WAs ſehet ihr mich / Jhr Sterb - lichen / ſo ingeſambt mit unver - wendeten Augen an? Verwun - dert Jhr euch / wie Jhr / als ein Gott mit euch reden koͤnte? (un - ter wehrendem Reden ſpielt Mercurius zuweiln mit den Fuͤſſen und Talarien gleich floͤg er) oder verlanget euch meine gantz Goͤttliche und unver - gleichliche Beredſamkeit mit euern ſterblichen Oh - ren anzuhoͤren? wie ich einen irrdiſchen Leib an mich genommen / ſo werde ich auch eine irrdiſche Zunge gebrauchen; Denn meine Beredſamkeit viel zu hoch gegen euch / hingegen ihr viel zu ſchwach zuA ijſol -ſolcher Verſtaͤndnuͤß ſcheinen wuͤrdet. Was er - ſchrecket und entſetzet ihr euch meine Herren? Daß Jhr von meiner Gottheit geſaget? Erſchreckt nur nicht. Jch bin jo nicht euer Feind / der grauſame und abſcheuliche Krieges-Gott Mars. So hab’ ich auch weder Donner noch Blitz in meinen Haͤnden / wie mein Vater der Jupiter. Dieſer ſchlancke Schlangen-Stab / mit welchem ich meine Bott - ſchafften auszurichten pflege / verkuͤndiget euch jo gemeiniglich / wie ihr wiſſet / etwas gutes und froͤ - liches. Vnd Jhr / was ſchaͤmet ihr euch? Jhr Ed - les und zuͤchtiges Frawen Volck / ihr ſchoͤnes und anmuͤthiges Geſchlechte. Was ſchaͤmbt ihr euch doch ſo? Sehet mich nur an; Jch bin jo nicht der nackende Cupido, ſo fuͤhr ich weder Koͤcher noch Bogen / entzuͤnde auch nicht junge und zarte Her - tzen mit unerhoͤrten graͤulichen Liebes-Flammen. Jch bin Mercurius, wie ihr mich wol kennet / ein ge - ſchwinder Bothe und Gerichtsfrohn der Goͤtter. Jhr habet euch deſſen keines gegen mir zubefuͤrch - ten; Weder Venus, noch ihr kleiner Sohn / werden euch heute zu geſichte kommen / beyde ſeynd ietzo bey unſern neuen Verlobten geſchefftig / und bemuͤhen ſich / diß verliebte Paar mit unver - gnuͤglicher Liebes-Luſt / und tauſendfachen Freu - den zu ergetzen. Jhr meine Hoch Adelichen und ſchoͤnſten Damen geruhet ein wenig / und laſ - ſet euch in deſſen nach dergleichen nicht ſo heff - tig verlangen / es wird ſich dergleichen froͤliche und ſuͤße Stunden ſchon auch mit Euch zu ſeinerZeitZeit ereignen. Was lachet ihr? Gleich als ob ich nicht wahr geredet / und euch teuſchen wolte. Jhr ſolt es ſelbſten / meine Schoͤnen (wo anders meine Wahrſagungen mich nicht triegen) ſolches wircklichen und in der That erfahren.
Cupido und die Mutter der Liebe / die freund - liche Venus, moͤgen inzwiſchen mit ihren Verlieb - ten / nach Belieben ihre Liebes Luſt veruͤben. Jch indeſſen wil euch eine andere Luſt / euern Langmuth und andere verliebte Gedancken ein wenig abzu - kuͤrtzen (woferne ihr mir euere freundliche Augen und geneigtes Gehoͤr vergoͤnſtigen wollet) anietz[o]fuͤr Augen ſtellen. Jch ſage / eine Luſt wil ich euch fuͤr Augen ſtellen / das allerluſtigſte und froͤlichſte Leben auff der Welt / das luſtige und froͤliche Studenten-Leben. Jch hab es geſagt / ich wil es auch thun. Aber! Was ſehet ihr? Jch / als ein Gott / weis ſchon euere Gedancken. Jhr wundert euch / woher ich / ein Schutz-Herr ſon - ſten der Kauffleute und Diebe / anietzo auff die Studenten komme. Jch bin ſo wol der freyen Kuͤnſte als der Kauffmanſchaft ihr Gott und Pa - tron, beydes wil ich euch in dieſem luſtigen Schau Spiele fuͤr Augen ſtellen.
Denn welches Leben iſt wohl luſtiger und froͤlicher / als eben das luſtige und froͤliche Stu - denten Leben / aber welches Leben iſt auch verachter / als daſſelbe. Es finden ſich ſehr viel / und zwar die meiſten / die das edle Studen -A iijten -ten-Lehen / fuͤr ein leichtes / liederliches und wuͤ - ſtes Leben a[u]sſchreyen / und nicht wiſſen / wie ſie ſchimpflich und veraͤchtlich genugſam davon reden ſollen. Die meiſten (ſag ich) thun es. Denn es iſt ſolcher groben und unverſtaͤndigen Leute ge - woͤhnlicher Brauch / daß ſie von denen Sachen am allergenauſten urtheilen / und am meiſten re - den wollen / darvon ſie am wenigſten verſtehen. Denn wenn ſie ſelbſten erfahren hetten / oder nur das geringſte wiſſen ſolten / was fuͤr Muͤhe / was fuͤr Kraͤffte / was fuͤr Zeit / ja was fuͤr unzehlig Vngemach das ſtudieren mit ſich brechte / zweifele ich nicht / ſie wuͤrden etwas beſcheidener hierinnen verfahren / und hingegen den Gelehrten nicht ſo bald fuͤr uͤbel halten / wenn ſie hinwiederumb un - terzeiten ihrer Luft gebrauchen / und in einem oder dem andern ihre Ergetzligkeit ſuchen. Denn / weñ nicht Ehr und Ruhm / und andere mitlauffende Beluſtigungen junge und zarte Gemuͤther ent - hielten; Wer wolte ſolchen ſauern Schweiß und Verdruͤßligkeit ertragen koͤnnen? Aber leyder! Es iſt bey dieſen Zeiten dahin kommen / daß man dieſe Leuthe / ſo ihrer Kuͤnſte / Fleiſſes / und vieler Erfahrenheit wegen fuͤr andern billich zu ehren und hervor zuziehen wehren / auch denen ieder - man billich in ihrem Studieren moͤglichſten Vor - ſchub und Handreichung thun / und anbieten ſol - ten / nicht nur mit allem Fleiß und Willen hem̃et / auch ihnen ihre Befoͤrderung und Wolfarth miß - goͤnnet / ſondern ſie noch zum Vberfluß verachtetverklei -verkleinert und bey iedermaͤnlichen verleumb - det. Jch ſage zwar nicht / als ob ich ſolches von allen verſtanden haben wolte. Jch weiß wol / daß noch welche gefunden werden / die es mit frey - en Kuͤnſten / wiewol ſie denen nicht zugethan / treu - lich meynen / und dahero gegen andern ihrer Be - ſcheidenheit wegen nicht gnugſam verlobet werden koͤnnen. So ſag ich auch nicht / daß alles bey al - len angewendet; Denn ſehr viel auch unter den Gelehrten gefunden werden / die ſolche ihre Frey - heit und Mittel zum ſchaͤdlichſten anwenden / auch unter dem Namen eines Studenten die Frey - heit und Entſchuldigung ihrer Laſter ſuchen / ſo gar / daß ſie mit beſſerm Rechte den Titul der Verkehr - ten als Gelehrten behaupten koͤnten. Ja es ſind nicht wenig der Leichtſinnigkeit dermaſſen ergeben / daß ſie nur vermeynen / ſie wuͤrden von ihren El - tern eben zu dieſem Ende auff Univerſitaͤten aus - geſchicket / damit ſie bequemer Gelegenheit und Macht bekehmen / allen Vnfug anzurichten / aller Leichtfertigkeit nach zuhengen / taͤglich im Sauße und Schmauße zu leben / das Guͤtgen unnuͤtzlich durch zu jagen / und nicht bedencken / wie ſauer und ſchwer es den Jhrigen zu Hauſe ankomme / daß ſie ſolches offters ihrem eigenen Munde abſparen muͤſſen. Wiewol auch offtmals die meiſten El - tern daran am meiſten ſchuldig. Denn (ſagt man) wie man die Seinen haben wil / ſo gerathen ſie. Je - doch laſſe ſich deswegen niemand abſchrecken / und vermeine / daß ob ſolches gleich bey etzlichen zu ge -A iiijſchehenſchehen pflege / deßwegen nothwendig bey allen er - folgen muͤſſe. Wie ich denn eben zu dieſem Ende maͤnnlichen den Anfang / Mittel und Ende / ei - nes Studenten / ſo wol in Boͤſen als Guten vor Augen zuſtellen geſinnet / einen iedweden zu guter Nachricht / (wo anders meine geneigten Herren und Frawen dieſem Schau-Spiel / ſo viel Zeit / Ge - dult / und ſtillſchweigen goͤnnen wollen /) der ihren auff Univerſitaͤten deſto beſſer wahr zu nehmen / abſonderlich aber / das Alter / Ort / Gelegenheit und Mittel zuvorher wohl zu bemercken / wollen ſie an - ders ihre Vnkoſten nicht uͤbel angelegt / einmal wie - der erſtattet und kuͤnfftiger Zeit Ruhm und Ehre / und einen unſterblichen Namen von den Jhren zu - gewarten haben.
VNd was beduͤnckt euch / mein Bruder / Jſt ſie nicht ein Edel thun die Freyheit / welche junge und hurtige Gemuͤther dermaſſen vergnuͤget und beluſtiget / daß man mit aller Warheit ſagen kan: Es were / auſſer dem luſtigen und froͤlichen Stu - denten-Leben / nichts froͤlichers noch luſtigers auff der gantzen Welt?
Es iſt wahr / Amandus, und geſtehe gerne / daß ſolche Freyheit die alleranmuthigſte / ſo mir / und allen freyen Gemuͤthern / hoͤchſt belieblichen; Aber wie ſchwer es hergehet / zu derſelben zugelangen / auch was man vor Muͤhe / Arbeit / und Vngemach zuvorher vertauen muͤſſe; iſt neben uns denen je - nigen bekandt / die ihre Kindheit und erſten Jahre in Schulen zubringen / und den Kopff ſtatlich dran ſtrecken muͤſſen.
A vAman -Jch / vor meine Perſon / hab es zum Vberfluß erfahren / wiewohl ich wenige Zeit in Schulen verwendet / und dancke den Goͤttern / daß ſie mich aus dieſem Elende haben herauſſer reiſſen wollen. Ja dem Gluͤcke und meiner Kuͤhnheit hab ichs ei - nig zu zuſchreiben / daß Jch aus dieſer Schule (wel - che fuͤglicher eine Knechtiſche Dienſtbarkeit zunen - nen) wie aus einem lebendigen Gefaͤgnuͤß entrun - nen / darinnen man aller Weltlichen Luſt abzuſagen / allzu hart und ſcharff angehalten / hingegen getrie - ben wird / ſeine meiſte Ergetzligkeit in Buͤchern und alten Bachanten-Troͤſtern (wiewol ichs beym glei - chen noch habe bleiben laſſen) zuſuchen.
Es wundert mich wahrhafftig ſelbſten / wo - her ich noch ſo viel Gedult gehabt / daß ich nicht ehe meinen Abſchied hinter der Thuͤre / wie ich bereit gethan / genommen. Denn / Floretto, ſo bald ich geſehen / daß euere Zei[t]darinnen aus und verlauf - fen geweſen / auch euer Herr Vater euch zu einen hoͤhern tuͤchtig befunden; habe Jch / in Anſehung unſer alten und bißher gepflogenen treuen Freund - ſchafft / welche ſich in dieſer Schulen angefangen / fuͤr unmuͤglich geſchaͤtzet / ohne euere Converfati - on und Geſellſchafft laͤnger zu tauern; Bin euch alſo / es ſey meinem Vater lieb oder nicht / bald gefol - get und ſtattlich durchgangen.
Jhr habt daran nicht wohl gethan / und hette ſolches auf andeꝛe Weiſe und mit beſſern Ehren /imim Fall ihr ja nicht mehr Luſt zu bleiben gehabt / geſchehen koͤnnen.
Was Ehren / Floretto? Jch achte ſolche Ehre und Schande / ſo man aus Schulen brin - get / gleiches Werths. Denn worzu dienen doch nur ſolche Kinder-Poſſen ſolcher Schulen? Jo nicht fuͤr hohe und unverzagte Gemuͤther? Sa - get ihr: Daß es der freyen Kuͤnſte und Studie - rers wegen geſchehe; Worzu iſt einem Politico und Weltmanne allzu ſubtilne und genaue Sophi - ſterey von noͤthen? Wozu nutzen ſo dunckele Schluͤſſe? Solche zweydeutige / zweiffelhaffte uud verfuͤhriſche auffſetze? Schulfuͤchſerey iſt es mit ihnen / ſo / daß einen / wenn man zu voͤlli - germ Verſtande kommen / hernacher nichts ſehrer / als die Zeit tauert / ſo man in ſolchen leppiſchen Kinderſachen verſchwendet / die man doch ander - weit nuͤtzlicher und an hoͤhere Vbungen anlegen koͤnnen. Vnd geſetzt / daß man gleich die gantze vollkommene Wiſſenſchafft und Schulweißheit darinne begriffe. Wo bleiben die andern Ge - ſchickligkeiten der Sitten und Vbungen des Leibes / ohne welche die Gaben des Gemuͤths unvollkom - men / ja mehr fuͤr einen Vbelſtand und Vnerfah - renheit zu achten? nach dem bekanten Sprichwort: Qui proficit in literis, & deficit in moribus, plus deficit, quàm proficit. Wer in Sprachen uñ Wiſ - ſenſchafften zunimbt / hingegen in euſerlichen Vollkommenheiten dahinden bleibet / kan ſagen /daßdaß er mehr ab / als zugenommen. Jch habe zuwei - len mit groſſer Verwunderung mit angehoͤret / wie offters ihrer zween oder mehr / nur umb ein eintzig Wort ſich wol 3. oder 4. Stunden / nicht ohne ſon - der Gelaͤchter oder Verdruß / der Anweſenden an - dern / dermaſſen herumb gekampelt / als wenn alle Leibes Macht daran gelegen were / ſo gar / daß auch keiner den andern verſtehen / geſchweige nur eines Nagelsbreit weichen wollen / und wenn ſie ihr Ge - ſchrey und Gewaͤſche endlich mit Muͤhe und Arbeit zu Ende bracht / hat unter ihnen keiner gewuſt / war - umb er geſtritten / in Anſehung ein ieder vermey - net / daß ihm die hoͤchſte Ehre und Reputation dar - auff beruhete.
Es iſt zwar nicht ohne / (weil wir anietzo von ſolchen Sachen zu reden kommen) daß erſtlich die Sitten in Schulen nicht zum beſten ausge - uͤbet werden; Denn ſolches muͤſſen wir der Na - tur am meiſten befehlen / wiewol uns ſolche Kuͤn - ſte und Wiſſenſchafften zu vorher gute Anleitung dazu geben koͤnnen / und ſolche Sitten in uns her - nacher mit einem reiffern und beſſern Nachdencken auswuͤrcken helffen / ſolche mit deſto beſſerm Bedacht und Geſchickligkeit hernacher bey den Leuten anzuwerden. Denn nicht ein iedwedes Alter und Jahre zu einerley tauglich und beque - me ſeind / und kan keiner einen guten Weltmann geben / auch von hohen Stat - und Reichshaͤn - deln / ohne Behuff und Grund ſolcher Diſcipli -nennen und Sprachen / in andern Geſellſchafften be - hutſam und vernuͤnfftig reden.
Es ſey welches es ſey; ſo trag ich im gering - ſten keine Beliebung zu ſolchen Schulpoſſen / viel weniger zu ſo tauren und taͤglichen lernen. Mein Kopff wil lieber andere luſtige Geſellſchafft / als dieſe / vertragen. Was ſoll ich meine Jugend / meinen geſchickten Leib / und meine beſten Jahre in ſolcher Muͤheſeligkeit mit Studieren und Cal - maͤuſern zubringen. Jch werde doch kein hoher und vornehmer Profeſſor oder Magnificus wer - den / bedarffs auch nicht / und wundert mich / wie doch mein Vater auff ſolche Gedancken gerathen / mich in die Schule zu ſtecken und ſtudieren zu laſ - ſen / da er doch gar wohl ſihet / was fuͤr ein elend und verachtet Ding es umb einen Studenten iſt / und die meiſten aus Mangel der Mittel / oder ihr Brodt anderswo zu ſuchen / nothzwaͤnglich zu dem Studieren greiffen muͤſſen. Viel beſſer iſt es ein immer freyes Leben zu fuͤhren / niemand zu ge - horſamen / ſein eigener Herr zu ſeyn / und ſich von andern bedienen und auffwarten laſſen. Worzu iſt das Geld ſonſten nuͤtze / als deſſen in ſeiner Ju - gend zu genieſſen; an andere gute Exercitia, fech - ten / reiten / tantzen und andere gute naſſe Wahre zu legen / bey iederman ihm einen ſtatlichen Nah - men / abſonderlich aber das Frauen-Zimmer ih - nen Favorabel und geneigt zu machen. Daruͤmb / mein liebſter Floretto, laſſet euch das ſtudieren nur nicht allzu angelen ſeyn; und laſſet uns den friſchen Meyen unſerer beſten Bluͤte nicht ſo traurig vorbey ſtreichen / das herbey-nahende maͤnnliche Alter wird uns ſchon mit der Zeit ein beſſers lehren / und ins kuͤnfftige ſchon ſelbſten uns ſolche Luſt verdruͤßlich machen. Wir ſeind bey - de hurtig und jung / bey iederman in guten Ver - nehmen / unſere Eltern auch in gutem Wolſtande / druͤmb laſſet uns alle Luſt nach vergnuͤgen gebrau - chen / ſterben wir / ſo ſind wir todt / und bringen mehr nicht als mit dem Maule und bauche davon. Darumb nur luſtig Floretto, und laſſet uns hin - ein gehen / wir wollen dieſen Abend noch einen guten Anfang dazu machen.
Vnd ſo bleibt es dennoch bey unſerer geſtern zu Abend genommen Abrede und Verlaß / unſerer Soͤhne wegen?
Ja; Jhre Geſtr. und bin noch heute eben dieſer Meynung. Nur laſſet uns daran ſeyn / wie wir ſolches auff das eheſte in das Werck ſetzen koͤnnen.
Pe -Es iſt zwar bald gethan / mein werther Freund; Aber was fuͤr Gefahr dabey zu beden - cken / habe ich erſt hernach erwogen. Mein Gerſon, mein Gerſon
wenn uns der Schimpf nur nicht gereuen duͤrffte.
Was gereuen: Geſtr. Juncker / Solches ſeind nur bloſſe Einbildungen / und ungewiſſe Ge - dancken / ſo ſich bey alten und verlebten Leuten am meiſten zu ereignen pflegen.
Freylich ſind ſie ungewiß / und nicht nur bloſſe Einbildungen, Es betrifft gewißlich nicht eine geringe Sache / als ihr wol meynet / unſer Kinder Wohlfarth ſtehet darauff. Es hat viel auff ſich / ſo ein junges Blut / ſo das erſte mahl aus ſeinem gehoͤrigen Schrancken in die Freyheit ſich begiebet / auch ſeiner unvollkommenen Vernunfft noch nicht eigener Herr und Meiſter worden / ſo jung und unbedachtſam in die Welt zu ſchicken; Dieſes iſt eben das aller-gefaͤhrlichſte Alter / und ſtehen ietzo die Fruͤchte in ihrer zaͤrteſten Bluͤte. Jch habe gar zu viel Exempel aus langer Erfah - renheit / daß auch die edelſten und geſchickteſten Gemuͤther / wie ſtatlich ſie ſich immer angelaſſen / durch allzu fruͤhezeitige Verſchickung ſich verder - bet. Denn wie gerne ſie auch fuͤr ſich from und fleiſſig leben wolten / werden ſie doch von anderer Geſellſchafft verfuͤhret / und muͤſſen ihnen ihreWeiſeWeiſe mit gefallen laſſen / wo ſie anders auf Vni - verſitaͤten unter derſelben ohne Schimpff fort zu kommen gedencken / geſchweige / wo die Jugend von Natur vor ſich zu dergleichen geneiget.
Jhr lieber alter Herr / ihr ſeyd gar zu wunder - lich / und allzu ſorgfaͤltig. Wir ſeind jo nicht die erſten / ſo ihre Kinder auff Vniverſitaͤten verſchi - cken / ſo haben wir ſie / ſo zuſagen / gleichſam an der Hand. Wie muͤſſen es die jenigen wagen / die ihre Soͤhne in ſehr weiten und fernen Landen (wie wir auch einmal an eben den unſern thun koͤnnen) wiſ - ſen / und nicht wiſſen wie / und welcher geſtald / ſie leben.
Dahero bringen auch die meiſten Laſter fuͤr Erbarkeit wieder nach Hauſe / und einen ungeſun - den Leib an ſtat der Sprachen; Denn wo in einem jungen Leibe die Geilheit / Freyheit / Gelegenheit / und Geld uͤbrig vorhanden / was kan der anders thun / als boͤſe ſeyn.
Nicht ſo; nicht ſo; mein Petralto, Jhr wiſ - ſet wol / daß wir alle / abſonderlich aber die Ju - gend / dahin geneigt / daß wir viel ehe nach dem jenigen ein Verlangen tragen / von welchem wir am meiſten abgemahnet werden; Hingegen des je - nigen wenig achten / was / ſo zu ſagen / in unſerer freyen Willkuͤhr ſtehet; Ein iedweder / (nehmet es nur bey euch ſelbſt abe) ſuchet alle Mittel zuſeinerſeiner Freyheit zu kommen; Wenn er dieſelbe uͤberkommen / achtet er ihrer hernacher wenig / und gebraucht ſich derer mit viel hoͤfflicherer Be - ſcheidenheit als zuvor. So kan man auch die Jugend nicht ſo gar in eine Enge treiben. Was iſt es / wenn nicht auch ein junger Kerl ein wenig einen Muth und Courage hat; Wenn ſie ver - raaſt / und die Hoͤrner abgeworffen haben / werden ſie ſchon von ſich ſelbſten geſchmeidig / und bekom - men hernacher einen Eckel fuͤr ſolchem unordent - lichen und wuͤſten Leben.
Aber wo bleibt indeſſen das Geld / ſo allbereit hindurch / und welches noch edler / die unwieder - erſetzliche Zeit? Worzu ſeind ſie hernach duͤchtig / wenn ſie ihre beſte Jugend ſo uͤbel angewendet? Wie beſeuffzen ſie dieſelbe ſo offt in ihrem Alter / und wolten dieſelben Stunden / wo muͤglich / ger - ne wieder kauffen. Sie klagen uns an / und be - ſtraffen uns deßwegen / (wie wir denn auch deß - wegen zu beſtraffen ſind) daß wir ihnen nicht beſſer vorgeſtanden / daß wir ihnen nicht nur ſolche Freyheit geſtattet / und noch ein Wolge - fallen daruͤber empfunden / ſondern uͤber diß noch Mittel / Gelegenheit und Vorſchub an die Hand gegeben / ihre Jugend nicht beſſer anzuwenden / als die wir es beſſer / als damals ſie / hetten erwegen und behertzigen ſollen.
BGerWas iſt es aber / wenn ein junger Cavallir nicht auch ſeiner jungen Tage in Freuden genieſ - ſen ſoll / die Jugend tauert nicht immer / und ſoll man der luſtigen Zeit gebrauchen / nicht wenn man wil / ſondern vielmehr weñ man kan. Wir ſeind auch nicht die heiligſten Engel in unſerer Jugend geweſen / und koͤnnen ihnen deßwegen nicht eben ſo hart verwehren / was uns damahl auch gefallen / es wird ſich mit der Zeit ſchon an - ders geben. Werden unſere Kinder gleich die Vornehmſten und Gelehrteſten nicht / ſo ha - ben wir doch Geld und Gut genug / das jenige / was ihnen an Kuͤnſten und Wiſſenſchafften ge - bricht / zu erſetzen. So muß man ſie doch auch neben andern gelten laſſen / und ſtehet nicht iedwe - den ſeine Kunſt an der Stirne. Genung iſt es / daß wir uns dadurch ſehen laſſen / und uns bey den Leuten einen groſſen Namen machen / daß wir unſere Soͤhne fuͤr andern alſo ſtattlich und praͤchtig halten koͤnnen.
Gemach / gemach / mein lieber Herr / es iſt auff Kuͤnſte mehr / als auff groſſes Geld und Gut ſich zu verlaſſen. Es iſt umb ein weniges / ſo iſt daſſelbe dahin / da doch hingegen Tugend / Ge - ſchickligkeit und Kunſt niemals wancken noch un - tergehen kan. Diß iſt eben das ſchoͤnſte Reich - thumb und das beſtaͤndigſte Erbe / ſo wir unſernKin -Kindern nach unſerm Tode laſſen koͤnnen. Vber diß / iſt einem von ſchlechten Herkommen eine Zier - ligkeit und Wolſtand fuͤr andern was ſtatliches geſehen und begriffen zu haben; Wie vielmehr geziemet hohen Gemuͤthern ſo von hoͤhern Stam̃ und Stand entſproſſen / dahin ſich zu bearbeiten / nicht nur den bloſſen Nahmen ihrer Ahnen und Anherren / ſondern auch derſelben ruhmdenck - liche Thaten / Tugenden und Geſchickligkeiten an ſich zu nehmen. Vnd diß iſt eben der rechte Adel / und die edle Ritterſchafft. Wiewol ſich bey dieſen Zeiten die meiſten mehr des Adels von Gebluͤte als Gemuͤte ruͤhmen koͤnnen. Darumb laſſet uns alles zuvor wol in unſern Gemuͤthe uͤberlegen und erwegen. Jhr habt mehr Kinder / hingegen ich dieſen eintzigen Sohn; Wo Flo - retto uͤbel gerathen ſolte / ſo were meine gantze Hoffnung in dieſem meinem hohen Alter dahin. Schluͤge der euere auff die Seite: ſo koͤnten die andern vielleicht deſto beſſer gerathen. Druͤmb laſſet uns fleißig zuſehen / daß wir hierinnen be - dachtſam gehen / und uns nicht ſo geſchwinde uͤbernehmen; Denn gemeiniglich die letzten und wolerwogenen Gedancken die beſten zu ſeyn pflegen. Mein Rath were nochmahl / wir lieſſen die Sache / weil wir ihnen noch nichts davon ge - ſagt haben / noch ein wenig anſtehen / ſie ſeind noch unveraltert zu ſolchen Sachen.
B ij[Ger -]Was anſtehen; Es muß doch einmal ſeyn / und was wollen wir unſern Schluß lange wieder hintertreiben. Zu Hauſe werden ſie nichts ler - nen noch begreiffen.
So kan man doch zu Hauſe ſchaͤrffre Auff - ſicht auf ſie haben. Vnd wollen ſie ſich oͤfters durch unſere Gegenwart nicht zwingen laſſen / was ſollen ſie an frembden Orten thun / allda ſie ſich / daß ihnen niemand zu gebieten habe / einbilden. So koͤnnen wir ſie auch mit genauern Koſten er - halten.
Was Koſten; Man laſſe ein Jahr ein tau - ſend Reichsthaler oder mehr drauff gehen. Was iſt es mehr; Jch habe ſo viel Tauſend hier an Wahren und Renten. So hab ich auch noch ein gut ſtuͤck Geldes in der Caſſe. Was iſt ſonſten an Haͤuſern / Guͤtern und Vorwercken. Was ſoll ich mit allem Gelde thun. Vber diß / eine gluͤckliche Stunde bringet alles wieder ein.
Mein lieber Freund / Sparſamkeit (ſaget man) iſt das beſte / und reichlichſte Einkommen: Haben Euch die Goͤtter was beſcheret / ſo beden - cket / daß ihr auch noch mehr als einen zu verſor - gen habet / und einen (verzeihet mir aber / daß ich ſo frey mit euch rede) der ſich ſchon ziemlichdar -darauff zu verlaſſen weiß. Er weiß / daß der Alten Geld in Jungen Haͤnden am ſchoͤnſten ſte - het; Vnd zweifelt mir nicht / daß er ſolches zu ſeiner Freyheit und Verderben nicht ſtatlich an - werden ſolte. Aber weil jo ſolches euerm Belie - ben nach geſchehen ſoll; So hoͤret mich noch / mein Gerſon, was ich dißfals bey mir beſchloſ - ſen. Wie wenn wir ihnen einen Hoffmeiſter / ſo ſie unterweiſete und achtung auff ſie gebe / auch damit ſie beſſern Schew hetten / mit geben? Wie meynet ihr?
Gar wol / ich bin es zu frieden. Doch muͤſ - ſen wir unſere Soͤhne auch daruͤber erſt zuvor ver - nehmen / und berathſchlagen / auff welche Vniver - ſitaͤt wir ſie verſchicken wollen.
So bleib es denn in Gottes Namen dann darbey / die Goͤtter geben ihnen Gluͤck darzu. Aber es iſt bey dieſen Zeiten ſchwer auff Vniver - ſitaͤten zu leben / man wil da einen harten Beu - tel haben.
Wer fragt darnach; Nur laſſt uns anietzo hinein gehen / und bedacht ſeyn / wie wir ſolches an unſere Soͤhne bringen / und uns mit ihnen / ſie auff das eheſte fort zu ſchicken / unterreden moͤ - gen.
Vnd ihr Floretto, bleibet nur auch ſo feſt und beſtaͤndig auff dieſer Meynung als ich / wir wollen es des Hoffmeiſters wegen / noch wohl bey unſern Eltern erhalten.
Jch wil wohl ſolches thun / Amandus. Aber dieſes befuͤrchte ich nur / mein Vater werde ſeinen Willen nicht gerne darein geben wollen. Denn wie ſehr ich mich uͤber ihren Anerbiethen erfreuet / ſo ſehr hat mich hinwiederumb der bloſſe Name des Hoffmeiſters erſchrecket. Wie muͤſſen ſie doch ſo geſchwinde auff die Gedancken / uns fortzuſchi - cken / gerathen ſeyn?
Jch weis es nicht / Floretto, ſaͤhe es auch recht gerne: Aber des Hoffmeiſters wegen / wer - de ich nimmermehr einwilligen koͤnnen; Was ſolte diß fuͤr eine Freyheit ſeyn / wenn wir uns auffs neue Vbel-Auffſeher uͤber den Hals ſetzen lieſſen / wir wuͤrden gebundener / als noch in Schulen le - ben muͤſſen. Jch weis es wohl / wie es bey ſolchenSachenSachen herzu gehen pfleget. Anfangs / weil ſie noch dinne und geſchmeidig ſeynd / geben ſie ſo gu - te Wort / und ſchmeicheln ſich dermaſſen bey uns an / als wenn ſie ſich unſerer Wolfahrt / als ihrer eigenen annehmen wolten; Jſt es geſchehen / und fiehlen ſich nur ein wenig / ſo duͤrffen wir nur ein geringes verbrechen / alsbald wiſſen ſie ſich ihres Anſehens und anvertraueter Auffſicht zum hoͤch - ſten zu gebrauchen / und meynen / wir muͤſten ihnen / in allen folgen und gehorſam ſeyn.
Es iſt wahr / wir wuͤrden uns nicht ruͤhren duͤrffen / daß es unſere Eltern nicht erfuͤhren / und wuͤrden uns eine eigene Ruthe uͤber unſern Ruͤcken binden. Darumb mein Freund Amandus, laſſet uns hingehen / unſerer Eltern fernerers Beden - cken zuvernehmen / und daran zu ſeyn / unſere Reiſe deſto eylfertiger zu beſchleunigen. Aber hier kommen ſie eben gleich / laſſet uns einen andern Diſcurs anfahen.
Wie wehr es / Amandus, wenn wir mit ei - nem vornehmen Profeſſore der Collegia wegen uͤber Haupt ſchloͤſſen / damit wir auff der Uni - verſitaͤt auch was rechtes ſtudieren moͤchten / undB jveses unſern Eltern doch auch nicht gar ſo hoch kom - men moͤchte.
Vnd wenn wir einen Hoffmeiſter hetten / ſo wuͤrde es ſich nicht wohl ſeinetwegen ſchicken. Darumb were mein Rath / wir wendeten das Geld lieber an einen ſtatlichen vornehmen Mann / der uns auch was rechtes weiſen koͤnte / und koͤnte ſolches mit beſſern Nutz / und nehern Koſten ge - ſchehen.
Reden unſere Soͤhne nicht von ihren Stu - dieren? Habt ein gut Hertze / mein Freund / Ger - ſon, der Anfang leſt ſich wohl an / und iſt ein gut Anzeichen von ihnen.
Das meyn ich auch / und well ſie ſich / fuͤr ſich zu allen guten erbiethen / ſo koͤnnen wir ihnen auch noch ehe in ihrer Bitt willfahrn.
Es koͤnte noch wohl geſchehen / wenn ſie ſich nur ſelbſten gut anlieſſen und vor ſich etwas thun wolten. Vnd weil ſie jo gantz keine Beliebung zu einem Hoffmeiſter tragen / ſo iſt es auch ſo ei - ne Sache / ſol man ſie ſo hart darzu zwingen / halt ich auch nicht fuͤr rahtſam / der freye Wille im Studieren thut mehr / als Zwang. Aber ſtille / was geben ſie weiter fuͤr.
Flo -Doch ſaͤhe ich lieber / verſchliege uns auch gantz nicht / wenn wir, einen Hoffmeiſter darne - ben hetten; Aber ihr ſehet wohl Amandus, Er moͤchte es auch uͤbel empfinden / wenn wir ihme hoͤhere Leuthe vorziehen / und uns umb dieſelben bewerben / koͤnte alſo einen Vnwillen auff uns werffen / und uns in einem oder dem andern / wie es denn gemeiniglich zu geſchehen pfleget / ver - leumbden.
Vnd auff ſolche Weiſe vergehet einem alle Luſt / etwas zuthun / und bekoͤmmet einen Eckel zum Studieren. Wie muͤſſen andere leben / die keine Mittel dazu haben / kommen doch wol in ihrem Studieren am weiteſten.
Aber es iſt mir darumb nur / unſere Eltern moͤchten vermeynen wir wolten es etwan / wegen anderer Vrſachen nicht eingehen.
Stille /
ſie haben einen guten Vorſatz / wir wollen ſie anreden. (ad Filios) Wie ſtehet es nun? Habt ihr euch be - ſonnen?
Sieh da / Herr Vater! wir haben uns zwar beſonnen / muͤſſen auch wol unſern Willen / euch nicht zu leidigen / endlich drein geben / aber wo wirB vdesdes Hofemeiſters uͤberhoben ſeyn koͤnten / bitten wir noch. Wir wollen uns alſo verhalten / daß keine Klage uͤber uns ſoll gefuͤhret werden.
Es wird ſich wol ſchicken / ſeind wir nur ein - mal weg.
Wenn ihr es nur auch thetet.
Ja. Jch verſpreche euch ſolches mit Hand und Mund /
Vnd ich es euch auch Herr Vater /
Aber / was geben wir ihnen fuͤr einen Gefehr - ten und Auffwaͤrter mit?
Mein Knecht Pickelhering ſolte ſich nicht uͤbel ſchicken / der were gleich ſo ein feiner luſtiger Jungh. fuͤr ſie / und koͤnte ihnen in ihrem Statu die Weile vertreiben.
Wolt ihr Pickelhering haben zu euern Ser - vieteur.
Ja / Ja; mit allen Willen.
Jch muß ihn doch heraus ruffen. Holla! Pickel -Pickelhering geſchwinde heraus / auff ein Wort. Holla, Holla! hoͤreſtu nicht?
Ja flugs eilends und geſchinde in puncto, in momento, in continento. Doch ich muß zu Hauſe bleiben / mein Herr moͤchte mich ruffen / mein Herre / ja / mein Herre.
Hoͤrſtu nicht / wer dich rufft; Komme ge - ſchwinde heraus / mache fort.
Pickelhering guckt ein wenig heraus.
Sieh da; ſieh da; Herr ſeyt ihrs! Ja / ja / alsbald /
Nun / was machſtu? Wenn wirds?
Ja doch / ja doch / wenn nur die Labethe weg iſt /
Je ſchiß dir doch tauſendmal drauff. Jch dachte wol / die Tuͤbel die wirds hohlen. Nun kom̃ ich / nun komm ich / was wolt ihr Herr / fein kurtz / fein kurtz / ich muß wieder hinein.
Was haſtu denn da? Eine Karte?
O nein.
Was iſt es denn?
Pickelher.Es iſt mein Wechſelbrieff. Jo jo / ich habe ietzund muͤſſen drauff auszahlen.
Nun / iſt das dein Wechſelbrieff?
Ja / ja! Jch wolte daß die Duͤbel die Hand - lung holte / der Kramer kaͤme zeit genung nach.
Wie muß es ihm ein Kerl laſſen ſo ſauer werden. Das Spielen hitzt wohl / aber es kleidet fickermentſch uͤbel.
Aber hoͤreſtu Pickelhering / hetteſtu auch wol Luſt zu reiſen.
O ja / wenn die Schencken nicht weit von ein - ander liegen.
Wolteſtu wol auf die Academi mit?
Jch wolte gleich drauff. Wolt ihr auch mit?
Wohin denn? Wohin?
Auff die Kacketremi.
Jhr verſtehet uns nicht guter Freund / wir wollen unſere Soͤhne auff eine hohe Schule ſchi - cken / wolt ihr mit ihnen wohl fort.
Pickel -Ja / wenn ſie nicht gar zu hoch iſt / ich ſteige nicht gerne hoch. Jch bin mein Tage nicht gern in die niedrigen gangen / behuͤte mich Gott / wenn die Schulen nun hoch ſeind.
Ey / es iſt ein Orth in einer Stadt / da ſich die Studenten auffzuhalten / und zu ſtudieren pflegen.
Studenten; Sind das nicht Caldaunen - Schluckers? Seind es nicht Kerl / ſie gehen ſtraff gebutzt; ſo Pflaſtertreter / die den gantzen Tag muͤſſig und ſchlinckelieren gehen / die da im̃er ſchrey - en Hop! hop! he! Wetz! wetz! Ha / ha! ſeind das Studenten? Nun weiß ichs wol. Aber was ſollen euere Soͤhne da thun? Sollens auch ſol - che Kerl werden? koͤñt ihr ſie denn ſelbſten nicht zu Hauſe freſſen und ſauffen lernen? Soll ich denn auch mit? Was ſoll ich denn thun?
Jhr ſolt achtung auff ſie geben / und zuſehen / daß ſie nicht zu ſchaden kommen.
Das iſt prave. Jch verſtehe es wol; Jch ſoll ihr Hoffmeiſter werden.
Ja ja / wenn es was zuverſchicken giebt.
Aber meine Beſtallung / was iſt die?
Petral -Es wird ſich damit wohl ſchicken / gebt ihr nur fleißig Achtung auff ſie.
Der Juncker verzeihe mir großguͤnſtig / ich wolte ſie lieber voraus haben / das were ein wenig gewiſſer. Jch weis wohl wie die kahlen Schuͤffte / die Edel Leuthe / ſeynd. Wenn ſie ſollen Geld ge - ben / da ſind ſie trefflich vergeſſen. Sie ſagen viel zu und halten wenig; Zuſagen iſt Edelmaͤnniſch / hal - ten iſt Baͤueriſch.
Jſt es nicht genug / daß ihr auch ein Stu - dente werdet.
Es iſt auch wahr. Es mag drumb ſeyn /
Kom̃ Pickelh. zeuch du nur mit uns / und bis luſtig / wir wollen prave Studenten werden.
Wie werden euch aber die Ohrfeigen und Naſenſtuͤber bekommen?
Wir muͤſſen es gewohnen.
Sol ich das auch mit gewohnen? das gewohn die Tuͤbel und ich nicht. Nein / Nein; ich begeh - re kein Student zu werden. Jch werde zu Hauſeblei -bleiben. Es gehet allzu ſchlim. Jch bin gar ſo offt mit dabey geweſen. Gibt man doch ietzund bald nichts mehr fuͤr einen Naſetzſtuͤber / die Ohr - feigen ſind nun noch gaͤnger worden / und gehen mit drein.
Es hilſſt nichts dafuͤr / ihr habt einmal zuge - ſagt / ihr muͤſt mit.
So koͤnt ihr euch deñ in Gottes Namen geſchickt machen. Mor - gen / geliebts Gott / mit den fruͤheſten auff zu ſeyn. Es ſol euch ſchon Geld nach Nothdurfft mit geben werden. So ziehet denn hin / und haltet euch fein Chriſtlich im Gebet / fleißig im Studteren / ver - traͤglich in Compagnie, vor allen aber / genaw im Gelde / laſſet euch nicht zu weit damit heraus / denn es ſind ietzo ſchwere Zeiten / und bedencket / wie ſauer es uns ankoͤmmet. Wendet ſolches nicht unnuͤtzlich / ſondern zu euern beſten und zu euern Studieren an / damit auch einmahl ſtattliche und wackere Maͤnner aus Euch werden moͤgen.
Ey jo Herr / das Geld vergeſt doch nicht. Das Geld ſolt ihr nicht vergeſſen / das Geld / das Geld.
Hart / der Tuͤbel ſoll euch nun beſcheiſſen / Jhr Kerls / wenn ihr nicht gut thun wolt / ich wil euch wol anders kriegen.
Ey Pickelhering / du wirſt es jo noch beym gleichen bleiben laſſen / du muſt nun mit auff un - ſerer Kappe tantzen. Biß nur ſtille / es wird prav zu freſſen und zu ſauffen ſetzen / ſo lange ein Heller im Beutel iſt.
Du muſt aber nichts ſagen / damit es unſere Eltern nicht wieder erfahren. Laß uns nur erſt weg ſeyn / es wird ſich ſchon ſchicken.
Das were gut; Aber wenn das Diebs-Geld alle iſt / wie da zu rathen? Da wird der Tuͤbel ein Schelm werden.
Bekuͤmmere dich nur nicht darumb / haben doch unſere Eltern noch mehr.
Wenn wir ihnen gar koͤnten uͤbern Beitel kommen / daß wir den Bettel nur auff einmahl hetten / das were eine prave Sache / da wolten wir prave zun Jungfern gehen.
Ey / laß du es nur gehen / wir wollens doch wol kriegen / indeſſen laß uns unſere Sachen be -ſtellen /ſtellen / und beſtelle du die deinen / damit wir mit dem fruͤheſten Morgen auff ſeyn koͤnnen.
Jch habe ſchon alles eingepackt / biß auff mei - ne Spielknoͤpgen / die wil ich auch bald zuſammen finden.
Aber hoͤrt / ihr Herr / ein Schelm der was anders thut / als friſt und ſaͤufft.
Sachte / Pickelhering / ſieheſtu meine Fr. Mut - ter nicht? Willkommen Fr. Mutter. So wolt ihr uns auch noch fuͤr unſerm Abſchied beſuchen.
Ja / ihr lieben Kinder: und du mein lieber Sohn / ich wolte wuͤndſchen / daß ich dich nur ſtets daheime behalten ſolte. So wilſtu dennoch gewiß mit Juncker Floretto fort.
Ja liebſtes Muͤttergen / es wird auff dieſes mahl nichts anders draus. Lebet nur wol indeſſen / und geſund.
Vnd du auch mein lieber Sohn. Wenn ich nur wiſſen ſolte / daß du auch wol verſorget wereſt / und nicht etwa mangel leiden duͤrffteſt.
CPickel -Gebt ihr ihm nur fein viel Geld mit / ſo iſt den Sachen ſchon alle geholffen.
Jch wil es zwar nicht hoffen / aber ihr ſehet wol / wie es offters in der Frembde herzugehen pfleget. Die Vaͤter wollen uns nicht viel mit - geben / ſo koſten die Buͤcher auch viel zu ſchaffen / und man muß doch auch etwan einen Nothpfen - nig haben.
Das iſt wahr. Wenn man den Leuten zu Ehren in Weinkellern erſcheinet. Auff Rheiniſche Dinte / und Zerbſter Papier gehet auch was red - liches ein Jahr lang.
Was hat dir denn der Vater mitgeben.
Der Wechſel iſt nicht hoͤher / als fuͤnffhun - dert Reichsthaler / mehr hab ich nicht erhalten koͤnnen.
Was wird denn das wippen; wie weit wird das bißgen reichen / das wird nichts klecken. Be - denckt doch ſelbſten; Jn der Frembde; Wenn man unter Bier und Wein in Leib - und Lebens Gefahr iſt. Jhr werdet jo euere Kinder nicht ver - ſchmachten laſſen / und mich auch nicht?
Claris -Jch wil ſchon ſehen / daß du einen offenen Wechſel bekommen kanſt. Hier wil ich dir auch noch ein baar hundert Reichsthaler heimlich zu - ſtecken, darffſtu doch dem Bater nichts darvon ſa - gen.
So thue auch deinem Leibe was zu gute dafuͤr / damit du auch etwan einmal kanſt luſtig ſeyn / und gute Freun - de zu dir bitten; Lebt nur fein vertraͤglich mit ein - ander / und zancket euch nicht / macht euch nicht zu loſer Geſellſchafft: Gewehnt euch nicht an das fluchen und ſchweren / ſpielen / ſaufft euch auch nicht voll. Vnd du Pickelhering / nimb ſie wol in acht / und laß michs wiſſen / wenn ſie nicht fromb ſeind.
Laß ſie fein die Nacht zu Hauſe bleiben /
und laß ſie nicht zun Jungfern gehen.
Das were zu ſchlim / duͤrffen ſie nicht zun Jungfern gehen?
Nein Pickelhering.
Aber doch ein bißgen zu den Frantzoͤiſchen Damen?
Bey Leibe nicht; das were noch aͤrger.
Auch nicht. Was ſollen ſie denn machen? Sie haben jo ſonſt nichts zu thun: wer kan deñ im - mer ſauffen.
C ijClaris -Sie ſollen ſtudiren.
Sie werden wol ſtudiren / in der Bier - und Wein-Kannen.
Wir wollen uns ſchon auffs beſte in acht nehmen / bedancke mich in deſſen euers Geſchencks / und bedarff ich was mehres / ſo werdet ihr mirs ſchon folgen laſſen.
Mit allem Willen mein Sohn /
ſo ziehet denn hin mit einander in Gottes Namen. Lebt geſund / die Goͤtter geben euch Gluͤck zu eue - rer Reiſe / und laſſen euch ohne Anſtoß und Scha - den ſicher angelangen.
Vnd ihr meine Mutter / lebt ihr auch geſund / die Goͤtter bewahren euch. Wir wollen ſchon wiederumb zuſammen kommen /
So kommet denn mit mir herein. Jch habe ein klein Gaſtmahl angeſtellet / und letzet euch noch / mit euren guten Freunden zu - vor.
BeydeWir wollen euch folgen.
Vnd hier / meine Jungfer / iſt der Krantz und Schnupfftuch / was heliebet ihr damit zu thun.
Bringſtu es Euphronie? das iſt gut. Lauff eilends und geſchwinde zu Juncker Floretto, uͤber - gieb ihm beydes / nebenſt dieſem Briefflein /
mehr ſag ihm nicht / als weil die Emerentia nicht die Ehre haben kan / ſich mit ihm zuletzen / wolle er ſie bey ſeiner Wieder - kunfft zum wenigſten wuͤrdigen ihr Grab zu be - ſuchen / weil ſie ohne den Floretto nicht wird le - ben koͤnnen.
Jch wil es zum fleiſſigſten ausrichten / mei - ne Jungfer. Aber wo treff ich Juncker Floretto an?
C iijEme -Jch meyne zu Hauſe. Fuͤr allen ſiehe zu / daß du ihm ſolches / auff das heimlichſte / als moͤglich / ohne einige Wahrnehmung der Seinen / wie du ſonſten gethan / zuſtelleſt.
Sie uͤberlaſſe mir nur dieſe Sorge / ich werde ſchon Mittel und Wege erſinnen / ihme ſolches fuͤglichen bey zu bringen / ſie erwarte in deſſen all - hier meiner Wiederkunfft
O du widerſpaͤnſtiges Gluͤck! Du unge - treueſter Himmel! Haſtu mir deßwegen ſo viel Schoͤnheiten und andere Leibes-Vollkommenheit ertheilet / mich dadurch in die hoͤchſte Traurigkeit zu ſetzen? oder haſtu mich darumb zu einer ver - laſſenen und ungluͤckſeligen Liebhaberin erkohren / daß ich mich meiner Gaben und Gluͤcks nicht zu uͤberheben hette. O Vnbeſtand der Zeit! O wan - ckelhafftes Gluͤck! Hat auch wohl ein Weibes - bild als ich iemahls gluͤcklicher geliebet? Hat ie - mahls eine Dame einen beſtaͤndigern Liebhaber als ich gefunden? Seynd iemahls zwey Gemuͤther mehr vereinigter geweſen; oder koͤnnen wohl zwey Gemuͤther / mehr vereinigter / als unſere beyden Hertzen ſeyn? Vnd dennoch muß ich mich die Allerungluͤckſeligſte nennen. Wie ſeelig war doch unſer Zuſtandt; Wie ſanffte trate das Gluͤck neben uns auff weichen Roſen herein; Wie ge -wuͤndſchtwuͤndſcht doch fuͤgte ſich unſer Lieben / gleich als ob der Himmel ein ſonderliches Wohlgefallen dar - uͤber empfunden. Es war nichts / ſo unſere Blicke auffhalten / unſere Kuͤſſe verhindern und unſere Vergnuͤgligkeit verwehren kunte. Jetzund nun / da dieſe Edle Fruͤchte zuſammen kommen / und die reiffen Koͤrner tragen ſolten / da ich die ſelben nun zugenieſſen vermeinete / ſo muͤſſen wir geſchieden und getrennet leben. O du falſche Liebe! Wie machſtu uns den Anfang ſo ſauer und ſchwer; wie peinigſt du unſere noch unbekandte und frembde Hertzen; nach dem wir alles erſtanden / und nun deſſen Geneſung ergreiffen ſolten / nach dem unſere Hertzen kaum vereiniget / und durch die feuerigen Liebes-Flammen zuſammen gelauffen / zerreiſt du uns wiederumb / und quaͤleſt uns / durch ſtetes und bruͤnſtiges Verlangen mehr als zuvorn. Wie viel beſſer iſt es dennoch ohne Gegen Liebe / als ohne Gegenwart lieben / und des Geliebten beraubet leben. Das ſtuͤndliche Andencken des vergange - nen und das verlangen des Zukuͤnfftigen / machet uns das Leben unertraͤglich / und laͤſt uns zu keiner rechten Hoffnung kommen / was hat ſich wahre Liebe in Abweſenheit nicht zu befoͤrchten? ſo viel Gefahr zu finden / ſo viel Gefahr und Schrecken auch faͤlt ſie augenblicklich an. Das Beyſpiel eines andern / machet uns umb deſto furchtſamer. Was befahrte ſich die keuſche Penelope nicht in Abwe - ſenheit ihres Ulyſſis; Was Schrecken und AngſtC iiijmu -muſte ſie gantzer zwantzig Jahre erdulden So oft ſie eines Griechen Todt nennen hoͤrte / ſo offt beſtund ihr das Gebluͤthe / ſo offt erzitterte Sie. Wes hatte die Koͤnigin Halcyone nicht fuͤr ſchreckliche Traͤume / unter wehrender Reiſe ih - res Liebſten? Der Todt des Koͤniges / und die Abſcheuligkeit des drauf erfolgeten Schiffbruchs / legten dero Deutung aus. Was erfuhre die Ve - nus, ſo bald ihr Adonis von ihr ſchiede / fuͤr eine klaͤgliche Zeitung und Poſt; Wurde Er nicht von einem wilden Eber gehauen und umbracht! Die Koͤnigin Dido ſahe ihren Æneam von ihr ſcheiden / aber er kam nicht wieder. Vnd geſetzt / man hette ſich nicht des geringſten zu befahren; ſo iſt doch die Abweſenheit / an ihr ſelbſten ein unvertraͤglich Ding. O Him̃el! iſt es dein Wille / ſo blicke mich mit geneigten Augen an; Hemme dieſen Fortgang / unnd laß dieſe Reiſe nicht von ſtatten gehen / denn du weiſt /
Jch komme nun wieder / meine Jungfer / wie - wol unverrichteter Sachen / denn Floretto iſt nir - gends / weder zu Hauſe / noch anders wo zu fin - den. So habe ich auch weder den Amandus noch iemand von den Seinen vermercken koͤnnen, ich be - fa[h]re / wir haben uns zu lange geſeumet / und ſey, die Reiſe wohl ſchon allbereit geſchehen.
Eme -So haſtu keinen nicht geſehen? Solte Er denn ohne meinen Abſchied von hinnen reiſen? Euphronie ihr habt euch nicht recht bemuͤhet.
Traun / meine Jungfer / ich hette es nicht fleißiger beſtellen koͤnnen / die Anzeugung faſt ga - ben es / die beyden Eltern ſahen betruͤbt unnd weineten noch.
Aber wie iſt den Sachen zu rathen.
Man kan ihm anders nicht thun / ſie muͤſſen mit der erſten Poſt nachgeſchicket werden.
Juch! Juch! Sa! Sa! He Sa! Sa He! ꝛc.
Wir hetten ſchier einen guten Tummel da - von bekommen ſollen. Jch habe mich ein wenig wieder ergangen / und habe ziemlich wieder aus - genichtert.
Vnnd ich dergleichen / die Compagnie war gut / ſie ſatzten friſch auff uns los / doch ſeynd wir dennoch / wiewohl kuͤmmerlich Mei - ſter blieben. Was hilfft es / es pfleget auffC vValet -Valet - und Abzugs-Schmaͤuſen nicht anderſt her - gehen. Aber was ſpatzieret dort fuͤr eine galante Dame? iſt es nicht Emerenzgen? Euere Liebſte. Laſt uns einſtecken.
Ja ja es iſt das liebe Laͤmmerſchwaͤntzgen. Das Rabenaͤrſchgen.
Sie iſt es. Aber was ſagt ihr von der Lieb - ſten? Jhr wiſt ja der Studenten Lieben wohl; heute dieſe / morgen ein andere. Auff ſolche Weiſe / muͤſten Wir viel Liebſten haben.
Jhr koͤnt Euch aber gegen Sie doch gar zu - verliebt ſtellen.
Ha ha! Ein anders iſt ſtellen / ein anders iſt meynen. Vnd das iſt eben die beſte Kunſt / damit man die Jungfern am meiſten beruͤcket; So lan - ge wir ihrer genieſſen koͤnnen / ſo lange lieben wir ſie; Haben wir / was wir von ihnen begehrt / er - langet / ſo lachet man es ins Faͤuſtgen / daß ſie ſo meiſterlich angangen. Aber ſtille / ſie haben unſer wahr genommen / wir wollen ſie anreden.
treff ich ſie allhier an? meine Liebſte / die ich den gantzen Tag ſo ſchmertzlich geſuchet. (Pickelhering / in dem Weinglaſe) wie denn ſo gar traurig unndalleinealleine (Pickelhering / wenn ſie alleine gehet / ſo trit ihr niemand auff die Fuͤſſe.)
Weil Floretto nicht laͤnger bey der Eme - rentze leben mag / ſo mus Sie wohl ſo traurig und alleine gehen.
Mit dem gehen het es nicht viel zu bedeuten / wenn ſie nur nicht alleine ſchlaffen duͤrffte / darumb iſts der guten Schweſter / ich merck es wohl.
Vnnd ſo lange Floretto in ihrem Hertzen lebet / ſo kan ſie nicht verlaſſen und alleine ſeyn. Vnd wie kan Sie / meine Schoͤne / allein ſeyn / weil Floretto nirgends anders / als bey der Eme - rentze leben kan?
Heiſt das in der Emerentze leben / ſie verlaſ - ſen / und ſich an frembde oͤrther begeben wollen?
Meine ſchoͤnſte und liebſte Beherrſcherin! mein eintziger Auffenthalt meines Lebens! die Goͤtter bezeuge ich / die wiſſen / mit was Schwer - Muth und Wiederwillen / auch Zwang meiner El - tern / ich dieſe Reyſe auff mich genommen. Was ich fuͤr Qual in meiner Seelen daruͤber empfinde. Weil ich auch keinen Augenblick ohne die freund -licheliche Augen der allzuſchoͤnen Emerentze zu leben mich verſichern kan. (Pickelhering: O Schelm leug / das iſt ein leichtfertiger Vogel) Meine Be - ſtaͤndigkeit / wird ihr anderweit jo zur gnuͤge be - kant ſeyn? (Pickelher. Er iſt beſtaͤndig wie But - ter an der Sonnen) Vnd ſo ſie daran zweiff ln wolte / wuͤrde ſie die Geſetze der Liebe hoch beley - digen. Jndeſſen wolle ſie ſich / meine Schoͤne / nur auff ein weniges zufrieden ſtellen / und erwe - gen / im Fall das wiedriche Gluͤck gleich unſere Leiber von einander trennet / unſere Gemuͤther doch ungeſchieden bleiben werden / ſo lange biß das Gluͤck / und die guͤnſtige Zeit uns beyderſeits erfreu - en / und uns mit mehrer Ergetzligkeit wieder zuſam - men bringen moͤchte
O wie Lange lange iſt doch dieſe Zeit! Jeder Augenblick wird mir ein Jahr lang ſcheinen. Doch weil es nicht kan anders ſeyn / ſo ziehet dann hin / nur ſetzet die Emerentze nicht aus euern Au - gen / vielweniger laſſet Sie keine Frembde und Vnbeſtaͤndige aus euerm Hertzen jagen.
Jch ſchwere hier bey Sonn und Mond und Sternen; bey Himmel und Erde / Waſſer und Lande / Laub und Gras / daß der Sommer ehe Reiff und Schnee / der Winter Kraͤuter und Blu -men /men / und das Jahr keine Zeiten tragen ſol / ehe ich die Emerentze vergeſſen werde. (Pickelhering / es iſt mein Siel nicht wahr.)
So werde ich euch auch treu bis in den Tod verbleiben / nehmet indeſſen / zu deſſen Erinnerung und gewiſſem Vnterpfande unſerer Liebe / dieſen Ring / Schnupfftuch und Krantz / nebenſt einem Kuſſe
und laſſet in deſſen uns mit Hof - nung unterhalten / bis wir uns wiederumb mit mehrern Freuden umbfangen moͤgen. Jm uͤbri - gen wollen wir was wir nicht wuͤrcklich / und muͤndlichen verrichten koͤnnen / doch ſchrifftlich nicht unterlaſſen. Vnnd dieſes bitt ich auch / mein Herr Amandus meines liebſten Floretto wegen / die alte Bek[aͤ]ntnuͤß nicht gar hindan zu ſetzen / und mich gleichfals mit Berichtung eures Zuſtandes zu erfreuen.
Jch werde es nicht unterlaſſen / aller - tugendſamſte Emerentze / mir auch ſolches fuͤr ein ſonderbahr Stuͤck ſonderbahrer Wohlgewogen - heit achten / im Fall ſie meiner wenigkeit eini - ges Begehrens wuͤrdigte. Sie lebe geſund / Allerſchoͤnſte / die Goͤtter verhelffen uns gluͤck - lich wieder zuſammen.
Flo -Sie lebe wohl! meine Allerliebſte / und blei - be die Emerentze / wie ich der Floretto bleiben werde.
Vnd ihr / mein lieber Pickelhering / lebt auch wohl / nehmet eure Herren fleiſſig in acht; wartet ſie wohl; abſonderlich Juncker Floretto, und laſſet michs wiſſen / wenn er zu andern Jung - fern gehet.
Deßwegen duͤrfft ihr euch gar nicht beſorgen / ihr hettet keinen beſtaͤndigſten Amatour, als ihn bekommen koͤnnen. Jhr glaubet nicht / wie er manchmal nach euch thut. Er friſt nicht / er ſaͤuft nicht / er ſchlaͤfft nicht / wenn er euch einen Tag nicht geſehen hat / daß kein Wunder were / er her - mete ſich zu einem Stein. Aber hoͤrt[d]och Jung - fer Lemmerſchwaͤntzgen: Jch ſolls euch wiſſen laſſen / wenn Floretto zu andern gehet; Wer leſt es denn ihn wiſſen / wenn andere zu euch kommen? Jhr werdet doch deßwegen einen eigenen Boten abfertigen?
Ey Pickelhering das thun die Jungfern nicht.
Ja ja / ſie thun es ſelbſten nicht!
Eme -So kommt doch noch zuvor mit mir herein mein Liebſter / und laſſet uns mit einander letzen / und Abſchied nehmen. Ach ſcheiden! ſcheiden! wie thuſtu ſo wehe!
Gehe nur fort / du biſt auff dem rechten Wege / du armes einſaͤltiges Thiergen du. Jch dencke ihr werdet euch ſchon mit einander letzen. Es traue nur eine meinem Herrn / ſie koͤmt gar recht an / er lacht ſie nur aus / daß ſie ſich ſo geſchwinde bereden laſſen. Es thuts ihr wol ein geringer Hoͤltzgen als ein Zaunſtecken / die gute Schweſter wolte gerne eine Edel ſeyn / weil ſie einen offenen Helm fuͤhret / es wird gar neulich geſchehen. Mein Herr thut es nur / daß er nur ſo ſeine Luſt und Kurtzweile und ſo was zu loͤffeln hat.
Da ſehet ihrs / ihr Jungfern / wie es her - gehet / trauet bey Leibe jo keinem Studenten / wenn er gleich ſchwuͤre / daß ihm die Augen blute - ten / da ſehet ihrs / wie ſie mit euch umbgehen / wie ſie es mit euch machen / vorwerts ſtellen ſie ſich / als wenn ſie in euch biß in Todt verliebt weren / aber es iſt erſtuncken und erlogen / kommen ſie von euch / ſo ziehen ſie euch nur durch / und beruͤhmen ſich eines und des andern / ſo ſein Tage nicht ein - mal wahr. Jch weiß daß manche hier unternHauf -Hauffen mit ſitzt / die ſie wol wird kennen / was ſie fuͤr ehrliche Voͤgelgen ſeyn. Es iſt doch keine gu - te Haar an keinem Studenten. Vnd thaͤt ichs Freſſens und Sauffens wegen nicht / und ande - rer loſen Haͤndel wegen / der Hencker ritte mich denn / daß ich mit zoͤge / und auch ein Student wuͤrde; Aber ich muß hinein ſchlendern / und zu - ſehen / was es drinnen guts zum beſten giebt.
Jch dachte / mein Six, wir wuͤrdens verſchlaf - fen haben / ſo ſehe ich wol / wir kommen noch zeit genug / und hetten nirgend zu bedurfft / daß wir uns ſo gezauet hetten. Gehet doch bald noch kein Menſch zu[Marckte] / ich dencke wir wollen unſer bißgen Eyer / und was wir haben / bald loß wer - den. Du lieber GOtt / es gilt doch ietzund gantznichtsnichts mehr / die Leute dingen zum allergeſchrab - ſten / ich halte ſie nehmens / wenn mans ihnen umbſonſt nein brechte. Man muß ſich jo zu mar - tern und zu placken / daß es nicht Wunder were / einer lieffe ſichs Hertz auſſm Leibe raus. Es glaͤudts kein Menſch / wie ſchwer und ſauer einem das liebe bißgen ankoͤmt.
Laß immer ſeyn / Kaͤthe / wer ſchiert ſich druͤmb / Danck Gott / daß wir keine Krieger mehr haben / daß der Teuffel die Galgenvoͤgel nach der Reihe geholt hat / daß wirs nun den Rabenaͤſern und Teuffels-Gezuͤchte nicht alles mehr in Rachen ſtecken muͤſſen; Sie ſprenckelten uns jo / wars moͤglich / und ſchuriegelten uns / daß es eine Suͤnde und eine Schande war. Es hette raus gemuſt / und wenns in Ribben geſteckt hette. Ertapte ich noch ein mal ſo ein Schindhund / der Teuffel ſoll ihm das Licht halten / ich wil ihn gewiß wieder aͤngſten / das Hertz im Leibe ſol ihm knacken. Wir haben doch nun wol ein ſtuͤck Brot / da ihnen der Teufel lange die Haͤlſe gebrochen / und habens / Gott ſeys gedanckt / noch erlebt / daß mancher Federhans / da man wol Jhre Gnoden zubeiſ - ſen muſte / uns die Kuͤhe treiben und hintern Saͤwen hergehen muß. Aber Kaͤthe / wie deucht dich / wenn ich die Woche ein Fuͤdergen Scheid in die Stadt fuͤhrete / wenns Weg wer - den wolte? Wie meynſt du?
DKaͤthe.Jch weiß nicht / obs auch die Woche wird ge - ſchehen. Nachbar Alex giebt loͤbte mit ſeiner Tochter Plonen / da werden wir doch auch mit dabey ſeyn.
Jſt das war? Aber ſihe da koͤmt er gleich her. Gluͤck zu Nachbar Alex / wo denn naus? Wolt ihr auch in die Stadt zu Marckte?
Ja / Nachbar Bruſe. Wo wolt denn ihr hin mit euerer / Kaͤthe?
Da haben wir ein bißgen Eyer / und Butter - milch / ob wirs loß werden koͤnnen / es verlohnt ſich bald nicht die Muͤhe / daß mans nein traͤgt.
Wie gehts? Nachbar Alex. Wie habt ihr denn euch ſo angethan? Man ſihet wol / daß ihr eure Tochter vergeben wolt. Wolt ihr auch nein mit in die Stadt? Wenn ſol denn die Loͤbte wer - den?
Morgen / wils Gott; Jch wolte mit nein gehen / und wolte einen ſpantfuͤckel neuen Tha - ler einwechſeln zum Mahlſchatze. Jch wolte ſe - hen / ob ich der loſen Moͤhre auch zu einen Latze kaͤuffen koͤnte; es iſt nichts mehr an dem andern. Der Braͤutigam hat ihn ſchon alle weg getha - lentzt.
Kaͤthe.Thut ers denn / daß ihrs ſehet?
Ja freylich ſehe ichs. Er thuts nicht allein daß ichs ſehe / er thuts wol wenn gleich mehr Leu - te mit dabey ſeind. Wer bekuͤmmert ſich darumb. Jhr werbts ſo gerne gehat haben / als ſie / wie ihr auch ſo ſeyd geweſen / wenn ſich Broſe mit euch gedaͤntzſchelt hat.
Jch hatt es freylich gerne. Aber ich lieſſe Hanſen / den Vater / nicht zuſehen / es geſchahe allemahl alleine / ich dachte / er moͤchte drumb ſchel - ten / wenn ers ſehe.
Was ſolt ich ſie druͤm ſchelten. Jch dancke GOtt / daß ſie es thut / die loſe Moͤhre hat lange nicht dran gewolt / ich dachte immer der Hund wuͤrde reiten.
Wer iſt er denn / den ſie nimbt?
Es iſt des Schaͤffers von Schiers ſein Flori - don. Kennt ihr ihn denn nicht?
Nein / Alex / ich kenne ihn nicht. Jſt es ein wackerer Knecht?
Je / es iſt ſo ein ſtraff Kerl / als ich mein TageD ijeineneinen geſehen und gehoͤrt habe. Jch kans unſerm HErrn Gott nicht genug verdancken / daß er dem Maͤdgen ſo ein Gluͤck zugeſchantzet. Sie hetts / mein Siele / mit keinem beſſer treffen koͤnnen / weil er ſeines ſchlauen Kopffs wegen von der gantzen Gemeine ſchrecklich hehr gehalten wird. Die gan - tze Dorffſch afft hat ihn ſein laͤtge fuͤr den Aller - reichſten gehalten. Einer ſihets auch wol in Tantze / daß ihm ein 8 pfennger nicht ans Hertz gewach - ſen iſt. Er hat auch ſo einen Knuͤtzſchel Schaafe / und ſo ein Storm klein und groß Vieh / daß einer ſich darvor kreitzigen und ſegnen moͤchte. Vnd wenn gleich daſſelbe nicht were / ſo iſt er mit dem Maule ſo gewalrig fix / und weiß das Wetter und das Ge - ſtirne eins und das ondere ſo ſtraff zuſammen zu reimen als ein Staudente / er mag auch ſeyn wer er wil. Jch kan euchs nicht verſagen / wie behende er von dem kauterwelſchen geſchere des Gefirma - ments ein ſtuͤck weg koſen kan / daß wir alle Maul und Naſe auffſperren muͤſſen; Deßwegen iſt er auch von Nachbarn allen gotsſambt zu ſo einen ſtraffen Kerl gemacht worden / wenn es unter den Schaͤfern irgend nipperneppſch zugehet / daß er ihnen aus dem Traume hilfft. Jch muß geſtehen / er hat ſo einen verſchmitzten Schettel / daß ſein gelb - ſchnaͤblichter Witz meine alte Rencke weit uͤber - toͤlpelt / daß ich alter Krippenſtoͤſſer noch immer von ihme zu lernen habe. Du lieber Gott / wie viel mahl muß er bey Richter und Schoͤppen ſeinedreydrey Heller mit darzu geben / wenn ſie ſich nicht aus dem Hanffe finden koͤnnen / oder ſonſten was naͤckſches fuͤrgangen. Ach / es iſt wohl ein Tau - ſend Eſſig auff ſchlaue Haͤndel / und weiß uͤber hundert Raͤncke / wie er ſoll den leichtfertigen ſchel - miſchen diebiſchen Wolff ergattern und ausſtan - ckern / daß unſre armen Haͤmmelgen in ihren Huͤr - den bleiben / und ihr Futter mit Frieden freſſen koͤnnen. Ein trefflich prave Kunſtſtuͤck weiß er auch vor andern / die jungen Kuͤhe bey ſeiner Vie - hezucht zuſammen zu koppeln / daß ſie noch einmal ſo gerne als ſonſten auffhoͤckern laſſen / daß ihr nur ſelber euers Hertzen Luſt dran ſehet. Vnd daß ichs mit einen Wort uͤbern hauffen raus werffe / ſo weiß er bald gar zu viel / und geht ihm alles was er angreifft / greulich geſchwinde von Faͤuſten. Wir haben uns bald pucklicht gelacht / und ſtehet auch gar zu poſſirlich / wenn Lepſch / ſein Hund / tantzen muß / wenn er ihm auff der Sackpfeiffe einen Juch Juch / hinger der Herde / oder dz Traut Hedewich hertrudelt / daß einer ſein blaues Wun - der ſehen moͤchte. Koͤmmt er auff eine gute Laune / kan er unfern Jungen Bauer-Struntzen ein fleck Narredey her machen / und ſchwencke ſie in der Schinte nach der Reihe ruͤmb / daß mann ihnen / wenn ſich der Kittel umb den Fetzer hinten und vorn ruͤmb dengelt / flugs biß an das liebe Leben nauff-ſehen kan. Ha! meine Plone hette (mein Blut) ſein TageD iijkeinkein groͤſſer Gluͤck in die Faͤuſte Kriegen koͤnnen. Liebe Nachbaren Kaͤthe / ich ſchwere es / und hab es wol tauſend mahl geſagt / were Floridon nur noch einen Tag auſſen blieben / es wuͤrd es / auff mein Eyd / keine eintzige Bauer-Magt in dem gantzen Dorffe laͤnger haben mehr erſchwinden koͤnnen ſich nicht an ihn an zu parthieren und zu - taͤppiſch machen. Mein Kerl / es lacht[d]och al - les an ihm / wenn man ihn nur anſihet. Er iſt ſo fein pflumpicht und hat ſo ein paar haͤngichte Paußebacken / als kein Pfeiffer im gantzen Roͤ - miſchen Reich haben kan. Er hat ein baar Faͤuſte und kan den Flegel drinnen ſchwencken / und hebt eine Kanne Bier wie eine Muͤtze weg / als wenns ein Flederwiſch were / daß man ihm nur mit Luſt zuſihet. Jch kan euch nicht ſagen / wie alle Glieder an ihm ſo gelencke und gegaͤnge ſind / daß er anderthalben Scheffel Korn allein weg tragen ſolte; Deßwegen ich mich auch einzig und allein fuͤr einen gedeyen Mann ſchaͤtze / daß ich ſo einen knappen Tochter-Mann bekommen habe. Meine Plone die junge Thole / kunte ſich anfangs durch aus nicht in ihr Gluͤck finden / das ſie doch bald in die Faͤuſte biſſe / und hette ſie mei - nen ſtuͤrmiſchen Schedel nicht ſo wol gewuſt / ich weiß / ſie hette ihn die Stunde noch nicht fuͤr ih - ren Guͤmpel angenommen. Ja hett’ ich ſie nicht ſo mit aller Macht zu recht geharckt / ich hette mir flugs wollen laſſen die Naſe abſchneiden / wennwaswas draus worden wehre. Aber ſie hat ſich nun einmal mit ihm beſackt / und dencke ſie werden ſich nun wol mit einander rumb buhlwurffen und ſtat - lich uͤberwerffen.
Je das muß noch wol ein hurtig Kerl ſeyn: Warumb wolt ihn denn Plone nicht haben?
Er war ihr nicht gut genug. Die Staudenten gefielen ihr beſſer / wenn ſie raus zu uns in die fri - ſche Milch kom̃en. Sie were lieber eine Stauden - ten-Maͤd geweſt. Aber was hette mir denn ſo ein Leſepengel geſollt / er hette mir jo keine Garbe langen / noch ein Fuder nicht laden koͤnnen. Sie hat ſich manchmal wacker in Graſe mit ihnen rumb geſiehlt / und zumalckten ſie / daß ihr flugs der Banſch ſo wehe thate / daß ſie kaum mehr keuchſen kunte. Das Ram̃eln gefiehl der loſen Moͤhre ſo ſchaͤndlich wol / und hette den gantzen Tag nichts anders gethan / wenn ſie nur prave hette mit ihnen rumb rantzen ſollen. Jch hatte meine Angſt mit ihr / wenn ich ſie irgend nach was in die Stadt ſchickte / und dachte es wuͤrde gar wol ausgerichtet ſeyn / ſo kam ſie in ſincklichter Nacht wieder heim / und ware indeſſen bey den Staudernepprẽ uff dem Calaney-Hauſe geweſt. Die loſe Moͤhre ware ſo laͤuffiſch / ich glaͤub / ich hette ſie nicht erhalten / wenn ich ihr ein Brett fuͤrgebunden hette. Sie hat es wol verredt / in 4. Wochen nicht bey dem Braͤutigam zu ſchlaffen / aber ſtille nur / laſſt ſieD iiijſichſich nur zuſammen huſchern / ich weiß / daß ſies keinen Augenblick laſſen kan. Es wird ſich wohl an - ders ſchicken. Es muͤſte jo potzvelten geben / wenn man Feuer und Stroh auff einander legte / daß der Dreck nicht angehen ſolte: Wer weiß ob ſie noch gar ſo lange warten koͤnnen. Mich deucht / ich ſehe ſchon / wie ſie ihre Freude haben werden / wenn ſie beyde in einem Jahre ſo einen feinen jun - gen Lecker und Auffſchießling kriegen werden / und in ſeinem vollen Futter werden daher wachſen ſe - hen. Jch dencke / ſie werden ſich ſchon mit einan - der vertragen. Gluͤck zu / ihr gehet mir zu ſachte / ich muß eilen / daß ich bey zeiten wieder heim kom - me / und Plonen ihren Latz mit bringe.
Alex iſt wohl ein groß Narre / daß ers Maͤd - gen nicht lieber einem Staudenten giebt / wenn ſie Luſt darzu hat / als einem Schaͤfer. Was iſt es denn wol? ein Staudente iſt jo ein bißgen beſſer / und iſt einem doch jo auch / mein Treu / eine beſſere Ehre / es ſag mir auch einer was er wil.
Es iſt ihr vielleicht kein Staudente beſchert / Daß ſies auch wohl da ſo ſchier trifft / als mit ei - nem Stau[d]enten / es iſt auch ein eben Thun / halt ich / umb ſie / daß wol mancher Bauer beſſer hat / als mancher Gelahrter. Wenn ſie gleich hette ſo einen Hungerleider gekriegt / was were es deñ auch.
So hette ſie jo noch die Ehre.
Bro -Schiß dir auff die Ehre. Jch lobe wenn man was zufreſſen hat. Vnd ſcheint / halt ich / wohl mauchen die Sonne ehe ins Haus als das liebe Brodt; Aber Kaͤthe / du geuſt ſchaͤndlich mit der Buttermilch / du wirſt ſo nicht viel zu Marckte bringen.
Je daß dich jo der Hencker mit ſambt den Studenten / es wird gar wacker werden / ſehe ich wohl / ich dencke immer es wird mit einem Quarge verſiegelt ſeyn. Meine Herren prahlen wie fie Studenten werden wollen / wie ſie ſich ſo monſiers halten wollen; Vnd ietzo ſol ich zu einen Dorff - ſchneider lauffen / und ſoll ſehen / ob ich ein paar alte Kleidergen ausrichten kan / wollen Sie Stu - denten werden? Lumpenhunde duͤrffen ſie ehe werden als Studenten; Jch wil jo zuſehen eine Weile / wo es naus wil / gefelt mirs nicht / fo wer - de ich ſie in nomine Domine laſſen Studenten werden / und ich werde meinen redlichen Abſchied wieder nach Hauſe nehmen
Aber / was habt ihr in dem Dorffe zuſchicken?
Jch were gerne zum Schulmeiſter zum Schneider geweſt / ich hette gerne fuͤr meine Her - ren ein paar Kleider gehabt.
Wer ſind denn euere Herren? ſollen denn die Kleider ſchoͤn ſeyn?
So ſchoͤn und ſtattlich als ſie werden koͤn - nen. Eines fuͤr den Juncker / und das andere fuͤr einen reichen Fucker eines Kauffmanns Sohn / das ſol noch ſtattlicher ſeyn.
Warumb denn?
Pickel -Der Vater hat ſo ſchrecklich viel Geld / er weis nicht / was er mit allem anfangen ſoll. Das Teuffels Geld wil nicht einmahl alle werden. Wil es doch nicht weg. Einer mag ihm bringen was man will / ſo iſt es ihm nicht theuer gnug / und het - te es gerne noch theuerer gehabt.
Was wollen ſie denn darmit thun?
Fragt ihr noch; Sie wollen hinein in die Stadt / und wollen Studenten werden.
Aber / koſt es denn auch viel?
O nein / ſo ein maͤßiges. Jch wil ſelbſten mit nein / und habe daheime ein Wamß / das wil ich mir laſſeu dazu gerecht machen; Es hat keine Ermel / wenn ich mir einen neuen Leib und Schoͤſſe dazu machen laſſe / es ſolte ein fein Wams noch werden.
Je wenn wir unſern Jaͤckel auch mit hin - ein gaͤben / und lieſſen ihn zu einen Staudenten machen.
Was ſolte Er uns denn? O nein! es iſt gar zu leichtfertig Geſinde / und ſind gar zu wuͤſteFlie -Fliegen / ſind ſie doch noch zehnmal aͤrger als die Krieger / er ſolte uns wohl aus Haus und Hoffe jagen.
Ja wir muͤſſen ihn laſſen ſo ein Kerl werden / der da aufftritt und ſchilt.
Denckſt du denn Kaͤthe / daß dieſe Kerl an - ders ſeynd / es iſt eben das[/]und treibens ſchier jo ſo tolle mit als die andern. Du magſts zwar machen / wie du wilſt / aber ich daͤchte / es wehre mein Rath gar nicht. Was machen ſie denn nun? was thun ſie denn / wenn ſie wollen Staudenten werden? Jch halte / nichts.
Je ſie ſtudiren und zu leſen ſich immer / daß ihnen das Lateiniſche zum Halſe raus ſtaͤubt / wie ſchimlich Brodt.
Jaͤckel iſt aber zu toͤlpiſch. Man muͤſts mit ihm verſuchen.
Thut ihn nur unter meine Reformation, ich wil ihn ſchon unterftoſſen.
Wie meinſtu Kaͤthe / ob mirs thun ſollen? Wenn ihr das thun wolt guter Freund / ich wolte euch die Eyer mit ſambt der Buttermilch ſchen - cken / wenn ihr nur Jaͤckeln koͤnt dafuͤr zu einen Standenten machen / ſie ſolte mich nicht tauren.
Kaͤthe.Sich / ſeynd wir doch ſchon ans Dorff kom̃en. Wir wollen uns noch deßwegen bereden / wir kom[-]men ſchon weiter zuſammen. Gluͤck zu.
Ja ja / Strick zu.
Nun werden unſere Eltern anfangen ſich umb uns zubekuͤmmern und traurig zu ſeyn / daß wir ſie nunmehr verlaſſen haben. Sonderlich die Emerentze / wie wird ſie ſich uͤber Euern Abſchied anietzo gehaben? Wie kunt ihr ihr doch ſo gar zu ſuͤſſe unnd bewegliche Wortfuͤr -fuͤrſchwatzen; Wie kunt ihr ihr doch ſo viel und an - genehme Hoffnung machen und euch ſtellen / als ob es die lauterſte Wahrheit / unnd euer rechter Ernſt were.
Man mus es jo ſo machen / wenn ſie es nicht anders haben wollen / und kan man beſſer nicht loß kommen / man laſſe ſie nur auff ihrer Meynung / unnd bekraͤfftige ſie in ihren Einbildungen noch mehr. Denn man einer Damen Gewogen - heit und Gunſt durch kein Mittel leichter und eher erlangen und erobern kan / als wenn man derſelben zum demuͤthigſten auffwartet / und ſich gaͤntzlichen zu ihren Diener anſtellet. Geſetzt auch / ſie nehmen nur ſolches fuͤr eine Kurtzweile auff / ſo wollen ſie es doch ſo haben / / ſintemahl ihr auch die allerſchlimſte und heßlichſte elnbildet / ihre Vollkommenheiten erſtreckten ſich dahin den allergeſchickteſten Cavallier anzuhalten und zu ih - rer Liebe zuvermoͤgen. Aber wenn ſie uns zum oͤfftern an dem Narrenſeile ſtattlich herumb ge - fuͤhret haben / ſo werden ſie wiederum mit gleicher Muͤntze bezahlet / und muͤſſen erfahren lernen / wie ſehr ſie betrogen werden / wenn ſie vermeinen / daß wir auffer ihrer Gunſt nicht leben koͤnten.
Vnter deſſen kan man jo noch einen oder den andern genieß mit nehmen.
Floret -Der wehre wol ein Narr / der es nicht thete; aber was iſt es gros? ſie bilden ihnen doch wohl ein / ein kahler Krautz / daran ohne gefehr fuͤr ein paar Groſchen Gewuͤrtz / wehre ein Preiß den man nicht umb alle Welt vertauſchen wuͤrde; Jch weiß nicht / was man mit ſo einem Quarge anfan - gen ſoll. Da Pickelh. haſtu ihn / ich kan mich mit ſolcher Lumperey nicht ſchleppen / das Schnupff - tuch iſt noch gut / die Naſe dran zuſchneutzen / und der Ring kan mit auch noch dienen / eine neue Liebſte damit zuerwerben. Aiſo mus immer eine behuͤlfflich ſeyn / die andere zu betriegen.
Je das iſt ſtattlich. Jch halte auch / ihr fra - get viel nach dem Krantze / wenn ihr nur das an - der habet. Aber der Kerl wird mir wohl zu paß kommen / daß ich mich wieder erquicken kan / weil ich ſo ſchwer tragen mus / wenn ich etwa unter - weges verzwatſcheln wolte.
Das kanſt du thun Pickelh. Aber ſiehe nur / daß du nicht etwa verliebt davon wirſt.
Je die armen Jungfern / ihr muͤſt die armen Trudelkaͤtzgen auch noch zu ihren Schaden auff - ziehen / die armen Dingergen meinens wohl ſo gutdarmit.darmit. Daß ſie doch nur ſolche Narren ſeyn / und moͤgen euch was geben / es iſt doch nicht ange - wendet. O nein / ein andermahl ein bißgen Maͤu - ſepulver / oder Nieſewurtzel darfuͤr / es were eben das / und geſchehe euch nur recht darmit.
Jch dacht nicht anders / das wuͤrde der ehrliche Vogel ſeyn / er ſihet ihm nicht gar ungleich / er hat eben auch ſo ein leichtfertig Diebs Geſichte / ertap - re ich ihn nur / ich wolte dich reiten / der Teufel reite dich denn.
Was mangelt euch / guter Freund / warumb ſehet ihr uns ſo an?
Jch ſehe / daß ihr auch ſolche Kerl ſeyd. Es iſt eine Schande / ſie machens fuͤrwahr / daß ih - nen zu letzt kein Menſch mehr trauet.
Was koͤnnen wir davor? wer hat euch denn was gethan?
Jch habe einem Studenten in der Stadt ein Pferd auff zwey Tage geliehen / und er ſoll nochwie -wieder kommen / ſo viel ich vernehme / ſo iſt er mit ſambt dem Pferd durchgangen. Hat euch nicht etwa einer begegnet / ihr Herren. Mein / wo ihr Nachricht davon habet / ſo ſaget mirs / ich bin ein guter armer Mañ / uñ lieget meine gantze Wolfahrt daran / wenn ich alſo Schaden leiden ſolte! Wie mache ichs doch nur?
Nein / wir haben keinen geſehen / vielweni - ger etwas von ihm vernommen / wir wolten es euch hertzlich gerne ſagen.
Jch weiß wie ihrs macht; Jhr muͤſt euch das Pferd laſſen wieder geben.
Ja weñ ich ihn hette; ich weiß nicht / wo ihn der Galgen hat hingefuͤhret.
Jch wolte ihm nach reiten.
Jhr hoͤrt jo daß er das Pferd mit genommen hat / hett ich nur das Pferd / er moͤcht mit dem Gelde ſeyn wo er wolte.
Jch daͤchte aber ihr koͤnt ihn leicht einholen / weil ihr zu Fuſſe / und er zu Pferde iſt / zumahl weil er noch 8. Tage ehe auffgeweſen.
Jhr ſeyd ein Narr / und wollet mich auch noch fuppen. Es kom̃e mir nur einer wieder / ich wil ihm wol die Wege weiſen.
EPickelh.Aber war es denn ein recht lebendig Pferd / das da recht freſſen kunte.
Freylich / kein Papiernes wird es nich gewe - ſen ſeyn / ihr koͤnt es leicht dencken.
O danckt ihr Gott / ſo erſpart ihr kaum das Futter; Aber wer weiß ob das Pferd nicht ihn hat weg geritten / ich hatte auch einmal ſo eine Moͤhre / ich muſte auch hin wo ſie hin wolte.
Aber wie gehet es ſonſten auff der Vniverſi - taͤt? Seind auch viel Burſche daſelbſt? Was machen ſie guts?
Jhr ſehet wol was ſie machen. Sie richten allen Vnfug an / wo ſie nur wiſſen und koͤnnen / und werden immer nach der Reihe relegirt, nichts de - ſto weniger ſeynd ihrer doch noch im̃er gnug da / es were am beſten / wenn ſie nur alle auff einmal fort muͤſten / zwar es ſind etzliche auch wol noch gut ge - nug / nur die da ſo lumpich hergehen / die ſeind am aͤrgeſten / Sie treibens / als wenn ihnen der leben - dige Hencker in den Haaren ſeſſe. Es iſt gantz keine Ehre und Scham bey ihnen / und gehen als wenn ſie von Galgen gefallen weren. Jch moͤchte wol wiſ - ſen / wer die N[a]rrenpoſſen auffgebracht hette / daß ſie ſo laͤſterlich daher ziehen muͤſſen.
Pickelh.Treiben ſies ſo friſch? das iſt prave; wir ſind gleich ietzo auff dem Weg / und wollen auch ſolche Kerl werden.
Das glaub ich nimmermehr / die Herren giengen ein wenig zu ſtatlich dazu. Jch dachte / dis ding were nur fuͤr arme Teufel?
Nein / es iſt fuͤr die reichen Teuffel auch. Aber hier habe ich noch andere Kleider bey mir / die ſeind weit koͤſtlicher / die koͤnnen meine Herren etwan die hohen Feſt und Sontage anziehen / wenn ſie recht erbar auffziehen wollen /
Seind ſie denn noch ſchoͤner?
Freylich. Jch habe ſie mein Tage bald nicht ſchoͤner geſehen. Trett nur nicht zu nahe / daß ihr die ſilbern und guͤlden Spitzen nicht zudruͤckt.
Jhr werdet es ſchon machen. Aber ich muß weiter eilen / Jch halte mich hie ſo lange auff / ob ich ihn ausfragen koͤnte /
Ja / ja / gruͤſſet ihn meinet wegen / und ſagt / ich ließ ihn bitten / was er machte / wir kennen einan - der gar wol / es hat aber keiner den andern ſeinE ijTageTage nicht geſehen. Aber ihr Herren / hie iſt gleich ein Dorff / wenn wir ein wenig das Bier verſuch - ten? ich kan weiter nicht fortkommen / es iſt mir unmoͤglich / laſt uns hinein in die Schencke ge - hen.
Dich duͤrſtet gewiß Pickelhering: Geliebts euch Amandus?
Meinethalben / ich bin es zufrieden.
Nun Pickelher. haſtu dich nun wieder er - quickt? Jch halt es ſchmeckt dir noch gut. Aber gedulde dich nur / biß wir auf die Vniverſitaͤt kom - men / da wollen wir das Zerbſter und Reiniſche Bier verſuchen.
Was iſt das fuͤr Bier / reiniſch Bier? wird es nicht im October gebrauen? Ja ja / nun weiß ichs w[o]l. Das wird prave werden / wir wollen behende drauf gehen / daß wir fein geſchwinde dazu kom̃en / es iſt balde was verſaͤumet. Aber wo kehren wir ein, weñ wir hineinkommen.
Floret -Jch weiß nicht wo wir noch eine Stube be - kommen werden.
Wenn wir eine im Weinkeller mieteten / das were das beſte Mittel / da hette mans doch fein in der naͤhe / und muͤſte nicht alles uͤber die Gaſſe ſchleppen.
Du biſt gut genug Pickelhering. Wo kaͤh - me aber das Geld her?
O das wird ſich wohl finden. auff Kreite hat der Herr Weinſchencke Wein genug.
Es muß drumb nicht alles durch die Gurgel gejagt ſeyn.
Ha / man laß es gehen / wie wolt ihrs Geld theurer loß werden. Freſſen und ſauffen iſt doch die beſte Kurtzweile.
Aber ſieheſtu Pickelhering / wir ſind ſchon be - reit gar nahe an die Stadt.
Jch koͤnte es wol geſchehen laſſen. Der Hen - cker ziehe mehr auff die Vniverſitaͤt mit / habe ich doch getragen / daß ich von meinen vier Sinnen kaum weiß /
hoͤrt ihr Herren verzieht ein wenig / ich muß ein mal anders auff - laden.
Wird dir es doch gar ſauer Pickelhering. Was haſtu denn alles auff geſackt? Was haſtu denn da im Sacke?
Es ſind meine Knippgen / die hab ich mit ge - nommen / daß ich mit den Jungens knippen kan /
Du wirſt dich jo ſchaͤmen / du groſſer Flegel / und wirſt noch mir den Kindern ſpielen; ich ver - meynte du wolleſt unſer Hoffmeiſter ſeyn. Knip - pen denn die Hoff meiſter auch? Aber was thuſt du mit dem alten Spittel-Topff?
Das iſt ſo ein Ding da einer ſein Waſſer drin - nen faͤngt / mit dem erſten Buchſtaben heiſt es ein Binckeltopff. Er ſihet ſo fein Leibfarben aus wie ihr. Vnd das ſeind meine Vnterhoͤßgen / ich wolte ſie gerne ein bißgen ausſommern / ich kan einem noch meines Groß[-]Vaters Conterfey und Bildnis drinne zeigen / wer es nicht wil kleiben / der papp es. Vnd das iſt mein weiß Zeug /
das wil ich anziehen / wenn wir hinein in die Stadt kommen / daß ich ein wenig reinlich auffziehe /ziehe / es mangelt ihm nichts / als daß es nicht ge - kloͤret iſt /
Jch ſehe wol es wil Sommer werden / die Margrethen-Wuͤrmergen ſtellen ſich ſchon ein.
Was klaubeſtu denn ſo ab, ich halte es ſind gar Leufe.
Jch dachte Leuſe / es iſt der Schweiß / der iſt nur lebendig worden / wenn einer ſich lange nicht lauſt / ſo beiſt einen der Schweiß ſo.
Wie haſtu dich doch nur mit ſo viel alten Plundern beſacken koͤnnen?
O das iſt noch lange nicht alle / ich habe noch viel von mobilien und Hausrathe im ſtiche laſſen muͤſſen / ſo ich nicht mit fort bringen koͤnnen. Jch habe noch einen ſtatlichen Kamm liegen / es man - gelt ihm nichts mehr als die Zaͤhne / ich habe mich ein anderthalb Jahr damit beholffen / ich weiß nicht / womit ich mich nun kaͤmmen werde? ich muß ſehen / wie ich etwan wieder zu einem Laͤuſe - harcken komme: Sich ietzund gedencke ich an meine hoͤltzerne Kanne / ich holete mir Abends immer Bier drinnen; ich wolte ſie doch mit neh - men; Es fiel mir vor dem Jahre einmahl der Bo - den raus / ich moͤchte wol wiſſen / wo er wehre hin - kommen / ich ſchmiſſe ſie einmahl einem in derE iiijSchen -Schencke ſo auff den Kopff / daß ihme die Reiffen am Halſe hangen blieben. Jch wolte daß ich mein Taſchenmeſſer auch noch hette / das ich neulich nur noch verſchenckte / ich kriege ſo bald kein ſo gutes wieder / es war ſchade druͤmb / daß die Klin - ge in ſtuͤcken war / und den Griff hatt ich davon verlohren / ich kunte nicht eſſen und trincken / wenn ich das Meſſer und die Kanne nicht hatte. So hab ich auch noch einen Topff unter dem Bette ſte - hen / den habe ich Lutzen der groſſen Magd beſchei - den / wie wird ſie ſchmuntzeln / wenn ſie wird ſe - hen / daß er ſo fein groß und geraume iſt. Aber der Tuͤbel / ich wolte daß ich das Geſcherement los were / und mus mich mit euren Laͤuſe-Lumpen und Plundern auch noch ſchleppen.
Johannes / habt ihr dieſes abgeſchrieben / das ich euch zu fruͤhe geben? Weiſt her; wo iſt es?
Was habt ihr ſonſten gethan? ſeyd ihr dort geweſen / wie ich euch befohlen? aber was ſagt er?
Er ſagte / es were ſchon gut / er wolte ſich ſchon beſter maſſen wiſſen darnach zu achten / der Herr Decanus duͤrffte ſich nicht weiter bemuͤhen.
Nun / nun. Vergeſt doch Morgen nicht zum Buchbinder zu gehen / und treibet fleißig bey ihm an / ſagt daß ich die Buͤcher haben muͤſſe /
Klopfft iemand? Sehet doch wer da iſt.
Es ſind zweene Studenten / ſie fragen / ob der Herr Decanus zu Hauſe ſey.
E vDeca -Hoͤrt was ſie wollen.
Sie bitten umb die Depoſition.
Seind es Frembde. Laſſet ſie herrein gehen.
Jſt das der dicke Hans?
Wer ſeyd ihr? Wo kombt ihr her? Was iſt euer Begehren?
Wir ſind arme Schulknaben / haben uns in den Schulen auffgehalten / haben nicht viel zum beſten / wolten uns nun gerne auff der Academi forthelffen / bitten alſo Jhr Excellens, den Herrn Decanum, ob wir die Depoſition erlangen / und eingeſchrieben werden koͤnten.
Ja gar wol. Aber / was iſt denn jenes fuͤr einer?
wil er ſich denn auch mit deponiren laſſen.
Ja. Ehrenveſter Wolweiſer Herr Dickhans / wenn ſich euere Herrligkeiten ſo viel bemuͤhen wolten.
Deca -Aber wer ſeyd ihr denn? Wem gehoͤrt ihr an?
Meinem Vater / der hat mich deßwegen ſtu - dieren laſſen / daß ich einmal / bey ihm ein Reichs - Rath werden ſoll.
Wer iſt denn euer Vater?
Er iſt ſeiner religion ein Schlotfeger.
Aber koͤnnet ihr auch wol e[u]ere Lateiniſche Sprache reden.
Reden kan ich ſie wol / aber ich verſtehe kein Wort davon. Das wil ich noch wol lernen / ehe ich groß werde. Aber ich bitte Ehrenveſter Herr Dickhans / haltet uns doch nicht lange auff / wir haben noch hier einen Brieff bey dem Weinſchen - cken abzugeben. Es iſt maͤchtig noͤthig daran ge - legen. E. Herrl. wollen uns verzeihen / daß wir ihm fuͤr dismahl nicht weiter Geſellſchafft leiſten koͤnnen / ein andermahl kan es wol geſchehen. Er thue uns die Ehre und ſpreche uns einmal zu / und bringe noch einen guten Freund oder ein paar mit / wir haben unſer Stube bey einem Paſteten - Baͤcker / ob es etwan ſo was zu ſchnabulieren ſetzen moͤchte.
Deca -Jch halte auch / davon magſtu mehr / als vom Studirn halten. Gehet nur fuͤr dieſes mal hin / und ſtellet euch morgen uͤmb dieſe Zeit wieder ein.
Was muſte diß fuͤr ein Kerl ſeyn / er ſahe gar ein wenig geſchoſſenhafftig aus. Er wird ſich viel - leicht ſo naͤrriſch ſtudirt haben? Jndeſſen koͤnt ihr / Johannes / alles zu rechte machen / daß es beſtellet iſt / wenn ſie morgen wiederkommen.
Aber wo treffen wir ihn an? Wo wir anders ſeynd recht berichtet worden / ſo ſoll er ſeine Stube hierumb haben.
Wir wollen verſuchen unnd anklopffen /
Zu[wem] wolt ihr?
Ja ich bin der Senior unter den Meißnern. A - ber von keiner Nation weiß ich nichts. Wir Meiß - ner haben keine nation. Weßwegen fragt ihr?
Wir wolten uns gerne bey dem Herrn ange - geben haben / weil wir gleichfals Meißner ſind; Bitten derowegen / der Herr wolle ſich doch unſer im beſten annehmen / und uns in einem oder dem andern gebuͤhrender maſſen ſchuͤtzen / werden wir es gegen dem Herrn Landsmann / nach unſern we - nigen Vermoͤgen wiederum vergleichen koͤnnen / und bedarff der Herr Landsmann ſonſten unſerer / wollen wir uns gar willig dazu finden laſſen.
Kommet nur herein
So werdet ihr denn hier abſolviren wollen? Aber wie ſeynd euere Namen /
er ſchreibet ſie in die Matricul. Aber ihr
ihr werdet auch mit abſolviren wollen.)
Nein / O nein! Ein Penal wil ich nur wer - den / mehr begehre ich nicht.
Jſt doch dieſes eben das / und iſt jo alles eins. Aber wie iſt denn euer Nahme?
Pickel.O ich habe gar keinen.
Jhr werdet ja einen Nahmen haben? Wie heiſt denn euer Vater?
Hat Er doch auch keinen gehabt.
Der Herr Landsmann wolle es nicht uͤbel vermercken / es iſt ſo ein poßierlich Menſch / und haben ihn / wider unſern Willen mit nehmen muͤſſen.
Jch ſehe es ihm faſt an. Aber wo kommen ſie mit einander her? wollẽ ſie ihren Acceſs-Schmauß bald geben.
Ja ſo bald wir nur moͤchten von unſern El - tern darzu bekommen / der Herr Landsmann ſey gebethen / er wolle ſich doch hierinnen unſer anneh - men / und uns in Anſehung unſers Vnvermoͤgens / auffs gnaͤdigſte als moͤglichen / durch helffen.
Jch habe deßwegen auch gar hoͤchlich zubit - ten / unſre Eltern werden uns nicht viel helffen koͤnnen. Vnd koͤndte mir etwan der Herr Lands - mann zu einer Condition oder Famulatur ver - helffen / daß ich die Communitaͤt nur dabey ha - ben moͤchte / ſo hette ich abſonderlich drumb zu bitten.
Pickelh.Nein / nein / Er leugt / es iſt nicht wahr / der Galgen Vogel hat einen reichen Kauffmann zum Vater. Jch wolte es wohl ſagen / wenn ich wolte / aber ich mag es nicht thun.
Jch wil ſchon ſehen / ob ſich eine Gelegenheit angeben moͤchte. Wie iſt es; Habt ihr euch ein - ſchreiben laſſen?
Nein / wir ſeind erſt geſtern herkommen / und haben bey dem Herrn Decano umb die Depoſi - tion angehalten / ſo nach Tiſche angeſtellet. Bitten wofern der Herr Landsmann ſich von ſeinen Stu - dieren ſo viel abmuͤßigen wolte / und derſelben mit beywohnen helffen.
Ja ja / ich wil es gerne thun. Aber iſt der Depoſitor beſtellt? Weiß ers?
Nein wir wiſſen nicht / wo er wohnet / wir ſeynd allhier noch gar unbekant / Wir wollen es ihm durch Pickelh anmelden laſſen.
Du Pickelh. lauff eilends und geſchwinde /
wo hinaus? wo hinaus? was machſtu?
Jch thue was ihr mir befohlen habt / undlauffelauffe eilends und geſchwinde.
Was wilſtu denn machen?
Jch wolte eilends und geſchwinde lauffen.
Weiſtu denn wohin?
Je nein / wo ſol ich denn eilends und ge - ſchwinde hinlauffen? Sagt doch fein eilends und geſchwinde.
So wil ich dirs ſagen / wo du hin gehen ſolſt. Gehe allhier in die nechſte Gaſſe zu einem Manne /
aber verzieh doch / du biſt hefftig geſchwinde / was wolſtu denn zu ihm ſagen.
Das wird er jo wiſſen.
Du biſt ein wunderlicher Kautz / du biſt ge - wiß noch nicht viel unter Leuten geweſen.
Jch begehre mir auch nicht viel drunter / es ſetzt gemeiniglich Schlaͤge / wenn man unter den Leuten iſt / ich wil lieber oben bleiben.
So gehe hin zu dem Mann / und ſage es weh - ren drey grobe Bacchanten da.
Was ſeynd das fuͤr Dinger / es ſeynd gewißgargar ſtatliche und vornehme Kerls / ich bin jo auch mit dabey?
Freylich. Sage daß er ſich alsbald nach Tiſche bey dem Decano einſtellen ſoll / dieſelben ſoll er deponiren.
Da verſtehe ich kein Wort davon. Wo ſoll ich hin gehen?
Zum Depoſitor.
Was die kranckt iſt das? das habe ich mein Tage nicht geſehen / was thut man denn damit: iſt es denn ein Menſche?
Freylich iſt es ein Menſche. Es iſt ein Mann der den Leuten die Hoͤrner abſtoͤſt.
Ein Menſch? Ein Mann? der den Leuten die Hoͤrner abſtoͤſt? So ein Mann iſt noch wol was nuͤtze bey einer Stadt. Er muß ſchrecklich viel zu thun haben. Aber kan er auch wol ſo viel abſtoſ - ſen / als andere auffſetzen? Was ſol er denn bey uns?
Er ſoll euch auch die Hoͤrner abneh - men.
FPickel -Jſt das moͤglich. Aber wie die Tuͤbel ſind wir zun Hoͤrnern kommen / wir haben jo keine Wei - ber.
Was hilfft es / die noch nicht deponirt ſeyn / die haben alle Hoͤrner.
Drumb giebt es wohl ſo viel Hahnrey unter den Kauffleuten / das macht / es ſind nicht viel unter