PRIMS Full-text transcription (HTML)
[figure]
JUDAS
Der Erß-Schelm / Fuͤr ehrliche Leuth / Oder: Eigentlicher Entwurff / vnd Lebens - Beſchreibung deß Iſcariotiſchen Boͤßwicht. Worinnen vnderſchiedliche Diſcurs, ſittliche Lehrs-Puncten / Gedicht / vnd Geſchicht / auch ſehr reicher Vorrath Bibliſcher Concepten. Welche nit allein einem Prediger auff der Cantzel ſehr dienlich fallen / der jetzigen verkehrten / bethoͤrꝛten / verſehrten Welt die Warheit vnder die Naſen zu reiben: ſondern es kan ſich auch deſſen ein Privat - vnd einſamber Leſer zur erſprießlicher Zeit-Vertreibung / vnd gewuͤnſchten Seelen-Hayl gebrauchen.
Der Anderte Thail.
Cum Gratia, & Privil. S. C. M. ſpeciali, & Permiſſu Superiorum.
Saltzburg /gedruckt vnd verlegt beyMelchior Haan / Einer Hochloͤbl. Landſchafft / vnd Statt Buchdruckern vnd Handlern.ANNO M. DC. LXXXIX.

Dem Hoch - vnd Wolgebohrnen Brafen / vnd Herꝛn / Herꝛn Hannß Jacoben Hißl /

Brafen zu Bottſchee / Freyherꝛn auff Kaltenbrunn / vnd Gonowitz / Herꝛn der Brug Herꝛſchafften / Ober-Mahrburg / Wintenau / Hain - feld vnd Fahrngraben / ꝛc. Obriſten Erbland-Jaͤger - maiſter in Crain / vnd der Windiſchen March / auch Erb-Druckſaſſen der Fuͤrſtlichen Grafſchafft Goͤrtz. R. K. M. Cammerern / J. O. Kriegs-Rath / vnd Vice-Præſidenten; wie auch wuͤrcklichen Obri - ſten eines Regements Dragoner.

Hoch - vnd Wolgebohrner Braf / Gnaͤdiger Herꝛ Obriſter / ꝛc.

WEil die erſte Syllaben in Dero Preyßwuͤrdigſten Nahmen Jacob / Ja iſt / ſo werden hoffentlich Euer Hochgraͤfl: Gnaden nit Nein ſagen / wann ich frag / ob ich widerumb doͤrff mit einem ſo ge - ringen Werckl auffziehen? Es iſt diſes zwar mehrmahl ein ſchlechte Wahr / weil es von dem Jſcarioth handlet / aber Jacob hat vor diſem gleichwol erfahren / daß ihme ſein Lia fruchtbar geweſen / vngeacht ſelbige ein vnge - ſchaffene Geſtalt / vnd wildes Frontiſpicium gehabt / alſo moͤcht auch etwann diſes Buch / ob es ſchon mit dem Nahmen eines Ertz-Boͤßwicht bezeichnet / gleich - wol bey manchem Leſer ein Frucht ſchaffen. Daß ich mich aber wider vnderfang / diſes wintzige Werckl Euer Hochgraͤfl: Gnaden zuezuwidmen / hat mich hierzu ver - anlaſt mein H. Vatter Auguſtinus, der je vnd allemahl entworffen wird mit dem Hertz in Haͤnden / alſo iſt mir geweſt / ich ſoll ein ſolchen ſuchen / der da behertzt / vnd barmhertzig iſt. Das erſte haben Euer Hochgraͤfl: Gna - den ſattſamb erwiſen / ſo wol vor Jahren in dem Roͤmi - ſchen Reich wider die Frantzoſen / als dermahlen annoch gantz lobwuͤrdigſt wider den Erbfeind; dahero derſelbi - ge gar nit irren thaͤt / welcher Euer Hochgraͤfl: Gnaden Herꝛn Obriſten ein tapffern Solldaten hinderſich / fuͤr -ſichEPISTOLA DEDICATORIA. ſich nennt / weil das Wort Solldat hinderſich / fuͤrſich Tadlloß geleſen wird. Wo aber der Nahmen Drago - ner herruͤhre / iſt mir allbereits nit bekannt / will auch dermahl diſen Fiſch nit außwayden; im uͤbrigen ſeynd Euer Hochgraͤfl: Gnaden Herꝛ Obriſter mir ein Trag - einer / welches vnſer Convent im Muͤntzgraben oͤffters erfahrt / vnd iſt halt noch wahr / daß vns GOtt keinen beſſern Stein in Garten geworffen / als den Obriſt Kißl. Jn der H. Schrifft iſt zwiſchen dem Abraham vnd dem Jacob faſt allemahl der Iſaac. Warhafftig / zwiſchen mir vnd Euer Hochgraͤfl: Gnaden / iſt faſt jederzeit der Jnſack / dann ſich mein Bettl-Sack nirgends beſſer be - findt / als bey Jhro Hochgraͤfl: Gnaden / deßgleichen iſt auch geſitt vnd geſinnt Dero Lobwuͤrdigſte Frau Ge - mahlin / die Hoch - vnd Wolgebohrne Frau / Frau Char - lotta Polixena gebohrne Montecuculin, dann wann Pietas nit generis fæminini waͤr / ſo muſte es wegen ihrer ſeyn. GOtt hat vor diſem bey harter Hungers - Noth dem Eliæ befohlen / er ſoll nacher Sareptha ge - hen zu einer Wittib / die werde ihm guts thun; Wann dazumahl Jhr Gnaden Graf Kißlin waͤre bey Leben ge - weſt / ſo haͤtte GOtt / glaub ich / dem H. Religioſen ge - ſchafft / er ſoll ſein Zuflucht bey ihr nemmen. Wann Sonn vnd Mond / nach laut H. Goͤttlicher Schrifft / ein Sinnbild ſeynd deß Herꝛn vnd Frau / in einem Hauß / ſo haben die Religioſen / vnd andere arme Leuth in deß) (3Gra -EPISTOLA DEDICATORIA. Grafen vnd Obriſten Kiſels Hauß gute Sonn Tag vnd Mon Tag / weil von beederſeits nichts / als Gnaͤdige Influentzen zu genieſſen ſeynd. Deſſenthalben alle zu dancken hoͤchſt verpflicht ſeyn / vnd eben darumb komb ich mit meinem Juͤdiſchen Deo gratias daher / deß gaͤntzlichen Troſts / daß es werde / wie der erſte Thail / ein Guͤnſtige Hand finden / vnd mich / wie vorhin / ſambt dem Convent, in beharꝛlicher Huld vnd Gnaden erhal - ten / welches der mildhertzigſte GOtt mit deß Abra - hams Schoß vergelten wird.

Euer Hochgraͤfl: Gnaden Demuͤthigſter Diener Fr. Abraham.

PRIVILEGIUM CÆSAREUM.

WJr Leopold der Erſte / von Gottes Gnaden / Erwoͤhlter Roͤm. Kayſer / zu allen Zeiten Mehrer deß Reichs / in Germanlen / zu Hungarn / Boͤ - heimb / Dalmatien / Croatten vnd Sclavonien / ꝛc. Koͤnig / Ertz-Hertzog zu Oe - ſterreich / Hertzog zu Burgund / Steyr / Kaͤrndten / Crain / vnd Wuͤrtenberg / Graf zu Tyroll / ꝛc. Bekennen offentlich mit diſem Brieff / vnd thun kundt Allermaͤnni - glich / daß vns vnſer lieber vnd getreuer Melchior Haan Buchdrucker vnd Buchhandler zu Saltzburg allerunderthaͤnigiſt zu vernem̃en geben / was maſſen P. Abrah. à S. Clara, Auguſt. Baarfuͤſſer Ord. den Anderten Thail deß Tractats oder Buch in Quarto, vnder dem Titul (Judas der Crtz-Schelm / oder eigentlicher Entwurff vnd Lebens Beſchreibung detz Iſca - riotiſchen Boͤßwicht / ꝛc. ) zuſammen getragen / vnd ihme zu drucken / vnd zu verlegen uͤber - geben: Nachdem er aber beſorge / es moͤchte ſich ein oder anderer vnderfangen ſolches Buch zu ſeinem Nachtheil vnd Schaden nachzudrucken: Als hat vns er vnderthaͤnigſt angeruffen vnd gebetten / ihme Unſer Kayſerl. Privilegium impreſſorium, auff Zehen Jahr lang da - hin zu ertheilen / daß ſolches Buch inner ſolchen Zeit nit nachgedruckt werden ſolte oder doͤrff - te. Wann wir dann Gnaͤdiglich angeſehen jetzt angedeute gantz billiche Bitt; So haben Wir ihme die Gnad vnd Freyheit gegeben; Thun auch ſolches hiermit in Krafft diſes Brieffs / alſo vnd dergeſtalten / daß er Melchior Haan oder deſſen Erben / obgedachten Tractat oder Buch in offnen Druck außgehen / hin: vnd wider außgeben / fail haben vnd verkauffen laſſen / auch ihme ſolches niemand innerhalb der nechſten Zehen Jahren / weder in diſem noch groͤſſe - rem oder kleinerem Format, ohne ſeinen Conſens vnd Wiſſen im Heil. Roͤmiſchen Reich nachdrucken vnd verkauffen / vil weniger mit frembden Titul beklayden ſolle oder moͤge. Und gebieten darauff allen vnd jeden Unſeren vnd deß Reichs Underthanen vnd Getreuen / in - ſonderheit aber allen Buchdruckern / Buchfuͤhrern / Buchbindern vnd Buchverkauffern / bey Vermeydung zehen March loͤthiges Golds / die ein jeder / ſo offt er frebentlich hierwider thaͤte / Uns halb in Unſer Kayſerl: Cammer / vnd den andern halben Thail vorgedachtem Melchior Haan / vnd deſſen Erben / ſo hieruͤber belaydiget wurden / vnnachlaͤßlich zu bezahlen verfallen ſeyn ſolle / hiemit ernſtlich befehlend / daß ihr / noch einiger auß euch ſelbſt / oder jemand von eurentwegen obangeregten Tractat weder in kleiner-noch groͤſſerer Form noch Arth / nach - drucket / diſtrahirt, fail habet / vmbtraget / vnd verkauffet / noch auch anderen verſtattet / in keine Weiß / alles bey Vermeydung Unſerer Kayſerl: Ungnad / vnd Verliehrung deſſelben eueren Drucks / den vilgedachter Melchior Haan / oder deſſen Befelchs-Haber / mit Huͤlff vnd Zuthun eines jeden Orths Obrigkeit / wo ſie dergleichen bey euerer jedem finden werden / alſo gleich auß aignem Gewalt / ohne Verhinderung Maͤnniglichs / zu ſich nemmen / vnd damit nach gefallen handlen vnd thun moͤgen. Doch ſolle er Haan ſchuldig ſeyn vier Exemplaria zu Unſerer Kayſerl. : Reichs-Hof-Cantzley einlifern zu laſſen. Mit Urkundt diß Brieffs / beſi - gelt mit Unſerem auffgedruckten Keyſerl. Secret Jnſigl / der geben iſt in vnſerer Statt Wienn den ſechzehenden Tag Monaths Februarij, Anno Sechzehenhundert Neun vnd Achtzig / Unſerer Reiche deß Roͤmiſchen / im Zway vnd Dreyſſigiften / deß Hungariſchen im Fuͤnff vnd Dreyſſigiſten / vnd deß Boͤhmiſchen im Vier vnd Dreyſſigſten.

Leopoldus (L. S.) Ut Leopold Wilhelm Graf zu Koͤnigsegg Ad Mandatum Sac. Cæſ. Majeſt. proprium. Johann Probſt.

) () (

APPROBATIO Reverendiſſimi Metropolitici Conſiſtorij Salisburgenſis.

EN! comparet Secundò Judas unus de duodecim, qui, quando Satanas Apoſtolos cribrârat ſicut triticum, inventus eſt lolium; nunc verò ab Authore in hoc Folium recollectus, ad meliorem Fi - dei & morum frugem converſus ex malo bonus in bono confirmat Fratres ſuos.

Sebastianus Mayr, SS. Theol. & SS. Can. Doctor, Celſiß. ac Re - verendiß. Principis, &c. &c. Con - ſiliarius Couſiſtorialis, nec non B. V. M. ad Nives Canonicus.

APPRO -

APPROBATIO.

EGo Pr. Fr. Elias à S. Januario Fratrum Eremitarum Diſcalceatorum Ordinis S. Auguſtini per Germaniam Prior Provin - cialis: Stante Atteſtatione duorum Pa - trum Cenſorum facultatem quantum in me eſt, concedo, ut Secunda Pars Judæ à R. P. Abrahamo à S. Clara Priore ad S. An - nam Græcij compoſita in lucem prodeat. In quorum fidem. Græcij 20. Febr. 1689.

N. P. Provincialis ut ſuprà.

) () (2Appro -

Approbatio Theologorum.

PRæſens Volumen ex Mandato R. Patris Eliæ à S. Januario Provincialis attentè pervolvi, & quia non parùm ſolis & ſalis in eo reperi, proinde cenſeo, ut in gratiam piæ curioſitatis typis man - detur. Græcij die 20. Febr. Anno 1689.

Fr. Leonardus à S. Charitate Auguſtinianus Diſcalceatus, & Concionator ad S. Annam.

APPROBATIO.

LIbrum, cui Titulus Judas der Ertz-Schelm / à R. Patre noſtro Abrahamo Priore Græcenſi con - cinnatum, ex Commiſſione R. Patris Eliæ à S. Ja - nuario Provincialis per Germaniam attentè perle - gi, & cùm ne quidquam aut orthodoxæ fidei, aut mo - ribus diſſonum contineat, dignum judico, ut hicce tenebrio in lucem prodeat. In quorum fidem dedi in Conventu noſtro Græcenſi ad S. Annam 20. Februar. Anno 1689.

Fr. Franciscus à Paſſione Dom. Auguſtinianus Diſcalceatus Ma - giſter Novitiorum.

Judas1

Judas der Ertz-Schelm lobet das Allmoſen geben / vnd ruͤhmet dem aͤuſſerlichen Schein nach / den Dativum, da er doch ein ſchlimmer Vocativus war / ꝛc.

ES iſt erſtlich ſich hoch zu verwundern / daß wegen deß laſterhafften Iſcarioth kein Menſch mehr will den Nahmen Judas tragen / indem doch ſattſamb bekannt iſt / daß vil diſes Nahmens heilige vnd vollkommene Maͤnner geweſen. Judas ein Sohn deß Jacobs ware ein ſo wertherS. Aug. de Civit. Dei l. 15. c. 8. Patriarch in den Augen GOttes / daß die andere Perſohn in der Gottheit von ſeinem Stammen die Menſchheit hat wollen annehmen / auch von diſem / als von einem Ertz-Vatter / alle Iſraeliter ſeynd Juden genennt worden.

Judas ein Sohn Saphiræi ware zu ſeiner Zeit der eyffri -Beierling lit. Z. fol. 21 giſte Schutzherꝛ der Moſayiſchen Geſaͤtz / vnd zaigte ſich ſtain - hart gegen den jenigen / welche den Gebotten der ſtainenen Ta - fel zuwider lebten / weſſenthalben er ein Gaißl genennt wor - den deß laſterhafften Herodis.

Judas mit dem Zunahmen Eſæus, ware ein vortreffli -Ioſeph. l. 15. c. 13. cher Mann / eines ſehr vnſtraͤfflichen Wandels / welcher nit ein Haar darnach gefragt / wie er den Koͤnig Antigono die Warheit in Barth geriben.

Judas mit dem Zunahmen Hebræus, folgends aber nachPars II. Adem2Judas der Ertz-SchelmSozom. l. 1. c, 2.dem H. Tauff iſt er Quirianus genennt worden / fuͤhrte ein ſehr aufferbaͤuliches Leben / welches genugſamb auß dem erhel - let / da er das jenige Orth vmbſtaͤndig entdecket / allwo der H. Creutzſtammen begraben lage.

Judas Alphæi iſt geweſt der vierzehende Biſchoff zu Je -Euſeb. l. 4. c. 7. ruſalem nach dem H. Jacobum, als welchen Petrus damahls ſchon gevollmaͤchtigter Vicarius Chriſti zum erſten Biſchoff geweyhet / gedachter Judas iſt mit groͤſtem Ruhm vnd Heilig - keit der Kirchen zu Jeruſalem vorgeſtanden.

Judas Machabæus wird nit allein von den LebendigenLib. 2do Machab. cap. 12. als ein ſtreittbarer Heiliger gepriſen / ſondern auch bey den Todten vnd Abgeſtorbenen verdiente er ein vnſterbliches Lob / maſſen er dero Seelen auch in dem Fegfeur Huͤlff gelaiſtet hat.

Judas, ſonſt ins gemain genannt der Bruder Chriſti zuBeierl. lit. G. f. 618. Jeruſalem / hatte ein ſondern von GOtt erleuchten Verſtand vnd allbekannten Prophetiſchen Geiſt / ware auch den zweyen heiligen Lehrern Paulo vnd Barnabæ, wegen ſeiner Apoſtoli - ſchen Doctrin ſehr bekannt.

Judas endlich mit dem Zunahmen Thadæus, ein Bruder Jacobi deß Mindern / iſt von Chriſto JEſu zu einem Apoſtl erkiſen worden / welcher nachmahls mit groſſem Eyffer durch gantz Judæa, Gallilæa, Samaria, Idumæa, Arabia, Syria, Meſopotamia den Chriſtlichen Glauben außgebraitet.

Seynd demnach vil Heilige Maͤnner / welche den Nah - men Judas getragen / doch vngeacht diſes / ſeynd die wahnwitzi - ge Adams-Kinder / vnd aigenſinnige Menſchen bereits alſo beſchaffen / daß ſie auff kein Weiß den Nahmen Judas erdul - ten wollen / aber was koͤnnen die Heilige Juden darfuͤr / daß Ju - das Iſcarioth ein Schelm worden.

Wierus. l. 3. c. 12.

Der H. Apoſtl Petrus kan es nit entgelten / daß Petrus Brabantinus ein Sch. geweſt.

Bolth. lib. 17.

Der H. Apoſtl Paulus kan es nit entgelten / daß Paulus Crau ein Sch. geweſt.

Fulgoſ. l. 1. c. 1.

Der H. Apoſtl Andreas kan es nit entgelten / daß An - dreas Seramita ein Sch. geweſt.

Der3lobet das Allmoſen geben.

Der H. Apoſtl Jacobus kan es nit entgelten / daß Jaco -Gagwing. bus Griſus ein Sch. geweſt.

Der H. Apoſtl Joannes kan es nit entgelten / daß Joan -Dubravi - us & Bo - dinus. l. 3. nes Fauſtus ein Sch. geweſt.

Der H. Apoſtl Thomas kan es nit entgelten / daß Tho - mas Münzer ein Sch. geweſt.

Der H. Apoſtl Philippus kan es nit entgelten / daß Phi -Cochlæus in Act. Luth. lippus Melchanton ein Sch. geweſt.

Der H. Bartholomæus kan es nit entgelten / daß Bar -Beierling c. f. 300. tholomæus Patavinus ein Sch. geweſt.

Der H. Apoſtl Matthæus kan es nicht entgelten / daß Matthæus. II. Vice. Comes ein Sch. geweſt.

Der H. Apoſtl Simon kan es nit entgelten / daß SimonActor. c. 8. Magus ein Sch. geweſt.

Alſo ſoll auch / vnd kan auch es nit entgelten der H. Judas Thadæus oder Machabæus, daß Judas Iſcarioth ein Ertz - Schelm geweſt: Nichts deſtoweniger ſeynd die Menſchen al - ſo genaturt / daß ſie den Nahmen Judas, vngeacht auch heilige vnd Apoſtoliſche Maͤnner ſolchen getragen / in allweg verwerf - fen / vnd ein Grauſen vnd Eckel darob ſchoͤpffen / auch bereits die allerſchlimmeſte Leuth mit dem Juden-Prædicat, als mit einem ſondern Schandfleck zu zaichnen pflegen.

Jſt demnach diſer Iſcariothiſche Boͤßwicht nit allein von dem Allmaͤchtigen GOtt ewig verworffen / ſondern das Un - gluͤck hat ihn wegen ſeiner ſelbſt aignen Boßheit alſo getroffen / daß er auch bey der Welt dergeſtalten verhaſt / daß ſolche auch ſeinen Nahmen mit Unwillen anhoͤret / welches aber der laſter - haffte Geſell nur gar zu wol verdient hat / maſſen ſein verruck - tes Gemuͤth mit allen Suͤndenwuſt bekothiget / forderſt aber hatte hierin ſein falſche Heiligkeit den Vorzug / welches man dazumahl leichtlich konte abnemmen / wie er das Allmoſen ſo hoch hat herfuͤr geſtrichen / als Maria Magdalena am Palm - Sambſtag zu Bethania, in dem Hauß Simonis ein gantzes Pfundt der edleſten Salben uͤber das Haupt vnd Fuͤß ChriſtiA 2auß -4Judas der Ertz-Schelmaußgoſſen / der koſtbare Geruch diſer Salben hat das gantze Hauß erfuͤllt / inſonderheit aber iſt ſolcher dem ſaubern Judæ dergeſtalten in die Naſen gerochen / daß er hieruͤber ſpoͤttlich ge - murꝛt / auch ſo gar der freche Limmel in diſe Wort außgebro -Matth. 26. chen / ut quid perditio hæc? worzu dienet diſer Ver - luſt? dann diſe Salben haͤtte man theuer ver - kauffen / vnd den Armen geben koͤnnen.

Vermuthlich iſt es / daß auch andere Apoſtl / als dazu - mahl nit gar vollkommene Leuth geſchmaͤhlt haben / jedoch aber auß guter Mainung / dann ſie gar wol wuſten / daß der HErꝛ JEſus dergleichen wolluſtbare Ergoͤtzlichkeiten bißhero nit ge -S P. Aug. lib. 2. de Conſen. Evang. cap. 79. S. Hier. c. 26. in Matth. acht / alſo hielten ſie diſes Weib dermahl fuͤr ein Verſchwende - rin / vnd glaubten / es waͤre beſſer geweſt / wann man mit dem Gelt / was diſe Salben gekoſt / waͤre den Armen beygeſprun - gen. Dißfalls waren die Apoſtl noch erleydliche Murmul - thier / aber der Iſcariothiſche Fuchs ware ein Beſtia, weil er das Allmoſen gelobt / vnd deſſen ſo ernſtliche Meldung gethan / nit auß Lieb gegen den Armen / ſondern damit er von demſel - ben Gelt / nach alter Diebsarth ſeinen Particul, der Particu - lar Schelm moͤchte zwacken. Was aber diſer Galgali Ora - tor auß falſchem Hertzen hervor geſtrichen / daſſelbige ſolle mit redlicher Feder folgſamb gepriſen werden / benanntlich das H. Allmoſen / dari Pauperibus. Matth. 26.

Vor Zeiten ſeynd vil auß dem Weiblichen Geſchlecht ge -Euſebius Solinus, Gellius Ciſo & plures alij in ſuis li - bris. funden worden / welche durch Eingebung eines Goͤttlichen Geiſtes von kuͤnfftigen Dingen haben geweißſaget / weſſent - halben ihnen der Nahmen Sybilla geſchoͤpfft worden. Der - gleichen ware die Sambethe, die Herophylis, die Phemenoë, die Amalthæa, die Marpeſia, die Albunæa, die Caſſandra, die Xenoclea, die Heliſſa, die Lampuſa, deren Nahmen ſehr vnderſchidlich von denen Scribenten werden angezogen: Bey vnſern Zeiten gibt es gar wenig dergleichen von GOtt erleuch - te Matronen; wol aber ſeynd einige zu finden / welchen ohneJrꝛthum5lobet das Allmoſengeben.Jrꝛthum folgende Nahmen koͤnnen geſchoͤpfft werden / nemb - lichen / Altophila, Hexaſia, Zauberillis, Liegangula, Gabl - reitta, &c. Jch will ſagen / vil alte Zibethkaͤtzen / aberglaube - riſche Spinnweben / zahnloſe Murmulthier / forderiſt vil Ziger - neriſch Lumpengeſind trifft man aller Orthen an / welche mit ei - nem Prophetiſchen Geiſt wol auffziehen / vnd maiſtens durch Brillen an einer waſſerſuͤchtigen Naſen die Hand eines vnd deß andern durchſuchen / durchgaffen / durchgrieblen / vnd folg - ſamb Krafft einer verlogner Chiromanci kuͤnfftige Begeben - heiten außſagen. Wann ſie in dem Triangl der Hand zwey lange Linien mit etlichen Zwerchſtrichlen erſehen / welches faſt einer Laitter gleichet / ſo propheceyen ſie / daß diſer Menſch ins kuͤnfftig werde wegen deß Ablativum nacher Stricks-Burg raiſen / vnd daſelbſt mit deß Sailers Halßtuch beſchenckt wer - den. Wann ſie etliche Sternl beobachten in der Flache der Hand / nechſt bey der Lini deß Lebens / ſo ſprechen ſie mit gin - nendem Maul auß / diſer werde bey den Weibern ſo vil gelten / wie vil ein Spoͤck in einer Judenkuchel / vnd muͤſſe uͤber Wil - len Corbinian haiſſen / wann ihn ſchon die Leuth den Veitl nennen. So diſe etwann ein oder zwey Creutz ergaffen vnder dem Ohrenfinger in der mittern Linie / alsdann ſagen ſie gantz behertzt / daß diſer arme Schlucker bald werde auff dem Freyt - hof das Quartir nemmen / vnd thue ihm der Rippenkramme - riſche Todt ſchon wuͤrcklich das Ladſchreiben verfertigen. Wann der Tiſch der Hand bezaichnet mit vilen durcheinander ge - kruͤmpten Linien / welche den Hebreiſchen Buchſtaben nicht vn - gleich ſehen / auch beynebens auff dem Berg deß kleinen Fingers vil Tupffel vermerckt werden / ſolches gibt ihnen Anlaß zu pro - pheceyen / daß diſer im drey vnd zwaintzigſten Jahr werde hey - rathen / vnd biß in das drey vnd fuͤnfftzigſte Jahr 4. Weiber uͤberleben / worunder ihn eine mit mehrer Kinder als Rinder bereichen werde. Wann eine im Mittlfinger zwiſchen dem andern vnd dritten Glid ein ſchwartze vnd tieffe Linie hat / ſeye es gewiß / ſagen ſie / daß ſolche kein Lucretia werde abgeben /A 3ſondern6Judas der Ertz-Schelmſondern ihr Mann ſey im Zaichen deß Widders gebohren. Wann der Tiſch einer Hand (verſtehe die Flache der Hand) gar ſchoͤn glat iſt / vnd auff dem Berg deß Zaigfingers ein Zai - chen / wie diſer Lateiniſche Buchſtab H, erblickt wird / ſodann geben ſie vor / als werde diſer lang leben / vnd zu groſſer Wuͤr - digkeit vnd Ehrenſtand gelangen.

Ey ſo liegt ihr vnverſchambte Goſchen / ihr lugenhaffte Zungen / ihr kothige Hoͤllſchnaͤbl / ihr Teuffelsarthige Maͤuler / wolt ihr dann dem freyen Will deß Menſchen ein Nothzaum anlegen? habt ihr dann das Protocoll der Goͤttlichen Vor - ſichtigkeit gaͤntzlich durchblaͤttert? was fuͤr ein Wildtauben iſt euch auff das Ohrwaͤſchl geſeſſen? wie nennt ſich der Geiſt / welcher euch ſolche Sybillenſtuͤckl eingeben? was iſt das fuͤr ein Blaßbalg / worvon diſe eure verfluchte Propheten-Stimm er - weckt wird? fuͤr euch gehoͤrt ein hoͤltzernes Underbeth / worauff der Vogl Phœnix ſtirbt / ihr ſchaͤndliche / ſchaͤdliche / ſchinderi - ſche Sathans-Bruet.

Aber ich will mit feſterer Warheit / ohne Belaydigung Goͤttlicher oder Menſchlicher Satzungen / zu mehrer Seelen - Heyl auß den Haͤnden wahrſagen. Wann ich nemblıch ein Hand ſihe / welche auß mitleydender Bewegung gegen den Ar - men außgeſtreckt iſt / vnd mit heiligen Allmoſen der Nothdurfft beyſpringt / alsdann auß ſolcher Hand thue ich vnfehlbar pro - pheceyen / diſer Menſch werde Gluͤck haben / lang leben / zu groſſen Ehren gelangen / ja ewig leben / vnd die Cron der vn - endlichen Seeligkeit erwerben.

Den Spilern ſolt man gar nit hold ſeyn / ſondern glau - ben / daß das Wort liederlich von dem Wort ludere herruͤhre / gleichwol muß ich mit euch Spillumpen / Spilaͤner / Spilaffen / Spilegl / Spilygl diſcuriren: Sagt her ihr ſau - bere Karten-Bruͤder / was fuͤr ein Karten bringt das mehreſteLuc. 15. Gluͤck? etwann ein S, vulgò ein Sau? nein / dann der ver - lohrne Sohn mit den Saͤuen verſpilt. Etwann ein Koͤnig?Matth. 14. nein / dann Herodias mit ıhrem bueleriſchen Koͤnig verlohren. Etwann7lobet das Allmoſen geben.Etwann ein Gavall? nein / dann Pharao mit allen ſein Ga -Exod. 15. vall zu grund gangen. Etwann ein Bueb? nein / dann jene Eltern haben gar wenig gewunnen / dero vnerzogne Bueben4. Reg. c. 2 den Propheten Eliſæum haben außgehoͤnt. Etwann ein Do? das wol / wann jemand ein Do wol anbringt / der ziecht ein. Dem Zachæo hat nichts mehrers uͤberſich geholffen als ein Do, Domine, do pauperibus, wie er nemblich das entfremb -Luc. 19. te Gut vierfach erſtattet / vnd das uͤberige alles vnder die Ar - men außgethailt / diſes Do hat ihm Gluͤck gebracht / vnd diſes wird auch dir / lieber Chriſt / nit allein ein ewiges Gluͤck / ſon - dern auch ein zeitliche Fortun eintragen. Wann einer haiſt Liberalis gegen den Armen / ſo will ich ihm auß der Hand wahrſagen / er werde Gluͤck haben vil Jahr mit gewuͤnſchter Geſundheit / im beſten Ruheſtand herꝛſchen vnd regiren / alſo hat vil Jahr mit Lob vnd Lieb regirt der Koͤnig Eduardus inThomas Bozius lib. 15. Engelland / vmb weil er gegen den Armen barmhertzig ware / vnd ſo gar auff ein Zeit / weil er dazumahl kein Gelt bey ſich tragte / einem armen Bettler den guldenen Ring von Finger geſpendirt.

Wann ein Reicher haiſt Herꝛ Donatus gegen den Ar - men / ſo will ich ihm vnfehlbar auß der Hand wahrſagen / daß ihm werde ein groſſes Gluͤck zuſtehen / vnd mit ſeiner Freyge - bigkeit gegen den Armen ſein zeitliche Haabſchafft mercklich vermehren / als hat ſein Reich vnd Reichthum vermehrt Kay -Paulus Diaco. in ſuſt. long. lib. 6. ſer Tiberius, welcher einmahl einen vnſchaͤtzbaren Schatz auß der Erden graben / weilen er ſo guthertzig gegen den Armen geweſt.

Wann ein junger Geſell haiſt Benignus gegen den Ar - men / ſo will ich ihm gar gewiß auß der Hand wahrſagen / daß ihm ein ſondere Fortun werde zu thail werden / vnd ein reiche Heyrath erwerben / alſo hat erworben jener Jungling zu Con -Joann. Moſch. in prat ſpi - rit. 201. ſtantinopel, welcher eines ſehr reichen Herꝛn einige Tochter derenthalben bekommen / vmb weil er ſein vaͤtterliches Erbgut vnder dıe Armen außgethailt.

Wann8Judas der Ertz-Schelm

Wann einer haiſt Clemens gegen den Armen / dem will ich gantz glaubwuͤrdig auß der Hand wahrſagen / daß er werde gluͤckſeelig leben / vnd an ſeiner ehrlichen Underhaltuug nie - mahls ein Mangel leyden / das hat erfahren jener / welcher inBromard. in ſum. Evang. vid. E - leem. allem ſeinen Vermoͤgen nichts mehrers hatte als einen Gro - ſchen / jedoch ſolchen einem Armen mitgethailt / welches ihm GOtt alſo reichlich erſtattet / daß er bald hernach in einem Fiſch ein Edlgſtain gefunden / wormit er ſich nachgehends herꝛlich erhalten.

Auß ſolchen barmhertzigen Haͤnden gegen den Armen / wie vnder den Paͤbſten gehabt hat Gregorius Magnus zu Rom / vnder den Kaͤyſern Henricus in Teutſchland / vnder den Koͤnigen Stephanus in Hungarn / vnder den Hertzogen Amadæus in Savoien vnder den Fuͤrſten Ludovicus in Tuͤ - ring / vnder den Grafen Theophanius zu Centucell, vnder den Freyherꝛnen Rochus zu Narbona, vnder den Edl-Leu - then Martinus zu Ambian, vnder den Burgern Macharius zu Alexandria, vnder den Bauren Iſidorus in Spanien / ꝛc. auß ſolchen Haͤnden iſt gar leicht wahrſagen / daß ſie werden Gluͤck haben.

Ja / wer da will / daß ſein gutes Vorhaben ſoll gerad ge - hen / der erbarme ſich uͤber die arme Krumpe; wer will / daß er in ſeiner Wirthſchafft nichts uͤberſehe / der erbarme ſich uͤber die arme Blinde: wer will / daß ſein Gelt vnd Gut ſolle gantz blei - ben / der erbarme ſich uͤber die arme Zerriſſene: wer will / daß man gut von ihm rede / der erbarme ſich uͤber die arme Stum - me: wer will / daß er groß werde / der erbarme ſich uͤber die ar - me / kleine Waißl: wer will / daß er ſolt Gluͤck haben / der er - barme ſich uͤber die arme Ungluͤckſeelige: wer will in zeitlichen Guͤtern fortkommen / der thue mit zeitlichen Mittlen den Ar - men forthelffen.

Bandera ein Hund / Hylax ein Hund / Mariolena ein Hund / Barbatilla ein Hund / Bellina ein Hund / Meliſſus ein Hund / Griffus ein Hund / Loderus ein Hund / Adamantillaein9lobet das Allmoſen geben.ein Hund / ꝛc. diſe ſeynd in ſo groſſem Werth vnd Anſehen ge - weſt / daß man ſie nach ihrem Todt an ehrliche Orth begraben / vnd nachmahls gar ſchoͤne Epitaphia oder Grabſchrifften auff - gericht / dergleichen Hunds-Narren ſeyn geweſt Naugerius, Auratus, Cotta, &c. Bey vnſern ſchwindfuͤchtigen Zeiten iſt auch kein Abgang ſolcher Hunds-Gemuͤther / welche mehrmahl groͤſſere Sorg tragen / vnd Lieb ſchoͤpffen gegen den Hunden / als Menſchen / man muß bißweilen nit ohne naſſe Augen anſe - hen / daß der Hund einen ſammeten Bolſter fuͤr ein Underbeth hat / da vnderdeſſen dem Armen / ſo nach GOttes Ebenbild er - ſchaffen / nit ein Strohſack vergunnt wird. Nicht ſelten trifft man an / daß dem Bellerl / Wellerl ſein aigne Speiß wird zu - gericht / vnd entgegen dem armen Bettler die Spielſuppen ver - ſagt wird / aigne Kuchl / aigne Kiechl / aigne Koͤchl fuͤr derglei - chen Schoßaffen / vnd Bolſterſtaͤncker ſtehen in Beraitſchafft / vnd wann der Arme vmb GOttes willen bittet / iſt nichts vor - handen: Ey ſo gehet hin in aller Hunds-Nahmen zum Teuf - fel / wird es einmahl haiſſen am Juͤngſten Tag / eſurivi, ich bin hungerig geweſen / vnd ihr habt mich nicht geſpeiſt / wol aber Hund vnd Huͤndin; Daß mir die Hebreer den laſterhafften Barabbam haben vorzogen / iſt mir ſehr ſchmertzlich vorkom -Matth. 27. men / daß aber bey euch die Hund / vnd vernunfftloſes Vieh mehrer gilt als ich / oder ich / kombt mir noch ſchwaͤrer vor / ſo geht dann hin / ꝛc. fuͤr euch gehoͤrt nicht das venite, ſondern vè-ite in ignem æternum. Jch betheuere es mit meinem Gewiſſen / daß ich ſelbſt bey einer adelichen Perſohn / ſo bereits mit dem Todt gerungen / in beyſeyn zweyer Prıeſter der Socie - tet Jesu geſtanden / vnd gantz deutlich vernommen / daß diſe elende Troͤpffin vnder dem kalten Todtſchwaiß die Augen er - ſchroͤcklich hin vnd her geworffen / vnd oͤffters mit halb gebroch - nen Worten vnd Stimm ſich hoͤren laſſen Hund / Hund / Hund / Hund / welches allen Anweſenden nit einen gerin - gen Schrocken eingejagt / forderiſt / weil faſt allen nur gar zuPars II. Bwol10Judas der Ertz-Schelmwol bekannt ware die vnordentliche Lieb / welche ſolche Perſohn zu diſem Vieh getragen.

Allhier will ich nur die jenige beſchuldigen / welche ein gar zu uͤbermeſſene Lieb gegen den Hunden haben / dann nit gantz vnd gar zu verwerffen einiger Affect gegen diſem Thier / dafern nur ſolcher die Schrancken der Manier nit uͤberſteiget. DerTob. 6. Hund iſt dem gerechten Tobiæ gar angenehm geweſt / welcher ſeinem Herꝛn ein ſo treuen Gelaitsmann hat abgeben. DieLuc. 16. Hund / ſo dem armen Lazaro ſeine offene Geſchwer mit ihren heylſamen Zungen haben abgeleckt / ſeynd in der Warheit gute4. Reg. c. 9. Hund geweſt. Die Hund / welche der vernichten Jezabel die Haut abgezogen / vnd ihre ſtoltze Bainer abgenagen / ſeynd gute Hund geweſt / als welche den gerechten Willen GOttes vollzogen.

Jener Hund zu Uliſipon iſt wol zu lieben geweſt / welcherEuſeb. l. 9. allemahl das hoͤchſte Gut / da man es zu Krancken getragen / beglaitet hat / vnd nur dieſelbige angebellt / vnd gebiſſen / welche nit thaͤten niderknyen.

Jener Hund ware lobens werth / welcher das Brodt vonIn Vita. ſeines Herꝛn Tafel genommen / vnd darmit ein geraume Zeıt den H. Rochum in der Wuͤſten geſpeiſt.

Derſelbige Hund nebſt ſeinem Cammeraden iſt wol zu lieben geweſt / welcher bey der Malteſiſchen Veſtung / S. Peter genannt / ſtaͤtte Schildwacht gehalten / vnd durch ſeinen Ge - ruch ſo gar die verklaydte Tuͤrcken von den Chriſten zu vnder -Spondan. in ann. 1399. ſchaiden gewuſt / ja / als auff ein Zeit ein Chriſt wegen ankom - mender Saracener ſich in die Flucht begeben / vnd in ein tieffe / jedoch außgedorꝛte Ciſtern geſprungen / auch etlich Wochen darin verbleiben muſte / weil er durch aigne Kraͤfften nit maͤch - tıg ware herauß zu ſteigen / alſo hat gedachter Hund alle Tag ſein gewoͤhnliche Portion Brodt dem betrangten Tropffen da - hin gebracht / biß endlich ſolches wegen Abmerglung deß Hunds vermerckt worden / vnd man diſe Treu nit genug konte preyſen.

Jenes Huͤndl iſt in aller Warheit zu lieben geweſt / wel -ches11lobet das Allmoſen geben.ches Margaritam de Cortona, als ein verbuelten Schlepp -Pagat. fol. 261. ſack bey dem Rock gezogen / vnd ſie durch einen zimblichen Weeg gefuͤhrt an das Orth / allwo ihr gweſter Galan ermordt / vnd als ein ſtinckendes / vnd mit Wuͤrmen bereithes vberhaͤufftes Aaß gelegen / worvon Margarita alſo bewegt worden / daß ſie nachmahls / wie ein andere Magdalena in ſtrengiſter Bußfer - tigkeit gelebt / vnd nunmehr in die Zahl der Seeligen verzeich - net worden.

Jener Hund iſt zu lieben geweſt / welcher / ob ſchon hun -In Chron. Magdeb. gerig / gewaigert hat ein Stuck Fleiſch auß den Handen Otto - nis von Brandeburg zu nemmen / vmb weil ſolcher excom - municirt ware.

Diſe vnd dergleichen Hund ſeynd lieb vnd lobens werth / vnd ſo fern die Aſtrologi oder Sterngugger nit ſchon hetten ein Hund zwiſchen den Waſſermann vnd Steinbock in Himmel geſtellt / ſo hett ich mich vnderfangen / diſe zu recommendiren.

Jch aber / O eyffrige Chriſten / zaige euch weit beſſere Hund / vnd diſe Hund / ich bitte euch / liebet auß gantzem Her - tzen / diſe Hund / ich rathe es euch / ſpeiſt nach aller Muͤglichkeit / diſe Hund / ich ſags euch / verehret ihr wie Gott den HErꝛn ſelbſten / es ſeynd die arme Betl-Hund / alſo pflegt ein uͤber - muͤthige Welt die Mitlloſen Leuth vnd nothleidende Tropf - fen zu nennen / mit diſen Hunden koͤnnt ihr mehrer jagen / meh - rer hoͤtzen / mehrer fangen / mehrer gewinnen / als Nemrod, als Carolus Magnus, als Kayſer Henrich, als Maximilianus, als alle andere beruͤhmtiſte Welt-Maͤnner / mit diſen Hunden koͤnnet ihr auch alles zeitliches Gluͤck / nach welchem der Men - ſchen Zaͤhn meiſtens waͤſſeren / vnfehlbar bekommen.

Jch ſihe es aber euch laue Chriſten an der Stirn an / daß ihr dißfalls einen kleinen Glauben gebet / dann einem Men - ſchen (was iſt dann ein Menſch) einem Menſchen glaubet ihr / vnd vertrauet ihm groſſe Capitalien, ein nahmhaffte Summa Gelt / der euch das Jaͤhrliche Intereſſe 4. per Cento ver - ſpricht / vnd ſich etwann mit einem ſchwachen Papier / oder rau -B 2ſchenden12Judas der Ertz-Schelmſchenden Pergament verpfendt / woran ein waͤchſene Zeugnuß hangt; einer ſolchen geſchabenen Schaffhaut / einem ſolchen rothen Brocken glaubt ihr / vnd GOttes Sohn / der ewigen Warheit JEſu Chriſto glaubt ihr nit / welcher verſpricht nit 5. ſondern 100. per Cento noch auff der Welt zu geben! O Chriſten / keine Chriſten! weil ihr Chriſto nit glaubt; GOtt verſpricht das allermindeſte Allmoſen hundertfach auff der Welt zu erſtatten / er verſpricht es / vnd hat es bißhero allezeit gehalten. Frag derohalben du kleinglaubiger Tropff / frag zu Sarepta in Sidonia, dort wird dir ein arme / beynebens aber ein fromme Haut / ein verlaſſene betrangte Wittib ſagen / daß ihr der Oelkrug / wann ſie ihn alle Tag auch hundertmahl haͤtt außgelaͤhrt / allzeit durch ein Wunderwerck ſeye wider ange - fuͤllt worden / auch das Mehl / wann ſie es ſtuͤndlich biß auff den letzten Staub haͤtte verzehret / wider Miraculoſer Weiß ſeye ergaͤntzt worden: in Summa, hat ja niemahl nichts ge -3. Reg. c. 17. manglet / vmb weil ſie dem hungerigen Eliæ bey der theuren Zeit ein Bißl Brodt hat geſpendirt.

Frag in Hetruria zu Caſtell Florentin, allda wird dirContinu. Bollan. To. 1. Febr. ein arme Jungfrau / benanntlich die H. Verdiana, ein Dienſt - menſch bey einem Kauffmann ſagen / daß ſie ein halbe Truhen voll Arbes vnder die Armen außgethailt / den andern Tag aber die Truhen gantz voll gefunden habe.

Frag in dem Cloſter Razvol, alldort wird dir der Heil. Joan. Gualbertus ſagen / daß er einmahl 6. Kuͤhe von derSurius 12, Iul. Heerd getriben / dero Fleiſch vnder die Armen außgeſpendirt / gleichwol ſeye die Zahl der gantzen Kuͤhe-Heerd nit allein nicht gemindert / ſondern alle Kuͤhe vnd Rindvieh mercklich faiſter worden.

Frag zu Renns den ſeeligen Cozvinum, diſer wird dirHugo Me - nard. in obſervat. andeuten / daß er einen eintzigen Kreutzer im Beuthl gehabt / denſelbigen aber mildhertzig den Armen dargeſtreckt / welches GOtt dem HErꝛn alſo gefallen / daß nachmahls derſelbe Beu - thel nie ohne Gelt geweſt / auch auff kein Weiß denſelben kon - te gantz außlaͤhren.

Frag13lobet das Allmoſen geben.

Frag zu Prag / daſelbſt wird dir der heiligmaͤſſige Joannes Lohelius bekennen / daß er manchesmahl / ja gar offt ein gan - tzen Sackvoll Reichstaller in dem verſperꝛten Kaſten gefun -In Vit. den / welche GOtt durch die Haͤnd der lieben Engel dahin ge - legt / weil gedachter Lohelius ſo gern Allmoſen geben hat.

Frag bey den PP. Cappucinern / ſo werden ſie dir nach der Laͤnge vnd Braite erzehlen von ihrem Matthæo à Baſcio, von ihrem Joſepho à Colle, von ihrem Bainerio à Burgo, &c. vnd vilen anderen mehrern / daß ſie manchesmahl ein halbesBoverius An. 1557. Stuͤckl Leinwath von frommen Weibern außgebettlet / vnd doch das gantze Stuͤckl nit vmb ein Viertl kuͤrtzer worden / ja manchesmahl dieſelbe Leinwath vil laͤnger gewehrt als andere.

Frag zu Viſſenach in Niderland / alldort wird dir ein fromme Koͤchin eines Pfarꝛherꝛns ſagen / daß ſie einmahl einIn Vit. S. Heme - lyni. Trunck Waſſer vom nechſten Brunn geholt / vnderweges aber einen armen durſtigen Frembdling darvon zu trincken geben / worvon geſchehen / daß das uͤberige Waſſer in den außerleſne - ſten Wein iſt verkehrt worden.

Die H. Brigitta von Kildarien, die H. Jungfrau LidBolland. Thom. Kemp. in vita. Pag. 243. Bzov. An. 1228. Pet. Dam. in vita. S. Anton. Chronic. c. 13. wina; der H. Nicolaus Finus auß vnſerm Orden / der Heil. Franciſcus de Paula, der H. Abbt Alferus, die H. Ita; der H. Abbt Robertus; der H. Odilo, der H. Biſchoff Mauri - lius; der H. Theodoſius Cænobiarcha, haben nit nur ein - mahl / ſondern allemahl erfahren / je mehr ſie Allmoſen geben / je reicher ſeynd ſie worden.

Glaubſt du es noch nicht / ſo ſtoͤll ich dir denſelbigen Abbt Henrich Præmonſtratenſer-Ordens / welcher jederzeit handgreifflich vermerckt / daß ſein Traydboden reicher worden / ſo offt er etwas darvon den Armen geſchenckt: ja / das TraydIn lib. Ord. lib. 7. hat ihm GOtt etlich Wochen vor der Zeit laſſen zeitigen auff dem Feld / damit er nur den Armen konte beyſpringen.

Glaubſt du es noch nit / ſo fuͤhr ich dir vor ein fromme Wittib zu Leyden / dazumahl bey der Fiſchbrucken wonhafft / welche ſehr mitleydend gegen den Armen ware / auch vil TraydB 3den14Judas der Ertz-Schelmden armen Leuthen mitgethailt. Jndem ſolche auff ein Zeit bey der Tafel geſeſſen / vnd ein armes Bettlweib ſambt zweyen Kindern ſehr elend vnd außgehungert bey der Haußthuͤr ange - klopfft / befilcht ſie alſobald / daß man die arme Haut ſambt den zweyen Kleinen ſoll zum Tiſch fuͤhren / vnd ſelbige nach Moͤg - lichkeit ſpeiſen. Nach vollendem Mittagmahl ſchafft ſie noch der Dienſtmagd / ſie ſoll ſchleunig von der Traydkammer ein SaͤcklIoan. Ger - brand lib. 27. c. 11. Korn vor diſe arme Troͤpffin herab bringen / das Menſch ſagt / klagt / ſchwoͤrt vnd betheuert hoch / daß nicht mehr ein Koͤrnl vorhanden / auch ſeye deſthalben kein Wunder / weil ihr Frau ſo verſchwenderiſch; die gute Wittib legt diſer bereits gron - nenden / greinenden / grimmenden Urſel mehrmahl auff / ſie ſolt mit dem Bartwiſch alles fleiſſig zuſammen kerren / vnd das we - nige uͤberige dem armen Weib bringen; diſe voller Ungedult laufft hinauff / vnd ſihe Wunder! die Traydkammer ware der - geſtalt geſtrotzt / vnd angefuͤllt / daß ſie die Thuͤr nit konte auff - machen / ſondern das Trayd iſt gantz haͤuffig gegen ihr herauß geſchoſſen / woruͤber ſie ein vnerhoͤrtes Geſchray erhoben / wel - ches in dem gantzen Orth dergeſtalten kundtbar worden / daß jederman vnlaugbar bekennen muß / daß man durch das All - moſen geben nit aͤrmer / ſondern reicher werde.

Das iſt auch geſchehen mit dem H. Eutichio Patriar - chen zu Conſtantinopel; auch mit dem H. Juliano, auch mitSurius 27. Septemb. Henrius in faſ. dem H. Thoma de Villanova, auch mit dem H. Beichtiger Gherardo, auch mit dem H. Grafen Elzeario, auch mit dem H. Abbt Cunano; auch mit dem H. Wonedulpho, das iſtArnold. Rayſſ in nat. belg. geſchehen / vnd geſchicht noch auff heutigen Tag / Stund vnd Augenblick mit vnzahlbaren vilen / welche durch das außgeben mehrer eingenommen / vnd durch die Arme ſeynd reicher worden.

Anno 1197. hat der Heil. Abbt Gevardus bey groſſer Hungersnoth groſſe Sorg getragen uͤber die Armen / vnd weil er in Forcht geſtanden / es moͤcht mit der Zeit das Mehl nicht mehr klecken / den armen Leuthen Brodt zu ſchaffen / alſo hat erdem15lobet das Allmoſen geben.dem Pfiſtrer anbefohlen / er ſolt die Laibl forthin kliener machen / ja / ſagt der Beck / das hab ich ſchon lang gethan / vnd mach ſie taͤglich kliener / allein das Brodt wachſt augenſcheinlich im O - fen / vnd wann ich zwey Untzen einſchieb / ſo nimb ich vier her - auß. GOtt laſt demnach ſich nit uͤberwinden in der Corteſi, je mehr man ihme gibt / je haͤuffiger erſtatt er es widerumb / die liebe Juͤnger ſetzen ihm ein Stuͤckl Bratfiſch vor / obtuleruntLuc. 24. ei partem piſcis, ſolches hat der liebſte JEſus gantz reichlich vergolten / indem er denſelben ein ſo groſſen Fiſchfang geſchickt / daß ſo gar das Netz vor Menge der Fiſch zerriſſen / je mehr duLuc. 5. dann auß dem Kaſten nimbſt / je voͤller wird derſelbe / je oͤffter du den Beutl zieheſt / je gefuͤllter wird derſelbe / je guͤtiger du ge - gen den Armen biſt / je beguͤter wirſt du. Dein Haabſchafft / dein Wirthſchafft / dein Paarſchafft / dein Herꝛſchafft / dein Handlſchafft / dein Kundtſchafft / dein Gewerbſchafft / dein Buͤrgſchafft / dein Gerhabſchafft / dein Freundſchafft / dein Nachbarſchafft / dein Wiſſenſchafft / dein Bekandtſchafft ıſt al - les zum beſten geſchafft / wann du den Armen / Hungerigen Brodt ſchaffeſt / den Nackenden Klayder ſchaffeſt / den Fremb - den Herberg ſchaffeſt / vnd den Nothleydenden Huͤlff ſchaffeſt.

Zu Cana Gallilæa iſt das Waſſer zu Wein worden; zu Poliaſter iſt das Brodt deß H. Thomæ Aquinatis zu RoſenIn Vit. 9. worden; in Hebernia iſt ein Sauſchunck durch den H. BiſchoffFerrar. in cat. 30. Iun. Silai zu einem Fiſch worden; bey dem Abbt Fechino iſt / ſalvâ veniâ, ein Butzen auß der Naſen eines Außſaͤtzigen zu Gold worden; zu Alenques ſeynd die Roſen der H. AragoniſchenIn Vit. Eliſabeth zu Gelt worden; bey dem H. Atilano iſt ſein alterIn Annal. Ciſter. An. 1131. zerlumpter Rock zu einem koſtbaren Meßgewandt worden; diſe geduncken dir freylich groſſe Wunder zu ſeyn / aber gib All - moſen / gib / gib / alsdann wirſt du Wunder uͤber Wunder ſe - hen. Du wirſt ſehen / daß dir dein Kreutzer zu einem Taller wird / du wirſt ſehen / daß dir dein Korn zu einem Waitzen wird / du wirſt ſehen / daß dir dein Zwilch zu Sammet wird / du wirſt ſehen / ſehen vnd greiffen / greiffen vnd hoͤren / hoͤren vndem -16Judas der Ertz-Schelmempfinden / daß all dein Außkommens / Einkommens / zukom - mens / fortkommens vermehrt wird durch das weckkommen / wann nemblich ein Allmoſen von dir kombt in die Schoß der Armen.

Der kuͤnſtliche vnd koͤſtliche / der ſchoͤne vnd ſcheinende Sitz deß Koͤnigs Salomon iſt geweſt von dem edleſten Helf - fenbain. Wilſt du gut ſitzen mein frommer Menſch / wilſt du ruhig ſitzen / wilſt du in groſſe Reichthum ſitzen / ſo gib acht / daß dein Sitz auch ſeye von Helffenbain / thue helffen den armen Bettlern: thue helffen der armen Catherl / die wird dir das Gluͤckrad anhefften: thue helffen der armen / waſſerſuͤchtigen Aperl / die wird machen / daß du vnd deine Erben allzeit werden genug haben zu nagen vnd beiſſen. Thue helffen dem armen / krumpen Peter / der wird dir die Schluͤßl zum Reichthum ein - haͤndigen / thue helffen der armen / blinden Marthl / die wird dir dein Kuchl ſpicken / thue helffen dem armen / thoͤrriſchen Stephel / der wird dich ſtainreich machen. Thue helffen dem al - ten / armen Joͤrgen / der wird dir von Eſel auffs Pferdt helffen.

Diſen Rath hat geben der fromme vnd gottſeelige Cap - puciner Ægidius Turrianus, welcher mehrmahl gar freund - lich mit einem armen Weber pflegte zu reden / vnd ihn beſter - maſſen in ſeiner Armuth troͤſten; Under andern gab er diſem betrangten Tropffen folgenden Rath / wann er wolle ſeiner groſſen vnd harten Armuth entgehen / ſoll er ſich keines andern Vortheil gebrauchen / als deß Allmoſen geben; ſolchem guten Rath iſt diſer ohne das gar tugendſame Weber gar embſig nachkommen / vnd alle Tag ein Pfenning Allmoſen geben (ein ſchoͤns Capital) nichts deſtowentger tragte ihm diſe wintzige Summa ein ſtattliches Intereſſe, dann / nachdem er im be - nannten Allmoſen geben ein kleine Zeit verharret / hat er alſo - bald handgreifflich wahrgenommen / daß ſein Wirthſchaͤfftl in einem mercklichen auffnemmen ſeye / welches ihn dann veran - laſſet / daß er nachgehends zwey Pfenning taͤglich vnder die Ar - men außgethailt / worvon er dergeſtalten bereicht worden / daßer17lobet das Allmoſen geben.er ein ſehr reicher vnd vornehmer Handlsmann worden / dazu - mahlen ware in der gantzen Peruſiniſchen Gegend vnd Land - ſchafft ein ſehr groſſe Hungersnoth / weſſenthalben ein uͤberauß haͤuffige Anzahl der armen Leuthen bey ſeinem Hauß taͤglich ſich eingefunden / welchen er ohne Underſchid Brodt / vnd noͤ - thige Lebensmittl gantz mildhertzig dargeraicht; dem Teuffel ware ſolche Wolgewogenheit vnd Lieb gegen den Armen ſehr mißfaͤllig / ſuchte demnach diſe alte Schlangen durch das Weib den Mann zu hindertreiben / wie dann ſolche bereits dem Mann ſtarck zugeredt / er ſoll vnd woll nicht gleich obenhin das ſeinige verſchwenden / ſondern mit mehrerm Bedacht das Allmoſen außthailen / vnd fein den Armen von den Armen vnderſchai - den: der gute Handlsmann vermerckte bald / daß diſe Rath - ſchlaͤg in deß Teuffels Cantzley concipirt, dahero ſchafft er ihr / ſprechend / mein Weib / nimb du ein Sackvoll Brodt / vnd nach deinem ſo reiffen Verſtand / vnd ſtattlicher Bedachtſambkeit / thaile ſolchen vnder die jenigen Armen auß / welche nach deiner Mainung die beduͤrfftigiſte ſeynd; ich entgegen will derglei - chen Saͤckvoll Brodt auffnemmen / aber einem jeden anlan - genden Bettler ohne fernere Nachforſch mitthailen / laß ſehen mein Weib / welcher Sack ehunder laͤhr wird. Der Auß - gang hat es zaigt / das Weib auß angebohrnen Kargheit hat gar wenig Brodt außgethailt / der Mann aber in der Menge / gleichwol iſt der Frauen Brodtſack bald außgelaͤhrt worden / deß Herꝛn Sack aber ein lange Zeit gantz / vnangeſehen ſo vil darauß genommen worden / voll mit Brodt / auch ohne Abgang eines einigen Laibs / gefunden worden. O Wunder! ſchrye auff das karge Weib / ich aber ſchreye nit Wunder! ein boͤß Weib.

Die mehreſte karge Chriſten wenden vor einige Entſchul - digung / vnd erſcheinen mit diſem Einwurff / wıe daß ſie derent - halben nicht koͤnnen Allmoſen geben / weil ſie ſelbſt bey kleinen Mittlen ſeyn / auch bey ſolchen Zeiten hart ſeye zu leben / zu dem ſo ſeyn ihre Kinder vermehrt / wie die Kinder Iſraël, vnd Uagt ſich niemand wegen deß Zahnwehe / als eben der LaibPars II. CBrodt18Judas der Ertz-SchelmBrodt / man hoͤret die gantze Zeit im Hauß immerzu gut Papti - ſtiſch reden / indem eins vmb das ander paͤpn / paͤpn / paͤpn ſchreyt / uͤber das muß gleichwol noch etwas im Vorbehalt reſti - ren / vnd in die Sparꝛbuͤchs gelegt werden / fuͤr ein Noth-Pfen - ning / dann die Zeiten ſeynd nit mehr / bey welchen das Manna von Himmel falle / Elias von Raaben geſpeiſt / vnd Daniel von Habacuc tractirt werde / oder den Iſraëlitern die Voͤgl ins Maul fliegen / das nolite eſſe ſoliciti in craſtinum habe be - reits ein andere Außlegung / laß reiche Leuth Allmoſen geben / welche den Uberfluß an Gelt vnd Gut haben.

O ihr laue Chriſten! ich ſihe wol / ihr ſeyt weit eyffriger im Klauben / als im Glauben / eben derenthalben / merckts wol / derenthalben ſolt ihr Allmoſen geben / weil ihr bey kleinem Mittl ſeyt / dann durch das Allmoſen wachſen die Mittel. Di - ves kombt her von dividendo. Mittl ruͤhren her von Mitleyden / die Guͤter vermehren ſich durch die Gut - hertzigkeit / die Reichthum nemmen zu vom darrai - chen / das Gelt wachſet vom vergelts GOtt der Armen. Nit allein / O bethoͤrꝛte Adams-Kinder! gibt GOtt vmb das All - moſen den Himmel / vnd ım Him̃el die Cron / vnd in der Cron die Seeligkeit / nit allein diß / es waͤre zwar dıß uͤberſchwendlich genug bezahlt / ſondern noch daruͤber verſpricht er / verlobt er / verhaiſt er / daß er es auch auff der Welt wolle hundertfach be -S. Bernar - dus. zahlen. Cui Judæo negares, O homo, qui in vanum ac - cepiſti Nomen Domini noſtri Jesu Chriſti? Wann dir ein Jud zu Prag / wann dir ein Rabiner zu Dreßen / wann dir ein Talmutiſt zu Nickelsburg / wann dir ein Labbadiner zu Franck - furt / wann dir ein Hebreer zu Leibtzig / wann dir ein Præpu - tiant auß Pohln verſpricht / das ihme gelyhene Gelt zehenfach zu bezahlen / dem gibſt du es mit gierigem Hertzen / mit lachen - dem Mund / mit feſtem Vertrauen / vnd deinem JEſu wilſt du es nit anvertrauen / welcher es hundertfach verſpricht zu er - ſtatten?

Was19lobet das Allmoſen geben.

Was tragſt du Margaritta von Mutina? fragt ihr gei - tziger Bruder / als ſie etliche eingewicklete Stuͤckl Brodt zu denBzovius An. 1513. Armen getragen / Margaritta antwortet Roſen / vnd ſihe Wunder / die Schertzl Brodt ſeynd wuͤrcklich in ſchoͤne Roſen veraͤndert worden.

Was tragſt du Thomas von Aquin? fragt ſein Herꝛ Vatter / als er mit etlichen verborgenen Schertzlen Semmel zuLaurent. Ananias de Sanct. Thoma. den Armen geeylt / Thomas antwortet vor Schrocken / er tra - ge Roſen / vnd ſihe / die Semmel ſeynd in die ſchoͤnſte Roſen verwandlet worden.

Was tragſt du Petre Regalate? fragen ſeine vorwitzige Mitgeſpaͤnn / als er etliche Tag nacheinander das uͤbergelaſſe -In Annal. Minor. An. 1448. ne Brodt einer armen Wittib mit dreyen Kindern zubracht / Petrus antwortet / er trage Roſen / vnd warhafftig / alle diſe geuͤbrigte Schertzl Brodt ſeynd in die wolriechende Roſen ver - kehrt worden.

Was tragſt du Nicolae de Tolentino? fragt ſein gron - nender Prior, als er etliche Stuͤckl Brodt im Mantl zu derIn Vita. Porten fuͤr die arme Leuth getragen / Nicolaus antwortet / Ro - ſen / vnd ſihe / diſe ſeynd in Purpurfarbe Roſen veraͤndert worden.

Diſen vnd vilen andern iſt das Allmoſen durch ein Wun - derwerck in Roſen verkehrt worden. Aber glaub du mir auch / O barmhertziger Chriſt! glaub du feſt / daß dein Allmoſen / wel - ches du den Armen darraicheſt / gleichmaͤſſig zu Roſen werde / es wird dir gewiß Roſen tragen in deiner Wirthſchafft.

Dem Job hat es Roſen tragen / dann weil er lieſſe WollIoan. Chryſoſt. hom. 3. in Job. ſpinnen / vnd darauß Klayder machen fuͤr die Armen / alſo hat ihm GOtt geſchenckt ein groſſe vnd haͤuffige Heerd Schaaf.

Dem lieben Mann hat das Allmoſen Roſen getragen / welcher den H. Dominicum in die Herberg hat auffgenom - men / vnd ihn nach Moͤglichkeit tractirt, dann dazumahl einAntonius Flaminius lib. 2. gaͤh-entſtandenes Wetter / mit hartem Schaur / vnd ſchaͤdli - chen Rißlſtainern / alle Weingebuͤrg in ſelber Gegend gaͤntz -C 2lich20Judas der Ertz Schelmlich zu grund gericht / der Weingarten aber deß gedachten gut - hertzigen Manns iſt nit ein Haargroß verletzt worden.

Childeberto, Roberto, vnd Ludovico Koͤnigen inGregor. Turo. de glor. Conf. c. 12. Franckreich hat das Allmoſen Roſen getragen / indem ſie Krafft deſſen ihre maiſte Feind uͤberwunden / vnd allemahl ſiegreiche Waffen nach Hauß gebracht.

Rambaldo einem Cavalier in Hibernia hat das All - moſen Roſen getragen / daß / als eineſt durch deß boͤſen FeindsIn Lib. de opib. cap. 39. Anſtifftung ſein Pallaſt mit Feur angeſteckt worden / hat ſol - ches auff keine Weiß moͤgen geloͤſcht werden / biß die arme Bettler beygeloffen / vnd das kurtz zuvor von diſem Herꝛn ge - ſpendirte Gelt vnd Brodt in die Flammen geworffen / worvon augenblicklich alles erloſchen.

Dem Sem. nachmahls Melchiſedech genannt / hat das Allmoſen Roſen getragen / dann er etlich hundert Jahr alt worden / im beſten Ruheſtand vnd Wolſtand ſein Leben zuge - bracht / keinem Unheyl / keinem Ungluͤck / keinem Unſtern vnder - worffen / vnd als die Urſach deſſen der groſſe Patriarch Abra - ham gefragt / gab er die Antwort / wie daß er in der Archen Noë ein allgemainen Fuettermaiſter abgeben / vnd alle Thier darm geſpeiſt / damit ſie nit vor Hunger geſtorben. Derent - halben habe ihn der Allmaͤchtige GOtt auch auff der Welt al -Didacus de Vega. Do. 6. poſt Pent. ſo begluͤckt. Si Deus adeo beneficus eſt in eos, qui cum brutis animantibus miſericordiam faciunt quantò ma - gis remunerabit eos, qui in homines ſunt liberales: Thut es der Allmaͤchtige alſo reichlich vergelten auff der Welt / ſo man nur den wilden vnd vnvernuͤnfftigen Thieren etwas gutes erweiſet / wie wird er erſt belohnen dieſelbige / welche ſich freygebig gegen den / nach dem Ebenbild Gottes erſchaffenen Menſchen / erzeigen. Folge nach O frommer Chriſt! es wird dir gewiß auch Roſen tragen / folge nach diſem Melchiſedech, vnd ſpeiſe gleichfahls die Thier wie diſer / ſo wirſt du ebenfahls / wie er / auff diſer Welt gluͤckſeelig leben. Aldort vor der Kir - chen-Thuͤr ſitzt ein armer Blinder / der haiſt Philipp Haß / dortam21lobet das Allmoſen geben.am Eck der Herꝛngaſſen lainet ein krumper Bettler / der haiſt Rupert Hirſch / dort auff der Bruggen hockt ein alter Bettler / der haiſt Chriſtoph Ainkhirn / dort beym Waſſer-Thor ligt ein armer Waſſerſichtiger / der haiſt Stephan Laͤmpel / dort vn - fern dem Burger-Spital ſitzt ein altes Muͤtterl / die haiſt Anna Cammelin / hie geht ein armer Pilgramb / der haiſt Chriſtian Adler / da ſingt vor der Thuͤr ein benè pallidus vnd malè pal - liatus Studioſus, der haiſt Ferdinand Finck / da ziecht dich bey dem Mantl ein armes Bieberl / das haiſt Benedict Zeisl / ꝛc. diſe vnd dergleichen Thier / mein lieber Chriſt / thue ſpeiſen / als - dann wird dich Gott wider ſpeiſen / ja du vnd die deinige / du vnd das deinige wird niemahlen abnemmen / ſo lang die Ar - men von dir das Allmoſen einnemmen.

Thue dich / vmb Gottes willen / nit entſchuldigen / wann du moͤchteſt Allmoſen geben / ſo blib mit der Zeit der Betl - Sack dir ſelbſt nit auß / Hola parola die nichts als lugenhafft; 25. Buchſtaben vberweiſen dich / daß diſe Wort mehr als 5 tau - ſentmahl nit wahr ſeyn / 25. Buchſtaben ſelbſt der H. Geiſt in 5. Wort / diſe 5. Wort ſtehen in Goͤttlicher H. Schrifft / nach diſen 5. Worten ſolſt du alle 5. Finger ſchlecken / an diſen 5. Worten ſollen alle deine 5. Sinn ſich begnuͤgen laſſen / be - nanntlich: Qui dat Pauperi non indigebit, wer den Ar - men gibt / wird nie Mangel leyden / diſe Wort ſeynd ſo wahr / als Gott nit kan die Vnwarheit reden.

Ein Reicher kan wol verderben / wie der Feigenbaum am Weeg / ein Reicher kan wol abnemmen / wie der Wein zu Ca - na Gallilæa, ein Reicher kan wol vmb das Seinige kommen / wie der Raiſende von Jeruſalem nacher Jericho, aber der ſich der Bettler annimbt / kan nimmermehr zu einem Bettler wer - den / qui dat Pauperi non indigebit.

Kayſer Andronicus iſt ſo arm worden / deß er bey kalter Winters-Zeit hat muͤſſen Neun Gulden zu leihen nemmen / wormit er ein alten Fuchs-Beltz hat khauffen koͤnnen. das kan einem Allmoſengeber nit begegnen. non indigebit.

C 3Zu22Judas der Ertz-Schelm

Zu Anneberg wird man von einem erzehlen / welcher da - ſelbſt alſo reich war / daß er ſich mehrmal in lauter Malvaſir ge - badet / vnd ſo er außgeritten / muſten ſeine Diener ihm allemahlRichter in axiom. 134. auff dem Weeg mit Gold ſehr reich geſtickte Teppich auffbrait - ten / woruͤber er gantz herꝛlıch paßirt, endtlich aber iſt er ſo arm worden / daß er das Brodt von Hauß zu Hauß muͤſte ſamblen / das kan einem Barmhertzigen gegen den Armen nit begegnen. non indigebit.

Zu Schemnitz in Ober Vngarn zaigt man noch ein Saul / dermahl aber faſt einem alten Steinbruch gleich / worinnen die Frau gewohnt / dermaſſen ſo reich an Silber vnd Gold /Ibidem. daß ſolches Schinnenweiß bey ihr wie die Scheitter gelegen; Solche iſt aber mit der Zeit alſo erarmet / daß ſie alda in dem Spital / wie ein Bettlerin / geſtorben / daß kan einem Mitley - dendem gegen den Armen nit widerfahren. non indigebit.

Belliſarius war ein ſolcher reicher vnd maͤchtiger Herꝛ / daß man ſein Bildnuß gar auff die offentliche Muͤntz gepraͤckt / vnd alſo auff einer Seithen Kayſer Juſtinianus, auff der an - deren Belliſarius zu ſehen geweſt / er iſt aber endtlich ſo arm worden / daß er mit einem hiltzernen Schiſſerl auff dem Weeg geſeſſen / vnd bettlen muͤſſen date obulum Belliſario,

Hie ſitzt der arme Belliſari
Bitt vmb ein Bißl Brodt.
Sein Gluͤck iſt worden Lari fari
Vnd ſteckt in groͤſter Noth.

Diß hat ein Freygebiger gegen den Armen nit zu foͤrchten / non indigebit, der ſich der Armen annimbt / kan niemahl erar - men; wo ſeyt ihr / ihr Gwinnſichtige Menſchen / ihr Geltguͤri - ge Adams-Kinder / ihr wucheriſche Weltaffen / wann ihr doch nach dem Gwinn ſchlecket / wie der Saul nach dem Hoͤnig / wann euch doch die Zahn waͤſſeren nach dem Intereſſe, wie den Jſrae - litern nach den Egyptiſchen Zwiffeln / wann bey euch Knoͤpff / doch die Goldblumen den Vorzug haben / wann ihr Piffel doch das guldene Kalb mit deß Aarons Pfarꝛkinder anbettet / wannbey23lobet das Allmoſen geben.bey euch doch das beſte Recept iſt das cupio capio mit Eſcu - lapio, ſo kombt her / treibt ſolchen Wucherer / welcher euch nit allein an dem ewigen nit ſchaͤdlich / ſondern noch hundertfach das zeitliche vermehrt / nemblichen durch das Allmoſen geben wird das zeitliche nit verlohren / ſondern außerkohren / durch das Allmoſen geben wird das Gelt nit gelaͤhrt / ſondern ver - mehrt / durch das Allmoſen geben wird die Wirthſchafft nit ge - ſchwoͤcht / ſondern erhoͤcht / mit einem Wort / wer reich wil wer - den / der nemb ſich der Armen an.

Wie der gebenedeyte JEſus von Nazareth zwoͤlff Jahr alt war / hat er ſich auch wegen der gewoͤhnlichen Solennitet nacher Jeruſalem begeben / woſelbſt er von Maria vnd Joſeph nit ohne ſondern Hertzen-Wehemuth verlohren / nicht weniger erſt am dritten Tag / nach allem moͤglichiſt-angewendten Fleiß / vnd embſigiſter Nachforſch / im Tempel zu Jeruſalem gefunden worden / allwo er in Mitte der hochwuͤrdigen / vnd hochgelehr - ten Herren Doctorn wurde angetroffen / als der ihnen dazu - mahlen die tieff-ſinnigiſte Fragſtuck vorgetragen / uͤber welches ſich die Hebreiſche Spitzkoͤpff vnd Witzkoͤpff nit wenig verwun - derten / es haben die betrangten Eltern ihren allerliebſten Sohn anfangs geſucht bey den Befreundten vnd Anverwandten / der gaͤntzlichen Mainung / als habe etwann der Herꝛ Vatter Sa - muel, oder die Frau Maimb Rebecca den zwoͤlffjaͤhrigen Knaben nach Hauß gefuͤhrt / vnd ihm daſelbſt ein Ehr ange - than. Es ware aber dem nit alſo / wie man es layder noch er - fahret / daß einem von landfrembden Menſchen mehrer guts er - wiſen wird / als von aignen Freunden / vnd Bluts-Verwand - ten. Als nun die ſorgfaͤltigiſte Mutter Maria an allen Or - then / vnd Porten nachgefragt / ob ſie nicht ein frembden Kna - ben / der eines holdſeeligiſten Angeſichts / vnd mehr als Engli - ſcher Geſtalt / haͤtten geſehen / da hat ſie endlich ſo vil erforſcht / daß eine ſich verlauten laſſen / ja es habe vorgeſtern ein Knab / ihres Geduncken nach mit 12. Jahr / bey ihrer Haußthuͤr an - geklopfft / vnd vmb ein Nachtherberg gebetten / deme ſie es we -gen24Judas der Ertz-Schelmgen einer ſo lieben Geſtalt / vnd angenehmſten Geberden nicht hab koͤnnen verſagen / auch habe ſolcher ihr das Hertz dergeſtal - ten eingenommen / daß ſie Zeit ihres Lebens keines ſo froͤlichen Gemuͤths ſeye geweſt / als bey diſem Gaſt / da Frau / ſagt ſie / hab ich ihm mit aignen Haͤnden ein Bethl zugericht / vnd mit lindem Feder-Bolſter wol verſehen / ſo hat aber der guldene Knab ſolches auff alle Weiß gewaigert / ſondern er hat auff der harten Erd mit einem ſtainenen Hauptkiß vorlieb genommen / zu Morgens bey anbrechender Morgenroͤth hat er ſich hoͤffli - chiſt beurlaubt / vnd allem Vermuthen nach in den Tempel gan - gen; ſo vil kan ich euch mein liebe Frau Nachricht geben. Ein andere ſagt / mein Frau / erſt geſtern bin ich eines ſol - chen Knabens anſichtig worden / da ich auff den Platz gangen / ſahe ich ihn bey deß Burgers Zachariæ Haußthuͤr vmb Mit - tags-Zeit ein Stuͤckl Brodt bettlen / muß bekennen / ſo er waͤre in mein Armuthey kommen / haͤtt ich ihm nach meinem Vermoͤ - gen ein Mittagmahl zugericht / dann er ja gar ein holdſeeliger Knab / ſo vil ich von andern vernommen / ſey er heut Nacht imS. Bern. Hom. in - fra Oct. Epiph. Chartag. tom. 2. l. 10. c. 6. Spital / nit weit vom Eyſenthor / gebliben / in der Fruhe aber der allererſt im Tempel geweſen / allwo ihn nachmahlen mit vn - beſchreiblichem Hertzentroſt Joſeph vnd Maria angetroffen. Alſo hat der jenige / ſo Himmel vnd Erden erſchaffen / ſo alles was lebt vnd ſchwebt / ernaͤhret / ein armen Bettler abgeben / vnd die drey Taͤg hindurch das Allmoſen geſucht.

Haͤtteſt du auch / lieber Chriſt / haͤtteſt du auch diſem bey deiner Thuͤr ein Stuͤckl Brodt vergonnt? forderiſt / wann dich jemand haͤtte vergwiſt / daß diſer GOttes Sohn ſeye? ja / ja / tauſendmahl ja / vnendlichmahl ja / ſonſt ein jeder alles vnd al - les haͤtt ihm gutwilligiſt / treuhertzigiſt geſpendirt. O haͤtte ich einmahl die Gnad von Himmel / daß GOtt zu meiner Thuͤr komme / ich wuſt nit / gar nit / was guts ich ihm erweiſen ſolte / ich wolt / ſo es ihm beliebig waͤre / mit dem Meſſer mir die Bruſt eroͤffnen / vrbietigiſt das Hertz herauß heben / vnd ihm darrai - chen / mehrer haͤtt ich nicht.

Mein25lobet das Allmoſen geben.

Mein eyffriger Chriſt / ſolche erſt erwuͤnſchte Gnad haſt du alle Tag / dann ſo offt ein armer vnd betrangter Tropff dich vmb ein Allmoſen erſucht / ſo glaube vor gewiß / daß GOttes Sohn in aigner Perſohn dich anrede / vnd bitte / vnd was du den Armen gibſt / das haſt du GOtt ſelbſten geben; diſes iſt ſo wahr / als wahr iſt / daß dich GOtt erſchaffen / vnd erloͤſt. Ja / GOtt ſchwoͤrt hierauff / damit du ihm ſolleſt glauben. Amen, amen dico vobis, quod uni ex minimis meis feciſtis, mi - hi feciſtis. Glaub du ſicher / daß offt dein Heyland JEſus in Geſtalt eines krumpen / oder lahmen / oder blinden / oder ſonſt elenden Bettlers dich anſpreche vmb ein Allmoſen / glaub es vnfehlbar.

Der H. Ethbinus gieng eineſt mit ſeinem frommen vnd H. Vatter Uvinvaloro ins Feld ſpatzieren / zu beederſeits Troſt ein geiſtlichen Diſcurs zu fuͤhren / da ſahen ſie vngefehr ein armen / todtblichenen / außſaͤtzigen Bettler / welcher voller Geſchwer am gantzen Leib / faſt einem Job auff ſeinem Miſtbe - thel gleichte / diſe zwey gottſeelige Maͤnner vmbarmbten alſo - bald den armen Tropffen / troͤſteten ihn nach aller Moͤglichkeit / vnd nachdem ſie ihm ſeine rinnende Geſchwer gewaſchen / vnd geſaͤubert / hat ſich Ethbinus alſo verliebt in diſen elenden Bettler / daß er ſo gar wolte das Aitter auß dem Geſchwer vnd zeitigen Aiſen herauß ſaugen / vnd ſihe Wunder / als Ethbi - nus vermainte diſen rinnenden Wueſt / vnd faule Materi ſchon im Maul zu haben / ſo fandt er an ſtatt deſſelben ein koſtbares Edlgeſtain auff ſeiner Zungen / erblicket beynebens ein glan - tzendes Creutz auff der Stirn diſes Bettlers / vnd nemmen alleSurius 19. Octob. de Ethbin. Scoto. beede wahr / daß diſer der gebenedeyte JEſus ſelbſt geweſen / welcher in Beglaitung vnzahlbarer Engliſcher Geiſter vor ih - ren Augen in Himmel gefahren.

Der H. Pabſt Gregorius Magnus, (a) der H. Pabſt(a) In Vit. Leo, (b) der H. Joannes Columbinus, (c) der H. Abbt Ro -(b) In Martyr. Rom. 19. April. bertus, (d) der H. Biſchoff Martinus, (e) der H. Biſchoff Ju - lianus, (f) die H. Catharina Senenſis, (g) der ſeelige An -Pars II. Ddræas26Judas der Ertz-Schelm(c) Ferrar. 13. Julij. dræas de Galleranis, (h) der H. Franciſcus von Aſis, der H. Ivo, der ſeelige Joannes Dei, &c. vnd vil vnzahlbare mehr(d) In Me - nolog 7. Junij. haben JEſum Chriſtum in Geſtalt eines Bettlers geſpeiſt / beklaydt / beherbergt / vnd beſchenckt.

(e) In Vit.

Der gebenedeyte Heyland ſaſſe auff ein Zeit bey einem(f) In A - ctis. Brunn aller muͤd vnd math / wegen der Raiß vnd groſſen(g) Suri 9. Sonnenhitz / da kombt ein Samaritaniſch Weib Waſſer zu(h) Bol - land. t. 3. ſchoͤpffen / welche der demuͤthigſte HErꝛ gantz freundlich bewill - kommet / von ihr aber nichts anderſt / als ein ſaures Geſicht vnd vnhoͤffliches Anſchnarchen erhalten / auch da er von ihr ein fri - ſchen Trunck Waſſer billich verlangte / warff ſie ihm noch ſchimpfflich vor / wie daß er ein Jud ſeye / die Sprach ſambt dem Auffzug verrathe ihn / die Juden aber pflegen den Samarita - nern nit vil bona dies zu geben / vil weniger / daß ſie auß dero Geſchirren moͤchten eſſen oder trincken / worauff der ſanfftmuͤ - thigſte Heyland mit diſen Worten ihr zugeſprochen: Si ſcires, quis eſt, qui dicit tibi, da mihi, forſitan dediſſes: WannJoan. 4. du wuſteſt / wer der iſt / welcher zu dir ſagt / gib mir / villeicht haͤtteſt du ihme geben.

Du mein lieber Herꝛ Gebhart / es bittet dich ein armer / alter Taͤttl ſo ſchoͤn / daß es ſcheinet / als trage er den Cicero - nem auff der Zung / vnd nit un Sack / er bittet dich vmb GOt - tes willen vmb ein Allmoſen / du ſchnarcheſt ihn aber an / war - umb er in ſeiner Jugend nichts habe erſparꝛt / es ſeye ein Zai - chen / daß er das ſeinige durch die Gurgl gejagt / vnd beym blauen Hechten / allwo er immerzu geſoffen / hab ſein Wirth - ſchafft den Krebsgang genommen.

Du mein lieber Maiſter Zach arias / vor deiner ſteht ein elender Tropff / welcher darumb arm / weil er nur ein Armb hat / den er durch ein Schuß vor Ofen verlohren / dazumahlen wie es bey Ofen kuͤhl iſt hergangen / diſer arme Geſell betauret ſehr ſtarck / daß er nit zwey Haͤnd hat / damit er beyde kont auffhe - ben / dich zu bitten / du aber macheſt ein Urſiciniſch Geſicht ge -gen27lobet das Allmoſen geben.gen ihm / mit dem ſchmaͤchlichen Vorwurff / wann er etwas guts waͤre geweſt / ſo waͤre er wol kein Soldat worden / er haͤtte bevor wiſſen ſollen / daß es nirgends mehr Scherben gibt / als beyn Kriegen / auch ſey fechten vnd bettlen faſt eines Jnnhalts.

Du mein lieber vnd geſtrenger Herꝛ Secretari Servati, ſihe doch / wie diſer krumpe Tropff mit ſeinem hoͤltzernen Hand - Pferdt dir ſo muͤheſeelig nachcallopirt / du kanſt dir gar wol ein - bilden / daß ihn auch am hoͤltzernen Fuß der Schuh drucke / vnd weil der vndere Stock ſo ſchlecht iſt / iſt gar wol zu vermuthen / der ober Stock ſeye mit Truͤbſahl außſpallirt / du aber erbar - meſt dich ſeiner nit / ſondern zehleſt ihn noch vnder die liederli - chiſte Zigeiner-Burſch / als ſey er ein Ordinari-Landbettler / vnd wiſſe gar ſtattlich die Leuth auff der Straſſen / wann ſie al - lein gehen / zu ſchrepffen.

Du mein Ehrnveſter vnd wolvornehmer Herꝛ Hart - mann / ſchau mir diſen elenden Menſchen an / welcher vor dei - ner die Haͤnd auffhebet / Klayder halber ſoll er ja Jhr Durch - leucht genennt werden / es ſcheint / als ſeye er dem Papierma - cher uͤber ſein Quarda Robba kommen / er geht daher / als wie ſonſt die Frau Warheit ſoll auffziehen / das iſt / nackend vnd bloß / diſer bittet dich in Froſt vnd Kaͤlte gantz inbruͤnſtig vmb ein Huͤlff / du aber ſtoͤllſt dich / als wann du ihn nit ſeheſt / vnd fallt dir nit ein / daß auß diſen Hadern vnd Lumpen ein Pa - pier gemacht wird / worauff GOttes ernſtliche Wort koͤnnen geſchriben werden: Nudus eram, & non cooperuiſtis me, ich ware nackend vnd bloß / vnd ihr habt mich nit beklaydt.

Si ſcires, quis eſt, qui dicit tibi, da mihi, O Hart - mann / wann du wuſteſt / wer der iſt / welcher zu dir ſagt / gib mir / wie gern vnd vrbietig wurdeſt du ihme dein mildreiche Hand darraichen / vnd muſt wiſſen / vnd ſollſt wiſſen / daß gar offt der Welt Heyland ſelbſt / dein Erſchoͤpffer / dein Erloͤſer / dein Richter / dein GOtt die elende Geſtalt eines Bettlers anD 2ſich28Judas der Ertz-Schelmſich nemme / mit Lumpen vnd Hadern ſich beklayde / bey der Thuͤr anklopffe / vnd von dir ein Allmoſen begehre / ſi ſcires, forſitan dediſſes.

Einem Fiſcher in Jndien begegnete gar offt das Gluͤck / daß er vnverhofft an ſtatt den Fiſch die koſtbare Edlgeſtain auß dem Meer ziehet / er wurff das Netz in die naſſe Herꝛſchafft Neptuni gantz keck hinein / der groͤſten Zuverſicht / das Meer wird ihm mehrer guͤnſtig ſeyn / als dem Petro die gantze Nacht / da der Fiſch Nihil ins Netz gangen / nachdem er endlich das Netz auß der Tieffe ziehet / vnd ſpannet mit gierigen Augen / ob nit einiger Fiſchfang ſein Muͤhe bezahle / da merckt er bald / daß er weder bey Neptuno, noch Fortuna den Kuͤrtzeren gezogen / indeme er wahrnimbt / daß er an ſtatt der Fiſch die hoch-ſchaͤtz - bare Edlgeſtain / an ſtatt eines Punin, ein Rubbin / an ſtatt der Aalen / die ſchoͤnſte Corallen / an ſtatt der Stirl / die theu - reſte Saphirl herauß hebet.

Deßgleichen widerfahret auch vil mildhertzigen Allmo - ſengebern / welche offt / vnd mehreſtenthail vermainen / daß ſie arme vnd nothleydende Bettler in ihr Behauſung einfuͤhren / auch kraͤfftig glauben / daß ſie betrangte vnd preſthaffte Men - ſchen mit Speiß vnd Tranck verſehen / auch ihnen ſelbſt nichts anderſt einbilden / als daß ſie elenden Tropffen / vnd nothleyden - den Adamskindern ein Kreutzer ſchencken / vnderdeſſen aber iſt geſchehen / vnd geſchicht noch / daß ſie an ſtatt der Fiſch die ſchoͤn - ſte Edlgeſtamer gefangen / will ſagen / an ſtatt eines Bettlers den Heyland JEſum ſelbſt beherbergt / an ſtatt eines Men - ſchen dem wahren GOtt vnd Menſchen diſe Gutthat ſelbſt erwiſen.

Abraham hat glaubt / er tractire 3. frembde Maͤnner / vnd waren vnderdeſſen 3. H. Engel in der Figur der Allerhei - ligiſten Dreyfaltigkeit / tres vidit, & unum adoravit.

Martinus hat glaubt / er gebe das Trum von ſeinem Mantl einem Armen / vnd ware doch kein Armer / ſondern ein Reicher / der jenige / welcher das Himmelreich erſchaffen.

Joannes29lobet das Allmoſen geben.

Joannes Dei hat vermaint / er trage auff ſeinen Achßlen ein elenden Bettler ins Spital / vnd war vnderdeſſen GOt - tes Sohn.

Der H. Ivo hat darfuͤr gehalten / er helffe den armen Wittiben vnd Waiſen / vnderdeſſen war gar offt vnder denſel - ben JEſus ſelbſten.

Alſo ſeye du auch verſichert / mildhertziger Chriſt / guther - tziger Menſch / barmhertziger Allmoſengeber / ſeye verſichert / daß du villeicht auch einem Armen etwas geſpendirt / den du fuͤr ein elenden Tropffen gehalten / vnderdeſſen aber iſt es et - wann GOtt ſelbſt geweſen. Glaube beynebens auch / daß du bißweilen ein armen Menſchen bey deiner Haußthuͤr mit rau - hen vnd groben Worten haſt angetaſt / welcher in Bettlers - Geſtalt der Heyland ſelbſten geweſt / vnd alſo deinem Erloͤſer ein ſchnarcheriſchen Verweiß geben. Si ſcires, quis eſt, qui dicit tibi, da mihi, forſitan dediſſes.

Arnoldus in ſeinem Martyrologio ſchreibt von einer frommen Graͤfin / welche / ob ſchon hochgebohrn / dannoch ein niderige / demuͤthige Dama geweſen / auch war ſolche nit allein wolgebohrn / ſondern war auch wolgelobt / forderiſt wegen der Wolthaten / die ſie den armen Leuthen erwiſen / daß ihr alſo rechtmaͤſſig der Titul Jhr Gnaden gebuͤhrt / vnd ſich fuͤglich ein Graͤfin von Helffenſtain hat ſchreiben koͤnnen / diſes adeli - che Gemuͤth / ſo ſehr es zu der Lieb deß Nechſten genaigt / ſo vn - barmhertzig vnd auffblaſen war ihr Herꝛ Gemahl / als welcher nichts vnwehrter konte ſehen / als die Bettler / die er ins ge - main nur ein lauſige Burſch / vnd verworffenes Lumpengeſind tauffte / auch ſo gar obbenannter ſeiner Frau Gemahlin ernſt - hafft verbotten / daß ſie mit dergleichen Grindſchipeln nit ſoll vmbgehen / noch weniger ſolche Fleck-Krammer in ihr Behau - ſung einlaſſen; Als nun auff ein Zeit diſer Durandus ſich mit einer Jagd nach Gewonheit ergoͤtzte / hat ſich ein elender / auß - ſaͤtziger Bettler bey der Schloßthuͤr eingefunden / welcher vmb GOttes willen ein Herberg geſucht / der Frau Graͤfin wareD 3das30Judas der Ertz Schelmdas Hertz ſchon erwaicht / als die nicht konte ſehen einen Men - ſchen / deſſen ſie ſich nit thaͤt erbarmen / allein die ſchutzte vor den groſſen Verbott ihres ſo harten Herꝛn / weil aber der arme / mit Geſchweren uͤberhaͤuffte Bettler gantz inſtaͤndig gebetten / alſo hat die Barmhertzigkeit bey ihr vorgeſchlagen / vnd diſen nicht allein in das Geſchloß / ſondern auch / wie er verlangte / ſo gar in ihr aigenes Beth auff ein Stund zu ruhen eingelaſſen / vnder - deſſen aber kombt vnverhofft der Graf von ſeiner Jagd zuruck / vnd weil er ſich im hetzen ſo ſtarck bemuͤhte / begehrt er alſobald in die Schlaff-Kammer / daſelbſt ein kleine Ruhe zu ſuchen / vnd den abgematten Leib mit einem ſtuͤndigen Schlaͤffl zu be - fridigen: Allhier erwege jemand / wie es der Frau Graͤfin vmb das Hertz geweſen / was Aengſten vnd Sorgen ihr betrangtes Gemuͤth uͤberfallen / als die ſo wol ihren aignen / als auch deß armen Bettler Undergang vnd Todt gantz vnfehlbar prophe - ceyte / indem nun auff ſein ernſtliches Begehren die Frau Graͤ - fin die Kammer auffzuſperren / etwas verweilte / ſtoſt der vnge - dultige Cavalier mit gleichen Fuͤſſen die Thuͤr ein / welches zu - gleich faſt ein toͤdtlicher Stoß war in dem Hertzen der beaͤng - ſtigten Dama: Aber GOttes Weißheit waiß maiſterlich zu ſpilen in allen Welt-Sachen / wie erſtgedachter Wurmius in die Kammer eingetretten / hat er ein ſo lieblichen Geruch em - pfunden / daß ihn gedunckte / als habe das irꝛdiſche Paradeyß ſeinen Blumenſchatz dahin geſpendirt / auch wuͤnſchen konte / daß er gar zu einer Naſen moͤchte werden / diſen uͤbernatuͤrli - chen Geruch ſattſamb zu genieſſen. Als vnderdeſſen die be - trangte Graͤfin ihr den gewiſſen Todt vorgebildet / der Mai - nung / es habe der Graf den armen / preſthafften Bettler da - ſelbſt im Beth angetroffen / ſo hat ſich aber der Herꝛ Graf bald wider auß der Kammer begeben / mit hoͤchſter Verwunderung ſich zu ſeiner Frauen Gemahlin gewendet / ſprechend: er habe laͤnger nit mehr ſchlaffen noch ruhen koͤnnen / weil es ihm nicht anderſt vorkommen / als ſeye er mitten im Paradeyß / ſo voller Lieblichkeit vnd Suͤſſe ſeye das Beth geweſt / worauff die Gott -ſeelige31lobet das Allmoſen geben.ſeelige alles vmbſtaͤndig erzehlet / wie daß ſie ein armen / elen - den Bettler habe darein gelegt / weil ſolcher ſie inſtaͤndig ge - betten / indem dann ſolcher verſchwunden / ſeye gar glaublich zu halten / daß es nit ein Bettler / ſondern in deſſen Geſtalt der Heyland JEſus ſelbſt geweſen / welches dann dem vorhin hart - muͤthigen Grafen das Hertz alſo erwaicht / daß er nachmahls die uͤbrige Lebensfriſt vnaußſetzlich ſich ſambt ſeiner frommen Frauen Gemahlin in allen Wercken der Barmhertzigkeit gantz embſig geuͤbet / ſi ſcires, quis eſt, qui dicit tibi, da mihi, forſitan dediſſes.

Demnach mildhertziger Chriſt / bild dir ein / ſo bey deiner Haußthuͤr ein armer Bettler klopfft / es ſey der jenige / welcher in das Hauß Zachæi eingetretten / vnd daſſelbe mit ſeiner Goͤttlichen Gegenwart geheiliget; bild dir ein / wann ein blin - der Bettler gantz armſeelig dich anſpricht / es ſeye JEſus der Sohn David, welcher dem Blinden am Weeg das Geſicht er - ſtattet: bild dir ein / ſo dich ein krumper vnd elender Tropff mit naſſen Augen bittet / es ſeye der jenige JEſus / in deſſen Nah - men Petrus den Lahmen bey der Porten deß Tempels curirt hat. Bild dir ein / wann dich ein armer Schlucker nur vmb ein Pfenning bittlich erſucht / es ſeye der jenige / welcher dem al - ten Muͤtterl / wegen Opfferung zweyer Haͤller / ſo groſſes Lob im Tempel nachgeſprochen: mit einem Wort / ſo offt du eines Armen anſichtig wirſt / bild dir ein / es ſeye GOtt ſelbſten / dann in der Warheit mehrmahl vnſer lieber HErꝛ in Bettlers-Ge - ſtalt / in Bettlers-Klayder / in Bettlers-Lumpen / in Bettlers - Krucken / mit Bettlers-Saͤcken in Staͤtten / in Maͤrckten / in Geſchloͤſſern / in Doͤrffern / in Haͤuſern herumb gehet / vnd das Allmoſen ſamblet / hierdurch die Adams-Kinder zur Barm - hertzigkeit vnd Mitleyden zu lenden vnd wenden.

Geſetzt aber / es ſeye weder Chriſtus / weder ein Engel / weder ein Heiliger / der dich mit den 6. Buchſtaben / da mihi, anſingt / ſo iſt es genug / daß es ein armer vnd nothleydender Menſch iſt / vnd ſollſt du auff ſeiner Stirn fein leſen / ſo GOttmit32Judas der Ertz-Schelmmit aignen Haͤnden auff Fractur-Arth geſchriben: Was ihr einem auß meinen mindeſten gethan / das habt ihr mir gethan. Mir / merckts Cavalier, mir / merckts Monſigneur, mir / merckts Foreſtir, mir / merckts alle ihr / mir / ſagt GOtt / gebt ihr / was ihr den Armen gebt.

Es wird regiſtrirt von einem / der wegen inſtaͤndiges an - halten einem armen / halb nackenden Menſchen ein Klayd ge -In Vit. Patr. ſpendirt / weil er aber bald hierauff Nachricht erhalten / daß di - ſer ein ſchlimmer Gaſt ſeye / vnd heylloſer Boͤßwicht / ſo hat es ihn uͤber allemaſſen gereuet / daß er einen ſolchen nichtsnutzi - gen Vaganten beklaydet / welcher doch mit guten Bernhaͤuter - Zeug bedeckt ware / auff ſolches iſt ihme der HErꝛ JEſus Leib - vnd Lebhafft erſchinen / vnd ihn mit diſen Worten angeredt: Laß dich gar nit reuen / dann du nit ihn / ſondern mir das Klayd geſchenckt haſt. Mir / mercks Cur - rir, mir / mercks Officier, mir / mercks Mercantier.

Es war vnlaͤngſt einer / welcher zwar kein anders Stam - men-Hauß wuſte / als ein arme Baurnhuͤtten / gleichwol hat er klar an Tag geben / das nit alles Stroh im Kopff hat / was vn - der dem Stroh-Tach gebohren / maſſen diſer durch die Studien ſo vil gezaigt / daß auch die Knoͤpff zu Roſen werden. Als ſol - cher noch in den vndern Schulen mit dem Haͤferl in eines groſ - ſen Herꝛn Hof ſein Koſt ſuchte / vnd derenthalben nicht allein mit dem Haußgeſind vnd Dienſtbotten in die Bekandtſchafft gerathen / ſondern ſo gar auch mit der Herꝛſchafft ſelbſt / welche ein ſehr gnaͤdiges Wolgefallen an der beſcheiden vnd beſchai - denen Anſprach / vnd ſehr witzigen Schnacken diſes Ollaris Scholaris hatten: Under andern bracht er eineſt Jhro Gna - den die ſinnreiche Frag vor / wie vil GOtt der Allmaͤchtige El - len Tuch brauche zu einem Rock / vnd paar Hoſen? allweil GOtt vnendlich vnd ſo groß / daß er Himmel vnd Erd einfuͤlle. Der Gnaͤdige Herꝛ kratzte hieruͤber in den Haaren / vnd wuſtekeines -33lobet das Allmoſen geben.keineswegs diſen Knopff auffzuloͤſen / er glaubte wol / ſprach er / die Hoſen muͤſſen groͤſſer ſeyn / als deß Herꝛn Burgermaiſters zu Lucern in Schweitzerland / O nein / ſagt hierauff der Scho - lar, mit 7. oder 8. Ellen auffs mehreſt kan GOtt gar wol be - klaydt werden zu Hoſen / Wammes vnd Rock. Dann GOtt bey dem Evangeliſten Matth 25. Capitl ſpricht: Quamdiu feciſtis uni ex his Fratribus meis minimis, mihi feciſtis: Was ihr einem auß meinen mindeſten Bruͤdern habt gethan / das habt ihr mir gethan; Jch aber bin einer auß denſelben mindeſten / wer alſo mich / wie ich dann von Euer Gnaden nit anderſt hoffe / wird von Fußauff klay - den / der hat GOtt ſelbſt ein Nagelneues Klayd geſpendiret. Mihi, mihi, mir / mercks Furir, mir / mercks Caſſir, mir / mercks Portir, mir gibſt du es / ſagt GOtt / was du den Ar - men gibſt.

Recht iſt Miſericordia generis fœminini, vnd ſagt man nit der / ſondern die Barmhertzigkeit / maſſen ſolches meh - rers bey dem waichhertzigen Weiber-Geſchlecht / als bey denen Maͤnnern anzutreffen iſt / ſolche hat in allweg getragen gegen den Armen ein gewiſſe fromme Matron / die ich vnderdeſſen Frau Benigna, mit dem Zunahmen Guthertzin will genennt haben / als diſe auff ein Zeit ein armer / halb nackender Menſch vmb ein alten Fetzen angeſprochen / darmit ſeinen elenden Leib zu verhuͤllen / ſchafft ſie vnverweilt der Dienſtmagd / daß ſie ihm ſolle ein Hemmet auß dem Gewandt-Kaſten beybringen / wel - che dann nichts als hurtig ſolchen Befelch vollzogen / vnd da - mit ſie ſich vor ein haußliche Wirthin zu erkennen gabe / hat ſie ein altes / vnd in etwas zerriſſenes Hem̃et herab gebracht / wor - uͤber die wackere Frau ſich nicht ein wenig entfaͤrbt / vnd in diſe loͤbliche Ungedult außgebrochen / ey du ſchlimme Huſten; ſpre - chend / du karge Her / geſchwind bring ein anders vnd beſſers herbey / es waͤre mir ja ein ewige Schand / ja / pfuy Teuffel / die groͤſte Schand / wann am Juͤngſten Tag vor allen Engeln vndPars II. EHeiligen34Judas der Ertz-SchelmHeiligen GOttes / vnd dem geſambten Menſchlichen Geſchlecht Chriſtus der HErꝛ diſes zerriſſene Hemmet ſoll zaigen / vnd ſa - gen / ecce, ſehet / diſes Klayd hat mir diſe Frau geſpendiret. Pfuy / pfuy / pfuy.

Mihi dediſtis, mihi, mir / mercks Hatſchier / mir / mercks Sumulier, mir / mercks Cavalier; mir gebt ihr / was ihr den Armen gebt / vnd ſolches will ich euch ſo wol zeitlich als ewig vergelten.

Appelles Appollophanes, Appollonius, Appollodo -Plinius 22. c. 22. rus haben vil geſchryen vnd geſchriben von den Kraͤutern / de - ro deren Eigenſchafft vnd Wuͤrckungen / vnder andern melden ſie auch von einem Kraͤutl / welches ſie Xanthium / auff Teutſch / ins gemain / Bettlerlaͤuß nennen / diſe ſeynd nichts anderſt als Kletten / welche maiſtens auff gemainer Straſſen wachſen / ſol - che haben ein wunderliche Beſchaffenheit / melden obgedachte Weltweiſen / daß / wann man ſie im Herbſt eroͤffnet / ſo findt man darin zwey fruchtbare Koͤrnlein / ſeynd es Gerſtenkoͤrnl / ſo bedeuts ein fruchtbares Jahr / ſeynd es aber Haberkoͤrnl / ſo bedeuts ein Theurung aller Fruͤchten: ob diß wahr ſeye / kans ein jeder probiren: Jm uͤbrigen haben auch diſe Kletten oder Bettlerlaͤuß ein andere Krafft / daß ſie nemblichen mit Rhebar - bara in Wein geſotten den Außſatz rainigen.

Was hierinfalls Dioſcorides den Bettlerlaͤuſen zuſchrei - bet / das ſchreib ich den Bettl-Leuthen zu / daß nemblichen ſolche ſo voller Wuͤrckung ſeynd / daß ſie auch dir / mein ſuͤndiger Menſch / den Außſatz deiner Seelen koͤnnen haylen vnd raini - gen / diſes Recept hab ich von dem vornehmſten Medico, wel - cher ſich nennt JEſus von Nazareth / ſolches hat von Wort zu Wort gar genau vnd embſig abgeſchriben der Evangeliſt Lu - cas am 11. Capitl: Recipe, Date Eleemoſynam, & om - nia munda ſunt vobis: Gebt Allmoſen / ſo wird al - les rain bey euch / die Suͤnd werden außgeloͤſcht / der Außſatz wird gerainiget.

Biſt35lobet das Allmoſen geben.

Biſt du ein Ehebrecher / vnd ein groͤſſerer als der Iſraëliti - ſche David, oder Longobardiſche Paphaon; biſt du ein Moͤr - der / vnd ein groͤſſerer als der Cain, oder der Cajus, biſt du ein Dieb / vnd groͤſſerer als der Achan, oder Lydiſche Achæus, biſt du ein Gottslaͤſterer / vnd ein groͤſſerer als der Antiochus, oder Bythiniſche Antinous, ſeye deſſenthalben nicht verzagt / die Kranckheit iſt zwar groß / aber ein einige Purgation macht dich geſund / Eleemoſyna à morte liberat, & ipſa eſt, quæTob. 12. purgat peccata.

Biſt du geweſt 10. Jahr klauberiſch / 20. Jahr rauberiſch / 30. Jahr verfreſſen / 40. Jahr vermeſſen / 50. Jahr vnzuͤchtig / 60. Jahr vnrichtig / 70. Jahr im Haß / 80. Jahr im Fraß / 90. Jahr verrucht / 100. Jahr verflucht / ſey derenthalben noch nit verzagt / die Wunden iſt zwar groß / aber ein einiges Pflaſter hofft / gib Allmoſen / non parvum Cathaplaſma eſt E -S. Cyrill. lib. 9. leemoſyna, cum valeat omnibus apponi vulneribus.

Wann du aͤrger biſt / ſchlimmer biſt / laſterhaffter biſt als Holofernes von Buelersdorff / als Eſau auß Frißland / als Saul von Neydlingen / als Herodes von Frauhofen / als Na - buchodonoſor von Stoltzendorff / als Judas von Kauffbey - ren / als der verlohrne Sohn von Schweinfurt / als der Nabel von Schleglleutten / als der Goliath von Großwardein / als der Pharao von Hartberg / ꝛc. nichts verzagt / kanſt gar leicht nacher Heylbrunn kommen / gib Allmoſen / das Heyl iſt dir gewiß.

Jch ſihe es dir an / deine Augen ſeynd Fenſter / wo der Teuffel offt eingeſtigen / deine Ohren ſeynd Zimmer / wo der Sathan offt Audienz gehabt / dein Maul iſt ein Schmidten / wo der Luctfer offt Zanck-Eyſen geſchmidt hat / deine Haͤnd ſeynd Angel / mit den der boͤſe Feind offt gefiſcht hat / dein Ge - wiſſen iſt ein Kiß / worauff der Beltzebub offt geſchlaffen / gleichwol ſeye nit verzagt / Allegro, macht Allmoſen / Elee - moſyna kombt her von Elimino. Allmoſen / will ſo vil ſa -E 2gen /36Judas der Ertz-Schelmgen / als alle-muͤſſen / das iſt / alle Suͤnden muͤſſen weichen dem Allmoſen.

Der Fluß Jordan hat den Außſatz deß Naams curirt, das thut auch das Allmoſen: Moyſes hat mit einem Holtz das bittere Waſſer ſuͤß gemacht / das thut auch das Allmoſen. Der Eliſæus hat das ſchwaͤre Eyſen ring gemacht / das thut auch das Allmoſen / vnd mehrer / dann es macht ſchwaͤre Gewiſſen ring / das iſt ja mehr / es macht den verbitterten Todt ſuͤß vnd guͤtig / das iſt ja mehr / es macht vergiffte Hertzen geſund / das iſt ja mehr / es reiniget den Außſatz der Seelen / das iſt ja mehr. Omnia munda ſunt.

Was brauchts vil / es ſeye der Suͤnder ſo groß als er im - mer kan ſeyn / wann er ein Allmoſengeber darneben iſt / ſo wird er in den Suͤnden nit ſterben / nit verderben / ſondern ſolches wird ihm zuvor ein rechte Buß vnd Reu zu wegen bringen. Dahero allen ſolchen zu ſonderm Troſt mein H. Ertz-VatterSerm. 44. ad Erem. zuſpricht / er habe vil Buͤcher / vnd in Buͤchern vil Schrifften / vnd in Schrifften vil Geſchichten geleſen / aber niemahlen hab er gefunden / daß einer waͤre eines uͤbeln Todts / vnd vnbußfer - tigen Ends geſtorben / der ſich in den Wercken der Barmher - tzigkeitembſig geuͤbet hat / ob er entzwiſchen ſchon mit andern Laſtern behafft geweſen.

Joab war ein Generals-Perſohn im Feld / beynebens aber auch ein General-Tyrann im Gemuͤth; den Abſalon, diſen Koͤniglichen Printzen / hat er wider den Willen Davids ermordt / vnd diſen ſchoͤnſten Fuͤrſten zu dem ſchaͤndlichen Fuͤr - ſten der Finſternuß / das iſt / zum Teuffel gejagt.

Dem Abner vnd dem Amaſa hat auch gedachter Joab den Reſt geben / vnd ſie ſchelmeriſcher Weiß ermordt. Joab hat geſtohlen / ich ſags vnverhollen / diſer Officir lebte in ſtaͤttem Brauß / ich ſags rund herauß / diſer lebte wie ein Tyrann / ich ſags jederman; endlich hat ihn laſſen Salomon in ſeinem ai - genen Tabernackel vnverſehener Weiß erſtechen: ſo iſt er ja ohne Zweiffel beym Teuffel? Holla / ſtill / das iſt zu vil / kehrdas37lobet das Allmoſen geben.das Blaͤttl vmb / dort wirſt du etliche Muſicaliſche Notten an - treffen / welche David auff der Haͤrpffen auffgemacht / mit dem vndergefuͤhrten Text: Beatus, qui intelligit ſuper egenum & pauperem. Joab iſt begraben worden nechſt bey einer ge - mainen Straſſen / daſelbſt hat er etlich Jahr vorhero von dem Gelt / welches er in Kriegsdienſten erworben / ein Spital er - baut fuͤr die arme Raiſende / weſſenthalben ihme GOtt nochLyranur in lib. 4. Reg. c. 34. vor ſeinem letzten End die Gnad geben / daß er ſattſame Reu vnd Leyd uͤber ſeine Unthaten erweckt / vnd folgſamb ein Kind der Seeligkeit worden.

Cornelius war auch ein Soldat vnd Commendant zu Cæſarea, zwar eines gar ehrlichen Wandels / aber gleichwol ein Hayd vnd Unglaubiger / weil er aber ſo gern Allmoſen ge - ben / hat der Allmaͤchtige GOtt nit wollen zulaſſen / daß er ſolle in das ewige Verderben gerathen / ſondern ihm ein Engel zu - geſandt mit dem Befelch / er ſolle vnverweilt ſein Raiß nacher Joppen vornemmen / daſelbſt bey einem Lederer / nechſt dem Meer / halt ſich der Peter auff / von ihm ſoll er die nothwendige Underweiſung im Glauben / vnd die heylſame Tauff empfan - gen. Dictum, factum.

So iſt dannoch wahr / daß Xanthium oder Bettlerlaͤuß den Außſatz deß Leibs / Bettl-Leuth aber durch das empfange - ne Allmoſen den Außſatz der Seelen reinigen / verſtehe mitIn 1. ad Tim. 8. 4. Thoma Aquinate, diſpoſitivè.

Wolan dann uͤppiger Welt-Menſch / ſo arm als ich bin / ſo ſchenck ich dir doch etwas / Raͤbler-Ducaten hab ich nit / mein Rabbi / aber ein Rappen wol / den gib ich dir; diſer Galgen - Vogl war auch mit andern ehrlichen Gefluͤglwerch in der Ar - chen Noë, vnd weil diſer ſchwartz auffgezogen / glaubte etwann der gerechte Patriarch / als gehe er in der Klag vnd Traur / als werde er ſich behutſamer vnd eingezogner halten / als andere Voͤgl / ſchickt ihn demnach auß fuͤr ein Currir / die gewiſſe Avi - ſa wegen deß Suͤndfluß einzuhollen / ob nit die Waſſerſucht ſich einmahl in ein Schwindſucht verkehre / diſer rueſſige GeſellE 3iſt38Judas der Ertz-Schelmiſt außgeflogen / aber nicht mehr zuruck geflogen / weil er etwas anderſt pflogen / er iſt nit mehr zuruck kommen / weil er etwas anderſt uͤberkommen / nemblichen ein ſtinckendes Aaß / welches auff dem Waſſer geſchwummen / zu dem er ſich auß Antrib ſei - nes luederiſchen Appetit begeben / ey diſer Vogl war werth / daß ihn der Teuffel rupffte / diſe Scharten war groß / gleichwol hat er ſolche bey GOtt dem HErꝛn außgeſchliffen / als er dem Propheten Eliæ in der Wuͤſten alle Tag das Brodt gebracht / da ware der Rapp wider wol daran / vnd die Goͤttliche Vor - ſichtigkeit gibt ſeinen Jungen ein ſo wunderlichen Contralor ab / daß ſie / als verlaſſene Waißl / von Him̃el gar geſpeiſt wer - den / qui dat eſcam pullis corvorum invocantibus eum.

Jſt es dann wahr? ſoll es dann alſo ſeyn? verhalt ſich die Sachen dergeſtalten? mein vnbehutſames Adams-Kind / daß du ſchon etlich Jahr auff Rappenarth dem ſtinckenden Aaß haſt nachgehetzt / vnd nachgeſetzt / daß du ſo gar von der Cypriſchen Goͤttin das Cipperl bekommen / vnd das verdruͤßliche Poda - gra mit ſonderem Wehklagen geerbt haſt / iſt es dann gewiß / daß du vil Jahr hero das ſechſte Gebott uͤber ſechs hundertmahl uͤbertretten / vnd nit vngleich den uͤbelmuͤthigen Boͤcken auff allen Gaißmaͤrckten herumb gemecketzet / vivendo luxuriosè, mit dem verlohrnen Buͤrſchl in dem Evangelio bey Andl vnd Kandl dein Leben zubracht / vnd oͤffter Schiffbruch gelitten in Donna, als in der Donau / ſoll es dann noch der Warheit ge - maͤß ſeyn / daß du nit allein zu Raab / ſondern auch zu Sodoma vnd Gomorha dein Loſament / als ein loſer Menſch / genom - men / du verſteheſt mich ſchon / ey ſo iſt es noch leicht moͤglich dich von diſem ſchwaͤren Suͤndenlaſt zu entbinden / es kan noch gar wol ſeyn / daß die Goͤttliche Gnaden-Porten / ob ſchon biß - hero ſo ſtarck verriglet / maſſen der Himmel ein Schaafſtall / vnd nit fuͤr ſolche Saͤu gebaut / wie du bißhero gelebt / Thuͤr - Engl - vnd Angl offen ſtehet / wann du zwar mit dem Rappen geſuͤndiget / dich mit Wueſt vnd Lueder geſaͤttiget / anjetzo aber mit dem Rappen die Hungerige ſpeiſeſt / vnd die Werck derBarm -39lobet das Allmoſen geben.Barmhertzigkeit gegen den Armen uͤbeſt. Dann wer ſein Ge - ſicht nit abwendet von den Armen / von dem wendet auch der Allerhoͤchſte nit ab ſein Goͤttliches Angeſicht / wer ſeine Haͤnd außſtrecket gegen den Armen / dem bietet auch GOtt die Haͤnd / vnd erhalt ihn vor dem Undergang wie den Peter im Meer / wer die Durſtigen traͤncken thut / dem wird auch GOtt ein ge - ſunden Trunck zubringen auß ſeinem guldenen Becher / wor - auff geſchriben ſtehet: Inebriabuntur ab ubertate Domus tuæ: Wer die Frembde beherberget / der wird ſein Einkehr nemmen in der Schoß Abrahæ; wer die Nackende beklaydet / dem wird der jenige das Klayd der Glory anlegen / ſo nackend vnd bloß fuͤr vns am Creutz geſtorben / mit einem Wort / wer barmhertzig iſt / dem wird GOtt auch barmhertzig ſeyn / vnd es kan nit ſeyn / es wird nit ſeyn / daß ein Barmhertziger verlohren werde / dann bey denen die Armen gewinnen / der kan das Heyl nit verliehren / nit / nit / nit / glaub du es mir / er kan nit / nit / nit; dann mittl deß Allmoſen wird GOtt einen ſolchen Suͤn - der erleuchten / daß er ohne Reu / vnd Reuvollen Buß / vnd buß - fertigen End nit wird ſterben. Date Eleemoſynam, & om - nia munda ſunt vobis.

Wann du es ſchon oͤffter geleſen / was ich allhier beyfuͤge / ſo muſt du nit gleich die Naſen daruͤber rumpffen / weil ich ohne das wol vorſihe / daß ich ein Sau werde auffheben / weil es ein Geſchicht iſt von einem Saudieb; ſolches hat ſelbſt mit glaub - wuͤrdiger Feder verzaichnet Petrus Damianus, daß nembli -Lib. 3. E - piſtol. 8. chen einer geweſt ſeye / welcher ein ſehr lobwuͤrdigen vnd vntadl - hafften Wandel fuͤhrte / vnd maͤnniglich mit ſeinem aufferbaͤu - lichen Leben beſtermaſſen vorgeleucht / inſonderheit war er gantz eyfferig in Wercken der Barmhertzigkeit / alſo daß ſein Hauß faſt ein gewohnliche Einkehr der Armen / vnd ins gemain die Bettl-Herberg genennt worden; allein Leibfarb vnd Liebfarb ſchieſſen bald ab / vnd gleichwie gruͤnes Graß zu Heu / alſo iſt mancher Frommer auch ſchlimm worden: bey vnſerm Allmo - ſengeber haben mit der Weil / wie auff der Geigen die Saiten /alſo40Judas der Ertz-Schelmalſo bey ihm die Sitten nachgelaſſen / daß er endlich ſeine loͤbli - che Liebsſtuck in ſchaͤndliche Diebsſtuck verkehrt / ſo gar auff ein Zeit ſeinem Nachbaurn ein gute gemeſte Sau entfrembt / durch welche Unthat er in die Goͤttliche Ungnad gefallen / vnd folgſamb in die Gefahr deß ewigen Verderbens; Aber GOtt will nit / daß ein Barmhertziger ſolle in Verluſt gehen / weilLib. 50. hom. 30. ante fo - res. nemblich / nach Außſag deß H. Vatters Auguſtini, die Barm - hertzigkeit vor der Hoͤll-Porten Schildwacht ſtehet / auch bey eines jeden Ankunfft fraget / wer da? wann ſie dann die Antwort vernimbt gut Freund / den laſt ſie nit in die Hoͤll paſſiren / dann welcher ein guter Freund iſt geweſt ſeinem Nech - ſten / abſonderlich denen Armen / der iſt befreyt vor der Hoͤllen / dahero wolt auch diſen vnſern Saudieb zum guten bringen der jenige / ſo das verlohrne Schaͤffel geſucht in der Wuͤſten / diſer Heyland dann verklaydt ſich / vnd verſtellte ſich einmahl in die Geſtalt eines armen Bettlers / vnd begegnete alſo dem Sau - dieb / ſo bald ſolcher eines ſo armen Tropffen anſichtig worden / was wuͤrckt nit die Gewonheit in allem! ſo tragt er alſobald ein innigliches Mitleyden mit dem nothleydenden Menſchen / fuͤhrt nach vorigen ſeinem Brauch diſen Bettler in ſein Be - hauſung / waſchet vnd ſaͤubert ihn / vor allen aber waren dem armen Tropffen die Haar alſo verwachſen / vnd zerrittet / daß dem Saudieb fuͤr gut gedunckt ſolche abzuſchneiden / wie er nun mit der Schaͤr hin vnd her gefahren / vermerckt er in dem Ge - naͤck deß Haupts ein paar Augen / woruͤber er gantz erſtummet / vnd vor der Verwunderung ſchier Sinnloß zu Boden geſun - cken / nachdem er ſich wider in etwas erholt / hat er endlich das Hertz gefaſt ihn zu fragen / was vmb GOttes willen es moͤge bedeuten / daß er ſo wol vorn als hinden am Kopff Augen ha - be? was das ſeye? darauff ihm diſer Bettler geantwortet: Jch bin JEſus / deme nichts verborgen / mit di - ſen Augen hab ich geſehen / wie du deinem Nach - baurn das Vieh diebiſch weckgetriben / diſen Au -gen41lobet das Allmoſen geben.gen thuſt du mißfallen / worauff er verſchwunden; das Hertz aber diſes Menſchen dergeſtalten erwaicht / daß er ſeine Suͤnden inniglich bereuet / forthin ein heiliges Leben gefuͤhrt / vnd alſo ein gar ſeeliges End genommen.

Auß welchem dann Sonnenklar erhellet / daß ein mitley - dender Menſch durch das Allmoſen / als durch ein ſtattliche Saiffen / vnd ein beſſere / als Suſanna von ihrem Frauenzim - mer-Menſchen im Garten verlangte / alle ſeine Suͤnd koͤnne außtilgen / welches alſo zu verſtehen / wie ſchon vorhero gemelt / daß der Allmaͤchtige GOtt durch das Allmoſen vnd Lieb deß Nechſten dahin bewegt werde / daß er ein ſolchen nit laſſe in ſei - ner Ungnad ſterben / ſondern gebe ihm ſattſame Erleuchtung vnd ſo ſtarcken Beyſtand / wormit er noch vor ſeinem End ein Kind der Gnaden koͤnne werden.

Was nun Chriſtus jenem armen Tropffen bey der Sy - nagog am Sambſtag geſagt / das ſag ich dir ſuͤndiger Menſch alle Tag; Jener war / nach Außſag deß H. Hieronymi, einIn Matth. 12. Maurer / vnd hatte ein ſehr harten Zuſtand bekommen an der rechten Hand / weſſenthalben er zum arbeiten vndichtig / vnd alſo das Bettl-Handwerck treiben muſte / verlangte demnach nichts mehrers als die Geſundheit / welche ihme der Heyland JEſus mit diſen Worten geben / extende manum, ſtrecke die Hand auß. So bald er ſolche außgeſtreckt / iſt er voͤllig vnd vollkommen geſund worden. Wilſt du / O ſuͤndiger Tropff / auch geſund werden an der Seel? wilſt du auß einem Cain ein Cajetanus werden? diſer iſt ein groſſer Heiliger geweſt / wilſt du auß einem Aman ein Amandus werden? diſer iſt ein wun - derthaͤtiger Heiliger geweſt; wilſt du auß einem Malcho ein Malachias werden? diſer iſt ein beruͤhmter Heiliger geweſt; wilſt du auß einem Nabl ein Nabor werden? diſer iſt ein be - kannter Heiliger geweſt. Wilſt du geſund werden / vnd auß einem Heylloſen ein Heiliger werden? ſtreck die Haͤnd auß zu den Armen.

Pars II. FBegehrſt42Judas der Ertz-Schelm

Begehrſt du / daß Waſſer wider ſolle zu Wein werden / wie zu Chriſti Zeiten? begehrſt du / daß ein verdorꝛte Ruthen wider ſolle bluͤhen / wie zu Aarons Zeiten? begehrſt du / daß ein Todter wider ſolle lebendig werden / wie zu Eliſæi Zeiten? begehrſt du / daß ein Vieh ſoll zu einem Menſchen werden / wie zu Nabuchodonoſors Zeiten? begehrſt du / daß auß einem La - ſterhafften ein Tugendhaffter werde / ſtreck die Haͤnd auß / gib Allmoſen.

Haſt du ein hitziges Fieber / wie der verliebte Holofer - nes, haſt du das Chyragra in Haͤnden / wie der verſtohlene Zachæus, haſt du die auffblaſene Waſſerſucht / wie der ſtoltze Goliath, haſt du die Mundfaͤul / wie der verfreſſene Praſſer / haſt du das Grimmen im Leib / wie der zornige Pharao, haſt du alle ſchlimme vnd gefaͤhrliche Zuſtaͤnd? Recipe, ſtreck die Haͤnd auß / leg das Allmoſen fuͤr ein Pflaſter auff / es hilfft /Baron. tom. 6. An. 474. probatum eſt, ſpricht Zeno ein Kayſer: probatum eſt, ſagt Manfredus Koͤnig zu Neapel; probatum eſt, ſagt Mar - tha, mit Martha Martinus, mit Martino Martinianus, &c. wirſt alſo ſehen / hoͤren / greiffen / riechen / koſten / daß dir Men - dicus zu einem Medicus wird.

Es iſt ein Kraut / welches die Griechen Pentaphyllon, die Lateiner aber quinque folium haiſſen / bey den Teutſchen nennt man es ins gemain Fuͤnfffinger-Kraut / diſes hat ſehr heylſame Wuͤrckungen wider vnderſchidliche Kranckheiten vnd Preſten / vnder andern ſoll es / nach Außſag Dioſcoridis, ſehr gut ſeyn fuͤr das Zahnwehe: Jch meines thails halt keinen Schmertzen gleich diſem Zuſtand / abſonderlich demſelben / mit welchem die Verdambten in der Hoͤll ewig gepeyniget werden / dann / nach laut deß Goͤttlichen Worts / leyden die Verlohrne daſelbſt / neben andern vnbeſchreiblichen Quallen / ein immer - wehrendes Heulen vnd Zahnklappern / diſes iſt in der Warheit ein harter Zahnwehe / aber GOtt ſey hoͤchſten Danck / daß gleichwol noch ein Mittl vorhanden / welche diſen Zahn -Schmer -43lobet das Allmoſen geben.Schmertzen verhuͤten / nemblich das Fuͤnfffinger-Kraut / oder verſtehe mich beſſer / die außgeſtreckte 5. Finger mit dem All - moſen gegen den Armen / dıſes iſt ein herꝛliches Præſervativ wider das Zahnklappern in der Hoͤll.

Anno Chriſti 925. hat es / vnweit der ſchoͤnen Statt Ge -Sigon. lib. 6. nua, den gantzen Tag das helle Blut geregnet. Ein gantzes Jahr zuvor / ehe Sylla ſeine feindliche Waffen wider die Athe - nienſer gefuͤhret / hat es an einem Montag haͤuffigen AſchenPauſan. in Boetic. geregnet / das war kein Aſcher-Mittwoch / ſondern ein Aſcher - Montag. Wie die Saracener gantz Franckreich verwuͤſt / vnd vnglaublichen Schaden verurſacht / hat es kurtz vor bey haiſſerSabin. l. 9. Sommerszeit lange Eyßzapffen / wie die Degen / geregnet. Jn Schottland hat es einmahl ein ſo groſſe Menge Attern vndEn. 8. Schlangen geregnet / welches die bald hierauff erfolgte Gefan - genſchafft deß Koͤnigs Donati bedeutet hat. Jn FranckreichHector Boet. l. 10. Sab. l. 5. hat es auff ein Zeit Trayd vnd Fiſch geregnet / in Brittannia kleine Voͤgl / ꝛc. welche alle fuͤr ſondere Wunder-Regen koͤn - nen gehalten werden / allein keiner war wunderbarlicher / als der uͤber die 5. Staͤtt / Sodoma, Gomorha, Adama, Sebo - rin vnd Segor gefallen / deren letztere zwey Staͤtt zimblich klein / die andere ſehr groſſe / forderiſt die zwey erſten beruͤhmte Haupt-Staͤtt waren / diſer erſchroͤckliche Regen beſtunde in lauter Feurflammen vnd Funcken / wie man dann noch auff heutigen Tag in ſelbiger Gegend / aͤuſſerlicher Geſtalt halber / die ſchoͤnſte Aepffel vnd Weintrauben antrifft / ſo man aber dieſelbige in etwas ſtarck anruͤhrt / oder trucket / ſo findt ſich nichts als ein Aſchen / vnd rauchender Dampff darin / auch al - les Graß vnd Kraͤutlwerck in beſagter Gegend / ſo bald es zur Vollkommenheit auffgewachſen / wirds gleich gantz ſchwartz / vnd zerpulvert fich ſelbſt zu Aſchen. Vil Scribenten ſeynd der Außſag / als ſeye gedachter Feur-Regen durch die Goͤttliche Ju -S.P. Aug. de Civit. Dei c. 10. ſtiz auß der Hoͤll / vnd tieffen Abgrund in die Hoͤhe gezogen / vnd nachmahls uͤber die ſuͤndige Staͤtt gefaͤhlt worden: diſes nunmehr erſchroͤckliche Feur hat verhert / verzehrt alle Edl -F 2Leuth /44Judas der Ertz-SchelmLeuth / Burgers-Leuth / Handwercks-Leuth / Bettler-Leuth / alte Leuth / junge Leuth / auch vnſchuldige Leuth / dann ver - muthlich auch daſelbſt kleine vnmuͤndige Kinder / dero zartes Alter / auß Mangel der Vernunfft / von Suͤnden befreyt / gleichwol alle / alle durch diſes Feur / von diſem Feur / in diſem Feur elendiglich zu grund gangen / alleinig der Loth ſambt den ſeinigen ware befreyt; fragſt du die Urſach warumb? indem doch der Loth nit allein Nahmens wegen / ſondern auch guter Werck halber nit gar gewichtig ware / welches man gnugſamb auß dem kan abnemmen / weil er gleich nach dem erſchroͤcklichen Undergang der Statt Sodoma alles Elend ſo bald vergeſſen / auch wegen ſeiner Frauen geſaltzenen Zuſtand ihm ſelber die ge - ringſte Mucken nit gemacht / ſondern noch daruͤber ein guten / dicken / ſtarcken / kraͤfftigen / vnd zimmend-haltenden Rauſch angetruncken / vnd nachgehends / weil Vinum vnd Venus auff einer Banck ſitzen / der Ehrbarkeit ein zimbliche Schlappen an - gehenckt / dahero man gar wenig gute Werck von dem Loth protocollirt, auſſer daß er cortes vnd freygebig geweſen ge - gen den Armen / abſonderlich gegen den Frembdlingen / welche er mit groſſer Lieb beherbergt / weſſenthalben ihn vnd den ſeini - gen der erſchroͤckliche Feur-Regen verſchont / zumahlen / nachSerm. 42. Außſag deß H. Petri Chryſoſtomi, das Goͤttliche Feur in die Barmhertzige keinen Gewalt hat: dahero ein jeder ernſtlich glaube / das frey mache frey / verſtehe die Freygebigkeit gegen den Armen vnd nothleydenden Nechſten / macht frey vor der Hoͤll / vnd hoͤlliſchen Straff.

Unſer lieber HErꝛ hat ſeinen lieben Apoſtlen / da er ſie zwey vnd zwey außgeſandt / gleich anfangs Taſchen vnd Saͤck /Marc. 6. c. vnd Proviant zu tragen verbotten / gleichwol aber hat er ihnen ein Stab zugelaſſen / zweiffels ohne derentwegen / damit ſie mit diſer hoͤltzener Beyhuͤlff auff ſo ſchwaͤre Raiß bißweilen moͤch - ten uͤber ein Graben kommen: Kein groͤſſern Graben noch Gruben wird man finden / als die Hoͤll iſt / maſſen ſelbige etliche Teutſche Meil brait vnd tieff ſoll ſeyn / braucht demnach einzimblichen45lobet das Allmoſen geben.zimblichen Sprung / wann jemand uͤber ſolchen Abgrund ſicher zu kommen verlangt.

Zu Prag wird man einem Teutſch vnd Boͤhmiſch erzeh - len / auch zaigen / daß einer / Nahmens Hormyrius, ſeinem Pferdt etliche Wort in das Ohr geredt / gleich darauff die Sporn angeſetzt / vnd in einem Sprung von dem Geſchloß Wiſſegrad, biß uͤber den groſſen Fluß Moldau hinuͤber ge - langt / allwo er vom Waſſer ſehr angeſpritzt / uͤberlaut auffge - ſchryen / Zlychow, worvon noch das Dorff / jenſeyts der Mol - dau / den Nahmen hat. Der Sprung geht hin; aber uͤber die tieffe / braite / weite Hoͤll zu ſpringen / braucht noch ein groͤſſern Sprung; vnd zwar ſolcher kan zum allerſicherſten geſchehen mit einem Stab / diſer iſt herentgegen kein anderer / als der Bettl-Stab / wann du ſolchen an der Seiten haſt / wann di - ſer dir guͤnſtig iſt / wann die arme Bettler / will ich ſagen / vor dich beym Goͤttlichen Gnaden-Thron anklopffen / ſo ſpringſt du / trutz aller Teuffel / uͤber die Hoͤll / dann ein Allmoſengeber / vndTob. 4. barmhertziger Menſch kan nit in diſe Gruben fallen.

Jener Geſell vnd ſchlemeriſche Weinſchlauch zerreiſt ſein Maul vmbſonſt in der Hoͤll / da er uͤberlaut dem Vatter A - braham zugeſchryen / er ſoll doch den Lazarum zu ihm ſchi - cken; mein Phantaſt / dermahl iſt es ſchon zu ſpatt / dich hat be - reits ſchon der Bettlputz in die Hoͤll geholt; gleichwol aber iſt es ein Zaichen / als ſeye dir der Rauſch vergangen / weil du ſo beſcheid redeſt / dann warhafftig ein Lazarus, ein Bettler iſt ein Huͤlff vnd ein Mittl fuͤr die Hoͤll / aber nit auß der Hoͤll / noch bey Lebszeiten haͤtteſt du ſollen den Bettlſtab deß Lazari er - greiffen / bey Lebszeiten haͤtteſt du ſollen den armen Tropffen zu einem Freund haben / ſo waͤreſt du nachmahls nit in diſes elende Orth gerathen / allwo dir auch ein Tropffen Waſſer von deß Lazari Finger verſagt wird. Freylich errettet der Bettler einen Allmoſengeber von dem ewigen Todt / vnd mittls ſeiner erwirbt der Barmhertzige das ewige Leben / dann der Bettler bringt bey GOtt zu wegen ſeinem Spenditor den Buchſtaben -F 3Wechßl46Judas der Ertz-SchelmWechßl von ſeinem Bettlers-Namen / benanntlich Betler / id eſt, er lebt.

Jene vornehme Dama in Orient hat bereits ſchon ſollen durch gerechtes Urthl GOttes / welcher er in dem Todtbethl mıt ergrimbten Angeſicht erſchinen / zur ewigen Straff gezogen wer - den / dafern nit die Frau Barmhertzigkeit ſich mit zwey hold - ſeeligen Knaͤblein darein gelegt / vorgebend / daß diſe Dama mit rechtem Fug nit koͤnne von der Goͤttlichen Juſtiz verſtoſſen werden / vmb weil ſie auß Mitleyden diſe zwey kleine Kinder /Pat ſiuch. de Eleem. als arme Waißl / habe aufferzogen / woruͤber GOtt ſich alſo beſaͤnfftigen laſſen / daß ſie noch die Gnad / wahre Reu vnd Leyd zu erwecken / erhalten / vnd folgſamb auff kein andere Weiß / als mit dem Bettlſtab / uͤber die Hoͤll geſprungen.

Jene zwey Bettler haben nicht vnrecht geredt / wer waiß es / ob ſie nit Engel geweſt? als fie von einer Frauen / die gleich damahlen in die Kirchen gangen / gantz inſtaͤndig ein Allmo - ſen ſuchten / die aber dazumahlen mit nichts verſehen / weil aber die arme Tropffen gar zu hefftig angehalten / alſo hat die gott - ſeelige Frau ein ſilberne Guͤrtl vom Leib gezogen / vnd ihnen dargeraicht / worauff diſe zwey in folgende Wort außgrbrochen: Frau / ſeyt verſichert / am Juͤngſten Tag / Frau / wollen wir euch mit diſer Guͤrtl von der lincken Seiten auff die rechte ziehen.

Jener laſterhaffte Edlmann wurde ſchon von einer vn - zahlbaren Menge der hoͤlliſchen Geiſter vmbgeben / die ihn wegen ſeines ſuͤndhafften Wandels wolten in die vngluͤckſeeli - ge Ewigkeit ſtuͤrtzen / wofern der H. Ertz-Engel Michael nicht etliche Buͤſchel Stroh / ſo er kurtz vorhero mit aignen HaͤndenChron. Min. 2. p. l. 4. zweyen Ordens-Maͤnnern auß dem Orden S. Franciſci vn - dergebethet / auff die Waagſchallen gelegt haͤtte / auch darmit alle groſſe Suͤnden uͤberwogen / vnd folgſamb ſolcher der Ver - dambnuß noch entgangen.

Gleichwie nun dem H. Propheten Jeremiæ die alte Fe -tzen47lobet das Allmoſen geben.tzen / vnd halb verfaulte Lumpen in Vorhof deß Koͤnigs Sede - ciæ groſſes Gluͤck gebracht / maſſen er mittls diſer alten Ha -Jerem. 38. dern auß der tieffen Gruben gezogen / vnd dergeſtalt dem Todt entgangen; alſo ſeynd oͤffters die arme zerriſſene Leuth / die mit Lumpen vnd Hadern halb bedeckte Bettler Urſach / daß man - cher Reiche noch dem ewigen Unheyl entgehet / wann ſchon GOttes Wort dem reichen vnd wolbeguͤterten Menſchen tro - hen / daß ſie in Himmel werden eingehen wie ein Cameel durch ein Nadl-Loch / ſo muͤſſen ſie derenthalben gleichwol nit in eini - ge kleinmuͤthige Gedancken fallen / als ſie ihnen alle Hoffnung zur Seeligkeit benemmen / ſondern ich verſprich ihnen / vnd nimb den Himmel ſelbſt zum Zeugen / ich verſprich ihnen das ewige Leben / wann ſie werden ſeyn wie die Cameel / aber wie jene Cameel / welche mit Schanckungen vnd Gaaben ſambt den drey H. Orientaliſchen Monarchen ſeynd nacher Bethle - hem kommen / mit einem Wort / wann ſie der armen Bettler nit werden vergeſſen / ſo wird ihrer GOtt auch nit vergeſſen.

Allegro von Hertzen meine Allmoſengeber / kratzt nicht hinder den Ohren / wie ein flohiger Melampus, macht kein run - tzeltes Geſicht / wie ein Hackbrettl in der Kuchel / ſchaut nicht ſaur auß / als haͤttet ihr Holtzaͤpffel-Moſt getruncken / ſeufftzet nit immerdar / wie ein vngeſchmierter Schubkarꝛn; zuͤglet nicht graue Haar / als haͤttet ihr einen Muͤllnerſack fuͤr ein Schlaff - hauben; macht kein finſteres Geſicht / wie ein angehauchter Spiegl; Allegro, ſeyt luſtig vnd guter ding / Melancholia iſt deß Teuffels ſein Saugaͤmmel / Allegreza iſt GOtt deß HErꝛn ſein Haußhalterin; wolan mein Freygebiger gegen dem Men - ſchen / laß dein Hertz in Freuden ſchweben / vnd nur allzeit froͤ - lich leben / kombſt gewiß in Himmel / vnd nicht darneben. Da - vid der H. Harpffeniſt macht ſelbſt in ſeinem 111. Pſalm ein Lied auff / dich zur Froͤlichkeit auffzumuntern / da er ſpricht: Jucundus homo, qui miſeretur, &c. Luſtig vnd gantz wolauff der jenige / der ein Mitleyden tragt. Diſe48Judas der Ertz-SchelmDiſe dein Froͤlichkeit zu befoͤrdern / fuͤhr ich dich zu einem tantz. Allo! wolauff!

Erſtlich / zu einem Tantz gehoͤrt ein gutes paar Schueh / das ſollſt du haben / vnd zwar von einem praͤfen Schuſter / vonDial. l. 4. c. 36. welchem der heilige vnd groſſe Pabſt Gregorius alſo ſchreibt / wie daß ihme einmahl der Allmaͤchtige GOtt ein Gebaͤu eines ſehr ſtattlichen / vnd uͤber alle maſſen praͤchtigen Pallaſts im Himmel gezaigt / beynebens aber vermerckt / daß an beſagter Koͤniglicher Burck lauter krumpe / lahme / zerriſſene / vnd zer - lumpte Bettler / arme Wittib / vnd verlaſſene Waißlen ge - baut / vnd zwar nur allezeit am Sambſtag / welches dann den H. Vatter noch zu groͤſſerer Verwunderung bewegt / alſo daß er GOtt den HErꝛn demuͤthigiſt erſucht / er wolle ihm doch of - fenbahren / fuͤr wen ſolche herꝛliche Behauſung werde auffge - richt / worauff GOtt der HErꝛ ein Engel geſandt / welcher dem H. Gregorio angedeut / wie daß diſer Koͤnigliche Hof werde zugericht fuͤr einen ſeinen Nachbaurn / der ſeines Handwercks ein Schuſter / welcher aber dergeſtalten guthertzig war gegen den Armen / daß er allen ſeinen Wochen-Gewinn / auſſer der Hauß-Nothdurfft / am Sambſtag vnder die Arme außthaile / die dann bereits ihme den ſo anſehlichen Pallaſt in Himmel bauen. Das ware ein gebenedeyter Schuſter / der vngezweiff - let in der ewigen Glory bey jenem Joppiſchen Lederer ſitzen wird / welcher auch ſo guthertzig den H. Petrum beherbergt hat / ob ſchon die Goͤttliche Schrifft dem Bech wenig Lob nach -Cap. 13. ſagt / geſtalten der Eccleſiaſticus ſich hoͤren laſſet: Daß / wer Bech wird anruͤhren / werde darmit beſudlt: So iſt gleichwol zu glauben / daß diſen ſo treu - vnd mildhertzi - gen Handwercher ſein Schuſterbech nit wenig geziert habe / mit welchem er ihme die ewige Cron vnd Glory erworben: Wol recht an keinem Orth hat der Patriarch Jacob ein ſo groſſen Seegen vnd Benediction erhalten / als zu Bethel, welches ein Statt ware in Meſopotamia, allwo er die Laitter gen Himmelgeſehen /49lobet das Allmoſen geben.geſehen / wilſt du auch / daß dir der Seegen Jacob, das Gluͤck Jacob, die Laitter Jacob gen Himmel begegne / ſo gehe nacher Bethel, das iſt / der Bettlmann / die Bettl-Leuth / das Bettl - Volck wird dir wegen das Allmoſen gantz ſchnurgerade Staff - len / vnd gantz ſichere Laitter in Himmel machen.

Zu einem Tantz wird abſonderlich / vnd zwar maiſtens ein guter Spilmann erfordert / dann gar gewiß bey dem Tantz der uͤppigen Herodiadis, allwo der Kerrauß auff Joannem ge - ſprungen / gute Geiger / vnd anders wolgeſtimbtes Saitenſpil ſich haben eingefunden / damit dann der liebliche Muſicſchall / welcher auch den groben Baurnſtifflen die Noten vorſchreibt / diſſeyts nicht mangle / alſo macht dir ein hupffendes auff ein uͤberauß guter Pfeiffer / von welchem ſchreibt Palladius folgen -In Hiſt. Lauſiac. der Geſtalten. Der Heil. Pachomius lebte vil Jahr in der Wuͤſten / gleich einem ſchoͤnen Berl in einer rauhen Muſchl oder Schallen / ware mehrer bekannt dem Himmel / als der Er - den / auch ſcheinte er ein vollkommener Abriß / vnd gantz aͤhn - liches Ebenbild eines Engels zu ſeyn / auſſer daß ihn der ſterb - liche Leib / als ein zerlumpter Vorhang verhuͤlte / nachdem er nun ein geraume Zeit in diſem ſtrengen Wandl verharꝛt / hat ihn endlich der fromme Vorwitz gekitzlet / zu wiſſen / wie weit er ſchon in den Verdienſten bey GOtt dem HErꝛn moͤchte kom - men ſeyn? welches dann ihme bald hernach ein Engel durch Goͤttlichen Befelch angedeut / wie daß er gleich ſeye einem Sackpfeiffer in nechſter Statt. Ein Sackpfeiffer mir gleich? er beym Tantz / ich beym Roſenkrantz / ich beym ſingen / er beym ſpringen / bey ihm lætare, bey mir miſerere, bey ihm Choreæ, bey mir Chorus, er mir gleich? ſoll dann Pfaffiſch vnd pfeif - fiſch gleich ſeyn? O GOtt! den Pfeiffer muß ich ſehen / hoͤren mag ich ihn nit / dann weil er ſo gut iſt / moͤcht er auch meinen Eremiten-Fuͤſſen ein hupffenden Gewalt anthun; gehet dem - nach der alt-erlebte H. Clauſner Paphnutius in die Statt / ſagt / fragt / wo ein Pfeiffer wohne / vilen hat ſolche Frag ein wunderlichen Argwohn erweckt / als welche hieruͤber nit wenigPars II. Ggeſtutzt /50Judas der Ertz-Schelmgeſtutzt / vnd ſich faſt geaͤrgert / daß diſer Wald-Bruder vmb Spilleuth vmbfrage / es ſtunde ruͤhmlicher / daß er an den letzten Poſannen-Schall / vnd nit an die Sackpfeiffen gedencke. End - lich vnd endlich hat er den guten Spilmann erfragt / vnd gleich anfangs ernſtlich außgeforſcht / wer er ſeye? wie ſein Wandl? was ſein Thun vnd Laſſen? diſer gab im̃erdar kein andere Ant - wort / als er ſey ein armer Teuffl / vnd zwar vor diſem ein Schelm in der Haut / ein Moͤrderer / ein Ehebrecher / ein Straſſenrauber / ein Bandit, ein Dieb / ein Petrophzki, ein Aſſaſin, ein nichts - nutziger Galgen-Vogl / anjetzo aber hab er ſich in etwas gebeſ - ſert / vnd gebe ein Spilmann ab. Dem H. Paphnutıo kam ſolche Litaney ſpaͤniſch vor / fragt demnach ferners gantz ernſt - lich / was er dann dermahl fuͤr ein Wandl fuͤhre? ich / mein H. Vatter / damit ich dir nichts verberge / ich gib ein Spilmann / einen Sackpfeiffer ab / ein anders Gewerb waiß ich nit zu trei - ben / auch gib ich nach meinem Vermoͤgen Allmoſen / vom Gu - ten waiß ich nit vil / weil ich erſt neulich von meinem laſterhaff - ten Leben abgeſtanden / auſſer eines / ſo ich offenhertzig bekenne; Mir begegnete einsmahls ein junge vnd wolgeſtalte Frau / welche bitterlich wainend die Haͤnd ober dem Kopff zuſammen geſchlagen / auß Urſachen / weilen ihr Mann vnd einiger Sohn / wegen groſſen Schuldenlaſt / in die Gefaͤngnuß gelegt worden / diſer hab ich mich alſobald erbarmet / ſelbige in die Statt beglai - tet / vnd auß hertzlichem Mitleyden ihr / zu Erloͤſung ihres Manns vnd Sohns / 600. Gulden geſpendirt / welches die Summa war meiner gantzen Haabſchafft / ſo bald ſolches der H. Vatter Paphnutius vernommen / iſt er mit naſſen Augen in diſe Wort außgebrochen: Ecce! ecce! ecce! das All - moſen geben hat dich alſo bey GOtt dem HErꝛn angenehm gemacht / daß du dermahlen mir in den Verdienſten gleicheſt.

Lobens vnd liebens werth iſt diſer Pfeiffer / vnd ſolcher pfeifft dir mein Reicher ein Liedl auff / darnach ſolſt du tantzen:Die51lobet das Allmoſen geben.Die Prediger laſſen offt von der Hoͤhe herunder etliche Liedl hoͤren / aber die vermoͤgliche Patzenhofer will das tantzen ſo gar nit ankommen / deren ſeynd maiſtens achte / das erſte gehet in Trippel / vnd haiſt: Seelig ſeynd die Armen / diß Liedl iſt den Reichen zu wider / als denen lieber iſt das guldene Kalb Aaronis, als der Ochs deß Krippels. Das andere geht et - was traurigs / vnd haiſt: Seelig ſeynd / die da wainen vnd Leyd tragen / diß iſt gar kein Tantz vor die Reichen / dann wo die guldene Sonn ſcheinet / iſt kein Zeit eines Re - genwetters; Das dritte gehet / vnd lautet gantz ſanfft: See - lig ſeynd die Sanfftmuͤthigen / diſe Sarabanda ſchme - cket den Reichen gar nit / dann wo lange Geltſaͤck / dort iſt man kurtz angebunden: Das vierdte haiſt / Seelig ſeynd die Hungerigen / diß iſt fuͤr die Reiche auch kein Weeg / dann wer gut Ungari hat / kan den Hunger leicht vertreiben. Das fuͤnffte haiſt: Seelig die eines reinen Hertzen ſeynd / vil Gelt in Haͤnden macht ſchwartze Finger / vnd vil Reiniſch macht wenig rein. Das ſechſte haiſt: Seelig ſeynd die Fridſamen / die mehreſten Rechtshaͤndl fuͤhren die Reichen / dann ſie haben dran zu ſetzen. Das ſibende haiſt: Seelig die Verfolgung leyden / das ſchickt ſich wol nicht fuͤr die Reichen / dann Gold macht hold / vnd haben diſe die mehreſte Freund / weil euch dann Reiche kein Liedl auß diſen gefallt / ſo pfeifft euch mein frommer Sackpfeiffer das achte / benanntlich: Seelig ſeynd die Barmhertzigen / das gehoͤrt fuͤr euch. Allo! bequembt euch zu tantzen / tantzt / daß es Fetzen gibt / ſo haben die Armen etwas zu einer Klaydung / tantzt / daß euch Saͤck vnd Beutl zerreiſſen / ſo haben die Armen etwas auffzu - klauben.

Zu einem Tantz gehoͤrt auch aigenthumlich / vnd maiſtensG 2ein52Judas der Ertz-Schelmein luſtiges Orth / dann in einer nidern Rauchſtuben / oder auff einer kothigen vnd ſumpffigen Gaſſen iſt gar wenig Freud beym tantzen. Dahero die jungen Toͤchter / vnd Hebreiſchen Maͤgd - lein / nach dem Undergang deß Koͤnigs Pharaonis im rothen Meer / auff einem annehmlichen ebnen vnd gruͤnen Waſen gantz froͤlich herumb getantzt / damit du dann auch dißfalls dein Begnuͤgen habeſt / ſo fuͤhr ich dich gar an ein ſchoͤnes Orth / all - wo man noch die Fußſtapffen ſihet vnſers HErꝛn vnd Hey - land ſelbſten / allwo er ein zimblichen Sprung gethan; diſer iſt der ſchoͤne Oelberg / vnweit Bethania, woſelbſt der HErꝛ JE - ſus / in Gegenwart Mariæ ſeiner wertheſten Mutter / Magda - lenæ, Marthæ, Lazari, vnd der zwoͤlff Apoſtl / in Himmel ge - fahren / auch alldar dergeſtalten ſeine heilige Fußſtapffen einge - truckt / daß ſolche noch auff heutigen Tag zu ſehen / vnd kan weder die Boßheit der Tuͤrcken / weder die Andacht der Chriſt - lichen Wolfahrter mit ſchaben vnd kratzen ſolche Fußſtapffen nit außloͤſchen / auch hat man dieſelbige / auff keine Weiß / mit Silber / Gold / oder Marmor koͤnnen bedecken / vnd als dieBeda de loc. ſan. cap. 7. gottſeelige Kayſerin Helena daſelbſt ein Kirchen aufferbaut hat / das Tach an dem Orth / wo der Heyland hinauff gefah - ren / durch kein Menſchlichen Fleiß noch Kunſt koͤnnen zuge - ſchloſſen werden.

Wolan Reicher / diſer Berg iſt ein ſchoͤnes vnd luſtiges Orth zu einem praͤfen Sprung / dann wilſt du rechtmaͤſſig wiſſen / warumb der Heyland eben auff diſem Berg in ſein Himmliſche Glory iſt auͤffgefahren / ſo hoͤr mich / er hat dir wol - len den Weeg zaigen / dann kein beſſerer Weeg / kein ſichere Bahn / kein gewiſſere Straſſen iſt nicht in Himmel / als von Oelberg / du verſteheſt mich ſchon / das Oel iſt noch allemahl ein Sinnbild der Barmhertzigkeit geweſen / alſo iſt geweſen / iſt noch / vnd wird allezeit bleiben die Barmhertzigkeit ein ſchnur - gerader Weeg gen Himmel.

Allegro dann! beym tantzen muß man auch juitzen / alſo juitz ich dir vor A. E. I. O. U. in Himmel kombſt du / wann duwirſt53lobet das Allmoſen geben.wirſt ſeyn / wie A. Alexander der Fuͤnffte / Roͤmiſche Pabſt / der faſt all ſein Einkommen vnder die Arme außgethailt / da - hero er oͤffter auß frommen Hertzen pflegte zu reden / er ſeye ein reicher Biſchoff geweſt / nachmahls ein armer Cardinal worden / nunmehr ſeye er ein bettleriſcher Pabſt. Wann du wirſt ſeyn / wie E. Eduardus Koͤnig in Engelland / der in damahligen Mangl deß Gelts ein guldenen Ring vom Finger gezogen / vnd den Armen geſpendirt. Wann du wirſt ſeyn / wie I. Io - annes Patriarch zu Alexandria, welcher alſo freygebig ware gegen den Armen / daß er ſich hoͤren laſſen / wann die gantze Welt ein Spital waͤre / ſo wolt ers erhalten. Wann du wirſt ſeyn / wie O. Oſwaldus der Koͤnig / welcher bey der Tafel ei - nen ſilbernen Becher zu Truͤmmern zerſchnitten / vnd ſolchen Stuckweiß den Armen außgethailt. U. Wann du wirſt ſeyn / wie Ubaldus, der auch das Bißl Brodt wider auß dem Maul genommen / vnd den Armen geben.

A. E. I. O. U. in Himmel kombſt du / wann du wirſt ſeyn / wie A. Amadæus in Sabaudia, E. Eliſabeth in Hun - garn / I. Ioannes Dei in Italia, O. Odila in Sicilia, U. Udal - ricus in Schwaben / lauter heilige Allmoſengeber.

Bey diſer nur gar zu uͤppigen Welt wird faſt niemah - len ein Tantz vorbey gehen / allwo nicht Weiber vnd Jung - frauen ſich einfinden / damit auch dergeſtalten du kein Unwillen faſſeſt / ſo fuͤhr ich dir ein Jungfrau / vnd ein Weib zu.

Nachdem GOtt der Allmaͤchtige den Adam erſchaffen / vnd wahrgenommen / daß diſer Menſch moͤchte melancholiſch werden / auß Urſachen / weil niemand beyhanden ware / mit dem er konte Geſellſchafft / Geſpannſchafft vnd Freundtſchafft pfle - gen / alſo hat er in ſeinem Goͤttlichen Rath beſchloſſen / ihme ein Mit-Conſortin beyzuſchaffen / benanntlich die Eva, Ada - mus aber muſte hierbey ein freygebiger Spenditor ſeyn / dann zu Formirung diſer ſo edlen Jungfrauen hat er ein Rippen von ſeinem Leib hergeben. Damit aber der Allmaͤchtige GOtt zai - ge / daß man ihme nichts gebe / welches er nit uͤberhaͤuffig be -G 3zahle /54Judas der Ertz-Schelmzahle / alſo hat er deſſen erſten Weltpfleger vor ſeine Rippen / vnd krumpes Bain das beſte Fleiſch geben / replevit carnem pro ea, gibt alſo die Formirung diſer ſo edliſchen Jungfrau Eva Sonnenklar an Tag / wie GOtt ſo reichlich vergelte / wann man ihm durch das Allmoſen etwas mitthailt / fuͤr ein kalten Trunck Waſſer belohnt er dich / fuͤr ein Stuͤckl Brodt bezahlt er dich / fuͤr etliche Loͤffel Suppen bereicht er dich nicht allein zeitlich / ſondern auch ewig / gibſt ihm das Zeitliche / ſo gibt er das Ewige / gibſt ihm das Jrꝛdiſche / ſo gibt er das Himmliſche / gibſt ihm das Zergaͤngliche / ſo gibt er dir das Jm - merwehrende / haiſt das nit bezahlt: Der Jacob bekombt fuͤr das Linſenkoch die Primogenitur, oder die Majoraſco, das haiſt die Linſen theur anworden / GOtt gibt dir fuͤr etliche Pfenning ein guldene Cron im Himmel / das haiſt ſein Gelt noch beſſer anworden. Waiſt du / warumb die arme Bettler gemainiglich ſich bucken / ja maiſtens gantz bucklet daher gehen? ſihe / die Gaſſen-Bueben haben diſe allbekannte Gewonheit / wann ſie gern ein Garten-Confect naſchen wollen / der Baum aber ihnen zu hoch / ſo ſagt einer zum andern / geh mach mir ein Bock / knyet alſo einer nider / deſſen Rucken dem andern fuͤr ein Laitter dienet: derenthalben gehen die arme Bettler gemai - niglich bucklet daher / oder bucken ſich vor deiner / als wollens dir ein Bock machen / damit du in Himmel ſteigeſt.

Es haͤtte der Allmaͤchtige GOtt gar leicht den Prophe - ten Daniel in der Loͤwen-Gruben durch die Raaben / wie den Elias, koͤnnen ſpeiſen / oder durch die Engel / oder haͤtte gar wol ihme ein Manna oder Himmelbrodt / wie den Iſraëlitern / von Himmel koͤnnen ſchicken / hat es aber nit gethan / ſondern den Habacuc laſſen beym Schopff nemmen ſambt der Pfannen voller Koch / vnd laſſen nacher Babylon tragen / damit fein ein Menſch dem andern helffe. Alſo konte der Allmaͤchtige gar leicht machen / daß kein einiger Bettler / oder armer Menſch in der Welt waͤre / er konte gar leicht alleſambt reich vnd maͤchtig machen / hat aber deſſentwegen Reiche vnd Arme erſchaffen /damit55lobet das Allmoſen geben.damit der Reiche dem Armen zu Huͤlff komme / vnd damit der Arme den Reichen in Himmel helffe / dann aigenthumlich ge - hoͤrt der Himmel fuͤr die Allmoſengeber; haſt alſo mein A - dams-Kind von der erſten ehrſamen Jungfrauen Eva ſatt - ſamb zu lehrnen / wie GOtt ſo reichlich das fromme ſpendiren belohnet / iſt es aber Sach / daß du noch nit allerſeits begnuͤgt biſt / ſo fuͤhr ich dir zum Tantz nit allein beſagte Jungfrau / ſon - dern auch ein Weib / aber mit Gunſt gar ein Alte.

Vor etlich Jahren ſeglete ein groſſes Schiff mit gar guͤn - ſtigen Winden / vnd fridſamen Flocken auß Holland uͤber das hohe Meer nacher Venedig / als nun ſolches reich-beladenes Schiff vnweit der beruͤhmten Statt Venedig ſich befunden / hat ſich gantz vnverhofft ein groſſe Ungeſtuͤmme erhoben / der Himmel machte ein finſteres Geſicht / der Wind fangt an zu brummen vnd ſauſen / das Meer erwachſte dergeſtalten in die vngeheure Wellen / daß es ſich bald auffgebaͤmbt wie Berg vnd Buͤhel / bald wider in die Tieffe deß Abgrunds geſtigen / es ſpilte der ergrimbte Neptunus mit dem Schiff / als mit einem Ballen / vnd alſo ſtunde der entſetzliche Undergang maͤnniglich vor Augen / welches ſattſamb auß den entblaichten Angeſich - tern / vnd auß Forcht faſt entſeelten Leuthen im gantzen Schiff abzunemmen war / in ſolcher aͤuſſerſter / vnd vor Augen ſchwe - bender Lebensgefahr iſt der Schiffleuth einige / ob zwar ſehr windige / Hoffnung noch geſtanden in Außlaͤhrung deß Schif - fes / wie dann alle vnd jede / ohne einige Widerred / das ihrige in das tobende Meer hinauß geworffen / da ware zu ſehen / wie ſchleunig vnd vnverzuͤglich diſer Kauffmann ſo vil hundert Ballen Engliſch Tuch / ein anderer groſſe / ſchwaͤre Vaß mit dem theuren Gewuͤrtz / der dritte in die 400. Zentner Toback hinauß geworffen / vnder andern war ein alte Frau / welche be - reits 88. Jahr / 8. Month / 18. Taͤg / 8. Stund / 28. Minu - ten alt geweſen / diſe hat ein ſehr groſſe Truhen / voll mit Silber vnd ſtattlicher Jubilir-Wahr / ſelbſt aigenhaͤndig hinauß keyt; warumb diß mein alte / kalte / rotzige / roſtige / hueſtige / wueſtigeMutter?56Judas der Ertz-SchelmMutter? warumb thuſt ſo herꝛliche / ſtattliche / theure / ſchoͤne / koͤſtliche / kuͤnſtliche Wahr hinweck werffen? darumb mein Pa - ter, damit ich mit dem Leben darvon komme; wie lang hofft ihr noch / mein Mutter / zu leben? gleichwol / ſagt ſie / noch 4. oder 5. Jahr / ey du alter Zabulon, daß dich der / wegen 4. oder 5. muͤheſeeligen / arbeit-vollen vnd trangſeeligen Jahren wirffſt du ſo vil weck / vnd das ewige Leben zu gewinnen / gibſt nit ein Haller den Armen / daß dir der Geitz-Teuffel ſchneitz / du ge - ſchmierbter Kerrauß. Thuſt du den beſten Schatz / Silber vnd Gold hinweck werffen / damit du noch wenig Jahr lebeſt / da doch ſolches zeitliche Leben ſchier kein Leben zu nennen / war - umb ſollſt du / du vnd er / er vnd mehr / alſo karg ſeyn / vnd nicht etwas / will nicht begehren das beſte / hinweck werffen / in die Schoß vnd Hand der Armen / damit du ewig lebeſt / ewig le - beſt. O GOtt! deſſen biſt du vergwiſt / wann du der Armen nicht vergiſt / nun huy Alte / draͤh dich wol herumb / vnd tantz eins / wie dir der David mit der Harpffen auffſpilt: Beatus, qui intelliglt ſuper egenum, ſeelig / der ſich der Armen an - nimbt / Allo! hurtig mein alte Henn / ſonſt lehrnt dich der Fuchs tantzen.

Auß dem vralten Fuchſiſchen Stammen-Hauß war ein Graf / welcher der Freygebigkeit alſo zugethan / daß er ſein mai - ſte Haabſchafft vnder die Leuth außgethailt: Als ſolcher eineſt von Catalonia nacher Hauß kehrte / iſt er dergeſtalten vnder - wegs von den Leuthen geplagt worden / daß er alles / was er bey ſich hatte / hinweck geben / auſſer deß Maulthiers / auff dem der Alte hergeritten / indeme aber einer ſo gar auch die Sporꝛn / weil ſonſt nichts mehr uͤbrigs / inſtaͤndig verlangt / iſt der liebſte Herꝛ alſobald da / ſtreckt den Fuß von ſich / vnd biet ihm denPetrarcha de Jocis. verlangten Sporꝛn dar / bitt aber anbey / daß ihm einer / vmb richtige Bezahlung / moͤchte treiben biß nach ſeiner Herꝛſchafft Fuchs / weil er je der Sporꝛn Huͤlff muſt entboͤren.

Wer klopfft? ein Bettler / es iſt nichts da: iſt nichts da? du halteſt ſolche Mahlzeiten / worbey der Vitellius ſelbſtkonte57lobet das Allmoſen geben.konte verlieb nemmen / von dem doch glaubwuͤrdig außgeſpren - get wird / daß er gantze Richt von Voͤgl-Hirn / gantze Schißlen von Jndianiſchen Spatzen-Zungen / gantze Trachten von A - ſiatiſchen Fiſchrogen hab laſſen auffſetzen / vnd nachdem ergnug die Wampen / wie einen Wander-Rantzen angefuͤllt / hab er mit dem Finger dem Magen die Widergaab anbefohlen / vnd ein Staffete nacher Speyer geſchickt / damit er nachmahls wi - der freſſen moͤge. Antonius Geta ſolle / wie man ſchreibt / alle Mahlzeit die Speiſen nach dem ABC laſſen aufftragen / be - nanntlich beym A. lauter A. Andten / A. Auſtern / A. Aa - len / ꝛc. vnd alſo fortan nach allen Buchſtaben / worunder doch das S. der beſte ware: Deine koſtbare Mahlzeiten bißhero ſeynd nit vil minder geweſt / dann man halt es dermahlen ſchon fuͤr Saͤuiſch / wann man etwas Kaͤlbernes auff die Tafel brin - get / da doch der Patriarch Abraham die Engel nit anderſt tra - ctirt. Anjetzo taugt das gebrattene Kitzl deß groſſen Iſaacs nur auff ein Bauern-Hochzeit / der Zeiten nennt mans nur ein ſaubers Tractament, wann es wild hergeht / wo nemblich allerley Feder-Wildpraͤt die Tafel ſpicken / vnd ſchnadert man nicht lieber / als bey gebrattenen Haglgaͤnſen / Trapgaͤnſen / Leffelgaͤnſen / Schneegaͤnſen / Meergaͤnſen / Kropgaͤnſen / ꝛc. GOtt vermainte / er habe / waiß nit wie herꝛlich / die Iſraëliter gehalten / als er ein Menge der Wachtlen diſen murreriſchen Galgen-Voͤglen zugeſchickt / aber dermahlen iſt dein Tafel weit daruͤber / vnd halteſt du es fuͤr ein Quatember-Tiſch / wann dir nit die gebrattene Diſtelfincken / Flachsfincken / Kirſchfincken / Buchfincken ins Maul fliegen / NB. warumb nit auch Miſt - fincken? man tragt in einer ſolchen Menge bey dir auff / daß auch jener Tuͤrckiſche Commendant Scanderbegg zu Poſſe -Zeiler 266. ga, welcher alle Tag ein gantzen gebrattenen Hammel oder Ca - ſtraun verzehrt / mit einer Schißl ſich kont betragen.

Wer klopfft? ein Bettler / es iſt nichts da / iſt nichts da? deine Kaͤſten hangen voller Klayder / vnd iſt gleichſamb deß Teuffels ſein Quarda Robba; Der Samſon hat ſeinePars II. HFuͤchs58Judas der Ertz-SchelmFuͤchs gar genau gezehlt / es iſt ein groſſe Frag / ob du deine Beltz kanſt zehlen / der Zwiffel hat vil Deckmaͤntel / aber du weit mehrere / der Krumpſchnabel veraͤndert ſeine Federn alle Jahr zweymahl / du aber ſchier alle Tag / vnd ſchleicht kein Wochen hin / wo nicht neue Modi-Klayder vnd Nodi-Klayder ins Hauß kommen / da haiſt es wol / non eſt modus in rebus; deine Finger klecken nit fuͤr die Zahl deiner Klayder / ein Hauß - klayd / ein Raißklayd / ein Sommerklayd / ein Winterklayd / ein Fruͤhlingsklayd / ein Herbſtklayd / ein Kirchenklayd / ein Rathklayd / ein Hochzeitklayd / ein Galaklayd / ein Klagklayd / ein Feyrtagklayd / ein Werchtagklayd / ein Oberklayd / ein Underklayd / ein Wetterklayd / ein Strapacirklayd / ein Spa - nierklayd / Holla! auch ein Narrenklayd fuͤr die Faßnacht / ꝛc. Elias hat mit einem Mantel nit koͤnnen in Himmel fahren / wo wirſt du mit ſo vil Klaydern hin? Deß reichen Praſſers ſein Purpurklayd wird dermahlen außgelacht / dann es muͤſſen weit mehrere vnd neuere Farben auff die Bahn kommen / vnd muß ſich die Seiden auff Vertumni-Arth in alle Geſtalten ſchicken. Hoch-Jndianiſch Zorn-Leibfarb / das iſt ein frembde Farb / Cyprianiſch Tauben-Halßfarb / das iſt ein neue Farb / Arabiſcher Cypreſſen-Rinden-Haarfarb / das iſt ein rare Farb / Elſaſſiſche Rubenſchaͤllen halb Aurora-Farb / das iſt ein an - genehme Farb / Lucerniſcher Hoſenfalten-Dunckelfarb / das iſt ein theure Farb / der ſchoͤne Regenbogen ſelbſt iſt nit ſo vilfaͤr - big / wie der Zeit die Klayder.

Jenes Weib im Evangelio hat ihr Heyl an dem SaumMarc. 6. der Klayder Chriſti geſucht / vnd gefunden / der Zeit findt man das groͤſte Unheyl an dem Saum der Chriſten-Klayder / wo nemblichen die theure Spitz manchen ſein Seelenheyl auff ein Spitz ſetzen / ja gar ins ewige Verderben bringen. Glaubt mir / die Suͤnd hat im Paradeyß bey der Roſen die Spitz auff - gebracht / aber glaubt beynebens / der Teuffel habe bey der Ro - ſina, Roſalia, Roſimunda die Spitz erdacht. Jhr lacht mich auß meine Weiber / vnd ſpoͤttlet / als haͤtte man diſe meinSchreib -59lobet das Allmoſen geben.Schreibfeder einem Gimpl außgerupfft / aber ich will dazumahl auch nit Abraham, ſondern Iſac, id eſt, Riſus, ſeyn / wann euch GOtt wird vorrupffen die theure Berl-Ketten vmb euren Halß / wormit ihr ſo vil arme Leuth haͤttet koͤnnen erhalten / wann euch GOtt wird vorwerffen die koſtbare Geſchmuck vnd Edlgeſtain / mit welchen / ihr ſtainreiche Leuth / ſo manchen blut - armen Menſchen haͤttet koͤnnen zu Huͤlff kommen / wann euch GOtt in das Geſicht wird ſagen / daß eure Klayder in Kaſten verſchimplet / verfault / wie bey dem Koͤnig Sedecias, vnd vonJerem. 28. c. Schaben durchbohrt worden / vnderdeſſen hab er muͤſſen auff der Gaſſen halb nackend daher gehen. Wie wird es euch haicklichen Creaturen ankommen? wann ihr vor der geſamb - ten Welt muͤſt anhoͤren / ite maledicti, gehet hin in das ewige Feur / dann ich bin nackend vnd bloß gewe - ſen / vnd ihr habt mich nit beklaydt.

Wer klopfft? ein Bettler / es iſt nichts da / iſt nichts da / ſagſt du? Pharao iſt ſambt den Seinigen im rothen Meer ertruncken / du thuſt dich alle Wochen oͤffter als einmahl im Wein volltrincken. Noë hat nur einmahl / vnd zwar vnvor - ſetzlicher weiß ein Rauſch gehabt / du aber alle Tag: Der Loth hat einmahl / ſo vil man waiß / ein Haupt-Zinnober geſoffen / du weit aͤrger; Die maiſte Soldaten deß Gedeon haben ſich auff die Wampen gelegt / vnd nach Genuͤgen Waſſer getrun - cken / du halteſt fuͤr allemahl deinen Bauch fuͤr ein Bachum, deſſen Underbeth ein Weinvaß: iſt alſo bey dir allzeit das Woͤrtel Sitis, welches hinderſich vnd fuͤrſich gleich geleſen wird: Du biſt nit beſſer / als jener Weinſchlauch / welcher ſich alſo mit October-Safft uͤberhaͤufft / daß er bey naͤchtlicher Weil per in - directum daher geſtolpert / biß er bey einem Hauß / vmb weil das obere Gewicht zu ſchwaͤr / zu Boden gefallen / vnd alſo auff dem Rucken mit ginnendem Maul ligend gebliben / wol ein off - ner Suͤnder / vnd weil dazumahlen die Tachtropffen in das auff - geſperꝛte Orificium, vnd offne Freßgewoͤlb eingerunnen / hatH 2der60Judas der Ertz-Schelmder uͤberwainte Phantaſt nit anderſt vermaint / als ſchuͤtt ihm ſein Sauff-Cammerad den Wein ein / weſſenthalben er mit lalletzter Zung auffgeſchryen / nit / nit / mein Bluder ſey kein Mnarꝛ / ich ab ſchon gndug zoffen. O Beſtia!

Jn dem Evangelio ſteht zwar / vnd mit feſter Warheit / daß einer ein Sohn habe erzogen / welcher von boͤſen Feind al - ſo Mondſichtig gemacht worden / daß er bißweilen ins Feuer / vnd oͤffter ſich ins Waſſer geſtuͤrtzt / diſen hat vnſer HErꝛ ex pleno curirt. O mein GOtt / mancher hat weit ein gefaͤhr - lichern Zuſtand / vom Waſſer zwar hat er wenig Gefahr / aber im Wein erſaufft / erſaufft er gewiß vnd wahr / in ſeinem Bre - vir iſt niemahlen de Feria, vnd wann ſchon auff allen Seiten die Sonnen ſcheint / ſo iſt bey ihm naß Wetter. Ein Kellne - riſcher / vnd nit ein Coͤllneriſcher Poët macht diſen vngereimb - ten Reim / ede, bibe, lude, in feſto Simonis & Judæ, aber bey manchen trifft das Liedl nit zu / weil faſt alle Tag / oder we - nigiſt oͤffter in der Wochen / er ſein Lager zu Kandlberg auff - ſchlagt / wann ſolcher / vermittlſt eines hoͤfflichen Ladſchreiben / auch zu Cana Gallilææ, als ein Gaſt waͤre auff der Hochzeit geweſt / ſo haͤtte wol zeitlicher / als dazumahlen geſchehen / der Wein die Schwindſucht bekommen. Wie offt iſt bey dir das ſauffen / daß dir die Haar geſchwuͤllen / wie die halbjaͤhrige Bim - ſenſtauden / wie offt iſt bey dir das ſauffen / daß dein Naſen her - ſicht / als waͤr es von Zimmermann mit Roͤthel gemeſſen wor - den / wie offt iſt bey dir das ſauffen / daß deine Augen gleich ſeynd einem paar alten angeloffenen Brillen eines 70. jaͤhrigen Nadlmachers / wie offt iſt bey dir das ſauffen / daß dein Geſicht ein Copey ſcheint eines Preuſſeriſchen Leders / jedoch in ſchlechten Preyß. Wann ſolt von einem Lampl ein Sau geworffen wer - den / waͤre es ein ſolches Wunder / daß man es in offentlichen Schrifften vnd Buͤchern lautbar allenthalben machen thaͤt / vn - derdeſſen iſt nichts neues / daß du dich beym weiſſen Lampel alſo anpleperſt / daß du von dannen nit anderſt kombſt als ein Sau / Sau-voll / nit vil beſſer / als jener Bebrius, ebrius, der wegenuͤber -61lobet das Allmoſen geben.uͤbermaͤſſiges Wein ſauffen im Koth gelegen / vnd beynebens auß dem Saumagen ſolches Spott-Confect fail botten / daß hierzu niemand / als gerießlte vnd geperſchte Kauffer ſich ein - gefunden / vnd als eine dergleichen Meſt-Sau zu hart vmb das Maul verfahren / alſo iſt dem Sau-Narren eingefallen / er ſeye vnder den Haͤnden deß Barbirers / derenthalben uͤberlaut auff - geſchryen / Maiſter Sigmund gemach / gemach / vnd machts fein ſauber: O Sau-ber! Zum uͤbermaͤſſigen ſauffen iſt genug da / vnd fuͤr die Armen iſt nichts da / Holla! du biſt nit beſſer als der reiche Praſſer / welcher auch in ſauſen vnd prauſen deß armen Lazari vergeſſen / dein Grab wird alſo ſeyn in der Hoͤll / mein Geſell / ite in ignem æternum.

Es iſt nichts da / iſt nichts da? ſagſt du / was koſten dich deine vnverſchambte vnd vngezahmte Buelſchafften allent - halben? ſag her; Der verlohrne Sohn / diſes liederliche Buͤr - ſchel hat mit dergleichen Gefluͤglwerck das ſeinige dergeſtalten anworden / daß er nachmahls das Brodt nicht mehr zu beiſſen hatte / vmb weil er dem Fleiſch zuvil nachſetzte / dann poſt diem Veneris, kombt gemainiglich der Sabbath, oder Feyrabend in den Geltbeutl. Die ſchlimme vnd gewiſſenloſe Bruͤder haben ihren Brudern Joſeph in ein alte Ciſtern geworffen / da iſt wol dem Alt-Vatter Jacob ſein Hoffnung in Brunn gefallen / nachgehends aber hat ſie der Geltgeitz angefochten / dann ſie ih - ren Brudern vmbs Gelt den Iſmaëlitern verkaufft / vnd zu Verbluͤmlung ihrer Unthat / haben ſie deß Joſephs langen Rock in ein Bocksblut eingedunckt / in ſanguine hœdi, vnd dem Vatter alſo uͤberbracht.

Der alte Hanß beym vndern Waſſerthor hat 3. Kinder / den er kuͤmmerlich das Brodt ſchaffen kan / dann ſein gantzes Gewerb beſtehet in dem / daß er Keffich vnd Vogl-Haͤußl machet / auch die gelbe Stoͤfften / vnd hoͤltzerne Naͤgel fuͤr etli - che Schuehmacher ſpitzet / moͤcht ſeyn / daß ihm ins kuͤnfftig auch das Beſenbinden von hocher Obrigkeit verwilliget wurde / iſt alſo ſein Einkommens ſehr klein vnd gering / gleichwol ſein groͤſ -H 3ſere62Judas der Ertz-Schelmſere Tochter ziecht daher / als wie ein halb-nobilirte Jungfrau / ſie tragt ein ſtattlichen Rothtobinen Rock / anbey ein ſeidenes Neckerfarbes Mieder; woher diß? wilſt es wiſſen / bey diſem Rock iſt ein Bocksblut / du gailer Bock / biſt Fundator uͤber di - ſe rothe / aber nit ſchamhaffte Miſtkrippen; Joſeph hat ſein Mantel gelaſſen in den Haͤnden einer ꝛc. jedoch mit ſeinem Nutzen / du muſt diſer vnd diſer wol oͤffter ein Klayd in die Haͤnd werffen / aber mit deinem Schaden. Die H. Schrifft ſagt / das erſte Weib ſey auß einer Rippen / ſo auff Lateiniſch Coſta haiſt / formirt, das muſt du glauben; daß aber bey ſchamloſen Weibern auch ein Coſta, oder koſten ſeye / daß will ich auch glauben. Was koſten dich die ſchoͤne Zeug? was koſten dich die ſchoͤne koſtbare Spitz? was koſten dich die ſtattliche Baͤnder? was koſten dich die ſchmeckende Hand - ſchueh? was koſten dich die Neue Jahr? die Oſter-Ayr? was koſten dich die hoch - vnd wol-tugendſame Sc. Kuplerin? rath / raith / vnd redt.

Das Goͤtzenbild Dagon, welches halbenthail Fraͤule / hal - benthail Fiſch ware / haben die Philiſtæer auff alle maſſen ver - ehrt / auff die Knye nidergefallen / die Haͤnd auffgehebt / aber das war noch nit genug / ſie haben muͤſſen opffern auch; Diſe vnd jene / welche nicht halbenthail ein Jungfrau / ſondern mit Ehren zu melden / ein gantze H. complementireſt du wie ein Goͤtzenbild / dein auffwarten muß embſiger ſeyn / als deß Ja - cobs vmb die Rachel, aber das nit allein / es muß das Opffer auch darbey ſeyn / dann ſolche Fratzen koſten Batzen / ſolche Za - ſchen laͤhren die Taſchen / ſolche Goſchen wollen Groſchen / ſol - che Bilder koſten Silber / ſolche Wahr will Denar, ſolche Kuͤttl brauchen Mittl. Dem Salomon werden ſeine 700. Weiber / vnd 300. Concubinen was koſt haben / er war aber reich / dir gehet auch ein zimbliches auff wegen ſolcher Aaß / vnd iſt nichts da fuͤr die Armen? dem Buel-TeuffelAſmo -63lobet das Allmoſen geben.Aſmodæo gibſt du / deinem wahren Heyland JEſu verſagſt du? Ito maledicte, gehe hin du Verdambter.

Es iſt nichts da / iſt nichts da? ſihe ich doch ein gan - tze Roß-Proceſſion auß deinem Stall hervor tretten / deren maiſte ſcheinen / als waͤren ſie dem beruͤhmten Klepper Buce - phalo, als deß groſſen Alexanders wehrtiſten Reittpferdt / be - freundt / welchem er zu Ehren vnd ewiger Gedaͤchtnuß gar ein Statt erbaut / vnd ſelbige nach ſolchem Roß-Nahmen genen - net / die mehreſte diſer deiner Pferdt ſeynd vnmuthig / vnd wird nit ein geringer Unkoſten auff dero Underhalt angewendt. Jch ſihe ein ſolche Menge Hund / Waſſerhund / Spurꝛhund / Jag - hund / Budlhund / Suchhund / Taxhund / ꝛc. daß einem moͤcht einfallen / Actæon habe bey dir einlogirt: ich ſihe poſſirliche Affen / ſpilende Meerkatzen / geſchwaͤtzige Pappagey / laͤcherli - che Fabian, Jndianiſche Raaben im Fenſter herumb ſteigen / es ſchwoͤrte einer / diſe Behauſung waͤre ein Copey von der Ar - chen Noë. Alle diſe werden ernehrt / geſpeiſt / geaͤtzt / gemeſt / verſehen / verſorgt mit Speiſen / vnd der arme Menſch leydet Hunger. Der Arme / welcher Chriſti Perſohn vertritt / hat nichts zu zehren / der Arme / welcher nach dem Ebenbild GOt - tes erſchaffen / wird nit vnderhalten.

Jener / ob ſchon laſterhaffte Sardanapalus zu Ninive auff die ernſthaffte Predig deß Propheten Jonæ, laſt vnver - zuͤglich ein offentliches Edict außgehen / es ſolle Vieh vnd Menſchen faſten / homines & jumenta non guſtent quic -Jon. c. 3. quam. Warumb aber das Vieh? ſollen dann Ochs vnd E - ſel auch koͤnnen gute Werck uͤben? nicht derenthalben / ſondern Sardanapalus hielt es fuͤr vngereimbt / wann die Menſchen ſollen faſten / vnd das Vieh / welches weit minder vnd weniger iſt / ſoll eſſen.

Aber in deinem Hauß / in deinem Pallaſt haiſt es / die Thier ſollen eſſen / vnd die Menſchen faſten / dann Pferdt vnd anders Vieh wird ſorgfaͤltigiſt gefuͤttert / vnd die arme Leuth / betrangte Bettler / elende Menſchen / auß Mangl der Lebens -Mittl /64Judas der Ertz-SchelmMittl / muͤſſen faſten / ſo iſt dann der Ninivitiſche Sardanapa - lus vnd laſterhaffte Koͤnig noch beſſer als du / als der / als die.

Wie offt hoͤrt man auch das gemaine Liedl / Schweſter / wo fahrſt du heut hin? heut iſt die Geſellſchafft bey dem von Voppenberg / morgen / wie ich hoͤr / ſolls ſeyn bey dem von Luſthauſen / uͤbermorgen wird die von Schertzthal ein Meren - da halten / vnd darbey auch ein Spil / auff meinem Saͤckel / ein Zeit her / hat mir das Gluͤck nit favoriſirt, ich vermain / ich ſeye mit dem Rucken gegen dem Mondſchein geſeſſen / aber ich wags heut wider / mein Herꝛ muß ſich doch in nechſter Kindel - beth wider mit 100. Ducaten einſtellen / ſo / ſo / nit anderſt / ſi, ſi, auff ſolche Weiß koſt die papirene Recreation ein ehrliches. Es iſt mir bey meinem Gewiſſen bekannt / daß ein Kammer - Jungfrau nur in einem Jahr in die 64. fl. vmb die Karten auß - geben / dergleichen Spilanetl zu contentiren. Dem Abſa - lon hat ein Aichbaum bey ſeinen goldgelben Haaren ertapt / einer manchen Dama Gold vnd Silber erwiſcht oͤffter der Ai - chelbueb / ſonſt cum pleno titulo Pamph[e]li genannt / ſagt nun mehr / es ſeye nichts da / wiſſet / vnd merckts fein wol / das Gelt / welches ihr ein Jahr durch ſo liederlich durch das Spil verſchwendt / iſt faſt ſo vil / als den Armen geſtohlen / das iſt zwar grob geſagt / aber doch wahrgeſagt. Der jenige H. Leh - rer / welcher in der Wuͤſten mit einem Kißlſtain ſo ſtarck auff die Bruſt geſchlagen / verſetzt euch auch ein gutes auff das Hertz /S. Hier. l 2. Ep. 14. ad Paul. wanns Fiſchbain nicht auffhalt / indem er ſpricht: Non ſunt tua, quæ poſſides, ſed diſpenſatio tibi credita eſt. Was du uͤber dein Stand vnd Nothdurfft beſitzeſt / gehoͤrt dir nicht zu / kanſt derenthalben mit demſelben nit ſchaffen nach deinem Willen vnd Wolgefallen / ſondern GOtt hat es dir anver - traut / damit du es den Armen ſolſt mitthailen.

O was Anzahl der Menſchen wird derentwegen jenen er - ſchroͤcklichen Beſchaid vnd Abfertigung / am Tag deß Zorns / von dem gerechten Goͤttlichen Richter / in beyſeyn aller Außer - woͤhlten vnd Engliſchen Heerſchaaren / bekommen / Ite, gehethin /65lobet das Allmoſen geben.hin / O Wort / entſetzlicher als ein Donnerkeil! Ite, gehet hin / O Wort / darob alle Glidmaſſen erzittern! Ite, gehet hin / O Wort / woran auch der feſte Erdboden erbebet / gehet hin ins ewige Feur / ewige / ewige / dann ich bin hungerig ge - weſt / ihr habt mich nicht geſpeiſt / da doch mehrmahl der Uber - fluß auff eurer Tafel ſtunde. Jch bin durſtig geweſt / ihr habt mich nicht getraͤnckt / indem doch oͤffters der uͤberfluͤſſige Wein / in allerley Farben / eure Credentzen uͤberſchwembt. Jch bin nackend geweſt / ihr habt mich nit beklaydt / da doch eure Klay - der dem Schaben zu einer Beuth worden. Jch bin beduͤrfftig geweſen / ihr habt mir nichts dargeſtreckt / da vnderdeſſen eure Spiltiſch / Spilbeutl / Spilkaͤſten das meinige verzehrt / gehet hin / ite.

O Pater, diſer Herꝛ bettet ſo embſig / daß ihm das Maul ſtaubet / diſe Frau gehet niemahl auß der Kirchen / es ſeye dann / ſie habe bey einem jeden Altar ein Meß gehoͤrt / ſie iſt in allen Bruderſchafften einverleibt / vnd hangen ſo vil Taͤferl vmb ihr Beth / als zu Zell in Steyrmarckt / oder zu Alten-Oetting in Bayrn; diſe Dama nimbt ein gantzen Sack-voll Buͤcher in die Kirchen / daß es auch einem Muͤllner-Eßl zu tragen ſchwaͤr fallte / kein H. Ablaß iſt nit / welchen ſie nit mit Jnbrunſt em - pfanget / wol fromme Leuth alle beyde / allein etwas kargs ſeynd ſie / vnd da ein armer Bettler vmb etwas anhaltet / ſo iſt nichts da. Ach diſe / ob ſchon deiner Mainung nach / Heilig - maͤſſige / auch diſe werden Kinder ſeyn deß Verderbens / wer - den ſambt andern in den Abgrund der Hoͤll ſteigen / werden von JEſu Chriſto verſtoſſen werden / weil es auch den fuͤnff Jungfrauen keinen Nutzen gebracht / da ſie mit der Lilien der Jungfrauſchafft geprangt / entgegen aber das Oel der Barm - hertzigkeit gemanglet. Es laſſen ſich die Wort deß H. JacobiJacob. 2. v. 3. nit anderſt außlegen / als wie ſie lauten: Es wird ein Gericht ohne Barmhertzigkeit uͤber den ergehen / der nit Barmhertzig -Pars II. Jkeit66Judas der Ertz-Schelmkeit geuͤbt hat / ſeynd alſo alle andere gute Werck / ohne die Barmhertzigkeit / wie ein Leib ohne Hertz / wie ein Hertz ohne Leben. Der H. Caſtor, am Ufer deß groſſen Fluß Moſel / bittet die Schiffleuth vmb ein wenig Saltz / indeme ein gantzesIn Act. Bollandi tom. 2. mit Saltz beladenes Schiff am Geſtadt ſtunde / weil ſie ihme aber ſolches gewaigert / iſt das gantze Schiff zu Grund gangen / die Straff gehet noch hin.

Der H. Senanus bittet bey einem Fuͤrſtlichen Geſchloß vmb ein kleines Mittagmahl / weil ihm aber die vngeſchlachte Bediente ſolches rund abgeſchlagen / dahero ſeynd alle SpeiſenCalgan. in vit S. Se - mani. bey der Fuͤrſtlichen Tafel augenblicklich verfault / vnd der Wein in ein ſtinckendes Pfitzenwaſſer verkehrt worden.

Von dem bekannten Edlmann in Schwaben / Nahmens Richberger / begehrten die arme Leuth / bey groſſer Hungers - noth / vmb ihr paares Gelt ein Trayd / welche er aber vnbarm - hertzig abgewiſen / der Hoffnung / das Trayd ſoll noch in hoͤ - hern Werth ſteigen / es hat aber der gerechte GOtt allerley ſchwartze Ochſen (vermuthlich ſeynd es Teuffel geweſt) in denDelri. l. 3. quæſt. 7. diſquis. Stall geſchickt / die das Trayd gaͤntzlich verzehrt / worvon der reiche Tyrann in ein Unſinnigkeit gerathen.

Ein geſparꝛſamer Normanier verbuͤrgt das Trayd bey harter Theurung / der Mainung / er moͤcht es noch beſſer an - wehren / hat aber erfahren / daß ein vnzahlbare Menge der Maͤuß nicht allein den Traydboden / ſondern ſein ſelbſt aigene Perſohn gantz vngeſtimm angefallen / jaͤmmerlich zerbiſſen / bißIoan. Bo - nifac. lib. 3. c. 8. er ſich durch ein Geluͤbd zu der Mutter GOttes errettet hat; auch diſe Rach gehet noch hin.

Der geitzige Biſchoff Walterus hat gedulten muͤſſen / daß ſein gantzer Traydkaſten mit Krotten vnd Schlangen an -Odori Cu - ſan. 1234. gefuͤllt worden / vmb weil er den Armen nit iſt beygeſprungen. Diſe Straff iſt noch nicht die groͤſte.

Ioan Ge - brand Carm. l. 29.

Zu Leiden in St. Peters Kirchen zaiget man noch ein Brodt / welches zu Stain worden / auß Urſachen / weil ein Schweſter der andern armen ſolches abgeſchlagen.

Aber67lobet das Allmoſen geben.

Aber laſt euch doch das ite in ignem æternum, gehet hin in das ewige Feur / ſchroͤcken. Ein Crucifix loͤſet bey - de Armb von Creutz / vnd ſtopfft die Ohren zu / als man ein Seel-Ampt gehalten fuͤr einen Reichen / welcher auch in Ge - wonheit hatte die Ohren zuezuhalten / wann die arme LeuthDellanuz, Fer. 6. vmb ein Allmoſen geſchryen / das iſt erſchroͤcklich.

Zu Luca in Waͤlſchland iſt der Teuffel in einem Fran - ciſcaner-Habit / als waͤre er ein Sambler deſſelbigen Con - vents, alle Tag / 2. Jahr lang / in der Statt herumb gangen / bey allen Thuͤren das Allmoſen geſucht / abſonderlich hat er bey einem reichen vnd wolhabenden Kauffmann taͤglich ange - klopfft / jedoch niemahlen etwas / gleich andern Bettlern / erhal - ten / dannoch ihme die taͤgliche Lehr hinderlaſſen / er ſolle ſich beſſern / weil aber ſolches / durch gerechtes Urthl GOttes / nie - mahl geſchehen / alſo hat er ihn / nach vollenden zwey Jahren /Moming. Quareſ. Dom. 1. Eſſemp. ſambt Leib vnd Seel in den hoͤlliſchen Abgrund gezogen. Das / das laß dich ſchroͤcken.

Dem reichen Praſſer wird ſonſt kein Laſter / noch groſſe Miſſethat von Goͤttlicher Schrifft zugemeſſen / auſſer daß er deß armen Lazari vor der Thuͤr vergeſſen / deſſenthalben iſt er in der Hoͤll begraben worden.

Chriſtus JEſus am Juͤngſten Tag verſpricht / vnd bey ſeiner Goͤttlichen Parola verhaiſt er / daß er am Juͤngſten Tag allein die Werck der Barmhertzigkeit wolle auff die Bahn brin - gen / vnd ſelbige belohnen / von andern guten Wercken ge - ſchicht weiter kein Meldung / entgegen aber trohet er anbey / daß er nur derentwegen vil tauſend / vnd hundert tauſend wer - de ewig verwerffen / vmb weil ſolche vnbarmhertzig geweſt ge - gen den Armen. So laſt euch dann troͤſten ihr Barmhertzige deß erfreulichen Venite, kommet her / vnd laſt euch er - ſchroͤcken ihr Unbarmhertzige das entſetzliche Ite, gehet hin.

J 2Judas68

Judas der gewiſſenloſe Boͤßwicht / mit ſeinem ſchlimmen Exempel veranlaſt auch an - dere ſeine Mit-Collegas zum murren vnd vnver - ſchambten Reden.

DAs gantze Hauß / der obere vnd vndere Gaden deß ed - len Herꝛn Simon, der ſonſt ein Cavalier von groſſen Mittlen / vnd wie etliche wollen / ein nechſt Anver - wandter der Magdalenæ vnd Marthæ, war angefuͤllt von dem edleſten Geruch der theuren vnd koſtbaren Salben / wormit Magdalena ihren liebſten JEſum bedienet / allein dem wilden vnd vnflaͤthigen Miſthammel Judæ wolt ſolche nit ſchmecken / deſſen Naſen freylich wol ein andern Balſam verdient / worin - nen die Widhopffen ihre Schnaͤbel wetzen / weſſenthalben er nit allein gantz frech vnd vnverſchambt etliche Schmachwort auß - goſſen / vnd mit ſeinem Laſtermaul die lobwuͤrdigiſte That ge -Matth. 26. tadlet: Ut quid perditio hæc? zu was ſolche Verſchwende - rey nutze? Dem Radbrecheriſchen Schelm / vnd Galgen - Schwenckel war nur vmb das Gelt / wormit diſe ſo ſtattliche Salben iſt eingehandlet worden / ſo layd geweſen / weil dann die andere anweſende Apoſtel / als dazumahl noch nicht in der Vollkommenheit befeſtigte Maͤnner / ſolches von ihrem Mıt - Collega anhoͤrten / vnd ohne das ſie als treu - vnd gutmainende Leuthl diſen Furbo in guten Concept vnd hoch-achtbaren Nahmen hielten / als denen gar nit verhollen / in was Werth vnd Wuͤrde er bißdato beym Maiſter geſtanden / alſo haben ſie / ob zwar nit auß uͤbelgegruͤndter Mainung / auch angefan - gen zu murren / vnd die Koͤpff zuſammen geſtoſſen / geſtalten nit anderſt Matthæus am 26. Capitl die Sach vmbſtaͤndig be - richtet: Videntes autem Diſcipuli, indignati ſunt dicen - tes: Welches vnbehutſames reden vnd Affterurthl mein H. Vatter69Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegas, &c. Vatter Auguſtinus maiſtens dem boͤſen Exempel deß ehrver -S. P. Aug. lib. 2. de Con. E - vang. cap. 79. geſſenen Iſcarioth zumeſſet / als der die damahl noch zimblich ſchwache Apoſtl gar leicht zu einer Nachfolg gezogen / ware alſo dem verruchten Lottersbuͤrſchl nit genug ſich ſelbſt ins Verder - ben zu bringen / ſondern wiſe noch andern auch den Weeg zum Undergang.

O Ertz-Raupp! es iſt kein Wunder / daß jener Soldat / von dem Bartholomæus Neapolitanus ſchreibt / ſo gar denNel ri cordo di ben mo - rir. c. 9. H. Matthiam nit wollen vor ein Patron erkiſen / vmb weil di - ſer an ſtatt deß Judæ Iſcarioth kommen / indem aber erſtge - dachter H. Apoſtl ihme in augenſcheinlicher Lebens-Gefahr er - ſchinen / vnd ihme ſolchen Faͤhler ſcharpff verwiſen / mit deutli - cher Wahrnung / daß er deß ſchlimmen Hunds nit koͤnne / noch ſolle entgelten / alſo hat der Soldat forthin den H. Matthiam eyffrigiſt verehrt / gegen dem Iſcarioth aber / weil er auch an - dere mit ſeinem Exempel zum Boͤſen angeſporꝛt / im vorigen Haß vnd billicher Mißgunſt verharꝛt.

Ein manche / die weniger Zaͤhn im Maul hat / als ein dreyſſigjaͤhriger Bauern-Kaͤmpl / wird in allweg den Abgang diſer ihrer Helffenbainerner Beißzang verbergen / oder auch / ſo ſelbige wegen uͤbermaͤſſiges Zuckerkiffeln / die weiſſe Farb ver - lohren / vnd alſo ein Gebiß / wie ein alter Beer in Moſcau hat / ſo wird ſie auff das genaueſte die Lefftzen / vnd das Maul wiſ - ſen innzuhalten / damit ſolcher Mangel verhuͤlter / vnd vnbe - kannt verbleibe / wilſt du aber dero vermantlete Hoffart in et - was entdecken / vnd einem jeden Anweſenden kundtbar ma - chen / was diſe fuͤr ein finſtere Nacht im Maul logire / ſo fang nur an / nach Arth eines faulen Hunds / zu gaimetzen / vnd das Maul zimblich auffzuſperren / alsdann wirſt du vnverweilt er - fahren / daß diſe gleich - vnd ebenmaͤſſig das Freßthor in alle Weite auffreiſt / vnd alſo einem jeden gantz leicht auß diſem eroͤffneten Krammerladen zu ſehen / was fuͤr ein verpaffelte Wahr darin / dann ein Gaimetzer macht den Nechſten auch gaimetzen / als waren die Maͤuler in ein Angl zuſammen ge -J 3ſchrauft.70Judas veranlaft auch andere ſeine Mit-Collegasſchrauft. Diſem iſt nicht vngleich ein loſer vnd laſterhafft er Menſch / welcher mit ſeinem boͤſen Exempel / vnd offentlicher Aergernuß andere zu gleichmaͤſſigen Unthaten veranlaſt / forde - riſt / wann ein ſolcher in einem Ambt / oder hohen Anſehen iſt / alsdann haiſt es:

A bove majori diſcit arare minor.

Wie der Vatter alſo der Sohn / wie der Herꝛ alſo der Underthan.

Wie der Baum alſo das Obſt / wie der Biſchoff alſo der Probſt.

Wie der Chriſtoph alſo der Dofferl / wie die Sophia al - ſo die Sofferl.

Wie der Oberiſt alſo der Reitter / wie der Leutenant al - ſo der Gfreyter.

Wie der Acker alſo die Rueben / wie der Maiſter alſo die Bueben.

Wie der Jaͤger alſo die Jagd / wie die Frau alſo die Magd.

Wie der Philipp alſo der Lippel / wie der Præceptor al - ſo der Diſcipel.

Wie das Haupt alſo die Glider / iſt ſolches kranck / legen ſich diſe nider.

Fallt ein groſſer Stain von einem Berg / ſo fallen alſo - bald kleine mit ihm; gehet ein groſſes Rad loß in der Uhr / vnd fangt an zu lauffen / ſo ſchnurren gleich die kleine mit / heult ein alter Wolff im Buechwald / ſo fingen die jungen ein gleiche Mutetten / ſuͤndiget ohne Gewiſſen / ohne Schamroͤthe / ohne Forcht ein Oberer / ſo werden die Undere ohne Scheuh nachfol - gen. Aber wehe! durch welche Aergernuß geſchicht.

Groſſe Fuͤrſten vnd Herren prangen gewoͤhnlich mit koſt - baren Edlgeſtain vnd Kleinodien / aber das H. Evangelium hangt den boͤſen vnd laſterhafften Fuͤrſten / an ſtatt der Edlge - ſtain / ein groſſen Muͤllſtain an Halß / wormit ſie mehr ſollen ein Grund ſuchen / weilen ſie ein grundloſen Wandl fuͤhren /dann:71zum murren vnd vnverſchambten Reden.dann: Wer einen aͤrgert / ſagt Chriſtus der Heyland ſelbſt / auß diſen Kleinen / welche an mich glauben / dem waͤre beſſer / daß ihm ein Muͤllſtain an ſeinenMatth. 18. Halß gehenckt / vnd er in Tieffe deß Meers ver - ſenckt wurde.

Groſſe Fuͤrſten vnd Herren werden genennt Sereniſſi - mi, die Allerdurchleuchtigiſten / alſo erben ſie ihren ſo ſtattli - chen Titul von dem Liecht oder leuchten / welches ſie dann fug - ſamb ſolle veranlaſſen / daß ſie dem Volck mit einem Beyſpil ſollen vorleuchten / gleichwie die Feurſtrahlende Saul denen Iſraëlitern in der Wuſten / aber wehe den jenigen / die ihrer ſo ſtarcken Pflicht vergeſſend / mit einem aͤrgerlichen Lebenswandl auch die Undergebene in das Verderben ſtoſſen: dann ſolche groſſe Herren ſeynd wie ein Leib / ihre bottmaͤſſig Underworffe - ne aber ſeynd wie der Schatten. Nun iſt es allbekannt / was ſeltzame Affenarth der Schatten an ſich habe / vnd in allen deß Leibs ſeine Bewegungen / oder waſerley Geberden / auff das genaueſte nachmache: ſauffet ein durſtiger Bruder auß einem Becher / daß ihm die Augen in die Schwemm fallen / wie es dem Noë nach dem langwuͤrigen Waſſer-Arreſt begegnet / ſo thut es der Schatten nach; fuͤhrt jemand einen wolgefaſten Straich / wie der Samſon mit ſeinem Eſels-Kuͤnbacken auff die Philiſtæer getroffen / worvon die Philiſtæer vil Stoͤß ge - tragen / ſo macht es der Schatten nach: ſticht eine ihrem Mann den Geggen / vnd zaigt ihm hoͤniſcher weiß ein Arcadiſches Ohren-Beheng / wie es die ſaubere Michol dem David erwi - ſen / ſo macht es der Schatten nach / vnd wird in allweg deß Leibs Bewegungen vollkommeneſt nachaffen; Regis ad ex - emplum totus componitur orbis. Alſo vnd nit anderſt iſt das vndergebene Volck beſchaffen / welches gar maiſterlich waiß ihres Fuͤrſten vnd Herꝛn Laſter vnd Untugenden nachzuthun / vnd ohne Sporꝛn oder weitern Nachtrib in dero Fußſtapffen zu tretten.

Wie72Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegas

Wie die wunderſchoͤne Judith in das Lager Holofernis ankommen / hat ſich ein jeder an ihrer holdſeeligen Geſtalt ver - maulafft / ja ſo gar die ſaubere Herꝛn Kriegs-Officier ſich ver - lauten laſſen / daß / wann ſonſt kein andere Urſach waͤre / die Waffen wider die Hebreer zu ergreiffen / waͤre es ſchon der Muͤhe werth Krieg wider ſie zu fuͤhren / weil ſo edl-ſchoͤnes Frauenzimmer ſich vnder ihnen findet / vnd gedachten fein diſe muthwillige Geſellen / gegenwertige Madama Judith ſeye der - mahlen ein Reſerva vor ihren Fuͤrſten / aber wann ſie die Statt werden erobern / ſo wolle ein jeder ihm dergleichen Muſter außſuchen / vnd waͤſſerten ihnen bereits ſchon die Zaͤhn nach einem ſolchen Zuckergandl / oder zuckerigen Andl: es iſt ſich aber deſſen ſo hoch nit zu verwundern / daß diſe Herꝛn O vitiales ſolche uͤbermuͤthige Kerl geweſt / vnd ſchlimme Burſch / dann ihr Fuͤrſt / ihr Herꝛ der Holofernes war ein ſolcher. Regis ad exemplum, die tadlhaffte Sitten eines Fuͤrſten iſt ein Vor - ſchrifft der Undergebenen. Hoͤrſt du mein uͤppige Princeſſin zu Jeruſalem / wie du mit dem frechen Tantz / vnd leichtfertigen hupffen den berauſchten Herodem alſo eingenommen / daß er dir das halbe Koͤnigreich hat anerbotten / vnd du aber ſolches / auß Einrathung deiner ſaubern Frau Mutter / gewaıgert / ſondern darfuͤr das Haupt Joannis Baptiſtæ begehrt / war - umb gleich das Haupt? wann du haſt wollen dich an ſolchem Buß-Predtger rechen / warumb verlangſt du nit / daß ihme die Zung ſolle außgeſchnitten werden / wormit er mehrmahl dem Herodi durch ſein oͤffters non licet, die Warheit vnder die Naſen geriben? warumb ſupplicireſt du nit / daß ihme beyde Augen ſollen außgegraben werden / mit welchen er das verruch - te procedere, vnd gottloſen Wandel der gantzen Hoffſtatt / ſo vngern hat angeſehen? warumb begehrſt du nit / daß ihm die Haͤnd ſollen abgehauen werden / mit den er oͤffters euch vnd an - dern die Hoͤll vnd vnaußbleibliche Straff GOttes getrohet? diſe ſaubere Huſten antwortet aber alſo / wie daß ſie vil weißli - cher das Haupt begehre / dann wann das Haupt hin iſt / ſo iſtalles73zum murren vnverſchambten Reden.alles hin. Ey du ſtinckender Schlepſack / dem iſt wol nicht an - derſt / als wie du ſagſt / vnd muß man diſe dein Boßheit fuͤr ein halbe Weißheit tauffen.

Regis ad exemplum, freylich vnd nur gar zu wahr iſt es / wann das Haupt hin iſt / ſo iſt alles hin / iſt der Landsfuͤrſt nichts nutz / ſo iſt das Volck auch nit gut / der obere Thail deß Taches / an einem jeden Gebaͤu / wird der Fuͤrſt genennt / wann diſer nichts werth / ſondern gantz baufaͤllig / daß allerſeits das Regenwaſſer eintringt / ſo wird das gantze Gebaͤu zu grund gehen; wann groſſe Fuͤrſten vnd Herren voller Maͤngel vnd Miſſethaten / ſo wird vnfehlbar das vndergebene Volck nicht heilig ſeyn.

Wie Petrus Koͤnig in Ungarn faſt keiner ehrlichen Ma - tron verſchont / vnd ſchier alle Eheband vnd Eheſtand bemai - liget / ſo iſt nit einer vnder ſeiner gantzen Soldateſca geweſt / welcher ehrlich hatte gelebt. Dazumahl hat man wol koͤnnenBonfin. l. 1. de. 2. ſagen in Ungarn ſeye ein trefflicher geſunder Lufft / weil in vil Jahren kein Jungfrau geſtorben / ich glaubs.

Wie Caſimirus II. Koͤnig in Poln, ein ſolchen laſter - hafften Wandel gefuͤhrt / daß auch die Judens-Toͤchter / vnd Hebreiſche Eſterl vor ihm nicht ſicher geweſen / hat ſich ſolcherCromer. l. 12. 13. Muthwillen / als waͤr er privilegiert / in gantz Koͤnigreich uͤber - hand genommen.

Als Sveno II. Koͤnig in Dennenmarckt / in offentlicher Unzucht gelebt / iſt das Volck gantz zaunloß vnd zaumloß inSaxo. l. 11. alle Freyheit vnd Frechheit außgebrochen / als haͤtte ſich Venus auß Cypern in Dennenmarckt uͤberzogen.

Wie Vitiſſa Koͤnig in Spanien / Scepter vnd Cron mit allen Wueſt vnd Laſter bekothiget / wolte niemand / ſo gar auch das geheiligte Prieſterthum nit ſauber leben / vnd iſt dazumah -Ritius Neapol. lib. 2. len einem in Spanien gantz ſpaniſch vorkommen / wann er ei - nen ehrlichen Menſchen erſehen.

Wie Kayſer Conſtantinus Copronimus ſein Ehege - gebene Kayſerin / ohne Fug noch Urſach / von ſich geſtoſſen / daPars II. Kſolt74Judas veranlaß auch andere ſeine Mit-CollegasBelerl. ſolt jemand geſehen haben / wie einer vmb den andern ſein An - tiquarium verworffen / die alte Wahr vmb friſche vertauſcht / vnd mit ihren Weibern / wie mit den Calendern vmbgangen / alle Jahr ein neuen.

Von Henrico Koͤnig in Schweden ſchreibt Olaus, daß er ſeines gleichen in Hexenkuͤnſten vnd Zauberboſſen nit habe gehabt / die Teuffel waren ihm bey Tag vnd Nacht alſo hurtig vnd vrbietig zu Dienſten / daß ſie nur auff ſein einiges ſchaffen oder wincken geſpannt / er hat die Sach ſo weit gebracht / daß / wie er ſein Hut gewendt / alſo iſt der Wind gangen. Ein ſol - che gleiche Beſchaffenheit hat es mit groſſen Koͤnigen vnd Fuͤr - ſten / wohin ſie ſich wenden / dorthin wendt ſich auch das gemai - ne Volck / als wie der Wind.

Vor diſem hat es gehaiſſen / laſt vns fahren / nichts mehr ſpahren / laſt vns fahren in Engelland zu / dann dazumahl war das Engelland ein Engliſch Land / voll der heiligen Beichtiger vnd Jungfrauen / alſo daß wenig Moͤnchs-Kappen ohne Schein ſeynd geſehen worden. So bald aber Henricus der Achte ſich von der Catholiſchen Kirchen abgeſchrauft / vnd we -Beierl. ib. gen einer Diana putana den wahren Glauben verlaſſen / iſt ihm alſobald das gantze Koͤnigreich nachgefolgt.

Guilelmus von Naſſau Fuͤrſt von Uranien, Guberna - tor in Holland / iſt Calviniſch worden / vnd als er eineſt ſeinen Hut abgezogen / hat er mit den Fingern auff ſeinen Kalkopff gedeut / ſprechend / ob er zwar kahl ſeye auff dem Kopff / ſo ſeye er doch mehr kahl im Hertzen / verſtunde Calviniſch / iſt nach - mahls nit lang angeſtanden / ſo ſeynd die maiſte Hollaͤnder in ihres Gubernator Fußſtapffen getretten. Regis ad exem - plum.

Von Caverle nacher Venedig ſegelte ein groſſes Schiff / worin dreyhundert Schaaf waren / einem Edlmann zugehoͤ - rig in Venedig. Auff ſolchem Schiff hat ſich auch ein reicher vnd wolhabender Kauffmann befunden / welcher / wie oͤffters geſchicht / von einem ſanfften Schlaff uͤbergangen / vnd daheroauff75zum murren vnd vnverſchambten Reden.auff einer Banck mit dem angefangen zu napffetzen / als ſolches der Widder / vnder genannten dreyhundert Schaafen / wahr - genommen / daß der Kauffmann ſtaͤts mit dem Kopff in die Nider bockle / hat es er nit anderſt außgelegt / als werde er zu ſeinem Duel, oder Haupt-Kampff eingeladen / dahero ſich vn - verweilt in die Poſtur geſtellt / auch in etwas zuruck gewichen / deſto kraͤfftiger Ataque zu fuͤhren / wie er dann mit ſeiner har - ten Barocca ſo ſtarck den Kauffmann an die Blaſſen getrof - fen / daß er uͤber die Banck hinunder gefallen / welches dem gu - ten Herꝛn / wie billich / nit ein wenig verſchmacht / ja in ein ſol - che Cholera vnd Grimmen gezogen / daß er gleich auß vnbaͤn - digen Zorn den Widder ergriffen / vnd ins Meer hinauß ge - worffen; ſo bald ſolches die Schaaf erſehen / ſeynd deren alle mit groſſem Gewalt hinnach geſprungen / vnd folgſamb alle er - ſoffen. Sagt her ihr Herren Juriſten / ob der Kauffmann ſchuldig ſeye / den erlittnen Schaden aller diſer Schaaf zu re - fundiren? wann er gewuſt hat / daß allezeit dem Widder nach - folgen die Schaaf / ſo iſt er im Gewiſſen verpflicht / allen hierin erlittenen Schaden zu erſetzen.

Jhr Fuͤrſten / Herren vnd Herꝛſcher viler Laͤnder vnd Landſchafften / ſeyt wie ein Widder bey den Schaafen / wie ihr wandlet / wie ihr gehet / ſo folgen euch die Underthan vnd Va - ſaln nach / ſtuͤrtzt ihr euch in allen Muthwillen vnd Laſter / ſo eylet das Volck auff dem Fuß nach; Wie der Koͤnig Nabu - chodonoſor alſo ſeine Herren Miniſtri vnd das gantze Volck / wie Herodes zu Jeruſalem / alſo die Edl-Leuth vnd Burger daſelbſt; wie der Koͤnig Sedecias, alſo ſeine Landſaffen / wie der Koͤnig Jeroboam, alſo ſeine Underthanen / wie der Koͤnig Ptolomæus, alſo ſeine Egyptier / wie der juͤngere Clodovæus, alſo ſeine Francken / ſed mundo à ſcandalis! wehe / wehe ſolchen Fuͤrſten vnd Herren / die mit ihrem ſuͤndigen Wandel vnd Aergernuſſen auch andere zum Verderben ziehen / daß in euerm Land ein ſchaͤndliche / ſchaͤdliche Venus-Brunſt entſtan - den / ihr ſeyt daran ſchuldig / dann ihr habt das Feur angebla -K 2ſen /76Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasſen mit eurem boͤſen Exempel / daß ſo vil tauſend der eurigen an Seel Seeligkeit ein Schiffbruch gelitten / ihr ſeyt daran ſchul - dig / dann ihr habt ſolche Wellen vnd Ungeſtimme erweckt mit eurem boͤſen Exempel / daß ſo vnzahlbare vil der eurigen Un - derthanen zum ewigen Undergang eylen / ſeyt ihr daran ſchul - dig / dann ihr habt ihnen den Weeg gewiſen mit eurem boͤſen Exempel. Wie werd ihr beſtehen? O wehe euch! wann ihr ſolt / vnd muͤſt / vnd werd Rechenſchafft geben dem Goͤttlichen Richter / nit nur wegen eurer aigenen Seel / ſondern ſo vil tau - ſend vnd tauſend / die ihr durch Aergernuß vnd boͤſes Beyſpil zum ſuͤndigen gelaitet / ſie dem Allmaͤchtigen GOtt vngerechter Weiß entfrembt / vnd dem Teuffel geopffert; wehe euch! Re - gis ad exemplum.

Wehe den Geiſtlichen / durch welche Aergernuß kommen. Jhr habt den Nahmen von Chriſto JEſu ſelbſt erhalten / daß ihr ein Liecht / vnd brennende Kertzen auff dem Leichter ſeyet / nun wiſt ihr gar wol / wann ein Kertz außloͤſcht / pfuy Teuffel wie ſtinckts / vnd iſt ſolcher widerwertige Geſtanck hoͤchſt ſchaͤd - lich / kan auch derſelbige uͤble Kranckheit verurſachen: Was verurſacht aber mehrer uͤbels vnd mercklichen Schaden / als wann ein Geiſtlicher / ein Prieſter / als ein ſchoͤn-ſcheinendes Liecht / welches den Weltmenſchen ſoll vorleuchten / in der Lieb GOttes vnd Tugend-Wandel / erloͤſcht / vnd folgſamb ein ver - damblichen Geſtanck der Aergernuß von ſich gibt.

Es iſt kein Wunder / daß die Edl-Leuth zu Jeruſalem / die Handwercker zu Jeruſalem / die Soldaten zu Jeruſalem / die Kauffleuth zu Jeruſalem / die Schreiber zu Jeruſalem / die Tagwercker zu Jeruſalem / das gantze Volck zu Jeruſalem hat mit heller vnd einhelliger Stimm auffgeſchryen / crucifige, crucifige, man ſoll JEſum creutzigen / es iſt ſich aber deſſen nit ſo ſtarck zu verwundern / dann ſie haben geſehen / daß Jhr Hoch - wuͤrd: der Caiphas, Jhr Hochwuͤrd: der Annas, Jhr Wol - Ehrwuͤrd: die Phariſæer, Jhr Ehrwuͤrd: die Leviten / vnd die geſambte Geiſtlichkeit der Synagog / nichts anderſt getracht /als77zum murren vnd vnverſchambten Reden.als JEſum auß dem Weeg zu raumen / deſſenthalben haben ſie auch keinen Scheuh / kein Scrupel / noch Gewiſſen gemacht / eben ſolches nachzuthun.

Nadat vnd Abiud, deß groſſen Aaraonis leibliche Soͤhn / beyde Prieſter / haben frembdes Feur gebraucht zu dem Goͤttli - chen Opffer / wider das Geſatz deß Allerhoͤchſten / deſſentwegen vom Feur grimmig ergriffen worden / daß ſie vor dem AltarChryſol. ſerm. 26. todter dahin gefallen / daß ſie aber dergleichen groben Faͤhler begangen / ware Urſach der ſtarcke Rauſch / den ſie gehabt.

Wie ſolches das andere Volck oͤffter von ihnen erſehen / daß ſie dem Wein alſo ergeben / iſt gar leicht zu vermuthen / daß ſie ſich nicht wenig hierdurch geaͤrgert / vnd etwann einer dem andern zugeſprochen / Bruͤder / laſt vns ſauffen / biß vns die Haar geſchwellen / laſt vns trincken / biß Lungel vnd Leber ſchwimmen / laſt vns zechen / biß das Weinvaß auff dem Kopff ſtehet / ſauffen doch vnſere Pfaffen auch / ꝛc. O wehe der Aer - gernuß!

Ein Mann / vnd vermuthlich ein Burger von Jeruſalem / raiſte nacher Jericho, vnd hatte das Ungluͤck / daß er in einem dicken Wald / vnd finſteren Gehoͤltz / auff Hebreiſch Adamin genannt / vnder die Moͤrder gerathen / welche ihm alle ſein Paarſchafft / vnd gute Klaydung gewaltthaͤtig hinweg genom - men / auch darzu dergeſtalten durch hauen vnd ſchlagen mit ih - me verfahren / daß der arme Tropff halb todter dahin gelegen / eben diſe Straſſen vnd Weeg iſt gleich hernach auch durchpaſ - firt ein Prieſter von Jeruſalem / der diſes elenden Menſchen zwar anſichtig worden / maſſen er nechſt an dem Weeg gelegen / ſich aber (O wol ein hartes Gemuͤth) ſeiner nicht erbarmet / ſondern dem Pferdt den Sporn geben / vnd alſo vorbey: Bald nach diſem raiſt ein Levit, welcher ſo vil / als bey vns ein Dia - conus, ſelbige Straſſen / der auch auff gleiche Weiß den elen - den Menſchen angetroffen / ſeiner aber ſich in wenigiſten nicht erbarmet / ſondern ohne weiters Bedencken ſein Raiß fortgeſe - tzet / biß endlich ein Samaritan, Weeg halbers / dahin getretten /K 3welcher78Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegaswelcher alſobald ein innigliches Mitleyden gegen ihm geſchoͤpf - fet / vnd nach vilem zuſprechen / vnd troſtreichen Worten ihme ſeine Wunden verbunden / mit ſich in die Herberg gefuͤhrt / all - wo er nach Moͤglichkeit mit ſonderm Fleiß biß zu voͤlliger Gene - ſung bedient worden. Wie ſolches vnder den Burgern zu Je - ruſalem / vnder den Bauern vmb Jeruſalem kundtbar vnd lautmaͤhrig worden / wer waiß / ob ſie ſich nit haben hoͤren laſ - ſen / ꝛc. pfuy Teuffel ſprechend / was haben wir fuͤr ſaubere Pfaf - fen / wann der Samaritan nit geweſt waͤre / haͤtt vnſer Mitbur - ger / der gute Mann muͤſſen elend verderben / ſie predigen vns vil von Abſcheulichkeit deß Geitz / entgegen iſt dem Prieſter nur geweſt vmb etliche Groſchen / der Levit hat geforchten / er muß den Beutl ziehen / vnd derentwegen beyde den armen Tropf - fen verlaſſen / ſeynd das nit heilige Pfaffen! ſie ſtreichen vns ſo ſtarck hervor die Werck der Barmhertzigkeit / vnd entzwiſchen kont einer ehunder auß einem Kißlſtain Waſſer locken / als auß ihnen ein Pfenning: es muß allem Anſehen nach die Hoͤll nit ſo haiß / der Teuffel nit ſo ſchwartz / der Weeg gen Himmel nit ſo ſchmal / die Glory nit ſo theur / GOtt nit ſo ſtreng / die Gebott nit ſo wahr ſeyn / wie ſie vns vormahlen / indem ſie es ſelbſt alſo ſchlecht / ja oͤffters gar nicht halten / noch beobachten. O wehe! O wehe ſolchen Geiſtlichen! durch welche Aergernuß kommet.

Es kommen in einem Wirthshauß zuſammen an einem Sonntag ein Schulmaiſter auß einem Marckt / ein Burger auß der Statt / ein Baur auß einem Dorff / vnd ein Soldat auß dem Feld / diſe ſetzten ſich zu einer Tafel / bey der Tafel in ein Zech / bey der Zech in ein Anſprach / das maiſte reden aber betraffe die Geiſtliche / der Soldat ſchwoͤrt bey tauſend Teuf - fel / ihr Regiments-Pfaff habe mehr nach Beuth / als Leuth / di - ſen Feldzug getracht / vnd ſeye mehr auffs ſtehlen / als auff Seelen / gangen / er habe mehr Trapulir / als Brevir, bey ihm geſehen / ſeye lieber mit Becher / als Buͤcher / vmbgangen / ob er ſich vil auff den Himmel verſtehe / das wiſſe er zwar nicht / ja erzweiffle79zum murren vnd vnverſchambten Reden.zweiffle daran / aber auff die Stern verſtehe er ſich hauptſehlich / dann er habe ihn nit nur einmahl Sternvoll geſehen. O ſchoͤ - nes Lob! Der Baur mit ſeinem feuchten Maul / aber gleich - wol vngewaſchenen Goſchen / will hierin nit der geringſte ſeyn / ja / ja / ſagt er / vnſere Herren Geiſtliche kommen mir vor / wie die Glocken in vnſerem Kirchen-Thurn / die leutten andern in die Kirchen / vnd ſie bleiben ſelbſt darauſſen / vnſer Herꝛ Geiſt - licher ſagt vns vil vor / vnd thut es ſelbſt nit / er hat das nechſte - mahl geprediget / daß Fraß vnd Fuͤllerey ein groſſe Suͤnd ſeye / vnd er ſaufft faſt alle Tag mit vnſerem Edlmann biß vmb 12. Uhr in die Nacht / daß er alſo offt ein Marter-Saul fuͤr ein Bettler / das Meßner-Hauß fuͤr ein Heuwagen / vnd ſo gar das nechſtemahl ein paar Stiffel fuͤr ein Meſſer-Geſteck hat angeſehen. Der Maiſter Conrad / als Burger / kont kaum er - warten / biß deß Bauern Lobpredig ein Ende hat / brach dem - nach alſobald in diſe Wortauß / meine Leuth / wir haben ein Cloſter bey vns / darin ſeynd 18. Moͤnchen / der Prediger vn - der ihnen tummelt ſich freylich wol ſteiff auff der Cantzl / etliche Feyrtaͤg nacheinander hat er etwas von Frid vnd Einigkeit ein - gefuͤhrt / man waiß es aber gar zu wol / daß er das nechſtemahl Himmelblaue Augen / vnd ein bleſirte Naſen darvon tragen / er gab vor / als ſeye ihm ein Buch von der Geſtoͤll auff den Schmecker gefallen / es reimbt ſich aber in der Warheit / wie ein gute Fauſt auff ein Aug / frag einer nur ihren Kirchen-Diener / der wird es gar vmbſtaͤndig erzehlen / wie der Sacriſtan vnd Prediger miteinander duellirt, vnd die Sach ſo weit kommen / daß einer den andern hauptſehlich mit der trucknen Fauſt ar - chibuſirt: ſie leben vndereinander / daß es dem Hencker moͤcht grauſen / vnd vns wollen ſie alleweil ein Schein auff den Kopff naglen / das haiſt / dicunt, & non faeiunt. Sa, Sa, ſagt der Schulmaiſter / ich bin wol beſſer verſirt in dem Pfaffen-Proto - coll, als ihr alle / ich wolt nur wuͤnſchen / ihr verſtundt Latei - niſch / ſo wolt ich es außlegen die Wort in der Bibl / viderunt Filij Dei filias hominum, quòd eſſent pulchræ, &c. Eineroder80Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasoder der andere Geiſtliche darff mir nichts ſagen / ſonſt zaig ich ihm gleich einen gemahlten Vogl / welcher auff der Bruſt ein Menſchen-Geſicht hat mit einer gewichtigen Naſen / die er in dem Schnabel halt / worunder geſchriben / Noſce te ipſum, nimb dich ſelbſt bey der Naſen. O wehe! wehe ſolchen Geiſt - lichen / durch welche Aergernuß kommen.

Gar wolbekannt iſt jene uͤberauß koͤſtliche vnd kuͤnſtliche Statua oder Bildnuß deß Koͤnigs Nabuchodonoſors, dero Haupt von purem Gold / die Bruſt von Silber / der Leib von Ertzt / ꝛc. geweſen / ſolche hat ein einiges Stainl vom Berg ge - troffen / vnd alles zu Truͤmmer gemacht; Ein Berg iſt einIſai. 8. c. v. 14. Geiſtlicher wegen ſeiner Prieſterlichen Hochheit / ein Stainl iſt ein Aergernuß / petra ſcandali.

Ein ſtattliche Statua iſt mancher frommer Menſch / wel - cher gantz guldene Gedancken / ein ſilberne Intention, vnd ein Metallines oder Ertzt-ſtarckes Vorhaben hat Geiſtlich zu wer - den / in ein H. Orden zu tretten / ſihet aber / daß diſer vnd diſer Geiſtliche vnbehutſamb in Reden / leichtfertig in Geberden / laſterhafft im Wandl / vnd mit dem Rappen auß der Archen Noë bey ſtinckendem Aaß ſein Speiß ſuchet / ach wehe der Aer - gernuß / diſes eintzige Stainl wirfft ſein gantzes / herꝛliches / hei - liges / ruͤhmliches Vorhaben zu Boden / vnd ſchlieſt bey ſich ſelbſt / lieber weltlich verbleiben / weil er ſihet / daß auch die Geiſtliche nichts nutz ſeyn. mundo à ſeandalis.

Jm Meer iſt ein Fiſch mit Nahmen Polipus, der ſolche wunderliche Eigenſchafft hat / daß er ſich gern an die Felſen vnd Schroffen anhefft / vnd gantz dero Farb annimbt / alſo wann dergleichen Felſen ſchwartz ſeynd / ſo iſt er auch ſchwartz / ſeynd ſie grau oder gruͤn / ſo tragt er gleichmaͤſſige Liberey. Wie der Polipus, ſo iſt Populus, das Volck / diſes verlaſt ſich / vnd halt ſich faſt auff ihre Geiſtliche / wie diſe gefaͤrbt / alſo auch das Volck. Jſt die Ehrwuͤrdigiſte Prieſterſchafft weiß vnd vnſchul - dig in ihrem Wandel / ſo wird das Volck deßgleichen ſeyn / ma - chen es aber die Geiſtliche gar zu braun / ſo findt man diſe Farbeben -81zum murren vnd vnverſchambten Reden.ebenmaͤſſig bey dem Volck / da haiſt es / peccavimus cum Pa - tribus noſtris. Daß der mehreſte Thail deß lieben Teutſch - land in groͤſten Zwyſpalt wegen deß Glaubens gerathen / vnd ſich gantze Koͤnigreich vnd Laͤnder von dem Gehorſamb deß Roͤmiſchen Stuls entzogen / wer iſt anderſt Urſach / als die da - mahlige im Gewiſſen vnd Wiſſen tadlhaffte Geiſtlichkeit / wie dann eben 1517. als Lutherus den 31. October, an der Vi - gil aller Heiligen zu Wuͤtenberg angefangen zu wuͤtten / in dem Conſilio Lateranenſi iſt beſchloſſen worden / de refor - mandis Eccleſiæ moribus. Sleidanus. die Geiſtliche in beſ - ſere Zucht zu bringen / vnd dero ſtraͤfflichen Wandl vnd aͤrger - liches Leben zu zaumen / darumb jener Teutſche nit uͤbel gere - det / wie er deß H. Caroli Boromæi aufferbaͤulichen vnd heili -Botterus in dict. memor. p. 1. lect. 7. gen Wandl geſehen: O! ſagte er / haͤtte Teutſchland Boro - mæiſche Biſchoͤff gehabt / waͤr es wol nie von dem Catholiſchen Glauben abgewichen.

Volſæus zu Londen / Albericus zu Prag / Wernerus zu Straßburg / Gobadeus zu Neapel / Hardinirus in Jtalien / Udo zu Magdeburg / vnd vil andere hohe Geiſtliche / wegen ihres boßhafften Wandl / was Aergernuß haben ſie nit geben der Welt. O wehe! O wehe ſolchen!

Wehe / wehe denen Elteren / durch welche Aergernuß kommen. Jn der H. Schrifft wird regiſtrirt von einem groſſen Miracul vnd Wunderwerck / Factum eſt grande miracu - lum. Num. 26. Als der auffruͤhriſche Core mit dem Dathan vnd Abiron ſich gegen dem Moyſes vnd Aaron auffgelaint / vnd ſehr groſſen Tumult erweckt / hat GOtt ſolchen ſtraͤfflichen Zwyſpalt nit vngerochner gelaſſen / ſondern alſobald dem Erd - boden befohlen / er ſolt ſein Rachen vnd Schlund auffſperren / vnd beſagte drey maineydige Geſellen lebendig verſchlicken / wie es dann nit anderſt ergangen / dann nach kurtzem Verweiß / vnd ernſtlicher Wort-Beſtraffung deß Moyſis hat ſich die Erd auffgethan / vnd ſeynd diſe mit Leib vnd Seel zum Abgrund gefahren: das groͤſte Wunder aber beſtunde in dem / daßPars II. Lnemb -82Judas veranlaff auch andere ſeine Mit-Collegasnemblichen der Vatter Core zu grund gangen / ſeine Kinder aber / die hart neben ſeiner geſtanden / nichts gelitten / vnd wird glaubwuͤrdig von den heiligen Vaͤttern vorgeben / als habe GOtt durch ſeine heilige Engel gedachte Soͤhn empor in die Hoͤhe gehalten / dazumahlen wie ſich die Erd eroͤffnet / daß alſo der Vatter zu grund gangen / ſeine Soͤhn aber nicht. O mi - raculum grande! O groſſes Miracul vnd Wunder! Ein Vatter geht zu grund / ſeine Soͤhn nit / ein Vatter fahrt zum Teuffel / vnd ſeine Soͤhn nit / O Wunder uͤber Wunder! ſonſt gemainiglich nach dem Vatter leben die Soͤhn / hab auch noch niemahlen gehoͤrt / daß die alte Froͤſch gequackitzet / vnd die jun - ge wie Nachtigall geſungen; es waͤre was neues / wann die al - te Rappen ihr Kuchel auffſchlagen bey einer Schindter-Huͤt - ten / vnd die jungen bey einem Piſcoten-Becken / ſoll es dann ſeyn koͤnnen / daß alte Krebſen hinderſich gehen / vnd die jun - gen gantz gravitetiſch vorſich ſpatziren? Ein groſſes Wun - der iſt es / wann die Eltern laſterhafft leben / vnd die Kinder tu - gendhafft / gemainiglich an den Eltern ſpieglen ſich die Kinder.

Jhr Mayſtaͤt die Koͤnigin Michol, deß Davids Frau Gemahlin war uͤber alle maſſen ein ſtoltze Docken / ſie hat wol nit mehr zuruck gedenckt / wie ihr Vatter Saul ein Eſeltreiber war / zwar es gibt ihres gleichen mehrer / die durch das Gluͤck erhoben / ſich nachmahls ihres Herkommens ſchamen / vnd darff mancher Geſtrengen oder Gnaͤdigen Frauen nit geſagt wer - den / daß ihr Mutter ein Naderin / vnd ihr Vatter ein armer Hafner geweſt / dann ſie iſt ſchon eine von Nadelhofen / vnd Kachelburg: weil dann obgedachte Koͤnigin Michol eines ſo uͤbermuͤthigen vnd hochmuͤthigen Sinns ware / hat ſie GOtt mit der Unfruchtbarkeit geſtrafft / weil er hat vorgeſehen / wann ſie ſolte Toͤchter erzeugen / wurden gleichmaͤſſig / nach dem Exem - pel der Mutter / ſolche hoffaͤrtige Grind-Schippel darauß wer - den. Wie die Mutter / alſo die Tochter.

David iſt den Weibern nicht gar feind geweſen / deſſen ſattſame Zeugnuß die Berſabea; Ammon vnd Salomon, ſeineHerren83zum murren vnd vnverſchambren Reden.Herren Soͤhn / waren gleichmaͤſſig von ſolcher Lieb angeſteckt / vnd angeſtaͤnckt. Wie der Vatter / alſo die Soͤhne.

Jſt der Vatter ein Bachus-Bruder / welcher vor lauter uͤbermaͤſſigen Weinſauffen rothe Augen bekombt auff Cy - prianiſch Tauben-Arth / vnd alſo wegen ſolcher ſchlechter Fen - ſter das gantze Gebaͤu muß Schaden leyden / ſo wird der Sohn nit weniger Martius ſeyn im October-Safft / vnd auch lehr - nen auß Trinck-Glaͤſern Kupffer zu machen.

Jſt der Vatter / mit Ehren zu melden / ein Lugner / vnd im Maul ein groͤſſers Meſſer tragt zum auffſchneiden / als jener Baur im Magen / welcher ein mehr als Spannlanges Meſſer geſchlickt / ſo aber mit einem Magnet-Pflaſter / ohne Schaden / gantz kuͤnſtlich von ihm gezogen worden / vnd annoch in der Kayſerlichen Kunſt-Kammer zu Wienn gezaigt wird / ſo wird der Sohn auch geſparꝛſamb ſeyn in der Warheit / vnd in allen Reden den Lugo citiren / auch einem ſolchen gar leicht ein Se - cretum waͤre zu vertrauen / dann ſo ers ſchon offenbahrt / wurd es ihm / als einem Lugner / niemand glauben.

Jſt der Vatter ein Spiler / deſſen maiſtens trafficiren in trapuliren beſtehet / vnd da man anderſtwo die Hadern vnd Lumpen zu Papier macht / ihm aber macht das Papier / verſte - he die Karten / zu Lumpen vnd zerriſſenen Hadern / vnd aͤuſſe - riſte Armuth / ſo wird der Sohn auch behertzt in Hertz / flori - ren in Gruͤn / naͤrriſch in Schellen / ſaͤuiſch in Aichlen ſeyn.

Jſt der Vatter ein Bueler / vnd in ſeinem Gewiſſen die Wort non mœchaberis mit blaicher Dinten geſchriben / vnd bey ihm nach dem A. B. C. D. gleich das F. folgt / vnd oͤffter das E. uͤberhupfft / ſo wird der Sohn ebenfalls ſillogiſiren in Barbara, vnd mehrmahl bey der guldenen Kuhe / wie Moy - ſes beym guldenen Kalb / die Gebott brechen.

Jſt der Vatter ein Flucher vnd Gottslaͤſterer / bey dem es auch mitten im Winter donnert vnd hagelt / der wie ein gruͤn - hoſender Froſch / vnd Lacken-Muſicant mit ſeiner Pfundt-Go - ſchen / vnd verdrießlichen Ienor den Himmel ſelbſt anquacki -L 2tzet /84Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegastzet / vnd alſo der Limmel den Himmel mit Getuͤmmel antaſtet / wol ein GOtt mißfaͤlliger Boanerges; ſo wird der Sohn eben - falls ein jedes Wort mit 100000. Teuffel fuͤttern / vnd in all - weg ſupra mentem ſapramentiren.

Jſt der Vatter ein Dieb vnd Partitenmacher / der weit beſſer die Leuth / als die Schwalben den Tobias, waiß zu be - ſudlen / vnd folgſamb in dem 7. Tag der Wochen das 7. Ge - bott / du ſolſt nicht ſtehlen / 77. mahl vergiſt / vnd alſo ſolcher Mammons Bruder den Ablativum niemahlen decliniret / ja ſo wird der Sohn nit / wie ein frommer Loth die Frembde / ſondern wie ein ſchlimmer Lottersbueb / das Frembde lehren zu ſich ziehen / vnd wiſſen beym klaren Sonnenſchein einen hinder das Liecht zu fuͤhren.

Jſt die Mutter ſtoltz vnd hoffaͤrtig / vnd die mehreſte Zeit ſich mit dem Spiegl / als einem glaͤſernen Auffſtecher berath - ſchlaget / damit ihr Stirn ſich moͤg ſchreiben von Glattau auß Schleſien / ihre Augen von Sternberg in Boͤhmen / ihre Wangen von Rottenburg an Neckar / ihre Lefftzen von Roſen - eck in Preuſſen / ihr Halß von Lilienfeld in Oeſterreich / vnd al - ſo das Geſicht waſchen / reiben / glaten / beglen / faͤrben / poliren / vnd ziehren / ihre maiſte Arbeit; ſo wird die Tochter nit weni - ger nach Pracht vnd Tracht dichten / vnd mehr acht haben auff ihr Haut / als Gedeon auff ſein Schaaf-Fell.

Jſt die Mutter alſo beſchaffen / wie die Frau deß Egypti - ſchen Putiphars, welche mit deß Joſephs Mantl ihr Boßheit ſuchte zu vermaͤntlen / wo der Engliſche Juͤngling weit vnſicher ware bey diſer jungen Pfitzen / als vorhero in der alten Ciſtern / ſo wird / glaub mir darumb / die Tochter mehrer Diocletiani - ſche / als Lucretianiſche Sitten / an ſich nemmen / mehr in Ca - tharinæ de Bore, als Catharinæ Senenſis Fußſtapffen tret - ten / daß alſo zwiſchen einer ſolchen Agnes vnd Lupa kein Un - derſchid zu finden.

Jſt die Mutter faul / wie ein Saumergaul / iſt die Mut - ter ſtoltz / wie ein Cederholtz / iſt die Mutter beſchaffen / wie dieverliebte85zum murren vnd vnverſchambten Reden.verliebte Affen / iſt die Mutter ein Buelen / wie die Venus - Schuelen / iſt die Mutter im trincken / wie im Sommer die Fincken / ſo wird die Tochter ſelten anderſt ſeyn.

Anno 1560. hat ein Frau / wie die Cronick der Capuc - ciner meldet / ein neue ſtoltze Jezabel in Liguria den beruͤhm - ten Mann Patrem Angelum auß gedachten Orden zu ſich be - ruffen in ihrer Kranckheit / vnd ihme mit heller Stimm ange - deut / daß ſie verdambt ſey derenthalben / weil ſie zu ſtoltz vnd praͤchtig in Klaydern geweſt / vnd ſolchergeſtalten auch ihr Toch - ter erzogen / forderiſt / weil ſie ihrer Tochter ein neues Klayd hat machen laſſen (mercks mein Frauzimmer) dergleichen Modi vnd Materi in der Statt nie geſehen worden / welcher nachmah - lens alles Frauzimmer nachgefolgt / kaum daß ſie diſes außge - redt / hat ſie der boͤſe Feind biß auff den obern Boden erhebt / vnd mit ſolchem Gewalt auff die Erd herab geworffen / daß ſie gantz tobend vnd raſend ihr elende Seel auffgeben.

Wie ein groß Rad in der Uhr gehet / ſo gehen auch die kleine / wie die alte Spatzen pfeiffen / ſo pippen auch die junge / wie die Sonn gehet / ſo wendt ſich auch die Sonnen-Blum / wie die obere Geſtirn / alſo auch die vndere Geſchoͤpff / wegen dero Influenz, wie die Eltern / alſo die Kinder.

Bey dem reichen Praſſer war es alle Tag Kirchtag / alle - zeit ein Mahlzeit / allemahl ein Gaſtmahl / es hat ſtaͤts gehaiſ - ſen / trag auff / vnd zett nit / ſchenck ein / vnd ſchuͤtt nit / greiff in die Schißl / vnd ſcham dich nit / endlich hat ihn der Schlag ge - troffen / vnd alſo ohne weitern Auffſchub zum Teuffel gefahren / dann wegen ſeines ſtaͤten freſſen hat er bey vnſern HErꝛn die Suppen verſchuͤtt / thails / weil er auch dem armen Lazaro vor der Thuͤr nit ein Biſſen mitgethailt / der elende Bettler hat ge - ſehen kochen / bratten / ſieden / bachen / reſten / aber nie troͤſten / beym Reichen war alle Tag ein Mandl-Mueß / beym Armen alle Tag ein Mangl-Mueß / beym Reichen alle Tag ein Freſ - ſerey / beym Armen alleweil ein Fretterey / beym Reichen war alleweil das faſſen / beym Armen alleweil das faſten / es wuͤn -L 3ſchete86Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasſchete ihm der hungerige Tropff / daß er doͤrffte die Broͤßl vnder dem Tiſch auffklauben / vnd mit den Hunden daſelbſt in die Koſt gehen / nemo eidabat, aber niemand gabe ihm etwas; es hat ja diſer reiche Geſell auch Kinder gehabt? ich zweiffel nit / ſoll dann keins auß ihnen ſo barmhertzig ſeyn geweſt? ne - mo, niemand hat ihm was geben / es hat ihm der junge Herꝛ nichts geben / es hat ihm die Fraͤule nichts geſpendirt / dann nach dem Exempel deß Vatters leben die Kinder / nemo, we - der Laggey / weder Paſchi / weder Auffwarter / weder Gutſcher / weder Reitknecht / nemo, weder die Koͤchin / weder das Kuchl - Menſch / welche beede ſonſt gar offt einer alten Kuplerin / we - gen der Loͤffel-Poſt / den Topff vnd Kropff angefuͤllt / nemo, kein Menſch im Hauß war ſo barmhertzig / der dem armen La - zaro ein Biſſen haͤtte zugeworffen / weil nemblichen auch ihr Hauß-Herꝛ ſo vnbarmhertzig war.

Man ſagt von einem Capellmaiſter / der hohen Alters halber / gar ein ſchwaches vnd bloͤdes Geſicht hatte / deſſenhal - ben ſtaͤts ſein Naſen mit einem paar Venetianiſchen Brillen / als mit einem glaͤſernen Satl verſehen muſte / daß er auff ein Zeit in der Kirchen vorgeſungen / vnd alſo ein Mucken in dem Geſang-Buch / oberhalb der ſchwartzen Linien / geſeſſen / glaub - te er gaͤntzlich / diß ſeye ein Muſicaliſche Noten / weſſenthalben er ſein Stimm erſchroͤcklich erhebet / vnd jaͤmmerlich auffge - ſchryen / wie die Woͤlff / ſo ſie den Vollmond anſingen / worauff auch alſobald die Capell-Knaben nachgehend / vnd ein ſo vn - formliche Muſic gemacht / daß den Leuthen ſchier das Gehoͤr verfallen: wer war daran ſchuldig? der ChorRegent, vnd Ca - pellmaiſter / im Hauß ſeynd Vatter vnd Mutter / wann nun diſe ſchlimm ſingen / ſo thun die Kinder deßgleichen / wann der Vatter bey der Tafel ein Sprach redet / wie der Chan, wann er mehr ein Cypriſchen / als Cyprianiſchen Diſcurs fuͤhret / wann er mit einem Propheten / wie der Wallfiſch den Jonas, ſondern ein ſolchen Poëten außwirfft / der gantz vngereimbte Reim eines Naſenwitzigen Naſonis vortragt / ſo iſt kein Wun -der /87zum murren vnd vnverſchambten Reden.der / daß nachmahls einen gleichen Trippel die Kinder intoni - ren. Wann Vatter vnd Mutter / in Gegenwart der Kinder / ſolche freche Geberden zaigen / wie jene alte Tauber zu Baby - lon in dem Luſtgarten Suſannæ, ſo fallen ſolche Funcken in Heu vnd Streu der Kinder / vnd zuͤnden an / was ohne dem gern brinnt / aber wehe ſolchen Eltern / durch welche Aerger - nuß kombt. Wann Vatter vnd Mutter ſchlaͤfferig ſeynd in dem Dienſt GOttes / vnd hoͤren nur Meß / wanns im Calen - der roth geſchriben ſteht / ſo werden die Kinder ebenmaͤſſig ſo inbruͤnſtig ſeyn / wie ein Eyßzapffen im Januario, vnd folg - ſamb lieber zum Tantz / als Roſenkrantz gehen.

Wie die Ephraimiter vom wahren Allmaͤchtigen GOtt abgetretten / vnd ſich zu den falſchen Abgoͤttern gewendt / dazu - mahlen / ſagt die H. Schrifft Jerem 7 haben die Vaͤtter ange - macht / die Muͤtter Kiechel gebachen zum Opffer vor ſolche Goͤtter / was aber die Kinder? etwann haben ſie die Augen gegen dem Himmel gewendt / vnd den jenigen angebett / ſo da Himmel vnd Erd erſchaffen? O nein! die Kinder haben das Holtz zu beſagter Abgoͤtteriſchen Kocherey zuſammen geklaubt; Filij colligunt ligna, & Patres ſuccendunt ignes, & Mu - lieres conſpergunt adipem, ut faciant placentas Reginæ Cœli, & libent Dijs alienis. Wie die Eltern / alſo die Kin - der / ein ſchlimmer Vogl / ein ſchlimmes Ey / ein ſchlimmer Baum / ein ſchlimme Frucht / wie der Acker / alſo das Trayd / wie der Author, alſo das Buch / wie der Weinſtock / alſo die Trauben / ein ſchlimmer Fiſch / ein ſchlimmer Rogen / ſeynd die Eltern nichts nutz / ſo ſeynd auch die Kinder vnerzogen. Aber wehe ſolchen Eltern.

Nach dem letzten Abendmahl hat der HErꝛ JEſus den Peter, den Joannes, vnd Jacobum mıt ſich genommen in den Garten Gethſemani, welcher faſt ein Viertl Teutſche Meil abgelegen von der Statt Jeruſalem / nechſt dem Thal Joſa - phat, allwo der Bach Cedron durchrinnt / vnd der Zeit die Tuͤrcken ihr Begraͤbnuß daſelbſt haben / in diſem Garten hatſich88Judas veranlaft auch andere ſeine Mit-Collegasſich der gebenedeyte Heyland ein wenig abgeſoͤndert von den 3. Apoſtlen / mit dem Verlaut / wie daß ſein Seel betruͤbt ſeye biß in Todt / ſollen demnach allda verbleiben / vnd wachten / nach - dem er nun einige Zeit im Gebett zugebracht / kehrte er wider zu - ruck zu ſeinen geliebten Juͤngern / vnd weil er dieſelben ſchlaf - fend angetroffen / hat er alſobald dem Peter ein kleinen Ver - weiß geben / Simon dormis? Simon ſchlaffſt du? haſt nit koͤnnen ein Stund mit mir wachen?

Warumb redet der HErꝛ allhier den Peter allein an / vnd leſet ihm die Planeten / warumb beſchuldiget er nicht auch die andere zwey? haben ſie doch auch geſchlaffen / auch wacker geſchnarcht / vnd folgſamb ein gleiches Capitl / wie Petrus, verdient? darumb / darumb hat Petrus den Verweiß bekom - men / weil er das Haupt war der Apoſteln / vnd alſo die Urſach geweſt / daß die andere auch geſchlaffen / dann wie diſe zwey ver - merckt / daß Petrus die Augen zuſchlieſt / daß er anfangt zu napffetzen vnd ſchlaffen / ſo gedachten ſie / gehet es ihm hin / der vnſer Haupt / ſo gehet es vns auch hin / war alſo deß Petri ge - gebene Aergernuß bey GOtt ſtraffmaͤſſig / deſtwegen hat es ge - haiſſen / Simon dormis?

Wann ein Vatter diſe oder jene Untugend an ſich hat / der Sohn thut es gleich nach / wie ich dann ſelbſt ein Knaben mit 4. Jahren gekennt / welcher ſchon mit Stern-Million - Galle-Rennſchiffel-Blut-Mordt-Sapra, &c. geſcholten / du Vatter / du / du gib Rechenſchafft / du biſt der Moͤrderer der Seelen deines Sohns; Wann die Mutter mit Galanen / vnd Gailanen / mit Buelern vnd Schuelern vmbgeht / die Tochter ſpieglet ſich daran / vnd mit 10. Jahren waiß ſie ſchon / quod fœmina ſola repoſcit, quæ maribus ſolùm, &c. du / du Mutter gib Rechenſchafft / du biſt der Wolff / welcher das Lambel zerriſſen: fuͤhren die Eltern ein ſtraͤfflichen Wandel / vnd laſterhafftes Leben / ſo ſcheuhen ſich die Kinder nit in dero Fußſtapffen zu tretten / aber ihr Eltern / ihr / ihr gebet Rechen - ſchafft / ihr habt das Gifft gemiſcht / welches ſie getruncken.

Zwiſchen89zum murren vnd vnverſchambten Reden.

Zwiſchen der Statt Jeruſalem vnd dem Berg Oliveti iſt das Thal Joſaphat, allwo vor diſem ein teuffliſcher Abgott ware / mit Nahmen Moloch, dem die Eltern ihre aigne leibli - che Kinder durch das Feur auffgeopffert / ihr / ihr Eltern / durchAndri. tom. 204. eure GOtt hoͤchſt mißfaͤllige / vnd ſchaͤdlichiſte Aergernuß opf - fert ebenfalls eure aigne Kinder vnd Leibsfrucht dem Teuffel / vnd werfft ſie gar in das ewige / ewige Feur / O wehe! wie werd ihr beſtehen / wann euch der Goͤttliche Richter in beſagtem Thal am Juͤngſten Tag wird alſo anreden; ich hab diſe Seel ſo theuer erkaufft mit meinem Blut / vnd ihr Eltern habt ſie mir wider / durch eure gegebene Aergernuß verlohren / ich hab diſen Acker ſo ſchoͤn gebaut / vnd den beſten Saamen darein ge - worffen / vnd du Vatter biſt der Vogl geweſen / der durch die Aergernuß diſen guten Saamen verzehrt / ich hab mir diſe Seel vor ein Veſtung erkiſen / vnd ein edle Statt Sion darauß ge - macht / du Mutter aber haſt ſie durch dein Aergernuß in ein wuͤſtes Babylon verkehrt. Jch hab diſes Gaͤrtl ſo embſig gar mit Doͤrnern vmbzaͤunt / wie dergleichen auff meinem Haupt zu ſehen geweſt auff dem Berg Calvariæ, vnd ihr Eltern / durch euer Aergernuß habt mir den Zaun wider nidergeriſſen / vnd die wilde Schwein darin laſſen herumb wullen. Jch hab die Seel eures Sohns / die Seel eurer Tochter zu einer Koͤni - gin gemacht / ihr aber habt durch euren aͤrgerlichen Wandl ſie zu einer ſchlechten Sclavin verworffen. Das Blut eurer Kin - der ſchreyt mehrer Rach uͤber euch / als uͤber den Cain das Blut ſeines ermordten Bruders / wehe / wehe / wehe euch Eltern!

Nicht vmbſonſt erhebt David ſein Stimm zu GOtt / vnd bittet mit vilen vndermaͤngten Seufftzern: Ab oculis meis munda me Domine, & ab alienis parce ſervo tuo: Von den verborgenen Suͤnden reinige mich O HErꝛ / vnd verſchon mir deinem Diener wegen der frembden Suͤnden / frembde Suͤnd ſeynd / welche durch Aergernuß entſprieſſen.

Pars II. MEs90Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegas

Es war einmahl ein Trompeter in einer Schlacht auch gefangen / vnd als ſie ihme / gleich andern / wolten den Reſt ge - ben / proteſtirt er hieruͤber / ſprechend: man ſeye in allweg ſchuldig ihn zu perdoniren / weil er niemahlen einen hatte ni - dergemacht / warumb wolt vnd ſolt ihr dann mir den Todt an - thun? O Sch. war die Antwort / ob du ſchon kein auß den vn - ſerigen erlegt / ſo haſt du doch andere durch dein blaſen zum fech - ten angefriſcht / vnd behertzt gemacht / du muſt ſterben.

Ein manche kombt in Beichtſtuel / vnd referirt ein zimb - liches Regiſter herab / doch nur von kleinen Suͤnden vnd gerin - gen Ubertrettungen / vnder andern protocollirt ſie / wie daß ſie ein wenig ſeye ſauber auffgezogen / ſo etwann ihrem Stand nit gezimbte / aber Lazare veni foras, herauß beſſer mit der Sprach / ihr ſeyt / ſo vil mir bewuſt / vmb 9. Uhr auß den war - men Federn gekrochen / biß vmb 10. Uhr euch angelegt / biß vmb 11. Uhr euch geſpieglet / vmb den Kopff allein waren von Gemiſch Gemaͤſch 19. Ellen / daß alſo derſelbe einem weiſſen Bier-Zaiger zu Kehlhaimb mehrer / als einem Menſchen - Haupt gleichte / vmb den Halß hat der Reiff gebrennt / allem Anſehen nach muß nit Quatember ſeyn / weil die Fleiſch-Baͤnck offen ſtehen / ein ſeltzamer Zuſtand / daß auch die Klayder vmb den Halß koͤnnen die Schwindſucht bekommen / das Geſicht ſi - het auß / als waͤre es 4. Wochen auff der Wachsblaich geweſt / 3. Tag in der Mang / 12. Stund im Fuͤrneiß / was wolt der polirte Marmol von Saltzburg dargegen ſeyn / zwey Geſellen ſtehen hinder ihr in der Kirchen / verdecken die Naſen mit ih - ren alle Modi Huͤten / diſe verwundern ſich uͤber die Philiſtæi - ſche Felder / daß ſie ſo bloß ſeyn / legen den Traum auß deß Pha - raonis Becken / welcher den obern Brodt-Korb nit zugedeckt / weſſenthalben die Voͤgl daruͤber kommen / laß mir diß ein ſau - bere Andacht ſeyn / wer iſt daran ſchuldig? diſe / diſe mit ihrem liederlichen / frechen / leichtfertigen / uͤbermuͤthigen / Schand - vollen / vnverſchambten / boßhafften vnd aͤrgerlichen Auff - zug; das trifft euch auch ihr groſſe Herren / in dero praͤchtigenPallaſt91zum murren vnd vnverſchambten Reden.Pallaſt vnd Haͤuſer der am Creutz nackende Heyland offt nie - mahlen geſehen wird / wol aber eines muthwilligen Pembſels vnverſchambte Bilder / die bey den vnbehutſamen Augen mehr Aergernuß als Kunſt ſpendiren / vergeſt demnach im Beicht - ſtuel / in diſem gehaimen Richterſtuel nit / daß ihr habt Aerger - nuß geben / vnd boͤſes Exempel / durch welches ihr andere zum Boͤſen Anlaß gegeben.

Ein gutes Exempel aber vnd aufferbaͤulicher Wandl iſt uͤber alles / forderiſt der groſſen Fuͤrſten vnd Herren / diſes iſt ein Spiegl der Underthanen / diſes iſt ein Regel der Vaſaln, diſes iſt ein Richtſchnur deß Volcks / diß iſt ein Sporꝛn zu den Tu - genden / diſes iſt ein Predig dem gemainen Mann / diſes iſt ein guldener Weegweiſer / diſes iſt ein herꝛliche Zaig-Uhr / diß iſt ein ſuͤſſer Zwang zu allen loͤblichen Thaten. Wie der Eſau ſich als ein Glaitsmann ſeinem lieben Bruder anerbotten / ſo hat ſich diſer deſſen hoͤfflichiſt bedanckt / vnd ſeinen Bruder Eſau ein Herꝛn geſcholten: Præcedat Dominus meus, & ego pau -Geneſ. 33. latim ſequar veſtigia ejus: Mein lieber Herꝛ / ſprach er / er wolle nur voran gehen / ich will ihm allgemach nachfolgen. Alſo laſt ſich verlauten ein Baur im Dorff / ein Burger in der Statt / ein Soldat im Feld / ein Religios im Cloſter / ein Kind zu Hauß / ein Cavalier zu Hof / præcedat, Jhr Mayeſtaͤt voran / Jhr Gnaden Herꝛ Prælat voran / Jhr Excellenz Herꝛ General voran / Jhr Geſtreng Herꝛ Bur - germaiſter voran / Jhr Veſt Herꝛ Pfleger voran / Vatter vnd Mutter voran / & ego ſequar.

Wie der Pharao, diſer Egyptiſche Monarch wahrge - nommen / vnd augenſcheinlich geſehen / daß ſich das Meer bee - derſeits zerthailt / vnd alſo den Iſraëlitern mit trucknen Fuͤſſen den Paß vergunnt / ſo glaubte er / ſolche Wunder-Straſſen ſey auch fuͤr ihn vnd die Seinigen / aber Narꝛ großkopffeter / was GOtt ſein Freunden erweiſt / das thut er ſein Feinden nicht / Kraut fuͤr dich; wie er nun ſambt ſeinem Volck faſt in MitteM 2deß92Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasdeß Meers ware / da hat ſich daſſelbe wider zuſammen geſchloſ - ſen / vnd alſo Pharao darinnen muͤſſen ein waichen Todt nem - men / welcher ſonſten eines harten Kopffs ware / vnd ſolcherge - ſtalten vom Waſſer ins ewige Feur gerathen. Nachdem nun Moyſes der Fuͤhrer mit den Seinigen gluͤcklich durchpaſſirt / hat er gleichwol den billichen Danck-Schilling wollen bezahlen / vnd alſo mit einheller Stimm ein Deo Gratias intoniret / kaum daß er diſes Lied angefangen / hat ihm alſobald das gantze VolckS. P. Aug. IIb. 1. de mirab. cap. 21. nachgeſungen / vnd damit ſolcher Harmoniæ der Diſcant nit mangle / haben ſo gar die kleine / vnd damahls noch vnmuͤndige Kinder uͤberlaut mitgeſungen.

So geht es noch auff den heutigen Tag / wie das Ober - haupt ſingt / alſo ſingen die Undergebene nach / Regis ad ex - emplum; Ninive war ein Statt in Aſſiria, von Koͤnig Ni - no erbaut / ſo groß / daß jemand 3. Tag durchzugehen brauchte / ſo feſt / daß vmb die gantze Statt ein Maur ſtunde / hundert Schueh hoch / dermaſſen brait / daß drey Waͤgen darauff ne - beneinander konten fahren / ſo herꝛlich / daß allein in dem Umb - krayß diſer Statt 1500. ſchoͤne Thuͤrn zu ſehen geweſen / wie nun gemainiglich geſchicht / daß in groſſen Staͤtten groſſe Laſter anzutreffen / ſo war ſolches abſonderlich in Ninive zu ſehen / weil daſelbſt faſt alle Laſter dergeſtalt uͤberhand genommen / daß bereits alle Gerechtigkeit veracht / alle Ehrbarkeit verlacht / alle Zucht vertriben / alle Gottsforcht verſchriben / aller Muth - willen erſtanden / alle Frechheit vorhanden / alle Laſter im Gang / vnd alles deß Teuffels Anhang / welches dann den guͤ - tigiſten GOtt dermaſſen in Harniſch gebracht / vnd ſein gerech - ten Zorn alſo erweckt / daß er dem Propheten Jonas alſobald den Befelch zugeſchickt / er ſoll gantz ſchleunig vnd vnverzuͤglich den Ninivitern / inner 40. Tagen / den Undergang andeuten / wie nun diſer frembde vnd neue Prediger auff allen Gaͤſſen vnd Plaͤtzen ſein Cantzl auffgeſchlagen / vnd ſolche neue Zeitung vnd Ungnad deß Himmels allerſeits geoffenbahrt / da iſt geſchwind der Koͤnig Sardanapalus, ſo daſelbſt reſidirte / der allererſte /welcher93zum murren vnd vnverſchambten Reden.welcher die Buß ergriffen / ein rauches haͤrines Klayd angezo - gen / ein ſtrenge Faſten angefangen / gantz Reuvoll vnd zer - knirꝛſcht / mit dem mea culpa auff die Bruſt geſchlagen / kaum daß ſolches ſeine Cavalier vnd Hof-Damaſen erſehen / vner - acht ſolche Leuth faſt haicklicher / als ein Biſcotten-Taig / vnd bey ihnen ein Floh-Biß fuͤr ein Cilicio gehalten wird / ſeynd ſie dannoch alſobald nachgefolgt / den Taffet vnd Procat mit einem groben Sack vertauſcht / die Haar mit Aſchen (ein ſeltza - mes Haar-Pulver zu Hof) eingeſprengt / vnd das Miſerero weheklagend intonirt: wie diſes der loͤbl. Magiſtrat zu Nini - ve wahrgenommen / haben ſie gantz hurtig die Trapulier-Kar - ten ins Feur geworffen / der Herꝛ Burgermaiſter ein gute Diſci - plin in die Hand genommen / auff dem Rucken / wie Gedeon in ſeiner Scheur getroſchen / der Herꝛ Statt-Richter faͤhlte vn - verſoͤhnlich den ſcharpffen Sentenz uͤber ſein aigenen Leib / vnd muͤſte ſolcher mit Waſſer vnd Brodt vorlieb nemmen / derglei - chen auch die andere Raths-Herren gethan; wie alles diß die geſambte Burgerſchafft mit Augen geſehen / ſo war kein Kauff - noch Handlsmann / der ſein Laden oder Gewoͤlb nit zugeſper - ret / Hauffenweiß zuſammen geloffen / ein jeder an ſein ſuͤndige Bruſt geſchlagen (dem Teuffel iſt nichts mißfaͤlliger / als ſolcher Bruſtfleck) ein jeder auff die Knye nidergefallen (auff ſolche Weiß laſt ſich die Ungnad GOttes uͤber das Knye abbrechen) ein jeder die Haͤnd gen Himmel gehebt (diß iſt das beſte Hand - werck) ein jeder ſein Haupt mit Aſchen bedeckt (GOtt vergiſt deß Faſchings / worauff ein ſolcher Aſchermittwoch folgt) der geringſte Menſch ſo gar / welches ein groſſes Wunder / die Gut - ſcher vnd Stall-Burſch hat ſich zur Buß vnd Frombkeit be - quemet / allhier ſihet man Sonnenklar / was groſſe Wuͤrckung habe das gute Exempel vnd aufferbaͤuliche Wandl eines groſ - ſen Monarchen / ſolches ziecht / wie die Sonn die Erd-Daͤmpff / wie der Magnet das Eyſen / ſolches ziecht / wie der Aggſtain den Stroh-Halm; Es prediget aber mit den Haͤnden / es ermahnt aber mit dem Werck / es lehrnet aber mit der That / was Chri -M 3ſtus94Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasſtus geſagt dem Matthæo: Sequere me, folge mir nach. Was Wenceslaus geſagt zu Prag ſeinem Hof-Herꝛn / trit - te in meine Fußſtapffen: was Abimelech geſagt ſeinen Soldaten / was ihr ſehet / das ich thue / thut es nach / alles diſes thut das gute Exempel eines groſſen Herꝛn / welches nit anderſt als ein Mutter / die vil fromme Kinder ge - baͤhrt / nit anderſt als ein Original, nach welchem vil Copey verfertiget werden / nit anderſt als ein guldene Ketten / ſo vil Glider nach ſich ziehet; ſo bald der Hebdomadarius, oder Wochner anfangt zu ſingen / Deus in adjutorium, ſo folgen gleich alle nach / ſo bald der Fahntrager voran geht / ſo folgt die gantze Proceſſion nach / ſo bald der Schulmaiſter die Vor - ſchrifft macht / ſo ſchreiben die Knaben nach / ſo bald groſſe Fuͤr - ſten vnd Herren ſich in Tugenden uͤben / ſo folgen die Landſaſ - ſen nach / wer ein Exempel will wiſſen / was dergleichen gute Exempel genutzt haben / der thue die Chronick aller Laͤnder fein bedachtſamb durchblaͤttern / ſo dann wird er finden / wie der H. Stephanus Koͤnig in Ungarn / vil herꝛliche Tempel zu Ehren der Mutter GOttes auffgericht / vnd ſich ſolchergeſtalten / we - gen ſeines Marianiſchen Eyffer / ein rechts Mutter-Kind ge - zaigt / daß die mehreſte Ungarn ihme nachfolgten / vnd muſte ſo gar Mariæ Bildnuß auff dem Gelt etwas gelten: Er wird fin - den / wie der H. Wenceslaus Koͤnig in Boͤhmen ein ſo groſſe Jnbrunſt getragen zu dem Hochheiligſten Altars-Gehaimb - nuß / daß er ſo gar ſein groſſe Wuͤrde vnd Hochheit hindann geſetzt / vnd das Trayd ſelbſt außgetroſchen / auß welchem nach - mahls diſes Himmliſche Manna, vnd Brodt der Engel geba - chen worden / daß man nit ohne ſondern Troſt geſehen / wie da - mahl bey den Boͤhmen das heiligfte Meß-Opffer in groͤſtem Werth ware / vnd die H. Communion ſo communis wor - den / daß ſolche faſt ein jeder in dem Vatter vnſer fuͤr das taͤgliche Brodt verlangt. Er wird finden / wie der H. Canu -tus95zum murren vnd vnverſchambten Reden.tus Koͤnig in Dennenmarck die geweyhte Prieſterſchafft derge - ſtalten ehrete / daß er dieſelbe als Vice-Goͤtter auff Erden ge - halten / ſo ſeynd die Dennenmarcker alſo cortes vnd hoͤfflich ge - gen den Geiſtlichen worden / daß ſie einem jeden Reverendo, die groͤſte Reverenz machten.

Er wird finden / wie Eduardus Koͤnig in Engelland / neben andern gottſeeligen Tugenden / forderiſt den H. Joan - nem Evangeliſtam alſo geehret / daß er kein Bitt in deſſen Nahmen abgeſchlagen / da ſeynd die Herren Engellaͤnder dem H. Joanni dergeſtalten zugethan worden / daß faſt kein Hauß ohne Joannes, vnd kein Joannes ohne Gotts-Hauß wurde angetroffen.

Er wird finden / wie Ludovicus Koͤnig in Franckreich dem Heil. Meß-Opffer mit grader Andacht vnd vnbeſchreibli - chem Eyffer jederzeit beygewohnt / ſo iſt in Franckreich gantz ab - kommen / daß man die Vatter vnſer in Hut oder Kappen ge - hauchet / ſondern das gantze Jahr das flectamus genua bey der H. Meß mit groͤſter Aufferbaͤulichkeit beobacht worden.

Er wird finden / wie Sigiſmundus in Burgund / wie Fer - dinandus in Oeſterreich / wie Caſimirus in Pohln / wie Eme - ricus in Ungarn / wie Carolus Bonus in Flandern / wie Ludo - vicus in Sicilia, wie Maximilianus in Bayrn / als fromme / heilige / vnd gottſeelige Fuͤrſten gelebt / vnd ihren Undergebe - nen / wie die feurige Saul den Egyptiern vorgeleucht / daß auch dero Underthanen ein frommen vnd tugendſamen Wandel ge - fuͤhrt haben.

Willkomb ihr Geitzige / ihr ſeyt halt wie die Bienen / die ſamblen Hoͤnig / vnd genieſſens wenig / ſic vos non vobis mellificatis apes, ihr thut vil haben / ſchaben / vnd graben / vnd eure Erben thun ſich darmit laben.

Gute Nacht ihr Falſche / ihr ſeyt juſt wie die Bien / die tra - gen vorn Suͤß / vnd hinden Spieß / ſolche Tiſch - vnd Fiſch - Bruͤder ſeyt ihr auch / welche gleich den Katzen / die vorn le - cken / vnd hinden kratzen.

Guten96Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegas

Guten Abend ihr Zornige / ihr ſeyt recht wie die Bienen / wann ſolche mit ihrem Stahel / als ſubtile Stileth / einen ver - letzen / ſo muͤſſen ſie hiervon das Leben laſſen / alſo euch Zorni - gen / die aigne Rachgier zu Schaden außgeht / vnd der Stain / ſo ihr auff andere werfft / euch ſelbſten auff den Schedl fallt.

Guten Morgen ihr Herren Studenten / ihr ſeyt / oder wenigiſt ſolt ihr ſeyn / wie die Bienen / welche auß den Blumen nur das Hoͤnig herauß ſutzlen / vnd nit den ſchaͤdlichen Safft / legunt, non lædunt, alſo ſolt ihr in den Buͤchern ſuchen / was da thut lehren / nit was thut verkehren.

Gruͤß euch Gott ihr liebe Pfarꝛ-Kinder / ihr ſolt fein ſeyn wie Bienen / wann man diſen mit einem Meſſingen Ge - ſchirꝛ klopfft vnd leutt / ſo ſamblen ſie ſich zuſammen / alſo / wann man euch in die Kirchen zum Gottsdienſt leuttet / ſo eylt fein ſchleunig dahin / vnd kombt nit erſt / wann der Pfarrer euch mit dem ite Miſſa eſt begruͤſt.

Servitor ihr junge Geſellen / ihr ſolt wol ſeyn wie die Bienen / wann diſe bey naͤchtlicher Weil ſchlaffen / ſo legen ſie ſich darumb auff den Rucken / damit ihr Fluͤgerl nicht von dem Himmel-Thau benetzt / vnd ſie alſo an ihrer Arbeit verhindert werden / alſo ſolt ihr euch nichts mehrers angelegen ſeyn laſſen / als die Arbeit / Fleiß vnd Embſigkeit / dann nichts aͤrgers ſchme - cket / als die geſtunckene Faulkeit / darumb haiſt es: Adole - ſcens, tibi dico, ſurge.

Friſch auff ihr Betrangte / ihr ſeyt wie die Bienen / die al - lemahl ein kleines Stainl vnder ihrem Fluͤgl tragen / damit ſie der Wind nit darvon trage / alſo hat euch der gerechte GOtt deſſenthalben einige Beſchwaͤrnuß aufferlegt / damit ihr euch nit ſolt uͤbernehmen / noch uͤbermuͤthig werden.

Wolan ihr ins geſambt alle Underthanen / vnd folgſamb groſſe Fuͤrſten vnd Herren / ihr ſeyt in aller Warheit wie die Bienen / daß / was der Bienen-Koͤnig thut / das thun auch deſſen Undergebene / ſchlafft er / ſo ſchlaffen die anderen auch / fangt er an zu ſummen vnd brummen / ſo laſſen alle ein gleicheMuſic97zum murren vnd vnverſchambten Reden.Muſic hoͤren / fliegt er auß zu der Hoͤnig-Fechſung / ſo bleibt keine zu Hauß / ruhet er ein wenig / ſo machen alle Feyrabend / in Summa, wie der Koͤnig vnder den Bienen / alſo ſeine Un - derthanen. Regis ad exemplum.

Jhr Allerdurchleuchtigiſte / Gnaͤdigiſte / ꝛc. groſſe Fuͤr - ſten vnd Herren / Herren / ꝛc. ich getraue es mir ſchier nit recht zu reden / aber ein wackers vnd ſchoͤnes Frauenzimmer iſt hier - infalls kecker / vnd laſt man ehunder ein ſolche Nachtigall ſin - gen / als ein ſchwartze Ambſel / diſes Frauenzimmer vnd wackere Dama iſt die Bethſabea, welche nicht allein den David ihren Herꝛn vnd Koͤnig mit diſen Worten angeredt: In te oculi3. Reg. 1. c. reſpiciunt totius Iſraël, mein David, alle Augen / in gantz Jſrael / ſchauen auff dich / ſondern ſie redt noch alle groſſe Fuͤr - ſten vnd Herren an / in te oculi reſpiciunt, totius Regni, to - tius Provinciæ, totius Comitatûs, &c. alle / alle ſchauen auff euch / ihr ſeyt wie die praͤchtige Geſchloͤſſer / vnd Veſtungen auff den hohen Bergen / der Raiſende ſchaut maiſtenthails nur diſe an / vnd gar wenig die in der Nider gelegene Bauren-Huͤtten / die Underthanen ſchauen / wie ihr Herꝛſchafft / ihr Obrigkeit / ihr Haupt im Land leben thut / wann der Wandel nit ſchlecht / ſondern recht / vnd gerecht / Regis ad exemplum, ſo ſagt ſol - cher reine Spiegl einem jeden Underthan auch in das Geſicht / butz dich / ſo ſagt ſolches ſchoͤne Vorbild einem jeden Vaſal / ſcham dıch / ſo ſchreyt ſolcher herꝛlicher Glockenſchall ein je - den Landſaſſen an / halt dich.

Ein gutes Exempel ihr Geiſtliche / euch ſchreyt derenthal - ben Himmel vnd Erd / forderiſt die H. Catholiſche Kirchen zu. Der Tyranniſche Saul ergreifft eineſt ſein ſcharpffe Lantzen / vnd vermaint dem David durch das Hertz zu tringen / hat aber ver - faͤhlt / die Herren Geiſtliche zaigen ſich zuweilen ſo ernſthafft auff der Cantzl / im Beichtſtuel wider diſes vnd jenes Laſter / aber faͤhlen gar offt / treffen das Hertz nicht / iſt nur ein Waſſer - Straich / iſt ein Bixen nur mit Papier geladen / iſt ein Bluͤhe /Pars II. Nvnd98Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Colledasvnd kein Frucht / ſeynd Woͤrter / vnd keine Schwerdter / iſt nur ein ſcheinbares Rauſch-Gold / aber wann ſie das jenige in dem Werck ſelbſten zaigen / was ſie durch die Lehr vortragen / das trifft das Hertz / das gewinnt das Gemuͤth / das lockt zur Nach - folg / das ſpieglet den Nechſten / das fruchtet auff Erden / das hailet die Wunden / das ziehret die Kirchen / das prediget zum beſten / das erweckt den Eyffer / das trutzt den Teuffel / das er - freut die Engel / das heiliget den Menſchen / das bereicht den Himmel / das riecht vnd ziecht / das lehrt vnd mehrt / das bringt vnd zwingt die Menſchen zur Nachfolg.

Wie Chriſtus der Herꝛ am Palmtag zu Jeruſalem ſein praͤchtigen Einzug gehalten / vnd von dem geſambten Volck mit vnglaublichem Jubelſchall empfangen worden / iſt wol zu mercken / was das gute Exempel dazumahl fuͤr ein Wuͤrckung gehabt / dann vor dem Thor / benannter Statt / hat das haͤuffi - ge Volck den HErꝛn JEſum gantz begierig erwartet / wıe er nun endlich ankommen / vnd die Apoſtl / als fromme vnd eyfferige Maͤnner / ihre Roͤck vnd Maͤntel auff die Erd gelegt / damit Chriſtus deſto ſanffter / vnd mit beſſerer Bequemlichkeit reitte / (O wie offt reitt der Teuffel auff den Klaydern) ſo hat ſich al - ſobald das Volck an diſe Geiſtliche Maͤnner geſpiegelt / daß ſie auch gleich ihre Klayder außgezogen / vnd ſolche auff den of - fentlichen Weeg gebraitet.

O was Nutz vnd Frucht entſprieſt nicht von dem guten Exempel der Geiſtlichen. Bey der vnarthigen Welt gehet es ſchon faſt im Schwang / daß man die Geiſtliche / noch vr - ſpruͤnglich von den falſchen Goͤtzen-Prieſtern / Pfaffen nennt / wann ſolcher Nahm endlich nit ſoll zum Schimpff geraichen / ſo ſeys / vnd laß ſie ſeyn Pfaffen / Echo. Affen / Affen aber ſeynd die Weltlichen / der Affen Eigenſchafft vnd Natur iſt nur all - bekannt / daß ſie nemblichen alles vnd jedes / was ſie ſehen / nachthun / wie ſie dann durch ſolchen Vortl gefangen werden / dann am Orth vnd Gegend / wo ſich dergleichen Thier auff - halten / pflegen die Jaͤger einige Stiffel / worin ein groſſes Ge -wicht99zum murren vnd vnverſchambten Reden.wicht von Bley anlegen / vnd oben zuezubinden / nachmahls widerumb außzuziehen / vnd ligen laſſen / vnd ſich hierauff in ein dicken Buſch verbergen / wann nun die vorwitzige Affen auch dergleichen nachthun / vnd alſo die gewichtige Stiffel an den Fuͤſſen den ſchnellen Lauff verhindert / werden ſie von den wacht - ſamen Jaͤgern ergriffen / vnd gefangen: Wie Affen ſeynd be - ſchaffen die Weltlichen / was ſie von den Geiſtlichen vnd Gott - geweyhten Prieſterſchafft erſehen / das thun ſie nach / vnd ge - dunckt ſolchen Schaͤfflen die Nachfolg nicht ſchwaͤr / wann der Hirt mit aufferbaͤulichem Wandl vorgeht.

Ein Ertz-Vogl ıſt geweſt / vnd uͤppiger Welt-Menſch jener / welcher ſich auffs beſte befliſſen nichts guts zu thun / vnd hat ihm mehrer grauſt an heiligen Sachen / als den Iſraëlitern an dem Manna, oder Himmel-Brodt; als ſolcher eineſt bey naͤchtlicher Weil in dem warmen Federbeth pfnauſte / vnd ſol - ches Gimpel Neſt ihme uͤber alle maſſen wolſchmeckte / hoͤrt er bey Mitternacht die Patres Dominicaner, von dero Kirchen ſein Wohnung vnfern entlegen / an einem Sambſtag gantz an - daͤchtig die Metten ſingen / GOtt vnd ſein wehrteſte Mutter loben vnd preyſen / welches ihm dermaſſen das Gemuͤth gerig - let / das Hertz eingenommen / in Erwegung / daß diſe gute Re - ligioſen den Schlaff brechen / vnd mit pſaliren vnd ſingen die Zeit verbringen / daß er fruhe morgens in der Eyl bey der Clo - ſter-Porten angeleut / mit ſchnellen Fuͤſſen zum Pater Prior begehrt / vnd eyffrigiſt vmb den H. Habit angehalten / worin er auch nachmahlens vil Jahr mit groſſem Ruhm der Heilig -Diſcipul. ſerm. 74. keit zugebracht. Was nicht das gute Exempel der Geiſtlichen wuͤrcket!

Petrus vnd Joannes eyleten zu dem Grab Chriſti deß Herꝛn / weilen aber Joannes noch friſcher zu Fuß ware / iſt er dem Peter vorgeloffen / aber waiß nit auß was Urſachen / auß Forcht oder Ehrerbietſambkeit in das Grab nit hinein gangen / biß endlich Petrus auch daher kommen / vnd in das H. Grab auch hinein getretten / worauff auch / ohne weitern Verzug / derN 2Joan -100Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-CollegasJoannes nachgefolgt / ohne Zweiffel bewegt durch das Exempel Petri. Was nit das gute Exempel wuͤrckt!

Alphonſus ein friſcher Juͤngling / mehr uͤbermuͤthig / als demuͤthig / mehr verdaͤchtig / als andaͤchtig / mehr vnerzogen / als einzogen / ſahe einmahl / daß ſo wol die alte als junge Moͤnich in ihrem Oratorio oder Betthauß auff die bloſſe Rucken mit ſcharpffen Diſciplinen vnd Gaißlſtraichen verfahren / hierdurch das Leyden Chriſti in Betrachtung zu ziehen / vnd den vnbaͤn - digen Leib beſſer im Zaum zu halten / das hat den ſo wol verwel - ten als verwildten Menſchen dergeſtalten aufferbaut / daß er inſtaͤndig in denſelben Orden verlangt / worin er in ſolche Voll -Cæſar. l. 1. c. 22. kommenheit kommen / daß er nachgehends Biſchoff zu Oßna - bruck erwoͤhlt worden / vnd ſelbiger Kirchen mit ſonderer Hei - ligkeit vorgeſtanden.

Petrus hat eineſt die gantze Nacht gefiſcht / vnd doch nichts gefangen / nihil, obenher nichts / vndenher nichts / rechter Hand nichts / lincker Hand nichts / in der Mitten nichts / nihil, her mein Fiſch / es gibt ſonſt nur dreyerley Fiſch / groſſe / kleine / mit - telmaͤſſige / aber Petrus fangte keinen auß diſen / es war ihm das Meer gleicher einer Fleiſch-Suppen / als einer Fiſch - Bruͤhe / vnd hat er alſo das Netz vmbſonſt zerriſſen.

Weit gluͤckſeeliger ſeynd dißfalls manche Religioſen / vnd Geiſtliche Ordens-Leuth / welche vnderſchidliche / wackere / ade - liche Welt-Menſchen fiſchen / weſſenthalben ſchon bey der Ge - main das gemaine reden gehet / hoͤr Bruder! waiſt was? diſe vnd diſe Patres haben den vnd den gefiſcht / beym Eleement / da werden ſie ein guten Rogen ziehen / wer hat ihm das einge - bildt / daß er ſolt ein ſolcher werden / diſer friſche Geſell iſt in die Geſellſchafft Jesu eingetretten / diſer Capitan iſt ein Cappu - ciner worden / diſer Au-Vogl iſt ein Auguſtiner worden / diſer wenig fromm iſt ein Benedictiner worden / diſer Kartenmiſcher iſt ein Charteuſer worden / diſer freye Dominantius iſt ein Do - minicaner worden / ꝛc. wie muͤſſen ſie ihn doch gefiſcht haben? wolt ihr wiſſen wie? ſie haben ihm zugeſchriben / vnd doch keinFeder101zum murren vnd vnverſchambten Reden.Feder angeruͤhrt / ſie haben ihn hierzu ermahnt / vnd doch kein Maul auffgethan / ſie haben ihn deſſenthalben angeſprochen / vnd doch kein Wort verlohren / ſie haben ihn voͤllig eingenom - men / vnd doch keiner mit ihm gehandlet / ſie haben ihn geficht ohne Netz vnd Angl / ſondern einig vnd alleinig mit ihrem gu - ten Exempel / mit zuͤchtigen Geberden auff der Gaſſen / mit ih - rem ſittſamen Auffzug in dem Habit, mit ihrer Geiſtlichen vnd aufferbaͤulichen Anſprach / in Summa, ein frommer vnd Engliſcher Wandl der Geiſtlichen / iſt mehrmahl ein H. Kup - ler / ein guldener Angl / ein lobwuͤrdiger Lock-Vogl / ein ſcharpf - fer Wetzſtain / ein ſpitziger Sporn / ein ziehender Magnet / ein wolriechender Wecker / ein anraitzender Trompetenſchall / ein embſiger Werber zu allem guten.

Nachdem die Hebreer 40. gantzer Jahr durch die Wuͤſten paſſirt / ſeynd ſie endlich zu dem Fluß Jordan kommen / weil aber daſelbſt weder Schiff zum uͤberfahren / weder Brucken zum uͤbergehen vorhanden / vnd gleichwol der Befelch GOttes ware durch zu paſſiren / alſo ſchauret ihnen derenthalben die Haut nit wenig / dann als ſie ſchon noch in reiffer Gedaͤchtnuß hatten den wunderlichen Durchmarſch ihrer Vor-Eltern durch das rothe Meer / ſo zwagte / vnd nagte / vnd klagte nit wenig ihr Gewiſſens-Wurm / daß ſie mehrmahl den Allerhoͤchſten belaydiget / vnd alſo nit in geringer Forcht ſtunden / ſie moͤchten das Bad außtrincken / wie Pharao mit ſeinen Egyptiern / vnd alſo im Jordan ein ſchlechten Geſund-Trunck beſcheid gethan / weſſenthalben ein jeder faſt ein Bruſtfleck von Haaſen-Balg getragen / vnd ſich fein außtrucklich vor dem naſſen geforchten / dann nit ein jeder ſchwimmen kan / forderiſt der ein ſchwaͤres Gewiſſen hat / ſchupffte demnach ein jeder die Achſel / vnd war bey den kleinen ein groſſe / vnd bey den groſſen kein kleine Forcht / ſo bald ſie aber geſehen haben / daß die Prieſter mit der Archen deß HErꝛn voran marſchiren / iſt das Volck ohne weitere Be - ſchwaͤrnuß nachgefolgt / dann die Werck weit kraͤfftiger bewe - gen / als die Wort.

N 3Jhr102Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegas

Jhr Hochwuͤrd: vnd Ehrwuͤrd: (Titul) Herren Geiſt - liche / es hat der H. Petrus jenen armen / krumpen Bettler / bey der Porten deß Tempels zu Jeruſalem wunderthaͤtig curirt, daß er auff friſchen Fuͤſſen geſtanden / vnd nach Belieben fort - gangen / der vorhero mit ſeiner hoͤltzernen Aſſiſtenz hart fort - kommen / aber wie iſt diſer geſund worden? es iſt wol zu mer - cken / daß er nit allein mit Worten diſen zum aufferſtehen hat angefriſcht / benanntlich: Jn dem Nahmen JEſu ſtehe auff / ſondern er hat ihn auch bey der Hand genommen; vnd das iſt recht / wann die Geiſtliche wollen ein Nutzen ſchaffen bey der Gemain / ſo muß die Zung nicht allein ſeyn / ſondern die Hand vor ein Geſpannſchafft haben / die Wort ſeynd vnkraͤff - tig / wo die Werck nit darbey / es iſt nit genug / daß die Geiſtli - chen predigen / man ſoll Allmoſen geben / derenthalben habe GOtt vnd die Natur die Finger der Menſchlichen Hand von - einander zerthailt / damit gleichwol was moͤge durchfallen / ſon - dern es iſt auch vonnoͤthen / ſolches im Werck ſelbſten zu zai - gen / vnd das dono uͤber das amo conjungiren / es ſteht ſon - ſten gar vngereimbt / wann bey Biſchoͤffen / Thum-Herren / Dechanten / Pfarꝛ-Herren / Vicarien, &c. mehrer Stain als Gibs im Hauß. Es iſt nicht genug / daß die Herren Patres auff der Cantzl ſchreyen / vnd ſo ernſtlich mit Worten verfah - ren wider das Laſter der Trunckenheit / wie daß ſolches die Hi - ſtory deß Koͤnigs Nabuchodonoſor oͤffters widerholle / vnd einen Menſchen in ein Vieh verwandle / ſondern es iſt auch vonnoͤthen / ſelbſt ein nuͤchtern vnd aufferbaͤulichen Wandl zu fuͤhren / vnd auß dem bibo, ein verbum deponens machen / dann wie ſchaͤndlich ſteht es / wann ein Religios beſchaffen / wie die Kruͤg zu Cana Gallilæa auff der Hochzeit / impleverunt eas uſque ad ſummum. Es iſt nit genug / daß die Geiſtliche das Laſter der Unzucht dergeſtalten verdammen / als ſeye daſſel - bige gar ein gewiſſes Anzaigen bey einem / daß er am Juͤngſten Tag vnder die Boͤck logirt werde / ſondern es iſt vonnoͤthen /daß103zum murren vnd vnverſchambten Reden.daß ein geheiligte Prieſterſchafft auch beſchaffen ſeye / wie die Proceſſion mit Chriſto dem HErꝛn auff dem Calvari-Berg: Erant autem ibi mulieres multæ à longè: Es warenMatth. 27. daſelbſt vil Weiber von weiten. Es iſt nit genug / daß die Geiſtlichen mit Worten vnd Federn das Laſter deß Zorns ſtarck verweiſen / vnd ſagen / daß zwar die Gall deß Fiſch dem alten Tobiæ erſprießlich geweſt / aber die Gall eines man - chen Stockfiſch den Goͤttlichen Augen hoͤchſt mißfalle / ſondern es iſt auch vonnoͤthen / daß ſie ein ſaubers Exempel von dem vn - ſaubern Miſthauffen deß gedultigen Job zaigen / dann Dult vnd Meß die beſte Jahrmaͤrckt bey der Prieſterſchafft / vnd ſteht gar nit wol / daß ein Prieſter ſoll Pres bitter vnd haͤrb ſeyn. Es iſt nit genug / daß die Geiſtliche den Leuthen vorſtreichen die ſchoͤne Tugend der Demuth / als ſeye der tieffe Baß ein an - genehmers Geſang bey GOtt / als der hohe Diſcant, ſondern es iſt vonnoͤthen / daß wir den HErꝛn JEſum nachfolgen / wel - cher in der Hoͤhe deß Creutzes vns die Niderigkeit gelehrt / da er das Haupt von dem praͤchtigen Koͤnigs-Titul abgenaigt / dann es ſcheint gar vnformlich / wann wir arme Geiſtliche auff Stroh ligen / vnd gleichwol Federn tragen. Es iſt nicht genug / daß wir mit haͤuffigen Hiſtorien vnd Geſchichten betheuren die ab - ſcheuliche Gottslaͤſterung / vnd ſchaͤndliche Gewonheit zu flu - chen / als waͤren die Menſchen-Zungen weit aͤrger / als die Zun - gen der Hund / welche deß armen Lazari Geſchwer geleckt / di - ſe aber darmit GOtt vnd ſeine heilige Sacramenta belaydigen / ſondern es iſt auch vonnoͤthen / daß ein Geiſtlicher in keiner Begebenheit ein Fluch-Wort hoͤren laſſe / dann es ſtehet gar ſchlecht / wann ein Geiſtlicher / der GOttes Stell vertritt / ſoll wider GOtt reden.

Jhr wiſt gar wol / meine Geiſtliche / daß GOtt der HErꝛ am Sambſtag in der Welt-Erſchaffung ein Feyrabend gema - chet habe / dann weil er das Geſatz geſtellt / man ſoll den Sab - bath heiligen / vnd nit arbeiten / alſo hat er ſolches ſelbſt imWerck104Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-CollegasWerck gezaigt / damit man ihme nit moͤge nachſagen / er lehre etwas / vnd halt es ſelbſten nit.

Mein Heyland JEſus iſt auff die Welt kommen / damit er fuͤr vns ſuͤndige Adams-Kinder / nach dem Befelch ſeines Himmliſchen Vatters / moͤge ſterben / vnd gleichwol / als er in ſeiner vnmuͤndigen Kindheit von Herode zum Todt geſucht worden / hat er ſich in die Flucht geben / der Urſachen halber / er wolt vns Menſchen vnderſchidliche Satzungen vorſchreiben / vnd ſo er dazumahl waͤre geſtorben / haͤtt er ſolche im Werck ſelbſten nit koͤnnen vollziehen / dann was er gelehret / wolt er auch thun / cœpit facere, & docere; Er hat gelehrt / man ſoll Vatter vnd Mutter in Ehren haben / das hat er ſelbſt ge -Luc. 2. than / erat ſubditus illis, da er in die dreyſſig Jahr ſeinen lieb - ſten Eltern vnderthaͤnig war. Er hat gelehrt / man ſoll mit dem Nechſten ein Mitleyden tragen / vnd ihm in der Noth bey - ſpringen / cœpit facere, & docere, das hat er ſelbſt gethan /Marc. 8. als er ſich uͤber das Volck in der Wuͤſten erbarmet / vnd dero - ſelben vil tauſend geſpeiſt. Er hat gelehrt / daß wir ſollen de - muͤthig ſeyn / diß hat er ſelbſt gethan / wie er dann ſolche Haupt -Joan. 13. Tugend bey den Fuͤſſen der Apoſtl ſehen laſſen / da er diſe ge - waſchen. Er hat gelehrt / wie daß wir vnſern Feinden ſollen verzeyhen / vnd das hat er ſelbſt gethan / als er auff dem CreutzAct. 1. fuͤr ſeine Feind gebetten / vnd dero Unthat bey ſeinem Himmli - ſchen Vatter entſchuldiget. In Summa, was er gelehrt / das hat er ſelbſt im Werck erwiſen / vns geſambte Geiſtliche zu einer Underricht / das / was wir dem weltlichen Stand vorſagen / fein ſelbſten in der That / vnd aufferbaͤulichem Wandel zai - gen ſollen.

Ein gutes Exempel ihr Eltern vnd Hauß-Herren! ſonſt ſetz ich euch auff ein alten Eſel / da koͤnt ihr hinreitten / wohin ihr wolt / diſer war ein gemainer Statt-Eſel zu Athen, alſo ſchrei - bet Elianus de animal. lib. 6. cap. 48. weil er aber ſehr alt / vnd abgematt / alſo war er befreyt / vnd privilegiret vor aller Arbeit; nun hat es ſich begeben / als die Herren Athenienſerzur105zum murren vnd vnverſchambten Reden.zur ſelben Zeit ein ſehr ſtattlichen Tempel fuͤr die Veſtalen im Gebaͤu hatten / vnd hierzu ſehr vil Eſel vnd Maulthier die Stain muſten beytragen / daß beſagter alte Lang-Ohr von freyen Stucken / vnd vor ſich ſelbſt / ohne Antrib eines einigen Menſchen / ob ſchon vnbeladen / den jungen Eſeln ſtaͤts vor - gangen / vnd gleichſamb ihnen ein gutes Exempel geben zur Ar - beit / welches dem loͤblichen Magiſtrat zu Athen dergeſtalten wolgefallen / vnd ſie dahin veranlaſt / daß ſie durch offentlichen Trompetenſchall haben in der gantzen Statt laſſen außblaſen / man ſolle gedachten Eſel allenthalben vnbelaydiget / frey vnd loß laſſen gehen / vnd von dem gemainen Magazin, ihme als einem wolmeritirten Eſel / gebuͤhrige vnd genugſame Under - halt beygeſchafft werden / auch wo vnd wie ſelbiger etwann bey begebender Gelegenheit an einem oder andern Orth moͤchte uͤber Heu oder Habern gerathen / ſolle bey ſtarcker Straff auff keine Weiß ihme diß gewaigert / ſondern vilmehr allerſeits ih - me / als ein Freytafel / geſtattet werden. Datum Athen durch geſambten Rathſchluß.

Wie iſt es euch vmbs Hertz ihr Elteren / Hauß-Herren / Obrigkeit? hat ein vernunfftloſer alter Eſel darvor gehalten / es gezimme in allweg ihme / daß er andern jungen Arcad ſchen Buͤrſchlen mit einem guten Exempel vorgehe / wie vil mehr ſoll vnd thut es euch obligen / daß ihr euren Kindern / euren Hauß - Genoſſen / euren Undergebenen mit einem aufferbaͤulichen Wandel ſollet vorleuchten / dann ein gutes Exempel bey euch / von euch / an euch / auß euch kan ſo vil außwuͤrcken / als die Ru - then Moyſis vnd Aaron, wormit ſo groſſe Wunderding ge - ſchehen.

Zwey ſonders groſſe Wunder-Werck hat Chriſtus der HErꝛ zu Cana in dem Gallilæiſchen Land gewuͤrckt; das erſte war / als er zu Ehren deß Braut-Volcks vnd der anweſenden Gaͤſt das Waſſer in Wein verkehrt / das andere / wie er deß Koͤnigls von Capharnaum halb todten Sohn / mit jedermañs Verwunderung / friſch vnd geſund gemacht / welches diſen Koͤ -Pars II. Onigl106Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasnigl / oder vil mehr Koͤniglichen Gubernator, dergeſtalten be - wegt / daß er alsbald an Chriſtum JEſum geglaubt / er ſeye wahrer GOtt vnd Menſch / vnd der recht verſprochene Meſ - ſias, aber hoͤret Wunder / credidit ipſe, & domus ejus tota, er iſt nit allein ein eyffriger Chriſt worden / ſondern ſein gantzes Hauß / auch ſein Frau Gemahlin / auch ſeine junge Herren / vnd Fraͤulen / auch der Hofmaiſter / vnd Kammer-Diener / auch Laggey vnd Paſchi / auch alle Kammer-Menſcher / domus to - ta, Stuben-Menſcher / Kuchel-Menſcher / mit einem Wort / alle vnd jede haben den Glauben Chriſti hoͤchſt-eyfferig ange - nommen / bewegt durch das gute Exempel deß Herꝛn Vat - ters / ꝛc. Was nit ein gutes Exempel der Eltern vnd Hauß - Herren fuͤr ein Wuͤrckung hat!

Samuel durch das gute Exempel ſeiner Eltern / Suſanna durch den guten Wandl ihrer Eltern / Iſaac durch das auffer - baͤuliche Leben Vatter vnd Mutter / Clara durch den H. Bey - ſpil ihrer Mutter Hortulana, Nicolaus Tolentinus durch den tugendſamen Vorgang ſeiner Mutter Amata, Ludovi - cus durch den Sitten-Spiegl ſeiner Mutter Blanca, ſeynd hoch / herꝛlich / heilig Himmliſch worden.

Wer biſt du / fragten einmahl die hoch-anſehliche Prie - ſter vnd Leviten Joannem in der Wuͤſten / dein Wandl hat etwas frembdes vnd vngewoͤhnliches an ſich / dein Heiligkeit kan auch zwiſchen den Bergen ſich nicht verbergen / Felſen vnd Stainkluͤppen geben dich vor ein Edlgeſtain auß / vnſere Bur - ger verlaſſen die Statt / die Bauren lauffen von ihren Huͤtten / vnd eylen alle zu dir in die Wuͤſten / alſo moͤchten vnſere Edl - Leuth / forderiſt groſſe Fuͤrſten vnd Herren / gern ein glaub - wuͤrdige Nachricht einnehmen / wer du ſeyeſt / dann ſie deß ſtar - cken Vorhabens ſeyn / dein Perſohn beſſer zu reſpectiren / tu quis es? biſt du der wahre / vnd vns laͤngſt verhaiſſene Meſ - ſias? ich bins nicht; biſt du Elias? auch nicht; biſt du ein Pro - phet / wol nit / mein di gratia, wir bitten dich hoͤfflichiſt / damit wir denen / die vns daher geſandt / moͤgen ein Contento geben /ſag107zum murren vnd vnverſchambten Reden.ſag an / wer bıſt du? Ego vox, ich bin ein Stimm / ſagt diſer wunderthaͤtige Buß-Prediger / ein Stimm? Joan - nes war ja ein Sohn Zachariæ? gebohren in Judæa? was dann / ein Menſch? glaub wol / von Haut vnd Bain? frag ein weil / wie kan er dann ein Stimm ſeyn? geht ihr nach Hauß / meine Herren Prieſter / vnd fein bald / zwar ihr ſeyt nicht weit her / vnd ſagt fein zu Jeruſalem / vnd anderwerts / daß Joannes ein lautere Stimm ſeye / dann alles an ihm prediget / ſeine mit Thraͤnen ſtaͤts quellende / vnd gen Himmel erhobene Augen ſeynd ein Stimm / welche prediget die Andacht / ſein magers vnd entfaͤrbtes Angeſicht iſt ein Stimm / welche prediget die Ehrbarkeit / ſeine harte vnd bereits verpomerte Knye-Schei - ben ſeynd ein Stimm / welche prediget das Gebett / ſeine bloſſe Fuͤß ſeynd ein Stimm / welche prediger die Armuth / ſein rau - che Cameel-Haut iſt ein Stimm / welche prediget die Verach - tung aller Wolluͤſten / ſein gantzer Wandl iſt ein Stimm / wel - che prediget die Pœnitenz vnd Buß.

Auff ſolche Gattung muͤſſen alle Vorſteher / abſonderlich die Eltern beſchaffen ſeyn / daß all dero gantzer Wandl / Thun vnd Laſſen ein Stimm iſt / welche zur Tugend anfriſchet / wann ſie ſolchergeſtalten werden Vocales ſeyn / iſt kein Zweiffel / daß nit die Kinder werden Conſonantes abgeben. Es muß ein Vatter nit allein mit Worten ſeine Kinder zu gehoͤriger Zucht vnd Andacht anlaiten / ſondern wol in acht nemmen / daß ſein gantzes Leben mit der Lehr uͤbereinsſtimme / auff daß er alſo ein lautere Stimm ſeye / die den Kindern prediget.

Bey dem Evangeliſten Marco geſchicht Meldung von einem armen / blinden Menſchen / welchem der HErꝛ JEſus das Geſicht wider erſtattet / aber es iſt wol zu mercken die Ma - nier oder Weiß ſolcher augewendter Chur / indem der HErꝛ auff ſeine Augen nit allein ein reinen Spaichel geworffen / ſon - dern auch zugleich die Haͤnd auffgelegt / daß alſo Mund vndMarc. 8. Haͤnd dem armen Tropffen geholffen / es iſt alſo nicht genug /O 2meine108Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasmeine Eltern / daß ihr euren Kindern vil gutes vnd Lehrreiches vorſagt / ſondern ihr muͤſt auch die Haͤnd brauchen / es ſelbſt im Werck erzaigen / was ihr mit dem Mund thut vnderweiſen.

Es iſt eine geweſt / welche ſtaͤts daher gangen mit vnder - geſchlagenen Augen / vnd gar recht / dann wann man dergeſtal - ten die Balcken fuͤr die Augen ziecht / ſo kan der Schau-er nit ſo bald ſchaden: ſie hat an allen Welt-Boſſen vnd Welt - Biſſen den groͤſten Abſcheuen getragen / vnd ob der geringſten vngereimbten Red ein wolgereimbte Schamroͤthe gezaigt / vnd gar recht / dann alle heilige Feyrtaͤg im Calender roth geſchri - ben ſeynd: ſie war gantz ehrbar in den Klaydern / vnd forde - riſt wol vmb den Halß bedeckt / vnd gar recht / dann ſolche Na - ckende beklayden iſt ein groͤſſers gutes Werck / als die Frembde beherbergen: ſie hat ſich gantz behutſamb von aller Geſellſchafft weckgeſchraufft / vnd gar recht / dann weit darvon iſt gut vor den Schuß deß muthwilligen Buebens Cupidinis: ſie iſt mit ge - woͤhnlichem Eyffer ſtaͤts in die Kirchen vnd Gottshaͤuſer gelof - fen / vnd gar recht / dann bey Tempeln mehr / als bey Toͤlpeln zu gewinnen: ſie hat alle Copulation vnd Cuppulation be - ſtaͤndig gewaigert / vnd gar recht / dann Chori Schweſtern doch mehrer gelten / als thori Schweſtern / endlich waiß ich nicht / durch was Wind diſes Liecht erloſchen / durch was Hitz diſes Graß zu Heu worden / durch was Gewalt diß Gebaͤu zu Bo - den gefallen / endlich iſt diſer Fiſch abgeſtanden / diſes Brodt ge - ſchimpelt / diſer Wein zu Eſſig worden / vnd in ihrem guten Vorhaben alſo wancklmuͤthig worden / daß an ſtatt der Archen GOttes der Philiſtæiſche Dagon den Tempel ihres Hertzens betretten / vnd folgſamb nach nichts anderſt getracht / als nach dem heyrathen / wie ſie dann bald ein Liebſten bekommen / wel - cher mit allen ſchoͤnen Worten vnd guldenen Verſprechungen ſie ſtaͤts bedient / weil ſie aber mit der Zeit verargwohnte / als waͤren es nur laͤhre Wort / alſo hat ſie ihm durch ein bekannte Perſohn ein verpetſchirtes Schaͤchterl zugeſchickt / welches er mit ſonderm Affect empfangen / vnd alſobald eroͤffnet / in dem eraber109Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasaber darinnen ein lebendigen Grillen / vnd weiter nichts gefun - den / kont er ihm wegen deß Grillen nit genug Mucken machen / vnd zoge ſolches bald in gute / bald in ein uͤble Außlegung / wuſt auch gar nit darauß zu kommen / woran er waͤre / biß er endlich ſolches ſeinem vertrauteſten Cammeraden entdeckt / vnd deſſent - halben ſeinen bekannten Witz vnd reiffen Rathſchlag ange - ſucht / welcher ihme dann vnverweilt diſe Antwort geben / mein Bruder / ſprach er / diſer Grill ſagt dir vil / diſes ſchwartze Som - mer-Voͤgerle ſingt vnd klingt ſtaͤts in gruͤn Wiſen vnd Wa - ſen / aber ſein Hall vnd Schall kombt nicht von dem ſubtilen Schnaͤberl / ſondern von dem zuſammen kleſchen der Fluͤgerl / carmen evibrat ab alis. Alſo mein lieber Bruder / diſe Jung - frau will halt dir zu verſtehen geben / du ſolſt das Maul nicht allein brauchen / vnd vil verſprechen / ſondern im Werck ſelbſt ſoll es erzaigen / vnd ſie freyen.

Das iſt ein Lehrſtuck fuͤr die Eltern / gut iſt es / wann der Vatter dem Sohn das trincken vnd ſpilen widerrathet / crapu - lam vnd trapulam fuͤr Laſter außgibt / aber Vatter das Maul nit allein; carmen evibrat ab alis, zaig du ſolches auch an dir.

Gut iſt es / wann der Vatter dem Sohn das faullentzen vnd vmbſchlentzen verbiet / muſas vnd Muſæa ihn lobt / aber Vatter das Maul nit allein / carmen evibrat ab alis: zaig du hierin faſt im Werck auch nicht das Widerſpil: Gut iſt es / wann die Mutter der Tochter das loͤfflen verbiet / vnd den Kohlloͤffel einrath / focum non proeum, aber Mutter das Maul nit allein / carmen evibrat ab alis, thut ihr fein auch nit das Widerſpil.

Ein Epicurus muß dem Zenocrati nit die Keuſchheit loben / ein Midas muß dem Diogeni nit die Armuth rathen / ein Heliogabalus muß einem Antonio in der Wuͤſten nicht von der Geſparſambkeit predigen / ein Nero muß einem He - rodi nicht die Sanfftmuth lehren / als muͤſt ihr Eltern eueren Kindern nit einrathen / was ihr ſelbſt nicht thut / ſondern ihr muͤſt ſelbſt einen frommen vnd vnſtraͤfflichen Wandl fuͤhren /O 3wann110Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegaswann ihr wollet / daß euere Kinder ſollen in der Forcht GOt - tes leben.

Gelt Joſeph / es hat dir getraumbt / Sonn vnd Mond / ſo gar auch die Stern thun dich anbetten? ja freylich / ſagt er / mich wundert aber deſſen ſo ſtarck nicht wegen der Stern / dann wie Sonn vnd Mond ſich gezaigt / haben die Stern nicht koͤn - nen anderſt thun / alſo wann Vatter vnd Mutter eyfferig bet - ten / dem H. Gottsdienſt oͤffters beywohnen / der heiligiſten Sacramenten ſich thailhafftig machen / ſo werden die Kinder deßgleichen thun. Vado piſcari, Joan. 21. ich gehe jetzt ein weil fiſchen / ſagt Petrus, vadimus & nos tecum, ſagen die andere Juͤnger / ſo gehen wir auch mit dir. Wann Obrigkeit vnd Eltern mit gutem vorgehen / ſo folgen die Undergebene gern nach.

Jhr Edl-Leuth / haͤtt euch bey einem Haar bald vergeſſen / da ihr doch groſſe Barocca tragt / euch vor allem ſteht wol an / mit einem guten Exempel dem gemainen Menſchen vorzuleuch - ten / vnd wo das nit iſt / ſo ſeyt ihr nit adelich.

Von Adam her iſt keiner beſſer als der andere / dann wir alle ins geſambt von Laim zuſammen gepapt / vnd ſchreiben vns alle von einem Stammen-Hauß / Mutter halber ſeynd wir ins gemain verbruͤdert vnd verſchweſtert / vnd kuß ich den Tag etlıchmahl mein Mutter die Erden: Vatter halber ſeynd auch groſſe Monarchen meine Bruͤder / dann alle thun betten: Vatter vnſer der du biſt in Himmel / dahero zu wiſſen / daß die hoͤchſte Stammen von geringen Stauden auffgewachſen / vnd der groſſe Donauſtrohm von einem ſchlechten Urſprung; groſſe Potentaten / wann ſie den erſten ihres Hauß wollen ſu - chen / ſo wird ſich ein gemainer Menſch anmelden / vnd ſeynd von Hacken vnd Pflueg die Scepter kommen. Als Adam ackerte / vnd Eva ſpann / wer war dann damahl ein Edlmann? niemand / ſondern derſelbige / welcher herꝛliche Tugenden / vnd vor andern Heroiſche Thaten erwiſen hat / iſt adelich genennt worden / worauß dann Sonnenklar erhellet / daß die Tugendeneinen111zum murren vnd vnverſchambten Reden.einen adlen. Weſſenthalben der Kayſer Maximilianus ei - nem ſchlechten Menſchen / nidrigen Herkommens / vnd ſeines Handwercks ein Lederer / doch aber bey gutem Mittel / gar ſchoͤn geantwortet / als ſolcher verlangte ein Edlmann zu wer - den / ditare te poſſum, nobilitare non, niſi te propria vir - tus nobilitet: Reich / ſagt der Kayſer / kan ich dich wol ma - chen / mein Kerl / aber adelich nicht / dafern dich deine aigne Tu - genden nicht adlen. Carolus der Fuͤnffte Roͤmiſche Kayſer / diſer Welt-beruͤhmte Monarch / diſer Oeſterreichiſche Hercu - les, diſer Teutſche Hanibal, diſer Chriſtliche Alexander pfleg - te zum oͤfftern ſeinen Cavaliren / die ſich von gutem Gebluͤt be - ruͤhmet / zu ſagen / ſanguis ruſticorum æq́ue rubet, der Bauren ihr Blut iſt auch roth / vnd offt Geſundheit halber ſchoͤner / als der Edl-Leuth / beſteht alſo der Adl in den Tugen - den / vnd nit in dem Gebluͤt.

Die ſaubere Hebreer / damit ſie Chriſto allen guten Nach - klang vnd Nahmen bey den Leuthen moͤchten ſtutzen vnd min - dern / haben Schimpffweiß von ihm außgeſagt / warumb man ihn doch mag ſo hoch achten / ſeye er doch nur eines Zimmer - manns Sohn / nonne hic eſt Filius fabri? ihr neydhaffte vnd vnverſchambte Geſellen / wer ſeyt dann ihr? ſeyt dann ihr hoch-vnnd wolgebohren? was / antworten diſe Hebreiſche Pfauen-Gemuͤther / wir ſtammen her von vnſerem Vatter A - braham, wann dem alſo / ſagt mein JEſus / opera Abrahæ facite, thut fein die Werck Abraham, folgt euerem Vatter nach / wo nit / ſo iſt euer vornehmes Herkommen nit ein Haller wehrt / ihr ſeyt keine Illuſtriſſimi, ſondern Abſurdiſſimi.

Jch kam auff der Raiß einmahl vngefehr in ein ſchoͤnes vnd wolerbautes Geſchloß / vnd ließ mich durch die Bediente / welches mit hoͤfflichſter Bitt geſchehen / anſagen / wie ich dann auch die Gnad gehabt vorzukommen / bevor aber / als man zur Tafel gangen / fuͤhrte mich diſer Edlmann in den obern Saal / welcher ſehr praͤchtig vnd koſtbar anzuſehen war / forderiſt we - gen der ſchoͤnen Gemaͤhl vnd alten Contrafehen ſeines Stam -men -112Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasmen-Hauß / da Pater, ſagt er / vnd deut mit dem Finger auff ein altes / vnd vom Rauch verdunckletes Bild / worauß ein al - ter graubartheter Taͤtl entworffen mit einem dicken / vnd weit - gebauſchten Kres / kurtzen Haaren / vnd zerſchnittenem Wam - mes / ꝛc. Pater ſchaut / diſer war der erſte auß vnſerem Hauß / der hat ſich ſo ritterlich gehalten bey Papia, daß man ihme / nach GOtt / die voͤllige Victori zugemeſſen / weſſenthalben er ſo ſtattlich nobilitirt worden. Diſer war mein Anherꝛ / der we - gen ſeines groſſen Verſtands vnd vornehmen Qualiteten mehr - mahl ein Geſandter worden bey groſſen Hoͤfen / ꝛc. Diſer / wie der Pater ſihet / hat ſich ſo tapffer gehalten / daß er Gene - ral worden / vnd hat er nicht wenig Tuͤrcken-Schoͤpff barbiret / ſchau der Pater, wer bin ich? weil ich wuſte / daß diſer von gar geringen Talenten oder Gaaben / vnd anbey noch ein Pol - troniſchen Wandl fuͤhrt / auch das obere Zimmer bey ihm gar ſchlecht außſpallirt / vnd im mittern Stock nur Haaſenbalg zu finden / alſo gedacht ich bey mir ſelbſt / da er prallte mit diſen Worten / Pater ſchaut / wer bin ich / gedacht ich / du biſt ein Narꝛ / geredt hab ich es nit / wol aber gedacht / du biſt nicht ge - ſcheid / wann du zu deinem Lob frembde Glory nimbſt / was hilfft es dich / wann dein Vatter zwey Augen gehabt / du aber biſt blind? was hilfft es dich / wann dein Mutter gerad gan - gen / du aber hinckeſt? was hilfft es dich / wann deine Vor-El - teren herꝛlich vnd ehrlich ſeynd geweſt / du aber nit? wann du von den Eltern das Leben haſt / vnd nit das loͤbliche / ſo biſt du nit adelich / ſondern du biſt wie jener von GOtt vermaledeyte Feigenbaum / welcher mit vilen Blaͤttern geprangt / aber mit keiner Frucht / du biſt wie der vnbeſonnenen Iſraëliter ge - ſchmeltzter GOtt / dann diſe das beſte vnd feineſte Gold herge - ſpendirt / damit darauß ſolt ein GOtt werden / vnd ſihe / exivit vitulus, da iſt ein Kalb herauß kommen / was Nutz vnd Glo - ry iſt es / wann deine Eltern guldene Leuth ſeynd geweſt / du aber ein Kalb worden / oder gar ein Ochſen-Kopff. Die H. Schrifft / das Goͤttliche Wort thut uͤber alle maſſen ſchmaͤhlenuͤber113zum murren vnd vnverſchambten Reden.uͤber den groſſen / groben / greulichen Limmel den Nabal, was er fuͤr ein Haupt-Vogl / vnd gar ein Folianten-Tremmel ge - weſt ſeye / gleichwol war er von einem guten Hauß / vnd von dem Stammen deß ſo ſehr beruͤhmten Cavaliers Caleb, welcher auß ſechsmahl hundert tauſend Menſchen allein mit dem Jo - ſue in das gelobte Land kommen / hat alſo dem Nabal, diſem feindſeeligen Puͤffels-Kopff nichts geholffen / daß er von gutem1. Reg. cap. 25. Gebluͤt ſich geſchriben / weil er ſeiner Vor-Eltern adelichen Tu - genden nit auch hat nachgefolgt.

Ein ſolcher Edlmann / der ſeiner Vor-Eltern adeliche Tugenden nit auch ſambt dem Blut erbet / kombt mir vor wie jener Praller / der in allweg die gemaine Leuth fuͤr verworffene Canalien gehalten / vnd nur ſein Hauß dem Babyloniſchen Thurn gleich geſchaͤtzt / diſer nahme auff ein Zeit ein Nuß ſambt der gruͤnen Hilſen vnd vnzeitigen Uberhuͤll / ſagte alſo / gebet acht / wie ich euch die drey Staͤnd / den Bauern-Stand / den Burger-Stand / vnd den Edl-Stand / ſo arthlich werde ent - werffen / erſtlich diſe gruͤne Hilſen bedeut den in Bauernſtand / diſe Hilſen muß man herab ſchoͤllen / alſo muͤſſen die Bauern auch geſchunden werden: die andere harte Schallen bedeutet den Burger-Stand / diſe Schallen iſt hart / weſſenthalben ſie muß auffgebiſſen oder auffgeſchlagen werden / alſo die Burger haben harte Koͤpff / derentwegen mit ihnen nit ſubtil zu verfah - ren iſt / der ſuͤſſe Kern aber bedeut den Edl-Stand / vnd beiſt zugleich die Nuß auff / findet aber wenig Kern / wol aber ein Wurm / welcher ihm in das Maul perorirt, pfuy Teuffel / ſagt er / vnd ſpeyt ihn wider auß / pfuy / pfuy / vnd abermahl pfuy / vnd hundertmahl pfuy ſag ich auch zu einem ſolchen Edl - mann / der ein Kern ſoll ſeyn von ſchoͤnen Tugenden / von herꝛ - lichen Thaten / von adelichen Sitten / vnd iſt darneben nur ein Wurm / der da nagen vnd plagen thut ſeine Underthanen.

Mein lieber Prall-Hanß / ich mag dich nit nennen illu - ſtriſſime, dann es iſt nit wahr / hoͤr was dir ein alter Paulus Minutius vnder die Naſen reibet: Parùm illuſtris eſt,Lib. 4.Pars II. Pqui114Judas veranlaſt auch andere ſeine Mit-Collegasqui præter imagines, & cognomen nil habet nobi - litatis.

Ein Frau / welcher die Natur ein Stieff-Mutter abgeben / indem ſie ein uͤbelgeſtaltes / vnd gar vngeſchaffenes Geſicht be - kommen / ein Fell gantz Braunaueriſch / ein Naſen ſo lang / daß man ſie koͤnte Athanaſia nennen / ſchiecklet in den Augen / daß ſie zum beſten fuͤr ein verlohrne Schildwacht taugte / dann ſie auff zwey Seiten zugleich konte außſchauen / uͤber vnd uͤber ge - tuͤpffelt in dem Angeſicht / welches ja gar ein ſchlechte Miniatur - Arbeit / groß im Maul / daß ſie faſt in der Gefahr ſtehet / es moͤcht ihr der Kopff einmahl zum Maul herauß fallen / bucklet auff dem Rucken / daß ihr alſo der Hochmuth von hindenher ge - wachſen / diſe von der Natur / jedoch durch ſondere Verhaͤng - nuß GOttes / zimblich beſchimpffte Frau prangt vnd prallt uͤber alle maſſen / was ihr Frau Mutter fuͤr ein ſchoͤne Dama ſeye geweſt / Helena vnd Zerobia haͤtten ſich muͤſſen vor ihr verbergen / der Schnee ſelbſt ſeye im Zweiffel geſtanden / ob er ſie an der zarten Farb uͤbertreffe / ja wann die ſchoͤne Aurora oder Morgenroͤth waͤr mit Todt abgangen / ſo haͤtt ihr Frau Mutter die Expectanz gehabt: O Bruta, ey du garſtiges Lar - ven-Geſicht deck dich zu / glaubſt du dann / dein Ungeſtalt ſeye geringer / weil dein Frau Mutter ſo ſchoͤn war / dero Maden - Sack bereits den Wuͤrmen zu einem Tummel-Platz worden. Ob ſchon dein Frau Mutter ein ſchoͤne Helena, ſo biſt du gleich - wol ein garſtige Hoͤll / ꝛc. pfuy.

Nicht ein geringere Torꝛheit iſt es auch bey manchen / wel - cher ein tadlhafften / vnd mit vilen Laſtern bekothigten Wandl fuͤhrt / in allem Wueſt herumb wielt / vnd dannoch beynebens mit auffgeblaſenen Backen das Gloria ſingt ſeines adelichen Herkommens / welches ihme doch mehr Schamroͤthe ſoll auß - treiben / vnd waͤr kein Wunder / es thaͤten die an der Wand hangende Contrafeh ſeiner adelichen Vor-Eltern vnd Anater mit lauter Stimm wehmuͤthig klagen vnd betauren / daß auff ihrem Stammen-Baum ein ſolcher wurmſtichiger Apffel / daßin115zum murren vnd vnverſchambten Reden.in ihrem Stammen-Hauß ein ſolcher zermoderter Traͤm / daß in ihrem Gebluͤt ein ſolche vngeſunde Ader entſproſſen: was helffen einem ſolchen die Glory vnd Ruhm ſeines Vatters / welche in ihm ſchon erloſchen; Der Cham iſt gleichwol als ein Boͤßwicht vnd nichtswehrtiger Geſell gehalten worden / ob ſchon ſein Vatter der Noë der alleredleſte Mann ware / ſo ge - ſchicht auch mehrmahlen / daß ein Baum auß einem Koͤnigli - chen Forſcht vnd Wald abgehauen / gleichwol zu einem ſchlech - ten Hackſtock wird / vnd alſo wegen ſeines Herkommens wenig Preyß darvon tragt. Das iſt wahr / vnd bleibt wahr / nobi - litas morum, plùs ornat, quàm genitorum, wer edl thut / der iſt edles Blut. Nobiliter vivens & agens, hæc nobilis eſt gens, das haiſt recht adelich gelebt / wo man nach Ehr vnd Tugenden ſtrebt / hat alſo gar vngereimbt jene Dama zu Baa - den in Oeſterreich einmahl geredt / daß ſie lieber wolt in der Hoͤll bey einem Edlmann ſitzen / als bey einem Bauern in dem Himmel / als ich ſolches einem Bauern erzehlte / wurd er hier - uͤber nit vnbillich erzuͤrnet / vnd ſagte endlich / er ſeye ſauberer als ein Edlmann / dann wann er die Naſen ſchneitze / ſo werffe er den Unflath hinweck / die Edl-Leuth aber faſſen ihn in ein Tuͤchel / vnd ſchieben in Sack.

Gebuͤhret demnach vor allen andern denen Hoch - vnd Wol-gebohrnen / denen Wol-Edl-gebohrnen / daß ſie der Gemain mit einem guten Wandl vorleuchten / mit adelichen Tugenden geziehrt ſeyn / den Glantz nit verduncklen / welchen ſie von ihren Vor-Eltern ererbt / ihrem adelichen Helm nit ein Schimpff anfuͤgen / den Preyß-vollen Nahmen ihres Hauß nit verſchimpffen / ſondern / mit einem Wort / adelich leben / das iſt / tugendſamb; Mit dergleichen ſeynd gantze Buͤcher ange - fuͤllt / gantze Chronic beſchriben / gantze Schrifften verfaſt / vnd zehlt man in dem Roͤmiſchen Brevir allein uͤber die 100. Hei - ligen / von denen das Officium gebett wird / welche alle vor - nehme Edl-Leuth waren / vnd von groſſen Haͤuſern vnd gutem Herkommen / nobiles, id eſt, noſcibiles per virtutem.

P 2Judas116

Judas der ſchlimme Hund verrath / verſchwendt / verſchaͤchert / vergibt / verkaufft / verwirfft / vertaͤndtlet / verhandlet den guldenen JE - ſum vmb Silber.

AN einem Mittwoch haben die vornehmeſte Prieſter zu Jeruſalem / benanntlichen die jenige / welche vorhero ſchon das hohe Prieſterthum verſehen / ein geſambten Rath gehalten / wie ſie doch JEſum durch einen Argliſt vnd ge - haimen Schlich moͤchten gefangen nemmen / dann ſie ſtunden in Sorgen / er moͤcht ihnen mehrmahl entgehen / wie ſie es ſchon oͤffters erfahren / zu dem wolten ſie nit offentlich die Haͤnd an ihn legen / auß Forcht / daß ein Auffruhr vnder dem Volck moͤcht entſtehen / als welches dem HErꝛn uͤber alle maſſen zu - gethan war / indeme ihn die maiſte fuͤr ein groſſen Propheten gehalten; es waͤre auch etwann nit laͤhr abgangen / dafern ſie ihn offentlich haͤtten ergriffen / daß nicht etliche mit Woͤhr vnd Waffen den HErꝛn geſchutzt haͤtten / auch haͤtten villeicht meh - rer / als der Malchus allein / eins fuͤr die Ohren bekommen; wie nun beſagte Prieſterſchafft mit Beyziehung anderer Schrifft - gelehrten / vnd auch deß Weltlichen Magiſtrats vnd hoher Richterſtell ſich vndereinander berathſchlagten / da hat ſich der ſaubere Iſcarioth laſſen anſagen / welcher dann mit aller Hoͤff - lichkeit eingelaſſen worden / allwo er auff Verhaiſſung eines Recompens in Gelt nach dero gnaͤdigen Diſcretion ſich frey - willig anerbotten / JEſum in ihre Haͤnd zu uͤberliffern / vnd zwar ohne einige Ungelegenheit / oder bevorſtehender Auffruhr. O Schelm! wegen deß Gelts.

Allhier laß dir gefallen / mein guͤnſtiger Leſer / einer gar feinen Comœdi beyzuwohnen / in welcher das groſſe Vermoͤ - gen deß verruchten Gelts ſattſamb entworffen wird / die vor -nehmſte117Judas der ſchlimme Hund verkaufft JEſum / ꝛc.nehmſte vnd Principal-Perſohn auff diſem Theatro iſt Præ - nobilis Dominus Aurelius Goldecker / natus Argentinen - ſis, der vertritt die Perſohn deß Mammons oder Gelt-Gotts; der ander iſt Perill: Dominus Juſtinus à Rechtberg, natus Veronenſis, diſer hat die Perſohn der Gerechtigkeit: Juſti - nus als die Gerechtigkeit will / daß alles ſoll recht vnd loͤblich in der Welt hergehen / vermoͤg Goͤttlicher vnd Menſchlicher Satzungen / vnd hat derenthalben ein ſcharpffen Kampff vnd Gezanck; Aurelius aber / oder das Gelt vergleicht alles iſt der Guͤte. Erſtlich ſteigt ein kleiner Knab auff das Theatrum, fallt vor dem Gelt nider / vnd ſingt ein Litaney nit mit heller / ſondern mehr mit hoͤlliſcher Stimm / folgenden lauts:

Silber Eleiſon,
Gold Eleiſon,
Silber erhoͤre vns /
Gold erhoͤre vns /
Gold Vatter der Getuͤmmel / erbarm dich vnſer.
Gold Troͤſter der Welt / erbarm dich vnſer.
Gold allmaͤchtiges / erbarm dich vnſer / ꝛc.

Apage ſchreyt Juſtinus auff / vnd verſetzt dem loſen Schelm ein ſolche Maulſchell / daß ihn der Teuffel uͤber das Theatrum hinunder gefuͤhrt / was / ſagt Juſtinus, ſolt das Gelt oder Gold allmaͤchtig ſeyn? ja / ja / antwort Aurelius, oder der Mam̃on, vnd es ſtehe zu probiren / nachdem ſie ſich beede nidergeſetzt / da erſchin auff dem Theatro ein junger Mopſus, welcher dann bald gefragt wurde / wer er ſeye / ich / ſagt er / hab geſtudirt das blaue vom Himmel / bin allzeit auff der erſten Banck bey der Thuͤr geſeſſen / mein Vatter haiſt Hannß Limmel / mein Nahm iſt Ferdinand Limmel / ſonſt von Stroh-Hofen gebuͤrtig / ꝛc. was dann ſein Anbringen ſeye / oder Verlangen / iſt die Frag / worauff er utcunque beſchaiden geantwortet / er ſeye reſol - virt ſein Stuͤckl Brodt zu verbeſſern / vnd halt derentwegen an vmb ein O vitium! vmb ein ehrliche Scharſi, es kan nichtP 3ſeyn /118Judas der ſchlimme Hundſeyn / ſagt Juſtinus die Gerechtigkeit / dann zu einem Ambt muͤſſen taugliche Leuth erkiſen werden.

Wie die Herren Baͤumer ein Reichstag gehalten / vnd darauff nach genugſamer Bedachtſambkeit zu der Wahl ge - ſchritten / einen Koͤnig zu erwoͤhlen / iſt endlich mit einhelligen Stimmen die Dorꝛnſtauden erwoͤhlt worden. Mit Gunſt ihr Herren Baͤumer / daß ich mich vnderfange einzureden / war - umb habt ihr zu ſolcher Hochheit nit den Oelbaum erkiſen / iſt es doch geſchehen / aber er hat widerumb reſignirt, vnd hat nit uͤbel gethan / dann ein Oelbaum geht mit Schmiralien vmb / vnd ein ſolcher taugt nit fuͤr ein Obrigkeit. Warumb habt ihr nicht den Feigenbaum erwoͤhlt? iſt es doch auch geſchehen / aber er hat es nit angenommen / hat zwar gar recht hierinfalls gehandlet / dann er immer zu ſuͤß iſt / vnd ein ſolcher taugt nicht vor ein Obrigkeit / weil diſe auch zuweilen ein ſauers Geſicht machen maß. Warumb habt ihr nit erwoͤhlt den Weinſtock? iſt es doch ebenfalls geſchehen / aber er hat ſich deſſen gewaigert / vnd hat gar wol vnd beſcheid gethan / dann ein Weinſuͤchtiger vnd Vollſauffer taugt nicht vor ein Obrigkeit / jetzt fallt es mir ein / vnd glaube deſſenthalben / daß ihr die Dorꝛnſtauden habt erwoͤhlt / welche auch diſe Hochheit angenommen / weil ſelbige voller Spitzen / dann warhafftig zu Aembtern vnd Digniteten follen fein ſpitzfindige Leuth / nit knoperte Tremmel / verſtaͤn - dige Leuth / nit vngeſchliffene Knaͤffel / qualificirte Leuth / nit plumpe Herbſt-Limmel genommen werden.

Herunder mit dir / vnd fein geſchwind / hat es gehaiſſen beym Zachæo, feſtinans, vnſer HErꝛ hat geſehen / daß diſer kleine Maſculus in der Hoͤhe war / der doch voller Partiten vnd Intereſſe geſteckt; diß ſolle noch allezeit embſig beobacht wer - den / daß man keinen in die Hoͤhe helffe / noch daroben laſſe / der da kleine Talenta, kleine Erfahrenheit / vnd groſſe Schelm - Stuck hat.

Joſeph in Egypten iſt alſo durch die Goͤttliche Gnad in den Welt-Ehren geſtigen / daß in dem weiten vnd braiten Koͤ -nigreich119verkaufft JEſum vmb Silber.nigreich Egypten alles durch ihn wurde regirt / alle hohe / ſtattli - che Aembter vnd Officia bey Hof vnd anderwerts konte er ver - geben / weil er dann der einige beym Bret geſeſſen / warumb daß er ſein Bruͤdern nit fortgeholffen? etwann den Bruder Ruben zum Obreſt-Kuchelmaiſter gemacht / da haͤtt man villeicht den Saffran erſpahrt: der Simeon haͤtt ja getaugt fuͤr das Contra - lor-Ambt? der Iſachar, ſo verdolmetſcht wird aſinus fortis, haͤtte ja koͤnnen Stallmaiſter ſeyn? dem Bruder Nephtali waͤr die Obreſt-Jaͤgermaiſterey nicht uͤbel angeſtanden / maſſen ſein Herꝛ Vatter Jacob ſolches im Geiſt vorgeſehen / da er ge - ſagt hat / Nephtali, cervus emiſſus, &c. der Bruder Gad kont ja Hof-Kriegs-Rath ſeyn / Gad accinctus præliabi - tur, &c. auff ſolche Weiß waͤren ſeine Herren Bruͤder gar wol accomodirt worden? Nichts / nichts / nichts / ſagt Joſeph / ſollen dergleichen meine Bruͤder haben / dann ſie ſeynd noch plumpe Phantaſten / wiſſen nichts / vnd koͤnnen noch nichts / als die Schaaf huͤten / ſie taugen nit / deſſentwegen mag / vnd ſoll / vnd muß / vnd will ich ſie nit promoviren.

Anno 1647. haben die Studenten / vnd forderiſt die Juriſten zu Avinion in Franckreich bey Faßnacht-Zeit einen Eſel zum Doctor gecroͤnt; erſtlich ſaſſe der Eſel auff einem gar herꝛlichen Wagen / ſo von 6. andern ſtarcken Eſeln gezogen wurde / diſer graue Candidatus hatte vor ſeiner ein uͤberauß groſſes außgebraites Buch auff einem Bulbret / worin er ſtaͤts mit vnbeſchreiblich groſſen Brillen geſchaut / neben ſeiner ſaſſe / in Philoſophiſchem Auffzug / der Plato vnd Ariſtoteles / als hochweiſe Promotores diſes Arcadiſchen Herꝛn / wurde alſo / in Beglaitung 2000. zu Pferdt vermaͤſcherirte Studenten / worunder ein groſſer Adl / durch die vornehmſte Gaſſen der Statt / mit allerſeits vngeſtimmen Gelaͤchter herumb gefuͤhrt / vnd endlich / in Gegenwart Hochfuͤrſtlicher Perſohnen / auff ei - nem hohen Theatro oder Buͤhn ſolenniter zu einem DoctorMaſen. in ſpecul. imag. c. 32. inaugurirt, welches Jhro Geſtreng dem neuen Doctor, vnd clariſſimo nec non Eſelio uͤber alle maſſen wolgefallen / eshat120Judas der ſchlimme Hundhat diſe Eſels-Promotion uͤber 3000. Gulden gekoſt. O GOtt / was ſagen die Armen hierzu!

Allhier diſer angeſtellte Faßnacht-Boſſen war allein da - hin angeſehen / daß ſie wolten durch ſolche Promotion zu ver - ſtehen geben / wie naͤrriſch / thorrecht / vngereimbt / ſchaͤndlich / ſchaͤdlich / ſchimpfflich es ſeye / wann man Eſel vnd Stroh-Koͤpff promovirt, darumb Rachel gar wol gehandlet / wie ſie auffs Stroh / worunder Goͤtzen-Bilder waren / geſeſſen / dann auff ein ſolchen Kopff gehoͤrt kein anderer Hut. Es ſchickt ſich alſo nit / ſagt Juſtinus zu diſem vngeſchickten Flegelium, daß er zu einem Ambt ſolle kommen wegen ſeiner allzugroͤſſen Unge - ſchicklichkeit.

Der Syriſche Koͤnig Benedad hat mit groſſer Kriegs - Macht Samariam vmbgeben / vnd dermaſſen hart vnd eng be - laͤgert / daß die aͤuſſerſte Hungersnoth darin entſtanden / vnd ein groſſe Anzahl der Menſchen / wegen Abgang leiblicher Nah - rung / darin verdorben / die Theurung iſt dergeſtalt gewachſen / daß ein Eſels-Kopff vmb 30. Silberling verkaufft worden; O wol elende Zeiten! allwo die Eſels-Koͤpff ſo vil gelten; Es iſt kein ſchlimmerer Zuſtand in einem Land / in einer Statt / in einer Republic, in einem Cloſter / ꝛc. als wann die Eſelskoͤpff in groſſem Werth ſeyn / wann Idioten den obern Sitz haben / vnd die grobe Bloͤck beym Bret ſitzen.

Der groſſe auffgeblaſene Limmel Goliath iſt mit Lantzen vnd Harniſch uͤber vnd uͤber bedeckt geweſen / derentwegen hat er den kleinen David geſpoͤttlet / vnd ihn vor ein Hunds-Bue - ben gehalten / aber David klein von Perſohn / groß von Gura - ſchi / zihlt / wirfft / trifft den eyſenen Maulaffen alſo an die Stirn / daß er gleich nidergeſuncken / vnd in das Graß gebiſſen / der lang genug ein Unkraut geweſen: Du fragſt aber / wie es habe koͤnnen geſchehen / daß Goliath gantz beharniſcht ſeye vom Kißlſtain verletzt worden? es antworten die mehreſte Lehrer / daß gedachter groſſer / vnd vngeheuere Pengl ſeye zwar voͤllig an gantzem Leib verpantzert geweſen / außgenommen vornheran121verkaufft JEſum vmb Silber.an der Stirn / allwo ihn nachmahlens der David getroffen. Dergleichen groſſe Hanſen / Hahn in Korb / Gimpel in Saltz - Vaß / gibt es noch mehr / welche in allem / mit allem / an allem verſehen / auſſer am Hirn vnd Stirn haben ſie nichts / dort iſt es laͤhr / dort iſt es de ſede vacante, derentwegen ſoll man di - ſe auff kein Weiß zu Aembtern promoviren / noch in die Hoͤ - he helffen.

Abraham im alten Teſtament gibt es gar deutlich an die Hand / was man ſoll halten im neuen Teſtament; dann als er ſeinen liebſten Sohn Iſaac auff dem hohen Berg wolte GOtt auffopffern / hat er den Knechten befohlen / exſpectate hic cum aſino, ſie ſollen mit dem Eſel herunder deß Bergs war - ten / vnd gar recht / dann ja die vngeſchickte Eſel nit in die Hoͤ - he gehoͤren: was nit Witz vnd Spitz hat / wo nur laͤhr / vnd nit Lehr iſt / wann amen vnd ſtramen beyſammen iſt / bleib her - unden / zu was dient ein Knopff in der Hoͤhe / wo nicht uͤberſich ein Spitz gehet / Spitzfindige vnd Gelehrte ſollen in allweg den Vorzug haben.

Jn dem Fall hat ein ewiges Lob verdient Petrus Koͤnig in Luſitania, diſer hat bey maͤnniglich den Nahmen eines Ge - rechten / deßwegen er alſo gluͤcklich regirt / daß / ob ſchon damahl alle vmbligende Koͤnigreich in Kriegsflammen ſteckten / ſein Koͤnigreich gleichwol in gewuͤnſchtem Friden vnd Freuden leb - te. Diſer pflegte zu ſagen / daß ein Land muͤſſe zwey Fuͤß haben / einer aber muß ſo groß ſeyn / als der ander / ſonſten thut es hin - cken; ein Fuß ſeye / das Boͤſe ſtraffen / der andere / das Gute belohnen / ſolches hielt er auff das genauſte / ja er war ſo ernſthafft / daß er ſtaͤts an ſeiner Guͤrtl ein Gaißl hangen hatte / zu zaigen ſein Juſtiz, er beſuchte zum oͤfftern das Koͤnig - reich / vnd ſo man ihm einen Schuldigen / oder Boͤßwicht vor - geſtellt / hat er ſich / auß lauter Eyffer der Gerechtigkeit / nit ent - halten koͤnnen / daß er ihn nit ſelbſt mit aigner Hand abgeſtraf - fet; er war aber hinwider dergeſtalten liberal, vnd freygebig gegen den Wolmeritirten / daß er in allweg ſuchte / dieſelbigePars II. Qmit122Judas der ſchlimme Hundmit Gnaden / mit Gutthaten / mit Promotion, mit Aembtern zu belohnen. Er hatte eineſt befohlen / man ſoll ihm die Guͤrtl weiter laſſen / damit er deſto fuͤglicher vnd beſſer koͤnne die Haͤnd außſtrecken / denen Wolmeritirten zu ſpendiren: ws aber ſolches nit beobachtet wird / iſt alles Unheyl zu beſorgen.

Was Schaͤden von denen Erdbidem herruͤhren / iſt ſchonSigon. l. 5. der gantzen Welt bekannt. Anno Chriſti 343. iſt die gantze / groſſe / weite / ſchoͤne / reiche Statt Neoceſaræa durch einen Erdbidem verſuncken. Anno 753. iſt durch die Erdbidem das gantze Land Meſopotamia dergeſtalten erſchuͤttlet worden / daß die Erd dreymahl in der Laͤnge zerſpalten. Item, vnder dem Bonifacio, dem IX. Roͤmiſchen Pabſten / iſt ein ſolche Erdbi - dem durch gantz Italia entſtanden / daß hiervon die mehreſte Gebaͤu vmbgeſtuͤrtzt / vnd zu Boden gefallen / ſo gar hat ſich der Pabſt auß Forcht / er moͤchte von dem Gemaͤuer uͤberſchuͤttet werden / zu Reate in dem Dominicaner Cloſter / mitten auffBeierling. lit. p. 473. einer Wiſen zur groͤſten Winterszeit / in einem von Brettern zuſammen geſchlagenen Huͤtl muͤſſen auffhalten. Anno 1509. iſt zu Conſtantinopel ein ſolche Erdbidem entſtanden / daßIbid. faſt alles zerſchmettert / vnd uͤber die 13000. Menſchen vmb - kommen. Anno 1590. den 7. September iſt zu Wienn ein ſolche Erdbidem geweſt / daß die Kirchen ſambt dem Altar / bey vnſer Frau zum Schotten / mitten voneinander zerſpalten / einEx ſexto tom. Civ. orb. terr. Thurn beym rothen Thurn vmbgefallen / worvon 7. Perſoh - nen zu todt geſchlagen worden / vnd wurde dazumahl kein Hauß gefunden / welches nit ſchadhafft ware.

Nun iſt ein Frag / woher ſolcher Gewalt / oder Erdbe - bungen herruͤhren? die Philoſophi ſeynd der einhelligen Auß - ſag / daß / wann ſich ein Lufft in die Erd verſchieſt vnd verſchlieſt / ſo ſuche er nachmahls auff alle Weiß ein Außgang / dann der Lufft / als ein ſo hohes Element / ſchambt ſich / daß die Erd / als ein ſchlechtes / nidriges / kothiges vnd beſudltes Element / ſoll ober ſeiner herꝛſchen / er ſchambt ſich deſſen / dahero er auff all - weg einen Außgang ſucht / vnd ſo er keinen findt / rotte er ſichzuſam -123verkaufft JEſum vmb Silber.zuſammen / vnd braucht ein ſolchen Gewalt / daß ſich die gantze Erd beweget / zerſpaltet / vnd ſo groſſer Schaden zugefuͤgt wird: was! ſagt der Lufft / ich bin ein ſo wackers / ſo ſubtiles vnd herꝛ - liches Element / vnd die Erd / ein ſo ſchlechte Sach / ſoll ober meiner ſeyn? das thue ich nicht.

Wann man manchesmahl die Meriten vnd Verdienſten nit anſchaut / ſondern etwann einem forthilfft / hinauff hilfft / der plump vnd plumbeus iſt / vnd muß ein wackerer / anſehli - cher / wolverſtaͤndiger Kerl vnden bleiben / daß erbittert das Gemuͤth / ſchmertzt das Hertz / verwirꝛt den Verſtand / zwingt den Will dahin / daß ein deſperats Vorhaben erwacht / wor - von nachmahls erfolgt / daß keiner mehr in einem Reich / in ei - nem Land / in einer Republic, in einem Cloſter / in einer Ge - main / Luſt vnd Lieb hat etwas guts zu thun / wann man ſihet / daß der boͤſere fortkombt / welcher die Fenſter einſchlagt / als der ſie einſetzt / daß der ehunder promovirt wird / der die Zech bezahlt / als der ſie macht / daß der mehrer gilt / welcher abbricht / vnd nicht der auffbaut: wann man wahrnimbt / daß ein Eſau dem Jacob, ein Lia der Rachel, ein Iſmaël dem Iſaac, ein Cain dem Abel, ein Judas dem Peter vorgezogen wird / wer hat Luſt nachgehends ſich wol / vnd gut / vnd ehrlich / vnd treu zu halten.

Martinus Schenkius, ein anſehlicher Hauptmann vnder der Spanniſchen Armee / hat ſich ſehr tapffer vnd ruhmwuͤr - dig gehalten in dem Krieg wider die Hollaͤnder / hat ſein Hel - denmuth erzaigt in der Schlacht bey Herdenberg / in Erobe - rung Prædæ, vnd viler anderer Orth / nachdem er aber geſehen / daß ihme ſchlechte vnd vnerfahrne ſeynd vorgeſetzt worden / vnd man ſeine ſtattliche Dienſt ſo wenig betrachtet / hat es ihm der -Weberus in in - ſtruct. Pap. geſtalten verſchmacht / daß er zu den Hollaͤndern uͤbergangen / vnd nachmahls den groͤſten Schaden den Spaniern zugefuͤgt. Dergleichen Beyſpil vnd Exempel waͤren in einer groſſen Men - ge beyzutragen / wo allemahl die vnbelohnte Treu in ein Un - treu außbrochen.

Q 2Seye124Judas der ſchlimme Hund

Seye ihm wie ihm woll / deß verlohrnen Sohns Bruder iſt es ſo gar nit vor uͤbel zu halten / daß er ſo ſtarck gemurꝛt wi - der ſeinen Herꝛn Vatter / vmb weil er dem ſchlimmen Buͤrſchl / ſo all ſein Haab vnd Gut mit Andln vnd Kandln verſchwendt / ein ſtattliche Mahlzeit gehalten / ihm aber / der ſich Tag vnd Nacht gefret / nit einmahl ein Braͤtl ſeye vergunnt worden. Wer will auff ſolche Weiß ſich wolhalten? wann die Knoͤpff mehr gelten / als die Roſen / wann der Rauch wehrter iſt / als das Feur / wann die Stauden hoͤher geſchaͤtzt werden / als die Baͤumer / wann die Karren mehrer ſeynd / als die Waͤgen / wer ſolt ſich deſſen nit beklagen?

Es ſoll allerſeits hergehen / wie auff einer Geigen / auff diſer werden vilerley Saiten geſpannt / grobe / ſubtile vnd mit - tere / welche aber auß diſen iſt die erſte / vnd welche die letzte? Antwort / die ſubtile Saiten iſt die allererſte / diſe geht voran / die grobe gehoͤrt auff die letzt; Mit den Sitten ſoll man vmb - gehen / wie mit den Saiten / grobe vnd vngeſchlachte Sitten ſoll man jederzeit nachſetzen / die ſubtile aber voran / vnd ſoll Kunſt vil mehr woͤgen / als Gunſt; Ein Land / ein Repu - blic, ein Statt / ein Gemein / ſoll beſchaffen ſeyn / wie jene Ma - tron, welche Joannes geſehen in Apocalypſi, diſe war beklay - det mit der Sonnen / zwoͤlff Stern ober ihrem Haupt / vnd der Mondſchein vnder den Fuͤſſen / durch die Stern werden bedeut die hocherleuchte Maͤnner / deßwegen ſeynd ſolche in der Hoͤhe / durch den Mond wird vorgebildet ein vngeſchickter vnd plum - per Phantaſt / ſtultus ut luna mutatur, dahero ſolcher hin - under gehoͤrt.

Weil du dann bekannter Mopſe, ſagt Juſtinus, nichts geſtudirt / vnd dein Kopff einem Kraut-Topff gleichet / weil du nur gradirt zu Paden, vnd nicht zu Padua, weil du nur Do - ctor biſt worden zu Narꝛbona, vnd nicht zu Liſabona, weil du mit dem Neſcio alle Fragſtuck ſolvireſt / vnd nit ſalvireſt / vnd dein Verſtand ſo glat florirt / wie das Florentiner-Gebuͤrg / iſt alſo dein Beſchaid: es kan nit ſeyn.

Hierauff125verkaufft JEſum vmb Silber.

Hierauff erhebt ſich von ſeinem Seſſel der Aurelius oder Mammon, vnd wiſcht mit einem Beutl Gelt herauß / ſtreicht dem Monſieur Juſtino ſolchen zweymahl vmb das Maul / vnd ſteckt ihme nachmahls ſolchen in ſein Sack / worauff alſobald Juſtinus mit andern Worten auffgezogen / nemblich: es kan gar wol ſeyn / vnd es ſoll ſeyn / dann ob ſchon diſer Menſch wenig geſtudirt / ſo zaig er doch ein ſtattliches Cerebell, er wird anſehlich vor das Ambt taugen (beſſer geredt / das Ambt wird fuͤr ihn taugen) O vermaledeytes Gelt! nun gilt Pluto mehr / als Plato, nun machen Patzen auch ein Pazo zum Doctor, nun promoviren die Aurei auch ein auritum Aſinum zu Digni - teten / nun helffen die Thaler einen auff den Berg / nun gilt Argentum mehr / als Argumentum, nun muß man nit al - lein / wie die Iſraëliter / ein guldenes Kalb verehren / ſondern auch ein ſolchen guldenen Ochſen-Kopff / nun machen die Gro - ſchen einen zu einem Groſſen / nun helffen Munera zu Munia. O verfluchtes Gelt!

Gelt macht Affect in der Welt / Gelt macht Effect in der Welt / Gelt macht Infect in der Welt / Gelt macht Defect in der Welt / Gelt macht Profect in der Welt / vnd Gelt macht Præfect in der Welt. Haſt Gelt / ſo kombſt fort / haſt keins / ſo bleib dort / haſt Gelt / ſo ſetz dich nider / haſt keins / ſo bin ich dir zu wider / du verdambtes Gelt / auff ſolche Weiß ma - cheſt du Stolones zu Salomones.

Es waren einsmahls etliche Competenten zu einem gu - ten vnd wolertraͤglichen Ambt beruffen / damit man aber moͤcht erkennen / welcher auß ihnen der witzigiſte / vnd hierzu der taug - lichſte waͤre / iſt ein Examen von drey gelehrten Maͤnnern an - geſtellt worden / welche einem jeden in der Stille / vnd in das Ohr ein Frag auß dem Jure Civili vorgetragen / mit dem Ver - haiß / wer es zum beſten ſolviren werde / dem ſoll das vaciren - de Ambt verlyhen ſeyn / einer auß den Competenten war ein vnverſtaͤndiger Knoſpinianus, vnd Haubt-Idiot, welcher garQ 3nit126Judas der ſchlimme Hundnicht wuſte / ob Zachæus vnd Zacharias zweyerley Nahmen ſeyen / vnd glaubte / Epiphania ſeye deß Herodis Saug-Am - mel geweſt / er wuſte ſo gar nit / an was vor einem Tag daſſelbi - ge Jahr der Charfreytag falle / ſolchem Mopſo gab ein Exami - nator ein Fragſtuck in die Ohren / auff welches aber der Phan - taſt nit geantwort / ſondern hinwider gantz behertzt dem Exa - minatori, ohne weiters nachſinnen / mit diſen Worten begeg - net / auch gantz in das Ohr / Herꝛ ſeyt auff meiner Seyten / vnd helfft mir dißmahl fort / mit 100. Thaler will ich mich per par einſtellen. Warhafftig / ſchreyt der Examinator auff / nit oh - ne ſondere Verwunderung / warhafftig / diſer hat die Que - ſtion auff das allervollkommeneſte mit wenig Worten nach allem Contento ſolvirt (aber ſolvere haiſt auch bezahlen) iſt demnach billich / daß er allen andern ſoll vorgezogen werden. O vermaledeytes Gelt / du vermagſt alles in der Welt / derent - halben man dir noch den Titul gibt / allmaͤchtiges Gold.

Mammon zimblich ſtoltz vnd uͤbermuͤthig wegen der O - berhand / ſetzt ſich widerumb nider / darauff ſteigt ein ſehr wol - beklaydter Foreſtir, vnd junger Gentil Huomo auff das Theatrum, diſer tragt den Hut nur auff halbem Kopff / ſprei - tzet die Ellenbogen herauß / als wolt er helffen dem Atlanti die Welt-Kugel tragen; Juſtinus fragt gleich / wer er ſeye? ich / gab er zur Antwort / raiß in die Laͤnder / etwas zu ſehen vnd zu erfahren / damit man mir nit moͤge ſchimpfflich vorwerffen / ich ſeye uͤber meines Vatters Zaun nit geſtigen / ich bin in mei - nem Vatterland nit in geringem Anſehen / alle meine Freund - ſchafft ſtehet in Hochfuͤrſtlicher Ambts-Verwaltung / mein Nahm iſt Joannes, Adamus, Richardus, Salluſtius von Pflug-Eck / ꝛc. was er dann begehre / fragt ferners Juſtinus? der laſt ſich verlauten / als moͤcht er gar gern mit diſer jungen Tochter in Bekanntſchafft kommen / vnd dero lieben Anſprach vnd wehrte Geſellſchafft genieſſen / ꝛc. es kan nicht ſeyn / war der Beſchaid / GOtt behuͤts / es ſoll gar nit ſeyn / die Ehr eines jungen Maͤdls iſt uͤber alles.

Jacob127verkaufft JEſum vmb Silber.

Jacob vnd Eſau zanckten miteinander / wer vnder ihnen ſoll den Vorgang haben / die Apoſtlen woͤrtlen miteinander / wer vnder ihnen ſoll Major haiſſen / aber mit dem Jungfrau - Stand braucht es kein weitlaͤuffiges Wort wechßlen / noch di - ſpudirens / er geht ohne das allen anderen vor.

Der Eheſtand iſt ein Acker / der Wittibſtand iſt ein Gar - ten / der Jungfrauſtand iſt ein Paradeyß.

Der Eheſtand iſt ein Bley / der Wittibſtand iſt ein Sil - ber / der Jungfrauſtand iſt ein Gold.

Der Eheſtand iſt ein Stern / der Wittibſtand iſt der Mond / der Jungfrauſtand in die Sonn.

Der Eheſtand iſt ein Dorff / der Wittibſtand iſt ein Marck / der Jungfrauſtand iſt ein Statt.

Der Eheſtand iſt ein Waſſer / der Wittibſtand iſt ein Bier / der Jungfrauſtand iſt ein Wein.

Der Eheſtand iſt ein Tuͤrckes / der Wittibſtand iſt ein Rubin / der Jungfrauſtand iſt ein Diamant.

Der Eheſtand iſt ein Leinwath / der Wittibſtand iſt ein Taffet / der Jungfrauſtand iſt ein Atlaß.

Der Eheſtand iſt Menſchlich / der Wittibſtand iſt hei - lig / der Jungfrauſtand iſt Engliſch.

Der Eheſtand iſt gut / der Wittibſtand iſt beſſer / der Jungfrauſtand iſt der beſte.

Exod. 25. cap. hat der Allmaͤchtige GOtt dem Moyſi befohlen / er ſoll in dem Tempel ein guldenen Leichter verferti - gen / mit dem Geding / daß die außgeſtreckte Armb / worauff die Kertzen ſtecken / ſollen geformirt ſeyn / wie die Lilien / lilia ex ipſo procedentia, &c. dardurch zu zaigen / daß nichts meh - rers oder ſchoͤners in der allgemainen Kirchen leuchte / vnd ſcheine / als der Jungfrauſtand / welcher durch die Silberweiſſe Lilien entworffen wird / derentwegen vnder den 12. zwoͤlff Him - mels-Zaichen auch der Loͤw gleich vor der Jungfrauen / damit er / weil von diſem Thier glaubwuͤrdig geſagt wird / als ſchlaffe es mit offnen Augen / ein wachtſame Schildwacht abgebe / diſes ſo koſtbaren Schatz der Jungfrauſchafft.

Die128Judas der ſchlimme Hund

Die Jungfrauen ſeynd lobwuͤrdig / vnd dannoch nix zu achten / ſie ſeynd ehrenwuͤrdig / vnd dannoch ſeynd ſie nix wehrt / ſie ſeynd preyßwuͤrdig / vnd dannoch ſeynd ſie nix nutz. Verſtehe mich aber recht / nix iſt ein Lateiniſch Wort / vnd haiſt auff Teutſch / ein Schnee / gleichwie nun der gebenedeyte JE - ſus auff dem hohen Berg Thabor mit einem glorreichen Klayd geprangt / welches gefaͤrbt war wie der weiſſe Schnee / veſti - menta ejus facta ſunt alba ſicut nix, alſo kan ein junge Toch - ter mit keiner beſſern Tracht auffziehen / als mit dem weiſſen Habit der Jungfraͤulichen Ehren / welche forderiſt von dem hoͤchſten GOtt mit ſo groſſen Gnaden privilegirt.

Die Guͤrtl deß H. Colomani hat auff den heutigen Tag noch diſe wunderſeltzame / vnd von dem Allmaͤchtigen erthailte Eigenſchafft / daß ſie dem allerdickeſten vnd faiſtiſten Leib / da - fern ſolcher noch mit Jungfraͤulicher Zierde begabt / nit zu eng / ſondern kan ſich einer gar leicht mit derſelben vmbguͤrten / bey welchen aber die Lilien der Jungfraͤulichen Ehr verwelcket / ſoPag. fol. 361. er auch ſo mager vnd duͤrꝛ ſoll ſeyn / faſt wie ein Ladſtecken / ſo wurde ihm doch beſagte Guͤrtl zu eng ſeyn.

Jn dem beruͤhmten Hertzogthum Bayrn iſt ein gnaden - reiches Gotts-Hauß / Æthal genannt / allwo die Bildnuß der Mutter GOttes von purem Silber zu ſehen / von dero gantzPetra ſanct. c. 12. de mirac. glaubwuͤrdig erzehlt wird / daß auch derſtaͤrckeſte Menſch ſelbi - ges Bild nicht koͤnne in die Hoͤhe heben / ſolches aber ein reine Jungfrau / ob ſchon ſchwach vnd klein / gar leicht zu wegen bringe.

Daß GOtt der Allmaͤchtige den jungen Raaben in ih - rem Neſt ſo gnaͤdig iſt / vnd ſie / als dazumahl arme / verlaſſene Waißl / ſo wunderbarlich ernaͤhrt / wundert mich ſo ſtarck nit / maſſen diſe junge Galgen-Voͤgl zur ſelben Zeit noch weiſſe Fe - dern tragen / als ein Jungfraͤuliche Liberey / auch dazumahlen noch nichts vmb das ſtinckende Aaß wiſſen / wie es aigentlich den Jungfrauen gebuͤhrt / derenthalben ſie der Allmaͤchtige GOtt alſo reſpectiret. Die H. Jungfrau Paula, ins gemainBar -129verkaufft JEſum vmb Silber.Barbata genannt / wie ſie gar zu hefftig von einem Juͤngling / wegen ihrer ſo ſchoͤnen vnd wolgeſchaffenen Geſtalt wurde ge - plagt / vnd ihr faſt auff eine vnſinnige Weiß nachgeſtellt / hat ihr Zuflucht genommen in die Kirchen / allwo ſie vor einem Crucifix-Bild ſolche groſſe Betrangnuß mit eyffrigen Thraͤnen beklagt / welcher dann vnder wehrendem Gebett ein ſolcher vn - geformbter Barth gewachſen / daß ſie dem groͤbeſten Holtzha - cker gleich ſahe / welches dem gailen Juͤngling all ſein Muth be - nommen / vnd Paula durch diſen Barth ſicherer / als Paulus durch ſein Korb der Gefahr entrunnen. Jn ſolchem Werth iſtPag. lib. 2. fol. 44. bey dem Hoͤchſten die Jungfrauſchafft / daß er ſie mehrmahlen gantz wunderbarlich zu retten pflegt.

Kein Vogl ſoll gailer vnd verliebter ſeyn / als die Tau - ben / ſagt Albertus Magnus, wie das ſtaͤte vnd faſt immerweh - rende Schnabl wetzen vnder ihnen / dahero columba ſo vil / als colens lumbos haiſſet / auch wird der Triumph-Wagen der ſaubern Venus mit zwey Tauben beſpannter gemahlt / weſſent - halben GOtt im alten Teſtament ordentlich verbotten / man ſolle ihm kein Tauben opffern / wol aber pullos columbarum, junge Tauben / welche noch im Neſt ſitzen / vnd noch nichts wiſ - ſen vmb das ſchnaͤblen vnd liebkoſen / alſo iſt der Außſpruch Theodoreti in levit. queſt. 1. welches ein gar deutliche Zeug - nuß iſt / wie GOtt der HErꝛ den Jungfrauſtand ſo hoch halte.

Jm gantzen Koͤnigreich Spanien ware Maria Coronel, Geſtalt vnd Schoͤnheit halber / die alleraußerleſneſte / weſſent - wegen ſie von Petro, Koͤnig zu Caſtel, auffs aͤuſſeriſt ange - fochten worden / vnd faſt nit mehr moͤglich ſcheinte ihm zu ent - trinnen / das letzte Mittl war diß / daß ſie die Cloſter-Jung - frauen daſelbſt inſtaͤndig gebetten / ſie ſollen ſie in ein Gruben ihres Gartens verbergen / vnd mit Erd verhuͤllen / biß vnder - deſſen die vngezaumte Hitz diſes Koͤnigs nachlaſſe / welches dann auch alſo geſchehen / vnd wie gleich hierauff der vergaffte Monarch in den Garten geloffen / etwann derentwegen in der Gehaim verſtaͤndiget / hat er im wenigiſten nit koͤnnen wahr -Pars II. Rnemmen /130Judas der ſchlimme HundConzaga in Prov. beaticæ de Conv. S. Agnet. Hiſpal. nemmen / noch finden / wo doch gedachte ſchoͤnſte Helena muß verborgen ſeyn / maſſen durch Goͤttliche Schickung augenblick - lich auß der Erden / wormit ſie in etwas bedeckt war / der ſchoͤn - ſte gruͤne Peterſil in der Menge herauß gewachſen.

Wie Chriſtus der HErꝛ nacher Bethania kommen / ſo ſeynd ihme zwey Schweſtern entgegen gangen mit naſſen Au - gen / mit ſchwartzem Flor / mit traurigen Geſichtern / mit auff - ſtoſſenden Seufftzern / mit weiſſen Tuͤchlen in Haͤnden / mit halb gebrochenen Worten den HErꝛn angeredt / O Domine, O HErꝛ / wann du halt waͤreſt da geweſen / ſo haͤtten wir vnſern lieben Brudern nit verlohren / der guͤtigſte Heyland laſt ihm alſobald das Grab zaigen / mit der troͤſtlichen Zuſag / er wolle ihn von Todten erwecken / ſo bald ſolches die adeliche Jungfrau Martha (dazumahl hat mans noch nicht Fraͤule genennt) ver - nommen / ſagt ſie geſchwind darauff / jam fætet, pfuy / mein HErꝛ / er ſtinckt ſchon / ſchau / ſchau / ſo kan das Jungfrau-Zim - mer nichts uͤbels riechen / wol ein haickliches Naſen-Geſchirꝛ! Aber in der Warheit ſoll ein jede ehrſame Jungfrau alſo geſitt vnd geſinnt ſeyn / wann ſie einen uͤppigen Menſchen vermerckt / der nach Bocks-Balſam ſchmeckt / pfuy / ſoll ſie ſagen / jam - tet, er ſtinckt / wie Holofernes, er mufft / wie der Ammon, er boͤckelt / wie der Abimelech, er braͤndlet / wie Herodes, deſ - ſentwegen iſt nit ſicher nahend bey ihme zu ſeyn / es iſt nicht zu trauen / dann die Jungfrauſchafft / weil ſie in hoͤchſtem Preyß vnd Werth gehalten wird / vnd allein von dem Himmel das ſtattliche Privilegium hat / daß ſie dem ſchneeweiſſen Lamb GOttes auff den Fuß nachtritt / erfordert allemahl / daß man haicklich mit ihr vmbgehe.

Die H. Jungfrau Gertraud wird jederzeit / als ein Abb - tiſſin / mit einem Stab entworffen / an welchem etliche Maͤuß auffkriechen / die Urſach deſſen ſuch der Leſer in der Lebens-Be - ſchreibung erſtbenennter Heiliger / dißmahls iſt das ſchon ge - nug / daß die Bildnuß beſagter H. Gertraud niemahlen ohne Maͤuß vorgeſtellt wird. Das muͤſſen die Jungfrauen wol inObacht131vetkaufft JEſum vmb Silber.Obacht nemmen / wann ſie Gern-traut haiſſen / vnd ſo vn - behutſamb faſt allen gern trauen / daß ſie von Maͤuſen genug / vnd zwar von groſſen / kecken / frechen / freyen Maͤuß-Koͤpffen werden angefochren; Die Dina, deß Jacobs friſche Tochter vmb Bericht / deſſenthalben ſoll ein Jungfrau ſeyn / wie ein Duck - Andtel / ſo bald ſolches der Leuth anſichtig wird / ſo duckt es ſich vnder das Waſſer / vnd verbuͤrgt ſich; die Jungfeauen ſollen die Maͤnner lieb haben / Holla! verſteht mich recht / die ſtrohe - ne / vnd von Fetzen zuſammen geſchopte Maͤnner / welche die Bauren zu Abtreibung der Voͤgl in den Aeckern vnd Gaͤrten auffrichten / alſo ſolt ihr einiges Abſehen dahin geſtellt ſeyn / wie ſie loſe / vnd mehrmahl vnverſchambte Extz-Voͤgl moͤgen abtreiben.

Majolus ſchreibt von einem wunderſeltzamen Baum in dem Pudefetaniſchen Reich / welcher ins gemain genennt wird der Jungfrau-Baum / was maint ihr aber / hat der Baum fuͤr ein Eigenſchafft? villeicht kan man auß diſem Holtz nichts an - derſt ſchnitzlen / als Loͤffel? ey das nit / dann loͤfflen ſchickt ſich nit vor die Jungfrauen / villeicht tragt er ein Rinden / wie die Buͤr - cken-Baͤumer / daß man darauff kan Buel-Brieffel ſchreiben? das noch weniger / dann ſolche Cantzley gehoͤrt nit fuͤr die Jung - frauen: villeicht / wann man auß diſem Holtz ein Thuͤr-Ge - ſchwoͤll macht / hat es die Wuͤrckung / daß jede / ſo kein gerechte Jungfrau iſt / muß den Fuß brechen? ey wol nit / das waͤr grob; O GOtt! wie vil traff man krumpe Menſcher an: villeicht / wann man auß diſem Holtz Zaͤhnſtuͤhrer macht / ſo waͤſſern ih - nen die Zaͤhn nach dem heyrathen? auch diß nit: ſondern in der Provinz Pudefetania wachſt ein ſolcher Baum / wie auch Petra Sancta darvon ſchreibt / daß / wann man denſelben nur will anruͤhren / ſo zuckt er die Naͤſt zu ſich / vnd ſo man von dem - ſelben wider abweicht / ſo ſtreckt er ſeine Naͤſt gantz frey auß / wie zuvor / derentwegen wird er genennt Arbor pudoris, der Jungfrau-Baum / oder ſchamhaffte Baum.

Auff ſolche Arth / vnd gar nicht anderſt / ſollen die Jung -R 3frauen132Judas der ſchlimme Hundfrauen genaturt / vnd beſchaffen ſeyn / wann ſie wollen den koſt - baren vnd Engliſchen Schatz der Jungfranſchafft erhalten / welcher ſo haicklich / als ein Spiegl / der von geringſtem Athem (ich ſag nicht Adam) verduncklet wird. So haicklich / wie ein Liecht / ſo von geringſtem Windblaſer (ich ſag nicht Blaſio) außgeloͤſcht wird; ſo haicklich / wie ein Schnee / der von einer liechten Sonnen (ich ſag nit Sohn) zerſchmeltzt wird / dahero nicht gar vngereimbt einer Jungfrauen zu rathen / daß ſie ein Hunds-Arth (ey pfuy) ſoll an ſich nemmen / dann ein Hund pflegt bey naͤchtlicher Weil auch den Mond anzubellen / alſo ſoll ſie auch ein Mann anſchnarchen / vnd ſaur anſehen.

Ein Jungfrau thaͤt ſehr weißlich / wann ſie auch ein naͤrri - ſche Natur an ſich nemme / dann Levinus Lemnius ſchreibt Part. 1. fol. 3. daß er habe ein Hypocondrijſchen Phanta - ſten gekennt / der ihme gaͤntzlich die Einbildung gemacht / als ſey er von lauter Glaß zuſammen gefuͤgt / weſſenthalben er im gehen vnd ſtehen ſehr behutſamb vmbgangen / vnd konte man ihn auff kein Weiß noch Gewalt dahin verhalten / daß er ſich ſolte niderſetzen / weil er ihm hefftigiſt geforchten / es moͤchte Truͤmmer geben. Ein ſolche Einbildung waͤr nit uͤbel bey den jungen Toͤchtern / wann ſie fein oͤffters die aigne Schwachheit vor Augen ſtellten / vnd ſich dem gebrechlichen Glaß nicht vn - gleich ſchaͤtzten / dann Gluͤck vnd Glaß / wie bald wird ein Jungfrau zu was? Gleich wie nun der Allmaͤchtige in Erſchaf - fung der Welt alſobald das Liecht von der Finſternuß entſchei - den / diviſit lucem à tenebris, alſo iſt auch nichts rathſamers / als daß auch Lucia à tenebrionibus ſoll abgeſoͤndert ſeyn.

Die Jungfrauen ſeynd noch allemahl in groͤſten Ehren gehalten worden / auch hat man ſie ſchier angebettet / wie die Goͤtzen-Bilder / es waͤre aber einsfalls nit gar vnfuͤglich / wann ſie ſich / wie die Goͤtzen-Bilder ſtellten / dann von ihnen ſagt die H. Bibel / aures habent, & non audient, oculos habent, & non videbunt, manus habent, & non palpabunt, &c. ſie haben Ohren / vnd hoͤren nit / ſie haben Augen / vnd ſehen nit /ſie133verkaufft JEſum vmb Silber.ſie haben Haͤnd / vnd fuͤllens nit / ꝛc. O Pater, ſagt ein ſchnaderi - ſche Jungfrau / euer Mainung iſt ſehr wurmſtichig / dann er muß vor gewiß halten / daß manche Jungfrau zur Geſellſchafft geht / vnd wider darvon / als wie die Sonnenſtrahlen durch ein Miſtlacken / worvon ſie im wenigiſten beunreiniget wird / con licenza, mein junge Goſchangula, ſo ſeyt ihr gantz vnd gar beſchaffen / wie der Altar im alten Teſtament / auff dem / durch Goͤttlichen Befelch / das Feur ſtaͤts muſte brinnen / da doch der - ſelbe Altar von lauter Holtz ware / vnd gleichwol durch ein Wunderwerck vom Feur nie verletzt worden / die Urſach ware /Markes. Quareſ. fol. 319. weil beſagtes Holtz auß dem Paradeyß geweſen / weſſentwegen es vom Feur keinen Schaden koͤnnen leyden. Alſo ſeyt ihr auch ein Jungfrau auß dem Paradeyß / ich glaub aber ehunder von Pariß / vnd ſo man / nach Plinij Außſag / die Einkuͤrn nicht anderſt fangen kan / als in der Schoß einer gantz gerechten Jungfrauen / ſo wurde vermuthlich mit euch gar ein ſchlechte Jagd angeſtellt werden: iſt demnach weit beſſer / wann die Jung - frauen haicklich ſeynd / dann haicklich vnd heilig / ſeynd zwey Bluts-Verwandte.

Allen Jungfrauen zu einer rechten Nachfolg hat die uͤber - gebenedeyte Mutter GOttes Maria, als ſie eylfertig / nit lang - ſamb / ſondern gantz hurtig uͤber das Gebuͤrg gangen / in dem Hauß Zachariæ ihre liebſte Maimb oder Baaß freundlichiſt gegruͤſt / es ſteht aber an keinem Orth regiſtrirt, daß ſie ihren Voͤttern Zachariam haͤtte auch bewillkombt / woran ſich alle rechtſchaffene Jungfrauen ſollen ſpieglen / wie behutſamb ihr Wandl ſeyn ſolle.

Was der verruchte Iſcarioth den Juͤdiſchen Schoͤrgan - ten vnd Lotters-Knechten eingerathen / als er zu ihnen geſagt / tenete eum, & ducite cautè, greifft ihn an / vnd fuͤhrt ihnMarcl 14. c. behutſamb: das ſollen auch alle Jungfrauen ins gemain ihnen laſſen geſagt ſeyn / cautè, fein behutſamb geht mit euerer Ehr vmb / cautè, behutſamb in Augen vnd Ohren / wann ihr wolt bleiben außerkohren / behutſamb im gehen vnd ſtehen / wannR 3ihrs134Judas der ſchlimme Hundihrs nit wolt uͤberſehen: cautè, behutſamb in allen Dingen / wann ihr wolt die Ehr darvon bringen.

Salomon war ſo reich / daß er ſo vil Silber / als Stain zu Jeruſalem hatte / gleichwol iſt diſer Schatz weit minder zu ach - ten / als die Silberweiſſe Jungfrauſchafft / dahero ſo vil tapffe - re Gemuͤther / vnd Heroiſche Hertzen auff das aͤuſſerſte ſich be - muͤhet / mit allen erdencklichen Mittlen gedachtes Kleinod zu erhalten.

Surius ſchreibt von zwey adelichen Toͤchtern im Fuͤrſten - thum Lombardia, wie ſolche ehrliebende Kinder / in dem Ein - fall der Barbariſchen Voͤlcker / zu Schirmung ihrer Jungfraͤu - lichen Zierde folgenden Argliſt erſonnen / benanntlich hat ein jede auß ihnen gantz junge vnd geropffte Huͤnnlein in den bloſ - ſen Bueſen verborgen / allwo ſie nach vnd nach durch die Waͤr - me alſo zur Faͤule gegriffen / daß ſie nachgehends einen vnglaub - lichen Geſtanck verurſacht / indem nun die Barbariſche Kriegs - Knecht diſe ſo edle / ſchoͤne Toͤchter ergafft / haben ſie nit anderſt verhofft / es gehoͤren diſe Leuth vnd Beuth fuͤr ſie / nachdem ſie aber den uͤblen Geſtanck vermerckt / ſo hat ihnen / pfuy Teuffel! der Magen alſo rebelliret / daß ſie alſobald von ihrem gottloſen Vorhaben abgewichen / auß Argwohn eines anderen Zuſtands / vnd alſo haben diſe Engliſche Creaturen durch ſolchen Ge - ſtanck den Geruch ihrer vnverſehrten Lilien erhalten / vnd war ſolches ein ſehr heiliger Betrug / vnd lobwuͤrdigſte Falſchheit / allwo durch ſo kleine Huͤnnl / ſo groſſe Galgen-Voͤgl vertri - ben / vnd durch faules Fleiſch / ſo friſche Schelmen uͤberwun - den waren.

Die Nicomediſche Jungfrau Euraſia hat gleichfalls ei - nen gailſuͤchtigen Geſellen ſtattlich hinder das Liecht gefuͤhrt / indem ſie in der Verfolgung Diocletiani, durch Tyranniſchen Befelch / in das gemaine Huren-Hauß mit hoͤchſter Betrang - nuß gefuͤhrt ware / auch vnverzuͤglich einer ihr auff dem Fuß nachgefolgt / hat ſie ſolchen mit gantz freundlichen Worten / vnd hoͤfflichen Geberden demuͤthigſt erſucht / er woll ihrer doch ver -ſchonen /135verkaufft JEſum vmb Silber.ſchonen / vnd dafern er ſie dißfalls ihrer Bitt woll gewehr ma - chen / ſo verſprech ſie ihm hingegen ein Sach zu offenbahren / wordurch er ſich dergeſtalten koͤnne feſt vnd gefrohren machen / daß er vom ſtechen vnd hauen in allen Begebenheiten werde frey vnd vnverletzt bleiben / vnd damit er glaube / daß ſolches nit in laͤhren Worten beſtehe / alſo will ſie ſolches durch die Prob wuͤrcklich darthun / ſchmiert darauff mit einem Oel ihren ſchneeweiſſen Halß; Herꝛ / ſprach ſie / nun probirt es / vnd ſchlagt mich auß allen Kraͤfften mit dem Schwerdt / alsdann werdet ihr mit Verwunderung erfahren die Wuͤrckung diſes Oels / ſolchem ſo treuhertzigen einrathen diſer Engliſchen Euraſiæ hat der verbuelte Limmel ein ſo ſtarcken Glauben geben / daß er vnverweilt das Schwerdt gezuckt / vnd alſo den zarten Halß wider ſein Hoffnung noch Mainung abgeſchlagen / wordurch er betrogen / Euraſia aber / als ein Martyrin vnd Jungfrau in Himmel geflogen / Nicephor. Calliſtus lib. 7. c. 13. diſe lob - wuͤrdigiſte Jungfrau iſt noch mit beſſerm Oel verſehen geweſt / als die 5. Weiſe / welche mit ſo hoͤfflichen Complementen mit dem Himmliſchen Braͤutigam zu dem hochzeitlichen Feſt-Tag ſeynd einbeglait worden.

Ungefehr vor 6. Jahren in Oeſterreich hat es ſich ober Wienn zu getragen / daß ein ehrliches Baurn-Maͤdl auff dem Feld in Arbeit begriffen / von einem daſelbſt vnweit einquar - tirten Reitter mit aller Macht angefochten worden / weil nun diſe arme Haut die Unmoͤglichkeit ſahe / ſolchem frechen Geſel - len Widerſtand zu thun / alſo hat ſie ebenfalls ein Vortl erſun - nen / nemblich / ſie zaigte ſich nit gar vngenaigt ſeinem Willen / jedoch batt ſie boͤfflich / er woll ihr zuvor / weil er gut geſtiffelt / jenſeits deß Bachs ihre andere Klayder heruͤber hollen / vnder - deſſen woll ſie ſchon das Pferdt gantz ſicher beym Zaum halten / wie nun der verliebte Narꝛ durch den Bach hindurch gewatten / erſihet die ehrliche Baurn-Tochter ihren Vortl / erhebt ſich auff das Pferdt / vnd ſprengt mit ſchnellem Lauff (die Sporꝛn hat ſie dem Phantaſten hinderlaſſen) dem nechſt-gelegenen Marckt -fleck136Judas der ſchlimme Hundfleck zu / allwo ſie bey den Herren Ober-Officiren / nit allein ein groſſes Gelaͤchter / ſondern auch bey maͤnniglich ein groſſes Lob erhalten / der geſtiffelte Monſieur aber bey ſeiner Ankunfft ein dreytaͤgiger Auffzug mit dem Spaniſchen Mantl angeklaydt worden / in welchem hoͤltzernen Gala-Klayd er forderiſt von den jungen Toͤchtern deſſelben Orths geſpoͤttlet / vnd außge - hoͤnt worden / daß er auß einem Reitter ein Bernhaͤuter wor - den / vnd nunmehr muͤſſe ſein Liebsbrunſt mit diſem Holtz loͤ - ſchen / auch ſein groſſe Schand mit diſem / ob ſchon groſſen Mantl / nit koͤnnen vermantlen.

Alle dergleichen ehrliebende Toͤchter verdienen das Lob / vnd vnſterblichen Preyß / daß man ſolche Thaten mit Gold ſolle beſchreiben / vnd der nachkommenden Welt zu einem lob - wuͤrdigſten Beyſpil vortragen / weilen ſie ſo wol dem groſſen Werth der theuren Jungfrauſchafft erwogen / vnd jenen Spruch auß dem Evangelio gantz ſtattlich gehalten / Marga - ritas nolite proijcere ante porcos (porcus per anagrama procus) indem nun obberuͤhrter ſo hefftige Urſachen Juſtinus wol zu Gemuͤth gefuͤhrt / vnd auch beynebens ſehr bedachtſamb durchblaͤttert die Schrifften der heiligen Lehrer / worinnen ſo herꝛliches Lob der Jungfrauſchafft zugemeſſen wird / vnd von Auguſtino in ſerm. de ſummo bono, von Hieronymo apud Ludovic. de Ponte tom. 3. von Damaſceno lib. 4. ortho. fid. c. 25. von Cypriano in lib. 5. de Pudicit. von Athanaſio lib. de Virg. von Bernardo in Epiſt. von Am - broſio de Virg. von Ifidoro lib. 2. de ſum. von Gregorio in Marcum mit ſo wol erſonnen Preyß-Nahmen das Jungfraͤu - liche Kleinod hervor geſtrichen wird / alſo blib Juſtinus bey ſei - ner wolgefaſten Mainung / vnd gab diſem frechen Foraſtir die gaͤntzliche Abweiſung: es kan nit ſeyn.

Uber diſe ſo vnverhoffte Schluß-Red ſtunde mehrmahl der Mammon, oder das Gelt auff / ließ im wenigſten ein ent - ruͤſtes Angeſicht hieruͤber ſpuͤhren / ſondern laͤchelte / vnd wie man ins gemain zu reden pflegt / ſchmutzte mit halbem Maul /vnd137verkaufft JEſum vmb Silber.vnd brach endlichen in diſe Red auß / wie nemblich die Iſraëli - ter / vnd muthwillige Hebreer durch den Aaron ein guldenes Kalb fuͤr einen Gott haben auffrichten laſſen / vnd als Moyſes von dem Berg mit den ſtainen Taflen / worauff durch Goͤttliche Hand die 10. Gebott geſchriben / langſamb herab geſtigen / vnd ſich nicht genugſamb uͤber das angehoͤrige Geſchrey vnd Juchi - tzen ſeines Volcks verwundert / ſo bald er aber das guldene Kalb erſehen / hab er mit groͤſtem Unwillen die Taflen zur Erd ge - worffen / vnd alſo der erſte geweſt / welcher die 10. Gebott ge - brochen / auff ſolche Weiß / ſagt Mammon, ſeye vnnoͤthig ei - nen weitern Streitt anzuheben / ſondern wann er auch werde Gold zaigen / alſobald werden die Leuth die 10. Gebott bre - chen / ziecht demnach mit einem Dutzet ſchoͤnen Ducaten her - vor / truckts der Jungfrauen in die Hand / vnd ein paar alte Beern-Thaller der alten Kupplerin / worauff ohne fernere Widerred das Fiat erfolget / es kan ſeyn.

O verfluchtes Gelt / verruchtes Gelt! du geſambtes Gelt / verdambtes Gelt / was Ubel machſt du in der Welt! Bey vns Teutſchen pflegt man ins gemain / wegen der Farb / die Du - caten rothe Fuchſen zu nennen / gleichwie nun die Fuͤchs deß Samſons, deren dreyhundert in der Zahl / ein ſehr groſſen Schaden den Philiſtæiſchen Feldern zugefuͤgt / nicht weniger Schaden verurſachen obbenennte rothe Fuͤchs der Catholiſchen Kirchen. O wie / wie manche Ehren-Bluͤhe / von dero der Himmliſche Braͤutigam ſpricht / flores apparuerunt in terra noſtra, verwuͤſten diſe ſchlimme Geſellen.

Jn dem Frantzoͤſiſchen Wappen-Schild waren vor diſem drey Krotten zu ſehen / nunmehr aber ſeynd diſe in ſchoͤne weiſ - ſe Lilien verkehrt worden; aber layder / dermahl eraignet ſich gar offt das Widerſpil / indeme auß Lilien Krotten werden / auß ehrlichen Jungfrauen leichtfertige / vnd vnverſchambte Krotten / durch das teuffliſche Gelt vnd verruchten Mammon.

Der beruͤhmteſte vnd groͤſte Fluß in der Welt ſoll ſeyn der Ganges, ſonſt in H. Schrifft Phyſon genannt / welcherPars II. Sgar138Judas der ſchlimme Hundgar ſeinen Urſprung auß dem Paradeyß nimbt / vnd mit ſeinem wunderbreiten Strohm das niderſte Jndien beruͤhrt. Von di -Geneſ. 2. ſem Fluß bezeugt die Goͤttliche Schrifft / daß er das beſte vnd feineſte Gold fuͤhre / vnd derenthalben von den angraͤntzenden Laͤndern der Goldfluß benambſet wird; in diſem Fluß aber ſolle / wie verlautet / ſehr gefaͤhrlich ſeyn zu ſchiffen / vnd hoͤre man daſelbſt herumb von oͤfftern Schiffbruch vnd Undergang.

Bey jetziger ſchmutzigen / nichtsnutzigen Welt iſt kein ge - faͤhrlicherer Fluß / als der Goldfluß / worin auch ſo manche ehr - liche Tochter / auch manche wolgeſchaffene Frau ein ſchaͤdlichen Schiffbruch leydet / vnd waͤre manche kein Metz / wann die Muͤntz nit waͤr / es waͤre manche kein Scortum, wann Scu - tum nit waͤr / es waͤre manche kein Putana, wann putum au - rum nit waͤr. Es waͤre manche kein leichtfertige Donna, wann die Dona nit waͤren; es waͤre manche kein Loſe / wann die La - ſchi nit waͤre; es waͤre bey mancher kein vnehrlicher Geniti - vus, wann der Dativus nit waͤr / ich ſag es Teutſch / es waͤre manche kein Hueſten / wann das Gelt nit waͤr.

O maledicta terra! ſagt der erzuͤrnte GOtt nach dem Fall deß Adams. O vermaledeyte Erden / ſag ich auch zu Sil - ber vnd Gold / maſſen es auch nichts anderſt iſt / als ein gefaͤrb - te / vnd von der Sonnen außgekochte Erden; Gar recht hat der Apocalypſiſche Engl / vnd Goͤttliche Chroniſt JoannesCap. 17. in ſeinen Offenbahrungen / neben anderen gehaimbnuß-rei - chen Geſichtern / auch die Babyloniſche Huer uͤber vnd uͤber mit Gold geſehen / dann maiſtens dergleichen Kothfincken / vnd garſtige Schlep-Saͤck von Gold / vnd durch Gold verfuͤhret werden / daß ich alſo glauben muß / interitus komme her von Intereſſe.

Von dem liederlichen Geſellen regiſtrirt das Evange - lium / welcher das ſeinige ſchlimm vnd ſchlemmeriſch durchgeja - get / daß er ſein maiſte Subſtanz vnd Paarſchafft im Gelt bey ſolchen wilden Gruͤndſchuͤpplen habe anworden / vivendo lu - xuriosè dilapidavit ſubſtantiam ſuam: auß welchem vn -ſchwer139verkaufft JEſum vmb Silber.ſchwer abzunemmen / daß dazumahl ſolche vngerathene Toͤchter durch das Gelt vnd Schanckungen in den verruchten Wandl gerathen. O teuffliſch Gelt / was richſt du nicht in der Welt!

Marci am 4. wird geſchriben / wie daß ein arbeitſamer A - ckersmann ein gar guten Saamen habe außgeſaͤet / deſſen aber wenigſter Thail auffgangen / vnd Frucht gebracht / dann ein Thail iſt gefallen auff einen Felſen vnd Steiner / weſſenthalben er auß Mangl der Feuchtigkeit hat muͤſſen verderben / ein an - derer Theil iſt gefallen vnder die Doͤrner / von denen er erſti - cket / der dritte Theil deß guten Saamens iſt gefallen auff den Weeg / vnd diſen haben die Voͤgl auffgefreſſen / vnd verzehrt. Nun moͤcht ich gern wiſſen / was diſe vor Voͤgl ſeynd geweſt? Spatzen oder Fincken / oder Zeißl / oder Stiglitz / oder Amer - ling / oder Gimpel? das Evangelium erlaͤutert nit / was fuͤr ei - ne ſeyn geweſen.

Jch aber weiß gewiſſe Voͤgl / die nennt man Galgen-Voͤgl / ſolche verzehren manchen guten Samen; Die Jungfrauen in ihrem gebuͤhrenden Titul fuͤhren den Nahmen Ehr ſam vnd Tugend ſam / das iſt gar ein ehrlicher / herꝛlicher Sam / aber diſen Ehrſam verzehren vnd freſſen gar offt auff die Gal - gen-Voͤgl / ſolche ſeynd die Raaben / die beſte Ungariſche Du - caten / werden Raͤbler genennt / weil auff ſolcher Gold-Muͤntz ein Raab gepraͤckt iſt / diſe Galgen-Voͤgl ſchaden den Ehr - ſamen Jungfranen mehr / als die Greiffen in Affrica, die Harpiæ in India, die Geyer in Nordwegia. Die Gold-Ke - fer ſeynd den ſchoͤnen Roſen nicht allein ſchaͤdlich / ſondern auch mancher Roſina, vnd Reßl / vnd gleichwie manches Caſtell durch Gelt erobert wird / alſo auch manche Caſtitas; vnd pur - gieren die vergulte Pillulen ſo ſtarck / daß ſie auch die Ehr vnd gute Gewiſſen von einem treiben.

Aber was thut ihr ſo vnbeſonnene Adams-Toͤchter? ihr ſchelt / vnd ſchimpfft / vnd ſpott den Eſau auß / vnd weil er pro coctione ruffa, vmb ein Linſen-Koch die Primogenitur, vndS 2hoch -140Judas der ſchlimme Hundhochachtbare Majorat verſchwendt / vnd ihr bedenckt es ſo we - nig / daß ihr das beſte Kleinod / den ſchoͤnſten Nahmen / die groͤſte Ehr / die Gnad GOttes / das Seelen-Heyl ſo muthwil - lig pro ruffo metallo vertaͤndtlet / vnd vmb Gold einen GOtt verlaſſet / O wol thorrechte Menſcher! daß euch ſo gar nit ein - fallt das wehmuͤthige Neſcio, welches GOtt den thorrechten Jungfrauen geben / was fuͤr ein Beſcheid werden erſt die thor - rechten Hueſten haben?

Jonathas ein Koͤniglicher Printz hat eineſt vor dem ge - ſambten Volck Iſraël, weil er wider das Gebott gehandlet / vmb ein weniges Hoͤnig ſollen ſterben / gantz wehmuͤthig auff - geſchryen / guſtans, guſtavi paululum mellis, & ecce mo - rior: ich hab / O wehe mir! ich hab nur ein wenig Hoͤnig ge - ſchleckt / vnd gleichſamb nur obenhin gekoſt / jetzt koſt es mich das Leben / deßwegen muß ich ſterben / O wehe!

Wann ihr ſaubere Fruͤchtl / vnd vnerzogene Toͤchterl ſollet hoͤren / wie ein Rodope auß Thracia, ein Aſparia auß Mileto, ein Phrynis auß Boëtia, ein Antigona auß Mace - donia, ein Gonoria auß Normannia, ein Varia auß Phœ - nicia, ein Roſimunda auß Engelland / vil tauſend auß Vene - dig / maſſen das Carmen alſo lautet:

Urbe cur in Veneta Scortorum millia tot ſunt?
In promptu cauſa eſt, eſt Venus orta mari.

Vil tauſend vnd tauſend andere / die bereits ſchon in der Hoͤll / in dem hoͤlliſchen Feuer / in der feurigen Ewigkeit ligen / vnd leyden / vnd lamentiren nobis! &c. Ein wenig Hoͤnig haben wir gekoſt / vnd jetzt muͤſſen wir ſterben / vnd ewig! merckts ihr Fetzen / die Haar von Ohren / damit ihrs recht koͤnt vernemmen / ewig / ewig / ewig / wann ihr diſes fein werdet wol zu Gemuͤth fuͤhren / ſo werdet ihr bald einen Feyrabend machen eurem liederlichen Wandl / vnd nicht alſo thorrecht vmb ein geringes Metall / vmb einen zergaͤnglichen Gewinn / vmb ein verruchtes Gelt das ewige Heyl verſchertzen; vnd wann doch der Gedancken von der Ewigkeit in eueremHer -141verkaufft JEſum vmb Silber.Hertzen ſo gar keine Winckele findt / ſo ſoll euch wenigſt von dem wuͤſten Gewerb abhalten der zeitliche Spott / vnd vnwi - derbringliche Verlurſt der Jungfraͤulichen Ehr.

Habt ihr dann nie gehoͤrt / wie auff ein Zeit der Wind / der gute Nahm / vnd die Jungfrauſchafft / diſe drey in einer an - genehmen Geſellſchafft ſeynd zuſammen kommen / vnd nach - dem ſie ein zimbliche Weil in beliebiger Anſprach beyeinander zugebracht / hat ſich ſodann eins von dem andern hoͤfflichiſt be - urlaubet / der Wind war dißfalls der allererſte / welcher ſein Abreiß genommen / behuͤt euch GOtt meine liebe Mit-Cam - meraden / ſprach er / beliebts GOtt / ſo will ich innerhalb zwey Tagen wider ankommen / à Dio, vil Gluͤck auff den Weeg / mein Herꝛ Blaſi, ſagen die anderen / der Herꝛ verbleib fein ge - ſund vnd wolauff; kurtz hierauff wolten ſich auch die zwey / be - nanntlich der gute Nahm vnd die Jungfrauſchafft voneinander ſcheiden / vnd nachdem ſie einander freundlichſt die Haͤnd gebot - ten / GOtt behuͤt dich / ſagt der gute Nahm / mein außerwoͤhl - te Jungfrauſchafft / wer weiß / wann wir mehr einander ſehen / dann ſo ich einmahl von einem Orth weiche / ſo kehr ich ſo bald nicht mehr dahin / ja gar ſelten: Ach / ſeufftzet die Jungfrau - ſchafft / vnd ſprach / mein wehrtiſter Freund Honori, auff ſol - che Weiß werd ich deiner nimmermehr anſichtig werden / dann gleichwie vorgibſt / daß du ſo bald nicht mehr die Widerkehr nemmeſt zum ſelben Orth / welches du einmahl verlaſſeſt / alſo wann ich einmahl hinweck gehe / ſo komb ich ewig nit mehr zu - ruck / ſo behuͤt halt noch einmahl der liebe GOtt / ſagt mit gantz kleiner vnd heller Stimm die Jungfrauſchafft / vnd wiſcht bey - nebens mit dem Tuͤchel die naſſe Augen.

Auß ſolchem Gedicht iſt vnſchwer abzunemmen / wie hart man den verlohrnen ehrlichen Nahmen wider erſtatte / vnd wie vnmoͤglich ſeye / die einmahl verſchertzte Jungfraͤuliche Ehr wi - der zu erſetzen.

Nach diſem ſo wunderlichen Wortfechten / allwo gleich - wol die Victori auff Seyten deß Mammons außgeſchlagen /S 3ſetzten142Judas der ſchlimme Hundſetzten ſich beede widerumb nider / worauff gleich ein wackerer Kerl / vngefehr im 25. Jahr ſeines Alters / auff das Thea - trum oder Buͤhn hinauff geſtigen / vnd nach beederſeits abge - legten freundlichen Willkomb / vnd gehoͤrigen Complemen - ten / fangt er ſelbſt freymuͤthig an zu reden / vnd ohne weitlaͤuf - figen Umbſtaͤnden beklagt er ſich maͤchtig / wie daß ihn ſein er - lebter Herꝛ Vatter kurtzumb ſuche zu verheyrathen mit einer / welche voller Boßheit vnd Untugenden ſtecke / vnd noch darzu einer uͤbelgeſchaffnen Leibsgeſtalt / was noch mehr / eines zimb - lichen Alters / vnd bereits auff einer Seyten 31. Jahr habe / auff der andern auch ſo vil / kaum daß er folche Reden vollendt / ſtig diſe außerleſene Madama, durch Beyhilff einer krumpen Naderin / auff das Theatrum, Herꝛ Juſtinus hat ſich nit we - nig entfaͤrbt ob diſem ſo vngeformbten Abendtheuer / indem ſie nit allein ſo mager / vnd zaunduͤrꝛ ware / daß einem moͤcht ein - fallen / ihr Mutter hab ſich an einem Ladſtecken erſehen / auch das Geſicht allbereits zuſammen geſchnurfft / wie beym ſpatten Herbſt die vom Reiff gebrennte Schlechen / will geſchweigen die uͤbrige Leibs-Maͤngl / maſſen der hohe einſeytige Rucken ihr die Retroquardi alſo verſchantzt / daß die Bruſt-Gewoͤhr vor allem feindlichen Einfall ſicher ſcheinte: Nachdem ſich Juſti - nus in etwas erholt / fangt er an mit lauter Stimm zu ſchreyen / es kan nit ſeyn / es kan nit ſeyn / daß diſer ſo wolgeſchaf - fene / vnd ſo gut genaturte Kerl ſoll diſe Mißgeburt heyrathen.

Dann erſtlich muß man wiſſen / daß die ſchoͤne Geſtalt nit den vnderſten Sitz habe vnder den Gaaben GOttes / alſoLib. 11. de Civit. Dei c. 22. bezeugt es der H. Vatter Auguſt. auch wird glaubwuͤrdig von vnderſchidlichen Scribenten dargethan / daß die uͤbergebene - deyte Jungfrau Maria ſeye einer wunderſchoͤnen / vnd auß -In Hiſto. l. 2. c. 23. buͤndigen Geſtalt geweſen / wie es Nicephorus Calliſtus mit deutlichen Worten ſattſamb beſchriben. Maſſen die tugend - liebende Gemuͤther vil gewuͤnſchter in einem wolgeſtalten Leib loſiren / als in einem vngeſtalten Krippel / ſo hat auch der All - maͤchtige ein ſondere Schoͤnheit gantz reichlich geſpendirt demverwai -143verkaufft JEſum vmb Silber.verwaiſten Juden-Maͤdl Eſther, daß ihr ſolche Geſtalt nach - mahls zur Cron vnd Scepter befoͤrderlich geweſt. Die Heroi - ſche Seel / vnd das tapffere Weiber-Hertz der Judith wolt eben - maͤſſig nit mit einer zerſchlampten / vnd uͤbelgeſtalten Menſchen - Haut verhuͤlt ſeyn / ſonder hinder dem Vorhang eines ſo edlen /Jud. c. 8. ſchoͤnen Geſicht verhuͤlter ſtehen.

Dem Job, nach ſo manigfaltigen Anſtoͤſſen / uͤberhaͤuffi - gen Trangſahlen / vnd vnbeſchreiblichen Wehtagen / konte vnd wuſte GOtt kein beſſers Pflaſter auff die verſetzte Wunden zu legen / als daß er ihm drey Toͤchter geben / dero huͤpſche Ge - ſtalt aller Weibs-Bilder Schoͤnheit auff dem gantzen Erdbo -Job. 42. den uͤberſtigen. Wer wird es dem Jacob, diſem Mann GOt - tes / vnd vom Himmel ſo reich-geſegneten Patriarchen fuͤr vn - gut halten / daß er ſeine Augen geworffen auff die ſchoͤne Ra - chel, vnd ein Unwillen / vnd Mißfallen geſchoͤpfft an der trieff - augenden Lia; Deß Moyſis Schweſter hat nit wenig gemur - ret / ja als ein Schand vnd Spott allerſeits außgeruffen / daß er die ſchwartze Mohrin Sephora zu einem Weib genommen; pfuy Teuffel / ſagte ſie etwann / wie hat ſich mein Bruder an di - ſem wilden vnd ſchwartzen Leder vergafft / vnd einen ſolchen ſchwartzen Rueß-Kibel hat moͤgen heyrathen / wie hat er ihm doch diſen Himmel laſſen gefallen / der mit ſo finſteren Wolcken uͤberzogen / ich muß ſchier glauben / ihr Mutter hab ſie das er - ſtemahl in Dinten gebadt / pfuy / wann ich ſolt ein ſo wackerer Mann ſeyn / wie mein Bruder / wie wolt ich mir weit ein ſchoͤ - nere außklauben / vnd ein ſolche Kohlbrennerin vnderweil auff die Blaich geben.

Die ſchoͤne Geſtalt eines Weibs iſt gleichwol ein weiſſes Mehl Eliſæi welches den bittern Kraut-Topff deß Eheſtands verſuͤſſet / vnd iſt dem Abraham vnder ſo vilen Widerwertig - keiten nit ein kleine Linderung geweſt ſeiner Kummernuß / die ſo edle Geſtalt der Sara, welche in dem 90. Jahr ihres Alters /Geneſ. 12. noch das Prædicat einer ſchoͤnen Dama konte anhoͤren.

Jenem Cavalier vnd vornehmen Edlmann / NahmensEuge -144Judas der ſchlmme HundEugenio auß Jrꝛland / iſt nit vor uͤbel zu halten / daß er ſo in - ſtaͤndig bey dem H. Patritio hat angehalten vmb ein ſchoͤne Geſtalt / dann es war diſer eines ſehr vngeſchaffenen Geſichts / es waren ihm die Augen gantz vneinig / vnd eins gegen Mit - tag / das andere gegen Mitternacht gericht / daß er alſo auff ein - mahl zwey Buͤcher konte leſen; die Naſen ſtunde in dem An - geſicht / wie ein vngeformbter Marchſtein auff einem Bauern - Grund / die Wangen waren grob / wie ein durchgebrochene Arbeit / vnd wilde Filagran, daß auch ein geſchabene Schwein - Haut gegen derſelben fuͤr ſchoͤn muſte erkennt werden; deſſent - halben ſchmertzete es gedachten Cavalier nit wenig / daß ihme hierinfalls die Natur ein ſo Mißgoͤnnende Stieff-Mutter ab - geben; dahero ſtaͤts / vnd immerdar bey dem H. Patritio eyff - rigſt angehalten / er wolle doch / mittls ſeines ſo vil vermoͤgen - den Gebetts / zu feſterer Bekraͤfftigung deß Glaubens / ein ſau - bers Angeſicht zu wegen bringen: Patritius durch ſo inſtaͤn - diges / vnd ſchier uͤberlaͤſtiges bitten bewogen / fragt mehr ge - dachten Edlmann / was er dann fuͤr ein Geſtalt moͤchte wuͤn - ſchen? worauff der gute Herꝛ ſeufftzend geantwort / er moͤcht halt ſo ſchoͤn ſeyn / wie ſein Britaniſcher Diaconus (dann wol zu mercken / daß diſer Geiſtliche eines wunderſchoͤnen Angeſichts geweſen) Patritius befilcht alſobald / diſe zwey ſollen in einem Beth vnder einer Duchet / oder Decken ſchlaffen / vnderdeſſen hat der H. Mann ſein eyffriges Gebett zu GOtt verricht / vnd ſihe Wunder! als diſe zu Morgens fruhe auffgeſtanden / vnd einer dem andern ein guten Tag gewunſchen / konten ſich beede nit genugſamb verwunderen / vnd ſagte einer zum andern / biſtIn vit. S. Patrit. cap. 84. du ich / oder bin ich du? dann alle beede ſo gleich in der Ge - ſtalt / als waͤren ſie in einem Modl gegoſſen / vnd ware der ge - ringſte Underſchid nit / auſſer / daß der Diacon ein Blatten auff dem Kopff / der Cavalier Eugeni aber keine.

Nit vil vngleich wird von dem David regiſtrirt, daß er ein ſolchen vngeformbten / großkopffeten / vnd uͤbelgeſtalten Sohn habe erzeugt / daß der gantze Koͤnigliche Hof in Argwohngeſtan -145verkaufft JEſum vmb Silber.geſtanden / es ſeye ein warhaffte Copey von dem groben Fle -Phil. Hæb. lect. 1. cap. 82. gelanten dem Nabal, biß endlich der David, durch viles bitten vnd betten / dem Sohn von GOtt ein ſchoͤne Geſtalt zu we - gen gebracht.

Jſt alſo gar recht / daß diſer ſo ſchoͤne Juͤngling / ſagt Ju - ſtinus, mit diſem Larven-Geſicht nicht will ſich verehelichen; dann ob ſchon von den Weibern wird außgeben / als ſeyen die - ſelben von Natur ſaͤuberer / als die Maͤnner / maſſen dero Ur - ſprung vnd Herkommens iſt von einem weiſſen Bain / der Maͤn - ner aber von einem vnflaͤthigen Laim / dahero / ſo ein Manns - Bild auch hundertmahl nacheinander die Haͤnd waſchet / wird das Waſſer jedesmahl truͤb werden; dafern aber ein Weibs - Bild die Haͤnd nur zweymahl waſchet / bleibt nachmahls das Waſſer in ſeiner Reinigkeit; aber von diſen wilden Muffti, vnd deut auff die Alte Juſtinus mit den Fingern / ſo man auch in die Papier-Staͤmpff ſoll ſchicken / haͤtt man nichts ſaubers zu hof - fen. Die Apoſtel ſahen eineſt vnſern HErꝛn fuͤr ein Geſpenſt an / putabant, eſſe phantaſma, aber es iſt ſich deſſen ſo hart nit zu verwundern / dann es war dunckl vnd finſter; aber diſen Widhopff ſihet einer beym hell-liechten Tag fuͤr ein Nacht-Eul an / pfuy / es kan nit ſeyn / es ſoll nit ſeyn / ſagt diſer junge wa - ckere Kerl / lieber will ich zu Hamburg in das Zucht-Hauß / lieber will ich auff Venedig / vnd ein hoͤltzerne Schreib-Feder in die Hand nemmen / nachmahls ein Paſſaport uͤber das Meer ſchreiben nacher Levante, als diſe heyrathen. Daß an dem Wagen Ezechielis ein Adler vnd ein Ochs nacheinander ge -Ezech. cap. 10. zogen / gehet noch hin / daß aber ich neben einem ſolchen Unthier ſoll das ſchwaͤre Joch deß Eheſtands ziehen / fallt mir vnmoͤg - lich / lieber will ich zu Wienn beym weiſſen Engl / als beym ſchwartzen Beern einkehren / was aber das ſchlimmeſte / ſo iſt ſie noch darzu voller Untugenden / vnd ſaufft wie der Teuffel / Holla! ſo kans gar nit ſeyn.

Heli der Hoheprieſter hat dazumahl einen ſtraͤfflichen Argwohn gehabt von der Anna, wie er ſie im Tempel ange -Pars II. Ttroffen /146Judas der ſchlimme Hundtroffen / dann weil ſie die Lefftzen ſtaͤts bewegt ohne einige Stimm / hat er gantz vnbeſonnen das Urthl geſchoͤpfft / als habe1 Reg. 1. c. 14. v. ſie einen guten fidimirten Rauſch / uſquequo ebria es! hier - infalis war der heiligen vnd guthertzigen Frauen ein groſſe Un - bild zugefuͤgt / maſſen ſie im wenigſten einen Wein gekoſt / noch was anders / was da truncken machet / ſondern ſie bettete allein dazumahl mit dem Hertzen.

Mein lieber hochwuͤrdiger Heli, diſer dein Argwohn iſt gar uͤbel gegruͤndt / dann du ſolſt wiſſen / wann die Weiber be - rauſcht ſeyn / vnd zu ſcharpffe Krieg fuͤhren / daß ſie nicht ſtill - ſchweigen / wie diſe Frau Mutter deß Samuel, ſondern ſie ſchreyen / vnd laſſen ſich hoͤren mehr / als ein Uhraußruffer oder Nachtwachter. Das October-Monath ſperꝛt den Froͤſchen die Goſchen / aber der October-Safft eroͤffnet den Weibern die Maͤuler. Wie die Samaritanerin beym Brunn ware / hat vnſer liebſter Heyland mit ihr ein troſtreiche Anſprach ge - halten; ſo lang die Weiber beym Waſſer ſeynd / ſo iſt noch gut mit ihnen zu reden / wann ſie ſich aber beym Wein einfin - den / der Gugu red mit ihnen.

Petrus hat es dazumahl gar gut vermaint / wie er bey dem gaͤhen Sturm / vnd vngeſtuͤmmen Anfall deß Hebreiſchen Lot - tersgeſind ſo behertzt von Leder gezogen / vnd den Malchum, als einen maiſten Raͤdlfuͤhrer zwiſchen der Ohren gehaut / ſo bald ihm aber der HErꝛ vnd Heyland geſchafft / er ſoll einſte - cken / hat er ſolchen Befelch vnverweilt vollzogen / aber die be - rauſchten Weiber-Gefecht laſſen ſich ſo bald nit ſtillen / dann weil ihr Degen die Zung / das Maul aber die Scheid / ſo wird es auch auff hundertmahl widerholten Befelch kaum zum ein - ſtecken / vnd Maul halten kommen. O wehe eines ſolchen ar - men Mann!

Tobias der aͤltere / als ein gerechter / gottsfoͤrchtiger vnd gewiſſenhaffter Mann / kombt einsmahls nacher Hauß / vnd hoͤret einen Gaiß-Bock gemeckitzen / welches ihme dann ſehr frembd vorkommen / daß dergleichen Thier in ſeiner armenWirth -147verkaufft JEſum vmb Silber.Wirthſchafft ſich einfindet / dahero geſchwind / zu Verſicherung ſeines Gewiſſens / nachgefragt / obs nit etwann ein geſtohlene Gaiß ſeye? O lieber Tobias! da haſt du wol ein Bock geſchoſ - ſen / ſo bald ſein Weib das vernommen / was / ſagt ſie / geſtoh - len? halteſt du mich fuͤr ein ſolche? ey mein ſchoͤner / ſauberer / blinder Hießl! jetzt ſchlagt dein Heiligkeit herauß / es iſt dir nit genug / daß du mich vmb das meinig gebracht mit deinem ver - ſchwenderiſchen ſpendiren / ja wol Allmuſen geben? es iſt nicht genug / daß du ein gantze Zeit nie zu Hauß / vnd dich vmb die Wirthſchafft nichts annimbſt / vnderdeſſen ein Beccamorti, vnd ſchlechten Todtengraber abgibſt / daß ich dich mit meiner Hand-Arbeit muß erhalten / vnd als ich ſonſt / wie ein Gnaͤdige Frau / vnd gute vom Adel haͤtt ſtandmaͤſſig mich erhalten koͤn - nen / muß anjetzo eigentlich ein gemeine Strickerin vnd Nade - rin abgeben / damit ich nur ein wenig Brodt ins Hauß ſchaffe / vneracht alles diß / wilſt mich noch fuͤr ein Diebin halten? was ich? wer ich? du biſt mir wol / du / du / du ꝛc. Ach GOtt! ſagte hieruͤher ſeufftzend der Tobias, laß mich doch ſterben / vnd nimb mich zu dir. Expedit enim mihi magis mori, quàm vivere. Tob. 2. v. 19.Der Koͤnig Sennacherib hat mir meine Guͤter confiſcirt, patientia! die Schwalmen haben mich vmb das Geſicht ge - bracht / patientia! die Armuth iſt mir uͤber den Halß kom - men / patientia! die Nachbarſchafft hat mich verfolgt / pati - entia! hab alles mit Gedult uͤbertragen / aber bey einem boͤſen Weib ſeyn / das kombt mich ſchier zu hart an / mein GOtt! lieber ſterben / als dergeſtalt leben.

Hat nun Tobias, als ein vollkommener Mann / ein hei - liger Patriarch / welcher nach dem Job der Sanfftmuͤthigſte / die Ungeſtuͤmme eines boͤſen vnd zanckiſchen Weib ſo hart uͤber - tragen / wie ſoll es dann einen andern armen Tropffen ankom - men? O GOtt! wie hart ein ſolcher Ketten-Hund! wie vnge - ſtuͤmm ein ſolche Hauß-Poſaunen! wie teuffliſch ein ſolche Ta - fel-Muſic! wie verdrießlich ein ſolche Feur-Glocken! wie ſchmertzlich ein ſolche Ehe-Gaißl! wie verrucht ein ſolcherT 2Hauß -148Judas der ſchlimme HundHauß-Blaßbalg! wie betrangt ſolche Stuben-Trummel! wie vnleydiglich ſolcher Kammer-Echo! wie macht einem ſo pang ein ſolche hoͤlliſche Beißzang! Expedit mori, quàm vivere.

Es iſt in der Warheit jenem Mann kein Faͤhler außzu - ſtellen / welcher ſein zanckiſches Weib auff ein ſinnreiche Weiß zu recht gebracht / diſer hieſſe Lampert / weil er Lambl fromm / ihr Nahm aber war Cunegund à Cunis, oder Wiegen / alſo genannt / wie folgſamb zu vernemmen; Bevor er ſich mit diſer in eheliche Vermaͤhlung eingelaſſen / iſt er von etlichen Treu - mainenden gewahrnet worden / er wolle ihm doch ſelbſt keinen ſolchen ſchwaͤren Laſt auff den Rucken buͤrden / dann von ihr die gemeine Red ſeye / als hab ſie einmahl einen Goggl-Hahn ge - ſchlickt / der ihr nun allzeit auß dem Halß kraͤhe / vnd muß ſie allemahl das letzte Kyrie eleiſon haben: vneracht diſer Pro - phetiſchen Ermahnung / hat er beſagte Cunegund gleichwol geheyrath / kaum aber daß etliche Tag verfloſſen / kam ihr guts Mundſtuck ſchon an Tag / vnd fangte ſie an dergeſtalten den Fa - got zu blaſen / murmure, turbine, grandine, ſulgure, per - ſtrepit illa, daß er geglaubt / es ſeye alle Tag bey ihr ein Doñer - ſtag / gemach / ſagt er / mein Cunegund, dem iſt nit alſo / es wird auff ſolchem Schlag kein guts hauſen erfolgen / wann du allemal das letzt Wort wilſt haben / vnd ſo gar in deiner Muſic kein Pau - ſen machen / was? ſetzt ſie hinwider? dem iſt alſo / es muß alſo ſeyn / es ſoll nit anderſt ſeyn / es kan nit anderſt ſeyn; O GOtt! ſagt der Mann / es iſt immer ſchad / mein Cunegund, daß du kein Trompeter biſt worden / du haͤtteſt einen huͤpſchen langen Athem gehabt zum Clarin außhalten / was / Clarin? daß dich der / ꝛc. ſchweig / ſchweig / ſchweig / ich dir ſchweigen? dir ſchwei - gen? wann auch deß Kaͤyſers Nero ſein Hencker hinder mei - ner ſtund / ſo wolt ich nit ſchweigen. Lappiſche Kundl / er hat nit Ner gehaiſſen / ſondern Narꝛ / was? du biſt mir wol ſelbſt ein ſolcher / ſchweig / ich dir ſchweigen? wann auch der Kayſer Heliogabel mir ſchaffen ſolt / ſo wolt ich nit ſchweigen. Kin - deriſche Kundl / er hat nit Heliogabel, ſondern Hexengabel ge -haiſſen /149verkaufft JEſum vmb Silber.haiſſen / ich ein Her? ſagt ſie / fahr du zum Beltzebub / ich bin kein Außfahrerin / ſchweig / ſagt er / vnd gieng alſo auff die Sey - ten / vnd ſinnet ſehr bedachtſamb nach / wie doch ſolchem Ubel waͤre abzuhelffen / fallt ihm letztlich ein / daß / wann die Kinder nit wollen ſchweigen / ſie durch das wiegen koͤnnen beſaͤnfftiget werden / laſt demnach ein groſſe / weite / lange / breite / tieffe / fe - ſte / ſtarcke / huͤpſche / gefuͤrneiſte Wiegen verfertigen / mit aller nothwendiger Zugehoͤr / vnd als ſie mehrmahlen den gewoͤhn - lichen Morgen-Rueff angefangen / ſprach er zu ihr / mein Cu - negund, ich ſihe ſchon / wo der Faͤhler ſteckt / du biſt nit genug in deiner Kindheit gewiegt worden / deſſenthalben kanſt du ſo gar nit ſchweigen / dahero wol vonnoͤthen / daß du laͤnger die Wiegen koſteſt / Holla! alſobald waren da zwey baumſtarcke Menſcher hierzu beſtellt / welche die vngeſtuͤmme Cunegund zur Erden nidergeworffen / Haͤnd vnd Fuͤß gebunden / auch wie ein Kindl eingefaͤſchter in die groſſe Wiegen gelegt / mit einem ſtarcken Wiegen-Band wol verwahrt / er aber / der verſtaͤndi - ge Mann / namb das Wiegen-Band ſelbſt in die Haͤnd / vnd fieng an ſanfft zu wiegen / die aber ſchrye noch mehr / Schelm / Dieb / Moͤrder / Umbbringer / Sathan / Hencker / Puͤffel / Galgen-Schwengl / Beſtia, diſer wiegt immer fort / vnd ſingt noch darzu / ſchweig mein Kundl / ſchweig / ich kauff dir bald ein Mieder-Zeug / ſchweig mein Kundl / ſchweig; ſie ſchwoͤrt / ſie flucht / ſie ſchilt / ſie ſchreyt / ſie kuͤrꝛt / ſie gront / ſie klagt / ſie heult / ſie donnert / ſie wuͤnſcht ihm vier vnd zwaintzig tauſend Teuffel / vnd ein halben auff den Rucken / er / vngehindert diß / wiegt noch allezeit ſtaͤrcker / ſingend aja pupeja, wilſt ſchweigen / ſonſt gib ich dir Kundl ein Feigen; In Summa, vierthalb Tag war ſie in diſem Wiegen-Arreſt verhafft / vnd wurde ihr / wie ei - nem Kind gepflogen / endlich laſt ſie ihren Mann zu ſich ruf - fen / O mein Mann / ſagt ſie / O mein Engl / ich bitt / ich bitt / laß mich doch loß / Himmel vnd Erden ſollen Zeugen ſeyn / daß ich hinfuͤran allzeit werde ſchweigen. Zu verwundern iſt ge - weſt / wie nachmahls diſe Cunegund ſo ſanfftmuͤthige SittenT 3ange -150Judas der ſchlimme Hundangezogen / vnd im geringſten nicht mehr ihren Mann / weder mit einem Wort / noch weniger mit Wercken belaydiget / ſon - dern in allweg ihn / als das Haupt (ihr Ehe-Weiber / laſt euch diß ein Haupt-Lehr ſeyn / ſo wird euch der Kopff nie weh thun) beſtermaſſen gehalten / vnd verehrt.

Der Prophet Ezechiel, auß Goͤttlichem Gehaiß / ver - fuͤgt ſich einmahl auff ein flaches vnd ebnes Feld hinauß / wor - auff ein groſſe Menge der duͤrren Todten-Beiner gelegen / wel - chen er mit ernſthafften Worten befohlen / ſie ſollen / auß An - ſchaffung deß Allerhoͤchſten / wider leben / welches ſie dann gantz ſchleunig vollzogen / vnd ein jedes zerſtraͤhtes Bein zu ſeinem Glid ſich verfuͤgt / unumquodque ad juncturam ſuam, es iſt der Fuß nit zum Kopff / ſondern zu den Knye-Scheiben geru -Ezech. c. 37. cket / die Huͤfft hat ſich nit zum Schulter-Blatt geſellet / ſonder ein jedes an ſein Orth / wohin es gehoͤrig / ad juncturam ſuam. Alſo ſoll fein auch ein jeder Menſch bleiben / wer er iſt / es ſoll das Weib bleiben / wer ſie iſt / nemblich vnderworffen ih - rem Mann / ad juncturam ſuam, nit fuͤr ein Haupt ſich auff - werffen / noch weniger ſich uͤber daſſelbe erheben / ſondern ſich an deß Abrahams ſtattlicher / vnd mit allen Tugenden wolge - ſchaffener Ehegemahlin Sara ſpieglen / als welche den Abra - ham nit anderſt genennt / als ihren HErꝛn / Dominus meus. Wie vngereimbt ſteht es / wann ein Haupt ſoll von einer Rip - pen regirt / oder geherꝛſcht werden. Daſſelbe Gebott / welches GOtt im alten Teſtament geſetzt / hat noch auch bey diſen Zei -Deut. 22. cap. ten ſein Krafft / non induetur mulier veſte virli. das Weib ſoll keine Manns-Klayder anlegen / vnd ſich der Hoſen nit an - maſſen / ſonſt kan es nit anderſt ſeyn / als daß die liebe Einig - keit / vnd erwuͤnſchte Frid muß Schaden leyden.

Auß dem Evangelio iſt es ſattſamb bekannt / daß das to - bende vnd wuͤttende Meer / auff dem Befelch deß HErꝛn / ha - be ſtillgeſchwigen / vnd ſich in Ruheſtand begeben / welches nit ein kleines Wunderwerck / daß billich andere hieruͤber ſtutzten / vnd Fug gehabt zu fragen / quis eſt hic, quia venti, & mareobe -151verkaufft JEſum vmb Silber.obediunt ei, wer muß doch diſer ſeyn / deme die Sturmwind / vnd das Meer den Gehorſamb leiſten / Mare, Mare, &c. Maria, Marina, Margaretha, &c. ſoll nit alſo wuͤtten vnd toben; ſondern ſtillſchweigen / ja wol ſtillſchweigen! ſo iſt alsdann ſich ſo faſt nicht zu verwundern / wann man das Still mit dem Stihl muß zu wegen bringen / verſtehe Beſen - Stihl / vnd was ſolche Zang vnd Zung verwuͤrckt / der Buckel buͤſſen muß / ſolches Ubel aber ruͤhrt meiſtens daher / wann ſich die Weiber vnd Weinbeer ſo wol vergleichen / wann Kandl vnd Kundl gute Geſpillen ſeynd / wann Sauphia vnd Sophia beyſammen ſitzen / wann die Frau Bibiana den Herꝛn Calix - tum zum buelen hat / vnd iſt alſo zwiſchen der Muͤll vnd Muͤll - nerin diſer Underſchid / daß die Muͤll vom Waſſer bewegt wird / vnd kleppert / die Muͤllnerin aber vom Wein.

Hoͤchſt waͤre zu wuͤnſchen / daß ein jeder Eheſtand mit je - nem Wunder uͤbereins ſtimbte / welches ſich mit obgedachtem groſſen Propheten Ezechiel zugetragen / der auß Goͤttlichem Befelch zwey Hoͤltzer in die Hand genommen / vnd auff eins ge - ſchriben: Deß Judæ, vnd der Kinder Jſrael ſeine Mit-Verwandte. Und auff das andere: Deß Jo - ſephs / deß Baums Ephraim, vnd deß gantzenEzech. 37. v. 16. Hauß Jſrael ſeine Mit-Verwandten / ꝛc. So bald er nun ſolche zwey Hoͤltzer zuſammen gehalten / iſt alſobald wunderbarlich eins darauß worden. O wie wolſtaͤndig vnd erſprießlich waͤre es zwiſchen den Eheleuthen / wann ſie zwey / der Mann vnd das Weib / ſtaͤts Eins waͤren / vnd in vnzer - trennter Einigkeit miteinander lebten / nach dem Beyſpil deß Noë mit ſeiner Frauen / von dem die Goͤttliche Schrifft alſo regiſtrirt; Nachdeme der Suͤndfluß / vnd das groſſe Gewaͤſ - ſer hundert vnd fuͤnfftzig Tag ſtunde ob der Erden / vnd dieſel - be gaͤntzlich bedeckte / recordatus eſt Deus Noë cunctorum -Geneſ. 1. que animantium, &c. alsdann gedachte GOtt an den Noë,vnd152Judas der ſchlimme Hundvnd an alle Thier / vnd alles Vieh / ſo da war mit ihme in derLib. de Noë c. 16. Archen; uͤber diſe Wort verwundert ſich der H. Ambroſius, in Erwegung / daß GOtt allein gedenckt an Noë, vnd an alle Thier / nit aber an deß Noë ſein Weib? ſoll dann ein muthwil - liges Roß / ein fauler Eſel / ein karger Fuchs / ein gefreſſiger Wolff / ein gailer Stier / ein biſſiger Hund / ein forchtſamer Hirſch / ein ſtoltzer Widder / ein ſtinckender Bock / ein falſche Katz / ein hochtrapender Gockl-Hahn / ein lappiſcher Aff / ein einfaͤltiger Gimpel / ein barockiſche Nacht-Eul / ein geſchwaͤtzi - ge Schwalmb / ein diebiſcher Spatz / hoͤher zu achten / mehrer zu ehren / vnd beſſer zu bedencken ſeyn / als ein fromme / liebe / wackere Frau? ey das nit / warumb hat dann der Allmaͤchtige alleinig an Noë gedenckt / vnd an alle Thier / allwo von der Frau die mindeſte Meldung nit geſchicht? es beantwortet ſein eigene Frag obberuͤhrter heiliger Lehrer / ſprechend / daß vnder dem Nahmen Noë GOtt auch deß Noë ſein Ehefrau verſtan - den / dann diſe zwey waren gantz Eins miteinander / wo eins / war das andere auch / was Noë wolt / das wolt auch ſein Frau / was dem Noë beliebte / das war auch der Frauen recht / erant duo, in carne una.

Aber ein Weib / welches zu ſtarck Octoberiſch / Zinnobe - riſch iſt / das wird auch wollen Poſtoberiſch ſeyn / vnd vor allen blaſen / ein Weib / die zu ſehr Kellneriſch vnd Muſcatelleriſch iſt / die wird auch darbey belleriſch ſeyn / ein Weib / die zu vil Weiniſch vnd Rheiniſch iſt / die wird auch greiniſch ſeyn / wor - von dann die wehrte Einigkeit vertriben wird / die rechte Lieb verriben wird / die wahre Treu verſchriben wird / vnd nachmah - lens mehr im Hauß Weh / als ein Winter Schnee / vnd ein Fruͤhling Klee / was iſt von einem ſolchen Weib zu halten? welche vor etlich Jahren ein gar andaͤchtige Kirchfahrt ange - ſtellt / vnderwegs aber in dem Wirthshauß dergeſtalten mit der Wein-Kandl duellirt, daß ihr der obere Stock gantz auß den Schlieſſen kommen / vnd alles mit ihr vmb vnd vmb gan - gen / weſſenthalben ſie in Mitte der Kirchen ſich an dem Opffer -Stock153verkaufft JEſum vmb Silber.Stock angehalten / vnd gantz ſeufftzend auffgeſchryen: O mein H. Altar / ich bins nit wehrt / ich bins gar nit wehrt / es iſt ja zu vil fuͤr mich alte Hueſten / die Ehr / die du mir erweiſeſt / ge - buͤhrt mir armen Troͤpffin wol nit / wie muß ich das wider ver - ſchulden? als ſie aber von den nechſt Anweſenden deſſenthal - ben befragt wurde / maſſen ſie ſich alle uͤber diſe Wort nit we - nig verwundert / gab ſie diſe Antwort; meine liebe Leuth / ich hab wollen / auß Andacht vnd Schuldigkeit / vmb den Altar herumb gehen / vnd jetzt gehter vmb mich herumb / es iſt ja gar zu vil. Einer ſolchen kont man wol jene Grabſchrifft machen:

Hier ligt die alte Anna /
Welche die Kiechl verbrennt in der Pfanna /
Sauffte ſich alle Tag voll in Brandwein:
Der Hencker mag bey einem ſolchen Weib ſeyn.

Juſtinus, nach ſo vil angebrachten Beweißthumen / mei - ſtens aber wegen groſſer Ungeſtalt / vnd forderiſt wegen deß weinſuͤchtigen Magens diſes Weibs / vnd anderer ihrer Untu - genden / blib gantz feſt auff ſeiner bißhero wolgegruͤndter Mei - nung vnd Außſag: es koͤnn mit einem Wort nit ſeyn / daß diſer ſo ehrliche Geſell mit ſolcher Megera ſich ſoll ver - heyrathen.

Der Gelt-Gott Mammon zaigte ſchier einen kleinen Verdruß uͤber ſo biſſige Reden / vnd hoͤniſche Wort / gleichwol zu zaigen / daß er mit wenigem Gewalt ein gantzes Gebaͤu zu Boden faͤllen koͤnne / hat er dem Kerl einen Beutl voll Duca - ten dergeſtalten an die Bruſt geſchlagen / daß er durch diſes guldene mea culpa gleich Reu vnd Leyd erzeigt uͤber ſeinen be - gangenen Faͤhler / vnd alſo ohne ferners Bedencken / weil diſe bey ſtattlichen Mittlen / ihr das Jawort ertheilt: Gelt mei - nen Schatz / wir werden einander inniglich lieben.

O du verruchtes Gelt! wol recht fangt das Wort Gelt vnd Gold von dem Buchſtaben G an / welcher Buchſtab ein Verwunderung in ſich hat / G. was richt das Gelt nit? G. Pars II. Uwas154Judas der ſchlimme Hundwas thut das Gelt nicht? G. was vermag das Gelt nicht? Jetzt iſt gar leicht zu wiſſen / warumb mit der Leicht / deß verſtor - benen Sohn der Wittib zu Naim, ein ſo groſſe Menge VolckLuc. 7. gangen / vnd ihn zum Grab begleitet / multitudo copioſa, ſie war ein reiche / vnd ſehr wolbeguͤte Wittib / zwar ſchon bey Jahren / maſſen diſer verſtorbene Sohn ſchon Vogtbar war / weil ſo vil Gelt vorhanden bey diſer Wittib / deßwegen haben ſich gar vil bey der Leicht eingefunden / vil Kammer-Diener / vil Secretari, vil Auffwarter / vil Hofmeiſter / vil junge Ad - vocaten / multitudo copioſa, ein jeder wolt auffwarten / ein jeder wolt der nechſt beym Bret ſeyn / ein jeder wolt bey der Geſtrengen Frauen in Gnaden ſtehen / vnd ſie heyrathen / nit auß Lieb / dann ſie war nit mehr ſchoͤn / nit auß Affect, dann ſie war ein Wittib / nur wegen deß Gelts / wann ſie ſchon nicht ſchwartze Augen hat / wann ſie nur ſteiff ſchwartze Pfenning hat / wann ſie ſchon nicht rothe Wangen hat / wann ſie nur rothe Fuchſen hat / wann ſie ſchon nit ein weiſſe Haut / wann ſie nur weiſſe Thaller hat / wann ſie ſchon nit ein ſchoͤne Goſchen hat / wann ſie nur gute Groſchen hat / wann ſie ſchon nicht gut iſt / wann ſie nur Guͤter hat / O verruchtes Gelt! dahero kombt es manchesmahl / daß ein ſolcher mit ſeiner Manna Anna nit ver - lieb nimbt / ſonder nach Egyptiſchen Zwiffel trachtet / diß iſt die Urſach / daß man nachgehends an eigenen Speiſen ein Grau - ſen hat / vnd mit dem Jonatha das wilde Hoͤnig ſchlecket / da ruͤhrt es her / daß ein Dienſtmagd Agar wird hoͤfflicher gehal - ten / als ein Sara, O verruchtes Gelt!

Wie dem Iſaac hat ſollen die Rebecca vermaͤhlt werden / hat man die Sach nit gleich durch einen Bauſch uͤber die Knye abgebrochen / ob man ſchon haͤuffiges Silber vnd Gold auff Seyten deß Iſaacs zeigte / ſonder man hat vorhero den Wil - len der Rebecca wollen erfahren / ob ſie diſen reichen Herꝛn woll haben / laſt vns die Jungfrau ruffen / ſagten die liebe Eltern / vnd nach ihrem Willen fragen / alsnun155verkaufft JEſum vmb Silber.nun Rebecca geruffen war / vnd kam / da fragtGeneſ. 24. man ſie / wilſt du mit diſem Mann reiſen?

Bey diſen vnſern Zeiten fragen die geltſuͤchtigen Eltern die Toͤchter nit vil mehr / ob ſie diſen vnd diſen wollen haben / ſonder es haiſt / du muſt ihn haben / wann er ſchon alt / was ſchad es / die alten Wein hitzen beſſer / als die neue / er hat wa - cker Gelt / er iſt bey ſtattlichen Mittlen / wann er ſchon einau - gig iſt / du Naͤrrin / wirſt ſchon mehrere Batzen ſehen / wann er ſchon bucklet iſt / was benimbts / du wirſt gleichwol gut ſitzen / wann er ſchon den Satl auff dem Rucken tragt / wann er ſchon gantz kupfferig im Geſicht / was irꝛts du Krott / goldgelb im Beutl iſt wol beſſer / als leibfarb im Geſicht / muß alſo ein man - che junge Tochter wider ihren Willen / wider ihre Neigung ei - nen reichen Batzenhafner heyrathen / nur wegen deß verruchten Gelts / daß hernach dem guldenen Limmel / dem ſilbernen Phantaſten / dem reichen Narꝛn ein ſolche Amalthea ein Cor - nucopi ſpendirt / daß er deß Uriæ ſein Barocca auffſetzt / daß er den Durandum auff dem Stirn tragt / daß ihm frembde Hahnen auff ſeinem Miſt kratzen / iſt Urſach der verteuffelte Mammon, das verfluchte Gelt / auri ſacra fames.

Die Apoſtel vnder der Zeit / als der HErꝛ JEſus mit dem Weib bey dem Brunn ein heylſame Anſprach gehalten / gehen in Samariam hinein / vnd kaufften vmb paares Gelt die nothwendige Nahrung / vnd gehoͤrige Victualien, ob welchem ſich zu verwundern / daß die Samaritaner mit diſen Hebreern einige Gemeinſchafft hatten / dann ihre Gebott legten ihnen ſtarck ob / daß ſie mit dem Hebreiſchen Geſind vnd Unflath (wie ſie es nennten) nichts zu thun haͤtten; aber wo man Gelt ſihet / da ſihet man kein Gebott mehr / wo man Gelt greifft / da vergreifft man ſich leicht wider alle Satzungen / wo man Gelt zehlt / da zehlt man die zehen Gebott nicht / O verdambtes Gelt! ſo verderbeſt du ja alles in der Welt. Quid vultis mihi dare?

U 2Kaum156Judas der ſchlimme Hund

Kaum daß diſer wackere Kerl mit ſeiner abgeſchabenen Braut das Theatrum verlaſſen / ſtige mit wolregulirtem Schritt / vnd halb Spaniſchen Gang herauff ein Herꝛ / allem Anſehen nach ein Edlmann / nach ſeiner aber gar ein feine Wit - tib / eines mittern Alters / mit einer Schoͤff-Hauben auff dem Kopff / vnd weil ſie gar eines traurigen Geſichts war / konte man ſchier vermuthen / als hab ſie einen Schiffbruch ihrer Guͤ - ter gelitten. Hochgeehrter Herꝛ Voͤtter Juſtine, ſagte der Edl - mann / vnd klagte / wie daß er immerzu durch der Wittib vil - faͤltiges anklagen beunruhiget werde / er habe doch gaͤntzlich bey ſich geſchloſſen / dero angemaſte Schuld auff kein Weiß zu be - zahlen / die Wittib hingegen konte vor weinen kaum reden / vnd wurden dero Wort von den anſtoſſenden Seufftzern alſo ab - gebrochen / daß man ſie ſchwaͤrlich konte verſtehen / auß allem aber hat man allein deutlich vernommen / daß ſie das Wort Juſtız vnd Gerechtigkeit mit ſonderm Nachdruck außgeſpro - chen / vnd widerholt / welches dem Juſtino dermaſſen zu Her - tzen gangen / daß er neben Erwiderung weniger Complemen - ten gedachten Monſieur ſein Anbringen rund abgeſchlagen / es kan nit ſeyn / dann die Juſtiz muß vor allem auffs moͤg - lichiſt erhalten / Wittib vnd Waiſen / bey dero gerechten An - forderungen beſtermaſſen geſchutzt werden / vnd muß man hier - in nit anſehen die Perſohn / ſonder mitten durchgehen.

Nachdem die Philiſtæer die Archen deß HErꝛn / oder den H. Bunds-Kaſten wider zuruck geben / haben ſie ſolchen auff ein Karren geladen / darein zwey Kuͤhe / welche zu Hauß ſaugende Kaͤlber hatten / eingeſpannt / vnd alſo ohne Fuhr - mann / nach einige Handhab / oder Antrib eines Menſchen / gen Bethſames fortgeſchickt / mit dem Beding / daß / wann die1. Reg. c. 6. beſagte Kuͤhe wurden weder auff die rechten noch lincken Sey - ten ſich wenden / ſonder mitten durchgehen / ſo werde es Gluͤck bedeuten.

Wann man bey Tribunalien vnd Gerichtern auch ſol - chergeſtalten wird mitten durchgehen / vnd ſich nit lencken auffdie157verkaufft JEſum vmb Silber.die rechte Seyten noch auff die lincke / einem nit auffhelffen / weil er reich iſt / dem andern nit abhelffen / weil er arm iſt / einen nit befoͤrdern / weil er ein Schwager iſt / den andern nit ver - ſtoſſen / weil er ein Schwacher iſt / dem Andree nicht zulegen / weil er hochgeacht iſt / dem Barthlme nit ablegen / weil er ver - acht iſt / nec ad dexteram, nec ad ſiniſtram, ſondern mitten durch / ohne Underſcheid der Perſohnen / den Burger ſo wol an - hoͤren / als den Burggrafen / den Sammet nit vorziehen dem Zwilch / die Waiſen gleich halten den Weiſen / auff ſolche Arth thut man GOtt preyſen / vnd da iſt Gluͤck vnd Wolſtand zu hoffen.

Es kommen auff ein Zeit etliche Hebreiſche Geſellen zu Chriſto dem HErꝛn in Tempel / vnd fuͤhrten mit allem Ge - walt ein Weib mit ihnen / es muß allem Anſehen nach / nur ein gemeine Huſten ſeyn geweſt / dann die vornehme darff man nit anklagen / diſe Ertz-Schalcken fangen an mit vilen Umb - ſtaͤnden den ſaubern Handl zu erzehlen / wie daß ſie diſen frechen Schlepſack in flagranti ertappt (wo iſt dann der ſaubere Bue - ler gebliben? O es Schelmen! entweders hat er euch muͤſſen in Beutl blaſen / oder er iſt euer Voͤtter / oder Anverwandter geweſt) nun glauben ſie / weil er anderſt ein ſolcher außgeſchrye - ner Prophet / er werde ſein Meinung hierin beytragen / wie man mit diſer Fettel ſoll verfahren / maſſen er von ſich ſelbſt auß - geben / er ſeye nit kommen die Geſatz Moyſis zu brechen / ſon - der zu rechen / die Gebott nit zu verhuͤllen / ſonder zu erfuͤllen / weilen dann die Moſayiſche Verordnungen dahin ergehen / daß die Ehebrecher ſollen verſteiniget werden / ſo moͤchten ſie gern dißfalls ſein Urthl vernemmen / weil ſie dann Chriſtum den HErꝛn zu einem Richter erkiſen / inclinabat ſe, alſo hat er ſich gantz tieff geneigt / vnd auff die Erd geſchriben / zu einer Lehr vnd Beyſpil / vnd Nachfolg aller Tribunalien, merckt es wol / ihr Herren Conſiliarij, Raͤth / Richter / vnd vorgeſetzte Urthlſprecher / wann man bey euch mit gantz gruͤndlichen Be - weißthumen einen anklagt. e. g. Er hat ihm gewaltthaͤtig dasU 3ſeinige158Judas der ſchlimme Hundſeinige genommen / ꝛc. er woll die rechtmaͤſſige Schuld nicht be - zahlen / ꝛc. er ſeye ihme in einer Sach hoͤchſt ſchaͤdlich / ꝛc. incli - nate vos, neigt euch zu der Erden / ſchaut die Perſohn nit an / welche beklagt wird / ſonder nur allein die gerechte Sach / man muß die Perſohn nit anſehen / obs eine vom Adl / oder von der Nadl iſt / obs ein Edlmann / oder ein Bettlmann / obs ein Ver - walter / oder ein Anhalter / obs ein Schreiber / oder ein Trei - ber iſt / obs ein Fuͤhrer / oder Mußquetirer iſt / obs ein Be - kannter / oder Verwandter iſt / ihr muͤſt nicht anſehen / obs Rei - chenau / oder Bettelheim / obs von Hochburg / oder Nideraltach / obs auß Maͤhren / oder Bayren / obs ein Landsmann / oder ein Schantzmann / obs ein Groſſer / oder ein Bloſſer iſt / nec ad dexteram, nec ad ſiniſtram.

Es wird fuͤr gewiß vnd wahr geſchriben / daß in einer vor - nehmen Statt ein ſolcher loͤblicher Brauch geweſt / daß auff dem Rath-Hauß ein offentliche Glocken gehengt / wer nun ſel - bige geleut / war ſo vil / als haͤtt er ein ſchrifftliches Anbringen uͤbergeben / vnd die Juſtiz begehrt / einmahl kombt ein zaun - duͤrrer / alter vnd ritziger Schimmel daher / welcher ſich vngefehr an der Maur deß Rath-Hauß geriben / vnd zugleich den Strick beſagter Glocken ertappt / vnd alſo dieſelbe gezogen / daß ſie ſehr laut geſprochen / die hochweiſe Raths-Herꝛn vnd Richter fragen alſobald / wer die Glocken beruͤhrt / vnd wie man ihnen deß armen Schimmel ſeltzames Ribeyſen erzehlt / ſchaffen ſie gleich / man ſolle embſige Nachfrag thun / wem das Roß zuge - hoͤre / dem ſie auch geſinnt waren die Gerechtigkeit zu admini - ſtriren / dafern auch dem Roß ſoll ein Unbild zugefuͤgt ſeyn worden; vnd weil man vnſchwaͤr darhinder kommen / daß ein gewiſſer Herꝛ beſagten Schimmel wegen ſeines Alters / als ein nunmehr vnbrauchbares Thier / habe von ſich getriben / weſſent - halben ſolcher dermahlen ohne Herꝛn / vnd folgſamb ohne nothwendige Underhaltung da / vnd dort ein verdorꝛtes Graß ſuche / auff ſolches iſt alſobald gedachtem Herꝛn ernſtlich / vnd vnder Poͤhnfall groſſer Straff / aufferlegt worden / dem Schim -mel /159verkaufft JEſum vmb Silber.mel / wegen ſo langwuͤrig treugeleiſten Dienſten vnd Arbeit / als einem Proviſoner / mit gehoͤriger Nahrung auff Lebens - Zeit die Underhaltung zu ſchaffen. Wann diſer Schim̃el haͤtt reden koͤnnen / wie deß Propheten Balaams Eßlin / haͤtt er vnge - zweiffelt ſolchen Richtern ein groſſes Lob nachgeſprochen / vmb weil ſie die liebe Juſtiz alſo weißlich handhaben vnd befoͤrdern.

O GOtt! wann arme Wittiben wurden alſo geſchutzt bey den Gerichtern / wie diſes vernunfftloſe Thier / ſo wurde der erzuͤrnete GOtt nit mancher Statt / in der Statt nit manchem Statthalter / in der Statthaltung nit manchen Gerichtern zu - ſchreyen / uſquequo judicatis iniquitatem, & facies pecca - torum ſumitis. Wie offt layder! ſihet man / hoͤrt man / greifft man / daß arme Wittwen durch langwuͤriges rechten an Bettl - ſtab / vnd in die aͤuſſerſte Armuth gerathen / da doch ihnen in kurtzen Tagen haͤtte koͤnnen Außricht geſchehen. Von mei - nem H. Vatter Auguſtino wird glaubwuͤrdig geſchriben / daß er einmahl einen Baum oder Traum / ſo zum Kirchen-Gebaͤu vnd Tachſtuel zu kurtz war / mit ſeinem Gebett habe laͤnger ge - macht / das war ein Wunderwerck / aber wann man bey den Tribunalien ein kurtzes Recht lang macht / vnd in vil Jahr außthoͤnt / das iſt kein Wunderwerck / ſondern ein Plunder - werck / weh ſolchen Richtern!

Unſer lieber Heyland hatte zwey hochwichtige Geſchaͤfft auff dem bittern Creutz-Baum zu vollziehen / benanntlich ſein allerliebſte Mutter zu verſorgen / nachmahls dem rechten Schaͤ - cher / auff ſein muͤndliches Anbringen / einen Beſcheid zu erthei - len / hat aber ehunder deß bekehrten vnd reuvollen Moͤrders Sach / vnd bittlichen Anſuch befoͤrdert / nachmahls erſt ſein lieb - ſte Mutter vnder dem Schutz Joannis anbefohlen: Hodie mecum eris in paradiſo, deinde dicit Diſcipulo, ecceLuc. 23. Mater tua. So weiß man auch / daß / wie er zu Jeruſalem / als ein 12. jaͤhriger Knab verlohren / vnd bey den Voͤttern / Befreunden vnd Anverwandten iſt geſucht / nit aber gefunden worden / deßgleichen hat er das hoͤchſte Ambt deß RoͤmiſchenPabſt -160Judas der ſchlimme HundPabſthumb nit anvertraut Joanni ſeinem nechſten Voͤttern / der beynebens in groſſen Gnaden ſtunde / ſonder dem Petro; Allen Obrigkeiten / forderiſt denen Richtern zu einer Lehr vnd Underricht / wie daß ſie kein Abſehen ſollen haben auff Bruder - ſchafften / Voͤtterſchafften / Schwagerſchafften vnd Freund - ſchafften / ſonder nur bloß auff die Gerechtigkeit / einer armen Wittib ein ſo willkuͤhriges Ohr geben / als einem Anverwand - ten / ihr gerechte Sach vnd Anforderung ſo gut beſchleunigen / als eines Bluts-Verwandten / dero Anbringen in ſo guten vnd reiffen Berathſchlag ziehen / als eines nechſten Befreund - ten / vnd was ſich recht / vnd dem Gewiſſen gemaͤß befindet / feſt vnd vnbeweglich daſſelbe ſchutzen / vnd handhaben / den ver - laſſenen Wittiben mit keinem Fug / noch gewaltthaͤtiger Frey - heit ein Unbild laſſen zufuͤgen / in Erwegung / daß nichts die di - cke Wolcken alſo ſturme / den harten Himmel alſo durchtrin - ge / als die Zaͤher vnd Thraͤnen einer betrangten Wittib / maſ - ſen die naſſe Augen der Wittib zu Naim das Hertz deß HErꝛnLuc. 7. JEſu alſo erweicht / daß er ohne Verzug dieſelbe mit der Uhr - ſtaͤnd ihres Sohns wider getroͤſt.

Wie behutſamb / vnd mit was zartem Gewiſſen man mit den armen Wittiben ſolle verfahren / iſt deſſen ein ſeltzames Beyſpil zu erſehen an einem vnglaubigen Fuͤrſten. Jn Perſia befand ſich ein junger Fuͤrſt / Nahmens Quiffera, ſehr maͤchtig an Gelt vnd Gut / diſer ware Vorhabens einen ſo praͤchtigen Pallaſt / dergleichen in der Welt nit zu finden / auffzubauen / weil nun ein groſſer Platz darzu gehoͤrte / wurden deſſenthalben ſehr vil Haͤuſer abgebrochen / vnd vnderſchidliche Gaͤrten mit zugezogen / welches auch die Underthanen alle gar gern geſche - hen lieſſen / weil ihnen darfuͤr paares Gelt außgezehlt wurde: Ein alte Wittib aber konte durchauß nit darzu gebracht wer - den / daß ſie ihr Haͤußl darzu verkauffte / Urſach / weil ſie darin gebohren / vnd erzogen / auch folgſamb darinnen ſterben wolte. Wolt es ihr (ſagt ſie) der Fuͤrſt nemmen / ſo koͤnt ſie nit wider Gewalt; der Fuͤrſt begehrte dem Weib die Huͤtten mit Ge -walt161verkaufft JEſum vmb Silber.walt nit zu nemmen / vnd doch gleichwol auch von dem Bau nit abſtehen / ſondern ſetzte das Werck dergeſtalten fort / daß das Hauß in dem Pallaſt mit eingeſchloſſen wurde. Nach Verferti - gung diſes ſo herꝛlichen Wercks / trug ſich zu / daß einsmahls frembde Geſandte nach Hof kommen / welchen der Bau gezei - get / vnd auch von ihnen gelobt wurde / doch ſagten ſie darne - ben / das Haͤußl ſchaͤnde den gantzen Pallaſt / vnd ſtehe gar vn - gereimbt in einem ſo herꝛlichen Pallaſt ein ſo geringes altes Weiber-Neſt / worauff der Fuͤrſt geantwort / mit nichten kan diſes vorgerupfft werden / ſondern ich halte diſen ſo ſchlechten Wittib-Sitz fuͤr die ſchoͤnſte Zierde deß gantzen Schloß / dann auß diſem iſt zu ſehen / vnd abzunemmen / daß ich Recht vndMenoch. p. 4. c. 18. Gerechtigkeit lieb habe / vnd meinen Underthanen kein Gewalt zufuͤge.

Es waͤr zu wuͤnſchen / daß zu vnſeren Zeiten vil Chriſtli - che Fuͤrſten vnd groſſe Herren von diſem Mahometaner lehr - neten / die armen Wittiben zu ehren / dieſelbe / als GOttes Aug-Apffel beſtermaſſen zu ſchutzen / dero verlaſſene Einſamb - keit auff moͤgliche Weiß zu troͤſten / aber leyder! erfahrt man offt das Widerſpil. Der H. Petrus hat nit allein zu JoppenAct. 9. vil weinende Wittwen geſehen vmb die verſtorbene Tabitha herumb ſtehen / ſondern es findt ſich ein vnzahlbare Menge noch heutiges Tags betruͤbter Wittwen / wo nit zu Joppen, wenigiſt allenthalben in ſchlechten Joppen vnd Kuͤttlen / daß ſie kaum den Leib bedecken koͤnnen / auß Urſachen / weil man bey Tribunalien vnd Gerichtern / in Anſehung eines vnd andern groſſen Herꝛn / oder Anverwandten / ihnen nit an die Hand gangen / ſonder vil mehr der lieben Gerechtigkeit einen Re - ſpect-Mantl angelegt / welches Kleyd ihr doch teuffliſch uͤbel anſtehet.

Dißfalls hat niemand ruhmwuͤrdiger die Juſtiz vnd Ge - rechtigkeit vollzogen / als der Jtalianiſche Kriegsfuͤrſt Theo - doſius, welcher auff offentlicher Gaſſen einer betrangten Wit - tib flehentliches anruffen gehoͤrt / auch dero ſo lang gefuͤhrtesPars II. XRecht162Judas der ſchlimme HundRecht inner zwey Tagen zu gewuͤnſchtem End gebracht / dieChronic. Alexand. Richter aber / welche bißhero ſo ſaumſeelig geweſen / mit dem Schwerdt hinrichten laſſen.

Sagt alſo Juſtinus, Voͤtter hin / Voͤtter her / es geſchicht nimmermehr / daß ich der armen Wittib nicht ſoll beyfallen. Voͤtter hin / Voͤtter her / es fallet meinem Gewiſſen gar zu ſchwer / wann ich in Anſehung der Freundſchafft ſolt die Juſtiz ſchmaͤleren / Voͤtter hin / Voͤtter her / es waͤr wider GOttes Ehr / vnd Lehr / ſo ich dißfalls nit ſolte mitten durchgehen; In Summa, Herꝛ Voͤtter / ſein Verlangen vnd Anbringen iſt diß / vnd diß / aber es kan nit ſeyn.

Der Mammon oder Gelt-Gott reyſpert ſich hieruͤber / vnd gedacht den Voͤtteriſchen Zwyſpalt geſchwind in einen guͤtlichen Vergleich zu bringen / wann ſchon der Voͤtter hin ſeye abge - wiſen / ſo werde doch der Voͤtter her (verſtehe gib her / ſchenck her) das Feld erhalten / deſſentwegen alſobald mit einem ge - ſtrickten Beutl herauß (O wie vil werden durch ſolche Strick gefangen) vnd dem Juſtino in die Hand gedruckt / mit einem ſolchen Nachdruck / daß er dem Juſtino juſt recht kommen / als welcher gleich mit andern Saiten auffgezogen / dero Klang der armen Wittib nit die Fuͤß hupffend gemacht / ſonder das Hertz / welches vor Leyd vnd Schmertzen haͤtt moͤgen zerſpringen. Mit einem Wort / es kan ſeyn / vnd es ſoll auch ſeyn / ſagt Juſtinus, daß man nit gleich einem jeden weiten Kuͤrbes-Maul ſoll glauben / dann wol oͤffter alter Weiber Anforderung ohne Grund ſtehen / es brauche die Sach eine reiffere Bewegung vnd Nachſuch / dann was nit recht Fuͤß hat / ſoll man nicht gleich uͤber die Knye biegen / ꝛc. O verfluch - tes Gelt!

Wie der H. Pantaleon hat ſollen enthaupt werden / hatIn Actis. Petra S. c. 48. ſich der Degen / oder das Schwerdt / wie ein Wachs gebogen / O Wunder! Wie die H. Cæcilia hat ſollen ſterben / iſt der Degen ſo weich worden / daß er dreymahl / wie ein Hadern /vmb163verkaufft JEſum vmb Silber.vmb den Halß gefallen. Wie der H. Thyrſus mit einer eyſe -In Actis a - pud Boll. 28. Jan. nen Saag hat ſollen mitten entzwey geſchnitten werden / hat ſich die Saag nit haͤrter / als ein Baumwoll gezeigt / O Wun - der! Der H. Franciſcus, der H. Georgius, der H. JacobusIn annal. Min. n. 33. In vit. Petrus de Natalibus l. 8. c. 84. Maſcul. in Eucom. 4. Decemb. In Actis. Surius 16. Octob. In Hiſtor. Cam. c. 32. In Actis 19. Jan. Niſibita, die H. Euphemia, die H. Barbara, die H. Leocadia, der H. Eliphus, der H. Romualdus, der H. Wolffgangus, vnd vil andere mehr / haben die harte Stein weich gemacht / O Wunder! Aber das verfluchte Gelt / der verdambte Mam - mon kan auch den in feſter Meinung / vnd gerechtem Urthl er - harten Richter dergeſtalten erweichen / daß er von dem Manna zu dem Zwiffel / von dem Jacob zu dem Eſau, von der Eſther zu dem Vaſthi, von dem Mardochæo zu dem Ammon, von dem Abl zu dem Cain, ja gar von Chriſto zu dem gottloſen Bar - rabbæ Seyten weicht / vnd das Ungerechte fuͤr gerecht außle - get. O! O! O! verruchtes Gelt!

Petrus vnd Joannes, beede H. Apoſtel giengen auff ein Zeit in Tempel hinab nacher Jeruſalem / ihr gewoͤhnliches Ge - bett alldar zu verrichten / gleich aber bey der Kirchen-Thuͤr tref - fen ſie einen armen Tropffen an / der gantz elend vnd erkrumpt / mit ſeiner bettleriſchen Rhetoric, vnd beweglicher Wolreden - heit gar ſchoͤn vmb ein Allmoſen angehalten / Petrus ſchuͤttlet den Kopff / Joannes deut mit der Hand / es ſeye nichts da / al - lein ſagt Petrus, damit dir gleichwol geholffen werde / weil ich weder Silber noch Gold habe / ſo ſtehe du im Nahmen JEſu auff / vnd wandere / auff ſolche Wort iſt der arme SchluckerAct. 2. v. 6. friſch vnd geſund auffgeſtanden / das war ein groß Wunder / einen Krumpen gerad zu machen / O H. Petre! wie offt vnd aber offt geſchicht diſes Wunder bey Tribunalien vnd Ge - richtern / ja es iſt diſes Wunderwerck gar nit mehr raͤhr / oder ſeltzamb / allein auff beſondere Manier / du haſt den Krumpen gerad gemacht mit dem Nahmen JEſu / in Nomine Jesu aber / da macht man auß einer krumpen Sach ein gerade mit Gelt / argento & auro, quod eſt mihi.

Wie Chriſtus der HErꝛ von Todten ſieghafft auffer -X 2ſtanden /164Judas der ſchlimme Hundſtanden / da ſeynd die Soldaten / ſo bey dem Grab die Wacht gehabt / mit gleichen Fuͤſſen in die Statt hinein geloffen / au - we! auwe! Jhr Hochwuͤrden vnd Gnaden / was iſt dann? ſagten die Hohenprieſter: ein ſchlechte Poſt / es iſt halt gleich - wol geſchehen / was diſer Menſch von Nazareth hat außgeben / er werde am dritten Tag wider aufferſtehen / warhafftig dem iſt alſo / ihr werd deß Teuffels Haͤndl haben / denckt an vns / wann das wird ruchtbar werden vnder dem Volck / dann ihr ſeyt Ur - ſach / daß er alſo ſchmertzlich iſt hingericht worden / es wird ſau - ber herauß kommen. Auff ſolches Vernehmen laſſen die Ho - heprieſter alſobald zum Rath anſagen / wie dann ſolche gantz ſchleunig ſich eingefunden / vnd war ihnen gar nit wol bey ſol - cher Sach / einer ſagte / wann das das Volck / vnd der Poͤfel wird erfahren / ſo ſchneiden ſie vns Naſen vnd Ohren ab / das waͤren Schelmſtuck. Ein anderer ſagt / wird das den Weibern zu Jeruſalem kundtbar / weil ſie ohne das / wie ihr Mit-Col - legæ ſelbſt geſehen / mit ihme ein groſſes Mitleyden gehabt / ſo kratzen ſie vns die Augen auß / da werden wir erſt ohne Augen ſehen / was wir gethan: Der dritte ſagt / ich foͤrcht lauter / wann ſolches die Frau deß Pilati wird vernemmen / dann ſie ohne das ihn mit Gewalt geſucht durchzuhelffen / ſo werden wir alle vom Dienſt geſtoſſen / ſie wird nicht Ruhe geben / biß ſie zu wegen bringt. Dann

Waſſer-Guͤß vnd Feuers-Brunſt /
Teuffels-Bahner vnd Hexen-Kunſt /
Weiber-Zorn vnd Loͤwen Bruͤllen /
Seynd wol einmahl hart zu ſtillen.

Der vierdte ſagt / vnſere kuͤhle Anſchlaͤg haben ein heiſſen Handl geſchmidt / wo wir denſelben angreiffen / ſo brennen wir vns. Alle vnd alleſamb ſpuͤrten handgreifflich / daß ſie einen krumpen Handl hatten; wie iſt dann zu helffen? was zu thun?Matth. 28. daß ein krumper Handl gerad werde? Pecuniam copioſam dederunt militibus, ſie haben denen Soldaten ſteiff geſpen - dirt / ſie gaben den Kriegs-Knechten vil Gelt / worauff diſe al -ſobald165verkaufft JEſum vmb Silber.ſobald angefangen zu ſchwoͤren / der Teuffel ſoll ſie hinfuͤhren / der Lufft ſoll ſie erſtecken / der Donner ſolls erſchlagen / die Erd ſolls verſchlicken / wanns nicht wahr ſeye / daß die Juͤnger bey naͤchtlicher Weil ihnen haben geſtohlen / das haiſtdas Krumpe gerad gemacht. Die Reichthum / Gelt oder Gut / werden bey den Lateinern genennt Facultates, das iſt ſo vil / als facilita - tes, dann dem Gelt iſt alles leicht zu thun / das Krumpe gerad machen / die Berg eben machen / das Schwartze weiß machen / pecuniæ obediunt omnia.

Wie vnſer gebenedeyter Heyland auff ein Zeit einer groſ - ſen Menge Volck geprediget / bereits aber wahrgenommen / daß die meiſte auß ihnen matt vnd krafftloß / auß Mangl der Speiß vnd Nahrung / alſo hat er ſich zu dem Philipp gewendt / mein Philipp / wo werden wir Brodt nemmen? es gibt hier ſehr vnderſchidliche Urſachen / welche die H. Vaͤtter hefftig bey - bringen / warumb der liebſte HErꝛ nur den Philipp habe ge - fragt? warumb nit den Peter / den Andree / den Joannes, mit denen er ſondere Freundſchafft vnd Vertreulichkeit gepflogen? warumb nicht den Judas? den man ſchier Ambts halber haͤtte ſollen Rath fragen? dann er deß gantzen Collegij Einkauffer / vnd folgſamb in der gleichen Sachen ein mehrere Erfahrenheit bey ihm / als bey andern? warumb gleich den Philipp? deſſen / wie oben gedacht / gibt es vnderſchidliche Urſachen / vnd Außle - gungen / ich laß es in allen heiligen Verſtaͤndnuſſen bewenden / vnd ſag allein / daß auch bey der Zeit / bey der Welt / bey diſem Lauff / in aller beyfallender Noth kein beſſerer zu fragen / als der Philipp / wer will etwas haben / der gehe zum Philipp / wer will zu einem Ambt kommen / zum Philipp / wer will frey ſeyn von Straff vnd Zuͤchtungen / zum Philipp / wer will / daß er ſeyn Recht gewinn / zum Philipp / wer bey allen Tribunalien will wol daran ſeyn / zum Philipp; verſtehe mich recht / ein Du - tzet Philipps-Thaller bringen dir ein Dutzet Favor, 30. Phi - lipps-Thaller ſchaffen dir 30. Affecten, 50. Philipps-Thaller machen dir 50. Patronen / hundert Philipps-Thaller machenX 3gleich -166Judas der ſchlimme Hundgleichſamb auß einer vnmoͤglichen Sachen / ein moͤgliche. O Teuffels-Gelt!

Ein adeliche Frau hat ein Boloneſiſches Huͤndl ſehr lieb / alſo zwar / daß ſie gewunſchen / ihr Huͤndl moͤchte nach ſeinem Todt bey dem Hund in Himmel / welcher die groͤſte Sonnen - Hitz dem Erdboden ſpendirt / ſeinen Sitz haben: Nachdem ſol - ches durch einen groben Kettenbeiſſer vngefehr ſtarck verwundt worden / vnd alſo wegen diſes zugefuͤgten Schadens hat muͤſ - ſen das Leben laſſen / ware die adeliche Frau ſehr ſorgfaͤltig / wie ſie doch moͤchte das liebſte Bellerl ehrlich zur Erden beſtaͤt - ten / dahero in eigener Perſohn den Herꝛn Burgermeiſter ſel - bigen Orths hefftigſt erſucht / er wolle doch erſtgedachtes ihr liebes Huͤndl laſſen in den mittern Platz deß Rath-Hauß / bey der ſchoͤn Marmorſteinernen Saulen begraben: ey ſagt hier - uͤber der Burgermeiſter / das laſt ſich auff kein Weiß thun / es kan nit ſeyn / wann es auch der Hund waͤre / welcher dem H. Rocho einen Koſtherꝛn abgeben / ſo kont man diß nicht zu - laſſen / ein ſolches vernunfftloſes Thier gehoͤre zum Meiſter Puffenberger / vnd ſeye ſein gebuͤhrende Begraͤbnuß auff der Raaben-Geſtaͤdten / es wurde ſeinem Nahmen ein uͤbler Nach - klang erwachſen / dafern er ſolche Ungebuͤhr ſolte zulaſſen; O Herꝛ Burgermeiſter / ſagte ſie / wann er das Huͤndl haͤtte ken - net / er wurde weit anderſt ſich laſſen verlauten / dann es ſolche ſtattliche Gaaben an ſich gehabt / daß es auch ein Supernume - rari-Stoͤll in dem Magiſtrat haͤtte verdient; was? ſagt er / das ſeynd Hunds-Boſſen / es kan nit ſeyn / ſolls nicht ſeyn koͤnnen? ſagt ſie hinwider / indeme doch das liebſte Naͤrꝛl ſo beſcheid ware / daß es auch kurtz vor ſeinem Todt / in Beyſein zweyen wackern Fleiſchhacker-Hunden / ein Teſtament auffge - richt / auch deß Herꝛn Burgermeiſters mit 30. Thaller inge - denck geweſt; ſoll dem alſo ſeyn? nit anderſt / wann es ein ſol - che Beſchaffenheit hat / ſagt der Burgermeiſter / ſo kans ſeyn / gar wol / pecuniæ obediunt omnia, das Gelt richt alles in der Welt.

Eliezer167verkaufft JEſum vmb Silber.

Eliezer, deß Abrahams Bedienter reiſt auß dem Iſaac vmb ein Braut vmbzuſehen / kombt zu dem Hauß deß Laban, ſein Jungfrau Schweſter die Rebecca zu begehren / kaum daß er daſelbſt angelangt / iſt er mit allen hoͤfflichiſten Ehrbeweiſun - gen empfangen worden / ingredere benedicte Domini, her -Geneſ. 24. ein mein Geſegneter deß HErꝛn / herein / willkomb / hat es ge - haiſſen zu tauſendmahl / nidergeſeſſen / tragts auff / ſchenckts ein / warts auff / ich erfreue mich deß Herꝛn guter Geſundheit / geſchicht mir heut die groͤſte Gnad / das Gluͤck haͤtt ich mir nit eingebildt / der Herꝛ laß ihms ſchmecken / was iſt meines Herꝛn ſein Anbringen? nit bitten / nur geſchafft / iſt alles zu Dienſten / er iſt Patron di Caſa; ich / ſagt der Eliezer, ſolt vnd wolt die Jungfrau Schweſter meinem Herꝛ Iſaac vor ein Braut haben / Rebecca, fragt der Laban, wilſt ihn haben? Ja / potz tau - ſend Eleement / wie ſagen die Menſcher ſo geſchwind Ja / da war der gantze Heyrath-Schluß beyſammen / amen, boun viaggio. Nach vilen Jahren kombt Jacob, der Rebecca Sohn auch zu dem Laban, auch vmb ein Braut / vnd zwar vmb ſein ſchoͤne Rachel; aber da iſt man geſparſamb mit den Com - plementen vmbgangen / der Willkomb war gar ſchlecht / das Fiat vnd Jawort im Arreſt, endlich mit harter Muͤhe iſt die Verwilligung geſchehen / doch mit dem Beding / daß er ſiben Jahr ſoll dienen / nach verfloſſenen ſiben Jahren muß er noch andere ſiben Jahr darzu dienen / in allem 14. Jahr (das iſt zu vil vmb ein Weib) warumb daß deß Eliezer ſein Begehren ſo geſchwind hat ſtatt gefunden? vnd deß Jacobs ſein Bitt ſo groſſe Beſchwaͤrnuß gelitten? frag nicht lang / ſuch nicht lang / forſch nicht lang / beym Eliezer hat man friſch Silber vnd Gold geſehen / prolatis vaſis argenteis, & aureis, &c. beym JacobGeneſ. 32. aber ein pure Armuth / in baculo meo tranſivi Jordan, ein knopertes Hand-Pferdt von einer Haßlnuß-Stauden / vnd weiter hatte Jacob nichts. Darumb haiſt es / haſt was / ſo ſetz dich nider / haſt nichts / ſo bin ich dir zu wider; wer gibt Gut / Gelt / Gaaben / der kan alles haben.

Jener168Judas der ſchlimme Hund

Jener ſaubere Richter wolte zwiſchen zwey ſtrittigen Par - theyen kein Urthl ſprechen / biß rechtmaͤſſige Zeugen vorhan - den / vnd der alsdann den beſten Zeugen werd haben / deme ſolle das Recht zugeſprochen werden / einer auß diſen hat der Frau Richterin (Titl Jhr Geſtreng) einen ſchoͤnen vnd theue - ren Mieder-Zeug demuͤthigiſt offerirt, die Sach war gewun - nen / diſer Zeug hat durchgetrungen / wer halt gut will bauen / muß mehrer Gibs / als Stein brauchen.

Rebus in bumanis Regina pecunia nauta eſt,
Navigat infelix, qui caret bujus ope.
Pepirl. ſuper tract. 2.

Ein Advocat, faſt wie jener / dem der Teuffel die Zung abgebiſſen / hatte an ſein Hauß ein Mohren / oder Affricaner mahlen laſſen / deſſen geheime Verſtaͤndnuß faſt niemand er - gruͤnden koͤnnen / biß endlichen ein witziger Kopff die rechte Be - deutnuß erſonnen / vnd geſagt / daß ein Mohr oder Affricaner in Lateiniſcher Sprach Affer genennet werde / welches Wort zugleich auch ſo vil haiſt / als bring her / wordurch er wolte an Tag geben / daß ſeyn Hauß nur offen ſtehe dem jenigen / wel - cher was hergeben / herbringen / herſchaffen thue / auri ſacra fames, O Gold / dir iſt jedermann hold.

Die arme betrangte Wittib muſte alſo ohne einigen Troſt / ja mit vnſaglichem Hertzens-Wehmuth von der Buͤhn / oder Theatro abtretten / vnd weiß der liebe GOtt / ob ihr nicht ſolche groſſe Unbillichkeit den Lebens-Faden abgeſchnitten. O GOtt! O GOtt! wo man Wittwen vnd Waiſen ſo wenig Schutz haltet / kan Gottes Geißl nit außbleiben; es hat GOtt nit allein erhoͤrt das weinen deß armen verlaſſenen Iſmaël in der Wuͤſten / ſondern auch die Zaͤher der armen verlaſſenen Waißl gehen ſchnurgerad vor das Angeſicht GOttes. Kaum daß die Wittib abgewichen / war ein groſſes Getuͤmmel / vnd hartes Getoͤß von eyſernen Ketten / vnd ſahe man bald von zweyen Schoͤrganten daher ſchleppen einen vngefehr dreyſſig - jaͤhrigen Kerl / welcher mit vndergeſchlagenen Augen dahergangen /169verkaufft JEſum vmb Silber.gangen / daß ein jeder leicht vermuthet hat / er ſey von guter Schelm-Arth. Nachdem ihn Juſtinus mit allem Ernſt be - fragt / warumb er an ſo ſtarcken Ketten / vnd eyſernen Baͤndern gefaͤßlet ſeye / gab er gantz vnverſchambt die Antwort / daß er zwar auß Noth habe dem Herꝛn Pfarrer zu Frommdorff ein - gebrochen / als er wegen eines Creutzgang abweſend war / vnd ihm alles Gelt hinweck genommen / es habe ihn aber nit wenig verdroſſen / daß ſo vil kleine Muͤntz darunder geweſen / welche vermuthlich der Bauren Opffer-Pfenning waren / was? ſagt Juſtinus, was? du das? ſchau / zeichnet anbey mit der Kreiden einen Galgen auff die Tafel / ſchau / ſagt er / diß iſt dein Lohn / den tragſt darvon / daß man den Dieb an liechten Galgen hen - cket / Juſtiz vnd Gerechtigkeit muß geſchehen. Der H. Ju - ſtus iſt ein Martyrer / der H. Juſtinus iſt ein Martyrer / der H. Juſtinianus iſt ein Martyrer / die H. Juſtina iſt ein Mar - tyrin / aber die Juſtiz iſt / vnd muß / vnd ſoll kein Martyrin ſeyn.

Heilig / herꝛlich / heylſamb / Himmliſch ſeynd die Indul - gentien vnd Ablaͤß / welche GOtt mehrmahlen mit vilen Wunder-Zeichen beſtaͤttiget / maſſen in der Kirchen S Mariæ de Angelis, ins gemein Portiuncula genannt / 7. Biſchoͤff den Ablaß verkuͤndiget / einer nach dem andern hinauff geſti -Wading. in annal. 1223. gen / vnd nur wollen auff 10. Jahr die Indulgentzen außruffen / gleichwol alle wider ihren Willen das Widerſpil geredt / vnd mit Franciſco uͤbereins geſtimbt. Schatzreich / ſchutzreich / lobreich / liebreich ſeynd die Indulgentzen: Der heiligmaͤſſige Mann Berchtoldus, auß dem Orden S. Franciſci, hat auff ein Zeit an ſtatt deß Allmuſen einem armen Weib auff einem Papier 10. Jahr Ablaß geſchenckt / welche er zu Rom erhalten / vnd ihr anbey befohlen / ſie ſoll einem reichen Handlsmann di - ſe geben / vnd darvor ſo vil Gold fordern / als diſes Papier im Gewicht hat / der reiche Rabiner / neben vilem Hohn vnd Ge - laͤchter / legt das Papier auff ein Waagſchallen / auff die andere einen Ducaten / welcher aber Gewicht halber dem Papter nit gleichte / biß er endlich einen nach dem andern in groſſer Anzahl /Pars II. Ymit170Judas der ſchlimme HundIn Chron. Minor. p. 2. l. c. 3.mit hoͤchſter Verwunderung auff die Waag gelegt / biß das Gewicht iſt gleich worden / vnd juſt die arme Haut ſo vil erhal - ten / als ihr dazumahl nothwendig war.

Zu ſuchen / zu halten / zu verehren / zu preyſen ſeynd die heiligen Indulgentzen. Als ein Prieſter / mit Nahmen Fir - mus, ein groſſe Menge Volck geſehen nacher Aquilam in A - prutio reiſen / daſelbſt in der Kirchen S. Mariæ Collemario den vollkommenen Ablaß zu gewinnen / hat er ſolche Andacht nur außgelacht / vnd geſagt / ſo wenig ſeye daſelbſt ein Ablaß / ſo wenig als der Pfeil / den er in Willens abzuſchieſſen / in dem Stein werde ſtecken bleiben / worauff er den Bogen gedruckt /Lalius Ma - rin. in vit. Petri - leſtin. lib. 3. c. 10. vnd der Pfeil gantz tieff in den Stein / als in einen Laib Brodt eingetrungen / welches den frechen Prieſter zur Reu vnd Buß veranlaſt / der nachmahls ſolchen Stein ſambt dem Pfeil da - hin gebracht / allwo er noch zu ſehen.

Ein Schatten von GOtt / ein Gaab von Himmel / ein Portion von den Verdienſten deß Leydens Chriſti / ein Ge - walt von der Roͤmiſchen Kirchen ſeynd die Indulgentzen. DieStephan. Pep. in vit. S. Clar. lib. 3. c. 5. ſeelige Clara de Agolantibus hat zu Arimini einen vollkom - menen Ablaß auff einen gewiſſen Feſtag erhalten / dahero iſt oͤffter geſchehen / daß den Tag / vor diſer Solennitet, die Glo - cken ſich ſelber geleut.

Es ſeynd GOtt ein Glory / den Heiligen ein Freud / den Teufflen ein Schrocken / den Suͤndern ein Huͤlff / den Seelen im Fegfeur ein Erloͤſung die heiligen Indulgeutzen. Nach - dem der H. Bernardus ein bewegliche Predig gehalten von den Indulgentzen / welche Pabſt Eugenius ertheilt / hat erIn vit. c. 4. gleich hernach ſolche Lehr mit Geſundmachung 20. Krancker beſtaͤttiget.

Diſe Indulgentien ſeynd heilig vnd aber heilig / vnd uͤber heilig / entgegen aber ſeynd andere Indulgentien, welche der Lucifer / vnd mit ihme alle Teuffel geſchmidt haben / diſe ſeynd nimiæ indulgentiæ ſuperiorum, das groſſe Nachſe - hen der Ubertrettung / der groſſe Nachlaß der Straff / das zuweich -171verkaufft JEſum vmb Silber.weichmuͤthige Schwerdt zucken / die zu geſparſame Zuͤchtigung bey den Obrigkeiten. Fragſt du etwann / welche im Koͤnigreich die beſte Koͤnig ſeyn / im Land die beſte Landrichter / in der Re - public die beſte Regenten / in der Gemein die beſte Obrigkei - ten / in Cloͤſtern die beſte Vorſteher? welche? etwann die Wolff heiſſen? nein; die Lampert heiſſen? nein; die Leon - hard heiſſen? die Columban heiſſen? nein; die Aquilin heiſ - ſen? nein / ſeynd zwar Nahmen / die etwas von Thieren haben / ſonder wiſſe / die beſte Obrigkeiten ſeynd / die Ernſt heiſſen / die Severin heiſſen / die Hartmanni heiſſen / diſe ſeynd die be - ſte / welche mit allem Ernſt das Boͤſe ſtraffen. Der Hahn kraͤhet nit allein / ſonder er ſchlagt auch mit Fluͤglen / der Sa -Luc. 10. maritan hat nit allein Oel in die Wunden goſſen / ſondern auch Wein / der da beiſt. Jn der Archen deß Bunds war nit allein das ſuͤſſe Manna, ſondern auch die Ruthen Moyſis; Chriſtus der HErꝛ hat nit allein jedermann vil guts erwiſen / ſonder er hat auch die Rabiner zum Tempel hinauß gebeitſcht / der H. Paulus hat nit allein befohlen in aller Lieb vnd Sanfft - muth mit den Leuthen vmbzugehen / ſo gar ſeine Kinder nen - nend / ſonder er hat auch beſtaͤttiget / daß die Cretenſer grobe Schliffel / verlogene Geſellen / faule Bernhaͤuter / vnd uͤble Beſtien ſeyn / Cretenſes ſemper mendaces, malæ BeſtiæAd Tit. 1. 12. v. ventres pigri, &c. alſo wird nothwendig erfordert bey den Gerichtern die ſtraffende Juſtiz, ſonſt kan die Clementia, ein Dementia genannt werden.

Auff dem hoͤltzernen Reichs-Tag / ſagt die H. Schrifft / haben vnder andern auch die Herren Baͤumer einen Anſuch gethan bey dem Oelbaum / ihme durch einhellige Wahl die Cron anerbotten / Deo gratias, ſagt hinwider der Oelbaum / meine herꝛliche Stammen / bedanck mich hoͤfflichſt / daß ihr gleichwol ſo groſſe Neigung zu meiner Wenigkeit traget / es ſteht mir nach Moͤglichkeit zu vergelten vmb euch / vnd euere Kinder / Stauden vnd Beltzer / allein reſignire ich wider auffY 2alle172Judas der ſchlimme Hundalle Weiß / dann ich bin theils klein von Perſohn / ſchwach in Glidern / zum andern bin ich gar zu ſuͤß / vnd weichhertzig / vnd lind / wie die gantze Welt wol weiß / ein Obrigkeit aber mußJudic. 9. ſcharpff vnd ernſthafft ſeyn. Nunquid poſſum deſerere pin - guedinem meam?

Wie Petrus den Malchum zwiſchen der Ohren gehaut / hat der HErꝛ ihme ein kleinen Verweiß geben / auch beynebens befohlen / er ſoll einſtecken / meiſtens darumb / weil Petrus ſchon ein Geiſtlicher war / deme Stands halber nit gebuͤhrt mit De - gen vnd Waffen vmbzugehen / wann er aber waͤr ein Lands - Fuͤrſt / oder ein Richter geweſt / bin gar ſicher / daß ihm der lieb - ſte Heyland nit haͤtt befohlen / er ſoll einſtecken / ſonder vil mehr das Schwerd außziehen / weil nichts nothwendigers / als das Schwerd in Haͤnden halten / das Boͤſe zu ſtraffen.

Jn den erſten Jahren regierte der Koͤnig Saul mit ſol - chem Lob / daß im gantzen Land Iſraël kein Auffruhr / kein Zwy - ſpalt / kein Zertrennung vnder den Eheleuthen / vnder den Burgern / vnder den Bauren / ſonder Frid beym erſten / Freud beym andern / Frombkeit beym dritten anzutreffen / das Land ſtunde in Sicherheit / die Staͤtt in Einigkeit / die Felder in Fruchtbarkeit / alles im Wolſtand / Ruheſtand / Gluͤckſtand / derentwegen / weil im gantzen Koͤnigreich kein Degen / kein Saͤbl / kein Spieß / kein Dolch / kein Helleparten / kein Rap - pier / kein Piquen / kein Springſtock zu finden war / als allein1. Reg. 13. cap. in der Hand deß Koͤnigs war das Schwerd. Non eſt inven - tus enſis, ant lancea in manu totius populi, excepto Saul. Wann allerſeits die Waffen verborgen / die Degen verhuͤllt / die Gewoͤhr verdeckt / ſo muß doch immerzu das Schwerd in deß Richters Hand ſchimmern / zur Forcht der Miſſethaͤter.

Der Achab hat derentwegen ſo ſtarck eingebuͤſt / vnd bey dem Allerhoͤchſten in Ungnad kommen / weil er einem das Le -3. Reg. cap. 20. ben geſchenckt / der ſonſt den Todt verwuͤrckt / quia dimiſit vi - rum dignum morte. Den Koͤnig Saul hat GOtt von der Regierung geſtoſſen / vnd ihme mit Grimmen den Scepter außHanden173verkaufft JEſum vmb Silber.Handen geriſſen / vmb weilen er guͤtig vnd barmhertzig geweſt /1. Reg. 15. cap. wo er haͤtt ſollen ſtraffen / vnd einen Ernſt brauchen.

Einen ſolchen hat erzeigt in ſeiner Regierung Petrus Koͤ - nig in Portugall, vnder welchem das Koͤnigreich alſo auffge - nommen / daß / wo andere mit Kriegs-Empoͤrungen / vnd ſchwaͤren Betrangnuſſen uͤberhaͤufft waren / diſes alleinig in ge - wuͤnſchtem Wolſtand ſich befunden / die Urſach deſſen ware die genaue Juſtiz, vnd forderiſt der ſcharpffe Ernſt / welchen Koͤ - nig Peter in Abſtraffung der Mißhandlung gebraucht / diſer war ſo eyffrig hierin / daß er an ſeiner Guͤrtl ſtaͤts einen Strick getragen / zum Zeichen der Juſtiz, vnd kont er ſich mehrmahlen nit enthalten / daß er nit gewaltthaͤtige Haͤnd dem Ubelthaͤter ſelbſt angelegt. Einem Vornehmen auß ſeinen Hof-Cava - lieren / weil er erfahren / daß er mit einer anderen Frauen in vnzimmender Lieb ſtunde / hat er laſſen einen ſolchen Boſſen reiſſen / welchen allhier die Feder auß Ehrbarkeit vertuſcht; wann auch ein Strick haͤtte hundert Gulden gekoſt / ſo waͤr es ihm nicht zu theuer geweſt vor ein Halß-Band eines Diebs. Als einmahl ein Sohn ſeinen Vatter geſchlagen / rufft er alſo - bald die Mutter zu ſich / beſchwoͤrt dieſelbe hart / er koͤnn es nit glauben / ſprach er / daß diſes Kind ſeye nit von einem anderen empfangen / vnd als ſie ſolches ohne weitern Zwang bekannt / hat er alſobald denſelbigen Thaͤter / ob er ſchon ein privilegir - te Perſohn war / laſſen erwuͤrgen. Solche ſcharpffe Juſtiz vnd groſſen Ernſt im ſtraffen hat GOtt ihme ſtattlich belohnt / dann als er nach dem Todt ſchon lang auff der Buͤhn kalter gelegen / vnd bereits die koſtbare Specereyen beygebracht worden / wormit man den Coͤrper außſchoppe / damit er von der Faͤu - le nicht ſo bald moͤge ergriffen werden / iſt er mit jedermaͤn - niglicher Verwunderung wider lebendig worden / vnd alſobald einen Prieſter laſſen zu ſich ruffen / deme er eine vorhin verſchwi - gene Suͤnd gantz bußfertig gebeicht / nachmahls als er genug -Niernb. de juſtit. fol. 154. ſamb bekennt / daß ihme ſolche Gnad wegen ſeiner Juſtiz vnd Vorbitt deß H. Bartholomæi von GOtt ſeye ertheilt worden / wider ſeelig enſchlaffen.

Y 3Wol174Judas der ſchlimme Hund

Wol recht hat einmahl ein Prediger / gleich als er auff die Cantzl geſtigen / angefangen zu juchitzen / vnd faſt wie die be - rauſchte Bauern pflegen zu ſchreyen / ju, ju, ju, ju; war iſt es zwar / ſagt er / daß ein Prediger / weil er von Chriſto Sal terræ, ein Saltz der Erden benambſet wird / nit ſolle / weder in Re - den / noch in Geberden abgeſchmach ſeyn / aber er koͤnn es nicht laſſen / vnd ſchrye mehrmahl ju, ju, ju; es iſt nit ohne / ſagt er / daß / gleichwie die Archen deß Bunds ein - vnd außwendig ver - gult ware / alſo gezimme es ſich / daß ein Prediger nit allein ein - wendig eines guten Gewiſſen ſeye / ſondern auch aͤuſſerlich ei - nes vnſtraͤfflichen Wandls / aber er koͤnn es dannoch nit laſſen / vnd ſchrye noch hefftiger / als zuvor / ju, ju, ju, ju, endlich ſagt er / ju, ju, Juſtitia vnd Gerechtigkeit / diſe iſt der Triumph - Wagen / auff deme der Welt Wolſtand prangt / ju, ju, Ju - ſtitia iſt die jenige Saul / auff welcher Cron vnd Scepter ſi - cher ſtehen / ju, ju, Juſtitia iſt die jenige Salben / wormit alles geſchmiert / damit es ſicher gehe.

Joſue der tapffere Kriegsfuͤrſt hat ſtattliche Victori vnd Sieg immerzu gehabt / in ſeinem Krieg nichts als Gluͤck vnd Stern erfahren / weil nemblich die Hand GOttes mit ihme / vnd wo ſolche iſt / kan Menſchen-Fauſt nit geforchten werden. Joſue hat ſo gar mit dem Poſaunen-Schall die ſtarcke Mauern der feſten Statt Jericho zu Boden geworffen / wie er aber vor das kleine Staͤttl Hai geruckt / da iſt er auff das Stroh kom - men / bey Hai, da hat es gehaiſſen ai, ai, kein Gluͤck mehr / gu - te Stoͤß darfuͤr hat er / vnd die Seinige darvon getragen / GOtt war nit mehr bey ihm / mit ihm / ſo lang / vnd ſo vil / biß er einen Dieb / benanntlich den Achan, zur billichen Straff gezogen / ſo bald man diſem den Reſt (ſonſt gebuͤhrt ihm Reſtis) geben / averſus eſt furor Domini ab eis, alſobald iſt der Zorn GOt - tes von ihnen gewichen. Ju, Ju, Juſtitia erhalt das Land / ſtaͤrckt ein Statt / reiniget ein Marckt / verbeſſert ein Gemein / reutt auß das Unkraut / gefallt GOtt / erfreut die Engl / ver - drieſt die Teuffel / ergoͤtzt den Himmel / erquickt die Erden / ver -einiget175verkaufft JEſum vmb Silber.einiget die Menſchen / begluͤckt die Gewerb / befoͤrdert den Fri - den / vnd macht alles gut.

Sophronius ſchreibt / daß etliche Schiff nacher Conſtan -Cap. 76. tinopel, nacher Alexandria, vnd andere Oerther / mit gluͤckli - chen Seglen gantz ſchleunig fortgefahren / ein einiges Schiff aber konte nit / auch bey aller angewender Muͤhe vnd Arbeit fortrucken / ſonder blıbe ſtaͤts an einem Orth gantz halßſtaͤrrig in die funffzehen Tag lang / vnd konte man diſes ſo vngluͤckſeeli - gen Arreſts rechte Urſach nit ergruͤnden / biß endlich ein from - mer Ordens-Mann / welcher in beſagtem Schiff ſein Gebett verricht / die Stimm von Himmel gehoͤrt / mitte foras Ma - riam, & benè navigabis, wirff die Mariam hinauß / alsdann wirſt du gluͤcklich ſchiffen. Es war eine in dem Schiff mit Nah - men Maria / gar ein laſterhafftes Weibs-Bild / ſo bald man diſe in ein kleines Neben-Schiffel geſetzt / welches mit ihr von Stund an verſuncken / iſt gleich das groſſe Schiff mit allem er - wuͤnſchten Wind fortgeſeglet.

Mein fromme Statt N. mein Volckreiche Statt N. mein feſte Statt N. dir fallt ein Ungluͤck uͤber das andere auff den Halß / dich zuͤchtiget GOtt bald mit der / bald mit diſer Ruthen / wilſt die Urſach wiſſen? mitte foras meretrices, & benè na - vigabis, keye die leichtfertige Weiber hinauß / laß die aͤrgerli - che Schlepſaͤck außſtreichen / ſodann wird es beſſer hergehen / das uͤble muß man ſtraffen / ſonſt iſt GOttes Straff zu foͤrch - ten. Der Prophet Michæas hat der Statt Jeruſalem die Warheit vnder die Naſen geriben / als er ohne Scheuh auffge - ſchryen: Nunc vaſtaberis filia Latronis, &c. anjetzo wirſt du zerſtoͤhrt werden / weil du den gerechten JEſum ans Creutz genaglet / vnd den Boͤßwicht Barabbam loß gelaſſen / diſe ſo groſſe Unbild bringt dir den Undergang.

Ein Prophet bin ich nit / aber gleichwol die Warheit ei - nem Land / einer Statt / einer Republic, ſing ich auff gleichem Thon / v[e]ſtaberis, wann man bey dir die Tauben arreſtirt, vnd die Raaben privilegirt, vaſtaberis, wann du die kleineDieb176Judas der ſchlimme HundDieb auffhengeſt / vnd den groſſen Dieben alles anhengeſt / vaſtaberis, wann du die kleine Hueſten außſtreicheſt / vnd die vornehme hervor ſtreicheſt / vaſtaberis, wann du der Armen ihr Verbrechen auffſiheſt / vnd den Reichen ihr Miſſethat nach - ſiheſt / vaſtaberis, wann bey dir das Schwerd der Juſtiz ro - ſtig iſt / ſo wird bey dir das Gluͤck in ſchlechtem Glantz ſtehen / wann bey dir der Galgen laͤhr ſtehet / ſo wird das Land voll mit Dieb ſeyn / wann bey dir die Keichen vnd Gefaͤngnuß of - fen ſtehen / ſo wird bey dir Gluͤck vnd Seegen hinden ſtehen. Ju, Ju, Juſtitia muß geſchehen / vnd ſoll geſchehen / ſagt Juſti - nus, diſer gottvergeſſene / ehrvergeſſene vnd lehrvergeſſen Dieb muß gehenckt werden; gemach / gemach / ſagt Mammon, Herꝛ Juſtin haͤtt wol getaugt fuͤr ein Eſſig / es haͤtt ihme an der Schaͤrpffe nichts gemanglet / gedacht beynebens / gleichwie man die Apotecker-Pillulen kan vergulten / alſo wol er auch diſen ſchlimmen Vogl / der deß Herꝛn Pfarrer Gelt-Kaſten purgi - ret / vergulden / ſchiebt dahero dem Juſtino einen Beutl Gelt in Sack / worauff das Wetter gleich nachgelaſſen / vnd Herꝛ Juſtin ein guldene Sanfftmuth an ſich gezogen / es iſt wol wahr / ſagt er / mit Menſchen-Blut muß man geſparſamb vmbgehen / vnd iſt dem Moyſi das ſchlagen in Felſen nit wol auffgenom - men worden / auch daß man GOtt vil Schlacht-Opffer in Gal -Reg. 1. c. 11. galis habe geſchenckt / ſeye im alten Teſtament geſchehen. Man koͤnne mit dem quaſi flagello, wormit der HErꝛ vnd Heyland im Tempel ein Ernſt erwiſen / auch etwas außrichten / ja weil deß Diebs ſein Bruder ſich ſo wol bey Syclos in Ungarn ver - halten / ſo koͤnn er auch Strickloß abgehen / hiermit zu einer Wahrnung / vnd bey kuͤnfftiger groſſer Straff-Betrohung ſoll er 14. Tag im Statt-Graben arbeiten / jedoch dem Profoſen ſein gebuͤhrende Diſcretion ſeye vorbehalten / welcher ſaubere Under-Officier / auff Anerbietung 6. Thaller / den henckermaͤſ - ſigen Dieb mit ſich in ſein gantz ehrliche Wohnung gefuͤhrt / daſelbſt den Arreſt mit Taback-Pfeiffen / vnd Wein-Kandl in aller Strenge vollbracht. O verfluchtes Gelt!

Der177verkaufft JEſum vmb Silber.

Der H. Petrus iſt einmahl / weil er mit ſeiner Lehr ſo vil Seelen zu ſich gezogen / gefaͤnglich in Verhafft genommen worden / vnd ware der Koͤnig Herodes geſinnt / nechſter Tagen ihne mit dem Schwerdt hinrichten zu laſſen / es wolte aber vn - ſer HErꝛ / daß Petrus ſeiner Kirchen noch laͤnger ſolte vorſte - hen / ſchickt demnach einen Engl / welcher Petrum nach abge - loͤſten Ketten / an denen er gefaͤßlet lage / hinauß gefuͤhrt / ſo aber dem frommen Pabſt vorkommen wie ein Traum / wie er aber zum dritten Thor gelangt / vnd ſich allbereits in aller Si - cherheit befunden / ſo ſagt er zu ſich ſelbſt / nunc ſcio verè, jetzt ſihe ich warhafftig / daß mich ein Engl erloͤſet hat; aber mit Er - laubnuß mein Peter, wie weiſt du / daß es ein Engl geweſt? villeicht iſt der Stockmeiſter geweſt / der ſich deiner erbarmet? oder einer auß ſeinen Bedienten? oder einer von der Hofſtatt Herodis? ſcio verè, nein / nein / ſagt Petrus, es iſt ein Engel geweſt / aber woher weiſt es? da / da / dahero / wie Petrus zum dritten Thor kommen / ſo gedacht er / Holla! ich bin gefangen geweſt / als ein vermeinter Verfuͤhrer deß Volcks / vnd iſt der Sentenz deß Todts ſchon uͤber mich ergangen / keinen Pfen - ning Gelt hat es mich koſt / es iſt vnfehlbar ein Engl geweſt / der mir außgeholffen; dann waͤr es ein Menſch geweſt / ſo haͤtt ich muͤſſen ſpendiren / kein Gelt hab ich; das heiſt fuͤrwahr vil geredt / mein Apoſtoliſches Haupt / ſo ſoll dann das Gelt auch koͤnnen einen auß der Keichen ſalviren? ja / auch vom Galgen erloͤſen? ja / auch vor dem Rad behuͤten? ja / auch vor dem Schwerdt? ja / ſoll dann das Gelt einen koͤnnen redlich ma - chen? ja / ja / O wie vil haͤtten ſollen vom Sailer Halßtuch tragen! wann ſie nit geſpendirt haͤtten / O wie vil haͤtten ſollen den obern Hauptſtock verliehren / wann ſie ſich nicht mit Gelt haͤtten außkaufft; O wie vilen haͤtt ſollen der Hencker auff dem Buckel mit grober Fractur ſchreiben / wann ſie nit waͤren mit Gelt auffzogen! du verfluchtes Gelt! Tauſendgulden-Kraut vnd Frauen-Muͤntz werden in den Apotecken ſehr gelobt / daß ſie vnderſchidliche Schaͤden curiren / aber wann man die SachPars II. Zbeſſer178Judas der ſchlimme Hundbeſſer erwegt / ſo heylen ſie gar alle Schaͤden / vnd ob ſchon vor Zeiten der Abgott Mars fuͤr ſtarck von den Heyden iſt gehalten worden / ſo dunckt mich dermahlen bey den Chriſten Marsu - pium vil ſtaͤrcker / vnd maͤchtiger zu ſeyn.

Daß der H. Joannes Chryſoſtomus, ins gemein ge - nannt Joannes mit dem guldenen Mund / ſehr vil vnd groſſe Wunder gewuͤrckt / ſo gar auch nach dem Todt dem Volck zu Conſtantinopel den Seegen geben / vnd uͤberlaut auffge - ſchryen / pax vobis, iſt allbekandt / aber daß ein Michaël mit dem guldenen Mund / ein Wolffgang mit dem guldenen Mund / ein Ferdinand mit dem guldenen Mund / ꝛc. auch vil Wunder ſahe wuͤrcken / bleibt auch wahr / dann wer Gold im Mund hat / vnd Gold verſpricht / vnd Gold ſpendirt / der wird nit ſuſpendirt, das iſt ein Wunder! wer Gold auff der Zung / vnd Gold verheiſt / vnd Gold gibt / dem wird ſein Schuld gar vergeben / das iſt ein Wunder! wer guldene Reden hat / Gold zuſagt / vnd Gold darlegt / dem wird man kein Straff aufferle - gen / das iſt ein Wunder! Mit dem Oel der Genovefæ, deß H. Eligij, deß H. Martini, deß H. Raymundi, deß H. Tara - ſij, deß H. Niceti, deß H. Audomari, deß H. Januarij, deß H. Sulpitij, deß H. Didaci, deß H. Cajetani, geſchehen noch alle Tag groſſe Wunder / aber es iſt ſich auch nit ein wenig zu verwundern / was die Schmiralien bey Richtern vnd Gerich - tern / bey Hof vnd Hof-Bedienten / bey Aembtern vnd Ambts - Verwaltern / alle Tag / alle Stund außwuͤrcken. Der Accu - ſativus gilt nichts / wo der Dativus darzu kombt / die Subſtanz der Juſtiz muß vor der Thier warten / wann die Accidentia bey der Audienz ſeyn / die Gerechtigkeit muß tantzen / wie man auff den Regalien auffſpilt / die Frau Billichkeit tractirt man mit dem abeſſe, wann das Intereſſe bey der Tafel ſitzt / O ver - maledeytes Gelt!

Die Hohenprieſter haben geſehen / daß JEſus mit demMatth. 8. c. volo mundare den Außſatz gereiniget. Daß er mit dem reſpi - ce dem Blinden das Geſicht erſtatt / daß er mit dem Ephetaden179verkaufft JEſum vmb Silber.den Tauben vnd Gehoͤrloſen curirt daß er mit dem ſurge die Todte erweckt / ſie haben geſehen / daß er mit dem bloſſen An -Marci 7. blick die Hertzen eingenommen / mit der ſchoͤnen Geſtalt die Ge - muͤther zu ſich zogen / mit dem Speichl die Blinde ſehend ge - macht / mit dem Saum der Kleyder die Krancke geſund / mit dem Haͤndaufflegen die Todte lebendig / mit dem bloſſen Befelch das raſende Meer ſtill / mit dem einigen Schaffen die Teuffel fluͤchtig gemacht / ꝛc. welches ſie gar handgreifflich konten zu - ſchreiben einer Goͤttlichen Macht / gleichwol in Anſehung ei - nes zeitlichen Intereſſe, welches ſie geforchten durch die Lehr Chriſti zu verliehren / haben ſie die Unſchuld ſelbſt zum Todt be - foͤrdert / wider alles Goͤttliches vnd Menſchliches Recht / ſagt Joannes am 11. cap. Expedit, ut moriatur unus homo pro populo, ne veniant Romani, & tollant noſtrum lo - cum, & loculum, ſag ich. O Teuffels-Gelt! du verſtoſt alle Gerechtigkeit in der Welt.

So bald obbemelter Boͤßwicht abgetretten / iſt ein gar wackerer / vnd allem Anſehen nach gar ein tapfferer Soldat auff die Buͤhn geſtigen / deſſen aͤuſſerliche Geberden ſattſamb an Tag gaben ſein Helden-Gemuͤth vnd mannbares Hertz / kaum daß ihn Juſtinus erſehen / ſagt er zu dem gegenwaͤrtigen Mam - mon, es mahne ihn diſer tapffere Kriegs-Held an den Welt - beruͤhmten Kriegsfuͤrſten Rodericum Diez, der ihm auch nach dem Todt nit hat laſſen in Barth greiffen. Von diſem wird glaubwuͤrdig geſchriben / daß / wie er Anno 1098 in SpanienJulianus de Caſtill. lib. 9. diſ. 4. mit Todt abgangen / deſſen er kurtz vorhero von dem Apoſtel Petro bericht worden / habe man ſein Leib nit zur Erden beſtaͤt - tet / ſonder mit koſtbaren Balſam angeſtrichen / in der Kirchen Petri Cardeniæ in einer Seyten-Capellen beygeſetzt; 9. Jahr nach deſſen Ableiben hat ſich was wunderbarliches begeben / da nemblich in Gegenwart viler Leuth / ein frecher Hebreer zum todten Coͤrper hinzu getretten / vnd ihme ſchimpffweiß wolte an Barth greiffen / mit beygefuͤgten Hohn - vnd Spottworten / huy Kerl / ſagte er / was ihm weder Chriſt noch Mohr getrautZ 2zu180Judas der ſchlimme Hundzu thun / das getrau ich mir / vnd als er bereits ihn wolte bey dem Barth ziehen / ſihe Wunder! da ergreifft der vor 9. Jah - ren verſtorbene gottſeelige Kriegsfuͤrſt Rodericus den Degen / ziecht ſolchen faſt ein halbe Spann vom Leder / woruͤber der Jud ſolchergeſtalt erſchrocken / daß er faſt lebensloß dahin gefallen / vnd als er die entwichene Geiſter in etwas wider erholt / in Er - wegung / daß GOtt ſeine Chriſten alſo verehre / vnd ſie auch nach dem Todt defendire / hat er inſtaͤndig vmb den H. Tauff angehalten / vnd nachmahls ſeine gantze Lebenszeit in gedachter Peters-Kirchen einen Diener abgeben. Und iſt wol zu mer - cken / daß man nachmahls auff kein Weiß diſem Roderico den Degen hat koͤnnen auß der Hand reiben / das war ein tapfferer Soldat / der ſich auch nach dem Todt noch zu defendiren be - gehrt. Kaum daß diſe kleine Geſchicht Juſtinus erzehlt / fragt er mit aller gebuͤhrender Corteſi diſen Soldaten / was er be - gehr? ſein Antwort war faſt kurtz vnd trutzig / wie daß er Com - mendant ſeye in der Veſtung Fidelsburg / vnd ſolche habe der Feind nach geraumer harter Belaͤgerung auffgefordert / er aber ſeye geſinnt ſich biß auff den letzten Mann zu woͤhren / vnd alſo dem Feind hinauß entbieten laſſen / es kan nit ſeyn. Recht vnd aber recht / ſagt Juſtinus, iſt diſes euer tapffers Gemuͤth / welches einen vnſterblichen Nahmen verdient / vnd wehrt iſt / daß es in Ceder geſchnitzlet / in Stein eingehauen / vnd auff Gold gepraͤckt werde / dann bey einem tapffern Soldaten ſtehet nichts ruhmwuͤrdigers / als die Treu / welche er ſeinem Herꝛn geſchworen.

Jener wackere Hauptmann zu Capharnaum hatte ſo ſtattliche Soldaten vnder ſich / daß er ſelbligen / in Gegenwart Chriſti / groſſes Lob nachgeſprochen / ich / ſagt er / HErꝛ / hab ſolche Kriegs-Knecht vnder meinem Commando, daß / wann ich nur einem ſag / vade, ſo geht er / vnd wann ich ſag / veni ſo kombt er / entgegen / ſagt der Hauptmann / bin ich auch alſo be - ſchaffen / ſub Poteſtate conſtitutus, was mein General, mein Obriſter gebiet / das vollziech ich beſtermaſſen / vnd auffdas181verkaufft JEſum vmb Silber.das allertreueſte / vnd ſolls mich auch den Halß koſten / diſe Soldaten-Treu hat Chriſto dem HErꝛn ſo wolgefallen / daßLuc. 7. er auff das demuͤthige Anbringen beſagtem Kriegs-Officier ein Miracul vnd Wunderwerck gewuͤrckt.

Es ſagte einmahl einer / ein Suͤnder ohne Reu / ein Muß - quetierer ohne Bley / ein Karten ohne Saͤu / ein Pferdtſtall ohne Heu / ein Metzger ohne Gey / ein Schwaͤbiſch Fruheſtuck ohne Brey / ein Soldat ohne Treu / ſeynd ein pur lautere Fret - terey. Von Polliceri kombt Politicus her / deſtwegen diſer vil verſpricht / vnd wenig halt / aber bey einem rechtſchaffenen Soldaten die Treu / ſo er verſprochen / muß auch mit Verlurſt deß Lebens / mit Vergieſſung deß Bluts vnweigerlich gehal - ten werden.

Den Urias hat der Kriegsfuͤrſt Joab, auß geheimer Or - dre deß Davids, an den Spitz der Armee geſtellt / vnd an ein ſolches Orth / wo er augenſcheinlich den Todt zu gewarten haͤt - te / wie es dann nachmahls nit anderſt geſchehen / man findt aber nit in der H. Schrifft / daß der tapffere Kriegs-Officier Urias das geringſte Wort wider diſe Ordre haͤtte geredt: Ein ande - rer haͤtt ſein Schwachheit vnd Leibs-Unpaͤßlichkeit vorgewandt / ein anderer haͤtt ſich etwann geſtellt / als ſtoß ihn ein gaͤhes Fie - ber an / Urias aber gantz behertzt / vnd mannhafft ohne wenig - ſte Entruͤſtung vor dem Todt / vollziecht den Befelch / vnd ge - dachte / daß kein ruhmwuͤrdiger Todt ſeye / als das Leben laſſen vor ſeinem Feind.

Jonathas war treu dem David, der Waffentrager war treu dem Saul, aber noch treuer war jener Commendant zu Coimbra ſeinem Koͤnig Sanchio, diſer ſtattliche Kriegsmann hat ein ſo harte Belaͤgerung außgeſtanden / daß die Jnwoh - ner bereits / ohne alle Lebens-Mittel / in ſolche aͤuſſerſte Noth gerathen / daß ſie ſo gar das Leder von den Schuehen vnd Stifflen vor ein Speiß brauchten / vnd den eigenen Urin fuͤr ein Tranck nahmen! welches ſie dann ſo weit dahin veranlaſt / daß ſie willig entſchloſſen die Veſtung zu uͤbergeben / der Com -Z 3men -182Judas der ſchlimme Hundmendant aber wolte ſolchem Begehren in wenigſtem beſtim - men / ſonder ſich auff den letzten Tropffen Blut ritterlich zu woͤh - ren; vnder wehrender ſolcher harten Belaͤgerung ſtirbt der Koͤnig Sanchius, nach deſſen Todt gedachte Veſtung ſeınem Bruder Alphonſo, der ſie dazumahl belaͤgerte / Erb - vnd recht - maͤſſig zugefallen / obbenennter tapfferer Soldat aber / wolte gleichwol die Schluͤßl dem Alphonſo nit einhaͤndigen / ſonder begab ſich nach der Statt Coimbra, tratt daſelbſt zu dem tod - ten Leichnamb deß Koͤnigs Sanchij, uͤberantwortet ihme die Schluͤßl / ſprechend / Allergnaͤdigiſter Koͤnig vnd Herꝛ / ich ha - be gethan / wie es einem rechtſchaffenen Soldaten gebuͤhrt / dieMarian. l. 13. Hiſp. Hiſtor. cap. 4. Veſtung / vermoͤg meines abgelegten Eyds / ritterlich verfoch - ten / weilen ich dich nunmehr todter ſihe / ſo uͤbergib ich dir die Schluͤßl / von dem ich ſie empfangen / daß Alphonſus auß rech - tem Zuſpruch ſolche verlangt / kan er ſie auß deinen Haͤnden ſelbſt nemmen.

Es kan demnach gar nit ſeyn / ſagt Juſtinus, vnd gereich - te es einem tapffern Kriegsmann zum ewigen Schimpff / vnd ſpoͤttlichem Nachklang ſeines Nahmens / wann er ſoll ſeiner Treu vergeſſen / hat doch der David ſeinen Scrupel vnd Ge - wiſſens-Wurm empfunden / vmb weil er dem Koͤnig Saul ein Fleckel von dem Mantl abgeſchnitten / was ſoll ihm dann ein ſolcher fuͤr ein Gewiſſen nemmen / daß er dem Kayſer mit ſeiner Untreu ein gantze Statt vnd Veſtung abſtihlt? ey wann auch durch ein Wunderwerck die Mauern vnd Paſteyn vmb die Ve - ſtung zu Boden fielen / wie zu Jericho, vnd ſich der ebnen Erd gleichten / ſo muß man ſich noch woͤhren / Guraſchi!

Ho! ho! gedacht Mammon, wie iſt heut der Juſtinus mit diſem trutzigen Soldaten ein ſolcher Eyſenfreſſer worden / ich glaub / die zwey Kerl haben auß deß groſſen Alexanders Mund-Becher die Guraſchi geſoffen / aber ich bin vergwiſt / daß die gewaffnete Maͤnner auff denen Ducaten werden die Victori erhalten / vnd iſt kein Porten einer Veſtung ſo ſtarck / welche ſolche guldene Pedarden nit einſtoſſen / greifft hieruͤberin183verkaufft JEſum vmb Silber.in die nechſt geſtandene eyſerne Truhen / hebt auß ſelbiger ei - nen ſchwaͤren Sack voll Ducaten / vnd wirfft ſie dem Juſtino alſo auff die Schoß / daß er ſchier kein Athem mehr konte ſchoͤpf - fen / nachdem er ſich aber wider erholt / hat er alſobald andere Saiten auffgezogen / zweiffels ohne wegen deß guldenen Cal - foni, ja / ja / warumb nit? es kan ſeyn / Menſchen-Blut iſt mit keiner Muͤntz zu bezahlen / warumb ſoll man ſo viler Leben alſo liederlich verſchwenden wegen eines Stein-Hauffen / deß Kayſers Adler wird gleichwol noch fliegen koͤnnen / wann ih - me ſchon diſe Feder wird außgerupfft / durch ſolche Ubergab der Veſtung wird der liebe Frid beſchleuniget / man kan nach etlich Jahren diſen Stein ſchon wider in deß Kayſers Garten werf - fen / vnderdeſſen erquickt ſie ſich mit dem Himmliſchen Braͤuti - gam / qui paſcitur inter lilia, & c. O verfluchtes Gelt! ſo vermagſt du dann alles in der Welt!

Alſo hat der Tirineſiſche Bernardinus das feſte SchloßGuic. l. 4. zu Mayland vmb Gelt verrathen / vnd uͤbergeben. Alſo hat Entagrius vil Staͤtt in Waͤlſchland verraͤtheriſcher Weiß inPhil. com̃i. l. 5. kurtzer Zeit vmbs Gelt verkaufft. Alſo hat Antonius Gaba - dæus die ſchoͤne feſte Motta Ruffa, vmb deß Gelts willen / inJovini. Pont. l. 3. bell. Neap. dem Neapolitaniſchen Krieg verrathen. Alſo haben die Frantzoſen die ſchoͤne Statt Valentiam, durch den vntreuen Commendanten Donatum Raffagnini, mit Gold erobert. Guic. l. 4.Alſo haben wollen die Soldaten zu Griechiſchweiſſenburg vmb das Gelt die Haupt-Veſtung uͤbergeben / wofern ſie nit Pau - lus Kiniſius haͤtte erwiſcht / die er nachmahls alſo geſtrafft / daß einer den anderen muſte freſſen / vnd auffzehren / dann alleBonfin. l. 3. dec. 5. Tag ließ er einen auß ihnen bratten / worvon die andere ſich ſpeiſten / der letzte aber / ſo uͤbergebliben / wurde vom Hunger dahin gezwungen / daß er ſein eignes Fleiſch angegriffen / vnd geſchlickt. Alſo haͤt jenes Frauenzimmer die herꝛliche Statt Epheſum dem Barbariſchen Koͤnig Brenno verrathen wegenRer. Ga - lat. c 1. vil Golds / vnd koſtbaren Kleinodien / die er ihr verſprochen. Alſo hat Pipus, ein Florentiner vnd Kayſerlicher General,ſich184Judas der ſchlimme Hundſich durch das Gelt beſtechen laſſen / daß er in Friaul mit ſeiner ihm anvertrauten Kriegs-Macht nichts gericht / deme aber der Kayſer Sigmund zum ſchuldigſten Recompens vnd Vergel - tung / durch Feur zerlaſſenes Gold hat laſſen in Rachen gieſ -Sobi. l. 5. Bonfi, l. 7. ſen / als ſoll er ſich mit dem ſaͤttigen / nach welchem ihn alſo gelu - ſtet. Alſo hat die weitberuͤhmte Reichs-Statt Straßburg das herꝛliche Kleinod ihrer Freyheit verſchertzet / vnd auß einer Frauen ein nidertraͤchtige Dienſt-Magd worden / durch das Gelt. Alſo hat Anno 1686. die mit ſo vilem Chriſten-Blut theuer erkauffte Haupt-Statt Ofen / der meineydige Fincken - ſtein wegen deß Gelts / dem Ottomanniſchen Erbfeind wider wollen einraumen. O verfluchtes Gelt! du verurſacheſt alle Un - treu in der Welt. Darius hat ſich tituliret einen Koͤnig aller Koͤnigen. Sapor, Koͤnig in Perſien, hat ſich genennt einen Bruder der Sonnen / Mond vnd Stern. Attila hat ſich ge - nennt ein Schrocken der Welt / vnd Geißl GOttes. Soli - manus, der Ottomanniſche Monarch / hat ſich genennt ein Außtheiler der Scepter / diſe ſeynd lauter hohe vnd ſtattliche Titl / aber das Gelt kan man fugſamb nennen einen allgemei - nen Herꝛſcher in der gantzen Welt.

Unſer liebſter Heyland nennet den Teuffel einen Wolff / vnd gar recht. Der H. Petrus nennt ihn einen bruͤllenden Loͤ - wen / vnd gar recht. Der H. Joannes nennt ihn ein gifftigen Drachen / vnd gar recht. Der Heil. Paulus nennt ihn einen Seelenfiſcher / vnd gar recht. Der H. Ambroſius nennt ihn einen argliſtigen Fuchſen / vnd gar recht. Der H. Vatter Au - guſtinus nennt ihn einen Verſucher der Menſchen / vnd gar recht. Der H. Bonaventura nennt ihn einen Schmidt alles Ubels / vnd gar recht. Jch aber nenne den Teuffel einen Hand - ſchuhmacher / vnd glaub auch gar recht / dann diſe ſeine Wah - ren verhandlet er allenthalben / maſſen es gantz gemein iſt / vnd im ſtaͤten Schwung gehet. Herꝛ ſchaut / daß ihr mir diſe zu we - gen bringt / es gilt ein gutes paar Handſchuh / wann der Herꝛ mir die Sach durchtringt / ſo verſprich ich ihm ein gutespaar185verkaufft JEſum vmb Silber.paar Handſchuh. Will der Herꝛ ein paar Hand - ſchuh verdienen / ſo ſparꝛ er hierinfalls ſein Fleiß nit / verob - ligier mich mit einem guten paar Handſchuh einzuſtellen / wann ich zu diſem werde gelangen / ey Herꝛ / wegen eines paar Handſchuh kan es der Herꝛ ſchon machen / daß die Sach zu einem Auffſchub komme / mein Gegentheil wird derenthal - ben nit an Bettlſtab gerathen / iſt es / daß der auß dem Sattl gehebt wird / vnd mir der Herꝛ durch ſein Dexteritet ſein ge - habten Dienſt zuſpilt / das gute paar Handſchuh wird ge - wiß nit außbleiben / Parola, ſolche Handſchuh richten alles auß / wann es ſchon mehrmahl wider GOtt / wider den Nechſten / wider das Gewiſſen / wider alle liebe Gerechtigkeit iſt. O ver - dambte Handſchuh!

Moyſes hat vor diſem mit den Schuhen nicht koͤnnen zu GOtt / der damahl im feurigen Dornbuſch erſchinen / kommen / ſonder war vonnoͤthen / daß er dieſelbige außgezogen: Solve calceamentum de pedibus tuis, & c. Noch vil weniger kanExod, 3. man mit obbenenntem Mam̃oniſchen Hand ſchuh zum wahren GOtt gelangen / dann diſe Handſchuh beleydigen GOtt nicht weniger / als jene eyſerne Handſchuh deß frechen Malchi, wor - von das Allerheiligiſte Angeſicht Chriſti einen harten Backen - ſtreich empfangen.

Morus, der gottſeelige Cantzler in Engelland / hat ſei - nes gleichen gar wenig / bey diſem waren dergleichen Handſchuh gar vnwerth. Als ihme einsmahl ein ſchoͤnes paar ſilberne Flaſchen verehret worden / hat er ſolche mit dem beſten Wein auß ſeinem Keller laſſen anfuͤllen / vnd wider zuruck geſchickt /Menoch. cent. 7. fol. 190. mit Meldung / er ſoll nur ſchaffen / wann ihm ſolcher Wein be - liebig / ſeye der gantze Keller zu Dienſten. Solches hat auch nachgethan jener ſtattliche Cavalier Don Pietro de Toledo: Als er ſein hohes Ambt zu Mayland angetretten / vnd ihm bald hierauff ein Herꝛ ſehr ſtattliches Wildpraͤt zugeſchickt / hat erPars II. A aſolches186Judas der ſchlimme HundIbid. ſolches auff das beſte bratten laſſen / vnd zurichten / vnd wider mit Danck zuruck geſchickt / wordurch er ſattſamb zu verſtehen gab / daß ihme mit Schanckung nit bedient ſeye. Dergleichen wackere Gemuͤther ſeynd faſt ſo raͤhr vnd ſeltzamb / als die Ra - tzen zu Augſpurg / wol aber der meiſte Theil der verblendten A - dams-Kinder trachten nach dem Gelt / wie der Eſau nach demNum. 22. Linſen-Koch. O verruchtes Metall / durch welches der Pro -Jud. 16. phet Baalam verfuͤhrt worden / durch welches die Dalila treu -1. Reg. c. 5. loß worden / durch welches der Giezi bethoͤrt worden / durch3. Reg. c. 15. welches der Benadad meineydig worden / durch welches ſo vil wackere Leuth zu Schelmen worden.

Anno 1213. hat ſich in Franckreich bey einem vornehmen Juden / mit Nahmen Iſaac, ein Chriſtin fuͤr ein Dienſtmagd auffgehalten / welche mit der Zeit den Juͤdiſchen Jrꝛthum alſo an ſich gezogen / daß ſie ihr verdambte Laſter-Zung ſchaͤrpffer / als das ander Hebreiſche Lottergeſind wider Chriſtum / vnd ſei - ne heilige Satzungen gebraucht. Als ſolche zur H. Oſter-Zeit vnder anderem Chriſten-Volck auch das hoͤchſte Altar-Ge - heimbnuß von deß Prieſters Hand empfangen / hat ſie mit aller Behutſambkeit ſolche heiligſte Hoſtien in ein Tuͤchl einge - wicklet / ihrem Herꝛn Iſaac, als ein beſondere Schanckung / nach Hauß gebracht / welche er alſobald in ein Buͤchßl / worin ein zimbliches Gelt lage / eingeſperꝛt / vnd ſolches genau / weil ihm dazumahl andere Geſchaͤfften vorgefallen / mit ſeinem eigenen Ring verſiglet / als er nachmahlens in der Ruckkehr gedachtes Buͤchßl eroͤffnet / hat er mit hoͤchſter Verwunderung vnd Ent - ſetzung gefunden / daß alles Gelt in lauter Hoſtien ſich verkehrtBzovius in annal. n. 18. hat / welches ihn dahin veranlaſt / daß er ſein Jrꝛthum vnd Hebreiſche Sect verworffen / vnd ſambt den ſeinigen den wah - ren Glauben JEſu Chriſti vnſers Heylands angenommen.

Ein ſonder groſſes Wunder / wie billich / gedunckt allen diß zu ſeyn / aber in der Warheit erfahrt man / daß ſolches Mi - racul bey jetzigem verkehrten Welt-Lauff ſich oͤffters ereignet / weil ja faſt alle Tag vnd Stund das Gelt zu einer Hoſtienwird /187vetkaufft JEſum vmb Silber.wird / vnd gleichſamb wie ein GOtt bedient / vnd angebett wird / auch es ſein Allmacht nur gar zu haͤuffig an Tag gibt / maſſen es auch derenthalben Judas in Tempel geworffen / wie er zum Strang eylte / als gehoͤre das Gelt auch dahin / wo der wahre Allmaͤchtige verehrt wird. Non poſuit eos in ſter -Drogo O - ſtienſ. dn Paſſion. Dom. quilinio, ſed in templo, quia talibus ut Dijs ſuis de - voverat.

Nachdem nun alle von der Buͤhn / oder Theatro herab geſtigen / vnd Juſtinus allein mit dem Aurelio, oder Mam - mon gebliben / alſo haben ſich auch diſe zwey nicht mehr lang (weil es ſchon ſpatt an der Zeit / vnd ſie durch vil Wort wechß - len zimblich ermattet) daſelbſt auffgehalten; ſonder nach kur - tzer / beederſeits gehaltener Beurlaubung voneinander gewi - chen. Bevor ſie aber das Theatrum verlaſſen / iſt Juſtinus in diſe Wort außgebrochen:

Nimirum ingenti congeſta pecunia curâ
Eſt Deus, humanas nunc regit ipſe vices.

Nach diſem hat die liebe Gerechtigkeit dem Gelt die vor - hand vergunnt / vnd mit allem Unwillen muͤſſen bekennen / daß das Gelt allmaͤchtig ſeye in der Welt.

[figure]
A a 2Das188

Das hoͤchſte / das beſte / das vollkomm - neſte / das ſchoͤnſte / das theureſte / das herꝛlich - ſte Gut verkauffeſt du vmb ein ſo geringes Gelt / O Schelm!

NAchdem die Juͤdiſche Schoͤrganten / vnd das zuſam - men gerotte Lotters-Geſind den gebenedeyten Hey - land gefangen genommen / haben ſie ihn alſobald in die Behauſung deß Annæ, nit ohne ſonders Getuͤmmel gefuͤh - ret / da es ſich doch beſſer gezimbt haͤtt / ihn zum allererſt in das Palatium deß Hohenprieſters Caiphæ zu liffern / als welcher dazumahl das Ober-Haupt ware der gantzen Syna - gog / weil aber der geltgierige Judas wol gewuſt / daß der Annas, von der Prieſterſchafft auß / beſtellter Schatzmeiſter / vnd hoher Kirchen-Probſt ſeye / vnder deſſen Gewalt der Geiſtliche Gelt-Kaſten in Verwahrung ſtunde / alſo hat er den geraden Weeg dahin geeylet / vnd daſelbſt / in Gegen - wart vnd Beyſein deß Heyland JEſu / die verſprochene dreyſ - ſig Silberling von der Hand deß Annæ empfangen; Nun ereignet ſich nicht ein geringe Frag / was fuͤr ein Muͤntz be - ſagtes Gelt ſeye geweſen? Pecunia ſolle / nach viler Mei - nung / den Nahmen ziehen von dem Wort Pecus, weil bey den Alten das Gelt pflegte gepraͤckt zu werden mit der Bild - nuß eines Schaafs / oder Widders / weſſenthalben in demCap. 33. Buch Geneſis zu leſen / daß Jacob einen Acker / oder Grund - Stuck von den Kindern Hemor vmb hundert Schaaf habe kaufft / das iſt / vmb hundert Pfenning / worauff ein Schaaf gepraͤckt zu ſehen. Numa Popilius, ſchreibt Suidas, hat den erſten Pfenning von Ertzt vnd Metall geſchlagen / der - entwegen das Gelt annoch Numus genennt wird; Die Al - ten fuͤhrten vnderſchidliche Praͤck auff ihrer Muͤntz / die Dar - danier einen Hahn / die Reginier einen Haaſen / die Cephale -ner189Judas verkaufft JEſum vmb ein ſo geringes Gelt.ner ein Pferdt / die Arginer einen Wolff / die Azolaner einen Stern / ꝛc. wie dann dermahlen auch vnderſchidliche Bildnuſ - ſen auff jetzigem Gelt zu finden. Auff deß Roͤmiſchen Kay - ſers Gelt iſt ein Adler zu ſehen / wer vil ſolche Adler hat / dem wird man die Federn nicht vil ſtutzen. Auff deß Roͤmiſchen Pabſtens Gelt ſeynd Schluͤſſel zu ſehen / wer vil ſolche Schluͤſ - ſel hat / der kan alles eroͤffnen / auch ſo gar das verſchloſſene Hertz-Thuͤrl; Auff deß Koͤnigs in Franckreich Muͤntz ſeynd Lilien zu ſehen / wer vil ſolche Lilien hat / der wird nie fuͤr kein Unkraut gehalten werden: Auff deß Koͤnigs in Ungarn Gelt iſt die Mutter GOttes zu ſehen / wer vil ſolche Jungfrauen hat / der wird nicht bald ein Martyrer werden; Auff deß Koͤ - nigs in Schweden Gelt iſt ein Roͤßl zu ſehen / wer vil ſolche Roͤßl hat / den wird man ſelten auff den Eſel ſetzen; Auff deß Churfuͤrſten in Bayrn Gelt iſt ein Welt-Kugl zu ſehen / wer ſolche Welt-Kugl hat / der wird vil bey der Welt gelten. Auff der Chur Mayntzeriſchen Muͤntz iſt ein Rad zu ſehen / wer vil ſolche Raͤder hat / der kan mit dem Gluͤcks-Rad trutzen. Es gibt Hollaͤndiſche Ducaten / darauff ſtehen diſe Wort: Concordiâ res parvæ creſcunt, Diſcordiâ dilabuntur: Es gibt Hamburgiſche Ducaten / darauff ſtehen diſe Wort deß Ertz-Engl Gabriel / Ave Maria, ſambt der Bildnuß der Him - mels-Koͤnigin Mariæ. Es gibt Straßburgeriſche Ducaten / mit diſer Uberſchrifft / Urbem, Chriſte, tuam ſerva; Es gibt Koͤnigs-Thaller / darauff ſtehet geſchriben / Dominus mihi adjutor. Es gibt Braunſchweigeriſch Gelt / darauff ſeynd di - ſe Wort zu ſehen / Unita durant. Es gibt Bayriſche Duca - ten / mit diſer Beyſchrifft / Sancta Maria, ora pro nobis. Nun fragt ein andaͤchtiger Vorwitz / was fuͤr ein Muͤntz doch ſeye geweſen jene dreyſſig Silberling / vmb welche der mein - eydige Iſcarioth den liebſten Heyland verrathen? Budæus ſchreibet / daß einer auß diſen Silberling noch zu Pariß in Franckreich gezeiget werde / deßgleichen auch zum Rom / à ſancta Croce in Gieruſaleme, mir iſt einer von der Kay -A a 3ſerlichen190Judas verkaufft JEſumſerlichen Bibliothec, neben anderen Rariteten gewiſen wor - den / deſſen beederſeits gepraͤckte Bildnuß hierbey zu ſehen / vnnd wird

[figure]

wuͤrdig ge - ſeye es ei - nem Blut - ches der wicht Ju - Hohẽprie - Schrifft - vor glaub - halten / als ner auß je - Gelt / wel - Ertz-Boͤß - das võ den ſtern / vnd gelehrten / zu Jeruſalem empfangen; jedoch will ich es nit fuͤr ein gar vn - fehlbare Warheit verkauffen. Der Werth eines ſolchen Sil - berlings wird vnderſchidlich gehalten; Maldonatus, Pere - rius, Franciſcus Lucas, Salmero, vnd andere Lehrer ſeynd der Außſag / als habe ſolcher Silberling dazumahl ſo vil gol - ten / als vier Romaniſche Julij, vnd haben in allem die dreyſſig Silberling nichts mehrers gemacht / als 24. fl. daß aber nach - mahlens vmb ſolches Gelt ein Acker eines Hafners vor einen Freythof der Frembden eingehandlet worden / iſt es vnſchwaͤr zu glauben / zumahlen ſelbiger Grund zimblich vnfruchtbar / weil er meiſtens von lauter Laim / deſſenthalben auch nit theur konte verkaufft werden.

Unweit der beruͤhmten Statt Cæſar Auguſta, in dem Koͤnigreich Arragonien ligt ein Marckfleck / mit Nahmens Vililla, allwo der H. Paulinus, Biſchoff zu Nola, ein ſchoͤne Glocken machen laſſen / vnd darein geſchmeltzt einen Silberling auß den jenigen / wormit das vnſchuldigſte Lamb GOttes iſt verkaufft worden von Juda; diſe Glocken iſt ein wunderbarli - che Prophetin / dann ſo offt der lieben Chriſtenheit einiges U - bel herzu nahet / pflegt beſagte Glocken allemahl / ohne einige Handanhebung / ſich ſelbſt zu leutten; alſo iſt geſchehen Anno 1527 kurtz zuvor / als vnder dem Pabſten Clemens dem Si - benden die Statt Rom gebluͤndert worden: deßgleichen iſt mehrmahlen geſchehen Anno 1564. worauff gleich die erſchroͤck -liche191vmb ein ſo geringes Gelt.liche Peſt in dem gantzen Koͤnigreich entſtanden. Jtem Ann. 1601. von dem 13. Junij an / biß auff den 30. dito hat ſie ſich vnderſchidlichmahlen ſelbſten geleut / vnd dazumahl ſeynd groſ - ſe Unheyl hin vnd wider in der Chriſtenheit entſtanden; kurtz zuvor / ehe Carolus der Fuͤnffte mit Todt abgangen / hat man gedachte Wunder-Glocken leutten gehoͤrt / ob nun ſolches Wunder den Verdienſten deß H. Paulini, als Stiffters diſer Glocken zuezumeſſen / oder aber dem Silberling / mit deme dasVarius l 2. de faſcin. cap. 4. hoͤchſte Gut verkaufft worden / will ich dermahlen nit entoͤrthe - ren / ſonder deſſen Geheimbnuß dem reiffen Verſtand eines je - den gutmeinenden Chriſten uͤberlaſſen.

Etlicher Meinung vnd Außſag iſt / beforderiſt deß Heil. Anſelmi vnd Antonini, als ſeyen diſe Silberling eben die je - nige geweſt / welche von den Madianitern die ſaubere Bruͤder deß Joſephs empfangen / wie ſie ihren Brudern verkaufft / vnd ob ſchon ſolcher nur vmb 20. Silberling verhandlet worden / ſo haben noch die Hebreiſche Prieſter die 10. hinzu geſetzt / weilS. Anton. ſerm. in Paraſc. S. Anſelm. in Dialog. Paſc. es ſich nit gezimbte / daß der HErꝛ nit ſolt mehrer gelten / als der Diener. Offtbemeltes Gelt / nach Zeugnuß deß H. Maxi - mi, iſt dem Tempel zugehoͤrig geweſt / vnd iſt vil Zeit in dem Kirchen-Schatz auffbehalten worden; hat demnach ſo wol der gewiſſenloſſe Judas, als andere Hoheprieſter ein Sacrilegium der gott-ſchaͤnderiſchen Suͤnd begangen / indem ſie ein Kirchen -Corenus Dom. 1. Quad. fol. 47. Gut veralienirt, vnd zu ſolcher Unthat angewendt / zumahlen ſattſamb bekannt iſt / daß der Allmaͤchtige dergleichen Kirchen - Dieb niemahlen vngeſtraffter laſt.

Anno 1383. als Carolus der Francken Koͤnig wider die Engellaͤnder ſiegreiche Waffen gefuͤhrt / waren etliche Brita - niſche Soldaten nicht allein mit Burger - vnd Bauern-Beuth begnuͤgt / ſonder gantz keck vnd gottloß auch die Kirchen deß H. Joannis Baptiſtæ zu Burg angegriffen / einer in derſelben den Opfferſtock gebluͤndert / aber alſobald von der GoͤttlichenBzov. in ann. præf. num. 12. Rach uͤberfallen worden / indem er gleich von dem Teuffel be - ſeſſen / vnſinnig vnd raſend worden / vnd entlich vnder der Kir -chen -192Judas verkaufft JEſumchen-Thuͤr mitten voneinander zerſprungen auff gleiche Ju - das-Arth.

Anno 1512. in wehrendem Nanareiſchen Krieg hat ein Teutſcher Soldat zu Pampilon in der Vorſtatt ein Kirchen auffgebrochen / darauß das vergulte Ciborium, worin das hoͤchſte Altar-Geheimbnuß auffbehalten / geraubt / aber baldWading. in Annal. Minor. An. ſup. darauff den verdienten Lohn empfangen / dann ihn der Leib al - ſo auffgeblaͤhet / daß er endlich / gleichwie Iſcarioth, mitten von - einander zerſprungen / vnd alles Jngeweyd herauß geworffen.

Auß den Spaniſchen Hiſtorien erhellet / was maſſen Ur - raca, ein Tochter deß Koͤnigs Alphonſi VI. zu Legion die Kirchen deß H. Iſidori gebluͤndert / in Willens / ſolchen reichen Raub zu dem Unkoſten deß bevorſtehenden Kriegs anzuwen - den / da ſie nun gantz frolockend mit ſolcher Kirchen-Beuth wolte darvon gehen / iſt ſie vnder der Kirchen-Thuͤr / durch ſon -Ribadiner. de Princ. lib. 1. dere Goͤttliche Straff / mitten voneinander / gleichwie der Ver - raͤther Judas / zerſprungen / vnd alſo elend zu grund gangen.

Chriſtus wolt gar nit leyden zu Jeruſalem in ſeinem Tem - pel die Tauben-Krammer / als die er mit eignen Haͤnden hin - auß gebeitſcht / wie vil weniger kan er gedulten die Raub-Voͤgl in ſeinem Hauß. Du verruchter Iſcarioth, es war deinem geltgierigen Geitz / vnd Mammoniſchen Hertzen nicht genug / auß der gemeinen Caſſa deß Apoſtoliſchen Collegij zu ſtellen / ſonder haſt dich noch vermeſſen den Kirchen-Schatz anzugreif - fen / vnd wolt der Toͤlpel durch den Tempel auch reich werden. Auff ein Zeit Thaͤten die Apoſtel nit wenig vndereinander zan - cken / vnd ſich faſt ein jeder vmb die Kappen reiſſen / dann ſie damahlen noch nicht gar vollkommene Maͤnner waren / ſie wol - ten kurtzumb Majoriten ſeyn / da doch Chriſtus nur den Mino - riten-Orden liebet / ein jeder auß ihnen wolt der groͤſte ſeyn / quis eorum videretur eſſe Major, ich bin der groͤſte / ſagt der Petrus, was zweiffelts vil / dann mir der HErꝛ das Pabſthum ſchon verheiſſen / Holla! ſagt Andreas, ſtill mit ſolchen Stich - Reden / wer ſoll dann groͤſſer ſeyn / als ich? hat mich doch derHErꝛ193vmb ein ſo geringes Gelt.HErꝛ zum allererſten beruffen. Was? ſagt Joannes, ich glaub / ihr redet im Traum / ich / vnd kein anderer / wird der groͤſte ſeyn / dann ihr habt ſchon Weiber gehabt / ich aber bin noch ein junger Geſell / vnd die Jungfrauſchafft iſt ſehr in groſ - ſem Werth bey GOtt dem HErꝛn; in dem Fall laß ich mir kei - nen vorziehen / ſagt Matthæus, dann was habt ihr vmb deß HErꝛn willen verlaſſen? was? ein ſchlechtes Schiffel / ein al - tes paar Stiffel / ein geflicktes Fiſcher-Netz / ein maͤchtiger Han - del / aber ich hab Gelt vnd Gut verlaſſen / ich hab in einem Tag mehrer Gelt eingenommen / als ihr ein gantzes Jahr auff dem Fiſchmarckt geloͤſt habt / vnd gleichwol hab ich alles verlaſſen / alſo wird ich Major ſeyn; mein haltet das Maul / wie vnge - reimbt iſt euer plodern. Jch / vnd kein anderer wird der groͤſte ſeyn / ſagt Bartholomæus, dann ihr nur von gemeinen Leu - then / vnd geringem Herkommens / ich aber von Koͤniglichem Gebluͤt. Das wurd ſich ſchicken / ſagt Thomas, wann ich nit vor allen ſoll das Præ haben / ihr habt euer Lebtag nicht geſtu - dirt / vnd im wenigiſten ſeyt ihr ſchrifftgelehrt / ich aber bin ein Doctor, ich Thomas ſoll / vnd muß / kan vnd will / vnd wird der groͤſte ſeyn. Weder du / noch ein anderer / ſagt Judas Iſca - rioth, ſoll mir vorgezogen werden / bin ich nit euer Procurator, muß ich nit euch die Underhaltung ſchaffen? habt ihr nit durchVincent. Jen. 3. poſt Dom. 2. Quad. diſe meine Haͤnd die Lebens-Mittl? pfuy ſchambt euch / daß euch nur ſolt einfallen / daß mir jemand ſoll vorgehen. Quis eo - rum videretur eſſe Major. Du ehrvergeſſener Iſcarioth, ich bin gantz vnd gar auff deiner Seyten / ich gib dir mein Stimm / vnd ſag Ja / du biſt der Groͤſte / aber mit Ehren zu melden / der groͤſte Dieb; Der Babyloniſche Koͤnig Baltha - ſar war ein groſſer Dieb geweſt / indem er die guldene Geſchirꝛ auß dem Tempel zu Jeruſalem geraubt / vnd ſelbige zu Mahl - zeiten mißbraucht / auch derentwegen von GOttes Hand / an der Wand / ſolche Schand / mit dem ewigen Brand muͤſte be - zahlt werden.

Koͤnig Eduardus der Dritte in Engelland / hat nit weitPars II. B bvon194Judas verkaufft JEſum vmb ein ſo geringes Gelt.von Sandinton in Schottland ein vnſer Frau Capell ſpolirt, vnd als einer auß denſelben mit der H. Beuth nit wenig in der Kirchen prangte vnd prallte / iſt vnverſehens ein groß geſchnitz - letes Crucifix-Bild / ſo daſelbſt in der Mitte herab hangte / demH Boët. lib. 15. Boͤßwicht auff den Kopff gefallen / vnd augenblicklich den Halß gebrochen / diſer war auch ein groſſer Dieb.

Jener war ein groſſer Dieb / welcher bey naͤchtlicher Weil in die Kirchen deß H. Antonij eingebrochen / vil koſtbare SachPhilipp. Ferrar. Feb. die 14. de S. An. darauß entfrembt / er konte aber die gantze Nacht die Thuͤr nit mehr finden / durch welche er eingangen / biß er zu Morgens von der Ehrwuͤrdigen Prieſterſchafft ertappt worden.

Dieſelbe war ein groſſe Diebin / welche auß der Kirchen deß H. Remaci ein Altar-Tuch entfrembt / vnd als ſie den er -In vit. S. Remat. 3. Sept. ſten Tag hernach den Kopff gewaſchen / vnd mit beſagtem Tuch abgetruͤcknet / ſeynd ihr dergeſtalten alle Haar außgangen / daß ſie einem gebutzten Kalbskopff nit vngleich ſahe.

Jener war ein groſſer Dieb / welcher verſtohlner weiß auß der Kirchen deß H. Feliciſſimi bey Nuceria vil koſtbare Sa -Idem 16. Julij de S. Feliciſs. chen enttragen / vnd da er der Meinung geweſt / als ſeye er die - ſelbe Nacht uͤber 4. Meil entrunnen / iſt er doch Fruhemor - gens bey der Kirchen angetroffen worden.

Aber Judas Iſcarioth noch ein groͤſſerer / vnd zwar der groͤſte Dieb / welcher von dem Annas das auß dem Tempel ge - nommene Gelt erpreſt / vnd vor daſſelbige Gelt / welches haͤtte zu GOttes Ehr ſollen angewendt / oder wenigſt fuͤr ein Rari - tet in der Schatz-Kammer auffbehalten werden / zumahlen es jene Silberling ſollen geweſt ſeyn / vmb welche Joſeph, in dem 17. Jahr ſeines Alters / den Madianitern / wie oben gemelt / verkaufft worden; noch daruͤber den wahren GOttes Sohn / vnd gebenedeyten Welt-Heyland meineydig / vnd mehr als ſchelmiſch verrathen / vnd verkaufft. Billich ſagen die H. Leh - rer / hat der verruchte Judas wegen ſolcher dreyſſig Silberling die Fluch / welche der Harpffeniſt David in dem hundert vnd achten Pſalm eingeſetzt / uͤber ſich vnd allen ſeinen Anhang gezogen.

Judas195

Judas der verruchte Boͤßwicht iſt dem Allerliebſten Heyland ſo auffſaͤtzig vnd mißguͤn - ſtig worden / daß er ſo gar deſſen allerheiligſten Nah - men gehaſſet.

FReywillig / von niemand uͤberredt / gutwillig / nit hier - zu veranlaſt / gern vnd vngezwungen / nit von andern angeſporꝛt / iſt Judas von dem Apoſtoliſchen Colle - gio gewichen / die heilige Biſchoͤffliche Wuͤrde auff die Seyten geſetzt / gantz alleinig / auſſer daß ihm der Teuffel Geſellſchafft geleiſt hat / ſich bey der Rathſtuben der Hohenpriſter an einem Mittwoch laſſen anſagen / vnd ohne weitern Wort-Wechſel / oder viler Reden Umbſchweiff / gleich alſobald in diſe Wort außgebrochen: Hochwuͤrdige / vnd Gnaͤdige Herren / ich kan mir leichtlich einbilden; weſſenthalben ihr anheut in geſambten Rath habt laſſen anſagen / vngezweiffelt wegen meines Mei - ſters / deſſen neue Lehr / erſt erſonnene Satzung euer hochloͤbl. Synagog hoͤchſt ſchaͤdlich fallet / was braucht es vil nachſin - nens? wie ihr ihn moͤcht auß dem Weeg raumen: Quid vul - tis mihi dare, & ego vobis Eum tradam? Was woltMatth. 26. ihr mir geben / ſo will ich Jhn euch verrathen. Er ſagt nicht / ich will euch JEſum verrathen / ſondern Jhn / dann ſein allerhoͤchſten Nahmen kont der Schelm nicht mehr leyden / vnd iſt glaublich / wie Euthimius in Marcum gloſſirt, daß der leydige Sathan dem Judæ ſchon die Zung alſo gebun - den / daß er den ſuͤſſeſten Nahmen JEſus nit mehr konte nen - nen / weil diſe hoͤlliſche Larven in Forcht geſtanden / es moͤchte der Iſcarioth, in Außſprechung diſes Goͤttlichen Nahmens / verkehrt werden / dann die Krafft diſes allerheiligiſten Nah - mens den verdambten Geiſtern ſattſamb bekannt iſt.

B b 2JE -196Judas der verruchte Boͤßwicht

JESUS! O wie ſuͤß! JEſus / O wie ſaur! ſuͤß iſt der Nahmen JEſus denen Menſchen / ſaur iſt der Nahmen JE - ſus den boͤſen Feinden. Gleichwie die Purpur-Roſen den Bienen ſpendirt das Hoͤnig / den Koth-Kefern aber ein Gifft iſt / alſo finden die Menſchen in diſem allerheiligſten Nahmen das Suͤß / die Teuffel aber ein Spieß. JESUS / O wie ſuͤß! zu verwundern iſt jener tapffere Heldenmuth / welchen der klei - ne David wider den groſſen Goliath erwiſen / da er nemblich in Gegenwart zweyer Kriegs-Heer / in Beyſein deß Koͤnigs Saul, ſich gewagt hat wider diſen groſſen Schedl; Goliath ein vngeheurer Riß / ein gantzer Fleiſch-Thurn / mit Eyſen uͤber vnd uͤber verhuͤlt / vnd alſo ein gantz eyſerner Kerl / der David aber klein von Perſohn / ſchwach von Glidern / ſchlecht in Kley - dern / aber gut vom Gemuͤth / hat gleichwol in diſem ſo vnglei - chen Duell den groſſen Limmel mit einem Stein an die Blaſ - ſen getroffen / daß er hiervon zu Boden geſuncken / worauff der gute Schaaf-Hirt alſobald nach dem Saͤbel gegriffen / vnd ihm den Kopff abgehauffen; nach ſolcher Ritters-That vnd Victo - ri hat der David mit ſondern Ceremonien den Saͤbl in dem Tempel zu Jeruſalem auffgehengt / gleichwie bey vns annoch der Brauch iſt / die von dem Feind eroberte Fahnen in die Kir - chen zu geben / wie dann dergleichen in groſſer Menge vnd An - zahl ober der Lauretaniſchen Capellen in vnſer Wienneriſchen Hof-Kirchen zu ſehen. Es konte aber jemand mit gutem Fug ein Frag thun / weſſentwegen der David den Saͤbel in dem Tempel auffgehengt / warumb nicht vil mehr den Stein? mit dem er diſen vngeheuren Kerl zu Boden geworffen? es waͤr nit uͤbel geſtanden / wann ſolcher in Silber vnd Gold gefaſt / zu ei - ner ewigen Gedaͤchtnuß in dem Tempel waͤr auffbehalten wor - den. Es fuͤgen andere ſehr glaubwuͤrdige Urſachen bey / ich aber meinestheils halt darvor / weil nach viler Lehrern Außſag auff demſelben Stein geſchriben war der Nahmen Jehova, wel - ches ſo vil / als JEſus / alſo hab er ſolchen Stein nit wollen von ſich geben / der liebſte David, ſo er denſelben alle vnd jedes -mahl197haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.mahl bey ſich tragen / dann er glaubte / es koͤnne einem Men - ſchen in einer Gefahr nichts heylſamers / in einem Streitt nichts ſtaͤrckers / in einer Trangſahl nichts troſtreichers ſeyn / als der ſuͤſſeſte Nahmen JESUS / darumb ſoll es der Menſch fuͤr kein ſo groſſes Wunder auffnemmen / daß der Seraphiſche Franciſcus, ſo offt er in ſeinem inbruͤnſtigen Gebett den Nah - men JESUS außgeſprochen / allemahl ſeine Lefftzen abge - ſchlecht / weil er vermerckt / daß ihme diſer Allerheiligſte Nah - men JESUS wie lauter diſtilliertes Hoͤnig im Maul wor - den. Dem Samſon hat wolgeſchmeckt das Hoͤnig auß deß tod - ten Loͤwen Rachen. Den Iſraëlitern hat wolgeſchmeckt das ſuͤſſe Manna, oder Himmel-Brodt. Dem Volck deß Moyſis hat wolgeſchmeckt das helle Brunnquell / ſo auß dem harten Felſen gefloſſen / aber nit ſo gut / bey weiten nit ſo lieblich / vn - endlich nit ſo ſuͤß / wie da der Nahmen JESUS auff der Zung eines Gerechten.

Daß der H. Paulus in dritten Himmel verzuckt worden / iſt ein grundfeſte Warheit / was er aber allda fuͤr Wunder - Ding geſehen / iſt bereits vnbekannt / glaublich iſt es / daß er da - ſelbſt gelehrt / vnd vnderricht ſeye worden / wie er den ſuͤſſeſten Nahmen JESUS ſoll verehren / weil man hernach nichts oͤffters von ihme / diſem Apoſtel gehoͤrt / als den Nahmen JE - SUS. Jn ſeinen Epiſtlen allein / die er zu vnderſchidlichen geſchriben / iſt diſer allerhoͤchſte Nahm zweyhundert vnd 19. mahl zu leſen / wie er durch das tyranniſche Schwerdt entleibt worden / vnd an ſtatt deß Bluts ein weiſſe Milch gefloſſen / zu einer ſattſamen Zeugnuß / daß er vil in Chriſto gebohren / dazu - mahl iſt das heiligſte Haupt drey vnderſchidlichmahlen von der Erden auffgehupfft / vnd zu einem jeden Sprung den ſuͤſ - ſen Nahmen JESUS außgeſprochen / worauff auch zugleich drey klare Brunnquellen wunderbarlich entſprungen / die noch auff den heutigen Tag allen ankommenden frommen Pilgra - men das Waſſer ſpendiren / zu wahrer Zeugnuß / daß ſolcher al - lerheiligſte Nahmen nichts / als Suͤſſigkeit verurſache.

B b 3JE -198Judas der verruchte Boͤßwicht

JESUS / O wie ſuͤß! nit alle Memorial, welche Chri - ſto dem HErꝛn ſeynd eingereicht worden / haben das erwuͤnſch - te Fiat erhalten. Ein frommes Weib kombt zu vnſerm HErꝛn mit einer Supplication, diſes Jnnhalts / daß ſie nemblich gern ſehen wolt / daß ihre zwey bereits erwachſene Soͤhn moͤchtenMatth. 2. 7. cap. verſorgt ſeyn / vnd einer zu der rechten / der andere zu der lin - cken Hand in ſeinem Reich ſitzen / ſolches iſt ihr rund abgeſchla - gen worden. Ein andersmahl wolt einer Chriſto dem HErꝛn nachfolgen / vnd diſer war ein Schreiber / ein Cantzeliſt / der ſchlagt ihm aber ſolche Bitt rund ab / ein wunderliche Sach / als wann auß einem Cantzeliſten nicht auch kont ein Apoſtel wer - den? was ſchadet es / wann man ſchon ſagt ein Cantzeliſt / iſt ſoMatth. 8 vil / als gantz voll Liſt / kurtz dardurch zu gehen / diſer hat auch nichts bey vnſerm HErꝛn erhalten. Entgegen ſeynd etliche geweſt / welche der liebſte Heyland alſobald erhoͤrt / als da wa -Marc. 10. re der Blinde auff dem Weeg / ſolcher ſagte nur fuͤnff Wort / vnd iſt gleich daruͤber ſehend worden. Gedenck einer! ein Ca - naneiſch Weibl laufft vnſerm HErꝛn nach / bittet vmb das Heyl ihrer Tochter / welche auch alſobald geſund worden; Gedenck einer! die Teuffel ſelbſt ſuppliciren / daß ihnen dochMatth. 8. der HErꝛ moͤcht Erlaubnuß geben / in die Heerd Schweinen zu fahren / vnd ſie bekommen das Fiat. Gedenck einer! wie kombt es dann? was muß doch die rechte Urſach ſeyn? daß einige vn - ſer HErꝛ ſo bald / vnd ſo guͤtig erhoͤrt / einige aber auff offt vnd viles anhalten / nichts erhalten koͤnnen? Leſe jemand das E - vangelium von Wort zu Wort / alsdann wird er ſehen / daß / welche in ihrer Bitt den Nahmen JESUS nicht außgeſpro - chen / ſelten etwas erhalten haben / die aber in dem Nahmen JESU / wie das Cananeiſche Weibl / wie der Blinde / wie die boͤſe Feind / Jesu Fili David gebetten / dem iſt niemahlen et - was abgeſchlagen worden / dann es iſt diſer allerheiligſte Nahm ſo ſuͤß / daß er den zuweilen erbitterten GOtt zu einer Barm - hertzigkeit erweicht.

JESUS / O wie ſuͤß! in dem Nahmen hat Petrus zuJeru -199haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſu.Jeruſalem einen krumpen / armen Tropffen die gerade Glider geben. Jn dem Nahmen hat er zu Lida einen Gichtbruͤchti - gen geſund gemacht / in diſem Nahmen hat er zu Joppe die Wittib vom Todt erweckt / in diſem Nahmen hat er zu Rom ei - nem Verſtorbenen das Leben geben / in diſem Nahmen hat er den Simon Magum von einem grauſamen Hund errettet / in diſem Nahmen hat Paulus zu Lyſtris einen Krumpen gerad gemacht / in diſem Nahmen hat er in Macedonia ein beſeſſene Tochter erloͤſt / in diſem Nahmen hat er zu Rom vnd Troadæ die Todte erweckt / in diſem Nahmen iſt Joannes in einem Ke - ſel voll mit ſiedheiſſem Oel ohne Verletzung geſeſſen / in diſem Nahmen hat er die verſtorbene Truſina vom Todt erweckt / in diſem Nahmen hat er das Gifft ohne Schaden getruncken / in dem Nahmen JESU haben alle Apoſtel ſo vil / ſo groſſe / ſo herꝛliche Wunderwerck in der gantzen Welt gewuͤrckt.

Wie der H. Bernardinus Senenſis in einer groſſen vnd Volckreichen Statt in Waͤlſchland geprediget / ſeynd die Leuth alſo durch einen Apoſtoliſchen Eyffer / vnd Lehr bewegt wor - den / daß ſie gantz ſchnell nacher Hauß geloffen / Wuͤrffel vnd Bretſpiler auff offentlichem Platz zuſammen getragen / vnd ſelbige verbrennt / dann dazumahl ein ſehr groſſer Mißbrauch deß ſpilens eingeriſſen / als ſolches ein Burger daſelbſt / welcher mit Machung dergleichen Spil ſich erhalten / wahrgenommen / daß ihme hierdurch ſein Intereſſe vnd Gewinn mercklich iſt geſchmaͤlert worden / hat er ſich mit vilen Worten bey dem H. Mann beklagt / wie daß er nunmehr an Bettelſtab vnd aͤuſſer - ſte Noth muͤſſe gerathen; worauff der H. Vatter ihn befragt / ob er dann ſonſt kein anders Handwerck gelehrnt / vnd als ſol - cher mit Nein geantwortet / darauff macht der H. Bernardinus mit einem Circul auff ein Tafel einige Rundung / mahlt dar - ein die ſtrahlende Sonne / vnd in dero Mitte den ſuͤſſen Nah -Ambroſ. Righet. de mirac. Nom. Jeſ. men JESUS. Gehe hin / ſagt er / mach dergleichen / das Stuͤckl Brodt / vnd nothwendige Underhaltung wird dir niemang -200Judas der verruͤchte Boͤßwichtmanglen / diſer Burger iſt nachgehends mit lauter Bilder deß JESUS Nahm zu groſſen Reichthum gelangt.

Erſt gedachter Apoſtoliſche Mann war faſt allemahl vor lauter Suͤſſigkeit verzuckt / ſo offt er von dem Nahmen JE - SUS geprediget / vnd weil er jederzeit mit ſich auff die Cantzl ein Tafel getragen / worauff mit Gold der Nahmen JESUS gezeichnet / haben ihm ſolches etliche fuͤr ein Unmanier vnd uͤbel - lautende Neuerung außgelegt / aber GOtt wolte zeigen die Glory ſeines Nahmens. Dann als er auff ein Zeit zu Rom von beſagter Materi geprediget / da iſt der Nahmen JESUS mit einer hellſtrahlenden Sonnen vmbgeben / ober ſeiner imIbid. Lufft von maͤnniglich geſehen worden. O JESUS! wie ſuͤß iſt diſer Nahm!

Wem iſt verborgen / oder nit bekannt? was Moyſes mit ſeiner Ruthen fuͤr Wunder / uͤber Wunder gewuͤrckt hat in Egypten. Wunder im Waſſer / Wunder im Feur / Wunder im Lufft / Wunder auff Erden / Wunder vor dem Koͤnig / Wunder vor dem Poͤfel / Wunder beym Tag / Wunder bey der Nacht / Wunder allerſeits / was muß diß fuͤr ein Ruth ge - weſt ſey? Virga Dei, GOttes Ruthen iſt ſie wol genennt wor - den / aber woher ihr ſo wunderliche Krafft vnd Wuͤrckung? daher / merckt es wol / auff diſer Ruthen war geſchnitten der Goͤttliche Nahmen Jehova, welcher ein Vorbildung vnd Be - deutung geweſen deß ſuͤſſeſten Nahmen JESUS; hat alſo dazumahl der Schatten von diſem allerheiligſten Nahmen ſchonAbulenſ. Quæſt. 10. Wunder gewuͤrckt / was ſoll nit jetzt der allerherꝛlichſte Nah - men ſelbſt wuͤrcken? O ſuͤſſeſter Nahmen JESUS!

Wirſt du Menſch / wie der Job verſucht / wirſt du ver - folgt / wie der David, wirſt du haͤßlich verleimbt / wie der Abi - melech, wirſt du veracht / wie der Gedeon, wirſt du verra - then / wie der Amaſa, wirſt du beraubt / wie der Jeremias, wirſt du geſchlagen / wie Michæas, wirſt du gefangen / wie Jo - ſeph, kombſt du in alles Ungluͤck / ſo nimb dein einige Zuflucht zu dem Nahmen JESUS / alsdann wirſt du handgreifflichwahr -201haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.wahrnemmen / daß dir alle Bitterkeit ſuͤß wird / welches die liebe Apoſtel ſelbſt nit nur einmahl / ſonder allemahl erfahren. Ja ſich abſonderlich fuͤr gluͤckſeelig gehalten / wann ſie vmb denAct. 5. Nahmen JESUS willen ein Schmach thaͤten leyden.

Ein Koͤnig in der Regierung / ein Soldat in der Schlacht / ein Kauffmann in dem Gewerb / ein Handwercker in der Arbeit / ein Student in der Schul / ein Wirth in der Haußhaltung / ein Armer in der Noth / ein Frembder auff der Reiß / ein Geiſtlicher in dem Stand / ein Baur auff dem Acker. Ein Fremb der auff der Reiß wird zum beſten fortkommen / wird ihm alles nach Wunſch einkommen / wird ihm nichts bitters ankommen / wann er nur ſein Sach anſtellet in dem Nahmen JESU. Dem Krancken zu Jeruſalem bey dem Schwemm -Joan. 5. Teich ſeynd die 5. Schupffen ein Zuflucht geweſt. Dem hun - gerigen Volck in der Wuͤſten ſeynd die 5. Gerſten-Brodt außMatth. 14. den Haͤnden deß HErꝛn ein Saͤttigung geweſt. Den 5. wei - fen Jungfrauen ſeynd ihre 5. brennende Amplen ein Gluͤck ge -Matth. 15. weſt. Jenem Knecht ſeynd die 5. Zentner / welche er von ſei -Matth. 25. nem HErꝛn empfangen / ein Gewinn geweſt. Dem eingelade - nen Gaſt zur Mahlzeit ſeynd die 5. Joch Ochſen ein Wirth -Luc. 14. ſchafft geweſt. Demſelben Knecht im Evangelio ſeynd die von ſeinem Herꝛn ihme anvertraute Staͤtt ein Ehr geweſt. DieLuc. 19. von Ozia verſprochene 5. Tag ſeynd den belaͤgerten BurgernJudith. 7. in Bethulia ein Hoffnung geweſt. Den Kindern Dan ſeynd die 5. tapffere Außſpeher deß herꝛlichen Lands ein Troſt geweſt. Jud. 18.Aber dir vnd mir ſeynd die 5. Buchſtaben in dem ſuͤſfeſten Nah - men JESUS alles vnd alles.

Unſer gebenedeyter Heyland vnd Seeligmacher wolt an dem bittern Creutz-Stammen nit anderſt ſterben / als incli - nato capite, mit geneigtem Haupt / vnd zwar derentwegen / damit er alſo mit Neigung deß Haupts dem Todt die Licenz ertheile / als welcher ſich ſonſt nicht an den HErꝛn deß Lebens getraut. O gutigiſter HErꝛ / dir ſeye vnendlich gedanckt vmb diſen ſo vrbietigen Todt!

Pars II. C cIncli -202Judas der verruchte Boͤßwicht

Inclinato capite, er ſtarb mit geneigtem Haupt / dar - umb / er wolt noch ſeinen allerheiligſten Leib beſchauen / vnd vmbſehen / ob noch ein Oerthl vorhanden / welches da vnver - wundt waͤre / vnd als er ein ſolches auff der Seyten wahr ge - nommen / gab er ohne Verzug dem Longino das Zeichen / er ſolle ihme mit dem Sperꝛ / oder Lantzen die Seyten eroͤffnen / damit er vns maͤnniglich ein offenes Hertz zeige. O guͤtigiſter Heyland / dir ſeye vnendlich gedanckt vmb diſe groͤſte Barm - hertzigkeit!

Inclinato capite, er ſtarb mit geneigtem Haupt / weil dazumahl Maria ſein gebenedeyte Mutter vnder dem Creutz ſtunde / alſo wolt er durch Neigung deß Haupts / weil er mit den Fingern nit konte deuten / gleichſamb ſagen; weil ich die Welt werde verlaſſen / vnd zu meinem Himmliſchen Vatter gehen / ſo nemmet hinfuͤran euer Zuflucht zu Maria meiner ge - benedeyten Mutter / diſe wird euer Patronin verbleiben. O guͤtigiſter HErꝛ / dir ſey vnendlich gedancket vmb diſe groͤſte Gnad.

Inclinato capite, er ſtarb mit geneigtem Haupt / darum - ben / weil daſelbſt / nach gemeiner Außſag / der Adam ſolle be - graben ſeyn / alſo wolt er diſem ankuͤndten / nunmehr ſoll er ge - troͤſt ſeyn / die Schuld / ſo er am Baum gemacht / ſeye bereits auff dem Baum bezahlt worden. O treueſter GOtt / dir ſeye vnendlich gedanckt vmb diſen groͤſten Favor vnd Lieb.

Inclinato capite, er ſtarb mit geneigtem Haupt / dar - umb / weil dazumahl etliche fromme Weiber vnd Matronen vnder dem Creutz ſtunden / bitterlich weinten / vnd ſeufftzeten / alſo neigte er ſein heiligſtes Haupt / ſolche Weiber-Andacht de - ſto beſſer anzuhoͤren. O guͤtigiſter GOtt / dir ſeye vnendlich gedanckt vmb diſe allzugroſſe Demuth!

Inclinato capite, er ſtarb mit geneigtem Haupt / darum - ben (laſt vns ſolches wol in Obacht nemmen / vnd fein feſt in vnſer Gedaͤchtnuß eintrucken) darumb ſtarb er mit geneigtem Haupt / weil ober ſeiner ſtunde geſchriben / in dreyerley Spra -chen /203haſſet den allerheiligiſten Nahmen JEſus.chen / der ſuͤſſeſte Nahmen JESUS / I. N. R. I. dem wolt er erſtlich / mit Neigung deß Haupts / ſelbſt Reverenz machen. Zum andern wolt er ſein heiligſtes Haupt neigen / damit maͤn - niglich ober ſeiner den Nahmen JESUS koͤnne leſen / vnd ſein einige Zuflucht ſchoͤpffen zu diſem ſuͤſſeſten Nahmen. Kom - met vnd ſehet / ihr getroͤſte Adams-Kinder / alles / alles hat GOttes Sohn verſchenckt am Creutz / ſeinen Geiſt hat er ge - ben dem Himmliſchen Vatter / ſein Mutter dem Joanni, ſei - nen Leib dem Joſeph von Arimathæa, ſeine Kleyder denen Soldaten / ſein Paradeyß dem Schaͤcherer / ſeinen Nahmen JESUS aber hat er offentlich auff die Hoͤhe deß Creutz laſſen auffſetzen / I. N. R. I. als bleibe diſer ein Troſt deß geſambten Menſchlichen Geſchlechts.

Das hat erfahren der H. Gregorius Turonenſis, wel - cher ſchon in ſeiner Jugend von dem Himmel iſt vnderricht wor - den / er ſolle ſeinem krancken Vatter vnder das Haupt-Kiß ein Tafel legen / worauff der Nahmen iĤs verzeichnet / ſo baldRibadin. in vit. ſolches geſchehen / iſt der Krancke von Stund an zur vorigen Geſundheit gelangt.

Das hat erfahren jener vnglaubige Heyd vnd Sarace - ner / welcher die Flucht genommen in Luſitania, willens da - ſelbſt den Catholiſchen Glauben anzunemmen / weil er aber et - liche Tag / bey geweſter Sommer-Hitz / ohne Tranck ware / vnd derenthalben bereits ſich auff die Erden nidergeworffen / vnd den harten Todt erwartet / ſo fallt ihm aber noch ein / daß er oͤffters von den gefangenen Chriſten den Nahmen JESUS gehoͤrt / ſprach hierauff den ſuͤſſeſten Nahmen drey - oder vier - mahl auß / ſihe Wunder! da war ihm nit anderſt / als thue ihmBenedict. Ferdinan. in Gen. 32. einer ſeinen außgedorꝛten Schlund mit dem beſten Brunnquell erquicken / welches er nachmahls oͤffter probirt.

Das hat erfahren jener Moͤrder vnd Straſſen-Rauber / welcher vil Jahr nichts als Mordthat begangen / wie er auff ein Zeit bey finſterer Nacht ein reiſenden Prieſter angefallen / vnd ihn befragt / wer er ſeye? vnd dreymahl kein andere Ant -C c 2wort204Judas der verruchte Boͤßwichtwort erhalten / als diſe / ich bin ein Diener JEſu Chriſti / was iſt / ſagt hierauff der Moͤrder / JESUS / alleweil JE - SUS / JESUS? vnd geht hiemit darvon / diſer aller - heiligſte Nahmen auch mit Unwillen von ſolchem Straſſen - Rauber außgeſprochen / hat alſo vil gewuͤrckt / daß er den ande -Prat. Fio - rit. fol. 253. lib. 3. ren Tag ſich von gantzem Hertzen bekehrt / einen frommen vnd gottſeeligen Wandel angefangen / vnd ein ſeeliges End ge - nommen.

Das hat erfahren jener verbainte Suͤnder / der alſo in Rachgier gegen ſeinem Nechſten entzuͤndt war / daß er gantz gewiſſenloß ſich hoͤren laſſen / er woll ihm weder vmb GOttes willen / noch vmb deß Teuffels willen verzeyhen / wann er ſchon wuſte / daß er ewig deſſenthalben ſolle verlohren werden. So bald aber ſolchem ergrimbten Menſchen ein frommer Prieſter den Nahmen JESUS auff die Stirn gezeichnet / iſt er alſoIbidem. augenblicklich beſaͤnfftiget worden / als haͤtte er ein Laͤmbels - Natur angezogen.

Das hat auch ſchon erfahren im alten Teſtament ein be - ſchreytes / vnd vnzuͤchtiges Weibs-Bild / mit Nahmen Rahab, wol ein Raaben-Vieh / welche deſſenthalben auß allen Jnn - wohnern mit ſambt dem Haußgeſind ſalvirt worden / weil ſieIrenæ. lib. 4. n. 10. dem Joſue, welcher Nahm ein Figur deß Nahmens JESU / ein Ehr angethan.

O JESUS! ein Nahm uͤber alle Nahmen! Abraham ein hoher Nahm / Bariona ein freundlicher Nahm / Cephas ein ſtarcker Nahm / David ein lieblicher Nahm / Elias ein herꝛ - licher Nahm / Salomon ein troſtreicher Nahm / Gedeon ein ſiegreicher Nahm / Heli ein groſſer Nahm / Moyſes ein ſchoͤ - ner Nahm / Laban ein ſauberer Nahm / Noë ein werther Nahm / Obed ein demuͤthiger Nahm / Raphaël ein heylſamer Nahm / Tobias ein guter Nahm / aber JESUS iſt ein Nahm uͤber alle Nahmen.

Streitt ich / wie Joſue, wider die Madianiter / ſo ſollJE -205haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.JESUS mein Schild ſeyn. Reiß ich / wie Eliezer in Meſo - potamiam, ſo ſoll JESUS mein Geleitsmann ſeyn. Schlaff ich / wie Jacob auff dem Feld / ſo ſoll JESUS mein Traum ſeyn. Arbeit ich / wie Tubalcaim in ſeiner Werckſtatt / ſo ſoll JESUS mein Gewinn ſeyn. Schreib ich / wie David dem Joab, ſo ſoll JESUS mein Concept ſeyn. Bin ich kranck / wie Ezechias auff ſeinem Beth / ſo ſoll JESUS mein Lab - nuß ſeyn. Bin ich zu Waſſer / wie Jonas, ſo ſoll JESUS mein Ancker ſeyn. Bin ich zu Land / wie Booz, ſo ſoll JE - SUS mein Wohnung ſeyn. O ſuͤſſeſter Nahmen JESUS! kein Geruch kan die Naſen / kein Stimm kan die Ohren / kein Farb kan die Augen / kein Speiß kan die Zungen / kein Schatz kan die Hand alſo ergoͤtzen / wie du das Hertz der Menſchen; Der Zimmet von Zailon, die Naͤgele von Moluza, die Mu - ſcatnuß von Molucha, der Biſam auß Bego, der Weyhrauch auß Arabia, der Zucker auß Camdia iſt vnendlich nit ſo lieb - lich / wie der ſuͤſſeſte Nahmen JESUS / welchen der Ertz - Engel Gabriel von dem Himmel gebracht. Probier es nur je - mand / ſo er diſer meiner geringen Feder nit glauben will / vnd ſprech bedachtſamb mit reiner Zungen den Nahmen JESUS auß / ſo wird er ſehen / wird es ſpuͤhren / daß ein ſondere Ergoͤtz - lichkeit das Hertz einnemme / vnd mit einem ſuͤſſen Troſt die Seel erfuͤllet werde.

Jn dem Auguſtiner-Cloſter zu Vadaia, bey S. Catharina genannt / werden Stein angetroffen / die alſo wachſen / welcheEuſeb. lib. de mirac. Nat. c. 6. ein Figur vnd Geſtalt haben wie ein Hertz / vnd auffdemſelben ein Rad / daß alſo Auguſtinus vnd Catharina zuſammen ſtim - men / das ſeynd ſchoͤne Stein.

Underhalb deß Bergs Calvariæ ſeynd 4. ſteinerne Sau -Petr. S. c. 29. de miracul. len / welche das gantze Jahr das Waſſer von ſich geben / als thun ſie noch beweinen das bittere Leyden Chriſti / das ſeynd mitleydige Stein.

Zu Uſenah in Hibernia hat der H. Patritius die Stein vermaledeyt / welche dann auff den heutigen Tag noch diſenC c 3harten206Judas der verruchte Boͤßwichtharten Fluch tragen / maſſen von ſelbiger Zeit an diſe Stein zuIn vit. c. 100. keinem Gebaͤu tauglich / vnd ſo man ſie zu einer Maur braucht / fallt dieſelbe alſobald ein / das ſeynd uͤble Stein.

Jn dem Bach Cedron bey dem Geſtadt deß Tyberiſchen Meer / auff dem Berg vnweit Nazareth / allwo die Juden vn - ſern lieben HErꝛn haben ſtuͤrtzen wollen / zu Rom in der Kir - chen S. Sebaſtiani, vnd an vilen anderen Orthen zeiget man Stein / worin die Fußſtapffen Chriſti eingetruckter zu ſehen / das ſeynd wunderliche Stein.

Wie Anno 787. von den Mahometa nern die herꝛliche Statt Corduba eingenommen worden / iſt ein gefangener Chriſt in dero Tempel / ſo ſie Moſchee nennen / eintretten / da - ſelbſt zum Schimpff dero Jrꝛthum mit dem Nagel auff ein har - ten Marmor die Bildnuß deß gecreutzigten Chriſti gemacht /Pag. 325. welche auff den heutigen Tag zu ſehen / vnd auff kein Weiß kan außgeetzt werden / das iſt ein heiliger Stein.

Zu Coͤlln zeigt man einen Stein / worauff ein Prieſter die heiligſte Hoſtien fallen laſſen / welche ihr gantze Rundung ſambt der Bildnuß alſo eingetruckt / als waͤre der Stein zu ei -Ibid. nem Wachs worden / da es doch der haͤrteſte Marmor gewe - ſen / das iſt ein Wunder-Stein.

Aber ein Stein uͤber alle Stein / deme alle Edlgeſtein muͤſſen weichen / deme der koſtbare Diamant ſelbſt den Vorzug laſſet / iſt zu Wienn in der vnbeſchreiblichen Schatz-Kammer deß Roͤmiſchen Kayſers zu finden / daſelbſt zeigt man eine ſtei - nerne Taza auß Agath, ſehr groß / in welcher von Natur durch gewiſſe weiſſe Adern der ſuͤſſeſte Nahmen JESUS zu ſehen / als waͤre er von der beſten Hand geſchriben worden. Diſes Stein halber kan fuͤglich das Durchleuchtigſte Hauß Oeſter - reich Steinreich genennt werden; wie es dann allen koſtbaren Sachen daſelbſt diſen Stein fuͤrziehet / vnd in hoͤchſtem Werth haltet / vnd iſt wol zu glauben / es habe GOtt auß ſondern Ge - naden diſem hoͤchſten Hauß ſolchen Stein in Garten geworf - fen. Salomon hat ſich vor diſem beruͤhmt / er habe zu Jeruſa -lem207haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.lem ſo vil Silber / als Stein / dermahlen beruͤhmt ſich vnſer Gnaͤdigſter Kayſer LEOPOLDUS, er habe Stein / die ihm lieber ſeynd / als Gold. O wol gluͤckſeeliges Hauß / du kanſt ja nit zu Boden fallen / weil du ein ſtattlichen Eckſtein haſt / worauff der ſuͤſſeſte Nahmen JESUS. Zu wuͤnſchen waͤ - re / daß alle Menſchen ſolche ſteinerne Hertzen haͤtten / worauff der Nahmen JESUS gezeichnet / wie da geweſt das Hertz deß H. Martyrers Ignatij, in welchem nach ſeinem Todt ſol - cher ſuͤſſeſte Nahmen mit Gold geſchribener gefunden worden.

JEſus / O wie ſuͤß diſer Nahm! als die uͤbergebenedeyte Jungfrau Maria von dem Himmliſchen Geſandten Gabriel den Gruß empfangen / iſt ſie nit wenig hieruͤber erſchrocken / turbata eſt, ſie hat ſich nit wenig entſetzt / vnd hat das Jung - fraͤuliche Hertz / ob ſolcher vngewoͤhnlicher Sach ſtarck angefan - gen zu ſchlagen / ſo bald aber der Ertz-Engel mit dem ſuͤſſeſten Nahmen JEſus auffgezogen / vocabis Nomen ejus Jesum, gleich vnd vnverzuͤglich iſt alle Forcht entwichen / das Gemuͤth mit hoͤchſtem Troſt erfuͤllet worden / das Hertz vor Lieb ent - zuͤndt / die Zung mit einer demuͤthigſten Antwort dem Engel begegnet / daß alſo der ſuͤſſeſte Nahmen JEſus / gleich einem hellſtrahlenden Sonnen-Glantz / alle truͤbe Wolcken von dem Hertzen vertriben.

Haͤtt Jonas im Wallfiſch / haͤtt Joſeph im Kercker / haͤtt Suſanna im Garten / haͤtt Jeremias in der Tieffe / haͤtt Noë in der Archen / haͤtt Daniel in der Gruben / haͤtt Job auff dem Miſthauffen vmb den Nahmen JEſus gewuſt / waͤr ihnen all ihr Truͤbſahl vnd Trangſahl gar leicht vorkommen. Aber der guͤtigiſte GOtt hat diſen Troſt dem alten Teſtament entzogen / vnd erſt nach ſo vil Zeiten diſen Schatz durch den Ertz-Engel Gabriel der Welt geſchenckt / worfuͤr wir vnendlich ſollen dan - cken; Es war ein beſondere Anſtalt deß Himmels / daß ſolches Kleinod durch keinen andern Engel / oder Ertz-Engel ſolte der Welt uͤberbracht werden / als durch den Gabriel / welcherver -208Judas der derruchte Boͤßwichtverdolmetſcht wird / Fortitudo Dei, die Staͤrcke GOt - tes / auff daß wir Adams-Kinder ſollen erkennen / daß vns durch den Nahmen JEſus alle Staͤrcke vnd Krafft ſeye mitge - theilt worden.

Es iſt gar wol zu glauben / daß die Loͤbliche Societet Jesu ſo groſſen Progreſs, ſo herꝛlichen Fortgang in ſo kurtzer Zeit faſt in der gantzen Welt genommen / meiſtens durch nichts anders / als durch den Nahmen JEſus / welchen ſie von ihrem Patriarchen Ignatio, als ein reiche Erbſchafft vnd Vaͤtterli - chen Verlaß / erhalten; weſſenthalben ihre Collegia vnd Haͤuſer in allem gleich ſeyn dem Hauß / worin Magdalena die koſtbare Salben außgoſſen / daß alſo das gantze Hauß darvon den Geruch bekom̃en. Domus repleta eſt odore. Was iſt an - derſt der heiligſte JEſus-Nahm / als ein koſtbarer Balſam vnd herꝛliches Oel. Oleum effuſum Nomen tuum, deſſen lieb - ſter Geruch in allen Orthen der Societet geſpuͤhrt wird / maſ - ſen bey ihnen allerſeits nichts mehrers geſehen / noch gehoͤrt / noch geehrt wird? als der heiligſte JEſus-Nahm / vnd ſcheint / als haben ſie ihr ſchoͤnes Sigill von der Himmliſchen BrautCant. 8. ſelbſt zu leyhen genommen: Pone me, ut ſignaculum ſuper cor tuum.

Wie der H. Edmundus, als ein kleiner Knab noch in ſeiner H. Unſchuld / zu Pariß ſich auffgehalten / iſt ihm ein holdſeeliger Knab erſchinen / vnd ihn mit diſen Worten an - geredt: Salve dilecte mi! willkomb mein Liebſter! Edmun - dus verwunderte ſich hieruͤber nit wenig / mit Meldung / er kenne ihn nicht / deme aber diſer holdſeeligſte Knab befohlen / er ſolle ſeine Stirn wol betrachten / was darauff geſchriben ſeye / vnd ſihe / Edmundus liſet auff dem Stirn folgenden Nahmen /Vincent. in Specul. Hiſt. l. 3. cap. 68. Jesus Nazarenus, wird anbey ermahnt / er ſolle diſen Nah - men moͤglichiſt verehren / denſelben fleiſſig an die Stirn zeich - nen / vnd ſeye nachmahls ſolcher ein gewiſſes Mittl vor den gaͤ - hen vnd vnverſehenen Todt.

JE -209haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.

JEſus / O wie ſuͤß iſt diſer Nahmen vns Menſchen! JEſus / O wie ſaur iſt diſer Nahm den boͤſen Feinden! Ein ſehr groſſe Battaglia, vnd grauſames Gefecht iſt vorbey gan - gen im Himmel / allwo der Ertz-Engel Michaël mit ſeinen Al - lijrten wider den hochmuͤthigen Lucifer, vnd ſeinen geſamb - ten Anhang geſtritten / der Kampff ware beederſeits hart vnd ernſtlich / zumahlen der ſtreittenden Anzahl ſich in vil Million erſtreckt / weil aber der Ertz-Engel Michaël, als ein herꝛlicher Kriegsfuͤrſt ſeinem gantzen Heer hat vorgetragen / daß ein jeder mit trefflicher Guraſchi / vnd gutem Heldenmuth ſoll in dem Nahmen JEſus den Angriff thun / diſen allerheiligſten Nah - men anruffen / nachdem ſolches geſchehen / iſt vnverweilt der Lucifer in die Flucht geſchlagen / vnd ſambt den Seinigen zu ewiger Schand vnd Spott auß dem Himmel verjagt / vnd in Abgrund geſtuͤrtzt worden / von welcher Zeit an allen hoͤlliſchen Larven der Nahmen JEſus noch ſaur / vnd erſchroͤcklich vor -Som̃i 391. de Cir - cumciſ. kombt; dahero ich mit anderen / vnd andere mit mir dem Teuf - fel koͤnnen ein Trutz bieten. Trutz Teuffel / vor diſem haſt du der Evæ einen Apffel gezeigt / jetzt zeig ich dir die Feigen. Trutz! dem H. Antonio biſt du erſchinen / wie ein Beer / du Bern - haͤuter / dem H. Wolffgango biſt du erſchinen / wie ein Hund / du Hunds-Naſen. Dem H. Romualdo biſt du erſchinen / wie ein Ochs / du Ochſen-Kopff. Dem H. Martino biſt du erſchi - nen / wie ein Wallfiſch / du Stockfiſch. Dem H. Remigio biſt du erſchinen / wie ein Eſel / du Eſels-Kopff. Trutz! du kanſt kommen mit Bruͤglen / mit Striglen / mit Stoͤcken / mit Bloͤ - cken / mit Schleglen / mit Keglen / mit Stangen / mit Zangen / mit Gablen / mit Sablen / mit Steiner / mit Beiner / mit Knech - ten / mit fechten / mit allen Teufflen / gleichwol trutz! Trutz dir vnd allen den Deinigen / dann dein Staͤrcke wird ſchwach / dein Zorn wird vernicht / dein Gewalt wird ohnmaͤchtig / dein Ver - ſuch wird verlacht / wann ich allein den ſuͤſſeſten Nahmen JE - ſus außſprich. O wie ſaur iſt diſer Nahmen der Hoͤll!

Der ſeelige Joannes Capiſtranus hat einmahl ein eyff -Pars II. D drige210Judas der verruchte Boͤßwichtrige Predig gehalten von dem allerheiligſten Nahmen JEſus; vnd damit er dem Volck vnder dem freyen Himmel / welches in die hundert zwaintzig tauſend ſtarck war / deſto kraͤfftiger her - vor ſtreiche / wie derſelben dem Engel ein Freud / dem Men - ſchen ein Huͤlff / dem Teuffel ein Schrocken ſeye / hat er in Krafft vnd Nahmen JEſu den hoͤlliſchen Larven ernſtlich befohlen / ſie ſollen ſich gegenwertig ſtellen / vnd den ſuͤſſeſten Nahmen JEſu / welchen er dazumahl auff einer Tafel gemahlter in der Hand gehalten / mit gebuͤhrender Reverenz anbetten vnd ver - ehren / worauff in Gegenwart deß gantzen Volcks ein vnzahlba - re Anzahl der boͤſen Geıſter / mit vnderſchidlichen wilden Ge - ſtalten im Lufft erſchinen / vnd neben jaͤmmerlichen heulen vnd erſchroͤcklichen Stimmen den Kopff geneigt / vnd wider ver - ſchwunden.

Ja / man kan es probiren / wie es dann die vilfaͤltige Er - fahrnuß gibt / wann man einen boͤſen Feind in einer beſeſſenen Perſohn beſchwoͤren thut / daß meiſtentheils diſer hoͤlliſche Gaſt ſich widerſpenſtig zeige / ſo bald man aber befilcht / er ſoll den Nahmen JEſus verehren / alſobald wider ſeinen Willen wird / vnd muß der Beſeſſene die Knye biegen. Es werden die Ju - den vnd hartnaͤckige Hebreer ſelbſt bekennen / daß ſie in gewiſſenFranciſc. Georg. Venet. in Harmon. Mund. Cant. 2. t. 2. c. 16. Aengſten / vnd groſſen Gefahren mit keinen Nahmen / deren ſie ſehr vil GOtt zueignen / ſo vil richten / als mit dem Nahmen JEſu / vnd glauben / daß die Wuͤrckung vnd Krafft aller Goͤttlichen Nahmen vnd Titl ſeye gantz vnd gar in den Nah - men JEſu uͤberſetzt worden.

Zu Pergamo in Waͤlſchland ware ein junge Tochter / welche bey naͤchtlicher Weil in der Schlaff-Kammer ihres Vatters zu Venedig gantz nackend gefunden worden / nach - dem man ſolche in der Fruhe / als ein Befreunde erkennet / vnd mit Kleydern ehrlich bedeckt / iſt ſie hernach befragt worden / wie vnd was geſtalten ſie dahin kommen ſeye / welches ſie mit vilen weinen / vnd ſtarcken betauren gantz vmbſtaͤndig erzehlt / diſe Nacht / ſagte ſie / hab ich wahrgenommen / daß mein Mut -ter /211haſſet den aller heiligſten Nahmen JEſus.ter / der Meinung / als ſchlaffte ich / vom Beth auffgeſtanden / vnd den Leib mit einer Salben / welche ſie auß einem verborge - nen Geſchirꝛ genommen / zimblich angeſchmiert / nachmahls ſich auff einen Stoͤcken / oder Beſenſtill geſetzt / vnd zum Fenſter hinauß gefahren / nach ſolchem hat der Vorwitz mich vnbehut - ſames Maͤdl auch dahin veranlaſt / daß ich gleichmaͤſſig ſolche Salben gebraucht / vnd folgſamb wider meinen Willen eben daher geflogen / allwo ich mein Mutter angetroffen / welche ſich nit wenig ob meiner Gegenwart entſetzt / als ich aber ſahe / daß ſie diſen neuen kleinen Knaben ım Bethel gefaͤhrlich nachge -Delri. in Diſquiſ. Magica. lib. 2. quæſt. 16. ſtellt / vnd mir mit dem Finger zu ſtillſchweigen getrohet / hab ich den Nahmen JEſu außgeſprochen / woruͤber die Mutter verſchwunden / vnd ich alſo allhier verlaſſen worden. Unzahl - bar vil dergleichen Begebenheiten konten da beygebracht wer - den / worauß klar erhellet / wie erſchroͤcklich denen boͤſen Gei - ſtern falle der Nahmen JEſu / wie geſchwind ſolcher all dero Macht zu Rauch mache / vnd weit beſſer dem Sathan die Staͤrcke genommen werde durch den Nahmen JEſu / als dem Samſon durch die ſchoͤne Dalilæ.

Der heiligmaͤſſige Mann Thomas Kempenſis iſt von dem Teuffel vnd hoͤlliſchen Sathan bey naͤchtlicher Weil uͤber alle maſſen geplagt worden / zumahlen diſe verdambte Larven in abſcheulicher Geſtalt zu ſeinem Bethl hinzu getretten / wor - uͤber er den Engliſchen Gruß angefangen eyffrigiſt zu betten / vnd ſo bald er zu diſen Worten kommen / gebenedeyt iſt die Frucht deines Leibs JESUS / da haben ſich dieTh Kemp. ſerm. 3. ad Novit. verdambte Geiſter in die Flucht geben / daß alſo wahr iſt / was zur Apoſtl Zeiten geſchehen: Jn dem Nahmen JESU werden ſie Teuffel außtreiben.

Mit dem Stein hat David den Goliath, mit dem Nagel hat Jahel den Siſara, mit dem Schwerdt hat Judith den Ho - lofernes, mit der Lantzen hat Joab den Abſalon uͤberwunden / aber mit dem Nahmen JESUS uͤberwinden wir den hoͤlli -D d 2ſchen212Judas der verruchte Boͤßwichtſchen Feind. Samſon jagt in die Flucht die Philiſtæer, Joſue die Amalechiter / David die Ammoniter. JESUS aber die boͤſe Feind / dahero ſoll man bey den Sterbenden / allwo der boͤſen Feind Ernſt / vnd groͤſte Macht ſich einfindet / den ſuͤſſen Nahmen JEſus vor ein Schild vnd Geiſtliche Waffen ergreiffen. O was harter Kampff iſt diſer letzte in dem Sterb - Stuͤndl! weil dazumahl die verdambte Larven allen moͤglichen Verſuch thun / den armen / ſchwachen / vnd mit dem Todt rin - genden Menſchen zu uͤbervorthlen / vnd in ihre Klauen zu bringen / wer ſolches wol zu Gemuͤth fuͤhrt / der wird alle Tag / wo nit alle Stund den guͤtigiſten GOtt mit auffgehebten Haͤn - den vmb die Gnad bitten / daß er doch biß auff den letzten Ab - truck moͤge den Nahmen JEſus mit Mund vnd Hertzen auß - ſprechen / ſich wider ſolchen abgeſagten Feind darmit zu ſchutzen.

Wie JEſus Chriſtus vnſer Heyland in dem Garten Gethſemani die Todts-Aengſten außgeſtanden / hat er der - geſtalten gelitten / daß die haͤuffige Bluts-Tropffen am gan - tzen Leib / auß allen Schweiß-Loͤcheren / wie die runde KuͤgerlTom. 9. Bibl. herab gefloſſen / vnd ſpricht der Heil. Paſchaſius, daß ſolche Aengſten verurſacht habe die erſchroͤckliche Erſcheinung der hoͤlliſchen Geiſter / nit als haͤtte der HErꝛ vnd Heyland ſich ſo ſtarck entſetzt ob diſen hoͤlliſchen Larven / ſonder weil er vorge - ſehen / daß alle Menſchen in ihrem Sterbſtuͤndl ein ſo harten Streitt / vnd gefaͤhrlichen Kampff mit ſolchen verdambten Gei - ſtern werden haben.

Der groſſe H. Mann Vincentius Ferrerius erwegt wol das jenige Geheimbnuß / als der gebenedeyte Heyland ſeinen Geiſt mit groſſem Geſchrey vnd Weinen auffgeben / cum cla - more valido, zumahlen es natuͤrlicher Weiß faſt nicht konte ſeyn / daß er wegen ſo langer vnd grauſamer Marter gantz ab - gematt / haͤtte laut ſchreyen koͤnnen; muͤſſe demnach ein ſonde - re Urſach deſſen geweſen ſeyn / vnd zwar diſe / wie der boͤſe Feind Chriſtum den HErꝛn verſucht hat in der Wuͤſten / vnd damah - lens nach allem angewendten Fleiß / vnd Argliſt nichts richtenkoͤnnen /213haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.koͤnnen / reliquit eum ad tempus, ſo hat er ihn auff ein Zeit verlaſſen / vnd gedacht / er wolle warten biß auff ſein Todt-Be - thel / ſo bald nun Lucifer vermerckt / daß Chriſtus auff dem Creutz bereits zum Todt nahete / hat er alſobald ein ſchnellen Auffbott an alle Teuffel ergehen laſſen / welche dann vnverzuͤg - lich vom Lufft / vom Waſſer / von der Erd / von der Hoͤll ſich auff den Berg Calvariæ verfuͤgt / daſelbſt Million tauſend - weiß in den ſchroͤcklichſten Geſtalten vnd Larven erſchinen / Lu - eifer aber in eigner Perſohn / vnd dem rechten Zwerch-Holtz deß Creutz ſich eingefunden / vnd drey gantzer Stund / als damah - len ein Finſternuß worden uͤber den gantzen Erdboden / mit aller Macht vnd Kraͤfften / vnd Gewalt geſucht den ſterben - den Chriſtum zu ſtuͤrtzen / vnd in ſeinen Gewalt zu bringen; wie dann ſolches der Sathan ſelbſt bekennt dem H. Martino, als diſer H. Biſchoff in das Todt-Bethel gerathen / vnd ihn der boͤſe Feind zu ſchroͤcken / zu verſuchen ſich vnderſtanden / hat ihn der H. Mann mit harten Worten angefahren / quid aſtas cruenta Beſtia? was ſteheſt du da / du grauſame Beſtia? du findeſt nichts tadlhafftes an mir / worauff der Sathan gantz trutzig geantwort / aſtiti Chriſto, cur non tibi? ich bin in Chriſti Todt gegenwertig geweſt / warumb nicht bey dir? Jn hertzlicher Erwegung deſſen / daß ein jeder Menſch in ſeinem Sterbſtuͤndl von hoͤlliſchen Feinden vnbeſchreiblich angetaſt / vnd geplagt werde / hat JEſus mit lauter Stimm auffge - ſchryen / vnd auß Mitleyden gegen vns bitterlich geweint. Al - ſo bezeugen uͤber die Wort / tunc reliquit, Matth. 4. cap. Auguſt. Gregor. Athanaſius, Theodoretus.

Jn der Chronick S. Dominici wird von dem ſeeligen Jo - anne Taulero geleſen / was ſolcher fuͤr Verſuchung vnd Streitt in ſeinem Sterbſtuͤndl außgeſtanden; der ware jederzeit ein Mann eines ſehr heiligen Wandls / alſo daß er mehrmahlen in ſeinen Predigen verzuckt worden / welches nicht ein geringes Zeichen ſeiner Heiligkeit / diſer gottſeelige Diener Gottes Tau - lerus kombt in das Todt-Bethl / in die letzte Todts-Aengſten /D d 3in214Judas der verruchte Boͤßwichtin welchen er einen ſolchen hefftigen Streitt vnd Kampff auß - geſtanden / vnd von den vnſichtbaren Feinden alſo geaͤngſtiget worden / daß vil auß ſeinen vmbſtehenden Ordens-Leuthen vnd Geiſtlichen vermeint / diſer Mann ſeye / auß gerechtem Urthl GOttes verdambt worden / nachdem er aber in diſem erbaͤrmli - chen Kampff mit Hitz vnd Schwitz die Seel auffgeben / ſo iſt er naͤchtlicher Weil einem ſeinen guten Freund / einem Religio - ſen erſchinen / welcher anfangs an ſolchem Geſicht erſchrocken / nachdem er aber von ihm getroͤſt worden / vnderſtehet er ſich zu fragen / wer er ſeye? Ego ſum Joannes Taulerus, ware die Antwort / ich bin Joannes Taulerus, dein geweſter guter Freund. Der andere fraget ferners / in was Stands er ſich be - finde / zumahlen er in ſeinem Todt-Bethl ſolche verzweiffelte Geberden gezeiget / daß vil hierdurch vermuthet haben / er ſeye verdambt / darauff Joannes Taulerus geantwort / liebſter Fra - ter, ſprache er / die boͤſe Geiſter auß der Hoͤll haben mich alſo mit ihren Geſtalten gequellt in meinem Todt-Bethl / mit ſol - chem Liſt mich angegriffen / mit ſo groſſer Ungeſtuͤmmigkeit mich vmbgeben / daß / wann mir die Goͤttliche ſondere Gnad nicht waͤre beygeſprungen / waͤre ich bald in ein Verzweifflung gera - rathen / liebſter Frater, wann ich in meinen letzten Todtsnoͤ - then haͤtt koͤnnen reden oder ſchreyen / ſo haͤtt ich dermaſſen ge - heult vnd geſchryen / daß mein Stimm weit vnd breit waͤre erhollen.

Diſes iſt begegnet einem gottſeeligen Religioſen / einem / der ein Spiegl war der Vollkommenheit / einem / der ſein Le - ben im Dienſt GOttes zugebracht / einem / der nichts vmb die Suͤnd gewuſt / was wirſt du zu gewarten haben? du Suͤnder? der nach der Welt Regl lebt / ſtrebt / vnd Schwebt? du? der weniger gute Werck / als Blumen zehlt der rauhe Februarius? diß iſt begegnet Chriſto dem HErꝛn ſelbſt / welcher der Brunn vnd Urſprung aller Heiligkeit / wie wird es dann dir gehen / O ſuͤndiges Adams-Kind? der du alle Tag / alle Stund / vnd faſt alle Augenblick / entweders die Gebott GOttes / oder die Ge -bott215haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.bott der Kirchen / oder die Gebott der Natur uͤberſchritten. Mich wundert nit / daß Philippus der Dritte groſſe Monarch in Spanien in ſeinen Todtsnoͤthen auffgeſchryen / wolte GOtt / wolte GOtt / ich waͤre diſe 22. Jahr / in denen ich die Cron vnd Scepter gefuͤhrt / ein armer Einſidler geweſt in einer wil - den Wuͤſten / warumb Philippe? darumb / diſe verruchte Gei - ſter aͤngſtigten ihn wegen ſo vil Million Seelen / von denen er allen ſoll bey GOtt Rechenſchafft geben. Mich wundert nit / daß der H. Ludovicus Bertrandus oͤfftermahls mitten in ei - nem Diſcurs vnd Reden darvon geloffen / ſich in ein Zell ein - geſperꝛt / geheult vnd geweint / vnd den Kopff auff die Erd ge - ſtoſſen / vnd als er deſſenthalben wurde befragt / gab er die Ant - wort / wie kan ich ruhig ſeyn / weiß ich doch nit / was ich in mei - nem letzten Stuͤndl fuͤr ein Sentenz werde empfangen; Mich wundert nicht / daß der H. Einſidler Hilarion, deſſen Leben mehr einem Engliſchen Wandl gleichete / in ſeinem Todtbethl an gantzem Leib gezittert / vnd ſeiner Seel endlich ſelbſt zuge - ſprochen / mein Seel / was foͤrchteſt du dich dann? 80. gantzer Jahr haſt du GOtt gedient / vnd foͤrcheſt noch den Todt? Mich wundert deren aller nit / zumahlen der H. Thomas von Aquin außgeſagt / daß ein ſolcher Streitt / vnd grauſamer Kampff in eines jeden Sterbſtuͤndl wegen der hoͤlliſchen Feind entſtehe / daß / wofern nit ein ſondere groſſe Gnad GOttes zu Huͤlff komme / keiner / oder gar wenig ſeelig werden.

Abſalon ſchoͤner als froͤmmer / liebreicher als lobreicher / holdſeeliger als gottſeeliger / zumahlen ſeine Haar dem gezoge - nen Goldfaͤden gleichten / den Trutz gebotten / wurde eins - mahls von ſeinen Feinden verfolgt / daß er Noth halber muſte die Flucht nemmen / vnd als er vnder einem Aichbaum wolte mit ſeinem Maulthier durchſprengen / iſt er mit ſeinen Strobl - Haaren hangen gebliben / dahero ihn der Joab mit einer drey - fachen Lantzen ermordt: Rabbi Salomon ſpricht / daß / wannApud To - ſtat. in 2. Reg. c. 18. qu. 12. Abſalon dazumahl haͤtte geſchwind die Haar abgeſchnitten / haͤtt er ſich gar leicht koͤnnen erretten / ſo Abſalon zur ſelbenZeit216Judas der verruchte BoͤßwichtZeit haͤtte Baroka getragen / waͤr es gut fuͤr ihn geweſt. War - umb aber daß Abſalon, welcher ohne das ein beſcheider / vnd verſtaͤndiger Printz ware / damahl ihme nicht mit dem Degen / den er auff der Seyten getragen / die Haarlocken abgeſchnit - ten? waͤre es doch leicht vnd geſchwind geſchehen geweſt? To - ſtatus mit gedachtem Rabbi Salomon ſpricht / daß Abſalon dazumahl wegen deß herbey nahenden Todts ſeye alſo erſchro - cken / daß er nicht gewuſt hat / was er ſoll anfangen / der balde Todt / die offene Hoͤll / der Teuffel auff der Seyten / das ver - letzte Gewiſſen / die herzu nahende Ewigkeit / der vngewiſſe Sentenz entruͤſten den armſeeligen Menſchen dazumahl / daß er nit weiß / was er ſoll anfangen / forderiſt der vnſinnige Ge - walt / die grauſame Ungeſtuͤmme der verdambten Larven aͤng - ſtıgen den elenden Sterbenden dermaſſen / daß leyder gar vil in den letzten Zuͤgen in Verzweifflung gerathen.

Mit meinem Gewiſſen bekenn ich es / daß ich einsmahl zu Wienn (geſchweige die Zeit vnd Gelegenheit) einem Ster - benden beygeſtanden / welcher dergeſtalten getobt / als wie ein bruͤllender Loͤw / es ſtunden ihme die Augen gantz offen / feurig außgetriben / die Zung gar wol ein halbe Spannlang auß dem Rachen herauß geſtreckt / die Haar uͤberſich / wie man zu ſagen pflegt / gen Berg / der haͤuffige Schweiß auff dem Angeſicht / in allem ein ſo abſcheuliche vnd entſetzliche Geſtalt / daß mein Bruder Laicus, der vorhin ein behertzter Soldat etlich Jahr geweſen / ſambt anderen 6. Perſohnen die Flucht auß der Kam - mer genommen / vnd mich allein in diſem erſchroͤcklichen Kampff verlaſſen / wie es mir vmb das Hertz geweſt / iſt leicht zu erach - ten / vnd hat es gar nit vil gefaͤhlt / daß ich ihme nit das Geleit zum Todt geben. Jch konte auß allem diſen vnſchwaͤr abnem - men / was Angſt vnd Gewalt er von den hoͤlliſchen Geiſtern erlitten / der barmhertzigſte GOtt gebe es / daß er in ſolchem ſtrengen Kampff uͤberwunden habe (an welchem ich ſtarck zweiffle) es iſt weder diß / noch andere ein Gedicht / ſondern bleibt noch als ein Glaubens-Articul gewiß vnd wahr / daßder217haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.der Sathan all ſein Macht vnd Staͤrcke gebrauche in dem Sterbſtuͤndl eines Menſchen.

O GOtt! O GOtt! vil hat gelitten jener arme Reiſen - de von Jeruſalem nacher Jericho, als er vnder die Moͤrder vnd Straſſen-Rauber gerathen / die ihn erbaͤrmlich haben verwun - det / vnd zugericht; aber noch mehrer / vnd vnbeſchreiblich meh - rer leydt der Sterbende in ſeinem Ruhebethl / wann er reiſen will in die Ewigkeit / wie grauſamb vnd vnbarmhertzig tracti - ren ihn die hoͤlliſche Straſſen-Rauber / die mehrmahlen in ein vnzahlbare Anzahl ſich einfinden. P. Joan. Gregorius à Jesu Maria, Theologus de propaganda fide, zu Neapel auß mei - nem Orden / als er zu S. Dominico de Soriano in einer beſeſ - ſenen Perſohn den Teuffel beſchworen / hat ihm ſolcher getro - het / er wolle ihn auch aͤngſtigen in ſeinem Todt-Bethel / wor - auff der fromme Mann befragt / wie vil ihrer werden ſeyn /In Chol. de ſubdil. Chriſt. fol. 220. più che ſono ſogli, in quel boſco di Soriano, & c. mehrer / ſagte der Sathan / mehrer werden vnſer bey deinem Todt ſeyn / als Blaͤtter in dem groſſen Wald zu Soriano.

Gleichwolen / mein Adams-Kind / ſeye Getroͤſt in diſem groͤſten Streitt / in diſer vnbeſchreiblichen Angſt / in diſem letz - ten Kampff / in Mitte der Todts-Schmertzen / in Mitte der hoͤlliſchen Geiſtern / in Mitte der Zeit vnd Ewigkeit nimb dein Zuflucht zu dem ſuͤſſeſten Nahmen JESU. Aber verehre ſolchen vorhero bey deinen Lebzeiten / damit du die groſſe Gnad habeſt / dazumahlen in deinem Sterbſtuͤndl / ſolchen oͤffter auß - zuſprechen. Diſe Gnad hat gehabt der H. Ignatius Lojo -Ribadin. in vit. la, Stiffter der Societet, welcher mit dem ſuͤſſeſten Nahmen JEſu im Mund ſeinen Geiſt auffgeben. Solche Gnad hat auch gehabt / der H. Franciſcus Xaverius, welcher zu San -Turſel. l. 5. v. c. 11. cion mit diſen letzten Worten ſeelig verſchiden: O JESU du Sohn GOttes / erbarm dich meiner. Diſe Gnad hat auch gehabt der ſeelige Aloiſius Conzaga, deſſen letzte Wort vnd Lebens-Athem ware: O JESUS! Pars II. E eO JE -218Judas der verruchte BoͤßwichtO JESUS! Solche Gnad haben noch vil andere mehr gehabt / vnd ſolche wirſt du auch in deinem Sterbſtuͤndl erlan - gen / wann du bey Lebszeiten den Nahmen JEſus mit Andacht verehreſt / wann bey deinem auffſtehen das erſte Wort wird ſeyn JEſus. Wann bey deinem ſchlaffen gehen das letzte Wort wird ſeyn JEſus. Wann all dein Thun vnd Laſſen wird in dem Nahmen JEſu den Anfang nemmen / vnd das End. Wann auß deinem Hertzen vnder Tags-Zeiten bißwei - len in einem Schuß-Gebettl ein Seufftzer mit dem Nahmen JEſus außbricht / wann du in deiner Behauſung auff der Thuͤr vnd Wand den gezeichneten Nahmen JEſus-Nahm in Eh - ren halteſt / ſo dann faſſe ein ſteiffe vnd feſte Hoffnung / dein letz - ter Abtruck im Sterbſtuͤndl werde nit anderſt ſeyn / als JE - SUS vnd MARJA.

Die Naturskuͤndige ſchreiben von den Gaͤnſen / wann ſie uͤber das Meer fliegen / damit ſie durch ihr angebohrenes ſchnadern nit vnder die Greiffen / vnd nachſtellende Raubvoͤgl gerathen / alſo pflege ein jeder auß ihnen ein Steinl in Schna - bel zu nemmen / wordurch ſie der Gefahr vnd dem Undergang entgehen / vnd folgſamb auß deß Feinds Klauen entgehen. Jn vnſerem Sterbſtuͤndl / vnd letzter Lebens-Zeit muͤſſen wir alle Menſchen bereit ſeyn uͤber das bittere Meer deß Todts in ein anders Land / vnd zwar in die Ewigkeit zu fliegen / auff daß wir aber denen hoͤlliſchen Raub-Voͤglen / welche in vnzahlbarer Anzahl vns nachſetzen / moͤgen entweichen / iſt nichts rathſa - mers / als ein Steinl in das Maul zu nemmen / aber was fuͤr eins?

Vernemme mein andaͤchtige Seel / was dem gottſeeligen Mann Alphonſo à Spina Franciſcaner-Ordens widerfah - ren / als erſt gedachter eyffrige Religios geprediget / vnd ſein A - poſtoliſches Abſehen ware der Seelen Heyl zu befoͤrderen / weil er aber gar ein geringen Nutzen durch ſeine Predigen geſpuͤhrt / iſt er derenthalben mit ſehr melancholiſchen Gedancken uͤber - haͤufft worden / vnd als er eineſt deſſentwegen ſehr traurig beydem219haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.dem Convent-Brunn deß Cloſters zu Valeſolet geſeſſen / ver - nimbt er ein Stimm von Himmel / er ſoll den Amper in den Brunn hinunder laſſen / vnd Waſſer herauff ſchoͤpffen / als erGonzag. in Provin. Concept. de Con - ventu Pa - lantiæ. ſolches gethan / fande er auff dem Boden deß Ampers 24. weiſ - ſe Steinlein / in welchen der heiligſte Nahmen iĤs gantz na - tuͤrlich gezeichnet ware wegen der 24. Predigen / welche alle er daſelbſt von dem Nahmen JEſu gehalten.

Solche Steinl / eyffriger Chriſt / befleiß dich in dem Sterbſtuͤndl in das Maul zu nemmen / damit du ſicher in die gluͤckſeelige Ewigkeit reiſeſt; den Nahmen JEſu behalt auff der Zung / der ſoll das beſte Krafft-Zeltel ſeyn / den Nahmen JEſu zeichne auff den Stirn / der ſoll dein beſter Umbſchlag ſeyn; bitt / vnd bitt alle die jenige / welche ſich bey deinem letz - ten Abtruck vnd Hinſcheiden werden einfinden / ſie ſollen nicht auffhoͤren / den Nahmen JESUS vnd MARJA dir in die Ohren zu ſchreyen / damit das Hertz / wann die Zung ſchon krafftloß / moͤge noch JESUS / JESUS außſprechen.

Eins iſt / weſſenthalben vil Menſchen ein Underrichtung brauchen / benanntlich / es ſteht nit wol / wann man in allen / auch vngereimbten Begebenheiten / den ſuͤſſeſten Nahmen JE - ſu ſo leicht vnd vnbedachtſamb außſpricht / wie dann bereits bey vilen der uͤble Mißbrauch eingewurtzlet / daß er zu allen / auch laſterhafften Dingen vnd Spottworten den heiligſten Nah - men JEſus zuſetzet / welchem doch Himmel vnd Erd / vnd Hoͤll die groͤſte Ehr anthun / vnd die Knye biegen. Man ſoll wol erwegen / wie einmahl der Sathan auß einer beſeſſenen Per - ſohn zu Capharnaum Chriſtum den HErꝛn angeredt: JE - SUS von Nazareth biſt kommen vns zu ver - derben. Worauff alſobald der HErꝛ dem Teuffel befohlen / obmuteſce, er ſoll das Maul halten. Ein vnverſchambteLuc. 14. Goſchen / worin meiſtens lauter Unflath / ſoll ſich nicht vnder - ſtehen den Nahmen JEſus außzuſprechen / zu einem jeden Kinder-Boſſen vnd Affenſpil ſoll man nit ſo leicht diſes herꝛ -E e 2lichſte220Judas der verruchte Boͤßwichtlichſte Kleinod hinzu werffen. Die groſſe Glocken in vorneh - men Stifft-Kirchen leut man nit alle Tag / ſonder bey ſolem - nen Feſtaͤgen / auch der Hall vnd Schall deß heiligſten Nah - men JEſu ſoll nit zu allen geringfuͤgigen Dingen gehoͤrt wer - den. Jenes Weib in dem Evangelio / wie ſie die Mutter GOttes / vnd dero liebſten Sohn wolte loben / hat allein diſe Wort hoͤren laſſen: Seelig iſt der Leib / der dich ge - tragen / ſeelig iſt die Bruſt / welche du geſogen; Sie hat ihr nicht getraut zu ſagen / ſeelig iſt der Leib / der JE - ſum getragen / ꝛc. ſoll alſo nit ein jeder Kuchl-Schlamp / nicht ein jede Gaſſen-Kerrerin ſo leicht den Nahmen JEſus auß - ſprechen / dann der allzuoͤfftere vnd vnbedachtſame Außſpruch diſes heiligſten Nahmens mehrer zu einer Unehr gereicht / vnd einer Verachtung / vnd Gering-Schaͤtzung nicht vngleich iſt / welches dann dem Himmel hoͤchſt mißfallet; Es war Pilatus ſo ſcrupulos daß er vorher die Haͤnd gewaſchen / ehe er den Nahmen JEſus auff das Creutz geſchriben.

Es kan einen wol ſchroͤcken jenes / was da erzehlt Hadria-Had. Lyr. in triſag. lib. 2. mod. 22. nus Lyræus, daß nemblich zwey Schiffleuth von denen Meer - Rauberen außgebluͤndert / jedoch ihr Leben in einem kleinen Schiffel ſalvirt, vnd als ſie zu ſpatter Abend-Zeit in einer Jn - ſul de Re genannt / angelendet / vnd da ſie von Hauß zu Hauß vmb ein Herberg gebetten / kommen ſie vngefehr zu dem Hauß eines Ketzers / wie ſie denſelben bittlich vmb ein Nacht-Her - berg erſucht / diſer aber in grobe Wort außgebrochen / ſie fuͤr Dieb vnd Moͤrder gehalten / JESUS MARJA! ſagten ſie / ſolche ſeynd wir nit / kaum daß ſie ſolche heiligſte Wort hoͤren laſſen / eben deſſenthalben / widerſetzt der Boͤß - wicht / behalt ich euch nit uͤber Nacht / gehet gleichwol zu JE - SUS MARJA / daß ſie euch einen Underſchleiff geben. Wurden alſo die zwey gezwungen / die Nacht hindurch bey ei - ner Kirchthuͤr vnder dem freyen Himmel zu ligen / weil ander - werts kein Plaͤtzl ihnen vergunnt worden: ſelbige Nacht iſt ge -dachter221haſſet den allerheiligſten Nahmen JEſus.dachter ſchlimmer Geſell / welcher die heiligſte Nahmen alſo ge - ſchimpfft / friſch vnd geſund / vnd wolgeſaͤttiget ſchlaffen gan - gen / zu Morgens aber todt / kohlſchwartz in einem Sautrog / in Mitte deß Stalls gefunden worden / welches allen daſelbſt einen ernſtlichen Anlaß geben / ein froͤmmeren Wandl zu fuͤh - ren / in GOttes Forcht leben / vnd die heiligſte Nahmen JE - SUS vnd MARJA nit entunehren.

Fudas der laſterhaffte Geſell wird durch Einrathung / Anſpohrung / mit Huͤlff vnd Anlaß deß Sathans zu ſolcher Verraͤtherey / vnd groͤſter Untreu angetriben.

LUcas der Evangeliſche Mahler dunckt ſein Pembſel in ein ſchwartze Farb / vnd Kienrueß / entwirfft darmit den garſtigen Sathan / vnd biſſigen Hoͤllhund / wie ſolcher Schmutz-Engel den gottloſen Iſcarioth eingenommen / folgenden lauts: Es nahete das Feſt deß vngeſaͤure - ten Brodts / welches Oſtern genannt wird / vnd die Hoheprieſter vnd Schrifftgelehrten trachte - ten / wie ſie JESUM toͤdten moͤchten / ſie foͤrch - teten ſich aber vor dem Volck / es war aber der Sathan in den Judam gefahren / der mit demLuc. 22. Zunahmen Iſcarioth genannt wird. Worbey zu mercken / daß der leydige Sathan nit auff ſolche Weiß ſeye in den meineydigen Apoſtel gefahren / als wolle er deſſen Leib be - ſitzen / wie jenen elenden Tropffen in der Geraſener Land - ſchafft / in welchem ein gantze Legion, das iſt ſo vil / als 6666.Luc. 8. vnreine Geiſter wonhafft waren; noch auff ſolche Weiß / wie er in den Koͤnig Saul getobet / welchen er gantz vnſinnig vnd raſend gemacht hat / ſondern nach Außſag vnd Lehr vnſers H. E e 3Vat -222Judas wird durch den SathanLib. 3. de Conſenſ. Evangel. quodlib. 3. quæſt. 3. num. 8.Vatters Auguſtini, auch nach Lehr deß H. Thomæ, iſt der Sathan nur in den Iſcarioth gefahren mit ſeinen boͤſen Ein - rathungen / laſterhafften Gedancken / vnd gottloſen Anleitun - gen / wordurch der verkehrte / vnd vorhin ſchon diebiſche Judas zu mehreren Boßheiten angehoͤtzt / vnd endlich gar zur Verraͤ - therey deß gebenedeyten Meſſiæ angefriſcht worden / was Ubel vnd Schaden er in der gantzen Welt verurſache.

Nachdem der Allmaͤchtige GOtt mit dem kleinen Wort Fiat Himmel vnd Erd / mit diſen 4. Buchſtaben die 4. Theil der Welt ſo wunderlich erſchaffen / vnd auß dem purem Nichts erhebt / iſt ein faſt einhellige Meinung der H. Lehrer / daß da - zumahl der Allerhoͤchſte auch die liebe Engel erſchaffen / als rei - neſte Geiſter / vollkommene Geſchoͤpff / vnd uͤberherꝛliche Crea - turen / weil aber Lucifer der fuͤrnehmſte wegen ſeiner ſo hohen Gaaben ſich uͤbernommen / vnd kurtzumb wolte gleich ſeyn dem Allerhoͤchſten / alſo iſt er / nachdem er die Guͤte deß Himmels gar kurtz genoſſen / mit allen ſeinem Anhang durch den Ertz - Engel Michaël, vnd deſſen geſambten Allijrten von dem Him - mel verſtoſſen worden / worvon der meiſte Theil in den Ab - grund / als in ein ewige Gefaͤngnuß vnd Kercker / welcher die Hoͤll genennt wird / verbandiſiret; Einer vnzahlbaren Anzahl aber diſer abtrinnigen Engel ſeynd auff der Welt / jedoch nicht ohne bey ſich habender hoͤlliſchen Peyn verbliben / von welchen verdambten Larven / vnd teuffliſchen Abendtheuer ſo vil uͤbles in der Welt erweckt wird.

Die Catholiſche Kirch vnder anderen loͤblichen Satzun - gen ſchreibt auch die Weiß vnd Manier / wie man ſolle den boͤ - ſen Feind beſchwoͤren in einem beſeſſenen Menſchen / vnd zwar anfaͤnglich wird dem Prieſter aufferlegt / daß er gleich den Na - men deß Teuffels ſoll erforſchen / mit diſen Worten: Jch be - filch dir vnreiner Geiſt / durch die Geheimbnuß der Menſchwerdung / deß Leydens / der Auffer - ſtehung / der Himmelfahrt vnſers HErꝛn JEſuChriſti /223zu groͤſter Untreu angetriben.Chriſti / durch die Sendung deß H. Geiſtes / vnd durch die Ankunfft vnſers HErꝛn zu dem letzten Gericht / ſag mir deinen Nahmen. Worauß dann folgt / daß die verdambte Geiſter gewiſſe Nahmen haben / die ihnen zwar nit wegen ihrer Natur / ſonder wegen ihrer Opera - tion vnd Wuͤrckung geſchoͤpfft worden. Auß Goͤttlicher H. Schrifft / vnd anderer Lehrer kan man wenig Nahmen finden ſolcher boͤſen Geſpenſter / auſſer diſe / Lucifer, Leviathan, Mammon, Aſmodæus, Belzebub, Belphegor, Baalberit, Aſtaroth, Abaddon, Merim, Reſcheph, Beemoth, Belial, Lillit, &c. welche alle / nach Beweißthum der Lehrer / lauter Fuͤrſten vnd Regenten der anderen verdambten Engel ſeyn ſollen; dann zu wiſſen / daß auch vnder dem hoͤlliſchen Geſchwa - der / vnd vnreinem Kriegs-Heer ein Ordnung gehalten wer - de / vnd alſo einige Befelchshaber / andere Undergebene / diſer zu dem / der zu diſem verordnet / doch alle vnder dem Lucifer, als einem Ober-Haupt / welcher in Perſohn Chriſtum JEſum dreymahl in der Wuͤſten verſucht hat / ins gemein aber wird der boͤſe Feind genannt ein Rebell GOttes / ein abtrinniger Engel / ein Betruͤger der Menſchen / ein Entunehrer deß Him - mels / ein Peſt der Erden / ein Schlicker der Seelen / ein Er - fuͤller deß Ubels / ein Verwuͤſter deß Guten / ein Auffbringer deß Todts / ein Verſchwender deß Lebens / ein Feind deß wah - ren Glaubens / ein Anfaͤnger deß Jrꝛthums / ein Wurtzel aller Faͤhler / ein Verwuͤrrer deß Fridens / ein Auffwickler deß Zwy - ſpalts / ein Verfolger der Warheit / ein Vatter der Lugen / ein Kind deß Verderbens / ein Moͤrder zu Land vnd Waſſer / ein Haupt der Gottslaͤſterer / ein Meiſter der Zauberer / ein Ge - burt der Suͤnd / ein verdambte Creatur / ein ſchwartzer Mohr / ein grauſamer Hoͤllhund / ein Abgrund deß Elends / ein wildes Abendtheuer / ein alte Schlang / ein vergiffter Drach / ein ſchaͤdlicher Baſiliſc, ein vnbaͤndiges Vieh / ein vngeſtalte Lar - ven / ein hoͤlliſcher Raub-Vogl / ein blutgieriges Tiger / ein vn -erſaͤtt -224Judas wird durch den Sathanerſaͤttlicher Wolff / ein bruͤllender Loͤw / ein gifftiger Scorpion, ein ſtinckender Kothkefer / ein abſcheuliche Krott / ein verſtoh - lener Raab / ein vngeſtalter Aff / vnd (ſo ihm meiſten verdrieſt) ein ſ. v. Sau-Zucker. Jch aber bleib bey dem Nahmen allein / vnd ſag / der Teuffel ſeye ein Schelm.

Anbelangend die Anzahl der boͤſen Feind iſt ſolche vner - maͤßlich groß / alſo daß auch etliche außſagen / weil der 3te Theil der Engel gefallen / daß ſich die Zahl der Teuffel in die hundert tauſend Million erſtrecke / da doch ein Million zehenmahl hundert tauſend in ſich begreifft; eigentlich aber / vnd mit wol -S. Hieron. c. 6 ad Epheſ. gegruͤndtem Beweißthum / kan man die genaue Anzahl derſel - ben nicht wiſſen / wol aber iſt aller Lehrer feſte Meinung / als ſeye das Orth / ſo zwiſchen Himmel vnd Erd / gantz voll mit ſol -Lib. 2. divin. Ju - ſtit. c. 14. chen verdambten Geiſtern. Lactantius halt gleichfalls dar - vor / ſofern die verdambte Geiſter ſolten Leiber haben / wurden ſolche hoͤlliſche Mucken wegen ihrer vnbegreifflichen Menge beym hellen Tag den allgemeinen Sonnſchein verduncklen / deſtwegen iſt kein Orth faſt in der Welt / worin die verfluchte Mamelucken ſich nicht auffhalten / vnd ihr einiges Abſehen auff deß Menſchen Undergang haben / vnd du ſageſt noch? holl mich der Teuffel.

Es bleibt nun wider die bethoͤrꝛte Lehr / vnd grundloſe Fabel deß Alcoran in rechter Catholiſcher Warheit-Geſchloß / daß die abtrinnige Engel in ihrer verdambten Halßſtaͤrrigkeit auff ewig verharren / vnd nit / wie die in Jrꝛthum verblende A - rianer vnd Neſtorianer vorgeben / daß die Teuffel ſich noch vor dem Juͤngſten Tag durch wahre Buß vnd Reu werden bekeh - ren / vnd zur Gnad gelangen / ſonder dero Willen / vnd ver - baintes Gemuͤth iſt alſo wider den Allmaͤchtigen Schoͤpffer er - bittert / daß ſie auff ewig deſſen Huld vnd Gnad gaͤntzlich / vnd hartnaͤckig außſchlagen / vnd weil ſie dem hoͤchſten GOtt keinen Schaden koͤnnen zufuͤgen / alſo ſuchen ſie ohne Underlaß den Menſchen / welcher zum Goͤttlichen Ebenbild erſchaffen / in all -weg /225zu groͤſter Untreu angetriben.weg / vnd vnaußſetzlich ins Verderben zu ziehen / gleichwie man - cher von Rachgier angetribener Boͤßwicht / wann er ſich an je - mand nicht rechen kan / wenigiſt ſucht deſſen Behauſung in Brand zu ſtecken / alſo / weil der verdambte Sathan nicht be - maͤchtiget iſt ſeinen Grimmen an dem Allmaͤchtigen GOtt auß - zulaſſen / bemuͤhet er ſich allerſeits den Menſchen / als ein Be - hauſung vnd Wohnplatz Gottes in das ewige Feur zu werffen.

Die Geraſener waren gar uͤbel zu friden / wie bey ihnen Chriſtus der HErꝛ die Teuffel mit Speck tractirt, zumahlen was anders fuͤr ſie haͤtte gehoͤrt / die Sach hat ſich alſo zugetra - gen. Dazumahlen ſeynd zwey beſeſſene Maͤnner zu vnſeremMatth. 8. HErꝛn geloffen / auß welchen die boͤſe Geiſter mit vngeheuri - gem Geſchrey den HErꝛn gebetten / er woll doch ihnen die Li - cenz ertheilen / daß ſie moͤchten in die nechſte Heerd Schwein fahren / O ihr Sau-Narren / wolt ihr dann kein beſſere Woh - nung fuͤr euch / als diſe wilde / gerießlete / ſtinckende Thier? Es iſt aber zu wiſſen / daß kein Thier einwendig wegen Lungel / Le - ber / Hertz / Jngeweyd dem Menſchen ſo gleich / als wie die Schwein; indeme nun diſe hoͤlliſche Larven wuſten / daß ſie die Herberg bey dem Menſchen muͤſten quitiren / vnd verlaſſen / haben ſie auffs wenigiſt begehrt in daſſelbe zu fahren / welches in etwas dem Menſchen gleichet / dardurch ihren vnerſaͤttlichen Haaß / vnd groͤſten Neyd gegen dem Menſchen zu zeigen / in welchem ſie faſt die Arth vnd Eigenſchafft haben eines grauſa - men Thiers / mit Nahmen Pardal, welches dem Menſchen dergeſtalten auffſetzig / daß es deſſen Contrafet vnd Bildnuß / auff das Papier gezeichnet / zu vil tauſend Stuck zerreiſt. Es iſt nit ſo feind ein Napellus dem Leben / ein Raub-Vogl der Tauben / ein Wolff dem Laͤmbl / ein Fuchs der Hennen / ein Krott dem Wiſel / ein Hund der Katzen / ein Schneck dem Af - fen / ein Adler der Schildkrott / ein Starch der Fledermauß / ein Atter der Nachtigall / ein Magnet dem Knoblach / wie der Sathan dem Menſchen.

Der H. Margarittæ, wie ſie nach außgeſtandenen groͤ -Pars II. F fſten226Judas wird durch den Sathanſten Tormenten in Kercker geſtoſſen worden / iſt der Teuffel wie ein grauſamer Drach erſchinen / vnd mit auffgeſperꝛtem Ra - chen ſie verſchlickt / nachdem ſie aber das Zeichen deß H. Creutz gemacht / iſt ſolcher Drach mitten voneinander zerſprungen / vnd alſo Margaritta ſo vnverletzt / wie Jonas auß dem Wall - fiſch kommen. Ein andersmahl ließ ſich diſer Erbfeind wider ſehen / in Geſtalt eines Menſchen / den aber die H. Jungfrau bey den Haaren auff die Erd nidergeriſſen / vnd ihn gezwungen zu ſagen / warumb er doch den Leuthen / welche dem wahren GOtt dienen / alſo auffſetzig ſeye? worauff der Teuffel bekennt / wie daß er ſolches auß lauter Neyd thue / dann er koͤnn es gar nichtIoa Mari. Vincen. in Mund. fol. 156. fehen / noch gedulten / daß die Menſchen / welche von ſchlechten Erdſchrollen zuſammen gepapt / ſollen erhebt werden in Him - mel / worauß ſie auff ewig verſtoſſen werden.

Auß einer anderen beſeſſenen Perſohn hat er neben vilen Sachen auch diß bekennt / nachdem er durch ſo harte Beſchwoͤ - rung dahin getriben worden / er ſolle ſagen / was fuͤr ein Buß er wolte außſtehen / dafern er wider moͤchte zur Seeligkeit gelan - gen; ich / ſagte der Teuffel / wann es auch in meinem Gewalt ſtunde / wolte lieber mit einer Seel / die von mir verfuͤhrt wor -Ibid. den / in den Abgrund der Hoͤll ſteigen / als in die Himmliſche Freuden auffgenommen werden.

Deß frommen Job ſeine Kinder ſeynd wol muͤheſeelig zu grund gangen / vnd iſt ihnen ihr eigenes Hauß zu einem Grab worden / vnd wo ſie vermeint haben in guter ding zu eſſen / vnd trincken / ſeynd ſie den Wuͤrmen zu einer Speiß worden / da - mahl war es wol recht verhauſt: aber wo? wie? wer? wer hat das Ungluͤck angeſtifft? wie hat es ſich zugetragen? wo iſt es ge - ſchehen? in dem Hauß der Eltern / ſonſt waren die andere Bruͤ - der vnd Schweſtern luſtig / wolauff / in aller guten Vertreulich - keit eins gezecht / die Jungfrauen auch? was dann / es gibt wol mehrer dergleichen Bibiana: wie nun die geſambte Gaͤſt luſtig vnd wolauff waren / die Geſundheiten im beſten Schwung / da erhebt ſich ein gaͤher Sturmwind / welcher ſo ſtarck getobt / daßer227zu groͤſter Untreu angetriben.er die vier Eck angegriffen / vnd das gantze wolgebaute Hauß zu Boden geworffen / mit dem war der armen Gaͤſt ihr Zech be - zahlt. Origenes ſpricht / daß nit nur ein Wind ſeye gangen / weil alle vier Eck ſeynd angegriffen worden / ſonder die Teuffel geſchwind / wie der Wind / haben auff allen Seyten zugebla - ſen / vnd wolt ein jeder der erſte ſeyn zu diſem Verderben / ja ſie empfinden hierin nit ein geringen Schmertzen / wann einer dem andern vorkombt in Peynigung der Menſchen. IngentemOrig. lib. 1. in Job. reputant dolorem, ſi prior illo alius præcedat ad ejus perditionem.

Zwey vnd ſibentzig Juͤnger kommen mehrmahlen zu vnſe - rem HErꝛn voller Freuden vnd Jubel / bringen zugleich die gu - te Zeitung / daß ihnen alles ſehr wol von ſtatten gangen / was ſie fuͤr anſehliche Wunderwerck haͤtten gezeigt / ſo gar / welches ja zu verwundern / ſo gar / mein HErꝛ / ſagten ſie / in deinem Nahmen ſeynd vns die Teuffel vnderworffen; worauff alſobald der HErꝛ diſe Antwort geben: Jch ſahe den SathanLuc. 10. von Himmel fallen / wie ein Blitz. Will nun jemand wiſſen / warumb der Goͤttliche Mund den Sathan einem Blitz / oder Donnerkeil verglichen? der erwege wol deß Donners ſel - tzame Eigenſchafft / wie daß derſelbe mehrmahl nur das beſte treffe / wie dann ſchon oͤffters geſchehen / daß der Donner das Hertz im Leib / den Degen in der Scheid / das Gelt im Beutl /Majol. 7. den Wein im Vaß / den Fuß im Stiffel / die guldene Ketten am Halß / das March im Bein / den Kern in der Nuß getrof - fen / zerpulfert / zernichtet / vnd weder Schallen / noch Bein / noch Halß / noch Stiffel / noch Vaß / noch Beutl / noch Scheid / noch Leib verletzt worden. Alſo iſt auch der hoͤlliſche Feind be - ſchaffen / wie der Donner / oder Blitz / nur das beſte auß allen Geſchoͤpffen ſuchet er / nemblich den Menſchen / vnd in dem Menſchen die Seel / vnd in der Seel das Heyl zu verderben / vnd zu ſtuͤrtzen.

Dem H. Dominico hat der Teuffel einsmahl bekennt /F f 2daß228Judas wird durch den Sathandaß ihme GOtt habe vorgetragen / er ſoll ihm etwas erwoͤhlen auß ſeinen Geſchoͤpffen / wilſt haben / ſagt GOtt / den Erdbo / den? der Teuffel antwort mit nein / ich bin nie ein Gartner oder Baur geweſt / will auch noch nicht anfangen: wilſt haben das Waſſer / oder Fluͤß / Meer / Teich / Bach? ꝛc. nein / ſagt der Teuffel / was iſt mir das baden nutz / ich werd doch nit weiſ - ſer / zu dem mag ich kein Fiſcher ſeyn; wilſt haben den Lufft? auch nit / ſagt der Sathan / der Lufft gehoͤrt fuͤr die Voͤgl / ich mag ſie nicht auß ihrer Herberg verſtoſſen: wilſt haben den Himmel deß Firmaments / worin vnd woran die ſchoͤne Stern vnd Geſtirn? das laß ich wol ſeyn / ſagt der Teuffel / da war ich ein Narꝛ / daß ich ſolt diſe runde Scheiben / alleweil vmb vnd vmb treiben. Quid ergo vis, O mala Beſtia? was wilſt duS. Anton. Fer. 2. Pentec. dann haben / O boͤſe Beſtia? nil aliud, niſi animas, nichts anders / antwort die verdambte Larven / nichts anders / als Seelen.

Ein abgetruckter Pfeil tracht nit alſo nach dem Zihl / ein ſtarcker Stein nit alſo nach ſeinem Centro, ein durſtiger Hirſch nicht alſo nach dem Brunnquell / ein Raab nicht alſo nach dem Aaß / wie der Sathan nach dem Menſchen; er ſihet / er ſucht / er wuͤtt / er flucht / er mahlt / er ſchreibt / er jagt / er treibt / er liebt / er lobt / er wuͤtt / er tobt / er wacht / er ſorgt / er wart / er borgt / er hupfft / er ſpringt / er pfeifft / er ſingt / er fahrt / er reitt / er kaͤmpfft / er ſtreitt / er fliegt / er geht / er kriecht / er ſteht / er loſt / er paſt / er ruht / er raſt / er ſchenckt / er ſchmiert / er krauſt / er ziehrt / er grabt / er wuelt / er kuſt / er buelt / er rufft / er winckt / er hollt / er bringt / er gehet / er laufft / er beiſſet / er raufft / er macht / er bricht / er denckt / er dicht / er hockt / er ſitzt / er ſchnaufft / er ſchwitzt / er ſchaut / er fragt / er hoͤtzt / er jagt / er kerꝛt / er butzt / er lacht / er ſchmutzt / er ſiedt / er bratt / er mahnt / er rath / er weicht / er fliecht / er ſchiebt / er ziecht / er zaͤhrt / er zuckt / er ſtoſt / er truckt / er bellt / er beiſt / er flickt / er reiſt / er rehrt / er bruͤllt / er zecht / er ſpilt / er fuͤhrt / er fahrt / er kratzt / er ſcharꝛt / er thut al - les / alles / alles auff Erden / damit nur der Menſch ſoll ſeynwer -229zu groͤſter Untreu angetriben.werden / vnd du vnbedachtſamer / elender / gewiſſenloſer / vnbe - hutſamer Menſch / ruffeſt ihn noch / er ſoll dich hollen? Wann dich GOtt nicht behuͤt haͤtte / vnd ſonders geſchirmet haͤtte / ſo waͤr es ſchon laͤngſt geſchehen.

Jene Gaͤſt in dem Evangelio / nachdem ſie eingeladen worden / ſeynd nit erſchinen bey der Mahlzeit / ſonder ſich laſſen mit vnderſchidlichen Außreden vnd Vorwandt entſchuldigen / ja / ſagt einer / ich waͤr gern kommen / aber ich hab ein Kauff ein - gangen wegen eines Mayrhof / vnd deſſenthalben hab ich diß - mahl nit koͤnnen auffwarten. Der andere wendete vor / daß er Ochſen vmb ſein paares Gelt hab eingehandlet. Der dritte war gar ſtarck verhindert / dann er hab ein Weib genommen / ſeynd alſo diſe drey eingeladene Gaͤſt außgebliben; Aber der Teuffel iſt gar nit vonnoͤthen einzuladen / es braucht kein ruf - fens / er kombt vngeladener / vnd wann es die Guͤte GOttes zulieſſe / ſo waͤre diſer verdambte Geiſt augenblicklich / vnd vr - ploͤtzlich auff den Fluch / vnd bethoͤrꝛten Wunſch da / vnd thaͤt dich hollen / vnd gib acht / damit nit der ſo offt beleydigte GOtt einmahl uͤber dich elendes Geſchoͤpff verhenge / wie es ſchon mehrmahlen geſchehen iſt.

Jn Sachſen hat ein junge vnd reiche Tochter einen wacke - ren / jedoch wenig beguͤten Juͤngling die Ehe verſprochen / der Juͤngling bedanckt ſich deſſen beſtermaſſen / ſagte aber / weil er diſes Geſchlechts Wanckelmuth wol wuſte / er glaub ſchier / ſie werde ihr Wort nit halten / ich / ſagte ſie / ich ſoll einen anderen heyrathen? wann ich einen andern nimb / als dich / ſo holl mich der Teuffel am Hochzeit-Tag. Was geſchicht? mittler Zeit hat ein anderer ein Anſuchen gethan / vnd diſe fuͤr ein Braut begruͤſt / weil nun April / vnd Weiber-Will / ſich bald aͤndern / alſo hat ſie diſen / weil er bey ſtattlichen Mittlen / das Jawort ertheilt / weſſenthalben ſie der erſte oͤffters ermahnt / ſie ſoll ſich ihres Verſprechen / vnd harten Schwurs erinneren / vngeacht aber alles diß / muſte der erſte mit dem Korb befridiget ſeyn / vnd fuͤhrte der andere die Braut heimb / der Ehrentag wird gehal -F f 3ten /230Judas wird durch den Sathanten / die Mahlzeit iſt herꝛlich / die Befreunde ſeynd wolauff / die Gaͤſt luſtig / die Spilleuth fleiſſig / die Gemuͤther froͤlich / der Wein haͤuffig / aber die Braut / wegen deß nagenden Gewiſ - ſens-Wurm / war etwas traurig / man ſucht aber auff alle Weiß ſolche auffzumundtern / vnderdeſſen kommen zwey / dem Anſehen nach edle junge Herren / in das Zimmer / welche man hoͤfflichſt empfangen / auch ſo gar zu der Tafel geſetzt / haben es fuͤr ein ſonders Gluͤck auffgenommen / daß ſolche Gaͤſt das Hauß wuͤrdigen mit ihrer Gegenwart. Nach der Tafel gieng der gewoͤhnliche Tantz an / man tragte einem auß diſen Herren Ehr halber die Braut an / welche er mit aller Corteſi ange - nommen / vnd zweymahl gar wacker vnd hurtig herumb ge - tantzt / nachmahls in Gegenwart der Eltern / Befreunden / Benachbarten / vnd anderen Gaͤſten die Braut mit einem er - ſchroͤcklichen heulen vnd Geſchrey in die Lufft gefuͤhrt / vnd auß aller Menſchen Augen entzogen; als den anderen Tag mit hoͤchſtem Wehklagen von den Eltern die Braut geſucht wur - de / ſeynd ihnen eben die geſtrige zwey Herren begegnet / der Braut Kleyder vnd guldene Ketten eingehaͤndiget / mit diſenDelr. lib. 3. diſq. p. 1. q. 7. ſect. 1. Worten / in ſolche Ding haben wir von dem Allerhoͤchſten kei - nen Gewalt gehabt / aber wol in die Braut / woruͤber ſie ver - ſchwunden.

O wie offt wurde ſolches traurige Spectacul zu ſehen ſeyn / wann nicht GOttes Barmhertzigkeit dem Sathan ein Zaum einlegte / wie offt wurde diß Wildſchwein den Goͤttlichen Weingarten verwuͤſten / wann nit der Hoͤchſte ein Zaun dar - umb fuͤhrte / wie offt wurde diſer Feind die Statt GOttes / welche der Menſch iſt / zerſchleipffen / wann nit der Allmaͤchtige ſie verſchantzte / wie offt wurde diſer hoͤlliſche Raub-Vogl die Tauben deß HErꝛn mit ſeinen Klauen zerreiſſen / wann nicht von obenher ein Schutz kommete / waͤr es ihme diſen abtrinni - gen Geiſt erlaubt / ſo wurde er auff einmahl / wie Nabucho - donoſor die drey Knaben / alſo er das geſambte Menſchliche Geſchlecht in hoͤlliſchen Ofen werffen / er thaͤt auff einmahl / wieder231zu groͤſter Untreu angetriben.der Engl deß Senacheribs Kriegs-Heer / alle Menſchen er - wuͤrgen / er thaͤt auff einmahl / wie der Ammon geſinnt ware die Hebreer / alle Adams-Kinder außrotten / er thaͤt auff ein - mahl / wie Titus Veſpaſianus Jeruſalem / die gantze Welt zu Boden ſtuͤrtzen / er thaͤt auff einmahl / wie die Hund das ſtoltze Frauenzimmer Jezabel, alle Menſchen zerreiſſen / er thaͤt auff einmahl / wie die Erd den Daton vnd Abiron, alle Menſchen erſchlicken / er thaͤt auff einmahl / wie Joab dem Abſalon, allen Menſchen den Reſt geben / er thaͤt auff einmahl / wie der Engl den Habacuc, nit in die Loͤwen-Gruben / ſonder in Abgrund der Hoͤllen fuͤhren / vnd getrauſt dir noch zu wuͤnſchen / er ſoll dich hollen.

Es ſeynd die verdambte Geiſter alſo erbittert uͤber die Menſchen / daß ſie ein Freud / vnd ſonders Wolgefallen em - pfinden / wann ſie dieſelbe verfuͤhren. Allhier ereignet ſich nit ein geringe Frag / ob auch ein ſolcher von GOtt / vnd dem Him - mel vertribener Engl ein Freud / oder ein Ergoͤtzlichkeit koͤnne haben / dann gleichwie ein Seeliger im Himmel auch von dem allermindeſten Leyd / oder Traurigkeit nit kan ergriffen werden / alſo folgt / daß auch ein Verdambter / vnd ewig Verlohrener von der wintzigſten Freud nit kan begluͤckt werden. Wie es dann zu verſtehen / was der gecroͤnte David ſpricht: Qui tri - bulant me, exultabunt, ſi motus fuero: Die mich pla -Pſalm. 12. gen / werden ſrolocken / wann ich ſolte bewegt werden. Auch ſchreibt Venerabilis Beda, daß es ſeye of - fenbahrt worden / wann die Teuffel einige Seelen mit ſich in dieMun. In - teſt. Vinc. Hoͤll fuͤhren / entſtehe ein groſſer Jubel / ein vnſinniges lachen / ein allgemeines frolocken vnder den Teufflen.

Jn dem hohen Boͤhmiſchen Gebuͤrg gegen Schleſien / hat ſich vor wenig Jahren ein Teuffel auffgehalten / welcher mehrmahlen in vnderſchidlichen Geſtalten / auch gar offt wie ein Moͤnch denen Reiſenden daſelbſt das Gleit geben / vnd wann ſolche in der Wildnuß ſich ſtarck vergangen / vnd derent -wegen232Judas wird durch den SathanMajol. de ſag. 3.wegen wacker geſcholten / hat ſich diſer Boͤßwicht augenblick - lich auff die hoͤchſte Baͤumer / wie ein Vogl reterirt, vnd allda ein groſſes Gelaͤchter / vnd hoͤniſches frolocken verbracht.

Jn der Graffſchafft Horn iſt ein Frauen-Cloſter / worin der Teuffel ein vnbeſchreiblichen Ubermuth erzeigt / neben an - deren Dingen / die ſich nit wol ſchreiben laſſen / hat er den Clo - ſter-Frauen daſelbſt oͤffters an ſtatt Zucker Saltz in die Zucker - Buͤchſen geſchuͤtt / die arme Frauen bey naͤchtlicher Weil der - geſtalten an die Fuß-Sohlen gekitzlet / daß ſie / wann man ih - nen nit waͤr beygeſprungen / ſich muͤſſen zu todt lachen / er hatWierus l. 3. c. 9. ihnen oͤffters das Beth mit Unflath beſudlet / vnd noch daruͤber in allen Wincklen ein Gelaͤchter verbracht.

Es gibt auch die oͤfftere Erfahrenheit / daß die Teuffel auß den beſeſſenen Perſohnen ein groſſes vnd helles Gelaͤchter uͤber ein oder die andere vorgebrachte Frag hoͤren laſſen / auß welchem dann vermuthlich zu ſchlieſſen / daß diſe abtrinnige Boͤßwicht einer Freud vnd Ergoͤtzlichkeit faͤhig ſeyn; alles diß mit ſicherer Warheit zu entoͤrtheren / muß man wiſſen / daß die verdambte Geiſter / wo vnd wie ſie ſich immer im Lufft / oder auff Erden auffhalten / ſtaͤts an ſich / bey ſich / in ſich die Hoͤll tragen / vnd von der Peyn nit einen Augenblick befreyt ſeyn / weil aber ſolche Peyn ab - vnd zunimbt / alſo kan wol zugelaſſen werden / daß in Abnehmung der Peyn ſie ein kleine Ergoͤtzlich - keit genieſſen / dann ihr groſſe Qual beſtehet in dem Neyd / wann ſie nemblich ſehen / daß ein Menſch / ein ſchlechter Erd - ſchrollen in Him̃el ſteigt / worauß ſie ſo ſpoͤttlich verſtoſſen wor - den. So offt aber einige Seelen in das ewige Verderben durch ſie kommen / iſt folgſamb der Neyd nit mehr gegen diſen / die mit ihnen bereits verdambt / vnd verlohren ſeyn / dahero ſol - cher entfallene Neyd gegen diſen ein kleiner Nachlaß der Peyn / maſſen ſolche im Neyd beſtehet / vnd diſes kan ein Contento,Quodlib. 8. 17. oder Freud der hoͤlliſchen Geiſter genennt werden / alſo iſt der Meinung der H. Thomas de Aquin.

Dannenhero nicht mit Unfug kan geſagt werden / deßTeuffels233zu groͤſter Untreu angetriben.Teuffels ſein eigene Freud beſtehe in Stuͤrtzung der Menſchen / Verſchwendung deß Heyls / vnd Verlurſt der Seeligkeit / vnd iſt ſein einige Freud / wann er dem Menſchen zu Seel vnd Leib kan ſchaden / ſein Freud war ihm / wie er den Adam vnd Eva hinder das Liecht gefuͤhrt / vnd ihnen vorgelogen / ſie werden / wie die Goͤtter werden / weſſenthalben / ſpricht Procopius, cachinnabatur Dæmon, hab der Teuffel dazumahl uͤberlaut gelacht im Paradeyß / ſein Freud war ihm / wie er in dem Hauß Noë den Cham, in dem Hauß Abrahams den Iſmaël, in dem Hauß Iſaac den Eſau, in dem Hauß Jacob die ſaubere Bruͤder / in dem Hauß Putiphars ſein ſauberes Weib zum Boͤſen angeſtifft; ſein Freud war ihm / wie er den Pharao wi - der den Mohren / die Jezabel wider den Eliam, gantz Sama - ria wider den Eliſæum, den Achab wider den Michæam, den Nabuchodonoſor wider den Daniel, den Senacherib wider den Tobiam, die Phenenna wider die Anna, die Agar wider die Sara, den Saul wider den David, den Antiochum wider die Machabæer, den Herodem wider den Joannem, den Simon Magum wider den Petrum, die Juden wider Hat angeſetzt / angefriſcht / angeſpohrt: ſein Freud iſt ihme / wann er dir deinem Leib / deiner Seel / deinen Kindern / deinem Hauß / deiner Wirthſchafft kan ein Schaden zufuͤgen / vnd hierzu iſt er ſo geſchwind / wie der Wind / in ſolcher Eyl / wie ein Pfeil / vnd du ruffeſt ihn noch / er ſoll dich hollen.

Deß Teuffels bin ich. Wann man zuweilen die klei - ne Kinder fragt / wem kehrſt du? ſo geben ſie mehrmahl die Antwort / meinem Vattern / nit uͤbel geredt. Aber groſſe Lim - mel / vngeſchlachte Schifernickl / vngeberdige Phantaſten (ich kans nicht Chriſten nennen) geben ohne fernere Nachfrag an Tag / wem ſie zugehoͤren / deß Teuffels bin ich / wann ich ihm das Ding ſchenck / deß Teuffels bin ich / ich hab es ſelbſt vmb ein hoͤhern Werth kaufft / deß Teuffels bin ich / wann dem nit alſo iſt / ꝛc. O ihr vnbehutſame Adams-Kinder / ihr wiſtPars II. G gja234Judas wird durch den Sathanja gar zu wol / wie die Phariſeer Chriſto dem HErꝛn ein Gelt gewiſen / da ſie ihn mit Worten begehrten zu fragen / ob man dem Kayſer ſoll ein Zinß geben? hat der Heyland alſobald ge - fragt / was vor ein Bildnuß auff der Muͤntz? vnd wie ſie ge - ſagt / deß Kayſers / wolan / ſagt der HErꝛ / ſo gebt dem Kay - ſer / was deß Kayſers iſt. Was tragt ihr ſterbliche Menſchen fuͤr ein Bildnuß an euch? GOttes ohne Zweiffel / ad Imagi - nem Dei, dann zu deſſen Ebenbild hat er euch erſchaffen / ſo gebt dann GOtt diſe Bildnuß / vnd laſt euch nit hoͤren / deß Teuffels bin ich. Wiſt ihr nit / was ihr in dem H. Tauff durch den Goͤtten habt GOtt verſprochen? nemblich / ich wi - derſag dem boͤſen Feind. Dannoch iſt auß manchem vngewaſchenen Maul nichts mehrers zu hoͤren / als deß Teuf - fels bin ich; vernembt ein wenig / wie der Teuffel beſchaffen.

Leopoldus, damahlen Hertzog in Oeſterreich / welcher mit Ludovico auß Bayrn Roͤmiſchen Koͤnig vil Krieg ge - fuͤhrt / begehrte auff ein Zeit von einem Schwartz-Kuͤnſtler / vnd Hexenmeiſter / daß er ihm ſoll den Teuffel zeigen / diſer ent - ſchuldiget ſich deſſen / vorwendend / wie daß ſolches ohne merck - lichen Schaden nit koͤnne geſchehen; weil aber der Hertzog noch inſtaͤndiger verlangt / alſo hat er darein verwilliget / vnd in Ge - genwart anderer den Teuffel in ſo abſcheulicher Geſtalt in dasIn addit. ad Schof - nabrug An. 1325. Zimmer gebahnt / daß Leopoldus alſobald auffgeſchryen / ſa - tis eſt, es iſt genug / woruͤber er krancker in das Beth gefuͤhrt worden / vnd bald daruͤber geſtorben. So haͤßlich iſt diſer Geiſt / vnd du wilſt noch deß Teuffels ſeyn?

Der Teuffel hat die ſiben Maͤnner der Saræ, einer Toch - ter Raguelis jaͤmmerlich erwuͤrgt.

Paral. c. 21.

Der Teuffel hat dıe Peſt uͤber Iſraël gebracht.

Der Teuffel hat den Job vmb alles das Seinige gebracht / vnd zum elendiſten Menſchen auff Erden gemacht.

Der Teuffel hat den Corinthium erſchroͤcklich gepeyniget.

Der Teuffel hat den Saul vnſinnig gemacht.

Der235zu groͤſter Untreu angetriben.

Der Teuffel hat den beſeſſenen Menſchen im Evangelio bald ins Waſſer / bald ins Feur geworffen.

Der Teuffel hat die Apoſtel gereuttert / wie das Trayd durch ein Sib.

Der Teuffel iſt der Vogl geweſt / welcher den guten Saa - men in dem Evangelio hat auffgefreſſen.

Der Teuffel hat die Tochter deß Cananæiſchen Weibls erſchroͤcklich gepeyniget.

Der Teuffel hat / in Geſtalt eines Bettlers / die erſchroͤck - liche Peſt nacher Epheſum gebracht / von Hauß zu Hauß das Allmoſen geſamblet / vnd vor das Deo gratias die Peſt anPhilo in Appoll. Halß gehengt / biß er ſich nachmahls in ein groſſen Hund ver - aͤndert / vnd die Statt verlaſſen.

Der Teuffel hat An. 465. in Geſtalt eines alten Weibs /Sigeb in An. die Statt Conſtantinopel dergeſtalten in Aſchen gelegt / daß vier gantzer Tag aneinander gebrunnen.

Der Teuffel hat Anno 558. vnder Regierung LudoviciChronic. Hierſaug. II. die Statt Mayntz 3. gantzer Jahr mit allen vnbeſchreibli - chen Plagen beunruhiget.

Der Teuffel hat An. 1160. durch Zulaſſung vnd Goͤtt - liche Verhaͤngnuß / die gantze Statt Freyſing in Bayrn ver -Radevic. lib. 4. de geſt. frid. brennt / wie er ſich dann in vnderſchidlicher Geſpenſtern Ge - ſtalt bey Tag vnd Nacht hat ſehen laſſen.

Anno 1551. in der Vigil Simonis vnd Judæ, haben 5. Boͤhm die gantze Nacht geſchlempt / geſoffen / geſpilt / vnd et - mahl dem Teuffel / welcher an der Wand dem H. Ertz-Engel Michaël vnder die Fuͤß gemahlt ware / eins auß dem Bier zu -Beier. lit. 1. 319. gebracht / zu Morgens fruhe hat man gefunden / daß ihnen allen der Teuffel den Halß vmbgewuͤrgt.

Der Teuffel hat Anno 1585. in dem Pohlniſchen Marck - fleck Podlah, einen Menſchen / vmb weil er frecher Weiß amIbid. Freytag Fleiſch geeſſen / dergeſtalten grauſamb beſeſſen / daß er gantz vnſinnig worden / ihn endlich auch gar erwuͤrgt.

Anno 1595. hat der Teuffel ein Prædicanten in Schwei -G g 2tzer -236Judas wird durch den Sathantzerland / weil er wider das Gnaden-Bild der Mutter GOttesJan Nici. zu Monte Real ſpoͤttlich geredt / in Gegenwart aller Leuth von der Cantzl geholt.

Jm Mayntzeriſchen Gebiet hat ein junges Maͤdl einen Trunck begehrt / woruͤber ihr die Mutter zu trincken geben / je -Sedul. in vit. Eliſa. cap. 31. doch mit dem Fluch / trinck / daß du den Teuffel trinckeſt! wel - cher alſobald in ſie gefahren / vnd ſie / wie ein gluͤender Brand / im Leib gepeyniget.

Zu Wienn in Oeſterreich vnder dem Landhauß / zu Prag in Boͤhmen / zu Rom in Italia, zu Luca in Waͤlſchland / zu Pariß in Franckreich / zu Neapel in Sicilia, vnd an vilen an - dern vnderſchidlichen Orthen wird man noch zeigen die Wahr - zeichen / wie der Teuffel einige geholt hat / oder ſie erſchroͤcklich gepeyniget / vnd du wilſt noch deß Teuffels ſeyn?

Es gibt Wald-Teuffel / die heiſſen Fauni, vnd Silvani, es gibt Garten-Teuffel / diſe heiſſen Duſij, es gibt Gaſſen - Teuffel / die heiſſen Tulij, vnd Sarpedones, es gibt Straſſen - Teuffel / vnd diſe heiſſen Alaſtores, es gibt Stuben-Teuffel / vnd diſe heiſſen Manes, Lemures, Genij, es gibt Kammer - Teuffel / vnd diſe heiſſen Aſchamadd, es gibt Peſt - vnd ande - dere Kranckheiten-Teuffel / vnd diſe heiſſen Ameus, Magale - ſius, Ormenus, Lico, Niſon, Mimon, &c. es gibt Seyten - Teuffel / diſe heiſſen Poredri es gibt Zorn - vnd Furi Teuffel / vnd diſe heiſſen Catabolici, es gibt Wahrſag-Teuffel / vnd di - ſe heiſſen / Pithones, es gibt Vopp-Teuffel / vnd diſe heiſſen Euricleæ, es gibt Freß-Teuffel / vnd diſe heiſſen Euryno - mi, &c. Ja / es iſt kein Orth / wo nit die Teuffel im Lufft / im Feur / im Waſſer / auff Erden / in der Erden / in vnzahlbarer Menge ſich auffhalten / ſie ſtehen / ſie ſitzen / ſie kriechen / ſie flie - gen / ſie gehen vmb dich / ſie ſeyn ober deiner / vnder deiner / bey dir / vmb deiner / auff dem Leffel / auff der Gabel / auff der Feder / auff dem Glaͤßl / auff dem Kleyd / auff der Naſen / auff den Ohren / auff dem Maul / auff dem Kopff / ꝛc. offt in Ge - ſtalt der Mucken / oder Fliegen / oder Wuͤrml / oder Sonnen -Staͤubl /237zu groͤſter Untreu angetriben.Staͤubl / oder Lufft / oder Rauch / oder Nebel / oder gantz vn - ſichtbar / vnd er wart nur auff die Licenz, Erlaubnuß / vnd Verhengnuß GOttes in dich zu fahren / dich zu zerreiſſen / dich mit Leib vnd Seel in das Verderben zu bringen / vnd wilſt noch deß Teuffels ſeyn?

Deß Teuffels ſein einiger Gedancken iſt / dich zu voppen.

Diſer elende Fuͤrſt der Finſternuß iſt ſehr arm vnd duͤrff - tig / hat weniger Gelt / als ein Bettler auff der Straſſen / Gold vnd Silber findt ſich in ſeiner Haabſchafft nit / ſeine Groſchen muͤntzen ihme die Gaißboͤck / ſeine Thaller die Roß / vnd ſeine Ducaten die Eßl / Schatz vnd Reichthum gehoͤren dem Allmaͤch - tigen Schoͤpffer zu / wie er ſelbſten bekennt durch den Propheten Hagæum: Meum eſt argentum, & meum eſt aurum, &c. Cap. 2.Der Teuffel aber hat nichts / vnd iſt diſes verruchten Schlam - pen ſein Heyrath-Gut die Armuth / vnd ſo er den bethoͤrꝛten Menſchen etwas ſpendirt / iſt ſelbiges meiſtens ein verblende Sach; Deßgleichen hat gethan der Boͤhmiſche Zauberer Zi - tho, welcher durch deß Teuffels Kunſt einem Becken dreyſſig Schwein verkaufft / vnd als er ſolche durch einen Bach getri -Rubran. lib. 2. ben / ſeynd an ſtatt der Schwein dreyſſig Stroh-Schuͤppel da - her geſchwummen.

Was fuͤr wunderſeltzame Außſagungen / vnd Erkannt - nuß ſeynd nit ergangen verwichenen Jahren allhier im Steyr - marck von dem Hexen - vnd Zauber-Geſind? daß man hiervon ein groſſes Buch konte verfaſſen / nur von Anno 1675. biß in diſes lauffende Jahr 1688. Eine bekennte / daß ſie uͤber 800. mahl in einem mit zweyen Roſſen beſpannten Kobel-Wagen / oder Gutſchen ſeye außgefahren in der Hoͤhe uͤber Berg vnd Thal / nachmahls an einem beſtimbten Orth ſehr herꝛlich tra - ctirt worden; nach vollender Mahlzeit mit ihrem Liebſten dem Teuffel / welcher in ſchwartzem Sammet auffgezogen / vnd auß - laͤnderiſch geredt / in allen Wolluͤſten gelebt / vnd als ſie einG g 3groſſer238Judas wird durch den Sathangroſſer Durſt uͤberfallen / auch derentwegen ein guten Trunck begehrt / ſeye alſobald ein ſchwartzer Gaißbock vorhanden ge - weſt / welcher ſein ſ. v. vnreines Waſſer in ein ſilberne Schallen fallen laſſen / ſo ihr nit anderſt vorkommen / als waͤre es der alleredleſte Spaniſche Wein / ey daß dir es der Teuffel geſegne.

Ein andere ſagte auß / daß ſie ſehr offt / die Zahl waͤr ihr eigentlich nicht bewuſt / ſambt vilen ihren Benachbarten vnd Bekannten in Geſtalt groſſer Voͤgl / als da ſeyn Raaben vnd Alſtern / ſeyen außgeflogen / vnd an einem gewiſſen Orth ihren gewoͤhnlichen Geſpaͤß vollzogen / vnd weil dazumahl ein neue Braut darbey / welche das erſtemahl mit diſer Geſellſchafft auß - gefahren / indem ſie ihres Geduncken nach gar ſtattlich tractirt wurde / ſagte ſie auß vnbehutſamer Weiß JEſus Maria / ſo hab ich mein Lebtag nie ſo wol gelebt! worauff der Teuffel ſie alle verlaſſen / vnd ſeynd ihrer 18. Perſohn ſitzen gebliben / vn - weit einer Schinder-Huͤtten bey einem verroͤckten Schimmel / der bereits ſchon halbentheil von ihnen verzehrt ware / der Teuffel ſeye da ein Gaſt.

Ein Mann mit zwey vnd achtzig Jahren hat bekennt / daß er bereits ein vnd ſechtzig Jahr bey diſem ſaubern Hand - werck / aber niemahlen ein groſſern Geſpaͤß gehabt / als dazu - mahlen / wie bey einer naͤchtlichen Zuſammenkunfft / am Tag vor St. Veits-Tag / der Teuffel ein altes Weib / weil dazu - mahl ein Leichter abgangen / auff den Tiſch geworffen / vnd ihr ſ. v. ein groſſe Kertzen in den hindern Leib geſteckt / welcher ge - ſtalten ſie dritthalb Stund muͤſte leuchten / vnd haben alle An - weſende gaͤntzlich darfuͤr gehalten / als ſeye es von guter getri - bener Arbeit ein ſilberner Leichter; der Teuffel butz das Liecht.

Ein Maͤdl von 14. Jahren hat ohne Tortur bekennt / wie daß ſie auß Befelch deß Teuffels zu Lonkowiz die Aller - heiligſte Hoſtien auß dem Maul herauß gezogen / ſelbige nachmahls bey der Zuſammenkunfft in ein Gruben geworffen / allwo ſolche vnmenſchliche Schand-Thaten vorbey gangen / welche kein ehrliche Feder getraut zu beſchreiben; Under ande -ren239zu groͤſter Untreu angetriben.ren hab ſie einmahl von ihrer gehabter Mahlzeit ein gantze Paſteten mit ſich nach Hauß getragen / deß Willens / ihrem juͤngern Bruͤderl den andern Tag etwas darvon zu ſpendiren / vnd ſihe / zu Hauß habe ſie befunden / daß ſie nichts anders mit ſich gebracht / als ein alten halb verfaulten Stiffelbalg / worin drey verroͤckte Ratzen / vnd etliche Erdmaͤuß lagen / der Teuffel freß ſolche Bißl.

Einer hat außgeſagt / diſes Handwercks / ein Weber / wie daß er auß Kleinmuͤthigkeit / vnd aͤuſſerſter Armuth ſein Zu - flucht genommen habe zum boͤſen Feind / welcher ihme dann / in Geſtalt eines vornehmen Cavaliers / mit roth vnd gruͤnem Fe - derbuſchen auff dem Hut erſchinen / ihme alle Reichthum vnd Beyhilff verheiſſen / dafern er die Allerheiligſte Dreyfaltigkeit wolle verwerffen / den Tauff / vnd alle H. Sacramenta verach - ten / der Mutter GOttes / vnd allen Heiligen abſagen (welche Ceremoni bey allen Hexen gewoͤhnlich) vnd ihn fuͤr ein Gott vnd Herꝛn erkennen / nachdem nun der elende Tropff alle diſe verruchte Ding eingangen / vnd mit dem Teuffel bey vnder - ſchidlichen Hexen-Taͤntzen erſchinen / hat er eineſt gar inſtaͤn - dig von dem Sathan verlangt / er wolle ihm doch mit Gelt - Mittlen verhilfflich ſeyn / worauff der Teuffel ihme ein gantze Truhen voll mit Reichs-Thaller vnd Silber-Cronen vorge - ſtellt / darauß nach Belieben zu nemmen / er aber habe die beede Saͤck alſo geſtrotzt angefuͤllt / daß ihme vnderwegs der Hoſen - Neſtl zerriſſen / vnd alſo denen Hexen vnd altem Gefluͤglwerck / welche ſtracks nach ſeiner geflogen / ein groſſes Gelaͤchter ver - urſacht; nachdem er aber nach Hauß kommen / hab er nichts anders gefunden / als Blaͤtter vnd zerbrockte Dannzaͤpffen; der Teuffel holl die Muͤntz: Hundert / vnd aber hundert / vnd uͤber hundert dergleichen Begebenheiten konten beygebracht werden / worauß nur ſattſamb erhellet / daß deß boͤſen Feinds ſein Gedancken nur iſt / dich zu voppen; Er tractirt wenig mit kaͤlbernem Braͤtl / wie Abraham die Frembdling / wenig mit gebrattenem Kitzl / wie Rebecca den Iſaac, wenig mit gutemKoch /240Judas wird durch den SathanKoch / wie der Habacuc den Daniel, wenig mit faiſten Wacht - len / wie GOtt die Iſraëliter / wenig mit Linſen-Koch / wie Ja - cob den Eſau, wenig mit Milch / wie Jahel den Siſara, wenig mit Brattfiſch / wie Chriſtus die Apoſtel / ſonder an ſtatt Fe - der-Wildpraͤt / gibt er Miſtfincken / an ſtatt Speck / gibt er Schwammen / an ſtatt Rebhuͤnnl / gibt er Raabenhuͤnnl / an ſtatt Confect, gibt er Kuhefect / an ſtatt Lerchen-Fleiſch / gibt er Moͤrchen-Fleiſch / an ſtatt Allobatritta, gibt er Ollam pu - tridam, an ſtatt Auer-Hahn / gibt er Mauer-Hahn / an ſtatt Wein von hierauß / gibt er Wein von Brund-dus / pfuy Teuffel! an ſtatt Reichthum / gibt er Jrꝛthum / an ſtatt Batzen / gibt er Botzen / an ſtatt Seiden / gibt er Kotzen / an ſtatt Gelt / gibt er Blaͤtter / iſt das nit ein armer Fretter?

Deß Teuffels ſein einiges Zihl iſt / dich zu betriegen.

Er verheiſt vil / vnd halts ſchlecht / er verſpricht vil / vnd gibt wenig / er verlobt vil / vnd zeigts gering / wie dann von ei - nem laſterhafften Boͤßwicht geſchriben wird / daß ſolcher nicht allein in allen Suͤnden vnd Unflath herumb gewuͤllet / ſonder er war noch deß verdambten Vorhabens / noch groͤſſere Miſſe - thaten zu begehen / wann er nur moͤchte der Straff bey Obrig - keiten vnd Gerichtern befreyt ſeyn; worauff ihm der Teuffel er - ſchinen / alle Huͤlff vnd Beyſtand verſprochen / wie daß er ihn auß allen Keichen vnd Gefaͤngnuſſen erledigen wolle / weſſent - halben der gewiſſenloſſe Menſch in allen erdencklichen Muth - willen / vnd Laſter ſich eingelaſſen / Mordthaten vnd Schand - thaten mehrmahlen begangen / alle - vnd jedemahl frey durch - paſſirt / nachdem er aber eineſt einen ſondern Meichl-Mordt begangen / weſſentwegen er in eyſerne Band / vnd finſtere Kei - chen gefaͤnglich geworffen worden / worin er den Teuffel / ver - moͤg ſeines gethanen Verſprechen / vmb Erledigung angeſucht / welcher ſich dann alſobald eingefunden / ihme ein groſſe ver - ſchloſſene Schachtel / oder Geſtadel dargebotten / mit Beding /er241zu groͤſter Untreu angetriben.er ſolle diſe bey Leib nit eroͤffnen / damit das jenige / was darin / nit gleich ſein Krafft verliehre / diſe Schachtel ſoll er gantz be - hertzt dem Richter præſentiren / vnd ſo bald er ſolche werde er - oͤffnen / ſodann koͤnn er ihme nit mehr abhold ſeyn / vil weniger ihn zu einer Straff ziehen; Allegro war diſes Buͤrſchl / vnd voller Freuden / ſchertzte auch immer mit der Wacht vnd Stock - Knechten / deſſen ſich diſe Schoͤrganten nit wenig verwunder - ten / nachdem endlich der Sentenz deß Todts uͤber ihn gefaͤhlt worden / begehrte er kurtzumb mit dem Richter zu reden / vnd als ſolcher erſchinen / reicht er ihme dar obgedachte Schachtel / mit Bitt / er woll ſie eroͤffnen / dann hierin werde er finden / was ihn beym Leben erhalten werde; das waͤr vil / ſagte der Richter / vnd wie er ſolche eroͤffnet / fande er nichts darin / als ein guten / ſtarcken / dicken / kraͤfftigen Strick / wolan Kerl / waren die Wort deß Richters / du wilſt mich etwann noch voppen vnd ſchimpf - fen / es ſoll aber diſe Schanckung dir zu theil werden / vnd ließPrato Fio - rit. c. 44. fol. 255. ihn bald hierauff mit diſem Strick auffhencken / deſſen ſich der elende Tropff ſehr beym Teuffel beklagt / aber diſer verdambte Geiſt lachte ſeiner biß zum Galgen.

Deß Teuffels ſein einiges Vorhaben iſt / dich zu bethoͤrren.

Majolus erzehlt / daß ein gottloſer Soldat dem Laſter der Unlauterkeit uͤber alle maſſen ergeben war / ſo gar / daß der Teuffel / in Geſtalt eines ſchoͤnen Weibs-Bild ihm erſchinen / mit deme er allen Muthwillen getriben / vnd als er zu Morgens glaubte / er haͤtte die gantze Nacht ein adeliche Helena bey ſich gehabt / ſo hat er aber / wie der Tag angebrochen / ein alteMajol. de ſag. 471. fol. verroͤckte / vnd bereits halb verfaulte Kuhe in den Armben gefunden.

Vor 7. Jahren hat ein alte Hex gerichtlich außgeſagt / wie daß ſie nunmehr dreyſſig gantzer Jahr mit dem Teuffel wohne / wie Mann vnd Weib im Eheſtand / vnd ſeye die erſte Jahr di - ſer hoͤlliſche Geiſt ihr meiſtens vorkommen / wie ein ſchoͤner /Pars II. H hwol -242Judas wird durch den Sathanwolgeſtalter / junger / adelicher Herꝛ vnd Cavalier / nachdeme ſie aber nunmehr zu alten Jahren kommen / vnd alle Geſtalt verlohren / ſo thue er ihr gar nit mehr ſchoͤn / ſonder zeig ſich mehrmahlen in ſehr wilder Geſtalt / auch wann er ſchon bey naͤchtlicher Weil ihr beywohne / ſo pfleg er zum oͤffteſten das Beth alſo vnflaͤthig zuezurichten / daß ſie alle Morgen ein fri - ſche Woͤſch brauche. Pfuy du wilder Teuffel.

Jn dem Capuciner-Cloſter zu Monte Real iſt ein Pa - ter zur heiſſen Sommers-Zeit nach der Metten im Garten ſpatzieren gangen / woſelbſt ihme der boͤſe Feind / in Geſtalt ſei - nes bekannten Voͤtters / erſchinen / weſſenthalben ſich der from - me Geiſtliche nit ein wenig entruͤſt / vnd alſobald befragt / wie er doch daher kommen? deme er diſe Antwort gabe / liebſter Voͤtter / ich bin uͤber die Maur herein geſtigen / was ich dem Herꝛn Voͤttern ſo genoͤthig zu vertrauen hab / iſt diſes; Jhr Ehrwuͤrden Herꝛ Voͤtter wiſſen wol / was ſie fuͤr arme Freund haben / daß ſie kaum das Brodt zu eſſen / vnd diß nicht genug / nun aber waͤr der Sach leicht zu helffen / daß ſie ihre Underhalt weit beſſer haͤtten / ja zu guten Mittlen gelangten / ſehet / vnweit diſes Cloſters iſt ein Schatz begraben / vnd ich weiß das Orth / weil aber bey ſolchen Dingen ſich meiſtens die Teuffel auffhal - ten / alſo kan ohne Gegenwart eines Prieſters diſer Schatz nit erhebt werden. Mein Herꝛ Voͤtter / ſie erbarmen ſich uͤber ihre arme Befreunde: ja antwort der Pater, diß kan nit ſeyn ohne Erlaubnuß deß Quardian, was? Quardian, ſagt hinwider der ſanbere Voͤtter / wann die Sach wird mehrern offenbahr werden / alsdann wird auff vnſerer Seyten ein kleiner Gewinn außſchlagen / der gute vnbehutſame Pater laſt ſich uͤberreden / folgt diſem vermaſcherirten Teuffel / welcher ihn bey eytler Nacht auff einen hohen vnd gaͤhen Felſen gefuͤhrt / derenthal - ben etlichmahl er ſehr ſchwaͤr gefallen / als er aber gar auff ei - nen hohen Guͤpffel muſte hinauff ſteigen / alſo ſagte der Pater JEſus Maria! wo fuͤhrt mich der Herꝛ Voͤtter hin? worauff der Teuffel die Larven abgelegt / vnd diſe Wort hoͤren lafſen /niſi243zu groͤſter Untreu angetriben.niſi hoc dixiſſes, de monte te præcipitaſſem: wann du diſesBover. in in ann. An. 1557. nit haͤtteſt geſagt / ſo haͤtt ich dich von diſem hoͤchſten Felſen her - under geſtuͤrtzt. So iſt dann deß Sathans ſein einiger Will vnd Gedancken / ſein einiges Zihl vnd Abſehen / ſein einige Meinung vnd trachten / dich zu voppen / dich zu verblenden / dich zu betriegen / dich zu bethoͤrren / vnd du wilſt noch deß Teuffels ſeyn?

Der Teuffel zerreiß mich / wann ich das wird vngerochen laſſen. Holla! der H. Sebaſtianus iſt mit Pfeilen erſchoſſen worden / der H. Marcellianus iſt mit einer Lantzen durchbohrt worden / der H. Julius iſt mit Bruͤgl zu todt geſchlagen worden / der H. Florianus iſt in das Waſſer ver - ſenckt worden / der H. Strato iſt von zweyen Baͤumern im Lufft zerriſſen worden / der H. Chryſanthus iſt lebendig begraben worden / die H. Appollonia iſt verbrennt worden / der H. Lau - rentius iſt auff einem gluͤenden Roſt gebratten worden / der H. Euſtachius iſt in einem gluͤenden Metallenen Ochſen ge - ſetzt worden / der H. Zephirinus iſt im ſiedheiſſen Oel gebachen worden / der H. Modeſtus iſt in zerlaſſenes Bley geworffen worden / der H. Silvanus iſt von Loͤwen zerriſſen worden / der H. Julianus iſt von Schlangen vnd Attern zerbiſſen worden / dem H. Andeollo iſt das Haupt Creutzweiß durchgehackt wor - den; dem H. Fuſciano ſeynd groſſe Naͤgl in die Augen / Oh - ren / Naſen geſchlagen worden; dem H. Fauſto ſeynd Ohren / Naſen / Lefftzen abgeſchnitten worden / der H. Baſiliſſæ iſt die Zungen außgeſchnitten worden; der H. Dorotheus iſt leben - dig gefchunden / vnd nachmahl mit Saltz vnd Eſſig geriben worden / dem H. Benigno ſeynd vnder den Naͤglen der Finger vnd Zehen ſpitzige Nadl vnd Doͤrner eingetrungen worden / der H. Jacobus, mit dem Zunahmen Interciſus, iſt zu vil tauſend Stuck zerhackt worden / der H. Victor iſt in einem Stampff voͤllig zerquetſcht worden / die H. Tarbula iſt mit einer Saag durchſchnitten worden. In Summa, alle Peynen / die diſe ge -H h 2litten /244Judas wird durch den Sathanlitten / alle Qualen / welche die 11. tauſend Jungfrauen zu Coͤllen / die 20. tauſend Martyrer zu Nicomedia, die drey - mahl hundert tauſend zu Rom / ja die 11. Million der Blut - Zeugen Chriſti haben außgeſtanden in der gantzen Welt / alle diſe thaͤt dir der Sathan gern / uͤber gern / ja gantz begierig an / vnd uͤber diß alles noch in die ewige Gefaͤngnuß vnd Verdamb - nuß ziehen / dafern GOttes Gewalt ihn nit abhielte / vnd du wuͤnſcheſt noch / er ſoll dich zerreiſſen?

Es iſt ein Thierl / welches nicht erſchaffen worden / ſolches hat Adam das erſtemahl / als er im Schweiß ſeines Angeſichts muſte das Brodt gewinnen / auff die Bahn / vnd zugleich auff die Bein gebracht / diſes Thierl in einem Buchſtaben-Wechßl heiſt Saul, ſonſten in ſeinem Nahmen Lateiniſch Laus, &c. diß ſoll man auff kein Weiß in Beltz ſetzen / dann es kriecht ſelber daran / ſolche Beſchaffenheit hat auch der leydige Sathan / di - ſen ſchaͤdlichen / ſchaͤndlichen / ſchinderiſchen Gaſt ſoll man nicht ruffen / noch weniger bitten / er ſoll kommen / vnd dich zerreiſſen / weil er wol vngeladener eintringt; Er hat die Eigenſchafft je - ner Voͤgl / welche immerzu das Opffer deß Patriarchen Abra - hams wolten angreiffen / vnd hat der H. Mann genug zu ſchaf -Geneſ. 15. fen gehabt / daß er dieſelbe mit Bruͤgl vnd Stoͤcken abgetriben. Joan. c. 10.Er hat die Arth jenes Diebs / der da nit kombt / dann daß er ſtehle / vnd wuͤrge / vnd verderbe; Er hat die Manier jenerLuc. 10. Straſſenrauber / welche den armen Reiſenden von Jeruſalem nacher Jericho ſo uͤbel vnd grauſamb tractirt. Es waͤſſern ih - me mehrer die Zaͤhn nach deiner Seel / als den Egyptiern nach den Knofflen / vnd du ruffeſt noch?

Leo der Neundte Roͤmiſche Pabſt ſchreibt ſelbſt / daß ſein Baaß oder Maimb in einem Cloſter ein ſehr heiligen vnd vn - ſtraͤfflichen Wandel habe gefuͤhrt / vnd habe in ihrer Zell eine Zwergin bey ſich gehabt / mit welcher ſie pflegte Tag vnd Nacht zu pſaliren; einmahl bey Mitternacht wolt diſe ihr Zwergin nach Gewonheit zur Metten auffwecken / aber die kleine Per - ſohn hatte dazumahl ein ſo groſſen Schlaff / daß ſie gar nicht zuerwe -245zu groͤſter Untreu angetriben.erwecken ware / weſſenthalben ſie in diſe vnbehutſame Wort außgebrochen / du Teuffel / ſo ſtehe auff / uͤber diß iſt alſobald der boͤſe Feind in Geſtalt der Zwergin erwacht / vnd auffgeſtan - den / nachgehends mit ihr das Brevir gebett / da ſie nun zu di - ſem Verſicul kommen: Exurgat Deus, & diſſipentur ini - mici ejus, & fugiant à facie ejus, &c. Es ſtehe GOtt auff / ſo muͤſſen ſeine Feind zerſtreut werden / vndPſalm. 67. v. 2. muͤſſen fliehen vor ſeinem Angeſicht / die ihn haſ - ſen. Auff welche Wort der Teuffel alſobald verſchwunden / vnd die Flucht geben / vnd diſe gottſeelige Dienerin GOttes nit ohne ſondere Reu erkennt / daß man gar nit ſoll den Sa -Ex Petro Dam. l. 6. Epiſt. 2. than ruffen / noch laden / weil er ohne das gantz willkuͤrig iſt / vns zu ſchaden.

Der H. Gregorius erzehlt von einem frommen Prieſter /Lib. 3. Dialog. cap. 20. Nahmens Stephan, welcher gantz matt vnd muͤd von der Reiß nach Hauß kommen / vnd ſeinen Diener mit diſen vnbedacht - ſamen Worten geruffen / komb Teuffel / zieh mir die Schuh auß / ſihe! den Augenblick loͤſten ſich die Schuh-Riemen ſelbſt auff / vnd ſprang der Schuh vom Fuß / woruͤber der fromme Mann ſehr erſchrocken / alſobald dem boͤſen Feind befohlen / er ſolle von dannen weichen / dann er habe ihn nit gemeint; auß welchem allem nur gar zu klar erhellet / vnd augenſcheinlich wahrzunemmen iſt / wie vrbietig er ſich einfinde / dahero auff kein Weiß zu ruffen iſt.

Es iſt wol zu glauben / daß vnder anderen faſt die meiſte Urſach ſeye / weſſentwegen GOtt der Allmaͤchtige verhengt / daß durch den Teuffel / vnd ſeinen anhengeriſchen Zauber-Ge - ſind ſo vil Schaͤden den fruchtbaren Aeckern vnd Weingaͤrten zugefuͤhrt wird mit ſo vngeheurigem Schaur vnd Rißlwurff / alldieweil ſchon der allgemeine / vnd ſehr uͤble Mißbrauch ein - geſchlichen / daß man faſt zu einem jeden Wort den Teuffel ruf - fet / vnd weilen diſem Ertzfeind der Allerhoͤchſte den Gewalt zaumet / vnd bindet / daß er der Seelen nicht allemahl kan ſcha -H h 3den /246Judas wird durch den Sathanden / ſo vergunnt ihme doch das vnerforſchliche Goͤttliche Urthl den Gewalt / in die zeitliche Guͤter vnd Haabſchafften / wie ley - der deſſen vil tauſend Exempel konten beygebracht werden.

Es hat diſe Jahr hindurch das wehrte Hertzogthumb Steyer ein vnglaublichen Schaden erlitten / durch diſes ver - ruchte Zauber-Geſchmeiß / wie es die eigene Außſagung der hingerichten zu Feldbach / zu Radkerſpurg / zu Voitsberg / zu Grauwein / vnd anderer Orthen / ſattſamb bezeugen. Diß tau - ſend ſechshundert acht vnd achtzigiſte Jahr / im Monath Junio haben ſie einen ſo groſſen Schaur herunder geworffen / daß de - ren etliche Stein auff 5. Pfundt ſchwaͤr gewogen / vnd hat man vnweit der Haupt-Statt Graͤtz gewiſſe groſſe Voͤgl wahrge - nommen / welche in der Hoͤhe vor diſem grauſamen Schaur - Wetter geflogen / vnd ſelbiges hin vnd her gefuͤhrt. Einige be - kennten / ſo nachmahls verdienter maſſen im Feur auffgeopffert worden / wie ſie das hoͤchſte Gut / vnd die Allerheiligſte Ho - ſtien ſ. v. in Sautrog geworffen / ſelbige mit einem hoͤltzernen Stoͤſſel nach Genuͤgen zerquetſcht / daß auch mehrmahlen ih - rem Geduncken nach das helle Blut hervor gequellt / dannoch gantz vnmenſchlich / vnd vnbeweglich in ihrer Boßheit fortge - fahren / gedachtes hoͤchſte Geheimbnuß mit vnflaͤthigem Waſ - ſer begoſſen / vnd nachdem ſie es mit einem alten Beſenſtill ge - ruͤhrt / ſeye alſobald der klare Himmel verfinſtert worden / vnd allerſeits / wo es ihnen gefaͤllig / der haͤuffige Schaur herunder gepraſſelt. Andere haben geſagt / daß ſie mit dem boͤſen Feind ſeyn außgeflogen / vnd nachdem ſie bey einer Aichen / worauß allerley Wein gerunnen / eines guten Muths geweſen / haben ſie hin vnd her etliche Haͤnd voll Arbes auß einem ſchwartzen Topff / oder Haͤfen außgeſtraͤhet / worauß ein ſolcher jaͤmmerli - cher Schaur worden / daß ſolches alles / auch ihr eigenes Trayd vnd Erdfruͤchten in Grund erſchlagen. Einige haben frey - willig außgeſagt / wie daß an einem Orth / welches ſie gezeigt / ein kleine alte Maur ſtehe / ſo offt ſie von beſagter Maur etli - che Steinl in die Hoͤhe werffen / ſo offt erſtehe allemahl eingroſſer247zu groͤſter Untreu angetriben.groſſer Schaur; den ſie nachmahlen nach Belieben außtheilen / man hat diſe Maur dergeſtalten zerſtoͤhrt / daß nit ein Stein gebliben / ja die Benachbarten haben die Steinl in Butten hin - weck getragen / aber den anderen Tag ſtunde allezeit die Maur wie zuvor / maſſen ſie noch heut zu ſehen.

Vatter / Mutter / Bruder / Schweſter / Tochter / vnd Dienſtbotten in einem Hauß / nach beſchehener gerichtlicher Frag haben außgeſagt / daß ſie gar offt vom Teuffel gezwungen worden / ja ſo gar mit Bruͤgl vnd harten Stoͤſſen getrungen zum Schaur machen / weſſenthalben ſie den Schaur in Koͤrben / im Zecker / in Saͤcken / im Waͤndl / vnd anderen Geſchirren gefuͤhrt / daſelbſt außgeſtraͤhet / alsdann wie Starchen / oder andere Voͤgl heimbwerts geflogen; haben beynebens bekennt / daß / wann man mit geweyhtem Pulver ſchieſt / es ihnen auff der Seyten ſehr groſſen Schmertzen verurſache / vnd das Wet - ter ſich bald zertheile. Es iſt nit zu widerſprechen / daß nit ſehr vil groſſe Ungewitter / ſchaͤdliche Schaur / vnd vngewoͤhnliche Platzregen von natuͤrlichen Urſachen herruͤhren / hingegen aber iſt / vnd bleibt gar zu wahr / daß gleichwie der jenige erſchroͤckli - che Schaur / welchen GOtt der Allmaͤchtige uͤber die Amo - ræer geſchickt / iſt durch der boͤſen Engel Mitwuͤrckung geſche -Joſue 10. hen / alſo mehrmahlen durch die Teuffel / vnd deſſen Hexenge - ſind ſolches Ubel verurſacht werde / vnd iſt mein wolgeſteiffte Meinung / daß ſolches der gerechte GOtt vnſern Suͤnden hal - ber zulaſſe / meiſtens aber / weil wir ſo gar deß Sathans Nah - men oͤffter im Maul / vnd auff der Zungen / als den Nahmen deß wahren GOttes / ja / haͤtt ich ſo vil Groſchen / als diſen Jahrmarckt allhier zu Graͤtz / da ich ſolches ſchreibe / nur / der Teuffel holl mich / gehoͤrt wird / ſodann wolt ich gar leicht ein groſſe Herꝛſchafft einkauffen. Haͤtt ich ſo vil Scheitter Holtz / als in einem Dorff den Sommer durch / deß Teuffels bin ich / geſagt wird / ſo haͤtt ich mein Lebentag genug Holtz im Winter. Haͤtt ich ſo vil Ellen Leinwath / als in einem Jahr /der248Judas wird durch den Sathander Teuffel zerreiß mich / vnder der Gemein im Teutſch - land geſchworen wird / ſo wolt ich faſt ein Fuͤrhang machen vor die Sonn / daß auß dem Tag ein Nacht wurde; faſt zu allen Worten geſellt man diſen leydigen Feind / alle Schwur muß be - reits der Teuffel verſiglen / vnd glaubt man / die Warheit koͤn - ne nit gehen / ſie muß dann auff dem Teuffel reitten.

Er iſt wol ein armer Teuffel.

Tobias wolte auff der Reiß in dem Fluß Tygris ſeine be - kothigte Fuͤß waſchen / vnd als er zum Geſtadt hinzu nahete / da ſprang vnverſehens ein großmaͤchtiger Fiſch in die Hoͤhe / als wolt er ihn verſchlicken / wie er dann deſſentwegen uͤberlaut auffgeſchryen / Auwe! er friſt mich / der Engel aber ermahnt ihn / er ſoll ihn nit foͤrchten / ſonder gantz behertzt den Fiſch er - greiffen / welchem Rath er fleiſſig nachkommen / den Fiſch auff das Land herauß gezogen / auch nachmahls / auß Befelch deß Azariæ, ſelbigen eroͤffnet / vnd alles Jngeweyd herauß genom - men / darauff ſchafft der Engl dem Tobiæ, er ſoll drey Ding fuͤr ſich behalten / das Hertz / die Gall / vnd die Leber / weil ſie ſehr trefflich / vnd heylſamb zur Artzney; wie nun alles diß geſche - hen / vnd ſie beede nach der vornehmen Statt Rages ankom - men / alſo vnderfangt ſich der Tobias den Engel zu fragen; mein lieber Bruder Azaria, mein ſag mir doch vor / fuͤr was ſeynd dann diſe drey Ding gut? der Engl antwort ihme alſo / wañ du mit deſſen Gall die Augen anſchmierſt / welche mit einem Fehl uͤberzogen / ſo werden ſie wider geſund: O gedacht der To - bias, das taugt vor mein Vattern. Zum andern / ſagt der En - gel / wann du ein Stuͤcklein von dem Hertz diſes Fiſch auff ein gluͤende Kohlen legeſt / ſo vertreibt der Dampff die Teuffel /Tob. 6. welches nachmahls mit der Sara in der Warheit geſchehen / de - ro ſiben Maͤnner nacheinander der Teuffel den Halß vmbge - riben / ſolcher aber mit diſem Mittel verjagt worden.

Nunmehr kan man dem Teuffel den Trutz bieten / ihn auß - lachen / ja gar voppen / vnd bey der Naſen ziehen / weil ihn zuver -249zu groͤſter Untreu angetriben.verjagen / zu vertreiben / zu uͤberwinden ein kleine Particul von einem Hertz maͤchtig genug; Guraſchi vnd Hertz wider ihn / er iſt gar ein armer Teuffel / ein ſchwacher Teuffel / ein bloͤder Teuffel / ein plumper Teuffel / ein krancker Teuffel / ein forcht - ſamer Teuffel / ein verlaſſener Teuffel / ein ohnmaͤchtiger Teuf - fel / ein kuͤhler Teuffel / ein geſchroͤckiger Teuffel / ein lethfeige - riſcher Teuffel / ein fluͤchtiger Teuffel / er iſt ein Hund / der bel - len kan / aber nit beiſſen / er iſt ein Dieb / der ſteigen kan / aber nit ſtehlen / er iſt ein Feind / der das Schwerdt zucken kan / aber nit verwunden / er iſt ein Geſell / der fuͤhren kan / aber nit ver - fuͤhren / er iſt ein Vogl / der locken kan / aber nit zwingen / er iſt ein Boͤßwicht / der trohen kan / aber nit ſchlagen ohne GOttes Willen vnd Zulaſſung; nur ein Hertz wider ihn! Dem H. Hilarion iſt er auff ein Zeit erſchinen / wie ein groſſes vngeheu - res Cameel / welchen aber der gottſeelige Mann nur außge - lacht / du einfaͤltiger Narꝛ / ſprach er / du magſt erſcheinen wie ein Cameel / oder wie ein Fuͤchſel / wie ein Riß / oder wie einS. Hie - ron. in vit. Zwergl / wie ein Drach / oder wie ein Wuͤrml / non terres me, du wirſt mich nit ſchroͤcken.

Das Wort Teifl / in einem Anagrāma, oder Buchſta - ben-Wechßl / heiſt Feitl. Du Teifl biſt wol ein naͤrriſcher Feitl / daß du alſo prallen magſt mit deiner Macht / ſchau / nit ein Haar! wann du ſo groß waͤreſt / als gantz Holland / du ſolſt mich nit hollen: wann du ein Rachen haͤtteſt ſo groß / als gantz Frißland / du ſolſt mich nit freſſen; wann du ein Fauſt haͤtteſt / als gantz Sclavonia, du ſolſt mich nit ſchlagen; wann du ein Degen haͤtteſt ſo breit / als Sabaudia, du ſolſt mich nicht ſaͤblen / wann du ein Biß haͤtteſt ſo groß / als Piſana, du ſolſt mich nicht beiſſen / wann du Klauen haͤtteſt ſo groß / als gantz Croatia, du ſolſt mich nicht kratzen / ich foͤrcht dich nit ein Haar. Wol recht iſt der Teuffel im Paradeyß in die Schlangen / in diſes kriechende Thier eintretten / dann er muß ſich verkriechen mit aller ſeiner Staͤrcke vnd Macht; Der Obriſte TeuffelPars II. J iLuci -250Judas wird durch den SathanS. Bernar. Sepeſ. a - pud Jo - ſeph. punct. 78.Lucifer iſt mit ſechtzig tauſend der alleraͤrgſten Teufflen wider den einigen halb nackenden / vnd außgemergleten Diener Got - tes Franciſcum auffgeſtanden / vnd ihn bekriegt / aber mit Schand vnd Spott muͤſſen abweichen.

Der Teuffel iſt ſo forchtſamb / daß er wie ein Staub von dem Athem / oder kauchen eines Prieſters verjagt wird; dann der Prieſter vnder anderen pflegt in der Tauff das Kind drey - mahlen Creutzweiß anzukauchen / worbey er diſe Wort auß - ſpricht: Exi ab eo immunde ſpiritus, weiche von ihm du vn - reiner Geiſt; ja diſer hoͤlliſche Feind iſt alſo ſchwach / daß ihn auch ein Eſel kan vertreiben / vnd fein recht die Eſel-Ohren zei -In Specul. Hiſt. lib. 10. c. 20. gen / alſo ſchreibt Vincentius. Wie der H. Regulus auß ei - nem Beſeſſenen den boͤſen Feind verjagt / wolt ſolcher alſobald fahren in den Eſel deß H. Manns / der ihm ſchon vil Jahr ge - dient / wie ſolches der arme Langohr (welches vngezweiffelt den Verdienſten deß H. Manns zuezuſchreiben) vermerckt hat / machte er gleich mit dem Fuß ein Creutz auff die Erd / vnd er - hebt ein vngewoͤhnliches ſchreyen / wordurch er etwann ſeinen Schoͤpffer angerufft / oder villeicht den Teuffel außgelacht / weil ſich ſolcher alſobald in die Flucht begeben. O Lethfeigen!

Dem armen Samſon, nachdem er ſein Staͤrcke durch ein ſchwaches Weibs-Bild verlohren / haben die Philiſtæer ſeine Augen außgeſtochen / vnd auff einem ſolennen Feſtag / mehr aber Freßtag / in ihren Tempel fuͤhren laſſen / alldar mit ihme / weil ſie ſchon zimblich bezecht / ein Kurtzweil zu treiben / vnd iſt wol glaublich / daß ſie ihn durch muthwillige Leuth / vnd ſchlech - tes Schoͤrgen-Geſindl uͤber die maſſen werden gevoppt haben / wie dann deſſenthalben mit ihme ein hertzlich Mitleyden zu haben geweſt / dann es gar wol ein vngereimbte / vnd hoͤchſt be - ſchwaͤrliche Sach ſcheinet / wann man ein ehrlichen Mann / wie da Samſon war / ſo ſpoͤttlich voppet / vnd durcher laſt / aber den Teuffel voppen / iſt ſchon recht / deßgleichen haben gethan vil Heilige.

Der H. Dominicus, nachdem er auß Spanien wider zu -ruck251zu groͤſter Untreu angetriben.ruck kommen / hielte in einem Frauen-Cloſter denen frommen Schweſtern ein ſehr geiſtreiche Sermon, weilen aber der Sa - than vnd leydige Teuffel dem Wort GOttes gar nit hold iſt / alſo ſuchte diſer Feind in allweg den Nutzen vnd Frucht diſer Predig zu verhindern / zu welchem End er ſich in Geſtalt eines Spatzens ſehen laſſen / vnd dergeſtalten vnder den Cloſter - Frauen hin - vnd hergeflogen / daß ſie hierdurch nicht wenig / in Anhoͤrung deß Goͤttlichen Worts verhindert worden / Domi - nicus gedachte bald / daß er muͤſte dem Teuffel die Spatzen auß - nemmen / dahero er einer auß obbenannten Schweſtern / mit Nahmen Maximilla, befohlen / ſie ſoll den Spatzen fangen / vnd nur ihme uͤberlifern / nachdem ſolches geſchehen / hat der H. Mann diſen Vogl lebendig geropfft / ein Feder nach der andern / nit ohne groſſes Geſchrey vnd toben außgezogen / wel - che alle Anweſende zu einem Gelaͤchter veranlaſſet / nachmahls hat er diſem Federloſen Schelmen gebotten / nunmehr ſoll er hinweck fliegen / vnd forthin nit mehr das Wort GOttes ver - hindern / diſer Ertz-Vogl hat ſich alſobald darvon gemacht / vnd auß Zorn die daſelbſt hangende Lampen vmb vnd vmb gekehrt / jedoch ohne Vergieſſung eines einigen Tropffen Oels.

Der vnverſchambte Feind wolt die angethane Schmach auff alle Weiß rechen / erſcheinet demnach die andere Nacht / als Dominicus beym Liecht geſchriben / in Geſtalt eines Affen / welcher mit ſeinen laͤcherlichen Boſſen / vnd poſſierlichen Ge - berden auff alle Weiß geſucht / den H. Mann in diſem ſeinen gottſeeligen Werck zu verhindern / Dominicus vermerckte vn - ſchwaͤr ſolchen Argliſt / ſagt alſo geſchwind zu ihm / Schelm halt mir die Kertzen / vnd thue mir recht leuchten / ich will dir das hupffen vertreiben / der arme Teuffel muſte hierinfalls den Ge - horſamb leiſten / welches uͤber alle maſſen ihm hart ankommen / daß er / als ein Fuͤrſt der Finſternuß / hat muͤſſen das Liecht hal - ten / er vnderließ gleichwol nit / ſo vil es ihm moͤglich ware / al - lerley naͤrriſche Schertz-Sachen zu treiben / welches ihm aber der H. Mann zimblich eingetrenckt / dann diſer ſaubere AffJ i 2muſte252Judas wird durch den Sathanmuſte die Kertzen ſo lang in der Bratzen halten / biß ſie gantz abgebrunnen / er hat zwar derentwegen mit groſſem murren die Bratzen geſchuͤttlet / weil ihn das Liecht ſehr gebrennt / es hat aber der arme Teuffel ſo lang muͤſſen ein Leuchter abgeben / bißTheodor. de Apo - log. lib. 3. c. 7. ihm ein gantzer Finger von der Bratzen verbrunnen / worauff ihme / nicht ohne Gelaͤchter vnd Schimpff / Dominicus abzu - weichen befohlen.

Da ſihet man deß Teuffels Macht vnd Pracht / er wolte vorhin dem Allerhoͤchſten gleich ſeyn / ein Gott ſeyn / vnd jetzt voppt man ihn / wie ein Narren / man halt ihn vor einen Lim - mel / man nennt ihn ein Gimpel / man ſchilt ihn ein Trampel / man heiſt ihn ein Maulaff / man jagt ihn / wie ein Lethfeigen / man treibt ihn / wie ein Eſel / man trillt ihn / wie ein Hund / man bruͤglet ihn / wie ein Lahmen / man tritt ihn / wie ein Wurm / man ſchimpfft ihn / wie ein Simpl / man bindt ihn / wie ein Dieb / man ſchafft ihm die nechſte Arbeit.

Jener Hauptmann / vnd wackere Soldat zu Caphar - naum, vnder anderen / was er bey Chriſto dem HErꝛn vorge - tragen / hat auch Meldung gethan von ſeinen vndergebenen Soldaten vnd Landsknechten / was geſtalten dieſelbigen ſo ge - horſamb ſeyn / dann wann er einem nur ſagt / veni, komb / ſo kombt er; Der Teuffel iſt vilen heiligen Leuthen noch mehrer vnderworffen geweſen / daß er alſo auff das hurtigſte muſte voll - ziehen / was ſie ihm aufferlegt; Dem H. Bernardo hat er muͤſ - ſen an ſtatt eines Wagen-Rad ſeyn / dem H. Wolffgango hat er muͤſſen Stein zu der Kirchen tragen / dem H. Furſeo hat er muͤſſen außkerren; dem H. Franciſco Olympio hat er muͤſſen den Rantzen tragen / dem H. Patritio hat er muͤſſen ein Feur auffmachen; in einem Cloſter / ſchreibt Majolus, hat er muͤſſen ein Kuchl-Buben abgeben / vnd weil ihm ein Bedien - ter daſelbſt gar offt ein ſiedheiſſes Waſſer / oder gar ein wildenMajol. 441. Außguß mehrmahlen auff den Kopff geſchuͤtt / hat er denſelben bey den Fuͤffen auffgehenckt / jedoch ohne Schaden.

Der H. Ertz-Biſchoff Dunſtanus, wie ſein Lebens-Ver -faſſung253zu groͤſter Untreu angetriben.faſſung bezeugt / hat dem Teuffel gar ein groben Boſſen vndSurius 19. Maij. Schimpff verſetzt / dann bevor diſer H. Mann zu ſolcher Hoch - heit gelangt / hat er ein Cloſter-Leben gefuͤhrt / vnd weilen auch zu gewiſſen Zeiten die Ordens-Leuth / zu Vermeydung alles Muͤſſiggangs / ſich gar loͤblich pflegen in einer / oder anderer Hand-Arbeit zu uͤben / alſo hat auch der H. Dunſtanus deß - gleichen gethan; dem Teuffel machte diß nit wenig Verdruß / dahero er auff ein Zeit bey dem Fenſter ſeiner Zell in Geſtalt eines Nachbaren erſchinen / vnd weiß nicht was von ihme vmb GOttes willen begehrt / es ware der H. Mann vrbietig / auß Chriſtlicher Lieb / ihm hierin zu helffen / weil er aber vermerckt / daß diſer vermaͤſcherte Teuffel bald wie ein Kind / bald wie ein Mann / bald wie ein Weibs-Bild allerley Boſſen getriben / ſo gedacht er dem Schelm eines zu verſetzen / nimbt deſtwegen die Zangen / ſo dazumahl im Feur lage / gantz gluͤend / faſt darmit den Teuffel bey der Naſen / vnd halt ihn ein lange Zeit bey dem verfluchten Schmecker / biß andere Leuth wegen deß vngeheu - ren Geſchrey zugeloffen / den Teuffel außgelacht / vnd beyne - bens GOtt gepryſen / daß er ſeinen Dienern ſo groſſen Gewalt geben uͤber die hoͤlliſche Feind.

Auß diſem erhellet klar / wie wahr da ſeyn jene Wort deß gecroͤnten Harpfeniſten Davids, welcher in ſeinen Pſalmen vnd Liedern auch dem Teufel ein Spott anthut / mit diſen Wor - ten: Draco iſte, quem formaſti ad illudendum: Da iſt derPſal. 104. v. 26. Drach / den du gemacht haſt / darmit zu ſpilen. Was kan doch dem Teufel fuͤr ein groͤſſerer Spott ſeyn / als den ihme zur Faß - nachtzeit etliche berauſchte vnd wolbezechte Bauern angethan; alſo wird glaubwuͤrdig geſchriben / daß An. 1589. den 19. Mar - tij einen beſeſſenen Menſchen etliche Bauern / ſo dazumahl von dem Wein ein Hertz gefaſt / alſo geplagt / vnd den boͤſen Feind mit dem Nahmen JEſus alſo gepeyniget / daß er endlich muſte vor diſen berauſchten Geſellen die Flucht nemmen / dann ſie dem beſeſſenen Tropfen ſehr vil Weyhbrunn eingoſſen / vnd ihre Roſenkraͤntz an Halß gehengt / woruͤber er ſich gebrochen / vndein254Judas wird durch den Sathanein ſolchen Geſtanck von ſich geworffen / daß die Bauern faſt alle in Ohnmacht gefallen / der arme Mann aber von dem hoͤl -Beierling. 411. l. 5. liſchen Gaſt erlediget worden. Pfuy / pfuy / pfuy / pfuy ein ſol - chen armen Teuffel / der ſich auch von berauſchten Bauern laſt in die Flucht jagen. Der H. Benedictus hat ſo gar mit einerIn vit. in Prato Fio - rito P. Valeriani Capuci. guten Ohrfeigen / welche er einer beſeſſenen Perſohn verſetzt / den Teuffel außgetriben. Alſo wird regiſtrirt von einem from̃en Religioſen / welcher die H. Gewonheit hatte / allenthalben zu betten / welches den Sathan nit wenig verdroſſen / als gedach - ter Religios einmahl auff ein geheimen Abtritt ebenfalls an - daͤchtig pſalirt, iſt der Teuffel ihm erſchinen / vnd mit ſcharpf - fen Worten ſein Frechheit verwiſen / er ſoll ſich ſchamen / daß er an einem ſo vnreinen Orth das Gebett / vnd heilige Wort mißbrauche / Tempel vnd Kirchen ſeynd gebuͤhrende Oerther mit GOtt zu reden / vnd nit ſolche wilde Winckl / ꝛc. Ho, ho, ſagte der fromme Mann / was haſt du vil Fug mir ſolches Ca - pitl zu geben / weiſt du was? das jenige / was von meinem Mund vnd Hertzen außgehet / benanntlich das Gebett / ſchenck ich meinem GOtt / was aber vnderhalb durchfallt / das iſt einPrat. Fior. fol. 397. Opffer vor dich / weil du ohne das ein vnreiner Geiſt biſt / ſol - ches hat den hoffaͤrtigen Narꝛn alſo verdroſſen / daß er mit groſ - ſem heulen vnd kuͤrren verſchwunden.

Jenes Abſcheuen / oder natuͤrlichen Grauſen / welchen ſehr vil Leuth an einer / oder anderen Sach haben / pflegen die Philoſophi, oder Weltweiſen Antipathia zu nennen / welches eine geſamb angebohrne Entſetzung von einer Sach iſt / vnd innerliche angeſambte Feindſchafft gegen derſelben. Alſo wer - den Leuth gefunden / die gewiſſe Speiſen nicht koͤnnen anſe - hen / dergleichen nur gar vil allenthalben anzutreffen; Zu Wienn war vor kurtzen Jahren ein bekannter Maurmeiſter / der kein rothen Wein leyden koͤnnen / ein anderer noch im Le - ben daſelbſt beruͤhmter Geiſtlicher kan kein Rueben leyden / ein anderer iſt allhier zu Graͤtz / der kein Butterſtritzl kan anſehen / vnd dafern er ſolches vermerckt / wird er hieruͤber gantz entfaͤrbt /ſo255zu groͤſter Untreu angetriben.ſo bald man aber daſſelbige anſchneitt / ſo vergeht ihm aller Widerwillen. Ein anderer / iſt noch im Leben / der kan nit ley - den / ſo man ihme bey der Tafel vorlegt / vnd ſo offt ſolches ge - ſchicht / wird er ohnmaͤchtig / ein vornehmer Herꝛ allhier kan kein Aalen ſehen. Jch hab einen zu Jngolſtatt gekennt / der kein Waſſer konte leyden / dahero ſich auch niemahlen mit Brunn - Waſſer / oder Fluß-Waſſer gewaſchen / ſonder allemahl mit Bier / oder Brandwein / auch ſein Lebtag kein Suppen geeſ - ſen / vnd wann es Regenwetter war / ſo empfande er ſehr groſſe Schmertzen im Magen. Jm Allgey / vnweit der Statt Ried - ding / war ein Baurnknecht im Dorff / der konte von Natur kein vnehrliches Weib ſehen / vnd da auch zwaintzig Weiber / oder junge Maͤgd in einer Geſellſchafft beyeinander verſamblet wa - ren / vnd nur eine darunder / welche in aller Geheimb ihr Ehr verlohren / ſo wurde gedachter junge Menſch alſo ohnmaͤchtig vnd kranck. Einer iſt in Maͤhren geweſt / der kein geſpitztes Meſſer auff kein Weiß konte anſchauen. Scaliger ſchreibet von einem Edlmann auß Franckreich / wie daß ſelbiger ein ſol - ches Abſcheuen getragen an einer Leyren / daß / wann er diſe Muſic nur ein wenig angehoͤrt / gleich vnd alſobald die Natur ſich entſetzt / vnd auß Schrocken alles von ihm gangen. Zu Flo - renz war vor etlich Jahren ein Teutſcher Soldat / auß deß Groß-Hertzogs ſeiner Leib-Quardi, welcher gar nicht von Na - tur konte leyden ein Krueg / oder Kandl mit einer Handhab /Typus Gener. humani. dahero er alle Handhaͤb voran gebrochen / ehe er getruncken / ja er waͤre vor Durſt geſtorben / als daß er auß einem ſolchen gan - tzen Krueg getruncken haͤtt. Es bezeuget der gelehrte Abbt Hieronymus Hiernhaim, daß einer die Speck-Knebl / mitFol. 49. beygelegtem geſelchten Fleiſch nit habe leyden koͤnnen / ſondern dergeſtalten wider ſeinen Willen jederzeit zum lachen bewegt worden / daß / wann man diſe nicht haͤtte hinweck getragen / er vor lauter Gelaͤchter waͤre geſtorben. Ein Schloſſer-Geſell / meiner Zeit zu Neuer Oetting in Bayrn / konte kein viereckich - ten Speck ſehen / vnd hat man ihn mit einem kleinen Stuͤckelbeſſer /256Judas wird durch den Sathanbeſſer / als mit einem bloſſen Schwerdt koͤnnen jagen / vor einem runden / oder dreyeckichten Speck hat er ſich auff kein Weiß entſetzt. Solcher ſeltzamen Antipathien iſt faſt ein vnzahlba - re Anzahl / nit allein vnder den Menſchen / ſonder auch vnder den boͤſen Feinden / maſſen ſolche ein ſondere Antipathia, oder Haß tragen gegen etlichen Dingen / vnd will ich dermahlen nit vıl Meldung thun von vnderſchidlichen Kraͤutern / Wurtzlen / Rauch / vnd andern natuͤrlichen Sachen / welche dem Teuffel zu wider ſeynd: Hypericum, Adianthum, Pervica, Palma Chriſti, Ramnus, Abrotanum, &c. So findt man ebenfalls in dem Buch / worin die Exorciſmi, oder Teuffels-Beſchwoͤ - rung verfaſt ſeyn / daß ein gewiſſer Rauch von Schwefel / Eſel - Klauen / Rautten / Aſa fœtida die Teuffel vertreibe; das leich - teſte Mittl aber / welches ein jeder hat / oder haben kan / iſt das H. Creutz Zeichen.

Ein frecher Juͤngling / Nahmens Theodoricus, begab ſich nacher Lubec, daſelbſt ein junge Tochter zu beſuchen / ge - gen dero er ſehr hefftig entzuͤndt ware / weilen aber ein anderer ihme vorkommen / iſt er deſſenthalben ſo ergrimbt / daß er auß vngezaͤhmten Zorn in diſe Wort außgebrochen: Der Teuf - fel / welcher mich allhero gefuͤhrt hat / der fuͤhr mich wider hinauß. Der eingeladene Fuhrmann war al - ſobald da / vnd fuͤhrte bereits den armen Tropffen in die Luͤfft / gantz uͤber die Statt / allwo er ihn gar nit ſanfft in ein Koth - lacken nidergeſetzt / mit diſen Worten / niſi te ſignâſſes, pe -Cæſar. l. 5. mirac. cap. 27. rijſſes, wann du dich nit haͤtteſt gezeichnet / ſo waͤreſt du zu grund gangen / dann zu wiſſen / daß er dazumahlen auß groͤſter Forcht das Creutz / ob zwar gantz vnvollkommener / gemacht habe.

Sonſten foͤrchtet ſich das Wachs vor dem Feur / wie nun allzubekannt / aber es iſt ſchon dahin kommen / daß ſich das Feur vor dem Wachs foͤrcht / will hierdurch verſtanden haben die verdambte feurige Geiſter / denen einen ſondern Schrocken einjagt jenes Wachs / worauff das Lamb GOttes geſtalt iſt /ſo257zu groͤſter Untreu angetriben.ſo da ins gemein genannt werd Agnus Dei; Das allererſte Agnus Dei hat vns geſpendirt der H. Joannes der Tauffer / als er diſes Wort zu den Hebreern geſprochen: Ecce Agnus Dei, ſehet das Lamb GOttes / ꝛc. die andere Agnus Dei, in vnd auß Wachs / ſpendirt der Paͤbſtliche Stuel / dann derglei - chen runde Wachs / mit der Bildnuß eines Lambs / pflegt der Roͤmiſche Pabſt / vnd Statthalter Chriſti das erſte Jahr ſei - nes Pabſthums ſolenniter, in Beyſein der Cardinalen zu weyhen / nachmahls nur alle ſiben Jahr / diſe ſeynd ein ſehr ſtattliche Huͤlff wider die Teuffel / vnd dero Nachſtellungen / wie es auß ſo vilen wunderbarlichen Begebenheiten ſattſamb bekannt iſt.

Anno 1585. iſt im Trieriſchen Gebiet ein Knab mit 8. Jahren durch die Hexen verfuͤhrt worden / daß er ſich auch bey dero Zuſammenkunfft eingefunden / vnd auß Befelch deß Teuf - fels muſte ein Spilmann abgeben / vnd die Trummel ſchlagen / wann diſes Zauber-Geſind getantzet / da er aber deſſen verwi - ſen worden / vnd der Ertz-Biſchoff in allweg geſucht / diſen ſo zarten Biſſen auß dem Rachen deß boͤſen Feinds zu reiſſen / auch vnder anderen angewendten Geiſtlichen Mittlen ihme das Agnus Dei an Halß gehengt worden / hat ihme ſolches bey naͤchtlicher Weil der Teuffel ſehr ſcharpff verwiſen / mit Betro - hung harter Schlaͤg / dafern er ſolches nit wolte beyſeits legen / vnd ſo bald der forchtſame Knab diſem nachkommen / hat ihnDelr. l. 6. diſq. c. 2. ſect. 3. quæſt. 3. alſobald der leydige Sathan auff ein ſchwartzen Bock geſetzt / vnd mehrmahlen zu der verſambleten Zauber-Burſch gefuͤhrt.

Anno 1586. hat zu Trier ein Zauberer durch offentliche Bekanntnuß beſtanden / wie daß die Hexen ein lange Zeit dem Ertz-Biſchoff daſelbſt haben nachgeſtellt / ıhme aber niemahlen ſchaden koͤnnen / auffer dazumahlen / als er ſchlaffen gangen / vnd auß Vergeſſenheit ſein Agnus Dei auff dem Tiſch ligen laſſen / zur ſelben Zeit ſeye ihm durch das Hexen-Geſind ein Trunck eingegeben worden / welcher / ſo es mehrer geweſt waͤre / ihme das Leben haͤtte genommen / worauff der Ertz-BiſchoffPars II. K kſich258Judas wird durch den SathanIbidem. ſich entſonnen / vnd bekennt / daß er bey keiner Zeit ſich alſo uͤbel habe befunden / als in ſelbiger Nacht / auch derenthalben etli - che Tag muͤſſen im Beth ligerhafft verbleiben.

In Relat. Hiſt. de reb. ſoc.

Anno 1595. iſt zu Jamada ein beſeſſene Perſohn durch ein Agnus Dei am Halß vom boͤſen Feind erloͤſt worden / wel - ches mit mehreren beſtaͤttiget Ludovicus Froes.

Faſt erſchroͤcklich iſt / was gantz vmbſtaͤndig erzehlt Augu -In Differt. de virt. Ag. Dei n. 6. ſtinus Caſtanus, wie daß ein junge Tochter wider ihren Wil - len von den Eltern in ein Cloſter ſeye geſteckt worden / vnd weil ſie nun vermerckt / daß ihr nimmermehr das heyrathen werde zugelaſſen / alſo hat ſie ſich mit Leib vnd Seel dem boͤſen Feind verſchriben / vnd ihn zu einem Liebhaber vnd Bruder außerki - ſen / welcher dann in Geſtalt eines vorhin gewuͤnſchten Juͤng - lings durch zwoͤlff Jahr ihr beygewohnt / nach ſolcher Zeit iſt ſie in ein toͤdtliche Kranckheit gerathen / vnd weil ſie in Forcht ſtun - de / als werde bald ihr ewige Straff ein Anfang nemmen / hat ſie ein groſſe Angſt / vnd haͤuffige Betruͤbnuß uͤberfallen / vnd wolte beynebens dem ſorgfaͤltigen Beicht-Vatter ihr ſo ſchwaͤre Wunden auff kein Weiß entdecken / biß endlich der fromme Pater ihr ein Agnus Dei an Halß gehenckt / worauff ſie alſo - bald mit Reuvollen Seufftzern ihre Suͤnden bekennt / auch vil Zeit der leydige Sathan ſie nit beruͤhren doͤrffen / ſo lang ſie das Agnus Dei bey ſich getragen / wie offt ſie aber nach nahls ſelbi - ges hindann gelegt / ſo offt iſt ſie vnder deß Boͤſen Gewalt ge - weſen / biß endlich durch grundloſe Barmhertzigkeit GOttes ſie auff kein Weiß mehr beſagtes Agnus Dei, auch durch Huͤlff deß Teuffels / weder mit zancken / noch reiſſen hat koͤnnen vom Halß bringen / woruͤber der Sathan zu ſchanden worden / vnd ſie nachgehends ein bußfertigen Wandl gefuͤhrt / auch endlich eines ſeeligen Todts verſchiden.

Wie der Kriegsfuͤrſt Gedeon mit groſſer Macht vnd Ar - mee wider den Feinb außgezogen / hat ihme der Allmaͤchtige an - befohlen / er ſoll vnder dem Volck außruffen laſſen / wer da forchtſamb ſeye / der ſoll wider zuruck kehren / vud gedenck einer /da259zu groͤſter Untreu angetriben.da ſeynd zwey vnd zwaintzig tauſend gefunden worden / wel -Judicum 7. cap. che nach Hauß gemarſchiert / das war ein groſſe Anzahl der Lethfeigen.

Aber noch mehrer ſeynd anzutreffen vnder den Teufflen / ja alle vnd jede hoͤlliſche Larven ſeynd forchtſamb vnd verzagt / vnd kan ſie der Nahmen JESUS vnd MARJA / das klei - neſte Creutzl / das kuͤrtzeſte Gebettl / ein ſchlechtes Bildel / ſo gar ein Tropffen Weyhwaſſer in die Flucht jagen. O wol ein armer Teuffel / der von GOtt vnd ſeinen Geſchoͤpffen ge - voppet wird.

Oratio contra omnes tum maleficorum, tum - monum incurſus.

QUi Verbum caro factum eſt, & in cruce affixus, ſe - densque ad dexteram Patris, ut credentium exau - diat preces, ille per ſuum ſanctum Nomen, cui omne ge - nu flectitur, ac per merita Virginis & Matris ejus, nec non per preces omnium Sanctorum & Sanctarum Dei

Præſervare ab omni maleficorum Dœmonum in - curſu dignetur, qui in unitate perfectâ vivit & regnat; Ecce enim Crucem Domini noſtri Jesu Chriſti, in qua ſalus, vita, reſurrectio noſtra confuſio omnium malefico - rum, ac Dœmonum, fugite ergo partes adverſæ. Nam ego conjuro vos Dœmones infernales, & ſpiritus mali - gnos, cujuscunq́ue generis, ita præſentes, ſicut abſentes, quomodocunq́ue, & ſub quocunq́ue prætextu, aut voca - tos, aut invocatos, aut ſpontè, aut miſſos, ſeu per incan - tationem, ſeu per artem malorum hominum, aut mu - lierum properatis ad habitandum, vel moleſtandum quatenus ſemotâ diaboli fraude incontinenter debeatis per Deum vivum, verum, ſanctum Patrem Filium, Spiritum ſanctum præſertim per eum, K k 2qui260qui in Iſaac eſt immolatus, in Joſeph venundatus, in agno occiſus, in homine crucifixus; in cujus ſangui - ne vicerunt vos, quando Michaël pugnavit vobiſcum, & fecit victoriam, recedere, appropinquantes retrocede - re, nec valeatis ſub quocunque prætextu moleſtare crea - turam iſtam, nec in corpore, nec extra corpus, nec per viſionem, nec per terrorem, neque de die, neque de no - cte, nec dormiendo, nec vigilando, nec comedendo, nec orando, nec aliquid naturale, aut ſpirituale faciendo, ali - ter vobis infundo omnes maledictiones, excommuni - cationes, & pœnas tormentorum detruſiones in ſta - gnum ignis, & ſulphuris, per manus inimicorum veſtro - rum ſanctâ Trinitate jubente, Michaële Archangelo exequente.

Nam ſi tenemini aliquo vinculo præcepti, adora - tionis ſuffumigij, innodationis, artis & facturæ, ad quem - cunque perverſum finem, & effectum compilatæ & fa - bricatæ, ſive in herbis, verbis, lapidibus, elementaribus, ſive naturalia ſint, ſive ſimplicia, aut mixta, temporalia, aut ſpiritualia, aut ſacramentalia, aut in nominibus ma - gni Dei, aut Angelorum, ſive in characteribus, horis, minutis, diebus, anno, menſe ſuperſtitiosè obſervando, cum pacto expreſſo, aut tacito, etiam juramento firma - to, omnia illa irrito, annullo, deſtruo per potentiam Patris, qui totum mundum creavit, ſapientiam Filij Redemptoris, per bonitatem Spiritûs ſancti, qui to - tam legem adimplevit, qui eſt erat venturus eſt omnipotens Agyos Athanatos Sother Tetra - gramaton Jehova Alpha & Omega principium & finis. Extinguatur ergò in creatura iſta, & fugetur om - nis virtus diabolica per delationem ſanctiſſimæ Crucis, invocationemq́ue Angelorum, Archangelorum, Patriar - charum, Prophetarum, Apoſtolorum, Martyrum, Con - feſſorum, Virginum, nec non B. Virginis, & omnium inCœlo261Cœlo regnantium cum agno occiſo, ab origine mundi, & bene viventium in Eccleſia ſancta Dei.

Recedite ergò & ſicut fumus jecoris piſcis combuſti dictante Raphaële ſpiritum à Sara fugavit, ita Benedictio - nes iſtæ expellant vos, ut non audeatis accedere, ad hanc creaturam inſignitam ſigno ſanctæ Crucis, per milliaria centum: quia mandatum meum non eſt meum, ſed ejus, qui miſſus eſt à ſinu Patris, ut opera veſtra deſtrue - ret, ut in ara Crucis deſtruxit, nobis talem dedit pote - ſtatem ad gloriam ſuam, ad utilitatem fidelium vobis im - perandi, prout imperamus, & præcipimus, ut non au - deatis accedere per Chriſtum Dominum noſtrum. Ecce Crucem Domini ſugite partes adverſæ, vicit Leo de tirbu Juda, radix David Alleluja, Amen, Amen, fiat! fiat!

JESUS MARIA, Jesus Nazarenus Rex Judæorum. Benedictio ſancti Antonij de Padua.

ECce Crucem Domini fugite partes adverſæ, vicit Leo de tribu Juda, radix David Alleluja, Alleluja, Alleluja.

Benedictio ſancti Franciſci.

BEnedicat tibi Dominus, & cuſtodiat te, oſtendat fa - ciem ſuam tibi, & miſereatur tui, convertat vultum ſuum ad te, & det tibi pacem T. Dominus benedicat te.

Benedictio S. Mariæ ad Apoſtolos.

BEnedicat vos filioli, & totum hunc mundum Deus Pa - ter, & Sponſus meus Jesus Chriſtus, Filius unigeni - tus meus; Spiritus ſanctus amor meus, Amen. Ex S. Andrea Cretenſi. Chriſtus Rex T. venit in pace & Deus factus eſt homo.

K k 3I. N. 262

I. N. R. I. Qui verbum caro ſactum eſt, & habita - vit in nobis, naſcens ex Maria Virgine, per ineffabilem pietatem, & miſericordiam ſuam pijſſimam, & per in - terceſſionem ejuſdem B. M. V. & Angelorum, Sancto - rumque omnium, maximè Apoſtolorum & Evangeliſta - rum ſuorũ, Joannis, Matthæi, Marci, & Lucæ, per ipſum quæſo, ut dignetur me liberare & conſervare ab omni infeſtatione Sathanæ, & miniſtrorum ejus, qui cum Pa - tre, & Spiritu ſancto vivit, & regnat in ſæcula ſæculo - rum, Amen.

Benedictio Dei omnipotentis Patris, & Filij, & Spi - ritûs ſancti deſcendat ſuper nos, & fructus terræ, & ma - neat ſemper, Amen.

Pax D. N. Jesu Chriſti, Virtus Paſſionis ejus, & ſignum S. Crucis, Integritas B. M. Virginis, Be - nedictio Sanctorum & Electorum Dei, Titulus Salvato - ris noſtri in Cruce, I. N. R. I. ſit triumphalis hodie, & quotidie, inter me, & inter inimicos meos viſibiles, & in - viſibiles, contra omnia pericula animæ & corporis mei, omni tempore & loco, Amen.

Gaudebo, & exultabo in Deo Jesu meo, O Jesu, Jesu! eſto mihi Jesu, Jesus Creator, Comprehenſor & Judex univerſi.

Benedictio S. Vincentij Confeſſoris.

SUper ægros manus imponent, & benè habebunt: Je - sus Mariæ Filius mundi Salus & Dominus, meritis B. M. V. ſanctorum Angelorum, Apoſtolorum, Marty - rum, Confeſſorum, atque Virginum, ſit tibi clemens & propitius, Amen.

Dominus Jesus Chriſtus apud te ſit, ut te de - fendat, intra te ſit, ut te conſervet; ante te ſit, ut te deducat, poſt te ſit, ut te cuſtodiat, ſuper te ſit, ut te bene dicat. Qui cum Patre, & Spiritu ſanctoin263in unitate perfectâ vivit, & regnat in ſæcula ſæculorum, Amen.

Benedictio Dei omnipotentis Pa tris, & Fi lij, & Spiri tûs ſancti deſcendat ſuper te, & maneat ſem - per tecum, Amen.

Ad cognoſcendum, ſi aliquis vexetur à ſpiri - tibus immundis.

IN Nomine Pa tris, & Fi lij, & Spiritûs fancti, Amen. Hel Heloim Sother Emmanuel Zebaoth Agla Tetragramaton Agyos Otheos Iſchiros Atanathos Jehova Ya Adanày Sadây Homóuſion Meſſias Ezereſpeye Increa - tus Pater, Increatus Filius, Increatus Spiritus ſanctus, Jesus Chriſtus vincit, Chriſtus regnat, Chriſtus imperat, ſi diabolus ligavit, vel tentavit te, N. ſuo effectu, per ſua opera Chriſtus Filius Dei vivi, per ſuam miſericordiam liberet te ab omnibus ſpiritibus im mundis, qui venit de Cœlo, & incarnatus eſt in utero beatiſſimæ Virginis Mariæ, cauſa humanæ ſalutis, & eijciendi diabolum, & omnem malignum ſpiritum à te in profundum inferni & abyſſi. Ecce Crucem Domi - ni, fugitepartes adverſæ, vicit Leo de tribu Juda, radix David, Alleluja, Alleluja, Alleluja.

Fr. BartholomÆus Rocca de Pa - lermo, Inquiſ. Taurini vidit, per - mittitq́ue, ut imprimatur.

Groſſen264Judas wird durch den Sathan

Groſſen Danck Herꝛ Teuffel.

Dem iſt nit alſo / mein fromme Chananæerin / die Frau irret ſich / die Weiber-Reden ſeynd nit allemahl an dem rechten Probſtein geriben / Zangen vnd Zungen beiſſen offt ihnen ſelbſt ein Scharten / abſonderlich bey dem Frauen-Volck / welches mehrmahlen redet / was da geſichtig / vnd doch nit gewichtig / was da gewichtig / doch nit richtig / was da richtig / doch nit ſchlichtig; mit Erlaubnuß / Frau Chananæerin / euer Memo - rial iſt nicht gar wol gereimbt / ſtiliſirt, euer Bitt geht auff Steltzen / euer Anbringen ſcheint mehrer Deolugiſch / als Theologiſch / ihr ſchreyt mit erhebter Stimm vnſern Heyland an / er ſoll euch betrangtem Weibs-Bild helffen / vmb weil ihr ein junge Tochter habt / die uͤbel vom Teuffel geplagt wird /Matth. 14. malè à Dœmonio vexaretur, &c. uͤbel? ey das iſt uͤbel ge - redt / mein Frau / die Plag / ſo einem der Teuffel anthut / iſt nit uͤbel / ſonder gut; weſſenthalben der Menſch nicht vnfuͤglich ſagen kan / groſſen Danck Herꝛ Teuffel; zumahlen kein Cron im Himmel / die der Sathan nit geſchmidt hat / alſo be -Serm 3. Dom. 10. poſt Trin. zeugt es der H. Vincentius Ferrerius; es thut vns diſer ab - geſagte Feind wider ſeinen Willen nutzen.

Wie geht es Jhr Gnaden Hoch - vnd Wolgebohrner Herꝛ / ꝛc. uͤbel / ſehr uͤbel / malè à Dœmonio vexor, der Teuf - fel hat mich vor 6. Wochen vom Pferdt herunder gefuͤhrt / al - ſo hab ich mir den lincken Fuß recht gebrochen / welcher zwar durch Fleiß deß Wund-Artzens wider geheylt worden / allein hab ich mehrmahlen vnleydliche Schmertzen / vnd gewiß nim - mermehr ein geſunden Tag; daß diß der Teuffel geſtifft habe / vnd ein Ungluͤck uͤber den Halß gebracht / glaub ich gern / maſ - ſen er dergeſtalten nit vil anderſt vmbgangen mit dem Job, de - me er die voͤllige Geſundheit genommen / allein das Wort Ubel in einem Buchſtaben-Wechßl heiſt ſo vil / als Bluͤe / das Ubel iſt ein Bluͤe / auß welcher vil gutes wachſet. Vorhin war bey diſem Monſignor das beichten ſo raͤhr / wie in einerJuden -265zu groͤſter Untreu angetriben.Juden-Kuchel der Speck / es war bey ihm die Andacht ſo in - bruͤnſtig / wie die Eyßzaͤpffen in Januario, er iſt die Wochen einmahl uͤber das Vatter vnſer kommen / wie die Gaͤnß uͤber den Habern / obenhin / ohne Gewinn / wie er aber in beſagtes Ungluͤck gerathen / hat er ſich alſobald mit einem ſtattlichen Opf - fer nacher Zell verlobt / auch / ſofern ihme GOtt das Leben wer - de friſten / hinfuͤro alle Monath wenigiſt einmahl ein Reuvol - le Beicht verrichten / das Officium, ode Tag-Zeit von der vn - befleckten Mutter GOttes taͤglich betten / ja von ſelbiger Zeit an / weil ihme die Geſundheit nicht mehr in voriger Vollkom - menheit / pflegt er ſich von allen vorhin gewoͤhnlichen Geſell - ſchafften abzuſoͤndern / vnd da er ſich vorhin in ſtaͤtem hoͤtzen vnd jagen / auch an heiligen Taͤgen geuͤbt / vnd verliebt / dermahlen laſt er Fuͤchs vnd Haaſen ſeyn / vnd ergoͤtzt ſich mit dem Lamb GOttes / welches hinweck nımbt die Suͤnd der Welt: auff ſol - che Weiß iſt ihme der Teuffel nutz geweſt / vnd gleichwie auß dem Gifft der Medritat wird / alſo weiß der vorſichtigſte GOtt auß dem boͤſen etwas gutes zu ſchmiden.

Sattſamb iſt bekannt der wunderbarliche Schwemmteich zu Jeruſalem / bey dem ſich ein groſſe Menge der armen / kran - cken vnd preſthafften Menſchen hat auffgehalten / zumahlen beſagtes Waſſer diſe Eigenſchafft hatte / daß / wann es der En - gel bewegt / der erſte / ſo darein geſtigen / von allem ſeinem Zu - ſtand erloͤſt vnd curirt worden / hat demnach nicht das klare / ſonder das truͤbe Waſſer die Geſundheit gebracht.

Gar vil Menſchen ſeynd alſo geſitt / vnd geſinnt / ſo lang es ihnen klar vnd wol gehet / daß ſie wenig an GOtt dencken / macht ſie alſo das klare Waſſer nit geſund / ſo bald ihnen aber der Allmaͤchtige GOtt durch boͤſe Engel / maſſen diſe GOttes Schoͤrgen vnd Hencker ſeyn / ihren Wandl betruͤbt macht / da werden ſie an der Seelen geſund; Jonas der Prophet hat GOtt dem HErꝛn den Rucken zeigt / vnderdeſſen ſeyn Pre - dig-Ambt reſignirt, den Befelch GOttes als wie nichts ge -Pars II. L lacht /266Judas wird durch den Sathanacht / vnd fein guter ding alſo fortgeſeglet / kein harte Straff im weichen Waſſer ihme eingebildt / ſo bald ihn aber drey W. uͤberfallen / W. Wetter / W. Waſſer / W. Wallfiſch / Do -Jon. 1. 8. mini eſt recordatus, & clamavıt, &c. da hat er angefan - gen zu GOtt ſchreyen / gelt es lehrnt dich betten?

Ein mancher Studio-ſus befleiſt ſich mehrer auff die 7. Todt-Suͤnden / als auff die 7. freye Kuͤnſten / vnd gilt bey ih - me mehr ein Sophia, als die Philoſophia, lebt vnd liebt / vnd labt / vnd lobt nach allem Wolgefallen / ſchaut weniger an Himmel / oder in Himmel / als ein blinder Maulwurff / deme ſein einige Freud iſt in der Erden herumb zu wuelen / vnd bue - len / GOtt der Allmaͤchtige erlaubt / der ſchafft dem boͤſen Feind / daß er diſem perdocto, ſeducto, perito, parato becca, & & boccalaureo ein Kranckheit uͤber den Halß bringt / welches der Sathan / vermittlſt natuͤrlicher Wiſſenſchafft / gar leicht richten kan / ſo bald nun mehrgedachter Federhanß in dem Federbeth ligerhafft wird / vnd der Kopff anfangt zu ſchmer - tzen / die Puls zu lauffen / der Durſt zu plagen / das Hertz zu klopffen / die Knye zu zittern / die Haͤnd zu zapplen / die Bruſt zu raßlen / die Aengſten zu quellen / die Ohren zu ſauſen / der Magen zu grußlen / vnd der Doctor zu zweifflen / Domini eſt recordatus, & clamavit, da fangt er an zu GOtt zu ſeufftzen / O GOtt! O Erloͤſer! nur dißmahl auff / nur dißmahl nit ſter - ben / ich will ein beſſern Wandl fuͤhren / ich will Cauponas vnd Capones meyden / ich will Vino & Veneri abſagen / ich will Cupidini vnd Cupedijs abſagen / ich will Traplen vnd Tramplen verlaſſen / ich will ein heiliges Leben fuͤhren / ich will nimmer zum gruͤn Krantz ins Wirths-Hauß / ſondern lieber zum Roſenkrantz gehen / ich will nit mehr gaſſaten gehen / ſon - der den Weeg GOttes / was mehr iſt / mein GOtt vnd HErꝛ / ich will ein Geiſtlicher werden / vnd dir mein Lebtag in einem ſtrengen Orden dienen. Mala, quæ nos hic premunt, ad Deum ire compellunt, alſo geſchicht gar offt / daß das jenige Ubel / welches vns durch Goͤttliche Zulafſung der boͤſe Feind an -thut /267zu groͤſter Untreu angetriben.thut / vns zum guten bringt / ja ſolche Ungluͤck / welche der Sa - than ſchnitzlet / ſeynd mehrmahl Sporꝛn / welche vns zur Forcht GOttes antreiben / ſeynd Magnet / welche vns zur Andacht ziehen / ſeynd Fuß-Baͤnder / welche vns vom Ubel vnd Unrecht gehen abhalten / ſeynd Præceptores, welche vns lehrnen bet - ten / ꝛc. iſt alſo nit wahr / malè à Dœmonio vexor, ſondern benè, groſſen Danck Herꝛ Teuffel / du nutzeſt vns vil.

Wie geht es Geſtrenger Herꝛ Jungker? uͤbel / ſagt er / ſehr uͤbel / der Teuffel hat meine Feind geritten / ſo lang / biß ſie mich vom Dienſt gebracht. Holla! das Wort Jbel heiſt in einem Buchſtaben-Wechßl ſo vil / als Blei / das Bley iſt der Uhr vil mehr nutzlich / als ſchaͤdlich / maſſen das ſchwaͤre Gewicht machet / daß die Uhr recht gehet. Der Prophet Daniel hatte auff ein Zeit ein ſehr geheimbnußreiche Erſcheinung / er ſahe erſt - lich ein wildes Thier / nit vngleich einer Loͤwin: Quaſi leæna, & alas habebat aquilæ, aſpiciebam, donec evulſæ ſunt alæDaniel. 7. ejus, & ſublata eſt de terra, & ſuper pedes quaſi homo ſtetit, & cor hominis datum eſt ei: Diſes Thier haͤtte Fluͤ - gel wie ein Adler / nachdem ihm aber die Fluͤgl außgeriſſen wor - den / wurde es von der Erden erhebt / vnd nachmahls zu einem Menſchen worden. Herꝛ Jungker / diſer Spiegl iſt fuͤr euch ge - macht / ſo lang ihr in diſem Kayſerlichen Dienſt ſeyt geweſt / habt ihr gelebt wie ein Beſtia, euere Accidentia ſeynd kom - men von deß Kayſers Subſtanz, was den Teutſchen Stilum anlangt / war euch keiner gleich / deß Kayſers Silber leydt wol oͤffter von dergleichen Ertz Dieben; im Evangelio ſteht nichts vom nemmen / ſondern vom geben / date, quæ ſunt Cæſaris, Cæſari gebet dem Kayſer / was deß Kayſers iſt / bey euch aber hat es geheiſſen / nembts dem Kayfer / ꝛc. ſo lang ihr in diſer Schmaltz-Gruben ſeyt geſeſſen / habt ihr euch auß Hoffart / vnd Ubermuth gar nit mehr gekennt / habt euch eingebildt / der Ba - byloniſche Thurn ſey vmb drey Spann niderer / als ihr. Euer Adjutorium ſimile, vnd Frau Gemahlin rauſchte im TaffetL l 2daher268Judas wird durch den Sathandaher / daß ſie mit dem ſeidenen Schweiff ein gantze Gaſſen auß - kerꝛte / alle Tag hat man Panquet vnd Mahlzeiten gehalten / daß alſo furari vnd vorare ſelten ohne einander / nachdem aber der Teuffel / nach euer eigenen Außſag / euere Feind gerit - ten / daß ſie euch vmb den Dienſt gebracht / vnd alſo die Fluͤgl geſtutzt worden / wie der Danieliſchen Beſtiæ, ſodann habt ihr euch von der Erden erhebt zu GOtt / jetzt ſeyt ihr demuͤthig / auß einem Oberlaͤnder ein Niderlaͤnder worden / nach verloh - renen Fluͤglen kein ſo groſſer Federhanß mehr / vnd ſchmeckt euch recht wol / wann euch der Baur ein guten Morgen gibt / nunmehr fuͤhrt ihr ein frommen vnd guten Wandl / an ſtatt der Mahlzeiten liebt ihr den Gottsdienſt / vnd hat ſich euer Leben gantz vmbkehrt / wann ihr waͤret beym Dienſt verbliben / ſo waͤret ihr den geraden Weeg / ſambt dem eurigen zum Teuf - fel gefahren / auff ſolche Weiß / durch wunderliche Goͤttliche Anordnung hilfft wider ſeinen Willen der Teuffel vilen in Himmel / er halt die Leiter ſelbſt in Himmel / er ſchmidt die Cron in Himmel / benè, non malè à Dœmonio vexor.

Es geſchicht wol oͤffter / daß vns das boͤſe etwas guts auß -Plinius l. 7. c. 50. bruͤtet. Plinius ſchreibt von Ferreo Jaſone, wie daß ſolcher ein lange Zeit an einem Apoſtema, oder einwendigem Geſchwer vnſagliche Schmertzen habe gelitten / weſſenthalben er ſich gaͤntz - lich entſchloſſen in den Krieg zu ziehen / vnd am Spitz der Ar - mee zu ſtehen / damit er nur einmahl den beſagten Wehtagen ein End mache / wie es dann nit gar lang angeſtanden / daß ge - dachter Jaſon von einem Degen ein groſſe Wunden empfan - gen / die allem Geduncken nach toͤdtlich ſcheinte / worvon er aber nit allein nit geſtorben / ſonder es iſt ihme durch ſolche Wunden das ſo gefaͤhrliche Apoſtema geoͤffnet worden / vnd ſolcherge - ſtalten er zu gewuͤnſchter Geſundheit gelangt / dant vulnera vitam, die Wunden machen ein Geſunden.

Kayſer Paleologus, in dem viertzigſten Jahr ſeines Al - ters / hat ein ſo ſchwaͤren Zuſtand bekommen / daß er ein gantzes Jahr muͤſte zu Beth ligen / auch ware / nach Außſag der Leib -Artzten /269zu groͤſter Untreu angetriben.Artzten / kein Hoffnung mehr ſeines Auffkommens / biß endli - chen ein verſtaͤndiges Weib ſich angemelt / vnd der Kayſerin ei - nen zwar ſeltzamen / jedoch heylſamen Rath geben / wofern ſie wolle / daß Jhr Majeſtaͤt der Kayſer wider zur vollkom̃nen Ge - ſundheit komme / ſoll ſie ihn oͤffter zum Zorn vnd Unwillen erwe - cken / damit hierdurch die Phlegmatici Humores, vnd allzu - ſchwaͤre Feuchtigkeiten vom Haupt ſich abſchoͤllen / vnd in die Nider ſincken. Der Kayſerin thaͤt ſolches Weiber-Recept nit mißfallen / ſonder alſobald ſolche Curam an die Hand ge - nommen / den guten Kayſer dergeſtalten geplagt mit Stich - Reden / mit Vieh-Reden / mit Trutz-Reden / mit Stutz-Re - den / mit Vopp-Reden / mit Topp-Reden / mit Schmach-Re - den / mit Lach-Reden / daß er ſchier vor Zorn auß der Haut ge - fahren / fuͤr ja / ſagte ſie nein / fuͤr Waſſer reichte ſie Wein / fuͤr Meſſer gab ſie Leffel / fuͤr Hanßl verſtund ſie Stephel / fuͤr Be - cher ſetzt ſie Schißlen / fuͤr Fleiſch kocht ſie Fiſchlen / Summa, in allem thaͤt ſie ihm zu wider / das hat dem Kayſer eine ſol - che Cholera erweckt / daß er mehrmahlen feurroth im Ange - ſicht vor lauter Gifft worden / aber ſolches hat in kurtzer Zeit ſo vil außgewuͤrckt / daß alle kalte Feuchtigkeiten vertriben / vnd er zu voͤlliger Gefund heit mit hoͤchſtem Troſt deß gantzen Reichs gelanget. Majolus colloq. de contingen. Hat alſo diſem groſſen Monarchen das plagen nit wenig genutzt / dem Gold nutzt der Hammer / dem Menſchen nutzt der Jammer / der ver - lohrne Sohn waͤr wol nit gut worden / wanns ihm nit waͤr uͤbel gangen; dem Weinſtock nutzt das ſchneiden / dem Menſchen nutzt das leyden / Ignatius Lojola hat niemahlen ſo heilige Gedancken geſchoͤpfft / als da er im Feld ſtarck verwundt wor - den / dem Ballen nutzt das ſchlagen / dem Menſchen nutzt das plagen / Auguſtinus hat niemahl gedacht von ſeinem JrꝛthumLib. Con - feſſ, c. 11. abzuſtehen / als wie er von einer gefaͤhrlichen Kranckheit uͤber - fallen worden / der Menſch pflegt meiſtens gut zu thun / wann es ihme boͤß gehet / wann demnach der Sathan dir vnd mir wasL l 3B&oe -270Judas wird durch den SathanBoͤſes zufuͤgt durch Goͤttliche Zulaſſung / ſo kan ich fugſamb ſa - gen / hab Danck Herꝛ Teuffel.

Wie geht es Jungfrau Roſina? uͤbel / ſagt ſie / ein Hex hat mich alſo verzaubert durch ihr Teuffels-Kunſt / daß ich ſchon 3. Jahr muß gantz bucklet daher gehen / vnd fahrt mir ein Ge - ſchwer uͤber das andere im Geſicht auff / ich glaub / vnſer Nach - baͤurin ſeye diſe Beſtia geweſt / dann ſie war mir wegen eines jungen Kerl / welcher mir wolgewogen / erſchroͤcklich neydig / das Teuffels-Vieh; gemach mein Jungfrau / daß ſie nicht in Graben fallt / das Wort Ubel in einem Buchſtaben-Wechßl heiſt ſo vil / als Beul / das Ubel iſt ein Beul / vnd ein Ha - cken / welche manchem Menſchen die Gelegenheit zum ſuͤndigen abſtutzet / wann ihr Jungfrau Roſina durch deß Teuffels Nach - ſtellungen nit waͤret zu ſolchem Elend / vnd Ungeſtalt kommen / ſo waͤret ihr ſchon eine de communi non Virginum, der La - teiniſche Freytag hat bey euch vil golten / vnd ſchon laͤngſt der Schnee in Schoͤn verkehrt worden / hat euch alſo der Teuffel ſehr vil genutzt.

Ein junge Tochter / eines ſehr vngeſtalten Geſichts / vnd haͤßlicher Geſtalt / iſt auff ein Zeit in einen Wald hinauß gan - gen / ihr Elend daſelbſt gantz alleinig zu beweinen / vmb weilen ihr die Natur ſo vngnaͤdig / vnd ihr ein ſolche Larven geſpen - dirt / worvon alle Augen ſich entſetzen / indem ſie nun alſo hertz - lich ihr Elend betauret / nimbt ſie wahr / daß der nechſte Baum von freyen Stucken ſie anrede / mein Miedl / ſagte er / warumb ſo kleinmuͤthig? du muſt dir ſolches Ungluͤck nit alſo zu Hertzen nemmen / ſchau / da neben meiner ſeynd die ſchoͤnſte Baͤumer geſtanden / welche alle wegen dero guten vnd geraden Geſtalt ſeynd erbaͤrmlich vmbgehauen worden / vnd da gleich auff der nechſten Brucken ligen ſie / vnd ſeufftzen allezeit / ſo offt ein ſchwaͤr geladener Wagen uͤber ſie geht / ich aber / weil ich krump / knopert / vnd wurmſtichig / bin vnverletzt gebliben / alſo mein Miedl / wann du ein ſchoͤne Geſtalt haͤtteſt gehabt / du waͤreſtſchon271zu groͤſter Untreu angetriben.ſchon laͤngſt zu grund gangen / du waͤreſt bey Zeiten ein Zeitige / vnd mit einem Wort ein lautere Unlautere worden / du verſte - heſt ſchon / weil du aber ſchaͤndlich vnd wild / alſo biſt du von ſchlimmen Anſuchungen befreyt / vnd folgſamb nit vil Gelegen - heit zum Boͤſen.

Waͤre der Widder deß Abrahams nit mit den Hoͤrne - ren in einer dicken Dornhecken hangen gebliben / villeicht waͤr er nit zu einem Goͤttlichen Opffer worden / villeicht haͤtt ihn der Wolff gefreſſen; ſteckte mancher Menſch nit vnder den Doͤrne - ren der Truͤbſahlen vnd Widerwertigkeiten / wurde er ſich et - wann uͤbernemmen / vnd von einem Laſter in das andere fallen / der Teuffel ſambt ſeinem Hexenbruet hat alle deine Aecker vnd Weingaͤrten zu grund gericht durch Schaur vnd Hagl / vnd Ungewitter? beklag dich deſſenthalben nit / dann es dir ſehr vil Nutzen bringt / dann anjetzo vergeht dir das ſpilen / dermahlen thuſt nicht mehr ſo uͤbermaͤſſig ſauffen / gelt es lehrnt dich die Fluͤgl hencken. Haͤtte der Teuffel den weltkuͤndigen Apoſtel Paulum nit alſo geplagt / vnd vnauffhoͤrlich beunruhiget / waͤ -2. ad Co - tin. 12. 7. re derſelbe vermuthlich zu grund gangen / hat ihn alſo der Sa - than bey ſeiner Heiligkeit erhalten. Hab Danck Herꝛ Teuffel.

Die Eſther ware das allerſchoͤnſte Juden-Maͤdl / weſſent - halben ſie ſo wehrt worden in den Augen deß Koͤnigs Aſueri, vnder anderen ihren ſchoͤnen Stucken ſeynd geweſt die rothen Wangen / vnd roſenfarbe Lefftzen / roſeo colore vultum per -Eſther 15. fuſa, die Chriſtliche Kirchen iſt die alleraußerwoͤhlteſte vnd ſchoͤnſte Braut Chriſti / aber mit keiner Farb prangt ſie alſo / wie mit der rothen Farb ſo viler vnd faſt vnzahlbarer Marty - rer / zumahlen Cauſinus glaubwuͤrdigſt behauptet / daß uͤber die eilff Million der H. Martyrer vnd Blutzeugen Chriſti ge - zehlt werden; Wie prangt nit Rom mit dem H. Martyrer Stephano, welcher vmb Chriſti willen ſich verſteinigen laſſen / damit man nit allein die Arme fuͤr ſeelig außſchreye / beati pau -peres,272Judas wird durch den Sathanperes, ſonder auch die Steinreiche / wie prangt nit diſe Welt - Statt mit dem H. Martyrer Laurentio, welcher vmb GOt - tes willen ſich auff einem gluͤenden Roſt hat bratten laſſen / da - mit ihme der Himmel nit koͤnne vorrupffen / er ſeye weder geſot - ten noch gebratten: Wie prangt nit Armenia mit dem H. A - poſtel Bartholomæo, welcher ſich wegen deß wahren Glauben hat laſſen lebendig ſchinden / damit ihme der Himmel nit koͤn - ne vorwerffen / er ſteck in keiner guten Haut; Wie prangt nit die Mutter aller Staͤtt mit dem H. Martyrer Sebaſtiano, welcher ſich Glaubens halber hat laſſen mit geſpitzten Pfeilen durchſchieſſen / damit ihm der Himmel nicht koͤnne nachſagen / er ſeye nit ſpitzfindig geweſt; Wie prangt nit Alexandria mit der heiligen Martyrin Appollonia welche ihres Himmliſchen Braͤutigams halber ihr hat laſſen alle Zaͤhn außreiſſen / damit der Himmel ſehe / daß ihr die Zaͤhn nit waͤſſern nach dem Zeit - lichen / ſonder nach dem Ewigen; Wie prangt nit Cathana mit der H. Martyrin Agatha, welche ihr hat laſſen vmb Chri - ſti Ehr vnd Lehr willen ihre Jungfraͤuliche Bruͤſt außſchnei - den / damit es der Himmel ſehe / daß ſie gantz offenhertzig ge - gen GOtt ſeye; Wie prangt nit Siracus mit der H. Marty - rin Lucia, welche ihr hat laſſen Glaubens halber die Augen außgraben / damit ſie nachmahls deſto beſſer koͤnne GOtt auff ewig anſchauen; Wie prangt nit Wuͤrtzburg mit dem Heil. Martyrer Kiliano, Augſpurg mit dem H. Martyrer Qui - riano, Trier mit dem H. Martyrer Creſcentio, Prag mit dem H. Martyrer Wenceslao, Coſtnitz mit dem H. Marty - rer Paterno, Mayntz mit dem H. Martyrer Albano Regen - ſpurg mit dem H. Martyrer Emerano, Oeſterreich mit dem H. Martyrer Colomanno vnd Floriano, &c. gantz Teutſch - land mit ſo vilen Martyrern / vnd ſtreittbaren Blut-Zeugen prangt nit wenig / dahero kein Catholiſche Statt anzutreffen / wo nit die H. Gebein der Martyrer Chriſti verehrt werden; So vil ſtreittbare Kaͤmpffer vnd Martyrer Albani, Baſſiani, Datiani, Eutychiani, Feliciani, Gordiani, Herculani, Ju -liani,273zu groͤſter Untreu angetriben.liani, Luciani, Marciani, Nemeſiani, Oceani, Pontiani, Quinctiliani, Romani, Sabiniani, Tornani, Valeriani, &c. ſeynd ſie nit Purpurfarbe Roſen in dem Garten der Catholi - ſchen Kirchen / ſeynd ſie nit koſtbare Rubin in der Cron Chri - ſti / ſeynd ſie nit ſchoͤnſte Corallen vmb den Halß der Goͤttli - chen Braut / ſeynd ſie nit ritterliche Kaͤmpffer vnder dem Fah - nen Chriſti? ihr Chriſtlicher Heldenmuth / ihr vnuͤberwindli - che Starckmuͤthigkeit / ihr ruhmwuͤrdigſte Tapfferkeit hat die Tyrannen getrutzt / die Peyn vnd Tormenten verlacht / den wahren Glauben befeſtiget / die Catholiſche Kirchen vermeh - ret / das Creutz Chriſti begleit / die Engel ergoͤtzt / die Welt aufferbaut / vnd den Himmel erfuͤllt / wer iſt Urſach? der Teuf - fel / diſer / diſer / diſer hat die Tyranney erfunden / die Tyrannen Diocletiani, Martiani, Maximiani, Valeriani, Aureliani, Ju - liani, ſeynd alle vom Teuffel angeſpohrt / angefriſcht / angehoͤtzt worden / die Chriſten zu verfolgen / die Chriſten zu martern mit aller erdencklichen Grauſambkeit / mit aller vnmenſchlichen Ty - ranney / wann alſo der Teuffel nit waͤre / ſo haͤtte die Chriſtlıche Kirch nit ſo vil Martyrer: deren / nach Cauſini Außſag / in die eilff Million gezehlt werden; hab Danck Herꝛ Teuffel.

Robertus, Hertzog in Normandia, ware auff der Reiß begriffen in das H. Land / vnderwegs aber iſt er von einem ſo harten Zuſtand uͤberfallen worden / daß er weder zu Pferdt / noch weniger zu Fuß ſeine Reiß konte fortſetzen / weſſenthalben er Noth halber hat muͤſſen in einer Senfften vnd Tragſeſſel getragen werden / vnd zwar durch vnd von zwoͤlff Saracenern, oder arme Tuͤrcken / welche in der Arbeit vmbwechßleten / in - dem er nun alſo ſeinen Weeg fortgenommen / hat er vngefehr einen auß den ſeinigen Underthanen / welcher bereits in der Ruckkehr war auß dem H. Land / angetroffen / welcher / nach abgelegter demuͤthiger Reverenz, den Hertzog befragt / ob er nit was zu befehlen habe in ſein Land / ja / antwort hieruͤber der Hertzog / ſag du meinen Underthanen / wann du wirſt nach Hauß kommen / daß du mich allhier habeſt angetroffen / woPars II. M mmich274Judas wird durch den SathanPoter. det. mem. p. 3. l. 1.mich die Teuffel in das Paradeyß getragen; er wolte ſo vil ſa - gen / daß die vnglaubige Tuͤrcken / als dem Teuffel nit vngleich / ihn nacher Jeruſalem tragen. Aber in aller War heit kan ernſt - lich geſagt werden / was diſer groſſe Fuͤrſt ſchertzweiß geredt / daß nemblich einen die Teuffel in Himmel vnd Paradeyß helffen / dann all dero Verfolgungen / Verſuchungen / vnd Ubel / was ſie dem Menſchen anthun / ſeynd ein gewiſſer Tragſeſſel in Him - mel / leyden / meiden hier auff Erden / iſt ein Zeichen ſeelig zu werden.

Jacob wolt ein Weib nemmen / aber ein ſchoͤne / reiſt dem - nach zu dem Laban, welcher zwey erwachſene Toͤchter zu Hauß haͤtte / eine hat geheiſſen Rachel, die andere Lia, diſe war vn - geſtalt / jene aber wolgeſtalt / Laban fragt den Jacob, welche ihm gefalle? ob er die Lia haben wolle / ey ſo behuͤt mich GOtt / ſagt Jacob, hat ſie doch ſtaͤts trieffende Augen / wie ein Schleiff - Kuͤbel / pfuy! ſeynd ihr doch die Fenſter angeloffen / wie in ei - ner Steyeriſchen Rauchſtuben / Auwe! hat ſie doch ein paar Aug-Apffel / wie zwey Juden-Kerſchen / nur diſe nit / aber ihr Schweſter wol die Rachel, die iſt ein huͤpſches Dirnl / da La - ban, haſt die Hand darauff / ſiben Jahr will ich dir treu vnd redlich dienen vmb die Rachel, Parola! nach verfloſſenen ſiben Jahren wolt Jacob die Braut heimbfuͤhren / das Hochzeit - Mahl wurde ſehr ſtattlich zugericht / die geſambte groſſe Freund - ſchafft thaͤt ſich einfinden / die Spilleuth waren ſehr embſig / der Tag war in allen Freuden zugebracht / Jacob geht ſchlaffen / vnd hofft ſeine ſchoͤne Rachel, aber der Vortlhaffte Laban fuͤhrt ihm in der Finſter die ſchaͤndliche Lia in die Schlaff-Kam - mer / wie nun fruhe die ſchoͤne Morgenroͤth das Liecht in die Kammer geworffen / vnd Jacob die vom Schlaff verdunckelteGen. 29. Augen gewiſcht / ſo hat er an ſtatt deß Huy ein Pfuy gefunden / ey der Laban hat mich wie ein anderer betrogen; Jn diſer Ge - ſchicht ſteckt ein groſſe Geheimbnuß verborgen / welche vns zu einer guten Lehr vnd Underricht dienet: es wolte GOtt haben / daß der Jacob erſtlich die Lia heyrathe / nachmahls die Rachel,das275zu groͤſter Untreu angetriben.das ſchlechte gehet vor dem guten / die Arbeit vor dem Lohn / die Vigil vor dem Feſt / der Streitt vor der Victori, das Leyden vor den Freuden / der Getuͤmmel vor dem Himmel / Muͤheſeeligkeit vor der Seelıgkeit / Truͤbſahl vor dem Himmelſahl; zwey Para - deyß gehen nit auffeinander / es heiſt patiar, ut potiar, mit Kreutzer hat GOttes Sohn den Himmel erkaufft / ſo wird mans dir auch nit kiechlen / oportet pati, man muß leyden / laß dir das Mueß ſchmecken / nimb nur ein Leffel voll / wer in Truͤbſahl vnd Trangſahl lebt / der hat ein Zeichen an ſich der ewigen Außerwoͤhlung. Der Widder deß Abrahams hat GOtt gefallen / die Wider wertigkeit deß Menſchen / die er gedultig außſtehet / gefallet nit weniger dem Allmaͤchtigen / nu - tzet demnach der Teuffel ſehr vil / als welcher dem Menſchen vil Widerwertigkeiten zufuͤget / benè à Dœmonio vexor, non malè.

Wie iſt Elias in das Paradeyß kommen? wie? es ant - wortet die H. Schrifft / daß er auff einem feurigen Wagen durch einen Sturmwind ſeye dahin getragen worden / per tur -4. Reg. 2. binem. Wer in Himmel will kommen / der muß vorhero ei - nen Sturm außſtehen / vnd etwas leyden; das Himmelreich iſt gleich / ſagt Chriſtus der HErꝛ / einem Saurteig / vnd nicht einem ſuͤſſen Biſcotten-Teig. Unſer HErꝛ hat ſein Himmliſche Glory auff dem Berg Thabor ſeinen Apoſtlen gezeigt / alſo heiſt es Bergauff / mit Muͤhe vnd Arbeit kombt man in Him - mel: der H. Petrus iſt durch einen Engel auß ſeinem Arreſt, vnd harten Gefaͤngnuß erlediget / vnd nacher Jeruſalem ge - fuͤhrt worden / aber er muſte vorhero gehen per portam fer -Act. c. 12. ream, durch das eyſerne Thor / wilſt in die obere Statt Jeru - ſalem / allwo der Platz vnd Schatz der Außerwoͤhlten iſt / ein - mahl kommen / ſo iſt nothwendig den Weeg zu nemmen durch das eyſerne Thor / durch ein harten Wandl / durch Creutz vnd Truͤbſahl / dann

Mit efſen vnd trincken /
Mit faullentzen vnd ſtincken /
M m 2Mit276Judas wird durch den Sathan
Mit ſchlencklen vnd ſpatzieren /
Mit lefflen vnd galaniſteren /
Mit ſpringen vnd tantzen /
Mit ligen vnd rantzen /
Mit jagen vnd hetzen /
Mit complementiren vnd wetzen /
Mit Raͤppel vnd Schimmel /
Kombt man / weiß GOtt / nit in Himmel:

Sonder durch leyden. Die Braut in dem hohen Lied Sa - lomonis hat ihren liebſten vnd Himmliſchen Braͤutigam im Bethl geſucht / aber nicht gefunden / nachdem ſie aber von demCant. 3. v. 1. Nacht-Wachter praͤf iſt abgeſchmiert worden / vnd ſchmertzlich verwundt / ſodann hat er ſich gar bald finden laſſen / worauß abzunemmen / daß ohne Creutz vnd Leyden man nicht koͤnne zu GOtt kommen. Jn dem Leben deß H. Dominici wird re - giſtrirt / daß diſer H. Patriarch gar offt ein fromme Dienerin GOttes / mit Nahmen Bona, habe heimbgeſucht / deroſelben Beicht angehoͤrt / vnd ſie mit dem hoͤchſten Altar-Geheimbnuß geſpeiſt / weil beſagte Bona einen ſehr ſchroͤcklichen Zuſtand hat - te / alſo daß ihr die halbe Bruſt von dem Krebs verfreſſen / ver - langte einsmahls der H. Dominicus ſolche Wunden zu ſehen / vnd nachdem er wahrgenommen / daß bereits die Bruſt ver - fault / vnd voller Wuͤrmel / ſie aber gleichwol eines froͤlichen Angeſichts / hat er von ihr ein einiges Wuͤrmel verlangt / wel - ches ſie ihrem H. Vattern nit wolt abſchlagen / allein er muſte das Beding eingehen / daß er ſolches wider wolte zuruck geben / nachdem er bereits das Wuͤrmel auff ſein flache Hand gelegt / hat er ſambt allen Anweſenden wahrgenommen / daß diſes Wuͤrmel in das ſchoͤnſte Orientaliſche Berl verkehrt worden / vil thaͤten es ihme widerrathen / daß er ſolches nit mehr zuruck ſoll geben / aber Bona wolt kurtzumb ihr Berl haben / vnd nach - dem ſolches Dominicus ihr wider eingehaͤndiget / vnd ſie ſol - ches auff ihr voriges Orth gelegt / iſt es mehrmahl in ein Wuͤr - mel verwandlet worden. Diſer Bona, vnd vilen vnzahlbarenServis277zu groͤſter Untreu angetriben.Servis bonis, vnd Dienern GOttes ſeynd alle Truͤbſahl vnd Widerwertigkeiten hoͤchſt angenehm geweſt / ja die Apoſtel ha - ben gefrolockt / daß ſie vmb JEſu willen zu leyden gewuͤrdiget worden / die Seraphiſche Thereſia wolte entweders ſterben / oder leyden / Xaverius konte nit erſaͤttiget werden mit Leyden / weil ſie wol wuſten / daß leyden hier auff Erden / ſeye ein Zei - chen ſeelig zu werden; Groſſen Danck dann Herꝛ Teuffel / daß wir von dir ſo vil leyden / daß du vns ſo vil Ubel anthuſt / groſ - ſen Danck / dann diß Ubel baut vns einen Weeg vnd Steg in Himmel.

Das Babyloniſche Feur hat den dreyen Juͤngling / Si - drach, Miſach vnd Abdenago nit allein nit geſchadt / ſonder ſie weit herꝛlicher vnd preyßwuͤrdiger gemacht / das Baberloni - ſche Feur / welches der Teuffel mehrmahl anzuͤndet durch Verſu - chungen in den Hertzen der frommen Diener GOttes / thut nit allein keinen Schaden / ſonder gereicht ihnen zum hoͤchſten Lob / wann ſie den Sathan uͤberwinden. Joſeph iſt durch die Ver - ſuchung der Egyptiſchen Frauen vil glorreicher worden / Fran - ciſcus iſt durch die Verſuchung / welche er zu Aſſis gelitten / vil herꝛlicher worden / dann als er ſolche zu daͤmpffen / ſich na - ckend vnd bloß in einer Dornhecken herumb gewaltzt / ſeynd al - ſobald an den Dornſtauden / mitten im Januario die ſchoͤnſteIn Ann. 1222. n. 5. Roſen gewachſen / vnd noch auff heutigen Tag tragen gedachte Roſenſtauden keine Doͤrner / die da verwunden.

Durch die Verſuchung iſt Thomas von Aquin weit an - genehmer bey GOtt dem HErꝛn worden / alſo zwar / daß auch die Engel / auß Befelch deß Allerhoͤchſten / ihn mit der Guͤrtl einer ewigen Jungfrauſchafft vmbgeben.

Der H. Biſchoff Ludovicus iſt durch die Verſuchung / die er durch deß Teuffels Antrib von einer Koͤnigin in Franck - reich gelitten / vil glorreicher worden / dann weil er beſagte Koͤ - nigin / welche einen vnzimmenden Anſuch haͤtte / mit ſcharpffenThom. Catipr. 2. apu. vnd grimmigen Augen angeſchaut / hat GOtt der Allmaͤchtige zu einer zeitlichen Belohnung ſolche Augen 400. gantzer Jahr vnverſehrt erhalten.

M m 3Der278Judas wird durch den Sathan

Der H. Dominicus iſt durch die Verſuchung vil preyß - wuͤrdiger worden / nachdem ihm ein frecher Schlepſack zum boͤ - ſen alle Anleitung geben / hat er ſich gantz außgezogen / vnd auffIbidem. gluͤende Kohlen ſich gelegt / damit er dergeſtalten Feur mit Feur loͤſche.

Hab Danck Herꝛ Teuffel / weil du mit deinen Ver - ſuchungen der frommen Diener vnd Dienerin GOttes ihre Verdienſten nur vermehreſt / ihr Tapfferkeit im ſtreitten an Tag gibſt / ihnen die Glory vergroͤſſerſt / ihnen die Gelegen -S. P. Aug. tom 3. l. 4. c. 13. heit zu der Gedult ſpendireſt: Neſcit diæbolus, quomodo illo & inſidiante, & furente utatur ad ſalutem fidelium ſuorum, excellentiſſima Sapientia.

Ein armer reiſender Handwercks-Geſell nahme ſein Her - berg bey einem ſehr gewiſſenloſen Wirth / welcher den Gaͤſten mehrmahlen mit der weiſſen Kreiden es gar zu braun machte / als nun auch diſes beſagter arme Tropff erfahren / vnd ſich hier - uͤber in etwas beklagt / der Herꝛ Wirth woll doch nit ſub ritu dupplici mit der Kreiden vmbgehen / ſein Beutl ertrag nicht ſolche ſchwaͤre Contributiones, iſt ſolcher dergeſtalten in den Harniſch kommen / daß er nit allein gedachten Handwercks-Ge - ſellen mit groben vnd harten Worten angetaſt / ſonder ihme noch daruͤber drey Maultaſchen dergeſtalten verſetzt / daß ihme allemahl der Kopff an die Wand geproͤllt / welches vngezweif - felt dem armen Lappen ein vnwehrter Echo geweſen / vnd diſes ware der ſauere Schlaff-Trunck / welchen ihme der Wirth hin - derlaſſen; nachdeme der tolle Wein-Jud auch ſich zur Ruhe begeben / iſt dem armen Geſellen eingefallen / als habe er jedes - mahl wahrgenommen / ſo offt ihme der Kopff an die Wand der Maur anproͤllt / daß dieſelbe holl ſeye / maſſen auß dem Hall oder Klang leicht abzunemmen / fangt demnach an das Malter in aller Stille von der Maur zu ſchaben / hebt nach Moͤglich - keit die Ziegl herauß / vnd findt in aller Warheit / daß alldort etlich tauſend Gulden vermauert / das war ihm ein gefundener Handl / wormit er ſich bey der Nacht darvon gemacht / damitaber279zu groͤſter Untreu angetriben.aber der Wirth deſſen einige Nachricht habe / alſo ſchrib er mit der Kreiden auff den Tiſch folgende Wort:

Hab Danck Herꝛ Wirth vmb die Flaſchen /
Welche bereicht meine Taſchen /
Jn dem Hauß ſeynd theuer die Goſchen /
Weil ſie koſten vil tauſend Groſchen.

Faſt auff gleiche Arth widerfahrt es dem leydigen Sa - than / welcher in allweg ſihet / vnd ſucht dem Menſchen zu ſcha - den / vnderdeſſen aber mit ſeinen Verfolgungen verurſacht er den groͤſten Nutzen; er hat geſucht durch den Cain dem Abel zu ſchaden / durch den Cham dem Noë, durch den Eſau dem Ja - cob, durch die Schwalmen dem Tobiæ, durch den Pharaon dem Moyſi, durch die Jezabel dem Eliæ, durch die Knaben dem Eliſæo, durch die Gefaͤngnuß dem Jeremiæ, durch die Loͤwen dem Daniel, durch den Antiochum denen Macha - bæern, durch den Herodem dem Joanni, durch den Simon Magum dem Petro, durch Neronem dem Paulo, durch Mar - cionem dem Joanni, durch Itacum dem Matthæo, durch A - ſtiagem dem Bartholomæo, durch Juſtinam dem Ambro - ſio, durch die Donatiſten dem Auguſtino, durch Eudoxiam dem Chryſoſtomo, &c. vnd gleichwol hat er ihnen hierdurch nit geſchadet / ſondern dero Glory vermehrt / dann zu wiſſen / daß ſeine Verfolgung / oder Verſuchung auff kein Weiß zu foͤrchten / alldieweil dieſelbe vns ein Urſach der Glory vnd Ma - teri deß Triumphs iſt; alſo bezeugt der H. Ambroſius.

Lib. 4. in Lucæ c. 4.

Hab Danck Herꝛ Teuffel.

[figure]
Judas280

Judas vom Beitz eingenommen.

UNder den Ehrſuͤchtigen iſt Zechmeiſter Abſalon, vn - der den Sauffern iſt Ober-Vogt der Holofernes: vnder den Gleißneren iſt Ambtmann der Joab; vnder den Undanckbaren iſt Vortretter der Mundſchenck Pharao - nis, vnder den Zornigen iſt Commendant der Herodes, vn - der den Gailen iſt Anſager der Ammon, vnder den Lugnern iſt Schulmeiſter der Ananias mit Saphira, vnder den Stol - tzen iſt Capell-Meiſter der Nabuchodonoſor, vnder den Schlemmern iſt Fendrich der reiche Evangeliſche Praſſer; aber vnder den Geitzigen iſt ein Haupt-Narꝛ der Geitzhalß Judas, welcher von dem Gelt-Geitz dahin veranlaſt worden / daß er gantz ehrloß / gewiſſenloß / gottloß ſeinen HErꝛn vnd Heyland verrathen / vnd verkaufft.

Wann ich zu Wienn in der Haupt-Statt vnd Reſidenz ſolte / vnd wolte einem jeden ſein gebuͤhrendes Quartier uͤber - laſſen / ſo thaͤt ich erſtlich die Gelehrte einloſiren in der Schu - ler-Straſſen / die Ungelehrte im Stroh-Gaͤſſel / die Forchtſa - men bey den drey Haaſen / die Faulen / wo der Eſel in der Wie - gen ligt / die Prediger bey den 12. Apoſtlen / die Stoltzen beym gulden Pfauen / die Zornigen beym Hahnenbeiß / die Bueler beym blauen Bock / die Dieb auff der Sailer-Statt / die Sol - daten beym blauen Saͤbel / die Sauffer beym gulden Vaͤſſel / die Grobe im Sauwinckl / die Muſicanten in der Singer - Straſſen / die alte Maͤnner bey den drey Schimmlen / die al - ten Weiber auff dem alten Fleiſchmarckt / die Simpel in der Einfalt-Straſſen / die Knaben beym gulden ABC, die Kin - der im Milch-Gaͤſſel / die Wuecherer auff dem Juden-Platz / ꝛc. wo aber die Geitzige? ſolche Welt-Narꝛn / Feld-Narꝛn / Zelt - Narꝛn / Gelt-Narꝛn wolt ich einquartieren auff dem Hayden -Schuß281Judas vom Geitz eingenommen.Schuß zu Wienn / dann in aller Warheit die Geitzige rechte Hayden ſeynd / vnd darneben nit wenig geſchoſſen.

Numen vnd Num mus, Dives vnd Divus, Geitz vnd Goͤtz / Gold vnd Gott / Aurum vnd Ara, ſeynd ſo wol Nah - men / als That halber nit weit voneinander / dann das Gold iſt deß Geitzigen ſein Gott / den er / wie ein Heyd pflegt anzubet - ten / vnd verehren. Der gottloſe Koͤnig Jeroboam, nachdem3. Reg. 15. er durch GOttes Gnad die Cron vnd Scepter in Iſraël be - kommen / hat er alſobald ſolche groſſe Gnaden in Vergeſſenheit geſtellt / vnd noch daruͤber zwey vergulte Kaͤlber verfertigen laſſen / damit dieſelbe das geſambte Volck Iſraël fuͤr ihre Goͤt - ter erkenne; diſe Ochſen-Koͤpff haben die guldene Kaͤlber fuͤr ihre Goͤtter verehrt / die Geitzige aber halten das Gold fuͤr ih - ren GOtt; Von dem wahren GOtt ſchreibt vnd ſchreyt die H. Schrifft / daß wir ihn lieben ſollen auß gantzer Seel / auß gantzem Hertzen / ꝛc. liebt dann nit ein Geitziger Gelt vnd Gold auß gantzem Hertzen?

Der H. vnd wunderthaͤtige Antonius Paduanus be - zeugt es / welcher in ſeinen Predigen gar nit ſchmeichlen konte / der allzeit zu Verona, vnd nit zu Florenz wohnte / diſer wird hoͤfflichſt erſucht / er moͤchte doch ein Leicht-Predig machen fuͤr einen verſtorbenen Herꝛn; Ein Leicht-Predig machen iſt offt nit gar leicht / abſonderlich wann man den Verſtorbenen ſolle loben / der doch nichts lobwuͤrdiges gethan / der Tag wird be - ſtimbt / die Freundſchafft bekleydt ſich gantz ſchwartz / die Erben weinen; aber ſolche Leuth ſeynd gar offt beſchaffen / wie die gruͤne Scheitter / wann ſie auff den Herd gelegt werden / auff einer Seyten treiben ſie Waſſer / auff der andern Seyten thun ſie brinnen: alſo haben offt die Erben die Waſſerſucht in den Au - gen / vnd die Geltſucht im Hertzen / ſingen mit dem Maul das Miſerere, vnd mit dem Hertzen das Lætare: die Kirchen war mit lauter ſchwartzem Tuch uͤberzogen / daß alſo die harte Stein auch ſollen trauren / daß diſer ſo weich hertzig gegen den Armen (ſcilicet) geſtorben; es war die Kirchen angefuͤllt mit lauterPars II. N nZuhoͤ -282Judas vom Geitz eingenommen.Zuhoͤrer / welche gantz begierig die Predig Antonij erwartet; O! hat ihm einer eingebildt / Antonius wird gar gewiß predi - gen / daß der verſtorbene Herꝛ ſeye geweſt / wie die 5. weiſe Jungfrauen / dann gleichwie diſe mit brennenden Lampen ſeynd in Himmel eingelaſſen worden / alſo iſt auch diſer ein Kind der Seeligkeit worden / weil er alle Sambſtag ein Lampen hat laſ - ſen brennen zu Ehren vnſer lieben Frauen: ein anderer hat ge - hofft / Antonius werde predigen / daß der verſtorbene Herꝛ ſeye geweſt ſo maͤſſig bey der Taffel / wie die Propheten-Kinder bey dem Eliſæo, welche mit lauter Kraut vorlıeb genommen. Nit wenig ſeynd geweſt / welche geglaubt haben / Antonius werde den Verſtorbenen loben / daß er weit embſiger ſeye ge - weſt / als die Hebræer, welche im Jahr nur dreymahl nacher Jeruſalem in die Kirchen gangen / der Verſtorbene aber alle Tag: Alle / alle auß den Anweſenden hofften groſſes Lob von diſem groſſen Herꝛn / ein reiche Eloquenz wegen diſes reichen Herꝛn; aber die gebenedeyte Zung Antonij konte nit ſchmeich - len / ſonder brach in diſe ernſthaffte Wort auß / ubi theſaurus tuus, ibi & cor tuum, wo dein Schatz / dort iſt dein Hertz / di - ſer verdambte Menſch hat nichts wehrters gehabt / dann das Gelt / Gold war ſein Gott / weſſenthalben ſein Seel bey dem Teuffel / das Hertz aber bey ſeinem Gelt zu Hauß / gehet hin / ihr werd es alſo finden. Man gehet / man ſucht / man ſchaut / man findt das Hertz gantz zitterend vnd zaplend in dem Kaſten auff dem Gelt-Sack / worauß jedermaͤnniglich konte abnem - men / daß diſer verruchte Geitzhalß das Gold / wie einen Gott / auß gantzer Seel / auß gantzem Hertzen geliebt habe. O be - thoͤrꝛter Heyd!

Die Iſraëliter / in Abweſenheit deß Moyſis, haben mit allem Gewalt den Hohenprieſter Aaron dahin gebracht / daß er ihnen ein guldenes Kalb fuͤr einen Gott hat auffgeſetzt / nachdem ſolches der eyffrige Mann GOttes wahrgenommen / hat er diſe Unthat vnd ſtraffmaͤſſigen Muthwillen ſeines Volcks nit allein mit harten Worten ſtarck gezuͤchtiget / ſondern auchdas283Judas vom Geitz eingenommen.das guldene Kalb zu Pulver verbrennt / beſagtes Pulver in das Waſſer geworffen / worauß das Abgoͤtteriſche Volck muſte trin - cken / vnd iſt auff ſolche Weiß an Tag kommen / wer ein Schelm auß ihnen geweſt / dann den jenigen / ſo vnſchuldig waren / hat man in wenigſten nichts angeſehen / welche aber ſtraffmaͤſſig das Kalb angebettet / dieſelbe ſeynd gantz gulden vmb dasExod. 32. Hugo. Cardin. Maul geweſt / guldene Goſchen / guldene Baͤrth / guldene Maͤuß-Koͤpff / ꝛc.

Die Geitzige haben nit allein guldene Maͤuler / weilen ſie ſtaͤts vom Gold reden / guldene Zungen / weilen ſie immerzu nach Gold ſchlecken / guldene Zaͤhn / weil ihnen ſolche alleweil nach Gold waͤſſern / ſonder auch ein guldenes Hertz / weil ſol - ches das Gold wie einen Gott verehrt / vnd liebt / ein Geitziger iſt mehrer goldſeelig / als gottſeelig / ſein Gebett iſt immerzu per omnia Saͤckla Saͤcklorum, ſein Glauben iſt klauben / ſein Mammerl iſt Mammon, ſein Schutz-Engl heiſt Schatz - Engl / ſein Nahmen heiſt nemmen / ſein Salben heiſt Silber / ſein verhalten heiſt behalten / ſein Guraſchi heiſt Lagi, ſein Wachs heiſt Wechſel / ſein gewohnen heiſt gewinnen / ſein Wochen heiſt wuechern / ſein ſcheiben heiſt ſchaben / ſeine Semmlen heiſſen ſamblen / ſein Viertl heiſt Portel / ſein Kam - mer heiſt Kummer / ſein Gold heiſt Gott / das iſt ja ein Spott. O Heyd!

Die Burger zu Gerara hatten ein Heerd Schwein von 2000. Stuck / groſſe / dicke / ſchoͤne / ſchwaͤre / feiſte / vnd treffli - che Saͤu / dann ob ſie ſchon / vermoͤg ihres Geſatz / ſich von ſol - chem Fleiſch enthielten / ſo thaͤten ſie dannoch wegen der guten Weyd / vnd vmbligenden Aichl-Waͤlder ſehr vil Schwein hal - ten / damit ſolche den angraͤntzenden Heyden / vnd andern Glau - bens-Genoſſen in der Statt verhandlen / vnd hierdurch einen zimblichen Gewinn / vnd Beſchores finden konten. So bald aber der HErꝛ JEſus in dieſelbige Gegend angelangt / vnd auß den armen beſeſſenen Leuthen die Teuffel getriben / welche nachmahls mit ſeiner Licenz in beſagte Heerd Schwein ge -N n 2fahren /284Judas vom Geitz eingenommen.fahren / vnd folgends ſelbige alle in das tieffe Meer geſtuͤrtzt / alſobald ſeynd die Burger hauffenweiß auß der Statt zu Chri - ſto dem HErꝛn hinauß geloffen / ein jeder hat ſich in Haaren gekratzt / vnd nit wenig ſich beklagt deß erlittenen Schadens / auch beynebenſt hoͤfflichſt den HErꝛn erſucht / er wolle ſich doch nit laͤnger in ihrer Gegend auffhalten / ſonder mit nechſter Ge - legenheit ſein Weeg weiter nemmen. O ihr Sau-Narren! warumb das? ſolt ihr dann nit mit Haͤnd vnd Fuͤſſen demuͤthig bitten / vnd erhalten / damit Chriſtus der HErꝛ bey euch ver - bleibe / wie hat ſich der Zachæus ſo gluͤckſeelig geſchaͤtzt / daß ein ſolcher Gaſt bey ihm einloſirt? HErꝛ / mein HErꝛ / vnd groſſer Prophet / ſagten die ſaubere Geraſenner, gehe doch vmb ein Hauß weiter / wir haben dich ſchon lieb / wann du nurMatth. 8. weit von vns biſt / rogabant, ut tranſiret. Warumb? dar - umb / diſe gedachten / wann der HErꝛ ſolte laͤnger bey ihnen verharren / ſo konten ſie nit mehr mit Saͤu handlen / vnd ihren Gewinn ſuchen / dann wann ſie wider ſolten einen Zuͤgl anfan - gen / oder andere einkauffen / moͤchten die Teuffel mehrmahlen auß ſeiner Erlaubnuß diſe Schwein hinfuͤhren / alſo iſt es beſ - ſer / der HErꝛ quitier vnſer Nachbarſchafft / vnd gehe hin / wo er herkommen / damit wir widerumb vnſeren Handl treiben / vnd Gelt loͤſen. O ihr Gelt-Angl / Gelt-Ygl / Gelt-Egl / Gelt-Engl / Gelt-Pengl / ſo iſt euch lieber das Gelt loͤſen / als GOtt der Erloͤſer? ihr Geitzhaͤlß! ſo wolt ihr lieber GOtt laſ - ſen / als Gold laſſen? ihr Geitz-Narren; ſo habt ihr in groͤſſe - rem Werth die gelbe / oder weiſſe Erden / als den jenigen / der Himmel vnd Erden erſchaffen? ihr ſeyt mehr / als Heyden.

Zu Venedig war bey Mannsgedencken ein reicher Ge - ſell / welcher dermaſſen dem Gelt ergeben / daß / wann man ei - nige Meldung von Silber oder Gold gethan / ihm alſobald die Pulß geloffen auß lauter Begierlichkeit / als wurde er von einem ſtarcken hitzigen Fieber angegriffen. Es hat ihn der Mammon vnd Geltgeitz dergeſtalten eingenommen / daß er Fruhe / wann er auffgeſtanden / Abends / wann er ſchlaffengangen /285Judas vom Geitz eingenommen.gangen / allezeit das Creutz-Zeichen mit einem Ducaten / oder Zichin gemacht / ſeine Kuͤſten vnd Kaͤſten waren voller Gelt - Saͤck / vnd hatte einem jeden den Nahmen eines Heiligen alſo außgetheilt / daß die vornehmere Muͤntz den Titul hatte der vornehmern Heiligen / einen groſſen lederen Sack voller Gold nennte er ſeinen Gott / welchen der verruchte Menſch zu heili - gen Zeiten / als Weyhnachten / Oſtern / Pfingſten mit Kraͤn - tzel / Blumen / Ehren-Titl / vnd anderem Gepraͤng auff ſonde - re Weiß verehrte / nachdem diſer Narꝛ dem Todt auch zum Theil worden / welcher ſolche goldgelbe Ammerling zum beſten weiß zu rupffen / hat er kurtz zuvor das beſte Gelt ihme laſſen vortragen / alle Gegenwertige muſten auff ein viertl Stund ab - tretten / vnderdeſſen hat er Gelt vnd Gold in das Maul / in die Ohren / in die Naſen (vnd was ehrlichen Ohren zu wider) ſo gar in andere offene Orth deß Leibs geſteckt / auch nachmah - lens / wie andere fromme Chriſten pflegen mit erhebten Augen gegen einem Crucifix / als er mit ſtaͤts gewenden Augen gegen dem Gelt ſeinen elenden Geiſt auffgeben / ſolche wunderliche Geſchicht hat man wollen dem offentlichen Druck anvertrauen / wofern die fromme Anverwandte ſolches nit haͤtten hindertri - ben. Jedoch hat er ſo gar nicht koͤnnen verhuͤllet werden / daß nit auff einer vnd andern Cantzl hiervon einige Meldung ein - gefuͤhrt worden. O Narꝛ! noch groͤſſer / als der Caligula, welcher ſich gantz nackend außgezogen / vnd ſich alſo nach Genuͤ - gen in dem Gelt herumb gewaltzt. O Beſtia! noch aͤrger / als jener Narꝛ zn Coſtnitz / der kurtz vor ſeinem Todt das Gelt an ſtatt deß Brodts in ein Koch / oder Mueß eingebrockt / vnd al - ſo am erſten Leffel voll erſtickt; O Eſel / noch bethoͤrꝛter / als jener geitzige Goldſchmidt / welcher in ſeinen Todtsnoͤthen / als man ihme ein ſilbernes Crucifix zu kuͤſſen gabe / noch gefragt hat / wie vil Marck Silber es doch moͤchte haben? O Heyd! vnd Abgoͤtterer / vnd Blut-Schelm! weil du den Pluto fuͤr deinen Gott halteſt / diſem deinen Mammoniſchen Gott ge - buͤhrt kein andere Ehr / als jene / welche die ſchoͤne Rachel denN n 3gulde -286Judas vom Geitz eingenommen.den guldenen Goͤtzen-Bildern / die ſie heimblich ihrem Vat - tern Laban entzogen / erwiſen hat / indem ſie darauff geſeſſen / gar recht / dann auff ein ſolchen Kopff gehoͤrt kein anderer Hut / auff ein ſolchen Herd gehoͤrt kein andere Glut / auff ein ſolchen Acker gehoͤrt kein anderer Pflueg / auff ein ſolchen Tiſch gehoͤrt kein anderer Krueg / auff ein ſolche Naſen gehoͤrt kein andere Brillen / auff ein ſolches Beth gehoͤrt kein andere Huͤllen / auff ein ſolchen Fuß gehoͤrt kein anderer Schuh / auff ein ſolches Pult gehoͤrt kein anders Buch / auff ein ſolchen Degen gehoͤrt kein andere Scheid / auff ein ſolche Wiſen gehoͤrt kein andere Weyd / vnd auff einen ſolchen Gott gehoͤrt kein anderer Spott.

Gleichwie GOtt will / daß die Seinige die zehen Gebott ſollen halten / alſo will auch das Gold / daß die Seinige die zehen Gebott ſollen embſig beobachten / vnd vollziehen. Das erſte Gebott / ſagt das Gold dem Geitzigen: Du ſolſt al -Deuter. c. 32. lein an einen Gott glauben. Und in aller Warheit hat vnd halt / vnd behalt der Geitzhalß ſein Gelt fuͤr einen Gott / deme er Tag vnd Nacht dient. Nachdeme der Ertz-Schalck Ju - das meineydiger Weiß den HErꝛn verrathen / konte er nicht mehr den nagenden Gewiſſens-Wurm ertragen / ſonder wolt bey Zeiten gantz verzweiffelt ihme ſelbſt das Leben nemmen: bevor aber hat er die auß der Kirchen-Caſſa erlegte dreyſſig Silberling in den Tempel hinein geworffen / vnd nachgehends der henckermaͤſſige Boͤßwicht zum Strang geeylt / aber ſag her Toͤlpel / warumb das Gelt in Tempel? warumb nicht vil mehr das verruchte Gelt in ein Kothlacken / oder wilden Miſthauf - fen? allhier antwortet Drogo Oſtienſis de Paſſ. derentwegen habe Iſcarioth das benannte Gelt in den Tempel / vnd nicht anderſtwohin geworffen / weil nemblich das Gelt ſein Gott wa - re / GOtt aber im Tempel forderiſt verehrt werde.

Das anderte Gebott: Du ſolſt den Namen Got - tes nit eytl / oder vmbſonſt nennen. Diß halt derGei -287Judas vom Geitz eingenommen.Geitzige gar genau / dann er mit ſeinen Gott ſo bald nit vmb - ſonſt hervor kombt; wie der Job vmb alles das ſeinige kommen / vnd gantz nackend vnd bloß auff dem Miſthauffen geſeſſen / ha - ben ſich endlich die vorhin geweſte gute Freund eingefunden / vnd ihme die Viſita geben / aber von weiten geſtanden vollerJob c. 6. Forcht. Warumb voller Forcht? ihr foͤrcht gewiß / ihr moͤcht auch kretzig werden? ihr foͤrcht villeicht / GOtt moͤcht euch auch alſo heimbſuchen? nein / nein / deſſenthalben hat ſie kein Forcht angegriffen / ſonder ſie foͤrchteten / der arme Tropff moͤcht etwas von ihnen begehren / einer hat ihm einbildt / der Job werde ſa - gen / mein Schwager / gib mir doch etliche Gulden / damit ich mir wider kan etwas ſchaffen / weil ich alles verlohren / ein ande - rer gedacht / der Job werd ihn anſprechen / mein Voͤtter / du ſi - heſt / in was elend vnd Noth ich gerathen bin / gehe mir doch an die Hand mit einer Beyhuͤlff; der dritte hat ihn geforchten / der Job moͤcht ſagen / mein Bruder / du weiſt / wie offt ich dir habe das Maul außgewaſchen / vnd iſt kein Zahn in deiner Goſchen der mich ein Dutzet Thaller koſt / jetzt erkenns doch ein wenig / vnd greiff mir auch mit etwas vnder die Armb / derenthalben ſeynd ſie von weiten geſtanden / deſſenthalben haben ſie ihnen geforchten / dann es waren groſſe Geitzhaͤlß / ſie wolten nicht gern in vanum, vmbſonſt geben / vermoͤg deß anderten Gebotts.

Das dritte Gebott: Du ſolſt den Feyrtag heili - gen. Das befilcht auff alle Weiß das Gold den Seinigen; Die drey from̃e / vnd gottſeelige Frauen / Maria Magdalene / Maria Jacobi / vnd Maria Salome / waren ſo ſcrupulos, vnd gewiſſenhafft / daß ſie ihnen nit getraut am Sabath die Salben vnd Specereyen zu kauffen / wormit ſie den Leichnamb JEſu moͤchten verehren / ſondern haben gewart / biß der Sa - bath worbey geweſt / cùm pertranſijſſet Sabathum. Alſo ge -Marci c. 10. biet das Gold ſehr ſtarck den Seinigen / ſie ſollen doch den Feyr - tag heiligen / nicht alles / was ſie die Wochen hindurch gewun -nen /288Judas vom Geitz eingenommen.nen / am Sonntag wider durch die Gurgl jagen / ſonder den - ſelbigen Tag fein heiligen / vnd das Gelt erſparren.

Das vierdte Gebott: Du ſolſt Vatter vnd Mut - ter in Ehren haben. Diß will das Gold kurtzumb / daß es ſoll gehalten werden. Ein Juͤnger hat einsmahls von Chri -Matth. c. 4. ſto dem HErꝛn begehrt / er wolt ihm doch licentiren / damit er koͤnne ſein Vattern begraben / welches aber der HErꝛ ihme rund abgeſchlagen / auß Urſachen / der Vatter war dazumahl noch nit todt / aber bey einem ſehr hohen Alter / dahero hat der Juͤnger / welcher zimblich intereſſirt ware / gedacht / der Vat - ter / weil er bey groſſem Vermoͤgen / wurde etwann ein Teſta - ment machen / ſo ihme præjudicirlich moͤchte ſeyn / derenthal -Lyran. in Marc. c. 4. ben wolt er zum Vatter / ihme gute Wort geben / auff alle Weiß bedienen / damit er den Rogen ziehe. Das Gold ſagt alſo / thue Vatter vnd Mutter in Ehren haben / damit ſie dich nit enterben / thue dem Vatter ſchoͤn auffwarten / damit der Al - te dich zum voͤlligen Erben mache / gib der Frau Mutter gute Wort / damit auch ein guts Trum ihrer Parapharnalien auff dich ſpringe / honora.

Das fuͤnffte Gebott: Du ſolſt nicht toͤdten. Diß verbiet das Gold uͤber alle maſſen. Wie die Iſraëliter auß Egypten / vnd auß der harten Dienſtbarkeit deß Pharaons ge - zogen / haben ſie in der Wuͤſten gantz vnſinnig gemurꝛt wıder GOtt / vnd wider den Moyſes, auch ſich nicht wenig beklagt / daß ſie mit Fleiſch nit tractirt wurden; Ey es ehrvergeſſene Leuth / vnd leichtfertiges Lumpengeſind! habt ihr nicht ein vn - zahlbare Menge / vnd Anzahl Ochſen / Kuͤhe / Schaaf / vnd anders Vieh mit euch auß Egypten gefuͤhrt / warumb ſchlacht ihr nit etliche Ochſen? ja das Gold ſagt / du ſolſt nicht toͤdten / non occides, der Geitzige friſt lieber Haber-Stroh / der Ha - ber-Narꝛ! ehe daß er ein Kaͤlbel abſticht / er getraut ihm nicht ein Huͤnnl abzuwuͤrgen / er litt lieber den bittern Hunger / alsdaß289Judas vom Geitz eingenommen.daß er ſolt ein 7. Wochen altes Laͤmbl toͤdten laſſen / Kraut vnd Rueben / gehoͤren vor ſolche Bueben. Non occides.

Das ſechſte Gebott: Du ſolſt nit Ehe brechen. Bey Leib / ſagt das Gold / thue nit Ehe brechen / dann es koſt gar vil Gelt; Jn der Statt Babylon wurde ein falſcher Gott mit Nahmen Bel verehret / deme der Koͤnıg alle Tag 40. Schaaf / ſechs groſſe Kruͤg Wein / vnd ein zimbliche Anzahl der Semmel geopffert / welches bey naͤchtlicher Weil alles ver - zehrt worden / vnd ware deß Koͤnigs bethoͤrꝛte Meinung / daß ſolches alles der Gott Bel auffeſſe / damit aber der Daniel ſol - che Torꝛheit an Tag bringe / hat er den Tempel diſes Abgotts einwendig uͤber vnd uͤber mit Aſchen geſtraͤhet / nachgehends mit deß Koͤnigs Pettſchafft deß Tempels Thuͤr verſiglet / Fruhe Morgens / wie der Koͤnig ſambt dem Daniel in den Tempel getretten / vnd alles auffgezehrter gefunden / hat er vor Freu - den auffgeſchryen / vnd ſeinen Gott Bel auffs hoͤchſte gepry - ſen / der Meinung / als habe er ſo ſtattlich geeſſen vnd truncken / deme aber der Daniel bald das Widerſpil gezeigt / da / ſagt er / ſehen Jhr Majeſtaͤt vnderſchidliche Fußſtapffen im Aſchen / was bedeuten diſe? video warhafftig veſtigia virorum, mu - lierum, &c. in der Warheit / diſe ſeynd Fußballen der Wei - ber / der Maͤnner / der Kinder / eben recht / antwort der Da - niel, diſe / diſe freſſen alles auff / wie er augenſcheinlich hernach gezeigt / daß bey naͤchtlicher Weil die Goͤtzen-Pfaffen ſambt ih - ren Weibern durch ein verborgene Thuͤr einſchleichen / vnd ſol -Dan. 14. ches auffgeſetzte Tractament verzehren.

Der Herꝛ Joan. Amandus von Frauhofen hat ſehr ſtatt - liches Einkommen / zu beſtimbten Zeiten das gewiſſe Intereſſe 6. pr. Cento, was tragen ihm die Regalia nit ein wegen ſeiner ſchoͤnen Scharſchi / mit der erſten Frauen hat er ein zimblichen Rogen gezogen / was ſchoͤne Paarſchafft im Gelt hat er nit er - erbt von ſeinem Herꝛn Vattern? ſo hat er nicht ein geringes Patrimonium darvon tragen von ſeinem Voͤttern / der garPars II. O oein290Judas vom Geitz eingenommen.ein karger vnd arger Jud ware / vnd gleichwol / ich weiß nicht / gleichwol findt man nichts uͤbriges im Hauß / ja es verſchwindt alles / weiß kein Menſch / wo die Sach hinkombt / er muß noch Gelter darzu zu leyh nemmen; weiſt du nicht / wo die Sach hin - kombt? ſo zeige ich es dir mit dem Daniel, veſtigia mulie - rum, &c. die Fußſtapffen der Weiber / frembde Weiber / frembde Buelſchafften / frembdes naſchen / nimbt ihm das Gelt auß der Taſchen / die bringen ihn zu ſolchem Ruin; dann diſes koſt Gelt / wie die Hebreer ein Ehebrecherin zu Chriſtum den HErꝛn gefuͤhrt / vnd ihn vmb Rath gefragt / ob man ſoll mit diſer verfahren / nach laut deß Moſayiſchen Geſatz? ſag mir ei - ner / wo dann der Ehebrecher hinkommen? wann ſie in flagran - ti, wie ſie außſagen / ertappt worden / wo iſt dann diſer ſaubere Complex? rath nit lang / er hat ſich mit Gelt ſalvirt, er hat ihnen zimblich muͤſſen in Beutl blaſen / ſo braucht es dann nit vil probirens / ſolche Buelſchafften verderben die Wirthſchaff - ten / dahero das Gold auch den Seinigen ſcharpff aufferlegt / non mæchaberis, du ſolſt nit Ehe brechen.

Das ſibende Gebott / non furtum facies: Du ſolſt nit ſtehlen. Das verbiet das Gold ſehr ſtarck den Geitzi - gen / aber dergeſtalten / er ſoll nit etwas wenigs ſtehlen / ſonder vil / dann gleichwie GOtt ohne Maaß verlangt geliebt / alſo begehrt auch das Gold verehrt zu werden. Unſer erſter Vat - ter Adam hat nit allein den Gedancken gehabt den Apffel / als ein kleine Pacatell zu ſtehlen / ſonder auch dem Allerhoͤchſten ſein Gottheit / eritis ſicut Dij, lieber etwas rechtſchaffenes / ſa - get das Gold / zumahlen nur die kleine Dieb in excelſis, mit denen Starchen ihr Neſt in der Hoͤhe machen / vnd Lufftſprin - ger muͤſſen abgeben / die groſſe aber in ſonderen Ehren vnd Re - putation erhalten werden / faſt auff diſe Weiß / wie die kleine Mucken vnd Fliegen in dem Spinnen-Gewoͤb hencken blei - hen / die groſſe Voͤgl aber alles durchreiſſen.

Das achte Gebott: Du ſolſt nit falſche Zeugnußreden.291Judas vom Geitz eingenommen.reden. Das Gold will auff alle Weiß / daß man ſolle die Warheit brauchen / wann hierdurch ein Intereſſe zu hoffen. Petrus kombt nacher Hof / will ſehen / was es vor ein Außgang werde nemmen mit Chriſto / gleich im erſten Eingang ſchnar - chet ihn ein Weib an / wann es noch ein Gnaͤdige Frau / oder adeliche Dama waͤr geweſen / ſo kont man den Spott nicht ſo groß machen / aber es war nur ein ſchlechtes Dienſt-Menſch / Ancilla, ein Eſtherl / oder ein Sarl mit einem rupffenen Kuͤt - tel / diſe hat den groſſen Apoſtel alſo kleinmuͤthig gemacht / daß er gleich ſeinen HErꝛn verlaugnet / er kenne ihn nicht / cœpit jurare, es ſoll ihn der vnd der hinfuͤhren / wann er ihn kenne. Pfuy! das heiſt fliegen ohne F. Ein andersmahl aber hat Pe - trus mit groͤſter Aufferbaͤulichkeit / vnd ſonderm Lob die War - heit geſagt / als er den HErꝛn demuͤthigiſt angeredt: Domine exi à me, quia homo peccator ſum: HErꝛ gehe doch von mir weck / dann ich ein ſuͤndiger Menſch bin / warumb aber ge - het dermahl Petrus ſo genau auff die Warheit? diſe Frag wird ohne Beſchwaͤrnuß auffgeloͤſt / dann dazumahl hat er die gantze Nacht vmbſonſt gefiſcht / vnd mit dem Nihil allein das Netz angefuͤllt / ſo bald er aber auff deß HErꝛn Wort das Netz ein - geworffen / vnd ein ſolche Menge allerley Fiſch / zwar es gibt nur dreyerley / groſſe / kleine vnd mittlmaͤſſige / herauß gezogen / daß er allein hierzu nit ſtarck genug / ſonder auch andere ſeine Mitfiſcher vmb Huͤlff erſuchen muͤſſen / adeſto, gedacht Petrus, jetzt iſt es Zeit die Warheit zu reden / weil es ſo vil eintragt. Domine exi à me, &c.

Luc. 5. c.

Das neunte Gebott: Du ſolſt nit begehren dei - nes Nechſten Haußfrauen. Nur das nicht / ſagt das Gold / dann du gar zu wol weiſt / daß dich dein eignes Weib vil koſten thut. Sihe / jener Bediente in dem Evangelio iſt ſeinem Koͤnig 10. tauſend Talenta ſchuldig worden / vmb GottesMatth. 18. willen / wie muß er ſo vil Gelt anworden haben? wie? frag ein weil / ſein Frau hatte alle Wochen ein neues Modi-Kleyd /O o 2vnd292Judas vom Geitz eingenommen.vnd gleichwie in dem Mantl Eliæ ein doppelter Geiſt / alſo in diſem Kleyd ein doppelte Creſa, weil ſie vmb den Kopff wolt allzeit Steinreich ſeyn / alſo muß er Blutarm werden / der vil - faͤrbige Regenbogen ihrer Kleyder hat dem Mann wol oͤffter ein naſſes Wetter in den Augen gemacht; der vornehme Pro - cat an ihrem Manto hat verurſacht harte Brocken an ihrem Mann / ihre koſtbare Spitz haben nit ein kleines Loch bohrt in ſeinem Beutl / ihre theuere Armb-Baͤnder haben der Armuth die Thuͤr eroͤffnet / ihr ſtattlicher Auffzug war der guten Mittel Abzug / ihre Muſch vnd Maͤſchen vmb den Kopff machten ein Gemiſch Gemaͤſch in der Wirthſchafft / ꝛc. geht ein ſolcher Un - koſten auff ſein eigenes Weib / bey Leib verbiet das Gold dem Geitzigen / er ſoll nit begehren auch ſeines Nechſten Haußfrau / damit die Speſa nit wachſen.

Das zehende Gebott: Du ſolſt nit begehren dei - nes Nechſten Gut. Allhier iſt zu mercken / daß eigentlich nichts auff der Welt ſeye / welches da konte den Nahmen ha - ben eines Guts / auſſer die Gnad GOttes / alle andere zeitliche Haabſchafften verdienen ſolchen Nahmen nit / in diſem Ver - ſtand befilcht das Gold den Seinigen / ſie ſollen diſes Gut nit verlangen / wie dann jener bethoͤrꝛte Tropff in Niderland ſich alſo verliebt in ſeinen koͤſtlich erbauten Garten / daß er ſich halb todter in beſagtes Luſt Orth tragen laſſen / vnd mit zornigenEnglgrav. 263. Cœl. Empir. Augen gen Himmel in diſe gottslaͤſterige Wort außgebrochen / du biſt mir ein vngerechter GOtt / dann ich weder dich / noch das deinige jemahl verlangt / vnd anjetzo vergunnſt du mir die Erden nit. Weil dann der Geitzige pro ſuo Deo Diabolum vnd Diobulum hat / das Gold wie Gott anbettet / vnd ver - ehrt / deſſen 10. Gebott auff das embſigſte haltet / alſo kan er mit gutem Fug ein Heyd genennt werden.

Weil ich dann die Geitzigen auff dem Heyden-Schuß zu Wienn logiert hab / alſo erkenne ich ſie nicht allein fuͤr Heyden / maſſen mir diſes beylegt der H. Paulus: Omnisavarus,293Judas vom Geitz eingenommen.avarus, quod eſt Idolorum ſervitus. Sonder ich ſag nochEpheſ. 5. v. 4. daruͤber friſch vnd frey auß / daß ſie geſchoſſen ſeyn / vnd zwar großmaͤchtige NARREN. Zumahlen ihnen GOtt ſelbſt diſes Prædicat zumeſſet: Stulte hac nocte repetent ani -Luc. 12. mam tuam, & quæ paraſti, cujus erunt?

Wie ſparren / ſcharren / vnd verwahren die Geitzige Narren?

Wie? mit lauter Sorgen / Kummernuß / Arbeit / Trang - ſahl / Leyden / Wachtſambkeit / Abbruch / Wider wertigkeit / Elend / Betruͤbnuß / Hitz / Kaͤlte / Hunger / Durſt / Forcht vnd Schrocken / freſſen ſie ihre Brocken. O ihr Narren! Nachdem der reiche Praſſer mehrer beſchaid / als beſcheid gethan / oͤffter beym Willkomb / als vollkomm ſich eingefunden / lieber zu todt geſoffen / als zu todt geloffen / man tragt nit ſo vil Blattern dar - von / nachdem diſer Schmer-Bauch / vnd Weinſchlauch von dem gaͤhen Todt uͤberfallen worden / vnd den geraden Weeg zum Teuffel gefahren / hat er ſich der groſſen / vnd uͤbermaͤſſigen Peyn daſelbſten hefftigſt beklagt / forderiſt kam ihme vnertraͤg - lich an der harte Durſt / weil der Sau - vnd Sauff-Narꝛ deß debouſchirens ſchon gewohnt / weſſenthalben er zu dem groſ - ſen Abraham auffgeſchryen vmb ein Trunck / auch ſchmeichleri - ſcher Weiß ihn einen Vatter genennt / Pater Abraham! O - O! x! es wird gewiß der Abraham einen ſolchen Schlenke - lium zu einem Sohn haben? gleichwol ware der H. Patriarch ſo hoͤfflich / vnd hat ihn ebenfalls einen Sohn genennt / Fili, recordare, mein Sohn / ſagte er / gedenck doch / was fuͤr gute Taͤg du allzeit gehabt haſt / entgegen Lazarus ſo muͤheſeelig ſein Leben zugebracht / jetzt muß er getroͤſt ſeyn / du aber leyden / als wolte Abraham zu verſtehen geben / daß zwey Himmel nitLuc. 16. auffeinander gehen / deßgleichen auch nit zwey Hoͤll / ꝛc.

Was Abraham dazumahl diſer Schmer-Wampen von Schlampampen hat vorgeworffen / das kont er in der Warheit nit obijciren einem verdambten Geitzhalß / recepiſti bona inO o 3vita294Judas vom Geitz eingenommen.vita tua, als habe ſolcher bey ſeinen Leb-Zeiten gute Taͤg em - pfangen / ſonder mit beſſerm Fug konte er einem ſolchen ſagen / ſtulte recepiſti mala, du Narꝛ / du haſt in der Welt gelitten / anjetzo muß du auch ewig leyden; Alle andere Suͤnder empfin - den wenigſt einen Luſt vnd Guſt auff der Bruſt in ihren Laſter - thaten / aber der Geitzige weiſt nichts zu ſagen / als von Peyn vnd Marter.

Durch faſten vnd Abbruch uͤberwinden andere den boͤſen Feind / vnd erhalten nachmahls die ewige Seeligkeit. Samſon wurde auff ein Zeit von ſehr vil feindlichen Trouppen der Phi - liſtæer uͤberfallen / der aber befand ſich gantz allein / vnd was ihm die mehreſte Angſt verurſachte / hatte er kein einiges Ge - woͤhr beyhanden / O wie frob waͤr er geweſt / ſo er einen ſolchen ſpitzfindigen Scepter von Holtz haͤtte gefunden / dergleichen die Bauern in Ober-Oeſterreich in ihrem Feldzug gebraucht / er wendete ſeine Augen hin vnd her / konte aber nichts erſehen / als einen duͤrren Eſels-Kuͤnbacken / welchen er gantz behend / vnd voller Guraſchi ergriffen / darmit die feindliche Trouppen ſo behertzt / vnd Loͤwenmuͤthig angriffen / daß ihrer tauſend Mann wolbewaffneter Soldaten auff dem Platz gebliben /Judic. 15. durch ein duͤrres Bein ein ſo feiſte Victori erhalten / war ein groſſes Wunder.

Noch groͤſſern vnd preyßwuͤrdigern Sieg haben erhalten ſo vil vnd vnzahlbare Diener GOttes wider die vnſichtbare Feind / vnd Fuͤrſten der Finſternuß / mit lauter duͤrren / vnd durch faſten außgemerglten Kuͤnbacken / dann gleichwie / nachOpuſ. 52. c. 22. Außſag deß H. Petri Damiani, ein nuͤchterer Speichl allen Schlangen vnd Attern den Todt bringt / alſo nicht weniger jagt ein nuͤchter / vnd dem faſten ergebener Menſch die hoͤlliſche Schlang in die Flucht. Jene Soldaten / deren vil tauſend waren / hat GOtt durch den Kriegs-Obriſten Gedeon auff dem Muſter-Platz zu Harad hinweck geſchafft / vnd als vndich - tige Geſellen abgedanckt / vmb weil ſie ſich auff ihre WampenJud. 7. c. nidergelegt / vnd ſolchergeſtalten auß dem Fluß getruncken. Wor -295Judas vom Geitz eingenommen.Wordurch der Allmaͤchtige genugſamb wolte andeuten / vnd zu verſtehen geben / daß alle die jenige / welche zu ſehr ihre Wampen verſorgen / vnd den Schmer-Bauch contentiren / nit zum Streitt taugen wider die boͤſe Feind / wol aber dieſelbi - ge / ſo mit duͤrren Kuͤnbacken / wie Samſon, will ſagen / mit außgedoͤrꝛten / vnd durch Hunger vnd Abbruch außgemergle - ten Angeſicht wider beſagte Feind ſtreitten vnd kaͤmpffen.

Es werden freylich wol nur gar zu vil angetroffen / welche faſt geſitt / vnd geſinnt ſeyn / wie der Tobias dazumahl / als er von dem Raphaël gefuͤhrt worden zu dem Fluß / worauß ſich ein groſſer Fiſch gaͤh erhebt / welcher mit dem auffgeſperꝛten Maul den Tobias alſo erſchroͤckt / daß er uͤberlaut auffge - ſchryen / Domine! in vadit me, helfft mir vmb GOttes wil -Tob. 6. len / der Fiſch werd mich freſſen. Vil vnd nur gar zu vil ſeynd anzutreffen / welche ob dem Fiſch / ſo ein Sinnbild deß Faſtags / erſchroͤcken / vnd machen kruͤmpere Maͤuler uͤber die Faſten - Speiſen / als die Propheten-Kinder in Beyſein Eliſæi, uͤber ihren Kraut-Topff; indeme ſie doch wiſſen ſolten / daß ein en - ges Thuͤrl in Himmel / vnd feiſte angeſchopte Wampen nit hin - ein koͤnnen / anguſta Porta, &c. wiſſen ſolten / daß auff einer feiſten Saiten uͤbel zu geigen / alſo ein feiſter Bauch taugt zum Gebett auch nit / wiſſen ſolten / daß gleichwie der Alt-Vatter Noë nach 40. Tagen das Fenſter der Archen eroͤffnet / alſo nach 40. taͤgiger Faſten der Himmliſche Vatter die Thuͤr deß Him - mels eroͤffne; wiſſen ſolten / daß Chriſtus der HErꝛ die drey vnd dreyſſig Jahr auff Erden niemahl ein Fleiſch gekoſtet / auſ - ſer deß gebrattenen Oſter-Lambs; wiſſen ſolten / daß ehe vnd bevor der Moyſes die 10. Gebott auß GOttes Hand empfan - gen / vorhero ein ſtrenge Faſten vollbracht hat / als koͤnne man die 10. Gebott ſo leicht nit halten / ohne vorgehende Faſten / vnd Leibs-Caſteyung; wiſſen ſolten / daß Caſtitas vnd Caſti - gatio zwey leibliche Schweſtern ſeyn / vnd eine von der andern ſich hart laſſe abſoͤndern; wiſſen ſolten / daß die boſe Feind heff - tig den HErꝛn vmb Erlaubnuß erſucht haben in die Schweinzu296Judas vom Geitz eingenommen.zu fahren / worauß erhellet / daß Speckfeiſt der Teuffel ihr Freſ - ſen ſeye; wiſſen ſolten / daß Macer vnd Sacer nur mit einem Buchſtaben vnderſcheiden / derentwegen ſich der Heyland auff dem Berg Thabor in die Geſellſchafft eingelaſſen deß Moy - ſis vnd Eliæ, welche beede dem faſten / nach laut der Goͤttlichen Bibl / ſehr ergeben waren; wiſſen ſollen / daß die drey Knaben von dem feurigen Babyloniſchen Ofen deſſenthalben keinen Schaden erlitten / weilen ſie ſich vorhero von der verbottenen Speiß enthalten / vnd ein Faſtag angeſtellt / als koͤnne einer ſo bald nit von einer mit vnzimmendem Feur entzuͤndten Baberl verletzt werden / welcher im faſten ſich uͤbet: wiſſen ſollen / daßMatth. 21. c. v. 33. gleichwie der Hauß-Vatter im Evangelio einen ſchoͤnen Wein - garten gepflantzt / vnd damit ſelbiger von aller Gefahr / vnd Schaden ſicher feye / einen guten Zaun darumb gefuͤhrt / & ſe - pem circumdedit ei, &c. alſo koͤnne ein frommer Chriſt den Weingarten ſeiner Seelen in kein groͤſſere Sicherheit ſtellen / als wann er ihn mit einem guten Zaun einſchranckt / vnd den Leib mit faſten Zaunduͤrꝛ abmerglet; wiſſen ſollen / daß der Mond nie ein Finſternuß leyde / auſſer er ſeye im Vollſchein / alſo der Menſch ſich ſo leicht nit in die Werck der Finſternuß einlaſſe / auſſer er ſeye voll / vnd mit Speiß vnd Tranck zu vil angefuͤllt: wiſſen ſollen / daß Leffel vnd lefflen / eſſen vnd ver - meſſen / Spaiß vnd Geſpaͤß / Tafel vnd Teuffel / Nachtmahl vnd Nachtmail / Gula vnd Gail, Fraß vnd Frauen / ſitzen bey - einander im beſten Vertrauen.

Dahero die fromme Diener GOttes / ſo ſich aller Voll - kommenheit befliſſen / nichts hoͤhers / vnd einem Chriſtlichen Wandl nichts nothwendigers gehalten / als die Faſten / vndFerr. in Cat. SS. 19. Febr. Vading. in annal. Min. An. 1225. & 1212. beſcheidenen Abbruch der Speiß vnd Tranck / wie dann der Allmaͤchtige mehrmahlen ſolches mit groſſen Wunderwercken beſtaͤttiget. Jch will geſchweigen / daß der H. Einſidler Con - rad ein geſelchten Schuncken in ein Fiſch / der H. Franciſcus von Aſfis, wie auch Antonius von Padua ein gebrattenen Co - paun in ein Bratt-Fiſch / der H. Biſchoff Udalricus von Aug -ſpurg297Judas vom Geitz eingenommen.ſpurg ein kaͤlbernes Braͤtl in ein Forellen / die H. Agnes Poli -In Act. S. Udal. In vita. In Hiſt. Hung. tiana ein eingemachtes Fleiſch in ein abgeſottenen Fiſch / der H. Auguſtinus Prediger-Ordens zwey Rebhuͤnnl in zwey Blatteißl / wunderbarlich verkehrt haben / damit ſie nur die Fa - ſten nit moͤchten brechen. Jch will nit herbey fuͤgen jenes luſti - ge Trauerſpil / ſo ſich Anno 1592. vnweit der Statt Preßlau zugetragen / indem dazumahl / zum Schimpff vnd Hohn deß Catholiſchen Glaubens / ein verbainter Ketzer an einem gebot - tenen Faſtag nit allein Fleiſch geſpeiſt / ſonder noch daruͤber ei - nem Catholiſchen Bauern mit Gewalt einen guten Brocken vmb das Maul geſchmiert / vnd auch zum Eſſen uͤbermuͤthig angereitzt / nachdem er aber in dem gemeinen Menſchen ein frommen Widerſtand erfahren / Allo! ſagte er dem Bauern / ſihe / wie wol diſes Bißl mir wird ſchmecken / Kraut aber fuͤr die Pabtiſten / reiſt beynebens das Maul in alle Weite auff; uͤber welches alſobald GOttes gerechte Straff erfolgt / daß er auff kein einige Weiß das offene vnd weite Maul konte zuſper - ren / vmbſonſt ware aller angewende Fleiß vnd Arbeit der Do - ctor vnd Artzten / ſonder es muſte diſer Boͤßwicht ein ſtaͤter Maulaff ſeyn / vnd war kein Mittl zu finden / ſolches offeneIn litt. ann. ſ. t. Provinc. Auſt. Gefriß zuſammen zu ſchlieſſen; haͤtte er fein vorhero das Maul gehalten. Alle diſe ſeynd groſſe Wunder wegen deß faſten / aber folgende ſeynd groͤſſere Wunder in dem faſten.

Simeon Stillites hat oͤffters / als einmahl neben andernTheo. in Hiſtor. Relig. cap. 26. harten Caſteyungen viertzig gantzer Tag aneinander gefaſt / weder Speiß noch Tranck zu ſich genommen. Das heiſt gefaſt!

Die H. Catharina von Senis hat einmahl vom Aſcher - Mittwoch an / biß auff die Himmelfahrt vnſers HErꝛn / ohne einige Speiß zugebracht. Ja durch etliche Jahr hat ſie kein an -Bloſ. in Monil. de S. dere Nahrung zu ſich genommen / als ein wenige vnd wintzige Portion von Kraͤuter-Safft. Das war ein Faſten!

Die wunderbarliche Lidwina, auß dem Marckfleck Schid - dam in Holland / vmb das Jahr 1424. hat dergeſtalten ein ſtrenge Faſten vnd Abbruch gehalten / daß ſie inner acht vndPars II. P pzwain -298Judas vom Geitz eingenommen.Kranz. in Wandal. l. 11. c. 3. Vading. in Ann. 1406. In vita. Ferr. in Cat. 31. Jul. Steph. Kep. in vit. lib. 3. c. 4.zwaintzig Jahren nichts anders genoſſen / als allein das Aller - hoͤchſte Sacrament deß Altars. Das ſoll ein Faſten genennet werden! Die ſeelige Coleta durch viertzig Taͤg. Die ſeelige E - lena Encelmina durch drey Monath. Der H. Abbt Fauſti - nus durch zwaintzig Taͤg. Die ſeelige Clara de Agolantibus durch ein halbes Jahr / haben dergeſtalten gefaſtet / daß ſie nit die geringſte Speiß zu ſich genommen / ſoll das nit ein Faſten ſeyn? Alle diſe / vnd vil vnzahlbare mehr haben durch ihr Fa - ſten vnd Abbruch groſſe Verdienſten im Himmel geſamblet / GOtt dem Hoͤchſten ein groſſes Wolgefallen verurſacht / vnd ein ſondere Cron im Himmel geſchmidt.

Entgegen die Geltgierige Geitzhaͤlß faſten ebenfalls / vnd dannoch ſambt ihrem ſtrengen Abbruch / vnd harter Caſteyung fahren ſie noch zum Teuffel. O Narren! Wol recht Pazen vnd Pazo, gar gut Matto vnd Matthæus (dann diſer an - fangs ein Geitzhalß ware) nit uͤbel Denari vnd Naͤrriſch / ſtim - men Nahmen halber uͤbereins / zumahlen kein beſſers Prædi - cat verdient der Geitzige / als daß er einer mit dem Klaffterlan - gen N. ſoll benambſet werden. Der Geitzige ſihet ſo duͤrꝛ vnd mager auß / als waͤre er erſt neulich von einem Nuͤrnbergeri - ſchen Bein-Draͤxler in einer Staffera uͤberſchickt worden / ſeine Augen ſtecken im Kopff / wie zwey glaͤſerne Knoͤpff in einem Fleckſieder-Wammes / ſein Stirn iſt ſo glat / wie ein alter Feur-Kuͤbel / den man in der Brunſt zu Troja gebraucht hat. Die Wangen ſeynd dergeſtalten außdorꝛt / daß ſie tauglich / da - fern ſie an einem Staͤngl waͤren / zu einem Fliegen-Taͤſchl / die Haar ſtehen ſo matt / wie das alte Gemieß auff einem Bauern - Tach / das Maul iſt ſo kleinmuͤthig / daß es ſchier nit mag auff - gehen / wie ein alter verroſter Thuͤr-Angl / die Stimm iſt ſo ſchlecht / daß ſie auch ein Glocken an dem Halß einer Schwei - tzer-Kuhe uͤberſchreyt / der gantze Leib iſt alſo duͤrꝛ vnd außge - merglet / daß der Bauch einer zuſammen gefallenen Sackpfeif - fen nit vngleich / mit dem Ellen-Bogen kont er ohne ſondere Muͤhe ein aichenes Breth durchbohren / der Narꝛ iſt dem Koͤ -nig299Judas vom Geitz eingenommen.nig Pharao nicht vil vngleich / dann jener verhart / diſer aber verbaint / vnd ſchaut ihme der Hunger bey den Augen auß / wie vor diſem in Samaria auß den Fenſtern / warumb? etwann hat er keine Mittl? ja / ja / Mittl ſatt / der Sau-Narꝛ hat bald mehrer Schwein im Stall / als die Geraſener zu ChriſtiMatth. 8. Zeiten. Der Wider wertige Narꝛ hat bald mehr Schaaf auffGen. 30. der Weyd / als der Laban. Der Ochſen-Kopff hat faſt ſo vil Kuͤhe / als Jacob ſeinem Bruder Eſau geſchenckt / vnd ge - ſchickt hat. Der Gimpel hat ſchier mehrer Gefluͤglwerck / als der Hoheprieſter Caiphas, in deſſen Behauſung der Hahn dem Peter die Buß geprediget. Der Haber-Narꝛ hat weit mehrer Korn vnd Waitzen / als Joſeph ſeinen Bruͤdern in dasGen. 42. Land Chanaan mitgeben / allein auß lauter Geitz friſt er nichts / auß lauter Geitz zehrt er nichts / auß lauter Geitz braucht er nichts. Bey Leib nit ein gebrattnes kaͤlbernes Schlegel / wie Abraham ſeine Frembden tractirt, ſonder ein blinden Waſ - ſer-Schnahlen fuͤr diſen Schlegl. Bey weiten nit ein guter Brat-Fiſch / wie die Apoſtel vnſerm HErꝛn auffgeſetzt / ſonderLuc. 34. ein Linſen-Koch fuͤr diſen Stockfiſch. Nur gar nicht feiſte Wachtlen / wie GOtt den Iſraëlitern geſchickt / ſondern einExod. 16. Kraut diſem Narꝛn / dann auß Geitz traut er ihm nichts an - ders zu eſſen.

Der wackere Hof-Prediger Daniel hat ihm kein Blaͤtl fuͤrs Maul genommen / ſonder gantz keck vnd behertzt dem Ba - byloniſchen Monarchen Nabuchodonoſor vnder die Naſen geriben ſeine groſſe Vermeſſenheit / indem er ſich fuͤr einen Gott hat auffgeworffen / vnd beynebens angekuͤndt die groſſe Straff / welche bald die Goͤttliche Gerechtigkeit uͤber ihn werde ſchicken / benanntlich werde er von Leuthen verſtoſſen werden / ſein Woh - nung werde ſeyn vnder den wilden / vnd vernunfftloſen Thieren / er werde das Graß / wie die Ochſen freſſen: Fœnum, ut bosDan. 3. comedes, &c. jedoch / ſagt Daniel, Jhr Majeſtaͤt folgen mei -P p 2nem300Judas vom Geitz eingenommen.nem Rath / ſie geben reichliches Allmoſen den Armen / etwann wird ihnen GOtt diſe groſſe Straff guͤtigiſt nachſehen / ꝛc. HæcDan. 4. omnia venerunt ſuper Nabuchodonoſor, &c. Aber alles iſt uͤber Nabuchodonoſor diſen ſo groſſen Koͤnig kommen. Siben gantzer Jahr muſte er auff all vieren in der Wildnuß gleich anderem Vieh kriechen / vnd Graß freſſen / auß welchem Sonnenklar erhellet / daß diſer geitzige Koͤnig / nach Einra - thung deß Daniels, nicht habe Allmoſen geben / ſondern lieber hab wollen / wie ein Ochs Graß freſſen / als das Gelt außge - ben / oder das Seinige verliehren. O Narꝛ!

Seines gleichen gibt es noch vil / welche auß purem Geitz lieber wollen / wie ein Vieh leben / Hunger leyden / wie ein Hund / Graß freſſen / gleichſamb wie ein Ochs / als ein Gelt außgeben. Jch habe ſelbſt einen gekennt / welcher nach ſeinem Todt uͤber die ſibentzig tauſend Gulden in lauter Paarſchafft verlaſſen / der auß Geitz ihme nie getraut ſatt zu eſſen / das Brodt hat er Stuͤcklweiß von den armen Schulern / welche dergleichen Proviant von dem Capuciner-Cloſter daſelbſt ge - tragen / vmb leichten Werth erhandlet / die Beiner auff der Straſſen (wer weiß / ob ſie nit von deß Schimmel guter Ge - daͤchtnuß geweſen) hat er gar begierig auffgehebt / vnd ihme hiervon / welches vilen als vnglaublich gedunckt / ein Suppen gekocht. Nach ſeinem Todt hat man ein einiges paar Schueh gefunden / in welchem fuͤnff vnd zwaintzig eyſerne Naͤgl gezehlt worden / ſonſt ſagt man / die Schueh ab / vnd der Hoͤll zu! aber diſe haͤtt der Phantaſt wol koͤnnen mit ſich tragen.

Ein anderer iſt geweſt / den man ſonſt Jhr Gnaden titu - lirte / der alſo vom Geitz eingenommen worden / daß er in der Wochen nit einmahl zu Hauß geſpeiſt / ſonder da vnd dort ei - nen vnverſchambten Schmarotzer abgeben / ſeine Kleyder vnd Schueh hat er allemahl auff dem Taͤntlmarckt eingehandlet / vnd alſo in dreyſſig Jahren kein neues Kleyd angelegt / ſein Beth war ſo ſchlecht / daß / wann es jener beym Schwemmteich zu Jeruſalem gehabt / ihme vermuthlich der HErꝛ nit haͤtt befoh -len /301Judas vom Geitz eingenommen.len / er ſoll es mit ſich tragen / tolle grabatum, &c. Sein Gelt / welches in 50. tauſend Gulden beſtanden / hat er Mo - nathlich gewaſchen / dazumahl aber muſte den gantzen Tag die Hauß-Thuͤr geſperꝛter bleiben / auch der Diener vnd die Magd (diß war das gantze Haußgeſind / weil er nit verheyrath) zur ſelben Zeit ſich anderwerts muͤſſen auffhalten / ſeine beſte Du - caten hengte er im ledernen Saͤckl in ein alten Rauchfang; ſein gemeiner Spatziergang ware auff der Gaͤnßweyd / woſelbſt er die von Gaͤnſen außgefallene Federkiel fleiſſig auffgeklaubt / vnd nachmahls den Schulern vmb etliche Pfenning verhandlet; die Holtz-Biern / wormit die muthige Hirten-Bueben ſchertz - weiß einander geworffen / hat er gar embſig zuſammen geſucht / vnd fuͤr ein ſonders Schlecker-Bißl kochen laſſen / vil andere Sachen vnd Torꝛheiten hat er begangen / welche / ſo ſie ſolten beſchriben werden / ſchier dem Leſer ein Argwohn der Unwahr - heit moͤchten verurſachen. O Narꝛ! Als diſer albere Geitzhalß von einem gaͤhen / vnd toͤdtlichen Zuſtand uͤberfallen worden / vnd der Medicus heylſame Artzneyen auß der Apotecken vor - geſchriben / hat er dem Diener ernſtlich verbotten / ſolche abzu - hollen / vmb weil es zu vil moͤchte koſten / ſonder darfuͤr begehrt ein halb verſchimpeltes Medritat-Buͤchßl / ſo bereıts in die 12. Jahr auff einem wurmſuͤchtigen Kaſten gelegen / worvon er ein ſolche Krafft empfunden / daß er gleich darauff vom Schlag getroffen / ohne Buß geſtorben / vnd allem Vermuthen / vnd Urthl nach zum Teuffel gefahren / nach ſeiner hat man uͤber die 50. tauſend Gulden allerley ſchoͤnſter glantzender vnd wolge - waſchner Muͤntz gefunden / ſo alles in frembde Haͤnd / vnd frembde Beutl / in frembden Gewalt kommen. O Narꝛ!

Andere mit faſten vnd Abbruch erlangen die Gnad Got - tes / die Nachlaß der Straff / die ewige Belohnung / der Geitz - halß aber verdient durch ſein faſten die Hoͤll / das hoͤlliſche Feur / deß Feuers Ewigkeit. O Narꝛ! Vil ſeynd bereits in dem obern Vatterland / in Geſellſchafft der Engl / im Himmliſchen Paradeyß / welche nit halbentheil ſich alſo gecaſteyet / wie duP p 3Geitz -302Judas vom Geitz eingenommen.Geitzhalß / dahero biſt du ein Martyrer deß Teuffels / deſſen Mutter dir einen Schein auff den Kopff ſetzen wird. Jn dem Evangelio ſeynd jene Arbeiter vmb ihr gehabte Muͤhewaltung willen nach Contento belohnt worden / aber der Geitzige vmb ſein außgeſtandene Faſten vnd Arbeit hat er deß Teuffels Danck. O Narꝛ! Andere mit guter Tafel / vnd wolgeſchma - ckem Biſſel erreichen noch das ewige Heyl / aber der Geitzige mit faſten vnd ſchnarꝛmaul / mit Abbruch vnd Leyden fahrt noch zum Teuffel. O Narꝛ!

Chriſtus der HErꝛ hat zu Cana Gallilæa auff der Hoch - zeit den beſten Wein laſſen aufftragen / der H. Vincentius Ferrerius hat in einem Wirthshauß zwey tauſend Perſohn mit wenig Brodt geſpeiſt / vnd weil der Wein ſo ſaur / auch faſtIn vita. halb Eſſig / hat er denſelben wunderbarlich in den edleſten Wein verkehrt. Sihe! vnſer lieber HErꝛ / vnd ſeine Heilige ſetzen guten Wein auff / vnd da heiſt geſegn GOtt / du aber auß Geitz ſauffſt ein ſauern / der halb Waſſer / da heiſts / der Teuf - fel geſegn dirs / O Narꝛ! Der Heyland JEſus hat ſich in der Wuͤſten erbarmt uͤber das Volck / daß ſelbiges ſchon drey Taͤg wegen ſeiner Hunger leydt / daß du aber auß Geitz / vnd einge - wurtzleter Kargheit einen Hunger außſteheſt / da kan ſich der Teuffel daruͤber erbarmen. O Narꝛ! Auff ſolche Weiß iſt die Hoͤll vil theuerer / als der Himmel / die Geſatz deß Sathans vil ſchwaͤrer / als die Gebott GOttes / das Leben deß Suͤnders vil haͤrter / als deß Gerechten der Weeg zum Verderben / vil knoperter vnd ſteiniger / als zum Leben / die Laſter vil betrang - licher / als die Tugenden / auff ſolche Weiß iſt Eſſen vnd Trin - cken vil beſſer / als dein Faſten. O Narꝛ!

Wie ſparren / ſcharren / vnd verwahren die Narren?

Wie? mit ſtaͤtem Laſt vnd Unruhe / dann der Geitzige thut bald ſchaffen / bald ſchiffen / bald dancken / bald dencken / bald ſchaben / bald ſcheiben / bald ſchwaͤtzen / bald ſchwitzen / baldhaben /303Judas vom Geitz eingenommen.haben / bald heben / bald ſuchen / bald ſochen / bald trauen / bald trohen / bald grapplen / bald gripplen / bald legen / bald liegen / bald tauſchen / bald tuſchen / bald hollen / bald huͤllen / bald rech - ten / bald richten / bald zehlen / bald zihlen / bald ſpuͤhren / bald ſperren / bald bergen / bald borgen / voller Kummer vnd Sor - gen. O Narꝛ!

S. Gotthard, Bernhard, Gerhard, Medhard, Ri - chard, Leonhard, Quinhard, Everhard, Adelhard, ſeynd nit allein hart in dem Nahmen geweſt / ſonder forderiſt in dem Leben / indem ſie ihren Leib tractirt, wie der Baalam die - lin / mit ihrem Leib vmbgangen / wie der Gedeon mit dem Trayd / ihren Leib cariſirt, wie Chriſtus die Verkauffer in dem Tempel / inſonderheit haben ſie gantze Naͤcht in dem eyffrigen Gebett zugebracht / offt nit ihrem Leib ein Stund vergunnt zu ſchlaffen / welches ihnen GOtt hoͤchſt vnd ewig belohnt hat. Ein Geitziger vor lauter Sorgen / auß lauter Kummer / weil er ſtaͤts nach mehrers wacht vnd tracht / ſchlafft offtermahl nit ein Stund / ſchlieſt die gantze Nacht nit ein Aug zue / vergunnt dem Leib kein Ruhe / vnd diß alles belohnt ihm noch der Teuffel mit der Hoͤll / O Narꝛ!

Pharao, Koͤnig in Egypten wurde durch ſo vilerley ſchwaͤre Straffen von GOtt gewahrnet / gleichwol nicht gebeſ - ſert / ſonder noch mehrer erhart / deſtwegen vonnoͤthen geweſt / daß ſolcher harte Stockfiſch nachmahls im Meer eingewaͤſſert worden; vnder anderen Plagen / wordurch ihn der Allmaͤchti - ge begunte zu ſich zu ziehen / war nit die mindeſte die groſſe vnd haͤuffige Menge der Mucken durch das gantze Koͤnigreich / di - ſer war ein ſolche Anzahl vnd Ungeſtuͤmme / daß kein einiger Menſch weder Schlaff noch Ruhe konte haben / dann ob ſieExod. 8. Hugo Cardin. in Ex. ſchon kleinwintzige Thierl / vnd kaum ſichtbare Mucken waren / ſo plagten ſie doch die Leuth mit ihrem ſubtilen vnd ſcharpffen Stahel / daß niemand / wie er ſich immer verhuͤlt / oder einge - ſperꝛt / konte den nothwendigen Schlaff nemmen. Das waren ſchlimme vnd wol verdrießliche Mucken / aber worvon ſeynd di -ſe ge -304Judas vom Geitz eingenommen.ſe gewachſen? ſihe / hoͤre / liſe / der Prophet Aaron hat auß Be - felch GOttes mit ſeiner Wunder-Ruthen auff die Erden ge -Ibid. ſchlagen in den Staub / percuſſitq́ue pulverem terræ, &c. vnd darauß ſeynd diſe vnruhige Mucken augenblicklich kom̃en.

Was iſt Gold vnd Silber anderſt / als ein bleiche / weiſſe Erden? von welcher da die allerunruhigſte Mucken wachſen. Warumb ſchlafft der Geitzige mehrmahl ein gantze Nacht nit? darumb / er macht ihm allerley ſeltzame Mucken durch das Gelt / ſo er hat / ſo er haben will auß diſer Erd / kommen ihm ſo vnderſchidliche Mucken / welche den ſuͤſſen Schlaff verbieten.

Jener geitzige Phantaſt in dem Evangelio hat die gantze Nacht hindurch nit ein Aug zugeſchloſſen / ſonder ſtaͤts Mucken gemacht / auff dero Fluͤgl diſe Wort geſtanden / quid faciam? was muß ich thun? ich hab diß Jahr deß Trayds ſo vil / daß ich es gar nit kan in die Scheur bringen? quid faciam? was muß ich thun? dermahl ſeynd die Erdfruͤchten in geringem Werth / iſt alſo gar nit rathſamb / das ſchoͤne Trayd ſo ſchlecht zu verſil - bern / quid faciam? was muß ich thun? leyhe ich es einem Muͤllner / GOtt weiß / wie mich etwann der Geſell wird bezah - len / dann bey ihnen ohne das weiſſe Kleyder / vnd ſchwartze Gewiſſen gefunden werden / vnd probier es einer / wann er hin - der einem Muͤllner vnd Becken auff der Gaſſen geht / ſo ſag nur / da geht ein Dieb / ſodann wird gleich der Muͤllner vmb - ſchauen; quid faciam? was muß ich thun? der weil ein fremb - den Stadl im Beſtand nemmen / will mir gar nicht eingehen / dann frembd / vnd entfrembten ſeynd gar nahend verwandt / vnd kan einer in ſein eignes Hauß kaum die Salve Quardi vor den Dieben erhalten: quid faciam? was muß ich thun? ver - tauſch ich das Trayd vmb Wein / ſo verſchwindt ſolcher nach vnd nach auß dem Keller / vnd wird mein Weib alle Tag ein wolprotocollirten Rauſch haben / dann ſie ohne das nicht vil beſſer / als jene / die ſo gar die Woll auß ihrem Beltz geſchnit - ten / vnd ſolche vmb ein naſſen Bruſtfleck vergeben; quid fa -ciam? 305Judas vom Geitz eingenommen.ciam? was muß ich thun? laß ich es außtreſchen / vnd gibs in das Kayſerl. Proviant-Hauß / lieber Gott / was muß ich ſpen - diren / biß ich wider bezahlt werd / es ſeynd jetzt der Beambten ſo vil / vnd will ein jeder ein guter Chrıſt ſeyn (Chriſtus heiſt ſo vil / als unctus, oder geſalbt.) Quid faciam? was muß ich thun? ſchick ich es in ein anders Land / allwo es freylich vmb ei - nen theueren Preyß verhandlet wird / was koſten mich aber die Fuhrleuth? welche ohne das ſchlimme Voͤgl / der Hencker rupff ſie / was halt mit Waͤgen vmbgeht / iſt gemeiniglich verwegen. Quid faciam? was muß ich thun? laß ich das Trayd abſchnei - den / vnd raums nit bald auß dem Weeg / ſo kommen die Sol - daten vom Furbiſchen Regiment / vnd verfuettern mirs / dann ſie ſonſt ſo vertreulich / daß ſie oͤffters mit ſambt ihren Pferdten zu vnſerm Tiſch ſitzen. Quid faciam? was muß ich thun? fallt ein ſchlimmes Wetter ein / vnd iſt das Trayd nit vnderm Tach / ſo verduͤrbt es / vnd ein ſolcher Waſſermann thaͤt machen / daß ich mit der Zeit in das Zeichen deß Krebs kaͤm / vnd folgſamb mein Wirthſchafft vnd guter Gewinn zuruck gienge. Quid fa - ciam? was muß ich thun? ich bin mir ſelbſt nit geſcheid genug / ins Spital ſchicken / das mag ich nicht / wann mancher Beern - ſchneider haͤtt beſſer auff das Seinige geſchaut / doͤrffte er auch nit in ſolchem alten Weiber-Convict ſeyn / allein bey ſolchen naſſen Bruͤdern thut zu letzt gemeiniglich der Wein-Zeiger auff nichts zeigen. Quid faciam? was muß ich thun? laß ſe - hen / das gieng an / wann diß vnd diß nit waͤr / aber auff ſolche Weiß ließ es ſich ſchier practiciren / doch iſt nicht allzuvil zu trauen / ich mag mein Sach nit an Spitz ſetzen / wie der David2. Reg. cap. 11. den Uriam. Mit dergleichen Mucken hat er die gantze Nacht zugebracht / nit ein viertl Stund geſchlaffen / vnd als er endlich bey ſich entſchloſſen / die Sach zum beſten einzurichten / da fallt ihm vnverhofft ein Steck-Cathar / an welchem er elend erſtickt. Luc. 12.Stulte hoc nocte repetent animam tuam. O Narꝛ!

Die liebe vnd fromme Hirten ſeynd wol trefflich belohnt worden auff den Bethlehemitiſchen Felderen / weil ſie daſelſtPars II. Q qgewacht306Judas vom Geitz eingenommen.gewacht haben / dann ſie derentwegen die allererſte geweſt / wel - che durch die Himmliſche Currir die neue Zeitung erhalten / daßLuc. 2. v. 8. GOttes Sohn in dem Stall gebohren / aber ein ſolcher Geitz - halß / durch ſein wachen vnd Schlaff brechen / verdient noch die Hoͤll / O Narꝛ! Auff Waͤlſch heiſt Ricco ein Reicher / vnd Riccio ein Ygl / die Nahmen kommen mit der That uͤbereins / dann ein Reicher voller Stahel / wie ein Ygl / von dem er ſelbſt geplagt wird; Wie vnſer gebenedeyte Heyland die Hebrei -Joan. 2. v. 15. ſche Geitzhaͤlß vnd Wuecherer auß dem Tempel hinauß ge - beitſcht / hat er die kleine Strickl / wormit ſie ihre Wahren ge - bunden / an ſtatt der Geißl gebraucht. Warumb daß vnſer HErꝛ / der dazumahl ein gerechten Zorn gefaſt / nit ein gutes Latten-Trum / oder ein ſtarcken Stuel-Fuß genommen / vnd diſe ſchlimme Geſellen uͤber die Koͤpff darmit geſchlagen / es haͤtt beſſer außgeben / als die kleine Strick? Meiner einfaͤlti - gen Meinung nach / hat ihm etwann der liebe HErꝛ gedenckt / was er ſie lang wolle ſtarck ſchlagen / indem ſie ohne das geſchla - gen genug ſeyn / dann in aller Warheit die Geitzige mehrer leyden / vnd außſtehen / als die Geiſtliche in dem Cloſter / die Einſidler in der Wuͤſten / vnd wird am Juͤngſten Tag offen - bahr werden / daß mancher Geitzhalß mehrer gefaſt / mehrer ge - wacht / mehrer gelitten wegen deß Golds / als mancher Char - teuſer wegen GOtt / O Narꝛ! Siheſt du diſen Bettler / wel - cher dort auff dem gruͤn Waſen mit dem Kopff auff einem Scheerhauffen ligt / vnd ſo ſanfft ſchlafft / ihn hindert kein Flie - gen / wer weiß / ob ihm nicht GOtt im Traum eben die Laiter zeigt / wie dem Jacob; vnd du bethoͤrꝛter Tropff thuſt ſo man - che Nacht wegen deiner Mucken / welche der Geitz macht / ohne Schlaff zubringen / vnd in ſtaͤter Unruhe dein Leben fuͤh - ren. Die Soldaten / ſo bey dem Grab deß gecreutzigten HErꝛn vnd Heyland haben gewacht / ſeynd mit Gelt derenthalben be - zahlt worden / dich aber wegen deines ſtaͤten wachen vnd ſor - gen bezahlt der Teuffel. O Narꝛ!

Der gelehrte Jeſuiter Stengelius erzehlt ein wunderliche /vnd307Judas vom Geitz eingenommen.vnd beynebens ein laͤcherliche Geſchicht von einem ſolchen Gelt - Narꝛn / welcher vom Geitz mehr / als Tobias von Schwal - men-Koth verblendt worden. Diſer ſtunde in immerwehren - der Forcht / daß ihm ein Dieb moͤcht uͤber das Gelt kommen / dahero er denſelben gulden Schatz bald da vnd dort verborgen / wie ein Hund ein Bein / war dannoch ſeines Sinns nie recht verſichert vor dergleichen Raub-Voͤgl / einsmahls fallt ihm ein / es waͤre kein beſſers / vnd hierzu bequemers Orth / ſolches Gelt zu verbergen / als ein Baum im Garten / zumahlen die Dieb ihren Raub vnd Beuth nur in Haͤuſern / Kaͤſten vnd Kuͤſten zu fiſchen pflegen / zu diſem End beſihet er gantz genau / ſo wol die in ſeinem / als auch in dem benachbarten Garten groſſe Baͤumer / worunder er einen / ſeines Geduncken nach ſehr taug - lichen außerkiſen / welchen er nachmahls in aller Geheimb be - ſtigen / vnd gantz daroben / vnweit vom Guͤpffel wahrgenom - men / daß der Baum etwas holl ſeye / ſo da war nach ſeinem Wunſch / nachdem er ſehr behutſamb vorhero vmbgeſchaut / ob er von jemand nit vermerckt werde / hat er geſchwind den le - deren Sack voll Ducaten in beſagten hollen Baum hinein ge - ſteckt / vnd mit der alten Rinden gar ſauber zugedeckt / vnd ver - huͤlt / darauff gantz troſtvoll herab geſtigen / als ſeye ſein Schatz beſter maſſen verwahrt. Eben zur ſelben Zeit befand ſich diſes Geitzhalß nechſter Nachbaur in ſehr groſſer Trangſahl vnd Be - truͤbnuß / vmb weil er ein Hauß voll Kinder / die immerzu ein Statt in Ungern belaͤgern / die heiſt Brodt / vnd noch darzu die Creditores, vnd Schuldenforderer ſtaͤts vmb das Hauß Proceſſionweiß gehen / das Creutztragen aber allzeit auff ihm komme / welches alles den armen Tropffen in ſolche Kleinmuͤ - thigkeit geſtuͤrtzt / daß er endlich beſchloſſen / ihme ſelbſt lieber das Leben zu nemmen / vnd abzukuͤrtzen / als ferners in ſolchem Elend verharren / wie er dann vnſaumlich vmb ein guten Strick vmbgeſehen / wormit er ſich ſelbſt moͤcht erdroßlen / mit ſolchem harten Flor vom Sailer begibt er ſich eylfertig / jedoch in der Stille in ſein Garten / willens daſelbſt diß verzweiffelte WerckQ q 2zu308Judas vom Geitz eingenommen.zu vollziehen / vnd ſihe / wie GOttes Vorſichtigkeit ſo wunder - lich auff Erden ſpilet / er ſteigt eben denſelben Baum / worin kurtz vorhero der Geitz-Narꝛ ſein Gelt verborgen / nachdem er bereits den Strick vmb den ſtarcken Aſt geflochten / wolt er vor - hero vmbſehen / ob nit einige Leuth ihn wahrnemmen / im weh - renden vmbſchauen vermerckt er was in dem hollen Baum / ſchaut / greifft / findt / hebt den Sack voll Ducaten herauß / was fuͤr Freuden in ſeinem Hertzen entſtanden / iſt leicht zu erachten; er gedacht nit anderſt / als habe ihm die Goͤttliche Vorſichtig - keit / zu Underhaltung ſeiner armen Kinder / diſes ſo ſtattliche Vogl-Neſt zugeſchickt; dahero ohne weiters nachſinnen mit diſer ſo vnverhofften Beuth den Baum verlaſſen / den Strick aber hangen laſſen / laß Strick / Strick ſeyn / gedacht er / mir iſt lieber diß Gluͤck / als der Strick / mir iſt weit angenehmer diß Hayl / als das Sail / es mag ſich ein anderer daran hencken / mich luſt heut nit nach dergleichen Spagat-Salat / ꝛc. Under ſolcher Zeit machte ihme der obbenennte Geitzhalß tauſend Mucken vnd Sorgen / alſo daß er manche Nacht nit ein halbe Stund konte ſchlaffen / war immerzu in Angſt vnd Forcht / es moͤcht ihm ein Mauß uͤbern Kaͤß / oder ein Mauß-Kopff uͤber die Caſſa kommen. O Narꝛ! So du nur halbentheil wegen GOtt ſo vil thaͤteſt wachen / ich glaub / du kammeſt auff die Eremi - ten-Banck in Himmel. Die Forcht hat ihn endlich ſo ſtarck getriben / daß er fruhe morgens / ſo bald der Tag anbrache / be - ſchloſſen / ſeinem liebſten Schatz ein Viſita zu geben / ſo auch ge - ſchehen / wie nun diſer geitzige Baumhaͤckl hinauff geklept / vnd leyder! gefunden / daß ſeine Ducaten Federn bekommen / Au - we! Ach! das Geſicht erbleicht / das Hertz fallt in die Strimpff / die Seufftzer brechen / die Augen ſchwimmen / nun iſt es auß / ſagte er / troͤſten kan mich niemand / iſt mein Gelt hin / ſoll das Leben auch hin ſeyn / iſt mir nur leyd / daß ich nicht gleich einen Strick bey Handen hab / die Verzweifflung wolt ich mit einem Knopff auffloͤſen / wie er alſo gantz entruͤſter vmbgeſchaut / da nimbt er wahr / daß gleich neben ſeiner ein Strick hange / denvnlaͤngſt309Judas vom Geitz eingenommen.vnlaͤngſt zuvor der gluͤckſeelige Schatzſtnder hinderlaſſen / diſen erwiſcht gantz gierig der verzweiffelte Gelt-Narꝛ / vnd bindt al - ſo den Halß zu / der als ein Geitzhalß lebte. O Narꝛ!

Unſer lieber HErꝛ war ſo guͤtig gegen ſeinen Apoſtlen vnd Juͤngern / daß er ihnen ſelbſt befohlen / ſie ſollen ein wenig ruhen: Quieſcite puſillum. Aber der Geitz-Teuffel plagt dieMarc. 6. Seinige dergeſtalten / daß er ihnen weder Schlaff noch Ruhe vergunnt; der HErꝛ hat von dem Peter vnd zweyen Cam - meraden auff dem Oelberg nur ein Stund begehrt zu wachen: Non potuiſtis unâ horâ vigilare mecum? aber der Geitz -Matth. 26. Teuffel will von den Seinigen / daß ſie ein gantze Nacht nicht ſchlaffen. Auff ſolche Weiß iſt weit leichter in Himmel zu kom - men / als in die Hoͤll / auff ſolche Weiß darff niemand nit ſo vil leyden vmb die Seeligkeit / als vmb die Verdambnuß / auff ſolche Weiß ſetzt GOtt den Seinigen auch in der Welt ſuͤſſere Bißl auff / als der Sathan. Es hat zwar der H. Paulus in der achten Epiſtl zu den Roͤmern außgeſprochen / daß er vnd die Seinige den gantzen Tag wegen GOtt leyden: Propter te mortificamur totâ die, aber die Geitzigen muͤſſen uͤber Willen bekennen / daß ſie nit allein den gantzen Tag / ſondern mehrmahlen auch die gantze Nacht leyden wegen deß Gelts. O Narꝛn!

Der Koͤnig in dem Evangelio / wie er wahrgenommen / daß ein Limmel vnd grober Geſell ohne Hochzeitliches Kleyd vnder den Gaͤſten ſich eingefunden / hat ſich dergeſtalten dar - uͤber erzuͤrnt / daß er alſobald befohlen / dem frechen Kerl die Haͤnd vnd Fuͤß zu binden / vnd in die aͤuſſerſte Finſternuß zuMatth. 22. werffen. Ein anderer Bedienter / vnd gemeiner Hauß-Knecht im Evangelio vnderſteht ſich dem Koͤnig ſpoͤttliche Wort vn - der das Geſicht zu ſagen / man kenne ihn wol / was er fuͤr ein Koͤnig ſeye / er bereich ſich mit frembden Guͤtern / er ſchneidt ein / wo er nit geſaͤhet hat / vnd bring den Nechſten vmb das Seinige / ꝛc. ey du vnverſchambter Gaſt / du waͤrſt wehrt / daß dich alle Schoͤrgen zum Galgen hinauß begleiten ſollen / diſemQ q 3Lot -310Judas vom Geitz eingenommen.Lottersknecht iſt gleichwol kein andere Straff angethan wor - den / als daß man auß Koͤniglichem Befelch ihme das gegebe -Luc. 19. ne Gelt / benanntlich ein Pfundt / auferte ab illo Mnam, &c. ſoll wecknemmen. Warumb daß der erſte ſo hart gezuͤchtiget worden / der weniger uͤbels geſtifft? mit dem andern aber iſt man ſo glimpfflich verfahren / der ein groͤſſerer Schelm ware? ich antwort / wie daß der letztere ein ſchaͤrpffere Straff außge - ſtanden / als der erſte / dann dem letztern hat man das Gelt ge - nommen / der gar ein karger Vogl war / einem Geitzigen aber kan nichts aͤrgers widerfahren / als wann er das Gelt verliehrt / Tag vnd Nacht / fruhe vnd ſpatt / Sommer vnd Winter / Herbſt vnd Fruͤhling / Werchtag vnd Feyrtag / zu allen Zeiten foͤrcht er / wie ein Haaß / zıttert wie ein Bachſteltzen-Schweiff / ſeufftzet wie ein vngeſchmierter Garn-Haſpel / grimbt ſich wie ein Tax / ſchnaufft wie ein Poſt-Klepper / vnd ſorgt immerzu / es komb ihm einer uͤber das Gelt / wie die Rachel uͤber die Goͤ - tzenbilder deß Labans, es ſtutz ihm einer den Beutl / wie der2. Reg. 10. Hanon die Kleyder denen Davidiſchen Geſandten / es zwack1. Reg. 2. ihm einer vom Schatz / wie der David dem Saul vom Mantl / vnd ſo er etwas verliehrt / das tringt ihm durch das Hertz beſſer /Jud. 4. als der Nagl der Jahel dem Siſara durch den Schlaff / O Narꝛ! was leydeſt du nit vmb die Hoͤll!

Wem ſparren / ſcharren / vnd verwahren die Narren?

Wem? quæ congregaſti cujus erunt? wem haſt ge - ſparꝛt ſo vil Kuͤhe / mit ſo vil Muͤhe? wem haſt geſamblet ſo vil Batzen / mit ſo vil kratzen? wem haſt geſucht ſo vil Treyd / mit ſo vil Leyd? wem haſt auffgehebt ſo vil Wein / mit ſo vil Peyn? wem haſt geſchaͤchert ſo vil Metallien / mit ſo vil Travalien? wem haſt gelaſſen ſo vil Haͤuſer / du Chalmaͤuſer?

Jch / alſo laut dein Teſtament / ich Johannes Zacharias Batzenecker / verlaſſe hiemit ſo wol mein wenige Paarſchafft / als Aecker / Gruͤnd / ſambt allen Mobilien meinem Sohn / alseinigem311Judas vom Geitz eingenommen.einigem Erben Frantz Jucundo, &c. (das iſt ein ſ. v. groſſe / bloſſe Lug) ich verlaß / das iſt nit wahr / du verlaſt nit dei - ne durch Geitz vnd Kargheit zuſammen geſchabene Guͤter / ſon - der du wirſt von ihnen verlaſſen / das Gelt / O Phantaſt! ver - laſt dich / ꝛc. ſetz alſo dein letzten Unwillen (dann dein Will iſt nit das Gelt zu verlaſſen) ſtell dein Teſtament alſo: Jch Narꝛ aller Narren / habe bißhero mit ſo vil Sorgen / Muͤhe / Arbeit / Kummernuß / Trangſahl / Wachtſambkeit / Faſten / Abbruch / Leyden / ſo vnd ſo vil zuſammen geſparꝛt / wem? meinem Sohn ohne Zweiffel / vnd jetzt fahr ich wegen ſeiner zum Teuffel. Bon viaggio. Wie thut der Sohn das geerbte Gut nachmahls anwenden? wie? Achan vnder der Armee deß groſſen Kriegs - fuͤrſten Joſue, auß angebohrnem Geitz konte ſich nit enthalten von der verbottenen Beuth zu Jericho, ſonder das Silber vnd Gold hat dem Geſellen alſo in die Augen geſtochen / daß end - lich die Haͤnd daruͤber kommen / welches dem Allmaͤchtigen GOtt dergeſtalten mißfallen / daß er ohne Barmhertzigkeit mu - ſte verſteiniget werden. Wann man bey vnſeren Zeiten alle Dieb muſte ſteinigen / ſo waͤr vonnoͤthen / daß man alle Pfla - ſter auffhebet; ſo bald der Achan / wol voller Ach / vnder den Steinen gelegen / hat man all das ſeinige zuſammen geraſpelte Gut verbrennt: Cuncta, quæ illius erant, igne conſumptaJoſue 7. ſunt: Alles Gelt iſt durch das Feur verzehrt worden. Alſo ge - ſchicht wol mehrern Geitz-Narren.

Ein mancher Giſpel iſt wie ein Eſpel / diſe Frucht / ſo lang ſie friſch iſt / thut keinem Menſchen nutzen / wol aber / wann ſie faul / alſo der Gelt-Narꝛ / ſo lang er friſch / vnd geſund iſt / ſo lang bringt er dem Nechſten kein Nutzen / wol aber / wann er fault / vnd im Grab ligt / da freut ſich / vnd frolocket nit we - nig der hinderlaſſene Sohn / daß er ein ſo ſchoͤne Erbſchafft an - tritt / aber wie? als Achan vndern Steinen gelegen / iſt ſein Gelt durch das Feur verzehrt worden / wann der Vatter vnder dem Grabſtein ligt / ſodann verzehrt der Sohn Franz Jucun - dus das verſchaffte Gelt durch das Feur gar offt / vivendoluxu -312Judas vom Geitz eingenommen.luxuriosè, verjagt vil durch die Venus-Brunſt / verſchwendt die Paarſchafften auff die Buelſchafften / was der Fraus deß Vatters gewunnen / das thut der Sohn mit den Frauen wi - derumb anbringen / was der alte Narꝛ mit vnd durch wachen erworben / das thut das junge Buͤrſchl mit vnd durch vngilti - gen Beyſchlaff wider anwehren / deß alten Gecken ſeine Mittl / freſſen anjetzo die Weiber-Kuͤttl / O Narꝛ! was ſagſt du zu di - ſem in der Hoͤll?

Der tapffere Kriegsfuͤrſt Gedeon muſte auß Befelch GOttes ſein Volck / welches er wider die Madianiter außge - fuͤhrt / vorhero muſtern / aber wo? beym Waſſer zu Harad. Der alte Zach arias Batzenecker hat vil tauſend Ducaten im paaren Gelt hinderlaſſen / worauff lauter gewaffnete Maͤn - ner / gelt der Junge kan ſie jetzo muſtern / wo? beym Waſſer auch? ja wol nit / ſonder beym Wein. Der Alte hat ihm ein gantze Wochen nit getraut ein Maͤſſel Wein zu trincken / der Sohn panquetiret jetzo die gantze Wochen; deß Alten ſein Wirthshauß war nur beym gulden Greiffen / aber der Sohn jagt jetzt den ſchwartzen Beeren; was ein Spinnerin vil Zeit in einem Winckl außgemerglet / außgearbeit / vnd außgeſpunnen / das thut offt auff einmahl der Beſen einer Magd zu nicht ma - chen; was der Vatter vil Jahr mit Muͤhe vnd Arbeit erhauſt / das pflegt gar offt nit ein Beſen / ſonder ein boͤſer / vnd vnge - rathener Sohn auff ein Mahlzeit zu verſchwenden. Jener Vatter hat ſeinen Sohn / der anderwerts im Studiren ware / gar ernſtlich ermahnt / er ſoll doch geſparꝛſamer ſeyn / vnd fein mit Speiſen ſich vertragen / die nit gar theuer ſeyn / ja / antwor - tet hieruͤber der ſaubere Sohn / das hab ich bißhero immerzu be obacht / vnd fleiſſig gehalten / mich meiſtens mit Rebhuͤnnl vnd Vaſonen contentiret / weilen ſolche nit ſo theuer / als ein Ochs / oder ein Kuhe. Diß geſchicht gar offt / vnd vilmahl / daß die Eltern auß Geitz ihnen nit getraut haben bey Lebs-Zeiten ein vngeſchmaltzenen Haber-Brein ſatt zu eſſen / anjetzo aber derSohn313Judas vom Geitz eingenommen.Sohn wagt fuͤnfftzig Thaller auff ein Mahlzeit / was hilfft nun euer ſparren ihr Narren in der Hoͤll.

Daß ein Stein Waſſer gibt / iſt ein Wunder / vnd diß iſt geſchehen zu Zeiten Moyſis, daß ein altes Weib mit achtzigNum. 20. Jahren Milch gibt / vnd die Stell einer Ammel verſihet / iſt ein Wunder / vnd diß iſt geſchehen Anno 1228. in der Sabinenſi -In annal. Min. n. 71. ſchen Diæces, durch Vorbitt deß H. Seraphiſchen Franciſci. Daß ein Eyß Feur gibt / iſt ein Wunder / vnd diß iſt geſchehenAuct. faſt. Mart. durch die Vorbitt deß H. Sebaldi. Daß ein verſtohlner Raab Brodt gibt / iſt ein Wunder / vnd diß iſt geſchehen dem groſſen3. Reg. cap. 17. Eliæ. Daß aber ein Geitziger von ſeinem Gelt vnd Gut et - was gibt / das iſt noch ein groͤſſers Wunder / vnd diß geſchicht gar ſelten. Dahero der Geitzige einer Sau / einer Vipern / vnd einem Baum nit vngleich / diſer tragt vor andere die Fruͤchten / alſo ſamblet der Geitzhalß nur andern die Reichthum. Ein Vipern iſt bey Lebs-Zeiten ſchaͤdlich / aber nach dem Todt iſt ſie ſehr nutzlich / forderiſt in dem Medritat / ein Geitzhalß die Zeit ſeines Lebens iſt ſeinem Nechſten mehrer ſchaͤdlich / als nutzlich / weil er mit Betrug vnd Unfug vil Gelt zuſammen ſcharꝛt / aber nach dem Todt iſt er ſehr nutzlich / abſonderlich dem Erben; Ein Sau / ſo lang ſie lebt / ıſt zu keiner Sach zu brauchen / dann man kans nit melchen / wie ein Kuhe / ſie tragt nit Woll / wie ein Schaaf / ſie ziecht nit / wie ein Pferdt / ſie tragt nit / wie ein Eſel / ſie wacht nit / wie ein Hund / ſie fangt nit Maͤuß / wie ein Katz / zu nichts taugt ſie / ſo bald ſie aber todt iſt / ſo iſt ſie in allem zu brauchen / deßgleichen iſt ein Geitzhalß / ſo lang er lebt / dient er keinem / kein Menſch tragt ein Nutzen von ihm / ſo bald er aber hinab ins Grab / ſchabab kombt / da nutzt er uͤber alle maſſen / abſonderlich ſelbigem / dem ſein Erbſchafft zu theil wird. Was hilfft dann euer ſparren / ihr Narren?

Hugo Cardinalis ſchreibt ein wunderliche Geſchicht. JnIn cap. 14. Ecc. der Statt Remis, ſagt er / befand ſich ein groſſer Wuecherer / welcher bey naͤchtlicher Weil faſt nichts anders gethan / als Gelt gezehlt; wie er einmahl beym hellen Tag ein Truhen eroͤffnet /Pars II. R rzu314Judas vom Geitz eingenommen.zu ſehen / ob noch alle Ducaten darin ſeyn / ſo hoͤrt er diſe klare Wort auß den Gelt-Saͤcken: Wir ſeynd alle hier / aber gehoͤren dem Gualtero Budello zu. Der Geitzhalß iſt hieruͤber faſt in Ohnmacht gefallen / theils auß Schrocken / weil ſein Gelt iſt redend worden / theils auß Kummer / daß di - ſer guldene Schatz ihn fuͤr ſein Herꝛn nit mehr erkennen will. Was geſchicht / nach etlichen Tagen ſtirbt diſer Wuecherer / ein gewiſſer Kerl aber / mit Nahmen Gualterus Budellus, hey - rath die hinderlaſſene Wittib / vnd erhalt zugleich mit ihr ein groſſe Summa Gelt / worbey er ſtattlich Allegro, vnd guter ding war / herꝛlich laſſen auffgehen / vnd das ſo lang vom Geitz - halß arreſtirte Gelt wider vnder die Leuth gebracht.

Ein anderer Gelt-Narꝛ hatte in dem Eingang ſeiner Hauß-Capellen vnder dem Fußſchamel verborgen ein groſſen Hafen auß Kupffer / welcher bereits ſchon halb voll mit den auß - erleſneſten Ducaten / ſo offt nun beſagter Wuecherer die H. Meß daſelbſt gehoͤrt / hat er allemahl den Allmaͤchtigen GOtt in - ſtaͤndig gebetten / er woll ihm doch ſo lang das Leben vergun - nen / biß der Topff / oder Hafen voll iſt / nachdem ſolches Ge - ſchirꝛ endlich durch ſo vil Fleiß vnd Geſparꝛſambkeit angefuͤllt worden / hat der Geitzige Narꝛ auch ſein Leben geendt / nach deſſen Todt die Wittib bald zu einer friſchen Heyrath geſchrit - ten / auch ihrem neuen Mann obbemelten Schatz angedeut /Joan. Brom. v. aquiſit. welcher ſich deſſen hoͤchſtens erfreut / vnd GOtt den HErꝛn in - bruͤnſtig gebetten / er woll ihn doch ſo lang leben laſſen / biß der mit Ducaten angeſchopte Topff moͤcht laͤhr werden.

Wem thut ihr dann ſparren / ihr Narren? wem? mehr - mahlen einem vnbekannten Menſchen / einem vndanckbaren Geſellen / einem leichtſinnigen Verſchwender / welcher ſo lieder - lich das Gut durchjagt / was ihr mit euerem Schweiß / vnd Fleiß habt zuſammen gejagt / einem manchen Gelt-Limmel be - gegnet / was da geſchicht einem Obſtbaum / welcher auff einem hohen Felſen ſtehet / worzu kein Menſch kommen kan / deſſenFrucht315Judas vom Geitz eingenommen.Frucht nur die Raaben genieſſen / es ihren Jungen zutragen / alſo ein mancher Geitz-Narꝛ ſamblet das Seinige nur dem Raaben / dann ſein Weib ein luſtiges Raaben-Vieh / die gute Verlaſſen - ſchafft / das zuſam̃en geſcharꝛte Gelt / nach deß alten Narꝛn Todt einem jungen Mann anhengt / der es weiß gar gut zu reuttern.

Jn Æthiopia oder Mohrenland werden Ameiſſen ge - funden / welche ſo groß / wie die Woͤlff / auch beynebens einer ſo vngeheuren Staͤrcke / daß ſie einen Menſchen koͤnnen nider - reiſſen; diſe ſamblen in den hohen Gebuͤrgen ein groſſe Men - ge Gold zuſammen / welches ſie dermaſſen embſig huͤten / daß kein Menſch ſich getraut vmb ſelbige Gegend zu erſcheinen / bey hoher Sommers-Zeit aber / wann die Hitz zu uͤbermaͤſſig groß iſt / vnd ſie ſolche nit koͤnnen uͤbertragen / pflegen ſie in die tieffe / holle Loͤcher vnd Erd-Klufften zu ſchlieffen / ſich alldar ein Zeit -Berco. v. divit. lang zu erfriſchen / vnderdeſſen kommen die Leuth dahin / vnd tragen das geſamblte Gold hinweck. Ein Geitzhalß iſt nit vil anderſt beſchaffen / zumahlen man auß ihme hart kan etwas er - preſſen / wie jener geweſt / der in ein toͤdtliche Kranckheit ge - fallen / weſſenthalben er mit den H. Sacramenten / nach Ca - tholiſcher Gewonheit / verſehen worden / da man ihm aber die H. letzte Oelung geben / wolt er nur ein Hand auß dem Beth hervor bieten / vnd auff kein Weiß konte uͤberredt werden / daß er auch die andere hervor ſtreckte / nach dem Todt endlich hat man gefunden / vnd wahrgenommen / daß der Geitz-Narꝛ den Schluͤßl zum Gelt in der andern Hand behalten; ſo lang ein geltgieriger Limmel bey Leben iſt / kan man ſchwaͤrlich etwas von ihm erhalten / ſo bald er aber / wie beſagte Æthiopiſche Ameiſſen / in die Erd ſchliefft / vnd in das tieffe Grab gelegt wird / alsdann finden ſich vnderſchidliche Erben / welche ſo arg vnd karg das zuſammen geſcharꝛte Gold mit vollen Freuden hinweck tragen / vnd den Gelt-Narꝛn gleichwol in der Hoͤll laſ - ſen trauren / O Narren! wem thut ihr ſparren? gedenckt noch anbey / daß ſolches durch Wuecher vnd vnrecht erworbene Gelt faſt allemahl bey dem Erben verſchwinde.

R r 2Die316Judas vom Geitz eingenommen.

Die Weiber ſeynd gemeiniglich dem Geitz mehrer erge - ben / als die Maͤnner / zumahlen das Evangelium ſagt von ei -Luc. 15. nem Weib / die mit ſo groſſer Embſigkeit den verlohrnen Gro - ſchen geſucht / daß ſie auch derenthalben das gantze Hauß auß - kerꝛt / ein Mann haͤtt es wol vnderlaſſen / daß er ein ſo groſſe Muͤhe deſſenthalben auff ſich genommen. Uber das weiß man wol / daß Martha gar nit gern geſehen / daß ihr Bruder ſoll wi - der zum Leben erweckt werden / in Erwegung / daß ſie die von ihm erhaltene Erbs-Portion muͤſſe zuruck geben. Von einem dergleichen kargen Weib ſchreibt Joannes Bromiardus, daß ſolche auff alle Weiß geſehen / wie ſie doch moͤge Gelt zuſam - men raſplen / zu ſolchem End muß gemeiniglich der Betrug an ſtatt deß Vortls dienen / wie dann diſe in Verkauffung der Milch allzeit das Drittl Waſſer darein goſſen / wordurch ſie nit einen geringen Gewinn darvon getragen; mit ſolchem er - ſparꝛten Gelt iſt ihr Mann uͤber das Meer gefahren / in Wil - lens ein andere Haudlſchafft zu treiben / als er nun in dem Schiff einmahl ſanfft eingeſchlaffen / hat ein Aff ihm gar ma - nierlich den Beutl Gelt vnvermerckter auß dem Sack gezogen / vnd darmit gantz ſchleunig auff den hohen Segl-Baum geſti - gen / daſelbſt den Beutl eroͤffnet / vnd durch Anſtalt der Goͤttli - chen Weißheit / vmb weilen das Weib jemahlen das Drittl Waſſer in die Milch geſchuͤtt / der Aff das gantze Gelt heraußSimplic. Bizoze. let. 2. fol. 81. gezehlt / vnd allezeit zwey Groſchen laſſen in das Schiff fallen / den dritten aber ins Meer geworffen / daß alſo der Pfenning / ſo vnrecht gewunnen / wider alſo zerrunnen.

Wie mancher karger Phantaſticus friſt auff Spatzen - Arth / grabt auff Ratzen-Arth / ſchaut auff Luxen-Arth / betriegt auff Fuchſen-Arth / durchſucht auff Schaben-Arth / ſtihlt auff Raaben-Arth / vnd ſamblet alſo ein Summa Gelt zuſammen / damit er einen reichen Sohn nach ſich laſſe; es verflieſſen we - nig Jahr nach dem Todt deß Herꝛn Vatters / da iſt der Sohn ſchon verdorben / wie die Kuͤrbes-Blaͤtter Jonæ, da iſt der Beutl eingefallen / wie das Geſicht deß Ammon, da ſeynd dieMittl317Judas vom Geitz eingenommen.Mittl verſchwunden / wie Moyſes vnd Elias auff dem Berg Thabor, da hinckt die gantze Wirthſchafft / wie der Jacob, nachdem er mit dem Engel gerungen / da ſeynd Kuͤſten vnd Kaͤſten laͤhr / wıe die Amplen der thorrechten Jungfrauen / vnd kombt der reiche Mopſus von Federn auffs Stroh / wie die Rachel mit ihren Goͤtzen / Ge! Ge! Ge! wo iſt der groſſe Verlaß hinkommen? verſchwunden / was zuſammen geſchun - den / wo iſt das ſchoͤne Gelt hinkommen? zerrunnen / weil es alſo gewunnen; wo iſt der groſſe Schatz hinkommen? weil er war durch vngerechten Gewinn / alſo iſt er hin. O Narren! wem thuts dann ſparren? das hat vor meiner ſchon laͤngſt ge - ſagt / vnd klagt der Eccleſiaſticus: Divitiæ conſervatæ inCap. 5. malum Domini ſui, pereunt enim in afflictione peſſima, generavit filium, qui in ſumma egeſtate erit.

Als auff ein Zeit Chriſtus der HErꝛ an einem Sabath nach gehaltener Predig auß dem Tempel gangen / hat man ihm ein Weib zugefuͤhrt / welche einen ſehr ſchwaͤren vnd elenden Zuſtand hatte / dann ſie vom boͤſen Feind alſo zuſammen ge - truckt worden / daß ſie 18. gantzer Jahr bucklet daher gangen / vnd nit hat koͤnnen uͤberſich ſehen / ſondern immerzu mit dem Angeſicht gegen der Erden; achtzehen Jahr iſt vil / aber ich hab ein alte Frau von Schimmelhofen kennt / welche 80. Jahr nit gen Himmel geſchaut / ſonder der Geitz-Teuffel hatte ſie derge - ſtalten eingenommen / daß ſie alleweil nur die Erd / vnd das Jrꝛdiſche betracht / von Kindheit an all ihr gehen / ſehen / ſte - hen war auffs Gelt; Von dem Heyland liſt man / daß er nur einmahl bey dem Gazophilazio geſtanden / diſe aber war all - zeit bey dem Gazophilazıo zu finden / ihr Kleydung beſtunde in einem Rock / der von 29. Fleck / faſt wie ein eyſener Pantzer / geſtrickt ware / ihr alte Feghauben hatte weniger Haar / als ein alte Bruthenn / wann ſie mauſen thut / ſie brauchte ein Leffel vom ſchlechten Holtz beym Tiſch / deſſen abgebrochner Still mit einem eyſernen Drat zuſammen gebunden / das Brodt hat ſie ihrem Menſchen vnd Dienſtmagd ſo dinn vorgeſchnitten / daßR r 3ſchier318Judas vom Geitz eingenommen.ſchier ein Gefahr geweſt / es moͤchtens einmahl die Fliegen weck - tragen; diſe alte Trutt iſt durch einen gaͤhen Zuſtand in ein toͤdtliche Kranckheit gerathen / daran ſie auch geſtorben / nach dero Todt ſeynd zwey von dem Magiſtrat außgeordnet wor - den / welche den Verlaß ſollen inventiren / die aber nach aller angewender Muͤhewaltung vnd Fleiß nichts anders gefunden / als ein geringen hoͤltzenen Haußrath / weil ſie aber im billichen Argwohn geſtanden / die alte Lutzel muͤſſe doch Gelt verlaſſen haben / alſo haben ſie alles vnd jedes durchſucht / vnd endlich in einem groſſen Schmaltz-Kuͤbl / nachdem ſie das obere Schmaltz hinweck geſchoͤpfft / gefunden in paarem Gelt / meiſtens lauter Ducaten vnd Silber-Cronen / uͤber die 30. tauſend Gulden / weil kein Teſtament vorhanden / vnd ſich kein Anverwandter eingefunden / auſſer ein weitſchichtiger Voͤtter / der mit einem zimblichen Theil ſich laſſen contentiren / das uͤbrige aber alles in frembde Hand vnd Handſchueh geſchloffen. Et quæ con - gregaſti, cujus erunt?

Was ſparren / ſcharren / vnd verwahren / die Narren?

Was? ein gelbe Erd / ein bleiches Metall / ein Geburt deß allerniderſten Elements / ein glantzendes Koth / ein außge - kochten Dalcken / ein zergaͤngliche Sach / ein eytles Weſen / ein zuſammen geſtockten Faim / ein ſchimmerende Narꝛheit / ꝛc.

Eſau befand ſich in einem gluͤckſeeligen Stand / ein Erb - Printz deß groſſen vnd beruͤhmten Patriarchen Iſaacs, die Vaͤtterliche Wolgewogenheit vnd guten Affect hatte er auff ſeiner Seyten / Fug vnd Recht zum hohen Prieſterthum kont ihme niemand abſprechen / das Dominium uͤber die Guͤter vnd Herꝛſchafften gebuͤhrte ihm. Es ſtunde / mit einem Wort / der Eſau in Mıtte deß Gluͤcks / vnd alles gewuͤnſchten Wol - ſtands / endlich / weıl das Gluͤck auß Flandern / vnd von einem geht zum andern / iſt beſagter Herꝛ Eſau vmb ſeine Fide Com - mils kommen / alle Ehr vnd Hochheit / vnd Guͤter verlohren /ein319Judas vom Geitz eingenommen.ein Diener ſeines Brudern Jacobs worden. Aber was hat ihn vmb all ſein Gluͤck gebracht? ein ſchlechtes Linſen-Koch / iſt vngewiß / ob es geſchmaltzen / oder geſaltzen geweſt / vmb ein ſo liederlichen Biſſen hat er alles das Seinige verſchwendt / wie er ſolches nachgehends reiffer erwegt / vnd beſſer zu Hertzen ge - nommen / hat er angefangen zu weinen / die Haͤnd ober den Kopff zuſammen geſchlagen / vnbeſchreiblichen geheult / vnd la - mentiret: Ejulatu magno flevit, mehrer beweint / vnd be -Gen. 27. tauert ſein begangene Torꝛheit / als den verlohrnen Gluͤck - ſtand / was bin ich nit fuͤr ein vnſinniger Narꝛ geweſt / daß ich ſo ein herꝛliche Sach vmb ein ſpoͤttliches Linſen-Gefraͤß ver - taͤndtlet!

Jch hoͤre vil tauſend Geitzhaͤlß vnd Wuecherer in dem tieffen Abgrund der Hoͤll / in Mitte der auffſteigenden Schwe - fel-Flammen / in diſem feurigen Kercker / auch wie den Eſau, ejulatu magno, erbaͤrmlich auffſchreyen / vnd lamentiren. Zu Conſtantinopel iſt dergleichen Gelt-Egel deß gaͤhen Todts geſtorben / vnd von den hinderlaſſenen Erben in ein ſehr praͤch - tiges von Marmor verfertigtes Grab in der Kirchen gelegt worden / deß andern Tags aber iſt er ſambt dem ſteineren Ge - baͤu weit von der Kirchen gefunden worden / ejulatu magno, diſer ſchreyt vnd heult in der Hoͤll / vnd wird ewig nicht auffhoͤ - ren. Jacob de Victriac. Als eineſt ein offentlicher WuechererIn Ex. vnd Geitz-Narꝛ mit Todt abgangen / vnd vorhero das vnge - rechte Gut auff kein Weiß / auch bey viler Ermahnung wolte zuruck geben / vnd erſtatten / derenthalben der Pfarꝛherꝛ da - ſelbſt den Leichnamb diſes Boͤßwichts in kein geweyhte Erd le - gen wollen / indeme aber die Befreunde vnd Anverwandte deß Verſtorbenen vmb ein ehrliche Begraͤbnuß ſo inſtaͤndig ange - halten / auch durch harte Betrohung ſolche erzwingen wolten / hat der Geiſtliche ſo weit eingewilliget / daß man ſolle den tod - ten Coͤrper auff ein Pferdt laden / vnd wo ſelbiges werde hin - gehen / vnd ſtehen bleiben / auch auff einem Freythof / oder Gotts-Acker / dort ſoll man ihn zur Erd beſtaͤtten / wormit diegeſambte320Judas vom Geitz eingenommen.geſambte Freundſchafft auch zu friden / auß dero etliche mit allem Gewalt ſich bemuͤhet / das Pferdt auff den Freythof zu brin - gen / aber diſes iſt den geraden Weeg mit ſchnellem Lauff dem Galgen zugeloffen / vnd daſelbſt ſtehen bliben. Diſer / diſer / ejulatu magno, weint vnd heult auch in der Hoͤll / vnd wird deſſen auff ewig kein End ſeyn.

Ein anderer / ſo Tag vnd Nacht durch Geitz vnd Wue - cher nach Gelt getracht / iſt vnverhofft mit Todt abgangen / als man aber deſſen Leichnamb zum Grab wolte tragen / war es nicht moͤglich / auch nach allem angewenden Gewalt vnd Muͤhe / die Todtenbahr von der Erd zu erheben / biß endlich der Pfarrer alldar fuͤr rathſamb gehalten / daß ſolchen verſtorbe - nen Geitzhalß andere ſeines gleichen ſollen zum Grab tragen / welches ſie dann ohne merckliche Beſchwaͤrnuß vollzogen / hatIbid. alſo ein Schelm den anderen muͤſſen begraben. Diſer / diſer ſitzt / ſchwitzt / brinnt / ſchreyt / weint / heult / ejulatu magno, daß er / wie der Eſau, die ewige Cron vmb ein ſo ſchlechten Brocken Metall / vmb ein ſo geringen Erdſchrollen / vmb ein ſo liederliche Sach auff ewig verſchwendt hat.

Er hat gefiſcht / wer? der Petrus, wo? im Meer / wann? bey naͤchtlicher Weil / mit wem? mit ſeinen Cammeraden / warumb? damit er moͤchte die Fiſch verkauffen / oder ſelbige verzehren / wie lang? die gantze Nacht hindurch / was geſtal - ten? mit groſſem Fleiß vnd Arbeit / aber was hat er gefangen? nihil, mein Michl, nichts; ſie zogen das Netz bald hinauff / bald herab / bald hinumb / bald herumb / bald tieff / bald ſeicht / bald linck / bald recht / aber ſchlecht / was iſt im Netz? nihil. Sie fiſchten 1. Stund / 2. Stund / 3. Stund / 4. Stund / 5. Stund / 6. Stund / 7. Stund / 8. Stund / 9. Stund / 10. Stund / ꝛc. wie vil Zentner? wie vil Pfundt? wie vil Fiſch ha -Boll. in Act. In Corn. In vit. cap. 22. ben ſie gefangen? etwann 10. oder 9. oder 8. oder 7. oder 6. oder 5. oder 4. oder 3. oder 2. oder 1. nihil, gar nichts. Dem H. Abbt Hermelando in Franckreich / dem H. Franciſco in Italia, dem H. Biſchoff Ludgero in Frißland / dem H. Bi -ſchoff321Judas vom Geitz eingenommen.ſchoff Malachiæ in Hibernia, dem ſeeligen Joanni LohelioHenri. in Faſci. In vit. in Boͤhmen / ſeynd die Fiſch gar zum Geſtadt geſchwummen / gar in das Schiff geſprungen / vnd ſich freywillig fangen laſſen. Aber die gantze Nacht hat Petrus gefiſcht / vnd nit eines Nagl groß gefangen / gratis hat er gearbeit / nit ein Gratten hat er gefangen / nihil, nichts.

Ein Geitzhalß ſorgt / ſucht / vnd bemuͤhet ſich nit allein ein gantze Nacht / ſonder vil Jahr aneinander / ſchnapt nach dem Gelt / wie der Wallfiſch nach dem Jonas, ſucht das Gelt / wie die Salomoniſche Braut ihren Liebſten / ſchleckt nach demCant. 3. 1. Reg. 14. Gelt / wie der Saul nach dem Hoͤnig / greifft nach dem Gelt / wie die Rachel nach den Goͤtzen ihres Vatters / ſamblet das Gelt / wie die Ruth die Korn-Eher / ꝛc. nach ſo haͤuffiger Ar - beit / langer Arbeit / harter Arbeit / was iſt ſein Nutz? ſein Nutz iſt / wie deß Petri ſein Netz / nihil, nichts tragt er dar - von. jch hab ſelbſt eine kennt / welcher ihr Mann durch viles ſchaben vnd graben etlich tauſend Gulden hinderlaſſen / nach - dem ſolcher Geitz-Narꝛ mit Todt abgangen / vnd auß Unacht - ſambkeit dazumahl (wie leicht pflegt zu geſchehen) einer auß ſeinen Schuehen verlohren war / oder wenigſt nit konte gefun - den werden / ehe daß ſie ein neues paar Schueh in das Grab mitgeben / hat ſie ihme einen auß ſeinen alten Schuehen / an den andern Fuß aber ein alten Weiber-Schueh angelegt / wormit der arme Narꝛ einen ſo weiten Weeg biß in die Hoͤll muſte marſchiren; Jacob, indem er die Ruthen halb vnd halb ge - ſchunden / iſt bey dem Laban reich worden / aber diſer Veitl iſt durch ſein ſchinden ſo arm worden / daß er gar nit ein gutes paar Schueh darvon getragen / das heiſt ja nihil! Wenig Zeit hernach iſt ſie zu der friſchen andern Ehe getretten / vnd als ich ihr ſolches in etwas verwiſen / daß es nicht gar wol / ja zimblich vngereimbt ſtehe / indeme ſie ſo bald wider heyrath / da ihr vori - ger Mann noch warmer im Grab lige / was? ſagt ſie warm? warm? wann er noch warm / ſo ſoll ich ihn blaſen / damit er kaltPars II. S swer -322Judas vom Geitz eingenommen.werde. O Beſtia! Ein ſolcher Egl kombt mir vor / wie ein Ygl / diſer bey fruchtbarer Herbſt-Zeit kriecht auß ſeiner tieffen Herberg hervor / ſteigt auff einen vollen Apffel-Baum / vnd wirfft das beſte Obſt herab / nachmahls waltzt er ſich vnder dem Baum hin vnd her / daß alſo die Aepffel alle an ſeine außge - ſtreckte Stahel angeſpiſt werden / mit welchem Raub vnd rei - cher Beuth er ſein Loch zufuͤllt / diß Willens / mit diſem Pro - viant den Winter hindurch zu bringen / wann er aber zu dem engen Loch will hinein ſchlieffen / alsdann ſtreifft er alle geſtoh - lene Aepffel herab / vnd bringt folgſamb nichts mit ſich in die tieffe Erd / nihil. Wenceslaus Koͤnig in Boͤhmen iſt alſo auff das Gelt gangen / daß er derentwegen die Huſſitiſche Ke - tzerey in ſeinem Koͤnigreich geſtattet / dann er pflegte zu ſagen / daß ihm diſe Ganß (Hus heiſt in Teutſcher Sprach ein Ganß) guldene Eyr lege. Wenceslae, was haſt du mit dir in das Grab getragen? nihil, nichts. Koͤnig Ferdinandus zu Nea - pel war dem Geltgeitz alſo ergeben / daß er in der Statt CapuaPontan. ſo gar ein Tribut gelegt (ſalvâ veniâ) auff den Urin. Ferdi - nande, was haſt du mit dir in die Erd gebracht? nihil, nichts. Craffto Gaſslarienſis hatte einen vnbeſchreiblichen Schatz zu - ſammen geſcharꝛt / vnd wie er einmahl nach vollbrachtem Mit - tagmahl in die Kammer getretten / ſeinem Gelt die Viſita zu geben / hat man gefunden ihn mit vmbgeribenen Halß / kohl - ſchwartzem Angeſicht / vnd erbaͤrmlicher Geſtalt. Craffto, Craffto, was haſt du auß ſo groſſem Reichthum mit dir in dasLeblank ſuper Pſal. 78. Grab getragen? nihil, nichts. Reginerus Biſchoff in Meiſ - ſen hat mehrer / vnd embſiger geſucht Mnam, quàm animam, iſt mehrer goldſeelig / als gottſeelig geweſt / maſſen er Tag vnd Nacht nichts anders gethan / als ſein ſilberne vnd guldene Muͤntz von einem Sack in den andern gezehlt / welches dann den Goͤttlichen Augen dergeſtalten mißfallen / daß er von dem vr - ploͤtzlichen Todt uͤberfallen / vnd mit auffgeſperꝛtem Maul auffSponda. An. 1066. dem Gelt gefunden worden. Reginere, ſag an / was haſt du auß allem diſen Schatz mit dir genommen? nihil, nichts.

Weil323Judas vom Geitz eingenommen.

Weil ihr dann wiſt / daß ihr alle Reichthum / Gelt / vnd Gut muͤſt verlaſſen / villeicht noch diſes Jahr / etwann noch di - ſes Monath / wer weiß / ob es nit geſchicht diſe Wochen / iſt vn - gewiß / ob nit morgen / es kan ſeyn / dann es oͤffter geſchehen / noch diſe Stund / vnd ihr nichts werd mit euch tragen / nihil, nichts / wie kan euch doch einfallen / daß ſich euer Hertz ſo gar in diſe oͤde / ſchnoͤde / eytle vnd zergaͤngliche Sach kan verlieben? wie iſt es doch moͤglich / daß euere Augen von diſem nichtigen / fluͤchtigen Guͤtern mehrer verblendt werden / als die Augen deß aͤltern Tobiæ von dem Schwalmen-Koth? Der Mathuſa - lem hat neun hundert / neun vnd ſechtzig Jahr gelebt auff Er - den / vnd gleichwol ihm kein Hauß gebaut / in Erwegung / daß er alles muß durch den Todt verlaſſen / vnd du alter Narꝛ / vnd du alte Ofenkachel ſchabeſt / vnd grabeſt / vnd tapſt Tag vnd Nacht nach Gelt / da du doch eine kleine Zeit zu leben haſt.

S s 2Judas324

Judas der grobe vnd ſtoltze Narꝛ / in Erwegung / daß er Procurator vnd Haußpfle - ger ſeye / vnderſtehet ſich vor allen andern Apoſtlen zu ſitzen bey dem Fuͤß waſchen / ja vermuthlich hat er gar dem Petro das erſte Orth nit vergunnt.

DEn 14. Tag deß Monaths Niſan, welches bey vns der April iſt / am Donnerſtag nach dem Palm-Sonntag hat der gebenedeyte Heyland JEſus / nach dem Ge - ſatz der Hebreer / gegen ſpattem Abend das Oſter-Lamb geeſ - ſen in einem Hauß eines ſehr reichen Edlmanns / deſſen Nah - men / nach Außſag Greg. Nazianceni. Gauſanij, Maldona -Sylveir. l. 7. c. 4. ti, Adrichomij, Cornelij, vnd anderer mehr / ſoll geheiſſen haben Joannes, mit dem Zunahm Marcus, ſo nachmahls ein Geſpann vnd Mitgeſell geweſt iſt deß Pauli vnd Barnabæ in dem Predig-Ambt: diſer ware bey ſehr groſſen Mittlen vnd Reichthum / welches auß dem vnſchwaͤr abzunemmen / weil er einen ſtattlichen groſſen Saal mit koſtbaren Toͤppich vnd Spa - lier auß geziehrter zu diſer Solennitet bereitet hat / auch das ge - bratne Oſterlamb in kein gemeiner Schißl / ſonder in einem von Smaragd verfertigten Geſchirꝛ / wie noch in der beruͤhmtẽ Statt Genua zu ſehen / auffgetragen worden. Jn beſagtem hohen vnd ſchoͤnen Saal hat der demuͤthigſte Heyland den 12. Apo - ſteln die Fuͤß gewaſchen / vnd zwar folgender Geſtalten: Erſt - lich hat denſelbigen Abend der liebſte Heyland ein dreyfache Mahlzeit gehalten / die erſte war nach dem Geſatz / in dero er mit ſeinen Apoſtlen / nebſt allen gehoͤrigen Cæremonien das Oſter-Lamb verzehrt; die andere war die taͤgliche vnd gewoͤhn - liche Mahlzeit / dann wo vil Gaͤſt / vnd groſſes Haußgeſind ſich eingefunden / kleckte das Oſter-Lamb nit dieſelbige zu ſaͤtti - gen / derenthalben vonnoͤthen war / daß man auch andere Spei -ſen325Judœ Hoffart.ſen nach demſelbigen auffgetragen; die dritte Mahlzeit iſt ge - weſt die jenige / worin er das hoͤchſte vnd heiligſte Altargeheim - nuß an - vnd eingeſtellt; nachdeme nun die Apoſtel die erſte Mahlzeit / benanntlich deß Oſter-Lambs vollbracht / vnd auch bey der anderen Tafel ſchon zimblich in die Schiſſel griffen / dann Jhr Gnaden Herꝛ Joannes Marcus ſehr wol tractirt, iſt der Heyland JEſus auffgeſtanden / cœnâ factâ, vnd ange -Joan. 13. fangen den Apoſteln die Fuͤß zu waſchen / vnd iſt ſehr wol zu glauben / wie der H. Joan, Chryſoſt. Origines, Euthimius,Hom. 69. Theophilactus vorgeben / daß der vnverſchambte Judas, als ein ſtoltzer auffgeblaſener Limmel / das erſte Orth hab einge - nommen / vnd folgſamb der Himmliſche Pelican vor diſem Galgen-Vogl zum allererſten nidergeknyet. Diſer hoffaͤrtige Iſcarioth hat ein ſehr groſſe Bruderſchafft.

Allhier guͤnſtiger Leſer / laß dir kein Eckel / oder Grauſen ankommen / wann ich eine / vnd villeicht zimblich lange Reiß vortrage / worin ich die Stell eines Doctors der Medicin ein geraume Zeit vertretten / vnd meines erachtens nicht ein gerin - gen Nutzen dem Nechſten gebracht. Erſtlich hab ich meinen Gradum genommen zu Padua, daſelbſt mein Doctrin ſo we - nig als ſie iſt geſchoͤpfft von dem H. Antonio de Padua, der auß lauter Demuth den Seraphiſchen Orden angetretten / vmb weil derſelbige pranget mit dem Nahmen Minor, der Mindere / welches er je vnd allemahl in ſeinem gantzen heiligen Lebens - Wandl ſattſamb erwiſen hat / abſonderlich dazumahl / wie er in der Kuchel die Haͤfen abgewaſchen / da er doch von GOtt er - kiſen war zu einem Gefaͤß der Außerwoͤhlung / vas electionis, forderiſt dazumahl / als er von einem vndiſcreten Quardian, da man ſonſt manchen Prior deſſenthalben beſchuldiget / daß er ſcharpff vnd grob ſeye / zumahlen von dem Eſau geſagt wird: Qui Prior egreſſus eſt, ruffus erat & hiſpidus, &c. inGen. 25. Mitte deß Refectorij zu Meſſana wegen eines Maͤngls / den er nie begangen / ſcharpff ermahnt worden / welches er doch mit verwunderlicher Demuth alles uͤbertragen / wie dann noch auffS s 3heu -326Judœ Hoffart.heutigen Tag daſelbſt / wo der H. Mann geknyet / kein Stein kan feſt gemacht werden / zur ewigen Gedaͤchtnuß ſeiner De - muth / ſonder ein eyſernes Gaͤtter daruͤber gezogen / damit es allen kundtbar ſeye / daß Antonius Nahmen vnd That halber ein Minor-ita geweſen ſeye. Von diſem Paduaniſchen Do - ctor hab ich meine Recept erlehrnt / mit welchen ich nachge - hends groſſe Kranckheiten curirt hab / benanntlich:

Nachdem ich in ein vornehme Statt angelangt / vnd bey dem Thor / woſelbſt die Soldaten mehrer mannlich / als ma - nierlich mit mir vmbgangen / meine Profeſſion vnd Atzney - Kunſt geoffenbahrt / iſt gar ein kleine Zeit vnderloffen / daß ich bin nacher Hof beruffen worden / allwo ich durch etliche hohe Bedienten zu dem Koͤnig gefuͤhrt war / welcher ſich dazumahl ſehr vnpaͤßlich befunden / weſſenthalben man mich erſucht / ich wolle doch Krafft meiner Wiſſenſchafft außſagen / was diß vor ein Zuſtand ſeye? ich ohne ferners nachſinnen habe die Kranck - heit alſobald erkennt / wie daß es ein ſehr gefaͤhrliches Ubel ſeye /Epiſt. 1. ad Corint. cap. 5. Jhr Majeſtaͤt / ſagte ich / ſie ſeynd ſtarck geſchwollen vnd auff - geblaſen / das iſt uͤbel. Et vos inflati eſtis.

Auffblaſen ſeyn / das iſt ein harter Zuſtand. Der ge - benedeyte Heyland wolt auff kein Weiß ſein Gottheit vnd Menſchheit verhuͤllen mit der Geſtalt deß geſaͤuerten Brodts / in dem hoͤchſten Altar-Geheimbnuß / vnd auff allweg den Saurteig außgeloſchen / darumb villeicht / weil derſelbige auff - blaͤhet / dann man wird zuweilen Brodt vnd Semmel finden / welche dergeſtalten einwendig holl / daß bald der Beck / ſein Helffer / der Miſcher / der Lehr-Jung / all ihr Gelt konten dar - ein verbergen / deſſen Urſach iſt der Saurteig / der alſo auffbla - ſet / darumb etwann wolte der Heyland Chriſtus das allerhei - ligſte Abendmahl nit einſtellen in dem geſaͤuerten Brodt / weil er dem auffblaſenen Ding ſpinnfeind iſt / abſonderlich den auff - geblaſenen vnd ſtoltzen Gemuͤthern.

GOtt der Allmaͤchtige hat mehrmahlen groſſe Wunder gewuͤrcket durch die vernunfftloſe Thier / aber nie durch denPfauen.327Judœ Hoffart.Pfauen. Wie der H. Medardus, dazumahl noch ein Knab auff dem flachen Feld / in Mitte eines Platz-Regens geſtanden / iſt die gantze Zeit ober ſeiner ein Adler mit außgeſpannten Fluͤ -Sarius tom. 3. de S. geln geſtanden / daß nit ein Tropffen den frommen Knaben be - netzt. Das war ein adeliches Tach.

Der H. Jungfrauen vnd Martyrin Catharinæ hat 12. Taͤg nacheinander / da ſie in der harten Gefaͤngnuß gelegen /Surius in Novemb. ein Tauben die nothwendige Nahrung zugetragen. Das war ein koͤſtlicher Koſt-Herꝛ.

Dem H. Columbano hat ein Raab einen HandſchuehBed. in vit. c. 14. geſtohlen / aber auff deß H. Manns Befelch denſelben wider zuruck gebracht. Das war ein leydiglicher Dieb.

Die H. Kildarien ſi ſche Abbtiſſin Brigitta hat die Wild - Andten zu ſich beruffen nach ihrem Wolgefallen / vnd gantzBoll. in act. tom. 1. freundlich mit ihnen geſchertzt. Das war mit diſem wilden Voͤgeln kein wilder Geſpaͤß.

Zu Ciſterz haben die daſelbſt wohnende Storchen gegen ſpatter Herbſt-Zeit ihre Abreiß nit wollen nemmen / biß ſie dieCæſar. lib. 10. Benediction von dem P. Prior ſelbigen Cloſters empfangen. Das waren fromme Herren von Thurn.

Den H. Franciſcum in der Wuͤſten Arvernæ hat alleVading. An. 1224. num. 4. Nacht ein Falck zu der Metten auffgeweckt / vnd mit ihme die Horas geſungen. Das ware ein ſeltzamer Choraliſt.

Die ſeelige Ida Lovonienſis hat alle Hennen vnd Hah - nen eines Orths zum Meß hoͤren gerufft / welche dann gantz ſchleunig mit auffgereckten Koͤpffen ſich eingefunden / vnd nitIn vit. c. 13. abgewichen / biß das Evangelium geendet worden. Das war ein andaͤchtiges Gefluͤgl-Werck.

Der H. Rhemenſiſche Ertz-Biſchoff Remigius war al - ſo ſanfftmuͤthig / daß ſo gar die Spatzen mit ihme uͤber TafelSurius. n vita. geeſſen / vnd die Broͤſel zuſammen klaubt. Das waren vertreu - liche Trayd-Dieb.

Der ſeelige Simon Aſſiſias hat zu Prufort in Piceno den Alſtern / ſo in groſſer Anzahl daſelbſt ihre Neſter gemacht /ernſt -328Judœ Hoffart.ernſtlich gebotten / ſie ſollen ihre Wohnung anderwerts nem - men / worauff ſie augenblicklich abgereiſt / vnd noch auff heuti -Vading. A. 1210. gen Tag keine dergleichen Voͤgl daſelbſten geſehen werden. Das war ein geſchwaͤtziger Gehorſamb.

Anno 1663. litte Jhr Gnaden Herꝛ Johann Jacob Freyherꝛ von Weichs vnbeſchreibliche Schmertzen an dem Stein / welchen / wo nit zu wenden / jedoch zu lindern wuſte ſein Frau Gemahlin Maria Conſtantia, dafern ſie nur ein Voͤ - gerl beyhanden haͤtte / ſo ins gemein das Koͤnigl genennt wird / welches aber dazumahl / als den 21. December nit auch mit Gelt zu bekommen war / nachdem ſie aber ihr Andacht vnd Zuverſicht geſchoͤpfft zu dem H. Cajetanum, da iſt vnverhofft ein ſolches Voͤgerl dem Baron in das Zimmer geflogen / wel - ches ſich freywillig in den daſelbſt angezuͤndten Camin geſtuͤrtzt /Pagat. to. 1. f. 425. worauß nachgehends die gewuͤnſchte Medicin zubereit worden / vnd alſo gedachter Zuſtand vertriben. Das war ein groſſe Sach mit diſem klein Voͤgerl.

Unzahlbar vil dergleichen Wunder liſt man in den Buͤ - chern / Chronick vnd Lebens-Verfaſſungen der Heiligen / wie der Allmaͤchtige ſo groſſe Miracul gewuͤrckt durch vnd mit aller - ley Gefluͤgl. Aber niemahlen geſchicht einige Meldung von dem Pfauen / wordurch Sonnenklar abzunemmen / wie feind vnd abholt GOtt dem Stoltzen vnd Auffgeblaſenen ſey / maſ - ſen der Pfau ein Abbildung der Hoffart; Adam befande ſich in einem ſo vornehmen Stand; daß ihn alle Thier veſtra Do - minatio muſten tituliren / maſſen ihme der Allmaͤchtige ſol -Geneſ. 1. chen Ehren-Nahmen ſelbſt ertheilt / Dominamini piſcibus maris, &c. weil er aber ſich nachmahls uͤbernommen / vnd ſich hoffaͤrtig auffgeblaͤhet / gar wolte einen Gott ſpendiren / alſo hat ihme der Hoͤchſte den Hochmuth genommen / daß er auß einem veſtra Dominatio ein veſtra damnatio worden; der ex limo erſchaffen / ein Limmel worden / ſo gehts / hohe Steiger fallen bald.

Agar ein Kammer-Jungfrau bey Jhro Gnaden FrauSarai,329Judœ Hoffart.Sarai, wie ſie bey dem Abraham ſchwanger worden / indeme es dazumahl zulaͤſſig / hat ſich nicht allein der Leib auffgeblaͤhet / ſonder auch das Gemuͤth / geſtalten ſie ſich derenthalben uͤber - nommen / die Frau Satai nit wenig veracht / ich / dacht ſie / bin ein rechtſchaffnes Weibs-Bild / durch mich wird deß Abra - hams Stammen-Hauß wider uͤberſich kommen / wie wird man mich mit der Zeit nit ehren? mein Frau iſt nit weit her / aber ich bin von der fruchtbringenden Geſellſchafft / ſie wird weder Kin - der tragen / weder Ehr darvon tragen / ꝛc. weil ſich diſe ſtoltze Krott alſo hoffaͤrtig auffgeblaͤhet / hat ſie muͤſſen die HerbergGen. 16. raumen / vnd ſpoͤttlich auß dem Hauß geſtoſſen werden. So gehts / hohe Leuth ſtoſſen bald mit dem Kopff an.

David hat es dazumahl ſchaͤndlich uͤberſehen / wie er das ihme vndergebene Volck hat laſſen zehlen / wordurch er ſich in etwas auffgeblaͤht / in Erwegung / daß er ſo vil Vaſa len vnder ſeinem Gouerno. Lieber David, dasmahl haſt du die Sai - ten auff deiner Harpffen zu hoch geſtimbt; GOtt hat ihn der - enthalben hart gezuͤchtiget / vnd vil tauſend der Seinigen durch3. Reg 1. die Peſt hingeriſſen / das zehlen hat zahlen koſt. So gehts / ho - he Felſen werden bald vom Donner getroffen.

Nabuchodonoſor hat ſich wegen ſeiner Macht vnd Herꝛ - lichkeit ſo ſtarck uͤbernommen / daß er endlich ſich fuͤr ein Gott auffgeworffen / weſſenthalben er in ein wildes Thier verkehrt worden / der zuvor ſolches Stroh im Kopff hatte / muſte nach - mahls Graß freſſen / wie ein Ochs / iſt alſo bey ihme das ſu - per-bos zuſammen kommen / vnd hat muͤſſen auff der Erd krie -Jud. 1. chen / der zuvor gar zu hoch uͤberſich gangen. So gehts / hohe Singer werden bald heiſer.

Aman hat ſich alſo auffgeblaͤhet / daß er vermeint / alle Knye ſollen ſich vor ſeiner biegen / aber das heiſt das Gluͤck uͤber die Knye abbrechen / er iſt endlich nach ſeinem Wunſch alleinigEſther 3. R. 5. hoch angeſehen worden / weil er an liechten Galgen kommen. So gehts / hohe Baͤum werden bald vom Wind gebrochen.

Herodes der Koͤnig iſt ſo weit im Hochmuth gewachſen /Pars II. T tdaß330Judœ Hoffart.daß er ſich wie ein Gott auffgeblaͤhet / vnd weil ihm das Latei - niſche Laus ſo wolgefallen / hat der Allmaͤchtige verhengt / daß ihne das Teutſche lebendig gefreſſen / maſſen er von der Lauß -Act. 12. Kranckheit vnd Wuͤrmen lebendig verzehrt worden. So geht es / hohe Gebaͤu leyden bald Schaden.

Auffblaſen ſeyn / das iſt halt ein harter Zuſtand; wegen deß ſtarck-blaſenden Winds waͤre bey einem Haar das Schif - fel der Apoſtel zu grund gangen / daß ſie alſo genoͤthiget worden mit dem Domine ſalva den HErꝛn auffzuwecken; aber durch die auffgeblaſene Hoffart ſeynd ſchon vnzahlbar vil zu grund gangen: der Pharao, der Core, der Abimelech, der Saul, der Jeroboam, der Moab, der Balthaſar, der Antiochus, der Micanor, der Abſalon, der Lucifer, diſen Schelmen haͤtt ich bald vergeſſen / vnd vil tauſend andere ſeynd durch vnd an di - ſem Zuſtand vnd Kranckheit verdorben. Weil ich dann ſahe / daß eben diſes Anligen auff der Seyten deß Koͤnigs ware / als der wegen ſeines Reichs / wegen ſeiner Macht / wegen ſeiner Victori vnd Sieg nit wenig auffgeblaſen / ja ſchon allbereit dem Macedoniſchen Alexander das Prædicat Magnus vom Titl weckgekratzt / andere Fuͤrſten vnd Potentaten nit vor gut gehalten / ja wider allen Fug vnd Gerechtigkeit auß lauter Ehrgeitz die benachbarte Laͤnder mit Krieg uͤberfallen / alſo hab ich ihm bey Zeiten ein Recept vorgeſchriben / wie folgt:

  • Recip:
    • Vor ſolches Auffblaͤhen
    • Eſel-Milch 3 v 1.
    • Kuͤrbes-Blaͤtter $$\frac{2}{3}$$ 1.

Angelica mit Spir. Vin bereitet. Dos 3) B diſtilliert in Aſchen / iſt trefflich gut vor diſen Zuſtand.

Wann ihr Majeſtaͤt diß nit bey Zeit brauchen / ſo iſt kein Auff kommens mehr / diß einige Mıttl iſt noch vorhanden.

Die Eſels-Milch nimb ich von jener Eßlin / worauff vn - ſer lieber HErꝛ vnd Heyland kurtz vor ſeinem bittern Todt den praͤchtigen Einzug gehalten nacher Jeruſalem / diſe Eßlin / da - fern ſie reden konte / wie ihr Befreunde bey dem Balaam, wurdeſatt -331Judœ Hoffart.ſattſame Zeugnuß geben / wie fluͤchtig vnd nichtig alle Ehren / vnd Wuͤrden diſer Welt ſeyn / maſſen der gebenedeyte HErꝛ vnd Heyland in beſagtem herꝛlichen Eintritt alle erdenckliche Ehr empfangen; zumahlen das geſambte Volck ihme entgegen gangen / mit allgemeinem Jubel vnd Frolocken bewillkommet / ſo gar / wie etliche darvor halten / haben die ſteinerne Bilder der alten Roͤmiſchen Kaͤyſer auff den Pallaͤſten / vnd vorneh - men Gebaͤuen ſich gegen dem HErꝛn demuͤthig geneigt / die hurtige Knaben / vnd froͤliche Jugend ihn mit gruͤn Palmzwei - gen verehrt / lauter Oſanna, Oſanna in Excelſis. Kaum daß vier Tag verfloſſen / hat ſich das Blaͤttl gewendt / da hats nicht mehr geheiſſen Oſanna, ſonder ſubſana verunt me; nit mehrPſalm. 34. gebenedeyt / der da kombt / ſonder creutzige ihn / creutzige ihn; nit mehr die Zweig von dem Palm-Baum / ſonder der bittere Creutz-Baum ſelbſt hat ihn empfangen; nit mehr die Kleyder auff die Erd gebreit / ſonder er iſt der ſeinigen ſelbſt beraubt worden: nit mehr Rex Iſraël, ſonder non habemus Regem, niſi Cæſarem. Wie iſt ſo gar nit zu ſchauen / noch zu bauen / noch zu trauen auff die Glory der Welt: Macrinus ein groſſer Kayſer / Galienus ein maͤchtiger Kayſer / Gordianus ein ſieg - reicher Kayſer / Becius ein herꝛlicher Kayſer / Gallus ein be - ruͤhmter Kayſer / Voluſianus ein ſtattlicher Kayſer. Quinti - lius, Aurelianus, Numerianus, Sicinius, Conſtans, Con - ſtantinus, Junior, Julianus, Valens, Gratianus, Valenti - nianus, lauter Kayſer / Monarchen der Welt / Herꝛſcher deß Erdbodens / Obſiger der Feind / Vermehrer deß Reichs / was noch? arme Tropffen / indem ſie ein kleine Zeit den Scepter ge - fuͤhrt / die Cron getragen / mit Purpur geprangt / ihr Herꝛ - ſchung aber bald geendt / alſo zwar / daß auß beſagten hohen Welt-Haͤuptern nicht einer deß natuͤrlichen Todts geſtorben / ſonder alle maichel-moͤrderiſch vmbgebracht worden.

Die Kuͤrbes-Blaͤtter zu diſem Recept ſpendirt mir der Prophet Jonas, welche er auſſer der groſſen Statt Ninive auff einer Hoͤhe abgebrochen / daſelbſt hat der Allmaͤchtige bey heiſ -T t 2ſer332Judœ Hoffart.ſer Sommers-Zeit im Augenblick laſſen ein groſſen Kuͤrbes auffwachſen / welcher ihme mit ſeinen breiten vnd ſchattreichen Blaͤttern die Sonnen-Hitz mit hoͤchſter Begnuͤgung abgewen - det / vnderdeſſen aber / da Jonas gantz ſanfft vnder diſem gruͤ - nen Taͤchel / vnd ſchoͤnem Umbrell eingeſchlaffen / wolte GOtt dem Propheten zeigen / wie alles auff der Welt der Unbeſtaͤn - digkeit vnderworffen / hat er einem Wurm anbefohlen / er ſoll gantz ſchleunig die Kuͤrbes-Stauden abnagen / welches dann er vnweigerlich gar bald vollzogen / iſt alſo geſchwind verdorꝛt / vnd verdorben / was ſo ſchoͤn florirt.

Diſe Kuͤrbes-Blaͤtter ſeynd ein eigentliche Abbildung aller zeitlichen Hochheiten / Ehren vnd Wuͤrden / welche ſo gar ihr Loſament zu Conſtanz nit haben / ſonder bald wie ein Blatt verdorren / wie ein Rauch vergehen / wie ein Schatten verſchwin - den / wie ein Bluͤhe verwelcken / wie ein Waſſer verſincken / wie ein Liecht erloͤſchen / wie ein Schall verklingen / vnd zu nichts werden.

Tauſend andere zu geſchweigen / ſcheint allein genug das jenige / was der gerechte GOtt verhengt hat uͤber den Frantzoͤ - ſiſchen Koͤnig Henrich, diß Nahmens den Vierdten / weil ſolcher ſich ſeines Wolſtands vnd Hochheit uͤbernommen / vnd ſchon dergeſtalten auffgeblaſen ware / daß er allen anderen Mo - narchen den Trutz gebotten; die Cron Spanien an vnderſchi - denen Orthen mit groſſer Kriegs-Macht uͤberfallen / das be - nachbarte Flandern beunruhiget / den Maylaͤndiſchen Sta - tum hart vnd feindlich angetaſt / vnd dero Kriegs-Volck an ſich gezogen; nach dem beruͤhmten Koͤnigreich Neapel mit aller Macht getracht; die gantze Welt faſt in Schrocken vnd Zit - tern geſetzt / weil ihn der angeſtambte Ehrgeitz immerzu mehrer gekitzlet / glaubte er / daß die Lilien nicht uͤbel ſtunden in dem Garten / allwo der Roͤmiſche Reichs-Apffel wachſet / zu wel - chem vngerechten Zweck er bereits vil Teutſche Gemuͤther an ſich gebracht / wie dann noch das verruchte Gelt vil Alleman - nier zu Kallemanner macht / vnd die Pariſiſche Wahr vil Leo -niſche333Judœ Hoffart.niſche Hertzen verderbt; mit einem Wort / Henricus vnd Hen - rici hohes Gluͤck florirte / wie die Kuͤrbes-Blaͤtter Jonæ, nach allem Wunſch vnd Gefallen: aber gedult ein wenig / wann der Mond voll iſt / ſo hat er nichts / als das abnemmen zu erwar - ten; Henricus, ſeines Sinns nach / der Hoͤchſte / wart ein wenig; Simon Magus, wie er geflogen / dort iſt er gefallen. Henricus ſchon halb vergwiſt deß Roͤmiſchen Reichs-Apffel / hoͤr ein wenig / Tantalus hatte den Apffel ſchon vor dem Maul / hat ſchon darnach geſchnapt / aber gleichwol nit ertapt / eſt Deus in Iſraël, GOtt hat die Cron dem Habsburg geſpen - dirt / vnd nit dem Haͤttsburg: Domus Auſtriaca hat in Ab - lativo caret, die Lerchen ſeynd deß Adlers / durch Goͤttliche Diſpenſation Schweſtern worden; Henricus hat die Macht / was ſchadts / Potentia eſt prima brevis, er iſt allirt, was irꝛts / auß dem alliren kan bald ein alieniren werden / iſt wol oͤffter geſchehen; er thaͤte bißhero allzeit uͤberwinden / ich lach hierzu / Victoria iſt generis fœminini, vnd diß iſt allzeit vn - beſtaͤndig. Henricus biets / das Hauß Oeſterreich paͤſt / aber GOtt halts darfuͤr / ludens in orbem terrarum, vnd gewin - net das Spil mit einem Bueben / vnd ſchlechten Kerl / mit Nahmen Ravigliac, welcher Anno 1610. den Koͤnig Hen - rich auff offentlichem Platz zu Pariß in ſeiner Carozen mit ei - nem Dolch jaͤmmerlich / in Beyſein der gantzen Hofſtatt / er - mordt / O Wunder! ein Bueb ſticht einen Koͤnig / O War - heit / alle Ehr vnd Hochheiten ſeynd Kuͤrbes-Blaͤtter Jonæ! O Gerechtigkeit GOttes! ein ſchlechtes Meſſer ſchneidt ein ſo ſtarcken Hochmuth ab.

Cyrus Koͤnig in Perſien / wie er von Tomyri iſt ent - haupt worden. Attila Koͤnig in Ungarn / wie er gaͤh bey der Nacht im Beth erſtickt. Heliogabalus Roͤmiſcher Kayſer / wie er in einer Senckgruben ermordt worden. Eduardus XI. Koͤnig in Engelland / wie er ſ. v. in einem Abtritt mit einem Bratt-Spieß durch den hindern Leib erſtochen worden. Kay - ſer Commodus, wie er im Bad erdroßlet worden. Sigiſmun -T t 3dus334Judœ Hoffart.dus Koͤnig in Burgund / wie er in einem Brunn ertrenckt wor - den. Edwinus Koͤnig der Northumbrier, wie er in der Kei - chen geſtorben. Pyrrhus Koͤnig der Epiroter, wie er von ei - nem Weib mit einem Zieglſtein erworffen worden. Joſias Koͤnig der Juden / wie er durch ein Pfeil erſchoſſen worden. Saul Koͤnig in Iſraël, wie er durch ein Degen vmbkommen. Sigthunius Koͤnig in Schweden / wie er mit einem Bruͤgl zu todt geſchlagen worden. Wie Muſtapha deß Tuͤrckiſchen So - limanni Bruder mit einem Strick erdroßlet worden. Wie die 5. Koͤnig der Amoræer ſeynd an das Creutz genaglet worden. Wie Agag ein Koͤnig der Amaleciter zu Stucken zerhauen worden / wie Kayſer Jovinianus vom Rauch erſtickt / wie Lu - dovicus Koͤnig in Ungarn in einem Moraſt erſoffen / wie Be - nadab Koͤnig der Syrier von ſeinem Diener erhenckt worden / wıe Pharao Koͤnig der Ægyptier im rothen Meer zu grund gangen / haben ſie Sonnenklar / augenſcheinlich / handgreifflich erfahren / daß alle Koͤnigliche Hochheit nit mehrer privilegirt ſeye / als die Kuͤrbes-Blaͤtter Jonæ, vnd was allen diſen be - gegnet / das kan auch dir groſſer Monarch / auch dir gecroͤntes Haupt / auch dir vnuͤberwindlicher Obſiger widerfahren; da - hero blaß dich nit auff / gedencke / was du biſt / das biſt du / Nos Dei gratiâ, durch GOttes Gnad / vnd wann diſer dir ſolche entziecht / biſt du nichts.

Es iſt ein groſſer / ein weiter / ein langer / ein breiter / ein hoher Underſchid vnder den Nemmen: dann es gibt Weck - nemmer / es gibt Abnemmer / es gibt Umbnemmer / es gibt Außnemmer / es gibt Einnemmer / es gibt Auffnemmer / es gibt Zunemmer / es gibt Ubernemmer; beym wecknemmen hat ſich Achaz befunden / wie er in der Statt Jericho geraubt hat; beym abnemmen hat ſich der Iſaac befunden / wie er in ſeinem Alter an Leibs-Kraͤfften abgenommen; beym vmbnemmen hat ſich der David befunden / wie er wegen groſſer Froſt vnd Kaͤlte ſo vil Kleyder vmbgenommen / gleichwol nit hat koͤnnen erwarmen: beym außnemmen haben ſich die drey Marien / be -nannt -335Judœ Hoffart.nanntlich Maria Salome, Magdalena vnd Jacobi befunden / wie ſie die koͤſtliche Specereyen außgenom̃en: beym einnemmen hat ſich der Holofernes befunden / wie er das Nachtmahl ein - genommen in Gegenwart der ſchoͤnen Judith: beym zunem - men hat ſich der Job befunden / wie er an Leibs-Geſtalt vnd Haabſchafften wider hat zugenommen; beym uͤbernemmen hat ſich der Teuffel befunden / wie er ſich ſeiner Geſtalt vnd Hoch - heit uͤbernommen / vnd dem Hoͤchſten hat wollen gleich ſeyn. Aber welches Nemmen thut zum mehreſten nemmen? rath vnd reimb / reimb vnd rath.

Wecknemmen thut der Dieb.
Zunemmen thut die Lieb.
Umbnemmen thut der Kalte.
Abnemmen thut der Alte.
Einnemmen thut der Sauffer.
Außnemmen thut der Kauffer.
Aber
Ubernemmen vnd Hochmuth /
Pflegt auch das meiſte Nemmen / vnd thut nie gut.

GOttes Gnad / der Engel Huld / der Ehren Beſtand / der Menſchen Gunſt / deß Stands Wolfahrt / der Guͤter Wachsthum / deß Hauß Seegen / deß Leibs Nutzen / der See - len Heyl thut nemmen das Ubernemmen. Von Haͤup - tern die Cron / von Haͤnden den Scepter / von Achßlen den Purpur / vom Thron den Sitz / vom Herꝛſcher das Reich / von Kriegsfuͤrſten die Victori thut nemmen das Ubernem - men. Ubernimb dich dann groſſer Koͤnig / blaͤhe dich auff / wie ein Abſalon, welcher wolte der Iſraëliter Koͤnig ſeyn / mu - ſte aber Aichl-Bueb bleiben. Wachs im Hochmuth / wie ein Domitianus, welcher wolte ein Gott ſeyn / muſte aber im E - lend ſterben; veracht alle andere / wie ein Antiocbus, welcherglaubte /336Judœ Hoffart.glaubte / daß er ein Verwandter deß Gott Jupiter ſeye / muſte aber zu letzt lebendig verfaulen / alſo halt fuͤr gewiß / daß Hoch - muth ein Vigil ſeye deß Falls / ein Vorbott deß Verderbens / ein Prophet deß Ungluͤcks / ein Schluͤſſel zum Elend. Mit we - nig Worten / das Ubernemmen iſt ein vnfehlbares Zei - chen deß Abnemmens / mercks Koͤnig.

Angelica zu dem Recept gibt ein Angelus oder Engl / welcher auß Goͤttlichem Befelch einen hochmuͤthigen Kayſer ſehr ſtattlich gedemuͤthiget / diſer ware Jovinianus, der wegen ſeiner Macht / herꝛlichen Sieg / groſſer Reichthum / vnd aller - ſeits willfaͤhrigen Gluͤcks-Stands ſich alſo uͤbernommen / daß er bereits ihm eingebildet / es ſeye etwas mehrers / als Menſch - liches an ihme / weſſenthalben ihme ein Engl mit ſehr arthli - chem Fund ſeine Torꝛheit gewiſen. Es hat ſich ereignet / daß beſagter Kayſer Jovinianus einmahl bey heiſſer Sommers - Zeit / vnweit ſeiner Reſidentz-Statt / in einem ſehr herꝛlichen Luſt-Garten einen kuͤhlen Lufft geſchoͤpfft / vnd weilen nicht al - lein daſelbſt die ſchattenreiche Baͤumer / das annehmliche dicke Gehoͤltz / die ordentlich außgeſetzte gruͤne Hecken alle Augen er - goͤtzten / ſonder auch ein ſchoͤner Waſſer-Teich / welcher von da vnd dort herquellenden Brunn-Adern allerſeits bereicht wur - de / alſo iſt dem ohne das wolluſtigen Kayſer eingefallen / ſich in diſem ſilberfaͤrbigen Waſſer zu baden / vnd darmit die von uͤbermaͤſſiger Sommers-Hitz ermatte Glider zu erquicken / zu welchem End er alle hohe Cavalier / adeliche Bediente / vnd ge - ſambten Hofſtab von ſich geſchafft / mıt dem ernſtlichen Be - felch / daß ſie auſſer deß Walds warten / vnd auff gegebenes Zeichen wider daſelbſt erſcheinen ſollen / welcher gnaͤdigſte Wil - len dann in allweg vollzogen worden; wie nun Jovinianus in Mitte diſes naſſen Geſpaͤß / vnd angenehmer Erfriſchung ſich befunden / da hat ein Engl einem faſt laͤcherlichen Spil den Anfang gemacht / als welcher die gantz aͤhnliche Geſtalt / das natuͤrliche Geſicht / vnd eigene Geberden deß Kayſers Jovi -niani337Judœ Hoffart.niani an ſich genommen / deſſen praͤchtige Kleydung / ſo er der Kayſer vnder einen Aichbaum gelegt / angezogen / vnd ſich alſo vor der gantzen Hofſtatt gezeigt / worauff dann alle hohe Mi - niſtri, alle adeliche Auffwarter / die gantze ſtattliche Leib-Quar - di Jhr Majeſtaͤt ihren allergnaͤdigſten Herꝛn vnderthaͤnigiſt empfangen / vnd ſelbige (vnwiſſend deß wunderſeltzamen Wechſel-Spils) nach dero Reſidentz ſambentlich begleit; vn - derdeſſen ſtige der wahre Kayſer Jovinianus auß ſeinem Luſt - Bad / fande aber nit mehr ſeinen Kayſerlichen Purpur vnd Auffzug vnder dem Aichbaum / ſonder an ſtatt deſſen ein grobe Bauern-Pfaidt / vnd einen ſchlechten ſehr zerlumpten Holtzha - cker Kuͤttl / ob welchem ſich der Kayſer nit wenig befrembt / als der nit faſſen konte diſe ſo ſeltzame Metamarphoſim, daß ſo bald der Sammet vnd Seiden ſich in Zwilch vnd rauchen Lo - den verkehrt / ſchreyt demnach mit wolerhebter Stimm / pfeifft / rufft / ſchafft / begehrt / bitt / trohet / flucht / klagt / es wolte aber niemand ihm ein Antwort geben / auſſer deß geſchwaͤtzigen E - cho, oder Widerhalls / muſte alſo auß tringender Noth der hochmuͤthige Kayſer in das rupffene Hemmet ſchlieffen / vnd die zottige Bauern-Joppen anlegen / voll deß Zorn vnd Grim - mens / wie er mit ſeiner Hofſtatt wolle verfahren / nachdem er aber auch auſſer deß Walds / vnd dicken Gehoͤltz ſeine Bedien - te nit mehr angetroffen / hat er nit anderſt koͤnnen / als in diſem ſo geringen Auffzug ſeinen Weeg nach dem nechſten Geſchloß eines Edlmanns zu nemmen / allwo er (zumahlen er durch Goͤttliche Verhengnuß nit erkannt wurde) nach vilen Bern - haͤuters-Titlen / vnd hoͤniſchen Worten mit Gewalt abge - ſchafft worden. Nach ſolchem ſo harten vnd vnverhofften Will - komb begibt er ſich in die Statt / vnd folgends nacher Hof / wo - ſelbſt er mit trutzigem Geſicht durch die Schildwacht zu tringen / ſich vnderfangen / aber nit allein von derſelben mit guten Puͤff / vnd widerholten Schlaͤgen empfangen / ſonder auch in Ver - hafft genommen worden / diſe neue Begebenheit kame bald zu den Ohren deß Kayſers (der ein Engl war) auß deſſen BefelchPars II. U uder338Judœ Hoffart.der albere Menſch vor geſtellt wurde / vnd erhebte ſich bey maͤn - niglich ein langwuͤriges Gelaͤchter / in Erwoͤgung / daß diſer Phantaſt ſo trutzig vnd eigenſinnig kurtzumb wolle Kayſer ſeyn / welches dann vilen auß den geheimen Raͤthen fuͤr verdaͤchtig vorkommen / vnd ob ſchon die meiſte glaubten / daß ſolche Ein - bildung von einem verruckten Verſtand herruͤhre / ſo waͤre dannoch der vornehmen Miniſter einhelliger Schluß / man ſoll diſen frechen Narren einem Roß an den Schweiff binden / vnd alſo anderen zu einer Wahrnung durch die Statt ſchleppen; wie es dem elenden Joviniano dazumahl vmb das Hertz gewe - ſen / iſt gar leicht zu gedencken / indem er mit ſo armſeeligen Bauern-Zotten vmbhengt / einen anderen ihme gantz aͤhnli - chen Kayſer auff dem Thron geſehen / vnd daruͤber ſolle eines ſo ſchmaͤhen Todts ſterben: welches letztere ihn veranlaſt / daß er mit auffgehebten Haͤnden / mit weinenden Augen / vnd vilen Seufftzern vmb Perdon ſeines Lebens angehalten / mit kraͤffti - ger Verheiſſung / daß er nimmermehr ſich der Kayſerlichen Hochheit wolle anmaſſen / woruͤber ihme das Leben gefriſtet / vnd er mit maͤnniglichem Spott / vnd offentlichem Hohn den Pallaſt vnd die Statt verlaſſen / ſeine Herberg / weil ſonſt da - zumahl nichts anderſt in der Naͤhe / bey einem armen Clauſ - ner vnd Einſidler in ſeinem hoͤltzen Huͤttl genommen / allwo er nit allein mit aller Lieb vnd Freundlichkeit empfangen / ſonder noch von dem H. Mann deß gantzen Handls vmbſtaͤndig be - richt worden; wie daß GOtt der Allmaͤchtige hierdurch ſeinen Hochmuth habe wollen daͤmpffen / damit er hinfuͤran ſich nim - mermehr ſoll uͤbernemmen / ſonder gedencken / daß er ein Menſch ſeye / wie andere / deſſen Gluͤck vnd Wolfahrt nicht in eigener Macht / ſonder in GOttes Haͤnden ſtehe; worauff er mit vori - gem Purpur vnd Kayſerlichem Ornat wider in den Pallaſt ge -Biderm. in acroam. l. 2. acr. 6. bracht worden / der Engel aber / als vermeinter Kayſer ver - ſchwunden / vnd alſo diſes gantze Wunderſpil keinem Men - ſchen / als dem Joviniano vnd dem Einſidler bekannt ware.

Es iſt halt deß uͤbergebenedeyten Heylands Natur / dieUber -339Judœ Hoffart.Ubermuͤthige zu zuͤchtigen / es iſt deß Allerhoͤchſten Gewonheit / die Hochmuͤthige zu daͤmpffen / es iſt deß Allerhoͤchſten Brauch / die groſſe Prall-Hanſen zu ernidern: ſtutzen thut der Gartner den Buxbaum / wann er zu hoch wachſet / ſtutzen thut GOtt den Menſchen / wann er in ſeinen Gedancken zu hoch ſteiget / fangen thut der Raiger den Fiſch / der in der Hoͤhe ſchwimmet / fangen thut GOtt den Menſchen / der nach Hoͤhe vnd Hoch - heit trachtet / nichts nutz iſt die Waagſchallen / welche uͤberſich ſteiget / nichts nutz iſt der Menſch / ſo in ſeiner Einbildung gar zu hoch ſteiget; Deus ſuperbis reſiſtit.

Das letzte Stuck in obbenenntem Recept iſt der Aſchen / worin alles ſoll diſtillirt werden; ſolchen Aſchen ſpendiret mir der Prophet Daniel, wie er von der Bildnuß deß ſtoltzen Koͤ - nigs Nabuchodonoſor ſchreibt / was geſtalten ſolche ein gantz guldenes Haupt gehabt / die Bruſt von beſtem Silber / der Leib von Ertzt vnd Eyſen / die Fuͤß von Erd / ſo bald aber ein klei - nes Steinl diſe getroffen / iſt alles zu Boden gefallen / vnd zu Staub vnd Aſchen worden; nit allein die erdene Fuͤß / ſonder auch das guldene Haupt / alles / alles / nit allein die Bruſt von Silber / ſondern auch der vndere Leib von Eyſen. Pariter, alles / alles / ſo merck es wol hoch - vnd uͤbermuͤthiger Koͤnig / nit allein die Fuͤß / ſonder auch das Haupt iſt zu Aſchen worden / nit allein die gemeine Leuth / arme Leuth / ſchlechte Leuth / wer - den vom Todt angetaſt / ſonder auch reiche / guldene Haͤupter werden zu Aſchen / pariter, in Erwegung deſſen / was Urſach haſt du zu ſtoltzieren? vnder dem Geſatz zu ſterben biſt auch du / vnder die Senſen deß Todts gehoͤrſt auch du / vnder die Kinder deß Adams wirſt gezehlt auch du / du / ja du / vnd erwege wol / daß der Todt nicht weiter hat nach deß Koͤnigs Hof / als nach dem Bauern-Hof. Cæſar der Roͤmiſche Monarch / nach ver - lohrner Schlacht muſte ſich mit der Flucht ſalviren / wie er aber zu einem groſſen Fluß kommen / allwo weder Brucken / noch Schiff vorhanden / ſo iſt er gezwungen worden auß tringender Noth / ſeinen Kayſerlichen Purpur ſambt allem Pracht abzu -U u 2legen /340Judœ Hoffart.legen / daſelbſt am Geſtadt ligen laſſen / vnd er Mutterna - ckend alſo hinuͤber geſchwummen / nichts mit ſich genommen / als das Buch ſeiner Commentarien, welches er ſtaͤts mit einer Hand in die Hoͤhe gehalten. Unſer Leben iſt nichts anders / als ein ſtaͤts rinnender Fluß / vnd ein Todt / iſt nothwendig auff das andere Geſtadt der Ewigkeit hinuͤber zu kommen / aber na - ckend vnd bloß werden wir alle durchpaſſiren / auch groſſe Mo - narchen / vnd da wirſt du hochmuͤthiger Koͤnig nichts mit dir tragen; Cron vnd Thron hinden laſſen / Muͤntz vnd Provintz fahren laſſen / Schatz vnd Platz ſtehen laſſen / nichts mit dir nemmen / als ein Buch / worin dein Lebens-Wandl verfaſt / das betracht wol / ſodann wirſt du bald den Hochmuth fallen laſſen.

Nachdem ich von Hof mein Abſchid genommen / zumah - len ich vermerckt / daß mein vorgeſchribenes Recept nit gar an - genehm ware / hab ich bey mir ſelbſt beſchloſſen / mein Reiß in das H. Roͤmiſche Reich zu nemmen / vnd als ich mich auff den Weeg bereits wolte machen / da lauffte ein Laggey in rother Libere gar hurtig herbey / mit hoͤfflichſter Bitt / ich wolt mich doch nur ein wenig zu ſeinem Gnaͤdigen Herꝛn / der dazumahlen bethligerig ware / befuͤgen / welches ich ihme auff kein Weiß wolte abſchlagen / vnd als ich in deſſen herꝛliche Behauſung an - gelangt / wurd ich vnverweilt zur Herꝛſchafft hinein gefuͤhrt / woſelbſten ich ohne ferners nachſinnen alſobald den Zuſtand er - kennt / auch ohne Scheu außgeſagt / wie daß Jhro Gnaden leyden ſehr groſſe auffſteigende Aengſten. Diſer war ein Cavalier bey Hof / vnd beaͤngſtigete ſich ſehr / wie er doch moͤcht hoͤher ſteigen. Dann ein Hof-Herꝛ / vnd ein Hofft-Herꝛ iſt faſt eins / zumahlen ſelbiger immerzu hofft weiter zu kommen / vnd zu hoͤhern Aembtern promovirt zu werden. Ein ſolcher iſt nit vil vngleich jenem armen Bettler auff dem Weeg / wel - cher vnauffhoͤrlich / vnd faſt vngeſtimm Chriſtum den HErꝛn angeſchryen; die Apoſtel faſten hieruͤber nicht einen gerıngen Unwillen / increpabant eum, vnd gaben ihme ein guten Fıltz /der341Judœ Hoffart.der ohne das kein Hut hatte / er ſoll das Maul halten / welches er ohne das nit vil gebraucht zum Eſſen / er ſoll nit ſchreyen / wie ein Zahn-Artzt / der ohne das wenig zu beiſſen / vnd zu nagen hatee / increpabant eum, villeicht haben ſie ihn ein ſchlimmen Sch. Socium geheiſſen / dann wol oͤffter dergleichen Straſ - ſen-Bettler auch Straſſen-Rauber abgeben / vnd nicht ſelten krumpe Bettler gerade Dieb ſeyn; etwann haben ſie ihn fuͤr ei - nen faulen Kerl gehalten / der ſein Brodt lieber beym Bettl - ſtab / als beym Regiments-Stab ſucht / auß ſolchen Bettl-Leu - then werden nachmahls gute Beutl-Leuth / vnd was ſie mit dem Bettl-Sack nit gewinnen / das pflegen ſie mit Sackgreif - fen einzubringen; increpabant eum, er ſoll ſich ſchamen ins Hertz hinein / daß er ein ſolches vngeheures Geſchrey verfuͤhre / daß ſie alſo nit vernemmen / noch verſtehen konten die H. Lehr / ſo ihnen der HErꝛ auff dem Weeg gebe / at ille magis. Aber diſer Bettler / vngeacht der harten Trohwort / Schmachwort / Schelt-Wort / Stich-Wort / Schimpff-Wort der Apoſteln / vngeacht deß außfiltzens / außmachens / außſcheltens / außgrei - nens / außbutzens der Juͤnger / hat noch aͤrger geſchryen; in wem beſtunde dann ſein Suppliciren vnd Anbringen? Domine, ut videam, HErꝛ / ich bitte / ich ſchreye / ich ruffe / vmb was? damit ich doch ſehe. Daran war ihm ſehr vil gelegen.

Luc. 18.

O mein GOtt / wie bemuͤhet ſich nit mancher Hof-Herꝛ! Der Kinder Zebedæi Mutter hat ſich nur einmahl gebuckt / wie ſie fuͤr ihre zwey Soͤhn von dem HErꝛn ein hoͤhere Scarge begehrt / aber diſer buckt ſich ſchon etliche Jahr zu Hof / faſt mehr als ein Paſſauer-Kling. Deß Juͤngern Tobiæ Huͤndl hat / vermoͤg H. Schrifft / mit dem Schweiff nur einmahl geſchmeich - let / aber diſer ſchmeichlet ſchon ſo lange Zeit mit dem Maul / Haͤnd vnd Fuͤſſen. Die Samaritaner haben auß Hungers -4. Reg. 6. Noth gar das Tauben-Koth vor ein Speiß genoſſen / aber di - ſer hat ein Zeit hero zu Hof wol groͤbere Brocken geſchlicket / ſchon von 5. Jahren her hat er alle 5. Sinn daran geſpannt / ſchon von 4. Jahren her hat er mit allen vieren ſich bemuͤhet /U u 3ſchon342Judœ Hoffart.ſchon von 3. Jahren her hat er alle Treu erwiſen / ſchon von 2. Jahren her hat er auff 2. Achßlen getragen / ſchon von einem Jahr her hat er nur einem Herꝛn gedient / er hat auffgewart / wie ein Budl-Hund / er hat Reverenz gemacht / vnd mit den Fuͤſſen geſcharꝛt / wie ein Bruthenn / er hat auffgeſchnitten / wie ein Wurm-Artzt / er hat allenthalben angeklopfft / wie ein Baum-Haͤckel / er hat geſeufftzet / wie ein Turtl-Taub / er hat gewacht / wie ein Schnee-Ganß / er hat geſucht / wie ein Spurꝛ - Hund / er hat vndergraben / wie ein Koͤnigl / er hat ſich hin - vnd hergewendt / wie ein eyſener Gockl-Hahn auff einem Thurn / er hat ſich in alles gefunden / vnd zu allem brauchen laſſen / wie ein Hut eines Hanß Supp / er iſt hin - vnd hergangen / wie ein Rad / er hat ein vnd anderen Patron vmbfangen / wie der Wintergruͤn einen Baum / er iſt ſtaͤts gehupfft / wie ein Bach - ſteltz / warumb? in wem beſteht dann ſein Verlangen? es muß wol der Muͤhe werth ſeyn / zu was Zihl vnd End ſtehet er meh - rer auß / als ein Moͤnch im Cloſter / ein Einſidler in der Wuͤ - ſten? Auguſtiſſime, ſereniſſime Domine, ut videar, da - mit er moͤge / nit wie der Bettler ſehen / ſonder angeſehen ſeyn / ſein flectamus genua iſt nur wegen deß levate, ſein bucken iſt nur wegen deß auffſtehen / ſein dienen iſt wegen deß bedient werden / ſein ernidern iſt wegen deß hoch ſeyn / er leydt halt ſehr an den auffſteigenden Aengſten.

Zu Jeruſalem war ein Schwemmteich nahet bey der Por - ten deß herꝛlichen Tempels / worin man die Schaaf pflegte zu waſchen vnd ſaͤubern / ehe vnd bevor ſie in dem Templ geſchlach - tet / vnd auffgeopffert ſeyn worden / bey ſolchem Schwemm - Teich befande ſich ein ſehr groſſe Menge der krancken vnd preſt - hafften Perſohnen / weilen nemblich zu gewiſſen Zeiten ein En - gel vom Himmel benanntes Waſſer bewegt / worvon nach - mahls der erſte / ſo hinein getretten / die gewuͤnſchte Geſundheit erhalten / ein jeder wolt bey diſer Motion der erſte ſeyn / dahe - ro war bey ihnen das ſtaͤte ſchauen / wachten / vmbſehen / auff - mercken / betrachten / warten / hoffen / ſeufftzen / verlangen / be -gehren /343Judœ Hoffart.gehren / es ware bey ihnen kein anderer Gedancken / als in der Motion der erſte zu ſeyn.

Ein Hof eines groſſen Monarchen iſt diſem Schwemm - Teich nit vil vngleich / ubi eſt multitudo languentium, all - wo auch ein groſſe Anzahl der Kraucken / vnder andern Such - ten aber / die daſelbſt regieren / iſt meiſtens die Ehr-Sucht / da will ein jeder in der Motion, oder beſſer geredt / in der Pro - motion der erſte ſeyn / diſer bemuͤhet ſich mehr / als ein Jacob vmb die ſchoͤne Rachel, jener ſucht eyffriger / als das Weibel den verlohrnen Groſchen im Evangelio; ein anderer geht keck darein / wie der Edlmann Joſeph zum Pilatus, der ſpendirt, vnd laſt ſich nit wenig koſten / vnd ſey ihme / wie es woll / auß den drey Koͤnigen von Orient iſt gleichwol voran gangen / der das Gold getragen; es ſeynd nit wenig / welche ſuchen durch die Weiber promovirt zu werden / als wie der Peter, ſo auch zwar zu ſeinem Ungluͤck zu Hof durch ein Weib ſich eingetrun - gen / per ancillam oſtiariam. Ein jeder will der erſte ſeyn / ein jeder will den Alt ſingen / ein jeder ſucht Reputation, das iſt ein ſchoͤnes Wort bey Hof / aber ein theuere Wahr.

Der Saul muſte auß Befelch ſeines Vatters Cis die - lin ſuchen / er iſt von einem Berg zum andern geſtigen / da ein Bauern gefragt / dort einen Burger erſucht / bald ein Reiſen - den angeredt / ob er keine Eßlin hab geſehen? vom Feld in das Dorff / vom Dorff in die Statt / von der Statt auff das Land iſt Saul mehrer geloffen / als gangen / Bauer ſey kein Lauer / ſag her / haſt keine Eßlin angetroffen? Bruder ſey kein Luder / be - kenns / haſt keine Eßlin geſehen? Knecht beſtehs doch recht / haſt keine Eßlin wahrgenommen? was ſuchſt du Saul mit ſo vi - len Sorgen? was? wann dazumahl Saul waͤre der Griechi - ſchen Sprach kuͤndig geweſt / ſo haͤtt er geantwortet / O nos, O nos geht mir ab / das ſuche ich.

Was ſucht diſer Cavalier zu Hof? was prætendirt er bey den hohen Miniſtern? was fupplicirt er bey der Herꝛ -ſchafft?344Judœ Hoffart.ſchafft? was iſt ſein Begehren? Echo, Ehren? Honos ſu - chet er / Honos geht ihm ab / er will hoͤher ankommen / als er jetzo ſtehet / das Kraut Ehren-Preyß ſucht er im Hof-Gar - ten / das Gloria in excelſis ſucht er in der Hof-Muſic / das Officium primæ claſſis ſucht er im Hof-Brevier, vnd ſolches zu erhalten / nimbt er kein Gewiſſen / ein groͤſſern Fleck von der Ehr deß Nechſten / als der David von deß Sauls Mantl abzu - ſchneiden / er macht ihm kein Scrupel deß Nechſten Fama ſchwaͤrtzer zu machen / als geweſt die Dama, ſo der Moyſes ge - heyrath / die war ein Mohrin / er acht es wenig / wann er dem Mit-Competenten ein groͤſſern Bruͤgl vnder die Fuͤß wirfft / als geweſt jener Stoͤcken / mit deme der Jacob den Fluß Jordan durchgewaden.

Pontius, mit dem Zunahmen Pilatus genannt / nach Außſag Baccarij, Lucij Dextri, Caltoni, &c. wie dann von diſem Geſchlecht vor kurtzen Jahren noch einige zu Rom vor - handen / geſtalten auß einem Epitaphio, oder Grabſchrifft da - ſelbſt in der Kirchen deß H. Vatters Auguſtini zu ſehen / diſer ware Landpfleger in Judæa, ſonſt ein gebohrner Frantzoß von der Statt Lion, wo die falſche Wahren herkommen / ſeinerSixt. Se - nenſ. t. 2. Geburt nach ein Jungfrau-Sohn / vnd war ſein Mutter ein gemeine vnd arme Muͤllners-Tochter; obberuͤhrter Scribent,De Plag. cap. 10. forderiſt Mallonius bezeugen / daß ſein Vatter ſeye genennt worden Tirus, Stand halber ein Freyherꝛ / welche da zuzeit Reguli benambſet waren; wie diſer eineſt ſtarck berauſcht / gar zu groſſe Gemeinſchafft pflegte mit gedachtem Schleppſack / al - ſo hat er vnehelich vnd vnehrlich mit ihr erzeugt den Pontium, worauß leicht abzunemmen / cum partus ſequatur ventrem, was ſo ſchlimme Stammen vor ein Frucht koͤnnen tragen; wie dann diſer Piletus von Natur ein Ertz-Schelm war / der noch als ein kleiner Knab ſein leiblichen Bruder ermordt / auch nach - mahls durch geheime Nachſtellungen den Sohn deß Frantzoͤſi - ſchen Geſandten zu Rom vmbgebracht / weſſenthalben er mu -ſte in345Judœ Hoffart.ſte in die Flucht gehen / gleichwol aber hat er durch viles bemuͤ - hen vnd bitten ſeines Vatters / die Landpfleger-Stell in Judæa erhalten vnder dem Kayſer Tiberio, nachdem ſein Vorfahrer Valerius Gratus mit Todt abgangen / in wehrender ſeiner Ambts-Verwaltung hat er alle erdenckliche Laſter vnd Untha - ten begangen / abſonderlich die Tempel GOttes verwuͤſt / vnd entvnehret / ſo gar die Gallilæer, ſo in dem Tempel oder Berg Garitim in Samaria ihr Opffer vollzogen / hat er jaͤmmerlich niderhauen laſſen / daß alſo das Menſchen-Blut mit dem Blut deß Schlacht-Vieh vermiſcht worden. Diſer Pontius, wegen ſo hefftiger Klagen bey dem Tiberio, vnd abſonderlich wegen ſchmaͤhlichen Todts Chriſti iſt aller ſeiner Ehren vnd Aembter entſetzt / vnd nach langem Arreſt, vnd harter Abſtraffung von Rom bandiſiert worden / der nachgehends zu Wienn in Franck - reich / nach Zeugnuß Euſebij, eines elenden Todts geſtorben /In Chron. l. 1. c. 24. indem er auß groſſer Melancholey / nagendem Gewiſſen / zeit - lichem Spott ſich ſelbſt mit einem Dolch erſtochen. Offt mehr - gedachter Pilatus war ein Haupt-Statiſt, vnd gewiſſenloſer Politicus, der in allweg ſuchete den vnſchuldigen JEſum vom Todt zu ſalviren / ſo bald ihm aber das geſambte Volck / vnd forderiſt die Hoheprieſter getrohet: Si hunc dimittis, non es amicus Cæſaris: Wann du diſen wirſt frey laſſen / ſo biſt du kein Freund deß Kayſers. Holla! gedach - te Pilatus, wird ich bey dem Kayſer in Ungnad gerathen / ſo - dann thut er mich von meinem Hoch-Ambt ſtoſſen / verliehre ich ſolche Charge, ſo iſt alle Ehr vnd Reputation hin / ey ſo ſeys / lieber diſen Unſchuldigen laſſen creutzigen / lieber das Gewiſſen auff die Seyten geſetzt / lieber die Gerechtigkeit fahren laſſen / als Reputation verliehren. O Torꝛheit!

Dergleichen ſeynd bey dermahligen Welt nit wenig an - zutreffen / denen ein Reputation werther iſt / als alle Gebott GOttes / vnd der Kirchen / wann man ſchon weiß / daß diß vnd diß Ambt / vnd hohe Officium ohne Gewiſſens-VerletzungPars II. X xnit346Judœ Hoffart.nit kan verricht werden / gleichwol hinauff wegen der Reputa - tion; wann man ſchon erkennet / daß die eigene Talenta weder dichtig / noch wichtig ſeynd vor ein ſolche Ambts-Verwaltung / dannoch hinauff wegen der Reputation; wann ſchon hierdurch dem Nechſten ein groſſe Unbild zugefuͤgt wird / indem er wegen langer bißhero treu geleiſten Dienſten ſolches Ambt verdient hat / dannoch hinauff / quocunque modo & motu, wegen der Reputation. O mein Reputation, weil du die Natur vnd Eigenſchafft deß Feuers haſt / als welches immerzu in die Hoͤhe trachtet / alſo wirſt du auch dein Loſament nemmen beym Feur / vnd zwar beym ewigen.

Weil ich dann bey ſolchem obbemelten Cavalier den uͤb - len Zuſtand / benanntlich die auffſteigende Daͤmpff vnd Aeng - ſten auß dem Magen wahrgenommen / alſo hab ich ihme ohne Verweilung folgendes Recept vorgeſchriben:

Vor die auffſteigende Aengſten.

  • Recip:
    • Galgan. tto 1.
    • Majoran. $$\frac{2}{3}$$ 1.
    • Weiß Lilien. 311.

Diſtilliers auß einem glaͤſeren Alemb: im Aſchen / iſt treff - lich gut vor diſen Zuſtand.

Anbelangt die Wurtzl Galgan, wachſet ſolche in dem Koͤ - nigreich China, die Chineſer nennen ſie ins gemein Lavan - doa, diſe Wurtzl ſonſt in rothen Wein geſotten / vnd uͤber den Magen gelegt / ſtaͤrckt denſelben; aber mein Galgan wachſet in Judæa, vnd an diſer iſt der ſtoltze Ammon erſtickt. O wie vil verlangen die Hof-Suppen / indem doch ſo harte Brocken dar - innen! O wie manche begehren den Hof-Trunck / da doch ein ſchlechtes Proficiat darhinder! O wie vil ſuchen das Hof-Pa - pier / indem doch ſo bald ein Sau darauff gemacht wird! O wie manche greiffen nach der Hof-Karten / da doch oͤffter Baſtoni vndern Fuͤſſen / als Denari in Haͤnden! O wie vil trachten nach den Hof-Keglen / indem doch dem hunderten der Koͤnig nichtfallt347Judœ Hoffart.fallt nach ſeinem Wunſch vnd Verlangen! O wie manche lauffen nach der Hof-Muſic / worin doch oͤffter in B duro, als in B moll das Geſang lautet! O wie vil wollen haben den Hof - Calender / in dem doch allemahl ein Schalck-Jahr! O wie manche eylen nach dem Hof-Pflaſter / worauff man doch ſo bald ſtolpert! O wie vil ſuppliciren vmb die Hof-Wahren / worunder doch das meiſte Leoniſch! O wie manche reteriren ſich auff die Hof-Paſteyn / vnd leyden ſo ſtarck von der Contra - ſcarpe! O wie vil ſuchen den Hof-Favor, vnd finden doch / daß Favor vnd Favonius geſchwind / wie der Wind / verſau - ſen! Das hat der ſtoltze Ammon ſattſamb erfahren / diſer ware Prior in der Hofſtatt deß groſſen Koͤnigs Aſueri: Exal - tavit eum, & Prior ſedebat, &c. er war das einige Favo -Eſther 1. c. ritl deß Koͤnigs / wer zu Hof hat wollen ein Gnad fiſchen / der muſte den Ammon vor ein Angl brauchen / wer zu Hof hat wollen das Prœmium nemmen / der hat den Ammon muͤſſen zum Præceptor haben; Reverenz von allen Leuthen / Ba - cialemani von allen Orthen / Corteſia von allen Staͤnden wurde dem Ammon erwiſen; in ſumma ſummarum, er war Summus zu Hof / weſſenthalben er nit wenig ſich uͤber - nommen / vnd ſolches Ubernemmen thut alles nemmen. O wie iſt Menſchen-Gunſt ſo gleich einem Dunſt / der bald vergeht! O wie iſt groſſer Herꝛn Gnad ſo gleich einer Schneepfadt / ſo von geringem Wind verwaͤhet wird! Ammon der vorneh - meſte Cavalier bey Hof / der angenehmſte Rath bey Hof kom - met in ein gaͤhe Ungnad / vnd wird durch ernſtlichen Befelch deß Koͤnigs Aſueri an den liechten Galgen auffgehenckt / vnd diß iſt die Wurtzl Galgan / welche in dem Recept ſtehet: Gebt acht ihr groſſe Herren bey Hof / ſteigt nit zu hoch / damit euch das fallen nit zu hart ankombt / der Schwindl iſt meiſten - theils bey Hof anzutreffen / zu Hof iſt manchesmahl das Glat - Eyß mitten im Sommer / vnd iſt man deß fallens nie verſichert / der Teuffel ſtraͤhet nirgends mehrer Arbes / als auff der Hof -X x 2Stie -348Judœ Hoffart.Stiegen / es iſt der Ammon nit allein / welchem die auffſteigen - de Aengſten den Garauß vnd Kerꝛauß gemacht haben / ſonder er hat ſeines Gliffters mehrer / denen der Ubermuth den Halß gebrochen / es iſt halt wahr / daß Stultus, Stolperer vnd Stoltz / wachſen auff einem Holtz.

Als Jacob der Patriarch eineſt auff dem freyen Feld ſein Nacht-Herberg genommen / vnd zu ſolchem End etliche Stei - ner zuſammen klaubt / welche ihme an ſtatt eines Haupt-Pol - ſters dienten / der Hoffnung / auff diſen harten Federn ein ſanff - te Ruhe zu ſchoͤpffen / ſihe aber / in Mitte der Nacht thut er wahrnemmen ein Leiter / welche von der Erden an / biß in denGen. 28. hohen Himmel hinauff ſich erſtreckte / oben aber war der All - maͤchtige GOtt / welcher mit beeden Haͤnden die Leiter gehalten.

Wann einem GOtt die Leiter haltet / da iſt leicht zu ſtei - gen / vnd iſt man vor dem Fall verſichert / alſo iſt hoch geſtigen der David, welcher auß einem ſchlechten Hirten-Bueben ein groſſer Koͤnig worden / weil er ſich aber deſſen nit uͤbernommen / alſo hat ihme GOtt die Leiter gehalten. So iſt auch hoch geſti - gen der Joſeph, welcher auß einem Sclaven vnd Diener ein Vice-Re, vnd Landpfleger in Egypten worden / weil er aber ſeinen Gluͤck-Roſſen den Demuth Zaum eingelegt / alſo hat thm GOtt die Leiter gehalten.

Alſo ſeynd hoch geſtigen Joannes der zwey vnd zweintzig - ſte Roͤmiſche Pabſt / deſſen Vatter ein Schneider. Benedi - ctus der Zwoͤlffte / deſſen Vatter ein Muͤllner. Urbanus der Vierdte / deſſen Vatter ein Schuſter. Sixtus der Fuͤnffte / deſ - ſen Vatter ein Vignarvolo, oder Weinzuͤrl / ꝛc. weil ſie aber ſich in diſer Hoͤhe allzeit ernidriget / vnd das Wort Humilis von Humo, als eines jeden Menſchen eigentliches Stammen - Hauß hergezogen / alſo hat ihnen GOtt die Leiter gehalten / daß ſie nit gefallen. Aber die auß Ehrgeitz in die Hoͤhe ſteigen / Reputation halber in die Hoͤhe trachten / vnd in der Hoͤhe ſo gar nit mehr herunder ſchauen / ſonder ſich uͤbernemmen / denen haltet der Allmaͤchtige GOtt die Leiter nicht / ſonder er ziechtihnen349Judœ Hoffart.ihnen ſolche noch auff die Seyten / Deus ſuperbis reſiſtit, daß ſie alſo ſpoͤttlich herunder plaſchen. Wer iſt hoͤher kom - men bey dem Hof deß Davids, als der Joab, welcher ein Ge - neral - Feldmarſchalck war uͤber die gantze Armee / weil ihm aber das ſuper omnes die ſuperbiam gebrochen / alſo hat ihn GOtt laſſen jaͤmmerlich ermorden. Wer hat mehrer golten bey dem Kayſer Tiberio, als Sejanus, deme zu Ehren ſo gar Metallene Statuen ſeynd auffgericht worden / weilen ihm aber der Nider zu wider / vnd ſich in ſolcher Hoch heit uͤbernommen / alſo hat ihn GOtt alſo geſtuͤrtzt / daß er ſchaͤndlich vmb das Le - ben gebracht / vnd ſo gar der Begraͤbnuß vnwuͤrdig geſchaͤtzt worden. Wer iſt mehrer geweſt bey Hof deß Kayſers Arca - dij, als Ruffinns, in deſſen Haͤnden die gantze Regierung ſtun - de / weil aber Hof-Arbeit vnd Hoffart die nechſte Verwandte / alſo hat ihn GOtt ſpoͤttlich laſſen fallen / vnd gar ermorden. Wer iſt hoͤher geſtigen beym Hof deß Kayſers Juſtiniani, als Belliſarius? ſo gar / daß der Kayſer hat laſſen Muͤntz praͤcken / allwo auff einer Seyten die Bildnuß deß Kayſers / auff der andern das Contrafet deß Belliſarij zu ſehen war / weil ihm aber der Dampff der Hoffart alſo in die Augen geſtigen / daß er ſich uͤbernommen / alſo hat ihn GOtt dergeſtalten herunder geſtoſſen / daß ihme beede Augen außgegraben worden / vnd er auff freyer Straſſen / wie ein blinder Bettler das Allmoſen ge - ſucht. Das heiſt / primus, Echo, imus.

Carolus de Biron, Marſchall in Franckreich / Alvarus de Luna Conſtabl, vnd erſter Miniſter in Spanien / Wal - therus, Graf Atholiæ in Schottland / diſer vnd diſer N. N. vornehme Herꝛ in Teutſchland / Miniſter bey Hof / ſeynd alle / alle / wie der ſtoltze Aman, mit hoͤchſter Schand vnd Scha - den zu grund gangen / weil ſie ſich in ihrem Gluͤck uͤbernommen.

Das anderte Stuck in dem obgeſetzten Recept iſt der Majoran, diſes Kraͤutl wachſet allenthalben / wann der Teuf - fel ſeinen boͤſen Saamen außſaͤhet / wie bey dem Evangeliſten Matthæo zu leſen / ſo wachſt lauter Majoran darauß / welchesCap. 13.X x 3ſo350Judœ Hoffart.ſo gar vnder den Apoſteln vnd Juͤngern deß HErꝛn wahrge - nommen worden / weilen nemblich vnder ihnen in Gegenwart Chriſti ein zimblicher Zanck entſtanden / vnd wolte ein jederLuc. 22. Major ſeyn: Facta eſt contentio inter eos, quis eorum vi - deretur eſſe Major. O mein GOtt / ſo findt man ſo gar bey frommen vnd heiligen Leuthen auch Competentzen! vnd zeigt ſich nit ſelten ein hohes Geiſtl auch bey denen Geiſtlichen / vnd glaub mir / die Frau Superbia iſſet nicht wenig Cloſter - Suppen / der Teuffel geſegn ihrs: So bald vnſer lieber HErꝛ vermerckt ſolches procedere wegen deß præcedere, hat er ge - ſchwind den geſambten Apoſteln die Lehr geben / es ſoll bey Leib keiner ſich uͤbernemmen / ſich auff kein Weiß anmaſſen deß Titls Major, ſonder lieber Minor heiſſen / das Laſter der Hof - fart ruͤhre eigentlich von dem Teuffel her / welcher Limmel ſchon im Himmel ein ſolches Getuͤmmel wegen der Præcedenz ge - macht / daß Paradeyß ſeye nur fuͤr die Demuͤthige gebauet / vnd nit fuͤr die Hoffaͤrtige.

Es iſt ein gar enges vnd nideriges Thuͤrl in Himmel / an - guſta Porta, ein Major, ein groſſer Hanß / ein ſtoltzer Super - Gaſt kan nit hinein / in diſes Engelland iſt kein anderer Weeg / als auß Niderland / vnd der nicht Paarfuß gehet / der iſt deß Teuffels mit Haut vnd Haar. Holla! verſteht mich recht / ich red Lateiniſch / vnd mein es gut Teutſch; parvus heiſt ſo vil / als demuͤthig / niſi efficiamini, ſicut parvuli. Wilſt du ein ab - ſonderlich Gluͤck haben Zachee? wilſt du / daß deinem Hauß ein groſſes Heyl widerfahre / wilſt du / daß Chriſtus der Welt Heyland ein Gaſt ſeye feſtinans deſcende, herunder mit dir / verlaß die Hoͤhe / eyle in die Nidere / ꝛc. die nidere Demuth wird allein von GOtt hoch geacht.

Die Demuth Mariæ hat gemacht / daß ſie auß einer Magd / ecce Ancilla Domini, ein Koͤnigin deß Himmels vnd der Erden worden. Die Demuth Magdalenæ hat ge - macht / daß ſie ein Jubilæum vnd vollkommenen Ablaß hat ge -funden351Judœ Hoffart.funden bey den Fuͤſſen JEſu. Die Demuth Petri hat gema - chet / daß er mit ſeinem exi à me, quia homo peccator ſum, zum hohen Pabſtthum gelangt; die Demuth deß offnen Suͤn - ders hat gemacht / daß ihm die Gnaden-Porten offen worden; die Demuth Pauli hat gemacht / daß er in dritten Himmel (waͤren wir vnderdeſſen nur im erſten) verzuckt worden; die Demuth der Nini viter hat gemacht / daß ſie mit dem Aſchen / den ſie auff ihre Haͤupter geſtraͤhet / haben das hoͤlliſche Feuer gedaͤmpfft; die Demuth Matthiæ hat gemacht / daß er deß Schelmiſchen Judæ redlicher Succeſſor worden: die Demuth Franciſci hat gemacht / daß er dem ſtoltzen Vogl Lucifer in ſein Neſt geſeſſen.

Sonſt ſagt man / Sonnen-Hitz / Nadl-Spitz / vnd Wei - ber-Witz ſeynd nit wehrhafft / aber in aller Warheit / ein wi - tziges Weib iſt jene geweſt / welche ihr einiges Heyl hat ge - ſucht / vnd gefunden an dem Saum vnd vnderſten Theil der Kleyder Chriſti / alſo iſt aller Menſchen Heyl nur in der nide -Matth. 9. ren vnd tieffen Demuth anzutreffen / vnd iſt bey GOtt dem HErꝛn kein werthere / vnd groͤſſere Zahl / als das Nulla der Nullitet vnd Nichtigung ſeiner ſelbſt / vnd iſt wol zu glauben / daß homo, humus vnd humilis die nechſte Verwandte mit - einander ſeyn.

Das dritte Stuck in dem Recept ſeynd weiſſe Lilien: di - ſe Blumen iſt eine auß den vornehmſten / gleichwol aber uͤber - nimbt ſie ſich nit ihrer Hochheit / ſonder neigt ihr ſilberfarbes Haupt allzeit gegen der Erden / auff ſolche Arth ſoll ein vorneh - mer Herꝛ vnd Cavalier beſchaffen ſeyn / vnd fein niemahlen we - gen ſeines hohen Stands ſtoltzieren / ſonder oͤffters die Erden anſchauen / als ſein natuͤrliches Stammen-Hauß / vnd rechte Mutter / weſſenthalben er mit dem geringſten Bettler verbruͤ - dert iſt. Nichts ſchoͤners ſtehet / als wann bey groſſen Herren vnd Miniſteren alles vnd nichts auß einer Schißl eſſen / wann nemblichen ein ſolcher Herꝛ alles hat / alles kan / allesweiß /352Judæ Hoffart.weiß / vnd faſt alles regiert / vnd dannoch nichts auß ihm macht / nichts von ſich halt.

Jn dem Buch Levitici hat GOtt der HErꝛ den Prie - ſtern befohlen / daß / wann ſie in ſeinem Tempel ihme Voͤgl auffopffern / ſodann ſollen ſie die Federn an das Orth werffen /Lev. 1. v. 16. wo der Aſchen ligt: Plumas proijciet in locum, ubi cineres effundi ſolent. Ein vornehmer Herꝛ / ein adelicher Felix, ein gnaͤdiger Herꝛ Fortunatus, wann er ſchon hoch im Thron vnd Reputation ſtehet / ſo muß er doch nit hoch im Thon ſeyn / bey Leib nit fliegen / ſonder die Federn dahin / wo der Aſchen ligt / werffen / vnd gedencken / er ſeye ein Menſch / wie andere / werde zu Staub vnd Aſchen werden / wie andere; Der Hauptmann zu Capharnaum iſt uͤber alle maſſen von Chriſto dem HErꝛn gelobt worden / ja ſo gar hat der gebenedeyte Heyland außge - ſagt / daß er ſeines gleichen in gantz Iſraël nit hab angetroffen / es hat dem HErꝛn die Demuth diſes Officiers ſo wolgefallen /Matth. 8. vmb weil er geſagt hat: Et ego homo ſum, ich bin auch ein Menſch / ꝛc. Er war ein Cavalier vnd guter vom Adl / hat villeicht geheiſſen von Rittersberg / oder Streittbar-Ho - fen / bey ſtattlichen Mittlen vnd Herꝛſchafften / von einem al - ten Hauß / vnd guter Caſata, gleichwol hat er geſagt / vnd be - kennt / & ego homo ſum, er ſeye ein Menſch / ꝛc. Alſo mein vornehmer Herꝛ vnd Miniſter, wann du ſchon bey Hof auff der erſten Banck ſitzeſt / wann dich der Landfuͤrſt vnd die Landfuͤrſtin faſt verehren / vnd anbetten / wie Sonn vnd Mond den Joſeph, wann durch dein Ja vnd Nein ſchon muß alles geſchloſſen ſeyn / ſo huͤt dich doch / daß Exaltatio vnd Exulta - tıo nicht zuſammen kommen / du biſt kein Gott / vnd wann du glaubeſt / daß du beſſer ſeyeſt / als andere / alsdann heiſt Mini - ſter in einem Anagramma Mentiris, ſprich lieber mit obbe - nenntem wackern Kriegs-Officier auß Demuth / & ego ho - mo ſum, vnd ich bin auch ein Menſch. Der ProphetEzechiel353Judœ Hoffart.Ezechiel hat den Wagen GOttes beſpannter geſehen mit 4. Ezech. 1. v. 10.Thieren / benanntlich mit einem Loͤwen / Ochſen / Adler vnd Menſchen. Und vermerckt wol mein H. Vatter Auguſtinus, daß der Adler ſich nicht erhebt uͤber die andere Thier / ſonder hat auch den Ochſen neben ſeiner gelitten / deßgleichen ſoll ſich der Adel auch nit uͤbernemmen / ſich nit mehrer achten / als einen gemeinen Ochſen / will ſagen / ein armen vnd arbeitſamen Men - ſchen / die gemeine Leuth nicht / wie oͤffters pflegt zu geſchehen / ſchlechte Canalien tauffen / ſondern die liebe vnd werthe De - muth zeigen / welche Lection ihme auß der Schuel Chriſti zu lehrnen auffgeben worden: Diſcite à me, quia mitis ſum, & humilis corde.

Diſe meine Chur bey obbeſagtem Cavalier hat mir nicht gar uͤbel gelungen / vnd halt vor gewiß / daß er ſo bald die auff - ſteigende Aengſten nit werde leyden / dafern er ſich deß Recept halt / aber die Galgan. Wurtzl machte ihm faſt ein Grauſen; Als ich mich nun daſelbſt beurlaubet / vnd fuͤr mein wenige Muͤhe ſattſamb contentirt worden / auch kaum 6. oder 7. Schritt von gedachtem Pallaſt hinweck gangen / da begegnet mir ein Carozen mit zweyen ſchoͤnen Leibtziger-Rappen beſpan - net / worin ein ſehr ſchoͤn auffgebutztes Frauzimmer ſaſſe / wel - che / ſo bald ſie mich erblickt / geſchwind hat laſſen ſtillhalten / vnd mich / utcunq́ue lato modo, bittlich erſucht / ich wolt mich doch zu ihrem Herꝛn / deſſen Wohnung vnweit vom guldenen Fe - der-Buſch / ein wenig bemuͤhen / damit er mit mir wegen ſeines Zuſtands ſich moͤchte berathſchlagen; wie ich mich dann deſſen nit geweigert / ſondern den geraden Weeg dahin genommen / auch ſeine Kranckheit gar bald erkennt / vnd hatte er vnd ſein Madama faſt einen Zuſtand / dann beede die Gedaͤchtnuß ſchier gantz verlohren / war alſo nothwendig ihnen ein Recept zu ver - ſchreiben ad confortandam memoriam.

  • Recip:
    • Krebſen --- Lib. 11.
    • Ehren-Roſen / id eſt, malva hortenſia M. 11.
    • Spirit. Tartari --- Unc. 111.
Pars II. Y yJn354Judœ Hoffart.

Jn einem Malvaſier geſotten / vnd darvon getruncken / ſtaͤrcket die Gedaͤchtnuß.

Diſer hat ſeine Studia abſolvirt mit wenigem Unkoſten / zumahlen er ſein Suppen von einem Cloſter ſupplicirt, das Beth-Gelt durch die Nacht-Muſic vnd Litaneyen ſingen ge - ſamblet / endlich iſt er bey einem Fleckſieder ein Præceptor (der Zeit heiſt mans ſchon Hofmeiſter) worden / vnd weil er Jhro Gnaden deß Herꝛn von Lugeck Dienſt-Menſch / bey dem ſie ſehr vil golten / geheyrath / alſo iſt er durch deſſen vil vermoͤ - gende Recommendation ein Canceliſt worden / jetzt iſt er ſo weit droben / daß man ihm die Gnad gibt / aber er / ſambt ihr haben die Gedaͤchtnuß verlohren / ſie gedencken nit mehr / wer ſie geweſt ſeynd / ſie kennen die vorige Freund nit mehr vor lau - ter Hoffart. Der groſſe Mann Elias hat auff ein Zeit geſehen /Lib. Reg. 3. c. 18. daß ein kleines Woͤlckl / nubecula parva, auß dem Meer ſich erhoben / welches nach vnd nach hoͤher geſtigen / vnd endlich ſo groß worden / daß es den gantzen Himmel bedeckte. Jch / vnd du / vnd er / wir / vnd ihr / vnd die haben ſchon oͤffters mit Au - gen geſehen / daß ein gemeiner Menſch iſt hoch geſtigen / auß ei - nem Kleinen ein Groſſer worden / auß einem Diener ein Herꝛ / auß einer Magd ein Frau / auß einem Anhalter ein Verwal - ter / auß einem Thorſteher ein Vorſteher / haben aber auch mehrmahlen erfahren / daß die Ehren einen ſolchen ver - kehren. Martha ſagte einmahl Chriſto dem HErꝛn / als die Red war von ihrem verſtorbenen Bruder Lazaro, jam - tet, er ſtinckt ſchon / ich ſags / vnd klags von ſolchen / ſo bald er von einem ſchlechten Menſchen uͤberſich kombt / vnd hoch ſteigt / fœtet, er ſtinckt ſchon vor lauter Hoffart.

Es iſt einer geweſt / ſeines Handwercks ein Schneider / welcher aber durch das Gluͤck alſo erhoben / daß er gar ein Gnaͤ - diger Herꝛ worden / Berg vnd Thal im Nahmen / vnd Titl ge - fuͤhrt / etwann von Nadelsberg / von Steppenthal / von Fin - gerhuts-Hofen / von Zwiernau / von Ellen / von Flickingen / ꝛc. er355Judæ Hoffart.er iſt auff der Gaſſen daher gangen mit ſolchen Conſtantino - politaniſchen Schritten / als wolt er den Staub von dem ho - hen Berg Olympo weckblaſen / er hat den Kopff in der Hoͤhe getragen / wie deß groſſen Alexandri Reittpferdt / er hat die Armb beederſeits vnderſtuͤtzt / als wolt er dem Atlas helffen den Himmel tragen / er prallte bey Leuthen / denen ſein groſſes Stammen-Hauß (ſcilicet) nit bekannt / daß er ſeye hochge - bohren / vnd es war dem alſo / dann ſein Mutter / als ein arme Haut / hat droben vnderm Tach gewohnt / er ſagte / daß er wol - gebohren ſeye / vnd iſt wahr / dann ſein Vatter war ein Kotzen - macher / der ſtaͤts mit Woll vmbgangen / er beruͤhmte ſich / daß ſein Anherꝛ oder Groß-Vatter ſchon von gutem Gebluͤt gewe - ſen / vnd das iſt nit zu laugnen / dann er iſt ein Fleiſchhacker ge - weſt / diſer ſtoltze Geſell hat von einem ſehr beruͤhmten Mahler begehrt / daß er ihm ſein Stammen-Wappen / vnd Ritters - Helm ſolle vnd wolle auff ein Tafel mahlen / deme es der Mah - ler in allweg zugeſagt / vnd verſprochen / damit er aber dem auffblaſenen Geſellen vnder die Naſen reibete / von was ge - ringem Herkommen er ſeye / vnd ſich alſo in dem groſſen Gluͤck nit mehr kenne / wer er vorhin geweſen / alſo hat er nichts an - ders auff den Schild gemahlt / als ein Haͤfftel / benanntlich di - ſes Zeichen / welches dem tollen Kerl alſo verſchmacht / daß er vnverweilt den Mahler / wegen ſolcher angethaner Schmach vnd Injuri, bey dem Gericht angeklagt / dann er waͤre der Mei - nung / als habe ihn der Mahler durch das Haͤfftel wollen ſchimpffen / daß er ein Schneider ſeye geweſt; wie es dann in der Sach nit anderſt ware / aber es wuſte ihm diſer Kuͤnſtler ſtatt - lich zu helffen / indem er vor dem Gericht hoch betheuert / daß er dem Willen diſes (Titl) Gnaͤdigen Herꝛn ſeye in allweg nachkommen / als der nichts anders verlangt in ſeinem Wap - pen-Schild / als ein Loͤwen / vnd da ſeye er gemahlt; was? ſagt der neue Edlmann / iſt das ein Loͤw / der Mahler ſchwoͤrt dem Teuffel ein Ohr ab / es ſeye ein Loͤw / jedermann ſahe aber / daß es ein gelbes Haͤfftel / biß endlich der Mahler die GeheimbnußY y 2entdeckt /356Judæ Hoffart.entdeckt / vnd den Calender zum Zeugen genommen / in wel - chem durch das der Stier / durch das der Mars, durch das die Venus, durch das der Krebs / durch das der Wid - der / ꝛc. vnd durch das der Loͤw entworffen / vnd vorgeſtel - let wird.

Hannibal Carus, ein ſehr gelehrter Kopff / hat einem reichen Bauern / welcher kurtzumb ein ſchoͤnes vnd vornehmes Wappen fuͤr ſich vnd ſein gantze Freundſchafft verlangte / diſen Rath geben / er ſolle nemblich in den Schild mahlen laſſen drey Stuck / erſtlich ein Trayd-Koͤrnl / zum andern ein Weinſtock / drittens ein Biernbaum / welche drey Ding in Italianiſcher Sprach zuſammen geſetzter alſo lauten / gran vitu pero, auff Teutſch / ein groſſer Spott / dann nicht ein geringe Schand / wann ſich einer ſeines Herkommens ſchamet.

Bey groſſer Hungersnoth ſchickt der alte Jacob, der liebe Patriarch ſeine Soͤhn in Egypten / damit ſie daſelbſt vmb das paare Gelt ſolten Trayd einkauffen / wie ſie nun bey dem Vice - Koͤnig Joſeph allda ankommen / hat ihm kein Menſch trau - men laſſen / daß ſie ſeine leibliche Bruͤder waͤren / auch ſie ſelbſtGen. 44. kennten den Joſeph nicht mehr / Joſeph zoge in Sammet vnd Seiden auff / wurde von einer groſſen Hofſtatt bedient / jeder - mann biegte die Knye vor ihm / das gantze Land nennt ihn ein Allergnaͤdigſten Herꝛn / ꝛc. diſe Geſellen aber hatten gar ein ſchlechten Auffzug / der Ruben einen Rock / worin bald mehrer Fleck / als Tag im Jahr / der Simeon gieng ſo liederlich daher / als waͤre er in einer Taͤndtler-Butten geſteckt / der Levi tragte ein Bauern-Joppen an / die etwann ſchon zwey Jahr aͤlter / als er / der Judas hatte ein Kleyd / ſo nit beſſer / als ein Ungariſcher Gebeneck, der Nephtali iſt halt auffzogen / wie ein Schaaf - Hirt / mit einem rauchen Schaaf-Fehl / der Iſachar war alſo zerlumpt / daß ſchier das gantze Kleyd auß dem Leim gangen / der Gad hatte den Vortl / daß ihn kein Schueh getruckt / weil er paarfuß gangen / der Dan zoge ſo ſchmutzig auff / als haͤtt er ein halbes Jahr mit Schmeer gehandlet / der Zabulon hatteein357Judæ Hoffart.ein Tracht von groben Loden / mit Zwilch gefuͤttert / der Aſer hatte einen Rock auß ſolchem Sam̃et / worauß man die Mehl - Saͤck macht / alle ins geſambt zogen auff / wie arme Bauern / wie ſchlechte Hirten / wie gemeine Leuth / Joſeph aber in Sam - met vnd Seiden / in Silber - vnd Goldſtuͤck / in aller Pomp vnd Herꝛlichkeit / vnd gleichwol / O das iſt ſchoͤn vnd loͤblich! vnd gleichwol hat er ſich ihrer nicht geſchaͤmbt / ſonder bey der gantzen Hofſtatt deß Koͤnigs / in Gegenwart ſo viler Adels - Perſohnen vnd Hof-Bedienten offentlich bekennt / Fratres mei venerunt, &c. diſe ſeynd meine leibliche Bruͤder von Vatter vnd Mutter.

O wie wenig Joſeph gibt es bey der Welt / ein mancher Stoltzenhofer / der mit ſeinen Lateiniſchen Complementen et - wann ein reiche Wittib ins Netz gebracht / vnd ſchon mit einer dicken Paruque, wie ein Nacht-Eul vnderm alten Kirchen - Tach daher prangt / ſchambt ſich ſeiner Freundſchafft / will nit haben / daß der Kaͤmplflicker zu Buͤrſtenfeld ihn ſoll einen Bru - der heiſſen / will nit leyden / daß ſein eigene Mutter ſoll mit ihm uͤber Tafel eſſen. Jch habe ſelbſt einen Doctor gekennt / deſ - ſen alter vnd betagter Vatter ein Baur / vnd bey ihm die Woh - nung haͤtte / als ich ihn fragte / wer der alte Taͤttl ſeye? ſo gab er mir die Antwort / er ſeye ein armer Baur / deme er auß Barmhertzigkeit die Underhaltung ſchaffe / welches dem Alten die Thraͤnen auß den Augen gelockt / vnd endlich in diſe Wort außgebrochen / der Doctor kombt vom Bauern her / vnd nicht der Baur vom Doctor.

Ein Fuchs / nach hoͤfflichem Willkomb vnd freundlicher Anſprach / fragt einmahl das Maulthier / was Geſchlechts vnd Herkommens es ſeye? diß antwort / es ſeye ein Geſchoͤpff Got - tes / wie ſeltzamb iſt das geredt / ſagt hinwider der Fuchs / ich frag nur / wer ſeine Eltern geweſt? das Maulthier ſchaͤmbte ſich / daß ſein Vatter ſchinderiſcher Gedaͤchtnuß ein Eſel ge - weſt / wuſte aber beynebens / daß ſein Mutter ein Pferdt ſeye auß dem Hofftall / ſagte alſo / ich bin ein nechſter Bluts-Ver -Y y 3wand -358Judœ Hoffart.wandter Jhr Koͤniglichen Majeſtaͤt Leib-Pferdt. Gar vil deß gleichen ſeynd anzutreffen / welche ſich ihres Herkommens ſchamen / vnd prallt mancher / ſein Vatter ſeye ein Landmann geweſt / der doch nur ein Fuhrmann ware / ſagt offt einer / ſein Vatter ſeye ein Raths-Herꝛ geweſt / da er vnderdeſſen nur als ein Raderherꝛ das Wagner-Handwerck triben. Jch habe ſelbſt einen gekennt / welcher vorgeben / ſein Vatter ſeye ein Muſi - cant geweſt / indeme er doch / als ein Calcant nur die Blaß - baͤlg getretten. Jn Jndien ſoll ein Koͤnig Mogor, ſchreibtDom. 3. Adv. Englgrave, diſen Brauch in ſeiner Regierung haben / daß er die allergeringeſte Leuth / vom niderſten Herkommens / wegen erwiſener Heroiſcher Thaten zu hoͤchſten Ehren vnd Aembtern erhebet / damit ſie aber ſich nit uͤbernemmen / ſonder allezeit deß vorigen ſchlechten Stands gedencken / alſo hat erſtgedachter Koͤnig gar weißlich geordnet / daß einem jeden in einen Schild das Zeichen ſeines vorhin geuͤbten Handwercks ſolle voran ge - tragen werden / iſt alſo manchem Hof-Rath ein Schaͤr / man - chem Obriſten ein Binder-Schlegl / manchem General ein Schuſter-Kneipp / manchem Miniſter ein Hammer / vnd ein Beißzang vorgetragen worden / ꝛc. Wann der Zeit ein jeder Edlmann / oder wenigſt der hochmuͤthig prallt wegen ſeines Adels / ſolte in ſeinem Wappen-Schild fuͤhren das jenige In - ſtrument, wormit ſein Vatter / oder Anherꝛ ſein Stuͤckl Brodt gewunnen / glaub mir / ein mancher haͤtt nichts anders / als ein Poͤgl-Eyſen / als ein Schreib-Zeug / ein Geißl / ein langen Spieß / ein Wein-Zeiger / ein Hobl / ein Schaufel / ꝛc. in ſei - nem Wappen zu zeigen / weil ſeine Eltern / oder Vor-Eltern Schneider / Schreiber / Fuhrleuth / Sau-Schneider / Wirth / Tiſchler / vnd gar Todtengraber abgeben / vnd gemeiniglich ſol - che / die vom Stall zum Saal kommen / pflegen meiſtens ſich zu uͤbernemmen / vnd andere verachten.

Der David ergriff einmahl ſeine Harpffen / ſpilte mit Freuden / vnd tantzte vor der Archen deß HErꝛn mit aller Macht / Michol ſein gnaͤdige Haußfrau ſahe zum Fenſter her -ab /359Judœ Hoffart.ab / & deſpexit illùm in corde ſuo, verachtet ihn in ihrem Hertzen / vnd hieß ihn ein Scurram, ein Rauppen / vnd gar einen Schliffel / vnd Schweracken. Waͤre ich damahl David geweſen / ich wolt ihr / ꝛc. aber warumb mein Frau Michol, verachteſt du dein Herꝛn den David? warumb? ſagt ſie / wer iſt dann der David? ein gewaltiger Herꝛ / bey meiner Treu / er iſt halt ein rothkopffeter Hirten-Bueb geweſt / man weiß ge - wiß nit / ſein Vatter war der ıſai, ein armer Schaaf-Hirt ge - weſt / man kennt ihn gewiß nit / de poſt fœtantes, &c. auff einPſalm. 77. Wort / Madama, mein wer iſt dein Herꝛ Vatter geweſt? mein Herꝛ Vatter? der Koͤnig Saul, der / ſo auff einmahl dreyſſig tauſend Mann auß dem Hauß Juda, der dreymahl hundert tauſend Mann auß dem Hauß Iſraël wider die Kinder Am - mon ins Feld gefuͤhrt / der iſt mein Herꝛ Vatter geweſt. Mein Frau Michol, laß dir ſagen / ein armer Mann auß dem Ge - ſchlecht Beniamin, mit Nahmen Cis, hatte ſeine Eſel verloh - ren / vnd er ſprach zu ſeinem Sohn (deinem Herꝛn Vattern /1. Reg. 9. c. mercks) mach dich auff / gehe hin / vnd ſuche mir die Eſel / mein was iſt ehrlicher / Schaaf huͤten / oder Eſel treiben? David, dein Mann / den du verachteſt / war ein Schaaf-Hirt / Saul dein Vatter / mit dem du prangeſt / war ein Eſeltreiber / ſeines Herkommens gar ein ſchlechter vom Adl / vnd noch ein Stuck ſchlechter / als David; O wie vil Leuth haben ein ſo ſchlechte Gedaͤchtnuß! daß ſie ſo gar nit mehr dencken / wer ſie geweſt ſeyn / iſt alſo nothwendig / daß ſie ſich meines Recepts halten / in welchem das erſte Stuck die Krebſen / wordurch ich ſie will er - mahnt haben / daß ſie oͤffters ſollen mit ihren Gedancken zuruck gehen / wie die Krebſen / vnd fein mehrmahl erwegen / woher ſie kommen / vnd in was ſchlechtem Stand ſie geweſt ſeyn. Der Prophet Ezechiel hat in einem geheimbnußreichen GeſichtEzech. 10. wahrgenommen einige Thier / ſo nicht allein vornher Augen tragten / ſonder auch hinderhalb / bey ſolchen Leuthen / welche da auß geringem Stand zu groſſen Ehren erhebt worden / waͤr es hoch nothwendig / vnd nutzlich / daß ſie auch auff dem RuckenAugen360Judœ Hoffart.Augen haͤtten / damit ſie ſehen konten / woher ſie kommen; Da geht eine auff der Gaſſen daher mit einem Vortretter / der Kopff iſt mehrer ziehrt / als ein auffgeſteckter Maybaum / die Haar ſeynd zuſammen gewiſpelt / als waͤrens durch ein Strau - ben-Modl goſſen / die Maͤſchen gezogen / wie der erſte Buch - ſtaben in einem Pergamenten Lehr-Brieff / der Halß gantz bloß / wie ein Aff beym End deß Ruckgrats / der Rock ſo lang / wie der Biber von hindenher / die Schueh bald ſo geſpitzt / als ein Schuſter-Aal / weſſenthalben kein Wunder / daß ſie man - chem Pfuy die Augen außſticht. Wer iſt diſe? ihr Mann ſte - het trefflich wol / allein das date, quæ ſunt Cæſaris, Cæſari, wird in ſeinem Evangeli-Buͤchl nit gefunden / das Toͤchterl / vnd Semi Fraͤule / die mit ihr geht auff der Seyten / heiſt Fran - ciſca, Athanaſia, Gandolpha, Hedwig, &c. (Urſchl vnd Lißl ſeynd gar gemeine Nahmen) ſie gruͤſt niemand auff der Gaſſen / weil ſie ihres gleichen nit ſihet / ſie rauſcht fuͤr die Kir - chen-Thuͤr hinein / wie der Wind im Aichwald / man ſoll bald ein Meß leſen / herauß gehen / fein bald / O der vngeſchickte Sa - criſtan! ſie bild ihr ein / jedermann ſolls anbetten / vnd ver - ehren / wie die Philiſtæer ihren Abgott Dagon, weilen ihr Mann beym Brett ſitzt / nur her / venite adoremus. Ey du ſtinckender Grind-Schuͤppel / es waͤr wol hertzlich zu wuͤnſchen / du haͤtteſt ein paar Augen auff deinem ſtoltzen Buckl / damit du konteſt ſehen / woher du kombſt / iſt nit dein Vatter ein ar - mer Nacht-Wachter geweſt? hat ſich nicht dein Mutter mit der Studenten-Woͤſch erhalten? iſt nicht dein Bruder im Se - minario geſtorben? hat dich nit der Meßner bey S. Salvator auß der Tauff gehebt? iſt nit dahie ein Holtzmeſſer dein Voͤt - ter? ey daß dir deß Henckers Badwaͤſchl den Kopff zwag we - gen deiner ſtinckenden Hoffart / man hat dich noch wol gekennt / wie du vmb das Fleiſch in die Banck gangen / vnd den Kuchel - Zecker an dem Armb getragen / du ſtoltzer Siech.

Das andere Stuck in dem Recept ſeynd Ehrenroſen / Lateiniſch malva hortenſia, wordurch ſoll verſtanden werden /daß361Judœ Hoffart.daß ein Hoffaͤrtiger / der nicht mehr ſich ſeiner vorigen Armuth erinnert / die Ehr verliehrt / ein Demuͤthiger aber / der ſich ſei - nes geringen Herkommens nicht ſchamet / alle Ehren verdient. Der Koͤnig Saul laſt den David zur Audienz ruffen / vnd thut ihm ſehr ſtattliche Offerten anerbıeten / was da? etwann ein ſchoͤne Herꝛſchafft / ſambt vilen reichen Underthanen / die ſich da laſſen oͤffter barbieren / als ſeine Schaaf? nichts dergleichen; etwann ein groſſe Summa Gelts / worwit er reicher wurde / als durch ſeine Schaͤffereyen / dann Pecunia mehrer gilt / als Pe - cora? nichts dergleichen. Etwann ein vornehmes Officium zu Hof / dann ja in Aula luſtiger zu leben / als in Caula? nichts dergleichen / ſonder der Koͤnig Saul offerirt ihm ſein Princeſ - ſin zu einem Weib / was? ſagt David, ich ſoll deß Koͤnigs Ay - den ſeyn? ich? quis ſum ego? bin ich doch ein armer Tropff / mein Vatter iſt ein armer Mann / welcher etliche ſeine Soͤhn in Krieg ſchickt / mich aber ſambt andern zum Schaaf-Hirten braucht / damit er vns nur erhalte / ich bin ein gemeiner Kerl / der nichts kan / als etwann mit dem knoperten Hirtenſtab mei - ne Schaͤffel in einer Dıſciplin zu halten / ꝛc. Weil ſolcherge - ſtalt der David ſich ſeines Herkommens nit geſchambt / ſonder in allweg ſich ſolcher groſſer Ehren vnwuͤrdig geſchaͤtzt / alſo iſt er derenthalben bey dem Koͤnig / vnd der geſambten Hofftatt in groſſer Æſtima gehalten worden. Dem groſſen Ertz-Biſchoffen Wilegiſo zu Mayntz iſt es ein ſondere Ehr geweſt / daß er ſeines ſchlechten Herkommens nit vergeſſen / vnd in ſeinem Wappen - Schild ein Rad ſetzen laſſen / zur ewigen Gedaͤchtnuß / daß er ei - nes Wagners Sohn ſeye geweſt: Amico dem vornehmen A - quilan ſchen Biſchoffen / vnd nachmals creirten Cardinal iſt es ein Ehr geweſt / daß er in ſeinem Wappen ein Laͤmbl gefuͤh - ret / zu einer ſtaͤten Erinnerung / daß er ein Schaaf-Hirt gewe - ſen. Thomæ Villanovano diſem Ertz-Biſchoff iſt es ein Ehr geweſt / wie er in Mitte der Biſchoͤff geſeſſen / vnd wahrgenom - men / daß ein armer Baur zu vnderſt deß Saals vnweit der Thuͤr geſtanden / den er / als ſeines Vatters Bruder / gekennt /Pars II. Z zdeſſen -362Judœ Hoffart.deſſentwegen ihme alſobald entgegen gangen / denſelben ſehr freundlich vmbfangen / vnd in Gegenwart ſo vornehmer HerrenIn vita. ein lange Anſprach / anbelangend ſeine arme Freund / mit erſt - gedachtem Baursmann gehalten. Benedicto dem XI. Roͤmi - ſchen Pabſten iſt es ein Ehr geweſt / wie er ſein Mutter in Fuͤrſt - lichem Auffbutz nit wolt erkennen / wol aber / wie ſie ſich als ein arme Woͤſcherin in ſchlechten Kleydern geſtellt hat. Dem je - nigen vornehmen Herꝛn iſt es ein Ehr geweſt / welcher auff ſei - nem Saal ein Bach-Ofen hat laſſen auffrichten / wordurch er nit wolte vergeſſen / daß ſein Vatter ein Beck geweſen / er aber durch ſeine embſige Studien vnd geſchoͤpffte Wiſſenſchafft ſo weit kom̃en. Dem jenigen reichen vnd hochanſehlichen Mann iſt es ein Ehr geweſt / welcher ſein Haͤferl / wormit er ſich durch die Bettl-Suppen vorhero erhalten / gar fein in Silber laſſen einfaſſen / vnd nachmahls bey den Mahlzeiten / als ein ſonders Ehren-Geſchirꝛ auff die Tafel geſetzt / darauß getruncken / vnd alſo ſtaͤts zuruck gedacht / wer er geweſen / damit er ſich in gegen - wertigem Gluͤcksſtand nit uͤbernemme. Ein Ehr iſt es einem jeden / der ſich demuͤthiget / vnd ſagt man ins gemein / iſt das nit ein lieber vnd wackerer Herꝛ / er redt mit einem jeden / vor al - len Leuthen ziecht er den Hut ab / iſt das nit ein feine Frau / ſie macht wol nichts auß ihr / ſie heiſt mich noch allezeit ihr Schwe - ſter / aber ein Schand iſt es dem jenigen / der ſich nit mehr ken - net / vnd ſich hochmuͤthig auffbaͤmbt / iſt das nicht ein ſtoltzer Narꝛ! der Eßl meint / er ſeye dem Babyloniſchen Thurn be - freund / iſt das nicht ein ſtoltze Krott! die Hoͤppin ſtinckt vor Hoffart / ſie iſt ein hoffaͤrtiger Teixl / ſie ſchaut ein nit mehr an.

Jn einer vornehmen Statt hat ein armer Baur Holtz auff den Marckt getragen / vnd weil ſolche Burd zimblich groß / vnd die Gaſſen nit gar breit / damit er mit ſeiner Holtzkram nit moͤcht einen ſtoſſen / alſo hat er immerzu geſchryen / auff die Sey - ten! Diſem Bauern begegnete vnder andern ein ſehr hoch - trappender Limmelius, welcher 19. Wochen / 3. Taͤg / vndandert -363Judœ Hoffart.anderthalb Stund auſſer ſeiner Haimet vnd Vatterland ge - weſt / dahero ſein Mutter-Sprach gar ſchlecht mehr geredt / diſer hoffaͤrtige / gradirte / vnd grandirte Mopſus wolte auß Stoltzheit dem zweyfuͤſſigen Eſel nit weichen / weſſenthalben ihn der Holtztrager uͤbern Hauffen geſtoſſen / dergeſtalten / daß ihme die Paruque hinweck geflogen / vnd gleich damahlen ei - nem vorbey getribenen Geißbock auff die Hoͤrner gefallen / ſo je allen Gegenwertigen ſehr laͤcherlich vorkommen / daß ſolches Strobl-Neſt von einem vor Hoffart ſtinckenden Narꝛn zu dem andern gerathen / das hat dem ſeidenen Bravantio dergeſtal - ten verſchmacht / daß er ſolche Injuri, wann er auch 3. Pfundt Cremor Tartari eingenommen / nit haͤtte verkochen koͤnnen / dahero er ſein Klag ſo hitzig vorgetragen bey Gericht / daß be - ſagter Baur alſobald durch ſcharpffen Befelch ſich ſtellen muͤſ - ſen / die wider ihn gelegte Klag-Puncta zu beantworten / der Bauer (beſſer geredt) der Lauer erſcheint / ſtellt ſich aber / als waͤre er ſtumm / vnd koͤnne nit reden / man trohet ihm ernſtlich / er ſoll reden / diſer deut immerzu mit den Fingern / bald in die Hoͤhe / bald in die Nider / bald auff die Seyten / bald krump / bald gerad / bald ernſtlich / bald laͤcherlich / bald traurig / bald luſtig / man kont nichts anders vernemmen / als nit gar halbe Woͤrter / ho - hu - ha hei - oia - oe - huo - die Richter glaubten nit anderſt / als koͤnne der arme Tropff nit reden / ſonder ſeye ein elender Stumm / mit deme man mehrer mit Mitleyden / als mit Straff verfahren ſolle / es koͤnne alſo dem hochgeoͤhrten Herꝛn N. N. als Klaͤger dißfalls kein Satisfaction ertheilt wer - den / ꝛc. was? ſagt diſer / ſo glaubt ihr / ſolcher Boͤßwicht ſeye ein Stumm? ein Schelm iſt er / ich will es mit glaubwuͤrdigen Leuthen bezeugen / daß er reden kan / haſt du nit (alſo redete er den Bauern an) haſt du nit immer geſchryen: auff die Sey - ten / auff die Seyten! ja / ja / ja / wann dem alſo iſt / ſag - ten hinwider die Richter / ſo faͤllt der Herꝛ ſelbſt das Urthl wi - der ſich / dann ſo der arme Tropff ermahnt / man wolle ihm auß -Z z 2weichen /364Judœ Hoffart.weichen / hat diſen Spott vnd Fall der Herꝛ ſeiner Hoffart / vnd nicht deß Bauern Boßheit zuezumeſſen / jetzt fallt mir der Nahmen ein diſes ſtoltzen Narꝛn / er hat Hathanaſius geheiſ - ſen / dann er ein lange Naſen darvon getragen / der Spott lauf - fet gemeiniglich dem Hoffaͤrtigen mit Haaſen-Fuͤſſen nach.

Das dritte Stuck in dem Recept iſt Spiritus Tartari: die Lateiner wiſſen ſchon / daß Tartarus, auff Teutſch / die Hoͤll heiſt / welche dem Hoffaͤrtigen nit wird außbleiben. Foris ca - nes, hinauß was Hund ſeynd / ſagt vns der HErꝛ / die gehoͤren nit in das Hauß meines Vatters / ſonder welche / wie die Hund neydig ſeynd / gehoͤren in die Hoͤll / aber diſe ſeynd noch nit die erſte darin geweſt.

Der Himmel iſt ein Schaaf Stall / vnd da werden alle Boͤck außgeſchloſſen / dann welche / wie die gaile Boͤck in Unzucht leben / haben nichts anders zu gewarten / als die Hoͤll / aber diſe ſeynd nit die erſte darin geweſt. Wie GOtt der Allmaͤchtige die Welt auß nichts erſchaffen / Spiritus Domini ſerebatur ſuper aquas, da ſchwebte der Geiſt GOttes ober dem Waſ - ſer / aber der Hoͤllen Geiſt ſchwebt ober dem Wein / dahero alle Vollſauffer ihme zugehoͤrig / aber diſe ſeynd gleichwol nicht die erſte in der Hoͤll geweſt. Jm Himmel iſt das ewige Liecht / da - hero die Blinde nit darein taugen / weſſenthalben alle verblen - de Kertzer in die Hoͤll fahren / allwo die ewige Finſternuß / aber diſe ſeynd dannoch nit die erſte darin geweſt. Die ewige See - ligkeit iſt ein Lohn / merces veſtra copioſa, &c. dahero die Faullentzer alldort nichts abzuhollen / ſonder die Traͤge muͤſſen die Hoͤll ertragen / aber diſe ſeynd dannoch nicht die erſte all - da geweſt. Jm Himmel iſt ein ewiger Frid / dannenhero die Geharniſchte daſelbſt nit werden eingelaſſen / ſonder alle Zorni - ge / die ſo geſchwind im Harniſch / ſteigen in die Hoͤll / aber dan - noch ſeynd diſe nit dıe erſte darin geweſt. Weil die dritte Per - ſohn in der Gottheit ein Tauben-Geſtalt an ſich genommen / ſodann gelten bey ihme die Raaben gar nichts / weſſenthalben alle / ſo wie die Raaben ſtehlen / in die Hoͤll verſtoſſen werden /nichts365Judœ Hoffart.nichts deſtoweniger ſeynd diſe nit die erſte darin geweſt. Nichts vnreins geht in Himmel ein / nihil coinquinatum, &c. weil dann vil Gelt zehlen ſchwartze Haͤnd macht / alſo gehoͤren die Geitzige hinunder / aber doch ſeynd diſe die allererſte nit ge - weſt darin / ſonder die Hoffaͤrtige / als da ware Lucifer, diſer Spiritus Tartari ſambt ſeinem Anhang / waren die allererſten in der Hoͤll / diſe haben zum allererſten den Abgrund eroͤffnet / vnd waͤre Adam ſambt ſeinem Weib / welche vmb 9. Uhr Vor - mittag erſchaffen / vnd vmb 3. Uhr Nachmittag mit Ruthen außgeſtrichen / vnd deß Paradeyß verwiſen worden / wie etli - che darvor halten / der erſte beym Teuffel geweſt wegen der Hof - fart / dafern nit die grundloſe Barmhertzigkeit GOttes / durch das bittere Leyden vnd Sterben JESU / ihn mit vns erret - tet haͤtt.

Der Danck war nit gar groß / den ich von diſem neuge - bachenen Edlmann habe eingenommen / welches mir ſchier ein wenig in die Naſen gerochen / in Erwegung / daß mein Salben noch allzeit gut / bey diſem aber allein in Unwerth kommen / da - hero ich diſe meine widerige Mucken außzurteiben / ein beliebige Geſellſchafft geſucht / vnd dieſelbige bald nach allem Wunſch angetroffen in deß Herꝛn Albanij, als meines ſehr werthiſten Freunds eigener Behauſung / woſelbſt ſchon faſt ein halbe Stund beyeinander geſeſſen / ein reicher Handlsmann / damahl ein Wittiber / ſodann ſein groͤſſere Toͤchter / Jtem ein Doctor: auß allen Reden / ſo ſie damahl fuͤhrten / kont ich leicht abneh - men / daß ſie alleſambt etwas vnpaͤßlich / vnd gaben mir gar deutlich zu verſtehen / daß ich ihnen / vermoͤg meiner wenigen Wiſſenſchafft / moͤcht ein Rath ertheilen / oder ein Mittl vor - ſchlagen / wormit ſie konten diſes Ubel abhelffen. Dazumahl ware mir diſes Anſuchen nit gar angenehm / weil mir die kurtz vorher ergangene Chur nit nach allem Wunſch außgeſchlagen / ich kont es aber dannoch dem lieben Albanio wegen der alten Hacken / vnd ſchon lang gepflogener Freundſchafft nit weigern / habe demnach deß reichen Handlsmann Zuſtand alſobald er -Z z 3kennt /366Judæ Hoffart.kennt / vnd gar wol geſehen / daß er ein ſchwaͤren Fluß in Au - gen / vnd alſo den Nechſten / forderiſt der arm iſt / nit vil anſe - hen thut / worauff ich ihm diſes kurtze Recept gemacht:

  • Recip:
    • Feigen-Blaͤtter in der Sonn gedoͤrꝛt / vnd mit Schwebel zerriben / nachmahls in friſchem Waſſer geſotten / darmit die Augen oͤffters ge - wiſcht / vertreibt die Fluͤß.

Die Reichen leyden ſehr ſtarck an ſolchem Augen-Fluß / daß ſie alſo nicht bald einen armen Menſchen koͤnnen anſehen / ſonder ſich ihrer Mittl uͤbernemmen / dann vil Guͤter / machen hohe Gemuͤther; der Evangeliſche Praſſer haͤtt gar gewiß den armen Lazarum allzeit gruͤſt / vnd ihm ein bona dies geben / wann er nit vil Mittl haͤtt gehabt / weil er aber ein Steinrei - cher Vogl war / alſo hat er den Armen nit vil geacht / die Ba -Apoc. 17. byloniſche Beſtia vnd Unzucht in Apocalipſi, weil ſie vmb vnd vmb mit Gold / vnd reichem Geſchmuck geziehrt war / wolt auch den hoffaͤrtigen Nahmen / vnd das ſtoltze Prædicat haben / Babylon Magna. Aber mein Herꝛ Goldecker / uͤbernimb dich nit wegen deiner Reichthum / brauch die Feigen-Blaͤtter / vnd ſtell dir vor Augen jenen Feigenbaum / welcher an dem Weeg geſtanden: vnweit Bethania ſtund uͤberauß ein ſchoͤner Fei - genbaum / vnder dem ein mancher Reiſender bey groſſer Son - nen-Hitz im Schatten gelegen / er war uͤber vnd uͤber mit den annehmlichen Blaͤttern bedeckt / daß einem von fern gedunckt /Luc. 13. es ſtehe daſelbſt einer mit einem gruͤn-ſammeten Rock / er ſtreck - te die Aeſt allerſeits auß / als wolt er einen Chor-Regenten ab - geben / vnd denen ſo lieblich ſingenden Voͤgerln zu der Muſic den Tact geben / in ſelbiger Gegend ware kein Baum / der ſo ſauber auffgezogen / vnd einer ſo adelichen Statur, als eben be - ſagter Feigenbaum / ich glaub wol / wie die Baͤumer ihren Reichstag celebrirt, vnd die Wahl eines Koͤnigs haben vor - genommen / dafern diſer Feigenbaum waͤre gegenwertig geweſt / daß er vnfehlbar haͤtte die Cron erhalten / auch waͤre ſein Re - ſignation nit / wie ſeines Mit-Bruders / ſo dazumahl bey demReichs -367Judæ Hoffart.Reichstag gegenwertig / angenommen worden wegen der garJudic. 9. zu herꝛlichen Gaaben / die an ihme zu finden waren / vnd gleich - wol ſo gut / ſo herꝛlich / ſo reich er geſtanden / iſt er dannoch durch die ergangene Excommunication Chriſti deß HErꝛn augen - blicklich verdorben.

Laß dir diß ein Exempel / vnd ein Witzigung ſeyn / mein reicher Vogl / vnd thue nit wegen deiner Reichthum ſtoltzieren / haſt du gute Mittl / gute Kuͤttl / gute Titl / gute Schnittl / gu - te Huͤttl / ſo uͤbernimb dich nit / haſt gute Herꝛſchafften / Haab - ſchafften / Wirthſchafften / Handlſchafften / uͤbernimb dich nit / ſonſt laſt dich GOtt / der alle Hoffart haſſet / fallen / daß du auch verduͤrbſt / wie der Feigenbaum. Wer iſt beſſer geſtanden im Reich vnd Reichthum / als eben der Koͤnig Nabuchodo - noſor? Felder vnd Waͤlder ohne Zahl / Gelt vnd Zelt in Uberfluß / Schaͤtz vnd Plaͤtz nach allem Wunſch / Hauß vnd Schmauß / wie ſein Hertz verlangte / haͤtte diſer reiche Geſell; weil er ſich aber uͤbernommen / ſo hat ihn GOtt laſſen alſo arm werden / daß er nit ein Stuͤckl Brodt in ſeinem Gewalt haͤtte / ſonder muſte Graß an ſtatt Kaͤß eſſen. O elender Tropff!

Der Amerling iſt vnder den Voͤglen einer auß den ſtol - tzeſten / er prangt mit ſeinem gelben Bruſtfleck daher / als wann er deß Vogl Phœnix ſein Schwager waͤr / den gantzen lieben Sommer hindurch iſt er ſo ſtoltz / daß er ein Bauern nicht an - ſchaut / der Gimpel / ſo doch in halb Scharlach auffziecht / darff ſich vor ſeiner nit ſehen laſſen / er reſidirt gemeiniglich bey den Landſtraſſen / damit nur alle Vorbeyreiſende ſeine Perſohn moͤgen anſchauen / ja / ſo bald jemand ſeinen Weeg vorbey nimbt / alsdann ſchwingt ſich diſer ſtoltze Geſell gantz ſchnell auff einen hohen Baum / vnd widerholt allda ſein hochmuͤthiges Geſang / vnd Liedl: Edel / edel bin ich / ebel / edel bin ich. Aber laß den lieben Sommer vorbey gehen / laß den fruchtbaren Herbſt verſchleichen / laß den rauhen Winter her - zu kommen / wann alles uͤber vnd uͤber mit Schnee bedeckt / ſo -dann368Judœ Hoffart.dann bleibt der ſtoltze Amerling mit ſeiner Muteten wol auß / er ſingt nit mehr / edel / edel bin ich / ſonder er hocket dem Bauern vor die Thuͤr / er ſitzt ihm auff den Miſt / er hupfft ihm gar vnder die Pferdt / er ſpatziert vor der Scheuer / vnd ſingt / Voͤtter / Voͤtter / Voͤtter. Alſo ſoll auch auff kein Weiß der Menſch ſtoltzieren wegen ſeines Haab vnd Guts / vnd ſich etwann deßwegen beſſer / vnd mehrer ſchaͤtzen / als an - dere / es kan der Allmaͤchtige gar leicht machen / daß er durch waſerley Ungluͤck vmb all das Seinige kombt / vnd nachmahls bey einem gemeinen Menſchen / den er vorhero nit angeſchaut / Huͤlff ſuchen muß / ja gar / wie der Amerling dem Bauern vorGen. 31. die Thuͤr kommet. Der Laban hat ſeine guldene Goͤtzen ver - lohren / GOtt kan auch zulaſſen / daß du vmb dein Gelt vnd Gut kommeſt. Der reiche Job hat dergeſtalten alles verlohren / daß er kein guts Hemmet mehr hatte anzulegen / vnd war doch ein groſſer Fruͤſt / diß Elend kan auch GOtt uͤber dich verhen -Gen. 8. gen. Aaron vnd Moyſes haben durch Wuͤrckung GOttes das Waſſer in Blut verkehrt / das kan auch durch Goͤttliche Zulaſſung geſchehen / daß du Blutarm wirſt / deßwegen uͤber - nimb dich nit / der Reiſende von Jericho nacher Jeruſalem /Luc. 10. hat all das Seinige muͤſſen im Stich laſſen / vnd iſt noch darzu halb todt gehauet worden / das kan auch dir gar leicht wi - derfahren.

Nachdem Todt Receſuindi Koͤnigs in Spanien / Anno 672. haben die Fuͤrſten deß Reichs nach einer neuen Wahl ei - nes Koͤnigs getracht / vnd hat ſie fuͤr rathſamb gedunckt / daß ſie die Nahmen etlicher tauglicher Maͤnner hierzu dem Pabſt Deodato ſollen uͤberſenden / vnd nachmahls denſelben vor ih - ren Koͤnig croͤnen / der Jhro Heiligkeit vor andern beliebig ſcheinte / der Pabſt aber hat alle die jenige ihm vorgeſtellte auff die Seyten geſetzt / vnd beynebens ſie ins geſambt erinneret / daß es der Goͤttliche Will ſeye / dem jenigen die Cron auff das Haupt zu ſetzen / deſſen Nahmen Bamba, worauff ſie allerſeitsembſigſt369Judœ Hoffart.embſigſt nachgeſucht / vnd endlich ein Luſitaner bey dem Acker - bau beſagten Nahmens angetroffen / den ſie vnverweilt zu diſer Hochheit erheben wolten / welches aber der fromme Bamba in allweg geweigert / ja ſolches nur fuͤr ein Schimpff vnd Vopp - ſpil außgelegt / vnd endlich aber zugeſagt / jedoch mit dem Be - ding / wann der duͤrre Stab / welchen er dazumahl in die Erde geſteckt / werde bluͤhen / vnd ſihe Wunder! den Augenblick hat erſtgedachter Stab angefangen zu gruͤnen / vnd in beyſein allesTocellus in Hiſtor. Auguſtin. An. 672. Volcks / die ſchoͤnſte Bluͤhe hervor getriben / worauß ſattſamb zu erkennen war / daß GOttes Will ſeye.

Diſes war ein groß Wunder / indem ein duͤrrer Stab iſt gewachſen / hat bluͤhet / vnd floriret / aber es geſchicht noch wol oͤffter / daß ein Bettlſtab auffkombt / florirt / vnd zu groſſem Reichthum gelangt; Gedeon war ein Treſcher / welches ja kein adeliches Exercitium vnd gleichwol nachgehends durch Goͤtt - liche Anordnung / iſt er ein Kriegsfuͤrſt worden / zu groſſer Beuth vnd Reichthum gelangt. Es geſchicht mehrmahlen / daß ein armer Erd-Dampff in die Hoͤhe ſteigt / vnd nachge - hends zu einem Regen wird / man hat ſchon oͤffter geſehen / daß ein armer Tropff iſt hoch kommen / vnd ein reicher Regent darauß worden / ꝛc. aber uͤbernimb dich nit wegen deiner Reich - thum / ſonſt / was GOtt hat geben / das thut er wunderbarlich wider zuruck nemmen / vnd da beſteheſt du / wie ein gerupffter Plato. O wie vil dergleichen weiß ich / etwann du auch / welche Reichthum halber im Vollmond geſtanden / aber Hoffart hal - ber in das Abnemmen kommen.

Der rothe Loͤw / oder reiche Berg-Knapp iſt weit bekandt / als welcher die hohe Schul zu Prag ſoll erbaut haben / vnd ſei - nem Koͤnig ein gantze Tonnen Gold gelyhen / auch nachmahls den Schuld-Brieff in einer verdeckten guldenen Schiſſel dem Koͤnig fuͤr ein Beſcheid-Eſſen auffgeſetzt / vnd ihn darmit ver - ehret. Diſer war anfangs ſo arm / daß er mit dem Gelt / wel - ches ſein Weib auß dem verkaufften Schleyr geloͤſt / hat ange -Pars II. A a afan -370Judœ Hoffart.fangen zu hauſen / vnd einen Berg-Knappen abgeben / weil aber ſein Weib die Ferſen blutriſtig geſtoſſen an einer Gold - Ader / ſo auß der Erd hervor langte / iſt er nach vnd nach ſo reich worden / daß er keinem Fuͤrſten gewichen / weil ſie ſich aber deſ - ſen uͤbernommen / vnd ſich hochmuͤthig verlauten laſſen / es ſeyeComi. de reb. Gal. p. 146. GOtt vnmoͤglich / daß ſie ſolt arm werden / alſo ſeye ſie derge - ſtalten elend vnd armſeelig worden / daß ſie / wie die verworffne - ſte Bettlerin auff einem Miſthauffen geſtorben.

So wird auch erzehlt von einem gewiſſen Hertzog im Roͤ - miſchen Reich / daß er in allen ſeinen Sachen hochmuͤthig vnd auffgeblaſen ſich erwiſen / weil er nemblich in groſſer Macht vnd Guͤtern geſtanden / es ermahnete ihn deſſen nit ſelten der Kay - ſer Friderich / ſprechend / wann das End gut iſt / ſo iſt alles gut / dann es ſahe der weiſeſte Monarch wol vor / daß der Fall dem Hochmuth auff dem Fuß nacheyle / ſolchen heylſamen Rath thaͤte der Hertzog nicht allein verwerffen / ſonder noch hieruͤber den Kayſer ſchimpffen / indem er ihm auß Zwilch einen ſchlech - ten Bauern-Kuͤttl machen laſſen / der Saum aber diſes Kleyds ware mit koſtbaren guldenen Spitzen verbraͤmbt / vnd als ſich wegen diſes ſo wunderlichen Auffzugs der Kayſer nicht wenig befrembt / auch gefragt / was ſolche Kleydung bedeute / gab der uͤbermuͤthige Hertzog diſe Antwort / wann das End gut iſt / ſo iſt alles gut / wordurch er die gegebene Ermahnung außgelacht. Weil aber Hoffart allemahl mit dem Undergang niderkombt / vnd die Stoltzheit nichts anders gebaͤhret / als den Fall / alſo iſt auch diſem widerfahren / daß er nachmahls ſpoͤttlich im Krieg gefangen / vnd gar mit Stricken gebunden worden.

Von dem groſſen Goliath ſagt die H. Goͤttliche Schrifft / wie er mit dem David einen ſo vngleichen Duell eingangen /1. Reg. 17. c. daß er ſeye von Fuß-Sohlen an / biß hinauff in lauter Harniſch geweſt. Das liebe Teutſchland / vnd gantze Roͤmiſche Reich iſt vil Jahr hero immerzu im Harniſch / an allem Orth Krieg vnd Waffen / vnd hat diſer leydige Kriegslauff vil tauſend vmbdas371Judœ Hoffart.das ihrige gebracht / auch meiſtens an den Bettlſtab gezogen / warumb diß? ich habe zwar das Goͤttliche Protocoll nit durch - blaͤttert / noch hierinfalls einige Offenbahrung gehabt / aber ich glaub dannoch / daß ſolche Ruthen habe gebunden der Uber - muth / welchen die Adams-Kinder faſt allemahl treiben / ſo offt ſie im guͤnſtigen Gluͤckſtand / vnd Wolſtand ſich befinden; glaub mir / der Tummel ruͤhr die Trummel / vnd der zu groſſe Seegen / ziech den Degen zum kriegen.

Das andere Stuck im Recept iſt der Schwebel / den hab ich dazumahl auß der Erd graben / wie ſich diſe eroͤffnet / vnd den Dathan vnd Abiron lebendig erſchlickt / diſer Schwebel iſt auß der Hoͤll / wohin bemelte Boͤßwicht lebendig geſtigen; weil daſelbſt der Schwebel in der Menge / nach Außſag Joannis. In Apoc. c. 19.Diſer Schwebel iſt ſehr heylſamb fuͤr den Fluß in Augen; wann jemand auß Hochmuth ſich uͤbernimbt / den Nechſten nicht an - ſchaut / ja alle veracht / der betrachte wol das Schwebel-Feur in jener vngluͤckſeeligen Ewigkeit / wormit GOtt alle Stoltze vnd Hoffaͤrtige vnauffhoͤrlich zuͤchtiget / welches ihme leicht allen Hochmuth daͤmpffen wird. Fragſt du / was Unthat halber derNum. 16. Petr. Ble - ſen. Epi - ſtol. 40. Dathan vnd Abiron lebendig zum Teuffel gefahren? lebendig von der Erd verſchlickt worden? lebendig in das ewige Schwe - bel-Bad geſtigen? darumb / weil ſie hochmuͤthig waren.

Diſes reichen Herꝛn anweſende Tochter war ſehr bleich / vnd alſo allem Anſehen nach nicht gar wolauff / wie ſie es dann ſelbſten beſtanden / es war aber die Kranckheit leicht zu erach - ten / dann ſie ſehr auß dem Maul geſchmeckt / vnd hatte ſie ei - nen ſtinckenden Athem / will ſagen ein ſtinckende Hoffart / da - hero ihr alſobald diſe Mittel vorgeſchriben:

  • Recip:
    • Nichts / diß iſt gar ein vortreffliches Mit - tel / wann man Fruhe vnd Abends / forderiſt bey nuͤchtern Magen etliche Untzen einnimbt.

Hoffart iſt bey den Weibern die anderte Erbſuͤnd / vnd das taͤgliche Brodt. Es kan gleichwol nit ein vnarthige Frag ſeyn / warumb der boͤſe Feind der Eva in Geſtalt einer Schlan -A a a 2gen372Judœ Hoffart.gen verſucht im Paradeyß? warumb iſt er nit als ein Katz her - ein getretten? welche nachmahlens mit ihrem ſchmeichlen vnd heuchlen ſich an den weiſſen Fuͤſſen Evæ herumb geſtrichen / vnd durch annehmliches murren vnd ſumpſen der ſchoͤnſten Ma - dama ein Wolgefallen gemacht haͤtte? warumb nit in ein klei - nes Huͤndl? dann dem Frauenzimmer ohne das ſolche Bolo - gneſer-Floͤh ſehr werth / vnd angenehm ſeynd / auch ſolche ſchoͤ - ne Hunds-Naſen mit vilen Privilegien verſehen. Warumb nit in ein Tauben? da haͤtt er koͤnnen der holdſeeligen Eva auff die Achßl ſitzen / mit dem Schnabel dero zarte Ohrwaͤſchl kitz - len / vnd mit dem gewoͤhnlichen Gurugu, Gurugu, weiß nicht was fuͤr Heimblichkeiten in das Ohr ſagen? warumb nit in ein Pappagey? zumahlen vornehme Damaſen ohne das gern der - gleichen gefuͤderte Schwaͤtzer in ihren Zimmern auffhalten / vnd ſeynd die arme Geiſtliche / vnd Diener GOttes gar offt nicht ſicher / daß ſie nit von ſolchen Jndianiſchen Ploderern auff offent - licher Gaſſen Pfaffen / Pfaffen genennt werden / welches ſie von den Ehren - vnd Tugend-beduͤrfftigen Zimmer-Menſchern / oder von kothſeeligen / vnd heylloſen Laggeyen erlehrnt. War - umb nit in ein Haaſen / in ein Fuchſen / in ein Rehbock / oder an - ders Thier? wie ſo gleich nur in ein Schlang? ſehr vil vnd vn - derſchidliche Urſachen werden deſſenthalben von den Lehrern / vnd Scribenten beygebracht / deren ich allhier nicht gedencken will / ſonder iſt mein gar wenige vnd wintzige Meinung / der Teuffel habe deſtwegen durch Einſchlag mit ihr parlirt, damit er ihr ein Spiegel weiſe / worin ſie ihre ſchoͤne Geſtalt erſehe / vnd nachmahls in ein Hoffart gerathe; dann gar gewiß iſt / wann ſich ein Schlang gantz zuſammen rollt / ſo kan ſich der Menſch darin erſehen / wie in einem Spiegl / weilen nun ver - muthlich dazumahl die Eva in dergleichen lebendigem Spiegl ihre holdſeeligſte Geſtalt / vnd ſchoͤnſtes Angeſicht wahrgenom - men / hat ſie deſto leichtern Glauben geben dem Sathan / wie er ihr vorgelogen / daß ſie werde ein Goͤttin werden / eritis ſi - cut Dij. Von dannen ruͤhrt vrſpruͤnglich her / daß die Weiberden373Judœ Hoffart.den Hoffart-Kitzel haben / vnd kein ſtoltzers Thier auff Erden anzutreffen / als das jenige / welches Zoͤpff tragt.

Die H. Schrifft in dem Buch Geneſis am 30. Capittel v. 14 & ſeq. regiſtrirt / daß der Ruben hab ſeiner Mutter der Lia etliche Alleraun vom Feld nacher Hauß gebracht / ſo bald die Rachel in Erfahrenheit gebracht / hat ſie alſobald gantz in - ſtaͤndig von ihrer Schweſter die Alleraun begehrt / oder weni - giſt nur ein Theil derſelben / was? ſagt die Lia, iſt es nit genug / daß du mir meinen Mann genommen haſt / wilſt mir noch die Alleraun auch nemmen? es iſt zu wiſſen / daß die Alleraun / in Latein / Mandragoræ genannt / gewiſſe Wurtzl ſeynd / welche faſt Haͤnd vnd Fuͤß haben / wie die Menſchen / vnd alſo ſolche den kleinen Maͤnnlen nicht vil vngleich / warumb aber die Ra - chel ſo inſtaͤndig angehalten vmb die Wurtzl? ja ſo gar ſagte ſie der Lia, mein liebe Schweſter / wann du mir die Wurtzl ſpendireſt / ſo will ich dir heut Nacht meinen Mann uͤberlaſſen / Parola, wie es dann auch alſo geſchehen / es muß vnfehlbar die Wurtzl eines groſſen Werths vnd Wuͤrckung ſeyn geweſt / weil die Rachel ſo gar den Mann auff ein kleine Zeit darumbCent. 2. c. 41. Fol. 202. geben / glaubwuͤrdig iſt es / ſagt Menochius, daß in demſelbi - gen Land die Alleraun-Wurtzl einen ſehr lieblichen Geruch von ſich geben / maſſen in den Cantiois ſtehet: MandragoræCant. c. 7. dederunt odorem, vnd alſo hab ſich die Rachel darmit an - geſtrichen / oder ſonſt zur Schoͤnheit gebraucht / auff waſerley Weiß: Es war aber die Rachel ohne das ſchoͤn / was ſchadt es / die Weiber wollen nit allein ſchoͤn ſeyn / ſonder auch ſchoͤn bleiben / ja wann es moͤglich waͤre / noch ſchoͤner zu werden / dar - umb ziehren ſie ſich / als wie der Eßl am Palmtag.

Von dem Gedeon bezeugt die H. Bibl / wie daß er von dem Allmaͤchtigen GOtt habe ein Zeichen begehrt / wordurch er moͤcht vergwiſt ſeyn / daß er ihm wolle in dem Feld vnd Krieg beyſtehen / das Zeichen aber ware diß / er nahme ein duͤrres Schaaf-Fehl / legte es vnder dem freyen Himmel nider / vnd ſagte / mein GOtt / vnd mein HErꝛ / wann der Morgen-ThauA a a 3wird374Judœ Hoffart.wird allein fallen auff diſes Fehl / der gantze Erdboden aber wird trucken bleiben / ſodann will ich glauben / ꝛc. wie es dann nicht anderſt geſchehen. Gedeon bitt noch einmahl / con licenza, mein GOtt vnd HErꝛ / vergib mir dißmahl noch eins / er legte mehrmahlen das Fehl an voriges Orth / vnd ſagt / wann der Morgen-Thau wird fallen auff den gantzen Erdboden / daß alles naß ſeyn wird / auſſer deß Fehls / ſodann will ich vnfehl -Jud. 6. bar darvor halten / daß du mit vnd durch mich groſſe Wunder werdeſt wuͤrcken / vnd iſt auch nach ſeinem Begehren geſchehen. Es iſt nit außzuſprechen / wie embſig / wie ſorgfaͤltig / wie genau der Gedeon in aller Fruhe das Fehl geſchaut / ob daſſelbige naß oder trucken / GOtt vergelt es dir / mein Gedeon, diſe Arbeit.

Aber mein GOtt / die Weiber tragen noch groͤſſere Sor - gen auff ihr Haut vnd Fehl / das beſchauen ſie alle Stund im Spiegl / obs naß / obs trucken / obs weiß / obs roth / obs bleich / obs huͤpſch / obs glat / obs gelb / obs einfaͤrbig / obs vermiſcht / obs rein / obs bemailiget / obs glantzend / obs dunckel / obs froͤ - lich / obs traurig / obs geſund / obs kretzig / obs ſauber / obs be - ſudlet / obs recht oder ſchlecht ſeye; ob die Wangen noch pran - gen / ob die Naſen ohne Maſen / obs Maul nit faul / ob die Au - gen noch taugen. Oel / Waſſer / Pulver / Salben / Balſam / Butter / Kraͤuter / Wurtzl / Blumen / Wein / Eſſig / Schwam - men / Tuͤchl / Kaͤmpl / Buͤrſten / vnd aller Plunder muß fuͤr das Geſicht allzeit in Bereitſchafft ſtehen / ja kein Verlurſt kombt ſie haͤrter an / als der Schoͤnheit. In Tractu Melovicenſi war ein Frau ſehr wolgeneigt den Ordens-Leuthen S. Franciſci, vnd denſelben auß frommer Freygebigkeit ſehr vil Allmoſen in das Cloſter geſchickt / einmahl hat ſie etwas fuͤr die liebe Geiſtliche einkaufft / weil ſie ſich aber auff dem Marckt gar zu lang ver - weilt / vnd derenthalben in etwas zu ſpatt nach Hauß kommen / hat ſie der eyfferſuͤchtige Mann nit allein mit harten Streichen ſehr uͤbel tractirt, ſondern ſie noch bey den Haaren auff dem Saal dergeſtalten hin - vnd hergeſchlept / daß er ihr alle Haarauß -375Judœ Hoffart.außgeraufft / vnd alſo die arme Haut faſt einem gebutzten Kalbs-Kopff gleich geſehen / ſie empfande allerſeits ſehr groſſe Wehtagen / aber forderiſt ſchmertzte ſie der Verlurſt ihrer ſchoͤ - nen Haaren / Ultramarin vmb die Augen / ſchad nit / Berggruͤn auff den Wangen / ſchad nit / Kugl-Lack vnder der Naſen / ſchad nit / ſchuͤttgelb auff dem Rucken / ſchad nit / ſagt ſie / das wolt ich noch alles gern verſchmertzen / dann ich in kurtzer Zeit mich wolt außheylen / aber die Haar hin / vnd gar hin / diſe Schoͤne war hin / ach! das thaͤt ihr gantz Melancholiſche Gedancken machen / aber Frau warumb deßwegen ſo Melancholiſch? ſeyt ihr doch gar ein fromme vnd tugendſame Frau vnd Matron, ſchad nit / auch ſonſt fromme Weiber wollen ſchoͤn ſeyn / dahero diſe ſo in - ſtaͤndig den H. Antonium Paduanum, welcher groſſe Diener GOttes ſich dazumahl in demſelben Convent auffgehalten / gebetten vnd erſucht / er wolle ſie doch heimbſuchen / welches er auch gethan / vnd auff ſo viles bitten vnd anhalten / durch einIn Annal. An. 1239. n. 7. Wunderwerck / ihr die Haar auff das Haupt voͤllig erſtattet. Schoͤn ſeyn / ſchoͤn bleiben / ſchoͤn werden / ſchoͤn machen / ſchoͤn kleydt ſeyn / ſchoͤn reden / ſchoͤn gehen / ſchoͤn wohnen / ſchoͤn ge - nennt werden / wollen die Weiber. Die Weiber haben ein widerige Natur / das iſt ſo vil geſagt / als die Weiber haben ein Natur / wie der Widder / dann ſo offt ein Heerd Schaaf vor - bey geht / ſo wird man in allweg wahrnemmen / daß der Wid - der niemahl / weder hinden nach / noch in der Mitte / ſondern allemahl will vorgehen / ein gleiche Beſchaffenheit iſt bey diſem Geſchlecht / vnd will eine der andern vorgehen an der Schoͤn - heit: Die Phrinis war bey ihrer Zeit die allerſchoͤnſte / als ſie einsmahls zu einer Geſellſchafft kommen / worbey ein zimbliche Anzahl anderer Frauen ſich eingefunden / welche alleſamb ſehr herꝛlich auffgebutzt ſcheinten / vnd glaubte ein jede auß ihnen / daß ſie vmb 2. Pfundt / 3. Loth / anderthalb Quintl ſchoͤner ſeye / als die andere / welches der edl-ſchoͤnen Phrinis nit ein we - nig in ihr Allabaſter-Naſen gerochen / dann ſie gar wol wahr - genommen / daß diſe Weiber-Geſichter / der Natur zur Be -huͤlff /376Judœ Hoffart.huͤlff / vnder einem frembden Pembſel geweſt / fangt demnach ein Spil an / welches bey vns Teutſchen ins gemein das Muͤtten / oder eigentlich das Muͤſſen genennt wird / in welchem ein Spilgeſpann vnweigerlich / ſo das verliehren an ihn kombt / thun muß / was ihm wird aufferlegt. Wie nun die Ordnung die ſchoͤne Phrinis getroffen / Allo! ſagt ſie / vnd laſt alſobald ein friſches Brunn-Waſſer herbey tragen / was ihr ſehet / das ich thue / das ſolt ihr gleichmaͤſſig nachthun / wor - auff ſie alſobald ihr holdſeeliges Geſicht gewaſchen / welches aber hierdurch nur ſchoͤner worden / ſo bald aber die andere gefuͤrnei - ſte Muſter deßgleichen gethan / vnd dardurch der falſche An - ſtrich das Valete geben / vnd Abſchid genommen / alſobald ha - ben dero Geſichter ein Geſtalt gehabt / wie ein dreyjaͤhrige Brandſtatt / vnd hat ſich die Phrinis nit wenig begnuͤgt befun - den / daß ſie die ſchoͤnſte gebliben.

Recipe fuͤr euch ſaubere Docken / damit der ſtinckende A - them vergehe / ſambt der ſtinckenden Hoffart; ſagt her / was iſt euer Geſtalt / mit dero ihr ſo ſehr pranget? nihil, nichts / ein pure Eytelkeit / nemmet diß Nichts Fruhe vnd Abends ein / etliche Leffel voll / wo nit in Magen / wenigſt in das Hertz / ihr werd ſehen / vnd ſpuͤhren / daß euer Zuſtand gewendt werde / forma bonum fragile. Wie der Job Gut vnd Blut ver - lohren / Kinder vnd Rinder verlohren / Land vnd Pfandt ver - lohren / vnd gleichwol nit die Gedult / alſo hat ihme der All - maͤchtige diſen Verlurſt doppelt erſtattet / vnd wann er vorhero tauſend Ochſen gehabt / ſodann hat ihme GOtt zwey tauſend darfuͤr geben. Under andern hat ihm der Allerhoͤchſte auch 7. Soͤhn / vnd drey Toͤchter widerumb geſchenckt / von den Toͤch - tern aber bezeugt die H. Schrifft / daß ſie die allerſchoͤnſte MaͤdlJob 40. ſeyn geweſt im gantzen Land: Non ſunt autem in ventæ mu - lieres ſpecioſæ, ſicut filiæ Job, in univerſa terra. Jn kei - ner Statt / in keinem Marckt / in keinem Geſchloß / in keinem Dorff hat man ſo ſchoͤne Menſcher gefunden / als wie deß Jobsſeine377Judœ Hoffart.ſeine geweſt / die Geſtalt der Lamia, das Geſicht der Flora, die Schoͤnheit der Lucretia, die Wangen der Clelia, die Stirn der Livia, der Mund der Cleopatra, die Augen der Penelope, die Haar der Lais, ſeynd kaum ein Schatten zu nen - nen gegen den ſchoͤnen Toͤchtern deß Jobs; kein Menſch kan es ihm einbilden / wie huͤpſche Maͤdl diſe geweſt ſeyn; aber hoͤrt / was ihnen Job fuͤr ſeltzame Nahmen geben / die erſte nennte er Dies, ein Tag / die andere Caſſia, ein Rauch / die dritte Cornuſtibium, ein Anſtrich / warumb diß? keiner an - dern Urſach halber / als daß er hierdurch das eytle Nichts der ſchoͤnen Geſtalt moͤchte zeigen. Dann wie lang wehrt ein Tag? etliche Stund / alsdann heiſt es gute Nacht; wie lang wehrt ein Rauch? ein kleine Zeit / ja vergeht offt ſo geſchwind / wie der Wind: wie lang tauert ein Anſtrich? gar nit lang / ſo iſt hin aller Prang / alſo wehrt / tauert / vnd bleibt der Weiber Geſtalt gar ein kleine Weil / forma bonum fragile.

Der David hat jenes Schwerdt / mit dem er dem Goliath den Garauß / vnd Kerꝛauß gemacht / in dem Tempel auffge - hengt / als ein ſonders Kennzeichen / vnd Gedaͤchtnuß ſeiner Victori; es iſt aber diſes Schwerdt gleichwol mit der Zeit ver - roſtet; was ſeynd offt ſchoͤne / auffbutzte / vnd auffgemutzte Ge - ſichter anderſt / als Schwerdter / die manchen das Hertz ver - wunden / aber wart ein Weil / ſo werden auch diſe roſtig / vnd lauffen an / wie ein Becklhauben bey Frids-Zeiten. Wie lang bleibt das Oeſterreichiſche Wappen roth vnd weiß in dem An - geſicht? nit lang / es ſtehet ein kleine Zeit an / da kombt das Mo - ſcowitiſche Wappen darein / ſo da iſt ein Beernhaut; mein wie lang glantzt das weiſſe Helffenbein auff der Stirn? nit gar lang / es ſteht ein kurtze Zeit an / da wird ein vngeſtalter Tufftſtein darauß / ja das gantze Angeſicht / wie ein Grotta, in dero Mitte / an ſtatt der Waſſer-Kunſt / die trieffende Naſen; mein wie lang hangt der rothe Fuͤrhang an den Wangen? nit gar lang / es ſteht ein kleine Weil an / da zerreiſt er / als wie im Tempel zuPars II. B b bJeru -378Judœ Hoffart.Jeruſalem / velum templi ſciſſum eſt, ſch-oͤn / ſch-aͤndlich / w-olgeſtalt / w-ild / f-ein / f-alten / h-uͤpſch / h-aͤßlich / r-oth / r-o - tzig fangen von einem Buchſtaben an / vnd mag das Kraͤutl / oder Bluͤmel Tauſendſchoͤn noch ſo huͤpſch bluͤhen / ſo thut es doch bald verwelcken vnd verdorren. Achan, als ein Dieb / hat zu Jericho gar ein ſchoͤn rothen Mantl geſtohlen: PalliumJoſue 7. coccineum valde bonum. Es mag ein Weib noch ſo ſchoͤn rothe Wangen haben / ſo iſt ſie nit ſicher von Dieben / die ſie entfrembden / es gibt der Dieb ſo vil / daß mit dero Nahmen die Medici vnd Artzten gantze Buͤcher anfuͤllen / dann ein jede Kranckheit iſt ein ſolcher Lauer / welcher beſagte Wahr hinweck tragt: die Frau Cillerle iſt wol einmahl inniglich ſchoͤn geweſt / aber die Blattern haben es verderbt / die Frau Clarl hat ihres gleichen nit gehabt / aber ſider der verwichenen Kranckheit ſihet ſie ihr ſelbſt nimmer gleich, die Frau Thereßl war vor diſem / wie ein Milch vnd Blut / aber von der Zeit an / daß ſie ein Kind getragen / ſihet ſie wild auß: O ich bin / ſagt ein 60. jaͤhrige Ab - ſpuelerin / auch einmahl ſchoͤn geweſt / vnd haͤtt ich / wie das lange Gelt im Schwung gangen / einer jeden den Trutz gebot - ten / ꝛc. ſo ſeyt ihr dann / nach ſelbſt eigener Bekanntnuß / ein - mahl ſchoͤn geweſt? geweſt? geweſt? aber jetzt nicht mehr / was prangt ihr dann mit ſolchem Iſraëlitiſchen Manna, welches ſo bald wurmſtichig wird / was ſtoltziert ihr dann mit ſolchen Kuͤr - bes-Blaͤttern Jonæ, welche ſo bald verwelcken / was uͤbernembt ihr euch dann wegen ſolcher brinnenden Amplen der 5. Jung - frauen / welche ſo bald erloͤſchen? gedenckt wol / betrachtet es recht / daß auß all euerer Geſtalt ſo bald nichts wird / ſodann wird euch bald der Ubermuth vergehen / das Geiſtl ſincken / die Demuth wachſen / vnd der Geſtanck der groſſen Hoffart auff - hoͤren.

Der Mundbeck deß groſſen Koͤnigs Pharaonis, weil er ſaumſeelig / hat muͤſſen in die Keichen ſchlieffen / deßgleichen auch ſein Mit-Collega der Mundſchenck / ſonſt ein ſaubers paar Bruͤder / diſe hatten bey naͤchtlicher Weil beede einenTraum /379Judœ Hoffart.Traum / vnd weil der Joſeph ein Traumaußleger war / als hat ihme der Mundbeck den ſeinigen erzehlet / mir / ſagt er / hat ge - traumbt / als trag ich drey Koͤrb auff meinem Kopff / voll mit Brodt / vnd iſt mir natuͤrlich vorkommen / als freſſen mir die Voͤgl auß dem obern Korb / ꝛc. Auwe! ſagt Joſeph, der Traum iſt nit weit her / vnd du haſt nit weit heimb / weiter nit / als zum Galgen / diſer Traum war gar zu ſchlecht / weil ihm die Voͤgl auß dem obern Korb gefreſſen; die vndern zwey Koͤrb waren zugedeckt / in welchen das gemeine / ſchwartze Geſindl-Brodt / der obere aber / in deme die gute / ſchneeweiſſe Mund-Semmel / ſtunde vnverſorgter offen / vnd alſo den Voͤglen frey / diſes iſt bey der jetzigen Welt noch ſtarck im Schwung; was iſt anderſt die Seel deß Menſchen / als ein ſchoͤnes Mund-Brodt deß Koͤnigs der Himmeln / vnd wenig gibt man acht auff diſes / wie offt kommen die Voͤgl / vnd hoͤlliſche Raaben daruͤber / vnd freſſens weck! ein ſchwartzes Geſindl-Brodt aber iſt der Leib / diſen verwahrt man / diſen verwoͤhrt man / diſen verwacht man / diſen verſorgt man / diſen verſihet man / vnd verſichert man auffs allerbeſte / forderiſt bey den Weibern. Das Goͤtzen-Bild4. Reg. c. 17. Adramelech haben die Sepharaer verehrt. Das Goͤtzenbild4. Reg. c. 23. Aſima haben die Hemathæer venerirt. Das Goͤtzen-Bild Aſtaroth haben die Sidonier angebettet. Das Goͤtzen-Bild2. Matth. 4. Gad haben die Agrier adorirt. Das Goͤtzen-Bild Nergel4. Reg. c. 17. haben die Cathæer verehrt. Das Goͤtzen-Bild Remphan haben die Iſraëliter angebett. Und das Goͤtzen-Bild Kaſne -Exod. 32. dam verehren faſt alle Weiber bey vns Chriſten / pfuy! heiſt das Chriſten ſeyn! auch ſo gar wollen ſie / daß alle diſen Svott - Goͤtzen ſollen veneriren; das Wort Kaſnedam leſet zuruck / ſodann werd ihr finden / daß es Madenſak heiſt / vnd diſer iſt euer wilder / ſchaͤndlicher / muffender / ſiechiger / ſtinckender / gar - ſtiger / ſterblicher Leib / den ihr alſo auß Hoffart ziehren / palli - ren / ſchmieren / vnd veneriren thut. Was iſt euer Leib? ein ſauberer Dalcken / ein vergultes Pfuy / ein mit Zucker candir - ter Saukaͤß / ein mit Schnee uͤberdeckter Miſthauffen / ein Al -B b b 2laba -380Judœ Hoffart.labaſterne Senckgruben / ein geſchmucktes Wurm-Neſt / ein gefuͤrneiſter Sautrog / ein verſchamerirtes Caſpel-Schaff / ein verdecktes Lueder / ein außgeweiſte Schinder-Huͤtten / ein gla - ſierter Koth-Hauffen / ein freundlicher Wueſt / ein verbluͤmel - tes Unkraut / ein gefrohrne Kothlacken / ein vermaͤntleter Ge - ſtanck / ein ſchoͤnes Aaß / ein annembliches Grauſen / ein adeli - cher Miſtfinck / ein nobilirter Erdſchrollen / ein balſamirter Bockſtall / ein holdſeeliger Bau Bau, ein glatter Unflath / ein ſuͤſſes Gifft / ein lederner Sack / worin lauter Unlauterkeit / ꝛc. habt ihr dann Urſach mit diſem Koth-Trampel zu ſtoltzieren? iſt es dann der Muͤhe werth / daß man wegen diſes Aitter-Ge - ſchirꝛ ſoll zum Teuffel fahren? Fılij hominum uſqueque gra - vi corde!

Jch kan es mit meinem Gewiſſen bezeugen / daß mir eine / dermahl ſehr andaͤchtige Cloſter-Perſohn / erzehlt / ſo bereits noch bey Leben / wie daß ſie / als ein luſtiges Welt-Kind / nichts anders habe in das Cloſter gezogen / als folgende Geſchicht: (hier aber wird Orth / Nahmen vnd Zeit verſchwigen / weil annoch ein groſſe Freundſchafft vorhanden) Ein ſehr adeliche Dama, bey der ſie in Dienſten ware / iſt nach kurtzer Kranck - heit mit Todt abgangen / vnd die erſte Nacht / als ſie noch vn - begrabener gelegen / zu ihr gantz lebhafft in die Kammer ge - tretten / mit dem ernſtlichen Befelch / ſie ſoll ſie nach Gewonheit auffbutzen / vnd alle Forcht hindan legen / dann ihr nichts uͤbels widerfahren werde / welchem ſie gantz zitterend nachkommen / vnd als der praͤchtige Auffbutz nunmehr fertig / iſt der boͤſe Feind / jedoch in falſcher Schoͤnheit eingetretten / beſagte Dama vmbarmbet / vnd ſie lebendig / in dero Angeſicht / in den Ab - grund gefuͤhrt / auch ſolle der Todten-Coͤrper Morgens fruhe nit mehr ſeyn gefunden worden / ſonder die laͤhre Todten-Tru - hen / nachmahls jedoch mit aller Behutſambkeıt zum Grab be - ſtaͤttiget worden / damit ſolche erſchroͤckliche Begebnuß nit rucht - bar werde; obbenennte Kammer-Jungfrau aber / welche in di - ſer traurigen Sach / vnd Tragœdi ſelbſt ein Perſohn agirt,iſt381Judœ Hoffart.iſt wenig Tag hernach mit jedermanns Verwunderung in ein Cloſter getretten / die Geſchicht auch niemand / als ihrem ver - trauteſten Gewiſſens-Rath entdeckt. Ob nun diß gebaut ſeye auff ein vnfehlbare Warheit / will ich es dermahlen laſſen da - hin ſtehen / aber gewiß iſt es doch / daß die Hoͤll ſehr angefuͤllt mit dergleichen ſtoltzen Creaturen.

Der Doctor, welcher ſich in diſer Geſellſchafft befunden / war meines erachtens ein guter Jurisconſultus, vnd ſo vil ich von andern vernommen / ein ſehr beruͤhmter Hiſtoricus, in - dem er bereits etliche ſinnreiche Schrifften in Druck verfertiget / ſo bald diſer ſein Zuſtand mit wenigen Worten entdeckt / hab ich gleich die Kranckheit getaufft / vnd geſagt / er leyde ſehr an dem Ohrenſauſen / vnd habe auch gern / wann man von ihme loͤblich rede: worauff ich diſes Recept vorgeſchlagen:

  • Recip:
    • Oſtrucium, ſive Smyrion Hortenſe, auff Teutſch / Meiſter-Wurtz / ein Stuͤckl von diſer uͤber die Ohren gelegt / vertreibet das Sauſen.

Mit dem Eſau moͤcht ich gern geredt haben / wie er ſo theuer das Linſen-Mueß von dem Jacob erkaufft / vnd ſelbes nachmahl ſo begierig auffgeeſſen / dann ich haͤtt ihn befragt / wie er ſich auff diſe Speiß befinde / zumahlen die Artzneyerfahrne vorgeben / daß die Linſen von Natur den Magen vnd Leib auff - blaͤhen / wird alſo der Eſau dazumahl zimblich auffgeblaͤht ſeyn geweſen; Aber meiner Meinung nach / blaͤhet die Doctrin vnd Wiſſenſchafft die Gemuͤther noch mehr auff / vnd heiſt es meiſtens ſtudeo, ſtudui, ſtoltz / ꝛc. Scientia inflat, ſpricht der H. Paulus, 1. Corinth. c. 8.

Der uͤbermuͤthige Abimelech, nachdem er allerſeits groſ - ſen Schaden zugefuͤgt / hat auch zu Thebes ein feſten Thurn / worauff ſich ſehr vil Leuth reteriret / wollen in Brand ſtecken / vnd als er ſolches gleich wolte werckſtellig machen / ſihe! da hat ein Weib von oben herab ihm einen groſſen Stein auff den Schedl geworffen: Et confregit cerebrum ejus, vnd hatJud. 9.B b b 3ihm382Judœ Hoffart.ihm das Hirn zerbrochen. Die ſiben freye Kuͤnſten werden allemahl / wie die Weibs-Bilder entworffen / vnd vorgebildet / O wie manche auß diſen hat offt einem ſchier das Hirn zerbro - chen! vil Jahr / offt bey Tag vnd Nacht / ſihet man / dicht man / wacht man / tracht man / wie man der Natur heimblichen Wuͤr - ckungen nachſchleiche / vnd dieſelbe ertappe.

Was die Urſach ſeye / daß ein Koch von einem weitzenen Mehl / da es vmb dieſelbe Zeit / wann der Weitzen auff dem Feld in der Bluͤhe ſteht / nit zuſammen geſtock / ſonder je laͤnger es beym Feur / je dinner es werde?

Was die Urſach ſeye / daß alles Brodt im Bach Ofen ſich ſchoͤlle / vnd die Rinden von der Schmollen ſich zertheile / wann man nur ein Laibel herauß ziecht / vnd ſelbes neugebache - ner voneinader ſchneidet?

Was die Urſach ſeye / daß immer gelbe Mail oder Fleck in der Hand auffahren / das Hertz klopff / vnd gar offt das Blut auß der Naſen ſchweiſſe / zur ſelben Zeit vnd Stund / da mei - nem Brudern 300. Meil von hier was wideriges begegnet?

Was die Urſach ſeye / daß die Beeren-Feiſte in einem Buͤchſel zur Winters-Zeit / da die Beeren in der Hoͤlen vnd Waͤldern zunehmen / auch wuͤrcklich wachſe / vnd ſich vermehre?

Was die Urſach ſeye / daß ein Kinds-Mutter ein reiche Spinn bekomme / die vorhero Mangl gelitten / wann ſie ein Biſſen Fleiſch oder Brodt / ſo ein andere Milchreiche Ammel im Maul zerbiſſen / hinunder iſſet?

Was Urſach ſeye / daß vil von dem dreytaͤglichen Fieber frey vnd loß werden / wann ſie die Naͤgl an Haͤnd vnd Fuͤſſen abſchneiden / vnd nachmahls ſolche an einem lebendigen Fiſch oder Krebſen gebundener in ein rinnendeu Fluß werffen?

Was Urſach ſeye / daß die vngeſtalte Waͤrtzen im Ge - ſicht / oder Haͤnd vergehen / wann man dieſelbe mit einer Speck - Schwarten ſtreicht / vnd ſolche nachmahls in die Sonn gegen Mittag henckt?

Was Urſach ſeye / daß ein runde Kugl / ſo man ſie insWaſſer383Judæ Hoffart.Waſſer wirfft / allzeit mit demſelben Theil in die Hoͤhe ſchaue / mit welchem ſie vorhero an dem Baum in die Hoͤhe geſtanden?

Was Urſach ſeye / daß ein Ducaten / oder anders Gold im Maul gehalten / gantz weiß werde / wann man nur ein Ze - hen am Fuß in ein Queckſilber / oder Mercuri ſteckt?

Was Urſach ſeye / daß ein geſottener Krebs / wann man deſſen Schweiff in ein Glaß Wein henckt / das gantze Glaß außſauffe?

Was Urſach ſeye / daß gar offt im heiſſen Sommer augen - blicklich die Froͤſch auff der Straſſen wachſen / wann ein war - mer Regen in Staub fallt?

Was Urſach ſeye / daß die Beltzer / ſo vorhero als Zweigl abwerts gebrochen worden / nur in die Dicke wachſen / ſo ſie aber auffwerts abgenommen worden / in die Hoͤhe nachmahlens wachſen?

Was Urſach ſeye / daß faſt allemahl ein Zanck vnder den Gaͤſten entſtehe / wann man einen Stein / in dem vorhero ein zorniger Hund gebiſſen / auff die Tafel legt?

Was Urſach ſeye / daß vil das gefaͤhrliche Seytenſtechen curiren / wann ſie in ihren Trunck ein Meſſer hencken / wormit ein Metzger / oder Fleiſchhacker das Vieh abgeſtochen?

Was Urſach ſeye / daß ein Kind nit geſchroͤckt wird / wann man demſelben etwas von einer Eſelshaut in die Wiegen legt?

Was Urſach ſeye / daß die jenige / ſo bald nit koͤnnen ver - zaubert werden / welche auß einem Hechten-Kopff ein Graͤt - ten bey ſich tragen / ſo wie ein Creutz geſtalt iſt?

Was Urſach ſeye / daß der Eſel die Ohren hengt / die Schwalmen auff der Erd fliegen / die Floͤh ſehr vngeſtuͤmm beiſſen / wann bald ein Regenwetter einfalt?

Solche Urſachen ſuchen offt einige embſiger / als der Saul die Eſel ſeines Vatters / ſie ſuchen es mit groͤſſern Sorgen / als der Laban ſeine Goͤtzen-Bilder / vnd wann ſie nach vil Zeit vnd Jahren etwas ergriffen / zu was dient ihm diſe Wiſſenſchafft? zu nichts anders / als daß ſie hiervon auffgeblaͤht werden. Sci -entia384Judæ Hoffart.entia inflat, da prangt man mit dem Titl Baacalaurei, Magi - ſtri, Candidati, Doctores, &c. da muͤſſen Fluͤgl an das Wammes / ein Ring an Finger / ein Geſtreng an Titl / ꝛc. da ſitzt der Plato auff der Zung / der Ariſtoteles ſchaut zum Fen - ſter herauß / der Diogenes hockt auff den Achßlen / der Salu - ſtius ligt im Hoſen-Sack / der Seneca ſteckt in Handſchuehen / der Horatius ſitzt bey den Fuͤſſen / vnd die ſaubere Hoffart im Hertzen.

Ezech. 3.

Der Prophet Ezechiel hat einmahl ein wunderliches Geſicht gehabt / er hat geſehen / daß ein Buch vom Himmel kommen / vnd war zugleich der Befelch / er ſoll das Buch eſſen / comede volumen, vnd nachdem er ſolches genoſſen / iſt er ein wunderlicher Mann worden / ein anſehlicher vnd heiliger Pro - phet worden; vil ſitzen ob den Buͤchern / ſchoͤpffen ein Wiſſen - ſchafft weit tieffer / als der Brunn geweſt / wo vnſer HErꝛ von der Samaritanin den Trunck begehrt / ſolviren / vnd loͤſen auff alle Quæſtiones, vnd Fragen / die weit ſchwaͤrer / als der Stein vor dem Grab Chriſti / erat quippe magnus, erdencken ſolche Argumenta, die weit ſchaͤrpffer / als der Saͤbl / wormit der Peter dem Malcho das Ohr geſtutzt / erſinnen ſolche Rationes, die weit ſpitziger / als der Nagl / den die Jahel dem Siſaræ durch den Schlaff geſchlagen / bemuͤhen ſich mehrer / vnd laͤnger vmb die ſchoͤne Wiſſenſchafft / als der Jacob vmb die ſchoͤne Rachel, welcher ſich doch 14. Jahr hart ſtrapaziret / vnd alſo nit eins / wie Ezechiel, ſonder freſſen faſt alle Buͤcher / was folgt aber endlich? was? ſcientia inflat, meiſtens die Hoffart / da kitzlet der Titl SS. Theol. Doctor, trutz laß ihn einer auß / wann man einem zuſchreibt; da heiſt es: nos legem ſcimus, hic eſt fi - lius fabri, wir ſeynd auffgeraumbte Koͤpff / diſer vnd diſer hat nit weit in die Buͤcher geſchaut / da will man allzeit oben ſchwim - men / wie das Eyſen Eliſæi, vnd wachſt man in der Wiſſen - ſchafft ſo weit / daß man ſich ſelbſt nit mehr weiß.

Wer iſt gelehrter vnd erleuchter geweſt / als eben Orige - nes, deſſen Vatter ein glorreicher Martyrer / vnd BlutzeugChriſti /385Judæ Hoffart.Chriſti / diſer Origenes war zu ſeiner Zeit in dem 18. Jahr ſchon ein Lehrer aller Lehrer benambſet / diſer Origenes war ſo heilig vnd vollkommen / daß ihme mehrmahl der Heyland JEſus ſelbſt erſchinen / diſer Origenes war ſo gelehrt / daß er 6000. Buͤcher zuſammen geſchriben / wie es Epiphanius bezeu - get. Aber liß weiter / diſer / diſer Origenes hat wegen ſeiner Scienz vnd Wiſſenſchafft ſich uͤbernommen / hat das Saufen in Ohren gelitten / vnd gern gehoͤrt / daß man allerſeits von ih - me redet / daß er endlich auß Hoffart alle andere Lehrer minder gehalten / als ſich / ſo gar wider die Glaubens-Artickel der Roͤ - miſchen Kirchen ſich auffgelaint / vnd als ein Ketzer von derſel - ben gehalten worden / daß man alſo vermuthen kan / er ſeye we - gen ſolcher Hoffart zum Teuffel gefahren / ob zwar einige ſeyn / die vorgeben / als habe er ſeinen ſo harten Fall bereuet.

Tertulianus ein Glantz / ein Schantz / ein Krantz der Ca - tholiſchen Kirchen; Tertulianus ein Bekehrer / ein Lehrer / ein Vermehrer deß Chriſtlichen Glaubens / Tertulianus ein Daͤmpffer / ein Kaͤmpffer wider alle Jrꝛthumen / Tertulianus war einer ſolchen Wiſſenſchafft / daß ihn der H. Hieronymus uͤber alle gepryſen / vnd gleichwol diſer Tertulianus hat das Sauſen in Ohren bekommen / indeme die gantze Welt ſo lob - wuͤrdig von ſeiner Doctrin geredt / ſich deſſen uͤbernommen / vnd auß Hoffart / weil ihm ein anderer in dem Pabſtthum vor - gezogen worden / wider die Kirchen GOttes angefangen zu ſtreitten / vnd hat diſes außgeloſchene Liecht alſo geſtuncken / daß man es in der gantzen Welt gerochen.

Simon de Tornaro ein Fackl / vnd Mirackl der Theo - logiſchen Wiſſenſchafft zu Pariß / ware in ſolchem Ruhm vnd Preyß / daß man ſein Lehr / als ein zimbliche Portion von ei - ner Himmliſchen Scienz gehalten / iſt aber endlich von der Hof - fart alſo angeblaſen worden / daß er freventlich ſich verlauten laſſen / er hab deß armen Jeſuli ſeinem Geſatz nit wenig SchutzBzovius An. Chr. 1201. gehalten / vnd wann er wolt / ſo kont er gar leicht mit ſo ſtarcken Beweiſungen das voͤllige Geſatz Chriſti vmbſtoſſen.

Pars II. C c cO wie386Judæ Hoffart.

O wie vil tauſend vnd tauſend ſitzen in der Hoͤll / verwei - len in der Hoͤll auff ewig / die alle wegen ihrer Wiſſenſchafft in Hoffart / vnd folgſamb in das Verderben gerathen / wie vil beſ - ſer waͤr es ihnen geweſt / wann ſie an ſtatt der offt vnnoͤthigen / ſpitzfindigen Doctrin haͤtten mit einem Pachomio Koͤrb ge - flochten in der Wuͤſten / wie vil ſteigen mit der frommen Ein - falt auff der Leiter Jacob in Himmel / da vnderdeſſen die be - ſcheideſte Koͤpff von GOtt verworffen werden / wie es jene er -Anton. Sc - nenſis. ſchroͤckliche Geſchicht zu Neapel ſattſamb bezeugt / allwo vil hochgeſtudirte / vnd hochgelehrte Religioſen verdambt worden wegen der Hoffart.

Zur Zeit Urbani deß fuͤnfften Roͤmiſchen Pabſtens vmb das Jahr Chriſti 1350. hat ein einfaͤltiger Tropff gelebt / mit Nahmen Alaun, der zwar als ein junger Knab in die Schuel geſchickt worden / aber gantz vnd gar nichts faſſen konte / als die zwey Wort allein / Ave Maria, dahero wol kein Doctor auß ihm worden / ſonder ein gemeiner Bettler / der von Hauß zu Hauß das Brodt geſamblet / vnd brauchete er kein ſolche Wol - redenheit / wie andere Bettler / ſonder ſein gantzes reden / weil er gar zu plump vnd vndichtig / iſt geweſt das oͤfftere widerhol - len deß Ave Maria, das gratia plena war ihm allzuſchwaͤr / maͤnniglich hielt ihn fuͤr ein albern Menſchen / vnd angebrenn - ten Einfalt / aber der Einfaͤltige gefallt offt der gaͤhen Zwey - faltigkeit mehr / als ein Hochgelehrter vnd Witziger; wie diſer Alaun mit Todt abgangen / vnd ihn die benachbarte Bauern bey dem Brunn begraben / allwo erſtgedachter armer Schlucker ſein Wohnung hatte / iſt auß dem Grab ein ſchneeweiſſe Lilien herauß gewachſen / auff deſſen Blaͤttern mit gulden Buchſta - ben geſchriben waren diſe Wort / Ave Maria, worauß leicht abzunemmen war / in was Glory vnd Seeligkeit diſe fromme Einfalt bey GOtt ſtehe / da vnderdeſſen ein Anaxagoras, Py - thagoras, ein Anthiſtenes, Socrates, ein Chryſippus, Ly - ſippus, ein Anaxarchus, Plutarchus, ein Focion, Xeno - phon, lauter Oracula der Wiſſenſchafft in der Hoͤll bratten. O wie387Judæ Hoffart.O wie vil hochgelehrte Maͤnuer / weltberuͤhmte Doctores, an - ſehliche Magiſtri, treffliche Prediger wuͤnſchen annoch in jener Welt / daß ſie lieber haͤtten in der Kuchl die Schißlen gewa - ſchen / im Cloſter-Garten die Erd vmbgraben / im Chor pſali - ret / vnd andaͤchtig betracht / als daß ſie zu Cantzlen erhoben / in Digniteten geſetzt worden / worin ſie die Hoffart uͤbervortlet.

Das Weibl im Evangelio hat den Groſchen verlohren / weſſenthalben ſie ein Liecht angezuͤndt / vnd das gantze Hauß durchſucht / oben geſucht / vnden geſucht / in der Mitten geſucht / auff der Seyten geſucht / vorn geſucht / hinden geſucht / in der Stuben geſucht / in der Kammer geſucht / in der Kuchl geſucht / im Keller geſucht / vnderm Tach geſucht / vmb vnd vmb geſucht / vnd nachdem ſie ihn nach vil angewendter Arbeit gefunden / da iſt nichts anders herauß kommen / als das congratulaminiLuc. 15. mihi, &c. Deßgleichen ſeynd nit wenig Prediger / welche vil Jahr durchſuchen / durchblaͤttern / durchgriblen / durchlauffen / durchleſen / ein Aloyſium Abrizium, ein Ludovicum de Tamaſo, ein Reginaldum Scambati, ein Franciſcum Pani - garola, ein Aloyſium Juglarem, ein Cornelium Muſſum, ein Paulum Olivam, ein Auguſtinum Maſcardum, &c. vnd vil hundert andere Buͤcher / damit ſie ſubtile Concept, ſcheinbare Rariteten / ſinnreiche Lehrſtuck / auffbutzte Gedicht auff die Bahn vnd Cantzl bringen / vnd nachmahls zu einem vergelts GOtt nichts anders haben / als das congratu - lamini mihi, ein eytle Ehr / ein ſchallendes Geſchrey / ein be - gieriges Lob / ein gemeines Gluͤck wuͤnſchen / ꝛc. O wie weit hoͤ - her wird ſolche in der Glory uͤberſteigen (wann ſie doch noch da - hin gelangen / welches ſehr zweiffelhafft) ein frommer vnd de - muͤthiger Einfalt / ein gottſeeliger Simplicianus, Raderus erzehlt von einem / der ſo einfaͤltig war / daß er nichts anders bet - ten konte / als diſe vngereimbte Wort: Miſerere tui Deus, O GOtt erbarm dich deiner / vnd iſt doch dardurch zu ſolcher Heiligkeit gelangt / daß er mit trucknen Fuͤſſen uͤber dasC c c 2Waſſer388Judæ Hoffart.Waſſer gangen. Ein anderer war / der im Brauch haͤtte / nichts anders zu betten / als das ABC, nach Vollendung deſſelben ſagte er / O mein GOtt / ich weiß / daß alle Gebett im ABC be - griffen ſeynd / jetzt klaub dir auß / was dir wolgefaͤllig. Vil der - gleichen ſtehen bey dem Allerhoͤchſten in groͤſſern Gnaden / als ihr Clariſſimi, Excellentiſſimi, Ingenioſiſſimi, Doctiſſi - mi, Eximij Domini, Domini, &c. die ihr gar offt mehrer nach dem Lob ſchnapt / als ein Hungeriger nach dem Laib / vnd thut euch die Ohren nichts mehrers kitzlen / als hohe / herꝛliche Titl / dahero titulare, vnd titillare faſt gleich ſeyn: vmb Got - tes willen / braucht diß mein vorgeſchlagenes Mittel im Re - cept, nemblich die Meiſterwurtzen / damit der ſo gefaͤhrli - che Zuſtand gewendt werde / vnder diſem Nahmen verſtehe ich vnſern Heyland JEſum ſelbſten / der mehrmahl bey / vnd von dem Evangeliſten genennt wird Magiſter, ein Meiſter / di - ſer / O Demuth uͤber alle Demuth! diſer kurtz vor ſeinem Todt hat ſich vor den Apoſtlen nidergeworffen / vnd ihnen die kothi - ge Fuͤß gewaſchen / die jenige Haͤnd / welche Himmel vnd Erd erſchaffen / die erniderigen ſich anjetzo zu den Fuͤſſen der Men - ſchen / auch ſo gar zu den Fuͤſſen deß verraͤtheriſchen Judæ! nach ſolchem Werck der tieffeſten Demuth wendet ſich der HErꝛ zuJoan. 13. den Apoſteln / vnd ſprach: Vos vocatis me Magiſter, & be - dicitis, ſum etenim, &c. Jhr nennt mich Magiſter, gar recht / dann ich bin einer: Der gebenedeyte Heyland JEſus iſt ein Magiſter, ja / vnd wir ſeynd ſeine Diſcipel, die Lection, ſo er vns auffgibt / beſtehet nur in 36. Buchſtaben / nur in 7. Woͤr - tern / benanntlich: Diſcite à me, quia mitis ſum, & humilis corde, die Demuth iſt uͤber alle Scienz vnd Wiſſenſchafften / ihr moͤcht koͤnnen / was Suarezius vnd Vaſquezius, diſe vor - nehme Theologi, ihr moͤcht koͤnnen / was Cato, vnd Plato, di - ſe vornehme Philoſophi, ihr moͤcht koͤnnen / was Bartholus vnd Baldus, diſe vornehme Juriſten, wann ihr aber beſagte Lection nit koͤnt / ſo ſeyt ihr vngelehrnige Eſels-Koͤpff in der Schul diſes Magiſters.

Weil389Judæ Hoffart.

Weil nun der Tag ſich gegen dem ſpatten Abend neigte / vnd der Weeg nit gar nahet in die Herberg / alſo hab ich mich von dem Herꝛn Albanio ſchoͤnſt beurlaubet / vnd gantz allein nach Hauß geeylet / allwo einer ſchon uͤber zwey Stund meiner gewart / diſer hatte ein ſo lange Naſen / daß er / wie er zu der Stuben-Thuͤr hinein getretten / die Naſen ſchon zum andern Fenſter hinauß gelangt / er batt mich hinderſich vnd fuͤrſich / auch neben groſſen Offerten / ich wolt doch auff Mittel gedencken / damit er diſer Naſen loß werde; das war ein N A S E N!

Jch entſchuldigte mich alſobald / daß ich kein Chyrurgus, noch Wund-Artzt ſeye / vnd gedachte bey mir / was key ich mich vmb ſein Naſen / forderiſt hatt ich ſchon Nachricht hiervon / daß ihme / dem ſtoltzen vnd hoffaͤrtigen Narꝛn GOtt der HErꝛ ſelb - ſten diſe Naſen gemacht / wie er dann mit allen deßgleichen Gliffters nit anderſt vmbgehet.

Jn dem Land Sennar, dazumahl haͤtt es koͤnnen heiſſen / ſeynd Narꝛn / waren die Nachkoͤmbling deß gerechten Alt - Vatters Noë zuſammen kommen / vnd einer dem andern zuge - ſprochen / Bruder weiſt was / helffen wir einhellig zuſammen / vnd laſt vns ein Thurn bauen ſo hoch / biß in Himmel hinauff / ein huͤpſche Hoͤch / wer wird auß euch oben den Knopff auffſe - tzen? wolan ihr liebe Cammeraden! lege ein jeder die Haͤnd an / vil Haͤnd / machen bald ein End / wir werden vns ein ewigen Namen hierdurch machen / celebremus nomen noſtrum, die Leuth werden tauſend Jahr nach vns ſagen / das ſeynd Kerl geweſt. Ein jeder ließ ſich zu ſolchem Werck anfriſchen / weil die Arbeit mit Preyß-Gelt / Lob-Batzen / vnd Glory-Groſchen ſoll bezahlt werden / graben demnach ein Fundament / legen ein Grundfeſt / bauen auß der Erd / erheben die Gemaͤuer / fahren in die Hoͤch / vnd zwar ſo hoch / daß man / nach Außſag deß H. Hieronymi, faſt zwey Stund hinauff zu ſteigen hatte / wie nun der Allmaͤchtige GOtt geſehen / daß diſe Geſellen gar zu hoch wollen / da hat er ſie alle zu ſchanden gemacht / indem erC c c 3dero390Judæ Hoffart.dero Sprachen verkehrt / in einem Augenbilick hat ein jeder ein andere Sprach geredt / einer Griechiſch / der ander Lateiniſch / der dritte Hebreiſch / der vierdte Boͤhmiſch / der fuͤnffte Craba - tiſch / der ſechſte Craineriſch / moͤcht gern wiſſen / welcher auß ih - nen Teutſch hat geredt / ꝛc. welche Sprach-Vermiſchung ſie an aller Arbeit verhindert / dann ſo einer Kalch begehrt / bracht ih - me der andere Ziegl / wann einer vmb Stein geſchryen / hat ihm der andere Malter zugereicht / es ſchaute ein Narꝛ den andernGen. 11. an / vnd haben gar leicht erkennt / daß wegen ihres Hochmuths von GOtt diſe lange Naſen komme.

Kayſer Friderich ſolte in ein Cloſter auff ein Zeit / auß zweyen ein Abbten zu erwoͤhlen / vnd war eıner auß diſen / wel - cher ſolche Hochheit ſuchte durch ſpendiren / wie dann Munia durch Munera leicht gefangen werden / vnd alſo offt beſſer das ſchmieren / als peroriren: Jndeme nun der gute Kayſer im Zweiffel ſtunde / wen er zu der vacirenden Dignitet ſoll erhe - ben / gabe ihm ein vornehmer Miniſter vnderthaͤnigıſt den Rath / vnd Einſchlag / weil diſe Moͤnch / vermoͤg ihrer Regl vnd Satzungen / ein jeder muß ein Nadl bey ſich tragen / zum Zeichen der Evangeliſchen Armuth / damit er ihme die Kleyder ſelber flicke / alſo ſollen Jhr Majeſtaͤt fragen den erſten Præ - tendenten / ob er ein Nadel bey ſich habe / worauß man erken - nen kan / ob er ſeiner Regl gemaͤß lebe; Wie nun beede auff beſtimbte Zeit bey dem Kayſer erſchinen / vnd der Ehrſuͤchtige ihm nichts anders eingebildt / als Abbt zu werden / vmb weil ſein Competent ein einfaͤltiger Menſch / vnd gemeiner Chor - E-ſel / vnd da der Kayſer gefragt / als woll er einen eingezoge - nen Schifer auß dem Finger ziechen / haben Jhr Ehrwuͤrden kein Nadl bey ſich? O nein / ſagte er / Jhr Majeſtaͤt / aber mein Geſpann wird wol eine bey ſich tragen (du haſts wol getroffen / acutetigiſti) vnd als der einfaͤltige vnd demuͤthige Mann mitCæſar l. 6. c. 15. ſeinem Nadel-Buͤchſel herauß gewiſcht / iſt er als ein hochwuͤr - diger Abbt nach Hauß gewiſcht / der andere Stoltze aber mit Schand vnd Spott geſtanden / das war ein lange Naſen.

Der391Judæ Hoffart.

Der Allmaͤchtige GOtt hat nun gaͤntzlich beſchloſſen / auß den Kindern Iſai einen Koͤnig uͤber Iſraël zu ſtellen / zu ſolchem End / auß Befelch deß Allerhoͤchſten / geht der Prophet Sa - muel zu erſtgemeltem Iſai, der gar ein gemeiner / aber redlicher Mann war zu Bethlehem / vnd ſchafft ihm / er ſoll alle ſeine Soͤhn laſſen erſcheinen / einer muß Koͤnig darauß werden / wie dann ſolche alſobald ſich eingefunden / der Eliab, der Abinedab, der Samma, vnd noch andere ſibene / es muß noch einer abge - hen / ſagt Samuel, ich werd ja koͤnnen eylffe zehlen / adhuc re - liquus eſt parvulus, ja Herꝛ / ein kleiner Bueb iſt noch dar - auß / vnd huͤt die Schaaf auff dem Feld / daß man auch diſen laß hollen / ſagt Samuel, wie auch diſer endlich erſchinen / ge - dacht ihm der aͤltere / mit Nahmen Eliab, es wirds doch keiner / als ich / ich bin ein praͤfer Kerl / vnd iſt wahr / diſer Eliab war ein halber Riß / die anderen Bruͤder konten ihm vndern Fuͤſſen durchſchlieffen / weſſenthalben er nicht wenig hoffaͤrtig / vnd kan wol ſeyn / daß er einem oder dem andern auß ſeinen Bruͤdern geſagt hat in der Still / Bruder / es wirds doch keiner / als ich / du wirſt vil bey mir gelten / ich will dich wol nit alſo in Bauern - Arbeit ſtrapiziren / wie der Vatter / als er dann vermeint / jetzt / jetzt werde der Samuel ihn herfuͤr ruffen / vnd ihm die Cron darbieten / ſo hat aber GOtt den allergeringſten / nemblich den David erwoͤhlt / vnd folgſamb der groſſe Limmel Eliab blut -1. Reg. c. 16. roth da geſtanden / das war ein lange Naſen! Das geſchicht noch auff heutigen Tag in vnderſchidlichen Wahlen / forderiſt bey den Geiſtlichen / allwo gar offt der jenige zur Hochheit er - woͤhlt wird / von deme die weinigſte Meinung / vnd derſelbige das kuͤrtzere ziecht / der auß Ehrſucht das Gloria in excelſis wolte ſingen.

Jn einer gar bekannten Statt / die ich vnderdeſſen Veri - polis, oder Wahrburg nennen will / hat ſich ein Student be - funden / welcher ein vnerhoͤrter ſtoltzer Stultus, ich getraue es mir nit Teutſch zu ſagen / diſer in ſeiner groſſen Armuth / vnd Beduͤrfftigkeit hat das Gelt / was ihme ſeine arme Eltern zurgeringen392Judæ Hoffart.geringen Underhalt beygeſchafft / zur Hoffart vnd Kleyder - Pracht angewendt / vnderdeſſen aber bey den PP. Capucci - nern auff dem Berg die Suppen abgeholt. Wie er auff ein Zeit mit diſem Kuchl-Proviant vnd Suppen-Haͤferl vnder dem ſaubern Mantl herab geſtigen / iſt ihme auff der nechſt ent - legenen Brucken ein bekannte Jungfrau begegnet / die er nach Gebrauch ſehr hoͤfflich ſalutiret / vnd ein kleine Weil in gar freundlicher Anſprach beyeinander geſtanden / wol recht liſt man das Wort Leffel hinderſich vnd fuͤrſich Leffel / dann ja das lefflen auff allen Seyten; die Jungfrau / vom angebohrnen Vorwitz angeſpohrt / fragt doch / was er vnder dem Mantl tra - ge? er antwortet / es ſeye ſein Lauten / auff welcher er zur Zeit - Vertreibung in der Hoͤhe deß Bergs geſpilt habe / vnd ziecht hierauff den Mantl noch beſſer zu ſich / das curiosè Fluͤgl wolt kurtzumb die Lauten ſehen / der ſtoltze Monſieur ruckte immer - zu mit dem Haͤferl vnder den Armb / biß er endlich daſſelbe we - gen Feiſte vnd Schmutz hat auff die Erd fallen laſſen / daß alſo die Knoͤdl vnd Brocken / diſe Lauten-Truͤmmer auff der Bru - cken herumb kuglet / vnd ein gantzer Duell deſſenthalben vnder den Hunden entſtanden / der ſtoltze Studenten-Knecht aber / vngezweiffelt durch ſondere Goͤttliche Schickung / der noch alle -Pſal. 118. mahl durch den Pſalmiſten ſagt / confundantur ſuperbi, iſt zu groͤſten Schanden worden / vnd alſo geſtanden mit der lan - gen Naſen.

Von der Frau Sunamitis kombt Nachricht ein bey dem Eliſæo diſem groſſen Mann GOttes / wie daß ihr einiger Sohn ſeye mit Todt abgangen / welches dem guten Propheten ſehr zu Hertzen gangen / vnd damit er ſich danckbar einſtelle vmb alle empfangene Gutthaten / gebiet er alſo ſeinem Diſci - pul Jezi, er ſoll ſein eigenen Stab nemmen / ſich gantz ſchleunig zu gedachter ſeiner Koſt-Frauen begeben / vnd daſelbſt den tod - ten Juͤngling zum Leben erwecken / der Jezi macht ſich auff den Weeg / die bekannte Leuth / ſo ihme begegnet / fragten ihn / wo -hin?393Judæ Hoffart.hin? buon giorno Padre ſanto, wohin ſo eylends? ihr muͤſt gewiß ein wichtiges Geſchaͤfft haben / daß ihr euer Einſidler - Huͤtten verlaſt / vnd uͤber Land reiſt? was dann / ſagt der Jezi, mein Verrichtung iſt nit ſchlecht / ich muß ein Todten aufferwe - cken / ein Todten? ja freylich / den vnd da / da vnd den / Auwe! ſagten die Leuth / das iſt ein Mann / der verdient ein vnſterbli - ches Lob / wir Nachbauern ſollen ihme die Haͤnd vnderlegen / ſeines gleichen hat die Welt dermahlen nit / das hat dem Ere - miten Jezi in ſeiner rauchen Kutten ſo wolgefallen (pfuy! ein Religios in raucher Kutten vnd paarfuß ſoll noch darzu hoffaͤr - tig ſeyn?) daß er ihm nit ein wenig eingebildt; wie er nun zu der todten Leich kommen / vnd den Knaben mit dem Wunder - ſtab oben vnd vnden Creutzweiß angeruͤhrt / ſo hat ſich halt der4. Reg. 4. cap. Theodot. qu. 17. Todte nit wollen ruͤhren / vnd da iſt der ſtoltze Pfaff zu ſchan - den worden / vnd mit einer großmaͤchtigen Naſen geſtanden.

Es iſt ein Doctor geweſt / welcher bey jedermann wolte hoch angeſehen ſeyn / vnd war bey ihm ein jede Parola ein Prallen / da doch ſein Hirn vnd Verſtand erleucht geweſen / wie der fuͤnff thorrechten Jungfrauen ihre Amplen / in ſeinem Zim - mer auff allen Stoͤllen ſtunden groſſe / kleine / dicke / dinne / al - te / neue / gute / ſchlechte / hohe / nidere / ſchwartze / weiſſe / gelbe / gruͤne / offene / geſchloſſene / Lateiniſche vnd Teutſche Buͤcher / vnd ſcheinte faſt ſein Wohnung zu ſeyn ein Tummel-Platz deß Juſtiniani, vnd damit er ihm bey den Leuthen noch ein groͤſſern Nahmen machte / hat er ober der Thuͤr ein groſſe Stoͤll auffge - richt / vnd daraufflauter Maur-Ziegl nacheinander geſtellt / die - ſelbe in Papier eingewicklet / vnd auſſenher darauff geſchriben / Acta deren vnd deß / daß man alſo darfuͤr gehalten / er habe ſehr groſſe Proceß zu fuͤhren / aber wie ihn auff ein Zeit ein zimbliche Geſellſchafft heimbgeſucht / worbey er mehrmah - len nur das eigene Lob hervor geſtrichen / hat jemand die Stu - ben-Thuͤr ſo ſtarck zugeſchlagen / daß ein ſolcher ſteinener Pro - ceß von der Stoͤll herunder gefallen / vnd einem auß den An -Pars II. D d dweſen -394Judæ Hoffart.weſenden ein groß Loch in Kopff gemacht / da hat einer mit la - chendem Maul dem ſtoltzen Doctor geſagt / er habe freylich ſchwaͤre Proceß, die einem ſo gar den Kopff zerbrechen / iſt al - ſo diſer groſſe Federhanß vnd Praller geſtanden mit einer lan - gen Naſen.

Agar ein Dienſt-Menſch bey dem groſſen Patriarchen Abraham, ſo bald ſie groß Leibs worden / hat ſie ſich uͤbernom - men / ihre eigene Frau die Sara veracht / pfuy / ſagt ſie etwann zu der Sara, was iſt die Frau nutz / ſolche Weiber gehoͤren auff den Taͤntlmarckt / die kein Wahr haben in die Wiegen zu le - gen / ein Weib ohne Kind / iſt wie ein Blaßbalg ohne Wind / es waͤr dem Abraham nutzlicher geweſt / wann er die nechſte beſte Sau-Dirn haͤtte geheyrath / waͤr doch ſolches Sauzim - mer auch ein Frauzimmer worden / ſo ſie nur haͤtt Erben tra - gen / mein Herꝛ hat Urſach / euch hinfuͤran nicht mehr als ein Magd zu halten / da waͤr ich wol ein groſſe Naͤrrin / daß ich euch ſolt auffwarten / es iſt immer ſchad / daß ein ſolcher vnfruchtba - rer Baum / wie ihr Sara ſeyt / ſoll in einem ſo ſchoͤnen Garten ſtehen / mein Sara, gebt lieber ein Bett-Schweſter ab / weil ihrGen. 16. doch kein Beth-Schweſter koͤnt ſeyn / ꝛc. Deſpexit Dominam ſuam, &c. das war ein ſtoltze Egyptiſche Krott! Es ſtehet ein kleine Zeit an / GOtt hat es alſo verhengt / daß Agar, welche vermeint ein groſſe Frau zu werden / hat muͤſſen mit einem Bin - ckel vndern Armben / mit einem geſtumpfften Kuͤtterlam Leib / dem boͤſen Bueben Iſmaël an der Hand zum Hauß hinauß wandern / vor der Thuͤr iſt drauſſen / gehe mir auß dem Ge - ſicht / fort mit der Hoͤppin / nur geſchwind / ſonſt wird man dir die Stiegen weiſen / muß ſeyn / ſo ſeys halt / die Frau Sara ſchlagt nach ihr die Thuͤr zu / da iſt die ſtoltze Agar (ein anders - mal uͤbernimb dich mehr) geſtanden mit einer groſſen Naſen.

In Aul. ſan. l. 2.

Nicolaus Cauſinus erzehlt / daß in einer volckreichen Proceſſion ſeye auch vnder andern ein ſehr ſtoltze Frau gan - gen / welche ihr eingebildt / der Apelles konte mit aller ſeinerMah -395Judæ Hoffart.Mahler-Kunſt ihr ſchoͤne Geſtalt nit entwerffen / ſie hatte den Kopff ſo zierlich auffgebutzt / daß alle Haar / die zwar nur falſch / weil ihr wegen einer Kranckheit die rechte außgefallen / nach der Krauß-Regl gericht / die Scheidl war ſo ſchoͤn geſtellt / daß diſe Laußſtraſſen / wie ein Lateiniſch Ypſilon hat hergeſehen / in Summa, ſie glaubte / S. Nicola koͤnne kein ſchoͤnere Docken einlegen / wie ſie iſt / da ſie nun alſo mit falſchen Federn daher gerauſcht / iſt vngefehr / oder beſſer gerebt / durch GOttes Wil - len / ein Aff auß einem Kauffmanns-Gewoͤlb herauß geſprun - gen / den geraden Weeg ihr auff die Achſel / vnd dero Haarlo - cken / Baͤndl / Hauben / Zierraͤthen / Geſchmuck / vnd allen Pracht alſo vom Kopff gezogen / daß ſie mit ihrem Calviniſchen Grind / wie ein gebutzter Kalbskopff vor maͤnniglich zu ſchan - den worden / vnd auff offentlicher Gaſſen geſtanden mit der groſſen Naſen.

Simon Magus ein Haupt-Hexenmeiſter vnd Zauberer hat Wunder-Sachen zeigt bey ſeiner Zeit / er hat gemacht / daß die ſteinene vnd hoͤltzene Bilder daher gangen / wie die leben - dige Menſchen / er hat ſich mitten in Feur vnd Flammen geſe - tzet / vnd ihm doch nit ein Haar verletzt worden / er hat auß Ki - ſelſteinern das beſte Brodt / die ſchoͤnſte Semmel gemacht / er hat ſich in vnderſchidliche Thier verwandlet / er hat bißweilen hinden - vnd vornher ein Geſicht gehabt / zu Zeiten hat er ſich in lauters Gold verkehrt / er hat gemacht / daß in Haͤuſern alle Geſchirꝛ ſich ſelbſtbewegt / vnd die Kandl in Keller / das Schaff zum Brunn / die Taͤller auff den Tiſch gangen / er hat gemacht / daß vor ſeiner vilerley / allerley Schatten gangen / die er fuͤr Seelen der Abgeſtorbenen außgeben / er hat gemacht / daß Se - lenna, ein gemeiner Schlepſack / in dem Thurn / worin ſie ver - hafft gelegen / auß den Fenſtern auff einmahl zugleich herauß geſchaut / vnd ſich dem Volck vmb vnd vmb gezeigt / er hat auß dem Lufft einen neuen Menſchen erſchaffen / vil andere Wun - der hat er durch ſein Teuffels-Kunſt erwiſen / neben andern hat er wollen fliegen / vnd wie er mitten im Flug war / in beyſein ei -D d d 2ner396Judæ Hoffart.Anaſt. Nice. qu. 13. in ſac. Script. l. 2. Conſtit. Apoſtol. Majolus fol. 458.ner groſſen Menge Volcks / hat GOtt dem Sathan den Ge - walt genommen / worauff der ſaubere Simanl mit Schand vnd Spott herunder platzt / vnd die Fuͤß gebrochen / da iſt er gele - gen mit einer langen Naſen.

Jn Prato Fiorito wird erzehlt von einem Abbten / wel - cher einen kleinen Knaben bey ſich hatte / denſelbigen aber ſehr ſcharpff hielte / theils wegen etlicher kleinen Verbrechen / nach - mahls auch / damit der Knab in Tugenden vnd Forcht GOttes moͤcht aufferzogen werden; weil aber einem andern Religioſen in ſelbem Cloſter das Maul geſtuncken nach der Abbtey / hat ſolcher auß Ehrſucht dahin getracht / wie er moͤchte den Abbten auß dem Weeg raumen / zu diſem End gab er beſagtem Kna - ben ein Gifft-Pulver in aller Geheimb / mit dem Rath vnd Schlag / er ſolle diß in der Still ſeinem Abbten zu Morgens auff die Suppen ſtraͤhen / er werde bald erfahren / daß ſein Herꝛ beſſer vnd froͤmmer werde / dann ſolches Pulver habe di - ſe Krafft vnd Wuͤrckung; der Knab folget dem boßhafften Rath / jedoch hat er die Helffte deß Pulvers ihm vorbehalten / zu dem Ende / dafern ſein Herꝛ uͤber ein lange Zeit moͤcht wi - derumb boͤß werden / daß er ſolches Mittel geſchwind bey Han - den haͤtte. Nachdem nun der Moͤnch durch erwendes Gifft zur Abbtey gelangt / vnd den Knaben ſehr werth vnd lieb gehabt; weil aber Gottes gemeiner Brauch iſt / alle Stoltze zu ſtuͤrtzen / vnd ihnen ein langen Schmecker anzuhefften / alſo iſt es auch hie nit anderſt geſchehen / dann etlich Tag nach angetrettener Abbtey / gedacht der Knab / daß er zwar dermahlen ein lieben / vnd frommen Herꝛn habe / allein ſeye doch ein Forcht / er moͤcht mit der Zeit auch boͤß werden / Holla! ſagte der Knab bey ſich ſelbſten in kindlicher Einfalt / ich will dißfalls vorkommen / vnd den andern Theil deß Pulvers ihme geben / alsdann bin ich ver - ſichert / daß er alleweil werde fromm vnd guͤtig bleiben / welches er dann in ſolcher Geheimb werckſtellig gemacht hat / wordurch der ehrſuͤchtige vnd ſtoltze Geſell auch auff gleiche Weiß / wie ermit397Judæ Hoffart.mit ſeinem Vorfahrer vmbgangen / ſein gottloſes Leben ge - endt / vnd alſo geſtorben mit einer langmaͤchtigen Naſen.

Die Hebreer haben einmahl ein Ehebrecherin zu vnſerm HErꝛn in Tempel gefuͤhrt / dieſelbige ernſtlich angeklagt / wie daß ſie laut viler Zeugen Außſag in flagranti, aber nit in fra - granti, ſeye ertapt worden / weil nun ihnen / vermoͤg deß Mo - ſayiſchen Geſatz / oblige / dergleichen uͤbertretter gebuͤhrmaͤſſig zu zuͤchtigen / vnd zwar lebendig verſteinigen / was er dann dar - zu ſage? wir ſeynd ehrliche Leuth / vnd haben noch von vnſern Vor-Eltern her die anverwandte Tugend-Lieb / dergleichen La - ſterl vnd Schlepſaͤck koͤnnen wir nit gedulten / er ſoll doch auch ſein Meinung beytragen / ob man die Fettel ſoll verſteinigen? wie vnſer HErꝛ vermerckt / daß diſe ſtoltze Voͤgl vermeint / ſie ſeyn beſſer vnd gerechter als andere / ſodann hat er das anderte - mahl auff die Erd geſchriben / worvon die hochmuͤthige Phari - ſæer vnd Schrifftgelehrte blutroth worden / vnd mit einer lan - gen Naſen geſtanden / weil vnſer HErꝛ alle dero geheime La -Joan. 8. ſter vnd Schelm-Stuͤckl auff die Erd protocollirt.

Jndem ich nun die Chur rund abgeſchlagen wegen ſolcher langen Naſen / weil ich darfuͤr gehalten / ich moͤcht doch kein Lob darvon tragen / zumahlen es meiner Profeſſion nit ware / er aber noch inſtaͤndiger angehalten / vnd faſt mit weinenden Au - gen gebetten / ſo ſagte ich / der Sach ſeye leicht zu helffen / nur vnderſich uͤberſich / das Wort empfand ſehr hoch der Na - ſutus, vnd glaubte / ich wolt ihn voppen / dann er war der Mei - nung / als ſoll er die Naſen vmbkehren / welches ſehr gefaͤhrlich / dafern einer vnder einem Schwalmen-Neſt ſchlaffen ſolt / wie Tobias, ſonder ich wolt hierdurch zu verſtehen geben / daß er ſolte wol / vnd vilmahl zu Gemuͤth fuͤhren / daß GOtt faſt je - derzeit pflegte das vnderſich uͤberſich kehren / verſtehe die Demuͤthige / ſo vnderſich ſeyn / uͤberſich helffen.

Nachdem ſich der Patriarch Abraham alſo gedemuͤthi - get / daß er von dem Angeſicht GOttes bekennt hat / er ſeyeD d d 3nichts /398Judæ Hoffart.Gen. 18.nichts / als pulvis & cinis, Staub vnd Aſchen / ſolcher Aſchen hat nachmahls ein ſo gute Laugen gemacht / daß er fuͤnff Koͤnig zimblich den Kopff gewaſchen / vnd ſie uͤberwunden / das heiſt vnderſich uͤberſich.

Nachdeme Moyſes freymuͤthig ſich alſo ernidriget / daß er von ſich ſelbſten außgeben / tardioris linguæ ego ſum, er habe gar ein harte Zungen / vnd koͤnne vor groſſen He-He - Herren nit recht re-re-reden / da hat ihn GOtt nit allein zu einem Haupt der Iſraëliter / ſonder ſo gar zu einem Vice-Gott deß Pharaonis geſtellt. Das heiſt vnderſich uͤberſich.

Der Gedeon hat in einem ſo nidern Stand gelebt / daß er ſo gar das Trayd in der Scheuer ſelbſt außgetroſchen / nach - gehends aber hat ihn GOtt zu einem Erloͤſer deß gantzen Jſrael gemacht / der da die Sach wider die Ephraiter ſtattlich mit dem Degen außgetroſchen. Das heiſt ja vnderſich uͤberſich.

Wie der Saul auß demuͤthigem Gehorſamb ſeines Vat - ters Eßlin geſucht / da iſt er von dem Eſel auffs Roß geſeſſen / vnd den Eſelſtupffer mit dem Scepter vertauſcht / da ıſt er von langen Ohren zu langen Ehren kommen. Das heiſt ja vnder - ſich uͤberſich.

Der David war halt ein rothkopffetes Hirten-Buͤebel / das war die gantze Garge, weil er aber Demuth halber nichts auff ſich gehalten / iſt er von Schaafen zum ſchaffen kommen / vnd Koͤnig in Jſrael worden. Das heiſt ja vnderſich uͤberſich.

Die Eſther war ein armes Juden-Maͤdl / von einem vn - bekannten Herkommen / indem ſie aber ſich wegen dero edlen Geſtalt nichts uͤbernommen / da ſonſt ſelten Schoͤn vnd Schein beyeinander ſeynd / alſo iſt ſie vom nidern Thon zum hoͤchſten Thron geſtigen / vnd ein gecroͤnte Koͤnigin worden. Das heiſt ja vnderſich uͤberſich.

Weilen ſich Petrus in dem Schiffel freywillig vor einenSuͤnder399Judæ Hoffart.Suͤnder erkennt / vnd daß er nicht werth ſeye der Gegenwart Chriſti / alſo hat er mit ſeinem gehe von mir / das komb herzu der hoͤchſten Ehren erhalten / vnd fuͤr die Schnallen ſei - ner ſchlechten Fiſcher-Huͤtten / die Schluͤßl deß Himmels ein - genommen.

Als Paulus ein Paulaner worden / vnd den Orden der Minimorum eingetretten / ſich alſo Minimum Apoſtolo - rum erklaͤrt / ſo hat ihm GOtt die gantze Welt vor ein Diæ - ces geſchenckt. Das heiſt ja vnderſich uͤberſich.

Jndem Joannes Baptiſta ſich aller hohen Prædicaten geweigert / mit denen ihn die Phariſæer complementirten / ja ſo gar ſich vnwuͤrdig erkennt / die Schueh-Riemen deß HErꝛn auffzuloͤſen / alſo hat ihn GOtt mehrer hervor geſtrichen / als alle Menſchen / non ſurrexit Major, vnd ſeynd die Haͤnd / welche ſich zu den Schueh-Riemen ernidriget / in dem Fluß Jordan gar uͤber das Haupt Chriſti erhebt worden. Das heiſt ja vnderſich uͤberſich.

Weil die uͤbergebenedeyte Jungfrau Maria ſich ein Die - nerin vnd Magd deß HErꝛn genennt / alſo iſt ſie wegen ſolcher Erniderung dergeſtalten hoch worden / daß ſie alle Choͤr der Engel uͤberſteigt / vnd wegen der drey Wort: Ecce Ancilla Domini, iſt ſie wuͤrdig worden / das ewige Goͤttliche Wort einzufleiſchen. Das heiſt ja vnderſich uͤberſich.

Alexander Philoſophus iſt auß Demuth gar ein Kohl - brenner worden / damit er nur von der Welt nit geehrt werde / GOtt hat aber diſes Kohlbrenners Demuth mit der Kreiden alſo auffgezeichnet / daß nachmahls diſer Kohlbrenner ein Bi - ſchoff worden / der ſich gewaſchen hat. Das heiſt ja vnder -Gregor. Niſſen. ſich uͤberſich.

Der H. Gregorius Magnus hat ſich gar in ein Vaß laſ - ſen einſchlagen / vnd auff den nechſt entlegenen Berg tragen / damit er nur zum hoͤchſten Pabſtthum nit gezogen werde / eshat400Judæ Hoffart.hat ihn aber GOtt durch ein feurige Saul verrathen / hat alſo muͤſſen auß diſem hoͤltzenen Fuetterall herauß ſchlieffen / vnd gleich in den allerwuͤrdigiſten Purpur einſchlieffen / der erſt inGregor. Taum. lib. 6. dem Vaß geſteckt / per vas ein Pabſt worden / das heiſt ja vnderſich uͤberſich.

Hilarius Pictavienſiſcher Biſchoff / wie er in das Con - cilium zu Seleucia kommen / vnd daſelbſten vnder denen ver - ſambleten Vaͤttern keinen Sitz mehr gefunden / hat er ſich auff die Erd nidergeſetzt / aber GOtt hat bald ſeine Demuth erhoͤ - het / indeme die Erd vnder ſeiner ſich in Geſtalt eines Throns oder Sitz auffgebaͤmbt / vnd mit ſambt dem Biſchoff erhebt /Laur. Beierl. tit. Hum. daß er alſo hoͤher / als alle andere geſeſſen. Das heiſt ja vnder - ſich uͤberſich.

Carolus Boromæus ein vornehmer Cardinal vnd Ertz - Biſchoff hat ſich alſo gedemuͤthiget / daß er mehrmahlen auff der Reiß ſeine Diener uͤberhebt / vnd an ſtatt derſelben den Rantzen getragen / auch war ſein Freud mit Bettler vnd armen Leuthen vmbzugehen; nach dem ſeeligen Hinſcheiden iſt er alſo von GOtt erhebt worden / daß allein in ſeiner Canoniſation vnd ſolenner Heiligſprechung uͤber die hundert vnd funfftzig Million Ablaß-Pfenning mit ſeiner Bildnuß durch die gantze Welt außgetheilt worden. Das heiſt vnderſich uͤberſich.

Franciſcus von Aſſis, diſer heilige Patriarch hat ſich der - geſtalten ernidriget / daß er ſich den groͤſten Suͤnder genennt / mehrmahlen ein Strick an Halß gehengt / als ein Malefiz - Perſohn / in einem ſchlechten Sack / wie der elendeſte Bettler daher gangen / nach ſeinem Todt hat ihn GOtt alſo erhoben / daß ſein Seraphiſcher Orden durch die gantze Welt außgebreit worden / ja in der gantzen Chriſtenheit nit ein Statt / nit ein Dorff / ja wenig Haͤuſer / worin einer nit den Nahmen Fran - ciſci tragt. Das heiſt vnderſich uͤberſich.

Wer alſo wol erwegt diſes vnderſich uͤberſich / derwird401Judæ Hoffart.wird das placebo Domino in einem nidern Baß ſingen / der wird das de Proſundis in allen Orthen intoniren / der wird dem Teuffel folgen in jenem Rathſchlag / mitte te deorſum, laß dich hinunder / der wird mit Magdalena bey den Fuͤſ - ſen ſitzen / der wird mit der Samaritanin auß dem tieffen Brunn ſchoͤpffen / der wird ſich mit der Rebecca auch uͤber die Cameel erbarmen / der wird auff dem Hochzeit-Mahl das letzte Orth nemmen / damit er das aſcende ſuperius erwarte / der wirdLuc. 14. JEſu Chriſto vnſerm Heyland nachfolgen / der von der Krip - pen an / biß auff den bittern Creutz-Stammen die Demuth / Demuth / Demuth geſucht / die Demuth / Demuth gelehrt / die Demuth / Demuth / Demuth gezeigt / ſo gar ſich wie ein Erd - Wurm tretten laſſen / humiliavit ſe uſque ad mortem, propter quod & Deus exaltavit illum, derenthalben er al - ſo erhebt worden / daß er bereits ſitzet zu der rechten Hand deß Himmliſchen Vatters.

Pars II. E e eUnſer402

Unſer HErꝛ vnd Heyland propheceyt vom Juda Jſcarioth / daß er bald werde ein offentlicher Schelm werden.

NAchdeme der allerdemuͤthigſte JEſus den Apoſtlen al - len die Fuͤß gewaſchen / hat er ſich widerumb mit erſt - gedachten lieben Nachfolgern zu Tiſch geſetzt / allwo ſie die uͤbrigen Speiſen / vnd auffgetragene Richten verzehrt / zumahlen das gebrattene Oſter-Laͤmbel nit alle konte ſaͤttigen / vnder wehrendem diſem Abendmahl aber hat ſich der Heyland laſſen gantz merckſamb verlauten / wie daß einer in diſem Colle - gio ſeye / der ihn werde verrathen: Amen dico vobis, quiaMatth. 26. unus veſtrum me traditurus eſt: Wahrlich ſag ich euch / einer vnder euch wird mich verrathen; Ob ſchon der gebenedeyte Heyland nit klar hat außgeſprochen / bey wem er werde verrathen werden / ſo konten doch die hieruͤber be - ſtuͤrtzte Apoſtel leicht vermuthen / daß niemand anderer werde ſeyn / als die Hohenprieſter / weil ſolche deß HErꝛn offentlıche Feind waren / vnd ihme aller Orthen nachſtellten; Es hat aber der ſanfftmuͤthige JEſus deß Verraͤthers Nahmen der - enthalben nit entdeckt / damit dem Iſcarioth nicht etwas boͤſes ſolte widerfahren / dann wol zu glauben / dafern die Apoſtel in Erfahrenheit haͤtten gebracht / daß Judas diſer Schelm werdeChryſoſt. Hom. 71. in Joan. ſeyn / daß ſie ihn haͤtten lebendig zerriſſen: Fortaſſis eum di - ſcerpſiſſent Apoſtoli, vnd ſo ſchon die andern Apoſtel hierin - falls glimpfflicher waͤren vmbgangen / vnd etwann den Judam mit ernſtlichen Worten abgemahnt / ſo haͤtt ſich doch der Pe - trus, der dazumahl gar eyffrig war (den Malchum vmb Be - richt) nit enthalten koͤnnen / daß er ihn nit zwiſchen der OhrenCap. 13. in Joan. gehaut / ja gar den Reſt geben / wie darvor halt der Engliſche Lehrer Thomas; dazumahl hat der Goͤttliche Meſſias ſatt -ſamb403Unſer HErꝛ vnd Heyland propheceyt / ꝛc.ſamb an Tag geben / daß ihme alle kuͤnfftige Begebenheiten be - kannt / vnd offenbahr ſeyn / vnd nit dem Menſchen / auſſer ſei - ner Goͤttlichen Offenbahrungen; dahero die Wahrſager / Planetenſteller / Zigeyner / vnd dergleichen Lumpengeſind in allweg zu verwerffen ſeynd.

Die Wiſſenſchafft kuͤnfftiger Ding iſt allein in dem all - wiſſenden GOtt / deme nichts verborgen / nichts verdeckt / nichts verhuͤlt / nichts vergraben / nichts vermaͤntlet / nichts verſperꝛt / nichts vnbekannt / diſer iſt ein Aug / ſo alles ſihet / iſt ein Schluͤſ - ſel / ſo alles eroͤffnet / iſt ein Uhr / ſo auff alles zeigt / iſt ein Maaß / ſo alles maͤſſet / iſt ein Hand / ſo alles auffdeckt / diſer hat von Ewigkeit her geſehen / was da geweſt iſt / was da noch iſt / was da noch ſeyn wird; was / wer / wie / wo / wann; wann es geweſt iſt / was / wer / wie / wo / wann es iſt / was / wer / wie / wo / wann es ſeyn wird / von diſem allhabenden / allmaͤchtigen / allwiſſenden GOtt ſeynd etliche im Geſatz der Natur / im Ge - ſatz Moyſis, im Geſatz Chriſti erleucht worden / daß ſie kuͤnffti - ge Ding haben vorgeſagt / vnd derenthalben Propheten ge - nennt worden / im Geſatz der Natur war Adam, Enoch, Noë, Abraham, Joſeph, &c. im Geſatz Moyſis waren Iſaias, E - zechiël, Jeremias, Daniel, Oſea, Joël, Amos, Abdias, Jo - nas, Michæas, Nahum, Habacuc, Sophonias, Aggæus, Zacharias, Malachias, Samuel, Gad, David, Natan, Se - mei, Azarias, Jehu, Elias, Eliſæus, &c. im Geſatz Chriſti alle Apoſtel / vil Martyrer / ein vnzahlbare Anzahl der Beich - tiger / nit wenig H. Jungfrauen / vnd Außerwoͤhlte GOttes / welche aber alle geweſt ſeynd wie ein Amper / der das Waſſer von ſich ſelbſten nit hat / ſonder auß dem tieffen Brunn / geweſt ſeynd wie ein Orgl / welche von ſich ſelbſt nit pfeifft / ſonder von einem andern Lufft angeblaſen wird / geweſt ſeynd wie ein Liecht / welches von ſich ſelbſt nicht iſt / ſonder von einem andern ange - zuͤndt wird.

Unweit der Statt Sichar hat ſich der gebenedeyte Hey - land bey einem Brunn nidergeſetzt / weil er ſich etwas muͤd be -E e e 2funden404Unſer HErꝛ vnd Heyland propheceyt /funden wegen der Reiß / kaum daß er allda ein kleine Ruhe ge - ſchoͤpfft / da kombt ein Samaritaniſch Weib / Waſſer zu hol - len; diſes Weib war gar ein ſaubere & cætera, ſo bald ihr vn - ſer HErꝛ aber die Warheit geſagt / vnd ihr mit wenig Wor - ten die verborgene Hueſten-Stuͤckl entdeckt / Holla! ſagte ſie:Joan. 4. Video, quia Propheta es tu, HErꝛ / ich ſichs / ich mercks / ich glaubs / du ſeyeſt ein Prophet. O wie wol hat diſes Weib / welche nachmahls durch die ſondere Goͤttlıche Gnad auß einem uͤppigen Schlepſack ein Apoſtlin worden / vnd die gantze Statt Sichar zu dem wahren Liecht vnd Glauben gebracht / wie recht hat ſie den HErꝛn einen Propheten genennt / maſſen er von Erſchaffung der Welt hero immerzu kuͤnfftige vnd verborgene Ding hat offenbahrt / ich will dermahlen geſchweigen / daß GOtt alles vnd jedes / was im neuen Teſtament ein - vnd an - geſtellt worden / im alten Teſtament durch Figuren ſchon habe vorgedeutet / ſonder allein ein wenig vortragen / wie wunder - barlich GOtt mehrmahlen kuͤnfftige gute vnd boͤſe Begeben - heiten habe vorgekuͤndt.

Ehe vnd bevor GOttes Sohn iſt Menſch worden / vnd auß einer vnbefleckten Jungfrauen gebohren / hat der alte Si - meon in der Synagog zu Jeruſalem die Schrifft außgelegt / vnd als er zu diſem Text Iſaiæ kommen: Ecce Virgo conci - piet, &c. Sihe / ein Jungfrau wird empfangen / vnnd gebaͤhren einen Sohn / ꝛc. hat er das Wort Jungfrau außgelegt / vnd darfuͤr junge Tochter geſchri - ben / der Meinung / es ſeye nit moͤglich / daß ein Jungfrau koͤn - ne gebaͤhren / deß andern Tags aber war das Wort Jungfrau / wie anvor zu leſen / vnd nachdem es er etlichmahl durchzogen / vnd doch allemahl im vorigen Stand gefunden / hat er endlichPetra ſan - cta in Al - locut. X. ad mira. das Wort Jungfrau mit guldenen Buchſtaben wahrgenom - men / worauff ihme von dem H. Geiſt geoffenbahret worden / daß er nit werde ſterben / er ſehe dann zuvor den verſprochenen Meſſiam.

Zuvor405daß Judas werd ein offentlicher Schelm werden.

Zuvor als Titus die weltkuͤndige Statt Jeruſalem mit Kriegsmacht uͤberzogen / vnd alles zerſtoͤhrt / daß nit ein Stein auff dem andern gebliben / ſeynd wunderliche Sachen vnd Zei - chen geſchehen / vnder andern am vornehmen Feſt deß vnge - ſaͤuerten Brodts / bey den Juden im Monath April / hat ein Ochs / ſo zum Schlacht-Opffer gefuͤhrt worden / ein Laͤmbel ge - worffen / Jtem / ſo hat man wahrgenommen / im Lufft gantze Armeen miteinander fechten / nachgehends haben bey naͤchtli - cher Weil die Prieſter im Tempel ein vngewoͤhnliches GetoͤßJoſeph. de Bell. Jud. l. 7. c. 12. gehoͤrt / vnd anbey diſe Wort vernommen / migremus hinc, laſt vns von dannen weichen.

Zuvor als Balduinus von Palleologo dem Kayſer vom Reich vnd Cron verſtoſſen worden / hat das gemahlte Pferdt an der Wand deß Pallaſts / worauff der H. Ritter GeorgiusGenebrav. in Chron. Clem. V. gemahlt / bey der Nacht erſchroͤcklich geſchryen.

Zuvor als Anno 1269. ein erſchroͤckliches Blut-Bad in dem Koͤnigreich Pohln worden. An. 1510. ein groſſe Kriegs - Empoͤrung in Italia. Anno 1518. ein groſſe Unruhe in Sach - ſen. Anno 1393. ein groſſe Niderlag in Normannia. Ann. 930. ein inheimiſcher Krieg in Franckreich. Anno 1066. in Engelland ein grauſame Schlacht vnder der Regierung Ha - raldi. Anno 454. der tyranniſche Einfall deß Attilæ. Anno 603. der grauſame Todt deß Kayſers Mauritij ſambt ſeiner Gemahl vnd Kindern. Anno 745. die graſſierende Peſt in Syria vnd Griechenland. Anno 1456. der Kayſer Friderich zu Wienn von ſeinen eignen Burgern bekriegt. Anno 1530. der harte Bauern-Krieg vnd Auffruhr in Teutſchland. Ann. 1532. die gefaͤhrliche Belaͤgerung der Statt Wienn von Soli - manno. Anno 1620. 24. 30. der traurige Zuſtand in gantz Teutſchland / ja zuvor / als vnſer dermahl ſiegreich-regierende Roͤmiſche Kayſer LEOPOLDUS ſchon das zweytemahl preyßwuͤrdigſte Krieg gefuͤhrt wider den Erbfeind / hat GOtt vnderſchidliche Zeichen in Himmel geſetzt / groſſe / feuerige Co - meten in die Hoͤhe geſtellt / gewaffnete Kriegsmaͤnner / blutigeE e e 3Schwerdt /406Unſer HErꝛ vnd Heyland propheceyt /Schwerdt / feuerigen Kriegsmarſch am Himmel / als auff einem Papier / oder Schreib-Tafel entworffen / damit wir geſambte Adams-Kinder ſehen / daß er der jenige GOtt ſeye / der alle kuͤnfftige Ding vorweiß / video, Domine, quia Propheta es.

Jn dem Pallaſt deß Kayſers Valentiniani vnd Valen - tis haben von freyen Stucken die alte Beſen angefangen zuCardan. l. 15. de rer. var. bluͤhen / darauff iſt geſchehen / daß gantz arme vnd gemeine Leuth zu groſſen Ehren erhoben worden.

Hildebrandus ein kleiner Knab / vnd ein Sohn eines Zimmermanns / hat auff kindiſche Arth die kleine Scheitlein ſeines Vatters auff die Erd zuſammen gelegt / wie ein Schrifft / daß man alſo auß diſen hoͤltzenen Buchſtaben hat leſen koͤnnen folgende Wort: Dominabitur à mari, uſque ad mare, er werd herꝛſchen vom Meer / biß zum Meer / ꝛc.Cranz. l. 4 Metrop. worauff iſt hernach geſchehen / daß diſer Roͤmiſcher Pabſt / vnd Gregorius der Sibende genennt worden.

Kayſer Reonis deß dritten Sohn Conſtantinus, wie er von dem Patriarchen iſt getaufft worden / hat er ſ. v. mit eige - nem Koth das Tauff-Waſſer beſudlet / worauß der H. MannSigon. lib. 3. abgenommen / daß er ins kuͤnfftig alles Heiligthumb entuneh - ren werde.

Die Mutter deß H. Dominici hat ein Traum gehabt / als trag ſie im Leib ein Huͤndl mit einer brinnenden Fackl / die Mutter deß H. Andreæ Corſini hat ein Traum gehabt / als hab ſie ein Wolff gebohren / der in die Carmeliter-Kirchen ge - loffen / vnd daſelbſt vnder der Kirchen-Thuͤr in ein Laͤmbel ver - kehrt worden; die Mutter deß H. Franciſci hat nicht koͤnnen niderkommen / als in einem Stall / die Mutter deß H. Philip - pi Benezij hat ein Traum gehabt / als trag ſie ein groſſe Flam - men im Leib / die Mutter deß H. Ethelwaldi hat ein Traum gehabt / als ob ihr ein guldener Adler auß dem Maul geflo - gen / vnd nachdem er hin - vnd hergeſchwebt / endlichen ſein Flug in Himmel genommen. Wie der H. Julianus gebohren / hat er zwey Finger in die Hoͤhe gehebt / als woll er / wie ein Biſchoffdie407daß Judas werd ein offentlicher Scheim werden.die Benediction geben / die Mutter Æneæ Silvij, der nachmah - lens Roͤmiſcher Pabſt worden / vnd Pius Secundus genennt / hat ein Traum gehabt / als gebaͤhr ſie ein Kind mit einer Bi - ſchoffs-Jnfel / Joannes der Tauffer hat in Mutter-Leib ein froͤ - lichen Sprung gethan / der H. Benedictus Abbt / da er noch in Mutter-Leib verſchloſſen / hat geſungen als in einem Chor / der ſeelige Jacobus Picennus hat mit ſeiner Mutter / da er noch nit gebohren / geredt / die Mutter deß H. Columbani hat ein Traum gehabt / als gehe auß ihrer Schoß ein glantzende Sonn hervor / der H. Edmundus iſt alſo rein / vnd ſauber von Mutter-Leib kommen / daß er gar kein Bad vonnoͤthen hatte / der H. Nicetius iſt auff die Welt kommen mit einem Kraͤntzl von Haaren auff dem Kopff / wie ein Religios / der ſeelige Franciſcus Fabrianenſis, wie er gebohren / hat nicht / wie alle Menſchen pflegen / geweint / ſonder gelacht / der ſeelige Eremit Petrus auß Schottland / wie er als ein kleines Kind getaufft worden / hat er uͤberlaut geſprochen Amen, der Ecuperantius 8. Tag nach ſeiner Geburt / hat ſich mit deutlichen Worten ge - gen GOtt bedanckt / daß er ihn hat laſſen auff die Welt kom - men / der H. Agnellus hat den 20. Tag nach ſeiner Geburt die Mutter GOttes mit heller Stimm gegruͤſt / Ave Maria, Al - ſatius Graf in Flandern / den dritten Tag nach ſeiner Geburt hat auffgeſchryen / vacuate mihi Domum, laͤhret mir das Hauß auß / der H. Rochus, wie er gebohren / hat ein rothes Creutzl auff der Bruſt mit ſich auff die Welt gebracht / mit allen diſen Zeichen / Vorbotten / Geſichtern vnd Geſchichten / wolte GOtt der Allmaͤchtige ſchon vordeuten / was groſſe Leuth / A - poſtoliſche Maͤnner / eyffrige Diener ins kuͤnfftig diſe werdenPagat. P. 2. fol. 16. & veter. ſeyn / video, quia Propheta es tu, O guͤtigſter GOtt / da ſihet man ja / daß du alles kuͤnfftige weiſt / vnd dir nichts verborgen.

Vor dem Todt Ludovici XI. iſt ein groſſer Comet er -Cuſpin. ſchinen. Vor dem Todt Ludovici Balbi iſt ein ſolche Finſter - nuß an der Sonn geweſt / daß man vmb Mittagzeit die SternIdem. am Himmel geſehen. Vor dem Todt deß Kayſers Henricideß408Unſer HErꝛ vnd Heyland propheceyt /Idem. deß IV. iſt ein heller Comet erſchinen. Vor dem Todt deß Koͤ -Crom. lib. 30. nigs Alexandri in Pohlen / iſt ein feuerige Kugl zu Cracau ober dem Rath-Hauß geſehen worden. Vor dem Todt Mat -Bonf. l. 8. thiæ Corvini Vor dem Todt Mauritij deß Churfuͤrſten in Sachſen / iſt zuCam. in orat. fun Berlin von ſeiner ſteinenen Bildnuß das Haupt von freyen Stucken abgefallen. Vor dem Todt deß Kayſers AndroniciNicet. l. 2. hat die Bildnuß deß H. Pauli geweint. Vor dem Todt Caro - li, Maximiliani, Matthiæ, Ferdinandi der Roͤmiſchen Kay - ſer ſeynd groſſe Erdbiden / traurige Comet / vnd vil andereFranc. à Iſ. Mar in hiſt. il. cap. 5. Ovetens p. 2. c. 153. Wunderding wahrgenommen worden. Vor dem Todt der H. Thereſiæ iſt etlichmahl ein ſtrahlender Stern vor ihrem Fen - ſter vermerckt worden. Vor dem Todt Alphonſi VI. Koͤnigs in Spanien haben alle Stein in der Kirchen S. Iſidori drey Taͤg haͤuffig Waſſer geſchwitzt.

Die Stund ihres Todts haben vorhero gewuſt durch Goͤtt - liche Offenbahrung Arnulphus Biſchoff zu Sueſſion, mit Ar - nulpho Dominicus, Stiffter deß Prediger-Ordens / mit Do - minico Franciſca Romana, mit Franciſca Romana Ger - trudis Nivellenſis, mit Gertrude Amicus Caslienſis, mit Amico Benedictus Abbt / mit Benedicto Cæſarius der Bi - ſchoff / mit Cæſario der Biſchoff Eligius, mit Eligio der Bi - ſchoff Eugenius, mit Eugenio der Biſchoff Gramatius, mit dem Gramatio die Pohlniſche Hedwigis, mit Hedwige der Biſchoff Hubertus, mit Huberto Ignatius Lojola, mit Ig - natio Joannes Chryſoſtomus, mit Chryſoſtomo Joan - nes Qualbertus, mit Qualberto Maria Ægyptiaca, mit Maria der Biſchoff Oſwaldus, mit Oſwaldo Petrus de Mo - rano, oder Celeſtinus der Fuͤnffte / mit Celeſtino Philippus Nereus, mit Nereo der Ertz-Biſchoff Rembertus, mit Rem - berto der Biſchoff Richardus, mit Richardo der Biſchoff Salvius, mit Salvio der Abbt Severinus, mit Severino der Ertz-Biſchoff Spiridion, mit Spiridione Thomas Aquinas, mit Aquinate Thomas de Villanova, mit Villanovano derPrie -409daß Judas werd ein offentlicher Schelm werden.Prieſter Trudo, mit Trudone der Cardinalis Matthæus, Biſchoff zu Cluniac, mit Cluniacenſi der Biſchoff Andreas Corſinus, mit Corſino der Abbt Aichardus, mit Aichardo die Abbtiſſin Aldegundis, mit Aldegunde der Biſchoff Eucha - rius, mit Euchario der Trieriſche Maternus, mit Materno vil tauſend andere / vnder welchen die vornehmſte die ſeeligſte Mutter GOttes Maria / alle diſe haben durch Goͤttliche Of - fenbahrung ihren Todt vorgewuſt / ja es gibt noch etliche Orth / vnd Freundſchafften / welche gewiſſe Vorbotten ihres Todts haben; Zu Valliſolet iſt ein Begraͤbnuß eines Ritters von Caſtilien, welcher im Chor der H. Claræ ligt / ſo offt einerJoan. Euſ. l. 1. mirac. Europ. cap. 11. auß deſſen Freundſchafft mit Todt abgeht / pflegt zuvor ein ge - wiſſes Getoͤß in dem Grab gehoͤrt zu werden. Jn italia iſt ein Geſchloß / mit Nahmen Montauri, allwo ein adeliches Hauß iſt / vnd ſo offt jemand auß demſelben ſoll ſterben / ſo erſcheint al - lemahl ein groſſe Flammen ober dem Geſchloß / diſes groſſe Privilegium ſoll ihnen der H. Franciſcus Aſſiſias bey GOtt zu wegen gebracht haben / vmb weil ſie ihn offtermahl beherber -Petra S. de mirac. perper. get haben. Drey vornehme Geſchlechter in Italia, in der Land - ſchafft Inſubria, haben noch auff heutigen Tag diſe Gnad von GOtt / benanntlich das Torelliſche / Piiſche / vnd Gonzagi - ſche Hauß / ſo offt jemand auß beſagtem hohem Geſchlecht mit Todt abgehe / ſo erſcheint allemahl etlich Tag vorhero in dem Zimmer / wo die Leich ſoll ligen / ein Frau gantz ſchneeweiß be - kleydt / vnd glaubt man / daß eine auß diſem Hauß eines Ehe - bruchs ſeye falſch beſchuldiget / vnd derentwegen in weiſſer Lein - wath eingewicklet / von dem hohen Geſchloß geſtuͤrtzt worden. Id. c. 25.Zu Meſſana haben die Cloſter-Jungfrauen ein Maria-Bild - nuß / welches ſie nennen de Malfino, ſolches iſt immerzu in ei - nem Tabernackel eingeſperꝛt / deſſen Schluͤſſel die Abbtiſſin bey ſich tragt / ſo offt ſich aber beſagter Tabernackel freywillig eroͤff - net / iſt es ein vnfehlbares Zeichen / daß eine auß ihnen werdePlacid. Samperi9 l. 3. c. 20. von der Welt ſcheiden. Jn dem Cloſter Mauritij in Sabau - dia ſeynd in einem Waſſer-Teich ſo vil Fiſch / als Geiſtliche ge -Pars II. F f fzehlt410Unſer HErꝛ vnd Heyland propheceyt /Guilelm. Baldeſſan. in hiſtor. S. Maurit. zehlt werden im Convent, ſo offt auch ein todter Fiſch auff dem Waſſer obenher ſchwimmet / iſt es ein vnfehlbares Zeichen / daß ein Geiſtlicher daſelbſt das zeitliche Leben enden werde; Zu Venedig in der Kirchen S. Danielis bey den Cloſter-Frauen / iſt begraben der Leib deß H. Martyrers Joannis, woſelbſt ein ewiges Wunderwerck zu ſehen / dann ſo offt eine auß beſagten Geiſtlichen Toͤchtern ſoll mit Todt abgehen / ſo pflegt allemahl ein Monath / oder Wochen vorhero das eyſene Gaͤtter bey dem Grab ſich von freyen Stucken vngewoͤhnlich zu erſchuͤttlen / vndIn vita S. Joan. ein groß Getoͤß zu verurſachen / worauff ſich ein jede ſelbigen Convents zu dem Todt bereitet. Zu Spoleti in Umbria ru - het der vnverſehrte Leib der heiligmaͤſſigen Mutter Marinæ, Ord. Canon Regular. Lateranenſium, worbey diß ewige Wunder geſchicht / ſo bald jemand daſelbſt in der Gegend er - kranckt / laſt er bey gedachtem Grab ein Liecht auffſtecken / ſo - fern der Krancke ſoll wider zu voriger Geſundheit gelangen / ſo brennt die Kertzen voͤllig auß / ſoll er aber ſterben / ſodann loͤ -Pagat. tom. 2. 397. ſchet die Kertzen allezeit auß / wann ſie auch oͤffters angezuͤndt wird. Jn dem Clariſſer. Cloſter zu Heſdin, weil allda die H. Coleta vil Jahr ein H. Wandl gefuͤhrt / iſt auff den heutigen Tag zu beobachten / daß allemahl ein gar lieblicher Geruch dasIbid. gantze Cloſter durchſtreiche / ſo offt eine 14. Tag hernach das Zeitliche endet. Jn Boͤhmen iſt ein ſehr hoch-adeliches Gra - fen-Geſchlecht / ſo offt jemand auß demſelben ſtirbt / wird jeder - zeit zuvor in dem Geſchloß vnd Stammen-Hauß ein alte vnd betagte Frau geſehen / vnd ſoll ſie auch oͤffter beym hell-liechten Tag erſcheinen: alle diſe Ding ruͤhren her von dem allmaͤchti - gen / allwiſſenden GOtt / welcher dergleichen Vorbotten auß ſeiner grundloſen Guͤte ſchicket / damit der Menſch recht / vnd vollkommen ſich koͤnne zu diſem letzten Kampff præpariren. O außerleßniſter JEſu! ſo koͤnnen wir alleſamb nit anderſt re - den / als was da geſagt hat die reuvolle Samaritanin: Vide - mus, quia Propheta es tu, wir bekennen es gar gern / daß du alles weiſt / das vergangene / das gegenwertige / vnd das kuͤnff -tige /411daß Judas werd ein offentlicher Schelm werden.tige / du allein / vnd kein anderer / auſſer deiner Goͤttlichen Of - fenbahrung vnd Eingebung / Propheta es tu, tu, du biſt ein Prophet aller Propheten / quia Propheta magnus ſurre - xit, &c. du / du allein kanſt vorſehen / was ins kuͤnfftig / Boͤſes oder Gutes / Gluͤck oder Ungluͤck / Freud oder Leyd werde kommen.

Es haben zwar vil andere groſſe Diener GOttes manche Wunderding vorgeſagt / vnd propheceyt / aber mein JEſu / durch dein Liecht / durch dein Huͤlff / durch dein Underweiſung / vnder ſo vil tauſend iſt geweſt der H. Joannes Evangeliſta, welcher in der Jnſel Patmos ſein Apocalypſin, worinnen vilHieron. l. 1. contra Jovini. kuͤnfftige Sachen werden vorgeſagt / beſchriben. Der H. Fran - ciſcus von Aſſis iſt einsmahls von dem vornehmen Cavalier Matthæo de Rubeis, auß dem Hauß Urſini, bittlich erſucht worden / er wolle doch ſeinem Kind / dem jungen Herꝛl die Be - nediction, vnd Heil. Seegen ertheilen / Franciſcus hat das holdſeelige Kind auff ſeine Armb genommen / vnd ihme den verlangten Seegen geben / beynebens aber auch dem Vatter propheceyt / daß diſes Kind werde zu hoͤchſten Ehren kommen / vnd Roͤmiſcher Pabſt werden / auch ſeinem Orden vil guts er - weiſen / welches der Außgang bekraͤfftiget / vnd iſt er auff demVading. An. 1222. Sitz Petri Nicolaus der Dritte genennt worden. Zur Zeit deß wunderthaͤtigen Antonij Paduani ware ein Notarius, ein Außbruet von einem Schelmen / deme der Lateiniſche Freytag vor allen Dingen angenehm war / ſo offt der H. Mann diſem begegnet / hat er allemahl ſein Kappen abgezogen / vnd mit den Knyen Reverenz gemacht biß auff die Erd / das thaͤt diſem Welt-Buͤrſchl nit ein wenig in die Naſen rauchen / weil er der Meinung war / als werde er hierdurch nur geſchimpfft / derent - halben den Heil. Mann einsmahl mit tauſend Saprament - Worten angetaſt / warumb er ihm ſo groſſe vnd vngewoͤhnliche Reverenz mache? deme Antonius mit diſer Antwort begeg - net / lieber Menſch / ich habe vilmahl mir gewunſchen / daß ich moͤcht ein Martyrer werden / aber GOtt hat es nicht habenF f f 2wollen /412Unſer HErꝛ vnd Heyland propheceyt /wollen / dir aber propheceye ich / daß du werdeſt ein ſtreittbarer Blutzeug Chriſti werden / welches alles bey dem Notario nichts anders / als ein Gelaͤchter verdient: es iſt aber nit lang ange - ſtanden / ſo iſt erſtgedachter Notarius mit dem Podienſiſchen Biſchoff nacher Jeruſalem abgereiſt / vnd daſelbſt wegen deßIbidem. wahren Glauben JEſu Chriſti die Marter-Cron erlanget. Solche Gnad der Propheceyung haben meiſtens alle Heilige vnd groſſe Diener GOttes gehabt / welches man ſattſamb in dero Legenden vnd Lebens-Verfaſſung allenthalben finden kan; vnd iſt wol zu glauben (ſalvâ S. Romanæ Eccleſiæ au - thoritate) daß dergleichen Gaab von GOtt habe gehabt der gottſeelige Mann / vnd eyffrige Religios Pater Stredonius, auß der Soc. Jesu, welcher ſchon laͤngſt / vnd vor vil Jahren ſolche Wunderding vorgeſagt von vnſerem Allergnaͤdigiſten Kayſer LEOPOLDO, vnd deſſen Regierung / welche alle der - mahlen gantz handgreifflich wahr zu ſeyn / jedermann bekennen muß / ich will dermahlen nit beyfuͤgen die Propheceyung wegen der vergangenen Eroberung Neuhaͤußl vnd Ofen / ſo zu Rom von dem H. Cajetano durch einen vnſeren frommen Religio - ſen ergangen / zumahlen diß bey dem Paͤbſtlichen vnd Kayſerli - chen Hof gar zu wol bekannt / allein laß ich der Roͤmiſchen Kir - chen hierinfalls das rechte Urthl vnd Meinung.

Jch gib mich fuͤr keinen Propheten auß / ſonſt moͤcht man mir vorwerffen: Num & Saulinter Prophetas? ob zwar das donum prophetiæ auch bey einem ſchlimmen Menſchen kan gefunden werden / dergleichen Saul vnd Caiphas, &c. allein wird man mich nit einer Frechheit beſchuldigen / wann ich mit dem Iſaia vnſerm Allergnaͤdigiſten Kayſer LEOPOLDO wer - de eben das jenige propheceyen / was gedachter Prophet dem Koͤnig Achaz vorgeſagt / als ſolcher von zweyen Haupt-Fein - den / die zwar weit voneinander entlegen / mit Kriegs-Waffen uͤberfallen worden: Egredere in occurſum Achaz, & dices ad eum, noli timere, & cor tuum ne formidet, à duabus caudis titionum fumigantium iſtorum in ira furoris RaſinRegis413daß Judas werd ein offentlicher Schelm werden.Regis Syriæ, & Filij Romeliæ, &c. Gehe hinauß dem A - chaz entgegen / vnd ſprich zu ihm / foͤrcht dir nicht / vnd dein Hertz ſeye vnerſchrocken vor den zweyen am End rauchenden Loͤſch-Branden / im grimmigen Zorn Raſin deß Koͤnigs in Sy - rien, vnd deß Sohns Romeliæ. Es iſt vnnoͤthig mit Finge - ren darauff zu deuten / wer diſe beyde am End rauchende Loͤſch - Brand ſeyn / die in allem Grim̃en das Durchleuchtigſte Hauß Oeſterreich antaſten / vnd daſſelbige zu Boden zu ſtoſſen geſin - net ſeynd / non erit ſic, ſagt GOtt durch den Propheten / es wird nit alſo ſeyn / daß Achaz ſoll verliehren / alſo ſag ich ebenmaͤſſig / non erit ſic, auff den Lilien-Blaͤttern wachſt ein Wuͤrml / das will den Reichs-Apffel an-wo nit gar abbeiſ - ſen / es wird nit alſo ſeyn / einer am End rauchender Loͤſch - Brand der Ottomanniſche Erbfeind iſt bereits ſchon daͤmpfft / raucht nit mehr ſtarck / welcher Rauch vns vor diſem zimblich in die Augen gebiſſen.

Ob ſchon GOtt der Allmaͤchtige der einige iſt / deme alles kuͤnfftige bewuſt / vnd offen ſtehet / nach ihm aber ſehr vil Heili - ge vnd Diener GOttes / welche auß Goͤttlicher Offenbahrung vil Sachen propheceyen / ſo ſeynd doch vnder den frechen A - dams-Kindern nit wenig anzutreffen / welche ſich gottloß vnder - fangen / Propheten vnd Wahrſager abzugeben / aber ſo man die Warheit will bekennen / ſo gibt es wenig rechte Propheten / Brodtfretter aber genug / vnder denen nit die geringeſte ſeynd die Aſtrologi, dißfalls aber werden die jenige nit beſchimpfft / welche auß ſonderer Wiſſenſchafft wegen Lauff der Planeten / Beſchaffenheit der Stern / Conjunctur der Himmels-Geſtirn kuͤnfftiger Zeiten / Sonnenſchein / Finſternuß / Hitz / Kaͤlten / Feuchtigkeiten / Suchten / vnd andere dergleichen natuͤrliche Ding vorkuͤnden / zumahlen diß ein ſehr loͤbliche Scienz vnd Wiſſenſchafft / welche auch gehabt haben Adam, Abraham, Enoch, David, Salomon, Job, vnd vil andere groſſe / heilige Maͤnner / im alten vnd neuen Teſtament / ſondern es werdenF f f 3all -414Unſer HErꝛ vnd Heyland propheceyt /allhier die jenige wahnwitzige Phantaſten / vnd ſuperbeſcheide Maulaffen verſtanden / welche auß der Conjunctur der Con - ſtellation dem Menſchen die Nativitet ſtellen / vnd weiß nicht was fuͤr kuͤnfftige Ding propheceyen; in dem Mond ſuchen ſie alle Schublaͤdl auß / ob er doch fuͤnffzehen tauſend / ſiben hun - dert vnd funfftzig Meil hoch ſtehet / vnd in 28. Taͤgen den Him - mel durchjagt / gleichwol kehren ſie ihn vmb vnd vmb / vnd fin - den allerley Menſchen-Haͤndl darin. Uber den Mond ſtehet der gefluͤglete Mercurius ſiben tauſend / acht hundert vnd ſiben vnd ſibentzig Meil / welcher in drey hundert Taͤg den Himmel vmbmarſchirt / den ſuchen ſie alle Falten auß / wo etwann ein Laus oder Lob ſteckt einer ſondern Wiſſenheit vnd Doctrin; uͤber diſen ſtehet die Venus, juſt ſo weit / wie Mercurius vom Mond / hat ihr Loſament nit weit von der Sonnen / vmbgeht den Himmel in drey hundert vnd dreyſſig Taͤgen / bey diſer ſu - chen ſie vnder allem Aſchen die Kohlen / vnd wiſſen auch vnder den Eyßzaͤpffen ein Feuer zu erwecken. Uber die Venus ſtehet die Sonn acht vnd zweintzig tauſend / vier hundert vnd fuͤnffze - hen Meil / diſe gehet immer fort auff der Ordinari-Poſt / gleich - wolen zehlen ihr die Aſtrologi alle Strahlen / welche ſie zuſam - men faſſen / vnd wie einen Beſen zuſammen binden / wormit ſie alle Ehren vnd Hochheiten zuſammen kerren. Uber diſe iſt der Planet Mars fuͤnffzehen tauſend / ſiben hundert vnd funfftzig Meil / welcher faſt in anderthalb Jahr den Himmel vmblaufft / dem zerklopffen die Aſtrologi ſein eyſenes Wammes vnd Ho - ſen / daß alle Guraſchi durchfallt / vnd ſie nachmahls ſehen koͤn - nen / wo Frid vnd Krieg ſich ereignen. Jupiter voller Manier ſtehet ober dem Mars ſiben tauſend / acht hundert vnd fuͤnff vnd ſibentzig Meil / diſen ſtreichen die Aſtrologi, wie einen Katzen - balg / vnd wiſſen mit ihm alſo die Karten zu miſchen / daß er faſt allemahl Hertz wirfft. Ober dem Jupiter ſtehet Saturnus ſo hoch / daß mans ſchier nit wiſſen kan / ſonſt in dreyſſig Jahren erfuͤllt er ſeinen Lauff / iſt ein Fuetterall uͤber alle Holtzſchlegl / mit dem ſich die Herren Sterngucker gar nicht koͤnnen verglei -chen /415daß Judas werd ein offentlicher Schelm werden.chen / weil er ihnen die Scheitten von ſeinen ſubtilen Geberden / immerzu ins Geſicht wirfft / mit dem Saturno, als mit einer Latern ſuchen die Aſtrologi alles Ubel in der Welt. Ober di - ſem Planeten ſtehet der Leuth-Stern drey vnd zweintzig tau - ſend / fuͤnff hundert vnd ein vnd zweintzig Meil / verdienen alſo die Aſtrologi ein ehrliches Trinckgelt / wann ſie ſo offt auff - vnd abſteigen. Weil nun alle Stunden einem gewiſſen Planeten vnderworffen / diſe aber bey den zwoͤlff Zeichen deß Himmels ihr Einkehr nemmen / alſo pflegen auß ſolchen die Aſtrologi, oder Sternſeher wahrſagen / vnd vorkuͤnden den gantzen Lauff deß kuͤnfftigen Lebens.

Ein Kind gebohren in der Saturnus Stund / ſagen ſie / wird hochtrapend vnd ſtoltz / wie da geweſt Antonius Leva, ein General bey dem Kayſer Carl dem Fuͤnfften / als ſolcher einmahl mit ſeinen Podagraiſchen Fuͤſſen bey diſem Monar - chen geſtanden / hat der Kayſer ein hertzliches Mitleyden ge - habt / daß er ſo hart ſtehe / er aber gab die Antwort / daß er weit groͤſſere Wehtagen leyde an dem Kopff / als an den Fuͤſſen / wolt hierdurch zu verſtehen geben / daß er auch gern moͤchte / wie andere Grandes die Ehr haben / daß er doͤrffte mit bedecktem Haupt vor dem Koͤnig ſtehen.

Ein Kind gebohren in Jupiters Stund / ſagen ſie / wird ſehr weis vnd vernuͤnfftig / wie da geweſt jener geheime Mini - ſter eines vornehmen Fuͤrſten / welcher in allem ſeinem eigenen Kopff folgte / vnd der andern Raͤth ihr Gutachten faſt nichts geſchaͤtzt / als ſolcher groſſe Fuͤrſt auff ein Zeit außgeritten / fra - get er den geheimen Miniſter, ob er nit ein gutes Pferdt reitte? ja / ja / antwort der Miniſter, Euer Majeſtaͤt reitten ein ſehr ſtattliches / vnd uͤberauß ſtarckes Pferdt / dann es tragt den Koͤnig ſambt allen Raͤthen / wolt hierdurch andeuten / als ſeye er Fuͤrſt vnd gantzer geheimer Rath zugleich.

Ein Kind gebohren in Martis Stund / bekombt rothe vnd krauſte Haar / ſagen ſie / vnd wird ſehr blutbegierig vnd moͤrderiſch / wie da geweſt die Boͤhmıſche Weiber vnder derVala -416Unſer HErꝛ vnd Heyland propheceyt /Æne. Syl. in hiſtor. Bohœm. Valaſcha, ſo in einer Nacht alle ihre Vaͤtter / Maͤnner / Bruͤ - der vnd Soͤhn vmbgebracht vnd ermordt.

Ein Kind gebohren in der Stund Solis, ſagen ſie / wird ſchoͤn von Angeſicht / vnd wird zu groſſen Ehren kommen / wie da kommen iſt Lechus, welcher auß einem Bauern ein Koͤnig worden / vnd Scepter vnd Cron in Pohln gehalten / aber ſein Baurn-Kuͤttl hat er laſſen in Mitte deß Pallaſts auffhencken /Idem. damit er nit vergeſſe / wer er einmahl geweſt ſeye.

Ein Kind gebohren in der Venus-Stund / ſagen ſie / wird freundlich im Angeſicht / aber ſehr gail vnd vnzuͤchtig / wie da geweſt Athenarius ein Gottiſcher Koͤnig / welcher ſich alſo ver -Fab. in Con. S. Magd. narꝛt in ſein ſaubere Pynthia, daß / wann ſie ihm die Haar außkaͤmpelt / er vnderdeſſen ihr die Schueh außbutzt.

Ein Kind gebohren in der Mercuri-Stund / wird ſehr froͤlich vnd leuthſeelig / ſagen ſie / vnd wird die Studien uͤber - auß lieben / wie da geweſt Ariſtoteles, von deme Alexander Magnus bekennt / vnd außſagt / daß er dem Ariſtoteli, als ſei - nem vorigen Præceptor mehrer ſchuldig ſeye zu dancken vmb die gegebene Wiſſenſchafft / als ſeinem Vattern Philippo vmb das Leben.

Ein Kind gebohren in deß Monds Stund / ſagen ſie / wird gemeiniglich ſchiecklen in den Augen / vnd faſt jedermann betriegen / vnd durch Liſt uͤbervortlen / ein ſolcher iſt geweſt der Laban, welcher dem Jacob die gewiſſe Parola geben / er wolle ihm die ſchoͤne Rachel in die Kammer fuͤhren / hat indeſſen die garſtige Lia hinein practicirt.

Es haben nit weniger Wuͤrckung / ſprechen die Aſtro - logi, auch die zwoͤlff Himmels-Zeichen in dem Menſchen / be - nanntlich Widder / Stier / Zwilling / Krebs / Loͤw / Jungfrau / Waag / Scorpion / Schuͤtz / Steinbock / Waſſermann / Fiſch.

Der vnder dem Fiſch gebohren / der wird ein boͤß Weib bekommen / die wird er alle Tag bruͤglen / am Sambſtag aber zweymahl / damit ſie weiß / wann die Wochen auß iſt.

Der vnder dem Waſſermann gebohren / der wird ein red -liches417daß Judas werd ein offentlicher Schelm werden.liches Gemuͤth tragen / bey dem wird die Zung vom Hertzen nit weiter ſeyn / als Biſanz von Conſtantinopel, der wird in Noth vnd Todt ein guter Freund bleiben.

Der vnder dem Steinbock gebohren / der wird mit der Warheit vmbgehen / wie der Meßner mit dem Palm-Eſel / diſen braucht er das Jahr nur einmahl / er wird die Wort ver - gulten / wie die Apotecker ihre Pillulen / ſein Maul wird vor Lugen riechen / wie deß Lazari Grab.

Der vnder dem Schuͤtz gebohren / der wird vil Feind be - kommen / die ihm allerſeits nachſtellen / vnd verfolgen / er wird ſeyn / wie ein Tauben vnder den Raaben / wie ein Beltz vnder den Schaben / wie ein Kaͤß vnder den Ratzen / wie ein Mauß vnder den Katzen.

Der im Scorpion gebohren / der wird zornig werden / der wird ſeyn / wie ein Orgl / wann man diſe nur anruͤhrt / ſo ſchreyt ſie / er wird ſeyn / wie ein Kriegsſtuck / wann man diſes nur ein wenig dupfft / ſo krachts / er wird ſeyn / wie ein Spiegl / wann man diſen nur ein wenig ankaucht / ſo macht er ein finſters Ge - ſicht / er wird ſeyn / wie ein Juden-Kerſchen / wann man diſe nur ein wenig anruͤhrt / ſo wirds bitter.

Ein Kind gebohren in der Waag / wird nicht gar alte Jahr erreichen / ſonder im 49. Jahr gehenckt werden / ſo es in dem Zeichen deß Stiers wird ſtehen; wann beſagtes Zeichen ein Schnoͤll-Waag waͤre / ſo moͤcht er wol an einem Schnoͤllgal - gen erſticken.

Ein Kind gebohren in der Jungfrau / wird eines ſehr huͤpſchen vnd wolgeſchaffenen Geſicht ſeyn / aber in dem Loͤwen wird es allzeit Nachſtellungen leyden / von ſeinen nechſten Be - freu den / vnd wird vermuthlich ein Frater, an ihm ein Ver - raͤther / ein Voͤtter ein Fretter / ein Bruder ein Luder / ein Baaß ein Aaß / ein Schwager ein Schlager / ein Nachbauer ein Nachhauer werden.

Ein Kind gebohren im Loͤwen / wird einer ſaubern Ge - ſtalt ſeyn / vnd wird abſonderliches Gluͤck zu hoffen haben; wirdPars II. G g gvil418Unſer HErꝛ vnd Heyland propheceyt /vil ſeyn / wann ihm die Ochſen nit Kaͤlber tragen / wann ſich die Haaſen nit ſelber jagen / wann ſich der Acker nit ſelber baut / vnd der Speck freywillig ſchliefft in das Kraut.

Ein Kind gebohren im Krebſen / wird eines guten vnd vollkommenen Leibs ſeyn / aber ſehr vilen Kranckheiten vnder - worffen / wird den Leib ſtaͤts muͤſſen flicken / wie Petrus vnd Andreas ihre Fiſcher-Netz.

Ein Kind gebohren im Zwilling / wird einen Zutritt bey groſſen Herren haben / durch ein reiche Heyrath zu groſſen Mitt - len gelangen / aber wegen Untreu ſeines Weibs wird er ein ſo hartes Stirn bekommen / wie der groſſe Ham̃er in der Schmid - ten / der heiſt Jackel.

Ein Kind gebohren im Stier / wird Leib halber nicht zu klagen haben / aber wann es ein Tochter iſt / wird ſie gar hart zu einer Heyrath kommen / in ihrem eigenen Vatterland nit ſter - ben / ſonder an einem Orth / mit einem Wort / wo da vnd dort / vil ſeynd ermordt.

Ein Kind gebohren im Widder / wird eines friſchen / vnd froͤlichen Angeſichts ſeyn / es ſoll ſich aber ſonderlich huͤtten von einem rothen Barth / dann es doͤrffte ihm einer den Reſt geben / dem die Fuchs-Schweiff zum Maul außwachſen.

Dergleichen Affter-Reden / Phantaſtiſche Gedicht / vnd freundliche Lugen bringen die naſenwitzige Sterngucker gantz Buttenweiß auff den Marckt / fuͤllen gantze Buͤcher an / trohen den Laͤndern / ſchroͤcken groſſe Staͤtt / verargwohnen groſſe Mi - niſtros, kitzlen groſſe Haͤupter / verſprechen vil Victori, verkuͤn - den vil groſſe Todtfaͤll / erzehlen vil Unruhen / ſchwaͤtzen vil von geheimen Rathſchlaͤgen / ermahnen vnd wahrnen vor dem Un - gluͤck / ꝛc. vnd da hoͤrt man bißweilen reden / der vnd der (er muß doch ein ſtattlicher Aſtrologus ſeyn) trifft meiſtentheıl gantz natuͤrlich zu / ja es muß kein laͤhre Sach ſeyn / indem ſchon ſo vil hoch-verſtaͤndige vnd beruͤhmte Aſtrologi auff ein Pun - ctum haben zugetroffen. Agrippina ein Mutter deß Kay - ſers Neronis, Koͤnig Herodes, Veſpaſianus, Domitianus,Ner -419daß Judas werd ein offentlicher Schelm werden.Nerva, Severus, Leo, Juſtinianus, Conſtans, Theophi - lus, Theodoſius, Heraclius, lauter Roͤmiſche Kaͤyſer / ha - ben in der Warheit alles erlebt / was ihnen von den Aſtrolo - gis iſt vorgeſagt worden.

Galeatius Maria Hertzog zu Mayland hat auß einem ſehr gelehrten Aſtrologo vernommen / daß ihn werde ſein ei - gener Vaſal ermorden / der Hertzog fragt hieruͤber den Aſtro - logum, was dann er fuͤr ein End werde nemmen / ich / ſagte di - ſer / werde von einem Holtz / ſo von oben herab fallt / erſchlagen werden / damit du / verſetzt hinwider der Hertzog / ſelbſt erfah - reſt / daß deine Scienz grundloß ſeye / alſo ſolſt du noch heut durch das Schwerdt den Kopff verliehren / wie nun diſer durch die Schoͤrgen zum Pallaſt hinauß gefuͤhrt worden auff den Richt Platz / vnd gleich zum Thor wolte hinauß gehen / da iſt der Thurn / worin der armen Suͤnder Glocken geleut worden / eingefallen / vnd den Aſtrologum ein groſſer Traͤm ſambt vi - len andern erſchlagen / daß alſo ſein Propheceyung den wahren Außgang genommen / der Hertzog aber iſt am Feſt deß H. Ste -Beierling. de Aſtrol. fol. 582. phani in offentlicher Kirchen / in Gegenwart der gantzen Hof - ſtatt von einem ſeiner Vaſalen erſtochen worden.

Joannes de Lignamo hat ſeinem eingebohrnen Sohn die Nativitet geſtellt / vnd auß der vngluͤckſeeligen Conſtella - tion wahrgenommen / daß ſein Sohn ſolle gehenckt werden / damit er dann diſem Spott moͤcht entgehen / hat er den Sohn zu dem Studiren / vnd folgſamb zum Prieſterthum gebracht / vnd alſo vor ſolchem Ungluͤck ſchon vermeint in Sicherheit zu ſtehen / nachdem aber erſtgedachter vornehme Geiſtliche von der Geſandtſchafft bey dem Pabſt Martinum den Fuͤnfften / wo - hin er von dem Magiſtrat zu Bononien geſchickt ware / vn - verrichter Sachen zuruck kommen / iſt er durch andere Mitbur - ger bey naͤchtlicher Weil gehenckt worden / daß er alſo auch mitIbid. der Kutten der Conſtellation nit entwichen.

Bey dem Hof deß Kayſers Friderich deß Anderten hat ein Aſtrologus allemahl einen Grafen daſelbſt / mit NahmenG g g 2Ru -420Unſer HErꝛ vnd Heyland propheceyt /Rudolph von Habſpurg / die groͤſte Reverenz gemacht / vnd als deſſen Urſach der Kayſer befragt / gab der Aſtrologus zur Antwort / nach deinem Todt deiner Soͤhn / deren noch 10. imAlbertus Augentin. Leben ſeynd / wird diſer vnd ſeine Nachkoͤmbling das Kayſer - thum beſitzen.

Marſelius Ficinus ein beruͤhmter Aſtrologus hat Julio dem Anderten Roͤmiſchen Pabſten auß der Conſtellation ſei - ner Genitur, als er noch ein Knab war / vorgeſagt / daß er wer - de als Statthalter Chriſti auff dem Stuel Petri zu Rom ſitzen.

Carolus Quintus, weil er den Steinbock in ſeiner Nati - vitet bekommen / iſt von allen Aſtrologis als gluͤckſeelig er - kennt worden / weil auch Kayſer Auguſtus in diſem Zeichen gebohren / der Außgang hat es gezeigt / daß er eben an demſel - ben Tag iſt Kayſer worden / eben am ſelben Tag den Koͤnig Franciſcum auß Franckreich gefangen / eben denſelben Tag dieJovius ib. Sieg erhalten / daß alſo der Conſtellation nicht wenig zuezu - ſchreiben.

Weilen Venedig den Anfang genommen hat vnder der Conſtellation deß Jupiters Anno 421. im April / alſo iſt da - mahl von den Aſtrologis vorgeſagt worden / diſe Statt vnd Regierung werde eine auß den vornehmſten der gantzen WeltLucas Gauric. ſeyn / vnd ſolle bey dero hohen Raͤthen vnd Republic der Sce - pter bleiben biß Anno 1888.

Wegen diſer vnd andern wenigen prallen die Aſtrologi, daß ſie haben zugetroffen; aber ſagt her / ihr Geſtirn-Gaffer / ihr Planeten-Ploderer / ihr Firmaments-Berren / verzeicht mir / daß ich ſo vnhoͤfflich rede / es iſt die Urſach / weil ich in mei - ner Nativitet ein Conſtellation gehabt / die mich zum Feind aller ſolchen Aſtrologen gemacht / ihr Sterngucker / ihr Him - mels-Pfleger / ihr Liecht-Butzer / ſagt her / wie offt habt ihr nit zugetroffen? ſo offt 100000000000000000000000000000 00000000000000000000000000 ꝛc. ſo offt / vnd noch hun - dert tauſendmahl ſo offt.

Herbey Aſtrologe, ſag her die Urſach / warumb Jacobvnd421daß Judas werd ein offentlicher Schelm werden.vnd Eſau, die doch in einer Conſtellation gebohren / ſo vnder - ſchidliche Sitten gehabt / indem der eine fromm / der andere aber ein Ertz-Schelm worden?

Mach das Maul auff Aſtrologe, vnd beantwort dich / ob die jenige alle / ſo zu Wienn Anno 1679 an der Peſt ge - ſtorben / deren uͤber die 80000. geweſen / in ihrer Genitur, (welches in Ewigkeit nit wahr) vnd Conſtellation gleich ge - weſt? indeme doch der Todt gleich ware.

Woͤhr dich / haſt ein Hertz? Aſtrologe, vnd widerlegs / warumb Alexander der 6te / Julius der 2te / Clemens der 7te / Honorius der 4te / Leo der 10te / Calixtus der 2te ſeynd zu den hoͤchſten Ehren gelangt / indeme doch der Aſpect dero Geburts-Stern nichts abſonderlich von ihnen vorgedeut?

Laß dich hoͤren Aſtrologe, vnd ſag die Urſach / warumb der Bequius, der Joannes von der Wehrt / der Ægidius von Hoſe / ſeynd auß gemeinen Bauern-Soͤhnen vnd Handwercks - Buͤrſchlen vornehme General, vnd Kriegs-Helden worden / andere aber / die eben in demſelben Puncto vnd Augenblick / wie ſie gebohren / ſeynd Haaſen-Hertz vnd Lethfeigen gebliben?

Mach mir den Knopff auff Aſtrologe, warumb ſo vil tauſend Tuͤrcken in der eroberten Veſtung Griechiſchweiſſen - burg ſeynd durch der Chriſten Fauſt erlegt worden / vnd eines gleichen Todts geſtorben / dero Conſtellation vnd Geburts - Aſpecten gantz vnderſchiden ware.

Setz dich nider / ſo wirſt nit muͤd / mein Aſtrologe, vnd ſag mir / was wird auß diſem Kind werden / mit welchem die Frau Anna Pollixena noch groß Leibs geht / weil es in diſem vnd diſem Augenblick empfangen worden / vnd alſo folgſamb der Influenz der Conſtellation ſchon vnderworffen / du ge - trauſt ihm gar gewiß das Thema nit zu ſtellen / weil du noch nit vergwiſt / ob es werde auff die Welt kommen; zum ander - ten / konteſt du hierinfalls leicht ein harten Faͤhler begehen / vnd etwann ſagen / er werde ein vornehmer Doctor werden / vnd drey Weiber zur Ehe nemmen / daß es doch vnderdeſſen einG g g 3Maͤdl.422Unſer HErꝛ vnd Heyland propheceyt /Maͤdl. Es geht in einem hin / mein Aſtrologe, red nur diß - mahl / weil du noch nit weiſt / was diſes Kind werde handlen / weil es noch nit gebohren / wie kanſt du dann ſo frech außſpre - chen / was Paulus vnd Petrus ins kuͤnfftig werden thun / in - dem ſie doch mit diſen Gedancken noch ſchwanger gehen?

Jch gib euch / meine Herren Aſtrologi, einen guten vnd heylſamen Rath / damit ihr moͤcht am Juͤngſten Tag bey dem jenigen beſtehen / der da richten wird die Lebendige vnd die Tod - te / ſo nembt euere Stern mit euch / ſetz ſich einer auff den Fiſch / vnd ſchwimm dahin / ſetz ſich ein anderer auff den Steinbock / vnd ſpring dahin / reitt einer auff dem Loͤwen / vnd eyl dahin / laß ſich ein anderer von dem Zwilling auff dem Buckel tragen dahin / hock einer dem Stier zwiſchen der Hoͤrner / vnd lauff dahin / halt ſich ein anderer dem Widder am Schweiff / vnd laß ſich ſchleppen dahin / ſpann einer den Krebs vnd Scorpion in Wagen / vnd laß ſich fuͤhren dahin / der Waſſermann wird einen Fuhrmann abgeben / nemb jemand die Jungfrau an der Hand / vnd gehe dahin / vnd ſo euch der Goͤttliche Richter be - fragen wird / warumb ihr diß vnd diß gethan? diß vnd diß vn - derlaſſen? ſodann habt ihr die Entſchuldigung gleich an der Hand / vnd ſagt / der Stern / das Geſtirn ſeye die Urſach / als welche uͤber euern Willen prædominirt, vnd geherꝛſcht / ob aber dazumahl ihr den Heyland JEſum in einem guten Stern werd finden / zweiffle ich ſtarck / ja ich ſag rund herauß / nein / nein / dann ſofern die Stern Urſach ſeyn deß Boͤſen / ſo muͤſſen ſie ſelbſt in Abgrund ſteigen / da kan der Fiſch vnd Krebs geſot - ten werden / vnd der Stier vnd Widder gebratten / ſeynd ſie aber Urſach deß Gutens / ſo ſteigen ſie in Himmel zu der ewigen Belohnung / gib aber acht Aſtrologe, daß dich der Scorpion alldort nit zwicke / ſeynd aber alle diſe Himmels-Geſtirn nur al - ſo beſchaffen / daß ſie den Menſchen / forderiſt den Menſchlichen Leib nur incliniren vnd neigen / ſo bleibt noch vnſer Will in ſeinem Freyherꝛn-Stand / vnd folgſamb kan der Aſtrologus nicht wiſſen / kuͤnfftige Ding vorzudeuten vnd zu propheceyen /ſon -423daß Judas werd ein offentlicher Schelm werden.ſonder diß iſt von dem allwiſſenden GOtt allein vorbehalten / laſt euch alſo ein Witzigung / vnd ein Lehr ſeyn / ihr ſolcher ge - ſtalten wahrſuchende vnd wahrſagende Adams-Kinder / was da ſchon laͤngſt GOtt durch den Propheten Iſaiam geſagt hat: Laß dir jetzt helffen / die auß dem Lauff deß Him - mels wahrſagen / vnd nach das Sterngucken / vnd rechnen die Monathen / daß ſie darauß weiß - ſagen / was dir begegnen ſoll / ſihe / ſie ſeynd wor - den / wie Stopplen / das Feuer hat ſie verbren - net / ſie werden ihr Seel nit retten vom GewaltIſai. 47. der Flammen.

Ob der Teuffel ein Prophet ſeye?

Das wahrſagen hat dem Teuffel das erſtemahl nit gera - then / indem er im Paradeyß den zweyen erſten Menſchen pro - pheceyt / eritis ſicut Dij, ihr werd wie die Goͤtter ſeyn / auff diß eritis, iſt erratis kommen / vnd ſeynd ſolche wackere Goͤtter auß ihnen worden / daß ſie auch von Floͤhen nachmahls ſeynd getrutzt geweſen. Von ſelbiger Zeit an will der Sathan noch allemahl einen Propheten abgeben / deſſen Wahren doch mei - ſtens ſeynd die Unwarheiten / vnd iſt er beſchaffen / wie ein blin - de Henn / die bißweilen / vnd gar ſelten ein Haber-Koͤrnl findt. Ob ſchon die hoͤlliſche Geiſter nach ihrem ſpoͤttlichen Abfall / vnd begangenem Frevel die natuͤrliche Wiſſenſchafft / welche ein ſondere Gaab der Englen / nit verlohren / ſo koͤnnen ſie doch ohne Goͤttliche Offenbahrungen kuͤnfftige Ding / vnd Bege - benheiten / welche von dem freyen Willen hangen / nit vnfehl - bar wiſſen / vnd wann ſie ſchon bißweilen / welches doch gar ſel - ten geſchicht / etwas propheceyen / vnd vorſagen / ſo den wahren Außgang nimbt / iſt doch ſolche Vorſagung vnd Vordeutung nit auff ein gruͤndige Warheit geſteifft / ſonder vil mehr auff ein Muthmaſſung / wegen viler bißhero gehabte Erfahrenheit ge -baut /424Unſer HErꝛ vud Heyland propheceyt /baut / dann diſer Geiſter ſubtileſter Verſtand weit ſchaͤrpffer vnd genauer alle Sachen durchtringet / als der Menſchen Witz / ſo von den leiblichen Daͤmpffen vnd Hindernuſſen verduncklet / aller Ding Umbſtaͤnd vnd Urſach nit ſo gut durchgruͤblet; daß alſo morgen Nachmittag ſoll ein truͤbes Wetter einfallen / kan ein boͤſer vnd verdambter Geiſt leicht wiſſen / in ſuis cauſis, vnd derentwegen mit Warheit ſolches vorkuͤnden. Daß aber Paulus uͤber drey Taͤg ſich werde beym blauen Mond Stern - voll trincken / vnd nachmahls einer halb verwittibten Dienſt - magd die Ehe verſprechen / weiß kein Teuffel auß allen / ob ſchon in allweg der Sathan durch innerliche Verſuchung den Paulum dahin leitet / auch den verliebten Gegentheil hierzu anreitzt / ſo kan er doch nit fuͤr gewiß propheceyen / Paulus werde diſes thun / zumahlen alles noch von dem freyem Willen Pauli han - get / wormit er kan woͤllen / oder nit woͤllen / vnd diſes allein iſt dem Allerhoͤchſten bewuſt / welcher den Schluͤßl zu dem Menſch - lichen Hertzen hat / vnd vermoͤg ſeiner Goͤttlichen Allwiſſenheit von Ewigkeit hero vorgekennt / Paulus werde diß thun / vnd di - ſes laſſen. Es hat aber mehrmahlen gar auff ein Nadlſpitz zu - troffen / was der Teuffel durch die Oracula, oder Goͤtzenbilder in der blinden Heydenſchafft propheceyt / vnd vorgeſagt / wie auß wenig hierbey gefuͤgten Geſchichten / vnd ſeltzamer Bege - benheiten zu erſehen.

Æſchylus, von Athen gebuͤrtig / wolte kurtzumb wiſſen / was fuͤr einen Todt er werde nemmen / weſſenthalben er das O - raculum vmb Rath gefragt / worauß er die Antwort erhalten / daß er durch etwas von obenherab werde vmbkommen; welche Antwort den guten Geſellen alſo behutſamb gemacht hat / daß er in Sicilia, wo er dazumahl ſich auffgehalten / ſich niemahl vn - der ein Tach begeben / ſonder jederzeit vnder dem freyen Him - mel ſich auffgehalten / wie er dann auff ein Zeit bey heller Mit - tag-Sonnen auff einem nidern Felſen geſeſſen / vnd dazumahl ein Adler mit einer Schild-Krotten in der Hoͤhe geflogen / wel - cher den Glatzkopff deß Æſchyli vor einen Stein angeſehen /vnd425daß Jndas werd ein offentlicher Schelm werden.vnd derentwegen die harte Schild-Krott darauff herunder ge - worffen (auff ſolche Weiß wiſſen die Voͤgel die Nuß auffzu - beiſſen) durch welches der gute Æſchylus hat muͤſſen das Le -Val. Max. l. 9. Cir. ben laſſen / wie ihme der Teuffel hat propheceyt.

Dem Schottlaͤndiſchen Koͤnig Machabæo hat der Teuf - fel durch ein altes Klappermaul wahrgeſagt / vnd propheceyt / daß er werde vmbkommen durch die Hand eines Menſchen / der nit gebohren worden / auch werde er eh vnd bevor nit uͤberwun - den werden / biß der Wald Birene zu dem Geſchloß Dorus, worvon er zimblich weit entlegen / kommen werde / welches alles dem aberglaubigen Machabæo ein ſolchen Troſt gemacht / daß er ihme eingebildt / er werde vnſterblich / vnd vnuͤberwindlich ſeyn / es iſt aber ein kleine Zeit angeſtanden / da hat ihn der Feind belaͤgert in beſagtem Geſchloß / vnd ein jeder Soldat auß dem Bireniſchen Wald ein dicken Aſt mit ſich getragen / den Graben deß Geſchloß darmit zu fuͤllen / worvon der gantzeCardan. de rerum varietat. lib. 16. Wald auß - vud abgehauen worden / Machabæus aber iſt nachgehends vmbgebracht worden von Magdulpho, welcher nit gebohren / ſonder von Mutterleib geſchnitten worden.

Philippus Koͤnig der Macedonier hat auß dem Del - phiſchen Oraculo vernommen / er werde das Leben verliehren / durch ein Wagen / weſſenthalben er in dem gantzen Koͤnigreich die Waͤgen abgeſchafft / auch niemahlen in die Statt / ſo den Nahmen Wagen hatte / ob ſie ſchon mit aller Luſtbarkeit ver -Plutarch. in Alexan. Cicero de Falo. ſehen / ziehen wollen; endlich iſt er von Pauſania vmbgebracht worden / welcher auff dem Degen-Gefaͤß durch ſaubere Arbeit einen Wagen geſtochner tragte.

Jn Gotia ſihet man noch auff den heutigen Tag zwey Graͤber mit groſſen vnd hohen Felſen / worunder zwey leibliche Bruͤder ligen / denen in ihrer Jugend von einem Teuffels - Kuͤnſtler vorgeſagt worden / daß einer den andern werde er - mordten; ſolchem Ubel zu entgehen / haben ſich beede vonein - ander abgeſoͤndert / vnd einer gegen Auffgang / der andere gegen Nidergang der Sonnen / in weit vnd entfernte Laͤnder verreiſt /Pars II. H h hzu426Unſer HErꝛ vnd Heyland propheceyt /zu letzt in dem betagten Alter ſeynd beede wider nach Hauß in ihr Vatterland gekehrt / weil ein jeder der Meinung / ſein Bru - der ſeye ſchon mit Todt abgangen / wie die nun bey der Statt Jonac einander begegnet / vnd einer den andern / als vnbekann - te Frembdling hoͤfflich gegruͤſt / haben ſie ſich nach kurtzer An - ſprach / wie die Reiſende pflegen zu thun / beede vnder einem gruͤnen vnd ſchattenreichen Baum nidergeſetzt / vnderdeſſen fan - gen dero Hund an zu rauffen / welches verurſachte / daß auch ſie anfangs in harte Wort vnd Zanck / nachmals auch zum fechten gerathen / daß einer den andern toͤdtlich verwundt / vnd endlich /Olaus l. 1. de ritibus ſeptem cap. 37. nachdem ſie ſich beede erkennt / einander gantz freundlich vmb - fangen / vnd alſo wegen der Wunden ein Bruder in deß an - dern ſeine Armb die Seel auffgeben.

Damit aber der Leſer an dergleichen alten Geſchichten nit einen Eckel oder Grauſen faſſe / ſo will ich auß vil tauſend / der - gleichen ihme ſelbſt vil bekannt / nur etliche beytragen / welche vor kurtzen Jahren ſich haben zugetragen / ob zwar mit ſolchen / die nochtaͤglich / forderiſt bey den aberglauberiſchen Teutſchen im Schwung gehen / gantze Buͤcher konten angefuͤllt werden.

Jn dem Hertzogthum Bayren / das Orth wird verſchwi - gen / hat ſich ein junge Tochter von andern Maͤgden uͤberreden / vnd anfuͤhren laſſen / daß ſie acht Tag vor der H. Weyhnacht / auch bey naͤchtlicher Weil hat geleßlet / alſo pflegen ſie ſolches aberglaubiſche Werck zu nennen / neben andern teuffliſchen Ceremonien hat ſie auch in einen Spiegl geſchaut / damit ſie ſehen moͤchte ihren kuͤnfftigen Braͤutigam / vnd ſihe / da hat ſie in demſelben augenſcheinlich wahrgenommen / daß einer in ei - ner ſchwartzen Kutten vnd weiſſem Chorrock ſie angelacht / wor - uͤber ſolche alſo erſchrocken / daß ſie gantz ohnmaͤchtig zu Boden geſuncken / auch drey gantzer Wochen ſchier biß in Todt im Beth zugebracht / dann ſie waͤre der bethoͤrꝛten Meinung / als wurd ſie muͤſſen einen Geiſtlichen heyrathen; O wol ein boßhaffte Einfalt! erſt nach verfloſſenen zwey Jahren hat ſie den Pfarꝛ - Meßner ſelbigen Marckts genommen / welcher nach Brauchdeß427daß Judas werd ein offentlicher Schelm werden.deß Orths / faſt wie ein Geiſtlicher mit einer Kutten vnd Chor - Rock pflegt daher zu gehen / hat alſo das jenige zugetroffen / welches ihr der Teuffel durch den Spiegl vorgedeut.

Jn Schwaben / nechſt Allgey / iſt dergleichen vorwitziges Menſch geweſt / welche doch kurtzumb wiſſen wolte / was ihr fuͤr ein Mann beſchaffen ſeye / zu ſolchem End hat ſie an dem Abend deß H. Apoſtels Thomæ ſich gantz allein in die Kam - mer verſperꝛt / dieſelbige gantz ohne Kleydung / doch zuruckwerts außgekerꝛt / ſodann iſt ihr der Teuffel erſchinen / wie ein Schmidt / derſelben aber einen ſolchen Zwicker mit der Beißzang verſetzt / daß ſie vil Wochen nit ſitzen konte / in anderthalb Jahren her - nach / wider alles verhoffen / hat ſie einen Schmidt-Geſellen ge - heyrath / mit welchem ſie in ſtaͤten Zanck vnd Hader ihr Leben muͤheſeelig zugebracht.

Jn Ober-Oeſterreich iſt vngefehr vor 10. Jahren ein jun - ges Maͤdl von einer alten Megera vnderricht worden / dafern ſie zu wiſſen begehre / was fuͤr ein Mann ihr zu theil werde / ſo ſolte ſie ein Wachs nemmen / ſelbiges uͤber ein außgebreiten Calender halten / vnd wo das Wachs Creutzweiß werde hin - tropffen / dort ſolle der Nahm ſtehen ihres kuͤnfftigen Braͤuti - gams / auch anbey erfahren / durch einſchauen eines Waſſer - Schaffs / wie ihr Liebſter außſehe / indem allem diſem das vn - behutſame Maͤdl nachkommen / hat ſie wahrgenommen / daß der Creutzweiſe Wachs-Traff gefallen auff den Nahmen Leon - hard / in dem Waſſer-Schaff aber hat ſie / ihres Geduncken nach / das Geſicht vermerckt eines rothkopffeten Schreibers / von dem ſie doch nichts wiſſen / noch hoͤren wolte / gleichwol nach etlichen Jahren iſt ihr ſolcher wunderbarlicher Weiß zu theil worden / deſſen Nahmen auch wahre Leonhard.

Hundert vnd uͤber hundert konten dergleichen beygefuͤgt werden / welche / ſo ſie nit den Anhang Goͤttlicher Beleidigung in ſich haͤtten / wol deß lachens werth waͤren / worauß jemand gar leicht glauben kan / daß die Teuffel kuͤnfftige Begebenheiten wiſſen / vnd derentwegen wahrſagen vnd propheceyen koͤnnen /H h h 2hier -428Unſer HErꝛ vnd Heyland propheceyt /hierauff iſt die Antwort / daß die Teuffel bißweilen zutreffen / auß zweyerley Urſachen; erſtlich haben diſe hoͤlliſche Geſellen ein langwuͤrige Experienz, vnd Erfahrenheit / krafft dero ſie ver - muthlich / nit gewiß / kuͤnfftige Zufaͤll vnd Begebenheiten wiſ - ſen: dann auß diſer vnd jener Inclination vnd Neigung / auß ſolchen vnd ſolchen Umbſtaͤnden / auß der vnd der Gelegenheit iſt ſchon mehrmahlen das vnd das geſchehen / alſo glauben / vnd hoffen ſie / daß bey angeregten Urſachen / welche ſie gar leicht koͤn - nen zuſammen bringen / koͤnne vnd werde widerumb diß vnd diß geſchehen / ob ſie zwar auß tauſend kaum einmahl die War - heit treffen.

Die andere Urſach iſt / daß auch der Allerhoͤchſte bißwei - len durch ſeine vnerforſchliche Urthl / dem Teuffel einige kuͤnffti - ge Ding / ſo auch von freyem Willen ihr Weſen nemmen / ent - decket / vnd offenbahret / dem Sathan nit zu einer Genad / ſon - der dem ſuͤndigen Menſchen zu einer Verhaͤngnuß / diſes tau - ſend ſechs hundert acht vnd achtzigſten Jahr iſt dem Roͤmiſchen Kayſer LEOPOLDO, vnd der geſambten Chriſtenheit ut octo gluͤckſeelig gefallen / dem Ottomanniſchen Erbfeind aber hat das acht vnd acht nichts / als Ach vnd Ach verurſacht / in - deme ihme durch die Heroiſche Chriſtliche Waffen der vorneh - me Haupt-Sitz Griechiſchweiſſenburg auß den Klauen geriſſen worden; bey erſtgedachter gluͤcklicher Eroberung hat ſich neben anderen denckwuͤrdigen Dingen / auch eine Tuͤrckiſche Wahr - ſagerin eingefunden / welche wegen der fliegenden Haaren vnd wilden Geſtalt ein Copey einer Hoͤll-Furien ſcheinte zu ſeyn / diſe wurde dannoch bey den Mußlmaͤnnern fuͤr ein H. Frau gehalten / zumahlen ſie vil Wunder-Ding vorgeſagt / wann ſie von jemand wurde erſucht / vnd wegen gewiſſen Sachen be - fragt / ſchaute ſie allemahl in ein Chryſtalline Kugl / worauß ſie nachmahls ihre prophetiſche Spruͤch geſchoͤpfft; dann wol zu glauben / daß durch gewiſſen Pact der Teuffel in benanntem Chryſtall ſeinen Sitz hat gehabt / ſehr vil heimbliche Ding hat ſie entdeckt / vnd manchem nach der Schnur ſein gantzen Lebens -Lauff /429daß Judas werd ein offentlicher Schelm werden.Lauff / auch die verborgneſte Gedancken geoffenbahrt / allein von kuͤnfftigen Sachen wolte ſie nit vil mercken laſſen / vnd ſo ſchon etwas weniges auß ihr erpreſt worden / hat ſie doch alle - mahl ein Sach mit ſehr duncklen / vnd nit mit klaren Worten vorgetragen / worauß leicht zu ſchoͤpffen war / daß der Teuffel nit vil wiſſe / was da geſchehen werde / wol aber / was da geſche - hen iſt: diſe ſaubere Sybilla hat Jhr Gnaden Herꝛ Obriſter Kiſel durch ein Droganer laſſen abreviren / vnd in die Donau werffen / auff ein ſolchen Kopff / gehoͤrt ein ſolche Laugen.

Der Koͤnig Saul hat dergeſtalten die Hexen vnd Zaube -1. Reg. c. 28. rer in ſeinem Reich außgerottet / daß nur ein einiges altes Weib / die ein Zauberin vnd Wahrſagerin geweſt war / uͤber - gebliben / vnd zwar zu Endor, Bey diſen vnſeren Zeiten ſeynd dergleichen Fettel nit zu Endor, ſonder an allen Enden anzu - treffen / welche ſich vnderfangen wahrzuſagen; vnd wo ruͤhren her ſo vnzahlbar vil Aberglauben / mit denen ſie allerley kuͤnff - tige Sachen vorſchmecken / als eben von diſen abgeſchabenen Feh-Hauben / ehrbare vnd tugend-liebende Matronen werden hierinfalls nicht getroffen / ſonder nur die jenige altgebachene / vnd tieffaugige Nacht-Grillen / welche in allem ihren Thun vnd Laſſen ein Prophetiſchen Aberwitz ſpuͤhren laſſen / worvon die zarte Jugend mehrmahl nit we - nig Schaden leydet.

H h h 3Chri -430

Chriſtus der HErꝛ ruͤhret mit mehr - mahlen widerholten Worten dem gottloſen Judas das Gewiſſen.

NAchdem der gebenedeyte Heyland mit groͤſter Demuth den Apoſtlen die kothige Fuͤß gewaſchen / vnd ſchon / vermoͤg ſeiner Goͤttlichen Allwiſſenheit / vorgeſehen / daß der ſchlimme Iſcarioth ihn verrathen werde / alſo hat er in allweg geſucht / diſes irrende Schaͤffel wider auff den rechten Weeg zu bringen / zu ſolchem End hat er ihme oͤffter mit faſt deutlichen Worten das Gewiſſen geruͤhrt: vnd zwar zum er -Joan. 13. v. 10. ſtenmahl ſagte er: Jhr ſeyt rein / aber nit alle. Mercks Toͤlpel Judas / das geht dich an! das andertemahl ließ er ſich verlauten mit diſen Worten: Der das Brodt mit mirVerſ. 18. iſſet / der wird ſeine Ferſen wider mich auffheben. Mercks Puͤffel Judas / das iſt auff dich geredt. Das drittemahl gab er noch deutlicher zu verſtehen: Wahrlich / wahrlich ſag ich euch / einer auß euch wird mich verrathen. Mercks Ertz-Schelm / das iſt ein Stich auff dich. Zweiffels oh - ne durch dergleichen Wort hat der laſterhaffte Judas vnſchwaͤr koͤnnen abnehmen / daß ſein vorgenom̃ene Boßheit dem HErꝛn ſchon bekannt ſeye / dann ſein Gewiſſen wurde hierdurch nicht wenig beunruhiget / vnd hoffte der liebſte Heyland / daß durch ſolchen Gewiſſens-Wurm der elende Tropff ſolte zur Buß vnd Pœnitenz bewegt werden: vermuthlich iſt es gar wol zu glau - ben / daß Judas ſeye mit vndergeſchlagenen Augen allda geſeſ - ſen / wie ein anderer Schelm / vnd ſich nit getraut einen andern recht anzuſchauen / auß Forcht / man moͤcht ihms im Geſicht an - ſehen / daß er der ehrvergeſſene Mammeluck ſeye; dazumahl hat der nagende Gewiſſens-Wurm bey dem Juda ſchon den Anfang genommen.

Die431Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.

Die verfluchte Niderkunfft.

Weil Robertus Koͤnig in Franckreich ein Groß-Vatter Philippi, wider der Kirchen vnd aller Biſchoͤff Willen ſich ver - maͤhlet mit einer nechſten Bluts-Verwandtin / alſo hat ihm ſolche das erſtemahl einen Sohn gebohren mit einem Gaͤnß -Baron. in Annal. Eccl. 998. Kopff vnd Kragen / zu augenſcheinlicher Straff ſeiner begange - nen Frechheit. Das war ein vngluͤckſeelige Niderkunfft.

Anno 1575. hat ein Spaniſcher Soldat in Geldern ein adeliche Tochter zur Ehe genommen / vnd weil er wahrgenom - men / daß ſie groß Leibs ſeye / alſo hat er ihr auß angebohrnem Zorn gewunſchen / ſie moͤcht den lebendigen Teuffel tragen / nit lang hernach iſt ſolche niderkommen / aber nit Kinds-Mutter worden / dann ſie ein Frucht auff die Welt gebracht / welche zwar an dem vndern Theil deß Leibs einem Kind gleichte / der obereUvierus in An. Theil aber / wie ein Teuffel außgeſehen. Das war ein elende Niderkunfft.

Jn Teutſchland hat ein vornehmer Edlmann ſich alſo in das Jagen vnd Hoͤtzen verliebt / daß er auch ſolches / auff oͤfftere Abmahnung ſeiner Frauen / an den Feyer - vnd GOtt geheilig - ten Taͤgen nit vnderlaſſen / endlich / auß Goͤttlicher Verhaͤng - nuß / hat ihm ſein Gemahl gebohren ein Kind mit einem na -Cantipra. l. 2. apum. cap. 49. tuͤrlichen Kopff eines Windſpils / oder Jaghunds. Das war ein greuliche Niderkunfft.

Jn Holland iſt ein Weib drey gantzer Wochen in Kinds - Noͤthen gelegen / vnd als man ihr treulich eingerathen / ſie ſoll ihr Zuflucht nemmen bey der gebenedeyten Mutter GOttes Maria / als einer ſonderbaren Patronin vnd Vorſprecherin / ſie aber ſprach hinwider diſe gottloſe Wort / weil ſie ein Ketze - rin war / was ihr diſes Kebsweib koͤnne helffen / aber die ſchwaͤ - re Hand GOttes iſt nit lang außgebliben / dann nit lang her -Guilelm. Lindan. in Apoc. cap. 11. nach hat ſie an ſtatt eines Kinds / etliche todte Schweinl auff die Welt gebracht. Das war ein Saͤuiſche Niderkunfft.

Anno 1625. zu Perdonan in Friaul hat ein adelichesWeibs -432Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.Weibs-Bild ein arme Bettlerin mit harten Worten ange - taſt / als hab ſie die zwey Knaͤbel / ſo ſie auff den Armben getra - gen / nit ehelich / noch ehrlich erzogen / iſt aber nicht lang ange - ſtanden / daß beſagte Frau ſelbſt in ein Hoffnung kommen / vnd aber ein Kind gebohren mit ſiben Koͤpffen / der mittere ein AugPagat. t. 2. f. 11. auff der Stirn / vnd mit zweyen langen Geiß-Hoͤrnern verſetzt geweſen. Das war ein vngeſtalte Niderkunfft.

Aber es iſt noch ein andere Mutter / die hat ein verfluchte Niderkunfft / diſe iſt ein vngeſtalte / ein garſtige / ein ſchaͤndliche / ein wilde / ein wuͤſte / ein rotzige / ein ſtinckende / ein muffende / ein kraͤtzige / ein ſchaͤbige / ein trieffaugige / ein lauſige / ein zer - lumpte / ein bucklete / ein blinde / ein krumpe / ein ſiechige / ein ſchiecklete / ein grindige / ein grobe / ein ſaͤuiſche / ein trampliſche / ein ſchwartze Teuffels-Mutter die Suͤnd / vnd diſe gebaͤhret ein groſſen vnd langen / vnd dicken / vnd gifftigen / vnd wilden / vnd ſchmertzlichen / vnd abſcheulichen / vnd verdrießlichen / vnd beiſ - ſenden / vnd nagenden Wurm in dem Gewiſſen. Das iſt ein verfluchte Niderkunfft.

Herodes der Koͤnig iſt ſauber geweſt / das kan nit wider - ſprochen werden / ſauber am Leib / ſauber an der Seel / ſauber vor GOtt / ſauber vor der Welt / ſauber außwendig / ſauber in - wendig / ſauber in Gedancken / ſauber in Worten / ſauber in Wercken / vnd iſt doch der jenige Herodes geweſt / welcher ſei - nes Bruders Weib gehabt / iſt der Herodes geweſt / der ſo vil auff das tantzen gehalten / iſt der Herodes geweſt / welcher ſo vil vnſchuldige Kinder erwuͤrgen laſſen / iſt der Herodes geweſt / welcher Joannem Baptiſtam enthaupten laſſen / diſer iſt im Le - ben vnd Todt ſauber geweſt / man muß aber das Wort Sauber voneinander leſen / nachmahls heiſt es ſo vil / als Sau-ber / ein ſolcher iſt er geweſt wegen ſeines ſchaͤndlichen / vnd allzuſtraͤffli - chen Wandels / weſſentwegen Joannes, als ein behertzter vnd gewiſſenhaffter Hof-Prediger ihme ſtaͤts vor der Thuͤr / auff der Gaſſen / heimblich vnd offentlich / mit dem non licet ein ſcharpf - fe Ermahnung gethan / es ſeye nit erlaubt / es ſeye nit recht / esſeye433Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.ſeye die groͤſte vnd ſchaͤdlichſte Aergernuß / daß er ſeines Bru - ders Weib habe; diß ſo offt intonirte Liedl hat der & cætera dergeſtalten mißfallen / daß ſie nit außgeſetzt / biß Herodes Jo - annem hat laſſen auß dem Weeg raumen / nach einer Zeit kombt dem Koͤnig zu Ohren / es ſeye einer da / der ſehr wunder - barlich im Wort vnd Werck / man haltet ihn bereits fuͤr den Meſſiam, dann er mache die Blinde ſehend / die Krumpe ge - hend / die Krancke geſund / treibe die Teuffel auß / vnd weiß nit was dergleichen mehr / ſo bald ſolches Herodes vernommen / ſagt er / Joannes Baptiſta ſurrexit à mortuis, der Joannes iſt gewiß von Todten aufferſtanden? mein wer hat den Herodem an Joannem gemahnt? er hat ja gewuſt / daß er ſchon laͤngſt durch das Schwerdt hingericht worden / weder ſein Obriſt - Hofmeiſter / weder ſein Obriſt-Cammerer / weder ſein Obriſt - Stallmeiſter / weder ſeine Kammer-Herren / vnd Kammer - Diener haben ihn daran gemahnt / die Hof-Narꝛn noch weni - ger / wie hat dann der Koͤnig vnder ſo vil tauſend Geſchichten vnd Geſchaͤfften / vnd Zeitungen / an Joannem gedacht / deſſen doch der gantze Hof ſchon laͤngſt vergeſſen? frag nicht lang / der nagende Gewiſſens-Wurm in ſeinem Bueſen / das verletzte Gewıſſen hat ihn daran gemahnt / darumb iſt das boͤſe Gewiſ - ſen ein Bruͤgl / was mehr? ein Ygl / was mehr? ein Lauß / was mehr? ein Mauß / was mehr? ein Hahn / was mehr? ein Zahn / was mehr? ein Hund / was mehr? ein Wund / was mehr? ein Dorn / was mehr? ein Horn / was mehr? ein Regel / was mehr? ein Egel / was mehr? ein Saag / was mehr? ein Waag / was mehr? ein Sturm / was mehr? ein Wurm. Ein Wurm / der alleweil nagt / ein Sturm / der alleweil plagt / ein Waag / die alleweil waͤgt / ein Saag / die alleweil ſaͤgt / ein Egel / der alleweil beiſt / ein Regel / die alleweil weiſt / ein Horn / das da alleweil wetzt / ein Dorn / der alleweil verletzt / ein Wund / die alleweil bluͤt / ein Hund /Pars II. J i ider434Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.der alleweil wuͤtt / ein Zahn / der alleweil macht / ein Hahn / der alleweil kracht / ein Mauß / die alleweil friſt / ein Lauß / die al - leweil niſt / ein Ygl / der alleweil haͤgt / ein Bruͤgl / der alleweil ſchlaͤgt. O ein verfluchte Niderkunfft der Suͤnd! Bey dem Huͤndl deß Tobiæ hat es doch bißweilen geheiſſen guſch! bey den Hunden deß reichen Praſſers / welche dem armen La - zaro die Geſchwer geleckt / hat es doch zu Zeiten geheiſſen guſch! bey den Hunden / welche der ſtoltzen Jezabel die Bei - ner abgenagen / hat es doch zuweilen geheiſſen guſch! aber bey dem boͤſen vnd bellendem Gewiſſen heiſſet es niemahlen guſch! ſonder ſpatt vnd fruhe / ſchreyt immerzue / gibt nie kein Ruhe / was nur einer thue.

David der Koͤnig / nachdem er alt worden / hat er einen wunderlichen Zuſtand bekommen / operiebatur veſtibus, & non calefiebat, es hat ihn ſtaͤts vnd immerdar gefrohren / daß er Tag vnd Nacht gezittert / man hat Fuchs-Beltz / man hat Mader-Beltz / man hat Zobel-Beltz / man hat Laͤmbel-Beltz / uͤber ihn gedeckt / hat gleichwol nichts außgeben / ſonder er fort vnd fort gezittert / weder Bether / weder Decken / weder Kotzen / weder Polſter / weder Tuchet / kont ihm das Zittern vertrei - ben / non calefiebat; Jn Junio, in Julio, in Auguſto, in der groͤſten Hitz hat er nit koͤnnen erwarmen / ſonder allezeit gezit - tert / non calefiebat. Er hat Wein getruncken / er hat Meth getruncken / er hat gewuͤrtzte Speiſen geeſſen / er iſt beym Ca - min geſeſſen / non calefiebat, es war halt die vorige Kaͤlte / vnd hat er nit auffgehoͤrt zu zittern. Er iſt gangen / er iſt gerit - ten / er iſt geſeſſen / er iſt gelegen / non calefiebat, beym Tag / bey der Nacht / Vormittag / Nachmittag / beym truͤben Wet - ter / beym ſchoͤnen Wetter / non calefiebat, hat er allezeit ge - zittert / in Summa, nichts wolt helffen fuͤr diſes Zittern: Es werden zwar deſſen vnderſchidliche Urſachen von denen Schrifft - gelehrten beygebracht / mir gefallt dißmahl jenes / was etliche gloſſiren / die da ſagen / daß David derenthalben ſtaͤts habegezit -435Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.gezittert / weil ihme das Gewiſſen immerzu habe geprediget von dem Todtſchlag / den er an Uria begangen. Ja einige wol - len / daß ihme dem Koͤnig ſeye vorkommen / als ſehe er ſtaͤts vor ſeiner den ermorden Uriam, dahero habe er bekennt / pecca -Piæinel. q. 2. f. 78. tum meum contra me eſt ſemper. Wie iſt dir groſſer Koͤ - nig Alexander? mir iſt nit wol / ſagt diſer / von der Zeit an / daß ich meinen beſten Freund Clytum hab vmbgebracht / hab ich nie kein Ruhe / ja es waͤr kein Wunder / wann ich mir ſelbſt das Leben nahme. Wie iſt dir Oreſtes? mir iſt gar nit recht / ſagt diſer / dann ſeithero ich mein Mutter Clytemneſtra hab er - mordt / hab ich nie kein Ruhe vor meinem Gewiſſen; Wie iſt dir Erice Koͤnig in Schweden? mir / ſagt diſer / iſt uͤberauß uͤbel / dann von der Zeit hero / daß ich meinem Hofmeiſter das Leben hab vnſchuldiger Weiß genommen / hab ich nit ein gute viertl Stund / ja das Gewiſſen plagt mich alſo hefftig / daß ich gar muß von Sinnen kommen; Wie iſt dir grauſamer Blut-Egel / vnd Roͤmiſches Abendtheuer Nero? mir / ſagt di - ſer / iſt gar nit wol / vnd ſeithero ich mein leibliche Mutter ty - ranniſcher Weiß entleibt hab / hab ich nicht ein fridſame viertel Stund genoſſen / ja es dunckt mich / als ſihe ich ſie immerzu Tag vnd Nacht vor meiner. Wie iſt dir Suͤnder / wann du hoͤreſt vom gaͤhen Todt / von dem Teuffel / von der Hoͤll / von der ewi - gen Straff / von dem ſtrengen Richter / vom Verlurſt der See - ligkeit / vom tieffen Abgrund / vom juͤngſten Tag? mir iſt nicht wol / mir zappelt das Hertz / mir grauſt der Buckl / mir ſtehen die Haar / ſagſt du / mich nagt / ſchlagt / jagt / klagt / zwagt / fragt / hackt / praͤckt das verletzte Gewiſſen. O verfluchte Ni - derkunfft der Suͤnd mit dem Gewiſſens-Wurm!

Vor vil Jahren hatte zu Wienn in Oeſterreich ein ver - moͤglicher Beck einen Bedienten / ſeiner Meinung nach den allertreueſten / aber GOtt allein hat den Schluͤßl zu der Men - ſchen Hertzen / vnd gleichwie vns im Sommer bey naͤchtlicher Weil mehrmahlen vorkombt / als ſehen wir ſtrahlende Liechtl fliegen / da vnderdeſſen nichts anders iſt / als ſchlechte KeferlJ i i 2vnd436Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.vnd Wuͤrml / alſo halten wir offt ein Menſchen fuͤr gut Cor - dabon / da vnderdeſſen derſelbe mit Bernhaͤuter-Zeug gefuͤt - tert iſt / ein ſolcher ware erſtgedachter Boͤßwicht / welcher aller Treu vnd Gutthaten vergeſſen / bey naͤchtlicher Weil / wider al - les vermuthen vnd glauben / den Herꝛn / ſein Frau / vnd ge - ſambte Familia jaͤmmerlich ermordt hat / ein einiges kleines Toͤchterl waͤr noch uͤbrig / welches in aller Fruhe mit ſeinen Do - cken ſpilte / als nun ſolches vnſchuldige Kind der blutbegierige Moͤrder auch wolte hinrichten / hat daſſelbe auff moͤglichiſt ſchoͤn gebetten / er woll ihrer doch verſchonen / ſie woll ihm alle ihre Docken vnd Bilder / vnd Haußrath ſchencken / diſes hat zwar anfangs das vnmenſchliche Gemuͤth in etwas beſaͤnfftiget / aber gleichwol von dem raſenden Zorn dahin getriben / daß er auch das arme Troͤpffel grauſamb erwuͤrgt: woruͤber er ſich alſobald in die Flucht begeben / vnd ſambt dem beſten Raub nacher Paſ - ſau kommen / allwo er durch gerichtliche Hand in Verhafft ge - zogen worden / vnd bald hernach auff ergangene Außſag / ſol - cher begangener Mordthat halber / lebendig geſpiſt worden; weil ihm aber das Hertz nit getroffen worden / hat er ein zimb - liche Zeit in diſen groſſen Tormenten gelebt: indem nun vil / wie pflegt zu geſchehen / hinauß geloffen / vnd ihn moͤglichſter Weiß zur Gedult vnd Ubertragung diſer zeitlichen Straff er - mahnt / gab er endlich mit wehmuͤthigen Klagen diſe Antwort / ich / allerliebſte Leuth / ich leyde zwar vnbeſchreibliche Schmer - tzen an meinem Leib / vnd weil mir der Spieß alles Jngeweyd durchbohrt / aber alle diſe Peyn vnd Marter ſeynd nichts gegen den jenigen / was ich in meinem Gewiſſen leyde. Wann ich gedencke / wie inniglich mich das kleine kindiſche Maͤdl vmb Friſt ihres zarten Lebens gebetten; diſe Erinnerung iſt mir weit uͤber alle Qual vnd Tortur an diſem Spieß. O erſchroͤcklicher Gewiſſens-Wurm! Es gibt Leuth / die einen hart vnd ſcharpff anklagen / wann man aber ihnen ſpendirt, remunerirt, gra - tificirt, ſo ſchweigen ſie ſtill / aber das beleydigte Gewiſſen ſchweigt nit / man verſprech ihm / was man will / wie man will /wo437Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.wo man will / ſondern es ſchreyt ſtaͤts / das haſt gethan / das vnd das; wann man einem Kind / welches da weint / ſchreyt / kuͤrꝛt / das a ja pup ja zuſingt / oder einen rothen Apffel darreicht / ſo ſchweigt es / vnd ſchlafft; aber das verletzte Gewiſ - ſen laſt ſich nit einſingen / ſchlafft nit / ſonder ſchreyt immerzu / das haſt geſtifft / das vnd das / diſe Straff ligt dir ob. Wann ein Karꝛn oder Wagen gurretzt vnd kuͤrꝛt / vnd man ihn ſchmiert / ſo ſchweigt er ſtill / vnd halt ſein mit Ey - ſen beſchlagene Goſchen / aber das boͤſe Gewiſſen laſt ſich nicht ſchmieren / nicht beſaͤnfftigen / ſonder ſchreyt alleweil / Tag vnd Nacht. Ein Spiegl iſt zwar ein ſolcher glaͤſerner Prediger / der einem natuͤrlich die Warheit in Barth reibt / haſt ein krum - pe oder ſtumpe Naſen / ſo ſagt ers / haſt ein Lux - oder Fuchs - farben-Barth / ſo ſagt ers / haſt feiſte / weiche / oder bleiche Wangen / ſo ſagt ers / haſt ein groß / oder ein bloß Maul / ſo ſagt ers / verſchweigt nichts / aber gleichwol in der Finſter halt ers Maul / aber das beleydigte Gewiſſen ſchreyt ohne auffhoͤ - ren / vermantlet nichts / verhuͤlt nichts / verbluͤmlet nichts / ver - ſchweigt nichts / ſchreyt nit allein beym Tag / ſonder auch bey der Nacht / das / das / das haſt gethan. Das ſechſte Gebott haſt ſo vnd ſo offt uͤbertretten / in deinem Ambt haſt ſo vnd ſo vil beuntreut / wann ſchon der Kayſer ſtillſchweigt / vnd nichts begehrt / ſo ſchreyet dir doch das Gewiſſen in die Ohren / gib es wider.

Amon der vornehmſte Miniſter bey dem Koͤnig Aſue - ro, hat ſo vil bey Hof golten / als der Pamphili im Spil / iſt allezeit oben geſchwummen / wie das Pantoffel-Holtz / hat das Hertz deß Koͤnigs nach ſich gezogen / wie der Magnet das Ey - ſen / nachdem aber ſeine boͤſe Tuͤck vnd Untreu an Tag kommen / hat der verfolgte redliche Mardochæus die Kerſchen bey Hof erhalten / der Amon aber die Stingel; Nach diſem laſt die Koͤnigin Eſther ein ſtattliches Panquet zurichten / ein uͤberauß herꝛliche Mahlzeit / worzu auch der Amon eingeladen worden /J i i 3aber438Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.aber hoͤrt etwas ſeltzames! die Trabanten vnd Laggey deß Koͤ - nigs haben den Amon gezwungen / vnd genoͤth / er hat muͤſſenEſther 5. kom̃en / compulerunt, nun huy Jhr Excellenz, hat es geheiſ - ſen / die Speiſen ſeynd ſchon fertig / der Koͤnig wartet Jhrer / huy / geſchwind / wir doͤrffen ohne Sie nit nach Hof / preſto! preſto! der Amon weigert ſich ſo ſtarck zu dem Koͤniglichen Panquet zu kommen / daß ſie ihn endlich mit Gewalt dahin getriben / compulerunt, ein anderer hielt es ihm vor die allergroͤſte Ehr in der gantzen Welt / vnd Amon will nit / ja / gedacht der Amon, der Hencker geht mir vorn Augen vmb / ich hab ſo vil uͤbels wider die Koͤnigin vnd ihre Landsleuth angeſtifft / ich glaub lauter / ich werde bey diſer Mahlzeit harte Brocken muͤſſen ſchli - cken. Aber Amon wie weiſt du das? haſt du dann hiervon ei - nige Nachricht / oder ſonſt anderwerts hero ein Liecht? nein / ſagt er / nein / aber es geht mir alſo vor / O Furbo, ſags recht herauß / dein ſchlimmes vnd gottloſes Gewiſſen ſagt dirs / es iſt dir vorgangen / aber durch Antrib deß nagenden Gewiſſen - Wurms / daß du werdeſt gehenckt werden / das boͤſe Gewiſſen iſt ein ſolcher Wecker / ein ſolcher Richter / ein ſolcher Ankla - ger / ein ſolcher Wahrſager / ein ſolcher Zeug / ein ſolcher Ca - lender / ein ſolches Protocoll, ein ſolches Regiſter / ein ſolches Geleut / ein ſolches Wurm-Neſt / ein ſolche Uhr / ein ſolche Cantzley / ein ſolche Trompeten / die immerzu hallt vnd ſchallt / keyt vnd ſchreyt / vopt vnd tobt / dupfft vnd ſtupfft / zahnt vnd mahnt / ſcherꝛt vnd bſchwert / kurꝛt vnd murꝛt / buckt vnd truckt / raufft vnd zauft / blert vnd rehrt / bind vnd ſchind / daß nie kein Ruhe. O verfluchte Niderkunfft der Suͤnd mit dem Gewiſſens-Wurm!

Was hier folgt / iſt kein Gedicht / ſonder ein gewiſſe Ge - ſchicht. Ein vornehmſte Fuͤrſtin in Niderland hatte ein ſehr koͤſtliches Kleinod verlohren / welches auff ein groſſe Summa Gelt geſchaͤtzt worden / vnd weil ſie / nach allem angewenden Fleiß / ſolches nit mehr konte erfragen / hat ſie bey ihr gaͤntzlich beſchloſſen / die Zauberer vnd Schwartzkuͤnſtler vmb Rath zufragen /439Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.fragen / zu ſolchem End ein groſſes Gelt offentlich dem jenigen verheiſſen / der ihr das entfrembte Kleinod wider zu wegen brin - get / nachdem ſolches ein friſcher / junger Menſch erfahren / ge - dachte er einmahl ein Stuͤckel zu wagen / vnd einen Studenten - Boſſen zu probiren / begibt ſich dahero gantz muthig vnd vn - erſchrocken zu der Fuͤrſtin / ſein Nahmen war Monſieur le Rath, das iſt / Herꝛ Ratz mit dem Zunahm / vnd verſpricht der Fuͤrſtin ihrem gnaͤdigiſten Willen nachzukommen / vnd das verlohrne Kleinod einzuhaͤndigen / jedoch mit dem Ge - ding / daß ſie ihn drey Tag nacheinander in ihrem Pallaſt offent - lich / daß jedermann kan zuſchauen / laſſe tractiren / welches al - les die Fuͤrſtin vrbietig zugeſagt / vnd gehalten; vnſer Herꝛ Ratz ſetzt ſich zur Tafel / alle Fuͤrſtliche Bediente warten auff / ein groſſe Menge Volck ſchaut zu / worunder auch einer auß den jenigen / die das Kleinod entfrembt / vnbekannter geſtan - den / dem Herꝛn Ratzen ſchmeckt das Fuͤrſtliche Tractament nit uͤbel / nachdem nun der Ratz den Rantzen zimblich ange - ſchopt / ſteht er von der Tafel auff / ſchaut alle Umbſtehende ernſtlich an / vnd bricht endlich in diſe Wort auß / den erſten hab ich (er verſtund aber den erſten Freßtag) der Dieb / ſo vnder dem Volck gegenwertig / glaubte gaͤntzlich (was das boͤ - ſe Gewiſſen nit thut?) er habe ihn durch das anſchauen ver - merckt / vnd mit diſer Red getroffen / eylet demnach in aller Still zu ſeinen Diebs-Cammeraden / Bruͤder / ſagt er / der Diebs - hencker holl mich / der Kerl iſt ein Zauberer / er hat mich erſe - hen. Deß andern Tags wird mehrmahl ein ſtattliche Mahl - zeit zugericht / worbey Herꝛ Ratz ſich ſehr wol befunden / vnd waͤre der Zulauff deß Volcks noch groͤſſer / als deß vorigen Tags; es wolte aber die Fuͤrſtin recht erfahren / ob diſer ein ſolcher Kuͤnſtler ſeye / der die verborgene Sachen wiſſe / zu ſolchem End lieſſe ſie zu dem Confect ein verdeckte Schißl aufftragen / wor - under ein lebendiger Ratz geſteckt / welches ſonſt niemand ge - wuſt / als ſie vnd ein Bedienter / dem Herꝛn Gaſt wird auffer -legt /440Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.legt / er wolte rathen / was in der verdeckten Schißl verborgen / Oime! ſchreyt er auff / kratzt hinder den Ohren / vnd ſagt / Ratz / Ratz / du biſt gefangen / er vermeinte ſolches von ſeiner eigenen Perſohn / weil er diſen Zunahmen hatte / daß er dermahl ſeye in ſeınem Boſſen-Handl ertapt / das Volck aber / vnd die Fuͤrſt - liche Bediente glaubten / wie man die Schißl auffgedeckt / er hab ſolches auff diſen gefangenen Ratzen geredt / vnd folgſamb ihn fuͤr ein Zauberer gehalten / welches dem Herꝛn Monſieur le Ratz ſehr wolgefallen / dahero nach vollbrachter Mahlzeit mehrmahlen auffgeſtanden / vnd noch kecker / als zuvor / alle Umbſtehende angeſchaut / endlich auffgeſchryen / ich hab ſchon den andern. Er verſtunde den andern Freßtag / der andere auß den intereſſirten Dieben war auch dazumahl ge - genwertig / aviſirt deſtwegen in der Still die andere Mit-Dieb / es ſeye noch wahr / was ſein Cammerad geſter gemelt / der Kerl ſeye ein Zauberer / vnd er hab ihn mit allem Fleiß erſchroͤcklich angeſchaut / auch noch daruͤber gewuſt / was in der verdeckten Schißl verborgen geweſt; was das boͤſe Gewiſſen thut? Den dritten Tag ließ die Fuͤrſtin ſehr herꝛlich aufftragen / vnd war uͤberauß ein groſſe Menge Volck vorhanden / weil allenthal - ben ſchon außgeſchryen worden / der Herꝛ Ratz ſeye ein Wahr - ſager. Nachdem ſich diſer liſtige vnd luſtige Vogl nach allem Wunſch bey diſer Tafel begraſt / hat er ſich wider auffgehebt / vnd alle vmb vnd vmb gantz genau angeſchaut / endlich auffge - ſchryen / gut / gut / ich hab den dritten. Er verſtunde den dritten Freßtag. Nach diſem begibt er ſich von dem Saal in ein anders Zim̃er / vnd macht ihm Mucken / wie er ſich moͤcht manierlich auß dem Staub machen / ihm aber iſt in der Still einer auff dem Fuß nachgefolgt / vnd vor ſeiner auff die Knye nidergefallen / bittend / Herꝛ / ſagt er / ich habs geſter vnd vor - geſter meinen zweyen Cammeraden nit recht glauben wollen / aber heut hab ich es leyder! ſelbſt erfahren / daß ihr ein Zaube - rer ſeyt / vnd habt mich gleich gekennt / wie ihr vmbgeſchaut / ichbitt441Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.bitt demnach vmb GOttes willen / er verſchon vnſer Ehr vnd guten Nahmen / wir ſtellen vns ein mit hundert Thaller / ja / antwort Herꝛ Ratz / aber wo iſt das Kleinod / da / da / vnd gibt ihms mit zittern vnd weinen. Wer ware damahl getroͤſter / als vnſer Herꝛ Ratz / der ein ſo wunderlicher Raths-Herꝛ worden / er brachte das geſtohlene Kleinod mit ſondern Freu - den zu der Fuͤrſtin / bekombt ein ſehr ſtattliche Remuneration, vnd bekennt anbey den gantzen wunderlichen Verlauff / hoch -Jacob. Ri - nal. Hiſt. ingenieus cap. 2. betheuerend / daß er die Zeit ſeines Lebens nichts vmb die ſchwartze Kunſt habe gewuſt / allein habe diſe drey Kerl ihr ei - genes boͤſes Gewiſſen ſelbſt geoffenbahrt / vnd an Tag geben.

Es iſt auff ſolche Weiß das boͤſe Gewiſſen ein Uhr / die alleweil auff die begangene Laſter zeigt / es iſt ein wieteriſch vnd wuͤtteriſch Meer / welches immerzu tobet / es iſt ein Muſicant, der alleweil auff der Zittern ſchlagt / es iſt ein rother Apffel / der einwendig wurmſtichig / es iſt ein Hecken voller Doͤrner / die immer ſticht / es iſt ein Richter / der gantz vnpartheyiſch / es iſt ein Schmidt / der mit dem Hammer der Forcht ſtaͤts auff den Amboß deß Hertzens ſchlagt / wer ein boͤſes Gewiſſen hat / der zittert / wie ein eſchpes Laub / wann er nur ein Mauß hoͤrt rau - ſchen / wer ein boͤſes Gewiſſen hat / der fallt ineinander / wie ein kaltes Eyrſchmaltz / wann er nur ein Wind hoͤrt ſauſen / wer ein boͤſes Gewiſſen hat / der erbleicht / wie ein Ungariſcher Stif - felbalg / wann er nur von der Hoͤll hoͤrt reden; wer ein boͤſes Gewiſſen hat / der ſchaut mit den Augen auß / wie ein abgeſto - chener Geißbock / wann er nur von GOttes Gericht etwas hoͤ - ret; wer ein boͤſes Gewiſſen hat / dem thatert die Bruſt / wie ein Muͤllbeutl / wann er nur ein Schatten an der Wand ſihet; wer ein boͤſes Gewiſſen hat / der ſchaut ſo ſaur auß / wie ein Eſ - ſig-Topff / wann er nur an die Straff denckt / ein Schlag-Uhr im Sack / ein Stroh im Schueh / ein Hueſten im Halß / ein Lieb im Hertzen / ein boͤß Gewiſſen / vnd ein halb Dutzet Schergen / die laſſen ſich nit leicht verbergen.

Ein groſſer Hunger iſt entſtanden in dem Land Canaan,Pars II. K k kda -442Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.dahero der fromme Jacob alle ſeine Soͤhn / auſſer deß juͤngſten / in Egypten geſchickt / daſelbſt Trayd einzukauffen / wie ſolche aber angelangt / hat der Joſeph, als ein gevollmaͤchtigter Landsverwalter / ſie mit harten Worten angeſchnarcht / vnd gefragt / wer ſie ſeyn? woher ſie kommen? wir / ſagten ſie / ſeynd ehrliche Leuth / ja ehrliche Leuth / Schelm ſeyt ihr / ſetzt hinwi - der Joſeph, ihr ſeyt gar gewiß Außſpeher vnd Verraͤther / das nit / mein Herꝛ / ſonder wir begehren vmb vnſer paars Gelt ein Trayd einzukauffen / ey ſo kaufft / daß euch / ꝛc. fort mit euch in die Keichen / vor ſolche Geſellen gehoͤrt kein anders Fuetterall / fort mit euch / biß auff ein weitern Beſcheid / die wurden fein ſauber in Arreſt gefuͤhrt / der erſte iſt voran gangen / die ande - ren hindennach / ſo bald ſie in der Gefaͤngnuß gantz allein ge - weſt / da haben ſie keinen andern Diſcurs gefuͤhrt / als diſen / gelts / jetzt wirds vns eingetrenckt / gar gewiß iſt diſes Ubel uͤber vns kommen / weil wir ſo ſpoͤttlich mit vnſern Bruder Joſeph vmbgangen. Meritò hæc patimur, quia peccavimus, &c. Wer mahnt euch an Joſeph? diſe Sach iſt ſchon laͤngſt vergeſ - ſen / denckt doch der Vatter Jacob ſelbſt nit mehr daran / es iſt ſchon ein geraume Zeit / daß diſes geſchehen / wer mahnt euchGen. 42. an diſe alte Geſchichten? wer? das boͤſe / das nagende / das vn - ruhige / das vngeſtimme / das verletzte Gewiſſen / diſer wilde / wachtſame / wuͤttende Wurm deß Gewiſſens.

Jn einer gewiſſen Statt deß Roͤmiſchen Reichs wohnte ein burgrechter Schneider / bey guten Mittlen / vnd gar eines ehrbaren Wandels / deme auff ein Zeit ſein eigener Geſell ein Fleck pr. dritthalb Ellen Tuch entfrembt / der gute Meiſter Ni - ckel / ſuchte ſolches Zwickel uͤber vnd uͤber / es wurde aber nichts gefunden / Weib weiſt du es nicht? nein / Geſell wiſt ihr es nicht? nein / Kinder wiſt ihr es nicht? nein / Bueb weiſt du es nicht? nein / Menſcher wiſt ihr es nicht? nein / ey das muß der Teuffel ſeyn. Nach langem / vnd vilem / vnd embſigem ſuchen / fallet der gute Meiſter in den Argwohn / als haͤt - te der Geſell den Griff gewagt / vnd weil ihn der Zorn in et -was443Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.was uͤbergangen / alſo hat er fein rund herauß geſagt / vnd den Geſellen deß Diebſtalls beſchuldiget / worauff der Geſell ge - ſchworen / der Teuffel ſoll ihn von der Banck herunder fuͤhren / wann er ein Faden entfrembt hab / bald auff diſe Red leutet je - mand an / vnd weil das Gloͤckl gleich nahet bey dem Geſellen gehangen / alſo hat er / wie er oͤffters pflegte / das Fenſterl eroͤff - net / zu fragen / wer da leute? dazumahl haͤtte Zeit halber ſ. v. der Sau-Hirt eingetriben / vnd bey dem Hauß deß obbenann - ten Meiſters ein groſſes Schwein ſich an der Maur geriben / vnd zugleich vngefehr das Strickl zum Gloͤckl ertapt / wie nun der Geſell gaͤh hinauß gafft zu fragen / wer dann leute / er aber die groſſe Sau wahrgenommen / gedacht er alſobald an ſein erſt - ergangenen Schwur / der Teuffel ſoll ihn hollen / vnd glaubte / jetzt ſeye er da / dahero gantz bleich von der Banck hinunder ge - ſprungen / dem Meiſter zu Fuͤſſen gefallen / vnd mit auffgeheb - ten Haͤnden vmb Verzeyhung gebetten / auch freymuͤthig be - kennt / er habe den Diebſtall begangen / vnd ſeye vrbietig alles wider zu erſtatten / was das boͤſe Gewiſſen nit thut! O ver - fluchte Niderkunfft deß Gewiſſens mit dem nagenden Wurm.

Nachdem der HErꝛ JEſus fuͤnff tauſend Mann wunder - barlich in der Wuͤſten geſpeiſt / hat er ſeine Apoſtel auff einem Schiffel voran geſchickt / uͤber das Meer nacher Betſaida zu fahren / wie nun diſe in Mitte deß Meers mit den widerſpen - ſtigen Winden zimblich duellirten mit ihren Ruedern / vnd war es bey naͤchtlicher Weil / ſo iſt ihnen daſelbſt der Heyland erſchinen / welcher ſich zeigte / als wolle er vorbey gehen / die gu - te Apoſtel haben ihn nit erkennt / ſonder ſie ſeynd erſchrocken / daß ihnen die Haar gen Berg geſtanden / vnd uͤberlaut auffge - ſchryen / dann ſie haben nit anderſt vermeint / als ſeye es einLuc. 16. Geſpenſt / der Bau Bau: Putabant eſſe phantaſma. Daß dazumahl die liebe vnd fromme Apoſtel ein boͤſes Gewiſſen ha - ben gehabt / das glaub ich nit / auſſer der Judas moͤcht ſchon einK k k 2Schelm444Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.Schelm ſeyn geweſt / aber ſonſt ſeynd alle die jenige / welche ei - nes boͤſen Gewiſſen / nit anderſt beſchaffen / indem ſie ſo voller Forcht / vnd einwendigen Schrockens / daß ſie ein jedes Ge - toͤß bey der Nacht fuͤr ein Geſpenſt halten / putabant eſſe phantaſma.

Es iſt einer geweſt nit gar eines nidern Stands vnd Ver - ſtands / welcher friſch vnd geſund ſchlaffen gangen / bey der Nacht aber ein jaͤmmerliches Geſchrey erhebt / als wolt ihn je - mand erwuͤrgen / ſo bald nun die Bediente eylfertig zugeloffen / hat er ſie vmb GOttes willen gebetten / ſie ſollen alſobald vmb einen Beicht-Vatter gehen / ja nit gehen / ſonder lauffen / er ſchwitzte am gantzen Leib / vnd ſchlug ihm das Hertz / wie einem Landbettler an der Hauß-Thuͤr / die Urſach ſeiner Forcht / vnd vnerhoͤrten Schrockens war diß / vnder ſeinem Beth ſtunde ein Kruͤgl voll mit Milch / worvon er denſelben Tag etwas ge - braucht zu einer Farb / dann er ergoͤtzte ſich bißweilen mit mah - len / vnwiſſend ſeiner war ein Katz hinein geſchlichen / welche mit dem Kopff in das enge Kruͤgl alſo hinein getrungen / daß ſie nachmahls denſelben nit mehr konte herauß ziehen / derent - wegen das Kruͤgl allemahl in die Hoͤhe gehebt / vnd wider auff die Erd geſchlagen / ſo offt er geſchryen / ware alles ſtill worden / ſo bald er aber vermeinte ein Ruhe zu haben / ſo iſt das klopffen wider angangen / welches er fuͤr ein vnfehlbares Geſpenſt ge - halten / vnd alſo ernſtlich geforchten / es moͤcht ihn der Schwar - tze hollen / dann das boͤſe Gewiſſen aͤngſtigte ihn ſolchergeſtal - ten / daß er eylfertig vmb einen Beicht Vatter geſchickt / auff ſolche Weiß hat diſe Katz wunderbarlich ein groſſen Maußkopff gefangen. Was das boͤſe Gewiſſen nit thut!

Jn Spanien iſt auff ein Zeit ein Mordthat begangen worden / allwo ſehr vil gegenwertig geweſen / die doch alle ſich entſchuldiget / vnd gelaugnet / vnd man alſo hinder den Thaͤter nit konte kommen / dahero der verſtaͤndige Richter alle halb na - ckend außziehen laſſen / vnd einem jeden an die bloſſe Bruſt griffen / deme das Hertz zum ſtaͤrckſten geſchlagen / den hat er fuͤrden445Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.den ſchuldigen Thaͤter gehalten / vnd gar wol / nach ergangener Außſag / zugetroffen / das boͤſe Gewiſſen verſchweigt nichts.

Der Koͤnig Balthaſar hat ein ſehr koſtbares Panquet an - geſtellt / vnd darzu eingeladen ſeine Obriſten / deren tauſend waren / tauſend Obriſte koͤnnen ein ehrliches ſauffen / es waren lauter ſolche fromme Officier, von gemeinen Soldaten war kei - ner darbey / die arme Teuffel haben dazumahl auch ſchon muͤſſen faſten / wie es jetzo der Brauch / nachdem die Geſund-Truͤnck / Mund-Truͤnck / Rund-Truͤnck / Schlund-Truͤnck zimblich her - umb gangen / vnd alles in beſtem Allegoro, da ſihet der Koͤnig Balthaſar durch ein vnſichtbare Hand an die Wand diſe drey Wort ſchreiben / Mane, Thecel, Phares, der Koͤnig iſt hier -Daniel 5. uͤber alſo erſchrocken / daß er gantz erbleicht / an allen Glidern ge - zittert / vnd ihme beede Knye / wie zwey Schlegl / ſtaͤts zuſam - men geſchlagen / was allhier das meiſte zu verwundern iſt / daß der Koͤnig ein guten / dicken / ſtarcken / feſten / faiſten Rauſch ge - habt / vnd gleichwol hat er ihm alſo geforchten / da doch Bacchus vnd Mars befreund ſeynd / vnd kein beſſers Recept fuͤr die Forcht / als ein paar Viertl Weinn / dann Wolgemuth / Rit - terſporꝛn / vnd Weinrautten / wachſen gern beyeinander. Da wird geantwort / daß ſolche vnermaͤßliche Forcht ſey verurſacht worden von dem boͤſen Gewiſſen deß Koͤnigs / welcher nit lang vorhero den Tempel zu Jeruſalem außgeraubt / vnd allerley gottslaͤſteriſche Thaten begangen / das boͤſe Gewiſſen geißlet ei - nen mehr / als Chriſtus der HErꝛ die Hebræer in dem Tem - pel / das boͤſe Gewiſſen ſchlagt einen aͤrger / als der Prophet Balaam ſeine Eßlin / das boͤſe Gewiſſen raufft einen ſtaͤrcker / als der Aichbaum den Abſalon, das boͤſe Gewiſſen nagt einen hefftiger / als der Wurm die Kuͤrbes-Blaͤtter Jonæ, das boͤſe Gewiſſen beiſt ein grauſamer / als die Eliſæiſche Beeren die Knaben / das boͤſe Gewiſſen hammert ein greulicher / als der Tubalcaim das Eyſen / das boͤſe Gewiſſen vopt ein ſtaͤrcker / als die Philiſtæer den Samſon, das boͤſe Gewiſſen macht auß einer Mucken einen Elephanten / auß einer Arbes ein BergK k k 3Olym -446Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.Olympum, auß einem Tuͤpffel ein Stadel-Thor / auß einem jeden Getoͤß etwas Boͤß.

Zu Neapel war ein gottloſer Spiler / welcher alles das Seinige durch das mißguͤnſtige Gluͤck verlohren / vnd hierdurch in ſolche Furi gerathen / daß er nit allein in allerley gottslaͤſte - riſche Wort außgebrochen / ſonder auch gantz raſend in die Kir - chen geloffen / vnd daſelbſt ein gemahlte Bildnuß der Mutter GOttes an der Maur mit bloſſem Degen ſo uͤbel zugericht / daß das haͤuffige Blut allerſeits herab gerunnen / wie man es noch ſihet in der Jeſuiter-Kirchen daſelbſt / allwo beſagtes Bild mit vilen Wunder-Zeichen leuchtet / diſer gottloſe Thaͤter iſt gleichwol entgangen / vnd gantz ſicher biß nacher Florenz kommen / allwo er ſich ein Zeitlang auffgehalten. Nun hat es ſich begeben / daß allda bey der Nacht ein groſſer Todtſchlag / vnd harte Mordthat begangen worden auff der Gaſſen / weil dann ſehr vil Leuth vmb den Entleibten herumb geſtanden / wie zu geſchehen pflegt / worunder auch obbenennter Thaͤter ware / alſo haben die Schoͤrgen vnd Gerichts-Diener den Moͤrder al - lenthalben geſucht / vnd ſonderlich ein jeden auß den Umbſte - henden ſtarck in das Geſicht geſchaut / endlich von freyen Stu - cken den Neapolitaneriſchen Spiler angegriffen / ſprechend / du muſt der Boͤßwicht ſeyn / dann wir ſehen es dir im Geſicht an / diſer bekennt alſobald ſein Schuld / ja / ſagte er / ich bin ein Ubelthaͤter / vnſchuldig zwar an diſem Todtſchlag / aber etwasAtlas Mar. fol. 805. anders habt ihr mir in Augen angeſehen / vnd erzehlt anbey den gantzen Verlauff ſambt allen Umbſtaͤnden / was er zu Nea - pel begangen. Was das boͤſe Gewiſſen nit thut! welches den Menſchen alſo einwendig quellt vnd plagt / vnd peyniget / daß man es auch in Augen vnd aͤuſſerlicher Geſtalt erkennen kan.

Under andern Plagen / die der gerechte GOtt uͤber den verſtockten Koͤnig Pharao geſchickt / durch die Haͤnd der zwey Bruͤder / nemblich Moyſis vnd Aaron, war nit die mindeſte die groſſe Menge der Froͤſch / dann es waren diſer Gruͤnhoͤßler ein ſolche Anzahl / daß faſt kein Orth ohne Froͤſch / oder keinFroſch447Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.Froſch ohne Orth: ſie hupfften ſo gar dem Koͤnig ſelbſt auff die Tafel / vnd ſo bald man nur ein Schißl auffgedeckt / da waren ſchon ein paar Froͤſch hinein plaſcht / der Hencker freß ſolche Brocken; in der Stuben / in der Kammer / auff den Baͤncken / auff den Stuͤlen / auff dem Beth / ja allenthalben waren diſe Maulaffen / vnd hat einer faſt ſein eigenes Wort nicht gehoͤrt / ſo haben diſe Pfundt-Goſchen geſchryen / fruhe vnd ſpatt / bey Tag vnd Nacht / war das immerwehrende quackitzen / acht / acht / gib acht / gib acht / acht / acht / gib acht / gib acht / das hat den Koͤnig dergeſtalten verdroſſen / daß er die zwey wunderthaͤtige Bruͤder hinderſich vnd fuͤrſich gebetten / ſieExod. 8. wollen doch machen / daß er diſer Froſchmaͤuler loß werde.

Ein jeder Suͤnder / vnd gottloſer Menſch leydet eben di - ſe Plag in ſeinem Hertzen / das verletzte Gewiſſen ſchreyt ihm vnauffhoͤrlich zu / gib acht / gib acht / man kan ihm das Maul nit ſtopffen / es laſt ſich mit keinem Geſpaͤß beſaͤnfftigen / es ſchweigt nie ſtill / ſonder fort vnd fort / gib acht / gib acht. Wann er auff dem Waſſer fahrt / gib acht / gib acht / daß du nit erſauffſt / vnd vom Waſſer den geraden Weeg zum ewigen Feur kombſt. Wann er zur heiſſen Sommers-Zeit ein Wetter im Himmel vermerckt / gib acht / gib acht / daß dich der Donner nit erſchlag / vnd alſo vnverhofft blitztodt wer - deſt. Wann er bey einer alten baufaͤlligen Maur vorbey geht / gib acht / gib acht / daß dir nit ein Stein auff den Schedl fall / vnd dir den letzten Stoß in die Hoͤll gebe. Wann er bey der Nacht ein Fall / oder Getoͤß hoͤrt / gib acht / gib acht / daß du nit deß gaͤhen Todts ſterbeſt / vnd folgſamb zum Teuffel fahreſt. Wann er ſihet ein Todten begraben / gib acht / gib acht / daß dir nicht auch bald ſolches widerfahre / wie ſchlecht wirſt du beſtehen bey dem ſtrengen Richter. Wann er von ei - ner graſſirenden Peſt / oder Sucht etwas hoͤrt / gib acht / gibacht /448Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.acht / daß diſes Ubel uͤber dich nit komme / wie hart wurd dein Verantwortung ſeyn / auff ſolche Weiß ſchreyt ihm das ver - letzte Gewiſſen ohne Underlaß zu. O verfluchte Nider - kunfft deß boͤſen Gewiſſen mit dem nagenden Wurm!

Der H. Corbinianus Biſchoff zu Freyſing hatte ein Eſel ſambt einem kleinen Gloͤckel am Halß gantz allein auff der Weyd gelaſſen / diſen hat auff ein Zeit ein gewiſſenloſer Menſch hinweck gefuͤhrt / vnd in ſeinem Hauß verborgen / der gute Lang - Ohr hat ihm das Maul bald ſtopffen laſſen mit einem Buͤ - ſcherle Heu / aber das Gloͤckl wolt nit ſchweigen / ſonder immer - zu kling / kling. Er verſchopts mit Hadern / hat aber nichts geholffen / ſonder alleweil kling / kling / kling: er bindt den Klaͤchel mit einem ſtarcken Riem / hat es aber nit verhindern koͤnnen / ſondern fort vnd fort kling / kling. Er grabts gar in die Erd ein / es war aber vmbſonſt / vnd blib bey dem alten kling / kling / ſo lang vnd ſo vil / biß der H. Mann ſein Eſel wider bekommen. Das verletzte Gewiſſen iſt gantz natuͤrlich alſo beſchaffen / es ſchweigt nimmermehr ſtill / biſt beym Vaß oder Gſpaß / ſo meldt es ſich / biſt beym Brauß oder Schmauß / ſo ruͤhrt es ſich / biſt beym Krug oder Pflug / ſo ſpreitzt es ſich / biſt beym Beth oder Bret / ſo bewegt es ſich / biſt beym Luſt oder Guſt / ſo reiſpert es ſich / biſt beyn Leuthen oder Froͤlichkeiten / ſo gibts doch kein Ruhe.

Laß dir erzehlen etwas / ſo wol lachens werth iſt. Jn ei - nem Cloſter / ſo mir gar wol bekannt / hat ein guter Geiſtlicher vnd einſamer Religios ſein wenige Freud vnd kleine Ergoͤtzlich - keit gehabt in dem Voͤglfangen / welchen wintzigen Geſpaͤß er in dem Cloſter-Garten vollbracht / einmahl bey ſpatter Herbſt - Zeit hat er in der Fruhe ſehr vil Maiſen gefangen / vnd weil er vnderdeſſen kein andere Behaltnuß bey ſich hatte / alſo hat er vorn in Bueſen etliche Maiſen geſteckt; Nun hat es ſich zuge - tragen / daß gleich dazumahlen ein vornehmer Cavalier in dieKir -449Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.Kirchen kommen / welcher gar bald vnd ſchleunig ein H. Meß verlangt / der Sacriſtan, damit er nicht weit herumb zu lauffen hab / rufft gleich diſen Pater, geſchwind / geſchwind / der vnd der Cavalier warte / nur geſchwind / der gute man / als der ſonſt al - les eylfertigen Gehorſambs Liebhaber geweſen / eylt alſobald in die Sacriſtey / vnd vergiſt die Maiſen im Bueſen / wie er mit dem Kelch zum Altar hinauß gangen / da fiengen die Maiſen an zu pippen / vnd ſchreyen. O GOtt / wem war aͤngſter / als dem guten Geiſtlichen / das Geſicht wurde uͤber vnd uͤber mit der rothen Farb uͤberzogen; er ſucht in dem Buch die Meß auff / die Maiſen melten ſich in dem Bueſen alleweil / wie er endlich die H. Meß angefangen / vnd in dem Confiteor zu dem mea culpa kommen / da hat er mit der gantzen Fauſt auff die Bruſt geſchlagen dreymahl / vnd dardurch den wiſpelenden Voͤglen den Reſt geben.

Wer ein boͤſes vnd verletztes Gewiſſen hat / der tragt ſol - che Maiſen im Bueſen / die immerzu zwitzern vnd ſchreyen / ſeynds keine Maiſen / ſo ſeynds doch Maſen / verſtehe Mackel vnd Unflath in dem Gewiſſen / worauß ein ſtaͤts nagender Wurm erwachſt / das hat erfahren der Adam, wie er vor dem Angeſicht GOttes geflohen / vnd hinder dem dicken Geſtraͤuß ſich verborgen. Das hat erfahren der Cain, welcher die erſte Statt gebaut / vnd auß einem groben Bauern ein verzweiffel - ter Burger worden. Das hat erfahren der Saul / wie ihme der David ein Fleck vom Mantl geſtutzt. Das hat erfahren der Koͤnig Achab, wie er den frommen Naboth auß dem Weeg geraumbt. Das hat erfahren jener Haußpfleger in dem Evan - gelio / wie ſein Herꝛ die Raittung von ihme begehrt. Das hat erfahren Kayſer Domitianus, welcher das Zimmer / wo er wohnte / mit lauter Spiegl laſſen verhengen / damit er allerſeits ſehe / ob ihm nicht einer nach dem Leben trachte. Das hat er - fahren der Gottiſche Koͤnig Theodoricus, deme ſtaͤts deß ent - leibten Roͤmiſchen Symachi Haupt vnd Todten-Kopff vorPars II. L l lAu -450Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.Augen ſchwebte. Das erfaht ein jeder / der einige Suͤnd vnd Unthat begangen.

Der Job auß der Landſchafft Hus, hat auffgebiſſen man - che harte Nuß / indem er mit Erlaubnuß der Goͤttlichen Ma - jeſtaͤt von dem Teuffel ſo ſtarck iſt geplagt worden; erſtlich kam ihm ein Bott mit diſer ſchlechten Zeitung: Die Sabæer ſeynd eingefallen / vnd haben alle Ochſen vnd Eſel weckgetriben / die Knecht alle nidergemacht / ich allein bin entrunnen / dir ſolches zu verkuͤndigen. Und als diſer noch redete / kam ein anderer / vnd ſprach: die Caldæer machten drey Hauffen / vnd uͤberfielen die Cameel / vnd nahmen ſie hinweck / vnd die Knaben hauten ſie nider / vnd ich bin allein entrunnen / dir ſolches zu verkuͤndigen. Diſer hatte noch nit auß - geredt / ſihe / da kam ein anderer hinein / vnd ſprach: als deine Soͤhn vnd Toͤchter im Hauß ihres aͤlteſten Bruders aſſen / vnd Wein trancken / da erhub ſich gaͤhling ein hefftiger Wind / vnd zerſchuͤtterte die vier Eck deß Hauß / daß es zu Boden fiel / vnd erſchlug deine Kinder / ich allein bin entrunnen / dir ſolches zu verkuͤndigen. Es kan einem billich ſeltzamb vorkommen / warumb der Teuffel jedesmahl alle ermordt / alle - zeit aber einen uͤbergelaſſen / der dem Job das Ubel kundte ankuͤnden.

Auff gleiche Arth gehet es mit dem boͤſen Gewiſſen her / in demſelben bleibt allemahl einer uͤbrig / der das Boͤſe ankuͤn - det / vnd diſer iſt der nagende Wurm / der ſtaͤts mit der Zeitung kombt / das vnd das / vnd das iſt geſchehen; es wirfft dem Koͤ - nig vnd Landsfuͤrſten vor / daß er die Frau Juſtitia laſt in ſchlechten Bernhaͤuter-Zeug kleyden; es wirfft dem Adl vor / daß offt vnder einem offenen Helm ein offener Schelm ſtecke / vnd auß dem nobilis ein ſtaͤts nobis heiſt / nobis ihr Bauern; es wirfft der Geiſtlichkeit vor / daß ſie offt genauer gehe auff den Zehent / als auff die Zehen Gebott / vnd befleiſſet ſich beſſer einWirth /451Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.Wirth / als ein Hirt zu ſeyn: es ropfft der Obrigkeit vor / daß ſie offt weniger Augen haben / als ein Spital-Suppen / dahe - ro wegen der Fahrlaͤſſigkeit das Gute abweiche / vnd das Boͤſe einſchleiche. Es ropfft dem Soldaten vor / daß der Martius mit dem October ſo gut freund ſeye / dahero kein Wunder / daß das Wein-Vaß / ſo manches Nefas außgebruͤt. Es wirfft den Kauffleuthen vor / wie offt ſie kurtze Ellen in die lange Außzuͤgl gebracht / vnd das alte Teſtament fuͤr das neue feil botten. Es ropfft den Burgern vor / daß ſie am Sonntag vnd Feyrtag oͤffter den Weinzeiger / als Uhrzeiger anſchauen / vnd ihnen die Bruderſchafften zum liebſten / wo auch die Schwe - ſtern darbey ſitzen. Es wirfft den Bauern vor / daß ſie zu Geiſt - lichen Sachen Eſel / im betruͤgen aber Fuͤchs abgeben / vnd ſo ihnen ſchon vil Trayd auff dem Acker wachſt / ſo finden ſie doch mehrer Hayden im Gewiſſen. Es wirfft denen Dienſtbotten vor / wie vil ihnen das abtragen ein gantzes Jahr hab einge - tragen / vnd haben ſie ſo gut gewirthſchafftet / wie der Bock im Kraut-Garten. Es wirfft den Bettlern vor / daß ihnen offt ihr falſcher Grind hab mehrer genutzt / als manchem Bauern ein rechter Grund / vnd ſeye ihnen nie beſſer gangen / als wann ſie gehuncken. Es wirfft den Weibern vor / wie vil ſie mit Ku - chel-Zecker vnd Kuchel Zucker den Mann ſchon verſchwaͤrtzt / vnd gleichwolen das eigene Eſſen nit ſo vil koſt / als das fremb - de lefflen. In Summa, wie die Botten dem Job, alles was ge - ſchehen / verkuͤndiget / alſo das verletzte Gewiſſen / alles was be - gangen / andeut / vnd anzeigt.

Kein Peyn noch Tortur kan grauſamer ſeyn / als welche der vnmenſchliche Tyrann Mezentius erdacht. Diſes Menſch - liche Untheuer ließ ein todten Coͤrper / der ſchon etlich Tag im Grab gelegen / widerumb herauß nemmen / welcher bereits voller Geſtanck / Aitter / Faͤule / vnd Wuͤrm ware / den befahl er auff einen nackenden lebendigen Menſchen zu binden / der - geſtalten / daß Bruſt auff Bruſt / Haͤnd auff Haͤnd / vnd Ge - ſicht auff Geſicht gelegen / vnd alſo der Todte ein Hencker vndL l l 2Pey -452Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.Peyniger muͤſſen abgeben / zumahlen diſer mit den verglaſirten Augen / mit dem ſtinckenden Maul / mit der aitterigen Naſen / mit der kalten Bruſt / vnaußſprechlich peynigte / vnd forderiſt die auß dem todten Aaß hervor wuͤmmelende Wuͤrm den vn - derligenden lebendig verzehrt. O erſchroͤckliche Peyn!

Nit vil vngleich begegnet allen den jenigen / die eines boͤ - ſen Gewiſſens ſeynd: dann was iſt die Suͤnd anderſt / als ein ſtinckendes Todten-Aaß / welches das Gewiſſen immerzu dem Menſchen vor die Augen ſtellt. Und was kan ſchmertzlicher ſeyn / als diſer Anblick? was kan peynlicher ſeyn / als diſer Ge - ſtanck? wer kan beſchwaͤrlicher ſeyn / als diſer Laſt? was kan grauſamer ſeyn / als diſer Wurm? was kan haͤrter ſeyn / als di - ſe Buͤrde? was kan erſchroͤcklicher ſeyn / als diſe Larven? ein Larven / ſo abſcheulich / ein Buͤrde / ſo vnertraͤglich / ein Wurm / ſo ſtaͤts naget / ein Laſt / ſo immer trucket / ein Geſtanck / ſo all - zeit friſch / ein Anblick / ſo nie verhuͤlt; der Anblick iſt uͤber alle Geſpenſter / der Geſtanck iſt uͤber alle Unflath / der Laſt iſt uͤber alle Berg / der Wurm iſt uͤber alle Thier / die Buͤrde iſt uͤber alle Aengſten / die Larven iſt uͤber alle Schrocken. O ver - fluchte Niderkunfft deß Gewiſſens mit dem nagenden Wurm!

In Dieb. Canic. in fort. lu - dibr.

Simon Majol. verzeichnet ein wunderliche Geſchicht / daß nemblich ein alter / aber beynebens ſehr reicher Mann ſeye ge - weſt / mit Nahmen Pandochæus, deme ein einige Tochter wa - re / welche ins kuͤnfftig ſolte ſeyn ein voͤllige Erbin aller groſſen Verlaſſenheit / weil nun ein ſolche Agnes, wie ein Magnes, gar leicht die Gemuͤther an ſich ziecht / alſo hat vmb ſolche geworben ein Juͤngling / ſo bey obbemeltem Pandochæo in Dienſten war / diſem aber thaͤt der Alte ſeine Bitt auff alle Weiß wei - gern / in Bedenckung / daß er gar bey geringen Mittlen / vnd nidern Herkommens / da nun auff ein Zeit der vermoͤgliche Pan - dochæus ſambt ſeiner Frauen vnd jungen Tochter auff etlich Tag außgereiſt / hat er die gantze Hauß-Verwaltung gedachtemJuͤng -453Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.Juͤngling beſtermaſſen anbefohlen / als der bißhero ein loͤbliche Treu allemahl ſpuͤhren laſſen / vnder ſolcher Abweſenheit deß Pandochæi hat ſich ereignet / daß ein ſehr reicher Handlsmann daſelbſt die Einkehr vnd Nachtherberg genommen / deme der angeſetzte Hauß-Herꝛ beſtermaſſen auffgewart / durch das Gelt aber dahin gelockt / daß er beſagten Kauffmann bey naͤchtlicher Weil jaͤmmerlich ermordt / den Coͤrper im Stall begraben / vnd ſich mit der ſpolirten Haab - vnd Paarſchafft nit wenig be - reicht / als Pandochæus wider ſambt den Seinigen geſund nach Hauß gelangt / hat er an der gehabten Verwaltung ein ſonders Wolgefallen getragen / der verſtellte Boͤßwicht aber gabe vor / wie daß ihm vnder der Zeit Brieff ſeyn eingeloffen / wordurch er wegen Abſterben eines vnd deß andern nechſten Anverwandten muſte zu Hauß erſcheinen / bitte demnach auff das ſchoͤnſte / Pandochæus wolt ihm auff 4. oder 5. Wochen licentiren / verheiſſe aber beynebens / daß er ſich wider embſigſt wolt einfinden / vnd zu mehrer Verſicherheit gab er ihme ſeinem Herꝛn etwas vom Gelt auffzuheben: Pandochæus konte es dem / wie er vermeinte / treuen Diener nit abſchlagen / vnd er - theilt ihme hierinfalls alle Willfaͤhrigkeit / mit welcher der Menſch abgereiſt / ſich da vnd dort ein Zeitlang verweilt / vnd bevor 4. Wochen verfloſſen / mit ſonderm Contento zuruck kommen / dem Pandochæo ein zimbliche Summa Gelt / wel - che er / als ein empfangene Erbs-Portion vorgeben / da es vn - derdeſſen ein geraubtes Gut war / auffzubehalten / anvertraut / wordurch deß Alten Gemuͤth ſich weit anderſt befunden / vnd alſo an der Heyrath mit ſeiner Tochter bald ein Richtigkeit ge - ſchloſſen worden. Es ſtunden wenig Jahr an / iſt diſer Gluͤcks - Vogl alſo weit kommen / daß er daſelbſt mit geſambter Gut - heiſſung zu einem Stattrichter erwoͤhlt worden / vnder der Zeit aber litte er alſo von dem nagenden Gewiſſens-Wurm / daß er manchesmahl ſeinem eigenen Weib bekennt / daß ihn bereits das Leben verdrieſſig geduncke / ſagte aber die Urſach deſſen nit; wie er einmahl ſolte auff das Rath-Hauß gehen / vnd denſelbenL l l 3Tag454Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.Tag das Urthl ſprechen uͤber ein armen Suͤnder / begehrte er zuvor etwas zu eſſen / deme ſein Frau alſobald ein Kalbskopff / weil ihme ſonſt dergleichen Speiß wolſchmeckte / in einer ver - deckten Schißl auffgeſetzt / ſo bald der Herꝛ Statt-Richter die Schißl abgedeckt / da ſchreyt er uͤberlaut auff / erbleicht in dem gantzen Angeſicht / beklagt ſich / daß man ihme ein todten Men - ſchen-Kopff auff die Tafel getragen / vnd wolt er ihm dißfalls / ob ſchon alle das Widerſpil geſagt / an ſeiner Meinung nichts nemmen laſſen / dahero gantz traurig vnd entruͤſter von dem Tiſch nach dem Rath-Hauß gangen / vnd nachdem er allda mit gewoͤhnlichen Ceremonnien das Urthl gefaͤllt uͤber den gegen - wertigen Muͤſſethaͤter / hat er zugleich ſich ſelbſten angeklagt / vnd ein gleiches Urthl uͤber ſein eigenes hartes Verbrechen ge - faͤllt / alle Umbſtehende glaubten / es ſeye etwann der gute Herꝛ durch waſerley Zuſtand etwas im Hirn verwuͤrt worden / vnd von der hefftigen Melancholey der Verſtand verkehrt / denen aber allen hat er vmbſtaͤndig zu verſtehen geben / daß er in aller Warheit ſein Muͤſſethat bekenne / dann ihme nit mehr moͤglich ſeye / den bißhero ſo ſcharpff nagenden Gewiſſens-Wurm laͤn - ger zu leyden / zu mehreren Urkundt ſollen ſie in ſeinem Hauß an dem vnd dem Orth graben / vnd da werden ſie den ermorden Menſchen finden / welches dann alles / nach eigener Außſag / zugetroffen / vnd hat diſer nachmahls / laut eigener Bekannt - nuß vnd Urthl / lieber wollen enthaupt werden / vnd ſterben / als laͤnger in dem elenden Stand deß boͤſen Gewiſſen leben.

Wer das boͤſe Gewiſſen vergleicht einem boͤſen Weib / der thut recht / ein rechtes boͤß Weib iſt ein Teuffels Roß / ein Teuffels-Rueß / ein Teuffels-Thuͤr / ein Teuffels-Thor / ein Teuffels-Leder / ein Teuffels-Lueder / ein Teuffels-Handl / ein Teuffels-Hund / ein Teuffels-Zang / ein Teuffels-Zung / ein Teuffels-Bret / ein Teuffels-Bruet / ein Teuffels-Buch / ein Teuffels Bech / ein Teuffels-Stamm / ein Teuffels-Stimm / ein Teuffels-Rad / ein Teuffels-Red; ein ſolche Red thut nichts als klagen / ein ſolches Rad thut nichts als plagen / einſolche455Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.ſolche Stimm thut nichts als ſchreyen / ein ſolcher Stamm thut nichts als keyen / ein ſolches Bech thut nichts als beſchmieren / ein ſolches Buch thut nichts als verfuͤhren / ein ſolche Bruet thut nichts als wachen / ein ſolches Bret thut nichts als kra - chen / ein ſolche Zung thut nichts als reiſſen / ein ſolche Zang thut nichts als beiſſen / ein ſolcher Hund thut nichts als bellen / ein ſolche Hand thut nichts als ſtehlen / ein ſolches Lueder thut nichts als grauſen / ein ſolches Leder thut nichts als pfnauſen / ein ſolcher Rueß thut nichts als ſchwaͤrtzen / ein ſolches Roß thut nichts als ſchmertzen / ein boͤß Weib murꝛt / kurꝛt / ſumpt / brumbt / ſtutzt / trutzt / platzt / kratzt / ſocht / pocht / ſiedt / wuͤtt / rumpfft / ſtumpfft den gantzen Tag / gibt kein Ruhe / kein Frid / kein Raſt / kein Luſt / kein Lieb / kein Lob / den gantzen Tag / wehrt diſe Plag / die gantze Zeit / iſt man ſo keyt / alleweil allar - mo, daß GOtt erbarm / eben auff ſolche Weiß tobt vnd wuͤtt ein boͤſes Gewiſſen. Der jenige / ſo von Jeruſalem nacher Je - richo gereiſt / vnd auff dem Weeg vnder die Moͤrder gerathen / iſt uͤbel zugericht worden / aber ein boͤſes Gewiſſen iſt noch meh -Luc. 8. rer verwundt. Die Schwiger Simonis war mit einem ſtarcken Fieber behafft / vnd deſſentwegen ſehr gezittert / aber ein boͤſesJudith. 13. Gewiſſen macht noch mehrer zittern. Bey dem Beth vnd Haupt-Kiß deß Holofernis iſt ein ſcharpffer Dolch gehangen / aber die Suͤnd hengt noch ein ſchaͤrpffern Dolch in das Ge -Exod. 8. wiſſen. Die Egyptier haben bey ihrer erſchroͤcklichen Finſter - nuß ein groſſen Schrocken gelitten / aber ein boͤſes Gewiſſen jagt noch ein groͤſſern Schrocken ein. Jener Wurm iſt ſcharpff geweſt / durch deſſen Blut alle Stein zum Tempel Salomonis ſeynd geſpalten worden / aber der Wurm / ſo das boͤſe GewiſſenAbulenſ. in lib. Reg. nagt / iſt noch ſchaͤrpffer. Das Meer hat ſehr getobt / wie das Schiffel ſambt den Apoſtlen hat ſollen zu grund gehen / aberMatth. 8. ein boͤſes Gewiſſen tobt noch hefftiger. Deß David Ygl hat ſich in ein hollen Felſen verſchloffen / petra refugium herina -Pſal. 103. ceis, aber in dem boͤſen Gewiſſen ſteckt noch ein greulicherer Ygl. Der Hahn hat dreymahl kraͤhet / wie Petrus den HErꝛnver -456Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.verlaugnet / aber ein boͤſes Gewiſſen kraͤhet vnauffhoͤrlich. Ab - ſalon iſt mit einer dreyfachen Lantzen durchſtochen worden /2. Reg. 18. aber ein boͤß Gewiſſen wird ſtaͤts durch den Gewiſſens-Wurm durchbohrt. O verfluchte Niderkunfft deß boͤſen Ge - wiſſen mit diſem Wurm!

Allegro!

Allegro! ſchreyt hingegen ein gutes / ein frommes / ein vnbeflecktes Gewiſſen. Drey Engel / in Geſtalt dreyer Maͤn - ner / kommen auff ein Zeit zu dem Abraham, welchen der from - me Patriarch alle moͤglichſte Ehren erwiſen / Geſottenes vnd Gebrattenes / ſo vil die eylfertige Sara hat koͤnnen zurichten / auffgeſetzt / endlich thut ihm einer neue Zeitung ankuͤnden / wie daß er werde ein Erben erzeugen mit ſeiner Frauen / vnd zwar ein jungen Sohn / wie ſolches die Sara gehoͤrt / konte ſie das ſchmutzen nit erhalten / in Bedenckung / daß ſie ſchon ein neun -Gen. 18. tzigjaͤhriges Weib / vnd ſoll erſt ein Kind tragen / ein ſeltzame neue Zeitung fuͤr ein altes Weib. Es iſt aber gleichwol durch ſondern Goͤttlichen Willen geſchehen / daß Sara groß Leibs worden / vnd wie ſie ein gluͤckſeelige Niderkunfft gehabt / vnd ein friſchen Sohn auff die Welt gebracht / hat ſie ſolchen Iſaac genennt / welches ſo vil heiſt / als riſus, ein Gelaͤchter / iſt alſo Sara mit einem Gelaͤchter niderkommen.

Ein ſolche von GOtt gebenedeyte Sara iſt das gute Ge - wiſſen / welches nichts anderſt gebaͤhret / als ein Gelaͤchter vnd vnbeſchreibliche Freuden. Das gute Gewiſſen iſt ein Garten / worin nichts anders wachſet / als Augen-Troſt / das gute Ge - wiſſen iſt ein Calender / worin nichts anders ſtehet / als ſchoͤnes Wetter / das gute Gewiſſen iſt ein Brevir, worin nichts an - ders geleſen wird / als Dominica lætare, das gute Gewiſſen iſt ein Tempel / worin die vornehmſte Patron Hilarion vnd Gaudentius, das gute Gewiſſen iſt ein Laͤmbl / welches nichts anderſt tragt / als Wol / Wol / das gute Gewiſſen iſt ein Schildwacht / allwo man nichts anders ſchreyt / als gut Freund /das457Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.das gute Gewiſſen iſt ein Hochzeit / worauff das Hertz vor Freuden tantzt.

Wie das verlohrne Buͤrſchl von Schweinfurt vnd Mag - deburg wider nach Hauß kommen / vivendo luxuriosè, das Seinige alſo durchgejagt / daß er nit ein gutes paar Hoſen am Leib gehabt / weil ſolche Lumpen-Hund mit ſchlechten Fetzen vmbgehen / ſo muͤſſen ſie endlich zerriſſen ſeyn / der liebe alte Vatter iſt ihme gleichwol vmb den Halß gefallen / wo ſonſt ein Strick haͤtt hingehoͤrt / vnd ihn alſobald von Fuß auff hat laſ - ſen kleyden / auch ein ſehr ſtattliche Mahlzeit zurichten laſſen / damit aber an der Freud keinerſeits ein Mangl ſeye / alſo hat man vmb wackere Spilleuth geſchaut / da iſt das geigen / pfeif - fen / blaſen / trummlen / ſingen / ſpringen angangen / Juhei - Ju - Ju - Juhei, trararum-trararum - Ju - Ju - Ju - der andere Bruder / wie er nach Hauß kommen vom Acker / gedacht / was tauſend Veitl fangt der Alte an? es wird ja der Geck nit ge - heyrath haben? endlich vernimbt er durch die Bediente / daß ſein ſauberer Bruder wider ſeye ankommen / deſtwegen ſeye ſol - ches Freuden-Feſt angeſtellt; ich will glauben / daß ein groſſe Freud vnd Froͤlichkeit ſeye damahls geweſen: aber der Jubel in einem guten Gewiſſen iſt vnermaͤßlich groͤſſer / die Freuden in einem guten Gewiſſen ſeynd vnſaͤglich haͤuffiger / die Ergoͤtzlich - keit in einem guten Gewiſſen iſt vnbeſchreiblich beſſer. Jhr Luederer / all euer eſſen vnd vermeſſen / ihr Uppige / all euer ſin - gen vnd ſpringen / ihr Bueler / all euer kuſſen vnd buſſen / ha - ben nit ein Quintl Freuden / was da Zentenweiß gefunden wird in einem guten Gewiſſen. Diſes iſt ein Paradeyß der Wolluͤ - ſten / ein luſtige Wohnung GOttes / ein Goͤttliche Freud / ein freudenvolle Freyheit / ein freye Ergoͤtzlichkeit / in diſem iſt alles Guts / an diſem iſt alles froͤlich / vnd diſes iſt alles ring / auß diſem iſt alles ſicher / bey diſem iſt alles gluͤcklich.

Ein armer Geiſtlicher iſt einmahl uͤber Land gereiſt / vnd auff dem Weeg vnder die Moͤrder vnd Straſſenrauber gera - then / welche Raub-Voͤgl alſobald von ihme ein Gelt woltenPars II. M m merpreſ -458Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.erpreſſen / weil ſie aber wegen ſeiner freywilligen Evangeliſchen Armuth nichts konten erhalten / alſo haben ſie ihm aufferlegt / entweder ſoll er ihnen in aller Eyl ein Predig machen / oder ſie wollen ihm den Kerꝛauß ſingen; der fromme Mann beſinnet ſich deſſen nit vil / ſonder ſteigt alſobald auff ein alten Stock / vnd fangt folgende Predig an. In Nomine Domini vergleich ich euer Leben dem Leben vnſers lieben HErꝛn (die Geſellen ſpitzten die Ohren hieruͤber / vnd hofften ein Lob-Predig) vnſer HErꝛ hat vil gelitten auff diſer Welt / ihr leydet auch nicht we - nig / vnſer HErꝛ iſt von einem Orth zum andern gangen / ihr ſeyt auch fluͤchtig hin vnd her; vnſer HErꝛ hatte nur ein Rock / ihr / glaub ich / habt auch nicht mehr / als diſe Kleyder; vnſer HErꝛ hat ſich in der Wuͤſten 40. Taͤg auffgehalten / ihr ſeyt noch laͤnger in diſem Wald vnd Wuͤſten: vnſer HErꝛ iſt vom boͤſen Feind verſucht worden / euch reitt der Teuffel ein gantze Zeit: die Juden zihlten taͤglich dahin / wie ſie vnſern HErꝛn moͤchten fangen / auch der Land-Profoß laurt euch ſtaͤts auff / wie er euch mag ertappen; vnſer HErꝛ iſt mit Geißlen vnd Ruthen hart geſchlagen worden / ihr habt vermuthlich auch ſchon einmahl ein Gang durch die Statt gewagt / vnd außge - ſtrichen worden: vnſer HErꝛ iſt vnſchuldiger Weiß verurthei - let / vnd zwiſchen zwey Schaͤchern ans Creutz gehengt worden / ihr werd auch einmahl / doch ſchuldiger Weiß / geraͤdert / oder gehenckt werden: vnſer HErꝛ iſt geſtorben / vnd in die Hoͤll ge - ſtigen / daſelbſt die Alt-Vaͤtter zu troͤſten / ihr habt nach dem Todt ein Vortl / daß ihr nicht doͤrfft in die Hoͤll ſteigen / ſonder der Teuffel wird euch ſelbſt hollen / Amen. Die Predig war auß; wie? ſagten diſe Boͤßwicht / trauſt du vns ſo keck diß in das Geſicht zu ſagen / ſolſt du vns nit mehr gelobt / vnd erhebt haben / damit du dein Leben konteſt ſalviren? foͤrchſt du nicht / daß wir jetzo gleich dir werden den Reſt geben / gar nichts / ant - wort der Geiſtliche / nit ein Haar / dann ich hab GOtt bey mir / in meinem Gewiſſen bin ich mir nichts Boͤſes bewuſt / alſo hab ich nicht Urſach zu foͤrchten / nit Urſach zu trauren / ſonder zu la -chen /459Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.chen vnd frolocken / dann laſt ihr mir das Leben / ſo kan ich noch laͤnger GOtt dienen / vnd meine Verdienſten vermehren / nem - met ihr mir das Leben / ſo befoͤrdert ihr mich in die Seeligkeit / vnd thut mir die Thuͤr auff in Himmel / diſe Wort hat der fromme Mann mit lachen geredt / vnd mit reden gelacht / dann ein gutes Gewiſſen kan nit traurig ſeyn.

Der ein boͤß Gewiſſen hat / der wird wol melancholiſch auß - ſehen / der wird ein Geſicht haben / wie ein ſauere Kraut-Bruͤhe / der wird nichts anders ſeyn / als ein Angſt-Haaß / der wird zu Hauß hocken / wie ein Bruet-Henn / der wird ein Stirn ma - chen / wie ein Holtzaͤpffel-Krammer / der wird ein Quint Eſ - ſenz ſeyn deß Unluſts / der wird ſich weniger ſpreitzen / als ein geſtumpffter Kerꝛbeſen / der wird deß Todt ſein nechſter Schwa - ger ſeyn / dann deß Todts Schweſter heiſt Melancholia: aber wer ein gutes Gewiſſen hat / der wird zu allen Zeiten froͤlich ſeyn / in allen Begebenheiten ruhig ſeyn / in allen Gefahren ſi - cher ſeyn / in allen Trangſahlen getroͤſt ſeyn / an allen Orthen auffgemuntert ſeyn / in allen Sachen vnbekuͤmmert ſeyn / zu al - len Sachen / wird er lachen / zu allen Dingen / wird er ſingen / zu allen Brocken / wird er frolocken / zu allen Keyereyen / wird er ſich erfreuen / vnd allezeit ſeyn allegro.

Nachdem der tyranniſche Herodes den Heil. Jacobum auß dem Weeg geraumbt / vnd hierdurch mercklich geſpuͤhrt / daß ſolches dem Juͤdiſchen Volck angenehm vnd wolgefaͤllig / alſo hat er auch den erſten Pabſten in die Gefaͤngnuß geworf - fen / in Willens / denſelben nach dem hochfeyerlichen Oſter-Feſt hinzurıchten. Petrus war alſo an zwey eyſene Ketten ange - ſchmidt / mit vilen Soldaten ſtarck verwacht / vnd gleichwol hat er dieſelbe Nacht ſehr wol geſchlaffen / da er deß andern Tags ſolte koͤpfft werden: Frat Petrus dormiens, &c. vmb GOt -Act. 12. 〈…〉〈…〉 tes willen / ſagt ein jeder / vnd denckt ein jeder / wie kont ich doch die Nacht lang ſchlaffen / wann ich wuſt / daß ich zu Morgens vmb ein Kopff zu kurtz kaͤm? wie kont mir doch bey der Nacht der Kopff ſo ſchwaͤr ſeyn / wann ich wuſt / daß ich deß andernM m m 2Tags460Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.Tags ſolt vmb ein Kopff ringer werden? wie kont ich doch bey der Nacht Breter ſchneiden / wann ich wuſt / daß man mir ſolt zu Morgens den Kopff abſchneiden? erat Petrus dormiens. Ungeacht alles diß hat Petrus gut / ſanfft / ring / ohne Sorgen / ohne Angſt / ohne Kummer / nichts Mucken / nichts Fauſen / nichts Grillen / bey der Nacht in der Keichen / bey der Wacht in den Ketten geſchlaffen / vnd gut geſchlaffen. Es iſt ſich aber uͤber ſolches ſo ſtarck nit zu verwundern / dann er hatte ein guts Gewiſſen / vnd ein guts Gewiſſen / iſt das beſte Kiſſen / worauff der ſanffteſte Schlaff. Der ein gutes Gewiſſen hat / der hat kein Forcht / foͤrcht kein Truͤbſahl / betruͤbt ſich niemahl / ſonder ſtaͤts allegro.

Thomas Morus, diſer Engellaͤndiſche vnd Engliſche Cantzler / hat vor dem Todt / vnd bey dem Todt immerzu ein froͤliches Geſicht gezeigt / vnd Schertz-Wort hoͤren laſſen / als er in dem Thurn verhafft gelegen / vnd der Koͤnig nochmahl zu ihm geſchickt / vnd fragen laſſen / ob er in voriger halßſtaͤrriger Meinung verbleibe / ſo hat er dem Koͤnig laſſen andeuten / wie daß er ſich anderſt reſolvirt, als man aber verlangte / er wolle ſolches ſchrifftlich geben / ſagte Morus mit lachendem Mund / er ſeye bißhero deß Willens geweſt / ihme laſſen durch den Bar - birer den Barth weckzuſchneiden / nunmehr ſeye er anderſt ge - ſinnt / vnd wolle warten / biß der Barth mit ſambt dem Kopff werde abgeſchnitten / vnd folgſamb in einer Arbeit. Als eben diſer an das Orth hinauff geſtigen / wo er ſolte enthaupt wer - den / hat er einen Beyſtehenden gebetten / mein lieber / guter Freund / reich mir dein Hand her / vnd hilff mir hinauff / her - under will ich dir kein Ungelegenheit machen; wie ihm der Scharpff-Richter vmb Verzeyhung gebetten / dem gewoͤhnli - chen Brauch nach / ſo hat ihm Thomas ein Kuß geben / vnd zugleich ein Engellaͤndiſches Goldſtuck / meltend / es habe ihm kein Menſch ſolche Gnad erwiſen / als er.

Diſem tapffern Kaͤmpffer war nit vngleich Joannes Fi - ſcherus Roffenſiſcher Biſchoff / deme Paulus der dritte Roͤ -miſche461Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.miſche Pabſt den Cardinal-Hut geſchicket / als er in der Kei - chen war / vnd ihme der gottloſe Koͤnig Henrich ſagen laſſen / es hab ihm zwar der Pabſt den Cardinal-Hut geſchickt / aber er will bald machen / daß er werde kein Kopff haben / worauff er ſolchen Hut trage / nicht lang hernach iſt lautmaͤhrig worden / daß Fiſcherus ſolle ſterben / vnd derentwegen der Koch denſel - ben Tag nichts zugericht / dahero der fromme Biſchoff gefragt / warumb er dann kein Mittagmahl koche? ich glaub / ſagte der andere / diſer Tag werde ihm der letzte ſeyn / was ſchad es / ver - ſetzt hinwider Fiſcherus, er ſolle gleichwol ein Mittagmahl ge - rechtlen / iſt es aber / daß er Vormittag noch ſoll ſterben / ſo koͤn - ne er der Koch ein Gaſt ſeyn / vnd das Mittagmahl verzehren; da ihme Wolfingamus der Geſchloß-Hauptmann fruhe mor - gens angedeut / wie daß er durch ein Koͤnigliches Edict zum Todt ſeye verurthlet / vnd denſelben Tag muͤſſe ſterben / fragt noch der Biſchoff vmb was Stund? als aber Wolfingamus geantwort / vmb 9. Uhr / ſo laſt mich dann noch ein paar Stund ſchlaffen / weil es erſt 5. Uhr / dann ich heut Nacht gar wenig geſchlaffen / worauff er dann zwey Stund uͤberauß wol geruhet / nachmahls hat er dem Diener anbefohlen / er ſoll ihm die beſte Kleyder herzu tragen / dann / ſagt er / heut muß ich ſauber auff - ziehen / weil heut mein Hochzeit-Tag / iſt alſo mit froͤlichem Hertzen ſingender zum Todt gangen. Das Gewiſſen kan nicht anderſt / als allegro ſtehen.

Wie Petrus Richardus auß der Societet Jesu, ein H. Martyrer in Engelland / in der Gefaͤngnuß von vilen Lotters - Bueben ſehr ſchimpfflich tractirt worden / vnder andern einer ihm ſtaͤts vorgeworffen / daß Petrus nicht allein die Schluͤſſel empfangen / ſonder es ſeyn ihme auch ein gantze Burd Schuͤſſel eingehaͤndiget worden / deme endlich der Kaͤmpffer Chriſti la - chender geantwort: Petrus habe die Schluͤßl zum Himmel be -Joan. Rho. Var. Virt. Exempl. l. 7. c. 18. kommen / er aber die Schluͤßl zum Keller / das koͤnne man gar leicht wahrnemmen auß ſeiner rothen Naſen.

Als Alexander Briantus, welcher auch vnder Eliſabetha,M m m 3vmb462Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.vmb Chriſti Ehr vnd Lehr willen geſtorben / auff der Folter - Banck erſchroͤcklich geſtreckt / vnd gereckt worden / hat er mit froͤlichem vnd freundlichem Angeſicht den Nortonum, ſo denFlorim. Raim. de Origin. Hær. lib. 6. c. 13. Hencker hierzu ermahnt / angeredt / mein Kerl / ich bin dir ob - ligirt, weil du mir mehr haſt geben / als GOtt / dann GOtt hat mir ein Leib geben / der nit gar lang / du aber haſt mich noch vmb ein gute Spann laͤnger gemacht.

Paulus diſer Welt-Apoſtel / diſer Tarſeniſche Prediger / diſes Gefaͤß der Außerwoͤhlung / diſe erſchallende Welt-Trom - peten / diſe Haupt-Saul der Kirchen / diſer Lehrer / Bekehrer / Vermehrer deß Chriſtlichen Glaubens / wie er gefangen wor - den / bunden worden / bruͤglet worden / außgeſtrichen worden / geſteiniget worden / verrathen worden / verſpott worden / ver - ſenckt worden / verwiſen worden / verſchmaͤcht worden / gepey - niget worden / verſtoſſen worden / vnd fuͤr ein Verraͤther deß Lands / Verfuͤhrer deß Volcks / Verwerffer deß Geſatz / Ver - derber der Synagog / Vernichter deß Glaubens / Verbahner deß Fridens gehalten worden / da hat er gelacht / da hat er ge - frolocket / da hat er jubilirt, da hat er bekennt / daß er ein ſol - chen Uberfluß der Ergoͤtzlichkeit in ſeinem Hertzen empfinde / daß er ſchier vor Freuden nit wiß / was er thue: Repletusſum2. Cor. 7. conſolatione, ſuperabundo gaudio in omni tribulatione noſtra. Und ſolche Freud vnd Troſt hatten keine andere Mut - ter / als das gute Gewiſſen / kein andere Wurtzl / als das gute Gewiſſen / kein anderen Urſprung / als das gute Gewiſſen / allegro.

Die Propheten-Kinder ihren Hunger zu ſtillen / haben auff ein Zeit Kraͤuter geſucht / weil ſie aber vnerfahrene Fra - tzen geweſt / alſo haben ſie an ſtatt der heylſamen Kraͤuter / lau - ter wilde Colloquinten geſamblet / nachdem ſie ſolche kocht / vnd ein jeder von ſolcher Speiß gekoſt / haben ſie wahrgenom - men / daß ſolches Gefraͤß bitter / wie ein Gall. Oime! was haben ſie fuͤr Geſichter geſchnitten / einer machte ein krumpes Maul / wie ein Lateiniſch S, ein anderer machte ein geſpitztesMaul /463Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.Maul / als wolt er Federmeſſerl vomiren / der dritte machte ein groß Maul / als wolt er ein Bach-Ofen ſchlicken / alle ins geſambt haben auffgeſchryen: Mors in olla, der Todt iſt im5. Reg. 4. c. 40. v. Hafen / ꝛc. Nachdem aber der Mann GOttes Eliſæus ein wenig weiſſes Mehl darein geſtraͤht / ſo iſt wunderbarlich alle Bitterkeit vergangen. Ein boͤſes Gewiſſen iſt gantz gleich di - ſem Kraut-Topff / dann es auch voller Bitterkeit / ſo bald aber das weiſſe Mehl der Unſchuld darein kombt / da wird alles ſuͤß / uͤber Zucker vnd Hoͤnig. Da ertrinckt der Pharao, da ſingt der Moyſes, da erwuͤrgt Samſon den Loͤwen / da findt man den Hoͤnig-Fladen / da wird der Achan verſteiniget / da findt man den Schatz / da fallen die Mauern zu Jericho, da erklingen die Poſaunen / da muß der Iſmaël auß dem Hauß / da hat der Iſaac gute Taͤg / da henckt man den Pfiſterer / da beſchenckt man den Weinſchenck Pharaonis, da fallt der Da - gon, da erhoͤcht man den Bunds-Kaſten / da weltzt man den Stein von dem Grab / da ſihet man die Aufferſtehung / alles in Frid vnd Freud. Allegro.

Ein Religios vnd Ordens-Mann hat vor einem groſſen Koͤnig geprediget / weil aber diſer Geiſtliche ſehr guter Leibs - Geſtalt / vnd wol geſpickt vnd geſpeckt / alſo hat ihn der Koͤ - nig befragt / woher es komme / daß er ſo leibig / vnd faiſt ſeye / indem er doch einen harten Orden / groſſe Caſteyungen / oͤff - tere Faſtaͤg / vnd gar ein ſchlechte Tafel habe / entgegen aber theils ſeiner Hof-Herren vnd Hof-Leuth bey dem Uberfluß vnd herꝛlichem Tractament ſo bleich / ſo duͤrꝛ / ſo mager ſeyn / vnd weniger Faiſten haben / als ein Saiten auff einer Baß-Gei - gen? die Urſach / ſagt der Pater, Allergnaͤdigiſter Herꝛ / die Urſach iſt / weil ſie das rechte Creutz nit machen / wie ich / es wolte der Koͤnig kurtzumb wiſſen / was dann diß fuͤr ein Creutz? worauff der Pater mit der Hand auff ſein eigene Stirn grif - fen / als wolte er das Lateiniſche Creutz formiren / vnd darzu geſprochen / ohne Proceß: nachmahls mit der Hand andie464Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.die Bruſt / ohne Weib / widerumb mit der Hand auff die rechte Seyten / ohne boͤß Gewiſſen / nachgehends mit ſel - biger Hand auff die lincke Seyten / vnd ſprach zugleich / diſe ſeynd die beſte Biſſen / Amen. Und damit du es noch deutlicher faſſeſt / alſo hab ich dir ſolches Creutz herbey geſetzt / nemblich:

[figure]

Es iſt ein Kraut / welches in der Apotecken Bugloſa genennt wird / auff Teutſch / ins gemein Ochſen-Zung; diſes Kraut hat ſcharpffe / faiſte / harrechte / vnd ſchwartze / gruͤne Blaͤtter / ſo zimblich ſchmall vnd ſpitzig ſeynd / auff ſeinem din - nen Stengl bringt es braunfarbe Bluͤmel / vnd nach denſelben den Saamen / welcher gleich ſihet den Natter-Kaͤplen / diſes wachſt neben den Straſſen / vnd an rauhen Orthen / bluͤhet im Brachmonath / diſes Kraut Bugloſam in Wein eingenom -Lonicer. c. 152. men / oder einen Syrup vom Ochſen-Zung-Safft / ſtaͤrckt das Hertz / vertreibt die Melancholey / vnd macht ein froͤliches vnd luſtiges Gemuͤth. Sonſt pflegt man zu ſagen / Kraut fuͤr dieNarꝛn /465Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.Narꝛn / aber diſes moͤcht wol fuͤr beſcheide Leuth gehoͤren / vnd will es glauben / daß es im Wein eingenommen / forderiſt in zwey oder drey Maaß auff einmahl / luſtige vnd froͤliche Leuth mache / allein das Recept taugt nit fuͤr tugend-liebende Leuth / welche ſich weiter eines andern Mittels bedienen / be - nanntlich deß guten Gewiſſen.

Der H. Romualdus Stiffter der Camaldulenſer, vn - eracht / daß er im ſtaͤten faſten vnd Abbruch / auch in ſtrengen andern Buß-Wercken ſein Leben zugebracht / zeigte ein - vndIn vit. allemahl ein ſo froͤliches Angeſicht / daß alle / die ihn nur ange - ſchaut / luſtig vnd auffgemuntert worden. Der H. Domini - cus, ein groſſer Patriarch deß Prediger-Ordens / hat mehr - mahl hoch betheuert / daß nichts auff Erden ſeye / welches ihn konte betruͤben. Der H. Ignatius Lojola ein Urheber der So - cietet Jesu, hat allen den Seinigen verbotten / ſie ſollen nie - mahl ein trauriges Geſicht zeigen / ja / wie er vernommen / daß einer auß den Seinigen zu Rom / mit Nahmen Franciſcus Ca - ſterus, oͤffter im Brauch habe zu lachen / hat er denſelben laſ - ſen zu ſich ruffen / vnd ihn geſtaͤrckt / er ſoll nur ſteiff lachen / vnd ſich in GOtt den HErꝛn rechtſchaffen erfreuen. Die ſeelige Maria Magdalena de Urſinis hat ihren Geiſtlichen Toͤch - tern vnd Novitinen gar offt zugeſprochen / wann ſie es lachen - der vermerckt / ſie ſollen nur luſtig vnd guter ding ſeyn / dann ſie haben nit Urſach zu melancholiſiren. Der groſſe heilige Ein - ſidler Antonius war eines ſo froͤlichen vnd auffgemunterten Angeſichts / daß ihn jemand / der ihn doch nie geſehen / auß vilS. Atha. naſ. vit. hundert Moͤnch gekennt. Der H. alte Taͤtl Philippus Ne - reus hat manchesmahl ein ſolche Freud im Hertzen empfunden / daß er uͤberlaut auffgeſchryen / vnd gejuchetzt / es hat der uͤber - haͤuffige Troſt / vnd Lieb im Hertzen alſo ſein Gemuͤth offter - mahl erhitzt / daß er geweint vnd gelacht vndereinander / vnd ih - me gar die Rippen außeinander getriben / alles diſes Allegro, alle diſe groſſe Freuden / aller diſer einwendiger Jubel ruͤhrt her von einem guten Gewiſſen.

Pars II. N n nDie466Chriſtus ruͤhrt dem Judæ das Gewiſſen.

Die Apoſtel fahren einmahl mit vnſerm lieben HErꝛn auff dem Meer / ſihe / da entſtehet ein vnverhofftes Ungewitter / der Sud-Wind tobte wider den Oſt-Wind / der Oſt-Wind ſtritte wider den Weſt-Wind / daß alſo das Meer in ſolches wuͤtten gerathen / die Wellen dergeſtalten Berg auff-Thal ab - geſtigen / daß man alle Augenblick vermeint / das arme Schif - fel / mit welchem die Wellen / wie mit einem Ballen ſpilten vnd ſchertzten / werde zu grund gehen; Paſchaſius iſt der Meinung / diſes Wetter ſeye vom Teuffel gemacht worden / als die da ſich bemuͤheten dazumahl / daß der HErꝛ nicht in die Geraſener - Landſchafft ſolte kommen / wie er dann nachmahls daſelbſt auß - geſtigen / vnd die Teuffel in ein Heerd Schwein zu fahren er - laubt; in wehrendem diſem erſchroͤcklichen Wetter hat vnſer lieber HErꝛ geſchlaffen hindenher im Schiff auff einem Kiß: Vil heilige Lehrer ſuchen vnd forſchen / vnd fragen nach / was doch diſes fuͤr ein Kiß muß geweſen ſeyn / auff deme der HErꝛ in dem grauſamen Sturm-Wetter ſo ruhig geſchlaffen? einer ſagt / es ſeye von Holtz geweſt / ein anderer / es ſeyen zuſammen gerollte Strick geweſt / der dritte / es ſeyn alte zuſammen gewuͤck - lete Fiſcher-Netz geweſt; ich aber halt mit etlichen / die da ſa - gen / diß Kiß ſeye das gute Gewiſſen geweſt. Dann wer ſol - ches hat / veracht alle Gefahren / verlacht alle Trohungen / ver - ſpott allen Gewalt / ſteht allezeit allegro, es mag Himmel / Erd / Lufft / Feur / Waſſer / Menſchen / Teuffel / Peſt / Krieg / vnd alles Ubel einfallen / ſo wird doch / der ein gutes Gewiſſen hat / den Muth nicht fallen laſſen / ſondern alle - zeit allegro.

Judas467

Judas der gottloſe Menſch wird auch einer auß den erſten Prieſtern deß neuen Teſtaments.

NAchdem der Welt Heyland mit ſeinen zwoͤlff Apoſt - len das Oſter-Lamb / vermoͤg deß Moſayiſchen Ge - ſatz / verzehrt / vnd auch das gewoͤhnliche Abendmahl vollbracht / hat er noch vor dem bittern Todt ein ewige Gedaͤcht - nuß ſeiner vnermaͤßlichen Lieb wollen hinderlaſſen / zu ſolchem End namb er das Brodt / dancket / vnd brach es / vnd gab es ihnen / vnd ſprach / das iſt mein Leib / der fuͤr euch gegeben wird / das thut zu meiner Gedaͤchtnuß: deßgleichen namb er auch den Kelch / nachdem er zu Abend geeſſen hatte / vnd ſprach / diß iſtLuc. 22. v. 19. 20. &c. der Kelch / das neue Teſtament in meinem Blut / das fuͤr euch wird vergoſſen werden. Nun iſt allzugewiß vnd wahr / daß durch die oben angezogene Wort: Das thut zu meiner Gedaͤchtnuß: der Heyland JEſus / Krafft ſeiner Goͤtt - lichen Macht / alle zwoͤlff Apoſtel habe zu Prieſter geweyht / vnd zugleich ſelbige als Biſchoͤff geſtellt / auſſer daß er ihnen da - zumahl noch nit den Gewalt ertheilt hat / die Suͤnden zu ver - geben / welcher Gewalt erſt nach der glorreichen Urſtaͤnd Chri - ſti auff ſie gefallen; ſeynd demnach diſe zwoͤlff Apoſtel / worun - der ſich auch der verruckte Judas befunden / ware Prieſter wor - den / wie es dann Lutherus ſelbſt nit widerſpricht; zumahlenLib. de In - ſtituen. Miniſter ad Mag. ſie den Gewalt bekommen / Brodt vnd Wein in den wahren Leib vnd Blut Chriſti zu verwandlen / vnd ins kuͤnfftig das H. Meß-Opffer in ſeiner Kirchen zu verrichten / auch ſeynd ſie da - zumahlen / doch inadæquate, in die H. Biſchoffliche Wuͤrde geſetzt worden. O Iſcarioth, du verbainter Boͤßwicht! ſattel doch vmb von deinem gottloſen Vorhaben / in Bedenckung / daß dich der Heyland JEſus / vneracht ihme deine boßhaffteN n n 2Ge -468Judas einer auß den erſten PrieſternGedancken ſchon bekannt / in ein ſo groſſe Dignitet vnd Prie - ſterlichen Ehrenſtand erhoben.

Geſeng GOtt / der Trunck iſt tauſend Gulden werth / nur ein guten Catholiſchen Trunck / vnd kein Lutheriſchen / dann die Catholiſchen gehen auff einem Grund / proficiat, & Deus benedicat, noch einmahl eingeſchenckt / ſo iſt es recht. Der H. Biſchoff Martinus war bey der Tafel deß Kayſers / als ein lie - ber vnd werther Gaſt / man reicht ihme dar einen Becher mit Wein / der Kayſer gedacht gleichwol / Martinus werde ſo hoͤff - lich ſeyn / vnd ihme den Becher zuſtellen / aber der H. Biſchoff gibt ſelben ſeinem Capellan: truncken / geſeng GOtt! dardurch zu zeigen / daß ein Prieſter eines ſo hohen vnd vor -Baron. An. Chr. 386. nehmen Stands ſeye / daß er auch den gecroͤntern Haͤuptern ſoll vorgezogen werden.

Die Japonier nennen ihre Geiſtliche Tundos, die Tuͤr - cken nennen es Mußlmaͤnner / die Roͤmer / vor diſem / nenn - ten ſie Druiden, die Egyptier nennen ſie Caliphen, die Tar - tarn nennen ſie Sei, die Indianer nennen ſie Brachmaͤnner / aber wir Teutſche nennen ſie Prieſter. Derenthalben / ſagt Suetonius, ſeye in diſem Teutſchen Wort ein Faͤhler einge - ſchlichen / dann vor Zeiten waren ſie Preiſeſter genennt / das iſt ſo vil / als Preißwuͤrdigſter.

Lach / daß dir das Maul zerreiß / du Schelm / diſer ware der boͤſe Feind / welcher in allweg dahin gedacht vnd tracht / wie er moͤge die erſten Menſchen im Paradeyß von ihrem Gluͤck - ſtand ſtuͤrtzen / zu ſolchem Ende hat er die Eva verſucht / weil er ſchon wuſte / daß Mulier ſo vil / als Mollior, das iſt / weichher - tzig ſeye / zumahlen ſie auß einer Rippen formirt worden / wel - che ohne das leicht zu biegen / ſchwaͤtzt ihr vor / liegt ihr vor / daß / wann ſie werden von dem verbottenen Confect eſſen / alsdann werden ſie / wie die Goͤtter ſeyn: Eritis ſicut Dij. Parola ja diſes vnbedachtſame Ehe-Volck laſt ſich bereden / aber nach vollbrachtem vngehorſamb vnd grobem Verbrechen ſahen ſie /daß469deß neuen Teſtaments.daß ſie nit Goͤtter / ſonder Fretter werden / auß Gluͤckſeeligen / Muͤheſeelige / auß Unſterblichen / Sterbliche / welches dem Teuffel alſo wolgefallen / daß er von freyen Stucken uͤberlaut gelacht / nach Außſag deß H. Ambroſij, cachinnabatur - mon, ey ſo lach / daß du / ꝛc. aber hoͤr du verruckter Geiſt / was du dazumahl ihnen ſpoͤttlich vorgelogen / iſt anjetzo im neuen Teſtament wahr worden / dann was ſeynd die Prieſter auff Er - den / als Goͤtter? dahero als der HErꝛ JEſus einmahl den Peter gefragt / mein Peter / was ſagen die Leuth von mir? was haltſt du Peter von mir / du vnd die andere Apoſtel? anfangs fragt der HErꝛ / was die Leuth von ihm urthlen? nachmahls fragt er / was die Apoſtel von ihm halten? als waͤren diſe keine Leuth / ſonder mehr als Leuth / ja rechte Goͤtter auff Erden / dahin zihlt jener Spruch: Nolite tangere Chriſtos meos,1. Pet. 16. Dijs non detrahes.

Geben die Engl Soldaten ab? ja / dann es ſteht noch ein Engl Schildwacht mit einem flammenden Schwerdt vor demGen. 39. Paradeyß / vnd ſchreyt / wer da?

Geben die Engel noch gute Wirth ab? ja / dann ein En - gel dem Jacob einen Vortl gezeigt reich zu werden / da er dem Laban ein lange Naſen gedraͤhet mit den geſchecketen Schaa -Gen. 30. fen / ob welchen ſich der Jacob zu geſchecket gelacht.

Geben die Engl Zuchtmeiſter ab? ja / dann ein Engl den Propheten Balaam geſtrafft dazumahl / wie der Engl durch den Mund der Eßlin geredt hat / diß ware ein beſcheider E - ſels-Kopff.

Geben die Engel Proviant-Meiſter ab? ja / dann ein Engel dem Eliæ ein Brodt gebracht / welches ihn alſo geſtaͤrckt / daß er 40. gantzer Taͤg / biß auff den Berg Horeb, vngeeſſe - ner gewandert / das Brodt muß beſſer ſeyn geweſt / als zu ZeitenExod. 3. das Proviant der Soldaten.

Geben die Engl Brautfuͤhrer ab? ja / dann ein Engl / benanntlich der Raphaël dem Tobiæ ein Weib zugebracht /Tob. 6. vnd was noch mehrer iſt / ein frommes Weib.

N n n 3Geben470Judas einer auß den erſten Prieſtern

Geben die Engel Poſtmeiſter ab? ja / dann ein Engel den Habacuc beym Schopff genommen / vnd gefuͤhrt biß na - cher Babylon / dem Daniel ein Mittagmahl zu bringen. Es iſt gut / daß der Habacuc kein Parocca getragen / wann derDan. 14. Zeit einen der gute Engl in den Himmel bey den Haaren zie - hen will / ſo bleiben ihm die falſche Haar in den Haͤnden.

Geben die Engl Medicos vnd Artzten ab? ja / dann ein Engl die preſthaffte Leuth beym Schwemm-Teich curirt hat / wann die Engl allzeit Doctores waͤren / wurden die Todtengra - ber ein geringes Einkommen haben.

Geben die Engel Schiffleuth ab? ja / dann ein Engl die zwey heilige Schweſtern / Magdalena vnd Martha, welche in ein gantz loͤcheriges Schiff geſetzt worden / gantz gluͤckſeelig / vnd ohne Schaden biß nacher Marſilien gefuͤhrt. Wer ein ſolchen Schiffmann hat / der kan wol ſingen / laſt vns fahren / nit mehr ſparren / laſt vns / ꝛc.

Geben die Engel Muſicanten ab? ja / dann ſie in der Nacht / da GOttes Sohn gebohren / auff den Bethlehemiti - ſchen Feldern ſehr lieblich geſungen / vnd war diſe Feld-Muſic weit edler / als ein Tafl-Muſic / die gar offt ein Teuffels-Muſic.

Geben die Engel alles ab? ja alles / auch Prieſter? das allein nit. Das Manna oder Himmel-Brodt / welches GOtt der Allmaͤchtige den murreriſchen Iſraëlitern / deren in die drey Million geweſen / ſo reichlich geſpendirt / habt ihr Engel ſchon koͤnnen zurichten. Das Mittagmahl / wo die ſorgfaͤltige Mar - tha mit dem Koch-Leffel ſo ſehr beſchaͤfftiget war / habt ihr En - gel wol koͤnnen præpariren. Jenes Brodt / welches die Raa - ben / diſes ſonſt verſtohlene Raaben-Vieh / dem Eliæ gebracht / habt ihr Engel wol bachen koͤnnen / aber das allerheiligiſte A - bendmahl zuezurichten / das wahre Lamb GOttes auffzuopf - fern / vnder ein kleines weiſſes Brodt die Gottheit vnd Menſch - heit einzuſchlieſſen / iſt uͤber euern Gewalt ihr Engel / vnd ſtehet ſolches allein in dem Gewalt vnd Vermoͤgen eines Prieſters / deſſen Macht vnd Hochheit / wo nicht der Goͤttlichen gleichet /wenigſt471deß neuen Teſtaments.wenigſt kan er ein wahrer Vice-Gott auff Erden genennet werden.

Jn Niderland hat ein vornehmer Cavalier einem beruͤhm - ten Mahler ein Kupffer-Blaͤttl / in der Groͤſſe eines Funff - zehners geben / ſoll ihm vmb paare Bezahlung / was es auch immer moͤchte außtragen / darauff die Geſellſchafft der H. Ur - ſulæ, benanntlich eylff tauſend Jungfrauen mahlen / diſer merckte / daß ihn der Cavalier nur zu ſchimpffen begehre / in Er - wegung / daß kaum eylff tauſend Tuͤpffel auff diſes Blaͤttl kon - ten gebracht werden / wolte alſo Schimpff mit Schimpff vergel - ten / vnd ſagt es dem Gnaͤdigen HErꝛn zu / er woll es nach Verlangen inner acht Tagen verfertigen / kaum daß ſolche Zeit verfloſſen / wolte der Cavalier / von ſonderm Vorwitz angeſpoh - ret / das kleine Wunder ſehen / der Mahler aber hatte nichts anders auff erwehntem winitzigen Kupffer entworffen / als ein kleines Staͤttlein mit zwey Thoren / vnder dem erſten Thor ſtunde ein Jungfrau gemahlen mit einem Fahn / als wolt diſe zur Statt herauß gehen / vnder das andere Thor ſtellte er gleich - falls ein Jungfrau / als wolte ſolche in die Statt hinein gehen / ſo bald diſes der Cavalier vnder die Augen gebracht / Holla! ſagt er / das heiſt dem Verſprechen nicht nachkommen / maſſen er nit eylff tauſend Jungfrauen / wie er verlangte / wahrnem - me / ſonder nur zwey / welches ja von der groſſen Zahl ſehr weit / woranff aber der Mahler gantz hoͤfflich geantwortet / Gnaͤdi - ger Herꝛ / die Jungfrau mit dem Fahn / ſo zur Statt herauß geht / iſt die H. Urſula, welche diſe ſo groſſe Proceſſion fuͤhrt / die Jungfrau / welche zum Thor hinein geht / iſt die allerletzte vnder diſer Schaar / die andere ſo vil tauſend gehen alle durch die Statt / die man jetzo nicht ſehen kan / hat alſo mit einem wi - tzigen Schimpff den Cavalier quitirt, vnd zugleich zeigen wol - len / daß vnmoͤglich ſeye / auff ein ſo kleines Blaͤttl etwas ſo groſ - ſes zu bringen.

Was damahl vnmoͤglich geweſt / macht alle Tag moͤglich ein Gott geweyhter Prieſter / welcher mit etlichen Worten /weni -472Judas einer auß den erſten Prieſternwenigen Sylben / vnder ein kleines Blaͤttel der Hoſtien ſtellt den jenigen GOtt / der da Himmel vnd Erd mit ſeiner vner - maͤßlichen Groͤſſe einfuͤllt / den jenigen GOtt / fuͤr welchen Pau - lus ſich hat enthaupten laſſen / damit er deſto bequemer durch die nidere Thuͤr deß Himmels moͤge eingehen / vnd mit dem Kopff nit anſtoſſen: den jenigen GOtt / fuͤr welchen Bartho - lomæus ſich hat ſchinden laſſen / damit ihme der Himmel nicht koͤnne vorropffen / er ſtecke in keiner guten Haut: den jenigen GOtt / fuͤr welchen Laurentius ſich hat bratten laſſen / damit ihm der Himmel nit koͤnne vorwerffen / er ſeye weder geſotten noch gebratten; den jenigen GOtt / fuͤr welchen ſich Stepha - nus hat verſteinigen laſſen / damit der Himmel ſehe / daß nicht allein ſeelig die Armen im Geiſt / beati pauperes Spiritu, ſonder auch ſeelig / die alſo Steinreich ſeynd / wie Stephanus; den jenigen GOtt / fuͤr welchen Apolonia hat laſſen alle Zaͤhn außreiſſen / damit der Himmel ſehe / daß ihr die Zaͤhn allein waͤſſern nach dem Ewigen: den jenigen GOtt / fuͤr welchen Lu - cia hat ihr laſſen die Augen außgraben / damit ſie deſto ſicherer GOtt koͤnne anſchauen: den jenigen GOtt / fuͤr welchen Aga - tha ihre Bruͤſt hat laſſen außſchneiden / damit der Himmel ſe - he / daß ſie redlich vnd offenhertzig mit GOtt meine: den jeni - gen GOtt / fuͤr welchen Emeranus ein Martyrer in Bayrn / Kilianus ein Martyrer in Francken / Juſtus ein Martyrer in Schwaben / Colomanus ein Martyrer in Oeſterreich / Wen - ceslaus ein Martyrer in Boͤhmen / ihr Blut vergoſſen / ꝛc. di - ſen / diſen / diſen wahren Allmaͤchtigen GOtt / Schoͤpffer Him - mels vnd der Erden / Erloͤſer der Welt / ſtellt der Prieſter vnder die Geſtalt deß Brodts vnd Weins auff dem Altar. O venerabilis Dignitas Manuum! ſchreyt mein H. Vatter Auguſtinus auff! Der jenige GOtt / der dem Jacob gnaͤdig geweſt / dem Eſau ſtreng geweſt / der dem David gnaͤdig geweſt / dem Saul ſtreng geweſt / der dem Joſue gnaͤdig geweſt / dem Amon ſtreng geweſt / der denen drey Knaben im Ofen gnaͤdig geweſt / den Sodomitern ſtreng geweſt / der dem Jonæ im Waſ -ſer473deß neuen Teſtaments.ſer gnaͤdig geweſt / dem Pharaoni ſtreng geweſt / der jenige GOtt / der mit dem Adam geredt hat im Paradeyß / mit dem Abraham geredt hat im Thal Mambre, mit dem Moyſi ge - redt hat im Dornbuſch / mit dem Joſue geredt hat im Feld / mit dem Cain geredt hat auff dem Acker / mit dem Aaron geredt hat in dem Tempel / derſelbige GOtt / auff die Wort deß Prie - ſters / ſteigt von dem hohen Himmel auff den Altar vnder die Geſtalt deß Brodts / ja / es ſtellet der Prieſter die glorreiche Menſchheit GOttes zugleich vnder diſes weiſſe Circkele / daß alſo darin die jenigen Augen / mit welchen der Heyland JEſus den Peter / nach der Verlaugnung / ſo anmuͤthig hat ange - ſchaut / darin die jenigen Ohren / welche deß blinden Bettlers auff dem Weeg / das miſerere mei erhoͤrt haben / darin der je - nige guldene Mund / welcher den Lazarum von dem Grab hervor gerufft / darin die jenige Bruſt / worauff der liebſte Juͤn - ger Joannes gelegen / darin die jenige Haͤnd / welche dem Mal - cho das Ohr wider angeheylt / darin die jenige Seyten / in wel - che der Thomas ſeine Finger gelegt / darin der jenige Leib / den die uͤbergebenedeyte Jungfrau vnder ihrem Hertzen getragen / ja eben der jenige / der da ſitzt zu der Rechten ſeines Himmli - ſchen Vatters / der da richten wird die Lebendige vnd die Todte / eben diſer mit aller ſeiner Weſenheit laſt ſich durch den Prieſter von ſeinem Himmliſchen Thron herunder ziehen auff den Al - tar. O venerabilis Dignitas manuum! Wie der alte vnd faſt blinde Iſaac vermerckt hat auff ſeinem Bethel / daß er bald werde die Welt beurlauben / hat er noch / vor Ertheilung ſeiner vaͤtterlichen Benediction vnd Seegen / noch einen Appetit ge - habt nach Wildpraͤt / ey du lieber Taͤtl / ein Pannadel / oder ein Milch-Koch fuͤr dich / vnd nit ein Wildpraͤt; baſta, es luſtet ihn halt nach einem Wildpraͤt / vnd war alles diſes nicht ohne Geheimbnuß / zu dem End erſucht er ſeinen Sohn Eſau, deme von rechtswegen das Majoraſco gebuͤhrete / er woll doch hin - auß in Felder vnd Waͤlder gehen / vnd ein Wildpraͤt aufffu - chen / nachmahls woll er ihm die vaͤtterliche Benediction er -Pars II. O o otheilen:474Judas einer auß den erſten Prieſterntheilen: Eſau kombt alſobald / vnd gantz ſchleunig dem Begeh -Gen. 27. ren nach / vnderdeſſen aber iſt die Frau Mutter die Rebecca da geweſt / vnd hat ein argen Liſt erdenckt / weil ohne das Luſt vnd Liſt / wachſt auff der Weiber Miſt / vnd dem Jacob, als ihrem liebſten Sohn kleine Kitzl-Fehl vmb die Armb gebun - den / auß Urſach / weil der Eſau ſein Bruder ſo rauch vnd ha - recht geweſt / ihn ſolchergeſtalt mit einem gebrattenen Kitzl zum Iſaac geſchickt / welcher Alte in allen Sachen betrogen worden / auſſer die Sprach hat er kennt. Fuͤnff Sinn hat der Menſch / benanntlich das Geſicht / das Gehoͤr / den Geruch / den Ge - ſchmack / vnd die Fuͤllung / der Iſaac iſt betrogen worden im Ge - ſicht / dann er hat vermeint / es ſtehe vor ſeiner der Eſau, es war aber der Jacob; er iſt betrogen worden im Geruch / dann er hat vermeint / es ſeye der Geruch deß Eſauiſchen Kleyder / vnd ſeynd deß Jacobs geweſt / er iſt betrogen worden in dem Geſchmack / dann er hat vermeint / er eſſe Wildpraͤt / ſo war es aber nur ein Kitzl / er iſt betrogen worden in der Fuͤllung / dann er hat vermeint / er ruͤhre die rauche Haͤnd an deß Eſau, vnd waren nur Kitzl-Fehl / iſt alſo in vier Sinnen betrogen wor - den / auſſer im Gehoͤr nit / das Gehoͤr war allein nit uͤbervort -Verſ. 22. ibid. let / vox quidem, vox Jacob eſt, dann er ſagte klar / es ſeye die Stimm Jacobs: Das jenige / was der Prieſter hat auff dem Altar / was er da tragt in der Monſtrantzen / was er da mit auffgehebten Haͤnden dem gantzen Volck zeigt / uͤbervortlet 4. Sinn deß Menſchen / das Geſicht / dann wir ſehen es fuͤr ein Brodt an / vnd iſt mit dem Geſchmack / dann in der Nieſſung kombt es vns vor / wie ein Brodt / iſt doch keins; in der Fuͤl - lung oder Anruͤhrung / dann wir meinen / als ruͤhren wir ein rundes Brodt an / vnd iſt nit; dem Geruch / dann es ſcheint ein vngeſaͤurtes Brodt zu ſeyn / vnd iſt nit; allein das Gehoͤr wird nit betrogen / dann wir hoͤren vnd glauben / daß JEſus geſagt hab: Hoc eſt corpus meum, das iſt mein Leib / das iſt mein Fleiſch vnd Blut; wir glauben / zumahlen der Glaub durch das Gehoͤr / daß von JEſu Chriſto der Gewalt allein ſeye ge -ben475deß neuen Teſtaments.ben worden den Prieſtern ſeine Allerheiligiſte Gottheit vnd Menſchheit / vnder der Geſtalt Brodts vnd Weins auffzu - wandlen. O venerabilis Dignitas manuum!

Aaron hat das Waſſer in Blut verkehrt / das iſt vil. Franciſcus hat das Waſſer in Wein verkehrt / das iſt vil. Vading. ff. 1215. Laur. An. de Th. Rader. in Bav. S. Bolland. in Act. Bolland. Februar. Calgan. in vit. Sur. 4. Nov. Bolland. 13 Jan. In Bull. Canon. In Act. In vit. Thomas Aquinas hat Schertzl Brodt in Roſen verkehrt / das iſt vil. Der ſeelige Fridericus zu Regenſpurg hat das Brodt in Holtz-Schaitten verkehrt / das iſt vil. Der H. Peregrinus hat das Brodt in Marmor verkehrt / das iſt vil. Die H. Brigit - ta hat das Fleiſch in Schlangen verkehrt / das iſt vil. Der H. Fechinus hat ein Stuck Speck in ein Pflueg-Eyſen verkehrt / das iſt vil. Der H. Amantius hat das Hoͤnig in Bech ver - kehrt / das iſt vil. Der H. Kentingernus hat den Sand in Trayd verkehrt / das iſt vil. Die Heil. Chunegundis hat den Staub in Waitzen verkehrt / das iſt vil. Der H. Antonius Paduanus hat Fleiſch in Fiſch verkehrt / das iſt vil. Der Heil. Martyrer Quirinus hat das Wachs in Stein verkehrt / das iſt vil. Der H. Simon Stylita hat ein Wurm in ein Berl ver - kehrt / das iſt vil. Aber ein Prieſter verkehrt / verwandlet / ver - wechßlet alle Tag Wein vnd Brodt in Fleiſch vnd Blut / in Gottheit vnd Menſchheit Chriſti JEſu / das iſt noch mehr / vnd uͤber alle andere Wunder. Du wirſt ja an dem nit zweifflen / ſonſt biſt du aͤrger / als ein Ochs. Dann nicht weit von Jngolſtatt hat ein Baur das hoͤchſte Altar-Geheimb - nuß in ſeinen obenher hollen Hirtenſtab geſteckt / zu dem Ende / damit er bey der Vieh-Heerd daſſelbe moͤchte verehren / zuma - len er nicht konte / wie andere in die Kirchen gehen / diſen Stab hat er mehrmalen in die Erde geſteckt / vnd darvor ſein Andacht verricht: als er aber einmahl vnwiſſender beſagten Stab / weil er ſonſt auch andere dergleichen hatte / in das vngeſtuͤm̃e Vieh geworffen / auch denſelben wider wolte auffheben / ſo vermerckt er / daß die Erd ſich zuruck ziecht / vnd ſincke / beynebens nimbt er wahr / daß alle Ochſen vnd Kuͤhe / auff ihre Knye / vmbO o o 2diſe476Judas einer auß den erſten PrieſternLuc. Pinel. in Collect. Mirac. vmb diſe Gruben vmb vnd vmb gefallen / welches ein ſattſame Urſach ware / daß man daſelbſt ein ſchoͤne Kirchen / vnder dem Nahmen Salvatoris, erbaut hat.

Du wirſt ja an dem nit zweifflen / ſonſt biſt aͤrger / als ein Eſel. Dann wie der heilige vnd wunderthaͤtige An - tonius Paduanus einem verbainten Ketzer wolte zeigen / daß in aller Warheit vnder der Geſtalt deß Brodts ſeye der hoͤch - ſte GOtt ſambt ſeiner glorreichen Menſchheit / hat er einen durch drey Taͤg außgehungerten Eſel zu dem Futter-Sack ge - fuͤhrt / beynebens aber auch die guldene Monſtrantzen ſambt diſem Himmel-Brodt in Haͤnden gehalten / worauff das hun -Surius 13. Jan. gerige Vieh das Futter geweigert / vnd vor diſem heiligiſten Sacrament auff die Knye nidergefallen.

Du wirſt ja an dem nit zwiefflen / ſonſt biſt aͤrger / als ein Hund. Dann zu Uliſpon iſt ein wunderlicher Hund geweſt / welcher allen lauen Chriſten / oder hartnaͤckigen Ketzern haͤtte koͤnnen ein Præceptor ſeyn / dann beſagter Hund je vnd allemahl / ſo offt er das Glocken-Zeichen vernommen / daß man das hoͤchſte Gut zu einem Krancken getragen / in die Kirchen geloffen / vnd mit allen viehiſchen Ceremonien diſes heiligiſte Geheimbnuß biß zu dem Krancken begleit / von dannen wider - umb biß in die Kirchen / ſo er vnderwegs einige angetroffen / dieJoan. Euſ. lib. 9. nit ſeyn niderknyet / ſolche hat er mit aller Ungeſtuͤmme ange - bellt / auch oͤffters gebiſſen / vnd verletzt.

Du wirſt ja an dem nit zweifflen / ſonſt biſt aͤrger / als ein Beſtia. Dann wie zu Wecheſend ein vermeſſener Dieb auß der Kirchen daſelbſt das Ciborium, oder guldene Geſchirꝛ ſambt 5. heiligiſten Hoſtien geraubt / vnd ſich darmit in die Flucht begeben / ſo iſt aber durch Goͤttliche Verhaͤngnuß geſchehen / daß / vneracht er vermeint / er ſeye ein weiten Weeg ſchon von dannen / er allezeit zu Herꝛnthal / ſo nicht weit von dannen / ſtehen gebliben / wie er endlich ſolches wahrgenommen /hat477deß neuen Teſtaments.hat er feſt glaubt / diß komme von den heiligiſten Hoſtien her / dahero ſelbe der verdambte Boͤßwicht in den nechſt vorbeyrin - nenden Fluß zu werffen entſchloſſen / weilen er aber auff kein Weiß diß Waſſer erreichen konte / alſo hat er ſie in ein Loch / welches die Koͤnigl außgraben / hinein geſchuͤtt / in diſem Orth Herꝛnthal iſt er wegen anderer Urſachen / etlich Tag hernach zum Strang verurtheilt worden / vnd als er bereits auff der Laiter in ein traurige Hochheit ſteigen wolte / hat er freywillig geoffenbahrt / daß er am beſagten Orth 5. heiligiſte Hoſtien in die holle Erd geworffen; worauff man alſobald einige geſchickt / welche die Warheit erkundigen ſolten / welche dann ſambt vi - lem Volck nit ohne hoͤchſte Verwunderung gefunden / daß die heiligſte Hoſtien in dem gruͤnen Graß gelegen / da doch alles vmb vnd vmb mit Schnee bedeckt war / die Koͤnigl aber in ei -Wichmon. l. 2. c. 52. nem Kreyß vmb vnd vmb geknyet / vnd diſen ihren Schoͤpffer verehrt / vnd angebetten.

Du wirſt ja an dem nit zweifflen / ſonſt biſt aͤrger / als der Teuffel. Dann Joannes Herold ſchreibt / daß ein Geiſtlicher habe wollen die Warheit erfahren / ob ein gewiſſe Perſohn / ſo man ihme vorgefuͤhrt / beſeſſen ſeye / derentwegen ein noch nit conſecrirte Hoſtien hat auff die Zung gelegt / wel - che ſie alſobalden mit Zaͤhnen zerriſſen / zerbiſſen / meltend / daß von ſolchem Brodt kein Forcht noch Schrocken eingejagt wer - de; wie aber nachmahls obbewehnter Prieſter ein wahre aller - heiligſte Hoſtien ihr in den Mund geben / da hat der verdambte Geiſt angefangen zu toben vnd wuͤtten / vnd mit vngeheuerem heulen bekennt / diſer ſeye der wahre lebendige GOtt / durch deſſen allmaͤchtigen Gewalt er vertriben werde / woruͤber erPrato Fio - rit. 148. dann vnverzuͤglich diſe Herberg verlaſſen. O venerabilis Di - gnitas manuum!

Auff dem Berg Thabor muß es wol herꝛlich ſeyn hergan - gen / weil der liebe Petrus ſich reſolvirt allzeit dort zu bleiben / weſſenthalben er auffgeſchryen: Bonum eſt nos hic eſſe, esO o o 3brauch478Judas einer auß den erſten Prieſternbrauch weiter nichts / als drey Tabernackel / ein fuͤr Chriſto / den andern fuͤr den Moyſes, den dritten fuͤr den Elia, bonum eſt, &c. wo wilſt dann du bleiben Peter? ich gedacht / er bleib bey meinem HErꝛn / wo werden dann deine andere zwey Apo - ſtel bleiben? ich hab auff ſie weiter nit gedenckt / ſagt er / vndMatth. 15. eben deſſenthalben iſt alle diſe Glory verſchwunden / dir Pe - ter zu einer Straff / weil du allein dich zu verſorgen getracht / vnd deines Nechſten vergeſſen. Aber ſagt her ihr liebe vnd fromme Apoſtel / warumb hat euch allein der gebenedeyte JE - ſus ſein Glory gezeigt? ich glaub darumb / weil die erſte Buch - ſtaben von eueren Nahmen zuſammen gezogen / nichts anders zeigen / als Pij dann P-etrus, J-oannes, J-acobus, ſeynd eue - re Nahmen geweſt / worauß etwann zu ſchlieſſen / daß keine die ewige Glory zu hoffen haben / als welche da pij, oder fromm vnd gottſeelig leben. Aber noch eins / meine heilige Apoſtel / was habt ihr dann geſehen auff diſem hohen Berg Thabor? veſtimenta ejus facta ſunt alba, ſicut nix, wir antworten / ſie haben JEſum geſehen in ſchneeweiſſen Kleydern. Bonum, ſag ich auch / bonum, bonum, ich gratulire vom Hertzen we - gen diſes euers groſſen Gluͤcks: aber wir Menſchen vnd A - dams-Kinder ſeynd nit weniger gluͤckſeelig / indem wir nit al - lein alle Tag / ſonder noch oͤffter ſehen vnſern wahren Heyland JEſum Chriſtum in ſchneeweiſſen Kleydern / vnd diſen zeigt vns der Prieſter auff dem Altar in ſeinen Haͤnden. O vene - rabilis Dignitas manuum! Dem H. Columbano hat einIn vit. c. 14. Raab den Gehorſamb geleiſt / vnd das geſtohlene Gut wider zuruck gebracht / wolte GOtt / es waͤren alle Dieb alſo beſchaf - fen. Dem H. Biſchoff Aldebrandro haben die Schwalben denBzov. n. 17. 1198. Gehorſamb geleiſt / vnd auff ſein Befelch das Maul gehalten / wolte GOtt / es waͤren alle Schwaͤtzer alſo beſchaffen in derBolland. tom. 1. Kirchen. Der H. Wereburgæ haben die Gaͤnß den Gehor - ſamb geleiſt / wolte GOtt / es waͤren alle Kinder alſo beſchaffen. Miracul. lib. 4.Dem H. Hieronymo hat ein Loͤw den Gehorſamb geleiſt / vnd auff ſein Befelch den Eſel auff die Weyd / vnd wider zu -ruck479deß neuen Teſtaments.ruck getriben / wolte GOtt / es waͤren alle Dienſtbotten alſo be - ſchaffen. Dem H. Corbiniano hat ein Beer den Gehorſamb geleiſt / vnd ihme ſein Rantzen biß nacher Rom getragen / wol - te GOtt / es waͤren mehrer Bernhaͤuter ſo ehrenbietig gegenIn vit. 8. Sept. den Geiſtlichen. Dem H. Norberto hat ein Wolff den Ge - horſamb geleiſt / vnd das entfrembte Laͤmbl wider zuruck ge - bracht / wolte GOtt / es waͤren alle Leuth ſolche Wolffgang. In vit. Dem H. Kentingerno haben die Hirſchen den Gehorſamb geleiſt / vnd auff ſein Begehren ein Pflueg gezogen / wolte GOtt / es waͤren mehrer dergleichen / die ihrer vorgeſetzten Ob - rigkeit thaͤten gehorſamen / aber dermahlen gibt es mehrer / dieBolland. 13. Jan. den Krug / als den Pflug ziehen. Dem Joſue hat ſo gar die Sonn den Gehorſamb geleiſt / vnd auff ſein ſchaffen ſtillgeſtan - den / wolte GOtt / es waͤre mancher Sohn / wie die Sonn. Aber einem Prieſter / O Wunder! einem Prieſter / O hoͤch - ſter Gewalt! einem Prieſter / O vnermaͤßliche Wuͤrde! thut gar den Gehorſamb leiſten der Allerhoͤchſte GOtt / vnd ſtellt ſich auff eine kleine / wenige / kurtze Wort auff den Altar / ſambt aller ſeiner Gottheit vnd Menſchheit / vnder die Geſtalt deß Brodts. O venerabilis Dignitas manuum! Was der Hey - land JEſus auff ein Zeit geſagt hat / als er ein ſo groſſe Menge Volck bey ſich gehabt / die bereits ſchon den dritten Tag kein Speiß noch Nahrung empfangen. Miſereor ſuper turbam,Marc. 8. quia jam triduo ſuſtinent me: Jch erbarme mich uͤber das Volck / dann ſie ſchon drey Taͤg bey mir verharꝛt / vnd haben nichts zu eſſen / alſo hat der Heyland JEſus vor ſeinem bittern Leyden vnd Todt gedacht / daß die Menſchen bereits drey Zei - ten gewartet / die Zeit deß natuͤrlichen Geſatz / die Zeit deß ge - ſchribenen Geſatz / vnd nunmehr die Zeit deß Gnaden-Geſatz / vnd bißhero nichts zu eſſen gehabt / verſtehe kein Speiß fuͤr die Seel / alſo hat er ſich erbarmt / vnd in dem letzten Abendmahl ſolche Goͤttliche Speiß eingeſtellt / zugleich auch den hohen Prie - ſter-Stand angeordnet / deſſen Gewalt ſeyn ſoll / Wein vnd Brodt in ſein wahres Fleiſch vnd Blut zu verwandlen.

Du480Judas einer auß den erſten Prieſtern

Du wirſt ja an dem nit zweifflen / ſonſt fuͤhr ich dir einen vnder die Augen / der wird dich zu ſchanden machen / diſer heiſt Blaſius, hat ein paar Backen / wie ein Sackpfeiffer / ein Himmelblaues Kleyd an / darin von Gold ſehr kuͤnſtlich gewuͤrckte Voͤgl / damit du es aber recht faſſeſt / es iſt das Ele - ment deß Luffts. Wie Anno 1453. in dem Delphinat die Soldaten ein Kirchen außgeraubt / vnd zugleich auch die Monſtrantzen ſambt dem hoͤchſten Gut mit ſich in einen Fehl - Eyſen gefuͤhrt biß nacher Taurin, allwo der Eſel / ſo beſagte Fehl-Eyſen getragen / nechſt der Kirchen deß H. Sylveſters etlichmahl ſtillgeſtanden / endlich auff die Knye nidergefallen / ſolche Fehl-Eyſen haben ſich von freyen Stucken eroͤffnet / vnd iſt die guldene Monſtrantz in die Hoͤhe geflogen / daſelbſt ſehr lang im freyen Lufft ſtehen gebliben / endlich zur Ankunfft deß Biſchoffs mit der geſambten Cleriſey / herunder gefallen / die heiligiſte Hoſtien aber gantz ſtrahlend in dem Lufft gebliben / biß der Biſchoff ein Kelch vndergehalten / darein ſie langſamb herunder geſtigen / Zeugnuß deſſen gibt die gantze Statt Tau - rin, alle Nachbarſchafft / vnd forderiſt beſagte AllerheiligiſteUghellus in Ital. Sacr. Hoſtien / ſo in der praͤchtig auffgebauten Kirchen S. Joannis da - ſelbſt noch vnverſehrt verehrt / vnd angebetten wird.

Du wirſt ja an dem nit zweifflen / ſonſt fuͤhr ich dir vnder die Augen ein wackere Dama, die wird dich zu ſchan - den machen / Floriana von Bergen genannt / bekleydet ſehr praͤchtig / in einem gruͤn-ſammeten Rock / mit einem geblumten Procatinen Manto, in den Haͤnden haltet ſie ein Buͤſcherle Blumen vnd Korn-Eher / vnd damit du es recht faſſeſt / diſe iſt das Element der Erden. Dann in Niderland in dem Dorff Aſcæ hat ein Weib einem Juden die Allerheiligiſte Ho - ſtien / die ſie zur Oeſterlichen Zeit empfangen werde / dergeſtal - ten verſprochen / dafern er ihr mit einem neuen Kleyd moͤchte verhilfflich ſeyn / welches der gottloſe Rabiner alſobald zuge -ſagt /481deß neuen Teſtaments.ſagt / nachdem ſie nun ihr laſter hafftes Vorhaben in das Werck geſetzt / vnd beraiths auff dem Weeg ware / ſolches hoͤchſte Al - tar-Gehaimbnuß ihme zuuͤberlifferen / da iſt ſie ein Reu vber - fallen / vnd auff alle Weiß entſchloſſen / ſolche Vnthat zu vn - derlaſſen / weil ſie aber diſe ſich nit mehr getrauete in die Kirch zu tragen / alſo hat ſie ſelbige in ein dirꝛen / vnd in etwas ſchon zerſpaltnen Baum eingeſteckt / worvon alſobald die Erd / diſes ſonſt vernunfftloſe Element bewegt worden / daß ſie dem dir - ren Baum alſobald einen ſo haͤuffigen Safft geſpendiret / daßArnold. Rayß. 3. Maij. er vrplitzlich hat angefangen zu gruͤnen vnd bluͤhen.

Du wirſt ja an dem nit zweifflen? ſonſt fuͤhre ich dir vnder die Augen einen / der dich zimblich wird zu ſchan - den machen. Diſer haiſt Ignatius Prenner / Geſicht halber ſehr roth vnd gefaͤrbt / ſo gar auch rothe Har / ſein Kleydung iſt ſehr ſchoͤn vnd adelich / in hoch neckerfarben Auffzug / mit Aſchenfarben Atlaß vnd Baͤndern außgemacht / vnd damit du es recht wiſſeſt / diß iſt das Element deß Feurs. Dann Anno 1591. zu Preſpurg in Vngern ſich einige Juden einge - funden / welche die Allerheiligiſte Hoſtien ſehr ſchmaͤhlich mit Meſſern tractiret / welches der Hoͤchſte nicht wolt vngerochen laſſen / dann alsbald bey haiterem Himmel der Donner einge - ſchlagen / in das Hauß / wo diſe Vnthat begangen worden / worvon das gantze Hauß / Mann / Weib / Kinder / ſambt an - dern zu Aſchen verbrunnen / der Tiſch alleinig aber ſambt der darauff ligenden Hoſtien / nit ohne hoͤchſtes Wunder vnver -Tilm. Brend. lib. 1. Coll. Soc. c. 49. ſehrt gebliben.

Du wirſt ja an dem nit zweifflen? ſonſt fuͤhre ich dir ein wackere Frau vnder die Augen / diſe haiſt Mariana, von Waſſerburg / ſehr ſauber von Geſicht / iſt ein Zeichen / daß ſie gar offt ins Bad gehet / ihr Kleydung beſtehet in gewaͤſſer - tem Doppel Taffet / die Farb faſt Meergruͤn / ſie iſt zimblich blaich in Angeſicht / worauß abzunemmen / daß ſie nur ein Waſ - ſer-Trinckerin / damit du aber recht vernemmeſt / es iſt dasPars II. P p pCle -482Judas einer auß den erſten PrieſternElement deß Waſſers. Dann Anno 1250. haben zu Erdfurth zwey verwegene Boͤßwicht bey Naͤchtlicher Weil das Ciborium ſambt neun heiligiſten Hoſtien auß S. Mar - tini Kirchen entfrembdet / das Allerheiligiſte Sacrament in ein Tuͤchel gewicklet / vnd in ein ſchaͤndtliche Kothlacken ge - worffen: nach verfloſſnen 5. gantzer Monat hat einer auß di - ſen freywillig ſein begangene Boßheit entdeckt / auch zugleich den Orth angedeut / wohin ſie beſagte Hoſtien geworffen / ſihe Wunder! alda hat man in Mitte der Lacken das Tuͤchel ſambt dem heiligiſten Sacrament vnverſehrter / vnd gantz tru -Otoricus Raynald. n. 47. cken gefunden / auch wahrgenommen / daß die gantze Lacken mit einem ſehr dicken Eyß vberzogen war / auſſer das Oertl / wo di - ſes Himmel-Brodt gelegen.

Etwas denckwuͤrdigers liſt man in Goͤttlicher H. Schrifft. 2. Reg. c. 9.Was da? Der Koͤnig David ließ auff ein Zeit von freyen Stucken nachfragen / ob dann nit noch jemand verhanden ſeye auß dem Hauß Saul? waruͤber man allerſeiths embſige Nach - frag gethan / vnd endlich den Koͤnig David allervnderthaͤnigſt bericht / wie daß noch bey Leben ſeye einer / mit Namen Miphi - boſeth, aber diſer ſeye ein elender Tropff / vnd ein lauterer Kripel / was ſchadt es / ſagt David / daß man ihn ohne weitere Verweilung alſobald zu mir bringe / ſolchem Koͤniglichen Be - felch iſt man eilfertig nachkommen / vnd beſagten Miphiboſeth zu dem Koͤnig gefuͤhrt / der gute Menſch war arm / was noch? krump an beeden Fuͤſſen / ja ſo ellendt / daß er ſich ſelbſt einem todten Hund verglichen / vneracht diß / befilcht David gleich - wol / daß diſer ellende Kripel die Zeit ſeines Lebens bey ſeiner Koͤniglichen Tafel ſoll ſitzen / vnd mit Jhro Majeſtet ſpeiſen. Comedes Panem in menſa mea ſemper. Das iſt warhaff - tig vil / ſag man was man wil / daß ein ſo groſſer Herꝛ vnd Mo - narch einen ſo armen Tropffen / muͤheſeeligen Spitaler / krum - pen Menſchen / ellenden Steltzen-Tretter / ſchlechten Krucken - Kramer zu ſeiner Tafel laſt / ey das iſt vil / ey was ſagſt? ver - wunderſt dich ſo ſtarck deſſen? ey reiß das Maul nicht gar zuſtarck483deß neuen Teſtaments.ſtarck auff; Sag mir / was kan doch aͤrmer / vnd ellender ſeyn / als der Menſch / nachdem er im Paradeyß gefallen / claudus factus eſt.

Der Menſch iſt ein Schatten / der bald vergeht /
Jſt ein Graß / das nit lang ſteht.
Der Menſch iſt ein Faimb / der bald abflieſt /
Ein Blum / die bald abſchieſt.
Der Menſch iſt ein Rauch / der nit lang wehrt /
Ein Feur / daß ſich ſelbſt verzehrt.
Der Menſch iſt ein Waſſer / das bald abrint /
Ein Kertzen / die bald abbrint.
Der Menſch iſt ein Glaß / das bald zerbricht /
Ein Traum / der zeiget nicht.
Der Menſch iſt ein Wax / das bald erwaicht /
Ein Roſen / die bald erblaicht.
Der Menſch iſt ein Fleiſch / das bald ſtinckt /
Ein Schiffel / das bald verſinckt.

Ein ellender Kripel / ein muͤheſeeliger Tropff / ein armer Dal - cken / ein wieſter Limmel / ein ſtinckender Maulaff / ein lauſiger Miſtfinck / ein kroͤtziger Trampel / ein wurmſtichiger Pfnauſer / ein wilder Pengl. Ein armſeeliger Geſell iſt der Menſch / weit ellender als der Miphiboſeth, vnd dannoch / vngeacht al - les diſes hat der HErꝛ vnd Heyland auß vberſchwaͤncklicher Lieb dem Menſchen zu ſeiner Goͤttlichen Tafel ein freyen Zu - gang geſtattet / bey welcher Tafel ihme der Prieſter das waare Himmel-Brod / den weiſſen Hoͤnig Fladen / das Himmliſche Manna, den wahren Leib Jeſu Chriſti aufftragt vnd auffſetzt.

Du wirſt ja an dem nit zweifflen? ſonſten muſt mit mir im Teutſchland herumb raiſen / da wirſt du allenthal - ben / gantz klar / gantz augenſcheinlich / gantz Handgreifflich er - fahren die groſſe Macht deß Prieſters in der Conſecrirung. Laſt vns den Weeg anfangs nemmen / nacher Deggendorff inP p p 2Vnder -484Judas einer auß den erſten PrieſternVnder-Bayrn / daſelbſt wird man dir zeigen ein Allerheiligiſte Hoſtien / mit der die verꝛuchte Hebreer alſo ſchmaͤlich vmbgan - gen / daß ſie neben anderen auch dieſelbe mit Pfriem vnd Meſ - ſern durchſtochen / worauß das haͤuffige Blut gefloſſen / jetzt glaubſt ja recht / daß diſes ein Goͤttlıche Speiß ſeye / vnd wie gluͤckſeelig der jenige / der diſe genieſt. Dann hat ſo groſſe Gnad an Leib vnd Seel bekommen jene arme Haut / ſo an dem ſchwaͤren Blutgang gelitten; wie ſie nur den Saum der Kley - dung Chriſti hat angeruͤhrt / was wird erſt empfangen der je - nige / ſo den gantzen wahren Leib JEſu Chriſti / vnder der Ge - ſtalt Brods / vnder ſein Hertz bringt / vnd denſelben tragt / wieHiſt. Bav. P. 2. lib. 3. ihn getragen hat die vbergebenedeyte Jungfrau Maria?

Von Deggendorff laſt vns geraden Weeg gehen na - cher Tyrol / aldort zu Sefelden wird man zeigen ein Aller - heiligiſte Hoſtien / welche alberaits noch roth iſt / vnd mit groſ - ſen Wunderzeichen leuchtet / dann ein Edlmann alda wolte zur Oeſterlichen Zeit auch zum Altar deß HErꝛn gehen / aber es gedunckte ſeinem Hochmuth vnrecht zu ſeyn / daß er auff glei - che Weiß geſpeiſt werde / wie ſeine Bauern / damit dann ein Vnderſcheid ſeye zwiſchen einem Wackern-Mann / vnd einem Acker-Mann / alſo hat er von dem Pfarꝛherꝛn auch mit Troh - worten verlangt / ein groſſe Hoſtien / dem Prieſter gleich / zu - genieſſen / vnd wie ihme ſolche der Prieſter beraits dargereicht / da iſt die Erd mit ihme geſuncken / biß auff die Knye / vnd als er ſich derenthalben wolte anhalten an dem Altar / ſo iſt diſer / wie ein Wax erwaicht / daß alſo der Edlmann geſchwind die Straff Gottes erkent / ſein Vnthat oder Frevel bereyhet / der Prieſter aber die H. Hoſtien wider zuruck gezogen / ſo noch auff den heutigen Tag mit hoͤchſter Andacht auffbehalten wird. Tilman. Brendeb. lib. 1. Coll. Soc. c. 52.Jetzo glaubſt ja / daß der Prieſter auff dem Altar auffwandle den wahren lebendigen GOtt vnd Heyland der Welt / vnd wie gluͤckſeelig der jenige ſeye / der diſes Brod der Engel ge - nieſt; Dann iſt nach Außſag deß H. Vincentii Ferrerii dererſte485deß neuen Teſtaments.erſte Schaͤcher Diſmas deſſentwegen bekehrt worden / weil der Schatten deß gecreutzigten JEſu auff ihn gangen / vnd ihn be - ruͤhrt / maſſen Adrichomius ſchreibt / daß der HErꝛ vnd Hey - land etwas hoͤher gehangen / als die zwey Schaͤcher / vnd zwar mit dem Geſicht gegen Occident, oder Nidergang der Son - nen / vnd weilen es dazumahl ſchon Nachmittag ware / auch die Sonn beraiths noch geſchinen / alſo iſt der Schatten von dem Armb / vnd halben Leib Chriſti gefallen auff den Schaͤcher / ſo rechter Hand gehangen / vnd diß ſeye die Vrſach / diß habe ſoVinc. Fer. c. 5. Act. Apoſt. vil gewuͤrckt / daß der Diſmas bekehrt worden. Hat nun der jenige Schatten von dem Leib Chriſti dem Diſmas ſo vil ge - nutzt / daß er mehrmahls gar heilig worden / was wird nit erſt fuͤr ein Wuͤrckung haben in dem Menſchen der wahre Leib JEſu Chriſti / mit der Gottheit vnd Menſchheit / vnder der Geſtalt deß Brods / welches du empfangſt auß den Haͤnden deß Prieſters?

Von Tyrol ſchlagen wir vns hinuͤber in Ober-Bayrn auff den Berg Andechs, oder H. Berg / alwo ein ſehr beruͤhmbtes Cloſter Ord. S. Benedicti ſtehet / daſelbſt wird man neben an - deren ſchoͤnen / vnd H. Sachen auch zeigen drey Allerheiligiſte Hoſtien / deren zwey der H. Pabſt Gregorius, vnd eine Pabſt Leo ſollen conſecrirt haben / vnd iſt eine / wegen Mißglau - ben einer vornemmen Matron / zu Rom gantz Blutroth / die andere aber in pures Fleiſch verkehrt worden / die jenige aber /Hiſt. Bav. P. 2. lib. 3. ſo Pabſt Leo conſecrirt, zeige noch ein rothen JEſus Na - men. Nunmehr glaubſt du ja / daß dir der GOtt geweichte Prieſter nichts anders darꝛeiche / als den wahren Heyland Je - ſum, vnd wie gluͤckſeelig der jenige ſeye / der diſes Allerheili - giſte Altar-Gehaimbnuß thailhafftig wird; Dann wie vnſer lieber HErꝛ einmahl in ein Schiffel eingetretten / vnd vber das Meer gefahren / ſo hat daſſelbe erſchroͤcklich angefangen zu toben / vnd ſeynd die Wellen gantz ſauſendt vnd prauſendt auff - vnd abgeſtigen; Ein frommer Contemplant hieruͤber ſpricht / daß dazumahl das Meer nit ſeye zornig geweſt / ſonderP p p 3vor486Judas einer auß den erſten Prieſternvor lauter Freuden habe es getantzt / vnd gſprungen vnd gſun - gen / weil es ſo wuͤrdig worden / daß der Heyland es haimbge - ſucht. Was ſoll erſt dem Menſchen fuͤr ein Freud vnd JubelFedel. The. ſerm 7. de Eu - chariſt. ſeyn / wann er diſen gar in ſeinen Leib / in ſein Hertz durch das Allerheiligiſte Sacrament empfangt. Dahero der H. Ca - tharinæ Senenſi nach der H. Communion das Hertz vor Freuden alſo auffgehupfft / daß es merckſamb die vmbſtehendeSur. 29. April. Schweſtern wargenommen.

Von dem H. Berg haben wir ſo gar weit nit nach der ſchoͤnen vnd beruͤhmbten Reichsſtatt Augſpurg / allwo man das groſſe Wunder erzoͤhlen wird / welches ſich Anno 1199. zugetragen / als dazumahlen die Perengarianiſche Ketzerey wi - der eingeſchlichen / ın deme in ſelbiger Statt die Allerheiligiſte Hoſtien in den Haͤnden deß Prieſters vor dem geſamten Volck vnd Clero in wahres Fleiſch verwandlet / vnd in Anſehung al - ler / ſich vermehrt / welches annoch mit hoͤchſtem Wunder aldaBzovius num. 43. Ann. ut ſupr. in der Kirchen deß H. Creutz zu ſehen iſt. Demnach glaubſt du ja / daß in den Haͤnden deß rechten Prieſters nit ein Brod / ſonder Chriſtus ſelbſt vnder der Geſtalt deß Brods dir werde dargeraicht zu einer Goͤttlichen Speiß. Vnd wie gluͤckſeelig derſelbe ſeye / der diſes Himmliſche Tractament genieſſet / dann hat das Grab / in welches der todte Leichnamb Jeſu Chri - ſti gelegt worden / ſo ſchoͤn glantzt / wie die Sonn / nach AußſagIn Orat. de Reſur. deß H. Gregorii Niſſeni, wie vil mehr wird glantzen vnd ſchei - nen dein Seel / wann in dir wird ſeyn nit der todte Leichnamb / ſonder der Lebendige Heyland JEſus.

Von Augſpurg nemmen wir vnſer Raiß nach Frey - burg / allwo vns ein jeder daſelbſt erzehlen wird / was ſich An. 1346. hat zugetragen. Vnweit diſer Statt war allda ein groſſe Menge deß jungen Volcks verſamblet / vnd weil das hel - le vnd haittere Wetter ihnen auch guͤnſtig geweſen / alſo haben ſie ein Tantz gehalten / vnd allen Vbermuth getriben / in weh - renden diſem Freudenſpil hat der Prieſter das AllerheiligiſteSacra -487deß neuen Teſtaments.Sacrament zu einem Krancken vorbey getragen / deme ſein Moͤſner / nach heiligem Gebrauch / mit einem Gloͤckel vorge - tretten / wie ſie nun mehrmal ermahnt worden / daß ſie ſollen auffhoͤren zu tantzen / hat eine auß ihnen ſich Gottloß hoͤren laſſen / daß ihres Vatters Schwein vil dergleichen Gloͤckl am Halß tragen / da ſie nun immer fort getantzt / hat ſich augen - blicklich vnd vrploͤtzlich ein Wolcken zerthailt / vnd ein ſolchen Waſſerguß herab geſchitt / daß hierdurch das gantze Thal / alle Haͤuſer / alle Menſchen / alles Vich jaͤmmerlich zu Grund gan - gen / auch hat man ſie todter nit mehr gefunden / auſſer etliche kleine Kinder in der Wiegen / ſo auff den Baͤumern gehenckt. Spon. In Annal. Ec. cles. n. 13.So glaubſt ja gaͤntzlich / daß vnder der Geſtalt deß vngeſeyer - ten Brods in den Haͤnden deß Prieſters ſeye der wahre Leben - dige GOtt ſambt ſeiner Menſchheit / der jenige / der da richten wird die Lebendige vnd die Todte / vnd wie gluͤckſeelig der jenige ſeye / der diſen verhilten GOtt in ſeinem Hertzen einloſirt mit reinem Gewiſſen; Dann hat Zachæus ſo vil vnd herꝛliche Gnaden darvon getragen / weil er nur einmahl diſen Heyland in ſeinem Hauß beherberget / was Hayl wird erſt einem begeg - nen / der oͤffter durch ein eyffrige Communion ſolches hoͤchſte Altar Geheimbnuß zu ſich nimbt.

Von Freyburg / laſt vns nacher Maintz raiſen / iſt zwar ein langer / jedoch ſehr luſtiger Weeg / in diſer ſchoͤnen / vnd ſehr groſſen Statt werden wir mit Verwunderung anhoͤ - ren / was ſie glaubwuͤrdig von einem Prieſter außgeben. Als einmahl in Thuͤringen ein Prieſter das hoͤchſte Guet zu einem Krancken getragen / vnd daſelbſt / nach vollbrachter Heiliger Speiſung / die Finger in einem Geſchir vol Waſſer abgewa - ſchen / mit dem Befelch / man ſolle nachmahls dem Krancken diß zu trincken geben / es iſt aber vnvermerckter geſchehen / daß dem Prieſter ein kleiner Particul in das Waſſer gefallen / wor - von alſobald das Waſſer ſich in Blut verkehret / der Particul aber in pures Fleiſch ſich verwandelt / welches der Ertz-Biſchoff von Maintz mit groſſer Solemnitet in ſein Reſidenz-Statteinge -488Judas einer auß den erſten Prieſterneingefuͤhrt / daſelbſt beſagtes hoͤchſte Guet auff den Altar ge - legt / vnd mit vilem Gebett den Allmaͤchtigen erſucht / daß di - ſes moͤchte wider / zu mehrerer Glaubens-Staͤrckung / in vori - ge Geſtalt verkehrt werden / ſo dann auch geſchehen / vnd zeigt man noch das Geſchirꝛ / worinnen diſes Wunder erſchinen. Nunmehr glaubſt du ja kraͤfftig vnd ſtarck / daß der PrieſterBaron. in Annal. Ec. An. 1192. den vnermeßlichen groſſen Gewalt habe / das Brod in das Fleiſch vnd Blut JEſu Chriſti zu verwandlen / vnd wie gluͤck - ſeelig der jenige ſeye / den der Prieſter zu diſer Tafel fuͤhret / bey welcher ſich der H. Franciſcus Aßiſias ſo wol befunden / daß er offtermahl mit bloſſen Fuͤſſen auff das Eyß vnd Schnee ge - tretten / damit er vor Hitz nit moͤchte verbrinnen / die er von di - ſem hoͤchſten Sacrament bekommen. Es hat dem H. Philip - po Nerio ſo wol geſchmeckt / daß er offt mit bloſſen Armen die kalte Marmorſteinerne Saulen vmbfangen / ſich zu kuͤhlen / weil er alſo von beſagter Speiß erhitzt worden. Es hat die H. Catharina Senenſis ein ſolche Erſoͤttigkeit bey diſer Tafel gefunden / daß ſie dreyſſig gantzer Tag nichts anders genoſſen / als diſes Him̃el-Brod. Es hat die ſeelige Idda ein ſolchen gu - ſto genoſſen an diſem Manna, daß / wann ſie nur die Tuͤchel deß Altars gewaſchen / vnd an diſes Engl-Brod gedenckt / ihr nit anderſt geweſt iſt / als brenne ſie im gantzen Leib. Es hat ſolche Goͤttliche Richt dem H. Dominico Patriarchen der Prediger alſo wol geſchmeckt / daß er zum oͤffteſten vnder weh - render H. Meeß verzuckt / in dem Lufft gehangen / gantz vnd gar verſenckt in diſe Goͤttliche Suͤſſigkeit.

Von Maintz auß wollen wir vns begeben nacher Coͤln am Rhein / daſelbſt werden wir hoͤren vnd ſehen / was ſich An - no 1331. begeben: Einer alda hat nit mit rechtem Glauben das hoͤchſte Guet genoſſen / dahero er ſolches wider muſte auß - werffen / welches dann alſobald in ein kleines Kind verwandlet worden / vnd ſihet man noch auff den heutigen Tag in der Kir - chen Corporis Chriſti daſelbſt das Griebel in der Erd / wel - ches der Fall diſes Goͤttlichen Kinds zur Ewigen Gedaͤcht -nuß489deß neuen Teſtaments.nuß gemacht hat / beſagtes Orth leuchtet mit vilen Wunder - zaichen. Auff ſolche Weiß wirſt du ja beweglich glauben /Marcant. in Candel. daß dir der Prieſter / vnder der Geſtalt deß Brods / als vnder einer weiſſen Wolcken darꝛeiche den jenigen Heyland / welcher fuͤr dich vnd mich am Stammen deß H. Creutzes gelitten vnd geſtorben. O vnergruͤndliche / vnermeßliche / vnſagliche / vn - beſchreibliche / vnerdenckliche / vnerhoͤrte / vnerſehene / vnbegreif - liche Lieb meines Jeſu! in dem er ſo gar vnder der Geſtalt deß Brods in dem Menſchen wohnen wil; gelt Teuffel du haſt dazumahlen ein lange Naſen bekommen / wie du den Heyland Jeſum auff die Zinnen deß Tempels gefuͤhrt / vnd ihme einge - rathen: mitte te deorſum, er ſoll ſich hinab ſtuͤrtzen auff dasCornel. à Lap. in Matth. c. 4. Orth / wo man diſe Schlachtopffer verꝛicht. Aber bey der je - tzigen Gnadenzeit / auff die kurtze heilige Wort eines Prieſters / laſt ſich JEſus Chriſtus gar von dem hohen Himmel herab auff den Altar in dem Heiligen Meß-Opffer ſo vilfaͤltig alle Tag / vnd Stund.

Von Coͤln nemmen wir vnſeren Weeg nacher Fran - ckenlandt / vnd rectè dem Marcktfleck Durn zu / Wuͤrtz - burgeriſcher Diœces, alda koͤnnen wir gar leicht erfahren jenes Wunder / welcher vor zwey hundert vnd achzig Jahren geſche - hen. Dazumahlen hat ein Prieſter ein gar kurtze Meß wollen leſen / vnd derentwegen die H. Ceremonien in aller Eyl / vnd ſchnelle gemacht / alſo zwar / daß er vnbehutſamber Weiß den conſecrirten Kelch vmbgeſchuͤtt auff das Corporal, woruͤber alſobald die Geſtalten deß Weins in pures Blut verkehrt wor - den / vnd zwar in Mitte deß Corporals ſahe man die Bildnuß deß gecreutzigten JEſu / in den 4. Ecken aber das Angeſicht mit der doͤrneren Cron / es hatte zwar der Prieſter / als der hieruͤberSerar. Mo - gunt. rer. lib. 5. apud Rayna. ſehr entriſt war / ſolche ſeine Vnbehuetſambkeit zu verhillen / beſagtes Corporal verborgen / doch auß zwangendem Gewiſ - ſen es noch vor ſeinem Todt entdeckt vnd offenbahrt.

Jetzo glaubſt du ja / daß dir der Prieſter in der guldinenPars II. Q q qMon -490Judas einer auß den erſten PrieſternMonſtrantzen den wahren Heyland der Welt zeige / ob es ſchon deinen Augen nit alſo vorkombt / vnd daſelbſt GOTT gleichſamb vnder der weiſſen Wand der Gſtalten deß Brods ſtehe. En ipſe ſtat poſt parietem noſtrum, reſpiciensCant. 2. 9. per feneſtras, proſpiciens per Cancellos.

Von diſem Orth dann / ſtoͤllen wir vnſer Raiß an nacher Bamberg / der Weeg wird vns nicht reuen / dann ja was denckwuͤrdiges alda vorbey gangen. Jn diſer Statt hat ein vermeſſner Boͤßwicht auß der Kirchen deß H. Martini das Ci - borium ſambt den H. Hoſtien entfrembdt / diſe aber auff einen Acker / auſſer der Statt / außgeſchuͤtt / als nun kurtz hernach et - liche Weiber vmb ſelbige Gegend das Graß abgeſchnitten / haben ſie mit hoͤchſter Verwunderung an demſelbigen Orth lautter kleine Kinder wargenommen / welche dergeſtalten ge - glantzt / daß einige Weiber hieruͤber gar erblindt / ſolches Wun - der haben gleichfahls die Geiſtliche / vnd andere Leuth geſehen / worvon ſie alſo erſchrocken / daß ſich keiner getraut hinzu zutret - ten / biß endtlich / nach allgemainem dreytaͤgigem Faſtag / der Biſchoff Wefingus mit geſambter Proceſſion dahin kom - men / die Allerheiligiſten Hoſtien in ihrer vorigen Geſtalt an - daͤchtig erhebt / auch zu deſſen ewiger Gedaͤchtnuß ein Frauen -Frid. For - ner. in Palm. fid. Cloſter daſelbſt vnder der Regl deß H. Dominici erbaut / dero Kirchen beym H. Grab genennt wird. Jetzo glaubſt du ja ohne ainigen Zweiffel / daß der Prieſter den groſſen Gewalt habe vnder die weiſſe Geſtalt deß Brods zu ſtoͤllen den jenigen wahren Heyland JEſum / welchen die vbergebenedeyte Jung - frau vnd Mutter GOttes Maria zu Bethlehemb in weiſſe Windlein eingefaͤſcht.

Ein Betrug war jener / vnd nit ohne Argliſt / mit wel - chem die Michol, deß Koͤnigs Sauls, als ihres Herꝛn Vatters außgeſchickte Trabandten / hat vberfortelt / dann diſe auß Koͤ -1. Reg. 19. niglichem Befelch ſolten den David gefangen nemmen / Michol aber laſt in aller Gehaimb den David zum Fenſter hinab / an ſtatt ſeiner aber legte ſie ein Bild ins Boͤth / beklaidete daſſelbemit491deß neuen Teſtaments.mit deß Davids Rock / vnd das Geſicht bedeckte ſie mit einem rauchen Kitzfehl; wie nun die Soldaten ankommen / hat ſie Frau Michol bald abgefertiget / mit dem Vorwandt / wie daß ihr Herꝛ der David kranck im Boͤth lige / maſſen ſie es ſelbſten ſehen / die guten Leuth glaubten warhafftig es ſeye vnder diſen Kleydern der David / vnderdeſſen aber war es nur ein hoͤltze - nes oder ſteinenes Bild. Weit anderſt iſt es mit dem heiligi - ſten Sacrament deß Altars / dann / was deſſen euſſerliche Be - kleidung oder Geſtalt antrifft / ſcheint es nichts anders zu ſeyn / als Wein vnd Brod / vnder deſſen aber iſt vnfehlbar darunder der wahre Leib JEſu Chriſti. Daß Adonis in ein Blum / daß Daphnis in ein Lorberbaum / daß Actæon in ein Hirſchen / daß Progne in ein Vogl / daß Dirce in ein Fiſch / daß Echo in ein Stimm / daß Hierias in ein Fluß ſeye veraͤndert worden / iſt ein pures Gedicht vnd Fabelwerck der Poëten, daß aber Wein vnd Brod / durch wenig Wort eines geweichten Prieſters / in das Fleiſch vnd Blut JEſu Chriſti verkehrt werde / iſt ein vn - widerlegliche Warheit.

Von Bamberg auß hetten wir noch vil Oerther zu beſu - chen in Teutſchland / als da ſeynd Sternbach / Roͤthlin - gen / Weddingen / Stein / Clar / Wienn / vnd vil an - dere / alwo wir allenthalben dergleichen Wunder wolten er - fahren / aber ich ſihe vnd mercke ſchon / daß du vnfehlbar glau - beſt / der Prieſter habe die groſſe Macht / in dem H. Meß-Opf - fer Wein vnd Brod in die wahre Gottheit vnd Menſchheit zu verwandlen. Man kan es vnderdeſſen glauben / daß ein Al - chimiſt ein Stuck Eiſen in ein Brocken Gold koͤnne veraͤnde - ren / aber was wird nit fuͤr ein Zeit hierzu erfordert? was Kollen blaſen iſt nit vonnoͤthen? was Arbeit koſt es / in dem er wil der Sonnen in das Handwerck greiffen / was Queckſilber / vnd geh weck Silber braucht es / was fuͤr Sachen / vnd Wahren gehoͤ - ren nit darzu? Aber ein Prieſter bey dem Altar mit wenig Worten verkehrt nit Eiſen in Gold / ſondern Wein vnd BrodQ q q 2in492Judas einer auß den erſten Prieſternin das koſtbariſte Fleiſch vnd Blut JEſu Chriſti / O venera - bilis Dignitas Manuum. Auß welchen allen gnug vnd ſattſamb abzunemmen iſt / in was Ehren die GOtt gewidmete Prieſterſchafft ſolle gehalten werden / maſſen zu ſolchem ſelbſt veranlaſſet der Geiſtliche Nam / vnd gewohnliche Titul Jhr Ehrwuͤrden. Aber wo ſteht ſolches geſchriben? Antwort / in den zehen Gebotten GOttes / laſt ſehen?

Das erſte Gebott / du ſolſt an einen GOtt glauben / den - ſelben muͤglichiſt verehren / ꝛc. Wann du dir laſt wahrſagen von einer alten Hydropolitaniſchen Fechhauben / oder wann du dich haͤrter machſt / durch die Paſſauer Zoͤttl / als da geweſt deß Samſons Duſacken / welcher ein Kuͤnbacken von einem Eſel geweſt / ſo iſt es ſchon wider diß Gebott.

Das anderte Gebott / du ſolſt den Namen GOttes nicht eytel nem̃en: Wann du die Fluch-Wort herauß wirffeſt / wie ein alte Hueſterin die Cathar-Splitter / oder wann du ſo ſpoͤt - lich von GOtt redeſt / wie Koͤnig Alphonſus in Spanien / welcher in diſe gottslaͤſterliche Wort außgebrochen: Wann er waͤr gegenwertig geweſen / wie GOtt im Anfang die Welt er - ſchaffen / ſo wolt er die Sach vil beſſer eingericht haben / ꝛc. ſo iſt es ſchon wider diß Gebott.

Das dritte Gebott / du ſolſt die Feyertaͤg heiligen: Wann du den Sonntag hindurch gut Pamphilianiſch biſt / oder dein Andacht haſt im Wirthshauß beym weiſſen Creutz / ſo dann iſt es ſchon wider diſes Gebott.

Das vierdte Gebott / du ſolſt Vatter vnd Mutter in Eh - ren haben: Wann du deiner vorgeſetzten Obrigkeit einen Bur - tzelbaum wuͤnſcheſt / wie im alten Teſtament der Heli gemacht ſo zuruck gefallen / vnd den Halß gebrochen / ſo iſt es ſchon wi - der diß Gebott.

Das fuͤnffte Gebott / du ſolt nit toͤdten: Wann du deinem Mit-Beambten den Todt wuͤnſchet / auff daß du moͤgſt an ſein Stoͤll kommen (ich ſage nit Stel kommen) vnd alſo geſchichtwie493deß neuen Teſtaments.wie in einem Schoͤpff-Brunn / alwo ein Amper hinab fallt / der andere an ſtatt ſeiner in die Hoͤche ſteigt / ſo iſt es ſchon wi - der diß Gebott.

Das ſechſte Gebott / du ſolſt nit Ehebrechen: Wann du die boͤſe Gelegenheiten nit meideſt / vnd glaubſt / du ſeyeſt ſiche - rer bey der Roſina, als Moyſes bey dem Dornbuſchen / vnd geſchehe dir weniger bey der Baberl / als den 3. Juͤngling in dem feyrigen Ofen zu Babel / ſo iſt es ſchon wider diß Gebott.

Das ſibende Gebott / du ſolſt nit ſtehlen: Wann ein be - ſtes Einkommen nit beſtehet in Wein / vnd Traidt / ſondern in Zwiflen / ſcilicet der Vnderthanen / vnd bey dir ein jeder Bauer Barthlme haiſt / ſo iſt es ſchon wider diß Gebott.

Das achte Gebott / du ſolſt nit falſche Zeugnuß geben: Wann du den Tiſchlern ins Handwerck greiffeſt / vnd deinen Nechſten da vnd dort verleimbſt / dann ob es ſchon im Calen - der ſteht / heunt iſt gut Har abſchneiden / ſo findt man doch nit / daß gut ſeye / die Ehr abſchneiden / ſo iſt dann ſchon wider diß Gebott.

Das neundte Gebott / du ſolt nit begehren deines Nech - ſten Weib: Wann du in dem Spital ligſt / mit den alten / aber nit kalten Richtern zu Babylon / vnd in frembden Kuch - len ſchmarotzen wilſt / ſo iſt es ſchon wider diß Gebott.

Das zehende Gebott / du ſolſt nit begehren deines Nech - ſten Hauß / oder Acker / ꝛc. Wann du den accipiter im Wap - pen fuͤhrſt / vnd alſo auff frembdem Waſen / thuſt graſen / ſo iſt es ſchon wider diß Gebott.

Wider welches Gebott iſt es dann / wann man die Gott geweichte Prieſter entunehret? nit wider das zehende / nit wi - der das neundte / nit wider das achte / nit wider das ſibende / nit wider das ſechſte / nit wider das fuͤnffte / nit wider das vierdte / nit wider das dritte / nit wider das anderte / wol aber wider das erſte / dann / indeme dir forderiſt gebotten wird / du ſolſt ain einen GOtt glauben / vnd denſelben verehren / ſo wird zugleich dir auch befolchen / dn ſolſt den Prieſter ehren / der da an ſtatt Got -Q q q 3tes494Judas einer auß den erſten Prieſterntes iſt. Verehrt man ſo ſtarck das Grab / in welchẽ der tode Leich - namb Chriſti 3. Tag gelegen / verehrt man zu Rom die Krippen / worinn der Neugeborne Heyland gelegen / verehrt man in der gantzen Welt das Creutz / worauff der Seeligmacher geſtorben iſt / wie vil mehr ſoll man verehren den Prieſter / welcher taͤglich mit JEſu Chriſto vmbgehet / denſelben anruͤhrt / denſelben ge - nieſt / denſelben auffopffert / denſelben auch anderen darreicht vnd ſpendirt. Es iſt ſo gar nit zuverwunderen / daß der H. vnd Seraphiſche Franciſcus geſagt hat / daß / wann ihm ein Hei - liger von Himmel / vnd ein Prieſter ſolten zu gleich begegnen / ſo wolt er anfangs dem Prieſter die Haͤnd kuſſen / vnd nach - mahls erſt dem Heiligen eine Reverenz machen. Es iſt ſich ſo gar nit zu verwunderen / daß die Seelige Maria Oegnia - cenſis ſo gar die Fußſtapffen der Prieſter kuſt / vnd verehret hat. Es iſt ſich gar nit zu verwunderen / daß zwey Engel dem H. Lauſanenſiſchen Biſchoff Bonifacio bey der H. Meß ge - dient haben / vnd zu der Wandlung ſeine ſchwache Armb bee -Bollan. tom. 3. derſeits in die Hoͤche gehebt / vnd ſanfft wider nider gelaſſen.

Daß ein Engl dem H. Eboracenuſiſchen Biſchoff Oſwal - do zum Altar gedient / vnd ihme wie ein Knab miniſtriret. Daß ein Engel dem Petro Morono, ſo nachmals Roͤmiſcher Pabſt / vnd Cæleſtinus genennt worden / das Meß-Gwandt / vnd gehoͤrige Paramenten gebracht hat: Daß ein Engel demWaltherus Wiring. cap. 43. de trip. Cæn. Bituricenſiſchen Biſchoff Aſtroſigilo zum Haͤnd waſchen das Waſſer hat auffgoſſen: es iſt alles diß ſo gar ſtarck nit zu ver - verwunderen / in deme GOtt ſelbſt die Prieſter in groſſen Eh - ren gehalten.

Jm alten Teſtament hat der Allmaͤchtige GOtt befolchen / daß man ein jeden / der da ſchoͤbig an der Haut worden / ſoll zum Prieſter fuͤhren / damit derſelbe hieruͤber ſein Vrthl vnd Mainung lege / ob es ein Außſatz ſeye oder nit / wann es ſich aber vngefehr zugetragen / daß der Prieſter ein Faͤhler began - gen / vnd vorgeben / es ſeye kein Außſatz / da es doch vnderdeſſen in aller Warheit einer geweſen / damit dann diſer ſein Creditbey495deß neuen Teſtaments.bey dem Volck nit verliehre / vnd etwann einer oder der andere gantz vnverſchambt rede / der Pfaff hat gelogen wie ein ande - rer / ꝛc. der Pfaff verſteht nichts / man ſoll ihm an ſtatt deß Ze - hen die Zaͤhn zeigen / ꝛc. alſo hat GOtt allemahl in derglei - chen Begebenheiten durch ein Augenſcheinlich Wunderwerck ſolchen Außſatz gereiniget / damit nur der Prieſter / ſo dazumahl vbel geurthlet / nit zu ſchanden werde / ſondern in vorigem Re -Thom. A - quin. P. 2. 102. Le - vit. 3. ſpect vnd Ehr verbleibe.

Der Heyland JEſus / als ein ſanfftmuͤthigiſtes Laͤmbl / hat ſich in ſeinem gantzen bittern / vnd faſt vnmenſchlichem Ley - den niemahlen beklagt / als dazumahl / wie er von dem frechen vnd Gottloſen Malcho ein harten Backenſtreich empfangen; Die zuſammen gerotte Juden vnd Hebreiſche Lottergeſint ha - ben ihn im Garten gfangen vnd hart gebunden / O ihr Schel - men habt eur Lebtag kein ſo Edl-ſchoͤnes Blumen-Buͤſchele bunden / als diſer Nazarenus, id eſt, floridus. Mein JE - ſus aber beklagt ſich hieruͤber nit. Sie haben ihn mit Gaißlen vnd Ruthen Tyranniſch zerfleiſcht / vnd zerſchlagen / O ihr Dieb habt euer Lebtag kein ſo edles Traidt außgedroſchen / als diſes / Frumentum Electorum. Mein JEſus aber beklagt ſich vber diſes alles nit. Sie haben ihm ein doͤrnere Cron in ſein heiligiſtes Haupt gedruckt. O ihr Moͤrder habt euer Lebtag kein ſo ſchoͤne Roſen an den Doͤrnern gefunden als diſe / mein Heyland aber beklagt ſich deſſenthalben nichts. Sie haben ihm ein harten Creutzbaum auff die Achslen geladen. O ihr Boͤßwicht habt euer Lebtag kein boͤſſers X. durch ein Schuldt - Brieff gemacht / als diſes / mein Erloͤſer aber beklagt ſich wegen ſolches nichts. Sie haben ihm ſeine Kleyder außgezogen / nackend vnd bloß vorgeſtellt. O ihr Henckersgſindt / habt euer Lebtag die Warheit alſo bloß nit bey euch gehabt / als dißmal: Ego ſum veritas, vnd mein guͤtigiſter GOtt vnd HErꝛ be - klagt ſich deſſen nit. Sie haben ihm die zarteſte Haͤnd durch - bohr / vnd alſo an den Creutzbaum genaglet. O ihr verruch - te Geſellen / ihr habt euer Lebtag das Gluͤck nit alſo an Naglgehenckt496Judas einer auß den erſten Prieſterngehenckt wie dißmahl. Vnd gleichwol mein Sanfftmuͤtigiſter JEſus beklagt ſich derenhalben nit / ja in ſein gantzem ſchmertz - hafften Leyden hat er ſich niemahlen beklagt / als allein dazu - malen / wie diſer Gwiſſenloſe Malchus ihm ein Backenſtreich verſetzt / dazumal hat JEſus ſich beklagt / vnd gefragt / War - umb ſchlagſt mich? Es iſt aber allhier zu wiſſen / daß der gedultigiſte JEſus nicht ſo hart empfunden den Backen - ſtreich / als die ihme angethane falſche Bezichtigung / zumahlen diſer verꝛuchte Raupp vnd Gaſſenſchlenckl dem allervnſchuldi - giſten JEſu vorgeworffen / als gebe er dem Hohenprieſter kein Reſpect, vnd thue deſſen Wuͤrde vnd hohen Standt nit ver - ehren / ſic reſpondes Pontifici? Derentwegen hat der HErꝛ gefragt / vnd zugleich auch begehrt / man ſoll es ihm be - weiſen / wie / vnd wann Er wider die Ehr / vnd Reſpect deß Hohenprieſters gehandlet habe; Daß man ihn ein Verfuͤhrer deß Volcks genennt / ein Teuffelskuͤnſtler gehaiſſen / ein Voll - ſauffer außgeſchrien / ein falſchen Propheten titulirt / ein Gotts - laͤſterer gehalten / ꝛc. das hat er alles gelitten. Aber das man ihn einen Verachter vnd einen Endtunehrer deß Prieſterthum ſoll halten / das wolt er nit leyden / maſſen er die gantze Zeit / da er auff Erden gewandlet / je vnd allemahl beſtens ſich befliſſen / die Prieſterſchafft zu verehren.

Es verwundert manchen / warumb doch die buͤſſende Maria Magdalena die Allabaſter-Bix / worinn die koſtbahre Salben / habe mit allem Fleiß gebrochen: fracto alabaſtro, es ware Magdalena dazumal wol ein ſchlechte Wirthin / man hett ja daſſelbe Geſchirꝛ nachmahls zu etwas anders koͤnnen ge - brauchen / fracto alabaſtro. Magdalena hat hierinfals gantz beſcheid vnd weißlich gehandlet / dann ſie gedacht / daß es ſich nicht wol ſchicke / daß man ein Sach / die zur Ehr vnd Dienſt GOttes gewidmet / ſoll anderwerts hin brauchen. Merckt es wol ihr GOtt gewidmete Prieſter / legt euer aigne Hochheit auff die Waag / betrachtet euer faſt Goͤttliche Wuͤrde / vndlaſt497deß neuen Teſtaments.laſt euch bey Herꝛſchafften / vnd Orthen / wo ihr euch auffhal - tet / nit zu anderen Sachen brauchen / als allein zu dem Dienſt GOttes. Pfui / wie vngereimbt ſtehet es / wann man euch zu allen Haußdienſten / vnd bald gar zu der Stuben außkoͤhren brauchet / in deme doch euer Stand auch die Wuͤrde vnd Hoch - heit der gekroͤnten Haͤupter vberſteigt / vnd vbergipffelt.

Allhier kan ich nit vmbgehen das jenige beyzutragen / was ſich Anno 1570. in Jtalien hat zugetragen / daſelbſt hat ein vornemme Adeliche Dama dem Herꝛn Pfarrer / als der die Seel-Sorg auff ihrer Herꝛſchafft gehabt / durch einen Laggey laſſen andeutten / daß er mit der H. Meß ſoll wartten biß ſie in die Kirchen komme / weil es aber ein lange / ein braite / ein groſſe / ein dicke / ein feine Zeit braucht / biß ſich die Weiber waſchen / butzen / zieren / krauſen / flechten / binden / mahlen / ſtreichen / ſchmucken / ꝛc. alſo iſt das gemeine Volck hieruͤber vngedultig worden / zumahlen es ſchon bereits vmb Mittagszeit ware / vnd etliche von weiten dahin kommen / vnd den Herꝛn Pfarrer ſo weit angetriben / daß er den gewohnlichen Gotts - dienſt gehalten: Wie nun hernach diſe Dama mit allem Pracht in die Kirchen gefahren / da haben ihr die Leuth ange - deut / wie daß ſie ſich weiter nit darff bemuͤhen / dann der Gotts - dienſt ſeye ſchon vorbey / vneracht diß hat ſie dahin geeilt / vnd alda mit vilen Schmachworten den guten Prieſter nicht allein ſchmaͤhlich tractirt, ſondern auch O Weiber Gifft / auch den Teuffel vbertrifft! ihme durch ein Gottloſe Hand einen har - ten Backenſtreich verſetzt / vnd alſo wider nach Hauß gekehrt. Aber Gottes Straff iſt keines Weegs außgebliben / dann weil diſe dazumahl groß Leibs ware / hat ſie etlich Zeit hernach ein Tochter geboren ohne rechte Hand / welche nachgehends erwach - ſen / auch mit einem vornemmen Edlmann verheyrath worden / jedoch alleweil ohne rechte Hand / hat recht geſehen / daß GOtt recht geſtrafft ihre Mutter / weilen ſie dem Prieſter ſo vnrechtJoan. Ni - zius Erith Exemp. 1. gethan.

Es fuͤhrt aber diſer vnd diſe Geiſtliche ein ſchlechten Wan -Pars II. R r rdel /498Judas einer auß den erſten Prieſterndel / er lebt / daß einem moͤcht grauſen / Presbyter, ſoll ſonſt ſo vil heiſſen / als præbens Iter, das iſt / ein Weegweiſer. Ja wol Weegweiſer. Sacerdos, heiſt ſo vil / als Sacra Dos, ein heilige Gab / ja wol heilig. Ein Geiſtlicher heiſt ſo vil / als ein purer Geiſt ohne Leib / ja wol ohne Leib. Diſen findt man oͤffter beym Bier / als beym Brevir, oͤffter beym Plempel / als beym Tempel / oͤffter beym Taͤntzl / als auff der Cantzl / oͤffter beyn Keglen / als beyn Reglen / er geht mehr auff das Schmer / als auff die Kinderlehr / er acht mehrer die Schaͤfferey / als die Sacriſtey, er find ſich oͤffter beym Muͤſſiggang / als beym Creutz - gang / er iſt lieber ein Boͤthbruder / als ein Bettbruder / er hat lieber die Heras, als die Horas, ihm ſeynd werther die Bro - cken / als die Glocken / man findt ihn oͤffter beym Labeten / als beym Domina labia, &c. Vnd ein ſolcher dunckt noch alle Tag eine ſeine Lefftzen in dem Blut deß wahren Lamb GOttes / ſein Weych außgenommen / er iſt nit ein Haller werth / vnd wie ſoll ich diſen Pfaffen verehren? Come? wie?

Das Wort Eſel / heiſt zuruck leſe / leſe mein Schmaͤ - ler was dem Eſel am Palmtag fuͤr ein Ehr widerfahren: wie vnſer liebſter Heyland / mit Maͤnniglichen Frolocken / nacher Jeruſalem eingeritten / da hat ihn das Voͤlck ſehr herꝛlich em - pfangen / vnder anderen haben die Hebreer ihre eigne Kleyder außgezegen / vnd auff die bloſſe Erd gebrait / damit der Eſel daruͤber gehe / diſe Ehr geſchahe nit dem Eſel / ſonder dem jeni - gen / ſo daruff geſeſſen / alſo ſoll man in allweg einen GOtt ge - weichten Prieſter verehren / nit weil er diſer vnd diſer Menſch iſt / vnd etwann wie ein Vich lebt / ſonder weil er faſt ein Goͤtt - liche Wuͤrde tragt. GOtt der Allmaͤchtige iſt dem Moyſi in einem Dornbuſch erſchinen / ein wunderliches Ding iſt diſes / daß er ihm nicht ein andern Baum oder Geſtraͤuß erwoͤhlt? warumb nit einen Zederbaum / iſt er doch der allerhoͤchſte / war - umb nicht ein Aichbaum? iſt er doch der ſtaͤrckeſte / warumb nicht ein Palmbaum? iſt er doch der allerſigreicheſte / warumb nicht ein Oelbaum? iſt er doch der allerbarmhertzigiſte / war -umb499deß neuen Teſtaments.umb gleich ein Dornbuſch? vnd mit dem Moyſi auß diſer Dornhecken / wo Attern vnd Schlangen ſich verſchlieffen / ein zimbliche Weil geredt? Hoͤr du mein Schmaͤhler / es iſt dir zu einer Vnderꝛicht geweſt / daß du ſolleſt auch mit aller Ehr - erbietſambkeit den Prieſter auff der Cantzel / vnd im Beichtſtul hoͤrn / vnd gedencken / wann er ſchon ein wilder Dornbuſch / voller Laſter vnd Vntugenden / daß gleichwol GOtt auß ihm rede. Was fragſt du darnach / ſo du von einer Hand ein Geld bekombſt / dieſelbe ſeye ſchoͤn / oder kroͤtzig / was achteſt du / wann dir ein Medicus, oder Artzt ein gute Medicin gibt / er ſey gleich krump oder einaygig / dem Samſon hat der Trunck haubtſach - lich geſchmeckt / ob ſchon ſolchen ihme ein Eſels Kinback geſpen - diret hat.

Der Elias iſt geſpeiſt worden von einem Raben / welcher ein nichtsnutziger / garſtiger / verſtollner / Galgenvogl / der fromme Mann hat gleichwol das Proviant mit Danck ange - nommen. Die Zimmerleuth / ſo bey der Arch Noe gearbeith haben / ſeynd ſchlim̃e Schelmer geweſt / wie ſie dann dazumahl nit anderſt gewachſen / der gute Patriarch hat dannoch dero Ar - beit fuͤr genemb gehalten. Der Samſon hat die Finger ge - ſchleckt nach dem Hoͤnigfladen / vnd es weiter nicht geacht / daß ſolches in dem Rachen eines todten Aaß / beneñtlich eines todten Loͤwens / gefunden worden. Alſo muſt du das H. Prieſter - thumb derentwegen nit verachten / vmb willen diſer oder jener ein ergerlichen Wandel fuͤhrt / ſondern gedenck / daß ſeine Lehr vnd heiligıſte Sacramenten / welche er dir / nach Chriſtlichem Gebrauch / mittheilet / gleichwol hoch vnd himmliſch zu ſchaͤtzen ſeynd. Saul iſt ein Blutguͤriger Tyrann geweſt / ein rachgiri - ger Koͤnig geweſt / ein geltgiriger Monarch geweſt / ein Ehrgi - riger Geſell geweſt / grauſamb / greulich / grob / greineriſch / grim - mig / graͤndig / grolleriſch geweſt / die Gerechte hat er beneydt / die Beneydte hat er verfolgt / die Verfolgte hat er vnderdruckt / die Vnderdruckte hat er auß dem Weeg geraumbt / er hat wi - der GOtt / wider GOttes Gebott / wider GOttes Gebieter /R r r 2wider500Judas einer auß den erſten Prieſternwider GOttes Lehr / wider GOttes Lehrer / wider das Geſatz / wider GOttes Geſetzgeber / wider GOttes Volck / wider GOt - tes Propheten gehandlet / vnd dannoch hat ihn der David all -S. P. Aug. l. 2. Cont. litt. Petil. 648. zeit verehrt / vnd venerirt, nit weil er ſchlim geweſen / ſondern weil er geſalbt geweſen / habebat ſanctitatem non vitæ, ſed unctionis.

Es iſt ſchon ein alte Geſchicht / daß die ſtoltze Jezabell von den Hunden gefreſſen worden / vmb weil ſie die Prieſter GOttes verfolgt. Es iſt ſchon vilmahl gehoͤrt worden / daß zwey vnd viertzig Knaben von den Beeren ſeynd zerriſſen wor -3. Reg. 8. den / weil ſie den Mann GOttes Eliſæum nur außgelacht vnd ein Kalkopff genennt haben. Das weiß ein jeder / daß die Jſraeliter von feurigen Schlangen ſeynd gebiſſen worden / inNum. 21. dem ſie wider GOtt / vnd ſeinen Prieſter Moyſen gemurꝛet haben. Das iſt bereits ſchon zimblich bekannt / das Henri - cus der Achte Koͤnig in Engelland gantz verzweiffelter geſtor - ben / weil er die Geiſtliche / vnd Prieſter GOttes verfolget / maſſen ſeine letzte / halb todte Wort / keine andere geweſen / alsRader. l. 3. diſe: O Monachi, Monachi, O Geiſtliche / Geiſtliche! Aber diß wirſt du etwann noch nit offt gehoͤrt haben / was ſich vor 10. Jahren vngefehr in einer vornemmen Statt zugetragen / allwo ein Perſon / nit gar geringes Stands / toͤdtlich erkranckt / es war aber diſe Perſon ein abgeſagter Feind aller Geiſtlichen / weil dann ſolcher vrploͤtzliche Zuſtandt den nahenden Todt vor - gekhuͤndt / alſo hat man gantz ſchleunig vmb einen Beichtvatter geſchickt / welcher dann vnverzuͤglich dahin geeylt / vnderdeſſen iſt der rechte Diener in die Apoteck geloffen / der Teuffel aber ſeine Gſtalt an ſich genommen / vnd die zwey gute Patres zu dem verſtandnen Orth gefuͤhrt / ſolches Orth war von dem Clo - ſter nit ein halbe Viertl Stund entlegen / vnd gleichwol ſeynd die Patres vmb 6. Vhr Nachmittag außgangen / vnd erſt vmb 11. Vhr in der Nacht daſelbſt angelangt / gantz vnwiſſend / daß ſie ſo vil Zeit angewendt: So bald ſie zu der Behauſung be - ſagter Porſon kommen ſeynd / iſt der Diener verſchwunden / dieZeit -501deß neuen Teſtaments.Zeitung aber ware / daß die Perſon vor einer Viertlſtund Tods verblichen / ob ſolches diſem Prieſter-Feind von GOtt ſeye zur ſonder Strafft verhengt worden / laß ich es dem verſtaͤndigen Leſer uͤber / vnd ermahne ihn / daß ein Prieſter vnd Geiſtlicher nit weniger privilegirt ſeye / als jenes Wild-Stuck deß Kay - ſers / auff deſſen Halß-Bald ſtunde: Cæſaris ſum, noli me tangere.

O Schelm Judas was thuſt? foͤrchteſt dann nicht / daß der Erdboden dich lebendig ver - ſchlicke? ſorgſt dann nit / daß dich Tauſendt Donner-Keul in den Abgrund erſchlagen? wie kanſt du ſo keck ſeyn / vnd diſe Goͤttliche Speiß genieſſen mit einem vnreinen Hertzen?

OAdams Kinder! O Chriſtliche Seel / vnd forderiſt ihr GOtt geweichte Prieſter! ich bitte euch vmb JE - ſu Chriſti willen / vmb ſeiner Fuͤnff Purpurfarben Wunden willen / vmb euer eigene Seelen Seeligkeit willen / trett doch nicht in die Fußſtapffen deß verruchten Judæ, gebt acht / daß euch diſe Goͤttliche Speiß / per anagramma oder Buchſtabenwechſel nit ein Toͤdtliche Speiß werde.

Es hat der Allmaͤchtige GOtt an dem Fahl deß Adams ein ſolches Mißfallen gehabt / daß er ſo gar derentwegen der Erd ein harten Verweiß vnd Filtz geben: Maledicta terra, vnd dieſelbe vermaledeyet / aber ich kan die Erd nit anderſt als loben vnd benedeyen / in Erwegung / daß dieſelbe ſo Cortes vnd hoͤfflich iſt geweſt bey dem Todt Chriſti / dann / ſo bald der Heyland JEſus mit groſſem Geſchrey ſeinen Geiſt auffgeben / hat die Erd gleich etliche Graͤber eroͤffnet / alſo daß die Hayden vñ Juden dazumal mit Augen geſehen / wie die von Marmel vndR r r 3alaba -502Judæ Keckheit / in Genieſſungalabaſter koſtbar geſchloſſne Graͤber von freyen Stucken / oh - ne einige Handanhebung ſich auffgeſchloſſen / vnd die todte Coͤr - per daſelbſt offentlich geſehen worden / dann es war die Erd ſo keck / daß ſie ſich vnderſtanden / weil ſie nunmehr durch das Blut JEſu geweicht worden / vnd dem todten Leichnamb Chri - ſti ein Grab offeriret / weil er kein eignes hatte / ja er ſoll ihm eins außſuchen auß etlichen nach ſeinem Wolgefallen / Mo -Luc. 23. numenta aperta ſunt. Vnd ſeynd diſe Begraͤbnuſſen vnd ſteinerne Krufften alſo offen gebliben von dem Freytag an / biß auff den Sonntag. Es wolt aber der gebenedeyte Heyland kein Grab auß diſen erwoͤhlen / weil es ihm nit wenig darob grauſt / in deme ſtinckende Coͤrper darinnen gelegen: ſondern er hat wollen gelegt werden in ein Nagelneues Grab / ſo da auß einem Felſen außgehauen / worinnen noch Niemand gele - gen / er iſt der ſchoͤnſte vnder den Menſchen-Kinderen / deſſent - wegen begehrt er auch ein ſchoͤnes Orth / er iſt das wahre Lamb GOTTes / derenthalben will er in keinen Sauſtall / er iſt der wahre Baum deß Lebens / deſſenthalben will er in dem Para - deyß ſtehen / er iſt die wahre Sonn der Gerechtigkeit / dar - umben will er in einem Himmel ſeyn / er iſt das wahre Manna oder Himmel-Brodt / dahero will er in einem verguldten Ka - ſten oder Archen deß Bunds ſeyn / er iſt das wahre koſtbahre Perl / ſo dann wil er in Gold eingefaſt ſeyn / ziehe vorhero die kothige Schuch auß Moyſes, wann du wilſt zu dem Dorn - Buſch hinzu tretten / worinnen GOTT verborgen / keye dich fort / ſchlagts den Schlengl die Stiegen hinab / weil er kein Hochzeitliches Kleyd an hat / wil er bey diſer Mahlzeit erſchei - nen / ſo ziehe er gleichwol ſauber auff / das Hauß wol ſauber außgekehrt / ehe man diſen weiſſen Groſchen darinnen findt / daß man die Erd mit Kleydern recht bedeck / auff das nichts kottiges geſehen werde / wann diſer JEſus einreithet / ſpeib vorhero die Schlang das Gifft auß / ehe vnd bevor ſie auß di - ſem Brunnen trinckt / ein Cherubin muß ſeyn / der diſes Feur wil koſten / in Summa rein / heilig vnd vnbemailigt muß ſeynder503diſer Goͤttlichen Speiß.der jenige / der diſe Goͤttliche Speiß will nemmen / ſonſt iſt mit ihme diſe Speiß ein Spieß.

Der verlohrne Sohn in dem Evangelio iſt wol ein lie - derlicher Vogl geweſt / wie er gehaiſſen hat / das waiß man nit: villeicht Damaſcenus, weil er bey den Damaſen ſich meiſtens eingefunden; woher er geweſt iſt / das iſt vnbekannt / villeicht auß Schottlandt / in dem er zimblich Schottenaueriſch gelebt hat / vivendo luxuriosè, was Stands er geweſt / iſt allbereit nit bewuſt / wol aber zuglauben / daß er ein Edlmann geweſt ſeye / weil er in die Laͤnder geraiſt / er war immerzu wie der Him - mel / das iſt / ſtern voll / er war ſtaͤts wie der vngeloͤſchte Kalch / den die Feichte erhitzen thut / er war alleweil wie ein abgebrockte Blum / die ohne Kriegl verwelcken will / ein nichtsnutziger Menſch iſt er geweſt / holla, das iſt gefaͤllt / er iſt vil nutz ge - weſt / aber nur den Wirthen / ein leichtfertiger Menſch iſt er geweſt / holla, das iſt nit recht geredt / er iſt ein ſchwaͤrer geweſt / aber nur ein Suͤnder / ein Verſchwender iſt er geweſt / holla, das trifft nit zu / er iſt gſparſam geweſt / aber nur in Tugenden: Nachdem diſes ſaubere Weltkınd maiſtens von Hunger ange - triben / wider nacher Hauß kom̃en / vnd dem lieben alten Vatter vnder die Augen / da war ſein erſtes abſehen / vmbſehen / wie er moͤcht etwas zueſſen ſehen / fame pereo, aber gmach du Lum - penkramer / ſolſt du mit einem ſo liderlichen Auffzug zu der Tafel gehen? ey nur das nit / gſchwind ſchafft der Herꝛ Vatter / daß man das beſte Kleyd herbey bringt / keits die Fetzen vnd das halb verfaulte Hembet auff den Miſt hinauß / Schueh vnd Strimpff her / alles neu / Hemmet vnd Taͤtzl her / alles ſauber / Rock vnd Klayd her / alles das beſte / vnd noch darzu ein gulde - nen Ring an den Finger: Wie nun der Edle Juncker alſo ſau - ber vnd gallandt auffgebutzt ware / da iſt ihme erſt erlaubt wor - den zu der Tafel / vnd zu diſem koͤſtlich angeſtoͤlten PanquetLuc. 15. zu gehen.

Aſſuerus mit ſeiner Mahlzeit kan ſich verbergen / Vitellius mit ſeınen Schlecker-Bißlen kan ſich verkriechen /Albi -504Judæ Keckheit / in GenieſſungAlbinus kan mit ſeinen Speiſen zu Hauß bleiben / Helioga - balus mit ſein Panquet kan ſtill ſchweigen / dann alle diſe vnd andere muͤſten weichen der koſtbahren Tafel / worauff geſetzt wird vnder der Geſtalt deß Brod vnd Weins / der wahre Leib JEſu Chriſti / aber nur nit zu diſer Tafel mit einem ſchaͤndtli - chen Auffzug / ihr Chriſtliche Goͤſt! nur nit mit einem boͤſen vnd vnreinen Gewiſſen / es muß der Menſch vorhero gleichſam gantz himmliſch ſeyn / dann auch das Manna bey den Iſraeli -Gen. 18. tern nur auff das Himmel-Thau gefallen iſt / es muß der Menſch vorhero gantz rein ſeyn / dann auch Abraham den Englen dieGen. 49. Fuͤß gewaſchen / ehe vnd bevor er ſie zur Tafel beruffen. Es muß der Menſch vorhero gantz ſauber ſeyn / dann ſich Aaron vnd ſei -Exod. 30. ne Soͤhn gewaſchen / ehe ſie zu dem Altar gangen. Elias be -3. Reg. 18. gehrt von der Wittib ein Brod / aber vorhero ein Waſſer / das iſt recht. Die Bruͤder deß Joſephs in Egypten ſetzen ſich zu der Tafel / aber waſchen ſich vorhero bey dem Brunn / das iſt recht. Petrus eylt zu Chriſto dem HErꝛn auff dem Gſtatt /Chryſol. c. 31. aber begibt ſich vorhero in das Meer / das iſt recht. Dann rein / ſauber / vnbefleckt / heilig / Engliſch vnd Himmliſch muß der ſeyn / ſo diſe Goͤttliche Speiß will genieſſen / ſonſt iſt ihm diſe Speis ein Spieß.

Nit weit von der groſſen Reichsſtatt Coͤllen iſt ein Orth / mit Namen Belle, woſelbſt einem Prieſter was wunderliches begegnet: Dann als diſer auff ein Zeit die H. Meß wolte le - ſen / vnd nach dem Evangelio bereits die Hoſtien auff das Cor - poral gelegt / ſo iſt ſolche von freyen Stucken hinweck geſprun - gen / der gute Prieſter glaubte / als ſeye diß vngefehr geſchehen / dahero die Hoſtien wider an das vorige Orth gelegt / ſo aber mehrmahlen / durch eigne Bewegung / noch weiter auff dem Al - tar geſprungen / vnd da er ſie das drittemahl auff das Corpo - ral gebracht / alsdann iſt ſie gar von dem Altar auff die Erd hinab geſchnaͤlt / worauff der Prieſter den Knaben / ſo dazu - mahlen zum Altar diente / anbefolchen / er ſolle beſagte Ho - ſtien auffbehalten / vnd ein andere herbey bringen / welche derPrie -505diſer Goͤttlichen Speiß.Prieſter nachmahls ohne einige Verhinderung gebraucht / vnd alſo das heilige Opffer vollbracht / gedachte widerſpenſtige Ho - ſtien aber / weil er geargwohnt / als muͤſte hierin ein Geheimb - nuß verborgen ſeyn / hat er nacher Coͤlln zu etlichen gelehrten Geiſtlichen getragen / vnd ihnen die ſeltzambe Begebenheit gantz vmbſtaͤndig erzehlt / welche dann ſich nit wenig vber dıß verwundert / die Vrſach aber deſſen nicht erfinden koͤnnen / biß endlich einer auß ihnen ſolche Hoſtien gegen dem Liecht ge - halten / vnd bald vermerckt / daß ein Mackel in ihr / vnd wie man ſie nachmahls erbrochen / hat man geſehen / daß auß Vn - achtſambkeit ein kleine Wantzen / oder ſtinckendes Kefferl dar - ein gebachen worden. Worauß alle gar leicht koͤnnten ab - nemmen / daß derentwegen durch ein Wunderwerck diſe Ho - ſtien drey vnderſchidliche mahl von dem Corporal hinweg geſprungen / weil GOTT als ein Brunn vnd Vrſprung aller Reinigkeit / nit wolte ſeyn / wo da ein ſtinckendes Kefferl oder Wuͤrmel iſt. Auß welchem ein leichte Schluß-Red zu machenCæfar. lib. 9. c. 65. iſt / daß GOtt vil weniger einkehren will bey einem Menſchen / wo nichts als Gſtanck vnd Vnflat der Suͤnden iſt: daß diſer Heyland der Welt / deſſen Kleydung auff dem Berg Thabor wie der Schnee war / nit logiren will an einem Orth / wo alles Koth vnd Laſter iſt: daß diſer allerſchoͤnſte Menſchen-Sohn nur ſitzen wolle bey dem klaren Brunn Samariæ, vnd nicht bey einer trieben Miſtlacken: daß diſe Schneeweiſſe Goͤttliche Muͤntz nur will gefunden werden in dem Maul deß Fiſchs / welchen Petrus auß dem Waſſer / vnd nicht auß dem Koth gezogen: dann diſer Allerheiligiſte Leib nur will eingewicklet werden in ein Schneeweiſſe vnd ſaubere Leinwath / die Joſeph von Arimathæa auff den Calvari Berg gebracht: ja diſer GOTT / vnd einige GOTT / vnd vnſer GOTT / vnd wah - rer GOTT / vnd ſchoͤnſter GOTT / gegen deme alle andere Schoͤnheiten ein Vngeſtalt / gegem dem die Sonn ein Finſter - nuß / gegen dem das Gold ein Bley: gegen dem der Schnee ein Khien-Rueß / diſer Allmaͤchtige Ewige GOTT will nitPars II. S s sanderſt506Judæ Keckheit / in Genieſſunganderſt ligen / als in einem ſaubern / vnd ſchoͤn glantzenden / vnd rein / vnd vnbefleckten Hertzen. Hat er doch auch diſes aller - hoͤchſte Abendmahl anfangs nit eingeſtoͤllt vnd celebrirt in ei - nem finſtern Winckel / ſchwartzen Rauchſtuben / oder ſchlechtenLuc. 22. Baurnhuͤtten / ſondern in einem groſſen / hohen / ſchoͤn gepfla - ſterten Saal / Cænaculum grande.

Noë wolt doch ſechſten / ob der groſſe Suͤndfluß noch die Waſſerſucht / oder die Schwindtſucht habe / zu dem Ende hat einen Raben außgelaſſen / damit er die aviſa vnd Nachricht bringe / wie die Sach beſtoͤllt ſeye: Der ſchwartze Dieb hat das haimbgehen vergeſſen / das ware das Deo gratias, vmb weil ihne der fromme Patriarch ſo lange Zeit gefuedert / vnd beym Leben erhalten: Vber diß ſchickt der Noë ein weiſſe Tau - ben auß / deß gaͤntzlichen Vertrauens / diſe werde es candidè berichten / wie es mit dem Suͤndfluß ein Beſchaffenheit habe / als aber dieſelbe nit fandt / wo ihr Fuß ruhen konnte / kamme ſie wider zuruck in die Archen; Mit Erlaubnuß Noë, daß ich ein Wort reden darff / hat der Rab / diſer Galgnvogl ein Orth gefunden / wo er hat ſtehen oder ſitzen koͤnnen / warumb nit auch die Tauben? allhier iſt die Antwort / daß vnder diſen zweyen ein groſſer Vnderſchid ſeye / der Rab / diſer garſtige Luederſack hat ſich auff die Aaß vnd todten Coͤrper geſetzt / ſo da ober dem Waſſer geſchwummen / aber die ſchneeweiſſe Tauben / weil ſon - ſten kein anders Orth war / hat ſich auff diſe ſtinckende MufftiGenes. 8. nit wollen ſetzen. Pfui! nur das nit / ſondern lieber wider in die Archen. Eben iſt alſo beſchaffen vnſer Heyland JEſus vnder der Geſtalt deß Brods in dem Allerheiligiſten Altar - Geheimbnuß / in diſem wuͤrdigiſten Sacrament; Er will nit ſeyn an einem wilden vnd vbelriechendem Orth / er will nit woh - nen in einem Menſchen / wo aller Wueſt vnd Vnflath der Suͤnden iſt / er will nit / er will nit. Das hat geſehen Kayſer Carolus, dann wie ſeine Soldaten alle zu diſem hoͤchſten Abend - mal gangen / ſo hat er wahrgenommen / daß in der heiligiſten Hoſtien ein kleines holdſeeliges Kind etlichen mit vilem Lieb /koſen507diſer Goͤttlichen Speiß.koſen vnd freundlichiſten Geberden ſich freywillig zu genieſſen / anerbotten / bey etlichen aber mit Haͤnd vnd Fuͤſſen Wider - ſtand gethan / vnd ſein heiligiſtes Angeſicht abgewendt: er will nit / er will nit. Jm Lucerner Thall hat einer auß Scham -Cranz. lib. 1. c. 9. hafftigkeit ein gewiſſe Todſuͤnd verſchwigen / vnd alſo mit vnrei - nem Gewiſſen das hoͤchſte Guet empfangen / er hat aber nit an - ders vermeint / als ſchlicke er ein groſſen ſchwaͤren Brocken Bley hinunder / der ihm auch hette das Hertz abgedruckt / wo - fern er ſich nit hette bekehrt / vnd ein vollkommne Beicht abge - legt. Er will nit / er will nit: dann in dem Cloſter S. Franciſci zu Caeta hat ſich allda ein Gottloſer Wucherer in S. AntoniEx lit. Soc Ieſu, in Provinc. Mediolan. Capellen laſſen begraben / worauff gleich die erſte Nacht zwey erſchroͤckliche Maͤnner dem Sacriſtan befolchen / er ſoll einen Kelch nemmen / wie auch einen Chorꝛock vnd Stola mit ſich in die Kirchen zu dem Grab deß beſagten Wucherers befuͤgen / allwo ſie augenblicklich den Coͤrper außgegraben / dem Pater anbefolchen den Kelch zu dem Maul zuhalten / vnd wie einer auß diſen vermaͤſckerten Teuffeln dem Coͤrper ein ſtarcken Stoß an das Gnaͤck geben / iſt die heiligiſte Hoſtien auß dem Maul in den Kelch geſprungen / den Leib aber diſe zwey hoͤlliſche Gei - ſter durch die Mauer hinweg gefuͤhrt / welches Loch noch auff heutigen Tag geſehen wird. Er will nit / er will nit: Dann zu Achia Picent hat eines frommen Kriegs-Officirs Weib /Gonzag. in Provinc Terr. Lab. Namen Caſſandra, ihr Leben mit ſchaͤndtlichem Ehebruch zu - gebracht / vnd zu Vermantlung ihrer Laſter oͤffters zur heiligen Communion getretten / allemal aber das hoͤchſte Guet mit dem Tuͤchl wider auß dem Mund gezogen / wie ſie nun toͤdtlich er - kranckt / auch ohne Bekanntnuß diſer Gottloſigkeit / das heili - giſte Altar-Geheimbnuß zu einer Weegzoͤhrung genommen / vnd alſo ihr verdambte Seel auffgeben / hat man ſie gar ehrlich in der Kirch S. Mariæ Maioris daſelbſt zur Erden beſtaͤttet / deß andern Tags aber ſie der Moͤſner wider mit halbem Leib auſſer deß Grabs gefunden / dahero ſelbige wider in die Gru - ben geworffen / vnd mit einem groſſen Stein zugedeckt / als nunS s s 2der508Judæ Keckheit / in Genieſſungder Moͤſner der Gloͤckner auch das drittemahl diß Spectacul erſehen / wurde er hieruͤber vngedultig / vnd gabe ihr mit dem Fueß ein zimblichen Stoß auff die Achſel / worvon alſobald die allerheiligiſte Hoſtien ihr auß dem Mund geſprungen / welche ein Prieſter mit hoͤchſter Ehrerbietſambkeit auffgehebt / der ver - damte Coͤrper aber / nach Verdienſten / auff das Feld vnd Schin -Bzov. in An. 1481. N. 20. Ecc. ann. derplatz geſchlept worden: Er will nit / er will nit wohnen bey einem vnſauberen Gewiſſen / in einem ſundigen Hertzen / in ei - nem Laſterhafften Menſchen / er will nit.

Der praͤchtige Einzug zu Jeruſalem beſtunde nit / wie bey den alten Roͤmern der Brauch war / in Loͤwen vnd Tiger-Thi - ren / ſondern in einem ſanfftmuͤtigen Eſel / nit in vornemmen vnd koſtbaren Tapecereyen / ſondern in der Auffbraittung der Juden Roͤck / nicht nach dem herꝛlichen Capitolium, ſondern nach dem Tempel Salomonis, nit mit vilen Cavaglieren vnd Adel / ſonder mit gemeinem Volck / vnd was das mehriſt war / wolt der Heyland JEſus in diſem Einzug beglait ſeyn mit He - breiſchen Knaben / hinder ſeiner / vor ſeiner / neben ſeiner / vmb ſeiner nichts als kleine Knaben / mit Palm-Zweigen in Haͤn - den / mit heller Stimm ſchreyendt: Benedictus, &c. Die Kinder ſeynd vnſchuldig / darumb werden ſie genennt Pueri, welches ſo vil als puri, vnd haiſt Bue ſo vil als pur, diſe / diſe muſten ihn begleitten; Mercks wol mein Chriſt / wann du wilſt / daß JEſus in Geſtalt deß Brods bey dir eintrette / ſo iſt vonnoͤthen / daß allenthalben vmb ihn herumb nichts als pu - ritas, die Reinigkeit ſeye / vnd die Vnſchuld / das Volck Iſrael ſoll das gewohnliche Oſter-Lamb eſſen / ja / aber es ſoll vorhero / durch den Fluß Jordan paſſiren / vnd ſich waſchen; Jhr Apo - ſtel ſolt mit JEſu das Oſter-Lamb eſſen / ja / aber an demſelben Orth / wo euch einer wird mit dem Waſſerkrug begegnen; dir iſt / O vnermeßliche Gnad! wann es muͤglich waͤr / ſo thetten auch deſſenthalben die Engel dich beneyden / dir iſt auß vber - ſchwaͤncklicher Lieb erlaubt / daß du ſelbſt vnd koͤnneſt das wahre Lamb Gottes / ſo hinweg nimbt die Suͤnd der Welt / genieſſen / aber waſche vorhero wol das Gewiſſen / reinige wol das Hertz /gedencke /509diſer Goͤttlichen Speiß.gedencke / was jener tapffere Soldat gethan. Zu Caphat - naum war ein Hauptmann / wol ein rechter Haupt-Mann / deſſen Knecht ſchwaͤrlich kranck gelegen / alſo / daß an ſeinem Auffkommen gaͤntzlich gezweiffelt wurde / was thut der liebe vnd fromme Kriegs-Officir? er gehet in eigner Perſon zu Chriſto dem HErꝛn / fallt ihm zu Fuſſen / vnd bitt gantz inſtaͤn - dig vmb die Geſundheit ſeines Knechts / der guͤtigiſte JEſus / wie er dann faſt auff ein jede Supplication, Fiat, geſchriben / gibt auch da kein andere Antwort / als ja / ja / ich will kommen. So bald ſolches der Hauptmann gehoͤrt / daß Chriſtus wolle zu ihm kommen / hat er alſobald hoͤfflich proteſtirt, mein HErꝛ ſprechend / das iſt nit vonnoͤthen / es iſt gar zuvil fuͤr mich / was wilſt du dich in eigner Perſon ſovil bemuͤhen / mein HErꝛ nur da gebliben / die Sach kan mit einem Wort gericht werden. Herꝛ Hauptmann / wie ſo ſeltzam? Herꝛ Officir ihr geht ſtarck irꝛ / warumb wolt ihr nit zulaſſen / daß Meſſias diſer verſprochene Heyland in euer Hauß komb? ey / das iſt die groͤſte Ehr / ꝛc. ich waiß / ich glaubs / ich ſpuͤrs / ich finds / ich halts / ich ſchaͤtz / ich ſichs / ich kens / daß die groͤſte Ehr meinem Hauß thett widerfa - ren / ſagt der Herꝛ Hauptmann / aber ihr meine Leuth wiſt nit / wie alles bey mir ſo ſaͤuiſch iſt / von der zeit / daß diſer mein Knecht erkranckt / vnd ſonſt der allerfleiſſigiſte iſt / ſtehet alles uͤber vnd uͤber / da ligt ein Stroſack / dort ſteht ein Pitſchen Bier / da ſtinckts von Toback / dort ligen etliche Blaͤtter von einer Trapulirkar - ten / da find man andern Vnflath dann es ſchon etliche Wochen nit außkehrt worden / vnd alſo ſchickt es ſich gar nicht / daß der HErꝛ JEſus ſoll in ein ſo vnauffgeraumtes Hauß kommen. Matth. 8.Der Soldat verdient alles Lob.

Es ſchickt ſich nit / daß der wahre Heyland der Welt vnder der Gſtalt deß Brods / O vermeſſener Menſch! durch ein Com - munion in dich eingehe / warin noch ligt aller Unflath der Suͤnd / es ſchickt ſich nit / daß du / O frecher Geſell / mit einem ſtinckenden Athem / ſolſt dem Koͤnig aller Koͤnigen in der heiligen Com - munion ein Bußl geben / es ſchickt ſich nicht / daß du / O gar - ſtiger Boͤßwicht! ſolſt mit deiner vnflaͤthigen Zungen dasS s s 3Blut510Judæ Keckheit / in GenieſſungBlut ſutzlen auß der offnen Wunden Chriſti in der H. Commu - nion / thuſt du aber diß / du vnwuͤrdiger Communicant, ſo gedenck / daß dir diſe Goͤttliche Speiß / ſeye ein Toͤdt - licher Spieß.

Diſes allerheiligiſte Sacrament iſt wie ein Roſen / auß welcher die Bienen das Hoͤnig ſaugen / die Kott-Kefer aber den Todt. Das Hoͤnig hat geſogen der H. Abbt Aleydes,Cæſar. lib. 9. c. 10. ſo offt diſer das hoͤchſte Guet empfangen / es iſt ihm nit anderſt vorkommen / als hette er ein groſſes Geſchirꝛ voll mit Hoͤnig außgeeſſen. Den Todt hat darvon bekommen jener / von de - me der H. Cyprianus ſchreibt / welcher vnwuͤrdiger Weiß di - ſes Goͤttliche Manna genoſſen / nachmahls aber nichts anders empfunden / als das Maul voller Aſchen / welches ein vnge - zweiffeltes Zeichen ware deß ewigen Feurs / ſo ihme nicht auß -apud Ba - ron. Ann. 154. gebliben.

Diſes hoͤchſte Altar-Gehaimbnuß iſt wie die Archen deß Bunds / welche in dem Hauß Obededom lauter Gluͤck vnd Seegen / bey den Philiſteern aber lauter Strick vnd Degen verurſachet. Gluͤck vnd Seegen hat hiervon empfangen der H. Sylvanus, ein Diſcipul deß H. Bernardi, welcher / ſo offt er communicirt, ein ſo glantzendes Geſicht darvon getragen wie die Sonn / vnd haben ſeine Kleyder außgeſehen / wie derIn Meno - log. 12. Cal. Mart. pure Schnee. Strick vnd Degen hat darvon getragen jener Gwiſſenloſe Prieſter / von welchem Bollandus meldet / weil er ein vnlauters Leben gefuͤhrt / alſo iſt ihme das Blut JEſu inIn Act. SS. Mart. To - mo. 3. dem Kelch in lauter zerlaſſnes Bech verwandelt worden.

Diſe Goͤttliche Speiß iſt wie das Blut deß Abels / dann ſolches ihme dem Abel / den Himmel eroͤffnet / wider den Cain aber Rach geſchrien; Alſo hat es auch den Himmel eroͤffnet dem frommen Kayſer Otto, weil ſolcher vor ſeinem Todt / we - gen deß all zu groſſen Magenweh / das hoͤchſte Guet nit koͤnte genieſſen / hat er wenigiſt begehrt / daß man ihme ſolches doch wolle vor das Beth tragen / damit er es noch einmahl kont ver -ehren /511diſer Goͤttlichen Speiſt.verehren / als man ihme ſolches nit gewaigert / ſihe Wunder! da hat ſich das Hertz Ottonis eroͤffnet / vnd von freyen Stucken dem Prieſter die H H. Hoſtien auß den Haͤnden geſprungen / vnd in diſes eroͤffnete inbruͤnſtige Hertz ſich verborgen. Es hat aber ſolches Engel-Brod Rach geſchrien / wider den Mag -Weber. It. Cæleſt. fol. 436. deburgiſchen Ertz-Biſchoff Udonem, welcher vnwuͤrdig das heiligſte Sacrament ein Tag vor ſeinem Todt zu empfangen / auß Befelch deß goͤttlichen Richters daßſelbe wider in einen Kelch muͤſte außwerffen / vnd nachmahls zur ewigen Straff verurtheilet worden.

Fulg. lib. 9. Exem. c. 12.

Es iſt diſes hoͤchſte Altar-Gehaimbnuß wie die Sonn / welche der Blum vnd allem Gewaͤchs ein Auffgang / dem Schnee aber ein Vndergang. Ein Auffgang iſt es geweſt der Seeligen Catharinæ Bononienſi, welche wegen vilen Ca - ſteyungen / vnd ſtettem Abbruch ſehr blaich vnd mager im An - geſicht geweſen / ſo offt ſie aber communicirt, hat ſie wie Milch vnd Blut ein Geſtalt gehabt / vnd nicht anderſt geſchinen / als waͤren ihr die ſchoͤnſte Roſen auff ihren holdſeeligen Wangen. Ein Vndergang aber iſt geweſt / dem jenigen / welcher mehrmalVading. in an. 1463. vnwuͤrdig zu diſer Goͤttlichen Tafel gangen.

Es ſchickt ſich dann gar nicht / ja es iſt moͤrderiſch / tyran - niſch / verꝛuecht / vermeſſen / verdamblich vor dem Himmel / vor der Erd / vor den Engeln / vor den Menſchen / wider die Ma - jeſtaͤt GOttes / wider die Liebe GOttes / wider die Ehr GOt - tes / wider die Gegenwart GOttes / zu lauter Schaden / zu lau - ter Verderben / zu lauter Vrthl / zu lauter Verdambnuß / weit aͤrger als der Hebreer ihr Neyd / Haß / Boßheit / Verfolgung / Schmach / Hohn / Schimpff / Qual / Peyn vnd Todt / ſo ſie Chriſto haben angethan / dann ſie wuſten nit / daß er GOttes Sohn waͤre / ſonſt hetten ſie ihn nit gecreutziget. Wann man diſes hoͤchſte Guet vnwuͤrdig genieſt: das haiſt nachgefolgt dem Gottloſen Juda Iſcarioth, das haiſt JEſum in den weiſ - ſen Kleydern verſpotten / wie geſchehen iſt zu Hoff Pilati vnd Herodis, das haiſt mit den Juͤdiſchen Scherganten das heili -giſte512Judæ Keckheit in Genieſſunggiſte Angeſicht JEſu verſpiben / das haiſt mit dem Gottloſen Malcho diſem Goͤttlichen Angeſicht ein harten Backenſtraich verſetzen / das haiſt den wahren Heyland JEſum nit durch den Bach Cedron, ſondern durch die Kottlacken ſchleppen / das haiſt den eingebornen Sohn GOttes auff ein neues widerumb creutzigen. Die Vnehr / welche der Koͤnig Ammon den2. Reg. 10. Davidiſchen Abgeſandten angethan / als er ſie ſo ſpoͤttlich hat laſſen entbloͤſſen / iſt nit ſo groß. Die Vnehr / welche die Mi - chol ihrem Koͤniglichen Gemahl angethan / als ſie ihn vom2. Reg. 6. Fenſter herab ſo hoͤniſch außgeſpoͤttelt / iſt nit ſo groß. Die Vn -ſud. 16. ehr / welche die Philiſteer dem gefangnen Samſon angethan / als ſie ihn wie ein Vich tractirten / iſt nit ſo groß. Die Vn -Daniel. 6. ehr / welche der Nabuchodonoſor dem Daniel erwiſen / als er ihn zu den Loͤwen in die wilde Gruben werffen laſſen / iſt nit ſo groß. Die Vnehr / welche der Pharao dem vnſchuldigen Jo - ſeph erwiſen / wie er ihn ſambt andern in den finſtern KerckerGenes. 40. werffen laſſen / iſt nit ſo groß / als die Unehr / welche der Menſch / diſer ſo ſchlechte Erdklotzen / dem Heyland vnd Seeligmacher JEſu Chriſto anthut / wann er die H. Communion genieſt.

O Eſſen vermeſſen! Foͤrcht ihr euch nicht / daß nit alſobald alle Geſchoͤpff in harniſch kommen / vnd ihrem Schoͤpf - fer die angethane Schmach rechnen? Gwiß iſt es / wofern es / die grundloſe Barmhertzigkeit GOTTes nicht verhuͤet - tet / daß ein ſolche / nach der vnwuͤrdigen Communion, alſo - bald die Engel ſelbſt in Tauſendt Stucken thetten zerꝛeiſſen. Foͤrcht ihr euch nicht / Gottloſe Prieſter / daß euch der gerechte Goͤttliche Grimmen nit augenblicklich vberfalle / wann ihr mit ſuͤndigen Haͤnden das allerheiligiſte Geheimbnuß alſo tracti - ret / habt ihr dann nie geleſen? ja gar offt; daß / wie GOttes Sohn gebohren / ihn die gebenedeyte Mutter vnd Jungfrau Maria / nach Tauſendt vnd Tauſendt Buſſel / in ein ſchlechte Krippen vnd Hey gelegt habe / reclinavit eum in præſepio. Warumb hat ſie nit dem liebſten Joſeph diſes Goͤttliche Kind auff ſeine Armb geben / es waͤre ja ein weit beſſers Orth geweſt /als513diſer Goͤttlichen Speiß.als das ſpitzige Hey? aber vernembt die Antwort von dem hei - ligen Joanne Chryſoſtomo de Nat. Dom. daß ſich Joſeph nit getrauet habe / diſes Goͤttliche Kind anzuruͤhren / er ſchaͤtzte ſich gar zu vnwuͤrdig: vnd ein Prieſter mit befleckten Haͤnden ſoll ſich alle Tag getrauen mit diſem vmbzugehen? Erweget wol / was im alten Teſtament dem Leviten Ozæ widerfahren / weil er nur die Archen deß Bunds auß keiner vblen Meinung ange -Paral. 13. ruͤhrt / hat ihn GOtt alſobald mit dem gaͤhen Todt geſtrafft. Deſſen Vrſach gibt Abulenſis, ſo ich allein in Latein herbey fiege: Erat immundus, & tetigit Arcam, nam traduntAbul. Q. 26. in Leut Hebræi, quod præcedenti nocte iſte Oza cognovit uxo - rem ſuam? was wird dann dem jenigen fuͤr ein Straff vnd Zich - tigung zu gewartten ſeyn / die in weit uͤblern Stand das Aller - hoͤchſte tractiren. Omninò audent Agni Immaculati ſa - cras contingere carnes, & intingere in ſanguine Salva -S. Bern. citat. ab Hug. Card 2. Reg. c. 6. toris carnes nefarias, quibus paulò antè (proh dolor) carnes meretricias attrectarunt. Foͤrchtet ihr euch nicht / daß einmahl das jenige begegne / was da widerfahren dem Ty - rannen / welcher die heilige Eudocia hat laſſen martern. Als ſolcher die heiligiſte Hoſtien / ſo auſſer der Schoß diſer Heiligin gefallen / ſchmaͤhlich tractirt, iſt alſobald das Feur auß diſem heiligiſten Himmel-Brod herauß gefahren / vnd hat den Gott - loſen Menſchen zu Staub vnd Aſchen verbrennt. Foͤrcht ihr euch nit / daß JEſus Chriſtus vnſer Heyland vnd Seeligma -Bolland. Tom. 1. Martii. cher euch einmahl den Sentenz der ewigen Verdambnuß vber euch ſchreiben werde / wie da geſchriben hat Pabſt Theodorus, welcher das heiligiſte Blut JEſu Chriſti auß dem Kelch in den Schreib-Zeig gegoſſen / vnd nachmahls die Excommu - nication wider den Pirrhum Patriarchen zu Conſtantino -Baron. Tom. 8. pel geſchriben. Foͤrcht ihr euch nit / daß euch einmahl das ge - ſchehe / was einem Prieſter in Teutſchland geſchehen / welcher eines gar ſuͤndhafften Wandels / vnd gleichwol alle Tag das H H. Meßopfer verꝛicht / deme aber auff ein Zeit die allerheiligſte Hoſtien / auß den Haͤnden verſchwunden / vnd wie er ein neuePars II. T t tcon -514Judæ Keckheit / in Genieſſung / ꝛc.conſecrirt, auch diſe / ſo gar die dritte ihme von vnſichtbahrenIn vita Pe - tri Clu - niacens. lib. 1. Haͤnden hinweg geriſſen worden / weil der gebenedeyte Hey - land nit mehr wolte in einer ſo befleckten Wohnung einkehrn. Foͤrcht ihr euch nit / daß diſes Manna, oder Himmel-Brodt alſo beſchaffen ſeye / wie das Schaubrodt im alten Teſtament / Panis Facierum, welches zwey Geſichter hatte / vnd von den Prieſtern vnd Leviten gebachen worden; Ein Figur vnd Vor - bildung deß allerheiligiſten Sacraments deß Altars / ſo eben - fahls zwey Geſichter / vnd zaigt das Geſicht der Barmhertzig - keit den jenigen / die es wuͤrdig genieſſen / das Geſicht aber deß Zorns vnd Grimmen den jenigen / ſo es vnwuͤrdig empfangen.

Erſchroͤckt euch dann nit / was / jenem Novitzen bey denen PP. Capucinern in der Neapolitaniſchen Provintz begegnet / als diſer vorhero ein vornehmer Edlmann ware / vil aber durch Vbermuth ermordt / endlich ſich bekehret / vnd bey beſagten frommen Ordens-Maͤnnern ein Novitius vnd Clericus wor - den / ſo hat ſich diß Wunder mit ihme ereignet / daß / wann er zu Altar gedient / alle Altar-Tuͤcher / ſo er beruͤhrt / ſeynd blutig worden / wordurch GOtt hat wollen andeutten / daß diſer nit wuͤrdig ſeye die H. Sachen deß Altars anzuruͤren / deſſen Haͤnd ſich vorhero mit ſo vil Menſchen blut bemailigt: hat nun GottBover. in An. Capu. An. 1572. einen ſolchen zu einem Prieſter nit wollen haben / deſſen Leben vorhin ſuͤnderhafft / wie weniger will er leyden einen bey dem Altar / der in wuͤrcklichem Vnflath lebt. Foͤrcht ihr euch nit / daß einmahl das jenige vber euch komme / welches da kommen iſt vber jene Donatiſten / welche das hoͤchſte Guet den Hun -Baron. an. 362. den vorgeworffen / ſo aber ihren Schoͤpffer erkennt / vnd beſagte Boͤßwicht zerꝛiſſen. O wehe euch / vnd allen den jeni - gen / ſo in deß verruchten Judæ Fußſtapf - fen tretten!

Judas515

Judas der ſchlimme Schelm / neben an - deren Vntugenden / achtet auch das heili - ge Gebett nit vil.

ALs der HErꝛ JEſus das Oſter-Lamb nach dem Ge - ſatz Moyſis mit ſeinen Apoſtlen genoſſen / auch diſe zwoͤlffe ins geſambt zu Prieſteren geweycht / vnd das Heiligiſte Altar-Geheimbnuß vnd wuͤrdigiſte Sacrament / be - nenntlich ſein wahres Fleiſch vnd Blut / vnder der Geſtalt deß Brods vnd Weins eingeſtellt / hat er ſich mit den ſeinigen zum Gebett vnd Lobgeſang / nach Gebrauch der Hebreer / begeben / maſſen diſe nach Einnemmung deß Oſter-Lambs ſich wider zur Tafel ſetzten / vnd ein gewiſſes Danck-Lied geſungen / auff die Weiß vnd Arth / wie dermahlen die Geiſtliche im Chor pflegen zu pſalliren / vnd ſolle diſes Geſang / ſo der liebſte Heyland mit den neuen Prieſtern andaͤchtigſt verbracht / beſtanden ſeyn / nach Außſag Pauli Burg, Baron. Francis. Tirini &c. Sylveir. tom. 5. fol. 159. in 6. Pſalm. deren Titul Alleluia, nemblich Laudate pueri Dominum: In exitu Iſrael: Dilexi quo - niam exaudiet: Credidi: Laudate Dominum omnes gentes: Confitemini Domino quoniam bonus. Vnd ſeynd diſe / der hundert vnd zwoͤlffte / 13. 14. 15. 16. vnd 17ze - hendt. Dann weil in diſen Pſalmen begriffen ſeynd die haͤuffige Gnaden vnd Gutthaten / ſo das Volck Jſrael von dem All - maͤchtigen GOtt empfangen / alſo pflegten auch die Hebreer / nach dem Oſter. Lamb ſolche zu ſingen / vnd auff gleiche Weiß / hat ſie auch Chorweiß geſungen mit den ſeinigen der HErꝛ JEſus / vnd dazumahl iſt er / weil es Feſtum primæ Claßis war / Hebdomadarius geweſt / vnd zu allererſt den PſalmumT t t 2into -516Judas der ſchlimme Schelm /intonirt. Zur ſelben Zeit iſt Judas der Schelmb auß dem Chor gebliben / dann ſo bald er das hoͤchſte Guet mit verdam - tem Gwiſſen empfangen / vnd vnwuͤrdig communicirt, hat er ſich alſobald auß dem Staub gemacht / exivit continuo &c. vnd alſo bey dem Gebett vnd Deo gratias nit gebliben / ja es iſt gar vermuthlich / daß er ein zimbliche Zeit vorhero ſich mehr - malen von dem Gebett / ſo der HErꝛ JEſus mit ſeinen Nach - folgeren angeſtoͤlt / habe abgeſchraufft / mit dem Vorwandt / als muͤſſe er in Procurators-Geſchaͤfften / diſes vnd jenes / zu Vnderhaltung deß Apoſtoliſchen Collegii beyſchaffen / iſt ihme alſo die Verſaumbung deß Gebetts nit wenig befoͤrderlich ge - weſt zu ſeinem Vndergang / in Erwegung deſſen / ſag ich zu allen

Oremus, Laſt vns Betten.

Oremus, laſt vns betten / dann das Gebett iſt ein gulde - ner Schluͤſſel / mit welchem wir den Schatz-Kaſten GOttes eroͤffnen / das Gebett iſt ein Band / mit dem wir dem Allmaͤch - tigen koͤnnen die Haͤnd binden / daß er vns nit kan ſtraffen / das Gebett iſt ein guldener Amper / mit welchem wir auß dem Bronnen der Goͤttlichen Guͤete alle Gaben vnd Gnaden koͤn - nen ſchoͤpffen / das Gebett iſt ein Poſaunen-Schall Gedeonis, mit dem wir die ſtarcke Ringmauren / oder beſſer geredt / die Suͤndmauren vnſerer Beguͤrden vmbwerffen / das Gebett iſt ein Ruethen Moyſis, mit der wir den wahren Felſen JEſum erweichen / das Gebett iſt ein Laitter Jacob, auff welcher wir koͤnnen in den Himmel hinauff ſteigen / vnd daſelbſt vnſer Klag dem hoͤchſten GOtt anbringen; ja das Gebett iſt allmaͤchtig / weil es alles vermag bey GOtt.

Wie GOTT der Allmaͤchtige der Welt den Kopff ſo hart gewaſchen mit dem allgemeinen Suͤndfluß; Zwar auff ſolchen Kopff gehoͤrt kein andere Laugen; vnd dazumahlen in der Archen Noë das Menſchliche Geſchlecht / ſo nur in 8. Per -ſohnen517achtet auch das H. Gebett nit.ſohnen beſtanden / erhalten worden / hat er vns in diſer ſchwim - menden Schul ſehr vil Lehr geben. Erſtlich waren in diſer Ar - chen drey Gaden oder Stoͤck / vnd in dem allervnderſten mu - ſten die Ochſen vnd Eſel / auß Goͤttlicher Anordnung / ſeyn / worauß zu lehrnen / daß man Ochſen - vnd Eſels-Koͤpff nicht ſolle hinauff promoviren. Jtem ſo iſt die Archen auff dem Waſſer vnd Wellen allzeit empor geſchwummen / vnd je mehr die Wellen zugenommen vnd gewachſen / je hoͤcher iſt die Ar - chen geſtigen / auß welchem abzunemmen / daß die Truͤbfahlen machen / daß ſich die Leuth gen Himmel erheben / vnd bey Gott dem Allmaͤchtigen ihr Zuflucht ſuchen. Jtem iſt diſe Archen erſt in hundert Jahren verfertiget worden / wie es faſt alle heili - ge Lehrer bezeigen / erſt in hundert Jahr? So ſeynd dann alle Zimmerleith dazumahl auch ſchon ſo faul geweſt / wie anjetzo? diſes Schiff hette man gar wol in Jahr vnd Tag koͤnnen ver - fertigen / aber gleichwol iſt hundert Jahr daran gearbeitet wor - den / dann die Arbeit iſt ihnen wunderbarlicher Weiß vnder denen Haͤnden verſchwunden / dann es wolte der Allmaͤchtige GOtt / daß Noë ein ſo lange Zeit ſolle daran arbeiten / damit ſich etwann vnder der Zeit die Leuth moͤchten bekehren / ſo barm - hertzig / guthertzig / vnd mildhertzig iſt GOtt. Eins iſt zwar vor allem wol zu erwegen / daß GOtt in gedachter Archen nur ein Fenſter / vnd diſes gantz oben her / wordurch Noë nur den Himmel konnte anſchauen / habe zugelaſſen / ja / was ſich noch mehrer zu verwunderen! So hatt GOtt diſes Schiff / ver - muthlich durch die Engel / mit Bech laſſen einwendig vnd auß - wendig vberziehen / damit nicht die geringſte Klufften offen ſtunde / bituminavit circa eam Dominus ita, ut juſtus vi -P. Como. P. 2. Dom. 12. poſt Pentecoſt. dere non poſſet generalem omnium interitum, ne com - paſſione commotus, Deum pro ſuis oraret, & ſic Dei po - tentiam preces impedirent.

Darumb hat GOtt alſo genau beſagte Archen laſſen ver - bicken / damit oben her auff der ſeithen der Noë nit moͤcht durch ein Kluͤfftl hinauß ſchauen; dann GOtt hat geſorgt / ſo fernT t t 3diſer518Judas der ſchlimme Schelm /diſer fromme Patriarch hinauß guckt / vnd den allgemeinen Vndergang ſihet / ſo dann wird er mich bitten / vnd folgſamb mein Allmacht binden / daß ich weiter nit mehr ſtraffen kan / ſo maͤchtig iſt das Gebett / daß ſich auch die Allmacht Gottes dar - vor gleichſamb foͤrcht.

Zwey vnd zwaintzigmahl wird GOtt in der H. Schrifft ein Herꝛſcher genennt. Achthundert vier vnd ſibentzigmahl wird GOtt in der H. Bibel ein HErꝛ genennt / ſechs vnd ſiben - tzigmahl wird GOtt in der H. Schrifft / allmaͤchtig genennt / drey vnd zwaintzigmahl wird GOtt in der H. Bibel der aller - ſtaͤrckiſte genennt / aber O Wunder! Das Gebett vberwindtTheodor. in Hiſt. Re - ligi. mehrmahl diſen allerſtaͤrckiſten / vbergwaͤltiget diſen allmaͤchti - gen / herſcht vber diſen HErꝛn vnd Herſcher; Omnipotens eſt Oratio, cum ſit una, omnia poteſt: Zu Sodoma hat das geringe Gewicht mehrer golten / als das ſchwaͤre / dann der gerechte GOtt gaͤntzlich die ſchwaͤre Suͤnder daſelbſt zu ver -Gen. 19. tilgen / bey ſich entſchloſſen hatte / den Loth aber / weil er ge - recht vnd gewiſſenhafft / wolte er ſambt Weib vnd Toͤchter von ſolcher Straff befreyen. Dahero zween Engel dahin geſandt / welche diſe bey den Haͤnden hinauß gefuͤhrt; Es ware aber ein ernſtlicher Befelch / daß niemand / vnder groſſer Straff / ſolle vmbſchauen / weil aber Curioſitas, g. fæminini, alſo hat ſich deß guten vnd frommen Manns ſein Weib nit enthalten koͤn - nen / ſondern alſobald / wie das erſchroͤckliche Donnern vnd kra - chen / fallen vnd knallen / raſſeln vnd praſſeln hinder ihr gehoͤrt / vmbgeſchaut / woruͤber ſie alſobald in ein Saltz-Saul verkehrt worden / vnd wie der gute Loth vermeint hat / er habe ein So - domiterin zu einem Weib / ſo hatte er ein Saltzburgerin / war - umb aber? O gerechter GOtt zuͤchtigeſt du ſolche mit einer ſo ſeltzamben Straff? Warumb haſt ſie nicht etwann ſtockblindt laſſen werden? Dann auff das vbel ſehen / hat ſich gar wol gereimbt ein ſolches nit mehr ſehen; Nein / Nein / ſagt GOtt / es muß diſe Straff ſeyn vnd kein andere / es muß dasoffne519achtet auch das H. Gebett nit.offne Maul in ein Saltzbuͤchſel verkehrt werden / dann GOtt hat bereits wargenommen / daß diſe gute Frau ſchon das Maul auffgethan / vnd alſo hat er geſorgt / ſie moͤchte bitten fuͤr die Statt / vnd folgſamb konte ſein Goͤttliche Gerechtigkeit ihren Lauff nit haben / dahero augenblicklich ſie in ein Saltzſaul ver - wandlet morden / bekennt es demnach GOTT ſelbſt / daß das Gebett ſo maͤchtig ſeye / vnd koͤnne ſo gar ſein Goͤttliche All - macht vberwinden.

Von dem H. Schottlaͤndiſchen Prieſter Columba wirdStengel. tom. 1. c. 26. n. 10. ein wunderliche Geſchicht erzehlt: Bey diſem hat ein armer Tropff in ſeiner groſſen Noth die Zuflucht genommen / welcher ſich mit vilen beweglichen Worten beklagte / wie daß er in ein ſolche euſſerſte Armuth gerathen / daß ihme vnmuͤglich ſeye / fuͤ - rohin ſein Weib vnd Kinder zu erhalten: welches alles den H. Mann zu groſſem Mittleyden bewogen / dahero alſobald dem armen Schlucker befohlen / er ſoll fein gſchwind vnd hur - tig auß dem nechſten Wald ein gueten / ſtarcken / dicken vnd zaͤ - chen Brigl herbey bringen / welchem Befelch der gute Tropff ſchleunig nachkommen / vnd gedachte doch beynebens / es werde ja diſer Kirchtag nit fuͤr ſeinen Bugel gehoͤren / ſo bald er ſol - chen Stecken herbey getragen / hat ihn der H. Prieſter mit dem Meſſer zugeſpitzt / nachmahls dem hungerigen Tropffen / mit dıſem Befelch / eingehaͤndiget / gehe hin / ſagte er / diſer Stecken ſoll dir ſeyn ein Angel / ein Noͤtz / ein Gabel / wormit du allerley Nahrungsmittl fangen wirſt / auch ſoll diſer weder dir noch den deinigen Schaden koͤnnen; Wer war muthiger vnd froher als diſer Tropff / welcher in aller Eil nach ſeiner armen Huͤtten geloffen / vnd dem Weib diſen hiltzenen Willkhomb gezaigt / hierauff denſelben in dem nechſt entlegen Wald in die Erd ge - ſteckt / fruhe Morgens gleich an dem Spieß ein Hirſchen gefun - den / ein andersmahl ein Haſen / bald ein Wildſchwein / jetzt ein Rechbock / daß alſo ſein Kuchel ſtattlich verſehen war / auch Weib vnd Kinder faſt nie ohne ſchmutziges Maul geweſen / ja ſo gar konte er den Vberfluß vmb Gelt verſilbern. Weil aberoͤffters520Judas der ſchlimme Schelmb /oͤffters zu geſchehen pflegt / daß die vnbehutſambe Adamskinder das Gluͤck offt ſelbſt die Stigen hinunder ſchlagt / alſo iſt es auch hier nit anderſt ergangen; dann das Weib / vermuthlich durch den boͤſen Feind / dahin veranlaſt / machte dem Mann vnnoͤthige Sorgen / mein Kind / ſagte ſie / die Sach wird in die Laͤnge nit gut thun / vnd haben wir mit der Weil den groͤſten Schaden zu foͤrchten / dann dir ſelbſt wol bewuſt iſt / wie hart vnd ſcharpff bey vns die Todtſchlag geſtrafft werden / vnd wie bald kan es geſchehen / daß bey Naͤchtlicher Weil ein Menſch ſich an diſem Wunderholtz ſpiſſen thut / vnd wem wurde ſolches Vbel zuge - meſſen / als eben vns? Ja wann das Ding wird vnder denen Leuthen lautbar werden / was gilt es? ſie halten dich fuͤr einen Zauberer / vnd mich fuͤr ein Her? Du biſt halt ein ſeltzambe Doctorin, ſagte der Mann / vnd redſt wie ein Weib / du ſolſt wiſſen / daß / wie mir der heilige Prieſter den geweichten Spieß geben / hat er mich anbey verſichert / daß kein einiger Schaden zu beſorgen ſeye. Es hette ſolches ſchon ſollen dem Weib die Zung arreſtiren / aber ſie thet immer vnd immer von dem Spieß reden / ſo gar foͤrchten ihnen die Weiber vor dem geweichten Brigl / biß endlich der gute Mann / wegen deß ſtaͤthen Pentzen vnd Weheklagen / dahin bewogen / daß er den Spieß von dem Wald abgeholt / nach Hauß getragen / vnd in einen finſteren Winckel gelainth / ſihe aber / deß andern Tags iſt ſchon der Haußhund daran geſteckt; das gab dem Weib noch mehrern Anlaß zu ſchreien / vnd klagen vnd ſchmaͤhlen / dahero der gute Mann den Spieß in ein groſſen Teicht oder Weiher geſteckt / damit ſolcher Geſtalten weder Menſch noch Vich daran kom - me / aber auch deß andern Tags war ein ſolcher groſſer vnd zap - pelter Fiſch daran / daß ihn kaum der Mann kunte nach Hauß tragen / vber diſes legte er den geſpitzten Brigl gar auff das Tach / vnd glaubte alldort ſeye das ſicherſte Orth / wohin weder Menſch noch Vich ſteigen werde / es iſt aber ein kleine Zeit an - geſtanden / da hangte ein groſſer Vogel am Spieß / letztlichen durch vnauffhoͤrliches klagen vnd mahnen deß Weibs hat erden -521achtet auch das H. Gebett nit.denſelben geweyhten Gluͤck-Spieß zerſpalten / vnd in das Feur geworffen / er aber ſambt den Seinigen wider an vorigen Bettl -S. Amand. l. 2. c. 24. ſtab kommen / vnd alſo erfahren / daß die Eva den Adam, ihn aber ſein Weib / wegen deß Holtz betrogen.

Diſen wunderſeltzamen Spiß kan in allweg mit allem Fug das H. Gebett verglichen werden / als welches auch ein Gabl / ein Angl / ein Netz / ein Maͤſchen / ein Strick iſt / wor - mit man alles kan fangen; das hat man ſattſamb erfahren im alten vnd neuen Teſtament / im alten Teſtament der Abra - ham, im neuen Teſtament der Abban, der erſte hat durch das Gebett im groͤſten Alter ein Sohn erhalten / der anderte hat durch das Gebett das Waſſer alſo feſt gemacht / daß er mitColgan. in vit. trucknen Fuͤſſen daruͤber gangen. Jm alten Teſtament der Moyſes, im neuen Teſtament die Muſa, der erſte hat durch das Gebett die Ameleciter uͤberwunden / die andere hat durch das Gebett die ſeeligſte Mutter GOttes / vor ihrem Todt zuS. Greg. Pialog. l. 4. c. 14. ſich gezogen. Jm alten Teſtament der Loth, im neuen Teſta - ment Kayſer Lotharius, der erſte hat durch das Gebett die Statt Segor erhalten / der andere hat durch das Gebett Vi -Beierl. lit. V. ctori erhalten: Jm alten Teſtament der David, im neuͤen Te - ſtament der Davinus, der erſte hat durch das Gebett den SiegCæſar Franziat. de SS. Luc. wider den Goliath bekommen / der andere hat durch das Ge - bett vil toͤdtliche Kranckheiten curirt. Jm alten Teſtament der Elias, im neuen Teſtament der Eligius, der erſte hat durch das Gebett den Himmel geſchloſſen / vnd eroͤffnet / der andereIn vit. E - piſcop. Novicom. hat durch das Gebett die Teuffel außgetriben. Jm alten Te - ſtament der Salomon, im neuen Teſtament der Salaon, der erſte hat durch das Gebett die Weißheit gefunden / der ander - te hat durch das Gebett verdient / daß ihme ein Lilien auß demMoloan. in nat. belg. 30. Nov. Grab gewachſen / mit der Uberſchrifft / Ave Maria. Jm al - ten Teſtament der Joſue, im neuen Teſtament der Joſcius, der erſte hat durch das Gebett die Feind uͤberwunden / der an - derte hat durch das Gebett die Beſtaͤndigkeit in der MarterSurius in vit. erhalten. Jm alten Teſtament Jonas, im neuen TeſtamentPars II. U u uJo -522Judas der ſchlimme Schelm /Jonius, der erſte hat durch das Gebett ſich auß dem ſchwim -Vinc. in ſpec. hiſt. l. 10. c. 23. menden Kercker erloͤſt / der andere hat durch das Gebett die Marter-Cron erhalten. Jm alten Teſtament die Macha - bæi, im neuen Teſtament der Machutes, die erſten haben durch das Gebett ſiegreiche Waffen gefuͤhrt / der andere hatIn vit. PP. Occident. lib. 1. durch das Gebett die Woͤlff vnd wilde Thier zahm gemacht. Jm alten Teſtament die Judith, im neuen Teſtament Judo - cus, die erſte hat mit dem Gebett den Holofernem uͤberwun -Marul. l. 4. c. 5. den / der andere hat durch das Gebett verdient / daß ihme ein Tauben die Speiß gebracht hat. Jm alten Teſtament Suſan - na, im neuen Teſtament Suſo, die erſte hat ſich durch das Ge -In vit. bett von falſchen Anklaͤgern frey gemacht / der andere hat durch das Gebett vil Suͤnder bekehrt. Jm alten Teſtament Anna, im neuen Teſtament Anno, die erſte hat durch das Gebett ein Sohn / benanntlich den Samuel erhalten / der andere hat inSurius in Decem. in vit. dem Coͤllniſchen Gebiet durch das Gebett ein fruchtbaren Re - gen zu wegen gebracht. Jm alten Teſtament Ananias, im neuen Teſtament Aninas, der erſte hat in dem Ofen Babylon,Rader. in Virid. durch das Gebett dem Feur die Zaͤhn anßgebrochen / der ande - re hat durch das Gebett ein friſchen Brunnen erweckt. Mit einem Wort / das Gebett iſt maͤchtig vnd allmaͤchtig: Das hat erfahren vnder den Paͤbſten der Leo, vnder den Biſchoͤf - fen Leontius, vnder den Prieſtern der Leodatus, vnder den Moͤnchen der Leonardus, vnder den Martyrern der Leode - garius, vnder den Cloſter-Frauen die Leonora, vnder den Jungfrauen die Leocadia: Das Gebett iſt maͤchtig vnd all - maͤchtig / das hat erfahren Henricus ein Kayſer ein Heiliger / Wenceslaus ein Koͤnig ein Heiliger / Hermenegildus ein Hertzog ein Heiliger / Ethlvoldus ein Fuͤrſt ein Heiliger / Leo - poldus ein Marggraff ein Heiliger / Elzearius ein Graff ein Heiliger / Rochus ein Freyherꝛ ein Heiliger / Elphigius ein Edl - mann ein Heiliger / Ansbertus ein Burger ein Heiliger / Iſi - dorus ein Baur ein Heiliger / Servulus ein Bettler ein Hei - liger. Das Gebett iſt maͤchtig vnd allmaͤchtig / das hat erfah -ren523achtet auch das H. Gebett nit.ren der Abraham auff dem Berg / das hat erfahren der Iſaac auff der Ebne / das hat erfahren der Jacob auff dem Feld / das hat erfahren der Jeremias in dem Kercker / das hat erfah - ren der Daniel in der Loͤwen-Gruben / das hat erfahren die Eſther in dem Pallaſt / das hat erfahren der Jephte in der Schlacht / das hat erfahren die Sara zu Hauß / das hat erfah - ren der Tobias auff der Reiß / das hat erfahren der blinde Bettler auff der Straſſen / das hat erfahren die Cananein auff der Graͤntz / das haben erfahren die Apoſtel auff dem Meer / das hat erfahren der rechte Schaͤcher auff dem Creutz. Das Gebett iſt maͤchtig vnd allmaͤchtig / dann es macht / es bricht / es netzt / trucknet / es verwundt / es heylt / es bindt / es laſt / es hitzt / es kuͤhlt / es ſteckt / es ſchwebt / es ſperꝛt / es eroͤffnet / es bringt / es vertreibt / es erhaͤrt / es weicht / es kuͤrtzt / es verlaͤngert; Ver - laͤngert hat durch das Gebett der heilige Vatter AuguſtinusAloyſ. Torell. in An. 388. In vit. Albin. Flacc. Ferr. 12. Auguſt. Chron. de Ord. de Merce. Boll. in Act. t. 3. Joan. Calg. in vit. Boll. in Act. 19. Januar. In vit. c. 54. l. 2. Mombrit. in Actis. Colg. in vit. Surius in vit. Baron. in An. 1429. ein Holtz. Verkuͤrtzt hat das Leben einem Kind zu ſeiner See - ligkeit durch das Gebett die H. Thereſia. Erweicht hat das Eyſen durch das Gebett der H. Willebrordus. Erhaͤrt hat durch das Gebett das Brodt in Stein der H. Biſchoff Hercu - lanus. Vertriben hat mit dem Gebett die ſeelige Jungfrau Maria de Subſidio ſchwaͤre Wetter. Bracht hat durch das Gebett die ſeelige Agnes Politiana die ſchoͤnſte Roſen mitten im Winter. Eroͤffnet hat durch das Gebett die Kercker der H. Cathbertus. Verſperꝛt hat durch das Gebett der H. Fe - chinus ein Hauß / daß die Dieb nit haben koͤnnen einbrechen. Geſchwaͤcht hat durch das Gebett der H. Biſchoff Wulſta - nus ein Felſen / wie ein Wachs. Geſtaͤrckt hat durch das Ge - bett der H. Gallus ein Glaß / wie ein Stahl. Kuͤhlt hat durch das Gebett die H. Reparata, das zerlaſſene Bley / daß es wie ein Schnee worden. Gehitzt hat durch das Gebett der H. Ki - ceranus ein kalten Bach / daß er wie ein warmes Bad worden. Geloͤſt hat durch das Gebett der H. Biſchoff Eligius die Band der Gefangnen. Gebunden hat durch das Gebett der Heil. Germanus die Rauber / daß ſie nicht haben ſtehlen koͤnnen. U u u 2Ge -524Judas der ſchlimme SchelmIn vit. Geheylt hat mit dem Gebett der H. Franciſcus de Paula vilRagnal. in An. 1511. Kranckheiten. Verwundt hat durch das Gebett die Feind bey der Statt Mutina der H. Geminianus. Getrucknet hatIn Ann. A. 1231. durch das Gebett der H. Antonius Paduanus die Kleyder / daß ſie nach dem Regen / wie zuvor geweſt.

Genetzt hat durch das Gebett der heilige Biſchoff Poly -In Act. carpus die Traıdt-Felder / daß ſie gantz verdorter wider habenBozi. de Sig. Eccl. l. 5. c. 1. angefangen zu gruͤnen. Gebrochen hat durch das Gebett der H. Biſchoff Rhembertus die eiſene Band vnd Ketten der ge - fangenen Chriſten. Gemacht hat wider gantz das gebrochneS. Anſel. Tract. de Paſſ. 69. Eiſen durch das Gebett der H. Guignerus.

Das Gebett iſt maͤchtig vnd allmaͤchtig / dann mit diſem hat Joannes der Evangeliſt die Spitz-Ruethen in Gold / die Kiſelſtein in Edlgſtein veraͤndert / mit diſem hat Joannes der Abbt ein gifftigen Baſiliſcum vmbgebracht / mit diſem hat Jo - annes Gualbertus ein groſſen Baum Feder ring gemacht / mit diſem hat Joannes Reomenſis das Getraid vermehrt / mit diſem hat Joannes Capiſtranus den Regen vertriben / mit diſem hat Joannes Bonus die gluͤende Kohlen gedaͤmpffet / mit diſem hat Joannes Dei das Brod vermehrt / mit diſem hat Jo - annes Eleemoſynarius einen Gottloſen ins Meer verſenckt / mit diſem hat Joannes Ravellus einem reiſſenden Fluß einen Zaum angelegt / mit diſem hat Joannes Maranus Waſſer in Wein verwandelt / mit diſem hat Joannes Silentiarius die Loͤwen zu Schutzherꝛen vnd Secundanten gemacht / mit diſem hat Joannes Saguntinus dem Waſſer das naſſe genommen / mit diſem hat Joannes Lohelius das Gelt vermehrt / mit di - ſem hat Joannes à Cruce vil Wunder gewuͤrckt / mit diſem hat Joannes Agnus den Mantel zu einem Schiffel gemacht auff dem Waſſer / mit diſem hat Joannes Vincentius einen Adler zu einem Diener gemacht / mit diſem hat Joannes Faſſatius den Wein vermehrt / mit diſem hat Joannes Marinonius ein Brod von Himmel erbreſt / mit diſem hat Joannes Tertinrıus S. Fran. einen Bronn erweckt / mit diſem hat Joannes Pruta -nus525achtet auch das H. Gebett nit.nus einen Schiffbruch verhiet / mit diſem hat Joannes Ange - lus ein geſpaltnen Aſt wider gantz gemacht / mit diſem hat Jo - annes Auſtriacus die Victori erhalten / ꝛc. Es bleibt darbey / das Gebett iſt maͤchtig vnd allmaͤchtig.

Oremus, So laſt vns betten / aber mit reinem Her - tzen. Waiſt du warumb? Petrus hat die gantze Nacht ge - fiſcht / vnd gleichwol nichts gefangen! weder Haͤring / weder Blateißl / weder Stockfiſch / weder Bolcken / weder Aln / weder Braͤxen / weder Rothaͤugl / weder Hauſen / weder Grundlen / weder Groͤßling / weder Hechten / weder Baͤrben / weder Kar - pfen / weder Berſtling / weder Schlein / weder Schaiden / we - der Wallfiſch / weder Stierl / weder Koppen / weder Junin, war ihr Gwinn / nihil. Die gantze Nacht hat Petrus mit den Seinigen das Netz vber die hundertmahl außgeworffen / bald oben gefiſcht / bald vnden gefiſcht / bald in der Mitt gefiſcht / bald auff der Seithen gefiſcht / bald vmb vnd vmb gefiſcht / aber allenthalben nichts gefiſcht / deß anderen Tags aber haben ſie das Netz auff das Wort deß HErꝛn nur einmahl ins Meer geworffen / vnd gleich ein ſolche Menge der Fiſch gefangen / daß es ſchier das Anſehen gehabt / als ſeye allen Jnwohneren deß Meers diſes Netz fuͤr ein Arꝛeſt anerbotten worden; warum die gantze Nacht gefiſcht / vnd nichts gefangen? vnd warumb deß Tags nur einmahl gefiſcht / vnd ein ſolche Menge gefan - gen? du wirſt antwortten / daß ſolches die Gegenwarth Chri - ſti / ſo nichts anders als Gluͤck kan bringen / verurſacht habe / du redeſt gut / oder du wirſt vorgeben / daß ſolches der ſchleinige Gehorſamb habe verdient / den ſie Chriſto dem HErꝛn ange - than / du redeſt gar weißlich / aber Sanct Lucas mahlt diſes Fi - ſchergeſicht gar ſchoͤn / vnd ſpricht / daß ſie zu Morgens die Netz haben ſauber außgewaſchen / vnd daruͤber ein ſo reichen Zug ge - than / lavabant retia, bey der Nacht war ihnen das Netz vol - ler Koth / voller Laimb / voller Pimſen / voller Geſtreiß / voller Holtz / voller Stein / voller Vnflath / darumb kein Wunder / daß ſie nichts gefangen / wie ſie aber das Netz ſauber gewaſchen /U u u 3vnd526Judas der ſchlimme SchelmLuc. 5. c. vnd allen Wueſt außgelehrt / da iſt ein guter Fiſcher-Profit erfolgt.

Manche eilen in die Kirchen mit einem Sack voll Buͤ - cher / daß ein Muͤllner Eſel gnug daran zu tragen hette / ſie bet - ten / daß ihnen das Maul ſtaubt / vnd faſt truckner wird / als der Weeg durchs Meer / den die Jſraeliter paſſirt, ſie betten / daß die Zung mieder wird als der Samſon, wie er die Tauſent Philſteer mit dem dirꝛen Kuͤnbacken erſchlagen / ſie betten ſo lang / daß ſchier vonnoͤthen / der Moͤſner jag ſie zum Tempel hinauß / wie der HErꝛ die Hebreer / vnd erhalten gleichwol nichts / nihil, fiſchen ſo ſtarck / ſo eiferig / ſo lang / vnd fangen gleichwol nichts / nihil: Warumb? das Netz iſt voller Koth / Vnflath / das Gewiſſen iſt voller Suͤnden / das Hertz iſt voller Gailheit / das Gemuͤth iſt voller Haß vnd Rachgierigkeit / die Zung iſt voller Ehrabſchneidung / die Haͤnd ſeynd voller Dieb - ſtall / darumb erhoͤrt GOtt der HErꝛ ihr Gebett nit / das Ge - bett eines Suͤnders iſt ein Grewel vor den Augen deß Aller - hoͤchſten / fein vorhero das Netz ſauber gewaſchen / vnd nach - mahls wird am Fang kein Zweiffel ſeyn.

Æſopus erzehlt ein Fabel / daß der Gott Jupiter habe ein ſehr praͤchtige Hochzeit gehalten / vnd ſo bald ſolches allen Thie - ren kundbar worden / etwann durch ein Ladſchreiben / ſo haben diſe nit weniger wollen / als ihr Schuldigkeit / ablegen / vnd ein jeder auß ihnen dem groſſen Jupiter ein Hochzeitpræſent demuͤtigiſt vnd vnderthaͤnigiſt vberbringen: Das Laͤmbel hat ihm ein halben Zentner der ſchoͤnſten Wohl geben / der Ele - phant iſt mit einem ſchoͤnen Stuck Helffenbein auffgezogen / worauß ihm der Jupiter kont ein Kaͤmpel / vnd andere Sachen machen / der Pfau hat ihme ſeinen ſchoͤnen Schwaiff offerirt fuͤr einen Fliegenwadel / die Kuhe hat etlich Viertl Milch ge - bracht / die Henn hat ein Kerbel friſche Ayer dargereicht / der weiſſe Schwan hat ein guten Buſchen Federkhiel auff den Tiſch gelegt / der Fuchs hat ſein langen Epilogum fuͤr einen Staub - Beſen dargeben / endlich die Schlang / als ein ſehr ſchlauchesThier527achtet auch das H. Gebett nit.Thier / begibt ſich gantz hurtig in ein Garten / bricht daſelbſt ein friſche purpurfarbe Roſen ab / vnd ſchleicht durch alle Thuͤr durch vnd durch / biß ſie endlichen zu dem Thron deß Gott Ju - piters gelangt / deme ſie mit allen ſchmaichleriſchen Reverentzen die zeitige Roſen offerirt / vnd war der gaͤntzlichen Mainung / als werde ſie ein groſſe vnd ſondere Ehr auffheben / aber der Außgang zeigte das Widerſpill / maſſen der groſſe Jupiter den Kopff geſchittelt / mit vermelden / daß er von allen Thieren mit ſonderem Wollgefallen etwas annemme / aber von der Schlan - gen nit / à ſerpente non.

Laß Fabel Fabel ſeyn / bey dem allein Seeligmachenden GOtt iſt es ein Warheit / daß er gern / ja mit hoͤchſtem Woll - gefallen das Gebett / als ein zoſtbahres Præſent, von vns an - nemme / vnd gar gern: das hat man geſehen in dem H. Ber -Henr. in Faſc. nardo, welcher / im Capitlhauß bettendt / etliche Spann von der Erd verzuckt war: das hat man geſehen in dem H. Fran - ciſco, welcher mehrmahlen in dem Gebett / ſo er in der Wie - ſten verꝛicht / alſo in die Hoͤhe erhebt worden / daß ihm gar derBoz. l. 15. Menſchen Augen kaum nach koͤnten ſehen: das hat man geſe - hen in dem H. Dominico, welcher in dem Gebett mehrmah - len alſo verzuckt ware / daß man ihn faſt nirgends beſſer findenSurius l. 1. c. 11. koͤnnen / als zwiſchen Himmel vnd Erd: das hat man geſehen in der H. Thereſia, welche in dem Gebett faſt niemahl die ErdIn vit. beruͤhrt: das hat man geſehen in dem H. Benedictiner Mau - ro, in dem H. Auguſtiner Nicolao Tolentinate, in dem heili - gen Præmonſtratenſer Gilberto, in dem H. Ciſtertzienſer Roberto, in dem H. Charteuſer Hugone, in dem H. Do - minicaner Ferrerio, in dem H. Franciſcaner Bernardino, in dem H. Carmeliter Alberto, in dem H. Jeſuiter Franciſ - co Xaverio, in dem heiligmaͤſſigen Capuciner Matthæo à Baſcio, welche alle in dem Gebett weit vnd hoch von der Erden entfernt / vnd gen Himmel erhebt waren / worauß leicht abzu - nemmen iſt / wie angenemb GOtt dem HErꝛn das Gebett ſeye / aber das Gebett eines Gerechten / à ſerpente non, aber vonder528Judas der ſchlimme Schelmder Schlangen nimbt er nichts an / das Gebett eines Suͤnders macht ihm grauſen. Es iſt kein Muſic / ſondern ein Getoͤß / es iſt kein Weyrauch / ſonder ein Geſtanck / es iſt kein Bluem / ſonder ein Vnkraut / es iſt ein Kuß / aber von einem ſtinckenden Maul / es iſt ein Zuckergandl / aber ligt in einer Miſtbutten / es iſt ein Memorial, aber ein groſſe Sau darauff / es iſt ein Pfeil gen Himmel abgedruckt / aber vorhero in Koth eindunckt / es iſt ein Legat zu GOTT geſchickt / aber voller Kroͤtzen vnd Siechtumb / es iſt ein Edlgſtein / aber in Bech vnd Bley ein - gefaſt; Das Opffer Cain ſchaut GOtt nit an / weil er ein ſchlimmer Geſell war: den Jonas erhoͤrt GOtt im Schiff nit / weil er ein vngehorſamber Menſch war; den Weyhrauch deß Core, Datan vnd Abiron riecht GOtt nit / weil ſie vbermuͤ - thige Rebellen waren; das Lob von dem Beſeſſnen nimbtLuc. 4. GOtt nit an / weil es der Teuffel geredt: das Gebett deß Suͤn - ders / ſo lang er ſeine Miſſethaten nit bereuet / vnd deß feſten Vorhabens nit iſt / ſich zubeſſeren / mag GOtt nit / nit / nit will GOtt nit / nit / nit erhoͤrt GOtt / nit / nit / nit.

Wer der erſte Schloſſer vnd Schmid iſt geweſt / zeigt die H. Schrifft / vnd wer der erſte Organiſt vnd Muſicant ge - weſt / zeigt auch die H. Schrifft / diſe waren zween Leibliche Soͤhn deß Lamech, zwenn Leibliche Bruͤder / aber in ihrer Kunſt ſehr vnderſchaiden / einer hat gehaiſſen Tubal, diſer warGen. 4. der erſte Muſicus, der andere Tubalcain, vnd der war der er - ſte Schmid oder Schloſſer. Jch will nun ſetzen / diſe zwey ha - ben in einem Hauß gewont / der Organiſt oberhalb / der Schmid aber zu ebner Erd / beede aber treiben zu einer Zeit vnd Stund ihr Gewerb / ſag mir ein wenig / wie gefallt dir die Muſic? mir gefallt ſie nit / ſagſt du / der Schmid vnderhalb / der grobe Fle - gelius verderbts / dann oberhalb ziehen ſie die Blaßbalg auff fuͤr die Orgl / vnd vndenher fuͤr das Eyſen hitzen / oberhalb ſchlagen ſie auff der Orgl / vnderhalb auff dem Amboß / ober - halb klingen die Pfeiffen / vndenher guritzen die Feil vnd Ra - ſpel / oberhalb ſchlagen ſie auff der Zittern / vndenher ſchlagenſie529achtet auch das H. Gebett nit.ſie mit dem Ham̃er / daß es alles zittert / oberhalb ſeynd die Ca - pell-Knaben / vndenher die Schloſſer-Bueben / obenher Apol - lo, vndenher Vulcanus, obenher die Engl / vnderhalb wie die Pengl / oberhalb iſt das Geſang Re Mi Fa Sol, vnderhalb iſt ein Klang / daß ihn der Bettler holl / deſſentwegen iſt die Mu - ſic nichts nutz.

Ein ſolche Muſic iſt das Gebett eines Suͤnders / dann ob ſchon in dem obern Zimmer / benanntlich in dem Mund / ein ſchoͤne Muſic / ſo wird doch ſolche wegen deß vndern Getoͤß in dem ſuͤndigen Hertzen gantz verderbt / in dem obern Stock thut man GOtt loben / in dem vndern Stock thut man GOTT ſchmaͤhen / die Zung iſt ein Zittern David, das Hertz ein Lantzen deß Sauls, die Zung pſalirt mit dem David, das Hertz galani - ſirt mit der Berſabæa, die Zung bettet GOtt an / das Hertz opffert dem Belial, in dem Mund iſt der Jacob, in dem Hertzen iſt der Eſau, du gruͤſſeſt ſo offt die Mutter GOttes mit dem Ave, vnd biſt Wandls halber gar kein Engl / du ſprichſt ſo offt Vatter vnſer / vnderdeſſen biſt ein Abſalon, der wider ſein Vatter ſtreitt / du machſt ein Muſic mit der Cecilia, vn - derdeſſen tantzt dein Hertz mit der Herodias, dein Zung ver - ehrt GOtt mit dem Weyhrauch / wie der Aaron, vnd dein Hertz bettet das guldene Kalb an / wie die Iſraëliter: mit einem Wort / das Gebett deß Suͤnders iſt GOtt nicht angenehm. Diſcipulus regiſtrirt von einem Juͤngling / wie daß ſolcher nach Arth der frechen vnd ſchlipfferigen Jugend gelebt / aber auß frommer Gewonheit oͤffters den H. Roſenkrantz gebett habe / deme aber die ſeeligſte Mutter GOttes eineſt erſchinen / vnd ihme ein ſehr koſtbaren Malvaſier in ein wilden / vnflaͤthi - gen vnd garſtigen Geſchirꝛ dargereicht / ob welchem der Menſch nit ein geringen Grauſen vnd Abſcheuen getragen / meltend / daß ihme der gute Trunck nit mißfalle / ſofern er nur in einem ſaubern Geſchirꝛ waͤre / worauff die Mutter GOttes geant - wort / wie daß ebenmaͤſſig ihr das Gebett / ſo er auß GewonheitPars II. X x xihr530Judas der ſchlimme Schelmihr auffopffere / ein ſonders Wolgefallen thaͤte verurſachen / dafern es nur auß einem reinen Hertzen herruͤhre / aber ſolcher -Diſc. lib. 2. qu. 18. geſtalten ſeye es ihr keinswegs angenehm. Es iſt zwar das Ge - bett ein Band / mit dem man kan GOtt dem Allmaͤchtigen die Haͤnd binden / aber in dem Mund deß Suͤnders bricht diſes Band; Es iſt das Gebett ein Blum / ſo GOtt dem HErꝛn wolriechet / aber in dem Mund deß Suͤnders verwelckt diſe Blum: es iſt das Gebett ein Degen / mit deme man den Feind kan jagen / aber in dem Mund deß Suͤnders wird diſer De - gen roſtig.

O wie beſcheid hat jenes Cananeiſche Weib gehandlet / als ſie bey ihr ſelbſt entſchloſſen / daß ſie woll Chriſtum den HErꝛn bitten / vnd ihm ein Supplication uͤberreichen / wegen deß uͤblen Zuſtands ihrer Tochter / als welche der boͤſe Feind ſo hart peynigte / ſehr weißlich hat ſie gehandlet / indem ſie die gott - loſe Oerther Tyrum vnd Sidonem verlaſſen / vnd zu Chri - ſtum dem HErꝛn getretten / vnd gebetten; dann wer durch das Gebett will bey dem Allmaͤchtigen ein gute Audienz vnd Ge -Matth. 15. hoͤr haben / der muß vorhero die Suͤnden verlaſſen / ſonſt iſt ſol - ches Gebett bey ihme nit angenehm.

Wie Moyſes ſeines Schwaͤchers Jethro Schaaf gewey - det / vnweit dem Berg Horeb, da iſt ihme GOtt erſchinen in einem brennenden Dornbuſch / dahero der Moyſes gleich wolte hinzu tretten / diſes Wunder uͤber Wunder zu ſehen / es iſt ihme aber bald ein Befehl entgegen kommen / er ſoll auff kein Weiß hinzu nahen / es ſeye dann / daß er vorhero die SchuehJud. 3. abziehe / ſolve, &c. das iſt recht geweſt; Will jemand zu GOtt tretten / vnd durch das Gebett mit ihme reden / ſo ſeys / die Audienz wird ihm nit verſagt / aber es heiſt vorhero ſolve, die Schueh herunder / es truckt dich der Schueh / es truckt dich das Gewiſſen / ſolve, auffgeloͤſt / vorhero durch ein Beichtvat - ter / welcher den Gewalt hat zu binden / vnd zu loͤſen / das Ge - wiſſen muß gereiniget ſeyn / nachmahls wird die Bitt / ſofern es der Seelen Heyl nit ſchaͤdlich iſt / gar nit abgeſchlagen werden;Wie531achtet auch das H. Gebett nit.Wie vngereimbt wer es / ſo du auß lauter Baßheit einem groſ - ſen Koͤnig ſein einigen Erb-Printzen ſolſt ermorden / vnd nach - gehends gleich mit blutigen Haͤnden zu dem Koͤnig lauffen / von ihme ein Gnad / e. g. ein Summa Gelt / oder ein vornehmes Ambt begehren / ſolches wurdeſt du auff kein Weiß erhalten / auſſer du thaͤteſt dich vorhero mit ihme verſoͤhnen / vnd Perdon erhalten. Was thuſt du anderſt durch die Suͤnd / als auff ein neues den wahren eingebohrnen Sohn GOttes JEſum Chri - ſtum auff das Creutz naglen / vnd toͤdten / wie ſoll dann GOtt dein Gebett erhoͤren / vnd dir in deinem Begehren willfahren? Wolan dann / verſoͤhne dich mit ihm vorhero durch ein reuvolle Beicht / nachmahls bring dein Memorial oder Bitt-Schrifft hervor / an dem Fiat iſt es gar nit zu zweifflen / ſonſt findt dein Begehren nit ſtatt.

Die Iſraëliter konten das murren nit laſſen in der Wuͤ - ſten / ja ſie haben ſo gar ſpoͤttlich geredt / vil geſchmaͤhlt wider GOtt ſelbſten; O ihr gewiſſenloſe Boͤßwicht / iſt das das Deo gratias? das Verbrechen war zu groß / vnd kont es der Him - mel nit vngerochen laſſen / dahero ein gaͤhes Feur von der Hoͤhe geſtigen / vnd den auſſern Theil ihres Lagers mit ſolcher Unge - ſtuͤmme angetaſt / daß gleich alles in Aſchen gelegt worden. So bald ſolches vnverhoffte Ubel die Iſraëliter wahrgenom - men / ſeynd ſie / wie billich / in groͤſter Forcht geſtanden deß all - gemeinen Undergangs / dahero gantz eylfertig zu der Zelt deß Moyſis geloffen / vnd mit auffgehebten Haͤnden geſchryen / er ſoll doch fuͤr ſie den Allmaͤchtigen / vnd dermahl erzuͤrnenden GOtt bitten; Hoͤrt ein wenig ihr ſaubere Geſellen / warumb laufft ihr dem Moyſi uͤbern Halß? warumb rennt ihr nicht mit gleichen Fuͤſſen zum Tabernackel GOttes / zum Altar GOt - tes / vnd verrichtet daſelbſt einige Opffer / wordurch GOTT moͤchte verſoͤhnt werden? ihr wiſt ja / daß das allgemeine Ge - bett weit kraͤfftiger die Wolcken durchtringe / als das Gebett eines Menſchen allein? ja / ſagen ſie / wir wiſſens / daß vil Pfeif - fen in der Orgl weit lieblicher klingen / als ein Pfeiffen allein /X x x 2wir532Judas der ſchlimme Schelmwir wiſſens / daß mehrer Haͤmmer ein Thuͤr ehender koͤnnen einſchlagen / als einer allein / wir wiſſens / daß zu Ninive nit ei - ner allein / ſonder alle / ſo gar Ochs vnd Eſel haben den HErꝛn vmb Perdon gebetten: Homines & jumenta, &c. aber wir wiſſen auch / daß GOtt der HErꝛ die Suͤnder nicht erhoͤrt / ſo lang ſie die Beſſerung nit verſprechen / wir wiſſen auch / daß wir alle wider GOtt haben gemurꝛt / vnd alſo ſehr vil / vnd groſſe Schelmen vnder vns / dahero glauben wir / daß vnſer GebettNum. 11. c. bey dem allmaͤchtigen nit werde angenehm ſeyn.

Groſſen Danck vmb die Warheit / ein ſaubere Lehr auß der Wuͤſten / dasmahl iſt ein jeder JUD, auß euch Juris Utrius - que Doctor: Wahr iſt es / daß GOtt dem HErꝛn das Ge - bett eines Suͤnders nicht angenehm ſeye / weilen ſolcher nur ein Freund GOttes mit dem Maul vnd Kuß / nicht aber mit dem Hertzen will ſeyn / wie der verdambte Iſcarioth; dahero vonnoͤ - then ıſt / daß jenes wahr werde / was einmahl der Heyland JE - ſus dem Apoſtoliſchen Collegio vorgetragen: Si duo con - ſenſerint, &c. Wo zwey von euch auff Erden ſich vereinigen uͤber ein Ding / was ſie auch bitten werden / daſſelbe wird ihnen widerfahren vonMatth. 18. c. meinem Vatter / der im Himmel iſt. Diſe zwey ſeynd der Mund vnd das Hertz / wann ſolche ſich recht vereinigen / vnd das Hertz in Heiligkeit mit dem bettenden Mund uͤbereins ſtimbt / alsdann kan alles von dem mildhertzigſten GOtt er - halten werden / vnd wird man handgreifflich ſehen / daß das Gebett maͤchtig vnd allmaͤchtig ſeye.

Oremus, laſt vns betten / aber mit Auffmerckſambkeit. Wie der Himmlıſche Abgeſandte Gabriel mit tieffeſter Reve - renz die uͤbergebenedeyte Jungfrau Maria gegruͤſt / Ave Ma - ria, ſo liſt man bey keinem Evangeliſten / daß ſie den Ertz-Engl haͤtte hinwiderumb gegruͤſt / da man es doch fuͤr ein Unhoͤfflich - keit / vnd groſſe Unbeſcheidenheit auffnimbt / wann man dem gruͤſſenden nit wider mit gleicher Freundlichkeit begegnet / werhat533achtet auch das H. Gebett nit.hat weniger von der Hoͤfflichkeit gekoſt / als der gemeine Baurs - mann? vnd dannoch / ſo man ihn begruͤſt / wird er mit allen Baͤuriſchen Ceremonien ſich bedancken / vnd ſprechen / danck euch GOtt mein HErꝛ / gruͤß euch GOtt auch / vnd ſeyt mir GOtt willkomb. Ungeacht diß alles / liſt man nit / daß die ſee - ligſte Jungfrau Maria haͤtte dem Ertz-Engl Gabriel vmb ſein ſo hoͤffliches Ave gedanckt / vil weniger wider gegruͤſt; Es war ein Ertz-Engel / ein Abgeſandter vom Himmel / er war kom - men / diſe zu begehren fuͤr ein Tochter GOtt deß Vatters / fuͤr ein Mutter GOtt deß Sohns / fuͤr ein Braut GOtt deß heili - gen Geiſtes / fuͤr ein Frau deß Himmels / fuͤr ein Koͤnigin der Engel / es war an diſer Geſandtſchafft gelegen die Menſchwer - dung deß Sohn GOttes / die Erloͤſung deß Menſchlichen Ge - ſchlechts / die Erhebung der Catholiſchen Kirchen / die Einſe - tzung der Sacramenta, die Widerſtattung deß Heyls / die Uberantwortung deß Paradeyß / ja es haͤtte kein wichtigere Am - baſſada nit koͤñen ſeyn / als diſe / vnd gleichwol gibt auff den er - ſten Gruß dem Ertz-Engl die ſeeligſte Jungfrau kein Antwort / warumb? warumb? mercks wol / darumb / darumb / ſie war im Gebett / vnd redete mit GOtt / vnd alſo wolt ſie das erſtemahl auch einem Ertz-Engl nit ein Gehoͤr geben: Turbata eſt, quia ſalutata ab Angelo, orationes interrumpere cogebatur,Richard. à S. Laur. l. 4. de laud. B. V. & patet ex hoc, quòd bis jam Angelus eam fuerit allo - cutus, antequam reſponderet. Auß welchem vnſchwaͤr ab - zunemmen / wie uͤbel vnd vnbeſonnen die Menſchen handlen / wann ſie in dem Gebett einem jeden beyfallenden Gedancken ſo leichtes Gehoͤr vergunnen / indeme ſolches auch einem Ertz - Engel die ſeeligſte Jungfrau geweigert. Wer mit dem Maul im Gotts-Hauß / vnd mit dem Hertzen im Wirths-Hauß iſt / wer mit dem Maul thut pſaliren / vnd mit dem Hertzen trapu - liren / wer mit dem Maul bett den Roſenkrantz / vnd mit dem Gedancken iſt zu Schenckenſchantz / wer mit dem Maul ſagt / Ave Maria, vnd mit dem Gedancken ſagt / willkomb Chri - ſtoph / wer mit dem Maul ſagt Vatter vnſer / vnd mit dem Ge -X x x 3dan -534Judas der ſchlimme Schelm /dancken bey der Mutter iſt / wer mit dem Maul bett in der Thum-Kirchen / vnd mit dem Gedancken iſt auff dem Tummel - Platz / wer mit dem Maul ſagt / Deus in adjutorium, vnd mit dem Gedancken beym adjutorium ſimile ſibi iſt / wer mit dem Maul bett die Litaney / vnd mit dem Gedancken iſt bey der Schelmerey / wer mit dem Maul thut GOtt loben / vnd mit dem Gedancken iſt bey dem Maiſen-Kloben / ꝛc. der ſoll wiſ - ſen / daß ſein Gebett ein Nuß ſeye ohne Kern / ein Baum oh - ne Frucht / ein Brunn ohne Waſſer / ein Leib ohne Seel / ein Blum ohne Geruch / ein Buch ohne Schrifft / ein Thurn ohne Glocken / ja gar ein Suppen ohne Brocken.

Von dem H. Adalberto liſt man / daß er auff einmahl in zwey Orthen ſeye geweſt / dann wie er zu Rom die H. Meß geleſen / hat er das Memento fuͤr die Abgeſtorbene 2. gantzer Stund lang gemacht / vnd als er deſſenthalben von Jhro Paͤbſt - lichen Heiligkeit ein Verweiß bekommen / hat er ſich entſchuldi - get / vnd bekennt / wie daß er vnder der Zeit ſeye zu Prag bey derBoz. de S. Ad. lib. 5. c. 1. Leicht-Begegnuß ſeiner zweyen vmbgebrachten Bruͤdern ge - weſen / zur Urkundt deſſen hab er ein Hand-Schueh daſelbſt gelaſſen.

Der H. Bernardus hat ſich / Geſchaͤfften halber / drey Jahr zu Rom auffgehalten / vnderweilen aber iſt er zugleichHen. in Faſc. de S. Bernard. auch in ſeinem Cloſter zu Claravall geweſen / daſelbſt das Clo - ſter / vnd deſſen Beſchaffenheit ſambt allen Geiſtlichen allda beſichtiget.

Der heilige vnd wunderthaͤtige Antonius PaduanusIn Ann. 1231. n. 4. hat zu einer Zeit auff der Cantzl geprediget / vnd zugleich auch im Chor geſungen.

Der H. Ignatius Lojola iſt zu Rom geweſt / vnd zugleichBartol. in vit. l. 5. in der Statt Coͤlln / allwo er einem frommen Mann auß der Societet erſchinen.

Der H. Franciſcus Xaverius iſt zu einer Zeit in zweyenTurſel. l. 5. in vit. cap. 2. Schiffen geweſt. Diſes alles iſt durch ſondere Schickung Got - tes zu groͤſſerer Glory der Heiligen geſchehen.

Aber535achtet auch das H. Gebett nit.

Aber es geſchicht mehrmahlen / vnd zwar zu vnſerm groͤ - ſten Schaden vnd Nachtheil / daß wir in zwey Orthen zugleich vns auffhalten / in der Kirchen mit dem Leib / vnd zugleich mit dem Gedancken anderwerts.

Neben anderen Schaͤden / die der ſtarcke Samſon denen Philiſtæern zugefuͤgt / iſt nicht der geringſte geweſt wegen der drey hundert Fuͤchs / vnd muͤſſen die jenige Naſenwitzige wiſ - ſen / ſo diſen Glaubens-Artickel in Zweiffel ſetzen / daß erſtlich in Paleſtina die Menge diſer Thier ſich auffgehalten / zum an - dern iſt wol zu glauben / daß GOtt der Allmaͤchtige mit allem Fleiß ihme ſo vil Fuͤchs habe zugeſchickt / daß er ſie leicht hat fan - gen koͤnnen / dann hat GOtt koͤnnen machen / daß alle Thier in der Archen Noë eingetretten / hat GOtt koͤnnen machen / daß ein ſo vnzahlbare Menge der Wachtlen in das IſraëlitiſcheExod. 16. Lager gefallen / hat GOtt koͤnnen machen / daß ein ſo groſſe An - zahl allerley Fiſch in das Netz Petri eingangen / ſo hat GOttLuc. 5. nit weniger koͤnnen ſchaffen / daß ſich drey hundert Fuͤchs / ſo leicht haben eingefunden / welchen der Samſon allen die Schweiff zwey vnd zwey zuſammen gebunden / in der Mitte aber ein brinnende Fackl / ſodann alle frey lauffen laſſen / welche dann gantz raſend vnd wuͤttend in die Philiſtæiſche Trayd-Fel - der hin - vnd hergeloffen / vnd folgſamb alles / ſo wol das abge - ſchnittene / als noch geſtandene in Aſchen gelegt. Die Phili -Jud. 15. c. ſtæer haben ihr Lebtag an diſe Schweiff gedenckt / vnd kon - ten ſie nit genug betauren diſen groſſen Schaden ſo ſie von ſol - chen Schweiffen erlitten.

Aber glaub mir / die außſchweiffige Gedancken in Gebett verurſachen noch groͤſſern Schaden; diſes ſeynd die Voͤgl / welche den guten Saamen deß Gebetts außzehren / di - ſe ſeynd der Poͤfel vnd Volck / die einen verhindern / daß er mit dem Zachæo den HErꝛn JEſum in dem Gebett nicht kan be - trachten / diſe ſeynd das rauberiſche Feder-Wildpraͤt / ſo dem Abraham die geopfferte Kuhe ſtaͤts antaſten / diſe ſeynd dieKin -536Judas der ſchlimme Schelm /Kinder / welche den Vatter Sennacherib im Tempel alſo pla - gen / diſe ſeynd die Nacht-Wachter / welche die Braut deß Ge - liebſten alſo ſchmaͤhlich tractiren / diſe ſeynd die Teuffel / wel - che das Gebett / als ein Tochter der Catholiſchen Kirchen / alſo plagen / wie da geplagt iſt worden die Tochter deß Cananæi - ſchen Weibs / diſe ſeynd die Straſſen-Rauber / welche das Ge - bett / wie den Reiſenden nacher Jericho, alſo ſtarck verwunden.

Gothſchalcus ſerm. 10. erzehlt / daß auff ein Zeit drey Bauern-Toͤchter auff einen Kirchtag / Geſellſchafft halber / miteinander gangen / vnd auch an demſelben Orth Vormittag bey dem Gottsdienſt verbliben / welchen ein ſehr frommer vnd heiligmaͤſſiger Prieſter gehalten / vnder wehrendem H. Meß - Opffer hat diſer ein wunderliches Geſicht wahrgenommen / dann er ſahe / wie da ein Engl einer auß beſagten Bauern-Toͤch - tern ein Kraͤntzl von rothen Roſen auff das Haupt geſetzt / nit lang hernach hat er mehrmahl vermerckt / daß ein Engl der an - dern auß diſen Geſpaͤnninen ein Kraͤntzl von ſchoͤn weiſſen Ro - ſen auff den Kopff gelegt / bald hernach hat er geſehen / daß der Teuffel der dritten auß diſen Dorff-Maͤdlen ein neuen Beltz vmb das Maul geſchlagen / vnd nachgehends ihr auff der Ach - ſel mit der Sack-Pfeiffen ein Muſic gemacht. Nach vollbrach - tem Gottsdienſt rufft obbenannter fromme Seelſorger die 3. Bauern-Toͤchter zu ſich / ob ſie bey der H. Meß haben gebett? die Antwort ware bey allen dreyen ja / ja / ja / was haſt du dazu - mahl fuͤr Gedancken gehabt bey dem Memento in der heiligen Meß? ich / ſagte die erſte / habe betracht die doͤrnerne Cron / ſo vnſerm HErꝛn mit groͤſtem Schmertzen iſt auff das Haupt ge - ſetzt worden: gut / gut / deſſenthalben hat dir GOtt ein Kraͤntzl von rothen Roſen auff das Haupt geſetzt; Was haſt du zur ſelben Zeit gedacht? ich / ſagte die andere / thaͤte dazumahl bey mir erwegen die liebreiche Kindheit vnſers lieben HErꝛn JE - ſu Chriſti; gut / gut / derenthalben hat dich GOtt mit einer weiſſen Cron von Roſen verehrt; Was ſeynd dir vnder dem Gebett dazumahl fuͤr Gedancken eingefallen? mich / ſagte diedritte /537achtet auch das H. Gebett nit.dritte / hat nit wenig verdroſſen / daß ihr ein ſo groſſer Kertzen - brenner ſeyt / vnd den Gottsdienſt ſo lang gemacht / dann ich hab mir gedenckt / vnd nicht wenig geſorgt / ich moͤchte auff den Marckt zu ſpatt kommen / dann ich deß Willens bin ein Beltz einzukauffen / vnd nachmahls / ſo es die Zeit zulaſt / den Tantz - boden heimbſuchen; ſo iſt dann auch / ſagt der H. Mann / diß dein Lohn / daß dir der Teuffel den Beltz vmb das Maul ge - ſchlagen / vnd mit dem Tudlſack auff der Achßl pfiffen / diß iſt dein Lohn.

Wann es der Allmaͤchtige GOtt oͤffter thaͤte zulaſſen / daß wir mit Augen konten ſehen / was diſer fromme Prieſter gewuͤrdiget worden zu ſehen / O was ſeltzame Sachen vnd Be - gebenheiten wurden ſich nit ereignen / wie manchem Edlmann wurde der Teuffel die Jagd / oder die Magd vmb das Maul ſchlagen / wie mancher Dama die Karten / oder die Schwarten / wie manchem Geiſtlichen den Wein / oder den Brein / wie manchem Burger den Hobel vnd Zobel / wie manchem Stu - denten die Hetz / oder das Netz / wie manchem jungen Kerl die Flaſchen / oder die Zaſchen / wie mancher Dirn den Steffel / oder den Leffel / wie manchem Bauern den Pflug / oder den Krug.

Jn dem weltkuͤndigen Tempel Salomonis ſeynd vor di - ſem zehen groſſe / vnd ſtaͤts-wehrende Wunderwerck geſchehen / erſtlich / wann vil hundert tauſend Perſohn zuſammen kom - men / ſo iſt der Tempel nie zu klein geweſt / zum andern / wann ſie geſtanden / waren ſie gantz eng zuſammen gepreſt / ſo ſie aber ſich auff die Erd nidergeworffen / hat keiner den andern geir - ret / drittens / iſt am Tag deß Gottsdienſt ketn Prieſter / durch waſerley Zuſtand / verhindert worden / andere dergleichen mehr zu geſchweigen / war diß nit das geringſte Wunder / daß / ob ſchon ſo vil tauſend Ochſen / Schaaf / Laͤmmer / allda ſeynd ge - ſchlacht worden / gleichwol auch mitten im Sommer vnd groͤſter Hitz nit ein einige Mucken iſt geſehen worden. O Wunder! vnd uͤber Wunder! hat nun GOtt ın dem SalomoniſchenPars II. Y y yTempl /538Judas der ſchlimme SchelmTempl / ſo nit vil vngleich einer Fleiſch - oder Metzger-Banck / die Mucken nit wollen leyden / wie weniger will er es gedulten in ſeinem Tempel / der Zeit / allwo er mit ſeiner allmaͤchtigen Gottheit vnd Menſchheit reſidirt; doch ſag mir / wo machen die Leuth mehrer Mucken vnd Grillen / als in der Kir - chen? iſt dann nit das bereite Sprichwort / heut hab ich in der Kirchen daran gedacht / heut iſt mir in der Meß eingefallen / ich kont die Sach ſo vnd ſo anſtellen / ꝛc. O verdambte Mucken. Was iſt zu halten von dem Gebett / wie folgt:

Vatter vnſer / der du biſt im Himmel / vnder - deſſen gedenckt er / Egidi-Marckt kombt auch allsgemach herzu / geheiliget werde dein Nahm / wo muß ich jetzt einkeh - ren / weil mein voriger Wirth iſt geſtorben / zukomm vns dein Reich / troͤſt ihn GOtt / haben wir nit offt geſoffen / daß ein Grauſen war / dein Will geſcheh / wie im Him - mel / beym blauen Kuͤhefuß ſoll kein uͤbels Wirths-Hauß ſeyn / alſo auch auff Erden / es iſt vmb ein Prob zu thun / gib vns heut vnſer taͤgliches Brodt / wann ich nur kont die zwey Stuck alten Procat anwehren / vnd vergib vns vnſeren Schulden / fuͤr Meßgewaͤnder taugten ſie ſchon / gleichwie wir vergeben vnſern Schuldigern / fuͤr das Frauenzimmer iſt es kein Modi mehr / fuͤhr vns nit in Verſuchung / fuͤr vnſern HErꝛn iſt es ſchon gut / ſon - der erloͤſe vns von allem Ubel / der Pfaff machts heut lang / Amen / was gilt es / ſie warten mit dem Eſſen auff mich. Ein ſchoͤns Gebett eines Kauffmanns.

Gegruͤſt ſeyſt du Maria / will gern ſehen / wann der Meiſter Paul mein Rock wird fertig machen / du biſt voller Genaden / der Schind-Bueb der Paͤſchi wird ja die Labet -Karten539achtet auch das H. Gebett nit.Karten nit vergeſſen / der HErꝛ iſt mit dir / ich muß dem Gutſcher ſagen / daß er Nachmittag bey Zeiten einſpannt / du biſt gebenedeyt vnder den Weibern / der Kauffmann ſoll vnderdeſſen das Außzuͤgl nur da laſſen / es findt ſchon meh - rer Geſchwiſtrige / vnd gebenedeyt iſt die Frucht dei - nes Leibs JEſus / potz tauſend / wie zaͤntzlet ſich diſe Fraͤu - le auff / ſie macht auß dem Kopff gar ein Storchen-Neſt / hei - lige Maria Mutter GOttes / mein Herꝛ hat dasmahl das Podagra gar zu lang / bitt fuͤr vns arme Suͤnder / ich muß einmahl auff Maria Zell / vnd dorten beichten / dann es kennt mich kein Geiſtlicher / jetzund vnd in der Stund / wuſt wahrlich nit / wann er ſoll ſterben / ob ich wolt ein Wittib bleiben / vnſers Abſterbens Amen / was gilts / der Koch har ſchon mehr mit dem Kellner gefruhſtuckt. Ein ſchoͤns Ge - bett eines Frauenzimmers.

Es iſt kein Wunder / daß der Allmaͤchtige GOtt jenen Pfarꝛherꝛn wegen ſolcher Mucken vnd außſchweiffigen Gedan - cken nit geſtrafft hat / diſer hatte auff ein Feſttag etliche ſeine gu - te Freund vnd Nachbaurn zur Tafel eingeladen / vnd weil die Solennitet an einem Faſttag gefallen / alſo hat er ſich beſtens befliſſen / ſeine Gaͤſt mit einem guten Stuͤckl Fiſch zu bedienen / zu welchem Ende er ſelbſt alle gehoͤrige Anſtalt in der Kuchel gemacht / weil aber vnderdeſſen das ſchwuͤrige vnd vngedultige Volck in der Kirchen den Herꝛn Pfarrer mehrmahl durch oͤff - tere Botten erſucht / er moͤchte doch / nach altem Brauch / den H. Gottsdienſt halten / alſo konte er nit weniger / als hierinfalls den Bauren willfahren / dahero auß der Kuchel eylfertig in die Kirchen / von dannen ohne gezimmende Vorbereitung zu dem Altar geloffen / mit dem Gedancken aber befand er ſich in ſeiner Kuchel / vnd forderſt haben ſich diſe Mucken angemelt / wie er ſchon nahet war bey der Conſecrirung / dann damahl gedachtY y y 2er540Judas der ſchlimme Schelmer an die Fiſch / vnd ſtunde in groſſen Sorgen / das Geſind moͤcht ſie bald zu vil ſaltzen / oder zu wenig ſaltzen / bald zu vil ſie - den / oder zu wenig ſieden / bald in dıſem / bald in jenem faͤhlen / welches dem Allerhoͤchſten alſo mißfallen / daß durch ſein Goͤtt - liche Verhaͤngnuß der Teuffel in abſcheulicher Geſtalt bey dem Altar erſchinen / welcher in einer Bratzen ein Fiſch / in der andern das Saltz gehalten / mit dem Verlaut / ſehe hin Koch / vnd nit Prieſter / ſaltz vnd richt die Fiſch ſelber zu / damit du nachgehends ohne dergleichen außſchweiffigen vnd ſtraͤfflichen GedanckenPrat. Fior. p. 1. p. 136. das hoͤchſte Opffer vollzieheſt / worauff er mit hellem Gelaͤchter verſchwunden / der Prieſter aber ſein Wandl gebeſſert.

Betten / vnd nit auffmercken / iſt ſchieſſen ohne Kugl / bet - ten / vnd nit auffmercken / iſt ſchiffen ohne Rueder / betten / vnd nit auffmercken / iſt fliegen ohne Federn / mahlen mit abgeſtan - denen Farben / iſt das betten / vnd nit auffmercken / ſtreitten mit geſtumpfften vnd roſtigen Waffen / iſt das betten / vnd nit auffmercken / leuten mit einer zerklobenen Glocken / iſt das bet - ten / vnd nit auffmercken; Der Wurm zerbeiſt dem Jonæ die Kuͤrbesblaͤtter / das iſt ſchad! der Achan vergrabt den koſtba - ren Mantl / das iſt ſchad! der Pharao ertrenckt die Kinder / das iſt ſchad! die Rachel ſtihlt die guldene Bilder / das iſt ſchad! der David zerſchneit dem Saul den Mantl / das iſt ſchad! vnd die Unauffmerckſambkeit / oder Außſchweiffigkeit zerreiſt vnd ſtihlt / vnd ertrenckt / vnd vergrabt / vnd zerbeiſt das heilige Gebett / das iſt immer vnd immer ſchad!

Wie recht hat Abraham damahl gethan / vns allen zu einer Nachfolg / als er / durch Befelch GOttes / auff dem hohen Berg ſein Sohn wolte auffopffern / hat er den Eſel nit laſſen an das Orth diſes groſſen Opffers gehen / ſonder den Dienern geſchafft: Exſpectate hic cum aſino: Wartet allhierGen. 22. vnder dem Berg mit dem Eſel. Auff gleiche Weiß ſoll ein jeder eyffriger Chriſt / wann er zu dem H. Meß-Opffer gehet / bey der Kirchenthuͤr ſeinen Sorgen vnd Wirthſchaffts -Ge -541achtet auch das H. Gebett nit.Gedancken ſagen / exſpectate hic, wartet da meiner / es ſchickt ſich nit / daß ihr in diſes Orth hinein ſolt gehen / allwo ich allein wird mit GOtt reden / wartet meiner / nach dem Gottsdienſt wollen wir ſchon wider zuſammen kommen / wartet meiner / da - mit ich in der Audienz bey GOtt nit moͤg irꝛ werden / dann ein Gebett ohne Auffmerckſambkeit iſt ein zerlumpte Bauern - Braut / ſo dem Himmliſchen Geſponß gar nicht gefallen thut; Maſſen auff ein Zeit an einem vornehmen Feſttag / da alle Chor-Herren vnd Geiſtliche Nachmittag das Completorium geſungen in der Kirchen / iſt ein Stimm vom Himmel erſchal - len / non eſt auditus, niſi raucus, es iſt keiner gehoͤrt worden / als der haiſere / diſer ware ein frommer vnd ver - achter Tropff / ſo daſelbſt in einem Winckel / wegen ſeiner ſchlechten Stimm / mehr bleret / als geſungen / gleichwol iſt er allein von GOtt gehoͤrt worden / weil er andaͤchtig ware / die andere / ob ſie ſchon hefftiger geſchryen / als die Juden am Palm -Claud. Pang. tom. 1. Com. in lib. 1. Reg. tag / ſeynd nit gehoͤrt worden / weil dero Gemuͤther vnd Gedan - cken anderwerts herumb ſchweifften.

Oremus, laſt vns betten / auffs wenigſt kurtz vnd gut. Unſer lieber HErꝛ verbiet / daß einer ſein Brudern ſoll ein Nar - ren nennen. Ja / bey dem Evangeliſten Matthæo am 5. Ca - pitl / vnd zwey vnd zweintzigiſten Verſicul ſtehet geſchriben / wer da ſagt / du Narꝛ / der wird deß hoͤlliſchen Feuers ſchuldig ſeyn; dahero mein Bruder / darff ich dir diſes Schellen-Prædi - cat nit geben / allein du vnd andere werden es fuͤr vngut nicht auffnemmen / wann ich ſag / daß ihr geſchoſſen ſeyt / jedoch mit dem Beding / wann ihr nit ſchieſſen wolt / mercks wol / bedencks wol / behalts wol / alle die jenige ſeynd geſchoſſen / die nicht ſchieſſen wollen / verſtehe aber hierdurch die oͤfftere Schuß - Gebettel / maſſen ſolche weit beſſer die Wolcken durchtringen / als offt lange / aber laue Gebett.

Wie Lazarus mit Todt abgangen / vnd ſolches Chriſto dem HErrn zu Ohren kommen / ſo hat er ſich alſobald nacherY y y 3Be -542Judas der ſchlimme SchelmBethania begeben / die zwey Schweſtern / Martha vnd Mag - dalena zu troͤſten / ja er hat ſich gar verlauten laſſen / als woll er denſelben von Todten wider erwecken / welches ſchier den zwey Schweſtern nicht gar recht ware / zumahl ſie geſagt / er ſtincke ſchon / jam fætet; etwann war es ihnen nur wegen der Erb - ſchafft / die ſie muͤſten wider zuruck geben / wann er ſolt wider zum Leben aufferſtehen / dann die mehreſte Weiber arg vnd karg ſeynd. Ungeacht alles biſes / iſt der HErꝛ vnd Heyland zu dem Grab gangen / vnd nachdem er daſelbſt ſeine Augen gen Himmel gewendt / iſt er bald hernach in diſe Wort außgebro - chen: Ewiger Vatter / ich danck dir / daß du mich erhoͤrt haſt; diß gedunckte die Umbſtehende ſehr wunderlich zu ſeyn / dann keiner hat ihn geſehen betten / keiner hat ihn ge - hoͤrt betten / vnd gleichwol bedanckte er ſich gegen ſeinem Him - meliſchen Vatter / daß er ihn erhoͤrt habe; es iſt aber zu wiſſen / daß vnſer HErꝛ dazumahl ein Schuß-Gebettel in ſeinem Her - tzen verricht / welches ſo ſtarck-wuͤrckend geweſt / daß es alſobald die Wolcken durchgetrungen / vnd zu dem Thron Gottes kom - men iſt / vnd daſelbſt das geſchwinde Fiat erhalten. Dahero iſt es nicht an der Groͤſſe gelegen / ſonſt erlaufft ein Kuhe ein Haaſen / es iſt nit an der Dicke gelegen / ſonſt tragte ein Aich - baum beſſere Frucht / als ein Feigenbaum / es iſt nit an der Laͤn - ge gelegen / ſonſt gult mehrer ein Spißruthen / als ein Scepter / es iſt nit an der Tieffe gelegen / ſonſt waͤr ein Ruͤhrkibel beſſer / als ein Pocal / ſonder es iſt alles an der Guͤte gelegen: Wann alles waͤre gelegen an der Groͤſſe / ſo haͤtt der David den Go - liath nit uͤberwunden / wann alles waͤr gelegen an der Dicke / ſo haͤtt die Rebecca lieber die Wagen-Ketten genommen / als die Armb-Baͤnder von dem Iſaac, wann alles waͤr gelegen an der Laͤnge / ſo haͤtte der Aaron ein Wißbaum genommen / vnd nit ein Ruthen / ſonder es iſt alles gelegen an der Guͤte / kurtz vnd gut.

Weiſt du / wer der rechte Schaͤcherer geweſt / der mitChriſto543achtet auch das H. Gebett nit.Chriſto dem Heyland gecreutziget worden? diſer iſt geweſt ein gebohrner Egyptier / Aberglaubens halber ein Hebreer / vnd ſoll / nach Außſag deß H. Anſelmi, Petri Damiani, Joan. Damaſceni, die ſeeligſte Mutter GOttes / als ſie in Egypten geflohen mit dem Goͤttlichen Kind / vnder die Moͤrder gera - then ſeyn / vnder denen auch diſer / mit Nahmen Diſmas, wa - re / ſo durch uͤbernatuͤrlichen Anblick deß Goͤttlichen Kinds da - hin bewogen / daß er ſein Mit-Geſpann abgehalten / vnd alſo diſe drey erſchaffene heilige Dreyfaltigkeit vnbeſchaͤdiget gelaſ - ſen / ſein Vatter war auch ein Moͤrder vnd Straſſenrauber / (ein ſaubere Freundſchafft) diſer Diſmas iſt etlich dreyſſig JahrPetr. de Natal. ſer. de Paſſ. ein ſolcher Boͤßwicht geweſt / auch noch ain Creutz ein groͤſſerer Gottslaͤſterer / als der Geſmas ſein Mit-Cammerad / vnd gleichwol iſt diſer noch heilig worden / maſſen ſein Feſt celebrirt die Catholiſche Kirchen den 25. Mertzen / vnd weil von ihmeBaron. keine Reliquien verhanden / alſo iſt viler Lehrer Außſag / daß er mit Chriſto dem HErꝛn ſambt dem Leib am Oſtertag ſeye aufferſtanden / vnd bereits mit glorreichem Leib vnd Seel imArnold. Ephiph. Athanaſ. Himmel. Ein zimbliche Particul von ſeinem Creutz wird in der Thum-Kirchen zu Bari in Italia verehrt; es iſt glaublich / daß er am juͤngſten Tag / wann JEſus ſambt allen Außer - woͤhlten auß dem Himmel in das Thal Joſaphat ſich wird be - geben / er der Diſmas das Creutz in diſer Proceſſion werde voran tragen / ſolche Proceſſion aber werde fuͤhren der H. Ertz - Engel Michael. Wie iſt doch diſer groſſe Suͤnder zu ſo groſ - ſer Heiligkeit kommen? wie hat doch er den vollkommen Ablaß aller ſeiner Suͤnden ſo geſchwind erhalten? etwann hat er et - lich Tag aneinander gebettet? das nit / ſonder mit acht einigen Worten hat er die acht Seeligkeiten bekommen / mit diſem ſo klein / aber eyffrigem Gebett: HErꝛ gedenck an mich / wann du in dein Reich wirſt kommen. Jſt alſo nit an der Laͤnge gelegen / ſonder an der Guͤte. Kurtz vnd gut.

Der H. Friardus iſt ein Baur geweſt / aber kein ſolcher /wie544Judas der ſchlimme Schelmwie jener / deſſen Fuß noch heutiges Tags zu Freyſing in Bayrn bey S. Sigmund in der Kirchen hangt / vnd ſchon von vner - dencklichen Jahren vnverſehrt iſt / dann wie diſer Baur an ſtatt deß Creutzgang auff den Kerſchbaum geſtigen / vnd ihn deſſent - halben ſein Nachbaur ermahnt / er ſoll auch mit der Gemein nacher Freyſing Kirchfahrten gehen / dem er aber uͤbermuͤthig geantwort / er wolt nit / daß er ein Fuß zu Freyſing in der Kir - chen haͤtte / woruͤber alſobald ihme der rechte Fuß / als waͤr er mit einer Hacken abgehauen worden / herunder gefallen / den gleich der Hund / ſo dazumahl vnder dem Baum gelegen / in das Maul gefaſt / vnd den geraden Weeg vor der Proceſſion hergetragen / biß in die Kirchen S. Sigmund, woſelbſt er den Fuß bey dem Altar nidergelegt / ſo annoch zur ewigen Gedaͤcht - nuß auffbehalten wird. Diſer Baur hat nit gern gebett; wol aber der H. Friardus, ſo immerzu im Gebett war / du glaubſt etwann / als habe er alle Tag 6. H. Meſſen gehoͤrt / vnd 14. Roſenkraͤntz verricht / O nein! wer wolt ſein Arbeit verſehen ha - ben? er ware auff dem Acker bey dem Pflueg / auff dem Deh - nen bey der Triſchl / auff dem Hof bey der Holtzhacken / er hatte keinen Buͤcher-Sack / wie etliche / dann er gar nicht leſen kont / ſonder mitten in ſeiner harten Arbeit hat er geſchoſſen / etliche heilige Schuß-Gebettl eylfertig zu GOtt abgedruckt / welches GOtt weit gefaͤlliger ware / als mancher ihr langes vnd laues betten / wann ſie auch alle Pſalmen deß Davids ſolten ableſen; ſeine Mit-Bauern lachten vnd ſpotteten diſe ſo kleine Andacht / vnd zwar in dem heiſſen Sommer / wie ſie von den uͤberlaͤſtigen Mucken vnd Webſen gar zu vngeſtuͤmm geplagt wurden / vop - ten ſie den H. Mann Friard, er woll doch mit ſeinem Gebett weil er ſo geſchwind darmit fertig / ihnen die Webſen vertrei - ben / worauff der H. Mann nur das kleine Creutz-Zeichen ge -Mancin. in Paſſiolog. p. 139. macht / vnd augenblicklich alle vertriben: Bauern ſeynd Lauern / ſo lang ſie tauern / aber nit alle / maſſen diſer ein heiliger geweſt / vnd ſo gern gebett / aber kurtz vnd gut.

Das Gebett der Apoſtel / wie ſie in der Ungeſtuͤmme deßMeers545achtet auch das H. Gebett nit.deß Meers zu dem HErꝛn geruffen / war nit lang / vnd doch kraͤfftig: HErꝛ erhalt vns / wir gehen zu grund. Matth. 8.Das Gebett der Cananein / wormit ſie zu dem HErꝛn vmb den Wolſtand ihrer Tochter geſchryen / war nit lang / vnd dannoch maͤchtig: HErꝛ / du Sohn David erbarm dich mei - ner / mein Tochter wird vom Teuffel uͤbel ge -Matth. 15. plagt. Das Gebett deß Hauptmanns zu Capharnaum, wie er vmb die Geſundheit ſeines Dieners angehalten / war nit lang / vnd dannoch ſtarck: HErꝛ / ſprich nur ein Wort /Matth. 8. ſo wird mein Knecht geſund. Das Gebett deß offnen Suͤnders / wie er im Tempel geſtanden / war nit lang / aber doch maͤchtig: GOtt ſeye mir Suͤnder gnaͤdig. Das Ge -Luc. c. 18. bett deß blinden Bettlers auff dem Weeg / als vnſer HErꝛ mit vilem Volck vorbey gangen / war nit lang / vnd dannoch kraͤff - tig: JEſus du Sohn David erbarm dich meiner. Luc. 18. v. 31.Kurtz vnd gut.

Es iſt ein gewiſſer Soldat geweſt / der eines luſtigen Kopffs ware / diſer tragte immerzu einen rothen Hut / als er mit ſolchem einmahl auff der Wacht geſtanden / vnd faſt herge - ſehen / wie ein Gockl-Hahn mit dem rothen Kamp / hat ihn der Hauptmann ſchertzweiß angeſchryen / Hahn / ſagte er / wann wirſt einmahl kraͤhen? ey Herꝛ Hauptmann / gab er zur Ant - wort / es kraͤhet ſich zu Morgens nit vil / wann man den Abend vorhero nit geeſſen hat; dahero ſolcher ſtaͤts angehalten vmb ſein Monath-Sold / welches dem Herꝛn Officir dergeſtalten verdroſſen / daß er ihm hat gebieten laſſen / wofern er noch im ge - ringſten deſſenthalben werde Meldung thun / ſo ſoll er vnfehl - bar hencken / dem Hahn war ſolche Hennen-Steigen auff alle Weiß zu wider / vnd wolt nit gern auffſitzen / wo die Raaben ihr Proviant ſuchen / gleichwol vnderfangte er ſich / noch einmahl den Herꝛn Hauptmann zu uͤberlauffen / jedoch ließ er beynebens ſagen / daß / wann er mehrer Wort ſolte vorbringen / als drey /Pars II. Z z zſo -546Judas der ſchlimme Schelmſodann woll er ohne Widerklag hencken / auff ſolches Verſpre - chen iſt er fuͤrgelaſſen worden / vnd hat der ſchlauche Geſell nit mehr geredt / als drey Wort / nemblich: Gelt / oder / Ab - ſchid / welches dem Herꝛn Officier alſo wolgefallen / daß er ihm den verlangten Sold vnverzuͤglich erlegen laſſen. Kurtz vnd gut.

Der Eliſæus hat kurtz / aber gut gebett / wie er den Eliam, als ſolcher im feurigen Wagen entzuckt worden / vmb den Mantl vnd doppelten Geiſt erſucht. Die ſeeligſte Mutter GOttes hat kurtz / aber gut gebett / wie ſie den HErꝛn JEſumLuc. 2. c. bey der Hochzeit zu Cana vmb ein Wein angeſprochen. Der Außſaͤtzige hat kurtz / aber gut gebett / wie er den Heyland / alsMatth. 8. ſolcher vom Berg herab geſtigen / vmb die Geſundheit begruͤſt. Der Fuͤrſt hat kurtz / aber gut gebett / wie er den HErꝛn ange -Matth. 9. ſprochen / daß er doch wolle die Haͤnd uͤber ſeine verſtorbene Tochter legen. Wir koͤnnen nit alle mit dem H. Pachomio, von Auffgang der Sonnen / biß zu Nidergang betten. Wir koͤnnen nit alle ſo lang betten / wie der H. Keiwing, deme inSteng. de Ovis Paſc. die auffgehebte Haͤnd ein Ambſel ihre Eyr gelegt / er aber ſo lang gebett / biß diſer Vogl die Eyr außgebruͤt hat. Wir koͤn -Marul. in vita. nen nit alle mit der H. Martha hundertmahl bey Tag / vnd hundertmahl bey der Nacht / die Knye biegen in dem Gebett. Athan. in in vit. c. 6.Wir koͤnnen nit alle mit dem H. Einſidler Paulo alle Tag drey - hundert Gebett verrichten. Wir koͤnnen nit alle mit dem H. Antonio diſem groſſen Mann GOttes in Egypten / die gantze Nacht hindurch im Gebett verharren / alſo daß er offt die Son -Idem. nen angeſchnarcht / warumb ſie ſo bald auffgehe. Wir koͤnnen nit alle ſo lang / vnd ſo vil betten / maſſen es vnſere Geſchaͤfften nit zulaſſen / vnd hat doch auch der H. Petrus Damianus ein ſtarcken Verweiß geben dem Statt-Pfleger Zinthio, daß er ein gantze Zeit in der Kirchen hocke / vnd ſeinen Dienſt / zu merck - lichem Schaden deß gemeinen Weſens / vnverrichter laſſe; wir koͤnnen nit alle ſtaͤts mit der Magdalena bey den Fuͤſſen JEſuſitzen /547achtet auch das H. Gebett nit.ſitzen / ſonder muͤſſen auch mit der Martha zu der Wirthſchafft ſchauen / ſeynd doch auch die Apoſtl / mit gutheiſſen deß HErꝛn / in die Statt Samaria gangen / vnd daſelbſt nothwendige Nah - rungs-Mittel eingekaufft / da doch GOtt ſie leicht durch uͤber - natuͤrliche Weiß haͤtte koͤnnen ſpeiſen / aber wir koͤnnen wol / vnd gar wol / oͤffter auch mitten in Geſchaͤfften vnd Arbeit / ein Schuß-Gebettl zu GOtt ſchicken / kurtz vnd gut / wir koͤnnen wol / vnd gar wol / alle Tag ein H. Meß hoͤren / kurtz vnd gut / wir koͤnnen wol / vnd gar wol / Fruhe vnd Abends etwas wenig betten / kurtz vnd gut / wir koͤnnen wol / vnd gar wol / vor vnd nach dem Eſſen betten / kurtz vnd gut.

Oremus, laſt vns betten / aber vmb etwas / ſo vnſerer Seelen Heyl nit ſchaͤdlich iſt. Es iſt ein Edlmann geweſt / der allenthalben den Nahmen vnd Ruhm gehabt eines ſehr frey - gebigen Herꝛns / von deme ſattſamb bekannt war / daß er kein Armen ohne Troſt von ſeiner Thuͤr gelaſſen / als ſolches auch in Erfahrenheit gebracht ein abgedanckter Soldat / wolt er auff kein Weeg diſes Gnaden-Orth vmbgehen / ſonder laſt ſich da - ſelbſt durch den Cammer-Diener anſagen / auch ſich beynebens verlauten / daß er neben Begruͤſſung / wegen eines Zehrpfen - nings / noch andere Ding mit Jhro Gnaden zu reden haͤtte / batte alſo vmb die Lieb vnd Hoͤfflichkeit / daß er mittls ſeiner moͤchte vorkommen; Der Cammer-Diener ſchmeckte ſchon an - vor den guten Bratten / ſo diſer werd bekommen / gab alſo an - fangs ein abſchlaͤgige Antwort / wie daß es dermahl nit ſeyn koͤnne / weil Jhr Gnaden in andern wichtigen Geſchaͤfften ver - hindert ſeyn / als aber der noch inſtaͤndiger angehalten / gabe der Cammer-Diener ſo weit das Jawort / jedoch ſoll er ihme treu vnd redlich verſprechen / das / was er bekommen werde / mit ihme recht zu theilen / vnd halben Part zuſtellen / welches der gern vnd vrbietig zugeſagt / ſo dann auff ſolches verheiſſen den freyen Zutritt erhalten bey dem Gnaͤdigen Herꝛn / woſelſt er mit vilen Umbſtaͤnden diſen vnd jenen Feldzug erzehlte / was Gefecht vnd Treffen da vnd dort vorbey gangen / wie ſie ein vndZ z z 2anders548Judas der ſchlimme Schelm /anders Orth nit ohne blutige Koͤpff erobert / ꝛc. welches alles dem Edlmann ſo werth vnd angenehm war / daß er ihm auch ein halb Dutzet Thaller vor ein Zehrpfenning dargereicht / es erſuchte aber der ſchlauche Soldat noch vmb ein andere Gnad den Cavalier / benanntlich vmb ein paar Goſchen / mit dem Vorwand / wie daß ſolches in ſeinem Land der Brauch waͤre / vnd hielte es man vor ein ſondere Ehr / wann jemand von ade - lichen Haͤnden begoſcht wurde / welches zwar erſtlich der hoͤffli - che Cavalier gar weißlich geweigert / indem er aber hierzu ſo hefftig erbetten wurde / wolt er auch dißfalls dem guten Suppli - canten nit vnguͤnſtig ſeyn / beruͤhret ihme demnach beederſeits die Wangen / faſt auff die Manier / wie die Muͤtter pflegen auß Lieb ihre Kinder zu taͤſchlen: nach ſolchem beurlaubt ſich der begnuͤgte Soldat auff das allerbeſte / deß Willens / ſein Weeg anderſtwo hinzunemmen / kaum aber / daß er zur Thuͤr hinauß getretten / verlangte der Cammer-Diener die Helffte von dem vermoͤg deß Contracts, was er bekommen / zu welchem ſich der liſtige Geſell gar willfaͤhrig gezeigt / auch mit der Hand ſo lang in den Sack gegriffen / biß er die rechte Stiegen erreicht / allwo er gantz hurtig mit der Hand herauß gewiſcht / vnd dem geltgierigen Cammer-Diener ein ſolchen Backenſtreich verſetzt / daß er den Trippel mit den Fuͤſſen vnd Kopff die Stiegen hin - under geſungen / nit ohne erbaͤrmliches Geſchrey vnd Wehkla - gen / welches alle im Geſchloß / vnd nit weniger den Edlmann auß ſeinem Zimmer bewegt / ſo ſich nit genug uͤber das vermeſſe - ne Stuck deß Menſchens verwundern thaͤten / vnd ware ſchon an dem / daß man ihme die eyſene Band ſoll anwerffen / es hat aber gedachter Geſell die gantze Begebenheit vnd Urſach beyge - bracht / wie daß er habe muͤſſen dem Cammer-Diener zuvor verſprechen den halben Theil deſſen / was er werde bekommen / ſonſt waͤre er nit angeſagt worden / demnach dann der Gnaͤdige Herꝛ ihme / jedoch auff bitten vnd erſuchen / zwey Goſchen ge - ben / als habe er nit weniger thun koͤnnen / vnd die Helffte ihme laſſen zukommen / begehre auch hierauff ein Recepiſſe, vnd ge - braͤuchlich quitirt zu ſeyn.

Der -549achtet auch das H. Gebett nit.

Dergleichen Bitt wird man ſo leicht nit hoͤren / ſagſt du / wie diſer abgedanckte Soldat gethan hat / dann wer will ſo al - ber vnd thorrecht ſeyn / vnd vmb harte Stoͤß bitten? wer will das Maul auffchun vmb ein Maultaſchen? wer will ſuppli - ciren / daß ihn einer ſoll abſchmieren? wer iſt der vnverſtaͤndi - ge Tropff / der eins begehrt an Kopff? ſeynd doch die Holtz - Aepffel ſuͤſſer / als die Ohrfeigen / der Menſch bitt meiſtens / ja allzeit nur vmb etwas guts / rogat ea, quæ pacis ſunt, ſagſt du / ich ſag aber anderſt / daß nemblichen die bethoͤrꝛte Adams - Kinder gar offt vnd vilfaͤltig vmb etwas uͤbels bey GOtt dem Allmaͤchtigen anhalten vnd bitten / vnd begehren mehrmahlen mit weinigen Augen / mit auffgehebten Haͤnden / mit inbruͤnſti - gem Gebett etwas / welches ihnen nit gedeyen thaͤte / ja ſo gar verhinderlich waͤre an dero Seelen Seeligkeit / dahero kein Wunder / daß der allwiſſende GOtt ſolche Gebett nit erhoͤrt / wie es gar deutlich bezeugt der H. Jacobus in ſeiner vierdten Epiſtl: Jhr bittet / vnd erlanget nichts; dieweil ihr uͤbel bittet / nemblich daß ihrs in eueren Wol - luͤſten verzehrt.

Umb GOttes willen / Herodes, was biſt du fuͤr ein Phantaſt geweſt / indem du der jungen Tantzerin Bitt vnd An - bringen ſo bald erhoͤrt haſt? wie ſie vmb das Haupt Joannis Baptiſtæ angehalten / hat der Koͤnig hierauff alſobald geant - wort / ja / ja / du verfluchtes ja! Es haͤtte ſollen Herodes ihr ein rechten Verweiß geben / ſtill mit dergleichen Reden vnd An - bringen / du junge Laͤppin / gehe vil lieber wider zum Tantz / dergleichen Gaiſſen ſteht der Capriol beſſer an / als mit ſolchen Dingen auffzuziehen; Solſt du begehren von dem Haupt deß gantzen Reichs das Haupt eines tugendreichen Manns? daß / wer nit allein den Joannem koͤpfft / ſonder auch zugleich mein Reputation abgekuͤrtzt? das ſtund ruͤhmlich / wann ein Koͤnig den Kopff eines Heiligen zu den Fuͤſſen einer heylloſen Etcæ - tera legen thaͤte / ich muͤſt nur kein Hirn im Kopff haben / wannZ z z 3ich550Judas der ſchlimme Schelmich dem Joanni ſoll den Kopff nemmen / du vnverſchambtes Wiſperl / ſchau / daß du durch dein tantzen nicht thuſt fallen / vnd zwar in mein Ungnad / aber dir ſeye es verzuͤgen / vnd ſchrei - be es deinem kindiſchen Unverſtand zu / aber mich wundert ſehr deiner Mutter / daß ſie ein ſolche Naͤrrin iſt / vnd dir hat ſolches moͤgen befehlen / ſag du ihr / ſie ſoll den Kopff mit Ruhe laſſen / oder ich wird mein Kopff auffſetzen / vnd etwas zeigen / daß ſie wird im Kopff kratzen; mit dergleichen vnd andern ſcharpffen Worten haͤtte der Koͤnig Herodes diſen Schlepſack ſollen von ſich weckweiſen / aber die Mutter war ein arge Hueſten / wel - che der Tochter befohlen / ſie ſolle diſe Bitt vnd Anbringen thun / wann der Koͤnig bey der Tafel ſitzt / vnd bereits ſchon zimblich bezecht iſt / alſo ſagt Herodes, wann ich nit haͤtt ein ſo ſtarcken Rauſch gehabt / vnd waͤr recht beym Verſtand geweſt / ich haͤtt wol nit gethan / noch zugelaſſen / was ſie gebetten.

Glaubſt vnd meinſt du / daß Gott der Allmaͤchtige gleich alſo beſchaffen ſeye / wie der berauſchte Herodes, vnd dein vn - verſchambte Bitt werde erhoͤren? wann du bitteſt vmb zeitli - chen Wolſtand / welcher dir dienen wurde zu allem Ubermuth? vmb zeitliche Ehr / welche dir das Gemuͤth in allem Hochmuth wurde auffblaͤhen? vmb zeitliche Geſundheit / ſo dich anſpoh - ren thaͤte zu allen Wolluͤſten? GOtt erhoͤrt auff ſolche Weiß dein Bitt nit / wann du auch ſchreyen ſolleſt / wie der David:Pſalm. 68. v. 4. Raucæ ſunt factæ ſauces meæ, ich hab mich gantz muͤd geruffen / mein Schlund iſt haiſer worden.

Es heiſt / wau / wau / pfuy / das Ding beiſt.

Ein Mutter hat ein kleins / ein ſchoͤns / ein liebs Kind / mit Nahmen Frantzl / diſes ſihet auff dem Tiſch / worauff der Vatter pflegt zu notiren / concipiren / protocolliren / ein Fe - dermeſſerl ligen / ſo bald es nun darnach mit ſeinen zarten Braͤtz - len tappen will / alſobald raumbts das Kinds-Weib auff die Seyten / vnd ſagt / wau / wau / pfuy / es beiſt / vnd gibt ihman551achtet auch das H. Gebett nit.an ſtatt deſſen ein Feigen. GOtt eignet ihme ſelbſt oͤffters zu den Titl vnd Nahmen einer Mutter / liebt vns / wie ein Mutter / labt vns / wie ein Mutter / tragt vns / wie ein Mut - ter / trenckt vns / wie ein Mutter / mittels kombt ein laͤppiſch Kind / oder kindiſcher Lapp vnd Tidltapp / ſchreyt / weint / bitt / begehrt / rufft vnd ſeufftzt vmb die Geſund heit / GOtt aber der weigert ihm diß Begehren / erhoͤrt ſein Stimm nicht / er mag ſchreyen / wie Jonas im Wallfiſch / deſſen Stimm gar biß in Himmel gehoͤrt worden / wau / wau / es beiſt / ſonder gibt ihm an ſtatt der Geſundheit diſes ſcharpffen Meſſers ein Feigen / ein gute Ohrfeigen / ſchlagt ihn mit einem Zuſtand / dann er ſi - het ſeiner Goͤttlichen Allwiſſenheit vor / wann er ſolte deß Sup - plicanten Bitt erhoͤren / den krumpen Weeg deß Verderbens wurde gehen; derentwegen kan ein ſolcher krancker vnd mißl - ſuͤchtiger Menſch von ſich ſelbſt ſagen / was die zwey Schweſtern Martha vnd Magdalena von ihrem Brudern außgeſprochen: Ecce, quem amas infirmatur, HErꝛ ſihe / den du liebJoan. 11. haſt / der ligt kranck.

Wie der Heyland der Welt von der zartiſten Jungfrau Maria / mit Frolockung der Engel / mit zittern der Teuffel / mit Troſt der Menſchen / mit Jubel deß Himmels / mit Freuden der Erden gebohren / wie diſe Sonn auffgangen / wie diſer Gnaden-Thau gefallen in Mitte deß Winters / wie diſe Liebs - Flammen außgebrochen in Mitte der Kaͤlte / wie GOtt hinder der Wand der Menſchheit das erſtemahl ſich ſehen laſſen / wie GOtt ſein Unmaͤſſigkeit in ein Spann langes Kindl einge - ſchranckt / wie der allerreichiſte GOtt zu Bethlehem auff Bettl - Arth gebohren / wo iſt er das erſtemahl zu finden geweſt? wo? ſagt her ihr wachtſame Schaaf-Hirten auff den Bethlehemiti - ſchen Feldern? wo? in præſepio, beym Krippel / ja im Krippel. Gut / gut / ein armer / krancker vnd preſthaffter Menſch / deſſen faſt alle Glider mit beſondern Kranckheiten be -hafft552Judas der ſchlimme Schelmhafft ſeynd / iſt ein lauters Krippel / aber glaub du mir / daß bey diſem Krippel GOtt gefunden wird / er iſt fromm vnd andaͤchtig / er lebt in der Gedult vnd Gottsforcht / er betracht das Obere vnd das Ewige / er acht ſich nit vil deß zeitlichen Ge - ſpaͤß / er iſt darumb ſanctus, weil er nit ſanus iſt / wann er aber friſch vnd geſund waͤre / ſo waͤre er ein Bruder vnd Luder / wie andere / ein Sauffer vnd Rauffer / wie andere / waͤr ein Schueler vnd Bueler / wie andere / waͤr ein Schlemmer vnd Demmer / wie andere / waͤr ein Preſſer vnd Freſſer / wie ande - re / waͤr ein Pentzer vnd Schlentzer / wie andere / waͤr ein Klau - ber vnd Rauber / wie andere / waͤr ein Voͤtter vnd Fretter / wie andere / vnd vil aͤrger / weil er aber kranck am Leib / ſo iſt er ge - ſund an der Seel / weil er ein Zuſtand in Glidern / ſo hat er ein Wolſtand im Gewiſſen. Jſt alſo kein Wunder mehr / daß GOtt ſein Gebett nit erhoͤrt / wann er ſchreyt vnd rufft vmb die Geſundheit / wau / wau / es beiſt / da iſt GOtt gnaͤdig / wann er vngnaͤdig iſt / da gibt GOtt vil / wann er diß nit gibt.

Serm. 5. de Paſſ.

Der H. Leo ſchreibt / daß ein Frau zu Ambſterdam im - merdar kranck / vnd meiſtens liegerhafft ware / welche dann vn - auffhoͤrlich geſeufftzt nach der Geſundheit / vnd derenthalben ſich verlobt zu dem allerheiligiſten Sacrament, welches in ſel - biger Statt ſehr Miraculos / auch / in Abweſenheit ihres Manns / ſich tragen laſſen in die Kirchen zum Altar / wo ſie ſo inbruͤnſtig vmb die Geſundheit gebetten / daß ſie endlich von GOtt dem Allmaͤchtigen erhoͤrt worden / auch friſch vnd ge - ſund / nit ohne ſonders frolocken nach Hauß / vnd folgſamb zu ihrem Mann geloffen / O guldener Mann / ſprach ſie / ſihe / GOtt hat mich von meiner ſo langwuͤrigen Kranckheit friſch vnd geſund gemacht / GOtt ſeye Danck / Lob / Ehr vnd Preyß von Ewigkeit zu Ewigkeit / GOtt ſey gebenedeyt vnd gelobt zu tauſend vnd tauſend / vnd hundert tauſendmahl / daß er mich erhoͤrt hat / jetzt mein Mann / kan ich mit dir ſtehen vnd gehen / wie du wilſt / wo du wilſt / wann du wilſt / wohin du wilſt:Der553achtet auch das H. Gebett nit.Der Mann erfreute ſich nit wenig hieruͤber / allein thaͤt er die Sach etwas reiffers bey ſich erwegen / vnd fragt endlich / mein Weib / hoͤr mich ein wenig / haſt du aber GOtt den Allmaͤch - tigen gebetten vmb die Geſundheit mit diſem Beding / ſofern es deiner Seeligkeit nit ſoll verhinderlich ſeyn? nein / ſagte ſie / mein Mann / das hab ich weiter nit hierzu geſetzt / ſo gehe dann hin / ſchafft er / vnd bitte vnſern HErꝛn alſo: Die folgt / geht / bitt / mein HErꝛ / ich hab es ſchaͤndlich vergeſſen / ich haͤtt dich ſollen anruffen vmb die Geſundheit / jedoch daß es meinem See - len-Heyl nicht ſchaͤdlich ſeye / kaum aber daß ſie ſolche Wort außgeſprochen / iſt ſie wider an Haͤnd vnd Fuͤß erkrumpt / wor - auß leicht abzunemmen war / daß ihr die Geſundheit ſehr ſchaͤd - lich waͤr geweſt / vnd der Allmaͤchtige GOtt vorgeſehen hat / daß ſie mit geſundem Leib haͤtte vil Suͤnden begangen / waͤre ſtoltz vnd hoffaͤrtig in Kleydern auffgezogen / vnd allen Uber - muth gezeigt haͤtte / dahero GOtt ihr ſolches Meſſer wider auß den Haͤnden geriſſen / wau / wau / hats geheiſſen / es beiſt.

Bettet / ſo wird euch gegeben / klopffet / ſo wird euch auff - gethan / ſchreyt / ſo werd ihr erhoͤrt / das Gebett tritt kecker ein bey GOtt / als der Arimatheiſche Joſeph bey Pilato, das Gebett tringt ſtaͤrcker durch die Wolcken zu GOtt / als das blutfluͤſſige Weib durch das Volck zu Chriſto / das Gebett fin - det ehunder der Hacken ein Still / als der Eliſæus dem Eiſen / das Gebett iſt maͤchtig vnd allmaͤchtig: wie kombts dann / daß diſe nit erhoͤrt wird? ſie verlobt ſich auff alle Kirchfahrten / ſie beſucht alle Capellen / ſie ziehrt alle Altaͤr / ſie nimbt zu Vor - ſprecher alle Heilige / vnd bitt vmb ein Erben / kan aber gleich - wol nichts erhalten: O GOtt ſeys klagt / bin ich doch armſeeli - ger als der Feigenbaum auff dem Weeg / den vnſer lieber HErꝛ wegen der Unfruchtbarkeit excommunicirt hat! wau / wau / ſagt GOtt / es beiſt.

Unſer HErꝛ iſt / wie ein Medicus oder Artzt / wann ein Krancker im Beth ligt voller Hitz / vnd laufft ihm die Pulß /Pars II. A a a awie554Judas der ſchlimme Schelmwie ein Haaß bergauff / die Zung iſt ihm ſo trucken / wie der Paß durchs rothe Meer / das Gebluͤt iſt ihm erhitzt / wie die Zeit in Hunds-Taͤgen / er bitt vnd bitt nur / nur vmb ein eini - ges Glaͤßl Wein / es kan nit ſeyn / ſagt der Medicus, bey Leib nit / ein geſottenes Waſſer darfuͤr / O das iſt wol abgeſchmach / ſpricht der Patient, er bitt vnd bitt vmb ein Trunck Bier / es ſoll nit ſeyn / ſagt der Medicus, das gar nit / ein geſottenes Waſ - ſer darfuͤr / O das mag ich nıcht / ſpricht der Krancke: Auff glei - chem Schwung vnd Arth macht es der Allmaͤchtige GOtt / di - ſe bittet ihn / bitt ihn mit auffgehebten Haͤnden / bitt ihn mit gebognen Knyen / bitt ihn mit weinenden Augen / bitt ihn ei - nig vnd alleinig vmb ein Erben / vnd GOtt erhoͤrt ihr Bitt nit / ſchlagt ihr alles rund ab / weil er ſihet / daß es ihr hoͤchſt ſchaͤdlich waͤre. Der David hat mit allen ſeinen Weibern Kinder erzogen / allein mit der Michol nicht / mit der Tochter deß Koͤnigs Sauls nit / vnd darumb / diſe war gar ein ſtoltze vnd uͤbermuͤthige Frau / wie man es ſattſamb hat koͤnnen abnem - men / da ſie ihren Herꝛn vnd Koͤnig außgelacht / vnd fuͤr ein Narren gehalten / als er vor der Archen deß HErꝛn getantzt hat / deſſenthalben hat ihr GOtt auch auff viles bitten vnd bet - ten keine Kinder geben / weil er hat vorgeſehen / daß ſie ſolche in allen Untugenden wurde aufferziehen.

Es melten ſich zwey Supplicanten bey GOtt an / vnder denen wol ein groſſer Underſchid / einer heiſt Paulus, der ande - re heiſt Teuffel / was iſt das nit fuͤr ein Underſchid? Paulus ein Bekehrer / der Teuffel ein Verkehrer / Paulus ein Fuͤhrer / der Teuffel ein Verfuͤhrer / Paulus ein Engl / der Teuffel ein Pengl / Paulus ein Schutzherꝛ / der Teuffel ein Schmutzherꝛ / Paulus ein Huͤter / der Teuffel ein Heuter / Paulus ein Fackel / der Teuffel ein Mackel / Paulus ein Schatz / der Teuffel ein Fratz / Paulus ein Poſaunen-Klang / der Teuffel ein boͤſe Schlang / Paulus ein Apoſtl / der Teuffel ein Apoſtata, Paulus ein Laͤmbl / der Teuffel ein Traͤmbl / Paulus ein Roͤſel / der Teuffel ein Eſel / Paulus gebenedeyt / der Teuffel vermaledeyt / vnddan -555achtet auch das H. Gebett nit.dannoch / vnd dannoch hat GOtt die Bitt deß Teuffels erhoͤrt / vnd die Bitt deß Pauli nit erhoͤrt / wie der Sathan begehrt von Chriſto in die Heerd Schwein mit den ſeinigen zu fahren / fiat, das hat er erhalten / wie Paulus gebetten / vnd oͤffter als einmahl / daß ihn doch GOtt moͤcht befreyen von dem Geiſt der Verſuchung / vnd hat es nit erhalten / ſo hoͤr ich wol / kan der Teuffel beſſer betten / als Paulus? das nit / ſonder die Abſchla - gung der Bitt iſt dem Paulo uͤber alle maſſen nutzlich geweſt / dann ſo ihme GOtt haͤtte den Geiſt der Verſuchung hinweck genommen / alsdann haͤtte er ſich uͤbernommen / vnd waͤre in ein eytle Ehr gerathen; Exauditus eſt Dæmon ad damnatio - nem, non exauditus eſt Paulus ad ſaluationem. S. P.Serm. de temp. 53. Auguſtin.

Ein Burger iſt zu Alexandria geweſt / welcher den hei - ligen Ertz-Biſchoffen Joannem inſtaͤndig erſucht / er wolle doch fuͤr ſein Sohn bitten / damit er moͤge durch Gottes Hilff wider friſch vnd geſund zu Land ſeeglen / gut / der heilige Mann bettet Tag vnd Nacht / vnd nach dem er lang gebetten / da kombt die Nachricht / der Sohn ſeye vor einer halben Stund erſoffen / der Vatter wolte ſchier uͤber ein ſo traurige Zeitung ihme ſelbſt das Leben nehmen / vnd klagte nicht wenig / wie daß GOtt doch ſo wunderlich ſeye / vnd ſo gar auch das Gebett eines Heiligen nicht erhoͤre / worauff aber der heilige Ertz-Bi - ſchoff die Antwort geben / dein Sohn / ſprach er / iſt ein Kind der Seeligkeit / ſofern er aber laͤnger hette gelebt / waͤre er Suͤn -In vit. den halber in das ewige Verderben gerathen. Geſchicht alſo gar offt / daß GOtt dir vnd mir ein Bitt abſchlagt auß Barm - hertzigkeit / die er ſonſt auß gerechtem Zorn erhoͤren thaͤt.

Oro heiſt auff Lateiniſch / ich bette / vnd Oro heiſt auff Waͤlſch ein Gold / vnd ſonſt in der Warheit iſt das Gebett / wie das Geld oder Gold / bette / fangt von dem Buchſtaben an G. G. vnd bette nach lauth diſes Buchſtaben / G. G. ma - chen groſſe Wunder / vnd wuͤrcken groſſe Wunder / ja man kan nichts ſtaͤrckers finden / als das Gebett / zumahl mit dem -A a a a 2ſelben556Judas der ſchlimme Schelm /ſelben der heilige Gregorius Thaumaturgus gar ein groſſen Berg von einer Seiten zu der andern geſchoben: Das Ge - bett iſt maͤchtig vnd allmaͤchtig / vnd gleichwol wird mancher nicht erhoͤrt / der vmb Gut vnd Haabſchafften bittet / ja zu - weil das Vatter vnſer alſo bettet / Vatter vnſer der du biſt im Himmel / geheiliget werde dein Namb / zukomme vns die Reichthumb / ja es bettet manche alleweil / es bettet immerdar / es bettet vnauffhoͤrlich / ſie rufft fuͤr ein Vorſprecher an den heiligen Chriſtoph, der tragt vnſern Herꝛn auff der Achſel / den heiligen Antonium Pa - duanum, der tragt vnſern Herꝛn auff einem Buch / den heili - gen Joſeph, der fuͤhrt vnſern Herꝛn an der Hand / die heilige Gertraud, die tragt vnſern Herꝛn im Hertzen / ſie bitt vnd bitt / daß ihr Mann doch moͤcht ein beſſers vnd eintraͤglicheres Ambt vnd Dienſt bekommen ꝛc. vnd erhalt dannoch nichts / gar nichts / warumb? wau / wau / ſagt GOtt / das ding beiſt.

GOtt der Allmaͤchtige iſt / wie ein Baum / wann diſer noch vnzeitige Fruͤcht tragt / ſo man ihn ſchon ſchitlet / ſo laſt er die Aepfel oder Biern ſo leicht nicht herunter fahlen / vnd thut er gar weißlich hierin / dann er gedenckt das vnzeitige Obſt iſt nicht geſund / ja ſehr ſchaͤdlich. GOtt wird von di - ſer N. auff alle weiß / durch alle weiß erſucht / gebetten / geblagt / er ſoll doch ihren Mann weiter hinauff helffen / vnd ihme / wie jenem Gaſt bey der Mahlzeit / mit dem aſcende ſuperius gnaͤ - dig ſeyn / kan aber gleichwol nichts erbitten / dann GOtt ſicht daß ſolches ihrer Seelen werde ſchaͤdlich fahlen / der heilige Hieronymus ſchreibt in Regul. Mon. daß ein junger Muͤ - nich zu einem alten heiligen Vatter kommen vmb ein heilſam - men Rath / ob er ſoll ein Biſtumb annemmen / der gute alte Taͤtl ſchafft ihm / er ſoll ſich auff den Tiſch legen / vnd etlichmahl hin vnd her waltzen / der vollziecht diſen Befehl / nachmahls ſagt ihm der Alte / er ſoll ſich gleichfals alſo auff der Erd hin vnd her waltzen / das thut er auch / endlich fragt ihn der heiligeVat -557achtet auch das H. Gebett nit.Vatter / wo er ſicher geweſt ſeye? auff der Erd (antwort der andere) dann auff dem Tiſch / bekennte er / waͤr ich bey einem Haar hinunter gefallen / vnd der Naſen ein Ader gelaſſen! alſo auch / ſetzt hinwider der Alte / iſt vil leichter vnd ſicherer in einem nideren Stand ſeelig zu werden / als in einem hohen. wie dann ſolcher Geiſtliche nach dem Todt dem Alten noch er - ſchinen / vnd bekennt hat / ſcito Pater, quia nunc eſſem de numero dam natorum, ſi fuiſſem de numero Epiſcopo - rum, wiſſe mein heiliger Vatter / daß ich jetzo waͤre verdambt / ſo ich waͤr kommen zu diſem Ambt. GOtt erhoͤrt darumb ihr Gebett nit / weil er / vermoͤg ſeiner Allwiſſenheit / wohl waiß / daß es ihme vnd ihr ein Gelegenheit waͤr zur ewigen Ver - dambnuß / er ſicht vor / daß er wurde bey ſolchem Ambt ſchaͤd - liche Partiten einbrocken / er ſicht vor / daß ſie wurde im Vber - muth vnd Klaider-Bracht wachſen; dann jetzt die Weiber beſchaffen ſeynd / wie deß Egyptiſchen Koͤnigs Pharao ſeine Zauberer / von welchen gnugſamb bekannt iſt / daß ſie dem Moyſi vnd Aaron ſehr vil nach gethan / der Aaron ſchlagt mit der Wunder-Ruthen in das Waſſer / vnd verkehrt alles Waſſer in pures Blut. Diſes Element iſt gar blutroth worden / vnd hat ſich geſchambt / daß der Pharao GOtt dem Herꝛn nit den Gehorſamb gelaiſt hat: deß Koͤnigs Zauberer vnd Teufels - Kuͤnſtler ſeynd gleich da geweſt / welche mit ihrem fix fax, halli malli, pambra dambra auch nach gethan / vnd das pure Waſſer in Blut verkehrt: vil Lehrer wiſſen nicht / woher die Zauberer diſes Waſſer genommen / zumahl Aaron vorhero alles Waſſer in Fluͤſſen / Bruͤnnen / in Baͤchen zu Blut ge - macht? etliche ſeynd deß Außſags / als haben ſie von freyen Stucken friſche Bruͤnn graben / andere ſeynd der Meinung / als habe ihnen der boͤſe Feind / durch deſſen Beyhilff ſie diſe Kuͤnſten getriben / ſolches Waſſer anderwerts hero gebracht: Seye ihm / wie ihm woll / was der Aaron gethan / das haben die Zauberer vil muͤſſen nachmachen / der Aaron Waſſer in Blut / die Zauberer auch Waſſer in Blut. Dergleichen ſihetExod. 8.A a a a 3man558Judas der ſchlimme Schelmman noch heutiges Tags gar offt vnd vil / tragt eine ein ſchoͤn neuen Zeug / ſo thuts die andere nach / tragt eine neue Modi - Spitz / ſo thuts die andere nach / vnd will ihr Ehr auch auff den Spitz ſetzen / tragt eine ein neuen geblumten Procat, ſo thuts die andere nach / vnd will auch / daß auff ihrem Miſtbethel ſol - len Blumen wachſen. Der Mantl deß Eliæ iſt mit einem dop - pelten Geiſt gefuͤttert geweſt / vnder dem Weiber-Kleyd ſteckt noch ein hoͤherer Geiſt / der gute Mann muß allerley / auch vn - gerechte Regalien ſuchen / damit er nur der Regerl ihr Hoffart verſehe / ꝛc. jetzt weiſt du / warumb du GOtt ſo vilfaͤltig / ſo ma - nigfaͤltig / ſo tauſendfaͤltig gebetten / er woll dir ein Laiter / wie dem Jacob halten / damit du konteſt hoͤher ſteigen / vnd biſt gleichwol nie erhoͤrt worden / da ſich doch ein Felſen von dem Moyſi hat laſſen erweichen / er ſihet vor / daß es bey dir nit an - derſt wurde gehen / ſo er dein Bitt thaͤte gewehr machen; wir betten gar offt / wie der Koͤnig Midas, welcher / nach Außſag der Poëten / bey den Goͤttern inſtaͤndig angehalten / vnd vmb aller Elementen Will gebetten vmb die einige Gnad / das / was er moͤchte anruͤhren / alles zu Gold wurde / Midas wird er - hoͤrt / aber zu ſeinem hoͤchſten Nachtheil vnd Schaden / wel - ches er zu ſpatt bereuet / als er ſein thorrechte Bitt erkennt / dann was er angeruͤhret / war augenblicklich in pures Gold verwand - let / Hut vnd Kappen / Strimpff vnd Schueh / Stuͤel vnd Baͤnck / das war aber noch hingangen / aber wie auch die Spei - ſen / ein jedes Brodt / Stuck Fleiſch / vnd ein Bratt-Wurſt zu Gold worden / ja er konte ſo gar nit die Naſen ſchneitzen / hat er wollen / daß ſolche nit in ein Gold-Klotzen verkehrt werde / weſſenthalben er nothwendig hat muͤſſen vor Hunger ſterben; wir bitten auch gar offt / ſchreyen zu GOtt / ſeufftzen gen Him - mel vmb die Geſundheit / vmb Reichthum / vmb Ehr / ꝛc. vn - derdeſſen iſt diſes vns zum hoͤchſten Verderben: Wann Ab - ſalon nit waͤre ſchoͤn geweſt / ſo waͤr er niemahl im Hochmuth alſo gewachſen / wann Nabuchodonoſor nicht waͤre reich ge - weſt / ſo waͤr er memahl in ſolchen Ubermuth gerathen / wannDavid559achtet auch das H. Gebett nit.David nicht waͤre geſund geweſt / ſo haͤtt er niemahl den Ehe - bruch begangen / iſt alſo das zeitliche Gluͤck gar offt ein Rigl / welcher vns den Himmel verſperꝛt / kan alſo mancher betten vnd bitten:

GOtt Vatter von Himmel / erbarm dich nit vnſer.
GOtt Sohn Erloͤſer der Welt / erbarm dich nıt vnſer.
GOtt heiliger Geiſt / erbarm dich nit vnſer.
Heiligſte Dreyfaltigkeit ein einiger GOtt / erbarm
dich nit vnſer.
Heilige GOttes Gebaͤhrerin / bitt GOtt nit fuͤr vns.

Wann wir etwas werden bitten / vmb etwas ſchreyen / et - was ſuchen / was vnſerer Seel ſoll ſchaͤdlich ſeyn / ſonder O GOtt / du wilſt vns das Zeitliche alſo geben / daß wir dardurch das Ewige nit verliehren.

Oremus, laſt vns betten den heiligen Roſenkrantz. Habt ihr Baͤumer / nach laut Goͤttlicher Schrifft / koͤnnen ein Reichstag außſchreiben / vnd ſeyt zuſammen kommen / du hoch - muͤthiger Cederbaum / du ſanfftmuͤthiger Oelbaum / du hart - naͤckiger Nußbaum / du prallender Palmbaum / du gelbzipffe - ter Citronibaum / du ſcharpffer Buͤrcken-Baum / du grober Aichbaum / du fauler Neſpelbaum / du fruchtbarer Kerſchen - baum / du gailer Feigenbaum / du naſenwitziger Maulbeer - baum / du ſpitzfindiger Keſtenbaum / du verfuͤhrlicher Aepffel - baum / du gleißneriſcher Pferfibaum / du melancholiſcher Kit - tenbaum / / du ehrſuͤchtiger Lorberbaum / du forchtſamer Eſpen - baum / du haicklicher Lindenbaum / du verleffelter Buchsbaum / du ſchmarotziſcher Dannenbaum / ihr alle ins geſambt / vom gro - ben vnd ſubtilen Holtz / habt ihr koͤnnen einen Koͤnig auß euch erwoͤhlen: Ierunt ligna, ut ungerent ſuper ſe Regem. Jud. 9.Warumb nit auch die ſchoͤne Blumen / diſes edleſte Gewaͤchs deß Erdbodens / warumb ſollen diſe nicht ebenfalls auch einen Reichstag halten / vnd einen Koͤnig vnder ihnen erwoͤhlen? Wolan dann ihr edle Blumen / ihr ſchoͤne Blumen / ihr rothe Blumen / ihr blaue Blumen / ihr weiſſe Blumen / ihr gelbeBlumen /560Judas der ſchlimme Schelm /Blumen / ihr vilfaͤrbige Blumen / ihr hohe Blumen / ihr nidere Blumen / ihr Garten-Blumen / ihr Feld-Blumen / wolan / ſagt euer Meinung / gebt euer Stimm / faͤhlt euer Urthl / wer ſoll vnder euch Koͤnig ſeyn? wer? Dich Schluͤßl-Blum befrage ich im Anfang / weil du die erſte im Fruͤhling / vnd von den Lateinern primula veris genennt wirſt / wem gibſt du dein Stimm? ich / antwort diſe / erwoͤhle die Roſen. O wie recht! durch die Schluͤßl-Blum wird verſtanden der Paͤbſtliche Stul / deme die Schluͤſſel deß Himmels eingehaͤndiget worden.

Wie der gebenedeyte JEſus gefangen worden in dem Garten / haben ſich zwey Wunder ereignet / das erſte / als ſie der Heyland befragt / wen ſie ſuchen? JEſum von Nazareth / worauff er bekennt / Ego ſum, ich bins / kaum daß er diſe zwey Wort außgeſprochen / ſeynd die Soldaten / Schoͤrgen / Hen - ckers-Knecht vnd Lottersgeſind / deren etlich 100. an der Zahl / alle vnd allſamb zu Boden gefallen / als haͤtte ſie ein gaͤher Donnerkeil getroffen; die heilige Lehrer wollen / daß derent - wegen diſe loſe Burſch ſeye alſo nidergeplaſcht / weil ihnen dazu - mahl der HErꝛ JEſus das erſchroͤckliche Geſicht hat gezeigt / welches er einmahl am Juͤngſten Tag zeigen wird allen Ver - dambten; O GOtt! das andere Wunder war nicht weniger / wie Petrus auß allen die Guraſchi gefaſt / vnd gantz alleinig wider ein ſo groſſes Volck vom Leder gezogen / dem Malcho ein Ohr abgehaut / hat er nit allein deſſenthalben kein Lob dar - von getragen / wie er etwann verhofft / ſonder gar ein Verweiß bekommen / vnd hat der HErꝛ JEſus alſobald durch ein Wun - derwerck das Ohr wider angeheylet: es iſt wol zu glauben / wann Petrus einen andern haͤtte zwiſchen der Ohren gehaut / daß vnſer lieber HErꝛ etwann nit vil geſagt haͤtt / aber dem Malcho wolt er nichts boͤſes laſſen widerfahren / erat ſervus ſummi Pontificis, weil er ein Bedienter deß Hohenprieſter: wordurch der Heyland wolte ſattſamb lehren / vnd andeuten / wie man den Hohenprieſter verehren ſolle; Diſer Hoheprie -ſter561achtet auch das H. Gebett nit.ſter war ein Figur deß Roͤmiſchen Pabſtens / welcher dann auch Summus Pontifex genennt wird / welcher in allweg als ein wahrer Vicari, vnd Statthalter Chriſti ſoll verehrt / vnd was er befilcht vnd außſpricht / fuͤr heilig vnd heylſamb gehalten wer - den; Was hat aber diſer ſichtbare Vice-Gott / vnd Haupt der Chriſtlichen Kirchen von dem H. Roſenkrantz außgeſprochen? Antwort / ſambt dem Roͤmiſchen Pabſten Honorio dem Drit - ten / welcher den Orden deß H. Dominici vollmaͤchtigſt beſtaͤt - tiget / vnd eingeſetzt / werden gezehlt 66. Roͤmiſche Paͤbſt / be - nanntlich: Gregorius 9. Cæleſtinus 4. Innocentius 4. Ale - xander 4. Urbanus 4. Clemens 4. Gregorius 10. Inno - centius 5. Hadrianus 5. Joannes 20. Nicolaus 3. Marti - nus 2. Honorius 4. Nicolaus 4. Cæleſtinus 5. Bonifacius 8. Benedictus 11. Clemens 5. Joannes 21. Benedictus 12. Clemens 6. Innocentius 6. Urbanus 5. Gregorius 11. Urbanus 6. Bonifacius 9. Innocentius 7. Gregorius 12. Alexander 5. Joannes 22. Martinus 3. Eugenius 4. Nico - laus 5. Calliſtus 3. Pius 2. Paulus 2. Sixtus 4. Innocen - tius 8. Alexander 6. Pius 3. Julius 2. Leo 10. Hadrianus 6. Clemens 7. Paulus 3. Julius 3. Marcellus 2. Paulus 4. Pius 4. Pius 5. Gregorius 13. Sixtus 5. Gregorius 14. Innocentius 9. Clemens 8. Leo 11. Paulus 5. Grego - rius 15. Urbanus 8. Innocentius 10. Alexander 7. Cle - mens 9. Clemens 10. vnd der annoch regierende / Heiligiſte vnd Preyß-wuͤrdigſte Vatter der Chriſtenheit / Innocentius der XI. alle diſe haben den heiligen Roſenkrantz fuͤr ein Schatz der Kirchen / fuͤr ein Schutz der Menſchen / fuͤr ein Schantz der gantzen Chriſtenheit gehalten / auch vil auß ihnen den H. Ro - ſenkrantz mit ſchoͤnſten Preyß-Nahmen / vnd ſtattlichen Eh - ren-Titl ſchrifftlich erhoben; Daß zwar David habe gehabt ein Schlingen / mit der er den Golıath uͤberwunden / nicht weniger ſeye vns der H. Roſenkrantz ein Schlingen / mit welchem wir wider den hoͤlliſchen Goliath victoriſiren; daß zwar die Iſraë - liter haber genoſſen ein Manna, in dem ſie alles gefunden vndPars II. B b b bem -562Judas der ſchlimme Schelmempfunden / nicht weniger ſeye vns der H. Roſenkrantz ein Manna, in dem wir alles / in allem / fuͤr alles finden; daß zwar JEſus Chriſtus mit wenig Strickl ein groſſe Anzahl der wue - cheriſchen Rabiner auß dem Tempel gejagt / nicht weniger ſeye der H. Roſenkrantz vns ein Gaißl / vor der ſich alle hoͤlliſche Lar - ven foͤrchten / ja es iſt dem H. Pabſt Pio dem V. von dem All - maͤchtigen offenbahrt worden / die anſehliche Victori, ſo vnſer Chriſtliche Armada wider den Erbfeind Anno 1571. erhal - ten / als dazumahl uͤber die dreyſſig tauſend der Ottomanni - ſchen Erbfeind gebliben. Wem gibſt du die Stimm / du ſchoͤ - ne Koͤnigs-Cron? diſe Blum wird von den Lateinern ge - nennt Corona Imperialis, oder Lilium Imperiale, ich / ſagt diſe / gib mein Stimm der ſchoͤnen Roſen / Impera nobis, durch diſe Blum werden verſtanden die gecroͤnte Koͤnig vnd Monarchen / welche ebenfalls mit groͤſtem Nutzen den H. Ro - ſenkrantz verehren.

Jm 3. Buch der Koͤnigin Cap 10. wird mit allen Umb - ſtaͤnden gantz außfuͤhrlich beſchriben der praͤchtige Thron deß Koͤnigs Salomon, dergleichen Werck in der gantzen Welt / in allen Koͤnigreichen niemahl geſehen worden: Der Thron wa - re von dem edleſten Helffenbein / vnd mit lauter purem Gold uͤberzogen / auff diſem Thron ſahe man 6. Staffel / worauff beederſeits 6. Loͤwen vom reinſten Gold ſtunden / vnd welches ja wunderlich / auff einer Seyten waren zwey Haͤnd / auch von Gold / diſe hıelten das Kiß oder Sitz deß Throns. O wie recht! Jhr Koͤnig vnd gecroͤnte Monarchen ſolt wiſſen / daß euer Cron vnd Thron nit beſſer kan erhalten werden / als durch die zwey Haͤnd / ein Hand iſt / welche den Degen fuͤhrt / die andere Hand iſt / welche den H. Roſenkrantz halt / das iſt wol ein gul - dene Hand. Veſpaſiauus, Domitianus, Traianus, Adria - nus, Gordianus, Valentinianus, Aurelianus, Florianus, Numerianus, Diocletianus, Maximinianus, Julianus, Jo - vinianus, Martianus, &c. Roͤmiſche Kaͤyſer / haben zwar ineiner563achtet auch das H. Gebett nit.einer Hand den Degen getragen / aber weil ihnen die andere Hand abgangen mit dem Roſenkrantz / alſo hat ihr Cron muͤſ - ſen fallen / ihr Gluͤck muͤſſen wurmſtichig werden / vnd ihr Ma - jeſtaͤt muͤſſen ſpoͤttlich zu Boden ſincken / hincken vnd ſtincken / wann aber da der Degen / vnd der Seegen / da die Lantz / vnd da der Roſenkrantz / da die Canonen / vnd da die Canones, da das Salve, vnd da das Ave Maria, da die Schantz / vnd da der Roſenkrantz / erhalten dem Koͤnig ſein Subſtantz. Das hat betracht Fridericus der Dritte Roͤmiſche Kayſer / wie die Statt Coͤllen Anno 1475. von den gefaͤhrlichen Kriegs-Em - poͤrungen wunderbarlich durch den heiligen Roſenkrantz iſt er - loͤſt worden / hat diſer Kayſer ein ſehr ſchoͤne Proceſſion mit 4. Churfuͤrſten angeſtellt / in die Dominicaner - oder Prediger - Kirchen allda / vnd mit hoͤchſter Aufferbaͤulichkeit den H. Ro - ſenkrantz gebett / auch ſich in die Ertz-Bruderſchafft einverleibt / mit dem kraͤfftigen Vorhaben / hinfuͤran wider ſeine Feind / ſo wol die Globos, als auch Globulos zu brauchen; deme iſt mit hoͤchſtem Troſt vnd Nutzen nachgefolgt Ferdinandus der Er - ſte / der Anderte / der Dritte / der Vierdte; dem iſt nachgefolgt der annoch hoͤchſt-regierende Roͤmiſche Kayſer LEOPOL - DUS, welcher in wehrender Belaͤgerung der Haupt-Statt Wienn von dem Ottomanniſchen Erbfeind / nit allein alle ge - hoͤrige Anſtalt gemacht zu einer Gegenwoͤhr / ſonder auch ſein Armee vnder den Schutz der uͤbergebenedeyten Mutter GOt - tes zu Paſſau eyfferigſt befohlen / vnd wer weiß / ob ihme nicht ſchon dazumahl ſein Marianiſches Hertz zu Paſſau den Paß uͤber die Sau nacher Griechiſchweiſſenburg hatte propheceyt.

Wem gibſt du dein Stimm / du ſchoͤnes Bluͤmel Tag vnd Nacht? diſe Blum wird genennt von den Lateinern Pa - rietaria, ich / ſagt diſe / gib mein Stimm der ſchoͤnen Roſen / Impera nobis. Durch diſe Blum werden angedeut die Geiſt - lichen vnd Religioſen / beedes Geſchlechts / als die Tag vndB b b b 2Nacht564Judas der ſchlimme SchelmNacht im Chor GOtt loben / vnd preyſen / diſe verehren for - derſt den H. Roſenkrantz.

Dem groſſen Patriarchen Abraham kombt von GOtt ein ſcharpffes Decret, er ſolle vnd wolle / wolle vnd ſolle vnver - zuͤglich ſein Sohn / den einigen / den liebſten ihme auffopffern auff dem Berg Moria, diſer Berg haͤtt dem heiligen Patriar - chen wol ſollen ſeyn ein Jammerthal / aber gleichwol hat er ſich alſobald dem Willen GOttes ergeben / ſo ſeys / ſagte er / es iſt billich / daß ein Geſchoͤpff ſeinem Erſchoͤpffer ſoll ein willfaͤhri - gen Gehorſamb leiſten / nimbt demnach den Sohn mit ſich auff benannten Berg / vnd als er bereits den Saͤbl gezuckt / willens den Kopff in einem Streich dem Iſaac herunder zu hauen / da - mit alſo der Kopff ein Haupt-Opffer wurde / da iſt ihme ein Engl in die Hand gefallen / mit dem ernſtlichen Befelch / er ſoll nit darein ſchlagen / ſonder an ſtatt ſeiner den Widder auffopf - fern / ſo hinder ſeiner in der Hecken hange / worauff der eyffrige Mann GOttes wider eingeſteckt / vnd gedachten Widder dem Allmaͤchtigen mit froͤlichem Hertzen geſchlachtet / daß diſe Dorn - ſtauden habe zugleich auch Roſen gehabt / iſt wol zu glauben / iſt alſo der Widder nit allein vnder den Doͤrnern geweſt / ſon - der auch vnder den Roſen. Diſer Widder iſt ein Figur geweſt aller Geiſtlichen vnd Religioſen / als welche auch ein Opffer GOttes ſeynd vnder den Doͤrnern der ſtrengen Obſervanz, vnd ſtaͤter Caſteyungen / es ſeynd aber auch diſe zugleich vnder den Roſen / zumahl kein einiger Orden / der den Heil. Roſen - krantz nit liebet / dann von der Zeit an / da der H. Dominicus uͤber die hundert tauſend Ketzer durch den H. Roſenkrantz be - kehrt hat / da ſich alle Glocken zu Toloſa von freyen Stucken ſelbſt geleut haben / wie er das erſtemahl den H. Roſenkrantz geprediget; von derſelben Zeit an / da der ſeelige Alanus nit hat koͤnnen genug auffzeichnen vnd ſchreiben / nur die Wunder / welche durch den H. Roſenkrantz ſeynd gewuͤrckt worden / hat diſe Marianiſche Andacht bey allen Geiſtlichen dergeſtalten zu - genommen / daß nit ein einiger Orden iſt / welcher nit ein oderdas565achtet auch das H. Gebett nit.das andere Wunderwerck zehlet / ſo da ſeine Ordens-Leuth durch den H. Roſenkrantz gewuͤrckt haͤtten; vnd weil deren faſt alle Buͤcher gedencken / ſcheinet vnnoͤthig ſelbige beyzufuͤgen. Der beruͤhmte Liebhaber Mariæ Antonius de Probes, Sanct. Franciſci Ordens / hat es wol angriffen / als diſer auß Gehor - ſamb nach der Statt Vicenz gereiſt / vnderwegs aber ein ſo vn - erhoͤrtes Wetter entſtanden / daß der haͤuffige Platz-Regen faſt dem gantzen Land vnd Gegend daſelbſt den Undergang ge - trohet / er aber der gottſeelige Mann vnder dem freyen Himmel ſich befunden / damit er aber gleichwol ein Tach habe / vnd nit alſo in das Bad komme / hat er ſein hoͤltzenen Roſenkrantz auff den Kopff gelegt / zugleich ſich der uͤbergebenedeyten Mutter GOttes befohlen / wordurch dann geſchehen iſt / daß er in Mit -In Ann. Minor. An. 1459. te deß Platz-Regens von allem Waſſer befreyt / vnd nicht von einem einigen Tropffen beruͤhrt worden.

Wem gibſt du dein Stimm / du ſchoͤne Ringl-Blum? diſe Blum wird von den Lateinern genennt Caltha, oder Ca - lendula, &c. ich / ſagt diſe / gib mein Stimm / vnd erwoͤhle die ſchoͤne Roſen / Impera nobis, &c. durch diſe Blum koͤnnen verſtanden werden die Eheleuth / maſſen der Ring ein Sinn - Bild iſt deß Eheſtands / welche noch allemahl handgreifflich er - fahren / was Nutz vnd Schutz ihnen der Heil. Roſenkrantz ge - bracht habe.

Bekannt iſt jene Geſchicht / von welcher die H. Schrifft im Buch Joſue regiſtriret / diſer beruͤhmte Kriegsfuͤrſt wolte mit allem Gewalt die feſte Statt Jericho einnehmen / ſchickte aber zuvor 2. wolerfahrene Maͤnner auß / welche gedachtes Orth wol vnd genau ſollen beſichtigen / vnd außſpehen / nachdem aber ſol - ches der Koͤnig diſer Statt in Erfahrenheit gebracht hat / ſchaff - te er alſobald ernſtlich / man ſolle beſagte Maͤnner auffſuchen / dann ſie ſollen vnfehlbar deß Todts ſeyn / die arme Tropffen reterirten ſich hieruͤber vnverzuͤglich in das Hauß der Rahab, welche zwar ein Weib ware eines gar ſchlechten Wandels / jaB b b b 3ein566Judas der ſchlimme Schelmein offentliche Madam, &c. gleichwol aber zeigte ſie den guten Leuthen alle Lieb / vnd verbarg ſie / verhuͤlte ſie / verdeckte ſie / vertuſchte ſie dergeſtalten / daß ſie nit ertapt / noch gefunden / ſondern beym Leben erhalten worden / ſolche Gutthat muſte ja vergolten werden / dahero ihr befohlen worden / ſie ſolle ein ro - thes Strickl vom Fenſter herab hengen / zum zeichen der Salva Quardia, worauff der gantzen Armee ernſtlich vorgetragen worden / ſie ſollen / nach Eroberung der Statt / bey Leib vnd groſſer Straff / dem jenigen Hauß kein Leyd anthun / allwo ſie werden ſehen ein rothes Strickel vom Fenſter herab hangen. Wie nun nachgehends die Statt Jericho eingenommen / vnd alles von deß Joſue ſeinen Soldaten verbrennt / verſenckt / ver - hergt / verzehrt worden / iſt allein vnverletzt gebliben das HaußJoſuc c. 2. der Rahab, wo diſes Strickl herunder gehangen.

Wie offt iſt der Eheſtand ein ſolches Jericho, wo alles uͤber vnd uͤber gehet / wie offt iſt der Eheſtand ein Garten / wo nichts anders wachſt / als Truͤbnuß / wie offt iſt der Eheſtand ein Jubilier-Laden / wo nichts anders ſeynd / als Schlag - Uhren / wie offt iſt der Eheſtand ein Tiſch / worauff man nichts anders ſetzt / als Krieg vnd Flaſchen / wie offt iſt der Eheſtand ein Mahlzeit / wo man mit nichts anders tractirt, als mit Geſtoͤſſens / wie offt iſt der Eheſtand ein Ofen / wo man mit nichts anders einheitzt / als mit Bruͤgl / wie offt iſt der Eheſtand ein Karten / wo man nichts anders ſpilt / als Baſtoni / wie offt iſt der Eheſtand ein Ertzt-Gruben / wor - auß man nichts anders grabt / als Zanck-Eyſen / wie offt iſt der Eheſtand ein ABC, worin der groͤſte Buchſtab das W, wie offt iſt der Eheſtand ein Spital / worin die groͤſte Sucht die Eyffer-Sucht / wie offt iſt der Eheſtand ein Himmel / wor - in nichts anders geſehen wird / als Unſtern / wie offt iſt der Eheſtand ein Jagd / allwo man zum oͤffteſten fangt die Elend -Thier /567achtet auch das H. Gebett nit.Thier / wie offt iſt der Eheſtand ein Proceſſion, wo allzeit das Creutz voran geht / wie offt iſt der Eheſtand ein Tempel / worin nur S. Nothburga / vnd nicht S. Felicitas verehret wird / wie offt iſt der Eheſtand ein Wald / in welchem alles Holtz wachſt / auſſer der Seegen-Baum nit / wie offt iſt der Eheſtand ein Orth / ein Jericho, wo alles uͤber vnd uͤber geht / aber allein das jenige Hauß iſt frey / in das jenige Hauß darff weder Feindſchafft noch Uugluͤck einfallen / wo das rothe Stri - ckel herunder hangt / wo der H. Roſenkrantz vnder den Eheleu - then fleiſſig gebett wird. Zu Barcellona in Spanien wird man in der Kirchen der PP. Dominicaner bey dem Roſenkrantz - Altar einen ſcharpffen Dolch ſehen hangen / fragſt du deſſen die Urſach / ſo wird man dir vmbſtaͤndig erzehlen / wie daß allda ein Mann von der Eyfferſucht dahin getriben / ſein Weib mit ei - nem ſcharpffen Dolch hat wollen ermorden / vnd als er bereits den Stich gethan auff die Bruſt / die vnſchuldige Troͤpffin aber vmb Huͤlff angerufft die Koͤnigin deß H. Roſenkrantz / den ſie mehrmal eyffrigſt gebett / ſodann hat ſich der ſcharpffe Dolch zu - ſamb gebogen / als waͤr er zu einem linden Wachs worden / wel - ches ein Urſach geben / daß ſie nachmahls in groͤſter Einigkeit gelebt. Auff der erſten Hochzeit zu Cana Gallilæa iſt ſchon ein Mangl bey diſen neuangehenden Ehelcuthen geweſt / nemblich der Mangl deß Weins / O wie offt iſt in einem Eheſtand nit allein diſer Mangl / ſonder ein Mangl der Einigkeit / ein Mangl deß Seegens / ein Mangl deß Gluͤcks / ein Mangl der Kin - der / ein Mangl der Lebens-Mittl / ꝛc. Gleichwie nun die ſee - ligſte Mutter GOttes den Mangl deß Weins erſetzt hat auff der Hochzeit zu Cana, mit ihrer Vorbitt / alſo erſetzt ſie noch alle Maͤngl im Eheſtand / dafern ihr nur liebe Eheleuth diſe Him - mels-Koͤnigin verehrt mit dem Roſenkrantz.

Wem gibſt du dein Stimm / du ſchoͤner Windling? diſe Blum wird von den Lateinern genennt Volubilis, oder funis arborum, ich / ſagt diſe / gib mein Stimm / vnd erwoͤhledie568Judas der ſchlimme Schelmdie ſchoͤne Roſen / durch diſe Blum koͤnnen gar fuͤglich ver - ſtanden werden die arme Wittiben / maſſen diſe Blum ſich hin vnd her wind / vnd ſucht / wo ſie etwann ein Stauden / oder ein Baum kan finden / woran ſie ſich erhalt / damit ſie nicht auff der Erd bleibe / vnd gar mit Fuͤſſen getretten werde / wol ein rechtes Sinnbild vnd Ebenbild einer Wittib / aber getroͤſt / wann ihr vermeint verlaſſen zu ſeyn von maͤniglich / vnd ſich faſt niemand euerer annimbt / ſo wendt vnd windt euch vmb Roſen - ſtauden ihr Windling / verſtehe den H. Roſenkrantz / alsdann werd ihr nit verlaſſen werden.

Gedenckt an jene Wittib / welche gantz armſeelig zu Sa - repta wohnte; dahero / wie ſie der Prophet Elias befragt / wie es ihr gehe? ſagte ſie / gar ſchlecht / dann ſie gehe bereits vmb ein Holtz / ſodann woll ſie ein Feur auffmachen / ein Brodt ba -3. Reg. 17. c. chen / vnd nachmahls ſterben. Diſe Wittib iſt hernach durch ein groſſes Wunderwerck erhalten worden.

Es iſt zu glauben / daß diſe drey Stuck haben bedeut den gantzen Heil. Roſenkrantz / maſſen das Holtz weiß / das Feur roth / das Brodt gelb / faſt die drey Farben deß heiligſten Pſal - ters haben vorgekuͤndt / gewiß iſt es doch / daß ein Wittib mit diſen drey Stucken nit kan verlaſſen werden. Liſt man doch von der Arragoniſchen Wittib Eliſabeth, wo dieſelbe ein ſchoͤnen Tempel erbaut / daß ſie den Tagwerckern vnd Bauleuthen das erſtemahl / an ſtatt ihres Lohns / lauter Roſen in die Haͤnd ge -In Annal. Min. 1311. num. 9. ben / welche Roſen aber in das ſchoͤnſte Gold veraͤndert wor - den / in die ſchoͤnſte guldene Pfenning. Und geſchicht wol oͤffter / daß Roſen in Gelt / will ſagen / Roſenkraͤntz in Gelt-MittelVarg. lib. 2. c. 15. verkehrt werden. Alſo ſchreibt Joan. Bonifacius in Hiſtor. von einer ſehr armen Wittib / welche ein langes Recht fuͤhrte mit einem ſehr reichen Vogl / weil ſie aber nicht zu ſpendiren haͤtte / der Reiche entgegen dem Richter groſſe Schmiralien zu - ſchickte / alſo hat diſer gewiſſenloſe Richter den Sententz wider die arme Wittib gefaͤhlt / vnd hat ſie muͤſſen mit der langenArmuth569achtet auch das H. Gebett nit.Armuth das kuͤrtzere ziehen: Jndem ſie nun kein Zuflucht bey den Menſchen gefunden / hat ſie ihr hoͤchſtes Vertrauen geſetzt in die allerſeeligſte Himmels-Koͤnigin Maria / als ein allge - meine Schuͤtzerin vnd Schirmerin der Wittib vnd Waiſen / auch ihr ein Roſenkrantz ſehr andaͤchtig auffgeopffert / woruͤber es ſich hat zugetragen / daß / wie beſagter Richter das vngerechte Urthl wider ſie wolte ableſen / er dreymahl nacheinander / wi - der ſein Willen vnd Zung / das Recht auff ihre Seyten auß - geſprochen / vnd den reichen Geſellen zur Abſtattung aller An - forderung gezwungen.

Die Gartner pflegen die kleine Blumen-Zwiffel / ſo an vnd vmb den groſſen Zwiffel ſtehen / Kindl zu nennen / auß welchen nachmals auch ſchoͤne Blumen erwachſen / ſagt dann an meine Kindl / wem gebt ihr die Stimm? wir / antworten di - ſe / geben vnſer Stimm einhellig der ſchoͤnen Roſen. O wie recht!

Durch ſolche Blumen-Kindl koͤnnen gar wol verſtanden werden die Kinder vnd liebe Jugend / die man vor allem zu dem H. Roſenkrantz erziehen ſoll. O wie ſchoͤn waͤr es / wann Vat - ter vnd Mutter das thaͤten / was der Himmliſche Vatter bey Erſchaffung der Welt gethan! den erſten Tag / als am Sonn - tag / hat er erſchaffen Himmel vnd Erden / den Himmel / als ein Orth ſeiner Goͤttlichen Reſidentz / welcher ſo groß / nach Außſag der Scribenten vnd Lehrer / daß / wann GOtt die Himmliſche Wohnung ſolte gleich außtheilen vnder ſeine Auß - erwoͤhlten vnd Heiligen / ſo konte einem jeden ſo vil eingerau - met werden / als da der gantze Erdboden groß iſt / indeme doch der Heiligen faſt ein vnzahlbare Anzahl / maſſen allein Mar - tyrer vnd Blutzeugen in die 11. Million gezehlt werden; ſo hoch aber iſt diſer Himmel / daß ein Menſch inner acht tauſend Jahren kaum dahin moͤcht gelangen / ſo er auch alle Tag hun - dert Teutſche Meil verrichten thaͤt.

Den andern Tag / als am Montag / hat der AllmaͤchtigePars II. C c c cGOtt570Judas der ſchlimme SchelmGOtt erſchaffen das Firmament ſambt den andern Himmlen / deren / nach laut der Weltweiſen / 10. ſeyn ſollen; darein hat er vnderſchidliche Stern / vnd Geſtirn / vnd Planeten geſetzt / das Firmament aber iſt ſo weit von dem Erdboden entfernt / daß / wann ein Muͤllſtein ſolt von dannen herunder fallen / der - ſelbe inner 92. Jahr nit wurde die Erd erreichen / ſo er auch alle Stund 200. Meil thaͤt meſſen.

Den dritten Tag / als am Erchtag / hat der Himmliſche Vatter erſchaffen alle Baͤumer / Pflantzen vnd Kraͤuter / wel - che wegen dero Menge vnd Underſchid ſehr zu verwundern ſeynd / geſtalten in dem neuen Hiſpaniola Baͤum angetroffenMajol. in Dieb. Can. werden / ſo groß / daß die Leuth darauff wohnen / vnd Huͤtten bauen / auch bißweilen auff einem Baum uͤber die zwey hundert Perſohn gefunden werden.

Den vierdten Tag / als am Mittwoch / hat GOtt erſchaf - ſen Sonn / Mond / ꝛc. die Sonn im Zeichen deß Widders / den Mond zum allererſten im Zeichen der Waag / dahero die Welt im Fruͤhling ſoll erſchaffen ſeyn. Die Sonn iſt hundert vnd ſechs vnd ſechtzigmahl groͤſſer / als der Erdboden / in einer Meil laufft vnd poſtirt ſie zehenmahl hundert tauſend / hun - dert vnd viertzig tauſend Meil / nach Außſag Clavij. Der Mond aber iſt neun vnd dreyſſigmahl kleiner / als die Erd / die Stern aber / auch die wintzigſten / ſeynd achtzehenmahl groͤſ - ſer / als die Erd.

Den fuͤnfften Tag / als am Pfingſtag / oder Donnerſtag / hat der Allmaͤchtige erſchaffen Fiſch vnd Voͤgl / deren beede Geſchlecht hoͤchſt zu verwundern ſeynd / dann Elianus bey den Majolum vorgibt / daß in dem Jnlaͤndiſchen Meer ſo groſſe Wallfiſch angetroffen werden / daß zuweil ein Graͤtten zwein - tzig Klaffter lang? ſo dick aber / daß ſie kaum drey Maͤnner vmb - faſſen koͤnnen / dahero gantze Haͤuſer darvon erbaut werden.

Den ſechſten Tag / als am Freytag / hat der Allmaͤchtige alle Thier auff Erden erſchaffen / auch das Kunſt-Stuck / das Meiſterſtuck / das Hauptſtuck / nemblich den Menſchen / vndwie571nchtet auch das H. Gebett nit.wie er diſen auß einem Laimſchrollen Creutzweiß auff der Erden erſchaffen / hat er ihm das Leben eingeblaſen / vnd einkaucht / inſpira vit ei ſpiraculum vitæ, es iſt aber wol zu mercken / wann man pflegt zu kauchen / ſo ſagt man nichts anders / als den Buchſtaben H. H. Alſo ſollen die Eltern ihren Kinder vor allen andern einkauchen den Buchſtaben H. H. was bedeut aber diſer? ſchaut nur ein wenig in die Bett-Buͤcher / daſelbſt in die Litaney der Heiligen / da werd ihr vor einem jeden Nah - men den Buchſtaben H. finden / welches ſo vil heiſt / als Hei - lig; gleich vom Anfang ihr Eltern / muß man die Kinder nit zu dem Zeitlichen vnd Jrꝛdiſchen / wie meiſtens pflegt / leyder! zu geſchehen / ziehen vnd gewoͤhnen / ſonder zu heiligen Sachen / heiligen Andachten / vnder welchen den Vorzug hat der heilige Roſenkrantz; habt ihr dann nie gehoͤrt / was die H. Schrifft ſagt von der Thamar? als ſolche groß Leibs war mit zwey Knaͤ - beln / welche zur Zeit der Niderkunfft miteinander geſtritten / vnd wolte ein jedes den Vorgang haben / endlich ſtreckt der Zara ſein Haͤndl auß Mutterleib / deme alſobald die arge Hebam ein rothes Baͤndl vmb den Armb gebunden / worauff er ſich widerumb in Mutterleib retirirt, vnd iſt nachmahls der Pha -Gen. 38. res ſein Bruder zum erſten gebohren / rathet nun / wer auß di - ſen iſt vorgangen? wer hat das Gluͤck vnd Majorat erhalten? etwann der Phares? weil er der Erſtgebohrne? O nein / ſonder der Zara mit dem Baͤndl an der Hand. Alſo koͤnt ihr leicht er - rathen / welches Kind werde zum beſten fortkommen / welches Kind auß den euerigen werde zum beſten gerathen / vnd vor GOtt vnd der Welt zum beſten ſtehen / das jenige nemblich / welches ein Baͤndl an der Hand / ein Roſenkrantz in Haͤnden / welches zum eyffrigſten iſt in diſer Marianiſchen Andacht.

Es iſt ſich hoͤchſt zu verwundern uͤber die hoch-beruͤhmte Cloſterfrau Anna Almaida, von dero glaubwuͤrdig geſchriben wird / daß / wie ſie noch als ein kleines Toͤchterl mit dem Roſen - krantz geſpilt hat vnder dem Fenſter / vnd auß Unachtſambkeit deß Kinds-Weib in die Loͤwen-Gruben hinunder gefallen /C c c c 2allwo572Judas der ſchlimme Schelmallwo dem guten Toͤchterl nit allein der geringſte Schaden nit geſchehen / ſonder es hat auch noch dem Loͤwen / einer vngeheu - ren Groͤſſe / den Roſenkrantz an Halß geworffen / vnd ihm mit diſen Worten zugeſprochen: Mein Loͤw friß mich nit / dann ich werde zu Caſtell ein Cloſterfrau wer - den. Woruͤber das grimmige Thier / wie ein zaͤhmes LaͤmblP. Rho. vari. virt. hiſt. lib. 3. c. 3. vor ihr geſtanden / vnd ſie nachmahls die Zeit ihres Lebens / forderiſt in dem Cloſter ein ſondere Liebhaberin iſt geweſt deß H. Roſenkrantz.

Wem gebt ihr die Stimm / ihr ſchoͤne / rothe / weiſſe vnd vilfaͤrbige Magen-Blumen? diſe wird von den Lateinern genennt Papaver, ich / ſagt ein jede auß ihnen / gib mein Stim̃ / vnd erwoͤhle die ſchoͤne Roſen / durch diſe koͤnnen fugſamb verſtanden werden die Suͤnder / als Sau-Magen / die nur nach dem Jrꝛdiſchen trachten.

Es kombt einmahl ein richtiger Geſell zu vnſerm HErꝛn / vnd fragt ihn / mein HErꝛ / was muß ich doch thun / damit ichLuc. 10. das ewige Leben erlange? quid faciendo, &c. gehe hin / ant - wort der Heyland / verkauff all dein Haab vnd Gut / gibs den Armen / vnd folg mir nach: vor fuͤnffthalb hundert Jahren hat man dem ſuͤndigen Menſchen ſchon ein andere Antwort geben koͤnnen / dann / wofern einer dazumahl den H. Dominicum haͤtte gefragt / was er thun muͤſſe / damit er ein Kind der See - ligkeit werde / ſo hat ihm vngezweiffelt der H. Vatter geant - wortet / er ſoll den H. Roſenkrantz eyffrig betten / dann wer ſich in diſem andaͤchtigſt uͤbet / wird nit verlohren werden; dahero die ſeeligſte Mutter GOttes dem ſeeligen Alano geoffenbah - ret / daß die Andacht zum heiligen Roſenkrantz ein ſehr groſſesAlan. p. 2. Zeichen ſeye der Prædeſtination, vnd ewigen Außerwoͤhlung. Es hat zwar GOtt der HErꝛ dem Moyſi befohlen / er ſoll die Schueh außziehen / vnd fein huͤpſch in die Doͤrner tretten / wann er woll zu ihm in den Dornbuſch kommen / vns Men -ſchen573achtet auch das H. Gebett nit.ſchen zu einer Underweiſung / daß niemand zu GOtt gelange / er trette dann zuvor in die Doͤrner / vnd wandere den harten Weeg; Aber ſeithero der H. Roſenkrantz iſt auffkommen / geht man nit mehr in Himmel auff Doͤrnern / ſonder auff Ro - ſen / weil die Andacht zum Roſenkrantz ein rechter Weeg in Himmel. Man hat den 12. jaͤhrigen JEſum verlohren zu Jeruſalem / vnd nach drey Taͤgen iſt er wider gefunden wor -Luc. c. 2. den / habt ihr Suͤnder JEſum verlohren / ſo habt ihr GOTT verlohren / habt ihr GOtt verlohren / ſo habt ihr Gottes Gnad verlohren / habt ihr die GOttes Gnad verlohren / ſo habt ihr den Himmel verlohren / habt ihr den Himmel bald verlohren / ſo habt ihr alles verlohren / aber getroͤſt ihr gebrechliche Adams - Kinder / nach drey Tagen iſt JEſus wider gefunden worden / nach dem Roſenkrantz / ſo da dreyfach iſt / werd ihr auch wider durch ſondere Vorbitt der Mutter Gottes den Heyland finden.

Zu Noë Zeiten hat GOtt der HErꝛ das Venus - Feuer mit Waſſer geloͤſchet / vnd den gantzen Erdboden mit dem Suͤndfluß uͤberſchwembt / ſo lang die Welt ſteht / iſt kein groͤſſe - re Stockfiſch-Bruͤhe geweſt / als diſe / dann was waren die Menſchen dazumahl anderſt / als ſolche Fiſch ohne Koͤpff / ja gar ohne Sinn vnd Verſtand / indeme ſie die zeitliche Freud der ewigen vorgeſetzt / wann hat aber dazumahl der Zorn Got - tes nachgelaſſen? wann hat ſich GOtt wider laſſen erbarm? wann? nach hundert vnd fuͤnfftzig Tagen hat das Waſſer an - gefangen abzunemmen / nach hundert vnd fuͤnfftzig Tagen iſt GOtt dem HErꝛn der grimmige vnd gerechte Zorn vergan - gen: Cœperunt minui poſt centum & quinquaginta dies. Gen. 8.Wer weiß / ob nit diſe hundert vnd fuͤnfftzig Taͤg haben bedeut die hundert vnd fuͤnfftzig Engliche Gruͤß / ſo da ſeynd in dem gantzen H. Roſenkrantz vnd Pſalter? gewiß iſt es doch / daß ſich nach ſolchen der Zorn legt / vnd er ſich deß Suͤnders wider erbarmt / dann hat die Eſther den Grimmen deß groſſen Koͤ - nigs Aſſueri beſaͤnfftiget / wie ſie ihn gebetten mit gantz Roͤß - lichtem Angeſicht / ſo wird nicht weniger der arme Suͤnder denC c c c 3weni -574Judas der ſchlimme Schelmweniger der arme Suͤnder den Zorn deß Allmaͤchtigen GOt - tes wenden / wann er mit dem H. Roſenkrantz wird auffziehen.

Gewiß iſt es / daß ein Juͤngling in einer Todt-Suͤnd ge - ſtorben / weil er aber taͤglich den H. Roſenkrantz gebett / ſodann hat ihn GOtt nit laſſen verdambt werden / ſonder durch Vor - bitt ſeiner uͤbergebenedeyten Mutter ihn wider zum Leben er - weckt / biß er ein reuvolle Beicht abgelegt. Cantiprat.

Gewiß iſt es / daß ein Mann bey naͤchtlicher Weil oͤffter - mahl auffgeſtanden / vnd ſich in die nechſte Kammer begeben / als aber die Frau ihn deſſenthalben befragt / wo er hingehe? er ihr zur Antwort geben / daß er ein ſchoͤne Jungfrau heimbſuche / er verſtunde aber die Bildnuß der ſeeligſten Jungfrauen / vor welcher er pflegte den H. Roſenkrantz zu betten / iſt hieruͤber die Frau in ein ſolche Eyfferſucht gerathen / daß ſie ihr ſelbſt die Gur - gel abgeſchnitten / weil ſich aber deſſen der bekuͤm̃erte Mann bey der Muttes GOttes beklagt / daß ſolches Elend ihrenthalben geſchehen ſeye / alſo iſt durch Huͤlff vnd Beyſtand Mariæ der Himmels-Koͤnigin / diſe wider zum Leben kommen / vnd beken -Cor. Fo - reſti. in lib. de B. V. fol. 13. net / daß die Errettung von der ewigen Verdambnuß / ſo ſie durch eigene Mordthat verdient / ſeye dem H. Roſenkrantz zue - zumeſſen.

Gewiß iſt es / daß ein Romaniſche Catharina, ein En - gellaͤndiſche Helena, vnd vil tauſend andere groſſe Suͤnder vnd Suͤnderin / durch den H. Roſenkrantz ſeynd bekehrt wor - den / vnd folgſamb durch den Buß-Weeg in das ewige Vat - terland gelangt.

Man muß auch der Knoͤpff nit vergeſſen / deren ſo groſ - ſe Anzahl in dem Garten / ſo ſagt dann her / es moͤcht euch ſonſt verſchmachen / ſo man euerer wol vmbgehen ſolt / ſagt her / wem gebt ihr euer Stimm? es iſt vns anjetzo nit recht gelegen / ſagen diſe / vnd warumb ſollen wir gleich die letzte ſeyn in der Wahl? ihr ſeyt halt grobe Knoͤpff / daß man die Phantaſten nit ſolle vor den Blumen ſetzen? ihr muͤſt doch wider euern Willen be - kennen / daß die Roſen die wuͤrdigſte ſeye zu der Cron.

Durch575achtet auch das H. Gebett nit.

Durch die Knoͤpff koͤnnen verſtanden werden die boͤſe Feind / welche noch zur Zeit deß H. Dominici haben muͤſſen auß einer beſeſſenen Perſohn gezwungener Weiß außſagen / daß niemand koͤnne verdambt werden / welcher in Ubung deß H. Roſenkrantz verharret / auch ſeye die hoͤlliſche Herꝛſchung nach dem H. Creutz / durch nichts alſo geſchwaͤcht worden / als durch den H. Roſenkrantz; dahero ſo gut / als David mit fuͤnff Stei - nen in ſeiner Taſchen iſt außgangen wider den Groß-Schedl Goliath, alſo kan nit weniger ein Marianiſcher Chriſt ſich vor dem hoͤlliſchen Goliath woͤhren mit den 5. Geſetzlen deß Heil. Roſenkrantz / vnd hat diſer Jeffeiſche Pſalmiſt koͤnnen den Teuffel mit ſeiner Lauten verjagen auß dem Saul, wie vil mehr werden die hoͤlliſche Larven vertriben durch den Heil. Roſen - krantz. Noch zur Zeit deß Heil. Dominici hat ein Herꝛ dem Teuffel / ſo in ſichtbarer Geſtalt ihme nachgeſtellt / ein hoͤltzenen Roſenkrantz an Halß geworffen / darmit diſen ſchwartzen Pral - ler zu Boden gezogen / mit Fuͤſſen getretten / vnd ihme ſolche gute Puͤff vnd Stoͤß verſetzt / daß dem Teuffel allemahl hernach gegrauſt / vnd ſich nit mehr blicken laſſen / nachdem auch gedach - ter Cavalier diſe ſein eigene Geſchicht / an die Mauer eines ſehr herꝛlichen Geſchloß / ſo wegen Ungeſtuͤmme der hoͤlliſchen Ge - ſpenſter nit konte bewohnt werden / mit Farben auff allen vier Ecken hat laſſen entwerffen / hat ſolches den verdambten Gaͤ - ſten vnd Geiſtern dermaſſen verdroſſen / daß ſie mit groſſemB. Alan. p. 4. c. 42. Getoͤß vnd heulen beſagten Platz geraumbt haben.

Alſo iſt durch einhellige Stimmen der Blumen / ſo gar auch der groben Knoͤpff / die ſchoͤne Roſen zu einer Koͤnigin der Blumen erwoͤhlt / vnd erkiſen worden. Impera nobis. So bald ein Koͤnigliche Wahl vorbey gangen / pflegt man alſo - bald durch vnderſchidene Currir ſolche der gantzen Welt kundt - bar zu machen; Die liebe Engel ſeynd diſe ſchnelle Boden / welche der gantzen Welt ſolche froͤliche Poſt bringen; Neue Zeitung ihr groſſe Monarchen! die Roſen iſt Koͤnigin worden /euer576Judas der ſchlimme Schelm / ꝛc.euer Cron wird ſich hoffentlich vndergeben dem Krantz / nemb - lich dem H. Roſenkrantz; neue Zeitung ihr Geiſtliche / die Ro - ſen iſt Koͤnigin worden / in eueren Verſuchungen kan nichts beſſers ſtaͤrcken euch / als der Roſen-Balſam deß H. Roſen - krantz; neue Zeitung ihr Beaͤngſtigte / die Roſen iſt Koͤnigin worden / euch kan nichts beſſer kuͤhlen vnd erfriſchen / als die Roſen-Blaͤtter deß H. Roſenkrantz; neue Zeitung ihr Kran - cke / die Roſen iſt Koͤnigin worden / euch kan kein beſſere Krafft geben / als der Roſen Syrup deß H. Roſenkrantz; neue Zei - tung ihr Suͤnder / die Roſen iſt Koͤnigin worden / ihr koͤnt eue - re Stuͤckl nit beſſer verbluͤmlen / als mit den Roſen deß Heil. Roſenkrantz; neue Zeitung ihr arme Wittib vnd Waiſen / die Roſen iſt Koͤnigin worden / ihr koͤnt euern Gewinn vnd Un - derhaltung nit beſſer ſuchen / als beym Roſen-Waſſer deß H. Roſenkrantz; neue Zeitung ihr Bauern vnd Ackersleuth / die Roſen iſt Koͤnigin worden / ihr koͤnt euere Aecker nicht beſſer vmbzaͤunen / als mit den Roſen-Stauden deß Heil. Roſen - krantz. Neue Zeitung ihr geſambte Adams-Kinder / die Ro - ſen iſt Koͤnigin worden / euch kan niemand beſſer in das Pa - radeyß wider bringen / als die vmbkehrt Eva, das iſt ſo vil / als Ave beß heiligen Ro - ſenkrantz.

Ju -577

Judas der Toͤlpel achtet gar wenig den Tempel.

NAch dem allerwuͤrdigſten Abendmahl / worin das hei - lige Prieſterthum / vnd hoͤchſte Altar-Geheimbnuß eingeſtellt worden / hat der gebenedyte JEſus mehr - mahl ein Meldung gethan von der bevorſtehenden Verraͤthe - rey / ja ſich noch außdeutlicher / als zuvor verlauten laſſen / daß ihn einer gottloſer Weiß werde ſeinen Feinden uͤbergeben / vnd zwar einer auß dem Apoſtoliſchen Collegio, diſe Red hat faſt die beſtuͤrtzte Apoſtl gantz Geiſt - vnd Seelloß gemacht / dahero einer den andern mit erbleichtem Geſicht angeſchaut / vnd wa - ren die lieben Leuth eines ſo gutmeinenden Gemuͤths / daß ſie auff keinen ein Argwohn ſchoͤpfften; wer hat ihm eingebildt / daß der Iſcarioth ſolt zu einem Schelm werden? Als nun der HErꝛ vnd Heyland / auff dero geſambtes forſchen vnd fragen / den ſchlimmen Menſchen nit wolt entdecken / ſo hat Petrus dem Joanni, ſo alles bey dem HErꝛn golten / hoͤfflich gewun - cken / er ſoll ihn fragen deſſenthalben / dann der gute Petrus getraute ſich dasmahl nit zu fiſchen / weil er in Forcht ſtunde / er moͤchte derenthalben ein Verweiß bekommen / indem er kurtz vorhero wegen der Fuͤßwaſchung eingebuͤſt: Joannes vnder - ſtund ſich zu fragen / wer doch derſelbe ſeye / der ihn alſo meiney - dig verrathen werde? worauff ihme der HErꝛ JEſus gantz ſtill vnd in der Geheimb / daß die andere Apoſtl nit hoͤren konten / geſagt hat: Der die Hand mit mir in die SchiſſelMatth. 26. dunckt / der wird mich verrathen. Darauff hat er al - ſobald ein Biſſen Brodt in die Suppen eingedunckt / vnd dem Iſcarioth dargereicht; O was Schelmer gibt es in der Welt! ſo iſt dann auch ſo gar nit zu trauen den jenigen / die mit einemPars II. D d d dauß578Judas der Toͤlpel /auß der Schiſſel eſſen / nach ſolchem Biſſen / den ihme der HErꝛ ſo wol geſegnet / iſt der loſe Menſch / auß Antrib deß boͤſen Feinds gantz vnverweilt darvon gangen; dermahl ereignet ſich ein Frag / warumb der HErꝛ vnd Heyland deß Verraͤthers Nahmen nit geoffenbahrt? die Antwort iſt eben die jenige / welche da geweſt / als der HErꝛ das Hauß vnd den Menſchen nit geoffenbahrt / wo er mit den Seinigen das Oſtermahl vnd Abendmahl wolte halten / dann dazumahl hat er allein den zweyen befohlen: Geht in die Statt / vnd es wird euch ein Menſch begegnen / der ein Lagl mitMarc. 14. Waſſer tragen wird / demſelben folget nach / wo er hinein gehen wird / ꝛc. daſelbſt woll er dem Geſatz nach die Oſtern celebriren: derentwegen aber hat der gebene - deyte HErꝛ das Hauß vnd den Menſchen nit angedeut / weil er vorgeſehen / es moͤchte der gewiſſenloſe Judas ſolches Orth den Hebreern anzeigen / vnd ſolche nachmahlens ihn daſelbſt wurden fangen / mit groſſem Tumult / Auffruhr / Getuͤmmel / auch gar rauffen vnd ſchlagen / welches wider allen gebuͤhren - den Reſpect waͤre geweſen deßſelben heiligen Orths / zumahl es durch die Einſtellung deß heiligſten Sacraments ſchon zu ei - ner Kirchen worden. So gar will der HErꝛ nit / daß die Kir - chen vnd Tempel ſollen entunehrt werden: vnd diß iſt eben die Urſach / warumb der Heyland deß Verraͤthers Nahmen nicht geoffenbahrt / damit nemblich beſagtes Orth / als ſchon ein Tem - pel / nit moͤchte geſchaͤnd werden; dann haͤtte der liebſte JEſus außgeſagt / daß Judas ihn ſoll verrathen / O was Tumult waͤr damahl nit entſtanden! der Schelm haͤtt deß heiligen Orths offentlich geflucht vnd geſcholten / vnd allerley Staͤmperey / wi - der allen Reſpect deß Tempels / angehebt / dann der Toͤlpel achtete nit vil den Tempel / ja es iſt muthmaſſig / daß er mit ei - nem oder dem andern waͤre gar in die Haar gerathen / der grobe Raupp vnd Lotters-Geſell / es war wol zu wuͤnſchen / daß Iſca - rioth dißfalls keine Bruͤder haͤtte / aber:

Re -579achtet gar wenig den Tempel.

Reſpect!

Wie vnſer Heyland JEſus ſeinen Apoſtlen ein ſehr H. Predig gehalten von dem Juͤngſten Tag / iſt er endlich in diſes Wort außgebrochen / reſpicite, &c. Jch aber ſchrey heut vnd allemahl der gantzen Welt zu / das einige Wort Re - ſpect, Reſpect gegen denen Kirchen vnd Gotts-Haͤuſern! aber leyder! ſolcher Reſpect iſt ſehr wenig vnd gering / vnd ſcheint hierin ein groͤſſere Theuerung zu ſeyn / als damahl ge - weſt iſt zu Samaria, wie ſelbige Statt der Syriſche Koͤnig Benedab mit groſſer Kriegs-Macht belaͤgert / maſſen dazu - mahl ein Eſelskopff vmb achtzig Silberling / vnd der vierdte Theil von einer Maaß Tauben-Miſt vmb fuͤnff Silberling verkaufft worden.

Dazumahl iſt die Sonn bey Mitternacht auffgangen / wie nemblich GOttes Sohn gebohren / vnd endlich nach ſo vil - faͤltigem verſprechen bekleydt in dem Stall Bethlehem erſchi - nen / dazumahl iſt alſobald den Englen von GOtt dem All - maͤchtigen befohlen worden / ſie ſollen geſchwind vnd eylends / als gefuͤderte Currir / diſe Zeitung den Menſchen ankuͤnden / welchen Befehl ſie als gehorſambſte Botten vnverzuͤglich voll - zogen / vnd ſolches den Hirten in ſelbiger Gegend mit ſonderm Freuden - vnd Jubel-Schall angedeut / mit diſen Worten: Jhr werd das Kind finden in windlen eingewick -Luc. 2. v. 12. let / vnd in einer Krippen ligen. Jhr / meine liebe En - gel / warumb bringt ihr ſolche froͤliche Poſt zum allererſten den Hirten / diſem gemeinen Bauern-Volck? warumb nit den ge - croͤnten Haͤuptern in Aſia? warumb nicht den Hohenprieſtern zu Jeruſalem? warumb nit den Propheten / vnd ſonſt frommen Leuthen zur ſelben Zeit? Wann man bey vns ſolte ehender ei - nem Bauern ein guten Morgen geben / als einem Edlmann / einem Biſchoff / ꝛc. ſo wurde ſolcher nit fuͤr ein Engl / ſonder fuͤr ein Pengl gehalten werden / wie kombts dann / daß ihr allen /D d d d 2ſo580Judas der Toͤlpel /ſo gar dem Zachariæ vnd der Eliſabeth die gemeine vnd zer - lumpte Hirten vorziecht? etwann darumb / weil der HErꝛ JEſus hat wollen von einer demuͤthigen Jungfrauen gebohren werden / alſo wolt er auch zum allererſten ſolchen demuͤthigen Leuthen bekannt werden? alſo thut darfuͤr halten der Sera - phiſche Bonaventura. Etwann darumb / weil der Heyland wolte abgeben ein guten Hirten / vnd mit dem Creutzſtab das verlohrene Schaͤffel in der Wuͤſten ſuchen / alſo wolte er bey ſeines gleichen zu allererſt kundbar werden / alſo glaubt der En - geliſche Thomas. Etwann darumb war der Himmel corteſer vnd hoͤfflicher gegen diſen Hirten / weil ſolche wachtſamb waren bey naͤchtlicher Weil / wie er / dann der Himmel mehrer offene Augen hat bey der Nacht / als beym Tag? alſo legt es auß der Ehrwuͤrdige Beda. Es iſt aber wol zu glauben / daß die liebſte Engl derentwegen ſolche froͤliche Zeitung zu allererſt den Hirten gebracht / weil dazumahl derſelbe Stall ſchon zu einer Kirchen worden / in deme Gottes Sohn darin mit Gottheit vnd Menſch - heit wohnte / alſo haben ſie geforchten / es moͤchten die Hirten / als grobe vnd vngeſchickte Kerl / in den Stall hinein platzen / all - dorten ſich vngebaͤrtig niderlegen / ſchlaffen / ſchnarchen / vnd Bretter ſchneiden / wie ſie dann oͤffters bey grobem Wetter ihr Retirada vnder diſem Tach geſucht / damit dann ſolchem heili - gen Orth vnd Tempel von gedachten vngeſchickten Leuthen vndPizinel. Qua. 2. p. 243. groben Geſind kein Unehr zugefuͤhrt werde / alſo haben ihnen die Engel mit deutlichen Worten angedeut / daß nemblichen der Heyland der Welt darin gebohren ſeye. Reſpect, Reſpect dem jenigen Hauß allwo GOtt wohnet; dann ja in dem Hauß / in welchem GOtt anhoͤrt das ruffen der Noth - leydenden / in welchem GOtt den Schatz-Kaſten eroͤffnet ſei - ner Gnaden / in welchem GOtt die Himmliſche Spend auß - theilet vnder die Menſchen / in welchem GOtt ſein Thron ſetzt / vnd willfaͤhrige Audienz gibt allen Adams-Kindern / in wel - chem GOtt / als in einem Goͤttlichen Proviant-Hauß die Seelen ſpeiſt / einem ſolchen Orth gebuͤhrt ja der groͤſte Reſpect. Es581achtet gar wenig den Tempel.Es iſt kein Hauß / wo der Amon mit der Thamar ſoll lefflen: es iſt kein Hauß / wo der David auff die Berſabæa ſoll gaffen: es iſt kein Hauß / wo die Schweſter Aaronis ſoll murren; es iſt kein Hauß / wo der Achan auff Diebſtall ſoll gedencken; es iſt kein Hauß / wo die Dalila ſoll vorwitzig außforſchen: es iſt kein Hauß / wo die Jezabel ſich ſoll auffpflaͤntzlen: es iſt kein Hauß / wo der Mundſchenck Pharaonis ſoll den Traum erzeh - len / ſonder es iſt ein Bett-Hauß / wo GOtt ſoll verehrt wer - den. Reſpect.

Als auff ein Zeit Kirchweyh geweſt zu Jeruſalem / hat ſich der HErꝛ JEſus auch dahin begeben in diſen herꝛlichen Tempel / aber iſt nit gar hinein gangen / ſondern in Porticu, im Vorhof herauß iſt er auff vnd ab ſpatzieren gangen / war - umb aber diß? darumb / er hat vorgeſehen / wie es dann bald hernach geſchehen / daß die Hebreer vnd Juden mit ihm wollen reden / vnd allerley Sachen außforſchen / deſſenthalben iſt er auſſerhalb deß Tempels gebliben / dann er gedachte / wie daß es ſich gar nit reime in der Kirchen vil reden vnd diſputiren /Joan. 10. Reſpect! Das Oratorium muß nit ſeyn ein Parlatorium, da muß man nit plodern / ſondern imploriren / da iſt es vnge - reimbt procari, ſonder precari, &c. Der Gedeon hat in ſei - nem Hauß wol treſchen koͤnnen / aber da laſt ſich kein Handl außtreſchen; der Noë hat in ſeiner Archen wol Affen koͤnnen haben / aber dahinein ſchicken ſich keine Maulaffen; der Job hat wol koͤnnen in ſeinem Hauß die Haar abſchneiden / aber da laſt es ſich nicht die Ehr abſchneiden; der Abraham hat wol koͤnnen in ſeinem Hauß ein gutes Brodt auffſetzen / aber da laſt es ſich nit mit Schertzl vmbgehen; die Rahab hat wol koͤnnen in ihrem Hauß die Außſpeher verbergen / aber dahero muß man nit zum außſpehen kommen. Reſpect!

Meines H. Ertz-Vattets Auguſtini Lehr vnd Außſag iſt / daß durch den allgemeinen Suͤndfluß ſeye zwar der gantze Erdboden uͤberſchwembt worden / aber durch ſondere Goͤttliche Schutzung ſeye das irꝛdiſche Paradeyß von ſolchem harten BadD d d d 3gaͤntz -582Judas der Toͤlpel /Lib. cont. Pelag. & Cæl. c. 23.gaͤntzlich befreyt geweſen / vnd folgſamb vnverſehrt gebliben. Dahero es noch in demſelben wolluſtigen vnd vollkommenen Stand iſt / wie es anfaͤnglich von Anbeginn der Welt durch die Goͤttliche Allmacht erſchaffen worden / auch iſt von ſelbiger Zeit an nit ein Blaͤttel von einem Baum gefallen: die Urſach ſoll ſeyn / warumb der Allmaͤchtige ſolches Orth ſo ſtarck reſpe - ctirt, weil nemblich darin gewachſen der jenige Creutzbaum / worauff ſein eingebohrner Sohn JEſus auff dem Berg Cal - variæ drey Stund ſolle ruhen / dann wie GOtt der Himmliſche Vatter nach dem ſchaͤndlichen Fall deß Adams Nachmittag in das Paradeyß ſich begeben / hat er nit alſobald den gebuͤhrenden Zorn uͤber den vngehorſamen Menſchen außgoſſen / ſonder ſich in dem Paradeyß etwas abgekuͤhlt / auff vnd ab ſpatzieren gangen / vnderdeſſen ein Holtz außerkohren / woran ſein eingebohrnerLyran. in cap. 5. Joan. Sohn drey Stund hangen ſolle / dulce lignum tunc nota - vit, &c. Jetzt kan ihme ein jeder ein leichte Folgred ſchlieſſen / hat nun GOtt wollen / daß dem Paradeyß nichts uͤbels geſche - he / ſonder aller Reſpect ertheilt werde / weil darin der Baum geſtanden / auff dem er drey Stund geruhet / wie vil weniger will er zulaſſen / daß ſoll ein Tempel oder Kirchen entunehrt werden / worin er nit einen dreyſtuͤndigen Sitz / ſonder ein ſtaͤte Wohnung mit ſeiner Gottheit vnd Menſchheit hat. O Re - ſpect!

Anno 1509. iſt durch den erſchroͤcklichen Erdbiden / ſo achtzehen Tag gewehrt / faſt die gantze Statt Conſtantinopel zu Boden gefallen / vnd ſeynd in die dreyzehen tauſend Men - ſchen zu grund gangen / auch die mehriſte Tuͤrckiſche Templ vnd Moſcheen uͤbern Hauffen gefallen / allein / nicht ohne groſſen Wunder / ſeynd alle Chriſten-Kirchen vnverſehrt verbliben / auch der jenige Thurn / welchen die Tuͤrcken / nach Eroberung der Statt / an den Tempel Sophiæ gebaut / iſt voͤllig zu Truͤm - mer gangen ohne einigen Schaden der Kirchen / ſo gar iſt das Malter vnd Kalch / welchen die Tuͤrcken uͤber die Catholiſche Bilder an der Maur diſes Tempels gezogen / ſo manierlich her -under583achtet gar wenig den Tempel.under geriſſen / als haͤtt mans mit allem Fleiß herab geſchoͤlt /In Hiſt. Eccl. re - rum. vnd folgſamb vmb vnd vmb hergeſehen / als waͤre die Kirchen auff ein neues gemahlt worden. Mercks / auch die Erd ſelbſt hat ein Reſpect gegen den Kirchen.

An. 1210. hat der Graf Mondfort die Belaͤgerung bey Minerba auffgehebt / die Zelt aber / ſo von lauter Geſtraͤuß vnd Stauden waren / in einer uͤberauß groſſen Menge laſſen an - zuͤnden / worauff ein ſolches Feur alſobald entſtanden / daß ei - nen gedunckt / es gehe ein gantze Statt in Flammen auff / weil diſe Huͤtten durch lange Sommer-Hitz gantz erdorꝛt / das Feur leicht an ſich gezogen; es iſt aber nit ein geringes Wunderwerck verſpuͤhrt worden / dann vnder einer ſo groſſen Anzahl iſt in der Mitte derſelben geſtanden ein gleiche Huͤtten / worin der Prie - ſter / als in einer Feld-Capellen / das allerheiligſte Meßopffer gehalten / vnd diſe iſt / vngeacht / daß alle / auch die nur ein Schueh darvon entlegene Huͤtten in Aſchen verbrennt / alſo frey vnd vnverletzt gebliben / daß man nit das mindeſte Wahr -Odor. Rayna & Pet. Val. hiſt. albig. Zeichen eines Brands daran konte wahrnemmen. Mercks / auch das Feur tragt ein Reſpect gegen der Kirchen.

Wie der beruͤhmte Kriegsfuͤrſt Joſue mit dem Volck Iſraël zu dem Fluß Jordan kommen / da war kein Schiff / was mehr? kein Brucken / was mehr? der Fluß uͤber alle maſſen tieff / vnd gleichwol ſolten alle durchmarſchiren / welches dann auch gluͤcklich vorbey gangen / dann ſo bald die Prieſter mit der Archen deß Bunds zum Fluß hinzu getretten / den Augenblick iſt das obere Waſſer deß Fluß ſtillgeſtanden / vnd ſich wie ein groſſer Berg in die Hoͤhe gebaͤmbt / das vndere aber iſt ſein Weeg fortgerunnen / vnd alſo der ſchoͤnſte / truckneſte Weeg / vnd ſicherſte Paß dem gantzen Volck geweſt. Wie kombts / daß diſer Fluß Jordan, wie ein anderer Hofmann / ſo cortes geweſt? ob er ſchon ein Waſch-Kuͤttl war / ſo hatte er gleich - wol den Verſtand / daß man ſoll ein Reſpect tragen gegen der Kirchen / in welcher ſo heilige Sachen auffbehalten waren. Joſ. c. 3.Mercks / auch das Waſſer tragt ein Reſpect gegen der Archen /in584Jndas ein Toͤlpel /in der doch nur die Tafel Moyſis, die wunderthaͤtige Ruthen / vnd das ſuͤſſe Manna geweſen; was Reſpect vnd Ehrenbiet - ſambkeit gebuͤhrt dann einem Tempel vnd Kirchen / in welcher der wahre Heyland der Welt ſambt ſeiner Gottheit vnd Menſchheit ſein Sitz hat.

Der Kayſer Theodoſius iſt nie in die Kirchen getretten /Concil. E. pheſ. c. 21. es ſeye dann / er habe vorhero ſein Kayſerliche Cron vnd Waf - fen bey vnd vor der Kirchen-Thuͤr abgelegt. Und du? vnd du? Die Mutter deß Heil. Gregorij Nanzianzeni hat ihr Lebtag dem Altar in der Kirchen den Rucken nie gezeigt / auchAgn. 608. niemahlen in derſelben einigen Spaichl außgeworffen; vnd du? vnd du? Die Hebreer haben alſo ihren Tempel verehrt / daßIbid. keinem / auſſer dem Koͤnig / erlaubt ware zu ſitzen; vnd du? vnd du? Die Tuͤrcken haben einige beſtellte / welche da in ihrer Moſchee vnd Tempel auff das Volck achtung geben / vnd ſo ſie jemand in Ungeberden oder Reden ertappen / wird ſolcher al - ſobald durch offentlichen Schimpff hinauß geſchlept / vnd zuCuſpin. 5. groſſer Gelt-Straff verurthlet; vnd du? vnd du? Die Moh - ren gehen niemahl in die Kirchen / als mit bloſſen Fuͤſſen / auchAlvarez. c. 33. reitten ſie niemahl bey einem Tempel vorbey / wo ſie nit abſtei - gen: vnd du? vnd du? Die Arianiſche Ketzer ſelbſt / nachdem ſie die Statt Rom erobert / haben kein einige Kirchen gepluͤn -Baron. de Mar. Rom. lib. 3. dert / ja / allen den jenigen Perdon ertheilt / welche ſich in die Kirchen reterirt; vnd du? vnd du? Die Heyden / die Tuͤr - cken / die Ketzer / die Barbarn verehren ihre Tempel / tragen ein Reſpect gegen der Kirchen / vnd du? vnd du? Catholiſcher Chriſt? tragſt ſo wenigen vnd geringen Reſpect gegen diſer Mutter / welche dich mit ſo herꝛlicher Speiß verſihet / gegen di - ſer Braut Chriſti / welcher alle Engel auffwarten / gegen diſem Paradeyß / in welchem der Baum deß Lebens ſteht / gegen di - ſem Saal / worauff GOtt in ſeiner Majeſtaͤt ſitzt / gegen diſem Hauß / welches nichts als ein Bett-Hauß.

GOtt / vnder der Geſtalt dreyer Frembdling / kombt zu dem Abraham, vnd wird von ihm auff das allerhoͤfflichſte tra -ctirt,585achtet gar wenig den Tempel.ctirt, nach dem Eſſen fragt er den Abraham, wo ſein Weib ſeye? vnd deut ihm beynebens an / wie daß ſie werde ein mann - lichen Erben bekommen / von deme ſein Stamm vnd Nahm vnzahlbar vermehrt werde; Die Sara, wie nun der Vorwitz auch den heiligen Weibern anhengig / guckte in der Still durch ein Klumpſen hinder der Thuͤr / zu loſen / was diſe fuͤr Reden fuͤhren / vnd wie ſie vernommen / daß ſie noch ſoll ein Sohn tra - gen / indeme ſie doch ſchon uͤber 80. Jahr alt / hat ſie in der Ge - heimb gedacht / ob ſchon ſolches der Abraham weder gehoͤrt / weder geſehen / gleichwol war es GOtt nit verborgen / dahero den frommen Patriarchen alſobald mit ernſtlichen Angeſicht gefragt / warumb die Sara gelacht habe? auch faſt derentwegen der Sara ein kleinen Verweiß geben. Aber mein GOtt! ſoll dann das ein Verbrechen vnd Unrecht ſeyn / daß die gute Frau hinder der Thuͤr ein wenig geſchmutzt hat? zum andern iſt ſie gar ein gutes Ehren-Weib / indeme ſie beſtanden / daß ſie alt ſey / poſtquam conſenui, welches die hunderte nit bekennt / dann ſie allemahl die Jahr zuruck ziehen; wie Iſaias die Son - nen-Uhr deß Achaz, ſo iſt es auch ſchier lachens werth / daß das alte Muͤtterl ſoll ein Kind tragen; ſey ihm / wie ihm woll / GOtt dem HErꝛn hat das lachen nit gefallen / dann es war wi - der den Reſpect GOttes / vnd deß Orths / wo GOtt gegen - wertig iſt / wo der Tempel GOttes iſt / wie dazumahl diſes Orth ware / weil ſolche Mahlzeit daſelbſt das allerheiligiſte Abendmahl vorgedeut / da gebuͤhrt es ſich nicht zu lachen / ſagtProcop. apud Cor - nel. à Lap. GOtt. O gebenedeyter Heyland! iſt ſo gar das wenige heimb - liche ſchmutzen vnd lachen nit recht in deiner Gegenwart / vnd zwar das lachen hinder der Thuͤr / wie ſtraͤfflich ſoll dann ſeyn / wann man mitten in der Kirchen / nechſt bey dem Altar / zur Zeit deß allerheiligſten Meßopffers / ja in Gegenwart deß al - lerhoͤchſten Guts lacht / ſchwaͤtzt / greint / flucht / zanckt / murꝛt / trohet / ſchreyt / rufft / buelt / ſchertzt / forſcht / fragt / gafft / ſchlafft / greifft / ſtihlt / raubt / ſtoßt / gumpt / truckt / trutzt / ꝛc. wie ſtraͤff - lich ſoll dann ſeyn / wann man auß einem Gotts-Hauß machtPars II. E e e eein586Judas der Toͤlpel /ein Rath-Hauß / ein Comœdi-Hauß / ein Luſt-Hauß / ein Wirths-Hauß / ein Tantz-Hauß / ein Poſt-Hauß / ein Schuel - Hauß / ein Buel-Hauß / ein Krammer-Hauß / ein Zeug - Hauß / ꝛc. O wo bleibt der Reſpect! Maria vnd Joſeph ha - ben JEſum gefunden im Tempel / auff ſolche Weiß verliehren die Menſchen den HErꝛn JEſum im Tempel; der offene Suͤn - der hat GOtt verſoͤhnt im Tempel / auff ſolche Weiß erzuͤrnen die Adams-Kinder GOtt im Tempel; der krumpe vnd elende Menſch hat durch Petrum die Geſundheit bekommen vor dem Tempel / auff ſolche Weiß verliehren gar vil die Geſundheit der Seel im Tempel. Reſpect, Reſpect.

Wie der gebenedeyte Heyland im Garten von etlichen hundert zuſammen gerotten Soldaten / vnd andern Hebrei - ſchem Geſind angetaſt worden / Malchus aber mit einer Lat - tern voran gangen / vnd den andern geleucht / da hat der be - hertzte Petrus alſobald vom Leder gezogen / vnd diſem Geſellen dem Malcho uͤber den Kopff gehaut / weil er aber den Kopff auff die lincke Seyten gewendt / alſo iſt der Streich auff das Ohr gangen / vnd ſolches wurtz herunder gehaut / ſonſt iſt ge - wiß / daß er den Kerl haͤtt dem Kopff zerſpalten. Diſer Saͤbl oder Schwerdt wird in Pariß gezeigt / es hat aber der gute Pe - ter deſſenthalben gar ein ſchlechtes Lob darvon getragen / ja ſo gar ein Verweiß von vnſerm HErꝛn bekommen / der UrſachTheophil. in cap. 22. Luc. halber / weil kurtz zuvor der Peter mit diſem Degen das Oſter - Lamb abgeſtochen / welches ein Figur geweſt deß wahren Lamb GOttes in dem allerheiligſten Sacrament deß Altars / dahero es der HErꝛ fuͤr vngereimbt / ja fuͤr ſtraͤfflich gehalten / daß man ein Ding / ſo ſchon zu Geiſtlichen Sachen gewidmet / ſolle zu weltlichen brauchen. Quod enim Deo dedicatum eſt, non ad humanos uſus eſt, transferendum ibi. O Reſpect!

Der Kayſer Nero, ſo offt er geeſſen / es ſeye zu Mittag / oder zu Nachts geweſt / lieſſe allemahl in ſeiner Gegenwart diePetrarch. Dial. 38. Tatzien zerbrechen / auß dero er getruncken / damit dieſelbe eines andern Mund nit beruͤhre. GOtt hat nit wollen leyden / daßder587achtet gar wenig den Tempel.der gewiſſenloſe Koͤnig Balthaſar ſoll auß den Geſchirren trin - cken / diezu ſeinem Tempel in Jeruſalem gehoͤrt haben / vil we - niger kan er gedulten / daß Tempel vnd Kirchen / ſo zu ſeiner Goͤttlichen Ehr gewidmet / ſollen gar zum ſuͤndigen gebraucht werden: GOtt hat durch ein ſtaͤtes Miracul vnd Wunder - werck gemacht / daß in dem Tempel Salomonis, vngeacht das Jahr hindurch ſo vıl tauſend vnd tauſend Vieh geſchlacht / ge - ſchunden vnd geopffert worden / nit der allermindeſte uͤble Ge - ruch vermerckt worden / geſtalt man doch in vnſern Fleiſchbaͤn - cken / forderſt im Sommer / das Widerſpil erfahrt / GOtt hat dazumahl nit wollen gedulten den Geſtanck deß Fleiſch in dem Tempel / wie vil weniger wird er leyden den Geſtanck der jeni - gen gailen Boͤck / welche in die Kirchen nur gehen / wie der E - ſau in den Wald / ein Wildpraͤt zu ſuchen / vnd außzuklauben / dann weil ihnen anderwerts die Gelegenheit vnd Zuſammen - kunfft abgeſchnitten wird / alſo muß die Kirchen dienen zu ei - nem Buel-Platz. O wo bleibt der Reſpect!

Was ſchreyen anderſt / als Reſpect, alle die jenige Wunderwerck / welche GOtt gewuͤrckt hat bey Erbauung oder Weyhung der Kirchen? Wie zu Zeiten deß Kayſers Con - ſtantini Magni Joſephus ein bekannter Jud in Tiberiade ein Kirchen wolte bauen / vnd hierzu die Kalch-Oefen auſſer der Statt angezuͤndt / ſo aber durch Zauberey vnd Teuffels - Kuͤnſten der Hebreer auff kein Weiß wolten brinnen / biß end - lich Joſephus in Gegenwart viler tauſend Juden ein Waſſer in ein Schaff geſchuͤtt / mit dem Finger ein Creutz durchgezogen /S. Epiph. hæres. 30. vnd alsdann in dem Nahmen JEſu mit ſolchem Waſſer in al - len Oefen das Feur erweckt hat.

Gregorius, mit dem Zunahmen Taumathurgus, der wunderthaͤtige H. Biſchoff hatte in Willens ein ſchoͤne Kir - chen vom Grund auffzubauen / weil aber ein groſſer Berg im Weeg geſtanden / vnd kein rechter Platz vorhanden / alſo hat er demſelben befohlen / er ſoll vnverhinderlich mit ſeiner groſſen Wampen ſich anderſtwo hinſetzen / welchem Befehl der hoheE e e e 2Berg588Judas der Toͤlpel /Surius in ejus vit. Berg gantz gehorſamb nachkommen / vnd fuͤr die neue Kirchen alſobald ein Orth geraumbt.

Franciſcus de Paula diſer groſſe H. Mann hat wahrge - nommen / daß ein groſſer Stein / ſo zum Kirchen-Gebaͤu gehoͤ - rig / wegen vngeheurer Schwaͤre nit konte gefuͤhrt / noch getra -In ejus vit. gen werden / alſo hat er nur das H. Creutz-Zeichen daruͤber ge - macht / worauff er / wie ein Feder ſo gering worden.

Der H. Canturrienſiſche Biſchoff Dunſtanus wolte ein neuauffgerichte Kirchen weyhen / wie er aber gefunden hat / daß ſolche nit / Catholiſchem Brauch nach / gegen Orient oder Son - nen Auffgang gebaut worden / alſo hat er dieſelbe alſobald mitVincent. lib. 24. den Haͤnden / ſambt dem Fundament vmb vnd vmb kehrt.

Wie Leo der 4te Roͤmiſche Pabſt wolte mit ſo vilen Præ - laten / als Tag im Jahr ſeynd / benanntlich 365. die ſehr ſtatt - liche Kirchen vnſer lieben Frauen zu Achen / ſo von Carolo Magno erbaut / hochfeyerlich einweyhen / ihme aber 2. Præla - ten abgiengen / alſo ſeynd 2. verſtorbene Biſchoͤff / Monulgus vnd Gondulphus auß ihren Graͤbern daſelbſt hervor gangen / diſer heiligen Dedication beygewohnt / vnd zu End derſelben /Hauſin. de V. Sacram. nach erhaltener Paͤbſtlichen Benediction, wider zu ihrem Ruhebethlein ſich begeben.

Arnold. Rayſſ. ad nat. bel. Car. Sauſ. l. 1. n. 11. Peſſin. de glor. Prag. Sur. in vit. Petri . leſt.

Die Kirchen zu vnſer lieben Frauen zu Lack / vnweit Bruͤßl / die Kirchen vnſer lieben Frauen zu Avinion, welche die H. Martha, geweſte Wirthin vnſers HErꝛn / erbaut / die Kirchen bey St. Veit zu Prag / die Kirchen deß H. Geiſts zu Magella, die Capell vnſer lieben Frauen zu Einſidl in Schwei - tzerland / ſeynd von GOtt ſelbſten geweyht vnd conſecrirt worden.

Rader. de S. Conrad.

Diſe vnd noch vil tauſend andere wunderliche Begeben - heiten ſchreyen nichts anders / als Reſpect gegen den Kirchen. Wie Petrus mit den Seinigen / auff den Befelch deß HErꝛn / das Netz in das Meer geworffen / vnd ein ſolche Menge der Fiſch gefangen / daß ſie allein das Netz nit konten ziehen / dahe - ro ſie den andern Cammeraden vnd Fiſchern mit den Haͤndengewun -589achtet gar wenig den Tempel.gewuncken / annuerunt ſocijs, ſie ſollen doch kommen / vnd ih - nen helffen das Netz herauß ziehen. Warumb hat Petrus nit mit heller vnd lauter Stimm geſchryen: Kombts meine liebe Bruͤder / kombts / ey ſo eylts / daß euch der Bettl holl! Warumb hat er nit mit diſen / oder dergleichen Worten ihnen geruffen? Reſpect, gedachte Petrus, vnſer lie - ber HErꝛ iſt da gegenwertig / man muß ſo ſtill ſeyn / ſo vil es moͤglich iſt / auch ſo gar nit reden / vil weniger ſchreyen / merckt das wol ihr adeliches Frauenzimmer / vnd gedenckt / daß GOtt der HErꝛ mit ſeiner Gottheit vnd Menſchheit gegenwertig ſeye in der Kirchen / vnd alſo gezimmet es ſich gar nit daſelbſt zu reden / vil weniger alſo ſchreyen / daß manchesmahl der Prie - ſter an ſtatt deß orate fratres, Urſach haͤtte zu ſagen orate ſo - rores. Merckt das wol ihr Cavalier vnd groſſe Herren / vnd gedenckt / daß Chriſtus JEſus / welcher da euch vnd alle Le - bendige vnd Todte richten wird / gegenwertig ſey in der Kir - chen / vnd alſo reimbt es ſich gar nit allda gantze / groſſe / lange bloſſe Reden zu fuͤhren von allerley Zeitung / vnd wie ſpoͤttlich ſcheint es / wann ihr nur mit einem Knye die Erd beruͤhrt / als wolt ihr in der Kirchen Haaſen ſchieſſen / macht euch doch zu ſchanden das Goͤtzenbild Dagon, welches vor der Archen ni - dergefallen auff die Erd / wann aber ein Dama in die Kirchen eintritt / da ſeynd die Ceremonien vnd Reverenz bald ſo wol - feil / als die Juden nach der Eroberung Jeruſalem / allwo doch dreyſſig vmb ein Groſchen verkaufft worden / vnd auff ſolcheJoſeph. de Bell. Jud. lib. 7. Weiß iſt ein Schelm nit auff ein Haller kommen. Merckt das wol ihr junge Geſellen / vnd muthwillige Jugend / betrachtet fein / daß der Allmaͤchtige GOtt gegenwertig ſeye / vnd alſo ge - buͤhrt es ſich gar nit / in ſolchem Orth zu reden von allerley vn - verſchambten Sachen / gedenckt doch / daß neben andern Wun - derwercken in dem Salomoniſchen Tempel / vngeacht das gan - tze Jahr hindurch ein vnzahlbare Menge der Geſchirꝛ zerbro - chen / doch niemahl einige Scherben geſehen worden / vnd iſt zuE e e e 3glau -590Judas der Toͤlpel /glauben / daß die Scherben von der Erd wunderbarlich ſeyn verſchlickt worden / will nun GOtt in ſeinem Tempel die Scher - ben nicht leyden / vil weniger wird er die ſchaͤndliche Zotten ge - dulten. Merckts wol ihr freche Schlepſaͤck / daß Chriſtus der HErꝛ gegenwertig ſeye in der Kirchen / vnd alſo gezimbt es ſich nit / daß ihr in einem ſo uͤppigen Auffzug daſelbſt ſolt erſchei - nen / gedenckt fein / daß dem jenigen Gaſt Haͤnd vnd Fuͤß ſeyn gebunden / vnd er in die aͤuſſerſte Finſtere geworffen worden / vmb weil er kein hochzeitliches Kleyd an hatte / ſonder etwann ein zerriſſenen Rock / was wird dann euch erſt zu gewarten ſeyn / wann ihr halb nackend auffziecht in der Kirchen. Merckts wol ihr geſambte Adams-Kinder / daß die Goͤttliche Majeſtaͤt ge - genwertig ſeye in der Kirchen / vnd gedenckt recht / daß die Kir - chen ein Bett-Hauß ſeye / geſtalten jene zwey / der Phariſeer / vnd der Publican, oder offene Suͤnder in den Tempel gangen / ut orarent zu betten / vnd keine andere Geſchaͤfften zu fuͤhren. Reſpect vmb GOttes willen!

Wie die gebenedeyte Jungfrau Maria ſchon mit GOt - tes Sohn ſchwanger / ihr liebſte Baaß Eliſabeth heimbge - ſucht / da iſt / laut Goͤttlicher Schrifft / der kleine Joannes Ba - ptiſta in dem Leib ſeiner Mutter Eliſabeth von freyen Stu -Serm. de S. Joan. cken auffgehupfft / vnd ſpricht der H. Vincentius Ferrerius, daß dazumahlen Joannes habe Chriſtum den HErꝛn in der Schoß Mariæ geſehen / als das hoͤchſte Gut in einer guldenen Monſtrantzen / dahero hab er in Mutterleib das Fuͤſſel zuruck gezogen / ſeine Knye gebogen / vnd die tieffeſte Reverenz ge - macht; O wie vil groſſe Hanſen konten allhier ſich an diſem kleinen Joannes ſpieglen / welche manchesmahl vor dem hoͤch - ſten Gut auff dem Altar kaum ein Fuß zucken / entgegen vor manchem auffgebutzten Goͤtzenbild ſich mehrer biegen / als ein Degen-Klingen von Paſſau; daß die Engl geſeſſen ſeyn auff dem Grab Chriſti nach ſeiner glorreichen Urſtaͤnd / wie ſie die 3. fromme Frauen alſo angetroffen / iſt kein Wunder / dann es war der HErꝛ JEſus nicht mehr im Grab / aber daß mancherim591achtet gar wenig den Tempel.im Tempel vnd Kirchen nicht einmahl die Knye biegt / ſondern immerzu ſitzt / da doch der wahre GOtt vnd Heyland gegen - wertig / ein ſolcher iſt fuͤrwahr kein Engl / ſonder ein Pengl. Wie der praͤchtige Tempel Salomonis eingeweyht worden / hat ein Nebel den Tempel alſo angefuͤlt / daß die Prieſter ihren3. Reg. 8. c. Dienſt nit konten verſehen / O wie offt ſeynd ſolche Nebulones in der Kirchen / die mit ihrem uͤppigen Getoͤß vnd Gelaͤchter den Prieſter bey dem Altar alſo verhindern / daß er faſt in dem al - lerheiligſten Meßopffer nit kan fortkommen; wie weit ſteiget dann noch der Menſchen Boßheit / die auch JEſum Chriſtum vnſern GOtt vnd Heyland in ſeinem Hauß angreiffen / in ſei - ner eignen Wohnung ihn uͤbel tractiren / vnd diſer hoͤchſten Majeſtaͤt alle Schmach vnd Unbild zufuͤgen / da doch die Ju - den vnd Hebreer / als abgeſagte Feind / ihne in dem Tempel verſchont haben / maſſen er ſelbſt geſagt hat: Jch bin doch taͤglich bey euch im Tempel geweſen / vnd ihr habt mich nit angegriffen. Ja ſo gar die Moͤrder / Dieb vnd offentliche Ubelthaͤter doͤrffen in dem Tempel nit ergriffen / noch gefangen werden / vnd GOtt der Hoͤchſte / vnd der All - maͤchtige ſelbſt ſoll alldort nicht ſicher ſeyn! O ein Laſter uͤber alle Laſter!

Was Jubel vnd Freuden-Feſt haben die Philiſteer an - geſtellt / wie ſie den Samſon ertapt haben / alles Volck iſt zu - ſammen geloffen / vnd hat dem Abgott Dagon in ſeinem praͤch - tigen Tempel ein Danckopffer abgelegt / nach ſolchem war ein ſtattliche Mahlzeit angeſtellt / worbey ſich die Vornehme ein - gefunden / wie ſie nun zimblich gezecht / vnd die Kandl vnd Glaͤſer wol getumlet / da haben ſie auß dem Tempel ein Co - mœdi-Hauß gemacht / dann auff diſer groſſen Herren Befehl iſt der Samſon hinein gefuͤhrt worden / ein Geſpaͤß / ſo wol den Vornehmen / als den Gemeinen zu machen / dann ſie zupfften vnd ſtoſten ihn bald da vnd dort / vnd weil ihme die Augen außgraben worden / alſo iſt er an ein Wand vmb die andereange -592Judas der Toͤlpel /angeloffen / vnd weil ſie ihme mit allem Fleiß hin vnd her et - was vnder die Fuͤß gelegt / als iſt er mehrmahl auff die NaſenJudic. 16. gefallen / vnd ein ſolches vngeheures Geſchrey vnd Gelaͤchter verurſacht / daß hiervon der gantze Tempel erſchallen thaͤte. Was geſchicht aber? Samſon erwiſcht beede groſſe Saulen / worauff das gantze Gebaͤu ſtunde / ſchlagt dieſelbe mit einem ſol - chen Gewalt zuſammen / daß alles zu Boden gefallen / vnd auff einmahl in die drey tauſend Philiſteer begraben worden.

Daß die Philiſteer als verblende Heyden / vnd im blin - den Jrꝛthum erzogene Menſchen auß ihrem Goͤtzen-Tempel ein Comœdi - vnd Luſt-Hauß gemacht / iſt ſich ſo ſehr nicht zu verwundern / aber daß allbereits wir mit dem Blut deß Goͤttli - chen Lambs gewaſchene Chriſten offt vnd vilmahl auß dem Tempel ein Geſpaͤß-Hauß machen / vnd zu allerley Schand - Thaten mißbrauchen / iſt ein Greuel vor GOtt / vnd kan nicht vngeſtraffter bleiben. Der Prophet Ezechiel hat geſehen ein Engel in den Tempel hinein tretten zu dem Altar / mit einem Schreibzeug auff der Seyten / vnd hat ſolcher nichts anderſt imEzech. 9. Befelch gehabt / als gantz genau auffzuzeichnen / alles was vn - recht vnd aͤrgerlich allda begangen wird. Er ſchreibt auff / wann du deine uͤppige Augen außwirffſt in der Kirchen / wie die ſcharpffe Fiſcher-Angl / wormit du nicht ein Fiſch / ſondern ein leichtfertige Krott zu fangen geſinnt biſt. Er ſchreibt auff / wann du mit den jungen Toͤchtern vnder wehrendem Gotts - Dienſt ſolche Reden fuͤhrſt / welche nit / wie die Ruthen Moyſis das Waſſer ex Petra, ſondern das Feur ex Petronilla locke - ten / vnd alſo die Andacht in ein Verdacht verkehrt wird. Er ſchreibt auff / wann du im Tempel die Zung brauchſt an ſtatt deß Saͤbels / wormit nit das Ohr Malchi, ſonder die Ehr Mala - chiæ abgeſchnitten wird / vnd folgſamb der gute Barthlme am Nahmen mehrer beſchnitten wird / als die Baͤrth der Davidi - ſchen Geſandten bey dem Ammonitiſchen Koͤnig. Er ſchreibt auff / wann du im Tempel ein Geſpraͤch vnd vnnutzes reden haſt von deiner Wirthſchafft / von Ochſen vnd Kuͤhe / vnd alſoauß593achtet gar wenig den Tempel.auß dem Tempel ein Stall machſt / da doch vnſer HErꝛ zu Bethlehem auß dem Stall ein Tempel gemacht / wie vnge - reimbt ſteht es / daß du ſolcher geſtalt Roß / Eſel / Ochſen vnd Kuͤhe in die Kirchen fuͤhreſt / indeme doch diß Orth allein ge - hoͤrig fuͤr das wahre Lamb GOttes. Er ſchreibt auff / wann du neue Zeitung in der Kirchen ſuchſt / vnd folgſamb das aller - heiligſte Altar-Opffer / vnd Ambt nicht hoͤher achteſt / als die Franckfurter-Meß / allwo kein andere Wandlung / als die Handlung iſt. Er ſchreibt auff / wann du den HErꝛn JEſum nit verehreſt / wie Magdalena mit einer Alabaſter-Buͤchſen / ſonder ihn entunehrſt mit einem Toback-Buͤchſel / vnd alſo die rotzige Zuͤnd-Pfann ſtaͤts im Pulver ſteckt / da doch ſo wenig Schuß-Gebettel von dem Hertzen gehen: Er ſchreibt auff / wann du ein Raub-Vogl vnd Greiffen im Tempel abgibſt / worauß doch der HErꝛ die Tauben-Krammer gebeitſcht hat. Er ſchreibt auff / wann du ohne alle Reverenz vnd Ehrenbiet - ſambkeit in der Kirchen laineſt / wie der Trayd-Sack deß Be - niamins, vnderdeſſen aber nit in dir der Joſephs-Becher / ſon - der die Wein-Kandl verborgen ligt. Er ſchreibt auff / wann du ein paar laue Vatter vnſer in Hut wirffſt / welche nit ſo vil werth / als die 2. Haͤller / welche das alte Muͤtterl in Stock ge - legt / vnd ſolches dein Gebett ſo ſchlecht / daß / wann es auch Jahr vnd Tag ſoll in dem angezuͤnden Babyloniſchen Ofen li - gen / kaum wurde geloſſen / vil weniger brinnen. Er ſchreibt auff / wann du nit einmahl / wie deß Loths ſein Weib / ſonder wol hundertmahl vmbſchauſt / vnd ſchier embſiger auff die Thuͤr acht gibſt / als jene Hof-Portnerin / welche den Peter alſo an - geſchnarcht. Er ſchreibt auff / wann du die Brieff liſeſt in der Kirchen / welche offt nit beſſer / als die jenige / ſo der David dem Uriæ eingehaͤndiget; alle dergleichen Frevel / Muthwillen / Aergernuß / Unehr / Boßheit ſchreibt der Engl auff / vnd zeigt es der Goͤttlichen Juſtiz, welche dergleichen ihme angenthanen Schmach nit vngerochen laſt.

Wie die Engel im Himmel geſuͤndiget / da ſeynd außPars II. F f f fBlu -594Judas der Toͤlpel /Blumen Plumpe worden / da ſeynd auß Roͤſel Eſel worden / da ſeynd auß Laͤmbl Traͤmbl worden / da ſeynd auß Fackel Ma - ckel worden / da ſeynd auß Schaaren Narren worden / da ſeynd auß Botten Krotten worden / da ſeynd auß Kinder Schinder worden / da iſt auß dem Lucifer ein Furcifer worden / da ſeynd diſe Engliſche Creaturen / vnd alleredliſte Geſchoͤpff auff ewig verlohren worden. Wie der Adam im Paradeyß geſuͤndiget / vñ vnder den Baͤumern wie ein anderer Block ſich gehalten / vn - der den Blumen wie ein anderer Knopff geweſt / vnder den Voͤ - geln wie ein anderer Gimpel ſich zeigt / vnder dem Vieh wie ein anderer Puͤffel geſtanden / vnd mit einem Wort / in der Gruͤ - ne es gar zu Braun gemacht / indem er ſo freventlich das Goͤtt - liche Gebott uͤbertretten / dannoch hat ſich GOtt noch ſeiner erbarmet / vnd ihn nit ewig geſtrafft / warumb aber / daß die Goͤttliche Gerechtig keit ſo ſcharpff vnd vnbarmhertzig verfahrt mit den Engeln / vnd nit auff gleiche Weiß auch mit den Men - ſchen? darumb / vnd vergiß ſolches nimmermehr / darumb / vnd laß dir diß ein Witzigung ſeyn / darumb hat GOtt die Engel alſo hart / vnd zwar auff ewig gezuͤchtiget / weil ſie geſuͤndiget ha - ben vor ſeinem Angeſicht / O Frechheit! weil ſie ſolchen Muth - willen begangen in dem Himmel / an einem ſo heiligen Orth. Was iſt ein Tempel anderſt / als ein irꝛdiſcher Himmel / maſſen in demſelben der Heyland JEſus Chriſtus ſambt ſeiner Gott - heit vnd Menſchheit / mit vnzahlbaren vilen Engeln vmbge - ben / ſein Sitz hat; wann dann jemand daſelbſt / als vor ſeinem Angeſicht ſuͤndigen thut / ſo wird / vnd kan / vnd ſoll / vnd muß / vnd darff ſolches nit vngeſtrafft verbleiben.

Als vnder dem Adel vnd der gantzen Gemein in Sicilia ein harter Krieg entſtanden / vnd diſe ohne Reſpect ihre Pferdt in die Kirchen geſtellt / allwo daſſelbe Jahr der H. Carmeliter Albertus begraben worden / da wolt der Heilige nit zulaſſen / daß ein Gotts-Hauß ſoll zu einem Stall werden / deſſentwegen in ſeinem Grab ein erſchroͤckliches krachen entſtanden / worvon die Steiner nit anderſt / als wie ein Stuck-Kugl hin - vnd her -geflo -595achtet gar wenig den Tempel.geflogen vnd nicht einer vnverletzt verbliben / die angebundeneIn Menal. Carm. lit. in vit. Pferdt aber ſeynd alle todt dahin gefallen. Reſpect!

Anno 1220. haben in dem Oxonienſiſchen Cloſter die Religioſen S. Franciſci in der Kirchen das Complet geſun - gen / vnder wehrendem Geſang aber ſeynd ſie / iſt vnbewuſt auß was Urſachen / in ein helles vnd lautes Gelaͤchter außgebro - chen / welches freylich wol wider den Reſpect deß Orths ware / dahero auch GOttes Straff nit außgebliben / maſſen alſobald mit erſchroͤcklichem krachen das groſſe hoͤltzene Crucifix-Bild ge - gen ihnen daſelbſt ein zorniges Angeſicht gezeigt / worauff kurtzeIn Annal. Minor. num. 64. Tag hernach alle die jenige / welche hierin ſchuldig waren / mit Todt abgangen. Reſpect!

Wie Anno 916. die Ungarn in Bremen eingefallen / vnd daſelſt in der Kirchen die Prieſter bey dem Altar ermordt / nachmahls den Tempel an etlichen Orthen angezuͤndt / alſo kon - te ſolche Frechheit nit vngerochner bleiben / dann gleich hierauff die gantz entzuͤndte vnd brennende Schindlen diſem Barbari - ſchen Volck / durch Schickung GOttes / in das Geſicht geflo - gen / allen die Augen außgebrennt / daß alſo theils ın dem FlußAdam. Cronogr. apud Bar. erſoffen / theils von denen Burgern nidergehaut worden. Re - ſpect!

Anno 1630. hat man in der herꝛlichen Peters-Kirchen zu Rom / ober dem Grab der heiligen Apoſtel ein ſtattliches Werck gefuͤhrt / worbey ſich ſehr vil Arbeiter befunden / vnder diſen iſt auch einer geweſt / welcher / theils auß Muthwillen / theils zur Zeit-Verkuͤrtzung / ein vnzuͤchtiges Liedl geſungen / vnd ob er ſchon derentwegen von einem Pater, ſo vnweit da - ſelbſt die Beicht gehoͤrt / ernſtlich ermahnt worden / iſt er dan - noch in diſem frechen Geſang fortgefahren / weil aber GOTT die Unehr ſeines Hauß nit erdulten kan / alſo iſt diſer gleich hier - auff von der Hoͤhe herunder gefallen / vnd jaͤmmerlich zerquet -Janus Ni - cius. ſchet worden. Reſpect!

Einer auß den Vornehmſten zu Genev hat durch RathF f f f 2vnd596Judas der Toͤlpel /vnd That die Sach dahin gebracht / daß man auß der vorneh - meſten Kirchen daſelbſt den Altar-Stein herauß genommen / vnd denſelben auff die Richtſtatt gelegt / worauff die Ubelthaͤter moͤchten enthaupt werden / das hat der Allerhoͤchſte ja nit koͤn -Tilm. Brendeb. l. 1. Coll. Sac. c. 60. nen uͤberſehen / dahero nit lang hernach durch ſondere Goͤttli - che Verhaͤngnuß geſchehen / daß eben diſer der allererſte geweſt / ſo allda auff diſem Stein den Kopff verlohren. Reſpect!

Ein Soldat zu Pferdt hat an der Kirchen-Maur deß H. Martyrers Quirini, etwann auß Frechheit / oder auch auß Un - achtſambkeit das Roß angebunden / welches GOtt vnd ſeinen Heiligen dergeſtalten mißfallen / daß alſobald ſolches Pferdt vnſinnig vnd wuͤttend worden / den Zaum mit allem GewaltMetell. Tegeraſe. zerriſſen / vnd dergeſtalten getobt / biß es verroͤckt / vnd todter dahin gefallen. Reſpect!

Ein anderer hat ſich gottloß vnderſtanden / den Tempel deß H. Clemens außzurauben / wie er aber bey der Nacht ſich wolte ſchlaffen legen / da hat ein groſſe Menge vnd Anzahl der Maͤuß in die Kammer getrungen / vnd zu einer gerechtenDitmar. Narr. 6. An. 1011. Straff den Boͤßwicht lebendig gefreſſen / vnd verzehrt. Re - ſpect!

Sancius der Koͤnig zu Navarra vnd Caſtilia hat auff der Jagd ein Wildſtuck verfolgt / welches endlich in die offene Kir - chen deß H. Martyrers Antonini geloffen / vnd gleichſamb daſelbſt bey dem Altar die Sicherheit geſucht / als aber ſolches auch allda der Koͤnig wolte faͤhlen / vnd bereits hierzu den Armb außgeſtreckt / wolte ſolches der Allmaͤchtige GOtt nicht vnge -Baron. An. 1032. ſtraffter laſſen / maſſen augenblicklich dem Koͤnig der Armb er - ſtarꝛt. Reſpect!

Der H. Trodo, als er noch ein kleiner Knab ware / vnd auff kindiſche Arth die kleine Steinl zuſammen klaubte / vnd darauß ein Haͤußl auffbaute / wurde von ſeinem groneriſchen Kinds-Weib befragt / was er mache? vnd als er die Antwort geben / wie daß er ein Kirchen baue / vnd wann er werde großwach -597achtet gar wenig den Tempel.wachſen / ſo woll er ein groſſen Tempel auffrichten / worauff das muthwillige Weib mit dem Fuß diſes kleine Kirchen-Ge - baͤu uͤbern Hauffen geworffen / aber nit ohne Straff / maſſen di - ſe alſobald ſtockblind worden. Worauß zu nemmen iſt / daß die Eltern recht vnd loͤblich thun / wann ſie ihren Kindern im Hauß ein Winckel vergonnen / darin ſie ein Altaͤrl oder Krip - pel auffrichten / vnd folgſamb bey Zeiten den heiligen Sachen ein Reſpect zu geben lehren koͤnnen.

Zum Tempel hinauß / hats geheiſſen / ihr ſchlimme Kerl / dazumahl / als der HErꝛ JEſus in dem Tempel zu Jeruſalem die Hebreer hat angetroffen / wie ſie daſelbſt kaufften vnd ver - kaufften / vnd die meiſten ihren Wuecher triben / dann weil zur Oeſterlichen Zeit ein jeder Hebreer ſeinem Stand gemaͤß muſte opffern / alſo haben zwar dieſelbigen / ſo vnweit Jeruſalem ent - legen / ihr Vieh mit ſich gefuͤhrt / die jenige aber / ſo von fern kommen / haben ſolches zu Jeruſalem vmb paares Gelt einge - handlet / vnd diſen Handl-Platz hielten ſie in dem Tempel / weil theils die ſaubere Prieſter ſelbſt ſolche Ochſen-Krammer abge - ben / theils haben ſie andern da vnd dort ein Orth im Tempel vmb das Gelt uͤbergelaſſen / wie man bey vns in Marckt-Zei - ten pflegt die Huͤtten vnd Gewoͤlber vmb die Bezahlung auß - zulaſſen / iſt alſo leicht abzunemmen / was fuͤr ein Getoͤß / Ge - ſchrey / Wueſt vnd Unflath durch ſolchen Viehmarckt ſeye ver - urſacht worden / welches den ſonſt allerguͤtigſten JEſum zu ei - nem billichen Zorn bewegt hat / daß er alſobald die Strick vnd Riemen / woran die Ochſen / Kaͤlber vnd Kuͤhe / ꝛc. gebunden waren / faſt wie ein Gaißl zuſammen gemacht / vnd darmit alle zum Tempel hinauß gepeitſcht / ja ſo gar haben etliche nicht der weil genommen / daß ſie das Gelt auff der Wechſel-Banck haͤt - ten eingeſchoben / ſonder es wolt ein jeder gern der erſte bey der Thuͤr drauſſen ſeyn / welches dann eines auß den groͤſten Wun - derwercken / ſo der HErꝛ vnd Heyland auff der Erden gewuͤr - cket / indeme er als ein einige / vnd dazumahl verachte Perſohn / faſt ein gantze Armee der Juden in die Flucht gejagt / ja es iſtF f f f 3wol598Judas der Toͤlpel /wol zu glauben / daß bald da / bald dort ein Schelm uͤbern Hauffen gefallen / vnd den Schedl an einer Hennen - oder Tau - ben-Steigen angeſchlagen.

Nun entſteht nicht ein geringe Frag / warumb doch der HErꝛ vnd Heyland ſolche Execution in eigner Perſohn ge - fuͤhrt? indeme doch bewuſt iſt / daß er ſonſt niemahl zur Ab - ſtraffung deß Ubels ſeine Haͤnd habe angelegt / es haͤtten ſolches die Apoſtel wol koͤnnen mit ſeiner Goͤttlichen Beyhuͤlff ver - richten / vnd waͤre diſes dem Iſcatioth ein gemachte Wiſen ge - weſt / wann er zu der Wechſel-Banck waͤre kommen / dann er ohne das ſchon die Geltſucht am Halß hatte / ſo haͤtte auch der HErꝛ JEſus gar geſchwind koͤnnen haben ein Engliſchen Suc - curs von zwoͤlff tauſend Legion, deren einer ſo maͤchtig geweſt /4 Reg. 19. Alphon. Totaſt, in Geneſ. daß er die gantze Armee deß Senacherib zu Boden geſchlagen. Die Waſſer-Stuben deß Himmels haben die Engel eroͤffnet in dem allgemeinen Suͤndfluß / zur Straff der Welt. Die Feurflammen vom Himmel haben die Engel herunder geworf - fen uͤber die Statt Sodoma, Gomorra, &c. zur Straff der Laſter; alſo haͤtten auch dasmahl die Engel koͤnnen diſe He - breer ſtraffen / vnd nit der Koͤnig der Englen ſelbſt. Leicht waͤ - re es geweſt dem HErꝛn / daß er der Erd haͤtte geſchafft / ſie ſoll ihren Rachen auffſperren / vnd diſe Boͤßwicht auff einmahl verſchlicken / wie Datan vnd Abiron. Leicht waͤre es geweſt dem HErꝛn / daß er denen wilden Beeren haͤtte befohlen / ſie ſollen diſes ſchlimme Geſind zerreiſſen / wie die außſpoͤttleriſchen Knaben Eliſæi. Leicht waͤre es geweſt dem HErꝛn / daß er et - lichen brillenden Loͤwen haͤtte aufferlegt / ſie ſollen diſen laſter - hafften Geſellen den Reſt geben / wie da geſchehen mit den fal - ſchen Propheten: ja alle Geſchoͤpff der gantzen Welt waͤren ihm gern an die Hand gangen / vnd haͤtten an ſtatt ſeiner ſolche Straff vorgenommen / aber es hat der HErꝛ JEſus ſolche Unehr / ſo dem Tempel geſchehen / alſo hoch empfunden / daß er darvor gehalten / es ſeye ihme hierinfalls kein genugſame Satis - faction, wann er nicht ſelbſt mit eigenen Haͤnden dareinſchla -599achtet gar wenig den Tempel.ſchlage: Hic apparet, quantum diſpliceat ei, qui tangitVinc. Fert. ſerm. 3. de Incar. Eccleſiam ſuam.

Weit groͤſſere Unehr / als dazumahl / ja gantze Schand - Thaten werden jetziger Zeit in Tempeln vnd Gotts-Haͤuſern angetroffen / der Judas hat die Thamar charriſirt auff offent - licher Straſſen / dermahl geſchicht ſolches ſchon in der Kirchen /Gen. 30. O Greul! Die Babyloniſche Richter haben der Suſanna nachgeſtellt in dem Garten / der Zeit geſchicht ſolches ſchon inDan. 14. der Kirchen / O Schand! Die junge Dina, als ein Tochter Jacobs, iſt verfuͤhrt worden auff der Gaſſen / dermahl geſchichtGen. 33. ſolches ſchon in dem Gotts-Hauß / O Aergernuß! Der Da - vid hat vnzuͤchtige Augen geworffen auff die Berſabæa, in dem obern Gang oder Altona ſeines Pallaſts / aber dermahlen ge -2. Reg. 11 ſchicht es ſchon in der Kirchen / O Vermeſſenheit! Der Iſaac hat zu Geraris an einem Fenſter mit ſeiner Rebecca geſchertzt / daß es auch der Koͤnig Abimelech wahrgenommen / dermah - len geſchicht ſolches ſchon ın der Kirchen / O Unſchamhafftigkeit! Gen. 26.Deß Abrahams Haußpfleger hat fuͤr ſeinen jungen Herꝛn den Iſaac ein Kuplerin gehabt bey dem Brunn / dermahl ge -Gen. 24. ſchicht ſolches ſchon in der Kirchen / O Frevel! Zu Jeruſalem im Tempel waren Tauben geweſt / die auch der HErꝛ hinaußJoan. 2. c. geſchafft / dermahl gibts gar Raaben vnd Galgen-Voͤgl in der Kirchen / welche allda auff ein ſtinckendes Aaß lauſtern / O Miſſethat! Jn der Archen Noë ſeynd Hund vnd Katzen gu -Gen. 7. te Freund geweſt / dermahl zanckt vnd greint man offt in der Kirchen / wie Hund vnd Katzen / O Spott! Der Cain hat dem Abel eines verſetzt auff dem Feld / dermahl vnderſteht manGen. 4. ſich auch zu rauffen in der Kirchen / O Keckheit! Der Daniel hat gelacht vnder der Thuͤr deß Abgoͤtteriſchen Tempel Bel,Dan. 14. v. 18. dermahl iſt das oͤfftere Gelaͤchter vnd Boſſentreiben in dem wahren Gotts-Hauß / O Suͤnd! die auff kein einige Weiß kan vngeſtraffter bleiben.

Wann der Biſchoff in eigener wuͤrdigiſter Perſohn ein Kirchen zum erſtenmahl einweyhet / wann er dreymahl dieKir -600Judas der Toͤlpel /Kirchen vmb vnd vmb geht / wann er mit dem Paſtoral oder Biſchoff-Stab an die Kirchen-Thuͤr ſtoßt / wann er die heiligen Reliquien vnd Heiligthumer hinein tragt / wann er von auſſen vnd innen die Kirchen-Maur mit Weyhbrunn anſprengt / wann er mit Sand vnd Aſchen auff die Erd von einer Seyten zu der andern ein Creutz macht / wann er vnderſchidliche Grie - chiſche vnd Lateiniſche Buchſtaben formirt / wann er mit dem geweyhten Waſſer / worin Aſchen / Wein / Saltz / die vier Theil außſpritzt / wann er die gantze Kirchen mit Kertzen er - leucht / vnd die Creutz an der Wand mit dem heiligen Oel ſal - bet / wann er bald auffrecht / vnd bald mit gebogenen Knyen / jetzt mit außgeſpannten Armben / jetzt mit zu ſamm geſchlagenen Haͤnden / bald mit lauter vnd heller / bald mit ſubtiler vnd ſtiller Stimm / jetzt GOtt / jetzt die Geſchoͤpff anredet / vnd auff vn - derſchidliche Weiß bettet / ſo will er durch ſo vilfaͤltige geheimb - nußreiche Ceremonien nichts anders thun / als die Teuffel vnd hoͤlliſche Larven / welche alle Orth der Welt bewohnen / auß diſem Hauß vertreiben / vnd jagen / vnd dem Allmaͤchtigen GOtt ein eigene Wohnung zurichten; Wie man dann weiß / daß zu Coͤlln den Tag der ſolennen Einweyhung ein groſſesSigebert. in Chron. An. 871. heulen vnd klagen der boͤſen Feind ſich erhebt in dem Tempel / vmb weil ſie von dannen muͤſſen weichen. Auß einer andern Kirchen hat man den boͤſen Feind / in dero Conſecration inLib. 9. Dial. c. 39. Geſtalt eines groſſen / wilden vnd geheuren Schwein geſehen außgehen / nach Außſag deß H. Gregorij. Und du / vnd du vnderſteheſt dich noch / auß diſem Gotts-Hauß nit allein / wie die Hebreer / ein Moͤrder-Gruben zu machen / ſondern gar ein Teuffels-Hauß / maſſen du ſolche Ding darin begeheſt / welche du auch von einem andern nit leyden wirdeſt in deinem Hauß / vnd GOtt ſoll es leyden? das nit / das nit.

Es iſt alles zu wenig / wie da geſtrafft iſt worden einer / derBaron. in An. Chriſt. 84. freventlicher Weiß ein Catholiſche Kirchen mit Fuͤſſen geſtoſ - ſen / ihm aber der Fuß an der Maur angeheffter bliben. Es iſt alles zu gering / was da widerfahren den jenigen / ſo ein Kirchenhaben601achtet gar wenig den Tempel.haben wollen berauben / ſie aber ins geſambt von den boͤſen Fein -Idem An. 917. den beſeſſen worden. Es iſt alles zu leicht / wie da gezuͤchtiget worden einer zur Zeit deß H. Bernardi, der ſich vnderfangen / auß der Kirchen ein Veſtung zu machen / er aber deß gaͤhen Todts geſtorben / welches ihme das Kirchen-Maͤur vorgedeut /Bzov. Fer. 3. Paſſ. Domin. als es aller Orthen haͤuffigſt Blut geſchwitzt. Es iſt alles zu ſchlecht geweſt / was da haben außgeſtanden die Soldaten deß Gottiſchen Koͤnigs Theodorici, vmb weil ſie die Kirchen deß H. Juliani entunehret / vnd derenthalben vom boͤſen Feind be -Idem. ſeſſen / ihr eigenes Fleiſch mit den Zaͤhnen zerriſſen. Alles diſes iſt nichts gegen den jenigen harten Straffen / welche der gerech - te GOtt vil Jahr hero uͤber vns geſchickt / vmb weıl wir ſeinem Tempel / vnd ſeiner Majeſtaͤt gewidmetem Hauß ſo geringen Reſpect vnd Ehr erweiſten. Wie / wo / wer / wann / was ſeynd diſe Straffen? frag nicht lang / die ſo vil blutige Krieg / die ſo hart graſſirende Peſt / der ſo manche Undergang der zeitlichen Guͤter / der mißguͤnſtige Himmel / die Unfruchtbarkeit deß Erd - bodens / die ſchaͤdliche Brunſten vnd Zerſtoͤhrungen / die haͤuf - fige Kranckheiten vnd Suchten / das Ubel der Laͤnder vnnd Staͤtt / ja alles Ungluͤck ruͤhrt dahero / weil der Zeit die Kirchen vnd Gottshaͤuſer ſo wenig geacht / noch verehrt werden. Was GOtt vor diſem durch den Propheten Jeremiam geſchryen / das ſchreyt er noch manchem Orth in die Ohren. Schaͤrpffet die Pfeil / vnd fuͤllet die Loͤcher / der HErꝛ hat den Geiſt der Koͤnig in Meden erweckt / ſein Hertz iſt uͤber Babylon / daß er ſie zerſtoͤhre / dann es iſt Rach deß HErꝛn / die Rach ſeines Tempels. Mercks du Land N. du Statt N. du Orth N. iſt dir ein Zeit hero alle Widerwertigkeit begegnet / ultio templi, es iſt die Rach ſeines Tempels. Vor diſem ſeynd die Haͤuſer der Chriſten Kirchen geweſt / jetzt ſeyndJerem. 51. die Kirchen zu Haͤuſer worden. Vor diſem haben die Sera - phin in dem Tempel / auß lauter Ehrenbietſambkeit / ihr Ge -Iſai. 6. ſicht mit Fluͤgel bedeckt / jetzt bedeckt man das Geſicht mit demPars II. G g g gHut /602Judas der Toͤlpel /Hut / damit man deſto freyer ſchwaͤtzen vnd lefflen kan. VorGen. 12. diſem hat Abraham ihn nit getraut zu wohnen / wo er nur ein - mahl GOtt dem HErꝛn ein Opffer verricht / jetzt handlet vnd wandlet man auch in der Kirchen von vnzulaͤſſigen Dingen vnder wehrendem heiligſten Meßopffer. Vor diſem hat ſich der rothe Fuͤrhang im Tempel von freyen Stucken mitten von -Matth. 27. einander zerriſſen / jetzt laſt ſich auch gar offt kein einige rothe Schamhafftigkeit ſehen in der Kirchen. Vor diſem hat Moy -Exod. 38. ſes in dem Eingang deß Tabernackels vmb den Waſchbrunn vil Spiegel gehengt / jetzt halt man ſich alſo frech gar vor dem Tabernackel / worin der hoͤchſte GOtt iſt / daß ſich wol niemand kan daran ſpieglen. Was iſt dann Wunder / daß Gifft in Luͤfften / Ungluͤck im Geſtirn / Unſtern im Feld / Erdbidem in der Nider / Hunger im Land / das Schwerdt auff dem Rucken / der Fall vnderm Vieh / der Schaden vom Waſſer / das Ubel vom Feur / die Ungeſunde im Leib / der Schaur im Trayd / die Mißrathung deß Weinſtocks / der Schuldenlaſt in der Hand - lung / ꝛc. was iſt diß Wunder / daß dergleichen Ruthen vnnd Gaißl dir uͤbern Halß ſchickt der Allmaͤchtige / der auch mit der Gaißl die Hebreer getroffen / mit welchen du ſein Tempel ent - unehreſt: ultio templi, es iſt alles die Rach ſeines Tem - pels! was GOtt der groſſen Statt Jeruſalem vnd allen Jn - wohnern durch den Propheten Ezechiel getrohet / das laß ihr manche / groſſe / vornehme / volckreiche Statt / worin ſo vil uͤb - les in den Kirchen geſchicht / ein Wahrnung ſeyn: So wahr ich lebe / ſpricht GOtt der HErꝛ / darumb / daß du mit allen deinen Ubertrettungen / vnd mit al - len deinen Greulen mein Heiligthum / das iſt / mein Kirchen verunreiniget haſt / ſo will ich auch dich zerſchlagen / mein Aug ſoll deiner nit ver - ſchonen / vnd ich will mich nit erbarm. DasDrit -603achtet gar wenig den Tempel.Drittel von dir ſoll an der Peſtilentz ſterben. Ezech. 5.Und das andere Drittel ſoll rings herumb dasEzech. 5. Schwerdt faͤhlen / aber das uͤbrige Drittel von dir will ich in alle Wind zerſtraͤhen / vnd das Schwerdt hinder ihnen außziehen.

Judæ dem Ertz-Schelmen gibt der gebenedeyte Heyland JEſus ſein Willfaͤh - rigkeit zu leyden ſattſamb zu verſtehen.

NAchdeme der ſanfftmuͤthigſte HErꝛ dem verruckten Boͤßwicht den eingedunckten Biſſen dargereicht / auch der vnverſchambte Geſell ſolchen auß den Goͤttlichen Haͤnden empfangen / vnd folgſamb hinunder geſchlickt / ſo hat ihm diſen ſo koͤſtlichen Brocken der Teuffel ſehr uͤbel geſegnet / maſſen ſolcher gleich darauff in ihn gefahren / worauff der HErꝛ mit folgenden wenig Worten den Iſcarioth angeredt: Was du thuſt / ſo thue bald. Die liebe anweſende ApoſtelJoan. 13. glaubten gleichwol / als habe der HErꝛ dem Judæ ein gewiſſes Geſchaͤfft zu verrichten aufferlegt / als ſoll er etwann / weil vn - der ſeinen Haͤnden die Caſſa, nothwendige Lebens-Mittl ein - kauffen / oder aber ein gewiſſes Gelt vnder die Armen außthei - len; es hat aber der Heyland dardurch wollen dem Iſcarioth zu verſtehen geben / daß er in ſein Schelmen-Hertz wol ein - ſehe / ſein aͤrgerliches Vorhaben wol wiſſe / vnd kont er gar leicht machen / daß ſolches nit in das Werck geſetzt wurde / allein ſoll er ſehen / wie vrbietig er ſeye zu leyden / vnd zu ſterben fuͤr die Menſchen: ja / weil er Iſcarioth doch gaͤntzlich beſchloſſen / ſol - che Meineydigkeit zu begehen / vnd ſeinen HErꝛn den Feinden zu uͤberliffern / alſo hat ihm der HErꝛ geſagt / was du thuſt / ſoG g g g 2thue604JEſus gibt dem Judœ ſein Willfaͤhrigkeitthue es bald / nit daß er ihm ſolche Laſterthat ſchaffe / ſondern weil er zum Leyden eylte / vnd du Menſch wilſt nichts leyden?

Willkomb / willkomb mein ſchoͤne / adeliche Patientia, wie ſo traurig / warumb ſo melancholiſch? iſt dir etwann ein Leyd geſchehen / oder ſonſt was widriges begegnet? Ach mein GOtt / gibt ſie zur Antwort / kan ich doch nirgends vnderkom - men / bin ich doch allerſeits verfeind / daß GOtt erbarm. Sie gehe nacher Hof / ja wol Hof / ſagt Patientia, ich hab mich da - ſelbſt angemelt / es hat mich aber alſobald der Kammer-Furier mit Fuͤſſen herauß geſtoſſen. Jch weiß ein andere Gelegenheit fuͤr ſie / vnweit von hier wohnt ein vornehmer Edlmann / da - ſelbſt wird ſie gar vnfehlbar vnderkommen / Patre ſi, ſagt ſie / ich hab es leyder erfahren / dann wie ich mich hab laſſen anſa - gen / war er gleich dazumahl ligerhafft / vnd ihme Haͤnd vnnd Fuͤß / wie einem gefaͤtſchten Kind / mit Fetzen verbunden geweſt / ach / ach / du grauſames Podagra / der Teuffel holl Patientia, ſchrye er / vnd jagten mich die Bedienten mit Krucken vnd Ste - cken die Stiegen hinab; jetzt fallt es mir ein / ich weiß kein beſ - ſern Rath fuͤr ſie / als daß ihr Fortuoa im Feld probire / da wird ſie gar gewiß Dienſt finden: ſaubere Dienſt / ſagt ſie / das hab ich bereits ſattſamb erfahren / wie ich zu der erſten Schild - wacht kommen / da hat er mich gantz vngeſtuͤmm angeſchryen / wer da? ich / ſagte Patientia, darauff war diß ſein Wort / zum Galgen troll dich fort / ſo muß ich Patientia, wegen ſolcher Fu - ria, an ein anders Orth. Jch weiß ihr keinen beſſern Rath zu geben / mein ſchoͤne Patientia, ſie gehe in ein Cloſter / dort iſt ſie gar wol auffgehebt / vnd in allem auff das beſte verſehen: wahr iſt es / ſagt Patientia auch das hab ich probirt, vnd muß be - kennen / es iſt mir nirgends beſſer gangen / als im Cloſter / allein gar lang hat es auch nit getauert / dann am Sonntag Fruhe bin ich eingeſtanden / am Freytag darauff haben ſie mich zum Capitl hinauß gepeitſcht / vnd ſo gar das Portner-Stuͤbl nicht mehr vergunnt / GOtt verzeyhe es dem Frater.

Jch605zu leyden ſattſamb zu verſtehen.
Jch arme Patientia bin uͤberall verjagt /
Ohn einige Clementia wird alles mir verſagt.
Wo ich loſiren will / verfaͤhlt es mir am Zihl /
Es iſt halt Patientia faſt jedermann zu vil.
Hab ich doch vom Himmel her / mein aderlichs
Geſchlecht /
Und dannoch will man nimmermehr / mir geben
irꝛgends recht.
Wo ich mich melde an / geht man von mir
darvon /
Ein jeder laſt mich ziehen laͤhr / kein Menſch mich
ſehen kan.

Mein liebe Patientia, allem Anſehen nach biſt du hun - gerig / weil du nirgends wirſt eingelaſſen / dahero ſetz ich dir ein Speiß auff / geſeng dirs GOtt zu tauſendmahl; was der Ha - bacuc dem Daniel fuͤr ein Eſſen in die Babyloniſche Loͤwen - Gruben gebracht / iſt mir eigentlich nit bekannt / es mag ſeyn / daß es ein Milch-Koch geweſt / aber mein adeliche Patientia, dasmahl ſetz ich dir ein Muß auff / nimb nur groſſe Leffel voll. Es muß der Menſch leyden / er muß / vnd kans nicht meyden. Patientia per forza.

Was fuͤr ein Obſt ſeye geweſt / welches der Adam genaſchet hat wider das Gebott Gottes / zu vnſerm groͤſten Schaden vnd Nachtheil / wird von vilen vnderſchidlich außgeſprochen. Mein H. Vatter Auguſtinus iſt der Meinung / als ſeye es ein Fei - gen geweſen / zumahl die zwey gute Eheleuthl nach dem ſchaͤnd - lichen Fall ſich gleich mit Feigen-Blaͤtter bedeckt haben; vndGen. 3. alſo vermuthlich / daß ſie die Blaͤtter genommen von dem nech - ſten Baum / worvon ſie die Frucht abgebrockt / vnd ſcheint glaub - lich / daß es keine ſolche Feigen ſeyn geweſt / wie dermahl in vn - ſeren Laͤndern wachſen / ſonder Jndianiſche / welche auff den heutigen Tag li frutti di Adamo, Adams-Fruͤchten genennt werden. Wann man diſe Feigen oder Frucht voneinanderG g g g 3ſchnei -606JEſus gibt dem Judœ ſein Willfaͤhrigkeitſchneidet / ſo findt man allemahl darin ein Creutz mit allen Paſſions-Jnſtrumenten / worauß die Goͤttliche Vorſichtigkeit wunderbarlich erkennet wird: Jndeme nun Adam von diſerMoming. Quauz. Dom. Pal. Speiß geeſſen / vnd folgſamb ſolche Nahrung in ſein Fleiſch vnd Blut verkehrt worden / alſo iſt ſein Leib von Creutz vnd Leyden geweſt. Ja wie der Allmaͤchtige GOtt den erſten Menſchen wolte erſchaffen / nach Außſag deß H. Baſilij, hat er den Laim nit von einem Orth genommen / ſonder von vier Orthen / ein Hand voll vom Auffgang / ein Hand voll vom Nidergang / ein Hand voll vom Mittag / vnd ein Hand voll von Mitternacht / von allen vier Orthen deß Erdbodens hat er Creutzweiß den Laim / oder Erden genommen zu dem Leib deß Adams / vnd er - ſten Menſchen; Jtem / wie der Allmaͤchtige den erſten Men - ſchen erſchaffen / hat er den mit außgeſtreckten Armben formirt / als lige der Adam im Creutz / nachmahls hat er ihm erſt das Leben eingeblaſen / worauff der Adam die Haͤnd zuſammen ge - ſchlagen / oder wenigiſt haͤtt ſollen zuſammen ſchlagen / vnd ſeinem Schoͤpffer dancken vmb diſe groſſe Gnad. Anjetzo nem - me einer alles zuſammen / vnd gedencke / daß ſein Leib in ſpecie von dem Adam komme / vnd alſo vom Creutz erſchaffen / im Creutz erſchaffen / durch das Creutz geſpeiſt / vnd ſeine gantze Weſenheit vom Creutz herruͤhre / ſo lang er dann diſen ſterbli - chen Leib tragt / ſo muß er ein Creutz tragen / er muß. Wer nun diſes Muß iſſet mit Patienz vnd Gedult / der iſt ein rech - ter Vaſall deß gecreutzigten Koͤnig JESU / wer aber diſes Muß vngern iſſet / der verbrennt ihm das Maul / vnd verder - bet ihm die Zaͤhn / daß ihm ſolche auff ewig werden klappern. Ad Philip. 3. v. 18.Multi enim ambulant, quos ſæpè dicebam vobis (nunc autem & flens dico) inimicos Crucis Chriſti.

Es muß der Menſch 9. Monath verarreſtirt bleiben in dem lebendigen Stock-Hauß deß Muͤtterlichen Leibs / er muß / ſo bald er gebohren / ſo muß er ſich binden laſſen / wie ein Dieb / er muß / er muß offt von dem vngedultigen Kinds-Weib einPraͤ -607zu leyden ſattſamb zu verſtehen.Praͤcker außſtehen / er kan ſich nit woͤhren / er muß leyden; in dem wanckelmuͤthigen Holtz der Wiegen muß er ſchon lehrnen die Wancklmuͤthigkeit deß Menſchen Lebens / er muß / er kans nit aͤndern / wann er wachſt / ſo muß er ſchon vnder dem Ge - horſamb ſeyn / den Gehorſamb thun / er muß / er muß etwas lehrnen / vnd was Arbeit koſt nicht die Geſchicklichkeit? was Schmuck / was Truck / was Schlegl / was Flegl / was Stoͤß / was Preß / was Spott / was Noth / was Fretten / was Met - ten muß er nit außſtehen / er muß. Jſt er nun gaͤntzlich erwach - ſen / da ſucht ein jede Sucht / die Schwindſucht / oder die Doͤrꝛ - ſucht / oder die Gelbſucht / oder die Waſſerſucht / oder die Lun - genſucht / oder die Schlaffſucht / oder die Ehrſucht / oder die Eyfferſucht / er muß leyden / er muß; Der Menſch iſt ein Raub der Zeit / was mehr? ein Loſament der Truͤbſahlen / was mehr? ein Spital der Kranckheit / was mehr? ein Einkehr der Sorgen / was mehr? ein Herberg der Forcht / was mehr? ein Kammer deß Kummers / was mehr? ein Spiegl der Unbe - ſtaͤndigkeit? was mehr? ein Zweck der Zwick / dann es zwickt ihn einer da / der ander dort / es zwickt ihn diß / es zwickt ihn jenes / vnd er muß leyden / er muß;

Du wirſt ja die H. Schrifft nit laugnen? der Joſeph iſt verneydt worden / vnd es iſt ein Muß geweſt / er hats nit koͤn - nen verhindern; der Jacob iſt von dem Laban betrogen wor - den / vnd es iſt ein Muß geweſt / er hats nit koͤnnen aͤndern / der David iſt von ſeinem eignen Sohn verfolgt worden / vnd es iſt ein Muß geweſt / er hats nicht anderſt koͤnnen machen; die Suſanna iſt vnſchuldig verklagt worden / vnd es iſt ein Muß geweſt / ſie hats nit koͤnnen entgehen; der Daniel iſt gefangen worden / vnd es iſt ein Muß geweſt / er iſt fuͤr ſich ſelbſt nicht in die Loͤwen-Gruben geſtigen / der Moyſes iſt verſchmaͤcht wor - den / vnd es iſt ein Muß geweſt / er hats nicht koͤnnen meyden / du kanſt dem Feur nit verbieten / daß es dich nicht brenne / du kanſt dem Lufft das Maul nit ſperren / daß er dich nit anblaſe / du kanſt dem Waſſer den Gewalt nit nemmen / daß es dich nitnetze /608JEſus gibt dem Judœ ſein Willfaͤhrigkeitnetze / du kanſt denen Geſtirn die Influenz nit nemmen / daß ſie dir nit ſchaden / du kanſt den Kranckheiten die Haͤnd nit bin - den / daß ſie dich nit antaſten / du kanſt keinem Ubel / was es nur ſeyn mag / auſſer der Suͤnd / befehlen vnd ſchaffen / vnd ge - bieten / es ſoll dich mit Friden laſſen / ſonder wann es kombt / ſo muß mans leyden / es muß ſeyn; Patientia dann herzu / laß dir diſes Muß ſchmecken / es wegen GOtt / vnd weil du doch leyden muſt / ſo leyde es wegen GOtt / vnd mach alſo auß der Noth ein Tugend.

Der groſſe Mann GOttes der Moyſes erzehlt / wie daß GOtt der Allmaͤchtige habe anfangs den Menſchen erſchaffen auß der Erd; ob ſchon der Menſch auch etwas hatte von an - dern Elementen / etwas vom Lufft / etwas vom Waſſer / etwas vom Feur / vom Feur die natuͤrliche Hitz / die natuͤrliche Feuch - tigkeiten vom Waſſer / vom Lufft den natuͤrlichen Athem / ſo hat aber der Allmaͤchtige weit ein groͤſſere Portion genommen / von der Erden / als von den andern allen dreyen ins geſambt. Deſſentwegen ſagt man wegen deß mehrern Theils / daß der Menſch auß der Erden ſeye erſchaffen worden. Aber / O aller - weiſeſter GOtt / warumb hat der Menſch mehrer von dem Ele - ment der Erden / als von andern? darumb / weil die Erd das mehreſte leyden thut / vnd doch alles uͤbertragt. Terra dici - tur à terendo. Die Erd leydet von der Sonnen Hitz / daß ſie offt vor Durſt das Maul in alle weiten auffreiſt / die Erd ley - det von der Kaͤlte / daß ſie offt an allen Glidern erſtarꝛt / die Erd leydet von den Wolcken / die ihr offt wider ihren Willen den Kopff waſchen / die Erd leydet von dem Donner / der ihr / nach vilem murren vnd ſchnarchen / offt eins ins Geſicht gibt / daß ihr das Feur auß den Augen ſpringt / die Erd leydet von allem Vieh vnd Thieren / dann ſie ein ſtaͤte Fuettermeiſterin muß abgeben / die Erd leydet von den Menſchen / welche die arme Troͤpffin immerzu mit Hacken vnd Eyſen durchgraben / vnd verwunden / die Erd leydet allen Schand vnd Spott / ſogar609zu leyden ſattſamb zu verſtehen.gar thut man ihrer Naſen nit verſchonen / die Erd muß ja tra - gen / daß ihr offt moͤcht der Buckl krachen / was Berg vnd Fel - ſen / vnd Gebaͤu / vnd Schwaͤrnuſſen / vnd Buͤrde ligen ihr nit auff dem Rucken / vnd dannoch leydt ſie alles / deſſenthalben hat der Allmaͤchtige Schoͤpffer den Menſchen meiſtens auß Erd er - ſchaffen / weil er den Fall hat vorgeſehen / damit derſelbe ſeiner Mutter nacharthe / vnd alles Leyden gedultig uͤbertrage / nit zu vil Lufft muß ich nemmen / ſagte GOtt zu dem Menſchen / dann er moͤcht mir in ſeinen Truͤbſahlen in lauter Seufftzern auffgehen / nit zu vil Waſſer muß ich nemmen / dann er moͤcht mir in ſeinen Betrangnuſſen zu lauter Zaͤher vnd Thraͤnen werden / nit zu vil Feur muß ich nemmen / dann er moͤcht ſich gleich bey dem geringſten Anſtoß erzuͤrnen / daß das Feur ins Tach komme / ſonder meiſtens will ich nemmen von der Erden / dann er muß mir leyden vnd tragen: Terra dicitur à teren - do, quia pedibus hominum & animalium teritur, er mußLyran. leyden / man thut ihms nit kiechlen / er muß leyden / man macht ihme kein beſonders / er muß leyden / darfuͤr iſt er nicht privile - girt / er muß leyden / darfuͤr hat er kein Salva Quardi, er muß leyden / er woll oder woll nit / ey wann es dann ein Muß iſt / Patientia! nur wol darein griffen / man wird ſchon wider an - richten / wann man doch leyden muß / ſo leyden wir ſolches we - gen Chriſtum / vmb Chriſti willen / auß Lieb zu Chriſto / deſſen Leben ein Leyden / vnd Leyden ein Leben geweſt / vnd laſt vns machen auß der Noth ein Tugend.

Jn dem erſten Buch Geneſ, wird geſchriben / daß gleichGen. 2. c. bey Erſchaffung der Welt auß dem Paradeyß ein Fluß ſeye entſprungen / wormit der gantze Erdboden benetzt / vnd befeuch - tiget worden; Der H. Joannes Chryſoſtomus ſpricht / daß diſer Fluß habe bedeut den Thraͤnen-Fluß / ſo uͤber die gantze Welt flieſſe; dann iſt ein Orth / wo kein Truͤbſahl iſt? es iſt kei - nes; iſt ein Zeit / wo kein Creutz iſt? es iſt keine / iſt ein Stand / wo allzeit ein Wolſtand iſt? es iſt keiner; dahero werden diePars II. H h h hMen -610JEſus gibt dem Judœ ſein WillfaͤhrigkeitMenſchen Leyd genennt / Edl-leyd / Bauernleyd / Cloſter - leyd / Kauffleyd / Hofleyd / Eheleyd / Schiffleyd / Kriegsleyd / Handlsleyd / Bettlleyd / ꝛc. weil ein jeder leyd vnd leydet / vnd leyden muß. Es iſt die Welt / wie der Topff Eliſæi, in welchem zwar gute Kraͤuter geweſt / aber auch bittere Colloquinten / es iſt die Welt / wie das Hauß Laban, in welchem zwar ein ſchoͤne Rachel geweſt / aber auch ein garſtige Lia, es iſt die Welt / wie der Leib der Rebecca, in welchem zwar der gute vnd fromme Jacob war / aber auch der ſchlimme Eſau, es iſt die Welt / wie der Bunds-Kaſten / in welchem zwar das ſuͤſſe Manna war / aber auch die Ruthen / es iſt die Welt / wie der Traum deß Koͤ - nigs Pharaonis, in welchem zwar ſiben faiſte Ochſen geſehen worden / aber auch ſiben magere / vnd zaunduͤrre / es hat die Welt zuweil ein Freud / aber nie kein Freud / wo nit ein Leyd darbey / vnd muß der Menſch leyden / es iſt ein Nothwendig - keit / ſo leyde ers lieber mit Gedult / Patientia, er mach auß der Noth ein Tugend / vnd folge nach dem rechten Schaͤcher / ſo mit Chriſto dem HErꝛn gecreutziget worden. Zwey ſeynd ihrer geweſt / welche auffgehenckt worden mit dem HErꝛn / es haben beede verdienter maſſen muͤſſen die Straff außſtehen / es ſeynd leichtfertige Boͤßwicht vnd Haupt-Schelmen geweſt / das ge - rechte Urthl iſt ergangen / vnd da hat es geheiſſen / diſer muß hencken / der andere muß auch hencken / einem hat grauſt ob di - ſem Muß / dahero er ſambt ſeinem Creutz in die Hoͤll gefah - ren / der andere gedachte / weil ich doch muß hencken vnd leyden / ſo ſeye es / ich kans doch nicht aͤndern / ey ſo will ich es leyden vmb meiner Suͤnden willen / will es leyden wegen GOtt / will auß der Noth ein Tugend machen / vnd diſes Creutz GOttDrogo de Paſſ. Dom. lib. 1. auffopffern / vnd hierdurch iſt er ein Seeliger vnd Heiliger wor - den / neceſſitatem vertit in voluntatem.

Der gebenedeyte HErꝛ vnd Heyland iſt auff ein Zeit mit ſeinen Apoſtlen in ein Wuͤſten getretten / vnd weıl ſie ſehr matt vnd muͤd waren / maſſen ſie erſt von der Arbeit herkom -men /611zu leyden ſattſamb zu verſtehen.men / vnd den Leib deß enthaupten Joannis Baptiſtæ begra - ben haben / alſo hat er ſie freundlich angeredt mit diſen Wor - ten: Quieſcite puſillùm, ruhet ein wenig / durch das WoͤrtlMarci 6. wenig wolte der HErꝛ zu verſtehen geben / daß auff der Welt in dem Menſchlichen Leben / ſo lang wir allhier auff der Reiß ſeynd / vnd irꝛgends kein bleibende ſtatt haben / nur ein wenige Ruhe / aber Unruhe vnd Leyden / vnd Arbeit genug / von dem kein einiger Stand befreyt / vnd iſt ein Muß / Patientia.

Diſes Muß ſetzt GOtt auff / aber mit Kiechel tractirt er niemand / dann er kiechelts keinem Menſchen auff Erden / er muß leyden / vnd ein Creutz tragen / vnd warumb ſollen wir diß nit von den Haͤnden GOttes annehmen? Ein Cavalier geht bey Winters-Zeit / wann der Himmel ein haitere Stirn zeigt / uͤber die Gaſſen mit ſeinen Laggeyen vnd Bedienten / in ſehr ſchoͤnem vnd praͤchtigem Auffzug / geht alſo in Gedan - cken fort / wie er etwann moͤge ſein Herꝛſchafft verweitern / in - dem er in der Hoffnung ſtehe / es werde ihm ein Hof-Henn ein Ey legen; da er nun in dergleichen Gedancken fortgeht / ſihe! da kombt von oben herab ein Schnee-Ballen / vnd trifft ihn / Holla! wer iſt der? er greifft nach dem Degen / er ſchilt / vnd fuͤllt gantze Galleren an / er macht ein Geſicht / wie ein Dutzet junge Teuffel / er knarꝛt mit den Zaͤhnen zuſammen / als woll er dem Mars ein Loch ins eyſene Wammes beiſſen / wie er alſo voller Trutz hin - vnd herſchaut / da nimbt er wahr / daß ein ade - liche Dama, vnd ihme nit uͤbel geneigtes Frauzimmer ſolchen Ballen herunder geworffen / O - O - da iſt das truͤbe Wetter augenoͤlicklich vergangen / O - O - baſe leman, er buckt ſich / als haͤtt er Fiſchbein im Buckel / bedanckt ſich / daß er von ſchnee - weiſſen Haͤnden ein Schnee-Ballen bekommen / er halt es fuͤr ein ſondere Gnad / vnd wird wenig abgehen / daß der Schnee nit Feur anzuͤndt / ja wann es ihm kein Schand waͤr / ſo fraß er den Schnee-Ballen vor lauter Lieb / vnd machte alſo auß dem Hertz ein Eyßgruben / damit die Liebs-Affecten immerzu friſchH h h h 2bliben /612JEſus gibt dem Judœ ſein Willfaͤhrigkeitbliben / in ſumma, er halt es fuͤr ein groſſe Gnad / daß er von ihr geworffen worden. Fallt einige Widerwertigkeit uͤber vns Menſchen vnd Adams-Kinder / verliehren wir mit dem Jacob ein ſchoͤne Rachel, verliehren wir mit dem Job die Guͤter vnd Haabſchafften / verliehren wir mit dem Tobia die Geſundheit / leyden wir ein Spott / wie der Eliſæus, leyden wir ein Ehrab - ſchneiden / wie die Anna von dem Heli, leyden wir ein falſche Anklag mit dem Joſeph, fliegt das Elend uͤber vns ſo haͤuffig / wie die Wachtlen uͤber die Jſraeliter / ſehen wir nichts uͤber vns als Ruthen / wie deß Labans ſeine Schaaf / findt man nichts bey vns als Preſten vnd Kranckheiten / wie bey dem Schwem - Teich zu Jeruſalem / ey ſo laſt vns derentwegen nit murren / nit klagen / nit trauren / nit weinen / nit fluchen / nit ſchwoͤren / nit gumpen / nit zaplen / nit werffen / nit ſchlagen / nit grein / nit zancken / nit wuͤtten / nit toben / nit ſtampffen / nit ſeufftzen / ſon - der ſchauen wir lieber in die Hoͤhe / da werden wir ſehen / daß wir von niemand andern ſeynd getroffen worden / als von de - nen allerliebſten Haͤnden Gottes / deſſen einiges Zihl vnd End vns zu ſich zu bringen.

Halt nur lieber das Maul / ich ſihe es dir ſchon an / was du ſagen wilſt / O! wilſt du ſagen / der Himmel hat ſo vil Au - gen / als Stern / alſo ſoll er gleich wol ſehen / wer da ſchuldig / oder vnſchuldig iſt / die Goͤttliche Ruthen / welche der Prophet Jeremias geſehen / hat Augen gehabt / als ſoll ja GOtt nichtJerem. 1. c. 11. v. gleich blind darein ſchlagen / vnd den vnſchuldigen ſo wol tref - fen / als den ſchuldigen. Daß einer vmb all ſein Sach kombt / der vorhero den andern vmb das ſeine gebracht / daß einem der Schaur vnd harte Rißl das Trayd in den Erdboden hinein zerſchlagt / welcher nur ſucht zu ſchaden deß Nechſten ein Theue - rung durch vngerechten Wuecher in das Land zu bringen / daß einer kein geſunde Stund / vnd oͤffter mit Medicin ſein Leib flicken muß / als die Fiſcher Petrus vnd Andreas ihre Netz: welcher vorhero wie ein anderer Bocksberger in allen Winck - len herumb gemecketzt; daß einem ein Fall vnder das Viehkombt /613zu leyden ſattſamb zu verſtehen.kombt / welcher vorhero wie ein Vieh gelebt hat; daß einem der Reiff den Weinberg barbiren thut / welcher Tag vnd Nacht beym Wein-Vaß ſauffen thut; daß einem die Dieb einbrechen / der ſo offt die Gebott GOttes gebrochen / das alles wundert mich nit / dann die Suͤnden flechten die Ruthen / wormit wir getroffen werden / gelt es geſchicht vns recht / ſagten die ſaubere Bruͤder deß Joſephs, wie ſie ſeynd zum Profoſen gefuͤhrt wor - den / dann wir vns verſuͤndiget haben an vnſerm Bruder / aber daß ich ſoll mit ſo vil Widerwertigkeiten uͤberfallen werden / der ich doch nichts verſchuld habe / das gedunckt mir ſeltzamb: ich hab mich nit voll geſoffen / wie der Loth, ich hab nit geſtohlen / wie der Achan, ich hab die Ehe nit gebrochen / wie der David, ich hab nit betrogen / wie der Laban, ich hab nit geſcholten / wie der Semei, ich hab nit geſchlembt vnd gedembt / wie der reiche Praſſer / ich hab mich nit uͤbernom̃en / wie der Nabuchodono - ſor, ich hab kein Ehr abgeſchnitten / wie die Richter zu Baby - lon / ich hab allzeit gelebt in aller Frombkeit / vnd gefuͤhrt ein gottſeeligen Wandl / vnd gleichwol thut mich GOtt alſo heim - ſuchen / das / das / das moͤcht einen kleinmuͤthig machen. Du gefallſt mir wol / ſcil. mein Phantaſt / deiner eignen Außſag nach biſt du heilig / laß dir nur ein vergultes Taͤller auff den Kopff naglen / ſodann haſt du ein Schein / vnderdeſſen will ich ein Orth fuͤr dich in der Litaney aller Heiligen außſuchen / du biſt mir wol ein ſeltzamer Heiliger.

Sag her / was hat JEſus Chriſtus / GOtt vnd Menſch / Schoͤpffer Himmels vnd der Erden gethan / oder uͤbels geſtifft? iſt dann einmahl ein vnrechtes Wort gefloſſen von ſeinem gul - denen Mund / weſſentwegen er hat ſollen mit Gall vnd Eſſig getrenckt werden? haben dann einmahl ſeine Goͤttliche Haͤnd einem ein einigen Haller verruckt / derenthalben ſie haben muͤſ - ſen mit eyſenen Naͤglen durchbohrt werden? iſt dann einmahl ein Betrug oder Falſchheit geweſt in dem Hertzen JEſu / der - entwegen es haͤtt ſollen durch die ſcharpffe Lantzen vnd Sperꝛ eroͤffnet werden? hat er dann einen einigen uͤblen GedanckenH h h h 3in614JEſus gibt dem Judœ ſein Will faͤhrigkeitin ſeinem Kopff gehabt / derentwegen ſolcher hat muͤſſen mit Doͤrner gecroͤnt werden? was uͤbels hat dann der Rucken deß HErꝛn gewuͤrckt / weſſenthalben er hat muͤſſen mit ſo blutigen Gaißlen zerfleiſcht werden? was hat er dann verſchuldet / daß er mit zweyen Schelmen vnd Dieben / wie ein offentlicher Ubel - thaͤter iſt an den Galgen deß Creutzes auffgehengt worden? was? ſag her:

Der glorreiche Martyrer vnd Blutzeug Chriſti Petrus, auß dem Orden deß heiligen Dominici, hat einen ſo heiligen vnd gottſeeligen Wandel gefuͤhrt / daß auch dermahl die heili - gen Jungfrauen vom Himmel ihme die Viſita gegeben: vnd von Goͤttlichen Dingen mit ihme ein Anſprach gepflogen: nun hat es ſich zugetragen / daß ein anderer Geiſtlicher vnd Reli - gios bey naͤchtlicher Weil hat wargenommen / daß Petrus, ſo dazumahl ſolche Himmliſche Haimbſuchung hatte / mit Weibs-Bildern rede / deſſentwegen den geraden Weeg zu der Obrigkeit geloffen / vnd mit ginnendem Maul den heiligen Peter angeklagt / R. Pater Prior, ſagt er / ein ſaubere Zeitung? was da? auff ſolche Weiß kan ein jeder heilig ſeyn; was iſt dañ? jetzt ſicht man / daß offtermahl vnter einem weiſſen Schnee / ein wilder Miſthauffen ligt; ſo ſagt dann / was iſt geſchehen? was wolt geſchehen ſeyn? nichts guts; hat etwann einer mit dem andern gezanckt / oder geraufft? daß nit; ich muß es doch ſagen / der Peter hat junge Menſcher bey ſich in der Zell. Holla? das iſt ja nit moͤglich; Pater Prior, es iſt gewiß / ich will drauff ſterben; daß waͤr eins auß der Taſchen; der gott - ſeelige Peter wird alſobald beruffen / vnd ernſtlich befragt / ob er einmahl Weibs Bilder in ſeiner Zell habe gehabt? der hei - lige Mann wolte auß lauter Demuth nit entdecken / daß off - ters heilige vnd vnſterbliche Jungfrauen auß der Zahl der Außerwoͤhlten von Himmel herab zu ihm kommen / dahero mit allem ſtillſchweigen ſich auff die Erd nider geworffen / vnd zu allem ſich gedemuͤthiget / der Pater Prior war ſcharpff / faſt wie der Eſau, ſo auch ein grober Prior war / qui Prior egreſſuseſt,615zu leyden ſattſamb zu verſtehen.eſt, rufus erat, & totus in morem pellis hipidus: dahero alſobald den heiligen Peter gleichſamb verbaniſiert in das Convent zu Jeſi, woſelbſt der beſte Religios nit ein wenig betaurt / daß er ſo ſpoͤttlich vmb ſein ehrlichen Nahmen kom - men / als er aber einmahl in der Kirchen vor dem Crucifix - Bild bey naͤchtlicher Weil / ſein eifferigs Gebett verricht / beynebens aber nicht kunte vergeſſen die Vnbild ſo ihme ge - ſchehen / ja ſich thet beklagen / O mein GOtt / ſprach er / du waiſt ſelber / daß ich vnſchuldig bin / vnd nichts Boͤß verwuͤrckt hab. Worauff das Crucifix in diſe Wort außgebrochen / & ego Petre, quid mali feci &c. vnd ich Peter, was hab ich dann Vbels gethan / daß man mich / nach ſo vnſaͤglichen Peynen / gar hat an den ſchweren Creutz-Baum auffgenaglet? ſo lehrne dann nach meinem Exempel alles gedultig zu leyden.

Nachdem der David dem Uriæ / ein lateiniſch Ypſilon auff den Kopff geſetzt / als waͤre der gute Mann Urias in dem Zaichen deß Widders gebohren / ſo wolt er ſolche ſein Vn - that verbliemlen / rufft demnach den Urias auß dem Feld von der Armee / gibt ihme uͤberauß gute vnd freundliche Wort / tractirt ihn ſtatlich zu Hof / vnd ſagt ihm nachmahls / er ſoll zu ſeiner Frauen nach Hauß gehen / vnd ſie freundlich bewill - kommen. Aber Urias thet ſolches nicht; den andern Tag wolt ihm der David ein guten Rauſch anſauffen / gedacht wol / daß Vinum vnd Venus ſich mit einander wol vergleichen / aber der Urias gieng mehrmahl nit nach Hauß / ſonder hat ge - ſchlaffen vnter dem freyen Himmel / warumb diß? ſagt Da - vid, was iſt das fuͤr ein Manier / darauff Urias geantwort / wie daß es ſich nicht reimbe / dann die Archen deß HErꝛn gantz Jſrael / vnd forderiſt der Kriegs-Fuͤrſt Joab ſeyn im Feld / ſtehen vil auß / vnd ich als ein geringer Diener / ſoll vnterdeſſen in linden Foͤdern ſchlaffen / vnd mir gute Taͤg anthun / das ſchickt ſich nit / das ſchickt ſich gar nit / das ſoll nit ſeyn / das2. Reg. 11. cap. wird nit ſeyn. Jch bin nicht beſſer als mein Herꝛ.

Der Heyland ſelbſt / JEſus Chriſtus ſelbſt / der Schoͤpf -fer616JEſus gibt dem Judœ ſein Willfaͤhrigkeitfer vnd Erloͤſer ſelbſt / hat drey vnd dreiſſig Jahr gelitten / hat ſchon in Mutterleib gelitten / vnd wie etliche frombe Contem - planten darvor halten / iſt er Creutzweiß in Mutterleib gelegen / ja das gantze Leben Chriſti war nichts anders / als ein ſtetes Creutz vnd Marter / vnd du / vnd du wolſt gute Taͤg haben? der Patienz das Muß ins Geſicht werffen / vnd nit das geringſte Creutz tragen? es muß doch ſeyn / du tragſt es wegen GOtt oder deß Satans.

Fuͤnfftauſend Maͤnner neben ſehr vil Weibern vnd Kindern / ſeynd Chriſto dem Herꝛn nachgefolgt in die Wuͤ - ſten / vnd ſein Goͤttliche Lehr mit groͤſten Eyffer angehoͤrt / welche nachmahls der Heyland wunderbarlicher Weiß / mit fuͤnff Brod vnd zwey Fiſchen geſpeiſt hat. Vnter diſen ſeynd nit lauter Schueſter vnd Schneider vnd andere gemeine Leuth geweſt / ſondern es iſt glaublich / daß auch Edelleuth / Dama - ſen vnd Freulen / wenigſt Secretari Frauen / Kauffmanns - Doͤchter darbey ſich eingefunden: Aber wie kombts / daß ſol - che nit in Carotzen vnd Gutſchen gefahren? bey jetziger Zeit muß man ſchon einſpannen vnd fahren / wann die Kirchen nur uͤber die Gaſſen ſteht / allhier wird geantwortet / daß ſolchen Leuthen an dergleichen Waͤgen vnd Gelegenheiten nichts het - te gemanglet / allein ſie ſahen / daß vnſer HErꝛ zu Fuß gan - gen / derentwegen haben ſie ſich geſchambt / daß ſie ſolten rei - then oder fahren.

Merck ſolches wol mein haicklicher Chriſt? vnſer HErꝛ / vnſer GOtt / vnſer Erloͤſer hat gelitten / hat drey vnd dreiſſig Jahr gelitten / hat mehr als alle Menſchen gelitten / vnd du wilſt beſſer ſeyn als er? pfuy ſchamb dich / der heilige Koͤnig Ludovicus hat deſſentwegen ſchier einen kleinen Schimpff be - kommen von einem Tuͤrcken vnd vnglaubigen Hayden; dann wie beſagter heilige Koͤnig gefangen worden von denen Sara -cenern /617zu leyden ſattſamb zu verſtehen.cenern / vnd in der Gefaͤngnuß wegen der eyſenen Band et - was traurig oder beſtuͤrtzt war / ſo hat ihm der Tuͤrck geſagt / wie daß er ſich ſehr wundere / indem er einen GOtt anbettet / ſo am Creutz hangt / daß er ſich wegen der eiſenen Band moͤge beklagen. Ja es bezeugt der heilige Vatter Auguſtinus, daß die Manicheer niemahl auff etwas anders gelegen vnd geſchlaffen / als auff hartem Meer-Rohr / auß Vrſachen / weil Manetes oder Manes ihr Haupt mit einem ſolchen RohrAug. apud Baron. An. 277. num. 12. von Perſiern iſt geſchunden worden. Vnd ſoll vns dann das Leyden JEſu Chriſti nit ſchamroth machen / wann wir wollen ſo haicklich ſeyn / vnd ſo gar nit den geringſten Schifer tragen von ſeinem ſchweren Creutz-Baum?

Die Lagi hat dem Jſcarioth ein Guraſchi gemacht / daß er endlich hingangen zu den Haͤuptern der Juden / vnd forde - riſt zu der Prieſterſchafft / vnd ihnen den Kauff anerbotten / was ſie ihm wolten geben / wann er den JEſum von Naza - reth wolte verrathen / vnd uͤberantworten? weil ſie ihm dann ein Diſcretion dem vndiſcreten Boͤßwicht offerirt / benant - lich dreiſſig Silberling / alſo iſt er gantz vnverzagt mit Sol - daten / Schergen vnd etlichen Baͤndel Galgen-Voͤgel in den Garten Gethſemani getretten / daſelbſt den HErꝛn JEſum mit einen Kuß verrathen: nach ſolchem aber iſt er alſobald in ein Melancholey gerathen / vnd offentlich bekent / daß er habe vnrecht gethan / indeme er das gerechte Blut verrathen.

Warumb aber das Judas vorhero ſo voller Guraſchi / anjetzo aber ſo voller Forcht vnd Trauren? der heilige Hiero - nymus beantwortet es / das Judas den HErꝛn JEſum vor keinen GOtt gehalten / ſonder er der Meinung geweſt / als habe er ſolche Wunder nur gewuͤrckt durch Zauber - vnd He - ren-Kunſt / vnd folgſamb vnſern HErꝛn vor einen Teufels - Kuͤnſtler gehalten. Wie er aber dem HErꝛn in dem Gar - ten den Kuß geben / ſo hab er einen Goͤttlichen Glantz auß den Augen Chriſti / vnd Goͤttliche Strallen auß dem Ange - ſicht Chriſti vermerckt / dahero geſehen / daß er ein warhaffterPars II. J i i iGOtt618JEſus gibt dem Judœ ſein WillfaͤhrigkeitGOtt ſeye / weſſenthalben er nachmahls verzweifflet. Wie daß aber dazumahl der Heyland ſolche Strallen in ſeinem aller - heiligſten Angeſicht gezeigt? frag nit lang / es hat ſolches alles verurſacht / die groſſe vnd uͤbermaͤſſige Freud / welche er dazu - mahl gehabt / indem er geſehen / daß nunmehr die Zeit kom - men / da er fuͤr die Menſchen kan leyden / ja er hat die drey vnd dreyſſig Jahr auff Erden niemahl geſungen / auſſer kurtz vor ſei - nem Leyden / hymno dicto, bevor er in dıſen Garten getret - ten / dardurch zu zeigen / daß er mit Luſt vnd Froͤlichkeit ſein bit - ters Leyden fuͤr vns antrette / vnd du Menſch / ich kan dich ſchier kein Chriſten nennen / vnd du Menſch / wilſt nit das geringſte leyden wegen ſeiner? dir iſt ein jede Untzen Truͤbſahl faſt ein Zenten ſchwaͤr? vnd du gibſt der Patienz ein ſo groben Naſen - Stiber? vnd du zu der geringſten Widerwertigkeit rumpffeſt die Stirn? ſeufftzeſt im Hertzen? klagſt im Maul? pfuy! trag lieber alles mit Gedult / trag es wegen GOtt / trag es zur Buß deiner Suͤnden / trag es wegen der Belohnung / du muſt es oh - ne das tragen / es iſt ein Muß. Der Raphael hat dem Tobiæ befohlen / er ſoll den Fiſch auffmachen / exentra hunc piſcem, denſelben außweyden / vnd die Gall herauß nemmen / mach du der Welt / vnd alles was in der Welt / recht auff / ſchau / wie alles einwendig beſchaffen / ſo wirſt du faſt nichts anders finden / als lauter Gall / lauter Bitterkeit / lauter Creutz / vnd das muß ein jeder leyden / ey Patientia, ſo komb dann herzu / das Muß iſt fuͤr dich auffgetragen / das iſt ein Eſſen fuͤr dich / laß alles Geſottenes vnd Gebrattenes ſtehen / vnd greiff da zu / es wird dir ein guter Trunck darauff ſchmecken / inebriabuntur ab uber - tate domus tuæ. Nit ein Glid am gantzen Leib hatte der Job, welches nit voller Preſten / Geſchwer vnd Kranckheiten / allein das Maul iſt friſch vnd geſund gebliben / wie er ſelbſt be -Cap. 17. v. 20. kennt / nur damit er das Muß / ſo ihme GOtt angericht / moͤ - ge wacker außeſſen.

Der Tobias in dem alten Teſtament war ein Mann / indeme619zu leyden ſattſamb zu verſtehen.deme nichts / als die Heiligkeit zu ſehen war / neben andern gu - ten Wercken war forderſt bey ihm die Lieb deß Nechſten / in - dem er mit eignen Haͤnden / auch mit eignem Unkoſten die Tod - te begraben. Hier kan ich nit vmbgehen ein gewiſſes Gedicht / wordurch die Lieb deß Nechſten zimblich gepryſen wird. Es ſeynd auff ein Zeit die Baͤumer in einer gewiſſen Geſellſchafft zuſammen kommen / worbey ein jeder ſeine gute vnd herꝛliche Qualiteten hervor geſtrichen; Jch / ſagte der Oel - baum / trag ein ſtattliche Frucht / daß ich die gantze Welt mit Schmiralien beſtiche / vnd iſt niemand / der mir deſtwegen nit mit ſchmutzigem Maul dancken thut. Jch / ſagte der Feigen - baum / bin ſo keck / daß ich auch groſſen Fuͤrſten vnd Herren die Feigen zeig / vnd wird ich allemahl præfect vnder dem Confect ſeyn. Jch / ſagte der Nußbaum / trag ein gute Frucht / daß man mir allerſeits mit Bruͤgl nachſtellt / auch bewahrt keiner ſeinen Kern ſo gut / wie ich / was? ſagt der Apffelbaum / mir laß ich an meiner Prærogativ nichts nemmen / dann ich / vnd kein ande - rer iſt geweſt / welcher dem erſten Menſchen alſo gefallen. Wie ſie nun alſo miteinander diſputirten faſt vmb das Majorat, wie die Apoſtel / da nemmen ſie wahr / daß auch die Hopffen - Stangen ſich vnder ihnen befindt / pfuy Teixl / ſagten die Baͤu - mer / daß ſich diſer Lumpen Hund in vnſer Geſellſchafft miſcht? ſchau / ſchau / daß nit die Hopffenſtangen auch vnder die ehrli - che Baͤumer gehoͤre / fort mit ihr zum Feur / ꝛc. gemach / ge - mach / ſagt die Hopffenſtangen / es iſt zwar wahr / vnd kan es nicht laugnen / ein bloſſe / ein arme / ein nackende Troͤpffin bin ich / ich beſtehe es / kein Frucht trag ich nit / wie ihr / es iſt nur gar zu wahr / aber das thue ich / meinem Nechſten hilff ich: der Hopff / der arme Tropff / mit ſambt ſeinem bittern Schopff / muſte zu grund gehen / wann ich nit waͤr / alſo hilff ich ihm / als meinem Nechſten. Worauff iſt erkennt worden / daß auch diſer vnder die Zahl vnd Geſchellſchafft der ehrlichen Baͤumer koͤnne gezehlt werden.

Wahr iſt es / daß mancher vor vnſerm HErꝛn / in MitteJ i i i 2der620JEſus gibt dem Judœ ſein Willfaͤhrigkeitder fruchtbaren Baͤumer vnd groſſen meritirten Heiligen ſte - hen wird am juͤngſten Tag / vnd bekennen / ja / mit ſolcher Frucht kan ich nit prangen / wie diſe / ſo rein vnd vnbefleckt nit / wie Antonius Paduanus, ſo eyffrig im Gebett nit / wie Fran - ciſcus Seraphicus, ſo ſtarck im Faſten nit / wie ein Pacho - mius, wenig dergleichen / ja ſchier gar nichts / aber das bißweil / hab ich / wie die Hopffenſtangen gehabt / hab zu weilen meinem Nechſten Huͤlff geleiſt / vnd ihm auffgeholffen / bin den kran - cken Leuthen mit Rath vnd That an dıe Hand gangen / hab ein armes Kind vnd Waißl aufferzogen / vnd / in Summa / dem Nechſten etwas guts gethan / ey / ſo wird GOtt auch ſa - gen / der hat das gantze Geſatz erfuͤllt / dann er hat ſein Nech - ſten geliebt / wie ſich ſelbſt.

Ein ſolcher iſt geweſt der Tobias in dem alten Teſtament / welcher in allweg ſich befliſſen dem Nechſten zu helffen / vnd bey - zuſpringen; Wie diſer auff ein Zeit gantz matt vnd muͤd nacher Hauß kommen / vnd ſich daſelbſt / ſeine krafftloſe Glider zu er - quicken / auff der Banck nidergelegt / vnd eingeſchlaffen / da iſt ihme das warme Koth von den jungen Schwalmen auff die Augen gefallen / worvon er ſtockblind worden / vnd das hat GOtt mit allem Fleiß zugelaſſen / dann er iſt ein Urſach alles Ubels / auſſer der Suͤnd / auff dem gantzen Erdboden: was hat aber Tobias deſſentwegen gethan? wann das dir waͤre geſche - hen / gelt du haͤtteſt vil tauſend (Saccarum heiſt ein Zucker) geſcholten / du haͤtteſt die Menſcher laſſen zum Teuffel jagen / vmb weil ſie die Neſter nit haben herunder geſtochen / du haͤtteſt laſſen die nechſte beſte Stangen nemmen / vnd zu trutz aller Piquenirer diſe Neſter laſſen herab werffen / das haͤtteſt du et - wann gethan / aber Tobias nit / das geringſte nicht dergleichen / ſonder er gedacht / geſchehen iſt geſchehen / ich kans nit mehr aͤn - dern / ich muß ſchon alſo blind bleiben / will es alſo lieber mit einer Gedult leyden / ich danck GOtt noch / daß er mir die Ge - legenheit gibt / ſeinetwegen etwas zu leyden / iſt doch diß der rech - te Weeg in Himmel.

Jn621zu leyden ſattſamb zu verſtehen.

Jn dem Leben deß H. Theodulphi wird regiſtrirt / wie daß er einmahl von ſeinem Cloſter auß an ein gewiſſes Orth ſeye verreiſt / vnterwegs aber hab er einen Bauern angetroffen / welcher den Pflueg fuͤhrte / als aber der H. Mann wahrgenom - men / daß der Baur auch den offnen Weeg vnd Straſſen durch - ackerte / ey / ſagte der H. Vatter zu ihm / mein Baur / das iſt nit recht / daß du den Weeg ſo hart vnd grob macheſt fuͤr die arme Reiſende / vnd nach ſolcher Ermahnung geht der H. Mann ferners ſein Weeg weiter: in der Zuruckkehr trifft er mehrmahl den Bauern an / daß er durch den Weeg die Furchen gefuͤhrt / worauff er alſobald den Bauern beym Schopff genommen / hab ich dich dann / ſprach er / deſſentwegen nit ermahnt? ich be - ſchwoͤre dich bey diſem Kopff / du ſolſt den Weeg nicht ſo grob vnd vngangbar machen / ſihe Wunder! den augenblick iſt der - ſelbige Schopff ſchneeweiß worden: vnd ſo lang das Geſchlecht derſelbigen Bauern hat gewehrt / ſo gar Kinder vnd Kinds Kinder haben ein ſolchen weiſſen Schopff / wie ein Gaißbarth /Pagat. de Miran. zur ewigen Gedaͤchtnuß getragen.

Der H. Theodulphus wolt kein harten / rauhen vnd ſchroffigen Weeg leyden / aber Theos, oder GOtt hat kein an - dern / als ein harten / wilden / ſteinigen / vnd verdrießlichen Weeg gemacht in Himmel / violenti rapiunt illud. Nachde - me der gottloſe Koͤnig Herodes den Jacobum auß dem Weeg geraumbt / vnd beynebens wahrgenommen / daß hiervon das geſambte Volck ein ſonders Wolgefallen hatte / alſo iſt auch ſein Befelch ergangen / man ſolle den Peter auff gleiche Weiß in verhafft nemmen / welches auch geſchehen; wie aber deß an - dern Tags Petrus auch ſolte hingericht werden / alſo hat GOtt der HErꝛ die Nacht vorhero ein Engl geſchickt / welcher diſes Haupt der Apoſtel von eyſenen Banden erloͤſet hat / vnd auß der Gefaͤngnuß gefuͤhrt: ſie giengen aber durch die erſte vnd andere Wacht / vnd kommen zum eyſenen Thor / welches zu der ſtatt fuͤhret / ꝛc. welches wol in Obacht zu nemmen / daßAct. 12. c. v. 10. Petrus durch kein anders Thor in die Statt Jeruſalem kom -J i i i 3men /622JEſus gibt dem Judœ ſein Willfaͤhrigkeitkommen / als durch das eyſene Thor / auff gleiche Weiß kombt niemand / mercks wol / niemand kombt in die obere glorreiche Statt Jeruſalem / es ſeye dann / er gehe vorhero durch das ey - ſene Thor / das iſt / durch harte Truͤbſahlen vnd Widerwertig - keiten / durch hartes Leyden / durch harte Bußwerck; das ReichMatth. 13. GOttes wird von Chriſto dem HErꝛn ſelbſt verglichen einem Saurtaig / nit einem Zuckergandl / oder wann es dir beliebt / vergleich es den ſauren Taͤgen / dann mit guten vnd ſuͤſſen Taͤ - gen hat es noch niemand erworben. Das Himmelreich iſt gleich einem Senff-Koͤrnl / beiß in diß / ſo wirſt erfahren / daß dir die Augen werden uͤbergehen. Es ſteht ein Engl vor dem Para - deyß mit einem Feuer-flam̃enden Schwerdt / vnd nit mit einem Fuchs-Schweiff / Chriſtus JEſus hat ſein Glory gezeigt den dreyen Apoſtlen auff dem Berg / wilſt du / will er / woͤllet ihr / wollen ſie die ewige Glory erreichen / ſo heiſt es bergauff / das iſt / mit Creutz / Leyden / Muͤhe vnd Arbeit.

Ein alte Mutter hat einsmahl ein ſehr lehrreiche Pre - dig gehoͤrt von der Prædeſtination vnd Vorſehung zu der ewi - gen Glory / weſſentwegen ſie nit in geringer Sorg vnd Kummer geſtanden / ob ſie auch an ihr moͤcht haben ein Zeichen der ewi - gen Außerwoͤhlung / dahero / deſſen Gewißheit einzuhollen / ıſt ſie zu dem Prediger gangen / ihme erſtlich ſeine bißhero gehabte Predig ſehr hoch vorgeſtrichen / nachmahls verlangte ſie mit ſo inſtaͤndiger Bitt / er woll ihr doch zu ihrem ſondern Troſt ſagen vnd entdecken / ob ſie auch prædeſtinirt, vnd zur ewigen See - ligkeit vorgeſehen ſey oder nit / der gute Prediger entſchuldigte ſich auff alle Weiß / wie daß ſolches allein dem Allmaͤchtigen GOtt bewuſt ſeye / noch koͤnne ſich ein Menſch vnterſtehen die Urthl GOttes vnd geheime Anſchlaͤg zu erforſchen / allein / ſie ſolle ferners in ihrem guten Wandl fortfahren / in der Forcht GOttes leben / die Gebott embſig halten / ſodann werde es an der Barmhertzigkeit deß Allerhoͤchſten nit manglen / ꝛc. Mein Alte wolte mit ſolcher Abfertigung nicht befridiget ſeyn / halt demnach noch inſtaͤndiger an / er woll ſie dasmahl nicht troſtloßvon623zu leyden ſattſamb zu verſtehen.von ſich laſſen / dann ſie gar kein Ruhe in ihrem Hertzen koͤnne finden / biß ſie wiſſe / daß ſie ein Zeichen der ewigen Außerwoͤh - lung an ihr habe / ja / er habe hierin ein ſchwaͤres Gewiſſen zu ſorgen / daſern auß ihrer Kleinmuͤthigkeit ſolte einiges Ungluͤck erfolgen / dann was ſeynd die Geiſtliche anders / als wachtſame Seelenſorger vnd Hirten / denen da hart oblige / damit nit ein Schaͤffel irꝛ gehe / vnd in den Rachen deß hoͤlliſchen Wolffs gerathe / ꝛc. Der gute Prediger wuſte nicht / wie er doch diſer moͤchte loß werden / weil dero vngeſtuͤmmes vnd vngereimbtes Begehren gar nit konte begnuͤgt werden / damit er dann ſolcher verdrießlichen Audienz ein End mache / ſo ſchafft er ihr / ſie ſoll das Maul auffſperren / welches dann ſie vnverzuͤglich vollzo - gen / da nun der Prediger vnd beſcheide Pater wahrgenommen / daß ſie weniger Zaͤhn im Maul / als ein Laubfroſch / Allegro! ſagte er / Mutter / ihr ſeyt prædeſtinirt, warumb? auß was er ſolches erkenn? auß dem / gab er zur Antwort / weil ihr keine Zaͤhn mehr im Maul habt / dann es ſteht geſchriben / daß in der Hoͤll werde ſeyn ein Heulen vnd Zaͤhnklappern / weil ihr aber die Zaͤhn ſchon alle verlohren / ſo iſt es ein Zeichen / daß ihr da - hin nit werd kommen / vnd folgſamb ein Kind der Seeligkeit werden. Laͤcherlich iſt diſes / hab es aber nit allhier beygefuͤgt / als ſoll hierdurch der H. Schrifft der mindeſte Schimpff ge - ſchehen / da behuͤt mich GOtt / noch wolt ich auch nit / daß durch ſolches dem wuͤrdigſten Alter ſolt ein Verachtung erwachſen / ſonder nur zu ſtillen die jenige ſtraͤffliche Vorwitz / welche kurtz - umb wiſſen wollen / ob ſie prædeſtinirt ſeyn / wie dann derglei - chen Grippler vnd Angſt-Haaſen nit wenig gefunden werden.

Damit ich aber dir vnd andern allen Ernſt vnd War - heit andeute / ob du an dir habeſt ein Zeichen der Prædeſtina - tion, vnd Außerwoͤhlung? ſo ſchaff ich dir gleichmaͤſſig / mache das Maul auff / vnd ſo ich gute / friſche / ſtarcke / ſchoͤne / ſcharpf - fe Zaͤhn darin ſihe / Allo! ſprich ich / du biſt prædeſtinirt, das kenn ich auß den guten Zaͤhnen / dann es muß einer gute Zaͤhn haben / der will in Himmel kommen / er muß gar offt in ein harteNuß624JEſus gibt dem Judœ ſein WillfaͤhrigkeitNuß beiſſen / er muß manche harte Brocken ſchlicken / er muß manche harte Injuri vnd Schmach verbeiſſen. Jn dem hohen Lied Salomonis begehrt die Himmliſche Braut / der Braͤuti - gam wolle ihr doch einen Kuß geben mit einem guͤtlichen Leff - tzen: Oſculetur me oſculo oris ſui, &c. Jn der Offenbah -Apoc. 1. rung Joannis aber zeigt ſich GOtt mit einem zweyſchneidigen Schwerdt auß dem Mund / der alſo will kuſt vnd geliebt wer - den / der muß vorhero verwundt werden / er ſetzt das hencken / vor dem ſchencken / er ſetzt das betrieben / vor dem lieben / er ſetzt die Doͤrner / vor die Koͤrner / er ſetzt das Getuͤmmel / vor dem Himmel / er ſetzt das Leyden / vor den Freuden / Regnum - lorum vim patitur.

Jonas der Prophet / vnd nachmahls Ninivitiſcher Buß - Prediger / hat die wunderbarlichſte Schiffahrt vollbracht vnter allen Adams-Kindern / da er nemblich in dem naſſen Arreſt deß groſſen Wallfiſch inner 3. Tagen vnd Nacht ein wunder - weite Reiß zu Meer gemacht / dann bey dem Staͤttl Joppen in Palæſtina gelegen / hat ihn gedachter Wallfiſch geſchlickt / vnd erſt bey dem Geſtadt deß Euxiniſchen Meer-Hafens auß - geworffen / nach Zeugnuß deß Joſephi Hæbrei, worauß folgt / daß der Wallfiſch mit ihme in einer jeden Stund vier Teutſche Meil geſchwummen / vnd alſo durch gantz Aſia, Conſtanti - nopel vorbey / biß in Thraciam, daß er alſo 250. Teutſche Meil in diſem Fiſcher-Arreſt gereiſt iſt / aber wie iſt er ſo wunder - barlich darvon kommen? wie hat er ſo wunderbarlich das Ge - ſtadt erreicht? wie? die fromme Contemplanten antworten / daß er im Wallfiſch die beede Armb Creutzweiß habe außge - ſtreckter gehalten / vnd vermittels deſſen ſeye er der Gefahr ent - gangen / vnd zum Geſtadt kommen: Seye deme wie ihm woll / gewiß iſt es doch / daß niemand zum Geſtadt der Seeligkeit komme / der nit das Creutz fuͤr ein Mittel braucht / dann Creutz vnd Leyden hier auff Erden / iſt ein Zeichen ſeelig zu werden. Ey wie ſauber iſt derſelbige vnſaubere Kerl zu der Thuͤr hin - auß geworffen worden / der ohne hochzeitliches Kleyd auff demSaal625zu leyden ſattſamb zu verſtehen.Saal erſchinen; Haͤnd vnd Fuͤß ſeynd ihm gebunden worden / vnd hat er die aͤuſſerſte Finſternuß fuͤr ein Loſament bekommen / der Trampel haͤtt ja ſollen ein hochzeitliches Kleyd anhaben. Das Himmelreich iſt gleich einer Koͤniglichen Hochzeit / worzu aber niemand gelaſſen wird / der nicht mit einem hochzeitlichen Kleyd pranget; Erſtlich muß er ein gutes Goͤller haben von Elend-Leder / gefuͤttert mit Bernhaͤuter-Zeug / das iſt / er muß Elend vnd allerley Schmach gedultig vmb JEſu Chriſti wil - len leyden; iſt es aber ein Weibs-Bild / ſo muß ſie in lauter Puffi auffziehen / die Kauffleuth nennen einen gewiſſen Zeug Puffi / das iſt / ſie muß ein manchen Puff außſtehen / doch alles mit Gedult uͤbertragen / vnd ihr Creutz dem Creutz JEſu Chri - ſti zugeſellen / ſonſt kan es nit anderſt ſeyn: den Himmel kaufft man mit keiner andern Muͤntz / als mit Creutzer / den Himmel ſperꝛt kein anderer Schluͤſſel auff / als ein Creutz-Schluͤſſel / mit dem Himmel hat es faſt ein Beſchaffenheit / wie mit dem Her - tzogthum Kaͤrnten / daſſelbe hat vor Jahren kein Hertzog koͤn - nen antretten / er habe dann zuvor ein Maul-Taſchen außge - halten; der Himmel hat die Eigenſchafft / wie das Manna oder Himmel-Brodt bey den Jſraelitern / welches nit gefallen / es ſeye dann zuvor das Himmel-Thau gelegen; Zaͤher vnd Thraͤnen muͤſſen ein Vigil ſeyn der Seeligkeit. Petrus iſt mit allem Fleiß mit den Fuͤſſen uͤberſich gegen Himmel gecreutziget wor - den / weil er die Schluͤſſel zum Himmel hatte / wolt er hierdurch zu verſtehen geben / daß man auff ſolche Weiß in Himmel gehe. Moyſes wohin? zum brennenden Dornbuſch / dann GOtt wohnet darin / bey Leib nit / hat es geheiſſen / ziech zuvor die Schueh ab / vnd tritt in die Doͤrner. Peter, was wilſt anfan - gen? drey Tabernackel auff den Berg Thabor machen / vnd ewig an diſem glorreichen Orth wohnen; O wie laͤppiſch / ver - zeyhe mirs / du wilſt den Himmel genieſſen / vnd haſt doch nichts gelitten / das kan nit ſeyn.

Nachdem die Jſraeliter die Geſaͤtz GOttes durch die Hand deß Moyſis empfangen / hat ſo wol der / als ſehr vil an -Pars II. K k k kdere626JEſus gibt dem Judœ ſein Willfaͤhrigkeitdere Jſraeliter GOtt den HErꝛn geſehen / vnder deſſen FuͤſſenExod. 24. war ein Boden pflaſtert von lauter Edlgeſtein / vnd ſcheinte wie der helle Himmel / aber gemach / diſe Gnad iſt ihnen vmbſonſt nit geſchehen / ſie haben vorhero muͤſſen in Egypten erſchroͤcklich geplagt werden im Zieglmachen / alſo zwar / daß der jenige / ſo die gewiſſe / vnd ihme vorgeſchribene Ziegl nit verſertiget / ſo vil Puffer hat muͤſſen außhalten / wie vil ihme abgangen / ſeyndExod. 14. alſo die harte Zieglſtein gangen vor den Edlgſteinen / Leyden geht vorn Freuden / Schmertzen vor dem ſchertzen / Glut vorm Gut / Schuß vorm Kuß / Streich vorm Himmelreich.

Wolan dann Patientia! wilſt nicht einmahl Hunger leiden / wie die Hund in jener Welt / ſamem patientur ut Canes, ſo muſt du anjetzo keinen Grauſen faſſen an diſem Muß. Die Weiber pflegen ſonſt gern ſuͤſſe vnd verzucker - te Speiſen zu eſſen / aber Surius ſchreibt von einer der uͤber - auß wol das Muß hat geſchmeckt. Diſe als ein aderliche Da - ma wurde von ihrem Mann ſehr uͤbel vnd hart gehalten; es ſeynd wol zuweilen ſolche grobe Maͤnner / welche faſt mit ih - ren Weibern vmbgehen / wie der Wachter auff St. Stephans - Thurn zu Wienn mit den Brein-Gloͤgel / welches er alle vier - tel Stund pflegt zu ſchlagen. Es gibt wol ſolche vnarthige Geſellen / welche ihre Weiber fuͤr ein Orgel halten / vnd glau - ben / ſie muͤſſen immerzu den Tremulaͤnten darauff ſchla - gen / es ſeynd freylich gar offt ſolche Giſpel anzutreffen / welche ihre Weiber tractiren / wie der Balaam die arme Eſelin / dero ſich auch ein Engel wegen der vnverſchulten Stoͤß angenom - men / diſe obbeſagte Dama wurde ſo gar von ihren tyrani - ſchen Mann wie ein Gefangene eingeſpert / vnd taͤglich gar mit wenig Waſſer vnd Brod geſpeiſt / neben diſem allezeit ein gute Pfannen voll Muß wurde ihr auffgetragen / dann es ſahe die tugendliebende Frau / daß ſie es doch nit aͤndern koͤnne / vnd alſo leiden muß; ſo ſey es dann / gedacht ſie / diß Creutz hat mir GOtt aufferlegt / ſo will ich es gern vnd vrbietig tragen / ſihe ichdoch627zu leyden ſattſamb zu verſtehen.doch die Fußſtapffen meines HErꝛn JEſu / wo / vnd wie er mit ſeinem Creutz vorgangen. Nachdem ſie nun durch Hun - ger vnd Trangſal alſo außgemerglet war / daß ſie endlich in di - ſer ihrer Gefaͤngnuß todt verblichen; ſodann hat man mit aller hoͤchſter Verwunderung gefunden / daß die Ziegel-Stain / worauff die betrangte Dama ihre Fuͤß gehalten / in lauter Gold vnd Diamant ſeynd verkehrt worden / wordurch leicht abzunemmen war / daß diſe durch ihre ſo gedultig erlitteneMoming. in Quareſ. 155. Truͤbſal ein Kind der Seeligkeit worden. Jſt halt noch wahr vnd bleibt wahr / was Paulus mit Barnaba in der Statt Terben geprediget hat / daß wir durch vil TruͤbſahlAct. 14 zum Reich GOttes eingehen muͤſſen.

O Vatter Elias, O heiliger Vatter! wohin ſo ſtarck mit Roß vnd Wagen? wohin ſo ſchnel mit der feurigen Poſt? ey daß iſt ein ſtattliche Caroza, im Winder waͤr es gut alſo fahren in einen feurigen Wagen / ſo thet einem nit fruͤhren. Wohin dann ſo geſchwind / wie der Wind? in Himmel / ſagt Elias, in Himmel hinauff: vil Gluͤck auff die Raiß; ſo ſihe ich wol / fahrt man auch auff Carotzen in Himmel / aſcendit4. Reg. c. 2. Elias in Cælum. Auff ſolche Weiß haben die Edel-Leuth gute Taͤg; aber wie der groſſe wunderthaͤtige Mann zu dem Himmel kommen iſt / da hat man ihm die Thuͤr vor der Na - ſen zugeſchlagen / vnd iſt der Befehl ergangen / er ſoll ſich vnter der Zeit in dem Jrrdiſchen Paradeyß auffhalten / biß zur An - kunfft deß Antechriſt, dazumahl ſoll er mit dem Enoh wider diſe Beſtia vnd Abentheur predigen / nachmahls in der Statt Jeruſalem vmbgebracht werden / drey Tag vnd ein halben auff offentlicher Straſſen vnter freyen Himmel vnbegraben ligen / nachgehends wird ihm erſt der Paſſaport vom Himmel einge - haͤndiget werden / aſcendite huc. Er ſoll mit ſeinen Came -Apoc. 11. raden hinauff ſteigen. Auff ſolche Weiß fahrt man mit Roß vnd Wagen nit in Himmel / freylich nit / der lauter gute Tag / vnd freudenvollen Wandel fuͤhrt / der kombt nit dahin.

K k k k 2Joan -628JEſus gibt dem Judœ ſein Willfaͤhrigkeit

Joannes der Evangeliſt war auff ein Zeit gar in das Paradeyß hinauff verzuckt / allda ſahe er ein vnzahlbare Men - ge vnd Anzahl der Heiligen vnd Außerwoͤlten / vnter welchen ein ſehr alter vnd eißgrauer Patriarch ihn befragt / wer diſe ſeyn? worau ff Joannes die Achſel geſchupfft / als weiß ers nit /Apoc. 7. uͤber diß hat der Alte außgeſagt / iſti venerunt ex magna tri - bulatione. Diſe ſeynd kommen auß einer groſſen Truͤbſal. So hoͤr ich wol / kombt keiner in die obere Statt Jeruſalem er ſeye dann Burger in der Statt Leiden geweſt? ja keiner / keiner ſoll verſchont werden / auff deſſen Stirn nit das T, dasEzech. c. 9. Creutz-Zeichen gefunden wird / wie Ezechiel geſchehen? ja keiner / keiner ſoll belohnt / vnd paar außbezahlt werden / der nit vorhero ſteiff geſchwitzt / vnd gearbeit hat in dem Wein - garten? ja keiner. Keiner ſoll ein Freund Chriſti ſeyn; derMatth. 20. ihme nit ein guten Trunck beſchaid thut auß dem Kelch ſeines Leidens? ja keiner. Keiner ſoll dem hoͤlliſchen Pharao ent -Matth. 26. gehen / er nehme dann ſein Paß durch gas Rotte Meer deß Leidens? ja keiner. Keiner ſoll zu dem jenigen kommen / welcher fuͤr vns gelitten hat / der nit auch in Leiden geweſt iſt? ja keiner. Keiner? ja keiner. O meine liebe Chriſten / die ihr allein dahin tracht / damit es euch wol gehe / ihr vornehme Cavalier / vnd Herꝛn / die ihr die geringſte Schmach nit koͤnt verdaͤuen / ihr heickle Damaſen vnd Frauen-Zimmer / wann euch nur ein Mucken verletzt / ſo muß ein Spannen breites Pflaſter auffgelegt werden / ihr alle / wo werd ihr hinkommen? glaubt ihr / ohne Leiden / ohne Creutz / ohne Gedult erhalten die Goͤttliche Huld / bezahlen eure gemachte Schuld? das nit / das gar nit / das in Ewigkeit nit / das ſo wenıg nit / als GOtt nit kan die Vnwarheit reden / der da geſagt hat / wer ſeinMatth. 17. Creutz nit tragt / vnd mir nit nachfolgt / der iſt meiner nit werth.

O mein ſchoͤne Patientia, ſo biſt du dann weit ein beſ - ſere Pertnerin / als die jenige / ſo den Petrum zu ſein hoͤchſtenScha -629zu leyden ſattſamb znverſtehen.Schaden vnd Nachtheil nacher Hof eingelaſſen / indem du die Schliſſel zum Himmel haſt / vnd allein deine gute Freund vnd Freundin hinein fuͤhreſt / weil dem alſo / ſo will ich dich gern vnd vrbietig / zu einer Merenda vnd Jauſen einladen / gib mir nur dasmahl kein Korb / das gantze Tractament wird in einem Muß beſtehen.

Ein Roͤmiſcher Pabſt vnd Statthalter Chriſti auff Er - den Muß vil leiden / dahero allen Apoſtlen die Jnſtrumenten ihres Leydens vnd Marter werden zu - vnd beygeſetzt / ſo wol von Bildhauern / als Mahlern; dem heiligen Petro aber wird niemahl das Creutz / woran er gelitten / als wie dem hei - ligen Paulo das Schwerd beygeſetzt / ſondern nur vnd allein die Schliſſel / dardurch zu zeigen / daß ſein hohes Ambt / ſo durch die Schliſſel entworffen wird / ſeye dem heiligen Pabſten ein groſſe Marter gnug geweſt / das Wort Pontifex hat doch den Nahmen â Ponte, von der Brucken / welche ein eigentli - ches Sinnbild eines Roͤmiſchen Pabſtens / maſſen diſer auch wie ein Brucken durch jederman zu dienen ſich ſelbſt verzoͤhren thut / das erfahrt ſattſamb vnſer annoch regirende allerheiligſte Vatter Innocentius der Ailffte / der nit allein in der Zahl XI. ein Creutz fuͤhrt / ſonder auch in ſeiner hoͤchſten Ambts-Ver - waltung / weil es aber vmb ailff Vhr Mittag iſt / als ladet Innocentius der Ailffte die werthiſte Patientia zum Mittag - Eſſen vnd verzehrt das Muß mit ihr. Wolwiſſend / daß vnſer lieber HErꝛ JEſus Chriſtus ſeine Schaͤffel / die er ein - mahl am Juͤngſten Tag auff die rechte Seiten ſtoͤllen wird / allzeit mit einem Creutz bezaichne / damit ſie von andern erken - net werden.

Ein Roͤmiſcher Kayſer / vnd großmaͤchtiger Manarch Muß vil leiden / dann ja bey dem Reichs-Tag der Baͤumer nach lauth heiliger Schrifft / das Impera nobis allein hat an - genommen die Dorn-Stauden / worauß gnugſamb vnd fueg - ſamb zu nehmen iſt / daß Imperator nit in Roſen ſitzt / ſonderK k k k 3in630JEſus gibt dem Judœ ſein Willfaͤhrigkeitin Doͤrnern. Das hat hißhero hefftig erfahren vnſer aller - gnaͤdigſter vnd vnuͤberwindlichiſter Kayſer Leopoldus Primus, deſſen Durchleuchtiges Hauß / faſt das jenige hat außgeſtanden / was da gelitten hat das Hauß deß aͤltiſten Jo -Job. v. 18. biſchen Sohns in domo fratris ſui primogeniti, welches von allen Orthen vnd Ecken iſt feindlich angegriffen worden. Aber Leopoldus kunte nie allein eſſen / es ſchmeckt ihm nit / wann er gantz allein ſolt bey der Tafel ſitzen / ſondern alle - mahl die Patientia neben ſeiner geſetzt / vnd mit ihr ma - niches Muß ſchon außgeeſſen / er weiß allergnaͤdigſt wol / daß auch der Egyptiſche Joſeph hat vorhero muͤſſen hinunter / ehe vnd bevor ihm GOtt hinauff geholffen / ſo iſt auch dem Jacob die Aurora nicht auffgangen / biß er genug geſtritten hat gehabt.

Ein geiſtliche vnd weltliche Obrigkeit muß vil leiden; vnd foppen die vngeſtimme vnd vnverſchambte Wind vil mehr den Gipfel / als den vntern Stamm / auch muß der obere Thail eines Gebaͤu oder Dachs ſo ins gemein der Fuͤrſt genent wird / meiſtenthails von den Voͤglen entunehrt werden. Samſon hat die Statt-Porten zu Gaza ſambt allen Eiſen auff dieJud. 16. Achſel genommen / vnd auff einen hohen Berg getragen. Jſt vngewiß ob nit einer Obrigkeit ein groͤſſerer Laſt auff die Ach - ſel geladen iſt. Die oberſte Noten in der Muſic / iſt das la, alſo gemeiniglich in einer Hochheit iſt nichts als la la - bor, lachrimæ lamentatio &c. die gute Kinder der Pro - pheten haben auß Befehl deß Eliſæi ſollen Kraͤuter ſuchen /4. Reg. 4. weil ſie aber nur die Groͤſſe der Blaͤtter angeſchaut / alſo haben ſie nichts als Bitterkeit darin gefunden / Mors in olla. Deß - gleichen iſt bey groſſen Aembtern auch je vnd allemahl ein groſſe Bitterkeit; je vornehmer ein Feſt je mehr thut man leu - then / je vornehmer ein Obrigkeit / je mehr muß er leiden / glaub alſo das officium habe ſein Nahm her von officere, aber etnwol -631zu leyden ſattſamb zu verſtehen.wolverſtaͤndige Obrigkeit / ſoll niemahl ohne Gaͤſt ſeyn / vnd wol in acht nemmen / daß die Patientia auch an einem Faſt - Tag nit von der Tafel bleibe / ſondern immer vnd allzeit mit ihr das Muß verzehre. Dann ja wahr iſt / der zum Ge - ſtatt der Seeligkeit durch das bittere Meer diſer Welt ſchwi - men will / daß er die Armb creutzweiß außpanne / ein Geiſtli - cher vnd vorderiſt eın Ordens-Perſohn muß vil leiden.

Deß heiligen Nicolai Diaconus hat zwey Eſel / einen Schwartzen / vnd einen Weiſſen die abgehaute Koͤpff wider auff geſetzt / weil es aber in der Finſter geſchehen / alſo hat er ein Faͤhler begangen / vnd dem Schwartzen den weiſſen / dem Weiſ - ſen aber den ſchwartzen Eſel-Kopff auffgeſetzt / daß alſo zu Morgens ein jeder mit einem beſondern Kopff iſt gefundenIn vita. worden. Jm Cloſter gehet es nicht vil anderſt her / dort ſetzt man auch einen andern Kopff auff / als wie er in der Welt hat gehabt. Zu Thebes hat ein Weib dem Abime -Jud. 9. lech mit einem Stein den Kopff zerbrochen. Jm Cloſter bricht man einem den Kopff wol oͤffter / der heilige Petrus hat nach empfangenen Verweiß ſich vrbietig anerbotten / nicht al - lein die Fuͤß waſchen zu laſſen / ſondern auch den Kopff / aberJoan. 13. in Cloſter waſcht man wol oͤffter einem den Kopff. Bey dem Evangeliſten Matthæo findt man 28. Capitl / bey dem E - vangeliſten Marco 16. Capitl / bey dem Evangeliſten Luca 24. Capitl / bey dem Evangeliſten Joanne 21 Capitl / es iſt aber vngewiß / ob man nit bey manichen Religioſen mehrer Capitl find / die Filtz will ich gar nit zehlen: in ſumma, das Leiden iſt ſo wol in ſummo, als ſubdito Religioſo. Aber diſem ſoll das Muß wol ſchmecken / vnd da er ſonſt mit den Weibern wenig Bekantſchafft hat / ſo ſoll er doch allemahl die liebe Patientia nit von ſich laſſen / vnd nit geitzig ſeyn / wie die gemeine Leuth von Geiſtlichen außgeben / ſondern der Pa - tienz auch etwas von Muß vergunnen / in Erwegung / daß man nie ſicherer in das obere Engeland ſchiffet / als mit dem Seegelbaum deß Creutz.

Ein632JEſus gibt dem Judœ ſein Willfaͤhrigkeit

Ein Mann muß vil leiden bey einem boͤſſen Weib. Dem Joſeph hat getraumbt / als thue ihn die Sonn / der Mond / vnd die Stern anbetten / vnd verehren / durch die Sonn wurde der Vatter / durch den Mond die Mutter /Gen. 39. durch die Stern ſeine Bruͤder verſtanden / welche ihn kuͤnff - tiger Zeit ſollen anbetten. So iſt dann ein Mann die Sonn? ja / das Weib der Mond? ja / wolan ſo ſchau in Calender / dort wirſt du antreffen / wann der Mond in einem uͤblen Zeichen iſt / ſo iſt nit gut Aderlaſſen / wann das Weib zuweilen in einem ſchlimen Zeichen iſt / vnd die Influenzen auß dem Maul gar zu widerwaͤrtig ſeyn / ſo iſt auch nit gut / daß man ſie mit harten Schlaͤgen tractirt / vnd biß auff das Blut verwund / ſonder fein rathſamb / daß er ſolches Muß / weil man ihm doch nichts anders auffgeſetzt / mit der Frau Patientia verzehrt / durch de - ro liebe Anſprach ihm leicht alle Mucken werden vergehen / forderiſt wann er zu Gemuͤth fuͤhret / daß ihm diſes Creutz zu ſeinem Hail von GOtt ſeye geben worden / indem man ohne das nit kan in Himmel eingehen / als durch das Creutz-Thor.

Ein Weib muß vil leyden bey einem boͤſen Mann. Die Statua oder Bildnuß deß Koͤnigs Nabuchodonoſor hatte ein Haupt von Gold; Es iſt zwar / laut Goͤttlicher Schrifft / der Mann das Haupt deß Weibs / aber leyder gar offt nicht von Gold / ſondern von Glocken-Speiß / welches ſie aber nit ſo wol leutten / als leyden muß. Es iſt dem Jonas ſo gar nicht wol außgelegt worden / wie er ſich alſo hefftig erzuͤrnet hat uͤber den Wurm / ſo ihme auß Goͤttlichem Befelch die Kuͤrbesblaͤt - ter abgebiſſen / gedenck nur mein Weib / daß dir diſer Mann / ſo ein lauterer Wurm / mit ſonderm Fleiß von GOtt iſt ge - ſchickt worden / dein Gedult zu prieffen: ſo laß dir dann diſes Muß ſchmecken / vnd ſo es etwann verſaltzen / ſo thue ein gu - ten Trunck darauff / von dem jenigen Wein / der zu Cana Ga - lilæa auffgeſetzt worden / allda hat man den ſchlechten Wein vom Anfang geben / den beſten aber auff die letzt / alſo ſchicktGOtt633zu leyden ſattſamb zu verſtehen.GOtt ietzt fein in diſer Welt ein ſauren Wein / vil Creutz vnd Leyden / welche ſauer genug ſeynd / aber nachmal in jener Welt gibt er den beſten Malvaſier.

Vatter vnd Mutter muß vil leyden wegen der Kinder. GOtt der Allmaͤchtige hat dem Patriarch Abraham verſpro - chen / daß er ihm wolle ſeinen Saamen vermehren / wie die Stern in Himmel / vnd wie den Sand auff Erden. Habt ihrGen. 22. das vernommen liebe Eltern / GOtt der HErꝛ verhaiſt dem Abraham vil Kinder / aber nit alle wie die Stern / ſondern auch eine wie den Sand. GOtt gibt manichesmal den Eltern nit lauter gute / ſchoͤne / wackere Kinder / glantzend wie die Stern / ſondern auch andere ſchlechte mangelhaffte Kinder / wie der Sand / ja wo nichts als Schand vnd Vnnſtern. Bey dem Tempel Salamonis waren alle Stein ſo gerad / ſo eben / ſo glat / ſo recht / daß man gar kein Hammer gebraucht / ſo geſchlacht waren die ſelbige Stein / aber vnder den Kindern ſein zu weil grobe / ſo vngeſchlachte / daß man beſſer ſie kondte brauchen zu Toͤlpelen als zu Templen. Die Jſraelitiſchen Muͤtter haben nit wenig betauert / daß ihre gebohrne Soͤhnl durch den Tyranniſchen Befehl deß Pharaonis ſeind ertraͤnckt worden / vil Eltern kombt es freylich hart an / wann ſie einen Sohn haben / der ſich alle Tag voll trinckt. Aber meine El - tern / weil ihr doch auß einer Schiſſel eſſet / es wird euch doch nit mehrer auffgehen / laſt die liebe Patientia auch zum Tiſch ſitzen / vnd mit euch das Muß eſſen / vnd wann etwann gar harte Brocken darinn ſeyn / ſchiebt nur ihrs zu / ſie hat gute Zaͤhn; Gedenckt anbey daß entweders euch GOtt mit mangel - hafften Kindern geſtrafft hat wegen euerer Suͤnden / oder a - ber geſchicht ſolches auß anderen Goͤttlichen vnd vnerforſchli - chen Vrſachen / welches aber alles zu euerm Heyl gedaͤyen kan.

Der kranck iſt / muß vil leyden. Deß Joſephs ſeine Bruͤder haben gleichwol in ihren Saͤcken Traid auß Egypten getragen / aber wir tragen oͤffters in vnſerem Lideren Sack /Pars II. L l l lwel -634JEſus gibt dem Judœ ſein Willfaͤhrigkeitwelches der Menſchliche Leib iſt / kein Traid ſonder ein Layd / vnd wird ſolcher mehrmal uͤber Nacht ſo Wurmſt ichig / wie bey den Jſraelitern das Manna. Jm A B C find man nur ein W, aber in den Menſchlichen Leib faſt vnzahlbare / jetzt erfahrt mans / daß das Obſt welches der Adam geeſſen / im Paradeyß nit geſund geweſt / ſondern allerley Kranckhei - ten verurſacht. Aber mein lieber Patient, du muſt in diſem Fall nach Galeni Auſſag fein die Meſſigkeit in Speiß vnd Tranck halten / vnd den Tag nur etlichmahl ein Leffel von di - ſem Muß eſſen / ſchau aber / daß die Frau Patientia dein Kran - cken-Warterin ſeye / du wirſt ihrs wol vergonnen / daß ſie bey dir darff ſchmarotzen / der heilige Biſchoff Fulgentius hat ein ſolchen Apetit gehabt zu diſem Muß / daß er ſibentzig gan - tzer Tag / in groͤſten Schmertzen nichts anders auffgeſchryen / als Domine, da mihi modo hìc patientiam & poſtea in - dulgentiam. HErꝛ / jetzt bitt ich dich vmb die Gedult / vnd nachmahls vmb die Huld.

Ein Armer muß vil leyden. Wo Nix iſt / auff Lateiniſch / da geht es kalt her / wo nichts iſt / auff Teutſch / da geht es kuͤhl her. Das Weib in dem Evangelio hat das Liecht angezuͤndt / das Hauß außkerꝛt / vnd endlich Gelt gefunden / da hat man ſchon mit dem Congratulamini koͤnnen auffziehen; aber wo ein Armer ſucht / vnd nichts findt / da kan das Lamentamini nit außbleiben. Bey dem Armen iſt der Mond im abnemmen / vnd iſt ſein Beutl beſchaffen / wie der ſchlaͤfferigen Jungfrauen ihre Lampen / in denen kein Oel war / vnd folgſamb nichts zu ſchmieren. Ein Schneck iſt noch gluͤckſeeliger / als ein armer Menſch / dann er hat auffs wenigſt ſein eigenes Hauß / aber ein armer Lazarus muß vor der Thuͤr ligen / vnd weiß diſer von dem Vacuo beſſer zu diſputiren / als der beſte Philoſophus: Aber getroͤſt mein armer Schlucker / weil du in dem Bettelſack nit allein etliche Stuͤckl Brodt tragſt / ſondern auch Mehl ge - nug zu einem Muß / ſo laß dir ſolches ſchmecken / es iſt warhaff - tig ein geſundes Eſſen / aber vergiß der lieben Haut / der Pati -entia635zu leyden ſattſamb zu verſtehen.entia nit / ſie hat es ſchon mehrmahl bekennt / daß ihr nichts beſſers ſchmecke / als ein Bettler-Muß / gedenck anbey / daß der Teuffel den reichen Mann hab geholt / der arme / gedultige La - zarus aber in die Schoß Abrahæ getragen worden.

Der jenige muß vil leyden / der ein Krieg außſteht. Die Kruͤg auff der Hochzeit zu Cana Gallileæ ſeynd durch ein Wunderwerck voller Wein worden / aber ein jeder Krieg iſt voller weinens vnd klagens / wer wills laugnen / daß Schwerdt vnd ſchwaͤr nit befreund ſeyn / wo Mars den Einzug hat / dort hat das Gluͤck den Außzug / wo Mars niderſitzt / dort ſteht das Gluͤck auff / nach dem Martium kombt allemahl der April in das Gluͤck. Bey Kriegs-Zeiten wird die Kirchen laͤhr / vnd der Kirch-Hof voll; bey Kriegs-Zeiten wird der Acker duͤrꝛ / vnd der Gotts-Acker faiſt: bey Kriegs-Zeiten wird die Flin - den oder Bixen gebraucht / aber die Sparꝛ-Buͤchſen geſparꝛt; dahero haben die Lateiner nur hoͤniſcher Weiß den Krieg Bel - lum genennt / wie man zuweilen auch den aͤrgſten Boͤßwicht ein ſaubern Geſellen heiſt. Bey Kriegs-Zeiten iſt alles theuer / Eſſen vnd Trincken theuer / das Muß allein iſt wolfeil / ſo ſeyt dann nit geſparꝛſamb ihr betrangte Adams-Kinder / in di - ſem Muß beforderiſt / weil es GOtt ſelbſten hat angericht / wolauff Patientia, iſt doch faſt ein jeder / der dich zum Eſſen einladet / dann ein jeder gedenckt / daß es weit beſſer ſeye all - hier / als dorten geſtrafft werden / HErꝛ / ſeynd wir doch deine Geſchirꝛ / vnd wann du ſolchergeſtalten an vns ſchlageſt / ſo wollen wir nit ſcheppern / ſonder ein guten Klang geben / wie der Job vnd ſprechen / der Nahm deß HErꝛn ſeye gebenedeyt.

So muß dann ein jeder Menſch leyden / er muß / er ſeye jung oder alt / er muß / er ſeye reich oder arm / er muß / er ſeye hoch oder nider / er muß / er ſeye da oder dort / er muß / er fluch oder ſchelt / er muß / er ſeye ſchuldig oder vnſchuldig / er muß / er ſeye Geiſtlich oder Weltlich / er muß / er ſeye Mann oder Weib / er muß / er ſeye ein Teutſcher oder Spanier / er muß /L l l l 2er636JEſus gibt dem Judœ ſein Willfaͤhrigkeit / ꝛc.er ſeye ein Doctor oder ein Narꝛ / er muß / er woll oder woll nit / er muß / muß ſeyn / ſo ſeys / herzu Patientia, weil ein Biſſen in der Schiſſel / ich muß auch leyden / daß ein Schnarcher mei - ne geringe Schrifften ſchimpfft; muß man leyden / ſo ſeys ge - litten / vnd mit Gedult gelitten / wegen GOtt gelitten / mit vnſerm Heyland JEſu Chriſto gelitten / vmb die ewige Be - lohnung gelitten / darauff geeſſen Patientia, die Frau laß ihrs ſchmecken / wann die Schiſſel auß iſt / ſo richt man wider an.

Omnia, quæ in hoc volumine continentur libens ac lubens S. Matris Eccleſiæ Judicio piorùmque Docto - rum Cenſuræ humillimè ſubjicio ac ſubmitto.

Ende deß Anderten Thails.

IN -[637]

INDEX CONCIONATORIUS SUPER DOMINICAS.

DOMINICA I. ADVENTUS.

AReſcentibus hominibus præ timore. Luc. 21. Diſſere de mala conſcientia, cui omnis motus metus eſt, & plerumq́ue læſa conſcientia parit omni momento lepores, rariſſimè autem lepôres. Vide de hac materia fol. 431.

Sonitus terroris ſemper in auribus illius, & cùm pax ſit, ille ſemper inſi - dias ſuſpicatur. Iob. 15. v. 20.

Inter omnes tribulationes humanæ animæ, nulla eſt major tribulatio, quàm conſcientia delictorum. S. P. Aug. in Pſalm. 41.

Iſtud habet damni vitium inter cætera, quòd mens
Palpitat aſſidue flagitioſa metu.
Semper enim vel ſi non deprêndatur, in ipſo
Se ſe deprêndi poſſe putat ſcelere.
Deq́ue ſuo, alterius quoties de crimine ſermo eſt,
Cogitat, & credit, ſe magis eſſe reum.
Inq́ue dies timor hinc creſcit, de moribus ergo
Cura ſit intrepidos nos bona cura facit.
Epigram. Pictor.

Ein uͤbels Gewiſſen / ein ſauerer Biſſen.

DOMINICA II. ADVENTUS.

BEatw, qui non fuerit ſcandalizatus in me. Matth. 11. Agi poteſt hic de ſcan - dalis, quæ incautos mortales non ſcandere, ſed deſcendere docent: dam - noſi ſanè ſunt Magnates, qui non ferrum, ſed Ferdinandum trahunt ad interi - tum. Hac de re legi poteſt fol. 69.

homini, per quem ſcandalum venit. Matth. 8.

Qui in conſpectu populi malè vivit, quantum in illo eſt, eum, à quo at - tenditur, occidit. S. P. Auguſt. lib de Paſt.

Si damnoſa ſenem juvat alea, ludit & hæres
Bullatus, parvoq́ue eadem movet arma fritillo.
Horat, lib. 1. ſat. 1.
L l l l 3Rath /[638]Index Concionatorius.

Rath / wer iſt deß Teuffels ſein Leib-Gutſcher? Antwort / der andere durch Aergernuß verfuͤhren thut.

DOMINICA III. ADVENTUS.

CUjus ego non ſum dignus, ut ſolvam ejus corrigiam calceamenti. Joan. 1. Non ſolùm ſurſum corda habeamus ad Dominum, ſed etiam deorſum, nos hu - miliando, quia cum planctu de profundis tranſibimus ad gloriam in excelſis. Ac - comodè tractari poteſt iſto in loco de humilitate. De qua legendum fol. 397.

Omnes autem invicem humilitatem inſinuate, quia Deus ſuperbis reſi - ſtit, humilibus autem dat gratiam. 1. Petr. 5. v. 5.

Excclſa eſt Patria, humilis eſt via: ergò qui quærit Patriam, quid recu - ſat viam. S. P. Auguſt. ſup. Joan.

Concutitur tantum ventis, quia cedit arundo,
Arbor at inflexo poplite fracta cadit.
Vos etiam faſtu elatos feret exitus idem,
Aſt humiles animos gratia multa manet.

Jn der Arithmetica oder Raitkunſt Chriſti iſt das Nulla die deſte Zahl / der nichts von ſich halt.

DOMINICA IV. ADVENDUS.

PRocurante Pontio Pilato Judœam. Luc. 13. Dic ergò, ſicut potens eſt Nu - men ſuſcitare ex lapidibus Filios Abrahæ, ita potens eſt Numus ſuſcitare ex Lappen filios honoris, pecunia enim mercatur honores, & procurat digni - tates prout Pontius Pilatus factitabat Hac de re plura fol. 125. & 345.

Multos perdidit argentum & aurum. Eccl. 8. v. 4.

Qui pecuniam habet, omnia habet quæ illi neceſſaria ſunt, quia datâ omnia emere poteſt. Joan. Oſor. Dom. 5. poſt Paſch.

Aurea nunc verè ſunt ſæcula, plurimus auro
Venit honos; auro conciliatur amor.
Auro pulſa fides, auro venalia jura,
Aurum lex ſequitur, mox ſine lege pudor.
Propert. lib. 3.

Gelt im Beutl / iſt fuͤr alle Wunden ein Kraͤutl.

DOMINICA INFRA OCTAVAM NATIVITATIS DOMINI.

VIxerat cum viro ſuo annis ſeptem à Virginitate ſua. Luc. 2. Nil ita placet Divino Sponſo, candido & rubicundo ſicut Candor Virginitatis, hinc non miretur Magdalena, quòd hicce Magiſter Reſurrectionem pedis oſcu - lum ei denegarit, cùm talis hortulanus præ cæteris lilia amet, qui vult cape - re, capiat ex ijs. quæ habentur Pag. 127.

Virginitas enim theſaurſus impretiabilis eſt. Geneſ. 24.

Bea -[639]Index Concionatorius.

Beatius eſt in carne vitam imitari Angelorum, quàm ex carne augere numerum mortalium, hæc eſt uberior, fæcundiórque felicitas, non ventre graveſcere, ſed mente grandeſcere, &c. S. P. Aug. de bon. Virg. Ep. 128.

Ut flos in ſeptis ſecretus naſcitur hortis,
Ignotus pecori, nullo contuſus aratro,
Quem mulcent auræ, firmat ſol, educat imber,
Multi illum pueri, multæ optavere puellæ,
Idem cum tenui carptus defloruit ungue,
Nulli illum pueri, nullæ optavere puellæ.
Sic Virgo dum intacta manet, tum cara ſuis: ſed
Cum caſtum amiſit polluto corpore florem,
Nec mundo jucunda manet, minus illa Deóque.

DOMINICA I. POST EPIPHA| NIAM.

INvenerunt illum in templo ſedentem in medio Doctorum. Luc. 2. Doctus, docta, doctum; doctus homo, docta mens, doctum ingenium, plerúmque ſolent ſuperbire; hinc bos & aſinus propinquiores fuere Chriſto ad præſepe, quàm Excellentiſſimi & Clariſſimi; quare apud Deum humilia reſpicientem, quan - dóque ſolennius habetur feſtum ſimplex, quàm ſcientia ſub ritu primæ claſſis. Hac de re plura fol. 381.

Scientia inflat, charitas autem ædificat. 1. ad Corint. cap. 8.

Sunt, qui ſcire volunt, eo fine tantùm, ut ſciant, & turpis curioſitas eſt; & ſunt, qui ſcire volunt, ut ſcientiam ſuam vendant, verbi gratia, pro pecu - nia pro honoribus; & turpis quæſtus eſt, & ſunt, qui ſcire volunt, ut ſcientur ipſi, & turpis vanitas eſt. S. Bernard. ſuper Cant. ſerm. 36.

Scit legem, doctéque tenet juſſa Omnipotentis,
Quid quod novit agens, diligit id quod agit.
Non ſatis eſt Domini præceptum voluere lingua,
Bis me minit legis, qui memor eſt operis.

DOMINICA II. POST EPIPHANIAM.

NUptiœ factœ ſunt in Cana Gallilœœ. Joan. 2. Rara & chara ſunt antiquaria præter vetulas, multi tamen amant ſcoriam propter aurum, & fiunt Ci - cerones, ut Senecam acquirant, ſed hoc non eſt ducere, ſed ſeducere uxo - rem. Fuſius hac de materia fol. 144.

Nihil eſt iniquius, quàm amare pecuniam, hic enim & animam ſuam ve - nalem habet Eccleſ. 10. v. 10.

Filij Adam Genus avarum, quid vobis cum terrenis divitijs, quæ nec veræ nec veſtræ? aurum & argentum verè terra eſt rubra & alba, quam ſolus error hominum facit, aut magis reputat pretioſam, denique ſi vera ſunt, tolli - te ea vobiſcum. S. Bernard. lib. de Conſider. ſerm. 4.

Et genus, & formam Regina pecunia donat.

DOMI -[640]Index Concionatorius.

DOMINICA III. POST EPIPHANIAM.

VEniens adorabat eum. Matth. 8. Amara docent amare Deum, & adverſa ſolent convertere reum, vix enim, qui querelis caret, chariſſimum Nu - men quærit, nam ut plurimùm mala, quæ nos hic premunt, ad Deum ire compellunt, adcòque Præco Evangelicus hic diſſerere poteſt, quod tribula - tiones ducant ad Deum. Prout videre eſt fol. 625.

Multiplicatæ ſunt infirmitates eorum, poſtea aberraverunt. Pſalm. 15.

Siqua neceſſitas gravius homines preſſerit, tnnc Dei recordantur; ſi belli terror infremuerit, ſi morborum peſtifera vis incubuerit, ſi alimenta lon - ga ſiccitas frugibus denegaverit, ſi ſæva tempeſtas, ſi grando ingruerit, ad Deum confugiunt, à Deo petitur auxilium, Deus ut ſubveniat, oratur. La - ctant. lib. 2. Divin. Juſtit. c. 1.

O bone terrigenûm Cuſtos, tuteláque mundi
Publica, ſuſpendit tot cui vota ſalus:
En tua ſe media clementia monſtrat in ira,
Quaq; manu gladios hâc quoq; tendis opem.

DOMINICA IV. POST EPIPHANIAM.

IPſe verò dormiebat. Matth 8. Bona conſcientia inter aſpera ſemper eſt pro - ſpera, & cum vermis non rodat, ipſa fermè ſemper ridet, malè igitur aſſe - runt, quòd verbum lœtor ſit deponens apud conſcientiam bonam, quod abundè liquet. Ex fol 456.

Bona eſt ſubſtantia, cui non eſt peccatum in conſcientia. Eccl. 13. v. 30.

Arborem, quam florere vides, quam ſumma conſpicis viriditate lætari, ſubterraneo ſucco fœcunditatis animatur, reddens in ſuperficie, quod conti - netur in radice. Hominum quoque vultus magna hilaritate decoratur, ſi vi - ſceribus ſanis gravamen nullius ſentiat læſionis. Caſſio. lib. 2. Epirtol.

Conſcia mens recti famæ mendacia ridet;
Si rectè facies, hic murus aheneus eſto,
Nil conſcire ſibi, nullâ palleſcere culpa.
Horat. ad Mœcen.

DOMINICA V. POST EPIPHANIAM.

INimicus homo hoc fecit. Matth. 13. Stygius veterator multa mala contra hominem molitur, & ſi idem apud eum foret capere, quàm cupere, eſſe - mus omnes perditi, ea propter magis hic nequaquam per ſyncopen deberet vo - cari lucifur, non lucifer. Extat hac de re copioſa materia à fol. 222. uſq; 260.

Sobrij eſtote, & vigilate, quia adverſarius veſter diabolus tanquam leo rugiens circuit, quærens quem devoret, &c. Petr Stp. 1. c. 5.

Quid pravius? quid malignius? quidve noſtro adverſario nequius? qui poſuit in Cœlo bellum, in Paradiſo fraudem odium inter primos fratres, & in omni noſtro opere zizania ſe minavit. S. P. Aug in ſerm. comm. ſer. 4.

Die[641]Index Concionatorius.
Dic mihi cur tantis odijs nos perfidus hoſtis
Exagitat, bellis tam gravibúsque petit?
Cauſam odij, tantíque cupis cognoſcere belli?
Hoc odij, ſummi Numinis ipſe facit.
Exitium in noſtri generis ruit impete cæco,
Quòd ne queat ſupero bella movere Patri.
Ut ſiquis Regem ne queat cum lædere, Regis
Arreptam ſtatuam dente manúque petat.
Jacob. Bid.

DOMINICA VI. POST EPIPHANIAM.

SImile eſt Regnum Cœlorum grano ſinapis, quod minimum eſt omnibus ſeminibus, & fit arbor. Matth. 13. Multi inflantur, dum ex humido loco in altum ele - vantur, & creſcunt in arborem, aſt horum potiùs diurna, quàm diuturna eſt gloria, cùm ut plurimum, tam felix exordium triſti claudatur Epilogo; verè tam bona dies malo veſpere non carebit. De his ſuperb: vide fol. 354.

Omnis, qui ſe exaltat, humiliabitur. Matth. 23.

Videte fumum ſuperbiæ ſimilem, aſcendentem, fumeſcentem, vane - ſcentem; merito ergo deficientem, non utique permanentem. S. P. Auguſt. ſupra Pſalm. 101.

Aëream propter creviſſe cucurbita pinum
Dicitur, & grandi luxuriaſſe coma.
Cum ramos complexa, ipſumq; egreſſa cacumen,
Se præſtare alijs, credidit arboribus.
Cui pinus: nimium brevis eſt hæc gloria, nam te
Protinus adveniet, quæ malè perdat hyems.

DOMINICA IN SEPTUAGESIMA.

POrtavimus pondus diei & œſtus. Matth. 20. Hoc de ſe poſſunt dicere om - nes avari & divitijs inhiantes, qui perpetuis agitantur curis, & continuis ſudant in laboribus, ſed incaſsùm fatigantur pro caſſa, & omnes ſunt inſenſati ac fatui, quia patiuntur mala, ut potiantur non bonis, & revera plura ſuſti - nent pro fuco & foco, quàm pro cæleſti loco. De avar. vid. fol. 284.

Avarus non implebitur pecunia, & qui amat divitias, fructum non ca - piet ex eis. Eccl. 4.

Divitiarum amor inſatiabilis longè amplius torquet animam, quàm re - frigerat uſu ſuo, quarum aquiſitio quidem laboris, poſſeſſio timoris, amiſſio plena doloris invenitur. S. Bernard. in Quod. ſerm.

Heu miſer in medijs ſitiens ſtat Tantalus undis,
Et poma eſuriens proxima habere nequit.
M m m mNo -[642]Index Concionatorius.
Nomine mutato id de te dicetur av are,
Qui quaſi non habeas, non frueris quod habes.
Alciat. Em. 85.

DOMINICA IN SEXAGESIMA.

QUi habet aures audiendi, audiat. Luc. 8. Immiſericordes non habent au - res audiendi, nec dividunt ſua, cum tamen dives à dividendo nomen trahat, certè non gratìs eadem die coluntur ab Eccleſia Largus & Smaragdus, glorioſus enim ſeu ſmaragdus non erit, niſi largus præceſſerit; ſed hæc veritas multis canitur ſurdis, & Lazarus uſque nunc jacet præ foribus cupiens ſatura - ri, & nemo ei dat. Tenacitas in largiendo. Vid. fol. 56.

Diſcedite à me maledicti in ignem æternum, eſurivi enim, & non dedi - ſtis mihi manducare. Matth. 25. v. 41.

Non minoris eſt criminis habenti tollere, quam cum poſſis & habes, in - digentibus denegare. Eſurientium panis eſt, quem tu detines, nudorum in - dumentum, quod tu includis. S. Ambroſ. in Quod. ſerm.

Magnum peccatum eſt amor immoderatus habendi,
Et plus quam vitæ ſufficiat cupiens.
Nam quod nos veſtit, quod paſcit, cura ſalutis,
Si vanis ſit mens libera, non onerat.
Si quæ ergo ſuperant, quorum non indiget uſus,
Debilibus proſint, atque juvent inopes.
Quiſquis enim cupidè non expendenda recondit,
Quæ nulli tribuit, pauperibus rapuit.

DOMINICA IN QUINQUAGESIMA:

ET conſummabuntur omnia, quœ ſcripta ſunt per Prophetas. Luc. 12. Alia fuê - re Prophetarum, quàm Aſtrologorum vaticinia, quibus veriſſime conve - nit nomen illud, quod veridicus & purpuratus Pater habuit, Cardinalis de Lugo; nam ſimiles aſtrorum Viſitatores Generales, non niſi mendacijs de - mentant homines, & quantum Aſtronomi metiuntur, tantum Aſtrologi men - tiuntur: dum humanum arbitrium ex libero Barone in abjectiſſimum manci - pium commutare ſatagunt, & eandem Aſtris, ſicut Caſtris violentiam ſeu po - teſtatem tribuunt. Vid. fol. 413.

Hæc dicit Dominus, juxta vias gentium nolite diſcere, & à ſignis Cœli nolite metuere, quæ timent gentes, quia leges populorum vanæ ſunt. Jerem. cap. 10. verſ. 2.

Partes Idololatriæ ſunt, veneficia, præcantationes, ſuballigaturæ, vanita - tes, auguria, ſortes, obſervatio omnium, parentalia, &c. P. Gaudent. Tract. 4. in Exod.

Icare per ſuperos, qui raptus & aëra, donec
In mare præcipitem cera liquata daret.
Nunc[643]Index Concionatorius.
Nunc de cera eadem, fervénſq; reſuſcitat ignis,
Exemplo ut doceas dogmata certa tuo.
Aſtrologus caveat quidquam prædicere; præceps
Nam cadet impoſtor, dum ſuper aſtra volat.
Alci. Em. 1011.

DOMINICA I. QUADRAGESIMÆ.

TUnc aſſumpſit eum Diabolus in ſanctam Civitatem. Matth. 4. Aptus locus hic eſt diſſerendi de poteſtate Dæmonis, ejuſque miris & clandeſtinis inſidijs, quas mille modis & motibus homini ſtruere non ceſſat, ſed rideri pariter poſ - ſunt latrantis hujus cerberi vana terriculamenta, cum tam facili riſu grandis hæc beſtia in fugam vertatur, & quando ſimiles parturiunt montes, non niſi ridiculus naſcitur mus, id eſt, Maußkopff. Vid. fol. 248.

Induite vos armaturam fidei, ut poſſitis ſtare adverſus inſidias Diaboli, quoniam non eſt nobis colluctatio adverſus carnem & ſanguinem, ſed adver - ſus Principes, adverſus mundi Rectores tenebrarum harum, & c. Paul. ad Epheſ. cap. 6.

Satanæ ſemper voluntas iniqua eſt, ſed nun quam poteſtas injuſta, quia à ſemetipſo voluntatem habet, ſed poteſtatem à Deo, quod enim iniquè ipſe facere appetit, hoc Deus non niſi juſtè facere permittit; injuſtè igitur formi - dari non debet, qui nil niſi permiſſus valet. 8. Greg. lib. 2. Moral.

Eva Parens quonam tua mens abſceſſerat, angui
Aures peſtifero cum patuère tuæ?
Quis furor? ut vetitâ legeres ex arbore pomum,
Quod generi invexit tam mala multa tuo?
Vos Evæ ſoboles, vos Evæ audite nepotes,
Quæ fuit & nobis & mihi cauſa necis.
Angui aditus omnes præcludite: namq́ue Parenti
Abfuit huic facilem quòd dedit ille fidem.

DOMINICA II. QUADRAGESIMÆ.

REſplenduit facies ejus ſicut ſol. Matth. 17. O quot fœminæ ſunt, quæ nimiâ formæ & vultûs Culturâ gloriari ſolent, cum tamen non ſint, niſi ſepul - chra dealbata & ſaccharo veſtita ſtercora; ea propter vos boni Grammatici deberetis ponere fœminam inter genus neutrum. Vid. fol. 371.

Fallax gratia, & vana eſt pulchritudo: Mulier timens Deum ipſa lauda - bitur. Proverb. 31.

Pulchritudo, quæ in Coloris elegantia, & apta membrorum compoſitio - ne animo fingitur, temporis & morbi ludibrium eſt. S. Greg. Nazi. ſerm. 31.

Forma bonum fragile eſt, quantumque accedit ad annos,
Fit minor & ſpacio carpitur ipſa ſuo.
M m m m 2Non[644]Index Concionatorius.
Non ſemper violæ, nec ſemper lilia florent,
Et riget amißà ſpina relicta rosâ.
Et tibi jam venient cani formoſe capilli,
Jam veniunt rugæ, quæ tibi corpus arent.
Occid. Artict. 2.

DOMINICA III. QUADRAGESIMÆ.

ET erat Jeſus eijciens Dœmonium, & illud erat mutum Luc. 11. c. Eüciendum Dæmonium & ſcopanda prius domus eſt, antequam Chriſtus ſub ſpecie - bus Sacramentalibus intret; quia inter arcam & Dagon habetur ſepar atio thori; aliàs homo per hunc ſacratiſſimum cibum non creſcit, nec pingueſcit, ſed marceſcit, & conſequenter datur in hac divina cæna ein ſchlecht geſeng GOtt. Vid. fol. 501. & 603.

Non poteſtis Menſæ Domini participes eſſe, & menſæ dœmoniorum. 1. Corinth. 10.

Cum Corpus Redemptoris accipimus, nos pro peccatis noſtris cum fle - tibus affligamus, quatenus ipſa amaritudo pænitentiæ abſtergat à mentis ſto - macho perverſæ humorem vitæ. S. Greg. Hom. 22. in Evang.

Splendida regali Aſuerus convivia luxu
Dum ſtruit, hinc hortus cernitur, inde nemus.
Sunt flores horto, nemori ſunt horrida monſtra,
Hoc gignit ſpinas, & parit ille roſas.
Dum parat Angelicas Regum Rex dona, dapeſq;;
Collocat æthereos inter utrumque cibos.
Eſt nemus, eſt hortus: bonus eſt hinc inde maluſq;,
Colligit hic ſpinas, colligit ille roſas.

DOMINICA IV. QUADRAGESIMÆ.

JEſus ergo cum cognoviſſet, quia venturi eſſent, ut raperent eum, & facerent Regem, fugit iterum in montem ipſe ſolus. Joan. 6. Nugaces æque ac fugaces ſunt om - nes mundi honores, pleni ſudoribus, & laboribus, hinc puto à cura curia nomen habet, plerumque etiam raucedinem contrahit, qui repudiato baſſo altum canere præſumit; & ſicut altiſſimi montes in æſtate etiam nivibus coo - perti cernuntur, ita in altis poſiti ſubſellijs ante tempus caneſcunt, nihilomi - nus Iſraelitarum more has Egyptiacas ceppas tot ex oculis Jachrimas cientes tam accidè appetimus. Vid. fol. 340.

Gon efficiamur inanis gloriæ cupidi. Galat. 3.

Ambitio eſt quædam ſimia charitatis, charitas enim patiens eſt proæter - nis, ambitio patitur omnia pro caducis, charitas benigna eſt pauperibus, ambitio divitibus, charitas omnia ſuffert pro veritate, ambitio pro vanitate. Utraque omnia credit, omnia ſperat, ſed longè diſſimili modo. Pet. Ra - ven. in ſerm.

Tru -[645]Index Concionatorius.
Trudis avaritiam, cujus fædiſſima nutrix
Ambitio, quæ veſtibulis foribusque potentum
Excubat, & pretijs commercia poſcit honorum
Pulſa ſimul ---
Nec tibi regnandi veniat tam dira cupido.

DOMINICA PASSIONIS.

TUlerunt ergo lapides, ut jacerent in eum, Jesus autem abſcondit ſe, & exivit de templo. Joan. 8. In templo ſanguinarium hoc facinus commiſerunt - brei, habéntque hodie imitatores omnes illos, quot quot non uno duntaxat delicti genere in templis, & ſub ipſis etiam ſacris Myſterijs peccant, hinc non raro lapis de pariete templi clamat vindictam contra hos profanatores. Uti videre eſt fol. 579.

Nunquid ſpelunca latronum facta eſt domus iſta, in qua invocatum eſt Nomen meum in oculis veſtris. Jerem. 7.

Quid facis homo? Mulierum ſpeciem curioſiùs in Eccleſia perſcrutaris? nec horreſcis tantâ templum Dei afficiens contumeliâ. Proſtibulum tibi vi - detur Eccleſia, & foro ignobilior. 8. Joan. Chryſ. hom. 74. in Matth.

Torrida ſacrilegum teſtantur lumina Brennum,
Dum petit in tonſi Pythia Regna Dei.
Aut mons laurigero concuſſus vertice duras
Gallica Parnaßi ſparſit in arma nives.

DOMINICA PALMARUM.

ECce Rex tuus venit tibi manſuetus Matth. 21. Ecce Agnus Dei, qui tollit peccata mundi, venit tibi tanquam Rex manſuetus in ſacra Communione, tremendum ſanè Myſterium, quod contineatur ille in tam exiguo orbiculo, qui orbem condidit; nec potes homo conqueri, quòd non candidè tecum Deus agat, dum candidum & divinum hunc bolum deglutis, certè non eſt alia natio tam grandis, quæ habeat Deos appropinquantes ſibi, ſicut Deus adeſt nobis. Vid. fol. 508.

Hic eſt panis de Cœlo deſcendens: ſiquis manducaverit ex hoc pane vivet in æternum: & Panis, quem ego dabo, caro mea eſt pro mundi vita. Joan. 6. v. 10.

Sic Chriſtophori erimus, id eſt, Chriſtum ferentes, cum ejus Corpus & Sanguinem in membra noſtra receperimus, atque ita, ut beatus Petrus dicit, divinæ Naturæ conſortes efficimur. S. Cyrillus Cath. 4.

Qui ſola terrarum, qui Numine replet Olympum,
Clauditur orbiculo, qui modo panis erat.
Non timet anguſto Majeſtas limite claudi,
Non Domino locus eſt, ſed locus eſt Domino.
M m m m 3DOMI -[646]Index Concionatorius.

DOMINICA RESURRECTIONIS.

NOli me tangere. Marc. 16. Ingens ſanè ac ſtupenda dignitas ſacerdotis, cujus venerabiles manus quotidie Chriſtum tangunt, præſertim hoc Pa - ſchali tempore, quo tot animæ divino Epulo, & ſacratiſſima Eſca cibantur ac ſaginantur â Sacerdote; diſcite igitur mortales juſtitiam moniti, & non tem - nere Divos. Vid. fol. 472.

Qui benè præſunt Presbyteri duplici honore digni habeantur, maximè qui laborant in verbo & doctrina. S. P. 1. Tim. 5. v. 17.

Sacerdos eſt mir aculum ſtupendum, poteſtas ineffabilis, Cœlum attin - git, cum Angelis verſatur, cum Deo familiariter agit. S. Ephr. ſer. 1. de Sac.

Vaticinor, moneóque locum date ſacra ferenti,
Non mihi ſed magno poſcitur ille Deo.
Talia cæleſtes fieri præconia gaudent,
Ut ſua, quid valeant Numina, teſte probent.
Ovid. 1. Pont. 1.

DOMINICA I. POST PASCHA.

UT eredentes vitam habeant in Nomine ejus. Joan. 20. Habeat ſuum ſibi fa - vum mellis Samſon, quem in ore leonis invenit, longè dulcius eſt nobis ſanctiſſimum Nomen Jesus; malè ſapuit Protoplaſto pomi eſus, nobis autem ſuaviſſimum redditur Nomen Jesus; in quo Nominativo nullum ſiniſtrum ca - ſum pertimeſcimus. Vid. fol. 195.

Deus exaltavit illum, & dedit illi Nomen, quod eſt ſuper omne Nomen, Philipp. 1.

Pro muro munitiſſimo atque tutiſſimo eſt mihi Nomen Domini mei & Salvatoris Jeſu Chriſti. S. Ephrem.

Jure pari regnat communis Conditor ævl,
Et cum Patre piâ regnat ſublimis in arcE
Sidereo ſanctis inſidit Numine RegniS
Unde mare & terras ſolo videt omnia nutU,
Suggerit humanis & donat munera RebuS.

DOMINICA II. POST PASCHA.

COgnoſco oves meas, & cognoſcunt me meœ. Joan. 10. Oves ſuas dignoſcit Divinus Paſtor ex voce, quando nimirum balantium more ad ipſum cla - mamus, miſerere mei, mei, me mento mei; O Deus meus, æque potens ac pa - tens eſt oratio, quæ non diſimilis eſſe videtur Columbæ Noëticæ, quæ ſe cun - die ex arca dimiſſa cum ramo olivæ redijt; ſic raro preces ex ore dimiſſæ ſine pretio revertuntur. Vid. fol. 517.

Oratio humiliantis ſe penetrabit nubes, & donec propinquet, non con - ſolabitur, & non diſcedet, donec altiſſimus aſpiciat. Eccl. 35.

Oratio[647]Index Concionatorius.

Oratio juſti clavis eſt Cœli, aſcendit precatio. & deſcendit Dei miſera - tio, licet alta ſit terra, altum Cœlum, audit tamen Deus hominis linguam, ſi mundam habeat conſcientiam. S. P. Auguſt. ſerm. 226.

Inter mundanæ mala Conflictantia vitæ,
Sæpe quidem Domini corripitur populus,
Qui tempeſtatum varia ſub clade laborant,
Noſcantſe juſti ferre flagella Dei.
Atque ipſum toto gemitu, planctúque precentur,
Ut qua ſcit miſeris auxilietur ope.
Non etenim proprio arbitrio curabitur æger.
Nec vero leges ipſe dabit medico.
Jacob. Bill. anth.

DOMINICA III. POST PASCHA.

CVm autem peperit puerum, jam non meminerit preſſurœ propter gaudium. Joan. 16. Quarundam Matrum, quin & Patrum quoque gaudium hoc diuturnius non eſt, quam quoad liberi eorum adoleverint, tunc etenim parentes mæro - re tabeſcunt, quando vident, quod liberi tam liberè Patri Libero id eſt Baccho cæterisque aſſeclis addicti ſint: aſt ex nullo alio fonte provenit hæc turbida ſcarturigo, quam ex veſtris ſcandalis o Parentes. Vid. 81.

Nec ponatis offendiculum fratri vel ſcandalum. Ad Roman. 15. v. 13.

Non tibi videtur graviorem ab eo Chriſtus ſuſtinere perſecutionem, qui exemplo pernicioſo, ſcandali occaſione pervertit animas, quas redemit, quam â Judæo, qui ſanguinem ſuum fudit. S. Chryſoſt. hom. 38. ad popul.

Nil dictu fœdum, viſuque hæc limina tangat.
Intra quæ puer eſt, procul hinc procul inde puellæ,
Maxima debetur puero reverentia, ſi quid,
Turpe paras: nec tu pueri contempſeris annos,
Sed peccaturo obſiſtat tibi filius infans.
Horat. Lib. 1. ſat.

DOMINICA IV. POST PASCHA.

ARguet Mundum de peccato, & de juſtitia. Joan. 16. A Deo puniente cri - mina, Magiſtratui juſtitiæ exercendæ exemplum datur. Sed calamitoſis hiſce temporibus plurimi nequam puniuntur nequaquam, quando tantumo - do ſua ſcelera deaurant; imo ſolvuntur, qui ſolvunt, ac omnis accuſativus exulat, ubi dativus exultat. vid. 172.

, qui juſtificatis impium pro muneribus, & juſtitiam juſti aufertis ab eo. Iſa. 5.

Remota juſtitia quid ſunt Regna, niſi magna latrocinia? quia latrocinia quid ſunt? niſi prava Regna? S. P. Auguſt. lib. 4. de Civit. c. 4.

Juſti -[648]Index Concionatorius.
Juſtitiæ merces gemina eſt, vel cum bona rectis,
Vel pravis dignè cum mala reſtituit.
Jacob. Bill.

DOMINICA V. POST PASCHA.

SIquid petieritis Patrem in nomine meo dabit vobis. Joan. 16. Petunt multi, eque tamen accipiunt, an igitur Numen ſit aliquando inexorabile? ideo ſubinde irritæ redduntur noſtræ preces, quia nocitura petimus, & multoties exaudimur ad votum, ſed non ad vitam. Vid. fol. 547. & 553.

Neſcitis, quid petatis. Joan. 13.

Non habeatis pro magno, non exaudiri ad voluntatem, habeatis pro magno exaudiri ad utilitatem. S. P. Auguſt. Serm. 53. de verb. Dom.

Cum gladios, cum Caſtra, Saul, cum cerneret hoſtes,
Attonitus fertur conſuluiſſe Deum.
Cum nullam conſulta darent oracula vocem,
Conſilium â ſtygio perfidus hoſte petit.
Huic ſimilis dici poſſit, quicunque Tonanti,
Vota quidem, patitur dum, mala multa facit.
At niſi quam primùm fugiant adverſa relicto,
Numine, mox vetitam perditus orat opem.
Jacob. Bill.

DOMINICA VI. POST PASCHA.

CVm venerit Paraclitus, quem ego mittam vobis â Patre, ſpiritum veritatis. Jo. 15. Sicut S. Spiritus eſt Spiritus veritatis, ita malus ſpiritus eſt ſpiritus mendax, & mendacijs fallit; Huic igitur Apoſtatæ Angelo in nullo caſu & cauſa fiden - dum eſt, quia impoſtor eſt, licet Paſtorem ſimulet. Vid. fol. 237.

Ipſe enim ſatanas transfigurat ſe in Angelum lucis. Paul. ad Corint. 2. c. 11.

Diabolus eſt Angelus per ſuperbiam ſeparatus â Deo, qui in veritate non ſtetit, factor mendacij, quia ab ipſo primum inventum eſt mendacium. S. P. Auguſt. ad Julia. Com.

Magnus te ſpoliat ſatanas per parva lutúmque,
Porrigit, ut gemmas detrahat ipſe tibi.
Quid gemmas dico? Cælum tibi ſurripit ipſum,
Dum tua porrectâ pectora paſcit humo.
Vmbram offert, ſpectrumq; boni proponit inanis,
Ante oculos, veras ut tibi demat opes.

DOMINICA PENTECOSTES.

PAcem relinquo vobis, pacem meam do vobis. Joan. 14. Miſeri Mariti quando - que nulla pace fruuntur in proprijs ædibus, nota ſatis eſt malè nata illa X. antippa, quæ in foribus proprij Nominis Crucem præfert, utpote ſatis onero -ſam[649]Index Concionatorius. ſam Socrati, quem illa Baubantia non raro ad unquem excepit unguibus, & barbam barbarè evulſit, eundem inſuper poſt mille convitia maleolente lo - tio lotum voluit, ſed mirum non eſt, quòd tandem poſt tanta tonitrua pluviæ ſint ſecutæ. Vid. fol. 145.

Mulieres viris ſuis ſubditæ ſint ſicut Domino. Ad Ephes. 5.

Attende, quomodo nolunt intrare in domos ſuas, qui habent malas uxores, quomodo exeunt in forum & gaudent cæpti horam eſſe, quâ intraturi ſunt in domum ſuam, & contriſtantur, intraturi ſunt enim ad tædia, ad murmura, ad amaritudines, & everſiones, quia non eſt domus compoſita, ubi inter vi - rum & uxorem pax nulla eſt. S. Auguſt. in pſal. 33.

Semper habet lites, alternaque jurgia lectus,
In quo nupta jacet: minimum dormitur in illo.
Tunc gravis illa viro, tunc omni tygride peior,
Cum ſimulat gemitus occulti conſcia facti.
Juven. 6.

DOMINICA SANCTISSIMÆ TRINITATIS.

BAptizantes eos in Nomine Patris, & Filij, & Spiritus Sancti. Math. 28. Hac de re nulla extat materia in præſenti opuſculo, idcirco benevolum Lecto - rem ad primam partem ſeu ad Reim dich remitto.

Inquirere de Drinitate perverſa curioſitas eſt, & credere & tenere, ſicut ſancta Eccleſia tenet, fides & ſecuritas eſt. Videre autem eam ſicuti eſt, perfecta & ſumma felicitas eſt. S. Bernar. in Sep. ſerm. 1.

Natura omnipotens una eſt, quæ cuncta creavit,
Et proprie, quod ſunt, omnibus eſſe dedit.
Nam quid quid minus eſt, non eſt Deus â Patre natum,
Verbum, & qui amborum ſpiritus eſt, Deus eſt.
Una eamdemque trium, quoniam eſt Eſſentia, quæ ſe,
Nunquam vel major, vel minor eſſe poteſt.
Jacob. Bill.

DOMINICA I. POST PENTECOSTEN.

DAte & dabitur vobis. Luc. 6. Luſum lucratur ille, in cuius manibus ha - betur Denari do; miſer eſſe non poteſt, qui miſerorum miſeretur; pro - ximus eſt Deo, qui proximo ſubvenit; calamitates æternas non ſentiet, qui calamitoſis ſuccurrit, & judicem non timebit quem debitorem ſperat. Vid. fol. 1. uſque ad 61.

Qui dat pauperi non indigebit, qui deſpicit deprecantem, ſuſtinebit penuriam. Proverb. 28. v. 27.

O Prægrandis elee moſynæ virtus! divites ſanctificat, pauperes beat, pec - catores purificat, juſtos glorificat, mortuos ſuſcitat, & immortalitatem mor - talibus donat. S. Chryſoſt. Homil. 1. tom. 7.

N n n nQui[650]Index Concionatorius.
Qui reliquis ſtudeant virtutibus, atque labore,
Membra premant, homines cernere mille licet.
Deficit ac miſeros hæc una & maxima virtus,
Qua ſine nil alias obtinuiſſe juvat.
Nam qui pauperie preſſis ſe præbet acerbum,
Cuncta licet teneat, nil tamen ipſe tenet.
O quæ ſtultitia eſt! Deus emit ſanguine ſervos,
Mercari exiguo nos piget ære Deum.
Jacob. Bill.

DOMINICA II. POST PENTECOSTEN.

HOmo quidam fecit Cœnam magnam. Luc. 14. Divinam vindictam eamque ſibimet accerſunt ſubitam, qui lautiſſimam & lætiſſimam hanc lænam in - digni accumbunt; ſceleratus conviva inſtar piſcis ſe habet, qui hianti ore bolum deglutit, interim tamen latet uncus in eſca, & ſauciare ſolet, quod ſatiare valet. Vid. fol. 509.

Qui enim manducat, & bibit indignè, judicium ſibi manducat & bibit. 1. Corinth. 11.

tradentibus Chriſtum ad crucifigendum, ſed cum maligna con - ſcientia ſub ſacramento ſumentibus illum etſi non tradant Judæis ad crucifi - gendum, tradunt tamen ipſum membris inimici ad ſumendum. Remig. in gloſſ. ſuper Math.

DO MINICA III. POST PENTECOSTEN.

Q Mulier habens drachmas decem: ſi perdiderit drachmam unam, nonne accen - dit lucernam, & evertit domum, & quœrit diligenter Luc. 15. Pecunia om - nia regit, omnia tegit, omnia movet, omnia fovet, omnia ſtringit, omnia fingit, omnia rapit, omnia capit, omnia pacat, omnia placat, omnia frangit, omnia pangit, omnia munit, omnia unit, omnia mergit, omnia tergit, om - nia mactat, omnia lactat, omnia lavat, omnia pravat, omnia velat, omnia delet &c. Uno verbo. Pecunia eſt omnipotens. Vid. 120.

Multos perdidit aurum & argentum, & uſque ad cor Regum extendit & convertit. Eccleſ. 8.

Hoc malum jam dudum humanis influxit mentibus, ut pecunia honori ſit, & animi hominum divitiarum admiratione capiantur. S. Ambroſ. off. Lib. 2. c. 21.

Aurum cuncta movet, ſuperi flectuntur ab auro,
Gaudet & aurato Jupiter ipſe thoro.
Aurum quis quis habet, ſuperos mercatur, & aſtra,
Captivosque tenet ſub ditione Deos.
Tolle[651]Index Concionatorius.
Tolle aurum, nullæ vitiantur in orbe puellæ,
Tolle aurum nullus peccat in orbe puer.
Aurum bella gerit, muctonibus imperat aurum,
Aurum ventoſis vela dat æquoribus.

DOMINICA IV. POST PEPTECOSTEN.

PFr totam noctem laborantes; nihil cepimus. Luc. 5. Multi diu laborant, id eſt labijs orant, & nihil capiunt, quia diſtentis aliò cogitationibus cor eorum longè eſt â Deo; quid juvat balbas de mare ſonantes depromere voces, cum interim vaga mens procul â mento verſetur, & lingua pſallat in cho[r]o, cor tamen fallat in foro〈…〉〈…〉 Non attentè orare, idem eſt, ac gratis orare nec fru - ctus habetur â ſolo ſono, ſi vox & cor non ſunt in eodem ſolio & throno. Vide fol 533. & 540.

Populus hic labijsme honorat, cor autem eorum longè eſt â me. Mat. 15.

Magnam injuriam Deo facio, cum illum precor, ut meam precem au - diat, quam ego, qui fundo non audio, deprecor illum, ut mihi intendat, ego verò nec mihi nec illi intendo. S. Bernard. Lib. de anima. c. 8.

Cum pectus gratum eſt, tum ſunt quoque munera grata,
Viſus Abel primo eſt, poſtea dona, Deo.
O quam falluntur, ſua qui jucunda tonanti,
Vota putant, cum ſint pectore nata malo.
Nec bene, nec ſatis eſt, quòd ſint tua vota, precésque,
Niquoque mens pariter ſit ſine labe tua.
Jacob. Bill.

DOMINICA V. POST PENTECOSTEN.

SI ergo offers munus tuum ad Altare. Math. 5. Non quantum, ſed ex quan - to munus prodeat, Deus ponderat, hinc ei non rarò gratiora ſunt munuſ - cula quàm munera, & breves, ac jaculatoriæ oratiunculæ ſæpius penetrant cœlos, ubi interim longæ & languidæ præ foribus excubare coguntùr. V. f. 54.

Si enim voluntas prompta eſt, ſecundum id quod habet, accepta eſt ſecundum id, quod non habet. 2. Corint. 8.

Qui omnia per verbum condidit, in orationibus etiam humana verba non quærit. S. P. Auguſt. Epiſt. 121. c. 10.

Si deſunt vires, tamen eſt laudanda voluntas,
Hac ego contentos, auguror eſſe Deos.
Hæc facit ut veniat pauper quoque grat9 ad aras,
Et placeat Cœlo non minus agna bove.
Ovid 9. Met.
N n n n 2DOMI -[652]Index Concionatorius.

DOMINICA VI. POST PENTECOSTEN.

MIſereor ſuper turbam. Marc. 8. Diluuntur excuſationes potiſſimæ, quæ afferuntur â multis, cum ad dandam eleemoſynam & liberalitatem ex - ſtimulantur; quia pro feſto & faſtu expendunr plurima, & funditur Aaronis vitulus ex auro, interim ſerpens exaltatus, utpote figura Chriſti in Crucem acti tantummodo ex aëre formatur. Vid. fol. 56.

Qui habuerit ſubſtantiam huius Mundi, & viderit fratrem ſuum neceſ - ſitatem habere, & clauſerit viſcera ſua ab eo, quomodo Charitas Dei ma - net in illo?

Ut iſti habeant canes currentes, aves volantes, equos ſpumantes nu - dantur Domine mi Jesu in pauperibus latera tua, effunduntur viſcera tua? P. Elred. Lib. 3. de Nabuch. c. 26.

Huncne vides, quem tu, quoniam ſera vexat egeſtas,
Deſpicis, atque Canis barbarus inſtar habes?
Quod tibi Corpus, idem eſt illi cum mente tributum,
Et quod perpetitur, tu quoque ferre potes.
Exiguum fruſtum, Deus eſt, qui poſtulat abs te,
Namque homo quem cernis nil niſi larva Dei eſt.
Jacob. Bill.

DOMINICA VII. POST PENTECOSTEN.

OMnis arbor bona bonos ſructus facit. Math. 7. Si arbores Genethliacas bene trutinaveris, & in examen adduxeris, reperies actutum, ſæpè nu - mero evenire ſecus, dum ex optima quandoque ſtirpe infames trunci prog - naſcuntur, hinc nemo in longa progenitorum ſerie & clariſſima proſapia glo - riari debet, aliena enim ſunt iſta opera, ſed propria virtute debet eſſe nobi - lis. Vid. fol. 110.

liis in portis vir ejus, quando ſederit cum ſenatoribus terræ. Pro. 31.

Ille clarus, ille ſublimis, ille nobilis, ille tunc integram nobilitatem ſuam putet, ſi dedignetur ſervire vitijs, & ab eis non ſuperari. S. Chryſoſt. in Math.

Stemata quid faciunt? quid prodeſt Pontice longo,
Sanguine cenſeri? pictos oſtendere vultus.
Majorum, & ſtantes in curribus Æmilianos?
Tota licent veteres exornent undique ceræ,
Atria, nobilitas ſola, atque unica virtus.
Juvenal. ſat. 8.

DOMINICA VIII. POST PENTECOSTEN.

FAcite vobis amicos de mammona iniquitatis Luc. 16. Sicut ſancta Mamma, cujus ſacra lypſana Lucæ in Italia videntur incorrupta, multis profuit ad ſalutem. Sicut ſanctus Mamans glorioſus Chriſti Athleta, cujus prodigio -ſus[653]Index Concionatorius. ſus ſanguis adhuc in Eccleſia Lingonienſi aſſervatur, multis attulit ſalutem. Ita & mammona iniquitatis ſalvat & ſolvit peccatores, ſi in ſinum pauperum proijciatur; diſtributionis enim filia eſt, locus eſt opportunus tractandi de ſacra eleemoſynæ uſura, cujus mentio ſæpius jam facta. Vid. fol. 1.

DOMINICA IX. POST PENTECOSTEN.

VEnient Dies in te, & circumdabunt te inimici tui vallo, & coanguſtabunt te un - dique. Lucœ 19. Ad arma! ad arma! hoſtis eſt in propinquo, & hic eſt, ut cum Iſaia loquar, qui conturcavit terram, qui concuſſit Regna, qui poſuit orbem in deſertum & urbes ejus deſtruxit. Atrociſſimus eſt hic inimicus, & non eſt poteſtas, ut ait Job, quæ comparetur ei. Sentiunt hoc omnes miſeri mortales maximè in agone & proſtrema mortis hora, ubi arctiori cingitur obſidione anima ab infernali machinatore, quam præteritis annis Vienna ab infenſo Machometano. Vid. fol. 212.

Sta ſuper me, & interfice me, quoniam me tenent anguſtiæ. 2. Reg. 1. 9.

Quantus erit tibi pavor, O Anima miſera, cum dimiſſis omnibus, quo -〈…〉〈…〉 m tam jucunda præſentia, tam gratus aſpectus, tam familiaris habitatio a -〈…〉〈…〉 enam penitus Regionem ingrediens catervatim infinita Dœmonia ad te venire videbis. S. Antonin. p. 1. tit. 5. c. 2.

Animula vagula, blandula,
Hoſpes, comesque corporis,
Quæ nunc abibis in loca,
Pallidula, rigida, nudula,
Nec, ut ſoles, dabis Jocos?
Palanth. Ver. Mor.

DOMINICA X. POST PENTECOSTEN.

DVo homines aſcendebant in templum ut orarent. Luc. 18. Occaſio hic eſt diſſerendi, quomodo flagitioſi aliqui in templis & ſacris ædibus ſe gerant; imo affirmari poteſt, quòd irreverentia templi genitrix ſit omnium calamita - tum: quibus hisce temporibus obruimur. Vide de hac. fol. 579.

In terra ſanctorum iniqua geſſit, & non videbit gloriam Domini. Iſa 26. plura jam aliàs dicta de hoc.

DOMINICA XI. POST PENTECOSTEN.

SOlutum eſt vinculum linguœ ejus, & loquebatur rectè. Marc. 7. Tractari hic poteſt de oratione vocali, præcipuè de ſanctiſſimo Roſario Mariano, nemo enim rectius, quam qui cum Angelo ſalutant Deiparam, loquitur, habetur enim Dœmonis cAVE, aquiritur cœlitum fAVE, deletur peccatorum prA - VE, lenitur tribulatorum grAVE per Angelicum AVE. Maledicta terra, ſpinas & tribulos germinabit tibi, dixit olim Dominus. Benedicta terra, roſas & coronas germanabit, dicit tunc Dominicus. Vide fol. 529. & 559.

N n n n 3ſicut[654]Index Concionatorius.

Sicut turris David Collum tuum, quæ ædificata eſt cum propugnaculis; mille clypei pendent exea, omnis armatura fortium. Cant. 4.

Vaſtitas imminet orbi miſeranda, cui ſolum, quod orbem reparavit olim, etiam nunc mederi poteſt Pſalterium Angelicum. P. Alan. de Laud. pſal. c. 8.

Fulmina ſi metuas Nati, venerare Parentem,
Oppoſitu Matris flumina nulla cadent.

DOMINICA XII. POST PENTECOSTEN.

SAcerdos quidam deſeendens eadem via viſo illo, prœterivit. Luc. 10. Saucium hunc hominem in via deſeruit tam Sacerdos quàm Levita, mirum igitur non eſt, quod Eccleſiaſtici tam multos inveniant obtrectatores, hinc deberet eorum vita eſſe integra ac inculpata, Vid. fol. 496.

Quæ dicunt vobis ſervate & facite, & ſecundum opera eorum nolite facere. Matth. 23.

Nullum ab alijs præjudicium, quam à Sacerdotibus tolerat Deus, quan - do eos, quos ad correctionem poſuit, dare de ſe exempla pravitatis cernit. S. Hieron. in hom. 14.

Caſta placent ſuperis, purâ cum veſte venite,
Et manibus puris ſumite fontis aquam.
Tibull. 2.

DOMINICA XIII. POST PENTECOSTEN.

OCcurrerunt ei decem viri leproſi, qui ſteterunt à longè. Luc. 17. Rectè nimi - rum dixit David: multiplicatæ ſunt infirmitates eorum, poſteà accele - raverunt. Accelerant enim omnes anguſtitati ad Deum, calamitas enim vir - tutis occaſio eſt. ſicut Peſt & Ofen binæ civitates non procul diſtant ad invi - cem, ita plerumq; tempore peſtis ſunt preces hominum calidiores. Vid. f. 553.

Domini recordatus eſt, & clamavit. Joan. 1. 8.

Cum quadam die preſſus ſtomachi dolore repente æſtuarem, pœne mo - riturus, vidiſti Deus meus, quoniam Cuſtos meus jam eras, quo motu animi & qua fide baptiſma Chriſti tui, Dei & Domini mei flagitavi. S. P. Auguſt. 1. Confeſſ. c. 11.

Quis bona, quod vobis, quod Morbus commoda ſecum
Afferat adveniens commemorare queat?
Fauſtus abit, cadit ambitio, fugit ardor habendi,
Cum ludis fugiunt turpia verba procul.
Angitur ob noxas mens irrequieta priores,
Nec liber ſceleri curſus ut ante datur, &c.

DOMINICA XIV. POST PENTECOSTEN.

DE veſtimento quid ſolliciti eſtis? Matth. 6. Reprehendi hic poteſt nimius veſtium luxus, & immoderatus faſtus indumentorum; credite mihi inpœnam[655]Index Concionatorius. pœnam peccati eſt, quod Gallicus furor veſtros agros depaſcat, quia Deum nimia gallicorum veſtimentorum novitate ſimiarum inſtar ad juſtam irritaſtis iracundiam. Vid. 57.

DOMINICA XV. POST PENTECOSTEN.

ECce defunctus efferebatur Filius unicus Matris ſuœ. Luc. 7 Quando veræ & Germanæ, non autem Hæbraicæ viduæ ſunt, vidua enim Hæbraicè dici - tur Almanach, quod quaſi idem ſonat, ac allem Mann nach / quando inquam veræ inopes, ac deſolatæ viduæ ſunt, penes quas tota ac tanta quandoque calamitatum theatra, invenire eſt, ut non ſolum viro, ſed etiam viribus ca - reant, his omni conatu opitulandum eſt, cum hoc tam rigidè præcipiatur in triginta tribus locis ſacræ Paginæ. autem illis, qui eas ut pupillam oculi divini Numinis offendunt. Vid. fol. 161.

Viduæ & pupillo non nocebitur, ſi læſeritis eos, vociferabuntur ad me, & ego audiam clamorem eorum, & indignabitur furor meus, percutiámque gladio, & erunt uxores veſtræ viduæ, & filij veſtri pupilli.

Continuos annos à funere conjugis uxor
Suſtinet, in vidua triſtia ſigna domo.

DOMINICA XVI. POST PENTECOSTEN.

ET ecce homo quidam hydropicus erat ante illum. Luc. 14. Hydropicus homo intercute aquâ, imaginem avari præfert, de quo pariter affirmari poteſt, quo plus ſunt potæ, plus ſitiuntur aquæ. Talpam aut ſalpam dixeris talem E - culionem, talpa enim eſt, quia ſemper terrenis inhiat, ſalpa eſt, quia capi - te & ratione caret, nam ſtolidus homo jam in hoc mundo infernum incohat, meretur revera nomen ſtulti cum ſe qui pedali titulo. Vid. fol. 284.

Nolite theſaurizare vobis theſauros in terra, ubi ærugo, & tinea demo - litur, ubi fures efodiunt, & furantur. Matth. c. 6.

Avarus eſt cæcus, credendo enim dives eſt, non videndo. Amas pecu - niam ô cæce, quam nunquam videbis, cæcus poſſides, cæcus moriturus es, quod poſſides, hic relicturus es. S. P. Aug. lib. de doctrina Chriſtiana.

Non uxor ſalvum te vult, non, filius, omnes
Vicini oderunt, noti pueri atque puellæ.
Miraris? cum tu argento poſt omnia ponas,
Si nemo præſtet, quem non merearis amorem?
Horat. ſer. lib. 1. Saty.

DOMINICA XVII. POST PENTECOSTEN.

INterrogavit eum unus ex eis legis Doctor Matth 22 Occaſio hic eſt diſſe - rendi de doctis ac eruditis viris promovendis. Aureum enim caput non plumbeum fuit ſtatuæ Nabuchodonoſoris; nil magis nocivum eſt in Repub - lica aut quavis alia Communitate, quàm promotio indigni; nec enim An -gelis[656]Index Concionatorius. gelis ſapuit convivium Lothi ſine ſale, hinc ad dignitates ac honores ſunt eve - hendi, qui ſunt ex ſchola Sarbonenſi, & non Narrbonenſi. Aſt pecunia tam potens eſt, ut multoties ignorans Nebulo, ſicut nebula in altum aſcendat, ut clareſcat. Vid. fol. 118.

Doctrinam magis quàm aurum eligite. Prov. 8.

Peſſimæ ignorantiæ Matris peſſimæ itidem duæ filiæ ſunt, ſcilicet falſitas & dubietas, illa miſerior, iſta mirabilior, illa pernicioſior, iſta moleſtior. Pal. v. Ign.

DOMINICA XVIII. POST PENTECOSTEN.

SVrge, tolle lectum tuum, & vade in domum tuam. Math. c. 9. In morborum pœnis Beneficia Dei continentur, quia per eas ſurgimus ad Deum. Nam & Arca Nöe creſcentibus undis vicinior facta eſt cœlo, hinc poteſt dici, quòd multi ſupra ſcopas ad aſtra vehantur, cùm li ſcopœ germanicè idem ſo - net, quàm malum. Vid. fol. 517.

DOMINICA XIX. POST PENTECOSTEN.

SImile factum eſt Regnum Cœlorum homini Regi, Math. 22. Reges ac Princi - pes bono debent prælucere Exemplo, Vita enim Principis cenſura eſt, ad hanc dirigimur, ad hanc convertimur. Vid 69.

Si delectamini in ſedibus & ſceptris, o Reges populi, diligite ſapien - tiam. ſap. 6.

Reges â rectè agendo vocati ſunt, ideoque rectè faciendo Regis nomen tenetur, peccando amittitur, rectè ergo illi Reges vocantur, qui tam in ſemet - ipſos quàm in lubditos bene regendo modificare nòverunt. S. Iſi. de ſumm. bon. lib. 3.

Tu licet extremos late dominere per Indos,
Tu Medus, te mollis Arabs te Seres adorant;
Si metuis, ſi prava cupis, ſi duceris ira:
Servitij patiêre jugum, tolerabis iniquas,
Interius leges; tunc omnia jure tenebis,
Cum poteris Rex eſſe tui. Claudiam ad Theodos.

DOMINICA XX. POST PENTECOSTEN.

CRedidit ipſe & domus ejus tota. Joan. 4. De bono exemplo omnium: ut fusè. Vid. fol. 69.

Magnates enim ut Magnetes trahunt.

DOMINICA XXI. POST PENTECOSTEN.

PAtientiam habe in me. Math. 18. A Medico non ſanantur niſi patientes.

A Deo non ſanctificantur niſi patientes, & in ſchola Chriſti non acquirit præmium, qui non paſſivè facit argumentum. Qui cupit fieri auguſtus, ne -ceſſe[657]Index Concionatorius. ceſſe eſt, ut prius ſit anguſtus; & quid titubas O Chriſtiane, oportet pati, & niſi per Chriſtum eligimus triſtia pati, neceſſe eſt omnino & aliter ipſa ſuſtine - re. Vid. fol. 606.

In patientia veſtra poſſidebitis animas veſtras. Luc. 21.

Univerſum vitæ noſtræ tempus quædam eſt vigilia ſolemnitatis æternæ, Vigilia utiq; non eſt tempus delitiarum, ſed fletûs. S. Laur. Juſt. in lign. Vit. l. 3.

Ut Corpus redimas, ferrum patiaris & ignes,
Arida nec ſitiens ora lavabis aquâ:
Ut valeas animo quiquam tolerare negabis?
At pretium pars hæc corpore majus habet.
Leniter eſt merito, quid quid patiare, ferendum eſt:
Quæ venit indignè pœna, dolenda venit.

DOMINICA XXII. POST PENTECOSTEN.

QVid me tentatis hypocrytœ? Matth. 22. Non eſt tentandus Deus per ſortilegia, prout ſolent curioſæ fæminæ futura indagare, ubi ut pluri - mum Diaboli verſutia intercedit, & per anilia vaticinia incautas puellas in mille laqueos trahit. Vid. fol. 417.

Viſionem mendacem, & divinationem fraudulentam & ſeductionem cordis ſui prophetant vobis. Jer. 14.

Videsne quantum malum importet auguratio? qui huic incumbit, ſtu - diumq; adhibet, Dei providentia ac ſolicitudine deſtituitur. S. Baſil. in c. 2. Iſa.

Plures triobolos, paucos eſt cernere vates.

DOMINICA XXIII. POST PENTECOSTEN.

ET acceſſit retro, & tetigit fimbriam veſtimenti ejus. Matth. 9. Huius hæmorr - hoiſſæ exemplo diſcimus, quanta vis inſit rebus benedictis, &c. Vid. f. 256.

DOMINICA XXIV. POST PENTECOSTEN.

SUrgent enim Pſeudo-Chriſti & Pſeudoprophetœ. Matth. 24. Soli Deo futura ſunt præſentia, & de longe oculi ejus proſpiciunt, ipſe enim novit ſolus ab - ſcondita, antequam evenint; ſpiritu quoque divino afflati ſunt multi e - lecti ejus vanæ ſunt omnes aliæ Prophetiæ. Vid. fol. 408.

O o o oJnn -[658]

Jnnhalt aller merckwuͤrdigen Sachen deß ge - genwertigen Buchs.

A.

  • ARme Leuth minder / als die Hund. Pag. 9
  • Allmoſen kombt hundertfaͤltig widerumb. 12
  • Allmoſen von was vor einem Nah - men es herruͤhre. 35
  • Der Evangeliſche Außſaͤtzige wird ge - ſund durch Außſtreckung der Hand / vnd was ſolches bedeute. 41
  • Den H. Apoſtlen erlaubt Chriſtus Staͤb zu tragen / vnd warumb. 44
  • Aergernuß was vor ein Ubel. 89
  • Auffzug durch boͤſes Exempel verfuͤh - ret andere. 90
  • Abraham lehret / daß man die vn - geſchickte Eſel nit ſolte erhoͤhen. 121
  • Apoſtlen diſputiren / welcher der groͤ - ſte. 192
  • Warumben der Adler von dem Eze - chiele neben anderen Thieren geſe - hen. 353
  • Wir ſolten allenthalben Augen ha - ben / vns zu ſehen. 360
  • Amerling lehrnet die Demuth. 367. & ſeq.
  • Weiber Anſtrich wird argliſtig ent - decket. 376
  • Aſtrologi ein falſches Geſind. 414
  • Die Arch deß Noe wird herꝛlich auß - gelegt. 516. & ſeq.
  • GOtt will nit / daß Abraham den E - ſel nemme auff den Berg. 523
  • Armuth braucht Gedult. 635

B.

  • Bettlhund die beſte Hund. 11
  • Ohne Barmhertzigkeit ſeynd vnſere gute Werck nichts. 65
  • Binnen ſeynd ein Sinnbild deß gu - ten Exempli. 95
  • Barthete Jungfrau. 129
  • Begraͤbnuß. Vide Wittib.
  • Warumben das Brodt in dem alten Teſtament. 2
  • Geſichter gehabt. 514
  • Bugloſa ein Artzeney fuͤr das Hertz. 464
  • Wir ſollen betten vmb das / was Gott will. 553

C.

  • Chriſtus mit Jahren ein Bettler. 23
  • Chriſtus allein iſt der beſte Prophet. 402. & ſeqq.
  • Warumben Chriſtus ſeine Apoſtlen gefragt / was andere vnd ſie auff ih - ne halten. 469

D.

  • Do iſt die beſte Karten. 7
  • Schoͤne Beſchreibung einer Dames 108
  • Daniel ſihet ein Loͤwin / vnd was ſie bedeutet. 267
De -[659]Index Rerum.
  • Demuth iſt vil werth. 350
  • Demuth lehrnet der Amerling. 367
  • Demuth kehret alles vnderſich uͤber - ſich. 398. & ſeq.
  • Warumben David ohne vnderlaß ge - zittert. 434
  • Warumben David mit dem Miphi - boſeth geſpeiſet. 482
  • Ein Prieſter gleichet einem Dorn - Buſch. 499
  • Donatiſten werden von Hunden zer - riſſen wegen Unehrung deß HH. Sacraments. 514

E.

  • Ein boͤſes Exemplum verfuͤhret vil Unſchuldige. 70. & ſeq.
  • Eltern ſollen ihre Kinder auffopffern mit einem guten Exempel. 89
  • Das gute Exempel ein edler Hauß - rath. 104
  • Die Eßlen taugen nit zu Ehren. 121
  • Die Erdbidmen ſeynd ein Ebenbild eines vnſchuldigen Pontij in dem Glauben. 122. & 23
  • Was der Eheſtand ſeye. 566
  • Elias kommet in einem Sturm gen Himmel / vnd warumb; 275
  • Erben gleichen denen gruͤnen Scheit - tern. 281
  • Ein Engl iſt minder dann ein Prie - ſter. 469. & ſeq.
  • Ein ſchlimmer Prieſter gleichet dem Palm-Eſel. 498
  • Phares iſt der Erſtgebohrne wegen deß Bands an dem Haͤndl / vnd ein Fi - gur deß H. Roſenkrantzes. 571
  • Die eyſene Porten iſt nutzlich. 621

F.

  • Fuͤnfffinger-Kraut gut vor das Zahn - wehe. 42
  • Der verdorꝛte Feigenbaum iſt | ein Mittl der Reichthumen. 367
  • Froſchgeſchrey iſt ein anzaigen deß boͤ - ſen Gewiſſens. 447
  • Freventliche Thaten werden vnder - ſchidlich von GOtt geſtrafft. 602 & 601

G.

  • Geiſtliche ſollen gutes Exempel ge - ben. 97
  • Grillen ſeynd ein Kennzaichen eines guten Exempel. 108. & 109
  • Ein Geigen iſt ein herꝛliches Lehrſtuck zur Promotion. 124
  • Gelt regiert die Welt. 125. & ſeq.
  • Gelt ſeynd die rothe Fuchſen Samſo - nis. 137
  • Warumben Judas das Gelt in den Tempel geworffen. 187
  • Wer vnder den Apoſtlen der groͤſte. 192
  • Der Teuffel haſſet den Gehorſamb. 242
  • Die Geitzigen halten die Gebott GOttes. 287
  • Herꝛliche Beſchreibung eines geltgei - tzigen Narrens 298
  • Der Geitzigen Mucken. 303
  • Geitzige ſeynd wie die Neſplen. 311
  • Gold was es vor Nahmen. 318
  • Ein Geitziger iſt ein Ygl. 322
  • Galgant ein herꝛliches Mittl wider den Hoffart-Schwindl. 346
  • Ein Geiſtliches Recept fuͤr die Ge - daͤchtnuß. 353
  • Das boͤſe Gewiſſen wird entworffen. 433
  • Das boͤſe Gewiſſen ſihet man in de - nen Augen. 446
  • Das boͤſe Gewiſſen gleichet dem Bott - ſchaffter deß Job. 450
O o o o 2Petrus[660]Index Rerum.
  • Petrus ſchlafft wol wegen den guten Gewiſſen. 460
  • Gutes Gewiſſen machet alles ſuͤß. 462
  • Gutes Gewiſſen machet Chriſtum in dem Schifflein ſchlaffend. 466
  • Außlegung der 10. Gebotten. 492. & ſeqq.
  • GOtt will nit ſeyn in einem vnflaͤthi - gen Hertz. 405
  • Das Gebett gilt vil. 516. & ſeqq.
  • Das Gebett muß auß reinem Her - tzen kommen. 526
  • Das Gebett wird ſchoͤn verglichen dem Tubal vnd Jubal. 529
  • Jn dem Gotthauß ſoll man zuͤchtig ſeyn. 580. & ſeqq.
  • Gedult iſt Noth. 621

H.

  • Hund werther als die arme Leuth. 9
  • Etliche Hund ſeynd liebens werth. 10
  • Hand außſtrecken ein herꝛliche Artze - ney. 41
  • Der beſte Haußrath das gute Exem - pel. 104
  • Heyrathen geſchicht bey diſer Zeit mehr wegen deß Gelts. 154
  • Warumben Pilatus die Haͤnd gewa - ſchen. 220
  • Ein Braut wird wegen gebrochenen Verſprechen von dem Teuffel ge - hollet. 229
  • Hoffart bringet die Agar in Ungluͤck. 329
  • Ein herꝛliches Recipe fuͤr die Hof - fart. 330
  • Schoͤne Beſchreibung eines Hof - Herꝛns. 340
  • Warumben der Evangeliſche Haupt - mann Chriſto alſo gefallen. 352
  • Die Hoffaͤrtigen haben gefaͤhrliche Traum. 379. & ſeqq. item 390
  • Ein geſtohlene Hoſtia kombt wunder - lich von dem Lufft in den Kelch. 480
  • Das hochwuͤrdige Gut verehren die Hund. 514
  • Den Buchſtaben H ſollen die Kinder lehrnen. 571

I.

  • Allerhand Titlen der Juden. 18
  • Jungfrauſchafft der beſte Stand. 127
  • Jungfcauſchafft erlanget einẽ Barth. 129
  • Jungfrauen ſollen ſeyn wie die Goͤ - tzen. 133
  • Iuſtitia was es ſey. 174
  • JEſus ein wunderlicher Nahmen. 196. & ſeqq.
  • Ieſuiter Collegia gleichen dem Hauß / in welchem Magdalena die Salben außgegoſſen. 208
  • Warumb Laban bey der Nacht dem Jacob ſein Weib außgetauſcht. 274
  • Die Freund deß armen Job ſtehen von weiten. 287
  • Jacobs Laiter dienet denen Hof-Leu - then. 348
  • Warumben die Jſraeliter bey Moyſe vmb Gnad / vnd nit bey GOtt ge - betten. 531. & ſeqq.
  • Juris Utriuſque Doctor iſt in den er - ſten Buchſtaben ſo vil als Jud. 532
  • Dem Job bleibt allein der Mund vn - verſehrt / vnd warumb? 617

K.

  • Kletten oder Bettler-Laͤuß ein wun - derliche Frucht. 34
  • Klayder-Pracht wird uͤbel angewen - det. 58
War -[661]Index Rerum.
  • Warumben Chriſtus mit genaigtem Haupt geſtorben. 201
  • Guldene Kaͤlber betten die Geitzige an. 281
  • Bekommen auch guldene Baͤrth. 283
  • Die 2. Evangeliſche Knecht bekommen ſehr vngleiche Straffen. 310
  • Die Kirchẽ ſoll man ehren. 580. & ſeq.
  • Jn der Kirchen wird alles auffgeſchri - ben. 593
  • Die Kinder gleichen denen Stainen in dem Tempel. 633
  • Krieg brauchet Gedult. 635

L.

  • Ein Lederer will ein Edlmann werden / wird aber von Maximiliano dem Roͤm. Kayſ. artlich abgefertiget. 111
  • Laus oder Lob ein ſeltzames Thierl. 244
  • Lilien ein edle Blum. 351
  • Leyden muß ein Menſch vil leyden von Jugend auff. 606. & ſeqq.
  • Lieb deß Nechſtens. 619

M.

  • Mahlerey iſt durch das boͤſe Exempel ein Urſach deß Verderbens vnnd Verdambnuß. 91
  • Mutter vide Wittib.
  • Marſupium woher es komme. 178
  • Der Teuffel iſt Urſach / daß vil Mar - tyrer ſeynd. 273
  • Geitzige haben ſeltzame Mucken. 303
  • Majóran ein gutes Mittel wider den Hoffart-Schwindel. 349
  • Was der Menſch? 379. & ſeqq. item 483
  • Das Meer hupffet vor Freuden we - gen der Gegenwart Chriſti. 486
  • Warumben ſich Chriſtus uͤber deß Malchi Backenſtreich beklagt. 496
  • Warumben Magdalena die Alaba - ſter-Buͤchſen gebrochen. 496
  • Ein Menſch muß von Jugend auff vil leyden. 606
  • Das Menſchliche Leben iſt nur ein wenig. 611

N.

  • Nichts ein gutes Mittel vor die Hof - farth. 371

O.

  • Oelberg der Barmhertzigkeit iſt ein Weeg in den Himmel. 52
  • Obrigkeit ſolle ſtraffen. 172

P.

  • Warumben Chriſtus Philippum vmb Brod gefragt. 165
  • Philipps-Thaler bringen alles zu we - gen. ibid.
  • Politicus woher es komme. 181.
  • Parfuͤſſer allein kom̃en in Him̃el. 150
  • Prieſter ſeynd mehr als Engel. 471
  • Prieſter ſeynd maͤchtiger als der Teufel 489
  • Chriſtus ſelbſt ehret die Prieſter. 496
  • Ein Prieſter gleichet dem Palmeſel. 498
  • Jtem einen Dornpuſch. 499
  • Patientia wird an allen Orthen ver - acht. 604

Q.

  • Quartier vnterſchiedlichen laſterhaff - ten Menſchen. 280

R.

  • Recept vor den geiſtlichen Auſſatz. 34
  • Die Rechts-Gelehrten oder Juriſten ſollen mit ihren Partheyen mitten durchgehen. 154 & ſeq.
  • Vngerechte Richter werden geſtrafft. 161
O o o o 3Rober -[662]Index Rerum.
  • Robertus Hertzog in Normandia laſ - ſet ſich von den Tuͤrcken in das Pa - radeyß tragen. 274
  • Ricco vnd Riccio zwey ſehr gleiche Wort. 306
  • Reiche haben Augen-Fluͤß. 366
  • Der Raab deß Noe auß der Arch / iſt ein Ebenbild eines Communiciren - den. 506
  • Der H. Roſenkrantz ein ſchoͤne Ro - ſen. 561
  • Erhaltet den Eheſtand in Ruhe. 566
  • Jſt ein Figur viller Sachen der H. Schrifft. 575

S.

  • Salomonis Thron von Helffenbain iſt der beſte Sitz. 16
  • Sitis ein wunderliches Woͤrtlein. 59
  • Contravet eines Sauffers. 60
  • Spillen verſpillet den Himmel. 64
  • Ein gute Stimb ein gutes Exempel. 106
  • Evangeliſcher Sammen von denen Voͤglen verzoͤhrt. 139
  • Jn dem Sterbſtuͤndlein / iſt der Teufel erſchroͤcklich. 216 idem 217
  • Ein Schwein gleichet einem Men - ſchen. 225
  • Warumben der Teufel in den Para - deyß in den Schlangen-Balg ge - ſteckt. 249
  • Elias kombt in einen Sturmb gen Himmel / vnd warumb. 275
  • Warumb Chriſtus das H. Sacra - ment deß Altars nit wolte in ben Saur-Taig einſtellen. 326
  • Der Schwem-Teicht zu Jeruſalem gleichet einem Hof. 343
  • Ein Schneider wird ein ſeltzamer von Adel. 355
  • Warumben der Eva der Teuffel in Geſtalt der Schlangen erſchi - nen. 372
  • Die Suͤnd iſt ein abſcheuliche Miß - geburth. 432
  • Der Schatten Chriſti nutzet dem rech - ten Schaͤcher. 485
  • Außſchweiffende Gedancken in dem Gebett / gleichen denen Fuͤchſen deß Samſon. 535
  • Schußgebett die beſte Schutzgebett. 541
  • Warumben der Stall zu Bethlehem verehrt wird. 580

T.

  • Teufels Ehrentitlen. 184.
  • An zahl der Teuflen. 224
  • Warumben die Teuflen verlanget in Schwein zu fahren. 225.
  • Der Donner gleichet den Teufel. 227.
  • Teuflen haben ein Freud ob dem menſchlichen Vnhail. 231 & ſeq.
  • Truͤbſal macht gute Leuth. 271
  • Der Teufel iſt Vrſach daß ſo vil Martyrer ſeynd. 273
  • Warumb Laban bey der Nacht dem Jacob ſein Weib außgetauſcht. 274
  • Tartarus oder Weinſtein ein Mittel fuͤr die Hoffarth. 364
  • Teuflen geben falſche Propheten ab. 423
  • Die Glory auff dem Berg Tabor ha - ben alle Chriſten taͤglich zu ſe - hen. 478
  • Die Tanben deß Noe ein Ebenbild eines Communicirenden. 507
  • Jn dem Tempel zu Hieruſalem ſeynd taͤglich Wunder. 537
  • Der Thron deß Salamon wird ver - glichen dem H. Rvſenkrantz. 562
Jn[663]Index Rerum.
  • Jn dem Tempel hat nichts ge - ſchmeckt / vnd warumb? 587

V.

  • Jn Vngewitter wuͤrfft man alles in das Meer / das Leben zu erroͤthen / alſo ſolle man auch das Allmoſen außwerffen. 55
  • Galgen-Voͤgel verzoͤhren den guten Sammen. 139
  • Ein Vhr ohne Bley dienet nichts / ingleichen auch ein Menſch ohne Truͤbſal thut nichts. 267
  • Vipern nutzen vil / vnd gleichen de - nen Geitzigen. 313
  • Wie man in dem alten Teſtament die Voͤglen opferen ſolte. 352
  • Unterſich uͤberſich was es bedeute. 398
  • Vnrainigkeit machet dem Oza in dem alten Teftament todt. 513
  • Vatter vnſer eines Kaufmanns. 539

W.

  • Warſagerin haben allerhand Nam - men. 4. & 5.
  • Weiber ſeynd auß Coſta (das iſt groſſen Koſten) formirt. 62
  • Weiber ſeynd wie das Goͤtzenbild Dagon. Ibid.
  • Boͤſe Weiber ſeynd uͤber den Teufel 146. & ſeq.
  • Die Wittib vnd Mutter deß verſtor - nen Sohns zu Naim / warumben ſie einen ſolchen Comitat bey der Begraͤbnuß gehabt. 154
  • Das Waſſer im Evangel. Schwem - teicht machet die ſeine geſund / wann es truͤb iſt / vnd warumb. 265
  • Warumb Chriſtus die Wucherer mit Stricken / vnd nit mit guten Zehnen außgepeitſchet. 306
  • Windſucht ein barter Zuſtand. 326
  • Weiber ſeynd die hoffaͤrtig iſten Thier auff Erden. 371
  • Contrafet eines ſchoͤnen Weibs. 375
  • Bildnuß eines boͤſen Weibs. 454
  • Der Widder deß Abrahamb / ein Fi - gur der Ordens-Leuth. 564
  • Was iſt die Welt. 610

X.

  • Xanthium ein ſeltzambe Frucht. 34

Z.

  • Hoͤlliſcher Zahnſchmertzem wird durch das Fuͤnfffinger-Kraut deß H. Allmoſen curiert. 42

Jnnhalt aller Hiſtorien / ſo in diſem Werck begriffen.

A.

  • REiche Allmoſengeber. Pag. 12. & ſeqq. 19
  • Der reiche Andronicus wird ſehr arm. 21
  • Ein Armer gibt wunderlichen Geruch von ſich. 29
  • Ein armer Bettlbueb weiſet einem vornehmen Herꝛn / wie vil Ellen Tuch Gott bey ſeinẽ Klaid habe. 32
Allmo -[664]Index Hiſtoriarum.
  • Allmoſen machet einen Sau-Dieb redlich. 40
  • Antonius Geta. vide Mahlzeiten.
  • Advocaten laſſen auff ihr Hauß Aff - ricaner mahlen / vnd warumb. 168
  • Ablaß wiget ſehr ſchwaͤr. 169. & ſeqq.
  • Alphonſus à Spinâ lehrnet / wie koͤſt - lich es ſeye von dem Nahmen JEſu predigen. 218
  • Agnus Dei dienen herꝛlich wider die Hexerey. 258
  • Wunderliches Apoſtema. 268
  • S. Antonius von Padua thut ein ſel - tzame Leicht-Predig einem Geitzi - gen. 182
  • Ameiſſen ſo groß / als die Woͤlff. 315
  • Ein Aff zahlet einen Wuecherer auß. 316
  • Aman ein Spiegl eines Hofmann. 347
  • Arme kommen zu hohen Ehren. 348
  • S. Antonius von Padua bringet einem Weib die Haar widerumb. 374
  • Agar Hoffart wird geſtrafft. 394
  • Aſtrologi ſagen vilen die Stund deß Todts. 419
  • Æſchylus wird durch deß Teuffels Propheceyung betrogen. 425
  • Die Apoſtlen werden alle Prieſter in dem letzten Abendmahl. 467
  • Der Heil. Apoſtlen Tiſchgebett. 515
  • S. Alberti Grab thut Wunder. 594

B.

  • Brodt wird in Roſen veraͤndert. 19
  • Chriſtus in Geſtalt eines Bettles. 26
  • Barmhertzigkeit wird den Schiffleu - then S. Caſtoris wol eingetrencket. 66. & ſeq.
  • Bethſabea ein hauptſaͤchliche Predi - gerin. 97
  • Chriſtus machet einen Blinden ſe - hend mit Haͤnden vnd Mund. 106
  • Wunderlicher Baum der Jungfrau - ſchafft. 131
  • Bertholdus theilet wunderlichen Ab - laß auß. 169
  • S. Bartholomæus machet einen Tod - ten lebendig. 173
  • S. Bernardinus Senenſis lehrnet einen die Kunſt reich zu werden. 199
  • Underſchidliche Betruͤg deß boͤſen Feinds. 241
  • Bamba wird wunderlich Koͤnig in Spanien. 368
  • Balthaſar wird durch das boͤſe Gewiſ - ſen erſchroͤcket. 445
  • Ein Baum bluͤhet wegen den hoch - wuͤrdigen Gut. 481
  • Das Blut Chriſti iſt ein Straff der vermeſſenen Suͤnder. 513. & ſeq.
  • S. Friardus ein Baur lehrnet wol bet - ten. 544
  • Ein Mann lehret ſein Weib bettẽ. 553
  • Ein groſſer Baum in Hiſpaniolâ. 570
  • Ein Braut hollet der Teuffel. 229

C.

  • Cornelius wird wegen deß Allmoſen von GOtt ſonderahr begnadet. 37
  • Der H. Caſtor lehrnet barmhertzig ſeyn. 66
  • Caſimirus 2te Koͤnig in Pohlen ſehr vnkeuſch. 73
  • Canutus ſehr ehrenbietig gegen denen Geiſtlichen. 95
  • Deß Heil. Colomanni wunderthaͤtige Guͤrtl. 128
  • Cæſar von dem Feind verfolget / muß bloß durch den Fluß. 340
  • Comet-Stern ſeynd Vorbotten groſ - ſer Dingen. 407. & ſeqq.
S. Cor -[665]Index Hiſtoriarum.
  • S. Corbinianus verliehrt ſeinen Eßl / wird aber von dem Gloͤckel ver - rathen. 448
  • Erſchroͤckliche Hiſtorien von vilen / ſo vnwuͤrdig communiciren. 507
  • Wunderſeltzames Außſehen deren / ſo recht andaͤchtig com̃uniciren. 510
  • Chriſti Tiſch-Gebett. 515
  • Der H. Abbt Columba gibet einem ei - nen wundexbarlichen Spiß. 519

D.

  • Ein ſchon faſt verdambte Dames wird durch das H. Allmoſen erloͤſet. 46
  • Kirchen-Dieb werden von GOtt er - ſchroͤcklich geſtrafft. 191. item 194
  • Ein Dieb wird von dem Teuffel laͤ - cherlich betrogen. 241
  • S. Dominicus vermercket / daß ein Wuͤrmlein in der Krebsſuͤchtigen Bruſt Bonæ in ein Berlein ſich ver - kehret. 276
  • Daniel gibt dem Nabuchodonoſor ei - nen ſtattlichen Hof-Prediger ab. 299
  • Vornehmen Haͤuptern iſt die Demuth ein ſondere Ehr. 361. & ſeq.
  • Hoffaͤrtige Dames kombt in die Hoͤll. 380
  • Laͤcherliche Geſchicht eines Hoffaͤrti - gen Doctoris. 393
  • Ein Hoffaͤrtige Dames wird von ei - nem Affen verſchimpffet. 395
  • Vil Demuͤthige / ſo erhoͤhet worden. 398. & ſeq.
  • Die Englen dienen dem Prieſter zu dem Altar. 495

E.

  • 3. Ethbinus findet in ſeinem Mund einen koͤſtlichen Edlgeſtein / wegenaußſaugen eines Geſchwers an ei - nem Armen. 25
  • Das boͤſe Exempl verderbt andere. 75
  • Eſau ein Ebenbild eines boͤſes Exempl. 91
  • Eduardus Koͤnig in Engelland vereh - ret ſehr S. Joannem. 95
  • Das gute Exempel machet auß einem Welt-Menſchen einen Geiſtlichen. 97. & 98
  • Ein Eſel zu Athen verdienet durch das gute Exemplum groſſes Lob vnd Freyheit. 105
  • Underſchidliche Erdbidmen ſeynd er - ſchroͤcklich. 122
  • Einbildung machet ein glaͤſeren Nar - ren. 132
  • Euphraſia ein Jungfrau laſt ſich ent - haupten / zu erhalten ihre Jung - frauſchafft. 134. item 135. & 136
  • Eugenij Geſtalt ſehr haͤßlich. 144
  • Der Teuffel will in einen Eſel fahren. 250
  • Fleiſch eſſen iſt nit allzeit gut. 297
  • Eines Eſels Herkommen. 357
  • Jndianiſche Edel-Leuth was ſie fuͤr Wappen. 358
  • Ehren kommen durch Demuth. 362
  • Ein Eſeltreiber lehret einen Hoffaͤrti - gen ſich ſelbſten kennen. 363
  • Ein erſchroͤcklicher Erdbidmen in Con - ſtantinopel. 582
  • Alle 4. Element tragen dem Gotts - Hauß alle Ehren an. Ib. & ſeq.
  • Zweyen Eßlen werden die Koͤpff auff - geſetzet. 631

F.

  • Ein Fiſcher fiſchet in Jndien anſtat der Fiſch Edelgeſtain. 28
P p p pEiner[666]Index Hiſtoriarum.
  • Einer auß dem Fuchſiſchen Stam - men ware ſehr freygebig. 56
  • Freygebigkeit. Ibid.
  • Wegen deß Faſtenbrechẽ vnd Fleiſch - eſſen wird einer erſchroͤcklich ge - ſtraffet. 297
  • Vnterſchidliches ſtrenges Faſten der Heiligen. 297. & ſeq.
  • Kayſer Fridericus erwaͤhlet einen Prœlaten / welcher demuͤthig ware 290
  • Die H. Hoſtia bleibt in dem Feur vnverſehrt. 481
  • Ein ſehr groſſer Fiſch in der Neuen Welt. 570
  • S. Fulgentius bittet allein vmb Ge - dult. 634

G.

  • Ein glaͤſſerner Phantaſt. 132
  • Ganges ein gefaͤhrlicher Fluß. 137
  • Eugenij haͤßliche Geſtalt wird durch dem H. Patritium verbeſſert. 144
  • Ein wunderliche Glocken. 190
  • Leich-Predig eines Geitzigen. 282
  • Ein Geitziger zu Venedig gehet ellend zu Grund / in ſeinem Geld. 285
  • Die Geitzigen halten die Gebott ſehr ſtattlich. 287
  • Ein Geitziger wird in der letzten Ab - raiß uͤbel fahren. 300. & ſeq.
  • Geld machet Strick. 307
  • Geld vnd Geitzhaͤlß ſchreyen in dem Grab. 319
  • Vnterſchidliche Geldgeitzige nemmen ein uͤbles End. 322
  • Gelehrt ſeyn / vnd nit Hoffaͤrtig iſt ein Kunſt. 381. & ſeq.
  • Das boͤſe Gewiſſen entdecket einen Dieb ſehr lacherlich. 439
  • Das boͤſe Gewiſſen aͤngſtiget die Bruͤder deß Joſeph. 442
  • Das boͤſe Gewiſſen entdecket eines Suͤnders Diebſtahl. 442
  • Das gute Gewiſſen gleichet der Sara. 456
  • Gutes Gewiſſen eines Predigers foͤrchtet den Todt nicht. 458
  • Das gute Gewiſſen machet einen Biſchoff luſtig zu dem Todt. 460
  • Vil Heilige lachen wegen guten Ge - wiſſen. 465
  • Einer der die Geiſtlichen haſſet / kan in dem Sterbſtuͤndel keinen Geiſt - lichen erlangen. 500
  • Das Gebett iſt allmaͤchtig. 524. & ſeq.

H.

  • Hund haben herliche Begraͤbnuß. 9
  • Hunds Lieb aͤngſtiget ein Sterbend - te. Ibid.
  • Etliche Hund ſeynd liebens werth. 10
  • Hormirius ein Toller Reuther. 45.
  • Das Geld verkheret ſich in Hoſtien. 186
  • Einer verliehrt ſein Geld vnd hen - cket ſich. 307
  • Die Samaritarer haben auß Hun - gersnoth Tauben-Koth geſſen. 341
  • Vil Hoffaͤrthige fallen ſchroͤcklich. 349
  • Das Hochwuͤrdige wird von dem Vich verehrt. 475 & ſeq.
  • Das Hochwuͤrdige Gut machet ei - nen duͤren Baum bluͤendt. 481
  • Vnterſchiedliche wunderbarliche Ho - ſtien. 483 & ſeq.
  • Ein H. Hoſtia wird in Fleiſch ver - kehrt. 488
  • Die entfrembde H. Hoſtien erſchei - nen gleich einem glantzenden Kind. 490
I. Vil -[667]Index Hiſtoriarum.

I.

  • Villerley gute Judæ. 1. & ſeq.
  • Joab ſonſt ein groſſer Suͤnder wird ſeelig wegen deß Allmoſen. 36
  • Joannes in der Wuͤſten iſt ein Stimb wegen guten Exempel. 106
  • Jungfrau mit einem Bard. 109
  • Zwey Jungfrauen erhalten ihr Jung - frauſchafft durch ein ſondere Arg - luͤſtigkeit. 134
  • Woher das Intereſſe ſeinen Nah - men. 138
  • Indulgentiæ was ſie ſeynd. 169. & ſeq.
  • S. Joannes Chriſoſt. gibt den Seegen nach dem Todt. 178
  • Ein Jud wird durch das Geld vnd die H. Hoſtia bekehrt. 186
  • JEſus ein wunderthaͤtiger Nahm. 203. & ſeq. 218.
  • Jaſon wird in dem Feld von einem Apoſtem curirt. 268
  • Judas ſitzet bey dem Fuͤßwaſchen vorn an. 324
  • Der hoffaͤrtige Jovinianus wird art - lich gedemuͤtiget. 336
  • Joſeph kennet ſeine Bruͤder wol. 356
  • Jndianiſche Edelleuth. 358
  • Jezi kan den Todten nit erwoͤcken wegen ſeiner Hoffarth. 393
  • Jn der Statt Jericho wird ein Hauß der Rahab durch ein Strickel er - halten. 565

K.

  • Deß Koͤniglein von Capharnao gutes Exempel beweget andere zu dem wahren Glauben. 106
  • Kirchen Rauber werden erſchroͤcklich von GOtt geſtrafft. 291. & ſeq.
  • Ein todte Dames ſtehet auff vnd be - gehrt ihren Klaider-Peacht / wirdauch von dem Teufel hinweg ge - fuͤhrt. 380
  • Etliche Kinder reden in Mutter Leib. 407. & ſeq.
  • Ein Kalbskopff entdecket das boͤſe Gewiſſen. 453
  • Ein Prieſter ſtoſſet auß Vnachtſamb - keit den Koͤlch vmb / vnd ſihet auff dem Corporal nichts als die Bild - nuß Chriſti Crucifixi, neben haͤuf - figen Blut. 489
  • Wunder-Feur eines Kalchofens zu einem Kirchen Gebaͤu. 587
  • Wunderliche Kirchen Gebaͤu. 587. & ſeq.
  • Jn der Kirchen wird alle Vnehr ge - ſtrafft. 595. & ſeq.

L.

  • Loth mit denen ſeinen wird von Feur befreuet / vnd warumb. 43 & ſeq.
  • Ludovicus Koͤnig in Franckreich ver - ehret die H. Meß. 95
  • Leopoldus Hertzog in Oeſterꝛeich be - gehrt den Teufel zu ſehen von ei - nem Schwartzkuͤnſtler / wird ob dem grauſambẽ Augenblick kranck vnd ſtirbt. 234
  • Durch das Leyden ſeynd vil Heilige groß worden. 277
  • S. Dominicus vermerckt / daß ein Wuͤrmblein in der Krebsſichtigen Bruſt Bonæ in ein Berlein ſich verkehrt. 276
  • Der rothe Lew bauet zu Prag die hohe Schul / vnd wird auß dem Reichiſten der Armeſte. 309
  • Ein vngeheurer Loͤw ergreifft ein Kind nit wegen deß H. Roſenkantzes. 571
  • Das Lachen in der Kirchen toͤdtet. 595. & ſeq.
P p p p 2Der[668]Index Hiſtoriarum.
  • Der H. Ludovicus lehrnet Gedult von einem Tuͤrcken. 617

M.

  • Margaritta von Muttina machet auß der Armen Brodt / Roſen. 19
  • Antonius Geta laſſet Mahlzeiten nach dem A B C halten. 57
  • Der H. Matthias wird wunderlich zu einem Patron erwaͤhlt. 69
  • Maria Cornelia wird wunderlicher Weiß bey ihrer Reinigkeit erhal - ten. 129
  • Weiß zu ermahnen an die Jungfrau - ſchafft. 131
  • Wegen dem Nahmen JEſus vnd Maria werden zwey arme Schif - bruͤchige wunderlich erhalten. 220.
  • Allerhand Martyr der lieben Hei - ligen. 243
  • Maiſter-Wurtz ein Medicin vor die Ohren. 381
  • Einem Amfaltigen wachſen nach dem Todt die Wort / Ave Maria auß dem Mund. 386
  • Ein Moͤnich vergibt auß Hoffarth ſeinem Abbten / vnd wird ſolchem auch wunderlich hinwiderumb ver - geben. 396
  • Machabæus von dem teuffliſchẽ Pro - pheten betrogen. 425
  • Vnterſchiedliche Mißgeburthen kom - men auß Straff GOttes auff die Welt. 431
  • Ein grauſambe Morthat zu Wienn. 436
  • Ein haimliche Mordthat wird durch das boͤſe Gewiſſen entdecket. 444
  • Mezentius ein granſamber Tyrann gleichet dem boͤſen Gewiſſen. 451
  • Thomas Morus ſtirbt luſtig wegen ſei - nes guten Gewiſſen. 460
  • S. Martinus ſtellet den Trunck einem Prieſter / vnd nit dem Kayſer zu. 468
  • Ein vernuͤnfftiger Mahler zahlet einen Naſenwuͤtzigen Cavalier auß. 471
  • Der Teufel kombt vnter der H. Meß zu einem Pfarrherꝛn. 539
  • Maria erwecket durch den H. Roſen - krantz ein Frau ſo ihr ſelbſt die Gurgel abgeſchnitten. 574

N.

  • Nicolaus Tolentius machet auß der Armen Brodt / Roſen. 19
  • Ninive ein groſſe Statt. 92
  • Ein ſchoͤne Fabel von dem guten Na - men. 141
  • Nero laſſet alle Tag ſeine Trinck-Ge - ſchirꝛ brechen. 586

O.

  • Opffer der Alten in dem Thal Jo - ſaphat. 89
  • Ohrfeigen eines Wirths machen reich einen Wandersmann. 79
  • Origenes wird auß Hoffart zu einem Ketzer. 385
  • Vil Heilige ſeynd zugleich auff ein - mahl an zweyen Orthen. 534

P.

  • Petrus Regalatus machet auß der Ar - men Brodt / Roſen. 19
  • Pallaſt / v. Schueſter. lit. S.
  • Ein Pfeiffer / ſo Allmoſen gibt / iſt ſeelig. 49
  • Paphnutius gleichet in der Gnad Got - tes einem Pfeiffer. Ibid.
  • Petrus Koͤnig in Ungarn ſehr vn - keuſch. 73
Pha -[669]Index Hiſtoriarum.
  • Pharao warumben er mit denen ſeinen erſoffen. 92
  • Petrus gibt Joanni gutes Exemplum. 99. item 102
  • Petrus Koͤnig in Luſitania gibt ſchoͤne Lehr eines guten Reichs. 121
  • Paula ein Jungfrau bekombt einen Barth. 129
  • Peter ſill wachſet ob einer verborgnen Jungfrauen. 130
  • Petrus Koͤnig in Portugall ſehr ge - recht. 173
  • Pilatus ware ein Frantzoß vnd leicht - fertiger Menſch. 344
  • Ein Doctor ſchamet ſich ſeines Vat - ters / der ein Baur. 357
  • Prieſter / woher diſer Nahmen kom - me. 468
  • Propheceyung deß Teuffels iſt die Lug ſ. v. 425
  • Der H. Petrus Martyrer wird grau - ſamb verfolgt. 614

R.

  • Roſen werden auß dem Brod der Armen. 19
  • Raab zwar ein boͤſer Vogel / jedoch lobwuͤrdig. 37
  • Allerhand Wunder-Regen. 43
  • Rodericus ziehet 9. Jahr nach dem Todt den Degen wider einen Ju - den auß. 179
  • Ein reicher Hertzog wird gantz armb. 370
  • Der Roſenkrantz eines Suͤnders iſt vnangenemb. 530
  • Der H. Roſenkrantz erhaltet die Statt Coͤlln von dem Feind. 563
  • Der H. Roſenkrantz erhaltet einen Geiſtlichen im hoͤchſten Vngewit - ter. 565
  • Ein Andaͤchtige Frau in euſſerffer Todts-Gefahr. 567

S.

  • Sterbendte leydet groſſe Angſt we - gen zu viller Hunds-Lieb. 9
  • Salomonis Sitz von Helffenbain. 16
  • Hormyrius waget mit ſeinem Pferd einen groſſen Sprung. 45
  • Ein barmhertziger Schuſter bekombt duch das Sambſtaͤgige Allmoſen einen herrlichen Palaſt in dem Himmel. 48
  • S. Stephanus Koͤnig in Vngarn gehet mit guten Exempel vor. 94
  • Martinus Schenck wird wegen ſeiner Hoͤlden-Thaten nit belohnet / vnd rechnet ſich an ſeinem Vatterland 123
  • Was fuͤr Sammen / der von denen Voͤglen in dem Evangelio ver - zehrt worden. 139
  • Sophronius hat ein ſeltzambe Schif - farth. 175
  • Geſtalt vnd Werth eines Silberling deß Judæ. 190
  • Woher diſe Silberling. 194
  • Allechand wunderliche Stain. 205
  • Ein Soloat wird von dem Teufel betrogen. 241
  • Schatz finden geſchihet vngefaͤhr. 307
  • Samaritan v. Hunger l. H.
  • Simon de Tornaro auß einem Heiligen ein Koͤtzer. 385
  • Simeon wolte nit glauben / daß ein Jungfrau gebaͤhren ſolte. 404
  • Etliche wiſſen die Stund ihres Todts 408
  • Sara ein Ebenbild eines guten Ge - wiſſens. 456
P p p p 3Ein[670]Index Hiſtoriarum.
  • Ein Wunder Spieß deß H. Colum - Abbt in Schotland, 519
  • Der gerechte Schaͤcher bettet wol. 543
  • Soldatens luſtiger Fund. 546. & ſeq.
  • Der Saͤbl Petri iſt zu Paris. 586

T

  • Thomas von Aquin machet auß der Armen Brodt / Roſen. 19
  • Theodoſius laſſet die vngerechte Rich - ter mit dem Schwerdt richten. 161
  • Thomas Morus verehrt einem 2. Fla - ſchen Wein. 185
  • Der Titl deß H. Creutzes machet vil geſund. 203. & ſeqq.
  • Teuffel erſcheinet in vnderſchidlicher Geſtalt. 209. & ſeq.
  • Taulerus ſonſt heil. ſtehet in Gefahr. 208
  • Der Teuffel trohet denen Todten ſehr. 217
  • Der Teuffel iſt haͤßlich uͤber alle maſ - ſen / vnd hoͤchſt ſchaͤdlich. 235
  • Der Teuffel iſt arm. 237
  • Verſpricht vil / vnd halt wenig. 240. & ſeqq.
  • Der Teuffel iſt arm vnd vngeſchickt. 251
  • Tertullianus auß einem Kirchen-Leh - rer ein Ketzer. 385
  • Vil Todtſchlaͤger empfinden groſſe Gewiſſens-Peyn. 435
  • Die Tantzende werden wegen U[n]eh - rung der Heil. Hoſtiæ erſchroͤcklich geſtrafft. 487
  • Tiſchgebett Chriſti vnd der Apoſtlen. 515
  • Der Teuffel muß weichen wegen deß H. Roſenkrantz. 575
  • Groſſe Theuerung in Samaria. 579
  • Theodoſius machet einem Bauern ei - nen grauen Schopff. 621

V.

  • Etliche ſchon zur Verdambnuß ge - widmete werden durch das H. All - moſen erwecket. 46
  • Vil vnkeuſche Koͤnig vnd Kayſer. 73
  • Was fuͤr Voͤgl in dem Evangelio den Saamen verzehret. 139
  • Underſchidliche Verraͤther geben al - lerley Veſtungen auff. 183
  • Unholden machen groſſen Schaden in dem Land. 246. & ſeq.
  • S. Vincentius Ferrerius ſpeiſet mit we - nig Brodt vil Leuth. 302
  • Allerhand wunderliche Voͤgel dienen denen Heiligen. 327. & ſeq.
  • Underſchidliche Heilige verkehren vil Ding in andere Sachen. 475

W.

  • Allerhand ſeltzame Wunderwerck vnd Verwandluugen. 15
  • Der H. Wenceslaus gibt ein gutes Exempel zur Verehrung deß Heil. Sacrament deß Altars. 94
  • Laͤcherliche Begebenheit / wie einer ſein boͤſes Weib gezaumbt. 148
  • Von einem vollen Weib laͤcherliche Geſchicht. 152
  • Geweyhte Sachen vertreiben die Hexerey. 258
  • Ein altes Weib gibt Milch. 313
  • Eines Wuecherer Gelt redet. Ibid.
  • Wenceslaus Koͤnig in Boͤhmen laſſet die Huſſiten in das Reich / auß Lieb deß Gelts. 322
Sinn -[671]Index Hiſtoriarum.
  • Sinnreiches. Wappen eines vorneh - men Herꝛns. 356
  • Wappen der Jndianer. 358
  • Einem Weib rauffet der Mann alle Haar auß dem Kopff. 374
  • Laͤcherliches Contrave eines ſchoͤnen Weibs. 375
  • Der Widder ein Sinnbild eines Hoffaͤrtigen. Ibid.
  • Underſchidlich erſchroͤckliche Wun - derzaichen ſeynd Vorbotten kuͤnff - tiger Dingen. 405. & ſeq.
  • Die H. Hoſtia bleibt vnverſehrt in dem Waſſer. 482
  • Ein Weib-wird von GOtt wegen ei - nes Prieſters geſtrafft / deme ſie ein Backenſtreich verſetzet. 497
  • Ein gedultiges Weibs-Bild ſtirbt ſeelig. 527

Z.

  • Ein erſchroͤcklicher Zauberer ware Henricus Koͤnig in Schweden. 74
  • Baleologus der Kayſer wird durch den Zorn curirt. 268

ENDE.

[figure]

About this transcription

TextJudas Der Ertz-Schelm/ Für ehrliche Leuth/ Oder: Eigentlicher Entwurff/ vnd Lebens-Beschreibung deß Iscariotischen Bößwicht
Author Abraham a Sancta Clara
Extent696 images; 206499 tokens; 27672 types; 1399978 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationJudas Der Ertz-Schelm/ Für ehrliche Leuth/ Oder: Eigentlicher Entwurff/ vnd Lebens-Beschreibung deß Iscariotischen Bößwicht Worinnen underschiedliche Discurs, sittliche Lehrs-Puncten/ Gedicht/ und Geschicht/ auch sehr reicher Vorrath Biblischer Concepte Der Anderte Thail Abraham a Sancta Clara. . [6] Bl., 636 S., [18] Bl. : Frontisp., Tbl. r&s. HaanSalzburg1689.

Identification

HAB Wolfenbüttel HAB Wolfenbüttel, Wa 1284:2

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Erbauungsliteratur; Gebrauchsliteratur; Andachtsbuch; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:34:23Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.

Holding LibraryHAB Wolfenbüttel
ShelfmarkHAB Wolfenbüttel, Wa 1284:2
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.