PRIMS Full-text transcription (HTML)
COMOEDIA Vom Studenten - Leben.
LEJPZJG /Zufinden beyJohann Wittigauen /1658.

Vor-Spiel. Hier wird erſtlich mit Trompe - ten und Heerpaucken ein Zeichen geben / und præambulirt.

Nach dieſem werden die Vorhaͤnge gezogen und ſtehet Mercurius unbeweglich allbereit in ſei - ner Stellung / faͤnget darauff zu den An - weſenden alſo an zu reden.

WAs ſehet ihr mich / Jhr Sterb - lichen / ſo ingeſambt mit unver - wendeten Augen an? Verwun - dert Jhr euch / wie Jhr / als ein Gott mit euch reden koͤnte? (un - ter wehrendem Reden ſpielt Mercurius zuweiln mit den Fuͤſſen und Talarien gleich floͤg er) oder verlanget euch meine gantz Goͤttliche und unver - gleichliche Beredſamkeit mit euern ſterblichen Oh - ren anzuhoͤren? wie ich einen irrdiſchen Leib an mich genommen / ſo werde ich auch eine irrdiſche Zunge gebrauchen; Denn meine Beredſamkeit viel zu hoch gegen euch / hingegen ihr viel zu ſchwach zuA ijſol -ſolcher Verſtaͤndnuͤß ſcheinen wuͤrdet. Was er - ſchrecket und entſetzet ihr euch meine Herren? Daß Jhr von meiner Gottheit geſaget? Erſchreckt nur nicht. Jch bin jo nicht euer Feind / der grauſame und abſcheuliche Krieges-Gott Mars. So hab ich auch weder Donner noch Blitz in meinen Haͤnden / wie mein Vater der Jupiter. Dieſer ſchlancke Schlangen-Stab / mit welchem ich meine Bott - ſchafften auszurichten pflege / verkuͤndiget euch jo gemeiniglich / wie ihr wiſſet / etwas gutes und froͤ - liches. Vnd Jhr / was ſchaͤmet ihr euch? Jhr Ed - les und zuͤchtiges Frawen Volck / ihr ſchoͤnes und anmuͤthiges Geſchlechte. Was ſchaͤmbt ihr euch doch ſo? Sehet mich nur an; Jch bin jo nicht der nackende Cupido, ſo fuͤhr ich weder Koͤcher noch Bogen / entzuͤnde auch nicht junge und zarte Her - tzen mit unerhoͤrten graͤulichen Liebes-Flammen. Jch bin Mercurius, wie ihr mich wol kennet / ein ge - ſchwinder Bothe und Gerichtsfrohn der Goͤtter. Jhr habet euch deſſen keines gegen mir zubefuͤrch - ten; Weder Venus, noch ihr kleiner Sohn / werden euch heute zu geſichte kommen / beyde ſeynd ietzo bey unſern neuen Verlobten geſchefftig / und bemuͤhen ſich / diß verliebte Paar mit unver - gnuͤglicher Liebes-Luſt / und tauſendfachen Freu - den zu ergetzen. Jhr meine Hoch Adelichen und ſchoͤnſten Damen geruhet ein wenig / und laſ - ſet euch in deſſen nach dergleichen nicht ſo heff - tig verlangen / es wird ſich dergleichen froͤliche und ſuͤße Stunden ſchon auch mit Euch zu ſeinerZeitZeit ereignen. Was lachet ihr? Gleich als ob ich nicht wahr geredet / und euch teuſchen wolte. Jhr ſolt es ſelbſten / meine Schoͤnen (wo anders meine Wahrſagungen mich nicht triegen) ſolches wircklichen und in der That erfahren.

Cupido und die Mutter der Liebe / die freund - liche Venus, moͤgen inzwiſchen mit ihren Verlieb - ten / nach Belieben ihre Liebes Luſt veruͤben. Jch indeſſen wil euch eine andere Luſt / euern Langmuth und andere verliebte Gedancken ein wenig abzu - kuͤrtzen (woferne ihr mir euere freundliche Augen und geneigtes Gehoͤr vergoͤnſtigen wollet) anietz[o]fuͤr Augen ſtellen. Jch ſage / eine Luſt wil ich euch fuͤr Augen ſtellen / das allerluſtigſte und froͤlichſte Leben auff der Welt / das luſtige und froͤliche Studenten-Leben. Jch hab es geſagt / ich wil es auch thun. Aber! Was ſehet ihr? Jch / als ein Gott / weis ſchon euere Gedancken. Jhr wundert euch / woher ich / ein Schutz-Herr ſon - ſten der Kauffleute und Diebe / anietzo auff die Studenten komme. Jch bin ſo wol der freyen Kuͤnſte als der Kauffmanſchaft ihr Gott und Pa - tron, beydes wil ich euch in dieſem luſtigen Schau Spiele fuͤr Augen ſtellen.

Denn welches Leben iſt wohl luſtiger und froͤlicher / als eben das luſtige und froͤliche Stu - denten Leben / aber welches Leben iſt auch verachter / als daſſelbe. Es finden ſich ſehr viel / und zwar die meiſten / die das edle Studen -A iijten -ten-Lehen / fuͤr ein leichtes / liederliches und wuͤ - ſtes Leben a[u]sſchreyen / und nicht wiſſen / wie ſie ſchimpflich und veraͤchtlich genugſam davon reden ſollen. Die meiſten (ſag ich) thun es. Denn es iſt ſolcher groben und unverſtaͤndigen Leute ge - woͤhnlicher Brauch / daß ſie von denen Sachen am allergenauſten urtheilen / und am meiſten re - den wollen / darvon ſie am wenigſten verſtehen. Denn wenn ſie ſelbſten erfahren hetten / oder nur das geringſte wiſſen ſolten / was fuͤr Muͤhe / was fuͤr Kraͤffte / was fuͤr Zeit / ja was fuͤr unzehlig Vngemach das ſtudieren mit ſich brechte / zweifele ich nicht / ſie wuͤrden etwas beſcheidener hierinnen verfahren / und hingegen den Gelehrten nicht ſo bald fuͤr uͤbel halten / wenn ſie hinwiederumb un - terzeiten ihrer Luft gebrauchen / und in einem oder dem andern ihre Ergetzligkeit ſuchen. Denn / weñ nicht Ehr und Ruhm / und andere mitlauffende Beluſtigungen junge und zarte Gemuͤther ent - hielten; Wer wolte ſolchen ſauern Schweiß und Verdruͤßligkeit ertragen koͤnnen? Aber leyder! Es iſt bey dieſen Zeiten dahin kommen / daß man dieſe Leuthe / ſo ihrer Kuͤnſte / Fleiſſes / und vieler Erfahrenheit wegen fuͤr andern billich zu ehren und hervor zuziehen wehren / auch denen ieder - man billich in ihrem Studieren moͤglichſten Vor - ſchub und Handreichung thun / und anbieten ſol - ten / nicht nur mit allem Fleiß und Willen hem̃et / auch ihnen ihre Befoͤrderung und Wolfarth miß - goͤnnet / ſondern ſie noch zum Vberfluß verachtetverklei -verkleinert und bey iedermaͤnlichen verleumb - det. Jch ſage zwar nicht / als ob ich ſolches von allen verſtanden haben wolte. Jch weiß wol / daß noch welche gefunden werden / die es mit frey - en Kuͤnſten / wiewol ſie denen nicht zugethan / treu - lich meynen / und dahero gegen andern ihrer Be - ſcheidenheit wegen nicht gnugſam verlobet werden koͤnnen. So ſag ich auch nicht / daß alles bey al - len angewendet; Denn ſehr viel auch unter den Gelehrten gefunden werden / die ſolche ihre Frey - heit und Mittel zum ſchaͤdlichſten anwenden / auch unter dem Namen eines Studenten die Frey - heit und Entſchuldigung ihrer Laſter ſuchen / ſo gar / daß ſie mit beſſerm Rechte den Titul der Verkehr - ten als Gelehrten behaupten koͤnten. Ja es ſind nicht wenig der Leichtſinnigkeit dermaſſen ergeben / daß ſie nur vermeynen / ſie wuͤrden von ihren El - tern eben zu dieſem Ende auff Univerſitaͤten aus - geſchicket / damit ſie bequemer Gelegenheit und Macht bekehmen / allen Vnfug anzurichten / aller Leichtfertigkeit nach zuhengen / taͤglich im Sauße und Schmauße zu leben / das Guͤtgen unnuͤtzlich durch zu jagen / und nicht bedencken / wie ſauer und ſchwer es den Jhrigen zu Hauſe ankomme / daß ſie ſolches offters ihrem eigenen Munde abſparen muͤſſen. Wiewol auch offtmals die meiſten El - tern daran am meiſten ſchuldig. Denn (ſagt man) wie man die Seinen haben wil / ſo gerathen ſie. Je - doch laſſe ſich deswegen niemand abſchrecken / und vermeine / daß ob ſolches gleich bey etzlichen zu ge -A iiijſchehenſchehen pflege / deßwegen nothwendig bey allen er - folgen muͤſſe. Wie ich denn eben zu dieſem Ende maͤnnlichen den Anfang / Mittel und Ende / ei - nes Studenten / ſo wol in Boͤſen als Guten vor Augen zuſtellen geſinnet / einen iedweden zu guter Nachricht / (wo anders meine geneigten Herren und Frawen dieſem Schau-Spiel / ſo viel Zeit / Ge - dult / und ſtillſchweigen goͤnnen wollen /) der ihren auff Univerſitaͤten deſto beſſer wahr zu nehmen / abſonderlich aber / das Alter / Ort / Gelegenheit und Mittel zuvorher wohl zu bemercken / wollen ſie an - ders ihre Vnkoſten nicht uͤbel angelegt / einmal wie - der erſtattet und kuͤnfftiger Zeit Ruhm und Ehre / und einen unſterblichen Namen von den Jhren zu - gewarten haben.

Hiermit tritt Mercurius geſchwind ab / und fallen die Teppichte. Wird eine Jnſtrumental-Muſic gehalten. Hernach Werden die Teppichte auff dem Theatro und innern Scene gezogen / und werden Der erſten Handlung erſte 4. Auff - zuͤge in Stellungen und Vertoͤnungen gezeiget / auſſer Pickelh. ſo nicht mit darbey.
Hier
Hier kan ein wenig inne gehalten werden / biß wiederum ein Zeichen mit Trompeten und Heerpaucken zur Action geſchehen.

Der Erſten Handlung

Erſter Auffzug.

AMANDUS, eines reichen Kauffmanns Sohn / FLORETTO, einer von Adel / treten ein. Amandus wohlgebutzt faͤhet an.

VNd was beduͤnckt euch / mein Bruder / Jſt ſie nicht ein Edel thun die Freyheit / welche junge und hurtige Gemuͤther dermaſſen vergnuͤget und beluſtiget / daß man mit aller Warheit ſagen kan: Es were / auſſer dem luſtigen und froͤlichen Stu - denten-Leben / nichts froͤlichers noch luſtigers auff der gantzen Welt?

Floretto.

Es iſt wahr / Amandus, und geſtehe gerne / daß ſolche Freyheit die alleranmuthigſte / ſo mir / und allen freyen Gemuͤthern / hoͤchſt belieblichen; Aber wie ſchwer es hergehet / zu derſelben zugelangen / auch was man vor Muͤhe / Arbeit / und Vngemach zuvorher vertauen muͤſſe; iſt neben uns denen je - nigen bekandt / die ihre Kindheit und erſten Jahre in Schulen zubringen / und den Kopff ſtatlich dran ſtrecken muͤſſen.

A vAman -
Amandus.

Jch / vor meine Perſon / hab es zum Vberfluß erfahren / wiewohl ich wenige Zeit in Schulen verwendet / und dancke den Goͤttern / daß ſie mich aus dieſem Elende haben herauſſer reiſſen wollen. Ja dem Gluͤcke und meiner Kuͤhnheit hab ichs ei - nig zu zuſchreiben / daß Jch aus dieſer Schule (wel - che fuͤglicher eine Knechtiſche Dienſtbarkeit zunen - nen) wie aus einem lebendigen Gefaͤgnuͤß entrun - nen / darinnen man aller Weltlichen Luſt abzuſagen / allzu hart und ſcharff angehalten / hingegen getrie - ben wird / ſeine meiſte Ergetzligkeit in Buͤchern und alten Bachanten-Troͤſtern (wiewol ichs beym glei - chen noch habe bleiben laſſen) zuſuchen.

Es wundert mich wahrhafftig ſelbſten / wo - her ich noch ſo viel Gedult gehabt / daß ich nicht ehe meinen Abſchied hinter der Thuͤre / wie ich bereit gethan / genommen. Denn / Floretto, ſo bald ich geſehen / daß euere Zei[t]darinnen aus und verlauf - fen geweſen / auch euer Herr Vater euch zu einen hoͤhern tuͤchtig befunden; habe Jch / in Anſehung unſer alten und bißher gepflogenen treuen Freund - ſchafft / welche ſich in dieſer Schulen angefangen / fuͤr unmuͤglich geſchaͤtzet / ohne euere Converfati - on und Geſellſchafft laͤnger zu tauern; Bin euch alſo / es ſey meinem Vater lieb oder nicht / bald gefol - get und ſtattlich durchgangen.

Floretto.

Jhr habt daran nicht wohl gethan / und hette ſolches auf andeꝛe Weiſe und mit beſſern Ehren /imim Fall ihr ja nicht mehr Luſt zu bleiben gehabt / geſchehen koͤnnen.

Amandus.

Was Ehren / Floretto? Jch achte ſolche Ehre und Schande / ſo man aus Schulen brin - get / gleiches Werths. Denn worzu dienen doch nur ſolche Kinder-Poſſen ſolcher Schulen? Jo nicht fuͤr hohe und unverzagte Gemuͤther? Sa - get ihr: Daß es der freyen Kuͤnſte und Studie - rers wegen geſchehe; Worzu iſt einem Politico und Weltmanne allzu ſubtilne und genaue Sophi - ſterey von noͤthen? Wozu nutzen ſo dunckele Schluͤſſe? Solche zweydeutige / zweiffelhaffte uud verfuͤhriſche auffſetze? Schulfuͤchſerey iſt es mit ihnen / ſo / daß einen / wenn man zu voͤlli - germ Verſtande kommen / hernacher nichts ſehrer / als die Zeit tauert / ſo man in ſolchen leppiſchen Kinderſachen verſchwendet / die man doch ander - weit nuͤtzlicher und an hoͤhere Vbungen anlegen koͤnnen. Vnd geſetzt / daß man gleich die gantze vollkommene Wiſſenſchafft und Schulweißheit darinne begriffe. Wo bleiben die andern Ge - ſchickligkeiten der Sitten und Vbungen des Leibes / ohne welche die Gaben des Gemuͤths unvollkom - men / ja mehr fuͤr einen Vbelſtand und Vnerfah - renheit zu achten? nach dem bekanten Sprichwort: Qui proficit in literis, & deficit in moribus, plus deficit, quàm proficit. Wer in Sprachen uñ Wiſ - ſenſchafften zunimbt / hingegen in euſerlichen Vollkommenheiten dahinden bleibet / kan ſagen /daßdaß er mehr ab / als zugenommen. Jch habe zuwei - len mit groſſer Verwunderung mit angehoͤret / wie offters ihrer zween oder mehr / nur umb ein eintzig Wort ſich wol 3. oder 4. Stunden / nicht ohne ſon - der Gelaͤchter oder Verdruß / der Anweſenden an - dern / dermaſſen herumb gekampelt / als wenn alle Leibes Macht daran gelegen were / ſo gar / daß auch keiner den andern verſtehen / geſchweige nur eines Nagelsbreit weichen wollen / und wenn ſie ihr Ge - ſchrey und Gewaͤſche endlich mit Muͤhe und Arbeit zu Ende bracht / hat unter ihnen keiner gewuſt / war - umb er geſtritten / in Anſehung ein ieder vermey - net / daß ihm die hoͤchſte Ehre und Reputation dar - auff beruhete.

Floretto.

Es iſt zwar nicht ohne / (weil wir anietzo von ſolchen Sachen zu reden kommen) daß erſtlich die Sitten in Schulen nicht zum beſten ausge - uͤbet werden; Denn ſolches muͤſſen wir der Na - tur am meiſten befehlen / wiewol uns ſolche Kuͤn - ſte und Wiſſenſchafften zu vorher gute Anleitung dazu geben koͤnnen / und ſolche Sitten in uns her - nacher mit einem reiffern und beſſern Nachdencken auswuͤrcken helffen / ſolche mit deſto beſſerm Bedacht und Geſchickligkeit hernacher bey den Leuten anzuwerden. Denn nicht ein iedwedes Alter und Jahre zu einerley tauglich und beque - me ſeind / und kan keiner einen guten Weltmann geben / auch von hohen Stat - und Reichshaͤn - deln / ohne Behuff und Grund ſolcher Diſcipli -nennen und Sprachen / in andern Geſellſchafften be - hutſam und vernuͤnfftig reden.

Amandus.

Es ſey welches es ſey; ſo trag ich im gering - ſten keine Beliebung zu ſolchen Schulpoſſen / viel weniger zu ſo tauren und taͤglichen lernen. Mein Kopff wil lieber andere luſtige Geſellſchafft / als dieſe / vertragen. Was ſoll ich meine Jugend / meinen geſchickten Leib / und meine beſten Jahre in ſolcher Muͤheſeligkeit mit Studieren und Cal - maͤuſern zubringen. Jch werde doch kein hoher und vornehmer Profeſſor oder Magnificus wer - den / bedarffs auch nicht / und wundert mich / wie doch mein Vater auff ſolche Gedancken gerathen / mich in die Schule zu ſtecken und ſtudieren zu laſ - ſen / da er doch gar wohl ſihet / was fuͤr ein elend und verachtet Ding es umb einen Studenten iſt / und die meiſten aus Mangel der Mittel / oder ihr Brodt anderswo zu ſuchen / nothzwaͤnglich zu dem Studieren greiffen muͤſſen. Viel beſſer iſt es ein immer freyes Leben zu fuͤhren / niemand zu ge - horſamen / ſein eigener Herr zu ſeyn / und ſich von andern bedienen und auffwarten laſſen. Worzu iſt das Geld ſonſten nuͤtze / als deſſen in ſeiner Ju - gend zu genieſſen; an andere gute Exercitia, fech - ten / reiten / tantzen und andere gute naſſe Wahre zu legen / bey iederman ihm einen ſtatlichen Nah - men / abſonderlich aber das Frauen-Zimmer ih - nen Favorabel und geneigt zu machen. Daruͤmb / mein liebſter Floretto, laſſet euch das ſtudieren nur nicht allzu angelen ſeyn; und laſſet uns den friſchen Meyen unſerer beſten Bluͤte nicht ſo traurig vorbey ſtreichen / das herbey-nahende maͤnnliche Alter wird uns ſchon mit der Zeit ein beſſers lehren / und ins kuͤnfftige ſchon ſelbſten uns ſolche Luſt verdruͤßlich machen. Wir ſeind bey - de hurtig und jung / bey iederman in guten Ver - nehmen / unſere Eltern auch in gutem Wolſtande / druͤmb laſſet uns alle Luſt nach vergnuͤgen gebrau - chen / ſterben wir / ſo ſind wir todt / und bringen mehr nicht als mit dem Maule und bauche davon. Darumb nur luſtig Floretto, und laſſet uns hin - ein gehen / wir wollen dieſen Abend noch einen guten Anfang dazu machen.

Der Erſten Handlung

Anderer Auffzug.

Petralto, Ein Alter von Adel. Gerſon, ein reicher Kauffmann / gehen zugleich ein.
Petralto.

Vnd ſo bleibt es dennoch bey unſerer geſtern zu Abend genommen Abrede und Verlaß / unſerer Soͤhne wegen?

Gerſon.

Ja; Jhre Geſtr. und bin noch heute eben dieſer Meynung. Nur laſſet uns daran ſeyn / wie wir ſolches auff das eheſte in das Werck ſetzen koͤnnen.

Pe -
Petralto.

Es iſt zwar bald gethan / mein werther Freund; Aber was fuͤr Gefahr dabey zu beden - cken / habe ich erſt hernach erwogen. Mein Gerſon, mein Gerſon

(klopfft ihm an die Achſel)

wenn uns der Schimpf nur nicht gereuen duͤrffte.

Gerſon.

Was gereuen: Geſtr. Juncker / Solches ſeind nur bloſſe Einbildungen / und ungewiſſe Ge - dancken / ſo ſich bey alten und verlebten Leuten am meiſten zu ereignen pflegen.

Petralto.

Freylich ſind ſie ungewiß / und nicht nur bloſſe Einbildungen, Es betrifft gewißlich nicht eine geringe Sache / als ihr wol meynet / unſer Kinder Wohlfarth ſtehet darauff. Es hat viel auff ſich / ſo ein junges Blut / ſo das erſte mahl aus ſeinem gehoͤrigen Schrancken in die Freyheit ſich begiebet / auch ſeiner unvollkommenen Vernunfft noch nicht eigener Herr und Meiſter worden / ſo jung und unbedachtſam in die Welt zu ſchicken; Dieſes iſt eben das aller-gefaͤhrlichſte Alter / und ſtehen ietzo die Fruͤchte in ihrer zaͤrteſten Bluͤte. Jch habe gar zu viel Exempel aus langer Erfah - renheit / daß auch die edelſten und geſchickteſten Gemuͤther / wie ſtatlich ſie ſich immer angelaſſen / durch allzu fruͤhezeitige Verſchickung ſich verder - bet. Denn wie gerne ſie auch fuͤr ſich from und fleiſſig leben wolten / werden ſie doch von anderer Geſellſchafft verfuͤhret / und muͤſſen ihnen ihreWeiſeWeiſe mit gefallen laſſen / wo ſie anders auf Vni - verſitaͤten unter derſelben ohne Schimpff fort zu kommen gedencken / geſchweige / wo die Jugend von Natur vor ſich zu dergleichen geneiget.

Gerſon.

Jhr lieber alter Herr / ihr ſeyd gar zu wunder - lich / und allzu ſorgfaͤltig. Wir ſeind jo nicht die erſten / ſo ihre Kinder auff Vniverſitaͤten verſchi - cken / ſo haben wir ſie / ſo zuſagen / gleichſam an der Hand. Wie muͤſſen es die jenigen wagen / die ihre Soͤhne in ſehr weiten und fernen Landen (wie wir auch einmal an eben den unſern thun koͤnnen) wiſ - ſen / und nicht wiſſen wie / und welcher geſtald / ſie leben.

Petralto.

Dahero bringen auch die meiſten Laſter fuͤr Erbarkeit wieder nach Hauſe / und einen ungeſun - den Leib an ſtat der Sprachen; Denn wo in einem jungen Leibe die Geilheit / Freyheit / Gelegenheit / und Geld uͤbrig vorhanden / was kan der anders thun / als boͤſe ſeyn.

Gerſon.

Nicht ſo; nicht ſo; mein Petralto, Jhr wiſ - ſet wol / daß wir alle / abſonderlich aber die Ju - gend / dahin geneigt / daß wir viel ehe nach dem jenigen ein Verlangen tragen / von welchem wir am meiſten abgemahnet werden; Hingegen des je - nigen wenig achten / was / ſo zu ſagen / in unſerer freyen Willkuͤhr ſtehet; Ein iedweder / (nehmet es nur bey euch ſelbſt abe) ſuchet alle Mittel zuſeinerſeiner Freyheit zu kommen; Wenn er dieſelbe uͤberkommen / achtet er ihrer hernacher wenig / und gebraucht ſich derer mit viel hoͤfflicherer Be - ſcheidenheit als zuvor. So kan man auch die Jugend nicht ſo gar in eine Enge treiben. Was iſt es / wenn nicht auch ein junger Kerl ein wenig einen Muth und Courage hat; Wenn ſie ver - raaſt / und die Hoͤrner abgeworffen haben / werden ſie ſchon von ſich ſelbſten geſchmeidig / und bekom - men hernacher einen Eckel fuͤr ſolchem unordent - lichen und wuͤſten Leben.

Petralto.

Aber wo bleibt indeſſen das Geld / ſo allbereit hindurch / und welches noch edler / die unwieder - erſetzliche Zeit? Worzu ſeind ſie hernach duͤchtig / wenn ſie ihre beſte Jugend ſo uͤbel angewendet? Wie beſeuffzen ſie dieſelbe ſo offt in ihrem Alter / und wolten dieſelben Stunden / wo muͤglich / ger - ne wieder kauffen. Sie klagen uns an / und be - ſtraffen uns deßwegen / (wie wir denn auch deß - wegen zu beſtraffen ſind) daß wir ihnen nicht beſſer vorgeſtanden / daß wir ihnen nicht nur ſolche Freyheit geſtattet / und noch ein Wolge - fallen daruͤber empfunden / ſondern uͤber diß noch Mittel / Gelegenheit und Vorſchub an die Hand gegeben / ihre Jugend nicht beſſer anzuwenden / als die wir es beſſer / als damals ſie / hetten erwegen und behertzigen ſollen.

BGer
Gerſon.

Was iſt es aber / wenn ein junger Cavallir nicht auch ſeiner jungen Tage in Freuden genieſ - ſen ſoll / die Jugend tauert nicht immer / und ſoll man der luſtigen Zeit gebrauchen / nicht wenn man wil / ſondern vielmehr weñ man kan. Wir ſeind auch nicht die heiligſten Engel in unſerer Jugend geweſen / und koͤnnen ihnen deßwegen nicht eben ſo hart verwehren / was uns damahl auch gefallen / es wird ſich mit der Zeit ſchon an - ders geben. Werden unſere Kinder gleich die Vornehmſten und Gelehrteſten nicht / ſo ha - ben wir doch Geld und Gut genug / das jenige / was ihnen an Kuͤnſten und Wiſſenſchafften ge - bricht / zu erſetzen. So muß man ſie doch auch neben andern gelten laſſen / und ſtehet nicht iedwe - den ſeine Kunſt an der Stirne. Genung iſt es / daß wir uns dadurch ſehen laſſen / und uns bey den Leuten einen groſſen Namen machen / daß wir unſere Soͤhne fuͤr andern alſo ſtattlich und praͤchtig halten koͤnnen.

Petralto.

Gemach / gemach / mein lieber Herr / es iſt auff Kuͤnſte mehr / als auff groſſes Geld und Gut ſich zu verlaſſen. Es iſt umb ein weniges / ſo iſt daſſelbe dahin / da doch hingegen Tugend / Ge - ſchickligkeit und Kunſt niemals wancken noch un - tergehen kan. Diß iſt eben das ſchoͤnſte Reich - thumb und das beſtaͤndigſte Erbe / ſo wir unſernKin -Kindern nach unſerm Tode laſſen koͤnnen. Vber diß / iſt einem von ſchlechten Herkommen eine Zier - ligkeit und Wolſtand fuͤr andern was ſtatliches geſehen und begriffen zu haben; Wie vielmehr geziemet hohen Gemuͤthern ſo von hoͤhern Stam̃ und Stand entſproſſen / dahin ſich zu bearbeiten / nicht nur den bloſſen Nahmen ihrer Ahnen und Anherren / ſondern auch derſelben ruhmdenck - liche Thaten / Tugenden und Geſchickligkeiten an ſich zu nehmen. Vnd diß iſt eben der rechte Adel / und die edle Ritterſchafft. Wiewol ſich bey dieſen Zeiten die meiſten mehr des Adels von Gebluͤte als Gemuͤte ruͤhmen koͤnnen. Darumb laſſet uns alles zuvor wol in unſern Gemuͤthe uͤberlegen und erwegen. Jhr habt mehr Kinder / hingegen ich dieſen eintzigen Sohn; Wo Flo - retto uͤbel gerathen ſolte / ſo were meine gantze Hoffnung in dieſem meinem hohen Alter dahin. Schluͤge der euere auff die Seite: ſo koͤnten die andern vielleicht deſto beſſer gerathen. Druͤmb laſſet uns fleißig zuſehen / daß wir hierinnen be - dachtſam gehen / und uns nicht ſo geſchwinde uͤbernehmen; Denn gemeiniglich die letzten und wolerwogenen Gedancken die beſten zu ſeyn pflegen. Mein Rath were nochmahl / wir lieſſen die Sache / weil wir ihnen noch nichts davon ge - ſagt haben / noch ein wenig anſtehen / ſie ſeind noch unveraltert zu ſolchen Sachen.

B ij[Ger -]
Gerſon.

Was anſtehen; Es muß doch einmal ſeyn / und was wollen wir unſern Schluß lange wieder hintertreiben. Zu Hauſe werden ſie nichts ler - nen noch begreiffen.

Petralto.

So kan man doch zu Hauſe ſchaͤrffre Auff - ſicht auf ſie haben. Vnd wollen ſie ſich oͤfters durch unſere Gegenwart nicht zwingen laſſen / was ſollen ſie an frembden Orten thun / allda ſie ſich / daß ihnen niemand zu gebieten habe / einbilden. So koͤnnen wir ſie auch mit genauern Koſten er - halten.

Gerſon.

Was Koſten; Man laſſe ein Jahr ein tau - ſend Reichsthaler oder mehr drauff gehen. Was iſt es mehr; Jch habe ſo viel Tauſend hier an Wahren und Renten. So hab ich auch noch ein gut ſtuͤck Geldes in der Caſſe. Was iſt ſonſten an Haͤuſern / Guͤtern und Vorwercken. Was ſoll ich mit allem Gelde thun. Vber diß / eine gluͤckliche Stunde bringet alles wieder ein.

Petralto.

Mein lieber Freund / Sparſamkeit (ſaget man) iſt das beſte / und reichlichſte Einkommen: Haben Euch die Goͤtter was beſcheret / ſo beden - cket / daß ihr auch noch mehr als einen zu verſor - gen habet / und einen (verzeihet mir aber / daß ich ſo frey mit euch rede) der ſich ſchon ziemlichdar -darauff zu verlaſſen weiß. Er weiß / daß der Alten Geld in Jungen Haͤnden am ſchoͤnſten ſte - het; Vnd zweifelt mir nicht / daß er ſolches zu ſeiner Freyheit und Verderben nicht ſtatlich an - werden ſolte. Aber weil jo ſolches euerm Belie - ben nach geſchehen ſoll; So hoͤret mich noch / mein Gerſon, was ich dißfals bey mir beſchloſ - ſen. Wie wenn wir ihnen einen Hoffmeiſter / ſo ſie unterweiſete und achtung auff ſie gebe / auch damit ſie beſſern Schew hetten / mit geben? Wie meynet ihr?

Gerſon.

Gar wol / ich bin es zu frieden. Doch muͤſ - ſen wir unſere Soͤhne auch daruͤber erſt zuvor ver - nehmen / und berathſchlagen / auff welche Vniver - ſitaͤt wir ſie verſchicken wollen.

Petralto.

So bleib es denn in Gottes Namen dann darbey / die Goͤtter geben ihnen Gluͤck darzu. Aber es iſt bey dieſen Zeiten ſchwer auff Vniver - ſitaͤten zu leben / man wil da einen harten Beu - tel haben.

Gerſon.

Wer fragt darnach; Nur laſſt uns anietzo hinein gehen / und bedacht ſeyn / wie wir ſolches an unſere Soͤhne bringen / und uns mit ihnen / ſie auff das eheſte fort zu ſchicken / unterreden moͤ - gen.

B iijDer

Der Erſten Handlung

Dritter Auffzug.

Floretto, Amandus, die beyden Soͤhne. Petralto, der Alte von Adel / Gerſon der reiche Kauffmann. Floretto und Amandus treten ein /
Amandus.

Vnd ihr Floretto, bleibet nur auch ſo feſt und beſtaͤndig auff dieſer Meynung als ich / wir wollen es des Hoffmeiſters wegen / noch wohl bey unſern Eltern erhalten.

Floretto.

Jch wil wohl ſolches thun / Amandus. Aber dieſes befuͤrchte ich nur / mein Vater werde ſeinen Willen nicht gerne darein geben wollen. Denn wie ſehr ich mich uͤber ihren Anerbiethen erfreuet / ſo ſehr hat mich hinwiederumb der bloſſe Name des Hoffmeiſters erſchrecket. Wie muͤſſen ſie doch ſo geſchwinde auff die Gedancken / uns fortzuſchi - cken / gerathen ſeyn?

Amandus.

Jch weis es nicht / Floretto, ſaͤhe es auch recht gerne: Aber des Hoffmeiſters wegen / wer - de ich nimmermehr einwilligen koͤnnen; Was ſolte diß fuͤr eine Freyheit ſeyn / wenn wir uns auffs neue Vbel-Auffſeher uͤber den Hals ſetzen lieſſen / wir wuͤrden gebundener / als noch in Schulen le - ben muͤſſen. Jch weis es wohl / wie es bey ſolchenSachenSachen herzu gehen pfleget. Anfangs / weil ſie noch dinne und geſchmeidig ſeynd / geben ſie ſo gu - te Wort / und ſchmeicheln ſich dermaſſen bey uns an / als wenn ſie ſich unſerer Wolfahrt / als ihrer eigenen annehmen wolten; Jſt es geſchehen / und fiehlen ſich nur ein wenig / ſo duͤrffen wir nur ein geringes verbrechen / alsbald wiſſen ſie ſich ihres Anſehens und anvertraueter Auffſicht zum hoͤch - ſten zu gebrauchen / und meynen / wir muͤſten ihnen / in allen folgen und gehorſam ſeyn.

Floretto.

Es iſt wahr / wir wuͤrden uns nicht ruͤhren duͤrffen / daß es unſere Eltern nicht erfuͤhren / und wuͤrden uns eine eigene Ruthe uͤber unſern Ruͤcken binden. Darumb mein Freund Amandus, laſſet uns hingehen / unſerer Eltern fernerers Beden - cken zuvernehmen / und daran zu ſeyn / unſere Reiſe deſto eylfertiger zu beſchleunigen. Aber hier kommen ſie eben gleich / laſſet uns einen andern Diſcurs anfahen.

Beyde Vaͤter gehen ein. Beyde Soͤhne ſtellen ſich / als ob ſie derer nicht wahr genommen. Floretto faͤhrt in ſeinen Reden fort.

Wie wehr es / Amandus, wenn wir mit ei - nem vornehmen Profeſſore der Collegia wegen uͤber Haupt ſchloͤſſen / damit wir auff der Uni - verſitaͤt auch was rechtes ſtudieren moͤchten / undB jveses unſern Eltern doch auch nicht gar ſo hoch kom - men moͤchte.

Amandus.

Vnd wenn wir einen Hoffmeiſter hetten / ſo wuͤrde es ſich nicht wohl ſeinetwegen ſchicken. Darumb were mein Rath / wir wendeten das Geld lieber an einen ſtatlichen vornehmen Mann / der uns auch was rechtes weiſen koͤnte / und koͤnte ſolches mit beſſern Nutz / und nehern Koſten ge - ſchehen.

Petralto.

Reden unſere Soͤhne nicht von ihren Stu - dieren? Habt ein gut Hertze / mein Freund / Ger - ſon, der Anfang leſt ſich wohl an / und iſt ein gut Anzeichen von ihnen.

Gerſon.

Das meyn ich auch / und well ſie ſich / fuͤr ſich zu allen guten erbiethen / ſo koͤnnen wir ihnen auch noch ehe in ihrer Bitt willfahrn.

Petralto.

Es koͤnte noch wohl geſchehen / wenn ſie ſich nur ſelbſten gut anlieſſen und vor ſich etwas thun wolten. Vnd weil ſie jo gantz keine Beliebung zu einem Hoffmeiſter tragen / ſo iſt es auch ſo ei - ne Sache / ſol man ſie ſo hart darzu zwingen / halt ich auch nicht fuͤr rahtſam / der freye Wille im Studieren thut mehr / als Zwang. Aber ſtille / was geben ſie weiter fuͤr.

Flo -
Floretto.

Doch ſaͤhe ich lieber / verſchliege uns auch gantz nicht / wenn wir, einen Hoffmeiſter darne - ben hetten; Aber ihr ſehet wohl Amandus, Er moͤchte es auch uͤbel empfinden / wenn wir ihme hoͤhere Leuthe vorziehen / und uns umb dieſelben bewerben / koͤnte alſo einen Vnwillen auff uns werffen / und uns in einem oder dem andern / wie es denn gemeiniglich zu geſchehen pfleget / ver - leumbden.

Amandus.

Vnd auff ſolche Weiſe vergehet einem alle Luſt / etwas zuthun / und bekoͤmmet einen Eckel zum Studieren. Wie muͤſſen andere leben / die keine Mittel dazu haben / kommen doch wol in ihrem Studieren am weiteſten.

Floretto.

Aber es iſt mir darumb nur / unſere Eltern moͤchten vermeynen wir wolten es etwan / wegen anderer Vrſachen nicht eingehen.

Petralto.

Stille /

(wincket mit den Augen)

ſie haben einen guten Vorſatz / wir wollen ſie anreden. (ad Filios) Wie ſtehet es nun? Habt ihr euch be - ſonnen?

Floretto.

Sieh da / Herr Vater! wir haben uns zwar beſonnen / muͤſſen auch wol unſern Willen / euch nicht zu leidigen / endlich drein geben / aber wo wirB vdesdes Hofemeiſters uͤberhoben ſeyn koͤnten / bitten wir noch. Wir wollen uns alſo verhalten / daß keine Klage uͤber uns ſoll gefuͤhret werden.

Amandus
zu ſich ſelbſten.

Es wird ſich wol ſchicken / ſeind wir nur ein - mal weg.

Petralto.

Wenn ihr es nur auch thetet.

Floretto.

Ja. Jch verſpreche euch ſolches mit Hand und Mund /

(gibt die Hand.)
Amandus.

Vnd ich es euch auch Herr Vater /

(giebt auch die Hand.)
Petralto ad Gerſon.

Aber / was geben wir ihnen fuͤr einen Gefehr - ten und Auffwaͤrter mit?

Gerſon.

Mein Knecht Pickelhering ſolte ſich nicht uͤbel ſchicken / der were gleich ſo ein feiner luſtiger Jungh. fuͤr ſie / und koͤnte ihnen in ihrem Statu die Weile vertreiben.

Petralto
zu den Soͤhnen.

Wolt ihr Pickelhering haben zu euern Ser - vieteur.

Beyde Soͤhne.

Ja / Ja; mit allen Willen.

Gerſon.

Jch muß ihn doch heraus ruffen. Holla! Pickel -Pickelhering geſchwinde heraus / auff ein Wort. Holla, Holla! hoͤreſtu nicht?

Pickelhering.

Ja flugs eilends und geſchinde in puncto, in momento, in continento. Doch ich muß zu Hauſe bleiben / mein Herr moͤchte mich ruffen / mein Herre / ja / mein Herre.

Gerſon.

Hoͤrſtu nicht / wer dich rufft; Komme ge - ſchwinde heraus / mache fort.

Pickelhering guckt ein wenig heraus.

Sieh da; ſieh da; Herr ſeyt ihrs! Ja / ja / alsbald /

(ſihet wieder nein.)
Gerſon.

Nun / was machſtu? Wenn wirds?

Pickelher.

Ja doch / ja doch / wenn nur die Labethe weg iſt /

(leſt ſich mit der Karte hoͤren.)
Pickelhering
koͤmt heraus / bringt eine Karte mit / und kratzt ſich trefflich im Kopff.

Je ſchiß dir doch tauſendmal drauff. Jch dachte wol / die Tuͤbel die wirds hohlen. Nun kom̃ ich / nun komm ich / was wolt ihr Herr / fein kurtz / fein kurtz / ich muß wieder hinein.

Gerſon.

Was haſtu denn da? Eine Karte?

Pickelh.

O nein.

Gerſon.

Was iſt es denn?

Pickelher.
Pickelher.

Es iſt mein Wechſelbrieff. Jo jo / ich habe ietzund muͤſſen drauff auszahlen.

Gerſon.

Nun / iſt das dein Wechſelbrieff?

Pickelhering.

Ja / ja! Jch wolte daß die Duͤbel die Hand - lung holte / der Kramer kaͤme zeit genung nach.

(wiſcht ſich ab)

Wie muß es ihm ein Kerl laſſen ſo ſauer werden. Das Spielen hitzt wohl / aber es kleidet fickermentſch uͤbel.

Gerſon.

Aber hoͤreſtu Pickelhering / hetteſtu auch wol Luſt zu reiſen.

Pickelher.

O ja / wenn die Schencken nicht weit von ein - ander liegen.

Gerſon.

Wolteſtu wol auf die Academi mit?

Pickelhering.

Jch wolte gleich drauff. Wolt ihr auch mit?

(gnuͤpffet am Senckel und wil gehen.)
Gerſon.

Wohin denn? Wohin?

Pickelher.

Auff die Kacketremi.

Petralto der Alte von Adel.

Jhr verſtehet uns nicht guter Freund / wir wollen unſere Soͤhne auff eine hohe Schule ſchi - cken / wolt ihr mit ihnen wohl fort.

Pickel -
Pickelher.

Ja / wenn ſie nicht gar zu hoch iſt / ich ſteige nicht gerne hoch. Jch bin mein Tage nicht gern in die niedrigen gangen / behuͤte mich Gott / wenn die Schulen nun hoch ſeind.

Petralto.

Ey / es iſt ein Orth in einer Stadt / da ſich die Studenten auffzuhalten / und zu ſtudieren pflegen.

Pickelher.

Studenten; Sind das nicht Caldaunen - Schluckers? Seind es nicht Kerl / ſie gehen ſtraff gebutzt; ſo Pflaſtertreter / die den gantzen Tag muͤſſig und ſchlinckelieren gehen / die da im̃er ſchrey - en Hop! hop! he! Wetz! wetz! Ha / ha! ſeind das Studenten? Nun weiß ichs wol. Aber was ſollen euere Soͤhne da thun? Sollens auch ſol - che Kerl werden? koͤñt ihr ſie denn ſelbſten nicht zu Hauſe freſſen und ſauffen lernen? Soll ich denn auch mit? Was ſoll ich denn thun?

Petralto.

Jhr ſolt achtung auff ſie geben / und zuſehen / daß ſie nicht zu ſchaden kommen.

Pickelher.

Das iſt prave. Jch verſtehe es wol; Jch ſoll ihr Hoffmeiſter werden.

Petralto und Gerſon lachen.

Ja ja / wenn es was zuverſchicken giebt.

Pickelher.

Aber meine Beſtallung / was iſt die?

Petral -
Petralto.

Es wird ſich damit wohl ſchicken / gebt ihr nur fleißig Achtung auff ſie.

Pickelhering.

Der Juncker verzeihe mir großguͤnſtig / ich wolte ſie lieber voraus haben / das were ein wenig gewiſſer. Jch weis wohl wie die kahlen Schuͤffte / die Edel Leuthe / ſeynd. Wenn ſie ſollen Geld ge - ben / da ſind ſie trefflich vergeſſen. Sie ſagen viel zu und halten wenig; Zuſagen iſt Edelmaͤnniſch / hal - ten iſt Baͤueriſch.

Petralto.

Jſt es nicht genug / daß ihr auch ein Stu - dente werdet.

Pickelhering.

Es iſt auch wahr. Es mag drumb ſeyn /

(giebt ihm die Hand.)
Amandus.

Kom̃ Pickelh. zeuch du nur mit uns / und bis luſtig / wir wollen prave Studenten werden.

Petralto.

Wie werden euch aber die Ohrfeigen und Naſenſtuͤber bekommen?

Floretto.

Wir muͤſſen es gewohnen.

Pickelhering.

Sol ich das auch mit gewohnen? das gewohn die Tuͤbel und ich nicht. Nein / Nein; ich begeh - re kein Student zu werden. Jch werde zu Hauſeblei -bleiben. Es gehet allzu ſchlim. Jch bin gar ſo offt mit dabey geweſen. Gibt man doch ietzund bald nichts mehr fuͤr einen Naſetzſtuͤber / die Ohr - feigen ſind nun noch gaͤnger worden / und gehen mit drein.

Petralto.

Es hilſſt nichts dafuͤr / ihr habt einmal zuge - ſagt / ihr muͤſt mit.

(zu den Soͤhnen)

So koͤnt ihr euch deñ in Gottes Namen geſchickt machen. Mor - gen / geliebts Gott / mit den fruͤheſten auff zu ſeyn. Es ſol euch ſchon Geld nach Nothdurfft mit geben werden. So ziehet denn hin / und haltet euch fein Chriſtlich im Gebet / fleißig im Studteren / ver - traͤglich in Compagnie, vor allen aber / genaw im Gelde / laſſet euch nicht zu weit damit heraus / denn es ſind ietzo ſchwere Zeiten / und bedencket / wie ſauer es uns ankoͤmmet. Wendet ſolches nicht unnuͤtzlich / ſondern zu euern beſten und zu euern Studieren an / damit auch einmahl ſtattliche und wackere Maͤnner aus Euch werden moͤgen.

(neh - men Abſchied von einander / und gehen ab.)
Pickelh.
rufft ihnen hinten nach /

Ey jo Herr / das Geld vergeſt doch nicht. Das Geld ſolt ihr nicht vergeſſen / das Geld / das Geld.

Der Erſten Handlung

Vierdter Auffzug.

Floretto, Amandus, Clariſſa des Kauffmans Fraw; Pickelhering.
Pickelh
Pickelh.

Hart / der Tuͤbel ſoll euch nun beſcheiſſen / Jhr Kerls / wenn ihr nicht gut thun wolt / ich wil euch wol anders kriegen.

Amandus.

Ey Pickelhering / du wirſt es jo noch beym gleichen bleiben laſſen / du muſt nun mit auff un - ſerer Kappe tantzen. Biß nur ſtille / es wird prav zu freſſen und zu ſauffen ſetzen / ſo lange ein Heller im Beutel iſt.

Floretto.

Du muſt aber nichts ſagen / damit es unſere Eltern nicht wieder erfahren. Laß uns nur erſt weg ſeyn / es wird ſich ſchon ſchicken.

Pickelhering.

Das were gut; Aber wenn das Diebs-Geld alle iſt / wie da zu rathen? Da wird der Tuͤbel ein Schelm werden.

Amandus.

Bekuͤmmere dich nur nicht darumb / haben doch unſere Eltern noch mehr.

Pickelhering.

Wenn wir ihnen gar koͤnten uͤbern Beitel kommen / daß wir den Bettel nur auff einmahl hetten / das were eine prave Sache / da wolten wir prave zun Jungfern gehen.

Floretto.

Ey / laß du es nur gehen / wir wollens doch wol kriegen / indeſſen laß uns unſere Sachen be -ſtellen /ſtellen / und beſtelle du die deinen / damit wir mit dem fruͤheſten Morgen auff ſeyn koͤnnen.

Pickelhering.

Jch habe ſchon alles eingepackt / biß auff mei - ne Spielknoͤpgen / die wil ich auch bald zuſammen finden.

Clariſſa des Kauffmans Frau gehet ein. Pickelhering faͤhrt fort.

Aber hoͤrt / ihr Herr / ein Schelm der was anders thut / als friſt und ſaͤufft.

Amandus
winckt ihm.

Sachte / Pickelhering / ſieheſtu meine Fr. Mut - ter nicht? Willkommen Fr. Mutter. So wolt ihr uns auch noch fuͤr unſerm Abſchied beſuchen.

Clariſſa.

Ja / ihr lieben Kinder: und du mein lieber Sohn / ich wolte wuͤndſchen / daß ich dich nur ſtets daheime behalten ſolte. So wilſtu dennoch gewiß mit Juncker Floretto fort.

Amandus.

Ja liebſtes Muͤttergen / es wird auff dieſes mahl nichts anders draus. Lebet nur wol indeſſen / und geſund.

Clariſſa.

Vnd du auch mein lieber Sohn. Wenn ich nur wiſſen ſolte / daß du auch wol verſorget wereſt / und nicht etwa mangel leiden duͤrffteſt.

CPickel -
Pickelher.

Gebt ihr ihm nur fein viel Geld mit / ſo iſt den Sachen ſchon alle geholffen.

Amandus.

Jch wil es zwar nicht hoffen / aber ihr ſehet wol / wie es offters in der Frembde herzugehen pfleget. Die Vaͤter wollen uns nicht viel mit - geben / ſo koſten die Buͤcher auch viel zu ſchaffen / und man muß doch auch etwan einen Nothpfen - nig haben.

Pickelh.

Das iſt wahr. Wenn man den Leuten zu Ehren in Weinkellern erſcheinet. Auff Rheiniſche Dinte / und Zerbſter Papier gehet auch was red - liches ein Jahr lang.

Clariſſa.

Was hat dir denn der Vater mitgeben.

Amandus.

Der Wechſel iſt nicht hoͤher / als fuͤnffhun - dert Reichsthaler / mehr hab ich nicht erhalten koͤnnen.

Pickelher.

Was wird denn das wippen; wie weit wird das bißgen reichen / das wird nichts klecken. Be - denckt doch ſelbſten; Jn der Frembde; Wenn man unter Bier und Wein in Leib - und Lebens Gefahr iſt. Jhr werdet jo euere Kinder nicht ver - ſchmachten laſſen / und mich auch nicht?

Claris -
Clariſſa.

Jch wil ſchon ſehen / daß du einen offenen Wechſel bekommen kanſt. Hier wil ich dir auch noch ein baar hundert Reichsthaler heimlich zu - ſtecken, darffſtu doch dem Bater nichts darvon ſa - gen.

(Giebt ihm einen Sack)

So thue auch deinem Leibe was zu gute dafuͤr / damit du auch etwan einmal kanſt luſtig ſeyn / und gute Freun - de zu dir bitten; Lebt nur fein vertraͤglich mit ein - ander / und zancket euch nicht / macht euch nicht zu loſer Geſellſchafft: Gewehnt euch nicht an das fluchen und ſchweren / ſpielen / ſaufft euch auch nicht voll. Vnd du Pickelhering / nimb ſie wol in acht / und laß michs wiſſen / wenn ſie nicht fromb ſeind.

(Pickelhering agirt)

Laß ſie fein die Nacht zu Hauſe bleiben /

(Pickelhering zu allem Ja)

und laß ſie nicht zun Jungfern gehen.

Pickelhering.

Das were zu ſchlim / duͤrffen ſie nicht zun Jungfern gehen?

Clariſſa.

Nein Pickelhering.

Pickelhering.

Aber doch ein bißgen zu den Frantzoͤiſchen Damen?

Clariſſa.

Bey Leibe nicht; das were noch aͤrger.

Pickelhering.

Auch nicht. Was ſollen ſie denn machen? Sie haben jo ſonſt nichts zu thun: wer kan deñ im - mer ſauffen.

C ijClaris -
Clariſſa.

Sie ſollen ſtudiren.

Pickelher.

Sie werden wol ſtudiren / in der Bier - und Wein-Kannen.

Amandus.

Wir wollen uns ſchon auffs beſte in acht nehmen / bedancke mich in deſſen euers Geſchencks / und bedarff ich was mehres / ſo werdet ihr mirs ſchon folgen laſſen.

Clariſſa.

Mit allem Willen mein Sohn /

(weinet)

ſo ziehet denn hin mit einander in Gottes Namen. Lebt geſund / die Goͤtter geben euch Gluͤck zu eue - rer Reiſe / und laſſen euch ohne Anſtoß und Scha - den ſicher angelangen.

(Nimbt Abſchied von beyden.)
Amandus.
Gehen ihm auch die Augen uͤber /

Vnd ihr meine Mutter / lebt ihr auch geſund / die Goͤtter bewahren euch. Wir wollen ſchon wiederumb zuſammen kommen /

(Pickelhering weinet auch.)
Clariſſa.

So kommet denn mit mir herein. Jch habe ein klein Gaſtmahl angeſtellet / und letzet euch noch / mit euren guten Freunden zu - vor.

Beyde
Beyde Soͤhne und Pickelhering.

Wir wollen euch folgen.

Der Erſten Handlung

Fuͤnffter Auffzug.

Emerentia eine Jungfer. Euphronie die Magd. Floretto, Amandus, Pickelhering. Emerentia und Euphronie treten ein.
Euphronie traͤgt auf einem Teller ein Schnupf - tuch und Krantz / und ſpricht:

Vnd hier / meine Jungfer / iſt der Krantz und Schnupfftuch / was heliebet ihr damit zu thun.

Emerentia.

Bringſtu es Euphronie? das iſt gut. Lauff eilends und geſchwinde zu Juncker Floretto, uͤber - gieb ihm beydes / nebenſt dieſem Briefflein /

(Zie - het eines aus dem Buſen)

mehr ſag ihm nicht / als weil die Emerentia nicht die Ehre haben kan / ſich mit ihm zuletzen / wolle er ſie bey ſeiner Wieder - kunfft zum wenigſten wuͤrdigen ihr Grab zu be - ſuchen / weil ſie ohne den Floretto nicht wird le - ben koͤnnen.

Euphronie.

Jch wil es zum fleiſſigſten ausrichten / mei - ne Jungfer. Aber wo treff ich Juncker Floretto an?

C iijEme -
Emerentia.

Jch meyne zu Hauſe. Fuͤr allen ſiehe zu / daß du ihm ſolches / auff das heimlichſte / als moͤglich / ohne einige Wahrnehmung der Seinen / wie du ſonſten gethan / zuſtelleſt.

Euphronie.

Sie uͤberlaſſe mir nur dieſe Sorge / ich werde ſchon Mittel und Wege erſinnen / ihme ſolches fuͤglichen bey zu bringen / ſie erwarte in deſſen all - hier meiner Wiederkunfft

(gehet ab.)
Emerentia
ſeuffzend.

O du widerſpaͤnſtiges Gluͤck! Du unge - treueſter Himmel! Haſtu mir deßwegen ſo viel Schoͤnheiten und andere Leibes-Vollkommenheit ertheilet / mich dadurch in die hoͤchſte Traurigkeit zu ſetzen? oder haſtu mich darumb zu einer ver - laſſenen und ungluͤckſeligen Liebhaberin erkohren / daß ich mich meiner Gaben und Gluͤcks nicht zu uͤberheben hette. O Vnbeſtand der Zeit! O wan - ckelhafftes Gluͤck! Hat auch wohl ein Weibes - bild als ich iemahls gluͤcklicher geliebet? Hat ie - mahls eine Dame einen beſtaͤndigern Liebhaber als ich gefunden? Seynd iemahls zwey Gemuͤther mehr vereinigter geweſen; oder koͤnnen wohl zwey Gemuͤther / mehr vereinigter / als unſere beyden Hertzen ſeyn? Vnd dennoch muß ich mich die Allerungluͤckſeligſte nennen. Wie ſeelig war doch unſer Zuſtandt; Wie ſanffte trate das Gluͤck neben uns auff weichen Roſen herein; Wie ge -wuͤndſchtwuͤndſcht doch fuͤgte ſich unſer Lieben / gleich als ob der Himmel ein ſonderliches Wohlgefallen dar - uͤber empfunden. Es war nichts / ſo unſere Blicke auffhalten / unſere Kuͤſſe verhindern und unſere Vergnuͤgligkeit verwehren kunte. Jetzund nun / da dieſe Edle Fruͤchte zuſammen kommen / und die reiffen Koͤrner tragen ſolten / da ich die ſelben nun zugenieſſen vermeinete / ſo muͤſſen wir geſchieden und getrennet leben. O du falſche Liebe! Wie machſtu uns den Anfang ſo ſauer und ſchwer; wie peinigſt du unſere noch unbekandte und frembde Hertzen; nach dem wir alles erſtanden / und nun deſſen Geneſung ergreiffen ſolten / nach dem unſere Hertzen kaum vereiniget / und durch die feuerigen Liebes-Flammen zuſammen gelauffen / zerreiſt du uns wiederumb / und quaͤleſt uns / durch ſtetes und bruͤnſtiges Verlangen mehr als zuvorn. Wie viel beſſer iſt es dennoch ohne Gegen Liebe / als ohne Gegenwart lieben / und des Geliebten beraubet leben. Das ſtuͤndliche Andencken des vergange - nen und das verlangen des Zukuͤnfftigen / machet uns das Leben unertraͤglich / und laͤſt uns zu keiner rechten Hoffnung kommen / was hat ſich wahre Liebe in Abweſenheit nicht zu befoͤrchten? ſo viel Gefahr zu finden / ſo viel Gefahr und Schrecken auch faͤlt ſie augenblicklich an. Das Beyſpiel eines andern / machet uns umb deſto furchtſamer. Was befahrte ſich die keuſche Penelope nicht in Abwe - ſenheit ihres Ulyſſis; Was Schrecken und AngſtC iiijmu -muſte ſie gantzer zwantzig Jahre erdulden So oft ſie eines Griechen Todt nennen hoͤrte / ſo offt beſtund ihr das Gebluͤthe / ſo offt erzitterte Sie. Wes hatte die Koͤnigin Halcyone nicht fuͤr ſchreckliche Traͤume / unter wehrender Reiſe ih - res Liebſten? Der Todt des Koͤniges / und die Abſcheuligkeit des drauf erfolgeten Schiffbruchs / legten dero Deutung aus. Was erfuhre die Ve - nus, ſo bald ihr Adonis von ihr ſchiede / fuͤr eine klaͤgliche Zeitung und Poſt; Wurde Er nicht von einem wilden Eber gehauen und umbracht! Die Koͤnigin Dido ſahe ihren Æneam von ihr ſcheiden / aber er kam nicht wieder. Vnd geſetzt / man hette ſich nicht des geringſten zu befahren; ſo iſt doch die Abweſenheit / an ihr ſelbſten ein unvertraͤglich Ding. O Him̃el! iſt es dein Wille / ſo blicke mich mit geneigten Augen an; Hemme dieſen Fortgang / unnd laß dieſe Reiſe nicht von ſtatten gehen / denn du weiſt /

Euphronie
koͤmbt wieder.

Jch komme nun wieder / meine Jungfer / wie - wol unverrichteter Sachen / denn Floretto iſt nir - gends / weder zu Hauſe / noch anders wo zu fin - den. So habe ich auch weder den Amandus noch iemand von den Seinen vermercken koͤnnen, ich be - fa[h]re / wir haben uns zu lange geſeumet / und ſey, die Reiſe wohl ſchon allbereit geſchehen.

Eme -
Emerentia.

So haſtu keinen nicht geſehen? Solte Er denn ohne meinen Abſchied von hinnen reiſen? Euphronie ihr habt euch nicht recht bemuͤhet.

Euphron.

Traun / meine Jungfer / ich hette es nicht fleißiger beſtellen koͤnnen / die Anzeugung faſt ga - ben es / die beyden Eltern ſahen betruͤbt unnd weineten noch.

Emerentia.

Aber wie iſt den Sachen zu rathen.

Euphron.

Man kan ihm anders nicht thun / ſie muͤſſen mit der erſten Poſt nachgeſchicket werden.

Beyde Soͤhne / Pickelhering / kommen truncken und ſchaͤrffend heraus

Juch! Juch! Sa! Sa! He Sa! Sa He! ꝛc.

Floretto.

Wir hetten ſchier einen guten Tummel da - von bekommen ſollen. Jch habe mich ein wenig wieder ergangen / und habe ziemlich wieder aus - genichtert.

Amandus.

Vnnd ich dergleichen / die Compagnie war gut / ſie ſatzten friſch auff uns los / doch ſeynd wir dennoch / wiewohl kuͤmmerlich Mei - ſter blieben. Was hilfft es / es pfleget auffC vValet -Valet - und Abzugs-Schmaͤuſen nicht anderſt her - gehen. Aber was ſpatzieret dort fuͤr eine galante Dame? iſt es nicht Emerenzgen? Euere Liebſte. Laſt uns einſtecken.

(ſtecken ein.)
Pickelhering.

Ja ja es iſt das liebe Laͤmmerſchwaͤntzgen. Das Rabenaͤrſchgen.

(agirt)
Floretto.

Sie iſt es. Aber was ſagt ihr von der Lieb - ſten? Jhr wiſt ja der Studenten Lieben wohl; heute dieſe / morgen ein andere. Auff ſolche Weiſe / muͤſten Wir viel Liebſten haben.

Amandus.

Jhr koͤnt Euch aber gegen Sie doch gar zu - verliebt ſtellen.

Floretto.

Ha ha! Ein anders iſt ſtellen / ein anders iſt meynen. Vnd das iſt eben die beſte Kunſt / damit man die Jungfern am meiſten beruͤcket; So lan - ge wir ihrer genieſſen koͤnnen / ſo lange lieben wir ſie; Haben wir / was wir von ihnen begehrt / er - langet / ſo lachet man es ins Faͤuſtgen / daß ſie ſo meiſterlich angangen. Aber ſtille / ſie haben unſer wahr genommen / wir wollen ſie anreden.

(Pi - ckelhering agirt. Beyde bieten ihr die Hand)

treff ich ſie allhier an? meine Liebſte / die ich den gantzen Tag ſo ſchmertzlich geſuchet. (Pickelhering / in dem Weinglaſe) wie denn ſo gar traurig unndalleinealleine (Pickelhering / wenn ſie alleine gehet / ſo trit ihr niemand auff die Fuͤſſe.)

Emerentze.

Weil Floretto nicht laͤnger bey der Eme - rentze leben mag / ſo mus Sie wohl ſo traurig und alleine gehen.

Pickelhering.

Mit dem gehen het es nicht viel zu bedeuten / wenn ſie nur nicht alleine ſchlaffen duͤrffte / darumb iſts der guten Schweſter / ich merck es wohl.

Floretto.

Vnnd ſo lange Floretto in ihrem Hertzen lebet / ſo kan ſie nicht verlaſſen und alleine ſeyn. Vnd wie kan Sie / meine Schoͤne / allein ſeyn / weil Floretto nirgends anders / als bey der Eme - rentze leben kan?

Emerentze.

Heiſt das in der Emerentze leben / ſie verlaſ - ſen / und ſich an frembde oͤrther begeben wollen?

Floretto.

Meine ſchoͤnſte und liebſte Beherrſcherin! mein eintziger Auffenthalt meines Lebens! die Goͤtter bezeuge ich / die wiſſen / mit was Schwer - Muth und Wiederwillen / auch Zwang meiner El - tern / ich dieſe Reyſe auff mich genommen. Was ich fuͤr Qual in meiner Seelen daruͤber empfinde. Weil ich auch keinen Augenblick ohne die freund -licheliche Augen der allzuſchoͤnen Emerentze zu leben mich verſichern kan. (Pickelhering: O Schelm leug / das iſt ein leichtfertiger Vogel) Meine Be - ſtaͤndigkeit / wird ihr anderweit jo zur gnuͤge be - kant ſeyn? (Pickelher. Er iſt beſtaͤndig wie But - ter an der Sonnen) Vnd ſo ſie daran zweiff ln wolte / wuͤrde ſie die Geſetze der Liebe hoch beley - digen. Jndeſſen wolle ſie ſich / meine Schoͤne / nur auff ein weniges zufrieden ſtellen / und erwe - gen / im Fall das wiedriche Gluͤck gleich unſere Leiber von einander trennet / unſere Gemuͤther doch ungeſchieden bleiben werden / ſo lange biß das Gluͤck / und die guͤnſtige Zeit uns beyderſeits erfreu - en / und uns mit mehrer Ergetzligkeit wieder zuſam - men bringen moͤchte

Emerentze.

O wie Lange lange iſt doch dieſe Zeit! Jeder Augenblick wird mir ein Jahr lang ſcheinen. Doch weil es nicht kan anders ſeyn / ſo ziehet dann hin / nur ſetzet die Emerentze nicht aus euern Au - gen / vielweniger laſſet Sie keine Frembde und Vnbeſtaͤndige aus euerm Hertzen jagen.

Floretto
kniet nieder und ſchweret.

Jch ſchwere hier bey Sonn und Mond und Sternen; bey Himmel und Erde / Waſſer und Lande / Laub und Gras / daß der Sommer ehe Reiff und Schnee / der Winter Kraͤuter und Blu -men /men / und das Jahr keine Zeiten tragen ſol / ehe ich die Emerentze vergeſſen werde. (Pickelhering / es iſt mein Siel nicht wahr.)

Emerentze.

So werde ich euch auch treu bis in den Tod verbleiben / nehmet indeſſen / zu deſſen Erinnerung und gewiſſem Vnterpfande unſerer Liebe / dieſen Ring / Schnupfftuch und Krantz / nebenſt einem Kuſſe

([]kuͤſſet ihn /)

und laſſet in deſſen uns mit Hof - nung unterhalten / bis wir uns wiederumb mit mehrern Freuden umbfangen moͤgen. Jm uͤbri - gen wollen wir was wir nicht wuͤrcklich / und muͤndlichen verrichten koͤnnen / doch ſchrifftlich nicht unterlaſſen. Vnnd dieſes bitt ich auch / mein Herr Amandus meines liebſten Floretto wegen / die alte Bek[]ntnuͤß nicht gar hindan zu ſetzen / und mich gleichfals mit Berichtung eures Zuſtandes zu erfreuen.

Amandus.

Jch werde es nicht unterlaſſen / aller - tugendſamſte Emerentze / mir auch ſolches fuͤr ein ſonderbahr Stuͤck ſonderbahrer Wohlgewogen - heit achten / im Fall ſie meiner wenigkeit eini - ges Begehrens wuͤrdigte. Sie lebe geſund / Allerſchoͤnſte / die Goͤtter verhelffen uns gluͤck - lich wieder zuſammen.

Flo -
Floretto.

Sie lebe wohl! meine Allerliebſte / und blei - be die Emerentze / wie ich der Floretto bleiben werde.

Emerentze
zu Pickelhering.

Vnd ihr / mein lieber Pickelhering / lebt auch wohl / nehmet eure Herren fleiſſig in acht; wartet ſie wohl; abſonderlich Juncker Floretto, und laſſet michs wiſſen / wenn er zu andern Jung - fern gehet.

Pickelhering.

Deßwegen duͤrfft ihr euch gar nicht beſorgen / ihr hettet keinen beſtaͤndigſten Amatour, als ihn bekommen koͤnnen. Jhr glaubet nicht / wie er manchmal nach euch thut. Er friſt nicht / er ſaͤuft nicht / er ſchlaͤfft nicht / wenn er euch einen Tag nicht geſehen hat / daß kein Wunder were / er her - mete ſich zu einem Stein. Aber hoͤrt[d]och Jung - fer Lemmerſchwaͤntzgen: Jch ſolls euch wiſſen laſſen / wenn Floretto zu andern gehet; Wer leſt es denn ihn wiſſen / wenn andere zu euch kommen? Jhr werdet doch deßwegen einen eigenen Boten abfertigen?

Emerentze.

Ey Pickelhering das thun die Jungfern nicht.

Pickelhering.

Ja ja / ſie thun es ſelbſten nicht!

Eme -
Emerentia.

So kommt doch noch zuvor mit mir herein mein Liebſter / und laſſet uns mit einander letzen / und Abſchied nehmen. Ach ſcheiden! ſcheiden! wie thuſtu ſo wehe!

(gehen ab / Floretto ſticht ihr hin - terwerts einen Moͤnch.
Pickelhering
ad Spectat.

Gehe nur fort / du biſt auff dem rechten Wege / du armes einſaͤltiges Thiergen du. Jch dencke ihr werdet euch ſchon mit einander letzen. Es traue nur eine meinem Herrn / ſie koͤmt gar recht an / er lacht ſie nur aus / daß ſie ſich ſo geſchwinde bereden laſſen. Es thuts ihr wol ein geringer Hoͤltzgen als ein Zaunſtecken / die gute Schweſter wolte gerne eine Edel ſeyn / weil ſie einen offenen Helm fuͤhret / es wird gar neulich geſchehen. Mein Herr thut es nur / daß er nur ſo ſeine Luſt und Kurtzweile und ſo was zu loͤffeln hat.

An das Frauenzimmer.

Da ſehet ihrs / ihr Jungfern / wie es her - gehet / trauet bey Leibe jo keinem Studenten / wenn er gleich ſchwuͤre / daß ihm die Augen blute - ten / da ſehet ihrs / wie ſie mit euch umbgehen / wie ſie es mit euch machen / vorwerts ſtellen ſie ſich / als wenn ſie in euch biß in Todt verliebt weren / aber es iſt erſtuncken und erlogen / kommen ſie von euch / ſo ziehen ſie euch nur durch / und beruͤhmen ſich eines und des andern / ſo ſein Tage nicht ein - mal wahr. Jch weiß daß manche hier unternHauf -Hauffen mit ſitzt / die ſie wol wird kennen / was ſie fuͤr ehrliche Voͤgelgen ſeyn. Es iſt doch keine gu - te Haar an keinem Studenten. Vnd thaͤt ichs Freſſens und Sauffens wegen nicht / und ande - rer loſen Haͤndel wegen / der Hencker ritte mich denn / daß ich mit zoͤge / und auch ein Student wuͤrde; Aber ich muß hinein ſchlendern / und zu - ſehen / was es drinnen guts zum beſten giebt.

(Gehet ab.)

Vnter Handlung

Der Erſte Auffzug.

Broſe / der Bauer. Kaͤthe die Baͤuerin. Alex der Nachbar. Pickelher. Broſe und Kaͤthe. Kaͤthe gehet erſt ein mit Buttermilch / Eyern und einer Gans.
Kaͤthe
ſpricht.

Jch dachte / mein Six, wir wuͤrdens verſchlaf - fen haben / ſo ſehe ich wol / wir kommen noch zeit genug / und hetten nirgend zu bedurfft / daß wir uns ſo gezauet hetten. Gehet doch bald noch kein Menſch zu[Marckte] / ich dencke wir wollen unſer bißgen Eyer / und was wir haben / bald loß wer - den. Du lieber GOtt / es gilt doch ietzund gantznichtsnichts mehr / die Leute dingen zum allergeſchrab - ſten / ich halte ſie nehmens / wenn mans ihnen umbſonſt nein brechte. Man muß ſich jo zu mar - tern und zu placken / daß es nicht Wunder were / einer lieffe ſichs Hertz auſſm Leibe raus. Es glaͤudts kein Menſch / wie ſchwer und ſauer einem das liebe bißgen ankoͤmt.

Broſe.

Laß immer ſeyn / Kaͤthe / wer ſchiert ſich druͤmb / Danck Gott / daß wir keine Krieger mehr haben / daß der Teuffel die Galgenvoͤgel nach der Reihe geholt hat / daß wirs nun den Rabenaͤſern und Teuffels-Gezuͤchte nicht alles mehr in Rachen ſtecken muͤſſen; Sie ſprenckelten uns jo / wars moͤglich / und ſchuriegelten uns / daß es eine Suͤnde und eine Schande war. Es hette raus gemuſt / und wenns in Ribben geſteckt hette. Ertapte ich noch ein mal ſo ein Schindhund / der Teuffel ſoll ihm das Licht halten / ich wil ihn gewiß wieder aͤngſten / das Hertz im Leibe ſol ihm knacken. Wir haben doch nun wol ein ſtuͤck Brot / da ihnen der Teufel lange die Haͤlſe gebrochen / und habens / Gott ſeys gedanckt / noch erlebt / daß mancher Federhans / da man wol Jhre Gnoden zubeiſ - ſen muſte / uns die Kuͤhe treiben und hintern Saͤwen hergehen muß. Aber Kaͤthe / wie deucht dich / wenn ich die Woche ein Fuͤdergen Scheid in die Stadt fuͤhrete / wenns Weg wer - den wolte? Wie meynſt du?

DKaͤthe.
Kaͤthe.

Jch weiß nicht / obs auch die Woche wird ge - ſchehen. Nachbar Alex giebt loͤbte mit ſeiner Tochter Plonen / da werden wir doch auch mit dabey ſeyn.

Broſe.

Jſt das war? Aber ſihe da koͤmt er gleich her. Gluͤck zu Nachbar Alex / wo denn naus? Wolt ihr auch in die Stadt zu Marckte?

Alex.

Ja / Nachbar Bruſe. Wo wolt denn ihr hin mit euerer / Kaͤthe?

Broſe.

Da haben wir ein bißgen Eyer / und Butter - milch / ob wirs loß werden koͤnnen / es verlohnt ſich bald nicht die Muͤhe / daß mans nein traͤgt.

Kaͤthe.

Wie gehts? Nachbar Alex. Wie habt ihr denn euch ſo angethan? Man ſihet wol / daß ihr eure Tochter vergeben wolt. Wolt ihr auch nein mit in die Stadt? Wenn ſol denn die Loͤbte wer - den?

Alex.

Morgen / wils Gott; Jch wolte mit nein gehen / und wolte einen ſpantfuͤckel neuen Tha - ler einwechſeln zum Mahlſchatze. Jch wolte ſe - hen / ob ich der loſen Moͤhre auch zu einen Latze kaͤuffen koͤnte; es iſt nichts mehr an dem andern. Der Braͤutigam hat ihn ſchon alle weg getha - lentzt.

Kaͤthe.
Kaͤthe.

Thut ers denn / daß ihrs ſehet?

Alex.

Ja freylich ſehe ichs. Er thuts nicht allein daß ichs ſehe / er thuts wol wenn gleich mehr Leu - te mit dabey ſeind. Wer bekuͤmmert ſich darumb. Jhr werbts ſo gerne gehat haben / als ſie / wie ihr auch ſo ſeyd geweſen / wenn ſich Broſe mit euch gedaͤntzſchelt hat.

Kaͤthe.

Jch hatt es freylich gerne. Aber ich lieſſe Hanſen / den Vater / nicht zuſehen / es geſchahe allemahl alleine / ich dachte / er moͤchte drumb ſchel - ten / wenn ers ſehe.

Alex.

Was ſolt ich ſie druͤm ſchelten. Jch dancke GOtt / daß ſie es thut / die loſe Moͤhre hat lange nicht dran gewolt / ich dachte immer der Hund wuͤrde reiten.

Kaͤthe.

Wer iſt er denn / den ſie nimbt?

Alex.

Es iſt des Schaͤffers von Schiers ſein Flori - don. Kennt ihr ihn denn nicht?

Kaͤthe.

Nein / Alex / ich kenne ihn nicht. Jſt es ein wackerer Knecht?

Alex.

Je / es iſt ſo ein ſtraff Kerl / als ich mein TageD ijeineneinen geſehen und gehoͤrt habe. Jch kans unſerm HErrn Gott nicht genug verdancken / daß er dem Maͤdgen ſo ein Gluͤck zugeſchantzet. Sie hetts / mein Siele / mit keinem beſſer treffen koͤnnen / weil er ſeines ſchlauen Kopffs wegen von der gantzen Gemeine ſchrecklich hehr gehalten wird. Die gan - tze Dorffſch afft hat ihn ſein laͤtge fuͤr den Aller - reichſten gehalten. Einer ſihets auch wol in Tantze / daß ihm ein 8 pfennger nicht ans Hertz gewach - ſen iſt. Er hat auch ſo einen Knuͤtzſchel Schaafe / und ſo ein Storm klein und groß Vieh / daß einer ſich darvor kreitzigen und ſegnen moͤchte. Vnd wenn gleich daſſelbe nicht were / ſo iſt er mit dem Maule ſo gewalrig fix / und weiß das Wetter und das Ge - ſtirne eins und das ondere ſo ſtraff zuſammen zu reimen als ein Staudente / er mag auch ſeyn wer er wil. Jch kan euchs nicht verſagen / wie behende er von dem kauterwelſchen geſchere des Gefirma - ments ein ſtuͤck weg koſen kan / daß wir alle Maul und Naſe auffſperren muͤſſen; Deßwegen iſt er auch von Nachbarn allen gotsſambt zu ſo einen ſtraffen Kerl gemacht worden / wenn es unter den Schaͤfern irgend nipperneppſch zugehet / daß er ihnen aus dem Traume hilfft. Jch muß geſtehen / er hat ſo einen verſchmitzten Schettel / daß ſein gelb - ſchnaͤblichter Witz meine alte Rencke weit uͤber - toͤlpelt / daß ich alter Krippenſtoͤſſer noch immer von ihme zu lernen habe. Du lieber Gott / wie viel mahl muß er bey Richter und Schoͤppen ſeinedreydrey Heller mit darzu geben / wenn ſie ſich nicht aus dem Hanffe finden koͤnnen / oder ſonſten was naͤckſches fuͤrgangen. Ach / es iſt wohl ein Tau - ſend Eſſig auff ſchlaue Haͤndel / und weiß uͤber hundert Raͤncke / wie er ſoll den leichtfertigen ſchel - miſchen diebiſchen Wolff ergattern und ausſtan - ckern / daß unſre armen Haͤmmelgen in ihren Huͤr - den bleiben / und ihr Futter mit Frieden freſſen koͤnnen. Ein trefflich prave Kunſtſtuͤck weiß er auch vor andern / die jungen Kuͤhe bey ſeiner Vie - hezucht zuſammen zu koppeln / daß ſie noch einmal ſo gerne als ſonſten auffhoͤckern laſſen / daß ihr nur ſelber euers Hertzen Luſt dran ſehet. Vnd daß ichs mit einen Wort uͤbern hauffen raus werffe / ſo weiß er bald gar zu viel / und geht ihm alles was er angreifft / greulich geſchwinde von Faͤuſten. Wir haben uns bald pucklicht gelacht / und ſtehet auch gar zu poſſirlich / wenn Lepſch / ſein Hund / tantzen muß / wenn er ihm auff der Sackpfeiffe einen Juch Juch / hinger der Herde / oder dz Traut Hedewich hertrudelt / daß einer ſein blaues Wun - der ſehen moͤchte. Koͤmmt er auff eine gute Laune / kan er unfern Jungen Bauer-Struntzen ein fleck Narredey her machen / und ſchwencke ſie in der Schinte nach der Reihe ruͤmb / daß mann ihnen / wenn ſich der Kittel umb den Fetzer hinten und vorn ruͤmb dengelt / flugs biß an das liebe Leben nauff-ſehen kan. Ha! meine Plone hette (mein Blut) ſein TageD iijkeinkein groͤſſer Gluͤck in die Faͤuſte Kriegen koͤnnen. Liebe Nachbaren Kaͤthe / ich ſchwere es / und hab es wol tauſend mahl geſagt / were Floridon nur noch einen Tag auſſen blieben / es wuͤrd es / auff mein Eyd / keine eintzige Bauer-Magt in dem gantzen Dorffe laͤnger haben mehr erſchwinden koͤnnen ſich nicht an ihn an zu parthieren und zu - taͤppiſch machen. Mein Kerl / es lacht[d]och al - les an ihm / wenn man ihn nur anſihet. Er iſt ſo fein pflumpicht und hat ſo ein paar haͤngichte Paußebacken / als kein Pfeiffer im gantzen Roͤ - miſchen Reich haben kan. Er hat ein baar Faͤuſte und kan den Flegel drinnen ſchwencken / und hebt eine Kanne Bier wie eine Muͤtze weg / als wenns ein Flederwiſch were / daß man ihm nur mit Luſt zuſihet. Jch kan euch nicht ſagen / wie alle Glieder an ihm ſo gelencke und gegaͤnge ſind / daß er anderthalben Scheffel Korn allein weg tragen ſolte; Deßwegen ich mich auch einzig und allein fuͤr einen gedeyen Mann ſchaͤtze / daß ich ſo einen knappen Tochter-Mann bekommen habe. Meine Plone die junge Thole / kunte ſich anfangs durch aus nicht in ihr Gluͤck finden / das ſie doch bald in die Faͤuſte biſſe / und hette ſie mei - nen ſtuͤrmiſchen Schedel nicht ſo wol gewuſt / ich weiß / ſie hette ihn die Stunde noch nicht fuͤr ih - ren Guͤmpel angenommen. Ja hett ich ſie nicht ſo mit aller Macht zu recht geharckt / ich hette mir flugs wollen laſſen die Naſe abſchneiden / wennwaswas draus worden wehre. Aber ſie hat ſich nun einmal mit ihm beſackt / und dencke ſie werden ſich nun wol mit einander rumb buhlwurffen und ſtat - lich uͤberwerffen.

Kaͤthe.

Je das muß noch wol ein hurtig Kerl ſeyn: Warumb wolt ihn denn Plone nicht haben?

Alex.

Er war ihr nicht gut genug. Die Staudenten gefielen ihr beſſer / wenn ſie raus zu uns in die fri - ſche Milch kom̃en. Sie were lieber eine Stauden - ten-Maͤd geweſt. Aber was hette mir denn ſo ein Leſepengel geſollt / er hette mir jo keine Garbe langen / noch ein Fuder nicht laden koͤnnen. Sie hat ſich manchmal wacker in Graſe mit ihnen rumb geſiehlt / und zumalckten ſie / daß ihr flugs der Banſch ſo wehe thate / daß ſie kaum mehr keuchſen kunte. Das Ram̃eln gefiehl der loſen Moͤhre ſo ſchaͤndlich wol / und hette den gantzen Tag nichts anders gethan / wenn ſie nur prave hette mit ihnen rumb rantzen ſollen. Jch hatte meine Angſt mit ihr / wenn ich ſie irgend nach was in die Stadt ſchickte / und dachte es wuͤrde gar wol ausgerichtet ſeyn / ſo kam ſie in ſincklichter Nacht wieder heim / und ware indeſſen bey den Staudernepprẽ uff dem Calaney-Hauſe geweſt. Die loſe Moͤhre ware ſo laͤuffiſch / ich glaͤub / ich hette ſie nicht erhalten / wenn ich ihr ein Brett fuͤrgebunden hette. Sie hat es wol verredt / in 4. Wochen nicht bey dem Braͤutigam zu ſchlaffen / aber ſtille nur / laſſt ſieD iiijſichſich nur zuſammen huſchern / ich weiß / daß ſies keinen Augenblick laſſen kan. Es wird ſich wohl an - ders ſchicken. Es muͤſte jo potzvelten geben / wenn man Feuer und Stroh auff einander legte / daß der Dreck nicht angehen ſolte: Wer weiß ob ſie noch gar ſo lange warten koͤnnen. Mich deucht / ich ſehe ſchon / wie ſie ihre Freude haben werden / wenn ſie beyde in einem Jahre ſo einen feinen jun - gen Lecker und Auffſchießling kriegen werden / und in ſeinem vollen Futter werden daher wachſen ſe - hen. Jch dencke / ſie werden ſich ſchon mit einan - der vertragen. Gluͤck zu / ihr gehet mir zu ſachte / ich muß eilen / daß ich bey zeiten wieder heim kom - me / und Plonen ihren Latz mit bringe.

(Gehet ab.)
Kaͤthe.

Alex iſt wohl ein groß Narre / daß ers Maͤd - gen nicht lieber einem Staudenten giebt / wenn ſie Luſt darzu hat / als einem Schaͤfer. Was iſt es denn wol? ein Staudente iſt jo ein bißgen beſſer / und iſt einem doch jo auch / mein Treu / eine beſſere Ehre / es ſag mir auch einer was er wil.

Broſe.

Es iſt ihr vielleicht kein Staudente beſchert / Daß ſies auch wohl da ſo ſchier trifft / als mit ei - nem Stau[d]enten / es iſt auch ein eben Thun / halt ich / umb ſie / daß wol mancher Bauer beſſer hat / als mancher Gelahrter. Wenn ſie gleich hette ſo einen Hungerleider gekriegt / was were es deñ auch.

Kaͤthe.

So hette ſie jo noch die Ehre.

Bro -
Broſe.

Schiß dir auff die Ehre. Jch lobe wenn man was zufreſſen hat. Vnd ſcheint / halt ich / wohl mauchen die Sonne ehe ins Haus als das liebe Brodt; Aber Kaͤthe / du geuſt ſchaͤndlich mit der Buttermilch / du wirſt ſo nicht viel zu Marckte bringen.

Pickelher.

Je daß dich jo der Hencker mit ſambt den Studenten / es wird gar wacker werden / ſehe ich wohl / ich dencke immer es wird mit einem Quarge verſiegelt ſeyn. Meine Herren prahlen wie fie Studenten werden wollen / wie ſie ſich ſo monſiers halten wollen; Vnd ietzo ſol ich zu einen Dorff - ſchneider lauffen / und ſoll ſehen / ob ich ein paar alte Kleidergen ausrichten kan / wollen Sie Stu - denten werden? Lumpenhunde duͤrffen ſie ehe werden als Studenten; Jch wil jo zuſehen eine Weile / wo es naus wil / gefelt mirs nicht / fo wer - de ich ſie in nomine Domine laſſen Studenten werden / und ich werde meinen redlichen Abſchied wieder nach Hauſe nehmen

(laͤufft unverſe - hens wieder Kaͤthen / und zubricht ihr die Eyer / Kaͤthe ſchilt / ſchmeiſt ihm den Korb mit den Eyern auff den Kopff. Pickelhering wehrt ſich; Broſe koͤmt auch dazu. Pickelher. gibt gute Wort / ſagt er wolle ſie ihnen be - zahlen / fragt wie theuer ſie eine Hand vollD vBut -Buttermilch gaͤben oder ob ſie es nach der Elle ausmaͤſſen. Saͤufft ſie aus / nimbt eine Hand voll Butter / knetzſchet ſie durch die Zaͤhne / ſie wollen bezahlet ſeyn. Pickelh. ſchmeiſt dem Bauer die Butter in die Augen / ſchlagen ſich wieder: Pickelher. buͤſt ein / weiſt ihnen endlich einen Beutel mit Gelde / ſagt wenn ſie auff das nechſte Dorff kaͤhmen / wolte er ſie bezahlen. Der Bauer iſt es zu - frieden / und gehen mit einander. Kaͤthe faͤhrt weiter fort.

Aber / was habt ihr in dem Dorffe zuſchicken?

Pickelhering.

Jch were gerne zum Schulmeiſter zum Schneider geweſt / ich hette gerne fuͤr meine Her - ren ein paar Kleider gehabt.

Kaͤthe.

Wer ſind denn euere Herren? ſollen denn die Kleider ſchoͤn ſeyn?

Pickelher.
lacht.

So ſchoͤn und ſtattlich als ſie werden koͤn - nen. Eines fuͤr den Juncker / und das andere fuͤr einen reichen Fucker eines Kauffmanns Sohn / das ſol noch ſtattlicher ſeyn.

Kaͤthe.

Warumb denn?

Pickel -
Pickelhering.

Der Vater hat ſo ſchrecklich viel Geld / er weis nicht / was er mit allem anfangen ſoll. Das Teuffels Geld wil nicht einmahl alle werden. Wil es doch nicht weg. Einer mag ihm bringen was man will / ſo iſt es ihm nicht theuer gnug / und het - te es gerne noch theuerer gehabt.

Broſe.

Was wollen ſie denn darmit thun?

Pickelher.

Fragt ihr noch; Sie wollen hinein in die Stadt / und wollen Studenten werden.

Broſe.

Aber / koſt es denn auch viel?

Pickelher.

O nein / ſo ein maͤßiges. Jch wil ſelbſten mit nein / und habe daheime ein Wamß / das wil ich mir laſſeu dazu gerecht machen; Es hat keine Ermel / wenn ich mir einen neuen Leib und Schoͤſſe dazu machen laſſe / es ſolte ein fein Wams noch werden.

Kaͤthe.

Je wenn wir unſern Jaͤckel auch mit hin - ein gaͤben / und lieſſen ihn zu einen Staudenten machen.

Broſe.

Was ſolte Er uns denn? O nein! es iſt gar zu leichtfertig Geſinde / und ſind gar zu wuͤſteFlie -Fliegen / ſind ſie doch noch zehnmal aͤrger als die Krieger / er ſolte uns wohl aus Haus und Hoffe jagen.

Kaͤthe.

Ja wir muͤſſen ihn laſſen ſo ein Kerl werden / der da aufftritt und ſchilt.

Broſe.

Denckſt du denn Kaͤthe / daß dieſe Kerl an - ders ſeynd / es iſt eben das[/]und treibens ſchier jo ſo tolle mit als die andern. Du magſts zwar machen / wie du wilſt / aber ich daͤchte / es wehre mein Rath gar nicht. Was machen ſie denn nun? was thun ſie denn / wenn ſie wollen Staudenten werden? Jch halte / nichts.

Pickelhering.

Je ſie ſtudiren und zu leſen ſich immer / daß ihnen das Lateiniſche zum Halſe raus ſtaͤubt / wie ſchimlich Brodt.

Broſe.

Jaͤckel iſt aber zu toͤlpiſch. Man muͤſts mit ihm verſuchen.

Pickelh.

Thut ihn nur unter meine Reformation, ich wil ihn ſchon unterftoſſen.

Broſe.

Wie meinſtu Kaͤthe / ob mirs thun ſollen? Wenn ihr das thun wolt guter Freund / ich wolte euch die Eyer mit ſambt der Buttermilch ſchen - cken / wenn ihr nur Jaͤckeln koͤnt dafuͤr zu einen Standenten machen / ſie ſolte mich nicht tauren.

Kaͤthe.
Kaͤthe.

Sich / ſeynd wir doch ſchon ans Dorff kom̃en. Wir wollen uns noch deßwegen bereden / wir kom[-]men ſchon weiter zuſammen. Gluͤck zu.

(gehen ab.)
Pickelhering.

Ja ja / Strick zu.

(gehet auch ab.)
Hier fallen die Teppichte und wird mit einer Jnſtrumental-Muſic beſchloſſen.

Der Andern Handlung

Erſter Auffzug.

Hier werden wiederumb die Vor - haͤnge gezogen und ein ieder Auffzug zuvor in Stellung gezeigt. Floretto, Amandus, Pickelher. Ein Buͤrger aus der Stadt. Floretto, Amandus, Pickelher. mit einem groſſen Pacquet Penals-Kleider / krechßet und thut ſehr matt und muͤde / gehen ein.
Amandus
faͤhet an.

Nun werden unſere Eltern anfangen ſich umb uns zubekuͤmmern und traurig zu ſeyn / daß wir ſie nunmehr verlaſſen haben. Sonderlich die Emerentze / wie wird ſie ſich uͤber Euern Abſchied anietzo gehaben? Wie kunt ihr ihr doch ſo gar zu ſuͤſſe unnd bewegliche Wortfuͤr -fuͤrſchwatzen; Wie kunt ihr ihr doch ſo viel und an - genehme Hoffnung machen und euch ſtellen / als ob es die lauterſte Wahrheit / unnd euer rechter Ernſt were.

Floretto.

Man mus es jo ſo machen / wenn ſie es nicht anders haben wollen / und kan man beſſer nicht loß kommen / man laſſe ſie nur auff ihrer Meynung / unnd bekraͤfftige ſie in ihren Einbildungen noch mehr. Denn man einer Damen Gewogen - heit und Gunſt durch kein Mittel leichter und eher erlangen und erobern kan / als wenn man derſelben zum demuͤthigſten auffwartet / und ſich gaͤntzlichen zu ihren Diener anſtellet. Geſetzt auch / ſie nehmen nur ſolches fuͤr eine Kurtzweile auff / ſo wollen ſie es doch ſo haben / / ſintemahl ihr auch die allerſchlimſte und heßlichſte elnbildet / ihre Vollkommenheiten erſtreckten ſich dahin den allergeſchickteſten Cavallier anzuhalten und zu ih - rer Liebe zuvermoͤgen. Aber wenn ſie uns zum oͤfftern an dem Narrenſeile ſtattlich herumb ge - fuͤhret haben / ſo werden ſie wiederum mit gleicher Muͤntze bezahlet / und muͤſſen erfahren lernen / wie ſehr ſie betrogen werden / wenn ſie vermeinen / daß wir auffer ihrer Gunſt nicht leben koͤnten.

Amandus.

Vnter deſſen kan man jo noch einen oder den andern genieß mit nehmen.

Floret -
Floretto.

Der wehre wol ein Narr / der es nicht thete; aber was iſt es gros? ſie bilden ihnen doch wohl ein / ein kahler Krautz / daran ohne gefehr fuͤr ein paar Groſchen Gewuͤrtz / wehre ein Preiß den man nicht umb alle Welt vertauſchen wuͤrde; Jch weiß nicht / was man mit ſo einem Quarge anfan - gen ſoll. Da Pickelh. haſtu ihn / ich kan mich mit ſolcher Lumperey nicht ſchleppen / das Schnupff - tuch iſt noch gut / die Naſe dran zuſchneutzen / und der Ring kan mit auch noch dienen / eine neue Liebſte damit zuerwerben. Aiſo mus immer eine behuͤlfflich ſeyn / die andere zu betriegen.

Pickelhering
nimt den Krantz.

Je das iſt ſtattlich. Jch halte auch / ihr fra - get viel nach dem Krantze / wenn ihr nur das an - der habet. Aber der Kerl wird mir wohl zu paß kommen / daß ich mich wieder erquicken kan / weil ich ſo ſchwer tragen mus / wenn ich etwa unter - weges verzwatſcheln wolte.

(hat ſeine Actiones damit.)
Floretto.

Das kanſt du thun Pickelh. Aber ſiehe nur / daß du nicht etwa verliebt davon wirſt.

Pickelhering.

Je die armen Jungfern / ihr muͤſt die armen Trudelkaͤtzgen auch noch zu ihren Schaden auff - ziehen / die armen Dingergen meinens wohl ſo gutdarmit.darmit. Daß ſie doch nur ſolche Narren ſeyn / und moͤgen euch was geben / es iſt doch nicht ange - wendet. O nein / ein andermahl ein bißgen Maͤu - ſepulver / oder Nieſewurtzel darfuͤr / es were eben das / und geſchehe euch nur recht darmit.

Hier koͤmt ein Buͤrger aus der Stadt / gleich als eilete er hefftig / be - gegnet ihnen / ſihet ſie wol an / ab - ſonderlich Pickelhering / und ſpricht:

Jch dacht nicht anders / das wuͤrde der ehrliche Vogel ſeyn / er ſihet ihm nicht gar ungleich / er hat eben auch ſo ein leichtfertig Diebs Geſichte / ertap - re ich ihn nur / ich wolte dich reiten / der Teufel reite dich denn.

(Pickelhering agirt mit ihm.)
Amandus.

Was mangelt euch / guter Freund / warumb ſehet ihr uns ſo an?

Buͤrger.

Jch ſehe / daß ihr auch ſolche Kerl ſeyd. Es iſt eine Schande / ſie machens fuͤrwahr / daß ih - nen zu letzt kein Menſch mehr trauet.

Floretto.

Was koͤnnen wir davor? wer hat euch denn was gethan?

Buͤrger.

Jch habe einem Studenten in der Stadt ein Pferd auff zwey Tage geliehen / und er ſoll nochwie -wieder kommen / ſo viel ich vernehme / ſo iſt er mit ſambt dem Pferd durchgangen. Hat euch nicht etwa einer begegnet / ihr Herren. Mein / wo ihr Nachricht davon habet / ſo ſaget mirs / ich bin ein guter armer Mañ / uñ lieget meine gantze Wolfahrt daran / wenn ich alſo Schaden leiden ſolte! Wie mache ichs doch nur?

Amandus.

Nein / wir haben keinen geſehen / vielweni - ger etwas von ihm vernommen / wir wolten es euch hertzlich gerne ſagen.

Pickelh.

Jch weiß wie ihrs macht; Jhr muͤſt euch das Pferd laſſen wieder geben.

Buͤrger.

Ja weñ ich ihn hette; ich weiß nicht / wo ihn der Galgen hat hingefuͤhret.

Pickelhering.

Jch wolte ihm nach reiten.

Buͤrger.

Jhr hoͤrt jo daß er das Pferd mit genommen hat / hett ich nur das Pferd / er moͤcht mit dem Gelde ſeyn wo er wolte.

Pickelhering.

Jch daͤchte aber ihr koͤnt ihn leicht einholen / weil ihr zu Fuſſe / und er zu Pferde iſt / zumahl weil er noch 8. Tage ehe auffgeweſen.

Buͤrger.

Jhr ſeyd ein Narr / und wollet mich auch noch fuppen. Es kom̃e mir nur einer wieder / ich wil ihm wol die Wege weiſen.

EPickelh.
Pickelhering.

Aber war es denn ein recht lebendig Pferd / das da recht freſſen kunte.

Buͤrger.

Freylich / kein Papiernes wird es nich gewe - ſen ſeyn / ihr koͤnt es leicht dencken.

Pickelh.

O danckt ihr Gott / ſo erſpart ihr kaum das Futter; Aber wer weiß ob das Pferd nicht ihn hat weg geritten / ich hatte auch einmal ſo eine Moͤhre / ich muſte auch hin wo ſie hin wolte.

Floretto.

Aber wie gehet es ſonſten auff der Vniverſi - taͤt? Seind auch viel Burſche daſelbſt? Was machen ſie guts?

Buͤrger.

Jhr ſehet wol was ſie machen. Sie richten allen Vnfug an / wo ſie nur wiſſen und koͤnnen / und werden immer nach der Reihe relegirt, nichts de - ſto weniger ſeynd ihrer doch noch im̃er gnug da / es were am beſten / wenn ſie nur alle auff einmal fort muͤſten / zwar es ſind etzliche auch wol noch gut ge - nug / nur die da ſo lumpich hergehen / die ſeind am aͤrgeſten / Sie treibens / als wenn ihnen der leben - dige Hencker in den Haaren ſeſſe. Es iſt gantz keine Ehre und Scham bey ihnen / und gehen als wenn ſie von Galgen gefallen weren. Jch moͤchte wol wiſ - ſen / wer die N[a]rrenpoſſen auffgebracht hette / daß ſie ſo laͤſterlich daher ziehen muͤſſen.

Pickelh.
Pickelhering.

Treiben ſies ſo friſch? das iſt prave; wir ſind gleich ietzo auff dem Weg / und wollen auch ſolche Kerl werden.

(ſpringt rumb iſt luſtig.)
Buͤrger.

Das glaub ich nimmermehr / die Herren giengen ein wenig zu ſtatlich dazu. Jch dachte / dis ding were nur fuͤr arme Teufel?

Pickelhering.

Nein / es iſt fuͤr die reichen Teuffel auch. Aber hier habe ich noch andere Kleider bey mir / die ſeind weit koͤſtlicher / die koͤnnen meine Herren etwan die hohen Feſt und Sontage anziehen / wenn ſie recht erbar auffziehen wollen /

(Weiſt auff den Pack Penal Kleider.)
Buͤrger.

Seind ſie denn noch ſchoͤner?

Pickelhering.

Freylich. Jch habe ſie mein Tage bald nicht ſchoͤner geſehen. Trett nur nicht zu nahe / daß ihr die ſilbern und guͤlden Spitzen nicht zudruͤckt.

Buͤrger.

Jhr werdet es ſchon machen. Aber ich muß weiter eilen / Jch halte mich hie ſo lange auff / ob ich ihn ausfragen koͤnte /

(gehet ab.)
Pickelhering.

Ja / ja / gruͤſſet ihn meinet wegen / und ſagt / ich ließ ihn bitten / was er machte / wir kennen einan - der gar wol / es hat aber keiner den andern ſeinE ijTageTage nicht geſehen. Aber ihr Herren / hie iſt gleich ein Dorff / wenn wir ein wenig das Bier verſuch - ten? ich kan weiter nicht fortkommen / es iſt mir unmoͤglich / laſt uns hinein in die Schencke ge - hen.

Floretto.

Dich duͤrſtet gewiß Pickelhering: Geliebts euch Amandus?

Amandus.

Meinethalben / ich bin es zufrieden.

(Gehen ab)

Der Andern Handlung

Anderer Auffzug.

Floretto, Amandus, Pickelhering / Zween Studenten. Floretto, Amandus und Pickelhering treten ein / leckt das Maul.
Amandus.

Nun Pickelher. haſtu dich nun wieder er - quickt? Jch halt es ſchmeckt dir noch gut. Aber gedulde dich nur / biß wir auf die Vniverſitaͤt kom - men / da wollen wir das Zerbſter und Reiniſche Bier verſuchen.

Pickelher.

Was iſt das fuͤr Bier / reiniſch Bier? wird es nicht im October gebrauen? Ja ja / nun weiß ichs w[o]l. Das wird prave werden / wir wollen behende drauf gehen / daß wir fein geſchwinde dazu kom̃en / es iſt balde was verſaͤumet. Aber wo kehren wir ein, weñ wir hineinkommen.

Floret -
Floretto.

Jch weiß nicht wo wir noch eine Stube be - kommen werden.

Pickelhering.

Wenn wir eine im Weinkeller mieteten / das were das beſte Mittel / da hette mans doch fein in der naͤhe / und muͤſte nicht alles uͤber die Gaſſe ſchleppen.

Floretto.

Du biſt gut genug Pickelhering. Wo kaͤh - me aber das Geld her?

Pickelhering.

O das wird ſich wohl finden. auff Kreite hat der Herr Weinſchencke Wein genug.

Amandus.

Es muß drumb nicht alles durch die Gurgel gejagt ſeyn.

Pickelhering.

Ha / man laß es gehen / wie wolt ihrs Geld theurer loß werden. Freſſen und ſauffen iſt doch die beſte Kurtzweile.

Floretto.

Aber ſieheſtu Pickelhering / wir ſind ſchon be - reit gar nahe an die Stadt.

Pickelher.

Jch koͤnte es wol geſchehen laſſen. Der Hen - cker ziehe mehr auff die Vniverſitaͤt mit / habe ich doch getragen / daß ich von meinen vier Sinnen kaum weiß /

(Wirfft die Kleider auff dem BuckelE iijruͤmbruͤmb und krechtzet maͤchtig)

hoͤrt ihr Herren verzieht ein wenig / ich muß ein mal anders auff - laden.

Amandus.

Wird dir es doch gar ſauer Pickelhering. Was haſtu denn alles auff geſackt? Was haſtu denn da im Sacke?

Pickelh.

Es ſind meine Knippgen / die hab ich mit ge - nommen / daß ich mit den Jungens knippen kan /

(Leſt den Sack fallen / und verſchuͤttet ſie.)
Floretto.

Du wirſt dich jo ſchaͤmen / du groſſer Flegel / und wirſt noch mir den Kindern ſpielen; ich ver - meynte du wolleſt unſer Hoffmeiſter ſeyn. Knip - pen denn die Hoff meiſter auch? Aber was thuſt du mit dem alten Spittel-Topff?

Pickelhering.

Das iſt ſo ein Ding da einer ſein Waſſer drin - nen faͤngt / mit dem erſten Buchſtaben heiſt es ein Binckeltopff. Er ſihet ſo fein Leibfarben aus wie ihr. Vnd das ſeind meine Vnterhoͤßgen / ich wolte ſie gerne ein bißgen ausſommern / ich kan einem noch meines Groß[-]Vaters Conterfey und Bildnis drinne zeigen / wer es nicht wil kleiben / der papp es. Vnd das iſt mein weiß Zeug /

(ſchuͤt - telt ein alt ſchwartz grob zerlumbd Hembde aus /

das wil ich anziehen / wenn wir hinein in die Stadt kommen / daß ich ein wenig reinlich auffziehe /ziehe / es mangelt ihm nichts / als daß es nicht ge - kloͤret iſt /

(Lauſt es)

Jch ſehe wol es wil Sommer werden / die Margrethen-Wuͤrmergen ſtellen ſich ſchon ein.

Amandus.

Was klaubeſtu denn ſo ab, ich halte es ſind gar Leufe.

Pickelh.

Jch dachte Leuſe / es iſt der Schweiß / der iſt nur lebendig worden / wenn einer ſich lange nicht lauſt / ſo beiſt einen der Schweiß ſo.

Floretto.

Wie haſtu dich doch nur mit ſo viel alten Plundern beſacken koͤnnen?

Pickelh.

O das iſt noch lange nicht alle / ich habe noch viel von mobilien und Hausrathe im ſtiche laſſen muͤſſen / ſo ich nicht mit fort bringen koͤnnen. Jch habe noch einen ſtatlichen Kamm liegen / es man - gelt ihm nichts mehr als die Zaͤhne / ich habe mich ein anderthalb Jahr damit beholffen / ich weiß nicht / womit ich mich nun kaͤmmen werde? ich muß ſehen / wie ich etwan wieder zu einem Laͤuſe - harcken komme: Sich ietzund gedencke ich an meine hoͤltzerne Kanne / ich holete mir Abends immer Bier drinnen; ich wolte ſie doch mit neh - men; Es fiel mir vor dem Jahre einmahl der Bo - den raus / ich moͤchte wol wiſſen / wo er wehre hin - kommen / ich ſchmiſſe ſie einmahl einem in derE iiijSchen -Schencke ſo auff den Kopff / daß ihme die Reiffen am Halſe hangen blieben. Jch wolte daß ich mein Taſchenmeſſer auch noch hette / das ich neulich nur noch verſchenckte / ich kriege ſo bald kein ſo gutes wieder / es war ſchade druͤmb / daß die Klin - ge in ſtuͤcken war / und den Griff hatt ich davon verlohren / ich kunte nicht eſſen und trincken / wenn ich das Meſſer und die Kanne nicht hatte. So hab ich auch noch einen Topff unter dem Bette ſte - hen / den habe ich Lutzen der groſſen Magd beſchei - den / wie wird ſie ſchmuntzeln / wenn ſie wird ſe - hen / daß er ſo fein groß und geraume iſt. Aber der Tuͤbel / ich wolte daß ich das Geſcherement los were / und mus mich mit euren Laͤuſe-Lumpen und Plundern auch noch ſchleppen.

Hier kommen zweene Studenten auff das Theatrum, gleich als ob ſie ſpatzie - ren giengen. Floretto und Amandus wer - den ſie innen / erſchrecken / und fahen an zu zittern und zu poͤbern / werffen die Degen / Maͤntel und Huͤte mit Blumaſchen weg / lauffen fuͤr dem Thor in ein Haus / und befehlen Pickelher. die Penal - Kleider nach - zubringen. Pickelher. agirt, kleidet ſich in die Stu - tzerkleider / und wil ſie ihnen eigenthuͤmlich machẽ / kaupelt die Penal kleider an einander / ſchleppet ſie hinter her / und gehet ſeinen Herren nach / (agirt wol dabey.)
Der

Der Andern Handlung

Dritter Auffzug.

Decanus, Floretto, Amandus, Pickelher. ein Famulus. Der Decanus gehet mit ſeinem Famulo ein / ſetzet ſich und ſpricht:

Johannes / habt ihr dieſes abgeſchrieben / das ich euch zu fruͤhe geben? Weiſt her; wo iſt es?

(Der Famulus gibts ihm / der Decanus durchlieſet es)

Was habt ihr ſonſten gethan? ſeyd ihr dort geweſen / wie ich euch befohlen? aber was ſagt er?

Famulus.

Er ſagte / es were ſchon gut / er wolte ſich ſchon beſter maſſen wiſſen darnach zu achten / der Herr Decanus duͤrffte ſich nicht weiter bemuͤhen.

Decanus.

Nun / nun. Vergeſt doch Morgen nicht zum Buchbinder zu gehen / und treibet fleißig bey ihm an / ſagt daß ich die Buͤcher haben muͤſſe /

(Wird angeklopfft)

Klopfft iemand? Sehet doch wer da iſt.

Famulus.

Es ſind zweene Studenten / ſie fragen / ob der Herr Decanus zu Hauſe ſey.

E vDeca -
Decanus.

Hoͤrt was ſie wollen.

Famulus.

Sie bitten umb die Depoſition.

Decanus.

Seind es Frembde. Laſſet ſie herrein gehen.

Floretto und Amandus gehen in ih - ren Penal - Kleidern ſambt Pickelher. ein / und gruͤſſen den Decanum.
Pickelher
(ad Stud.)

Jſt das der dicke Hans?

Decanus.

Wer ſeyd ihr? Wo kombt ihr her? Was iſt euer Begehren?

Floretto.

Wir ſind arme Schulknaben / haben uns in den Schulen auffgehalten / haben nicht viel zum beſten / wolten uns nun gerne auff der Academi forthelffen / bitten alſo Jhr Excellens, den Herrn Decanum, ob wir die Depoſition erlangen / und eingeſchrieben werden koͤnten.

Decanus.

Ja gar wol. Aber / was iſt denn jenes fuͤr einer?

(Weiſt auff Pickelher.)

wil er ſich denn auch mit deponiren laſſen.

Pickelhering.

Ja. Ehrenveſter Wolweiſer Herr Dickhans / wenn ſich euere Herrligkeiten ſo viel bemuͤhen wolten.

Deca -
Decanus.

Aber wer ſeyd ihr denn? Wem gehoͤrt ihr an?

Pickelh.

Meinem Vater / der hat mich deßwegen ſtu - dieren laſſen / daß ich einmal / bey ihm ein Reichs - Rath werden ſoll.

Decanus.

Wer iſt denn euer Vater?

Pickelh.

Er iſt ſeiner religion ein Schlotfeger.

Decanus.

Aber koͤnnet ihr auch wol e[u]ere Lateiniſche Sprache reden.

Pickelhering.

Reden kan ich ſie wol / aber ich verſtehe kein Wort davon. Das wil ich noch wol lernen / ehe ich groß werde. Aber ich bitte Ehrenveſter Herr Dickhans / haltet uns doch nicht lange auff / wir haben noch hier einen Brieff bey dem Weinſchen - cken abzugeben. Es iſt maͤchtig noͤthig daran ge - legen. E. Herrl. wollen uns verzeihen / daß wir ihm fuͤr dismahl nicht weiter Geſellſchafft leiſten koͤnnen / ein andermahl kan es wol geſchehen. Er thue uns die Ehre und ſpreche uns einmal zu / und bringe noch einen guten Freund oder ein paar mit / wir haben unſer Stube bey einem Paſteten - Baͤcker / ob es etwan ſo was zu ſchnabulieren ſetzen moͤchte.

Deca -
Decanus
lacht.

Jch halte auch / davon magſtu mehr / als vom Studirn halten. Gehet nur fuͤr dieſes mal hin / und ſtellet euch morgen uͤmb dieſe Zeit wieder ein.

(gehen ab.)
Decanus.

Was muſte diß fuͤr ein Kerl ſeyn / er ſahe gar ein wenig geſchoſſenhafftig aus. Er wird ſich viel - leicht ſo naͤrriſch ſtudirt haben? Jndeſſen koͤnt ihr / Johannes / alles zu rechte machen / daß es beſtellet iſt / wenn ſie morgen wiederkommen.

(gehen ab.)

Der Andern Handlung

Vierdter Auffzug.

Floretto, Amandus, Ein Studioſus, Pickelhering / Depoſitor. Floretto, Pickelh. Amandus faͤhet an.

Aber wo treffen wir ihn an? Wo wir anders ſeynd recht berichtet worden / ſo ſoll er ſeine Stube hierumb haben.

Floretto.

Wir wollen verſuchen unnd anklopffen /

(klopffen an / wird auffgethan.)
Stud.

Zu[wem] wolt ihr?

Amandus.

Der Herr[verzeih] uns / iſt der Herr nicht der Senior in der Meißniſchen Nation?

Stud.
Stud.

Ja ich bin der Senior unter den Meißnern. A - ber von keiner Nation weiß ich nichts. Wir Meiß - ner haben keine nation. Weßwegen fragt ihr?

Amandus

Wir wolten uns gerne bey dem Herrn ange - geben haben / weil wir gleichfals Meißner ſind; Bitten derowegen / der Herr wolle ſich doch unſer im beſten annehmen / und uns in einem oder dem andern gebuͤhrender maſſen ſchuͤtzen / werden wir es gegen dem Herrn Landsmann / nach unſern we - nigen Vermoͤgen wiederum vergleichen koͤnnen / und bedarff der Herr Landsmann ſonſten unſerer / wollen wir uns gar willig dazu finden laſſen.

Stud.

Kommet nur herein

(gehen hinein / emfaͤngt Sie)

So werdet ihr denn hier abſolviren wollen? Aber wie ſeynd euere Namen /

(geben ſie von ſich /

er ſchreibet ſie in die Matricul. Aber ihr

(zu Pickelhering.)

ihr werdet auch mit abſolviren wollen.)

Pickelh.

Nein / O nein! Ein Penal wil ich nur wer - den / mehr begehre ich nicht.

Stud.
lachet.

Jſt doch dieſes eben das / und iſt jo alles eins. Aber wie iſt denn euer Nahme?

Pickel.
Pickelhering.

O ich habe gar keinen.

Stud.

Jhr werdet ja einen Nahmen haben? Wie heiſt denn euer Vater?

Pickelhering.

Hat Er doch auch keinen gehabt.

Floretto.

Der Herr Landsmann wolle es nicht uͤbel vermercken / es iſt ſo ein poßierlich Menſch / und haben ihn / wider unſern Willen mit nehmen muͤſſen.

Stud.

Jch ſehe es ihm faſt an. Aber wo kommen ſie mit einander her? wollẽ ſie ihren Acceſs-Schmauß bald geben.

Floretto.

Ja ſo bald wir nur moͤchten von unſern El - tern darzu bekommen / der Herr Landsmann ſey gebethen / er wolle ſich doch hierinnen unſer anneh - men / und uns in Anſehung unſers Vnvermoͤgens / auffs gnaͤdigſte als moͤglichen / durch helffen.

Amandus.

Jch habe deßwegen auch gar hoͤchlich zubit - ten / unſre Eltern werden uns nicht viel helffen koͤnnen. Vnd koͤndte mir etwan der Herr Lands - mann zu einer Condition oder Famulatur ver - helffen / daß ich die Communitaͤt nur dabey ha - ben moͤchte / ſo hette ich abſonderlich drumb zu bitten.

Pickelh.
Pickelhering.

Nein / nein / Er leugt / es iſt nicht wahr / der Galgen Vogel hat einen reichen Kauffmann zum Vater. Jch wolte es wohl ſagen / wenn ich wolte / aber ich mag es nicht thun.

Stud.

Jch wil ſchon ſehen / ob ſich eine Gelegenheit angeben moͤchte. Wie iſt es; Habt ihr euch ein - ſchreiben laſſen?

Floretto.

Nein / wir ſeind erſt geſtern herkommen / und haben bey dem Herrn Decano umb die Depoſi - tion angehalten / ſo nach Tiſche angeſtellet. Bitten wofern der Herr Landsmann ſich von ſeinen Stu - dieren ſo viel abmuͤßigen wolte / und derſelben mit beywohnen helffen.

Stud.

Ja ja / ich wil es gerne thun. Aber iſt der Depoſitor beſtellt? Weiß ers?

Floretto.

Nein wir wiſſen nicht / wo er wohnet / wir ſeynd allhier noch gar unbekant / Wir wollen es ihm durch Pickelh anmelden laſſen.

Stud.

Du Pickelh. lauff eilends und geſchwinde /

(Pickelh. laͤufft)

wo hinaus? wo hinaus? was machſtu?

Pickelh.

Jch thue was ihr mir befohlen habt / undlauffelauffe eilends und geſchwinde.

Studioſus.

Was wilſtu denn machen?

Pickelhering.

Jch wolte eilends und geſchwinde lauffen.

Stud.

Weiſtu denn wohin?

Pickelher.

Je nein / wo ſol ich denn eilends und ge - ſchwinde hinlauffen? Sagt doch fein eilends und geſchwinde.

Stud.

So wil ich dirs ſagen / wo du hin gehen ſolſt. Gehe allhier in die nechſte Gaſſe zu einem Manne /

(Pickelh. gehet)

aber verzieh doch / du biſt hefftig geſchwinde / was wolſtu denn zu ihm ſagen.

Pickelhering.

Das wird er jo wiſſen.

Stud.

Du biſt ein wunderlicher Kautz / du biſt ge - wiß noch nicht viel unter Leuten geweſen.

Pickelhering.

Jch begehre mir auch nicht viel drunter / es ſetzt gemeiniglich Schlaͤge / wenn man unter den Leuten iſt / ich wil lieber oben bleiben.

Stud.

So gehe hin zu dem Mann / und ſage es weh - ren drey grobe Bacchanten da.

Pickelher.

Was ſeynd das fuͤr Dinger / es ſeynd gewißgargar ſtatliche und vornehme Kerls / ich bin jo auch mit dabey?

Stud.

Freylich. Sage daß er ſich alsbald nach Tiſche bey dem Decano einſtellen ſoll / dieſelben ſoll er deponiren.

Pickelhering.

Da verſtehe ich kein Wort davon. Wo ſoll ich hin gehen?

Stud.

Zum Depoſitor.

Pickelhering.

Was die kranckt iſt das? das habe ich mein Tage nicht geſehen / was thut man denn damit: iſt es denn ein Menſche?

Stud.

Freylich iſt es ein Menſche. Es iſt ein Mann der den Leuten die Hoͤrner abſtoͤſt.

Pickelher.
wundert ſich.

Ein Menſch? Ein Mann? der den Leuten die Hoͤrner abſtoͤſt? So ein Mann iſt noch wol was nuͤtze bey einer Stadt. Er muß ſchrecklich viel zu thun haben. Aber kan er auch wol ſo viel abſtoſ - ſen / als andere auffſetzen? Was ſol er denn bey uns?

Stud.

Er ſoll euch auch die Hoͤrner abneh - men.

FPickel -
Pickelhering.

Jſt das moͤglich. Aber wie die Tuͤbel ſind wir zun Hoͤrnern kommen / wir haben jo keine Wei - ber.

(Fuͤhlt an den Kopff.)
Stud.

Was hilfft es / die noch nicht deponirt ſeyn / die haben alle Hoͤrner.

Pickelher.

Drumb giebt es wohl ſo viel Hahnrey unter den Kauffleuten / das macht / es ſind nicht viel unter ihnen telpenirt. Du lieber Gott / wie faͤhet ſich die Hoͤrner-Plage ſchon in unſerer Jugend an / und wehret bis in unſer graues Alter / da gehet ſie erſt recht an. Aber es wird ein maͤchtig Zugelauf - fe ſeyn / wenn wil er fertig werden / wenn er allen die Hoͤrner abnehmen ſoll? manche ſitzen gar zu feſte / und ſeind all zu ſehr verwimmert. Wol dem / der mit Ehren ein Paar tragen kan / iſt es doch ietzund die neueſte Mode / und kan bald keiner kein vornehmer Mann ſeyn / wenn er nicht ſo einen ſchoͤnen Helm fuͤhret.

Studioſus.

Ey gehe du nur fort / und beſtelle es / es wird ſich das andere ſchon geben. Jndeſſen wil ich noch eines oder das andere mit dieſen beyden reden. Sieh zu daß du es recht ausrichteſt /

(Pickelhe - ring gehet heraus / die innere Scene wird zuge - zogen.)
Pickel -
Pickelh.
hauſſen auff dem Theatro.

Ja / ja / ich wil nun gleich hin gehen / ich werde es gar fein beſtellen. Aber was iſt es geweſt / wie die Tuͤbel hieß nun der Narre / da ich hin gehen ſol? Wo treff ich ihn an?

Ad Spect.

Jhr Weibergen; wo wohnt der Mann / der die Hoͤrner abſtoͤſt? Jhr wiſſt es doch. Mein weiſt mich doch ein wenig nach. Aber / ich halte / ihr bekuͤmmert euch viel drumb / ihr duͤrfft wol ehe wiſſen / wo die wohnen die ſie auffſetzen koͤnnen; Ha / ha / hie ſehe ich eine Thuͤre / hie wird es gewiß ſeyn.

(Klofft an.)
Depoſitor
komt heraus.

Wer iſt da? wil iemand zu mir?

Pickelhering.

Nein / ich wolte zu euch nicht / ich wolte zu einem Manne / der den Leuten die Hoͤrner abſtoſſen kan.

Depoſitor.

Jhr werdet den Depoſitor meynen.

Pickelhering.

Nein doch / ich meyne den Mann / der den Leuten die Hoͤrner abſtoͤſt.

(agiret.)
Depoſitor.

Nun der Depoſter, der Depoſter.

Pickelhering.

Poß dirs der Tuͤbel und ich nicht. Was poſt ihr viel. Jhr hoͤrt wol / daß ich zu dem Manne wil / der den Leuten die Hoͤrner abſtoͤſt. Das ſag ich euch ungepoſt.

F ijDepo -
Depoſitor.

Nun / nun / was wolt ihr denn bey ihme? Jch bin der Mann.

Pickelher.
ſiehet ihn an / und wundert ſich.

Seyd ihr der Mann / der die Kuͤnſte kan. Habt ihr denn auch eine Frau.

Depoſ.

Was habt ihr darnach zufragen; Jch habe freylich eine.

Pickelhering.

Aber wer ſtoͤſt ſie denn Jhr ab?

(ſchnacket wol mit ihm)

Vnd was macht ihr denn nun mit allen Hoͤrnern? Verkaufft ihr ſie? Jhr werdet nicht gar viel draus loͤſen / denn wie ich ſehe / ſo legt ſie ſich ein ieder ſelbſten zu / wie viel er etwan fuͤr ſein Haus bedarff.

Depoſ.

Was ſols denn nun ſeyn? ſo macht es doch ein mahl fort. Jch habe ja mehr zu thun / als ſo vergeblich mit euch die Zeit zuzubringen.

Pickelhering.

Jhr ſolt / ihr ſolt / ihr ſolt / was ſolt ihr denn nun? Jhr ſolt ſtracks nach Eſſens zum Dicken - hanſen kommen / und ſolt euer Geſcherement / was ihr habt / mit bringen / es wird was zu thun ſetzen.

Depoſ.

Zum Decano ſol ich kommen? Jſt es gewiß / Jch werde mich ſchon darnach richten.

(gehet ab.)
Pickel -
Pickelhering.

Jſt das der Mann / der die Hoͤrner abſtoͤſt? ob denn ſolche Maͤnner noch mehr in der Welt ſeyn? hab ich doch mein Tage noch keinen geſehen. Es ſind gewiß nur ſolche Leute wo Studenten ſind. So wil ich nur wieder heim gehen und wil ſehen / ob ich meine Hoͤrner / die es mir darnach abſtoſſen wird / etwa einem andern auffſetzen kan. Man wird jo auch was fuͤr ſeine Muͤhe haben. Es iſt anietzo ohne das nicht viel zu erworben / und muß man untern Leuten verſtoſſen was man kan. Jch wil es wol machen.

(Gehet ab.)

Der Andern Handlung

Fuͤnffter Auffzug.

Pickelhering / Floretto, Amandus,
Pickelhering.

Wo werde ich nun meine Herren finden. Sie ſeind nicht mehr bey ihrem Landsmanne / ſo ſeind ſie auch nicht zu hauſe / der Herr Landsmann wird ſie gewiß in Weinkeller gefuͤhrt haben / und wird ihnen eine Ehre aus ihren Beutel thun.

(Floretto und Amandus gehen ein.)

Sich / ſich / da kommen ſie gleich.

Amandus.

Wie iſt es? biſtu da geweſen? wil er kom - men?

F iijPickel -
Pickelhering.

Ja Er wird nicht lange auſſen ſeyn. Das iſt ein poſſirlich Mann / ich bildete mir ein / er wuͤr - de viel anders ausſehen / als er ſahe. Jch dachte es were etwa ein Meer-Wunder hette Fluͤgel wie ein Drache / ſo ſehe ich wol / es iſt ein Mann wie ein ander Mann / und hat ſo wol einen Kopff / ein Maul der quere / wie ich.

Floretto.

Du biſt wunderlich Pickelher. Aber laß uns immer gemach anſtellung dazu machen / laß ſehen / hurtig; ſchicke Tiſch und Baͤncke zu / daß ſie ſich niederſetzen koͤnnen.

Pickelher.
ſchickt alles zu.

Jch wil jo ſehen / was draus werden wird.

(Gehen mit einander ab.)

Der Andern Handlung

Sechſter Auffzug.

Ein Adjunctus gehet neben etzli - chen Landsleuten / dem Depoſitore, beyden Bacchanten und Pickelher. ein. Der Adjunctus, Landsleute und De - poſitor ſetzen ſich.
Adjunctus
faͤhet an.

Jhr werdet euch zu entſinnen wiſſen / weſſen geſtalt ihr bey dem Herrn Decano geſtern umb die Depoſition angehalten / auch ietziger Tag dar -zu be -zu beſtimmt worden. Weil aber dem Herrn Deca - no anderwegs nothwendigere Geſchaͤffte und Ver - richtungen fuͤrgefallen / als hat er dieſen actum durch mich verrichten wollen; Frage euch hier - mit gegenwertig noch einmal / ob ihr euch durch dieſe depoſition wollet einſchreiben laſſen.

Beyde Bacchanten und Pickelher.

Ja.

Adjunctus.

So uͤbergebe ich ſie euch Herr Depoſitor un - ter eure Haͤnde / daß ihr an ihnen die groben Kno - ten / Spaͤne und Kloͤtzer wohl abhauen / abhobeln und abſtoſſen wollet / damit ſie hierdurch ihr baͤue - riſches Leben ablegen / hingegen ihre Glieder zu aller Hoͤffligkeit ausgearbeitet werden moͤgen[/]ſon - derlich wollet ihr euren Fleiß an dieſem Herrn

(weiſt auf Pickelher.)

nicht ſparen / denn wie mich beduͤn - cket / ſo mag ers ziemlich von noͤthen haben.

Allhier fuͤhret der Depoſ. die Bac - ch. hinaus / kleidet ſich und dieſelben gewoͤhn - lich an / in deſſen ſo geben die Landsleute dem Aſſeſſori der Bacchanten Namen. Er ſchreibet ſie auff / der Depoſ. komt wieder hinein / mit ſeinem Werckzeuge / legt ihn aus / und gehet alſo die Depoſition an / Pickelher und der Depoſ. agiren ſtattlich mit einander.
F iiijNach
Nach geendeter Depoſition faͤhet der adjunctus an.

So wuͤndſche ich euch allen ingeſambt

(Giebt einem iedweden die Hand / und geuſt ihnen Wein auff den Kopff)

Gluͤck und Wolfahrt zu eurem neuen Stand und Orden. Die Goͤtter helffen daß ihr fleiſſig ſtudieren / und kuͤnfftiger Zeit hohe und vornehme Maͤnner aus euch werden moͤgen /

(Gehen alle ab.)
Pickelhering allein.

Der Tuͤbel wie hat mich der Kerl geſchoren / und wenn er mir alle grobe Spaͤne hette abhauen ſollen / ſo were letzlich gar nichts an mir geblieben. Wie thut mir mein Buckel ſo weh. Das ſtudieren leſt ſich gar mißlich unnd ſchlim an / iſt das / das luſtige und froͤliche Studenten-Leben? glaub es der Hencker; ich wil einem andern die Luſt fuͤr mir gerne goͤnnen. Aber was hilffts / es mag drumb ſeyn / ſo bin ich doch nun ein wackerer Kerl und Studente worden. Einer muß erſt was leiden /[ehe] man was wird / und muß erſt fein von unten[anfangen]. Jch dencke es ſol nun uͤber - ſtanden ſeyn. Krieg ich den alten Hoſenſcheiſſer einmal / ich wil ihn auch hobeln / daß ihm die Rip - pen knacken ſollen. Jch werde hinein gehen / und werde ſehen ob es nun was zum beſten giebt / denn auff einen guten Biſſen / gehoͤrt ſich ein gut Truͤnckgen.

(Gehet ab.)
Vnter -

Vnter[Handlung]

Der andere Auffzug.

Broſe und Kaͤthe gehen erſt ein.
Kaͤthe.

Je ſeind wir nicht ſo greulich luſtig auff der loͤbte geweſt. Vnd hette es Alexen nimmermehr geglaͤubet / wenn ers gleich noch einmal geſagt het - te / was Floridon fuͤr ein ſtraffer Kerl iſt. Er hat - te ſo einen ſchoͤnen Senckel in der Krauſe / und wahre ſo ein ſchoͤner Zahnſtocher dran / er gloſſe doch fluchs wie lauter Gold.

Broſe.

Jch habe wacker gezecht / und raͤuet mich / daß ich meinen Schreckenberger nicht habe abſauffen koͤnnen. Kaͤthe haſtu denn auch die Schuͤrtze voll Gebrathens noch / die ich dir einbunde?

Kaͤthe.

Jch habe ſie freylich noch / wir haben noch ein acht Tage davon zu pampen. Wie froſſen wir uns die Baͤnſche ſo voll in der gelben Hierſenmau - cke / und das Schweinefleiſch ſchmackte auch gar zu gut / ich aße immer drein / daß mirs durch alle 10. troffe.

Jaͤckel koͤmt heraus mit einem Buche

Mutter gebt mir doch eine Butterſchnitze / ich mus in die Schule gehn.

F vKaͤthe.
Kaͤthe.

Warthe / ietzunt komm ich hinein.

Jaͤckel.

Ey macht doch fort; ich kriege darnach Stoͤſ -[ſe v]on dem Schulmeiſter.

Kaͤthe
zu Broſen.

Broſe / wie wollen wirs denn nun noch mit Jaͤckeln machen? Wollen wir ihn denn noch nein auff den Vnverſtand thun / unnd wollen ihn zu ei - nem Staudenten machen laſſen? Der Bube hat ſo ſchreckliche Luſt zu der Staudiriche. Wie er noch in der Buje lage / er lage und zu fingerte ſich / ich dachte Er wuͤrde gar ein Organiſcht werden.

Broſe.

Es ſind jo ſolche Muͤßiggenger ohne das ge - nug; Was ſollen wirs ihn noch lange lernen laſ - ſen. Er wird es ſchon von ſich ſelber lernen / und wenn er 10. Jahr auff dem Vnverſtande wehre / ich glaͤubte nicht / daß er lernete einen Pflug recht keilen. Wofuͤr giebt einer denn das Geld?

Kaͤthe.

Je Broſe / hoͤrt ihrs nicht / wir wollen ihn laſſen zu ſo einen Kerl machen / ſie haben Degen an / und wiſſen ſich gar viel; Ob es Doctor, oder was ſonſten ſeyn?

Broſe.

Was ſoll er denn fuͤr einer werden? Jrgend ſo einer / der den Leuthen das Waſſer beſihet / und einem ſo ein Gepurlament im Banſche machenkan /kan / daß einer einen Tag ein mahl oder 20. lauffen mus? Ha / ha! ich verſtehe es wohl / ſo ein Scheiß Doctor. Aber was ſind die Kerl nuͤtze / einer muß ihnen ſo einen Sturm Geld geben / und kriegt kei - nen guten Biſſen davor zu freſſen. Jch halte wenn man ſonſten nicht kranck iſt / ſie[koͤnnen] einen wohl kranck machen. Sie ſeynd rechte Drecklader und Schuttausfuͤhrer / ſie zuſchmieren und zu patzen ſich / biß ſie endlich den gantzen Schiß uͤbern Hauffen werffen / ehe hoͤren ſie nicht auff.

Kaͤthe.

Es ſind jo noch mehr ſolche Kerl die Degen tragen / ſie haben immer ein Storm geſchrieben Zeug in Faͤuſten / reden immer mit ſich ſelber / und lauffen auff der Gaſſe / wie die Faßbinder.

Broſe.

Ha ha; Jch weiß ſchon / wen du meinſt; Es ſind da die Krumb macher / die Cauſenmacher / die Zungendreſcher / die falſchen Advocaten, und fal - ſchen Chriſten / die die Leuthe ſo wacker beſcheiſſen koͤnnen / an denen iſt vollents keine gute Haare / ſie wiſſen einem ſo kuͤnſtlich das Geld aus dem Beu - tel zu plaudern / und koͤnnen einen in eine Patzſchke hinein fuͤhren / daß einer die Haͤnde uͤbern Kopff zu - ſam̃en ſchlagen moͤchte. Es ſind ihr wohl zum Theil Schindhunde und ſind auff loſe Stuͤckgen und Partieten abgericht / wie die Schießhunde. Ei - ner gerathe nur einmal in ihre Faͤuſte / ſie werden einen wohl zupffen / daß einer nichts behelt / dieMe -Metichſe, wie ſie heiſſen / haben moͤch / vergangen einen armen Suͤnder gehabt / den ſie zuſchnitten haben / wie ſies irgend machen moͤgen / ich habe ſo davon gehoͤrt / da haben ſie gleich alles bey ihm gefunden / was bey einem andern Men - ſchen iſt / ohne! Kein Gewiſſen hat Er nicht ge - habt / das haben ſie nicht finden koͤnnen / und das ſoll auch ſo ſeyn ein Juriſt und ſchlimmer Advoca - ten-Knecht geweſen.

Kaͤthe.

So wollen wir ihn ſo einen werden laſſen / der da predigen / und das Wort Gottes gehandha - ben kan / irgend ſo auff einem Dorffe / die ſind doch fein fromm.

Broſe.

So maͤßig; Sie ſind eben auch gemengt / ich halte auch einer fuͤr den andern / und machens manchsmal ſchier ſo arg als die andern / du ſie - heſt es jo wie es unſer macht / wenn er in der Schencke iſt / unnd wenn ſie darnach hinauff auffs Hoͤltzigen treten / ſo ſchelten und ſchmelen ſie / alswenn ſie ihre Tage kein Waſſer getruͤbet het - ten / ſie verſauffen jo fluchs Betten und Bibeln / und ſauffen daß ihnen die Hartzkappe und alles knackt. Jaͤckel wilſt du denn ſo ein Kerl werden / wie unſer Pfarrer iſt?

Jaͤckel
ſagt /

Ja.

Broſe.

Du muſt aber erſt ein Staudente werden /undund muſt nein auff den Vnverſtand. Getrauſtu dirs auch wohl zu erſchwingen.

Jaͤckel
zu allen

Ja /

Kaͤthe
zu Broſen.

Wir wollens doch immer mit dem jungen Lecker verſuchen / weil der Schelm ſo gute Luſt da - zu hat. Der Schulmeiſter lobt ihn auch gar zu ſehr / was er fuͤr einen geſcheiden Kopff hat / er kennet moͤch die Buchſtaben im gantzen A. B. C. ſchon alle / biß auff die letzten 23. Morgen wenn wir hinein zu Marckte gehen / ſo wollen wir ihn mit nehmen. Wilſtu mit mein Jaͤckel?

Jaͤckel

Ja /

(gehen alle ab.)

Der Dritten Handlung

Erſter Auffzug.

Magnif. Pedel, Floretto, Amandus, Pickelher. Der Magnif. gehet mit dem Pedel ein / traͤgt ein gros Buch hinten nach / ſetzt ſich und ſpricht:

Haben die beyden Studenten drauſſen lan - ge gewartet? ſind ſie noch da? laſt ſie nur herein kommen.

Pedel
rufft. (Pickelhering fuͤhrt beyde hinein)

Einen gluͤckſeligen guten Morgen Jhre Magnificens.

Ma -
Magnif.

Deo gratias. Wo komt ihr her?

Pickelhering.

Jmmer daher.

Magnif.

Seyd ihr nuͤchtern?

Pickelh.

ſihet ſich umb

(ad Stud.)

das weiß ich nicht. Was die Tuͤbel ſprechen wir? Wir wol - len immer ſprechen Ja / es wird gewiß ein Fruͤh - ſtuͤckgen oder eine Kanne Spaniſchen Wein ſetzen

(antwortet)

Ja Ja / ich dencke wir ſeynd noch gar nuͤchtern.

Magnificus.

Wolt ihr ſchweren?

Pickelh.

Mein Siele / wir ſind noch alle nuͤchtern / wolt ihr mir nicht glauben ſo fragt nur die Herren.

Magnif.

Jch frage nicht darnach / ich meine ob ihr noch nuͤchtern ſeyd / und ob ihr ſchweren und euer Jura - ment ablegen wolt.

Pickelher.

Was wird denn das nun wieder neues ſeyn / ich dachte die Plackerey were nun einmahl alle; Aber was iſt das / was wil man mit uns thun.

Floretto.

Biß doch ſtille / hoͤrſtu nicht / daß wir ſchwe - ren ſollen.

Pickelhering.

Wem zu gefallen denn / hab ich doch ſchon ge - ſchworen / daß wir nuͤchtern ſeyn.

Magni -
Magnif.
(ad Stud.)

Seyd ihr nuͤchtern und wolt ihr ſchweren?

Beyde Stud.

Ja Jhre Magnificens.

Magnif.

Es iſt gar gut

(ad Pedel)

ſchlaget ihnen das Buch auff / und zuͤndet die Lichter an

(ad Stud.)

ſeyd ihr lange hier geweſen.

Amandus.

Ein paar Tage ohne gefehr.

Magnif.

Es iſt recht daß ihr euch bey Zeiten einſtel - let und euch fuͤr membra der Univerſitaͤt erklaͤ - ret / ſo habt ihr euch auch hinwieder alles Schutzes zu ihr zuverſehen / wiewohl ich nicht zweifle ihr werdet euch alſo zuverhalten wiſſen / damit ſie euch mehr in guten als uͤbeln Zuſtande bedienlichen ſeyn.

Pickelhering.

Was wird denn nun draus / wir wollen im - mer wieder gehen / ich ſehe mir hier keine groſſe Freude.

Floretto.

Verzieh doch /[du] ſiheſt jo daß wir erſt ſchwe - ren ſollen.

Pickelhering.

Schweren? mus man ſich zu einem Stu - denten ſchweren? wie lange ſchweret man denn / bis man einer wird? kan man ſich zu einem Stu -dentendenten ſchweren / ſo were es kein Wunder / die Soldaten weren eitel Studenten; muß ich denn auch ſchweren? das wird ſchoͤne hergehen.

Die Liechter kommen / der Pedel ſchlaͤgt ihnen das Buch auff / ſie legen die Finger drauff / Pickelher. zie - het ſie zu ruͤck.

Es wird jo nicht euer Ernſt ſeyn / und wer - det ſchweren / ich dachte ihr woltet auff der Vniver - ſitaͤt was gutes lernen / ſolernet ihr ſchweren. Jhr wiſſet wol Amandus wie euchs die Mutter ver - bothe / ihr ſolt euch nicht an das Schweren ge - wehnen / ich wils ihr wol ſagen laſſen /

(ad Magni - ficum)

Jhr ſolt verſtaͤndiger ſeyn als ſie / und ſolt es ihnen wehren / wenn ſies thun wollen / ſo heiſt ihrs ihnen noch.

Magnificus
lacht / und ſpricht zu beyden:

Legt ihr nur euer Jurament ab.

Beyde juriren heimlich / Magnificus zu Pickelher.

Nun ſo komme du auch her / ſchwere / wilſtu anders ein Studente werden.

Pickelhering.

Jch ſchwere mein Siele nicht / ich kan auch nicht ſchweren / wenns noch fluchen were / ſo moͤcht es ſeyn / mit dem fluchen wolt ich noch ehe ſehenwiewie ichs machte / das Schweren iſt gar zu arg.

Magnific.
lacht und ſchertzt.

Du muſt dran / es hilfft nichts dafuͤr / man wird dir nichts beſonders machen / immer her / weil du nuͤchtern biſt.

Pickelhering.

Bin ich doch nicht nuͤchtern / ich habe ſchon ein Pfund oder etzliche Fleiſch im Magen.

Magnif.

Du ſageſt jo du werſt nuͤchtern; So muſt du wieder kommen wenn du nuͤchtern biſt.

Pickelhering.

Darff man denn nicht ſchweren / als wenn man nuͤchtern iſt / wenn einer voll iſt ſo ſchweret jo einer am eheſten.

Magnific.

Nein / ſolche Sachen muͤſſen fein mit gutem Verſtande fuͤrgenommen und angefangen wer - den / und muß fein nuͤchtern geſchehen.

Pickelhering.

So werde ich wol mein Tage nicht ſchweren duͤrffen / und wird wol bleiben.

Magnificus.

Warumb denn?

Pickelhering.

Jch bin mein Tage nicht nuͤchtern / ich trincke immer auf den morgenden Durſt / und manch - mal gar auff die andere Wochen. Jch bin auchGnochnoch nicht muͤndig / und bin nur ein Studenten - Juͤngelgen. Aber daß ihr jo ſehet / daß mir nicht eben ſo viel daran gelegen iſt / ſo gebt nur immer her / es mag drumb ſeyn /

(legt ſich mit dem gan - tzen Leibe auff das Buch / und faͤhet an)

Ego N. N. was bedeuten die N. N. Narr Narr: Nun Ego Narr Nar ju - ju - ju, der Tuͤbel es wil nicht fort / hette ich doch nicht gedacht / daß einen das Schweren ſo ſchwer ankaͤme; Jch kan doch ſonſt ſo fix ſchweren wenn mans am noͤthigſten haben wil / ſehe ich wol / mangelts einem am erſten / Ego ju - ju - ju, es wil nicht fort /

(agirt ſonſt.)
Magnif.
ad Stud.

Wie ſeind euerer beyde Nahmen /

(ſie ge - ben ſie von ſich; Der Magnif. ſchreibet ſie in ſeine matricul und ihre Teſtimonia, und ſtellet ſie bey - den zu) ad Pickelher

Wie heiſt denn du?

Pickelhering.

Das weiß ich nicht / es wird ſchon auch da drinnen ſtehen / Jch heiſſe wie ſo ein Ding / es gleiſt wie Gold / und reucht wie Pickelhering / wiſt ihrs nun

(Pickelhering bekoͤmt auch ein Teſtimo - nium.)
Magnif

So gehet hin in Gottes Namen / unſer HErr GOTT gebe Gluͤck zu euern Studieren.

(Gehen ab.)
Der

Der Dritten Handlung

Anderer Auffzug.

Hier trit ein Profeſſor auff und profitirt, die beyden Penale und andere Studioſi, wie auch des Bauren Sohn und Pickelhering kommen ins Auditorium, hoͤ - ren zu) und ſchreiben nach / nach ge - endeter Lection treten alle wieder ab.

Der Dritten Handlung

Dritter Auffzug.

Floretto, Amandus, Pickelhering / Ein Studenten-Jung. Jetzo ſitzen die beyden Penaͤle auff dem Theatro, gleich als in ihrem Muſæo, ſeind luſtig und ſpielen im Brete / es koͤmt ein Studenten-Jung hinein und ſpricht:

Die Herren Landsleute und mein Herr ſchicken mich her / und laſſen euch anſagen / ihr ſolt euch gefaſt machen / ſie wollen zu euch kom - men den Acceß-Schmauß zu holen.

G ijBeyde
Beyde erſchrecken / werffen das Bretſpiel uͤbern hauffen / der Junge gehet ab / Pickelhering koͤmt dazu iſt lu - ſtig / traͤgt Wein und Bier / Taback und Pfeiffen auff / die Landsleute kommen an / werden empfangen / ſetzen ſich nie - der / und ſauffen ſtarck heruͤmb / Pickelh. ſetzt ſich mit zu Tiſche und ſaͤufft prave mit / es gehen Ohrfeigen und Naſenſtuͤber zu zohte.
Pickelhering hilfft ſtatlich mit uͤber ſeine Her - ren / die Studenten-Jungen ſtecken ein was ſie finden. Endlich werden 2. Studenten uneins uͤber dem Kartenſpiel und ſchlagen ſich tumul - tuoſè mit einander. Tiſche / Baͤncke / und Glaͤ - ſer werden uͤber einen hauffen geſtoſſen. Die bey - den Streitenden werden zu ſeite gebracht / beyde Penaͤle muͤſſen ſich verſtecken / und zergehet der Schmauß / bis endlich niemand auf dem Theatro bleibet.

Der Dritten Handlung

Vierdter Auffzug.

Ein Studioſus, zween andere Studioſi, Studenten-junge /DerDer eine ſtreitende Studioſus liegt auffm Theatro im Bette mit Hoſen / Wams und Stiefeln. Es kommen 2. Studioſi vor die Thuͤr / klopfen an / der erwachet endlich / ſtehet auff / oͤffnet die Thuͤr / Die frembden 2. Studioſi gehen hinein und ſagen:
Monſ.

Wir haben ihm ein Wort zu ſprechen. Er wird ſich zu entſinnen wiſſen / was geſtern Abends auff dem Schmauſe paſſirt, und zwiſchen Monſ. de la Blanqve und ihm ſey fuͤrgelauffen. Weil er ihn deñ mit Wortẽ und anders wegs zum unhoͤffligſten angelaſſen / als iſt er geſinnet / ſol - ches / als einem redlichen Burſchen zu ſtehet / be - ſtermaſſen zu revanchiren. Leſt ihm hierbey durch uns anmelden / daß er ſich innerhalb einer Stun - de gefaſt halten / und mit einem guten Hawdegen vor dem Thore auff gewoͤhnlichen Platz erſchei - nen ſoll / allda er ſeiner erwarten / und ihm dar - thun wil / weß geſtalt er ſeine Ehre und guten Na - men allezeit bis auff den letzten Blutstropffen zu ſchuͤtzen geſinnet / wuͤrde er auſſen bleiben / ſo ſol er wiſſen / daß er ihn nicht nur fuͤr den groͤſten Cujon, ſo zu finden / iederzeit halten werde / ſondern ſol auch gewertig ſeyn ihn auff freyer oͤffentlicher Straſſen zu attaquiren, und in allen Compa - gnien zu ſchimpffen;[Monſ.] ſeine Erklaͤrung dar - uͤber zu vernehmen / ſeind wir allhier.

G iijStud.
Studioſus.

Monſieurs, Jch bedancke mich gegen dieſel - ben / daß ſie ſich meinet wegen ſo viel haben muͤ - hen wollen / weiß mich auch zu beſcheiden / was etwan auff geſtrigem Schmauße fuͤrgelauffen / dz ich aber mit de la Blanque, oder ſonſt mit einem andern ſoll in Streit gerathen ſeyn / iſt das erſte Wort ſo ich von[Monſ.] hoͤre. Jch bin uͤber die maſſen truncken geweſen / daß ich nicht weiß / wie ich allhier zu liegen kommen / und ſo dergleichen / daß ich faſt nicht vermeynen kan / ja fuͤrgangen / iſt mirs warhafftig leid. Daß aber[Monſ.] de la Blanque, ſolches an mich anietzo begehret / hette ich zwar gnugſame Vrſache es fuͤr dieſes mahl auszuſchlagen / weil ich theils in meinem Kopff noch alle wun[d]erlich / theils weder Schlagdegen noch gute Freunde ſo bald zur Hand haben kan. Damit ſie aber an meiner reſolution nicht zweif - feln / ſo werde ich ſchon bewuſte Zeit und Ort in acht zu nehmen wiſſen / koͤnnen[Monſ.] de la Blan - que nur ſolches / ohn beſchweret / wieder zu entbie - ten / abſonderlich aber / daß er nicht viel Weſens davon machen moͤge / damit es nicht auskomme / denn ich ohne das ziemlich ſchwartz und auff dem Sprunge ſtehe.

Beyde Stud.

[Monſ. ]Franze wird hierinnen geg ebener parol ſchon nachzukommen wiſſen / er vergebe uns hierinnen / daß wir ihm vielleicht hiermithabenhaben beſchwerlichen ſeyn moͤgen / wir haben nicht mehr gethan / als was uns auszurichten anbefoh - len worden.

Stud. Franze.

Mouſiers vergeben mir vielmehr / und iſt mir leid / daß ich dieſelben bey ſo geſtalten Sachen nicht bewirthen kan; Sie goͤnnen mir die Ehre / und erſuchen mein weniges Loſament weiter.

(Gehen ab.) (Pfeifft dem Jungen)

Holla Jun - ge; der Kopff halt ich iſt mit dir auch noch ſchwer /

(Der Junge gehet gar ſchlafftruncken ein / und doͤhnt ſich)

Wie ich ſehe / ſo wird der Herr ge - ſtern auch ein Raͤuſchgen gehabt haben; Es ge - hoͤrt ſich auch ſo / daß ſich die Jungen voͤller ſauffen als die Herren. Wo iſt mein Gehenck und De - gen?

(Der Junge ſihet nichts / krauet ſich hinter den Ohren / Franze ſchlaͤgt ihn uͤmb den Kopff /)

Hoͤrſtu nicht / du leichtfertiger Schelm / wo haſt du meinen Degen und Gehencke?

Junge
krauet ſich.

Jch weiß ihn nicht / er wird noch auff dem Schmauße ſeyn.

Franze
pruͤgelt ihn prav ab.

Geh eilends und geſchwinde und hohl ihn.

(Der Junge gehet ab.)

Wenn ſich der leichtfertige Schelm den Degen hette neh - men laſſen? Aber was werde ich fuͤr gute Freunde zu meinen Beyſtaͤnden mit hinausG iiijnehmen?nehmen? Jch weiß ſchon welche. Bin ich denn geſtern ſo hefftig truncken geweſen? Jch weiß michs ietzo nur ein wenig noch zu entſinnen Wenn nur der leichtfertige Schelm wieder kaͤhme / daß ich ausgehen koͤnte /

(Streckt ſich wieder auff das Bett / der Junge koͤmbt und bringt den De - gen /)

Jch wil dich leichtfertigen Schelm auff meine Sachen lehren acht geben / komm ich dir uͤbern Kopff. Mache flugs fort / und ſuche die Schlag-Handſchuch zu rechte / und nimb dieſen Degen / und laß ihn bey dem Schwertfeger wol ſchaͤrffen / hernach ſo trage ihn hinaus fuͤr das Thor / und warte meiner daſelbſten.

(Der Junge nimbt Handſchuch und Degen / und gehet fort.)

Jch wil dem Kerl ſchon wiſſen zu begegnen / ich habe noch manchen fuͤr mir gehabt / der ſoll mich noch nicht freſſen / ich wil ihn gewiß zeichnen / daß er eine weile an mich gedencken ſoll /

(Gehet auch ab.)

Der Dritten Handlung

Fuͤnffter Auffzug.

[Monſ.] de la Blanqve,[Monſ. ]Fran - ze mit ihren Secunden, der Jun - ge mit dem Degen / Pickelhering und andere Stud.
Eine
Eine Parthey trit auff / ziehet ſich aus; Gegentheil koͤmt auch an mit ſeinen Se - cunden / ſie gehen 3. Gaͤnge ohne Wort - wechßlung zuſammen. Monſ. Franze wird beſchaͤdiget. Læſus wil keinen Ver - trag annehmen / die Secunden legen[ſich] dazwiſchen / wollen auch einander in die Haare / wird aber unternommen und wird alles vertragen. Sie treten ab / in willens auff den Weinkeller zugehen / (gehen ab) Schreyen und Juchzen hinter den Tep - pichten / als wehren ſie in dem Keller und traͤncken / Pickelh. leſt ſich auch hoͤren.

Der Dritten Handlung

Sechſter Auffzug.

Floretto, Amandus, Pickelhering / etzliche Stud. Floretto, Amandus, Pickelh. treten gantz traurig auff.
Floretto.

Aber Pickelh. Wie wird es nun werden / das Geld iſt fort; Wie fangen wirs weiter an?

Pickelhering.

Jſt das Geld fort? danckt ihrs GOtt / ſoG vſeydſeyd ihrs loß. Wenn wir nur wacker zu freſſen und ſauffen haben / wer ſchirt ſich umbs Geld.

Floretto.

Aber wo bekoͤmſtu was / wenn du kein Geld haſt? und das gienge noch wol hin / wenn wir nicht in Weinkellern und ſonſten uͤberall ſo viel ſchuldig weren. Das Ding wird alſo den Stich die laͤnge nicht halten / mir muͤſſen es etwas ge - nauer anfangen. Wir wollen hinein gehen / wenn etwa Burſche nach uns fragen und uns zuſpre - chen wollen / ſo ſage nur / wir wehren nicht zu Hauſe.

Pickelher.
gar traurig.

Ja ja / ich wil ſie wohl abweiſen; Es iſt mir nicht leid davor.

(Sie gehen hinein.
Pickelher.
zu ſich ſelbſten)

Je ſchiß dir doch 1000. mahl auff ſolch geſaͤuffe / wenn man am beſten wil anfangen / ſo iſt es alle. Das Ding wird nicht fuͤr meinen Magen ſeyn / ich vermeynte heut ſo ein Truͤnckgen zu thun / ſo ſehe ich wol / es duͤrffte nicht geſche - hen. Die Tuͤbel wie durſcht mich. Meine Her - ren fragen mich immer warumb ich ſo trincke / und fragen mich nicht einmal / warum mich ſo duͤrſtet. Jch muß ſehen / wo ich einen guten Freund bekom - me / der mir eine Ehre thut.

Etzliche Studioſi kommen daher gegangen.
Der Eine.

Jch hette heut faſt ein Luͤſtgen zu ſchmaußen.

Der
Der Andere.

Jch ſchliege es auch nicht aus / koͤnten wir ei - nen Wirth bekommen.

Pickelh.
zu ſich.

Das wird gut werden; Die guten Herren liegen auch an meiner Kranckheit.

(ad Stud.)

Aber wie ſo traurig ihr Herren? Woher? wollen ſie etwa zu meinem Juncker und Herrn Amando, ſie ſeynd drinnen / wenn ſie zu ihnen wollen?

Ein Stud.

Singnor-Pickelher. wir bedancken uns / ein andermahl / wir wollen ihnen nicht Vngelegenheit machen / wir werden ſonſt einem guten Freunde zuſprechen.

Pickelhering.

Sie machen ihnen gantz keine Vngelegen - heit / die Herren ſpatzieren doch nur ein wenig hin - ein / Sie koͤnnen jo nach belieben warten. Jch weiß meine Herren werden es recht gerne ſehen / die Zeit iſt ihnen ohne das lang / und hetten laͤngſt gerne geſehen / daß iemand zu ihnen kommen were /

(Sie ſchlagen es gaͤntzlich ab / doch auff Pi - ckelher. groſſes Noͤthigen / laſſen ſie ſich he - handeln. Pickelh gehet vor)

Jch weiß fuͤr - wahr nicht / wollen die Herren herein ſpatzieren / Sie kommen in ein uͤbelauffgebutzt Loſament / wie es auff armen Penal-Stuben pflegt zu ſeyn. EsEs wird den Herren wenig zu gute geſchehen koͤn - nen / wir ſolten ihnen billich eine Ehre thun / ſo ſe - hen die Herren ſelbſten unſern Zuſtand.

Die Stud.

Jhr Herren verzeiht uns. Hier hat uns Monſ. Pickelh. herein bracht / ſie laſſen ſich nicht irren in ihrem Studieren. Jch ſehe wohl ſie ſeynd ſehr fleißig.

Amandus.

Gar im geringſten nicht / die Herren wollen ihnen doch belieben laſſen / ſich ein wenig nieder zu laſſen / wir ſolten den Herren nun billig eine Ehre erweiſen. Sie legen doch ein wenig ihre Degen von ſich.

Floretto gehet mit Pickelher. hinaus / Pickelh. ſpricht:

Das ſeynd grobe unverſchaͤmbte Kerl: Jch habe mich lange hauſſen mit ihnen herumb ge - troͤſcht / und ſagte ihr wehret nicht zu Hauſe / es halffe alles nichts / ſie wolten ſich nicht abweiſen laſſen / und ſagten / ſie hetten euch jo drinnen ge - hoͤrt / was ich viel ſagen wolt / ich ſolte ihnen zu ſauffen ſchaffen / oder der Tuͤbel ſolte mir in die Kopff fahren.

Floretto.

Wie fangen wirs denn an? Jch habe weder Heller noch Pfennig. Amandus auch nicht. Wir koͤnnen ſie jo nicht ſo trucken ſitzen laſſen. Haſtu ſiehineinhinein gefuͤhret / ſo magſtu ſehen / wie du ſie bewir - theſt / und wieder loß wirſt.

Pickelhering.

Habt ihr denn gantz kein Geld nicht / ſehet doch darnach?

Floretto.

Hier habe ich noch einen Dreyer / der wirds nicht ausrichten.

Pickelhering.

Gebt ihn nur her /

(gehen wieder hinein.)
Floretto.

Die Herren verzeihen uns. Wir hetten zu keiner ungelegner Zeit Gaͤſte anietzo bekommen koͤnnen. Wir ſeynd gleich nicht bey Gelde. Es iſt uns Leid / daß wir den Herren nicht eine Ehre erweiſen ſollen.

Pickelh.
gehet weg.

Die Herren laſſen ihnen indeſſen die Zeit nicht lang ſeyn / ich werde gleich wieder bey ſie ſeyn. Jch wil indeſſen ſehen / daß ich einen Trunck bekomme.

(gehet ab)
Die Stud.

Es iſt unnoͤthig / die Herren machen ſich keine Vngelegenheit

(diſcurriren mit einander) Pickelh. iſt ſehr lang auſſen / koͤmmet endlich mit einem Neſel ſauern Bier in einem Kruͤglein / ſetzt es auff den Tiſch / ſie vermeinen es were Wein / Pickelh. zaudert hefftig und macht alles ſehr langſam /ſpie -ſpielet die Glaͤßer und groſſe Humpen aus / thut zu vor einen praven Soff / nimt das kleineſte Glaß ſchencket ſehr wenig ein. etc.
Pickelhering.

Die Herren verzeihen mir es hat ſich etwas verzogen /

ſie trincken nun deſto fleißiger herumb (es wil ihnen nicht ſchmecken / ſchuͤtteln die Koͤpffe / die Penale ſtecken gleichfals die Koͤpffe zuſammen / Pickelhering heiſt ſie luſtig trincken / bringt alte und kurtze ſtruͤmpfgen Tabackpfeiffen hinein. Es wil den Gaͤſten gar nicht gefallen / wie es an dritten koͤmt / ſo iſt das Bier aus / Sie ſchmelen und ſagen wofuͤr ſie angeſehen wuͤrden / daß ih - nen ſauer Bier fuͤr geſatzt wuͤrde (Pickelhering ſagt ſie ſollen ſich nur gedulden / er wolte ſehen / daß er ein groͤſſer Gefaͤß bekaͤhme / nimt einen groſ - ſen Krug und gehet davon / kombt aber wieder / bringt nichts / ſagt / es wolte niemand borgen. Die Studenten werden unwillig / fahen an zu fluchen / und ſagen / die Penale ſollen Bier ſchaf - fen / die Penale entſchuldigen ſich / es wehre ihnen unmoͤglich / ſie haͤtten kein Geld / die Burſche ſchmeiſſen alles uͤbern hauffen / wollen Pickelher. pruͤgeln / er ſolle Bier ſchaffen / Pickelher. wird nicht wohl dabey / ſagt Floretto ſolle den Ring her - geben den ihm Jungfer Emerentze mit auff den Weg gegeben Floretto erſchrickt / wil nichts da - von wiſſen / die Burſche ſetzen ihm ſchaͤrffer zu / wol - len ihn corrigiren, kuͤndigen ihm an / auff morgen10. Thaler10. Thaler zu ſchaffen / die beſten Buͤcher promo - viren ſie / die andern ſchicken ſie nach dem Keller / Pickelher. koͤmbt und bringt Bier / faͤnget auch an luſtig zu ſeyn / ſaͤufft prave mit und meynet / weil alles an Galgen gehen ſoll / wolle er getroſt zu helf - fen. Pickelher. ſchneidet von dem Krantze Ge - wuͤrtze mir unter den Taback / erzehlt wie ihn Juncker Floretto zu gleich mit dem Ringe von ſeiner Liebſten zu Hauſe bekommen / denſelben aber ihm zugeworffen / dem Floretto werden noch andere 10. Thal. angekuͤndiget zu der Correction, treiben es hefftig / und zergehet letzlich das Gelack.

Der Dritten Handlung

Siebender Auffzug.

Ein Bote / Floretto, Amandus, Pickelhering.
Tritt ein Both auffs Theatrum, fraget nach den Penaͤlen / ſonderlich nach des Kauff - manns-Sohn / klopfft am Logament an / die Penaͤle kommen herraus in alten zerlumbden Kleidern / von Spuhlwuͤrmern gantz durchfah - ren / des Kauffmanns-Sohn bekoͤmt Schreiben von Hauſe / nebenſt einen Sack mit Gelde / bricht es auff und ſpricht:
Amandus.
Amandus.

Der Sack mit dem Gelde iſt mir lieber als zehen Brieffe. Aber hier findet ſich noch eine Jnlage / Floretto ſie ſtehet an Euch /

(uͤbergibt ihn / liſt den Brieff heimlich)

ſagt daß ſie bey - de Geld zum Abſolvir-Schmauße bekommen / ſonſten wehrs nichts ſonderliches

(Floretto liſt die Vberſchrifft)

Meinem liebſten Floretto, und treueſtem Schatze in geheim zu uͤbergeben.

Floretto
laͤchelnd.

Jch hoͤre den Vogel ſchon an ſeinem Geſan - ge der Brieff ruͤhret von einer vornehmen Da - moiſelle Jungfer Emerenzen her. Jch vermei - nete / es ſolt ihr faſt vergangen ſeyn. Es ver - dreuſt mich nur die Muͤhe zu leſen; Doch wil ich ihn nur fuͤr die lange Weile erbrechen / und wil doch ſehen / was ihr etwan neues getreumet /

(er - bricht den Brieff und faͤhet folgens alſo an zu le - ſen.)

Allerliebſter getreueſier Schatz! Nach dem es nicht genung iſt / was die Gluͤckſeeligkeit ei - ner treuen Liebhaberin belanget / ihren Liebſten noch am Leben zu wiſſen / ſie wiſſe denn auch / ob auch ſie noch in deſſen Gedaͤchtnuͤß lebe; Dahe - ro ich die Feder ergriffen / meinen Liebſten zu ver - ſichern / daß / leb’ich in deſſen Gewogenheit / ſo leb ich in ſolcher Zufriedenheit / dariñen ich nichts mehr wuͤndſchen koͤnte / als die Beharrligkeit in ſo vergnuͤglichem Zuſtande. Jch wil nicht ver -meinen /meynen (ich ſage) ich wil nicht vermeynen / daß er das Feuer / welches mein Herr allhier vor langer Zeit angezuͤndets in ihm ſo bald werde haben erle - ſchen laſſen? Mein Herr vergebe mir / daß ich alſo rede / die Liebe macht mich alſo zu reden. Er waͤhne nicht / daß eintzige Abweſenheit meine Liebe vertil - gen koͤnte / ſie iſt ein wenig zu feſte gegruͤndet. We - re ſeine vergnuͤgliche Gegenwart mir nicht ſo er - freulich geweſen / ſo were mir deſſen Abweſenheit nicht ſo unertraͤglich worden. Wie lieb es mir demnach geweſen / nach dem es ſich bey Anweſen - heit ſeiner angelaſſen / als hette das wiederwertige Gluͤck nun noch einmahl Stilleſtand mit mir ge - troffen / kan ich nicht ſagen / und wiewol es uns noch inſtaͤndig anfeindet / ſo wird doch die Lieblig - keit der Liebe / deſſen Grauſamkeit uͤber winden und dahin zwingen / daß es uns endlichen noch die Zufriedenheit verguͤnſtigen muͤſſe. Wie? zweifelt mein Hertzallerliebſter / als ob ich umb deſto we - niger beſtaͤndig liebe? ob gleich das Feuer bruͤn - ſtiger Begierden eine Zeitlang von nichts anders als den Winden gaͤntzlicher Verzweifelung ange - blaſen worden / ſo wird es doch noch auff gutem Grund gewuͤndſchter Gluͤckſeeligkeit zu anckern kommen. So vergewiſſere mich denn nun / mein Beſitzer / ſeiner voͤlligen Gunſt umb meine Be - friedenheit zu befriedigen. Er ſoll erfahren / daß ſeine Liebe nicht ſchlechtlich angewendet / viel we - niger meine Hoffnung uͤbel gegruͤndet geweſen. HErEr ſoll erfahren / was das Hertz einer Damen vermag / die ihre Liebe auff ſo was rechtſchaffenes / wie er iſt / geworffen. Ey! ſo fuͤge er mir denn nun zu wiſſen / das jenige / was ich von ſolcher ſei - ner Lieb erwarten ſoll / (wenn er noch allezeit der vorige Floretto were / wie ich die vorige Emerenze bin / ſo hette ich mich gantz keiner Wanckelmuͤh - tigkeit (welche ſich bey jungen Cavalliern ge - meiniglich zu ereignen pflegt) zu befahren. Jch lebe zwar der Hoffnung / ſeine Liebe werde ſtand - haffter ſeyn; und im fall ſie es nicht were / im fall ich nicht leben koͤnte / in der Zufriedenheit ſei - ner / begehre ich auch nicht zu leben in der Ver - gnuͤgligkeit eines andern. Er ſoll es ſeyn / der mich entweder verdammen oder gluͤckſeelig ma - chen ſoll. So vergewiſſere mich denn nun / mein Hertz-Allerliebſter noch einmal / entweder ſeiner gewiſſen Treue / oder meines endlichen Vnter - gangs / eines erwarte ich / wiewol ich nicht zweif - fele / er werde der Allerbeſtaͤndigſte / ſo zu fin - den / ſeyn / und empfinden / daß ſeiner Gegenliebe / ſo ein ſtan[d]hafftes Hertz / wie das meine / wol wuͤrdig / und daß einig Jch und keine andere ver - bleiben ſoll

Meines aller-getreueſten und beſtaͤn - digſten Floretto biß in Todt getreueſte und beſtaͤndigſte Emerenze.

Die

Die Wort ſeind in Warheit ſehr Hertzbrechend und beweglich / wer nun nicht wolte / ſo wuͤſte ich nicht. Jch werde muͤſſen bedacht ſeyn / derſelben mit einer ſonderbaren Wohlredenheit ſchrifftlich wieder zu begegnen. Jndeſſen werde ich ihn auff das fleiſſigſte verwahren / damit ich ihn bey fuͤrfal - lender Noth in Manglung eines andern zur Hand haben kan.

(Steckt ihn ein.)
Amandus
zu dem Bothen.

Aber was ſagt der Herr Vater ſonſten?

Bothe.

Nichts / als daß er euch / ſo wol den Juncker freundlich gruͤſſen leſt / ihr ſollt in deſſen gutes Muths ſeyn / und euch nicht verlangen laſſen / es wuͤrde nun zum laͤngſten gewehret haben.

Amandus.

Das meyne ich auch / und gehet ſchon im - mer Berg-unter. Aber Floretto kombt mit mir herein / laſt uns ſehen / ob das Geld zutref - fen mag. Fuͤr allen dingen wollen wir nun auff unſern Abſolvir-Schmauß bedacht ſeyn / kom - men wir denn aus unſerm Jahre / wir wollen uns halten daß uns keiner nicht / er ſey auch wer er wolle / gleich thun ſoll / friſch wollen wir uns herumb ſchlagen / und den Damen und Jungen Weibern auffwarten / He courage! Pickelhering laß dem Bothen eine Kanne Wein langen.

H ijPickelh -
Pickelhering.

Das wird prave werden / ich wil ſchon auch ſehen / daß ich meinen Luͤmmel mit anbringe. Jch bin noch jung und ſtarck / und unverdroſſen dazu / wenn meine Herren nun aus dem Jahre kommen / daß ſie mich zum Jungfern ausſchicken werden / etwan ein Buhlenbrieffgen zu beſtellen / oder einen Gruß abzulegen / ſo wil ich ſchon ſehen daß ich das beſte zuvor wegfiſche / das andere wil ich ihnen laſſen. Jch werde kein ſchlechter Bern - heuter ſeyn / wenn ich mich nun auch auskleiden werde / ich weiß daß ſich alle Jungfern biß in den Todt in mir verlieben und betruͤben werden / denn ich bin ſo ein freundlich Schelmgen / und befuͤrch - te mich / ſie moͤchten einander wol gar uͤmbbringen / weil ſie mich alle zugleich haben wollen. Aber Bothe wie gehets zu Hauſe / was machen die Al - ten guts.

Bothe.

Nicht viel; ſie beklagen ſich immer / daß ih - nen ſo viel Geld auffgehet.

Pickelhering.

Ja / was hilffts; Jhr ſehet wol / Buͤcher / Papier / und Dinten / es koſt alles viel Geld / wir behelffen uns doch ſo genau als wir koͤnnen / wenn wir koͤnten 1. Reichsthaler zum 1. Pfenning machen / wir thetens. Aber / was macht denn Walpe die Kuͤh-Magd / das liebe Schaͤtzgen / das Engelpapgen / iſt ſie denn noch wol offe -nesnes Leibes: Was macht denn das Rabenaͤrſch - gen.

Bothe.

Sie leſt euch freundlich gruͤſſen / und ſchickt euch hier einen ſchoͤnen Senckel in euere Sonn - tags-Krauße / den ſolt ihr ihr zu gefallen tragen.

Pickelher.
ſchmuntzelt.

Ja / wenn ich mich nun auskleiden werde. Holla! Eine Kanne Bier raus.

(Er bringts dem Bothen)

das iſt mir ein Engelkoͤpffgen / ein Marcipan-Papgen; das iſt mir ein Zuckermuͤnd - gen / ein Sauruͤſſelgen / ein Geldenſcheiſſergen; das iſt mir ein Maͤdgen; Jn der gantzen Welt findet man ihres gleichen nicht / Sie iſt die aller - ſchoͤnſte in gantz Aſia / die allerbaußbaͤckigſte in gantz Africa / die wohlgebruͤſteſte in gantz Euro - pa / und die allerquetzſchlichſte in gantz America / Sie hat ein paar Auͤgelgen / ſie gleiſſen / als wenn ſie ihr mit Butter geſchmieret weren / Sie hat ein Naͤßgen / wie ein Pfennigſtengelgen / und ſo ein klein ſubtilen Maͤulgen / ich wolt es ihr mit einen Sechspfenning-Brodt bedecken; das Maͤulgen were wol klein genug / der Rand nur iſt ein wenig ſo groß gerathen / Sie hat Fin - gergen und Beingen ſo kurtz / ſo kurtz / und ſo ausgeſtopfft / wie ein Baar Wuͤrſtgen / und einen Steuß / ie ie / ſo breit / ſo breit / daß ſie eine gantze Seite am Tiſche mit ein - reumete; Es iſt ein wunderſchoͤn Maͤdgen / das iſt wahr / es hat ſo ein fein ſchwartzH iijCordu -Cordubaniſch Angeſichte / und ſihet ſo ſchoͤn Leibe farben aus wie mein Binckeltopff. Aber Bothe / wir wollen mit einander hinein ſchlundern / und wollen ſehen / wie es nunmehr umb das Abend - Brodt ſtehet. Wir muͤſſen uns ein fein Chriſt - lich Raͤuſchgen mit einander trincken / haben doch meine Herren Geld gnug bekommen.

(Ge - hen ab.)

Der Dritten Handlung

Achter Auffzug.

Drey Stud. Floretto, Amandus, Pickelhering / Jaͤckel des Bauern Sohn / Studenten-Junge. Es gehen drey Landsleute nebſt einem Stu - denten-Jungen ein / der eine hat einen Zettel / gibt ihn dem Jungen und ſpricht:

Gehe hin zu den Penaͤlen / wie du ſie hier wirſt auffgeſchrieben finden / und ſage ſie ſollen eilends allhier erſcheinen.

(Junge gehet ab.)
Sie diſcurriren wegen der Abſolution der beyden Penaͤle / und berathſchlagen ſich / weil es reicher Leute Kinder weren / es ſol ein ieder 20. Thaler geben / diſcurriren pro & contra dar - von / abſonderlich wie ſie es in geheim anſtellen moͤchten / damit es die Profeſſores nicht erfuͤhren / weil es all zu hart von neuen verboten.
Floret -
Floretto und Amandus erſcheinen.
Der eine Landsmañ
zu ihnen:

Warumb wir zu euch geſchickt haben / iſt diß die Vrſach / weil wir vernommen daß ihr geſinnet ſeyd / auch ſelbſten bey den Herren Landsleuten angehalten / daß ihr kommende Woche euren Ab - ſolvir-Schmauß geben wolt. Fragen euch dem - nach ob ihr deſſen mit einander ſchluͤſſig wor - den.

Floretto.

Wir haben bey den Herren Landsleuten ver - ſchiene Wochen druͤm angehalten und Erſu - chung gethan / und bitten hierbey nochmals / ob uns die Herren Landsleute gewoͤhnlicher maſſen die Abſolution wolten wiederfahren laſſen / uns nach unſerm ausgeſtandenen Statu fuͤr ehrliche Purſche zu erklaͤren; Bitten demnach die Her - ren Landsleute wollen ſich ferner noch treulich / wie ſie bißher gethan / unſer annehmen / koͤnnen wir es wieder die Herren Landsleute wiederumb verſchulden / werden wir es nicht ermangeln laſ - ſen.

Senior.

Wir wollen es nicht nur gerne thun / ſon - dern ſeind es auch ſchuldig. Jhr wiſſet aber den Gebrauch und altes Herkommen / daß ſolches in Anweſenheit anderer ehrlichen Purſche / ſo darzu invitiret und gebeten werden / zu geſchehen pfle - get / auch dieſelben Ehrentwegen mit einer Ga - ſtung etwan tractirt werden muͤſſen. Weil esH iiijdenndenn bey allen Gebraͤuchen / auch ſich niemand deſſen weigert / ſo werdet ihr euch jo auch zweifels frey zu einer diſcretion verſtehen / und den ge - woͤhnlichen Gebrauch erhalten helffen?

Floretto.

Wir erbieten uns gar willig darzu / wollen auch gerne thun ſo viel wir mit unſern wenigen Vermoͤgen auffbringen koͤnnen; Bitten demnach / die Herren Landsleute wollen uns auff das gnaͤ - digſte als moͤglichen abſolviren. Sie verzeihen uns; Wie viel laſſen denn die Herren Landsleute ihnen beduͤncken? was ſoll unſer portion ſeyn?

Senior.

Jch weiß es nicht. Was meynet ihr zu than? Nach dem ihr es anfahen wollet. Wollet ihr euch fuͤr andern ſehen laſſen / ſo habt ihr auch, deſto mehr Ehre davon.

Floretto.

Wir wollen thun / ſo viel als wir vermoͤgen / den Herren Landsleuten iſt der unſern geringer Zuſtand gar wol bewuſt / bitten demnach die Her - ren wollen nur die Anlage unſerer Armuth nach machen.

Senior.

Es iſt zwar ſo eine Sache / und wolten ger - ne daß keinem zu viel geſchehe / wolten auch wuͤnd - ſchen / dz wir deſſen gar geuͤbriget ſeyn koͤnten / denn wir, nichts als Muͤhe / Plackerey und andere Vn -gele -gelegenheit darvon haben / dennoch / den alten Ge - brauch zu erhalten / ſo muͤſſen wir es uns auch be - lieben laſſen. Weil wir denn euer Vnvermoͤgen wol erkennen / und es alſo zu machen gedencken / daß ihr nicht Vrſach haben moͤchtet euch deßwegen uͤber uns im geringſten zu beſchweren / ſo wollen wir es mit euch auff das allerleidlichſte anfangen / und mag ein ieder 20. Thaler geben / beyde 40. da - mit ihr gleichſehr unſern guten Willen verſpuͤren koͤnnet.

Amandus.
ſchuͤtteln die Koͤpffe.

Wir wolten es von Hertzen gerne thun / aber ſo viel werden wir nicht auffbringen koͤnnen / den Herren Landsleuten iſt wol bewuſt / daß es bey uns nicht beſtehet / ſondern daß wir ſolches von unſern Eltern / die ſehr genaw / und uns in dieſen ſchweren Zeiten gar wenig beyſpringen koͤnnen / erwarten muͤſſen.

Senior.

Es iſt nicht zu viel / bedenckt euch nur / und duͤrfft euch deßwegen nicht ſo gar kranck anſtel - len / wir wiſſen wol in welchen Vermoͤgen die Euren ſeind / und koͤntet noch wol ein meh - rers / als wir begehret / erlegen / laſſet euch be - gnuͤgen / daß wir noch ſo guͤtlich mit euch verfahren / wie muͤſſen es andere machen ſo gar nichts in Vermoͤgen haben. AnietzoH vkoͤnnetkoͤnnet ihr euch ſo arm machen / kommet ihr aus euerm Jahre / ſo ſpuͤret man keinen Man - gel / und wiſſet nicht / wie ihr euch praͤchtig genug herfuͤr thun ſolt / und das ſeind gemeiniglich dieſel - ben / die ſich am aller einfaͤltigſten ſtellen koͤnnen. Beſinnet euch nur nicht lange / es wird nicht koͤn - nen geendert werden / es kan nicht anders ſeyn.

Floretto.

Wenn es doch bey der helffte bleiben koͤnte?

Senior.

Wir wolten es gerne geſchehen laſſen. Es kan nicht ſeyn.

Floretto.

So bitten wir doch nur umb eine modera - tion und Linderung. Es iſt uns unmoͤglich ſo viel auff zubringen.

Senior.

Wie hefftig koͤnnt ihr euch doch darwieder ſtoͤhnen / da wir doch wohl wiſſen / daß ihr nicht nur dieſes / ſondern[auch] ein mehrers gar wohl / ohne euern Schaden / thun koͤnnet; Aber wir wollen uns daruͤber beſprechen / nehmet ein wenig einen Abtritt /

(Sie gehen ab / die Landsleute be - reden ſich / ſie werden wieder hinein gefordert / der Senior faͤhet zu ihnen an)

Es haben ſich die Herren Landsleute in geſamt allhier noch beredet / und wol - len euch doch gleichwol noch hierinnen ein hohes Landsman Stuͤcke beweiſen / und ſehen laſſen / ſin - temahl ſie beſchloſſen / ſolches bey 30. Thalern euchbey -beyden bewenden zu laſſen / erkennets als eine ſon - derbahre Freundſchafft / und haltet euch auf kom - mende Zeit gefaſt darmit

(es gehet was ſchwer her / willigen endlich darein.)
Hier tritt des Bauern Sohn auff bittet die Landsleuthe / ſie moͤchten ihn doch mit durchlauffen laſſen / wolte etwan Glaͤßer / Taback-pfeiffen und was dis wehre / bezahlen ſind es zufrieden. (gehen ab.)

Der Vnterhandlung

Dritter Auffzug.

Broſe der Bauer / Alex der Nachbahr.
Der Bauer koͤmt mit Nachbar Alex, als wenn ſie vom Felde kaͤhmen / bekuͤmmern ſich / was Jaͤckel auff dem Vnver - ſtand machen muͤſſe.

Sich mein Traun / iſt uns doch der Abend uͤbern Halß kommen / ehe wirs gedacht hetten / wo kommt ihr her / Nachbar Alex? ſeyd ihr auch auff dem Felde geweſt?

Alex.

Freylich Nachbar Bruſe / einer zuplackt ſich immer / und weiß nicht was es einen hilfft.

Broſe.
Broſe.

Nachbar Alex, ihr habt / Gott geb euchs zu gute / nicht zu klagen / ihr habt nunmehr euere Plune verſorget / laſt mich klagen / ich habe noch da Jaͤckeln uͤbern Halſe der reiſt mir maͤchtig in Beutel.

Alex.

Wo iſt denn Bath Jaͤckel / habe ich ihn doch lange nicht geſehen? Jſt Er denn nicht mehr bey Euch

Broſe.

Ha ha / wiſt ihrs noch nicht / iſt er doch ſchier ein Jahr drinne auffm Vnverſtand geweſt. Er wil widers Henckers Danck ein Staudente wer - den. Kaͤthe / der Narre hat mirs ſo eingekoſt. Was iſt doch ſolch Ding nur nuͤtze / ich moͤchts gerne wiſſen / nur daß einer umbs Geld koͤmt: ich weiß ſonſt nicht / wozu es nuͤtze iſt. Es hat mich wol 1000. mahl geraͤuet / und ſolt ichs ietzund thun / ich ließ es wol. Sie machten mirs anfangs ſo leichte / und muſte Jaͤckeln mit nein auf den Vn - verſtand nehmen / ich dachte es wehre irgend umb eine halbe Stunde zu thun / ſo were es geſchehen / und wolte drauff warten / daß ich ihn wieder mit - nehme; ſo ſehe ich wol / es hat ſchier ein gantz Jahr gewehrt / und iſt noch kein Ende dran / ich haͤtte ihn zu Hauſe noͤther beyn Schweinen be - durfft / es were beſſer geweſt / als daß er drinnen muß der andern Narre ſeyn. Sie haben / glaub ich / drinnen die Art / daß einer muß ein Jahr uͤmsande -andere der andern Narre ſeyn / oder wie es geſchu - ren iſt / und muß ſich trillen laſſen / ſo ſiehre als die andern wollen / da wer ich ein freyer Narre drauff.

Alex.

Ha ha! Es wird irgend gehaͤnſelt ſeyn. Jſt es doch bey allen Handwergen / ſo wird es vielleicht beym Staudenten Handwerge auch ſo ſeyn.

Broſe.

Jch wil euchs wol nicht ſagen / Nachbar Alex / was die kranckt ſie machen / viel gutes ſtifften ſie nicht / das iſt gewiß.

Alex.

Je muͤſſens die Reckel nicht treiben / wenn ihr ſo ein Fleck zuſammen kommen / es kan ſie ſo kein Henger baͤndigen / geſchweige wenn ſie das Bier nun in die Schaͤtel kriegen. Jch halte wenn ſie einmal recht wohlleben wollen / ſo ſchlagen ſie ſich mit einander rum und hauen einander Pflaͤntz - ſche von Koͤpffen runter wie die Wams Ermel / flugs das einer ein paar Stiefeln mit flicken koͤnte. Muͤſt ihr denn Bath Jaͤckeln nun auch ein Stech - Eiſen ſchaffen / wie die andern haben / wenn er wieder wird kommen? Jch glaube nicht daß er uns kennen wird. Aber Gluͤck zu Nachbar Bru - ſe / ich muß da in die Schmiede gehen / und muß zu - ſehn / ob mein Spaten gemacht iſt / wir wollen auß den Abend in der Schencke wol weiter mit einan - der koſen.

(Gehen ab.)
Der

Der Vierdten Handlung

Erſter Auffzug.

Floretto, Amandus, Jaͤckel / Pickelh. die Landsleute / frembde Purſche / etzliche Studenten-Jungen. Die Penaͤle ſchaffen Tiſche / Baͤn - cke und allerhand Lebens-Mittel zum Penal - Schmauß zu. Die Landsleute ſtellen ſich ein / der Senior, als Pater curæ, ſagt zum Penaͤlen.

Habt ihr die Purſche auch alle angetroffen? Was ſagten ſie? wollen ſie kommen?

Floretto.

Die meiſten haben zugeſagt / biß auff 2. oder 3. die bedancken ſich zum dienſtlichſten und ſagten / die Herrẽ Landsleute wuͤrden ſie fuͤr dieſesmal ent - ſchuldigt halten / ſie wuͤſten ſchon ihren Zuſtand / es wolte ſich nicht mehr gar wol mit ihnen ſchicken / im andern wolten ſie den Herren Landsleuten ger - ne dienen.

Pater curæ.

Was ſagten denn die Euern?

Amandus.

Sie haben alle eingewilliget / biß auch auff etzliche / ſo an der Herren Profeſſorum Tiſch gehen / die entſchuldigen ſich gleichsfals / daß ſie vielleichtamam Tiſche vermiſſet werden moͤchten / und hetten nur neulich noch deßwegen Straffe geben muͤſſen; Doch damit ſie aus dem Verdacht kaͤhmen und den Herren auch willfahren koͤnten / ſo wolten ſie uns nach Tiſche ein wenig zuſprechen. Etzliche ſind gar nicht hier nach zur Stelle geweſen.

Die Purſche kommen an / die Penåle ne - benſt Pickelhering begleiten ſie zu Tiſche / es wird ſtarck getruncken / Pickelh. agirt wohl dabey. Es koͤmt ein Junge auff den Platz / thut wunderliche Gaͤuckel-Spruͤnge / Pickel - hering wil es nachthun und faͤllt / nach ge - haltener Mahlzeit / wird eine Dame herzu geſchlept / mit welcher die Purſche trefflich galaniſiren und tantzen / ſie entlaͤufft zu letzt / biß endlich ſtehet der
Senior
auff / und faͤ - het folgend an zu reden.

Die Vrſach / worumb meine guͤnſtige Herren von den Herren Landsleu - ten ingeſamt hieher bittlichẽ vermocht worden / iſt / weil hie gegenwertige 3. Penaͤle als einer von Adel / dieſer eines Kauffmanns / und Jaͤckel eines Bauern Sohn / Pickelh. mag der vie[r]dte ſeyn, ſich faſt in das Jahr zu dieſem Ende allhier auffgehal - ten / ihren Pennaliſmum wie gebraͤuchlichen abzu - legen / auch das jenige auszuſtehen / was von ſo viel ehrlichen Purſchen iſt ausgeſtanden und gebilli - get worden. Weil denn nun faſt ihre Zeit ver - floſſen / auch von hier gegenwertigen Statuiſtenſolchesſolches an die Herren Landsleuthe bittlichen ge - bracht worden: Welche verhoffen / ſie werden ſich in ihrem bißher gefuͤhrten Statu alſo verhalten ha - ben / daß ſie iedwedem ehrlichen Purſchen / ſeine ge - buͤhrende Ehre und reſpect gegeben / als haben wir ſolche ihre Bitte fuͤglichen nicht abſchlagen koͤnnen. Weil denn nun die Herren Landsleute meine Wenigkeit darzu ausgeſehen / ſolches an meine hochgeehrten Herren gelangen zu laſſen / als wil ich gleichfals von meinen Herren vernehmen / ob ſie deſſen zufrieden / und ob gegenwertige 3. Pe - naͤle nach geendetem Statu fuͤr ehrliche Purſche ſollen erklaͤret werden. Solte aber einer oder der ander ſeyn / ſo dagegen etwas / wieder verhoffen / einzuwenden hette / So kan nur ſolches fuͤr den ſaͤmbtlichen Herren fuͤrgebracht werden.

Die Purſche bewilligens ingeſambt. Drey andere Purſche ſtehen auff / der eine unter ihnen faͤhet alſo an:

Der Herr / ſo wohl die andern Anweſenden Herren wollen uns verzeihen / daß ich nebenſt meinen zween Cammerathen allhier etwas zu gedencken habe. Wir haben des Herrn Anbrin - gen / gegenwaͤrtiger 3. abſolvenden wegen / gar gerne vernommen / ſeynd es auch wol zufrieden /daßdaß ſie in Gegenwart der Herren gebraͤuchlichen abſolvirt werden moͤgen / in anſehung ſie ſich / gegen uns iederzeit / ihrem Statu gemeß / ver - halten haben / auſſer dieſem Edelmann / Floretto, der ſich zu ſeiner correction auff 20. Thaler / ſo wir ihm angekuͤndigt / biß dato noch nicht verſtehen wollen / willigen derowegen ehe nicht in ſeine abſolution, und laſſen dieſelbe paſſiren / ſo lange biß er ſich darzu erklaͤret / und mit uns abgefun - den habe.

Senior.

Was habt ihr fuͤr Vrſache zu ſolcher Cor - rection?

Die Studioſi.

Wir haben ihnen verſchienen einmal zugeſpro - chen / ſo haben ſie uns nicht nur zum ſchimpfflich - ſten auch gar mit ſauerm Bier tractirt ſondern wir ſeyn auch in die Erfahrung kommen / weſſen geſtalt er / gedachter Floretto, eine Liebſte zu Hauſe ha - be / die ihn fleißig mit Ringen und Wuͤrtz-Kraͤn - tzen verſehen kan / weil denn nun ſolches keinem Penal gebuͤhret / als haben wir ihm 20. Thaler correction angekuͤndiget / und wo er ſich in guͤte dazu bequemet / wolten wir ihm die helffte erlaſ - ſen haben / wo er ſich deſſen aber noch weiter wei - gert / ſoll er noch ein Viertel Jahr nachſtehen / Eines mag er unter beyden erwehlen / was ihm beliebet.

Senior.

Es iſt zwar nicht ohne / daß die Penaͤle garJnichtsnichts mit Jungfern zu thun haben ſollen / billi - gen es auch keines weges; Aber deßwegen habt ihr keine Macht / ſie bloß fuͤr euch / ohne Vorbe - wuſt unſerer / als derer Landsleute / zu corrigiren, vielweniger zu beſchmauſen / ihr habt mit unſern Penaͤlen nichts zu thun / und weil ihres nicht habt / an ſeinem gehoͤrigen Ort geſuchet / und uns deß - wegen begruͤſſet / ſo ſeind wir auch nicht ſchuldig euch in dieſen zuwillfahren.

(Laſſen die Vota rumb gehen)

Abſolvire ſie hiermit ſaͤmptlichen im Namen der Herren Landsleute / doch ſo fern ſie ſich noch dieſe Zeit uͤber / bey wehrenden ihrem Statu in ihren gebuͤhrenden Schrancken verhal - ten / und erklaͤre ſie kuͤnfftig fuͤr ehrliche Purſche. Wer ſolche unſere abſolution tadeln und nicht gelten laſſen wil / der ſol es mit uns austragen.

Die Studioſi.

Die andern laſſen wir paſſiren / auſſer Flo - retto.

Senior.

Floretto ſo wohl als die andern / er iſt einmal fuͤr einen ehrlichen Purſchen erklaͤret worden / der ſoll er auch bleiben / aus Vrſachen ſo ihr ſchon vernommen / erklaͤret ihr ihn nicht dafuͤr?

Die Studioſi.

Nein ſolange / biß er ſich mit uns abgefun - den.

Senior.

Das ſoll er wol laſſen / und Trutz dem / der ihm deßwegen was ſagen ſoll / habt ihr was zu præten - tiren / ſo thut es nur bald / wir ſeind ſchon da.

Die
Die Purſche gerathen in Zanck / es wird ein ſchrecklich Tumult / es ſind lauter bloſ - ſen Degen ůber der Taffel / die Liechter wer - den ausgeleſcht / zergehet alſo der Schmauß / und kommen alle vom Theatro.

Der Vierdten Handlung

Anderer Auffzug.

Pickelher. die Landsleute / drey Studisſi, Studenten-Junge / Balbier / Tritt Pickelh. auf / hat ſchoͤne neue Kleider / und ei - nen Degen unter dem Arm und ſpricht:

Da komm ich vom Schneider her / und habe meiner Herren Kleider geholet / die ſie ihnen ha - ben machen laſſen / ſie werden ſich auff den Son - tag auskleiden / und ich auch / wir ſeind was ge - worden / und ſeind nicht ſchlimme Bernhaͤuter mehr! Jch werde mich uͤber die maſſen praͤchtig herraus thun / wie meint ihr / wenn ich mir lieſſe ein Tobinen Koller machen / und weiſe Cortuba - niſche Hoſen darzu; ſolt es nicht wol accordiren? Der Tuͤbel / wie ſind wir geſtern ſo luſtig geweſen / wie thut mir mein Kopff ſo wehe / wir waren ſo luſtig / wir ſchlugen uns / daß einen Muth ga - be. Jch wehrte mich wol recht courage, und wenn ich gethan hette / ſie hetten alle mit ein - ander / ſo viel ihrer da waren / eingebuͤſt. Jch bin aber mit keinem Beine darzu kommen. J ijMeineMeine Herren werden ſich wundern / wo ich mit den Kleidern bleibe. Aber ich muß hier ein we - nig vor dem Thor auffpaſſen / es wird was ſetzen / die Landsleute haben die andern drey Kerl raus - gefordert / ſie werden ſich gar nicht ruͤmbſchmeiſ - ſen. Jch muß doch ſehen / wie es ablaͤufft / daß ichs meinen Herren berichten kan.

Gleich kommen beyde Partheyen zu - gleich an / der eine ſagt:

Wir wollen lieber auff dieſen Platz gehen / dieſer Platz ſcheinet was ebener. Laß ſehen Jun - ge / den Stoßdegen her.

Beyde Partheyen ziehen ſich aus / der Senior und einer von den dreyen / der Se - nior iſt reſolvirt ſich mit allen dreyen zu ſchlagen / gehet mit dem erſten drey Gaͤn - ge zuſammen / Der andere ſtehet ſchon ausgezogen / er nimt ihn auch fuͤr ſich / ſie ſchlagen ſich ſcharff / Jn dem andern Gange wird der Studioſus durch und durch geſtoſſen / faͤlt. Es wird nach den Balb[i]er geſchryen / es wird ein Tumult / der Senior laufft ohne Wams und Degen nebſt ſei - nen Secunden darvon / Der Balbier koͤmt / der Verwundete iſt ſchon todt / und fallen die Fuͤrhaͤnge.
Der

Der Vierdten Handlung

Dritter Auffzug.

Floretto, Amandus, Pickelhering. Ein Bothe. Floretto, Amandus gehen ein.
Amandus.

Luftig Floretto, wir werden wiederumb friſch Geld bekommen / damit wir uns in Klei - dung ſtatlich heraus brechen koͤnnen. Aber es wundert mich / wo der Bothe bleiben muß / / es iſt nun faſt in die acht Tage / daß wir ihn hinweg ge - ſchickt / ſeinem Verlaß nach / ſo hette er ſchon fuͤr 2. Tagen allhier ſeyn ſollen.

Floretto.

Er wird vielleicht das Geld ſo geſchwinde nicht mit fort bringen koͤnnen / was werden unſere Eltern doch nur ſagen / daß wir ſchon wiederumb uͤmb Geld geſchrieben / auch deswegen einen eige - nen Bothen abgefertigt haben.

Amandus.

Sie muͤſſen es gewohnen / es hilfft nichts dafuͤr. Vber dis ſo wird es mein Vater nicht groß achten / ich moͤchte gleich alle Monat hun - dert Thaler begehren / er wird ſo ein Quarck wenig vermiſſen.

Pickelher.
gehet ein.

Je ſo ſtich / ie ſo ſtich / daß dich jo der HenckerJ iijholehole / daß du dein letztes ſtecherle thuſt. Jhr Herren wiſt ihr was neues / der eine Kerl da / der uns verſchienen auff unſerer Stube ſo ſchurigelte / den hat der Herr Landsmann mauſe todt geſtochen / daß er zu tode geſtorben iſt. Harre du / ein an - dermal komm mehr / und beſchmauß uns. Wie wird es denn nun uͤmb die zwantzig Thaler wer - der / ihr muͤſt ſie ihm doch nun geben / weil er ſich hat laſſen todt ſtechen / er wuͤrde ſonſt gar zu tolle.

Floretto.

Du wirſt jo nimmermehr Pickelhering. Jſt es denn gewiß? haſt dus geſehen?

Pickelher.
lacht.

Freylich hab ichs geſehen.

Amandus.

Wo ſtieß er ihn denn hin?

Pickelhering.

Durch und durch / und wenn er ihn hette noch umb ein Glied tieffer geſtoſſen / ſo hette er ihn Weidewund geſtochen / es ware ſein groß Gluͤck / daß der Degen nicht weiter als biß an das Hefft hinnein gienge. Der Herr Landsmann war maͤchtig behende drauff / ich dachte / wenn er einen Tag recht fleiſſig were / er ſolte noch wol was verbringen koͤnnen. Die Tuͤbel / iſt das nicht ein arger Kerls / wenn er nun einen Degen ge - habt hette / ſo lang als die gantze Welt were / und alle Leute in der gantzen Welt hetten hinter einan - der geſtanden / ich ſetreche / ietzund weren wir allemitmit ein ander todt / und ich lebte auch nicht mehr. Jch wil dem Kerl wohl nicht zu nahe gehen / er ſte - che mich fuͤr allen Hencker auch todt.

(Der Bothe ſtellt ſich wieder ein.)

Was wil der Kerl? er wird gewiß wieder Pfennige bringen? Jch ſehe es ihm bald an / er traͤgt trefflich ſchwer.

Amandus.

Willkommen Bothe. Bringt ihr uns friſch Geld mit?

Bothe.

Jch weiß es nicht; Hier werden es die Her - ren in dieſem Brieff ſehen.

(uͤbergibt ihm einen Brieff.)
Amandus erbricht ihn / lieſt ein wenig / und faͤhet an zu donnern und zu fluchen.

Was ſollen wir denn ſo mit einem Scheißgel - do anfangen? bringt ihr denn nicht mehr / als ie - dem ſechzig Thaler?

(Zerreiſt ihn auff ſtuͤcken /)

Sie hettens wol gar behalten moͤgen / wofern ſie uns nicht mehr / als dieſes / ſchicken wollen. Wir haben ein ieder uͤmb 200. Thaler geſchrieben zur Auskleidung / ſo bekommen wir kahle ſechtzig Thaler.

Bothe.

Hier ſchickt euch die Mutter noch abſonder lich 30. Thaler in geheim. Jhr werdet jo damit auskommen koͤnnen?

J iiijAman -
Amandus.

Wie wil es denn moͤglich ſeyn / bedenckt es nur ſelbſten. Jch habe mir ein Kleid beſtelt / auff hun - dert und etliche viertzig Thaler / hiermit werde ich nicht auskommen.

Bothe.

Die Herren werden es ſchon zu machen wiſ - ſen / ich habe mehr nicht bekommen / auch keinen Befehl / ſo kan ich auch nicht mehr auszahlen.

Amandus.

Aber wie den Sachen zu rathen; wir muͤſſen Geld haben / es komme her wo es wolle. Jhr muͤſt iedem zum wenigſten 100. Tholer fuͤrſtrecken / ihr ſolt es von unſern Eltern wieder zu empfahen ha - ben.

Bothe.

Jhr Herren die 100. Thaler ſind bey mir gar duͤnne / ich bin ein Briefftraͤger / und nehme es an / wenn mir iemand was fuͤrſtrecken wolte.

Amandus.

Ey Bothe / ich weiß wol / daß ihr es / wo ihr nur wollet / thun koͤnt / ſehet doch immer wie ihr uns helffet / nicht laͤnger als auff 14. Tage / es ſoll euer Schade nicht ſeyn / wir verſprechen euch von iedem Thal. 3. gr. auffgeld.

Pickelhering
zu ſich.

Je ſo ſprich / daß dich jo der Hencker holete / die Herren verſtehen ſich / wie ich ſehe / wol auffsGeldGeld aufnehmen / es wird nicht viel austragen in 14. Tagen 3. gr. von 1. Thal.

(zu dem Bothen /)

Nein / nein / thut ihrs nicht / wenn ſie nicht euch von 1. Thal. 24. gr. geben / habt ihrs doch nicht an Brieffen.

Bothe.

Jhr Herren ich wolte noch wohl ſehen / wie ich es endlich machte / wenn ihr nur auf die beſtim - te Zeit inne halten woltet?

Pickelhering.

Jnne werden ſie wol halten / aber ob ihr wie - der einen Heller ſehen werdet / das weiß ich nicht.

Amandus.

Wir wollen unſer Hand und Siegel von uns gehen.

Bothe.

Jhr ſolt es nach Mittage haben.

(gehet ab)
Amandus
zu Pickelher.

So gehe denn hin zu dem Schneider und Schuſter / und bezahle ſie. Jm Fall jo aber das Geld nicht zureichen moͤchte / ſo kanſtu nur credit machen.

(gehen ab.)
Pickelhering.

Jch wil es ſchon machen / ich ſehe wohl / das wird luſtig hergehen. Der Vater wil kein Geld mehꝛ ſchicken / uͤberall ſeind wir ſchuldig / wir muͤſ - ſen doch monſiers daher gehen / und auff der Gaſſe ſtutzen / ſolte man gleich die Kleider und das Geld dazu borgen; ich habe mehr ſolche Pracher ge -J vſehen /ſehen / es iſt aber zuletzt gar auff ein la mi abge - lauffen. Aber was gehets mich an / ich wil pra - ve auffborgen und die Leute auffſetzen helffen / wo ich weiß und kan / darff ichs doch nicht bezahlen / ſeind ſie Narren daß ſie trauen / ſo moͤgen ſie auch ſehen wie ſie bezahlt werden. Aber es geſchicht den Kramern nur recht / einem armen Teufel / der ſie wol redlich zu bezahlen vermeinte / dem wollen ſie nicht einen Thaler trauen / hin gegen ſo einem Fe -[d]erhanßen der ſie umb etliche 100. betreigt / und[e]ben darauff umbgehet / dem gaͤben ſie wohl ihren gantzen Krahm dahin. Es mag drumb ſeyn / ich wil ietzund zum Schuſter und zum Schneider gehen / und mich bedencken wie ich ihnen prave Plaͤtze fuͤr liegen werde.

(gehet auch ab)

Der Vierdten Handlung

Vierdter Auffzug

Floretto, Amandus, Pickelh. Treten die beyden wohl-ausgeputzt auff / Pickelh. hat ſich auch ausgekleidet / beſe -[h]en ſich bald hinten bald forne / gefallen[ſi]ch ſelbſten wohl / gehen ſtutzeriſch und tru - tzig auff und nieder / und ſehen ob die Jung - fern Achtung auff ſie geben. Pickelh. agirt.
Floretto
zu Amandus.

Vnd ſo haben wir das Jahr auch uͤberſtan -den.den. Was beduͤnckt euch Amandus, gehen wir nicht wohl geputzt herrein / und werden wir dem Frawen-Zimmer nun einwenig anders gefallen.

Amandus.

Sonderlich der Fr. Doctorin am Tiſche / ich habe es ſchon laͤngſten gemerckt / daß ſie euch nicht gar abgeneigt / und[ein] Auge auff euch hat.

Floretto.

Jhr ſeyd ſehr wunderlich Amandus, wenn ſich die jungen Weibergen nur ein wenig freund - lich ſtellen / ſo meynt ihr alſo bald / es hette ein an - der Abſehen; Es iſt nicht ſo bald gethan / wie ihr wohl meynt / und gehoͤrt mehr zu ſolchen ſachen / als ein Fleiſcher-Meſſer zu einem Schwein - braten.

Amandus.

Ha ha / ich mus deſſen lachen; Was ſol wohl dazu gehoͤren? das Ding / das giebt ſich von ſich ſelbſten / wo man ſich nur ein wenig zutaͤppiſch macht. Es geben es offtermahls wohl etliche ſelbſten zuverſtehen. Aber ich goͤnne es euch gar gerne. Nunmehr wollen wir bedacht ſeyn / wie wir uns praͤchtig halten / und fuͤr andern herfuͤr thun muͤgen / wir wollen uns reſolut herumb ſchlagen. Jch muß ſehen / wo ich heunte Abend die erſten Haͤndel bekom̃e / der erſte / ſo mich nur ſchel anſehen wird / den wil ich als bald in die Freſſe ſchmeiſſen / und hernach mit der Fuchtel herauſſer und hinder ihm her wiſchen / He courage heute ſol alſo bald der Anfang zum neuen Studenten-Le - ben gemacht werden.

(gehen ab)
Der

Der Vierdten Handlung

Fuͤnffter Auffzug.

Jaͤckel des Bauern Sohn. Ein Magiſter.
Jaͤckel.

Nun habe ich zwar auch den ſauern Schweiß und ſchwere Jahre zu ruͤcke gelegt / es iſt mir ſauer und ſchwer gnugſam ankommen / ich habe mich gnugſam ſchmiegen und biegen muͤſſen / und hat mich keine Muͤhe verdruͤſſen duͤrffen / wenn ande - re haben fuͤr ſich ſtudieren koͤnnen / ſo habe ich ent - weder aufwarten oder den Landsleuthen ſchrei - ben muͤßen / und gleichwohl hat mir unſer HErr GOtt durch geholffen. Aber was wird mich ſol - ches helffen / ich wolte / daß ich noch in meinem Statu wehre / ſo famulirte ich wie zuvor / und duͤrf - te mich im gerinſten nichts ſchaͤmen / ietzund da ich nun abſolvirt, ſo thut man eines und das an - dere doch nicht mehr ſo gerne als ſonſten / genau daß ich mir daß alte Kleidgen habe ſchaffen koͤn - nen / welches ich meinen vorigen Herren zuvor ab famulirn muͤſſen. Aber wer fragt darnach / hab ich mich gleich nicht / auff Geld und Gut zu verlaſſen / und ſind meine Eltern gleich gute ein - faͤltige Bauersleuthe / ſo wird mich doch unſer HErr GOtt nicht verlaſſen / und mich ſchon zuſeinerſeiner Zeit zu verſorgen wiſſen / ich wil indeſſen fleißig beten / und meines Studirens abwarten / vielleicht iſt mir es zutraͤglicher / als wenn ich groſſe Mittel haͤtte und dieſelben uͤbel anwendete. Aber hier ſehe ich einen Magiſter herumb ſpatzie - ren / ich wil mich bey ihm antragen / und hoͤren / ob er etwan eine Gelegenheit fuͤr mich wuͤſte.

(ad Magiſt.)

der Herr Magiſter wolle mir verzeihen / daß ich ihn ſo frey anreden mag. Jch wolte von dem Herrn Magiſter vernehmen / ob er etwan ei - nen Famulum benoͤthigt wehre / ich bin ein armer guter Kerl / und muß ſehen wie ich unter den Leu - ten fort kommen moͤge / koͤnte ich des Herrn Ma - giſters Sachen verrichten / und der Herr Magi - ſter triege das Vertrauen zu mir / ſo wolte ichs an meinem Fleiße nicht erwinden laſſen / ich wolte mich nicht ſcheuen alles das jenige zuverrichtẽ was einem Famulo zukoͤmt / die Stiefeln zu putzen / die Stube auszukehren / einzuheitzen / Bier zu holen / und was man mir zuthun anbefehlen moͤchte / nur daß ich noch eine Zeit auf der Univerſitaͤt bleiben / und meine Studia weiter fort ſetzen koͤnte.

Magiſt.

Es iſt mir leid / mein guter Freund / daß ihr euch ſo armſelig behelffen muͤſſet / und wolte euch euere Wohlfarth und Beſſerung von Hertzen goͤn - nen; Aber fuͤr dißmahl bin ich keines Famuli be - duͤrfftig / denn ich ſchoͤn allbereit damit verſehen. WoWo Euch aber gefaͤllig / ſo weiß ich eine feine Ge - legenheit bey einem Profeſſori, und wil mich be - muͤhen daß ich euch dahin verhelffe / ihr wuͤrdet keine ſchlimme Gelegenheit allda haben / und iſt ein Mann / bey dem ihr was begreiffen / und von dem ihr mit der Zeit alle Befoͤrderung haben koͤnnet.

Bauers Sohn.

Wofern der Herr Magiſter ſich meinet we - gen dahin bemuͤhen wolte / ich wuͤrde es nimmer - mehr dem Herrn Magiſter gnugſam verdancken koͤnnen / denn meine gantze Wohlfarth darauff be - ruhet.

Magiſt.

So kommet denn mit mir dahin / wir wol - len ſehen / wie wir den Sachen thun werden:

(gehen ab)

Vnter Handlung

Broſe / Kaͤthe / Nachbar Alex Ein Sack-Pfeiffer.

Broſe.

Sich da / Nachbar Alex, treffen wir ein - ander in der Stat an. Habt ihr euer Holtz ver - kaufft? kom̃t / weil wir hier ſo nahe ſeyn / und laſt uns in dis Haus hierein gehen / ich ſehe wohl / ſie ſchencken Wein hierinnen / wir wollen einander ein Noͤßgen Wein zu zechen / ich hette heute einmaͤchtigmaͤchtig Luͤſtgen recht luſtig zu ſeyn / kommt immer ein wenig mit herrein / iſt doch noch Zeit genug / wir kommen noch alle bey Tage heim.

Alex.

Meinthalben / ich ſchleiche wol ein wenig mit

(ſie gehen mit ein ander hinein / laſſen ſich Wein langen / trincken ſtarck herumb / und fangen an luſtig zu ſeyn. Pickelher. koͤmt mit dazu / Alex hat ein Kober mit Wercke / Pickelhering macht ſich druͤber und friſt das Werck auff / treiben allerhand Poſſen.
Kaͤthe.

Aber / Nachbar Alex, habt ihr auch Bath Jaͤckeln geſehen / was er fuͤr ein ſtraffer Kerl iſt worden? Nun iſt er reine und treuge ein rechter Staudente worden. Er gehet ſo ſchoͤne ſchwartz ich kans euch nicht ſagen / von ferne ſehet ihr ihn gar fuͤr einen Bocclarſch an. Ja er geht auch gar zu ſtattlich / er hat ein Laſt zerkneterte Leimbd in Stieffeln / und hat ein Geſchlumper an Hoſen / wenn er nicht geſagt hette / daß er Jaͤckel wehre / ich hette ihn nicht gekant.

Alex.

Jſt Bath[Jaͤckel] ſo ein groß Staudente wor - den. Aber kan er denn auch wacker ſchreyen / und frey naͤrriſch thun? Jſt Er auch frey loſe? Es iſt doch ein prav Geſindgen um die Stauden - ten / es bekuͤm̃ert ſich umb nichts / und iſt im̃er luſtig /wennwenn es gleich manchmahl keinen Heller noch Pfennig im Beutel hat. Es hat mich wohl 1000. mahl gerauen / daß ich Plonen keinem Stauden - ten geben habe / ſie hat ihre liebe Angſt mit Flori - ton, ertriſcht ſie / ſie moͤchte thoͤricht werden. Sie iſt vergangen in die Wochen kommen / und Flori - ton wils nicht glauben / es iſt ihm gleich zu riſch. Aber ich wolte daß Jaͤckel bey uns wehre. Jch bring euch einen guten Soff drauff.

Sie bekommen einen Sackpfeiffer / fangen einen Tantz an / und ſeynd luſtig und guter dinge. Pickelh. tantzt auch mit.

Der Fuͤnfften Handlung

Erſter Auffzug.

Floretto, Amandus, Pickelh. die Tiſch-Purſche / die Fr. Doct. die Koͤchin / die Wache.
Es kommen etliche Tiſch-Purſche aufs Theatrum, gleich als in eines Doctoris Hau - ſe / der Tiſch der ſtehet gedeckt / beyde aus - gekleidete Studioſi kommen auch zu Tiſche / ſie ſetzen ſich / die Purſche gratulir ren ihnenzuzu dieſen neuem Stande / es koͤmbt eine Koͤchin mit einem Gerichte Fleiſch / ſetzt es auf den Tiſch und ſaget:

Die Herren ſollen immer ſpeiſen / der Herr Doctor wird wol nicht zu Tiſche kommen / er iſt anderswo geblieben / und hat es gleich ietzo heim ſagen laſſen / damit die Herren nicht vergebens warten duͤrffen.

(Picketh. agirt mit ihr.)
Die Fraw Doctorin komt auch hinein / geſegnet ihnen die Mahlzeit / und ſetzt ſich. Den newen Studioſis werden die Tiſch - Kannen zugebracht / Sie thun ſie beſcheid / diſcurriren allerhand Sachen / abſonderlich daß ein new Mandat des Schlagens we - gen angeſchlagen. Pickelh. iſt luſtig mit / und ſåufft ſich voll / die Tiſch-Purſche ſtehen nach der Mahlzeit auff / und gehen davon. Floretto bleibt bey der Fraw Doctorin allein ſitzen / und diſcurriret mit derſelben. Die Tep - pichte fallen in der innern Scene / die Tiſchpurſche und Amandus ſchreyen / juchzen / ſcherffen hauſ - ſen / und fodern die Wache heraus / Pickelher. iſt hinten und vorne mit dabey / die Wache kommet heraus / es gehet ein Scharmuͤtzel an / Pickelhering hat einen Knebelſpieß / und wehret ſich tapffer / die Tiſchpurſche reiſſen aus / Aman - dus und Pickelh. werden ertapt / und in die WacheKgefuͤh -gefuͤhret / Pickelhering hat keine Luſt darzu / und agirt ſtattlich mit der Wache. Es kommen mehr Purſche darzu / ſtuͤrmen auff die Wache / und machen die Gefangnen mit Gewalt loß / die Teppichte fallen.

Der Fuͤnfften Handlung

Anderer Auffzug.

Mercurius.

Jch / meine geneigte Herren und Frauen / meynt doch wol / weil ihr mich nicht wieder geſe - hen / ich hette euer gantz vergeſſen? Habt ihr mich gleich nicht mit euern Augen ſichtlich geſehen / ſo bin ich doch nichts deſto weniger bey euch un - ſichtbar geweſen. Jch / als ein GOtt gehe ſtets unſichtbar unter euch ruͤmb / und hette dieſes Schauſpiel gleichfals ſo vollenden koͤnnen. Aber warumb ich euch von neuen erſcheine / iſt / daß ich meinem Verſprechen nachkomme / und euch den Anfang / Mittel und Ende eines Studentẽ ſo wol im boͤſen als guten fuͤr Augen ſtelle. Jhr / meine Herren und Frauen / ſeyd zwar ſchon allbereit aus geſchehenen / was es etwan fur eine Bewandnuͤß mit dem Studenten-Leben haben moͤchte / ziemlichen berichtet worden / Aber da -[mit]ich euch den rechten Zweck / wohin dieſes gantze Schauſpiel eigentlich gemeynet / erklaͤre / ſo wil ich euch anietzo in zweyen kurtzen Geſichten ſchauen laſſen / Die Hauptlehre und den rich - tigẽ Ausgang des gantzen Studenten-Le - bens / gar in einer Enge begriffen / damit ihr erkennen moͤget / wie ſolches recht zu gebrauchen / und was es mit ſolcher Studenten-Luſt letzlich vor einen Ausgang gewinnet. So ihr demnach deſſen begierig ſeyd zu vernehmen / ſo gebt etwan ein Zeichen von euch ſolches euers gefallens. Es iſt ſchon gut / ſeyd nur ein wenig gemach und ſtil - le / damit ich mein Gebet zu dem Apollo verrich - ten kan:

Apollo, du groſſer Muſen Gott / du Va - ter / Erhalter und Vrheber aller Wiſſenſchafft und freyen Kuͤnſte; Du Ausleger und Erklaͤrer aller verborgenen Weißheit; Du Schutzherr aller ſtudirenden Jugend / dich ruffe ich an / du wolleſt Krafft deiner Gottheit die Augen dieſer verblendeten und verkehrten Jugend anietzo er - oͤffnen (und ihnen den rechten Weg zu ihrer Wol - fahrt und Studieren zeigen / damit ſie bey zeiten in ſich ſchlagen / die ſo uͤbel verſchwendete und an - gewendete Zeit bereuen / und den rechten Nutzen noch ergreiffen moͤgen /

(Schlaͤgt dreymahl mit ſeinem Stabe an die Scene.)
Die Scene wird auffgezogen / und wer - den wunderliche Geſtalten gezeigt: EsK ijſitzetſitzet einer auff einem Seſſel gantz melan - choliſch / und hat einen bloſſen Dolch auff die Bruſt geſetzt / gleich als ob er ſich entleiben wolte. Der andre ligt in einem Bette. Der dritte ſitzet und hat den Arm in einer Bin - den / die Hand in einem Kuͤſſen gebunden / und iſt ůberall verbunden. Der vierdte ſitzt und flickt ihm ſelbſten die Hoſen. Ein anderer guckt weit oben aus einem finſtern Loche ein wenig heraus.
Mercurius.

Hier ſehet / meine Herren / das luſtige und froͤliche Studenten-Leben; oder daß ichs recht ſage / den Spital und Siechſtuben deſſelben. Die - ſeꝛ mit dem bloſſen Dolche auff der Bruſt / der ſich ſo melancholiſch anſtellet / iſt ein deſperater Menſch / er hat ſeine jungen Jahre ſehr luſtig und liederlich hindurch bracht / und weil nun das ſeine hindurch / auch wenig / ſich kuͤnfftig zu erhal - ten / gelernet / als ſitzet er ietzo und ſpeculiret heff - tig. Drey Wege hat er / als das eintzige und letzte Mittel fuͤr ſich / entweder er gedenckt zu apoſta - ſiern und von ſeinem Glauben abzufallen / oder gedenckt ſich in Krieg zu begeben / oder wil ihm mit dieſem Dolche ſelbſten das Leben nehmen. Welches nun unter dieſen dreyen das beſte zu er - wehlen / kan er noch nicht ſchluͤſſig werden.

Dieſer

Dieſer ſo allhier zu bette liegt / iſt auch ei - net aus dieſer luſtigen Geſellſchafft. Er hat taͤglich in Sauß und Schmauß gelebet / den Ta - back geliebet / / alle Hurenwinckel durchkrochen / daher er ihm eine Kranckheit an den Hals geſof - fen / und einen Vnreinen und ungeſunden Leib be - kommen. Jener ſo den Arm in der Binden traͤgt / iſt ſein Tage ein hefftiger Penalputzer / Staͤncker und Balger geweſen / er hat ſeinen Degen der - maſſen verſtanden / daß er auff drey Kerl nicht das geringſte gepaſt; Aber es iſt ihm geſtern zu Nacht die Hand abgehauen / er auch ſonſten trefflich beſchaͤdiget worden / iſt alſo liederlich umb ſeine geſunde Gliedmaſſen kommen / worob er nun ſein Tage ein armer und gebrechlicher Menſch bleiben muß. Der vierdte weil er ein vornehmer Galan und Stutzer geweſen / daß ſei - ne alles an praͤchtige Kleider gewendet / und ſich uͤber ſein Vermoͤgen heraus gethan / muß nun ſelbſten die Hoſen pletzen / und hat nicht ſo viel / daß er ſich mit Ehren bedecken koͤnte. Der letzte / ſo zu oͤbriſt aus dieſen finſtern Loche ſiehet / und kuͤmmerlich das Tage Liecht genieſſen kan / hat verſchienen ſeinen Cammerathen fuͤr der Fauſt erſtochen / und wiewol er fluͤchtig wor - den / ſo hat man ihn doch angehalten / und muß nun die Tage ſeines Lebens in dieſem Ge - faͤngnuͤſſe zubringen / und ewig gefangen ſitzen. Vnzehliche Exempel mehr / koͤnten hier fuͤrge -K iijſtelltſtellt werden / woferne es die Zeit leiden / und ich meiner geneigten Herren und Frawen Gedult nicht ſo gar mißbrauchen wolte.

(Hier fallen die Teppichte.

Sehet ihr hier / meine Herren die Fruͤchte des luſtigen Studenten Lebens. Einen ſolchen Ausgang gewinnet es zu letzt / wenn wir das un - ſere ſo liederlich verthan / und hindurch bracht haben / ſo reuet uns nicht nur hernach / wenn wir zu reiffem Verſtande kommen / wiewol zu ſpat / ſolches wuͤſte Leben; Wir werden uns ſelbſten gram / und betauren mit unſerm hoͤchſten Scha - den / das ſchoͤne Geld / und welches unwiederer - ſetzlicher / die edle und guͤldene Zeit. Wir wuͤnd - ſchen die vorigen Jahre / und bereit verfloſſene Stunden / aber alles umbſonſt; Die Zeit kehret nicht wieder / die Mittel ſeind dahin / aller Ver - ſtand verlohren / und alle Kraͤffte verzehret / ja wir ſeind zu allen untuͤchtig / und muͤſſen ieder - man zu Schand und Spott leben: Vnd geſetzt daß man noch was verrichten koͤnte / wie ſchwer gehet es ein; Wie wil man ſo uͤbel dran; wie ſo ahnt thut es einem / wenn man in ſeiner Jugend immer luſtig und ſein eigen Herr geweſen / wenn man das gute Leben allzu ſehr gewohnet / und ſoll hernach andern Leuten unterthan und ſo kuͤmmerlich leben. Wie wehe thut es einem / wenn er einen armen Kerl / den er zuvor nicht einmal angeſehen / durch ſeinen Fleiß auffkom -menmen ſihet / hingegen er bey iederman verachtet und verlaſſen wird / die guten Schmaußbruͤd[e]r werden ihm alsdenn wenig beyſpringen / und heiſt alsdenn: Nimmer Geld / nimmer Geſelle. Das Wiederſpiel hinwiederumb ſollet ihr in folgen - dem Geſichte zuſchauen bekommen.

Klopfft wieder dreymal mit ſeinem Stabe an die Scene. Die Teppichte werden gezo - gen / Es ſitzen etzliche Profeſſores und Doctores auch Magiſtri und andere Stu - dioſi gleich als diſputir ten ſie.)
Mercurius.

Dieſe ſo ihr allhier ſitzen ſehet / ſind alles ſehr hochgelehrte und vornehme Maͤnner / wie - wol von ſchlechter Gebuhrt und Herkommen. Dieſer in dieſem koͤſtlichen Habit iſt eines Tage - loͤhners und einfaͤltigen Mannes Sohn / iſt aber durch Gottfuͤrchtiges Leben und fleiſſiges Stu - dieren dahin kommen / daß er die hoͤchſte Sta - ſel der Ehre mit hoͤchſten Ruhm erlanget. Der andere in der guͤldenen Kette iſt ein hoher und fuͤhrnehmer Reichs Rath / wiewol er nur von Bauer-Sta[m]m und Herkommen. Der zu der rechten Hand iſt ein ſolcher grund-gelehrter Mann / daß man ſeines gleichen wenig findet; ja er iſt in ſeinen Schrifften alſo bekant / daßK iiijfremb -frembde Voͤlcker / ſo offt ſie ſeinen Nahmen nen - nen hoͤren / mit bloſſen Haupte ſtehen / und ihm faſt Goͤttliche Ehre erweiſen. Jn ſeiner Ju - gend iſt er ein armer Knab und Currand Schuͤ - ler geweſen / hat auch ſeine Vnterhaltung durch ſingen fuͤr den Tuͤhren ſuchen muͤſſen / und GOtt der HErr hat ihn doch vermittelſt ſeines Fleiſſes aus dem Staube erhoben / auch Fuͤrſten an die Seite geſetzet. Ja es iſt eine ſolche Weißheit und Wohlredenheit in ihm / daß ihm iederman mit hoͤchſter Verwunderung zuhoͤret.

(Hier fal - len die Teppichte.)

Hier ſehen meine Herren einen groſſen Vnterſchiedt des Studenten-Lebens / wiewol ſie ingeſambt Studenten genennet werden / wie veraͤnderlich ſeind doch die Zeiten / wie uͤbel und gefaͤhrlich iſt es nach dem aͤuſſerlichen Schein zu urtheilen! Wer wolte einen jungen hurtigen Cavallier, der ſeine Studia auf allerhand luſti - ge exercitia wendet und recht politiſch lebet / nicht fuͤr einen armen Communiteter / Præce - ptor oder Calmaͤuſer / ſo die gantze Zeit uͤber den Buͤchern lieget / auch ſich unter den Leuten elend forthelffen muß / aͤuſſerlichem Anſehen nach / gluͤckſeeliger ſchaͤtzen. Man komme in wenig Jahren wieder / ſo wird ſich das Blat verwendet finden / und werden die vorigen in derer elendem Stande anzutreffen ſeyn. Esbleibebleibet wohl dabey / die aller elendeſten Geſellen und der aͤrmſten Leute Kinder gerahten am be - ſten / und muͤſſen der armen Kinder die Welt regi - ren. Derowegen ſchlage ein ieder bey zeiten in ſich / der bißhero ſich ſolches wuͤſten Lebens gebrau - chet / er kehre bey Zeiten umb / weil die Jahre noch verhanden und er noch Zeit zum Studiren haben kan. Er erwege / zu was Ende er auff Univerſi - taͤten geſchicket worden / und bedencke ſeine eigene Wolfarth / ſo wird er auch Ehr und Ruhm und einen unſterblichen Nahmen zu gewarten haben. Jndeſſen geruhen meine geneigſten Herren und Frauen / noch ein wenig und erwarten follents den Außgang dieſes luſtigen Schau Spiels / ſie ſollen meines Goͤttlichen Schutzes und Gewogenheit wiederumb zu genieſſen haben.

Der Fuͤnfften Handlung

Dritter Auffzug.

Die Purſche / Amandus, Floretto, Pickelh. eine Dame / die Zofe / die Wache.
Die Purſche gehen gaſſaten mit einer Muſic / Amandus mit einem alten Huth und Mantel verſtellet iſt auch dabey / ſieK vkom -kommen bey einer Damen Thuͤre beſtehen / machen ihr ein Staͤndgen / und muſiciren lange / Pickelh. koͤmt endlich auch dazu / die Purſche gehen fort / Amandus ſtielt ſich heimlich von ihnen abe / giebet eine Loſung / die Thuͤre gehet auff / und ſchleicht mit Pi - ckelh. gar heimlich hinein / die Purſche ver - lieren ſich mit ihrer Muſic / Amandus in zwiſchen / wird von der Zofe gar mit leiſen Schritten in einer Damen Loſament bracht. Amandus ſetzet ſich zu ihr / und galaniſirt mit derſelben. Pickelh. macht ſich in deſſen zur Zofe / und Schertzet mit ihr. Die Teppichte fallen. Amandus in deſſen iſt von der Compagnie vermiſſet worden / ſie kommen wieder fuͤr das Haus / agieren die Dame zum hefftigſten / fahen einen Tumult an / ſchårffen in die Steine / und ſchreien Hundsfutt kom raus von der Hure. Sie treten auff eine Seite / gleich als ob ſie weg wehren / und hoͤren ob ſich auch iemand melden o - der heraus kommen wolte. Pickelhering koͤmt heraus mit einer Ofengabel und bleiben die Vor - haͤnge auff gezogen / meint ſie wehren hinweg: ſchmelt / und macht ſich ziehmlich breit / es koͤmt ei - ner an der Wand heimlich hin geſchlichen / hauetumbumb Pickelh. herumb / Pickelher. erſchrickt / ſtehet gantz ſtille / und reget ſich nicht / endlich leſt er fuͤr groſſem Schrecken die Ofengabel aus den Haͤn - den fallen. Amandus iſt anfangs gar ſtille / zu letz iſt er reſolvirt hinaus zu gehen / die Dame faͤlt ihm umb den Halß und bittet ihn zu bleiben / Pickelher, bekoͤmt wieder das Haus ein. Die Vorhaͤnge werden zugezogen. Sie folgen ihm nach. Der tumult gehet wieder an / Pickelh. guckt wieder ein wenig hinaus und ſpricht.
Pickelhering.

Was die Tuͤbel ſeynd fuͤr Nacht-Raben drauſſen / die ſo anſchlagen? Was wolt ihr ihr Kerl? Jhr koͤnt heunte kein Bier mehr kriegen / der Keller iſt ſchon zugeſchloſſen. Die Mutter hat den Schluͤſſel mit genommen / ich wolte euch gerne helffen / ihr muͤſt ſehen / ob ihr anderswo / noch was bekommen koͤnnet.

Die Purſche ſchlagen an.

Mache auf du / oder der Hencker ſol dir auf dei - nen Kopff fahren / auff / auff /

(ſchlagen hefftig an.)
Pickelhering.

Ey ihr Herren thut doch ein wenig gemach / ihr werdet die Leute aus dem Schlaff wecken. Vater und Mutter ſind ſchon lange zu Bette / ſie werden nicht wiſſen / was da iſt. Jhr wer - det uns Vngelegenheit machen / thut es doch un - ſertwegen nicht.

Die
Die Purſche.

Wo iſt denn die Jungfer?

Pickelhering.

Es iſt alles zu Bette. Jhr koͤnt heute nicht zu Jhr / ihr muͤſt morgen wieder kommen. Mein Herr und Sie / ſie ſchlaffen ſchon mit einander / ihr ſeyd ein wenig zu lange geweſen / ietzund wil ich und die Magd auch gehen / Schert euch doch vor dem Hauſe weg. Wenn es der Vater und die Mutter hoͤrten / wir koͤnten in Vngelegenheit kom - men / wir ſeynd hierinnen ſo ſtille als wir koͤnnen / und ihr habt drauſſen ſo ein parlament.

Sie hauen nach Pickelh. Pickelhering wiſcht mit dem Kopff wieder hinein / Sie ſchlagen noch hefftiger an / gleich in dem er - brechen ſie / und ſtuͤrmen das Haus / Hier muͤſſen die Vorhaͤnge der innern Scene fallen / und wird das Bette vom Theatro geſchaffet / nichts deſto weniger gehet das turniren immer fort / Pi - ckelh. bekoͤmt einen alten Beſen / und wehret ſich ſtattlich. So bald das Bette vom Theatro ge - bracht / werden die Vorhaͤnge auffgezogen / und k[]mmet die Wache Friede zumachen. Die Pur - ſche ſtellen ſich zur wehre / es werden auff beyden Theilen etzliche beſchaͤdigt. So bald die Solda - ten gedaͤmpffet / iſt Floretto auff dem Platze / nim - met ſich ſeines Cammerathens an / und erhebet ſich ein neu weſen. Amandus[iſt auch] auf dem Theatroohneohne Wams / die beyden treten zuſammen / kehren einander die Ruͤcken zu / und wehren ſich uͤber alle Maſſen; Die Soldaten kommen noch ſtaͤrcker / die Purſche muͤſſen weichen / und kommen endlich von einander.

Der Fuͤnfften Handlung

Vierdter Auffzug.

Amandus, Pickelh. der Pedel. Pickelh. gehet hauſſen ſpatzieren / gar krum / redet mit ihm ſelbſten.

Das waren Galgen-Voͤgel geſtern Abend / ſie verſtoͤhrten uns in unſerer beſten Andacht / es hette gar nicht loſe ſollen angehen / da fuͤhrt gleich der Hencker die Kerl fuͤr die Thuͤr. Die Tuͤbel wie war mir ſo bange darinnen / wir weren gerne hinaus geweſt / und ſie gerne hinein. Jch weiß es wohl / warumb es den guten Kerlen zu thun war / ſie rochen den Braten / und hetten gerne mit geſ - ſen / es war den guten Freunden umb Jungfer Vrſchel-Blandingen. Der Tuͤbel wie ſatzt es luſtige Schlaͤge / heute fuͤhle ich ſie erſt recht auff meinem Buckel. Jch wahre doch allemahl der hinterſte / noch dennoch habe ich einen ziemlichen particul noch mit weg getragen. Schmeiß daß dich die Tuͤbel hole ſchmeiß ſchmeiß / die Lendenthunthun mir ſo weh / daß ſie mich kaum erſchleppen koͤnnen. Die Kerl / ſehe ich wohl / haben gar recht drauff ausgelernet / ſie wiſſen fein wo es ei - nem am weheſten thut. Meine Herren werden wol auch ein gut Theilgen davon bekommen haben / ich habe ihnen muͤſſen ſalbe holen / und haben ſich heu - te lange geſchmieret. Harre ein andermahl gehe mehr naſchen. Jn ſolchen Teichen faͤngt man ſolche Fiſche / es tauerte mich nichts mehr als daß ich die Zofe ſchon ſo auff einem guten Wege hatte / ich weiß es nicht / wie weit es mein Herr gebracht. Das hieſſe wohl recht das Fleiſch aus den Zaͤhnen geruͤckt. Jch muß doch hinein gehen / und ſehen ob ſie noch ſchlaffen / oder was ſie machen.

Der Pedel
koͤmt gegangen ruft Pickelh. zuruͤck.

Holla; guter Freund / guten Morgen; wie ſtehets? ſeynd eure Herren zu Hauſe? was machen ſie? ſeynd ſie aufgeſtanden?

Pickelhering.

Sie werden wohl noch ſchlaffen; Warumb? wolt ihr was bey ihnen?

Pedel.

Jch ſol ihnen in Namen des Magnifici den arreſt re & corpore ankuͤndigen / und ſollen alſo - bald nach Mittage fuͤr dem Concilio erſcheinen.

Pickelhering.

Was iſt das? Der Narreſt: das verſtehe ich nicht.

Pedel.
Pedel.

Es iſt ſo viel / daß ſie zu Hauſe bleiben und nicht aus gehen duͤrffen.

Pickelhering.

Es wird ohne das wohl geſchehen. Sie be - finden ſich was unbaß / ſie haben geſtern eine ſtar - cke purganz, und zuviel warm Bier mit Baum - oͤhl eingenommen / ſie befinden ſich nicht gar wohl drauff. Es iſt ihnen ſo in die Glieder geſchlagen / daß ſie weder Arm noch Bein regen koͤnnen. Wiſt ihr nicht etwan / wie den guten Kerlen wieder zu helffen wehre?

Pedel.

Laſt ſie nur vor das Concilium kommen / es wird ihnen ſchon ein guter Schweißtranck ein - gegeben werden / die Herren Profeſſores werden ſie ſchon curiren.

Pickelhering.

Ey jo ich bitte ſelbſten drum. Was iſt das Con - cilium fuͤr ein Ding? Es wird vielleicht der Stu[-]denten Schwitze Banck ſeyn? Komt nur herein[/]da koͤnt ihr ſelbſten mit ihnen am beſten reden[/]ich weiß ſie werden euch recht gerne ſehen. Jh[r]ſeyd jo der lateiniſche Marckmeiſter?

(Fuͤ[h]r[t]ihn hinein)
Der

Der Fuͤnfften Handlung

Fuͤnffter Auffzug.

Magnificus, Aſſeſſores, Pedel, Flo - retto, Amandus, Univerſitet Actuarius.
Der Magnificus koͤmt mit etzlichen Profeſſoren und Actuario auffs Theatrum, und halten Con - cilium, der Magnif. faͤhet alſo an.

Vnd was wollen wir nochmals thun? ihr meine Herren Collegen bewuſter Sache wegen? ſoll es noch bey der Relegation beyder delinquen - ten auff drey Jahr bleiben? Jch / fuͤr meine Perſon / halte es gaͤntzlich dafuͤr; Was iſt ewere Meynung?

Der eine Aſſeſſor.

Vnd dieſes were eben gleichfals mein Rath. Man kan dem boͤſen nicht gnugſam ſteuren / und ſolche Verbrecher nicht gnugſam ſtraffen / es were noch ſchaͤrffere Haͤrtigkeit von noͤthen / es wil doch wenig gnug verfangen / nur damit ſich die andern deſto beſſer daran ſpiegeln moͤgen.

Der Magnif.
zu dem andern.

Was were denn euere Meynung? Sehet ihr es der Relegation wegen auch ſo fuͤr gut an / und pflichtet ihr unſerer Meynung nicht billich bey?

Der andere Aſſeſſor.

Ja / es iſt wol etwas / und kan dem boͤſen (wie mein Herr Collega allbereit erwehnet) nicht gnuggeſteu -geſteuret werden. Aber ich halte dafuͤr / daß al - ſo gar eine uͤbrige ſchaͤrffe auch nicht rathſam / man weiß doch wol / daß ſich die Studenten nicht ſo gar binden laſſen / man muß ſie jo auch nicht / wie etwan in Schulen tractiren / es iſt noch die Jugend / und muß man doch immer ein wenig da - bey mit durch die Finger ſehen. Der Relegation wegen rathe ich nicht. Man bedencke / es iſt ein unausleſchlicher Schimpff und ein groſſer Stoß in eines Wolfahet und Befoͤrderung / und hat man ehe erfahren / daß die jenigen / ſo die Hoͤrner in ihrer Jugend zuvor wol abgeſtoſſen / hernacher / wenn ſie gnugſam verrehſet / die beſten worden ſeynd; Aber dieſes kan man wol thun / man kan ihnen das Verbrechen ſehr hoch auffmutzen / ihnen mit der Relegation zum gewaltigſten draͤuen / auch ihnen dieſelbe ankuͤndigen / damit man ihnen nur ein wenig bange machet / und ſich ein ander mal in dergleichen loſen Haͤndeln beſſer in acht nehmen. Man hat jo noch andere Straffen / man ſetze ihnen eine hohe Geldſtraffe an.

Magnificus.

Aber / was iſt das / auff ſolche Weiſe werden nur die Eltern und nicht Sie geſtraffet. Vber diß ſo iſt die Verwegenheit und der Frevel gar zu groß / Sie haben gleichſehr Vrſach geben ſo eines Tumults / und daß das Haus zu letzt gar erbro - chen worden. Was meynt ihr wol / wuͤrde zu letztLgeſche -geſchehen / wenn man ſolche Sachen ſo uͤberh[in]ſtreichen lieſſe. Aber laſſet die Vota weiter heru[m]gehen.

Der dritte Aſſeſſor.

Jch vermeyne ſelbſten / daß dieſes nicht ſo ga[r]wol zu verantworten ſey / und man nothwendig[/]andern zum Exempel / etwas thun muͤſſe. Aber es muß hierinnen auch gleichwol ein reſpectus de[r]Perſonen und des Verbrechens in acht genomme[n]werden; Von Amando ruͤhret das meiſte her / Floretto, wie man vermuthet / iſt dem ander[n]beyzuſtehen / nur zu letzt darzu kommen / ſo halte ich nicht / daß er mit Amando in gleicher Straff[e]ſeyn kan. Vnd damit wir uns gleichſehr unſerer Authoritaͤt / und zugleich auch der Gelindigkeit mit gebrauchen / ſo meynte ich / daß Amando die relegation, dem Floretto aber / weil er auch ei - ner von Adel / auff drey Wochen das Carcer di - ctiret werden koͤnte, kan man ihn doch den Aman - dum wieder recipiren, nur daß es relegiren heiſt / und den Namen hat; Deß Floretto wegen inter - cedire ich ſelbſten.

Magnificus.

Es iſt wahr / und falle dieſer Meynung ſelbſten bey; Jhr Herren Collegen, was beduͤnckt euch daruͤber? und wie kommen wir recht hinter die Sache?

Die Aſſeſſores erkennen es ſaͤmbtlichen fuͤr gut / es wird geklingelt / der Pedel koͤmbt hinein.
Magnif.
Magnificus.

Laſt Amandus alleine herein kommen.

(Er kom - met hinein) (ad Amand.)

Seyd ihr geſtern bey dieſen loſen Haͤndeln mit geweſen / ſo zu Nacht ge - ſchehen?

(Der Actuarius protocolliret alles.)
Amandus.

Nein ihre Magnificens.

Magnif.

Jhr ſolt jo mit dabey geweſen ſeyn; wiſt ihr denn gantz nichts davon?

Amandus.

Nein / ihre Magnificens.

Magnific.

Wiſt ihr auch nicht / wer in des Petroni Hauſe geweſen?

Amandus.

Nein ihre Magnificens, es iſt mir gantz nichts wiſſend.

Magnific.

So. Wie wenn ihr es wol ſelbſten geweſen we - ret. Wer war denn der andere ſo bey euch war?

Amandus.

Jhre Magnificens benebenſt meine großguͤn - ſtigen Herren Aſſeſſores verzeihen mir / es iſt mir gantz nichts davon bewuſt / ich trage gantz keine beliebung zu dergleichen Staͤnckereyen / und ent - ſchlage mich derſelben ſo viel ich kan. So wil ichs auch mit meinen Leuten zu Hauſe bezeugen / daß ich geſtern zu Hauſe blieben / und gar zeitlich ſchlaf - fen gangen.

L ijMagni -
Magnif.

Wie / wenn wir andere und beſſere Nach[-]richt hetten: Jhr moͤget[euch] entſchuldigen wie ihr wollet / ſo wird es euch doch wenig helffen[.]Schaͤmt ihr euch nicht / daß ihr uns mit ſolche[r]Vnwarheit unter Augen trettet. Wir wollen euch wol Zeugen vorſtellen / wenn ihr ſie haben wollet. Petroni iſt ſelbſten hier geweſen / und hat ſich uͤber ſolchen Frevel zum hefftigſten be - ſchweret / er gabe euch eintzig und allein die Schuld / und ſagte / daß ihr die Vrſache alleine an ſolchen Haͤndeln weret. Es iſt zwar ein groſſes / und ſehen euer Contumaciam und Halsſtarrigkeit hierinnen / Geſtehets nur / es wird nicht viel zu bedeuten haben / nur daß wir ſehen / daß ihr euch ſubjicirt, wir wollen euch deß - wegen gut fuͤr allen Schaden ſeyn / ja wollen euch noch behuͤlfflich ſeyn / damit ihr euch umb deſto beſ - ſe[r]aus dieſer Sachen heraus wickeln koͤnnet. Darumb geſtehet es nur / ihr werdet mit ſolchem Verleugnen die Schuld nur deſto groͤſſer machen.

Amandus.

Meine großguͤnſtige Herren wollen mir ver - zeihen; Jch kan nichts geſtaͤndig ſeyn / woran ich mich nichts ſchuldig weiß / ſo iſt Denſelben auch mit Vnwarheit nichts gedienet / und kan es den Herren zu gefallen wol geſtehen / wiewol ich nicht das geringſte darumb weiß / die Herren ſeind zumildemilde berichtet worden / und muß Petroni mich fuͤr einen andern angeſehen haben / ich wuͤſte mein Tage nicht / daß ich in ſein Haus kommen were.

Magnificus.

So geſtehet ihr demnach nichts? Es wird ſich ſchon finden / und erfolget euch etwas anders draus / ſo wollen wir entſchuldiget ſeyn / und moͤ - get ſolches eintzig nur euerer Halsſtarrigkeit bey - meſſen. Aber ich vermahne euch noch einmal / daß ihr die Warheit nicht verhaltet / und nur ſa - get / wie die Sache an ihr ſelbſten beſchaffen / es hat ja ſo viel nicht zu bedeuten.

Amandus.

Jch weiß nichts davon ihre Magnificens.

Magnificus.

Nun es[ſoll] euch die Straffe geſchencket ſeyn; wenn ihr ſaget wie es mit Floretto geweſen. Wie war es doch? er iſt jo auch mit darbey geweſen? und koͤnt es uns wol vertrauen; Wir werden nicht ſagen / daß es von euch herruͤhret / und daß ihrs uns geſagt / ſo beſcheiden werden wir ſelbſten ſeyn / durch dieſes Mittel koͤnt ihr euch am beſten rathen / wir wollen euch ſchon davon helffen.

Amandus.

Jch weiß nichts mehr / als was ich allbereit geſaget / auch von Floretto nichts / und darauff werde ich auch beſtaͤndig bleiben.

Magnif.

Nehmet einen Aberitt.

(Amandus tritt ab.)
L iijMagnif.
Magnif.
ad Profeſſ.

Es iſt ein ſchlauer Gaſt / wir koͤnnen noch nichts zur Zeit mit ihm anfangen / er mag mehr dabey geweſen ſeyn /

(ad Padel)

heiſt alsbald den andern herein

(Floretto koͤmt hinein.)
Magnif.

Seyd ihr dieſer / ſo geſtern den Sturm mit anrichten und vermehren helffen? Aber wie war es? wie kahmt ihr darzu?

Floretto.

Jch habe zwar von den geſtrigen Haͤndeln et - was gehoͤret / aber daß ich ſelbſten ſoll mit dabey geweſen ſeyn / weiß ich nichts druͤmb.

Magnif.

Was? ſeyd ihr nicht mit da bey geweſen.

Floretto.

Nein / ihre Magnificens, ich weiß michs nicht zu entſinnen.

Magnif.

Was wolt ihr viel ſagen / wir wiſſen es alles zum Haarkleineſten / Amandus hat es jo alles ge - ſtanden und euch auch genennet / daß ihr mit da - bey / auch daß ihr der erſte geweſen / ſo das Haus mit ſtuͤrmen helffen. Was hat euch Petroni denn zuwieder gethan? Wir werden es mit euch nicht ſo genaw nehmen / zumahl wenn euch gnungſame Vrſache darzu gegeben worden / man weiß es doch wol / wie ihrs zu machen pfle - get. Amandus wolte zwar anfangs auch nicht mit heraus / aber weil er die gantzeSacheSache geſtanden / ſo iſt er gar mit einer leid - lichen Straffe durchkommen. Wie war es doch? wurde denn Amandus, wie er ſagte / in dem Hau - ſe gantz unſchuldig uͤberfallen / oder war er mit da - bey? Es dienet zu euerer Sache / die andern deſto beſſer abzuſtraffen / und koͤnnet euch hierdurch am beſten darvon helffen.

Floretto.

Amandus, ſo wol als ich / iſt gar nicht mit dabey geweſen / darzu hat er auch die geringſte Vrſache nicht darzu geben / iſt er doch gantz ſtille in Petroni Hauſe geweſen.

Magnific.

Das iſt ſchon gut. Aber wie war es mit euch? ſeyd ihr denn / wie Petroni euch angeklaget / der Anfaͤnger und Redelsfuͤhrer geweſen?

Floretto.

Nein / ihre Magnificens, diß wird Petroni nicht ſagen koͤnnen / was hette ich fuͤr Brſache darzu gehabt? ſeind wir doch / Amandus und ich / ſehr gute Freunde / und bin allererſt auff die letz - te / wie alles geſchehen / ihm beyzuſtehen / darzu kommen.

Magnific.

Nehmet nur wieder einen Abtrit.

(Flo - retto gehet ab.)
Magnificus
ad Aſſeſſores,

Das Ding iſt klar / wir haben Nachricht gnug / dieſer iſt noch gar einfaͤltig und nochL iiijnichtnicht recht gewieget. Wir wollen doch Amandus noch einmal herein kommen laſſen / ob wir noch was aus ihm bringen koͤnten /

(ad Pedel)

laſt den erſten wieder herein kommen.

(Amandus kombt hinnein.)
Magnific.

Aber was helſſen euch nun eure Entſchuldi - gung. Seyd ihr nicht bey Petroni geſtern im Hauſe geweſen?

Amandus.

Nein ihre Magnificens, ich bin mein Tage mit keinem Bein in ſein Haus kommen.

Magnific.

Seyd ihr nicht hinein kommen? Sehet da / wie treffen euere Reden mit einander uͤberein / habt ihr es doch vor ſelbſten geſtanden / daß ihr drinnen geweſen / ihr bleibet gar nicht auff einer Rede. Jhr habt jo zu vorher viel anders geſagt.

Amandus.

Jhre Magnificens verzeihen mir / ich weiß michs nicht zu entſinnen / und hab ich zuvor an - ders geredet / darvon ich doch nichts weiß / ſo muß es aus Jrreden geſchehen / oder vielleicht nicht recht verſtanden worden ſeyn.

Magnific.

Was wolt ihr viel ſagen; Jſt euch doch Floret - to zu huͤlffe kommen / und hat alles geſagt / wie die gantze Sache ſich verlauffen. Was habt ihr ſo ſpaͤte in Petroni Hauſe ohne ſein Wiſſen zu ſchaf - fen?

Aman -
Amandus.

Jhre Magnificens verzeihe mir / ich habe es nicht vermeynet / dz es etwas auff ſich haben moͤch - te / ich habe nur noch wollen einen Schlafftrunck thun.

Magnif. ad Pedel.

Heiſt den andern auch herrein /

(Floretto komt hinein) (ad Amand.)

Wir wiſſen gar wol / was ihr fuͤr Geſellen ſeyd / ihr thut nichts allhier / als daß ihr freſſet und ſauffet / und allen Vnfug an - richtet / dergleichen boͤſe und reutige Schaffe muͤſ - ſen bey zeiten ausgemertzt werden / ehe ſie andere auch mit anſtecken und verfuͤhren / und iſt uns gar nicht lieb / daß wir ſolcher geſtalt mit euch zu thun haben muͤſſen / wir weren es gerne uͤberho - ben; Aber wir muͤſſen unſer Gewiſſen und Ambt bedencken / und ex officio etwas thun / daß wir nicht gar gerne zuthun pflegen; Weil ihr denn die meiſte Vrſache ſolches Tumults wegen ſeyd / auch des Petroni Haus / woferne ihr gethan / nicht geſtuͤrmet worden were / ſo kuͤndige ich euch im Nahmen des Concilii ex officio beyden die relegation auff drey Jahr an / theils damit ihr euren Jrrthumb verſtehen / und euch ins kuͤnff - tige fuͤr dergleichen Sachen zu huͤten und euch fuͤrzuſehen lernet / theils auch / daß eure Eltern ſe - hen moͤgen / wie ihr euch auf Vniverſitaͤten ver - halten / und wie wol ſie ihr Geld angelegt haben. Auff den Sontag ſolt ihr publicè angeſchlagenL vwer -werden / darnach ihr euch zu achten / hiermit koͤnt ihr nach hauſe gehen / ihr habt nun euern Beſcheid.

Sie bitten ſehr vor / ſonderlich Floretto, es wil nichts verfangen / ſie muͤſſen wieder einen Ab - tritt nehmen / die Aſſeſſores deliberiren weiter von der Sachen / und wird beſchloſſen Amandus ſoll tacitè auff 2. Jahr relegirt, Floretto aber 8. Ta - ge in das Carcer gehen / Sie werden wieder hinein gefordet / und ihnen dieſes angemeldet / und zugehet alſo das Concilium.

Der Fuͤnfften Handlung

Sechſter Auffzug.

Amandus / Pickelher. Schuſter / Schneider / Kramer / der Bothe / die Waͤſcherin / die Wir - thin / der Fechter / Tantzmeiſter / Trinchirer / Ballmeiſter / der Weinſchencke / eine Dame / es bringet ein ieder ſeinen Auszug wil be - zahlet ſeyn / Pickelhering zu iedem.

Es iſt ſchon gut / ſie koͤnnen nur wieder her fragen / mein Herr iſt anietzo nicht zu Hauſe / er iſt ins Bath gangen / und wird gleich ietzo auff der Lateiniſchen Schwitzbanck ſeyn / ich wil ihm den Auszug ſchon zuſtellen / es iſt euch gewiß gnug / ich weiß / er wird ungehalten ſeyn / daß die Sum̃anichtnicht hoͤher iſt / ihr hettet doch moͤgen immer etwas zuſammen kommen laſſen / er hat Geld gnug / und zahlet ſolche Lumpereyen nicht gerne ſo einzelnd aus / er bezahlet ſeine Schuldleute gerne zu 100. Thalern.

Creditores.

Jch weiß wohl / daß mir es gewiß gnug iſt / zweiffele auch gar nicht an der Zahlung / es iſt mir nur / ich bin ein armer Mann / und kan ſo viel nicht aus meiner Haußhaltung entrathen.

Pickelhering.

Es iſt gar gut / vergeſſet es nur nicht / und kommet wieder / er giebt euch noch wohl etwas druͤber. Es iſt war / wenn es bezahlt iſt / ſo iſt es bezahlt.

(Sie gehen ab / Pickelhering lacht ſie hinterwerts aus und ſpricht zu ſich ſelbſten)

Spitzt euch nur drauff / ihr werdet nicht viel boͤſe Pfen - nige ſehen. Ein Strich durch / ſo iſt es bezahlet /

(agirt ſonſten.)
Amandus gehet gar traurig ein / hat die Relegation in der Hand ſihet immer fuͤr ſich weg / ſagt kein Wort.
Pickelhering.

Komt ihr nun wieder Herre? Gott geſegne euch das Bath. Habt ihr wohl geſchwitzt? wie befindt ihr euch drauff? Aber was habt ihr hier[fuͤr] einen Zettel / ich halte ihr kommet auch / und wollet euch ſelbſten mahnen?

Aman -
Amandus.

Ey las mich zufrieden / es iſt mir itzund gar nich aufgereumet / hier habe ich meinen Abſchied / daß ich fort ſol / die Relegation.

Pickelhering.

Eure Relegation? Aber warumb ſolt ihr fort? wo bleibt denn Floretto?

Amandus.

Er hat muͤſſen in das Carcer gehen.

Pickelhering.

Ha ha? Es wird der Studenten ihr Luſt - Haͤuſigen ſeyn? ſie ſchmauſen gerne drinnen und vertrincken das Leid. Aber hier Herr ſind etzliche Schreiben ankommen.

(giebet ihm die Auszuͤge)
Amandus
iſt luſtig.

Das iſt ſtattlich. Gewiß von Hauſe? Jch werde vieleicht Geld bekommen?

Pickelher.
lacht heimlich.

Jch kan nicht wiſſen / ihr werdet es ſchon ſe - hen. Die Bothen ſo ſie brachten / ſagten / ſie wol - ten bald wieder kommen / ſie werden gewiß das Bothenlohn holen wollen.

Amandus ſiehet ſie an / kratzet ſich maͤchtig im Kopffe / ſummirt die Poſten / ſie belauffen ſich auff 500. Thal. er iſt in ångſten / ſitzet und Corneliſiret, fragt Pickelh. wie ers doch machen ſoll / Pickelh. giebt aller - hand wunderlichen Rath. Es koͤmt einBotheBothe hinein / bringet ein Schreiben vom Hauſe. Amandus iſt froh / vermeynet / es wuͤrde Geld ſetzen. Zum Bothen
Amandus.

Woher guter Freund? bringt ihr mir Schrei - ben? was machen ſie gutes? wie ſtehet es zu Hau - ſe zu?

Bothe.

Gar ſchlecht / der Herr wird es ſchon aus dieſem Brieff ſehen.

Amandus erbricht ihn / erſchrickt im leſen / ſpricht zum Bothen.

Was? ſol mein Vater ausgetreten ſeyn? Jch kan es nicht glaͤuben.

Bothe.

Es iſt nicht anders / es verlaͤufft ſich auf die 80000. Thaler / die Creditores haben alles ver - arreſtiren und einziehen laſſen / er ſelbſten auch ſitzet in dem Schuldthurme gefangen / wie es wei - ter ablauffen wird / weiß ich nicht.

Der Bothe gehet weg. Amandus weiß nicht was er anfangen ſoll / es wird wieder angeklopffet / Pickelh. koͤmt hinein und ſpricht:

Seyd luſtig Herr / wir kriegen prave Gaͤſte. Es iſt eine ſchmucke Dame hauſſen / die fragt nachEucheuch / es iſt die in dem blauen Beltz / ſie kahme im - mer zu euch auff die Stube / wie ihr noch ein Penal waret.

Amandus
verſteckt ſich und ſpricht:

Was wil ſie denn? Sage nur zu ihr / ich were nicht zu Hauſe.

Die Dame koͤmt hinein und bringet ihm ein Kind.

Wo iſt denn euer Herr?

Pickelhering.

Er iſt nicht zu Hauſe. Was wolt ihr bey ihm?

Die Dame.

Hier bringe ich ihm dieſes Kind ſo ihme zu - ſtehet / und weil er Vater dazu / ſo mag er mich auch und daſſelbige ernehren. Jch gehe nicht ehe von der Stube / er vertrage ſich denn mit mir zuvor.

Pickelhering.

Je / das wird ihm recht lieb ſeyn. Er iſt ohne das melancholiſch / es koͤmt ihm gleich zu paſſe / und bekommet gleich ſo was / damit er die Zeit ver - treiben kan. Jhr koͤnt nur das Kind hier laſſen / und koͤnt wieder her kommen / ihr werdet ihn wol ſchwerlich erwarten.

Die Dame wil ſich nicht abweiſen laſſen / Pickelher. laͤufft ſucht ſeinen Herrn / koͤmbt wieder und ſagt / er koͤnte ihn nicht finden /diedie Dame leſt das Kind auff ſeiner Stuben liegen / gehet darvon / Pickelher. rufft ſeinem Herrn.

Komt doch heraus Herr / ſehet doch / was wir fuͤr ein huͤpſch Spiel-Voͤgelgen bekommen. Ey ſchenckt doch mirs / ihr koͤnt wol ein anders kriegen. Was wird der Großvater ſprechen? Er muß ihm nun fein den gruͤnen Donnerſtag geben / und auch das neue Jahr /

(agirt wohl.)
Amandus iſt in 1000. ångſten / der Pedel koͤmt dazu / und ſaget / der Magnif. lieſſe ihm gebieten / er ſolle ſich alſobald aus der Stadt machen.
Amandus gehet gar traurig abe. Pickelher. macht wunderliche Poſſen fuͤr dem Kinde und ſpricht:

Jch ſehe wol / mein Herr hat ſich prave ge - halten / er hat es recht Studenτιϰῶς gemacht. Jch weiß er wird mit hoͤchſter Reputation nach Hauſe kommen. Das iſt des reichen Kauff - manns Sohn / die Leute wollen bezahlet ſeyn / der Sohn laͤufft darvon / der Vater hat Banckroth gemachet; ie daß dich jo die Tuͤbel mit ſambt den reichen Kauffleuten! Kunte doch bey dem Pracher das Geld nicht alle wer - den / und wuſte nicht / wo er mit allem hin ſolte -JchJch halte / einer duͤrfft noch wol mehr ſolche reiche Kauffleute finden. Die Eſel wiſſen ein Theil nicht wie ſie gute arme Kerl neben ſich gnugſam verach - ten ſollen / und lauffen hernacher zum Thore hin - aus. Sie prahlen und prachen ſchrecklich / kaͤuffen groſſe Haͤuſer und Guͤter mit ander Leut Gelde / und iſt nicht einmal ihre. Aber das iſt der Hen - cker / daß es nur ſo ein klein Weilgen wehret / und habe ihrer mein Tage ſchon gar zuviel geſehen. Jch muß doch gehen / und ſehen / was Floretto guts in ſeiner neuen Stuben machet.

Der Fuͤnfften Handlung.

Siebender Auffzug.

Amandus, Pickelh. etzliche Stud.
Amandus iſt auff dem Theatro bereit eine halbe Meile / es begleiten ihn etzliche gute Freunde / nehmen ſehnlichen Abſchied von einander und trin - cken noch kniende Geſundheiten. Amandus ge - ſegnet ſich von allen ab. Zuletzt ſpricht Er zu Pickel - hering:

Vnd du Pickelh gehab dich auch wol / ich be - dancke mich fuͤr treugeleiſtete Dienſte / und thue nur wie ich dir befohlen / ſage zu den Creditoren, ich hette nicht laͤnger in der Stadt warten duͤrffen / ſie ſolten ſich gedulden / und an die Meinen ſchrei - ben / ſie ſolten alle befriediget werden.

(Gehen ab)
Der

Der Fuͤnfften Handlung

Achter Auffzug.

Pickelhering.
Pickelhering iſt allein in ſeines Herrn Stube. Des Relegirten hinter - laſſene Sachen werden durch den Pedel arreſtirt. Es wil Pickelher. nicht laͤnger gefallen / daß es nichts mehr zu ſchmauſen ſetzet / helt uͤbel Haus auff der Stube / und ſaget / weil Amandus nun weg / und Flo - retto im Carcer were / ſo wolte er indeſſen alles verkauffen / was vorhanden were / und meynt es ſey nun alles auff ihn geerbet.

Der Fuͤnfften Handlung

Neunder Auffzug.

Pickelhering helt einen Tredel-Marckt mit Betten / Buͤchern / Kleidern und dem Kinde / es finden ſich etzliche Kauffleute / ſo ihm die Sachen abhandeln wollen / wird aber[beſtohlen] / und be - helt nichts mehr als das Kind / ſo er am theuer - ſten gebothen. Pickelhering iſt uͤbel damit zu - frieden / muß letzlich ſelbſten lachſen / nimbt das Kind und gehet wieder nach[Hauſe].
MDer

Der Fuͤnfften Handlung

Zehender Auffzug.

Pickelher.
Creditores, Dame.
Hier kommen die Creditores und die Dame wieder / fragen abermals nach ſeinem Herrn. Pickelhering antwortet wie der Herr befohlen. Creditores fangen an zu fluchen / die Dame weinet / und wil zu ſeinem Vater ziehen. Pickelhering lacht ſie noch aus / und agirt.

Der Fuͤnfften Handlung

Eilffter Auffzug.

Floretto, Pickelher.
Floretto.

Was haſtu leichtfertiger Vogel in deſſen ge - macht / weil ich im Carcer geſeſſen / iſt doch nicht das getingſte mehr da / wo iſt denn alles hinkom - men / ich ſehe kein Buch und das geringſte mehr / wo iſt denn alles?

Pickelhering.

Es wird nicht weit ſeyn / die Leute haben es nur ein wenig geborget / ſie werden es ſchon wieder - bringen.

Floretto.

Was ſeind es fuͤr Leute? Kenneſtu ſie wol?

Pickel -
Pickelhering.

Je nein / ich kenne ſie wol nicht / ſie haben es unter einander / aber wer es eigentlich hat / das weiß ich nicht / laſſet es nur immer ſeyn / ſo duͤrf - fen wir kaum nicht mehr ſtudieren / wenn wir kei - ne Buͤcher haben / und haben gute Sache.

Floretto
ſeufftzet.

O wer nur geſtudieret hette / wer ſeine Zeit nicht ſo liederlich verbracht / was hat man dar - von / nichts als Vngelegenheit / man hat Vn - gunſt von den Profeſſoren, man macht ſich ver - haſſet bey allen Leuten / man verſchertzt dadurch ſeine Wolfarth / ietzo erkenne ich es erſt recht / ietzo verdamme ich das vorige wilde und wuͤſte Leben / ich hette mich nicht ſo verfuͤhren laſſen / wofer - ne ich nicht ſo einen uͤbeln Stuben-Geſellen gehabt / der hat mich zugleich mit ihm verderbet. Jetzund nun wil ich anfahen recht fleiſſig zu wer - den / alle Geſellſchafft zu meiden / auff keinen Schmauß mehr zu gehen / auch damit ich meine Studia deſto unverhinderlicher abwarten kan / wil ich mich zu einem vornehmen Mann ins Haus begeben / damit ich einmal den Leuten dienen / einen Hoff-Rath agiren, und mein Vater Ruhm und Ehre an mir erleben moͤge.

(Gehet ab.)
M ijVnter -

Vnter Handlung

Broſe / Kaͤthe / Nachbar Alex / etzliche Bauern / etzliche Penaͤle /
Pickelhering.

Broſe und Kaͤthe haben ſich ſtatlich ange - than / ſeind auff dem Wege in das Gemein Haus zu gehen / unterreden ſich / weil Pfingſten were / ſie wolten helffen das Pfingſtbiergen mit trincken / in dem ſie ſo reden / komt Nachbar Alex heraus / iſt ſchon alle voll / und nimbt ſie mit hinein / die Scene wird auffgezogen / die Bauren ſitzen uͤber einem Tiſch und trincken das Pfingſibier / haben einen Sackpfeiffer und ſeind luſtig / es ſind ein Tiſch voll Penaͤle aus der Stadt auch hauſſen / haben ſich auch voll geſoffen / und agiren die Bauren hefftig / die Bauern fangen an zu ſchmaͤlen / bereden ſich mit einander heimlich / es gehet einer nach dem andern heraus / und ſetzt ihm einen guten Bruͤgel zu wege / die Penaͤle wer - den es inne / bekommen die Bruͤgel / und wird ein hefftig Geſchmeiſſe / der Bauern ſeind zu viel und buͤſſen die Penaͤle trefflich ein.

Der Sechſten Handlung

Erſter Auffzug.

Pickelh.
koͤmt heraus.

Was der Hencker ſoll ich nun anfangen /Jun -Juncker Floretto iſt nun auch fort / er hat einen ſtatlichen Dienſt zu Hofe bekommen / das hat ſein Studieren gemacht / Amandus, wo der iſt hinkommen / das weiß ich nicht / es iſt doch beſſer wenn man ſich ſo verhelt / daß man iederman fein redlich darff unter die Augen treten / und es ſo macht / daß einen iederman gerne uͤmb ſich hat / ich wil nun auch ſehen / daß ich auch was werden kan / es gefaͤllt mir die laͤnge hie auch nicht mehr / ich werde wieder nach Hauſe ſchlendern / und Gerſon dem reichen Kauffmann eine froͤliche Poſt von ſeinem Sohne mit bringen / wo er es nicht ſchon weiß. Aber damit ſie gleichwol ſe - hen ſollen / daß ich nicht wie ein anderer Hollun - cke und Bernhaͤuter wieder nach Hauſe kom - me / ſo wil ich auch zuvor erſt was werden / ich habe gehoͤrt / ſie wollen heute Magiſter machen / ich muß flugs lauffen und meinen Damaſcen Mantel holen / ob ich noch mit darzu kommen koͤnte; Jch getraue mir noch alle darzu zu kom - men / es gibt eben ſo wol auch Narren unter den Magiſtern, und iſt nichts neues daß heute zu Tage aus Narren Magiſter werden / und aus Magiſtern Narren; Aber ich muß geſchwinde lauffen / daß ich den Marckt nicht verſaͤume / wird das nicht prave klingen / Magiſter Pickel - her.

(Gehet ab.)
M iijDer

Der Sechſten Handlung

Anderer Auffzug.

Decanus, etzliche Magiſtri, Bauers Sohn / Pickelher. etzliche Prof. und Studioſi, die Muſi - canten.
Das Theatrum wird geoͤffnet / allda ſtehet der Decanus in der innern Scene und macht Magi - ſtros, darunter mit des Bauers Sohn / Pickelher. ſtehet auch mit ſeinem Damaſcen Mantel drun - ter / es ſeind andere Profeſſ. und Studioſi mit im Auditorio, ſehen zu / und fuͤhren endlich die Ma - giſtros mit den Stadt-Pfeiffern / wie gebraͤuch - lichen / heraus / Pickelher. gehet auch mit im Pro - ceß und agirt ſeine Perſon. (Gehen ab.)

Der Sechſten Handlung

Dritter Auffzug.

Des Bauern Sohn Hat einen Brieff in der Hand / und ſpricht.

Wo werde ich doch Fuhre und Gelegenheit antreffen / ich wolte mich gerne nach Hauſe be -geben /geben / damit ichs meinen armen Bauer-El - tern berichten kan / weſſen geſtalt mir Gott der HErr dieſe Vocation

(Zeiget ſie in der Hand)

einen guten Pfarrdienſt beſcheret; Jch ha - be mich ſehr ſchmiegen und biegen muͤſſen / und habe mir unter Leuten gar wunderlich fort ge - holffen / ich habe von meinen Eltern nicht einen Groſchen bekommen koͤnnen / noch dennoch hat mir unſer HErr Gott in meinem Studieren ſo weit geholffen / daß ich nun kuͤnfftig mein blei - bens zu haben gedencke / unnd wiewol ich ſehr wenig von meinen Eltern habe / ſo kan ich es ih - nen nechſt GOtt doch nicht gnugſam verdan - cken / daß ſie mich zu dem Studieren gehalten / ſie ſo[l]len es auch wiederumb genieſſen / und will ihnen in allen moͤglich beyſtehen / und ſie nimmer - mehr verlaſſen; Es hat mich mancher ſauerer Wind angeblaſen / und habe manchens Fuß - ſchemel ſeyn muͤſſen / nichts deſto weniger hat mich doch unſer HErr GOTT herfuͤr gezogen / und mein fleiſſiges Gebet und Studieren er - hoͤret / daſſelbige wil ich auch wieder anwenden zu ſeinen Ehren / und zu Dienſt und Wolfahrt anderer Leute / nur wil ich anietzo bedacht ſeyn / wie ich mich nach fuͤglicher Gelegenheit nach Hauſe umbthun moͤge / denn die Sache wenig Verzug und Auffſchub leidet.

(Gehet ab.)
M iiijDer

Der Sechſten Handlung

Vierdter Auffzug.

Petralto der alte von Adel / Gerſon der reiche Kauffmann.
Clariſſa des Kauffmanns Fraw / Floretto / Pickelher. Broſe der Bauer / Ka - the / Nachbar Alex / Jaͤckel des Bauers Sohnehen alle zugleich ein.
Gerſon und Clariſſa gehen weinend und gantz be - truͤbt / des Bauers Sohn aber in einem langen Mantel ein.
Petralto.

Du guͤtiger Himmel / o ihr gnaͤdigen und mil - den Goͤtter euch kan ich nicht gnugſam verdan - cken / daß ihr mir nicht nur einen Sohn gegeben und ſo einen Sohn der nach meinem Tode meine Guͤter und Lohn beſitzen / und ſich aller meiner Verlaſſenſchafft anmaſſen kan / ſondern auch daß ihr ihm die Gnade gegeben daß er in allen guten Kuͤnſten und Wiſſenſchafften der maſſen geſtiegen und zugenommen / daß er Ruhm und Ehre verſte - hen kan. Jch gehe gleich auff meiner letzten Gru - be und ſterbe nun umb deſto freudiger / weil ich einen ſolchen Sohn hinter mir verlaſſe / dadurchichich von neuen in ihm zu leben anfange. Meine Tugenden und Ritterlichen Thaten / die das Alte[r]gemachſam in mir vertunckelt und zu Grabe traͤ - get / ſtehen von neuen wiederumb in meinem Flo - retto auf

(umbfaͤhet ihn, Floretto kniet fuͤr ihm nieder)

Floretto, Floretto ihr ſeyd mein eintziger Troſt in meinem Alter / wiewohl habe ich doch das Meine angelegt. Wie wenig hat mich meine Hoffnung von euch betrogen. So ziehet denn hin in Gottes Nahmen / die Goͤtter ſeynd mit euch / ſtehet dem Vaterlande wohl fuͤr / dienet eu - erm Herrn getreue / laſſet euch das Hoffleben nicht verfuͤhren / verlaſſet euch nicht zuviel auff Fuͤrſten und Herren Gunſt / nehmet nicht Ge - ſchencke noch Gaben / ſtehet den Armen und Noth - duͤrfftigen bey / und ſehet fuͤr allen / daß ihr ein gutes Gewiſſen und ehrlichen Nahmen behaltet / ſo allen Schaͤtzen ja allen Koͤnigreichen bey wei - ten fuͤr zuziehen / nehmet dieſe meine Lehre fleißig in acht / und laſſet ſie nimmermehr aus euerm Hertzen kommen.

Floretto.

Jch dancke gleichfals den Goͤttern daß ſie mich nur nicht bloß aus Adelichem Gebluͤthe haben herkommen laſſen / ſondern euch auch mir zum Vater gegeben / einen ſolchen Va - ter von dem ich mich ruͤhmen kan / daß ich allen Glantz und alles was ich habe / von ihm habe / euch[M v]nechſtnechſt den Goͤttern habe ich es einig zuzuſchrei - ben / daß ihr mich alſo erzogen / daß ich euch fuͤr ei - nen rechten Vater halten / und euch allen kindli - chen Gehorſamb leiſten kan / das bloſſe Leben habe ich nur von euch / aber meine Geſchickligkeiten / Sprachẽ und Tugenden võ euerer Aufferziehung / die Haͤrtigkeit in ſolcher Zucht iſt mir zu meinem beſten ausgeſchlagen / und dancke es euch anletzo / daß ihr mir nicht zu viel Freyheit und mit allzu - brigem Gelde mich zu verderben geſtattet.

Gerſon
der Kauffmann weinend.

O wolte Gott daß ich dergleichen gethan / ſo ſtende es auch vieleicht antetzo beſſer umb meine und meines Sohns Wolfarth / ihr habt nun Ehre und Troſt an euerm Sohn erlebet / ich Hertzeleidt und Schande / er iſt gar eines elenden Todes ge - ſtorben / und hat im Kriege darein er ſich begeben / ſein Leben an einem runden Bley auffgebẽ muͤſſen. O Petralto hette ich euerm Rath gefolget / dz Geld genauer zu Rath gehalten / und es ihn nicht ſo un - nuͤtzlich verſchwenden laſſen / ſo ſtende es vieleicht noch wohl umb ihn / und ich were gleichfals nicht den Schuldnern in die Haͤnde gerathen / O wenn es doch alle Vaͤter bedaͤchten / und an mir ein E - xempel nehmen / wie ſie ihre Kinder auff Univerſi - taͤten halten und fuͤr dem Vngluͤck bewahren ſol - len. O ich armer verlaſſener Mann / ich werde nun den Reſt meines Lebens mit Weh und Achverbrin -verbringen und beſchlieſſen muͤſſen / Ach Ach wie uͤbel habe ich Hauß gehalten / wie aͤrgerlich bin ich den Meinen fuͤr geſtanden / und ſo Amandus noch am Leben / hette er billige Vrſache ſolch ſein Ver - derben an meinem eigenen Leibe zu rechnen. Jch werde in kurtzen mit Ach und Weh das kalte Grab beziehen muͤſſen.

(Weinet nebenſt Clariſſen hefftig.)
Pickelh.
zu Gerſon

Aber hoͤrt doch ihr reicher Herr Kauffmann / wo habt ihr deñ euere ſo ſchrecklich viel 1000. Tha - ler hin gethan? Habt ihr denn auch noch viel? ich dachte es koͤnte nicht alle werden / ich ſehe wohl Amandus hat ſie gar fein und bald allgemacht / ich halte wenn er noch da wehre / er machte ſie noch einmahl alle / hett ihr ihn auch laſſen ſo einen pra - ven Magiſter Kerl werden wie ich bin worden / es wehre beſſer geweſt.

Petralto.

Gebt euch nur / mein Freund / zu frieden und bekuͤmmert euch nicht ſo ſehr daruͤber / und ihr auch Clariſſa. Jhr habt es freylich nicht gar gut gemacht / aber gedencket daß es die Goͤtter alſo verhenget / und troͤſtet euch / daß ſie euch wie - derumb in euerm Elend und Hertzeleid ergetzen / und deſto hoͤhere Ehre an euern andern Kindern werden erleben laſſen. Halt ſie nur fleißig zum Ge - het und Schule / die Goͤtter koͤnnen ihnen ohneMit -Mittel und groſſes Gut auch fort helffen / neh - met ein Exempel an dieſes einfaͤltigen Mannes Sohn

(weiſt auff Broſen)

er hat ihm wenig helf - fen koͤnnen / dennoch hat er durch ſein fleißiges Studiren ein ſtattlichen Pfarr-Dienſt uͤberkom - men / und gradum Magiſterii erlanget.

Broſe.

Ja es iſt wahr / Ehrenveſter Geſtr. Herr Juncker / ich weiß es wohl was Jaͤckel fuͤr ein Jahren oder etzlichen fuͤr ein gewaltiger Rotzloͤffel wahre / und iſt nun ſo ein ſteiffer Magiſter wor - den / und gehet nun in einer langen Huͤlle / daß ich mich daruͤber creutzigen und ſegnen muß / Kaͤthe hats wohl geſagt / Jaͤckel wuͤrde ſo ein Mann werden daß ich ihn bald ſelber nicht mehr kennen wuͤrde.

Alex.

Es iſt beſſer als wenn ihr hett einen Krie - ger aus ihm gezogen oder ſo einen Narren wie der iſt /

(weiſt auff Pickelher.)
Pickelhering.
weiſt auff Alexen.

O ſo ein Bauer Floͤgel wie der iſt / die Ma - giſtri werden irrgent Narren ſeyn / ſie hetten ſich denn ſo naͤrriſch ſtudiret /

(agiren mit ein - ander)
Kaͤthe.

Ja traun Jackel gefelt mir ſo wohl / ich kan ihn nicht gnug anſehen / wenn wir ihm doch nur ſein viel Geld geben Koͤnten.

Des
Des Bauern Sohn.

Jhr lieben Eltern gebt euch nur zu frieden / hab ich gleich nicht Geld und Gut von euch / ſo habe ich doch einen ehrlichen Namen bekommen / welcher beſſer iſt denn 1000. Schaͤtze Goldes / Wir ſeind bey unſern frommen und einfaͤltigen Leben viel geruheſamer / als mancher der groſſe Schaͤtze beſitzet / und ſie nicht einmal gebrauchen kan / oder ſie zum Schaden gebrauchet / ich bin ſchon reich gnug / in dem ihr mich habt laſſen ler - nen das Reichthumb verachten / ihr habt mich lange gnug erhalten und ernehret / nun ſolt ihr mit mir ziehen / und meiner Wolfahrt gleichsfals mit genieſſen.

Petralto.

So laſſet uns denn mit einander hinein gehen / und uns uͤber unſerer Soͤhne Wiederkunfft recht freuen / laſſet uns heute luſtig leben / unnd den Goͤttern dancken / daß ſie uns dieſelben wieder - umb friſch und in gutem Zuſtande zugeſtellet / und ihr mein Freund Gerſon

(Klopfft ihm an die Achſel)

bekuͤmmert euch nur nicht ſo ſehr / befehlt es den Goͤttern / und kommet mit mir herein / und genieſſet zugleich mit unſerer Freu - de / ihr ſolt von mir in euerm Creutz / ſo viel wie moͤglich / unverlaſſen ſeyn.

(Gehen ab.)
Pickel -
Pickelhering.

So werde ich auch mit hinein gehen / und mich auch freuen / daß ich ſelber bin wieder kom - men / ich wil mir zu ſauffen daß es eine Schande und Suͤnde ſeyn wird /

(ad Spect.)

Jhr Herren / die Luſt wehre nun aus / hats euch nicht gefallen / ich kan nicht darfuͤr / ich wil mir indeſſen drinnen ein friſches einſchencken laſſen. Wir wollen noch wohl wieder zuſammen kommen / und ver - zeihet meiner Hoͤffligkeit / ihr habt ihr aber nicht gar viel geſehen.

(gehet ab / und zugehet alſo die Comœdia.

An den guͤnſtigen Leſer:

DJe Welt hat jo gelehrte Leute
Von etlich hundert Jahren her;
Vnd ſolche finden ſich noch heute.
Wie koͤmts? Fuͤrwahr nicht ungefehr.
Es muß ein ORT verhanden ſeyn
Da ſolche Tugend-Pflantzen ſtehen /
Vnd da die Kuͤnſte groß und klein
Mit klugen Soͤhnen ſchwanger gehen.
Wie viel auff ſolchen Ort zu geben?
Verſteht der Tauſende wol nicht
Die im gemeinen Leben leben.
Es iſt nicht wahr / was mancher ſpricht:
Der
Der Sohn verthut bey Tag und Nacht
Des Vaters Thaler und Dukaten /
Vnd hat es kaum ſo weit gebracht /
Daß er zum Kuͤſter wer gerathen.
Doch wenn man ſoll die Warheit ſagen /
So finden ſich auch manche wol /
Die aus der Art bißweilen ſchlagen.
(Jch ſage / was ich ſagen ſol.)
Was hilffts? Man findet uͤberall
Bey guten auch zerbrochne Toͤpffe;
So findet man im gleichen Fall
Bald dumme / bald geſchickte Koͤpffe.
Die Schuld muß in der Jugend ſtecken /
Die mancher kluͤglich-wohl anlegt;
Wenn der und der von allen Ecken
Die Buͤcher nach dem Winckel traͤgt /
Vnd nimt es mit den Glaͤſern an /
Mit Bier / Toback / und andern Gaben /
Mit Leckerbißgen / die man kan
Fuͤr Geld und gute Worte haben.
Wie weit die Jugend ihr den Zuͤgel
Jn dieſem Stuͤcke laſſen pflegt /
Das ſiehſtu hier in einem Spiegel.
Wer es vernuͤnfftig uͤberſchlaͤgt /
Vnd giebt dem Leben gute Nacht /
(Es kan doch keinem recht erfreuen /
Wenn mans beym Liechte wol betracht)
Dem wird es nimmermehr gereuen.

M. J. Berg.

ENDE.

About this transcription

TextComoedia Vom Studenten-Leben
Author Johann Georg Schoch
Extent196 images; 33135 tokens; 5586 types; 217687 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationComoedia Vom Studenten-Leben Johann Georg Schoch. . [96] Bl. WittigauLeipzig1658. (Die Ausgabe von 1658 stellt einen unveränderten Nachdruck der Erstausgabe dar, die 1657 im gleichen Verlag erschien.)

Identification

HAB Wolfenbüttel HAB Wolfenbüttel, A: 107.40 Eth.Dig: http://diglib.hab.de/drucke/107-40-eth/start.htm

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationBelletristik; Drama; Belletristik; Drama; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:34:40Z
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Holding LibraryHAB Wolfenbüttel
ShelfmarkHAB Wolfenbüttel, A: 107.40 Eth.
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