufftzer mit dem Nahmen JEſus außbricht / wann du in deiner Behauſung auff der Thuͤr vnd Wand den gezeichneten Nahmen JEſus-Nahm in Eh - ren halteſt / ſo dann faſſe ein ſteiffe vnd feſte Hoffnung / dein letz - ter Abtruck im Sterbſtuͤndl werde nit anderſt ſeyn / als JE - SUS vnd MARJA.
Die Naturskuͤndige ſchreiben von den Gaͤnſen / wann ſie uͤber das Meer fliegen / damit ſie durch ihr angebohrenes ſchnadern nit vnder die Greiffen / vnd nachſtellende Raubvoͤgl gerathen / alſo pflege ein jeder auß ihnen ein Steinl in Schna - bel zu nemmen / wordurch ſie der Gefahr vnd dem Undergang entgehen / vnd folgſamb auß deß Feinds Klauen entgehen. Jn vnſerem Sterbſtuͤndl / vnd letzter Lebens-Zeit muͤſſen wir alle Menſchen bereit ſeyn uͤber das bittere Meer deß Todts in ein anders Land / vnd zwar in die Ewigkeit zu fliegen / auff daß wir aber denen hoͤlliſchen Raub-Voͤglen / welche in vnzahlbarer Anzahl vns nachſetzen / moͤgen entweichen / iſt nichts rathſa - mers / als ein Steinl in das Maul zu nemmen / aber was fuͤr eins?
Vernemme mein andaͤchtige Seel / was dem gottſeeligen Mann Alphonſo à Spina Franciſcaner-Ordens widerfah - ren / als erſt gedachter eyffrige Religios geprediget / vnd ſein A - poſtoliſches Abſehen ware der Seelen Heyl zu befoͤrderen / weil er aber gar ein geringen Nutzen durch ſeine Predigen geſpuͤhrt / iſt er derenthalben mit ſehr melancholiſchen Gedancken uͤber - haͤufft worden / vnd als er eineſt deſſentwegen ſehr traurig beydem219haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.dem Convent-Brunn deß Cloſters zu Valeſolet geſeſſen / ver - nimbt er ein Stimm von Himmel / er ſoll den Amper in den Brunn hinunder laſſen / vnd Waſſer herauff ſchoͤpffen / als erGonzag. in Provin. Concept. de Con - ventu Pa - lantiæ. ſolches gethan / fande er auff dem Boden deß Ampers 24. weiſ - ſe Steinlein / in welchen der heiligſte Nahmen iĤs gantz na - tuͤrlich gezeichnet ware wegen der 24. Predigen / welche alle er daſelbſt von dem Nahmen JEſu gehalten.
Solche Steinl / eyffriger Chriſt / befleiß dich in dem Sterbſtuͤndl in das Maul zu nemmen / damit du ſicher in die gluͤckſeelige Ewigkeit reiſeſt; den Nahmen JEſu behalt auff der Zung / der ſoll das beſte Krafft-Zeltel ſeyn / den Nahmen JEſu zeichne auff den Stirn / der ſoll dein beſter Umbſchlag ſeyn; bitt / vnd bitt alle die jenige / welche ſich bey deinem letz - ten Abtruck vnd Hinſcheiden werden einfinden / ſie ſollen nicht auffhoͤren / den Nahmen JESUS vnd MARJA dir in die Ohren zu ſchreyen / damit das Hertz / wann die Zung ſchon krafftloß / moͤge noch JESUS / JESUS außſprechen.
Eins iſt / weſſenthalben vil Menſchen ein Underrichtung brauchen / benanntlich / es ſteht nit wol / wann man in allen / auch vngereimbten Begebenheiten / den ſuͤſſeſten Nahmen JE - ſu ſo leicht vnd vnbedachtſamb außſpricht / wie dann bereits bey vilen der uͤble Mißbrauch eingewurtzlet / daß er zu allen / auch laſterhafften Dingen vnd Spottworten den heiligſten Nah - men JEſus zuſetzet / welchem doch Himmel vnd Erd / vnd Hoͤll die groͤſte Ehr anthun / vnd die Knye biegen. Man ſoll wol erwegen / wie einmahl der Sathan auß einer beſeſſenen Per - ſohn zu Capharnaum Chriſtum den HErꝛn angeredt: JE - SUS von Nazareth biſt kommen vns zu ver - derben. Worauff alſobald der HErꝛ dem Teuffel befohlen / obmuteſce, er ſoll das Maul halten. Ein vnverſchambteLuc. 14. Goſchen / worin meiſtens lauter Unflath / ſoll ſich nicht vnder - ſtehen den Nahmen JEſus außzuſprechen / zu einem jeden Kinder-Boſſen vnd Affenſpil ſoll man nit ſo leicht diſes herꝛ -E e 2lichſte220Judas der verruchte Boͤßwichtlichſte Kleinod hinzu werffen. Die groſſe Glocken in vorneh - men Stifft-Kirchen leut man nit alle Tag / ſonder bey ſolem - nen Feſtaͤgen / auch der Hall vnd Schall deß heiligſten Nah - men JEſu ſoll nit zu allen geringfuͤgigen Dingen gehoͤrt wer - den. Jenes Weib in dem Evangelio / wie ſie die Mutter GOttes / vnd dero liebſten Sohn wolte loben / hat allein diſe Wort hoͤren laſſen: Seelig iſt der Leib / der dich ge - tragen / ſeelig iſt die Bruſt / welche du geſogen; Sie hat ihr nicht getraut zu ſagen / ſeelig iſt der Leib / der JE - ſum getragen / ꝛc. ſoll alſo nit ein jeder Kuchl-Schlamp / nicht ein jede Gaſſen-Kerrerin ſo leicht den Nahmen JEſus auß - ſprechen / dann der allzuoͤfftere vnd vnbedachtſame Außſpruch diſes heiligſten Nahmens mehrer zu einer Unehr gereicht / vnd einer Verachtung / vnd Gering-Schaͤtzung nicht vngleich iſt / welches dann dem Himmel hoͤchſt mißfallet; Es war Pilatus ſo ſcrupulos daß er vorher die Haͤnd gewaſchen / ehe er den Nahmen JEſus auff das Creutz geſchriben.
Es kan einen wol ſchroͤcken jenes / was da erzehlt Hadria-Had. Lyr. in triſag. lib. 2. mod. 22. nus Lyræus, daß nemblich zwey Schiffleuth von denen Meer - Rauberen außgebluͤndert / jedoch ihr Leben in einem kleinen Schiffel ſalvirt, vnd als ſie zu ſpatter Abend-Zeit in einer Jn - ſul de Re genannt / angelendet / vnd da ſie von Hauß zu Hauß vmb ein Herberg gebetten / kommen ſie vngefehr zu dem Hauß eines Ketzers / wie ſie denſelben bittlich vmb ein Nacht-Her - berg erſucht / diſer aber in grobe Wort außgebrochen / ſie fuͤr Dieb vnd Moͤrder gehalten / JESUS MARJA! ſagten ſie / ſolche ſeynd wir nit / kaum daß ſie ſolche heiligſte Wort hoͤren laſſen / eben deſſenthalben / widerſetzt der Boͤß - wicht / behalt ich euch nit uͤber Nacht / gehet gleichwol zu JE - SUS MARJA / daß ſie euch einen Underſchleiff geben. Wurden alſo die zwey gezwungen / die Nacht hindurch bey ei - ner Kirchthuͤr vnder dem freyen Himmel zu ligen / weil ander - werts kein Plaͤtzl ihnen vergunnt worden: ſelbige Nacht iſt ge -dachter221haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.dachter ſchlimmer Geſell / welcher die heiligſte Nahmen alſo ge - ſchimpfft / friſch vnd geſund / vnd wolgeſaͤttiget ſchlaffen gan - gen / zu Morgens aber todt / kohlſchwartz in einem Sautrog / in Mitte deß Stalls gefunden worden / welches allen daſelbſt einen ernſtlichen Anlaß geben / ein froͤmmeren Wandl zu fuͤh - ren / in GOttes Forcht leben / vnd die heiligſte Nahmen JE - SUS vnd MARJA nit entunehren.
LUcas der Evangeliſche Mahler dunckt ſein Pembſel in ein ſchwartze Farb / vnd Kienrueß / entwirfft darmit den garſtigen Sathan / vnd biſſigen Hoͤllhund / wie ſolcher Schmutz-Engel den gottloſen Iſcarioth eingenommen / folgenden lauts: Es nahete das Feſt deß vngeſaͤure - ten Brodts / welches Oſtern genannt wird / vnd die Hoheprieſter vnd Schrifftgelehrten trachte - ten / wie ſie JESUM toͤdten moͤchten / ſie foͤrch - teten ſich aber vor dem Volck / es war aber der Sathan in den Judam gefahren / der mit demLuc. 22. Zunahmen Iſcarioth genannt wird. Worbey zu mercken / daß der leydige Sathan nit auff ſolche Weiß ſeye in den meineydigen Apoſtel gefahren / als wolle er deſſen Leib be - ſitzen / wie jenen elenden Tropffen in der Geraſener Land - ſchafft / in welchem ein gantze Legion, das iſt ſo vil / als 6666.Luc. 8. vnreine Geiſter wonhafft waren; noch auff ſolche Weiß / wie er in den Koͤnig Saul getobet / welchen er gantz vnſinnig vnd raſend gemacht hat / ſondern nach Außſag vnd Lehr vnſers H. E e 3Vat -222Judas wird durch den SathanLib. 3. de Conſenſ. Evangel. quodlib. 3. quæſt. 3. num. 8.Vatters Auguſtini, auch nach Lehr deß H. Thomæ, iſt der Sathan nur in den Iſcarioth gefahren mit ſeinen boͤſen Ein - rathungen / laſterhafften Gedancken / vnd gottloſen Anleitun - gen / wordurch der verkehrte / vnd vorhin ſchon diebiſche Judas zu mehreren Boßheiten angehoͤtzt / vnd endlich gar zur Verraͤ - therey deß gebenedeyten Meſſiæ angefriſcht worden / was Ubel vnd Schaden er in der gantzen Welt verurſache.
Nachdem der Allmaͤchtige GOtt mit dem kleinen Wort Fiat Himmel vnd Erd / mit diſen 4. Buchſtaben die 4. Theil der Welt ſo wunderlich erſchaffen / vnd auß dem purem Nichts erhebt / iſt ein faſt einhellige Meinung der H. Lehrer / daß da - zumahl der Allerhoͤchſte auch die liebe Engel erſchaffen / als rei - neſte Geiſter / vollkommene Geſchoͤpff / vnd uͤberherꝛliche Crea - turen / weil aber Lucifer der fuͤrnehmſte wegen ſeiner ſo hohen Gaaben ſich uͤbernommen / vnd kurtzumb wolte gleich ſeyn dem Allerhoͤchſten / alſo iſt er / nachdem er die Guͤte deß Himmels gar kurtz genoſſen / mit allen ſeinem Anhang durch den Ertz - Engel Michaël, vnd deſſen geſambten Allijrten von dem Him - mel verſtoſſen worden / worvon der meiſte Theil in den Ab - grund / als in ein ewige Gefaͤngnuß vnd Kercker / welcher die Hoͤll genennt wird / verbandiſiret; Einer vnzahlbaren Anzahl aber diſer abtrinnigen Engel ſeynd auff der Welt / jedoch nicht ohne bey ſich habender hoͤlliſchen Peyn verbliben / von welchen verdambten Larven / vnd teuffliſchen Abendtheuer ſo vil uͤbles in der Welt erweckt wird.
Die Catholiſche Kirch vnder anderen loͤblichen Satzun - gen ſchreibt auch die Weiß vnd Manier / wie man ſolle den boͤ - ſen Feind beſchwoͤren in einem beſeſſenen Menſchen / vnd zwar anfaͤnglich wird dem Prieſter aufferlegt / daß er gleich den Na - men deß Teuffels ſoll erforſchen / mit diſen Worten: Jch be - filch dir vnreiner Geiſt / durch die Geheimbnuß der Menſchwerdung / deß Leydens / der Auffer - ſtehung / der Himmelfahrt vnſers HErꝛn JEſuChriſti /223zu groͤſter Untreu angetriben.Chriſti / durch die Sendung deß H. Geiſtes / vnd durch die Ankunfft vnſers HErꝛn zu dem letzten Gericht / ſag mir deinen Nahmen. Worauß dann folgt / daß die verdambte Geiſter gewiſſe Nahmen haben / die ihnen zwar nit wegen ihrer Natur / ſonder wegen ihrer Opera - tion vnd Wuͤrckung geſchoͤpfft worden. Auß Goͤttlicher H. Schrifft / vnd anderer Lehrer kan man wenig Nahmen finden ſolcher boͤſen Geſpenſter / auſſer diſe / Lucifer, Leviathan, Mammon, Aſmodæus, Belzebub, Belphegor, Baalberit, Aſtaroth, Abaddon, Merim, Reſcheph, Beemoth, Belial, Lillit, &c. welche alle / nach Beweißthum der Lehrer / lauter Fuͤrſten vnd Regenten der anderen verdambten Engel ſeyn ſollen; dann zu wiſſen / daß auch vnder dem hoͤlliſchen Geſchwa - der / vnd vnreinem Kriegs-Heer ein Ordnung gehalten wer - de / vnd alſo einige Befelchshaber / andere Undergebene / diſer zu dem / der zu diſem verordnet / doch alle vnder dem Lucifer, als einem Ober-Haupt / welcher in Perſohn Chriſtum JEſum dreymahl in der Wuͤſten verſucht hat / ins gemein aber wird der boͤſe Feind genannt ein Rebell GOttes / ein abtrinniger Engel / ein Betruͤger der Menſchen / ein Entunehrer deß Him - mels / ein Peſt der Erden / ein Schlicker der Seelen / ein Er - fuͤller deß Ubels / ein Verwuͤſter deß Guten / ein Auffbringer deß Todts / ein Verſchwender deß Lebens / ein Feind deß wah - ren Glaubens / ein Anfaͤnger deß Jrꝛthums / ein Wurtzel aller Faͤhler / ein Verwuͤrrer deß Fridens / ein Auffwickler deß Zwy - ſpalts / ein Verfolger der Warheit / ein Vatter der Lugen / ein Kind deß Verderbens / ein Moͤrder zu Land vnd Waſſer / ein Haupt der Gottslaͤſterer / ein Meiſter der Zauberer / ein Ge - burt der Suͤnd / ein verdambte Creatur / ein ſchwartzer Mohr / ein grauſamer Hoͤllhund / ein Abgrund deß Elends / ein wildes Abendtheuer / ein alte Schlang / ein vergiffter Drach / ein ſchaͤdlicher Baſiliſc, ein vnbaͤndiges Vieh / ein vngeſtalte Lar - ven / ein hoͤlliſcher Raub-Vogl / ein blutgieriges Tiger / ein vn -erſaͤtt -224Judas wird durch den Sathanerſaͤttlicher Wolff / ein bruͤllender Loͤw / ein gifftiger Scorpion, ein ſtinckender Kothkefer / ein abſcheuliche Krott / ein verſtoh - lener Raab / ein vngeſtalter Aff / vnd (ſo ihm meiſten verdrieſt) ein ſ. v. Sau-Zucker. Jch aber bleib bey dem Nahmen allein / vnd ſag / der Teuffel ſeye ein Schelm.
Anbelangend die Anzahl der boͤſen Feind iſt ſolche vner - maͤßlich groß / alſo daß auch etliche außſagen / weil der 3te Theil der Engel gefallen / daß ſich die Zahl der Teuffel in die hundert tauſend Million erſtrecke / da doch ein Million zehenmahl hundert tauſend in ſich begreifft; eigentlich aber / vnd mit wol -S. Hieron. c. 6 ad Epheſ. gegruͤndtem Beweißthum / kan man die genaue Anzahl derſel - ben nicht wiſſen / wol aber iſt aller Lehrer feſte Meinung / als ſeye das Orth / ſo zwiſchen Himmel vnd Erd / gantz voll mit ſol -Lib. 2. divin. Ju - ſtit. c. 14. chen verdambten Geiſtern. Lactantius halt gleichfalls dar - vor / ſofern die verdambte Geiſter ſolten Leiber haben / wurden ſolche hoͤlliſche Mucken wegen ihrer vnbegreifflichen Menge beym hellen Tag den allgemeinen Sonnſchein verduncklen / deſtwegen iſt kein Orth faſt in der Welt / worin die verfluchte Mamelucken ſich nicht auffhalten / vnd ihr einiges Abſehen auff deß Menſchen Undergang haben / vnd du ſageſt noch? holl mich der Teuffel.
Es bleibt nun wider die bethoͤrꝛte Lehr / vnd grundloſe Fabel deß Alcoran in rechter Catholiſcher Warheit-Geſchloß / daß die abtrinnige Engel in ihrer verdambten Halßſtaͤrrigkeit auff ewig verharren / vnd nit / wie die in Jrꝛthum verblende A - rianer vnd Neſtorianer vorgeben / daß die Teuffel ſich noch vor dem Juͤngſten Tag durch wahre Buß vnd Reu werden bekeh - ren / vnd zur Gnad gelangen / ſonder dero Willen / vnd ver - baintes Gemuͤth iſt alſo wider den Allmaͤchtigen Schoͤpffer er - bittert / daß ſie auff ewig deſſen Huld vnd Gnad gaͤntzlich / vnd hartnaͤckig außſchlagen / vnd weil ſie dem hoͤchſten GOtt keinen Schaden koͤnnen zufuͤgen / alſo ſuchen ſie ohne Underlaß den Menſchen / welcher zum Goͤttlichen Ebenbild erſchaffen / in all -weg /225zu groͤſter Untreu angetriben.weg / vnd vnaußſetzlich ins Verderben zu ziehen / gleichwie man - cher von Rachgier angetribener Boͤßwicht / wann er ſich an je - mand nicht rechen kan / wenigiſt ſucht deſſen Behauſung in Brand zu ſtecken / alſo / weil der verdambte Sathan nicht be - maͤchtiget iſt ſeinen Grimmen an dem Allmaͤchtigen GOtt auß - zulaſſen / bemuͤhet er ſich allerſeits den Menſchen / als ein Be - hauſung vnd Wohnplatz Gottes in das ewige Feur zu werffen.
Die Geraſener waren gar uͤbel zu friden / wie bey ihnen Chriſtus der HErꝛ die Teuffel mit Speck tractirt, zumahlen was anders fuͤr ſie haͤtte gehoͤrt / die Sach hat ſich alſo zugetra - gen. Dazumahlen ſeynd zwey beſeſſene Maͤnner zu vnſeremMatth. 8. HErꝛn geloffen / auß welchen die boͤſe Geiſter mit vngeheuri - gem Geſchrey den HErꝛn gebetten / er woll doch ihnen die Li - cenz ertheilen / daß ſie moͤchten in die nechſte Heerd Schwein fahren / O ihr Sau-Narren / wolt ihr dann kein beſſere Woh - nung fuͤr euch / als diſe wilde / gerießlete / ſtinckende Thier? Es iſt aber zu wiſſen / daß kein Thier einwendig wegen Lungel / Le - ber / Hertz / Jngeweyd dem Menſchen ſo gleich / als wie die Schwein; indeme nun diſe hoͤlliſche Larven wuſten / daß ſie die Herberg bey dem Menſchen muͤſten quitiren / vnd verlaſſen / haben ſie auffs wenigiſt begehrt in daſſelbe zu fahren / welches in etwas dem Menſchen gleichet / dardurch ihren vnerſaͤttlichen Haaß / vnd groͤſten Neyd gegen dem Menſchen zu zeigen / in welchem ſie faſt die Arth vnd Eigenſchafft haben eines grauſa - men Thiers / mit Nahmen Pardal, welches dem Menſchen dergeſtalten auffſetzig / daß es deſſen Contrafet vnd Bildnuß / auff das Papier gezeichnet / zu vil tauſend Stuck zerreiſt. Es iſt nit ſo feind ein Napellus dem Leben / ein Raub-Vogl der Tauben / ein Wolff dem Laͤmbl / ein Fuchs der Hennen / ein Krott dem Wiſel / ein Hund der Katzen / ein Schneck dem Af - fen / ein Adler der Schildkrott / ein Starch der Fledermauß / ein Atter der Nachtigall / ein Magnet dem Knoblach / wie der Sathan dem Menſchen.
Der H. Margarittæ, wie ſie nach außgeſtandenen groͤ -Pars II. F fſten226Judas wird durch den Sathanſten Tormenten in Kercker geſtoſſen worden / iſt der Teuffel wie ein grauſamer Drach erſchinen / vnd mit auffgeſperꝛtem Ra - chen ſie verſchlickt / nachdem ſie aber das Zeichen deß H. Creutz gemacht / iſt ſolcher Drach mitten voneinander zerſprungen / vnd alſo Margaritta ſo vnverletzt / wie Jonas auß dem Wall - fiſch kommen. Ein andersmahl ließ ſich diſer Erbfeind wider ſehen / in Geſtalt eines Menſchen / den aber die H. Jungfrau bey den Haaren auff die Erd nidergeriſſen / vnd ihn gezwungen zu ſagen / warumb er doch den Leuthen / welche dem wahren GOtt dienen / alſo auffſetzig ſeye? worauff der Teuffel bekennt / wie daß er ſolches auß lauter Neyd thue / dann er koͤnn es gar nichtIoa Mari. Vincen. in Mund. fol. 156. fehen / noch gedulten / daß die Menſchen / welche von ſchlechten Erdſchrollen zuſammen gepapt / ſollen erhebt werden in Him - mel / worauß ſie auff ewig verſtoſſen werden.
Auß einer anderen beſeſſenen Perſohn hat er neben vilen Sachen auch diß bekennt / nachdem er durch ſo harte Beſchwoͤ - rung dahin getriben worden / er ſolle ſagen / was fuͤr ein Buß er wolte außſtehen / dafern er wider moͤchte zur Seeligkeit gelan - gen; ich / ſagte der Teuffel / wann es auch in meinem Gewalt ſtunde / wolte lieber mit einer Seel / die von mir verfuͤhrt wor -Ibid. den / in den Abgrund der Hoͤll ſteigen / als in die Himmliſche Freuden auffgenommen werden.
Deß frommen Job ſeine Kinder ſeynd wol muͤheſeelig zu grund gangen / vnd iſt ihnen ihr eigenes Hauß zu einem Grab worden / vnd wo ſie vermeint haben in guter ding zu eſſen / vnd trincken / ſeynd ſie den Wuͤrmen zu einer Speiß worden / da - mahl war es wol recht verhauſt: aber wo? wie? wer? wer hat das Ungluͤck angeſtifft? wie hat es ſich zugetragen? wo iſt es ge - ſchehen? in dem Hauß der Eltern / ſonſt waren die andere Bruͤ - der vnd Schweſtern luſtig / wolauff / in aller guten Vertreulich - keit eins gezecht / die Jungfrauen auch? was dann / es gibt wol mehrer dergleichen Bibiana: wie nun die geſambte Gaͤſt luſtig vnd wolauff waren / die Geſundheiten im beſten Schwung / da erhebt ſich ein gaͤher Sturmwind / welcher ſo ſtarck getobt / daßer227zu groͤſter Untreu angetriben.er die vier Eck angegriffen / vnd das gantze wolgebaute Hauß zu Boden geworffen / mit dem war der armen Gaͤſt ihr Zech be - zahlt. Origenes ſpricht / daß nit nur ein Wind ſeye gangen / weil alle vier Eck ſeynd angegriffen worden / ſonder die Teuffel geſchwind / wie der Wind / haben auff allen Seyten zugebla - ſen / vnd wolt ein jeder der erſte ſeyn zu diſem Verderben / ja ſie empfinden hierin nit ein geringen Schmertzen / wann einer dem andern vorkombt in Peynigung der Menſchen. IngentemOrig. lib. 1. in Job. reputant dolorem, ſi prior illo alius præcedat ad ejus perditionem.
Zwey vnd ſibentzig Juͤnger kommen mehrmahlen zu vnſe - rem HErꝛn voller Freuden vnd Jubel / bringen zugleich die gu - te Zeitung / daß ihnen alles ſehr wol von ſtatten gangen / was ſie fuͤr anſehliche Wunderwerck haͤtten gezeigt / ſo gar / welches ja zu verwundern / ſo gar / mein HErꝛ / ſagten ſie / in deinem Nahmen ſeynd vns die Teuffel vnderworffen; worauff alſobald der HErꝛ diſe Antwort geben: Jch ſahe den SathanLuc. 10. von Himmel fallen / wie ein Blitz. Will nun jemand wiſſen / warumb der Goͤttliche Mund den Sathan einem Blitz / oder Donnerkeil verglichen? der erwege wol deß Donners ſel - tzame Eigenſchafft / wie daß derſelbe mehrmahl nur das beſte treffe / wie dann ſchon oͤffters geſchehen / daß der Donner das Hertz im Leib / den Degen in der Scheid / das Gelt im Beutl /Majol. 7. den Wein im Vaß / den Fuß im Stiffel / die guldene Ketten am Halß / das March im Bein / den Kern in der Nuß getrof - fen / zerpulfert / zernichtet / vnd weder Schallen / noch Bein / noch Halß / noch Stiffel / noch Vaß / noch Beutl / noch Scheid / noch Leib verletzt worden. Alſo iſt auch der hoͤlliſche Feind be - ſchaffen / wie der Donner / oder Blitz / nur das beſte auß allen Geſchoͤpffen ſuchet er / nemblich den Menſchen / vnd in dem Menſchen die Seel / vnd in der Seel das Heyl zu verderben / vnd zu ſtuͤrtzen.
Dem H. Dominico hat der Teuffel einsmahl bekennt /F f 2daß228Judas wird durch den Sathandaß ihme GOtt habe vorgetragen / er ſoll ihm etwas erwoͤhlen auß ſeinen Geſchoͤpffen / wilſt haben / ſagt GOtt / den Erdbo / den? der Teuffel antwort mit nein / ich bin nie ein Gartner oder Baur geweſt / will auch noch nicht anfangen: wilſt haben das Waſſer / oder Fluͤß / Meer / Teich / Bach? ꝛc. nein / ſagt der Teuffel / was iſt mir das baden nutz / ich werd doch nit weiſ - ſer / zu dem mag ich kein Fiſcher ſeyn; wilſt haben den Lufft? auch nit / ſagt der Sathan / der Lufft gehoͤrt fuͤr die Voͤgl / ich mag ſie nicht auß ihrer Herberg verſtoſſen: wilſt haben den Himmel deß Firmaments / worin vnd woran die ſchoͤne Stern vnd Geſtirn? das laß ich wol ſeyn / ſagt der Teuffel / da war ich ein Narꝛ / daß ich ſolt diſe runde Scheiben / alleweil vmb vnd vmb treiben. Quid ergo vis, O mala Beſtia? was wilſt duS. Anton. Fer. 2. Pentec. dann haben / O boͤſe Beſtia? nil aliud, niſi animas, nichts anders / antwort die verdambte Larven / nichts anders / als Seelen.
Ein abgetruckter Pfeil tracht nit alſo nach dem Zihl / ein ſtarcker Stein nit alſo nach ſeinem Centro, ein durſtiger Hirſch nicht alſo nach dem Brunnquell / ein Raab nicht alſo nach dem Aaß / wie der Sathan nach dem Menſchen; er ſihet / er ſucht / er wuͤtt / er flucht / er mahlt / er ſchreibt / er jagt / er treibt / er liebt / er lobt / er wuͤtt / er tobt / er wacht / er ſorgt / er wart / er borgt / er hupfft / er ſpringt / er pfeifft / er ſingt / er fahrt / er reitt / er kaͤmpfft / er ſtreitt / er fliegt / er geht / er kriecht / er ſteht / er loſt / er paſt / er ruht / er raſt / er ſchenckt / er ſchmiert / er krauſt / er ziehrt / er grabt / er wuelt / er kuſt / er buelt / er rufft / er winckt / er hollt / er bringt / er gehet / er laufft / er beiſſet / er raufft / er macht / er bricht / er denckt / er dicht / er hockt / er ſitzt / er ſchnaufft / er ſchwitzt / er ſchaut / er fragt / er hoͤtzt / er jagt / er kerꝛt / er butzt / er lacht / er ſchmutzt / er ſiedt / er bratt / er mahnt / er rath / er weicht / er fliecht / er ſchiebt / er ziecht / er zaͤhrt / er zuckt / er ſtoſt / er truckt / er bellt / er beiſt / er flickt / er reiſt / er rehrt / er bruͤllt / er zecht / er ſpilt / er fuͤhrt / er fahrt / er kratzt / er ſcharꝛt / er thut al - les / alles / alles auff Erden / damit nur der Menſch ſoll ſeynwer -229zu groͤſter Untreu angetriben.werden / vnd du vnbedachtſamer / elender / gewiſſenloſer / vnbe - hutſamer Menſch / ruffeſt ihn noch / er ſoll dich hollen? Wann dich GOtt nicht behuͤt haͤtte / vnd ſonders geſchirmet haͤtte / ſo waͤr es ſchon laͤngſt geſchehen.
Jene Gaͤſt in dem Evangelio / nachdem ſie eingeladen worden / ſeynd nit erſchinen bey der Mahlzeit / ſonder ſich laſſen mit vnderſchidlichen Außreden vnd Vorwandt entſchuldigen / ja / ſagt einer / ich waͤr gern kommen / aber ich hab ein Kauff ein - gangen wegen eines Mayrhof / vnd deſſenthalben hab ich diß - mahl nit koͤnnen auffwarten. Der andere wendete vor / daß er Ochſen vmb ſein paares Gelt hab eingehandlet. Der dritte war gar ſtarck verhindert / dann er hab ein Weib genommen / ſeynd alſo diſe drey eingeladene Gaͤſt außgebliben; Aber der Teuffel iſt gar nit vonnoͤthen einzuladen / es braucht kein ruf - fens / er kombt vngeladener / vnd wann es die Guͤte GOttes zulieſſe / ſo waͤre diſer verdambte Geiſt augenblicklich / vnd vr - ploͤtzlich auff den Fluch / vnd bethoͤrꝛten Wunſch da / vnd thaͤt dich hollen / vnd gib acht / damit nit der ſo offt beleydigte GOtt einmahl uͤber dich elendes Geſchoͤpff verhenge / wie es ſchon mehrmahlen geſchehen iſt.
Jn Sachſen hat ein junge vnd reiche Tochter einen wacke - ren / jedoch wenig beguͤten Juͤngling die Ehe verſprochen / der Juͤngling bedanckt ſich deſſen beſtermaſſen / ſagte aber / weil er diſes Geſchlechts Wanckelmuth wol wuſte / er glaub ſchier / ſie werde ihr Wort nit halten / ich / ſagte ſie / ich ſoll einen anderen heyrathen? wann ich einen andern nimb / als dich / ſo holl mich der Teuffel am Hochzeit-Tag. Was geſchicht? mittler Zeit hat ein anderer ein Anſuchen gethan / vnd diſe fuͤr ein Braut begruͤſt / weil nun April / vnd Weiber-Will / ſich bald aͤndern / alſo hat ſie diſen / weil er bey ſtattlichen Mittlen / das Jawort ertheilt / weſſenthalben ſie der erſte oͤffters ermahnt / ſie ſoll ſich ihres Verſprechen / vnd harten Schwurs erinneren / vngeacht aber alles diß / muſte der erſte mit dem Korb befridiget ſeyn / vnd fuͤhrte der andere die Braut heimb / der Ehrentag wird gehal -F f 3ten /230Judas wird durch den Sathanten / die Mahlzeit iſt herꝛlich / die Befreunde ſeynd wolauff / die Gaͤſt luſtig / die Spilleuth fleiſſig / die Gemuͤther froͤlich / der Wein haͤuffig / aber die Braut / wegen deß nagenden Gewiſ - ſens-Wurm / war etwas traurig / man ſucht aber auff alle Weiß ſolche auffzumundtern / vnderdeſſen kommen zwey / dem Anſehen nach edle junge Herren / in das Zimmer / welche man hoͤfflichſt empfangen / auch ſo gar zu der Tafel geſetzt / haben es fuͤr ein ſonders Gluͤck auffgenommen / daß ſolche Gaͤſt das Hauß wuͤrdigen mit ihrer Gegenwart. Nach der Tafel gieng der gewoͤhnliche Tantz an / man tragte einem auß diſen Herren Ehr halber die Braut an / welche er mit aller Corteſi ange - nommen / vnd zweymahl gar wacker vnd hurtig herumb ge - tantzt / nachmahls in Gegenwart der Eltern / Befreunden / Benachbarten / vnd anderen Gaͤſten die Braut mit einem er - ſchroͤcklichen heulen vnd Geſchrey in die Lufft gefuͤhrt / vnd auß aller Menſchen Augen entzogen; als den anderen Tag mit hoͤchſtem Wehklagen von den Eltern die Braut geſucht wur - de / ſeynd ihnen eben die geſtrige zwey Herren begegnet / der Braut Kleyder vnd guldene Ketten eingehaͤndiget / mit diſenDelr. lib. 3. diſq. p. 1. q. 7. ſect. 1. Worten / in ſolche Ding haben wir von dem Allerhoͤchſten kei - nen Gewalt gehabt / aber wol in die Braut / woruͤber ſie ver - ſchwunden.
O wie offt wurde ſolches traurige Spectacul zu ſehen ſeyn / wann nicht GOttes Barmhertzigkeit dem Sathan ein Zaum einlegte / wie offt wurde diß Wildſchwein den Goͤttlichen Weingarten verwuͤſten / wann nit der Hoͤchſte ein Zaun dar - umb fuͤhrte / wie offt wurde diſer Feind die Statt GOttes / welche der Menſch iſt / zerſchleipffen / wann nit der Allmaͤchtige ſie verſchantzte / wie offt wurde diſer hoͤlliſche Raub-Vogl die Tauben deß HErꝛn mit ſeinen Klauen zerreiſſen / wann nicht von obenher ein Schutz kommete / waͤr es ihme diſen abtrinni - gen Geiſt erlaubt / ſo wurde er auff einmahl / wie Nabucho - donoſor die drey Knaben / alſo er das geſambte Menſchliche Geſchlecht in hoͤlliſchen Ofen werffen / er thaͤt auff einmahl / wieder231zu groͤſter Untreu angetriben.der Engl deß Senacheribs Kriegs-Heer / alle Menſchen er - wuͤrgen / er thaͤt auff einmahl / wie der Ammon geſinnt ware die Hebreer / alle Adams-Kinder außrotten / er thaͤt auff ein - mahl / wie Titus Veſpaſianus Jeruſalem / die gantze Welt zu Boden ſtuͤrtzen / er thaͤt auff einmahl / wie die Hund das ſtoltze Frauenzimmer Jezabel, alle Menſchen zerreiſſen / er thaͤt auff einmahl / wie die Erd den Daton vnd Abiron, alle Menſchen erſchlicken / er thaͤt auff einmahl / wie Joab dem Abſalon, allen Menſchen den Reſt geben / er thaͤt auff einmahl / wie der Engl den Habacuc, nit in die Loͤwen-Gruben / ſonder in Abgrund der Hoͤllen fuͤhren / vnd getrauſt dir noch zu wuͤnſchen / er ſoll dich hollen.
Es ſeynd die verdambte Geiſter alſo erbittert uͤber die Menſchen / daß ſie ein Freud / vnd ſonders Wolgefallen em - pfinden / wann ſie dieſelbe verfuͤhren. Allhier ereignet ſich nit ein geringe Frag / ob auch ein ſolcher von GOtt / vnd dem Him - mel vertribener Engl ein Freud / oder ein Ergoͤtzlichkeit koͤnne haben / dann gleichwie ein Seeliger im Himmel auch von dem allermindeſten Leyd / oder Traurigkeit nit kan ergriffen werden / alſo folgt / daß auch ein Verdambter / vnd ewig Verlohrener von der wintzigſten Freud nit kan begluͤckt werden. Wie es dann zu verſtehen / was der gecroͤnte David ſpricht: Qui tri - bulant me, exultabunt, ſi motus fuero: Die mich pla -Pſalm. 12. gen / werden ſrolocken / wann ich ſolte bewegt werden. Auch ſchreibt Venerabilis Beda, daß es ſeye of - fenbahrt worden / wann die Teuffel einige Seelen mit ſich in dieMun. In - teſt. Vinc. Hoͤll fuͤhren / entſtehe ein groſſer Jubel / ein vnſinniges lachen / ein allgemeines frolocken vnder den Teufflen.
Jn dem hohen Boͤhmiſchen Gebuͤrg gegen Schleſien / hat ſich vor wenig Jahren ein Teuffel auffgehalten / welcher mehrmahlen in vnderſchidlichen Geſtalten / auch gar offt wie ein Moͤnch denen Reiſenden daſelbſt das Gleit geben / vnd wann ſolche in der Wildnuß ſich ſtarck vergangen / vnd derent -wegen232Judas wird durch den SathanMajol. de ſag. 3.wegen wacker geſcholten / hat ſich diſer Boͤßwicht augenblick - lich auff die hoͤchſte Baͤumer / wie ein Vogl reterirt, vnd allda ein groſſes Gelaͤchter / vnd hoͤniſches frolocken verbracht.
Jn der Graffſchafft Horn iſt ein Frauen-Cloſter / worin der Teuffel ein vnbeſchreiblichen Ubermuth erzeigt / neben an - deren Dingen / die ſich nit wol ſchreiben laſſen / hat er den Clo - ſter-Frauen daſelbſt oͤffters an ſtatt Zucker Saltz in die Zucker - Buͤchſen geſchuͤtt / die arme Frauen bey naͤchtlicher Weil der - geſtalten an die Fuß-Sohlen gekitzlet / daß ſie / wann man ih - nen nit waͤr beygeſprungen / ſich muͤſſen zu todt lachen / er hatWierus l. 3. c. 9. ihnen oͤffters das Beth mit Unflath beſudlet / vnd noch daruͤber in allen Wincklen ein Gelaͤchter verbracht.
Es gibt auch die oͤfftere Erfahrenheit / daß die Teuffel auß den beſeſſenen Perſohnen ein groſſes vnd helles Gelaͤchter uͤber ein oder die andere vorgebrachte Frag hoͤren laſſen / auß welchem dann vermuthlich zu ſchlieſſen / daß diſe abtrinnige Boͤßwicht einer Freud vnd Ergoͤtzlichkeit faͤhig ſeyn; alles diß mit ſicherer Warheit zu entoͤrtheren / muß man wiſſen / daß die verdambte Geiſter / wo vnd wie ſie ſich immer im Lufft / oder auff Erden auffhalten / ſtaͤts an ſich / bey ſich / in ſich die Hoͤll tragen / vnd von der Peyn nit einen Augenblick befreyt ſeyn / weil aber ſolche Peyn ab - vnd zunimbt / alſo kan wol zugelaſſen werden / daß in Abnehmung der Peyn ſie ein kleine Ergoͤtzlich - keit genieſſen / dann ihr groſſe Qual beſtehet in dem Neyd / wann ſie nemblich ſehen / daß ein Menſch / ein ſchlechter Erd - ſchrollen in Him̃el ſteigt / worauß ſie ſo ſpoͤttlich verſtoſſen wor - den. So offt aber einige Seelen in das ewige Verderben durch ſie kommen / iſt folgſamb der Neyd nit mehr gegen diſen / die mit ihnen bereits verdambt / vnd verlohren ſeyn / dahero ſol - cher entfallene Neyd gegen diſen ein kleiner Nachlaß der Peyn / maſſen ſolche im Neyd beſtehet / vnd diſes kan ein Contento,Quodlib. 8. 17. oder Freud der hoͤlliſchen Geiſter genennt werden / alſo iſt der Meinung der H. Thomas de Aquin.
Dannenhero nicht mit Unfug kan geſagt werden / deßTeuffels233zu groͤſter Untreu angetriben.Teuffels ſein eigene Freud beſtehe in Stuͤrtzung der Menſchen / Verſchwendung deß Heyls / vnd Verlurſt der Seeligkeit / vnd iſt ſein einige Freud / wann er dem Menſchen zu Seel vnd Leib kan ſchaden / ſein Freud war ihm / wie er den Adam vnd Eva hinder das Liecht gefuͤhrt / vnd ihnen vorgelogen / ſie werden / wie die Goͤtter werden / weſſenthalben / ſpricht Procopius, cachinnabatur Dæmon, hab der Teuffel dazumahl uͤberlaut gelacht im Paradeyß / ſein Freud war ihm / wie er in dem Hauß Noë den Cham, in dem Hauß Abrahams den Iſmaël, in dem Hauß Iſaac den Eſau, in dem Hauß Jacob die ſaubere Bruͤder / in dem Hauß Putiphars ſein ſauberes Weib zum Boͤſen angeſtifft; ſein Freud war ihm / wie er den Pharao wi - der den Mohren / die Jezabel wider den Eliam, gantz Sama - ria wider den Eliſæum, den Achab wider den Michæam, den Nabuchodonoſor wider den Daniel, den Senacherib wider den Tobiam, die Phenenna wider die Anna, die Agar wider die Sara, den Saul wider den David, den Antiochum wider die Machabæer, den Herodem wider den Joannem, den Simon Magum wider den Petrum, die Juden wider Hat angeſetzt / angefriſcht / angeſpohrt: ſein Freud iſt ihme / wann er dir deinem Leib / deiner Seel / deinen Kindern / deinem Hauß / deiner Wirthſchafft kan ein Schaden zufuͤgen / vnd hierzu iſt er ſo geſchwind / wie der Wind / in ſolcher Eyl / wie ein Pfeil / vnd du ruffeſt ihn noch / er ſoll dich hollen.
Deß Teuffels bin ich. Wann man zuweilen die klei - ne Kinder fragt / wem kehrſt du? ſo geben ſie mehrmahl die Antwort / meinem Vattern / nit uͤbel geredt. Aber groſſe Lim - mel / vngeſchlachte Schifernickl / vngeberdige Phantaſten (ich kans nicht Chriſten nennen) geben ohne fernere Nachfrag an Tag / wem ſie zugehoͤren / deß Teuffels bin ich / wann ich ihm das Ding ſchenck / deß Teuffels bin ich / ich hab es ſelbſt vmb ein hoͤhern Werth kaufft / deß Teuffels bin ich / wann dem nit alſo iſt / ꝛc. O ihr vnbehutſame Adams-Kinder / ihr wiſtPars II. G gja234Judas wird durch den Sathanja gar zu wol / wie die Phariſeer Chriſto dem HErꝛn ein Gelt gewiſen / da ſie ihn mit Worten begehrten zu fragen / ob man dem Kayſer ſoll ein Zinß geben? hat der Heyland alſobald ge - fragt / was vor ein Bildnuß auff der Muͤntz? vnd wie ſie ge - ſagt / deß Kayſers / wolan / ſagt der HErꝛ / ſo gebt dem Kay - ſer / was deß Kayſers iſt. Was tragt ihr ſterbliche Menſchen fuͤr ein Bildnuß an euch? GOttes ohne Zweiffel / ad Imagi - nem Dei, dann zu deſſen Ebenbild hat er euch erſchaffen / ſo gebt dann GOtt diſe Bildnuß / vnd laſt euch nit hoͤren / deß Teuffels bin ich.