PRIMS Full-text transcription (HTML)
D. G. CHRISTIANUS AUGUSTUS Comes Palatinus Rheni Dux Bavariæ, Juliaci, Cliviæ & Montium, Comes Velden - tiæ, Spanhemÿ, Marcæ, Ravensbergæ & Mörers, Dominius m Ravenſtein, &c.
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MEDULLA MIRABILIUM NATURÆ. Das iſt: Auserleſene / unter den Wundern der Natur / aller verwunder - lichſte Wunder / Von Erſchaffung der Natur / Himmliſchen Firmaments / Sternen / Planeten / und Cometen; als auch dieſer ſichtbarn Welt / und des Meers. Deßgleichen / in Brunnen / Flüſſen / Seen / und dem Meer; Auf / An / und in Gebür - gen / Erden / und Jnſulen: Wie auch / etzlichen Thie - ren / Bäumen / Früchten und Gewächſen. Jn Europa, Aſia, Africa, und Ame - rica.
Aus hiernächſt-benandten Autoren zuſammen getra - gen und beſchrieben; ſammt beygefügten Kupffern.
Sultzbach / Jn VerlegungJohann Hofmanns/ Kunſt - und Buch-Händlers in Nürnberg / DrucktsAbraham Lichtenthaler/1679.

Erklärung Des Kupffer-Tittuls.

DJe Bücher der Natur / umleuchtet
zwar ein Liecht /
Doch vor der Finſternis / erkendts ein
jeder nicht;
Wilſtu in freyer Art / durch dieſe Wol -
cken dringen /
So muß ein hoher Geiſt / dir ſeinen
Schlüſſel bringen.

Dem Durchläuchtigſten Fürſten und Herꝛn / Herꝛn CHRISTIANO AUGUSTO, Pfaltz-Graven bey Rhein; in Bäyrn / zu Gülich / Cleve / und Berg Hertzogen. Graven zu Veldentz / Spon - heim / der Marck Ravensberg / und Mörs / Herꝛn zu Raven - Stein / ꝛc. Meinem gnädigſten Fürſten und Herꝛn.

Durchläuchtigſter Hertzog / gnä - digſter Fürſt und Herꝛ!

WErckwürdig iſt / was der Königliche Prophet David unter ſeinen vielen Lob - Pſalmen von denen unend - lichen Wundern GOttes in dem 111. a iijPſalmZuſchrifft. Pſalm zeuget / da er alſo redet: Groß ſind die Wercke des HErꝛn / wer ſolcher achtet / hat eitel Luſt dar - an. Wie nun aber zu beklagen / was in dem gleich-nachfolgenden Veꝛs mit - angehängt iſt / daß nemlich die Tho - ren ſolches nicht glauben; und die Narren es nicht achten: Alſo iſt ſich nicht zubefremden / daß unter den Menſchen ſo gar wenige zu finden / die in Erforſchung der Wercke des HErꝛn ihres Schöpffers / und deſſen an dem Firmament / als auch auf dem Terr-aqueo globo zu män - niglichs Betrachtung unzählig aus - geſtelten Wundern mit David dahin gelangen / daß ſie in ſolcher contem - plation eitel Luſt darob empfinden. Ob nun zwar mit den mehriſt-gröſten und verwunderlichſten Wundern / welche die Göttliche Weisheit beyEr -Zuſchrifft. Erſchaffung dieſer ſichtbaren Welt / aus der ewigen verborgenen Stille hat herfür geruffen / und ans Liecht geſtellet / es alſo beſchaffen iſt / daß der natürliche Menſche aus eigenen Ver - mögen / und ſeiner bloſſen Vernunfft / dieſelbe nicht ergründen / oder verſte - hen kan / in maſſen GOtt ſelbſten / in dem mit Hiob gehaltenen Geſpräch / in deſſen Buch am 38. Cap. dahin zie - let; den weiſen Heiden auch ſolches nicht allerdings unbekandt geweſen / welche dannenhero zuſagen pflegten: Non unicuique contingere adire Co - rinthum. So iſt es aber darum nicht alſo gemeinet / daß es eine pur lautere Unmöglichkeit ſey / zur Er - kändnis der Wercke des HErꝛn zu ge - langen / ſondern vielmehr dahin zu - deuten / daß der höchſte Schöpffer nach ſeinem Wolgefallen ſolches da - rum alſo angeordnet habe / den Men -a iiijſchenZuſchrifft. ſchen dadurch anzuzeigen / daß hierin - falls er ſelbſt der einige Geber ſeyn und bleiben: auch allen / die hierum bitten und anklopffen / nach eines je - den talent, Erkändtnis und Verſtand geben / ſchencken / und offenbaren wol - le / geſtalten je und alle Zeit die Freun - de und Liebhabere der Weisheit die im Verborgen iſt / unter Chriſten / Ju - den / und Heyden / dieſen Weg einge - folget / und nicht abgelaſſen / biß ſie zur Erkändtnis der Natur und dero - ſelben Verborgenheiten / förderiſt a - ber des Schöpfers ſelbſten kommen uñ gelanget ſind / und gleichſam geſchmä - cket und empfunden haben / wie Luſt - und liebreich der HErꝛ in ſeinem Fin - den und Erkennen ſeye; Naturæ Con - templatio, (ſchreibet der H. Baſilius,) eſt voluptatis cœleſtis veſtibulum, perennis jubilus mentis, porta tran - quillitatis, animi Superiorum cumIn -Zuſchrifft. Inferis conciliabulum, humanæque felicitatis faſtigium; quod attingens anima è gravi veluti ſuſcitata veter - no, lucisque regionem ingreſſa, ſuì - que oblita, non tam cœleſtis hominis quam Terreſtris Numinis perſonam agere videtur. Welches dann auſ - ſer Zweiffel auch E. Hoch-Fürſtl. Durchleucht von dero Jugend an / durch einen innerlichen Trieb ange - friſchet / dahin vermocht / daß ſie in unabläſſigen Suchen / und Erfor - ſchung Göttlich - und natürlicher War - heit und Verborgenheiten; förder iſt aber wie David redet / in dem Geſetze des Herꝛn Tag und Nacht / biß auf die - ſe Stunde beharren: fuêre Palatinæ Fa - miliæ Principes ab omni ævo artium acſcientiarum Amatores eximii, Li - terarumq́ue ac Literatorum munifi - centiſſimi Fautores; bezeugen die Schrifften / noch lebender Gelehrten;

a vDem -Zuſchrifft.

Demnach auch nicht von Unge - fehr geſchehen zu ſeyn / möchte können geurtheilet werden / daß / in allhieſi - gen Hoch-Fürſtl. Land-Richter-Ampt Sultzbach / verſcheidene dergleichen Wunder der Natur / in Waſſern / Ge - bürgen und ſonſten / ob - und unter der Erden / nicht ohne beſondere Ge - müths-Ergötzung / (denen die es ach - ten /) zu männiglicher Betrachtung ſich darſtellen.

Recht verwunderlich iſt dieſes Hoch-Fürſtl. Land-Gericht ſelbſt / nunmehro vor ſieben-hundert Jahren aus der finſtern Verborgenheit eines wilden uñ ungeheuren Waldes / in wel - chem es wegen der Hunen aus Ungarn öffters Lands-verderblichen Einfällen (als welche ſo wol bey dero An - als Abzug mehrmalen ihren Weg durch daſſelbe genommen) faſt bey zwey hundert Jahr / gleichſam verborgenge -Zuſchrifft. geweſen / durch Grav Ernſt von Heubſch / ſeinen erſten Urheher / hin - widerum entdecket / und zu wohnba - ren Stand gebracht worden: Jn dem dieſer groß-müthige Held / nach dem er aus See-Land durch erlittene Waſſers-Noth vertrieben / im Jahr Chriſti 975. einen fernen Weg zoge / und mit ihm dreyhundert von Adel / (deren theils Wappen und Namen annoch im Kloſter Caſtel zu ſehen /) die Heubſch-Leute genandt / zu dama - lig regierenden Röm. Käiſer Otto dem II. in Teutſchland / von deſſen Freygebigkeit er dieſes Stuck Landes auf dem Nortgau / wo dermalen Sultzbach / Amberg / und das Kloſter Caſtel liegen / erhalten / und erſtmal zu Brunn an den Grentzen ein Schloß gebauet: Sein Sohn Gebhardus, I. aber / die Fürſtl. Reſidentz allhier / aus Veranlaſſung eines alten GemäuersſoZuſchrifft. ſo er diß Orts gefunden / angeleget hat. Nicht minder denck-würdig iſt / wie ſchnell dieſes Edle Geſchlecht der Graven von Heubſch und Sultzbach / hinwiederum ſich erholet / und zu un - gemeinen hohen Anſehen geſtiegen / daß es nicht allein in dem Jhme ein - gethanen Gezirck verſcheidene Städ - te / Klöſter / Märckt / Schlöſſer / und Kirchen erbauet; ſondern auch noch anderer Orten dergleichen Stifftun - gengethan hat! geſtalten unter ſol - chen / Beringersgaden / und das in der Nähe gelegene Kloſter Michelfeld von Grav Beringer / des obgedach - ten Gebhardi Sohn / Jhrem Stiffter zeugen. Nechſt deme / genoſſe auch dieſer Grav Beringer das ſeltene und ſonderbare Glück / daß zu gleicher Zeit zween Käiſer / Conradum, den dritten Römiſchen / (deſſen geheimer Rath der Herꝛ Bernhardus geweſen /) undZuſchrifft. und Emanuelem, den Grigiſchen Käiſer zu Aidamern gehabt; Er a - ber für ſein Perſon / des damal im Reich angerichteten Kammer-Ge - richts zu Rotweil oberſter Præſident geworden iſt. Alſo auch / ſoll unge - meldt nicht bleiben / daß hieſiges Hoch-Fürſtl. Land-Gericht / nach dem es in Verfolg der Zeit endlich auch an den höchſt rühmlichſten Röm. Käiſer Carolum IV. gelanget / derſelbe / wann Er auſſer Böhmen im Reich ſich aufgehalten / die Hoch-Fürſtl. Reſidentz allhier / zu Seinem Käiſer - lichen Ablager erwählet / maſſen un - terſchiedliche / den Ständen des Reichs ertheilte Freyheiten unterm dato Sultzbach / ſolches beſteiffen. Mehrer dergleichen Merckwürdig - keiten Kürtze halber zu geſchwei - gen.

Wann dann DurchläuchtigſterHer -Zuſchrifft. Hertzog / gnädigſter Fürſt und Herꝛ / E. Hoch-Fürſtl. Durchl. unter die Zahl vieler / durch die Hiſtorien der Nach-Welt zu ſteten Gedächtnis / rühmlichſt-angemerckten Königen und Fürſten / quibus volupe erat ſce - ptri onus levitate calami recreare, & gubernandi moleſtias librorum tractatione temperare, quiq́ue nullo alio ſtudio ita occupati, nec tantâ morâ tantæque ardore, ut rerum na - turalium inquiſitione: höchſt-billig mit zu zehlen; und hierbey mich er - innere / daß Zeit meiner unterthänig - ſten Dienſten / ich die Gelegenheit gehabt / vorberührte / in dieſem Fürſtl. Land-Richter-Ampt befindliche Wunder der Natur / ſo wol bey Hoch - Fürſtl. Anweſenheit / als auch nach - gehends in obgehabten Verrichtun - gen mehres zu perluſtriren / auch Zeit hero bey habender Weile ausver -Zuſchrifft. verſcheidenen Büchern und Schriff - ten / welche von dergleichen Wundern / die in allen Theilen der Welt wißlich ſind / zeugen / das Wenige ſo hiervon aufgezeichnet / finden können / colligi - ret / und zuſammen getragen.

Als habe auf gnädigſtes Zulaſſen / E. Hoch-Fürſtl. Durchlaucht / ich die - ſes Opuſculum unterthänigſt dedici - ren und übereigenen; und anbey zu fernern Hoch-Fürſtl. Hulden und Gnaden gehorſamſt mich befehlen ſol - len / als

E. Hoch-Fürſtl. Durchl. Unterthänigſt-Ge - horſamſter Joh. Heinrich Seyfrid.

bEin -

Einleitungs Vorrede. An den Liebhaber der natür - chen Wunder.

DJe aller fürtrefflichſte und wunder - würdigſte Creatur unter allen ſicht - baren Geſchöpffen / damit der groſ - ſe und allgemeine Wunder-Schau - Platz / die Welt / von dem Allweiſen Himmels-König verſehen / pranget / iſt der Menſch; von dieſer kleinen Wunder-Welt ſolten billig alle Wunder-Erzehlungen den An - fang machen; dann / was kan wol von einigem Ding ſeltzam und curiös für gebracht werden / daß dergleichen in dem Menſchen nicht viel Wunderſamers ſolte anzutreffen ſeyn? Und ſo man ihne nach allen ſeinen Theilen und Be - ſchaffenheiten eigentlich beſchꝛeiben wolte / welche Feder ſolte wol vermögen ſolches auch nur nach dem wenigſten Theil werckſtellig zu machẽ? Wel - cheꝛ Redneꝛ oder Künſtleꝛ ſolte wol gefunden weꝛ - den / die verborgene Seltenheiten dieſes Wun - der-Geſchöpffes auszureden / oder das Wunder - Gebäu des Leibs nachzuahmen. Mit einem Wort: Die Fauſt eines ſolchen Schreibers mus ermüden / der Künſtlichſte Redner muß lal -len:Vorrede An den Leſer. len: Und die Kunſt mus zum Dunſt werden / wann ſie ſich unterfangen wollen zubeſchreiben / das Vermögen / den Urſprung / und die We - ſens-Art der Menſchlichen Seelen; auszure - den ihre Würckungen und Verwandſchafft mit dem Geiſt als ihres Werckzeuges / und deſſen Neigung gegen dieſelbe; nachzubilden den Leib als die Wohnung dieſer beyden / und die ſeltzſa - me Verrichtungen und Zuſammenfügung ſei - ner Theile: Von dieſem aber weitläuffiger und umſtändiger zu handeln / iſt man diß Orts nicht gemeinet / zumalen viel zu unvermögent ſich dißfalls befindet / derowegen auch ſolches einem höhern Verſtand überläſſet: Gegenwär - tiger Schau-Platz aber wird dennoch nicht er - manglen / unter ſeinen Natur-Wundern / gleich wie er faſt von allen Creaturen / wiewol nur Stück - und Erzehlungs-weis / alſo auch etwas von dem Menſchen fürzuſtellen / und den Liebha - bern zu zeigen.

G[l]eich wie nun das Leben aller Menſchen / nach dem Gleichnis eines Welt-Weiſen / gar füglich einem groſſen Schau-Platz vergliechen wird / auf welchem ſich eine Verſammlung vie - ler Leute befindet / und ſich in mancherley vor - nehmen und vielen ungemeinen Verrichtungen bemühen; bey dieſer Verſammlung aber / befin - den ſich nicht nur allein Actores, ſondern auch Spectatores, welche / als mit höherm Verſtand begabte Leute / den andern / Ziel / Maaß / undb ijundVorredeOrdnung für ſchreiben / auch die Würde und den Nutzen aller Verrichtungen reifflich zu prüfen / und verſtändig urtheilend / von allen den endlichen Ausſchlag zu machen / wiſſen: Alſo können dieſe Letzte / nemlich die Spectatores auf dem groſſen Welt-Schau-Platz mit guten Fug von den Heyden / Natur - und Welt-Weiſe: Von den wahren Chriſten aber / Gott-weiſe Leute genennet werden / als welche nicht unnütz - lich gleich andern umher ſpatzieren / ſondern Gottes unermäßliche Weisheit an den mancher - ley Wunder-Cꝛeaturen / in der Fuꝛcht des HErꝛn nicht nur allein mit den duncklen Natur - oder Vernunfft-Augen: Sondern auch mit dem erleuchteten Verſtand oder Gnaden-Auge / un - abläſſig anſchauen / mercken / und betrachten. Dann / haben nach Zeugnis des Apoſtels Pauli Rom. 1. die Heyden Gottes unſichtbares We - ſen erkennen / und ſeine Gottheit an deſſen Ge - ſchöpffen abſehen können / wie viel mehr will ſol - ches Chriſten geziemen? Merck würdig iſt / was je - ner groſſe König und Monarch Nebucad-Nezar nach wider erlangten Menſchlichen Sinnen und Verſtand / bey dem Propheten Daniel am 4. Cap. redet: Nach dieſer Zeit / ſpricht er / hub ich meine Augen auf gen Himmel / und lobete den Höchſten; ich preiſete / und ehrete den / der ewig lebt / deſſen Gewalt unendlich / und ſein Reich im - merdar beſtehet: Gegen welchen alle die auf Erden wohnen gleich wie die Heuſchrecken / jaalsAn den Leſer. als nichts zu rechnen ſeynd. Vielen / nur unter den Chriſten wäre zu wünſchen / daß ſie jetzt-ge - dachtem Könige möchten nachſchlagen / ihre Au - gen als vernünfftig-erſchaffene Menſchen auf - heben / und von ihnen nicht laſſen geſagt werden / was dorten der Pſalmiſt klaget / und dergleichen Leute / Roß und Mäuler nennet / die nicht Ver - ſtand haben. Dann / ob ſchon von dem Höch - ſten ſie eben wol zu vernünfftigen Menſchen ge - ſchaffen / auch mit Verſtand und reinen Sinnen ſind begabet worden / ber auben jedoch ſie ſich der - ſelben hinwiderum von ſelbſten / leben Thieriſch in Unverſtand ohne Vernunfft / ſehen auch nur auf die Erde / und dieſes / was das Augen-maaß giebt / bezeugen aber hierdurch / daß in den thieri - ſchen Monarchien dieſer Welt / ſie nicht viel beſ - ſer als Thiere leben; nicht minder / denenſelben gleich / das Gras auf dem Felde / das iſt / ihr Brod eſſen. Da ſie im Gegentheil mit vorge - meldten mächtigem Könige Nebucad Nezar ihre Augen gen Himmel ſolten empor heben / erken - nẽ / loben / rühmen / ehren / und preiſen den / der alles vermag; dem nechſt auch anſchauen und be - trachten dieſe Welt / mit allen den herꝛlichen Wercken und Geſchöpffen des Schöpffers der - ſelben: Nicht weniger / bemüht zu ſeyn / in den - ſelben / den jenigen zu ſuchen / finden / und zu er - kennen / in deme ſie leben / weben / und ſind. Jn ſolcher Betrachtung würde förder iſt ſich darſtel - len / daß GOtt / das einige und höchſte Gut / imb iijAn -VorredeAnfang der Zeit / in ſeinen Geſchöpffen ſich habe wollen offenbahren und herfür ihun; in welchen er auch gleichſam ſichtbar geworden / alſo / daß ſein unſichtbar Weſen / das iſt / ſein Krafft und Gottheit erkennet und geſehen wird / ſo an der Erſchaffung / als an der aller-weiſeſten Ordnung / Regier - und Erhaltung aller Dingen / der auch den erſten Menſchen nicht nur ſo oben hin aus einem gemeinen Erden-Kloß formiret / ſondern als eine kleine Welt geſchaffen / und vor allen an - dern lebenden Geſchöpffen einen lebendigen A - them eingeblaſen / das iſt / mit einer unſterblichen ewi[g]en Seele / und einem reinen vernünfftig - und unbefleck[te]n Geiſt gezieret und mit Weisheit / Verſtand / Heiligkeit und Keuſchheit begabet / mittels welcher Gaben / er zu der Gleichheit / E - benbild / Gemeinſchafft / und Vereinigung des ewig[e]n und höchſten Gutes ſich erſchwingen / den Schöpffer und Meiſter dieſes alles erkennen und preyſen könne.

Ob nun ſchon dieſer Strahl des Bildes GOttes / und das Einhauchen der Göttlichen Krafft und Geiſtes / durch den traurigen Sün - den-Fall Adams ſehr verfinſtert und vertunckelt; nicht weniger / der innere Menſch an den Kräff - ten der Seele und Geiſtes alſo geſchwächt und verderbet iſt / daß er von Natur das Wenigſte verſtehet; das mehriſt und wichtigſte aber nach Zeugnus des weiſen Syrachs ihme verborgen bleibet; auch ſo gar in irꝛdiſchen Dingen dievor -An den Leſer. vorhandene Wiſſenſchafften nur eitel Stuck - werck und Unkollkommenheiten ſind: Scientia noſtra eſt vel ut umbra in Sole, ſchreibet ein Ge - lehrter: So iſt jedoch durch Chriſtum den an - dern Adam / in welchem alle Schätze der Weis - heit und Erkändtnis verborgen liegen / alles her wider bracht / darum auch der innere wider ge - borne Menſch in den Wercken und Wundern ſeines Schöpffers und Widerbringers um ſo freudiger und getroſter ſich üben / um ſo mehr auch ſich ſchuldig und verpflicht erkennen ſolte / denſelben zu ſuchen / und ſeine Wunder zu erfor - ſchen / ſintemal er keinem ſich unbezeugt läſſet / ſonderlich unter den Chriſten / denn er ja nicht ferne von einem jeden iſt / noch ſeyn kan / weil ſo gar wir ſeines Geſchlechts / in ihm leben und we - ben: Auch von ihm / in ihm / und durch ihn alle Ding erhalten werden. Mit einem Wort: Er ſolle dieſe ſichtbare Welt-Kugel Himmels und Erden / die voller Wunder / Weisheit / und Herꝛlichkeit ihres Schöpffers iſt / als einen vor - geſtelten Spiegel der unendlichen Allmacht deſ - ſelben / und als ein Bild der ewigen unſichtbaren Dingen / mit rechten Menſchen-Augen an - ſchauen; im Anſchauen ſich vertieffen; im Vertieffen beluſtigen; im Beluſtigen zum höch - ſten Gut ſich aufſchwingen; in ſolchem Auf - ſchwingen aber / den Schöpffer dieſes alles / und ſein ſelber lernen erkennen. Nachmals / ihmeb iiijeinVorredeein unaufhörlich Lob / und Danck-Opffer ab - ſtatten.

Sehr herꝛlich / merck - und denck-würdig hat vor andern heiligen Gottes-Männern / der Königliche Prophet David die Wunder GOt - tes in der Natur / in ſeinen Pſalmen und Lob - Geſängen beſchrieben / auch durch öffters Wi - derholen dennoch darob ſich nicht erſättigen - gen / darum er endlich im 103. Pſalm in dieſe Wort ausbricht: Die gantze Erde ſey voll der wunderbaren Güte des HErꝛn. Ohne Zweif - fel hat dieſes der Heilige Geiſt nicht vergebens als eine geſchehene Sachen laſſen aufzeichnen / ſondern an David eine lebendige Ideam und Muſter der wahren GOtt wol-gefälligen An - ſchauung und Betrachtung der Wercke des Schöpffers wollen vorſtellen. Wie nun un - widerſprechlich wahr iſt / daß das Wort des HErꝛn oder die Heilige Schrifft das Haupt - Buch ſey / in welchem die wahre Erkändtnis GOttes / nach ſeinem Weſen / Willen und Wercken aus Gnaden den Menſchen-Kindern geoffenbaret worden: Alſo auch iſt mehr denn gewiß / daß das andere auf gethane Buch / nem - lich dieſe Welt / als eine ſichtbare Darſtellung der unſichtbaren Ewigkeit / nicht weniger hoch werth zu halten; nachdemmalen in ſolchem Buche gleichſam mit Augen geſehen / und in ei - nem GOtt gelaſſenen Gemüth betaſtet und empfunden werden kan / was in dem Wort desHErꝛnAn den Leſer. HErꝛn von deſſen Majeſtät / Weſen und unaus - ſprechlicher Herꝛlichkeit beſchrieben und aufge - zeichnet iſt / davon auch Paulus in der Epiſt. an die Römer am 1. zu leſen. Daraus dann fol - get / daß dergleichen zu unterlaſſen / nicht erwe - gen oder bedencken / ſondern in der Welt wie das dumme Vieh leben / freylich ein viel ſchwerere Sünde ſeyn müſſe / weder gröſſerer Theil der Menſchen glauben / begreiffen / oder bedencken können / der Urſachen erſt-gedachter Apoſtel Paulus berührten Orts ſchreibet: Daß die Heyden unter andern auch billig um dieſer Sün - de willen verdammet und verlohren gehen / daß / da ſie GOttes Herꝛlichkeit an und aus der er - ſchaffenen Welt augenſcheinlich ſehen / dennoch den Schöpffer derſelben nicht recht erkennen / alſo auch nicht als den einigen wahren GOtt ehren / und ihme mit Danck-Opffer begegnen. Gilt nun dieſer Schluß den Heyden: Wie ſtehets mit einer unzähligen Menge der Chriſten? Denen beyde Bücher / nemlich das Gnaden - Buch der Heiligen Schrifft / als das geoffenbar - te Wort GOttes: Und dann auch das Buch dieſer ſichtbaren Welt / oder der aus GOtt aus - gefloſſenen Natur / offen ſtehen / von ihnen unter - ſuchet / geleſen / und betrachtet werden können. Billig ſolten der gleichen Leute ſich erinnern laſ - ſen / wie weit die Heyden durch ihr unabläſſiges Nachforſchen in dem Bucheder Natur kommen ſind; in welchem das Göttliche Weſen dochb vnurVorredenur per modum Speculi, als ein Spiegel / und à poſteriori ſich zeuget / und in den Wercken ſei - ner Hände offenbaret: Jn ſeinem Wort aber findet man / wie daſſelbe heilige Weſen aus dem verborgenen Liecht ſeiner Majeſtät gleichſam ſey heraus gangen / den Menſchen in herꝛlicher Geſtalt erſchienen / ſie angeredet / ihnen ſich of - fenbaret / Geſetz und Evangelium gegeben / da - rein auch alles / was zur ſeeligmachenden Er - kändtnis ſein - und ſeines heiligſten Willens / den Menſchen nutz und nöthig geweſen / ein verleibet / und ihnen vortragen laſſen. Hieraus nun er - hellet unſchwer wie ſchwach und noch gar unvoll - kommen die Erkändtnis GOttes bey denen Heyden geweſen ſeyn müſſe / als welche dieſes andern und vornemſten Buchs der Gnaden / gäntzlich ermanglet. Zwar / haben ſie aus dem Geſchöpff erkandt / daß ein GOtt ſey: Wer Er aber ſey? Oder wie ſein Weſen beſchaffen? Das blieb ihnen ſtumm und verborgen. Man lieſet in ihren Schrifften von nichts als von der Na - tur / unter welchem Namen ſie GOttes Ehre und Herꝛlichkeit vertunckelt / und die Erſchaf - fung aller Dinge gelaugnet haben. Seneca ſelbſt erkandte dieſen Jrꝛthum / und ſtraffte ihn auch an andern / welche behaupteten / diß und das hab die Natur gethan. Tu naturæ, ſchreibt er / Deo nomen mutas. Quantò pulchrius ſi di - xeris, Deus hoc aut illud fecit. Dergleichen Meinung iſt auch ein Gelehrter unter den Chri -ſten /An den Leſer. ſten / da er ſich hören läſſet: In tota Sacra Scri - ptura non extat iſtud naturæ vocabulum, ſed ubique dicitur, hoc effecit Deus, hoc fecit Deus, ut illud fieret. &c. Hierbey nun mag es beruhen / zumalen dieſe Materi viel gelehrte Männer in ihren Schrifften umſtändig all ſchon aus geführet / un ihrem Mit-Chriſten zu erwegen vorgeſtellt haben. Es wird auſſer Zweiffel den - noch wol / wie bißhero / alſo auch hinführo bey deme bewenden / was oben angeregter Königli - che Prophet David in ſeinem 92. Pſalm hier - von Propheceyet / daß / ob ſchon die Wercke des HErꝛn / noch ſo groß und wunderbar / und dieſe / ſo ihrer achten / eitel Luſt darob empfinden; den - noch ſolches von den Thoren nicht geglaubet / und von den Narren nicht geachtet werde. Al - lermaſſen aber nicht zu zweiffeln. Der Chriſt - liche wol-geneigte Leſer werde bey dieſer Panegy - ri auf dem Theatro dieſer Welt / unter der Zahl der Spectatorum und Anſchauer der Wunder GOttes / deren zwar der gantze Erd-Kreiß voll iſt / ſich mit befinden / bedacht / daß bey allen de - nen / die in glaubiger Zuverſicht dermal einſten hoffen / Jnnwohner und Beſitzer der andern und Neuen-Welt zu werden / nicht fehlen könne / auch allbereit ſchon hier in dieſer Welt eine Begierde und Vorſchmack fühlen / und deroſelben Wun - der-Geburten freuden-voller Offenbahrung in ſich wenigſt etlicher maſſen / ob ſchon unvollkom - men / empfinden: Und alſo nicht nur Philoſo -phicèVorredephicè, wie die Heyden auch gethan / ſeines Schöpffers unermäßliche Weisheit über ſich am Firmament; und unter ſich auf dem Erd - Boden / auf welchem er umher wallet / contem - pliren / und GOttes unſichtbares Weſen / und deſſen Gottheit an denen Geſchöpffen wahrneh - men und betrachten; ſondern auch / und zwar viel mehr Theoſophicè, wie rechtſchaffenen Chriſten ziemet / und obliget / dergleichen Con - templationes, Betrachtungen und nachfor - ſchen / zu näherer Erkändtnis des Schöpffers / und deſſen ſo verborgen als wunderbaren Regie - rung: Am allermeiſten aber / zu ſeinem ſelbſt ewigen Heyl und beſten appliciren / und anwen - den.

Als iſt auch bey Verfertigung dieſes Werckleins / kein ander Abſehen geweſen / dann daß zu mehrer Erweckung Luſts und Begierde zu ſo thanen Wundern GOttes in der Natur; und folglich dero eyferigen Betracht - und Nachforſchung / dieſelbige Wunder ob wol unzählich / doch gröſſeren Theil und meiſtens noch unbekandt / verborgen / unerforſchet und unbetrachtet / geſtalten wie der hoch-erleuchte Gottes-Freund und tieffſinnige Philoſophus Hiob am 26. Capitel hiervon bezeuget / von ſol - chen man kaum ein geringes Wörtlein vernom - men habe / wie ſie am himmliſchen Firmament an den Fix-Sternen / Planeten / und Cometen: Als auch auf dem Terr-aqueo globo, oder derWelt -An den Leſer. Welt-Kugel / ſparſim, in dero vier Theilen in Europa, Aſia, Africa, und America, in Waſ - ſern / Brunnen / Bächen / Seen / und dem Meer; deßgleichen / um / auf / und an den Ge - bürgen / Thälern / und theils Ländern; Alſo auch an etlichen benandten Thieren / Bäumen / Gewächs und Früchten / dem Menſchen ſich vorſtellen / zwar nur die aller-verwunderlichſte / in ſo viel von ſolchen bißhero durch ein ſo andern Liebhaber Göttlicher Weisheit / iſt beobachtet / aufgezeichnet / und in Schrifften der Nach-Welt hinterlaſſen / gleichſam concentriret / in belieb - ter Kürtze zuſammen getragen: Anbey aber mit vorbedacht alle Weitſchweiffigkeit / überflüſſige Gedancken / und vergebliches ratiociniren über - gangen worden / damit dem Gott-gelaſſenen Le - ſer ſein freyes unpartheyſches Urtheil verbleiben; von ſelbſten einem ſo andern in der Furcht des HErꝛn / in ſo viel derſelbe hierzu Gnad verleihen wird / nachdencken / und darinn ſich beluſtigen möge; zumalen ewig wahr iſt / und auch bleiben wird / was der Apoſtel Paulus bezeuget 1. Cor. 2. Cap. daß wie niemand aus eigner Vernunfft / wie ſubtil und ſpitzfündig ſie auch immer ſeyn könne / ergründen möge / was GOtt ſey? Es werde ihme dann durch GOttes Geiſt in dem Wort des HErꝛn geoffenbahret: Alſo auch / ſo wenig jemand verſtehen / wiſſen oder begreif - fen könne / was der Menſch iſt / ohne den Geiſt des Menſchen der in ihme iſt / den aber unter vie -lenVorredelen kaum einer kennet: Eben ſo wenig / kan je - mand die Kräfften / Macht / Gewalt / und unzäh - lige Wunder des von GOtt erſchaffenen Gei - ſtes dieſer Welt / der viel genandten / aber noch wenig bekandten Natur warhafftig urtheilen / begreiffen / und verſtehen / es ſey dann / daß er die - ſen Geiſt kenne / ſeine Kräfften und ſein Vermö - gen wiſſe. Nicht minder die unendlichen Ver - änderungen in deſſen ſichtbaren Aus-Geburten gründlich verſtehe und begreiffe. Hierüber iſt mit Luſt zu leſen / was ein neuer Scribent unter andern hiervon gedencket / da er alſo ſchreibet: Mihi quidem id ſemper viſum fuit à Chriſtia - na pietate alienum, quod plerique origines re - rum Cauſasq́ue ex putidis gentilium lacunis vel proprii cerebri Labyrintho haurire malint, quàm limpidiſſima illa Moſis, Prophetarum ac Pſalmorum ſcaturigine, quibus Evangeli - ſtæ ac Apoſtoli ſua ſuperſtruxerunt. Neque enim à Deo ſeparanda ſunt opera ejus & unde notitia Creatoris hauritur, ibi quoque fontes creaturarum quærendi ſunt. Nihil ſane re - rum naturalium toto mundo datur, cujus non abditiſſima quævis ex ſola Scriptura Sacra erui ac evidentiſſimè demonſtrari poſſint. Negli - gentia hæc eſt & ſtupor illorum qui con - temnunt ſcripturas, qui vel non legunt vel obiter tantùm ac cum ſtultitiæ humanæ præ - judicio ad deliria ſuarum cogitationum divi - nam ſapientiam accommodare volunt &c.

Höch -An den Leſer.

Höchlich iſt es zu bejammern / daß der irꝛdi - ſche Menſche durch den leydigen Fall Adams unter andern ihne befallenen Gebrechen nicht al - lein an dem innerlichen Erkandnis verfinſtert / ſondern auch an ſeinem Geſichte ſolchen Man - gel und Abgang empfindet / daß er an keinem ei - nigen Geſchöpffe / das in der Lufft / auf dem Erd-Boden / oder in dem Waſſer zu ſchauen / be - weglich - und unbewegliche / des Allmächtigen Schöpffers unausſprechlich-geſchaffene Weis - heit weder am gantzen erkennen / noch an deſſen verſcheidenen Theilen warhafftig kan beaugen / ſondern dieſelbe ingeſammt anders nicht / als ob ſie etwas Dunckelheit umgeben / ihme vorkom - men / daß er die höchſt-verwunderliche Aus-Ar - beitung der mancherley unzähligen Zierden / wo - mit der geſchaffene und alle Ding formierende Geiſt / die Natur / ſolch ihre Aus-Geburten und Kinder ſchmücket und bekleidet / und dem durch das Myſterium iniquitatis, (wie Paulus redet /) gleichſam bezauberten Menſchen / zu mehrer Aufmunterung (in ſolch ſeiner Schlaff-ſucht /) und Erweckung Göttlichen Lobs / vorſtellet / ſol - te verſcheidenlich können ſehen / bemercken / und gründ ich unterſcheiden; dahero auch die ferne - re Ausbreit - und Erkundigung natürlicher Wiſ - ſenſchafften hierunter gewißlich ſehr gehemmet worden ſind / daß viele ſonſten hoch-gelehrte Leu - te ihre Philoſophiam öffters nur auf ein bloſſes Errathen gründen müſſen / da jetzund viel ver -bor -Vorredeborgene Dinge nicht allein erforſchet / ſondern auch mit den Augen geſehen / und durch die Sin - nen können begriffen werden: Dann unwider - ſpechlich leichter iſt zuerkennen / und durch die Würckung der Sinnen zu begreiffen das / was GOttes unbegreiffliche Weisheit gemacht hat / weder zu errathen und ſich ein zubilden / was dieſelbe hab machen wollen.

Es iſt zwar dieſer Fehler nach und nach durch Gott-weiſe / in dem Liecht der Natur ſe - hende: Und alſo beedes von GOtt erkohrne / und der Natur hierzu gebohrne Gelehrte Män - ner erkandt / und auch in ihren Schrifften bekla - get worden: Alldieweilen aber die Erfüllung der Zeit / darinnen eine nähere und herꝛlichere Offenbahrung der Wunder des wunderbaren Schöpffers auszubrechen / verordnet iſt / noch nicht erfüllet geweſen / iſt es alſo verblieben / biß in dieſem noch lauffenden Seculo der Göttlichen Majeſtät es gefallen / bey gleichſam überhäuffter / und alſo zu reden nunmehr ausgeſchütteten Ver - achtung GOttes / und ſeiner Warheit / dieſe / biß auf jetzige Zeiten annoch zuruck-gehaltene Erkändtnis deſſen Allmacht und Weisheit an den Geſchöpffen / weilen ſonderlich unter den Gelehrten die alſo genandte Natur-kündiger / um deren äuſſere Geſtalt / Schalen / und Decke am meiſten ſich bemühet / und doch weder ſehen oder erkennen können / was an ſolcher zuſehen iſt / vollend zu offenbaren; ob hierdurch ein und an -dererAn den Leſer. derer der in ſeinem Hertzen ſpricht / es iſt kein GOtt / zu tiefferem Nachſinnen möchte gerei - tzet / und dahin angefriſchet werden / daß er nach genugſamer Beluſtigung an der äuſſern Form / Schalen und Decke / auch daſſelbſtändige Leben / Weſen / Liecht und Form zuerforſchen / zube - ſchauen / und alſo im Grund zuverſtehen / war - umb dieſer Geiſt / oder die Natur / dieſe und jene ihre Ausgeburten alſo wunderbar gezeichnet / gezieret und bemercket habe. Hierdurch würde er gleichſam Staffel weiß aufſteigen / von denen irꝛdiſchen zu den himmliſchen / von denen end - lich zergänglichen zu den unvergänglichen ewi - gen / von denen aus böß und guten vermiſch - ten / zu den reinen und unvermiſchten; kurtz / von den leiblichen zu den geiſtlichen Geſchöpffen; und wann in dieſem allen er eine Gleichheit ſein ſelbſt wurde erkennen; unzweiffentlich auch endlich den ungeſchaffenen GOtt und Schöpf - fer dieſes alles / der allen ſeinen Geſchöpffen ge - genwärtig iſt / und ſie begreiffet; von keinen a - ber begriffen werden kan / finden und ſchmecken / wie freundlich dieſer HErꝛ ſey / hochgelobt in den Ewigkeiten.

Wie nun in der Nach-Welt man ſich be - mühet / dieſen Fehler und Mangel zuverbeſſern / und die Würckung der Sinnen inſonderheit des Geſichts / als hierzu das edelſt und nothwendig - ſte / mehrers zu ſchärffen / und zu höherer Voll - kommenheit zu bringen; alſo hat man endlichcdieVorrededie Augen-Gläſer erfunden / deren dann für - nemlich zweyerley / die eine Gattung nennet man Ferꝛn-Gläſer / oder Perſpectiven / wegen ihrer Würckung / als welche darinn beſtehet / daß dadurch entlegene Dinge / ſo wegen ihrer Ent - fernung ſonſten dem Geſicht unſichtbar ſind / gleichſam herbey gezogen / und zu ſichtbaren Stand gebracht werden; das allererſte Ferꝛn - Glaß hat Jacob Matz eines Brillenmachers Sohn von Alkmar in Holland / im Jahr 1544. Durch Zuſamfügung zweyer Brüllen-Gläſer / deren das eine in der Mitte dick / und umb den Rand dinn; das ander aber / umb den Rand dick / und in der Mitte dinn / in ein Rohr zu - ſamm geordnet / erfunden. Die andere Gat - tung wird in gemein genannt ein vergröß Glaß / durch welches unzählige Dingen / die ſonſten we - gen ihrer Kleinheit / und ſubtilen Weſens un - ſichtbar ſind / dem Geſicht in ihrer natürlichen Geſtalt / Form / und höchſtwunderlichen Ziera - then / ſichtbar / deutlich / und verſcheidenlich kön - nen vorgeſtellt werden. Von der erſten Gat - tung iſt wegen beliebter Kürtze hier kein Platz derſelben umbſtändig zugedencken / wird aber ſeines Orts bey Beſchreibung der Wunder Gottes in der Lufft / am Firmament / Sternen / Planeten und Cometen / erhellen / was hierdurch bey einer Zeit hero iſt entdeckt und erfunden wor - den. Die andere Art / nemlich die Vergröß - Gläſer belangend / ſind hierdurch inner wenigJahren /An den Leſer. Jahren / nach dem ſolche zu zimlicher Vollkom - menheit gebracht / mehr Verbor genheiten der Natur entdecket und weißlich geworden / weder die Alten durch all ihr Speculiren und Philoſo - phiren in etlich hundert Jahren ausgerichtet; und gleichſam eine neue und andere Welt zu Ge - ſicht gebracht: Ja / unendlich viel kleine vor - mals unſichtbar und demnach unbekannte Ge - ſchöpffe / über welche ſich nicht weniger zu ver - wundern iſt / als über alle andere / die bißhero ſchon bekandt waren / ſind hierdurch erſt zu Tag kommen / die ſonſten niemand gewuſt / oder ge - kandt hätte.

Hiervon nun wäre ein groſſes Werck zu ſchreiben; es ſind aber bereits in unterſchiedli - chen Sprachen verſcheidene Bücher davon zum Druck kommen / dahin der wolgeneigte Leſer remittiret wird. Alſo hier dem ſelben zu Dienſte nur etliche wenige Obſervationes bey - gebracht werden ſollen. Denen Medicis iſt ſattſam bekandt / was ungleiche Meinungen bißhero vorkommen / woraus doch Gangræna, der kalte Brand im Menſchen entſtehe? Was er ſey? und woher es komme / daß er ſo ſchnell überhand nemme? dabey aber ſo übel / oder gar nicht zu curiren ſey / man ſchneid oder haue dann das inficirte Glied ab / worauf doch öff - ters der Tod zu folgen pfleget. Hierüber iſt ſich nicht groß zu verwundern / wie in mehr an - dern Morbis auch / weilen die proxima cauſac ijnochVorredenoch nicht entdecket iſt; was aber ſolche ſey / daraus der ſo genandte kalte Brand entſtehet / kan bey Athan. Kirchero, in mundo ſubterr. geleſen werden / der zeiget: Gangræna nihil aliud eſſe, quam innumeram venenatorum vermium, carnem corrodento corrumpen - tium, multitudinem, & rationem, cur gan - græna tam citò increſcat, hanc eſſe, quod vermiculi illi ita generari ſoleant, ut chartæ albæ folio impoſitus unus, recitati unius mi - ſererè ſpatio, quinquæ alios produxiſſe obſer - vatos. Zu Teutſch iſt es ſo viel geſagt: Der kalte Brand beſtehe in nichts anders / dann in einer unzähligen Menge kleiner vergiffter Würmlein / die das Fleiſch zernagen und zu - gleich mit in eine Corruption bringen (welches der Brand genennet wird /) wannenhero es komme / daß er ſo ſchnell umb ſich freſſe / ſey diß die Urſache / daß man beobachtet / wann eines dieſer Würmlein auf ein reines weiſſes Pappier geſetzt werde / habe man beauget / daß in Zeit man das Miſerere ſprechen möge / dieſes Würmlein ſchon fünff andere aus ſich gene - rirt habe. Nach alſo entdeckter Urſache / wird hinkünfftig in ſolchem Zuſtand beſſerer Rath zu finden ſeyn. Dieſes kan bey andern derglei - chen Gebrächen auch die ex corruptione ent - ſtehen / auſſer Zweiffel mit Nutzen obſerviret werden.

Jn dem Eſſig / der doch aller Fäulung wi -der -An den Leſer. derſtehen ſolle / kan durch ein Microſcopium, (Vergröſſerungs-Glaß /) wargenommen werden / daß eine Art Würmer wie Schlan - gen geſtaltet / darinnen im Zirckel herumb fah - ren. Jn Peſt-Zeiten ſoll die Lufft / wie etliche curioſe Naturkündiger beobachtet / voller klei - ner unſichtbaren Thierlein / die ex putrefactio - ne erboren / ſchweben / welche durch den Athem mit eingeſchlucket werden; dahero nachmals in denen Peſt-Beulen auch eine beſondere Art Würmer gefunden werden. Jn dem reine - ſten Sand des Meers werden allerley köſtliche edler Steine / Diamanten / Schmaragden / Rubin / ꝛc. in Menge geſehen: Alſo auch in dem gebrandten Vitriol oder deſſen Caput mortuum, ſihet man augenſcheinlich gantze Zainlein gläntzenden Goldes / welches doch ohne Vergröß-Glaß unmüglich zu ſehen iſt.

Jn dem vierdten Theil eines Mucken-Au - ges / hat man etlich hundert Circkel wargenom - men; ein Engelländer berichtet / daß er im gan - tzen Auge deren bey zwölff hundert gezehlet hät - te. Hierbey zu geſchweigen / der überaus ſchö - nen Farben die ſich dem Geſicht vorſtellen. Ein Haar / iſt geſtaltet wie ein holes / kleinen Finger dickes Rohr / welches am End dicker als bey der Wurtzel iſt. Das feinſte Pappier ſcheinet wie ein rauhes grobes Tuch / voller Un - gleichheit / Runtzel / Höhen und Tieffen: Eben alſo kommt dem Geſicht vor / die allerzarteſtec iijHautVorredeHaut an den Händen des Frauen-Zimmers / die iſt gantz rauch / ſchuppicht / und harechtig. Jn den Blumen / können die Adern und der Safft / dannenhero ſie ihre Nahrung / und dabey auch wargenommen werden / wie dieſer Safft flieſſet und geſtehet. An den Tulipen / die verſcheidene Farben haben / wird mit Luſt angeſchauet / wie dieſe Farben miteinander ſich mengen / das Rothe im Weiſſen / und das Weiſ - ſe dahingegen im Rothen unterſchieden iſt.

Merckwürdig iſts / was unendliche Zahl Löchlein in dem Johannis Kraut zu befinden / und wie wunderlich ſie durch beſondere Bläßlein hinwiederumb geſchloſſen ſind. Wer mit Weil ein Lilien Blat betrachtet / der wird erſt verſte - hen lernen / warumb Chriſtus geſagt / daß Sa - lomon in all ſeinem Pracht nicht ſey gezieret ge - weſen / wie dieſer eines.

Unterſchiedene Kräuter / die im Beruff ſind / daß ſie keinen Saamen tragen / die weiſen ſolchen im Vergröß-Glaß / inſonderheit das Farn-Kraut / ꝛc.

Die Aepffel / Birn / und dergleichen lang gelegene Früchte / wann ſie ſchier beginnen zu faulen / die zeigen auch eine Art ſonſten dem Ge - ſicht / unſichtbarer Würme.

Jn der etwas geſtandenen Milch werden auch Würmlein: Jm alten rantzigten Speck aber nicht allein rauhe zottigte Würmer / ſon -dernAn den Leſer. dern auch mehr anderer Gattung / heßliche zot - tigte Thierlein beauget.

Was durch das Vergröß-Glaß / an den Ertzen / Bergwercken / und Hand-Steinen be - obachtet wird / welches in gemein dem Geſicht unmüglich iſt zu ſehen / das werden die Jenige zeugen / die hierdurch in Erwählung der Mine - ralien nicht wenig Vortheils erhalten; den Kern gefunden / und die Schale liegen laſ - ſen.

Nicht ohne Gemüths-Ergetzung werden die mancherley Vogel-Federn beſchauet / und über den ſchönen vielfältigen Farben ſich ver - wundert. Ein einiges Zäſerlein von einem klei - nen Federlein erſcheinet wie eine völlige Fe - dern mit ſchönen Striemen wie die Sonne ge - zieret.

Hiervorn iſt umbſtändig erwehnet worden / was Beſchaffenheit es mit dem kalten Brand habe; und daß ſolcher aus nichts / als einer un - zahlbaren Menge kleiner Würmlein beſtehe: Jn dem Geblüt derer Jenigen / ſo mit dem Fie - ber behafftet / werden auch Würmer gefunden; wie nicht weniger / in aller / zwiſchen Fell und Fleiſch ſteckenden Gebrechen / als da ſeynd Krä - tze / Räude / allerley Eyß / und Geſchwer / und dergleichen.

Auch das reineſte Glaß / ſcheinet ſehr un - gleich / voller Klunſen / Runtzel und Spälte:c iiijEbenVorredeEben alſo ſehen die Nägel an den Händen / die voller Adern und Klunſen ſind.

Was vor abſcheuliche Wunder-Thiere ein Flohe und Laus ſeye / das kan weit beſſer geſchau - et als beſchrieben werden.

Es ſcheinen die an Menſchen Händen kaum ſichtbare Linien und Schweiß-Löchlein / gleich den Furchen auf dem Feld / voller unſau - berer Hölen; die Löchlein aber ſind voller Haar.

Jn dem Abſchabig des Käß ſihet man Thiere / die ſich den Nägeln an den Fingern gleichen / ihr Rucken iſt gantz voller Borſten / wie die Stachel-Schweine.

Ein Schab ſtellet ſich vor wie ein zottigter Beer / oder ein Stachlichter Ygel; an dem alle Glieder / ſo gar die Augen und Nerven des Leibs zu ſehen ſind.

Wann ein Stücklein der allerfeinſten Cammer-Leinwath oder des ſchwartz Seiden allerzärtiſten Flors betrachtet wird; erſcheinet es / wie ein aus ſtarcken Stricken geſtricktes Garn / voller Ungleichheit / Krümme / und klei - ner Fenſter; die Waſſer an den gewäſſerten Seiden-zeugen und Schamlott / kommen nir - gend anders worvon / als daß ein Theil vor dem andern erhabener iſt.

Woher das Brennen der Neſſeln komme / iſt bißhero auch beſtritten / darumb aber noch nicht errathen worden; das Vergröß-Glaß a -berAn den Leſer. ber zeiget / daß das Neſſel-Blat oben auf voller ſcharffer ſtechender Spitzlein ſey / an denen zu hinderſt wie ein kleines Bläßlein voller gifftiger Materi anhänge. Wann nun die Spitze / ſo aus einer harten Subſtantz beſtehet / und in der Mitte ein Loch / durch welches das gifftig bren - nende Weſen hervor tringt / jemand berühret / ſo gleich empfindet man an dem verletzten Ort ſchmertzen.

Alles jetzt vermeldtes übertrifft was der be - rühmte Engelländer Hokius an dem Schim - mel beobachtet / davon ſchreibet er / und zeithero andere aus ihme / daß einſten er auf der Decke eines Buchs ein kleinen Flecken Schimmels / oder wie Theil melden / ein Tröpfflein Unſchlicht / kaum in Gröſſe eines Hirſchkörn - leins durch das Vergröß-Glaß beſchauet / da habe er verſcheidentlich wargenommen / daß es ein Büſchel Blumen wäre / deren Theils runde Knöpffe hätten / als ob ſie noch zuwären / an - dere aber waren offen und aufgeblühet; theils ſchienen ſchon wieder zuverwelcken. Dieſe alle / ob wolen ſie gar nahe aneinander ſtunden / ſo hatte doch jede ihre beſondere Wurtzeln; die Stihl waren lang / die Subſtantz weich / wie ein Erd-Schwamm / ſo daß wann ſie mit der Spitze einer Nadel berühret wurden / an Stund zerbra - chen. Jn der Flammen eines Liechtes / darein ſie etlich mal gehalten wurden / blieben ſie un - verletzt. Der Geruch und Geſchmack war un -c vange -Vorredeangenehm. Hiervon beykommende Figur meh - res zeugen wird.

Was ſoll man von den ſchwartzen Kohlen ſagen / deren unzahlbare Menge kleiner Lufft - Löchlein mit nicht geringerer Verwunderung bemercket werden. Dieſe gehen nach der Ord - nung überzwerg durch die gantze Länge / alſo daß keine Kohlen zu lang iſt / daß man nicht nach der Länge hindurch blaſen könte / geſtalten / durch das offtgenandte Vergröß-Glaß man das Liecht dadurch ſcheinen ſihet. Jn dem achtzehenden Theil eines Zolls / hat erſt belobter Hokius, de - ren in die anderhalb hundert gezehlet / daraus zu ſchlieſſen / wie viel eine Kohle von zehen oder mehr Zoll breit in ſich begreiffe. Eben dieſer Un-Summ Lufft-Löchlein will die Schwärtze an der Kohlen beygemeſſen werden.

Mehres hiervon beyzubringen / fället zu lang. Wohl-gedachter Hokius, und Petrus Borellus, deſſen in dieſem Wercklein anderswo auch gedacht werden wird / haben dergleichen / und noch andere Obſervationes in ihren Schrifften. Weme aber beliebet tauſend an - dere bißhero noch unbekandte Seltenheiten zu - erfahren / und darinnen ſich zu beluſtigen / der trachte ſich ein ſolch Vergröß-Glaß; Es kan / noch wird ihn weder koſten noch Zeit ge - reuen.

Hierbey ſoll auch mit Stillſchweigen nicht übergangen werden / der höchſt preißwürdigeRuhm /An den Leſer. Ruhm / derer Potentaten / Fürſten und Her - ren; wie auch vieler Privat-Perſonen / edel und unedel / die vorberührtes Dictum des heiligen Davids in ſeinen 92. Pſalm / daß nemlich dieſe / ſo der Wercke des HErꝛn warnehmen / eitel Luſt darob empfinden / ihnen haben laſſen geſagt ſeyn; und demnach auch aus würcklichen Be - find - und Empfinden dieſer ſo angenehmen Luſt / eifferigſt dahin annoch ſich bemühen / wie ſie neben unzahlbaren Kunſt-Erfindungen / welche der Geiſt der Natur aus dem Microcoſmo, dem Menſchen / zu Tage gebracht / und noch immer fort hervor bringet; nicht weniger auch die Je - nigen verwunderns würdige Kunſt-Stücke im Macrocoſmo, an welchen dieſer Geiſt die ſo ge - nandte Natur vor andern ihren unendlichen Würckungen etwas beſonders den Menſchen zu fernerm Nachdencken hat wollen vorſtellen / ih - nen zur Ergötzung; ihrem neben Menſchen a - ber zu Dienſte / und Erweckung gleichmäſſiger Beluſtigung / in alſo genandte Kunſt - und Ra - ritäten-Kammern zuſamm bringen möchten. Billich iſt ein ſolches Unternehmen zum höchſten zu loben; nur wäre anbenebenſt auch zu wün - ſchen / daß ſolche Kunſt-Kammern nicht ſo gar verſchloſſen gehalten würden / ſondern etwas offener ſtunden / und auch mitler Stands / und Privat-Perſonen / doch Liebhaber der Wunder Gottes / der Zugang und Beſichtigung gratis, und ohne beſondere Koſten / (weilen je die Na -turVorredetur ſolch ihre Wundergeburten umbſonſt auch männiglich zu betrachten / ausſtellet. ) möchte zu geſtanden werden. Dieſes nun ſolte gewißlich ohne mercklichen Nutzen nicht abgehen / ſinte - mal nicht ſelten ein oder anderer Reiſender / in dieſem als jenem Land einiger rarer Dingen warnimmt / worvon auch des Landes Jnge - borne Gelehrte und Ungelehrte / wenig / oder moch gar nichts wiſſen. Ein ſolcher würde bey alſo ihme anhand gegebener Gelegenheit nicht ermanglen / was er geſehen / oder doch glaub - würdig vernommen / bekandt zu machen. Wann nun von dem Jenigen der einer ſolchen Kunſt und Raritäten-Cammer vorgeſetzt iſt / derglei - chen Relationes ſo balden aufgezeichnet / nach - unals aber mit Fleiß darüber ferner inquiriret würde / ſolte es ſich wol finden / was beförde - rung zu mehrer Erkändtniß der Natur / und ih - rer Wunder-Geburten hierdurch ſich zeigen würde.

Es ſcheinet auch / daß die Natur in ihrer Sprache / aus den Waſſern / Steinen / Thie - ren / Gewächſen und Früchten / durch derglei - chen beſondere ungemeine Vorſtellungen / die Menſchen anrede / unterrichte / lehre / warne / und zu näherer ihrer Kundſchafft gantz liebreich gleichſam invitire, und ſich ihnen gemeinſam zu machen verlange / wann man nur Aufachtung haben / und es würdig erkennen wolte / deme fer - ner nachzuſinnen. Alſo findet man hier unddar /An den Leſer. dar / namentlich aber in der Jnſul Sicilien bey der Stadt Siracuſa einen Brunnen / und in Schottland unweit von der Stadt Edinburg / ein Oel-Quelle / welche immerdar in ihrem Thun und Völle bleiben / und nimmer über gehen. So bald aber Menſchen dabey kom - men / Waſſer oder Oel zu ſchöpffen / Quellen an Stund der Geſtalt ſie zu / daß auch / wieviel Waſſer oder Oel / immer kan und mag daraus geſchöpfft werden / ſie demnach ſtets voll blei - ben / und einiger Abgang nicht geſpühret wird. Was will hierdurch die Natur anders anzeigen / dann das männiglich ſolch ihrer ausgeſtellten Wunder zu Vermehrung des Lobe Gottes je öffter / je lieber ſich gebrauchen ſolle. Nicht aber ſollen ſolche Wunder-Gaben mißbrauchet / oder zu geringen kein nützigen Dingen verwen - det / und gar verunehret werden. Mit nichten / dann hierab bezeiget dieſer Geiſt die Natur / ein ſonderbar Mißfallen / geſtalten deſſen ſie ſelb - ſten mehrer Orten Anzeige gibt / nur etlicher Kürtze halber zugedencken: So iſt auf der un - überwindlichen Veſtung Alten Hohen-Ems / ein friſcher Quell-Brunnen / der / wie heiß und dürre Zeiten auch immer ſeyn mögen / doch all - zeit Waſſer gibt; ſo bald aber ſein Waſſer zu einiger Sudel-Arbeit gebraucht wird / verlieret ſich die Quelle / und kommt in vierzehen Tagen nicht wieder. Auf dem Berghaus Riſenberg in Böhmen / ſihet man einen Brunnen / wanneineVorredeeine unreine Perſon aus demſelben Waſſer ſchöpffet / verlieret ſich die Quelle ein gantzes Jahr; und der Brunn bleibt trucken. Gleich - falls bey Deltſch und Milawetz / in jetzt-gedach - ten Böhmen ſind einige Waſſer Quellen / ſo bald eine unreine Mann - oder Weibs-Perſon daraus trincket / oder nur hinzu nahet / ſo gleich werden ſie trüb und unbrauchbar / biß ein ſolcher Menſch wieder hinweg gehet. Nun dieſer hohe und reine Geiſt / oder die in Gemein alſo ge - nandte Natur / will auch bey Beſchauung ihrer Wunder / die Anſchauer zu gebührender Ehr - erbietung anweiſen. Bey dem Städtlein Lu - canica im Königreich Neapolis, ſchauet man ei - nen gar Waſſerreichen Brunen. So jemand der Quelle ſtillſchweigend ſich nahet / ſo findet er ſolche rein / klar / und hell: So bald er aber dem Brunn den Rucken kehret / wird ſie gantz trüb und unklar / ꝛc. Nicht weniger erfordert dieſer wunderbare Geiſt ein ſtilles Gemüthe / welches / bevor es ausbricht / für ſich hin / in ei - ner tieffen Stille / die zu Tage ausgeſtellte Wercke des HErꝛn ſeines Schöpffers / bey ſich überlegen und betrachten ſolle. Zeugen / dieſes ſind abermal etliche Waſſer / unter denen auch erſt ermeldter Brunn im Königreich Neapolis: Desgleichen / in America, bey der Stadt Quito, im Königreich Peru, iſt auch eine Waſſer - Quelle / ſo lang jemand ſtille ſeyn / und ſchweigenkan / mag er nach Genügen Waſſerſchöpf -An den Leſer. ſchöpffen; ſo gleich aber / als er beginnet zu re - den / entſtehet in der Quelle ein Sieden und Bru - deln / das Waſſer wird trüb / und unbrauchbar. Aus der Erfahrung erhellet / daß dieſer ſtille Geiſt / nichts weniger vertragen kan / als wann Mutwillens er ver unruhiget wird; viel Exem - pel ſo hierüber beyzubringen / können in volgen - den Tractat mit Verwunderung geleſen werden / von Quell-Brunnen / Waſſern / Seen / tieffen Löchern und Hölen / die alle dieſe Eigenſchafft haben / daß wann auch nur ein Stein hinein ge - worffen wird / alſo fort bey etlichen Wind und Regen; Bey theils Donner und Blitzen: Bey etlichen aber alles zugleich Augenblicklich gehö - ret / geſehen / und öffters mit Schaden empfunden wird. Wie unausſprechlich Liebreich dieſer Geiſt / die Natur / den Menſchen ſich bezeiget / wie ſorgſam er ihr Beſtes ſuchet / wie unverdroſſen / er ſich beweiſet / ſie in bevorſtehendem Unglück zu warnen / erſcheinet überflüſſig aus deme / daß wann die Göttliche Gerechtigkeit die undanckba - ren Menſchen über den ihnen beſcherten / aber mit Sünden verſchlemten Uberfluß und Se - gen / durch Theurung ſuchet zu ſtraffen / dieſer mitleydende Geiſt / ſolche bevorſtehende Land - Straffe den Menſchen kund machet / durch ge - wieſe Zeichen / da vieler Orten ſich ereignet / daß einige Brunn-Quellen / die etliche Jahr verſi - hen und ſich verloren / bey dero widerflieſſen / eine unfehlbare Anzeig nechſt folgender Theu -rungVorrederung ſind: Alſo auch ſtellet er gewieſe Merck - zeichen vor / der künfftigen Kriegs-Unruhe / des ſchwehren Regen und Ungewitters - und eines allgemeinen Land-Sterbens. Ja / es iſt dieſer Geiſt noch nicht damit friedlich / ſondern erſtreckt ſo gar ſeine allgemeine liebreiche Warnung auch auf ein und anders Geſchlecht in Specie, und gar auf Particular Perſonen. Jn Francken (anderer vieler Länder und Orten zugeſchwei - gen;) ſind zwey adeliche Geſchlecht wißlich / die beede dieſe zuverläſſige Warnung haben / daß ſo jemand ſo zur Stelle / oder in der fremb - de / aus ihnen in annahender Todes-Gefahr ſich befindet / oder gar ſtirbet: Ein Quell - Brunn bey des einen Schloß alsdann verſeihet. Eine Quelle aber bey des andern Wohnung durch einen unkändtlichen Wurm trüb / und un - brauchbar gemacht wird. Zu Terridon in Ita - lien begibt es ſich / daß ſo ein Burger oder Jnn - wohner daſelbſt / das einſtehende Jahr ſterben ſoll; er in Umbarbeitung ſeines Feldes eine Menge Blut findet / ſo heraus ſtrudelt. Vie - ler anderer dergleichen Begebenheiten / kürtze halber vorbeygehend. Was ſoll man ſagen von denen vieler Orten ſtets flieſſend - und noch täg - lich neu hervorkommenden Heil-Brunnen? Sind ſolche nicht aller von den Artzten verlaſſe - nen armen Krancken letzte Zuflucht? Wie mild - und hülffreich erweiſet ſich dieſer allgemei - ne Geiſt hierinn / ſonderlich im Anfang / wannſolche

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An den Leſer. ſolche Heil - und Geſund-Brunnen ſich offenba - ren / und beginnen bekandt zu werden. So bal - den aber die Aertzte ſich mit zuſchlagen / und ihre Recepta mit - und neben dem Waſſer adhibiren / ſo gleich verlieret ſich die verſpührte Geneß - Krafft / auſſer Zweiffel keiner andern Urſach / dann daß dieſer hohe Geiſt / keine Geſellen in curiren der Kranckheiten neben ſich dulden kan / ſondern allein oder nichts ſeyn will. Er hält auch ſeine gewieſe Merckzeichen / daraus etli - cher maſſen zuſchlieſſen / was von der vorhaben - den Cur zu hoffen ſtehe: Jn Perſia / unfern der Stadt Ardewil auf dem Gebürg Sebelan, iſt unter mehr andern nahe beyſammliegenden Heil-Brunnen einer Randau genandt; Wann der Patient eine glückliche Cur zuhoffen / laſſen ſich beſondere Gattung Schlangen ſehen / die auf dem Kopff eine Crone von kleinen ineinan - der geflochtenen Schlänglein haben; ſo aber dieſe nicht vor den Tag kommen / wird die Cur umbſonſt gebrauchet. So gutthätig und hülff - reich dieſer Geiſt aller Orten ſich bezeiget: So übel kan er vertragen / wann ſolch ſeine Frey - gebigkeit in eigen-nützigen Geitz will verwendet / oder ſonſt beſchimpffet werden.

Jn Engelland iſt ein zimmlich groſſer / gar fiſch-reicher See Gufer genandt / ſo lang män - niglich darinn zu fiſchen frey ſtehet / iſt an Fi - ſchen ein Uberfluß vorhanden: So bald aber deswegen Verbot geſchicht / verlieren ſich auchddieVorrededie Fiſche / laſſen auch ehender ſich nicht wieder - umb ſehen / biß ſolch Gebot caſſiret und abgethan wird / mehrer Exempel zugeſchweigen. Jn der Jnſul Heilig-Land Holſtein Gottorp gehörig / war umb das Jahr 1530. Ein ſolcher reicher Hering-Fang / daß über zweytauſend Men - ſchen ihre kommliche Nahrung dannenhero ha - ben kondten. Als aber die Jnnwohner in den folgenden Jahren aus Muthwillen einſten einen Hering mit Ruthen geſtrichen; hat von daran der Fiſch ſich nach und nach verlohren / alſo daß umb das Jahr 1554. kaum hundert Menſchen von dieſer Fiſcherey Unterhalt haben mögen. Wer wolte ſich nicht verwundern über der ſo gar ſeltenen Eigenſchafft eines kleinen Sees / bey der Stadt Fungoa in China, welche darinn beſtehet / daß wann des Orts Stadthalter oder Regent / ein frommer gerechter Mann iſt / ſo bleibt das Waſſer dieſes Sees allzeit klar und hell / gleich einem Spiegel; iſt er aber unge - recht / eigen-nützig und unbarmhertzig / ſo wird das Waſſer allzeit trübe und unklar ſeyn. Viel zu lang würde es fallen / auch nur mit gar weni - gen anzumelden / was dieſer Geiſt die Natur / am Firmament / auf und in der Erden / im Meer / an Thieren / Vögeln / Fiſchen / Gewäch - ſen / Bäumen / und Kräutern denen unachtſa - men Menſchen zu ihrer mehrer Aufmunterung / ſo wunderbar vorſtellet; es wird ein ſolches ei - ner gelehrtern Federn als dieſe iſt / vorgeſparet.

NunAn den Leſer.

Nun wieder zukehren zu denen vorbelobten Kunſt-Kammern; ſo iſt nicht ohne / man ſie - het zur Verwunderung in denſelben vieler hand frembde ausländiſche Thier / Gewürm / - gel / Gewächs / Früchte / Wurtzel und Kräuter / deßgleichen allerhand Meer-Muſchel / Coral - len / Fiſche / Baum-Gänß / und ſo gar den un - beglaubten Vogel Phœnix, welcher / etlich noch lebenden Natur-kündigern / die nicht zuge - ben wollen / daß ein dergleichen Vogel zufinden / in der berühmten Kunſt-Kammer zu Dreßden in Sachſen / in ſeinen Goldfarben Federn / mit einem Häublein oder Cron auf dem Kopff / kan vorgezeigt werden; neben noch andern vielen Natur-Gewächſen / edlen und unedlen Stei - nen / mit mancherley darauf erſcheinenden Fi - guren; item Rifen-Gebein / und viel andere Seltenheiten / welche die Natur ausgeſtellet / wie davon die Kunſt-Kammern in Teutſch - und Niederland / Italien und Franckreich ſattſam zeugen. Allein / ſcheinet es doch / ob hätte aller Orten die Knnſt vor der Natur den Vorzug / geſtalten / ein ſo andern Orts viel hundert von Menſchen gefertigte Kunſt-Stücke aus Metall / Stein / Bein / Corall / Holtz / und andern Ma - terien / zuſamm getragen / zu ſehen: Dahinge - gen / kaum etzlich wenige Wunder der Natur / gemeiniglich / mancherley Steine ſo die Natur gezeichnet / wie ingleichen / Holtz und Früchte / ſo etwan zufälliger Weiß zu Stein geworden /d ijnebenVorredeneben noch etlich andern dergleichen raren Din - gen / doch in geringer Anzahl anzutreffen. Woraus unſchwer abzunehmen / daß umb die durch die Natur ausgeſtellte Wunder / man noch lange nicht / mit ſo groſſen Koſten / Mühe und Fleiß ſich beworben / als umb die Kunſt - Stücke von Menſchen Händen gemacht. Wie nun aber es anders nicht als wolgethan ſeyn würde / wann dieſer Defect erſetzet / und denen wenig vorhandenen Raritäten der Natur / zu mehrerm Anſehen und Vollkommenheit der nochmalen belobten Kunſt-Kammeren / auch an - dere beyfügte / zumalen ſolche gröſſeren Theils Gratis und umbſonſt zu haben; nicht aber / wie die durch Menſchen gefertigte Kunſt-Stücke umb hohe Summen Geldes müſſen an ſich ge - bracht werden. Gewißlich würde es einer Kunſt - und Raritäten-Kammer eine ſchöne Zierd geben / und einen herꝛlichen Nachruhm erwecken / wann den jenigen Kunſt-Stücken und Wundern / der Natur noch ferner beygefügt würden: Jn Stein verwandeltes Waſſer / Holtz / Thier / Früchte und Kräuter / worvon zwar einiger Orten etwas / aber gar wenig / zu ſehen. Zum Exempel: Mancher Art Steine / aus klaren Waſſer innerhalb wenig Stunden geworden / derer Brunnen in Teutſchland vieler Orten zu finden. Deßgleichen Holtz / ſo das Waſſer in Stein verwandelt: Jtem / Leder und Tuch: alſo auch Thier / Gewürm / allerhand Früchte /undAn den Leſer. und Kräuter; und von dem Jenigen ſteinern Confect, ſo in Franckreich bey dem Stättlein Vigand in einem Brunnen: Und dann in dem Fluß Teberone unweit Rom in Menge zu fin - den / und dem Natürlichen ſo gleich ſihet / daß niemand es unterſcheiden kan. Mancherley Art Kräuter / als da iſt: Cyperus, Juncus, Ranunculus, &c. wachſen im Florentiſchen Ge - biethe Jährlich gar ſchön an einem Bache bey dem Städtlein Roncolano. Wann ſolche abgehauen werden / und eine Zeitlang liegen / werden ſie ſteinern / eines verwunderlichen An - ſehens; dergleichen begibt ſich auch bey dem Flecken Colle in eben dieſer Landſchafft / nur daß hier das Holtz / Kräuter und Blätter nicht gar in Stein verwandelt / ſondern mit einer ſtein - harten Rinden überzogen werden. Derglei - chen Gewächs / ſolten noch wol ihre Stelle in einer Kunſt-Kammer zieren. Alſo auch iſt auf dem Hartz ein Brunn / der ſtets allerhand Stei - ne / denen Armen / Beinen / Händen / Füſſen / und andern Gliedmaſſen des Menſchlichen Leibs ſich gleichende / auswirfft. Niemand aber hat noch unterſucht / wozu dieſe Steine dienen / die auſſer Zweiffel ihren nutzbaren Gebrauch zeigen könten: Quia Deus & Natura nihil faciunt fruſtra. Und ſolte nicht auch ein Stab / der in des Sees Niach in Jrꝛland Waſſer eingeſteckt / ſo tieff er den Grund berühret / in Eyſen; und ſo weit ihne das Waſſer benetzet / in Stein ver -d iijwan -Vorredewandelt werden; das obere Theil aber Holtz ge - blieben / meritiren / daß ihme eine Stelle gegön - net würde: Oder eine Ruthe / welche in einem See unten an dem Welt-bekandten Berg Hecla in der Jnſul Jßland / ſo fern und weit ſie in den Grund des Sees geſtecket wird / gleichſam Au - genblicklich aus einem leichten Vegetabile in ein ſchweres Metall / nemlich Eyſen / höchſtverwun - derlich ſich verkehren. Jn dem heiligen Lande / unten an dem Berg Carmel / ſoll ein Waſſer-rei - cher Brunnen aufquellen / welcher immerdar mit einer beſondern Art Glaßachtigen Sandes ſich anfüllet / und da benebenſt dieſe ſeltene Ei - genſchafft hat / daß alles was mineraliſcher Art iſt / ſo es hinein geworffen wird / alſo gleich in Glaß: das Glaß aber hinwiederumb zu Sand verwandelt. Wann dergleichen Brunnen in Teutſchland zufinden wäre / würde auſſer allen Zweiffel dieſes wunderbare Waſſer von vielen Künſtlern mit höchſten Fleiß anatomirt / und ferner unterſucht werden. Jn dem Ampt Blanckenburg bey dem Cloſter Michelfeld / zei - gen ſich in einem Steinbruch allerhand Gat - tung rund formirter Schüſſel und andere Ge - ſchirꝛ aneinander ſtehend / eben / ob alles mit Fleiß alſo gethan wäre: Deßgleichen / bey Spangen - berg in Heſſen / auf einem Berge diß Namens / gibt es eine groſſe Menge runder Steinlein / die von der Natur mit einem Zeichen wie eine Spange wunderlich bezeichnet. Alſo auch beyBudin -An den Leſer. Budingen jetzt-gedachtes Landes / hat es einen gantzen Acker voll Kroten-Stein / die haben nicht allein eine ſchöne Bezeichung einer Kro - ten / ſondern werden auch in allen gifftigen Seu - chen und Zufällen / inner - und äuſſerlich nutzlich gebrauchet. Und in Siebenbürgen iſt ein Berge / deſſen Höhe über und über mit runden Stein-Blätlein mancherley Farben bedecket / welche / wann ſie durch ein Meſſer / Blätlein - weiß / gleich dem Frauen-Eyß abgelöſet werden; erſcheinet die Form einer Schrifft / wie auf den Türckiſchen Ducaten zuſehen.

Zu Aqua Sparta, und Todi in Italien / wird Holtz / meiſtes brauner Farb / an Härte a - ber dem Eben-Holtz gleichend / aus der Erden gegraben / dieſes Holtz hat gar zierliche Adern / Streiffe und Liniamenten / kan zu allerley Sa - chen / verarbeitet werden. Daß es Anfangs Erde geweſen / zeugen etliche Stücke / daran noch ein Theil rechte Kreiden-Erde iſt; etliche Stücker aber werden gefunden / die zur Helffte bereit zu Stein geworden ſind. Jm Feuer glimt es zwar / brennet doch nicht / wiewol es eine ſtarcke Hitze gibt. Hiervon ſind in der wol eingerichten Kunſt-Kammer zu Gottorp in Holſtein etliche ſchöne Stück zuſehen; denen könten auch von den jenigen Steinen die bey Ancona im Meer: Und wann ſie zerſchlagen / Fiſche darinnen gefunden werden; item / Schne - cken / die bey Duyno in Iſtria aus dem Felſen ge -d iiijhauen:Vorredehauen: Und Fiſche / welche unten am Pirenæi - ſchen Gebürge man aus der Erden gräbet / bey - gefüget merden.

Mancherhand verwunderliche Steine / als auch in Stein verwandelte Sachen / werden in dem heiligen Lande / und in Arabien / umb die Gegend / und am Gebürg Synai gefunden / da - von jedoch in ſo vielen Reiß-Beſchreibungen gar ein weniges aufgezeichnet vorhanden / dar - umb auch ſich nicht zu befrembden / daß derglei - chen rare, aber nicht geachtete Sachen noch wenig Orten zuſehen ſind. Kürtzlich nur etli - cher zu gedencken: So ſihet man am Berge Carmel ein gantzes Feld voller Melonen / die zu Stein geworden; und doch / ſo wol äuſſer-als innerlich ihre ſonſt natürliche Geſtalt / Farbe / und ſo gar die Kerne / (welche gläntzen wie Dia - manten /) behalten haben. Deßgleichen / zwi - ſchen Jeruſalem und Bethlehem / liegt es auf ei - nem Acker voll kleiner Steinlein / welche denen ſelbs-gewachſenen Erbſen allerdings ähnlich / und vor ſolchen nicht zuerkennen. Hiervon nehmen die vorbeykommende Pilger und Fremb - de nach Belieben; man ſpühret aber darumb keinen Abgang.

So wird auch noch heut diß Tages am U - fer des Todten Meers jenſeit des Jordans / die Saltz-Seule des Weibs Loths geſehen / von welcher die Araber dort herumb / öffters ein Stuck abſchlagen / und wegbringen / doch gleichTagsAn den Leſer. Tags hernach den Ort hinwiederumb ergäntzet finden. Wie nun dieſes in Warheit unter die gröſten Wunder der Welt / billich zuſetzen: Auch von Chriſten und Juden hoch zu achten: Alſo iſt nicht weniger wunderns wehrt / woher es doch komme / daß unter ſo viel tauſend Chriſtli - chen Pilgern / die innerhalb etlich hundert Jah - ren / das heilige Land beſuchet / und biß an das Ufer des Todten Meers; ja Theils ihrer Aus - ſage nach / ſoweit kommen / daß über zwo oder drey Teutſcher Meilen davon nicht entfernt ge - weſen; ſie nicht vollend über den geringen Fluß den Jordan geſetzet / und dieſes Wunder-Bild nach Würden und Genügen betrachteten / und nachmals beſchrieben hätten. Ohne Zweiffel muß hier was anders im Wege ſtehen / weilen die vorgeſchützte Gefahr wegen der Araber / die Sache nicht ausmachet.

An dem berühmten Berg Synai / ſihet man im Aufſteigen deſſelben rechter Hand / einen vom Gebürg abgeledigten grauen Felſen / (da ſonſten das Gebürg ſelbſten / alles gantz ſchwartz - braun iſt /) dieſer Felß iſt allerdings / dem Stamm / Wurtzel / Aeſten / Zweigen und Blättern nach / geſtaltet wie ein natürlicher Baum. Einige verſtändige Liebhaber Gött - licher Wunder / pflegen Zweige abzubrechen / und mit ſich heimzuführen; unweit davon / wo aus zwölff Riſſen eines empor ſtehenden Felſens / ſo viel Waſſerreiche Quellen hervor tringen /d vundVorredeund Thal ein lauffen / zeigen ſich viel ſchöner ra - rer Gewächſe / von Früchten / Kräuter - und Wurtzeln / zwar alle dem Leben nach gebildet / wie ſie in Gärten pflegen zu wachſen / ſind aber ſteinern. Die Steine und Felſen an jetzt - ge - dachtem Berg Synai ſelbſten / wann ſie mit Mühe von dem Stahl-veſten Gebürg abgeſchla - gen worden / zeigen / daß ſie durch und durch / mit recht verwunderlichen Adern / als Aeſte von den Bäumen durchwachſen / und dermaſſen ſchwer ſind / daß ſie auch dem Eyſen gleich kommen. Ebener maſſen ſind bey dem Städtlein Toro am rothen Meer / allwo zu den Zeiten der Kinder Jſraels / die zwölff Brunnen / und ſiebentzig Palm-Bäume geſtanden / an einem Berglein die Menge kleiner / den Datteln / Mandeln und andern Früchten der Farb und Geſtalt nach / ſich gleichende Steinlein zu finden: Ja ſo gar in erſt - genandten rothen Meer ſelbſten / tieff unter Waſſer / wachſen allerhand Bäume und Früch - te / auch Knoblauch / Zwibel und Rettig / und ſonſt mancherley frembde Wurtzeln / die im Waſſer zwar alle gantz weich ſind: An der Lufft aber eine ſteinere Härte an ſich neh - men.

Jm Jahr 1634. begab es ſich / daß in Africa bey fünff Tagreiſen von der Stadt Tri - polis in Barbaria, einer gantzen Stadt Namens Biedoblo, Jnnwohner / Viehe / Bäume / Erd - Frücht und Gewächs / in dem Stand wie jedesdamalAn den Leſer. damal ſich befunden / in einer Nacht plötzlich in Stein verwandelt worden / und männiglich an - noch vor Augen ſtehen. Der Welt-bekandte Cardinal Richelius, hat aus dieſer Stadt einen alſo in Stein verwandelten Knaben / in Franck - reich überbringen laſſen.

Daß nicht allein die Erde allerley Gattung Blumen / ſehr ſchöner Farben hervor bringe / ſondern auch in der Tieffe des Meers gefunden und herauf geholet werden / zeuget America; in deſſen Landſchafft Il Nuovo Reino di Granada genandt / wachſen im Grund des Meers man - cherley ſchöne Blumen / von auserleſenen Far - ben / welche durch die Urinatores, (Teucher) aus der Tieffe herauf geholet werden / wormit nachmals man in den Kirchen die Altär und an - dere köſtliche Gebäu zieret. Dann dieſe Blu - men wann ſie etwas Zeit an der Lufft gelegen / eine Criſtalliniſche Härte bekommen.

Alle jetzt-gemeldte Raritäten / würden wol - eingerichteten Kunſt-Kammern eine merckliche Zier und Ruhm verurſachen.

Dieſen angemeldeten Raritäten konten fer - ner von Thieren / Fiſchen / Gewächſen / Bäu - men und Früchten / noch einige folgende beyge - fügt werden: als Meer-Muſcheln von einem nicht ſonders groſſen Fiſche / in Oſt-Jndien / de - ren das Stuck öffters über drey Centner wigt. Hiervon haben die PP. Jeſ. etliche Stuck nach Liſbona in Portugal überbringen / und auf ihreKir -VorredeKirchen ſtellen laſſen. Jn der Jnſul Anian gibt es eine Art Krebſe / welche / ſo bald ſie aus dem Waſſer kommen / zu Stein werden. Alſo auch bey der Stadt Terni in Italia, hat es gar eine beſondere Gattung Krebs / welche über der natürlichen / noch mit einer andern und zwar ſteinern Schalen bedeckt ſind / die jedoch weder am Krichen noch ſonſten ſie nicht hindert.

Und könte auch etwas wunderlichers ſeyn / als eine Art Hunde in Japan, welche durch öff - ters Baden im Waſſer / endlich in Fiſche ſich verwandlen?

Jn Africa, in dem Königreich Congo, findet ſich ein Thierlein Eutiengie genannt / welches ſtets auf den Bäumen ſich enthält / und ſo es den Erdboden berühret / ſtirbet. Dieſes Königliche Thierlein hat jederzeit zwantzig an - dere ſchwartz-haarigte Thierlein Embis ge - nandt / gleichſam zur Leibwacht bey ſich / deren Zehen ihme vorgehen / und Zehen nachfolgen / ſo offt es von einem Baum zum andern ſpringt; ſein ſehr ſchön colorirtes Fell wird nur von - niglichen Perſonen zur Zierde getragen.

Dieſer Gegend iſt auch das Thier Abada, welches einige Scribenten für das Nas-Horn (Rhinoceros,) angeben / aber ſich verſtoſſen / dann es demſelben nicht gleichet / auſſer daß es auch zwey Hörner hat / deren das gröſſere vorn an der Stirn / das kleinere aber / im Nacken trä - get / ſonſten aber der Geſtalt nach einem Pferdähn -An den Leſer. ähnlich iſt / dahero vor ein Geſchlecht des Ein - horns gehalten werden will.

Jn der Barbari hat es auch ein Geſchlecht wilder Pferde allda Bouchicougs genandt / die tragen auch vorn an der Stirn ein gerades Horn.

Das unvergleichlich ſchöne Vögelein Tunchonfung in China, ſo aus der Blume Tunchon ſein Leben empfähet / länger auch nicht lebendig bleibet / als biß beſagte Blume verwel - cket. Deßgleichen eine frembde Art Hünner dieſes Landes / welche aus ihren Schnäbeln lange Baumwolline Fäden ſpinnen. Jtem noch eine andere Gattung / die an ſtatt der Fe - dern Wolle tragen; und der Vogel Hoang - cioyu, der über Sommers ein ſchöner Saffran - gelber Vogel iſt; im Herbſt aber ins Meer ſich begibt und zu einem Fiſch wird; neben dem al - lerſchönſten Vögelein Canadis in denen Weſt - Jndiſchen Jnſulen des Antilles, ſo an Gröſſe kaum einen Käffer / am Geruch aber allen Am - bra übertrifft / und ſehr lieblich ſinget / ſind in den Kunſt-Kammern auch noch wenig bekandt. Es fället auch zu lang / viel andere dergleichen wunder-würdige Anmerckungen der Thiere und Vögel allhier zu errinnern. Die Liebhaber werden hierinnfalls ſchon ſelbſten fernere Nach - forſchung anzuſtellen wiſſen; doch kan man nicht umb hin / noch etlicher weniger Meldung zuthun / und zwar / werden billich hier mit an -gemel -Vorredegemeldet / die Jenige alſo genandte Chriſt-Aepf - felein. Dieſe wachſen an einer beſondern Art wilder Aepffel Bäume / die / wie andere umb ſie herumb ſtehende Bäume wilde Holtz-Aepffel tragen: Jn der Chriſt-Nacht aber / alten Calen - ders / innerhalb einer Stunde blühen und Früch - te bringen. Jn Böhmen liegt ein Cloſter Ci - ſtertzer Ordens / zur gulden Cron genandt / her - auſſen vor dem Thor ſtehet eine Linden / an wel - cher ein dicker ſtarcker Aſt / deſſen Blätter ein Anſehen haben / wie der Ciſtertzer Münche Kap - pen / kommen auch Jährlich in ſolcher Geſtalt hervor.

Was könte aber wol rarers und verwun - derliches geſchauet werden? als eine Käſten / Ka - ſtanien / (Caſtanea,) in dero abgeledigten Schale oder Rinde / ein Hirt mit einer gantzen Heerde Viehes eben ſo gemächlich als in einem Stall benachten / und bedeckt bleiben kan. Hier / will faſt aller Glaube zerrinnen / doch aber in Erwegung des Scribenten Welt-bekandten Ruhms / und daß ſolches er nicht von hören ſa - gen / ſondern aus ſelbſtiger Erfahrung zeuget / auch in ſeinen letzten Schrifften wiederholet / muß die Vernunfft nicht herꝛſchen / ſondern daß dem alſo ſey / glauben. Nur iſt hierbey zubetau - ren / daß der gleichen ungeheuer groſſe Caſtanien / nicht füglich kan über Land gebracht werden / dann alle Käſten und Ballen hier nicht beykom - men: Auch alle Thür - und Stiegen zu enge /ſolcheAn den Leſer. ſolche unzerbrochen in eine Raritäten-Kammer zubringen / die auch nur von einer eintzigen der - gleichen Gröſſe / Caſtanienan gefüllet würde: Oder man könte die Schalen oder Rinde zum Gehäuß einer Kunſt-Kammer erwählen / und darinnen ſolche anrichten / in gewieſe Zimmer ab - und eintheilen. Diß wäre dann eine rechte Wunder-Kammer. Jn ſolche dienete auch ein Aſt / oder doch wenigſt ein Zweige von dem jeni - gen Baum / der einem Spannier Roccus Mar - tinus genandt / von einem in die Bruſt eingeſtoſ - ſenen Dorn / iſt heraus gewachſen. Jtem / ei - nige Aepffel von Sodom / wie die am Ufer des Todten Meers wachſen / von auſſen ſchön roth anzuſehen / inwendig aber / voller Aſchen und Staube ſind. Deßgleichen die Frücht von dem jenigen Negel-Baum in der Jnſul Macian, vor dem alle umbherſtehende Bäume ſich biegen / und wann er beginnet zu blühen / ſie an Stund ihre Blüh abwerffen. Alſo auch einige Zweige von den ſeltenen Baum in Oſt-Jndien / deſſen Wurtzel in zween Theil zertheilet / davon das Holtz und Blätter des Jenigen / ſo gegen We - ſten ſihet / ein ſtrenges Gifft führen: Wie da - hingegen der Theil gegen Oſten ein herꝛlich An - tidotum Wider-Gifft / befunden wird. Nicht weniger / etliche Früchte des jenigen Wunder - Baums in der Canariſchen Jnſul Ferro, den die Spannier Santo nennen. Noch vieler an - derer dergleichen Bäume und Früchten zuge -ſchwei -Vorredeſchweigen / biß derer an ihrem Ort mit mehrem ſoll gemeldet werden.

Etlicher Höltzer / Bäume und Erd-Früch - ten nicht zu vergeſſen / ſondern vor andern derer kürtzlich zugedencken: So zeiget ſich erſtlich die ſeltſame Frucht Peci in China, in Gröſſe einer Caſtanien. Dieſe / wann ſie im Mund zer - käuet / und zugleich mit einem Stücklein Kupffer in dem Mund gehalten wird / machet es ſolches alſobalden brey-weich. Jn Weſt-Jndien iſt der Baum Hoizmamaxalli, welcher natürliche Ochſen-Hörner hervor bringet. Jtem ein klein Bäumlein aus Mexico, wann deſſen Zweige oder Rüthlein geſpalten werden / wird man ge - war / daß die Trümmer einander haſſen / und nicht mehr beyeinander bleiben wollen. So findet ſich mehrer Orten am See-Strand in Weſt-Jndien eine beſondere Gattung Holtzes von Farbe Bech-ſchwartz / welches / nachdem es abgehauen iſt / eine ſteinere Rinde überkommt / und alsdann am Feuer nicht brennet / es werde dann ehe vor mit Fiſchtraen beſtrichen.

Jm Königreich Granata, wachſen ein Ge - ſchlecht Aepffel / welche / wann ſie auf geſchnitten werden / die Figur eines Crucifixes erſcheinet. Die ſeltſame und dabey koſtbare Nuß Tavarcare aus denen Maldiviſchen Eylanden / vor deren ein Stuck ehedeſſen 4000. Reichsthaler gebot - ten worden / verdienten auch ihre Stelle: Wie auch / die wunderzierlichen Rohr-Stäbe in derJnſulAn den Leſer. Jnſul Madagaßcar / die mit gleich-lauffenden Linien gleichſam geholkälet / und an den Ränden mit Dorn-ſtacheln in Geſtalt vieler Sternen gar zier - und ordentlich beſetzet ſind.

An verwunderlichen Kräutern ermangelt es auch in nichten. Jn Oſt-Jndien im König - reich Bengala, wächſet ein Kraut / welches das Holtz mit hefftiger Bewegung der geſtalt an ſich ziehet / daß es ſcheinet / ob wolte es ſolches den Leuten aus den Händen reiſſen. Dergleichen Kraut findet ſich auch auf der Jnſul Ceilon; Wann zwey Höltzer auf zwantzig Schritt weit voneinander / und diß Kraut mitten zwiſchen beede hinein gelegt wird / füget es ſie zuſammen; und ſo jemand ein - oder das andere Holtz feſt mit den Händen hält / thut deſſen ungeacht diß Kraut je dannoch einen ſo ſtarcken Zug / daß dem kaum mag widerſtanden werden. Jn dem Tartariſchen Königreich Taniu wächſet eine Stauden welche im Feuer unverbrennlich / im Waſſer aber verfaulet. Man muß abbrechen / es fält zu weitſchweiffig / noch viel andere ver - wunderns-würdige Kräuter / Wurtzel und Erd - Gewächſe zu benennen. Ein mehres von jetzt - angemeldeten und andern / wird bey Durchge - hung dieſes Tractats an ſeinem Ort zufinden ſeyn. Hier mag es bey dieſer Erwehnung / der alles Lobs würdigen Kunſt-Kammern beru - hen.

Die Veranlaſſung zu dieſem Tractätlein iſtedaherVorrededaher erfolget / daß in allhieſigen Fürſtlichen Land-Gericht Sultzbach verſchiedene Wunder der Natur männiglichs Augen ſich vorſtellen. Dann / es finden ſich mehrer Orten beſondere Waſſer-Quellen / welche / wann ſie ſich eröffnen und zuflieſſen beginnen / eine unfehlbare Theu - rung des Geträids prognoſticiren; wie da hin - gegen durch dero Verdrucknen eine Enderung und bevorſtehende Wolfeile vorſagen. Eine andere ſehr Waſſer-reiche Quelle ſihet man an den Gräntzen / die durch das Jahr nur drey Mo - nat lang flieſſet: Die übrige neun Monat aber die geringſte Spühr Waſſers nicht ſehen läſſet. Noch eine beſondere Art Waſſer findet man in unterſchiedlichen Berg-Hölen / welche ſo gleich in dero Abtropffen zu ſchönen weiſſen Steinen / dem Alabaſter gleichend / erhärten. Alſo auch werden verſchiedenen Orten des Landes / in den Felſigen Gebürgen / mancherley verwunderli - che Hölen geſehen / die zwar dermalen noch / den wenigern Theil völlig ſind erkündigt worden; unter dieſen iſt eine dermaſſen raumig und weit / daß auch ein - und mehr tauſend Mann darinnen Platz finden ſolten: Jſt aber ebenermaſſen in ihren weit erſtreckenden Neben-Gängen noch nicht gäntzlich durchwandert worden. Unter der Zahl dieſer Hölen ſind einige / die in gemein die Wind-Löcher genennet werden / aus dieſen kommen je zu Zeiten grauſame Sturm - und Wirbel-Wind hervor / die ſchon öffters an Ge -bäuenAn den Leſer. bäuen und Bäumen empfindlichen Schaden verurſacht haben. Endlich ſo findet ſich auch in etlichen unweit hieſieger Stadt gelegenen Wäldlein eine beſondere Wurtzel / welche von dem Land-Mann Jrꝛ-Wurtz benamſet wird / von ihrer Eigenſchafft / dann / ſo jemand die - ſelbe betritt / wird er augenblicklich in ſeinen Sinnen verruckt / weiß nicht / wo er iſt / oder wohin er ſich wenden ſolle / biß ein andere Perſon ihme begegnet / die ihn zurecht weiſet / oder zu ſchlaffen kommt. Jn der Nachbar - ſchafft hat es einen See / ſo etwas darein ge - worffen wird / entſtehet ein Ungewitter; deß - gleichen iſt unweit dieſes Fürſtenthumbs / in der Nähe ein anderer See / wann Muthwillens etwas darein geworffen wird / es ſey ein Stein / oder ein Stuck Eyſen / ſo wütet und brudelt er ſo lange / biß er das hinein geworffene her - aus und an das Ufer ſchmeiſſet. Alſo auch ſind wenig Meilen von hier einige wilde Aepf - fel-Bäume / die zwar wie andere umbherſtehen - de Jährlich ihre Früchte bringen; in der Chriſt - Nacht aber blühen / und kleine doch aber voll - kommene Aepffelein tragen; und was derglei - chen Wunder mehr ſeyn / ſich auch auſſer Zweif - fel finden und zeigen würden / wann nur je - mand Zeit hätte / oder nehmen wolte / ex pro - feſſo ſo thanen Wundern nachzuforſchen / und die dabey vorkommende merck-würdige Umb -e ijſtände /Vorredeſtände / der Gebühr nach aufzuzeichnen. Jn Anſchau - und Betrachtung nun dieſer und der - gleichen Wunder / (dann was andere / und ſo zu reden geringere / wolbekandte Dingen angehet / dabey nicht etwas beſonder merck-würdiges zu obſerviren; ſind ſolche alle mit Vorbedacht / umb beliebter Kürtze willen übergangen wor - den /) hat man ſich vorſtehen laſſen / in den vie - len Büchern / die hiervon geſchrieben worden / von deren unzahlbaren Menge / die ſparſim auf dem gantzen Erd-Boden ſich eröffnen und darſtellen / das Genügen anzutreffen / zumalen in ſolchen Schrifften von viel / alſo zureden / ge - ringern / männiglich zuvor wolbekandten Sa - chen / auch die ſonſt unerhebliche Umbſtänd je - derweilen weit genug ausgedähnet ſind. Allein / es iſt hiervon überal altum ſilentium; und wann es bey Theils Scribenten hoch kommt / eꝛwehnen ſie doch kaum zwey - oder dreyer deꝛglei - chen Wunder der Natur / aber in groſſer Un - vollkommenheit / es iſt meiſt alles kurtz abgebro - chen / die vornehmſten Umbſtände werden über - gangen; und ſind alſo noch lange nicht nach Würden beſchrieben / wie ſie verdieneten / wenig ausgenommen / welches dann nirgend anderswo herkommt / als daß ſelten hochgelehrte Leute aus ſelbſt eigener Betrachtung und genauer Erforſchung / ſondern nur von hören ſagen / o - der aus Nachſchreibung anderer / die es auch beſ -ſerAn den Leſer. ſer nicht gewuſt / ein und anders aufgezeichnet und ihren Schrifften einverleibt haben; geſtal - ten aus dem langen hinach folgenden Catalogo Authorum, die doch unter den Neuern hierinn - fals das Beſte gethan zuhaben / erachtet werden wollen / mehres nicht / als was in dieſem Tra - ctätlein verfaſſet iſt / hat können gefunden wer - den. Welches / wie ſchon gedacht / zu mehrer Merck - und Vermehrung Göttlichen Lobs / und Ausbreitung deſſen herꝛlicher Wunder / (Me - mento ut magnifices opus ejus, ſagt Hiob /) alſo / wie es aufgeſchrieben / extrahiret / zu beſſe - rer Bequemlichkeit in gewieſe Sectiones, als auch nach den vier Theilen der Welt ab - und eingetheilet; etliche ſeltene Geſchicht und Be - gebenheiten hinzu gethan; und mit unterſchied - lichen Figuren / ſo gut man vermöcht / gezieret worden: Nun aber dem Gott-liebenden wolge - neigten Leſer zu mehrer ſeiner Ergötzung in dem HErꝛn / nechſt hertzlicher Anwünſchung alles zu Seel und Leib erſprießlichen Wolfahrens übereignet wird.

e iijCata -

Catalogus Derer Bücher / welcher in Verferti - gung dieſes Werckleins ſich bedie - net worden.

  • AThanaſii Kircheri, Mundus Subterra - neus.
    • China Illuſtrata.
    • Oedipus Ægyptiacus.
    • Magna Ars Lucis & Umbræ.
    • Muſurgia.
    • Arca Noæ.
    • Ars Magnetica.
    • Itinerarium Exſtaticum.
  • Ottonis de Guerike de Vacuo Spatio.
  • Atlas Major.
  • Muſæum Wormianum.
  • Stanislai de Lubieniz, Theatrum Cometi - cum.
  • Caſp. Schott. Magia Univerſalis.
    • Phyſica Curioſa.
  • Majoli, Dies Caniculares.
  • Helmontij Scripta.
  • Acta Philoſophica Societ. Regiæ in Anglia.
  • Joh. Herbinij, De admirandis Mundi Catar - ract. Kyo -
    • Kyovia Subterranea.
  • Joh. Heinr. à Pflaumern, Mercurius Italicus.
  • Andreæ Libavii, Libr. Singularium.
  • Petri Borelli. Hiſt. & obſervat Medico - Phyſ.
  • Joh. Bapt. Portæ, Magia Naturalis.
  • Jani Cæcilij Frey, Opuſcula varia.
  • Joh. Jonſtonij Taumatographia.
  • Olaus Magnus.
  • Abraham Gœlnizij, Ulyſſes Belgico Gallicus.
  • Robert. Boyle, de Gemmarum origine.
  • Petri Servij, Naturæ Mirabil.
  • Val. Ardreæ Mollenbroccii, Cochlear. Cur.
  • Jacob. Gaffarelli, Curioſ. inauditæ.
  • Gottfried Ludwigs Archantologia Coſmica.
  • Olfert Dappers Beſchreibung Africæ,
    • Americæ.
    • Des Käyſerthums Sina.
  • Theatri Europæi erſter Theil.
    • Ejuſdem fünffter Theil.
  • Americæ, der achtzehende Theil.
  • Adam. Olearii, Perſianiſche Reiſe.
  • Arnold Montanus, Geſandſchafft in Japan.
  • Johann Niehofs / Reiß-Beſchreibung in Sina.
  • Zweyte und dritte Geſandſchafft nach dem Käy - ſer-Reich Sina.
  • Joh. Jans Struſen denck-würdige Reiſe durch Moſcovien / Grichen-Land / Perſien und Oſt-Jndien.
  • Joh. Albrecht von Mandelslohe.
e iiijJoh.
  • Joh. Jacob Breunnig.
  • Joh. von Sommers.
  • Georg Chriſtoph von Neitzſchitz.
  • Frantz Ferdinand von Troylo.
  • P. à. S. Thereſiæ: Und
  • Sandis. Orientaliſche Reiſen.
  • P. Fr. Electi Zwinneri, Blumen Buch des Heiligen Landes.
  • Friedrich Martens / Spitzbergiſche Reiſe.
  • Martiniere Reiß in die Nordiſche Länder.
  • Mehrley alt - und neue Reiß-Beſchreibungen ins Heilig Land.
  • Martini Zeileri Reiß-Buch über Teutſchland.
  • Deſſen Topographien Teutſchlandes
    • und Franckreichs.
    • Itinerarium Hiſpaniæ.
    • Sendſchreiben.
    • Hand-Buch.
  • Walther Schultzen Oſt-Jndiſche Reiſe.
  • Eraſmi Franciſci, Oſt - und Weſt-Jndiſch - und Chineiſcher Staats und Luſt-Garten.
  • Deſſen eröffnetes Luſt-Haus der obern und nie - dern Welt.
  • Hieronymi Cardani, Offenbarung der Na - tur.
  • Matheſii Sarepta.
  • Egydij Gutmanns Offenbarung Göttlicher Maj.
  • Abentheuer der Natür - und künſtlichen Sachen in China und Europa, durch A.P.F.B.
Phil.
  • Phil. Camerarii, Operæ hor. ſucciſivarum.
  • Atlas Minor.
  • Zachariæ Theobaldi, Arcana Naturæ.
  • Olearii, Gottorpiſche Kunſt-Kammer.
  • Schauplatz des Kriegs von 1669. biß 1674.
  • Thomas Carve Reiß-Beſchreibung.
  • Johann Rudolph Glaubers Scripta.
  • Gottfried Voigts Phys. Zeit-Vertreiber.
  • Joh. Laurentz Bauſch / de Lapide Ætite.
  • Aſiatiſch - und Africaniſche Denck-würdigkei - ten.
  • Heinrich Sivers Bericht von Groen-Land.
  • Michael Saxens Alphabetum Hiſtoricum.
  • Samuelis Fabritii, Coſmo-Theoria Sacra.
  • Ulyſſes Brandenburg.
  • Jacob Böhms Schrifften Extracta.
  • Caſp. Barlæi Braſilianiſche Geſchichten.
  • Eraſm. Franciſci, Cuinæiſch - und Americani - ſcher Blumen-Buſch.
  • Heinrich Kornmann de Monte Veneris.
  • Frantz Carons Japaniſche Relation.
  • Dygbi Heimlichkeiten der Natur.
  • Joh. Walchii, Commentar. Uber den groß und kleinen Baurn.
  • Joh. Prætorii Antropodemus Plutonicus.
  • Achilles Alexander, Urſachen der Erdbeben.
  • S. G. S. Schatz-Kammer / übernatürlich - und wunderbaren Geſchichten.
  • Johann Rudolph Rebmanns Naturæ Mag - nalia.
e vJoh.
  • Joh. de Laet, America Nieder-Teutſch.
  • Joh. Huygen Lindſchottens Oſt-Jndiſche Reiſe.
  • Helmontii Dageraed.
  • Nicolas de Nicolai voyage du Levant.
  • Jean Taſſin, Tab. Geographicæ.
  • Le Journal de Scavans.
  • Louys Colon Ulyſſe Francois.
  • P. du Val, Geograph. Univerſelle.
  • Boucher, Le Bouquer Sacre.
  • Jean Batt. Tavernier Sixvoyages.
  • Hiornal Veneto de Letterati.
  • Andr. Scoti Itinerar. Italiæ.
  • Viaggi di Pietro della valle in Perſia.
  • Leonardi Fioravanti, Caprici Medici.
Abthei -

Abtheilung dieſes Werck - leins.

Wird abgetheilet in zwey Bücher.

Das erſte Buch. Handelt von Erſchaffung der Natur / himmliſchen Firmaments / Sternen / Planeten und Cometen; wie auch / dieſer ſichtbaren Welt / (Heocoſmi,) und des Meers. Jn 3. Capitel.
  • 1. Von der Natur.
  • 2. Von dem erſchaffnen Himmel und deſſen Wundern / am Geſtirn / Planeten und Cometen.
  • 3. Von der aus Waſſer und Erden beſtehen - den Kugel / (die Welt /) inſonderheit des Meers Eigenſchafften.
Das

Das ander Buch. Wird eingetheilt in vier Theil.

Der erſte Theil. Handelt von der Natur und ſeltener Eigenſchafft mehrer Art Wunder - Brunnen / Bäche / Flüß und Seen. Jn ſechzehen Cap.
  • 1. Wunderbare Quell-Brunnen und Bäche / die nicht ſtets / ſondern nur zu gewieſen Zeiten flieſſen; und ſo dann dem Land / oder ſelbiger Gegend etwas beſonders bedeuten.
  • 2. Wunderbare Quell-Brunnen und Bäche / die zwar doch ohne ſonderbare Bedeu - tung / (ſo viel wiſſend) auch nur zu ge - wieſen Zeiten flieſſen.
  • 3. Beſondere Eigenſchafften etlicher Brunnen und See / die durch Vertrocknen oder Verändern / einige bevorſtehende Tods / oder andere Fäll anzeigen.
  • 4. Ubernatürliche Eigenſchafften etlicher Brunnen und Flüſſe.
  • 5. Fernere Continuation, wunderbarer und ſeltzamer Eigenſchafften / mancherley Quell-Brunnen und Flüſſe.
  • 6. Brunnen / die nach des Monds und Meers - Lauff ſich richten.
  • 7. Brennende Waſſer-Brunnen und Bäche.
  • 8. Oel-Quellen.
  • 9. Brunnen / deren Waſſer die Menſchen trun - cken machet.
  • 10. Gefähr - und Tödtliche Quell-Brun - nen.
  • 11. Mancherley Heil-Geſund - und heiſſe Brunnen / flieſſend - und ſtehender Waſ - ſer.
  • 12. Reiche Saltz-Quellen / Bäch / und See.
  • 13. Brunnen / Waſſer-Bäche / und ſtehende Waſſer / die alles / was ſie berühren / mit einer ſteinern Rinde überziehen; oder gar in Stein verwandlen / und ſelbſt zu Stein werden.
  • 14. Wunderbare theils übernatürliche Ei - genſchafften etlicher See - und ſtehender Waſſer.
  • 15. Schwimmende Jnſulen.
16. Beſon -
  • 16. Beſondere Art und Eigenſchafft etlicher Jnſulen.
Anderer Theil. Begreifft in ſich Wunder - und ſeltzame Eigenſchafften und Begebenheiten der Gebürge / Steine / Felſen und Erden. Jn zehen Cap.
  • 1. Brennende Berge.
  • 2. Hohe und berühmte Berge in der Welt.
  • 3. Verwunderliche Begebenheiten durch Ein - fall und Fortgehen etlicher Berge.
  • 4. Seltzame Geſtalt etlicher Felſen und Ber - gen.
  • 5. Wunder auf / an / und in Bergen / Thälern / Felſen / Stein und Erden.
  • 6. Ubernatürliche Eigenſchafften etlicher Ber - ge / Felſen / Stein und Erden.
  • 7. Mancherley verwunderliche Hölen und Löcher in den Gebürgen / Felſen und Erde.
  • 8. Seltzſame verborgene Eigenſchafften etli - cher Länder und Oerter; als auch der Erden und Winde.
9. Etli -
  • 9. Etlicher Menſchen und Völcker Unter Jrꝛ - diſche Wohnung.
  • 10. Plötzliche Verwandlung in Stein der Menſchen / Viehes / Gewächs / und an - ders.
Dritter Theil. Hält in ſich beſondere und verwun - derliche Eigenſchafften / Geſtalt und Anſehen etlicher Meer-Wunder und Fiſche / vier - füſſiger Thieren / Vögel und Gewürm. Jn fünff Cap.
  • 1. Meer-Menſchen und Monſtra in denen Waſſern.
  • 2. Wunder-Geſchöpffe Gottes im Meer und flieſſenden Waſſern.
  • 3. Etlicher meiſtens frembder Thier auf Er - den / und dero beſondere Eigenſchaff - ten
  • 4. Etlicher gröſſern Theils frembder Vögel Natur und Geſtalt.
  • 5. Frembdes / theils unbekandtes Gewürm / deſſen Gröſſe / Geſtalt / und Eigen - ſchafft.
Vierd -
Vierdter Theil. Deſſen Jnnhalt / Wunder - und theils übernatürliche Eigenſchafften etlicher Bäume / Frücht / und Ge - wächs. Jn drey Cap.
  • 1. Wunder theils übernatürlicher als ſeltener Natur und Eigenſchafften etlicher Bäume.
  • 2. Beſondere Eigenſchafften etlicher Früch - ten.
  • 3. Seltene Eigenſchafft und Natur etlicher Kräuter / Wurtzel und Blumen.
Das
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Das Erſte Buch. Von Erſchaffung der Natur / himmliſchen Firmaments / Sternen / Planeten / und Cometen; Wie auch dieſer ſichtbaren Welt / und des Meers.

Erſtes Capitel. Von der Natur.

JN dem verwunderlichen / guten Theils aber noch wenig verſtan - denem Buche des heiligen Hiobs im 32. Cap. liſet man / daß als die vermeinte drey Freunde die - ſes heiligen Mannes / Eliphas von Theman / Bildad von Su - ha; und Zophar von Naema / dero ſo künſtlich eingericht - als tieffgeholtes Geſpräch in Be - ſtreitung ihres Freundes klagen / geendet; da habe ein vierdter / nemlich / Elihu der Sohn Baracheel von Bus / des Geſchlechts Ram / ſeine Rede folgenden Jnhalts angefan - gen: Jch bin jung / ihr aber ſeyd alt / darum habeAich2Das erſte Buch. ich mich geſcheuet meine Kunſt an euch zu be - weiſen. Jch dachte / laſſe die Jahr reden / und das Alter Weisheit zeigen. Aber! der Geiſt iſt in den Leuten / und der Odem des Allmächtigen machet ſie verſtändig. Die Groſſen ſind nicht die Weiſeſten; und die Alten verſtehen nicht das Recht. Jhr werdet vielleicht ſagen: Wir haben die Weisheit troffen / aber! die Rede thut mir nicht genug / ꝛc. Die Welt iſt jeder Zeit Welt geweſen / iſts noch / und wird es auch biß zum Ende bleiben. Nichts neues geſchicht un - ter der Sonnen. Und dieſe unter des heiligen Hiobs Freunden geweſte Uneinigkeit und Stritt / regieren noch heutiges Tags unter den Schul - Gelehrten / die in vielerley Secten zertrennet / ſich anmaſſen / die eintzigen Liebhaber der wahren Weisheit / und emſige Unterſucher der natür - lichen Wunder zu ſeyn; auch von dem Urſprung und Haupt-Urſachen aller natürlichen Dingen ungleiche Principia ſtatuiren / und ſolche quovis modo äuſſeriſt zu verfechten ſich bemühen / ge - ſtalten die Erfahrung ſolches ſattſam beſtätti - get. Und damit der wolgeneigte Leſer hiervon mehrere Nachricht bekomme / ſo iſt in folgenden Bericht die Beſchaffenheit ſo wol der Alten als neuen Schul-Weiſen / ſamt ihren mancher - ley Meinungen von der Natur / und dem Ur - ſprung aller Dingen / annoch kürtzlich beyzufü - gen / nicht undienlich erachtet worden.

Es3Von der Natur.

Es haben die drey angegebene Freunde der Philoſophi oder der Weisheit dieſer Welt / als da ſind I. die Stoici oder Peripathetici, II. die Academici; und III. die Sceptici, nun all ſchon länger als tauſend Jahr äuſeriſt ſich be - mühet / dieſe ſichtbare Welt / in welcher ſie gele - bet / und die Wunder des Geiſtes derſelben / den man die Natur nennet / zu erforſchen / und ihr Talent der Poſterität in Schrifften zu hinter - laſſen. Was ungleiche Principia aber ſie ge - habt / darauf ſie ſolche ihre Philoſophiam ge - gründet / findet man im durchleſen ihrer - cher zur Verwunderung / ſo daß / wann man be - dencket / was doch in totâ illâ Philoſophia ent - halten ſey / erfindet ſich / daß (nach Anzeig wah - rer Philoſophen /) faſt eben ſo viel abſurda do - ciret / als Bücher ſind geſchrieben worden; die auch mehrer Orten kaum ohne Mitleyden kön - nen geleſen werden. Jener Welt-Weiſe ſprang nacket aus dem Bade / und ruffte ſeine ἔγρικα aus. Ein anderer lehrete ſeine Weisheit aus einem Vaß / und ſuchete am hellen Mittag bey ange - zündeten Fackeln Menſchen. Dorten that ei - ner nichts als lachen: Ein anderer aber weinen. Fragte man die Urſache ſolch ihres Begin - nens? ſo gaben ſie zur Antwort: Es geſchehe weil die Welt ſo närriſch ſey. Unterſucht man die Principia und Lehr-Sätze dieſer Welt-Wei - ſen / ſo ſind ſie eben auch Frembd genug. Ari - ſtoteles, aller Peripateticorum Dux & Prin -A ijceps,4Das erſte Buch. ceps, lehrete / die Welt ſey ohne Anfang und allzeit geweſen. Democritus ſtatuirte / die Welt ſey caſu, ex concurſu atomorum zu - ſam gebacken. Leucippus gab vor: Es wären Infiniti Mundi. Anaxagoras behaubtete: der Himmel ſeye aus Steinen componiret. Poſ - ſidonius ſagte: Wann die Sonne in das Ocea - num ſich verkrieche / ſo verurſache ſie ein groß Krachen. Xenophanes collocirte in con - cavo Lunæ noch einen andern Orbem. Die Academici gaben vor: Alle Ding ſeyen Un - gewiß. Mehrer dergleichen Meinungen zu geſchweigen. Hat demnach Cicero nicht gar unrecht geſchrieben / da er ſetzet: Nihil tam ab - ſurdum dici poſſe, quod non dicatur ab aliquo Philoſophorum.

Was nun dieſer Heyde ſuo tempore geur - theilet / das zeugen auch die Schrifften der Welt-Weiſen dieſer Zeit / in welchen ein immer - wehrendes contradiciren iſt. Hiervon wegen vorgeſetzter Kürtze nur einige Beyſpiel anzufüh - ren: So iſt unter den alten Naturkündigern wie ſchon gemeldet / Ariſtoteles der Vornehm - ſte. Unterſuchet man dieſes ſonſt unvergleich - lichen Mannes vorhandene Schrifften über dem Wort Natura, was es bedeute / oder da - durch ſoll verſtanden werden? So erholet man in Antwort: Quòd natura ſit principium motus ut quietis in corporibꝰ, quibus per ſe & non per accidens ineſt. Höret man hierüber die Jün -gere5Von der Natur. gere Philoſophen / ob ſie dieſes ihres Vorgehers und Meiſters definition der Natur ſubſcribi - ren und ſolcher beyſtimmen? So erfindet ſich / daß unter andern noſtro tempore ein hochge - lehrter vortrefflicher Mann / der auch ſeine Se - ctatores, und einen nicht geringen Anhang hat / dieſe des Ariſtotelis definition nicht allein be - ſtreitet / ſondern auch zu beweiſen ſich unterſte - het / quòd plures errores & inſcitiæ in hiſce verbis definitoris inveniantur quàm verba. Fragt man / was dann ſeine Meinung ſey? So ermangelt er nicht dahin ſich zu expliciren: quòd Natura juſſum Dei, quo res eſt id quod eſt, & agit quod agere juſſa eſt. Nicht geringere diſcrepanz ereignet ſich über des Ariſtotelis Mei - nung von dem Menſchen / da abermal erſtgedach - ter Philoſophus in folgende Wort ausbricht: Vituperoſa eſtilla definitio, qua homo animal rationale, vel ut ex eſſentiæ deſcriptione de - pingitur. Homo autem, (fähret er fort) eſt creatura vivens in corpore per animam im - mortalem, ad honorem Dei, ſecundum Lumen & ad imaginem verbi primi exemplaris o - mnium cauſarum ſigillata. Mehr genannter Ariſtoteles, und mit ihm eine groſſe Schaar der heutigen Schul-Gelehrten behaupten die Lehre von vier Elementen: Feuer / Lufft / Waſſer und Erden. Andere neuere / und unter ſolchen vor - erwehnter Philoſophus widerfechten dieſes glei - chermaſſen / und geſtehen nur zwey ElementaA iijprima -6Das Erſte Buch. primaria, nemlich: Lufft und Waſſer / aus de - nen die Erde oder der Quell-Sand als ein Ele - mentum ſecundarium ſey erboren worden; das Feuer aber / könne mit nichten unter die Zahl der Elementen gerechnet werden / dann ſolches vielmehr ein Contr-Element zu nennen ſey. Hierzu kommt die dritte Parthey / dieſe exten - dirt die Zahl der Elementen biß auf ſieben / nem - lich: Geiſt / Liecht / Himmel / Wind / Lufft / Waſ - ſer und Erden. Derer zu entgegen iſt die vierd - te Parthey / dieſe ſtatuirt gar nur ein Element / Feuer / Lufft / Waſſer und Erde ſeyen nur pro - ducta oder Früchte dieſes eintzigen Elements. Noch anderer Meinungen zu geſchweigen. Wie ſchwehr / wo nicht gar unmüglich es ſey / zu dieſer edlen Scientz / der Erkündigung der Natur / und wahrer Erkänntniß deroſelben unzehligen Wun - der-Geburten / bey ſo geſtalten Sachen zugelan - gen / wird denen Liebhabern zuerwegen überlaſ - ſen. Die Erfahrung bewähret / daß zu allen Zeiten ein - ſo anderer Elihu aus der Zahl der Welt-Weiſen und Natur-Kündiger nicht die geringſten / behauptet / es ſey dem Menſchen abs - que ductu altiori, und Ergreiffung näherer Principien unmüglich / dem gemeinen Schlag nach / die wahre Erkänntniß der Natur zu erfol - gen / weniger aus des Ariſtotelis Schrifften al - lein zuerholen. Die groſſen ſind darum eben nicht auch die Weiſeſten; und dero opiniones, Wahn und Meinungen / zumalen bey einer ſol -chen7Von der Natur. chen Trennung und Zwiſpalt / ſind für keine unwider ruffliche Regulen / und conſequenter für dieſelbſtige Warheit zu achten / bedacht / daß es dem Menſchen über aus ſchwer falle / eine ein - tzige Wiſſenſchafft und Kunſt warhafft und voll - kommen zu beſitzen / darüber einer ſich hören läſ - ſet: Cognitio ſcientiarum omnium (ſchreibt er) tam eſt difficilis, ne dicam impoſſibilis, ut prius vita tota hominis deficiat, quàm vel unius diſciplinæ minima ratio perfectè inveſti - gari poſſit. Und wann es auch mit einem ſol - chen Philoſopho auf das höchſte kommen / und ſo gar Magiſter Philoſophiæ ſey erklärt wor - den / dennoch immerdar im Tyrocinio verblei - be / auch ausgeſondert ein ſo andere Opinion die er ſich beybringen laſſen / ſonſten nicht Urſach habe / ſeine Wiſſenſchafft ſo hoch zu rühmen / und deßwegen über andere ſich zuerheben. Merck - würdig iſt / was hier von ein alter wolbenamter Philoſophus ſeinen noch vorhandenen Schriff - ten einverleibt / da er alſo ſchreibet: Omnium Philoſophantium concors & unanimis ſen - tentia eſt, qua arbitrantur ſcientiam quamli - bet homini ipſi pro utriusque captu ac valore non nihil divinitatis adferre, ita ut ſæpè ultra humanitatis limites in Deorum beatorum choros eos referre poſſint. Ego verò alius ge - neris perſuaſus rationibus, nil pernitioſius, nil peſtilentius hominum vitæ, animarumque noſtrarum ſaluti poſſe contingere arbitror,A iiijquàm8Das erſte Buch. quam ipſas artes ipsàsque ſcientias. Ideoque ſcientias ipſas magna ex parte vituperandas eſſe mea opinio eſt, nec ullam quæ careat juſta reprehenſionis cenſura, necque rurſus quæ ex ſe ipſa laudem aliquam mereatur, niſi quam à poſſeſſoris probitate mutuatur; und bald hernach: Scientias omnes tam malas eſſe quàm bonas, nec aliam nobis ſupra humani - tatis metam afferre deitatis beatitudinem, niſi illam fortè, quam antiquus ille ſerpens polli - cebatur primis noſtris parentibus, inquiens: Eritis ſicut Dii, ſcientes bonum & malum, &c. Dieſes nun hat theils unter den Welt-Weiſen Urſach gegeben / daß ſie das güldene dictum ih - rer Vorfahren / nemlich: das Noſce te ipſum, beſſer ſtudiret / und förderiſt ihnen angelegen ſeyn laſſen / ſich ſelbſten gründlich kennen zu lernen / dann / wann der Menſch als Microcoſmus oder die kleine Welt / (mit welchem Titul doch jener hochgelehrte Naturkündiger ſich nicht befriedigen kan / und dahero dieſe nachdenckliche Wort ſchreibet: Gratulor animæ meæ, quòd figuram Dei vivi referam, non autem mundi,) zum Erkändtniß ſeiner ſelbſt gelanget / fället es ihme hernach deſto leichter die Natur und Wun - der der Macrocoſmi, oder des Geiſtes dieſer Welt zu ergründen / Liecht und Finſternus / Warheit und Lügen zu unterſcheiden; und des in ſich wahrgenommenen Liechts der Natur in Durchforſchung der Geſchöpffe Gottes / mitgröſſerem9Von der Natur. gröſſerem Nutzen ſich zu gebrauchen. Durch dieſes Studium ſind ſie vergwiſſert worden / de - nen unſichern und ſtrittigen Principien der Na - turkündiger nicht ſo gantz abſolut ſich zu ver - trauen / noch ſolcher als unbeweglicher Grün - de zugebrauchen / ſich erinnerend / daß der Geiſt nach Zeugniß des Elihu ſey in den Leuten / und daß der Odem des Allmächtigen / oder deſſen Geiſt der Weisheit ſie verſtändig mache; dero - wegen ihre principia philoſophiæ auch mit der Schrifft als dem Quell-Brunnen / Grund und unbeweglichen Eck-Stein aller Warheit über - leget / ingedenck / was einer aus ihnen ſeinen Schrifften einverleibt / Sapientia hominis ex - tra S. Scripturam, ſtultitia & vanitas meritò dicitur, (ſpricht er:) omnis enim ſapien - tia, cognitio & eruditio, quam homo extra ver - bum Dei, & ſine ejus ductu ſibi acquirit, non ad Deum ducit, nec ex vero ſapientiæ fonte manat; ſed alios ſibi fodit fontes in hominis cæca ratione; Und annebens betrachtet / daß nach Zeugniß des Weiſeſten unter den Men - ſchen / des Salomons / die Furcht des HErꝛn nicht allein der Anfang / ſondern auch das Com - plementum; ja die höchſte Weisheit ſey. Nemo certè, (ſchreibet erſtgedachter Author ferner) rectius quid de ſapientia vera usque ab origine conſcripſit & protulit, quàm Salomon. Uti - nam vero nobis omnes ipſius ſuperſtites eſſent libri, omnia plenè conſtarent. Sed fecit in -A vvidia10Das erſte Buch. vidia Diaboli, & hominum carnalium nimia inſolentia & ſecuritas, quòd nobis perierint: unde diabolus ſuam nobis ſyderalem & locho - machicam ſubſtituit, quod ita perficere non potuiſſet, ſi Salomonis ſaltem radii in his per - manſiſſent integri. Jn dieſer Furcht Gottes haben ſie nach Anweiſung des Apoſtels Jaeo - bi / da er ſagt: So jemand Weisheit mangelt / der bitte ſie von GOtt / dann alle Weisheit kommt von oben herab / vom Vatter der Liechter / der giebt ſolche einfältig / und ruckt es niemand auf; Er gibt ſie aber einem jeden / der ſolche im Glauben erbittet: Die Weisheit ge - ſuchet / darum gebeten / und auch nach gewiſſer Maas / und eines jeden Talents erlanget / dann / wie abermal ein vortrefflicher hochberühmter Naturkündiger ſchlieſſet; ſo iſt der Menſch als ein Menſch / raſa & inanis tabula, debètque aliunde & à Magiſtro unico, ſuam acquirere doctrinam. De quo dicitur, quòd nun quam diſcipulus illum Magiſtrum ſupera verit, quia tantùm unicus Pater, & unicus Magiſter, qui in cœlis habitat. A quo omne bonum, omnis lux, & intellectûs claritas. Dieſe Weisheit nun hat ihnen zu Gemüth geſtellet / daß es wahr ſey / was dorten Paulus ſagt: daß gleichwie nie - mand wiſſe / was GOtt ſey / ohne den Geiſt Got - tes; alſo und gleicher Geſtalt wiſſe niemand was im Menſchen lige / oder der Menſch ſey / ohne der Geiſt des Menſchens / der in ihm iſt:Hier -11Von der Natur. Hier aus fandẽ ſie die hauptſächliche Hinderung und Urſach / daß bißhero faſt die gantze Natur mit all ihren unzählichen Wunder-Geburden in dieſer Welt / denen Menſchen / die doch einig und allein der Urſachen von GOtt erſchaffen / daß ſie die Wunder ihres Schöpffers erforſchen; in denen ſich erfreuen / und aus ſolcher Freude demſelben viel Lobs gebären ſolten / annoch ver - deckt / unbekannt / und in ihren Kräfften gleich - ſam ſtumm bleibet / weiln nemlich die wenigſten der Philoſophen dahin ſich bearbeitet und ge - trachtet haben / dieſe beede Geiſter der groß und kleinen W[e]lt / der ſo genandten Natur / und des Menſchen / gründlich zuerforſchen / und kennen zu lernen. Dann wie ſolte es müglich ſeyn / daß jemand der ſeinen ſelbſt eignen ihme einge - ſchaffenen Geiſt nicht kennet / oder deſſen Ver - mögen / und unausſprechliche Wunder noch nicht erfahren / mit einem Wort; das Noſce te ipſum, noch nicht ſtudiret und practiciret; daß ein ſolcher den Geiſt dieſer Welt / oder / die zwar viel genannte / doch noch wenig bekandte Natur warhafftig / gründlich und unzweifenlich ſolte erforſchen / durchgründen / ihre Kräffte erken - nen / und deroſelben unzahlbare Ausgebuhrten verſtehen können. Zwar / möchte auſſer allem Zweifel dieſes von theils Gelährten / als ein neues Paradoxon, nicht wollen admittiret: und hierinnfals auf etlicher Schrifften / die / ihrer Meinung nach / andere und klärere Prin -cipia12Das erſte Buch. cipia ſtatuiren / beruffen werden. Allein / heiſſet es allhier / wie ſonſt mehrer Orten auch: Exitus acta probat. Diß ſolte man ja nun über tauſend Jahr hero haben abnehmen / und erfah - ren können / daß in cognitione rerum natura - lium, die Phyſica Ariſtotelis den Stein allein nicht heben wollen: Und alſo noch niemand ver - ſichert trauen darf / ob ſolch vorgeben wahr oder nicht; gewiß oder erdichtet ſey / oder nur in bloſſem Wahn beſtehe? Was Wunder ſoll es dann ſeyn / daß noch immer einſtetes ſtreiten un - ter den Welt-Weiſen und ſo genandten Natur - kündigern iſt / da immer einer andere Principia ſtatuiret; ja ſo gar / offt in einer Materi, zehen / zwantzig und mehr Opiniones können colligirt werden. Daß dieſes kein leeres Vorgeben / ſondern in Warheit alſo ſich verhalte; wird ſtatt vieler Beyſpiel hierinfalls allein angefüh - ret / was Kircherus in mundo ſuo ſubterraneo de Salſedine Maris, erwehnet / da er alſo ſchreibt: Triginta tres magni nominis Authores de ſal - ſedine Maris quàm fuſiſſimè pertractantes conſulimus, ut quales nam cauſas tam cele - bris naturæ operationis adferrent diſpicere - mus; at dici vix poteſt, quanta omnium ſit placitorum diverſitas, quanta opinionum con - fuſio; Certè Oceanum ipſum tot æſtus volve - re non poſſe arbitror, quot hujusmodi mentis caligine offuſi ſunt, &c.

Damit13Von der Natur.

Damit aber gleichwol man nicht gar leer abziehe / ſondern wenigſt nur dieſes beygebracht werde / was dann endlich die Natur ſey / oder durch ſolchen Namen bey den Gelehrten ver - ſtanden werde? weil unter denſelben auch hie - rinn keine Einigkeit iſt; Ja etliche faſt in Zwei - fel ziehen wollen / ob es auch möglich ſey / daß man recht gründ - und eigentlich erklären könne / was die Natur ihrem Weſen nach ſey? Arduum eſt admodum, (ſchreibt einer) id rectè explicare velle, quid Natura propriè in ſuo eſſe ſit, ut ipſius etiam naturæ lingua heîc omnino indi - geremus. Unde patet, in quantam abyſſum arcanorum impenetret, qui Natura determina - tionem quærat in proprio ſuo intuitu: ut non ita facilè poſſit Natura exprimi, ceu vulgus in ſuperficie vocabulorum philoſophantium pu - tat. Wird förder iſt etlicher alter Kirchen-Leh - rer Meinung hiervon kürtzlich beygefügt. Al - ſo aber ſchreibet Lactantius, Lib. 2. Div. Inſtit. Naturam à naſcendo vocari, ſed vim ejus vix percipi, quum non ſit niſi ex re externa per - ceptibilis. Auguſtinus, Lib. de Spiritu & ani - ma ſchreibet: Natura vis quædam eſt & poten - tia, divinitus rebus creatis inſita, quæ unicui - que rei omne ſuum (videlicet exiſtentiæ pro - prietates) tribuit, ſive bonum ſive malum ſit: Noch andere wollen: Quòd Natura ſit eſſentia rerum naturâ conſtantium, & principium in - ternum naturalium earum operationum. An -14Das erſte Buch. Andere ſagen: Quòd Natura ſit id, quod uni - cuique exiſtenti rei ex nativitate inhæret, & naturales ipſi induſtrias ſuggerit. Bey denen heutigen Philoſophen findet man das Wort Natur gleicher geſtalt auf unter ſchiedliche wei - ſe erkläret. Erſtlich ſchreiben ſie / werde da - durch bedeutet GOtt / ein HErꝛ der Natur. Darnach / werden auch dadurch verſtanden alle Creaturen / und was unter der Ordnung der Geſchöpffe begriffen. Wie nun GOtt genen - net werde Natura naturans, die Naturſchaffen - de Natur: Alſo heiſſe es hier: Natura natura - ta, die erſchaffene Natur. Drittens werde auch jederweilen das Wort Natur genommen für die Kräffte / Würckung und Vermögen / welche GOtt / der Schöpffer aller Dinge / den Geſchöpffen hat eingeſchaffen. Vierdtens / verſtehe man auch unter dem Wort Natur die unveränderliche Ordnung / ſo die Göttliche Weisheit den Geſchöpffen anbefohlen. Fünff - tens / werde unter dieſem Wort begrieffen / die Krafft und Stärcke / oder auch die Schwach - heit der leiblichen Geiſter; Und dann Sechſtens / des Menſchen complexion, temperament, und eingeſchaffene Eigenſchafft / ſo durch ein ſolch temperament ihm verurſacht wird. Uber - haupt aber / pflegen andere die Bedeutung des Worts Natur alſo zu unterſcheiden / daß ſie die - ſes Wort entweder in concreto od in abſtracto verſtehen. Nach der erſten weiſe iſt ihnen die Na -tur15Von der Natur. tur anders nichts als ein Ding das eine Natur hat / als GOtt / Engel / Menſch und alle Ge - ſchöpffe. Nach der zweyten / bedeutet ſie das Weſen eines jeglichen Dinges: Und ſo dann wird ſie wiederum unterſchieden in die ſelbſtän - dige und zufällige Natur; die ſelbſtändige aber - mal in die Geiſtliche und Materialiſche Na - tur / ꝛc. Aber / was ſind dann die Dinge die eine Natur haben? oder was iſt dann eines jeden Dings Natur / und alſo auch in GOtt / En - gel und Menſchen? Was iſt dann endlich Na - tura naturans, und Natura naturata? Jſts ein Geiſt / oder Geiſtlich unſichtbar - oder ſicht - bares Weſen? Jſt die Natur auch aus dem Nichts / woraus alle ſichtbare und unſichtbare Ding geworden / erſchaffen? Oder iſt ſie das Verbum, fiat? Oder ſo nicht: Was dann? Wo iſt ſie in ihren Weſen und völligen Kräff - ten zufinden? Dieſe und dergleichen Fragen mehr möchten einen ſo anderm Elihu auf dato noch zu Gemüth ſteigen / und an deme / was jetzo vorgebracht worden / ſich nicht wollen begnügen laſſen. Hier auf nun / ſoll an ſtatt verſchiedener ſtrittiger Meinungen aus denen Philoſophen / weiln hier kein Platz iſt dieſelbe nach genügen auszuführen / zur Antwort auf ein ſo andere Frag kürtzlich erwehnet werden / was der ſo ge - nandte Teutonicus Philoſophus in ſeinen Schrifften verſcheidenlich hiervon eröffnen wol - len / der ſchreibet hierüber folgenden Jnhalts:Johan -16Das erſte Buch. Johannes meldet: Jm Anfang war das Wort / und das Wort war bey Gott / und Gott war das Wort / daſſelbe war im Anfang bey GOtt. Alle Ding ſind durch daſſelbe gemacht; und ohne daſſelbe iſt nichts gemacht / was gemacht iſt. Jn Jhm war das Leben / und das Leben war das Liecht der Menſchen / welches alle Menſchen er - leuchtet / die in dieſe Welt kommen. Dieſes Le - bens Liecht das im Wort war / und ewig iſt / ſte - het dem Menſchen zuergreiffen / und in demſel - ben / förderiſt ſich ſelbſten / und dann auch das Weſen aller Weſen zubeſchauen. Er bedencke Zeit und Ewigkeit / Himmel / Hölle / Welt / Liecht und Finſternuß: Peyn / Quaal / Leben und Ster - ben; Jchts und Nichts. Allhier prüffe ſich der Menſch / ob er das Leben und Liecht des Worts in ſich habe / und in demſelben alles ſehen / und verſtehen möge; denn das Leben der Men - ſchen iſt im Wort geweſen / und im Bilde / das GOtt ſchuff / offenbar worden: Jhme ward es vom Geiſt des Worts eingeblaſen. Und dar - um muß der Menſch allhier ſeinen Verſtand im Liecht des Lebens erheben / das geformirte Wort beſchauen / und deſſen innerliche Gebährung be - trachten. Spricht nun jemand: Jch kan nicht / ich bin verderbt; deme wird geantwortet: So ſey er auch aus GOtt noch nicht wiedergebo - ren / ſonſten würde er daſſelbe Liecht wieder ha - ben; und ſo dann köndte er. Wahr iſt / wir manglen alle des Ruhms den wir von GOtthaben17Von der Natur. haben ſollen. Doch es ſoll dem Leſer etwas vorgeſtellt werden / er habe nur acht und faſſe es. Sehet / wo von dem Weſen aller Weſen geredet wird / da wird von GOtt geſprochen / denn von GOtt / und durch GOtt iſt alles / wie Johannes zeuget / da er ſagt: Ohne ihn iſt nichts gemacht / was gemacht iſt. Nun fragt die Vernunfft: Wor aus / oder wie hat GOtt Gutes und Böſes erſchaffen / Peyn und Quaal / Leben und Tod? Jſt dann in GOtt ein ſolcher Wille / der Böſes machet? Hier nun hebt die Vernunfft an zu Speculiren / und will dis faſſen / gehet aber nur von auſſen um den Zirckel herum / das Centrum kan ſie nicht bereichen / denn ſie iſt auſſerhalb / und nicht im Wort des Lebens Zirckel. Der Menſch ſehe ſich nur ſelber an / was er iſt; Und darnach betrachte er auch die äuſſere Welt mit ihrem Re - giment / worinn dieſe beſtehe: So wird er fin - den / daß mit ſeinem äuſſeren Geiſt und Weſen / er mit ſolcher vereinbahret ſey. Er iſt eine kleine Welt aus der groſſen; Und ſein äuſſeres Liecht iſt ein Chaos der Sonnen und des Geſtirns: ſon - ſten könte er von dem Liecht der Sonne nicht ſe - hen. Sein Leib iſt Feuer / Lufft / Waſſer und Erde / darinn liegt auch die metalliſche Eigen - ſchafft; dann weſſen die Sonne mit dem Geſtirn ein Geiſt iſt; deſſen iſt die Erde mit den andern Elementen ein Leib / Weſen / und coagulirte Krafft. Was das Obere iſt: Eben daſſelbe iſt auch das Untere; Und alle Geſchöpffe dieſerBWelt18Das erſte Buch. Welt ſind daſſelbe. An einem Stein / oder Erdenklumpen / ſiehet man das Obere und Un - tere; Ja! die gantze Welt darinnen; Nur iſt es / daß an jedem Dinge / etwa eine Eigenſchafft die gröſte iſt / nach welcher daſſelbe auch genennet wird: Die andern Eigenſchafften ligen alle mit - einander gleicher Geſtalt darinnen / allein in ver - ſcheidenen Graden und Centris; Und ſind doch alle Grad und Centra, nur ein eintzig Centrum. Es iſt nur eine Wurtzel / aus welcher alles heraus flieſſet / und ſcheidet ſich nur in der Compaction, da es coaguliret wird; ſein Urſtand aber / iſt wie ein Rauch oder Broden vom groſſen Myſterio, des ausgeſprochenen Worts. Anlangend nun das Centrum der Natur / ſo ſiehet und befindet man / daß ein jedes Leben in einer auswürckenden Krafft beſtehe: Und daß ſelbiges in dem Willen lige; dann der Wille urſachet die Ausgeburt der würckenden Kräfften oder Eſſentien; doch iſt hierbey zu begreiffen / daß gleichſam in dem Willen ein verborgen Feuer lige / gegen welches der Wille ſich erhebet / und daſſelbe alſo erwecken und anzünden will. Dann ein jeder Wille ohne die erweckte feurige Eſſentien in einem Unver - mögen ſtehet; und gleich wie das Leben in einem Saamen / bevor es zu ſeinen Wachsthum kom - met / ohne Empfinden / Verſtand oder Weſen - heit gleichſam im Tod und Ohnmacht beſchloſ - ſen liget / und einem Schatten ohne Weſen ſich gleichet. Dahero auch ohne Weſenheit ſtumm /ſtill /19Von der Natur. ſtill / und unbekant bleibt: Alſo iſt er in der Eſſenz ein Weſen und Bildnis nach denen ausgehenden weſentlichen und würcklichen Kräfften / welchen nach die Eſſenz gebildet wird; denn des Willens Leben wird aus den Eſſentien erbohren. Jſt alſo das Leben der Sohn oder die Geburt der Eſ - ſenz: der Wille aber in deme die Figur des Le - bens ſtehet / iſt alſo zu reden / der Vatter der Eſ - ſentien; weilen ohne den Willen keine Eſſenz entſtehen kan / ſintemal in dem Willen urſtändet das Begehren; aus und in welchem die Eſſen - tien ſich gebären. Alldieweilen dann der erſte Wille ungründlich iſt / und als ein ewiges Nichts zu achten; ſo betrachtet man denſelben gleich einen Spigel / in welchem jemand ſeine eigene Bildnis ſiehet / die der Lebendigen gleichet / und doch kein Leben hat / ſondern nur eine Figur des Lebens vorſtellet. Wir wollen dis verſtanden haben / daß auſſer der Natur eine ewige Stille und Ruhe ſey / ſo das Nichts genannt wird; und dann verſtehen wir / daß in dem ewigen Nichts ein auch ewiger Wille urſtände / das Nichts in etwas einzuführen / daß der Wille ſich finde / fühle / und ſchaue / dann in Nichts wäre der Wille ihme nicht offenbahr; nun iſt aber erkänntlich / daß der Wille ſich ſelber ſuche und auch finde; und ſein Suchen iſt eine Begierde / das Finden aber iſt der Begierde Weſen / darinnen ſich der Wille findet. Er findet nichts als nur die Eigenſchafft des Hungers / welche er ſelber iſt / dieſe ziehet er inB ijſich /20Das erſte Buch. ſich / das iſt: Er ziehet ſich ſelber in ſich / und fin - det ſich ſelber in ſich; ſein in ſich ziehen macht in ihm eine Beſchattung oder Finſternis / welche in der Freyheit als im Nichts nicht iſt / dann der Freyheit Willen / beſchattet ſich ſelber mit der Begierde Weſen / dann die Begierde macht We - ſen / und nicht der Wille / ſo dann der Wille alſo mit ſeiner Begierde nur im Finſtern ſtehen / ſo iſt das ſeine Widerwärtigkeit / und ſchöpffet ihm in ſich einen andern Willen von der Finſternis hinwiderum auszugehen in die Freyheit / als in das Nichts / und mag doch auſſer ſich die Frey - heit nicht erreichen / dann die Begierde gehet aus ſich und machet Quaal und Finſternis; ſo muß der Wille (zu verſtehen der andere Geſchöpffe Willen) in ſich gehen / und iſt doch kein Abtren - nen / dann in ſich für der Begierde iſt die Freyheit als das Nichts; ſo mag doch auch der Wille nicht ein Nichts ſeyn / denn er begehret ſich in dem Nichts zu offenbahren; und mag doch auch keine Offenbahrung geſchehen / als nur duꝛch das We - ſen der Begierde; und jemehr der widergefaſte Wille der Offenbahrung begehret / jemehr und ſtrenger zeucht die Begierde in ſich / und macht in ſich drey Geſtalten / als das Begehren / das iſt Herbe / und gibet Härtigkeit / denn es iſt ein Ein - ſchlieſſen / davon die Kälte urſtändet; und das Ziehen machet Stachel und Rügung in der Här - tigkeit eine Feindung wider der Herbe an ſich gezogene Härtigkeit / das Ziehen iſt eine andereGe -21Von der Natur. Geſtallt / und eine Urſach des Bewegens und Lebens / und reget ſich in der Herbigkeit und Här - tigkeit / welches die Härtigkeit als das Einſchlieſ - ſen nicht dulden mag / und derowegen viel heffti - ger an ſich zeucht den Stachel zu halten / und wird doch dadurch der Stachel nur ſtärcker. Alſo will der Stachel über ſich und quericht / und mag doch das nicht vollbringen / dann die Här - tigkeit als die Begierde hält ihn / ſo ſtehet er gleich einem Triangel und Creutzrade / das drähend wird / davon die Vermiſchung in der Begierde entſtehet / als die Eſſentz oder Vielheit der Be - gierde / dann das Drähen machet ein immer währende Wirrung und Brechung / davon die Angſt als das Wehe die dritte Fühlung der ge - ſtallt entſtehet.

Dieweilen aber die Begierde / als die Her - bigkeit / dadurch nur ſtrenger wird / (denn von der Rügung entſtehet der Grimm und die Natur als das Bewegen /) ſo wird der erſte Wille zur Begierd gantz ſtreng und ein Hunger / dann er iſt in einem harten ſtachlichten dürren Weſen / und mag davon auch nicht entfliehen / dann er machet ſelber das Weſen / das beſitzt er auch / alſo findet er ſich jetzo aus dem Nichts in Etwas / und das Etwas iſt doch ſein Widerwill / dann es iſt eine Unruhe. Der freye Will iſt eine ſtille Lieb und Zorn / das iſt nun der Urſtand der Feind - ſchafft / daß die Natur wider den freyen Willen laufft / und ſich ein Ding in ſich ſelber findet; undB iijver -22Das erſte Buch. verſtehen allhier das Centrum der Natur mit dreyen Geſtalten im Urſtand / als im erſten Prin - cipio iſts Geiſt; im andern iſts Liebe; und im dritten Principio iſts Weſen. Der Wille des Ungrunds zur Natur / wird Vatter genannt / deſſen Werckzeuch iſt die Natur / welcher er eine ewige Bewegung gegeben / daraus die ſieben Geiſter der Natur / oder die ſieben beſondere Ei - genſchafften der Kräfften Gottes / wie dieſelbe in Liebe und Zorn / nach him̃liſch - und hölliſchen Ei - genſchafften in der Natur und dem Reich dieſer Welt ſich erzeigẽ und offenbaren / urſtänden. Die Natur iſt jetzt veꝛſtandener maſſen andeꝛs nichts / als Eigenſchafftẽ der Annehmlichkeiten der eigen entſtandenen Begierden / welche Begierde in der Schiedlichkeit des hauchenden Wortes / als der hauchenden Krafft entſtehet; da die Eigen - ſchafften ſich in ein Weſen einführen; als dann heiſſet daſſelbige Weſen ein natürlich Weſen / und iſt GOtt nicht ſelber; dann GOtt durch - wohnet zwar die Natur / aber die Natur begreifft ihn nur ſo weit / als die Einheit GOttes ſich mit in ein natürlich Weſen ein ergiebet / und auch we - ſentlich machet / als im Liechts Weſen / welches in der Natur in ſich ſelber würcket / und die Na - tur durchdringet; auſſer dem iſt die Einheit GOttes der Natur / als der begierlichen An - nehmlichkeit unbegreifflich. Was das Wort der ewigen Weißheit würcket / das bildet und formet die Natur in Eigenſchafften / machet esſicht -23Von der Natur. ſichtbar - und Subſtantzialiſch; ſie iſt wie der Zim - mermann der das Haus bauet / welches das Ge - müt all ſchon in ſich gemodelt hat; denn was das ewige Gemüthe in der Weißheit GOttes in gött - licher Krafft figurirt und modelt / und in eine Ideam führet; das bildet die Natur in eine Ei - genſchafft. Es beſtehet aber die Natur in ihrem erſten Grund in ſieben Eigenſchafften / die nach - mal ſich in unendlich austheilen.

Die erſte Eigenſchafft der ewigen Natur iſt die Begierde / die machet Herbe / Schärffe / Härte / Kälte / und Weſen; ſie iſt gleich einem Magnet / da der Will etwas will ſeyn / und hat doch nichts daraus er ihm etwas mache: So führet er ſich in eine Annehmlichkeit ſein ſelber / impreſſet und faſſet ſich ſelber zu einem Etwas / und das Etwas iſt doch nichts als ein ſcharffer Magnetiſcher Hunger / eine Härbigkeit gleich einer Härte / davon auch Härte / Kält / und We - ſen entſtehet. Dieſes impreſſen oder anzie - hen beſchattet ſich ſelber / und machet ſich zur Finſterniß / welches auch der Grund der ewigen und zeitlichen Finſterniß iſt. Durch dieſe Schärffe iſt in Erſchaffung der Welt entſtan - den / Saltz / Stein / Beine / und alles was deme gleichet.

Die andere Eigenſchafft entſtehet aus der Er - ſten / und iſt das Ziehen oder Bewegen in der Schärffe; dann der Magnet macht Härte / und die Bewegnis zerbricht dieſe Härte wider / dar -B iiijaus24Das erſte Buch. aus ein immerwährender Streit in ſich ſelber entſtehet. Dann was die Begierde faſſet / und zu etwas machet / das zerſcheidet die Bewegnis / daß es in Form und Bildung kommt; zwiſchen dieſen beyden Eigenſchafften entſtehet das bittere Wehe / als ein Stachel der Empfindlichkeit / dann ſo eine Schärffe in der Bewegung entſtehet / ſo iſt die Eigenſchafft peynlich; und dieſes iſt auch die Urſach aller Empfindlichkeit und Wehe - thuns / dann ſo keine Schärffe und Bewegnis wäre / ſo möchte keine Empfindlichkeit ſeyn. Dieſe Bewegung iſt auch der Grund der Lufft in dieſer ſichtbaren Welt / welche durchs Feuer of - fenbahr wird. Jſt alſo die Begierde der Grund daß aus Nichts Etwas wird; alſo war ſie der Anfang dieſer Welt / dadurch alle Ding in ein Weſen gebracht ward: Sie war daſſelbe / durch welches GOtt ſprach: Es werde; ſie iſt das Fiat, das da ſchuf da nichts war / als nur ein Geiſt. Sie hat das Myſterium magnum, (welches Geiſtlich iſt /) ſichtbar / und weſentlich gemacht / geſtalten an den Elementen / Sternen und denen Geſchöpffen zu ſehen iſt. Die andere Eigenſchafft aber / als die Bewegniß / iſt im An - fang der Welt der Separator oder Scheider in den Kräfften geweſen / damit der Schöpffer / als der Wille GOttes / hat alle Ding aus dem Mi - ſterio magno formiret; dann ſie iſt das ausge - floſſene bewegliche Wort / dadurch der überna -türliche25Von der Natur. türliche GOtt alle Ding gemacht / und in Bil - dungen gebracht hat.

Die dritte Eigenſchafft der Ewigen Natur / iſt die Angſt / als das Wollen / welches ſich hat in Annehmlichkeit zur Natur und der Jchheit ein - geführet / da der eigene Wille in der ſcharffen Beweglichkeit ſtehet. Alſo kommt er in die Angſt als in die Empfindlichkeit / dann auſſer der Natur mag er nicht empfindlich ſeyn / aber in der beweglichen Schärffe wird er empfindlich; und dieſe Empfindlichkeit iſt die Urſach des Feuers / auch des Gemüthes und der Sinnen / dann der eigne natürliche Wille wird dadurch fühlend / und ſucht Ruhe; alſo gehet die Schied - lichkeit des Willens von ſich aus / und durchdrin - get die Eigenſchafft / davon der Geſchmack ur - ſtändet in der Schärffe / daß eine Eigenſchafft die andere ſchmäcket und empfindet; und iſt auch der Grund und die Urſach der Sinnen / daß eine Eigenſchafft in die Andere eindringet / und die entzündet / daß der Wille erkennet / wo - von die Leydenheit komme. Dann ſo die Em - pfindlichkeit nicht wäre / ſo wüſte der Wille nichts von Eigenſchafften / dann er wäre nur einig / alſo aber nimmt der Wille Natur in ſich / in dem er die ſcharffe Bewegnis in ſich empfin - det; dieſe Bewegnis nun iſt in ſich gleich einem drähenden Rade / nicht zwar / daß ein ſolch Drä - hen ſey / ſondern alſo iſt es in denen Eigenſchaff - ten / dann die Begierde ziehet in ſich / die Be -B vwegnis26Das Erſte Buch. wegnis aber dringet aus ſich / ſo kan dann der Wille in ſolcher Angſt weder in ſich noch aus ſich / und wird doch aus ſich und in ſich gezogen; alſo bleibet ſeine Geſtalt / welche aus ſich und in ſich will / das iſt über und unterſich / und kan doch nirgend hin / ſondern iſt eine Angſt / und das wahre Fundament der Höllen und GOttes Zorns. Aus dieſem Grund iſt in der Schöpf - fung der Welt / der Schwefel-Geiſt ſamt denen Materien die Schweflichter Art ſind / entſtan - den / der auch aller Jrꝛdiſch - und Elementiſchen Creaturen natürliches Leben iſt. Die weiſen Heyden haben dieſen Gꝛund auch etlicheꝛ maſſen / wie es ſcheinet / verſtanden / dann ſie gelehret / daß in Sale, Sulphure, und Mercurio alle Ding in der Welt beſtünden; wordurch aber ſie nicht allein die Materiam, ſondern vielmehr den Geiſt aus dem die Materi entſtehet / verſtanden / weilen ihr Grund nicht beſtehet in grobem Sale, Sulphure, und Mercurio, gar nicht; ſie meinen diß nicht / ſondern den Geiſt ſolcher Eigenſchafft / in deme alles was in dieſer Welt lebet / wächſet / und iſt / es ſey gleich Spiritualiſch oder Materialiſch / be - ſtehet. Durch das Sal bezeichnen ſie die ſcharffe Magnetiſche Begierde der Natur; mit dem Sulphure aber haben ſie das empfindliche wallen - de und wachſende Leben; und durch den Mer - curium die Bewegnis und Scheidung der Na - tur / wodurch jedes Ding bezeichnet und gebildet wird / angedeutet.

Die27Von der Natur.

Die vierdte Geſtalt / iſt das geiſtliche Feuer der Ewigen Natur in denen dreyen erſten Eigen - ſchafften zur Natur / darinn das Liecht als die Einheit offenbahr wird; dann der Glantz des Feuers urſtandet von der ausgefloſſenen Einheit / welche ſich hat mitte in die natürliche Begierde eingegeben; und des Feuers Qvaal und Bren - nen / nemlich die Hitze urſtändet von der ſcharf - fen Verzährlichkeit der drey Eigenſchafften der Geſtalt alſo: die ewige Einheit oder Frey - heit die iſt ſanffte / ſtill / und lieblich / gleich einem ſanfften Wohlthun / welches unausſprechlich; und die drey Eigenſchafften zur Natur die ſind ſcharf / peyn - und ſchröcklich; in dieſen dreyen peynlichen Eigenſchafften ſtehet der ausgefloſſne Wille / welcher durchs Wort oder das Göttliche Hauchen iſt entſtanden / darinne auch die Einheit ſtehet; ſo ſehnet der Wille ſich nach der ſanfften Einheit / und die Einheit ſehnet ſich nach der Empfindlichkeit / als nach den feuriſchen Grund; und alſo gehet eines ins andere: und wann das geſchicht / ſo iſt es wie ein Schreck oder Plitz / gleich als wann man Stahl und Steine anein - ander reibet / oder Waſſer ins Feuer gieſſet. Jn dieſem Blick empfähet die Einheit die Em - pfindlichkeit / und der Wille empfähet die ſanffte Einheit; alſo wird die ſanffte Einheit ein Glaſt des Feuers / und das Feuer wird ein Liebe-bren - nen / dann es empfähet weſen und Krafft von der ſanfften Einheit. Jn ſolcher Einheit wird dieFinſter -28Das erſte Buch. Finſterniß der Magnetiſchen Impreſſion oder Jnnfaßlichkeit mit dem Liechte durchdrungen / daß ſie nicht mehr erkañt wird / ob wohl ſie in der Impreſſion in ſich ſelber Ewig bleibet; und hier entſtehen zween ewige Anfänge / nemlich: die finſtere herbe Schärffe und Peyn / die in ſich ſel - ber wohnet; und die empfindliche Krafft der Einheit im Liechte / davon die Schrifft zeuget / daß GOtt / die ewige Einheit / in einem Liecht wohne / darzu niemand kommen kan. Dann alſo offenbahret ſich die ewige Einheit GOttes durchs geiſtliche Feuer im Licht / und daſſelbe Liecht wird Majeſtät genannt; und GOtt / die über natürliche Einheit iſt die Krafft darinnen; dann von der ewigen Einheit empfähet dieſes Geiſt-feuer ein Ens oder Weſen daß es ſcheinet / ſonſt wäre der feurige Grund nur ein peynlicher ſchröcklicher Hunger und ſtachlichte Begierde / wie es dann auch alſo iſt / wo dieſer Wille ſich von der Einheit abbricht / und in eigener Begierd le - ben will / allermaſſen die Teufel gethan / und auch die falſchen Seelen noch täglich thun.

Hier aus nun ſind zu verſtehen zwey Princi - pia, eines / das Feuerbrennen im Grund / nem - lich / in der ſcharffen beweglichen empfindlichen und peynlichen Finßernus in ſich ſelber: Und das zweyte im Liecht des Feuers / darinn die ewi - ge Einheit in Beweglichkeit und Freude kommet. Dann das Feuer iſt ein Gegenwurf der groſſen Liebe der Einheit GOttes / weiln hierdurch dieewige29Von der Natur. ewige Luſt empfindlich wird / die Empfindlichkeit der Einheit aber heiſſet Liebe / ein Brennen oder Leben in der Einheit GOttes; und nach ſolchem Liebe-Feuer / nennet GOtt ſich einen barmher - tzigen GOtt / dann die Einheit GOttes liebet / oder durchdringet den peynlichen Willen des Feuers / welcher anfänglich im Hauchen des Worts / oder im Ausgang Göttlicher Luſt ent - ſtanden iſt / und verwandelt denſelben in die gröſte Freude; nun / in dieſem feuriſchen Willen der ewigen Natur / ſtehet die Seel der Menſchen / als auch der Engel / dieſes iſt ihr Grund und Centrum. Darum / ſo eine Seele von GOttes Liecht und Liebe ſich abſöndert / und in eigne na - türliche Begierde eingehet / ſo wird der Grund ſolcher Finſterniß und peynlichen Quaal offen - bahr; dieſes iſt das hölliſche Feuer und GOttes Zorn / wann er offenbahr wird / allermaſſen am Lucifer ſattſam erſcheinet. Was nun in der Creatur zu dencken iſt daß es ſey / das iſt auch auſ - ſer der Creatur über all / weiln die Creatur anders nichts iſt als ein Bild oder Figur der ſchiedlichen Krafft des gantzen Weſens.

Aus dieſem erhellet / was der Grund des Feuers ſey / nemlich Kält von der Impreſſion, und Hitze von der Angſt; die Bewegnis aber iſt der Vulcanus, in dieſen dreyen ſtehet das Feuer; aber des Liechtes Glantz urſtändet von der Zu - ſammenfügung der Einheit im Feuer-grund; und iſt der gantze Grund doch nur der ausgefloſ -ſene30Das erſte Buch. ſene Wille. Darum ſtehet im Feuer und Liecht das Leben aller Dinge / als im ſelbigen Willen / es ſey gleich in denen ſtummen oder wachſenden / oder auch in denen vernünfftigen / alles / nachdem das Feuer einen Grund hat / entweder von dem ewigen als die Seele / oder von dem zeitlichen als die Aſtraliſch-Elementiſchen / denn ein ander Feuer iſt das Ewige / ein anders aber das Zeit - liche.

Die fünffte Eigenſchafft iſt das Liebe-Feuer / als die Liechtes-Krafft und Welt / welche in der Finſternis in ſich ſelber wohnet / und wird doch von der Finſternis nicht begriffen / nach Zeugnis Joh. am 1. Cap. allwo auch ſtehet: daß das Wort ſey im Liecht; und im Wort / lige das wahre verſtändige Leben der Menſchen / nem - lich der wahre Geiſt. Dieſes Feuer iſt die wah - re Seel des Menſchen / die von GOtt demſelben zu einen Creatürlichen Leben eingeblaſen wor - den. Alſo verſtehet im geiſtlichen Willen-Feuer / die wahre begierliche Seele aus dem Ewigen Grunde: und in des Liechtes Krafft den wah - ren verſtändigen Geiſt / in welchem die Einheit GOttes wohnet und offenbahr iſt / wie Chriſtus lehret / daß das Reich GOttes im Menſchen ſey; und Paulus zeuget / daß der Menſch der Tempel deß heiligen Geiſtes ſey / der in ihm wohne; als in einer Stätte Göttlicher Jnnwohnung und Of - fenbahrung. So aber im Gegentheil der feuri - ſche Wille der Seelen / von GOttes Liebe undEin -31Von der Natur. Einheit ſich abbricht / und in ſein natürlich Eigen - thum als in ſeine böſe grimmige Eigenſchafften eingehet / und denen ſich einergiebet / ſo mag hier - durch die Seele verdammt werden.

Jn dieſer fünfften Eigenſchafft wird das an - der Principium als die Engliſche Welt oder die Thronen verſtanden / dann es iſt die Be - wegnis der Einheit / da di Erſten drey Eigen - ſchafften der feurigen Natur / in der Liebe und im Liecht brennen. Ein Gleichnis hiervon / ſiehet man an einer angezündeten Kertzen / in ſolcher ligt alles ineinander / und iſt doch keine Eigen - ſchafft für der andern offenbahr / biß ſie angezün - det wird / als dann unterſcheidet man das Feuer / das Oel und das Liecht; die Lufft / und das Waſ - ſer aus der Lufft. Alle vier Element werden darinnen offenbahr / die zuvor in einem einigen Grund verborgen lagen / ſolcher maſſen ſtehet auch dem ewigen Grund nach zuſinnen. Dann das zeitliche Weſen iſt aus dem Ewigen gefloſ - ſen / darum hat Eines eine Eigenſchafft wie das Ander / nur daß eines ewig / das andere aber ver - gänglich iſt; eines geiſtlich / das andere leib - lich.

Wann das geiſtliche Feuer und Liecht ange - zündet wird / wie es dann auch von Ewigkeit ge - leuchtet hat: So wird auch immer und ewig die groſſe Verborgenheit göttlicher Krafft und Wiſſenſchafft darinn offenbahr; dann im Feuer werden alle Eigenſchafften der ewigen Naturgeiſt -32Das erſte Buch. geiftlich / und bleibet doch auch die Natur inwen - dig in ſich wie ſie iſt: Aber der Ausgang des Willens wird geiſtlich / dann im Feuer-ſchrack oder Blick / wird die finſtere Annemlichkeit ver - zehret / als dann gehet aus ſolcher Verzehrung aus / der pur lautere Feuer-Geiſt mit dem Liechts - Geiſt durchdrungen; in ſolchem Ausgang fin - den ſich dreyerley Eigenſchafften / als über ſich gehet der feuriſche Wille; und für ſich in der Mitte / (gleich wie ein Centrum des feuriſchen Willen-Geiſtes) gehet der öhliſche Geiſt als das Ens der Ewigkeit GOttes aus; unter ſich aber als im ſincken / gehet der Waſſer-Geiſt aus / als die Sanfftmuth / und da es doch alles nur Geiſt und Krafft iſt / aber alſo ſtehet es in der Fi - gur der Offenbahrung; nicht zwar daß eine Ab - oder Zertrennung geſchehe / ſondern es iſt nur alſo in der Offenbahrung; dieſe dreyfache Of - fenbahrung geſchicht nach der Dreyheit / denn das Centrum darinn es ſtehet / iſt der einige Gott nach ſeiner Offenbahrung; über ſich gehet der feuerflammende Liebe-Geiſt: Und unter ſich ge - het die Sanfftmuth aus der Liebe / in mitten aber ſtehet das Centrum, das iſt in der Circumfe - rentz. Wie es nun in göttlicher Offenbah - rung zu erkennen: Alſo iſt es auch in der ewigen Natur nach der Natur Einheit / weilen die Na - tur ein Gegenwurf der Gottheit iſt / zu ſammt allen dem was GOtt in ſich vermag.

Alſo33Von der Natur.

Alſo iſt uns ferner zu erkennen die Natur / dann der Blick des Feuer urſtandes / iſt ein Schrack und Salnitriſcher Grund / da die Natur in unendliche Zertheilung ausgehet in die Viele der Kräfften / davon auch die vielerley Engel und Geiſter / Farben und Würckungen entſtan - den / ſo wol auch die vier Element im Anfang der Zeit. Dann das Temperament des Feuers und Liechtes / iſt das heilige Element als die Be - wegnis im Liechte der Einheit; aber durch dieſen Salnitriſchen Grund / (geiſtlich und nicht irꝛ - diſch zu verſtehen /) Urſtänden vier Element als in der Impreſſion des feuriſchen Mercurii, die Erde und Steine: Jn der Quinta Eſſentia des feuriſchen Mercurii das Feuer und der Himmel; und in der Bewegnus oder Ausgange die Lufft: Und in der Zerſprengung der Begierligkeit durchs Feuer / das Waſſer. Dieſes hat die Metall und Steine geboren; aber der zer - ſprengte Grimm durch die Ertödtung im Feuer / hat das Waſſer geboren: Die Impreſſion aber hat die grobe Rauigkeit in die Erde gebracht / welcher ein grober Salnitriſch-Saturniſcher Mercurius iſt. Es wird aber durch das Wort Mercurius allhier im Geiſte allemal das ausge - floſſene natürliche würckende Wort GOttes verſtanden / welches der Separator, Scheider und Former aller Weſen geweſen iſt / und mit dem Saturno die Impreſſion.

Jn dieſer fünfften Eigenſchafft als im Liecht /Ciſt34Das erſte Buchiſt die ewige Einheit weſentlich / ein geiſtlich heilig Feuer / Liecht / und eine heilige Lufft / welche lau - ter Geiſt iſt: Jtem / ein heilig Waſſer der aus - flieſſenden Liebe der Einheit GOttes; alſo auch eine heilige Erde / welche nur eitel Krafft und Würckung iſt. Dieſe fünffte Eigenſchafft der ewigen Natur / iſt die wahre Engliſche Welt der göttlichen Freuden. Dieſe Paradiſiſche Liecht - Welt iſt unſer Vatterland / dahinein wir gehö - ren / aber daraus gefallen / ſtehet in der ſichtbaren Welt verborgen.

Die ſechſte Eigenſchafft iſt der Schall / Hall / oder Verſtändnis / dann im Feuerplitzen werden die Eigenſchafften alle lautbar / das Feuer iſt der Mund der Eſſenz, und das Liecht iſt der Geiſt; der Schall aber iſt der Verſtand darinnen die Eigenſchafften einander alle verſtehen. Nach der Offenbahrung der Heiligen Dreyfaltigkeit mit dem Ausflus der Einheit / iſt der Schall oder Hall das göttlich würckende Wort / als der Ver - ſtand in der ewigen Natur / dadurch die überna - türliche Wiſſenſchafft ſich offenbahret; nach der Natur und Creatur iſt er die Erkänntnis GOttes / darinnen der natürliche Verſtand GOtt erkennet / dann der natürliche Verſtand iſt ein Gegenwurff und Ausflus göttlicher Ver - ſtändnis.

Jn dem natürlichen Verſtand ligen die fünff Sinne geiſtlicher Art; und in der andern Ei - genſchafft als in der Bewegnus im feuriſchenMer -35Von der Natur. Mercurio, ligen ſie natürlicher Art. Dieſe ſechſte Eigenſchafft gibt die Verſtändnis im Halle / als in der Rede des Worts / und die ande - re Eigenſchafft der Natur iſt der Führer als das Gehäuſe / oder der Werckzeuch der Reden oder des Halles. Jn der andern Eigenſchafft iſt die Krafft peynlich; in der ſechſten aber iſt ſie freu - denreich: Und iſt doch kein anderer Unterſcheid zwiſchen der Andern und der Sechſten als nur das Liecht und die Finſternis / und ſtehen in ein - ander wie Feuer und Liecht und ſeynd auch nur ſo weit unterſchieden.

Die ſiebende Eigenſchafft iſt das Weſen / als ein Subjectum oder Gehäuſe der andern ſechſen / darinnen ſie alle Sechs weſentlich ſind wie die Seele in dem Leibe; und iſt vornemlich nach der Liecht-Welt das Paradis oder die grünend würckende Krafft dadurch zu verſtehen. Dann eine jede Eigenſchafft machet ihr ein Subjectum oder Gegenwurff mit ihrem ſelbſt Ausfluß; und in der Siebenden / ſtehen alle Eigenſchafften im Temperamento, als in einen einigen Weſen / gleichwie ſie aus der Einheit alle entſproſſen / alſo gehen ſie auch alle wider in einen Grund ein; und ob gleich ſie in unterſchiedlicher Art und Eigen - ſchafft würcken / ſo iſt es doch allhier nur ein einig Weſen / deſſen Krafft heiſſet Tinctur. Nicht / daß die ſiebende Eigenſchafft die Tinctur ſey / ſondern ſie iſt dero Corpus. Des Feuers und Liechtes Krafft iſt die Tinctur mit dem weſent -C ijlichen36Das erſte Buch. lichen Leibe / aber die ſiebende Eigenſchafft iſt das Weſen / welches die Tinctur penetriret und hei - liget / deßwegen ſtehet das Paradis als ein geiſtlich Grünen in der ſiebenden Eigenſchafft / zu ver - ſtehen / daß es alſo nach Krafft göttlicher Offen - bahrung ſey; aber nach der Natur Eigenheit iſt es ein Weſen der angezognen Begierde aller Ei - genſchafften. Hierbey aber iſt ſonderbahr wol zu mercken / daß allemal die erſte und ſiebende: deßgleichen / die andere und ſechſte: Wie auch / die dritte und fünffte Eigenſchafften für eine ge - rechnet werden; in der Vierdten aber liget das Scheide-Zihl / denn es ſind nur drey Eigenſchaff - ten der Natur / nach Art und Offenbahrung der Heiligen Dreyheit GOttes / als: Die erſte die Begierde / wird GOtt dem Vatter zugeeignet / und iſt nur ein Geiſt / in der Siebenden aber iſt die Begierde weſentlich. Die Andere wird GOtt dem Sohn als der göttlichen Krafft zugeeignet / dieſe in der zweyten Zahl nur ein Geiſt / aber in der Sechſten iſt ſie die verſtändliche Krafft. Die Dritte wird GOtt dem Heiligen Geiſt nach ſei - ner Offenbahrung zugerechnet / und iſt im An - fang der dritten Eigenſchafft nur ein Feuer - Geiſt; in derfünfften Eigenſchafft aber / iſt die groſſe Lieb darinnen offenbahr. Alſo iſt der Ausflus göttlicher Offenbahrung nach den drey Eigenſchafften im erſten Principio von dem Liecht natürlich: Und im andern Principio im Liecht geiſtlich.

Die -37Von der Natur.

Dieſes ſind alſo die ſieben Eigenſchafften in einen einigen Grund / welche alle ſieben gleich ewig ohne Anfang ſind / und keine vor der andern mag gezehlet werden. Man mus ſolches nur auf bildliche Art zum Verſtand ſetzen / wie eines aus dem andern geboren werde / zu mehrem Ver - ſtand was der Schöpffer ſey; und daß man das Leben und Weſen der Natur und dieſer ſichtba - ren Welt betrachten könne / ꝛc. Biß hiehero vor - gedachter Philoſophus.

Zum Beſchlus dieſer Rede / hat man einigen Liebhabern der Verborgenheiten der Natur / zu gefallen / mit wenigen beyfügen wollen / was ein Gottförchtender Elihu zu unſern Zeiten / von Erlang - und Beſitzung dieſes geiſtlichen We - ſens und Cörperlichen Geiſtes / den man die Na - tur nennet / einigen ſeiner Freunden offenbahren wollen. Alſo aber ſchreibet er hiervon: Es iſt ein GOtt / ein Chriſtus / ein Glaub / eine Tauffe; und alſo auch nur ein Geiſt / den in gemein man die Natur nennet. Dieſen Geiſt kan man im Verſtand haben wo man will: Er iſt nahe und ferne: Aber in einem Subjecto ligt er vor allen andern am überflüſſigſten / als ſeiner gleichſam gewidmeten Wohnung / darein er beſchloſſen worden / daraus er auch ſichtig und greifflich er - langt werden kan; dann ſonſten bekannt iſt / daß Geiſter ſolcher Geſtalt von Menſchenſich nicht handthieren laſſen. Von ſolchem Subjecto zeu - get auch ein wol benannter Philoſophus bereitsC iijim38Das erſte Buch. im vorigen Seculo, in ſeinen hinterlaſſenen Schrifften folgenden Jnnhalts: Una res eſt, ſagt er / à Deo creata, ſubjectum omnis mirabi - litatis, quæ in terris & in cœlis eſt, ipſa eſt actu animalis, vegetabilis & mineralis, ubique reperta, ſed à paucis cognita, & à nullis pro - prio ſuo nomine expreſſa, &c. Nach erkännt - nis der Materi / iſt die Erlangung nicht ſchwer; nur allein iſt ſie mit einen Sigill beſchloſſen / deſ - ſen Inſcription iſt: Der HErꝛ kennet die Sei - nen. Wem nun zugeſtanden wird / dieſes Si - gill zu eröffnen / deme ſtehet ſo dann alles offen / und zu gebot; auſſer dem iſts umſonſt zum Dach wollen einſteigen. Jch habe zwey - oder dreyen hochgelehrten Philoſophen dieſe Materi in die Hände geben / haben ſie aber nicht gekannt: Jch aber erfreue mich in meiner Seele nur über derer Anſchauen / und weis nicht / wie ich ſie genug ehren ſolle ꝛc. Hactenus ille.

Was am blauen Himmels-Zelt
ſich ereiget /
ſolches zeiget /
Eben auch das Erden-Feld.
Waſſer mit dem Feuer paaren /
Wer darinnen iſt erfahren /
Bleibt ein Meiſter in der Welt.
Das39Von der Natur.

Das II. Capitel. Von dem erſchaffenen Him - mel / und deſſen Wundern; Am Geſtirn / Planeten / und Co - meten.

JN vorgehenden Satz / von der Natur / iſt aus dem Buche Hiobs angeführet worden / was Elihu der Sohn Baracheel von Buß / im Anfang ſeiner Rede vorgebracht hat. Hier wird aus dem 38. Capitel gemeldten Buchs bey - gebracht / was GOtt ſelbſten mit dem Hiob ge - redet / da unter andern er alſo ſpricht: Wer iſt der / der alſo fehlet in der Weißheit / und redet ſo mit Unverſtand? Wo wareſtu / da ich die Erde gründet? Sag mirs / biſtu klug. Weiſſeſtu wer ihr das Maas geſetzet? Oder wer über ſie eine Richtſchnur gezogen hat? Worauf ſtehen ihre Füſſe verſencket? Wer hat ihr einen Eck - ſtein gelegt? Da mich die Morgenſtern mitein - ander lobten / und alle Kinder GOttes jauchze - ten; Wer hat das Meer mit ſeinen Thüren ver - ſchloſſen / da es heraus brach / wie aus Mutter Leibe? Da ichs mit Wolcken bekleidete / und im tunckel einwickelte / wie in Windeln. Da ich ihm den Lauff brach mit meinem Tham / und ſetzet ihm Riegl und Thüre / und ſprach: Biß hieher ſoltu kommen / und nicht weiter. HierC iiijſollen40Das erſte Buch. ſollen ſich legen deine ſtoltze Wellen. Haben ſich dir die Thore des Todes je aufgethan? Oder haſtu geſehen die Thore der Finſternis? Haſtu vernommen / wie breit die Erde ſey? Welches iſt der Weg da das Liecht wohnet / und welches iſt die Stätt der Finſternis. Biſtu geweſen / da der Schnee herkommt? Oder haſt geſehen / woher der Hagel kommt? Wer iſt des Regens Vat - ter? Wer hat die Tropffen des Taues gezeu - get? Kanſt du die Bande der ſieben Sterne zu - ſamm binden; oder das Band des Orions auf - löſen? Kanſtu den Morgenſtern herfür brin - gen zu ſeiner Zeit? Oder den Wagen am Him - mel über ſeine Kinder führen? Weiſtu wie der Himmel zu regieren? Oder kanſtu ihn meiſtern auf Erden?

Haben nun nach dem Zeugnis GOttes / des H. Hiobs Freunde / die doch wie aus ihren Re - den abzunehmen / ſehr hochgelehrte Leute / und tiefſinnige erleuchte Naturkündiger geweſen / alſo grob der Weißheit verfehlet / ſo daß ihr gan - tze Rede ein Unverſtand genennet wird; wie ſte - het es dann üm die heidniſche Lehrer / die weder GOtt oder die wahren anfänge der Natur je - mals vollkommen erkannt; und auf was Grund beruhen die principia ihrer Nachfolger? Solte man denen auch wol ſicherlich trauen dörffen? Es ſcheinet / ob hätte hierdurch die Göttliche Maj. die Menſchen / wie tieff gelehrt und ſcharf - ſinnig ſie immer ſeyn mögen / oder wenigſt ſichalſo41Von der Natur. alſo achten / erinnern wollen / ſie ſollen doch ihrem Verſtand und Spitzfindigkeit nicht allzu wol trauen / ob hätten ſie die gantze Natur / das iſt / alle Werck und Weißheit GOttes vollkommen ergründet. Viel mehr gedencken / daß wie in dieſem Buch Hiobs am 26. ſtehet / ſie kaum ein geringes Wörtlein darvon vernommen / über welchem noch ſo geringen Wörtlein ſie ſich doch auch nicht vereinigen können / ſondern immerhin in einem groſſen Streit und Misverſtand unter ſich ſtehen. Es meinen zwar die Sternſeher / ſie haben den Himmel / und an demſelben die Ei - genſchafften des Geſtirns / deſſen Gröſſe / und Würckungen eigentlich ergründet. Man läſſet dieſe opinion auch in ſeinem Wehrt beruhen; und mus ſich über die ſubtile Ingenia verwun - dern. Doch wird auch der bey Gott gewislich für kein Jumentum und Narꝛen geachtet ſeyn / der die Wort des Propheten Jeremiæ wiꝛd gelten laſſen / da GOtt im 31. Capitel alſo redet: Wann man den Himmel oben kan meſſen / und den Grund der Erden kan erforſchen / das iſt / daß ſolches allen Menſchen unmöglich ſeyn und bleiben werde / es geſchehe dann in Mitwürckung des Geiſtes GOttes / der alle Ding durchforſchet und auch die Tieffe des Schöpffers durchgründet / dahin zielet GOTT ſelbſten in vorangezogenen Ge - ſpräch mit Hiob / da er ihn auch fraget: Wer gibt die Weißheit ins Verborgen? Wer gibtC vver -42Das Erſte Buch. verſtändige Gedancken? Wer iſt ſo weiſe / der die Wolcken zehlen könne?

Nun dieſe Weisheit / nach deren auch Hiob ſo ſehnlich im 28. Cap. fraget / da er ſpricht: Wo will man Weißheit finden / wo iſt Verſtand? Niemand weiß wo ſie ligt / und im Lande der Le - bendigen wird ſie nicht funden. Der Abgrund ſpricht: Sie iſt nicht in mir / und das Meer ſpricht: Sie iſt nicht bey mir. Man kan nicht Gold um ſie geben / noch Silber darwägen ſie zu bezahlen. Gold und Diamant mag ihr nicht gleichen; die Weißheit iſt höher zu wägen dann Perlen. Wo - her kommt dann die Weißheit? Und wo iſt die Stätte des Verſtands? Sie iſt verholen für al - len Lebendigen / und auch verborgen den Vögeln unter dem Himmel. Das Verdamnis und der Todſprechen: Wir haben mit unſern Oh - ren ihr Gericht gehört ꝛc. Dieſe Weißheit die Salomon höher achtet den Königreich und Für - ſtenthum / die dem Menſchen ein unendlicher Schatz / und der ſich ihr gebraucht / ein Freund GOttes wird / in deſſen Hand beydes wir ſelbſt / und unſere Rede / Klugheit und Kunſt beſtehet / die weiß und lehret die Menſchen wie die Welt gemacht iſt / und die Kräffte der Elementen. Der Zeit Anfang / End / und Mittel. Wie das Jahr herum laufft / und wie die Sterne ſtehen. Die alles weiß was heimlich und verborgen iſt. Jn welcher der Geiſt iſt / der verſtändig / heilig / einig / mannigfaltig / ſcharff / behend / bered / rein /klar /43Von der Natur. klar / ſanfft / freundlich / ernſt / frey / wohlthätig; die alles durchgehet / auch alle Geiſter / wie ver - ſtändig / lauter / und ſcharff ſie ſind; und ein Hauchen der göttlichen Krafft / ein Strahl der Herꝛlichkeit des Allmächtigen / ein Glantz des e - wigen Liechts / ein unbefleckter Spiegel göttli - cher Krafft; und ein Austruck ſeiner Gütigkeit iſt / die einig iſt / und doch alles thut; Summa / dieſe Weißheit / ohne welche GOTT niemand liebt / Er bleibe dann bey derſelben / die da beſtehet in der Forcht des HErꝛn / als welche iſt Weißheit über Weißheit / ja die höchſte Weißheit / und auch der Weg zu ſolcher zugelangen / die wird hier er - fordert / und iſt vonnöthen / ſoll und will jemand aus dem wahren Grund beſchreiben / was der er - ſchaffne Geſtirnte Himmel / in ſeinen Weſen / Regiment / Eigenſchafft und veränderlichen Be - wegungen ſey? Hier aber möchte jemand ein - ſtreuen / daß zwar alles jetztgemeldte alſo auf ſich beruhen könne. Auf was Weis und Weg / oder durch was Mittel werde dann dieſe hochge - lobte Weißheit erlanget? Oder / wie komme man zu deren Beſitz und Gebrauch? Allem An - ſehen nach / ſey es eine unmügliche Sache / ſolche zu erlangen / weilen wenige / oder wol gar nie - mand im Wiſſen / der hierinnfalls richtige An - leitung zu geben vermöge. Dieſem dienet wi - derantwortlich / daß der Wege dieſe höchſte Weißheit zu erlangen / ſey leicht und ſchwer / müglich und auch gantz unmüglich / nach deme erange -44Das erſte Buch. angegangen werde. Leicht iſt er allen recht - ſchaffenen Chriſten / die GOtt fürchten und ih - ren Nächſten lieben; hiervon ſchreibet ein Ge - lehrter: Niſi homines propriarum virium & ſui ipſius in ratione cœca tam obſtinati eſſent, & perverſi amatores, ut inde usque adeò in - citate ſua captivi tenerentur, ſed ex voluntate ſua egrediendo ſe ſubmitterent ſaltem humi - liter Sp. S. id eſt, ſuam exuerent ſuperbiam ſtul - tam, facilè rectiora & ſanctiora ſapere poſſent. Schwer / ja überſchwer denen jenigen / die durch bloſſes ſtudiren / meditiren und ratiociniren / ohne höheren Beyſtand darzu gelangen wollen. Müglich iſt es / wie gedacht / durch Bitten / Su - chen und Anklopffen / ſie zu erhalten / nach dema - len Chriſtus uns verſichert / daß der himmliſche Vatter auch ſo gar den Heiligen Geiſt geben wolle / allen / die ihm darum bitten; und Jacobus bezeuget / daß alle / denen Weißheit mangle / ſie von GOtt im Glauben zu erbitten / der gebe ſie auch gantz einfältig und rucke es niemand auf. Hic eſt primus introitus ad veram ſapientiam, qui hoc non obſervat, ille ſemetipſum ab ea ſe excludit, quam vis prope ſit cuivis, ſagt Salo - mon. Gantz unmüglich iſt deren Erlangung allen / Gelehrten und Ungelehrten / Groſſen und Kleinen / die aus eigener Vernunfft wie ſubtil / und ſpitzfindig die immer ſeyn kan / ohne mit - würckende Gnade GOttes / dieſen unſchätzli - chen Schatz der Weißheit / durch philoſophirenund45Von der Natur. und diſputiren zu erhaſchen vermeinen. Ex gentili illa Philoſophia, quam vulgò ſic vendi - tant, quid boni inde exſurget, niſi perpetuæ anxietatum & diſputationum in ſcrutiniis du - biis latebræ, ſchreibet abermal ein Gelehrter: Me fontem vivum derelinquunt, & fodiunt hinc inde ciſternas, klaget GOtt ſchon in Zei - ten des Propheten Jeremiæ / ergò, via ipſorum (qua quisque ſemetipſum in ſuo proprio quæ - rit commodo & prudentia ſemper) mera ſtul - titia eſt. Zu allen Zeiten der Welt / haben ſich unter allerley Völcker weiſ Leute und einige Na - turkündiger gefunden / die nicht allein jeder vor ſich in geheim der Erforſchung des Geiſtes dieſer Welt der Natur obgelegen; ſondern ſie haben auch ſich zuſammen gehalten / gewiſſe Collegia geſtifftet / und in ſolchen mit hindanſetzung aller anderer weltlichen Geſchäfften einig und allein dieſem ihrem Vorhaben nachgeſetzet. Alſo lie - ſet man / daß bey denen uralten Egyptern / ein ſonderlich Collegium der Könige / Prieſter und Philoſophen geweſen / die unter den von ihnen erſonnenen Hieroglyphicis, die Geheimnis der Religion / und Gottes-Dienſt; alſo auch die Arcana, Kräfften / und Vermögen der Natur / vor dem gemeinen Pöbel verborgen gehalten. Dieſen allein war bewuſt / was Apis, Oſyris, Iſis, Tryphon, Anubis, Theut, Mercurius, und Orus, bedeuteten. Wie nun unwiderſprechlich zu erweiſen / daß die Egypter aller heidniſchenRe -46Das erſte Buch. Religion und Philoſophi erſte Urheber und An - fänger geweſen: Alſo ſind in verfolg der Zeit durch ſie / ihre geheime Wiſſenſchafften auch in andere Länder überbracht worden / geſtalten Eu - molpus, der aus den Egyptiſchen Prieſtern ent - ſprungen war / das Königreich Atticæ in Græ - cia angerichtet / und zu Eleuſo ein ſonderbar Col - legium der Philoſophen und Naturkündiger ge - ſtifftet / welchen er auch beſondere Geſetz und Ordnungen gegeben / unter denen die vornemſte geweſen: Daß I. Jährlich auf einen beſtimmten Tag eine Zuſammenkunfft der jenigen ſo in die Societät einzunehmen ſolte gehalten werden. II. Von ſeinen Geſchlecht jederzeit Prieſter und Vorſteher ſeyn ſolten. III. Niemand / dann der ein untadeliches keuſches Leben geführet / ſol - te eingenommen werden. Dahero auch ich nach gefolgten Zeiten etliche Käiſer / ſo in diß Collegium ſich begeben wollen / wegen ihres la - ſterhafften Lebens nicht einkommen können. IV. Die Geheimniſſen und verborgene Gebräuche zu ewigen Zeiten verſchwiegen gehalten / und darüber ein beſonderer Eid geleiſtet werden ſolle; Es hielte auch der oberſte Prieſter dieſer Geſell - ſchafft einen guldenen Schlüſſel an die Zunge / zum Zeichen der Verſchwiegenheit. So hat - ten auch nicht alle dieſes Collegii Mitglieder und Einverleibte / gründliche Wiſſenſchafft um die vornemſte Geheimniſſen / ſondern allein die Eu - molpidæ, ſammt etlich wenigen auserleſenen;die47Von der Natur. die übrigen lieſſen daran ſich genügen / daß zu er - weiſen eines unſträfflichen Lebens ſie in die Ge - ſellſchafft aufgenommen worden.

Alſo auch haben die Samotracier ihre gewiſſe heimliche Feſte gehalten / da dann die jenige / ſo zu dieſer Geſellſchafft zu gelaſſen worden / die Na - men etlicher Götter / Axioerus, Axiocerſa, Axio - cerſus, und Caſmilus nicht nennen dörffen / wie Dionyſiodorus weitläuffig vermeldet. Beyde - nen Perſern / oder den Chaldeern zu Babel / war die Wiſſenſchafft natürlicher Geheimniſſen in ſo hohem Anſehen und vortrefflichen Werth / daß wie Cicero de Divinat ſchreibet / niemand zu - niglichen Ehren aufſteigen mögen / ſo in dieſer Wiſſenſchafft nicht erfahren geweſen; auch ka - men aus fernen Landen gelehrte Leute dahin / dieſe Naturkündiger oder Magos zu kennen / geſtalten auch Pythagoras, Empedocles, Plato und ande - re mehr dieſer Urſachen aus Griechenland dahin ſich begeben haben. Jn denen äuſſerſten Jndien haben die Weiſen und Natürkündiger ebener maſſen an einem luſtigen und fruchtbaren Ort des Landes ein beſonder Collegium geſtifftet / in deme zu des Apolonii Zeiten unter ihren Obri - ſten Hiarcha ihrer achtzehen beyſammen gelebet / und in gemein die Brachmanni genennet wor - den. Die Gymnoſophiſten in Æthiopien oder Moren-Land / ſind in denen Hiſtorien auch nicht unbekannt / ſie hatten ein Collegium auf einem Berglein und einen Vorſteher oder Oberſten /den48Das erſte Buch. den vorgedachter Apolonius als er da ange - langt / fande unter einem Ullmen-Baum ſitzen / welcher Baum ihn mit deutlichen Worten jedoch einer Weibiſchen Stimme grüſſete / und mit ſei - nem Namen nennete. Pythagoras, als dieſer in Egypten von den Prieſtern / und zu Babel von den Magis die Geheimnis der Natur und Magiæ erforſchet / richtete gleicher Geſtalt eine beſonde - re Geſellſchafft an. Die Glieder derſelben leb - ten auf gemeinen Koſten; und bevor ſie in das Collegium aufgenommen wurden / muſten ſie 5. Jahr lang lernen Stillſchweigen. So will auch vor beſtändig behauptet werden / daß noch zu dieſer Zeit / die Stadt Damcar, in dem glück - ſeeligen Arabien / nur allein von weiſen Leuten und Naturkündigern bewohnet werde / welche durch ihre eigene Ordnungen und Geſetze / ſo von den andern Arabiern höchlich unterſchieden / ſich regieren: Und der Erforſchung der Wunder GOttes in der Natur unverdroſſenes fleiſſes obliegen. Deßgleichen in Mauritania in der Königlichen Haupt-Stadt Feſſ, iſt zu dato noch eine zahlbare Geſellſchafft von Philoſophen und Naturkündigern; unter denen aber auch eine groſſe Anzahl Alchimiſten ſich befinden / welche täglich Abends auf einem groſſen Platz / mitein - ander diſputiren; ſonſten aber mit vorgedachten Arabiſchem Collegio zu Damcar trefflich über - einſtimmen: Auch jährlich eine Zuſammen - kunfft anſtellen / bey welcher ſie mit einander con -feri -49Von der Natur. feriren / was das vergangene Jahr in verborge - nen Wiſſenſchafften noch weiter erfunden wor - den. Nicht weniger / haben in der Chriſtenheit / in - ſonderheit in dem noch lauffendẽ Seculo verſchei - dene Geſellſchafftẽ ſich hervor gethan / derer vor - nemſtes Abſehen und Zweck dahin gerichtet iſt / die Wunder der Natur genauer zu unterſuchen / und zu männiglichs Nutzen bekannt zu machen. Wie nun dieſes Vorhaben billig alles Lobes wehrt / und höchſt zu rühmen; alſo wäre zu wünſchen / daß bey dem gröſſerẽ Theil das / durch ſonderbare Zulaſſung GOttes als Vatter der Liechter / dañ uñ wañ gefundene Liechtlein / nicht alſo mißgün - ſtig unter dẽ Scheffel verſtecket / oder wañ es hoch kom̃t / nur garvon ferne gezeiget: ſondern auf den Tiſch geſtellet / und dadurch viele tauſenden in der Finſternis / oder wenigſt añoch in der Dämerung irrende Gemüther / zu mercklicher Vermehrung des Lobs GOttes / erleuchtet / und dem / ihnen noch unbekandten GOtt / nach deſſen näherer Er - kändtnis / zugewand würden. Denen Erfin - dern oder Entdeckern dieſer oder jener noch un - bek andter Geheimnis / würde dennoch ihr gar wol verdientes / und billig gebührendes Lob ver - bleiben; und iſt noch weit gefehlet / daß darum ſo gleich die Sachen gemein werden / und in unwür - diger Hände verfallen würden.

Non cuiq́ue contingit adire Corinthum.

Sintemal aber / durch alle jetztgemeldte Col - legia und Geſellſchafften / ſo wol Alter als NeuerDauſſer50Das erſte Buch. auſſer und in der Chriſtenheit / ſo viel aus denen vorhandenen Schrifften zu erholen / (als in wel - chen / nach etlicher hochgelehrter Männer Mei - nung / das beſte ſo ein jeder gewuſt / entweder gar verſchwiegen / oder doch mit Vorbehalt / ein als anderer der vornemſten Umſtänden / zwar etli - cher maſſen / aber unvollkommen / beſchrieben iſt /) die wahre Beſchaffenheit des geſtirnten Him - mels / und derer an ſolchem ſchwebenden Fix - und anderer Sternen / als auch / und inſonderheit der Planeten und Cometen / noch nicht dergeſtalt iſt entdeckt worden / daß unzweifentlich man dabey beruhen könne; und dannenhero freylich die vorbeſchriebene Weisheit / oder der jenige Geiſt / den man die Natur nennet / weil ſolcher allein die Menſchen lehret / wie die Welt geſchaffen ſey / wie die Sterne ſtehen; und entdecket / was an - noch in geheim und verborgen bleibt / hierzu von - nöthen ſeyn will; von dieſer Weisheit aber der - malen noch wenig Zeitung zu hören / dann wie vor Augen / ſind derer wenig / die mit David durch dieſe Weisheit die im verborgen ligt / ſagen können aus dem 8. Pſalm: Jch werde ſehen / die Himmel deiner Finger Werck / den Monden und die Sterne die du bereiteſt; oder / denen es wißlich / welcher Geſtalt die Himmel ausgebrei - tet ſind wie ein Teppich; und oben her mit Waſ - ſer gewelbet / im 104. Pſalm. Und welcher unter allen Stern-gelehrten hat noch bißhero aus ſelb - ſtigen Wiſſen / gründlich vorgeſtellet / und erklä -ret /51Von der Natur. ret / den guldenen Spruch jetztgemeldten König Davids / da er den 19. Pſalm alſo anfähet: Die Himmel erzehlen die Ehre GOttes / und die Fe - ſten verkündigen ſeiner Hände Werck. Cœli enarrantes gloriam Dei, ſagt er / verglei - chet die Himmel einem gewaltigen Redner / der durch die unzählige Sternen Menge die Magni - ficentz GOttes lobet / rühmet / und preiſet. Sie werden als ein gewaltiges über den gantzen Erd - kreis aufgethanes Buch / in welchẽ mit hellfunck - lenden mächtig groſſen Buchſtaben / die Lehre von GOtt und ſeiner Herꝛlichkeit denen Men - ſchen auf Erden / Tag und Nacht / zu ſteter Auf - munterung zum Lobe dero Schöpffers / und im - merwährenden Nachdencken der überſchweng - lichen Majeſtät des Höchſten leſen / und lernen ſollen / vorgeſtellet. Mit David ſtimmet über ein Paulus / da er in der Epiſtel an die Römer am 1. Cap. bezeuget / daß die unſichtbare Dinge die an und in GOtt ſind / erkannt und geſchen wer - den / wann man ſolches warnehme an den Wer - cken / da er dann von Himmel und Erden zugleich redet / und ſie einem unermäslichen Theatro; oder einem hellen Spiegel / darinn ſich die Herꝛlichkeit GOttes gleichſam bildlich darſtellet / vergleichet. Dieſe Himmel erzehlen die Ehre GOttes / der ſelbſt Himmel und Erden erfüllet; auch höher dañ der Himmel / und tieffer dañ die Hölle iſt. Jer. am 23. und Hiob am 11. Cap. durch ihre wun - derbahre Regierung / Ordnung (die unverän -D ijdert52Das Erſte Buch. dert bleibt / und dauren muß von anbegin / bis zum beſtimten Ende /) Bewegung / und biß dahero noch durch tauſend andere Verborgenheiten / davon alle Stern-Weiſe / wie Hiob redet / kaum ein kleines Wörtlein vernommen haben. Nun dieſes geringe Wörtlein / ob ſchon es auch durch vielerley Meinungen / die von der Warheit ab - irren / und daſſelbe faſt mehres verfinſtern als er - klären / ſoll hier in möglichſter Kürtze zur Auf - munterung zum Lobe GOttes / und zwar aus de - nen dieſer Zeiten berühmteſten Authoren / die hier von geſchrieben; unter welchen ſonderlich des wol bekandten Kircheri Stern-Wanderer / (Iti - nerarium Exſtaticum,) welches er aus den beſten Scribenten / ſo inner 40. Jahren hiervon etwas dem Druck übergeben / zuſammen getragen: Des - gleichẽ / aus noch etlich wenig neueꝛen / unteꝛ denen Eraſmus Franciſcus, in ſeinem eröffnetẽ Luſthaus der obern und niedern Welt / Hevelius, Gerrike, und Stanislai de Lubieniez Theatrum Cometi - cum, &c. als die vor andern hierinnfalls das beſte gethan / und dannenhero billich zu achten ſind / in etwas vorgeſtellet werden.

Von der ſichtbaren uñ cörperlichen Welt aber in gemein zu reden / ſo wird dieſelbe nach Jnnhalt der Schꝛifft abgetheilt in Himmel und Eꝛden / dañ alſo ſagt Moyſes: Am Anfang ſchuf GOtt Him - mel und Erden. Dieſe zween Haupt-Theil / die nach den ſechs Tagen der Schöpffung vollendet waren / in ſolcher Ordnung und diſpoſition, daßder53Von der Natur. der Erdboden mitten in der Elementariſchen Ku - gel ſeine Stelle: Das Gewäſſer aber / theils der Erden ein: theils umher gegoſſen / und in das groſſe Welt-Meer / viel andere offenbahre See / Ström / und Brunnen unterſchieden iſt; alſo / daß es mit ſammt dem Erdboden eine Kugel ma - chet. Um ſolche durchwäſſerte Erd-Kugel her / breitet ſich die Lufft aus / mit dreyen unterſchied - lichen regionen oder Gegenden / nemlich: der unterſten / mittelſten / und höchſten. Um die Lufft / hält man darfür / ſey das Feuer / welches doch einige eine ſubtile geläuterte Lufft; andere aber æther, oder Himmel-Lufft nennen / und vor - geben / dieſe ætheriſche Lufft / hab keine feurige Eigenſchafften an ihr; und könne alſo weder ſcheinen / noch brennen / dahero ſie auch weder Nahrung noch Unterhalt bedörffe. Diß Lufft - Feuer (æther) wird umgeben von dem Geſtirn - ten Himmel: Uber dieſem aber / befinde ſich / das überhimmliſche Feſten-Waſſer / (aquæ ſupercœ - leſtes.) Endlich / folge der Feuer-Himmel / - lum empyræum genannt.

Dieſen Glantz oder Feuer-Himmel / ſoll nach etlicher Meinung / der Apoſtel Paulus durch den dritten Himmel verſtanden haben / da der Geſtirn - te für den andern: Der ætheriſche aber / für den erſten genommen wird. Von dieſem dem Em - pyræiſchen oder Glantz-Himmel / wie auch von dem überhimmliſchen Gewäſſer / iſt hier keine Ge - legenheit zu reden / bleiben demnach denen HerꝛnD iijTheo -54Das erſte BuchTheologen befohlen. Hier wird nur gemeldet / von dem Geſtirnten und Elementariſchen Theil des Himmels und der Welt.

Anlangend aber die Setzung oder ordentliche Stellung der groſſer Haupt-Theil dieſer Welt / der Elementen / Sterne und Himmels-Kreis / wie ſolche gegeneinander geſtellet ſind / und in ge - ſammt auf das Centrum der Welt ihr Abſehen haben. So finden ſich gleich Anfangs zwo wi - drige Meinungen: Ein Theil ſtellet die Erd - Kugel / ſie ſey gleich beweg - oder unbeweglich / ſammt den Elementen mitten in die Welt; und will / daß ſo wol die Jrꝛ-als Fix-Sterne ſich da - herum wenden. Andere ſtellen die Sonn gantz unbeweglich auf das Centrum der Welt; geben für / daß die Erde / ſammt den Elementen und Planeten / um die Sonne beweglich herum gehe; die Fix-Sterne aber unbeweglich ſitzen.

Die allerältiſte und erſte Ordnung oder Stel - lung der Welt / war alſo: Die aus Waſſer und Erden beſtehende Kugel / ruhete in dem Centro oder Mittelpunct der Welt unbeweglich: Nach Anweiſung derſelben / werden die Elementa zu ſammt den Himmeln um den Erdboden in ſol - cher Ordnung geſetzet / nemlich: Daß der Mond voran am niedrigſten ſtehet / deme folgt Mercu - rius, dann die Venus, Sonn / Mars, Jupiter, Sa - turnus und die Fix-Stern / das ſind acht Kreis oder Himmel. Dieſer Meinung waren: Py - thagoras, Archimedes, die Chaldeer / Cicero,Pli -

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55Von der Natur. Plinius, Ptolemæus, theils Araber / Alfonſus, Burbachius, und andere.

Die andere Ordnung von der Welt-ſtellung / ſetzet auch den globum Terr-Aqueum zu ſammt den Elementen in das Centrum der Welt feſt und unbeweglich; umgibt auch die Elementari - ſche Kugel mit wandel - und unwandelbaren Sternen / doch in einer andern Ordnung / dann dieſe ſetzen die Sonne unmittelbar über den Mond; darnach den Mercurium, Venerem, Martem, Jovem, Saturnum, und die Fix-Stern. Dieſe Opinion behaupteten: Plato, Ariſtoteles, Eudoxus, Calippus, und Theon. Etliche Pla - tonici, wie auch Porphyrius, Apulejus, Marſi - lius Ficinus und noch andere / diſſoniren aber um etwas von der vorigen Meinung darinn / daß ſie die Venerem nach dem Mond und der Son - nen ſtellen / darnach den Mercurium; die übrige bleiben ſonſten in voriger Ordnung.

Von der dritten Parthey wird die Erde ne - benſt den Elementen auch ins Mittel der Welt geſtellet; um dieſelbe her / der Himmel oder Kreis des Monds / darnach die Sonn / Mars, Jupiter, und Saturnus; hierauf die Fix-Sterne. Um die Sonne aber / werden / als wie um das Centrum, die Epicycli. (Bey / oder eingefügte Kreiſe /) des Mercurii, und Veneris geſetzet / jedoch alſo / daß der Mercurius mit einem engern / und die Venus mit einem weitern Kreiſe um ſie herum gehen; und alſo bald unter / bald über die SonneD iiijpaſſi -56Das erſte Buch. paſſiren / dannenhero nach dieſer Ordnung / bald Mercurius, bald Venus der Erden näher ſind. Diß iſt der Egyptier Syſtema geweſen / deme auch Vitruvius, Capella, Macrobius, Beda, und Ar - golus beygeflichtet. Wiewol dieſer letzte anbe - nebenſt ſtatuiret: die Erde-bewege ſich um ihr ei - gen Centrum, vom Nieder-gegen Aufgang.

Die Vierdte Meinung beharret gleichfalls / daß die Erde mit den Elementen mitten in der Welt unbeweglich haffte / und erſtlich der Mond / darnach die Sonn / und folgend der Fix-Stern - Kreis ſich um ſie herum drähe. Wäre alſo / ver - mög dieſer Stellung / das Centrum oder Mit - telpunct der Erden / auch das Centrum des Monds / Sonn - und Fix-ſternen-Lauffs; aber der übrigen Planeten Centrum die Sonne. Mars gehet zwar dergeſtalt um die Sonne / daß er im Gegenſatz mit der Sonnen / der Erden am nächſten kommt / um die Sonne hinnab fährt / zu ihrem Kreis tief eintritt / denſelben durchſchnei - det / und der Erden näher kommt / als die Sonne ſelbſten. Dieſer Meinung Verfechter iſt der unvergleichliche Tycho Brahe, deme nachmals Longomontanus, Scheinerus, Blancanus, und etliche gelehrte Jeſuiten beygeſtimmet. Lon - gomontanus zwar hat hinzu gethan / die tägliche Bewegung der Erden von Weſt in Oſten.

Die fünffte Ordnung hat mit voriger alles gemein; ausgeſondert / die Kreiſe Saturni und Jovis, denen ſie nicht die Sonne / ſondern dieErde

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57Von der Natur. Erde zum Centro gibet; und Ricciolus daher für wahr-ſcheinlich erachtet / weiln Saturnus mit zween Nebenläuffern / und Jupiter mit vier Ge - fährten ſo ihn umgeben / begleitet / die vornemſte Planeten ſcheinen / welche in ihrem Welt-Kreis und Himmel das Regiment führen; gleich wie die Sonne in ihrem Himmel den Mercurium, Ve - nerem, und Martem zu Aufwärtern hat.

Die ſechſte Parthey / ſchreibet der Sonnen eine Unbeweglichkeit zu / und daß ſie nicht von ih - rem Sitz weiche. Um die Sonne iſt der Planet Mercurius der nächſte; darnach Venus; als dann die Erde mit der gantzen Elementariſchen Kugel. Dieſe Meinung eignet zugleich der Er - den eine tägliche Bewegung zu / um ihr Cen - trum, von Abend gegen Morgen / innerhalb vier und zwantzig Stunden. Der Mond aber laufftum die Erde und Elementen in einem Mo - nat; der Mars laufft um die Sonne / als um das Centrum der gantzen Welt in zwey Jahren / fol - gends Jupiter in zwöff / und endlich Saturuus in dreyſſig Jahren. Die letzte Fix-ſtern-Kugel bleibt gantz unbeweglich / und von der Kugel des Saturni ſehr fern entſeſſen / alſo daß der Erden Jahres-Kreis dagegen nur als ein Punct zu ach - ten. Dieſer Meinung pflichteten bey Pythago - ras, Philolaus, Ariſtarchus, Nicolaus Cuſanus; vor allen aber Copernicus, und nach ihme Gaſ - ſendus, Gallilæus de Gallilæis, Keplerus, und andere. Und ſo viel hier von.

D vAn -58Das erſte Buch.

Antreffend die Frage / was doch der Himmel / verſtehe der geſtirnte Himmel / eigendlich für ein Weſen ſey? So iſt auch hierüber bey denen Stern-Gelehrten und Naturkündigern nicht einerley Verſtand. Einige vermeinen / daß der / welcher ſich erkühne zu ſagen / was der Him - mel ſey / ſeines Verſtands beraubt ſeyn müſſe. Andere dahingegen geben vor / daß zwar freylich wahr ſey / daß der jenige / der anders als muth - maßlich davon rede / ſich zu viel einbilde: Darum aber ſey unverbotten / nach des Himmels Weſen und Subſtantz zu fragen; und ſolchem nach ſta - tuiren ſie / daß der Himmel ein einfacher natürli - cher Cörper ſey / darinn die Sterne Circkel-weis oder im Kreis ihrer Natur nach / bewegt werden. Seine Subſtantz ſey incorruptibl biß an den Jüngſten Tag / und nach der Meinung Ariſto - telis gantz feſt / und undurchdringlich. Deme entgegen / andere muthmaſſen / daß er eine trefflich ſubtile Subſtantz habe / dadurch die Sterne lauf - fen können / als wie durch eine ſehr zarte Lufft. Noch andere bilden ſich ein / das Firmament oder der achte Himmel / ſey ſo hart und feſt wie Ertz / und demnach unwandelbar; das Geſtirn aber ſey demſelben alſo einverleibt / gleich wann man auf eine Kugel etliche Stern ausgrübe / oder ſchnitzelte. Aber eine andere Parthey urtheilet: der oberſte Theil des Firmaments / welcher an die ober-himmliſche Waſſer rühre / ſey zwar hart / nemlich der jenige / wo die Fix-ſterne hafften;der59Von der Natur. der untere Theil aber / ſo die Planeten begreifft / ſey weich und zart. Daß nun der Himmel gantz zarter / und gleichſam flüſſig weicher Subſtantz ſey / alſo daß die Sterndadurch wandeln können / wie die Vögel durch die Lufft / und die Fiſche durch das Waſſer / wird nicht allein von etlichen alten Philoſophen bejahet / ſondern auch gar viel alte und neue Kirchen-Lehrer / Philoſophi und Mathematici ſtimmen dieſer Meinung bey. So wird auch dieſer Satz hierdurch nicht wenig beſteiffet / daß man an dem Geſtirnten Himmel unter den Fix-ſternen ſelbſten / öffters neue Stern in acht genommen / welche nach etlicher Zeit hin - widerum verſchwunden. Auch hat man gar viel Cometen über dem Mond erblicket / die entweder daſelbſt erſt aufgangen / oder von einer andern Gegend dahin gekommen / und allda un - tergangen. Es haben auch ſolche neue Stern und Cometen bisweilen ihren Lauff durch unge - wöhnliche Bewegungen durch den Himmel ge - nommen / bald hoch / dann nieder; bald gegen Mittag / dann gegen Norden gegangen. Hier zu kommt noch ferner: Daß Venus und Mer - curius ihren beſondern Lauff alſo einrichten / daß ſie bald um die Sonne als ihr Centrum; dann über / dann unter ihr ſich befinden. Deßglei - chen / Mars einen gar irꝛſamen Gang halte / bis - weilen unter die Sonne hinab weichet / und den Platz ſo daſelbſt ihm zugeeignet iſt / gar tief durch - ſchneidet / wie aus denen Zeichen und verſchiede -nen60Das erſte Buch. nen Beobachtungen zu erkennen. So nehmen auch die Trabanten Saturni, und Gefährten Jovis, jede Parthey ihren Lauff wunderlich um ihre Principalen. Mehrer Urſachen zu ge - ſchweigen.

Wie es aber damit bewandt / daß im mehr an - geregten Buche Hiobs am 37. Cap. gemeldet wird / daß GOTT ausbreite die Wolcken des Himmels / daß ſie verſte ſtehen wie ein gegoſſener Spiegel / oder / wie andere es dollmetſchen / daß ſie feſte ſtehen / und gläntzen / wie ein gegoſſener Spiegel / iſt die Antwort: Jn ſolchem Ver - ſtand / daß der Himmel nicht zerflieſſe wie das Waſſer / oder vertrieben wird von ſeiner Stelle / wie die Regen-wolcken / noch von oben herab fäl - let / ſondern durch GOttes Krafft-Wort feſt bleibet. Daſelbſt ſtehet er feſt / nicht daß er hart wäre / ſondern alſo zu verſtehen / daß er aus ſeiner verordneten Stelle nicht weichet. Durch die Feſte wird eigendlich verſtanden / die erſchrecklich weite Ausſpannung / (Expanſum,) wo vorhin das Waſſer war: in welcher Ausſpannung alle Kugeln des Welt-Gebäues / jedweder mit ihrem beſondern Centro, dermaſſen befeſtiget worden / daß die Welt ehender untergehen / als ſie aus ih - rem loco nur eines Nagel breits verrucken - ſten. Jn dieſer Ausſpannung hat GOtt den An - fang der Geſtirne und Kugeln formiret / und ei - ner jeglichen aus der Chaotiſchen Maſſa die Materi ihrer Subſiſtentz gegeben; auch darin -nen61Von der Natur. nen gleichſam Graben und Kanäl gemachet / welche theils von dem Chaotiſchen Waſſer eingenommen; theils aber / auſſerhalb des Fir - maments in grauſam weite Oerter vertrieben; und wiederum einen Theil in den allerzarteſten / leichteſten und ſubtilſten Lufft / æther genannt / verwandelt. Solchem nach ſind die Geſtirn eben ſo wol als der Erdboden / in ihrem Laſt und Gewicht beſtanden / verrichten auch von daran / in ſelbiger Ausſpannung ihren Lauff um den Erdkreis / nach der von GOtt ihnen beſtimmten Ordnung. Dieſe Ausſpannung nun / die voll iſt von unzehlich vielen Cörperen / begreifft zu ſammt den Fix-Sternen auch die Planeten / ge - ſtalten die Schrifft dieſes ſelbſt andeutet in den Worten: Es werden Liechter an der Feſte des Himmels; und wie folget: GOtt ſchuef zwey groſſe Liechter / und ſetzte ſie an die Feſte des Him - mels. Wißlich iſt / daß Sonn und Mond durch die beede groſſe Liechter verſtanden ſind / in dem Firmament / welches faſt alle Stern-Ge - lehrte für die Fix-Stern Kugel achten / nicht be - griffen ſind / und dennoch ſpricht die Schrifft / daß dieſe beede groſſe Liechter an der Feſte ſtehen: Hieraus erhellet / daß die Feſte / nicht den achten Himmel / ſondern alleinden unermäslichen weit ausgeſpannten ætheriſchen Raum / der von dem Mond an bis zu dem Oberſten der weltli - chen Cörper reichet / in welchen der Göttlichen Vorſehung beliebet hat / die Kugeln der Welt zufor -62Das erſte Buch. formiren. Von dieſer Feſtigkeit / nach welcher jede Kugel / über ihrem eignen Centro befeſtiget iſt / und ihren Lauff vollführet / wird derſelbige gantze ætheriſche Raum das Firmament oder die Feſte geheiſſen / gar nicht aber / wegen einiger Feſtigkeit oder dichten Härte ſolches Platzes / wel - chen der achte Himmel einnimmt.

Hierbey iſt auch mit wenigem zugedencken / daß etliche Gelehrte nicht geſtehen wollen / daß das jenige Weſen welches im Anfang ſammt der Erden erſchaffen worden / Himmel genannt wer - de / ſondern interpretiren ſolches / Gewäſſer / we - gen des Worts〈…〉〈…〉 Schamaim, ſo in der Grund-ſprach ſtehet / und Maim ein groſſe Men - ge Waſſers bedeutet: Dieſem nach wollen ſie / das GOtt Anfangs nicht den Himmel / ſondern eine groſſe Menge Waſſers geſchaffen / folgen - des die Erde / deren gantze Kugel mit dem Ge - wäſſer über und über / um und um / an allen Or - ten bedeckt geweſen / ſo daß man keine trockene Stelle ſehen mögen / biß der Allmächtige dem Ge - wäſſer gebotten / ſich auszuſpannen / und abzu - theilen / da dann ein Theil des Gewäſſers ober - halb der Ausſpannung / der andere Theil aber unterhalb ſolcher geſtellet worden: Dieſe Aus - ſpannung des Gewäſſers habe GOtt nachmals genannt den Sitz der Waſſer / ſo von andern der Himmel benamſet worden.

Noch eine andere Parthey / deren aber wenig / expliciren das Wort Schamaim etwas anders /und63Von der Natur. und behaupten / es komme her von Eſch Feuer: und Maim Waſſer / ſpreche ſich demnach ſelbſt aus / daß es heiſſe / ein feuriges Waſſer oder wäſſe - riges Feuer / Ignis Aqua mit einem Wort / diß ſey die erſte materi, daraus Himmel und Erden anfangs erſchaffen worden. Erbieten anbene - benſt ſich / zu beweiſen / daß alle Corpora ſubluna - ria, und alſo ohne Zweifel auch die lüfftiſchen und himmliſchen darinn / ihrem erſten Weſen nach / beſtehen / darinnen auch nach ihrer reſolu - tion und reduction ſich zeigen; und unter der geſtalt eines Saltzes / eben der Schwere und Ge - wichts / wie ihr Materialiſcher Cörper geweſen / dem Geſicht ſich darſtellen. Welches Saltz an der Lufft in ein ſaltzigten Liquorem ſich reſolvi - re, der aber nach etlicher Zeit ſolche Saltzigkeit verliere / und ſüß werde / gleich einem andern Waſſer. Hätten / bey alſo beſchaffenen Din - gen / dieſe noch am nächſten zum Zweck geſchoſ - ſen. Und ſo viel von dem Himmel in ge - mein.

Angehend aber die Sterne am Himmel / ſind dieſelbe auſſer Zweifel nicht umſonſt / oder alſo obenhin / und wegen dero äuſſerlichen Scheins / blos allein an das Firmament geſtellet worden / wie etliche ſonſt gelehrte Leute ihnen vorſtehen laſſen / und daß dero Würckung den Erdboden nicht bereichen könne / behaupten wollen. Aus was Materi aber ihre Cörper beſtehen / hierinnen fallen auch verſchiedene Meinungen: Platoläſſet64Das erſte Buch. läſſet ihm vorſtehen / die Sterne ſetzen gar keine Cörper / wie ſie dem Geſicht ſich darſtellen; ſon - dern nur ein Widerglantz der Stralen in der Lufft. Die Peripatetici ſind anderer Gedan - cken / und halten die Sterne vor rechte Cörper / und zwar für nichts anders / als gewiſſe Stücke ihres himmliſchen Kreiſes / die dicker / gläntzen - der / und mehr zuſammen gedrungener / als die übrige Subſtantz des Himmels iſt. Dieſe wie - wol ziemlich gründliche Meinung / wird gleich - wol noch von einigen widerfochten. Aber nie - mand kan hiervon näheren Bericht erſtatten / und auch lehren / was das Weſen und Subſtantz der Sternen ſey / als Moyſes / der am erſten der Sternen gedacht hat. Dieſer nun ſchreibet: GOtt habe das Firmament / oder die Ausſpan - nung des Himmels aus dem Waſſer geſchaffen; das Geſtirn aber aus dem jenigen Liecht / oder gläntzenden Subſtantz / ſo am erſten Tag aus dem Chaos auf ſeinen Gehäus hervor kommen. Ei - nige aus denen alten Kirchen-Lehrern ſtimmen hiermit überein. Wiewol hierinnfalls abermal die Gelehrten nicht einſtimmig ſind / ob deren Corpora aus lauterem Feuer; oder auch aus mit unter-vermiſchten andern Elementen beſte - hen? Worinn doch widerum Unterſchied ge - macht / und ſolchem nach behauptet wird / daß ſolch Feuer des Geſtirns / ob es ſchon dem Weſen nach mit dem Unſrigen übereintreffe / doch übri - gens weit ſubtiler und reiner ſey; dergleichenauch65Von der Natur. auch von denen beygemiſchten Elementen zu ver - ſtehen. Hier entſtehet eine andere Frage: Ob nemlich die Sterne ihr eignes beſonders Liecht haben: Oder von der Sonnen ihr Liecht ent - lehnen? Die Meinung der Gelehrten iſt hier - über hinwiderum getheilet: Denn etliche behau - pten / daß alle Sterne durch ihren ſelbſt eignen ihnen eingeſchaffenen Liechtes-Glantz leuchten: Andere aber beſtehen darauf / daß ſie ihr Liecht von der Sonnen entlehnen: Theils aber ſchwe - ben in dem Wahn / daß nur allein der Mond mit dem entlehnten Liecht ſich behelffe: Wiederum andere wollen / daß zwar alle Sternen etwas Liechts von der Sonnen entlehnten / hätten aber darbenebenſt auch ihr beſonder und eigen - thümlich Liecht. Noch eine Meinung iſt bey theils Stern-gelehrten / dieſe beharren: Die Sonne könne mit ihrem Liecht den Fix-Sternen in nichten zu ſtatten kommen; die Urſach ſchrei - ben ſie / ſeye: Daß die Sonne über hundertmal weiter von dem Kreis der Fix-Sternen entfer - net / als ſie ob dem Erdboden ſchwebe; dahero die Muthmaſſung / daß die Sonne droben bey den Fix-Sternen nur wie ein kleines Sternlein leuch - te; Es ſey auch unvonnöthen / weilen in dem Kreis der Fix-Sternen / viel Sonnen-gleiche Cörper gefunden werden / die beynahe eben ſo groß droben ſcheinen als wie die Sonne / wel - ches dann ſo unglaublich nicht ſcheinet / wann man bedencket / was erſt iſt erwähnet worden / daßEvon66Das erſte Buch. von der Sonnen hinauf zu den Fix-Sternen hundertmal höher ſey / als von dem Erd-Boden bis an die Sonne gerechnet wird. Haben alſo die Fix-ſtern ihr eigen Liecht / ſo in erſter Schöpf - fung von GOtt ihnen eingeſchaffen worden / dahero ſie auch mit ihren Stralen alſo funckeln / und einen ſtärckern Glantz als die meiſte Plane - ten führen.

Was ſoll man aber ſagen / von der Zahl der Sternen / nachdemalen GOtt ſelbſten dem Abraham bedeutet / daß ſie unzählig? und David im 146. Pſalm meldet: GOtt allein zehle ſie / und nenne ſie alle mit Namen. Die Cabaliſten ſchätzen dero Anzahl auf 39. Million und 160. dargegen andere Sternweiſe ſie nicht über zwo Millionen ergröſſern. Man ſetze nun zwo / oder zwantzig / oder dreyſſig Million / ſo wird allzeit waar bleiben / daß ſo wenig der Sand am Meer zu zehlen; eben ſo wenig man auch ihren nume - rum wiſſen möge / iſt dahero überflüſſig / hierin ſich weiter auszulaſſen; zumalen ſo man eꝛwieget / daß derer je länger je mehr; und noch täglich neue entdecket werden / welche voriger Zeiten niemals ſind beobachtet worden / geſtalten zu denen 6. Sternen des Stiers / noch 36. Und an ſtatt der 3. Sterne an dem Gürtel: und 6. an dem Schwerd Orionis, 80. andere: auch bey dem einigen Stern am Haupt jetztgedachten Orions noch 21. desgleichen an der ſo genandten finſtern Krippen auch 36. Sterne / man angemerckethat.67Von der Natur. hat. Ein neuer Stern-ſchauer bekräfftiget / daß mittels eines Fern-Glaſes er / an dem Schweis-Tuch Veronicæ, über 120. hell leuch - tende Stern: Desgleichen an der Nordharpffe mehr den 150. Und in Zeichen des Stiers bey 200. Jn dem Wagen Orions, mehr als 900. Ja / allein in der Conſtellation des Orions noch eins ſo viel Sterne gezehlet hätte / weder die Al - ten dem gantzen Firmament zugelegt haben. Un - zehlich aber / ſey die Zahl der Sternen an dem liechten Strich der Feſten / in gemein die Milch - oder Jacobs-Straſſe genandt / welche aller Or - ten in der Welt / man befinde ſich unter welchem Himmels-Circkel man wolle / gleich geſtaltet / ge - ſchauet wird.

Es haben die Alten ſich beflieſſen / gewiſſe Fi - guren und Zeichen zuerſinnen / darinn ſie viel und zwar die mercklichſte Stern des Firmaments verfaſſen / und in eine Zahl bringen möchten; aber nur dieſe Stern die ohne Fernglas mit den bloſſen Augen man füglich erkennen kan. Die - ſe Figuren ſind von ihnen Conſtellationes, Ge - ſtirn und Zeichen benamſet / und mit gewiſſen Na - men beleget worden. Zum Anfang zehlete man ſolcher Stern-Bilder mehr nicht als 40. her - nach wurden ſie auf 50. und mehre gezehlet; Endlich wurden ſie von Keplero und den neueren Stern-ſchauern bis auf 62. extendiret. Daß ſie aber bis auf ſolche Zahl geſtiegen / hat die Ent - deckung der neuen Welt geurſachet; weiln da -E ijſelbſt68Das erſte Buch. ſelbſt als am Südlichen Theil des Himmels / noch viel andere Sterne ſich ſehen laſſen / die den Al - ten unbekandt waren / welche in zwölff Geſtirn zuſammen gefaſſet werden / die zu den vorigen 50. gerechnet / 62. austragen. Etliche dieſer Geſtirn ſind in dem Thier-Kreis / andere aber auſſer demſelben. Jn der Thier-linien oder Kreis rechnet man zwölffe / als den Widder / Stier / ꝛc. Die nennet man Zeichen oder Häu - ſer der Sonnen / weilen ſie Jährlich durch jedes derſelben ihren Lauff nimmt. Die erſte 6. Zei - chen weichen von dem Æquatore ab gegen Nor - den / und die andere 6. gegen Suden.

Gleicher Geſtalt ſind auch die übrigen 50. Zeichen auſſer der Thier Linie entweder Mitt - nächtig oder Mittägig. Jn dieſen Figuren oder Geſtirnen zehleten die alte Stern-weiſen mit Ptolomeo, 1022. Sterne; Andere hernacher 1225. dieſe Zahl ſtieg in Zeiten vorgedachten Kepleri biß auf 1392. und ſeit deme iſt ſie biß auf 1709. gewachſen; dißmal in ſechſerley Gröſſe ab - und eingetheilet. Zeithero aber / daß die Stern-Rohr oder Fern-gläſer zu mehrer Vollkommenheit gebracht ſind / iſt man über die jetztgenandte Zahl / deren noch unzählich viel / an - ſichtig geworden / davon allbereit etwas Mel - dung geſchehen iſt.

Betreffend den Lauff der Sternen / ſo wird deren Bewegung gewöhnlich unterſchie - den / in die erſte / oder allgemeine; und in die ei -gentli -69Von der Natur. gentliche oder abſonderliche / als zweyte Bewe - gung. Nach der Erſten und Allgemeinen / lauffet das Sternen-Heer täglich / vom Auf - gang durch den Mittag / nach dem Abend zu; und von dannen wiederum durch Mitternacht gegen Aufgang / weßwegen man dieſe auch mo - tum diurnum und quotidianum, die tägliche Bewegung nennet. Es geſchicht aber ſolche Bewegung nicht in einem runten Kreis oder Circkel / ſondern gewundener Weis / weilen die Sterne nicht aus einerley Punct des Horizonts weder herfür-noch in demſelben niedergehẽ / auch nicht ſtets einerley Mittags Höhe haben; dann in dieſem allem / gehet täglich eine Veränderung vor; und zwar / an den untern Planeten und der Sonnen ſehr mercklich; an den Obern aber unkänntlich: Und bey den Fix-ſternen gantz unvermercklich. Die Andere / und gleichſam eigenthümliche Bewegung / beſchicht / vom A - bend durch den Mittag / gegen den Morgen; und wiederum von dannen durch Mitternacht gegen dem Niedergang. Denn man hat wahr - genommen / daß nicht allein Sonne und Mond / ſondern auch die übrigen Planeten / nicht alle - zeit einerley Stell und weite gegen einander be - halten: ſintemal der Mond des einen Tags mit der Sonnen vereinbahret; des andern Tags aber von ihro Morgenwerts abgewichen: Alſo gleicher Geſtalt alle andere Planeten / heute mit dieſem oder jenem Fix-ſtern in conjunction be -E iijgriffen /70Das erſte Buch. griffen / oder aber / in dem und dem Grad eines Zeichen des Thier-kreiſes ſich befinden; Mor - gen und über morgen aber / von ſelbigem Stern oder Grad ab / und nach der Morgendlichen Ge - gend ſich wenden. Gleicher Geſtalt hat man aus der Steꝛn-kündigung erfahꝛen / daß die Abge - legenheit der Fix-ſtern von dem Solſtitial oder gleich-nächtigen Puncten des Geſtirnten Him - mels nicht allzeit bey einerley Gleichheit beharre / ſondern wachſe und zunehme / nach dem die Thier - zeichen deſſelben Stern-Himmels aufeinander folgen: Dannenhero viel Sterne / die vor eini - ger Zeit vor-beſagtem Solſtitial und Æquino - ctial Punct geweſen / nachmals hinter denenſel - ben gefunden worden; Andere aber ſo von ihnen gegen den Weſtlichen Theilen zu / entfernet wa - ren / näher zu ihnen hingerücket. Dieſe Bewe - gung / ſo die allerlangſamſte / verurſacht / daß die Stern-gelehrte zweyerley Thier-Kreiſe an dem Stern-Himmel ſetzen: Den einen / im Verſtand von zwölff Zeichen / welcher von dem Punct der Lentziſchen Nacht-gleichheit anfähet; darnach auch einen ſichtbaren von zwölff Geſtirnen / ſo ſeinen Anfang nimmt von dem himmliſchen Zeichen dem Stier. Vorgemeldte Bewegung der Sternen aber von Niedergang gegen Auf - gang / geſchicht nicht alſo warhafftig / ſondern nur nach dem äuſſerlichen Schein wegen der retardirung / weilen nicht alle Sterne in ihrem Lauff / vom Aufgang gegen Niedergang einenCir -71Von der Natur. Circkel zugleich durchlauffen; Zum Exempel: Wenn die Sonne ihren Kreis allbereit durch - ſtrichen / ſo hat der Mond den ſeinigen noch lang nicht durchwallet / ſondern bleibet zuruck; dahero kömmt es / daß man wehnet / er gehe zu ruck vom Nieder-gegen Aufgang. Wiewol vor Alters allein die tägliche Bewegung der Fix-ſternen be - kandt geweſen iſt.

Von dieſen den Fix-ſternen / ſchreibet Kir - cherus in ſeinen Itin. Exſtat. Ob es gleich auf Erden das Anſehen habe / als wann die Fix-ſterne allzeit in gleichmäſſiger diſtantz von einander entſeſſen; ſo befinde jedoch es ſich nicht alſo: ſintemal alle Cörper des Firma - ments / und Fix-ſterne / nicht anders / als wie Sonn / Mond / und die untere Planeten ihren Lauff in gewaltig weiten Kreiſen verrichten: Daß aber ihre Bewegung menſchlichen Augen verborgen bleibt / geſchehe wegen ihrer unermäß - lichen Höhe von der Erden / die alle Circkulen ſelbiger Stern-Kugel gleichſam in einen Punct zuſammen ziehet / und verſchlinget. Und weilen jeder Stern in ſeinem Circkel ſeinen eigenen und beſondern Lauff halte / habe nothwendig ein Fix - ſtern höher und über den andern geſtellet werden müſſen / auf daß die Mittlere / welche gleichſam der Sonnen Stell vertretten / jedwede ihnen un - terworffene / und Liechts bedürfftige Stern - Kugeln / ob ſchon dem Geſicht unſichtbar / mit ihꝛem herumfahꝛenden Liecht beleuchten möchten:E iiijDie72Das erſte BuchDie jenige Sonnen-gleiche Fix-ſterne aber / wel - che einander näher ſtehen / habe der Schöpffer alſo geordnet / daß zwar jedweder ſeinem Ampt ein Gnügen thun / und doch die Grentzen ſeiner Herꝛſchafft nicht überſchreiten könne.

Uber den allerſchnellſten und unbegreifflich - geſchwinden Lauff der Sterne / haben die Heyden nicht wenig ſich verwundert; auch deswegen denſelben etwas Göttliches zugeſchrieben / wie zwar auch auf dato noch / alle Stern-weiſe ihre Schnellheit im Lauff nicht ohne erſtaunen be - trachten / und ſchier nichts ſo ſchnell zu erſinnen / ſo mit dieſer Schnellheit vergliechen werden möchte.

Der Blitz und Augenwinck gehen ſchnell; aber die Sterne ſäumen ſich noch weniger. Ein Stern-gelehrter urtheilet aus ihrer Höhe / die er auf zwantzig tauſend halbe Erd-Diametrs / oder 53. Millionen / 961. tauſend / 647. Frantzöſi - ſche Meilen jeder ſelben auf 3000. Schritt ge - rechnet / ſchätzen thut / alſo daß die Sterne / ſo im Circkel des Nacht-gleichers ſich befinden / alle Minuten / derer 60. eine Stund machen / 3. Millionen / und noch drüber 768. tauſend / 750. angezeigter Meilen lauffen. Hier aus erſchei - net / daß dieſe jetztgemeldte Sterne die Sonne in ihrem Lauff viertzigmal übertreffen. Wie nun die mehriſte Stern-gelehrte / welche die Erden für den Mittel-Punct der Welt / und für unbe - weglich halten / glauben / daß die Fix-ſterne in -ner -73Von der Natur. nerhalb vier und zwantzig Stunden um den Erd - boden lauffen. Alſo und im Gegentheil hat Copernicus mit deſſen Anhang / dem Geſtirn die Ruhe: Dem Erdboden aber die Bewegung zu - geſprochen / und gelehret / daß ſolcher alle Stun - den 225. Teutſcher Meilen fortlauffe.

Alldieweilen aber die jenige Meinung ſo der Sternen-Lauff behauptet / bishero noch den gröſten Beyfall erhält / und aber ein ſo gar ſchneller Lauff mit der Vernunfft nicht wol zu begreiffen; ſind einige in die Gedancken gera - then / jedweder Stern habe ſeinen beſondern En - gel / der ihn leite und regiere. Dieſer Meinung war auch weyland der heilige Dionyſius / der hielte darfür: Daß nicht allein ein jeder Stern / ſondern auch alle und jede Species oder weſentli - che Geſtalten auf Erden / ihren Engel zum Vorſteher und Regenten hätten / durch welchen ſie zu dem Zweck / ſo ihnen die Natur beſtimmet / geleitet würden. Und ſo viel auch von den Sternen ingeſammt: Fol - get hier auf:

E vVon74Das erſte Buch.

Von denen Wandel-Ster - nen / oder ſo genannten Pla - neten.

Jnſonderheit: Von Sonne und Mond.

VOn den hohen Fix-ſternen kommet die Ordnung an die Wandel-ſtern oder Pla - neten / was durch ſolche verſtanden werde / iſt allbereits angezeigt. Wie viel aber derer an der Zahl / hierinnen iſt bey den Gelehrten eine Mißhelligkeit. Dañ etliche zehlẽ deren mehr nicht als fünff / Sonn und Mond nicht mit gerechnet / die ſie voꝛ keine Planeten eꝛkennen wollen / ſondeꝛn ſie vor beſondere uñ gꝛoſſe Liechter achten. Andeꝛe aber / zehlen deren ſieben / und rechnen zu ſolcher Zahl auch die Sonn und den Mond / darum / weil die weiſe der Planeten / weit und tieff unter - halb den Fix-ſternen / am Himmel hin und wieder mit ſehr veränder lichem und wandelbarem Lauff herum zuſchweiffen / ſonſten aber / gleich wie die Fix-ſterne auch thun / mit täglicher Bewegung um die Erd-Kugel zu lauffen / nicht weniger ge - dachten beyden Tag und Nacht regierenden Liechtern zukompt; als vermeinen ſie / daß auch dieſe beede / nemlich Sonn und Mond / nicht un - billig unter die Planeten zu zehlen ſind. Bey ſolcher Siebener Zahl hat es eine lange Zeit beru -het /75Von der Natur. het / bis endlich Gallileus durch ſeine erfundene Fern-gläſer / noch etliche neue Planeten entdecket hat.

Betreffend die Ordnung der Planeten / ſo iſt dieſelbe all ſchon in etwas berühret worden. Ptolomeus, und andere nach ihme / ſtelleten um die ruhende Erd-Kugel erſtlich die vier Element; hernach den Mond mit ſeinem Kreiſe: Alldie - weilen derſelbe ſchneller / denn andere himmli - ſche Cörper / ſich beweget / und innerhalb vier Wochen ungefehr ſeinen Lauff nach eigenthüm - licher Bewegung verrichtet. Den andern Kreis eigneten ſie dem Mercurio zu / als welcher nechſt dem Mond am ſchnellſten. Und weil die Venus oder Morgen-ſtern in ſeinem Lauff ein wenig langſamer; haben ſie dieſem den dritten Kreis angewieſen. Worauf vierdtens die Sonne gefolget / welche in einem Jahꝛ die zwölff him̃liſche Zeichen durchgehet: Alsdann den Martem, der in zweyen Jahren ſeine Reiß vollendet; darnach ſtelleten ſie den Jupiter, der ſeinen Kreis in zwölff Jahren durchwandert: Endlich den Saturnum, als den allerlangſamſten / weil dieſer erſt inner - halb dreyſſig Jahren an ſeinen Kreis zum Ende kömpt.

Copernicus aber hällt hierinfalls eine andere Ordnung / und ſtellet zu erſt die Sonne / als gleichſam das Hertz und die Seele der Welt / zum Mittel-Punct des gantzen Welt-Kreiſes; und zwar alſo / daß ſie zwar nicht aus ihrem Ortver -76Das Erſte Buch. verrucke / dennoch aber um ihre ſelbſt eigne Spindel / in 5. 6. oder 27. Tagen / (wie man aus ihren Flecken erweiſen will /) ſich waltze. Um die Sonne ſetzt er alſo fort die Mercuriali - ſche Kugel / ſo die allerkleineſt / und auch die aller beweglichſte iſt; hernach den Venus-Kreis; folglich den groſſen Kreis / (wie Copernicus ihn nennet /) darinn der Erdboden ſampt dem um - hergehenden Lufft / und dem Kreis des Monds / als ein / in einen andern Kreis einverleibter Cir - ckel / beweget werde / nach einer dreyfachen Be - wegung; dann erſtlich laufft in beſagtem groſ - ſen Kreis das Erdreich um die Sonne / innerhalb einem Jahr. Jn deme es nun alſo laufft / wird es zweytens von Niedergang durch den Mittag / gegen Aufgang / nach der Folge-Oꝛdnung himm - liſcher Zeichen / um ſeine Axe oder Spindel ge - trähet; wie eine Kugel auf der Drexel-Banck. Wann nun die Erde gegen den Aufgang ſich alſo herum wendet; ſo weichen alle Stern und Planeten / auch die Sonne ſelbſten / nach dem Abend zu / und gehet zu ihrer gewöhnlichen Zeit unter. Drittens / bewegt ſich die Spindel der Erden / (ſo denſelben Nord - und Sud-Punct aufs genaueſte beobachtet;) in vier - und zwan - tzig Minuten hin und wieder / bald hie / bald dorthin: Durch welche Bewegung jetztgedach - ter Copernicus die Veränderung der obliqui - tät auf der Ecliptica, oder dem Sonnen-Weg erweiſet.

Weil77Von der Natur.

Weil denn Krafft dieſer Meinung / die Erde in der Ecliptica nach Anführung der Thier - Zeichen ihren Lauff fort ſtellet; ſo erſcheinet die Sonne im Widder / wann die Erde ſich würck - lich in der Wag befindet / und wenn dieſe im Scorpion iſt; wird die Sonne im Stier geſe - hen / daß alſo die Erde ihren Jährlichen Lauff mit einer gewundenen Bewegung verrichtet; und ſich um die Spindel ungefehr 365. mal herum drähet / bevor ſie den gantzen Thier-Kreis durchlauffen kan / in welcher Jährlichen Friſt der Mond ſeinen Kreis / den die Erde ſonſten auch mit ſich herum führet / für ſich ſelbſt auch / ſonder Abſehen auf die vorige Bewegung der Erden / zwölffmal durchlaufft: Wovon die Voll - und Neu-Monden / Quatraturen / und Lunariſche Monaten ihren Urſprung neh - men.

Nach dem groſſen / von der Erden / Lufft / und Mond / bewalleten Kreiſe / ſtellet Copernicus den Kreis Martis; darnach Jupiters / um wel - chen vier kleine gleichſam einverleibte Kreiſe ge - ſehen werden / darinnen die vier Jovialiſche Be - gleiter ihren Umgang halten / welche ob ſie zwar ihren beſondern Umlauff verrichten / dennoch den Jupiter auf ſeiner Reiſe als Gefährten be - gleiten / mit ihme fortlauffen / und ihm als ihrem König aufwarten; gleichwie die übrige Plane - ten der Sonnen. Endlich kompt der Kreis des Saturni / um welchen gleichfalls zween kleineCir -78Das erſte Buch. Circkel befindlich / darinnen zween des Saturni Nebenläuffer bewegt werden. Zu letzt / ſtellet er zwiſchen den Saturn und die Fix-ſtern einen mäch - tig groſſen Mittel-raum / der unbeſtirnt ſeyn ſoll.

Warum aber den Planeten zwölff Häuſer zu - geeignet werden / fällt hier auf zur Antwort: Die gantze Himmels-Kugel / iſt durch die Alten nach der natürlichen Circkel-Abtheilung / in ſechs gleiche Circkel-ring oder Kreiſe eingetheilet / wel - che beederſeits an der Kugel zwölff Theil ma - chen / alſo das jedesmal ſechs Zeichen ob - und auch eben ſo viel unter der Erden zu finden ſind. Ferner ſind durch die Stern-weiſe der Aufgang / Niedergang / Mittag und Mitternacht richtig beſtimmet / und eben ſo vielen Eigenſchafften / nemlich den Trockenen und Naſſen / Wärme und Kälte zugetheilet worden; und weilen an den vier Zeiten des Jahrs wargenommen wor - den / daß ſolche Veränderung durch gewiſſe Stuffen erfolge: Als haben ſie ſolche vier Him - mels-Theil hinwiederum in dreymal vier / das iſt / in zwölff Theil unterſchieden / und ſolche zwölff Quartir durch gewiſſe Zeichen bemercket und vorgebildet / denen man ſo wol als den Jrꝛ - ſternen / ſo durch dieſe zwölff Himmels-Zeichen ihren Lauff verrichten / unterſchiedene Würckun - gen zugeeignet. Dem Widder hat man warm und trocken; dem Stier kalt und trocken; dem Zwilling warm und feucht; dem Krebs / kaltund79Von der Natur. und feucht; dem Löwen / warm und trocken; der Jungfrau / kalt und trocken; der Wage / warm und feucht; dem Schützen warm und trocken; dem Steinbock kalt und trocken; dem Waſſer - mann / warm und feucht; und endlich / den Fiſchen / kalt und feucht beygemeſſen. Aber / hier entſtehet eine Frage: Ob ſolche Eigen - ſchafften würcklich ſo thanen Zeichen / oder den Sternen welche in denſelben Lauffen / beyzumeſ - ſen? Hier auf antworten die Stern-gelehrte und beſtreiten das Erſte / ſetzen auch hier auf den gan - tzen Grund ihres Urtheils / und behaupten: Der Planet empfahe mehr Stärcke von dem Zeichen / weder das Zeichen von dem Planeten die Wür - ckungs-Krafft ziehe; darzu ſind ſie veranlaſſet / durch die vielfältige Aufmerckungen und lang - würige Erfahrung / als welche ſich / ohne erhebli - che Urſachen nicht läſſet zu ruck ſtellen. Hier - durch iſt nun eigentlich die Austheilung der Pla - neten Häuſer entſtanden; und hat man der Sonnen den Löwen / dem Mond den Krebs / dem Mercurio die Zwilling und Jungfrau zugeord - net. Der Venus hat man die Zeichen des Stiers und der Wage: Und dem Marti, den Widder und Scorpion; dem Jupiter, den Schützen und Fiſch: dem Saturno aber / den Steinbock und Waſſermann zugetheilet. Wann nun ein - oder der ander Planet auſſer ſeinem Hauſe bey groſſer Stärcke ſich befindet / welches denn auf dreyerley Weis zugeſchehen pfleget /erſt -80Das erſte Buch. erſtlich zwar / wann ein Planet zu einem Zeichen ſich nahet / ſo ihme gleichſtändig. Darnach / wenn er nach Solariſcher Conjunction vielmehr Kräffte ſpüren läſſet; Drittens / wenn er in demſelben Zeichen mehr Stärcke gewinnet / wird ſolches eine Exaltation oder eine Erhöhung ge - nennet.

Zum Beſchlus dieſer Rede von den Planeten in gemein / werden hier auch einige den Stern - Gelehrten gewöhnliche Wort / mit wenigen be - rühret und erkläret / was ſiedamit anzeigen wol - len / und zwar erſtlich was da ſey ein Aſpect? Es bedeutet aber der Aſpect oder Schein / eine gewiſſe Stellung der Sternen in dem Thier - Kreiſe. Von ſolchen Aſpecten waren den Alten mehr nicht als fünff bekandt / nemlich: Die Conjunction, oder Zuſammenfügung / die Oppoſition oder der Gegenſchein / der gevierdte Schein / gedritter Schein / und geſechſter Schein. Keplerus, hat zu dieſen Fünffen / noch Acht andere erfunden / und alſo die Zahl der Aſpecten biß auf dreyzehen extendiret / die in drey Ordnungen unterſchieden ſind. Die Fi - guren (Bildungen / und Aſpecten) der erſten Ordnung / werden für mächtiger und ſtärcker geachtet / und dieſe ſind: Die Conjunction, der Gegenſchein / Quadrat-Schein / Geſechſter / halb Geſechſter / und Gedritter-Schein. Jn der zweyten Ordnung befinden ſich / der Quintilis, gefünffter / Biquintilis, doppel gefünffter /Quin -81Von der Natur. Quincunx, der Aſpect, von fünff halb Geſech - ſtern / Decilis, der Zehender / oder halb Gefünff - ter / Tridecilis, oder Sesquintilis, ein Aſpect, ſo drey-zehender gleichet. Jnder dritten Ordnung werden begriffen / Octilis, oder der Acht-theilige / Sesquadrus, oder Trioctilis, ein drey-achter / oder anderthalb gevierdter Schein.

Die Conjunction iſt ein ſolcher Schein / bey welchem die Sterne / ſo man auf Erden ſiehet / an einerley Ort und Grad des Thier-Kreiſes zuſammen kommen.

Den Gegenſchein nennet man / wann die Sterne alſo gegen einander ſtehen / daß ſie / in dem die Erde darzwiſchen kömpt / bis auf die helffte des Thier-Kreiſes von einander entfernet ſind / das iſt auf 180. Grad oder Stuffen / dieſe Zuſammenkunfften oder Gegenſtellungen der Sonnen / und des Mondes / werden in gemein Syzygia genandt / die übrigen Aſpecten aber / Configurationes, Bildung - oder Geſtaltun - gen.

Ein Quadrat oder Gevierdter-ſchein iſts / wann die Sterne ein Sechs-Theil des Thier - Kreiſes / oder auf einem Bogen von 60. Grad von einander ſind.

Ein halb Geſechſter-ſchein wird / wann die diſtantz der Sterne / den zwölfften Theil am Zeichen-Kreis / nemlich einen Bogen von 30. Stuffen machen.

Der gedritte Schein / (Trigonus,) wirdFvor -82Das erſte Buch. vorgeſtellet / vermittelſt einer diſtantz von 120. Graden / ſo an dem mehrgenandten Thier-Kreis ein Drittheil geben.

Der Gefünffte Schein iſt / wann ſie den fünfften Theil des Thier-Kreiſes oder 72. Grad / zwiſchen ſich in der Entlegenheit befinden. Und alſo iſt auch von denen übrigen zu urtheilen / und zuverſtehen. So viel von denen Planeten in gemein. Folgt hier auf von derer jedem in - ſonderheit / und erſtlich zwar:

Von dem Venus-Morgen - und Abend-Stern.

DJeſes holdſeelige Geſtirn / ſo da übergehet alle erdenckliche Schönheiten / und nicht allein das Lieblichſt-ſondern auch / nechſt Sonn und Mond / das Glantz-reichſte iſt / und ſolchem nach / nicht ohne Urſach der Liebs-ſtern heiſſet / ward bey den Alten Lucifera Diana genandt / erniedriget ſich nechſt dem Mond vor allen an - dern Planeten / wann er den tieffſten Punct ſeines Eccentrici berühret; der iſt ſo dann in ſeiner aller geringſten diſtantz von der Erden 12919. halbe Erd-Diameters entfernet. Sein gantzer Stern-Cörper iſt ein und ein halb mal ſo groß als die Erden: Und zwey und achtzig ein halb mal ſo gros als der Mond / ſeine ſichtbare Gröſ - ſe erſcheinet bald gröſſer bald kleiner / nimmt zu und ab / wie der Mond / und führet ein ſo klares Liecht / daß er auch am klaren Mittag kan beau -get83Von der Natur. get werden. Jn ſeinem Lauff um die Sonne / empfähet er auch ſein Liecht von ihr; Jn ihm werden wargenommen einige tunckele Flecken. Von den Stern-gelehrten wird er in gemein für einen tunckeln Cörper geachtet / der ſich wie ge - meldt / keines eignen / ſondern eines Frembden / nemlich / der Sonnen-Liecht zu erfreuen. Sein Geſtalt iſt Kugelrund / ſintemal er Sphæricè oder Kreisweiſe erleuchtet wird. Er iſt von feſter Con - ſiſtentz oder Leibigkeit / dahero er auch ohne zer - flattern / oder zerſtreuen / durch den klaren Him - mel gewältzet wird. Darbenebenſt erſcheinet er durch das Stern-Rohr rauh / uneben / und grüblicht. Einige Stern-weiſe laſſen ihnen vorſtehen / daß dieſer Stern nicht müſſe feuriger Natur ſeyn / weil er ſonſten von ihme ſelbſten müſte leuchten; wollen ihne doch auch für lüfftig und wäſſerig allein nicht achten / dann ſolcher Geſtalt er nicht würde beſtehen können; ſondern irꝛdiſch und wäſſerig zugleich / bedacht / da er aus lauter irꝛdiſcher Materi beſtünde; er dem Erd - Boden ſeinen Einflus ſo reich - und kräfftig nicht mittheilen könte.

Hier giebt es Gelegenheit / des Kircheri ſei - nen himmliſchen Wandersmann / oder Stern - Wanderer zu vernehmen / als der dieſes Sterns Gelegenheit zum nechſten beſichtiget / und deſſen Eigenſchafft erſpühret zu haben vermeinet / der redet hiervon alſo: Die Kugel dieſes Sterns ſagt er / kan weder mit unſeꝛer Eꝛden noch mit demF ijMond84Das erſte Buch. Mond verglichen werden; ſondern erſcheinet in einer gantz ungewöhnlichen Geſtalt / die kein Menſchlich Auge jemals geſehen. Die gantze Kugel ſcheinet aus einer ſehr hellen Feuchtigkeit / als ein Gebäu von dem aller lauterſten Cryſtall zuſammen gefügt. Man erblicket ein unermäß - lich groſſes Meer / welches lieblich und anmuthig leuchtet. Es war kein blendendes / ſondern ein ſüſſes / denen Augen annemliches Liecht. Das Gewäſſer bewegte ſich nicht ſo ungeſtümm / wie das tobende Meer des Monds: ſondern wallete gar lieblich. Die Jnſulen / Berge / und Felſen / ſahen nicht anders als wie Cryſtall; jedoch war ſolcher Cryſtall / dem Jrꝛdiſchen nicht gleich / ſondern heller / und auch anderer Eigenſchafften / die durch Worte nicht wol auszutrucken / geſtal - ten auch die von ſolchem Stern-Cryſtall aufge - fangene Sonnen-Stralen einen ſo verwunderli - chen Wieder-glantz von ſich gaben / daß ſolcher eben ſo wenig müglich iſt zu beſchreiben. Alles beſtunde zwar aus den vier Elementen / und erſt - beſagtes Meer / war ein recht weſentliches Waſ - ſer / wie auch der feſte Bau dieſes Stern-Cörpers ein roth-irꝛdiſches Element; die beſondere Situa - tion dieſes Sterns aber / hatte ihnen ſolche Kräffte zugefüget / welche von den Gaben und Eigenſchafften der Erden fern unterſchieden. Zu gleicher Weis / wie in der Erd-Kugel alle Gewäſ - ſer nicht einerley Farb / Geruch / Geſchmack / und Kräffte haben / doch aber einerley wäſſerigesEle -85Von der Natur. Element machen: Alſo giebt den himmliſchen Elementen ſo wol die Stellung als der veränder - te Einflus der Sonnen / bald dieſe / dann jene Art / Eigenſchafft / und Gelegenheit / ſo zu Er - haltung eines jedwedern Globi oder Stern-Ku - gel geſchickt: Ob es ſonſt gleich dem Weſen nach / wahre und rechte Elementen ſind. Die Jnſulen in vorgedachten Oceano Venereo, ſind ſo gar ausnehmend ſchön und annemlich / daß unter allen irꝛdiſchen Dingen nichts damit zuver - gleichen. Der Geruch des Landes übertrifft allen Biſam und Amra / die allda befindliche Bäume grüneten von einer Materi ſo denen aller köſtlichſten Edlen-Geſteinen gleich ſahe / und vielerhand Farben von ſich ſpieleten. Aber das Wunderlichſte iſt / daß in dieſer Kugel des Venus-Stern ein unbekandte groſſe Zahl En - gel / Juvenum pulcherrimorum, gratia vultus eorum, verbis deſcribi vix poteſt; volitabat circa humeros aurea cæſaries, oculi, faciesq́ue gratiâ & decore plena, veſtimenta tam affabrè concinnata, ut nihil pulchrius gratioſisq́ue, non ex auro, non ex ſerico, aut lana, ſed cry - ſtallina viderentur, in quibus refracta lux mi - ram præbebat de ſe inviſorum huc usque colo - rum varietatem; manibus tenebant & cym - bala & cytharas, caniſtra plena roſis & liliis, &c. ſich befinden / die von dem Schöpffer aller Dinge zu Dienſt dieſes Globi beſtellet / demſelben auch vorſtehen / ihn wenden und kehren / nach dem dieF iijGött -86Das erſte Buch. Göttliche Weisheit geordnet; und die Erhal - tung der Welt erfordert. Aber genug von die - ſen Veneriſchen Engelen / weilen anderer Or - ten ſich auch Gelegenheit zeigen wird / in ſolcher materi mehres beyzubringen.

Von dem Mercurio, oder Mercur-Stern.

NEchſt der Venus jetzt beſchrieben / folget in der Ordnung der Mercurius. Dieſer zuſampt der Venere warten einer Fürſtin / nem - lich der Sonnen beſtändig auf. Nicht zwar / daß dieſe zween Planeten ſtets unter der Sonnen bleiben / wie Ptolomeus, und andere vermeinen / dann ſie ſind nicht dero Unterſaſſen / ſondern Comites Solis, der Sonnen Gefährten / und lauffen um dieſelbe herum / alſo daß die halbe Zeit ſie über derſelben / und die andere halbe Zeit unter ihr befunden werden. Weilen nun dieſer Planet die Sonne zum Centro ſeines Umlauffs oder Lauff-Kreiſes hat: ſo folget / daß ſolcher ſeyn Becirck oder Kreis um ein ziemliches kleiner ſeyn müſſe / als der Veneriſche iſt / zumalen dar - vor gehalten wird / daß über 28. Grad von ſol - cher ſich nicht entferne. Weilen er nun gemei - niglich unter denen Stralen der Sonnen ver - borgen ſtehet; auch wegen der Dünſte ſo um den Horizont ſchweben / mehr refraction oder Stral - brüche leyden mus: Als läſſet er ſich ſelten ſehen; dahero kompt es auch / daß noch wenige das Zu -und87Von der Natur. und Abnemmen ſeines Liechts beobachtet haben. Einige aber / die hierüber genaue obſervationes angeſtellet / bekräfftigen / daß der Mercurius ſo wol als die Venus Hörner bekomme / wann er unter die Sonne hinab fähret; hingegen wenn er zum höchſten Punct aufſteiget / höckerigt / und endlich rund werde. Die Kugel oder der Cör - per dieſes Planeten / weil er in ihm ſelbſten kein Liecht hat / kan anders nicht als tunckel ſeyn / wie die Venus nebenſt dem Mond auch iſt. Haupt - ſächlich beſtehet er aus irꝛdiſcher und wäſſeri - ger materi, wie der Mond und die Venus auch; doch ſoll ſolche materi ein viel anders Temper a - ment haben / geſtallten einige darfür halten / ſein Land und feſter Boden / ſonderlich die Berge und Hügel ſo darinnen begriffen / ſind aus ſolchem Stein der dem Chriſopraſio, ſo wie Gold ſchei - net / doch aber mit grünen Strichen durchloffen iſt / gleichet / erbauet. Jn ſeiner Beſchauung durch das Stern-Rohr / erblicket man in ihme auch etliche Mackeln oder Flecken / daraus ſchöpffet man die Gedancken / daß die tunckeln Theile eitel Waſſer ſeyn / geſtallten ihme ein Meer an der Farb dem Gold ſich gleichend / zu - gelegt wird; die liechte und helle Theil aber Berge / Felſen / und Hügel / aus ſonderbarem ſchönen Steinwerck / wiewol gantz anders quali - ficirt und temperirt / als die Berg auf Erden. Von der Erden ſtehet er 2642. halbe Erd-Dia - metros, wann derſelben er am nechſten iſt. SeineF iiijGröſſe88Das erſte Buch. Gröſſe belangend / ſind hierinfalls die Stern - weiſe nicht einer Meinung / Ptolomeus rechnet ſeinen rechten Diametr nur auf 62. Teutſche Meilen. Copernicus, und Tycho Brahe ſteigen auf 623. Keplerus kompt gar auf 1252. dahingegen unter den neueren / Ricciolus mit 436. und Hevelius, mit 130. ſolcher Meilen ſich befriediget. Jn gemein / wird er viel kleiner geachtet weder die Erd-Kugel iſt; wie viel aber? Darinnen iſt man eben ſo einig / als in der Gröſſe ſeines Diametrs. Erſtgedachter Hevelius verſichert / daß die himmliſchen Cörper in gemein ungleich kleiner / und bey weitern ſo groß nicht be - funden werden / wie die Peripatetici bißhero vor - geben.

Zum Beſchlus / iſt auch hier aus dem ſchon angezogenen Wandersmann des Kircheri mit wenigen beyzufügen / was derſelbe von denen Engeln dieſes Globi, dero Anſehen / und Geſtalt andeutet: His dictis, ſchreibt er / ex ſummo æthere in campum, ubi conſiſtebamus, neſcio quid alatum, devolvi video, quod ſub virili forma tandem nobis ſeſe ſtitit; caput radiosâ coronâ condecorabatur, Vultus ipſam ſa - pientiam ſpirare videbatur; barba ſub aureo decore ſva viter ſplendebat, quæ humeris pedi - busq́ue aſſuta gerebat alarum remigia, mirifi - cum ſpectaculum de ſe præbebant: manu ſini - ſtrâ Syringam ſeptemplici fiſtularum ordine mirè concinnam, dextrâ caduceum geſtabatmiris89Von der Natur. miris modis effigiatum; totum corpus innu - meris fimbriarum cirris diſtinctum, quæ à leni aura ventilatæ, miram oculis animóque vo - luptatem ingerebant. Hæc una ex illarum intelligentiarum numero eſt, quæ globo huic Hermetico præſident. &c. Bis hieher dieſes Wandersmanns Relation von denen Mercu - rialiſchen Engeln.

Von dem Marte; oder dem Kriegs-Stern Mars.

DJeſer / über die Sonn geſtellte Stern / iſt bey denen Stern-weiſen auch noch ſtrittig / ob er von der Natur etwas Liecht habe: Oder ſeinen Schein von der Sonnen entlehne? Et - liche zwar / wollen ihme etwas eigen Liechts zuſprechen / ſo er von der Natur habe; andere dahingegen / behaupten / er habe kein eigenes Liecht / ſondern empfange alles von der Sonnen / an diſſeitiger Seiten / werde er von der Sonnen mit Liecht und Glantz bekleidet: An der Abge - wandten aber / bleibe er finſter / und werffe einen rund-ſpitzigen Schatten von ſich / dahero erfol - ge / daß er eine Abwechſelung mit Liecht und Fin - ſternis halte / wie die Venus, Mercurius, und der Mond auch thue / jedoch niemals in gehörnter Figur / gleich denen andern niedern Planeten könne geſehen werden / ſondern einen halben Schein führe / wenn er der Erden am nechſten iſt; doch hab man niemal an demſelbigen einige Zu -F vund90Das erſte Buch. und Abnahm / wie an dem Monden verſpühren können. Die jenigen / ſo behaupten / daß Mars in ſeiner Kugel oder Globo alſo beſchaffen / daß er zum Theil von der Sonnen: Theils aber von ſeinem eignen Liecht erleuchtet werde / ſtatuiren / daß Mars in dem perihelio und perigæo, das iſt / in ſeiner Nachbarſchafft mit der Sonnen und dem Erdboden / von der Sonnen am ſtärckſten erleuchtet: Jn dem aphelio oder apogæo, in der Entfernung aber / nicht ſo ſtarck: ſondern leydet alsdann einen mercklichen Abgang des Liechts / wie ſolches ſeine tunckel-rothe und faſt blutige Farb bezeige. Solche blutige Farb nun / ſoll nirgends anders herkommen / denn von ſeinem eigenen Liecht allein / welches gleichſam ein von Schweffel - und hartz-brennende Flamme; und in Abweſenheit der Sonnen-ſtralen / ihm / zu ſeiner Erleuchtung genug ſey. Wie es aber mit dieſer von Schweffel und hartz-brennenden Flammen bewandt ſey? So wird hiervon be - richtet / daß in der Kugel Martis ein gewiſſer Strich oder Gegend ſey / die gar wüſt / unſauber / finſter / auch alles Liechts unfähig / welcher Strich nebenſt den ſcheinenden Theilen dieſes Sterns man öffters ſehen und beobachten kan. Dieſer finſtere Strich wird von Kirchero, ein unflüſſig brey-dickes Hartz - oder Pech-Meer genandt / darinnen einige Spuhr des Liechtes nicht / noch eines geraden oder wiederſtralenden Liechts / zufinden /91Von der Natur. finden / ſondern voller grauſamer düſterer Fin - ſternis iſt. Dahero kompt es / daß weilen Mars in dieſem Stuck gantz finſter / ſolcher Theil ſeiner Kugel nicht / ſondern nur die erleuchteten Theil können geſehen werden; und ſolchem nach / er nothwendig / gleichſam zerſchnitten / halbiert und höckerigt / wie der Mond erſcheine. Warum man aber ihne nicht allezeit und immer fort in ſolcher Spaltung ſchaue? Wird die Urſach geben / daß weil der Globus ſich um ſein Cen - trum herum wältzet / zeige beſagte finſtere Ge - gend ſichjederweilen / unter Zeiten aber verberge ſie ſich. Worzu aber dieſer finſtere Strich oder das ſo genandte Hartz-Meer in dieſer Steꝛn - Kugel nutze? Wird vermuthet / daß ſolches gleichſam zu einem Behalter des jenigen ali - ments verordnet ſey / wovon der Globus ſeine Nahrung und unterhalt habe. Denn aus dem - ſelben / werde vielleicht dem immerwärenden Feuer / ſo in dieſer Kugel enthalten / durch die innere Gänge / Speiſe und Zunder zugeführet; wenn aber der ausgebrochenen und hochaufſtei - genden feurigen Dünſte Rus endlich wieder herunter fället; ſo entſtehet daraus ein neues aliment, verbrenlicher Materi. Wannenhero aber behauptet werden könne / daß dieſer Planet ein eignes Liecht habe? Laſſen hierüber ein ſo andere Stern-Gelehrte folgende Gründe her - kommen: Erſtlich ſagen ſie / erſcheine die Sonne in der Kugel Martis zehenmal kleiner / weder aufErden.92Das erſte Buch. Erden. Wann nun zum Andern / die Sonne jetzt-verſtandener maſſen in ſo kleiner Figur er - ſcheine / werde dieſer Planet hiervon nur einen ſchwachen Schein bekommen / und er davon nicht gnugſam können erleuchtet werden; dahero drittens / nothwendig ein eigen Liecht darbene - benſt haben müſſe; welches eigenthümlich Liecht vierdtens / vermuthlich / ſo wol ein Schweffelich - ter See / als die häufige Feuer-Berge / durch ihre aufgehende Flammen unterhalten. Jn dem nun Fünfftens / der Glantz ſolcher Flammen / mit denen wiewol ſchwachen Stralen der Son - nen ſich vereinigt / wird er / von denſelben ver - ſtärckt / und leuchtet um ſo heller. Sechſtens / hätte Mars kein ſolches Liecht nicht; würde er von der Sonnen kaum ſo viel Klarheit haben / als der Voll-mond von dem Erdboden genieſſet. Man fraget hierbey / ob bey ſo ſeltzamer Be - ſchaffenheit dieſer der Kugel Martis, dieſelbe den - noch auch aus denen vier Elementen Urſprüng - lich beſtehe? Hier auf iſt die Antwort: Auſſer allem Zweiffel / weilen die Element unter alle Welt-Kugeln ausgetheilet ſind; jedoch aber in einer jeden beſonders getemperirt und gemiſchet. Des Feuers findet allhier ſich das Genügen / welches gleichwol den Eigenſchafften nach / von dem Jrꝛdiſchen / wie auch von dem Feuer der andern Stern-Kugeln unter ſchiedener Art ſeyn mus; ob gleich Eines ſo wol als das Andere / ſeinem Grund-weſen nach / ein recht eigentlichFeuer93Von der Natur. Feuer iſt. Das Jrꝛdiſche / läſſet beydes an ſei - nem Geruch und Farb die Natur derer Cörper ſpüren / welche ihm zum Unterhalt dienen. Das Sonnen-Feuer artet der Natur ſeiner aller-rein - ſten Subſtantz nach; alſo auch das Martialiſche Feuer / nach der Materi / davon es Nahrung an ſich ziehet. Dieſem nach / iſt dieſes des Martis Feuer voller Ruß / aus einer Mixtur von Hartz und Pech angefüllt / doch dabey hitzig / durchdrin - gend / in einer ſteten Bemühung auszubrechen / wie aller ſolcher Planeten und Stern-Feuer Natur ſich erweiſet. Mit dem wäſſerigen Ele - ment dieſer Stern-Kugel hat es nicht weniger ſeine beſondere Bewandnis; Denn das Mar - tialiſche Meer hat zwar auch ſeine Feuchtigkeit / jedoch aber von allen andern Stern-Kugeln und dem irꝛdiſchen Gewäſſer gar weit unterſchieden / indem es zähe / und mit mancherley Materien vermiſcht iſt. Die Lufft hat zu der Martis-Ku - gel eine ſolche Proportion, wie die Jrꝛdiſche ge - gen der Erd-Kugel / die Solariſche gegen der Sonnen; und die Lunariſche gegen dem Mon - den. Denn / weil die Lufft anders nichts als eines jedweden Globi beſonderer Ausflus / ſo mit dem Himmel ſich vermiſchet; mus jedwede Lufft mit der Natur ihres Globi überein kom - men; und doch dieſes allen Lüfften gemein ſeyn / daß ſie / ſo wol wie der Mond / und Erd-Lufft flüſſig / und bewegſam. Nichts deſto weniger ſcheiden ſie in andern gewiſſen Eigenſchafften ſoweit94Das erſte Buch. weit von einander / daß der Menſch unmöglich / in der Lufft eines andern Globi leben kan. Nicht weniger mus von der Erden Martis geurtheilt werden. Dieſelbe beſtehet dem Vorgeben nach / in Ert-harten Felſen und Steinen / dem Anſehen nach / wie Schweffel / Arſenik / oder Hütten-Rauch / Operment / Spies-Glas / und mehr andere Berg-gewächſe. So giebt auch der feſte Boden einen ſtarcken Rauch und Dampff von erſtgenandten Dingen: Und ob er gleich ſehr hart und unverbrenlich / ſo giebt er doch gar böſe und tödliche Dünſte von ſich. Er ſchwitzet Hartz / Berg-Oel und dergleichen Säffte in Menge: Wirfft auch Feuer / und übel-riechende Flammen häuffig / aus vielen Ber - gen / Schlünden und Pfülen / mit grauſamen Krachen. Die feuchten Theile aber dieſer Ku - gel / werden wie ſchon gemeldt / für gantz zähe / einem zerlaſſenen Pech oder einem guten Leim gleich geachtet: und noch darzu mit Schweffel gemenget / dahero es ſtets lundert / und tunckel - rothe / mit Ruß untermiſchte Flammen aus - ſpeyet.

Wie es aber mit dem groſſen Flecken bewandt ſey / der in Mitte der Kugel Martis geſchauet wird / ſind davon auch nicht einerley Meinung. Mehr gemeldter Kircherus, hält ſolchen ſchwar - tzen / oder wie es andern gefällt / rothen Flecken für einen gewaltig-groſſen Pfuel / der vielleicht in ſeinem Begriff nicht kleiner ſey / dann gantzAfrica95Von der Natur. Africa iſt. Andere aber halten ihn für eine hole Klufft. Zum Beſchlus wird hier nicht unbillig gefragt / ob bey jetzt verſtandener Gelegenheit der Martis-Kugel / dennoch Engel oder Intel - ligentien in derſelben ſich aufhalten? Oder in ſolchem ſteten greulichen Stanck und Dampff bleiben können. Hierauf nun antwortet des Kircheri mehr berührter Stern-Wanderer / daß ungeacht / alles jetzt beſchrieben / eben wol die - ſer Globus mit Engeln beſetzt ſey / ſeine Wort hiervon lauten alſo: Vix dixerat, cùm ecce veluti ingentem quendam armatorum homi - num ſtrepitum exortum, & dum reſpicerem, horrendum nimis ſpectaculum & formidabi - le viſu, ignitorum equitum turma ſe ſpectan - dam offerebat, quorum & equi & equites flammas undique & flammas eructabant; Equi - tes unâ manu gladium igneum & verſatilem, alterâ virgam flagellumq́; ue furoris indicium pariter igneum geſtabant, vultu ſummam præ ſe ferebant ferociam, oculis igneos fun - debant radios. So viel auch hiervon.

Von dem Jupiter, oder ſo genand - ten Zinn-Stern.

DEm Marte, folget in der Ordnung / der gütige Jupiter, welcher von den Stern - Gelehrten das groſſe Glück genennet wird. Dieſer ſitzet über dem Kriegs-Stern / daheroer96Das erſte Buch. er auch einen weit höhern Kreis durchlauffet; und ſolch ſeinen Lauff erſt in zwölff Jahren voll - bringet. Anlangend ſeinen Cörper / beſtehet derſelbe aus feſter und weicher / oder flüſſiger Materi. Nach Anzeig der Stern-Weiſen / iſt der Jupiter dem äuſſerlichen anſehen nach / mit viel und mancherley Gürteln / Strichen / oder Striemen / und Binden umfangen / oder ge - ſchmücket / darinnen er den Augen der Beſchauer verſcheidentlich vorſtellet. Durch ſolche Cir - ckel / und Bänder aber werden verſtanden / einige tunckele und ſchwartze Striche / (Striæ,) womit die gantze Convexität des ſonſt im übrigen gantz hell-ſcheinenden Jovialiſchen Globi, umgeben / und eingefaſſet iſt. Derſelben erblicket man bald mehr bald minder. Balden ſtrecken ſie ſich nach der geraden Lini; bald formiren ſie einen Bogen / deſſen cavität / ſich bald auf / bald nie - derwerts ziehet. Sie machen nicht allezeit eine gleiche diſtantz zwiſchen ſich; erzeigen ſich auch nicht allemal gleich weit / breit / oder ſchmal. Was aber eigentlich ſolche Gürtel oder Binden ſeyn mögen / hierüber thut des Kircheri ſchon mehr angemeldter Stern-Wanderer dieſen Bericht: Jn der Kugel Jovis, (die ſonſten auſſer dieſer Binden / übrigens weit heller und durch - ſcheinender als ein Cryſtall immer ſeyn mag; auch die Theile deſſen Fuß-feſten Landes ſo über - trefflich leuchten und gläntzen / daß man wähnenſolte /97Von der Natur. ſolte / ſo wol Berg als Thal wären von feinem Silber; nicht weniger der Geruch ſolcher Ge - gend übergehet weit alles Rauch-werck des Erd - kreiſes / die unausſprechlich geſunde Lufft und Harmoniſche Bewegung des Gewäſſers unbe - rühret /) ſind dieſe auf Erden ſichtbare Gürtel und Binden / allenthalben in der Gegend des an - grentzenden Meers / mit Bergen / wie mit einem Krantz umringet; der inwendige Zwiſchen-raum aber / ſolcher Binden / habe ſich auf eine unendli - che weite als ein fort-lauffendes Thal erſtrecket. Solches Thal-geländ ſey dem Anſehen nach / aus ſchwärtzlicher Materi eines unſchätzbaren Geruchs / den man in Vergleichung irꝛdiſcher Dingen / einen Stein - oder Eiſen-harten Am - ber-Gris nennen möchte; und ſolches Thal werde von mancherley Bächlein die aus dem Meer dieſer Kugel entſprungen / durchfloſſen. Weil nun jetzt beſagter Maſſen / die gantze Kugel dieſes Planeten eines Theils aus einer ſehr klaren Materi / anders Theils abeꝛ aus einem wäſſeꝛigen hellgläntzenden Element beſtehet; unter denen Gürteln und Bändern aber gar keinen Glantz hat: Als iſt auch ſich um ſo weniger zu wundern / daß ſolche Circkel oder Gürtel einen ſo tuncklen Schein geben / und bald gleich dann ungleich / bald krum dann gerad / ſchräg / und ſeitwarts ſtreichen / erblicket werden.

Man möchte aber fragen: Zu welchem End die Natur dieſen Planeten alſo mit Circkel /GGürtel /98Das erſte Buch. Gürtel / Strichen / und Bändern bordirt und ausſtaffiꝛt habe? Veꝛmutlich / hat ſie ſolche Stꝛich zu Behältern / Schatz-Käſten / und Pflantz - Gärten geordnet / daraus ſo wol das Jovialiſche Meer / als auch der übrige feſte Boden dieſer Stern-Kugel / den Saamen derer darinn ge - legner Kräfften an ſich ziehen / und hernach der Erd-Kugel hinwiederum mittheilen / und über dieſelbe ausgieſſen möge.

Weilen nun die Kugel dieſes Planeten beydes veſt / und flüſſig / ſo kan es nicht ermanglen / es müſſen auch ſtarcke Dämpffe entſtehen / geſtalten einige neuere Stern-ſeher auch war genommen / daß er überall mit einer Atmoſphæra oder Dunſt-Kreis umfangen ſey / dahero geſchicht es / daß der gantze Globus hiervon nicht wenig über - ſchattet / und bewölcket wird. Dergleichen Dunſt-Kreiſe werden von einigen nicht allein der Sonnen und dem Mond; ſondern auch allen übrigen Planeten zugeeignet.

Es befindet aber dieſes Majeſtätiſche und Königliche Geſtirn in dem grauſam weiten Raum zwiſchen dem Marti und Saturno ſich keines Wegs allein; ſondern hat etliche Bey - läuffer und Neben-Trabanten die ihn begleiten / welche zwar denen Alten unbekandt geweſen / durch Galilæum Galilæi aber des Groß-Her - tzogs von Florentz Mathematicum im Jahr 1610. das Erſtemal / durch ein von ihm erfun - denes Stern-Rohr erblicket / und Sidera Medi -cea,99Von der Natur. cea genennet werden. Dieſe ſind an der Zahl vier / und werden von etlich neueren Stern-wei - ſen vier kleine Monden / von andern aber beſon - dere Planeten genandt / auch berichtet / daß ſie nicht in gleicher Form und Geſtalt ſich zeigen / den Erſten hätten ſie voll / den Andern halb / den Dritten bucklicht oder überhalb / und den Vierd - ten gehörnt obſerviret / anzuzeigen / daß dieſe vier Jovialiſche Aufwarter / ihre Zu - und Ab - nähm / wiewol zu ungleicher Zeit / gewinnen. Und dieſe vier Sterne werden von theils Ge - lehrten des Jupiters Fackel-träger genandt / weil ſie mit ihrem durch die Sonne verſtärckten Liecht / den finſtern Cörper des Jovis erleuch - ten.

Zum Beſchlus dieſer des Jovis Kugel / ſind auch die darinnen ſich enthaltende Engel nicht zu vergeſſen / ſondern gleicher Geſtalt wie bey denen andern Planeten geſchehen / mit anzumel - den. Hiervon nun erſtattet des Kircheri mehr angeregter Wanders-Mann folgenden Be - richt: Ecce, ex lucidiſſimo quodam montis receſſu mirum qu oddam eximiumq́ue caſtro - rum inſtar aciei ordinatæ ſpectrum obviam fit; habitus lucidiſſimus inſtar argenti coruſcabat, vultum majeſtate plenum decorabat mira quædam clementia juncta cum eximia mentis amplitudine; odorem inæſtimabilis ſuavita - tis ſpirabant; paludamento regio totum cor - pus decorè cinctum fimbriis auræ lenis agita -G 2tione100Das erſte Buch. tione pulchrè fluctuantibus ſpectabatur, gla - dius dextrâ geſtabatur, omni pretioſorum la - pidum genere exornatus; ſiniſtrâ acerram te - nebant mille odoramentorum ſuffimigia ex - halantem. Hactenus ille.

Von dem Saturn, oder ſo ge - nandten Bley-Stern.

VOn dem gütigen Jupiter gelanget die Ordnung an den aller höchſten Planeten den Saturn, oder / wie er wegen ſeiner bleichen Farb ſonſten pflegt genennet zu werden / den Bley-ſtern. Die Egypter nandten ihn Rephan, einen Gott der Zeit: Die Hebreer aber Schabtaij, oder die Ruhe. Wie er nun über dem Jupiter ſtehet / und ſolchem nach einen weit gröſſern Circkel zu durchlauffen: Alſo erfolget auch / daß ſolch ſeinen Umlauff unter dem Thier-Kreis / er erſt inner dreyſſig Jahren vollbringet. Denen alten Stern-weiſen war er nicht völlig / und zu Genüge bekandt / geſtalten dieſer Stern erſtmals im Jahr 1610. durch Galilæum Galilæi recht entdecket / und befunden worden / daß er dem Ge - ſicht / in einer vormals ungewöhnlichen Geſtalt / nemlich / drey-leibig / oder ſehr ablänglich / oder mit zweyen Trabanten gar genau beſetzt / ſich vorſtelle / welche Leib-hüter unterweilen mit ihme ſcheinen ein Leib zu ſeyn / in deme ſie den Zwiſchen - Raum alſo verängern / daß ſie die äuſſerſte Spi - tzen berühren; bisweilen aber / mit weiter ausge -breite -101Von der Natur. breiteten Armen / ſich an ihne wie zwey Hand - haben / anzuhefften. Jeder weilen ſind ſie gantz von ihme abgeſondert / und erſcheinen als dann wie runde / und kleine Monden; geſtalten auch die Kugel des Saturns gleicher Geſtalt rund be - funden wird. Und weilen dieſe Kugel die Erde an gröſſe 165. mal übertreffen / und auf 90. tauſend halbe Erd-Diameters von der Sonnen entfernet ſeyn ſoll: Als will hier aus folgen / daß er von der Sonnen wenig Liechts zugewarten habe; ſondern wie bey den Gefährten Jovis erwähnet / alſo auch allhier ſich befinde / daß nem - lich dieſer Planet von jetzt angeregten ſeinen zween Trabanten / die um ihn herum lauffen / ſein Liecht / und Schein empfahe. Andere mel - den noch ferner / daß wann ihm die finſtere Theil dieſer ſeiner Beyläuffer entgegen ſtehen / noch andere unſichtbare Sternen ſeyn / welche zu ſolcher Zeit / und auch ſonſten miterleuchten. Wie aber dieſer Stern-Cörper beſchaffen / davon ſind die vernünfftige Muthmaſſungen / daß er / gleich wie die andern auch / genaturet: Einer Seits ſey er mit Bergen geſpitzt; an der andern aber / flieſſe ein feurig Meer / welches dem Son - nen-Glantz nicht aller Ding unänlich; deſſen einer Theil ſey hell / der andere aber tunckel. Jn der Schöpffung Himmels und Erden / habe der Allweiſe HErꝛ / von dem erſt erſchaffenen Liecht / wovon der Cörper der Sonnen zuſammen ge - häuffet / gleichfalls denen übrigen Welt-Kugeln /G iijnach102Das erſte Buchnach jeder Bedürffen / weniger eingemiſchet; welches auch weil die Sonne nicht alles erleuch - ten könnẽ / alſo nothwendig hab geſchehen müſſen. Woher es aber kömpt / daß dieſen Planeten alſo in gemein man den Bley-ſtern nennet / iſt Urſach / daß nicht nur um der bleyern Farb und Geſtalt willen er dieſen Namen trägt / ſondern meiſtes darum / daß wie einige anzeigen / das irꝛdiſche Ele - ment dieſes Globi, entweder einem Bley / oder Spies-Glas ſich gleiche: An denen erhabenen Orten aber / wie Wißmuth blincke. Sein wäſ - ſeriges / in einen grauſam weiten Meer begriffe - nes Element / beſtehe in einer / dem Qveckſilber ähnlichen feuchtigkeit. Wenn nun dieſes Globi unter-irꝛdiſches Feuer / oder die zween Neben - ſtern ſolches Meer erhitzen / ſo empöre ſich ein mächtig dicker Dampff / der in ſeiner Art / ein irꝛdiſch-bleyere Subſtantz ſchwitzet / und quillet mit immerwährenden Zuflus eine dem Queck - ſilber ähnliche Materi her aus / daß kein Menſch der Enden beſtehen könte.

Endlich folgt auch hier / gleich bey denen an - dern Planeten / mit wenigen von denen Intelli - gentien oder Engeln / als himmliſchen Jnwoh - nern dieſes Globi, ihrer Geſtalt / und Anſehen. Hiervon nun / berichtet der ſchon öffter citirte Kircherianiſche Stern-Wanderer / folgendes Jnnhalts: Ecce, ſagt er / virorum ſenili maje - ſtate conſpicuorum phalangem gradu tardo, ut ne teſtudinem tardiori reptatione procede -re103Von der Natur. re poſſe putem, nobis obviam factam conſpi - cio; vultus eorum ſubtriſti & pallido colore ſuffuſus, oculis inſititiis, fronte rugis aſperata, toto vultus habitu & compoſitione profunda contemplatione mœrori juncta mentem im - plicitam arguebant, nigro paludamento in veterum philoſophorum morem ſine ullo or - natu, barbitio tamen ſpectabiles ſe exhibebant: dextrâ manu acerram atros fumos, pernicio - ſosq́ue exhalantem, ſiniſtrâ falcem tenebant. Bis hieher auch dieſer Stern-Wanderer. Wo - mit ſo gleich auch diß wenige von dem Geſtirnten Himmel; und denen fünff Planeten oder Wan - del-Sternen beſchloſſen wird. Folget hier - auf

Von der Sonnen.

JN den Hiſtorien von America oder Weſt - Jndien lieſet man / daß als im verlittenen Seculo die Spanier im Begriff waren / endlich auch der mächtigen Landſchafft Peru ſich zu be - mächtigen; habe ein Münch ſich unterſtanden / dieſes Reichs vortrefflichen / nachmals aber / un - glückſeeligen König Attabalipa, zum Chriſten - thum zu bekehren. Als nun dieſer den König erzehlet / welcher Geſtalt Chriſtus vor die Erlö - ſung des Menſchlichen Geſchlechts gelitten / und geſtorben ſey / Attabalipa ihme geantwortet: Wie ſolte ich an Chriſtum glauben der geſtorben iſt; vielmehr glaube ich an die Sonne / die nochG iiijein104Das Erſte Buch. nie geſtorben. Dieſe Antwort hätte die eyferi - ge Spanier mehr zu Mitleyden als Rache gegen dieſen armen Heyden bewegen ſollen; ſintemal nicht er allein in dieſem Wahn geſtecket / ſondern es war weyland eine allgemeine opinion im Heydenthum / die Sonne anzubeten / und Gött - lich zu verehren. Es mus auch dieſes eine gar alte Abgötterey geweſen / und in Zeiten des Jſr ae - litiſchen Volcks all ſchon im Schwang gangen ſeyn; nachdemalen GOtt im fünfften Buch Moſis am 4. Cap. deswegen austrücklich Ver - bot gethan / und ſpricht: Hüte dich / daß du dein Hertz nicht aufhebeſt / und anſeheſt die Sonne und den Mond / daß du ſie anbeteſt / weilen je un - ter allen ſichtbaren Geſchöpffen / ſie die ſchönſte Creatur iſt; dahero auch Syr ach von ihr zeuget: Sehet die Sonne an / wie groß und ſchön iſt ſie / Es mus ein groſſer HErꝛ ſeyn / der ſie gemacht hat. GOtt / (Schöpffer aller Dinge / hochge - lobet in Ewigkeit / als Werck-Meiſter des himm - liſchen Heers) nach dem er in ſeiner Weisheit beſchloſſen / Himmel und Erden zuerſchaffen / und dabey waar genommen / daß ohne ein Inſtru - ſtrumentum primarium, oder erſtes Weſen / in welchem aller eꝛſchaffenen Dingen Leben / Fort - pflantzen / Regen und Bewegen gleichſam con - centriret wäre; auch aus ſolchem in alle Ge - ſchöpffe einflieſſen / und denenſelben / als auch dem Menſchen Leben und Weſen / ohne Abgang derKräff -105Von der Natur. Kräfften mittheilen / auch jedweders bis zum be - ſtim̃ten Ziel in ſeinem Thun eꝛhaltẽ ſolte / die Welt nicht beſtehen würde: Hat er dieſes Wunder-Ge - ſchöpff die Sonne / opus verè excelſi quoddam, veluti ſuæ Divinitatis ſimulacrum, erſchaffen; daß ſie als das vornemſte Numen, (veri Numi - nis vicarius,) Hertz / Seel / und Krafft der gan - tzen Natur / dieſe Welt regieren; die im Ab - grund der Finſternis verborgen geſtandene / aber in der Schöpffung der Welt herfür geruffene heilige Geheimniſſe der Weisheit GOttes offen - baren / damit die Menſchen durch dieſes ſichtige Materialiſche Numen, zu der Majeſtät des übernatürlich-unſichtbaren Numinis, und deſ - ſen Erkändtnis / möchten angeführet werden; geſtalten / in der gantzen ſichtbaren Welt nichts zu finden / daß von der Allmacht und Gröſſe des unendlichen groſſen GOttes / ein herꝛlicher Zeugnis darſtellete / als an dieſem aller vortreff - lichſten Geſtirn erſcheinet. Zwar / die andern Sternen ſtimmen auch alle in geſammt / auf den Ruhm / und Weisheit des hochgelobten Schöpf - fers mit ein; wie nicht weniger auch die gering - ſten Erd-Gewächſe uns als Zeichen Göttlicher Güte / Krafft und Weisheit dienen können. War Salomo / in aller ſeiner Herꝛlichkeit dem äuſſerlichen Schmuck und Pracht nach / mit keiner Feld-Lilien zu vergleichen / was ſolte dann gegen dieſe Zier des Firmaments geſchehen? Wo aber dieſes aller Edelſte Geſtirn ſeinen ei -G vgent -106Das erſte Buch. gentlichen Sitz am Himmel habe? Jſt hierüber bey den Stern-gelehrten bis noch zu / ein groſſer Stritt. Von denen zweyen vornemſten Par - theyen / ſtellet die eine die Erden zum Mittel - Punct der Welt; die andere aber / haben der Sonnen die Ehre dieſes Mittel-Sitzes gegeben. Pythagoras war dieſer Meinung Urheber; nach ihme / Ariſtarchus Samius, Philolaus, und noch andere unter den Alten haben dieſem Wahn beygepflichtet. Unter den Neuern / iſt Nico - laus Cuſanus, Cardinalis, der hat dieſe opinion wieder aus der Aſchen herfüꝛ gebracht / welchem nach Copernicus dieſelbe mit vielen demonſtra - tionen beſteiffet / und es ſo weit gebracht / daß auch Tycho Brahe, ob er gleich der Erden den Mittel-Punct der Welt gönnen wollen / doch in ſo fern mit ihme ſich vereiniget / daß die Son - ne / der übrigen Planeten / ausgenommen des Monds / Centrum ſeye. Wiewol auch hierin - nen ſie nicht aller Dinges einig ſind: Denn nach der Meinung Tychonis, führet die Sonne die Planeten in ihr em Circkel / oder in der Ecliptie nothwendig mit ſich herum. Copernicus aber ſtellet die Erde in der Ecliptie alſo / daß ſie nur allein den kleinern Mond-Kreis mit ſich herum führet. Einige noch lebende Stern-weiſe / die vor andern in beſonderer Achtbarkeit / wiſſen für die Sonne gleichfalls keinen füglichern Ort / denn das Mittel der Welt. Die meiſten aber beharren mit ernandtem Tycho Brahe, die Erdeſey107Von der Natur. ſey das rechte Centrum der Welt / beederley Meinungen werden in ſo lang ausgeſtellt / bis einſten ſie ſich hierüber vergleichen.

Wie fern aber die Sonne von der Erden ent - fernet? Jſt ebenfalls hierüber keiner Gewisheit aus den Schrifften der Stern-weiſen ſich zu erholen. Tycho Brahe rechnet die niedrigſte diſtantz zu 1117. Erd-Diametrs; Copernicus hat 1105. Andere haben 7074. derſelben. Was die Sonnen-Kugel eigentlich für ein Weſen und Cörper ſey? Davon ſind auch verſcheidene Meinungen; Unter den Alten Vernunfft - und Stern-Weiſen hielt Anaxagoras darfür / die Sonne wäre ein Stück glühend gantz feuriges Eiſens / gröſſer als die gantze Landſchafft Pelo - ponneſus, oder doch ein rother Stein. Die Stoici urtheilen / es wäre das aller-reinſte Feuer. He - raclitus ſchätzete ſie für die aller heiſſeſte und hel - leſte Flamme. Parmenides für warm und kalt. Die Pythagorici ſtunden in dem Wahn / daß Sonn und Mond Götter wären / weil ſie viel Wärm hätten / welche ein Urheberin des Lebens. Dem Epicuro kam ſie vor / wie Bimſen-Stein / oder ein Schwam der mit Feuer angezündet. Jn den Gedancken Platonis war ſie ein Cörper / aus dem meiſten Feuer zuſammen gedruckt. Noch vieler anderer Meinungen zugeſchweigen. Alſo halten auch die mehriſte unter den alten Kirchen-Vättern die Sonne für einen feurigen Cörper. Die Neuern Stern-Weiſen aber /ſind108Das erſte Buch. ſind hierüber auch nicht gleich geſinnet; Einige ſtatuiren: der Sonnen-Cörper beſtehe aus der aller dickſten Materi der gantzen Welt / inner - halb deſſen Kreis ſo viel beſchloſſen / als viel in der gantzen Lufft / durch die faſt unendliche Weite und Gröſſe der gantzen Welt-Kugel zer - ſtreiet iſt: Daß aber dieſe der Sonnen Materi im höchſten Grad / dück ſich befinde / ſolches er - fordere / ihre ſo gewaltig ſcharff-hitzende / und weitreichende Krafft. Andere im Gegentheil ſetzen: Die Sonne beſtehe aus keiner veſten / und dücken / ſondern flüſſig-weichen / und linden Ma - teri. Noch andere / achten dieſes aller Edelſtes Geſtirn / für ein rechtes Materialiſches Feuer / welches aus dem erſt erſchaffenen Liecht ſeinen Urſprung habe. Und dieſe Meinung erhält auch den meiſten Beyfalle. Wird auch kund - bar gemacht / wann durch ein tüchtiges Stern - Rohr ihre Geſtalt etwas genauer betrachtet wird. Dann man ſiehet / daß dieſe Kugel nicht über all hell und klar ſey / ſondern hier und dar mit einigen Flecken und Fackeln beſtreuet; nicht weniger nimmt man wahr / daß ihre Auswendig - keit nicht eben / noch ruhig / ſondern wie ein feurig Meer / voller rauher Wellen / ſo von geflamm - ten Würbeln und Wogen ſich aufkrauſen / und annebenſt mit gleichſam umherfliegengen Ruß beſprenget; zwar nicht ſtets auf einerley Art / noch in einer Geſtalt; ſondern heute andersdann

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109Von der Natur. dann Morgen / alſo daß man kaum ihr Anſehen mehr als einmal in voriger Beſchaffenheit an - trifft. Anlangend dieſer Sonnen-kugel Bewe - gung / hat es der Göttlichen Weisheit gefal - len / es alſo zu ordnen / daß die Sonne nirgend ſich aufhällt / ſondern in ſteter Bewegung ſo wol der täglich-als Jährlichen / und in derſelben mit welcher ſie ſich ungefehr innerhalb dreyſſig Ta - gen um ihr eigen Centrum, und um ihren Spin - del herum wältzet; und ſolches aus keinem an - dern Ende / als daß ſie die mannigfaltigen Aus - flüſſe ihrer Kräfften denen andern umher befind - lichen Welt-Kugeln / durch unterſchiedliche Stellung und Verwendung ihres Angeſichts / deſto füglicher möchte austheilen. Wie es aber um dieſen feurigen Sonnen-Cörper eigentlich bewant ſey / und aus was Weſen er beſtehe? So zeugen hiervon die jüngere Stern-weiſen aus der Erfahrung / daß die Sonnen-Kugel aus harten und flüſſigen Stucken zuſammen geſetzt ſich erweiſe / nemlich: Von einer veſten Subſtantz die dem Jrꝛdiſchen Element zu vergleichen; und dann auch von einer naſſen oder flieſſenden Weſenheit / welchedas Waſſer præſentirt / und doch eigentlich kein Waſſer iſt / ſondern vielmehr das feurige und zwar allerſtärckſte und helleſte Element.

Der flüſſige Theil ſolches Sonnen-Feuers iſt flüſſig / wie ein im gus flieſſendes Metall / wallet auch über ſich und ſtrudelt / wie ein wüten -des110Das erſte Buch. des Meer mit hochfliegenden Wogen. Jn ſol - chem Sonnen-Meer liegen viel zerſtreute Jnſu - len und Klippen; auf dem feſten Sonnen-Bo - den aber / zeigen ſich viel hohe Feuer-ausſpeyende Berge / welches vielleicht die Natur der Ur - ſachen alſo gefüget / daß die Wogen oder Wellen des Sonnen-Meers / in dem ſie durch die Gewalt des Feuers ſtets aufgetrieben werden / an denen Klippen und Felſen ſich zerſtoſſen / und vermittelſt der Zerſtreuung / ihre reiche Kräfften ſo wol den umherſtehenden / als den Jrꝛdiſchen Cörpern austheilen möchten. Woraus aber die veſten Theile des Sonnen-Cörpersbeſtehen? Jſt zwar ſo eigentlich nicht zu behaupten / doch achten die mehriſte darvor / es ſey ein Asbeſtiſch - oder Un - verbrennliche Materi / weilen ſolcher harter Zeug der Gefräſſigkeit des Feuers viel ſtärcker und beſſer wiederſtehe / als Erden / Gold / oder Eiſen. Die Felſen und Berge ſo wol an den veſten / als in den flüſſigen Theilen der Sonnen / ſo über alle Carfunckel / Rubin / Chriſoliten / und hellfuncklende Steine gläntzen / haben eine von Natur ihnen zugeeignete treffliche Klarheit / und ein ſehr ſtarckes Liecht / alſo gar / daß ihr Glantz und Hitze / in der Nähe gantz unerleydlich fallen würde. Hier möchte jemand einwerffen: Es ſey der Sonnen-Cörper gleich gantz veſt / oder beſtehe theils aus veſter und theils aus flüſſiger Materi; ſo müſſe / wann anders ſie ein natürlich Feuer / oder deſſelben voll ſey / nothwendig auchviel111Von der Natur. viel Dampff und Rauchs von ſich ausgeben / von welchem die gantze Kugel der Sonnen über - zogen / und gleichſam beſchattet würde; Alſo ihren hellen Glantz nicht dergeſtalt von ſich werffen könte / daß die gantze Welt dardurch möchte erleuchtet werden. Hierauf antworten die Stern-kündiger: Das jenige Feuer / ſo in dem in der Sonnen-Kugel befindlichen Meer / ſtetigs beweget wird; wie nicht weniger daſſelbe / ſo aus den Feuer-ſpeyenden Sonnen - Bergen mit mächtiger Gewalt in Menge her - aus bricht / giebt auſſer Zweiffel ſeine gewiſſe Dämpffe / und auch ſo gar eine Art Ruſſes von ſich. Denn weil ein warhafftig Elementiſch Feuer in der Sonnen wohnet / kan nicht wol anders geurtheilt werden / als daß ſolches auch ſeine gewiſſe Dämpff von ſich blaſe / welche in der umherſchwebenden Lufft ſich verſammlen / zu ſubtilen Wolcken ſich verdücken / und alſo je - derweilen die Sonne überſchatten / nach dem dieſelbe in Menge aufſteigen. Weil aber das Sonnen-Feuer das allerreinſte / und einem ge - ſchmeltzten Gold gleich gefärbet iſt; ſo können auch deſſelben aufſteigende Dämpffe bey weitem nicht ſo ruſſig und ſchwartz ſeyn / wie der Rauch und Dampff des Jrꝛdiſchen Feuers; folglich dem Sonnen-Glantz keine beſondere Hinderung verurſachen. Wie es um die in dem Sonnen - Cörper entdeckte Flecken bewandt ſey? Jſt bis - hero / Zeit ihrer um das Jahr 1610. durch Gali -læum112Das erſte Buch. læum und Scheinerum erſtmaliger Entdeckung / unter den Gelehrten keine Gewisheit. Etliche derſelben / halten ſie nicht vor Flecken / ſondern behaupten / daß ſolches Stern ſind / die von der Sonnen um die ſie immerdar als Trabanten herum gehen / ſtets erleuchtet werden. Etliche wollen ſie gar vor Planeten halten / und will ihnen nicht glaubhafft ſcheinen / daß in der Son - nen / als dem Auge der Welt / Flecken / und unge - ſtalte Dinge ſich enthalten ſolten. Andere be - harren / ſolche Flecken ſeyen / fuligines, Dämpffe / und gleichſam Wolcken / ſo aus dem Sonnen - Meer / und feuer-ſpeyenden Bergen heraus in die Höhe fahren / und bald ſich um die Sonne häuffen / und dann an unterſchiedliche Ort ſich zerſtreuen; bald eine / bald eine andere Geſtalt bekommen / unter weilen lang tauren / je zu Zeiten auch bald vergehen. Sie folgen auch dem Lauff der Sonnen / vom Aufgang zum Nieder - gang. Etliche geben vor / die bald vergängliche entſtehen aus dem wallenden Sonnen-Meer: Die Lang-taurende aber kommen aus den Feuer-Bergen in der Sonnen-Kugel / weil dieſe nicht gläntzen wie die andern / ſondern gegen denſelben etwas dunckler ſcheinen. Wie es aber alsdann um den Sonnen-Cörper bewandt ſey / wann bisweilen gar keine Flecken an demſel - ben geſpüret werden? giebt hierüber der offtge - dachte Kircherus dieſen Bericht: Die Sonne /ſchreibt113Von der Natur. ſchreibt er / würcket nicht nur allein in die untere Welt mit ihren Kräfften; Sondern empfähet auch von den Planeten-Kugeln mit denen ſie umgeben / ja / ſo gar auch von denen Fix-Sternen ſelbſten etwas / ſo mit einem wieder-zuruck gehen - den Einflus vergolten wird. Manchsmal aber / befinden die Geſtirn ſich in ſolcher Poſtur / daß die Kugel der Sonnen durch eine gütige Macht angehalten / und gleichſam gebunden wird / vermittels der Geſtirn anders qualiſicir - ten Eigenſchafften / ihre aufwallende / und vor grauſamer Hitz ausbrechende Dämpffe / eine Zeit lang an ſich zu halten / nach dem ihr bemeldte widrige Qualitäten den Brand in etwas gemil - dert. Welches alsdann abſonderlich am mei - ſten geſchicht / wann jetzt-erwähnte Stern - Kugeln die / ihnen zugeeignete Kräffte der Feuchtigkeit und Kälte vereinigen / und die Sonne / bey bequemer wol füglicher Situation, geſampter Hand und Macht angreiffen / ihr den hefftigen Gewalt der vor Hitze wütend - und aufwallenden Materi brechen / und zu einer Mäſſigung bringen. Worauf das ſiedende Meer / in ſeine verborgene Gänge eines theils zuruck weichet / und mit ſeiner ſchnellen Hitze ein wenig gemach thut. Weswegen dann / bey Nachlaſſung der Aufſtoſſungen / (eructatio - num,) auch die Dämpffe / ſo man Flecken nennet / abnehmen / ja / gar aufhören müſſen. Wann nun alſo die Sonnen-Kugel vor der hitzigenHunge -114Das erſte Buch. ungeſtümm ſolcher Geſtalt ein wenig Ruhe hat / und das beſchwerliche Toben des Meers nach - läſſet; kan ſie folglich dem Erdboden / ein helles freundliches und unbeflecktes Geſicht darſtel - len.

Nichts iſt bekandter als die Sonne: Und doch hat man ſeit Erſchaffung der Welt / ihre richtige Gröſſe noch nie verſichert haben / oder zu vollkommener Erkandtnis bringen mögen / geſtalten noch auf dieſe Stund die Stern-ſchauer bemühet ſind / ihren ſichtbaren Diametrum zu erkennen und zumeſſen / ohne welchen man zur Wiſſenſchafft ihrer richtigen Gröſſe nicht gelangen kan. Die diſtantz der Sonnen von dem Erd-Boden / giebt ihnen nicht weniger zu - ſchaffen / weilen auſſer dieſer man abermal von der Sonnen eigendlicher Gröſſe / keinen zuverlä - ſigen Ausſpruch fällen kan. Wie ungleich nun die Urtheile der Stern-gelehrten hiervon ſind / erhellet aus deren ſo gar nngleichen Meinungen; Etliche unter den Alten / ſchätzten die Sonne 720. mal gröſſer als den Mond. Andere: Sie wäre gröſſer denn der Mond; noch andere: Sie vergleiche an Gröſſe ſich mit der Erd-Kugel. Die Epicuriſche Secte hielte dar vor / die Sonne und andere Geſtirn hätten keine andere Gröſſe / als wie ſie geſehen würden. Eine Parthey hielt etliche Fix-ſtern gröſſer denn die Sonne. Noch anderer Meinungen zu geſchweigen. Wie groß aber iſt dann endlich der Sonnen Cörper? Nach115Von der Natur. Nach Anzeig der Alten Stern-Weiſen / ſoll derſelbe 166 . mal gröſſer ſeyn dann die Erde: Andere haben berechnet / daß die Erde 434. mal kleiner denn die Sonne; Unter denen Neuern ſind etliche nicht der geringſten / die ſetzen / daß die Sonne in ihrer Gröſſe die Erd-Kugeln um 140. mal übertreffe. Angehend aber die diſtantz der Sonnen von der Erden / ſo ſoll unter denen richtigſten auch dieſe mit gelten / die da behaupten / daß dieſelbe 1150. halbe Erd-Diametrs erhaben ſtehen.

Bleibt noch übrig / mit wenigem zuberühren / was es dann eigentlich vor eine Beſchaffenheit habe mit deren Meinungen / die da ſetzen / daß die Sonne um die Erd-Kugel lauffe: Und dieſer entgegen / mit derer Wahn / welche behaupten / daß die Sonne ſtill ſtehe; die Erde aber ſich herum drähe: Beede dieſe Opiniones, ſind all - bereit ein ſo andern Orts berühret worden / dahero allhier nur dieſe Meinung / die da behau - ptet / daß die Erd-Kugel unbeweglich; die Son - ne aber um ſelbige herum lauffe / als welche bis - hero noch den gröſſeren Beyfall der Gelehrten erhalten / noch etwas mehres ſoll ausgeführet werden.

Die jenigen nun / ſo den Lauff der Sonnen - Kugel behaupten / ſtellen in ihrem Beweis / wie nicht unrecht / die Heilige Schrifft vorne an: Weilen unterſchiedlicher Orten in der ſelben / als im Buch Joſua am 10. Cap. desgleichen beyH ijdem116Das erſte Buch. dem Propheten Eſaia am 38. Jtem / im 19. Pſalm: Und im Prediger Salomonis am 1. noch anderer Ort zu geſchweigen / dero Lauff klar und hell bezeuget wird: Alſo bauen um ſo ſicherer ſie ihre übrige Gründe / auf ſo unbewegli - chen Grund-Satz. Anfänglich zwar / iſt mehr nicht als der täglich - und Jährliche Sonnengang im Wiſſen geweſen; endlich aber mit der Zeit / iſt auch dero Umwaltzung um ihren Spindel erkundiget: Auch nunmehro von vielen Stern - Weiſen für gewis angenommen worden / geſtal - ten auch Copernicus, ob er ſchon den all täglich - und Jährlichen Sonnen-Gang beſtritten / doch dieſe Umwaltzung um ihren Spindel zugeſtan - den; und alſo die Sonne / nicht gantz und aller - dings für unbeweglich geachtet hat. Hieraus nun erſcheinet / daß dieſes Wunder-Geſchöpff einen dreyfachen motum oder Bewegung habe.

Der tägliche Gang oder Lauff derſelben / be - ſchicht von Morgen gegen Abend: Der Jähr - liche von Mitternacht gegen Mittag; Und der dritte wie gedacht / um ihren Spindel. Der tägliche Sonnen-Lauff iſt / wann dieſelbe inner - halb eines natürlichen Tags / das iſt in 24. Stunden in ihrem Kreis den gantzen Erd-Ball um circket. Dieſen Lauff nennet man motum primum, und communem, weil nicht allein die Sonne / ſondern auch Mond und Stern ver -mittelſt117Von der Natur. mittelſt deſſelben in 24. Stunden um den Erdbo - den herum wallen / auf - und niedergehen. Jedwede Stund paſſiren ſie 15. Grad ſo wol des Æqua - toris, als eines jeglichen Paralell-Circkels / durch den Meridianum.

Hätte aber die Sonne nur dieſen täglichen Lauff allein / und ſetzte ihren Gang immerdar unter einerley Paralell fort; müſte nothwendig / eine Helfft der Erd-Kugel in ſteter Finſternis / und Kälte: Die andere Helfft aber in ſtetswä - render Hitze ſtecken / und längſt ihren Untergang bekommen haben / geſtalten hierdurch aller Ding Erzeugung uñ Erhaltung / wäre verhindert wor - den. Dieſem nun vorzukommen / hat die Allweiſe Fürſehung den andern Lauff / nemlich / den Jähr - lichen mit hinzu gethan; nach welchem die Sonne ſchräg durch die Eclipticam oder die Sonnen-Straſſe / und Thier-Lini ſtreichet / mit einem ſolchen Gang / der dem täglichen entgegen laufft / nemlich / von Abend gegen Morgen; auch ſich bald gegen Suden / bald gegen Norden wen - det: Damit alle Climata oder Strich der Welt von ihr Erleuchtung hätten; und alle Theil des Erd-Kreiſes in gewiſſer Maas ihren Einflus empfünden. Die Zeit nun oder die Zahl der Tage / darinnen die Sonne wieder-kehrt / von wannen ſie ausgelauffen / und alſo ihren gantzen Umgang verrichtet / heiſſet man ein Jahr / oder 365. Tage. Der Weg dieſes zweyten Son - nen-Lauffs / oder ihre Bahn / wird die EclipticaH iijgenandt118Das erſte Buch. genandt und in zwöff gleiche Theil eingetheilt. Man nennet ſolche der Sonnen-Straſſe / ſonſte[n]auch den Zodiacum, das iſt / den Thier-Kreis. Jtem / einen Gürtel / Binden / oder Strich am Himmel / deſſen Mittel die eigentliche Sonnen - Straſſen iſt / darinnen ſie ihren Lauff vollbringet. Jn der breite dieſes des Zodiaci, oder Thier - Kreiſes lauffen auch die übrigen Planeten / dahero kompt es / daß demſelben in der Breite 16. Grad / nemlich 8. Grad dis - und 8. Grad jenſeits der Ecliptic zugerechnet werden. Dieſe Mittel - Lini nun des Thier-Kreiſes oder Sonnen - Straſſen / ſchneidet obliquè, oder ſchräge durch den Æquatorem. Wo nun derſelbe von der Lini durchſchnitten wird / welches an zweyen Orten beſchicht / da wird bey einem dieſer Pun - cten / der Anfang des Sonnen-Lauffs gezehlet. Und wann die Sonne in einem dieſer Puncten ſich befindet; machet ſie aller Orten Tag und Nacht gleich / und giebt den Frühling und Herbſt ihren Anfang. Jegliches der zwölff Zeichen des Thier-Kreiſes wird in 30. Stuffen oder Grad abgetheilet / weilen die gantze Ecliptic, 360. Grad in ſich begreiffet. Wann nun / wie ſchon gemeldt / die Sonne ihre gantze Straß / das iſt / dieſe 360. Grad in 365¼. Tag durch - lauffet: So folget / daß ſie täglich faſt einen gantzen Grad fortwandere; und alſo alle Mo - nat einen Theil oder Zeichen am Thier-Kreiſe / (Zodiaco,) durchlauffe.

Alldie -119Von der Natur.

Alldieweilen dann / wie oben erwähnt / die Sonne den Erd-Kreis nicht allein durch ihren Schein / und Lauff bewircket: Sondern auch immer fort / demſelben von Saam-kräfften eine vielfältige mixtur, mit deren ſie reichlich begabet / einflöſſet: So würde doch dieſes nicht erſchieſſen / noch die jenige Helffte der Sonnen - Kugel den Erd-Boden nicht treffen / die von dem Erdreich abgekehret / und ſolchem nach über ihn ihre Kräfften nicht auslaſſen können / wenn die Sonne ſtets einen Theil ihrer Kugel unver - kehret / ihm zukehrete. Um des willen / iſt ihr von dem Schöpffer noch eine andere und dritte Bewegung zugeordnet / Krafft welcher / ſie ſchier in Monats-Friſt / oder wie es etlichen gefället / in 27. Tagen / um ihr eigen Centrum oder Spindel ſich herum drähet; keiner andern Urſachen / dann / wie verſtanden / kein einig Stuck ihres Cörpers / müſſig und fruchtlos bliebe; ſondern binnen ſolcher Zeit / den gantzen Umkreis der Erden / mit der Influentz aller und jeder Kräfften / ſo in jedwedern Theil ſteckt / be - fruchten und ſegnen könte.

Wie ſchnell aber dis Wunder-Geſchöpff die Sonne ihren Lauff verrichte? So befindet ſich / daß gegen dieſe der Sonnen Schnellheit ihres Lauffs / alle Pfeil und Kugeln in ihrem aller - ſchnelleſten Flug / wie lauter Schnecken / ja / unſere Augenblicke / und ſo gar der Menſchen Gedan - cken / ſind mit ihrem Lauff nicht zu vergleichen:H iiijDer120Das erſte Buch. Der Blitz kömpt ihr kaum gleich. Etliche ſchreiben / ſie lauffe in einer Stund eine Million / oder zehen hundert tauſend Meilen. Andere berechnen / daß innerhalb einer Minuten / deren 60. eine gemeine Stund machen / ſie 17521. Meilen fortlauffe. Noch andere ſind / die dieſen Lauff etwas moderiren / und darfür nur die helffte ſetzen;

Noch vieler anderer Meinung zu geſchweigen / deꝛen etliche wie es ſcheinet / die Hacken gaꝛ zu weit werffen / und ſetzen / daß die Sonne in Tag und Nacht / oder innerhalb 24. Stunden an einem Nacht-gleichen Tag / zwey tauſend mal tauſend acht hundert und acht und dreyſſig Millionen / zwey hundert und viertzig tauſend Welſcher Meilen / (derer 5. eine Teutſche machen /) herum lauffe. Andere dahingegen / rechnen auf den 24. ſtündigen Sonnen-Lauff mehr nicht / als 69143. Stund-Meilen.

Angehend nun die Kräffte dieſes aller ver - wunderlichſten Geſchöpffs der Sonnen; ſo beſtehen ſolche fürnemlich in dero Liecht und Wärme: Dabey ſich aber auch noch ein drittes befindet / nemlich / ein gewiſſer Saame der Din - gen / ſo durch ihr Liecht regieret / und in dieſe Cörper des irꝛdiſchen Kreiſes herab / von der Wärme eingeführet / und eingepflantzet / folglich / allen gebährlichen Dingen des gantzen Erdbodens / ein Urſprung und Beförderung zuihrer121Von der Natur. ihrer Erzielung verleihet. Dann gleich wie das Sonnen-Liecht ſolches Saamens Führer iſt; alſo giebt es auch demſelben gewiſſe Maas / Zahl / und Proportion. Denn in dem die Sonne erleuchtet / wird alles / was entſprieſſet / von ihrem Liecht / durchgangen / und mit Hülff der Wärme geſchieden / oder abgeſondert / ver - ſammlet und zuſammen gezogen / gereinigt / beweget / erzeuget / genähret / vermehret / gevölli - get / belebet / und bey einander gehalten: Ange - merckt / ſie ſolches alles allen Cörpern ſo wol einflöſſet / als einſtralet / nicht allein durch die bekandte Kräfften und Vermögenheit ihres Liechtes; ſondern auch durch mehrerley verbor - gene ſympatiſche Würckungen.

Auf ſolche Weis nun gebieret die Sonne die Dinge des Erd-Kreiſes beydes durch den Schein / und durch die Bewegung / wie die Peri - patetici lehren. Die Bewegung mus das Liecht und den Glantz herab bringen; das Liecht aber die Wärme / den Spiritum, und Saam - Kräfften / ohne welche kein generation geſchehen kan. Jn dem nun ſolche Liechts-Wärme mit dem Spiritu, und dem Saamen / die wäſſerige Erd-Kugel durchdringet / werden Waſſer und Erde erquicket / und alles ſo darinnen begriffen / verſeltenet / verdickt / ausgekocht / gebrandt / geſchmeltzt / verhärtet / und getrucknet / getempe - rirt / ernähret / und mit gewiſſen / aus dem Liecht urſtändeten Farben gezieret.

H vEnd -122Das erſte Buch.

Endlich / iſt auch nicht zuvergeſſen / von der Sonnen Atmosphæra oder Dunſt-Kreis / und wannenhero ſolcher entſtehe? Etwas weniges beyzufügen; Hiervon iſt allbereit Meldung gethan worden / daß der Sonnen-Cörper / oder die Kugel der Sonnen / ob ſie gleich von vielen für einen aller dings reinen / aller ſubtileſten / glatteſten / polirteſten / rundeſten / gantz durchſich - tigen / über all gleich hellen / und in gleicher Klar - heit beharrenden Cörper angeſehen werde / jedoch die Augenſcheinliche Erfahrung weiſe / daß an gewiſſer Tunckelheit es ihr nicht ermangele / und ſie aus vielen ungleich gearteten Theilen hauptſächlich aus veſten und flüſſigen beſtehe / darzu nicht glatt / noch eben / ſondern wie ein wallend Meer / und der behügelte Mond-Cörper erſcheine. Was nun allhier bey uns die Erde; das præſentiret dorten in der Sonnen die veſten Theile: Was hier das Waſſer; das ſtellen dort die fenchte und flieſſende vor. Doch gleichwol iſt dieſe flüſſige Materi ein recht Elementariſch Feuer: Zwar nicht ſo grob und unrein / wie das irꝛdiſche Feuer / ſondern viel reiner und zarter / alſo daß es entweder keiner Nahrung bedarff; oder doch ſolche aus den Hölen und innerlichen Klüfften benöthigten Unterhalt empfähet.

Wiewol nun dieſe flüſſige Materi ſtets wallet / und wütet / fängt es doch keine Flammen / würfft auch keine aus / ſondern allein Rauch und Dünſte / wie ein ſiedend Waſſer. Jſt demnach die feurigeSon -123Von der Natur. Sonnen-Fluth gleichſam ein mächtig weites Liecht-Meer / und feuriger See / ſo ihre ſondeꝛbare Tieffen / Abgründ / geheime Gäng / Schlünd und Würbel hat / und auf weiſe des Meers / ſtets wütet und wallet / bald hefftiger / bald gelin - der / nach dem die in denen Hölen deſſelben / ent - haltene Materi / daſſelbe weniger oder mehr erreget. Solche Erreg - und Bewegung be - ſchicht deſto ſtärcker / gehen auch die Dünſte deſto häuffiger heraus / weil die Sonne immerdar im Kreiſe rund herum flieget / und alle 27. Tag um ihre Spindel herum kommet. Denn daraus entſtehet auch ein gewiſſer Circkel-Lauff des feuri - gen Meers / als auch deſſen Ab - und Zulauff / dahero kein Wunder / daß die Sonne ſo viel ſtarcke und groſſe Ausflüſſe / vermittelſt ſo ſteter Bewegung von ſich ausſtöſſet. Dieſe Materi nun / iſt eben der rechte Sonnen-Dampff und deroſelben Ausdünſtung / beſtehend / aus dun - ckelen / dicken / groben / zarten / truckenen / klebrich - ten / und hartzigten Theilen; der Urſachen mancherley Phænomena oder Schein-Bilder hervor kommen.

Weil dann die ausgehende Dünſte ſo man - cherley / ſo folgt / daß auch der Cörper ſelbſt / von dem ſie entſtehen / aus manch-artigen Theilen zuſammen geſetzt ſey. Nach dem auch dieſe Ausdünſtung faſt immerfort nach Art der Wol - cken augenſcheinlich aufſteiget: So wird dahero geſchloſſen / die Sonne hab ihren Dunſt-Kreis /in124Das erſte Buch. in welchem nach Art und Natur ihres Vermö - gens / ſo wol Entſteh-Vergeh - und Entſprieſ - ſungen / als Verderbnis und Zernichtungen / aller dings wie in der Welt geſchehen / und noch dazu / viel öffter / gröſſer / und mercklicher. Nicht weniger beweiſen der Sonnen Dunſt-Kreis / die vielfältige Erſcheinung / ſo an derſelben geſpürt werden. Als / wann etliche Tage über / ſie meh - rer Orten / bald ungewöhnlich bleich / bald röth - licht; Und auch jederweilen entblöſſet / geſchie - nen; und dis bey hellem klaren Wetter / alſo / daß auch um den Mittag man die Sterne ſehen können. Exempel ſind in den Hiſtorien verhan - den: Jn Zeiten Juſtiniani hat die Sonne den gröſſern Theil des Jahrs ſo bleich geſchienen / daß ihr Liecht kaum den Mond-Schein übtrtrof - fen. Jm Jahr 790. war die Sonne alſo ver - finſtert / daß ſie auch in 17. Tagen ihr Liecht nicht von ſich geben. Jm Jahr 1547. war die Sonne drey Tag lang / als mit Blut über - loffen geſehen; und war dabey alſo finſter / daß auch die Sterne / um den Mittag / man ſchauen konte. Mehrer Beyſpiel zu geſchweigen.

Zum Beſchlus / wird auch hier / gleich bey denen andern Planeten mit beygefüget / was der ſchon öffters angeregte Kircheriſche Stern-Wande - rer von denen in dem globo der Sonnen befind - lichen Engelen / ex Seraphico ordine, in ſeiner Relation herkommen läſſet; alſo aber ſchreibter:125Von der Natur. er: Et ecce, panditur intereà domus Omnipo - tentis olympi, & derepentè admirandum quoddam pulchritudinis theatrum obvium video; viri in uſitatæ magnitudinis ſeſe ſiſtunt, quorum ſplendorem, nulla tam felix penna eſt, quæ deſcribere ſufficiat, tot animatos Soles dixiſſes. Und ſo viel auch hiervon.

Von dem Mond.

VOn der Sonnen ſteiget man abwarts zu dem Monden / als eines groſſen / dem Erd - Boden aber / das nechſte Liecht / welches auch nechſt der Sonnen / demſelben zu einem geſegneten Wolſtande / die mehriſte Bey - hülffe thut. Dann was eine Freundſchafft die Erde ſampt ihren Jnnwohnern mit dem Mond habe / wie faſt alle irꝛdiſche Sachen / mit demſel - ben zu - und abnehmen / daß zeuget die tägliche Erfahrung. Nun von dieſem groſſen Liecht / oder himmliſchen Nacht-Leuchte am Firmament / welches etliche eine Materialiſche Krafft des Sonnen-Liechts: Andere aber der Sonnen Erde nennen / ſo erholet man ſich aus der Schrifft / daß der Schöpffer aller Dinge / an - fangs geſchaffen habe / zwey groſſe Liechter / nemlich: Sonn und Mond; aber zu was Ende? I. Daß ſie ſcheiden ſolten Tag und Nacht: II. Leuchten auf Erden: III. Herꝛſchen / über Tag und Nacht; und IV. Daß das Gröſſere / dieSonne126Das erſte Buch. Sonne / den Tag: Und das kleinere der Mond / die Nacht regiere. Ob nun ſchon bewieſen werden will / daß der Mond ſo Tags als Nachts über unſerem Horizont ſtehe und leuchte: So ſind jedoch von dem Höchſten deſſen Kräffte und Würckungen / dahin gleichſam prædeſtinirt und eingeſchrencket / daß durch Beſtralung ſeines Liechts / nur allein der Nacht vorſtehen: Und dieſelbe / gleich wie die Sonne den Tag regieren ſoll. Einige wollen / der Mond habe kein eigen Liecht / ſondern die Sonnen-ſtralen reflectiren ſich in ihme / gleich wie in einem Spiegel. Andere aber / wiederfechten dieſe Meinung / in deme ſie ſich vornemlich auf die Schrifft fundiren / die da ſagt: GOtt habe geſchaffen zwey Liechter / und nicht eines / von dem das Ander erleuchtet werden ſoll. Jtem / da anders wo ſtehet: Daß die Sonne ſoll ver - finſtert werden; und auch der Mond ſein Liecht nicht geben. Wie nun bekandt ſey / daß die Sonnen-ſtralen wann ſie concentrirt werden / alle Eigenſchafften des Feuers erweiſen / und in der That bezeigen: Alſo / und weniger nicht / erfinde ſich auch / daß des Monds eignes Liecht auch ſeine beſondere / und zwar dieſe Eigenſchafft erweiſe / daß durch daſſelbe / die Stralen der Sonnen alteriret / und in eine andere Natur verwandelt werden. Hierüber läſſet ein hoch - gelehrter Mann in ſeinen Schrifften ſich ver - nehmen: In hoc amborum Luminariumſchreibt127Von der Natur. ſchreibt er / radii differunt; Quòd Sol rectà per radios, feriat ſuum Lumen: at Luna nun - quam reſpicit rectà centrum mundi, ſive ter - ram, ſed ſemper centrum ſuum excentricum. Etenim non niſi per accidens reſpicit mundi centrum. Id eſt, cum eſt concentrica mun - do.

Woraus aber die Monds-Kugel beſtehe: Oder / was der Mond ſo 39. mal kleiner als der Erd-Boden / und um 52. halbe Erd-Diametros ob demſelben erhaben ſtehen ſoll / für ein Cörper ſeye? So iſt auch ſchon in den alten Zeiten / von dem Pythagora, Thalete, und Democrito, darfür gehalten worden: Der Mond / ſey eine irꝛdiſch-wäſſerige Kugel. Dieſer Meinung pflichten auch gröſſeren Theil der Neueren Stern-Gelehrten bey / und wollen daß der Mond ſey / ein Corpus Terr-aqueum, id eſt: ex humido, & terra cœleſti conſtitutum; Und beſtehe / aus einem dichten / ſchattigten und auch flüſſigem Weſen / doch anbenebenſt / rauch und ungleich / faſt wie die Erd-Kugel / in numeris ſe - minum latentium præditum facultatibus, quæ Solis radiis mixtæ, in Terra eam rerum multi - tudinem producant, quam quotidie quidem miramur.

Daß aber der Cörper des Monden aus flüſ - ſig und in harten Theilen beſtehe; erweiſet man dahero / die hellen und klaren Theil der Monds - Kugel will man für veſte und irꝛdiſche Stücke;die128Das erſte Buch. die tunckelen aber / für wäſſerige achten. Denn die Mackelen des Mondes / oder die jenige Theil welche das wenigſte Liecht haben / hält man billig / für feucht und flüſſig; und urtheilet daraus / daß ſothane tunckele und naſſe Theil / das Sonnen - Liecht / oder dero Stralen / am meiſten uñ ſtärckſtẽ an ſich ziehen uñ eintꝛincken / aber daꝛum nicht wi - der von ſich geben / oder wiederpꝛellen machẽ / wei - lẽ hierzu die Liechtere Theile / nemlich die Veſte / uñ irꝛdiſch-geartete / geſchickter ſind / auch deswegen für dicht / und Erd-veſter geachtet werden / weil ſie den Wieder-Glantz von ſich geben. So giebt auch die Ungleichheit der Mond-Kugel und herfür ragende Berge / welche man mittels des Fern-Glaſes darinnen erblicket / ſcheinbare Anzeigung / daß an und in dem Mond truckene / dichte / und veſte Theil befindlich ſeyn: Gleich wie aus den feuchten Einflüſſen des Mondes / weilen ſolche nothwendig einen feuchten Ur - ſprung haben müſſen / der Schlus zu machen / daß auch flüſſig und feuchte Theil in dem Mond enthalten ſeyn.

Einige Stern-Gelehrte / und unter ſolchen inſonderheit Kircherus, ſind der Meinung / es ſey faſt die gantze Monds-Kugel aus weis-glän - tzenden Hügeln und Steinen zuſammen gefüget / jedoch mit Meer und Jnſulen unterſchieden / durch und umfloſſen: Jn welchem Mond-meer / ein hauffen Jnſulen von weis-gläntzenden Stein-Felſen / beſonders zugeeigneter Art. Mit -

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129Von der Natur. Mitten durch die Mond-Scheibe aber / erſtre - cken ſich hier und dar einige Stuck Länder / welchen Landſchafften auch von denen Stern - kündigern beſondere Namen beygeleget / und dadurch voneinander unterſchieden werden. Worbey anzumercken / daß ſolche Berg / Thä - ler / und ebene Landſchafften des Mondes / der Materi nach / darum nicht einerley / denn eine Gegend iſt ſteinigt / und felſigt / eine andere ſandigt; auch dieſe ſind unterſchieden / dann etliche rothen / andere aber ſchwartzen Sand füh - ren. Nicht aber / iſt es alſo zu verſtehen / als ob man dem Mond eben ein ſolch Erdreich / Stein und Felſen zueignen wolte / wie auf der Welt vor Augen; Nein: Sondern wie ſchon erwähnt / ſunt ex terra cœleſti conſtituta; welches dann auch von des Monds wäſſerigen Theilen alſo zu verſtehen iſt. Demnach aber alles / was bishero von des Monds irꝛdiſchen und wäſſeri - gen Theilen iſt angeregt worden / blos allein / aus den Schein-flecken / welche man in dem Mond ſiehet / beſtehet / und aus ſolchen gemuthmaſſet wird. Als will nöthig ſeyn / fürderſt zu erörtern / ob auch ſolche Flecken warhafftig in dem Mond / und nicht viel mehr und ehender für ein Wider - ſchein der Theile des Erdbodens zu achten; alſo daß in Europa die Geſtalt oder der Schatten Eu - ropæ; in Africa, Africæ, und ſo mit denen übrigen Theilen / an dem Mond geſehen wer - den.

JBey130Das erſte Buch.

Bey den Alten / waren ſo wol dieſer Flecken / als auch wegen des Cörpers des Mondes / vieler - ley Meinungen. Diogenes, hielte darfür / der Mond wäre aus Bimſen-Steinen / oder von Glaſe / eines theils durchſcheinend / übrigens aber dichte. Empedocles, und ein Theil der Stoico - rum muthmaſſetẽ / er wäre eine Mixtur / aus einer düſtern Lufft / und Kolen-Feuer / werde aber nicht von ſich ſelbſt entzündet / habe auch kein eigen Liecht; ſondern ſey ein tunckeler Cörper der allzeit rauche / und vom Feuer brenne / dahero er theils des Feuers halber hell und klar; theils aber / wegen der finſtern Lufft / dunckel ſcheine. Pythagoras und andere gaben vor / der Mond wäre ein feuriger Cörper. Andere: Er wäre ein feurig Geſtiꝛn / das Leben uñ Veꝛſtand habe. Noch andere bildeten ſich ein / die Mond-Flecken / wären geſpiegelte Bildniſſen des groſſen Welt - Meers / welche alſo in dem Mond erſchienen / und durch dero Gegenſchein / dem Geſicht ſich darſtelleten. Weilen aber die Mond-Flecken unveränderlich ſind / können ſie keine Spiegel - Bildniſſen ſeyn. Bey denen Chaldæern war die Meinung / der Mond habe an einer Seiten ſein eigen Liecht; an der andern aber / ſey er gantz finſter; alſo daß durch die Umwendung ſeiner Kugel / das Liecht täglich zunehme / bis die gantze leuchtende Halb-Kugel ſich dem Geſicht vorſtellet. Mehrer Meinungen zugeſchweigen.

Dieſe131Von der Natur.

Dieſe des Monds Mackel oder Flecken werden wiederum von denen Stern-Weiſen / in die alte und neuere ab - und eingetheilet. Die Alte Flecken werden genandt / die jenige Gröſſere / welche von männiglich ohne Beyhülffe eines Fern-Glaſes in der Monds-Kugel können beau - get werden. Dieſe ſind auch ſchon in den alten Zeiten beobachtet worden. Heut diß Tags aber / wann ſolche durch das Fern-Glas geſchauet werden / ſcheinen ſie / wie groſſe Meer / und Seen. Die Neuere aber ſind die kleinere / welche ohne Hülff des Stern-Rohrs nicht mögen geſehen werden; und dannenhero den Alten unbekand geblieben. Dieſe ſind man - cherley / in Gröſſe / Geſtalt / Farb / Sitz / Ab - wechſelung des Liechts und Schattens / und andern Eigenſchafften unterſchieden. Die Zahl der Flecken / fället unterſchiedlich: Einige zählen dero 270. Andere 550. Eine Parthey kompt bis auf 600. Theils zählen noch höhere Summ / ſintemal das gantze Angeſicht des Monds / wie im Voll-Mond erſcheinet / mit kleinen Flecklein gleich wie mit Kugeln und Steinen / beſtreuet iſt; die gröſſern Mackeln unge - rechnet / welche verſtandener Maſſen / wie Meer / Meer-Buſen / Seen / Pfützen / Meer-Strudel / See-Klippen / Flüß oder Bäche / gantze und halbe Eyländer oder auch wie Fuß-veſte Landſchafften erſcheinen.

An dieſen kleinern Mond-Flecken / habenJ ijfleiſſige132Das erſte Buch. fleiſſige Stern-Weiſe unterſchiedliche Sachen / die merckwürdig / beobachtet. Erſtlich zwar / daß etliche der kleinern Flecken / ſehr dück und häuffig / in einem langen Strich aufeinander folgen / alſo daß / wann man ſie nur durch ein gemein Fern-Glas beſchauet / ſie gleichſam wie gezogene Furchen / Striemen / oder Züge von Str alen ſcheinen: So man aber nahe bey der Il - lumination oder Erleuchtung / durch vollkom - mene Stern-Rohr ſie beſichtiget / findet man ſie von einander unterſcheiden / faſt wie eine dücke Stern-Saat / oder wie die ſo genandte Milch - Straß. Zweytens / daß etlichen Flecken noch andere kleinere anhängig / oder in einander gefü - get ſind / wie die Edlen Steine in die Ringe ein - gefaſt werden: Oder auch der Geſtalt umgeben / und gleichſam mit kleinen Bergen gekrönt / daß ſie / nach dem die Illumination abweichet / meh - rerley Geſtalt / bald eine Roſe / bald einen See / gleichſam fürbilden. Drittens / daß in etlichen Flecken / gleich wie in Schläuchen / Buſen / Win - ckeln / oder Falten / ein - und mehr kleinere enthal - ten / die ihre kleine Schatten nach derſelben Ge - gend zu / werffen / wohin der Schatten derer Flecken / wovon ſie eingeſchloſſen ſind / ſich nei - gen. Vierdtens / daß etliche / in den Gröſſern ſolcher Geſtalt eingefangen / daß ſie ihren Schatten nach der Seiten zu / werffen / welche dem Schatten ihrer Beſchlieſſen entgegen geſe - tzet iſt.

Die133Von der Natur.

Die Figur / dieſer der kleinern oder neueren / denen Alten unbekandten Flecken / fället gemei - niglich in die Rundung / oder doch / länglicht - rund; verändert ſich aber öffters: Und ſolches geſchicht entweder von der libration der Mond - Kugel um ihre Spindel / welcher wegen ſie / in deme ſie zu denen Ränden der Mond-Scheiben ſich nahen / dem Anſehen nach / in die Enge ge - trieben / oder zuſammen gedrungen; hingegen / wann ſie davon zu ruck weichen / ausgebreitet werden: Oder / von der unterſchiedlichen Illu - mination, das iſt / unterſchiedlich einfallendem Sonnen-Liecht in die Kugel des Monds / welches urſachet / daß man die Rände der Mond-Tafel bißweilen unzer gäntzt; unterweilen auch zerriſ - ſen oder geſtümmelt / erblicket. Woher es nun komme / ſo verändern ſich gedachte kleine Flecken von Tag zu Tag / und faſt ſtündlich / in dem ſie nicht allein tunckler oder liechter / gröſſer oder kleiner / und endlich gantz hell werden; ſondern auch der finſtere Theil / nemlich der Schatten / ſtets in die Runde herum getrieben wird / nach der Sonnen-Lauff hinſchauet / und auf die Ge - gen-ſeite deſſelben fället / wie des Schattens aus der aufgehenden Sonne Natur mit ſich bringet. Der Locus, oder Sitz dieſer Flecken / verſtellet ſich eben wol öffters in Krafft der libration, oder Hin - und Herbewegung / geſtalten bald dieſe / bald andere in einer geraden Lini erſcheinen; und doch bald hernach / auſſerhalb ſolcher LiniJ iijgeſehen134Das Erſte Buch. geſehen werden: Gleichwie etliche jetzo gleich / dañ ungleich weit von einander ſind; und bald mehr nach Süden / bisweilen näher gegen Norden ſich befinden. Nicht weniger Unterſcheid ereignet ſich auch an ihren Farben; Jngemein aber / ſind ſie entweder weis oder ſchwartz / doch aber beyderley hernach wieder unterſchiedlich. Et - liche ſind allzeit weiſſer als die andern; etliche ſchwärtzer als andere / welche deswegen ehender für See und Pfützen / als Berg und Thäler an - geſehen werden.

Hier iſt aber noch ein ſtarcker Zweiffel / ob der Mond rauch und uneben / oder rund / glatt und eben ſey?

Daß die Monds-Kugel ein dücker und run - der Cörper ſey / wollen ein guter Theil der Stern - Gelehrten behaupten / und ſetzen / daß dieſer runte doch dücke und tunckle Cörper geſchickt ſeye / die Sonnen-ſtralen aufzufangen / und wieder zu - ruck zu werffen. Aus dem unterſchiedlichen Liecht und Schein des Monds nehme man ab / daß er müſſe kuglicht ſeyn / und illuminirt werde; aber darum ſey er nicht glat-rund / ſondern höcke - richt / und bucklicht. Nicht allein / wenn er ſich entzweyet / ſondern auch / wenn man ihn nach der Entzweyhung durch ein Fern-Rohr anſchauet / wird man gewahr / daß der Strich / welcher das gläntzende oder helle / von dem Finſtern ſcheidet / krumm und voller falten / und ſolch Grentzmalaugen -135Von der Natur. augenſcheinlich vielfältig gebogen / viel ſpitzig und gekerbt ſey / welches eine Anzeigung / daß darinnen etliche Stuck niedrig / etliche erhaben. Ferner ſo erſcheinen ungefehr an dem vierdten und folgenden Tagen nach dem Neuen / in dem annoch ſchwartzen Theil des Monds / ei - nige liechte Spitzen / oder ſonderbare kleine Plätze / wie Klippen / und kleine Jnſulen / ſo von dem allbereit erleuchten veſten Lande des Monds abgeſondert; und liegen etliche ſchwartze Theil dar zwiſchen / welche durch den geraden Sonnen - Schein noch nicht erleuchtet ſind. Das Ge - gentheil beobachtet man / wann der Mond im Abnehmen begriffen iſt. Mehrer Beweis für jetzo zu geſchweigen. Antreffend aber / die klare Tüpffeln / ſo auſſerhalb der Grentz-ſcheidung hervor ſchimmern; ſind ſolche nichts anders als Gipffel und Spitzen ſehr hoher Berge / wel - che erhabener ſtehen / als die übrige nahe umher liegende Ort; deswegen auch geſchwinder von der Sonnen erleuchtet werden können: Welches ſonſt unmöglich geſchehen könte / dafern / keine Berg und Thäler / oder erhabene Theil ſich in dem Mond befindeten / ſondern es würden alle Theil zugleich beſtralet / auch auſſerhalb der Erleuchtungs-Section, gar keine Plätz / oder Bettlein jemals verſpüret werden.

Hier von iſt allbereit Anregung geſchehen / daß es in dem Mond-Kreis auch weiſſe Berge gebe: Nicht weniger erfindet ſich / daß auchJ iiijanders136Das erſte Buch. anders Gebürg von unterſchiedlicher zuſammen - geſetzter Materi / allda ſeyn müſſen; geſtalten noch ein anderer Berg / in gemein der Porphir - oder rothe Marmel-Berg ſich ſchauen läſt / welcher der Materi nach / gar nicht / wie andere Berge mus beſchaffen ſeyn / denn er allzeit in anderer Farb zu erſcheinen pfleget. Einige Stern-Weiſe erachten / daß er aus einer Schwefflich-Salpetriſchen Materi beſtehe / dar - aus ein immerbrennendes Feuer ſich nähre / und ſolchem nach einen Vulcan, oder Brenner gebe / wie der Berg Ætna in Sicilien / oder Veſuvius bey Napoli.

Wie es aber mit denen ſo genandten alten Flecken des Monds die männiglich vor Augen / und ohne Fern-Glas zu ſchauen / beſchaffen? So wird darfür gehalten / daß ſolche Mackel oder Flecken / gleiche und glatt-geebnete Flächen ſeyn müſſen / aus dieſen Urſachen: Erſtlich / weil ſie weder die Farb ändern / noch einen ſolchen Schatten geben / welcher ſtündlich wechſelte / oder auch zu Zeiten gar verſchwinde. Darnach und für das Andere / weil alle die Scheidungs - Striche Liecht und Schattens / ſo bey allen Mond-Geſtalten ſich ereignen / wenn ſie durch dieſe gröſſere Flecken gehen / zu jeder Zeit aller - dings gleich und eben geſchauet werden / dahero beharret wird / daß dieſe groſſe Flecken / anders nichts als Meer / Seen / und Waſſer-Pfüle ſeynmüſ -137Von der Natur. müſſen. Woher es aber kömpt / daß man jeder - weilen einige klare Plätzlein verſchiedener Gꝛöſſe / ſo wol auf der Liechts-Grentz ſelbſt / als auſſer - halb derſelben erblicket? Jſt diß die Urſach: Die Meer / und Seen der Monds-Kugel kommen in dieſem Stuck / da bißweilen einige Ort darauf erblickt werden / die ziemlich gros und doch gantz / hell erleuchteyſind / zu anderer Zeit aber ſchattigt geſehen werden / mit denen groſſen Waſſern der Erd-Kugel allerdings überein: Sintemal in jenem in der Mond-Kugel enthaltenen Gewäſ - ſer nicht weniger / als auf dem Erdboden auch / unzählich viel trefflich hohe Felſen / und eben ſo wol mancherley gröſſe Eyländer / welche theils flach und platt; theils aber mit Bergen umge - ben / gefunden worden. Unter andern iſt an - merckens wehrt / was ein ſo anderer / unter denen neueren Stern-Gelehrten von dem ſo genand - ten Klippen-Meer des Monds angezeichnet / daß nemlich dieſes Meer / weil es vor andern des Monds Meer-Küſten mit einer blaſſeren Farb unterloffen; zu dem auch / hin - und wieder mit hellern Plätzlein angefüllet; ſo ſey daraus zu - ſchlieſſen / daß es gleichſam voller Untieffen / und Klippen: Und weilen unterſchiedlich krumme geſchlängelte Striche zu ſelbigem Meer lauffen / werden ſolches groſſe Flüſſe ſeyn; die in daſſelbe ſich ergieſſen; dahero dieſe Ströme man mit dem Namen des Mond-Nils beleget; denn gleich wie der Fluß Nilus in Egypten / durchJ vver -138Das erſte Buch. verſcheidene Arme und Canal in das Libyſche Klippen-Meer ſich ergieſſet / welches gleicher Geſtalt voller Untieffen iſt / alſo auch dieſer Nil-Strom des Monds / mit vielen Armen erſagtes Lunariſches Klippen-Meer erreichet. Die Oerter aber / ſo er vorbey ſtrömet / ſchei - nen voll Pfützen und Moraſt / und gar nicht trucken zu ſeyn; wie man aus einer gewiſſen Farbe muthmaſſet / weswegen er auch deſto füglicher mit dem Nil-Strom vergliechen wor - den.

Wie es aber eigentlich mit dem Gewäſſer in der Kugel des Monds beſchaffen: Und ob daſſelbe Meer auch einer Bewegung unterworf - fen; auch ab - und zuflieſſe? Wird beſteifet / es walle das Gewäſſer um den gantzen Kreis der Monds - Kugel / werde auch mit der Waltzung des Monds in die Runde bewegt / brauſe / und werffe hohe Wellen / welche alsdann ſich am meiſten empören / wenn es von den gerad zuſchieſſenden Sonnen-ſtralen getroffen wird; ſo zur Zeit des Voll - und Neu-Monds zu geſchehen pflegt. Denn / weil das Gewäſſer des Monds gar ſubtil / zart / und leicht beweglich / werde es von den Stralen der Sonnen auf das höchſte erdünnert / (rarefaciret) und deswegen / ſo wol zur Zeit des Voll-Monds / auf der hergewandten; als des Neu-Monds / auf der abgekehrten Seiten ſehr aufgetrieben. Jn dem es alsdann bald an die aufſtoſſende Klippen / bald an die groſſen See -Berg139Von der Natur. Berg und Jnſulen / gantz ungeſtüm widerprellt / wodurch ſein grauſamer Schlag ihm gebrochen wird / dahero aus ſo widrigen Bewegungen ein erſchröcklich Gebraus / auſſer Zweiffel entſtehen mus. Uber das kömpt hierzu auch noch / die tägliche Bewegung des Monds / wordurch das Meer mit angetrieben wird / deſto gröſſeren Ungeſtüm erweiſet / je Schnur gleicher es ſich gegen die Sonne befindet / geſtalten / durch das Stern-Rohr einige Anzeigung ſolcher wüten - den / und hin - und herwallenden Meer-wogen erſehen werden können. Hierzu aber iſt nicht die geringſte Urſach mit / die libratio, oder Wal - tzung des Monds. Einige ſchreiben auch die - ſem Meer / einen Zu - und Abflus / ſonderbar in dem / von den Stern-kündigern ſo genandten Oeſterreichiſchen Meer-Buſen zu / woſelbſten ſie auch einen Meer-Würbel vermuthen / wel - cher doch nicht allzeit / ſondern nur um das neue Liecht geſpüret wird; da / wie man glaubt / das Mond-Meer / nach dem es an der andern un - ſichtbaren Seiten / von den Sonnen-Stralen aufgereget und ausgebreitet / durch beſondere / unter der Mond-Erden verborgene Gänge hinflieſſet / und an jetzt-erwähntem Ort wieder herfür bricht. Was Urſachen aber vorhanden / welcher wegen die Natur dieſes das Mond-Ge - wäſſer dergeſtalt ſtarck und ungeſtüm bewege? Jſt nicht wol zu er gründen / und dem Allmächti - gen Schöpffer allein bewuſt. Doch fället etli -cher140Das erſte Buch. cher Meinung dahinaus; weil die Mond-Kugel eben ſo wol als der Erd-Ball / Erdwäſſerig iſt; das Lunariſche Meer aber dero gantzen Kreis umgiebt; ſo hab es ſich anders nicht ſchicken wollen / denn daß der jenige Theil / welcher nach der Sonnen gekehrt / nach dem er von dero Stralen getroffen / ein mächtig groſſe ausdäu - ung / oder Ausbreitung bekäme / und alſo eine Waſſer-woge auf die andere ſtieſſe / bis an die an - dere Seite des Monds / die allda rauſchende Fluten ihnen begegneten / darüber viel groſſe Würbel / und gleichſam hoch auf gehügelte Waſ - ſer-Berge zuſammen gehäufft würden.

Wie ſtehet es aber um die Berge in der Mond-Kugel / derer ſie gantz voll zu ſeyn erbli - cket wird; zu was End / mag wol der Mond alſo felſigt / Bergigt / und voller Hügel geſchaffen ſeyn? Hier auf laſſen einige ſich vernehmen: Es ſey darum geſchehen / daß die Sonnen-ſtralen / nach dem ſie / in die hole Klingen und Wände ſo vieler Berg und Hügel einen Einfall gethan / nebenſt dem Liecht auch die Wärme / mittelſt mannichfaltiger Widerſtralung verſtärckten; ſintemal ſolche Wärme dem Mond nicht weni - ger als dem Erdboden vonnöthen ſey: Denn nach dem die Mond-Kugel durch den heiſſen Sonnen-ſchein erwärmet; theile ſie dieſe Wär - me ihrem Meer-Waſſer mit; das Mond-Meer dahingegen / nach dem es von übermäſſiger Hitzeer -141Von der Natur. erdünnert / oder verſeltenet werden; theile als - denn wiederum die Krafft des Lunariſchen Ein - fluſſes / dem irꝛdiſchen Cörper deſto bequemer mit; und dieſes recht zu begreiffen / ſo ſey zu wiſſen / daß auf der gantzen Welt einig Subje - ctum oder Cörper nicht ſeye / welcher ohne das Liecht / nicht auch mit beſondern Eigenſchafften und Kräfften wäre begabt worden. Wie nun Anfangs in der Schöpffung ſolche Kräffte ihnen eingeſchaffen ſind: Alſo auch ſey kein aufhören / dieſelbe der irꝛdiſchen Welt / um welcher willen ſie erſchaffen ſind / einzuflöſſen. Weil aber die Kräfften in ihren Leibern / ohne die Wärme träge / und gleich als todt ligen: So erwecke die Sonne / als das Leben der Welt / durch ihre mächtige Erwärmungs-Krafft / und nachdrück - liche Würckung / in dem Mond-Cörper darinn ſie hafften / ihre verborgene Gewalt: Und wenn ſolche Aufreitzung geſchehen / ergieſſe ſich die Krafft des Mondes in das Erdreich; und alſo erreiche ſie ihr beſtimmtes endliches Ziel.

Noch eine Frage kompt hier vor / ob nem - lich die Mond-Kugel / weil in derſelben jetzt-ver - ſtandener Maſſen faſt alle Dinge wie auf dem Erdboden geſtaltet / nicht auch von Menſchen bewohnt: Oder ſo keine Menſchen darinn an - zutreffen; ob ſie nicht von einigen beſondern Geiſtern beherꝛſchet und regieret werde? Die Antwort fället verſcheidentlich. Pythagoras, ſchon zu ſeinen Zeiten / wie auch ſeine Nachfolgerſtacken142Das erſte Buchſtacken in dem Wahn / der Mond müſte Jrꝛdiſch ſeyn / weil er / wie der Erdboden / zu rings umher bewohnt würde / auch gröſſere Thier / und ſchö - nere Gewächs hägte / denn die Thier wären 15. mal gröſſer / und geben keinen Abgang der ver - daueten Speiſen / durch den Auswurff von ſich: Auch wären die Tage in dieſer Mond-Welt von gleicher Länge. Anaxagoras, und Democri - tus ſtimmeten mit den neueren Stern-Gelehrten darinn über eins / daß im Mond / Berg und Thale wären. Xenocrates glaubte / der Mond wäre ein Land / darinn viel Städte und Berge begriffen. Plutarchus ſtellet das Fegfeuer in den Mond; dergleichen thut auch Macrobius. Einige Naturkündiger / waren in dem Wahn / der Mond / würde von Menſchen und Engelen bewohnt / welche daſelbſt als auf einer himmli - ſchen Erden / ihren auffenthalt hätten. Nico - laus Cuſanus vermuthet / daß nicht allein der Mond / ſondern auch die andern Planeten / und noch etliche denſelben verwante Sterne mit Ein - wohnern beſetzt wären. Dergleichen Meinung gilt auch bey etlichen der Vornemſten / unter den neuern Stern-Weiſen / nur daß etliche wol - len / daß nicht alle Planeten / ſondern nur der Mond / und Jupiter bewohnt ſeyen. Dieſe Meinung aber / hat auſſer Zweiffel ihnen verur - ſachet / die herꝛliche Gröſſe / und ſchöne Geſtalt dieſer himmliſchen Cörper / von denen ſie ihnen keine ſo wüſte Leerheit haben einbilden können /bedacht /143Von der Natur. bedacht / da ſo die / gegen das Geſtirn ſo ringfü - gige / ſtaubig - und kotige Erd-Kugel mit Jnnwoh - nern angefüllet iſt. Sie lieſſen ſich beduncken / die Geſtirn / wären eben nicht allein zu dem Ende geſchaffen / daß ſie blos allein dem Menſchen zu Dienſt / den Erd-Kreis erleuchteten: Sinte - mal kein Haus-Vatter ſeinem Haus-Geſind eine Fackel anzündete / die gröſſer wäre als das Haus ſelbſt / die Göttliche Güte und Wolthä - tigkeit / müſte man ſo genau nicht einſchrencken / und nur alſo zu reden / auf ein Hand voll Men - ſchen die das Erdreich beſitzen / einziehen. Es ſtritte wider die Allmacht und Fürſehung GOt - tes / ſo man ſpreche daß das unermäßliche Ge - ſtirn / und mächtige Stern-Kugeln aller Jnn - wohner lehr ſeyn ſolten; und was noch mehr der gleichen Gründe ſeyn mögen.

Die andere Parthey ſo dieſer Meinung widerſpricht / gründet ſich auf die Schrifft / beſag welcher / die Geſtirne zu einem gantz anderen Ende erſchaffen worden. Dieſes führen ſie weitläuffig aus / ſo aber allhier um vorgeſetzter Kürtze willen / übergangen wird.

Zum Beſchlus / weiln der ſchon öffters angeregte Kircheriſche Stern-Wanderer / in der Mond-Kugel / weder Engel / noch Intelli - gentien / weniger einige Spur von Menſchen antreffen können / gleich er in den andern Stern - Kugeln gefunden; als ſoll ſtatt ſolcher / ſeine relation, von der Geſtalt und Eigenſachfft deruns144Das erſte Buch. uns verborgenen / und unſichtbaren Seiten der Mond-Kugel / hierbey gefügt werden. Alſo aber redet er hiervon: Durch eine ſchnelle Um - kehrung ward ich empor geraffet / und auf die Gegenſeite des Monds geſtellet; Alſo balden kam ich auf einen tuncklen Weg / und ſpürete daſelbſt eine ſolche Finſternis / dergleichen auf Erden ſich ereignet / wenn die Demmerung be - ginnet. Auf dieſer Fahrt erfuhr ich / daß das Mond-Meer ſich um die gantze Kugel ergieſſe / und ſampt dem Meer-Waſſer der andern ſicht - baren Seiten / theils Orten gar breit ſey / etlicher Orten aber durch einen breiten Buſen / mit demſelben zuſammen ſtoſſe. Das zwiſchen-lie - gende weite Land fand ich ſo rauhe / daß keinem Menſchlichen Fuß ein Tritt daſelbſt war zuge - laſſen. Wer die ſcharff geſpitzte Haut eines Stachel Schweins geſehen / der wird ihm die irꝛdiſche Theile / dieſer abgewandten Monds - Seiten / welche voller Ritz / Spält / und überall herfürſtehender ſehr ſcharffer / ſpitziger Steine recht einbilden. Wer wolte die Breite der Berge / ſo um die Grentzen des Liecht und Schat - tens befindlich / ermeſſen: Gewislich / es waren etliche nicht anders / als wie zugeſpitzte Thürne anzuſehen / und dieneten als Bollwercke / Rigel / und Dämme / wider das Meer des Monds. Uber das / regierete allda / ſonderlich um die Zeit des Voll-Monds / eine ſo grimmig kalte Lufft /daß145Von der Natur. daß keiner ſchärffern durchdringendern Kälte ich mich zu erinnern wüſte. Ja! wann keine Gött - liche Krafft mich erhalten / würde ich wegen der Lufft / die weis nicht was für eine ſonderbare Erſtickungs-Gewalt bey ſich führet / und zu dieſer irꝛdiſchen Lufft gar nicht proportioniret iſt / kein Augenblick bey Leben geblieben ſeyn. Doch wäre ich ſchier geſtorben vor Schrecken / wegen grauſamen Toben des Gewäſſers. Hactenus ille. Und ſo viel auch von der Monds-Ku - gel.

Bevor aber / und ehe dieſe des Geſtirnten Himmels / und der Planeten / inſonderheit Sonn und Monds-Beſchreibung / völlig geſchloſſen werde; hat man vor gut befunden / dem Curio - ſen Leſer zugefallen / des gelehrten Schuſters Jacob Böhms / ſonſten Teutonicus Philoſo - phus genandt / deſſen ſchon hiervorn einmal er - wehnung beſchehen / Meinung / von Erſchaf - fung / Art / und Eigenſchafft des Firmaments und der Planeten / aus ſeinen vielen Schrifften zuſammen zu ziehen / und in beliebter Kürtze bey zufügen. Ob hieraus etwa ein ſo andere der Stern-Gelehrten Meinung mehres könte er - läutert werden. Alſo aber ſchreibet er: So wir wollen unſer Gemüth erheben / und forſchen nach dem Himmel da GOtt innen wohnet; ſo können wir nicht ſagen / daß GOtt allein über den Sternen wohne / und alſo eine Veſten um ſich geſchloſſen habe / welche aus dem WaſſerKge -146Das erſte Buch. gemacht ſey / da niemand ohne Zulaſſen durch - dringen könne; welche Gedancken die Men - ſchen gar ſehr bethören; alſo wäre GOTT zertheilet / und wäre umfaßlich gleich der Son - nen. Der rechte Himmel da GOTT innen wohnet / iſt über all an allen Orten / auch mitten in der Erden. Er begreifft auch die Hölle / da die Teufel wohnen / dann nichts iſt auſſer GOtt. Denn da er geweſen iſt für der Schöpffung der Welt / da iſt er noch / nemlich in ſich ſelber; er ſelbſt iſt das Weſen aller Weſen. Alles urkun - det von ihme / und heiſſet darum GOtt / weil er allein iſt das Gute / das Hertz / Liecht / und Krafft / davon die Natur urſtändet. So nun jemand will GOtt ſinnen / der nehme vor ſich die ewige Finſternus die auſſer GOtt iſt / (Denn GOtt wohnet in ſich ſelber / nichts vermag aus eigner Krafft ihn zu faſſen /) dieſe hat ein groſſes ſehnen nach dem Liecht / wie das Liecht in der Finſternis ſich ſpiguliret / und in ſich ſehnet; in ſolchem Sehnen oder Begehren findet man die Quaal / dieſe Quaal fänget des Liechtes-Krafft / das Sehnen aber machet die Krafft Materialiſch; und dieſe Materialiſche Krafft iſt der Schlus für GOtt / oder der Himmel. Dieſes alles iſt der Creatur zwar unbegreifflich / doch aber dem Gemüth nicht unempfindlich / denn im Gemüth der heiligen Seelen ſtehet das Paradis offen. Der Himmel darinnen GOtt wohnet / iſt das heilige Element / und die Veſte oder Klufftzwi -147Von der Natur. zwiſchen GOtt / und den vier Elementen iſt der Tod / denn der innere Himmel hat eine andere Geburt / das iſt: Er hat ein ander Leben / als das Aeuſſere / oder der vier Element Leben iſt. Es iſt zwar wol ineinander / aber keines begreifft das andere / gleich wie Silber und Zinn nimmermehr ſich recht mengen laſſen / Urſach / jedes iſt aus einem andern principio erbohren / ob ſchon ſie einander ähnlich ſehen / und nahe verwand ſeyn / ſo iſt es doch wie das Jnnere und Aeuſſere gegen - einander. Alſo iſt es auch mit der ewigen inne - ren Natur bewandt / dieſe iſt eine Jungfraue; die Auſſere aber durch Lucifers Anzündung ge - ſchwächt / und verderbet / doch aber ſoll ſie wieder gereinigt werden.

Der Himmel / iſt ein lieblicher Freuden - Saal / darinnen alle Kräfften verſammlet ſind / aber nicht Bös und Gut in einander / ſondern lauter und rein. Er iſt aus dem Mittel des Waſſers gemacht / doch aber nicht auf eine ſolche Weis qualificirende / wie das Waſſer in den Elementen / weilen die Grimmigkeit nicht darin - nen. Nichts deſto weniger gehöret er zur Na - tur / denn dar aus haben Sterne / und die Element ihren Urſprung und Kräffte / denn der Himmel / ſo ein reines / lauteres / unbegreiffliches Waſſer / darinnen weder grimm / noch Tod / oder Fäulnis zu finden / iſt das Hertz des Elementiſchen Waſ - ſers / wie dieſes hinwiederum das Centrum aller Creaturen.

K ijBe -148Das erſte Buch.

Belangend aber den Himmel / und was er ſey? So ſchreibet davon Moſes alſo: GOtt habe zwiſchen den Waſſern eine Veſte gemacht / und das Waſſer unter der Veſten von dem Waſſer über der Veſten geſchieden / und die Veſte Himmel geheiſſen; diß iſt wol recht ge - ſchrieben / aber bishero zur Genüge nicht verſtan - den worden. Es iſt aber der Himmel die gantze Tieffe / ſo weit die Æthera zur Geburt dieſer Welt ſich haben eingegeben; und dieſer iſt die matrix, aus welcher Erde / Steine / und das Materialiſche Waſſer geboren worden. Nun hier hat GOtt das Materialiſche Waſſer geſchieden von der Matrix, und ſiehet man gar eigentlich allhier / daß das Materialiſche Waſſer gleichſam wie ertödtet / nicht hat können in der ſchwebenden Mutter bleiben / ſondern es iſt auf die Erd-Kugel geſchaffen worden; und GOtt hat es Meer geheiſſen / durch welchen Namen in der Natur-Sprach / ein grünen im Todt: Oder / ein Leben in der Zerbrechlichkeit / angedeutet wird. Als nun der Himmel von der Erden / und dem ſinſtern Geſtippe in der Zuſammentrei - bung iſt Lauter worden; ſo ſind allda in der Matrix des Himmels geſtanden / die drey Ele - ment / Feuer / Lufft / und Waſſer / dieſe drey ſind in einander in einer Mutter / und dieſe Mutter wird allhier der Himmel genandt / denn der Himmel iſt die Matrix und heiſſet darum Him - mel wegen der Scheidung / daß die Quint-Eſſenzdes149Von der Natur. des Geſtirns iſt abgeſöndert / und in höhern Himmel geſetzt worden.

Wann derowegen man redet vom Him - mel / und von der Geburt der Elementen / ſo redet man nicht von frembden Dingen / ſo da weit von uns ſeyn: Sondern wir reden von Dingen / ſo in unſerem Leib und Seel geſchehen / geſtalten uns nichts nähers iſt als dieſe Geburt / weilen wir darinnen / als in unſerer Mutter / leben und ſchweben / und alſo von unſerer Mutter Haus reden.

Wann wir aber vom Himmel reden / ſo reden wir von unſrem Vatterlande / welches eine erleuchtete Seel wol ſchauen kan / ob es gleich dem Leib verborgen bleibt. Denn gleich wie die Seele des Menſchen / im Menſchen / zwiſchen der Sternen und Elementen Krafft ſchwebt / und ſchwimmet; alſo auch ſchwebet der geſchaf - fene Himmel zwiſchen dem Paradis und der Höl - len-Reich. Er ſchwimmet in der ewigen Matrix, ſein Weſen iſt unfaßlich und unbegrefflich. Sein Ende iſt ſo weit / als die Æthera zur Schöpffung ſich habẽ einer geben; er reichet ſo weit als Lucifers Königreich gereichet / da doch kein Ende geſpü - ret wird / weil die Göttliche Krafft ohne Ende: Dann unſere Sinnen reichen nicht weiter dann bis an den feurigen Himmel der Sterne.

Wenn man anſiehet die Sterne / und die Tieffe ſamt der Erden / ſo ſiehet man mit ſeinen Augen nichts als den Alten Leib im zornigenK iijTode;150Das erſte Buch. Tode; den Himmel aber / kan man nicht ſehen / denn die blaue Kugel iſt nicht der Himmel / ſon - dern nur der Alte Leib / oder die verderbte Natur / daß es aber ſcheinet / als wäre eine blaue Kugel über den Sternen / damit der Locus dieſer Welt für dem heiligen Himmel verſchloſſen ſey / das iſt nicht alſo / ſondern / es iſt das obere Waſſer der Natur / welches viel heller iſt / als dieſes ſo unter dem Mond iſt. Wann nun die Sonne durch die Tieffe ſcheinet / ſo iſt es gleich wie Liecht-blau. Wie tieff aber / oder wie weit der Locus dieſer Welt ſey / das weis kein Menſch / ob gleich einige Stern-Gelehrte dieſes zu meſſen ſich unter ſte - hen.

Wann derowegen jemand betrachtet dieſe Welt / ſo hat er ein Fürbild des Himmels. Die Sterne / bedeuten die Engel / denn wie die Sterne unverändert bleiben und leuchten müſſen bis an das Ende der Welt; alſo und nicht weniger beſtehen auch die Engel im Himmel unveränder - lich in ewigkeit. Die Element deuten an / die wunderbare proportion und Veränderung der Himmels-Geſtalt / denn / gleich wie die Tieffe zwiſchen den Sternen und der Erden-Kugel in ihrer Geſtalt ſich immerdar ändert / bald iſt es ſchön helle / bald trüb / bald Regen / dann dücke Lufft; bald iſt die Tieffe blau / dann grünlicht / bald weislicht: Alſo iſt auch die Veränderung des Himmels in mancherley Farben und Geſtalt / aber nicht auf ſolche Art wie in dieſer Welt / ſon -dern151Von der Natur. dern alles nach dem Aufſteigen der ſieben Gei - ſter GOttes / und das Liecht des Sohnes GOt - tes / wohnet ewig darinnen; doch iſt einmal ein gröſſer Aufſteigen in der Geburt / als das ander / daraus erhellet / daß die Göttlich Weisheit wun - derbar / aber unbegrefflich. Die Erde bedeutet die himmliſche Natur / oder den Siebenden Na - tur-Geiſt / darinnen die Bildungen / Formen / und Farben aufgehen. Die mancherley Vögel / Fiſch / und Thiere / bedeuten die mancherley Ge - ſtalten der Figuren am Himmel; dann man ſoll wiſſen / daß im Himmel eben ſo wol allerley Figu - ren auf gehen die denen Thieren / Vögeln / und Fiſchen dieſer Welt ſich gleichen / aber auf himm - liſche Art / Klarheit / und Form; alſo auch aller - ley Bäume / Gewächs / und Blumen. Aber gleich wie es aufſteiget / alſo vergehet es auch wider / denn es iſt nicht zuſammen corporiret / gleichwie die Engel / ſondern es figuriret ſich nur alſo in der Geburt der aufſteigenden Qualitäten im Natur-Geiſt; denn wenn eine Figur in ſei - nem Geiſt gebildet wird / daß ſie beſtehet / und der ander Geiſt mit dieſem ringet / und obſieget / ſo wird ſie wider zertrennet / oder doch verändert / alles nach der Qualitäten Art und das iſt in GOtt / wie ein heilig Spiel / darum ſind auch die Creaturen / als Thiere / Vögel / Fiſch / und Würme / in dieſer Welt nicht zum Ewigen We - ſen geſchaffen / ſondern zum VergänglichenK iiijgleich152Das erſte Buch. gleich wie die Figuren des Himmels auch verge - hen.

Der Himmel / welcher ein Unterſcheid zwi - ſchen GOttes / und dieſer Welt Reich iſt / der iſt ein Firmament / oder Veſte mit allen Geſtalten der Leiblichkeit / und iſt die Decke in unſern Au - gen; denn wir haben nur Firmamentiſche Au - gen / darum vermögen wir auch nicht / das Reich GOttes zuſchauen; und eben diß / iſt der ſchwe - re Fall Adams / daß ſein Geiſt und Augen in das Aeuſſere / in die vier Element / in die Begrefflich - keit / als in den Tod eingiengen / allda ward er blind am Reich GOttes; denn das Aeuſſere in denen vier Elementen / als Aus-Geburten des reinen Elements / das iſt anfänglich / und alſo auch endlich und zerbrechlich / darum auch alles was aus - und in denſelben lebet / das mus zerbre - chen / denn das principium der äuſſeren Welt vergehet wieder; es hat ein Ziel / daß es wieder in ſeinen Æther gehet / geſtalten auch die vier Element wieder in eins kommen werden. Wie nun alles was in der Welt herfür kompt / hin - fällich und ſterblich iſt: Alſo mus es wider in das[E]ine / daraus es kommen iſt / und auch darinnen als ein Wunder ſtehen / und ſich von Menſchen und Engeln ſchauen laſſen. Dann Anfangs hat alles in der ewigen Weisheit geſtanden / ohne Weſen / bis es in der Welt Erſchaffung iſt Sub - ſtantialiſch geworden.

Wie153Von der Natur.

Wie ſchon gemeldt / die Sterne ſind eine Aus-gebuꝛt / odeꝛ quinta eſſentia, welche ſich von denen gröbern Theilen abgeſchieden / darum ſie auch alſo in der Höhe ſchwebend bleiben. Ein jede Eſſenz in den vielfältigen Centris der Ster - nen / hat ein Sehnen und Verlangen nach der andern; auch einen ſteten Willen zum inficiren: Denn es iſt eine Eſſenz der andern Speis und Tranck / auch Kaſten und Behalter. Die Sterne in ſich / ſind anders nichts / als ein Cri - ſtalliniſcher Waſſer-Geiſt / aber kein Materia - liſch Waſſer / ſondern eine Eſſenz alles deſſen / was ſich auf Erden generiret / in dem Geſtirn iſt der feurige / lüfftige und irꝛdiſche Quaal; und dieſer iſt auch in dem Materialiſchen Waſſer; Supe - perius ſicut inferius, was das Untere iſt / das iſt auch das Obere: Was in der Erden in der Compaction gefunden wird / das iſt auch das Geſtirn. Der Himmel iſt der Mann / die Erde aber das Weib / welche das gebie - ret / wormit ſie der Himmel ſchwängert; denn das Obere iſt des Untern Leben und Regiment / es zündet das Untere an / daß es davon rege / und und würckend wird / ſonſten ohne das Obere iſt es gleich als ohnmächtig.

Alſo herſchet der Geſtirnte Himmel in allen Creaturen / als in ſeinem Eigenthum. So vielerley Sternen nun ſind / ſo mancherley iſt GOttes Krafft und Weisheit. Es hat aber ein jeder Stern am Himmel / ſeine eigene und beſon -K vdere154Das erſte Buch. dere qualität und Krafft / dahero auch die man - nigfaltigen Unterſcheid der Creaturen auf Erden entſtehen. Es liegen zwar in jedem Stern aller anderer Stern-Kräfften / aber verborgen / und iſt nur in einer Eigenſchafft würckend. Das Corpus der Sterne iſt nicht allein Feuer und Waſſer / ſondern beſtehet auch aus Härte / Wei - che / Finſter / Bitter / Sauer und Süſſe; in Summa / alle Kräfften der Natur / und was die Erde in ſich vermag / dahero kompt es / daß ſie auch in einander würcken / und haben auch ihro Mackeln / Flecken / und Unreinigkeiten / davon auch Hiob zeuget im 15. Capitel.

Von der Geburt der Pla - neten.

Und zwar Erſtlich: Von der Sonnen.

DJe rechte Geburt und Herkommen der Planeten iſt alſo beſchaffen: Als der Him - mel zum Unterſchied gemacht ward / zwiſchen dem Liecht GOttes / und der von Lucifer geur - ſachten Anzündung / und Verderbung des Cor - poris oder Leibs dieſer Welt / ſo war die Welt ein Finſter-Thal / und hatte kein Liecht / das in dem äuſſeren Leib auſſer dem Himmel geſchienen hät - te. Alle Kräfften ſtunden gleichſam im Tod gefangen / und ängſteten ſich alſo ſehr / bis inMit -155Von der Natur. Mitten des Leibes ſie ſich erhitzten. Als nun dieſe ſo ängſtliche Geburt alſo ſtrenge in der Hitze ſtunde; da brach die Liebe im Liecht GOttes durch den Himmel des Unterſchieds / und zündete dieſe Hitze an; da gieng in der Hitze im Waſſer / oder im Fetten des Waſſers / das ſcheinende Liecht auf / und zündete ſich das Centrum oder Hertze des Waſſers an. Diß geſchah in einem Augenblick / denn ſo bald das Corpus das Liecht recht er griffen / iſt das Corpus darinn gefangen worden / ſo wol die Hitze / und in eine ziemliche Sanfftmuth mitte verwandelt / und hat nicht können in ſolcher Angſt ſtehen; alldieweilen aber die Hitze vom Liecht iſt erſchrocken / ſo hat ihr grauſamer Feuer-Quaal ſich geleget / und nicht weiter anzünden können. Auch hat die Durch - brechung der Liebe / im Liecht GOttes / durch den Himmel auf dißmal mit ihrem Durchbre - chen / aus Göttlichen Vorſatz weiter ſich nicht erſtrecket; und darum iſt die Sonne auch nicht gröſſer worden.

Von dem Planeten Marte, oder dem ſo genandten Eiſen-Stern.

ALs aber die Sonne ſich angezündet / ſo ſtund der nechſte Circul um die Sonne im Feuer - Schracke; denn die Sonne oder Liecht ward im Waſſer ſcheinende; und die Bitterkeit im Waſ - ſer fuhr in dieſem Schracke mit auf aus demLoco156Das erſte Buch. Loco der Sonnen / über ſich / auſſer ihrem Ort / als ein ungeſtümmer Plitz; und hat in ſeinem Cörperlichen Weſen mit ſich genommen / die Grimmigkeit des Feuers / davon iſt das Feuer gantz bitter geworden; denn das Feuer / iſt der Stock und Kern des Schracks. Als er aber von dem Liecht iſt er griffen worden / da ſtund er ſtill / und nam ſeinen Locum ein. Daß aber das geſchwind-hinach-eylende Liecht den Martem nicht ehender ergriffen / urſachet der Ernſte Grimm und Schnelle des Plitzes; denn er ehen - der nicht von dem Liecht hat können gehalten werden / bis ihn daſſelbe gantz inficiret hat. Da blieb er als ein Gefangener ſtehen / im erſten Um - gang um die Sonne; und da ſtehet er nun als ein Wüter / Tober / und Beweger des gantzen Leibes dieſer Welt / dañ das iſt auch ſein Ampt / daß er mit ſeinem Umgang im Rad der Natur alles bewege / davon alles Leben ſeinen Urſprung hat. Er iſt der Subſtantialiſche Grimm in dieſer äuſſeren Natur hitzig und ein gifftiger Feind der ſelben / durch welches Aufgang und Geburt / auf der Erden allerley gifftige böſe Würme worden ſind. Sein Corpus, oder Stern-Kugel iſt entſtan - den / als das Liecht den Grimm durch - leuchtet und beſänfftiget.

Von157Von der Natur.

Von dem Jupiter, oder dem Zinn-Stern.

ALs nun der bittere Feuer-Schrack vom Liecht gefangen ward / da drang das Liecht in ſeiner eignen Gewalt noch höher in die Tieffe hinauf / bis es gelangte / an den harten und kalten Sitz der Natur. Da konte die Krafft ſo erſt - mals aus der Sonnen ausgangen / nicht höher / ſondern blieb allda Cörperlich beſitzen / und nam denſelben Ort zur Wohnung ein. Aus dieſer Liechtes-Krafft / ſo ein gantz ſanfftes / freundli - ches / ſüſſes / und holdſeeliges Weſen / ward der Planet / oder die Stern-Kugel des Jupiters. Der iſt ein Sänfftiger des zerſtörend - und wüten - den Martis; und ein Urſprung der Sanfftmuth in allem Leben: Wie auch die Quell des Waſ - ſers / davon das Leben ſich gebieret. Alſo weit hat nun des Lebens-Krafft aus der Sonnen ge - reichet / und nicht höher. Der Glantz oder Schein aber / welcher auch ſeine Krafft hat / der reicht bis an die Sterne / und durch den gantzen Leib dieſer Welt.

Von dem Saturno, oder dem Bley-Stern.

SAturnus, der kalte / herbe und ſtrenge Regent / nimmt ſeinen Anfang und Herkommen nicht von der Sonnen; denn die Sonne giebt dasLeben:158Das erſte Buch. Leben: Er aber den Leib allen Creaturen dieſer Welt. Er hat in ſeiner Gewalt die Kammer des Todes / und iſt ein Vertrockner aller Kräff - ten / davon die Leiblichkeit urſtändet. Jn bey - der dieſer Planeten Gewalt / ſtehet der gantze Leib dieſer Welt / keine Creatur oder Bildung noch Beweglichkeit mag auſſer dieſer beeder Gewalt / im natürlichen Leibe dieſer Welt / nicht geſche - hen. Sein Urſprung / iſt ernſtliche herbe und ſtrenge Aengſtlichkeit des gantzen Leibs dieſer Welt; denn als zur Zeit der Anzündung des Zorns / das Liecht in der äuſſerſten Geburt dieſer Welt verlaſch: So ſtund die herbe qualität in ihrer ſchärffſten und ſtrengiſten Geburt / und zog aller Quaal-Geiſter Gewürcke gantz herb und ſtreng zuſammen / davon Erde und Steine worden ſind / und war wol recht das Haus des Todes / oder die Einſchlieſſung des Lebens / da - rinnen Lucifer gefangen ward. Als aber am erſten Tage das Liecht durch das Wort oder Hertze GOttes in der Wurtzel der Natur / des Leibs dieſer Welt / hinwiederum begunte anzu - brechen / gleich wie ein Anfang der Beweglichkeit des Lebens: Da bekam die ſtrenge und herbe Ge - burt / wieder einen Anblick oder Anfang des Le - bens in der Geburt / nach dem ſie bis an den drit - ten Tag da die Liebe GOttes das Liecht der Sonnen angezündet / gleich als im ängſtlichen Tode geſtanden. Weil aber der Sonnen - Krafft die Engliſche Geburt / oder die Qualitätdes159Von der Natur. des Grimms und Zorns nicht konte auffſchlieſ - ſen / und temperiren / bevor ab in der Höhe / über dem Jupiter: So ſtund dieſelbe gantze Gegend oder Kreis in grauſamer Aengſtigkeit / wie ein Weib in der Geburt; und konte doch wegen der groſſen Kälte und Herbigkeit die Hitze nicht er - wecken. Weilen aber gleichwol die Beweglich - keit war aufgangen / durch Krafft des verborge - nen Himmels: So konte die Natur nicht ruhen / ſondern ängſtete ſich zur Geburt / und gebahr aus dem Geiſt der Schärffe / dieſen herben / kalten / und ſtrengen Sohn den Planeten Saturnum. Denn der Geiſt der Hitze konte ſich nicht entzün - den; davon das Liecht / und aus dem Liecht durch das Waſſer / die Liebe und Sanfftmuth entſtunde: Sondern es war eine Geburt / der ſtrengen / kalten und ernſten Grimmigkeit. Dar - um iſt er auch ein Vertrockner / Verderber und Feind der Sanfftmuth / durch ihne entſtehen in den Creaturen die harten Beine. Es iſt die Stern-Kugel Saturni nicht an ihren Ort gebun - den wie die Sonne / denn er iſt nicht ein leiblicher Ort im Raum der Tieffe; ſondern / er iſt ein Sohn aus der Kammer des Todes; und iſt nur ein Hausgenos im Raum da er inne laufft. Er hat ſein Cörperlich Eigenthum für ſich / wie ein neu-geboren Kind / wann es von der Mutter kömpt.

Von160Das erſte Buch.

Von dem Planeten Venus, oder dem Abend-Stern.

DJeſer holdſeelige Planet / ein Anzünder der Liebe in der Natur / hat auch ſein Herkom - men und Urſprung vom Auf gang der Sonnen. Als die Liebe GOttes die Sonne anzündete / ſo gieng erſtlich aus dem Loco der Sonnen aus der Aengſtlichkeit und denen ſieben Quaal-Geiſtern der Natur auf / der erſchreckliche Grimm und bittere Feuer-Schrack. Dieſer gieng zu erſt in der Anzündung der Sonnen aus der Kammer des Todes auf / als ein Aufwecker des Tods / und ein Anfang des Lebens / und ſtieg gantz grimmig über ſich / bis das Liecht der Sonnen ihn er griff und inficirte / da ward er durch die Sanfftmuth des Liechts gefangen / davon iſt / wie ſchon ge - meldt / der Planet Mars entſtanden.

Nach demſelben Feuer-Schracke / iſt die Krafft des Liechts / welches anfänglich ſich aus dem Fetten des Waſſers hinter dem Feuer - Schracke geboren / urplötzlich als eine Macht hinnach gefahren / und den grimmigen Feuer - Schrack gefangen genommen / auch über den - ſelben ſich hoch erhoben / als ein Bezähmer der Grimmigkeit / dahero nun / iſt die Sinnlichkeit in der Natur / und der Planet Jupiter entſtan - den.

Als aber jetzt-gedachte zween Geiſter derBe -161Von der Natur. Beweglichkeit und des Lebens / aus dem Loco der Sonnen durch die Anzündung des Waſſers waren aufgefahren; ſo drang die Sanfftmuth als ein Sohn des Waſſers / mit der Krafft des Liechts gantz ſanfft inficirende / unter ſich in die Kammer des Todes / davon iſt die Liebe des Le - bens / oder der Planet Venus worden. Dieſer Planet / iſt im Hauſe des Todes dieſer Welt / ein Aufſchlieſſer der Sanfftmuth / oder / ein An - zünder des Waſſers / und ein mächtiger Durch - dringer der Härtigkeit; ein Anzünder der Liebe / in welchem das Obere Regiment / nemlich: Die bittere Hitz des Martis, und die Sinnlichkeit des Jovis begierlich wird / davon die inficirungen entſtehen. Denn die Krafft Veneris beſänfftigt und lindert den Grimm Martis; den Jovem aber / macht ſie demüthig / damit die Menſchen ſich nicht über GOtt erheben / wie Lucifer ge - than hat.

Von dem Mercurio.

UNter dem Planeten Venere, ſtehet Mercu - rius, demſelben giebt Venus ſeine Krafft durch ihr Sincken; darum iſt er ſo liſtig / und redet gern von allerley Wiſſenſchafften der Na - tur. Er iſt ein behender und ſchneller Aufwe - cker des Saamens / welchen er von der Venere bekömpt; denn er will den Leib erwecken / und in das Weſen bringen. Er giebt dem Leib die Sprach / das Sinnen / und Nachdencken / vor -Lnem -162Das erſte Buch. nemlich in dem Geſtirn / und in der Matrice der Sonnen.

Von dem Mond.

UNter dem Mercurio iſt der Mond / allda bleibet das Sincken ſtehen; er iſt ein vermiſcht Weſen aus allen; er giebt den Ma - den-Sack / und alles was hinein gehöret; er nimmt auch alles an / und machet das gantze Bild / nemlich das Thier. Er iſt die Leiblichkeit / in ihm laufft Venus; er hält alles / und läſſet nichts ſincken / ſtehet doch immer in Furchten vor dem fallen / darum weil die Erde unter ihm ſtehet / denn er fühlet und empfindet den Zorn oder Grimm in der Erden. Er laufft als ob er flüchtig wäre. Er iſt falſch / denn er begehret das Oberſte und auch das Unterſte. Er heu - chelt mit dem Centro der Erden / und auch mit dem Centro der Sonnen.

GOtt / das ewige Liecht / der iſt auch der ewige Wille / der ſcheinet in die Finſternis / und die Finſternis haben ergriffen den Willen; und in demſelben Willen den ſie er griffen / gehet auf die Angſt / und in der herben Aengſtlichkeit das Feuer; im Feuer aber das Liecht / und aus dem Liecht die Krafft / und aus der Krafft / das Reich. Nun iſt worden aus dem Feuer das Geſtirn / und[f]ürters die Sonne / und aus der Krafft der Him - mel / das Reich aber iſt GOttes. Dieſes alles war im erſten Willen der Schöpffung unterein -163Von der Natur. einander: GOtt aber ſcheidete den Feurigen Willen von dem milden Liechts-Willen; und hies den feurigen Sterne / und den milden Wil - len Himmel / wegen jedes Krafft.

Die Sonne iſt die Göttin in dem dritten Principio dieſer geſchaffenen Welt / (zu verſte - hen / in der Materialiſchen Krafft /) dieſelbe gieng aus der Finſternis / in der Aengſtlichkeit des Wil - lens / auf Art und Weis der Ewigen Geburt; denn als GOtt das Fiat ſtellete in die Finſternis / ſo empfieng die Finſternis den Willen GOttes / und ward ſchwanger zur Geburt. Der Wille macht der Herbigkeit das Anziehen / und das Reiben des Anziehens zur Beweglichkeit; dieſe aber das Wehe / und das Wehe die Aengſtlich - keit / und dieſe das Bewegen / Brechen / und Auf - ſteigen. Dieſes kan die Herbigkeit nicht leyden / zeucht dahero nur härter an ſich / und die Bitter - keit / oder das Anziehen läſſet ſich nicht halten / ſondern ſticht und bricht ſo hart im Anziehen / bis es die Hitze erweckt / daß darinnen der Plitz aufgehet. Von dieſem Plitz erſchrickt die finſte - re Herbigkeit; und in dieſem Schrack entzündet ſich das Feuer / in dem Feuer aber / das Liecht. Nun würde kein Liecht / wann nicht der Schrack in der Herbigkeit geſchehe / ſondern blickte nur Feuer / der Schrack aber in der Herbigkeit ertöd - tet deroſelben Härte / daß ſie unter ſich ſincket / und wird nun tod und ſanfft. Wenn ſich alſo der Plitz in der Herbigkeit erblickt / ſo er -L ijſchrickt164Das erſte Buch. ſchrickt er noch viel ſehrer / in dem er die Mutter ſo mild / und halb ertödtet in Ohnmacht findet. Jn dieſem Schrack / wird ſein feurig Recht / weis / ſanfft / und milde; und diß iſt des Liechtes anzün - den / da das Feuer in eine weiſſe Helle verwandelt wird. Auf ein ſolche Art iſt im Fiat aufgangen die Sonne in ihrer erſten Entzündung; die an - dern Planeten aber / als über ſich / aus der wüten - den Bitterkeit der Mars, welchen der Sonnen - Glantz gehalten / als er ihn erblickte. Und aus der Sonnen-Krafft / welche ſich noch höher ge - ſchwungen / Jupiter, vom Centro vom Fiat an - gefangen; und aus der ängſtlichen Kammer der Saturnus. Unter ſich aber die Venus von der ſanfften Mildigkeit / als die Herbigkeit über - wunden / die gleich dem Waſſer unter ſich ſancke / daß ſich das Liecht anzündete / ſo ward aus dem herben Grimm / die Lieb und Demuth / welche unter ſich ſtieg; und aus der überwundenen Krafft in der Herbigkeit der Mercurius, darinn ſtehet die Wiſſenſchafft / was im Urkunde fürm Liecht ſey. Als aber das Liecht die Krafft im Loco der Sonnen Materialiſch machte / gleich auf irꝛdiſche Art / da iſt der Mond geworden; das iſt: Der Mond iſt eine Materialiſche Krafft des Sonnen-Liechts / oder der Son - nen Erde.

Fol -165Von der Natur.

Folget eine Figur / der gantzen ſichtba - ren Natur / wie ſie von dieſem Authore vorgeſtellet wird.

DJe Alten Weiſen und Mathematici, haben zwar eine Sphæram entworffen / durch welche ſie das himmliſche Rad etlicher Maſſen vor geſtellet. Hierdurch haben ſie dem Unbe - greifflichen einen Weg zur Betrachtung des Myſterii Magni zeigen wollen: Aber das himm - liſche Rad hat einen viel ſubtilern Verſtand / und kan auf ſolche Weis mit keinem Circul gemacht werden / denn gleich wie GOtt in ſich ſelbſt im Jnnern wohnet: Alſo auch windet ſich das Rad der Natur von Auſſen einwerts / und ſtellet dieſe Figur vor. Nicht iſt müglich / daß man es mah - len kan / ſondern es iſt nur ein natürlich Gleich - nus. Das auſſere Rad iſt der Zodiacus mit dem Geſtirn / dieſer hält den achten Umkreis. Nach demſelben folget die Erd-Kugel / darnach herum Saturnus; und wenn man am Rade herum fähret / der Mond: Und wiederum am Rad der Jupiter; dieſem nach am Rade herum Mercurius, und weiter herum Mars, und dann Venus; die Sonne aber in Mitten: Und nach der Sonnen das Feuer / welches die Sonne giebt / und nach dem Feuer die andere Welt / nemlich / die himmliſche Tinctur, und nach der Tinctur die drey Zahl als das Centrum der Ewigen heili - gen Natur.

L iijDer166Das erſte Buch.

Der Zodiacus mit dem Geſtirn / iſt das Regiment des Gemüths / beydes in der Tieffe und in der Creatur: Die zwölff Zeichen ſind die zwölff Theile / welche das Creutz im Centro ma - chet / davon ſich das Regiment des Obern in zwölff Theil ſcheidet / alſo auch das Gemüthe. Denn die ſechs Geſtalten am Centro theilen ſich jede in zwey Theil / (auſſer Sol, das theilet ſich nicht / als nur in die Drey-Zahl / Glantz / Feuer und Tinctur,) Ein Theil nach der Tinctur, wel - che das Leben hat / das Ander nach der Tinctur der Lufft / welche Geiſt hat / und doch kein Leben macht. Alſo ſind der Zeichen zwölff / die ſchei - den ſich in zwey Regiment / als in ein Himmli - ſches nach der Tinctur, und in ein Jrꝛdiſches nach dem Geſtirn dieſer Welt / als in die Lufft. Dieſes alles läſſet ſich mit keinem Circul voll - kommlich entwerffen / denn die Sonne ſtehet im innwendigſten Circul hineinwerts / und die an - dern Planeten alle / wieder herauswerts / bis auf die Krone / dieſe beſchlieſt den Auswendigen oder äuſſerſten Himmel. Es kan nicht verſtanden werden mit der äuſſerſten Vernunfft / ſondern im Geiſt / der verſtehet es in ihm ſelber. Al - les gehet in ſich hinein gegen dem Centro Solis, und auch wieder aus ſich heraus / gegen der Figur der Weſenheit. Er drähet und wendet ſich über - und unterſich / denn der Geiſt der Tinctur,[a]ls das rechte Feuer-Leben / der treibet über ſich /[oder]hineinwerts nach der Freyheit GOttes /und167Von der Natur. und begehret gleichwol den Geiſt der Weſenheit / welcher unter ſich treibet / denn ohne denſelben beſtehet das Feuer-Leben nicht. Alſo kehret oder wendet ſich der Geiſt des Feuers herum / gleich als auf eine Seiten / und greiffet dennoch nach dem Geiſt der Weſenheit / dieſer aber fliehet vor dem Feuer / doch / weil er aus dem Feuer-Le - ben geboren wird / auch davon nicht kan geſchie - den werden; ſo wird er mit dem Geiſt des Feuers herum gedrähet; denn wenn ſich der Feuer-Geiſt nach der rechten Hand umwendet / und nach dem Geiſt der Weſenheit greifft: So wendet und drähet ſich dieſer auch in der Umwendung nach der andern Seiten hinaufwerts / und dieſes ur - ſachet ein Drähen / daß eines dem andern nach - laufft; (Hîc intelligitur motus librationis terræ, & inæqualitas dierum & noct. ) denn die Weſenheit fliehet vor dem Feuer / und kömpt doch aus dem Feuer / wie man ſiehet / daß die Lufft aus dem Feur ausgehet / und aus der Lufft wird das Waſſer / welches die Weſenheit iſt. Alſo begehret das Feuer / (welches eine Angſt iſt /) die Sanfftmuth / und die Freyheit aus der Qual / greiffet nach dem Waſſer-Qual: Und die Sanfftmuth als der Waſſer-Qual begehret Leib / daß ſie vor dem Feuer bedeckt / und frey ſeyn möge / denn das Feuer lauffet immer nach dem Waſſer / das Waſſer aber fliehet vor dem Feuer / denn wenn das Feuer über ſich: und das Waſſer unter ſich ausführe / würde es eine weite KlaffsL iiijund168Das erſte Buch. und Zertheilung geben / auch hierdurch ein jedes in Tode geſetzet / und ein Nichts werden. Wei - len aber das Feuer nach dem Waſſer ſich neiget / und darinnen erquicket; ſo behält es ſein Leben / und kan demnach den Geiſt / (Lufft) wiederum von ſich geben / daß das Leben beſtehet. (Motus triplex Terræ circa 1. Anni 2. ab occaſu ad ortum, & 3. librationis.)

Von der Sternen und Planeten Regiment unter ſich / und dero Lauf.

WJe im Tractat von den Engelen gemeldet / ſo ſind ſieben Fürſten-Engel nach den ſie - ben Geiſtern GOttes. Dieſe Engliſche Für - ſtenthum oder Königreich / wie man ſie nennen mag / ſind als eine Offenbahrung des ewigen Halles der Stimmen GOttes. Sie ſind als ein particular aus dem groſſen Myſterio, und ſeind in dem Hall des ewig-ſprechenden Worts doch nur eines / denn ein einiger Geiſt regieret das. Ein jeder Engliſcher Fürſt / iſt eine Eigen - ſchafft aus der Stimme GOttes / und trägt den groſſen Namen Gottes. Deſſen hat man ein Bild an den Sternen am Firmament / wie auch / an den Königreichen und Herꝛſchafften / unter allen Geſchlechten auf Erden / da ein jeder Herꝛ ſeinen Obern-Titul und Unter-Namen und Ampt trägt; eben alſo iſt es auch mit den Sternen am Firmament / die alle zuſammen ſind nur ein einigRe -169Von der Natur. Regiment / und haben ihre Fürſtliche Regierung in Krafft unter ſich. Die groſſen Sterne tra - gen und führen den Namen und das Ampt der ſieben Eigenſchafften und Geſtaltniſſen im My - ſterio; die andern aber nach ihnen als ein parti - cular der Häuſer oder Abtheilung / da ein jedes iſt wie eine beſondere Harmoni und Würckung / und gehet doch alles in einer Harmoni gleich einem Uhrwercke / das in einander gerichtet iſt / das alles ineinander würcket; und dennoch behalten die groſſen Fix-Sterne ihre ſonderliche Eigenſchaff - ten in dem Weſen der Würckung / inſonderheit die ſieben Planeten nach den ſieben Eigenſchaff - ten der Natur / als eine Nach-gebährerin des ewi - gen Myſterii, oder als ein Werckzeug des Gei - ſtes aus demſelben.

Das gantze Regiment dieſer Welt in allem Leben / kompt von dem Geſtirn / beydes Bös und Gut; denn ſie ſind auch Urſach / daß die vier Element erwecket werden / ſonſt wäre in dieſer Welt alles ſtille. So ſpüret man nun fürnem - lich an den ſieben Planeten das Ober-Regiment des Geiſtes / und daſſelbe zweyfach; ſie haben das Regiment der Tinctur, nemlich das Feuer-Leben / und auch das Lufft-Regiment / nemlich das Waſ - ſer-Leben. Die drey obere Planeten über der Sonnen / führen mit der Sonnen das Feuer - Leben und Regiment: Und die drey Untere unter der Sonnen / ſind der Ausgang von der Feuers - Tinctur, und ſind im Sincken / dieſe führen mitL vder170Das erſte Buch. der Sonnen das Lufft-Regiment / und haben das weibliche Geſchlecht / denn in ihnen iſt die Weſenheit Matricis; die Obere aber haben Matricis Tincturam. Die Tinctur hat die Seel / und die Unter-Matrix Veneris den Geiſt / alſo begehret das Obere des Untern / und das Untere des Obern. Es iſt zwar wol ein Leib / denn Sol iſt das Centrum, und hat den Glantz der Maje - ſtät dieſes Principii.

Jn der gantzen Tieffe ſind nicht mehr als ſieben Umgäng / die wältzen und drähen ſich herum wie ein Rad / oder wie das Leben um die Seele ſich windet; die Sonne als das Hertz oder Centrum ſtehet in der Mitten ſtille. Die Umgäng aber um die Sonne / ſind die ſechs Pla - neten als Geiſter am Centro; und der ſiebende Umgang iſt die Erde / die drähet inner 24. Stun - den ſich einmal herum: Und lauffet mit den Planeten einmal im Jahr mit um die Sonne / welches die andern Sechs auch thun. Venus, und Mercurius verrichten es in kürtzerer: Satur - nus, Jupiter, und Mars aber in längerer Zeit / ausgenommen der Mond / welcher zu ruck lauf - fet / Jährlich zwölffmal / alle Monat einmal / und ſchreitet noch etwas drüber. Dieſe ſechs Pla - neten in ihrem Umlauff um die Sonne / nehmen und holen Krafft von dieſem ihrem Centro. Wie nun die Sonne iſt das Centrum des Ge - ſtirns: Alſo iſt die Erden das Centrum der Ele - menten / und ſind beyde gegen einander wieMann171Von der Natur. Mann und Weib; zwar das Geſtirn hat noch ein ander Weib / nemlich den Mond / darinnen es ſein Weſen ausbrütet. Dieſer iſt aller Sternen / fürnemlich aber der Sonnen Weib / in der Eſſenz der Würckung zuverſtehen. Aus dem Loco Solis gehet aus / die Eröffnung aller Sternen und Elementen. Alle Stern ſind der Sonnen Kinder / biß auf Saturnum, der iſt das Haus des ſechs-fächtigen Geiſtes; denn die Pla - neten ſind der Geiſt / die Krone der obern Sterne aber iſt der Leib. Saturnus giebt den lebendigen Creaturen den Leib; die andern Sterne aber geben dem Leib das Leben und die Kräfften ihrer Würckung; doch bleiben die obern Kräffte an - noch verborgen / um des Misbrauchs willen / wie - wol gar groſſe Dinge hierin ligen / welche / wann man nicht ſo blind wäre und alles verachtete / was die Kühe-Augen nicht ſehen können / wäre es wol billig / daß man es offenbarte. So weit dieſer alſo genandte Teutonicus Philoſophus.

Von den Cometen. Derer Urſprung / Herkommen / und Bedeutung.

BEvor die bisherige Beſchreibung des Fir - maments / ſonderbar aber der Planeten / gäntzlich geſchloſſen werde: Hat man nicht undienlich erachtet / ſtatt eines Anhangs auchetwas /172Das erſte Buch. etwas / von den Cometen / als Wunder-Gebur - ten des Geſtirns / dero Urſprung / Herkommen / und Bedeutung beyzufügen / weilen fonderlich in dieſen letzt-verſtrichenen Jahren / dieſer Zorn - Fackeln / (wie etliche ſie nennen /) von dem Höch - ſten / unter ſchiedliche am Firmament geleuchtet / und mit Entſetzen geſchauet worden ſind.

Was eigentlich die Cometen ſind / davon iſt weder bey den Alten Stern-Weiſen / noch den Neueren / wenig gewiſſes bishero ſtatuiret wor - den. Die Pythagorici haben ſie unter die Sterne gerechnet / doch anbey für ſolche Sterne geachtet / die nicht allzeit ſich ſehen lieſſen / ſondern nur in gewiſſer Zeit erſchienen. Die Chaldæer waren faſt gleicher Meinung / in deme ſie urtheil - ten / die Cometen / und theils andere Sterne / hielten bisweilen ſich verborgen / nemlich um dieſe Zeit / wann ſie mächtig weit entfernet: Unter Zeiten aber lieſſen ſie ſich herab / wann es die Ge - legenheit erforderte / würden ſichtbar / und Co - meten genandt / aber nur von denen / die nicht wüſten / daß es Sterne wären: Sie ſcheineten aber gleichſam zu verſchwinden / in dem ſie ſich wieder aufwerts in ihre Gegenden in den hohen Himmel ſchwingen. Dieſe Meinung iſt auch bey theils neueren Stern-Gelehrten annoch in Würden / die gleicher Geſtalt meinen / die Co - meten ſeyn eben ſo alt als Sonn und Mond / und alles Geſtirn / ſitzten an der höchſten Gegend desFirma -173Von der Natur. Firmaments wie andere dunckele / unſichtbare Sterne auch / dahero niemand ſie ſehen könte / bis ſie ſich her ab lieſſen / und ſo dann für die neue Stern gehalten würden. Die Alten Heyden haben den Cometen nicht allein die Natur des Geſtirns / ſondern auch zugleich der Gottheit / zu gelegt. Ein Chriſtlicher Stern-Gelehrter läſſet den Ausſpruch Democriti ihme gefallen / der darvor gehalten: Die Cometen wären für - trefflicher hochberühmter Leut Seelen; welche / wann nach vielen unzähligen Jahren ſie ſterben wolten / geſtalten / alles was ein Anfang habe / auch ein End nehmen müſſe / alsdann ihren letz - ten Triumph hielten / wann ſie wie gläntzende Sterne / in den Geſtirnten Himmel aufgenom - men würden. Hierauf pflegte gemeiniglich Hunger / Sterb / und innerliche Krieg / weilen ſolche Länder und Städte / von ſelbigen guten Regenten / die bishero den Grimm gewendet / gleichſam verlaſſen würden.

Ariſtoteles vermeint / Democritus habe die Cometen für eine Vereinigung verſcheide - ner Planeten geachtet; und dieſer Meinung / ſoll auch Seneca beygepflichtet haben. Er Ariſto - teles aber erachtet: Die Cometen ſeyen feurige Lufft-Zeichen / welche in der oberſten Gegend der Lufft / aus einem fetten und klebrigen Dampff erzeuget ſeyn / und der Herꝛſchafft eines gewiſſen Sterns unterworffen bleiben. Noch andere ſind die ſetzen / ein Comet, oder zottichter Stern /ſey174Das erſte Buch. ſey eine hohe Wolcke / die von einem hohen Liecht erleuchtet werde. Noch eine andere Parthey / darunter auch einige unter den Neueren / wollen die Cometen für ein ſtücklein Luffts achten / wel - ches von der niedrigſten und Erd-nahen Lufft durch hefftige Sturm-Wind abgeriſſen / und in die Höhe geführet; von den Sonnen-Stralen aber / gleich wie die Wolcken erleuchtet werden / und vermittelſt der Jährlichen Revolution oder Umlauff des Erdbodens / ſichtbar werden.

Aber eine Parthey ſtatuiret: Die Materi der Cometen beſtehe aus einem Würbel-Wind / ſo in unter-irꝛdiſchen Oertern generirt werde / von denen Seefahrenden der Orcan genandt. Solcher Orcan, oder Winds-Braut / wie in gemein man ihn nennet / breche aus den Löchern der Erden / oder Hölen der Berg herfür / reiſſe / wie alle Würbel-Stürm pflegen / ein ſtücklein Luffts an ſich / verwickele ſich darein und falle als - dann nicht gemeiner Gewohnheit nach zur Er - den; ſondern fliege immer höher aufwerts / bis er die Gegend erreiche / wo die Lufft ſehr erdün - nert / und kein Wind iſt; ſchweiffe daſelbſt aus beywohnenden ungeſtümmen Trieb hin und wieder wie ein Raket; und werde von der Son - nen / wann er den Schatten des Erdbodens über - ſtiegen / gleich einer Wolcken illuminirt; endlich auch / von der Sonnen verzehret. Wiederum eine Parthey aus den Jüngern Stern-Weiſen erachtet: Ein Comet ſey ein irꝛdiſcher Dampff;der175Von der Natur. der aber bis über den Mond erhaben / und allda ſelbſt illuminirt werde; etliche unter dieſen thun hinzu: Solche leichte Erd-Dünſte / wer - den durch die guten Engel empor gehebt / und über den Mond geführt / damit ſie allda von der Sonnen erleuchtet / und zu geſchwäntzten / oder gebarteten Cometen formiret / auch durch ſelbi - ge Engel dirigiret und geleitet würden / wohin die Göttliche Verſehung ſie geleitet wiſſen wolle / um den Menſchen zum Schrecken zu dienen. Dieſer Meinung war auch Damaſcenus ein Alter Kirchen-Lehrer beygethan. Die mehri - ſte / und berühmteſte neuere Stern-kündiger ſind darinnen einig / und behaupten: Die Cometen / ſeyen keine brennende / ſondern durchſcheinende Cörper. Endlich / ſo ſind noch etwelche / die wollen / daß die Cometen zwar Sterne ſeyn / aber keine gewöhnliche; ſondern aus ſonderba - ren Göttlichen Rath nur auf eine beſtimmte Zeit ſichtbar / doch von GOtt unmittelbar erſchaf - fen / von den Sonnen-Stralen erleuchtet / und in der Gegend der Planeten / woſelbſt ihr Lauff / ihre diſtanz von den andern Sternen mercklich verändert. Aber auch dieſe Meinung hat ihre Widerſprecher / davon jedoch hier keine Gele - genheit iſt / mehres zu gedencken.

Möchte jemand fragen: Nach allen jetzt - vernommenen Meinungen / was iſt dann end - lich ein Comet? Darauf wird am wahr-ſchein - lichſten geantwortet: Ein Comet, iſt ein himm -liſcher176Das erſte Buch. liſcher / härichter / oder gebarteter / auf eine gewiſſe Zeit bleibender Cörper; dem Kopff nach / nicht allerdings kuglicht / ſondern ſcheiben-förmig / aus den Dämpffen / und Rauch-ähnlichen Dünſten / ſo wol der Sonnen als aller anderer Planeten geſammlet; und zwar aus mancherley Cörper - lein / theils runden / theils unterſchiedlich irregu - lirten / in dem hier und da eine luckere und dün - nere Materi eingeſtreuet iſt / zuſammen geſetzt; deſſen gantze Materi gar kein natürlich Liecht hat / wie die jenige Cörper / von denen ſie herkom - men; ſondern alles Liecht ſo ſie hat / und beſitzt / von der Sonnen ſchöpffet; geſtalten auch deſſen (des Cometen Cörpers) Schweiff oder Schwantz / von den widerſcheinenden / oder ge - brochenen Sonnen-Stralen formiret wird; in deme ſie / in einem luckeren Mittel-Ort / als in dem Cometiſchen Dunſt-Kreiſe / wormit der Comet umgeben iſt / an dem von der Sonnen abgewandten Theil / ſich aufhalten laſſen. Jm übrigen / iſt der Cörper ſelbſt beweglich / nicht zwar nach der zweyfachen Bewegung / in einem excentrico, oder über der Spindel / wie die übri - gen immerdar beharrende Himmels-Cörper; ſondern nach dem motu recti-lineo, oder gerad - ſtreichenden Lauffe; alſo / daß er das Angeſicht allzeit gerichts gegen die Sonne kehret / nach ſol - chem Triebe / den der vorgedachte Dunſt-Kreis der eꝛſt-beſtandenen Materi eingetruckt / und mit - getheilet.

Der177Von der Natur.

Der Comet nimmt erſtlich einen geringen Anfang / aus der überaus zarten und ſubtilen Materi der Planeten / ſo von denſelben ausge - hauchet / und erſtmals in den benachbarten Dunſt-Kreis geworffen / hernach in das groſſe weite Himmel-Feld ausgeſtoſſen wird: Da ſie mit der Zeit allmählich ſich zuſammen giebt / zu - nimmt / mit andern noch mehr aus andern Plane - ten darzuſtoſſenden Dünſten / ſich verdücket / bis endlich zu weilen in einen gewaltig-dücken Klum - pen gebracht wird. Nach dem nun ſolcher Ausflüſſe mehr oder weniger / auch ihre Eigen - ſchafft geartet iſt / werden die Cometen kürtzer oder länger in ihrem Stand und Weſen erhalten. Letzlich hebt der Comet an / ſich wieder von ein - ander zu geben / ſeine Materi dünner zu werden / doch nicht auf einerley Art / noch alle mal gleich; ſondern bald ſo / bald anders: Giebt ſich in etli - che gröſſere und kleinere Kerne / und alſo zu letzt wiederum / in eine aller-dünneſte / unerkändliche / und unſichtbare Materi. Hieraus will ge - ſchloſſen werden / daß nicht allein bey Sonn und Mond / wie auch den andern Planeten / ſo wol als bey der Erden; ſondern auch ſo gar bey den Fix - Sternen ſelbſten / wunderbare Veränderungen / Alterirungen / Corruptionen und Geburten / vorfallen; über das auch / jedwede Welt-Cör - per oder Kugeln / ihre Dunſt-Kreiſe / (Atmo - ſphæras,) haben / daraus ſie gantz unterſchiedliche Dünſt und Dämpffe bald dück und grob / baldMzart178Das erſte Buch. zart und ſubtil / zur Reinigung dero Cörpers / ihrer weſentlichen Eigenſchafft nach / unaufhör - lich herfür geben / und von ſich hauchen; wiewol einmal häufiger als das andere / nach den unter - ſchiedlichen Einflüſſen der himmliſchen Cörper. Jedoch mit dieſem Unterſcheid / daß die gröbere Dämpffe nicht ſo gar weit von ihrem Cörper weichen; ſondern in dem Dunſt-Kreis / der / mit ſampt ſeinem Cörper ſtets um die Spindel herum gehet / und wie eine Spindel / oder Würbel im - merwährender Bewegung begriffen iſt / beharꝛ - lich verbleiben / und ſelten daraus ſcheiden; nach Art der Sonnen-Flecken / und irꝛdiſchen Wol - cken. Woſelbſt ſie denn / nach ihrer Natur und Gelegenheit dero Materi / eine Zeit lang beſtehen / ſich verdücken; hernach zu ſeiner Zeit wiederum ſich auflöſen und zerſtreuen: Damit ſie wieder hin zu ihrem Cörper / der ſie ausgeſtoſſen / gelan - gen können. Denn ein jeglicher Cörper hat von Natur ein austreibendes / und auch wider-anzie - hendes Vermögen / nebenſt einer beſondern Krafft und Zuneigung / ſich ſelbſt zu erhalten. Derohalben von welchem Cörper die Dämpff oder Dünſte / entweder durch inner - oder äuſſer - liche Bewegung werden heraus getrieben; der - ſelbige Cörper zeigt eben dieſelbe Ausflieſſungen zu ſeiner Zeit wieder an ſich: Auf daß er ſich erhalte / und allzeit in ſeinem Stand verbleibe. Allerdings wie es mit den Dämpffen und Dün - ſten / welche das Meer / und Erdreich von ſichhau -179Von der Natur. hauchen / zugeſchehen pflegt. Dann bisweilen fleiſſen ſelbige häuffig heraus / in die nechſt umher - ſchwebende Lufft: Nachmals aber fallen ſie bey gegebener Gelegenheit / durch Regen / Nebel / Thau / Meel-Thau / Schnee / Hagel / Reif / und dergleichen / der Erden widerheim; oder werden durch der Sonnen-Macht hinnunter gedrungen; oder von der Erden aus einwoh - nendem Trieb angezogen. Und dieſes verſtehet ſich von den dücken und groben Dünſten.

Mit den ſubtil - und zartern Ausflüſſen himmliſcher Cörper / hat es zwar faſt gleiche Be - wandtnis / ausgenommen / daß dieſe öffters viel weiter von ihrem Cörper ſich emfernen / (gleich wie die ſubtil - und truckenere Erd-Dünſte gar hoch in die Lufft ſteigen /) nicht allein nur bis an das äuſſerſte und letzte End des Dunſt-Kreiſes deſſelbigen Stern-Cörpers / von welchem ſie werden ausgetrieben / ſondern auch noch trüber / und weiter als ſelbiger ſich erſtreckt: Geſtalten ſie ſich / nach dem die Bewegung ſo demſelben von anbeginn eingepflantzt / beſchaffen iſt / durch den gantzen Himmel ausbreiten können. Ja! im Fall es ihr angefangner Zug oder Gang zugiebt / können ſolche bewegſame Dämpffe / wegen der groſſen Verwandnis / ſo alle himmliſche Cörper unter ſich haben / bald dieſes bald jenes Cörpers oder Planetens / auch wol der Erden Dunſt - Kreis ſelbſten nicht allein betretten / ſondern unter Zeiten auch gantz durchwallen: Wann nemlichM ijſie180Das erſte Buch. ſie einen gewiſſen Trieb gewonnen / und einen richtigen Weg nach dieſem oder jenem Himmels - Strich ergriffen.

Jndem derohalben ſelbige himmliſche Dünſt und Dämpffe / durch die gantze Himmel - Lufft alſo umher vagiren; geſchicht öffters / daß ſie bald verdünnet / bald auch wol die fette und zähe Dämpffe vergröbet werden / und alſo mehr und mehr zuſammen wachſen: So gar / daß zu Zeiten aus vielen luckeren Dämpffen / kleinen und groſſen himmliſchen hin und her zerſtreuten Wolcken / jeder weilen einer oder etliche / jeder - weilen auch wol mehr veſtere / oder dückere Him - mel-Wolcken / oder Cörperlein verſchiedener Gröſſe / vermittelſt ſo thaner Verdückung / oder Beſtehung / können erzeuget werden. Welche folgends / mit andern noch darzu-ſtoſſenden Wölcklein / oder Cörpern / aus den nechſt herum - befindlichen Dampff-Kreiſen / wie auch einer zwiſchen einlauffenden luckerichten Materi / ſich vereinigen und verdichten / und / mit der Weiſe / zu einer verwunderlichen Gröſſe in ſelbiger Himmels-Gegend erwachſen. Wann nun ſol - cher angehäuffter oder vermehrter Klumpen oder Maſſa vieler Kerne / ſchier zu einer ſolchen Zeitigkeit / und dichten Vollſtändigkeit gelanget / daß er die Sonnen-Stralen empfahen / und zu ruck werffen kan; auch der Erden ſo nahe ge - tretten / daß er mit dem Geſicht kan bereichet wer -den:181Von der Natur. den: Alsdann wird er ein Comet geheiſ - ſen.

Gleich wie nun dieſer Cörper aus ſo gantz unterſchiedener Materi / und mancherley Aus - flüſſen vielerley Himmels-Kugeln / ſo wol lucke - rigten / als dichten und dücken Cörperlein zuſam - men gangen / auch in gewiſſer Friſt ſo lang zuge - nommen / bis er ſeine Fülle und Zeitigung über - kommen: Alſo hebet er auch alsdann an / zu ver - alten: Das iſt / die Materi daraus er zuſammen geſetzt / löſet ſich nach und nach auf / ſondert ſich von einander / und verkleinert ſich / bis ſie gäntz - lich zerſtreuet / und in die ſubtilſte leichte Himmel - Dämpff zergangen iſt: Damit ſie einmal end - lich zu ihrem Urſprung / und zu denen Kugeln dannenhero ſie entſprungen / und aus gedünſtet / wieder zuruck kehren mögen / wie es mit den Fle - cken der Sonnen / Wolcken / und irꝛdiſchen Dämpffen zugehen pflegt. Unter welchen die - ſe / (die Erden-Dämpffe /) vorangeregter maſ - ſen / durch die Macht der Winde / und Sonnen - Hitze / in die aller-ſubtileſte Lufft verwebet / zu weilen auch in Regen / Schnee / Thau / und der - gleichen verwandelt / und alſo wieder zur Erden / davon ſie entſproſſen / verwieſen; jene aber / (die Sonnen-Flecken oder Butzen /) durch die ungeſtümme Herum-drähung der Sonnen wie - der zertrennet / und aufgelöſt werden.

Es kan ſich auch begeben / daß bißweilen aller Planeten Ausflüſſe in einem Cometen zu -M iijſam -182Das erſte Buch. ſammen flieſſen. Wenn nemlich eine Anfangs zuſamm-rinnende Materi ſo ſich verdücket / in dem Kreis des Saturni, gegen der Sonnen zu / ſich zu regen beginnet; als denn muß ſie noth - wendig erſtlich zu dem Jovialiſchen: hernach zu Martis, denn zur Erden / (nach Copernici Mei - nung /) alsdann zur Veneris, folgends zu des Mer - curii, und alſo endlich auch zu der Sonnen - Kreis gelangen. Weil denn auf ſolcher Rei - ſe / von jeder Planeten-Kugel unterweilen einige Ausflüſſe heraus fahren: ſchaffet die Magneti - ſche Begierd zur Conjunction, daß ſie leicht zuſammen gehen / auch einer andern noch drü - ber zukommenden Materi anhangen / und gleichfalls dieſer neuen Materi / ſondem erſten begegnet / denſelben / als welcher allbereit in der Ruhr / darzu dücker und gröſſer iſt / von ſelbſten begleitet; ſintemal denen gleich gearteten Cör - pern allzeit eine Eigenſchafft beywohnet / Krafft welcher ihre Theile einander verlangen / ſich un - ter einander anziehen / und nach einerley Ort trachten. Jnſonderheit erlanget ein neu-auf - gangener Comet, wenn er durch der Sonnen - Kreis ſtreichet / nicht wenig Stärck und Kräff - ten; ſintemal es daſelbſten viel mehr - und öffte - tere Dünſte ſetzet / als anderswo; nemlich / die ſubtile Materi derer Flecken / welche von einem ſo mächtig groſſen Cörper öffters ausgeworffen werden. Dannenhero nimmt alsdann die Ma - teri am allermeiſten zu / häuffet ſich an / zu einergroſ -183Von der Natur. groſſen Laſt oder Maſſa / erſtärcket und verdich - tet ſich auch vielmehr / weder zuvor. Denn ſo viel man aus der Sonnen Mackeln oder Bu - tzen Natur kan abnehmen / ſind die Rauch - Dämpffe und Dünſte der Sonnen / vor allen andern Planeten-Dämpffen / zur Verdückung gar geneigt: Dahero nicht unbillig ſolche So - lariſche Materi / gleichſam für den natürlichen Leim / und Band der Cometen erkennet / wor - durch alle übrige angehäuffte Materi / mehr und mehr / vereinigt / und zuſammen corporirt wird. Aus dieſer Urſachen / ſind faſt alle Cometen / wann ſie der Sonnen und Erden am nächſten / bey nahe am gröſten und dückſten.

Nicht alle und jede Cometen aber / werden allzeit aus aller Planeten Ausflüſſe erzeuget / ſondern nur etliche. Dann einige entſtehen im Kreis Jovis, und dieſe können nicht zu dem Sa - turno gelangen. Etliche haben den Martem zur Geburts-Stätt: und dieſe können erſt-ge - nandte beede obere Planeten nicht bereichen. Wiederum bleiben andere in dem Venus-Kreiß / und ſo fort; alſo geſchiecht es auch / daß man - cher Comet aus lauter Sonnen-Dämpffen entſtehet. Darunter einige eine ſolche Durch - fahrt nehmen können / zumalen / ſo ſie von denen Dunſt-Kreiſen der obern Planeten ausgeſtoſ - ſen werden / daß ſie die Kreiſe der untern Plane - ten gar nicht berühren / ſondern Seitwerts lie - gen laſſen / und vorbey ſtreichen; weßwegen ſieM iiijauch184Das erſte Buch. auch ihrer Ausflüſſe gar nicht theilhafft wer - den. Denn welche Kreiſe ſie nicht berühren / deren Dünſte können ſie auch nicht an ſich zie - hen. Darum beſtehet mancher Comet nur aus etlichen / 2. 3. oder mehrer Planeten-Dämpff und Dünſte.

Woher es aber komme / daß die Cometen in gemein mit gekrümmten Schwäntzen geſehen werden / gibt man die Urſach: daß indem ein aufgelöſetes Stuck von der Seiten heraus / zu ruck gebogen wird / folgen die noch übrige Theile dem Schwantze. Wenn aber auch dieſe einer vomandern ſich abreiſſen / und von der Sonnen erleuchtet werden; gewinnen ſie im Anſchauen die Geſtalt kleiner Sternen. Maſſen hierdurch viele in Jrꝛthum verfallen / daß ſie vermeinet / die Cörper der Planeten beſtunden aus Zuſam - men-Flieſſung vieler Sterne. Nachdem aber dieſe Steꝛn-ähnliche Stücker ſich mehr und mehr zergäntzet / und in andere kleinere Trümmer zer - gangen; kehren ſie endlich wiederum / weil die Sonne das ihrige wieder zu ſich ziehet / an den Ort / wannenhero ſie entſproſſen / und wird ihre Spuhr gäntzlich ausglöſcht.

Wie vielerley Cometen geſehen werden / ſo mancherley unterſchiedliche Geſtalten zeigen ſich an ihnen; geſtalten / unter denen fünff letzt-er - ſchienenen Cometen / keiner dem andern weder im Wachsthum noch Abnehmen; weder inVer -185Von der Natur. Veränderung der Flecken / noch Abwechslung der Geſtalten / allerdings gleich geweſen: ſon - dern / jeder hatte ſeine beſondere Alteration, und Lauff / auch ſeine eigene abſonderliche gemeſſene Friſt / darinnen er gewachſen / geſtanden / auch wieder abgenommen / und vergangen iſt. Hier - bey fället eine Frag vor / ob dann kein Comet, oder wenigſt deſſen Haupt / aus den Fix-Ster - nen beſtehen könne? Die Antwort gehet dahin: Daß ſo er aus denen Fix-Sternen beſtünde; würden die Cörper / daraus der Kopff zuſamm - geſetzt / auch eine vollkommlich-runde Figur dar - ſtellen / gleichwie die andere nächſte Fix-Sterne; Nicht weniger allzeit dieſelbe Gröſſe behalten / ausgenommen die jenige Veränderung / welche durch die unterſchiedliche Diſtantz von der Er - den / verurſacht wird. Nun aber dieſe kleine Cörper oder Stücke / nicht ſtets vollkommlich ſind / ſondern ihrer viel auf mancherley Weiſe viereckigt / nach Art der Sonnen-Flecken / die bald gröſſer bald kleiner werden / welches an den Fix-Sternen nicht wahr genommen wird. - re es eine Zuſammenkunfft vieler kleiner Stern - lein / oder ein immer-wehrender Cörper; ſo wür - de der Comet allzeit einerler Form und Figur vorſtellen / ausgeſondert die letzte Erſcheinung / da er ſich bey ſeiner Entziehung dem Anſehen nach / in etwas verkleinern müſte.

Alldieweil dann der Schwantz an dieſen Wunder-Sternen / (den Cometen /) von demM vVolck186Das erſte BuchVolck am meiſten mit Schrecken betrachtet wird. Als ſoll auch diß kürtzlich berühret wer - den / woher ſolcher Schweiff erzeugt: und wo - durch beflammet und erleuchtet werde?

Nicht eine kleine Mißhälligkeit ereignet ſich hierüber unter den Stern-Gelehrten. Ariſto - telis Jünger ſagen / das Haar der Cometen ſey eine Flamme / und ein Dampff / ſo in einer Ma - teri / die etwas luckerigter / als der Zeug des Kopffs / entzündet werde: welche nach Unter - ſchied der Materi / ſo dieſer Flamm zur Speiſe beſtimmet iſt / unterſchiedliche Geſtalten und Fi - guren / dem Schweif anbildet. Dieſe Flamm werde entweder vom Wind allzeit auf eine Sei - te / oder von der Sonnen nach der abgekehrten Seiten zu / getrieben / und wegen ihrer leichten Natur empor getragen. Andere unter den Al - ten hielten darfür / der Cometen Schwantz - re des Cörpers ſtralender Glantz und Schein / ſo die Cometen ſelbſt aus einer natürlichen Krafft von ſich würffen. Andere wollen / der Schweiff ſey nichts anders deñ Feuer / aus einem ungemiſchten gantz himmeliſchen Cörper / nemlich aus dem Haupt der Cometen; wel - ches von der Sonnen angezündet / und durch ihren gewaltſamen Trieb auf die widrige Sei - te zugetrungen werde. Noch andere ſehen die Cometen-Schweiffe für Sonnen-Strahlen an / welche / durch das halb-durchſichtige Haupt / ſo ſonſten an ſich ſelbſt finſter ſeye / wie durch ei -ne187Von der Natur. ne gläſſerne Kugel fahren. Andere tretten ver - muthlich / der Warheit näher / die ſetzen / der Schwantz des Cometen beſtehe in Strahlen / ſo deſſen Kopff durchtringen / und ſich in einer nicht gar durchſichtigen Materi bezielen.

Aller jetzt angemeldter / und noch vieler an - derer Stern-Gelehrten Meinungen gehen da - hin / oder vergleichen ſich doch mehrentheils / daß der Comet ſeinen Schweiff nach der / von der Sonnen abgekehrten Himmels-Gegend werf - fe / wie denn auch die Erfahrung lehret. Wie aber die Schweiffe ſichtbar werden / oder woher ſie ihr Liecht haben / darinnen kommen ſie nicht wol überein. Dann etliche / wie gedacht / der Schwantz ſey ein Stück des Cometen Cörpers / und einerley Subſtantz mit demſelben; ſcheine auch von ſeinem eigenen Liecht / als wie deſſen Haupt auch: Etliche aber / daß die Schweiffe nichts anders ſeyen / als Sonnen-Strahlen / ſo des Cometen Haupt durchtrungen.

Ob aber auch in dieſer unſerer irꝛdiſchen Lufft / Cometen ſeyn können? Sind zwar viel berühmte Stern-Weiſe der Meinung / daß ſol - ches wol ſeyn möge. Andere aber halten da - hingegen gantz das Wider-Spiel / und wollen erweiſen: Die Lufft könne keineswegs höher ſeyn / als vier Meilwegs; Obſchon glaubwür - dig / und aus Umſtänden erhellet / daß in der That ſie kaum zwo Meilen hoch / auch etlicher Orten / und zu einiger Zeit / auch wol niedriger ſey / geſtal -ten188Das erſte Buch. ten aus der Erfahrung erhelle / daß die Lufft nicht überall / noch allzeit einerley Höhe habe / ſondern da / wo die Sonne heiß ſcheinet / gleich - ſam aufwalle; da hingegen / wo ſie weit entfer - net iſt / ſich gleichſam zuſamm ziehe: Daher es auch komme / daß die Dämmerung des Abends länger wehre / als des Morgens.

Werde nun dieſes vor genehm geachtet / daß die Höhe der Lufft nicht über vier Meilen ſich erſtrecke; ſo könne man dann zuſehen / ob die Cometen warhafftig in der niedern Lufft ſich enthalten / darinnen täglich auf und unterge - hen / und dennoch ſo viel Stunden / als man beob - achtet hat / über dem Horizont bleiben mögen. Man werde befinden / daß weder die Bewegung die ſie haben / noch die Zeit und Weile / wie lang ſie alſo in ihrem Fortgehen über dem Horizont zubringen / daß man ihnen in der Lufft ihren Ort und Stelle zuweiſe: Dann antreffend die Be - wegung / ſo falle unglaublich / daß ein ſolcher Elementariſcher Cörper der Bewegung des Himmels / in die undere Lufft / ſo artlich ſolte nachahnen können / daß er nicht anders als ein Stern ſeinen richtigen Circul hielte / und nach demſelbigen / täglich einmal ſich herum ſchwün - ge. Er würde ein mächtiges pfeiffen und ſauſ - ſen in der Lufft verurſachen / weil die Bewegung / dadurch er innerhalb 24. Stunden einmal her - um zulauffen / in der obern Lufft viel ſtärcker ſeyn müſte. Darnach / wär nicht weniger ge -wiß /189Von der Natur. wiß / daß ein Comet, wann er in der Lufft ſich auf - halten / und mit derſelben auch 24. Meilwegs / über die Fläche der Erden erhaben ſeyn ſolte / niemals gantzer 12. Stunden / nach des Him - mels allgemeinen Lauff / über der Erden / an ei - nen nicht gar zu weit gegen dem Polar-Punct zu / gelegenen Ort / würde können geſehen wer - den; da doch das Gegen-Spiel von vielen ſey beobachtet worden; ſondern es würde ſolche Zeit Exempels-weis / unter der Lini, über zwo Stunden nicht austragen. Bey dem im Jahr 1652. geſehenen Cometen / ſey wahr genommen worden / daß als er nahe bey dem Æquatore ſich befunden / er nicht über eine halbe Stund unter Zwölffen / über dem Horizont ſey geſehen wor - den / daraus folglich zu ſchlieſſen / daß er wenigſt 13200. Meilen von der Erden erhaben / ge - ſchwebet ſey. So wäre auch diß eine unſtritti - ge Gewißheit / daß ein Comet, oder ſonſt etwas / ſo zu gewiſſer Zeit erſcheinen ſolte / eben zur ſelbi - gen Zeit an keinem Ort könne geſehen werden / welcher über 165. Teutſcher Meilen entfernet ſey. Daß auch kein Planet unter dem Mond gehe / auch kein ſo niederer Lauff denen Come - ten oder Schwantz-Sternen könne zugeeignet werden; erwieſe ſich deutlich daraus / weil ſie unter einer Mittag-Lini zu einer Zeit an weit entlegenen Orten geſehen werden. Daß aber die Dämpffe der Erden / welcher Aufſteigen in gerader Lini beſtehet / über den Mond ſich erhe -ben;190Das erſte Buch. ben; zu Winters-Zeit / wann die Sonne am ſchwächſten / ſich enttzünden / und mit dem Ge - ſtirn umb die gantze Erd-Kugel herumb lauffen ſollen / wäre nicht wol glaublich. Es kan ſeyn / daß / weilen etliche Land-Cometen / oder die nur etlichen Ländern allein ins Geſicht kommen / und einen gantz irregulirten und unrichtigen Lauff halten / theils Stern-Gelehrte in die Gedancken kommen / daß bißweilen die untere Lufft ſo wol / als auch die himmliſche oder Planeten-Lufft / ei - nige Cometen gebäre.

Weilen denn jetzt verſtandener Maſſen / vor gewiß beſchloſſen werden will / daß in dieſer un - tern Lufft-Revier kein Comet erzeiget werde / noch auch darinnen ſich enthalte; ſondern An - fang und Ende in der Himmel-Lufft nehme. So möchte gefraget werden / wie hoch denn wol ei - gentlich die Cometen ſteigen? Oder wie hoch die Gegend des Himmels ſey / von dannen ſie herunter fahren? Hierauf antworten einige: Wenn ſie aus allen Planeten-Dünſten können gezeuget werden / wäre daraus zuſchlieſſen / daß ihrer Höhe nach ſie nicht übereintreffen können / ob ſchon gewis / daß ſie alle mit einander von ge - waltig hoher Abkunfft ſeyn müſſen.

Von dem Cometen des Jahrs 1577. ur - theilen die Stern-ſchauer / er ſey bey ſeinem erſten Aufgang / 210. halbe Erd-Diameters erhaben geſtanden / wiewol er damals der Erden am nech - ſten geſeſſen. Wann nun 860. TeutſcherMei -191Von der Natur. Meilen für einen halben Erd-Diameter gerech - net werden; ſo erfolget / daß dieſer Comet 180. tauſend und ſechs hundert Meilen erhaben ge - ſtanden iſt. Alſo iſt der im Jahr 1618. erſchie - nene Comet, von einem Polo zum andern / durch alle Himmels-Kreiſe gangen / und der gantzen Welt erſchienen. Ob nun gleich alle Come - ten dieſe Erd-Lufft gar weit überhöhen / ſo ſtehen ſie darum / nicht alle gleich hoch; denn wie jeder / in Anſehen der Welt-Striche / der Ecliptic, und des Æquators / einen beſondern Lauff hält; Jn dem einer ſo in Norden aufgangen / gegen Mit - tage laufft; ein anderer / von dem Auf-gegen dem Niedergang zielet / dieſer / von Abend gegen Morgen; jener von Süden gegen Norden ge - het: Alſo ereiget ſich an jedwedem Cometen / wegen der diſtanz von der Erden / auch immer - dar etwas beſonders. Jetzt kompt einer von einer weit-entlegenen Himmel-Gegend herab / und dem Erdboden näher / denn der andere: jetzt fleugt er wieder davon an die fernſte Oerter: Alſo daß keiner unter allen dem andern gantz gleich / weder im Lauff / noch in der Farth / noch in der diſtanz: Wird auch hinkünfftig ſchwerlich einer geſehen werden / der nicht ſeine beſondere Eigen - ſchafften / wo nicht eben in allen / doch in etlichen Stücken / hätte. Hieꝛvon iſt ſchon gemeldet / wie es mit dem anno 1652. geſehenen Cometen ſeines Standes halber beſchaffen geweſen. Der groſſe Comet welcher im Jahr 1664. erſchienen / hatbey192Das erſte Buch. bey ſeinem Anfang weiter bis zur Erden gehabt / weder um die Helffte ſeiner Reiſe / und im Aus - gang. Am 15. Decembris, geſagten Jahrs / ſoll er nach eines hocherfahrnen Stern-Gelehrten Calculation, 3500. halbe Erd-Diameters von der Erden; am letzten Tag dieſes Monats aber / kaum drey oder vier hundert: Wiederum am 2. Febr. war er / über zehen: und am 4. über zwölff tauſend halbe Erd-Diameters entfernet. Der Comet ſo in dem hinnach gefolgten 1665. Jahr ſich hat ſchauen laſſen; ſtunde am Anfang 3603. Am Ende aber 5450. halbe Erd-Diame - ters / von der Erden entfernet. Unter allen iſt er der ſchnell-lauffenſte geweſen.

Aus dem Unterſcheid ihrer Farbe / kan man etlicher Maſſen abnehmen / wo der Comet ſein rechtes Quartir, oder beſſer zu ſagen / ſeine Ge - burts-Stätte habe / und aus welcher Planeten - Dunſt-Kreiſe er herkommen; nicht weniger muthmaſſen / ob ein Comet fern oder nahe / und wie weit von der Erden / und Sonnen verrucken: und welche Cometen am höchſten ſteigen wer - den. Doch gehen dieſe Kenn-Zeichen nicht aus der Kunſt / ſondern beſtehen nur in vernünfftiger Muthmaſſung. Einige wollen / daß die blaſſe / und blaulicht-gelbe / oder Bley-farbe / höher und weiter gehen / als die röthliche und hellere: weil dieſe ihre Materi aus dem Mercur-Stern / der Sonnen / und dem Marte haben / ſolchem nach auch in denen Kreiſen dieſer Planeten / wiederumzerfah -193Von der Natur. zerfahren und von einander gehen. Jene aber / gleich wie ſie aus den Kreiſen der öbern Cörper ihren Urſprung empfangen / alſo auch wiederum dahin trachten.

Sonſten aber / und in gemein / werden ſie in ihren Farben nach den ſieben Planeten ab - und eingetheilet / als: der Saturniſche iſt dunckel und bley-färbig / giebt eine ſchwärtzlichte Flamme / und weiſet einen düſtern / gelben / oder tunckel - blaulichten Schweiff. Der Jovialiſche / iſt mit einem weiſſen Glantz / etwas Purpur-Farb / be - zeichnet. Der Martialiſche blincket / glimmet / und glühet wie Feuer. Der Sonnen-Comet iſt mit Flammen rund umher umgeben; und wie Gold gefärbet; ſeines trefflichen Glantzes hal - ben nennet man ihn die Roſe: Man hat beobach - tet / daß jederweilen er ein menſchlich Angeſicht mit einem kurtzen Schweiff vorgeſtellet / und in einer Purpur - oder guldenen Flamm erſchienen iſt. Der Veneriſche / den die Alten die Mor - gen-röthe genandt / ſiehet weislecht wie Silber. Der Mercurialiſche erſcheinet faſt Himmelbr au / führet einen länglichten Schweiff / und ein flie - gend Haar. Der Lunariſche oder Mond-Co - met, gläntzet in weiſſer Klarheit wie der Mond / und wirfft die Haar hinterſich zuruck.

Wenn nun aus allen Weld-Kugeln / wie etliche wollen / oder doch wenigſt nur aus allen Planeten die Materialien zu den Cometen ſich gebähren; auch jeglicher Planet ſeinen Dunſt -NKreis194Das erſte Buch. Kreis haben ſoll / welches doch etlich nicht zuge - ben wollen: So ſolten billig viel mehr Cometen entſtanden ſeyn / und ſich gezeiget haben / weder im wiſſen ſind; geſtalten ſeit dem Jahr 450. vor Chriſti Geburt bishero / über 156. nicht gezählet werden. Aber hier auf hat Seneca ſchon zu ſei - ner Zeit geantwortet / daß ein groſſe Anzahl Co - meten im Verborgen wandeln / und ſolten zu einer ſolchen Gröſſe erwachſen / daß ſie ſichtbar werden.

Weilen dann jetzt-angeregter Maſſen der Sitz der Cometen ſo hoch über der Erden erha - ben / und von ſo entſetzlicher Höhe dennoch ſo gros ſcheinen: So mus je nothwendig folgen / daß ſie eine verwunderliche Gröſſe haben müſſen. Der im Jahr 1576. erſchienene Comet, ward in ſeinem Durchſchnitt auf 378. Teutſche Mei - len geſchätzet: Die Länge aber ſeines Schweiffs oder Schwantzes auf 96. halbe Erd-Diameters / derer / wie gedacht / jeder 860. Teutſcher Mei - len begreifft. Der Umſtrich des im Jahr 1618. geleuchteten Cometens / ward von etlichen auf 445. halbe Erd-Diameters gerechnet; deme nach / er den gröſten Circkel der Erden / ſiebenzig mal übertroffen. Jn der Länge iſt er faſt allen vorgangen / geſtalten ſein Schweiff auf 90. end - lich aber gar auf 104. Grad ſich erſtrecket / und alſo faſt den dritten Theil des Himmels der Län - ge nach / bekleidet. Muſte alſo die Länge ſeines Schweiffs / auf 208. tauſend Meilen ſich erlof -fen195Von der Natur. fen haben. Das Haupt des im Jahr 1652. er - ſchienenen Cometens / war ungewöhnlich gros / rund / und unterweilen nicht viel kleiner denn der Voll-Mond; deſſen Schweiff oder Bart war nicht weniger anſehnlich / nemlich / ſechs oder ſie - ben Grad lang. Dieſes Cometen ſcheinbarer Diametr ward auf 800. Meilen lang gerechnet. Dieſer / ſo im nachgehenden 1661. Jahr ſichtbar ſich dar geſtellet / ſoll / wie einige behaupten / in der gantzen Welt zu ſehen geweſen ſeyn. Jn dem er über den Mond und die Sonnen geſtanden / und alſo auf 2000. halbe Erd-Diameters erhaben geweſen: Jn der Gröſſe aber / die gantze Erd - Kugel übertroffen. Angehend die beede / in denen Jahren 1664. und 65. geſehene Come - ten / ſo iſt dieſer im 64. Jahr / in ſeinem Durch - ſchnitt / dreymal gröſſer denn der Erden; und ſechsmal gröſſer denn des Monds-Diameter / befunden worden; die diſtanz aber von der Er - den / ſey fünff tauſend halbe Erd-Diameters ge - weſen. Sein Schweiff ſoll ſich auf 22. Grad / oder wie es einer berechnet / auf 27. tauſend Mei - len der Länge nach / erſtrecket haben. Der im 65. Jahr ſoll in der Breite zwar nur ungefehr 25. Meilen erreichet; ſein Schweiff aber auf dreyſſig Grad / das iſt / 22. tauſend 950. Meilen lang geweſen. Hier wollen etliche in Zweiffel fallen / ob der Schweiff dieſer beeder Cometen / wegen ſeiner unbegreifflichen Gröſſe / dem Cör - per des Cometen warhafftig angehangen / oderN ijnur196Das erſte Buch. nur ein bloſſe Erſcheinung an der äuſſerſten Fläche der Lufft geweſen ſey?

Ob nun ſchon dieſe letzte zween Cometen unter die gröſten / die jemal erſchienen / wollen ge - rechnet werden. So geben doch die Hiſtorien / daß noch viel gröſſere in vorigen Zeiten geſehen worden. Jm Jahr 371. vor Chriſti Geburt / in Zeiten des Ariſtotelis, erblickte man einen Cometen / der durch den dritten Theil des Him - mels iſt ausgeſtreckt worden. Desgleichen / im Jahr 122. vor Chriſto / ſahe man einen / der den vierdten Theil des Himmels einnahm. Jm Jahr nach Chriſti Geburt / 1362. zeigete ſich ein ſolcher Feuer-Beſen / der mit ſeiner Lohe ſchier den halben Himmel gemeſſen / und ſeine Stralen gegen Niedergang geworffen.

So ſind auch zur verſchiedenen Zeiten mehre Cometen zugleich geſchauet worden. Jm Jahr 729. wurden zween Cometen funffzehen Tag lang / zugleich geſehen / derer einer frühe Morgens vor der Sonnen hergangen; der Andere aber des Abends ihro gefolget. Jm Jahr 1214. wurden in Schottland derer auch zween zugleich geſchauet: Jm Jahr 1529. ſind derer vier / die gegen einander geſtanden: Jm Jahr 1618. zween nach einander / der eine im Auguſto ziemlich finſter; der Andere aber in November, deſto heller / von der gantzen Welt erblicket. Jm Jahr 1652. iſt in Europa einerund197Von der Natur. und in Weſt-Jndien drey zugleich / geſehen wor - den. Niemand aber unter den Stern-Gelehr - ten hat bißhero ſich erkühnen wollen / wie viel Cometen / innerhalb dieſer oder jener Zeit-Friſt / ſichtbar würden können geſehen werden / weilen / wie ſchon erwähnt / nicht alle / und vielleicht die wenigſte zu ſolcher Vollkommenheit gelangen / daß ſie ſichtbar werden.

Viel Stern-Kündiger ſtehen in denen Ge - dancken / daß wenn groſſe Conjunctionen der Planeten vorgehen / die Cometen alsdann leich - ter und geſchwinder / als zu andern Zeiten erzeu - get werden können. Einige wollen ſo gar be - haupten / wenn ein Comet erſcheinet / müſſe ſol - ches nothwendig bey Conjunction oder Zuſam - men-Fügung / und gewiſſen Stellungen etlicher Planeten geſchehen. Etliche beharren / diß ge - ſchehe / bey Zuſammenkunfft Saturni, und Mar - tis. Andere ſagen / dieſes erfolge / wenn Satur - nus, Jupiter, Mars und der Mond zuſammen kommen; bevorab / ſo ſolche Zuſammenkunfften auf die Sonnen - oder Monds-Finſternuſſen ein - fallen. Noch eine Parthey will aus der Obſer - vation beweiſen / daß dieſe Fackeln oder Come - ten gemeiniglich entſtehen / aus denen Stationen oder vermeinten Still-Ständen der drey obe - ren Planeten / des Saturni, Jovis und Martis, wann dieſelbe eine Conjunction machen; für - nemlich aber / ſo einer derſelben / in den feurigen Zeichen / oder unfern von der ſo genandtenN iijMilch -198Das erſte Buch. Milch-Straß gefunden werden / oder auch / bey denen entweder Martialiſch / oder Solariſch ge - naturten Fix-Sternen erſter / anderer oder drit - ter Gröſſe. Dieſes ſey mit vielen Exempeln darzuthun / geſtalten der älteren Begebenheiten zugeſchweigen / die im Jahr 1504. und 1506. geſehene Cometen; deßgleichen 1525. 1526. bezeugen. Um die Zeit der groſſen Conjun - ction, 1544. haben in denen Jahren 1539. und 43. ſich zween Cometen ſchauen laſſen: Alſo auch geſchahe im Jahr 1559. und 60. vor der groſſen Conjunction, die hernach in dem 1564. Jahr gefolget iſt. Dergleichen in denen Jah - ren 1583. und 1618. auch geſchehen. Jm Jahr 1643. war abermal eine groſſe Conjunction, darauf folgete 1647. ein Comet. Jm Jahr 1661. erſchien ein merckwürdiger Comet, dar - auf 1662. die berühmte Conjunction faſt aller Planeten im Zeichen des Schützens; wie auch 1663. abermal eine groſſe Conjunction vorge - fallen.

Warum aber die Cometen bey denen groſ - ſen Conjunctionen der Planeten leichtlich ent - ſtehen: Wird vermuthet / daß zu ſolcher Zeit ih - re Ausflüſſe / wenn ſelbige (vielleicht /) alsdenn von ſolchen Stern-Cörpern in ſo groſſer Men - ge heraus gehen / auch viel geſchwinder verſam - let werden / um einen Cometen zu formiren / we - der ſo ſie zerſtreuet ſind: Zumal / weil die himm - liſche Cörper deſto ſtärckere Krafft gewinnen /ihre199Von der Natur. ihre Dünſt von ſich zu ſtoſſen / je näher ſie zuſam - men kommen.

Woher es komme / daß nicht öffter Cometen erſcheinen / wird erläutert: daß dieſes allein nicht die Urſach / daß ſolche entſtandene Cometen nicht alle zu Geſicht kommen; ſondern dieſes ſey eine Haupt-Urſach mit: daß die Dünſte / woraus ſie generiret werden / und entſtehen / nicht gleich alſo fort einen ſolchen Cometen-Cörper formi - ren können; weil ihnen gar ſelten in ihrer Fahrt / überall eine ſolche Materi begegnet / die ſich dar - zu ſchicket / und zur Vereinigung bequemet. Dann die meiſte Dunſt-Materi / ſo aus ſo unter - ſchiedlichen Dämpff-Würbeln der Planeten ge - floſſen / ſchweifft / und ſchwebt durch den gantzen Himmel herum / und mag alſo nicht bald in einen ſolchen Klumpen zuſam̃en wachſen. Dahero ge - ſchichts / daß offt viel Jahre verflieſſen / ehe die Cometen ihre völlige Gröſſe bekommen / und ſichtbar werden.

Jſt noch übrig / mit wenigen auch von dero mancherley Form und Geſtalten etwas zu mel - den / denn die Hiſtorien nebeſts der Erfahrung / bezeugen / daß kaum jemals geſchehen / daß ein Comet dem andern in der Figur / Gröſſe und Farbe / allerdings gleich und ähnlich geweſen wäre. Von ihren Farben iſt nicht viel zu ſa - gen / denn ſolche nur in ſieben unterſchieden / be - ſtehen / nach den ſieben Planeten. Anlangend nun ihre Form und Geſtalt / ſo wol des KopffsN iiijals200Das erſte Buch. als des Schweiffs / ſo ſind ſolche ſchon in Zeiten des Plinii, in zehenerley Gattung unterſchieden worden; Andere aber theilen ſie nur in zwey Geſchlecht / nemlich / in Haar - und Bart-Come - ten / da hingegen andere vermeinen / daß ſolche Theilung nicht genug ſeye: Uberhaupt mag es ſo ſeyn / denn die Haar-Sterne oder Cometen / ſtreuen ihre Locken oder Haar allenthalben um ſich her. Die Bart-Sterne aber / ſtrecken ſie / entweder nach der Breiten / oder nach der Länge aus. Die neuere Stern-Gelehrte unterſchei - den dieſe zwo Gattung / oder Geſtalten der Co - meten / hinwiederum in zwölfferley Geſchlecht; Zu denen Haar-Sternen / gehören die ſo genand - te Scheiben-Cometen / Faß-förmige / die Roß - mähn / Silber-Haar / und der Bock / oder Zotten - Comet; Jn die Zahl der Geſchwäntzten / der Lampen / Horn / Pfeil / Schwerdt / Spieß / Stan - gen und viereckigte Comet. Welche alle von ihrer Form / darinnen ſie zu erſcheinen pflegen / alſo genandt werden. Bey dem Boëtio liſet man / daß in dem Jahr 504. nach der Geburt Chriſti / ein Comet erſchienen / der gar lange Fackeln von ſich gelohet / und die Geſtalt eines gekrönten Drachen abgebildet. Alſo im Jahr 816. ſahe man einen Comet, in Geſtalt eines doppelten Monds / der zuſammen / und von ein - ander gangen: und in deme man unterſchied - liche Bildungen ſchauen können; unter denenauch201Von der Natur. auch die Geſtalt eines Menſchen ohne Kopff ſich gezeiget hat.

Wie es aber damit bewand ſey / daß die Co - meten ſo mancherley Geſtaltniſſen vorſtellen / wird geantwortet: daß unſere Stellungen ge - gen dem Cometen / vermuthlich denſelben biß - weilen dem Geſicht veränderlich mag vorſtel - len; doch haffte die meiſte Urſach an der Mate - ri und Diſpoſition des rauchenden Dampffs: angemerckt / daß einer ſich in die Länge wirfft wie ein Degen; ein anderer ſich in einen haa - rigten Kreiß begibt; wiederum ein anderer lan - ge Strahlen oder Striche von ſich ſtreckt / oder ſich zu einem Bart verdücket. Davon nach - mals mancherley Figuren nothwendig entſte - hen müſſen. Doch werde hierbey die Göttli - che ſonderbare Verfügung nicht ausgeſchloſ - ſen / welche eben wol an ſolchen gläntzenden Him - mels-Dünſten / als an andern Geſchöpffen ein Zorn-Gemähl denen Menſchen vorſtellen kan. Daß auch dergleichen Schröck-Bilder des Fir - maments nicht ſo von ungefähr entſtehen / ſon - dern von GOtt / der Welt zur Aufmunderung und Warnung vorgeſtellet werden; läſſet ſich unſchwer daher abnehmen / daß obgleich die Entſtehung der Cometen allerdings Natur-ge - mäß ſcheinet / auch deroſelben Figurirung na - türlich geſchiehet / dennoch ſolches nicht jähr - lich / ſondern nur ſelten beſchicht: allerdings wie es ſich mit denen grauſamen Wind-Stürmen /N vund202Das erſte Buch. und mächtigen Waſſer-Fluten verhält / die zwar wol auch natürlich / doch nicht offtermal / in ge - mein aber / Heer-Poſaunen ſchröcklicher bevor - ſtehender Land-Verwüſtungen / und anderer ſchweren Unfäll ſind. Wann derowegen zum Exempel / der Comet in Geſtalt eines Schwerds ſich zeiget / kan ſolche Erſcheinung gar wol da - hin gedeutet werden / daß der gerechte Richter / ſein Gericht - und Rach-Schwerdt zugebrau - chen entſchloſſen. Hierbey aber wird dennoch die natürliche Formirung ſolcher Figur nicht aufgehoben.

Nun iſt noch hinterſtellig / die Bewegung der Cometen auch in etwas auszuführen. De - ro Lauff kan zwar auf vielerley Art betrachtet werden; doch aber hauptſächlich nach der all - gemeinen / und dero eigenen Bewegung / wor - durch nemlich ſie von einer Himmels-Gegend zu der andern fahren. Vermittels der allge - meinen Bewegung / werden ſie mit dem gantzen Himmel / innerhalb 24. Stunden einmal gleich - ſam herum geriſſen / gehen alſo gleich den Ster - nen täglich auf und nieder; Oder / wenn ſie ſich gar nahe bey dem Polo, (Würbel-Punct) befin - den / ſo werffen ſie ſich um denſelben / wie um einen Angel / über dem Horizont herum / gleich wie andere / eben ſo erhabene Sterne auch thun. Zwar einige Stern-Gelehrte / die dem Copernico beypflichten / wollen den Cometen dieſe allgemeine Bewegung nicht geſtehen. Nachder203Von der Natur. der eignen Bewegung aber / rucken die Cometen vor ſich / unter den Fix-Sternen / von einer Him - mels-Gegend zur andern. Gleich wie nun die Erfahrung lehret / daß wie auch ſchon gemeldet / die Cometen nicht in einerley Gegend herfür brechen: Alſo hat man auch dieſes bemercket / daß etliche von Morgen gegen Abend; andere von Abend gegen Morgen; theils / von Süden gegen Norden; und wiederum andere / von Norden gegen Süden ihren Lauff richten. Wie - wol / ob dieſer Lauff ungewis und irregular, und die Cometen einen krummen Strich halten: Wie viele Stern-ſeher wollen; oder ob ſelbiger Lauff nach gewiſſer Regel und proportion ein - gerichtet ſey? Stehet unter dieſen Stern-Ge - lehrten annoch unverglichen. Ob aber ein Comet von der Sonnen / wie theils ſetzen / mit fort geriſſen werde oder nicht? Stehet auch noch auf näherem Vergleich. Zwar Kirche - rus, deſſen ſchon öffters erwähnet / eröffnet ſich hierüber: Die himmliſche Lufft gehe und ſchwe - be in ſtet-wärender Bewegung / weil ſo viel gros-mächtige Stern-Cörper in demſelben ſich immerdar herum drähen. Dann / ſo führe / treibe / und ziehe die Sonne durch ihren Tag - lauff um die Erd-Kugel / allen ſolchen Himmel - Lufft / der ihre Fahrt berühret / mit herum: Drit - tens leyde ſie nach Verlauff gewiſſer Jahr ihre beſondere Kranckheiten; nicht anders / als wie die Erd-Kugel ſeine Erdbebung / Waſſer-Flu -ten /204Das erſte Buch. ten / Feuers-Brunſten / und grauſame Ungewit - ter / entweder durch einen böſen Aſpect des Ge - ſtirns / oder durch Anfüllung vieler kräncklicher Materi / die gleich einem Geſchwür / nach Ver - flieſſung gewiſſer Jahren / bey ihr zur Oeffnung zeitig worden. Wenn nun der Sonnen-Cör - per einen ſolchen Anſtoß bekompt; ſo ſtoſſe er eine groſſe Menge Dünſte von ſich; und als - dann treib ein Dampff den andern fort / worüber der / ſo am veſtiſten iſt / und viel andere Dämpffe mehr an ſich gezogen / innerhalb dem Sonnen - Würbel / (oder Dunſt-Kreis der Sonnen) ſich nicht mehr enthalten könne / ſondern in einer frembden Himmel-Lufft / Raum ſuchen müſ - ſe / welche Lufft / weil ſie wie ſchon gedacht / in hefftiger Bewegung begriffen iſt / den Come - tiſchen Dunſt-Cörper alſo auch / in die ent - fernſte Wege der Sonnen-Straſſen / hinfür ſtoſſe. Solche Forttreibung aber erfolge der - geſtalt: Weil der tägige Sonnen-Gang weit ſchneller denn der Wind / mit ſeinem wunder - groſſen Cörper / allzeit nach dem fordern Theil des Sonnen-ſteigs vorwerts eilet; ſo mus ein ſo erſchrecklich groſſe Kugel in der unglaublich klaren und leicht-beweglichen Himmel-Lufft / durch ihr Fortſchieſſen / nothwendig eine Bewe - gung erwecken. Ein anderer tieff-ſinniger Stern-Weiſer / iſt dieſer Meinung beygethan / daß zwar die Schweiff-Cometen durch die Lufft bewegt werden; aber mit den ſo genandten Haar -Co -205Von der Natur. Cometen oder Roſſen / ſey es gantz anders be - wand: Denn dieſe ruhen / aber wegen des Jähr - lichen Erd-Lauffs vermeine man / daß ſie ſich bewegen / wofern nicht etwan auch die Sonne / ihnen vielleicht eine andere Bewegung verurſa - che. Es befinden ſich auch an denen Cometen / zweyerley Bewegungen: Eine äuſſerliche / und gleichſam gewaltſame / die von der Würblung des Dunſt-Kreiſes entſpringet; durch welche dem Cometen / eben in dem derſelbe zum Dunſt - Kreis heraus fleugt / ein Trieb / Schwang / oder Stos gegeben wird / ſich weiter zu werffen. Die andere Bewegung aber iſt natür - und innerlich. Wie es aber damit bewand / daß die Cometen in gemein ihren Lauff gegen Norden halten / und die wenigſte gegen Süden / Weſten / oder Oſten ſich lencken: Jſt hierauf bey den Gelehrten we - nig oder gar keines Beſcheids ſich zu erholen; einer unter den Neuern ſchreibet: Weil die Ur - ſach dieſer Bewegung noch nicht erforſchet / (denn die jenige ſo von Gelehrten Leuten beyge - bracht werden / gar ſchwach ſind /) ſo möge man kecklich / in ſo lange bis etwas gewiſſers ſich eröff - net / ſeine Zuflucht hierauf zum letzten Ancker ſetzen / und glauben / ſolches geſchehe durch Re - gierung der Engel.

Mit der Cometen ſchnellen Lauff können die Stern-Weiſe ſich auch nicht wol vereinigen / geſtalten deswegen verſcheidene Meinungen bey ihnen zu erholen. Die ſchnelleſte Farth / ſo bisnoch206Das erſte Buch. noch zu in ihrem Lauff man beobachten können / dergleichen bey den beyden / im Jahr 1471. und 72. geſchehen / erſtrecket ſich auf 30. bis 40. Grad; der Comet, im Jahr 1652. verbrachte nur 12. und ein halben Grad täglich; dieſer aber 1662. ſchritte des Tags nicht viel über einen Grad. Aber hier fället eine neue Schwerigkeit ein: Etliche Stern-Seher ſchätzen in dem Monds-Circkel einen Grad auf 431. Andere auf 1005. Teutſcher Meilen. Bey der Son - nen giebt ein Grad 18542. und bey andern 114. tauſend 226. Meilen. Bey dem Mer - curio, 9373. Oder wie andere rechnen 163059. Bey der Venere, 4335. Und nach Anſag anderer 193843. Bey dem Marte, 50379. Und nach Anderer opinion, 309581. Bey dem Jove, 71650. Und wie Andere wollen / 715260. Bey dem Saturno, 149179. Und nach Anſag Anderer / 1. Million 352. tauſend 750. Meilen. Endlich / bey den Fix-Sternen 210031. Und nach Anderer Urtheil / 74. Millionen / 504. tauſend / 666. Teutſcher Mei - len. Das mag ein diſcrepanz heiſſen: Und auch dabey / bis zu näherer Erörterung beruhen. Eine andere Parthey berechnet den Lauff der Cometen folgender Geſtalt: Der langſamſte Cometen-Gang betreffe einen Tag / 28380. Teutſcher Meilen; in einer Stund 1182. in einer Minuten 20. Meilen. Der Schnelleſte in einem Tag / 189200. Jn der Stund 7883. Und207Von der Natur. Und in einer Minuten / 131. Teutſcher Meilen. Die höchſte Schnellheit eines Schiffs bereichet inner einer Stund bey 4. Meilen im Seglen. Der Vogel / fleugt in einer Minute kaum eine Meil. Auch der Schall kan hier nicht bey - kommen. Eine Minute iſt ein kurtze Zeit: Und 131. Teutſche Meilen ein langer Weg. Die Zeit wie lang ein Comet wehren und tauren möge / iſt auch ungewis; doch lehret die Erfah - rung / und bezeugens die Hiſtorien / daß ſie öffters ziemlich lang geſtanden / 3. 4. 5. 6. bis 8. Monat. Dieſer über Jeruſalem hat ein gantz rundes Jahr ausgehalten.

Hier ſolte nun auch folgen / was dann dero eigentliche Bedeutung ſeye? Alldieweilen aber bereits davon etwas Anregung geſchehen; auch unterſchiedliche tieff-ſinnige Stern-Ge - lehrten unter den Neuern / und die noch im Leben / öffentlich bezeugen / daß die Operation der Co - meten eigendlich man nicht wiſſen könne: Als wäre überflüſſig hierinfalls ſich aufzuhalten. Zum endlichen Beſchlus / wird hierbey gebracht / was deswegen einer unter dieſen Stern-Weiſen hiervon ſeinen Schrifften einverleibt / da er alſo ſchreibet: Jch ſage nicht / daß wie unter den Planeten und Fix-Sternen / alſo auch zwiſchen den Cometen / Planeten und Sternen / nicht mancherley Aſpecten / und gar keine Würckung ſich ereigen ſolten: Bin aber der gäntzlichenMei -208Das erſte Buch. Meinung / weil die Alten um den Lauff der Co - meten ſich wenig bekümmert / auch den Wür - ckungen der vielfältigen Aſpecten nicht mit ge - nugſamer Sorgfalt nachgeforſchet / was nem - lich auf dieſen oder jenen guten oder böſen Sitz des Geſtirns / für Ausgäng und Begebenheiten gefolget; daß deswegen aus ſolchen allen / nichts gewiſſes erkundigt werden möge. Je - doch zum Fall man den Stern-Kündigern ſo viel nach giebt / daß es beydes Böſe und Gute Aſpecten gebe / ſchätze ich für nichts ungereimtes / daß auch die unterſchiedliche Comet, und Stern-Aſpecten / ſo täglich ſich verändern / gar unterſchiedene Würckung nach ſich ziehen. Denn weil die Cometen aus den Planeten ihren Urſprung nehmen / ſo führen ſie auch etwas von ihrer Natur mit ſich. Dahero nothwendig folgt / daß nicht alle Cometen Boshafft / und Vorzeiger böſer Ausgäng ſind; wie zwar faſt von männiglich geglaubt wird: Sondern daß theils derſelben gütig / und offt glücklicher Hand - lung vorlauffer: Maſſen ſolches mit ſehr vielen Exemplen und Geſchichten / man bewähren könte.

Das209Von der Natur.

Das III. Capitel. Von der aus Waſſer und Erden beſtehenden Kugel / (die Welt) in - ſonderheit / des Meers Eigen - ſchafften.

DJe Erd-Kugel / oder wie die Griechen ſie nennen Geocoſmus, die Jrꝛdiſche Welt / gleichwie ſie das End und Centrum der Schöpffung war: Alſo auch hat der Werck - Meiſter Göttlicher Weisheit / ſie dergeſtalt künſtlich diſponiret / daß das / was der gantze ge - ſtirnte Himmel / Sonn / Mond und alle übrige Planeten / und Stern-Kugein / groß und klein / an Vermögen / Kräfften / abſonderlichen Eigen - ſchafften / und Würckungen in ſich beſchlieſſen / gleichſam in einem Auszug / Begrieff und Cen - tro verſammlet und concentrirt worden iſt. Niemand ſoll auch dieſes ſonders groß verwun - dern; ſintemal / von dem oberſten HErꝛn / dem Schöpffer aller Dinge / der Menſch / deſſen Bild und Gleichnis / als ein Beherꝛſcher derſel - ben / darein geſchaffen worden / auſſer Zweiffel aus keinem andern Vorſatz / denn daß er auf Er - den der Erd-Kugel Gröſſe / Schöne und un - ausſprechliche Veränderungen / der unzahlba - ren Menge der Wunder Gottes in der Natur / ſolte wahrnehmen / darüber ſich verwundern / verwunderend denenſelben nachforſchen / ſu -Ochen210Das erſte Buch. chen und anklopffen; Und wann er endlich den Allmächtigen Schöpffer in dem Geſchöpff; den überwunderlichen HErꝛn in ſeinen Wun - dern finden würde: Er denſelben auch ewig be - ſitzen / und in ihme ſich erfreuen ſolte.

Und obwolen die Menſchen aus Boßheit und Betrug des Teuffels in Adam ſich verfal - len; ſo iſt jedoch / durch die Menſchwerdung des Sohns Gottes / das Wort des Vatters / wel - ches in der Fülle der Zeit Menſchliche Natur an ſich genommen / und in dieſe Welt geboren worden / ſolcher Fall erſetzet; und daß im Men - ſchen erloſchene Liecht / Gnad / und vormals ge - habte Prærogativ, vor allen Geſchöpffen im Him - mel und auf Erden / hinwiederum in ihme ange - zündet und erneuert worden.

Glaublich iſt / daß die Erſchaffung dieſer Welt / von GOtt / dero Schöpffer / zu einem be - ſondern Abſehen / Zweck und Ende müſſe ge - ſchehen ſeyn. Man möchte aber fragen / wor - zu? und zu welchem Ende? Gewiß iſt / daß der Höchſte ſolches nicht gethan habe / um ſein ſelbſt / noch um der Engel willen; weniger / aus Man - gel etwas / darzu er dieſer Materialiſchen Welt ſolte bedürfft haben. So muß dann hierbey ein ander Abſehen in der Göttlichen Weisheit ge - weſen ſeyn; nemlich um der Creatur des Men - ſchens willen / der durch das eingeſchaffene / in ihm leuchtende Liecht / Verſtand / Vernunfft und Sinne / den Werck-Meiſter und Schöpferdieſes211Von der Natur. dieſes Wunder-Gebäues / ſoll ſuchen / finden / er - kennen / lieben / loben und wie gedacht / ewig genieſ - ſen / und beſitzen.

Dieſen Terr-aqueum Mundi globum, hat die ewige Weisheit Gottes / in medio Univerſi, dergeſtalt beveſtiget / daß er alſo ſchwebend / ohne unterſtützen / aller himmliſcher Cörper und Ge - ſtirne Einflüſſe / Kräfften / und Beſtralungen ge - mächlich empfangen / ſich dadurch ſchwängern / und ſeine Aus-Gebuhrten von ſich geben - ge. Mit dem Gewäſſer / welches denſelben nicht allein umgiebet / ſondern auch allenthalben durchflieſſet / hat ſie die ereignete Mängel er - ſetzet / damit ja an ſo un-entbehrlichem Element auch kein Abgang wäre. Nicht weniger / die Berge alſo geordnet / daß ſie nicht nur die an - ſchlagende Meer-Wogen ſolten ſtützen; und die Erd-Kugel durch die in ihren ſich concen - trirende / nachmals aber ausquellende Brun - nen-Bächlein / und Ströme befeuchten / ſondern auch dieſelbe mit unzehlichen unter-Jrꝛdiſchen Feuer - und Waſſer-Behaltern und deren Gän - gen höchſt-verwunderlich durchhöhlet: Jn wel - chen / als darzu verordneten Kuchen / die Natur ihre Nahrung der Metallen / Mineralien / Sal - tzen / Farben und vielen andern Aus-Geburten / durch eine langſame Kochung gleichſam zube - reitet: Nachmals aber / durch mancherley ſel - tzame Gänge und Adern / dem gantzen Cörper / und Jnnerſten der Erden austheilet: Auch ſoO ijgar /212Das erſte Buch. gar / und zwar nicht ſelten zu Tage austrei - bet.

Wie nun der Menſch die kleine Welt / (Mi - crocoſmus,) ohne den Lufft oder Geiſt der groſ - ſen Welt / (Geo - oder Macrocoſmi,) nicht be - ſtehen und leben kan. Alſo und nicht anders / verhält es ſich auch mit dieſem Terr-aqueo Mundi globo. Derſelbe würde auch öd und unfruchtbar bleiben / wann er nicht durch die un - aufhörliche immer-wehrende Influentz und Ein - flüſſe der Stern-Menge beſtrahlet / vegetiret / und alſo zu reden / beſeelet würde; geſtalten eine unzertrennliche Conſpiration und Inſpiration des Obern mit dem Untern & vice verſa ge - ſpüret; auch wahr zu ſeyn befunden wird / was die Heyden ſtatuiret und geſagt haben: Inferius ſicut ſuperius. Oder wie ein Poët hierüber gloſſiret:

Quæ ſunt in ſuperis, hæc inferioribusinſunt, Quod monſtrat cœlum, id terra frequenter habet, Ignis, aqua, & fluitans, &c:

Alldieweilen aber hiervon in vorgehender Be - ſchreibung der Wunder Gottes an dem Ge - ſtirnten Himmel / auch ſchon etwas Meldung beſchehen / hat es dabey ſein Bewenden; Und kommen nunmehro zu der Beſchreibung der vornehmſten und verwunderlichſten Wunder des Geiſtes dieſer Welt / ſonſten die Natur ge - nandt / die er im Begriff dieſes Terr-aquei globi,im213Von der Natur. im Meer / Waſſer / Erden / Bergen / Hölen; item / an Thieren / Fiſchen / Vögeln / Gewürm / Bäumen / Wurtzeln / Kräutern / und Blumen / vor andern / unter dero unendlichen Zahl / ſich - tig / empfindlich / greifflich / und ſchmacklich / dem Menſchen darſtellet. Ob derſelbe ſo viel - he thun / und ſich bewerben wolte / mit dieſem Geiſt in näheres / geheimeres / und verſtändigers Vernehmen zu gelangen; Und nächſt tauſend - fältiger Ergötzung zu mehrer Aufachtſamkeit / nachforſchen und betrachten / ſich anreitzen / und aufmundern laſſen wolte. Und folglich auch dem allweiſen Schöpffer länger je gröſſeres Lob gebähren.

Bevor aber hierzu der Anfang gemacht werde / hat man erachtet / eine kurtze Beſchrei - bung / Maas und Abtheilung der Erd-Kugel und des Meers / voranzuſtellen / damit der wol - geneigte Leſer / aus der beygefügten Welt-Car - ten / ſo nach der allerneueſten Edition, eines ſo andern um ſo beſſer ſich erholen; ſonderlich aber / die wundeꝛbare Flüß und Wider-Flüß des Meers / und wie es mit dem Strom deſſelben / (deſſen in denen Schiffarten öffters Meldung beſchicht /) beſchaffen / gleichſam vor Au - gen ſtehen / und darob ſich ergö - tzen möge.

O iijFol -214Das erſte Buch.

Folget hierauf / eine kurtze Beſchrei - bung / Maaß und Abtheilung der Erd - Kugel und des Meers / zuſambt deſſen Eigenſchaff - ten.

ES iſt allbereit erwehnt / und auch der mei - ſten Gelehrten beſtändige Meinung / daß Waſſer und Erde zuſammen eine vermiſchte Rundung machen. Wiewol bey den Alten / von der Form und Geſtalt der Erden / mancher - ley widrige Meinungen im Schwang gangen ſind. Der Welt-Weiſe Anaximander, ſo ums Jahr Chriſti 600. gelebet / war der Mei - nung / die Erde wäre geſtaltet wie ein Cylinder, oder runde Säule. Anaximenes, ſo damal auch floriret / ſagte: Die Erde wäre gantz gleich / wie ei - ne vier-ſeitig-doch ungleich-wincklichte Figur. Lang vor Chriſti Geburt lehrete Leucippus, die Erde wäre zwar rund / oben aber wie eine Pau - cke geſtaltet. Heraclitus behauptete: Die Er - de habe die Figur eines Schiffs. Democritus wolte / die Erde wäre flächlich ausgehölet. Em - pedocles gab vor / die Erd-Kugel ſey überhin gleich und eben / deſſen Meinung noch nicht gar lange Franciſcus Patritius ein Welſcher / auch beygeſtimmet. Aber alle jetzt erwehnte Mei - nungen / haben Ariſtoteles, Plinius und Ptolo - mæus widerſprochen / und dahingegen geſchloſ -ſen:

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215Von der Natur. ſen: daß der Erd-Boden ſambt dem Meer / eine rundige Figur vorſtelle: und wie Ovidius ſagt: Terra pilæ ſimilis. Dieſe Meinung nun / wie ſie unter allen die wahrſcheinlichſte iſt: Alſo kan ſie auch durch folgenden Satz bewehret werden: Es iſt aus der Natur bekandt / daß wann der Voll-Mond der Sonnen Schnur - recht entgegen geſetzt; und alſo die Erde zwi - ſchen beyden groſſen Liechtern in einer Schnur - gleichen Lini iſt / dieſelbe der Sonnen-Strahlen verhindere / damit der Mond ſeinen Schein nicht von der Sonnen bekommen könne / als - dann eine Finſternuß des Monds erfolge. Wann nun der Schatten der Erden den Mond antritt / und jederweilen halb / jemalen auch gantz verfinſtert / verſpüret man / daß der Schatten allzeit rund ſey. Weilen dann aus der Optic bekandt iſt / daß der Schatten die Form und Ge - ſtalt eines Dings erweiſe; Und wie der Schat - ten / alſo auch daſſelbe iſt / ſo den Schatten gibt: So muß folgen / daß Erden und Meer mit ein - ander / eine gemeine Ründe von allen Theilen be - ſchlieſſen.

Wie nunmehro die Ründe der Erd-Kugel dargethan worden: So kan auch der Erden Ründe / nach denen vier Orten der Welt / bewie - ſen werden. Daß die Erde vom Aufgang zum Niedergang rund ſey / beſteiffet das Auf - und Niedergehen der Sonnen / welches nicht allerO iiijOrten216Das erſte BuchOrten zugleich und in einem moment beſchicht. Die Völcker in Oſt-Jndien / ſehen die Morgen - Röthe um etzlich Stunden ehender als wir; und wir haben ſie um etlich Stunden früher weder die Americaner. Die Urſach dieſer Ungleich - heit iſt die Ründe der Erden / welche der Sonnen - Strahlen verhindert / daß ſie die benandte / und andere alſo gelegne Ort nicht zugleich auf ein - mal beſcheinen kan. Wann aber die Erd-Ku - gel / nach dem Wahn Anaximenis, Leucippi und Empedoclis, oben platt wäre / wurden die Völcker in Oſt - und Weſt-Jndien / die bey 2000. Meilen von einander entfernet / zugleich den Tag empfinden / da doch die Erfahrung zeuget / daß die Americaner um acht Stunden / denſel - ben ſpäter / weder die in Oſt-Jndien bekommen. Nicht weniger beſtättigen auch dieſes die Fin - ſterniſſen / welche nicht zu gleicher Zeit an ver - ſchiedenen Orten geſehen werden. Hieraus nun erhellet wahr zu ſeyn / daß die Erde vom Auf - gang biß zum Niedergang / rund und aufgebo - gen ſey. Daß aber auch dieſelbe von Mitter - nacht gegen Mittag gleichermaſſen rund ſeye / befindet ſich aus dieſem: daß ſo man zwey Ort ernennet / derer einer gegen Mitternacht; der andere aber einer anſehnlichen Weite davon / gegen Mittag / unter einer Mittags-Lini liege; Und jemand von einer zur andern reiſen wolte / würde er mercken können / etzliche Sterne ſo erzuvor217Von der Natur. zuvor geſehen / allmälig zu ruck untergehen; da - hingegen andere / ſo er zuvor nicht erblicken kön - nen / vor ihme aufgehen. Wann nun wie ge - meldt / das Meer mit der Erde eine Kugel macht / kan deſſen aufgebogene Ründe auch dargethan / und ſichtlich vorgeſtellet werden / indeme be - kandt / daß die Schiffende auf dem Meer / von ferne allzeit die Ober-Spitzen der Thürne / und Gipffel der Berge / viel ehender erblicken / weder ſie das Land ſelbſt ſehen / welches einig allein von der aufgebogenen Ründe des Waſſers entſte - het; diß iſt auch Urſach / warum man oben auf dem Maſt-Baum ungleich weiter ſehen kan / als unten auf dem Schiff. Es haben zwar theils der Alten / und auch etliche aus denen neuern Natur-Kündigern / die Ründe der Erd - Kugel / wegen des vielen überaus hohen Ge - bürgs / beſtreitten wollen. Allein / gleichwie hier nicht behauptet wird / daß die Erde ſo gantz Kugel-rund ſeyn ſolte / wie ein Ball / an deme nichts erhabenes / oder niedergebognes zuſehen / welches dem Augen-Schein zuwider lieffe: Alſo wird im Gegentheil beharret / daß ſo wenig eine kleine Wartzen an einem Apffel hindern kan / daß derſelbe nicht rund ſeyn ſolte: Eben ſo wenig mögen die erhabene Berge / und tieffe Thäler die Erden aus ihrer Rundung ſetzen. Dann zum Fall / daß einer der höchſten Berg nach der perpendicular Lini, fünffzehen Stadia, oder eine halbe Teutſche Meil hoch ſey; dieO vErde218Das erſte Buch. Erde aber in ihrem Begriff nach des Ptolomæi, 180. tauſend Stadia, das ſind 5625. Teutſcher Meilen begreifft / (weilen von denen Alten der Umkreiß der Erden niemaln geringer geſchätzet worden /) ſo würde nach des Archimedis erfun - dener Proportion, der Diameter / oder die läng - ſte Quer-Lini / ſo durch das Mittel-Punct der Erden gezogen / und ſich unten und oben enden wird / bey 57. tauſend 272. Stadia; nach gemei - ner Maaß aber 1790. Meilen machen. Wann nun dieſer Länge / eine halbe Meil entgegen ge - ſetzt wird / iſts eben / als Eins gegen 3580. gehal - ten / da faſt gar keine Proportion zu finden. Kan demnach kein Berg mit ſeiner Höhe / die Ründe der Erden hindern; denn was einiger Scribenten Bericht / von theils ſehr hohen Ber - gen / die von ihnen / acht / zehen / zwölff / und funff - zehen Meilen in die Lufft aufgeführet werden / betrifft; refutiren ſie ſich meiſt alle von ſelbſten / in deme ſie ſchreiben / daß auf ſolchen Gebürgen / ſonderlich aber auf dem Berg Atlas in Africa, der gar bis zu nechſt in die Gegend des Monds über ſich ſteigen ſoll / faſt das gantze Jahr hin - durch / Schnee zu finden.

Wann dann deme alſo: Aber nicht zu er - achten / daß weder Schnee / noch Wind oder Regen / über eine halbe Meil ob der Erden ſeyn könne / weilen die jenige / ſo die höchſte Gebürg beſtiegen / einhällig / zeugen / daß ſie die Wolcken unter ihnen geſehen / auch in denſelben donnernhören;219Von der Natur. hören; oben auf dem Berg aber nichts der glei - chen / ſondern nur eine ſanffte doch etwas friſche Lufft empfunden: So erhellet unwiederſprech - lich / auf was Grund die eingebildete mächtige Höhe ſolcher Berg beſtehe. Einige Philoſophi, und unter denſelben Copernicus, haben behau - ptet / daß die Erde nicht in Mitten der Welt / oder deren Centrum ſey. Aber diß wird von denen mehrern Stern-Gelehrten wiederfochten / und beglaubet / daß die Erd-Kugel recht im Mittel der Welt / auch durch den Himmel rings umher in gleicher Weite umſchloſſen ſey / ſolches erhelle auch daraus / weil die Sternen jederzeit an allen Orten in gleicher Gröſſe erſcheinen / welches nicht beſchehen könte / wann der Erd-Ball nicht im Mittel der Welt ruhete; zu dem / ſey die eine Helffte des Himmels allweg ſichtbar / die andere Helffte aber verborgen. Wann auch die Erde nicht im Mittel zwiſchen dem Auf - und Nieder - gang wäre / würden Vor - und Nach-Mittag nimmer können gleich ſeyn. Anderer Beweis - thum zugeſchweigen.

Der gröſte Umkreis der Erden / deſſen vor - gedacht / wird alſo erwieſen: Demnach die Erde in der Mitten ſchwebet / und ihre Ründe mit dem Firmament in der proportion ſich vergleichet; hat man beobachtet / daß ſo jemand von Mitter - nacht gerad gegen Mittag ſchiffet / oder reiſet / allzeit auf 15. Meilen ein Grad des Himmels hinter ihm unter / und vor ihm aufgehe. Weilennun220Das erſte Buch. nun ein jeder groſſer Circkel am Himmel in 360. Theil getheilet / ſo folget gewis / daß wann dieſe 360. mit 15. multiplicirt und vermehret wer - den / daß des gantzen Erdbodens runter Umkreis 5400. Teutſche Meile in ſich begreiffe. Wolte nun jemand den gantzen Raum der Erd-Kugel an Waſſer und Land wiſſen? So nehme er die Helffte dero Umkreiſes / aus 5400. ſind 2700. Und danñ auch den halben Diameter der Erden / ſind 859. Meilen / dieſe zuſammen multiplici - ret / geben 2319545. gevierdte Teutſche Mei - len. So groß iſt der gantze Raum der Erd - Kugel an Waſſer und Land / wie der in dieſer Geographiſchen Karten vorgeſtellet iſt.

Die Mathematici, damit ſie die Beſchaf - fenheit der Erd-Kugel recht entdecken / und be - grefflicher vor Augen ſtellen möchten; haben anfänglich eine runde Kugel formiret / und nachmals dieſelbe folgender Geſtalt abgetheilet: Erſtlich / haben ſie oben und unten zween Pun - cten einander ſchnur gerad entgegen geſetzt / der eine und öbere bedeutet den Nord-Würbel / (Po - lum,) der andere und untere aber den Sud - Würbel. Darnach / haben ſie mitten durch die Kugel zwiſchen jetzt-gemeldten beeden Puncten einen Circkel gezogen / durch den ſie die Kugel recht in Mitten durchſchnitten / und in zween gleiche Theil unterſchieden. Dieſen Circkel nennen ſie Æquator; die Schiff-Leut aber dieLini. 221Von der Natur. Lini. Das Theil gegen Norden / heiſſen ſie Mitter-nacht: Und das nach Süden / Mittag. Dem nechſt haben ſie ein Circkel Creutz weis über die Kugel durch die beede Würbel-Puncten ge - zogen; und dieſen die Mittags Lini genandt; und dieſer Circkel theilet die Kugel wieder in zween gleiche Theil / nemlich: Jn den Aufgang und Niedergang. Zu dem / haben ſie auch die Kugel mit einem breiten Circkel oder alſo genand - ten Horizont-Lini umgeben / welcher die Kugel abermal in zween gleiche Theil abgetheilet / und die obere Helfft von der untern abſonderte; und diß war alſo die anfängliche oder Haupt-Abthei - lung. Nachdemalen aber ſie befanden / daß dieſe Circkel zu ihrem Vorhaben nicht erklöcklich ſeyn mochten: Zogen ſie auch auf beyden Sei - ten der Kugel von der Lini, erſtlich in ungleicher / darnach in einer Weite / von zehen zu zehen Graden gleich-lauffende Circkel / bis an die bey - den Würbel-Puncten / zwiſchen welchen / erſt - mals ſieben / darnach neun und mehr Climata oder Rände / ſo gegen Mitternacht als Mittag / begriffen wurden. Uber dieſe alſo gleich über - gezogene Circular-Linien / zogen ſie / auf jede zehen Grad / bey der vorgezogenen Mittags - Lini durch beyde Würbel-Puncten / andere Cir - cular-Linien deren ingeſampt 36. welche die vorigen quer-über zerſchnitten / und die gantze Kugel in gleich-förmige Felder zertheilet / welche beedes die Oerter zu verzeichnen / als auch dero -ſelben222Das erſte Buch. ſelben Weite zu meſſen / ſehr bequem und dienlich ſind. Ferner / haben die Alten die Welt-Kugel in fünff Gürtl-runte Theil / Zonas genandt / ab - getheilet / dergeſtalt / daß ſie zwiſchen beyden Polis oder Würbel-Puncten noch vier kändliche / und mit doppelten Linien gezogene Circkel geſetzet; und alſo die fünff Runden der Erden abgetheilet. Von der Mittel-Lini, (Linea Æquinoctialis,) nahmen ſie 23. Grad nach dem Norden / und eben ſo viel nach Süden; und zohen in ſolcher Weite zween Circkel / welche den beyden Tropi - cis oder Sonnen-Wänden am Firmament ſich vergleichen. Jenen nandten ſie Tropicum Cancri, der Sonnen-Krebs-Gang / weil die Sonne im Sommer / wann ſie aufs höchſte kömpt / hier wieder zu ruck / und nach dem Mit - tag zugehet. Dieſen nenneten ſie Tropicum Capricorni, weil die Sonne / wann ſie im Win - ter am niedrigſten kommen / ſich wieder herauf zu uns nahe; und gleichſam wie ein Steinbock herauf klettere. Was in mitten und zwiſchen dieſen beyden Circkeln liegt / nenneten ſie Zonam torridam, die dürre Runden der Erden / in dem ſie in dem Wahn ſtunden / daß wegen groſſer Hitze der Sonnen / weil zu Mittag ſie den Leuten recht ob dem Haupt ſtehe / niemand dieſer Enden wohnen könte. Darnach haben ſie von beyden Würbel-Puncten auf $$\frac{0}{23}$$ $$\frac{1}{30}$$ wieder zween känd - liche Circkel geriſſen / den nach Norden nand -ten223Von der Natur. ten ſie Circulum Arcticum, den Beeren-Ring / aus Urſachen / weilen ſelbiger Circkel den kleinen Beeren am Himmel gantz umſchleuſt. Den nach Süden benandten ſie Antarcticum, den untern Beeren-Ring / darum / weil er dem vori - gen ſchnur grad entgegen geſetzt iſt. Dieſe beede Ründe / nenneten ſie Zonas frigidas, die kalten Länder / weil ſie in Meinung waren / daß um unerleydentlicher Kälte willen / niemand dieſer Gegenden ſich enthalten könte. Was nun zwiſchen dem Beeren-Ring und der Krebs - Lini; und zwiſchen dem untern Beeren-Ring und der Steinbocks-Lini gelegen war / das nand - ten ſie Zonas temperatas, die gelinde Ründen: Dann weilen in dieſen beyden Theilen die Lufft anmuthig und gelind; die Hitze auch nicht alſo ſtarck iſt / wie in der erſten: Noch die Kälte ſo hefftig / wie in den beeden andern Zonis; haben ſie zu ihrer Zeit / nur dieſe zwey Theil der Erden zur Wohnung der Menſchen tauglich erachtet. Wie ſehr aber die guten Alten in ihrer Meinung betrogen geweſen / das iſt Zeithero genugſam kund gemacht worden. Man ſchreibet / König Atlas in Lybia, habe erſtmals eine ſolche runde Kugel erfunden / und deren Gebrauch bekandt gemacht. Alldieweilen aber die kleinern Welt - Kugeln viel unümgängliche Beſchwerligkeiten haben / iſt man endlich dahin gedacht geweſen / ſo thane Ründe in eine flache Ebene zu verwandlen / wie zwar auch ſchon in den Alten Zeiten imBrauch224Das erſte Buch. Brauch geweſen iſt / welche Karten auch etlicher Maſſen bequemer ſind. Wie nun die Kugel - runde in eine Ebne und flache Figur iſt verſetzt worden: Alſo ſind auch die Circkel von der Ründe in gleiche Linien verwandelt worden / da dann vor das erſte zu notiren / daß die beyden Poli oder Würbel-Puncten unten und oben in der Tafel nicht geſehen werden / weil es ſich nicht ſchicken kan / daß alle Mittags-Linien ſo in bey - den Puncten zuſammen lauffen / in einer Karten / zu Unterſt und Oberſt füglich können zuſammen gezogen werden: Dahero man nach Mitter - nacht bis auf 80. Und gegen Mittag bis 70. Grad / in ſo weit / nemlich beeder Orten bishero die Welt beſegelt und bekand gemacht worden / mit gedachter Mittags-Lini aufgehöret; und was beederſeits zu Erfüllung der 90. Grad noch ermangelt / mittelſt zweyer runder Scheiben er - ſtattet / und in der Karten beygeſetzet worden. Worbey aber auch diß zu mercken / daß in beſag - ten beyden runden Scheiben ein ziemliches mehr / weder der Mangel der Karten erfordert / ent - halten und vorgeſtellet wird; welches der Urſa - chen geſchehen / damit man um ſo beſſer ſehen und ſpüren könne / wohin jedes Theil gehöre / auch die gleich-ausgezogene Mittags-Linien beydes Oben und Unten in einen Punct zuſammen lauf - fen müſſen. Der Circulus Æquinoctialis, oder die Mittel-Lini; von den Schiffern ſchlechthin225Von der Natur. hin die Lini genandt / ſo von der Rechtẽ zur Lincken durch die Karten gezogẽ / und in 360. Theil unter - ſchiedẽ iſt / theilet die groſſe Welt-karte von Abend gegen Morgen in zwey gleiche Theil / in Nord und Süden. Dieſe Haupt-Lini fänget an / faſt zu End der neuen Welt / oben Braſilia / da ſie die Mittags-Lini durchſtreichet / und ziehet ſich durch die gantze Karten / biß ſie wieder dahin kompt da ſie angefangen / zuverſtehen / wann die Karten in die Ründe zuſammen gebogen würde; Gleicher Geſtalt iſt es auch mit denen andern über gezogenen und von zehen zu zehen grad von - einander-ſtehenden Linien beſchaffen; und dieſe gleich-ausgezogene Linien werden in geſampt durch 36. Quer-Linien von oben nieder zer - ſchnitten / welche Mittags-Linien genennet werden / deren Anfang die bunte Linien iſt / welche Braſilien durchſtreichet / und wird dahero Meri - dianus primus, die erſte Mittags-Lini genandt. Denn weilen die Magnet-Nadel um dieſe Ge - gend und bey den Flandriſchen Jnſulen ſonſten Azores genandt / recht gegen Norden zeuget; und daſelbſt von der Mittags-Lini nichts abwei - chet / hat man den erſten Meridianum oder Mit - tags-Lini, welche in den alten Zeiten von Pto - lomæo durch die Canariſchen Eylanden gezogen worden / noch um zehen Grad zu ruck geſetzt / und denſelbẽ durch erſt-benamte Oerter gezogen; von welcher Linien / longitudo locorum, aller Oer - ter Weite vom Niedergang nach dem AufgangPan -226Das erſte Buch. anfängt / und auf der bunten Mittel-Lini gezehlet wird: Eben wie auf dieſer erſten Mittags-Lini / ſo wol wegen Mitternacht als Mittag vom Æqua - tore, oder bunten Mittel-Lini / latitudo locorum, aller Oerter Breite genommen wird; das iſt / auf dieſem ſchwartzen bunten Creutz / wird nach dem Aufgang / das iſt / nach der rechten Hand gezehlet / wie weit ein Ort von der erſten Mit - tags-Lini entweder gegen Norden oder Süden gelegen ſey.

Worbey auch diß zu mercken / daß die gleich aus / und quer übergezogene Creutz-Linien ebe - ner Maſſen hierzu dienen. Es wird ader die Länge und Breite der Oerter genommen / wie folget. Die Länge hebt ſich an von der erſten Mittags-Lini, ſo die Karte von oben nieder in der Mitte zertheilet; und wird gezehlet von der Lincken zu der Rechten / das iſt / von Abend gegen Morgen / und endet ſich in ſelbigen Punct / da ſie angefangen im 360. Grad des Æquatoris, wie dieſe Theile zu oberſt in der Karten geſetzet ſind. Denn obwolen in Zeiten Ptolomæi die Erd-Ku - gel nur auf 180. Grad / das iſt / auf die Helffte be - kandt geweſen; ſo iſt ſie doch nunmehro bereits über zwey hundert Jahr / bis auf 340. Grad entdecket worden; in dem ſie 60. Grad mehr gegen Aufgang: Und 100. Grad gegen Nie - dergang erſpüret und beſegelt worden; wären alſo nur noch 20. Grad / das ſind 300. Meilen übrig / die noch nicht völlig entdecket / und erfun -den227Von der Natur. den worden. Die Breite hebt ſich an vom Æ - quatore oder Mittel-Lini, erſtrecket ſich beydes nach Mitter-nacht und Mittag. Die Mitter - nächtige Breite endet ſich im Nord-Würbel im 90. Grad; die Mittägige Breite aber im Sud - Würbel auch im 90. Grad / als in welchen bey - den Würbeln alle Mittags-Linien zuſammen lauffen / auf welchen auch die Breite der Oerter gezehlet werden mus. Zu unſerer Zeit iſt das Erdreich nach und nach auf 133. Grad entde - cket; und zwar gegen Norden bis auf 81. Grad beſegelt: Nacher Süden aber bis auf 60. Grad und noch höher bekandt worden. Die Geogra - phi, pflegen jederweilen auch die gantze Erd-Ku - gel in zwölff Mittags-Linien abzutheilen / welche die gantze Ründe der Erden in 24. gleiche Theil unterſcheiden / alſo daß ein jede Mittags-Lini 15. Grad von der andern ſey / welche die Sonne in jeder Stund überlaufft; und wann ſie 24. mal 15. das iſt / 360. Grad durchloffen / hat ſie Tag und Nacht / das iſt / 24. Stunden vollendet. Dieſe Abtheilung dienet ſonderlich auch darzu / daß man hierdurch leicht finden kan / welche Län - der / Städt / und Ort / vor andern ehender Mit - tag haben. Dann dieſe / ſo 15. Grad / das iſt / 225. Teutſcher Meilen von einander / eine gegen Aufgang / die andere gegen Niedergang liegt / haben zu ungleicher Zeit ihren Mittag. Dann die gegen Morgen / hat denſelben um eine gantze Stund ehender / als die andere gegen Abend. P ijWel -228Das erſte Buch. Welche aber unter einer Mittags-Lini von - den nach Norden liegen / haben zu einer Zeit Mittag / als wie Rom und Florentz. Lißbona in Portugal und Cracau in Polen aber / liegen um 30. Grad voneinander / dieſes gegen Oſten / jenes gegen Weſten: Darum hat auch Cracau / zwo Stund ehender Tag als Lißbona.

Zum Beſchlus dieſer Geographiſchen An - weiſung / der fünff ſo genandten Zonarum oder Gürtel-Ringe der Erden / derer auch bereits oben Meldung geſchehen / mit wenigem zu gedencken. So findet ſich erſtlich / die zona frigida Borealis, die kalte Nord-ründe / iſt der gantze Raum / ſo Circulus Arcticus, oder der Beeren-Ring um den Nord-Würbel beſchleuſt; deſſen halbe Brei - te 352½. Teutſcher Meilen beſchlieſſet. Dar - nach zona temperata Borealis, die Ründe / ſo zwiſchen dem Beeren-Ring und der Krebs-Linien begriffen / beſchleuſt mit ſeiner Breite 645. Teutſcher Meilen. Hierauf folget Zona Tor - rida, die dürre und unfruchtbare Ründe / nach Meinung der Alten / zwiſchen den beyden Tropi - cis oder Sonnen-Wänden; hat in ihrer Breite 705. Teutſcher Meilen. Dem nechſt kömpt zona Temperata Auſtralis, der gelinde oder erträgliche Raum zwiſchen der Steinbocks-Li - nien / und dem untern Beeren-Ring / hat auch 645. Teutſcher Meilen. Letzlich kompt zona frigida Auſtralis, die kalte Sud-Runde / ſo umden229Von der Natur. den Sud-Würbel befunden wird / deſſen halbe Breite gleicher Geſtalt 352½. Teutſcher Mei - len in ſich faſſet.

Der bishero vorgeſtellte Erd-Kreis / wird fürnemlich in zween Haupt-Theil / als die alte und neue Welt / unterſchieden.

Die neue Welt wird darum ſo genandt / weil ſie den Alten gäntzlich unbekandt ge - weſen / und lang nach ihnen / erſt vor ein hun - dert und funffzig Jahren entdecket worden.

Die alte Welt wird darum alſo geheiſ - ſen / weil derſelben gröſſerer Theil auch den Alten bekandt war; und von ihnen beſchrieben worden. Dieſer Theil wird hinwiederum in drey Haupt-Theil als da iſt: Europa, Aſia, und Africa eingetheilet. Europa, iſt das kleineſte unter den dreyen / ſeine Länge / genommen vom Capo S. Vincent in Portugal / bis an den Flus Oby, von Niedergang gegen Aufgang erlauffet ſich auf neun hundert Meilen; die Breite aber von Mittag gegen Mitternacht / von Capo di Matapan, in Morea, bis an das äuſſerſte Eck in Norwegen / auf ſechs hundert. Aſia, unter den dreyen der gröſte Theil / hat in der Länge / von Weſt in Oſten / von Natolia, oder klein Aſien bis an die äuſſerſte Grentzen Chinæ, ſiebenzehen hundert: Und in der Breite / von Suden in Norden eilff hundert Meilen; die angelegene Jnſulen ungerechnet. Africa, begreifft gleicher Geſtalt von Weſten in Oſten / von Capo Verde,P iijbis230Das erſte Buch. bis an Capo Guardafuy, über dreyzehen hundert: Und von Suden gegen Norden / von Capo Bone in Barbari / bis an Capo Bona ſperanza, zwölff hundert Meilen.

Die neue Welt aber / America, ſo der gröſ - ſeſte unter den vieren. Seine Länge wird ge - nommen / vom Freto di Anian bis an die Enge Magellanes, auf 2400. Meilen; die gröſte Breite aber / von gedachtem Freto di Anian, jetzo die Enge von Jeſſo genandt / bis an Cap. Breton in neu Franckreich / 300. Meilen. Der Nord - Theil iſt faſt zur Helfft noch unbekandt / ausge - nommen / was längſt dem Geſtad des Meers / und an den Waſſer-Strömen iſt entdeckt wor - den; übrigens / weis man nicht wie weit diß Land gegen Norden / und dem Polo Arctico ſich erſtrecket; ſo bleiben auch in deſſen Sudlichen Theil / unterſchiedliche groſſe Länder / als da ſind: d Amazones, Paguan, Picora, Moxos, Uram, &c. bißhero meiſtes noch unbekandt.

Noch ein fünffter Theil der Welt kan mit fug beygeſetzt werden / nemlich: Terra Auſtralis Incognita, das noch unbekandte Sud-Land / welches in ſeinem Begrieff alle andere Theil der Welt / auſſer America, der Gröſſe nach über - trifft.

Demnach nun bishero die Erd-Kugel und dero Beſchaffenheit; auch wie ſolche durch die Gelehrten pflegt vorgebildet zu werden / mit we - nigem / zu Dienſt derer / die der Geographi nochnicht231Von der Natur. nicht ſonders erfahren / iſt vorgeſtellt worden. So folgt hier auf auch von dem Meer / als dem andern Haupt-Theil dieſes Terr-Aquei glo - bi.

Es wird aber dieſes unermäsliche Gewäſ - ſer / ſo die Erd-Kugel umgiebet / und ob - und un - ter der Erden ſie durchdringet / mit einem allge - meinen Namen genennet / Oceanus, das groſſe Welt-Meer; und ob ſchon derſelbe unterſchiedli - chen Landſchafften nach / die er mit ſeinen Wellen beſpület / auch verſcheidene Namen bekömpt / als da iſt: der Oceanus Atlanticus, zwiſchen Ame - rica, Africa, und Europa, entweder von der wey - land Jnſul Athlantide, ſo in demſelben zwiſchen jetzt-gemeldten dreyen Theilen der Welt gele - gen; aber mit der Zeit durch ihne verſchlungen worden / und untergangen: Oder von dem ſehr hohen Gebürg Atlas in Africa, alſo genandt. Der Oceanus Deucaledonius, Glacialis, Ger - manicus, Æthiopicus, Americus, und mehr andere. So hängen jedoch ſie alle aneinander; und ſind wo nicht ob-doch unter der Erden / durch gewiſſe Canäl-Gäng und Oeffnung der - geſtalt vereinigt / daß nicht mehr als ein eintziger Oceanus, oder groſſes Welt-Meer iſt / und ge - funden werden kan. Alſo vereinbart der Ocea - nus Athlanticus, mittelſt des Freti Magellanici: Und der Enge le Maire und Brouwers / ſich mit dem Oceano Auſtrali, oder Mari Pacifico. Die - ſes aber / ſo unter allen das gröſte Meer / denn esP iiijnicht232Das erſte Buch. nicht allein gantz Americam gegen Weſten / ſon - dern auch den halben Theil des unbekandten Mittag-Lands begräntzet / nach deme es ſich zwiſchen einer unzählbaren Menge Jnſulen an den Geſtaden Japan, China, und Terræ Auſtra - lis gelegen / gleichſam durchgezwänget; und nachmal die Geſtaden von Oſt-Jndien / Perſien / Arabien / und theil Africæ benetzet / vereiniget es ſich am Vor-gebürg guter Hoffnung / hinwiede - rum / mit erſt-beſagtem Oceano Athlantico. Das Mittelländiſche Meer / Mare Mediterra - neum, nach deme es ſich mittels des Ponti Euxi - ni oder ſchwartzen Meer / durch unter-irꝛdiſche Gänge mit dem Mari Caſpio, oder Perſiſchen Meer: Daſſelbe aber hinwiederum / durch der - gleichen unter-irꝛdiſchen Schlund und Canal mit dem Sinu Perſico: Desgleichen durch einen andern Gang um die Gegend Egypten / mit dem rothen Meer / etlicher Maſſen in Gemeinſchafft kommen; vereinigt es ſich endlich völlig durch offenen Ausgang / dem Freto Herculeo oder Gibraltar gleicher Geſtalt mit dem ſchon mehr - genandten Oceano Athlantico, oder dem groſ - ſen Meer der Welt. Eben alſo geſchicht mit dem Mari Balthico, ſo weit und breit zwiſchen verſcheidenen Königreichen ſich ausbreitet / diß kompt gleicher Geſtalt durch den Fretum Cym - bricum endlich in den Oceanum, und vereiniget ſich mit demſelben.

So233Von der Natur.

So gar auch das Mare Aſphalticum, oder das ſo genandte Todte-Meer im heiligen Land / hat unter der Erden durch einen Canal ſeinen Ausgang / und vereiniget ſich mit dem bey 62. Teutſcher Meilen davon entfernten rothen Meer / unweit des Städtleins Thor, da eine ſehr ſtarcke Quelle von Stein-Oel und Juden - Leim oder Bech zu finden / die nimmer verſeihet; auch an denen Geſtaden des Meers dero Ge - gend / einige ſolche Brunnen zu ſehen ſind. Jn Summa / alle See und ſtehende Waſſer / die ei - nige Flüſſe in ſich empfangen / aber keinen Ab - lauff / und doch davon nicht gröſſer werden / oder ſich übergieſſen / die zeigen an / daß ſie durch unter - Jrꝛdiſche Höhlen verſchlucket / und mit andern Waſſern nachmals ſich wieder vereinbaren; Dahero auch mehrer Orten dergleichen See gefunden werden / die einigen wiſſentlichen Zu - fluß nicht haben / und dannoch ſtarcke Waſſer - Bäche von ſich ausgieſſen / welches anderswo - her nicht ſeyn kan / als daß von denen in angele - nen Gebürgen beſchloſſenen Hydrophylacys, mittelſt unter-Jrꝛdiſcher Gänge / ſolch Waſſer ihnen zuflieſſet.

Eben alſo iſt es auch mit etlichen Flüſſen bewandt / die mitten in ihrem Lauff von der Er - den gleichſam verſchlungen: Nachmals erſt über viel Meilen wieder hervor quellen; der - gleichen mit dem Fluß Guadiano, in Spanien beſchicht. Andere werden zwar nicht gäntzlichP vund234Das erſte Buch. und allerdings / doch gröſſeren Theil / durch eine unter-Jrꝛdiſche Oeffnung verſchlucket / wie an dem Thonau-Strom / bey deſſen alſo genandten Wirbel erhellet: Anderer / Kürtze halber zuge - ſchweigen.

Wie nun die Erd-Kugel / durch und durch / in Gebürg / Thäler und ebenes Land abgetheilet ſich befindet; wobey zu mercken / daß das hin und wider in denen Theilen der Welt befindli - ches hohes Gebürg nicht caſu, und nur oben hin alſo zerſtreuet; ſondern durch die vorſichtige Natur mit weiſen Vorbedacht dergeſtalt ge - ordnet worden: Alſo und nicht weniger iſt es auch mit dem Grund des Meers / obwolen uns unſichtbar / beſchaffen; daß aber durch die Höhe der Berge die Tieffe des Meers ſoll können ab - gemeſſen werden / iſt falſch; diß aber erfindet ſich in Warheit / daß gleichwie auf der Erd-Kugel ſehr hohes Gebürg; und dann auch niedere Berg / Bühel und Hügel; deßgleichen verſchiedene Art Thäler / wie auch allerhand Wälder / Gebüſch / Stauden / Wieſen und grüne Anger / durch ein - ander zerſtreuter / zu ſehen und anzutreffen: Al - ſo und gleicher Geſtalt es ſich mit dem Grund des Meers verhalte; Denn was ſind wol die im Meer liegende Jnſulen anders / als ſehr ho - he aus dem Grund deſſelben durch das Waſſer zu Tag aufſteigende Berg / Fels und Klippen. Daß unter dem Waſſer auch mehrer Orten eine Menge Bäume und deren gantze Wälder /an235Von der Natur. an Gröſſe nicht geringer / als Kirſch-Bäume anzutreffen / die öffters auf etzliche Meilen ſich erſtrecken / bezeuget der Grund des rothen Meers / allwo verſchiedener Orten die Coral - len in Gröſſe zimlicher Bäume auf etzliche Mei - len dergeſtalt aus dem Grund in die Höhe ſchieſ - ſen / daß jederweilen dero Gipffel gar über das Waſſer heraus wachſen / und gedachtes Meer faſt unſchiffbar machen. Aber nicht allein in dieſem / ſondern auch unterſchiedlicher Orten des Mittelländiſchen-Meers / als bey Drepano in Sicilien / Tabarca in Barbaria; und bey To - lon in Franckreich: deßgleichen mehrer Orten im Oceano, oder dem groſſen Welt-Meer / wer - den dergleichen aus der Tieffe und dem Grund des Meers aufgeſchoſſener Wälder geſpüret / und entdecket. Daß es auch Wieſen unter und ob dem Waſſer in Mitten der See gebe / zeiget ſich klärlich denen jenigen / die aus Hiſpanien und Portugall in Weſt-Jndien / und von dar zu ruck reiſen / dieſe ſehen unterſchiedliche Tag lang das weit und breite Meer mit einem aus der Tieffe des Waſſers hervor-gewachſenen Kraut / welches die Spanier Sargaſſo nennen / dergeſtalt bedeckt und überzogen / daß man davor kein Waſſer ſehen kan / und ſich anders nicht be - duncken läſſet / als ob auf einer angenehmen grünen Auen das Schiff fortgetrieben würde. Unter dem Waſſer finden ſich gleichermaſſen vieler Orten anmuthige grüne Wieſen / undAnger /236Das erſte Buch. Anger / dergleichen anderer zugeſchweigen un - weit der Jnſul Malta entdecket worden / allwo ein gewiſſer Ort eines zimlichen groſſen Be - grieffs Praterias genandt / nicht über Zwölff in fünffzehen Schuhe unter Waſſer / gleich einer ſchönen annehmlich-grünen / auf der Höhe ei - nes Bergs gelegenen Wieſen / dem Geſicht ſich darſtellet; auf welchem Begrieff eine unzähli - che Mänge Fiſch ſich enthalten; und denen Maltheſern eine reiche Fiſcherey verſchaffen. An den Enden dieſer grünen Ebne / ſo wie ein Felſen gehling ſich ſencket / iſt zu rings umher das Meer wegen der ſehr groſſen Tieffe / gleich - ſam ſchwartz und grünlich anzuſchauen. Daß nun jetzt-verſtandener maſſen / nicht allein in der Tieffe des Meers grüne Auen und Wieſen: ſon - dern auch auf demſelben allerhand Farben-Blu - men wachſen / hat gleichermaſſen die Erfahrung bezeuget; Und zwar finden dieſe Blumen-tra - gende Auen ſich an dem Geſtad des Meers in Weſt-Jndien / in dem alſo geheiſſenen Nuovo Remo di Granada. Allwo die Täucher / (Uri - natores,) dieſelbe aus dem Grund herauf holen. Sie haben aber dieſe Eigenſchafften / daß theils derſelben die Lufft nicht vertragen / ſondern ſich reſolviren: Andere dahingegen in ſolcher eine durchſichtig-Chriſtalliniſche Härte bekommen / gleich den Steinen; Und ſo dann zu Zierung der Altär in denen Kirchen / ſonderbar zu Car -tage -237Von der Natur. tagena dieſes Reichs Haupt-Stadt verwendet / und mit Verwunderung betrachtet werden. An Quell-Brunnen und Bächen ſüſſes Waſ - ſers / iſt in der Tieffe des Meers eben wol ein Uberfluß zu finden / wie die / vieler Orten aus dem Grund der geſaltzenen See / durch erſt-gemelde Täucher herauf geholte ſüſſe Waſſer / ſattſam zuerkennen geben.

Demnach nun der Grund des Meers in et - was iſt entdecket worden; So folget hierauf auch mit wenigen deſſen Bewegung. Es iſt aber der Motus Oceani, oder des groſſen Welt - Meers / (als eines Behalters / und Sammel - Kaſtens aller Waſſer die unter dem Mond ſind /) entweder Directus, der beſtändig / und ſtäts-wehrend vom Auf-gegen Niedergang be - ſchicht; und durch der Sonnen-Lauff verur - ſacht wird: oder Compoſitus, aus widrigen Be - wegungen / und wird ſo dann deſſen Fluß und Wider-Fluß / oder Ab - und Zulauff / (fluxus & refluxus,) genandt / und nach des Monden - Lauff dirigiret. Oder dieſer motus iſt Refle - xus, und ſo dann / iſt er entweder ex motu gene - rali, da das Meer gegen die angrentzende Land - ſchafften ſeine Wellen antreibt / oder geſchicht: Maris ad opoſita littora vi ventorum reflexio - ne, in aliam partem facta, quos Currentes vo - cant. Motus proprius & ſpecialis, wird dieſe Bewegung genandt / wann dieſem oder jenem Meer ſie eigentlich zukömmt; Und iſt ſo dannauch238Das erſte Buch. auch Perpetuus & Anniverſarius. Perpetuus iſt er / ex abſorptione aquæ Maris, da das Meer / wie an denen Würblen zu ſehen / gleichſam ver - ſchlungen wird; Und dieſes ſind Motus Circu - lares. Darnach wird dieſe Bewegung auch genandt Perpetuus, nemlich an denen Orten / wo unter dem Waſſer ein ſtarcker Strom aus - bricht / dannenhero das Meer ſelbigen Orts allzeit pflegt ungeſtümm zu ſeyn: Oder / wo groſſe Flüſſe ſchnelles Lauffs in daſſelbe ſich er - gieſſen. Anniverſarii werden die jenigen Mo - tus genandt / die zu gewiſſen Tägen und Mona - ten ſich ſpüren laſſen; und entſtehen meiſtens durch die Bewegungen des Oceani, aus dem Norden und Süden / & è contra, Contingen - tes, heiſſet man diejenigen Bewegungen / deren das Meer niemals ohne iſt; Solche entſtehen aus denen unzähligen Veränderungen der Win - de / durch deren Blaſen daſſelbe bald hieher / dann dorthin ſich erhebet / und Wellen wirfft / bald aufhöret / dann wiederkommt. Dieſe Winde aber kommen aus der Tieffe des Meers / durch einen / à centro terræ ausbrechenden ſtarcken Trieb und Dampff / wordurch öffters groſſes Ungewitter entſtehet. Sie halten auch weder Ordnung noch Zeit / ſondern ſind gleichſam zu - fällig. Der Motus Oceani, kan auch genen - net werden Circulatorius; So dann iſt er ent - weder Generalis, wann nemlich / das Meer aus dem Nord-Würbel / (Polo Arctico,) durch denSud -239Von der Natur. Sud-Würbel (Polo Antarctico,) in denen innerſten Theilen der Erd-Kugel ſich circuli - ret: Oder / dieſer Motus iſt ſpecialis, wann alle Meeren mittelſt einiger unter-Jrꝛdiſchen Canäl und Gäng mit einander communiciren: O - der / er iſt particularis, wann nemlich das Meer durch dergleichen unter-Jrꝛdiſchen Gang und Oeffnung / einige in der Erde unter denen Ber - gen befindliche Hydrophylacia, (Waſſer-Be - hälter) füllet / nachmals aber wieder an ſeinen Ort kehret.

Angehend aber den Motum generalem des Oceani, von demſelben noch etwas weniges zu melden: So beſchicht ſolcher wie gedacht / von Oſten gegen Weſten. Dieſes beſtättiget auch mit / die lange Erfahrung / derer in Oſt - und We - ſten verrichteten Schiffahrten / da allzeit man wahrgenommen / daß dieſe Schiffe / ſo aus Oſt - Jndien im Ruck-Weg begrieffen / gegen das Vorgebürg guter Hoffnung in Africa, und al - ſo von Aufgang gegen Niedergang ſeglen; O - der die aus Hiſpanien nacher Mexico in Weſt - Jndien ſchiffen / dero Reiſe in viel kürtzerer Zeit verrichten / weder die jenige / ſo von jetzt-genand - ten Vor-gebürg / der guten Hoffnung in Oſt - Jndien: Oder aus Mexico in Hiſpanien ver - langen. Alſo auch / die aus neu Spanien / nach den Philippiniſchen Jnſulen dero Reiſe anſtellen / die können aus dem Hafen Acapuleo beſagten Landes / ihren Cours, (Farth /) nicht gerad vorſich240Das erſte Buch. ſich nehmen / ſondern / weil dieſer Gegend eine immer währende Wind-Stille iſt / müſſen ſie Nord-werts bis auf die Höhe von zehen Graden angehen / daſelbſt empfinden ſie erſt / einen / zu be - vorſtehender ihrer Reiſe dergeſtalt dienlichen Wind / daß durch denſelben / ſie / binnen drey Monaten / ohne ein Segel zu verändern / über 3000. Meilen ihren Cours befördern. Nicht alſo aber / kan die Ruck-Reiſe aus beweldten Phi - lippiniſchen oder auch den Molukiſchen Eylan - den / in Neu Spanien angeſtellt werden / geſtal - ten alsdann beedes Meer und Wind entgegen iſt; und darum müſſen die Schiffe gegen Nor - den bis auf viertzig Grad anſeglen; Als dann bekommen ſie einen ihnen vorträglichen Norden - Wind / der ſie gar bald in Neu Spanien über - bringet. Alſo auch in der Meer-Enge von Ma - gellanes, ſiehet man / mit was grauſamer Unge - ſtümm das Meer von Oſten zwiſchen dem En - gen-Gebürg / und krummer Straſſen / ſich durch - zwinget / bis es das Mare Pacificum bereichen / und mit demſelben ſich vereinbaren könne. We - niger nicht erfolget in des Meers-Enge bey der Jnſul Manilha, in Oſt-Jndien: Item, in dem Oceano Gangetico, durch den Canal am Vor - gebürg Comorin, aus Oſten in Weſten: Und noch an vielen andern Orten mehr / die beliebter Kürtze halben übergangen werden. Fraget man nach der Urſach / ſo iſt bey den Gelehrten hierüber noch alles im Stritt / die ſicherſte Mei -nung241Von der Natur. nung ſoll ſeyn / daß dieſe Meers-bewegung / (non ſuperficietenus tantùm, ſed totam maſſam, molemq́ue à fundo usque ad ſuperficiem com - moveri,) durch der Sonnen-Lauff von Morgen gegen Abend geurſacht werde / darzu der Mond auch nicht wenig helffe; und eben alſo verhält es ſich auch mit den Bewegungen / die man Curren - tes, ſive repercuſſos, aut Reflexus nennet: Von den See-fahꝛenden aber der Stꝛombenamſet weꝛ - den. Nun dieſer alſo genandte Strom wird un - terſchiedlicher Gegenden auch verſcheidenlich ge - ſpüret. Die jenigen / welche aus Hiſpanien in Weſt-Jndien / in den Sinum Mexicanum zu fah - ren willens / empfinden / daß wañ ſie auf die Höhe deꝛ Canarien Jnſulẽ kommen; ſie von dem Stꝛom / oder den Currentibus Oceani, gleichſam dahin gezogen werden / geſtalten / dieſer Strom zwiſchen dem veſten Land Neu-Spanien / und den Jnſulen Cuba und Hiſpaniola dergeſtalt hefftig / gleich ei - nem ſchnell-lauffenden Flus / die Schiffe alſo nach ſich ziehet / daß es ihnen unmöglich fället / dieſen Cours im Ruck-weg zu halten; ſondern ſie müſſen die Höhe der Landſchafften Floridæ, uñ Virginiæ ſuchen / und durch die alſogeſagte Straſſen Ba - hama, zwiſchen Florida, und der Jnſul Cuba, durchſeglen. Eben dergleichen begiebt ſich auch zwiſchen den Philippiniſchen Jnſulen / und dem Lande Cauchin Chima: Desgleichen / zwiſchen den Eyländern Java, und Borneo; als auch / dem noch unbekanten Sud-land: Item, im Sinu Cam -Qbodiæ,242Das erſte Buch. bodiæ, und Gangetico; alſo auch / zwiſchen den Maldiviſchen Jnſulen / und im Meer-buſen Cam - bayæ, unweit des Ausfluſſes des Stroms Indus: Und noch mehr anderer Orten / im Oceano Ath - lantico, Mare del Nort, und Mari Mediterra - neo, &c. wie aus dieſer hierbey-gefügten Mappen, mehrers zuerſehen. Alle dieſe motus, und Curren - tes rühren her / von den / ſelbiger Orten im Meer befindlichen Abgründen / Würbeln / und des Meers ſo gar ungleichen Grunde.

Betreffend aber des Meers-Flus / und Wider - Flus / oder deſſen Ab - und Zunehmen; ſo iſt bekant / daß hier infalls verſchiedener Orten auch eine gar merckliche Variation beobachtet wird. Was aber die nähere und eigentliche Urſach ſo thanen Ab - und Zulauffs ſeyn möge? Jſt hierüber bey den Natur-kündigern nicht ein-ſondern mancherley Meinungen / die beſte darunter / giebt den Aus - ſchlag / quòd Sol & Luna, cauſa fluxus & refluxus Oceani; Quânam virtute aut qualitate aber / der Mond das Meer bewege? Darüber ſtehet es noch auf dem Vergleich. Unter andern / hat Athan. Kircherus in Mundo ſubterraneo hier - von / wie auch de Salſedine Maris, ejusq́ue ori - gine, & neceſſitate, aliisq́ue Oceani, Marium - que accidentibus, &c. ex profeſſo geſchrieben. Daſelbſt iſt ſich hierüber / wem es beliebt / in meh - rem zu erholen; hier fället es zu weitſchweiffig / ſo mancherley Meinungen / gebührend auszuführen.

Das243

Das Ander Buch. Erſter Theil. Von der Natur und ſeltzſamer Eigenſchafft / mehrer Art Wun - der-Brunnen / Bäche / Flüß und Seen.

Das I. Capitel.

BEvor / und ehe zu dem Jnnhalt die - ſes Capitels zu ſchreiten; Jſt / dem curioſen Leſer zu Dienſt / erach - tet worden / eine General-Be - ſchreibung des erſten Urſprungs aller Waſſer / Flüſſe / Bäche und Quellen / flieſ - ſender und ſtehender / aus des hoch-berühmten Manns Helmontii Schrifften / voran zuſtel - len; der läſſet nun in ſeinem Niederländiſchen Buch Dageraed genandt / Cap. de Element. ſich folgendes Jnnhalts vernehmen:

GOtt / ſchreibt er / ſchuff im Anfang Him - mel und Erden. Der Himmel begreifft in ſich Waſſer / und noch etwas mehres als Waſ - ſer / nemlich / eine lebende Lufft neben dem Waſſer. Nun dieſe beede Element / Lufft und Waſſer / ſind himmliſch und gegen der Erden zu rechnen / die Erſt-geſchaffne / (Primitivæ,) Q ijGOtt /244Das andere Buch. GOtt / hat das Feuer zu keinem Element ge - ſchaffen / viel weniger gewolt / daß es zur Bil - dung und Formirung der Geſchöpffen / bey dero Ausgeburten mit einvermiſcht werden ſolte. Die Matheſis und Mechanic erweiſet / daß das Feuer keine Subſtantz habe; alſo auch unter die Zahl der Elementen nicht gehöre. Durch die Mechanic wird erweislich vorgeſtellt / daß alle Corpora, es ſey Mineral / Holtz / Stein / Ge - wächs / auch Fleiſch und Fiſche / hinwiederum in die Geſtalt und das Weſen eines Saltzes / gleicher Schwere / und ohne Abgang des Ge - wichts / können verwandelt / und reduciret wer - den. Dieſes Saltz / zerflieſſet in der Lufft in einen / dem Geſchmack nach / ſaltzigten Liquo - rem; und ſolcher Liquor mit der Zeit verlie - ret die Saltzigkeit / wird ſüß und trincklich / gleich einem Regen-Waſſer. Ob nun wol ſich erfin - det / daß alle Berg-Arten / welcherley die ſind / wie auch die edlen Steine / alle aus dem Waſſer urſprünglich entſtehen; ſo hat es aber mit dem Sand eine gar andere Beſchaffenheit / denn dieſes Urſtand und erſtes Beginnen tieffer muß geſuchet werden; das Feuer kan viel ehender und leichter die allerhärteſten Steine zerſtören / als dem alſo genandten lebenden Sand etwas abgewinnen. Daraus zuſchlieſſen / daß GOtt in der Zeit / bevor er Tag und Nacht geordnet / ſchuff Lufft und Waſſer / und machte zugleich aus dem Waſſer die Erde / (Terram centralem,) das245Von der Natur. das iſt den Sand; denn / weilen der Sand zum Grund-Veſt und Centro Terræ dienen ſolte / muſte er auch am erſten geſchaffen werden. Wie nun nicht mehr als zwey urſprüngliche groſſe Liechter / nemlich / die Sonn und der Mond / de - ren jenes über die Lufft / und dieſes über das Waſ - ſer zu herꝛſchen / ſind geſtellet worden. Alſo auch / ſind mehr nicht / als zwey anfängliche Ele - ment / (Elementa primitiva,) die unveränder - lich ſind / und nimmermehr in einander verwan - delt werden können / den Lufft in Waſſer zuver - kehren iſt eben ſo wenig möglich / als das Waſ - ſer in Lufft zu verändern. Nicht ohne iſt es / aus beyder Vermiſchung / werden unzähliche Geburten zu Tage geſtellt. Aus dem Mann ward das Weib erbauet: Alſo iſt auch aus dem Waſſer / die Erde oder Sand / gleichſam ein Matrix erbohren / welche nachgehends / alſo zu reden / durch die Lufft verdufftet wird / und da - von ein Ferment empfähet / welches folglich / (wie die Natur Kündiger reden) zu einem Lef - fas, (iſt das erſte Weſen oder Materi aller wachslichen Dingen / (Vegetabilium,) und zu einer Bur, (iſt gleicher geſtalt das erſte Weſen aller Mineralien und Metallen /) nach Form und Eigenſchafft des Samens / den die Matrix der Erden / die Anfangs eitel und lehr war / fol - gend aber durch den Segen des HErꝛn frucht - bar geworden / empfangen hat. Die Erde iſt zwar auch ein Element / aber nicht primarium,Q iijſon -246Das andere Buch. ſondern nur Elementum ſecundarium, dieweil ſie / wie wol gar ſchwerlich / doch möglich / in eine ſimplere und ihre vorige Natur und Weſen / das iſt in Waſſer hinwiederum kan zu ruck ge - bracht und reduciret werden. Hieraus iſt mit Beſtand zuſchlieſſen / daß alle taſtbare Cörper in der Erden als ihrer Mutter zwar empfan - gen; aber nicht von derſelben / ſondern aus dem Waſſer ihre Leiblichkeit / oder Materialiſches Weſen: und aus der Lufft / ihre Form und Le - ben empfangen haben / weilen wie gemeldt / ſie in der Matrice, durch Krafft des beſchloſſenen Luffts und deſſen Würckung / in das Waſſer / mittelſt der Verdufftung / ein Sperma, oder Sa - men geboren wird. Andere / und noch mehrere Element / hat / noch kennet / noch bedarff die Na - tur nicht zur Formirung der Corporum.

Daß aber das Elementum Terræ ſey der Sand / erweiſet ſich augenſcheinlich bey Durch - grabung des Erdreichs. Denn auſſerhalb / (in ſuperficie terræ,) findet man mancherley Arten von Erden / verſchiedener Farben / bald gelb / dann roth / ſchwartz / grau und weis. Bald fett / leimicht / mager oder moraſtig. Tieffer hinein gibt es Sand / der auch in vielen Lagen ob einander lieget. Unter dieſen / kommt man auf einen ſaubern weiſſen Sand / den die Nieder - länder Keyberg nennen / aus welchem urſprüng - lich herkommen / alle Stein / Klippen und alleSchätze247Von der Natur. Schätze der Berg-Wercke. Endlich unter al - len jetzt-vermelden Sätzen der mancherley Er - den / und Lagen des Sands / trifft man an / einen feuchten Sand / (Quellem,) den die Frantzoſen nennen / Sable bovillant, den kochenden / oder aufquellenden Sand. Durch dieſen Sand hat noch niemals jemand graben / und deſſen Grund bereichen können / weilen der herausgeholte Sand und Waſſer an ſtund mit andern hin - wiederum erſetzet wird. Dieſer lebende Quell - Sand iſt ein Ziel und Damm der Waſſer / mit welchem gleich in der Schöpffung die Waſſer vereiniget / und nachmal durch die gantze Erd - Kugel ſind zerſpreitet worden. Dieſer Sand / ſo wie gedacht / nicht zu ergründen / denn er biß zum Abgr und / oder Centro Mundi reichet / hat / und begreifft in ſich tauſendmal gröſſere Menge Waſſers / weder das Meer / (ob es auch ſchon aller Enden eine halbe Teutſche Meil tief wäre /) und alle Fluthen dieſer Welt in ſich faſ - ſen. Es liegt aber dieſer Quell-Sand nicht überall gleich tieff in der Erden / ſondern / an theils Orten findet man ihne faſt gar am Tag herauſſen; unterweilen auch / zeiget er ſich oben auf denen Gipffeln der Berge. Jſt derowegen dieſer Gelehrten Meinung nicht veſt gegründet / die da behaupten wollen: Alle Quell-Brunnen entſtünden aus einer condenſirten oder zuſamm - geronnenen Lufft. Aber / man möchte fragen / wie es mit denen auch auf den höchſten Gebür -Q iiijgen248Das andere Buch. gen / (allwo dieſe Condenſation nicht ſtatt fin - det /) befindlichen Quellen / bewand wäre? So lang nun die Waſſer in dieſem ihrem Urſprung und lebendigen Mutter / nemlich in dem quellen - den Sand ſind / und mit demſelben vereinbart bleiben / ſo lang ſind / und werden ſie keinem Ge - ſatz weder der Höhe noch Tieffe unterworffen. Eben wie das Blut / ſo lang daſſelbe in denen Adern des Menſchlichen Leibs eingeſchloſſen wallet / ſo lang weis es weder um ſteigen noch fallen. So bald es aber aus denen Adern her - aus ſpringt / gleichwie die Waſſer aus dem Quellen-Sand hervor tringen / ſo bleibt es nicht ſtehen / es werde dann gedämmt / ſondern laufft ſo fort gen Thal dem Meer zu / daraus es auch / nach Zeugniß Sirachs / kommen iſt; das Meer aber / erfüllet den Quellen-Sand hinwiederum mit Waſſer. Durch ſolche immer-wehrende Abwechslung / wird das Jnnerſte der Erden ſtets befeuchtet / und durchtrungen; Nicht we - niger / der Erd-Boden fort und fort mit leben - digen Quell-Brunnen / Bächen / und Waſſer - Strömen durchfloſſen / und gewäſſert; und ſol - cher weiß / wird die Welt erhalten / in der vor Au - gen ſtehenden Geſtalt / wie ſie nach der Sünd - Fluth beſtanden iſt. Vor der Sünd-Fluth a - ber / nach deren Erſchaffung / als GOtt die Waſ - ſer / die ob dem Firmament ſind / geſchieden hatte / von denen Waſſern / die unter dem Mond auf Erden ſind / verſammlete er ſie / und nandte ſieMeer /249Von der Natur. Meer / und ſcheidete ſie von der Erden / die er glei - chergeſtalt auf einen Klumpen oder Globum ſchufe. Dieſe Erd-Kugel hatte auf dero ober - ſten Höhe eine Oeffnung / daraus entſprang eine mächtige Quell lebendiges Waſſers / die thei - let ſich in vier Haupt-Adern oder Flüſſe / und war darzu verordnet / daß das gantze ſuperficies, oder Fläche der Erden / die dazumal durch das Meer noch nicht alſo zerriſſen / ſondern gantz und ohne Jnſulen war / köndte und möchte ge - wäſſert und befeuchtet werden. Dieſes war die Geſtalt der Erden / biß zur Sünd-Fluth; Jn welcher die Erd-Kugel von Oben / und aus dem Abgrund mit Waſſern iſt bedeckt worden; dazumal ward auch dieſer einige lebende Quell - Brunnen auf der höchſten Spitze der Erd-Ku - gel / zu mehrer der Menſchen Gemächlichkeit in viel tauſend Quell-Adern zertheilet / die nun - mehr die Erd-Kugel aller Orten durchtringen / durchboren und befeuchten. Ob nun ſchon dieſer allererſte Quell-Brunnen nun nicht mehr vorhanden / wie zwar / nach alſo erfolgter Zer - gliederung der Erden / Er auch nicht mehr ſufficiens, und genug ſeyn mögen / alle Oerter zubefeuchten: So iſt aber dennoch der vorige Eingang und Oeffnung / durch welche die Waſ - ſer in die Erd-Kugel eintringen können / ver - blieben; dene man heut dieſes Tags noch / in Norden / unfern denen am Norwegiſchen Strand gelegenen Jnſulen Roſt - und Loefoert /Q vnach250Das andere Buch. nach Zeugniß Olai Magni, und der Land-Car - ten / findet. Dieſes iſt ein trehender Würbel / unergründlicher Tieffe / in welchem auch die gröſten Schiffe plötzlich eingeſchluckt / und ver - ſchlungen werden. Dieſer Schlund oder Würbel ziehet das Meer-Waſſer ohne Aufhö - ren in ſich / welches nachmals / wenn es die ihme verordnete Gänge durchſtriechen / zwiſchen de - nen Stein-Klippen fortlauffet / biß an den Ort / da der ſchon mehr-gedachte Brunnen vor der Sünd-Fluth aus dem Centro Mundi, heraus gequollen. Eben / wie in dem Menſchen die Hol-Ader iſt / durch welche das Geblüth in alle Adern und Aederlein des gantzen Leibs verthei - let wird.

Wann nun das Meer durch dieſen un - gründlichen Schlund alſo verſchlucket; beginnet es wegen Höhe der Erd-Kugel gegen Norden / ſo balden den Steinklippen zu zueilen; in ſolchem Lauff entſtehet in ihme eine gleichſam lebendige Bewegung / aus der Krafft der Adern und Gän - ge / durch die es hinflieſſet.

Wie nun das Blut in den Adern Menſch - liches Leibs / ſo lange es in den Adern wallet / nicht hart wird / oder ſich coaguliret / weilen der / den Adern eingeſchaffene Balſam ſolches nicht geſtattet. Alſo und gleicher Geſtalt wird das Waſſer in ſeinem Durchſtreichen durch die Stein-Rotzen und Felſen / mit einer lebenden Krafft beſeelet / und durch jedes Orts Archæum,zur251Von der Natur. zur Herfürbringung der mancherley Geſchöpffen befeuchtet; das übrige Waſſer / nach alſo ihme eingetruckter lebend-machender Krafft und Ei - genſchafft / lauffet förders / bis es aus ſeinen Gän - gen in den vorgemeldten Key-Berg ſich verthei - let; gleichſam in Adern durch die gantze Erd - Kugel ausbreitet / denſelben befeuchtet / auch ſo fort / immer in klein / und kleinere Flüßlein ſich verlieret. Doch liegen ſie alle / beede gros und kleine / in der Erden niemal tieffer als der Key - Berg liegt.

Jn deme nun jetzt-gemeldter Maſſen das Meer-Waſſer die Felſen und Stein-Klippen in der Erd-Kugel alſo durchſtreichet; wird es / durch den Archæum Terræ, gleichſam verduff - tet / oder gefäulet; da es dann an ſich nimmt die Eigenſchafften / (proprietates,) der Mineralien / und des Sandes.

Aus dem öffters genandten Key-Berg kömpt es endlich zu dem Quellen / oder lebendi - gen Sand / als in das Simple und einfache Ele - mentum Secundarium terræ: Allwo es abeꝛmal / gleich wie zu vor durch den Archæum Aquarum; alſo allhier / durch den Archæum Terræ, ein neues Leben / Bewegen / und ſtärckeren Trieb über - kompt / Krafft welches / es in dem Quellenden Sand öffters auf die Spitze der höchſten Berge getrieben wird / da es dann zu Tag heraus quillet / und nachmals gen Thal lauffet / bis es das Meer wieder erreichet / und darinnen ſich verlieret. Und252Das andere Buch. Und ſo viel zum Eingang / aus dieſes hochgelehr - ten Manns Schrifften.

Was es vor eine Beſchaffenheit habe / mit dem unter Norwegen befindlichen Würbel-Schlund / iſt aus jetzt-folgenden Bericht in mehrem zuerholen:

AN der Weſt-Seite des Königreichs Nor - wegen auf der Höhe von 68. Grad Nordli - cher Breite / hat es in dem Meer zwiſchen den Jn - ſulẽ Moßkoe uñ Loefoeden / die bey eineꝛ Meile von einander entlegen / ein grauſam-drähender Wür - bel-Schlund / ſo auch nur von ferne / nicht ohne Beſtürtzung kan beſchauet werden. Jn den Tab. Geograph. wird er genandt Maal-Strom; etli - che gelährte Natur-kündiger nennen ihne Umbi - licum maris: Item, Nares, & anhelitum mundi: Andere / Charybdim Septentrionalem: Die angrentzende Land-Leut aber / wegen eines daran ſtoſſenden kleinen Eilands Moßkoe / den Moß - koe-Strom. Der Umfang dieſes Meer-Stru - dels und Würbel-Schlundes / wird von etlichen auf viertzig tauſend Schritt; von Kirchero aber auf eine höheꝛe Zahl beꝛechnet / doch iſt beedes noch ungewis. Dieſe / ſo dergleichen Meer-Strudel Nares mundi die Naslöcher der Welt heiſſen / ſind ſo gar unrecht nicht daran / weilen bis zu dato mehr nicht als zween dergleichen Strudel und Würbel-Schlünd / die das Waſſer nicht alleinmit253Von der Natur. mit erſchröcklichen Gewalt zu ſich ziehen / uñ ver - ſchlingen / ſondern auch nachmal mit eben ſo ent - ſetzlicher Ungeſtüm wieder ausſtoſſen / im Wiſſen / nemlich / jetzt-gedachter Moßkoe-Strom / und der Meer-Strudel zwiſchen Sicilien und Italien. Wiewol noch andere ſind / die darvor halten wollen / daß die alſo genandte rechte Nas-Löcher der Welt / unter dem Nord - und Sud-Pol zufin - den ſind. Es iſt aber die Bewegung dieſes Meer-Strudels und unergründlichen Würbel - Schlundes zweyerley / Auf - und Niederſteigend. Wann das Meer im Zu-Flus begriffen: Wird der Strom des Waſſers durch mächtigen Ge - walt in einem Kreis herum getrieben / welches dann in Geſtalt einer Schnecken ſo lange circu - liret / bis in deſſen Centro die erregte / und wieder - einander-ſchlagende Wellen / mit einem entſetzli - chen Gethön in dieſen Würbel-Schlund ſich hinab ſtürtzen: Da dann die alſo äuſſeriſtes Ge - walts in den Abgrund niederfahrende Menge der einander gleichſam übereilenden Wellen / weilen ſie ſich ſo gleich durch die viele ſpitzige rauhe Felſen / mit welchen dieſer Würbel - Schlund zu rings umher beſetzet iſt / nicht durch - arbeiten und die Tieffe bereichen können / ein der - maſſen erſchröcklich ſtarckes Sauſen und Brau - ſen; und gleichſam heulendes Gethön verurſa - chen / daß ſolches / ſonderlich bey ſtillen Wetter / auf etliche Meilen Wegs in die ferne nicht ohneEntſe -254Das andere BuchEntſetzen / gar deutlich kan vernommen werden. Welches Schiff nun um ſolche Zeit aus Unvor - ſichtigkeit / oder durch Sturm dieſem Würbel - Schlund zu nahe kompt / und von dem Strom kan ereilet werden / das wird im Circkel etlich mal gantz ſchnell herum getrieben; und ſo dann iſt es mit ihm gethan / es ſey wie gros oder ſtarck es im - mer wolle / ſo wird es doch in mitten dieſes Ab - gꝛunds eben ſo ſchnell verſchlungen / als ein Stein der ins Waſſer gewoꝛffen iſt: Jm hinnunter Sin - cken aber an den ſpitzigen Schrofen der Felſen / mit welchen gedachter Maſſen dieſer Würbel - Schlund in Menge beſetzet iſt / in kleine Trüm - mer gleichſam zermalmet / allermaſſen die über kurtze Zeit empor-ſchwimmende Spreiſſen ein traurig Spectakl vorſtellen.

Gar ſelten / und faſt nimmer iſt dieſer Stru - del ſtill und friedlich / auch alsdann kaum bey einer viertel-Stund ungefähr / und dieſes bey guten Wetter / oder wann er bis oben mit Waſſer an - gefüllt iſt. Wann aber Unwetter vorhanden / oder dieſer Würbel-Schlund ſonſten ſeiner Art nach hefftig wütet / darff kein Schiff / welcherley Gattung / Gröſſe / oder Stärcke es immer ſeyn mag / ohne unvermeidentlichen Untergang ſich unterſtehen / demſelben bey einer Meile zu nahen; viel weniger zu überfahren. Gleicher maſſen wiederfähret jederweilen auch den aller gröſten Wall-Fiſchen / die etwa durch eine hefftige For - tun dieſem Würbel Schlund zu nahe kommen /dann255Von der Natur. dann ſie ebener maſſen im Circkel herum gefüh - ret / endlich aber plötzlich verſchluckt / und an den Spitzen der Felſen in Trümmer zerquetſchet werden. Erſchröcklich iſt es zu ſehen und hören / wie gewaltig dieſe allerſtärckſte und mächtigſte Thier die Wall-Fiſche / wann alſo ſie mit dem Kopff unter ſich gezogen / und nirgend kein Ent - kommen finden können / ſich wider ſetzen und mit dem oben-aus kehrenden Schwantz ſich wehren / wie greulich ſie brüllen / daß auch die umher be - findliche Felſen und Jnſulen darob erzittern: Die Spectatores aber aus Entſetzen verkommen möchten.

Dem wol-geneigten Leſer zu deutli - cher Verſtändnis / iſt dieſer Welt-berühmte Würbel-Schlund hier in zwo Figuren beyge - fügt worden. Die eine Figur ſtellet vor / wie dieſer Würbel (A. A. A. A.) alſo drähend in Form einer Schnecken bey der Jnſel Moßkoe (C.) das Meer-Waſſer mit einer überaus ſchnellen Ge - walt zu - und in ſich ziehet: Bey (B.) aber / die Geſtalt eines leeren Brunnens vorſtellet. Die andern kleinere Strudel / (D. D. D. D. D. D.) wie ſie viel kleiner / alſo auch bey weiten ſo gewaltſam und gefährlich nicht ſind. Dieſe / ſo dieſer Gegend wohnen / oder auf dem Meer zu thun haben / die nehmen genau in acht / des Meers Ab - und Zu - flus / da dann bey deſſen Ablauffen ſie ſehen und hören können / wie dieſer Strudel bey (F.) aus dem Oceano Occidentali mit erſchröcklichenGe -256Das andere Buch. Geräuſch hervor bricht. Eben dergleichen ge - ſchicht auch bey (E.) wann das Meer zunimmt; alsdann aber iſt der Würbel-Schlund (A.) ſtille. Welches Schiff nun um dieſe Zeit hieſiger Ge - gend ſich befindet / und bevor es ſich eines Seits das Eiland Moßkoe: Oder andern Seits die Jnſul Loefoeden / und in derſelben den Hafen (G.) Helle genandt; oder das unweit davon befindli - che Vor-Gebürge (I.) in bemeldter Jnſul beſe - glen kan / von dem unglaublich-ſchnellen Strom des drähenden Würbel-Schneckens ereilet / und nach ſich gezogen wird / das gehet verloren / es ſey das Schiff auch wie mächtig oder gros es im - mer wolle; ob ſchon der Wind nach Wunſch wehete / ſo iſt doch alles umſonſt. Zwar / berich - tet man / daß im Jahr 1658. ein Schiff dieſen greulichen Würbel-Schlund beſegelt habe; Diß aber iſt geſchehen zu einer bequemen und ſolchen Zeit / da dieſer Schlund ruhig geweſen / und nicht ſeiner Art nach ſo greulich tumultuiret hat. Gleicher Geſtalt ſoll im Jahr 1627. ein ſtarcker Beer / da dieſer Schlund ſtill geweſen / durchge - ſetzt / und bis an die Jnſul Moßkoe aber gantz Krafftlos gelanget ſeyn / geſtalten er auch gleich darauf verreckt: Und die Haut zum Gedächt - nis eines ſolchen unerhörten Wunders in der Kirchen zu Weroe annoch aufgehengter zu ſehen iſt. Wann aber dieſer Strudel in ſeiner hefftig - ſten Bewegung ſtehet / iſt es allerdings unmö - glich. Sonſten / wann das Meer zur Helfftean -257Von der Natur. an - oder abgeloffen / und dieſer Würbel-Schlund etwas ſtill und friedlich iſt / giebt es der Enden eine unglaubliche Menge Fiſch / die man Plateis nen - net. So kan auch dieſer Strudel gegen das Geſtad der Jnſul Loefoeden keinen ſonders groſ - ſen Gewalt thun / weilen er durch die zwey in be - ſagter Jnſul befindliche Vor-gebürge (I.) und (K.) gleichſam eingeſchrenckt wird. Wann das Meer zulaufft / ſo verſchlinget und ſchlucket dieſer Strudel das Waſſer in ſich: Und wann daſſelbe beginnet wieder abzulauffen: So ſtöſſet und ſpeyet er es wieder aus; dabey iſt auch noch zu bemercken / daß ob ſchon das Meer gantz ruhig und ſtill iſt / dennoch der Würbel-Schlund bey (A.) nicht weniger wütet und tobet / auch ein der - maſſen grauſames Sauſen und Brauſen / der gleichſam brüllenden Wellen / zu hören iſt / daß in den angelegenen Orten alles erthönet / und einen entſetzlichen Wiederhall giebet. Bey Norden mehr genandter Jnſul Loefoeden / hat es auch einen Strom (H.) den die Land-Leut den Nap - Strom zu nennen pflegen. Dieſer iſt zu gewiſ - ſen Zeiten / ſonderlich wann die Nord-Oſt - und Weſt-Winde wähen / auch ziemlich gefährlich / geſtalten ſo dann öffters der Fiſcher gröſte Schiffe zerſchmettert / und in Grund verſenckt werden. Bey Ablauf des Meers ergieſſet die - ſer Strom ſich in den Oceanum Occidentalem; wie dahingegen bey deſſelben Zulauff / er dem Würbel-Schlund zuwallet.

RWie258Das andere Buch.

Wie nun bedeuter Maſſen dieſer ſchon offt beſagte Moßkoe-Stꝛom bey zulauffen des Meers das Waſſer an - und in ſich ziehet: Alſo im Ge - gentheil pflegt er bey deſſen Ablauffen das in ſich verſchlungene Waſſer aus ſeinen unter-irꝛdiſchen Schlund und Waſſer-Hölen hinwiederum über ſich in das Meer auszuſtoſſen. Nicht aber ge - ſchicht ſolches auf eine ſolche Art und Weiſe / wie es anderer Orten bey dergleichen doch geringern Strudeln zu ſehen / daß das Waſſer gleichſam aufſiedet / und kochet; ſondern / hier wird das Waſſer durch unglaublichen Gewalt aus einer ſo abſcheulichen Tieffe ſehr hoch in die Höhe ge - worffen / welches ſich aber ſo gleich wieder in den Abgrund ſtürtzet. Hier iſt ein grauſames to - ben und ſtreiten der gewaltſam über ſich trin - gend / und wieder niderſtürtzenden Fluten / da immer eine Flut von der andern überſtiegen und niedergetruckt wird / die dann mit einem ſolchen Pfeiffen / Sauſen und Brauſen in den Abgrund ſich niederſtürtzen / daß einem Sehen und Hören darob vergehet / geſtalten aus dem Abris etlicher Maſſen zuerſehen / da zum Exempel / wann die Welle (A.) aus dem Abgrund empor getrieben wird / fället die Welle (B.) ſchon wieder hernie - der; ſteigt (C.) auf; ſo gehet (D.) nieder / und ſo fort an / mit allen andern Wellen (E. F. G. H. I. &c.) da immer eine Flut nach der andern aus dem un - ter-irꝛdiſchen Waſſer-Behalter ſchneller / als ob ſie fliegete / plötzlich in einem Augenblik aufgetrie -ben /259Von der Natur. ben / das Meer gleichſam hochmütig und trotzig überſteiget / daß ſie öffters der oberſten Spitzen eines Schiffes gleich kommen / mit einem ſolchen entſetzlichen Gethön / Knallen und Widerhallen / daß auch die von fern ſtehende Anſchauer mehr - mal eine grauſame Entſetzung uñ Forcht befället.

Alldieweilen auch hier oben des Siciliani - ſchen Meer-Strudels und Würbel-Schlunds / den in gemein Charybdin und Scyllam man nen - net / iſt gedacht worden; als hat man erachtet / dem wol geneigten Leſer zu mehrer Gemüts-Er - getzung auch deſſelben Gelegenheit in Kupffer vorzuſtellen. Und ob ſchon dieſer bey allen Ge - lehrten / ſonderlich den Poëten in groſſem Ruff / und mancherley Gedicht dahero entſprungen: So iſt er doch vorbeſchriebenen Moßkoe-Strom in Norwegen bey weiten nicht zu vergleichen / dahero auch nur kürtzlich und gar mit wenigen deſſen gedacht werden ſolle / zumal bey verſcheide - nen alten und neuen Scribenten / ſonderlich Athan. Kirchero, eine vollſtändige Beſchrei - bung zufinden. Jetzt-gedachter Strudel (Cha - rybdis) befindet ſich in dem Engen-Meer zwi - ſchen der in Italia gelegenen Landſchafft Cala - brien / und der Jnſul Sicilien zu nechſt an dero Ufer. Dieſe Meeres-Enge / wie ſie wol genand - ter Kircherusgemeſſen / nemlich von dem Vor - Gebürg Peloro (A.) in Sicilien / bis an das ge - genüber gelegene Vor-Gebürg Scylla in Cala - brien / als woſelbſt ſie am nechſten iſt / hält in derR ijBreite260Das andere Buch. Breite 2783. Geometriſcher Schritt. Die Tieffe des Meers in dieſer Enge findet ſich gar ungleich / bald 50. 60. dann 100. bis 200. Schuh; der Grund iſt überall voller Felſen / und mag vielleicht der jenige ſchmale Arm Land ſeyn / durch welchen weyland der alten Pen-Inſu - la Tinnacria, jetzo aber Jnſul Sicilien an ſchon gemeldtes Calabrien angehängt geweſen. Cha - rybdin belangend / iſt ſolcher anders nichts als ein unergründlicher Meer-Strudel und Würbel - Schlund / der in einem ſteten Kochen und Auf - wallen ſtehet / eben als ein Keſſel mit Waſſer / der ob dem Feuer ſiedet; doch bleibt er nicht allzeit in einem Thun / ſondern / wie unter Zeiten er ſich ſtill und ruhig bezeuget: Alſo iſt er im Gegen - theil jederweilen über-aus hefftig und ungeſtüm / und wirffet die aus dem Abgrund aufwerts-ſtei - gende Fluten hoch empor. Diß aber entſtehet in ihme durch die unterſchiedliche Winde / nach dem einer oder der ander hefftig wähet. Seine übrige Gelegenheit iſt aus dem vorgeſtellten Ab - ris zuerſehen. Scylla, (B.) iſt das felſigte Vor - Gebürg in Calabrien / welches / weil es vor an - dern Bergen ſich tieff in das Meer erſtrecket / und rings herum mit vielen ſpitzigen ſcharffen Felſen unter uñ ob dem Waſſer gleichſam beſetzet: auch in ſeinen innerſten durch unter-irdiſche Gänge und Hölen durchboret iſt / verurſacht er in dieſer Meer-Enge eine ungeſtümme See / dieden261Von der Natur. den Vorbey-ſchiffenden öffters gefährlich fället / dann ſie / wo nicht erfahrne Schiff-Leut hierbey das Beſte thun / entweder wider die Felſen in Stücken fahren / oder durch den reiſſenden Strom in den gegen-über befindlichen Meer - Strudel und Würbel-Schlund (Charybdin) geworffen werden; und ſo dann erſt mit Scha - den / jederweilen aber zu ſpat waar zu ſeyn / erfah - ren / was die Alten zu ſagen pflegten:

Incidit in Scyllam, qui vult vitare Charyb - din.

Doch aber iſt es hier auch alſo beſchaffen / daß Scylla nicht ſtetigs alſo ungeſtüm ſich bezeu - get / ſondern nur zu gewiſſen Zeiten; wann nem - lich die Flut durch ein ſo andern Wind aufgetrie - ben wird. (C.) iſt das Vor-Gebürg Scylla in proſpect, ſampt der Landſchafft Calabriæ, (D.) ſind Klüfft und Hölen in demſelben / welche / wann die Winde gehen / und hier anſtoſſen / ein lang-wärend Gethön vieler Stimmen hören laſſen / ſo mit Entſetzen vernommen wird. (E.) Jſt der offt-genandte Strudel Charybdis, da das Meer verſchlucket / und gleich dabey wieder her - für brodelt / mit ſchröcklichen Wüten und Unge - ſtüm / (F.) zeuget die Durchfahrt zwiſchen den ſorglichen Felſen Scyllæ, und dem Würbel - Schlund Charybdis. Joh. Herbin. de Catar - ract. Mundi. Kircherus.

R iijHier -262Das andere Buch.

Hierauf folget nun der Jnnhalt des erſten Capitels:

Wunderbare Quell-Brunnen / und Bäche / die nicht ſtetigs; ſondern nur zu gewiſſen Zeiten flieſſen: Und ſo dann / dem Land / oder derſelben Gegend etwas beſonders bedeuten.

In Europa.

1.

BEy Altheim / im Gebieth der Stadt Ulm / iſt ein Quell-Brunn / den die umligen - gende den Hunger-Brunnen nennen. Dieſer flieſſet nur zu gewieſſen Jahren / und ſo dann / gibt er überflüſſig Waſſer. Wann ſol - ches geſchicht; erwarten die Benachbarte in Bälde einer Theurung / die auch gewiß erfolget. Zeilerus.

2. Dergleichen Quellen gibt es auch bey Lohn-See / in Nieder-Heſſen / welche zu gewiſ - ſen Zeiten / auch wol mitten im Sommer / alle umher gelegene Wies-Gründe / und Auen / mit Waſſer überſchwemmen / ſonſten aber gantz trucken ſind. Deme nach / eine unfehlbare En - derung der Zeiten / hierauf zuerfolgen pflegt. Ge - nandter Zeilerus.

3. Jn dem Fürſtlichen Land-GerichtSultz -263Von der Natur. Sultzbach / in der Obern-Pfaltz / finden ſich ver - ſcheidener Orten auch dergleichen Quellen; und werden die böſen Brunnen genandt / die nicht allein gewiß eine Theurung vorſagen / ſon - dern auch verſichern / ſo lang ſie flieſſen / ſo lang werde ſie tauren; und wie jederweilen ſie ihren Lauff verſtärcken: alſo werde ſie zunehmen. Wann ſie aber beginnen zuverſeihen / ſo ändert ſich auch die Theurung / biß ſie gantz vertrock - nen / und alſo etliche Jahr verbleiben. Jm Jahr 1661. begunten ſie dergeſtalt ſtarck zu - flieſſen / daß die angelegene Felder und Wies - mathen ein lauterer Moraſt geworden. Es hat auch ihre Vorbedeutung nicht gefehlet / dann im folgenden Jahr das Geträid auf vier - fachem Werth geſtiegen / und von andern Or - ten zugeführet werden müſſen. Wie nun nach - mals die entſtandene Theurung ſich wieder ge - lindert; Alſo haben auch dieſe Quellen ſich wieder verlohren / geſtalten / im Jahr 65. ſie be - reit gantz vertrocknet geweſen: Zeithero aber ſich wieder gefunden; und ſeit dem Jahr 1675. zu flieſſen begonnen / und eben den richtigen Erfolg ihrer Vorbedeutung / den Land - Mann empfinden machen. Merckwürdig iſt es / daß / wann ſie herfür brechen / eine unglaubli - che Menge Grundeln mitbringen / alſo / daß im gedachten 61. Jahr / man das Genügen auf der Land - und andern Straſſen / mit Händen fan - gen können.

R iiij4. Bey64[264]Das andere Buch.

4. Bey Glanitz in Meiſſen / zwo Meilen von der Elbe / war weiland ein Waſſer-reiche Quellen / davon ein Bächlein biß in die Elbe abgefloſſen. Dieſe hatte die Eigenſchafften / wann Krieg vorhanden war / verwandelte ſie ſich in Blut: Und wann ein Sterb bevor ſtun - de / warff ſie Aſchen aus. Albinus.

5. Zu Spitz in der Schweitz / flieſſet ein Bach / der Siedemanns-Bach genandt. Die - ſer vertrocknet jährlich im Herbſt; und kömmt nicht ehender wieder / als gegen dem nachfolgen - den Frühling. Die angelegne Land-Leute ha - ben aus der Obſervantz / daß / wann er ſpath im Herbſt annoch rinnet: ſo folget ein gutes Jahr. Das Gegentheil ereignet ſich / wann er zeitlich ſich verliehret; Und leyden ſo dann die Erd - Früchte gemeiniglich Schaden durch Kälte. Rebmanns Nat. Magn.

6. Jn Elſas / bey Ober-Nähenheim iſt ein Bach / daſelbſt der Schandli-Bach geheiſſen. Wann dieſer beginnet ſich ſehen zu laſſen / (denn er nicht allzeit flieſſet /) ſo haben die Angrän - tzende aus der Erfahrung / daß dem Land ein be - ſonders groſſes Unglück / Hunger / Krieg / oder Sterb / bevorſtehe.

7. Jn Italien in der Landſchafft Toſca - na, im Gebieth der Stadt Siena, bey dem Dorff Roſiæ, ſind dergleichen Wunder-Brunnen / da - ſelbſten Lucales genandt. Dieſe flieſſen auchnur265Von der Natur. nur zu gewieſſen Jahren; und dann verſtehen ſich die Umherligende einer Theurung / die auch unfehlbar zu erfolgen pfleget. So bald ſie aber wieder vertrocknen / nimmt auch die Theurung wieder ab. Kircherus.

8. Dergleichen Eigenſchafft / hat auch der Brunnen St. Reguli, dieſes Landes. Idem.

9. Bey Volterra, auch in Toſcana, zei - get ſich eine ſtarcke Waſſer-Quell / die im her - vorquellen / jederzeit bey zehen Schuhe ſich in die Höhe wirfft. Je höher nun ſie über ſich ſtei - get: je näher iſt Regen und Ungewitter vorhan - den. Dahingegen / wann ſie kaum zur Helffte ſo hoch ſpringet / und gleichſam nur flieſſet / bedeu - tet es ſchön helles und klares Wetter. Majolus.

10. Jm Gebieth der Kirchen / in der Ge - gend der Stadt Narni, iſt auch ein Quell-Brun - nen / welcher / wann er zu flieſſen beginnet / dem Land ein Theurung verkündet. Idem.

11. Jn jetztgedachten Italien bey der Stadt Terridon begibt es ſich / daß wann ein des Orts Burger und Jnnwohner das lauffen - de Jahr ſterben ſoll; Er in Bauung / und Um - ackerung ſeines Felds / eine Menge Bluts an - trifft / die ihme entgegen quillet / und den ge - wiſſen Tod vorbedeutet. Kircherus.

R vDas266Das andere Buch.

Das II. Capitel. Wunderbare Quell-Brunnen / und Bäche / die zwar / doch ohne ſon - derbare Bedeutung / (ſo viel wiſſend /) nur zu gewiſſen Zeiten flieſ - ſen.

In Europa.

1.

JN Teutſchland / in dem Stifft Paderborn / bey dem Dorff Alten-Becken auf freyem Feld / in einer ſandigten Ebene / da man einiger Quellen ſich nicht vermuthen ſolte: Entſprin - get ein ſtarcker Brunn / der von den Land-Leuten der Bolder-Born genennet wird. Dieſer / ver - ſeichet / alle 24. Stunden zweymal / unangeſehen / daß er ſo Waſſer-reich / daß davon drey Mahl - Gäng umgetrieben werden können. Nach ſechs Stunden kömpt er mit erſchröcklichem Ge - thös und Poldern / (daher er auch den Namen /) wieder / überſchwämmet ſelbige gantze Ebene plötzlich / und verſeihet hernachmals wieder in den Sand. Biſchoff Theodorus zu Paderborn / hat einſten diß Orts / wo der Brunn herfür drin - get / eine Gaſtung angeſtellet / dabey auch viel Adelich Frauen-Zimmer erſchienen. Als nun die Eingeladene in beſter Frölichkeit ſaſſen; iſt der Brunnen / ſo ſeine gewiſſe Stunden hält / mitforcht -267Von der Natur. forchtſamen Poldern und Rauſchen plötzlich herfür geſtrudelt / alles überſchämmet; und dieſe Gäſte wol genetzet / die zu ihrem Schaden waar zu ſeyn erfahren / was ſie zu vor als ein Gedicht belachet haben. Kircherus.

2. An den Grentzen des Land-Gerichts Sultzbach / in der Obern-Pfaltz / zwiſchen Lauter - Hofen und Brunn / unweit des Fluſſes Lauter / findet ſich / eine ſehr Waſſer-reiche Quelle / alſo daß / wann ſie flieſſet / ſo gleich in Ausquellen eine Mühl von zween Gängen treiben könte. Sie flieſſet aber im Jahr nur drey Monat / nemlich: von Mitt-Faſten ungefehr / bis Johannis. Die gantze übrige Zeit des Jahrs bleibt ſie tro - cken.

3. Jm Untern Engadin / bey dem Dorff Eremus, iſt ein lebendiger Quell-Brunnen / der täglich zu gewiſſen Stunden verſeihet; in einer Halben-Stunde aber wider zulaufft. Rebman Nat. Magnalia.

4. Jn der Schweitz / im Argöw / liegt ein hoher Berg Engſtle genandt / auf dieſem findet ſich ein Waſſer-reicher Brunn / bey welchem / das / auf die ſo genandte Alben in die Wayd ein - geſchlagene Viehe pflegt getränckt zu werden. Dieſer kömpt Jährlich / und zwar / im Monat Junio täglich zweymal hervor / nemlich / des Morgens und Abends / da man das Vieh pflegt zuträncken. Die übrige Tags-zeit verſeihet er. Diß geſchicht / bis zu End des Auguſti, da er ſichver -268Das andere Buch. verlieret / auch ehender nicht wieder hervor kompt / als das folgende Jahr in gedachtem Mo - nat Junii, nach abgangenem Schnee. Idem Michael Sax Alphabet. Hiſtor.

5. Das berühmte Bad Pfeffers / jetzt-ge - dachten Lands / verlieret ſich im Herbſt auch aller - dings; und kömpt erſt das hinnach folgende Jahr im May wieder.

6. Solche Eigenſchafft hat auch das Leucker-Bad.

7. Desgleichen das Warme-Bad bey Favaria in Rhetia. Michael Sax. Alphabet. Hiſtor.

8. Bey der Stadt Trient iſt auch ein Brunnen / der den gantzen Sommer über flieſ - ſend Waſſer giebt; im Winter aber vertrocknet. Majolus.

9. Jn Thüringen / gegen dem Hartz nicht weit von Roßla / am Flus Hellm / bey Angſt-Dorff / zeiget ſich eine groſſe Stein-Klip - pen / unter welcher gemeiniglich im ſechſten oder achten Jahr / gantz ſchnell und urplötzlich eine groſſe Menge Waſſers herfür dringet / und das angelegene Stuck Felds überſchwemmet. Da dann bey ſolcher Ergieſſung / die ſchönſten Fiſche / ſonderlich Karpffen etlich Pfund ſchwer / mit hervor kommen. Diß Gewäſſer bleibet einige Wochen alſo ſtehen / verlieret ſich nachmals gar geſchwinde. Das Feld trägt hinnach die ſchön - ſten Früchte / geſtalten / im Jahr 1646. nach da -mali -269Von der Natur. maliger Uberſchwemmung / der Haber faſt Manns hoch allda geſtanden: Und war eben acht Jahr / daß dergleichen auch geſchehen iſt. Zeilerus.

10. Jn Portugall / in der Stadt Villa Nova ſchauet man auch einen Quell-Brunnen / der Jährlich den erſten Maji beginnt zu quellen: Und den erſten Novembris hinwiederum zu ver - ſeihen. Idem.

11. Jn Cantabria, ſind auch drey leben - dige Quell-Brunnen / die all täglich zwölff und mehrmalen verſeihen / und wieder flieſſen. Zu nechſt daran iſt noch eine Quellen / die ohne Aus - ſetzen / ſtetigs Waſſer giebet. Majolus.

12. Jn Franckreich / in der Landſchafft Aniou, bey dem Dorff Varo flieſſet ein kleines Bächlein / welches alle Tag zweymal gantz ver - trucknet; und dann wieder beginnt zu flieſſen. Zeilerus.

13. Jn jetzt-gedachtem Franckreich / in der Gravſchafft Foix, an den Grentzen Catalo - niæ, zwo Meilen von Mirepoix, entſpringt eine Waſſer-reiche Quellen / die hat dieſe beſondere Eigenſchafft / daß in den Monaten Junii, Julii, und Auguſti, ſie / von halben zu halben Stunden ab - und zulaufft / die übrige Zeit des Jahrs aber flieſſet. Jean Taſſin. Tab. Geograph.

14. Alſo auch auf dem Pyrenæiſchen Ge - bürg / unten am Berg Eſtorbe, quillet ein Bruñ / welcher von Johannis Baptiſtæ, bis Weynach -ten270Das andere Buch. ten unausgeſetzt flieſſet: Die übrige Zeit des Jahrs aber vertrocknet. Majolus.

15. Desgleichen / in Italien / in der Land - ſchafft Latio, unweit der Stadt Agnania, hat es einen Brunnen / Toſoni genandt. Dieſer iſt im Früling / Sommer / und Herbſt überflüſſig mit Waſſer verſehen; im Winter aber verlieret er ſich gäntzlich. Idem.

16. Eben dergleichen Brunnen läſſet ſich bey der Stadt Nova Comenſi finden / unten an dem Fuß eines Bergs / von dannen er in den See Larium flieſſet. Dieſer verſeihet täglich dreymal; und kömpt dann wieder. Idem.

17. Noch mehr ſolcher Brunnen / findet man bey dem Schlos Roſſetto, in Apulien; I - tem in Sicilien / zwiſchen den Städten Meſſina, und Milo. Idem.

18. Jn der / im Mittelländiſchen Meer gelegenen Jnſul Sardinia, iſt auch ein Brunn ſeltzamer Eigenſchafft / denn er durch ſeinen Lauff die Länge und Kürtze der Tagen anzeiget; des Nachts aber nicht flieſſet. Majolus.

In Aſia.

19. Jn der Jnſul Metellino im Arcipe - lago, ſiehet man eine ziemlich ſtarcke Brunn - Quell. Dieſe flieſſet nur im Solſtitio Æſtiva - li; ſonſten aber das gantze Jahr hindurch iſt ſie trucken. Nicolas de Nicolai Orient. Reiſe.

20. Auf271Von der Natur.

20. Auf dem / in heiliger Schrifft offt genandten Gebürg Libanon, in dem aller luſtig - ſten Ort Eden des Ertz-Biſchoffs ordentlichen Wohn-Platz / entſpringt in der Kirchen / rechter Hand unter dem Altar einer von den vier Flüſſen dieſes Gebürgs / Roſſena genandt. Dieſer Flus hat dieſe ſeltene Eigenſchafft / daß deſſen Quelle in beſagter Kirchen Jährlich am erſten Sonntag im May-Monat / und zwar unter - wärenden Gottes-dienſt / der geſtalt ſich er gieſſet / daß alle umliegende Gegenden davon gantz über - ſchwemmet werden. Die Jnnwohner des Ge - bürgs ſchreiben diß Wunder dem heiligen Ab - don, dieſer Kirchen Patron zu / weilen zu malen an eben demſelbigen Sonntag / deſſen Feſt hoch feyrlich celebriret wird. Andere aber wollen etlicher Maſſen es der natürlichen diſpoſition des Orts zumeſſen / dann es liegt genandter Ort Eden und ſonderlich die Kirche gleich unten an einem erſchröcklich groſſen / mächtigen / mit vie - len Spitzen hoch empor ſteigendem Felſen / wel - cher / ob wolen nicht ein einiger Karn Erden dar - ob zu finden / dennoch etzlich tauſend hohen Cy - pres-Bäumen / die mit ihren grünen Gipffeln in der obſchwebenden düſtern Lufft ſich verlieren / Nahrung und Wachsthum giebet. Aus dieſem / kompt unter der Erden der Flus Roſſena in der Kirchen / und quillet unter dem Altar hervor. Boucher. in ſeinem Bouguet. Sacre, in Beſchrei - bung des Gebürgs Libanon.

21. Jn272Das andere Buch.

21. Jn Oſt-Jndien / in dem Gebieth des groſſen Mogers / in der Landſchafft Kachemire, drey kleine Tag-Reiſen / von des Lands Haupt - Stadt gleiches Namens / unten an einem Berg / ſchauet man einen Quell-Brunnen / der von den Land-Leuten nach einer kleinen Pagode, oder Götzen-Tempel / ſo Brari heiſſet / Send-Brari ge - nennet wird. Dieſer Brunn / wann der Schnee im May-Monat auf dem Gebürg beginnet zu ſchmeltzen / fänget an überflüſſig zu quellen / ſo daß er den dar an gelegenen kleinen Waſſer-Be - halter / welcher zwölff Schuh weit / und auch ſo tieff iſt / allzeit füllet. Die erſten funff zehen Tag / verſeihet er täglich dreymal / des Morgens / Mittags / und Abends; und zwar jedesmal drey Vierdtel einer Stunde. Noch andere funffze - hen Tag flieſſet er / aber nicht mehr ſo ſtarck / hält auch die Zeiten / darinnen er verſeihet / nicht mehr ſo gar juſt und richtig. Wann er nun alſo ein Monat lang gefloſſen / bleibt nachmals er die übrige eilff Monat trucken / ohne Waſſer; es ſey dann / daß ein gar lang-währendes Regen - Wetter entſtehe / da er dann / wie andere Brun - nen auch ſtetigs flieſſet. Die Heyden / ſtellen Jährlichs / um die Zeit / wenn der Brunn anfä - het zu quellen / beſondere Wall-Farthen diß Orts an. Berniers Oſt-Jndiſche Reiſe.

22. Jn Japan, unfern vom Meer / unten an einem Berge / entſpringt eine ſehr ſtarcke Waſſer-Quell. Dieſe hält im Ausflieſſen ihrebe -273Von der Natur. beſondere Stunden / alſo daß alle 24. Stunden / ſie zweymal verſeihet / allzeit eilff Stunden lang. Wann aber der Oſt-Wind ſtarck bläſet / ſo kompt das Waſſer innerbemeldter Zeit drey / oder viermal. Wann die Zeit kompt / wird es durch einen dermaſſen gewaltigen Wind mit ſolchen Gewalt hervor getrieben / daß es auch die mächtig groſſe Felſen-ſtücker / unter denen es heraus quillet / erſchüttert / mit einem ſo ſtarcken Gethös / gleichſam es donnerte. Bey ſeinem Ausbruch ſpringt es etliche Klaffter in die Höhe: Und iſt anbenebenſt ſo grauſam heis / daß das ge - meine Waſſer in keinerley Weis / alſo heis kan gemacht werden. Jhme bleibt auch dieſe Hitze wol dreymal ſo lang / als andern Waſſern. Wann Baum-woll / oder Leinen-Zeuch nur et - was damit beſprützet wird / ſo fallen an Stund löcher hinein / nicht anders / ob wäre es vom Feuer verſenget. Sonſten aber / wird es durch Rinnen / und Waſſerleitungen unterſchiedlicher Orten in die Häuſer geleitet: und wann es er - kühlet / als ein Bad / zu Geneſung vieler Gebre - chen / nützlich gebrauchet. Montanus.

In Africa.

23. Jn Æthiopia, oder Abeſſinia, im Ge - bieth des ſo genandten Prieſter Johannis / bey der uralten Stadt Axuma, ſo die einige Stadt in dieſes mächtigen Potentaten gantzem GebiethSiſt;274Das andere Buch. iſt; und von welcher ehemals die Abeſſiner, Axumiten ſind genennet worden; allwo auch die ältiſte und anſehnlichſte Monumenta zu ſchauen ſind: Entſpringen in dem umher-lie - genden luſtreichen Land-Strich unterſchiedliche ſchöne und ſtarcke Quell-Brunnen / unter den iſt einer / welcher ſein Waſſer ehender nicht flieſſen läſſet / es komme dann das umher waidende Vie - he zur Träncke zur ſelben; ſo bald ſolches be - ſchicht / und das Vieh den Grund berühret / wird die Quelle mit Waſſer überlauffen / welches dann ſehr annemlich zu trincken iſt. Aſiatiſch - und Africaniſche Denckwürdigkeiten.

In America.

24. Jn der Landſchafft Chiapa, bey Ta - fixa, hat es einen Quell-Brunnen / der gewöhn - lich drey Jahr ſtetig flieſſet / es regne / oder nicht; und nachmals auch eben ſo lang verſeihet. Diß thut er Wechſel-weis; iſt übrigens ein gar gut und geſundes Waſſer zum trincken. Joh. de Laet. Olf. Dappers. America.

25. Jn jetzt-gemeldter Provintz / bey an - derthalben Meilen von Civitat Real, auf hohem Land / bey funffzig Meilen vom Meer / ſiehet man einen Brunnen / der ſehr gutes Trinck - waſſer führet. Dieſer lauffet alle ſechs Stun - den zu / und ab. Idem.

26. Auf fünff Meilen von erſt-genand -ter275Von der Natur. ter Stadt Tafixa, ſchauet man einen andern Brunnen / der giebt den gantzen Sommer über flieſſend Waſſer; des Winters aber vertrucknet er. Idem.

27. Alſo in der Provintz Chuluteca, er - eignet ſich ein Quell-Brunnen / der flieſſet täg - lich von Morgen / bis gegen Mittag; und ſo dann vertrucknet er / bis des andern Tags gegen Morgen. Idem.

28. Deme zu entgegen / zeiget ſich in der Landſchafft S. Salvator, ein Brunnen / unfern Nixapa, der flieſſet die gantze Nacht / bis gegen Morgen / da er zwiſchen ſieben und acht Uhr ſich verlieret / und des Tags über trocken bleibt. I - dem.

29. So iſt auch unweit der Stadt Nova Segovia, ein Bach / Rio Claro genandt / welcher nicht gar ferne von ſeinem Urſprung / ſich hin - wiederum in die Erde verkriechet. Dieſer / den gantzen Sommer in der gröſten Hitze / führet über flüſſig Waſſer / alſo / daß auch die angelege - ne Felder dadurch befeuchtet werden. Des Winters aber / in den Regen-Zeiten / verlieret er ſich gäntzlich. Idem.

30. Endlich / ſo hat auch Peru, auf dem Gebüꝛg Pira, einen beꝛühmten Brunnen Puquilo. Dieſer flieſſet alle Nächt des gantzen Jahrs mit genugſamen Waſſer; des Tags über / iſt er trocken. Idem.

S ijDas276Das andere Buch.

Das III. Capitel. Beſondere Eigenſchafften / et - licher Brunnen / und See / die durch vertrocknen / oder verändern / einige be - vorſtehende Tods: Und andere Fäll anzeigen.

In Europa.

1.

JN Francken liegt ein vornehm Adelich Stamm-Haus an einem Berge / woſelbſt ein Brunn hervor quillet / der immer fort ſchön und klares Waſſer unausgeſetzt ausgiebt. Wann aber jemand aus dieſem Geſchlecht ſter - ben ſoll / verlieret der Brunnen etliche Wochen ſein Waſſer. Grundman. Deliciæ Hiſtor.

2. Ein ander Adelich Geſchlecht dieſes Landes / hat gleicher Geſtalteine Vorbedeutung bevorſtehender Todes-Fäll / in deme / daß ein ſonſten gar ſchöner reiner Brunn-qual etlich Wochen zuvor / durch einen unbekanten Wurm / ſtets trüb gemacht wird. Idem.

3. Unweit der jenigen Brucken / deren rudera noch in etwas man ſiehet / welche der Käiſer Trajanus, unterhalb Griechiſch Weiſ - ſenburg in Ungarn / über den Thonau-Strom bauen laſſen; entſpringet ein Brunnen zum hei -ligen277Von der Natur. ligen Creutz genandt: So offt ein König in Un - garn einer groſſen Gefahr oder dem Tod nahe iſt / verwandelt er ſich in Blut. Sonſten aber / wird er zu mancherley Kranckheiten nutzlich ge - brauchet. Camerarius.

4. Jm Ertz-Biſtum Trier / an einem wol bekandten Ort / läſſet in dem angelegenen See / oder Weyher zu gewiſſen Zeiten ein groſſer ungewöhnlicher Fiſch ſich ſehen. Wann dieſes geſchicht / hat man aus öffterer Erfahrung / daß es des Landes Fürſten Tod bedeutet. Majo - lus.

Das IV. Capitel. Ubernatürliche Eigenſchafften etlicher Brunnen und Flüſſe.

In Europa.

1.

JN Böhmen / auf dem Schloß Riſenberg gibt es einen Quell-Brunnen / der hat die - ſe beſondere Eigenſchafft / daß wann aus dem - ſelben ein Weibs-Perſon ſo unrein / Waſſer ſchöpffet / verliehret er ſich gäntzlich / und bleibet etliche Jahr auſſen. Weßwegen ſtets ein wol - betagter Mann zu ſeinem Hüter beſtellet iſt. Za - charias Theobaldus. Arcana Naturæ.

2. Dergleichen Brunn iſt auch auf derS iijVe -278Das andere Buch. Veſtung Alten Hohen-Ems. Wann deſſen Waſſer / ſo ſehr klar und geſund zu trincken iſt / zum Waſchen / oder anderer Sudel-Arbeit ge - braucht wird / verſeihet er an ſtund / und bleibet vier zehen Tag auſſen. Welches doch ſonſten / wie trucken und dürꝛ die Jahres-Zeiten immer ſeyn mögen / niemals geſchicht. Zeilerus.

3. Jn erſt-gedachtem Königreich Böhmen / bey dem Dorff Deltſch / anderthalb Meilen von der Stadt Slan / an der Prager Land-Straſ - ſen / ſiehet man einen Brunnen / wann daraus ein / mit Auſſatz / oder Frantzoſen behaffter Mann / oder ein unrein Weib trincket / ſo verliehret er ſein Waſſer / kömmt auch innerhalb eines Jahrs nicht wieder. Idem. Zacharias Theobaldus in Arcanis Naturæ.

4. Deßgleichen bey dem Dorff Mila - wetz / bey drey Viertel einer Meile von Taus / zeiget ſich ein Brunnen / den die Land-Leute Moytieska nennen. Wann ein Krancker / in ſeinem Trinck-Geſchirꝛ / daraus er zu trincken pfleget / bey dieſen Brunnen läſſet Waſſer ſchöpffen; ſo hat er dieſe gewiſſe Vorbedeutung: Betrübet ſich die Quelle / ſo ſtirbt er; wo nicht / und bleibet das Waſſer hell / ſo genäſet er. I - dem.

5. Jn Würtenberger-Land / bey klein Enſtingen / anderhalb Meil von Aurach / findet ſich ein ſtarcker Quell-Brunn / der viel Schwe - fel und Alaun führet / doch aber geſund / und gutzu279Von der Natur. zu trincken iſt. Wann ein Weibs-Perſon / die ihre Kranckheit hat / hinzu nahet / ſo wird ſie ſtracks rein; der Brunnen aber unrein / und wird gleichſam mit einer rothen Haut überzo - gen: Reiniget ſich aber innerhalb einer Stun - de hinwiederum. Alſo auch / wann ein Auſſä - tziger ſich hinzu verfüget / verliehret das Waſſer ſeine Farbe / biß derſelbe wieder weg gehet. Zei - lerus.

6. Bey der Stadt Franckfort am Main / zeiget ſich ein Brunn / der Urſachen der Faul - Brunn genandt / weilen ſein Waſſer wie faule Eyer ſtincket / und nicht ohne Grauen mag ge - truncken werden; Jedoch anbenebenſt / ſonder - lich in hitzigen Kranckheiten ohne Schaden / er - ſprieslich befunden wird. So nun jemand / wie beſtändig man vorgibt / zu dieſem Brunnen kömmt / der daſſelbe Jahr ſterben ſoll; So wird die Quelle an ſtund gantz trübe. Abendtheuer Natür - und Künſtlicher Sachen in Sina und Europa.

7. Jm Brentz-Thal bey dem Kloſter Königs-Brunn / auf ein hundert Schritte von demſelben / rinnet ein Bach / Pfeffer genandt. Wann ein frembder Fiſch in deſſen Waſſer ge - geſetzt wird / erblindet er von Stund an. Zei - lerus.

8. Eine Meile von Andernach am Rhein / findet man einen Sauer-Brunnen / den Pön - ter-Brunnen genandt; dieſer quillet mit einem ſoS iiijſtar -280Das andere Buch. ſtarcken Getös hervor / daß ſolches man auch von ferne hören kan; und obſchon ſein Waſſer an ſich ſelbſt nicht warm iſt: ſo brodelt es doch gleich einem ſied-heiſſen Waſſer. Der daran gelegene Heyl-Brunnen / leydet durchaus keine Unreinigkeit / auch ſo gar keinen Staub / oder dergleichen Materi / ſondern wirfft ſolches ſo balden im aufſieden und wallen wieder aus. I - dem.

9. Unterhalb Stettin in Pommern / all - wo der Oder-Strom gleichſam einen See ma - chet / hat man angemerckt / daß wann die Mit - tags-Wind wähen / das Waſſer gantz ſüß iſt; da hingegen / wann der Nord-Wind bläſſet / ſol - ches alsdann geſaltzen befunden wird: da hinge - gen / das Mare Balthicum, oder die Oſt-See in gemein / dieſe Eigenſchafft haben ſolle / daß dero Waſſer / wann der Nord-Wind wehet / zimlich ſüſſe / und zum kochen tauglich: wann aber die Flut von dem Niedergang hergehet / geſaltzen ſeyn ſolle. Majolus. Sam. Fabrici Coſma Theor. Sacra.

10. An dem Thonau-Strom hat glei - cher geſtalt man wahrgenommen / daß ſelbiger um die Mittags-Stunde nicht ſo ſchnell flieſſe / als des Morgens und Abends. P. du Val.

11. Jn Franckreich / in der Provintz / un - fern des Sees Maguelone, quillet ein Brunn / deſſen Waſſer die Geſunden kranck: die Febri - citanten aber geſund macht; und dem Viehe /ſo281Von der Natur. ſo deſſen Waſſer trincket / den Tod verurſachet. Majolus.

12. Zwölff Meilen von Monpelier, un - ten am Fuß des Bergs / Hortus Dei genandt / unweit eines Dorffs / iſt ein Brunnen dieſer ver - wunderlichen Eigenſchafft / daß / wann etwas darein geworffen wird / ſo entſtehet ſo balden ein ſtarckes Donner-Wetter. Idem.

13. Jn Jrꝛ-Land / in deſſen Provintz Mo - monia, hat es einen Brunnen / der durch aus nicht vertragen kan / daß deſſen Waſſer auch nur im wenigſten berührt werde; denn ſo gleich als jemand deſſen ſich unternimmt / entſtehet ein gewaltiger Regen / welcher das gantze Land über - ſchwemmet. Abentheuer der Natür - und Künſtli - chen Sachen in Sina und Europa.

14. Von dem bekandten Fluß Thems in Engelland / ſo deſſen Königliche Haupt - Stadt Londen durchſtrömet / ſchreibt man / daß ſein Waſſer eine gar beſondere Eigenſchafft in ſich halte / denn es jährlich acht Monat lang / eine ſolche ſpiritualiſche Qualität habe / daß es wie ein Brand-Wein ſich anzünden laſſe / und brenne. Die übrige vier Monden aber / wer - de dergleichen nicht vermercket. So habe man auch wargenommen / daß dieſes Stroms Waſ - ſer mit keinerley Unreinigkeit oder Geſtanck ſich vermiſche / oder durch ſolchen ſich corrumpiren laſſe. P. du Val. Acta. Soc. Reg. in An - glia.

S v15. Jn282Das andere Buch.

15. Jn Jtalien in der Landſchafft Cam - panien / ſonſt auch Terra di Lavoro genandt / quillet ein ſtetig ſiedend ſchwartzes Waſſer her - für. Was darein geworffen wird / iſt ſtracks gar und gekocht: Allein bekompt man ſolches nicht völlig wieder. Zum Exempel / wann man vier Eyer hinein wirfft / ſind nicht mehr denn drey hinwiderum zuerlangen. Majolus.

16. Jn der Jnſul Cephalonia, den Ve - nedigern zuſtändig / giebt es einen kleinen flieſſen - den Waſſer-Bach / auf deſſen einer Seiten / faſt jederzeit eine Menge Heuſchrecken: Auf der an - dern Seiten deſſelben aber / niemals keine gefun - den. Idem.

17. Jn Lithauen iſt ein Fluß die Narve genandt / wann mit deſſen Waſſer eine Natter / oder Schlange begoſſen wird; fänget ſie plötz - lich an zu pfeiffen / und fliehet. Cromerus.

18. Des Plinii allhier auch einſten zu ge - dencken / deſſen Zeugnis bey vielen ſonſten in ſchlechten Ruff iſt; ſo ſchreibet dieſer / von einem Fluß welcher die Eigenſchafft habe / daß ſo jemand eine Hand in ſolchen Fluß ſtecket / und fälſchlich ſchwäret / ſo verbrennet ſie ihme im Waſſer. Dieſes wird auch von Philoſtrato in Beſchrei - bung des Lebens Apollonii bekräfftiget / der an - benebenſt noch hinzu thut / daß die jenigen ſo an dieſer Warheit auch nur gezweifelt / wenn ſie die Hände in ſolchen Fluß gehalten / dieſelbe verbren - net: Andere aber / welche fälſchlich geſchworen /wann283Von der Natur. wann in ſolchen Fluß ſie ihre Hände gewaſchen / dieſelbe alſo balden Auſſätzig geworden. Die - ſes beſteiffet auch Diodorus Siculus. Es wäre zu wünſchen / daß eine gute Anzahl Waſſer-flüß und Bäche dieſe Eigenſchafft haben möchten; ſo würde mancher leichtſinniger Eydſchwur un - terbleiben.

In Aſia.

19. Jn der Jnſel Tenedo, unweit der Gegend der zerſtörten Stadt Troja gelegen / bey einer halben Meile auſſerhalb der Stadt / zeuget man den Frembden eine / in weiſſen Mar - mor eingefaſte Brunn-Quell / oben darüber ſte - het in Griechiſcher Sprach geſchrieben: Wer betrübtes Hertzens iſt / der werffe einen Stein in den Brunnen; er wird ihne / mit frölicherm Ge - müthe wieder heraus nehmen. Hiervon ſchreibet Johann Sommer in ſeiner Orientali - ſchen Reiſe / aus eigener Erfahrung / wie folget: Jch / (ſpricht er /) ward von etlichen Griechen meiner Gefährden angefriſchet / einen Stein in das Loch des Brunnens / wo ſelbiger herfür quil - let / zu werffen; und wenn gleich ich etwas höre - te / ſolte ich darum nicht weg lauffen / ſondern den Stein ſo bald wieder heraus nehmen. Jch be - ſanne mich lang / ob ich es thun wolte / und ge - dachte: Sie wolten mich vexiren. Endlich / auf langes Antreiben / ließ ich mich bereden / nah -me284Das andere Buch. me ein weiſſen Kißling Stein / ſo von ohngefehr da lage / gieng damit zur Quelle / die voll Waſſer war / doch nicht tieffer / denn daß man ſie mit dem Arm ergründen konte; und warff ihn hinein. Kaum hatte derſelbe den Grund berühret / da kam ein ſolch Gethös heraus / als ob es donnerte. Jch ward gantz taub und blind / wuſte nicht was ich thate: oder / wo ich wäre / ſo turnirte der Brunn / daß ich beſchloſſen / davon zu lauffen. Ein Griech aber name mich bey der Hand / ſchrye mir ins Ohr: Jch ſolte / ſo lieb mir das Leben ſey / nicht weichen / ſondern den Stein ſelbſt wieder heraus langen / ſonſten würde ich nim - mermehr zu meinem Gehör kommen. Führete mich auch hierauf zum Brunnen / und ich machte / daß ich den Stein ſelbſt wieder heraus kriegte: So bald er heraus war / hörete ich kein Gethös mehr / kam auch wieder zu mir ſelber; dahero ich jetzo frölicher ward / als ich zu vorhero traurig ge - weſen. Die Griechen ſpotteten nachmals mei - ner / daß ich ſo erſchrocken geweſen war. Hacte - nus ille.

20. Jn Palæſtina, oder dem ſo genand - ten heiligen Lande / unfern der alten Stadt Si - chem, anjetzo Napoloſa genandt / iſt der bekand - te Jacobs-Brunn / allwo Sichem / Hemors Sohn geſtorben. Dieſe Quelle ändert alle drey Monat das Waſſer / in mancherley Far - ben / dann ſolches bald klar / bald trüb / bald blau - lecht / roth / grün / und anderer gemiſchter Farbenge -285Von der Natur. gefunden wird. Petr. Mexiæ Sylva Var. Le - ctionum.

21. Jn der Wüſten Arabiæ, auf dem Weg der von Sues am rothen Meer nach dem Gebürge Sinai lauffet / zeuget man den Reiſen - den / unter einem Felſen / eine tieffe finſtere Höle / Pharaonis Bad genandt. Der Gang iſt ziem - lich lang / mus demnach mit einem Liecht beleuch - tet werden. Am Ende / ſiehet man einen kleinen Raum für eine Perſon / allwo ſelbſt ein Stein / gleich einem Mörſel ausgehölet / darein rinnet von oben des Felſens / warmes Waſſer / ſo von untern ſeinen Ablauff / nach dem roten Meer ſu - chet. Wann man in das / in jetzt-gedachtem Loch befindlich heiſſe Waſſer 9. Eyr leget / ſo fin - det man niemals mehr als 8. wieder. Niemand begreiffet / wie das zugehe? Neitzſchitz Reiß-Be - ſchreibung.

22. Jn dem welt-berühmten Königreich China, oder Sina, bey der Stadt Crinning, un - fern des Dorffs Nanwaig / flieſſet vorbey der Fluß Luen. Dieſer hat unter mehr andern ver - wunderlichen Eigenſchafften auch dieſe: Daß ſo man neun kleine Trümlein Holtzes hinein wirfft / allemal drey davon gegen Norden / und die andere ſechſe gegen Süden ſchwimmen; diß wird täglich probieret und waar zu ſeyn / befun - den. Joh. Niehof.

23. Jn der Landſchafft Chekian, jetzt - genandten Königreichs Sina, unterhalb dermäch -286Das andere Buchmächtigen Stadt Hangcheu, ſo Marcus Polus, Venetus, Quinſai nennet / und meldet / daß ſie in ihrem Umfang ein hundert Welſcher / oder zwan - tzig Teutſcher Meilen begreiffe; lauffet der Strom Cientang. Mit dieſem Fluß / begiebt ſich am 18. Tag des Monats Octobris, Jähr - lich dieſes Wunder / daß gedachter Strom durch einen erſchröcklichen Antrieb des Meers / bis zu genandter Stadt getrieben wird. Man ſpü - ret zwar / das gantze Jahr über / einen ziemlich ſtarcken Anflus des Meers; dieſer aber über - trifft an Menge des Waſſers / und deſſen ſo gar ungeſtümmen Gewalts / die andern ſehr weit: Geſtalten das Gewäſſer mit einem mächtigen Geräuſch und Praſſeln / gantz ungeheuer mit Berg-hohen Wellen daher ſtürmet / und alle über zwerg ereylende Schiffe verſchlinget. Alle Jnnwohner dieſer ſehr gros - und mächtigſten Stadt / verfügen an dieſem Tag / ſich an des Waſſers-Ufer / um dieſe verwunderliche Unge - ſtüm des antringenden Meers / ſo Nach-mittag um vier Uhr pflegt zu entſtehen / anzuſchauen. Atlas Chimens.

24. Jn dem Königreich Kachemire, dem Groſſen Mogol zuſtändig / hat es einen Quell - Brunnen / welcher mit Ungeſtümm ſich erhebt / und gemächlich aufſtrudelt / wordurch kleine Waſſer-Blaſen entſtehen / die oben auf etwas ſehr klaren Sandes führen / ſo balden jemand das geringſte Geräuſch dabey machet / oder re -det /287Von der Natur. det / oder mit einem Fuß wider den Boden ſtöſ - ſet. Berniers Oſt-Jnd. Reiſe.

Das V. Capitel. Fernere Continuation Wun - barer und ſeltſamer Eigenſchafften / mancherley Quell-Brunnen / und Flüſſe.

In Europa.

1.

JN Preuſſen iſt ein Fluß / daſelbſt Schwente genandt / das iſt / der heilige Fluß. Jn die - ſem findet man groſſe ſtarcke Eichen-Bäume / die durchaus bechſchwartz geworden und für Eben-Holtz verarbeitet worden. Nie - mand weis / wie ſie in dieſen Fluß kommen / wei - len dort herum keine Eichen wachſen. Die Fi - ſcher ſo daſelbſt wohnen / ſuchen ſie ſehr fleiſſig / und haben nicht wenig Mühe ſie heraus zu brin - gen. Zeilerus.

2. Auf dem Hartz zeiget ſich ein Brun - nen / der wirffet eine beſondere Art mancherley Steinlein aus / die denen menſchlichen Gliedern / als da ſind; Hirnſchalen / Arme und Schenckel ſich vergleichen. Prætorius.

3. Eine Stund von Schwalbach / da der berühmte Sauer-Brunnen iſt / liegt der Flecke Berſtatt / unweit auſſerhalb deſſelben / hat eine Milch-warme Quelle / deren Ablauff ſich mitdem288Das andere Buch. dem da vorbey rinnenden Bächlein vereiniget / in welchem Krebſe gefangen werden: Aus de - nen dieſe ob der Quellen im ſieden / roth: dieſe aber ſo unterhalb derſelben fallen / gelb werden. Abentheur der Natür - und Künſtlichen Sachen in Sina und Europa.

4. Unweit Franckfort am Main / gibt es einen Brunnen / deſſen Waſſer eines unannehm - lichen Geſchmacks; auch oben auf anders nicht anzuſehen / als ob es mit Grind-Schuppen be - deckt wäre. Es wird auch aus der Erfahrung probiret / daß ſolches zu dergleichen Gebrechen ein bewehrtes Mittel ſeye. Idem.

5. Jn Franckreich / in der Landſchafft Avernien, vier Meilen von Clermont, iſt ein Brunn à la Chere genandt / deſſen Waſſer in der gröſten Sommer-Hitze in denen Monaten Julio und Auguſto, gefrieret zu lauterem Eiſe; dannenhero er auch la Cave de la glace genen - net wird: Jm Winter aber ſpühret man kei - nen Froſt. Zeilerus.

6. Unfern des Bergs Coſne, an einen Ort Charon genandt / entſpringt ein Quell - Brunn / deſſen Waſſer gleicher geſtalt im heiſſen Sommer ſtarck gefriehret; im Winter aber alſo warm iſt / daß es ſtarck dämpffet / als ob es durch Feuer erhitzet würde. Idem.

7. Alſo auch / im Gezierck der Stadt Narbona, zeigen die Angelene einen Brunn Or - ge genandt. Jn und an demſelben wächſet einun -289Von der Natur. unbekandt Kraut / welches das Rind-Vieh der - maſſen begierig ſuchet / daß es daſſelbe zugenieſ - ſen / auch ſo gar die Köpffe unter das Waſſer ſte - cket. Majolus.

8. So eröffnet ſich auch bey der Stadt Angouleſme, eine unergründliche Quelle / dar - aus ein Flüßlein Touvre genandt / entſpringet. Dieſes / ob zwar deſſen Lauff nur eine eintzige Meile der Länge nach erſträcket: und ſo dann in den Fluß Charente ſich verliehret; ſo iſt es jedoch bey 200. Schritt breit; und hat anbe - nebenſt dieſe Eigenſchafft / daß es keine aus ver - ſcheidenen Brettern zuſamm-geſetzte Nachen oder Schiffe duldet / denn ſolche ſo gleich von Würmen durchnaget werden. Wann aber die Nachen aus einem Stücke Holtz ausgehauen ſind / bleiben ſie unbeſchädiget. Die Frantzoſen / pflegen von dieſem Flüßlein zuſagen; daß es mit Forellen gepflaſtert: Mit Aalen geſpickt; Mit Krebſen angefüllt: Und mit Schwahnen bedeckt ſey. Zeilerus.

9. Jn der Provintz / findet ſich im Schloß Maguelone, ein Brunnen / deſſen Quelle ſüſſes und geſaltzenes Waſſer zugleich hervor treibet. Majolus.

10. Jn der Stadt Valentia, zeiget man in dem Convent des Jacobins, zwo kleine Quel - len / deren Waſſer im Sommer ſo kalt als Eis: im Winter aber gantz warm iſt. Louys Coulon Ulyſſ. Francois.

T11. So290Das andere Buch.

11. So iſt auch bey der Stadt Orenge ein Quell-Brunnen / deſſen Waſſer / wann es die unfruchtbaren Frauen trincken / ſie befruch - tet. Idem.

12. Jn Schottland / unweit des Städt - leins Vinton, rinnet ein Fluß vorbey / deſſen Waſſer Winters-Zeit zur Helffte gefrieret; die andere Helffte aber offen bleibt. Ortelius.

13. Jn Jrꝛland / in der Provintz Conna - chia ſoll ein Brunnen ſeyn / deſſen Waſſer die jenige / die es trincken / grau machet; deme ent - gegen / findet ſich zu nächſt dabey eine Quelle / ſo die grauen Haar benimmt / und ſchwartz ma - chet. Idem Atl. Min.

14. Jn Sicilien / in der Gegend der Stadt Siracuſa, auf ebenem Lande / quillet ein Brunnen / der an und für ſich nicht ſtarck flieſſet. So bal - den aber eine Anzahl Perſonen dahin kommen / deſſen Waſſer zu trincken; ſo balden vermehret ſich auch die Quelle augenſcheinlich. Majolus.

15. Jn dem Königreich Neapolis, in deſ - ſen Landſchafft Baſilicata genandt / auf 1000. Schritt von dem Städtlein Lucania, iſt ein Brunnen / der Saltz-Waſſer führet. So je - mand zu dieſem ſtillſchweigend nahet / und ſich nicht umkehret; ſo findet er die Quelle lauter / hell und klar: So balden aber / er anfähet zure - den / oder ſich umzuwendẽ / alſo daß er dem Brun - nen den Rucken kehret: ſo gleich wird die Quel - le gantz trüb und unklar. Majolus.

16. Bapt. 291Von der Natur.

16. Bapt. Fregoſus, in ſuis Collect. ſchreibet aus eigner Erfahrung / daß dergleichen Brunn ihm auch bekandt ſeye; und als einſtens ſtillſchweigend er demſelben ſich genahet / und die Quelle angeſehen / habe er ſie ſchön klar und rein gefunden / auch im weggehen alſo verlaſſen. Als aber zu anderer Zeit er nur ein Wort gere - det / ſey der Brunn augenblicklich trüb / und ſchäumend geworden / nicht anders / als ob je - mand mit Fleiß ihn aufgerühret / und getrübet hätte. Petr. Mexiæ Sylva var. Lectionum.

17. Jn Toſcana, am Berg Rufoli, quillet ein ſehr klarer Brunnen / deſſen Waſſer / ſo es gegen ander Quell-Waſſer abgewogen wird / ſo gar leicht iſt / daß es auch die Wag - Schale kaum hebet. Idem.

18. Daſelbſt bey dem Gebirg Ulimen - to, unfern des Fleckens Febiano, quillet ein Brunn ſüſſes Waſſers / wann die Säug-Am - men / denen die Milch entgangen / deſſen Waſ - ſer trincken; kömmt ſie ihnen überflieſſend wie - der. Idem.

19. Dergleichen findet ſich auch im Ve - roneſiſchen Gebüt / im Thal Pulicella, allda iſt ein groſſer Stein / welcher durch eines Künſtlers - Hand in Geſtalt zweyer Frauen Brüſte formi - ret iſt. Aus dieſem rinnet ſtetigs Waſſer / wel - ches auch die Tugend hat / denen Frauen die ver - lorne Milch wieder zubringen. Idem. Andr. Sco - ti, Itin. Italiæ.

T ij20. Alſo292Das andere Buch.

20. Alſo auch wird in den Cornetiſchen Feldern / unfern Phaliſco, an der Straſſe die in Campania leitet / ein Brunn gefunden / wann jemand deſſen Quelle betrachtet / ſcheinet es / als ob in dem klaren Waſſer Gebeine von Schlan - gen / Natern / Eidexen und dergleichen liegen / wann jemand aber aus dem Waſſer ſolche her - aus langen will / findet er nichts dergleichen. Por - ta. Mag. Nat.

21. Jn Sicilien / hiervorn gedacht / fin - den ſich auch zween nahe beyſammen gelegner Brunnen / deren einer durch Trinckung ſeines Waſſers / Menſchen und Viehe fruchtbar: der andere aber unfruchtbar machet. Majolus.

22. Jn Portugall, vier Meilen von der Stadt Conimbria, zeiget man denen Frembden eine ſtarcke Quelle / von den Land-Leuten Fer - ventia genandt. Dieſer Brunn hat dieſe be - ſondere Natur / daß alles was ihme zu nahe kömmt und ſein Waſſer bereichen kan / zu - und in ſich ziehet. Der Cardinal Heinricus, bey - weſend König Johannis ſeines Bruders / hat ſolche Eigenſchafft dieſer Quelle einſten gründ - lich erfahren wollen / und Anfangs etliche Aeſte von Bäumen / und Holtz-Klötze darein geſen - cket: Nachmals aber / etzliche Stuck Viehes alſo nahe antreiben laſſen / daß ſie das Waſſer dieſes Brunnens berühret / da mit Verwunde - rung zu ſehen war / daß dieſe Quelle ſie dergeſtalt nach ſich gezogen / daß ſie durch die Diener ge -rettet293Von der Natur. rettet werden müſſen. Reis-Beſchreib. in Hiſpa - nien. Zeilerus. Gottfried Voigts Phyſ. Zeit - Vertreiber.

23. Jn Griechenland in der Provintz Boëtiæ, ſiehet man auch zween Brunnen unglei - cher Natur / nahe beyſammen. So jemand aus dem einen trincket / verlieret er ſein Gedächt - niß; da hingegen durch trincken des andern Waſſers / dieſelbe wiederbracht / auch geſtärcket und vermehret wird. Majolus.

24. So gar ungleicher Eigenſchafft iſt auch das Waſſer zweyer kleiner Bächlein in Macedonien / daß dero Waſſer bey ihrer Zu - ſammen-Flieſſung auf keinerley Weiſe ſich mi - ſchet / ſondern unterſchieden / neben einander flieſſen. Des einen Waſſer / iſt geſund / und gut zu trincken: da hingegen des andern ſeines / einen tödtlichen Gifftführet. Idem.

25. Jn Theſſalia ſind auch zween - che / wann die Schaafe des einen Waſſer trin - cken / wird ihr Wolle ſchwartz: von dem Waſ - ſer des andern aber weiß; und ſo ſie aus beeden zugleich trincken / bund oder fleckigt. Idem.

26. Jn Jßland / unfern des brennenden Bergs Hecla, iſt neben andern Wunder-Brun - nen auch einer / nicht über 30. Schritt von ei - ner ſied-heiſſen Quelle / der hat dieſe ſeltzame Natur / daß ſo man eine Ruthe hinein ſtecket / al - ſo / daß ſie den Grund berühret; ſie / ſo weit ſieT iijdarin -294Das andere Buch. darinnen geſtecket in Eiſen verwandelt wird. Ein Frantzos / ſo im Jahr 1653. dieſe Gegend beſichtiget / ſchreibet hiervon / daß als er ſeine in der Hand getragene Spies-Ruthe in dieſe Quel - le auf den Grund geſtoſſen / habe im wieder-her - ausziehen er zur Verwunderung wargenom - men / daß das End derſelben / ſo den Grund be - rühret / gleichſam augenblicklich ſey in Eiſen verwandelt worden / und recht ſchwer geweſen. Martiniere Reis-Beſchreibung.

27. Jn Moßcovien ſoll auch ein Brun - nen gefunden werden / deſſen Waſſer des Mor - gens laulecht; um den Mittag kalt: gegen A - bend aber gantz warm wird. Herberſteins Reis - Beſchreib.

28. Jn Armenia, zwiſchen den Städten Nakſivan und Zulfa, hat es zehen Clöſter von Armeniſchen München / Dominicaner Or - dens / bey anderthalb Meilen von dem vornehm - ſten dieſer Convent, iſt ein ſehr hoher / von dem andern Gebirg abgeſonderter Berg / der oben ſich zuſpitzet wie ein Zucker-Hut; unten im Thal quellen etliche ſchöne Waſſer-Quellen her - für / dieſe haben die beſondere Eigenſchafft / daß ſie allerley gifftige Biß und Stiche der Schlan - gen ſicherlich geneſen. Der Berg ſelbſten dul - det keine Schlangen / und ſo etwelche dahin ge - bracht werden / ſterben ſie alſobalden. J. B. Ta - vernier.

29. Jn295Von der Natur.

29. Jn Perſien in der vornehmen Stadt Schiras, wird den Frembden ein zimlich tieffer Brunn gezeiget / deſſen Waſſer unten von der Quelle jährlich um etwas über ſich ſteiget / biß daß es innerhalb fünfzehen Jahren den oberſten Rand des Brunnens bereichet. Alsdann be - ginnet es wieder nach und nach zu fallen / biß eben in ſolcher Zeit der fünffzehen Jahren nicht mehr als die Quelle unten im Grund verblei - bet; und ſo dann fängt das Waſſer wieder an zu ſteigen. Idem.

In Aſia.

30. Jn dem berühmten Königreich Chi - na, oder Sina, in der Gegend der Stadt Cinning, gibt es einen Brunnen / der bey Spielung eines Jnſtruments zu brodeln und ſieden beginnet / faſt eben der Art / wie die Alten von dem Wunder - Brunnen Eleuſinæ, geſchrieben haben. Joh. Nichof.

31. Bey der Stadt Chaoven, ſihet man eine Quelle de Hanuen genandt; Die gibt zu - gleicht kalt - und heiſſes Waſſer von ſich. Idem.

32. Und bey der Stadt Linchang, in dem Land-Strich Siganfu, zu höchſt auf dem Ge - bürg Limon, iſt ein Chriſtall-klarer Brunnen kaum fünff Schuh tieff / deſſen Waſſer oben auf ſehr kalt / auf dem Grund aber dermaſſen heiß befunden wird / daß niemand ohne häfftige Ver -T iiijletzung296Das andere Buch. letzung weder Hände noch Füſſe ſo tieff einſen - cken darff. Beſchreib. des Käyſer-Reichs Sina Olf. Dappers.

33. Jn der Landſchafft Junnan, hat es einen Brunnen / welcher die Menſchen / wann ſie ſein Waſſer trincken / fett / und ihr Fleiſch ſo weis als Schnee machet. Atlas. Sin.

34. Jn dieſem / dem mächtigen Reich China, iſt ein ſehr groſſer Strom / Hoang, oder der Gelbe genandt. Dieſer führet ein gantz trüb-unklar - und wie Saffran gefärbtes Waſ - ſer / welches man nicht gebrauchen kan; es ſey dann / daß es mit Alaun zuvor gefället werde. Nicuhof.

35. Alſo auch / ſtreichet bey der Stadt Zeè, der Bach Tan, vorbey. Deſſen Waſſer dem Blut ähnlich ſiehet. Beſchreib. des Käy - ſer-Reichs Sinæ. Olf. Dappers.

36. Deßgleichen in der Landſchafft Su - chuen, unter der Haupt-Stadt Cingtu, ſtrö - met der Fluß Chu, in gemein der Perl-Fluß ge - nandt / darum / dieweil Nacht-Zeit viel Liechter in demſelben erſcheinen / welche die Chineſer für Carfunckel achten. Idem.

37. Unter der Stadt Foning, rinnet aus dem Berge Talo ein Flüßlein / deſſen Waſ - ſer Herbſt-Zeit Himmel-blau wird; und ſo dann zu Färbung der Tücher gebrauchet wird. I - dem.

38. So297Von der Natur.

38. So ſiehet man auch in der Pro - vintz Quantung, bey der Stadt Nanhiung, einen Bach Mekiang, oder Schwartz-Dinten ge - nandt. Deſſen Waſſer faſt ſchwärtzer als Din - ten färbet: Und doch ſehr gute Fiſche darinn gefangen werden. Idem.

39. Der Fluß Kiemo bey der Stadt Paogan, führet ein ſo gar leichtes Waſſer / das weder Holtz noch Schiffe erträgt / ſondern ſo balden auf den Grund ſincken. Idem.

40. Eben dergleichen / und noch viel ſub - tilere Waſſer ſoll der Bach Jo, bey der Stadt Cancheu führen / welches auch ſo gar keinen Stroh-Halm noch Spreuer mag ertragen; ſondern an ſtund gen Boden ſincken. Idem.

41. Jn Armenia, ſtürtzet von einem mächtig-hohen Felſen ein ſtarcker Fluß herunter in ein tieffes Thal; und zugleich mit / eine beſon - dere Art unbekandter Fiſche / die aber wegen der ſchröcklichen Höhe / und ſtarcken Aufprellens auf die Felſen im Grund / niemals lebendig ge - funden werden. Sie ſind eines Schuhes lang; von Geſtalt nicht unförmlich: Von Farb aber ſchwartz. Wer etwas von ihnen in der Speiſe genieſſet; es ſey Menſch oder Viehe / der mus ſterben. Majolus.

42. Jn Palæſtina, oder heiligen Land / unter dem Berge Carmel im Thal / ſchauet man eine waſſerreiche Quelle eines ziemlichen Um - fangs / die mit einer beſondern Art Sandes demT vGlas298Das andere Buch. Glas gleichend / ſich ſtets anfüllet / wie viel man deſſen auch wegnimmt. Alles was Minera - liſch iſt / wanns hinein geworffen wird / verkehret ſich in Glas; das Glas aber wird hinwiederum zu Sand. Sandis Reiß-Beſchreibung.

43. Jn Oſt-Jndien / um die Gegend der ſo genandten Philippiniſchen Jnſulen / liegen eine groſſe Menge andere Eyländer mancherley Gröſſe herum / welche etliche auf eilff tauſend ſchätzen. Unter dieſen / wird kaum eines funden / in welcher nicht etwas beſonders / und verwun - derliches / der Quell-Brunnen / Waſſer / und Bäche halber / zu bemercken ſeyn wird. Kir - cherus.

In Africa.

44. Jn dem Königreich Feſſa, auf dem Gebürg Aragan, hat es einen Quell-Brunnen / deſſen Waſſer dermaſſen kalt iſt / daß es auch ohne ſchädliche Verletzung der Hände nicht mag be - rühret werden. O. Dappers Africa.

45. Jn den mächtigen Strom Niger in Lybia, flieſſen zwey Bächlein / das eine führet rothes / das andere aber weiſſes Waſſer; wer aus derer einem / oder auch aus beeden zugleich / (denn ſie unweit von einander /) trincket: mus an ſtund ſich über geben; wann ſie ſich aber mit jetzt-bemeldtem Fluß vereiniget / thun ſie dieſeWür -299Von der Natur. Würckung ſchon nicht mehr. Olf. Dapper. Beſchreibung Africæ.

46. Noch zwey andere Bächlein ergieſ - ſen ſich in dieſen Strom / deren Waſſer / auſſer den Pferden und Camelen / ſonſten allen andern Geſchlechten der Thieren unſchädlich. Wann aber dieſe davon trincken / müſſen ſie ſterben. Idem.

47. Unfern dieſer Gegend findet ſich eine Quelle ſüſſes Waſſers / die alſo überflüſſig ſüß befunden wird / daß man nicht anders meinen ſolte / ob wäre eine gute quantität Zucker darin - nen zergangen; dahero es auch in die Ferne ge - holet wird. Idem.

48. Jn denen Inſulis Fortunatis, die man anjetzo die Canari-Eyland nennet; ſind zwo Quellen nahe beyeinander. Wann jemand aus der einen trincket / ſtirbet er an der Stelle / la - chenden Mundes; die andere im Gegentheil verſchafft durch ihr Waſſer ſolchen Menſchen eine Artzney / und erhält ſie bey Leben. Majolus.

In America.

49. Jn dem Gebieth der Stadt S. Mar - tha, im Thal Chilo, rinnet der Fluß Guatapori. Wann jemand deſſen Waſſer trincket / verurſa - chet es dem Menſchen ſtarcke Flüſſe / und einen Blutigen Abgang. Dieſe Zuſtände aber / cu - riret ſein Waſſer ſelbſten wieder / wann es mitgeſtoſ -300Das andere Buch. geſtoſſener Zimmet gekocht / und nachmals ge - truncken wird. America, XVIII. Theil.

50. Jn Peru, bey der Stadt Quito, hat es einen Wunder-Brunnen; dieſer / wann Menſchen dabey kommen / und ſtille ſchweigend Waſſer ſchöpffen / iſt gantz ſtill und unbeweglich; ſo bald aber jemand beginnet zu reden / fänget er an zu ſieden und brodeln; und je läuter oder ſtär - cker jemand redet / je ſtärcker und hefftiger bewegt ſich ſein Waſſer. Joh. de Laet. Olf. Dappers America.

51. Jn Neu-Spanien / ſiehet man etli - che Bäche. Derer Waſſer ſchwartz als Dinte / doch etwas blaulecht iſt; und in erſt-gedachter Landſchafft Peru iſt ein dergleichen Bach / der gantz rothes Waſſer einem Blut gleich / führet. Idem.

52. Jn Gujana, iſt auch ein Fluß / der ſo gar ſchwartzes Waſſer hat / daß auch nach dem er bereits mit einen andern Strom ſich vereinba - ret: Dennoch ſein Waſſer bey zwantzig Meilen der Länge nach / mitten im Fluß / einen ſchwartzen Strich behällt. Idem.

53. Jn der Provintz Amapaja in dem Reich Gujana, findet man auch etliche Bäche / derer Waſſer gantz roth iſt. Um die Mittags Stunde / kan es ohne Schaden getruncken wer - den; Vor - und nach aber / iſt es gifftig / und dem Leben ſchädlich. Idem.

54. So zeuget ſich auch in der JnſulDo -301Von der Natur. Domingo, ſonſten Hiſpaniola genandt / ein / mit beſonders raren Eigenſchafften begabter ſtarcker Quell-Brunn. Deſſen Waſſer oben auf / gar gut und geſund zu trincken: Jn der Mitten / be - findet man ſolches geſaltzen: Jm Grund aber gantz bitter. So jemand bey der Quellen ſich niederlegt / und das Ohr nahe zu derſelben hält: Höret man der geſtalt ſcharff / daß einer zu Pferd auf 3000. ein Füßgänger aber auf 1000. Schritt mag vernommen werden / welches / wie zu erachten / von der innerlichen diſpoſition der Hölen daraus die Quelle hervor tringet / her - rühret. Majolus.

Das VI. Capitel. Brunnen / die nach des Monds / und Meers-Lauff ſich rich - ten.

In Europa.

1.

JN Saphoy / nahend des Landes Haupt - Stadt Chamberi, hat es einen Brunnen / deſſen Waſſer mit dem Meer gleiche Zeit hält / denn es ſechs Stunden flieſſet / und dann auch ſo lang vertrocknet / ſonſten aber drey oder vier angelegene Mühlen treibet. Louys Colon, Ulyſſ. Francois. Zeilerus.

2. Jn Jrꝛland in der Provintz Conna -chia,302Das andere Buch. chia, auf dem Gipffel eines hohen Berges / iſt auch dergleichen Quelle / die täglich mit dem Ab - und Zulauff des Meers allerdings einſtimmet. Majolus. Atl. Minor.

3. Zu Calis in Hiſpanien / am Geſtad des Meers / entſpringt eine Quelle ſüſſes Waſ - ſers / welche aber übrigens / mit des Meers Ab - und Zu-Flus ſich vergleichet. Idem.

4. Jn Franckreich auſſerhalb der Stadt Bourdeaus auf dem Kirch-Hof S. Severin, findet man in etlichẽ Gräbeꝛn Waſſer / welches im Voll - Mond wächſet: um deſſen Abnehmen aber / ſich mindert. Louys Colon, Ulyſſ. Francois.

6. Dahingegen / in der Stadt Arles, in dem Grab des heil. Hilarii, man zwar auch Waſ - ſer ſiehet: Dieſes aber bleibet allzeit in einer Viele / und nimmt weder ab-noch zu. Idem.

In Aſia.

6. Jn Oſt-Jndien / in deſſen Landſchafft Cambaja, ſind etzliche Quell-Brunnen / die bey des Monds Abnehmen wachſen; und dahinge - gen bey deſſen Zunehmen verſeihen. Majo - lus.

7. Jn Chima, in dem Gebürge Hucung ſchauet man auch einen Brunnen / der in ſeinem Lauffen und Vertrocknen / ſich gantz nach dem Mond richtet. Nieuhof.

8. Jetzt-gedachten Landes / in der Pro -vintz303Von der Natur. vintz Suchuen bey der Stadt Ninkiang, iſt auch ein Brunn / welcher ob er ſchon von dem Meer weit entfernet / dennoch den Stunden nach / des Meers Ab - und Zu-Fluß genau nachkommet. Idem.

9. Dergleichen zeiget ſich auf dem Gipf - fel des Bergs Hueung, in der Landſchafft Fo - kien, unter der Stadt Hinghoa, welcher glei - cher Geſtalt / des Meers Ab - und Zuflus nachar - tet. Beſchreib. des Käiſer-Reichs Sina. Olf. Dappers.

In Africa.

10. Jm Königreich Tremiſen, ſo mit Algier grentzet / unfern von der Haupt-Stadt Tremiſen, welche die Türcken Climſan nennen; Siehet man einen Brunnen von ſeltener Eigen - ſchafft: Er führet einen Strom; wann der Mond in der Fülle iſt / ſo quillet er ſied-heis her - für / kühlet ſich aber Tags vor Tag allmählich ab / gleich wie der Mond abnimmt / alſo daß / im Neu-Mond / ſein Waſſer eis-kalt befunden wird. Das Waſſer / ſo geſaltzen / wird in Schwachheit der Glieder / vor allen aber im Zipperlein ſehr gut befunden / ſonderdar im Voll - Mond / da nach wenig tägiger Waſchung eine glückliche Cur, und Geneſung zu erfolgen pfle - get. Aſiat. und African. Denckwürdigkei - ten.

Das304Das andere Buch.

Das VII. Capitel. Brennende Waſſer-Brunnen / und Bäche.

In Europa.

1.

JN Franckreich / bey einem Viertel einer Meilen von Clermont, ſiehet man eine Quelle / Le Put de la poix genandt. Aus der - ſelben quillet ein ſchwartzer Safft / dem Terpen - tin gleichend / doch etwas Bräuner hervor; dieſer flammet: Und wird auch zu vielen äuſſer - lichen Gebrächen gut befunden. Zeilerus.

2. Jm Delphinat, unfern der Stadt Grenoble, beym Flecken Vif, iſt ein kleiner Brunn / den nennen die Angrentzende / La Fon - taine qui brusle, nahend an einem Waſſer - Bach / der wirfft ſtetigs Flammen aus / ſonder - lich / wann die Lufft neblicht / oder Regen-Wet - ter iſt. Die Reiſende pflegen aus dem Dorff S. Bartelemi einen Mann mit ſich zu nehmen / der bey der Quellen Strohe anzünde / und ihnen die Flamm weiſe. Idem.

3. Jn Illiria iſt ein Brunn / der zwar im Anrühren kaltes Waſſer führet. Wann man aber etwas von Wolle / Leinen Zeuch / oder Klei - der darüber ausbreitet / werden dieſelbe ſo gleich angezündet / und verbrennet. Majolus.

4. Jn305Von der Natur.

4. Jn Albania, ſchauet man auch der - gleichen Quelle / die ſtetig Feuer-Flammen aus - wirfft / und was ſie verbrennlichs bereichen mag / verzehret. Idem.

5. Solcher Art Brunnen iſt auch in der Jnſul Tercæra, Sudwerts am Gebürge / welcher mit groſſem Krachen und Ungeſtümm Feuer - Flammen und glühende Steine ausſchmeiſt. Lind Schotten Oſt Jnd. Reiſe.

6. Alſo auch in Jßland / unweit des be - rühmten Bergs Hecla, ſiehet gleicher Geſtalt man einen feurigen Brunnen / der alles Waſſer / und andere Feuchtigkeiten verzehret: Flachs und Hanff aber nicht verbrennet. Majolus.

In Aſia.

7. Jn China, in der Provintz Xanſi, giebt es Feuer-Brunnen / die zur Kochung der Speiſen gebraucht werden. Das hervorkom - mende feurige Waſſer / wird unter Zeiten dück; alsdann aber iſt es nicht ſonders durchſcheinend und leuchtend. Auf dem Grund dieſer Quel - len / findet man eine Art Steine / dem Stein Be - lemnitæ ſich gleichend / die erwecken ei - nen ruhigen Schlaff. Nieu - hof.

UDas306Das andere Buch.

Das VIII. Capitel. Oel-Quellen.

In Europa.

1.

UNterhalb dem Städtlein Bachrach / mit - ten im Rhein-Strom / quillet eine Oel - Quelle alſo ſtarck empor / daß ſie auf vierdthalb Stunden Wegs / faſt den gantzen Fluß / mit einer / ſehr ſtarck - und lieblich-riechenden / doch etwas brentzlichten Fettigkeit bedecket. Wie man erachten will / daß dieſe Quelle / unter dem hohen Berge bey erſt-gedachtem Ort / auf wel - chem / der ſo köſtliche Muſcateller Wein / ſo in gantz Teutſchland wegen ſeines anmutigen Ge - ruchs / und lieblichen Geſchmacks wol bekandt / wächſet / entſpringe / weilen die andere zu nechſt angelegene Berge dergleichen Wein nicht tra - gen; dahero / auſſer Zweiffel / inwendig voller Stein-Kolen ſeyn mus: Geſtalten / bey dem Flecken Hochheim am Rhein / im Chur-Main - tziſchen Territorio, und Klingenberg am Main / die auch der vortrefflichen Weine halber beruffen ſind / eben dergleichen ſich findet. Glauberus.

2. Jn Sieben-Bürgen bey Weiſſen - burg / quillet aus einer lebendigen Quelle / das pure Wagen-Schmeer hervor; wird auch der Enden darfür verbraucht. Majolus.

3. Jn307Von der Natur.

3. Jn Italien / in der Lambardi / unfern des Fluſſes Po, liegt ein Gebürg Zibovio ge - nandt. Aus demſelben flieſſet ein Bächlein Waſſers / worauf ſtetigs Oel ſchwimmet. Die - ſes wird von denen Land-Leuten fleiſſig geſamlet / und zu Geneſung der Wunden nutzlich verwen - det. Idem.

4. Jn jetzt-genandter Landſchafft / im Gebieth der Stadt Bergamo, der Herꝛſchafft Venedig zuſtändig / in einem Gebürge / darinnen ein Gold Berg werck / entdecket ſich ober demſel - ben eine Oel-Quelle / welche durch etliche / gleich - ſam von der Natur in den harten Felſen gebroch - ne Löcher hervor quillet. Der Farbe nach / ver - gleicht ſie ſich mit dem Weiſſen vom Ey / doch etwas öligter / eines über aus lieblichen Geruchs / und zu vielen / ſonderbar aber den Mutter-Be - ſchwerungen ſehr heylſam. Jn dem heraus-rin - nenden Liquore, finden unter Zeiten ſich einige Körnlein / die dem weiſſen Agd-Stein allerdings ähnlich; auch bey angeſtellter Prob demſelben durchaus gleichen. Man will dieſen Minerali - ſchen: auch dem Orientaliſchen Balſam vor - ziehen. Hiornal Veneto de Letterati.

5. Bey zwey tauſend Schritte von der Haupt-Stadt Edinburg in Schottland / zeuget ſich ein Quell-Brunn / auf deſſen Waſſer ein be - ſondere Art Oels empor ſchwimmet. So nun nichts von dem Waſſer noch Oel geſchöpfft wird / ſo verbleibt der Brunn in ſeinem WeſenU ijdoch308Das andere Buch. doch gehet er nicht über: Wann aber Waſſer und Oel daraus geholet wird; ſo flieſſet an ſtund wieder ſo viel zu / alſo daß / je gröſſere Men - ge Waſſers und Oel von der Quelle wegkompt: je mehr und reicher erzeuget ſie ſich. Das Oel / wird zu vielerhand äuſſerlichen Mänglen und Gebrechen gebrauchet. Majolus. Sam. Fabri - cii, Coſmo-Theor. Sacra.

6. Unfern Chalcedon in Græcia, eröff - net ſich auch eine ſolche Oel-Quelle / die ebener maſſen / wie häuffiger das Oel davon weg ge - holet wird: Wie reichlicher ſie wieder zu flieſſet. Idem.

In Aſia.

7. Jn Giorgia, zeuget gleicher Geſtalt ſich ein ſo über reiche Oel-Quelle / daß Jährlich viel hundert Cameel-Laſt davon an andere Ort verführet werden. Es kan zu allerhand Sa - chen / worzu ſonſten Oel vonnöthen / gar bequem angewendet werden; Nur allein in der Speiſe dienet es nicht: Jſt aber zu verſcheidenen Kranckheiten und Gebrechen / gar dienſtlich. Majolus.

8. Jn dem Königreich Perſien / in der Gegend der wol-bekandten Stadt Laar, in dem Gebürge unfern des Schloſſes / ſchwitzet durch eine gar kleine Ader / aus dem Felſen ein überaus köſtlicher Balſam / und zwar nur Tropffen-weis; ſeines gleichen ſoll biß noch zu / nirgend wo in derWelt309Von der Natur. Welt gefunden worden ſeyn. Er wird in dem Monat Junii da er am meiſten hervor quillet / geſammlet: auch von wegen des Königs in Perſien an dieſem Ort allzeit eine ſtarcke Wacht gehalten; und ſolte jemand das Leben koſten / wann er ſich unterſtünde hinzu zugehen / und die - ſen Balſam anzurühren. Er wird für die herꝛ - lichſt - und gewiſſeſte Artzney wider Gifft gehal - ten / geſtalten noch kein Gifft gefunden worden / welches dieſem Balſam widerſtehen ſollen / denn er kein Gifft / wie ſtarck es immer ſeyn mag / bey dem Menſchen bleiben läſſet / ſondern alſo balden austreibet; dahero einig und allein der König ſolchen zu handen bekompt / und jederweilen ſei - nen geheimſten Freunden etwas weniges davon aus beſondern Gnaden mittheilet / jedoch / daß ſolchen ſie vor ſich bewahren / und nicht auſſer Lands kommen laſſen. Die Perſer nennen diß köſtliche Oel oder Balſam in ihrer Sprach Mummay Kobas. Jan Jans Struſen Reiſe.

9. Alſo auch hat es in jetzt-gedachtem - nigreich Perſien in der Provintz Schirwan zwi - ſchen den Städten Schamachiæ und Derbent / unten an dem hohen felſigten Beꝛge Baꝛnach un - fern des Caſpiſchen Meers im Begriff eines Büchſenſchuſſes bey dreyſſig Oel-Quellen / die man die Neffte-Brunnen nennet / in welchen das Oel oder Neffte als eine ſtarcke Waſſer-Quellen aufſpringet. Drey unter dieſen ſind die Haupt - Quellen / die liegen bey zwo Klaffter tief / in denenU iijdas310Das andere Buch. das Oel gleichſam brodelt und kochet. Es iſt deſſen zweyerley / eines iſt weis eines ziemlich lieblichen Geruchs / und deſſen giebt es am wenig - ſten; das andere und mehrere iſt braun und hat einen ſtarcken Geruch / wie Oleum petroleum, deme es auch gleich kompt. Dieſe Oel-Quel - len bleiben immer in einem Thun / ob ſchon noch ſo viel daraus geſchöpffet wird / geſtalten auch faſt täglich in Menge beſchicht / und nachmals in alle umher liegende Landſchafften verführet wird; wie es dann die Perſianer neben vielen andern Sachen / abſonderlich in Zubereitung ihrer Luſt - Feuer und ſehr köſtlichen Firnis zu den Gemähl - ten / ſonderlich wol zu gebrauchen wiſſen. Es iſt dis Neffte oder Stein-Oel / ſonderlich das Weiſ - ſe / welches wann es aus dem Brunnen geſchöpfft wird / ſo hell und klar / als das reinſte Waſſer iſt / innerhalb acht oder zehen Tagen aber erſt begin - net etwas dücklicht / einem Oel gleich zu werden / mehr anderer Mediciniſchen Tugenden zuge - ſchweigen / in hæmorrhoidibus vor allen andern ein zu verläſſiges Mittel. Olearius, Perſiani - ſche Reiſe. J. B. Tavernier.

10. An dem Geſtad des berühmten Fluß Euphratis, zeuget ſich auch eine / dergleichen Oel-Quelle. Wann dieſer Strom bey abgan - genem Schnee wächfet / und austritt: So über - flieſſet dieſe Quelle auch gar reichlich; und ſo nachmals derſelbe hinwiederum in ſein ſonſt ge -wöhn -311Von der Natur. wöhnliches Ufer eintritt / ſo bleibet auch ſie / in ihrem Begriff. Idem.

11. Jn der mächtigen Jnſul Sumatra in Oſt-Jndien / hat es eine lebende Quelle / aus wel - cher reiner und köſtlicher Balſam flieſſet. Oſt - Jnd. Reiſen.

In America.

12. Jn der Jnſul delle Perle, nicht ferne von der Stadt Panama entlegen / entſpringet auch eine ſehr ſtarcke wolriechende Oel-Quelle / deren Geruch gar ſubtil / und dieſe Quell ſo über - flüſſig-mächtig / daß auch / wann man noch drey Mellen vom Land im Meer iſt; daſſelbe allſchon auf dem Waſſer ſchwimmen ſiehet. Woraus leicht zu ermeſſen / wie reich dieſe Quelle ſeyn müſſe? Majolus. Joh. de Laet.

13. Dergleichen ſpüret man auch in der Jnſul Cubagua, am Geſtad des Meers; ſo daß auf zwölff tauſend Schritte vom Land / das Oel auf dem Waſſer riechet / und ſchwimmen ſiehet. Es wird auch in der Artzney vielfältig genutzet. Idem.

14. Alſo auch / ſiehet man in der Jnſul Cuba einen Brunnen / aus deme neben dem Oele auch eine beſondere Art Bechs alſo überflüſſig hervor quillet / daß nicht allein eine groſſe Menge in Spanien verführet: Sondern auch in ge - mein zum Bichen der Schiffe angewendet wird. Idem.

U iiijDas312Das andere Buch.

Das IX. Capitel. Brunnen / deren Waſſer die Menſchen truncken machet.

In Europa.

1.

ZU Schwalbach / unter denen daſelbſt befind - lichen Sauer-Brunnen / iſt einer nicht der geringſte / dieſer hat zwo Quellen. Wann ſein Waſſer des Morgens / in ſeiner natürlichen Hitze getruncken wird; ſo empfindet man ihne ſo balden im Kopff; auf der Zungen aber / zwit - tert er etwas gelinder / als ein neuer Wein. A - bendtheuer Natür - und Künſtlicher Sachen in Sina und Europa.

2. Jn Italien bey Linterno in der Land - ſchafft Campaniæ, desgleichen / in der Gegend Calæniæ dieſer Provintz / giebt es auch etliche herꝛliche Säuerling / die haben aber dieſe beſon - dere Eigenſchafft / daß ſie die Menſchen eben ſo truncken machen / als es im Wein geſchehen kön - te. Majolus.

3. Jn der Jnſul Naxo, im Arcipelago, hat es auch dergleichen Brunnen. Idem.

4. Desgleichen in der Jnſul Jßland / quillet auch ein Brunn / deſſen Waſſer die Men -ſchen313Von der Natur. ſchen truncken machet: Am Geſchmack aber dem Bier gleichet. Idem. Prætorius.

5. Jn Franckreich in der Gegend der Stadt Lyon, bey dem Städtlein Baldomanni, ſchauet man eben dergleichen Quelle; die Land - Leut nennen ſie / Fontaine fort: Und trincken ſie an ſtatt des Weins; iſt darbenebenſt ſehr ge - ſund / alſo daß dieſe ſo ſie ſtets gebrauchen / ſelten kranck werden. Zeilerus.

6. Dergleichen Quellen / ſiehet man bey den Städten Beſſa, und Valentiola, in Hiſpa - nien. Idem.

7. Jn Thracia aber / flieſſet ein Bach / Lileſius benamt / deſſen Waſſer eben ſolche Ei - genſchafft zeiget. Majolus.

In Aſia.

8. Jn Natolia, weyland Aſia Minor genandt / in deſſen Landſchafft Paphlagonia, hat es auch dergleichen Quelle. Idem.

U vDas314Das andere Buch

Das X. Capitel. Gefähr - und tödtliche Brun - nen.

In Europa.

1.

JN Jßland quillet ein Brunn / deſſen Waſſer beedes Menſchen und Vieh / die es trincken / erwürget.

2. Jn Ober-Ungarn / in der Gravſchafft Zepuſien, ſind bey einem Ort Saren genandt / zween der gleichen Brunnen / voller ſchädliches Giffts / deswegen ſie allzeit wol vermacht wer - den. Zeilerus. Michel Saxen Alphabet. Hi - ſtor.

3. Noch ein dergleichen Quelle / findet ſich in dieſer jetzt-genandten Gravſchafft / deren Waſſer ebner Maſſen vergifft; und darbene - benſt / mit dem Mond an - und ablaufft. Die Erde ſo von dieſer Quelle befeuchtet wird / bringt kein anders Gewächſe als Wolffs-Kraut. I - dem.

4. Jn der / in dem Arcipelago gelegenen luſtreichen Jnſul Chio, hat es auch einen ſolchen Brunnen / daſelbſt Nao, genandt. So jemand deſſen Waſſer trincket / der wird ſeiner Sinnen beraubt. Majolus.

5. Noch zween andere Brunnen ſind un -weit315Von der Natur. weit davon in dieſer Jnſul / gantz nahe beyſam - men. Der eine führet ein alſo gifftig Waſſer / daß welcher Menſch dieſes Waſſer rüchet / und koſtet / ſo balden lachenden Mundes ſtirbet: Der andere aber / bringet zwar auch Lebens-Gefahr; doch nur denen / die in ſeinem Waſſer ſich baden. Idem.

In Aſia.

6. Eine ſolche Gifft-Quelle entſpringet auch bey der Veſtung Chelo auf dem Gebürg / im Königreich China. Nieuhof.

Das XI. Capitel. Mancherley Heyl-Geſund - und heiſſe Quell-Brunnen / flieſſend - und ſtehende Waſſer.

In Europa.

1.

JN Ober-Ungarn bey dem Schloß Golgotz / zu nächſt am Ufer des Wag-Stroms / gibt es unterſchiedliche ſied-heiſſe Quellen / die ſehr heylſam / und zum Baden vielfältig gebraucht werden; müſſen aber durch das Fluß-Waſſer temperiret ſeyn / denn ſonſten ſie zu heiß fallen. Anbenebenſt haben ſie dieſe beſondere Eigen - ſchafft / daß wann der Strom durch Güß und Regen anlaufft / und übergehet / die Quellen auchbeſſer316Das andere Buch. beſſer Landwerts hinein weichen; und wann der Fluß hinwiederum fället: ſie ſo dann auch an ihren vorigen Ort kehren. Sonſten aber ſind ſie ſo gar nahe am Ufer / daß mit einem Fus man in dem Fluß / mit dem andern aber / in einer der Quellen ſtehen kan. Etliche werden gar mit dem Strom überfloſſen; man kan ſie aber leicht empfinden / wann man nur ein wenig mit der Zähen am Fus in den Sand bohꝛet / da ſo gleich ſie ſich öffnen. Zeilerus.

2. Jn Unter-Ungarn / unfern der Stadt Ofen / entſpringt eine Quell warmes Waſſers / darinnen eine groſſe Menge Fiſche zu ſehen; die aber auſſer dieſer Quelle / wann ſie in kalt Waſ - ſer geſetzt werden / ſo balden abſtehen. Idem.

3. Jn Italien / in der Landſchafft Campa - nia bey Lecio, ſiehet man etliche ſiedheiſſe Brun - nen mit ſolcher Gewalt hervor tringen / daß de - ro Waſſer über zehen Schuh hoch aufſpringt. Sie ſind ſo unglaublich heiß / daß wann man eines Thiers Fus nur ein wenig damit benetzet / oder darein hält / das Fleiſch an ſtund / biß auf das Gebein verzehret wird. Majolus.

4. Jn der Bulgarey / bey einem vorneh - men Paß im Gebürge / den die Türcken Capi Decbent nennen; unten am Berge / iſt ein Platz in der Vierung von ungefähr ſieben Schuh breit / allwo zugleich unterſchiedliche Feuer-heiſ - ſe Quellen / mit einem groſſen Rauch ausbre - chen; in mitten derſelben / quillet gleicher geſtaltdas317Von der Natur. das helleſte kalte Waſſer ſtrudlend über ſich; iſt aber am Geruch und Mineraliſchen Geſchmack dem heiſſen nicht ungleich. Grav Lesle Reis - Beſchr. auf Conſtantinop.

5. Jn der Nordiſchen Jnſul Jßland / un - ten am Berg Hecla, hat es einen kleinen See / deſſen Waſſer alſo heiß iſt / daß es von niemand ohne Verletzung der Hände mag berühret wer - den. Jn dieſes Sees Waſſer / ſiehet man von ferne rothe Täucherlein / (iſt eine beſondere Art Vögel /) die jedoch / wann man nahe hinzu tritt / verſchwinden. Gehet man aber weg / ſo laſſen ſie ſich wieder ſehen; und diß ſo offt und lang man will. Hiervon ſchreibet Martiniere in ſei - ner Nordiſchen Reiſe / auf welcher / im Jahr 1653. unter andern er auch die Gegend um den berühmten Berg Hecla beſichtiget: Unten am Berg / giengen wir zum heiſſen Brunnen / und als wir noch ungefehr zehen Schritt davon wa - ren / ſahen wir an deſſen Rand einen hauffen - gel ſitzen / die ſo groß als Täucher waren / meiſtes rothfärbig / die allda hupffeten / und mit einander ſpieleten / welches uns ergötzte und zu ruck hielte / um ſie nicht zuverſtören. Als aber wir noch etwas näher beyzutretten gedachten / verſchwan - den ſie alle; und als wir zu ruck giengen / ſahen wir ſie wieder wie zuvor. So offt jemand na - he bey ſie kommt / gehen ſie in den Brunnen / der über 60. Klaffter tieff ſeyn ſoll / biß an den Grund / und bleiben / ſo lang die Anweſenden da ſtehen /darin -318Das andere Buch. darinnen verborgen / biß daß ſie weggehen / dann kommen ſie wieder herfür. Martiniere Reis - Beſchreibung.

In Aſia.

6. Jn Perſien bey der Stadt Ardebill / auf dem angelegenen Gebürg Sebelan, werden denen frembden unter vielen andern daſelbſt be - findlichen kalt - und heiſſen Geſund-Brunnen / inſonderheit drey Quellen / ſo nicht weit von einander ligen / und ſiedend-heiſſes Waſſer aus - geben / gezeiget: und von denen Land-Leuten Meul, Daudau und Randau, benamſet. Ran - dau hat dieſe beſondere Eigenſchafft / daß jeder - weilen er / im curiren vieler ſchwehren Gebre - chen / ſeine Würckung gar kräfftig bezeiget: un - ter Zeiten aber ſolche an ſich hält / und umſonſt gebraucht wird. Wann der Patient / ſo in deſ - ſen Waſſer badet / eine glückliche Cur zu hoffen / und geneſen ſoll; ſo laſſen ſich eine beſondere Art Schlangen ſehen / welche auf dem Kopff / andere kleine weiſſe Schlänglein in einem Ring gleichſam zuſammen gedrehet / ligen haben. Wo ſolches aber nicht geſchicht / ſo wird das Bad umſonſt gebraucht. Olearius. Perſianiſche Reiſe.

7. Jn dem mächtigen Käyſerthum Ja - pan, im Gebieth und der Gegend Arima, iſt ein Ort Singok genandt / allda quillet unter unge - heuren Felſen / ein dermaſſen ſiedend-heiſſesWaſſer /319Von der Natur. Waſſer / mit ſolcher Gewalt und ſo ſtarckem Trieb hervor / daß es ſich drey biß vier Klaff - ter in die Höhe wirfft; auch wegen der un - glaublichen Hitze immerdar ſiedet / und ſtru - delt. Es iſt dergeſtalt durchdringend und ſcharff / daß es auch gleichſam in einem Moment oder Augenblick / Haut / Fleiſch und Adern biß auf die Bein verzehret. Hier an dieſer Quel - le / hat das Japaniſche Chriſtenthum / im Jahr 1626. ſeine völlige Endſchafft genommen. Jn - deme die noch übrige allerbeſtändigſte Chriſten / (derer Zahl in dieſem Käyſerthum vor ſechsze - hen Jahren bereits über viermal hundert tau - ſand Seelen geſchätzet worden /) nach mancher - ley beſtändig erduldeter unausſprechlicher / und vor niemals erhörter Marter / Quaal und Peyn / endlich zu dieſem hölliſchen Pfuhl ge - bracht worden / allda ſie nach und nach mit die - ſem Waſſer über den bloſſen / aber nicht auf das Haupt / allmählich ſind betropffet worden; und weilen ſie dieſe unerleydenliche Peyn in die Län - ge nicht austauren können / ſind ſie endlich alle / auſſer einen Japaniſchen Jüngling von 18. Jahren / welcher beſtändig verblieben / zu vori - gem Götzen-Dienſt wieder umgekehret. Franc. Caron. Beſchreibung Ja - pans.

In320Das andere Buch.

In America.

8. Jn der Jnſul Cuba, flieſſet eine zimli - che Revir aus dem Gebürg ins Meer / derer Waſſer gleichergeſtalt ohne ſchädliche Ver - letzung der Hände / nicht mag berühret werden. Majolus.

9. Jn der Provintz Tapalan, rinnet ein Fluß Aquada genandt. Dieſer führet zugleich kalt und warmes Waſſer. Oben auf iſt daſſel - be kalt: Wann man aber eines halben Schu - hes tief den Arm hinein ſtecket / empfindet man ei - ne ſo ſtarcke Hitze / die nicht lang kan geduldet werden. Joh. de Lact.

10. Deßgleichen in der Landſchafft Y - zalcos, entſpringen nahe bey einander unter - ſchiedliche ſehr heiſſe Quellen / die mit groſſem Geräuſch hervor tringen. Etliche ſind gantz klar und lauter: Andere aber gar dück; der auf - ſteigende Dampff coaguliret ſich in mancher - ley Farben Hartzes / nachdem das Waſſer gefär - bet iſt / das wird zur Mahlerey verbauchet. End - lich / flieſſen alle dieſe Quellen in einen Bach zu - ſammen / den die Spanier Caliente nennen. Deſſen Waſſer alſo überaus heis iſt / daß wann es bereits eine halbe Meile gefloſſen / dennoch denen Pferden die Hüfe verbrennet. Idem.

11. Bey der Stadt Tocayma, in der Provintz Nuevo Reino, zwiſchen zween ſehrkal -321Von der Natur. kalten Waſſer-Bächen / eröffnen ſich einige heiſ - ſe Waſſer-Quellen / die zu vielerhand Kranck - heiten gebrauchet werden. Olf. Dappers. Ame - rica.

Das XII. Capitel. Reiche Saltz-Quellen / Bäch und See.

In Europa.

1.

JN Sieben-Bürgen hat es etlicher Orten ſehr reiche Saltz-See und Weiher / in denen ſonders ſchmackhaffte Fiſche gefangen werden; Mögen aber in andern ſüſſen Waſſern nicht tauren. Zeilerus. Prætorius.

2. So ſind auch dieſes Lands; deßglei - chen in Ungarn mancherley Saltz-Berg-wercke zufinden / in welchen das Saltz verſchiedener Far - be / als grün / blau / roth und weis / in Stücken heraus gehauen wird. Idem.

3. Jn dem verwunderlichen Saltz - Werck zu Bochna in Pohlen / erzeigen ſich man - cherley Sachen / unter andern Dingen / höret man zu Zeiten Hahnen krähen / Hunde bellen; jederweilen auch anderer Thiere Geſchrey: So aber gemeiniglich etwas Böſes bedeutet. Majo - lus. Sam. Fabricii. Coſmo Theor. Sacra.

4. Jn Podolien unweit des bekandtenXStroms322Das andere Buch. Stroms Boryſthenis, ligt ein zimlich raumiger See / deſſen Waſſer im Sommer bey heiſſen Sonnen-Schein / in ſehr klar und weiſſes Saltz / wie ein durchſichtig Eis ſich coaguliret / welches die umher gelegene Völcker in Menge auf Roſ - ſen und Wagen ohne Entgeld abholen. So bald aber es beginnet zu regnen / löſet dieſes Saltz ſich hinwiederum auf zu Waſſer / darüber nicht ſelten die auf dem See alsdann befindliche Leu - te / Roß und Wägen plötzlich verſincken. Cro - merus.

5. Jn Sicilien iſt ein See Cocanicus La - cus genandt / deſſen Waſſer wirffet täglich zu rings umher am Rand / eine ergiebige Menge ſchön weiſſes Saltz aus. Idem.

In Aſia.

6. Jn Paläſtina / oder dem ſo genandten heiligen Land / liget das faſt männiglich bekand - te Todte-Meer / oder Mare Mortuum. Diß hält in der Länge 25. in der Breite aber 5. Mei - len. Oder wie andere wollen / iſt es 18. Meilen lang / und 3. breit. Noch andere aber melden / daß es 13. Teutſche Meilen lang / und 4. derſel - ben breit ſey. Dieſes wirfft das allerſchönſte / weiſſeſte / und wolgeſchmackſte Saltz in groſſer Menge aus / daß auch man deſſen ſo viel als drey Eſel tragen können / um einen Thaler kauf - fen mag.

An323Von der Natur.

An dieſem See oder Meer / ſtehet noch heut diß Tags / die jenige Saltz-Säule / in welche des Loths Weib iſt verwandelt worden. Jo - ſephus zeuget / daß ſie in ſeinen Zeiten noch geſtan - den: Hieronymus bejahet ſolches gleichermaſ - ſen. Tertullianus nach ihme / ſchreibet hier - von: Quòd ſua adhuc ætate, ſtatua illa ſa - lis, in quam uxor Loth converſa eſt, duraverit; & ſi quis eam mutilaverit, ſtatim vulnera de - nuò compleri, & in ſingulos menſes menſtrua pati, &c. Die Araber ſo der Enden alltäglich herumſchweiffen / berichten hiervon: daß dieſe Säule die Geſtalt eines Weibs habe / bey deren ein kleines Hündlein ſtehe / auch von Saltz. Wann ſie ein Stück davon ſchlagen / finden ſie es des andern Tags wieder ergäntzet. P. F. Ele - cti Zwinneci, Blumen-Buch des heiligen Lands.

7. Unfern der Moßcoviſchen Gräntz - Stadt Aſtracan in Nogaja, am Wolga-Strom bey zwo Meilen liegen zween Berge / die dermaſ - ſen Saltz-reich ſind / daß wann auch dreyſſig tauſend Mann täglich ſo viel ihnen möglich da - von abhaueten / würde doch niemand gewahr werden / daß etwas wäre hinweg kommen / dann wie mehr davon genommen werde / wie mehr an der ſtatt hinwiederum wachſe. Dieſe Ber - ge werden Buſin genandt. Petr. Petræj. Moſ - cop. Cronick.

X ij8. Jen -324Das andere Buch.

8. Jenſeit jetztgedachten Wolga-Strom bey erſtgenandter Stadt Aſtracan, iſt eine ſehr groſſe Ebene und dürre Heyde / die ſich nach We - ſten und dem Ponto Euxino auf ſiebentzig / gegen Süden aber längſt der Caſpiſchen See in achtzig Meilen ſich erſtrecket. Jn dieſer Hey - de gibt es das herꝛlichſte Saltz / welches man in unterſchiedlichen Gruben / Pfützen und ſtehen - den Seen antrifft; die drey vornehmſte Quel - len ſind auf zwo / drey und ſechs Meilen von ſchon gemeldter Stadt Aſtracan. Es wird dieſes Saltz durch der Sonnen Hitze gewircket / klar als Chriſtallen / Fingers dück / wie die Eis - ſchollen auf einander geſchoben / hat einen lieb - lichen Violen-Geruch. Jederman / wem es beliebt / mag das Genügen holen / man gibt von achtzig Pfunden einen eintzigen Schilling Zoll. Es wird faſt gantz Moßcovien damit verſehen. Dieſes mag nicht ohne Verwunderung bey die - ſen Saltz-Quellen beobachtet werden / daß je mehr der Saltz-Schrollen abgenommen wer - den / je mehr ſich wieder empor begeben / und oben - auf ſetzen; und dieſe Quellen mögen etwa die vorbeſchriebene zween Saltz-Berge Buſin ge - nandt / ſeyn / weilen von denenſelben dieſer Ge - gend keine Anzeig gefunden wird. Olearius. Perſianiſche Reiſe.

In325Von der Natur.

In Africa.

9. Jn der Landſchafft Senega, unweit des Fleckens Beyhourte, allwo dermalen die Frantzoſen eine Veſtung haben / findet man / daß der Grund / im Strom Senega, welcher daſelbſt kaum zween Schuh tieff Waſſer hat / über und über mit Saltz bewachſen ſey. Dieſes Saltz / wird täglich mit eiſernen Stangen abgeſtoſſen / und nachmals auf dem Land getrucknet. Es iſt ſchön weis / und wird in die Ferne verführet / geſtalten ehemalen ſolches biß in Holland iſt überbracht worden. Des andern Tags / iſt dieſer Ort / wo das Saltz abgeſtoſſen wordẽ / ſchon wiederum dergeſtalt überwachſen / daß man die Stätt nicht mehr zu unterſcheiden weiß / wo Tags zuvor etwas iſt weggenommen worden. Olf. Dappers. Africa.

In America.

10. Jn dem Reich Novo Granada, und Popajan eröffnen ſich in etlichen Thälern beſon - dere Saltz-Brunnen / deren Waſſer / wann es auf grüne Gewächs und Kräuter fället / zu Hartz und Pech wird / damit man die Schiffe bichet. Joh. de Lact.

11. Jn Peru, in der Haupt-Stadt Cuſco, zeiget ſich eine gar reiche Saltz-Quelle / derer Waſſer ſo gleich im Ausquällen / in ſchön weisX iijund326Das andere Buch. und ſehr gutes Saltz ſich härtet. Majolus.

12. Jn dem / Peru nahgelegnen / und an - grentzenden Reich Chile, in der zwiſchen beeden gelegenen Wüſten Acatama, durch die man un - umgänglich reiſen muß / wann aus einem Land in das andere man kommen will; entſpringt aus etlichen Quellen recht in Mitte dieſer Wüſten / ein Bach / der lauffet zwerchs durch dieſelbe bey 23. Meilen / biß in die Sud-See / (Mare Pacifi - cum,) deſſen Waſſer iſt ſo Saltz-reich / daß es ſich in der warmen Hand in ein zartes weiſſes Saltz coaguliret. Auſſer dieſem geſaltzenen Bach / wird ſonſt in ſo mächtig groſſer Wüſten einig Waſſer nicht geſpüret. Idem. Joh. de Lact.

13. Jn erſtgedachter Landſchafft Peru, auf dem hohen Gebürg / welches man die Andes nennet / quillet ein ſehr klarer Bach / deſſen Waſ - ſer zu Thal flieſſet / und in das Meer ſich ergieſ - ſet. Dieſer Bach hat / und führet gar ſüſſes und ſchmackliches Trinck-Waſſer; Seine beede Ufer aber / liegen voller ſchönes weiſſes Saltzes: Auch die Steine im Bach / darüber das Waſſer hinrauſchet / ſind gleicher geſtalt vol - ler Saltz; Noch miſchet ſich ſolches nicht da - mit / ſondern bleibet ſüſſe. Dappers America.

Das327Von der Natur.

Das XIII. Capitel. Brunnen / Waſſer-Bäch und ſtehende Waſſer / die alles / was ſie be - rühren / mit einer ſteinern Rinden über ziehen; oder gar in Stein verwandeln: Und ſelbſt zu Stein wer - den.

In Europa.

1.

JN Thüringen / unfern Jena / über der Saal / zeiget ſich ein ſchöner heller Brunn / daſelbſt der Fürſten-Brunn genandt. Was man hin - ein wirfft / das wird überſteinet / gleichſam wäre es mit Zucker überzogen. Wann Fröſche / oder anders Unziefer hineinfället / wird es gleichfalls in Stein verwandelt. Wann aber die Quelle kaum eines Büchſen-Schuſſes weit gefloſſen / hat ſie dieſe Eigenſchafft ſchon nicht mehr. Neitz - ſchitz. Reis-Beſchreib.

2. Jn Oeſterreich / nahe bey der Neu - ſtadt / iſt auch der gleichen Quelle / die zwar mit der Zeit alles zu Stein verwandelt; doch dar - nebenſt geſund und gut zutrincken iſt: Jnſon - derheit denen / ſo mit einem Fieber behafftet ſind. Glauberus.

3. Jm Elnbogner Kreis / in Böhmen /X iiijunfern328Das andere Buch. unfern Falckenau / rinnet ein Bach / in deſſen Waſſer groſſe Tannen-Bäume in kurtzer Zeit zu Stein verwandelt werden. Jn den Klüfften ſolcher Bäumen / hat man nachmals Kupffer - Kies gefunden. Majolus. Joh. Heinr. à Pflau - mern, Mercur. Italicus.

4. Am Vichtel-Berg iſt auch dergleichen Bach / in deſſen Waſſer einſten eine Schlange / ſo in Stein verkehret / iſt gefunden worden. Idem.

5. Eine Meil von der Stadt Chemnitz / bey dem Schloß Raben-Stein / ſiehet man ebe - nermaſſen ein ſtehend Waſſer / in welchem nach etwas Zeit gantze Bäum zu Stein werden. Zei - lerus.

6. Der gleichen Eigenſchafft hat auch der Teich bey der Auguſtus-Burg. Jn welchem Waſſer nicht allein alles Holtz / ſondern auch Le - der / und Tuch zu Stein wird. Idem.

7. Noch mehr ſolcher Brünn und Quel - len / finden ſich / bey Befort in Elſaß: Bey dem Schloß Schellen-Berg: und bey Torga in Meiſſen: Bey Franckfurt an der Oder: Bey Baden / Zürich / Egliſau / in der Schweitz: Am Urſprung der Weixel; Und anderer Orten in Teutſchland noch mehr.

8. Jn Jtalien / bey der Stadt Rom / rin - net der Fluß Teverone, der verwandelt alles Holtz in Stein; und zu Tibur / da die Jnnwoh -ner329Von der Natur. ner ſein Waſſer trincken / verurſachet es doch keinen Stein-Schmertzen. Joh. Heinr. à Pflau - mern, Merc. Italicus.

9. Zu Abano, eine Meil von Padua, kom - men unter einem ausgehölten Felſen zween un - gleiche Quell-Brunnen zu Tag. Der eine / überziehet alles / was er benetzt / mit einer ſteinern Rinden; und iſt untrincklich. Der andere aber / deſſen Waſſer viel leichter / und ſo es etwas ruhet / im Grund eine leichte Aſche ſetzet / wird in man - cherley Gebrechen nutzlich getruncken. And. Scoti Itiner. Italiæ.

10. Der nicht ſonders groſſe auf einer Höhe liegende See in Italien / Lago, del pie di Lugo genandt / hat zwar ein klar und helles Waſ - ſer; überziehet aber innerhalb einem Tag alles Holtz mit einer ſteinern Rinden. Kircherus.

11. Jn Franckreich unfern Clermont quillet ein Brunn / deſſen Waſſer in einen leichten weiſſen Stein / dem Bims ſich gleichend / verhär - tet. Zeilerus.

12. Desgleichen in der Provintz Peri - gord, bey Perigeux, hat es einen Brunnen / deſſen Waſſer anfänglich wie Eis geſtarret / und man - cherley Figuren darſtellet / die aber nachmal zu Stein werden. Alles was in ſein Waſſer ge - worffen wird / nimmt an ſich eine Stein-Art; oder wird doch mit einer ſteinern Rinden überzo - gen. Idem.

13. Unten am Berg Hortus Dei genandt / beyX vdem330Das andere Buch. dem Städtlein Vigand, quillet ein Brunn / deſ - ſen Waſſer in vielerley Form weiſſer Steinlein / dem Zucker-Confect gleichend / ſich härtet. I - dem.

14. Jn Avernien / zu Clermont, rinnet vor bey der Fluß Tiretanie; auf drey hundert Schritte von demſelben / iſt eine Quelle Saulſe genandt. Deſſen Waſſer im Ausquellen hell und klar; bekömpt jedoch bald eine dücke / ſetzet einen rothen Sand; und wird ſo fort zu Stein; geſtalten über den genandten Fluß Tiritaine eine ſteinerne Brücken ligt / 30. Elen lang / ſechs dück; und 8. Elen breit von einem Stein / der Anfangs Waſſer geweſen iſt. Idem.

15. Jn Ober-Ungarn / in der Grav - ſchafft Zepuſien / hat es auch einen ſolchen Brun - nen / der Rauſch-Brunnen genandt / dieſes Brun - nen-Waſſer überziehet gleichergeſtalt alles Holtz / mit einer ſteinern Rinden. Idem.

16. Dergleichen iſt auch bey der Stadt Kirchdorff in dieſem Theil Ungar-Lands / auf einem hohen Berge. Idem.

17. Jn Jßland / unten an dem brennen - den Berge Hekla / ſihet man ebenmäſſig einen ſolchen Brunnen / der allhand hinein geworffene Sachen in Stein verwandelt. Scotus.

18. Unweit dem Städtlein Roncola - no in Toſcana urſtänden zwo heiſſe Quellen / deren Waſſer durch hierzu gemachte Graben zum Gebrauch etlicher Mühlen geleitet wird. Jn331Von der Natur. Jn dieſen Gräben wachſen unterſchiedliche Kräuter / als da iſt: Der Cyperus, Juncus, Ra - nunculus, und noch andere mehr / alleſampt gar ſchön und gros / ſo daß Jährlich ſie müſſen aus - gehauen werden / damit das Waſſer ſeinen Lauff ungehindert haben kan. Wann dieſe alſo aus - gerottete Kräuter eine Zeit lang liegen / werden ſie zu Stein eines verwunderlichen Anſehens. Die jenige Kräuter aber / die zwar nechſt an dieſen Gräben wachſen / doch aber durch das Waſſer nicht berühret werden / haben dieſe Art und Ei - genſchafft nicht. Kircherus.

19. Desgleichen bey dem Flecken Colle, in jetzt-gedachter Landſchafft / rinnet ein gar kla - res und helles Flüßlein / ſo in den Bach Sena ſich ergieſſet. Dieſes hat eine ſolche Eigenſchafft / daß ſein Waſſer alles Holtz / Kräuter / Blätter / und dergleichen / zwar mit einer ſteinigten Rinde umgiebet: Aber nicht gar zu Stein machet. Idem.

20. Jn Jrꝛland / in einer deſſen Provintz Ultonia genandt / unfern der Biſchöfflichen Stadt Armac, lieget ein ziemlicher See / in der Land-Sprache Niach geheiſſen. Deſſen Waſ - ſer und Grund haben dieſe ſeltene Eigenſchafften / daß / ſo man einen Stock von Holtz / auf den Grund des Sees durch das Waſſer ſtöſſet; ſo wird der Theil am Stock / der den Grund berüh - ret / zu Eiſen; und das andere Theil / im Waſſer zu Stein: Der Uberreſt ob / und auſſer demWaſſer332Das andere Buch. Waſſer aber / bleibet Holtz. Majolus. Thomas Carve Reiß-Beſchreibung.

In Aſia.

21. Jn Armenia, bey einem Ort Cara - bagl er genandt / entſpringt ein Bach der etliche Meilen ſeinen Lauff verfolget / und endlich in den Fluß Araxis ſich er gieſſet / das Waſſer dieſes Bachs wird eins Theils zu Steinen / die gar leicht / doch taurhafft ſind / und zu den Gebäuen gebraucht werden; der andere Theil bleibet zwar Waſſer / wird aber / ob es wol einen gar lieblichen ſüſſen Geſchmack hat / weder zum trincken / noch zu Begieſſung der Gärten und Felder gebraucht. J. B. Tavernier.

22. Alſo auch iſt unweit der Stadt Tau - ris in Perſien ein Berglein / an welches Fuß un - terſchiedliche ſchöne Waſſer-Quellen entſprin - gen / die gleichergeſtalt die Art haben / daß ihr Waſſer in duꝛchſcheinende Steine / wie das Glas / ſich härtet. Die Erde an dieſem Berglein iſt von auſſen ein lauterer Kalck-Stein / der liegt gleichſam ſchicht-weis und als eine Uberdecke; nach dieſer giebt es eine andere Gattung / welche den Bims-Steinen ſich gleichet / gantz löchericht und leicht. Unter dieſer findet man erſtgedachte durch-ſcheinende Steine / die auch ſchicht-weis ob einander liegen; und nach deme ſie in viereckigte Stücke zerſchnitten / zum Zierath der Gebäuenweit333Von der Natur. weit und breit verführet werden. Obgedachter Tavernier hat dieſer Steine bey zehen Centner mit ſich in Franckreich überbracht: Und für ein Stuck in welchem eine Schuhes-lange Eidex ein - geſchloſſen geweſen / (dann öffters allerhand Ge - würm bey coagulation des Waſſers mit ergrif - fen wird /) tauſend Thaler gebothen. Am Ma - re Caſpio giebt es auch dergleichen / aber nicht ſo gar hell und transparent wie diß Orts.

23. Jn der Jnſul Java Major genandt / hat es auch ein Waſſer-Bächlein / dieſer Art / daß alles Holtz / ſo damit benetzet wird / ſich in Stein ver - wandelt. Oſt-Jndiſche Reiſen.

24. Item, im Königreich China, bey der Stadt Cinning, an dem daſelbſt gebaueten / und alſo genandten Schlangen-Tempel. Beſchrei - bung des Käiſer-Reichs Sina. Olf. Dappers.

25. Desgleichen / in der Landſchafft Huquang. Doch ſind dieſe alſo aus anderer Ma - teri / ſonderlich aber aus dem Holtz gewordene Steine gut / in doloribus Colicis zugebrauchen. Idem.

26. Unfern von erſt-gedachter Ouelle / zeiget ſich noch eine andere / welche ſo gleich in ihrem Herfür-quellen unter einem finſteren Fel - ſen / ſich ſelbſt in Stein verhärtet. Idem.

In Africa.

27. Jn dem Käiſerthum des ſo genand -ten334Das andere Buch. ten Prieſter Johannis / oder des Negus in Æthio - pien / in dem Königreich Barnagaſſo, bey dem Städtlein Abbarah, ſchauet man auch / eine die - ſer Art waſſer-reiche Quelle; in welcher inner - halb wenig Stunden alles hineingeworffene Holtz / Erden / Leder / Bein / Fleiſch / oder was es ſey / in Stein verändert wird. Aſiat - und Afri - caniſche Denckwürdigkeiten.

In America.

28. Jn dem Land-Strich Guatimala, findet ſich der Fluß Blanco genandt; ſo auch dieſer Art iſt / daß er allerley Sachen mit einer ſteinern Rinde einfaſſet. Joh. de Laet.

29. Item, in der Provintz Yzalcos in Neu-Spanien / iſt unten an einem Volcan, oder Feuer-ſpeyenden Berge / dergleichen. Idem.

30. Und in Peru, bey der Stadt Guan - cavilca, allwo die ſehr-reichen Queck-Silber Minen ſind / hat es auch eine Quelle / die zwar in dero Ausquellen heiſſes Waſſer führet; wird aber ſtracks hart / und zu ſtein; geſtalten / von dergleichen Steinen / die gantze Stadt / ſo erſt im Jahr 1569. zu bauen angefangen worden / man aufgeführet. Der Stein nach ſeiner Art iſt mürb und weich / läſſet ſich dannenhero ſegen / und dem Holtz gleich behauen / doch darbenebenſt bey Gebäuen gar taurhafft. Welcher Menſch oder Viehe etwas von dieſem Waſſer koſtet / musſterben;335Von der Natur. ſterben; denn es in ihme an ſtund zu Stein wird. Idem.

Das XIV. Capitel. Wunderbare / theils übernatür - liche Eigenſchafften / etlicher See / und ſtehender Waſ - ſer.

In Europa.

1.

JN Nieder-Heſſen / bey dem Städtlein Son - tra liegt ein Teich / deſſen Waſſer unter Zei -[t]en in eine rothe ſchleimigte Materi / dem Blute gleich / ſich verwandelt; und wenn ſolches ge - ſchicht / bedeutet es dem Land groſſes Unheyl / ge - ſtalten im Jahr 1604. auch geſchehen / da bald darauf / und zwar noch ſelbig Jahr / Land-Grav Ludwig der Aeltere geſtorben: Das folgende Jahr aber / die Religions-Aenderung / und der Marburgiſche Kirchen-Tumult ſich erhoben. Der gleichen / geſchahe auch wenig Monat vor dem Tilliſchen Einfall / welcher dem Lande Blut genug mit gebrachthat. Zeilerus.

2. Jn Böhmen / bey dem Dorff Vopalko iſt ein See / ſo jemand etwas hinein wirfft; ſo wütet / tobet / und brudelt er ſo lange / biß das hin - ein geworffene wieder heraus kompt. Zachar. Theobaldi Arcana Naturæ.

3. Ein336Das andere Buch.

3. Ein der gleichen See dieſes Landes / findet ſich hinter Schitten-Hof und der See - Wieſen / auf dem Königiſchen / an dem Ort / da man es in jener Welt heiſſet / und wird der Bay - riſche genandt / (weilen er zwiſchen Böhmen und Bäyren an der Grentze liegt) wann ein Stein / oder ein Stuck Eiſen hinein geworffen wird; ſo erreget ſich das Waſſer / wütet / und brudelt / biß es das hinein geworffene hinwiederum heraus an das Ufer ſchmeiſſet. Idem.

4. Jm Biſtum Trient / iſt auch ein uner - gründlicher See / welcher / wann etwas hinein geworffen wird / ſo bald ein ſtarckes Gewitter / und Regen verurſachet. Majolus.

5. Jn der Marck-Gravſchafft Baden / vier Meilen von der Stadt / hat es auch einen ſol - chen See. Wann man einen Stein / oder ſonſt etwas ſchwäres darein verſencket / ſo überziehet der Himmel ſich mit Wolcken / und kompt ein ſtarckes Ungewitter / mit Donner / Hagel / und Blitzen / zu nicht geringern Verderb der umher - gelegenen Gegend. Vor etlichen Jahren be - gab es ſich / daß einige aus dem Jeſuiter-Collegio daſelbſt / als ſie davon höreten / ſolches auch in der That erfahren wolten / und auch waar zu ſeyn / befanden. Nach demalen aber ſie in gedachtem Collegio ihres Vorgebens keinen Glauben fin - den konten; begaben ſie ſich nochmaln in Geſell - ſchafft einiger der vornemſten Burger dahin. Sie hatten bey ſich einen Waſſer-Hund / derkondte337Von der Natur. konte aber durch keinerley Betrohung noch Schläg in den See gebracht werden / biß endlich er mit Gewalt hinein geworffen ward / ſich aber geſchwind an das Geſtad mit jämmerlichen Heulen ſalvirte. Nach dem ſie nun vor allem etliche Stücklein geweyhtes Wachs in das Waſſer gethan hatten / warffen ſie auch Erd - Schrollen und Steine hinein / ſpühreten aber keine Veränderung / ob ſchon ſie ſich noch etliche Stunden der Enden ſich aufhielten. Bey an - brechenden Abend aber / entſtunde nicht allein ein grauſames Wetter / ſondern es währete auch der Regen und Böſe-Zeit bey nahe ein gantzes Mo - nat; und die Land-Leute glaubten unzweifent - lich / daß wegen des verübten Vorwitzes / all daher entſtandener Schaden / ſey verurſacht worden. Caſp. Schott. Phyſ. Curioſa.

6. Dergleichen See / iſt auch in der Steyer-Marck auf hohem Gebürg / die Schwanberger-Alben genandt. Da ebener Maſſen / wann etwas hinein geworffen wird / ein Ungewitter zu entſtehen pfleget. Majolus.

7. Jn der Schweitz / iſt gleichergeſtalt ein gar hoher Berg / die Scheiben-Flu im Tſchan - genau genandt. Dieſer hat auf ſeinem oberſten Gipffel ein Loch durch das gantze Gebürg / biß in die aller unterſte Tieffe / ſo unergründlich. Wann muthwillens Stein hinein geworffen werden / entſtehet ſo bald ein ungeſtümmer Wind / Hagel /Yund338Das andere Buch. und Regen / über das gantze Land. Rebman Nat. Magnal.

8. Eben eine ſo boden-loſe Grube zeuget man auch im Appenzeller Gebieth / wann etwas hinein geworffen wird / ſtöſſet es ein ungeſtüm - mer Wind wieder heraus. Idem.

9. Zwiſchen Lucern und Unterwalen liegt ein hohes felſigtes Gebürge / von dem Land - Mann Fracmont genandt. Unter deſſen ober - ſten Gipffel / an einem mit Wald umgebenen / und mit Holtz umſchrenckten ſtillen Ort / in einem Sumpff / liegt der viel-beruffene Pilatus-See / ſo weder Zu-noch Abflus hat; iſt wegen der un - ergründlichen Tieffen ſchwartz / und gräslich anzuſehen. Wann von jemand etwas mit Willen hinein geworffen wird / ſo entſtehet ein mächtig Ungewitter / und Wolcken-bruch / des - wegen Frembde nicht gerne hinzu gelaſſen wer - den; Wiewol ein Jeſuit / P. Grendelius berich - tet / daß er mehrmal in dieſen See Steine geworf - fen / doch niemal einige Aenderung noch Unge - witter geſehen habe. Caſp. Schott. Phyſ. Cu - rioſa.

10. Jn der Gravſchafft Mannsfeld / ſie - het man einen ziemlichen See / in deſſen Steinen allerhand darinn befindliche Arten Fiſche / Fröſch / Kroten / und dergleichen / von der Natur / dem Leben nach / abgebildet zufinden. Majolus. Sam. Fabricii Coſmo-Theor. Sacra.

11. Noch ein anderer See / iſt auch indieſer339Von der Natur. dieſer Gegend / den man den Geſaltznen nennet. Wann die Fiſcher ihre Netze etwas tieff in deſſen Waſſer verſencken / werden ſie verbrennet / als ob es durch eine Flamm geſchehen wäre. Idem.

12. Auch iſt ein anderer in dieſer Gegend bey Eisleben / in welchem einſten ein Stuck Born / oder Augſtein (Succinum,) ſo groß als eines Mannes Haupt / iſt gefunden worden. Idem.

13. Jn Burgund / hat es einen uner - gründlichen See / der ſetzet ob dem Waſſer einen zähen Leim / welcher mit der Zeit ſo hart wird / daß auch Reiſende zu Fuß / aber keine Karren noch Pferd / darüber wandern können. Bey Nebel und trüben Wetter / läſſet ſich gantz kein Waſſer ſehen / ſondern nur wann die Zeit heiter und klar iſt; ſo dringet es durch einige Löcher und Oeff - nungen des Lettens / in groſſer Menge herfür / alſo daß auch das gantze Columbaner Feld / ſo daran grentzet / dadurch überſchwemmet wird. Zeiler. Atlas Minor, Grundman Delit. Hi - ſtor.

14. Jetzt-gedachten Landes / zwiſchen Nazareth und Riparia, im Thal Bon valli, iſt auch ein Fiſchreicher See; dieſer verlieret ſich allzeit im ſiebenden Jahr etliche Wochen lang / alſo daß er gantz trucken wird: Und nach - mals findet ſich das Waſſer wieder. Idem.

15. Jn Franckreich / bey der Stadt Cha - ſteau Dun, hat es einen See / der bey zwo Mei - len lang: und 250. Schritt breit iſt. AusY ijdem340Das andere Buch. demſelben / flieſſet unter andern ein Waſſer Co - muye genandt. Dieſes wird durch den Regen wie ſtarck der auch iſt / niemals weder trüb / noch gröſſer; zu warmer Sommer-Zeit aber wäch - ſet es. Wann es wider die Gewohnheit anlauf - fet: So verſehen ſich die umgelegene Lande - reyen auf den nechſten Herbſt einer Peſt; und das hinnach folgende Jahr einer Theurung. Es hat einſten ſich begeben / daß dieſer See dergeſtalt ſich erhitzet / daß er eine groſſe Menge gar-ge - kochter Fiſche an das Ufer ausgeworffen. Idem Zeilerus.

16. Jetzt-gedachten Landes / in der Land - ſchafft Averniæ, eine halbe Meil von Beſſe, liegt ein Gebürg Dor genandt. An demſelben hat es einen uner gründlichen See. So bald etwas in denſelben geworffen wird / entſtehet ein ſtarckes Gewitter / mit Donner / Plitz / Hagel / und Re - gen. Idem.

17. Auf dem Pyrenæiſchen Gebürg / ſo Hiſpanien und Franckreich ſcheidet / ſind gleicher geſtalt etliche dergleichen See / und ſtehende Waſſer / die auch dieſe Eigenſchafft haben / daß ſo jemand aus Vorbedacht einen Stein / oder fonſt etwas hinein ſchmeiſt: Jnnerhalb einer Viertel-Stund ein grauſam Gewitter / mit Donner / und Regen / zuſammen ziehet. Simon Goulart. Boaiſteau.

18. Jn Hiſpanien / bey der Stadt Beya - ra, zeiget man den Reiſenden einen See / in demlau -341Von der Natur. lauter ſchwartze / doch ſehr vortrefflich - und hoch - geachte Fiſche / Turtures genandt / gefangen wer - den. Dieſer See / zeiget die künfftige Sturm - Wind und Regen dergeſtalt an: Daß ſein Waſſer durch ein dermaſſen groſſes Gethös / und gleichſam brüllend / auf etlich tauſend Schritt - weit / ſich hören läſſet. Majolus.

19. Auf dem Gebürg Stella erſt-genand - ten Landes / ſiehet man in einem daſelbſt-liegenden See / faſt täglich trümmer von zerbrochenen Schiffen; ungeacht er über achtzehen Meilen von dem Meer entfernet iſt. Man ſpüret allzeit ein groſſes Ungeſtüm dabey.

20. Noch ein verwunderlicher See / lie - get dieſes Landes in Hiſpanien auf dem hohen Gebürg Canadus. Dieſes Sees Waſſer we - gen der bodenloſen Tieffe / ſcheinet / (oder wie An - dere wollen /) iſt ſchwartz wie Dinten. Wann ein Stein oder etwas hartes hinein geworffen wird; verurſachet es auch ein mächtig Gewit - ter. Idem.

21. Jn Italien / zwiſchen Florentz und Vico, unfern von der Abbtey Vico, ſind zween See / etwa eines Bogen-ſchuſſes weit von einan - der entfernet / beede / wie man erachtet / uner - gründlich. Der Gröſſere hat ſehr klares; der Ander und Kleinere aber Dinten-ſchwartzes Waſſer / und dabenebenſt noch dieſe Eigenſchafft / daß alles Holtz in ihme zu Boden ſincket. KeineY iijFiſche /342Das andere Buch. Fiſche / ſind jemals in dieſen Seen geſpüret wor - den. Idem.

22. Der See Vadimonis, anjetzo Lago di Baſſanello genandt / hat dieſe beſondere Natur / daß wann eine Theurung bevorſtehet; er derge - ſtalt ſich übergieſſet / daß die gantze umhergelege - ne Gegend von ihme überſchwemmet wird. Kir - cherus.

23. Jn der Landſchafft Campaniæ ſiehet man auch einen ungründlichen See / mit einem ſehr hohen Geſtad / wie mit einem Theatro um - ringet. Keine Fiſche / aber eine groſſe Menge Fröſch werden in ſeinem Waſſer gefunden. Nordenwerts / liegt ein gar hoher Fels / aus eini - gen deſſelben Hölen / kommen bey anbrechenden Frühling groſſe Klumpen ineinander verwickel - ter Schlangen hervor / die fallen herunter in den See; werden aber ferner nicht geſehen. Majo - lus.

24. Alſo auch / bey Rheati, ſchauen die vorbey Reiſende eine ſtehende Waſſer-Pfütze / dieſe hat eine Eigenſchafft / daß nemlich / aller Thieren-Klauen ſo diß Waſſer berühren / wun - derlich gehärtet werden. Idem.

25. Jn dem Gebieth der Stadt Parma, iſt ein kleiner Pfuhl ſtehendes Waſſers. So jemand eine Fackel / oder ein angezünd Holtz et - was nahe hinzuhällt / ziehet es das Feuer nach ſich / und beginnt zu brennen: Kan auch anderer Geſtalt nicht gedämpfft werden / man bedecke esdann:343Von der Natur. dann: Oder es blaſe ein ſtarcker Wind darein. Itiner. Italiæ And. Scoti.

26. Jn Zeiten als Æneas Sylvius Pabſt zu Rom war / wurde in dem See Numico, ein Schiff / zehen Klaffter tieff unter Waſſer entde - cket. Der Pabſt ließ ſolches / durch hierzu ver - ſchriebene Täucher / (Urinatores,) die lange un - ter dem Waſſer bleiben können / beſichtigen) die zeigten an / daß es ein Schiff ſey / zehen Elen lang / und wol gemacht. Als es erhoben worden / be - fand man / daß es innwendig mit Sammet gefut - tert / und mit guldenen Nägeln beſchlagen war. Jn mitte des Schiffs / ſtunde ein irꝛdin Gefäß / deſſen Uberſchrifft gab zu vernehmen / daß die Aſche des verbranten Leichnams Käiſers Tiberii, darinnen enthalten ſey. Ob nun ſchon dieſes Schiff in vierzehen hundert Jahr unter Waſſer geſtanden / war es jedoch / weilen von auſſen es mit Bech und Hartz ſehr wol bewaret geweſen / von innen noch unverſehrt. Æneas Sylvius.

27. Jn der Jnſul Sicilien / hat es einen See Camarina genandt / dieſer wird Winters - Zeit vom Regen niemals völler: noch des Som - mers bey lang anhaltender Dürre kleiner. Wann von ungefehr etwas hinein fällt / bleibt das Waſſer ruhig; wird aber vorſetzlich etwas hinein geworffen / ſo entſtehet ein ſchwär es Unge - witter / mit Donner / Plitz / und Regen; dahero ein Sprich-Wort entſtanden / da man pflegt zu ſagen: Camarinam movere, das iſt / Frevent -Y iiijlich344Das andere Buch. lich ein Unglück ſtifften. Mich. Saxen Alphab. Hiſtor.

28. Jn Crain, liegt der bekandte See Cierniks, alſo genandt / von dem unweit davon gelegenen Städtlein Ciernik, welches bey drey - hundert Gebäu in ſich begreifft. Dieſer See / ſo gegen Mittag an einem groſſen Wald anligt; Mitter nacht-weꝛts aber eine ebene hat biß an das Gebürg / wormit das gantze Thal umgeben iſt; erſtreckte ſich in der Länge auf zwo: Jn der Breite aber auf eine Teutſche Meile. Die mehrere Jahrs-Zeit iſt er zwar mit Waſſer ange - trenckt / biß gegen den Junium, da das Waſſer durch ſieben / von Natur gantz wunderſam for - mirte Schlünd / und Hölinnen gleichſam ver - ſchlungen wird. Wann ſie vom Waſſer über - füllt werden; ſtoſſen ſie / das ſchon in ſich ge - ſchluckte Waſſer / mit ſolchem Gewalt / und ſo groſſer Geſchwindigkeit hinwiederum von ſich / daß auch der ſchnelleſte Reuter ſolcher Flut nicht zuentreuten vermag. Der gantze Grund wird auf funffzehen Schuhe; und wo am niedrigſten / Manns hoch überſchwemmet / da dann zu gleich eine unglaubliche Menge Fiſche / ſonderlich Hech - ten / Klaffter lang / mit hervor kommen. Jm Septembr kompt es wieder eben durch dieſe un - ter-irꝛdiſche Schlünd / und füllet den gantzen See gar geſchwind hinwiederum mit Waſſer. Wann der Grund anfähet trucken zu werden / kommet aus dem gedachten angelegenen groſſen Waldaller -345Von der Natur. allerley Wildprät auf dieſe alsdann Gras-rei - che Ebene des Sees / worvon die Land-Leute eine gute Anzahl erlegen. Acta Phil. Soc. Re - giæ in Anglia.

29. Gleicher geſtalt verhält es ſich mit dem See Crinice in Polen. Dieſer / allzeit im andern oder dritten Jahr erhebt ſich mit groſſem Ungeſtüm; bald hernach aber / verlieret das Waſſer ſich in etlichen Hölen / des zu nechſt an - gelegenen Bergs / ſo gar / daß auch die Fiſche im Trocknen beliegen bleiben; nach Verflieſſung etwas Zeit kömpt es wieder. Cromerus.

30. Noch ein anderer See in Polen wird gefunden / Biale genandt; wann jemand in denen Monaten Aprill und May aus deſſen Waſſer ſich wäſchet / der wird gantz ſchwartz-braun. Zu anderer Zeit im Jahr aber / geſchicht es nicht. Idem.

31. Als im Jahr 1578. in der Gegend der Stadt Cracau / ein See / ſo damals mit Eis überlegt geweſen / gefiſcht werden ſolte; und aber / wegen derer darinnen wohnenden Gei - ſter / nun allſchon eine geraume Zeit alſo geſtan - den. Entſchloſſen dieſes Sees Eigen-Herren / um mehrer Sicherheit willen / neben den angele - nen Land-Leuten auch etliche Geiſtliche hier zu / zu beruffen; und daß ſie ſich mit Fahnen / Creu - tzen / Weyh-waſſer zuſampt anderer Bedürffnis verſorgen ſolten / ihnen bedeuten zu laſſen. Auf dero Erſcheinen / als der dritte Zug gethan ward /Y vbefand346Das andere Buch. befand ſich im Netze ein abſcheulich Monſtrum, und Ungeheuer / hatte einen Ziegen-Kopff / und Feuer-funcklende Augen. Hierüber ward männiglich äuſſerſt beſtürtzet; die meiſten flohen davon: Das Geſpenſt aber / fuhr mit gräsli - chem Gethön und Getümmel unter das Eis / und durch-lieff unter demſelbenden gantzen See. dieſe / ſo nechſtes beym Netze geſtanden / als es iſt heraus gezogen worden / haben von ſeinem An - hauchen abſcheuliche Beulen / und Geſchwür be - kommen. Idem.

32. Jn Engelland / hat ein See Gufer genandt / dieſe ſeltene Natur / daß ſo lang jeder - man frey ſtehet / nach Belieben darinn zu fiſchen: Er unglaublich Fiſch-reich iſt. So bald aber deswegen Einhalt beſchicht / und die freye Fiſche - rey verbotten wird / hat die Erfahrung ſchon öffter gezeiget / daß die Fiſche in dieſem See ſich plötzlich verloren; auch ehender nicht wieder - kommen / biß dergleichen Verbot hinwiederum abgethan worden iſt. Majolus.

33. Bey der Stadt Neu-Caſtell jetzt-ge - nandten Landes / liegt der See Mirtous. Deſ - ſen halber Theil mitten im Sommer mit Eis ge - frieret; die andere Helfft des Waſſers aber / auch im Winter offen bleibt und kein Gefröſt empfin - det. Idem.

34. Jn Schottland / hat es einen ſehr groſ - ſen See / wie ein kleines Meer / denn er 24. Mei - len der Länge nach; in der Breite aber / 8. Mei -len347Von der Natur. len begreiffet / Loumont genandt. Es liegen bey 30. Jnſulen / klein und groß in demſelben / die bey nahe alle / mit Dörffer / Kirchen / Höfen / und eintzelen Gebäuen / gezieret ſeyn. Drey merck würdige Sachen werden an dieſem See beobachtet; Und zwar erſtlich / ſo ſind die Fiſche ingeſampt zwar ſchmackſam zu eſſen / haben aber keine Floſſen. Zum Andern / wird das Waſſer dieſes Sees unterweilen plötzlich dergeſtalt un - geſtüm / daß alsdann alle darauf befindliche Na - chen und Schiff / in äuſſerſter Gefahr des Unter - gangs ſchweben / geſtalten auch öffters erfolget. Drittens / iſt unter den vielen darinn gelegenen Jnſulen eine / ſo voller herꝛlicher Waide / und des - wegen jederzeit mit einer ziemlichen Zahl Rind - Viehe und Schaafen beleget / ſchwimmet / und fähret im See hin und wieder / wie ſie von dem Wind und Wellen getrieben wird. Idem. Sam. Fabr. Cosmo-Theor. Sacra.

35. Jn Jrꝛland weiſet man einen See / den der Land-Mann Ernus nennet; er iſt bey ſieben Meilen lang / und vier breit. Dieſer war weiland nur ein Quell-Brunnen. Es ſoll aber einſten ſich begeben haben / daß um derer herum - wohnenden Hirten Laſter-hafften Lebens willen / ſelbige gantze Gegend überſchwemmet / und dar - aus dieſer See geworden. So viel iſt daran / daß bey heiterem Wetter / annoch unter dem Waſſer die Spitzen etlicher Thürne können ge - ſehen werden. Sonſten iſt er zu rings umher mitGe -348Das andere BuchGehöltz umgeben / und ſo Fiſch-reich / daß denen Fiſchern öffters die Netze / wegen Menge der Fiſch / zerreiſſen. Idem.

36. Jn der Gegend Foner, in dieſer Jn - ſul / ligen drey See gar nahe beyſammen / jeder hat ſeine beſondere Art von Fiſchen / welche / ſo balden ſie in das Waſſer eines oder des andern Sees geſetzt werden / ſterben. Idem.

37. Jn Schweden / in der Provintz Weſt - Gothen / zeiget man einen See / welcher etlich tauſend Schritt im Begrieff hält. Dieſer iſt voller Letten / mit Gras und niedrigen Geſträuch bewachſen / auch wird er von etlichen Bächlein durchfloſſen. Alles was von Menſchen und Viehe hinein kommt / das verſincket. Es hat zwar eines Orts eine Brucken darüber / die iſt aber / um weilen der See einiger Orten nicht zu - ergründen / in viertzig kleinere Brücklein zerthei - let / die gleich einem Jrꝛ-Garten / ſich krümmen und lencken. Abentheur der Natur und Künſt - lichen Sachen in China und Europa.

38. Bey der Stadt Veſſen / in der Pro - tzintz Sud-Gothen iſt ein See / deſſen Waſſer oben kalt / unten auf dem Grund aber / alſo heis empfunden wird / daß wann man einen Topff mit Speiſen hinunter auf den Grund ſencket; derſelbe ſo balden gar gekochter hinwiederum heraus gezogen wird. Idem.

39. Gleicher Eigenſchafft und Natur /iſt349Von der Natur. iſt auch der See bey Trundheim in Norwegen. Idem.

40. An der Ungariſchen Grentz in Mäh - ren / im Gebiet der Herren von der Lippa / gibt es einen See / der bey fünffzehen hundert Schritt lang; und in fünff hundert derſelben breit iſt. Dieſer hat weder Ab - noch Zufluß; und iſt ſein Waſſer ſo bitter als Entzian. Keine Fiſche werden darinnen geſpühret; und ſo aus andern Weyern etwelche hinein geworffen werden / ſterben ſie zur ſtunde. Dergleichen begegnet auch dem Viehe / ſo von andern Orten dahin ge - bracht wird / wann es von dieſem Waſſer trin - cket. Da entgegen das jenige Viehe / ſo auf dem dabey ligenden Land-Gut gezielet und un - terhalten wird / dieſes Waſſer ohne Schaden trincket. Zeilerus.

In Aſia.

41. Unweit der weiland herꝛlichen Welt - beruffenen anjetzo aber zerſtörten Stadt Antio - chia in Syria, iſt ein zimlich groſſer See / welcher rings umher mit einer Mauer acht Schuh hoch umfangen iſt. Dieſer See gibt eine unglaubliche menge Aale / die hier täglich gefangen / und theils in Väſſern über Meer anders wohin verführet werden. Ein einiger Fiſcher / kan innerhalb drey Tagen viertzig tauſend Stücke liefern. Und obſchon täglich eine groſſe Anzahl heraus -kom -350Das andere Buch. kommen / wird doch kein Abgang verſpühret. Troylo, Orient. Reis.

42. Jn Palæſtina, oder dem ſo genandten heiligen Land / ſchauet man den See Aſphaltiten, ſonſten ins gemein / das Tode-Meer genandt / deſſen ſchon einmal Erwehnung geſchehen iſt. Sein Waſſer iſt bitter und geſaltzen / deßwegen auch kein Fiſch darinnen leben mag. Täglich ändert es die Farbe dreymal. Etlicher Orten ſtöſſet es ein ſchwartzes Bech an das Ufer. Alle ſchwere Sachen / welcherley ſie ſind / ſchwimmen darinnen empor. Veſpaſianus wolte einſten die Gewißheit hiervon erfahren / ließ demnach etliche Gefangene binden / und hinein werffen / ſie fielen aber nicht zu Boden. Wann man ei - ne brennende Fackel hinein wirfft / ſo ſchwimmet ſie empor; ſo aber ſolche ausgelöſchter hinein - geſtoſſen wird / ſincket ſie zu Grund. An den mehrern Orten am Ufer / liegt das ſchönſte wei - ſe Saltz; Jtem / eine Art leichter Steine / wel - che ſelbiger Enden an ſtatt des Holtzes / deſſen dortherum wenig zu finden / gebrauchet werden; ſie geben aber einen gar üblen Geruch von ſich. Von keinerley Wind oder Ungewitter wird es bewegt / oder ungeſtümm gemacht; und ob ſchon der Waſſer-reiche Fluß Jordan / neben andern Bächen in daſſelbe ſich ergieſſet; wird es doch davon nicht völler / ungeacht es keinen wiſſentli - chen Ausgang / oder Abfluß hat; dahero ver - muthlich einen unter-Jrꝛdiſchen Canal habenmuß.351Von der Natur. muß. Man will vorgeben / daß einſten / an dem Ort / allwo genandter Fluß Jordan ſich in daſ - ſelbe ſtürtzet / eine guldene Schale ſey hineinge - worffen worden / welche nach etlicher Zeit man in dem Fluß Faro in Sicilien wieder gefunden habe. F. F. von Troilo, der erſt in verlittenen Jahren / nemlich Anno 1666. unter andern auch dieſes Meer beſichtiget / ſchreibet in ſeiner Ori - entaliſchen Reiſe / dieſes Meer / könne etlicher - maſſen einem Höllen-Rachen vergliechen wer - den / denn es immerdar gantz tunckel und finſter ausſehe / auch ſtets einen ſtarcken / dücken und garſtigen Rauch ausſtoſſe / welches er auch zu Bethlehem / ſo doch über 4. Teutſcher Meilen abgelegen / täglich habe ſehen können. Die Ur - ſache / warum es das Todte-Meer genandt wer - de / erachtet er / rühre daher / weil nichts Lebendi - ges in demſelben generirt werde; und was noch mehr iſt / ſo auch ein Fiſch aus dem Fluß Jordan ungefehr hineinkomme / ſterbe er augenblicklich / geſtalten er ſelbſt allda am Ufer etliche ausge - worffene todte Fiſch geſehen hätte. Mitter - nacht-werts / habe es ein weis-ſandiges Geſtade / unter ſolchem Sande aber bey einem Viertel einer Elen tief / ſey ein kohl-ſchwartzer / zäher / ü - belriechender Koth wie ein Pech / dahero ohne Weg-Weiſer nicht ſicher dahin zugelangen / wann anders man ſich nicht darein verfallen / und gar verſincken wolle. Gegen Abend / gleich über / wo Sodoma geſtanden / eine ſtarcke Meil -weges352Das andere Buch. weges breit / ſey kein Sand / ſondern an ſtatt deſſen eine lautere Aſche / daß man zu Pferd biß über die Knochen ſich verfalle. Ein Stein - Wurff weit vom Lande im Waſſer ſtehe noch ein überblieben Stuck Mauer von der Stadt Sodom / ohngefehr 15. Klaffter lang / gantz ſchwartz und verbrand; Und weilen dis Orts das Meer nicht tieff / wäre neben andern er hinein gerittẽ / und hätte zum Gedächtniß etliche Steine abgebrochen; dieſe / wann ſie ins Feuer geleget / oder nur über ein Liecht gehalten würden / glim - meten wie Kohlen / geben aber darbenebenſt ei - nen abſcheulichen Stanck und Dampff von ſich / noch weit übler als Pech und Schwefel; ob auch ſchon dieſe Steine nicht angeglimmet / ſondern man nur dieſelbe mit einem Tuch oder zwiſchen den Händen reibet / ſo ſtincken ſie jedoch gar übel. Von Morgen habe dieſes Meer auch etliche ſte - hende / faule Waſſer / darinnen ein gar ſchönes von der Natur ſelbſt auf verſcheidene Arten ge - mahltes Rohr / dem Spaniſchen gleichend / in groſſer Menge zu finden / und weit und breit ver - ſchicket werde. So ſey auch kein Meer-Waſ - ſer unter der Sonnen / welches ſo ſehr geſaltzen als dieſes / daraus auch das allerſchönſte und weiſeſte Saltz in Menge gemacht / und mit ſol - chem alle umliegende Länder verſehen werden. Jenſeit des Jordans / wo er in dieſes das Todte - Meer einfalle / in dem gleich angräntzenden ſtei -nig -353Von der Natur. nigten Arabien / ſtehe annoch die Saltz-Säule des Weibs Loths / dieſe zwar habe er ſelbſten nicht geſehen / weilen unter tauſenden kaum ei - ner dahin gelange oder komme / wegen der groſ - ſen Gefahr der Araber. Es wäre ihm aber zu Jeruſalem und Bethlehem durch alte Leute / die ſolche Seule mit Augen geſehen / und daß ſie noch gantz allda ſtehe / betheuret worden. Jn ſeiner Länge begreiffe das Todte-Meer bey dreyze - hen / in der Breite aber ungefehr vier Teutſche Meilen. Hactenus ille.

43. Jn dem ſchon mehr-genandten mäch - tigſten Königreich China, bey der Stadt Xan - cheu, iſt ein See / Namens Hungyen, oder der Rothe. Wann ſein Waſſer abgedämpffet wird / bleibt ein Feuer-rothes Saltz zu rück. Beſchreib. des Käyſer-Reichs Sina. Olf. Dap - pers.

44. Deßgleichen in der Gegend der Stadt Xin, liget der See Xanchi, deſſen Waſſer ſo roth als Blut iſt. Idem.

45. Und bey der Stadt Hencheu, hat es einen ſehr tieffen See / deſſen Waſſer hoch-grün / doch deſſen ungeacht / gar gut und geſund zutrin - cken iſt; derohalben auch zu Bereitung des Si - niſchen Weins / oder Reis-Biers in Menge ver - braucht wird. Idem.

46. Eben dergleichen Eigenſchafft hat auch das Waſſer des Sees Loxui, bey Vuping, welches der Farbe nach Saat-grün iſt; und dar -Zbene -354Das andere Buch. benebenſt zu Färbung der Tücher / Holtzes / und anderer Sachen genutzet wird. Idem.

47. Bey Vucheu, zeiget ſich der See , das iſt ſchwartz / weilen er ein Dinten-ſchwar - tzes Waſſer hat. Idem.

48. Dergleichen Farb-Waſſer führet auch der See bey der Stadt Hinque, auf dem Gebürg Chung. Idem.

49. Alſo ſiehet man auf dem Berg Kin, bey der Stadt Tuncheu, drey ſtehende Waſſer / welche das hinein gelaſſene Eiſen in Kupffer ver - wandlen. Idem.

50. Bey der Stadt Jenſu iſt ein See / welcher im Sommer ſehr kaltes: im Winter aber ſied-heiſſes Waſſer hat. Idem.

51. Auf dem Berg Cignien, in der Land - ſchafft Honan, lieget in einer Höle ein See / deſ - ſen Waſſer alle Haar / ſo damit benetzet werden / augenblicklich abfallend machet. Idem.

52. Eine gantz übernatürliche und hoch - verwunderliche Eigenſchafft hat ein kleiner doch tieffer See / bey der Stadt Fungoa, in der Pro - vintz Chequian. Wann des Orts Stadthal - ter ein frommer gerechter Richter und Regent; ſo iſt ſein Waſſer alſo klar und hell wie ein Spie - gel: Wann er aber Ungerecht / wird es gantz dück / und trübe. Idem.

53. Jn der Provintz Foquien am Ge - bürg Chiniven, hat es einen See Chung ge - nandt. Wann Ungewitter vorhanden / giebtſein355Von der Natur. ſein Waſſer ein Geläut von ſich / wie eine Glocke. Idem.

54. Jn dem Land-ſtrich Quanſi, am Ge - bürg Hayang, ſiehet man in der Höle eines Bergs ein kleinen See / deſſen Fiſche / alle vier - füſſig / und gehörnt ſind. Abentheuer der Künſt - und Natürlichen Sachen in China und Europa.

55. Jn der Provintz Pequin, zehen Meilen von der Stadt Tachu, hat es einen See Yo, genandt. Wann jemand einen Stein hin - ein wirffet / ſo wird das Waſſer roth; und wann die Blätter von denen daran-ſtehenden Bäumen in deſſen Waſſer fallen / werden ſolche mit der Zeit in Schwalben verkehret. Idem.

56. Dergleichen Eigenſchafft hat auch der See Hoeniao, zu Teutſch der Vogel-geber. An deſſen Rand unter andern vielen Bäumen ei - ner zu finden / deſſen Blätter / wann ſie ins Waſ - ſer fallen / zu kleinen ſchwartzen Vögelein wer - den. Idem.

57. Endlich / iſt auch nicht zu vergeſſen der See Dragon, auf dem Berg Tienlu, in des Reichs Landſchafft Quantung. Wann ein Stein hinein geworffen wird / ſo erhebt ſich ein erſchröckliches Gethön / und mächtige Bewe - gung des Waſſers / zuſampt einem ſtarcken Wind-Geſtürm / mit Donner und Plitzen. Idem.

58. An den Türckiſchen Grentzen gegenZ ijPer -356Das andere Buch. Perſien in Armenien liegt ein groſſer See / ſo bey funffzig Meilen im Umkreis begreiffet / und gleich einem kleinen Meer anzuſehen iſt / geſtalten ſein Waſſer geſaltzen und in demſelben zwey Jn - ſulen zu finden / auf deren jeder ein Kloſter mit Armeniſchen München beſetzet / erbauet iſt. Die - ſer See hat den Namen von der an demſelben erbauten ziemlich groſſen Stadt Van, ſo derma - len dem Türckiſchen Käyſer zuſtehet. Man findet in dieſem See mehr nicht als eine einige Gattung kleiner Fiſche / ein wenig gröſſer als die Sardinen / dieſe werden Jährlich im Monat Aprill in unglaublicher Menge folgender Ge - ſtalt gefangen; weit und breit / inſonderheit in Armenien und Perſien verführet. Bey einer Meile von erſt-genandter Stadt Van, ergieſſet ſich in der See ein ziemlich ſtarcker Fluß Bend - mahi genandt / der wird Jährlich im Monat Martii durch den zerſchmeltzenden Schnet mercklich ergröſſert; und alsdann begeben ſich die Fiſche aus dem See / und ſteigen dem ſüſſen Waſſer nach denſelben aufwerts. Unterdeſſen bemühen ſich die Land-Leute / (dann dieſe Fiſche - rey männiglich erlaubt und zugelaſſen iſt /) den Mund des Fluſſes zu ſtopffen / und alſo die Fiſche nach vollendeten viertzig Tagen / da ſie pflegen aus dem Fluß hinwiederum in den See zuſtrei - chen / zu fangen. Das merckwürdigſte herbey iſt / daß als im vorigen Seculo dieſe Stadt Van in Händen der Türcken verfallen / hat der Ober -Be -357Von der Natur. Befehlhaber daſelbſt / nach Gewohnheit der Tür - cken / die nichts vergebens ſtehen laſſen / ſondern aus allem / ihren Vortheil zu ziehen wiſſen / den Fiſchfang einem reichen Armeniſchen Kauff - Mann um eine hohe Summa Geldes verpach - tet / ſonſten aber männiglich auf hohe Straff ver - botten. Der Kauff-Mann machte zwar alle Anſtalt zur Fiſcherey / bekam aber an ſtatt der Fiſche eine Parthey Schlangen. Dieſes hat die nachgekommene Baſchen oder Ober Befehl - habere allhier verurſacht / daß ſie biß zu dato fer - ner ſich nicht unterſtanden den Fiſchfang zu ver - bieten / ſondern wie vor Alters auch / männiglich vergünſtiget. J. B. Tavernier.

In Africa.

59. Jn Æthiopia, in dem Königreich Angote, am Gebürg Ainoro, unweit eines ziem - lich groſſen Waſſer-Fluſſes / welcher ſeinen Ur - ſtand aus dem See Barceò hat / iſt ein ſtehender Waſſer-Pful / den die Land-Leute den See Pon - tii Pilati nennen. Wann man einen Stein / oder ſonſt etwas hinein wirfft / beginnet das Waſ - ſer zu toben / und lauffet mit Ungeſtüm über ſein Ufer / alſo daß die umherliegende Gegend davon überſchwemmet wird. Wann aber nichts hin - ein geworffen wird; ſo bleibet auch der See ru - hig / und unbeweglich. Aſiat: und Africaniſche Begebenheiten.

Z 3In358Das andere Buch.

In America.

60. Jn der Landſchafft Neu-Hiſpanien / giebt es einen unergründlichen See auf einem Berg / der liegt bey 150. Klaffter tieff biß zum Waſſer. Es hat einen kleinen Pfad von oben hin - unter in die Tieffe / durch welchen Menſchen und Viehe zum Waſſer kom̃en können / welches wedeꝛ Sommer noch Winter ſich in der Viele ändert / auch zum Trincken für gar gut und geſund ge - achtet wird. Joh. de Laet.

61. Etliche Meilen von dieſem / liegt ein anderer auch unergründlicher See Alchichi - cam, der gleichergeſtalt noch zu - noch abnimmt; bey windigem Wetter aber wird ſein Waſſer gar ungeſtüm / und erheben ſich die Wellen wie im Meer. Das Viehe ſo dahin zur Träncke kompt / nimmt von ſeinem Waſſer wol zu / und wird fett. Idem.

62. Jn der Landſchafft Guatimala, bey Neſticpaca, hat es auch etliche Seen / deren Waſſer einen ſtarcken Schwefel-Geruch von ſich giebt; unter Zeiten auch / gar feinen refinir - ten Schwefel an das Ufer auswirfft. Die daran liegende Wißmather und Weyher / be - kommen den abgemergelten Pferden ſonderlich wol / die in kurtzer Zeit gar fett / und ſtarck werden. Idem.

63. Jn der Jnſul S. Dominico, ſonſten auch Hiſpaniola genandt / iſt in einer ſehr gerau -men359Von der Natur. men Höle / ein ziemlich groſſer aber unergründ - licher See. Wann jemand in die Höle hinein gehet / und deſſen Waſſer berühret; entſtehet ſo balden ein Brauſen / und gewaltſame Bewe - gung deſſelben / welches gleich einem Würbel ſich beginnet herum zu drähen / und den Menſchen oder das Viehe zu ſich zu ziehen: Endlich auch gar zu verſchlucken. Majolus.

Das XV. Capitel. Schwimmende Jnſulen.

In Europa.

1.

JN einem See bey S. Omer in Flandern / ſie - het man etliche kleine Jnſulen voll ſchöner Bäume / und guter Vieh-waide / zuſampt dem darauf waidenden Viehe / welche durch den Wind gleich einem Schiffe im See hin - und wie - der getrieben werden. Louys Colon, Ulyſſ. Francois. Atl. Minor.

2. Jn Franckreich / wann man von Bor - deaux nach Bayonne reiſet / unfern der erſten Poſt kömpt man über ein kleines in das Meer lauffendes Bächlein. Dieſes flieſſet aus einem See / bey dem Flecken Oret, in welchem auch eine dergleichen beweglich und herum-fahrende Jnſul voller herꝛlicher Vieh-waide geſehen wird. I - dem.

Z iiij3. Jn360Das andere Buch.

3. Jn der Gravſchafft Roſſillion, in dem alſo genandten See Saulce, iſt auch dergleichen. Idem.

4. Jn Schottland in dem See Lou - mond, iſt unter vielen andern auch ein ſolche be - wegliche Jnſul an zutreffen / die mit dem / um der herꝛlichen Waide willen / auf ihro in Meng be - findlichen Schaafen / und Rind-Viehe / in See herum fähret. Majolus. Cardanus.

5. Jn Italien / in der Landſchafft Toſca - na, im See Tarquino, ſind auch zwo dergleichen ſchwimmender Jnſulen / mit vielen ſchönen Bäu - men / und fruchtbarer Waide. Dieſe ſchweben im See herum / anzuſehen / wie zween dücke Wäl - der; ſie er zeigen ſich zwar in ſolch ihrem Bewe - gen / bald rund / bald dreyeckigt; noch niemalen aber hat man ſie in einer viereckigten Form ſchauen können. Idem.

6. Bey Tivoli, in Tomagna, ſiehet man in einem Schwefel-See / gleicher geſtalt etliche ſolcher Jnſulen / darauf Vieh gewaidet wird. Idem.

7. Deßgleichen im See Vadimonis, der anjetzo Lago di Baſſanello genandt wird; iſt auch eine Jnſul mit einem finſtern Wald / die alſo ledig im See herum fähret. Idem.

In Aſia.

8. Jn China, in einem groſſen See Tun - ting genandt / ſiehet man / neben vielen anderenmit361Von der Natur. mit Klöſter / und Gebäuen gezierte Jnſulen / auch eine / dergleichen ſchwimmende Jnſul / auf wel - cher ein wol-gebautes Kloſter alſo ſich mit in dem See herum treibet. Beſchreib. des Käiſer-Reichs Sina.

In Africa.

9. Wann man von der Jnſul S. Thomæ über das Meer / ſo daſelbſt bey 600. Meilen breit iſt / nacher Braſilien ſchiffet / trifft zwiſchen wegs man eine Jnſul an / derer Erdreich überaus Goldreich ſeyn ſoll / daher ſie die güldene Jnſul genennet wird. Die jenige / darunter auch ein Engliſcher Schiffer / ſo darauf geweſen / haben nach vielen Suchen / ſie nachmals nicht mehr finden können. Dahero erachtet wird / daß ſol - che Jnſul beweglich / und von einem Ort zum andern getrieben werde. Oſt-Jnd. Reiſe.

Das XVI. Capitel. Beſondere Art / und Eigen - ſchafft etlicher Jnſulen.

1.

JN der Jnſul Reichenau im Boden-See / giebt es weder Schlangen noch Kroten / oder anders dergleichen Gewürm. S. Pirminius, er - ſter Stiffter des Kloſters / ſoll ſie von dar vertrie - ben haben; zeithero / hat ſich keines mehr daſelbſt vermercken laſſen. Zeilerus.

2. Jn der Jnſul Heilig-Land / Holl -Z vſtein362Das andere Buch. ſtein Gottorp gehörig / findet man gleicherge - ſtalt / keine Schlangen / Kroten / oder einigerley gifftige Thiere; das Land leydet auch keine. Sonſten aber ſchauet man auf dieſer Jnſul / wun - derliche Geſtalten / ſo die Natur in Stein gebil - det / als Menſchen Hände / mancherhand Mu - ſchel / Auſtern / Jtem / Bücher / Kertzen / und der - gleichen. Zeilerus.

3. Jm Jahr 1530. War um dieſe Jnſul ein ſo reicher Heringfang / daß über zweytauſend Menſchen / ihre reiche Nahrung davon haben konten. Als aber dieſe durch alſo geſegnete Nahrung ſtoltz geworden; und aus Ubermuth einſten einen Hering mit Ruthen geſtrichen; hat von ſolcher Zeit an der Fiſch dergeſtalt ſich verlo - ren / daß ſchon um das Jahr 1554. kaum hun - dert Menſchen noch ihren Unterhalt dadurch fin - den mögen.

4. Jn Jrꝛland / im Hertzogthum Mo - monia, liegt in einem groſſen See eine Jnſul / darinnen niemand jemals ſtirbet; und ob ſchon die Leute daſelbſt kranck werden / ſo ſterben ſie je - doch nicht / ſo lange ſie diß Orts ſich auf halten. Deßwegen wird ſie auch die Jnſul der Lebendi - gen genandt. Ortelius.

5. Jn einem andern See / dieſes Hertzog - thums / finden gleicher geſtalt ſich zwo Jnſulen / auf der einen ſo die Gröſte / ſtehet eine Kirche; auf der kleinern aber / eine Capelle. Auf der gröſſeren Jnſul kan kein Weib / noch einigerleyThier363Von der Natur. Thier weibliches Geſchlechts bey Leben bleiben. Diß wird von den diß Orts anlangenden Fremb - den täglich an Hunden / Katzen / und mehr an - dern dergleichen Thieren probieret / und wahr befunden / dann ſolche / ſo bald ſie auf die Jnſul ausgeſetzt werden / verrecken. Idem. Thom. Carv.

6. Noch eine andere Jnſul unfern da - von / hat dieſe gar beſondere Eigenſchafft / daß alle über hinfliegende Vögel ihre Krafft zu flie - gen der geſtalt verlieren / daß ſie aus der Lufft auf die Erde fallen. Dahero auf dieſer Jnſul Jährlich eine Menge Vögel gefangen werden. Und dieſes begiebt ebenermaſſen ſich mit den - geln / die anderer Orten dahin gebracht worden ſind. Idem.

7. Jm Königreich Schweden / ſieben Meilen von deſſen Haupt-Stadt Stockholm / in einem See / lieget eine Jnſul / von dem Land - Mann die heilige Okneè genandt. Jn derſel - ben giebt es nicht allein weder Ratzen noch Mäuſe: ſondern / man kan ſie auch anderswo / mit der hin - und wieder-geſtreuten Erden dieſer Jnſul verjagen; doch mus ſolche Erden über Knies tieff nicht ausgegraben ſeyn. Zeilerus.

8. Faſt dergleichen Natur hat auch die in Dennemarck / zwiſchen der Jnſul Seeland und Schonen / im Sund gelegene Jnſul Ween. Derer Erdreich leydet ebenermaſſẽ / weder Mäus noch Ratzen / oder ſo genandte Haſel-Mäus. Und364Das andere Buch. Und obwolen in dieſer Jnſul ein ziemlich groſſes Wäldlein von lauter Haſel-ſtauden zu finden: So hat man doch niemaln die Nüſſe wurmſti - chig geſchen. Idem.

9. Bey Hiſpanien in dem Mittelländi - ſchen Meer / ligen etliche Jnſulen nahe beyſam - men / Beleares genandt; unter denen iſt aus den Kleinern die Jnſul Ebuſus. Deren Erdreich keine Schlangen leydet. Nicolaus de Nicolai Orient. Reiſe.

10. Dergleichen Natur hat auch die Jn - ſul Maltha / als in welcher keinerley vergiffte Thier zu finden; und die Scorpionen unſchäd - lich ſind. O. Dappers Africa.

11. Alſo auch in der Jnſul Sardinien / werden weder Schlangen nach Wölffe gefun - den. Majolus.

12. Solche Eigenſchafft hat auch die Jnſul Candia, in welcher gleichermaſſen / auſſer der Spinne Phalangium, ſonſten keiner Art vergiffte Thier zu finden; dahingegen haben die Weiber eine alſo gifftige Natur / daß wann ſie erzürnt ſind / und jemand beiſſen / der muß an ſol - chem Biß ſterben / und kan nicht geheilet wer - den. Ferner iſt auch dieſes etwas beſonders / daß keine Nacht-Eulen darinnen leben können / geſtalten öffters von andern Orten etliche da - hin gebracht worden / aber ſo balden geſtorben ſind. Neitzſchitz Reis-Beſchr.

In365Von der Natur.

In Aſia.

13. Die wolbekandte Jnſul Ormus / ſo fünff Meilen in der Länge / und zwo / der Brei - ten nach im Umfang; beſtehet aus einem laute - rem Saltz-Stein und Felſen / deßwegen auch keine Quell-Brunnen / noch einigerley Art le - bendiger Thieren: alſo auch / weder Laub / noch Gras / noch Bäume darinnen wachſen. Und dannoch war weiland eine der berühmtiſten Handels-Städten in der Welt in ſolcher / we - gen der Wolgelegenheit / die aber im Jahr 1623. durch den König in Perſien mit Hülff der Engelländer erobert / das Schloß beſetzet; die Stadt aber auf den Grund zerſchleiffet: und die Portugeſen von dar vertrieben worden. Viag - gio di Pietro della valle.

14. Unweit erſtgedachter Jnſul Ormus, in dem alſo genandten Perſiſchen Meer-Buſen / (Sinus Perſicus;) ligt noch eine andere Jnſul / gedachter Kron zuſtändig / Baharein genandt / allwo der allerköſtlichſte Perlen-Fang iſt. Die - ſe Jnſul hat weder Quell - noch andere Trinck - Waſſer. Die Natur aber / wie aller Orten / alſo auch hier / hat dieſen Mangel erſetzet / daß die Jnnwohner im Meer an der Jnſul / vier / biß fünff Faden tief unter dem geſaltzenen / ſehr reines und geſundes ſüſſes Waſſer / ſo denen allerbeſten Quell-Waſſer gleichet / durch Täucher laſſenher -366Das andere Buch. herauf holen / und zum trincken gebrauchen. J.B. Tavernier.

15. Jn Oſt-Jndien / von dem Vor-Ge - birg Capo Camorin längſt hin am Geſtad Co - romandel, iſt auch mehrer Orten groſſer Man - gel an ſüſſen Waſſer; und das Land-Volck will nicht die Mühe nehmen / Waſſer-Behalter zu graben / darinn ſie den Regen auffangen könd - ten. Sie erſetzen aber dieſen Mangel alſo: Wann das Meer abgeloffen / graben die Wei - ber zu nächſt am geſaltzenen Meer-Waſſer zween oder drey Schuh tieff / Gruben in den Sand / da ſie ſüſſes und gutes Trinck-Waſſer finden / und zu Nothdurfft damit ſich verſorgen. Dergleichen geſchicht auch im Königreich Viſa - pur dieſer Gegend / da die flieſſende Waſſer ſehr ungeſund ſind: an deren Ufer aber / aus denen in Sand gegrabenen Gruben / geſundes Trinck - Waſſer geſchöpffet wird. Idem.

In Africa.

16. Bey denen Jnſuln des grünen Vor - gebürgs (Capo verde,) in Africa, auf ſiebentzig Meilen von dem veſten Land / entdecket man ein Stuck von dem Occano, oder dem allgemeinen groſſen Welt-Meer / von dem 20. biß auf den 34. grad / welches über und über / mit einer be - ſondern Art Geträutig dergeſtalt dicke überzo - gen / daß man kein Waſſer ſehen kan; und an -ders

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367Von der Natur. ders nicht wähnet / man fahre auf einer grünen Auen / dahero auch dieſer Tractus in Gemein / die Gras-See genennet wird. Woher dieſes Gewächs ſeinen Urſtand habe / bedacht ſolches von erſtgedachten Jnſuln / und dem veſten Land weit entfernet / mag niemand wiſſen. Etliche zwar haben wollen behaupten: ob komme es von dem Grund des Meers: Aber man kandie - ſer Orten auf etliche hundert Klaffter tief / keinen finden. Diß Gewächſe vergleichet einiger - maſſen ſich mit dem Peterſill / iſt aber etwas gelb - lichter / und träget Beer / denen Creutz-Beeren gleichend / nur daß ſie inwendig hohl ſind. Von ferne ſiehet diß Ort / wie ein niedrige Jnſul. Ame - ricæ. XVIII. Theil.

In America.

17. Jn Braſilien / um die Gegend Fer - nanbuco, ſiehet man in der Mitternächtiſchen Welt-See / unterſchiedlicher Orten / öffters in einem Strich bey einer Stunden lang / und fünf - zehen in ſechszehen Schuh breit / ein ſonderbar Gewächs auf dem Waſſer ſchwimmen / welches von Blättern (ſo denen Eichen-Blättern ſich gleichen) dicht in einander gewachſen / dahero die Schiffe / ſo in dieſes verworrene See-Laub ge - rathen / mehrmal dermaſſen verwickelt werden / daß ſie ſtille ligen / und fernern Fortgang durch groſſe Müh und Arbeit ihnen öffnen müſſen. Olf. Dappers. America.

Ande -368Das andere Buch.

Anderer Theil. Wunder / und ſeltſame Eigen - ſchafft - und Begebenheiten / der Gebürg / Steine / Felſen / und Er - den.

Das I. Capitel. Brennende Berge.

GLeich wie im Microcoſmo, oder dem Menſchlichen Leibe die Wärme überall ausgetheilter ſich befindet; alle Glied - maſſen und Theile / wie gering / und klein ſie auch ſind / durchdringet / und durch die Feuchtigkeit im Geblüt / dieſelbe animiret / beſeelet / erquicket / und beweget: Alſo / und nicht weniger verhält es ſich auch im Macro: oder Geocoſmo, da ebner maſſen / GOtt / als Obriſter Schöpffer der Na - tur / die Erd-Kugel in dero innerſten Theilen / mit vielen Pyrophylaciis (Feuer-Behaltern) alſo reichlich verſehen / daß durch derſelbẽ verwunder - liche Austheilungen / unzähligen Adeꝛn und Hölẽ / die gantze Natur / zu Fortbring - und Erhaltung der Aus - geburten / niemal Mangel empfindet / geſtalten nirgend wo einiger Erd-Klumpe / wie gering der auch ſey / kan ausge graben werden / bey deme / wo nicht eine ſtarcke Würckende Hitze:Doch369Von der Natur. Doch eine empfindliche linde Wärme geſpüret wird. Nicht aber iſt die Erd-Kugel allein mit unzählich vielen Pyrophylaciis oder Feuer - Hölen erfüllet / ſondern auch / mit eben ſolcher Menge Hydrophylaciis oder Waſſer-Behal - tern verſorget / damit / gleich wie auſſer Zweiffel ohne Feuer / die gantze Natur in dero Gebährung und Hervorbringung der mancherley Geſchöpf - fen dieſer Welt / müſte ſtill ſtehen / erfrieren / und gar zu Grund gehen: Ebener Maſſen / würde ohne das Waſſer / das gantze Jnngebäue der Erd-Kugel / durch die Menge der Feuer-Hölen / und dero Adern und Gänge / ſchon längſt in Staub und Aſchen verwandelt / und hinwiede - rum in das Nichts gebracht worden ſeyn. Wor - aus / nicht ohne hohes Verwundern zu erkennen / wie unbegreifflich die Göttliche Vorſehung die Natur / dieſe beede Element Feuer und Waſſer / dergeſtalt mit einander verknüpffet / daß zwar ſie ein reciprocum commercium unter ſich haben / und die benöthigte nutrimenta einander ver - ſchaffen: Doch auch / eines des andern ausbre - chenden Gewalt / Sturm / und Hefftigkeit / hin - dern / mildern / und unterbrechen ſolte. Damit durch ihre liebliche Vereinigung und daraus entſtehende Temperanz, die Natur ungehindert / in dero von dem höchſten beſtimten Ordnung / beharren / und tauren könte.

Was nun die im Bauch der Erden ſich alſo mit - einander vereinigende beede Element Feuer undA aWaſſer /370Das andere Buch. Waſſer / daſelbſt uns unſichtbar / für principia und Materien gebähren / das bezeugen nachmals dero ſichtbare Aus-geburten. Aus welchen unſchwehr abzunehmen / daß in den innerſten Theilen / es alſo / und nicht anders beſchaffen ſey: Allermaſſen / aus hier beygefügten Entwerff der unter-irꝛdiſch - oder Centraliſchen Feuer - und Waſſer-Behältern; und wie ſeltzſam und ver - wunderlich dieſelbe / durch die Dücke der Erden ſich zerſpreiten / und nachmals zu Tage ausbre - chen / ein mehres dem Verſtand nach / zu begreif - fen ſeyn wird; nicht zwar / daß es eben alſo / und nicht anders ſeyn müſſe / denn welcher Menſch hat jemal dieſe Gegenden bereichen können / und leben? Sondern nur in Gleichnis der würcken - den Natur / ſo viel durch den Verſtand mag er - griffen werden; wiewol es faſt nicht möglich iſt / gründlich zu verſtehen / wie das Waſſer mit dem Feuer vereiniget / ſo wol inner - als auſſerhalb der Erd-Kugel / ſo verwunderliche effectus, und Würckungen / verbringen möge; da das Feuer allzeit dem Centro, oder innerſten Grund der Erd-Kugel am nechſten: Das Waſſer aber in ſeinem Behältern / der äuſſerſten Fläche der Er - den / näher zu ſeyn befunden wird.

Aus dieſem Grund nun / entſtehen dieſe genandte Vulcani oder brennende Berge in der Welt; und welcher Orten ein ſolcher ſich zeu - get / unter demſelben iſt ſo gewiß ein Pyrophyla - cium, wie unfehlbar iſt / daß wo man einen Ca -min,

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371Von der Natur. min, oder Schlod ſiehet / unter demſelben eine Kuchen / Ofen / oder Keſſel / oder etwas der - gleichen / gewiß anzutreffen ſeyn werde. Ob nun ſchon vieler Orten in allen Theilen der Welt / dergleichen brennende Berge geſehen werden / durch welcher Oeffnung / das unter-irꝛ - diſche Feuer ſich einen Ausgang bereitet hat: So ſind jedoch dieſe offene Rauch-Hölen und Ca - min, gegen denen in der Dücke der Erden annoch verborgenen / gar wenig / dann ſolcher eine unzäh - lige Menge iſt. Diß bezeugen auch / die vieler Or - ten befindliche warme Bäder und Quellen / Flüß und Bäche / als welche durch dieſe unter-irꝛdiſche Feuer-Oefen erhitzet / und aufgetrieben werden: Nicht weniger / die / unter dem Meer / in deſſen Tieffen befindliche verborgene Pyrophylacia, welche / wann ſie ſich entzünden / durch die Ge - walt des verſperꝛten Luffts / alles zu hauffen ſtoſ - ſen / ja! gantze Jnſulen / Länder / und Städte verſencken: Unterweilen auch / neue Jnſulen / Berge und Länder in ſolcher Gegend / wieder über ſich treiben / und beveſtigen; dieſer feuer - ſpeyende Berge / hat unter denen andern Thei - len der Welt /

America

Die mehriſten; und zwar in deſſen Mittä - gigem Theil anzufangen: So zählet man auf dem hohen Gebürg die Andes genandt / in der ein - tzigen Landſchafft Chili, deren funffzehen / wel -A a ijche372Das andere Buch. che bey Jüngſter ihrer Entzündung / im Jahr 1645. dieſes Land übel zugerichtet / gantze Städte und Gegenden verbrennet / und in Ab - grund verſencket haben.

Jn der daran gelegenen / und nur durch die Enge-Straß (Fretum Magellanicum,) davon geſonderte Jnſul / Terra del Fuogo, oder das Feuer-Land / ſiehet man auch etliche / die aber der Zeit / noch nicht begangen ſind.

Jn Peru, werden derer ſechſe gezählet / alle von unerſteiglicher Höhe / zu ſampt einer groſſen Anzahl rauchender Feuer-Gruben.

Jn Popayan, bey Carapa, iſt auch einer / der bey hellem Wetter einen mächtigen Rauch und Dampff / ſampt erſchecklichen Feuer-Flammen unabläſſig ausſpeyet.

Dergleichen zeiget ſich auch bey Paraguipa, in der Gegend der Stadt Quito, im Thal Mu - lahallo.

Jn dem Nordlichen Theil Americæ, ſind ſolcher Feuer-Berge fünffe wißlich; unter den - ſelben / dieſer in der Provintz Yzalcos, innerhalb 50. Jahren / durch ſein unaufhörliches Bren - nen / bey 20. Stadia an ſeiner Höhe abgenommen hat.

Dieſer / unweit der Stadt Mexico, Popa - cadebee genandt / ſchmeiſſet zwar einen immer - währenden Rauch aus; enttzündet ſich aber nur alle zehen Jahre einmal. Ein Spanier / erküh - nete ſich einſten / dieſen Berg / nach dem er aus -ge -373Von der Natur. gebrandt / zu beſichtigen; erlitte aber darüber groſſe Kälte / weilen dieſes Bergs Gipffel / mit immerwährendem Schnee bedeckt iſt. Als er oben auf / biß an die Oeffnung kam / beſichtigte er dieſelbe / und holete daraus bey 80. Pfund rohen Schweffel / welcher / nach ſeiner refinirung noch 60. Pfund woge.

In Africa.

Finden dieſer Art Berge ſich acht / die wiß - lich ſind / nemlich: Zween / im Königreich Mo - nomotapa. Jn Congo, Angola, und Guinæa, ſind vier. Jn Lybia, iſt einer / und in Æthio - pia, oder Abaſſia, auch einer. Hiernebenſt aber vieler Orten / eine Anzahl Feuer-Hölen / und Schlünde / deren theils / nachdem ſie ihre ver - brennliche Materi verzehret / eine geraume Zeit ſtill / und in Ruhe bleiben / biß ſo lange ſie neuen Vorrath geſammlet / dann eben ſo hefftig / als zu vor / wüten.

Das Mare Atlanticum, iſt auf deſſen Grund dergleichen Pyrophylacien, oder Feuer - Behalter / gantz voll; geſtalten / die in dieſem Meer weyland gelegene Jnſul Atlantida, deren Plato gedencket / durch derſelben ausgebrochene Feuers-Macht / verſchlungen / und unter Waſſer geſetzet worden iſt.

Jn den Jnſulen S. Helenæ, und Aſcenſio - nis, zeugen ſich auch Veſtigia hiervon.

So iſt auch der überaus hohe Berg Pico,A a iij(von374Das andere Buch. (von dem hernach ein mehres /) in den Canari Jnſulen / unter dieſer Art Berge / nicht der ge - ringſte.

In Aſia.

Werden dieſer brennenden Berge hin - und wieder gefunden / beſonders / in den Königreichen Indoſtan, Tibet, und Camboja.

Jn China, in der Provintz Honan, bey der Stadt Hoayquin, zeiget ſich der Berg Tay. Dieſer hat in vorigen Zeiten mit erſchröcklichem Gethön / auf 300. Ruten breit ſich vonein ander gethan / und lange Zeit gebrandt; Nunmalen aber / flieſſet aus ſolcher Oeffnung ein dück und fettes Waſſer heraus / welches von den Land-Leuten an ſtatt andern Oeles gebrauchet wird.

Jn Japan, unter denen umher gelegenen Jnſulen / ſind ſolcher Feuer-Berge auch eine ziemliche Anzahl: Und zwar wie einige melden / ſind deren acht wißlich. Unter dieſen iſt merck - würdig / daß in der Flamm des ſtets brennenden Bergs / im Königreich Jetchu, ein erſchröcklich ſpectrum oder Geiſt / ſichtbar erſcheinet.

Die Jnſulen Philippinæ, und alle andere dieſer Gegend / in dem ſo genandten Arcipelago S. Lazari, in Menge liegender Eyländer / haben nicht allein brennende Berge / ſondern auch gar viel Feuer-Schlünd / und ſtets rauchende - len.

Jn der Jnſul Java Majori, unfern derStadt375Von der Natur. Stadt Panaruco, lieget auch ein berühmter Vul - can, welcher im Jahr 1586. dergeſtalt hefftig gewütet / daß hierdurch ſelbiger Gegend / über zehen tauſend Menſchen umkommen.

Jn der Jnſul Timor, war auch ein derglei - chen Berge / ſolcher Höhe / daß deſſen auffahren - de Flammen über 300. Meilen auf dem Meer haben können geſehen werden. Jm Jahr 1638. aber / ward er / durch ein erſchröcklich Erd-beben aus dem Grund gehoben / und ſampt der Jnſul gröſſeren Theil in Abgrund verſencket / alſo gar / daß anjetzo / auſſer einem abſcheulichen Waſſer - Pfuel / kein Merck-Zeichen erſcheinet.

Jn den Bandiſchen Jnſulen / da die Muſcat-Nüſſe und Blumen wachſen / iſt der Berg Gounapi: Und

Jn der Jnſel Sumatra, der Berg Balalva - nus, welcher Steine auswirfft / die durch das Feuer dergeſtalt durchboret und ausgezehret ſind / daß ſie ihrer Leichte halben auf dem Waſ - ſer ſchwimmen.

Jn der Jnſul Ternate aber / da die Näge - lein wachſen:

Deßgleichen in den andern Molucciſchen Eylanden; und in der Landſchafft Nova Gui - næa, auch etliche: Ja! ſo gar / mitten im Ocea - no Indico werden derer gefunden.

A a 4In376Das andere Buch.

In Europa.

Siehet man auch einiger Orten brennende Berge / doch wenige / ausgenommen Italia, und darzu gehörige Jnſulen.

Jn Albania, liegt das Gebürg Chimæra, welches einem immer-währenden Rauch und Dampff mit untermiſchten Flammen ausſtöſ - ſet.

Jn Toſcana, und im Bezirck der Stadt Bononia, in Italien / ſind auch zween Vulcani, neben einigen rauchenden Feuer-Hölen bey Pie - tra mala, und Piſtoja. Jtem / im Modoneſi - ſchen Gebieth.

Jn dem Königreich Neapolis, unweit deſ - ſelben Haupt-Stadt / ſiehet man den Berg Ve - ſuvium, welcher bereits von etlich hundert Jah - ren hero öffters ſich entzündet; auch noch vor gar wenig Zeit die luſtige Gegend dieſer Stadt übel zugerichtet hat.

Zwiſchen dieſem Berge Veſuvio, und dem in der Jnſul Sicilien gelegenen welt-berühmten Berg Ætna, im Tyreniſchen Meer / liegen etli - che kleine Jnſulen / weyland die Eoliſche Eylan - de: Dermalen aber / die Inſulæ Liparitanæ ge - nandt / darinnen unterſchiedliche brennende Ber - ge geweſen; anjetzo aber iſt nur noch einer übrig / der da brennet / Strongylo genandt. Kirche - rus.

Zu den Zeiten König Heinrichs in Engel -land377Von der Natur. land begab es ſich / daß ein vornehmer Engliſcher Kauffman / Gresham genandt / ſich entſchloſſe / von Palermo, der Haupt-Stadt in Sicilien / nach Engelland zu ſchiffen; aber durch widrigen Wind an dieſe Jnſul Strongylo verſchlagen ward / und ſich allda vor Ancker legen muſte. Alldieweilen dann dieſer Berg Strongylo, täglich um den Mittag pflegt etliche Stunden ruhig zu ſeyn / und nicht zu brennen; Ent - ſchloß er aus Neu-gierigkeit / denſelben zu beſichti - gen. Er ſtieg demnach mit acht Matroſen oder Schiff-Knechten biß auf deſſen oberſten Gipffel / allwo eine ungeheure Oeffnung; dieſe beſchaue - te er gar genau / und hörete unten in der abſcheu - lichen Tieffe ein Gethös / als ob viel Menſchen mit einander redeten. Jn deme er nun neben den andern hierüber aus Verwunderung gleich - ſam erſtaunet war; höreten ſie alle ſampt eine Stimme / die rieff überlaut: Machet euch fort: Machet euch fort; denn der Reiche Antonius kömpt. Hierüber geriethen ſie in nicht geringe Beſtürtzung / eileten derowegen voller Schre - cken den Berg herab / der auch gleich darauf ſei - ner Art nach / wiederum Feuer und Flammen ausſpeyete. Alldieweilen dann / wegen des noch immer anhaltenden widrigen Winds / die vorhabende Reiß nicht möglich war zu befördern: Entſchloſſe Gresham / nach Palermo zu ruck zu kehren / und beſſere Zeit zu erwarten. Da nun in zwiſchen ſeine Leute ſich erkundigten: ObA a vnicht378Das andere Buch. nicht jemand in der Stadt wohnete / welchen man den reichen Antonium nennete? Wurden ſie berichtet / daß der vornemſte Kauffman der Stadt / ſo um ſeines über groſſen Vermögens willen / (denn er der Kron Spanien eine ſo mäch - tige Summa Gelds vorgeliehen / daß gedachte Kron ihme zwey Königreich darfür verſetzet /) in gemein der reiche Antonius genandt / vor etlich Tagen geſtorben ſey / da ſie dann auf ferneres Nachforſchen befunden / daß es eben an dem Tag / und in derſelben Stunde / da ſie die Stimme auf dem Berg Strongylo gehört hatten / geſchehen war. Gresham / hat nach ſeiner Ankunfft in Engelland dem König dieſe verwunderliche Ge - ſchicht erzehlet / welcher die Schiff-Knecht vor ſich kommen laſſen / die dieſe Begebnis / wie erzeh - let / durch einen Eyd bekräfftigt haben. Sandis. Reiß-Beſchreib.

Jn denen Jnſulen Acores oder Terceras, ſonſten auch die Flämiſchen genandt / ſind neben viel Feuer-Schlünden / auch etliche brennende Berge; unter ſolchen iſt der Berg Pico de Fayel, di S. Giorgio, in der Jnſul S. Michel, we - gen der mächtigen Höhe / und ſeiner Gröſſe / der vornemſte.

Jm Jahr 1638. begab es ſich / daß dieſer Berg an einem Ort / la Ferreira genandt / allwo ſelbſt die Jnnwohner ihre Fiſchereyen zu haben pflegten; nach einem acht-tägigen gewaltſamen Erdbeben / welches die gantze Jnſul S. Michelgrau -379Von der Natur. grauſamlich erſchüttert / unter dem Meer / (an deſſen Ufer er lieget /) ſich geöffnet / und ein er - ſchröcklicher Feuer-Quall / mitten aus der Tief - fe des Meers / (welches ſelbigen Orts / 120. Geo - metriſcher Schuh tieff war /) hervor gebrochen / der ſo balden die gantze Lufft mit Dampff / Sand / und in die Höhe geworffenen Steinen / (unter denen eine Menge gröſſer als Mühl - Steine / die nachmal zu viel tauſend Trümmern zerſprungen / und ſich zu einen ſchwartzen Sand reiben laſſen /) verfinſtert. Dieſer / gleichſam ſtets auf-ſiedende und wallende Feuer-Quall hat - te in ſeinem Begriff etlich hundert Schritt; da - hero auch alles Waſſer des groſſen Oceani, (Welt-Meeres /) ob es ſchon diß Orts / wie ge - meldt / noch ſo tieff war / denſelben nicht dämpffen können. Und wann nicht aus ſonderbahrer GOttes-Schickung eben dazumal der Wind vom Land dieſem entſetzlichen Brand entgegen geblaſen / und ſolchen meiſtentheil von der Jnſul abgewand hätte: Würde dieſelbe auſſer Zweif - fel hierdurch guten Theils / wo nicht völlig / zu Grund gerichtet worden feyn. Mitten aus dieſem Abgrund in dem Meer / that ſich ein neues Land hervor / welches erſtmal zwar klein / und kaum etliche Morgen / oder Jauchert Ackers im Begriff; innerhalb vierzehen Tagen aber / zu ſolcher Gröſſe gelangete / daß es ſchon bey fünff Meilen im Umfang hatte. Eine un - glaubliche Menge Fiſche verdurben in dieſemBrand.380Das andere Buch. Brand. Alle / auf achtzehen Meilen angren - tzende Land-Leute / hatten mit Auswerffung tief - fer Gruben genugſame Arbeit / ſolche Fiſche hin - ein zu verſcharren; damit durch derſelben Ge - ſtanck keine Infection entſtehen möchte. Kir - cherus.

Unter allen brennenden Bergen in Europa, iſt der / in der Jnſul Sicilien gelegene Berg Ætna, anjetzo Montgibello der Beruffnſte. Dieſes iſt ein eintziger Berg / wird unten in ſeinem Um - fang auf ein hundert tauſend / und der Höhe nach auf dreiſſig tauſend Schritt geſchätzet. Zu rings um ihn her / ligen feiſte Aecker / fruchtbare Wein-Gärten / anmuthige Wieſen und Auen. An denen erhöchten Seiten / wird er mit dicken Fiechten / Buchen und Dannen-Wäldern gleichſam umgeben und beſchattet. Bey ſei - nem oberſten Gipffel gibt er ſich von einander / machet eine gantz ungeheuere Klufft / in Geſtalt eines Bechers / derer Umkreis bey nahe auf zwo Teutſche Meilen ſich erſtrecket; einwerts aber gegen die Tieffe / länger je änger ſich zuſammen ziehet / biß an den unterſten Abgrund gantz ab - ſtutzig / auch von Flammen und Rauch / die un - ten aus dem Schlund / und aus denen Seiten dieſer Oeffnung / mit entſetzlichem Donner-glei - chendem Brüllen hervor tringen / und ſo er - ſchröcklichen Anblick verurſachen / daß auch dem Allerbehertzten der Muth entfället.

Die381Von der Natur.

Die öfftere Entzündung / und die ſo dann in unglaublicher Menge ausgeworffene Aſche und Bims-Steine / haben dieſen Berg vergröſ - ſert / welches aller ſeits ſo wol die traurig-erſtorbe - ne Geſtalt der An-Berge / ſo wie gedacht / aus lauter Aſchen und Bims-Steinen erwachſen / und gebrandte Klippen / als auch der groſſen un - geheuren Löcher / deren etliche ſo raumig / daß dreyſſig tauſend Menſchen in einem ſtehen könd - ten / und wegen der Bims-Stein / Kohlen / und allerhand zerſchmoltzenen Mineralien / und Me - tallen / ein entſetzliches Anſehen haben / ſattſam bezeugen.

Unten am Berge / ſiehet man vieler Or - ten die Fuß-Stapffen und Furchen groſſer - che / wodurch in vorigen Zeiten der feurige Strom / der geſchmoltzenen Minerialiſchen Ma - teri / ſich einen Durchgang eröffnet / ſolche erſtre - cken ſich jederweilen bey achtzehen tauſend Schritt in die Länge / und ſind in drey tauſend breit geweſen. Auf dem Grund / in der vorbe - rührten Oeffnung oben auf dem Berge / die aber ſo tieff / daß ſie mit dem Geſicht kaum zuberei - chen / zeiget ſich eine Pfütze / die als geſchmeltztes Metall blitzet. Gantz Sicilien kan man auf der Höhe überſehen.

An der Ab-Seiten des Bergs gibt es ver - ſchiedene Höhlen / unter denen eine iſt / La grotta della Palomba genandt / die ſich biß an die Æoli - ſche Jnſuln derer vorgedacht / erſtrecken ſolle. Aus382Das andere Buch. Aus dieſer Höhle / ſind ſchon öffters dergleichen feurige Ströme hervorkommen. Zuverwun - dern iſt ſich / über die unglaubliche Menge der mancherley geſchmoltzenen Materi / welche die - ſe Ströme mit ſich zu Tag bringen; Woher doch ſelbige ihre Urquelle nehmen; Oder / wo ſie zu Schmeltzung ſo vieler Mineralien und Metallen / ihre Werckſtatt habe? Dann / ſo man die Materi / welche zu unterſchiedenen Zeiten alſo zerſchmeltzter in Geſtalt feuriger Bäche von dem Berg iſt ausgeſtoſſen worden / wolte be - rechnen / würde ſich unzweifenlich erfinden / daß ſie in Menge und Gröſſe / dieſen Berg Ætna, zwantzigmal übertreffe.

Anlangend / deſſen in verloffenen Seculis erfolgten offtmaligen Entzündungen / und dar - aus der angelegenen Landſchafft entſtandenen Ruins und Verwüſtungen; iſt dißfalls aus de - nen Hiſtorien nach Belieben / ſich zu erholen. Hier ſoll geliebter Kürtze halber / mit übergehen aller anderer / nur einer eintzigen / und zwar der Letztern / die ſich im Jahr 1669. begeben / gedacht und mit wenigen vorgeſtellt werden / damit ver - hält es ſich / wie folget:

Den 9. Martii jetzt gedachten Jahrs / ent - ſtunde am Berg Monpeliero, ſo am Berg Æt - na oder Mongibello, gegen der Stadt Catanea, anliget / ein Erd-Beben / welches den Flecken Nicoloſi zu Grund richtete. Den 11. dieſes bekam erſtgemeldter Berg Ætna, drey groſſeRiſſe /

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383Von der Natur. Riſſe / die an einer des Bergs-Seite ungefehr zwo Welſcher Meilen von dem Berg Monpe - liero ſich ereigneten. Aus dieſem flohen die Flammen mit einem erſchröcklichen Gethön über hundert Ruten hoch in die Höhe. Jn der Lufft entſtunde daher ein entſetzliches Donnern; ſo kamen auch aus dieſen Riſſen und Oeffnun - gen eine Menge Stein heraus / darunter einige über drey Centner am Gewicht hielten / und erſt über etliche Meilen von dar / niederfielen. Die Lufft ſahe als ein dicker Rauch; die feurige Fun - cken und Aſche aber / fielen als ein Platz-Regen auf die Erden. Seitwerts des Bergs / brach ein von Schwefel und Bech brennender Strom heraus / welcher mit einer hefftigen Uberſtrö - mung / das gantze Land bedeckte. Er ſtieg den Berg Monpiliero aufwerts; und nachdem er dieſen Berg umfloſſen / zertheilete er ſich. Der eine Strom nahm ſeinen Lauff gegen La Gar - dia, dem Cloſter S. Anna und Malpaſſo. Der andere nach dem Städtlein Monpilieri und Falichi, welche Ort inner wenig Stunden zu Boden lagen; und ſo gar auch kein Merckmal hinderlieſſen / wo ſie geſtanden: dergleichen be - gegnte auch noch mehr andern Märckten und Dörffern. Das Wunderthätige Bild Noſtra Signora dell Annuntiata gieng ſelbſten auch mit zu Grund. Die brennende Ströme er - ſtreckten ſich auf ſechs Welſcher Meilen in die Breite / hatte jederweilen ein Anſehen gleich ei -nem384Das andere Buch. nem geſchmoltzenen Glaſe; Wanns aber er - kühlete / war es eine harte ſteinigte Erde / davon etlicher Orten im Durchflieſſen hohe Berge / wie die Pyramides geſtaltet / ſtehen bleiben. End - lich / begunte der Berg auch oben auf dem Gi - pffel ein gräuslich Geläuth zu geben / da unter - deſſen die Erde untenher erzitterte. Die ge - melde zween Ströme verzehreten alles was ſie antrafen; den 13. dieſes aber / zertheileten ſie ſich / der eine zohe Abendwerts / da abermal in unterſchiedene Arme er ſich abſonderte / und auf Capo Rotondo S. Pietro, Moſtar bianco, la Potiella, und S. Antonino, traffe; der andere Strom wendet ſich gegen Oſten / und über - ſchwemmete das Niedere-Theil von Maſcalu - cia, und La Plachi; nachmals aber ſich gegen die Stadt Catanea lendete. Den 14. diß / fiel zwar ein ſtarcker Regen / vermochte jedoch des Feuers Gewalt nicht zu dämpffen / dahero die - ſe Stadt an zweyen Orten der Gefahr zugewar - ten. Die Geiſtlichkeit ſtellete gegen dem Berg nach S. Sophia, Proceſſiones an; die Obrigkeit hatte genug zu thun / den Raubern / welche die arme fliehende Land-Leute beraubten / und der Stadt ſelbſten troheten / zu begegnen. Das Meer bey ſo elenden Zuſtand erhub ſich auch mehr dann gewöhnlich / und überſchwemmete das Geſtad. Unterdeſſen näherte ſich der feu - rige Strom der Stadt je länger je mehr / weilendie385Von der Natur. die immer zuflieſſende Materi / ihn mehr und mehr forttriebe. Ob nun ſchon am 20. diß / es das Anſehen gewinnen wolte / daß die Gefahr um etwas vorbey; ſo ereignete ſich aber ein drit - ter feuriger Strom / ungefehr eines Mußqueten Schuſſes breit; und um S. Pietro noch einer / breiter als der vorige: deme ein dritter folgete / der Campo Rotondo überſchwemmete; und nachmals gegen dem Hafen val Corrente ſich lenckete / allda er an den Felſen verſchmorrete. Einige Wag-Hälſe erkühneten ſich des Bergs Gelegenheit etwas näher zu unterſuchen / die be - fanden / daß deſſelben Gipffel hernieder geſtür - tzet / und er alſo um ein groſſes niedriger gewor - den; auch daß das Loch und Oeffnung / ſo die Flamme und Steine herausgeſtoſſen / daraus auch alle dieſe feurige Ströme hervorkommen / bey einer halben Meile in der Rundung breit wäre. Dieſe Ströme beſtunden in einer di - cken brennenden / mit Steinen / Mineralien und Metallen vermengten Materi; ſie machten im Flieſſen / Löcher und Gruben in die Erde / derer theils / 5. 6. 8. 10. 12. biß 15. Ruten tieff / und an etlichen Orten bey 6. Welſcher Meilen breit waren. Die flammende Materi bewegte ſich als Queck-Silber; wohin ſie kam / hinterblie - be nichts als verbrandte Materi von Erden / mürb-gemachte Mauren / derer zu Grund ge - richten Schlöſſer und Häuſſer. Nichts ver - mochte zubeſtehen / wo ſie durchfloß; eine HöheB bwarff386Das andere Buchwarff ſie nieder: eine andere machte ſie ſo / daß das gantze Land umher / eine andere Geſtalt be - kam. Den 22. diß / machte der Berg wieder ein ſchröcklich Gethön / warff darauf Aſchen und Staub in Menge aus; deßgleichen erhu - ben ſich zween Berge / die höher als der Berg Monpiliero waren. Deme nach kam ein brei - ter / wütender Feuer-Strom nach Malpaſſo herab / auf Campo Rotondo, und S. Pietro, durch welchen dieſe Städtlein zu Grund gien - gen. Er gelangte biß auf Monſter bianco. Den 26. diß / berſtete der Berg mit einem viel gröſſerem Gethön weder noch jemals gehöret worden / daß auch die Häuſſer erzitterten; die - ſes wehrete bey 24. Stunden. Die Lufft war voller Aſchen / Rauch und Dampff / daß man den Himmel nicht ſehen kondte. Die Thier auf dem Felde / und die Vögel in der Lufft wur - den in Menge todt gefunden. Den 28. diß / nahete der groſſe Feuer-Strom ſich der Stadt Catanea, biß an das alte Cappuciner-Kloſter / dieſes urſachte / daß faſt jederman flohe. Er bliebe alſo ſtehen / biß den 16. Aprilis, und ver - derbte alle Seiden-Baum-Garten / und 60. Wein-Berge. Seinen Lauff richtete er för - ders auf Sardanello, Madonna di Monſerrat, bis an die Pforte della Decima, erſtgenandter Stadt Catanea, allda er den Platz Sciarta viva wol 6. Elen tieff unterborete; nachmals aber längſt dem Caſtell an den Boll-Wercken derStadt /387Von der Natur. Stadt nach dem Meer zu ſich wendete / und noch eine gantze Meile im Waſſer brandte. Die feurige Materi häuffete ſich in der See derge - ſtalt / daß ſie 4. Klaffter unter und 2. Klaffter hoch ob dem Waſſer wie Felſen ſtunde / und brandte. Die eigentliche Materi aller dieſer Ströme / beſtunde allermeiſt aus Erden / Stei - nen / Schwefel / Salpeter / Queck-Silber / Sa - larmoniack / Bley / Eiſen / Kupffer und noch mehr anderen Mineralien. Mehr als 27. tauſend dieſer Gegend Jnnwohner zerſtreueten ſich / und ſuchten ihre Gelegenheit anderswo. Die zween aufgeworffene Berge ſind bey zehen tauſend Schritt hoch; und haben vier Meilen im Um - fang. Von denen Jnnwohnern der Stadt Catanea, die man zuvor auf zwantzig tauſend geſchätzet / ſind kaum 3000. verblieben. Alle die andern haben ſich anderswohin ſalviret. Schau-Platz des Kriegs von Anno 1669. biß 74.

Ein Kauff-Mann wohnend in dieſer offt - benandten Stadt Catanea, reiſſete von hier nach Meſſina, und übernachtete zwiſchen Wegs den 21. Aprilis, im Jahr 1526. im Städtlein Tau - rominio. Als er nun Tags hernach ſeine Rei - ſe verfolgte / traff er unweit auſſer dem Ort zehen Maurer an / die / wie ihn bedunckte / mit benötig - ten Werck-Zeug ihres Hand-Wercks wol be - laden / ihren Weg zogen. Jm vorbey reiſſen fragte er dieſe / wo hinaus ihr Weg ſtunde? SieB b ijant -388Das andere Buch. antworteten ihme / auf den Berg Mont-gibello. Er verruckte förters / traff aber bald hernach an - dere zehen dergleichen Maurer an / die auf ſein Unterfragen / eben mit einer ſolchen Antwort ihme begegneten / doch mit dieſem Anhang: Jhr Meiſter ſchickete ſie wegen eines vorhabenden Gebäues / auf Mont-gibello. Was für ein Meiſter? verſetzte der Kauff-Mann. Jhr werdet ihn bald ſehen / ſprach einer aus ihnen; und zogen damit ihres Wegs. Bald darauf begegnete ihme ein groſſer Mann / faſt einem Rieſen gleichend; Er hatte einen gar langen Bart / anzuſehen / ob wäre ſolcher aus Raben - Federn zuſamm gewachſen. Dieſer / ohne ei - nigen vorgehenden Gruß / noch andere Rede / fragte den Kauff-Mann / ob er nicht ſeine Werck - Leute an der Straſſen geſehen / und ſie ihm be - gegnet wären? Jch hab / antwortete der Kauff - Mann / etliche Maurer geſehen / die ſagten: Ob ſolten ſie aus ihres Meiſters Befehl ein Gebäu auf Mont-gibello verfertigen; und wann ihr derſelbe Meiſter ſeyd: ſo wolte ich von euch ger - ne vernehmen / wie ihr auf dieſem Berg / ſo der Zeit noch mit tieffen Schnee bedeckt / eueren Bau anſtellen woltet? Der Bau-Meiſter aber antwortete dem Kauff-Mann / daß nicht nur er dieſe Kunſt / ſondern auch die hierzu erforderte Mittel wiſſe / nicht allein ſolch ſeinen vorhaben - den Bau zu vollführen / ſondern auch / wie offt es ihn gelüſte / gröſſere Dinge vollbringen kön -ne.389Von der Natur. ne. Und dieweilen ihr / ſagte er / wie es ſcheinet / wenig auf meine Rede paſſet; ſo ſolt ihr dieſes in bälde mit euren Augen ſehen. Der Kauff - Mann entſatzte ſich über ſo ungemeiner Rede dieſes Mauer-Meiſters nicht wenig / bevorab / da ſelbiger hierauf verſchwande; Kehrete derowe - gen halb todter zu ruck nach Taurominio, er - zehlete daſelbſt beglaubten Perſonen dieſen gan - tzen Verlauff; beſtellet hier auf ſeine Sachen / machte ſein Teſtament / und ſtarb noch deſſelben Abends. Des folgenden Tags geſchahe ein erſchröcklich Erdbeben / das Feur fuhr von der Spitze des Bergs Mont-gibello Oſt-warts / mit einer entſetzlichen Macht heraus / daß die gantze umher gelegene Gegend / zu ſammt der Stadt Catanea, hierdurch nächſt erlittenen groſſen Schaden / in die äuſſeriſte Gefahr des endlichen Ruins, geſetzt wurden. S. G. S. Uberna - türlich und Wunderbarer Geſchicht.

Wie in denen Mittags-Ländern der Berg Ætna: Alſo iſt in dem Nordiſchen Strich der Feuer-ſpeiende Berg Hecla in der Jnſul - land beruffen. Dieſer wirfft unter Zeiten Feuer / bißweilen ein dickes feuriges Waſſer; jemalen auch ſchwartze Aſche und Bims-Stei - ne in ſolcher Menge aus / daß man weder Sonn noch Himmel darfür ſehen kan. Auf 6. Mei - len unten am Berge kan niemand wohnen; Es gibt auch keine Wäyde noch Fütterung dort -B b iijherum.390Das andere Buch. herum. Etliche verwegene Leute ſteigen je zu Zeiten auf den Berg / und werffen in deſſen auf dem Gipffel befindlichen Oeffnung und Schlund Steine hinein; ſie werden aber mit entſetzlichem Gethön und Knallen zuruck heraus geſtoſſen. Auf und um den Berg herum ſiehet man man - cherley Spectra, und Geiſter / inſonderheit / wann anderer Orten eine Schlacht vorgangen / da dann nach Ausſag der Jßländer / die ſo Tag als Nachts dieſer Gegend / auf dem Meer dero Fiſcherey obliegen / ſie die Geiſter aus - und ein - fahren ſehen / und todte Cörper mitbringen / alſo daß ſie auch den Tag wiſſen können / wann ein Treffen vorgangen.

Es hat einſten ſich zugetragen / daß dieſe Fiſcher um die Gegend des Bergs Hecla ihrer Fiſcherey abgewartet / da haben ſie geſehen ein Schiff ankommen / welches wie gebräuchlich / ſie angeſchrien / und nachgefraget / wannenhero es komme? darauf ihnen zur Antwort wider - fahren: Sie führeten den Ertz-Biſchoff von Bremen in den Berg Hecla. Nachgehend hat man vernommen / daß bemeldter Biſchoff eben auf den Tag verſchieden: Oder wie andere wollen / in einer Schlacht umkommen ſey. Die - ſes meldet Blefkenius, der etliche Jahr in dieſer Jnſul zugebracht / und deren Zuſtand ſich erkun - digt hat.

Erſt-genandter Blefkenius berichtet fer -ner /391Von der Natur. ner / daß zu ſeiner Zeit im Jahr 1563. den 19. Novembris, um Mitternacht auf dem Meer / nahe bey offt-beſagtem Berg Hecla, eine ſo ſtar - cke Feuer-Flamm ſich ſehen laſſen / daß die gan - tze Jnſul davon iſt erleuchtet worden. Eine Stund hernach fieng die Jnſul dergeſtalt an zu - zittern und beben / als ob alles über hauffen fallen wolte; Hierauf erfolgte ein hefftig Knallen und Donnern. Nachmals erfuhr man / daß das Meer ſelbiger Gegend auf zwo Meilen zuruck gewichen / und ausgetrocknet worden.

Jm Anfang des Julii, gehet das Eis gar ſtarck / öffters umringet es die gantze Jnſul / in - ſonderheit hält es ſich um den Heckl-Berg. Zu ſolcher Zeit / wie der allgemeine Ruff gehet / ſol - len die Verdammte von Kälte groſſe Peyn lei - den; Bald hinnach aber / in dem Schweffel - Feuer gequelet werden. Wann jemand ein Stücklein dieſes Eiſes in ein Tuch wickelt / und in einem Kaſten bewahret; ſo bleibt es darinnen unzerſchmoltzen / ſo lang das Eis um den Berg ſchwebet. Wann aber das Eis im Meer ſich verlieret / welches in einer Nacht zugeſchehen pfleget: So verſchwindet auch dieſes im Tüch - lein; und man kan doch keine Näſſe an ſelbigem ſpüren.

Mehr-gemeldter Author ſchreibet weiter: Als er nicht ohne Entſetzen / zu dem unten am Berg Hecla ſchwebenden Eys geſchiffet; hätte er ſo viel abmercken können / daß in dem der WindB b iiijſolches392Das andere Buch. ſolches wider die Felſen antriebe / es einen Wi - der-Hall verurſache / der in der Ferne gleich als ein erbärmlich Heulen gehöret werde: und de - nen Jßländern zu ihren Fabeln mag Anleitung geben haben.

Als auf Befehl des Königlichen Däni - ſchen Stadt-Halters dieſer Jnſul / er den viel - genandten Berg Hecla beſichtigen ſollen / be - gab er ſich ſambt zween Jßländern und einem Dennemärcker auf den Weg / brachte vier Tag zu / bevor er / durch eitel Bergigte unwegſame Ort dahin gelangen möchte. Unten um den Berg / lag es auf etlich Meilen herum voller ſchwartzer Aſche und Bims-Stein; in derglei - chen Materi ſtieg er auch den Berg an. Es war dazumal alles ſtill / alſo daß weder Feuer noch Rauch man ſpüren können / wie jedoch bald hernach geſchahe / daß das Feuer mit mächtigen Donnern und Knallen in einer Himmel-blauen Farbe heraus fuhr / und ihne bey nahe erſteckt hätte; Geſtalten deßwegen er nachmals bey zwey Monat Beth-lägerig geweſen iſt. Came - rarius.

Ein Frantzos / welcher im Jahr 1653. nach abgelegter Nordiſchen Reiſe in dieſe Jn - ſul gelangte / und dieſen Berg Hecla beſichti - get / der ſchreibet hiervon: Als er von Kirke - bar einem Städtlein mit ſeiner Geſellſchafft zwo Tag-Reiſe in einem bergigt - und ſteinigten Wege hinterlegt hatte / kamen ſie auf andert -halb393Von der Natur. halb Meilen nahe an dieſen Berg. Hier wur - den ſie verwarnet / ſich in guter Obacht zu hal - ten / damit ſie nicht verfielen; dahero auch ſei - ne Geſellſchafft ſich nicht ferner wagen wolte. Nur allein er / und noch ein Kauff-Mann gien - gen fürters zu Fuß / Berg an / in lauter Aſchen und Bims-Steine biß zu halben Knien / zwiſchen Wegs fanden ſie eine Menge ſchwartzer Vögel / wie die Geyer und Raben geſtaltet / die ab - und zu flogen. Als ſie bey einer halben Meile auf ei - nem Hügel gegen des Bergs Spitze fortgangen / empfanden ſie / daß die Erde unter ihren Füſſen erſchütterte; darbenebenſt höreten ſie auch ein ſeltzam Geräuſch und Praſſeln / daraus ſchloſſen ſie / daß die Erde unter ihnen müſte hohl ſeyn. Sie entdecken auch zu rings umher / groſſe Klüfft und Erd-riſſe / aus denen Feuer-Flam̃en und Fun - cken hervor trangen; empfanden auch einen Geſtanck / und praſſeln der Bims-Steine / diß verurſachte ſie zuruck zu eilen. Als aber ſie kaum dreyſſig Schritt verbracht / kam ein ſolche Menge Aſchen aus dem Berg geflogen / daß die Sonne verfinſtert / und ſie dergeſtalt geblendet wurden / daß keiner den andern ſehen mochte. Das ärgſte war / daß dieſer Aſchen-Regen / und Feuer-Funcken noch immer fort als Hagel auf ſie fielen. Sie eileten derowegen vom Berg herab / und lieffen aus allen Leibes-Kräfften zu - ruck / ihre hinterlaſſene Geſellſchafft hinwiderum zu erreichen / da ihnen dann Leben und SprachB b vent -394Das andere Buch. entgangen / daß ſie zu Boden gefallen / und erſt nach etwas Zeit wider zu ſich kamen. Jhre Wegweiſer berichteten ſie / daß der Berg nebenſt den Feuer-Flammen / Dampff und Aſchen / wie ſie geſehen / jederweilen auch ſiedend-heiſſes Waſ - ſer / und öffters auch Stein ausſchmieſſe. Das Eis ſo um die Jnſul / ſonderlich aber an dieſem Berg ſich ſetzet / auch allda beharret / wann ſon - ſten niergend wo keines mehr zuſehen / kömpt be - ſtändig um das Ende des Junii, und vergehet wider den 15. Septembris. Martiniere Reiſe in die Nordiſche Länder.

Das II. Capitel. Hohe - und berühmte Berge in der Welt.

In Europa.

1.

UNter allen Bergen Teutſch-Lands / wird der Brockes / oder Blocks-Berg / Mons Bructerus, auf dem Hartz / für den höchſten ge - achtet; auch ſonſten / um daß eine gemeine Rede iſt / daß Jährlich in der Nacht Walburgis / oder den erſten May / die Hexen und Unholden / auf demſelben ihre Zuſammen-kunfften anſtellen / wol bekandt. Man hat etliche Stunden zu ſteigen / bevor deſſen oberſte Höhe zu bereichen. Der Weg auf den Berg iſt verfallen / musdem -395Von der Natur. demnach meiſtes zu Fuß verrichtet werden. Ehe man deſſen Gipffel beſtiegen / hat man ſtets dunckel / tauigt / und naſſes Wetter; auf der Höhe aber / empfindet man eine durchdringende Kälte: auch wol Reiff / und Froſt / ob es ſchon mitten im Sommer iſt. Oeffters / wird man plötzlich mit Wolcken und Nebel dergeſtalt gleichſam eingehüllet / daß wegen Finſternis und Dunckel / ein Menſch den andern nicht ſehen kan; wann aber ſolche ſich aus einander geben / oder in die Höhe ziehen: So ſcheinet es anders nicht / als wann man vom Himmel herunter auf die Welt ſehe / da das Geſicht / die Weite umher / nicht wol begreiffen mag; dann auf einen Blick ſiehet man viele Länder und Fürſtenthum in Teutſchland / als da ſind: Ober - und Nieder - Sachſen / Meiſſen / Thüringen / und Magde - burg / der Näheren zu geſchweigen. Wann nun alſo man im beſten Schauen begriffen iſt / kompt plötzlich eine dücke finſtere Wolcke / die alles bedecket / und dem Geſicht hinwiederum entziehet. So bald aber ſolche abweichet / ſiehet man durch dieſelbe ſo wol unter ſich nach der Er - den / als über ſich in der Lufft / gleich wie ein bren - nend Feuer / welches man durch einen Rauch zu ſehen pfleget; die Urſach iſt / weil mitler Zeit / da man mit der Wolcke umgeben / es ſo unterhalb / als oben gegen dem Himmel gantz klar und helle von dem Sonnen-ſchein iſt. Auf dem Berg /giebt396Das andere Buch. giebt es keine Bäume; der Boden iſt ſumpffigt / mit langem Gras / vielerhand Kräutern / und Wurtzeln bewachſen / und voller Moos. Es hat auch zu Oberſt eine ſchöne Brunn-Quelle / ſo gar ſchmackſam im Trincken / aber ſehr kalt iſt. Wann ein Rohr abgeſchoſſen wird / giebt es einen ſchlechten Knall / und keinen Wider-hall. Ein D. Med. berichtet / daß er auf dieſem Berge aus einem Brunnen trincken wollen / aber wegen un - erleidentlicher Kälte nicht thun können. Diß habe ihn verurſachet / den Arm etwas tieff unter den Felſen / da die Quelle hervor kam / hinunter zu ſtoſſen / um nähere Beſchaffenheit dieſer Kälte ſich zu erkundigen; da ſey ihm etwas in die Hand gerollet / welches / als er darnach geſehen / fein Silber geweſen / in Körnern die mehriſten als Erbſen. Diß habe er etlichmal wiederholet / und allzeit Silber gefunden; endlich aber die ſtrenge Kälte ferner nicht erdulden können / dann ihme der Arm faſt unempfindlich geworden / dahero nachlaſſen müſſen. Dieſes gekörnten fein-Sil - bers war über eine Untz. Ob es aber aus dieſem auf dem Gipffel des Bergs befindlichen Brun - nen / oder aus einem andern zwiſchen Wegs / bekommen worden / iſt nicht mehr eingedenck.

2. Unter denen hohen Gebürgen Teutſch - landes / hat auch das / zwiſchen Schleſien und Böhmen gelegene / ſo genandte Riſen-Gebürge / zu Latein / Sudetes, ſeine Stelle. Nicht allein wegen deſſen Höhe / und vielerhand andern daranund397Von der Natur. und darauf befindlichen merckwürdigen Sa - chen / ſondern fürnemlich / wegen des / daſelbſt ſich enthaltenden Spectri, Berg-Geiſt / oder Hüter des Schatzes / in geinein der Rübezal genandt / wiewol dieſen Namen er nicht wol vertragen mag / dahero von den Kräutlern / und denen ſo dieſes Gebürg beſuchen müſſen / Domine Johan - nes genennet wird. Dieſer Berg-Geiſt / oder Rübezal / pfleget die Reiſenden durch wunderli - che Verſtellungen in mancherley Geſtalten / öff - ters zu vexiren / thut jedoch niemand keinen Schaden / es ſey dann / daß er beſpottet werde. Welchen falls man aus der Erfahrung weiß / daß vielmal auch bey heiterer Lufft und klarem Himmel / plötzlich ein greulich Gewitter mit Donner / und ungeſtümmen Platz-Regen ent - ſtanden. Oder / die Reiſenden verirren ſich; oder / ihnen widerfähret ein / ſo andere Abentheur. Es geſchicht auch nicht ſelten / daß er die Reiſende unter mancherley Verſtellungen pflegt zu beglei - ten / mit ihnen zu reden / jemalen auch ſie zu be - ſchencken. Davon Prætorius ex profeſſo, ein gantz Büchlein zuſammen getragen / und ediret hat.

Ein Kauff-Mann zu N. berichtet / daß als er vor wenig Jahren auf ſeiner Zuruck - Reiſe aus Schleſien / unten an dieſem / dem Ri - ſen-Gebürg vorbey geritten / und mit dem bey ſich gehabten Botten / unter andern auch um die Ge - legenheit und Abentheur des Rübezals ſich be -ſpra -398Das andere Buch. ſprachet; habe dieſer niemalen recht antworten / weniger des Rübenzals Namen nennen wollen; ihne öffters ermahnend / von dergleichen Ge - ſpräch abzulaſſen. Bald darauf hätte er war - genommen / daß oben am Gebürg eine kleine Wolcke ſich aufgezogen / darauf / ob ſchon der Himmel gantz klar / und die Sonne geſchienen / ein kleiner Regen erfolget. Der Kauff-Mann habe anfangs denſelben nicht geachtet / kurtz her - nach aber geſehen / daß ſein gantzes Kleid / wie auch das Pferd / und der mitlauffende Bott über und über mit Kühe-fladen S. V. gleichſam über - zogen wären / geſtalten er auch in der nechſten Herberge ſich / zu ſampt dem Pferde habe müſſen ſäubern laſſen; und ſey noch darzu nicht wenig beſpottet worden.

3. Jn Heſſen / läſſet ſich der / vor allem andern Gebürge dieſes Landes / aller höchſte Berg Weißner genandt / ſehen. Auf ſeinem Gipffel / ſiehet man nicht allein das gantze Nie - der-Fürſtenthum Heſſen / ſondern auch Thürin - gen / das Eychs-Feld / und mehrentheils Braun - ſchweiger Land. Deßgleichen / Ober-Heſſen / und biß in das hohe Wald-Ek: und Cöllniſche Gebürge; Jtem / das Stifft Fulda / und Fran - cken. Oben auf dem Berg / hat es einen Raum faſt drey Viertel einer Meile lang / darauf etli - che tauſend Acker Wieſen / worauf das ſchönſte Gras / ſo faſt einen Menſchen bedecket / wächſet. Nicht weniger giebt es auf ſo mächtiger Höhe /ſchöne399Von der Natur. ſchöne Brunnen und Quellen / die mit groſſen Geräuſch zwiſchen denen Stein-Klippen herab fallen. Jn den Gebüſchen / giebt es vielerhand ſtattliche Kräuter / und Simplicia, zur Artzeney dienlich. Zeilerus.

4. Jn Jßland giebt es auch zween hoher Berge / der eine wird der Creutz-Berg: Der andere aber Sauvel Jokul genandt. Beede ſind ſehr hoch / und faſt unerſteiglich / ihre Gipffel / bleiben wegen der herum-ſchwebenden Wolcken verdecket; die übrige Höhe aber / iſt mit ſtetem Eys und Schnee beleget. Man höret ohne unterlas oben auf demſelben donnern / und ſie - het / wie es blitzet; da es doch in denen Thälern umher / im Sommer ein beſtändig ſchön und kla - res Wetter mit lieblichen Sonnen-Schein iſt. Zeilerus.

5. Jn Griechen-Land ſiehet man den Berg Athos, der ungemeiner Höhe iſt / und deſ - ſen Schatten ſich biß in die Jnſul Lemnos, an jetzo Stialimene genandt erſtrecket. Weyland ſtunde oben auf deſſen Gipffel ein Städtlein Ac - croatan genandt. Deſſen Jnnwohner wegen der reinen geſunden Lufft / anderhalb Mannes Leben erreichet haben. Majolus.

6. Alſo auch in Macedonia ſteigt der Berg Olympus, dergeſtalt in die Höhe / daß auf deſſen Gipffel niemal weder Wind noch Wol - cken / noch geſehen / noch empfunden worden. Majolus.

In400Das andere Buch.

In Aſia.

7. Unter denen höchſten Bergen der Welt / wird nicht unbillig der Berg Ararat, auf welchem / nach der allgemeinen Sünd-Flut / nach Zeugnis der Schrifft / die Archen / oder Kaſten No æ erſtmals ſich niedergelaſſen / ſeinen Ort finden. Er liegt in Groß-Armenien / und wird der Zeit von dieſen Völckern Meſſina: Von den Perſern Agri; und von den Arabern Subei - lan genandt. Mit ſeiner Höhe / überſteiget er / dem Anſehen nach / den weltberühmten Cauca - ſum. Jſt ein lauter ſchwartz-felſigtes Gebürg / des Sommers wie des Winters mit Schnee be - decket. Wo am höchſten er ſich aufthut / mag er bey zehen / in funffzehen Meilen Land-werts / von dem Caſpiſchen Meer entfernet ſeyn. Die Armenier / zu ſampt den Perſern glauben vor ge - wiß / daß auf dato noch / ein Stuck von der Ar - chen / oder dem Kaſten No æ / ſo als ein Stein hart geworden / oben auf dem Berge zu finden ſeyn ſolle. Jn der Stadt Schamachi æ in Me - den / wird hiervon in der Armenier Kirche ein Stuck in Form eines Creutzes / einer halben Elen lang gezeiget / welches ſchwartz-braun von Far - ben iſt. Deßgleichen / in der Stadt Gezira / (iſt eine Türckiſche Grentz-Veſtung auf einer Jn - ſul im Strom Tigris gelegen /) in einer Türcki - ſchen Moſchea oder Tempel / wird auch ein ſol -ches401Von der Natur. ches Stück aufbehalten. Auf den Berg aber ſolle jetztmalen man nicht mehr gelangen können / weilen wie der Augenſchein giebt / nicht allein auf etlich Meilen herum lauter hohe Felſen und tieffe Thäler ſich befinden: Sondern auch aus dieſer Verhinderung / weilen durch Erdbeben diß Ge - bürg hin und wider zerſpalten / und von einan - der iſt geriſſen worden. Nun dieſes wenige jetzt-gemeldte / hat bißhero von dieſem höchſtbe - rümteſten Gebürge man alſo glauben müſſen. Ein Holländer aber / Namens Jan Jans Straus / der im Jahr 1670. im Julio, bey er - eigneter Bebegenheit einen Einſidel auf dieſem Berge zu curiren / ſolchen guten theils beſtiegen / zeuget hier von ein anders / und meldet / daß die - ſes zwar über hohe Gebürge / welches wie der Augenſchein gebe / alle andere Berge / auch den ſelbſtigen Caucaſum an der Höhe weit übertreffe / gar wol zu beſteigen / geſtalten er durch fünff Tag-ꝛeiſen biß an des gedachten Einſidleꝛs Zellen reitend / gelanget iſt. Unter Wegs / allzeit auf fünff Meilen fande er einen Baurn mit einem Eſel / der die Speiſe und Brand-Holtz truge / weil es des Nachts ſo bitter kalt war / daß zu hal - ber Nacht ſchon alſo dückes Eiß gefroren / daß Mann und Pferd darüber kommen konten. Er kam mit ſeinen Gefehrten durch dreyerley Wol - cken: Die Unterſte / waren neblicht / dück / und dunckel; die Andern beſſer hinauf ſehr kalt / und mit Schnee überzogen / ob es gleich unten amC cGebürg402Das andere Buch. Gebürg ſehr warm war / daß auch die Weintrau - ben begunten reiff zu werden. Die oberſten Wolcken waren noch kälter / daß ſie allzeit be - ſorgten gar zu erſtarren. Vier Tage brachten ſie zu / bevor ſie die Kälte überſteigen / und an des Einſidels Wohnung / ſo gleich einem kleinen Häuslein aus einem Felſen gehauen war / errei - chen konten. Allhier war es ſehr ſchön Wetter / als jemand ſolte wünſchen können / nicht heiß noch kalt / ſondern eine ſtets-währende mittelmäſ - ſige Wärme. Der Einſidel berichtete / daß / ob wolen er bereits fünff und zwantzig Jahr diß Orts ſich aufhielte / doch niemal Regen / und auch nicht ſo viel Winds verſpüret / der eine Fe - der hätte bewegen mögen. Beſſer aufwerts / gegen die Spitze des Bergs ſey es noch ſtiller / und niemals einige Veränderung der Lufft em - pfunden worden. Bey genommenen Abſchied von dem Einſidel / der ein Italianer und aus der Stadt Rom bürtig / (allwo ſein Vatter ein ſehr reicher Mann /) Namens Dominicus Alexan - der, verehrete dieſer dem Autori ein Creutz vom Holtz von der Arca No æ / (in welcher / beſag die - ſes Einſidels dem Jan Jans Strauſſen in La - teiniſcher Sprache ertheileten Teſtimonii, er Dominicus Alexander ſelbſt perſönlich geweſen / und das Holtz / von welchem das Creutz gemacht worden / mit eigenen Händen von einer Kammer abgeſchnitten /) nebens einem Stein / welchen gleicher geſtalt er mit ſeinen Händen unter derArca /403Von der Natur. Arca / allwo ſie noch ruhet / abgebrochen. Von der Ebene biß an die Zellen oder Einſidels Woh - nung / ſollen bey fünff und dreyſſig Welſcher oder ſieben Teutſcher Meilen / Berg auf ſeyn / woraus leichtlich die mächtige Höhe dieſes Bergs zu ur - theilen ſtehet.

8. Nicht weniger gehöret auch das / vor allen Bergen der Welt beruffene Gebürge Si - nai / in dem ſteinigten Arabien / zwo kleine Tag - reiſenvon dem Rothen-Meer / mit in die Zahl hoher und berühmter Berge. Und ob ſchon dieſes Gebürge wegen vieler aus Andacht zu demſelben / dahin angeſtelter Reiſen und Wall - farten / all ſchon in verſcheidenen Reiſe-Büchern beſchrieben; ſo iſt jedoch erachtet worden / nicht undienlich zu ſeyn / einen kurtzen Begriff deſſen / was Petrus de Valle ein edler Römer / der dieſes Gebürg mitten im Winter beſtiegen / und beſich - tiget / in ſeiner Reiſe-Beſchreibung / ſo nicht für jederman zu Kauff / hiervon gedencket / mit bey zu - fügen. Hiervon nun ſchreibet gedachter de Valle: An S. Steffans-Tag / im Jahr 1616. Entſchlos ich mich / die Berge Horeb / und Si - nai / die zwar unten am Fuß vereinbaret; oben aber in zwo hohe Spitzen ſich abtheilet / zu beſich - tigen. Der niedere Gipffel wird von den meh - rern Horeb: und der höhere Sinai / von theils auch St. Catharina / wegen auf deſſen höchſten Spitzen erbauten gar kleinen Capellein alſo ge - nandt. Jm Antritt des Bergs Horeb gegenC c ijWe -404Das andere Buch. Weſten / ward ich verwundert / zu hören / daß ein gantzer Tag erfordert werde / dieſen Berg zu be - ſteigen / und wieder herunter zu kommen / da doch dem Anſehen nach / ich ſolchen nicht viel höher ſchätzete / als den Berg S. Maria di Soccorſo, in der Jnſul Capri, bey Neapolis; befande mich aber ſehr betrogen / dann der mir im Geſicht ſte - hende Berge nur ein Vor-Gebürg war / geſtalten ich im hinauf ſteigen befande / daß ſolcher Berge fünff oder ſechs ob einander lagen / die unten im Thal nicht können geſehen werden. Die Vor - ſtellung und Gemählde welche von dieſem Ge - bürg in den Reiß-Beſchreibungen man ſiehet / die haben unerfahrne Tropffen alſo entworffen. Der eintzige Berg Horeb kan auf einmal nicht überſehen; zugeſchweigen / daß auch der Berg Sinai / zu ſampt dem Kloſter St. Catharina / und die umher gelegenen Gegend / ſolte können geſchauet werden. Als ich nun bereits ziemlich auf die Höhe kommen / fande ich einen lebendigen Quell-Brunnen / von gar guten Waſſer; und beſſer hinauf eine Capelle / der H. Junfrau Ma - ria geweyhet. Hier / um den dritten Theil der Höhe / fande ich Schnee / jedoch nicht ſonders tieff; und begunte der Fußpfad zwiſchen hohen Felſen / gleichſam zweyen gegen einander ſtehen - den Wänden / die gar füglich durch eine Thür zuſperren / aufwarts zulauffen / da eine kleine Ebne / und auf ſolcher / vier kleiner Capellen / zubey -

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405Von der Natur. beyden Seiten des Wegs / zu Geſicht kamen. Von hier hat man noch eine ziemliche Zeit über - ſich zu ſteigen / biß man die Ober-Höhe erlanget / allwo Moſes das Geſätz empfieng; auf welcher Stelle anjetzo ein kleines Kirchlein / welches die Griechen Agia Corfi, die Himmels-Leiter nen - nen / neben einer gleich daran ſtehenden Tür - ckiſchen Moſchkea / erbauet iſt. Unter dieſem Kirchlein / zeiget ſich ein merckwürdiger Stein / welcher nach der natürlichen Geſtalt eines Men - ſchens ausgehölet. Hierein ſoll Moſes ſich ver - borgen haben / als die Herꝛlichkeit GOttes bey ihme vorüber gangen / nach den Worten Exod. 33. Ponam te, in foramine petræ, &c. Die - ſem nach / ſtiegen wir wider abwerts biß zu der Capellen St. Eli æ / allda ſelbſt nahmen wir einen andern Weg gen Thal / der uns an das Cloſter der viertzig Märterer leitete / welches in einem gar tieff - und engen Grund zwiſchen den Bergen Sinai und Horeb lieget: Allda benachteten wir.

Des andern Tages / fanden wir bey anbre - chenden Moꝛgen / daß das gantze Gebüꝛg und Ge - gend umher mit Schnee bedeckt lage / dahero die Griechiſche München / dieſe Tag-farth abzulei - nen ſuchten / weilen auch bey guten Wetter / der Weg auf dieſen gähen felſigten Berg nicht ohne Gefahr iſt / jedoch alles deſſen ungeacht / nach deme ein eintziger unter dieſen München annoch ſich erbote / in ſolch meinem Vorhaben mir Ge -C c iijſell -406Das andere Buch. ſellſchafft zu leiſten / ſetzte ich daſſelbe fort. Jn den erſten Vor-Bergen und Höhinnen / fanden wir noch gar wenig Schnee / je höher wir aber kamen / je tieffer verfielen wir uns in denſelben; hatten benebenſt die Beſchwerung / daß der Wind uns ſolchen ſtets ins Geſicht wähete: Sonder - lich / als wir gegen die höchſte Spitze des Bergs anſtiegen / war es nicht ohne Gefahr / ſintemal / wegen den gehen Felſen wir öffters uns eines Strickes bedienen / und einer den andern nach ſich ziehen muſten. Das aller beſchwerlichſte war / daß der Erd-boden untenher allenthalben mit Eis bedecket / und überſchneiet war / und man alſo nicht veſt hafften konte / dahero mehrmalen geſchahe / daß wann einer geglitſchet / oder ſich verfallen / die anderen ihme wieder aus dem Schnee heraus ziehen müſſen. Nach überſte - hen aller ſolcher Gefahr und Schwerigkeiten / kamen wir endlich um den Mittag auf des Bergs oberſten Gipffel / verrichteten unſere Andacht in dem hier erbauten kleinen Capellein / allwo der Leichnam / der H. Catharin æ / welchen die Engel von Alexandria nach überſtandener Marter hieher getragen / eine Zeit lang gelegen / und auch von dieſer heiligen Geſellſchafft iſt bewachet wor - den.

Die Anzeig / wo ihr Leichnam gelegen / ſie - het man in dem Felſen eingedruckt / welcher jedoch ſo Eiſen veſt iſt / daß auch mit einem bey der Hand gehabten ſchweren Hammer ich keinStück -407Von der Natur. Stücklein abſchlagen können. Nach verrichteter Andacht / und als wir uns auf ſo mächtiger Höhe / dann dieſer Berg weit höher als der Ber - ge Horeb iſt / nach Genügen umgeſehen / ſtiegen wir wieder abwerts / wiewol in weit gröſſerer Gefahr / und Beſchwerlichkeit / weder wir im Aufſteigen empfunden / doch endlich als nun - mehro die Nacht antrange / erreichten wir mit Glück vorgenandtes Kloſter / zu den viertzig Märterern / allwo wir benachteten: Des an - dern Tags aber / zum Kloſter St. Catharin æ widerkehreten.

Zwiſchen Wegs / ward uns gezeiget / ein lediger Felſen / aus deme Moſes / den Kindern Jſrael Waſſer verſchafft haben ſolle; Deßglei - chen die Grube / in welcher durch Aaron das guldene Kalb gegoſſen worden. Jm Kloſter aber / unten am Berge / ward mir ein groſſer Stein / ein wenig von der Erden erhaben / gezei - get / der alſo rauher / mit alten unkändtlichen Ca - racteren / oder Buchſtaben / bemercket war. Die München gaben vor / der Prophet Jeremias habe hierunter die Arche des Bundes / den Ta - bernackel / und andere heilige Sachen verſtecket. Diß kam mir etwas zweiffelig vor / weil die Schrifft hiervon anders / und daß ſolches an den Grentzen der Moabiter gegen Jericho über ge - ſchehen ſey / zeuget; dahero ich ſolch Vorgeben damalen auf ſeinem Wehrt beruhen laſſen / und Urſach war / daß ich ſolche Schrifft nicht abco -C c iiijpirte.408Das andere Buch. pirte. Jch hab aber zeithero bey dem Epipha - nio, einem alten wolbe glaubten Scribenten / faſt eben dergleichen Jnnhalt gefunden; reuete mich demnach nicht wenig / daß von ſolcher Schrifft ich keine Copey genommen habe; um ſo mehr / daß auch noch mehr andere dergleichen uhr alte in Stein gegr abene Caracteres, ſo hier als dar / in der Wüſten an getroffen / eben auch ſolcher Ge - ſtalt negligiret habe. Biß hieher gedachter de Valle.

Gewiß iſt es / daß in den Zeiten als die Kin - der Jſrael nach Göttlichem Befehl / viertzig Jahre dieſer Gegend in der Wüſten verharren müſſen / Moſes und Aaron / oder aus deren Ge - heis / jemand aus den Aeltiſten im Volck / die je - nige Ort / da vor andern die Wunder GOttes ſich eröffnet / durch dieſe in die wilden / eiſen-harte Felſen-Steine eingegrabene Schrifften / denen Nachkommen zu ewigen Andencken hinterlaſſen. Ob nun wol ſehr viele Reiſe-Beſchreibungen derer ſo dieſe Gegend beſuchet / ſind in Druck kommen: So erhellet jedoch aus dero gröſſeren Theil / daß ſolcher / und noch mehr anderer merck - würdigen Antiquitäten / ſie ohne Zweiffel wenig geachtet / und dahero mit Stillſchweigen über - gangen haben. Dem Curioſen Leſer zugefal - len / iſt aus des Kircheri Oedipo Ægyptiaco ein und andere Figur dergleichen Schrifften hier beygefüget worden; ob hierdurch ein - ſo ande - rer welcher hinkünfftig dieſer Orten gelangenmöch -

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409Von der Natur. möchte / zu mehrer Aufachtſamkeit / und Nach - forſchung / möchte erwecket werden.

9. Jn Japan, in der Landſchafft Ocaca, hat es etliche über aus hohe Felſen / deren Gipffel über 200. Klaffter hoch / ſchnur grad über ſich ſteigen. Auf dem höchſten unter dieſen / welcher oben um etwas überhängt / und nicht ohne Ent - ſetzen anzuſchauen; ſiehet man durch ſeltzame Kunſt ein daſelbſt aufgerichtes / und wol beveſtig - tes eiſernes Schafft / oder beſſer zuvergleichen / eine Schnell-Wage / mit einem eiſern Balcken / drey in vier Klaffter lang; an deſſen äuſſerſten Ende / ſo über dem Felſen hinaus reichet / hangen zwo ziemlich raumig Wag-Schalen in der freyen Lufft. Auf dieſen Felſen nun / wohnen eine beſondere Art Berg-Leute / oder viel mehr Geiſter unter menſchlicher Form und Geſtalt / Goquis genandt. Zu ihnen iſt das gantze Jahr hindurch / auch aus weit-entlegenen Orten eine groſſe Wallfarth / weilẽ dieſe Völcker des unzwei - fentlichen Glaubens / daß nach abgelegter Beicht / und vollſtändiger Bekändtnis ihrer Sünde / ſie auch ſo gleich derer aller Erlaß - und Verzeihung zu hoffen. Wann nun ein Pilger diß Orts anlangt / und bey den Goquis ſich angegeben / wird er von ihnen in eine der beyden Wag-Scha - len geſetzet / und der Schafft mittels eines Rads wie an den groſſen Schnell-Wagen zuſehen / hinaus-werts geſchraufft / alſo daß er in der freyen Lufft hencket. Alsdann ruffen dieſeC c vGoquis410Das andere Buch. Goquis ihme zu / er ſolle alle ſeine Sünden die in Gedancken / Worten / und Wercken er jemals begangen / öffentlich mit heller Stimm / vor je - dermänniglich beichten und bekennen. So offt er nun eine Sünde erzehlet / ſo offt ſteiget die leere Schale an der Wag um etwas hernieder; die jenige aber / darinnen er ſitzet / da entgegen empor. Dieſes wäret ſo lange / biß beede Wag - Schalen gleich zu ſtehen kommen; ſo dann wird der Schafft mit der Wag zuruck geſchraubet / und der Pilger heraus gelaſſen. Die jenige aber / die theils ihrer Sünden zu verſchweigen gedencken / und auf Ermahnen der Goquis, ſie nicht bekennen wollen; die werden aus der Wag - Schale hinab / in die abſcheuliche Tieffe geſtür - tzet / allwo ſie ſich zermalmen: Diß aber ge - ſchicht gar ſelten. Dieſer Beicht-Platz wird von den Japanern Sangenotocora genandt. A - mericæ XVIII. Theil.

10. Jn China, bey der Stadt Kinhoa, liegt das Gebürg Kinning. Deſſen Höhe ſchätzet man auf neun Tag-reiſen / doch deſſen ungeacht / liegt auf deſſen allerhöchſten Gipffel ein Königlicher Pallaſt. Abentheur der Na - tür - und Künſtlichen Sachen in China und Eu - ropa.

11. Jn jetzt-gedachtem Königreich / bey der Stadt Taigan, iſt der Berg Xymus. Deſ - ſen Höhe berechnet man auf drey Meilen. Mankan411Von der Natur. kan auf ihme die Sonne erblicken / bey dem erſten Hahnen-Schrey. Idem.

12. Alſo auch / wird das Gebürge Pin, bey vier Meilen hoch erachtet. Idem.

13. Deßgleichen / die Berge Tientai, und Suming bey der Stadt Xaochin, ſollen in ihrer Höhe / auf fünff Meilen ſteigen. Idem.

14. Gleicher Höhe iſt das Gebürge Xin, welches mit dreyen Spitzen die Wolcken durch - dringet; auf jeder derſelben / liegt ein prächtiger Pallaſt. Idem.

15. Endlich / iſt auch unter die allerbe - rühmtiſten und höchſten Gebürge nicht allein in Aſien / ſondern auch in der gantzen Welt das Ge - bürg Libanon billig mitzuzehlen / und deſſen nicht zuvergeſſen. Jetzt-genandtes Gebürg aber ligt in Syrien / unter einem bereits zimlich warmen Climate, nemlich dem drey und vier und dreiſſigſten grad. Jn ſeinem Umfang mag es bey nahe ein hundert Frantzöſiſcher Meilen begreiffen. Es wird anjetzo bewohnet von zweyen Nationen den Druſcis, und Maroniten / beede dem Chriſtenthum annoch zugethan; dieſe ſind der Reſt / und das überbliebene Theil der jenigen Europ æiſchen Chriſten-Völcker / die in Zeiten des Gottfried Bullions das heilige Land ero - bert: Nachmals aber wieder daraus ſind ver - trieben worden. Antreffend ſeine Höhe / ſo iſt in Europa kein Gebürg ſo dieſem zuvergleichen / geſtalten unter andern daraus erhellet / daß deſ -ſen412Das andere Buch. ſen höchſter Gipffel mit immer-wehrenden Schnee bedeckt bleiben; dahero freylich die Montes Pyrenæi, oder der Berg St. Gotthart / oder andere beruffene Berge / der Höhe wegen hier nicht beykommen. Gegen Aufgang grän - tzet es an Meſopotamien / gegen Niedergang an das Mittel-ländiſche Meer / Mittag-werts an das heilige Land; und nach Mitternacht an Armenien. Mit gutem Fug mag es für das höchſte / gröſte / ſchönſte / fruchtbarſte / anmuthigſte und reichſte; und dann auch als das wildiſt und unerſteiglichſte Gebürg in gantz Palæſtina und angräntzenden Landen geachtet werden. Das gantze Gebürg beſtehet gleichſam aus vier Rei - hen Bergen in ſeinem Umfang / da immer eine Reihe die andere überſteiget. Das Niderſte o - der alſo zu reden das Vor-Gebürg / wird Anti - Libanus genandt / iſt nicht ſonders hoch / aber überaus luſtig und anmuthig / voller ſchöner Gärten / unzählig lieblicher Quell-Brunnen / und Luſt-Wäldlein / von Oliven / Citronen / Po - merantzen / Granaten / Feigen und Aeffel-Bäu - men / darzwiſchen die köſtlichſten Wein-Gelän - de / nebens herꝛlichen Geträid Wachs dem Ge - ſichte zu voller Begnügung ſich zeigen. Auf dieſe Vor-Berge kommt das rechte Gebürg / in ſeinem unterſten Umfang / und beſtehet aus lauter ſteilen / gähen / auf einander liegenden ka - len Felſen / die hier als dar mit keinem andern Gewächſe als ſehr ſtarcken lang-ſtachlichtenDor -413Von der Natur. Dornen bewachſen; Und ſeine Klüfften und Hölen / den Löwen / Beeren / Leoparten und an - dern dergleichen wilden Thieren zum Aufent - halt dienen. Ob nun ſchon dieſer Theil des Gebürgs jetzt gemeldter maſſen noch ſo rauch und unartig anzuſehen / auch nicht ohne Gefahr und durch verdrüßliche Bemühung etlicher Or - ten mag beſtiegen werden: So findet man je - doch oben auf der Höhe eine zimliche Ebene / die gleichergeſtalt voller anmuthiger Frucht-Gär - ten / herꝛliches Geträid-Baues / liebliches grü - nes Wismath / welches alles durch eine Menge Silber-klarer Quell-Bächlein durchwäſſert / und hier als dar durch fein gebaute / und nicht weniger wolbewohnte Dörffer gezieret wird. Hier auf nun folget der dritte Umfang des Ge - bürgs / welcher dann abermal die beede vorige an der Höhe übertrifft / und gleichſam ſie beherꝛ - ſchet / auch ſchon von ferne zeiget / daß es nicht weniger müheſam zu beſteigen ſeyn werde. Die - ſes Gebürg iſt theils gantz kahl / doch etlicher Or - ten mit grünen Kräutern bewachſen / und oben - auf mit Schnee bekleidet. Hier auf dieſer - he hat es die herꝛlichſte Vieh-Wäide / inmaſſen auch diß Orts eine Menge allerley zahmen Vie - hes zufinden / welches wegen des Fleiſches vor - trefflichen Geſchmacks / auch an weit entlege - nen Orten bekandt iſt; inſonderheit wird das Kalb-Fleiſch gerühmet / daß in der gantzen Welt ſeines gleichen am Geſchmack und Delicateſſenir -414Das andere Buch. nirgend zu finden ſey / geſtalten der König Da - vid der Kälber dieſes Gebürgs in ſeinem 28. Pſalm auch hat Meldung thun wollen / da er von den Cedern redet / weiſſaget er / daß GOtt dieſe mächtige Bäume eben ſo leicht als ein jun - ges Kalb dieſes Gebürgs / zerſchmettern könne / Et comminuet eas tanquam vitulum Libani: ſpricht er. Hier nun auf dieſer dritten Höhe des Gebürgs / unten am Fuſſe der höchſten Gi - pffel / die gleichermaſſen aus harten Felſen Schnur-gleich über ſich ſtehen / und unerſteiglich ſind; auch oben immerdar mit ſtetigem Schnee bedeckt bleiben / ſtehen die ſo hoch-berühmte Ce - dern-Bäume / deren anjetzo noch drey und zwan - tzig vorhanden ſind; wiewol theils ſchreiben / daß niemalen ſie eigentlich können gezehlet wer - den. Dieſe Gegend wo die Cedern ſtehen / iſt wegen der mächtigen Höhe auch mitten im Sommer ſehr kalt / winteriſch / einſam und gar beſchwerlich zubeſteigen. Hier ſiehet man we - der Laub noch Gras / noch etwas anders als Schnee; und hier muß man ablaſſen dieſes be - rühmte Gebürg ferner zu perluſtriren / weilen deſſen vierdter Theil / nemlich die allerhöchſten Spitzen der Schnee-Bergen / gemeldter maſ - ſen / gantz unerſteiglich ſind. Jſt alſo das gan - tze Gebürg im Beſteigen der Vor-Berge an - muthig / in der andern Reihe beſchwerlich / auf der dritten Höhe fruchtbar; die allerhöchſten Gipffel der Berge aber / bleiben unbetretten. Fer -415Von der Natur. Ferner / ſo kan inner andert-halb Tag-Reiſen / der jenige ſo Belieben träget / diß Gebürg zu beſich - tigen / die vier Zeiten des Jahrs gar eigentlich unterſcheiden und auch empfinden / dann unten am Fuß der Vor-Berge / iſt ſonderlich im Som - mer eine ſtarcke Hitze: auf der Höhe des rechten Gebürgs grünet alles mit Gras und Blumen / wie in der lieblichſten Frühlings-Zeit / wie dann auch die angenehme Lufft / die man empfindet / dieſer Jahrs-Zeit ſich gleichet: ſteiget man - her an biß auf den dritten Umfang des Obern - Gebürgs; ſo ſiehet man alles ſchon in einem Stand / die Lufft wird rauch / und des Herbſts Früchtigkeiten laſſen allerſeits ſich ſpüren: Kömmt man noch höher gegen das höchſte Schnee-Gebürg biß an den Ort / wo die Ce - dern ſtehen; ſoll jemand gnug zu ſchaffen haben ſich des Froſts zuerwehren / ob es auch ſchon mit - ten im Sommer wäre. Hier ſollen auch mit Stillſchweigen nicht abergangen werden / die vier Waſſer-Flüſſe / die aus dieſem vierfach ob einander ligenden Gebürg entſpringen. De - ren der erſte iſt der Jordan / dieſer nimmt unten an dem Anti-Libano oder den Vor-Bergen aus zweyen Quellen ſeinen Anfang: der ander Fluß quillet höher im Gebürg / und zwar aus dem rechten Libanon, in der Land-Sprache wird er Rochan genandt / das iſt: Gewaltſam / denn er zu gewiſſen Zeiten die Landſchafft Syrien die er durchwäſſert / durch eine ſchnelle Fluthgantz416Das andere Buch. gantz überſchwemmet. Der dritte Fluß ſo noch höher im Gebürg / aus deſſen dritten Umfang entſpringet / Namens Nahal-Roſſena, das iſt / der Haupt-Fluß / hat ſeine Ur-Quelle in dem aller luſtigſten Ort des Gebürgs / dannenhero auch mit guten Fug Eden, das iſt / ein Garten der Wolluſt / oder Paradiß genennet wird; und zwar nicht ohne wichtige Urſache / ſintemal un - terſchiedliche gelehrte Leute behauptet / daß das Paradiß in Eden eben auf dieſem Gebürg Liba - non weiland geweſen ſey / davon inſonderheit unter den neueſten Scribenten Joh. Herbinius, Diſſertat. de admirandis Mundi Catarractis, zuleſen. Aber / wieder zukehren zum Urſprung des Fluſſes Nahal-Roſſena, ſo quillet in gedach - tem allerluſtigſtem Ort Eden, des Ertz-Bi - ſchoffs gewöhnlicher Reſidentz / unter dem groſ - ſen Altar der Haupt-Kirchen dieſer Fluß her - vor / und nimmt fürders ſeinen Ablauff in dem Gebürge. Das allerhöchſte Schnee-Gebürg gibt den vierdten Fluß / Nahar-Cadicha, das iſt / der heilige Fluß genandt / dieſer / wann er durch das abgehende Schnee-Waſſer angetränckt wird / lauffet in dem Gebürge auf anderthalb Tag-Reiſen / und ſtürtzet ſich von der Höhe zu Thal mit einem ſolchen Geräuſch und Unge - ſtümmigkeit / daß man auch die allerhefftigſten Donnerſchläge nicht hören kan. Es wäre von dieſem hochberühmten / in heiliger Schrifft offt -ge -417Von der Natur. gedachten Gebürge ein mehrers zu melden; die vorgeſetzte Kürtze aber verbietet ſolches / bleibt alſo an ſeinen Ort geſtellet; und wird hier / nur noch mit gar wenigen beygefüget / was ein Gott - förchtender hochgelehrter Mann ſeinen vor - trefflichen und tieffſinnigen Schrifften einver - leibt / da er in einem beſondern Tractätlein dieſes und anderer hoher Gebürg in der Welt geden - cket / und folgendes Jnhalts ſich vernehmen läſ - ſet: Mit Verwunderung iſt zu leſen / was der Königliche Prophet David in ſeinem fünfze - hendẽ Pſalm fraget; und durch den Geiſt Gottes antwortet. HErꝛ (ſpricht er) wer wird woh - nen in deiner Hütten? wer wird bleiben auf dei - nem heiligen Berge? hier auf ſtehet die Antwort: Wer ohne Wandel einher gehe / und recht thue / und rede die Warheit von Hertzen. Wer mit ſeiner Zungen nicht verleumbde / und ſeinem Nächſten kein arges thue / und ihn nicht ſchmä - he. Wer die Gottloſen nicht achte; die Gotts - förchtigen aber ehre: Und ſeinem Nächſten ſchwere und es auch halte. Endlich / wer ſein Geld nicht auf Wucher gebe / und nicht Ge - ſchenck nehme über den Unſchuldigen. Wer dieſem gelebe / es erfolge und thue / ein ſolcher werde in der Hütten des HErꝛn wohnen / und auf deſſen heiligen Berge wol bleiben. Hier möchte man nun einwenden / daß dieſe des heili - gen Davids Frage / und durch den Geiſt des HErꝛn darauf geſtellte Antwort / wäre locutioD dtypica418Das andere Buch. typica & figuralis; und dieſes mag auch alſo ſeyn; doch aber hindert es nicht / daß hierdurch nicht auch eine Buchſtäbliche Warheit hätte ſollen können ausgedruckt werden: Cum neceſ - ſe ſit, typum correſpondere rei pertypum ſig - nificatæ. Die heilige Schrifft mehrer Orten zeuget / daß faſt alle vorgeſtellte Wunder Gött - licher Geheimnuſſen / auf hohen Bergen ſind ce - lebriret worden. Alſo liſet man von Abra - ham / daß er Berg an geſtiegen / als er ſeinen eini - gen Sohn Jſaac ſchlachten wollen. Alſo be - fahl GOtt dem Moyſe / daß er auf den Berg Sinai ſteigen ſolte / da er ihm das Geſetz über - reichte. Auf dem Berg Horeb erſchien die Herꝛlichkeit des HErꝛn: Auf dem Berg Ta - bor erfolgte Chriſti Erklärung; und auf dem Oel-Berg fuhr Chriſtus gen Himmel. Hohe Gebürge / ſonderlich dieſe / ſo keine Metall - und Mineralien führen / genieſſen natürlich einen ſehr reinen trockenen Lufft. Alle Schätze und Reichthum dieſer Welt werden aus den Bergen herfürgegraben; wie dann auch alle Flüſſe und Waſſer-Bäche daraus entſpringen / und nach - mal das Land durchwäſſern. So ſind in ge - mein die Jnnwohner der Gebürge eines viel ſtärckern Leibs / geſund - und längern Lebens / weder dieſe / welche die allerfruchtbar - und an - muthigſten Thal-Glände bewohnen / welches niergend anderswo von herkommt / als daß ſie eines viel ſubtiler - von allen Dämpffen wolge -reinig -419Von der Natur. reinigtern Luffts genieſſen. Auſſer Zweiffel / hat der Höchſte nicht umſonſt / der gleichen mäch - tig-groſſ - und hohe / öffters aber aus lauter Stein - rotzen beſtehende / über die Wolcken und alles Unwetter biß in die lieblich ſtille Lufft ſich erhe - bende: übrigens aber leere / weder mit Metall - noch Mineralien / oder einigen Quell-Brunnen begabte / unfruchtbare / dürre Gebürge erſchaf - fen / dahero leicht zu ermeſſen / daß hierunter ein hohes Geheimniß verborgen lige. Dieſer HErꝛ / der die Ur-Quelle / ja der Fürſt des Le - bens iſt / verſpricht zwar langes Leben / aber nur denen die in ſeinen Gebotten wandeln. Dieſen allein iſt vergönnet / den heiligen Berg Gottes anzuſteigen / und darob einer unveränderlichen Ruhe zugenieſſen. Jn dem erſten Buch der - nige am 19. Cap. lieſet man von Elia / als die - ſer aus einer Hölen am Berge Horeb heraus - tratt auf den Berg / da GOtt der HErꝛ für - über gieng / ſiehe / da kam ein ſtarcker Wind / der die Felſen zerreiß / der gieng vor dem HErꝛn her; der HErꝛ aber war nicht im Wind. Nach die - ſem folgte ein Erdbeben / aber der HErꝛ war nicht im Erdbeben. Nach dem Erdbeben kam ein Feuer / aber der HErꝛ war nicht im Feuer; Endlich / nach dem Feuer kam ein ſtilles ſanfftes Sauſſen / da verhüllete Elias ſein Angeſicht mit ſeinem Mandel / ꝛc. Alſo auf dieſen über alle incidentias & inclementias inferiorum erhöh - ten Gebürgen / die ſonſten den Menſchen nichtsD d ijnutzen /420Das andere Buch. nutzen / empfindet man auch eine gar ſanffte / lieb - lich angenehme Lufft / die gleichſam verſichert / Deum ibidem eſſe peculiari modo, ibidem ſuum habere domicilium, & ibidem dare bene - dictionem ſuam. Nicht aber iſt zugedencken / daß dieſe ſeelige Glückſeeligkeit innerhalb we - nig Stunden erfolgen werde / gar nicht. Moy - ſes blieb auf dem Berg Sinai viertzig Tag und Nächte für dem HErꝛn / anzudeuten / daß dieſe denen an Verlängerung ihres Lebens gelegen / auch Mittel und Gelegenheit hierzu haben / wann jährlich ſie zu gewiſſen Jahrs-Zeiten / nach eines jeden Climatis Beſchaffenheit / un - ter welchem dergleichen ſehr hohe Gebürge lie - gen / auch ſo lange auf demſelben bey mäſſig zur ſtell und in Vorrath verſchafftem Unterhalt verharreten / auſſer Zweiffel was es um die Glückſeeligkeit eines langen Lebens für eine Be - wandniß habe / empfinden würden; inſonder - heit / wann in ſolcher Zeit ſie täglich ſich der je - nigen Artzeney gebraucheten / die aus dem Baum des Lebens zubereitet werden kan. Von wel - chem Baum hernach an ſeinem Ort auch Mel - dung geſchehen ſolle.

16. Auf der berühmten Jnſel Ceylon, wird der höchſte Berg von den Portugeſen genandt Pico d Adam, das iſt / der Adams Berg. Auf demſelben ſiehet man zween Fußſtapffen in Stein eingedruckt / als ob mit beſonderer Kunſt und Fleiß ſie wären eingehauen worden. Zudie -421Von der Natur. dieſen Fußſtapffen kommen die umher liegende Völcker etlich hundert Meilen ferne / wallfahr - ten / wiewol theils jetzt-gedachte Fußſtapffen nicht für des Adams / ſondern für Tritte eines andern heiligen Mannes / der anfänglich ſie im Gottes-Dienſt unterwieſen / verehren. Be - vor aber die Pilger an dieſen Berg gelangen: Müſſen ſie bey 18. Meilen in moraſtig / ſtinck en - ckenden Pfülen / unterweilen faſt biß an den Gür - tel durchwaden; nachmals aber den ſehr gähen über ſich ſteigenden Berge aufklimmen. Un - ten am Berge iſt ein lebendig Waſſer / in welchem bey ihrer Dahinkunfft ſie ſich waſchen. Jn dieſem Waſſer wird zu Zeiten den armen Pil - gern von dem König vergönnet / daß ſie etliche köſtliche Steine / derer in gedachtem Waſſer viel zu finden / ſuchen dörffen / damit ſie für ſein des Königs Wolfahrt bitten ſollen.

17. Weiland ſtunde auf dieſem Berge ein Pagode oder Götzen-Tempel / neben noch andern Gebäuen wie ein Kloſter. Jn ſolcher Pagode, ward ein mercklich groſſer Affen-Zahn / in Gold gefaſt / und mit köſtlichen Steinen be - ſetzt / verwahrlich aufbehalten / und von allen um - liegenden Heyden andächtig verehret und beſu - chet. Als nun im Jahr 1554. die Portugeſen dieſe Jnſul Ceylon feindlich bekrieget / hat dero unerſättliche Begierde ſie getrieben / daß ſie biß an dieſen Berge durchgetrungen / und nachD d iijSchleif -422Das andere Buch. Schleiffung der Pagode diß Käſtlein mit dem Affen-Zahn gefunden / welches ſie mit ſich nach Goa genommen. Da nun die Könige von Be - gu, Bengala, Biſnagar und Ceylon, dieſe be - trübte Zeitung vernommen / lieſſen ſie durch ih - re Abgeordnete den Portugeſiſchen Unter-Kö - nig zu Goa erſuchen / ihnen gegen baare Bezah - lung 700. tauſend Ducaten Löſe-Geld / das ge - raubte Heiligthum verabfolgen zulaſſen. Wur - de aber durch den Ertz-Biſchoff geweigert / der Affen-Zahn zu Pulver verbrandt / und nach - mals ins Meer geworffen. Wiewol dieſes um - ſonſt geweſen. Dann bald hernach durch einen Betrüger ein anderer Affen-Zahn vor den Tag gebracht / an voriges Ort verwahret / und eben ſo andächtig als der erſte iſt verehret worden. Lintſchotten / und andere Oſt-Jndiſche Reiſen. Jtem Montanus.

In Africa.

18. Jm Königreich Angola, liget ein überaus hoher biß an die Wolcken reichender lauterer Stein-Fels Mapongo genandt / der hält in ſeinem Umgriff bey ſieben Meilen. Jn ſeinem inneren Theil hat es verſcheidene Ebe - nen / fruchtbare Auen / darauf gute Früchte wach - ſen / davon eine groſſe Anzahl Menſchen ihren Unterhalt haben können: So iſt an friſchen Quell-Waſſer diß Orts auch kein Mangel /Jn423Von der Natur. Jn dieſem Felſen / der am Fluß Lucale ligt / und nur einen Zugang / hat der König in Angola nach viel erſtandenen Kriegen und Gefahr / end - lich ſeine Königliche Reſidentz / als einen / vor allem feindlichen Beginnen allerſicherſten Ort / geleget / und auch bißhero in Ruhe verblieben. Olf. Dappers Africa.

19. Unter denen verſchiedenen König - reichen / ſo der Käyſer in Æthiopia, oder übel - genandte Prieſter Johannes unter ſeiner Be - herꝛſchung / wird Amhara für eines der Vor - nehmſten gezehlet. Jn dieſem Reich iſt ein auf etlich Tag-Reiſen im Umkreis ſich erſtreckendes ſehr hohes Gebürg / von allen andern umher gelegenen Bergen abgeſondert / auch mehrer Orten vom Fus biß an die oberſte Höhe gleich einer Mauren abgehauen; und iſt nur ein ein - tziger ſehr enger wolbefeſtigter Paß und Weg dahin zugelangen. Auf dieſem Gebürg haben ſeit undencklichen Jahren die regierende Käyſer in Æthiopia oder Abeſſinia, ihre Männliche Er - ben / und nächſte Anverwandte / ſo einigen Zu - ſpruch zur Kron hatten / in genauer Bewahrung enthalten; von denen iſt nach entledigter Stel - le einer / ſo am tüchtigſten erachtet ward / zum Succeſſor herausgenommen und gekrönet wor - den. Niemand bey Verluſt Leibs und Lebens / hat dieſem Gebürg / ſonderlich wo der Weg / und Paß auf daſſelbige zu kommen / zu genau tretten mögen / davon bey Franciſco AlvareſioD d iiijum -424Das andere Buch. umſtändig zu leſen. Ein Florentiner / Namens Giacomo Baratti, welcher im Jahr 1655. mit einem Patriarchen aus Gran Cairo in Aegypten in Abeſſinia an des Käyſers Hof-Lager ange - langt / ſchreibet unter andern auch von der Be - ſchaffenheit dieſes Gebürgs folgenden Jnn - halts: Es iſt das Königreich Amhara in ſeinem Gezirck voller Berge und Thal; hat auch viel Holtz-Wachs und Wälder; der Grund iſt ü - beraus fruchtbar / und das Volck ſehr beſchei - den; die Geiſtliche andächtig / und der Adel ta - pffer. Unten am Gebürg ſind viel kleine Dörf - fer: Jn Mitte aber deſſelben ſtehet ein ſtarckes Caſtell / welches einer Stadt gleichet / dann der äuſſerſte Wall hält bey zwo Meilen in ſich. Hier werden die Königliche Kinder / neben des Käyſers / als Geiſel ihrer Treu / verwahret / auch in allen anſtändigen Ubungen erzogen; und iſt keine andere Unbequemlichkeit allda / dann daß ſie rings umher nichts als Berge ſehen. Der Biſchoff von Amhara führete ihn in das Caſtell / des Käyſers Kinder waren dazumal noch ſehr jung / und der ältiſte Printz etwa bey vier Jahren. Die luſtigen Gärten und Spatzier - Gänge waren mit mancherley anmuthigen Brunnen und Bächlein durchwäſſert / und oben mit unbekandten grünen Laube überzogen. Die Jugend hat zwar die Freyheit auſſer des Walls mit Jagen und andern Ubungen ſich zu - ergötzen; dörffen aber ſo lange ihre Eltern le -ben425Von der Natur. ben über das Gebürg nicht kommen / geſtalten an deſſen Ausgang eine ſtarcke Wacht verleget iſt / welche ohne ſondere Erlaubniß niemand we - der ein-noch hinaus läſſet. Dieſer Paß iſt eng und hoch / von der Hand durchgehauen / alſo daß wenige ihne vor allem Angrieff ſchützen können. Aſiat. und African. Begebenheiten.

20. Gar von ferne auf dem Meer zeiget ſich der in der Jnſul Candia gelegene hohe Berg Ida, welcher alſo hoch in der Lufft ſich erhebet / daß man zween Tage zubringen muß / bevor man deſſen Gipffel erſteigen kan. Oben auf deſſen Fläche / iſt er mit mancherley lieblichen Blum - werck von Tulipen / Roſen / Weiſſen-Peonien / und andern dergleichen Gattungen bewachſen. Das Geſichte erſtrecket ſich über den gantzen Arcipelagum, biß an die Jnſul Chio, die 60. Teutſcher Meilen abgelegen iſt. Sommers Orient. Reiſe.

21. Unter die Zahl der Canariſchen Ey - landen gehöret auch die Jnſul Teneriffa. Die - ſe hat einen Berg / El Pico di Terrairo, in ge - mein aber / der Pic von Canarien genandt. Man zehlet ihn unter die höchſte Berge in der Welt / und wird auf dem Meer auf 60. Meilen erbli - cket. Er gehört in die Zahl der brennenden Berge; und kan wegen Schnee und Kälte nicht beſtiegen werden / auſſer in denen Monaten Ju - lii / und Auguſti. Jn verlittenen Jahren ward er durch einige Engelländer beſichtiget / die hier -D d vvon426Das andere Buch. von folgende Relation an Tag kommen laſſen: Sie reiſeten aus Oratava, einem See-Hafen auf dieſer Jnſul an deren Nord-Seite zwo Meilen vom Meer gelegen / um Mitternacht aus / kamen des Morgens 8. Uhr auf die Höhe des erſten Bergs / nahe am Pic gelegen / ruheten allda unter einen Kiefern-Baum biß um zwey Uhr Nach - Mittag. Verfolgten nachmals ihre Reiſe über unterſchiedliche kahle Berge; hatten ſan - digten Weg / erlitten groſſe Hitze / und gelangten Abends 6. Uhr unten an den Pic: und begunten ſo gleich denſelben zu beſteigen. Als ſie bey einer Meile aufwerts gelangten / muſten ſie die Pferde verlaſſen; ihr mit genommener Wein ward im Fäßlein alſo kalt / daß ſie ihn nicht trincken kon - ten; die Lufft aber / war temperirt. Nach Un - tergang der Sonnen entſtunde eine ſtarcke Lufft / und empfunden groſſe Kälte / ſo daß ſie gezwun - gen worden / hinter die Felſen zu kriechen / und die gantze Nacht Feuer zu halten. Um 4. Uhr des Morgens waren ſie auf; fanden / nach dem ſie abermal bey einer Meile höher kommen / die Felſen ſchwartz als verbrandt / und erreichten den Gipffel / oder ſo genandten Zucker-Hut: fanden allhier wiederum weiſſen Sand. Als - dann begunten ſie noch eine Meile anzuſteigen / und kamen alſo auf die Spitze des Bergs Pico. Hier empfanden ſie keinen ſolchen Rauch wie drunter / ſondern eine ſtete Aufſteigung eines Schwefel-Dampffes / der ihnen das Angeſichthart427Von der Natur. hart und rauh machte. Der Wind war da oben ſo ſtarck / daß ſie kaum aufrecht ſtehen kon - ten. Hier hielten ſie ihr Mittag-Mahl / be - merckten / daß die bey ſich gehabte Krafft-Waſ - ſer alle ihre Kräffte verloren und faſt ohne Ge - ſchmack: Der Wein aber geiſt-reicher und ſchweflichter worden war. Der Rand des Keſ - ſels oder Caldera, daraus die Feuer-Flammen / Rauch / und Dämpffe pflegen aufzuſteigen / war eines Mußqueten-Schuſſes weit / und bey hun - dert Elen tieff / in Form eines Kegels zugeſpitzt / überall bedeckt mit kleinen Steinen / darzwiſchen Sand und Schwefel iſt / dadurch der Dampff und Rauch ausdringet; auf den Steinen lag eine Art Schwefel wie Saltz aufgeſtreyet. Von dieſer Höhe ſahen ſie die Jnſul Gros-Ca - narien ſo 14. und Pallma ſo 18. Meilen davon gelegen; die Weite ſcheinete nicht breiter / als der Fluß Tems der bey Londen in Engelland iſt. So bald die Sonne aufgieng / bedeckte des Bergs Schatten nicht allein die gantze Jnſul / ſondern auch Gros-Canarien / zuſampt dem Meer biß an den Horizont, da der Gipffel des Bergs augen - ſcheinlich ſchiene aufwerts zu kehren / und den Schatten mit höchſter ihrer Verwunderung in die Lufft zu werffen. Die Sonne war noch nicht hoch geſtiegen / als die Wolcken ſchon an - ſiengen dergeſtalt ſich zu ſchwingen / daß ihnen das Anſchauen der See und Jnſul benommenward428Das andere Buch. ward. Nur allein die Spitzen der Berge blick - ten durch die Wolcken. Ob aber die Wolcken allzeit auf dem Berge / ſich alſo pflegen zu erhe - ben / konten ſie nicht wiſſen. Von denen Land - Leuten werden ſolche Wolcken die Kappe ge - nandt; dieſe ſind ihnen ein unfehlbar Zeichen ei - nes bevorſtehendẽ Sturms. Die Höhe des Bergs Bley-recht her ab / wird auf zwo / und eine halbe Meil geſchätzet. Keine Bäum / noch Stau - den / noch Laub / noch Gras / findet man auf dem Weg / ſondern nur eintzele Kiefern-Bäume / ne - ben einem dornichten Gewächſe im Sand / wel - ches denen Brom-Beer-Stauden ähnlich iſt. Olf. Dappers. Africa.

In America.

22. Jn der Landſchafft Chiapa, ſiehet man das / in dieſem Theil der Welt aller höchſte Gebürg Ecatepec. Man ſchätzet ſeine Höhe auf neun Meilen; und können auf deſſen ober - ſten Gipffel die beede / das Nord - und Sud - Meer geſehen werden. Joh. de Laet.

Das429Von der Natur.

Das III. Capitel. Verwunderliche Begebenhei - ten / durch Einfall und fortgehen etlicher Berge.

In Europa.

1.

JN Burgund / begab es ſich im Jahr 1230. daß ein ſehr hoch - und groſſer Berg von den andern angelegenen Bergen gantz urplötzlich ſich abgeſondert / und fort gerucket; hierdurch auch ein ziemlich groſſes Thal / mit Bedeckung etlich tauſend Menſchen / und allem Viehe daſ - ſelbe ausgefüllet. Als er nun eine kleine Zeit gleichſam geruhet: ruckete er abermal fürters / wordurch hinwiederum über fünff tauſend See - len lebendig begraben worden. Endlich / hat er an andere Berge hinwiederum ſich angehen - cket. Majolus.

2. Jm Jahr 1457. verſanck in Italien am Gard-See unfern Salodio ein Berg in ge - melden See / als er zu vorhero mit erſchröckli - chem Gethön von einander geborſten iſt. I - dem.

3. Jn Zeiten der Römer / als Lucius Martius, und Sextus Julius Burger-Meiſter waren / bewegten ſich in Italien im Gezirck der Stadt Mutina, zween Berge zugleich gegenein -ander430Das andere Buchander mit entſetzlichem Gethön und Krachen / wichen auch wider zuruck. Zwiſchen ihnen ſahe man über Tages einen ſtarcken Dampff / und Flamme aufgehen. Viele im Mittel gelegene Land-Güter wurden dadurch ſammt denen Menſchen / und dem Viehe begraben / und zuge - decket. Idem.

4. Jn Engelland begab es ſich / daß in der Gravſchafft Heerfarth unfern des Dörffleins Kanneſten / das Erd-reich wiche / und ein Berg mit denen daran gelegenen rauhen Felſen ſich er - hube / mit ſammt denen darauf geſtandenen Bäumen / Schaaf-Ställen / und Herde Schaa - fen mit ſich fortgeführet; und nach deme er von Samſtag Abends biß Montag Mittags gleich - ſam herum gewandert / iſt er endlich Stillgeſtan - den. Zeilerus.

5. Dergleichen Zufall begab ſich auch daſelbſt Jm Jahr 1583. in Dorſetshire / daß ein Berg der obenauf bey drey Jauchert Feldes im Begriff hatte / ſich erhoben / und ſammt darauf geſtandenen Bäum - und Büſchen / über einen andern Berg hinüber geſtürtzet / hinter ſich aber eine groſſe Klufft und Höle gelaſſen hat. Zei - lerus.

6. Das hinnach gefolgte 1584. Jahr / geſchahe es / daß in der Schweitz / in der Gegend Jvorne, und Corbiere, Berner Gebieths / ein Berg / den 4. Martii, bey drey Stunden Wegs davon gelegen / durch ein Erdbeben gantz ſchnellaus431Von der Natur. aus dem Grund gehoben; auch ſo fort durch ein ſtarcken Wind / mit erſchröcklichem Krachen / und grauſamen Gethön / fortgetrieben ward. Da dann zugleich die zwiſchen Wegs gelegene Bühel und Wälder mit geführt / und die Erde gleich einer Waſſer-Flut dergeſtalt ſchnell fort gewaltzet / daß ernandte beede Ort zuſammt de - roſelben gantzen fruchtbaren Gegend biß an den Genfer-See urplötzlich überfallen / ſammt allen Jnnwohnern bedecket / und zu einer lautern Ein-Oede und Wüſten iſt gemacht worden. S. G. S. Schatz-Kammer über-nat. und wunderba - rer Geſchicht. Zeilerus.

7. Jm Jahr 1618. den 4. Septembris, begab es ſich / daß ein Berg am vortrefflichen und reichen Flecken Plues denen Grau-büntern zu - ſtändig / zwo Meilen oberhalb Cleve gelegen / durch einen Sud-Wind und mit-lauffenden Erdbeben / gehoben und Abends als eben Tag und Nacht ſich ſcheiden wollen / mit entſetzlichem Prauſen und Krachen über jetzt-genandten Fle - cken Plues geworffen worden / welcher dann auch hierdurch auſſer gar wenigen etwas entfern - ten Gebäuen / gantz und allerdings mit allen le - bendigen Seelen / zu Grunde gangen und bedeckt worden iſt / ſo daß kaum drey oder vier Perſonen ihr Leben retten können. Was nun dieſer Berg - fall denen Grau-büntern und angelegner Nach - barſchafft vorbedeutet / das zeugen die Hiſtorienund432Das andere Buch. und haben ſie es biß ums Jahr 1636. ſattſam empfinden müſſen.

In America.

8. Geſchahe in Peru, in der Provintz Chuquiabo, daß das Erdreich und Grund des Dorffs Angoanga, darinnen / dem Vorgeben nach / lauter Zauberer wohneten / ſich plötzlich begunte zu erheben. Die Erde lieff fort / wie eine eingebrochene Waſſer-Flut / überſchüttete bey zwo Meilen / die im Wege ſtehende Häuſer mit Sand; und füllete einen / in ſelbiger Ge - gend gelegenen groſſen See damit gantz voll. Joh. de Laet.

Das IV. Capitel. Seltſame Geſtalt etlicher Fel - ſen und Berge.

In Europa.

1.

NAhend dem Kloſter Michel-Stein im Ampt Blanckenburg / im Walde / hat es zwo hohe Klippen oder Felſen / welche die Natur alſo gebildet / daß ſie die Geſtalt und Anſehen zweyer Münche gar artig vorſtellen. Zeile - rus.

2. Eine halbe Meile von dieſem Ort / injetzt -433Von der Natur. jetzt-gedachtem Ampt / ſiehet man einen langen Zug hoher Stein-Klippen in einer ſo geraden Ordnung / daß jemand der es nicht weiß / einen Eyd ſchwüre / es wäre nicht natürlich / ſondern von Menſchen Händen nach der geradeſten Lini ein Mauer dahin gezogen. Idem.

3. Jn Meiſſen / gegen über der Chur - Sächſiſchen Veſtung König Stein / jenſeit der Elbe / liegt ein hoher Felß / der ſtellet gantz eigent - lich vor / die Geſtalt einer ſtehenden Jungfrau / welche einen Hand-Korb am Arm trägt / dahero er auch den Namen mag geſchöpffet haben / daß er der Jungfer-Stein genennet wird. Idem.

4. Jn der Jnſul Maltha Oſt-werts / ſie - het man einen hangenden Felſen von einem Ge - bürge / in aller Geſtalt und Form / ob wäre allda ein Münch aufgehenckt worden. Deßwegen auch dieſer Ort den Namen bekommen / al Frate impiccato. Majolus. Kircherus.

5. Jn Norwegen / iſt ein mächtiges Gebürg / der Münch genandt. Deſſen ſehr hoher Gipf - fel vergleichet ſich dem Haupt eines Menſchen; das mittlere Theil am Berg / der abhangenden Münchs-Kappen: Und der Fuß / oder untere Theil / einer Münchs-Kutten. Abentheur Natür - und Künſtl. Sachen in China und Eu - ropa.

6. Jn Engelland in der Landſchafft Cambriæ, giebt es verſcheidene hohe zugeſpitzte / und gar nahe zuſammenſtehende Berge / die inE eſolcher434Das andere Buch. ſolcher Gleichheit hart neben einander aufſtei - gen / daß wann oben auf deren Spitzen ein paar Hirten mit einander ſchwatzen ſolten; Endlich aber ſich verunwilligten: So hätten ſie jedoch vom Morgen biß gegen Abend zu thun / ehe ſie herunter auf die Ebene / und zuſammen kommen könten. Idem.

7. Zwiſchen den Jnſulen Tenedo und Chio, im Arcipelago, ſchauet man eine aus dem Meer hervor ragende Stein-Klippe / welche die Geſtalt einer Ziegen oder Geis vollkommlich voꝛ - ſtellet. Dahero ſind die Griechen veranlaſt worden / dieſes Meer Ægeum zu nennen. Kir - cherus.

8. Jn der Jnſul Sicilien / auſſerhalb der Haupt-Stadt Palermo, in dem Gebürg / ſo dieſe Stadt umgiebt / ſind gegen Mittag einige ſehr hohe ſteile Stein-Klippen und Felſen. Jn einer derſelben / kommen dieſe Klippen mit dero herfür - ragenden Geſträuch und den holen Löchern / dem Anſchauer / von ungefehr zu Geſicht / als daß ſie in dero Mitten / einen Kopff mit langen Haaren / und einer Käyſers-Krone gezierter / vorſtellen. Man mus aber hierzu einen gewiſ - ſen Stand erwehlen; auſſer dem / ſiehet man nichts dergleichen. Idem.

9. Die / am Siciliſchen Sund oder Meeres-Enge gelegene vortreffliche Stadt Meſſina, hat einen gar herꝛlichen berühmten Meer-Hafen / wie ein halber Mond geſtaltet. Um435Von der Natur. Um den Strand deſſelben / ſiehet man in einer langen Zeile lauter ſtattlicher aneinander gebau - te Palatia, mit darzwiſchen-ſtehenden Stadt - Thoren. Denen nun / die auf der Straſſen zwiſchen den Palläſten und dem Hafen auf - und ab ſpatzieren / bildet das Vor-Gebürg Scyllam in Calabria, ſo gerad gegen dem in der Jnſul Sici - lien gelegenen Vor-Gebürge Peloro überſtehet / einen Kopff / mit Augen / Naſen / und Bart / der - geſtalt künſtlich vor / daß man meinen ſolte / ob wäre es alſo mit dem Pinſel ſchattieret: Oder mit dem Grabſtichel ausgeholet. Von andern Stellungen / und Orten / wird dergleichen an die - ſem Vor-Gebürge nicht geſehen. Idem.

In Aſia.

10. Jn dem Königreich China, iſt ein Berg Utung genandt / der ſtellet ſich vor / wie ein Menſch der das Haupt neiget. Abentheur Natür - und Künſtl. Sachen in China und Eu - ropa.

11. So hat der Berg Monien in be - ſagtem Königreich bey der Stadt Pinglo, auf ſeinem oberſten Gipffel / zwey von Natur derge - ſtalt künſtlich formirte ſteinerne Augen / daß in denen Aug-äpffeln man beyde humores, wie in einem natürlichen Auge ſehen und unterſcheiden kan. Dieſes hat die Land-Leute verurſachet / daß ſie den Berg / die Spitze der Augen nennen. Idem.

E e ij12. Glei -436Das andere Buch.

12. Gleicher geſtalt ſiehet man auf dem Berge Yoniu bey der Stadt Liojang, ein Bild - nis eines ſehr wol proportionirten Frauen-Bil - des / welches die Natur aus den Felſen-Steinen formiret hat. Idem.

13. Alſo auch auf dem Berg Vankiu, bey Vucheu, ſchauet man ein wunderſam Bild / wie ein Menſch geſtaltet; dieſes Bild / hat dieſe beſondere Eigenſchafften / daß es ſich nach dem Lufft in mancherley Farben verändert. Dar - aus die Land-Leute von dem Wetter zu urtheilen wiſſen. Idem.

14. Noch iſt bey der Stadt Queilin, in der Landſchafft Quanſi, der Berge Li, betrach - tens würdig / als der einem Elephanten aller - dings gleichet. Idem.

15. Der Natur folget die Kunſt nach; diß erzeiget ſich an einem Felſen bey der Stadt Chunkin, den haben die heydniſche Sineſer for - miret / wie ein Götzen-Bild mit untergeſchlage - nen Füſſen / die Hände in der Schos liegend / diß Bild iſt von ſolcher Gröſſe / daß man die Geſtalt ſeiner Augen / Ohren / und Mundes / über zwo Meil ſehen kan. Kircherus.

In Africa.

16. Jn Æthiopia, im Königreich Bar - nagaſſo / zeiget ſich ein Berg in Geſtalt eines Pfifferlings. Unten am Fuß iſt er klein / und von geringem Begriff: Jn der Höhe aber / brei -te -437Von der Natur. tet er ſich aus / und hat ein ſo geraumen Feld - Bau / daß bey fünff tauſend Menſchen davon leben können. Abentheur Natür - und Künſtl. Sachen in China und Europa.

In America.

17. Jn dem Sudlichen Theil von Weſt - Jndien / in der Landſchafft Chili, bey der Stadt Arauco, lieget ein / von Smaragden / Türckis / und andern koſtbaren Geſteinen / alſo reicher Berg / daß er auch von auſſen den Glantz / ſolcher in ſich verbergender Edler Steine etlicher Maſ - ſen vorſtellet. Jn einer Höle deſſelben / wird von einer gewiſſen Stelle / die Bildnus der ſee - ligſten Jungfrau Mariæ / mit dem Chriſt-Kind - lein auf dem Arme / in ſo artlicher Unterſchie - dung der Farben geſehen / daß alle Anſchauer / ſolches mehr eine Göttliche Erſcheinung / als der Luſt-ſpielenden Natur-Werck zu ſeyn / erachtet. Es iſt aber mehr nicht als eine lautere ſehr künſt - liche Entwerffung / ſo bey ungefehrer Licht und Schattens-Vermiſchung der Stein und Far - ben / eine ſolche Geſtalt vorſtellen. Caſp. Schott. Mag. Natu - ralis.

E e iijDas438Das andere Buch.

Das V. Capitel. Wunder / auf-an - und in Ber - gen / und Thälern; Felſen / Stein / und Erden.

In Europa.

1.

EJne halbe Meil von dem Kloſter Michel - Feld / in dem Ampt Blanckenburg / auf der Höhe / iſt ein Stein-Bruch / darinnen die Steine in Form runder Schüſſel an einander ſtehen / nicht anders / als ob ſie von Menſchen Händen mit Fleiß alſo gerundet / ausgehölet / in - und aneinander gefüget wären. Dahero die Nachbarſchafft für Geſchirꝛ vor ihr Viehe / und zu anderm Gebrauch gar nicht ſorgen darff / ſin - temal dieſe Grube / ihro ſteinere Schüſſel ohne Entgeld / zu Genüge verſchaffet. Zeileri Send - ſchreiben.

2. Alſo auch / findet man bey Spangen - Berg in Heſſen / auf einem ziemlichen hohen Berg dieſes Namens / und an einem Hügel ge - gen über / eine Menge runder Steinlein / die von der Natur alle mit einem Zeichen wie eine Span - ge / wunderliches Anſehens / ſind bemercket wor - den. Idem.

3. Deßgleichen / bey Büdingen in der Gravſchafft Yſenburg / giebt es in einem Ackerviel

[figure]

439Von der Natur. viel Kroten-Stein / die ſo wol äuſſer-als innerlich das Gifft abtreiben. Haben eine ſchöne Be - zeichnung einer Kroten. Idem.

4. Jm Jahr 1659. ward in dem Schweitzeriſchen Gebürg der Gottes-Wald genandt / ein Ring - oder Schlangen-weis ge - wundener Steine gefunden / in deſſen innerſtem Mittel / die Figur der heiligen Jungfrau Mariæ / mit einer dreyfachen Kron auf dem Haupt / und dem Kindlein JEſu in dem Arm / zuſehen iſt; und in der Kirche zu Gottes-Wald / unweit Lucern / gezeiget wird. Kircherus.

5. Jn Sachſen / wo der Fluß Bode aus dem Hartz heraus kommt / zu beyden Seiten deſſelben / liegt ein verwunderlich felſigtes Ge - bürge gantz kahl / ohne einig Gehültze; und wird der Roß-Trapp genandt. Auf dem einen Fel - ſen welcher über aus hoch / ſcharff / und ſpitzig / und gegen dem alten Schloß Wingenburg über / gelegen / ſiehet man zween natürliche groſſe Roß-Trappen / die gantz eigentlich zuerkennen / daß ſie nicht durch Kunſt / ſondern alſo von Na - tur ſind. Sie ſtehen zu allen Zeiten voller Waſ - ſer. Zeilerus.

6. Auf dem Wege / wo man von Hartz gerade nacher Quedlinburg reiſet / ſiehet man eben dergleichen Felſen / der Mägdlein-Sprung genandt / dieſer lieget zu beeden Seiten des Fluſ - ſes Selcken. Die Trappen aber / ſind allhierE e iiijſo440Das andere Buch. ſo gar eigentlich nicht / wie auf dem Roß-Trapp zu erkennen. Idem.

7. Dergleichen ſchauet man in Steyer - Marck zwiſchen Fronleiten und Eckenfellen / auf einem ziemlich hohen Felſen / der Jungfer - Sprung genandt. Neitzſchitz Reiß-Beſchr.

8. Jm Land Würtenberg / unweit des Städtleins Heubach / zu nechſt am alten Schlos Roſen-Stein / kommt man durch einen ſchmalen Fußpfad auf einen Felſen / allwo eine ſchöne Fi - gur eines Menſchlichen Fuſſes und zwar des Rechten: Und auf dem gegen-über gelegenen Felſen der Schawel-Berg genandt / auch eine ſolche Figur des lincken Fuſſes eingetruckter / zu ſehen iſt. Die hiervon vorhandene Geſchich - ten beruhen in ihrem Wehrt. Zeileri Sendſchrei - ben.

9. Zu Maria-Kirch / acht Meilen ober - halb Straßburg im Leber-Thal hat ſich begeben / daß ein frembder Berg-Knappe in dem weyland ſehr reichen Silber Berg-Werck daſelbſt / in der Grube zur Treue genandt / welche damal man nicht achtete / und dahero leer ſtunde / aus Man - gel Arbeit einfuhre; und als er etliche wenige Wochen darinnen gearbeitet / fande er ein kleines allenthalben beſchloſſenes Gewölblein im Berge; bey deſſen Eröffnung kame ihme zu Geſicht / ein gewaltiger Hand-Stein von puren gediegenen Silber über tauſend Marck ſchwer / ohne einigen Berg / oder Satz / der ſtunde in dieſer Höle frey /auf -441Von der Natur. aufrecht / dergeſtalt nach anzuſehen / wie ein ge - harniſchter Mann / alſo aus dem Gebürg heraus gewachſen. Der Grund war ein Gemülbe wie eine verbrandte Materi. Dem Berg-Mann iſt hier von zu ſeinem Theil über tauſend Thaler Aus-beut geworden. Joh. Walch. Commen - tar. über den groß und kleinen Bauen.

10. Kurtz verlittener Jahren ſandte der König in Abyſſinien / oder Æthiopien / der in ge - mein Prieſter Johann genandt wird / eine Ge - ſandtſchafft an den Gros Mogor König in In - doſtan. Unter andern præſenten / die der Ge - ſandte bey ſich hatte / war auch ein Gewächs von puren Gold allerdings wie ein Baum geſtaltet / zween Schuh und vier Daumen hoch: Am Stamm aber / fünff biß ſechs Daumen dück. Seine Aeſte / deren er zehen oder zwölff hatte / waren theils eines halben Schuhes lang: und Daumens dücke; etliche aber kürtzer und alſo auch viel ſubtiler. An theils der gröſſeren Ae - ſten / war eine rauhe Erhöhung / die ſich gleichſam in Knöpff zuſammen ſchloſſe. Die Wurtzeln dieſes Gold-Baums waren kurtz und gering / die gröſte hatte nicht über fünff Daumen in der Län - ge. Alles fein Gold; und dieſes gantze Ge - wächs war alſo von der Natur in der Erden for - miret worden. J. B. Tavernier.

11. Daß ein Rubin nach einem Dia - mant der höchſt geachteſte Stein ſey / iſt jederman bekandt. Dieſer Stein wird in der gantzenE e vWelt442Das andere Buch. Welt ſo weit dieſelbe für jetzo noch bekandt iſt / nur an dreyen Orten / und zwar nirgend ſonders überflüſſig gefunden. Der erſte Ort iſt das Königreich Pegu in Oſt-Jndien; der andere / die Jnſul Ceylon: der dritte / das Königreich Böhmen. Jn dieſem Land giebt es in einem Berg-werck eine Art Kiſel - oder Feuer-Steine in Gröſſe eines Eyes; unter Zeiten auch wol ſo groß als eine Fauſt. Wann ſolche zerſchlagen werden / findet man innwendig die Rubin ver - ſchiedener Gröſſe / von 1. 2. 3. 4. 5. und mehr Carat, die geben weder an Härte noch Schönheit denen aus Pegu etwas nach. Diß aber iſt hier - bey auch zu melden / daß jederweilen unter hun - dert Steinen kaum zween ſind / bey deren Zer - ſchlagen / Rubin gefunden werden. Erſtgenand - ter Tavernier.

12. Zu Reichen-Hall in Tyrol / im Saltz-Berg-werck daſelbſt / geſchahe einſten / daß in einem gar tieffen Berg-Schacht bey ableiten des Waſſers / die Grub-Knechte einen gantzen noch unangebrochenen Menſchlichen Cörper angetroffen / welcher auſſer Zweifel ſchon vor ge - raumer Zeit diß Orts ſich mochte verfallen ha - ben. Die Haut war weis-gläntzend / anzuſehen / ob wäre ſie überſchneyet; die Augen waren of - fen / und noch gantz lebhafft: So waren auch die Haar auf dem Haupt / und anderer Orten des Leibs / noch unverſehrt: Der Cörper ſelbſt aber ſtarrete / als wäre er ſteinern. Er ward dem Hr. Chur -443Von der Natur. Chur-Fürſten in Bayern überſandt / und zu München dꝛey Tag lang öffentlich zuſchauẽ aus - geſtellt: Unter deſſen aber durch die angezogene Lufft ſehr befeuchtet; endlich auch gar und gantz in Waſſer reſolviret. Kircherus.

13. Jm Jahr 967. begab es ſich / als Grav Otto in Oldenburg regierete / daß einſten er auf der Jagd / an deme ſo genandten Berne - Feuers-Holtz ein Wild angetroffen / und daſſelbe biß an den Ofen-Berg gantz allein verfolget hat. Als nun der Grav mitten auf dem Berge ſtill hielte / und nach ſeinem Wind-Spielen ſich um ſahe; auch wegen Hitze / nach einem kühlen Trunck verlangete: Tratt aus einer Klufft am Berge / eine ſchöne wolgekleidete Jungfrau / in fliegenden Haaren / und einem aufhabenden Kräntzlein für ihne / in der Hand haltend / ein köſtlich / Silber vergultes Jäger-Horn / mit ei - nem beſondern Tranck angefüllet / die erſuchte den Graven / daß zu ſeiner Erlabung er davon trincken wolte. Der Grav empfieng von ihr das Horn mit dem Tranck / beſahe denſelben / ſchüttelte ihn durch einander / wolte aber nicht trincken. Die Jungfrau da ſie ſolches mercke - te / redete ihm zu / er ſolte auf guten Trauen trin - cken / ſintemal dieſer Tranck ihme / und ſeinen Nachkommen wol erſprieſſen / auch hierdurch / das gantze Gräveliche Oldenburgiſche Haus zu mercklicher Aufnahm gedeyen würde. Wo - fern aber er ihren Worten nicht glauben beymeſ -ſen /444Das andere Buch. ſen / und trincken wolte: So ſolte in künfftigen Zeiten dieſes Grävliche Geſchlecht in vielen Widerwertigteiten ſchweben. Doch wolte der Grave / aller dieſer Reden ungeacht / nicht trin - cken / ſondern ſchwunge das Horn ruckwerts / und verſchüttete den Getranck; welcher / in ſo viel er ſein Weiſſes-Pferde berührete / demſelben die Haar ausfallen machte. Hierauf forderte die Jungfrau das Horn von dem Graven; die - ſer aber eilete mit demſelben Berg ab: Und als er ſich umkehrete / ſahe er / daß die Jungfrau wie - der in den Berg gangen war / worauf er in ziem - licher Beſtürtzung zu den Seinen hinwiederum ſich gewendet / und das erlangte Horn ihnen ge - zeiget. Es iſt aber dieſes Horn ſehr wol und künſtlich formiret / mit vielerhand gar Alten theils unbekandten Schrifften / Waffen / und Bildern gezieret; geſtalten / es auch noch dato / als ein ſonderbares rar - und köſtliches Stuck zu gedachten Oldenburg aufbehalten wird. Joh. Herbinus, de Catarract. Mundi.

14. Mancherley verwunderliche und ſeltzame Sachen / ſchauet man in den Bergen / als da ſind: Muſchel / Schnecken / Fiſche / Boh - nen / Erbſen / Löffel / Zähne / Becherlein / und noch gar viel andere Dinge. Matheſius. Agri - cola.

15. Man hat in etzlichen ſehr tieffen Schächten / aus denen Felſen heraus gehauen / lebendige Krebſe / Schlangen / Kroten / Schne -cken /445Von der Natur. cken / Fiſche / und dergleichen; Jtem / eine beſon - dere Art Fleiſch gefunden.

16. Jn Italia bey der Stadt Ancona, am Ufer des Adriatiſchen Meers / ſonſten Golfo di Venetia genandt / wird eine Art ziemlich groſ - ſer Steine gefunden / die ſehr dicht und veſt: Wann ſie aber zerſchlagen werden / findet man darinnen eine gar beſondere Art ſehr delicater und ſchmackhaffter Fiſche. Hiervon zeuget J. Gorop. Becanus in Niloſcopio ſuo: In litore Anconitano, ſchreibt er / ſaxa magni ponderis, 50. & plurium etiam librarum, è mari trahun - tur: his colos & conſtitutio exterior ea eſt, quæ lapidi Ætiti, rudis nimirum & non diffi - cilis læſu aut tritu; interior verò cruſta aut tu - nica dura eſt, & quæ poliri poſſit, haud ſecus atque interior Ætitæ tunica: colore etiam ſubcæruleo, ne hac quidem notâ ab Ætite diſcedens. Rumpuntur hæc Saxa majoribus malleis ferreis, magnâ vi impactis, non quò intus, utin Aquilæ lapide, alius calculus in veni - atur; ſed quò piſciculi delicatisſimi extrahan - tur, ejusdem generis cum Solenibus, quas Cap - pas longas Veneti appellant; ſed delicatio - res, quod non aquâ marinâ, ſed rore quodam tenuiſſimo, per lapidem imbibito paſcantur. Hi plures numero, ad viginti, modô plures, modò pauciores, ita Saxo includuntur, ut ſin - gulis ſuus ſit nidus, & magnitudinem & figu - ram piſcis omnibus lineamentis reſpondens,in -446Das andere Buch. inter nidos Saxeo interſtitio relicto. Ex his veluti è vaginulis rupto lapide eximuntur in - tegri Solenes, ad palatum & lumbos delicatio - rum plurimum facturi. Bauſchius de Lapide Ætite.

17. Jn dem Berg-Werck zu Schnee - berg ward einſtens ein Stein bekommen / wel - cher einen Ochſen-Kopff gantz natürlich præ - ſentiret; ward nachmals Käyſer Rudolpho verehret. Matheſius. Agricola.

18. Jm Eißlebiſchen Berg-Werck / iſt im Jahr 1539. tief unter der Erden / des Pabſts Bildniß mit einer dreyfachen Krone / auf einem Schifer durch die Natur vorgeſtellet / ausge - graben worden. Idem. Sam. Fabricii, Coſmo - Theor. Sacra.

19. Alſo ward bey St. Andreas-Berg auf dem Hartz / in daſelbſtigen Silber-Gang / einsmals ein Berg-Männlein eines Fingers lang von feinem Silber funden / mit der Kittel - Kappen / Ars-Leder / Trog voll Ertz auf der Achſel / und ſonſten allerdings geſtaltet / wie ein Berg-Mann / von der Natur alſo formiret. I - dem. Zeilerus.

20. Es gedencket mehr-genandter Agri - cola in ſeinen Schrifften / daß eine vollſtändige Bildniß eines Manns von Silber alſo gewach - ſen / der ein Kind auf der Achſel truge / zu Schnee - berg in St. Georgen-Grube ſey gefunden wor - den.

21. J -447Von der Natur.

21. Jtem / Johannis des Täuffers Bild - niß / in einer Cameel-Haut; neben einem Cruci - fix zu halben Leib / alles von feinem Silber.

22. Zu Aichſtätt / reſidirt der Biſchoff in dem Schloß St. Wiliwalds-Berg / auf einem Felſen / in deſſen Steinen hat die Natur recht ver - wunderlich mancherley Gattung Blumen / Vögel / Blätter / und viel andere ſeltzame Dinge / vorgebildet. Zeilerus.

23. Jn Italia, in des Fürſten zu Monaco Kunſt-Kammer / werden neben vielen andern Raritäten auch zwey Stuck lauteres Berg - Chriſtall jedes zweyer Fauſt groß gewieſen. Jn mitte des einen / iſt bey einem Glas Waſſer: und in dem andern etwas Moos eingeſchloſſen. J. B. Tavernier.

24. Jn der Gravſchafft Mannsfeld un - weit Eisleben / bricht ein ſchwartzer Schiefer / wann ſolcher geſpalten / und in Blättlein zerthei - let wird; ſo ſiehet man allerley Geſtalt der Fi - ſche / Fröſch und anderes / in dem daran gelege - nen groſſen Teiche befindliches Gewürme / al - les nach dem Leben Kunſt-mäſſig abgebildet. Un - terweilen findet man auch andere Bildniſſe / ge - ſtalten / einſten man zween Steine gebrochen / auf dem einen war eine Himmels-auf dem an - dern aber / eine Erd-Kugel / mit allem Geſtirn / Kreiſen / Strichen und Landſchafften / kunſt-ar - tigſt / und auf einem andern / einer ſeits der Pabſt mit einer dreyfachen Krone; auf der andernSeite448Das andere Buch. Seite aber / D. Martin Luther abgebildet waren. Schott. Mag. Natural.

25. Jm Jahr 1477. ward in Meiſſen auf St. Georgen Berg-Wercke / eine alſo rei - che Stuffe Silbers entdecket / daß Hertzog Alb - recht von Sachſen dieſelbe / wie ſie annoch im Berge gelegen / vor einen Tiſch gebrauchet / und ſambt ſeinem Hof-Stab darauf geſpeiſet. Aus dieſer Stuffe / ſoll machmals durch Schmeltzen / bey 400. Centner Silbers / erobert worden ſeyn. Albini Meiß. Cronic. Agricola.

26. Was vor Spectra, und Erd-Geiſter in denen Berg-Wercken unter Zeiten ſich ſehen laſſen / davon mag nach Belieben / bey denen die ex profeſſo davon geſchrieben; inſonderheit / Agricola, de Animalibus ſubterraneis: Jtem des P. Schotten Phyſica curioſa, geleſen wer - den. Man nennet ſie Zwerge / oder Berg - Männlein / weil ſie der Gröſſe nach / nicht über zween Schuh hoch erſcheinen. Helffen jeder - weilen denen Arbeitern / zeigen ihnen gut Ertz; zu Zeiten aber / wann ſie auf ihren Geheiß nicht nachlaſſen wollen / und abtretten / werden ſie von ihnen erwürgt.

27. Unter denen Wundern an und in Bergen / ſind auch die zu verſchiedenen Zeiten in Europa gefundene / und ausgegrabene Riſen - Cörper. Daß nun warhafftig ſolche ungeheur - groſſe Leute geweſen / und vielleicht etlicher Or -ten

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449Von der Natur. ten noch ſind / bezeuget / neben denen bewehrten Hiſtorien / förderiſt die heilige Schrifft mehrer Orten; deßgleichen Auguſtinus, im Buch de Civitate Dei: von denen noch lebenden Riſen aber / die um die Gegend des Freti Magellanici wohnen / und ſo hoch von Statur ſind / daß der längſte unter denen Holländern kaum biß an ih - re Knie-Scheiben gereichet; die Americaniſche Schiffarten.

28. Jm Jahr 1645. als um Martini die Schweden in der Stadt Crems in Oeſter - reich / oben auf dem Berge / in der ſo genandten Leimſtätten / um einen alten dicken Thurn eine Retirada anlegen wollen / das vom Berg abfal - lende Regen-Waſſer aber / ihnen hieran hinder - lich gefallen; haben ſie / ſolches abzuleiten / einen Graben drey biß vier Klaffter tieff ausführen müſſen. Jn welchem Graben ſie in einem gelb - lettigten / von denen verfaulten Cörpern um und um etwas ſchwartz-angedüngten Grunde / einen ungeheuren groſſen Riſen-Cörper gefunden / daran zwar / bevor man ihne für einen Cörper erkennen können / in der Arbeit / der Kopff / und gröſſere Theil Gebeins zerhackt / und zertrüm - mert / zumalen / alles von Alter mürb / vermot - tert / und demnach leicht zuzerbrechen geweſen. Dennoch aber / ſind viel Glieder / ſo von gelehr - ten und erfahrnen Leuten / in Augen-Schein ge - nommen / und für Menſchliche Gebeine erken - net worden / gantz heraus gebracht / in Schwe -F fden450Das andere Buch. den und Polenverſchicket / auch ſonſten hin und wider in die Antiquaria verehret worden / ſo daß das wenigſte auſſer einem Schulter-Blat / in welchem das Grüblein oder Pfanne ſo groß / daß es eine Carthaunen Kugel wol faſſen mag: nebens zween der allerhinderſten / zuſambt einem Stock-Zahn / welcher fünf Pfund wigt / daſelbſt zu Crems / bey den P. P. Jeſ. verwahrlich aufbe - halten und gezeiget werden. Die Gröſſe die - ſes Cörpers war unglaublich. Der Kopff al - lein war in Gröſſe einer zimlichen runden Ta - fel: die Arme aber eines Manns dick. Die Gröſſe der Zähne erhellet aus beygefügtem Ab - riß eines derſelben / ſo bey Handen / und vier Pfund weniger ſechs Loth Nürnberger Ge - wicht ſchwer iſt. Noch zween andere / doch et - was kleinere Cörper / wurden zugleich mit ent - decket. Alldieweilen aber mit graben fürzu - fahren unvonnöthen / hat man ſolche in der Tieffe der Erden ruhen laſſen. Theat. Europ. fünffter Theil.

29. Jn der Schweitz / Berner Gebiets / ward im Jahr 1542. in einem Schacht eines Berg-Wercks / hundert Klaffter tieff / ein Schiff mit einem eiſeren Ancker / zuſambt dem Segel von leinen Tuch / war alles vermodert / ange - troffen / und viertzig Menſchen-Gerippe in dem - ſelben gefunden. Baptiſta Fregoſus. Præto - rius.

30. Jn Siebenbürgen zwiſchen Hunjadund451Von der Natur. und Waſſehell / kömmt der Straſſen nach / man über einen Berge / deſſen Höhe allenthalben mit runden Blättlein oder Steinlein von mancher - ley Farben / in Gröſſe eines Kreutzers / halben Batzen / oder Zehen-Kreutzers / bedecket iſt. Wann man durch ein Meſſer dieſe Steinlein Blättlein-weis / wie das Moſcoviſche Glas von einander löſet / ſo erſcheinen ſie inwendig / als - ren ſie mit einer Türckiſchen Schrifft überſchrie - ben. Zeilerus.

31. Auf dem hohen Berge Fenieſch ge - nandt / in jetztgedachter Landſchafft / bey der Stadt Clauſenburg gelegen / ſchauet man / eine groſſe Anzahl ſteinere Kugel / allerley Gröſſe / welche die Natur alſo geformiret hat. Idem.

32. Jn Italien / in der Landſchafft Um - rien, zu Aqua ſparta, und Todi, wird eine Art Holtzes / wie zu Tybur die Steine / aus der Er - de gegraben / unterſchiedlicher / doch meiſtes brau - ner Farbe / an Härte dem Eben-Holtz ſich glei - chend; wird auch an deſſen Stelle zu allerhand eingelegter Arbeit verbrauchet / denn es gar zier - liche Streiffe / Adern und Liniamenten hat. Es ligt diß Mineraliſche Holtz in einer Kreidigten Erden; Man findet auch Stücker / daran noch ein Theil rechte Kreid-Erden: Ein Theil aber all ſchon zu Holtz geworden iſt; und der Uber - reſt ſchwartz / wie Kohlen ausſiehet. Wanns auf das Feuer geworffen wird / gibt es zwar eine ſtarcke Hitze / glimmet aber nur gleich den Koh -F f ijlen452Das andere Buch. len / ohne Flamm. Man findet etliche Stücker dieſes Holtzes / die bereits halb zu Stein gewor - den / und die andere Helffte Holtz geblieben. Got - torp. Kunſt-Kammer.

33. Marcus Antonius Caſtagna, der Durchleuchtigen Herꝛſchafft Venedig Ober - Aufſeher über dero Berg-Wercke / hat noch un - längſt bey Eröffnung einer Artz-Gruben eine Art Stein angetroffen / welche mit Recht eine ſteinigte Wollen / oder wollichte Steine mögen genennet werden. Dieſe Art Steine hat durch ſeinen angewandten Fleiß er dahin gebracht / daß ſie gantz lind und weich / gleich einem weiſſen zarten Lamm-Fell ſich arbeiten: Ja ſo gar wie ein Schnee-weiſſes Leder / oder auch ſo dünn / als ein Bogen Pappier bereiten laſſen. Uber das haben dieſe alſo zugerichte Steine theils von Na - tur / eines theils auch durch daran gewandte Kunſt / dieſe verwunderliche Eigenſchafft / daß ſie im Feuer wie hefftig ſolches auch ſey / keine Veränderung noch Schaden / oder Verderb leyden / ſondern ungeändert alſo wie ſie hinein gethan / wieder heraus kommen: Und faſt ſchö - ner und vollkommener in der gröſten Glut wer - den / auch ihre vorige Weiſe und Lindigkeit be - halten. Man hat ein Prob genommen / und dieſe zubereitete Steine in Dicke wie ein Perga - men / oder auch ſo dünne als ein Bogen Pappier / in eine ſtarcke Glut geleget / und zugleich auch in ſolchem Feuer Eiſen und Kupffer geglüet / die -ſelbe453Von der Natur. ſelbe ſo lange im Feuer gehalten / biß gedachte Metallen zu Schlacken geworden / da hinge - gen weder das bereitete Pergamen oder Pap - pier einige Alteration und Aenderung nicht ge - litten. Dieſes alſo zugerichte Leder / oder Pap - pier bekräfftiget wahr zu ſeyn / was die Alten von dem Stein Amianto geſchrieben / deſſen dann nach jederweilen etwas der Jnſul Cypern überbracht wird / (davon hernach auch gemel - det werden ſolle. ) aber dieſem an Güte nicht glei - chet; wie dann auch dem jenigen ſo aus China, (wiewol gar ſelten) überkommt / nichts bevor gibt. Obgedachter Caſtagna als Erfinder / iſt im Werck begrieffen / ein gut Theil Pappier zu - zurichten / davon ein Buch zumachen / daſſelbe mit dergleichen Leder zu überziehen und zubin - den / und mit dem aus der haarichten Wolle ge - ſponnenen Fäden einzuhefften; Nachmals aber die Schrifft durch güldene Buchſtaben zu for - miren: und alſo ein unverbrennlich Buch / wel - ches allen Elementen widerſtehen könne / und mit recht das Buch der Ewigkeit möge genennet werden / vollkommlich zu verfertigen. Giornal Veneto de Letterati.

34. Deßgleichen / bey dem Caſtell Duy - no, am Venediſchen Meer / dem Hauſe Oeſter - reich gehörig / werden von den Felſen am Meer / durch groſſe Hämmer / Stücker Steine abge - ſchlagen / und nachmalzerſchrotet. DarinnenF f iijfindet454Das andere Buch. findet man gar viel Schnecken in ihren beſon - dern Häuslein / die verſpeiſet werden / und ſo gut als Auſtern ſchmecken. Bauſch. de Lapide Æ - tite.

35. Gleicher geſtalt / werden am Pyre - næiſchen Gebürge am Fluß Narbon / auf einer Fläche / rechte Fiſch in Menge / eines guten Ge - ſchmacks / aus der Erden gegraben. Præto - rius.

36. Jn der Jnſul Sicilien / unweit der Haupt-Stadt Palermo, hat es in einer Berg - Höle / eine zimliche Anzahl ſelbſt gewachſener und von der Natur aus Stein formirter Zähne / mancherley Gröſſe / die den natürlichen gantz gleich kommen; Nur daß ein Theil gar zu über - mäſſig groß ſind. Noch andere aus Stein ge - bildete Menſchliche Glieder / doch alle abgeſon - dert / werden auch in dieſer Höle / und etlichen andern Orten in dieſer Jnſul geſehen. Wie - wol theils vorgeben / daß ſolche von uralten Zei - ten von Menſchen dahin verſammlet; durch Verlauff ſo viel Jahren aber / in Stein wären verwandelt worden. Kircherus.

37. Jm vorigen Seculo begab es ſich / daß als einſten zween Italiäner aus Meyland in die Meſſe nach Lyon in Franckreich reiſen wol - ten / begegnete ihnen auf dem ſehr hohen Berge Cenis, bey der alſo genandten Teufels-Brucken / (ſo wegen des allda empfindenden ſteten Wind -Ge -455Von der Natur. Geſtürms von den Reiſenden alſo genandt wird /) ein Mann ziemlicher Länge / der redete ſie an / und begehrte von ihnen / daß ſie ſolten zu ruck kehren / und einen Brieff den er ihnen zu Handen ſtellete / ſeinem Bruder Ludwig über - bringen. Sie wurden hierüber hefftig beſtür - tzet / fragten doch gleichwol wer er wäre? Jch bin Galeatius Sfortia antwortet der Geiſt; und ſo geſagt / verſchwand er. Die Kauff-Leute kehreten zuruck nach Meyland / und fürters auf Vigevano, allwo der Hertzog damals ware / und überlieferten den empfangenen Brieff / wurden aber über ſo ungewöhnlicher Begebenheit ge - fänglich verwahret / auch ſo gar ihnen die ſcharffe Frage vorgeſtellet. Nachdemmaln aber ſie in ihrer Auſſage beſtändig verharreten / endlich wie - der erlaſſen. Einer aus des Hertzogs Räthen Namens Vincentius Galeatius nam den Brieff zu handen / der war auf Pappier geſchrieben / und zuſammen geleget / auf Art und Form wie die aus Rom überkommende Brieffe pflegen zu ſeyn; und mit einem dünnen Meſſingen Drath / (allermaſſen in Peſt-Zeiten noch jetzo / man die Brieffe pflegt zu beſchlieſſen /) zugemachet. Da - rinnen ſtunde folgender Jnnhalt: Ludwig / Lud - wig / ſiehe dich wol für / die Venediger und Fran - tzoſen werden ſich verbinden / und dich ruiniren. Aber / ſo du mir wirſt drey tauſend Kronen ver - ſchaffen / will ich trachten die Gemüther zu be - ſänfftigen. A Dio. die Unterſchrifft lautete:F f iiijDer456Das andere Buch. Der Geiſt deines Bruders Galeatii. Jeder - man war ob ſo ſeltzamen Handel beſtürtzet: Et - liche hieltens für ein Geſpött / doch riethe der meh - rer Theil man ſolte die drey tauſend Kronen in Depoſito legen / ob hierdurch der Meinung Ga - leatii am nechſten zukommen. Der Hertzog aber / wolte hier zu ſich nicht verſtehen / hielte dar - für / man möchte ſeiner ſpotten / wann er die Hände ſo weit ſolte ſincken laſſen. Es erfand ſich aber die Gewißheit noch vor Ausgang des Jahres. Hertzog Ludwig ward durch die Fran - tzoſen und Venediger / die wieder ihn ſich verbun - den / bekrieget / gefangen / und in Franckreich ge - führet / allwo er auch im Gefängnis geſtorben. S. G. S. Schatz-Kammer Ubernat. und wunder - barer Geſchicht.

38. Unfern S. Jacob di Compoſtella, in Hiſpanien / erblicket man in einem Felſen / ein Eben-Bild St. Jacobs / welches die Natur in eine Felß-Wand eingetrucket hat. Schott. Ma - gia naturali.

39. Alſo auch werden unterſchiedlicher Orten in jetzt-gedachten Hiſpanien ſeltzam ge - zeichnete Steine funden. Bey dem Kloſter St. Catharina di Vadaja, ſiehet man welche / die wie ein Hertz geſtaltet / und mit einem Rade bewap - net ſeyn. Zu Geotorico ſind derer / darauf Wachtelen: Und andere / darauf Oel-Bäume vollkömmlich gebildet ſeyn. Bey Viadras Bue - nas, giebt es Steine / die mit einem Creutz gezeich -net;

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457Von der Natur. net; und noch in verſcheidenen Gegenden dieſes Reichs derer / darauf Schwerdter / Lantzen / Tauben / Pferde-Trappen und andere Dinge ausgetrucket ſind. Idem.

40. Zu Piſa in Italien / in der Kirche S. Johannis, kan zu Verwunderung beſchauet werden / ein Marmor-Tafel darauf die Natur / einen alten Mann an einem Waſſer-Bächlen ſitzend / in der Hand ein Glöcklein haltend: Um ihn herum aber eine Landſchafft / dermaſſen künſt - lich entworffen / daß niemand ohne erſtaunen ſol - ches genug betrachten kan. Jac. Gaffarellus. Curioſ. inauditas.

41. Zu Conſtantinopel in dem Tempel S. Sophia wird dergleichen auf einem Marmor wargenommen / da Johannes Baptiſta, mit einer Camel-Haut bekleidet / gantz lebhafft abgebildet; nur ein Fuß mangelt an der gantzen Bildung. Idem.

42. Es iſt noch nicht lange / daß auf dem Schwartz-Wald ein Stein gefunden worden / darauf eines Mannes Haupt mit einem langen Bart und dreyfachen Kron / wie man den Pabſt pflegt zu mahlen / abgebildet war. Idem.

43. Zu Venedig bey S. Georgio Major, ſiehet man gleichermaſſen auf einem Marmor - Stein ein Crucifix, dergeſtalt naturel, daß auch die Nägel / Wunden / und Bluts-Tropffen / gleich wäre es durch einen Mahler gethan / nach dem Leben gebildet ſind. Idem.

F f v44. Jn458Das andere Buch.

44. Jn eben dieſer Kirchen in einem Ja - ſpis-Stein iſt gleicher Geſtalt zu ſehen ein Haupt / wie ſolches vom Leib iſt abgelöſet worden / in ſol - cher Vollkommenheit vorgeſtellt / daß kein Mah - ler es verbeſſern würde. Idem.

45. Jn denen Alaun-Gruben zu Tolfa in Italien / werden auch mancherhand bezeichnete Steine gefunden. Aus denen der berühmte Jeſuit Athanaſius Kircher, ein gantz Alphabet, darauf vorgeſtellten Buchſtaben / zuſammen ge - bracht hat.

46. Jn dem Königreich Gallitien im Meer-Hafen Mongion genandt / hat man waar - genommen / daß wann allda die auf-ſchwellende Meers-Wellen wider die Felſen ſchlagen / bilden ſie an denenſelben rechtſchaffen geſchnitzte Cruci - fix und Armbrüſte ab / die bey ſtillem Meer daran geſchauet werden. Den folgenden Tag aber / leſchet das Meer ſolche wider aus: Und bildet andere. Schott. Magia natural.

47. Jm Königreich Franckreich in Pro - vence eine Meil vom Städtlein Foccalquerio, bey einem Dorff wird eine ziemlich mürbe rothe Erde gegraben; in ſolcher kan man warnehmen mancherley Figuren / Vögel / Mäus / Schlan - gen / Bäume / und Buchſtaben / welche die Natur dergeſtalt künſtlich gebildet / daß auch kleine Kin - der ſolche gar wol unterſcheiden und kennen kön - nen. Idem Gaffarellus.

48. Alſo
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459Von der Natur.

48. Alſo auch ward Herꝛn Marck-Gra - ven von Baden ein köſtlicher Stein offerirt / in welchem / wie man ihn wenden mochte / doch alle - weg ein Crucifix ſich repræſentirte; und was noch mehr wunderlichs / wann ein unreine Frauens-Perſon daſſelbe anſchauete / ward es plötzlich durch ein dunckel-ſchwartzes Wölcklein gleichſam überſchattet; welches jedoch / wann die Perſon hinweg gangen / allmählig ſich wieder verzoge. Idem.

49. Jn Engelland / im Hertzogthum Somerſet / bey drey Meilen ob der Stadt Bri - ſtoll am Fluß Severne / gräbt man aus einem rothen veſten Erdreich / eine Art Diamanten / welche die Natur ſelbſten poliret / etlichen eine Fläche: Andern aber / eine drey-eckigte Figur gegeben. Sie liegen in einer ſehr harter Ey - förmigen Mutter verſchloſſen / bald bey Hauf - fen / doch klein und unformlich; bald in geringer Anzahl / und ſo dann deſto gröſſer / und recht aus - gearbeitet: Jederweilen hangen ſie an der Mut - ter veſte: Unterweilen ſpüret man ſie loß und ſchlottrend darinnen / gleich den Adler-Steinen. Sie kommen den Orientaliſchen gar nahe / wenn ſie von Künſtlern recht geſchlieffen werden; nur fallen ſie ein wenig tünckler. Boyle de Gem - mar. orig. & Virt.

50. Jn jetzt-gemeldten Engelland ward unter andern dergleichen gezeigneten Steinen auf dem hohen Gebürg gar weit vom Meer ent -legen /460Das andere Buch. legen / einſten auch ein Stein funden / darauf ein Fiſch / den man Börſing (percam) nennet / derge - ſtalt perfect abgebildet geweſen / daß auch kein eintzige Schuppen gemangelt hat. Idem Gaffa - rellus.

51. Es hat einſten ſich zugetragen / daß in Engelland in einem Stein-bruch / groſſe Stuck Stein ſind ausgehoben worden. Als nun ein dergleichen Stuck abgeledigt ward / fand man im dichten Stein eine kleine Höle / und in ſolcher zween lebendiger Hunde / von Geſtalt faſt denen Wind-ſpielen ſich gleichend / doch gar trutzigen Geſichts / und ſehr ſtarck-riechend / als ob ſie aus dem Pful Averno kämen: Ubrigens aber gantz kahl / ohne Haar; der eine ſtarb bald hernach; den andern / der unglaublich fräſſig war / hat Heinricus Biſchoff zu Winthon / eine geraume Zeit zu ſeinem Luſt gebraucht. Zeile - rus.

52. Jn Franckreich bey Cadillac einem Schlos am Fluß Garonne liegt ein ziemlicher Berg / von lauter Auſter-Schalen zuſammen gebacken. Niemand aber kan ergründen / wie der Berg diß Orts mitten im Lande / mög ent - ſtanden ſeyn. Idem.

53. Bapt. Fregoſus meldet / daß einſten zu Nea - polis als man einen Marmor-Stein entzwey ge - ſäget / habe man einen ſehr nett-polirten / geſchnit - tenen / und überaus köſtlichen Diamant eines gar hohen Werths / darinnen gefunden; in einemandern461Von der Natur. andern Marmor / der mit eiſern Pickeln zerklo - ben worden / ſey eine ziemliche Menge Oel ver - ſchloſſen geweſen: Alſo auch ward einſten Pabſt Martino V. eine Schlange gebracht / die in einem Felſen-Stein nach deſſen zerſchlagen gefunden worden.

54. Jn Italia um die Gegend der Stadt Neapolis, giebt es eine Art eines weichen Steins / welcher in gemein Lapis Lyncurius genennet wird. Wann dieſer ein wenig gerieben / alſo daß er erwärmet / und dann mit Waſſer angefeuch - tet: Nachmals aber zu bequemer Jahrs-Zeit an die Sonne und Lufft geleget wird; wachſen aus ihme in wenig Tagen rechte natürliche Schwämme (Fungi) welche als ein delicates Eſſen der Orten geachtet werden. Schott. Mag. natural.

In Aſia.

55. Jm Königreich China, zu nechſt an der Stadt Siniang, liegt ein gar hohes Gebürg. So offt eine Wolcke deſſelben Gipffel bedecket / folgt unfehlbar ein Regen. Abentheur der Natür - und Künſtlichen Sachen in China und Europa.

56. Bey der Stadt Pinchei, ſiehet man den Berg Pequi. Wann auf deſſen Höhe der Schnee zeitlich abgehet / folget ein fruchtbar Jahr; ſo nicht / beſchicht das Wieder-ſpiel. Idem.

57. Der462Das andere Buch.

57. Der Berg Quangliu bey der Stadt Nankang, iſt jeder Zeit auch bey trockenem heite - rem Wetter / dergeſtalt von Wolcken überzogen / daß er auch in der Nähe nicht wol kan geſehen werden. Idem.

58. Der / bey der Stadt Hukeu am Ge - ſtad des Meers gelegene Berg Xechung, wird in gemein die ſteinere Glocke genandt / weilen die wieder ihne antreibende Meers-Wellen ein Ge - läut verurſachen / als ob man eine Glocken läu - tete. Idem.

59. Nord-werts der Stadt Vucheu, in dem Land-Strich Vucheufu, ſtehet auf dem Berg Jangkiu, ein Bild eines Menſchen / wel - ches nach der Veränderung der Lufft auch ſeine Farb ändert / ſo daß die nah-angelegene Völ - cker dabey wahrnemen können / ob gut oder ſchlimmes Wetter erfolgen werde. Idem.

60. Ein ziemlich hoher und gantz ſteyler Felß To genandt / iſt auf dem Berge Siegun. Dieſer kan von auſſen bey ermanglendem Weg oder Pfad nicht beſtiegen werden. Von innen aber hat die Natur ihne ausgehölt / und eine Wendel-Treppe gemacht / durch welche gar gemählich man auf deſſen Höhe gelangen kan. Idem.

61. Der Berge Tienul bey Mungoa, wird darum des Himmels-Ohr genandt / weilen der Widerhall auf demſelben alſo zart iſt / daß / wie leis und ſtille jemand ſeine Stimme formirenkan463Von der Natur. kan / dennoch der Widerhall von weiten gehöret wird. Idem.

62. Auf dem Berge Tuncheu unfern Que - jang bey bevorſtehenden Regen-Wetter / wird ein Schallgehöret / als ob man eine Trummel rührete / dahero er auch den Namen bekommen. Idem.

63. Das Gebürge Niang bey der Stadt Jenchu, hat im Begriff über zwölff Teutſcher Meilen; und hat doch weder Weg noch Steg / auf daſſelbe zu gelangen / dahero es auch noch auf dato / unerſtiegen / und unbekandt bleibt. I - dem.

64. Jn der Landſchafft Cheguian, un - fern der Stadt Taicheu, hat es einen Berg Queyu genandt. Deſſen Stein alle / groß und klein / recht vier-eckt gefunden werden. Idem.

65. Auf dem Geſtein des Bergs Lu - gnien / in der Landſchafft Quantung, werden mancherley ſeltzame Figuren geſehen; ob ſchon die Steine noch ſo rauhe ſind. Idem.

66. Der / mit zweyen Gipffeln ſehr hoch und ſpitzig aufſteigende Berg Tienno, hat auf jedem derſelben einen See; wird dannenhero des Himmels-Aug genandt. Idem.

67. Bey der Stadt Calajate in Arabia Fœlice am Geſtad des Meers / (Sinus Perſicus,) findet man eine Gattung weiſſer Steine / auf deren jeder einem von der Natur eine beſondere Figur / ſonderlich aber Blumen / darunter ammei -464Das andere Buch. meiſten Roſen / ſehr nett und vollkommen / einge - graben worden iſt. P. à S. Thereſ. Orient. Reiſe.

68. Jn Aſia, bey einer Stadt Namens Harpaſa, iſt ein mächtig groſſer Felſen / der von allen Seiten frey lieget / der läſſet ſich mit einem Finger bewegen; ſo man aber mit gantzem Leib / und allen Kräfften auf ihn dringet / wird er ſich auch im wenigſten nicht regen. Joh. Bapt. Por - ta.

69. Unweit der Stadt Schamachiæ in Perſien / ſiehet man in einem Berge viel ausge - hauener Kammern und Hölinnen / welche von denen Mahometiſchen Pilgramen Andacht hal - ber beſucht werden. Selbiger harte Felß am Gewölbe / beſtehet in lauter kleinen Muſchel - Schalen; und iſt anzuſehen / ob wäre er von ſol - chen und etwas Sand darzwiſchen / zuſammen - geſchmoltzen / da er doch dem Meer ziemlich fern entlegen iſt. Olearii Perſian. Reiſe.

70. Deßgleichen / bey der Tartariſchen Stadt Tarku / an der Grentze von Perſien / am Meer / ſind auch unterſchiedliche abgeriſſene Fel - ſen aus lauter kleinen Muſchel-Schalen wie die Caſpiſche See ſelbiger Orten ſie pflegt auszu - werffen / in Gröſſe einer Nus-Schale zuſammen gebacken: in denen noch ein Theil gantz gefun - den werden. Man kan kein Stuck einer Fauſt groß abſchlagen / darinnen nicht fünff oder ſechsScha -465Von der Natur. Schalen zu ſehen; und iſt doch der Stein ſo hart als Kiß. Idem.

71. Jn der Jnſul Cyprus, findet ſich der Wunder-Stein Amiantus, ſonſt auch Feder - weis genandt / welcher gleich einer weichen Baum-wolle ſich ſpinnen läſſet. Der Stein an ſich ſelbſt iſt recht bräunlicht / der davon geſpon - nene Faden aber etwas weislecht und grau. Man ſchläget den Stein ziemlich ſtarck / daß er breit wird / alsdann werden die Fäden nacheinan - der heraus gezogen / und wird davon nachmals rechte Leinwad gewircket. Wann ſolche gewa - ſchen und geſaubert werden ſolle / machet man ein ziemlich groß und breites Feuer / darein wird ſie geworffen / die aber hiervon gantz keinen Scha - den empfähet / ſondern ſchön weis / rein / und un - verſehrt heraus kompt. Wird ſie aber in Waſ - ſer eingetaucht / und genetzet; ſo erhartet ſie gleich einem Stein / und ſo darauf geſchlagen wird / zerſpringt alles in trümmer / und wird zu fernerem Gebrauch untüchtig. Jn jetzt-ge - dachter Jnſul werden ſchöne Hals - und Schnup - tücher davon gemachet / und den frembden ver - kauffet. Frantz. Ferd. von Troylo / Orient. Reiſe.

72. An dem Berg Sinai / in dem ſtei - nigten Arabien / wann von dem Kloſter der 40. Martyrer ſo unten an demſelben liegt / man den Berg anſteigen will / und ziemlich in die Höhe kommt / ſiehet man rechter Hand / einen vomG gBerg466Das andere Buch. Berg abgeſonderten hohen / ſich weit ausbreiten - den Felſen / der einen natürlichen Baum / am Stamm / Wurtzel / Aeſten / Zweigen / und Blät - tern / gantz eigentlich vorſtellet. Der Felß iſt grau; das Gebürg aber ſchwartz-braun. Die Pilgram pflegen etliche Zweiglein davon zu bre - chen / und ſolche zum Gedächtnis / mit ſich zufüh - ren. Neitzſchitz Orient. Reiſe.

73. Anjetzt-gedachtem Berge / ſind alle deſſelben Steine / wann ſie von dem Felſen abge - ſchlagen werden / mit verwunderlichen Adern / als Aeſte der Bäume durch wachſen: Anbene - benſt auch alſo ſchwer / daß ſie auch dem beſten Eiſen-Ertz am Gewicht gleich ſind. Breunings Or. Reiſe.

74. Unten am Fuß des Bergs Sinai / deſſen erſt erwehnet / ſtehet ein Felß bey zwo Klaff - ter hoch / im Umgriff aber bey 30. Schuhen. Aus dieſem entſpringen verſcheidene Quellen Waſſers / wie etliche wollen / ſo ſollen deren zwölff ſeyn / die unterhalb im Thal eines Stein - wurffs weit / in ein Bächlein zuſammen rinnen. Jn dieſen Quellen ſiehet man viel ſchöne rare Gewächs / von Früchten / Kräutern / und Wur - tzeln / welche die Natur gantz ſteinern / doch nach dem Leben / gleich wie in einem Garten darſtellet. Frantz. Ferd. von Troylo Orient. Reiſe.

75. Unweit des Städtleins Toro, am Rothen-Meer in Arabien / an dem Ort / wo die zwölff Brunnen / und ſiebenzig Palm-Bäume /in467Von der Natur. in Zeiten der Kinder Jſrael geſtanden / iſt ein Berglein / an welchem / mancherley Steine / wie die Datteln / Mandel / und andere Frücht / wun - derbar formiret / in Menge zu ſehen. Derglei - chen an allerhand-Frücht und Wurtzeln werden auch im Meer unter dem Waſſer gefunden / wel - che ſo bald ſie an die Lufft kommen / Stein-hart werden. Idem.

In Africa.

76. Jn Abyſſina, im Königreich Fati - gar / gegen dem Reich-Adel / liegt ein ſehr hohes Gebürge / von anderen Bergen abgeſondert / auf deſſen Höhe in der Mitte hat es ein Thal / zu welchem nur ein einiger Eingang. Alle die je - nige / die diß Orts ſich vier biß fünff Tage aufhal - ten / bekommen ein tödlich Fieber. Man pflegt vornehme Leute / die was ſonders verbrochen / hieher in Gewarſam zu verſchicken. Majo - lus.

77. Bey der Stadt Ceuta ſo an der En - ge von Gilbraltar liegt / und der Kron Spanien zuſtändig iſt / ſind Steine ausgegraben worden / auf deren einem die Wort Ave Maria; auf etlich andern die Wort gratia plena: Und aber auf andern Dominus tecum, eingetruckter / deutlich zuleſen waren. Mehr-genandter Gaffarel - lus.

G g 2In468Das andere Buch

In America.

78. Jn der Jnſul Cuba, in der Gegend Camagulii, hat es ein Thal / bey drey Meilen in die Länge. Hier giebt es eine groſſe Menge ſelbſt gewachſener Mühl-Steine / mehrley Gröſſe / die ohne weitere Zurichtung und Arbeit ſo balden können gebraucht werden. Joh. de Laet.

79. Jn der an dem mächtigen Strom Riodella Plata angelegenem Landſchafft Para - quay, giebt es eine Art Steine / oder vielmehr Erd-ſchrollen / welche ſelbige Völcker Coccos nennen; J. E. Nieremberg aber heiſſet ſie ova Solis, ſie kommen unter der Erden hervor / und wann ſie zeitig ſind / zerſpringen ſie mit groſſen Krachen / und werffen aus mancherley Gattung Edelgeſtein Amethiſten / Topaſſen / und andere Sorten mehr. So bald die Jnnwohner dieſer Landſchafft dergleichen Krachen und Knallen hören / eylen ſie dem Ort zu / woher der Schall entſtanden / und ſuchen die zerſtreuten Steine / unterweilen geſchicht es / daß dieſer ihr Fleiß um - ſonſt iſt / und je zu Zeiten nichts als gemeine Cry - ſtallen finden; die äuſſere Geſtalt dieſer Stei - ne beſchreibet Jonſton. Coccus Paraguayano - rum, (venter Chryſtallinus, Ætites gemmata,) craſſi farciminis ſpecie, extra ex rubro impuro & albo miſtus, expolitus ejusdem cum optimoChal -

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469Von der Natur. Chalcedonio coloris, & in meditullio vacuus. Joh. Laur. Bauſch, de Lap. Ætite.

80. Zum Beſchlus dieſes Capitels / hat dem wol-geneigten Leſer zu ſeiner Ergötzung ſol - len vorgeſtellt werden / was ſo wol in dem Gebür - gen als in dem Meer noch jemals am köſtlichſten iſt gefunden: Auch biß auf dieſe Zeit in gantz Europa und Aſia als das hoch-ſchätzbarſte geach - tet wird.

N. A. Stellet vor / die Gröſſe und das An - ſehen eines Diamants in Geſtalt und Form eines halben Eyes. Dieſen hat der ſo genandte Gros - Mogor, oder Käyſer in Indoſtan, und wiegt 279½. Carat; und iſt der gröſte Diamant / den man noch jemals geſehen hat. Er wird geſchä - tzet / auf fünff Millionen / acht hundert ein - und ſechszig tauſend ſechs huudert dreyſſig und neun Gulden.

N. B. Jſt auch ein Diamant / der zu Flo - rentz in des Gros-Hertzogen Kunſt-Kammer zu - ſehen. Er wiegt 139½. Carat, und iſt ein ſehr ſchöner Stein / nur daß ſein Waſſer ein wenig Citron-gelb fället. Dieſer erlaufft der Scha - tzung nach auf ein Million drey hundert und vier tauſend ein hundert ſieben und ſechszig Gul - den.

N. C. Jſt ein Orientaliſches Perlein / wei - ches im Jahr 1633. im Sinu Perſico bey Catiffa iſt gefunden / und dem Könige in Perſien über - bracht worden. Es iſt das ſchönſte vollkommſteG g iijund470Das andere Buch. und wolformirte Perlein / ſo biß noch zu man hat ſehen können. Der König hat ſolches um 32000. Toman, (die machen bey fünffmal hun - dert tauſend Reichs-Thaler) an ſich erhandeln laſſen. J. B. Tavernier.

Das VI. Capitel. Uber-natürliche Eigenſchaff - ten / etlicher Berge / Felſen / Stein / und Erden.

In Europa.

1.

JN dem Fürſtenthum Oels in Schleſien / un - fern der Stadt Trebnitz / zu nechſt am Dorf - fe Maſel / liegt ein Berglein der Töppel-Berg genandt. Aus demſelben werden rechte aus - gearbeitete Töpffe / und andere Gattungen Thönerer Gefäſſe / doch gantz weich ausgegra - ben / nachmals aber an der Lufft gehärtet. Zei - lerus.

2. Dergleichen geſchicht annoch mehr Orten in jetzt-gedachtem Lande / zu Guben / Sara / Sommerfeld; wie auch bey denen Fle - cken Nochau / und Pauluki: Jtem bey der Stadt S〈…〉〈…〉 reno in Polen / und auch in Böhmen / da die E[r]de durch ihr aufwerffen ſich ſelbſt verräthet. E[t]licher dieſer Orten / wird in jedem Hafen oder Topff / Faß / oder Geſchirꝛ / deren theils auchmit

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471Von der Natur. mit Deckeln bedecket / etwas eingelegtes gefun - den. Sie thun ſich aber gemeiniglich im May am meiſten hervor. Idem.

3. Jn der Schweitz / im Grindel-Wald / oberhalb Jnter-Lappen / zu Latein Inter Lacus, im Schnee-Gebürg / liegt ein hoher felſigter Berg / der groſſe Glätſcher genandt. Dieſer wächſet noch täglich / der Urſachen auch kein be - ſtändig Gebäu dortherum geſetzt werden kan / ge - ſtalten mit denen ſo aufgerichtet werden / man öffters fortrucken muß. Denn wo noch kurtz verwichner Zeit Wiß-grund / und ſchöne Auen geweſen / da iſt jetzo eine lautere Wildnis / voller Felſen und Holtz. Solches fort-rucken und wachſen aber / beſchicht ſonderlich bey warmer Zeit / früh gegen Morgen; jederweilen auch zu Abends / da öffters das Erdreich mit groſſen Krachen ſich aufwirfft / zuſammt allen Felſen / Stein / und Bäumen was darauf iſt / und gar tieffe groſſe Riß und Klunſen machet / die je zu Zeiten nachgehends von dem Berg ſelbſten wi - der eingeebnet; dargegen aber anderer Orten neue aufgeworffen werden. Es wachſen auch aus ihme groſſe rauhe Schrollen / und Eis - Schulpen / wie auch Stein / und gantze Felſen - Stuck / die des Orts befindliche Häuſer und Bäume von ſich ſeitwerts in die Höhe ſchieben. Bewuſt iſt es / daß dieſer Enden auf dem hohen Schnee-Gebürg man über Jahr und Tage Schnee findet; und wann ſolcher ſchon beyG g iiijwar -472Das andere Buch. warmer Sommer-Zeit / in etwas abgehet / und zerſchmeltzet: So congelirt und erhärtet er ſich jedoch Nacht-Zeit hinwiederum mehres / ſo daß endlich er faſt gar zu einem Stein wird / nach - mals auch ſchier wie ein Criſtall ſich läutert / welches die Land-Leute einen Glätſcher nennen / davon dann dergleichen Eis-Zapffen tragende Berg ſimilitudinariæ, auch den Namen ge - ſchöpffet. Dieſe Zapffen oder Schrollen / ha - ben ein ſolchen kräfftigen Trieb / daß ſie öffters krachen. So thut auch wie erwehnet / beſon - ders zu Sommer-Zeit der Berg an verſcheide - nen Orten mit groſſen Krachen ſich von einan - der / wirfft Sand / Steine / Holtz / und wüſte Erden aus / machen Hölinnen und Klüfften / deren theils unergründlich: Theils aber / etlich hundert Klaffter tieff ſind. Jm Sommer / hen - gen die Jäger das Wildprät / andere aber / ſon - ſten / ihr Fleiſch hinein / welches / weil es von der groſſen Kälte gefrieret / nachmals ſich lange Zeit hält / und nicht anbrüchig wird. Zeile - rus.

4. Jn ſchon genandtem Land Schweitz / liegt die freye Herꝛſchafft Hohen-Sachſen. Wann eines dieſes Geſchlechts Todes-fall vor - handen / pfleget von dem jenigen hohen Berge / welcher dieſe Herꝛſchafft von des Abbts zu Zell Gebieth unterſcheidet / ein mächtig groſſes Fel - ſen-Stuck / ſich abzuledigen / mit gewaltigemPraſ -473Von der Natur. Praſſeln herunter zufallen / und auf dem Feld bey dem Schlos Forſt-Eck / liegen zu bleiben. Idem.

5. Jn dem Mittägigen Theil Schott - Lands (Scotia Meridionalis,) bey der Stadt Acra, liegt ein Stein bey 30. Elen dücke; und 12. Schuh hoch / der wird der Taube genandt. Wie groß und ſtarck jemand auf deſſen einen Seiten ein Geſchrey machen kan: Oder wenn jemand ein geladen Rohr loß ſchieſſet; ſo kan jedoch der jenige / welcher an des Steins anderer Seiten ſtehet / ſolches nicht hören. Je weiter aber man davon iſt / je beſſer und deutlicher es zu vernehmen. Majolus. Helmontius.

6. Auf dem Pireneiſchen Gebürge / wel - ches Spanienunnd Franckreich ſcheidet / kömpt einem zu Geſicht ein uhr-alter Altar mit ver - ſcheidenen doch unkändlichen Caracteren bemer - cket. Wann jemand bey demſelben ſtehet / mag zwar er ſeines Gefallens reden; rühret er ihne aber im wenigſten an / welches den Land-Leuten ſehr ſcharff verboten; ſo entſtehet an ſtund ein grauſames Ungewitter / und mächtiger Platz - Regen. Dafern auch ein ſolcher nicht ſo bal - den von dem Gebürg hinab ſich ſalviret / wird er / durch die droben befindliche Hirten geſteini - get. du Boaiſteau. Simon Goulard.

7. Zu Cöln am Rheine / zeiget den Fremb - den man in dem Kaſten darinnen die Hirnſcha - len der Heil. drey Könige verwahret ſind / einenG g vOnich -474Das andere Buch. Onich-Stein / als eine Hand breit. Auf ſol - chem ſiehet man zwey erhabene Häupter eines Jünglings gemahlet / denen für der Stirn eine ſchwartze Schlange ſitzet / und dero Häupter gleichſam zuſammen verbindet; unten aber bey den Kinn-backen iſt ein ſchwartzer Mohren - Kopff mit einem langen Barte. Albert. Magnus.

8. Von einem Perſiſchen Geſandten ward dem Römiſchen Käyſer einſten unter an - dern koſtbaren Raritäten / auch ein Agat-Stein verehret / welcher unten weis: oben aber grün geweſen: Und in deſſen Mitten ein ſchön Ma - rien-Bild / mit dem Kindlein JEſu / von natür - lichen Gewächs des Steines. Majolus.

9. Alſo auch ſchreibet man / daß Käyſer Rudolph der andere / einen groſſen Bezoar - Stein gehabt habe / in deſſen inwendigen Theile / wol-riechende Kräuter gefunden worden. I - dem.

10. Jn der Jnſul Corſica, den Genue - ſern zuſtändig / findet man einen Stein Catochi - tes genandt. Dieſer hat die Eigenſchafft / daß wann man ihne in den Händen trägt / er / wie Leim anklebet / und mit Gewalt mus abgeriſſen werden. Majolus.

11. Jn dem ſo genandten Lapide Phoſ - poro, iſt noch unlängſt dieſe ſeltzame Eigenſchafft beobachtet worden / daß er gegen das Silber ge -hal -

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475Von der Natur. halten / daſſelbe auch von ferne ſchwartz ma - chet.

In Aſia.

12. Zu Bethlehem in Paläſtina / im Klo - ſter daſelbſt / allwo man die Krippe Chriſti zei - get / auf dem Boden / iſt ein runder Terpen - tin-Stein geſetzet / den Ort zu bezeichnen wo Chriſtus in der Krippe gelegen. Auf dem - ſelben iſt durch die natürliche Adern des Steins / ein Bildnis eines alten Einſidels / daraus etliche St. Hieronymum machen / gantz wunderlich ab - gebildet. Reiſen ins heilige Land: Jtem San - dis Orient. Reiſe.

13. Jn dem Königreich China bey der Stadt Xangeo, liegt der Berge Lingfung. So offt es über Tags regnet / läſſet ſich allzeit die darauf folgende Nacht / eine ſtarcke Feuer - Flamme auf deſſen Höhe ſehen; welches bey truckenem Wetter nicht geſchicht. Abentheur der Natür - und Künſtlichen Sachen in China und Europa.

14. Desgleichen auf dem Gebürg Tien - cho bey der Stadt Cancheu, wird täglich Nacht - Zeit eine groſſe Feuers-Glut / wie ein Hauffen angezündeter Kohlen / geſehen. Idem.

15. Alſo auch / auf dem Berge Ho, wel - cher deßwegen der Feurige genandt wird / werden Nachts-Zeit etliche Liechts-Flammen / in Geſtalt brennender Fackeln geſehen. Idem.

16. Auf476Das andere Buch.

16. Auf dem Gebürge Cio, bey der Stadt Changkeu, liegt ein Stein 5. Ruten hoch / und 18. dück. So offt ein Ungewitter ſich er - heben will / beginnet dieſer Felß ſich zu bewegen / und zu wancken. Idem.

17. Unterhalb Tunchan bey Caotung, iſt der Berg Minxe, auf deſſen oberſten Spitze liegt ein Felß über 100. Ruten hoch. Wann jemand dieſen nur mit einem Finger berühret / giebt er einen Laut von ſich / als ob man auf einer Trummel ſchlüge. Idem.

18. Item, ſchauet man auf dem Gebürge Puon, welches in der Nähe bey der Käyſerlichen Haupt-Stadt Pequin mit verſcheidenen hohen Gipffeln ſich auf thut / auf einem derſelben / ein ungeheuren groſſen Stein / welcher wie leiſe und gering er immer mag berühret werden / wancket / und ſich beweget. Idem.

19. Bey der Stadt Queixan, ſiehet man den Berge Xeyen, das iſt: Die ſteinere Schwal - be. Wie offt es auf denſelben regnet / findet man nachmals eine beſondere Art Steine / aller - dings denen Schwalben ſich gleichend / die viel - fältig in der Artzney gebraucht werden. Die Aertzte wiſſen durch die Farben / dieſe Steine zu unterſcheiden / welches Männlein / oder Weiblein ſind; und nachmals im Gebrauch derſelben / ſich darnach zurichten. Idem.

20. Jn Oſt-Jndien im Reich des groſſen Mogols in der Landſchafft Kachemire, ſindzween477Von der Natur. zween hoher Berge Pire Peniale, und Seng Safet genandt / die haben dieſe Art / daß wann viel Volck darüber reiſet / oder auch da vorbey ziehet / und ein groſſes Gethös machet / fänget es zur Stund an / gewaltig zu regnen. Als verlittener Jahren der Groſſe Mogol Sohah Jehan dieſer Orten angelangt / verbote er ernſtlich / daß män - niglich im Zug / und Still-liegen / ohne ſondern Rumor, gethön / oder Geräuſch ſich verhalten ſolte. Dennoch entſtunde ein ſtarcker Regen / der alſo anhielte / daß der Mogol nicht ohne Ge - fahr war. Aſiat. und African. Begebenhei - ten.

In Africa.

21. Jn der Gegend Lime, werden eine Art Steine gefunden / welche die Araber Hajar - acht; die Spanier aber Los Hechizos nennen. Auf etlichen hat die Natur einen Arm: Auf ei - nem andern einen Kopff / Hertz / oder anderes Glied menſchliches Leibs abgebildet. Auf etlich wenigen / doch ſelten / ſiehet man einen vollkom - menen Menſchen mit allen Gliederen: Dieſe aber werden gar hoch geachtet / ſonderlich von den Warſagern unter den Moren; auch ſonſten zu vielen andern Sachen gebrauchet. Olf. Dapper. Africa.

22. Gleicher Geſtalt giebt das Gebürg Alard und Quen, welche beede zwiſchen Nubien und Zinchamke liegen / einen Stein Bet genandt. Die -478Das andere Buch. Dieſer hat die gar beſondere Art / daß er die jeni - ge / ſo eine Zeit lang ihn anſehen / ſtumm machet / und ihnen die Sprache benimmet. Idem.

In America.

23. Jn der Provintz Chiapa, an dem Fluß Caliente, ruhet ein Stein / 5. Spaniſcher Elen lang / und 3. breit. Dieſer hat in ſeiner Mitte einen Riß aus dem viel Rauchs heraus kompt; ſo - ret man auch allzeit ein erſchröcklich Gethön da - bey. Wann Ungewitter vorhanden / vermeh - ret es ſich dergeſtalt / daß auf eine halbe Meil Wegs / ſolches beſcheidentlich kan gehöret wer - den. Joh. de Laet.

24. Jn Peru, und deſſen Land-Strich Conchucos, hat es einen Stein-Felß von Farbe ſchwartz / mit darzwiſchen eingeſetzten weiſſen Steinlein dergeſtalt unterſchieden / gleichſam wäre ſolches durch Kunſt geſchehen. Aber noch eine über-natürliche Eigenſchafft mercket man an dieſen durch die Farbe unterſchiedenen Steinen / daß nemlich / die ſchwartzen nur durch bloſſes Berühren den Tod verurſachen. Da - hingegen die Weiſſen eine ſichere Artzeney zu vie - lerhand Gebrechen / bewehret ſind. Wann dieſe aus dem Felſen ausgegraben werden / laſſen ſie einen Saamen im Felſen ſtecken / daraus nach Verflieſſung etwas Zeit andere Steine wachſen / und die ledige Stelle erfüllen. Olf. Dappers. America.

25. Jn479Von der Natur.

25. Jn Braſilien / in der Gegend Muſu - repe, liegt ein Berg einer verwunderlichen Ei - genſchafft Paſira genandt. So bald ein Regen auf ihn fället / giebt er überaus harte Donner - ſchläge von ſich. Idem.

Das VII. Capitel. Mancherley verwunderliche - len und Löcher; in denen Ge - bürgen / Felſen / und Er - den.

In Europa.

1.

JN der Gravſchafft Stollberg nahend dem Flecken Elbingrod / liegt dieſe ſo genandte Baumans Höle. Derer Eingang zwar / gantz niedrig und enge / ſo daß man auf Händen und Füſſen hinein kriechen mus; vorhero aber hat ſie einen von Felſen und Erden gewölbten Bo - gen gleich einem Vor-Gemach. Jnwendig des Eingangs hat man etwas mehr Platz / wird jedoch nachmals wider ziemling eng; und dann hierauf je tieffer je weiter / und mus man gleich - ſam einen gantzen Berg und Stein-Felſen hin - unter klettern. Je tieffer man hinunter kompt / je gröſſere weite hat man von allen Seiten / em - pfindet aber auch eine durchdringende Kälte / ob es ſchon in der Lufft noch ſo heis iſt. Ziemlichweit480Das andere Buch. weit unten in der Höle / iſt ein Felß das Pferd ge - nandt / darauf man ſitzen / und alſo herum klettern mus. Von dieſem Felſen weiter hinunter / mus man durch enge Löcher zwiſchen den Stei - nen ſich durch arbeiten. Daſelbſt findet ſich wider eine tieffe Höle / da man ſich auf Leitern / oder an Riemen hinunter laſſen mus; und dann von ſelbigen Ort widerum in eine Höle noch tieffer hinunter / daſelbſt dann / und fürnemlich in der tieffſten und äuſſerſten Höle / werden gefun - den / Hörner / Kinn-backen / und Zähne / ſo dem Vorgeben nach / Einhorn / oder doch / demſelben gleich ſeyn ſollen. Allein / ohne äuſſerſte Mühe / ja Leib / und Lebens-Gefahr / kan man zu dieſer der äuſſerſten Höle nicht wol gelangen: Auch iſt das Ende dieſer Höle noch nicht gefunden. Vorn an deren Eingang / quillet aus einem Stein ein heller Brunn / deſſen Waſſer den Stein von dem Menſchen treiben ſoll; Jnwen - dig der Höle aber / ſiehet man mit Verwunde - rung / wie das abtropffende Waſſer ſich in klare Eis-Zapffen coaguliret / die nachmals gar zu Stein werden. Prætorius.

2. Eine ſolche Höle ſiehet man auch in dem Land-Gericht Sultzbach in der Obern - Pfaltz / zwiſchen den Dörffern Nunnenhofen und Kaurheim / im freyem Feld auf einem Acker. Der Eingang iſt eng / inwendig aber länger je weiter / und höher / doch immer Thal hängig. Je481Von der Natur. Je tieffer man hinunter kompt / je höher und wei - ter iſt ſie gewölbet; und je raumiger iſt ſie; ſo daß etlich tauſend Mann Platz darinnen finden. Zu aller unterſt iſt ein Brunn gutes Waſſers. Sie iſt viel tieffer als ein Kirch-thurn hoch ſeyn mag: Und etlicher Orten ſo hoch gewölbet / als eine Kirche. Seitwerts ſind Gänge bald hoch / bald nieder / die zu andern Hölen leiten / deren Ende und Ausgang man noch nicht völlig ent - decket. Zu unterſt bey dem Brunnen / giebt es mancherley Art Steine / die anzeigen / daß ſie aus dem Waſſer gewachſen ſind.

3. Noch mehr dergleichen Hölen finden ſich in dieſem Land-Gericht / bey Unter Mains - Hof / Clauſen / Aicha / und anderer Orten / die ſind zwar nicht ſo gros / raumig / und alſo ge - wölbet; man findet aber doch mancherley ſeltza - me Dinge darinnen / inſonderheit Waſſer / die im Abtropffen ſo balden zu Stein werden / und mancherley Figuren bilden. An dieſen Steinen wann ſie polirt werden / erſcheinen gar ſchöne ſchwartze Adern / und gleichen dem Alaba - ſter.

4. Jm Hertzogthum Würtenberg zwi - ſchen den Dörffern Hauſen und Ober-Hauſen / hat es auch eine Höle unter einem Felſen / die gar ferne ſich erſtrecket / und biß zum Ende noch nicht iſt begangen worden. Weit einwerts in ſolcher Höle kompt man zu einem gefährlichen Hügel / da es etwas Liecht iſt; und gar tieff da -H hrunter /482Das andere Buch. runter / ein helles Waſſer geſehen wird. Wann bey truckenem und ſchönen Wetter / aus dieſer Höle Nebel heraus kompt; ſo folgt Regen und Ungewitter. Dahero ſie in gemein / das Nebel - Loch genennet wird. Zeilerus.

5. Jetzt-gedachten Lands / unfern des Städtlein Heubach / liegt ein gar altes Schlos der Roſen-Stein genandt; unter dieſem gehet am Felſen ein enger Fuß-pfad zu einer förchtigen Höle / die bey einer halben Meile ins Gebürg ſich hinein ziehet; und im nächſten Flecken in einem Stadel ihren Ausgang hat. Idem.

6. Unter dem uhr-alten Schlos Rein - ſtein / davon die Gravſchafft den Namen / nur ein vierdtel Meil von Blanckenburg am Hartz / ſo auf einem Felſen liegt / in welchem dieſes Schloſ - ſes mehriſte und beſte Zimmer / als da ſind: Kir - chen / Saal / Marſtall / Kuchen und Keller / ein - gehauen / findet ſich eine kleine Höle / oder ziemlich groſſes Loch im Felſen / welches von allerhand kleinen Steinlein / die ſonſten nicht auf Gebür - gen / ſondern nur auf der Ebne zu finden / ange - füllet iſt. Wann jemand von ſolchen Steinen viel oder wenig hinweg nimmt / führet / oder trä - get / und nur ein wenig beyſeit gehet; ſo kommen ſie wieder an ihren Ort / da ſie ſind weggenom - men worden: Alſo daß die Höle allzeit mit Stei - nen vollgefüllet / verbleibet. Es ſoll auch noch keinem wol erſproſſen ſeyn / der freventlich ſich unterſtanden / aus dieſer Höle etwas von Stei -nen483Von der Natur. nen weg zubringen. Man giebt beſtändig vor / daß auf dieſem Haus / ſonderlich um die Gegend der Höle wo die Steine liegen / um die Mittags - Stunde jederweilen ein Schall vieler Schellen: Unter Zeiten auch / ein Gehämmer vieler Schmiede gehöret werde. Idem Zeilerus.

7. Auſſerhalb der Stadt Hameln in Sachſen liegt ein Berg / der Poppen-Berg ge - nandt / in deme ein Höle / allwo folgende Ge - ſchicht ſich zu getragen. Jm Jahr 1284. den 26. Junii / (im Stadt-Buch aber / ſtehet der 22. eingezeichnet /) hat ein unbekandter Maus - und Ratzen-Fanger in der Stadt ſich eingefunden / gegen die Burger ſich erbotten / um ein benand - tes Geld / alle Ratzen und Mäuſe aus der Stadt zuvertreiben / geſtalten er auch gethan. Als aber die Burger ſein Geding ihme zugeben / ver - weigerten / und fortſchafften / kam er nachmals wieder in die Stadt / zohe eine beſondere Pfeiffe aus dem Sack / und pfiffe; lockete damit eine Anzahl Kinder zu ſich / die ihme auch vor die Stadt an den gedachten Berg nachgefolget / all - da er mit allen Kindern / deren ein hundert und dreyſſig geweſen / verſchwunden; ein Mägdlein / ſo ein Kind auf dem Arm truge / kam zu ruck. Dieſe Hiſtori / ſiehet man auch daſelbſt in der Pfarꝛ-Kirchen an einem Fenſter gemahlet. All - dieweilen dann eben ſelbiger Zeit / in Sieben - Bürgen eine Anzahl Kinder / deren Sprach man nicht verſtunde / vor den Tag gekommen /H h ijwol -484Das andere Buch. wollen einige darfür halten / daß es dieſe zu Ha - meln verlorne Kinder geweſen ſind / die einen ſo weiten Wege über 200. Meilen unter der Er - den / dahin ſind geführet worden. Kirche - rus.

8. Jn der Gegend der Stadt Baſel in Schweitz / bey denen ruderen der uhr-alten Stadt Auguſta oder Augſt / ſiehet unter andern vielen Dingen man auch eine Höle / in dieſelbe gieng im Jahr 1520. ein Burger aus jetzt-genandter Stadt / ein ſchlechter einfältiger Menſch / des Hand-Wercks ein Schneider. Er kam weiter einwerts / weder einiger vor ihne noch jemals kommen war. Erſtmal gelangte er zu einer Ei - ſern-Thür; und fürters durch dieſelbe von einem Gewölb ins andere. Zu letzt kam er in einen ſchönen Garten / in deſſen Mitte / ein wol-erbau - ter Pallaſt ſtunde. Allda / begegnete ihme / eine / biß auf halben Leib ſehr ſchöne Jungfrau / mit einer güldenen Kron auf dem Haupt / und zu Feld geſchlagenen Haaren; unter dem Nabel aber / war ſie eine abſcheuliche Schlange. Die - ſe Jungfrau führete ihn bey der Hand zu einer andern eiſern Thür / dabey zween groſſe ſchwartze Hunde waren / welche auf dero bedrohẽ ſtill lagen. Sie / die Jungfrau nam hierauf einen Bund Schlüſſel vom Hals / öffnete damit eine Kiſten / aus welcher ſie allerhand güldene / ſilberne und küpfferne Müntzen herfür langete / und ſie ihm ſchenckete / welche er auch mit ſich heraus ge -bracht /485Von der Natur. bracht / und männiglich gezeiget hat. Sie ver - meldete ihme / daß ſie wäre aus Königlichen Ge - ſchlecht geboren / vor Zeiten aber hieher verflucht / und in ein ſolch Monſtrum verwandelt worden / könne auch andeꝛer Geſtalt ihr nicht geholffẽ wer - den / es ſey dann / daß ein reiner keuſcher Jüngling ſie dreymal küſſe. Er zwar / habe auf ſolch ihre Anzeig ſie zweymal geküſſet / ſie hätte aber jedes - mal ſo erſchrecklich und grauſam ſich gebärdet / daß er aus befahren / er möchte von ihr gar zer - riſſen werden / zum drittenmal es nicht wagen wollen. Nach der Zeit hat dieſer Schneider in dieſe Höle nicht mehr können hinein kommen / auch ſo gar derſelben Eingang nicht mehr finden mögen. Nach Verflieſſen etlicher Jahre / iſt ein anderer Burger zu Baſel / in Hoffnung ſeiner Armut Rath zu ſchaffen / hinein gangen / hat aber darinnen nichts / als Menſchen-Gebein ge - funden / worüber er beſtürtzet worden / im Heraus - eylen einen plötzlichen Fall / dadurch aber ihme alſo Wehe gethan / daß er am dritten Tag her - nach / geſtorben iſt. Prætorius Stumpf und Harsdörffer.

9. Jn vorigen Seculo, lebete in der Stadt Schweinitz ein Mann Namens Johann Beer. Als dieſer ſeiner Gewohnheit nach / im Jahr 1570. an deme gemeldter Stadt nahe ge - legenen / alſo genandten Zotten-Berge umher ſpatzierete / ward er an einem Ort des Gebürgs / einer zu vor niemals bemerckten Oeffnung ge -H h iijwar;486Das andere Buch. war; hierüber bedachte er ſich was ihme zu thun? Und gehet auf gefaſten Schluß in dieſe Höle des Bergs hinein; ihme kompt aber ein gewaltiger Wind mit etwas gräslichen Schauer entgegen / welcher Urſachen er damal wider zuruck gangen iſt. Nach etlichen Wochen entſchlieſſet er ſich / nochmalen in dieſe Höle zu gehen / machet ſolches auch am Sonntag Quaſimodogeniti werckſtel - lig. Als er etwas tief hinein kompt / findet er einen gar engen / doch geraden Gang zwiſchen zwo Felß-wänden / empfindet feꝛner keinen Wind / erblickt aber von weiten einen liechten Schein / dem gehet er nach / biß zu einer beſchloſſenen Thü - re / in welcher eine eingeſchnittene Glas-Scheibe / wodurch der Liechtes-Stral dieſen finſtern engen Gang / gantz wunderlich beleuchtet. Hier auf klopffet er an der Thür / und zwar zum dritten mal / die wird ihme geöffnet. Er ſiehet eine klei - ne Höle / und in derſelben an einem runden Tiſch / drey lange / gantz abgemergelte Männer gegen einander ſitzen / die hatten Alt-Teutſche oder wie anjetzo man ſie nennet Spaniſche Baret auf den Häuptern / ſahen gantz betrübt aus / und zitter - ten. Auf dem Tiſch für ihnen / lag ein / in ſchwartz Sammet mit Gold beſchlagnes Buch. Er Beer / ſchreitet über die Schwelle in die Höle hinein / ſtehet ſtill / und ſpricht: Pax vobis! Sie antworten: Hîc nulla Pax. Er thut einen Schritt gegen den Tiſch / und ſpricht nochmal zu ihnen: Pax vobis in nomine Domini! Sieer -487Von der Natur. erzittern / ſagen jedoch mit halber Stimme: Hîc non Pax. Er ſchreitet biß vor den Tiſch / wi - derholet: Pax vobis, in nomine Domini no - ſtri Jeſu Chriſti! Sie verſtummen / mit Erſchre - cken / Furcht / und Zittern; legen hierauf ihme das vorgemeldte Buch vor / diß öffnet er / beſie - het den Titul / der lautet: Liber Obedientiæ! Hierauf fragt er Beer / wer ſie wären? Sie antworteten: Sie kenneten ſich ſelber nicht. Er fragt ferner: Was ſie an dieſem Ort mach - ten? Sie ſagten: Sie erwarteten mit Schre - cken das Ernſte ſtrenge Gericht GOttes zu em - pfahen den Werth ihrer Thaten. Er fähret fort: Was ſie dann gewürcket bey Leibs Leben? Sie zeigen auf einen Fürhang / darhinter würde er finden / die Zeichen / und Zeugen ihrer Hand - lung. Er ziehet hier auf den Fürhang ab Sei - ten / ſiehet eine groſſe Menge allerhand Mörde - riſcher Waffen; wie auch / alte / theils halb / theils gantz verweſete Materien / unterſchiedlicher Dingen / zu ſampt etlichen Menſchen-Gebeinen und Hirnſchädeln. Woraus erſchienen / daß ihre Wercke ihnen gefolget / und daß ſie Rauber und Mörder geweſen ſind / wie dann die Schle - ſiſche Cronic unter andern vom Zotten-Berg / und dem darauf zerſtöreten Raub-Schloß / (deſ - ſen rudera annoch vorhanden /) hiervon auch ge - dencket. Er Beer fragte ſie / ob ſie ſich zu dieſen Wercken bekenneten? Sie ſagten Ja. Er: Ob es gute / oder böſe Werck wären? Sie ſpra -H h iiijchen:488Das andere Buch. chen: Böſe. Er: Ob es ihnen leyd / daß ſie ſolche böſe Wercke gethan? Sie antworteten Nichts / erzitterten nur. Er fragte ferner: Ob ſie bekenneten / daß ſie gute Wercke hätten thun ſollen? Sie antworten Ja. Er: Ob ſie auch noch gute Wercke würcken / und gut ſeyn wolten? Sie ſagten: Sie wüſtens nicht. Hierauf hat der Autor in ferneres Geſpräch mit ihnen ſich eingelaſſen / ſo aber um beliebter Kürtze willen übergangen wird. Jn dieſer Wunder-Höle ſoll neben andern Sachen auch ein ſchön Poſitiv mit Silber vergülten Claviren ſtehen / darauf Eingangs ermeldter Johann Beer geſpielet. Extr. Jac. Böhms-Schrifften IV. Theil.

10. Jn dem wol-benamten Hoch-Adeli - chen Geſchlechte derer vom Ranzau in Hollſtein / ſoll es ſich zugetragen haben / daß dero Gros - Frau-Mutter einſten Nacht-Zeit an der Seite ihres Ehe-Herꝛns aus dem Bette / durch ein klei - nes Männlein / ſo ein Laterlein getragen / ſey aufgewecket; und aus dem Schloß / deſſen Thür und Thor ſich geöffnet / in einen holen Berg auſſerhalb / zu einem kreiſtenden Weibe gebracht worden / welche / nach deme ſie ſelbiger auf Be - gehren / die rechte Hand auf das Haupt geleget / ſo bald geneſen. Als ſie nun durch ihren Führer wider in das Schloß zuruck gebracht worden / habe ſie von demſelben ein Stuck Goldes zu ei - ner Gabe empfangen / daraus angegebener Maſ -ſen /489Von der Natur. ſen / funffzig Rechen-Pfenning: Ein Hering: und Spille / nach der Zahl ihrer zweyer Söhne / und einer Tochter verfertigen laſſen. Worbey ſie dieſe Warnung mit empfangen / daß dero Nach - kommen dieſes wol würden zu bewaren wiſſen / ſonſten ſie in äuſſerſtes Abnehmen gerathen wür - den. Wie dahingegen / ſo lange ſolche bey dem Geſchlecht verblieben: An Ehr und Gut zuneh - men werden. Prætorius.

11. Faſt eine gleiche Geſchicht wird er - zehlet / von dem Alten Adelichen Geſchlecht / derer von Alves-Leben in Sachſen / mit einem auf ſolche Weis empfangenen Ringe / welcher aber nunmehro in gar viel particul ſoll zertheilet worden ſeyn.

12. Bey der Lauenburg in Caſſuben / iſt im Jahr 1596. eine abſcheulich tieffe Klufft auf einem Berg funden worden. Dieſe zu be - ſichtigen / hat ein Rath daſelbſt / zween Mißthäter ſo auf den Hals geſeſſen / hinein fahren laſſen / welche / da ſie auf den Grund gelanget / vor ſich einen ſchönen Garten geſehen / in deme ein Baum geſtanden / der gar liebliche weiſſe Blumen ge - tragen / derer ſie aber keine anrühren dörffen. Ein Kind / hat ſie über einen weiten Plan zu einem Schloß geführet / darinnen ſie mancherley Sei - ten-Spiel gehöret: Auch einen König auf einem Silbern Thron ſitzend / geſehen. Jn der einen Hand hatte er einen Scepter von Gold: Jn der andern aber / einen Brieff / welchen er dieſen bee -H h vden490Das andere Buch. den durch das Kind überreichen laſſen. Hier - von in dem gedruckten Bericht mehres nachge - leſen werden mag. Heinr. Kornman de Monte Veneris.

13. Unweit der Stadt Eyſenach in Thü - ringen / liegt der berühmte Horſel-Berg. Jn vorigen Zeiten / ward in ſolchem öffters ein jäm - merlich Heulen und Geſchrey gehöret. Einer Königin aus Engelland / Namens Reinſchwig / als ſie ſich bekümmerte / wie ſie ihren veꝛſtorbenen Ehe-Gemahl nach ſeinem Tod / durch Beten / Faſten / und Allmoſen / aus ſeiner Quaal erlöſen möchte: Soll endlich ſeyn geoffenbaret worden / daß der König ihr Herꝛ / in dieſem Berge gequä - let werde. Hierauf habe ſie ſich aus Engelland anhero begehen / und unten am Berge eine kleine Kirche zuſampt einem Dorff erbauet. Dieſen Ort hab ſie Sathans-Städte genandt / (anjetzo heiſſet er Sattel-Städt /) allwo ſie auch / in ei - nem frommen Leben / biß an ihr Ende verharret. Idem.

14. Jm Jahr 1398. erhuben ſich bey Eyſenach / am hellen Tage / drey groſſe Feuer / die brandten eine Zeit lang in der Lufft; zohen nachmal ſich zuſammen / theileten jedoch ſich bald wieder; und fuhren endlich alle drey in die - ſem Horſel-Berg. Idem.

15. Dergleichen Berge iſt auch bey Kief-hauſen in Thüringen / von welchem neben andern Geſchichten die gemeine Sage lauffet /daß491Von der Natur. daß Käyſer Friedrich darinnen Hof halten ſolle / und jederweilen den Land-Leuten dort herum er - ſcheine. Idem.

16. Jm Stifft Fulda bey Biber-Stein / hat es einen Berge / der Milſen-Berg / (Meluſi - nen /) genandt. Auf / und an dieſem / wie man vor gar gewiß beharren will / läſſet öffters eine ungeheure Schlange / mit einem abſcheulich lan - gen Schwantz ſich ſehen / derer Kopff aber / gleich einer Jungfrauen geſtaltet / den ſie auch jederzeit erhaben / tragen ſolle. Idem.

17. Bey der Stadt Heidelberg / jenſeit des Fluß Neckars / liegt ein Berg / zu Allen-Hei - ligen genandt. Auf dieſem iſt in uhr-Alten Zei - ten ein Heydniſcher Tempel in der Ehre aller Götter geweyhet / neben einem Schloß erbauet worden / deſſen rudera man noch ſiehet. Es ſind in dieſem Berge ſehr groſſe und gewölbte Gänge / die in die Tieffe abwerts / biß an den Fluß gehen / und nicht ohne Verwunderung beſichtiget werden. Man erachtet / daß in Zeiten des Heidenthums ein Oraculum allhier geweſen ſey. Idem.

18. Jn Thüringen vorm Hartze / bey einem Dorff Ufftrungen genandt / ſiehet man ei - ne Höle / welche auf etlich hundert Schritt lang / ein recht natürlich Gewölb / oder Durch-Gang durch einen Berg machet / und ſo hoch iſt / daß man aufgericht / ohne Anſtos durchhin gehen kan. Und iſt anbenebenſt merck-würdig / daß ſolche niemand dadurch kommen mag / er werdedann492Das andere Buch. dann wol beſtäubt / und gantz weis / gleichſam wäre er in einer Mühle geweſen. Zeilerus.

19. Jn der Gravſchafft Stollberg / un - terhalb des Dorffs Queſten-Burg / gegen dem alten Berg-Schloß über / kompt man an eine zwar groß und geraume / doch nicht ſonders tieff unterwarts in den Felſen ſich ziehende Höle / die iſt aber offen / ſo daß es Liecht-helle darinnen iſt. Sie wird in gemein Eis-Loch genandt. Jn Sommers-Zeit / je heiſſer die Sonne ſcheinet / je härter gefrieret es darinnen / (da doch dieſe Höle recht gegen Suden offen ſtehet /) dazu es auch un - ter Zeiten ſchneyet; man kan im Julio und Au - guſto darinnen mit Schnee-Ballen ſich luſtig herummer werffen. Da hingegen / je härter und ſchärffer im Winter es gefrieret / je heiſſer iſt es in dieſer Höle / ſo daß es auch gleichſam ein Schwaden oder warmen Dampff giebt / wie in einer Bad-Stuben. Idem.

20. Unfern davon / an einem Berge / iſt noch eine Höle / in einem Felſen unterwerts ge - hend / ſo daß man hinunter klettern mus / zu ei - nem natürlich-hohen / und weit eingefangenen Gewölbe / voll Waſſers wie ein Teich / doch gantz ſtill / und unergründlich. Das Gewölb aber der Höle iſt über und über / von einer Art Tropff - Stein / kraus wie Wolle / beſetzet. Idem.

21. Jm Biſtum Halberſtadt bey Grü - ningen / hat es ein ſehr tieffes felſigtes Loch / wie ein ausgemaurter Brunnen. Wann ein Steinhin -493Von der Natur. hinein geworffen wird / höret man ihn über lang erſt ins Waſſer / welches unten in der Tieffe / wie ein ſtarcker Bach rauſchet / fallen. Etwas meh - res gegen dem Wald der Hackel genandt / iſt auch eine Art eines Beꝛg-fals / voller Waſſer / und unergründlich. Oben auf / ſchwimmet ein von Rohr zuſammen gewachſene Materi / auf wel - cher eine Menge wilder Enten ſich aufzuhal - ten pflegen. Man kan ihnen aber nicht bey - kommen. Idem.

22. Jn dem Thum / oder der Haupt - Kirche zu Magdeburg zeiget man zwey Gewöl - ber / oder Keller / nahe bey einander. Das eine / iſt gantz finſter / und man kan kein brennend Liecht darinnen behalten / da doch im wenigſten keine Lufft geſpüret wird. Das andere / iſt zwar liecht / man fühlet und empfindet aber einen ſteten Wind / welcher jedoch kein angezündes Liecht auslöſchet / ſampt einem ſtarcken Brauſen wie eines groſſen Waſſers / kan aber weder ſehen noch mercken / woher ſolches kommen müſſe. Idem.

23. Jn der Gravſchafft Marck bey dem Städtlein Schwellm / giebt es eine verwunderli - che ſehr groſſe Höle / deren End noch Ausgang biß dahero / noch nicht können gefunden werden. Achilles Alexander.

24. Jn Jrꝛland / in dem Land-ſtrich Ul - tonia, hat es in einem See eine Jnſul / die in zween Theil ſich ſcheidet. Der eine Theil iſtgar494Das andere Buch. gar anmuthig / und fruchtbar; und mit einer Kirche gezieret. Der andere aber / bleibet gantz wild / und öd. Jn dieſem Theil ſind neun ver - ſcheidene Hölen / die aber innwendig ſollen zu - ſammen kommen. Nacht-Zeit / wie man ſagt / iſt es dergeſtalt unſicher / wegen der ſich hierum enthaltenden Geiſter / daß wenige / ſo dieſer En - den benachtet / das Leben erhalten mögen. Die - ſer Ort wird in gemein St. Patritii Feg-Feuer genandt. Es ſoll Patritius, um das Jahr 433. damaligen Jnnwohnern den Chriſtlichen Glau - ben geprediget haben / dieſelbe aber vor allen an - deꝛn Artickulen an der Hölle und Quaal der Veꝛ - damten zweiffeln wollen: Da hätte er dieſen Ort von GOtt hierzu erbetten. Zwar / wie man ſagt / ſind dieſe Hölen alſo beſchaffen / daß keinem Sünder / wie groß er immer ſeyn könne / eine ſtrengere Buſſe hat mögen auferladen werden / als daß man ihne eine einzige Nacht in dieſe - len verwieſen hat. Weyland / ward mit denje - nigen ſo zu Abtilgung ihrer Sünden dahinein ſich begeben wollen / folgender Proceß gehalten: Es ward ein ſolcher nach abgelegter Beicht / em - pfangener Abſolution / und darauf gefolgter Communion unterrichtet / wie er im Eingang in der Höle / als auch Zeit ſeines Verbleibens da - rinnen ſich zuverhalten hätte; hierauf ward ihme die letzte Oelung gegeben / und endlich beräuchert. Was nun ein ſolcher Menſch über Nacht / in die - ſer Höle vor grauſame Anblick der Teufel: undvie -495Von der Natur. vielerley Marter und Quaal der Verdammten geſehen / und gehöret / das ſoll nicht auszuſpre - chen ſeyn. Welche nun / der Teufel Schröck - nis / Anfechtung / und Schmeichlen nicht wider - ſtanden / ſondern ſich überwinden laſſen; oder auch / im wenigſten ihnen zu Gefallen worden / die ſind um den Hals gekommen / und verloren gewe - ſen; dieſe aber / die ohne unterlas den Namen JE - fus nenneten / und demſelben ſich befahlen / die ſind unverletzt behalten blieben. Wann jemand A - bends in die Höle gangen; iſt die Thüre nach ih - me zu geſperret / des folgenden Morgens aber wider geöffnet worden. Welcher alsdann nicht bey der Thüre gewartet: nach deme iſt ferner keine Frage geweſen / auch nicht mehr widerkom - men. Viele ſind in dieſer Höle verkommen; und viele auch wiederkommen. Ortelius.

25. Eine Geiſtliche Ordens-Perſon / und anbenebenſt ein wol-bereiſter Welt-kündiger Mann / berichtet wegen dermaligen Zuſtands dieſer Höle / daß ſolche er vor wenig Jahren in Geſellſchafft anderer / genau beſichtiget: Nichts Widriges aber weder geſehen / noch hören kön - nen. Alſo anjetzo mit derſelben Zuſtand aller - dings ſich geändert habe.

26. Jn Italia, in dem Königreich Neapo - lis an dem Gebürg Aſtruno, iſt eine ſehr groſſe Crypta oder Höle / ſo daß über drey tauſend Mann raumig darinnen ſich enthalten könten; ſie ſencket ſich in die Tieffe / und wird immer en -ger;496Das andere Buch. ger; endlich ſchlieſſet ſie ſich in Form eines Am - phitheatri. Mitten durch / flieſſet ein Bach klares Waſſers. Archantolog. Coſmica.

27. Jn jetzt-gedachten Königreich Nea - polis, unfern deſſen Haupt-Stadt gleiches Na - mens / in der Gegend der weyland wol-berühm - ten Stadt Cumæ, neben noch vielen andern Wundern der Natur / die ſelbiges Orts nicht oh - ne ſonderbahre Gemüths-Beluſtigung derer / die ſolche achten / angeſchauet werden / ſiehet man auch eine tieffe verwunderliche Höle unter einem Berge / die gar weit ſich erſtrecket / und noch nie - malen biß zum Ende hat können erkundiget wer - den. Man nennet ſie in gemein die Grotta der Sibyllen / und wird von gar vielen Scribenten behauptet / daß die berühmtiſte unter den bekand - ten zehen Sibyllen diß Orts ſich enthalten / und dahero die Sibylla Cumana ſey genandt worden. Das Wort Sibylla dedeutet ſonſten ſo viel als eine Prophetin / die voll iſt des Geiſtes GOttes. Bey den Alten wurden alle die jenigen Frauen welche die Gabe der Weiſſagung gehabt / Sibyl - len genandt. Von ihren Thaten / Reden / und Weiſſagungen / ſind neben den vielen weltlichen Geſchicht-Schreibern / auch / unter den Kirchen - Lehrern / Ambroſius, Lactantius Firmianus, Euſebius, Hieronymus, und Auguſtinus, in mehrem zu leſen. Unter dieſen zehen Sibyllen / iſt erſt-gedachte Sibylla Cumana an der Zahl die vierdte / die jenige geweſen / welche dieſer Gegendſich497Von der Natur. ſich aufgehalten / und in dieſer Höle gewohnet haben: Die auch wie beſtändig vorgegeben werden will / noch auf dato diß Orts ſich aufhal - ten; unterſchiedlichen Perſonen erſchienen ſeyn: Und ihnen Rath gegeben haben ſolle; davon bey Leandro Alberto, in ſeiner Beſchreibung Ita - lien mit mehrem zu leſen.

28. Vor kurtz verlittenen Jahren / trug ſich zu / daß ein Schottiſcher von Adel des Ge - ſchlechts der Buttler / auf ſeiner Reiſe durch Ita - lien / unter andern auch die Gegend um Pozzolo, Baya, und Cuma, wegen der vielen dort herum befindlichen antiquitäten / und natürlichen Wundern / perluſtriret / und darüber mit einer Ordens-Perſon in einem unfern davon gelege - nen Kloſter in vertrauliche Kundſchafft gekom - men iſt. Als jetzt-gedachte Ordens-Perſon / die in Philoſophia abſtruſiori, Magia, und mehr andern geheimen Wiſſenſchafften excellirete / des Buttlers curioſität in genauer Erforſchung der Wunder GOttes in der Natur / vermerck - te; erbote ſie ſich von ſelbſten / ihme auf belieben / einige in vorgedachter Grotta der Sibyllen be - findliche / aber gleichſam verſiegelte Geheimniſſe zu zeigen / und ſchauen zu laſſen; und als hierü - ber ſie ſich verglichen / nam mehr-gedachte Or - dens-Perſon noch drey andere aus dem Kloſter zu ſich / und nach dem ſie etwas Vorrath an Vi - ctualien mit ſich genommen / verfügten ſie ſich zu dieſer Grotta, woſelbſten ſie mit UntergangJ jder498Das andere Buch. der Sonnen angelangt. Bevor aber ſie in ſol - che hinein giengen / erinnerte ihr Führer: Daß niemand nichts reden: Nichts anrühren / oder mit ſich nehmen: beyſammen bleiben; und kei - ner etwa aus Entſetzen deſſen / was er ſehen oder hören werde / zu ruck weichen ſolle. Als dieſem alſo zu geleben und zu folgen / ſie angelobet: Ga - be der Führer jedem eine brennende Kertzen in die Hand / verrichtete nachmals etliche Ceremo - nien / und gieng darauf ſtracks in die Höle hin - ein / und ſie ihme nach / befanden darinnen eine unglaubliche Höhe und Weiten / und kamen nach einer ziemlich langen Reiſe endlich an einen Ort / da es wie ein Thür-Geſtell formiret war. Hier gabe ihr Führer durch deutẽ ihnen zu verſte - hen / daß ſie ſich etwas aufhalten und wartenſoltẽ / wie geſchehen; eꝛ abeꝛ nach verꝛichtetẽ Ceremoni und gar tieffer Reverentz / tratt mit ſeinem noch immer brennenden Liecht in das Zimmer hinein / und auf gegebenes Zeichen ſie ihme hinnach. Da ſie nun alſo durch die Thür hinein / und ins Zimmer gekommen / ſahen ſie nicht ohne Schre - cken und Entſetzen / eine Frauens-Perſon unge - meiner Gröſſe / vor ihnen ſtehen / deren Bewe - gung ein ſolch Rauſchen uud Raſſeln verurſachte / daß es ihnen faſt unerleidentlich war. Jhre Klei - dung war von Farben grün mit blau faſt gantz durchſichtig / wie lauter Schmaragd und Saphi - ren / dieſe gab durch Zeichen und Gebärden ihrem Führer ein und anders zuverſtehen. Das gantzeZim -499Von der Natur. Zimmer ſchien von lauter feinen Gold und Silber / mit Edelgeſteinen untermiſcht / alſo daß nichts als eitel Glantz und Liecht / der durch ein - ander ſpielenden helleſten und höchſten Farben / zu ſehen war. Hier hielten ſie ſich etwas auf / biß gedachte Frauens-Perſon in ein ander Zim - mer ſich verfügte / derer ihr Führer: und ſie ihme nachfolgten. Dieſes andere Zimmer war zwar eben von ſolchem Glantz und Liecht / allein die viele durcheinander ſpielende Farben / machten ihm gar ein ander Anſehen. Aus dieſem Zim - mer / ſahen ſie wie von ferne noch ein anders / aber kleineres und nicht ſo gar hell-gläntzendes Zim - mer / in welchem noch mehr Frauens-Perſonen ſtunden / und bey Annahen dieſer / ſich gar tieff neigeten / und ihro Ehre bezeigten. Als ſie biß hiehero gelanget / und ſahen / daß es überall / alſo voll hell-ſtralender Edel-geſtein lage / übereilete einen von den dreyen die ihr Führer aus dem Klo - ſter mit ſich genommen / der Fürwitz / daß er ein Stuck zu ſich in Sack ſteckte / und darauf ſeinen Geſellen folgen wolte / die eben in ein anderes Zimmer eingetretten waren. Es verlaſch ihm aber augenblicklich ſein in Händen tragendes brennendes Liecht / und ſie befanden ſich in der tieffeſten und finſterſten Höle: Alles was ſie ge - ſehen / verſchwand vor ihren Augen / alſo / daß aus äuſſerſten Schrecken / Furcht / und Entſe - tzen / ſie nicht wuſten wohin ſie ſich wenden ſolten. Jn ſolchem verwirꝛten Zuſtand / ſtellete ihr Füh -J i ijrer500Das andere Buch. rer / (deme die Urſach dieſes nicht unbekandt war /) ihnen die vor Augen ſchwebende Gefahr beweglich vor / erinnerte ſie anbenebenſt / daß wann jemand zuwider der ihnen gethanen ge - treuen Vermahn - und Warnung / etwas zu ſich genommen hätte: Er ſelbiges alſo balden hin - widerum durch die Füſſe hinter ſich von ſich werf - fen ſolte / welches dann auch von dem jenigen der ſchuldig war / ſchleunigſt beſchahe / zuvor aber dennoch beſehen wolte / was es dann wäre / ſo er eingeſtecket / und es einem natürlich-ſchwartzen Probier-Stein gantz ähnlich und gleich ſehend befande. Nach dieſem gienge zwar ihr Führer noch ferner voran / jedoch mit Unwillen / und in lauter confuſion; und ſie folgten ihme in grö - ſten Schrecken und Angſt nach / biß endlich nach langen verdieslichen hin - und wider Kriechen / und ſchlieffen / durch enge Klüffte und Schlupf - Löcher / (da ſie doch beym Eingang dergleichen nicht / ſondern eine ſehr hohe und groſſe Weit - ſchafft befanden /) von ferne etwas Liecht erblick - ten / und deme zu eyleten / und alſo nach erſtande - ner beſchwerlicher Mühe und Arbeit / auf einem ihnen unbekandten Gebürg an des Tags-Liecht gelangeten: Nirgend aber ſich erkennen kunten / biß ſie unten am Gebürg in einem Dorff Kund - ſchafft erholten / wo zu gegen ſie wären / da ſie dann ſich weit vom Kloſter daraus ſie gegangen / entfernet zu ſeyn befanden; und erſt nach Able -gung501Von der Natur. gung einer ziemlichen weiten Reiſe hinwiderum allda anlangten.

29. Jn der wol-bekandten Jnſul Can - dia, dreyſſig Welſche / oder ſechs Teutſche Mei - len von der Haupt-Stadt Candia, findet man annoch merckwürdige Anzeigungen von dem weyland welt-berühmten Jrꝛgarten / den der Kunſt-reiche Dedalus erbauet / unter der Erden zuſehen. Davon ſchreibet der hiervorn ge - nandte Johann Sommer / der ſolche beſichtiget / folgenden Jnnhalts: Als wir an das Ort / wo der Jrꝛ-Garten / gelangten / verſchaffte unſer Führer und Weg-weiſer / daß wir durch ein Seil hinunter in die Grube / da der Eingang iſt / fahren konten; er ſelbſten folgte auch hinach / gab jedem ein brennend Liecht in die Hand / ſich aber band er eben das Seil / durch welches wir waren in die Grube hinunter gelaſſen / um den Leib / machte deſſen End an einem eiſern Hacken veſt / und nam etliche Stücker angezündeter Waſch-Liechter in die Hände; uns aber / befahl er / daß einer vor / der ander hinnach das Seil ergreiffen / und ihme folgen ſolten; und alſo führete er uns ſehr tieff in die Erde hinunter / biß wir kamen an einen Ort / allwo viel ſchöner Alabaſter / und Marmor - Seulen ſtunden / wie auch: Viel Kammern / mit Thon / und andern Materialien / dergeſtalt wunderbar unterſchieden / und erbauet / daß es nicht wol mag beſchrieben werden. Die Kam - mern hatten keine Thüren / und doch kamen wirJ i iijhin -502Das andere Buch. hinein / und auch wider heraus / und wuſten nicht / wie / oder welcher Geſtalt. Ferner / brachte er uns zu einen Stall / welcher zu rings umher / mit ſtarcken metallinẽ Gegittern beſetzet war. Mitten in demſelben / ſtunde ein groſſer eiſerner Trog / wie dieſe ſind / aus denen die Schweine freſſen / der war an jeder Seite / mit einer eiſern Ketten veſt angemacht: Hier ſolte nach der Griechen Auſ - ſage / der Minotaurus weyland geſtandenen ſeyn. Fürters ſahen wir vier Zellen / wie die Münche zu haben pflegen / in denen ſtunden Bett-ſtätte von Marmor / ſchön anzuſehen. Jm wider heraus gehen / hielten wir einen andern Wege / da wir an der Maur etliche ſehr groſſe Menſchen Schädel / wie auch Röhren von Schenckeln und Armen die übermäſſig groß / mit Verwunderung hangen ſehen. Nach Anzeig unſers Führers / ſolten diß Gebeine ſeyn / der jenigen Riſen / die weyland in dieſer Jnſul ſich aufgehalten haben. Noch mehr Antiquitäten hatten wir zuſehen; alldieweilen aber einem unter uns von Dampff übel ward / muſten wir es anſtehen laſſen / und wider heraus ans Liecht eilen. So weit gemeld - ter Autor, der im Jahr 1590. dieſe Reiſe verrich - tet hat.

30. Jn der Jnſul Sicilien / auſſerhalb der Stadt Siracuſa / findet ſich eine wunderbare Höle in lauter Felſen / die aber nicht von Natur / ſondern in Zeiten des Tyrannen Dionyſii durch den weltberühmten Künſtler Archimedem alſozu503Von der Natur. zu bauen / iſt angegeben worden. Sie iſt formi - ret / in Geſtalt eines Ohres; oben darüber / hatte es eine Wohnung / darinnen der Stock - oder Kerckermeiſter (denn erſt-genandter Tyrann ſich dieſer Höle zu einem Gefängnis bed enet /) woh - nete; anjetzo / wird ſie La Grotta della Favella genandt. Wann in ſolcher jemand noch ſo leiſe redet / ſo machets oberhalb ein ſtarck Gethön; aus dem reuſpern / wird ein Donner-Knall: Und ſo man mit einem Stecken / auf ein ausge - ſpantes Tuch ſchläget / thut es einen Schlag wie eine halbe Carthaunen / widerholet auch ſol - chen etlich mal. Singen ihrer zween eine Fu - gam, oder Bicinium, ſo wird ein Quatuor dar - aus / nemlich / als wann vier Stimmen zuſam - men giengen. Neitzſchitz Orient. Reiſe. Kir - cherus.

31. Jn der Jnſul Pantalarea, zwiſchen erſt-gedachter Jnſul Sicilien und Africa, im Mittelländiſchen Meer gelegen / und der Zeit der Kron Spanien zuſtändig / zeigen die Land-Leute auf einem hohen Felſen / eine recht verwunderns - wehrte Höle. Es iſt dieſe Jnſul von Natur dürꝛ / felſigt / und ſehr hitzig / ſo daß man das Erdreich kaum betretten mag; und iſt in der gantzen Jnſul kein einiger Brunn ſüſſes Waſſer. Dieſen Mangel aber / hat die ſo viel vermö - gend-als gütige Natur damit erſetzet: Daß in Mitten der Jnſul auf jetzt-gemeldten Felſen / und daſelbſt befindlicher Höle / die allenthalben inJ i iiijStein504Das andere Buch. Stein eingefaſſet / in mitten derſelben / ein uner - gründliches Loch iſt / aus dem ohne Aufhören ein ſtarcker Rauch und Dampff aufſteiget / der oben an der Decke allenthalben ſich anſchlägt / in Waſſer reſolviret; und theils von ſelbſt / theils in Rinnen / aus der Höle heraus laufft. Davon die Land-Leute die Nothdurfft Waſſers haben können. Kircherus.

32. Jn Franckreich / in der Landſchafft Averniæ, am Berge Dor, zeiget man eine Höle Soucis genandt. So bald jemand einen Stein hinein wirffet; an Stund erhebt ſich ein hefftig Donnern / und Plitzen / mit Regen und Hagel. Zeilerus.

33. Jn Liefland bey der Stadt Wiborg am Meer / hat es eine Höle unter der Erden. Wann in dieſelbe ein lebendig Thier hinein ge - worffen wird / ſo fähret ein dermaſſen gewaltiger Schall / daß die Umſtehende darob erſtaunen / daß ſie weder ſtehen / ſehen / oder hören können / ſon - dern als Tode zur Erden fallen. Kircherus.

34. Eben dergleichen Höle hat es auch in Dalmatien. Wann ein Stein darein geworf - fen wird / fähret nicht allein ein mächtiger Wind heraus / ſondern es entſtehet ſo gleich ein Unge - witter mit Donner und Plitzen. Majolus.

35. Jn Italien / bey der Stadt Ceſis un - weit Terni, ſiehet man ein ſteinigt Gebürge / welches auf anderhalb Teutſcher Meilen von Oſt-in Weſten ſich erſtrecket. Am Ende deſſel -ben /505Von der Natur. ben / bey jetzt-gedachter Stadt Ceſis, hat es ver - ſcheidene Klüfft / und Oeffnungen / aus welchen den gantzen Sommer über ſehr hefftige Winde hervor kommen / dahero man auch diß Gebürge in gemein / Montem Æolium zu nennen pfleget. Die Jnnwohner zu Ceſis, wiſſen durch gelegte Röhren den Wind zu fangen / und nachmal in alle Ort und Gemächer ihrer Häuſer / wohin ſie ihn verlangen / allermaſſen anderer Orten mit dem Waſſer beſchicht / zu leiten: Und hier - durch Sommers-Zeit ihre Ergötzung zu ſuchen. Jn den Winter-Monaten / ziehet dieſer Berge den ausgeblaſenen Wind und Lufft wieder in ſich / geſtalten daran zuſehen / wann man etwas leichtes bey die Klüfften leget / ſolches an - und hinein gezogen wird; und zwar / je hefftiger die Kälte / je ſtärcker diß einwerts-ziehen geſpüret wird. Es halten dieſe Winde in den Sommer - Monaten / in welchen ſie blaſen / ihre gewiſſe Stunden / nemlich: Täglich vor Mittag vier: und Nach-Mittag eben auch ſo viel Stunden; darnach laſſen ſie allmählich nach: Des Nachts aber / ſpüret man ſie gar nicht. Kircherus.

36. Jn der Landſchafft Toſcana, bey der Stadt Volterra, findet ſich in einem Wald eine Höle / aus welcher jederweilen ein ſo ſtarcker Wind hervor kompt / daß er auch die gröſten Bäume ausreiſſet. Majolus.

37. Eine dergleichen gar groſſe Höle / und noch ein tieffes Loch / hat es auch / auf freyemJ i vFelde /506Das andere Buch. Felde / im Land-Gericht Sultzbach / in der O - bern-Pfaltz / aus welchen unter Zeiten dermaſſen grauſame Sturm-Winde hervor brechen / daß ſie ſtarcke Gebäu / Bäume / und was ihnen vor - kompt / zu Boden werffen; dergleichen inſon - derheit im Jahr 1656. am Tage Laurentii ent - ſtanden / davon die Zeichen noch vorhanden. Dieſe Höle und das Loch / werden von dem Land - Mann Löcher genandt.

38. Jn dem Pfleg-Ampt Velln der Stadt Nürnberg gehörig / iſt auch eine gerau - mige groſſe Höle in gemein das Geis-Loch ge - nandt. Hierinnen ſiehet unter andern man auch drey abſonderliche See / nebenſt vielen Sei - ten-Gängen / die theils ziemlich niedrig: Etliche aber gar hoch gewölbet ſind; deren End und Ausgang jedoch noch meiſtes unbekandt bleibet. Man gräbet darinnen verſcheidene Gattung Erden / welche der Schleſiſchen Terræ Sigillatæ wenig bevor giebt; und in der Artzney nutzlich zu brauchen iſt. Etlicher Orten findet man auch in ſolcher eine beſondere Art unbekandter Thiere-Knochen / welche die Land-Leute in man - cherley Kranckheiten gebrauchen / und jederwei - len glückliche curen dadurch verrichten.

39. Vor etlichen Jahren entſtunde ein - ſten ein Geſchrey / ob wären in einer / an den Grentzen erſt-genandten Land-Gerichts Sultz - bach gelegenen tieffen Höle / gleicher Geſtalt gantze Staturen / welche die Natur aus dem zuStein507Von der Natur. Stein gewordenen Waſſer / wie auch eine Orgel mit Pfeiffen-Werck die einen Laut von ſich ge - ben / formiret hätte zu ſehen. Hierauf geſchahe ein Zulauffen zu dieſer Höle / viele wolten die ſteinerne Bilder und Orgel ſehen. Es befand ſich aber auf eingenommenen Augenſchein meh - res nicht / denn daß zwar verſcheidene ledige Stein-Stücke die aus dem abtropffenden Waſ - ſer entſtanden / da ſtunden; ſie hatten zwar aller - hand ſeltzame / aber darum keine Menſchliche Form: Alſo auch war es mit der Orgel be - ſchaffen: Man ſahe eine Anzahl ſchmaler / kaum drey Finger dücker / ungleicher Länge gelb-glat - ter Steine mit dem ſpitzigen Ort über ſich / neben einander aufrecht ſtehen. Wann man an einen mit einem Stecken ſchluge / gab er ein ziemlichen Laut / gröber oder kleiner / dunckler oder heller / etliche / ſo abgeſchlagen worden / befand man im Kern mit einem ſubtilen Löchlein durchboret. Wann man alsdann daran ſchluge / gaben ſie einen Thon wie eine zerbrochene Schelle / doch etwas heller. Woraus zu ſchlieſſen / daß die in dergleichen finſtern Hölen enthaltene Wunder GOttes in der Natur / mit genauerer Aufmer - ckung wollen beſchauet ſeyn; will nachmal in deren Beſchreibung der Sachen / man nicht zu viel thun.

40. Jn erſt-erwähnten Italien / am Ge - bürg Apennino, bey dem Urſprung des Fluſſes Aniano, unweit Vicouaro, hat es im Gebürgeetliche508Das andere Buchetliche finſtere Hölen / in welchen / das / durch des Gebürges Runſen / abtrieffende Waſſer / aller - hand gar hoher Seulen / Aeſte der Bäume / und ungeheurer Riſen und Centaurorum Cörper for - miret / welches nicht ohne Verwundern anzu - ſchauen. Man mus aber mit brennenden Fa - ckeln wol verſehen ſeyn / auch im hinein gehen acht nehmen / daß durch die / in groſſer Menge darinnen enthaltenden Fleder-Mäuſe / ſolche nicht ausgelöſcht werden. Andr. Scoti Itine - rarium Italiæ. Joh. Heinr. à Pflaumern Merc. Ital.

41. Unter den berühmten Gebürgen in der Jnſul Candia, als da ſind: Mons Ida, Mons Mercurius, und mehr andere / iſt auch der ſo ge - nandte Mons Jovis, oder Jupiters-Berg. Jn dieſem giebt es verſcheidene tieff einwerts-gehen - de Hölen. Jn einer derſelben / ſollen gar viele alte Sachen / ſonderlich aber wunderbar formir - te alte Lampen zu ſehen ſeyn. Sommers O - rient. Reiſe.

In Aſia.

42. Jn Palæſtina, oder dem heiligen Land unfern Jericho / lieget der hohe Felß Qua - rantena, auf welchem dem HErꝛn Chriſto die Reiche dieſer Welt / ſollen gezeiget worden ſeyn. Dieſer Felß hat unterſchiedliche Hölen; auf hal - ber Höhe des Bergs iſt die jenige Hölen in wel - cher Chriſtus als er viertzig Tag und Nacht gefa -ſtet

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509Von der Natur. ſtet hatte / vom Sathan verſucht ward; dieſe Höle beſtehet gleichſam in drey Gemächern alſo von der Natur unterſchieden. Der Eingang oder die erſte Abtheilung iſt rond / hält ungefehr dreyſſig Schritt im Umgang; die andere Höle iſt länglicht / ziemlich ſchmal und finſter / mag in viertzig Schritt lang ſeyn; das hinterſte / oder innerſte Gemach / iſt klein / und viereckigt / allda ſiehet man annoch / nicht ohne ſonderbare Ge - müths-Bewegung / die gantze Geſtalt des HErꝛn Chriſti / mit Kopff / Schultern / und Lenden / alſo in den harten Felſen höchſt verwun - derlich eingetruckt / gleich ob es in Wachs gethan wäre. Zu oberſt auf dem Felſen aber / iſt noch eine andere ziemlich geraume Höle / zu welcher doch / ohne äuſſerſte Lebens-Gefahr nicht wol zu gelangen / weilen der Enge / an den Felß - Wänden über ſich lauffende Fuß-Pfad / kaum anderhalb Spannen breit iſt. Jn dieſer Höle / ſiehet man eine Anzahl Perſonen / welche ob ſie verſchieden / oder nur entzucket ſind / niemand weiß / weniger / wer ſie ſind. Etliche ſtehen: Etliche liegen an den Wänden: Andere ſitzen. Jhnen mangelt kein Haar / und nichts als die Bewegung. Hiervon gedencket ein Geiſtli - cher Namens Bonifacius, in ſeinem Buch / de perenni cultu Terræ Sanctæ. In eodem Mon - te (ſchreibt er:) eſt etiam quædam magna ſpelunca, ſepulchrum pœnitentium, id eſt, Anachoritarum vocata. Ibi enim innumeraſunt510Das andere Buch. ſunt corpora, quibus nec capillus in capite de - eſt, ſanctorum enim corpora in pace ſunt ſe - pulta, intacta, ut prædixi, adhuc permanent; quidam in Domino obdormientes, oculis ad cœlum levatis, quidam genibus flexis, aliis au - tem in crucis modum manibus extenſis, vivos referunt, ſpectaculum certè, quod firmat juſtos in juſtitia. P. Fr. Electi Zwinneri, Blumen Buch des heiligen Lands. Item Boucher, Bouquet Sacr.

43. Jn China, in dem Reichs-Strich Changiang, liegt der Berg Fang. Auf dem - ſelben wird noch im Frühling noch im Herbſt / einiger Wind empfunden. Mitten im Sommer aber kompt der Wind aus einigen Hölen dieſes Bergs hervor; wann aber der Herbſt ſich be - ginnt zu nahen / ziehen dieſe Hölen den ausgelaſ - ſenen Wind wider zu ſich. Abentheur / der Natür - und Künſtl. Sachen in China und Eu - ropa.

44. Jn einer ſehr raumigen Höle des Bergs Chinglean, bey der Stadt Jengan, ſchauet man über zehen tauſend aus Stein ge - hauener Götzen-Bilder / mancherley Gröſſe / welche alle / ein Regierender König / hat verfer - tigen laſſen. Idem.

45. Eine ungeheure Höle / oder vielmehr einen Abgrund ſiehet man im Gebürge Chokiu. Hierinnen ſtehet eines Menſchen / und eines Thieres Bildnis. Wann jemand dieſe anſie -het /511Von der Natur. het / und etwas ſtarck redet: So entſtehet plötz - lich ein hefftig Donnern. Idem.

46. Jn dem Berge Taiping, bey der Stadt Liping, iſt zu ſehen eine Höle / einem vier - eckigten Wohn-Haus gleichend. Jede Seiten hält 684. Ruten. Jn Mitte / wird ſie von ei - nem Waſſer-Bächlein durchfloſſen. Idem.

47. Jn andern Bergen dieſes König - reichs giebt es eine ziemliche Anzahl Berg-Hö - len. Der Berge Suming bey der Stadt Xaochin hat deren vier: Der Berge Heng zehen: Der Berg Hoang an der Stadt Hoai - cheu, achtzehen; in dem Berg Jungte, ſind deren vier und zwantzig: Und in dem Berg Cu - pe, bey der Land-Stadt Fung, zwey und ſieben - zig groſſer Hölen. Idem.

48. Jn der Crimiſchen Tartarey / ſoll auch eine überaus geraumige Wunder-Höle zu ſehen ſeyn / darinnen Bücher in vielerhand Sprachen geſchrieben / zu finden ſind. Achil - les Alexander.

In Africa.

49. Jn was groſſem Beruff die Egypti - ſche Mumien ſind / iſt männiglich / der die Ori - entaliſche Reiſe-Bücher in etwas durch blättert / zu vor bekandt. Ob aber ſie dieſen jetzt-be - ſchreibenden Mumien beykommen / oder ihnen vor zuziehen? Wird zu des wolgeneigten LeſersUr -512Das andere Buch. Urtheil ausgeſtellt. Jn der Canariſchen Jnſut Teneriffa, werden durch die Jnngeborne den Frembden unterſchiedliche unter-irꝛdiſche - len gezeiget / darein die alten Jnnwohner dieſer Jnſul / bevor die Spanier ſie ihnen unterworf - fen / ihre Todten auf eine gar beſondere Art Balſamirter / haben pflegen beyzuſetzen. Es ſind aber dieſe Leuchen alle in Bock-Fellen einge - nähet; davon auch die Windeln / darein ſie ge - wickelt / gemacht ſind / die ihnen gantz glatt an - liegen. Die meiſte Cörper ſind noch gantz / die Augen geſchloſſen / die Haare / Ohren / Naſe / Zähne / Lippen / und Bart noch unverſehret. Etliche ſtehen / andere liegen auf hültzern Bet - ten. Sie ſind ſo leicht / als ob ſie von Strohe wären. Jn denen gebrochenen Gliedmaſſen / können die Sehnen / Adern / und Puls-Adern noch gar mercklich unterſchieden werden. Nur ein Geſchlecht dieſes Volcks / hat weyland die rechte Kunſt des Balſamirens gewuſt / welches auch mit dem andern Volck ſich nicht vermiſcht / ſondern gleichſam dero Prieſter geweſen. Seit die Spanier aber Meiſter von dieſer Jnſul ge - worden; iſt diß Geſchlecht mit der Kunſt unter - gangen. Und ob wol die jetzt noch lebende Jnn - wohner dergleichen Balſamirung ſich auch rüh - men / will ſie jedoch obgemeldter ihrer Vor-El - tern Wiſſenſchafft nicht beykommen. Olf. Dap - pers. Africa.

In
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513Von der Natur.

In America.

50. Jn der Landſchafft Chiapa, bey ei - nem Dorffe St. Bartholome / hat es eine Oeff - nung der Erden / faſt wie ein Brunnen. Wann ein Stein / in Gröſſe eines Citron-Apffels dar - ein geworffen wird / entſtehet neben einem uner - träglich-hefftigen Schall und Gethöne / ein ſtar - ckes Donner-Wetter. Joh. de Laet.

51. Jn der Provintz Vera Pax, beym Flecken S. Auguſtin zwiſchen zween Bergen / giebt es in einem Felſen / eine dermaſſen gerau - me Höle / daß auch ein gantzes Kriegs-Heer da - rinnen ſich verbergen kan. Es iſt ſehr kalt da - rinnen. Von oben tropffet eine Feuchtigkeit herab / welche in deme ſie zu Stein wird / man - cher Art Seulen / Pilaren / und Menſchliche Bildniſſen formiret / alles ſo ſchön glatt und weis / als ob es von dem feinſten Alabaſter wäre ausgehauen worden. Idem.

52. Noch mehr dergleichen Hölen / ſind in Nova Hiſpania bey dem Flecken Cuert la Vaca: Item, bey dem Ort / Toto ma - chiapa; und mehr andern Orten. Idem.

K kDas514Das andere Buch.

Das VIII. Capitel. Seltzame / verborgene Eigen - ſchafften etlicher Länder und Oer - ter: als auch der Erden und Winde.

In Europa.

1.

JN der Schweitz bey der Stadt Baden / hat es eine Wieſen / in gemein die Würffel - Wieſen genandt. Auf welcher ſeit undenckli - chen Jahren / viel tauſend Würffel ſind ausge - graben worden; Und auch noch gefunden wer - den. Man weis keine Urſach deßwegen zuge - ben. Ulyſſes Brandenb.

2. Jn dem Stifft Augsburg werden kei - ne Ratzen gefunden / und wann auch von fremb - den Orten einige dahin gebracht werden / ſterben ſie alsbalden. Etliche wollen dieſes einer be - ſondern Eigenſchafft der Erden dieſes Stiffts beymeſſen: Andere aber behaupten / daß St. Ulrich / der im Jahr 973. geſtorben / durch ſein Gebet / dem Stifft ſolche Gutthat erworben habe. Neitzſchitz Orient. Reiſe.

3. Als im verlittenen Seculo, ein Polni - ſcher Fürſt des Geſchlechts derer von Radzivil / ein anſehnlich Schloß auf ſeinen Gütern er - bauet: Solches aber durch eine groſſe MengeRa -515Von der Natur. Ratzen / ſo ſich in demſelben eingefunden / zu faſt unwohnbaren Stande gebracht worden. Be - gab es ſich / daß deſſen Fürſtl. Printz im Durch - reiſen zu Augsburg von ſolcher Gutthat die St. Ulrich dem Stifft erworben haben ſolle / erin - nert worden; Der hier auf nach der Stifft-Kir - chen St. Ulrichs ſich verfüget / deſſen ihme ge - zeigte Aſchen andächtig verehret: Auch auf Vergünſtigung / etwas wenigs davon / mit ſich in Polen genommen. Als dieſe Aſche in das von den Ratzen unrein gemachte Schloß ge - bracht ward / haben ſelbige es verlaſſen / und ſich verlohren.

4. Dergleichen Eigenſchafft und Art / ſoll die in Pommern gelegene Jnſul Rügen: Jtem / die Gegend um Glücks-Burg in Holl - ſtein / auch haben.

5. Als im Jahr 1591. der Hertzog von Aumale, nächtlicher Weil die Stadt St. De - nis in Franckreich einnehmen wollen / darüber aber erſchoſſen worden; ward ſein Leichnam in eine nah-gelegene Capelle gebracht / und in einem Sarg verwahrlich hingeſetzet. Da aber ſol - cher des andern Tags geöffnet wurde / fande man eine groſſe Anzahl Ratzen und Mäuſe in demſelben bey des Hertzogs Leichnam / die ſich nicht wolten abtreiben laſſen. Jnſonderheit hatte vor andern ein gar groſſer Ratze an die Wunden dergeſtalt ſich angehänckt / und einge -K k ijgra -516Das andere Buch. graben / daß mit Gewalt er muſte abgeriſſen wer - den.

6. Jm Stifft Lüttich / unweit der Stadt Dinand an der Maas / wird ein Wunderthä - tig Marien-Bild / welches in einer Eichen ge - funden worden / in einer Capelle andächtig ver - ehret. An dieſer Capelle ligt ein Feld / aus dem allerhand Farben Steine / denen Rubinen / Dia - manten / Ametiſten / Topaziern / Schmaragden / Saphiren und andern ſolcher Art Steinen / an Schöne / Glantz und Farben / ſich gleichend / gar leichtlich zu finden / und aufzugraben ſind. Dieſe Steine ſollen anbenebenſt die Krafft er - zeugen / daß durch bloſſes deroſelben anrühren / viel ſchmertzhaffte Kranckheiten geheilet: Auch die jenige / ſo mit dem Fieber beladen / wann ein ſolches Steinlein ſie zermalmen / und das Pul - ver genieſſen: Oder auch nur in Tranck legen / und darob trincken / glücklich geneſen. Caſp. Shot. Phyſic. Curioſa.

7. Jm Venediger Gebieth in der Lom - bardi, auf einem hohen Berge / welches Höhe durch einen dicken Wald von unterſchiedlichen umherligenden Berg-Wercken abgeſondert / ligt ein kleine Wiſen / ſo des Sommers mit ſchö - nen Gras bewachſen; auf dieſer Wieſen / und ſonſt nirgends dieſer Gegend / ſtöſſet die Erden einen dergeſtalt allerſubtilſten Dampff ſtetigs aus / daß von ſolchen gleichſam in einem Augen - blick eine Art gefärbter Steinlein in gemein Iri -des

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517Von der Natur. des genandt / generiret werden. Dieſer Dampff der ſonderlich Nacht-zeit ſtarck exhalirt / conden - ſirt ſich Angeſichts in lauter kleine gläntzend - und funcklende Criſtallen / deren gröſſerer Theil ſechseckigt / etliche aber fünff / vier und dreyeckigt / auf dem Gras ligend / geſehen werden; ſo bald die Sonne in dero Aufſteigen mit ihren Strah - len ſie berühret / trucket ſie ihnen ihren Glantz alſo ein / daß ſie dem Regen-Bogen am Himmel gleich gefärbet / anzuſehen ſind / und dannenhero den Namen Iris bekommen haben. Man hat zwar verſchiedener Orten auf dieſer Wieſen eingeſchlagen / ob etwan eine Urſach wannenhe - ro dieſe ſo wunderbar ſchnelle Generirung ent - ſtehen möchte / zufinden / aber nichts angetroffen / dannenhero einige Vermuthung zuſchöpffen. Nicht weniger hat man mit Fleiß dieſen gantzen Platz / von allem Gras entblöſſet / jedoch gleicher geſtalt einige Anzeig nicht funden. Und ob - ſchon öffters dieſe leuchtende Steinlein von Zeit zu Zeit / und ſo zu reden von moment zu mo - ment gar genau ſind abgeraumt und weggethan worden: ſo iſt doch an ſtund das Gras mit an - dern wieder überſtreuet geweſen. Sie laſſen ſich ſchmeltzen wie ein Chriſtall / und wie öffter ſolches geſchicht / wie heller und ſchöner ſie wer - den / ſo daß ſie auch den reinſten Berg-Chriſtall weit übertreffen. Je kleiner / je hell-funcklend - und reiner ſie ſind. Hiornal Veneto d Lette - rati.

K k iij8. Jn518Das andere Buch.

8. Jn Italien / in der Landſchafft Cala - brien / und Gegend der Stadt Regio / an dem engen Meer / welches Italien von Sicilien ſchei - det / und Sinus Mamertinus, oder der Mamer - tiniſche Meer-Schos genennet wird / pflegt ſich zu begeben / daß ſonderlich im Sommer / wann es am heiſten / in der dünſtigen Lufft / bey anbre - chenden Tage / plötzlich ein Schau-Platz (Thea - trum,) ſich eröffnet / mit wunderlichen Verſtel - lungen mancherley Dingen. Man ſihet vie - le in geſchickter Ordnung nach einander ſtehen - der Veſtungen: Eine Menge herꝛlicher Pal - läſte / und zierlicher Häuſer; und wann ſolche verſchwünden / an deren Stelle in einer langen Reihe / eine unzahlbare Menge Kunſt-artiger Säulen: Denen nach ſchauet man / Cipreſſen und andere nach richtiger Reihen geſetzte Bäu - me / luſtiges Buſch-Werck und Wäldlein / groſ - ſe Felder / viel Menſchen; deßgleichen unter - ſchiedliche groß und kleine Vieh-Herden. Al - les mit ſolcher artiger Unterſcheidung der Far - ben / künſtlicher Miſchung des Liechts und Schat - tens / und dermaſſen lebhafften Geberden / daß es unmöglich ſcheinet / dergleichen / durch menſch - lichen Fleiß herfür zubringen. Die Jnnwoh - ner gedachter Stadt Regio, nennen derglei - chen Lufft-Geſicht Morgana; und P. Athana - ſius Kircherus, zeiget Urſachen an / woher ſolche Geſicht entſtehen? Die bey ihme zuleſen.

9. Bey519Von der Natur.

9. Bey der Stadt Nerito, in dem Jn - nern-Theil Apuliens gelegen / wird dergleichen Lufft-Geſicht auch wargenommen. Kircherus.

10. Eben ein ſolch Geſichte / ereignet ſich auch je zu Zeiten im Sommer / um die Gegend der Stadt Turino in Piedmont, allda im Jahr 1654. in einem Thal ein Geſicht zweyer Par - they Soldaten / die mit einander gefochten / öff - ters iſt beobachtet worden. Und als zween Pat. Societ. Jeſu, dieſer Sachen genauere Erkundi - gung einziehen wollen / und dieſe Gegend von frühem Morgen biß gegen Mittag durch - ſchweifften / aber nichts dergleichen mercken noch ſehen können / begab es ſich / als ſie nun ſchon wi - der auf dem Ruck-Wege begriffen waren daß bey zunehmender Mittags-Hitze / ſie unten im Thal etlicher Truppen Soldaten anſichtig ge - worden / die auf einander loß gebrandt. Darü - ber der eine Pater erſchrickt / und durchgehet: Der Andere aber / reitet näher hinzu / und ſiehet / daß auch auf ihne loß gebrennet wurde / ſtürtzet hierüber vom Pferd / liegt eine weile in Unkräff - ten. Als aber er ſich wider erholet / und zu Pferd kompt / nimmt er auch wie ſein Geſell das Reis aus; und hat das Ende nicht erwartet. Caſp. Schott. Mag. Natur.

11. Jn der Landſchafft Umbriæ bey der Stadt Narni, giebt es eine beſondere Art von Erden. Dieſe bey truckenem dürren Wetter / wird feucht / wie ein Letten; wann aber Regen -K k iiijZeit520Das andere Buch. Zeit einfället / dorret ſie aus zu einem lauteren Staube. Majolus.

12. Um die Gegend der Stadt Mutina, wird Schwefel aus der Erde gegraben. Wann die ausgearbeitete Löcher mit Erden hinwide - rum ausgefüllet werden. So kan innerhalb vier Jahren eben ſo viel Schwefel abermal heraus geholet werden. Idem.

13. Dergleichen Art / ſind die Eiſen - ſen-Gruben in der Jnſul Elba / dem Gros-Her - tzog von Florentz zuſtändig. Allda alle zehen Jahr ſtatt des ausgegrabenen Eiſens / anders wächſet / und nach ſolcher Zeit auch heraus ge - graben wird. Idem.

14. Jn Mähren / unfern des Städtleins Gradiſco, wird Myrꝛhen / und Weyrauch in der Erden gefunden und heraus geholet. Jn der Herꝛſchafft Stern-Berg / iſt einſten ein Stuck Myrrhen / ſo einen Menſchlichen Cörper ähn - lich geweſen / gefunden worden. Zeilerus.

15. Um die Gegend der bekandten Stadt Lüttig / ſtecket das Gebürg voller alſo genandter Stein-Kolen / welche in groſſer Menge ausge - hauen / und vieler Orten an ſtatt des Brands und der Holtz-Kolen verbraucht werden / zumal ſie ein ſtärckere und lang-taurende Hitze geben. Jn den alſo ausgegrabenen Gängen und Hölen dieſes Gebürgs / deren etliche auf einige Meilen - Wegs in die ferne ſich erſtrecken / begiebt es ſich nicht ſelten / daß die Arbeiter durch ein ihnen ent -ge -521Von der Natur. gegen-kommendes Feuer verfolgt werden / ſo ſonderlich die jenigen antaſtet / welche neue Kit - tel von roher Leinwat die noch niemals iſt gewa - ſchen worden / antragen. Die Arbeiter können ſich auch dieſes Feuers auf kein andere weis noch weg erwehren / es ſey dann / daß ſie es tapffer mit Ruten / inſonderheit von dem Thierlin-Baum (Colurnus) peitſchen / da es von ihnen zwar ab - läſſet / doch noch die jenige anfichtet / die / wie ge - dacht / mit roher Leinwand bekleidet ſind. Jan. Cœcil. Frey. Opuſc. Varia.

16. Zu Roſtock in Mecklenburg / auſſer - halb der Stadt bey der abgebrochenen Kirchen St. Gertraut / hat es einen Freit-Hof / oder Gottes-Acker / wie man ihn nennet / deſſen Erd - reich iſt alſo geartet / daß / ob ſchon Jährlich etlich hundert Cörper in Sarchen allda eingeſcharret werden; man jedoch nach Verflieſſung eines halben Jahres / befindet / daß das Erdreich alles / auch die Beine / und das Holtz oder Todten - Truhen verzehret hat; und nichts übrig iſt. Zeilerus.

17. Dergleichen beſchicht auch auf dem Kirch-Hof des Innocens zu Paris / allwo die eingeſenckte Todten-Cörper innerhalb neun Tagen / oder gar / (wie einige vorgeben /) inner - halb 24. Stunden verweſen. Idem.

18. Es iſt noch ſo gar lange nicht / daß drey Alchimiſten zu gedachtem Paris / nach lan - gen Diſputiren unter ſich entſchloſſen / die ErdeK k vauf522Das andere Buch. auf dieſem Kirch-Hofe des Innocens, wegen dero beſondern Eigenſchafft / pro materia Lapi - dis zu erwehlen / und ſolchen daraus zu machen. Als ſie nun dieſe Erde in einem Glaſe ein Zeit lang in der Wärme ſtehen hatten; und in Hoff - nung ſtunden / ihres Unternehmens einen glück - lichen Ausgang zu erlangen: Geſchahe es / daß ihnen wider Vermuthen / ein Spectrum, oder Geſichte im Glas erſchiene / und ſie dergeſtalt erſchreckte / daß ſie die Arbeit verloren gaben. Borellus.

19. Noch zweyen andern Alchimiſten auch zu Paris / die im Blute den Lapidem ſuch - ten; erſchien gleicher-geſtalt im Glaſe ein Spe - ctrum in Menſchlicher Geſtalt / über deſſen Leibe blutige Striemen waren. Aber dieſe lieſſen deßhalber die Arbeit nicht fahren / die doch end - lich umſonſt war / dann ſie nach Zerbrechung des Glaſes an ſtatt der Tinctur, in der zu Boden geſetzten Erde / etwas fanden / welches einer Menſchlichen Hirnſchale gleichete. Borel - lus.

20. Auſſerhalb der Stadt Grenoble, in Delphinat / ſtehet ein Thurn / der wird von denen Land-Leuten La Tour Sans Venin ge - nandt. Jn demſelben kan keinerley Art ver - giffter Thieren bey Leben bleiben / ſondern ſo bald es dahin gebracht iſt / verreckt es. Die Reiſen - de probieren diß öffters. Louys Colon, Ulyſſ. Francois.

21. Jn523Von der Natur.

21. Jn der Jnſul Milo im Arcipelago, hat die Erde ein ſolche Art / daß wann allda man eine Gruben ausgräbt / und die Erde weg nimmt. Sie ſich an ſtund von ſelbſten wider füllet / und eingleichet. Neitzſchitz Orient. Reiſe.

22. Jn Rußland / in der Haupt-Stadt Kiof an dem mächtigen Strom Boriſtenis oder Nieper gelegen; in dem Berge an dieſem Fluß / hat es eine verwunderliche Höle / deren Eingang in dem Kloſter Exaltatio Crucis genandt. Etli - che geben vor / dieſe Höle ſey mit langer Zeit / und überfleiſſige Arbeit der Reuſiſchen Religioſen in dem leimichten Grund ausgegraben. Andere dahingegen / wollen behaupten / dieſe Höle ſey von Natur / und erſtrecke ſich biß nach Smolens - ko / (auf 80. Meilen /) und wie der ſo genandte Florus Polonicus, und Frôlichius, melden / ſo ſey ſie noch darzu inwendig mit Metall gefüttert / welches jedoch von andern verlacht / und für eine Fabel gehalten wird. Gewiß iſts / daß der Zeit man nicht mehr eigentlich weis / wie weit ehe deſ - ſen ſie ſich mag erſtreckt haben / weilen durch ver - ſcheidene Erdbeben die Gänge ſehr zerriſſen / und theils gar verfallen ſind. Der Zeit lauffet ſie noch einen ziemlichen Weg unter dem Berge / und theilet ſich in zween Haupt-Gänge. De - rer einer St. Antonius, der andere aber / St. Theodoſius genennet ſind; dieſe beede Gänge theilen ferner in viel krumme Arme und Neben - Gänge / als Aeſte ſich aus / ſo daß denen / die dißOrts524Das andere Buch. Orts unkundig / ſchwer fallen ſolte / ohne Leits - Mann dieſelbe zu durch-wandern. Man ſiehet hier viel Kammern / Zellen / ja ſo gar Kirchen / und Capellen / die alle mittels unglaublicher Ar - beit dergeſtalt durch die alten Reuſiſche Münche alſo ausgehölet / und in dieſen Stand ſind ge - bracht worden. Der Anfang zu dieſer Höle ſoll im Jahr Chriſti 900. begonnen; und um das Jahr 1000. ſchon zu gegenwärtigen Stand gebracht worden ſeyn. Anderer Dinge / Kürtze wegen / zu geſchweigen / ſo iſt das merckwürdigſte / daß unter der groſſen Zahl derer / die in ſo langer Zeit in dieſer Höle ihre Ruhe-ſtätte bekommen / und begraben worden / da jeder ſeinen beſondern Ort hat / den (in vorigen Alten Zeiten /) er ihme bey Leben ſelbſt ausgraben müſſen / theils der al - ler ältiſten / (auſſer Zweifel fromm und heiliger /) Münche Cörper / ob ſie ſchon nun all über 600. Jahr allda geruhet / dennoch unverweſen / mit Haut / und aller Geſtalt im Geſichte / nicht als σκέλ〈…〉〈…〉 τα, ſondern wie ſchlaffende Menſchen an - zuſchauen; und was noch mehr: Es ſchwitzet aus etlicher dürrer Hirnſchädel ein Oel / welches nicht nur in mancherley Kranckheiten nutzlich gebraucht wird / ſondern / es ſollen auch hierdurch Blinde ſehend / und Beſeſſene erledigt worden ſeyn. Die Griechen halten dieſes als ein beſon - deres Wunder in hohen Ehren / geſtalten Jähr - lich am Oſtertage / nach verrichten Gottes - Dienſt / des Kloſters Vorſteher ſampt etlichenMün -525Von der Natur. München bey angezündeten Facklen dieſe Krufft beſuchet; die Todte Cörper mit Weyrauch be - räuchert / und nach Leſung etlicher Gebetlein ſie alſo anredet: Heilige Vätter und Brüder / heute iſt Chriſtus nach zerriſſenen Banden des Tods / auferſtanden. Deme hierauf die Mit - Anweſende antworten: Chriſtus der HErꝛ / iſt warhafftig erſtanden. Zwar die andern Re - ligionen wollen den München diß Wunder nicht geſtehen / ſondern / weilen nicht zu laugnen / daß die Sache in Warheit alſo ſich verhalte / lieber des Orts beſonderer Eigenſchafft / oder / wie theils exprimiren / dem Spiritui lapidifico, der in dieſer Höle ſey / es beymeſſen. Worauf aber die Griechen zu bedencken geben: Wann dem alſo ſeyn ſolle / ſo würden entweder alle Cörper ver - weſen / wie dem gröſſern Theil widerfahren: O - der aber / alle / unverweſet geblieben ſeyn / welches jedoch nicht iſt; dann unter ſo vielen / nur etliche zu ſehen / die unverweslich da liegen. Joh. Her - binus. Kyov. Subterr.

23. Jn der Jnſul Tercera, der Kron Portugal zuſtändig / giebt es alſo ſcharff und ſub - tile Winde / daß ſie auch mit der Zeit Eiſen und Steine zermalmen / und verzehren; geſtalten die Erfahrung bezeuget / daß eine eiſerne Stange Arms dück / innerhalb ſechs biß ſieben Jahren ſo dünne als ein Stroh-Halm geworden. So müſſen zu den Gibeln der Häuſer / Steine aus dem Grund des Meeres geholet werden / an wel -chen526Das andere Buch. chen dieſe Winde ſo groſſes Vermögen nicht be - zeigen können. Lindſchotten Oſt-Jndiſche Reiſe.

In Aſia.

24. Jn Oſt-Jndien / von der Meer-Kü - ſten Cambayæ nach Länge des Geſtads von Ma - labar, biß an das Vor-Gebürg Comorin, be - ginnet der Winter zu End des Aprils / und weh - ret biß in den September. Er fähet aber an / bey einem Weſt-Wind / mit Donner und Plitzen / darauf folgt ein ſteter Regen Tag und Nacht; und alſo endet er ſich auch wieder. Werden demnach dieſe Monat nur um des ſteten Regens willen; und das binnen ſolcher Zeit man des Meeres nicht gebrauchen / oder daſſelbe befahren kan / der Winter genandt. Dann wann dieſer eintritt / werden alle Flüß und Meer-häfen durch den in Menge dahin getriebenen Sand gleich - ſam verſtopfft; und alle in denen Häfen liegen - de Schiffe abgetackelt / und mit Ströheren - chern überdecket. Ob zwar ſonſten wegen der Wärme / und zu dieſer Jahres-Zeit reiffen Früchten / diß billiger der Sommer heiſſen ſolte; ſintemal vom September biß zum Aprill / viel kühler Wetter / und Nacht-Zeit ziemlich froſtig iſt.

Wenn es nun jetzt-gemeldter Maſſen auf dieſer Meer-Küſten Winter iſt; ſo iſt es auf der Küſt mit von Coromandel Sommer / ungeacht /daß527Von der Natur. daß beede Küſten auf einer Poli Höhe liegen / auch theil Oerter / kaum 30. biß 40. 50. und 70. Meilen von einander entfernet ſind. Es be - giebt ſich öffters / daß wann die Jnnwohner von Cochin am Geſtad Malabar, zur Stadt S. Tho - an der Küſt von Coromandel zu Land über das Gebürg Balaguate reiſen / daß ſie im Auf - ſteigen dieſes Gebürgs eitel trübes Regen-Wet - ter / mit Donner / Plitz / und Ungewitter haben. Jn deſſen Abſteigen aber einen gantz klaren Him - mel / lieblichen Sonnen-ſchein / und erfreuliche Zeiten genieſſen. Idem.

25. Unweit dieſer Gegend an dem Ge - ſtad Coromandel zwiſchen den Städten Calea - coten und Maſulipatan, bey funffzig Meilen längſt des Ufers am Meer / wehet von Morgen acht / biß Abends vier Uhr ein dermaſſen hitziger Wind vom Lande / daß die Menſchen ſolchen ſo viel immer müglich müſſen meiden / wollen ſie nicht erſticken. Die Land-Leut dieſer Gegend pflegen ihren Getranck in Töhnern oder Jrꝛdi - nen Geſchirren bey einer Maur / oder an einen Baum / oder Pfal in die freye Lufft und Sonne / ſonderlich wo dieſer aller hitzigſte Wind am ſterckſten durchſtreichet aufzuhencken / biß Abends um vier Uhr / da ſie es dermaſſen Kühl finden / gleich ob wäre es aus den tieffſten Brunnen alſo friſch heraus geſchöpfft / unangeſehen es den gan - tzen Tag über an der Sonnen-Hitze gleichſam gekochet hat. Dahingegen / die Geſchirꝛ mitWaſ -528Das andere Buch. Waſſer oder andern Getränck / die nach jetzt-ver - meldter Zeit / wann nemlich der kalte Wind aus dem Meer anhebt zu blaſen / alſo in der freyen Lufft ſind aufgehengt worden / und die Nacht über hangen bleiben biß Morgens acht Uhr / als - dann heis / und zum Trincken untauglich befun - den werden. Dieſes geſchicht anderer Orten nicht / ſo viel man weis; und iſt auch wider alle Vernunfft. Acta, Soc. Reg. in Anglia.

26. An jetzt-genandten Geſtade von Ma - labar, liegt auch die Stadt Goa / allda der Por - tugeſen Vice Re, oder Unter-König / ihren an - noch beſitzenden Ort / reſidiret; ſiehet man auſ - ſerhalb der Stadt / ein gewiſſen Begriff Landes / dahin der geſchlachteten Ochſen / Kühe / und Schafe Hörner geworffen werden: Oder vielmehr nur die Kerne in den Hörnern. An dieſen nimmt man zur Verwunderung in acht / daß wann ſie eine Zeit alſo am Wetter gelegen / beginnen ſie ſich mit der Erde zu vereinbaren und bekommen Wurtzel / zwey in drey Spannen lang. Die Erde diß Orts iſt meiſtes ſteinigt. So viel man weis / geſchicht ſolches niergend an - derswo. Lindſchotten Oſt-Jndiſche Reiſe.

27. Jn der Arabiſchen Wüſten / um die Gegend des Bergs Sinai wird von denen Rei - ſenden beobachtet / daß täglich frühe / bey anbre - chender Morgen-röthe / man ein gantzes Kriegs - Heer von ferne ſiehet / alſo natürlich / daß dieſe /ſo529Von der Natur. ſo es nicht wiſſen / darvor erſchrecken / und ſich fürchten. Piere Bellon.

In Africa.

28. Die Erde / aus dem berühmten Niel - Strom in Egypten / wann ſie getrucknet / nach - mals genau gewogen / und ſo dann fleiſſig bewah - ret wird; bleibet das gantze Jahr hindurch / in einer Schwere / biß auf den 17. Tag Junii / als an welchem der Nilus pflegt anzulauffen. Da dann dieſer / ob ſchon noch ſo wol getrucknet / und eingeſperꝛter Erde gewicht / um ein merckliches ſchwerer befunden wird. Petr. Servius Nat. mirab.

29. Jn dem Land-Strich der Stadt Zama in Africa bey dem Städtlein Iſmuc, und deſſen Gegend / findet man keine Schlangen: Und ſo auch von andern Orten etwelche dahin gebracht werden / ſterben ſie alsbalden / da doch zu ringſt umher / wie zwar in gantz Africa dieſes Geſchmeiſſes eine Menge gefunden wird; Ja ſo gar / können auch durch die Erde diß Orts / wann ſolche anderer Orten gebracht wird / derglei - chen gifftige Thiere vertrieben werden. Joh. Bapt. Porta.

In America.

30. Hat das beruffene Königreich Peru, etliche gar ſonderbare Eigenſchafften / welche in denen andern Weſt-Jndianiſchen Ländern nichtL lgeſpü -530Das andere Buch. geſpüret werden. Und zwar I. Wähet in dieſem gantzen Land ein einiger Wind / welcher doch ſon - ſten unter der Zona Torrida nicht: ſondern ſein Contrair-Wind / nemlich ein Sud-Weſt-Wind ſich findet. II. Jſt dieſer Wind in andern Län - dern Jndiens / der aller ungeſtümſte / ſchwermü - thigſt - und ungeſundeſte; diß Lands aber / iſt er der aller annemlichſt - und geſundeſte / ſo gar / daß er die einige Urſache iſt / daß die Küſten des Mee - res / in dieſem Land wohnbar ſind / die ſonſten wegen der allzeit groß - und unerleidentlichen Hitze / nicht füglich / würden können bewohnet werden. III. Regnet / noch donnert / hagelt / oder ſchneiet es niemaln auf der Küſte / da doch unweit davon / es regnet / donnert und ſchneiet. IV. Schauet in dieſem Reich man zwo Zeil-Ber - ge neben einander / auf einer Poli Höhe gelegen / der eine Theil iſt durchgehend mit Bäumen be - ſetzet: Der andere aber bleibt gantz kahl. V. Wird gantz Peru nach Länge des Meers / in drey ſehr lange / doch aber gar ſchmale Strich Landes / von Norden in Suden abgetheilet. Einer begreifft die Ebne / oder das flache Land am Geſtad des Meers. Der andere begreifft in ſich die Berge. Und der dritte / die ſo genand - te Andes. (ſind überaus hohe ſteyle Stein - Felſen und Klippen /) Das flache Land am Meer / von Weſt in Oſten / hält in der Breite kaum zehen Meilen. Das Gebürg / Sieras ge - nandt / zwantzig: Und die erſt-genandte Andesauch531Von der Natur. auch zwantzig Meilen. Hat alſo die gantze Breite dieſes Landes mehr nicht als funffzig Meilen; die Länge aber von Nord in Suden / erlauffet ſich auf tauſend. Auf der Ebne am Meer regnet es niemals / dahero auch die Gebäu ohne Dächer / oder / da etlicher Orten derer ge - funden werden / ſind ſie von Matten / mit etwas darauf gelegter Erden. Auf den Bergen Sie - ras, regnet es vom September biß zum Aprill; die übrige Zeit des Jahrs / iſt ſchön und helles Wetter; dieſes geſchicht / wann die Sonne ent - fernet: So bald ſie ſich nahet / fängt das Regen - Wetter an. Auf denen Andes regnet es faſt durch das gantze Jahr ohne aufhören / nur jeder - weilen kläret es ſich auf / und wird ſchön. Auf den Bergen fähet der Sommer an im Aprill / und taurt biß in September; der Winter aber / wehret vom October biß zu End des Mertzen. Auf dem flachen Lande längſt der Meer-Küſt / zeiget ſich das Wider-Spiel. Dann wann daſelbſt der Winter ſich endet: So fähet er auf dem Gebürg erſt an. Joh. de Laet.

31. Auf dem Gebürge / welches Peru und Chile ſcheidet / und Cordillera Nuevada, das Schnee-Gebürg genandt iſt / wird ein gar kleines ſanfftes Windlein geſpüret / welches aber die Glieder der Menſchen dergeſtalt durchdrin - get / daß ſie erſtarren / und Todt am Leibe hangen. Man findet jederweilen gantze hauf - fen Reiſende / die vor Zeiten bey Entdeckung desL l ijLan -532Das andere Buch. Landes Chili auf dieſem Gebürge alſo erſtarret / und in ſo langer Zeit unverweſet auch ohne allen Geſtanck da ligen / anders nicht / als ob ſie ſchlief - fen. Idem.

32. An dem Geſtade des mächtigſt - und gröſten Fluſſes in der Welt Rio d Amazones, wo derſelbe ſich ins Meer ergieſſet / wird unter dem Waſſer eine grünlichte Erde gefunden / welche gantz weich iſt; ſo bald ſie aber an die Lufft kömpt / nimmt ſie eine ſolche Härte an ſich / daß ſie auch keinem Diamant weichet. Die Jndianer dieſer Gegend bevor ſie Eiſen haben konten / machten aus dieſer Erde ihre Segen / wormit ſie ihr Holtz entzwey geſeget haben. Neben dem / wann dieſe Erde alſo zum Stein er - härtet / iſt ſie ein gar bewehrt Mittel / wider die ſchwere Noth. Acta, Soc. Reg. in Anglia.

Das IX. Capitel. Etlicher Menſchen / und Völcker Unter-Jrꝛdiſche Wohnung.

In Europa.

JN dem Weſtlichen Theil Engellands / bey vier oder fünff Meilen von dem Kloſter des Königs und Martyrers St. Edmunds / hates533Von der Natur. es etliche uhr-alte Hölen / welche in der Land - Sprach Wulfputtes genennet werden. Um das Jahr 1140. begab es ſich / daß einſten Som - mers-Zeit in der Erndt / aus einer dieſer Hölen / unverſehener zwey Kinder plötzlich heraus kom - men. Dieſe waren über den gantzen Leib grün; ihre Kleider aber aus unbekandter Materi. Da ſie nun im Feld umher lieffen / gleichſam das ihnen ungewohnete Liecht ſie blendete / wur - den ſie von den Schnittern gefangen / in das nech - ſte Dorff gebracht / und von vielen Menſchen be - ſchauet. Sie wolten aber von keinerley vorge - ſetzten Speiſe genieſſen / blieben alſo etliche Tage ohne Eſſen und hielte man darfür / ſie würden endlich wegen Hungers verſchmachten. Es geſchahe aber / daß zu fälliger weis ein Wagen mit friſchen Bonen beladen / vor dem Hauſe / wo ſie waren / vorbey fuhre; dieſem eileten ſie hin - nach: Und da ſie nichts erlangen mochten / fien - gen ſie an zu weinen. Hieraus ſchloſſe man / daß ſie vielleicht friſche Bohnen zu eſſen ver - langten. Man ſetzete ihnen derer vor / die ſie mit groſſer Begierde aſſen; und auch damit et - liche Monat geſpeiſet und unterhalten worden ſind / biß in zwiſchen ſie anderer Speiſe gewohne - ten. Die grüne Farb ihres Leibes aber / verlore ſich in zwiſchen allerdings / und wurden am Leibe der Farbe nach / andern Kindern gleich. Sie wurden in der Land-Sprach unter richtet / auch als ſolche ſie etlicher Maſſen erlernet / getauffet. L l iijDas534Das andere Buch. Das Knäblein ſo dem Anſehen nach jünger als ſeine Schweſter / ſtarb nicht lang nach empfan - gener Tauffe; das Mägdlein aber / erwuchs / ward nachmals unweit Lennam verheyrathet / und erlangte ein ziemlich Alter. Auf befragen / um den Zuſtand des jenigen Landes / daraus ſie kommen waren / antwortete es: Selbige Land - ſchafft hieſſe St. Martin / die Leute wären Chri - ſten / und hätten auch Kirchen wie dieſe. Es leuchtete bey ihnen / noch Sonn / noch Mond; niemal würde es heller / als vor Aufgang der Sonne / oder nach dero Niedergehen bey heran - brechenden Abend es zu ſeyn pfleget. Doch ſey unfern davon / ein ander Land / in welchem es heller ſey; und wäre nur ein Waſſer darzwiſchen. Auf ferneres Befragen / wie ſie dann / aus dem Jhrigen in diß Land kommen wären? Gaben ſie in Antwort: Sie hätten ihres Vatters Vie - he gehütet / als ſie einen Klang gehöret / gleich ob man mit vielen Glocken leutete. Dieſes habe ſie in etwas beſtürtzt gemacht / wären jedoch dem - ſelben nachgefolget / wüſten aber nicht / wie es ihnen ferner ergangen / biß ſie auf dem Felde bey den Schnittern ſich befunden. Dieſe zwar frembde / und ſeltzame Hiſtori / wird bey vielen glaubwürdigen Geſchicht-ſchreibern beſchrie - ben / und für Warhafft betheuret. Kircherus: Und mehr andere.

2. Jn Hiſpanien / im Königreich Leon / liegt ein gar hohes wildes Gebürg / und zwiſchendie -535Von der Natur. dieſem ein Thal Vategus genandt. Hierinnen hat ein beſonder Volck / ſeit denen Zeiten / da die Moren in Hiſpanien geherꝛſchet; ohne alle ande - re Geſellſchafft der Menſchen / für ſich hin / etlich hundert Jahr / in Hölen der Felſen gewohnet; und erſt in Zeiten Philippi, III. durch etliche - ger gefunden / und entdeckt worden. Jhre Sprache war Spaniſch / doch von der jetzigen Redens-Art gar weit unterſchieden. Sie wur - den von denen PP. der Societ. Jeſu, unterrichtet / und zu einem Civilen Leben gebracht. Zeile - rus.

3. Jn der Jnſul Malta / unweit des Gros-Meiſters Luſt-Garten / Il Boſchetto ge - nandt / ſiehet man ein Dorff Ghear Kibir, dabey eine gar groſſe Höle in einem Berge: Hierinnen enthält ſich ein beſonder Geſchlecht unter den Land-Leuten dieſer Jnſul. Der Eingang die - ſer Höle iſt nicht ſonders gros. Zu beyden Sei - ten deſſelben / ſiehet man erſten Anblicks eine feine Anzahl Kinder / in ihren Bäuriſchen Kleidlein. Ob nun ſchon im Eintritt man ſich vorſtehen läſſet / daß in ſolcher Höle / die Jnn-Leut anders nicht / als in einer lautern confuſion unter ein - ander leben müſſen; So erſiehet man jedoch nachmal das Widerſpiel / dann jedes Haus-Ge - ſind hat ſeinen beſondern Gezirck zur Wohnung / und ſeinen Aufenthalt / theils alſo von Natur des Felſens; theils / wo Mangel / durch Menſch - lichen Fleiß und Arbeit zugerichtet. DieL l iiijSchlaf -536Das andere Buch. Schlaff-Städt / Behältnis der Speiſen / und an - derer Fahrnis: Die Ställ der Eſel / und Vie - hes / als auch des Geflügs / ſind gleicher geſtalt entweder durch die Felſen / oder ſonſten / ordent - lich eingetheilet. An ſtatt der Ciſternen / ſtehen vieler Orten die Nothdurfft groſſer Waſſer - Gefäß. So iſt an Back-öfen / und was mehr ermangeln mag / überall nothwendige Vorſe - hung geſchehen. Des Tages-Liecht / und der Schein der Sonnen / mittels etlicher Runſen und Klüffte der Felſen / die doch alſo geſchicklich formiret ſind / daß weder Regen noch Unwetter dadurch Schaden thun mag / kompt ihnen auch zu ſtatten. Gleicher Geſtalt haben ſie ihre Schlöt und Rauch-fäng / ob den Oefen / die durch die Felſen oben ihren Ausgang ſuchen. An ſtatt des Holtzes / welches in dieſer Jnſul theuer / und gar nicht wol zu bekommen / gebrau - chen ſie den / an der Sonnen gedorreten Miſt. Dieſes Volck bekennet ſich zum Chriſtlichen Glauben / beſuchen an Sonn - und Feyer-Tägen die nechſt ihnen angelegene Kirchen. Leben ü - brigens von Käß / Milch / Zwiebel / Knoblauch / und Kräuter / achten keines Fleiſches; und ſind in dieſen unter-irꝛdiſchen Wohnungen derge - ſtalt vergnüget / daß auch / wann Geſchäffte wegen ſie in die Stadt / oder nechſte Dörffer ſich begeben müſſen / nach deren Verrichten / eylichſt wider nach ihren Wohnungen trachten.

4. An537Von der Natur.

4. An der Jnſul Malta / liegt die Jnſul Cozo, die auch den Johanniter Rittern gehörig. Jn dieſer / ſiehet man eben dergleichen Völcker alſo in Hölen wohnend. Kircherus.

5. Alſo auch / unfern der Stadt Tivoli im Römiſchen Gebiet in Italien / ſtecket gleicher geſtalt ein gantzes Dorff unter der Erden / allda eben alſo die Wohnungen / und deren Noth - durfft / meiſtes aus dem Felſen gehauen / zu ſehen. Es hat einen eintzigen Eingang; und wann der Rauch aus den Caminen nicht Anzeigung gebe / würde niemand etwas dergleichen / der Enden vermuthen. Idem.

6. Um die Gegend der Stadt Rom / fin - den dergleichen unter-irꝛdiſche Hölen ſich auch; in welchen / zu den Zeiten der Heydniſchen Ver - folgungen die Chriſten ſich verborgen haben. Idem.

Das X. Capitel. Plötzliche Verwandlung in Stein; der Menſchen: Vie - hes: Gewächſe / und an - ders.

In Europa.

1.

JN der Jnſul Goth-Land im Balthiſchem Meer oder Oſt-See gelegen / der Kron Schweden zuſtändig / auſſerhalb der Haupt -L l vStadt538Das andere Buch. Stadt Wißbi / ſind auf dato noch / drey Perſo - nen zu ſehen / die in verlittenen Seculis, ſampt ihren Hunden und Garn / wormit ſie in einer Oſter-Nacht auf die Jagt gangen / zu Stein geworden. Olear. Perſ. Reiſe.

2. Jm Jahr 1343. ſoll es ſich in Bayrn zugetragen haben / wie Aventinus gedencket / daß mehr als 50. Bauern einsmals als ſie gemol - cken / neben den Kühen ſind in Stein verwandelt worden. Gottfried Voigts / Phyſ. Zeit-Ver - treiber.

3. Jm Jahr 1660. durch den Herꝛn Graven von Hanau ein Hirſch erlegt / in wel - chem als er aufgebrochen worden / fande man eine zu Stein-gewordene Schlange in ſeinem Leibe. Idem.

4. So iſt unlängſt in Schweden auf des Grav Oxenſtirns Mayer-Hof ein Ochs ge - ſchlachtet worden / deſſen Gehirn / zuſampt der Hirnſchale man ſteinern befunden. Idem.

5. Jm Jahr 1583. ward in Franckreich zu Aix in der Provintz / in eines Burgers Garten / als man einen kleinen Felſen voneinander ge - ſchroten / mitten in demſelben ein gantzer Menſchlicher Cörper gefunden. Dieſer war von dem Felſen wie mit einem Modell umgeben / und alle deſſelben Glieder eingedruckt. Die Beine waren zwar ſehr hart geworden / doch wann man ſie mit einem Nagel kratzte / konten ſie zu Pulver gebracht werden. Gleiche Beſchaf -fen -539Von der Natur. fenheit hatte es mit dem Hirn / diß war aber Stein-hart / daß man auch mit Hülffe eines Zunders / wie an einem Kiesling / Feuer daran ſchlagen konte. S. G. S. Schatz-Kammer über - Natür - und wunderbarer Geſchicht. Præto - rius, &c.

6. Jn der Stadt Sens, in jetzt-genandtem Franckreich / in Burgund gelegen / iſt im verlitte - nen Seculo eine Frau nachdem ſie lange un - fruchtbar geweſen / endlich ſchwanger gewor - den. Bey heran-nahender Geburt aber / konte ſie wieder allen angewandten Fleiß und Mittel nicht geneſen; die Frucht blieb bey ihr / worüber ſie drey Jahr Bett-lägerig geweſen / doch nach - mal um etwas ſich wider erholet. Sie muſte aber dieſe ihre Todte Frucht noch 25. Jahr bey ſich behalten / biß endlich ſie davon geſtorben. Als ſie geöffnet ward / fand man die Frucht / ſo ein Mägdlein in Stein verwandelt / doch aller - dings wol-geſtaltet / gleichſam ſie durch einen vortrefflichen Bildhauer wäre gebildet worden. Alle Glieder waren vollkommen proportioni - ret. Das Hertz / die Leber / das Hirn / und andere innerliche Theile des Leibs / waren auch ziemlich; doch nicht ſo gar hart / wie der äuſſere Leib. I - dem. Jani Cæcilii Frey. Opuſc. varia. Thua - nus. &c.

7. Zu Dole in der Gravſchafft Burgund / begab im Jahr 1595. mit einem Weib / Alters bey 37. Jahren / ſich faſt ein gleicher Fall / dieſe /als540Das andere Buch. als ſie nach ihrem Todt von den Aertzten geöff - net worden / befand man daß dero gantzer untere Leib und Bauch ſteinern war. Die Leber / mit einem Lappen oder Theil vom Kruſpel; das Miltz Rund; die Blaſe von Stein; das peri - tonium, oder die Haut / ſo das Jnngeweid um - faſſet / alſo hart / daß es kaum durch ein Scheer - Meſſer hat können geöffnet werden. Jn der Mutter / fande man an ſtatt einer vermutheten ſteinern Leibs-Frucht / nichts als ungeſtalte Stei - ne. Idem.

In Aſia.

8. Auf dem Berge Carmel im heiligen Land / oder Palæſtina, unweit dem zerfallnen Kloſter des H. Brocardi / oben auf der Höhe / ſiehet man einen gantzen Acker oder Feld / voller Melonen / oder Pfeben / die zu Stein geworden. Diß Wunder will dem Propheten Elia zuge - ſchrieben werden / ſo auf ſich beruhet. Hiervon ſchreibet F. F. von Troilo, in ſeiner Orientali - ſchen Reiſe-Beſchreibung / als der noch jüngſtes im Jahr 1666. unter andern auch erſt-gedach - ten Berg Carmel beſichtiget / es habe ſich bege - ben / daß in Zeiten des Propheten Eliæ / dieſer Gottes-Mann einſten am Berg herum ſpatzi - ret / habe er in einem Garten etliche ſchöne Melo - nen liegen ſehen / und den Jnnhaber des Gar - tens um ein Stuck angeſprochen / dieſer aber hätte ihme vermeldet: Das Geſicht betriegeihn /541Von der Natur. ihn / es wären keine Melonen / ſondern alſo ge - färbte Steine. Worauf Elias geantwortet: Ey ſo mögen es Steine ſeyn! Hierauf wären Au - genblicklich alle im Garte befindliche Melonen zu natürlichen Steinen verwandelt worden. Der Gärtner / als er diß geſehen / habe aus Zorn / alle ſolche zu Stein gewordene Melonen über den Berg abhin geworffen / deren etliche noch heut diß Tags daſelbſt gefunden würden / geſtal - ten ihme die auf dem Berg-wohnende Carmeli - ten eine in zwey Stuck geſpaltene verehret / die Schale ſey grünlicht / wie die Cucumeri oder Kürbis; innwendig habe ſie wie andere natürli - che Melonen ihre Körner oder Kerne / die auch ſteinern / gläntzeten aber / wie die ſchönſten Dia - manten. Alles wäre mit höchſter Verwunde - rung anzuſchauen.

9. Zwiſchen Jeruſalem und Bethlehem / bey dem Grabe Rahels / iſt auch ein Acker / der voller kleinen Steinlein liegt / die an Gröſſe / Ründe / Farbe / und aller Geſtalt denen Erbſen ſich vergleichen. Sie nehmen nicht ab / ob ſchon faſt täglich durch die Pilger eine Anzahl davon weggenommen wird. Die Chriſten halten es für ein Mirakel / ſo die H. Jungfrau Maria gethan haben ſoll.

10. Um das Jahr 1320. begab es ſich daß in Gros-Tartarey unfern des Sees Ky - taya auf der Höhe von 64. Grad / eine gantzeHorda,542Das andere Buch. Horda, oder zuſammen geſchlagner Hauffen herum vagirender Tartarn / wie man darvor hält / von einem jederweilen ſolcher Gegend we - henden Wind auf freyem Feld ereilet / und mit all ihrem Viehe / Karren / und Hausrath in einer Nacht / in Stein verwandelt worden / wie ſie dann auf dato noch in ſolcher Geſtalt und Stand von den vorbey Reiſenden geſehen werden / Or - telius. Helmontius.

In Africa.

11. Jn dem Königreich Tremiſen / in der Barbari / unfern des Städtleins Tezrims, welches ſechs Meilen von dieſes Reichs Haupt - Stadt Tremiſen entfernet / ſchauet man auf einer grünen Auen / eine vollkommene Geſtalt und Bildnis eines Moren / wie ſolcher mit einem Eſel ſich vermiſchet / aus Stein alſo lebhafft ge - ſtaltet / daß etwas von ferne man anders nicht wehnet / dann es ſey ſo wolder Mann als auch der Eſel lebendig. Es iſt aber dieſe Figur nicht von Menſchen Händen gemacht / geſtalten es auch unmüglich wäre / alles alſo Naturel vor - zuſtellen; ſondern es hat ſich zugetragen / daß ein Mann ſo mit einem Eſel in einer ſolchen Poſtur ſich vermiſchet / in dergleichen Unthat plötzlich mit ſampt dem Eſel zu Stein geworden. Alle Glieder / ſo gar auch die Augen und Adern ſind noch in ihrer natürlichen Farbe / wie im Le -ben.543Von der Natur. ben. Unterſchiedliche die verſucht / dieſe Figur zu bewegen / haben nichts ausgerichtet; und dieſe welche gleichmäſſige Wegraumung mit - tels daran geſpanten Viehes ſich unterſtan - den / ſind ſampt dem Viehe geſtorben. Aſiat. und African. Begebenheiten.

12. Zu Athen in Griechen-Land / wel - ches anjetzo Setine heiſſet / kan man auch der - gleichen Statua zwey Manns-Perſonen / die in Verübung Sodomiterey / durch die Gött - liche Rache ſind ergriffen / und in Stein ver - wandelt worden / zu ſehen bekommen. I - dem.

13. Jn dieſem Theil der Welt / Africa, in dem Gebietdes Schecks / (dieſes ſind Für - ſten unter den Moren /) zu Cuco, in der Land - ſchafft Tongil, fünff Tag-Reiſen gegen Sud-Oſten / von der Stadt Tripolis in Bar - bari / begab es ſich im Jahr 1634. daß eine gantze Stadt Biedoblo genandt / in dem Ge - bürge Gubel gelegen / einsmals in der Nacht / ſampt all deroſelben Gebäuen / Jnnwohnern / Jung und Alt / klein und groß / Viehe / Bäu - men / und Erd-Früchten / in Stein ſind ver - wandelt worden; auch in ſolchem Stand von männiglich noch können geſehen werden. Da - von in erſt-genandter Stadt Tripolis viel An - zeigungen / ſo dahin überbracht / zu ſehen: Auch dem welt-berühmten Cardinal Richelieuein /544Das andere Buch. ein / zu Stein gewordener Knabe / in Franckreich iſt geſandt worden. Etliche Engliſche Kauff - Leute ſo in der Stadt Tripolis wohnen / begaben Wunders wegen ſich an dieſen Ort / befanden die Sache alſo / wie ihnen geſaget worden / be - ſchaffen. Jn einem Hauſe ſahen ſie ein Kind in einer Krippe: und ein Weib im Bette liegend: Jtem / einen Mann unter ſeiner Haus-Thüren der Läuſe ſuchet: Jtem einen andern der ſein Weib ſchläget. Zween Fechter: Camelen in unterſchiedlichen Poſituren: Noch andere Thie - re; auch Hunde / Katzen / Mäuſe / und viel der - gleichen. Vor der Stadt ſtehen zwar die Gärten noch in ihrem vorigen Weſen / nur daß die Bäume / Frücht / Blüth / Blät - ter / und alles andere ſteinern iſt. Idem.

Drit -545

Dritter Theil. Beſondere / und verwunderliche Eigenſchafften / Geſtalt / und An - ſehen / etlicher Meer-Wunder und Fiſche; vierfüſſiger Thieren / - gel / und Gewür - me.

Das I. Capitel. Meer-Menſchen / und Monſtra, in den Waſ - ſern.

In Europa.

1.

ALs im Jahr 1619. König Chriſtian der IV. in Dännemarck einiger Reichs-Ge - ſchäfften halber / zween Reichs-Räthe / Namens Wolff Roſenſparꝛ und Chriſtian Halcke nach Norwegen abordnte / geſchahe / als nach vollzogner Verrichtung / ſie mit einem Kriegs-Schiffe auf der Ruck-Reiſe begriffen waren; dieſelbe auch über die Helffte bereits hin - terlegt hatten / daß einsmals da ſie auf des Schiffs-Galleri ſpatziereten / ſie bey ſchönem hellen Wetter / einen Mann ziemlich tieff unterM mdem546Das andere Buch. dem Waſſer erblickten / welcher alſo aufrecht da - her gienge / und unter jedem Arme einen Bund Meer-Gras truge. Sie befahlen hierauf das Schiff-Both oder Nachen auszuſetzen; in daſ - ſelbe begaben ſich ſampt dem Schiffer fünff Boths-Knechte / mit ſich nehmend den kleinen Werff-Ancker / an welchen ſie / einen Hammen / oder Schüncken anbanden / und ſo tieff ins Waſ - ſer hinunter lieſſen / daß der Meer-Mann den - ſelben nicht alleine ſehen / ſondern auch ergreiffen konte / wie dann ſelbiger ungeſaumt / ſo gleich er deſſen warnahme / darauf ſich zugeſchwungen / ſolchen gefaſſet / und ablöſen wollen. Jnzwi - ſchen aber zogen die Bots-Knechte den Werff - Ancker länger je höher empor / und zu ſich / um - faſſeten alſo auch ihn mit ihrem Hacken / zohen mit Behändigkeit ihne in den Both oder Na - chen: Aus demſelben aber vollend auf das Schiff; allwo ſelbſt auf dem Uberlauff er eine ziemliche Zeit gelegen / ſich beweget / und wie ein Fiſch gewunden: Aber keine Stimme noch Laut von ſich hören laſſen. Demnach er nun durch ſtetes Zappeln ſich wol ermüdet / blieb er endlich gantz ſtill / gleichſam ob er todt wäre. Der Geſtalt nach / kam er mit andern Menſchen allerdings überein. Seine Haar hiengen ihm über beede Achſeln herab / doch waren ſie / mit ei - ner Haut / wie die Meer-Hunde haben / überzo - gen. Ubrigens war kein Unterſchied. Als er nun jetzt-gemeldter maſſen eine ziemliche Zeit alſogele -547Von der Natur. gelegen; haben Eingangs genandte beede Reichs-Räthe neben etlichen vom Adel / die alle um dieſen Meer-Mann herum ſtunden / unter andern in Däniſcher Sprache geſaget: Das mag wol ein wunderbarer GOtt ſeyn / der ſolche Menſchliche Geſchöpffe / und viel mehre Wunder im Waſſer / weder auf Erden hat. Hier auf begunte der Meer-Mann zu reden: Und ſagte mit vernemlichen Worten / Ja! wenn du es ſo wol wüſteſts als ich es weis / dann würdeſtu erſt ſagen / daß er ein wunder - barer GOtt ſey; daß auch viel mehr wun - derlichere Creaturen im Waſſer / und unter der Erden / dann oben auf der Erden gefun - den; und / (ſprach er ferner /) ſo ihr nicht zur Stunde mich werdet wieder ins Waſſer ſetzen: So ſoll von euch weder Schiff noch Gut zu Land kommen. Hiermit beſchlos er ſeine Rede / wolte auch ferner kein Wort ſprechen. Die Reichs-Räthe befallen hierauf / daß man ihne hinwiederum ſolte über Bort ins Waſſer ſetzen. So balden diß geſchahe / hat er von ſelb - ſten die Füſſe geſchwind am Schiff angeſetzt / ſich hinaus ins Meer geſchwungen / und ſeines Wegs davon geſchwummen. Theatr. Europ. I. Theil.

2. Jm Jahr 1620. ward der Däniſche Reichs-Rath Chriſtoff Ulefeld mit einem Schiff nach der Jnſul Goth-Land verſchicket. Zwi - ſchen Wegs / kam einſten ein Meer-Mann vonM m ijGe -548Das andere Buch. Geſtalt allerdings einem andern Manne gleich / doch etwas kleiner Statur, ſchwartzer Haar und Barts / bey ſtillem ſchönen Wetter aus dem Waſſer hervor / und beſahe eine ziemliche Weile im Angeſicht aller derer die im Schiffe waren / daſſelbe gar eigentlich. Als aber gedachten U - lefelds Diener einer ihme ein Hembd zu warff / tauchte er unter / und lies ferner ſich nicht ſehen. Muſæus Wormianus.

3. Erasmus Lætus, in der Hiſtori Nati & renati Chriſtiani IV. erzehlet eine verwunderli - che Geſchicht von einer Waſſer-Nimphen / die zu den Zeiten König Friedrich des Andern / un - weit dem Vor-Gebürg Samo Danica, mit ei - nem Land-Mann in Geſpräch ſich eingelaſſen / auch unter ſchiedliche Sachen gedachtem Könige zu hinterbringen / ihm anbefohlen: Anbey ver - meldet / daß die Frucht / mit welcher damal die Königin ſchwanger war / ein junger Printz / und des Königreichs künfftiger Regent ſeyn würde / welches auch alſo in der Perſon Chriſtiani IV. erfolget iſt. Sie nandte ſich Ibrand, und be - richtete / daß ihre Mutter / Gros-Mutter / und Uhr-An-Frau nun ſchon etlich hundert Jahr die - ſer Gegend im Meer ſich enthalten; ſie aber wäre bey achtzig Jahren. Von Geſtalt war ſie anzuſehen wie eine Jungfrau. Der Leib war mit weiſſen Haaren wie die Meer-Kälber und See-Wölffe zu haben pflegen / dicht bewach - ſen. Die Brüſte mit ihren Wartzen ſtundenerha -549Von der Natur. erhaben. Die Augen waren ziemlich groß; das Angeſicht von gar erbarer Geſtalt und Lind. Naſe / Ohren / Mund / und Kinn gantz formlich gebildet: Die Arme waren auch haaricht; des - gleichen die übrigen Theile des oberen Leibs / auſ - ſer den Händen / die glatt / doch etwas flach wa - ren. Der untere Leib war bedeckt / durch einen langen gefaltenen Rock aus Dclphins Häuten. Idem.

4. Jn Sicilien / lebete in verwichenen Seculis ein Mann / Namens Cola, mit dem Zu - Namen Peſce, das iſt ein Fiſch / genandt / bür - tig aus der Stadt Catanea. Dieſer hat die mehrere Zeit ſeines Lebens im Meer bey denen Fiſchen zugebracht / darzu ihne ſeine angeborne Neigung dergeſtalt getrieben / daß täglich er ins Waſſer ſich begeben müſſen / oder er iſt erkran - cket. Er war ob - und unter dem Waſſer im Schwimmen alſo geübet / daß er es allen Fiſchen und Meer-Wundern / wo nicht zuvor / doch gleich gethan hat. Oeffters hat er über 500. Stadia ins Meer ſich begeben / denen Schiffen im gröſten Sturm und Unwetter mit - ten im Meer begegnet / von ihnen Zeitung ein ge - holet / und ſolche in die Stadt überbracht. End - lich trug ſich zu / als König Ferdinand zu Meſſi - na den Täuchern / und vortrefflichen Schwim - mern eine Gnaden-Gab darum zu certiren auf - ſtellen laſſen / daß zum Beſchlus er / in den be - rühmten Meer-Schlund Charibdim eine groſſeM m iijgül -550Das andere Buch. güldene Schale zu werffen / befohlen / die dieſer Cola wider heraus geholet / und anbey berichtet: Daß ſolche nicht gar auf den Grund / und in die abſcheuliche Tieffe ſey gefallen geweſen / ſondern auf einem Felſen / derer dieſer Schlund voll / wäre beliegen blieben. Der König aber / in Hoffnung durch dieſen Mann gedachten Meer - Schlunds nähere Beſchaffenheit zu erkundigen; lies nachmals einen groſſen Beutel voller Gold - Stuck hinein werffen. Als nun Cola dieſen gleicher geſtalt aus der Tieffen heraus holen wollen / und ſich ins Waſſer begeben / iſt er ferner nicht wider geſehen worden. Kircherus.

5. Jn Hiſpanien / im Königreich Galli - tien / hat in denen vorigen Zeiten einſten ſich be - geben / daß in deme eine Adeliche Dame an dem Ufer des Meeres ſpatzierete / ward ſie aus einem Buſch von einem Meer-Mann plötzlich ange - packt / in den Buſch getragen / und geſchwängert. Und weil dieſer Meer-Mann nachgehends der Orten öffters ſich ſehen laſſen / iſt zwar fleis ge - than worden / denſelben zu ertappen / aber um - ſonſt. Die Dame gelag nachmals eines ſchö - nen wolgeſtalten Sohns / nur daß er an drey oder vier Orten des Leibs / durch die allda ſich befin - dende rauhe Haut und Schuppen gleichſam zei - gete / wer ſein Vatter geweſen. Dieſer Sohn erwuchs / ward ein kühner Soldat / zeugete Söh - ne und Töchter / aus denen edle und gewaltige Leute geworden / von deren Nachkommen / dieſich551Von der Natur. ſich Marinos nandten / noch etliche verhanden ſeyn werden. Sie haben durchgehend diß Zei - chen behalten / daran man ihren Urſprung kennen können. Leon Fioravanti Phyſica.

6. An dem Vor-Gebürg Lunæ, auf den Grentzen des Königreichs Portugal / ward ein Meer-Jüngling endlich gefangen / nach dem er eine geraume Zeit Nacht-zeit an das Ufer kommen / und den Fiſchern die Fiſche genommen / die er alſo roher verzehret hat. Damian. â Goes. Prætorius.

7. Jm Jahr 1403. ward durch Unge - ſtümm des Meers in Holland ein Meer-Weib ans Land geſchlagen / und in die Stadt Haerlem gebracht / und bekleidet. Sie aſſe Brodt / Milch / und andere Speiſen / lernete auch aller - hand Weiber-Arbeit / und am Rocken ſpinnen; verſtunde auch alles was man ihr befahl / beugete mit Andacht vor dem Crucifix die Knie; redete aber nichts: Und lebete viel Jahr daſelbſt. Guicciard.

8. Alſo auch ward im Jahr 1526. in Frieß-Land ein Meer-Mann gefangen / der hat - te einen groſſen Bart / und lange Haar / die glei - cheten denen Schweins-Borſten. Er blieb Stumm / lebete wenig Jahr / und ſtarb an der Peſt. Idem.

9. Zu Rom / ward im Jahr 1523. in der Stadt am gröſſern Ufer der Tyber ein Meer - Wunder geſehen / welches vom Haupt biß zumM m iiijNa -552Das andere Buch. Nabel Menſchliche Geſtalt: Unterwerts aber einen geſpaltenen Fiſch-Schwantz hatte / wel - cher / wie ein halber Mond ſich gekrümmet. Mi - chel Sax. Alphab. Hiſtor.

10. Jn Zeiten des Pabſts Eugenii des IV. ward in Dalmatia / bey der Stadt Sebenico, ein Meer-Mann / in dem er beſchäfftigt war / einen Jungen Knaben nach dem Meer zuſchlep - pen / gefangen / und von dem zugeloffenen Volck mit Prügeln verwundet. Sein Geſtalt war allerdings wie eines Menſchen / nur daß ſeine Haut einer Aal-Haut gleichete. Auf dem Haupt / ſtachen ihme zwey kleine Hörnlein her - vor. Die Hände hatten mehr nicht als zween Finger; und die Füſſe waren wie der Fiſche Flos-Federn abgetheilet. Majolus. Bapt. Ful - goſus.

11. Jm Jahr 1531. ward in der Oſt - See / (Mare Balticum,) bey der Stadt Elbogen / (anjetzo Malmoe /) in Schonen / ein Meer - Mann mit einer Biſchoffs-Haube gezieret / und dem König Sigismundo in Polen verehret. Welchem diß Monſtrum durch eigentliche Zei - chen ſo viel hat zuerkennen gegeben / daß es gerne wieder ins Waſſer wolte: Wie dann auch ge - ſchehen / und als es an daſſelbe gebracht worden / ſich gar ſchnell hinein geſtürtzet hat; und ferner nicht geſehen worden. Schott. Phyſ. Cu: rioſ.

12. Deßgleichen ward Anno 1546. indie -

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L l viſt554Das andere Buch. iſt das Ohr allerdings einem Menſchlichen Oh - re gleich formiret. Die Augen ſind mit ihren wol-ſtändigen Aug-brauen gezieret / ſo daß kein Unterſchied hierinnfalls zu ſpüren. Die Naſe ſiehet man um etwas geändert / als die zwiſchen den beeden Wangen nicht allenthalben erhoben / ſondern nur durch ein ſchmal Strichlein gethei - let wird; unter demſelben / er ſcheinen die Lippen / an Gröſſe und Geſtalt den Menſchlichen ähnlich: Die Zähne findet man gleicher geſtalt von den Fiſchen unterſchieden / dann ſelbige nicht ſpitzig gekerbt / oder geſägt: Sondern Perlen-weis ne - ben einander gleich eben. Die Haut auf der Bruſt iſt weis / erhebt ſich auch beeder Seiten et - was / um die Brüſte zu formiren / die ſich rund - lich ballen / wie an den Jungfrauen zu ſehen / und ſind voller Schnee-weiſſer Milch. Die Arme fallen zwar nicht lang / ſind jedoch breit / und be - quem zum Schwimmen / aber mit keinem Eln - bogen noch Gelencken unterſchieden. An die ſer Meer-Wunder / und denen Menſchlichen Geburts-Gliedern findet man gantz keinen Un - terſchied. Hierauf folget endlich der Fiſch - Schwantz. Von theils Scribenten werden ſie die Blut-ſaugende Sirenen genandt / weil die Beine dieſer Fiſch-Menſchen eine verwunderli - che Krafft bezeigen / das Blut zu ſtillen / und auch an ſich zu ziehen / alſo gar / daß wann ſie an eine geöffnete Ader gehalten werden / das Blut ſo gleich ſich ſtellet. Doch befindet man aus derEr -555Von der Natur. Erfahrung daß die Gebeine der Weiblein hie - rinnfalls ſtärcker / weder der Männlein würcken. Sie ſind auch nicht alle kräfftig / doch können dieſe ſo gut ſind / aus etlichen ſchwartzen Flecken erkandt werden. Jn allerhand Blut-Flüſſen ſind ſie das äuſſerſte Heyl-Mittel. Das Fleiſch wann es eine Weil an des Menſchen Fleiſch gehalten wird / ziehet alle Geiſter dergeſtalt an ſich / daß es den Menſchen gleichſam unempfind - lich machet. Olf. Dappers. Africa.

14. Daß dergleichen Meer-Wunder auch jederweilen ſich nicht umſonſt / (ſonderlich der Orten / wo ſie ſonſten ſich nicht gewöhnlich pflegen auf zuhalten /) ſehen laſſen / ſonderer eini - ger künfftiger Zufälle und bevorſtehenden Un - glücks Vorbedeutung ſind; erſcheinet unter vie - len andern Exempeln auch aus deme / was im Jahr 1661. auf der Jnſul Formoſa / kurtz vor der Belägerung der Veſtung Zeelandia ſich zu - getragen / allda Nacht-Zeit in der Veſtung auf der Baſtion Middelburg ein vermeindter greu - licher Alarm entſtanden / darüber auch die gantze Beſatzung iſt ins Gewähr kommen. Die fol - gende Nacht haben die im Hafen vor Ancker ge - legene drey Schiffe geſchienen / als löſeten ſie ihre Stücke / und man hat doch keinen Schlag hören können / endlich / geſchienen ob ſtünden ſie in vollem Brand. Deßgleichen / auf dem Feld vor der Veſtung / ſahe man verſcheidene Nächte Spectra, die mit einander fochten. Auf demMeer556Das andere Buch. Meer aber / lieſſe vor dem alſo genandten Neuen - Wercke ſich ein Waſſer-Mann ſehen / und ſol - ches zum drittenmal; und wie dieſer Frühe: Al - ſo den Nach-Mittag gleicher geſtalt unter der Baſtion Hollandia eine Meer-Frau in langen gelben Haaren auch dreymal ob dem Waſſer ſich gezeiget. Dieſe Vorſtellungen / haben wenig Zeit hinnach nur allzu viel bewieſen / daß ſie nicht umſonſt ſich hören und ſehen laſſen / in deme jetzt - genandte Holländiſche Veſtung Zeelandia von dem berühmten und mächtigen See-Rauber dem Kockſinga einem Sineſer / zu Land und Waſſer belägert / die Holländer in einem Ausfall zuruck getrieben; deßgleichen / die von Batavia zum Entſatz geſandte Schiffe zerſtreuet / davon eins in Brand gerathen: Das Andere aber ge - ſprungen. Dieſem nach / die Veſtung an der Baſtion Middelburg angegriffen / beſchoſſen / geſtürmet / und die Beſatzung endlich dahin ge - drungen / daß ſie ihme die Veſtung mit Beding übergeben: Und zugleich auch die ſchöne Jnſul Formoſa mit dem Rucken anſehen müſſen. Heerports Oſt-Jnd. Reiſe.

In Africa.

15. Jn Zeiten des Käyſers Mauritii / ge - ſchahe einſten / daß in Egypten im Fluß Nilus / ein Meer-Mann und Weib neben einander ſind geſehen worden. Der Mann war ſehr ſtarck von Gliedern / hatte eine gar breite Bruſt / unddun -557Von der Natur. dunckel-rothe Haar / die ihme biß auf die Lenden hiengen. Das Weib / ließ die Haare fliegen / war gebrüſtet wie eine andere Frau; die übrigen Theil des Leibs wurden von dem Waſſer bede - cket. Majolus. Baptiſta Fulgoſus.

In America.

16. Jn und bey der Bahia, (oder Meer - Buſen /) Todos los Sanlos; deßgleichen an der Landſchafft Porto Securo in Braſilien / werden dergleichen Meer-Menſchen auch gefunden / die Braſilianer nennen ſie Ypupiapra. Sie haben ein Ange ſicht wie ein Menſche; und die Weib - liches Geſchlechts ſind / haben lange fliegende Haare / und ein ſchönes Anſehen. Wann je - mand im Meer ihnen begegnet / nehmen ſie ihn in ihre Arme / und trucken nicht von Haß / ſon - dern vielmehr aus lauter Liebe ihn der geſtalt / daß er darüber Todt bleibet. Die See / wirfft un - terweilen Todte-Cörper ans Land / denen die Augen / Naſe / und das äuſſerſte an den Fingern mangelt. Welches / wie man darfür hält / dieſe Meer-Wunder thun müſſen. Eraſm. Franc. Oſt - und Weſt-Jnd. Luſt-Garten.

17. Vor wenig Jahren / ward durch der Weſt-Jndiſchen Geſellſchafft Bedienten / un - fern Braſilien ein dergleichen Meer-Menſch gefangen; und zu Leyden / durch den berühmten Hiſtoricum Johann de Laet zergliedert. Das Haupt und der übrige Leib biß an den Nabel /waren558Das andere Buch. waren Menſchlich gebildet: Der übrige Theil aber / war ein unformlich Stuck Fleiſch; die Rippen waren um den dritten Theil länger und dücker als gewöhnlich. Idem.

18. Der Engliſche Capitain Schmidt / in ſeiner Reiſe in Neu-Engelland gedencket / daß als er im Jahr 1610. eines Morgens daſelbſt am Ufer des Hafens St. Johanns ſtunde / kam ein Meer-Wunder mit groſſer Geſchwindigkeit daher geſchwummen. Es war ſehr ſchön von Angeſicht / denen Augen / Naſe / Ohren / Kinn / Mund / Hals / und Stirne nach / ſahe es einer Jungfrau gleich. Die Haare ſo blaulecht / flo - gen ihro über die Schultern; und wie mich dun - ckete / (ſchreibt er /) ſo waren es rechte Haare / dann ich neben meinem Diener / dieſes Meer - Wunder genau betrachtet habe. Da es noch eines langen Spieſſes weit von mir war / er - ſchrack ich / und wiche zuruck. Welches / als es dieſe Creatur ſahe / fuhr ſie auch unter das Waſ - ſer / kam doch bald wieder hervor / und damal ſahe ich es von ferne noch etwas an. Von oben her - ab / biß auf den Nabel gliche es einem Menſchen: Unterhalb aber einem Fiſche. Wie es aber ruck-werts geſtaltet geweſen / hab ich nicht ſehen können. Eben dieſes Wunder-Thier iſt kurtz hernach / an ein Engliſch Schiff kommen / und gantzes Gewalts ſich unterſtanden / in daſſelbe zu ſteigen / alſo daß es von denen im Schiff / mit Brügeln abgetrieben werden müſſen. Nochan559Von der Natur. an andere zwey Schiffe kam es / darüber dieſe ſo in denſelben geweſen / aus Schrecken auf das Land entflohen ſind. Ameri. XVIII. Theil.

Das II. Capitel. Wunder-Geſchöpffe GOttes / im Meer / und flieſſenden Waſſern.

In Europa.

JN dem ſchon öffters angeregten Buche Hiobs am 41. Cap. wird eines gar beſondern Wunder-Geſchöpffes gedacht / und von GOtt ſelbſten wie er beſchaffen / abgebildet / da er alſo zu Hiob redet: Kanſtu den Leviathan ziehen mit dem Hamen / und ſeine Zunge mit einem Strick faſſen? Kanſtu ihm einen Angel an die Naſe le - gen / und mit einer Stachel ihm die Backen durch-boren? Meineſtu er werde dir viel Fle - hens machen / oder dir heucheln? Und ferner: Meineſtu die Geſellſchafften werden ihn zer - ſchneiden / daß er unter die Kauff-Leute zertheilet werde? Kanſtu das Netze füllen mit ſeiner Haut / und die Fiſch-reuſe mit ſeinem Kopff? Wenn du deine Hand an ihn legeſt / ſo gedencke / daß ein Streit ſey / den du nicht ausführen kanſt. Niemand iſt ſo kühn der ihn reitzen darff. Dar - zu mus ich nun ſagen / wie groß / wie mächtig / wie wol geſchaffen er iſt. Wer kan ihm ſeinKleid560Das andere Buch. Kleid aufdecken; und wer darff es wagen / ihm zwiſchen die Zähne zu greiffen? Schrecklich ſtehen ſein Zähn umher. Seine ſtoltze Schupen ſind wie veſte Schilde / ſein Nieſen gläntzet wie ein Liecht; ſeine Augen ſind / wie die Augen-Liede der Mor - gen-Röthe. Aus ſeinem Munde fahren Fa - ckeln / und feurige Funcken ſchieſſen heraus. Aus ſeiner Naſe gehet Rauch / wie von heiſſen Töpffen und Keſſeln. Sein Odem iſt wie liech - te Lohe / und aus ſeinem Munde gehen Flam - men. Sein Hertz iſt ſo hart wie ein Stein; und ſo veſt wie ein Stuck vom unterſten Mühl - Stein. Wenn er ſich erhebt / ſo entſetzen ſich die Starcken; und wenn er daher bricht / ſo iſt keine Genad da. Wenn man zu ihm will mit dem Schwerdte / ſo reget er ſich nicht; oder mit Spieſſen / Geſchos / und Pantzer. Er achtet Eiſen wie Strohe / und Ertz wie faul Holtz. Un - ter ihm liegen ſcharffe Steine; und fähret über die ſcharffen Felſen wie über Koth. Er machet / daß das tieffe Meer ſiedet / wie ein Töpffen / und rührets in einander / wie man eine Salbe men - get. Nach ihme leuchtet der Weg; er machet die Tieffe gantz grau. Auf Erden iſt niemand zu vergleichen; er iſt gemacht ohne Forcht zu ſeyn. Er verachtet alles was hoch iſt; und iſt ein König / über alle Stoltzen. Was nun dieſes für ein Wunder-Geſchöpffe ſeyn müſſe / deſſen gleichen nicht auf Erden / ſind zwar ſchon in alten Zeiten bey denen Jüdiſchen Rabbinen:Und561Von der Natur. Und auch Zeit hero / unter Chriſtlichen Gelehr - ten mancherley Meinungen hervor gebrochen / die aber / weil noch niemand jemals den Levia - than geſehen / oder / wo er ſich aufhalte / Zeitung vernommen / alle auf ihrem Wehrt und Un - wehrt beruhen: Und überflüſſig wäre derer Umſtändig zu gedencken. So viel aber andere Wunder GOttes / (derer in dem Meer und tieffen Waſſern keine Zahl) betrifft / und biß da - hero ſind erkundiget worden / ſoll etlicher weniger allhier Meldung beſchehen; und zwar:

1. Finden in dem groſſen Welt-Meer in der Gegend Norwegen ſich Walfiſche / deren Kopff viereckigt / und allenthalben voll Sta - cheln iſt; haben darbenebenſt ſehr ſcharffe lange Hörner / wie groſſe Baum-Wurtzeln / deren je - des 10. in 12. Schuh lang. Ein Auge hat bey 10. Schuhe im Umkreis / die funckeln Nacht - Zeit wie Feuer-Flammen. Die Haar an denen Aug-brauen: Künn und dücken Bart / ſind in der Stärcke / wie ein Gans-Feder. Olaus Ma - gnus.

2. Eine andere Art Wallfiſche hat es dero Orten / in der Länge auf 300. Schuh. Der Schlund iſt bey zwölff Schuh weit. Die Zähne ſtehen in der Ordnung / wie die Eber - Zähne. Die Augen ſind alſo groß und weit / daß in jedwedem raumlich 20. Mann ſitzen kön - nen. Um die Augbrauen an ſtatt der Haar / ſindN nüber562Das andere Buch. über 150. groſſe Hörner / der jedes bey ſieben Schuh lang / und ziemlich hart iſt. Idem.

3. Die gemeine Gattung der Wallfiſche aber / wie ſolche Jährlich in ziemlicher Anzahl an dem Ufer Groen-Lands und bey Spitz-Bergen gefangen werden / ſind gewöhnlich 50. in 60. biß 70. Schuh lang; davon man 60. 70. auch wol 80. biß 100.; jederweilen 130. Tonnen Specks ſchneidet / aus dem hernachmals der Fiſch-thran oder Schmaltz geſotten wird. Dieſe Art / iſt von denen andern Wallfiſchen unterſchieden / wegen der Floß-Federn / und wegen des Mundes in dem er keine Zähne hat / ſondern ſtatt derer / lange / ſchwartze / und etwas breite hornichte Bleche / und da dieſelben dünne zugehen / mit rauhen Haaren häuffig bewachſen. Hinter den Augen ſitzen zwo Floß-Federn oder Finnen / nach Gröſſe des Fiſches / mit einer dücken ſchwartzen Haut überzogen / ſchön gemarmelt mit weiſſen Strichen / oder / wie unterweilen an Marmor geſehen wird / Bäume / Häuſer / und dergleichen. Man hat einſten in eines Fiſches Schwantz die Zahl 1222. gar ſchön in gleicher Reihe gemar - moriret / als wann ſie durch einen Künſtler dar - auf wäre gemahlet geweſen / ſehen können. Wann die Flos-Federn aufgeſchnitten werden / zeigen ſich unter der dücken Haut Knochen / wie eines Menſchen Hand mit ausgeſtreckten Fin - gern formiret. Auſſer dieſen beeden Floſſen / wormit der Fiſche rudert / hat er ſonſt keine mehr. Der563Von der Natur. Der Kopff iſt der dritte Theil vom Fiſche. Der Schwantz ſtehet ihme nicht wie bey andern Fi - ſchen / ſondern lieget breit / wie an Finn-Fiſchen / Tonninen / und dergleichen zu ſehen; und iſt drey biß vier Klaffter breit. Recht vorne an der un - tern Leffzen iſt eine Höle / durch die er das / in den Rachen eingezogene Waſſer wider ausſprützet. Jnnwendig in der oberen Leffzen / ſitzet das Fiſch - Bein / von Farb braun / gelb / und ſchwartz / mit bunten Strichen. Jm Munde / iſt daſſelbe gantz rauch wie Pferd-Haar. Bey etlichen iſt das Fiſch-Bein gebogen wie ein Schwerdt: Bey andern wie ein vierdtel von Mond. Das klei - neſte Fiſch-Bein ſitzet vorne im Maul; und hin - ten nach dem Rachen zu: Das Mittelſte iſt das gröſt - und längſte / zween oder drey Manns - läng hoch / dabey leicht zu ermeſſen / wie dück ein ſolcher Fiſch ſey. An der einen Seiten in einer Reihe ſitzen dritthalb hundert Fiſch-Bein bey - einander; und an der andern Seiten eben ſo viel. Das Fiſch-Bein ſtehet in einer platten Reihe aneinander; und wo es an der oberſten Leffzen veſt ſitzet / iſt es mit weiſſen harten Sehnen an der Wurtzel überall bewachſen / daß man zwiſchen zwey Stucken Fiſch-Beinen einen Finger ſtecken kan. Die Zunge ſo da beſtehet in einer weichen ſchwammichten Feiſte / die man übel zerſchneiden kan / liegt zwiſchen den Fiſch-Beinen / iſt groß / unten gantz veſte an der unterſten Leffzen / weis von Farbe / mit ſchwartzen Flecken an der Sei -N n ijten.564Das andere Buch. ten. Um der Zunge willen / werden die Wall - fiſche von denen Schwert-Fiſchen getödtet / als deren angenemſte Speiſe ſie iſt. Auf dem Kopff hat er einen Buckel; und oben auf ſolchem / an jeder Seite ein Blas-Loch / zwey gegeneinander über / welche von beeden Seiten krumm gebogen ſind / wie ein Lateiniſch S. daraus bläſet er das Waſſer gantz ſtarck / daß es brauſet wie der Wind in einer Orgel-Pfeiffe / ſo / daß öffters ſie auf eine Meile von ferne können gehöret werden. Die Augen ſind nicht viel gröſſer als Ochſen - Augen / mit Augenlider und Haar gezieret / wie Menſchliche Augen. Sie ſitzen gantz niedrig / bey nahe am Ende der Ober-Leffzen. Der Bauch und Rucken iſt gantz rund / in gemein weis. Etliche ſind auf dem Rucken und Schwantze gemarmoriret. Seine Knochen / deren ein Theil 20. Schuhe lang / ſind hart / wie an ſtarcken vier-füſſigen Thieren. Das Fleiſch iſt grob / wie Stier / oder Bullen-Fleiſch mit vielen Sehnen durchwachſen / dürꝛ und ma - ger / weil alle Feiſte unter der Haut liegt. Das Fleiſch am Schwantz / wird jederweilen gekocht / und in Mangel anderer Nothdurfft verſpeiſet. Dieſes Fiſches Speiſe / wie man erachtet / ſollen die kleine Meer-Schnecken ſeyn. Von einer Art Läuſe wird er ſehr geplaget. Friedrich Mar - tens Spitzberg. Reiſe.

4. An dem Ufer Groen-Landes / und in der Gegend Waigats / werden eine andere ArtWall -565Von der Natur. Wallfiſche / 15. biß 20. in 30. Elen lang gefan - gen / welche die Jßländer Narwal nennen. Dieſe haben oben auf dem Kopffe zwo Röhren / durch welche ſie das eingezogene Waſſer hinwiederum ſehr hoch von ſich blaſen. Aus dem Mund ge - het ihnen ein Zahn / oder wie etliche wollen / ein Horn / 5. 6. biß 7. unterweilen auch 10. und mehr Schuhe lang / welches im lincken Theil des oberen Kifels veſte ſtehet; und dieſes ſind die Einhörner / die mehrer Orten in den Schatz - und Kunſt-Kammern geſehen werden / die alle von dieſer Art Fiſchen herkommen. Idem.

5. Chriſtianus IV. König in Denne - marck / ließ einſten einen ſolchen Zahn oder Horn / unten bey dem Stumpff der Wurtzel / wo es am ſchön - und dückſten / durchſegen / da ward befun - den / daß er hohl war; und ſahe man innwendig einẽ kleinen Zahn oder Horn / von gleicher Geſtalt und Weſen wie das Aeuſſere / welches ſo weit dieſes hohl geweſen / ſich erſtrecket hat. Wor - aus zuſchlieſſen / daß dieſen Fiſchen die Zähne je - derweilen ausfallen / wie den Kindern / und Jun - ge wachſen / welche die Alten gleichſam fortſtoſ - ſen. Idem.

6. Bey Antorff ward im Jahr 1577. in dem Fluß Schelde ein Wallfiſch gefangen / der war 58. Schuhe lang: 16. hoch; und der Schwantz 14. Schuhe breit. Vom Auge biß zu End des Riſſels waren 16. Schuh. Der untere Kifel hatte in der Länge 6. Schuhe; undN n iijwar566Das andere Buch. war mit 25. Zähnen beſetzet: Dahingegen am obern Kifel keine Zähne / ſondern nur ſo viel - cher zu ſehen waren / in welche ſich die Zähne ſchloſſen. Der längſte Zahn / war über 6. Zoll nicht lang. Auf dem Kopff hatte er ein über - ſich ſtehend Rohr / aus welchem er das Waſſer mit groſſer Stärcke in die Höhe blieſe. Aben - theur / der Natür - und Künſtl. Sachen in China und Europa.

7. Alſo auch / iſt im Jahr 1640. in Franckreich in der Provintz / bey St. Tropetz ein Wallfiſch gefangen worden / deſſen Länge war 320. und die Breite 162. Schuhe. Sein Ra - chen / iſt 45. Schuhe weit geweſen. Zeile - rus.

8. Jn dem Canal oder Engen-Meer zwiſchen Engel - und Jrꝛland / wird eine Art Fiſche gefunden / die man der Orten die Peter - mannigen heiſſet. Wer dieſer einen anrüh - ret / der kömmt eine Zeit lang von Sinnen. I - dem.

9. Jn Norwegen und Dennemarck in - ſonderheit / wie auch anderer Orten im Meer / werden die ſo genandte See-Aepffel / oder Meer - Pomrantzen / zu Latein Echinus marinus ge - nandt / gefunden. Sie ſind meiſtes Purpur - farb; im Leben aber / hat die grüne Farbe ſich mit unter gemiſcht / welche / wann ſie dieſelbe im Todte behielten / nulla eſſet cum gemmis com - paratio, (ſchreibt einer /) ſondern übertreffetenalle567Von der Natur. alle Edel-geſteine: Jm Todte aber verlieren ſich die Farben etlicher maſſen. Sie ſind viel ſchö - ner / lieblich - und zierlicher anzuſchauen / weder ſie von einem Künſtler können gezeichnet wer - den. Sie ſind anzuſehen / eben als wann der aller vortrefflichſte Perl-Stücker ſein Meiſter - Stuck hieran vorſtellen wollen. Von auſſen / ſind ſie mit einem braunen Fell überzogen / dar - aus tauſend Stacheln als Pfriemen hervor ſchieſſen. Jn dieſem Apffel oder Pomrantze / enthält ſich eine beſondere Art Fiſche / die ihres Gefallens denſelben hin - und her wältzen. So bald aber der Fiſch ſtirbet / fället dieſe Stachlichte Haut ab; und alsdann ſiehet / und zeiget ſich die ſehr ſchön und künſtlichſt gezierte Schulpen. Gottorp. Kunſt-Kammer.

10. An der Meer-Küſt in Jrꝛland / wach - ſen etlicher Orten aus dem Meer eine Art Per - lein / die in Geſellſchafft auf demſelben / mit ein - ander umher ſchwimmen. Vor ſich haben ſie einen Führer / dem ſie wie die Bienen ihrem - nige folgen. An Glantz und Schöne aber / kommen ſie den andern Perlein nicht gleich / denn ſie geringer ſind. du Val Geographia.

11. Zwiſchen Jtalien und Sicilien / in deſſelben Meeres-Enge (Freto Mamertino ge - nandt /) werden Jährlich im Monat May / ſon - ſten aber / zu keiner Zeit im Jahre / die ſo genandte Peſce Spada, zu Latein: Piſcis Pſyphie, die Schwerdt-Fiſche / auf eine gar beſondere Weis /N n iiijder -568Das andere Buch. dergleichen in Europa ſonſten niergend wo be - ſchicht / und zwar folgender Geſtalt gefangen: Wann in erſt-genandten Monat der / von den Fiſchern beſtimte Tag vorhanden / begeben ihrer etliche des Morgens gar frühe ſich in ein klein Schifflein oder Nachen / in vor-gemeldte Mee - res-Enge. Einer / der geübteſten aus ihnen / ſtehet vorne auf der Spitze des Nachens / und hat ein / an eine Stange angemachtes Eiſen in handen: Ein anderer der ihme am nechſten ſte - het / ruffet den Fiſchen welche dieſer Gegend ſich befinden / mit hinach geſetzten Worten gleichſam ſingend; und welches Verwunderns wehrt: Es zeiget ſich hierauf alſo balden einer / den der Fiſcher mit ſonderbahrer Behändigkeit / durch das Eiſen faſſet / und in Nachen bringet; und alſo fähret er fort. Dieſe Fiſche werden als eine de - licate Speiſe / nur auf groſſer Herren und Rei - cher Leute Tiſch verſpeiſet. Die Wort aber / wordurch der Fiſch beruffen wird / lauten in ge - meiner Land-Sprach alſo:

Mamaſſu di Pajanu
Palletu di Pajanu,
Majaſſu ſtignela,
Pallettu di paenu palè
La Stagnela,
Mancata Stignela,

Pro naſtu vardu preſſu da viſu & da terra. Auf dieſe / und keine andere Wort / in dero ſon - derbaren Thon / läſſet der Schwerdt-Fiſch ſichſehen /569Von der Natur. ſehen / und wird darüber gefangen. Die Urſa - chen / wie das zu gehe? Sind bey dem Kirchero in ſeiner Muſurgia zu leſen.

12. Verwunderlich iſt es / daß die Häute der Meer-Kälber oder See-Hunde / die mit ſchwartz grauen Haaren bewachſen / und ein ſehr hartes Leder haben / nach deme ſie nicht allein zubereitet / ſondern auch ſchon zu Riemen / Gür - tel / Neſtel / Daſchen / und dergleichen zerſchnit - ten ſind / dennoch dieſe natürlich ihnen einge - pflantzte Art behalten / daß ſie ſich allerdings nach des Meeres Ab - und Zulauffen richten. Dann wann das Meer ſtille / und nicht im Zufluß iſt / werden die Haar dieſer Thieren / auch gantz glatt auf einander liegen; ſo bald aber das Meer anlaufft und die völlige Flut vorhanden / richten ſie ſich empor. Es leben ſonſten dieſe Thiere beydes auf dem Land und im Waſſer / und freſ - ſen Fiſche. Sie werffen zwar zu Lande ihre Jungen / führen ſie aber am zwölfften Tag nach der Geburt ins Meer; an deſſen Strand oder Ufer / und denen angelegenen Ländereyen ſie ſich pflegen aufzuhalten: Auch je zu Zeiten die Ae - cker / Baum-Gärten / und Wein-Berge durch - graben / und verwüſten. Wann ſie aber gezäh - met werden / legen ſie ihre Wildigkeit ab; und nehmen allerhand Unterweiſung gelernig an; werden in den Schau-ſpielen abgerichtet / die Zu - ſeher / mit dem Angeſicht und der Stimme zu grüſſen; auch ſo man ihnen bey ihrem NamenN n vrufft /570Das andere Buch. rufft / zu antworten / wie wol durch einen wilden Laut / und Gemurmel: Sie gewehnen ſich auch / einen Menſchen zu lieben / oder zu haſſen. Jhre Jungen werden von ihnen inbrünſtig geliebet: Und dieſe hingegen ihre Alten / ſo gar / daß die Mutter über den Verluſt ihres Jungen: Und dieſes über den Abgang der Mutter / ſich zu To - de bekümmern. Kircherus.

13. Jn der Nord-See / ſiehet unter denen unzehlichen ſeltzamen Meer-Geburten / man auch verſchiedene Gattung der ſo genandten Rotz-Fiſche / und See-Qualme / welche dahero dieſen Namen haben / weil ſie alle durchſichtig / und nichts als Schleim ſind. Unter dieſen / iſt der alſo bemerckte Spring-Brunnen Rotz-Fi - ſche / ein ſehr künſtlich formirter Fiſch. Dieſer hat oben auf ein Loch / in Gröſſe einer Gans-Fe - der / welches ſein Mund iſt / das gehet in eine Trächter-formige Höle. Von dieſem Loch / ziehen ſich vier Striche herunter / zween und zween gegen einander über. Zween davon ſind überſchnitten / die andern zweene aber nicht; die Unzerſchnittenen ſind eines Strohalms breit: Die übrigen / welche wie Rückgrad von Schlan - gen oder Wallfiſch zerkerbt / ſind noch ſo breit / gehen beyde herab / biß über die Helffte des gan - tzen Cörpers. An der Mitte des Eingangs des gemeldten Trächters / gehen noch vier andere / wie Schlangen oder Wallfiſch-grad zerkerbte Striche / etwas niedriger als die vorige herunter. Alle

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571Von der Natur. Alle dieſe Striche deren acht / verändern die Far - be / wann man ſie anſchauet / mit blau / gelb / roth / wie ein Regen-Bogen. Jnnwendig aber / gehet von dem ſpitzigen Ende des Trächters etwas herab wie eine Wolcke / die ſich in Regen zerthei - let / welches dieſes Fiſches Eingeweid. Der gantze Cörper / iſt weis wie Milch; mag am Gewicht bey acht Loth wägen. Jn der Hand zergehet er wie Schleim. Martens Spitz - berg. Reiſe.

14. Hierbey abgebildete zween Hering / ſind im Jahr 1587. den 21. November / der eine in Dännemarck / der andere aber in Norwegen auf einen Tag: Sonſten aber mit / und neben ihnen keiner mehr gefangen worden; ob wolen zu anderer Jahres-Zeit bey ſolch einer beſtellten Fiſcherey viel tauſend pflegen gefangen zu wer - den. Beede dieſe Hering / ſind dem Könige Friedrich in Dännemarck zukommen. Sie waren zu beyden Seiten mit ſchwartzen Caracte - ribus gezeichnet. Von ihnen / hat Ananias Jeraucurius eine beſondere Beſchreibung verfaſt / und höchſt-gedachten Könige dediciret.

15. Gleicher geſtalt / ward im Jahr 1609. zu Neus in Schleſien ein Fiſch gefangen / deſſen Geſtalt an beykommender Figur zu erſe - hen. Seine Haut ward dem Römiſchen Käy - ſer Rudolpho überſandt. Von deme D. Jo - hann Remelin / nachmals im Jahr 1619. zu Augſpurg einen Tractat drucken laſſen.

16. Jn572Das andere Buch.

16. Jn Italien / unfern der Stadt Terni, die weyland Interamna genandt worden / ergief - ſet ſich ein kleines Bächlein in den Fluß Nare. Jn dieſem Bächlein hat es eine gar beſondere Art Krebſe / welche über ihrer natürlichen Scha - le / noch mit einer anderen und zwar ſteinern Rin - den oder Schalen / aus Eigenſchafft des Waſ - ſers überzogen und bedecket ſind / welche jedoch an ihrem Bewegen und Kriechen ihnen nichts hinderlich iſt. Jonſt. Taumatographia.

17. Jn der bekandten Jnſul Malta / zwo Meilen von der Stadt Sudwerts am Meer / ſiehet man einen Brunnen / der eine unglaubliche Menge Aal hervor bringt. Allein haben dieſe dermaſſen ſchneidende Zähne / daß alle Netze und Garn / die von Fadengeſtricket / durch ſie zer - ſchnitten werden / dannenhero die Fiſcher die Netze / wormit ſie die pflegen zu fangen / ſonder - lich unten um den Sack mit Seiden oder Baum - wolle verdoppeln; und gar ſchnell heraus ziehen müſſen. Majolus.

18. Kurtz verlittener Jahren / als an den Grentzen der Herꝛſchafft Genua in Italien / eini - ge Bauren an der Seite eines Berges eine Oeff - nung machen wolten / funden ſie unterſchiedlicher Gattung Schnecken-Hörner die ſonſten nur in dem Meer anzutreffen / e. g. Turbines, Echinos, und Perl-tragende Muſcheln / in deren einer ein vollkommen gewachſen Perl iſt gefunden wor - den. Le Journal des Scavans.

In573Von der Natur.

In Aſia.

19. Jn China, giebt es dermaſſen unge - heure Wallfiſche / daß etliche gefangen worden / deren Länge 960. Schuhe erlanget. Da doch die in Europa ſelten über 200 / und höchſtes 300. Schuhe er reichẽ. Jn gemein / findet man nach de - ro Eröffnung / in ihꝛem Magen nichts / als ein we - nig Waſſers / neben zehen oder zwölff Hände voll kleiner Spinnen-Web; und jederweilen etwas grünes Kraut. Die Zunge eines ſolchen Fiſches / giebt bey 60. Tonnen Thrans. Nieu - hof.

20. Jn Oſt-Jndien / in der Portugeſen Haupt-Stadt Goa, ward im Jahr 1590. ein Fiſch in der Gröſſe eines ziemlichen Hundes ge - fangen. Er hatte kleine Augen / der Mund gleichete einem Schwein: An ſtatt der Ohren waren zwey Löcher: und hatte Viehs Füſſe wie ein Elephant. Der Schwantz war am Rucken breit / ſpitzete ſich jedoch allmählig zu / am Ende rund und ſcharff. Das Haupt / wie auch der gantze Leib / zuſampt den Beinen war mit Schuppen in Gröſſe eines Daumen-Nagels be - deckt; an Härte übertraffen ſie Eiſen und Stahl: Man hauete darauf wie auf ein Ambos. Wann er angerühret ward / rollete er ſich zu - ſammen wie ein Jgel / und konte alsdann man ihne durch keinerley Gewalt oder Jnſtrumentöff -574Das andere Buch. öffnen / biß nach etwas Zeit er von ſelbſten ſich wider von einander thate. Er lieff / und grun - tzete wie ein Schwein. Lindſchotten Oſt-Jnd. Reiſe.

21. Bey der Stadt Malacca, ſo weyland auch der Portugeſen geweſen / anjetzo aber die Holländer im beſitz haben / findet man eine Art Meer-Fiſche in Schalen den Jacobs-Muſcheln ſich gleichend. Der Fiſch ſo in dieſen Muſcheln ſich enthält / iſt nicht ſonders groß / und wird ver - ſpeiſet. Die Schale oder Muſchel aber iſt über - aus groß und ſchwehr / alſo daß zween Männer an einer Stange kaum eine tragen können / denn ſie öffters über drey Centner wägen. Jn Por - tugal zu Lißbona / kan man deren auf der Jeſui - ten-Kirchen zu ſehen bekommen. Eraſm. Franc. Oſt - und Weſt-Jndianiſcher Luſt-Garten.

22. Als im verlittenen Seculo einſten / in Oſt-Jndien ein Portugeſiſch Schiff von Cochi - nab / nach dem Vatterland ſeglen wolte / ward es durch widrigen Wind biß auf 6. Grad von Goa / Sud Sud Weſt / bey Suden der Lini / auf eine Sand-Platten verſchlagen / und zer - ſcheitert; das Volck aber / hat ſich annoch ſal - viret. Als dieſes nun beſchäfftiget war / aus den Trümmern des Schiffs / eine Caraveel, (iſt eine Art kleiner Renn-Schiffe /) zu zimmern / mit welcher ſie auch in Oſt-Jndien hinwiderum ſind angelangt / kamen auf dieſe truckene / eine Menge alſo abſcheulich groſſer Krebſe / daß ſie gezwun -gen575Von der Natur. gen worden / eine Schantz auf zu werffen / und mittels ſehr ſcharffer Wacht vor ihnen ſich zu befreyen / denn / welchen ſie zwiſchen ihre Schä - ren bekamen / der war um den Hals / und folgend verſchlungen. Lindſchotten Oſt-Jndiſche Reiſe.

23. Um die Gegend der Stadt Tyrus, in Palæſtina, in dem Mittelländiſchen Meer / ward weyland / und noch unter Zeiten die Pur - pur-Schneckegefangen / von welcher der aller köſtlichſte Purpur genommen worden. Dieſe Purpur iſt ein hoch-gefärbter Safft / den man in des Fiſches Mund findet / welcher nachmals ge - dörret / und zu einer koſtbaren Farbe bereitet wird. Hiervon ſchreibt ein Autor, Alex. Achil - les, es ſtecke das veſte Land um gedachte Stadt Tyrus unter der Erden voller Zinober Ertz / die - ſes erſtrecke auſſer Zweifel ſich weit in das Meer hinein. Dieſes Ertz ſey ſehr hoch gefärbet / und anzuſehen ob ſtünden Bluts-Tropffen darauf. Wann nun dieſes annoch im Safft liegendes Ertz bevor es zur coagulation komme / durch den Terræ motum oder Refluxum, mit dem ſubtilen Gewitter und Dampff zugleich heraus geſtoſſen werde / ſincke es ſeiner Schwere halber zu Bo - den / bleibe liegen / und diene dem Purpur-Fiſch in ſeiner Schnecken zur Nahrung.

24. Jn China, und Japan, kurtz zuvor / ehe die Chriſtliche Religion / in beeden dieſen mächtigen Reichen / ſonderlich in Japan iſt ein -ge -576Das andere Buch. geführet worden / ſind alle aus denen Flüſſen und Bächen gefangene Krebſe / mit einem vollkom - menen Creutz bezeichnet / gefangen worden. Eraſm. Franc. Oſt - und Weſt-Jnd. Luſt-Gar - ten.

25. Jn der Jnſul Aynan, zum König - reich China gehörig / giebt es eine abſonderliche Gattung Meer-Krebſe / welche / ſo gleich ſie aus dem Waſſer kommen / ſterben / und nachmals hart wie Stein werden. Alsdann aber / wer - den ſie erſt hoch geachtet / dann ſie ein gewiß Ex - periment wider den Krebs / Blutgang / aller - hand Fieber und Entzündungen ſind / wann ſie zum Gebrauch gepülvert / und mit Eſſig abgerie - ben werden: Nieuhof.

26. Jn jetzt-genandter Jnſul / giebt es auch ſehr viel und groſſer Schilt-Kroten / die bey Erjagung ihres Raubs ſehr liſtig folgender ge - ſtalt ſich wiſſen anzuſtellen: Sie legen ſich auf den Rucken gleichſam wären ſie todt. Wann nun die Raub-Vögel ſolches ſehen / und auf ſie ſitzen / um ihres Fleiſch zugenieſſen / werden ſie durch der Schilt-Kroten lange Klauen angefeſ - ſelt / unter das Waſſer gezogen / und verſchlun - gen. Idem.

27. Noch andere Gattung Schilt-Kro - ten zeuget China; unter denen einige die ſich am Geſtad des Meers zu enthalten pflegen / dermaſ - ſen groß ſind / daß ſie von ferne gantze Stein - Felſen zu ſeyn ſcheinen: Und gantze Bäumleinund577Von der Natur. und Geſträus oben auf dero Schilten wachſen. Andere dahingegen ſind ſehr klein / in Gröſſe kaum als ein kleiner Vogel / von Farben aber ſehr ſchön / deßwegen ſie auch die Chineſer bey ſich im Haus zu halten pflegen. Beſchreib. des Käyſer-Reichs Sina.

28. Noch eine andere Art Schilt-Kroten werden in dieſes Reichs Landſchafft Honan ge - funden / die an ihren Füſſen theils grüne: theils blaue Flügel haben / mittels welcher ſie fliegen / oder ſpringen. Sonſten aber / ſind ſie ſehr lang - ſamen Gangs. Idem.

29. Jn erſt-gedachten Königreich Chi - na, in dem Strom Siang, enthält ſich ein Thier / in Gröſſe eines Pferds / deſſen gantzer Leib mit Schuppen bedeckt; an den Füſſen aber / mit Tiegers-Klauen bewaffnet iſt. Bey annahen - der Herbſt-Zeit kompt es auf das Land / und was es ereylen kan / es ſey Menſch oder Thier / das wird zerriſſen. Die übrige Zeiten des Jahrs ſiehet man es nicht. Idem.

30. Deßgleichen in dem groſſen Fluß Chaoquin, ſpüret man ein Thier / welches bey nahe einer Kuhe ähnlich. Diß lebet eine Zeit im Waſſer / und unterweilen auf dem Lande. Wann es auf dem Land weidet / ſind ſeine Hör - ner gelb / und weich; im Waſſer aber werden ſie wider hart. Idem.

31. Alſo auch / in der Provintz Quan - tung, bey der Stadt Kaocheu, giebt es ein Ge -O oſchlecht578Das andere Buch. ſchlecht der Fiſche / die haben vier Augen / und ſechs Füſſe; dergeſtalt nach vergleichen ſie ſich einer Leber. Sie ſollen der gemeinen Sage nach / die köſtlichſten Perlen ausſpeyen. I - dem.

32. Jn der Jnſul Macaſſer auch in Oſt - Jndien gelegen / geſchicht es öffters / daß die Frauen neben den Kindern / zu gleich auch Cro - codill gebähren / ſo der Orten Aligaters genen - net werden. Man bringt dieſe Crocodill nicht um / ſondern ſie werden in einen beſchloſſenen Waſſer-Behalter gethan / und täglich geſpeiſet / geſtalten ſie auch die beſtimmte Zeit wiſſen / da ſie aus dem Waſſer hervor kommen / und bey den Häuſern aufwarten. Die Leute dero Orten glauben gar gewiß / daß durch ſolche Kinder / mit denen zugleich Crocodill geboren werden / dem Lande viel gutes widerfahren ſolle. Mandels - loh.

In Africa.

33. Jn dem letzt hingelegten Seculo hat ſich zugetragen / daß ein Portugeſiſch Schiff auf ſeiner Reiſe in Oſt-Jndien / um die Gegend Moſſambique unfern der Lini / einen ſehr anſtän - digen guten Wind bekommen / und doch bey täg - licher Beobachtung der Sonnen-Höhe beſchei - dentlich abmercken können / daß die Reiſe / wider alle Vernunfft / zuruck und hinterſich gienge. Der Schiffer und die mit ihm waren / hieltendie -579Von der Natur. dieſes erſtmal für eine Zauberey / zumalen ihnen aus der Erfahrung wol bekandt war / daß der Strom dieſer Enden / ſie nicht zuruck treiben könte; doch vermochte niemand die Urſach zuer - ſinnen. Endlich nach Verflieſſung vierzehen Tage / wird einſten der Schiffer unter der Vor - Stäng am Schiffe / eines groſſen Fiſch - Schwantzes gewahr / welcher ſich alſo um das Schiff geſchlagen; mit dem Leibe aber unter dem Kiel: Und mit dem Haupt unter dem Ru - der ſich hielte / und alſo gegen aller Winde Krafft ein ſo mächtiges Haupt-Schiff an ſeinem Lauff nicht nur hemmete / ſondern gar zuruck triebe. Die Schiff-Leute haben ſo lange mit Hacken und eiſern Stäben in dieſes Fiſches-Schwantz gehauen / und geſtoſſen / biß ſie ihne abgeledigt / und er das Schiff verlaſſen: Sie aber ihres Lauffs fortfahren können. Lindſchotten / Oſt - Jnd. Reiſe.

34. Hierbey wird mit zugethan / was von dem bekandten Fiſch Remora, den die Grie - chen Exchineiden nennen / unterſchiedliche Au - tores gedencken / daß nemlich dieſer / wiewol nicht ſonders groſſe Wunder-Fiſch / ſoll können ein Schiff / wann er ſich unten daran ſauget / an ſeinem Lauff / aufhalten. Athan. Kircherus, de arte Magn. hält dieſes zwar für eine Fabel; dahingegen aber Plinius, Scaliger, Aldrovan - dus, behaupten ſolches für eine Warheit / undO o ijwiſ -580Das andere Buchwiſſen es durch Beybringung unterſchiedlicher Geſchichten zu beſtättigen.

35. Um die Gegenden der Königreiche Angola, und Sofala, wie auch in denen groſſen Land-Meeren / oder Seen / dieſer Länder; in - ſonderheit in dem Strom Quanſu, wird der Fiſch Ambiſiangulo; von denen Portugeſen Pecche Mouler: Und von den Nieder-Ländern Meer-Minne genandt / gefangen. Beedes das Männlein als auch das Weiblein ſind bey 8. Spannen lang / und halb ſo dück. Sie glei - chen in vielen Dingen einem Menſchen. Jhre Arme ſind zwar etwas kurtz; die Finger aber ziemlich lang: Dieſe / ob ſie ſchon drey Gelencke haben / können ſie ſolche doch nicht gar zu thun / ſondern nur etwas biegen. Die Finger gleichen übrigens ſich der Enten und Schwanen-Füſſe / denn ſie durch ein Zwerg-fell veſt aneinander ge - häfftet. Der Kopff iſt länglicht / mit einer er - habenen Stirn über den Augen / welche klein: Die Naſe platt / der Mund ziemlich groß / doch ohne Kinn. An ſtatt der Ohren / iſt das Fell an derſelben Stelle etwas dünne / dadurch ſie zu hören ſcheinen. Die Männlein / haben ein Ziel-Glied wie andere Land-Thiere: Die Weiblein aber / zwo Brüſte / ein wenig erhaben. Von Farbe ſind ſie dunckel-grau / thun niemand ſchaden / kommen auch nicht zu Lande. Jhr Fleiſch / ſiehet wie Speck / und riechet wie Schweinen-Fleiſch. Die Land-Leute haltenes581Von der Natur. es gebraden für eine köſtliche Speiſe. Sie wer - den mit Netzen gefangen; und wann ſie in den - ſelben durch die Moren mit Wurff-Pfeil und Hacken getödtet werden / heulen und weinen ſie wie ein Menſch. Jhr Eingeweide vergleichet ſich mit den Schweinen. Olf. Dappers. Afri - ca.

36. Jn dieſem Cap. iſt allbereit berichtet worden / wie in Sicilien man die Schwert-Fiſche zufangen pfleget. Jn Guinæa, hat es deren auch verſcheidene Gattungen / die werden aber durch die Moren auf eine andere / und zwar ſol - che weis gefangen. Die Moren binden auf einem Floß von Holtz / ein Horn mit einem Klüpffel / welches Jnſtrument einen Klang giebt / faſt wie eine Kühe-Schelle / wann es von den Wellen des Meeres beweget / und herum ge - trieben wird. Wann der Fiſch den Klang - ret / thut er einen Schus darnach zu / und wird alſo in dem daran gehengten Hamen gefangen. Idem.

37. Jn der Jnſul S. Thomæ / hat es eine Art graulechter Krebſe / die halten ſich in der Erde auf gleich denen Maulwerffen / allda ſie auch gefangen werden. Idem.

In America.

38. Jn Braſilien um die Gegend Bibiri - bi, wird ein Fiſch gefangen / Peſce viola, oder Cithar-Fiſch genandt / deren der geſtalt nach / erO o iijglei -582Das andere Buch. gleichet. Sein Kopff / ſo lang dieſer Fiſch lebet / gläntzet / und leuchtet Nacht-Zeit. Wer ihn anrühret / dem heben beede Arm und Hände an zu knacken; faſſet man ihn in der Mitte / ſo er - folget ein Zittern der Glieder. Jſſet man dann von ſeinem Fleiſch / ſo kompt man etlich Stun - den lang von Sinnen. Olf. Dappers. Ame - rica.

39. Ein der gleichen Fiſch findet ſich auch um das Vor-Gebürg Guter-Hoffnung; die Holländer nennen ihn den Trill-Fiſch. So jemand ihn nur berühret / dem erſtarret die Hand / und gantze Arm; endlich vergehet es wider von ſelbſten. Oſt-Jnd. Reiſen.

40. Noch ein ſolcher Fiſch wird in erſt - gedachter Landſchafft Braſilien gefangen / den die Portugeſen Torpedo: Die Braſilianer aber Puracan nennen. Wann dieſen Fiſch je - mand nur mit einem Stecken anrühret / ſo wird ihme an ſtund der Arm gantz matt / und unem - pfindlich. So bald er aber getödtet iſt / verlieret er dieſe Eigenſchafft / und kan alsdann verſpeiſet werden. Joh. de Laet.

41. Jetzt-gedachten Landes / giebt das Meer noch einen andern Fiſch / daſelbſt Piream - bu genandt. Dieſer pflegt ein Gethön von ſich zugeben / wie ein Menſch der im Schlafe ſchnar - chet; mag bey anderthalb Schuhe lang ſeyn. Jm Mund / trägt er zwey Steinlein / mit wel - chen er die Auſtern und Meer-Schnecken / da -von583Von der Natur. von er ſich nähret / öffnet; dieſe Steinlein tra - gen die Land-Leute zur Zier am Halſe. Jſt übrigens wegen ſeines vortrefflichen Ge - ſchmacks / ein hochgeachter Fiſch. Idem.

42. Ein kleines / aber dergeſtalt nach / recht abentheurliches Fiſchlein wird in Virginia gefangen / welches ausgeſondert / die Füſſe / und Flügel / übrigens aller Dinge dem Gemählde St. Georg mit dem Drachen ſich vergleichet / und ähnlich ſiehet. du Val.

43. So findet man auch in dieſem Lan - de / eine ſeltzame Art von Schilt-Kroten / welche zwar nicht ſonders groß ſind / können aber flie - gen / denn ſie ihre poten an ſtatt der Flügel ge - brauchen. Idem.

44. Jn Guajana, fänget man auch eine beſondere Gattung Schilt-Kroten / daſelbſt Corret genandt. Dieſe haben auf ihrem ſehr groſſen Schilt / noch viel andere kleine / klare / und helle Schiltlein / die hoch geachtet werden / wei - len aus ſolchen das allerzarteſte und feineſte Kamm-werck; neben vielen andern ſchönen Sachen gemacht wird. Eraſm. Franc. Otto Keyens Guajana.

45. Jn ſchon öffters angemeldtem Land Braſilien / giebt es gleicher geſtalt eine ſonderli - che Art Erd-Schilt-Kroten / welche von den Wilden Jaboti; von den Portugeſen aber Ca - dago di Terra genandt iſt. Sie mag beyläufig einer Hand breit groß ſeyn: Trägt eine ſchwar -O o iiijtze584Das andere Buch. tze Schale / welche durch viel ſechseckigte Figu - ren ſaltzam gezeichnet. Jhre Leber / ſoll eines ausbündig guten Geſchmacks / und aller anderer Thieren Leber weit vorzuziehen ſeyn. Idem. Franciſcus.

46. Jn der Jnſul Cuba werden Schilt - Kroten gefangen / deren Fleiſch und Fett / über hundert Pfund wieget. Sie werden häuffig verſpeiſet. Das Fett gleichet dem Capaunen - Schmaltz; wird in Heilung des Auſſatzes / Grind / und Krätze gar dienſtlich befunden. Joh. de Laet.

47. Jn denen Jnſulen des-Antilles, um die Gegend des Eylandes Guada lupe, und ange - legenen vier kleinen Jnſulen Todos los Santos, finden unter andern vielen verwunderlichen Meer-Muſcheln und Schnecken-Hörnern ſich auch eine Gattung / welche die Natur auſſen auf dem Rucken mit Sing-Noten dergeſtalt gezeich - net / daß ein Muſicus ein Geſang davon machen kan / welches er der Kunſt gemäß zu ſeyn / befin - den wird. Dahero ſie auch in gemein / Muſic - Hörner genennet werden. Ein neu-gieriger Beſchauer der Natur ſtehet vor Verwunderung gleich entzucket / wann er die Bewegung der Per - len-Mutter-Auſtern am Fuſſe der Klippen und Stein-felſen beobachtet. Mit Aufgang der Sonne ſchwimmen ſie ob dem Waſſer / gaffen und ſchnappen nach dem Taue; ſo bald ſie deſ - ſen ein Tröpfflein gefangen / ſchlieſſen ſie dieSchul -585Von der Natur. Schulpen geſchwind wider zu / und gehen in die Tieffe zu Grund. Idem,

48. Jn der Gegend jetzt-genandten Jn - ſulen / giebt es ein kleines Meer-Fiſchlein / wel - ches allzeit obſchwimmet / und nimmer in die Tieffe kompt. Dieſes ſcheinet zwar / wann man es anrühret / dem Empfinden nach / kalter Art und Eigenſchafft zu ſeyn: Es entſtehet aber dem jenigen der es nur etwas berühret / augen - blicklich / ein hefftiger Schmertzen in dem gantzen Arm biß an die Achſel / nicht weniger / als wann ſolcher in heis zerlaſſen Oel ſteckete. Geſchicht es nun früh / ſo nimmt der Schmertzen immer zu / biß mittag; nachmals beginnet er allmäh - lig / mit der Sonnen ſich zu mindern: Und wann ſolche zu Ruhe gangen / und Abend werden will / verlieret er ſich auch völlig. Journal de Sça - vants.

49. Jn der Provintz Chiapa, in der Re - vier oder Fluß gleiches Namens / ſiehet jeder - weilen man einige Thiere / welche dergeſtalt nach / den Affen gar ähnlich; nur daß ſie über den Lei - be gefleckt ſind / wie die Tigerthier: Und haben gar lange Schwäntze. Wann die Jndianer dieſen Strom wollen überſchwimmen / ſchlagen dieſe Thiere ihnen die Schwäntze um die Füſſe / und ziehen ſie alſo unter das Waſſer auf den Grund. Etliche aber / nehmen kleine Beylen zu ſich / und wann ſie dieſe Thier empfienden / hauen ſie ſolche in die Schäntze / und kommen alſoO o vüber.586Das andere Buch. über. Sie werden ſonſt niergend wo in Ameri - ca gefunden. Idem.

50. Noch ein ſeltzamer Fiſch / wird in dem Fluß Cajane geſehen / und auch gefangen; die Jndianer heiſſen ihne Caſſoorwa. Dieſer trägt in jedem Aug-Apffel zwey Geſichter. Wann er im Waſſer ſchwimmet / hält er das eine / auſſer demſelben über ſich; das andere aber im Waſſer unter ſich. Jſt ſonſten ein ſchmackſamer Fiſch in der Speiſe. Dem Ruck-grad und Rippen nach / vergleicht er ſich faſt mit dem Menſchen. Idem.

51. Was ein Crocodill für ein Thier ſey / iſt faſt männiglich der Reiſe-Bücher geleſen / be - kandt / und wiſſend / ſie werden mehrer Orten in Aſia, und Africa: Alſo auch in America; und zwar allhier in abſcheulicher Gröſſe gefunden: So daß nicht ſelten ſie in der Länge 70. 80. biß 100. Schuhe erreichen. Sie haben keine Zun - ge / ſondern nur eine Haut / die einem Perment ſich gleichet / welche jedoch ſie nicht bewegen kön - nen / wie auch dero untere Kinnbacke ſteiff und unbeweglich iſt. Jn ihrem Magen / findet man öffters gantz Körb voll kleiner / bißweilen ſchon halb verdauter Steinlein. Jn China, wird ihr Fleiſch / ſo einen gar angenehmen Geruch hat / für eine delicate Speiſe geachtet / und am Geſchmack den Cappaunen verglichen. Das Waſſer / in welchem dero Fleiſch geſotten wor - den / heylet der Spinnen Stich. Jhr Blut die -net587Von der Natur. net dem Geſichte / und geneſet der Schlangen - Bis. Jhre Eyer werden verſpeiſet; und die verbrandte Haut / zu vielen äuſſerlichen Gebre - chen nutzlich verwendet. Joh. de Laet. Nieuhof. Acta. Soc. Reg. in Anglia.

52. Jn denen ſchon genandten Jnſulen des Antilles, inſonderheit in dem Eyland Ane - gada, giebt es eine Art See-Krebſe / oder Krab - ben / die wohnen aber auf dem am Ufer liegenden felſigten Gebürge; ſie werden von gar unter - ſchiedlichen Farben geſehen. Etliche haben viel Farbe: Andere Gelbe / mit Purpur-rothen Flecklein / noch andere / braune / mit rothen Stra - len unteꝛſchiedene rothe Schalen. Jm May / kom - men ſie in geſchickter Ordnung vom Gebürg her - ab in das Meer / allwo die Männlein ſich viermal unter die bewegende See-wellen tauchen; uñ nach dem ſie alſo gebadet / nehmen ſie ihren zuruck weg nach den Büſchen / zwiſchen wegs beiſſen ſie alle Kräuter und Stauden auf Stücke. Die Weib - lein alleine / lencken ſich zweymal nach der See zu / allda ſie ihre Eyer ins Waſſer legen. Aus dieſen / nachdem ſie auf den Sand geſpület wor - den / kommen in kurtzer Zeit junge hervor / die von Stund an / Buſch-werts einkriechen: Und ſo balden Kräffte halber ſie es vermögen / längſt denen Felſen aufwerts / (allwo die Alten in un - zehlbarer Menge ſich finden /) zu ihnen ſich bege - ben. Dieſe / wann ſie alſo aus der See auf das Gebürge zuruck kommen / verbergen ſie ſich ſechsWo -588Das andere Buch. Wochen; in mitels ſtopffen ſie die Zugänge ih - rer Löcher in denen Felſen dermaſſen artig zu / daß man ihnen nicht nachſpüren kan. Nach Ausgang ſolcher Zeit / werffen ſie die gantze Schale durch ein enges Loch am Schwantz / vom Leib; und liegen alſo ſchal-loß nur mit einem dünnen Häutlein umgeben / welches allmählig hart / und zu einer neuen Schale wird. Man achtet ſie für eine geſunde Speiſe / auſſer / wann ſie unter den Manſanillen-Bäumen weiden / alsdann ſie gifftig befunden werden. Olf. Dap - pers. America.

53. Jn jetzt-gedachten Jnſulen des An - tilles, findet ſich eine Art Hechte / die nicht im Waſſer von Fiſchen ſondern auf der Erden le - ben. Sie ſind den Hechten im Waſſer aller - dings gleich und ähnlich / nur daß an ſtatt der Floſſen / ſie vier Füſſe haben darauf ſie fortkrie - chen. Die Gröſten ſind funffzehen Daumen lang. Jhre Haut voll kleiner Schuppen / flin - ckert und giebt einem ſilber-grauen Glantz von ſich. Des Nachts geben ſie aus den Hölen der Stein-Felſen ein ſtarckes und entſetzliches Ge - läut. Acta Phil. Soc. Regiæ in Anglia. Olf. Dapp. America.

54. Der bekandte Fiſch in gemein der See-Wolff / ſonſt aber Requies genandt / hat eine dermaſſen harte und rauhe Haut / daß die Jndianer aus ſolchen ihnen Feilen bereiten / wormit ſie das Holtz feilen. Wann dieſer Fiſchim589Von der Natur. im Meeꝛ ſchwimmet / begleitet jedeꝛzeit ihn ein an - derer / der ihn gleichſam führet / welcher von man - cherley denen ſchönſten Farben der geſtalt lebhafft gezieꝛet iſt / daß man meinen ſolte / er wäre mit lau - ter Kleinodien / von Perlen / Schmaragden / und Corallen gleichſam überzogen. Idem.

55. Jn Aſia, und Africa, und alſo auch nicht weniger in America, ſiehet man mehrer Orten auf dem Meer / eine Art fliegender Fiſche / in der Gröſſe wie Hering. Dieſe haben ſehr ſchön und ſcharffe / wie Edel-geſtein gläntzende Augen; und Flügel wie die Fleder-Mäuſe / wel - che ſie im Waſſer hängen laſſen / wie Floß-Fe - dern. Von Farb dem Silber gleich. Wann ſie im Meer von denen Toninen / und nach einer Art Fiſche Alba cores genandt verfolgt werden / welche dann öffters Manns hoch ihnen nach - ſpringen; ſo erheben ſie ſich drey oder vier Klaff - ter hoch in die Lufft / und fliegen alſo einen Strich bey hundert in 150. Schritt lang / biß die Flügel ihnen trucken werden / alsdann müſſen ſie ſich wider ins Waſſer begeben / und ſie einnetzen. Jn ſolch ihrem Flug aber über dem Waſſer / wartet auf ſie ein Geſchlecht ſchwartzer Meer - Vögel / die man Rabos forcados nennet / dieſe erhaſchen einen Theil im Flug / und verſchlucken ſie. Man findet unterſchiedliche Arten dieſer Fiſche / die gar mercklich ſich ändern / und theils auſſer den Flügeln gar nichts ähnlichs haben. Man ſiehet auch einige / die voran bey jedem Flü -gel /590Das andere Buch. gel / noch ein ander kleines Flügelein haben. Auf dem Rothen-Meer giebt es auch eine Gattung fliegender Fiſche / die ſind aber über zween Schuh lang / haben runde Köpffe / die geſchnäbelt wie die Adler; und können eines Büchſen-ſchuſſes weit fliegen. Oſt - und Weſt-Jndiſche Reiſen. Nieuhof.

Das III. Capitel. Etlicher / meiſtes frembder Thier auf Erden / und dero beſondere Eigenſchaff - ten.

In Europa.

1.

JN Schott-Land in der Provintz Carict, hat es eine Art ſehr ſchöner groſſer Ochſen / de - ren Fleiſch gar ſchmackhafft iſt; ihr Fettes aber niemals geſtehet / ſondern allzeit in Hitz und Käl - te wie ein Oel flieſſet. Majolus.

2. Jn Jrꝛland / haben die Kühe dieſe be - ſondere Eigenſchafft an ihnen / daß ſie nimmer wollen Milch geben / es ſtehe dann das Kalb bey ihnen. Dahero die Land-Leute gemüſiget wer - den bey Abgang des Kalbs / eine andere derglei - chen Figur darzuſtellen. Pier. du Val. Geogr. Univ.

3. Jn Preuſſen / Polen und Moßkou /giebt591Von der Natur. giebt es eine Art wilder Ochſen / in gemein Ur - Ochſen genandt / welche von Natur ſehr grau - ſam und grimmig ſind. Sie haben einen ſo harten Kopff / daß ſie in keinerley weg / auch durch einigen Büchſen-ſchus wie ſtarck der ſey / nicht können verletzt werden. Wann ſie aber todt ſind / findet ſich dieſe Eigenſchafft ſchon nicht mehr an ihrer Hirn-Schale / die alsdann durch einen jeden Schus kan durchboret werden. Chur-Fürſtl. Durchl. zu Brandenburg / hat auf einer Jagt an dieſen Ochſen ſolches einſten pro - bieren laſſen / da ſich dann wahr ſeyn befunden / daß eines ſolchen Ur-Ochſen-Stirn / auch von einer Falkonet-Kugel nicht hat durch-drungen werden können. C. Schott. Phyſ. Curioſa.

4. Alſo auch ſchreibet man von dem Ele - phanten / daß ob ſchon in ihrem Leben ihre Haut noch ſo ſtarck / rauh und dück ſey / dennoch ſo bal - den ſie todt / ſich gantz und gar ändere / und ſo weich gleich einem Leim werde / alſo ferner zu nichts zugebrauchen ſey. J. B. Tavernier.

5. Jetzt-gemeldter Ur-Ochſen in meh - rem zugedencken: So hat die Natur ſie auch mit einer gar rauhen Zungen begabet / welche / wann ſie einem Jäger nacheylen / ſie ſehꝛlang aus dem Maul her aus ſtrecken; und ſo ſie mit ſolcher nur den wenigſten Lappen ſeines Rocks berüh - ren können / ziehen ſie ihne zu ſich / und bringen ihn unter die Füſſe. Cromerus.

6. Jn Schweden im Biſtum Upſal undauch592Das andere Buch. auch in Norwegen / geſchicht öffters daß bey ent - ſtehung Ungewitters und ſchwerer Platz-Regen zugleich eine groſſe Anzahl beſonderer Thierlein / daſelbſt Lämmer genandt / von allerhand Far - ben / ſonſten aber dem Anſehen und der geſtalt nach wie ein Maus aus der Lufft auf die Erde fallen. Man hat bißhero noch nicht erkundi - gen können / ob ſie von andern Orten durch einen Sturm-Wind hieher gebracht: Oder in den dücken Dämpffen der Wolcken geboren werden. So viel aber hat man erfahren / daß ſo balden ſie aus der Lufft auf die Erde fallen / in ihrem Ma - gen etwas noch unverdautes Gekräudig gefun - den wird. Sie fretzen nach Art der Heuſchre - cken alles grüne ab; und was ſie mit ihren Zäh - nen berühren / das verdirbet. So lange ſie Waide finden / bleiben ſie bey Leben: Wann aber das friſche Gras ermangelt ſo ſterben ſie. Aus deren verfaulenden Leiblein gemeiniglich ein gar böſer Lufft entſtehet / daß die Anwohnere viel ſchwere Kranckheiten erdulden müſſen. Got - torp. Kunſt-Kammer.

7. Dem König in Dännemarck Frie - drich III. ward einſten ein ſchönes muthiges Pferd verehret / dieſes hat im äuſſerſten Theil beeder Ohren / zwey Hörner / jedes dritthalb Zoll lang: und eines Schwanen-Kiels dück / die beweglich / und das / im rechten Ohr gröſſer als diß im Lincken / auch weiter heraus gehangen. Dieſe Hörner warff es Jährlich ab: Aus demhin -

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593Von der Natur. hinterbliebenen Kern oder Marck / wuchſen an - dere / welche / wann ſie zeitig / und vollkommen waren / es durch reiben am Bahren auch abſties. Muſæus Olai Worms.

8. Jn Hiſpanien / am Königlichen Hofe / war ehe deſſen auch ein Pferd / welches vorne an der Stirne ein kleines Horn hatte. Idem.

9. Deßgleichen ward Chur-Fürſt Jo - hann George zu Sachſen einſten ein Pferd ver - ehret / welches ein Horn vor der Stirn hatte / ſo es Jähꝛlich abgeworffen / aber wider wuchſe / wie den Hirſchen. Gottfried Voigts / Phyſ. Zeit - Vertreiber.

10. Jm Jahr 1663. ward zu Quedlin - burg in Sachſen / in einem Berge / in gemein der Zeuniken-Berg genandt / in einem Felſen / ein gantzer Cörper oder Sceleton eines Einhorns / in der Poſtur wie dergleichen Thiere pflegen zu liegen / mit dem Kopff aber erhaben / gefunden. Vor der Stirn hatte es ein bey nahe fünff Elen langes: und nach ſolcher proportion dückes Horn. Das Sceleton ward aus Unverſtand zer - brochen; der Kopff aber mit dem Horn etlichen Rieben und Beinen / in das Hoch-Fürſtl. Stifft ü - berliefert. Otton. de Guerike, de vacuo Spatio.

11. Jm Jahr 1240. wurden auf dem Hartz zween Satyri, oder wilde Menſchen mit langen Schwäntzen gefangen; das Weiblein ward verwundet / davon es geſtorben; das Männlein aber / blieb lebendig / ward zahm ge -P pmacht /594Das andere Buch. macht / gieng aufrecht / lernete endlich auch reden: Hatte aber keine Vernunfft / ſchrie öffters wie ein Rehe / oder Ziege / ſchämete ſich auch nicht / ſondern riſſe mehrmalen / wann es in der Brunſt war / die Frauen nieder. Zeilerus. Prætorius.

In Aſia.

12. Jn dem Königreich Gnai, an den Grentzen Chinæ, in groſſen wüſten Wäldern / wird ein Thier gefunden / welches die Sineſer Ye Hiam, das iſt: einen wolriechenden Hir - ſchen nennen. Der Geſtalt nach / ſiehet es faſt wie ein Rehe / deme der Gröſſe nach / es auch gleich kompt. Dem Kopffe nach hat es ein An - ſehen wie ein Wolff / nur daß ihme aus dem Munde zween ſtarcker Hau-Zähne / wie an den wilden Schweinen zuſehen / hervor ſtehen; von Haaren fället es etwas dunckeler als ein Hirſch: Eines gar faulen Gang und Lauffs; übrigens auch alſo thöricht und alber / daß die Jäger keine andere Mühe haben / als nur daſſelbe / wo es ſei - nen Stand und Lager / aus zu kundſchafften / denn ſo balden ſie es begangen / ſtehet es ſtill / und läſſet ſich ohne den geringſten Widerſtand umbringen. Von dieſem Thiere nun / kompt der Biſam / der in Europa ſo theuer geachtet iſt; dieſer wird fol - gender geſtalt zu bereitet: So bald dieſes Thier gefangen / entziehet man ihme alles Geblüt / ſo viel immer ſeyn kan; und diß wird fleiſſig bewah -ret.

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595Von der Natur. ret. Unter dem Nabel hat es auch eine Blaſe voller geſtockten Geblüts / oder eines andern ſehr wolriechenden humoris, die wird auch weg ge - than. Darnach erſt ziehen ſie die Haut herun - ter / und zertheilen das Thier in viel Theile. Wann nun Biſam ſoll gemacht werden / der per - fect, und ſeine Vollkommenheit haben ſolle: So nimmt man die Helffte des Thiers unterhalb der Lenden / zerſtöſſet / und zerquetſchet es in einem ſtei - nern Mörſel / oder Trog / gieſſet ſo viel Bluts darzu / daß es wie eine Paſta, oder Teig werde. Dieſe Maſſa wird an der Lufft etwas / doch gar Lind getrücknet / in kleine Säcklein aus des Thie - res eigenen Haut eingefüllet / und ſo dann ver - kaufft. Soll dann der Biſam etwas geringer / doch aber gerecht / und unverfälſcht ſeyn; ſo nimmt man von allen Theilen des Leibs / und wird / wie gedacht / mit dem Geblüt gemiſchet / und damit alſo verfahren. Noch eine dritte Art Biſam wird gemachet / der zwar für geringer / doch auch gut / und gerecht gehalten wird. Hier zu aber kommen nur die obere Theile des Leibs dieſes Thieres. Alles iſt nützlich am gantzen Thier; nichts wird weg geworffen. Kirche - rus.

13. Jn Oſt-Jndien / am Geſtad von Coromandel, um die Gegend der Portugeſi - ſchen Stadt S. Thomæ: Und Holländiſchen Veſtung Paliacatte, Landwerts zwiſchen zwey - en Dörffern Serravaron und Oudecut, hat esP p ijein596Das andere Buch. ein ſehr dückes Gebüſch von lauter Rohren / die aber an Höhe und Dücke ziemlichen Bäumen nicht ungleich ſind; mitten durch dieſes Ge - büſche lauffet eine Land-Straſſen. Zu beyden Seiten ſiehet man eine unglaubliche Menge Af - fen / die dieſer Orten ſich enthalten; und welches nicht wenig verwunderlich / in immer-währender Feindſchafft mit einander ſtehen / alſo daß keiner von der Parthey die das Gebüſch rechter Hand der Straſſen innen hat / hinüber darff zu den an - dern die jenſeit Lincker Hand ſich aufhalten; und ſo es geſchicht / wird er an ſtund von der an - dern Parthey zerriſſen. Die Land-Leute pfle - gen den frembden Durchreiſenden unter Zeiten eine nicht geringe Beluſtigung dergeſtalt zu ver - ſchaffen: Man kauffet in dem nechſt-angelege - nen Dörffern eine Parthey Reis / dieſen Reis thut man in ſechs oder ſieben Körbe / und ſtellet ſolche in dem gedachten Gebüſch auf die Straſſe / je viertzig in funffzig Schritt einen Korb von dem andern. Bey jeden Korb werden ein halb dutzend Stecken / zween Schuh lang / und eines Daumens dück / hingeleget; die Zuſeher aber ſtehen etwas von ferne. So bald nun die Kör - be aufgedeckt ſind / kommen eine Anzahl Affen zu beyden Seiten von den Bäumen herunter / die bleiben alſo bey den Körben gegen einander über / ſehen öffters bey einer halben Stund mit Zähne blecken ſich unter einander an / bald nahen ſie ſich / bald weichen ſie wider zuruck / biß endlich dieWeib -597Von der Natur. Weiblein / die Junge haben / am erſten ſich hinzu machen / und den Reis verſuchen wollen. Hier - auf gehet das Gefecht an / beede Theil wann ſie ſich eine Zeit lang unter einander tapffer zerbiſ - ſen und zerkratzet / ergreiffen endlich die Stecken / ſchlagen damit dergeſtalt aufeinander / daß viel gar auf dem Platz bleiben; andere aber Arm und Beine vermiſſen. Wann nun alſo die eine Parthey das Feld erhalten; ſo verzehren ſie als - dann den Reis in Körben; und wann ſie ſchier ſatt ſind / gedulden ſie / das einige Weiblein ihres Gegentheils auch herzu nahen und eſſen dörffen. J. B. Tavernier.

14. Jn dem Königreich Tunquin, ſo auch an China grentzet / an deſſen äuſſerſten En - den / giebt es gleicher geſtalt ein Geſchlecht der Affen / die aber in ihrem thun / mehres als Affen bey zumeſſen ſich bezeigen. Jn dem Gebürge allwo ſie ihren Aufenthalt haben / werffen ſie Schantzen auf / in denen ſie ihre Sicherheit ſu - chen; von dar / thuen jederweilen drey biß vier - hundert ſtarck einen Ausfall auf die nechſt gele - gene Reis-Felder / deſſen ſie eine Menge rauben / und in beſondern / aus langen Gras gemachten / und um die Mitte des Leibs beveſtigten Kitzen / mit ſich davon in ihre gewarſam tragen. P. Du Val. Geograph.

15. Jn China ſelbſten / und auch in dem angelegenen Reich Gannan; inſonderheit in der Reichs-Landſchafft Chequian im Gebiet derP p iijStadt598Das andere Buch. Stadt Xa: Jtem auf dem hohen Gebürge Hiang bey Sinfung, aller dieſer Orten / ſiehet man eine Art Thiere / die beynahe allerdings einem Menſchen ähnlich ſind / geſtalten ſie von denen Chineſern für wilde Menſchen geachtet werden. Sie ſind aber unter ſich in mehrerley Geſchlechte unterſchieden. Dann dieſe in gedachtem Reiche Gannan, ſo daſelbſt Feſe genennet werden / ſind gar grimmig. Wann einem Menſchen ſie be - gegnen / lachen ſie zwar über laut / zerreiſſen ihn aber / und wird gefreſſen. Nieuhof.

16. Jn jetzt-genandtem Reich China, in der Provintz Quantung, im Land-Strich Luicheu, zielet ſich eine Art Thiere / welche um der Gleichnis willen die Chineſer / die fliegende oder ſchnelle Kühe nennen / weilen ſie innerhalb eines Tags über dreyhundert Stadien wegs lauffen können. Sie haben am Vor-Haupt ein länglecht rundes Horn; Ubrigens ſind ſie einer Kuhe allerdings gleich. Beſchreib. des Käiſer-Reichs Sina.

17. Gleicher geſtalt ſind in dem Land - Strich Cincheu jetzt-gedachten Reichs noch eine andere Art wilder Kühe / welche zwar zwey Hörner am Kopff haben / die aber weiſſer als Helfenbein ſind. Dieſe Thier ſind dem Saltz dergeſtalt gefähr / daß die Jäger um ſie zu fangen ſo hier als dar Säcke mit Saltz gefüllet an die Wege ſetzen. Wann nun dieſes Thier in vol - lem Lauff da bey kompt / bleibt es ſtehen / vergiſſetim599Von der Natur. im Lecken des Saltzes aller Gefahr / und wird dergeſtalt gefangen. Idem.

18. Jn dem Königreich Cauchin China, hat es auch ein ſonderlich Geſchlecht der Affen / Sing ſing genandt. Dieſe pfleget man durch eine vorgeſtellte Schale Weins / deſſen ſie ſehr begierig / zu fangen. Aus ihrem Blute wird die allerköſtlichſte Purpur-Farbe bereitet. I - dem.

19. Jn Paläſtina / oder dem heiligen Lande / um die Gegend Nazareth / enthält ſich ein Thier / in Gröſſe wie ein ſtarcker Hund / hat einen Kopff wie ein Beer; die Zunge ſtachlicht / als wäre ſie mit kleinen Fiſch-Anglen beſetzet / dahero es / das / was es in Mund bekompt / nicht wider her aus geben kan. Den Füſſen nach / vergleichet es ſich einem Hunde / der Urſache ſie von etlichen wilde Hunde: Von den Arabern aber Vahu genennet werden. Wann diß Thier gegen Abend einen Menſchen erblicket / fället denſelben es hinterrucks an / verletzet ihn aber nicht / ſondern gehet nur allmählig vor ihm her / nach ſeiner Höle. Der arme Menſch / wann zwiſchen Wegs niemand darzu kömpt / folget gleichſam bezaubert der Beſtien biß dahin nach; und daſelbſt wird er zerriſſen / und gefreſſen. Des Nachts höret man es erbärmlich heulen / alſo daß wer es nicht weis / anders nicht glauben würde / denn es wäre eines betrengten Menſchen - Stimme / der in äuſſerſter Noth und Gefahr umP p iiijHilff600Das andere Buch. Hilff ruffete. P. F. Electi Zwinneri, Blumen Buch des heiligen Lands.

20. Jn Japan / giebt es ein recht ver - wunderlich Geſchlecht der Hunde / welche durch öffteres Baden in Fiſche ſich verwandlen. du Val. Geograph. Univ.

21. Jm Königreich Siam in Oſt-Jn - dien / iſt eine Art Schweine / die ohne Zuthun ei - nes Ebers / dero generation fortſetzen. Diß ſollen die Holländer bereits öffters erfahren ha - ben. Mandelsloh Oſt-Jnd. Reiſe.

22. Daß es fliegende Fiſche giebt / iſt hiervorn ſchon gemeldet. Jn Oſt-Jndien aber / unter dem Gebiet des groſſen Mogors, in der Provintz Cheſimur, Huzaratte, und Brezyl: Jtem in China in der Reichs-Landſchafft Xenſi, und noch anderer Orten in Oſt-Jndien / giebt es Art Fleder-Mäuſe / oder wie andere Scriben - ten behaubten / fliegende Katzen / oder Affen / wie ihrer Geſtalt nach ſie genennet werden. Jn Gröſſe ſind ſie gemeiniglich wie eine Gans / diß Thier mag ungefehr drey Fuß lang ſeyn / gantz haarigt / dem Anſehen nach vergleicht es ſich einem Affen oder Katzen / wie es dann auch mit dem Kopff / Ohren und Füſſen / denſelben gleich kompt / der Schwantz iſt dünn und einer Spannen lang. Von dem Hals ab / biß an die Klauen an den Füſſen iſt das Thier mit einem haarigten Fell umgeben / welches ſie ausſpannen können wie ein Segel / und von hinten damit ſichbede -

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601Von der Natur. bedecken. Dieſes Fell iſt zwar mit Adern und Fäſerlein überzogen / und bewachſen / wie ande - re Fleder-Mäuſe auch haben; es iſt aber wie gedacht / auswendig haarigt / wie ein Caninichen - Fell / greis - und ſchwartz-aſchen farbicht / gar ſel - tzam anzuſehen. Es hat auch dieſe Haut keine Falten / wodurch die Fugen ſich zuſammen ziehen und ausdähnen können. Sie halten ſich auf in dücken Gebüſchen / leben von den Früchten; und wann man ſie an den Bäumen ſiehet hencken / vermeinet man daß es nur Säcke und keine Thier ſeyen; ſie fliegen auch von einem Baum zum andern / und ferner; und wann ſie Unrath oder nachſtellen anderer Raub-Thier vermer - cken / wickeln ſie ſich in ſolch ihr umhabendes Fell / und bleiben alſo ſicher. Jn China werden ſie in der Speis genoſſen und hoch gehalten / weil ihr Fleiſch einen beſſern Geſchmack als das Hün - ner-Fleiſch haben ſolle. Beſchreibung des Käiſer-Reichs Sina. Olf. Dappers.

23. Jn Perſien in der Landſchafft Ker - man, welches der Alten Caramania iſt / bey der Haupt-Stadt gleiches Namens / ſind eine beſon - dere Art Schafe / dieſe / wann ſie die Wäide vom Jenner biß in May-Monat genoſſen / werffen ihre Wolle / welche über aus zart und köſtlich / von ſelbſten ab / alſo daß unvonnöthen / daß man ſie ſchäre. Dieſe Wolle ſo von Natur Aſchen - grau / kan wegen ihrer Subtile nicht wol gefär - bet werden. Man pflegt ſie in Ballen in weitP p ventle -602Das andere Buch. entlegene Länder zu verſchicken / geſtalten derer auch in Franckreich überbracht worden. Jſt aber vor ehe mit Saltz-waſſer wol zu beſprengen / damit ſie von Würmen unbetaſtet bleibe. J. B. Tavernier.

24. Zu den Zeiten des letzt-verſtorbenen Königs in Perſien Cha Abas, II. ward durch den Stadthalter zu Siran dem Könige ein wilder Eſel hoch Scharlach-Farb von Haar und mit einem Horn eines Schuhes lang mitten auf der Stirn / verehret. Idem.

25. Es haben die Natur-kündiger / viele Dings von des Elephanten Verſtand / und faſt Menſchlicher Witze / und Klugheit geſchrieben. Jn kurtz zu vor gedachtem Königreich Cauchin China, ſind dieſe Thiere nicht alleine vor andern ſehr groß ſondern auch vernünfftiger. Jhre Füſſe halten im diameter ein und einen halben Schuhe. Jhre Rüſſel / oder Schnautzen / ſind 14. biß 15. Schuhe lang. Wañ ſie eine Reiſe thun / tragen ſie zu beyden Seiten ob ſich / zwo Senfften / jede mit 6. Peꝛſonen beſetzt; und der jenige welcher einẽ ſol - chen Elephanten regieret / ſitzet ihm vorne auf dem Kopff. Wann er nun jetzo die vorhabende Reiſe antretten ſoll / ſtehet ſein Leiter oder Regie - rer / vor ihn / ſagt ihm was vor einen Weg er ge - hen: und wo er ſeinen Abſtand nehmen ſoll. Dieſem Unterricht kompt er alſo nach; erweh - let den nechſten Weg / es ſey zu Land / oder durch Waſſer / verbringt täglich 10. oder 12. Meilen /und603Von der Natur. und trägt ſeine obhabende Paſſagiers an das verlangte Ort. Berichtet man ihne / daß zwi - ſchen Wegs er der Dörne und anderer Hinter - nis warnehmen ſolle / ſo ſchlägt an ſolchen Orten er ſeine Augen zur Erde / gehet behutſam / damit er ſich nicht verletze / oder gefährlich trette. Es giebt dieſer Gegend Elephanten / welche drey / und mehre Sprachen verſtehen. Majolus. Oſt - Jnd. und Chinæiſcher Statts und Luſt-Gar - ten. E. F.

26. Jn Oſt-Jndien in der Stadt Co - chin; war ein Elephant dene man gewöhnlich brauchte / die Güter aus den Schiffen in die Stadt zu tragen. Als einſten ein neu-gebaut Schiff von dem Ufer da es ſtunde / in das Meer gebracht werden ſolte; und aber wegen der Gröſſe und Laſt / ſchwer damit hergehen wolte / ward auch dieſer Elephant darzu angeſtellt. Als aber ſeines Regierers Zuſprechen und Liebkoſen nichts verfangen wolte / redete derſelbe ihne end - lich an / daß er dem König in Portugal zu Ehren / das Schiff fortziehen helffen wolte: Hierauf dann der Elephant dieſer beeder Wort / Hoo, Hoo, das iſt in Malaiſcher Sprach ſo viel ge - ſagt: Jch will / ich will / gantz deutlich / mit män - niglichs Wunder ſich vernehmen laſſen. Streck - te hierauf auch ohne Verzug ſich dergeſtalt daran / daß er das Schiff ins Meer brachte. A - bentheur der Natür - und Künſtlichen Sachen in China und Europa.

27. Es604Das andere Buch.

27. Es werden die Elephanten auf ver - ſcheidene Arten. Dieſe aber in Oſt-Jndien im Königreich Golconda und ſelbiger Gegend in be - deckten Gruben gefangen / und nachmals gezä - met; wobey merck würdig / daß die alſo in Gru - ben gefangene Elephanten / wann ſie wider in den Wald geleitet werden / durch ihre Schnautzen bald im Eintrit deſſelben / einen ſtarcken Aſt von einen Baum abreiſſen / durch welchen ſie prüfen ob auch das Erdreich ſo ſie betretten ſollen / veſt ſey / oder nicht.

28. Jn Zeiten Cha-Gehan des jetzt-re - gierenden Gros-Mogors oder Königs in Indo - ſtan Aurangzephs Vatter / begab es ſich einſten / als Cha-Gehan nebenſt einem ſeiner Söhne auf ſeinem Elephanten die Jagt beſuchen wolte / daß des Königs Elephant in die Brunſt (wie unter - weilen aber nicht ordinari ſie zu thun pflegen /) und mit hin in ſolche Wildigkeit geriethe / daß er durch ſeinen Regierer der ihme auf dem Kopff ſitzet / ferner ſich nicht wolte bendigen / und leiten laſſen / ſondern dem dückſten Gebüſch im Wald zu eilete / da dann anders nichts zu gewarten / dann daß an den Aeſten der Bäume alles würde in Stücken gehen. Dieſer / ſo den Elephanten leitete / zeigete hier auf dem König an / das ferner in ſeinem Mächten nicht ſtünde das Thier zu re - gieren; wäre alſo an deme / daß einer aus ihnen dreyen herunter müſte / worzu er ſich gutwillig erbote: Nur bat er den König / daß ſeiner dreySöhne605Von der Natur. Söhne möchte in Gnaden gedacht werden; hiermit warff er ſich von dem Elephanten hinab / der ihn mit ſeiner Schnautze unter die Füſſe brachte und zertratt; und gleich darauf hinwi - derum dieſer Wildigkeit und Brunſt vergas / auch ſich wie ſonſten regieren lieſſe. Der - nig ward über ſothane wunderbare Erledigung aus der vor Augen geſchwebten unvermeidlichen Lebens-Gefahr ſein und ſeines Königlichen Printzens / höchſtes erfreuet; ließ den Armen zwey hundert tauſend Rupies / (iſt eine Müntz / eines halben Thalers am Wehrt /) austheilen; und bedachte des Elephanten Meiſters der ſo grosmüthig ſein Leben für ihne gelaſſen / hinter - laſſene drey Söhne an ſeinem Königlichen Hof / jeden mit beſondern Gnaden. Hierbey iſt nicht minder denck würdig anzumelden / daß alle Ele - phanten die in dem Königreichen Achein, Siam, Arachan, Pegu, Boutan, Aſem, Cochin, Melni - de; und in Summa alle in gantz Aſien und Africa, wann ſie einen Elephanten aus der Jnſul Ceilon ſehen / und vor ihne gebracht werden: Sie aus Antrieb der Natur ihme Ehre beweiſen / in deme ſie ihre Schnautzen zur Erden niederlaſ - ſen / und nachmals wider empor heben. Daher kömpt es auch / daß dieſe Elephanten aus gedach - ter Jnſul Ceilon vor allen andern theuer bezah - let / und hoch gehalten werden. J. B. Taver - nier.

29. Mancherley Meinungen von demBe -606Das andere Buch. Bezoar-Stein / was er ſey? Wannenhero er komme? Und worzu er diene? Lieſet man zwar deren die wenigſten in der Erfahrung beſtehen. Es iſt aber des Bezoars in gemein dreyerley Sorten / deren eine / ſo die geringſte / kommen von Kühen / und ſolcher giebt es ſo wol in Oſt - als Weſt-Jndien eine ziemliche Menge / darunter jederweilen groſſe Stücke bey einem Pfund ſchwer gefunden werden. Die andere Gattung ſo beſſer / (dann hier von ſechs Gran mehres wür - cken als dreyſſig Gran des Vorigen;) kompt von einem ſonderbaren Geſchlecht Geiſe oder Ziegen im Königreich Golconda, zwiſchen den beeden Waſſer-Strömen Indus und Ganges in Oſt-Jndien gelegen. Dieſe Geiſe ſo ziemlich gros / und ein gar zartes Haar haben / ſuchen ihre Nahrung von einem büſchigten Gewächs / wel - ches oben auf kleine Knöpffe bekömpt; wie nun dieſelben geſtaltet ſind: Alſo werden auch die Bezoar-Steine in den Gäiſen formiret. Je - derweilen hat eine ſolche Ziege nur einen Stein bey ſich; andere aber tragen deren zween / drey / biß vier / welches man gar deutlich fühlen kan; und alſo werden ſie auch nach der Anzahl der Steine / die ſie haben / geſchätzet und verkaufft; zum Exempel: Wann eine Ziegen nur einen Stein trägt / wird ſie allda zur Stelle um drey Rupien / (iſt hieſieges Wehrts ungefehr ein - und ein halber Reichsthaler /) und ſo ſie deren zween hat / um vier Rupies; hat ſie drey Stein / umfünff607Von der Natur. fünff Rupies / geſchätzet; welches dann ein ge - ringer Preis wäre / wann nicht auf Leib und Le - bens Verluſt verbotten wäre / dergleichen Gäiſe auſſer Lands zu verkauffen. Jetzt-gedachte Be - zoar-Steine werden dem Gewicht nach derge - ſtalt verkauffet / daß eine Untz der Kleinen von fünff oder ſechs Stücken / in gemein ſechs Reichs - thaler koſtet. Ein Stuck ſo ein Untz wiget / wird nicht unter 30. biß 40. Reichsth. ver[k]auffet; Und die noch ſchwerer ſind / gelten auch weit mehrers / geſtalten die Bezoar-Steine / deren das Stück vier: biß vier eine halbe Untz beträgt / unter ſechs: biß ſieben hundert Reichsth. nicht zu haben ſind. Es werden dieſe Steine durch allerhand ſubtile Betriegereyen öffters ſehr ge - fälſchet / und am Gewicht vermehret; die doch nicht wol auſſer der Prob zu erkennen ſind. Sie werden aber durch folgende zwey Mittel entde - cket: Man wiegt den Stein genau / leget nach - mals ihn eine Zeit lang in laulecht Waſſer. Verlieret er nichts am Gewicht; und das Waſſer bleibt unverändert / ſo iſt er gerecht. Das andere Mittel iſt: Man glühet ein ſpitzig Eiſen / hält ſolches an den Bezoär-Stein / wird er von dem Eiſen durchſtochen / ſo iſt der Stein nicht natürlich; wie im Gegentheil / wann das Eiſen keine Oeffnung macht / er für ungefälſcht und paſſirlich geachtet wird.

Die dritte Gattung der Bezoar-Steine kompt von einem ſonderbaren Geſchlecht derAffen /608Das andere Buch. Affen / die in der Jnſul Celebes oder Macaſſer gefunden werden. Dieſe Art Bezoar wird darum höher und köſtlicher als vor gehende beede Gattungen geachtet / weilen er in ſeiner Wür - ckung weit kräfftiger ſich bezeiget / ſo daß zwey Gran mehr thun / als des andern von der Gäiſen ſechs Gran zu thun nicht vermögen. Dieſe Steine werden allzeit rund / niemals aber eckigt: und ſelten Gröſſer als eine Nus iſt / gefunden; und in ſolcher Gröſſe das Stuck für hundert Kronen verkauffet.

30. Jnder Jnſul Java Major, giebt es in den dücken Wäldern / und unwegſamen Gebür - gen / ein Geſchlecht wilder Menſchen / oder wie es andern gefället / Thiere die in allem dem Men - ſchen auſſer der Sprache / ſich gleichend / wie - wolen auch dißfalls die Beſchreiber nicht einig / denn nach Auſſage der Javaner ſollen ſie unter Zeiten auch reden. Da zu Land werden ſie Ourang Outang, das iſt: Wald-Menſchen ge - nandt. Davon hier die Bildnis eines Weib - leins vorgeſtellet wird. Schott. Phyſ. Curio - ſa.

31. Jm Jahr 1614. trug ſich zu / daß ein Einwohner in dem Königreich Bengala in Oſt-Jndien einen Affen hatte / welcher gemei - nem Wahn nach / künfftige Dinge kunte erra - then und anzeigen. Dieſer Affe kam endlich in des Königs Hof. Der König wolte eine Prob von der Religion nehmen / that ſeinen Ring vomFin -

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609Von der Natur. Finger / überreichte ſolchen einem Knaben / ließ ihne unter eilff andere Jungens die auch Ringe hatten / in einen Kreis ſtellen / die muſten ſamptlich die Ringe in die Höhe halten. Dem Affen aber befahl er / ihme ſeinen Ring heraus zu ſuchen / welcher dann hierauf ohne vieles wählen dem Knaben der ihn hielte / ſolchen abgenommen / und dem Könige überreichet hat. Dieſer ward da - mit nicht vergnüget / darum befahler / daß die Nahmen zwölff unterſchiedlicher Geſetz-gebere als da ſind: Mahomet / Solon, Lycurgus, Za - leucus, Theſeus, Plato, Moyſes / Chriſtus / Ro - manus, Draco, Minos, Rhadamantus; auf zwölff verſcheidene Zettlein in Perſiſcher Spra - che ſolten aufgezeichnet / und in einem Sack un - ter einander gemenget werden. Hier auf befahl er dem Affen abermal / daß er / welche unter allen dieſen die rechte Religion: und der wahre Geſetz - geber ſey / anzeigen / und deſſen Name Jhm einlief - fern ſolte. Der Affe / hat hierauf in Gegen - wart mehr als 3000. Zuſeher / den Zettul wel - cher des HErꝛn Chriſti Namen bemercket / dem König überreichet. Nachdemalen aber der König gemutmaſſet / ob möchte des Affen Mei - ſter die Perſiſche Sprache verſtehen / und könte alſo ein Betrug mit unterlauffen: Hat er einem ſeiner Edlen befohlen / vor-gedachte Namen in der allein bey Hof üblichen Sprache / und dero Buchſtaben zuſchreiben / und ſo dann den Affen nochmalen den Namen des rechten Geſetz-gebersQ qheraus610Das andere Buch. heraus nehmen zulaſſen. Welcher dann / un - geſaumt abermal den Namen des HErꝛn Chri - ſti / dem Könige dargereichet. Diß urſachte einen des Königes Höfling / zu bitten / die Namen eignes Gefallens zu vermiſchen: Der auch nach erhaltener Erlaubnis / in einen Sack nicht mehr als eilff Namen thate; des HErꝛn Chriſti Namen aber in der Hand verborgen hielte. Als nun der Affe zum drittenmal die Zettel anbefohlner Maſſen durchſuchen ſollen / wolte er keinen aus dem Sacke heraus langen / ſondern zerriſſe ſie alle auf Stücken. Auf ernſtliches Anhalten des Königs aber / den Zettel bey dem Edel-Mann geſuchet / ihne bey der Hand ergriffen / und zum Könige geführet hat. Eraſm. Franc. Oſt - und Weſt-Jnd. Luſt-Garte. Oſt-Jnd. Rei - ſen.

32. Die grimmige Tiger-Thiere / wer - den zwar mehrer Orten in Aſia, Africa, und A - merica, doch niergend gröſſer / ſtärcker / und grimmiger als in Oſt-Jndien im Königreich Bengala, und China funden. Es ſchonen dieſe reiſſende Thiere weder Menſchen noch Viehe ſo ihnen begegnen / oder ſie betretten können. Doch hat die gütige Natur / wie in viel andern Fällen / alſo auch allhier ein Mittel gezeiget / ihrem Wut und Grimm zu entfliehen / nemlich dieſes: Es lauffet immerdar mit und neben ihnen her / ein kleines Thierlein / welches durch ſein ſtettwären - des Blaffen / ihre Gegenwart / wann ſonderliches611Von der Natur. es in den dücken Büſchen verborgen liegt / und auf den Raube lauret / gleichſam anmelden muß / wie dann auch ſobalden die Leute diß hören / eylend die Flucht nehmen / und ſich ſalviren. Ob auch ſchon ihr Grimm und Wüthen / faſt in keinerley Weiſe zu bendigen / oder zu ſteuren: So hat doch auch hierinnfals die Natur verſe - hen / daß dieſes ſo grauſame Thier / um die Len - den gar ſchwach iſt; alſo daß / ſo der Orten es mit einem Bengel geſchlagen wird / ſo gleich in Onmacht ſincket / und ſich gewonnen giebt. Olf. Dappers Africa. Nieuhof. Walther Schultz. Oſt-Jnd. Reiſe.

In Africa.

33. Jn dem Königreich Congo, wird je zu Zeiten ein Thierlein gefangen / welches der Gröſſe nach / denen Aich-Hörnlein faſt ſich glei - chet / Entiengie genandt. Diß Thierlein ent - hält ſich auf Bäumen; ſo bald es auf die Erde kompt / oder ſie nur berühret / ſo ſtirbt es. Es hat jederzeit zwantzig andere Schwartz-harigte Thierlein bey ſich / welche die Moren Embis nennen. Zehen davon / ziehen vor ihm her; und zehen folgen ihme / gleichſam ſtatt einer Leibs-Wacht. Die Moren fangen die vor - ausgehende Embis durch Stricke; Alsdann geben die hinten nachfolgende die Flucht: Und wird alſo diß Thierlein gefangen. Das FellQ q ijdarff612Das andere Buch. darff niemand auſſer dem König / und etliche groſſe Herren aus deſſen Vergünſtigung tra - gen. Olf. Dappers. Africa.

34. Dieſer Orten / und in dem angele - nen Reich Abiſſinia, hat es eine Art wilder Büf - fel Empacaſſe genandt. Dieſes Thier / iſt ſehr grimmig / und erwürget mehr Menſchen / weder einig ander Thier / deßwegen die Jäger mit ſon - derbarer Vorſichtigkeit es fällen müſſen. Wann eine Kuhe vom Gras genieſſet / davon kurtz zu - vor / ein ſolcher Büffel gefreſſen / ſtirbt ſie an der Stelle / weilen der Lufft / den er aus der Naſe blä - ſet / ein tödtlich Gifft iſt: Ja / ſo gar / wann ſeine Fußtapffen von einer Kuhe nur betretten wer - den / bleibt ſie auf dem Platz und verrecket. I - dem.

35. Ein ander frembdes Thier wird die - ſer Gegend geſehen / in Gröſſe eines Elephanten / deme es auch den Füſſen / Haut / und Schwantz nach / gleichet. Dieſes trägt auf der Naſe zwey Hörner / wie der Rhinoceros oder das Nas-Horn eines hat. Sein Gang iſt ſchnel - ler / weder ein Menſch lauffen kan. Idem.

36. Noch ein gar frembdes Thier ſiehet man jetzt-gedachten Königreichs Congo, und angrentzenden Angola, ſonderlich in des Reichs - Strich Benguela, welches die Moren Abada heiſſen. Diß Thier kömpt an Groſſe und Ge - ſtalt nach gar nahe mit einem Pferde über ein / ſonderlich / wann es noch im wachſen iſt. Vornan613Von der Natur. an der Stirne / hat es ein gerad Horn; und noch ein kleineres hinten im Nacken. Das Horn am Vor-Haupt iſt etwas gekrümmt / glatt / ohne Ringlein / und laufft vorne ſcharff und ſpitzig zu. An der Wurtzel iſt es bey nahe eben ſo dücke / als eines Mannes Bein ob dem Knie. Der Länge nach iſt es auch unterſchieden / dann es bald zween / dann drey / biß vier Füſſe lang / geſehen wird. Die Farbe dieſes Horns iſt ſchwartz / oder dunckel-grau: Deſſen Abfeilig aber weis. Der Kopff / fället etwas kürtzer und platter / als ein wolgebildeter Pferd-kopff; wie auch ſein Haut dück / und grob von Haaren iſt. Der Schwantz vergleichet ſich mit eines Ochſen / doch kürtzer. Mähne hat es wie ein Pferd / aber auch nicht ſo lange: Geſpaltene Klauen oder Hüfe wie die Hirſchen / wiewol etwas ſtärcker. Bevor es ſeine völlige Gröſſe erreichet / ſtehet deſſen Horn im Vorder-Haupt / gerade vor-aus; wird aber nachmalen allmählich etwas gekrümmt / und was büchtiger als die Elephanten-Zähne. Es pfleget / wann es trincket / allzeit das Horn voran in das Waſſer zu ſtecken / um / wie man darfür hält / das Gifft zumeiden: Geſtalten ſolch Horn / eine bewehrte Artzeney wider Gifft ſeyn ſolle / doch wird eines kräfftiger weder das andere be - funden / nach deme das Thier / welches ſehr ſchnell im Lauffen / zu rechter Zeit gefället wor - den. Die Portugeſen dieſer Enden / haben im Gebrauch / das Horn folgender Geſtalt zu pro -Q q iijbieren:614Das andere Buch. bieren: Sie ſetzen es mit der Spitze auf die Er - de / hangen neben daſſelbe einen Degen mit dem Gefäs an einen Tratt oder Faden veſt ange - macht / neben daſſelbe / mit der Schärff unter ſich / und alſo / daß das Horn berühret / und doch das Degen-Gefäſſe ungehindert ſich umträhen möge. Jſt nun das Horn gut / und zu rechter Zeit gefället: So trähet der Degen von ſelbſten ſich um: Wo nicht / ſo bleibt er unbeweglich. Die Knochen dieſes Thieres geraſpelt / oder auf einem Stein zerrieben / und mit Waſſer zu einem Pap gemacht / und übeꝛgelegt / curiren alle peynli - che Gebrechen / denn ſie alles böſe ſo innwendig / heraus ziehen / und heylen. Idem.

37. Jn erſt-gedachtem Königreich An - gola, ſiehet man eine Art Thiere in ziemlicher Anzahl / welche die Moren Quojas Morrou; die Jndianer aber / Ourang Outang, ein Buſch oder Wald-Menſch nennen / wie es denn auch dem Menſchen gar ſehr gleichet; und dahero der gemeine Wahn unter den Moren entſtan - den / daß es von Menſchen und Affen ſeinen Ur - ſprung habe. Dem Printzen von Oranien in Holland / war ein ſolch Thier einſten verehret / ſo ein Weiblein. Jn der Länge war es einem drey Jährigen: Der dücke nach aber / einem ſechs jährigen Kind zu vergleichen; weder fett noch ſchlanck / ſondern ſtarck vom Leibe / mit dück-unterſetzten Gliedmaſſen / und ſtarcken Mäuslein / hurtig und behend. Von vornenwar

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615Von der Natur. war es überall glatt; hinten aber rauch / mit ſchwartzen Haaren bewachſen. Das Ange - ſicht ſchiene einem Menſchlichen Angeſicht gleich / aber die Naſe / die platt und krumm ſtunde / bildete ein altes geruntzeltes und zahn-loſes Weib ab. Es hatte Ohren wie ein Menſch / die Brü - ſte ſtunden erhaben. Auf dem Bauch war ein eingefallener Nabel: Und die andern Glieder gleicheten ſich allerdings den Menſchlichen Gliedmaſſen. Der Elebogen hatte auch ſeine geziemende Zuſammenfügung; die Hände ihre Finger / und der Daume ſeine formliche Geſtalt. Die Beine / Waden / und Füſſe / rechtmäſſige Knöchel. Es gieng öffters aufrecht daher / konte auch ein ziemlich Gewicht von der Erden empor heben / und von einem Ort zum andern tragen. Wann es trincken wolte / faſſete es mit der einen Hand das Geſchirꝛ / mit der an - dern aber den Deckel. Sehr behend legte es ſich ſchlaffen / den Kopff auf ein Küſſen; und deckete mit der Decke ſich artlich zu. Viel wunder - ſeltzame Dinge wiſſen die Moren von dieſem Thier zuerzehlen / die um Kürtze willen / über gan - gen werden. Idem Dapper.

38. Jn der Barbari am Gebürg Atlas, lebet ein Thier von Farbe / und der Geſtalt nach / wie ein weiſſes Lamm / nur der Kopff gleichet ſich etlicher maſſen einem Wolff / doch iſt er nicht ſo lange; hat ſehr ſcharffe Zähne / und trägt feine Wolle wie ein Lamm. Dieſes Thier / deſſenQ q iiijName616Das andere Buch. Name noch unbekandt / kan Augenblicklich ſeine ſonſt natürliche weiſſe Farbe / gleich dem Cha - melion verändern; und wie der Ort / da es ſich enthält / vergleichen. Aſiat. und African. Bege - benheiten.

30. Jn der Gegend der Stadt Tremi - ſen, oder Climſan wie ſie die Türcken nennen / am Gebürge / hat es eine Art wilder Pferde / von Haaren weis und ſchwartz / ſehr ſchnelles Lauffs / ſo daß ſie von den zahmen Pferden nicht wol können ereylet werden. Die Moren nennen ſie Bouchicougs. Dieſe Pferde haben an der Stirn ein hart Gewächs / wie ein weiſſes Horn / welches bey etlichen einer Elen lang wird. Sie werden aber ſelten geſehen / und noch ſchwerlicher gefangen. Idem.

40. Noch ein frembdes Thier zielet die - ſes Königreich Tremiſen, welches an Gröſſe einem Ochſen gleich kompt; dieſes hat kein Ge - lenck an den Füſſen / und iſt doch ſehr hurtiges Lauffs. Wann es fället / kans ſchwerlich wider empor kommen / daher die Jnngebohrne in den Orten / wo diß Thier ſich pflegt an die Bäume zu reiben / dieſelbe biß auf ein geringes abhauen: Wann es nun an ſolche ſich vermeint zu reiben / fället es mit denſelben um / und wird alſo gefan - gen. Seine Haut wird hoch geachtet. I - dem.

41. Jn Abyſſinia, oder dem Gebiet des ſo genandten Prieſter Johannis / an dem König -reich617Von der Natur. reich Tigremahon / giebt es eine rare Art Katzen / in Gröſſe bey nahe eines Leoparts / aber nicht grimmig / ſondern gar furchtſam; halten mei - ſtes ſich auf unwegſamen Bergen / von dannen ſie ſelten herab auf die Ebene kommen: Sind ſehr ſchnelles Lauffs. Jhr Auswurff dienet in Heylung vieler Gebrechen; und die Land - Leute wiſſen mit demſelben die Tücher ſchön Blau zu färben. Idem.

In America.

42. Jn der Landſchafft S. Salvator ent - hält ſich ein Thier in Gröſſe eines Elends. Dieſes hat unten am Bauch zween Säcke; in dem einen trägt es ſeine Speiſe: und in dem an - dern viel Faul-Holtz. Man kan aber nicht wiſ - ſen warum? Oder zu was Ende? Doch die Natur thut nichts umſonſt. Die Jndianer ge - brauchen ſein Fleiſch zur Speiſe. Joh. de Laet.

43. An dem Fluß Caperuake, giebt es eine Art Schweine / die tragen keinen Speck. Idem.

44. Noch ein Thier wird mehrer Orten Weſt-indiens gefunden / welches man Pigritiam, oder die Faulheit nennet. Sein Kopff und Ge - ſichte iſt geſtaltet / wie eines Menſchens; von Farbe iſt es grau. Wann es gefangen wird / ſo ſchreyet und ſeuffzet es wie ein Menſch. ObQ q vnun618Das andere Buch. nun ſchon die Jndianer jeder weilen diß Thier in ihren Häuſern halten; ſo hat jedoch niemand jemals es eſſen geſehen. Seine Stimme / die nach der Singe-Kunſt / und zwar nur Nacht-Zeit es hören läſſet; iſt nach denen auf - und abſtei - genden 6. Stimmen der Muſic / ut, re, mi, fa, ſol, la, eingerichtet / doch daß zwiſchen jedem Laut / es ein Viertel des Sing-ſchlags ſuſpirium genandt / innenhält: Und dieſelbe mit ha, ha, ha, ha, ha, ha, ſingend von ſich hören läſſet. Jn der Länge mag diß Thier bey zwo Spannen ſeyn / und eben ſo breit iſt es auch / hat keinen Schwantz / aber an den Füſſen ſtarcke Klauen / mit denen es alles / was es faſſet / nicht leicht wi - der gehen läſſet. Man hat einſten einem ſol - chen Thier eine ſtarcke Stangen vor geworffen / welche es er griffen / und damit zwiſchen zween Balcken auf gehenckt worden / ob nun ſchon es bey 40. Tagen alſo gehangen / hat es doch die Stange nicht wollen anlaſſen / in ſolcher Zeit auch nichts an eſſen bekommen; und als endlich man es von der Stange abgeledigt / und ihm ei - nen Hund vorgeworffen / hat es denſelben ebener maſſen mit den Klauen alſo ſtarck er griffen / und gehalten / biß nach dem vierdten Tage der Hund aus Hunger verrecket. Wegen ſchwere des Leibs / und Ungeſchickligkeit der Füſſe / iſt es in ſeiner Bewegung alſo langſam / daß es einen gantzen Tag lang / kaum 50. Schritt fortkrie - chen kan. Allermeiſt hält es ſich auf den Bäu -men /619Von der Natur. men / mus aber ein Paar Tage Zeit haben / bevor es auf einen ſteigen kan. Olf. Dappers. Ame - rica.

45. Jn dem Land-Strich Guatimala ſiehet man ein Thier Danta genandt / welches gröſſeren Theil einem Maul-Eſel gleichet. Die - ſes Thier hat eine Haut ſechs Finger dück / kan dannenhero mit keinerley Gewehr verletzt wer - den.

46. Noch ein anderes ſeltzames Thier ſiehet man in Braſilien / in Geſtalt eines Ham - mels / Tramendoa genandt / es hat einen langen ſchmalen Rachen: Auch lang und breite Klauen. Die Zunge / iſt bey zwo Elen lang / dünn / und rund wie die Seite auf einer Baß - Geigen. Es lebet von Ameiſen / die ſuchet es in holen Bäumen / da hinein ſtecket es die Zunge / an ſolche hencken ſich die Ameiſen mit hauffen / und werden alſo gefreſſen. Schott. Phyſ. Cu - rioſa.

47. Jn jetzt-genandter Landſchafft hat es ein anderes Thier Maritacacca, in Gröſſe ei - nes Jltis / oder Wiſels. Es hat einen langen zottichten Schwantz wie ein Fuchs / wormit es ſeinen gantzen Leibe decken kan; der Farbe nach / ſiehet es wie ein Haſe. Es lebet in gemein von Vögeln und deren Eyer; darbenebenſt trachtet es gar begierlich nach dem Amber-Gris / weß - wegenes auch Nacht-Zeit am Ufer des Meeres herumſtreichet. Wann die Wilden ſolchesfan -620Das andere Buch. fangen wollen / nehmen ſie dieſen Vortheil in acht / daß ſie mit dem Wind gantz nackend ihme nach-eylen / denn es einen dermaſſen vergifft - und unerträglichen Geſtanck fahren läſſet / daß die Kleider und Haar: ſo gar auch Wehr und Waffen alſo angeſtänckt werden / daß weder durch Laugen noch Bleichen ſolcher Geſtanck auf keinerley Weiſe mag vertrieben werden / ſon - dern man iſt gezwungen / Haar und Bart abzu - ſchären; die Kleider weg zu werffen / und die Wohnung zu verlaſſen. Idem.

48. Jn dem Land-Strich Quivira, zielen ſich ein Geſchlecht wilder Pferde / welche dem Kopff nach / den Hirſchen gleichen / doch einen etwas kürtzern Hals mit Mähne / die auf einer Seite herab hangen; dünne Beine / und Füſſe gleich den Ziegen haben. An dero Vor-Haupt ſtehet ein ziemlich ſtarckes Horn. Olf. Dap - pers America.

49. An den Grentzen von Canada, oder Neu-Franckreich / werden unter Zeiten derglei - chen Thiere auch geſehen. Sie haben geſpal - tene Klauen / rauhe Mähne / einen umgekrüm - ten Schwantz / wie die wilden Schweine / ſchwartze Augen; einen Hals wie ein Hirſch: Und vorn an der Stirn ein langes gerades Horn. Sie halten ſich in denen einſamſten Wüſten und Wildniſſen auf: ſind vor einander ſelbſt ſchüchtern / alſo / daß das Männlein nie - mals bey dem Weiblein wäidet / als wann ſie ſichzur

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621Von der Natur. zur Fort-zielung belauffen wollen; alsdann le - gen in ſo lange ſie ihre Wildigkeit etlicher Maſ - ſen ab: So bald aber die Verlauff-Zeit vorbey iſt / fallen ſie nicht allein anders Wild an / ſondern wüten auch wider ihr eigen Geſchlecht. Wann deme alſo / ſo iſt der Stritt geſchlichtet / ob Ein - hörner in der Welt zu finden / oder nicht? Varto - mannus hat deren zwey lebendige zu Mecha geſe - hen. Jnnhalt etlicher Reiſe-beſchꝛeibungen in das heilige Land / und zu dem Berge Sinai / ſind de - ren in der Wüſten Arabiens auch angetroffen worden. Die jüngeren Berichte aus Æthio - pien zeugen gleicher geſtalt / daß ſelbiger Landen / den Portugeſen Einhörner begegnet haben. Anderer Zeugnus; ſonderlich deſſen / was die Heilige Schrifft von dieſem Thier meldet / zu geſchweigen. Idem.

50. Jn Braſilien / unter denen mancher - ley Geſchlechten der Affen / die ſelbiger Orten zuſchauen / findet ſich auch ein Geſchlecht / wel - ches die Wilden Acquiquoe nennen. Dieſe fallen gröſſer dann andere / Schwartz von Haar / und haben einen langen Bart. Unter dieſen ſiehet jederweilen doch ſelten / man einen / von Farben grau oder flammicht / eines weiſſen Angeſichts / mit einem Bärtlein / welches ſo artig geſchoren / als wann es durch beſonderen Fleiß alſo wäre formiret worden. Die Wilden nennen dieſen den Affen-König / und erzehlen von ihme / daß zu Zeiten er eine Anzahl Affen verſammle / nach -mals622Das andere Buch. mals aber auf einen Baum klättere / und durch eine im Mund unter der Zungen habende Blaſe ein ſtarckes Geruff mache / gleichſam hierdurch er ſeinen Unterthanen etwas wolte vortragen. Idem.

Das IV. Capitel. Etlicher / gröſſeren Theils frembder Vögel / Natur und Geſtalt.

In Europa.

1.

JM verwichenen Seculo, im Jahr 1546. be - gab es ſich zu Regenſpurg / auf damaligem Reichs-Tag / daß ein vornehmer Herꝛ neben an - dern im Gaſt-Hofe zur Gülden-Krone damal logirte; der Wirth drey Nachtigallen in ſo vie - len beſonderen Kefigten vor den Fenſtern han - gen hatte / welche über Tags / weil es eben im Frühling war / ſich öffters wol hören lieſſen. Einsmals aber / um Mitter-nacht / als gedachter Herꝛ wegen Stein-Schmertzen nicht ruhen kön - nen / hörete er / daß dieſe drey Nachtigallen / in wol vernemlicher Teutſcher Sprach gleichſam einen Stritt unter ſich erregten / in dem ſie alles widerholten und erzehlten / was des Tags von denen Gäſten in der Stube war geredet worden. Zwo / von dieſen drey Nachtigallen / weil ſie kaumzehen623Von der Natur. zehen Schuh von des Patienten Bette entfernet waren / konte er völlig: Die dritte aber / ſo et - was abſeits / nicht ſonders vernehmen. Unter andern ſo ſie erzehleten / waren zwo Geſchichte / welche ſie biß gegen heran-nahenden Morgen öffters widerholeten. Die eine betraff den Wirth und ſein Weib / die mit ihme nicht wolte in Krieg ziehen / worzu doch der Wirth mit Vor - bildung guter Beute / ſie beſchwatzen wollen: Sie aber / lieber zu Regenſpurg oder Nürnberg zu bleiben bedacht war / darüber beede mit einan - der in Stritt ſich verfielen / welches dann die zwo Nachtigallen gar ordentlich erzehlten / und widerholten. Die andere Hiſtori war / von dazumal angegangenen Krieg wider die Prote - ſtirende / da die Nachtigallen gleichſam vorhero ſagten / was nachmals der Ausgang erwieſen. Ferners miſcheten ſie auch mit ein / was wegen des Hertzogs von Braunſchweig ſich bereits zu - getragen / welches wie zuerachten / ſie von den Gäſten in der Stuben werden gehöret haben. Dieſe Geſchicht wird neben andern von Geſne - ro, Aldrovando, und Neandro, umſtändig be - ſchrieben.

2. Jn Zeiten des Käiſers Alberti, ent - ſtunde unweit der Stadt Lüttig / zwiſchen den Geyern und Raben ein groſſer Stritt / in wel - chem die Geyer endlich die Oberhand behielten. Bald darauf iſt zwiſchen den Lüttichern und Burgundern ein Haupt-Treffen erfolgt / inwel -624Das andere Buch. welchem über 30. tauſend Mann ſind erſchla - gen worden. Majolus.

3. Dergleichen Stritt geſchahe auch in Klein-Britannien / als Carolus der VIII. König in Franckreich regierete / da bey der Stadt S. Alban eine groſſe Menge Alſter oder Hetzen / und Dalen / eine ziemliche Zeit mitein ander geſtrit - ten / biß endlich die Dalen das Feld erhalten / und die Hetzen weichen müſſen. Das folgende Jahr geſchahe zwiſchen den Engelländern und Frantzoſen dieſer Gegend eine groſſe Schlacht / dabey dieſe das Feld erhielten. Idem.

4. Jm Jahr 1461. entſtunde bey der Stadt Benevento in Italien / gleicher maſſen zwi - ſchẽ den Geyern und Raben ein mächtiger Stritt / welcher biß den andern Tag gewehrt. Den erſten Tag haben die Raben trefflich eingebüſſet; des andern Tags aber verloren die Geyer den Streit; ihrer fielen eine groſſe Menge herunter zur Erden: Dieſen ſo noch lebeten / hackten die Raben die Hirnſchalen auf / und verſchluckten das Hirn; denen Todten aber riſſen ſie mit ih - ren Klauen das Jnngeweid aus dem Leib / und zerbickten ihnen das Hertze. Diß war eine Vorbedeutung der blutigen Schlacht / die bald hernach diß Orts gefolget iſt. Idem.

5. Dergleichen auch trug ſich zu im Jahr 1587. bey Wihitſch der Haupt-Stadt in Croa - tien / allwo ſelbſt im December eine groſſe Menge Wilder-Gänſe und Enten an einem See ſichnie -625Von der Natur. niedergelaſſen. Unter ihnen erhube ſich Nacht - zeit ein ſo hefftiger Streit / daß Tags hernach et - lich tauſend todte Gäns und Enten man auf dem Feld gefunden; und mancher Bauers-Mann deren ein paar hundert Stuck nach Haus ge - bracht: Die übrigen ſammleten ſich wider und flogen ihres Wegs. Darauf geſchahe / daß die Türcken noch in dieſem Monat einen bluti - gen Einfall ins Land gethan / und übel gehauſet haben. Idem.

6. Als in vorigem Seculo die Venediger einſten bey der Jnſul Sapientia unfern der Land - ſchafft Morea, eine harte Niederlage von den Türcken erlitten haben. Sind kurtz zuvor in der Lufft ob deren Schiff-Flotte zwo Parthey Raben gegen einander kämpffend / geſehen wor - den / davon Federn und Blut in ihre der Venedi - ger Schiffe herab gefallen. Idem.

7. Heinricus Octavus König in Engel - land / hatte unter andern ſeltzamen Vögeln auch einen Papegoy der ſchwätzen konte. Als der - ſelbe einſten aus Verſehen von dem Fenſter hinab in den Fluß die Thems geſtoſſen worden / ſchrie er: cymbam, cymbam, vel pro viginti libris! Ein vorbey-fahrender Schiffer / nahete ſich auf ſolch geſchrey zu ihme / zoge ihn aus dem Waſ - ſer / brachte ihn in das Königliche Schlos / und forderte die zwantzig Pfund. Der Papegoy aber ſagte zum Könige: date nebuloni ſoli -R rdum;626Das andere Buch. dum; worüber die Umſtehenden nicht wenig ſich verwundert.

8. Ein anderer Papegoy / auf der Spa - niſchen Silber-Flotte / welche im Jahr 1628. durch den Holländiſchen Admiral Peter Hain / bey der Jnſul Cuba, in der Bahia di Matança ohne Schwerdt-ſchlag erobert worden; als dieſer ſahe und hörete / wie luſtig die Holländer bey Ausladen des Silbers aus den Spaniſchen Gallionen ſich bezeigeten / fieng er auch an etlich mal nach einander zu ruffen: Victoria! Victo - ria! ò que buena va! ò que buena va! Victo - ria! das iſt: Victoria! Victoria! O wie gehet es ſo wol zu! O / wie braff gehet es daher! Vi - ctoria!

9. Jn Polen / um die Gegend Lovitz / ſie - het man eine Art kleiner Vögel / etwas gröſſer als Spatzen / gar fett und wol ſchmeckend / die man die Schnee-Vögel nennet. Dieſe kom - men mit dem Schnee hervor / und vergehen auch wider mit demſelben. Wann ſie in Kefigt ein - geſpert ſind / leben ſie auch nur vom Schnee; ſo bald ſolcher ihnen entgehet / ſterben ſie. Cro - merus.

10. Alſo auch giebt es etlicher Orten in Polen eine beſondere Art Wachteln mit grünen Füſſen / taugen aber nicht zum Verſpeiſen; denn ſo jemand deren Fleiſch iſſet / der wird an ſtund von dem Krampff befallen / und übel gepla - get. Idem.

11. Jn
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627Von der Natur.

11. Jn Jrꝛland wird eine Art Vögel Martinettæ genandt / geſehen. Welche / wann ſie todt an einem Ort aufgehengt werden / nicht verfaulen; und wann ſie zu Kleidern in beſchloſ - ſene Käſten gelegt ſind / bewahren ſie ſolche vor Schaben. Sie mauſen ſich auch alſo nach dem Tode Jährlich / und bekommen neue Federn. Idem.

12. Jn Engel - und Schott-Land hat es ein Geſchlecht Vögel / welche dieſe Nation Clack gu - ſe; jene aber Bernichien nennet; in gemein aber heiſſet man ſie Baum-Gänſe / weilen darvor ge - halten wird / daß dergleichen Vögel auf den Bäumen wachſen ſollen. Welches etliche wi - derſprechen / doch aber geſtehen wahr zu ſeyn / daß ſie aus deme / durch Länge der Zeit im Meer verfaulten Holtz / von welchem die Schiffe pfle - gen gezimmert zu werden / erwachſen / geſtalten die Erfahrung öffters bezeuget haben ſolle / daß von Anfang nur kleine Würmlein in dem Holtz geſehen werden / die nach etwas Zeit die Geſtalt eines Vogels bekommen; letzlich ihnen auch die Federn wachſen; und zu ſolcher Gröſſe gelan - gen / die ſich einer Gans gleichet. Da ſie dann gleich andern Waſſer-Vögeln in die Lüfften ſich ſchwingen / und ihre Speiſe ſuchen. Majolus. C. Schott. Phyſ. Cur.

13. Es hat einsmals in Schott-land ſich zugetragen / daß in dem / der Haupt-Stadt Edinburg nahe gelegenen See-Hafen Letha,R r ijein628Das andere Buchein ziemlich groſſes Schiff drey volle Jahre vor Ancker gelegen; und endlich gar auf das Land ins Truckene gebracht worden. Als es nun ſollen ausgebeſſert werden / fand ſich mit Ver - wunderung / daß der Theil des Schiffs ſo con - tinuè unter Waſſer geweſen / in ſeinem Gehültz eine groſſe Menge Würmer / aus denen Theils allſchon wie ein Vogel formiret: Etliche noch gantz nackend: Andere halb flück: Theils aber vollſtändig gewächſen / enthalten. Man wolte die Urſache deme beymeſſen / daß diß Schiff in den Inſulis Hebridis wäre gebauet worden / allda das Holtz eine beſondere Eigenſchafft hierzu ha - ben ſolle. Idem.

14. Alexander Gallovidanus ſchreibet: Als einſten er etliche im Meer verfaulte Aeſt und Stengel gefunden / und dieſelbe heraus gezogen / wären an denſelben eine ziemliche Anzahl Mu - ſcheln gehenckt. Als nun ſolche er geöffnet / hätte er in denſelben ſeinem Vermuthen nach / keine Fiſche / ſondern Vögel gefunden. I - dem.

15. Gleicher Art Gänſe werden auch an den Meer-Küſten in Jrꝛland gefunden / und allda Macreuſes genandt / die aus dem im Meer verfaulten Holtz wachſen.

16. Jn Ober-Ungarn / zwiſchen Caſchau und Tockey / liegt das Dorff Miſchlohe / dabey auf einer Höhe es einen Edelmanns-Sitz hat. An dieſem Ort ſiehet man eine ziemliche Anzahlweiſ -629Von der Natur. weiſſer und geſpiegelter Pfauen / welche ſo Tag als Nachts an vier unterſchiedenen Ecken fleiſſi - ge Wacht halten; und welches ſchier unglaub - lich: So gehet keiner von ſeinem Poſten / er werde dann durch einen andern abgelöſet. Die Wölffe / Füchſe / Hunde / und andere ihnen widri - ge Thiere / melden ſie durch ihr Geſchrey; wor - mit ſie ſo gleich auch / die Aenderung des Wetters anmelden. Zeilerus.

17. Jn der Jnſul Chio, in Griechen - Land / giebt es in etlichen Dörffern eine ziemliche Anzahl ſchön roth - und groſſer Feld - oder Reb - Hünner. Die Bauren ſchicken ſie über Tags mit einem Hüter ins Gebürg auf die Wäide; gegen Abend aber / werden ſie von gedachten ih - ren Hütern / die gemeinlich der Bauren Kinder ſind / mittels eines Pfeiffleins nach Haus geruf - fen. So bald ſolches geſchicht / verſammlet ſich jede Heerde / die zwey-drey-vier-biß fünff hundert ſtarck ſind / zu ihrem Führer / deme ſie folgen. Wann aber dieſe Hünner aus der Jnſul anders - wohin gebracht werden / verlieren ſie ihre Zahm - heit / und werden wild. Nicolas de Nicolai.

18. Odoricus, de Foro Julii ſchreibet / daß er im Natolia zu Trapezunz einen Mann geſehen / welcher einen Hauffen von 4000. Rebhünner / von einem Ort Tanega genandt / drey Tag-Reiſen von gedachter Stadt entle - gen / biß dahin; und auch von dar wider zuruck geführet habe. Der Mann gieng zu Fuß;R r iijdie630Das andere Buch. die Hünner aber folgten ihm im Flug. Wo Abend-Zeit er ſich nieder ließ / daſelbſt verſamm - leten ſie ſich um ihn herum / und ruheten / da er dann / wie viel er bedurffte / oder verkauffen wol - te / fienge / und verwarthe. Des andern Tags / wann ihr Führer ſeine Straß zohe / folgten ſie ihme auch / biß daß er wider zu Haus gelangte.

19. Jn Zeiten des Griechiſchen Käiſers Theodoſii, war in Egypten ein Mann in Gröſ - ſe eines Rebhuns / und nicht gröſſer / war aber doch mit guten Verſtand begabt / und konte lieb - lich ſingen. Nicephorus.

20. Jm Jahr 1551. ward ein kleines Männlein / ſo nur eines Elenbogen hoch gewe - ſen iſt / vieler Orten in einem Kefig / oder Vo - gelbauer / ums Geld zuſchauen / herum geführet. Cardanus.

21. Jn Italia, ſonderlich in Lombardi, und in der Gegend um Rom / halten ſich eine Art Vögel / welche von Alberto Magno in Lib. de Secret. Secret. Solone; in gedachter Lombardi aber Saſſaruoli: Und zu Rom, Palombelle ge - nennet werden. Dieſe Vögel ſind ſehr geneigt zum Stein / dahero kompt es / daß wann ſie in Ke - figt geſetzt ſind / ſie nicht lange leben können / ob ſie ſchon ihre ſonſt gewöhnliche Speiſe bekom - men / ſo wird jedoch endlich alles in ihnen und zwar ihr Magen ſelbſt gleichſam ſteinern. Wann ſie aber in der Lufft frey herum fliegen / ſuchen ſie am Geſtad des Meeres oder Waſſer-Flüſſe /eine

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631Von der Natur. eine gar beſondere Art ſehr Kleiner und über aus harter: Sonſten aber unbekandter Steinlein / die ſie verſchlingen / und dadurch ihr Leben fri - ſten / geſtalten in ihren Mägen / wann ſie gefan - gen / und geöffnet werden / dergleichen Steinlein / die man ſonſten weder kennen noch bekommen kan / in Menge gefunden werden. Dieſe Stein - lein ſind ein bewehrt Experiment wider den Blaſen - und Nieren-Stein. Zu Rom / wo die - ſe Vögel Jährlich in Menge verſpeiſet werden / haben ſie dieſes Recept: Sie Pulveriſiren dieſe Steinlein gantz zart / miſchen darunter ſo ſchwer Holler-Blühe und Zimmet / ana; und laſſens den Patienten in einer warmen Brühe einneh - men; worauf denn ein glücklicher Succeſſ un - fehlbar erfolget. Fioravanti.

In Aſia.

22. Jn Oſt-Jndien / in den Molucki - ſchen Jnſulen / ſiehet man die bekandte Paradiß - Vögel. Dieſe werden nimmer lebendig geſe - hen / ſondern man findet ſie todt auf der Erden liegen; dann gemeinen Wahn nach / ſollen ſie keine Füſſe haben / und demnach / ſich ſtets gegen die Sonne halten / und in der Lufft ſchweben. Jhre Leiblein ſind gar gering; der ſehr ſchöne lange Schweiff aber / iſt das mehriſte. Aldro - vandus zehlet deren fünfferley Gattung. Daß aber dieſe alle ohne Füſſe ſeyn ſollen / erfindet ſichR r iiijaus632Das andere Buch. aus der Erfahrung ein anders. Ein Geſchlecht iſt darunter / den man einen Regulum oder Könige der Paradiß-Vögel nennet. Der iſt über den Kopff herunter Blut-Roth / und gläntzend; un - ter dem Bauch weis / ſehr anmuthig anzuſehen. Dieſer hat keine Füſſe / ſondern mit zween lan - gen Stralen in dücke eines Pferd-Haares / welche unten am Ende mit einem ungekrümten grünen Federlein gezieret / wormit ſie ſich ver - mutlich an die Bäume hencken. Alles zuſam - men / iſt kaum einer guten Hand breit lang. Got - torp. Kunſt-Kammer.

23. Zwiſchen den Strömen Jndus und Ganges / giebt es eine Art kleiner Vögelein / die laſſen ihr Eyer in der Lufft fallen; welche / bevor ſie die Erde bereichen / durch die Hitze der Lufft ſchon ausgebrütet ſind. du Val. Geogr. Univ.

24. Jn den Morgen-Ländern / ſonderlich in des Türckiſchen Reichs vornemſten Handels - Städten / als da ſind: Aleppo, Bagdat, Baſſo - ra, und Cairo, werden eine Art Tauben gezielet / die an ſtatt der Poſtilionen ſich gebrauchen laſ - ſen / worzu ſie nach und nach / angewehnet ſind. Sie tragen an den Beinen Ringe / an welche man ihnen die Brieffe veſt machet / und ſie dann fliegen läſſet / wordurch innerhalb wenig Tagen / über etlich hundert Meilen man Zeitung haben kan. Orient. Reiſen.

25. Der Egyptiſche König Martes / wie Ælianus berichtet / hatte eine zahme Krähe / die -ſelbe633Von der Natur. ſelbe gebrauchte er eben zu dergleichen Dienſt. Bey jedesmaliger ihrer Abfertigung / muſte man den Ort benennen wohin ſie fliegen; und durch was Gegend ſie ihren Flug richten: End - lich auch / wo ſie ſich nieder zulaſſen / und den Brieff beſtellen ſolte. Hierdurch wurden die Königliche Bottſchafften und Befehl weit ſchneller / weder durch den beſten Poſt-Reuter beſtellet. Als ſie ſtarb / ließ der König ihro eine abſonderliche Ehren-Begräbnis halten; und eine Säule zum Denckmal aufrichten.

26. Jn der Jnſul Cipern / ſiehet man ein kleines Vögelein Pyrauſta genandt / dieſes flie - get in der Schmidte Oefen / und andern Feuer - ſtätten / mitten zwiſchen den Funcken und Flam - men des Feuers gantz unverletzt herum; wann es aber aus dergleichen Orten in die freye Lufft kompt / So ſtirbt es / und kan nicht lebendig blei - ben. Bapt. Fulgoſus.

27. Jn jetzt-gedachter Jnſul Cipern / giebt es auch eine gantz beſondere Art kleiner Vögel / an Gröſſe und Geſtalt einer Meiſe gleichend / von Farben grünlicht mit grau vermiſchet. Dieſe Vögel kommen Jährlich in Menge in die Jnſul wann die Feigen beginnen zu reiffen / von wel - chen ſie ſich nähren / und dannenhero den Na - men bekommen / daß ſie Beccafighi genennet werden. Man fängt ſie mit Leim-ruthen / mei - ſtentheils wann die Lufft kühl / und der Nort - Wind wähet: Wann aber der warme Sud -R r vWind634Das andere Buch. Wind bläſet / ſind wenige zu bekommen. Sie werden mit Saltz und Eſſig etwas gekochet / in Tonnen eingeſchlagen / und über Meer unter - ſchiedlicher Orten / ſonderlich aber nach Vene - dig in ſolcher Menge verführet / daß öffters in einem Jahr mehr als tauſend Tonnen dieſer Vögel aus der Jnſul verſchicket werden. Wann ſie erſt gefangen / und noch friſch ſind / hält man ſie für ein ſehr delicat Eſſen / geſtalten nichts als lauter Fett wie Wachs an ihnen iſt; dahero ſie auch mit Fleiſch und Beinen auf gezehret wer - den. F. F. von Troylo, Orient. Reiſe. J. B. Tavernier.

28. Daß verſcheidene Königreich und Landſchafften in Aſia, und Africa Jährlich mit den Heuſchrecken übel geplagt werden / iſt aus den Hiſtorien bekandt. Dieſes Unzifer / wel - ches über aus fruchtbar / und öffters 16. biß 17. vollkommen-geſtalte Jungen bey ihꝛer Eröffnung in ihnen ſich gefunden / thut inſonderheit an den Grentzen Medien und Armenien / da es Jährlich kurtz vor der Erndte in unglaublicher Anzahl ſich einfindet / über aus groſſen Schaden. Die Land-Leute ſonderlich die Armenier / (ſo Chri - ſten /) wiſſen kein andern Rath noch Hülffe / als daß ſie proceſſiones anſtellen / und die Felder ſo von dieſem Geſchmeis gantz bedeckt ſind / mit einem beſondern Waſſer / welches ſie gar von Weiten aus einem Brunnen / darinnen viele Leiber heiliger Märtyrer liegen ſollen / herholen /be -635Von der Natur. beſprengen. Nach vollendeten proceſſionen welche drey oder vier Tage wehren / finden ſich in Menge eine beſondere Art ſchwartzer Vögel / faſt allerdings den Amſcheln gleichend / welche theils Heuſchrecken verzehren; die übrigen aber ohne Verzug fortjagen. J. B. Tavernier.

29. Jn Cochinchina, und dem König - reich Tunkin; wie auch in Oſt-Jndien am Ge - ſtad von Coromandel, hat es eine Art ſchwar - tzer Vögel / die in Gröſſe den Schwalben ſich vergleichen. Dieſe nähren ſich von dem Schaum des Meers / den ſie mit einer aus ihrem Mund kommenden Feuchtigkeit mengen / daraus nachmal eine Materi faſt wie ein Hartz wird; hiervon bauen ſie auch ihre Neſter / die nicht viel gröſſer als ein halbes Hünner-Ey / und hencken ſolche an die Felſen. Dieſe Neſter werden mit höchſtem Fleiß geſuchet / und entweder alſo für ſich zu bereitet / oder Pulveriſirt / unter andere koſtbare Sauſen gemiſchet / und bey vornehmen Mahlzeiten verſpeiſet. Man weichet ſie ehe vor in warmes Waſſer / reiniget ſie von Unrath und Federn. Nachmals werden ſie mit Hün - ner-Brühe vollend zugerichtet / da ſie die Geſtalt bekommen / wie ein Galret. Eraſ. Franc. Oſt - und Weſt-Jnd. Luſt-Garten. Kircherus. Got - torpiſche Kunſt-Kammer.

30. Jn China, in deſſen Reichs-Land - ſchafft Suchuen, ſiehet man zur Verwunderung / ein ſehr ſchönes Vögelein / welches ſein Lebenaus636Das andere Buch. aus einer Blume Tunchon genandt / empfähet; und ſolcher nach / auch Tunchon fung heiſſet. So lange jetzt-gedachte Blume blühet und tau - ret: So lang erſtrecket ſich auch dieſes Vöge - leins leben. So bald aber ſelbige verwelcket / und abfället / ſo ſtirbt diß ſchöne Vögelein auch. Es iſt von der Natur mit ſo herꝛlich auserleſenen Farben gezieret / daß man es nicht ſattſam be - trachten kan. Und wann ſolches mit ausge - ſpanten Flügeln die Lufft durchſtreichet; thut es gar zierlich die Geſtalt und Farben der Blätter / an dieſer Blume / daraus es entſproſſen / repræ - ſentiren. Kirch. Sina Illuſtrata.

31. Jetzt-gedachten Königreichs / in der Landſchafft Quanſi, findet man eine Art Hün - ner / die aus ihren Schnäbeln lange Federn / der Baumwolle gleichend / aus welchen ſehr zarte Tuch gemacht werden / ſpinnen / und aushen - cken; müſſen aber an ſtund ihnen abgenommen werden / dann ſonſten ſie ſolche wider verſchlu - cken. Idem.

32. Deßgleichen in der Provintz Suchuen, und Xenſi, giebt es ein beſonder Geſchlecht Hünner / die an ſtatt der Federn / Wolle tragen / welche allerdings der Schafe-Wollen gleichet / und mit ſolcher überein kompt. Es ſind dieſe Hünner zwar nicht ſonders groß / aber doch kühn und muthig / haben kurtze Füſſe; und wer - den in den Häuſern / wie andere zahme Hünner erzogen. Idem.

33. A -
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637Von der Natur.

33. Aber dieſen Hünnern / die jetzt-ver - ſtandener Maſſen / Baum-wollene Federn ſpin - nen / und Wollen tragen / wie die Schafe / gehet noch vor / eine Art Hünner in Teutſchland / die nicht allein gülden und ſilbern Fleiſch haben / ſon - dern auch dergleichen Eyr legen. Hiervon bezeuget Franciſcus Wendlerus aus der Erfah - rung / daß er eine gemeine Henne innerhalb Mo - nats Friſt auf eine beſondere Weis / welche er nicht weniger gantz freygebig entdecket / gemäſtet habe. Deren Fleiſch als ſie geſchlachtet wor - den / weis wie Silber: innwendig aber ſchön grün geweſen ſey. Jn deren Eyerſtock fanden ſich faſt unzählig groß und kleine Eyer / die alſo ſchön waren / als wann ſie von einem Künſtler aus Silber wären verfärtiget worden. Der - gleichen ſoll auch mit Geld geſchehen können / geſtalten / auf dieſes Autoris angeben / ein reicher Rath-Herꝛ experimentirt haben ſolle. Dieſer hat eine Henne / ſo aber nur 4. Büchlein Goldes verſchlucket / ſchlachten laſſen / welche inwendig ſchon wunderſchön / und rein befunden worden. An der Bruſt hatte ſie drey Linien von purem Gold / ſo naturel, ob wären ſie durch einen Mah - ler alſo gemahlet. So viel von der ſilber: und güldenen Hennen.

34. Jn China, erſt-gedacht / in dem Land - Strich Quantung, bey der Stadt Hoeicheu, hat es einen Vogel Hoangcioyu, das iſt / der gelbe Fiſch-Vogel genandt. Dieſer / iſt dengan -638Das andere Buch. gantzen Sommer hindurch / ein / von Farbe Saffran-gelber Vogel / der auf dem Gebürg umher flieget / und ſeine Nahrung ſuchet. Zu Ausgang des Herbſts aber / begiebt er ſich ins Meeꝛ / und wiꝛd zum Fiſche / deme man auch Win - ters-Zeit / wegen ſeines lieblichen Geſchmacks fähet; und als ein Fiſch verſpeiſet. Eraſm. Franciſci Oſt - und Weſt-Jnd. und Chinaiſcher Luſt-Garten.

35. Noch ein ſeltzamer Vogel wird in der Provintz Huquang, bey der Stadt Xincheu gefunden. Dieſer wird niemalen noch geſehen / oder gehöret / es ereigne ſich dann Regen-Zeit / die er unfehlbar ankündet. Abentheur der Na - tür - und Künſtl. Sachen in China und Euro - pa.

In Africa.

36. Jm Königreich Quoja, und dort - herum / findet man in dem Gebüſche einen Vo - gel Fonton genandt / in Gröſſe einer Lerche. Dieſer hat die Art an ſich / daß wann in dem Gebüſche er etwas vernimmt / es ſey ein Ele - phant / Tiger / oder Schlange / oder eine Bien - Beute in einem Baum; oder ſonſten etwas / Gutes oder Böſes / ſolches unverzüglich durch Ruffen und Schreyen denen dieſer Orten in der Nähe befindlichen Leuten anzeiget; die auch ſo gleich ihme folgen / da er ihnen vorflieget / und ſtets ſchreyet / biß er ſie dahin bringet wo das je -nige639Von der Natur. nige iſt / ſo er gefunden. Alsdann ſetzet er ſich auf den nechſten Baum und ſinget / dadurch die Moren ſich verſichert halten / daß unweit davon ſeyn mus / was er ihnen zeigen will. Olf. Dap - pers. Africa.

37. Jn den Grentzen des Königreichs Feſſ an dem wol-bekandten Gebürg Atlas, giebt es eine gar frembde Art Vögel / dieſe haben vier Füſſe / wie andere Thier; der Leib kompt der Gröſſe nach mit einem Jndianiſchen Hahn über - eins. Der Kopff / welcher ſchwartz / gleichet ſich einer Eulen / die Federn am Leib ſind grau; ihr Schwantz iſt ſehr breit / und haben einen langſa - men Flug / dahero ſie auch um ſo leichter können geſchoſſen werden. Aſiat. und Africaniſche Be - gebenheiten.

38. Ein Abyſſiniſcher Geſandter ſo vor etlich zwantzig Jahren einſten bey einem vorneh - men Reichs-Fürſten in Teutſchland ſich einge - funden / erzehlete / daß in Æthiopien in deſſelben Lands groſſen Wildniſſen auch ein dergleichen Vögelein / wann unter Zeiten Reiſende durch - ziehen / ſich ſehen laſſe. Dieſes / iſt den Reiſen - den gleichſam ein Vorſager eines ihnen bevorſte - henden Unglücks oder Gefahr / daß entweder ſie / unter wilde reiſſende Thiere ſich verfallen / oder groſſe Hauffen Schlangen antreffen werden. Es flieget auch vor dem Führer der Reiſenden her / und leitet bey ſo geſtalten Dingen / ihne öff - ters einen andern Weg / oder gar zu ruck. Wannnun640Das andere Buch. nun ſie dem Flug dieſes Vögeleins folgen / ſo werden ſie errettet: Widrigens / da ſie den vor - habenden Wege beharren / und fortſetzen / kom - men ſie in groſſe Gefahr Leibs und Lebens / jeder - weilen auch gar um den Hals. So bald nun diß Vögelein die Reiſende alſo gerettet / und auf andere Wege gebracht / verlieret es ſich / und wird nicht mehr geſehen.

39. Jn der Jnſul Moſſambique, giebt es ein ſonderbar Geſchlecht ſchwartzer Hünner / deren Fleiſch und Beine eben ſo ſchwartz / und als Dinten anzuſehen; doch aber gar ſchmack - hafft und geſund zu eſſen ſind. Oſt-Jndiſche Reiſen.

In America.

40. Jn der Provintz Guatimala, hat es eine Art Falcken / derer eine Fuß iſt bewehrt wie ein Raub-Vogel; der andere aber / gleichet einem Gänſe-Fuß. Joh. de Laet.

41. Jn Neu-Spanien / ſiehet man ein / von Federn überaus ſchön gezieretes Vögelein Papillon genandt; es nähret ſich von Taue; und wann die Regen-Monden vorbey / hencket es ſich mit ſeinem langen ſtarcken Schnabel an einen Baum / daran bleibt es alſo todt hencken / biß das nechſt-folgende Jahr dieſe Regen-Mon - den wider kommen / als dann wird es wider leben - dig. Idem.

42. Ein dergleichen ſchönes Vögeleinfin -641Von der Natur. findet ſich auch in Braſilien / nicht gröſſer als ein Baum-Schröter / unter Zeiten auch nur et - was ſtärcker als ein Weſpen / von denen wilden Gonambuch geheiſſen. Es ſitzet gerne auf dem Waitz / oder Jndianiſchen Korn: Hat vortreffliche weis-gläntzende Federlein. Sein Geſang / übertrifft an Helle / Stärcke / und Lieb - ligkeit / eine Nachtigall. Olf. Dappers Ame - rica.

43. Eben dergleichen Art Vögelein / von hoch-gläntzenden Federlein / hat es in Neu - Nieder-Land. Es iſt kaum eines Daumens lang / und ſauget an den Blumen wie ein Bien: Ubrigens iſt es alſo zart / daß ſo es nur mit etlich Tropffen Waſſer beſprengt wird / ſolches nicht vertragen kan / ſondern ſterben mus. Idem.

44. Noch eines ſolcher Art allerſchön - ſtes Vögelein hat es in denen Jnſulen des-Antil - les, ſonderlich aber in dem Eyland Anegadæ. Sein Leiblein ſo nicht viel gröſſer als eines Ke - fers / iſt mit viel-färbigen Federn wie ein Regen - bogen bewachſen; und der Hals mit einem Car - funckel rothen Ringlein gezieret: Die Flügel von innen ſcheinen als wären ſie vergültet; und der Gold-grüne Kopff iſt mit einem zierlichen Käpplein oder Kübichen bedecket. Jn Schnelle des Flugs / gehet es allen Vögeln vor: Und wann ſie fliegen / klinget es / wie das Sauſen ei - nes Würbel-Winds. Jhr lieblicher Geruch weichet keinem Ambra. Jederweilen niſten ſieS ſin642Das andere Buch. in den Toback zwiſchen die Blätter. Jhre Ne - ſter / die man zwar ſchwerlich finden kan / ſind aus zarten Trätlein der Pflantzen Pite, um ein Zäcklein herum veſt gemacht / zierlich gebauet / gegen Mittag offen / und von innen mit der zär - tiſten Baum-wolle / weichen Federlein und dün - ner Seide gefüttert. Jhre Eyer / welche lang - lecht rund / ſind ein wenig gröſſer / als eine gemei - ne Perl. Man giebt beſtändig vor / daß unter denen vielen Gattungen Raupen / die dieſer Or - ten und in Braſilien gefunden werden / auch eine ſey / welche in dergleichen Vögelein ſich ver - geſtalten. Idem.

45. Jn jetzt-gedachten Jnſul des-Antil - les, wird ein Vogel gefunden / den etliche zu den unterſchiedlichen Gattungen der Papegoyen rechnen / deſſen Name Canadis; und unter den ſchönſten / für den allerſchönſten geachtet wird. Federn unten am Bauch / auf den Flügeln und am Hals / flincken wie die ſchöne Morgen-röthe. Der Rucken / ſampt der Helfft der Flügel / iſt Himmel-blau; der Schwantz und die groſſen Federn ſind Fleiſch-Farb / mit bleich-grüner / und blinckender ſchwartzer Farbe ſchattiret / daraus ein Liecht-blinckender Gold-Glantz herfür ſtra - let. Der Kopff / verbirget gleichſam ſich in Roſen-farbigen Pflaum-Federn / welche Wellen weis ruckwerts gekräuſelt ſtehen. Die Augen / flinckern als ein Rubin / und die Augenlieder ſind weis. Auf dem Kopff hat er einen gelb-rothenFe -643Von der Natur. Feder-Buſch / der ſchimmert wie glüende Koh - len. Er hat eine dücke kurtze Zunge / damit lecket er ſeine Federn; und weiß gar artlich zu ſchmeicheln / ſonderlich / wann er einige Lecker - Koſt haben will. Man findet welche / die Spa - niſch / Holländiſch / und Jndianiſch reden: Auch in ein ſo anderer Sprache unterſchiedene Lieder ſingen / und den Thieren und Vögeln gar na - türlich / nach zuſchreyen wiſſen. Eraſm. Franc. Oſt - und Weſt-Jnd. Luſt-Garten.

46. Noch ein ſeltener Vogel iſt in Weſt - Jndien Anhima in Huajana aber Mouton ge - nandt / von Farbe ſchwartz und braun / an Gröſ - ſe bey nahe wie ein Calkuniſche Henne / das Männlein hat zu oberſt auf dem Kopff der einem Jndianiſchen Hahnen gleichet / ein Bein-farb Horn / zween Quer-Finger / unterweilen auch wol einer Spannen lang gerad empor; rund / und ſo dück als eine Schreib-Feder. Um daſ - ſelbe umher / richten ſich einige weiß - und ſchwar - tze Federn empor. An dem Vorder-Theil der Schwingen / kommen aus denen Flügel-Beinen andere zwey dreyeckigte Hörner herfür / wormit er ſich gegen ſeinen Feind wehret / die ſo wol als das Scheitel-Horn eine kräfftige Artzney wider Gifft ſind; auch hierinnfals der Hirſche / und aller anderer Thieren-Hörner weit übertreffen. Wann dieſer Vogel trincken will / ſtecket er zu - vor das Horn vorn am Kopff ins Waſſer / und rühret es damit um / auf das / ſo etwas gifftigsS ſ ijdarin -644Das andere Buch. darinnen wäre / ſolches dadurch vertrieben wür - de. Idem. Guinæiſch: und Americaniſcher Blumen-Buſch.

Das V. Capitel. Frembdes / theils unbekandtes Gewürm; deſſen Gröſſe / Ge - ſtalt / und Eigen - ſchafft.

In Europa.

1.

D es auch in Teutſchland fliegend und und andere Drachen ohne Flügel: Jtem / groſſe gräuliche Würmer / die der gemeine Mann Lind - oder Haſel-Würmer zu nennen pflegt / giebet / und jederweilen vor den Tag kom - men / und geſehen werden / zeuget die Erfahrung. Dergleichen iſt in vorigem Seculo, in der Grav - ſchafft Hohnſtein unfern dem Kloſter Jlfeld / bey dem zerfallenen Gemäuer des alten Schloſ - ſes Hartzeburg / nicht allein geſehen / ſondern auch endlich / von zweyen Holtzhauern aus Sachswerffen / umgebracht worden. Der Wurm war beynahe eines Mannes dücke: Und zwölff Schuhe lang; mit dem Maul und Kopff war er einem Wolff ähnlich. Zeilerus.

2. Noch ein dergleichen Wurm / ward im Jahr 1597. auch auf dem Hartz / unter demKlet -

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645Von der Natur. Klettenberg geſehen. Dieſer war über 18. Schuh lang / und ſo dück als ein Mann um die Lenden iſt. Hatte einen Kopff wie eine Katz / am Leib war er gelb und grün; und hatte unten am Bauch Füſſe. Idem.

3. Jn der Schweitz auf hohem Gebürge werden mehrmalen fliegende Drachen geſehen; geſtalten im Jahr 1649. ſich zugetragen / daß als der Amman zu Solothurn / einſten Nacht - Zeit den geſtirnten Himmel betrachtete / er einen gläntzenden Drachen aus einer Felſen-Höle auf dem ſo genandten Pilatus-Berge ſahe hervor kommen / und mit ſehr ſchneller Bewegung der Flügel / nach einer andern gegen über gelegnen Berge-Höle ſich ſchwingen ſehen. Dieſer Drache war ſehr groß / hatte einen langen Schwantz / und lang ausgeſtreckten Hals / Schlangen-formigen Kopff / und einen Rachen voller Säge-Zähn. Unter währenden Flug / ſpeyet / und ſtreuete er etliche Funcken von ſich / die anders nicht ſchienen / als wann die Funcken von eines Schmidts Ambos herunter ſpringen. Guinæiſch - und Americaniſcher Blumen-buſch. Eraſ. Franciſci.

4. Jetzt-gedachter Amman zu Solo - thurn / als er im Jahr 1654. um Jacobi / den jenigen Berge / wohin erſt-beſagter Drache ge - flogen / und Flue genennet wird / ſampt einem Jäger anſtiege / des Vorhabens / einigem Wild nachzuſpüren / traff er an ſtatt deſſelben im Ein -S ſ iijgang646Das andere Buch. gang einer groſſen Berg-Höle einen Drachen an / deſſen Kopff wie die Schlangen-Köpffe ge - bildet / Hals und Schwantz von gleicher Länge waren. Er hatte vier Füſſe / etwas höher als ein Schuh hoch / auf denſelben gieng er umher. Der gantze Leib war von Schuppen / die mit grau / weis / und gelben Flecken geſpreckelt / be - decket. So bald er aber dieſer Perſonen iſt an - ſichtig geworden / hat er mit ſtarcken Geräuſche und Raſſeln der Schuppen / in die Höle einwerts ſich begeben. Idem.

5. Ein Burger zu Lucern ſeines Hand - wercks ein Küeffer oder Büttner / gieng eins - mals im Winter in den Wald auf das Gebürge / Reiff-Stangen / und Bande / deren er zu ſeinem Hand-werck benöthigt / zu hauen; verfälete aber gegen Abend des Wegs / und muſte über Nacht in der Einöde verbleiben. Deß andern Tags / machte er ſich zwar frühe auf / verfiel aber / weil es noch tunckel in eine tieffe Grufft zwiſchen Fel - ſen / die / gleich als ein Brunn gerade unter ſich gienge; und weil der Grund leimicht und weich war / empfieng er von dem Fall keinen ſonderba - ren Schaden; ſahe aber / daß auſſer wunderli - cher GOttes-Schickung / und deſſen Beyſtand / keine Erledigung von hier zu hoffen. Er ward gewahr / daß in dieſer Krufft an einer Seiten eine Höle war / die tieff einwerts gienge / in welche er ſich begeben wollen; erblickte aber im Ein - tritt derſelben / zween abſcheulich-groſſer geflü -gel -647Von der Natur. gelter Drachen / die allhier ihr Winter-Lager hielten. Ob nun ſchon hierüber er zum höch - ſten beſtürtzt worden / jedoch aber / weil kein ent - fliehen ſtatt hatte / muſte er Göttlicher Ver - hängnis erwarten; und diß Orts / vom 6. No - ve[m]bris / biß den 10. Aprilis des hinnach ge - folgten Jahrs / und alſo über fünff Monat ver - harren. Binnen welcher Zeit ihme von den Drachen kein ferner Leyd / oder Gefahr be - gegnet / und zugefügt worden / als daß ſie jeder - weilen mit ihren Schweiffen ſeinen Hals und Leib umſchlungen haben / doch ohne Schaden. Wie er nun ſahe / daß dieſe Drachen täglich / die von Salpeter / weis angeflogene Felß-Wänd ableckten / that er aus Mangel alles Menſchli - chen Unterhalts / dergleichen / wordurch dann eine ſo lange Zeit über / er bey Leben / und etwas Kräfften ſich erhalten. Bey annahendem Frühling / und eintrettenden Æquinoctio, mach - ten die Drachen aus der Höle ſich hervor / biß zum Ausgang; und als ſie die Wärme der Lufft empfanden / ſchwunge der eine ſich in die Höhe und flohe davon. Als nun der andere ſeinem Geſellen nachfolgen wolte / und nun ſich zu ſchwingen begunte; ermunterte ſich dieſer Mann / ergrieff aus Verzweifflung anderwärti - ger Erlöſung / des Drachen-Schwantz / und ward hierdurch aus dieſer Krufft gehoben und auf das ebne Land gebracht / da er dann den Drachen anließ / und Wege ſuchte / denſelbenS ſ iiijauch648Das andere Buch. auch fande / und hinwiderum nach Lucern zu den Seinen / die ihne nicht mehr gekennet / glücklich angelanget. Alldieweilen aber / wegen ſo lan - gen Faſtens / er keine Speiſen ferner verdauen konte / ſondern nur Suppen und linde Gemüſſe genieſſen muſte / verſchied er nach einem halben Jahre; Als er zuvor dieſe Wunder-Geſchicht auf einen Meß-gewand ſticken laſſen / und daſſel - be in die Kirche St. Leogart zu gedachten Lucern verſchafft / allwo es annoch gezeiget wird. C. Schott. Phyſ. Curioſa.

6. Jetzt-gedachten Landes in der Schweitz truge es ſich zu / daß ein Land-Mann in der Heu-Erndte einen groſſen Drachen aus dem ſchon genandten Pilatus-Berge nach einem an - dern gegen über liegenden Gebürge fliegen ſahe; und warname / daß im Flug er etwas fallen laſ - ſen / welches als auf Nachſuchen / er es auf der Wieſen gefunden / war es geſtaltet / wie ein ge - lieffertes Blut / in mitten deſſelben lag ein runter Stein / welcher auf dato noch als ein unſchätzbar Kl[e]inod in erſt-genandter Stadt Lucern verwar - lich aufbehalten / und gezeiget wird. Eraſ. Fran - ciſcus. Guin. und American. Blumen-Buſch.

7. Jm Jahr 1473. den 27. Junij / begab es ſich / daß in Schwaben zu Hopffſtach / ein Burger Namens Berchtoldt Grätter / in das nechſte dabey gelegene Holtz gangen / deſſen et - was zu hauen; hörete er in einem Thal ſelbiger Gegend ein groſſes Ziſchen / Pfeiffen / und Ge -tös /649Von der Natur. tös / unweit eines Bachs. Da er ſich nun da - hin verfügete / ſahe er / eine Menge Schlangen / Nattern / und Kroten / ungewöhnlicher Gröſſe / zuſammen gerollet auf einem Klumpen liegen. Er bemerckte den Ort / kam Tags hernach wider dahin / fande es aber noch in vorigem Stande. Des dritten Tags als er wider dahin kommen / war nichts mehr / als eine groſſe Krott und Schlangen / die todt auf dem Platz lagen / zu ſehen. Um ſie herum war ein dücker / zäher / weis-gläntzender Schleim wie Froſchleich: Und nechſt dabey ein Stein / welcher nach dem Apo - tecker Gewicht 5. Pfund und 3. Untzen ſchwer / befunden worden. Dieſer Stein / ſo der Farbe nach / ſchwartz in gelb / mit vielen gläntzenden Tüpffeln überſtreuet: Wird allzeit von dem Aeltiſten des Geſchlechts der Grätter zu Schwäbiſchen-Hall verwarlich aufbehalten / und in vielen ſchweren Gebrechen / ſonderlich / in allen böſen / hitzigen Geſchwulſten / Bäulen / Geſchwähren / und Schlier; Jtem in Peſtilen - tziſchen Seuchen / und zauberiſchen Kranckhei - ten / an Menſchen und Viehe hoch nützlich be - funden. Sein Gebrauch iſt alſo: Daß man denſelben in einem Leinen Säcklein bey linder Hitze erwärmet / und dann alſo blos / den Scha - den etlich mal fein ſachte damit reibe. Er wird aber nicht jederman / ſonderlich auſſerhalb der Stadt ohne Verſicherung biß auf 50. S ſ vin650Das andere Buch. in 100. Gulden gelehnet. Libavius, Lib. Singul.

8. Jn der Norwegiſchen See / laſſen un - ter Zeiten ſich Schlangen ſehen / die 100. in 200. Schuhe lang ſind; und darbenebenſt von ſolcher Dücke / daß ſie Schweine / Kälber / und Schafe verſchlingen können. Ein vornehmer Mann / und Burger-Meiſter zu Malmoe in Schonen betheuret / daß noch Jüngſt hin / als er auf einem Hügel an der Nordiſchen See geſtan - den / bey ſtillem Wetter eine groſſe Schlange aus dem Waſſer geſehen / die an Dücke einem Wein - Faß geglichen / und 25. Krümme gehabt. Jn gemein aber / iſt es ein böſes Omen, wann der - gleichen Schlangen ſich ſehen laſſen / und trifft entweder das Land / oder deſſen Herꝛſchafft ein Unglück. Zeilerus. Gottorp. Kunſt-Kam - mer.

9. Jn Italien / zwiſchen Rom und Flo - rentz an der Meer-Küſt / liegt eine Stadt Na - mens Il Saſſa, bey derſelben hat es eine Höle / la - grotta delli Serpenti, das iſt / die Schlangen - Höle genandt / weilen in ſolcher / eine groſſe Menge abſcheulicher Schlangen gefunden wer - den. Dieſe Höle iſt durch einen gar gelinden warmen Dunſt gleichſam natürlich angewär - met. Hiehero werden viel Krancke / die mit Auſſatz / Räude / Gicht / Glieder-weh / Ge - ſchwulſt / Frantzoſen / und mancherley andern ſolchen Gebrechen behafftet ſind / gebracht / undauch651Von der Natur. auch curiret. Wann der Patient abgekleidet / und dahinein gethan worden / kommen an ſtund aus den Löchern in der Höle eine Menge Schlangen hervor / die den gantzen Leibe über - kriechen / und denſelben belecken. Etliche / die vor den Schlangen ſich entſetzen / und Abſcheu haben / die pflegt man durch Opium oder Mag - Samen einzuſchläffen / biß die Zeit des Schwi - tzens vorbey iſt. Kircherus. Petr. Servius. Nat. Mirab.

10. Jn dem Jahre 1660. trug ſichs zu / daß als ein Jäger der Stadt Rom / an des Meers-Geſtaden dem Vogelfang nach hienge: Er einen Drachen / in Gröſſe eines Geyers / wor - für er erſten Anblicks ihne angeſehen / angetrof - fen. Als er nun nach ihme geſchoſſen / und einen Flügel gelähmet / eylete der Drache gantz Rach - gierig / theils lauffend / theils fliegend auf den - ger an / der durch einen friſchen Schus in die Gurgel ihn erlegte: Wurde aber von dieſen gifftigen Anhauchen dergeſtalt inficiret / daß er nach ſeiner Nacher-Haus-Kunfft erkranckete / und auch noch dieſelbe Nacht geſtorben / da dann der grüne Gifft über deſſen gantzen Leib iſt aus - gebrochen. Vor ſeinem Ende / hat jemand Bekandter / die Gegend wo diß geſchehen / von ihme erkundigt / und Tags hernach / dahin ſich verfüget / da er den Drachen / jedoch ſchon an - brüchig gefunden / und zum War-Zeichen / den Kopff mit ſich nach Rom gebracht. Er hatteeinen652Das andere Buch. einen Rachen wie die Schlangen / und war mit einer gedoppelten reihen Zähne bewaffnet. Seine beede Füſſe waren gantz wunder-förmig und kroſpelig / wie die Gänſe-Füſſe; unterſchied - liche Gelehrte / haben beedes Kopff und Füſſe be - ſichtiget. Eraſm. Franciſci. Guinæi - und A - merican. Blumen-buſch.

11. Unter den Wundern der Natur / mag bil - lig auch eine Art Spinnen / die man in der Land - ſchafft Apulien in Welſchland in Menge findet / ihre Stelle haben; welche / ob ſchon anderer Gegenden Italiens ſie auch zuſehen / ſonderlich um Rom / und Calabrien / und an Geſtalt und Farben mit dieſen in Apulien allerdings über - ein kommen / doch aber / was die Würckung ihres Giffts betrifft / von allen andern Geſchlechten mercklich unterſchieden ſind. Nun dieſe Spin - nen / davon allhier gedacht wird / werden in ge - mein Tarantulen, (von der Stadt Taranto in ſchon gedachter Landſchafft Apulien, oder Pu - glia, als in welcher Gegend ſie ſich häuffig auf dem Felde finden /) genennet. Jn der heiſſen Sommer-Zeit / ſonderlich in den Monaten Ju - nij, Julij, und Auguſti, werden von andern die Land-Leute / Gärtner / Schnitter / Hirten / und dergleichen Leute / die mit bloſſen Füſſen im Feld herummer gehen / am meiſten von ihnen gepla - get.

Jhre Verletzung geſchicht mit den Zäh - nen; der Biß aber ſiehet einem Stiche gantzähn -653Von der Natur. ähnlich. Das Gifft ſo von dem Biß kömpt / er geuſt ſich durch den gantzen Leib / des geſtoche - nen Menſchen / daraus nachmals ſehr frembde und verwunderliche Zufälle ſich ereignen: Dann theils wollen immerdar lauffen / andere lachen / oder weinen; etliche ſchreyen / andere ſchlaffen ſtets / oder wachen allzeit; der gröſſere Theil dieſer Leute / müſſen öffters ſich erbrechen. Ein Theil will ſtets tantzen / der andere ſchwitzen; etliche erzittern immerdar / andere werden mit vielem Erſchrecken befallen: Theils aber blei - ben noch mehr andern Beſchwerlichkeiten unter - worffen; alle aber durchgehend / ſind den raſen - den Leuten / die nicht bey Sinnen / nicht viel un - gleich. Wie nun das Beiſſen dieſer Spinnen Anfangs kaum empfunden wird / und man es nur für einen gelinden Fliegen-Stich achten möchte. Alſo kommen die daher entſtehende Zufälle auch nicht plötzlich / ſondern allmählig / und erſt völlig nach Verflieſſung eines Jahres / da es durch der Sonnen-Hitze gleichſam rege gemacht wird. Zween Monat zuvor aber / ehe die gifftige qualität / die Patienten Manns - und Weibs-Perſonen zu dermaſſen hefftigem Tantz anſporet; daſſelbige nicht ſelten mit Vergeß alles Wolſtandes und Gebühr / denen Lotter - Buben / Umlauffern / Wahnwitzigen / oder gar Beſeſſenen ſich gleich geberden; melden ſich bey ihnen an / hitzige Fieber / Glieder-Schmertzen / Abnehmen des Leibs / Miß-Farben / und gäntzli -cher654Das andere Buch. cher Verluſt alles appetits zum Eſſen. Und bezeuget hierbey die Erfahrung / daß die ſonſt dem Gifft widerſtehende Mittel / als da iſt / der The - riak / Mithridat / Bezoar / und dergleichen Anti - dota, gemeiniglich vergebens gebraucht werden; wofern nicht zugleich ein / der Eigenſchafft des Giffts proportionirter Klang / der den gebiſſe - nen durch einen verwunderlichen Conſens, er wolle / oder wolle nicht / zum Tantzen nöthiget / biß er von Schwitzen gantz naß / müde / und abge - mattet / hinzu kompt. Welcher Schall dann bey dem Verwundten ſo viel würcket / daß der hüpffende Patient / nach Entgehung aller Kräff - ten / endlich gleichſam todt darnieder fället: biß er über eine kleine Zeit durch Wein ein wenig auf - gefriſcht / nach Erholung ſeiner Kräfften / inner - halb drey oder vier Tagen ſolche Täntze noch viel hefftiger widerholet / welches dann bey theils drey / vier / ſechs / bey etlichen wol achtmalen ge - ſchiehet.

Uber dieſe jetzt-erzehlte Sympathi von einer zu dem Gifft ſich ſchickenden Muſic / ſpüret man an den Verletzten / noch eine andere / nicht weni - ger ſeltzame Eigenſchafft / die ſie zu verſcheidenen dem Gifft ebenfals proportionirten Farben tragen / und an ſolchen ihre Augen beluſtigen. Dann man ſiehet / daß etliche an gelber / andere aber an rother Farbe eine ſonderbare Beliebung bezeigen: und ſo bald ſie etwas / welches die ihnen gefällige Farbe hat / erblicken / fallen ſie daſſelbegantz655Von der Natur. gantz begierig mit den Zähnen an / nagen es / und beiſſen darein; nachmals aber ſtellen ſie ſich gantz freundlich / gleichſam ſie von Liebe gantz unſinnig und mit aufgeſperꝛtem Munde / ausge - breiteten Armen / thränenden Augen / und tief - fen Seuffzen / das beliebte / es ſey ein Tuch / Holtz / oder anders / umfahen / hertzen und an ſich tru - cken / mit ſolcher Jnbrünſtigkeit / als gedächten ſie daſſelbe ihnen gäntzlich einzuverbleiben. Bald ſpringen und tantzen ſie damit herum / und geberden ſich / wie dieſe / die aus Liebe raſend wor - den ſind.

Andere / wann ſie durch die Muſic gereitzet / und gleichſam erwecket werden; ſpringen mit bloſſem Degen / oder einem andern hell-blincken - den Gewehr / als deſſen Schein ihnen ſehr ange - nehm / herfür zum Tantz: Wobey ſie mancher - ley poſſierliche Geberden und Gauckeleyen be - zeigen.

Andere / pflegen nimmer Ruhe zu haben / wann ſie nicht ein gläſern Geſchirꝛ voller Waſ - ſer in den Händen herum tragen / und mit dem - ſelben eben dergleichen Bewegungen / Geberden und Poſſen verüben.

Etliche ſehen wunder gerne mitten auf dem Tantz-Platz / einige Muſchel-Schalen die mit Waſſer angefüllt / und mit grünen Kraut von Rohr - und Schilff-Blättern rings umher beleget ſind / darein ſie dann aus treibender Be -gierd /656Das andere Buch. gierd / Hände und Arme / jederweilen auch den Kopff eintauchen.

Etliche præſentiren ein paar ſich balgen - der Soldaten; oder vollgeſoffener Truncken - bold; andere / nehmen an ſich eine beſondere Spaniſche Gravität / in Worten und Geber - den / ſich einbildend / daß ſie hohe Stands-Per - ſonen Hertzoge / General / und dergleichen - ren. Noch hat man etliche beobachtet / die an die Wagen-Deichſeln ſich anhengen / und darinnen ihre beſondere Ergötzung ſuchen.

Viele / wann ſie eine Zeit lang geſprungen; ſetzen ſie ſich nieder und ſchlagen mit den Hän - den hefftig auf ihre Knie / als wolten ſie dadurch ein ſchweres innerliches Anliegen andeuten. Manche / ſtrecken der Länge nach ſich auf die Erde / ſtoſſen dieſelbe mit Händen und Füſſen; und was dergleichen affecten an dieſen armen Patienten mehr ſich ereignen.

Aber alle dieſe affecten und Zufäll werden erreget / und auch wider aufgelöſet und geſtillet / nach dem Tact und Zuſammenſtimmung des Klangs und Geſangs / welchen die inficirte Per - ſon mit ſothaner Gemüths - und Leibs Empfind - lichkeit aufnehmen / daß öffters / wann dem Verletzten die Muſicaliſche Jnſtrumenten nahe bey die Ohren gehalten werden / er von ſonder - barer Vergnügung und Wolgefallen gleich - ſam erſtarret ſich bezeiget; bald aber voll Jubi - lirens / zuruck tritt / gantz hefftig hinwiderum zutan -657Von der Natur. tantzen beginnet / und durch mancherley ſeltzame Geberden / die aus der ihme anſtändigen Harmo - ni empfangene Wolluſt bezeuget.

Begiebt es ſich aber / daß unter währendem Tantzen / von denen Spiel-Leuten entweder aus Verſehen oder Vorbedacht / ein miß-klingen - der / dem Gifft widriger Strich oder Klang ge - höret wird; ſo gleich geben dieſe arme Patienten durch allerhand ungewöhnliche Bewegungen des Leibs / und Verkehrung der Augen Anzei - gung / was Schmertz / und peynliche Empfind - lichkeit dannenhero in ihnen entſtehe.

Hierbey dienet zu erinnern / daß denen von den Tarantulen verletzten / mancherley Melo - dien / nach Art und Beſchaffenheit des Giffts vorgeſpielet werden / doch treffen ſie bey nahe alle in einem Tohn zuſammen / den die Welſchen l Aria Turcheſca nennen. Alſo auch ſind die Muſicaliſche Jnſtrumenten nicht einerley: Dann etlich werden durch eine Trummel; an - dere durch Pfeiffen; dieſe aber / die etwas zarter / durch Leyren / Citharen / Lauten / und Clavi - cimblen durch einander geſpielet / erquicket. Diß Spectakul wird ſo lange wären; biß die Krafft des Giffts / welches in dem Jahr durch vielfältiges Hupffen und Springen erreget / theils durch den Schweis ausgedünſtet iſt: Als dann machet man mit der Cur dieſer Kranckheit auf ein Jahr / gleichſam einen Stillſtand.

Wie nun bey denen Patienten ſo mancher -T tley658Das andere Buchley ungleiche Neigungen ſich erweiſen / und öff - ters einander gantz entgegen ſind: Alſo und nicht weniger / erfähret man auch an den Taran - tulen; dann wann deren verſcheidene unglei - cher Farbe und Art / in eine mit Waſſer ange - füllte Muſchel / auf kleine Spänlein geſetzt wer - den / und ſo dann auf der Harpffe oder einem an - dern Jnſtrument aufgeſpielet wird / da ſiehet man zur Verwunderung / daß bald dieſe bald jene Spinne beginnet zu hüpffen; die andern aber ſo nicht dieſe Temperatur haben / ruhen und ſtill ſeyn. Dahero zu Taranto und ſelbiger Ge - gend von der Obrigkeit beſondere hierinnen wol - geübte Spiel-Leute beſoldet werden / damit ſie denen gebiſſenen Menſchen Hülffe thun / und bey Leben erhalten mögen. Daß auch dieſe Ta - rantulen von allen nur eine Farbe belieben / ſie - het man daraus / wann etliche derſelben / auf ein von mehrerley Farben zuſammen geſticktes Tuch geſetzet werden / die jenigen ſo einer Complexion, Art und Natur ſind / ſich auch zuſammen / auf ein grün oder rothes Flecklein ſetzen; die andern aber / andere Farben erwehlen / und darauf ver - bleiben. Athan. Kircherus.

12. Was die Alten Scribenten von einer Art Würme / die ſie Salamander genennet / wel - che im Feuer lebendig bleiben und nicht verbren - nen / geſchrieben / das iſt von vielen auch Gelehr - ten Leuten in eine Fabel gezogen / und nicht ge - glaubet / ſondern erachtet worden / daß ſie hierun -ter659Von der Natur. ter etwas anders / und zwar nach der Chymico - rum Ausdeutung die Tincturam Univerſalem, hätten anzeigen wollen. Daß aber warhafftig dergleichen Würmer gefunden werden / die das Feuer beſtehen / und in demſelben keinen Scha - den nehmen / ob ſchon ſie ein oder mehre Stun - den darinnen gehalten werden; hat bey einer Zeit hero die Erfahrung bezeuget / daß derer et - licher Orten in Oſt-Jndien genugſam zufinden / von dar ſie auch lebendig in Europam ſind über - bracht worden. Ein Liebhaber natürlicher Geheimnis / hat dieſer Salamander etliche aus gedachtem Oſt-Jndien überkommen die er alſo in einer Schachtel aufbehalten. Nach zwey Monaten aber / nahm er einen und ſetzte ihn in ein ziemlich Feuer zwiſchen die glüende Kolen / wel - che der Wurm durch eine Menge ausgeblaſe - nen Speichel ausleſchete / und wie offt ſolche ſich wider entzündeten abermal durch ausgeworffe - nen Speichel abgelöſchet / biß endlich nach ver - floſſenen zweyen Stunden hinwiederum aus dem Feuer unverletzt iſt heraus genommen wor - den / geſtalten er noch neun Monat hinnach gele - bet. Man hat nicht warnehmen können / daß ſie einigerley Speiſe genoſſen / auſſer daß unter Zeiten die Erde / auf welcher in Jndien ſie pfle - gen zu ſitzen / davon ein Stuck mit iſt überkom - men / gelecket / es war aber dieſe Erde Anfangs gleichſam mit einem zehen Schleim bedecket: Und als durch Länge der Zeit ſie ausgetrocknet /T t ijhat660Das andere Buch. hat der Salamander durch ſeinen von ſich gelaſ - ſenen Urin nach und nach ſie hinwiderum be - feuchtet. Als endlich nach verfloſſenen eilff Monaten dieſe aus Jndien mit gebrachte Erde dem Wurm genommen / und ſtatt derer von des Lands Erden etwas in die Schachtel gethan worden / hat ſolche er nicht vertragen können / und iſt den dritten Tag hinnach geſtorben. Le Journal de Sçavant.

In Aſia.

13. Zu Batavien in Oſt-Jndien auf der Jnſul Java Major, wurden im Jahr 1646. zwo ertödtete Schlangen / bey 36. Schuhe lang / ein - gebracht. Deren die eine ein gantzes Jndiani - ſches Weib: Die Andere aber / ein wildes Schwein im Leibe / welche ſie alſo gantz ver - ſchluckt hatten. Mercklin Oſt-Jndiſche Reiſe.

14. Jm Gebiet der Mogors / um die Gegend der Stadt Amadabat, zeiget denen Frembden man ein Geſchlecht Schlangen mit zween Köpffen / derer der eine vornen: Der An - dere aber zu End am Schwantz zu ſehen; und welches recht verwunderlich: So regieret ein Kopff ein Jahr um das Andere. Welcher Kopff nun das Regiment hat / der wird gröſſer; der Andere aber kleiner / und ungeſtalter. Oſt - Jnd. Reiſen.

15. Jn661Von der Natur.

15. Jn Perſien um die Gegend der Stadt Congo am Sinu Perſico gelegen / iſt noch eine andere Art Schlangen / wann deren eine von ungefehr über eines Menſchen-Hembd / oder ander Leinen-Geräth ſo er am Leibe trägt / und ander Sonne liegt / kriechet; ſo wachſen dem jenigen / der nachmal es am Leibe bringt / Schlan - gen im Rucken / die werden auch je länger je gröſ - ſer / und ſchlingen ſich allmählig rings weis um den Leib / biß der Kopff und Schwantz zuſammen kommen; und alsdann mus der Menſche ſter - ben. damit aber deme vorgebauet werde / ſticht man dieſe Schlangen mit einer Pfrieme oder Nadel öffters in Kopff / dadurch wird ihr wach - ſen verhindert / und der Menſch bey Leben erhal - ten. P. à S. T. Orientaliſche Reiſe.

16. Jn China, in der Landſchafft Xan - tung, giebt es eine Art Würmer / die ſich bey nahe den Raupen vergleichen. Dieſe enthalten ſich meiſtes auf dem grünen Gebüſch und Bäu - men / ſpinnen aus ihrem Mund ſehr lange ſeidene Fäden / woraus zwar etwas grobe / doch gar tauerhaffte Tücher gemacht werden. Nieu - hof.

17. Jn jetzt-gedachtem Königreich China, ſonderlich in der Provintz Quangſi, und an noch mehr Orten Oſt-Jndiens / wird eine Art Schlangen gefunden / welche die Portugeſen Cobras di Capello, das iſt / haarichte Schlan - gen nennen. Sie ſind ſehr gifftig / in ihremT t iijHaupt662Das andere Buch. Haupt findet man einen Stein Pietra del Cobra in gemein genandt / welcher ein herꝛlich zu ver - läſſig Hülff-Mittel iſt / wider den Biß dieſer Schlangen / worvon ſonſten ein Menſch inner vier - und zwantzig Stunden ſterben muß. Man hat bey etlichen Jahren hero / nach dem dieſer Stein auch in Europa überbracht / und deſſen heylſame Würckung nicht allein in allerley giff - tigen Thieren / als auch wütender Hunde-Biß / ſondern auch gegen die erſchröckliche Säuche der Peſt / bekannt geworden iſt / hiervon ver - ſcheidene Experimenta angeſtellet. Der be - rühmte Medicus zu Venedig / Otto Takenius, ließ durch eine erzürnte Vipper-Nater einen Hund beſchädigen; und als nach einer halben Stunde aus deſſen Winſeln er vermerckte / und aus dem gewaltigen Aufſchwellen ſahe / daß das Gifft bereits in den Leib des Hundes ſich aus - getheilet: Nahm er dieſen Stein / hielte ihn an die Wunde / der blieb daran feſt behangen / ſo / daß er nicht wieder abzubringen war / da bald darauf der Hund ſtille wurde. Nach zweyen Stunden fiel er von ſelbſten herab / den ließ er in Milch abwaſchen / von welcher Milch als ein anderer Hund nur ein wenig geleckt / die darauf gefolgte Nacht verrecket. Den alſo abgewaſchenen Stein hielt er dem verletzten Hund widerumb an die Wunden / der zwar abermal ſich angehängt / doch nach einer halben Stunde wieder herab gefallen / und dadurch an -gezeigt /663Von der Natur. gezeigt / daß nun alles Gifft ausgezogen ſey / geſtalten auch der Hund bereits aus der Gefahr geweſen. Der Stein iſt ſchwartz und Rund; etliche ſind in der Mitte weiß / und rund umb - her blau; und iſt allzeit gut / wann er / wie ge - dacht nach dem Gebrauch / nur in Milch abge - waſchen wird. Le Journal de Scavans. Tache - nii, Hippocr. Chymicus.

18. Joh. Bapt. Tavernier in ſeinen O - rientaliſchen Reiſen ſchreibet von dieſes Steins Pietra di Cobra Tugenden gleiches Jnnhalts / meldet aber anbenebenſt / daß er erachte / dieſer Stein ein Factitium ſeye / dieweilen derſelbe ſonſt nirgend als bey den Bramnis oder Jndia - niſchen Pfaffen zubekommen wäre. Doch dem ſey wie ihm iſt / der Stein habe eine ausbündige Tugend wider Gifft / ſonderlich wann jemand von gifftigen Thieren gebiſſen oder geſtochen werde. Dieſer Stein werde folgender Geſtalt probiert / ob er gerecht iſt. Entweder lege man ihn in ein Glaß voll Waſſer / und ſo er gut iſt / fängt das Waſſer gleichſam an zu ſieden; und es ziehen ſich kleine Bläßlein von dem Stein unten am Boden des Glaſes biß in die Höhe. Oder / man nehme den Stein in den Mund / iſt er ungefälſcht / ſo wird er von ſelbſten oben an den Gaumen ſich an - hängen.

T t 4In664Das andere Buch.

In Africa.

19. Jn dem Königreich Congo, und theils Orten in Guinea, ſihet man eine Art ge - flügelter Schlangen / oder vielmehr fliegender Drachen / deren theils / in Gröſſe eines Schaafs / und über zehen Elen lang / gefunden werden. Jhr Farbe / iſt blau / mit grün vermenget / die Füſſe ſind mit ſehr ſtarcken Klauen bewaffnet; ihre Speiſe iſt rohes Fleiſch / dahero ſie auch allerley Geſchlecht der Thieren gar gefähr ſind; unterſtehen ſich auch zu Zeiten / die Elephanten anzugreiffen / die ſie öffters durch ihre Geſchwin - digkeit erlegen. Olf. Dappers. Africa.

20. Auf dem wol bekandten hohen Ge - bürg Atlas, findet man auch verſcheidene Gat - tung fliegender Drachen und Schlangen / de - ren mehrer Theil in Gröſſe eines / Hunds / mit einem gar langen Schweiffe. Der Leib mag bey vier Schuhe lang ſeyn; der Kopff aber gleichet einem Affen / haben einen weiten Ra - chen / mit einer lang ausgeſtreckten Zungen. Jhre Flügel / ſind dicker als der Vögel / von un - terſchiedlichen Farben / doch meiſtes weiß und roth. Sie ſind ſehr vergifft / und welcher Ge - gend ſie fliegen / da verbergen ſich alle Vögel / denen ſie auch ſonderbar nachſtellen. Aſiat. und African. Begebenheiten.

21. Jn dem Königreich Melinde undMoſam -

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665Von der Natur. Moſambique werden eine Art Schlangen ge - funden / welche die Frantzoſen nennen Serpent auchaperon; und diß der Urſachen / weilen dieſen Schlangen hinten am Kopff etwas wie eine De - cke oder Hauben hinab hänget / aller maſſen der beygehende Abriß beſſer weiſet. Dieſe Schlan - gen bekommen in ihrem Alter auch einen Stein / den ſie in gedachter Haube oder Decke tragen / der iſt aber gar mirb / läſſet ſich etlicher maſſen zerquetſchen / und gibt eine dicke und zähe Feuchte von ſich. Dieſe miſchet man mit Waſſer / und gibt es wider allerley in den Leib gekommenes Gifft zu trincken / darauf eine ſchnelle Geneſung erfolget. J. B. Tavernier.

In America.

22. Jn dem Königreich Nova Granada, lebt ein Geſchlecht der Schlangen / die heiſet man daſelbſt Cobra di Veado, die an Gröſſe und Dicke mit einem Ochſen zu vergleichen / und eine gewaltige Länge haben. Dieſe ver - ſchlingen gantze Hirſchen und die groſſen Schilt - Krotten. Jhr Leib iſt aller Orten mit ſtahl-fe - ſten Schuppen / gleich einem Bantzer überzo - gen und bedecket. Sie geben der Orten / wo ſie ihren Aufenthalt haben / einen ſtarcken Geruch von ſich / wordurch die Menſchen etlicher maſ - ſen vor ihnen ſich hüten können. Faſt ihres gleichens ſihet und findet man auch / in demT t verſt -666Das andere Buch. erſtgemeldten Königreich Congo in Africa. Olf. Dappers. America.

23. Ein ander Geſchlecht der Schlan - gen / ſind mehrer Orten in Weſt-Jndien zu fin - den / die zwar bey weiten nicht ſo groß / doch umb ſo viel gifftiger; von den Jndianern wer - den ſie Boicininga genannt. An der äuſſer - ſten Spitze des Schwantzes / haben ſie ein Ge - wächs wie ein Kugel oder Schelle / damit ſie raſſeln / und demnach zimlich weit zuhören ſind. Welches auſſer Zweiffel die vorſichtige Natur alſo geordnet / damit die Menſchen vor ihren tödtlichen Biß / umb ſo viel beſſer ſich wahr neh - men können. Joh. de Lact. Olf Dapper. Ame - rica.

24. Jn Virginia, der Cron Engeland zuſtändig / gibt es auch dergleichen Ratel - oder Schellen-Schlangen / die daſelbſten zimlich dick / bey fünff Schuh lang / brauner mit gelb gemiſchter Farbe / gefunden werden. Sie ha - ben lange ſpitzige zähne / eine gekrümmte Zunge / und bewegen ſich mit ſolcher Geſchwindigkeit / als ob ſie fliegen. Sie werden dieſes Landes gar auf eine beſondere Art gefangen und getöd - tet: Man nimmt von dem Diptam oder wil - den Poley etliche Blätter / zerreibet ſolche zwi - ſchen den Händen / machet daraus ein Büſche - lein / das ſtecket man vorn an einen zerſpalte - nen Stecken; dieſes wird der Schlangen ſo nahe an die Naſen gehalten als man kan / die aberäuſſerſt667Von der Natur. äuſſerſt trachtet zu entfliehen. Nach einer hal - ben Stund wird ſie tod gefunden / dann wie man darfür hält / der Geruch des Poley ſie umbbrin - get. Le Journal des Scavans.

25. Noch ein andere Art Schlangen gibt es / ſonderlich in dem Land-Strich umb Mexico, dieſe ſind neunzehen in zwantzig Schuh lang / und ſo dick als ein Menſch. Dem Kopff nach / vergleichen ſie ſich einem Hirſchen / da - hero ſie auch Macacoatl, das iſt / Hirſch - Schlangen genannt werden. Jm Alter be - kommen ſie auch Hörner. Eraſm. Franciſ. Ame - ricaniſcher Blumen-Buſch.

26. Desgleichen iſt dieſer Orten eine Schlange / die Armsdicke / und bey vier Elen lang wird. Die gibt Nacht-Zeit einen feuri - gen leuchtenden Schein von ſich. Idem.

27. Alſo hält ſich in der Jnſul Cuba ein Geſchlecht der Schlangen / einer gar frembden Geſtalt. Der Gröſſe nach / gleichen ſie einem Haſen: dem Anſehen nach / einem Fuchs / ha - ben auch einen ſolchen Schwantz / doch viel län - ger. Der Kopff wie eine Wiſel / Haar als ein Dachs; und Füſſe wie die Caninichen. Sie freſſen die kleinen Thierlein Guabinikina: Und werden dahingegen von den Land-Leuten auch / als ein geſundes Eſſen verſpeiſet. Idem.

28. Jn vorgemeldter Landſchafft Neu - Spannien / ſihet man unter vielen / auch eine Art Spinnen / in der Gröſſe eines Citron-Apf -fels /668Das andere Buch. fels / die machen ein ſo tauerhafft Geweb / daß ſolches nicht allein ſchön weiß kan gewaſchen werden / ſondern / man ſtricket auch daraus Garn und Netze / allerhand Vögel damit zu fangen. Idem.

29. Jn denen Jnſulen des Antilles, ſchon offt erwehnt / hat es eine Art leuchtender Flie - gen / welche die Jndianer Coucoujou nennen / in Gröſſe eines Kefers / braun von Farbe / mit zween ſtarcken Flügeln / darunter noch andere zween dünnere liegen. Jn dieſen den dünneren Flügeln liegt eine beſondere Klarheit / welche im dunckelen leuchtet / bey nahe / wie ein brennend Liecht; nicht weniger flinckern ihre Augen wie zwey Liechtlein: Sie leben vom Tau der Blu - men. Wann ſie gefangen werden / verbergen ſie ſolchen Glantz / auſſer was aus den Augen leuchtet. Die Jndianer / wann Nacht-Zeit ſie reiſen / binden ſie ſolche an Hände und Füſſe / da ſie ihnen ſtatt einer Latern oder Leuchte die - nen. Etliche / beſchmieren mit der aus ihnen gepreſten Feuchtigkeit / an ihren Feſt-Tägen / die ſie Nacht-Zeit / oder im tuncklen halten / die Bruſt und Angeſicht / davon ſchimmern ſie / als wann ſie in einer Glut ſtunden. Man fängt ſie mittels eines angezündeten Holtzes / das in der Lufft hin und her geſchwäncket wird / gegen demſelbigen fliegen ſie an / und werden mit dem Hut nieder geſchlagen: Aber allerGlantz669Von der Natur. Glantz und Liecht verliſcht / wann ſie ſterben. Otto Keyens. Guajana. Olf. Dappers. Ame - rica.

30. Jn Braſilien / umb die Gegend der Stadt Fernambuco, werden auch im Meer unter dem Waſſer Bienen gefunden / die öffter etliche Meilen ferne vom Ufer / durch die Fi - ſcher / neben andern See-Gewächſen / mit Ha - cken aus dem Grund werden hervor gezogen. Es iſt aber dieſer unter dem Waſſer gemachter Jmmen / oder Bien-Stöck / der Geſtalt nach / wie ein ſchwammicht Stäudlein bey anderhalb Schuhe lang / hat unten gar kurtze Wurtzel / und hafftet auf einem felſigen Boden; unterſich ſpitzet es ſich kögel-rund zu. Jn ſolchem kleinen Meer-Gewächſe ſihet man wunderliche gezim - merte Jmmen-Häuslein / und Gatter-Werck / die auswendig / mit einem zähen Leim / gleich den Wachs-Winden in denen Bien-Stöcken oder Beuten überall überzogen / ohn allein o - ben in der Höhe / darinn zimlich weit / und tief - fer Eingang offen ſtehet. Wanns aus dem Meer zu Land gebracht wird / wimmelt es voll kleiner Himmelblauer Würmlein darinnen / die aber bald hernach / durch die Wärme der Sonnen / in kleine ſchwartze Bienlein in Gröſſe wie die Mucken / verwandelt werden. Olf. Dap - pers. America.

31. Noch eine andere Gattung ſchwar - tzer Bienen werden in jetzt genandter Land -ſchafft670Das andere Buch. ſchafft Braſilien / wie auch in Guajanam ge - funden / die machen auch ſchwartzes Hönig und Wachs / welches jedoch der Güte nach dem an - dern gleichen könnt. Acta, Soc. Reg. in An - glia.

32. Jetzt genandten Landes / findet ſich auch unter den vielen Geſchlechten der Heu - ſchrecken eine Art / von ungemeiner ſonderbarer Geſtalt und Natur. Dieſe laſſen im Läntzen ihr Leben fahren / werden zu einer Pflantzen / und verharren auch in ſolcher Krauts-Natur / biß ſie / wie andere Pflantzen auch / verdorren. Man nennet dieſe Heuſchrecken Caajara; ſie leben meiſtes vom Thau. Erſtlich / hafften ſie mit den Füſſen an der Erden / dieſe bekom - men ſubtile Zäſerlein oder Würtzelein / die län - ger je tieffer in die Erde ſich verkriegen. Hier - auf folget / und zwar bald hernach / die völlige Verwandlung. Unter weilen nimmt nur der unter Theil des Leibes die Geſtalt einer Pflan - tzen an ſich; der ober Theil aber / bleibt noch eine Zeit reg - und beweglich wie zuvor / biß endlich auch dieſer / und alſo das gantze Thier - lein oder Gezieffer / ſein ſinnlich Leben ver - lieret / und wie gehöret / zu einem Kraut oder Pflantzen wird. Acta, Soc. Reg. in An - glia.

33. Mancherley ſeltene und frembde Gattungen / der ſo genandten Zweyfalter / oder Gold-Vögelein / die aus dem Kohl-Kraut /und671Von der Natur. und Toback-Blättern ſich generiren / findet man in Weſt-Jndien. Unter dieſen iſt inſonderheit eine Art / welches die vollkommene Geſtalt eines eingewickelten Kindes / ſo meiſtes mit klaren Gold übeꝛzogen (Daheꝛ es auch den Namen geſchöpfft) verwunderlich repræſentiret. Dieſer Art wer - den unter Zeiten auch hieſiger Orten auf den Toback-Feldern gefunden.

34. In Horto domeſtico Jeſuitarum Ro - , deprehenſus fuit papilio, in cujus alis na - tura vultum Salvatoris perfectè expreſſerat, ceu à pictore ſummâ diligentiâ depictam. Schreibet Kircherus.

35. Zum Beſchluß dieſes Cap. ſoll noch beygebracht werden / daß als im vorigen Seculo, zwiſchen dem Türckiſchen Käiſer Bajazet / und ſeinem Sohn Selim ein hefftiger Krieg entſtan - den / welcher endlich durch eine blutige Schlacht geſtillet worden; kurtz zuvor / in Græcia, zwiſchen den Schlangen auf dem Lande und den Waſſer - Nattern ein hefftiger dreytägiger Streit geſehen worden / in welchem beederſeits viel tauſend tod geblieben. Majolus.

36. Desgleichen geſchahe / kurtz darvor / ehe der ſchädliche Krieg zwiſchen dem Hertzog zu Meyland und den Venedigern ausbrach / daß zween groſſe Hauffen meiſten auf einem Birn - Baum der Geſtalt miteinander geſtritten / daß viel tauſend Tod zur Erden ge - fallen. Idem.

Vierd -672

Vierdter Theil. Wunder - und theils überna - türliche Eigenſchafften / etlicher Bäume-Frücht / und Ge - wächs.

Das I. Capitel. Wunder-theils übernatürlicher; als ſeltener Natur und Eigen - ſchafft etlicher Bäume.

In Europa.

1.

JN der Gravſchafft Katzen-Elenbogen bey dem Flecken Tybur unfern vom Rhein / ſtehet ein Apffel-Baum der Jähr - lich in der Chriſt-Nacht nach dem alten Calen - der / in einer Stunde blühet / und Aepffel brin - get in der Gröſſe wie die Bohnen; doch mit Stihl / Butzen / und harte / in allem wie Aepf - fel formiret. Wann ein fruchtbar Jahr zuge - warten / ſo erlangen die Aepffel die Gröſſe ei - ner zimlichen Bohnen: So nicht / ſo bleiben ſie wie Erbſen. Die mehreſten werden Jähr - lich dem Herꝛn Land-Graven von Heſſen Darm -ſtatt673Von der Natur. ſtatt zugeſandt / der nachmal ſie anders wohin verehret. Auſſer dem / trägt dieſer Baum / wie noch andere mehr umbher ſtehende / wilde Holtz - Aepffel. Viele curioſe Perſonen / darunter auch Hohe und Herren-Standes / verfügen ſich Tags zuvor an den Ort / umb diß Wun - der mit anzuſchauen. Zeilerus.

2. Unweit des Nürnbergiſchen Städt - leins Grävenberg / ſind dieſer Bäume etliche; desgleichen in der Vor-Stadt auch einer / die in dem Herbſt vorhero Aepffel tragen / wie andere Aepffel; und hernach wiederumb mitten in der Chriſt-Nacht alten Calenders / nicht alleine blühen / ſondern auch alſobalden kleine Aepffe - lein bringen / die ungefehr einer Kirſchen groß ſind / und des folgenden Morgens die Blüh noch an dem obern Theil ſtehend haben. Ca - merarius.

3. Dergleichen Baum findet ſich auch zu Alten-Stadt / einen Dorff unweit der Stadt Bayreuth. J. S. Rudolph.

4. Noch ein ſolcher Baum iſt auch zu Schöne-Berg einem Marck-Grav-Anſpachi - ſchen Flecken / zwo Meilen von Nürnberg; der aber wie berichtet wird / bey wenig Jahren hero beginnet abzudorren / weilen ſo viel Zweige da - von gebrochen und anders wohin getragen wor - den / deren jedoch keiner bekommen wollen.

5. Erſt-gedachter J. S. Rudolph, ſo von dieſen alſo genandten Chriſt-Aepffelein (Chri -U uſto-Po -674Das andere Buch. ſto-Poma) ein Scriptum in Druck kommen laſſen / ſchreibet in deſſen Eingang hiervon / wie folget: Admirabilium admirabiliſſima admi - ratione maxima digna eſſe, admirari autumo neminem. Miramur ſanè mira in natura o - mnia, cur non & illa miremur? Mirati ſunt olim quondam mortales Myrmecidis qua - drigam, at mirati. Miror ego potiùs miran - da illa DEI. Hæc mirabiliſſima ſunt, & mi - rabiliſſimis mirabiliora. Antiquitas nihil priùs mirata eſt, quam hortos Heſperidum: Miror ego nihil priùs quam hortum miracu - lorum divinorum. Illa in illis fictitia mira - batur poma: Miranda ſunt in hoc poma cum experientia certiſſima. Aſpicite igitur hæc, eademque contemplamini. Aſpicite mira - culum hoc verè miraculoſum, illudque con - ſiderate. Conſiderare enim hoc omnibus li - cet, non verò diſcutere. In anguſtiſſimo ta - lia templo reſident: nec conceſſum nobis homulis illud ingredi. Nemini hinc intima horum pomorum promitto arcana, nec poſ - ſum etiam promittere. Promittat eadem quiſquis velit, &c.

6. Am Rhein-Strom / ſoll auch ein Nuß-Baum ſtehen / welcher vor Johanni keine Blätter hat. An demſelben Tage aber / be - kommt er Blätter und Früchte zugleich. Zei - lerus.

7. Ein Cloſter Ciſtertzer-Ordens / liegtin675Von der Natur. in Böhmen / unweit der Stadt Budweiß / die güldene Cron genannt. Aldaſelbſt ſiehet man an einem Linden-Baum / an welchen / weyland der Huſiten Feld-Obriſter Zißka / die Münche die - ſes Cloſters hencken laſſen / einen Aſt / deſſen Blätter das Anſehen haben / wie der Ciſtertzer Münche Kappen; kommen auch in dieſer Ge - ſtalt alle Jahr im Frühling wider hervor. Ro - manus Hay, in Aula Eccl. & Horto Cruſiano bezeugt / daß ſolches er etlich mal ſelbſt geſehen habe.

8. Unweit der Stadt Hanau am Main / iſt ein Aich-Wald / deſſen Bäume aber niemal Aeicheln tragen; deswegen er auch in gemein der verfluchte Wald genennet wird. Man fället auch zu keinerley Gebäu Holtz darinnen. Abentheuer der Natur - und künſtlichen Sachen in China und Europa.

9. Zu Pölitz in Pommern ſtehet ein Apf - fel-Baum / welcher wider die Art dergleichen Bäume im Lande / Jährlich zweymal Früchte bringet. Zeilerus.

10. Jm Lande zu Cleve / in der Stadt Emerich begab es ſich / daß ein Burger daſelbſt im Bergiſchen Buſche einen ſtarcken Baum gekauffet; und als ſolchen er / vor ſeiner Haus - Thür zerſchneiden laſſen / ſahe man auf dem er - ſten Schnitt / daß in mitte des Stamms gantz klärlich vorgebildet war: Ein vollſtändiges Kriegs-Heer mit ihren Oberſten / Haupt-Leu -U u ijten676Das andere Buch. ten und Fendrichen / in ihrer gehörigen Ord - nung ſtehend. Da nun viel Volcks zugelauf - fen / diß Wunder zu ſehen; hat der Burger den Baum noch einmal entzwey ſchneiden laſſen / da dann eben dergleichen Vorſtellung geſchauet worden. Burger-Meiſter und Rath daſelbſt / haben einen Theil dieſes Baums auf das Rath - Haus bringen laſſen: Und ein Theil iſt dem Bruder Hans geſchencket worden. Was nun die Bedeutung geweſen / hat das Land Gülch / Cleve und Berg / bald hernach / nur allzuwor er - fahren; Quia DEUS & Natura nil faciunt fruſtra. Michel Sax Alphab. Hiſtoricum.

11. Was in andern Bäumen / Früch - ten und Gewächſen für wunderbare Vorſtel - lungen und Bildniſſen ſind beobachtet worden / davon ſchreibet Athan. Kircherus in ſeinem Buch / Magna Ars Lucis & Umbræ:

Quis neſcit Mandragoræ & quoſdam Sa - tyriorum bulbos, humanæ figuræ rudimenta præ ſe ferre?

In Brioniæ albæ radice inventam effi - giem humanam, & adhuc in pub. Muſæo Bononienſi conſervari.

In Filicis radice, certa lege ſecta, Natu - ram Aquilam imperialem depinxiſſe.

Cepa ſecta, colorum monſtrant vo - lumina.

Aſtragalli radix ſtellarum habet ima - gines.

In677Von der Natur.

In Arborum diverſarum truncis, perdi - verſas ſectiones ſectis, diverſas figuras reperiri experientia docet.

In ligni Guajaci trunco, caput cani - num, cum Figura avis perfecta naturam pin - xiſſe.

In ramuſculo Piri adhuc tenero ſectòque caſu imaginem pectoralem ovali figura inclu - ſam inventam, ea induſtria à natura inſitam, ut cum arte concertare poſſe videtur.

12. Jm Jahr 1586. ward im Joa - chims-Thal in einem Stollen 150. Lachter tieff / ein ſteinerer Baum mit vielen Aeſten und Zweigen gefunden. Von deme nachmal die Berg-Leute Wetz-Stein gemacht haben. Ma - theſius.

13. Jn Teutſch-Land waren Weyland / und etwa noch / auch ſehr hohe / groß - und dicke Bäume zuſehen; unter denen die zu Welau in Preuſen befindliche Aeiche / die unten am Stamm ſieben - und zwantzig Elen dick iſt: des - gleichen die verwunderlich groſſe Aeiche in der Stadt Baſtell bey St. Peters Kirche: Jtem / der ſo genandte ſchöne Aeich-Baum in dem Lün - neburgiſchen Ampt Luchaw / im Wald die Plan - cken geheiſſen: Alſo auch etliche mächtig groſſe Linden hier und dar / die bekandt ſind. Und bey Eßlingen in Würtenberger-Land ein Wachol - der-Baum / der auf dem Stock zween SchuhU u iijdick678Das andere Buch. dick[i]ſt; und an Hohe keinem Baum im Wald weichet. Zeilerus. Schott, Phyſ. Cur.

14. Jn Franckreich gibt es auch Nuß - Bäume / deren allbereit iſt gedacht worden / die biß Johannis kahl ſtehen; Nachmals aber / in einer Nacht Laub und Früchte tragen: deren Waſſer / wanns getruncken wird / die hinfallen - de Sucht curiren ſoll. Idem.

15. Umb die Gegend der Stadt Rom in Jtalien / ſtehet auch ein ſolcher Nuß-Baum / der gleicher Geſtalt ſeinen gewieſen Tage hält / da Blätter und Früchte zugleich herfür tringen. Idem.

16. Alſo auch / ſiehet man mit Verwun - derung in jetzt-gedachter Stadt Rom im Gar - ten der PP. Auguſtin. diſcalceatorum, einen Citronen-Baum / dieſer hängt mit ſeiner Wur - tzel in der Lufft / und berühret nur die Aeſte und Blätter etlicher andern darauf er ruhet; und bringt dennoch ſeine Blätter / Blüh und Früch - te / allerdings wie andere / die in der Erde ſtehen. Kircherus.

17. Jn der Jnſul Sicilien / am Berge Ætna, anjetzo Montgibello, an einem Ort den man alli tre Caſtagne nennet / wegen drey - er Caſtanien-Bäumen / die daſelbſt in aben - theuerlicher Gröſſe zuſehen / ſchreibet mehr offt genandter Kircherus in ſeinem Buch China Illuſtrata, habe ſein Weg-Weiſer / als er den Berg Montgibello beſichtiget / ihme einer -ſten679Von der Natur. ſten Rinde gezeiget / die im Umbfang ſo groß ge - weſen / daß ein Hirt mit ſeiner gantzen Heerde Viehes darinnen eben ſo gemächlich als in dem allergelegenſten Stall übernachten und bedeckt bleiben können. Die Worte Kircheri lauten im Lateiniſchen alſo: Ejusmodi quoque olim in Ætna me vidiſſe memini, illo in loco, qui tre Caſtagne ab exotica & incredibili trium Caſtanearum, quæ ibi ſpectantur, magnitu - dine dicitur. Et quod forſan παράδοξον videri poſſit, oſtendit mihi viæ dux, unius Caſtaneæ corticem, tantæ amplitudinis, ut intra eam integer pecorum grex à paſtoribus tanquam in caula comodiſſima noctu concluderetur. Hiervon gedencket er auch in ſeinem Buch / wel - ches er intituliret: Arca Noæ, ſo erſt in dem letzt-verwichenen 1675. Jahr getrucket wor - den / da er ſchreibet: In Monte Ætna corti - cem unicum ex Caſtanea exciſum, integrum ovium gregem concluſiſſe me vidiſſe memini. Wird alſo an dieſes berühmten Manns und Prieſters der Societät / ſo aufrichtigen Zeugniß / niemand ferner Urſach zu zweifflen haben / ob es ſchon etwas hart lautet / daß eine Käſten - Rinden ſtatt eines bequemen Viehe-Stalls die - nen könne.

18. Jn der ſo ſchön als luſtigen Jnſul Chio, welche von etlichen des Arcipelagi Gar - ten genennet wird / in der Haupt-Stadt glei - ches Namens / in der Franciſcaner Garten / ſte -U u iiijhen680Das andere Buch. hen zween Feigen-Bäume / der eine trägt zwar gute ſchmackſame Feigen / die können aber an - derer Geſtalt zu ihrer Zeitigung nicht gelangen / es geſchehe dann durch Mit-Hülffe des andern Feigen-Baums Frucht / die doch für - und an ſich nicht tauget / oder zu genieſſen iſt. Wann demnach die Zeit heran nahet / daß die guten Feigen zeitigen ſollen: So reiſt man etliche Aeſte von dem untüchtigen Feigen-Baum zu ſampt den daran hangenden Feigen / und wirfft ſolche auf den frucht-tragenden Baum. Oder / man bindet der nichts-nutzen wilden Feigen ein Theil an des fruchtbaren Baums Aeſte und durch - ſticht ſie etlich mal mit Nadeln / daraus kom - men kleine Würmlein / die haben gar ſubtile Stachlen / damit durchſtechen und öffnen ſie / die noch unzeitig doch gute Feigen. Welche hierauf zu zeitigen beginnen / und geſund und g[u]te Früchte tragen. Dergleichen Art Bäu - me / ſollen in dieſer Jnſul nochmehr zufinden ſeyn. Nicolas de Nicolai.

10. Allen jetzt-beſchriebenen Wunder - Bäumen gehet vor ein Baum / der aus eines lebendigen Menſchens Bruſt gewachſen / da - mit es ſich verhält / wie folgt.

Jn Spannien hat vor nicht gar langer Zeit es ſich begeben / daß in der Stadt Orca, ein Burger / Namens / Roccus Martinus, ſei - nes Alters bey achtzehen Jahren / von einem Baum / in eine Schlehen-Hecke gefallen / inwel681Von der Natur. welchem Fall ein Dorn ihme ſo tieff in die Bruſt iſt eingetrungen / daß er auch auf keinerley weiſe hat können heraus gebracht werden. Nach zimlich verlauffener Zeit / iſt des Orts ein Ge - ſchwulſt entſtanden / daraus endlich ein Ge - ſchwär geworden / welches zwar endlich geöff - net / die Materi abſeits gethan / doch aber der noch drinn ſteckende Dorn wegen deſſen Zer - ſplitterung nicht gewoñen / oder heraus gebracht werden mögen / alſo beſtecken blieben. Mit der Zeit begunte dieſer Dorn allmählig / und bey nahe unempfindlich aus der Bruſt herfür zu - wachſen / zu grünen / ſich auszubreiten / Aeſt und Zweige zugewinnen / gleichſam wäre er in ein fett - und fruchtbares Erdreich verſetzt wor - den. Jm Jahr 1637. ward von Didaco Ja - ques einem Spanier / ein Zweig von dieſem Baum gehauen / und Pabſt Urbano VIII. nacher Rom geſandt. Petrus Servius Mirab. Nat.

20. Jn Palæſtina, oder dem ſo genand - ten heiligen Lande / an dem Todten-Meer / Abend-werts / gleich gegen über wo weyland die Stadt Sodoma geſtanden / von deren eines Stein-Wurffs weit im Waſſer noch etliche ſchwartz-verbrandte Rudera erblickt werden / am Geſtatte / ſo lauter Aſchen iſt / und bey ei - ner teutſchen Meilen in die Breite ſich erſtrecket / ſiehet man etliche Apffel-Bäume / derer Früchte zwar auswerts ſehr ſchön und roth anzuſehen /U u vwann682Das andere Buch. wann man ſie aber öffnet / wird nichts dann lau - tere Aſche darinnen gefunden. Troylo. Orien - taliſche Reiſe.

In Aſia.

21. Jn Oſt-Jndien in der Jnſul Macian, auf welcher / wie auch auf den Eyländern Ba - cian, Ternate, Tidore, Amboina, (die alle der Oſt-Jndiſchen Compaigni zuſtändig) Gi - lolo, und andern darumb gelegenen / die Re - gel-Bäume in Menge wachſen / zeiget ſich ein dergleichen Baum / Gariophyllus Regius; von denen Jnnwohnern aber Thinea-Radoi ge - nannt: Weilen ſeines gleichen ſonſtwo keiner mehr zufinden. Alle umöherſtehende Bäume beugen ſich gegen ihme / und bezeigen gleichſam dere ſchuldige Ehre / geſtalten auch / wann er blühet / ſie alle ihre Blüh abwerffen. Seine Frucht / gleichet ehender einer Blüh oder Blu - me; wann ſie beginnet zu reiffen / wird der Baum bewacht / damit ja nicht jemand fremb - der / etwas davon entwende. Muſæus Wor - mianus.

22. Desgleichen wächſet auch am Ge - ſtatt Malabar ein Baum daſelbſt Arbor triſte - danote genannt. Dieſer blühet zwar das durch - gehende Jahr doch nur zu Nacht / dann ſo bald die Sonne aufgehet / fället die Blüh ab / ſo das auch nicht eine auf dem Baum bleibt. Einehalbe

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683Von der Natur. halbe Stund nach Untergang der Sonnen aber / iſt er ſchon hinwiederumb voller Blühe / ſchnee - weiß / anmühtig anzuſehen / eines gar guten Ge - ruchs. Man pflantzet ſie gemeinlich bey die Häuſer in die Höfe. An Gröſſe / und der Ge - ſtalt nach / vergleicht er ſich mit den Pflaumen - Bäumen. Lindſchotten Oſt-Jnd. Reiſe.

23. Noch ein anderer dergleichen Baum wird etlicher dieſer Orten gefunden / der Ar - bor de dia genennet wird. Dieſer iſt dem vorigen allerdings gleich / nur daß er über Tags blühet! des Nachts aber ſeine Blüh abwirfft / und am Morgen wieder friſch aufblühet. Idem.

24. Jn der Gegend der Stadt Macao in China, wachſen in Menge eine Art Bäume / deren Holtz / ſelbiger Orten wohnende Portu - geſen das Eiſere zu nennen pflegen; und zwar dieſer Urſachen / weilen es dem Eiſen an Farbe / Härte und Schwäre allerdings gleich kommt; alſo auch im Waſſer zu Boden fället. Eraſ. Franc. Oſt - und Weſt-Jnd. Luſt-Garten.

25. Ein gantz frembdes und allen andern Bäumen widriges Geſchlecht derſelben / zihlet das mächtige Käyſer-Reich Japan. Dieſe Bäu - me / ſo eine Art der Palmen / können durchaus keinerley Feuchtigkeit vertragen / alſo gar / daß wann auch der Stamm nur ein wenig naß wird / er ſo balden abſtehet und verdorret / nicht an - ders / als wäre er vergifftet worden. Wann es aber geſchicht / daß dieſer Baum ſolcher maſ -ſen684Das andere Buch. ſen wie gehört / verdorret; pflegt man ihne mit Wurtzel und allem auszuheben / an der Sonnen zu trücknen; nachmals aber / in eine neue aus - geworffene / mit Sand und Hamer-Schlag ge - füllte Grube hinwiederumb truckener einzuſe - tzen; alsdann grünet und blühet er wieder friſch auf. Die abgehauene Aeſte aber werden nur durch ein Nagel an den Stamm genagelt / da ſie dann eben ſo leicht bekommen / als wären ſie der Kunſt nach / auf den Stamm gnimpffet worden. Arnolt Montanus. P. du Val. Geogr. Univ.

26. Jn der Jnſul Ceilon, auf dem ſehr hohen Berge Pico d Adam genandt / ſoll ein Baum zuſehen ſeyn / mittelmäſſiger Höhe / zim - lich dick / mit krauſen Blättern / Erdfärbig; an der Rinde aber aſchen-grau. Dieſer glän - tzet Nacht-Zeit / und machet gleichſam aus der Finſterniß dero Enden / liecht. Oſt-Jndiſche Reiſen. Schott, Phyſ. Cur.

27. Jn der Jnſul Sombrero auch in Oſt-Jndien / hat es ein Geſchlecht der Bäume / deren jeder einen groſſen Wurm zur Wurtzel hat. Jm zunehmen und wachſen des Baums / nimmt der Wurmb ab / biß derſelbe auch nicht gantz ſich verzehret und in den Baum iſt ver - wandelt worden / ſetzet er keine ſtandhaffte Wur - tzel / noch ergröſſert ſich. Wann die Blätter abgebrochen / und der Stamm verdorret / wirder

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685Von der Natur. er zu einen Stein / der ſich dem Corall gleichet. Majolus. Petr. Serv.

28. Jn dem Königreich Malacca hat man ein Geſchlecht der Bäume; deren Wur - tzel in zween Theil und alſo auch der Baum ge - theilet iſt. Das Holtz und Blätter des jenigen Theils ſo gegen Niedergang ſiehet / ſind ein ſtrenges Gifft; dahingegen / das Holtz und Blätter deſſen Theil / der gegen Aufgang ſich wendet / ein hefftiges Gegen-Gifft und Antido - tum gefunden werden. Eraſm. Franc. Oſt-Jnd. Luſt-Garten. Petr. Serv.

29. Einen ſeltzamen Baum ſiehet man in der Gegend der Stadt Cochin am Geſtatt von Malabar, Angelina genannt. Dieſes iſt zwar ein hoher dicker Baum / hat aber nur oben auf etliche Zweiglein; Der Stamm iſt in der Mitte dicker als unten. Die Jndianer hauen gantze Nachen von einem Stuck aus dieſem Baum / welche ſie Tones nennen / die ſo gerau - mig ſind / daß in einem derſelben / zwantzig in dreyſſig Faß-Waſſer können eingeladen wer - den. Ein ſehr feſtes und hartes Holtz hat die - ſer Baum / daß auch mit der Zeit das Eiſen da - von zerriben / und verzehret wird. Idem; Eraſ. Franc.

30. Jn dem offt und viel genandten - nigreich China, in deſſen Land-Strich Che - kiang, wächſet in ſtillſtehenden Waſſern die Frucht Peci, die iſt rund und nicht viel gröſſerals686Das andere Buch. als eine Käſten. Der Kern / welcher mit einem gar zarten Erdfarben-Häutlein bekleidet / iſt inwendig voll ſchneeweiß-ſafftiges Marck / ein wenig härter als das Fleiſch gemeiner Aepffel / eines anmutigen Wein-ſauerlichen Geſchmacks. Wann mit dieſer Frucht zugleich ein Stück - lein Kupffer / oder dergleichen Müntz in den Mund genommen wird; ſo läſſet es ſich an ſtund zu höchſter Verwunderung mit ſampt der Frucht zermalmen / und zu einem weichen Brey zerkäu - en. Dahero ſie auch ſonſten die Kupffer-bre - chende Frucht genandt wird. Idem.

31. Mehrer Orten jetzt-beſagten König - reichs ſiehet man auch eine gar beſondere Art Feigen-Bäume / die zu zimlicher Höhe und Stärcke erwachſen / und groſſe Blätter / derer eines einen Menſchen über die Helffte bedecken kan / haben. Die Früchte oder Feigen / die an Geſtalt / Farb und Geſchmack denen Europæi - ſchen gleichen / zu ſampt den rothen Blumen / trägt er / wider die gemeine Weiſe anderer Baum-Früchten / nicht an den Zweigen und Aeſten / ſondern auf den Wurtzeln / derer Helffte ober-die andere Helffte aber unter der Erden ſind. Idem.

32. Jn erſt-gedachter Landſchafft Che - kiang, gibt es eine Art Tannen-Bäume / die in übermäſſige Höhe erwachſen und ſo dick ſind / daß dreyſſig in viertzig Mann kaum deren einen umbklafftern mögen. Idem.

33. Jn
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687Von der Natur.

33. Jn dieſer Provintz / bey der Stadt Kinhoa, wachſen ein anderes Geſchlecht Bäu - me / den Birn-Bäumen gleichend / tragen eine weiſſe Blühe und ſchwartze Beerlein wie Kir - ſchen / derer Marck doch auch weiß iſt; und wann ſie gekocht ſind / geben ſie eine Feiſte von ſich / wie Unſchlicht / davon werden ſchöne weiſſe Liechter gemacht / die ohne Geſtanck ſind / und die Hände nicht beſchmutzen. Idem.

34. Alſo wird in dem Land-Strich Quanſi ein Baum gezeiget Quamlang genandt / der anſtatt des Kerns / eine weiche Materi hat / die dem Meel gar ähnlich iſt / geſtalten die Land - Leute ſolchen auch an ſtatt des Brods brauchen. Man nennet ihn den Meel-Baum. Nieu - hof.

35. Noch eine andere Art Bäume findet man dieſer Gegend / aus deren Blätter / die be - ſten Tuch gemacht werden. Idem.

36. Jn Oſt-Jndien im Gebiet des groſ - ſen Mogors / grünet mehrer Orten der Baum Baxama, deſſen Wurtzel dermaſſen gifftig iſt / daß die jenige / welche nur das geringſte davon koſten / zur Stund ſterben müſſen. Da hinge - gen die Frucht dieſes Baums Nirabix oder wie es andern gefället Rabuxit genandt / das Gifft der Wurtzel krafftloß machet / und die jenige die von der Wurtzel ſchaden genommen / curiret. Jn der Jnſul Queixome, in Sinu Perſico, iſt dieſer Baum noch mehr vergifftet / daß auch die -ſe /688Das andere Buch. ſe / die nur ein vierdtel Stund unter ſeinem Schatten ſtehen / ſterben müſſen. Oſt-Jndi - ſche Reiſen.

37. Ein gar ſeltener denen Frembden recht verwunderlicher Baum / grünet etlicher Orten in Oſt-Jndien und in der Landſchafft umb die Stadt Kamron in Preyſen / welchen die Portugeſen Arbor de rais; die Perſianer aber Lul nennen / und für den ſchönſten Baum der Welt achten. Man findet ihn jetzt-gedach - ter Orten / ſonſt aber nirgend. Er wächſet hoch / dick / und wird ſehr groß / wirfft auch zu rings umb ſich herumb eine Menge Aeſt von ſich. Von dieſen Aeſten hangen andere kleine Aeſt - lein niederwerts zur Erden / die ſind geträhet wie die Stricke / am Ende haben ſie ein kleines grü - nes Büſchelein. Wann dieſes die Erde berei - chet / vereinigt es ſich mit derſelben Wurtzel unter ſich / und wächſet ein neuer Schüßling empor / welcher nachmals auch Aeſte / und eben dergleichen Wurtzel ausſtöſſet. Dahero ge - ſchicht es / daß ein eintziger ſolcher Baum eine zimliche Weite einnimmt. Offters / vereinigen ſich fünff / ſechs / oder mehr ſolcher niederhan - gender Aeſte / und formiren gleichſam einen be - ſondern Stamm / neben dem / daß ſie die obern Aeſte unterſtützen. Oben auf / iſt dieſer Baum dick belaubet; unten her aber hat er ein Anſe - hen / wie ein ſchattigter Porticus. Er trägt eine kleine Frucht die den Pflaumen ſich glei -chet /689Von der Natur. chet / welche in der Reiſe genoſſen werden. Sein Holtz iſt gantz leicht / inwendig anzuſehen / als ob lauter grobe Fäden wären zuſamm gepreſt worden. Pietro della Valle Perſianiſche Reiſe.

38. Jn Cauchin China, wächſet das köſtliche Holtz von den Jndianern Calamba: Von den Portugeſen aber d Aquila genandt. Die Bäume ſtehen auf unerſteiglichen Felſen / davon nur je zu Zeiten etliche Stücker von Al - ter herab fallen. Die Japaner zahlen das Pfund dieſes Holtzes umb viertzig Reichs-Tha - ler. Wanns aber noch jung iſt / gilt es ſo viel nicht. Es hat einen ſehr vortrefflich - und der - maſſen ſtarcken Geruch / daß / ob es ſchon drey Schuhe tieff in der Erden begraben wird / man es dannoch gar wol riechen kan. Nieuhof.

39. Des / in Oſt-Jndien wol bekandten Palm-Baums / Palmito genandt (an dem die Cocos-Nüſſe wachſen) inwendige Rinde wird ſelbiger Landen für Papier gebraucht. Sie wächſet als ob ſie zuſamm gerollet oder gepreſt wäre; und hat jeder weilen 50. 60. auch mehr Falten / wie ein Buch Papier. Man ſchrei - bet darauf / weils noch neu iſt / mit einem ſubti - len eiſern Griffel; und wann es dürre wird / kan es nicht mehr ausgelöſcht werden. Eraſm. Fran - ciſcus.

40. Noch ein anderer dergleichen Baum iſt in der Jnſul Java Lontor genandt / welcher auch aus dem Geſchlecht der Cocos-Bäume iſt. X xSeine690Das andere Buch. Seine Blätter ſind in der Länge eines Mannes / glat und eben; und werden auch an ſtatt des Pa - piers gebraucht. Idem.

In Africa.

41. Unter die Zahl der Canariſchen Ey - landen / die unfern von dem feſten Land Africa entlegen / gehöret auch die Jnſul Ferro. Hier hat es weder Quell-Waſſer noch Bäche / oder Brunnen. An ſtatt derſelben aber / erſetzet ſol - chen Mangel ein Wunder-Baum. Dieſer / iſt ſtets durch einen obſchwebenden Nebel gleich - ſam überſchattet / welcher ſich in Waſſer reſol - viret / ſo nachmal ohne Aufhören von des Baums Blättern in ſolcher Viele herab tropf - fet / daß täglich wenigſt zwantzig Tonnen da - mit können gefüllet werden. Von den Jnwoh - nern wird dieſer Baum Garoe: von denen Spaniern aber Santo, das iſt der heilige Baum genandt; iſt zimlich groß und ausgebreitet. Seine Blätter bleiben jederzeit grün / und kom - men bey nahe mit dem Nuß-Laub überein; nur daß ſie etwas gröſſer fallen. Die Frucht iſt for - miret wie eine Aeichel / und hat einen gar ſüſſen Kern. Er iſt mit einer Mauer umbfangen / dabey ſtehen zween ſteinere Tröge / darein das Waſſer ſich ſamlet / weilen alle Jnwohner hier ihre Nothdurfft Waſſer holen müſſen. Wann jederweilen im Auguſto es ſich begibt / daß in dergrö -691Von der Natur. gröſten Sommers-Hitze / die obſchwebende Ne - bel verſchwinden; ſo erhebt an Stund ſich ein Dampff aus dem Meer / der ziehet in die Höhe / ſetzet ſich auf dieſen Baum / und wird zu Waſ - ſer. Olf. Dappers. Africa. Oſt-Jndianiſche Reiſen.

42. Jn Egypten / bey einer Meile auſ - ſerhalb der Stadt Cairo, liegt ein Ort Ma - terea genandt. Aldaſelbſt in einem Garten ſtehen zween groſſer Feigen-Bäume / deren Holtz / neben dem / daß es gar bewehrt ſeyn ſoll / für das Fieber / auch dieſe ſeltſame Eigenſchafft hat / daß wanns vom Baum abgeſchnitten / und mit ſich getragen wird; deſſen ungeacht / an Gröſſe und Schwere zunimmt / und wächſet. Hiervon zeuget Georg Chriſtoph von Neitz - ſchitz in ſeiner Orientaliſchen Reiſe aus eigner Erfahrung / daß das / durch ihn abgeſchnittene Stuck Holtz der Geſtalt gewachſen / und zuge - nommen habe / daß / wann es nicht alſo wol verwahret geweſen / er gedencken müſſen / daß jemand ihm ſolches ausgewechſelt hätte. Neitz - ſchitz Orient. Reis-Beſchreibung.

43. Jn dem Königreich Congo, hat es eine Art Palm-Bäume / deren Blätter tüchtig ſind / ein ſolch Gewäbe daraus zu machen / wel - ches dem Europæiſchen Sammet / Attlas / und andern Seiden Zeug gleich ſtehen mag. Olf. Dapp. Africa.

44. Ein gar ſeltener Art Baum wird inX x ijdem692Das andere Buch. dem Königreich Soffala gefunden. Dieſer bleibt das durchgehende Jahr kahl ohne Blät - ter. Wann aber ein zehen-jähriger Zweige da - von gehauen / und in Waſſer geworffen wird / grünet er innerhalb zehen Stunden / und be - kommt Blätter: Verlieret aber ſolche hinwie - derumb / ſo bald er aus dem Waſſer kommt. du Val. Geograph. Univerſ.

In America.

45. Jn dem Reiche Peru, in einem Thal Mala genandt / bey dreyzehen Meilen von der Stadt Los Reijs, ſtehet ein Feigen-Baum / wel - cher / wann es auf dem Gebürge Sommer iſt / zur Helffte gegen Süden grünet und Früchte bringet. Wann aber auf der Ebene am See - Strand der Sommer beginnet / wird die andere Helffte grün / bekommt Blätter und Früchte. Joh. de Laet. Olf. Dapqers, America.

46. Jn den Weſt-Jndiſchen Jnſulen Bermudas, den Engelländern zuſtändig / wäch - ſet auf dem klüppigen Meer-Strand eine Art wilder Birn-Bäume. Dieſe pflegen unter Zeiten in etlich Jahren keine Früchte zu tragen; wann ſie aber beginnen Früchte zu bringen; ſo haben ſie ſolche das gantze Jahr ohne Auf - hören / die gar geſund und geſchmackſam ſind. Idem.

47. Jn dem Land-Strich Novo Reino -di Gra -693Von der Natur. di Granata, gibt es ein Geſchlecht ſeher hoher dicker Bäume / alſo daß funffzehen Mann kaum deren einen umbklafftern mögen / die nennet man Zeiba. Dieſe werffen alle zwölff Stun - den ihre Blätter ab; Und ſo balden kommen andere an deren Stell hervor. Joh. de Laet. Olf. Dapp. America.

48 Noch einfrembder Baum wird dieſer Gegend geſehen / Aquapa genandt. Wann ein Europæer unter deſſen Schatten ſchläffet / geſchwillet er hoch auf: Ein Jndianer aber bär - ſtet gar entzwey. Idem.

49. Alſo auch in der Jnſul Hiſpaniola hat es einen Baum / der trägt dem Geruch nach / ſehr wolriechend - am Geſchmack aber / tödliche Aepffel. Wann jemand unter deſſen Schat - ten ſtehet / der verlieret Geſicht und Verſtand / kommt auch nimmer zu recht / es ſey dann / daß ihm durch einen ſtarck - und langen Schlaf ge - holffen werde. Idem.

50. Ein anderer Baum in dieſer Jnſul / gar luſtiges Anſehens / bringt Früchte den ſchö - nen Birnen ſich gleichend / die riechen zwar gar lieblich: inwendig aber / ſind ſie voll tödtliches Giffts. Die Jndianer / pflegen damit die ſpi - tze ihrer Pfeile zu beſtreichen. Welcher Menſch unter einen ſolchen Baum ſchläffet / dem ge - ſchwillt das gantze Angeſicht / bekommt ein ſtarckes Haupt-Wehe und wird ſchwer-mühtig. Idem.

X x iij51. Dann694Das andere Buch.

51. Dann iſt noch ein ander Geſchlecht Bäume in dieſer Jnſul / wann jemand nur ein Blat davon anrühret / dem fahren ſchmertzliche Beulen auf / welche anderer Geſtalt nicht / als durch öffters abwiſchen mit Meer-Waſſer kön - nen vertrieben werden. Idem.

52. Alſo auch gibt es in der Landſchafft Neu-Andaluſien eine Art Bäume / die der Ge - ſtalt gifftig ſind / daß auch nur ein eintzig Blat / wann ſolches auf den Menſchen fällt / tüchtig iſt / denſelben umbzubringen / wann nicht alſo - balden der berührte Ort mit nüchtern Speichel beſchmieret wird. Man nennet ſie die Peſt - Bäume. Idem.

53. Und in der Provintz Guatimala, bey dem Flecken Iztepeke, ſtehen fünff Bäu - me / aus denen Allaun und Schweffel wächſet. Idem.

54. So findet man auch in der Jnſul S. Johann di Porto Ricco, am Geſtatt des Meers kleine Aepffel-Bäume. Wann jemand unter einem ſolchen Baum ſchläffet / der wird Lahm; und wann die Fiſche etwas von ſolchen Aepffelein genieſſen / ſo werden ihnen die Zähne ſchwartz: Die Menſchen aber / die eines ſolchen Fiſches Fleiſch eſſen / die ſterben / oder doch we - nigſtes / fallen ihnen die Haar aus. Joh. de Laet. Olf. Dapp. America.

55. Desgleichen / in einer dieſer Gegend liegenden Jnſul Codega genandt / wächſet einBaum /695Von der Natur. Baum / der zwar ſehr wolſchmäckend / doch an - benebenſt tödtliche Aepffel träget. Wer eine Zeitlang unter ſeinen Schatten ruhet / der ver - lieret das Geſicht und den Verſtand; kommt auch nicht mehr zu recht / es ſey dann / durch Hülffe eines langen Schlaffs. Idem.

56. Dahingegen zielet die Landſchafft Chiappa ein Bäumlein / welches zwar keine Frucht / aber gar zierliche bunte Blümlein trä - get. Die Blätter dieſes Bäumleins heylen alle friſch - und alte / auch krebs-mäſſige Schä - den. Die Zweige wann ſie im Waſſer geſot - ten ſind / heylen der Schlangen Biß / ſonderlich aber / wann nachmal ein Blat von dieſem Baum darauf gelegt wird. Eraſm. Franc. Oſt - und Weſt-Jndiſcher Luſt-Garten.

57. Jn Neu-Spanien hat es auch eine Art Bäume Floribondio genandt / dieſe brin - gen auch keine Früchte / tragen aber über das gantze Jahr ſehr wolriechende Blumen / die faſt der Geſtalt nach / den weiſen Lilien gleich kommen / nur daß ſie etwas gröſſer ſind. Joh. de Laet.

58. Jn der Landſchafft Chile, ſchauet man einen Baum der Schlangen trägt; dann es wachſen auf deſſen Blätter Würme / aus welchen / wann ſie auf die Erde fallen / Schlan - gen werden. Eraſm. Franc. Oſt - und Weſt-Jn - dianiſcher Luſt-Garten.

59. Jn dem Land-Strich umb die Ge -X x iiijgend696Das andere Buch. gend der Stadt Mexico in Neu-Spanien / hat es eine Art Bäume / welche die Jndianer Hoitzma - maxalli nennen. Dieſer Baum gleichet dem Stamm nach faſt einer Dannen / bringt gelbe Blumen / und trägt Hülſen - oder Schotten - Früchte / die in der Speiſe gebraucht werden. Neben deme aber trägt er auch Hörner / welche den Ochſen-Hörnern gantz ähnlich; und an den Aeſten / Zweigen und Stamm häuffig hervor kommen. Die Blätter ſind ohne Geſchmack / werden wider Gifft / und zur Heylung der Schlangen-Biß gebrauchet / den ſie innerhalb ſechs Stunden curiren / und das Gifft als einen Dampff an ſich ziehen / davon ſie auch gantz ſchwartz werden. Jn den gemelden Hörnern dahingegen / wachſen kleine Ameiſen / deren Biß ſehr ſchmertzhafft und ſchädlich. Die Aeyer aber dieſer Ameiſen / haben eine Geſtalt wie kleine Würmlein / ſtillen den Schmertzen der Ohren. Idem.

60. Jm mehr-genandten Land-Strich Neu-Spanien gibt es einen beſondern Baum daſelbſt Magueij, ſonſt aber in gemein der Wun - der-Baum genandt. Die Jndianer pflegen ihne neben ihre Wohnung zu pflantzen. Dann dieſer Baum giebt ihnen / Waſſer / Wein / Oel / Honig / Sirop / Garn / Nadel und ſonſt mehr andere Dinge. Die Blätter ſind breit und dück / vornen aber ſpitzig / und dienen an ſtatt der Nadeln. Aus dieſen Blättern ziehen ſie eineha -697Von der Natur. harigte Subſtantz / davon macht man Garn. Der Stamm wird / weil er noch weich iſt / geöff - net / daraus flieſſet ein gut theil Waſſer / das iſt friſch und ſüß / wird auch wie ander Waſſer ge - truncken. Wanns geſotten wird / iſt es Wein; ſo man es läſſet verſauren / ſo wirds Eſſig; ko - chet man es dücker / ſo wird es Hönig: Und ſo es nur zur Helfft eingeſotten wird / ſo iſt es Sirop / welcher allerdings deme gleichet / der aus Trau - ben kommt. Das Holtz dieſes Baums / weil es gantz leicht und ſchwammicht / als dienet es das Feuer zu unterhalten / kan auch ſtatt der Lunden gebraucht werden. Idem. Olf. Dappers. Ame - rica.

61. Gleicher geſtalt wächſet in jetzt-ge - nandter Landſchafft der Baum Tuna, deſſen aber ſind zweyerley Geſchlechte: Der eine trägt eine Frucht wie die Vogel-Kirſchen / innwendig aber / gleichen ſie den Feigen / und ſind gar gutes Geſchmacks. Die andere Art dieſer Bäume / bringt zwar keine Früchte / wird jedoch mehr ge - achtet / weilen hiervon die ſehr theure Farb Co - chenille geſammlet wird. Es hat dieſer Baum gar ſtarcke Blätter / wird auch Anfangs von drey ſolcher Blätter gepflantzet. Die Cochenille iſt ein lebendig Ding wie ein runder Wurm / der wächſet an dieſem Baum / und überziehet ihn al - lerdings. Jährlich ſammlet man es zwey oder dreymal / nachmal wird es durch kalt WaſſerX x vge -698Das andere Buch. getödtet / am Schatten getrucknet / und alſo zwey oder drey Jahr bewahret. Joh. de Laet.

62. Unterſchiedlicher Orten in Weſt - Jndien grünet der Baum Copeja. Seine Blätter laſſen von beyden Seiten ſich beſchrei - ben wie ein Papier. Ein Blat iſt dücker als gedoppelt Pergament / auch ſo lang es friſch / gar zähe / die Schrifft auf dieſen Blättern / erſcheinet weis / ob gleich das Laub grün iſt. Wanns ge - trocknet / wird es weis und hart / wie eine höltzer - ne Tafel: Die darauf geſchriebene Schrifft aber gelb. Es verdirbt nicht; läſſet ihm auch die Schrifft nicht nehmen / oder auslöſchen / wanns ſchon benetzet wird. Es ſey dann / daß mans verbrenne. Idem. Schott Phyſ. Cur.

63. Auf dem Gebürg in Peru hat es in ziemlicher Menge ein geringe Stauden / der Or - ten Icho genandt. Deren Holtzſiehet eben wie die Reiſer / daraus die Feigen-Körbe geflochten werden. Diß Gereiſig / ward zu Schmeltz - und Scheidung des Queck-Silbers aus ſeinem Ertz oder Berg / dermaſſen kräfftig befunden / daß da zuvor viel / ja eine über-groſſe Anzahl Holtz da - durch iſt conſumiret worden; man anjetzo / mit einem gar wenigen von dieſem Icho oder Reiſig ſolch Schmeltzen und Scheiden / mit gröſſern Vortheil verrichten kan. Idem.

64. Jn der ſchon öffters gedachten Land - ſchafft Neu-Spanien / wie auch etlicher Orten in Guajana, wächſet der ſo genandte Cacou, oderCacao -699Von der Natur. Cacao-Baum. Er wird gepflantzet wie andere Bäume / und vergleichet ſich an Gröſſe einem Pomrantzen oder Oliven-Baum. Er muß ſte - tigs geſäubert werden. Nach ſieben Jahren bringt er erſt recht zeitige Früchte / dieſe / ſo ehen - der wachſen ſind ohne Krafft. Nach dem ſie - benden Jahr / giebt er Monatlich Blüth und Früchte. Neben ihn / muß ein anderer groſſer Baum gepflantzet werden / welcher dieſer Orten / die Mutter des Cacao genandt wird. Dieſer Baum muß ihme Schatten geben / weilen wegen ſeiner Zartheit er die Hitze der Sonnen nicht gar wol vertragen kan. Antreffend die Frucht die - ſes Baums / hat dieſelbe die Gröſſe und Geſtalt eines Apffels; mit einem ſcharff und dünnen Stiel / auch etlichen Streiff - oder Rieben / zwi - ſchen beyden liegen die Körner. Wann der Apffel geöffnet iſt / wird das Cacao heraus ge - nommen / und zween oder drey Tage an der Sonnen getrucknet / nachmals hält es ſich eine lange Zeit. Es iſt aber das Cacao eine Frucht / etwas kleiner / doch dücker als ein Mandel-Kern / hat keinen üblen Geſchmack / abſonderlich gebra - ten. Von ihro wird auch ein Tranck geſotten / Chocolate genandt / der nunmehro auch in Eu - ropa wol bekandt iſt / und hoch gehalten wird. Jn Neu-Spanien wird das Cacao an ſtatt des Geldes gebraucht / alle Ding können darum / wie um baar Geld gekaufft werden. Jn Spa - nien / gilt ein Pfund dieſer Mandeln Cacao dreyGul -700Das andere Buch. Gulden; und wird ein gar groſſer Handel da - mit getrieben. Eraſm. Franciſci, Oſt - und Weſt-Jnd. Luſt-Garten. Otto Keyens, Gua - jana.

65. Noch ein beſonder Geſchlecht Bäu - me ſiehet man in dieſer Landſchafft Guajana, und auch in Braſilien / welche die Wilden Mangas heiſſen. Sie wachſen ſehr dück / und in Menge in denen geſaltzenen Flüſſen / auf moraſtigen fet - ten Boden. Etliche nennen ſie den geſaltzenen Waſſer - Die Niederländer aber den Kreupel - Boſch. Der Stamm des Baums / ſtehet hoch erhaben / auf vielen Wurtzeln ziemlicher Dücke / die alle Bogen-weis von einander geworffen / un - ten im Grund aber ſich veſt machen / da man dann bey niedrigem Waſſer / etwas gebuckter / unter dem Stamm kan hin und wider kriechen / zwiſchen den Wurtzeln durch / die eines Man - nes Längehoch von Grund aus / oben wider zu - ſammen kommen / den Stamm faſſen / und gleichſam ihne unterſtützen. Oben nun / aus den Aeſten oder Zacken des Baums wächſet eine Wurtzel / (welches dem Baum ein Anſehen macht / ob hienge er voller kurtz und langer Weſt - phäliſcher Meet-Würſte /) die alſo mit der Zeit / eine vor / die andere nach / länger werden / biß ſie im Waſſer Grund faſſen / und alſo zu neuen Bäu - men aufſchieſſen. Wordurch derſelbe Buſch mit all ſeinen Bäumen überall an: und durch einander / gleich als mit viel tauſend Ketten veſtge -701Von der Natur. gebunden; und einen beſchwerlichen ja faſt un - möglichen Durchgang verurſachet. An dieſen Bäumen in ſo weit ſie im Waſſer ſtehen / wann daſſelbe hoch iſt / hencken ſich / wachſen und ge - deyen auch daran / die allerſchönſten / gröſten und delicateſten Auſtern / die zu finden / welche / wann das Waſſer gefallen / abgepflückt werden. Otto Keyens, Guajana.

66. Jn den Jnſulen des Antilles grü - net der berühmte Maſenilien Baum. Dieſer hat anmuhtige Blätter / und trägt roth-ge - ſtreiffte Aepffel. Wann dieſe genoſſen werden / erwecken ſie einen Todes-Schlaff; ſonſten a - ber ſchmecken ſie wie Haſel-Nüſſe. Wann ſie ins Waſſer fallen / verfaulen ſie nicht darinnen / ſondern bekommen eine ſalpeterigte Rinde / ver - gifften aber das Waſſer dermaſſen / daß auch die Fiſche davon ſterben / auſſer die Krebſe / welche aber doch auch nicht ohne Gefahr zur Speiſe können genommen werden. Unter der Rinde des Stamms und der Zweige / liegt eine merck - liche Milch / die verurſachet / Entzündung der Augen / und Schwellen des Leibs. Wann der Regen vom dieſen Baum jemand auf den Leib tropffet / erwecket er peynliche Schmertzen: Und ſo jemand darunter ruhet; ſo geſchwillt er hoch auf. Wann mit dem Holtz dieſes Baums einige Speiſe gekochet wird / und nachmals ge - noſſen / ſo verbrennet ſie den Mund und Hals. Die Jnwohner dieſer Jnſulen bereiten aus derſchon702Das andere Buchſchon gedachten mercklichen Milch und dem Safft der Früchten dieſes Baums / mit Thau der von einem ſolchen Baum abtropfft / ein töd - liches Gifft / womit ſie ihre Pfeile anſtreichen. Olf. Dappers. America.

67. Jn Braſilien / ſiehet aller Orten man nicht allein ſehr hohe und dücke Bäume / daß auch aus einem Stamm Schiffe gemacht werden / die in zwey hundert Mann faſſen kön - nen; über diß / begibt es ſich nicht ſelten / daß auf den gröſten und ſtärckſten Aeſten dieſer - cken Bäume / andere fruchtragende Bäume aufwachſen / und zu zimlicher Gröſſe gelangen; welches / wie zu erachten daher kommt / daß die Vögel die Körner von den verſchluckten Früch - ten / zu ſampt ihrem Miſt auf ſolche Aeſte ab - werffen / die hernacher bekleben / und aufſchieſſen. Nicht weniger wunderlich iſt es / daß die Bäume dieſes Landes / ihr grünes Kleyd nicht auf ein - mal / und allzugleich ablegen / und verliehren / dann in dem der eine Baum voll-blätterig ſtehet / iſt der Andere deren gantz bloß und kahl; und wann ein Baum auf einer Seite zu verdorren beginnet: ſchläget anderſeits wieder neues und junges Laub aus. Olf. Dappers. Ame - rica.

68. Jn jetzt-gedachter Landſchafft Bra - ſilien / hat unter andern Bäumen ſo daſelbſt wachſen / der Baum den die Jngeborne Cerei - ba nennen / dieſe ſeltene Eigenſchafft / daß beyhei -703Von der Natur. heiterer Lufft und klaren Himmel ſeine Blätter / mit dem allerreiniſt - und weiſſeſten Saltz der Ge - ſtalt reichlich beſtreuet ſind / daß auch nur von ein baar Blätter man ſo viel ſamlen kan / daß ein groſſer Topff voll Speiß der Nothdurfft nach / damit kan geſaltzen werden. Acta, Soc. Reg. in Anglia.

69. Umb die Gegend der Stadt S. Sal - vator in Braſilien jetz-gedacht / wächſet an dür - ren Orten / ein groſſer Baum von gar ſtarcken Aeſten. Jn dieſen Aeſten ſiehet man viel Gru - ben / die Sommers als Winters voll klares Waſſer ſtehen; aber doch nicht überflieſſen. Es können bey 500. Perſonen / unter ſolch einem Baum ſitzen / und ſatt zu trincken finden. I - dem.

70. Am Geſtatt von Braſilien liegt die Jnſul Fernando di Noronha. Jn dieſer iſt ein gar luſtiger Baum / deſſen Blätter eine Gleich - niß mit denen Lorbeer-Blättern haben. Wann jemand eines anrühret; nachmals aber mit der Hand über das Geſichte fähret / benimmt es ihm nicht allein das Geſicht / ſondern verurſacht ihm auch groſſen Schmertzen in den Augen. Un - weit von dieſen Baum / ſtehet gemeinlich ein an - derer / wann mit deſſelben Blätter die Augen be - ſtrichen werden / benehmen ſie nicht allein die Schmertzen / ſondern wiederbringen auch das Geſichte. Joh. de Laet.

71. Jn der Provintz Gujana, am StromAma -704Das andere Buch. Amana, wächſet ein kleines Bäumlein / welches eine Empfindlichkeit zeiget. Dann ſo bald ein Blat davon angerühret wird / ſchrumpfft es zu - ſammen / und hencket niederwerts. Wann a - ber mit einer Scheer ein Blat vom Baum ge - ſchnitten wird / alsdann ſchrumpffen alle Blät - ter am Baum zuſammen. Nach einer halben Stunde aber / richten ſie ſich wieder auf. Olf. Dapp. America.

72. Zwiſchen Nombre de Dios und Pa - nama, auf dem engen Strich Landes / hat es ei - nen gantzen Wald voll dergleichen Bäume / de - ren Blätter ein Leben und Empfinden bezeigen. Wann ein Aſt berühret wird / ziehen die Blätter mit groſſen Krachen ſich in Geſtalt einer runden Kugel zuſammen; und bleiben auch nachmals al - ſo. Acta, Soc. Reg. in Anglia.

73. Jn Peru, wächſet ins Wilde der Baum Molle, der trägt kleine Trauben / aus denen die Land-Leute ihren Wein preſſen. I - dem.

74. Jn den Jnſulen Ladrones, gibt es auch eine Art Bäume / welcher abgefallene Blätter ein Leben bezeigen / in deme ſie gleich als Würme / auf der Erde fortkriegen. Oſt-Jnd. Reiſen.

75. Noch hat es in erſt-beſagten Braſi - lien in der Provintz Araruquaya, unterſchiedli - cher Orten höltzere Ruthen oder Stecken / die aus der Erden alſo herfür wachſen. Etlicheblei -

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705Von der Natur. bleiben niedrig; andere aber winden ſich umb die nechſt-ſtehende Bäume wie das Epheu. Wo ſie aber gekrümmet / und alſo wieder in die Erde geſteckt werden / oder zufälliger Weiß von ſelb - ſten darein wachſen; ſo kommen nach Verflieſ - ſung etwas Zeit ſie wieder hervor / als beſondere Bäume / und ſteigen überſich. Wann dieſe Ste - cken-Bäume aufgeritzt werden / ſo flieſſet ein purpur-farber Safft heraus / der gerinnet ſtracks wie Blut; er wird zur Geneſung der Wunden vielfältig gebrauchet / und ſehr heylſam befunden. Joh. de Laet.

76. Jn denen mehr genandten Jnſulen des Antilles, ſiehet man einen gar frembden Baum daſelbſt Papaye genandt. Er wächſe[t]bey zwantzig Schuhe hoch; und wird dück nach Proportion. Hat keine Zweig oder Aeſte / ſon - dern nur drey-eckige Blätter an langen Stieh - len hangen / die inwendig / wie der Stamm auch / hohl und eines Fingers dück ſind. Oben auf / und umb den Stamm herumb ſitzen runde Früch - te / die denen Quitten gleichen. Noch eine an - dere Art ſolcher Bäume Mamoa genandt / grü - nen in der Jnſul S. Crux. Dieſer hat mehr Blätter und eine gelbe Rinde mit grünen Streiffen / die Frucht / ſo den Frauen-Brüſten ähnlich / kommt Monatlich friſch hervor / über - aus wol ſchmäckend / iſt von innen voll runder beiſender Körner. Die Blüht / giebt einen an - nemlichen Geruch. Olf. Dapper. America.

Y y77. Ein706Das andere Buch.

77. Ein kleines Bäumlein / oder viel - mehr ſtarcke Stauden / dem Granat-Baum ähnlich / ſiehet man um Mexico. Dieſes hat eine ſeltene Eigenſchafft an ſich / daß wann der - ſelben Zweiglein oder Rütlein auf gewiſſe Art und Weiſe geſpalten werden; die Theile oder Trümmer einander heimlich haſſen / und derge - ſtalt feindſeelig gegen einander ſich erweiſen / daß ſie auch mit Gewalt nicht mögen zuſammen ge - bracht werden / daß ſie beyſammen blieben. Die Kinder pflegen damit ihr Spiel zu haben. Kir - cherus.

78. Jetzt-gedachter Gegend wächſet auch der Baum Tetlatia ſonſt auch Guao, in gemein aber der Brennende genandt. Er iſt groß / trägt eine grüne Frucht / und giebt einen weiſſen Safft. Dieſer Safft iſt ſo gar feuriger Na - tur / daß den Thieren und Viehe / ſo an dieſem Baum ſich reiben / oder nur daran lehnen / die Haar ausfallen; deßgleichen verlieren auch die Menſchen die Haar / ſo unter dieſem Baum ſchlaffen. Dahingegen / iſt die Rinde des Baums kalt und trucken: Auch das Waſſer / darinnen ſie geſotten / heilſam. Der feurige milchichte Safft ſelbſten / curiret den Auſſatz / Erbgrind / und andere ſonſt unheilſame Ge - ſchwer. Wann er aber an ein geſund Glied ge - ſtrichen wird / machet er daſſelbe ſchwürig. E - raſm. Franciſci, Oſt - und Weſt-Jndiſcher Luſt - Garten.

79. Jn
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707Von der Natur.

79. Jn dem dückſten Wäldern Braſi - liens / zeiget ſich der ſeltzam-geſtalte Baum Saa - mouna, dieſer / am Ober - und Unter-Theil des Stamms hat eine gemeine Dücke: Jn der Mitte aber / iſt er zweymal ſo leibig / wie eine Tonne. Der gantze Stamm / von der Wur - tzel biß an den Gipffel iſt mit ſtarcken Dorn - Stacheln bepfeilet. Er bringet ablange Hül - ſen / darinn rothe Erbſen ſtecken. Aus den Zweigen gehen lange Stengel herfür / derer je - der fünff Blätter hat. Des gantzen Baums innwendige Subſtantz iſt weis / voller Marcks und ſchwammicht / aus den Stacheln wird ein Safft gezogen / der eine ſichere ſehr heilſame Au - gen-Artzney giebet. Idem.

80. Jn Peru giebt es den Wunder - Baum Teomatl genandt / welcher den Kran - cken das Leben oder den Todt verkündet. Wann einem Krancken ein Zweig von dieſem Baum in die Hand gegeben wird; und er darüber ſich luſtig und frölich bezeuget: So wird er wieder geſund. Wie im Gegentheil wann er ſich be - trübt / und traurig anſtellet; iſts ein gewiſſer Vor-Both des bald erfolgenden Tods. I - dem.

81. An dem See-Strand / oder vielmehr im Meer ſelbſt etlicher Orten in Weſt-Jndien findet man verſcheidene Arten Höltzer / die an der Farbe Bech-ſchwartz; und wann ſie abge - hauen werden / eine ſteinerne Rinde gewinnen. Y y ijAns708Das andere Buch. Ans Feuer gelegt / brennen ſie nicht / man beſtrei - che ſie dann ehe mit Fiſch-trahn.

82. Zum Beſchluß dieſes Capitels von man - cherley verwunderlichen Bäumen in dieſer ſicht - baren Welt und allen dero Theilen; hat auch mit wenigem des Cedern-Baums / oder / wie ein hoch berühmter Naturkündiger aus der Erfah - rung ihn nennet / den Baum des Lebens / einige Meldung gethan werden ſollen. Es iſt aber der Ceder-Baum in Palæſtina auf dem hohen Ge - bürg Libanon / (allwo nach Zeugniß unterſchied - licher Gelehrten / das Jrꝛdiſche Paradiß / und ſonderlich der Eingang zu ſolchem geweſen ſeyn ſolle) und ſonſten niergend wo in der Welt / und zwar in gewiſſer Anzahl / nemlich etlich zwantzig Stämme und mehr nicht zu finden; und ob ſchon dergleichen Art Bäume auch in Oſt-als Weſt-Jndien geſehen werden / kommen ſie je - doch mit dieſen Cedern auf Libanon allerdings nicht überein. Dieſe Bäume ſtehen noch da / von Erſchaffung der Welt; und iſt Anmerckens würdig / daß keine Junge hinnach wachſen / ſon - dern alſo bleiben. Angehend aber den Baum in ſeiner Geſtalt / iſt ſolcher nicht allein ein gar hoher / ſondern auch ein ſehr ſtarcker Stamm / geſtalten unter denen noch vorhandenen drey und zwantzig Ceder-Bäumen wie etliche ſie ge - zählet / einer ſo dück ſeyn ſoll / daß ſechs Mann ihne kaum umklafftern mögen; die Andern ſind etwa halb ſo dück / oder etwas mehres. Vonder709Von der Natur. der Erden ungefehr funffzehen oder ſechszehen Schuh hoch / ſtehen die Aeſte in Form eines in einander geflochtenen Krantzes rings umher an dem Stamm in die Höhe; über dieſem / beyläuf - fig acht Schuh hoch / iſt abermal ein ſolcher von Aeſten ineinander geflochtener Krantz um den Stamm herum / doch etwas kleiner / geſtalten ſo wolen der Stamm als dieſe aus ſeinen Aeſten geflochtene Kräntze / je höher er empor ſteiget / je ſubtiler und geſchmeidiger er wird. Hierauf folget der dritte / vierdte / und ſo über einander mehr Kräntze biß an des Baums Gipffel / wel - cher ſolcher Geſtalt von unten biß oben aus wie ein ſchöner Pyramis, gar prächtig und zierlich anzuſehen iſt. Seine Blätter gleichen dem Roßmarien / ſtehen aber dichter beyſammen / und ſind etwas länger. Die Frucht kommt bey nahe mit den Tannen-Zapffen überein / nur daß ſie nicht ſo ſpitzig / ſondern etwas ſtumpff und kuglicht iſt / alſo friſcher / giebt ſie einen gar ſtar - cken Geruch / der dem Stein-Oel gleichet; Aus dieſer Frucht wuſten die Alten ein Oel zu berei - ten / mit welchem die Todten Leichname gebal - ſamiret / und dadurch unverweßlich aufbehalten wurden. Jn dem Holtz aber liegt die Artzeney zum langen Leben / und kan daraus erlanget werden / davon bey den Gelehrten in mehrem ſich zu erholen. Dioſcorides hat ſchon zu ſeiner Zeit auch Wiſſens davon gehabt / und demnach gera - then / daß in dem Cedern-Holtz man die ArtzeneyY y iijzum710Das andere Buch. zum langen Leben ſuchen ſolle. Jn was höch - ſten Würden dieſes Holtz vor allem andern je und allzeit geweſen / zeuget vörderſt die Heilige Schrifft; Noah bauete davon den Kaſten oder die Archen / die iſt noch biß dato auf dem Gebürg Ararat in Groß-Armenien unweit der Perſi - ſchen Grentz-Veſtung Ervan / unverweſen zu ſchauen. Aus Cedern-Holtz bauete Salomon den Tempel GOttes / zu geſchweigen / worzu ſonſten das Holtz und die Zweige dieſes Baums auf Göttlichen Befehl unter dem Jſraelitiſchen Volck und den Juden gebraucht wurden / davon in den Büchern Moſis / und anderer Orten in der Schrifft zu leſen. Denen Heyden war die - ſes Baums Vortrefflichkeit auch bekandt / da - hero / in dem Tempel der Göttin Dianæ zu Epheſo, an welchem gantz Aſien vier hundert Jahr gebauet / das Gebälck von Cedern-Holtz gemacht wurde; nicht weniger / geſchahe in Er - bauung des Tempels Apollinis in der Stadt Utica in Africa. Alſo auch / haben die Heyden ihre Götter aus dieſem Holtz gebildet. So ſind nach verfloſſenen fünff hundert fünff und dreyſſig Jahren des Königs Numæ Bücher un - verſehret gefunden worden / dieſe aber waren aus Rinden von Cedern-Bäumen gemacht; und Pythagoras gebote / die Götter mit Cedern - Holtz zu verehren / ꝛc. Aus dieſem erhellet / daß die jenigen / ſo den Ceder-Baum pro arbore vitæ angeben / ſo gar allerdings nicht irren; und ſol -chem711Von der Natur. chem nach auch ſo abſurd und ungereimt nicht iſt / was ſie von der / aus dem Cedern-Holtz zum langen Leben bereiteten Artzney geſchrieben / davon hier kein Gelegenheit iſt / ein mehres bey zu bringen. Troylo Orient. Reiſe-Beſchrei - bung. Helmont. Takij Phaſ. Soph.

Das II. Capitel. Beſondere Eigenſchafften etlicher Früchten.

In Europa.

1.

JN Hiſpanien / im Königreich Granata, zie - let ſich ein beſonder Geſchlecht Aepffel; wann ſolche aufgeſchnitten werden / erſcheinet das Bild eines Crucifixes. Reiß-Beſchreib. Hiſpanien Jac. Gaffarelli, Curioſ. inaud.

In Aſia.

2. Zwiſchen der mächtigen groſſen Jnſul Madagaſcar oder St. Laurentz / und dem Oſt - Jndiſchen Vor-Gebürg Comorin, bey 150. Meilen von demſelben / liegen die alſo genandte Maldiviſche Eyländer oder Jnſulen / deren Zahl von den Jnngebohrnen auf zwölff tauſend erhöhet / und durch kleine Meer-Engen gleich - ſam in zwölff Hauffen oder ſo viel LandſchafftenY y iiijun -712Das andere Buch. unterſchieden werden. An dem Ufer des Meers dieſer Jnſulen / und ſonſt in keinem andern Land / wird je zu Zeiten durch des Meeres-wogen / ein beſonder Geſchlecht einer Nuß ans Land ge - worffen / eben / wie anderer Orten mit dem Am - bra / und Agtſtein beſchicht. Niemand aber darff dieſelbe aufheben / oder weg tragen / es ſey dann / daß er alſo fort ſie denen Königlichen Be - Ampten / oder dem Könige ſelbſt überlieffere. Jn deſſen Schatz nichts zu finden / ſo mit gröſſe - rer Sorgfalt bewahret wird / als dieſe Nuß / welche dieſe Völcker Tavarcare nennen. Dem Wehrt nach / übergehet ſie weit allen Ambra / und andere Köſtligkeiten. Sie wird nur denen benachbarten Königen / und etlichen frembden vornehmen Leuten zum beſondern Geſchenck überſandt und verehret. Woher aber / dieſe ſo hoch geachte Nuß eigentlich ihren wahren Ur - ſprung habe? Bleibt zu dato noch unbekandt. Die Jnnwohner dieſer Jnſulen behaupten / daß dieſe Frucht auf Bäumen wachſe / die entweder unter dem Meer verborgen; oder vormals von einer Waſſer-Fluth überſchwemmet: Oder innerhalb des Waſſers / in ihrem alten Grund Wurtzeln ſetzen. Andere / unter denen die Pfaffen / halten darvor / daß in der Jnſul / von ihnen Palloys genandt / welche niemand / der ſie ſuche / finden könne; unterweilen aber die / ſo ſie weder ſuchen / noch davon wiſſen / (gleich wie die Jnſul St. Barandon, im Atlantiſchen Meer /) ge -713Von der Natur. gefunden werde / wachſe / nach jhrer Zeitigung abfalle / und durch des Meeres-Strom an dieſe Jnſulen angetrieben werde. Anlangend ihr Geſtalt / ſo wird ſie allzeit gedoppelt geſehen / da jedes Stuck eine Oval-Figur weiſet. Erſtes Anblicks / ſcheinen ſie einem paar Zwilling Me - lonen gleich; ſind aber von Natur alſo veſt zu - ſammen verknüpfft / daß auf keinerley weiß ſie von einander geriſſen werden können. Der Kern oder Marck wächſet in die Höhe / füllet beede Schalen innwendig aus / und gehet aus einer Nuß in die Andere / dahero dieſe Nuß zweyen zuſammen gebundenen Nachen / die mit einer Laſt beladen / verglichen werden mag. Das Marck oder der Kern ſo eben ſo hart als ein Horn iſt / gleichet am Geſchmack den Tamarin - den / hat aber kein Geruch. Die Tugenden / ſo er in der Artzney beweiſet / ſollen unzählich ſeyn / davon aber in der Medicorum Schrifften ſich zu erholen. Käyſer Rudolph aller rühm - lichſten Andenckens / ſoll einſten vier tauſend Gulden für eine ſolche Nuß haben bieten laſſen / aber nicht bekommen mögen. Eraſm. Fran - ciſci, Oſt - und Weſt-Jnd. Luſt-Garten.

In Africa.

3. Jn Guinea, deßgleichen mehrer Or - ten in Weſt-Jndien / gibt es eine beſondere Art Jndianiſcher Feigen / welche die Europæer Ra -Y y vcoves714Das andere Buch. coves nennen. Dieſer Baum trägt nur einmal Früchte / und ſolche an einer Traube: Wann dieſe reiff iſt / wird der Baum abgeſchnitten; aus dem zur Seiten wider andere Schüßling hervor ſproſſen / derer etlich bey nahe ſchon reiffe Früch - te haben: Andere aber noch klein ſind / und erſt hernach wachſen. Die Frucht iſt ungefehr an - derhalb Finger lang und dreyeckigt / etwa ſo ſtarck als eine halbgewachſene Gurcke oder Küm - merling; und ſolcher / ſind offt hundert biß zwey hundert an einer Traube. Der Baum iſt bey - nahe Manns-Dicke / aber gantz ſchwammigt / hat keine Zweige / ſondern die Frucht wächſet recht mitten aus dem Stamm. Wann ſie reiff und Gelb geworden / die äuſſeriſte Schale abgezogen / und ſo dann die Frucht in dünne Scheiblein mit einem Meſſer zerſchnitten ſind: So erſcheinet auf jeden Schnitt zu beyden Seiten / die Geſtalt eines am Creutz ausgeſtreckten Menſchens; und das ſo vollkommen / ob wäre es von einem Mah - ler mit einem Penſel entworffen. Die Portuge - ſen aus Andacht / eſſen dieſe Frucht unzerſchnit - ten; dergleichen geſchicht auch von den Moh - ren / aber nicht aus Andacht / ſondern aus Ge - wonheit. Olf. Dapp. Africa. Otto Keyens, Guajana.

4. Jn der Jnſul Madagaſcar, wachſen eine Art Dörner / einer Fauſt dück / und Picken hoch; haben eine ſchwartze dücke Rinde / und ſind wunder-zierlich anzuſchauen / weilen dißRohr

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715Von der Natur. Rohr mit ſchnur geraden Strichen gleichſam geholkälet / und auswendig an den Randen mit Dorn-Stacheln in Geſtalt vieler Sterne gar zierlich beſetzet. Aus der Mitte / ſteigen zween oder drey Cucumern-förmige Zweige wie Blät - ter herfür. Das Jnwendige am Holtz / iſt vol - ler Gummi-Saffts / der ſo bitter als Aloes iſt. Eraſm. Franc. Oſt - und Weſt-Jndianiſcher Luſt-Garten.

In America.

5. Ein gar ſeltene wunderns wehrte Frucht / wächſet gemeiniglich am Meeres - Strand vieler Orten in Weſt-Jndien / allda Tepenexcomite: Bey den Scribenten aber die derer Meldung thun / Echinomelocaethon, o - der Melo-Carduum Echinatum, zu teutſch / eine Diſtel-Melon genannt / weil gleichſam ſie aus einer Diſtel und Melonen zuſammen gewachſen. Man findet derer verſcheidene Gattungen. Das Fleiſch gleichet am Geſchmack den Kürb - ſen / ihre auswendige Geſtalt ſiehet auch einer Melonen gleich / und ſind grüner Farbe / wird durch dücke Rippen unterſchieden / deren vier - zehen an ihr gezehlet werden / mit krummen dor - nichten Hacken / ſo den Sternen gleichen / allent - halben umbher ordentlich beſetzet. Etliche Gat - tungen haben oben auf ein dück Wollenhafften Polſter / aber nur eilff Furchen / und gleich ſo vielRip -716Das andere Buch. Rippen. Jede Rippe hat von der Wurtzel biß an das ſo genandte Wollichte-Polſter / zwölff Bühel oder Hogger / aus welchen / gleich auch an den andern / acht oder neun ſchwartz-brauner Stachel kommen / von denen drey gerad empor ſtehen. An etlichen / iſt das wollinne Polſter ei - nes halben Schuhes hoch erhaben / alſo daß die gantze Frucht einem Türckiſchen Bund gar ähn - lich ſihet. Jn dem weyland vortrefflichen Aeich - ſtättiſchen Garten / iſt dieſe ſchöne Frucht auch gezielet worden; und wie die Beſchreibung mel - det; ſo hat an dieſem Gewächs / man viel Bey - Wurtzeln geſehen / die endlich alle / in eine ein - tzige dücke holtzigte Wurtzel zuſamm gewachſen / aus welcher Blätter hervor gegrünet / ſo dem Laub-Werck der Jndianiſchen Feige Opuntiæ ſich geglichen / aber gar getrungen in einander / und gleichſam eine Kugel formiret / die mit häuf - figen Dorn-Sternlein geſtachelt war. Das wolline Küſſen oben auf aber / hat ſich nicht zei - gen wollen. Lobelius, in Beſchreibung dieſer Frucht ſetzet hinzu: Quem non juvat in hoc miræ raritatis & venuſtatis Carduo ſolertem naturæ opulentiam contemplari, is ſe putet averſatum ingenio à lautiore Philoſo - phia.

6. Jn Peru, umb die Stadt Zamora, hat es ein Geſchlecht Nüſſe / wann ſolche jemand rohe iſſet / verurſachen ſie den Tod / gekochteraber /717Von der Natur. aber / geben ſie geſunde Nahrung. Olſ. Dapp. America.

7. So wachſen auch dieſer Gegend Ru - ben in ſolcher Gröſſe / daß ein Mann mit beyden Armen kaum eine umbklafftern mag; und un - ter dem Schatten ihrer Blätter fünff Pferde ſich verbergen können. Idem Schott. Phyſ. Cur.

8. Alſo auch in der Provintz Yzalcos, gibt es eine Art Aeichel / die ſo groß ſind / daß aus deren Hütlein zimliche Dinten-Väſſer kön - nen gemacht werden. Joh. de Laet.

Das III. Capitel. Seltene Eigenſchafft und Na - tur / etlicher Kräuter / Wurtzel / und Blumen.

In Europa.

1.

JN Teutſchland vieler Orten wächſet das Kraut Telephium oder Craſſula, zu teutſch Wund-Kraut / oder auch Fett-Henne genandt. Es hat fette dücke Blätter / an den Wurtzeln viel Knotten / und wird bey zwo Spannen hoch. Wann jemand aus einem Hauſe / der ein Erb deſſelben iſt / es ſey Vatter / Mutter / Sohn / oder Tochter / auf einer Reiſe begriffen / und ü -ber718Das andere Buch. ber beſtimmte Zeit auſſen bleibet / man auch keine Nachricht ſeinetwegen haben mag / wie es umb ihn ſtehe / ob er lebendig oder tod ſey? So bricht man Intentione einen Stengel von dieſem Kraut / und ſtecket ihn an einen Ort unter des Hauſes Dach. Jſt es nun Sache / daß die verreiſete Perſon annoch im Leben / ſo fähet ein ſolcher abgebrochener Stengel an / bey einer Hand lang fortzuwachſen; bleibet auch eine Zeit lang grün / und gewinnet von oben aus neue Blätlein / die unterſten aber / beginnen all - mählig zu verwälcken. Wo aber die Verrei - ſete nicht mehr im Leben / ſo geſchicht diß nicht / ſondern das Kraut fähet ſo gleich an welck zu werden / und zu verdorren. Mart. Schmuk. The - ſauriolus.

2. Wann mit ſolchem Eyffer und unver - droſſenen Fleiß / die ſo natürlich / als übernatür - liche Eigenſchafften der in Teutſchland wachſen - den und grünenden Kräuter und Wurtzeln er - forſchet wurden / als man thut / frembde / weit - entlegener Landen Gewächs aufs genauſte zu unterſuchen / und zu beſchreiben; wurde ſondern Zweiffel man / wo nicht gröſſere / doch eben ſolche verwunderliche Eigenſchafften und Naturen derſelben / in guter Anzahl zu bemercken haben / und erkündigen. Davon allhier vorgeſetzter Kürtze halber / nur eine eintzige Hiſtori und Ge - ſchicht / was einem hochgelehrten Mann undNa -719Von der Natur. Naturkündiger / mit dem bekandten Napello be - gegnet / und er gefunden / beygeſetzt wird.

Cum radicem Napelli, (ſchreibet dieſer berühmte Mann) ruditer præparaſſem, degu - ſtavi in aſpice linguæ. Etenim quanquam nil deglutiveram, multam ſalivam ſputitaveram, ſenſi tamen moxabinde, craneum vel ut zona forinſecus ſtringi. Tum demum præcipitan - ter aliquod mihi negotia familiæ obvenêre, computum quendam ſolvi, per ædes oberra - vi, atque ſingula pro requiſito peregi. Tan - dem obvenit mihi, (quod nunquam aliàs,) quod ſentirem, me nil intelligere, concipere, ſapere, vel imaginari in capite, pro more aliàs ſolito: Sed ſenſi (cum admiratione) apertè, dilucidè, diſcurſivè, atque conſtanter, totum iſtud munus obire in præcordijs, & expandi circa os ſtomachi, idque adeo ſenſibiliter & clarè ſenſi, imò attentè notavi, quod quam - vis etiam ſentirem ſenſum & motum, ſoſpi - tes à capite in totum diſpenſari: quod tota diſcurſuum facultas notoriè & ſenſibiliter in præcordiis eſſet, cum excluſione capitis, quaſi tunc mens conſilia ſua ibidem meditaretur. Admirationis itaque & ſtuporis, inſolita illius ſenſatione plenus, notabam mecum meas notiones & examen earundem, atque me ip - ſius præciſiori modo, inſtituebam. Et lucu - lenter inveni, ac trutinavi, me, illo toto ſpa - tio, intelligere & meditari, longè perſpicatius. Adeo -720Das andere Buch. Adeoque non poteſt ſenſus ille, quo percipie - bam me intelligere vel imaginari in præcor - diis, & non in capite ullis exprimi verbis. E - ratque gaudium quoddam, in iſta intellectuali qualitate. Etenim non erat res exiguæ dura - tionis, nec mihi dormienti, aut ſomnianti, aut alioqui morbido advenerat: ſed jejuno & bene valenti acciderat. Imò, quam vis exſta - ſes aliquod anteà expertus fueram: notavi tamen, illas nil commune habere cum hoc præcordiali diſcurſu & ſenſu intelligendi, o - mnem capitis cooperationem excludente. Quippe quod cum reflexione ſenſibili, (tan - quam antea præmonitus eſſem) caput pror - ſus feriari reſpectu phantaſiæ deprehendi: quia mirabar, quod phantaſia extra cerebrum in præcordiis, ſenſibili operationis feſtivitate celebraretur. Interim quandoque illo ſuſpen - ſus timui, inſolitus ne caſus ad Amentiam du - ceret: quòd à veneno incepiſſet: ſed præ - paratio veneni, & ejusdem levicula tantùm deguſtatio, aliud inſinuabant. Quanquam claritas, ſive illuminatio gaudioſa mei intel - lectus, inauſpicata, ſuſpectum illum intelli - gendi modum redderent: attamen reſignatio liberrima mei, in voluntatem divinam me reſtituit in ſabbatiſmum priorem. Tandem poſt binas circiter horas, levicula quædam vertigo bis repetita me in vaſit. A priore enim rediiſſe intelligendi facultatem percepi: &altera,721Von der Natur. altera, ſenſi me intelligere more ſolito. De - inde, tametſi poſtmodùm aliquoties de eo - dem Napello deguſtaverim: attamen nun - quam amplius quicquam tale me contigit. Helmontius.

3. Man ſchreibet von der Aloes / daß ſel - biges Gewächs erſt nach Verflieſſung ein hun - dert Jahre einen Stengel ausſtoſſe / und nach - mals gar zu einem Baum erwachſe. Dieſes erweiſet ſich alſo in Warheit. Jm Jahr 1599. trug ſich zu / daß zu Avignon in Franckreich eine Aloes in einem Garten / darinnen ſie be - reits über 100. Jahr geſtanden / einſten plötz - lich überſich zu wachſen begunte / auch inner vier oder fünff Tagen zwey - und dreyſſig Spannen hoch wurd / und neun - und zwantzig Aeſte aus - ſtieſſe. Borellus.

4. Dergleichen begab ſich auch zu Mon - pelier, im Jahr 1647. in dem Garten eines A - poteckers Perier genandt / da ebener maſſen / eine Aloes mit Gewalt und Geräuſch zuſehens / in - ner 4. à 5. Tagen / der geſtalt in die Höhe über ſich wuchſe / daß ſie am Stamm und Aeſten ei - nem Aich-Baum gleichete: Jn der Höhe aber 30. Spannen erreichete. So vielleicht noch allda zu ſehen ſeyn wird. ldem.

5. Was von frembden hinnach benam - ten Kräutern in Oſt - und Weſt-Jndien / die ein Leben und Empfinden bezeigen / geſchrieben wird / das erfindet ſich auch an verſcheidenenZ zGe -722Das andere Buch. Gewächſen / als Jacca, Carduo Pratenſi, und andern in Europa. Idem.

6. Die Mond-Pflantze / oder das Kraut Boriza genandt / ſo dem Majoran ähnlich / nur daß die Blätlein Himmel-blau ſind: Und am Geruch dem Biſam und Saffran etlicher maſ - ſen gleichen; hält mit dem Ab - und Zunehmen des Monds eine durchgehende Gleichheit. Jſt der Neue Mond einen Tag alt; ſo bekompt die - ſes Kraut auch ein Blat / und alſo von Tag zu Tag ſo viel Blätter / wie viel der Mond Tage hat biß auf vierzehen. Wann nachmals der Mond wider abnimmt / ſo läſſet es auch täglich hinwiderum ein Blätlein fallen / biß es letztlich gantz kahl wird / und gleichſam traurig ſich ein - hüllet. Idem.

7. Jn der Jnſul Sardinien wächſet ein Kraut / welches dieſe Eigenſchafft hat / daß es den jenigen der es in Mund nimmt / lachend er - würget. Majolus.

8. Jn Italien in der Landſchafft Pie - mònt, im Thal Lanci, und noch anderer Or - ten mehr / wächſet eine Stauden / welche die Land-Leute und auch die Botanici Doronico nennen. Bey deren Wurtzel / findet man Queck-Silber in Körnlein / wie die Perlein; und wann aus dieſem Gewächs der Safft ausge - preſſet und Nacht-Zeit an die Lufft geſtellet wird / wann ſolche rein und heiter iſt / findet man / daßder723Von der Natur. der gantze Safft in Queck-Silber iſt verwan - delt worden. Le Journal de Scavans.

9. Jm Jahr 1665. regnete es in der Ge - gend um die Stadt Naumburg in Meiſſen / bey Laucha / den 18. Martii / hoch-blaue Seiden in ziemlicher Menge / deren Fäden im Nähen / Stricken / Würcken / und aller Arbeit / worzu die natürliche Seide zugebrauchen / verſucht / und gut befunden worden. Eine Adeliche Da - me daſelbſt herum / ſoll deren etlich Pfund zuſam - men gebracht / und Willen haben / zu immerwäh - renden Andencken / etwas daraus würcken zu laſſen / und in eine Kirche zu ſtifften. Ein Baurs - Mägdlein aus dem Dorff Gräsnitz / hat auf dem Feld einen Faden dieſer Seide der über hun - dert Ellen lang / aufgewunden / welcher nachge - hends auf Freyberg iſt geſandt worden. Præ - torius.

10. Jn eben dieſem Jahr / wenig Wo - chen hinnach / ſoll in Norwegen es ſich begeben haben / daß bey der Stadt Chriſtiania, ein Wald / der Tags zu vor noch friſch / und ſchön grün geweſen / Tags hernach gantz abgedorret / und über den Bäumen lauter weiſſe zarte Lein - wand oder Flor / gezogen geweſen. Davon ein Stuck bey 20. Ellen dem König in Dennemarck iſt zu geſandt worden. Idem.

11. Auf dem Pyrenæiſchen Gebürg / welches Hiſpanien und Franckreich ſcheidet / grünet ein Kraut unbekandtes Namens. Et -Z z ijliche724Das andere Buchliche unter den Gelehrten die es kennen / geben ihm den Namen Plantam Hæmagogam. Den Blättern nach / vergleicht es ſich der Salvey. Es hat diß Kraut die ſo verwunderliche Eigen - ſchafft / daß wann es an ein oder anders Glied des Leibs ſo nahe gehalten wird / daß es daſſelbe nur bloß berühren kan / zur Stund durch die poros das Blut heraus ziehet; und zwar ſo ſtarck / daß wanns nicht weg gethan würde / alles Blut aus dem gantzen Leib folgen / und der Menſch ſterben würde. Borellus.

12. Unter den ſeltenen Gewächſen Euro - , kan auch mit guten Fug die Corall-Pflan - tze gezehlet werden. Dieſe / ob ſchon ſie nicht auf dem[La]nde / ſondern im Meer unter dem Waſſer wächſet; ſo hat ſie jedoch / wie andere Geſchlecht der Kräuter auch / ihren eigenen Samen / der bey nahe wie Coriander geſtaltet / welchen ſie von ſich läſſet / der auch alsbalden ge - ſtehet und bekleben bleibet. Dahero / weil dieſer der Corallen-Samen-haffter Safft allenthalben ſeinen Mütterlichen Leibe findet / darinnen er zu einer Geburt und Wachsthum befördert wird / geſchicht es öffters / daß man Delphinen fänget / (iſt eine Art Meer-Fiſche) deren harte Häute über und über / mit Corall-Zincken bewachſen. Jn des Groß-Hertzogs zu Florentz Kunſt-Kam - mer ſiehet man einen Todten-Kopff / aus wel - chem eine Corall-Pflantze herfür geſproſſen. Der ſchon öffters genandte berühmte JeſuitKir -

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725Von der Natur. Kircherus, hat ein Stuck von einem Felſen / wel - ches überall mit angewachſenen Schnecken / Auſtern / und Corall-Zweigen gezieret: Daran ſonderlich ſchau-würdig / einige Auſtern / aus deren innwendigem Theile der Schalen / Coral - len gewachſen / ohne einige Wurtzel; wie auch etliche andere die auswendig an der rauhen und ſcharffen Seite / mancherley herfür-ſproſſende Corall-Pfläntzlein zeigen / die doch alle wie ge - dacht / ohne Wurtzel / nur alſo / gleich wie ein Wachs an den Muſchel-Schalen kleben / und auch davon gelöſet werden können. Jn ge - mein aber / wachſen die Corallen im Meer zwi - ſchen den Felſen / ſo unter den tieffen Meer-Wo - gen bedeckt liegen / ſpröſſeln und grünen wie die Bäume herfür / geſtalten / ſonderlich im Rothen - Meer gantze Tractus gefunden werden / die alſo voller Corall-Bäume ſtehen / daß / in deme ſolche öffters in Gröſſe der Kirſch-Bäume aufſchieſ - ſen / die Schiffart der Orten unbrauchbar wird. Jm Waſſer ſollen theils Orten / ſie ziemlich weich / und einer grünlichten Farbe ſeyn. Auſ - ſer dem Waſſer aber / ſo bald ſie von der Lufft be - rühret werden / verändern ſie die Farbe in ſchwartz / weis / und roth; wie dann zu Rom / in des Cardinals Mazarini Kunſt-Kammer eine ſolche Pflantzen zuſehen / welche / um die Wur - tzel her ſchwartz; in der Mitte weis; hernach wider ſchwartz-färbig / endlich in Zweige aus - bricht / die denen Meer-Tamarißken ähnlich fal -Z z iijlen.726Das andere Buch. len. Die rothen Corallen aber / werden am meiſten geachtet / wann ſolche ein geſunder Menſch trägt / erhöhen ſie ſich in der Farbe / und werden noch röther; dahingegen bey unreinen Perſonen erbleichen ſie. Jn der Artzney wer - den ſie vielfältig gebraucht / wiewol zu dato noch / die wahre Corall-Tinctur nier gend wo / um Geld zu bekommen iſt.

Die vornemſte Fiſchereyen in dem Mittel - ländiſchen Meer / da die Corallen gefiſcht / und aus dem Meer herauf gebracht werden / ſind: An den Küſten der Jnſulen Corſica und Sardi - nien / daſelbſt vor andern drey Ort berühmt. Der erſte wird genandt Arguell, welches der beſte und ſchönſte iſt; der andere heiſſet Baza: Und der dritte iſt nahe bey der Jnſul St. Peter. Dieſer an der Jnſul Corſica gefiſchte Corall iſt der längſte und ſchönſte. Jn Africa an der Küſte von Barbari ſind auch zwo Fiſchereyen / der eine Platz iſt unweit der ſo genandten Baſtion de France; und der andere zu Tabarca. Der Corall diß Orts / iſt zwar lang / und auch dück genug / aber bleich von Farbe. Jn Sicilien / na - hend der Stadt Trepano iſt auch eine Corall - Fiſcherey / daſelbſt giebt es ſehr hoch gefärbten Corall / aber klein; deß gleichen bey Catanea; am Capo Quiers wird er dück und von ſchöner Farb gefiſcht / die Zweige aber fallen gar kurtz. Noch eine dergleichen Fiſcherey iſt in der JnſulMa -727Von der Natur. Majorca unter Hiſpanien / allwo der Corall eben wie der von Corſica beſchaffen iſt.

Mit Fiſchung des Coralls aber / verhält es ſich alſo: Die Corallen wachſen unter holen Felſen / welche tieff in die See reichen. Die Fiſcher pflegen zwey Zimmer-Höltzer Creutz weis zuſammen zu fügen / und ſetzen in die Mitte ein gros Stuck Bley / das Holtz damit ſinckend zu machen. Alsdenn binden ſie Hanff / oder lan - gen Flachs um die Höltzer / und laſſen denſelben alſo zottigt / eines Fingers dück herab hangen. Das Creutz-Holtz aber / binden ſie mit zweyen langen Seulen an das Vorder und Hinder - Theil des Schiffs; und alſo fahren ſie / neben denen Felſen hin. Wann nun der Flachs oder Hanff an einen Corallen-Zweig kömpt / wickelt er ſich um denſelben / und ziehet ihn mit ſich fort. Es ſind aber in dieſen Schifflein oder Schelchen gewöhnlich ſieben Männer / und ein Jung. Dieſe werden bey Genua gebaut / ſind ſehr leicht / und führen einen groſſen Segel / daher ſie auch ſo ſchnell ſind / daß kein Kriegs-Schiff ihnen folgen kan. Wann das eingeſenckte Creutz-Holtz ſoll gehoben werden / müſſen jederweilen funffze - hen in zwantzig Schiffe beyſammen ſeyn. Jm Herausziehen des abgeledigten Coralls / fället faſt eben ſo viel ins Meer als man bekömpt. Alldieweilen auch der Grund gemeiniglich ver - wachſen und ſümpffigt / als wird der Corall ſtracks anbrüchig / als ob er von Würmen zer -Z z iiijnage628[728]Das andere Buch. nagt wäre / dahero man eylen mus / ihn auſſer dem Waſſer zu haben. Zu Marſilien ward einſten ein Stuck einer Fauſt dück / um Willen es etwas Wurm-ſtichig geweſen / entzwey ge - ſchnitten / da man einen Wurm der ſich gereget / und etlich Monat lang gelebet / darinnen gefun - den hat.

Hierbey iſt auch zu mercken / daß rings um die Aeſte des Coralls etwas / gleich einem Schwamm wächſet / in welchem unterſchiedli - che Cellulein ſind / darinnen eine beſondere Art Würmlein wie die Bienen ſich aufhalten. Wann zu gewiſſen Zeiten des Jahrs man die äuſſerſte Spitze der Aeſte und Zweige trucket / ſo gehet ein weiſſer Safft heraus / wie ein Milch / welcher Safft vor der Corallen-Samen da - durch ſie ſich fortpflantzen / geachtet wird. Jm Aprill fähet dieſe des Coralls Fiſcherey ſich an; und endet ſich im Julio. J. B. Tavernier.

13. Ein Liebhaber der Chymia, verſuchte einſten / die / noch wenig bekandte Corallen-Tin - ctur zu bereiten. All dieweilen aber ihme die vielerley wege derer in gemein man ſich bedienet / nicht anſtunden; diſtillirte er die Corall-Zincken / unzerſtoſſen / mit Zucker. Jn rectificirung aber des übergeſtiegenen dück-rothen Liquoris, als zufälliger Weiſe das Feuer auf die Letzte et - was ſtarck geworden / hat der dücke Safft auf dem Boden des Glaſes / gröſſeren Theil / in lau - ter dergleichen Hörner / wie die Baum-Schrö -ter /729Von der Natur. ter / (Scarabei cornuti,) haben / paar-weis und eintzele ſich ſublimiret; theils aber / weil die Hitze nachgelaſſen / ſind in der Maſſa ſtecken blie - ben / und nur mit den Spitzen hervor gegucket: Die andern aber / im Glas ledig gelegen. Als ſie in eine Apotecken getragen: Und unter der - gleichen natürliche Schröters-Hörner gemiſcht worden; haben ſie weder an Farbe noch Geſtalt / noch Gröſſe / vor den Andern erkennet werden können; biß ſie in einen Spir. Vini geworffen wurden / da dieſe hinwiderum in einen rothen Li - quorem, wie ſie vorhero auch waren / ſich aufge - löſet haben.

In Aſia.

14. Jn Oſt-Jndien im Königreich Ben - gala, wächſet ein beſonder Kraut / welches das Holtz mit ſolcher Gewalt nach ſich ziehet / daß es ſcheinet: Ob wolte es den Leuten ſolches aus den Händen reiſſen. du Val.

15. Dergleichen Kraut hat es auch in der Jnſul Ceylon. Wann ſolches zwiſchen zwey Höltzer die auf zwantzig Schritt weit von einander ſind / gelegt wird / fügt es jedoch ſolche zuſammen; und ob ſchon jemand ein oder das an - dere Holtz hält / thut es dennoch einen ſo ſtarcken Zug / da man der Gewalt kaum widerſtehen mag. Idem.

16. Am Geſtad Malabar findet manZ z vauch730Das andere Buch. auch ein Kraut / wann jemand ſolches mit der Hand anrühret / ſchrumpffet es zuſammen; ſo bald aber die Hand weg gethan wird / erholet es ſich wieder. Walther Schultz Oſt-Jnd. Reiſe.

17. Jn den Molukiſchen Eylanden / ſon - derlich aber in der Jnſul Ternate, unweit von dem Schloß gleiches Namens / wächſet eine Pflantzen mit kleinen Blätlein / welche die Land - Leute Catopa nennen. Dieſe hat die Eigen - ſchafft / daß wann ein oder mehr Blätlein abfal - len / ſolche alsbalden in kleine Sommer-Vöge - lein (Papiliones,) verkehret werden. Acta, Soc. Reg. in Anglia.

18. Daß auch unter den Früchten und Kräutern eine Antipathia ſey / ſiehet man inſon - derheit an dem in Oſt-Jndien wol bekandten Kraut Betele und der Frucht Durion. Wann zu einer groſſen Anzahl dieſer Früchten man nur etlich wenig Blätteꝛ von dem Kꝛaut Betelle leget / ſo gleich alle anbrüchig werden. Jm Gegen - theil / wann jemand von der Frucht Durion all - zu übermäſſig geſſen / und davon / wie zu geſche - hen pflegt / eine hefftige Entzündung am gantzen Leibe empfindet: kan ſchneller ihme nicht gera - then werden / als wann er ein oder zwey Blätter von dem genandten Kraut Betelle nur äuſſerlich auf den Magen leget / da mit Verwunderung zuſehen / daß an Stund die entſtandene Entzün -dung731Von der Natur. dung hinwiderum vergehet / und der Patient zu voriger Geſundheit gelanget. Idem.

19. Jn dem Tartariſchen Königreich Taniu, an ſteinichten Orten grünet eine Pflan - tze / welche unverbrennlich. Dann ob ſchon im Feuer es ſich entzündet und roth wird / ſo er lan - get es jedoch / ſo bald es erkaltet / ſeine vorige Geſtalt. Jm Waſſer aber verfaulet es. Nieu - hof.

20. Jn dem ſchon vielfältig genandten Reiche China, und deſſen Provintz Xenſi, hat man das Kraut Quei genannt. Dieſes ver - treibt die Melancholey / erwecket Freude / und lachen / wann man davon iſſet. Idem.

21. Desgleichen in dem Reichs-Strich Quantung bey der Stadt Chincheu, wiſſen die Schiff-Leute aus den Knoten am Kraut Chi - fung die bevorſtehende Ungewitter zu erkündi - gen. Dann je weniger Knoten / je weniger Un - gewitter; auch kan beyläufig aus der Diſtantz / wie weit nemlich ſolche Knoten von der Wurtzel an / voneinander ſtehen / berechnet werden / wann die Ungewitter einfallen / und ſich ereignen möch - ten. Idem.

22. Jn dem Land-Strich Cincheu, wächſet in Menge ein Pflantze / davon eine Art ſehr rein und zarter Tücher gemacht / und höher als Seiden geachtet / auch gar theuer verkauffet werden. Idem.

23. Jn der Europæiſchen Tartarey zwi -ſchen732Das andere Buch. ſchen den Strömen Don, und Wolga / umb die Gegend Samara / grünet ein Gewächs / ſo ei - nen zimlich ſtarcken Stengel bekommt / oben a - ber auf ſolchen wächſet eine Frucht / die dem äuſ - ſerlichen Anſehen nach / wie ein Lamm geſtaltet / deſſen Gliedmaſſen es auch gantz deutlich abbil - det: Und dannenhero von den Reiſſen Bora - netz / das iſt / ein Lamm genandt wird. Der Stengel iſt dieſem Gewächs an ſtatt des Nabels / auf welchem es ſich rings herumb wenden kan. Zu welcher Seiten es ſich nun wendet / verdor - ret das umbher ſtehende Graß. Wann die Frucht reiff wird / beginnet der Stengel zu ver - trucknen; die Frucht aber ein rauhes Fell zube - kommen / gleich einem Lamm / welches nach - mals gegerbet / und zum Gebrauch bereitet wird. Es hat ſehr zart - und krauſe Wolle. Die Wölffe allein / ſonſten aber kein ander Thier ſtellen dieſer Frucht nach. Das Fleiſch iſt eines gar ſüſſen Geſchmacks; und gleichet ſich der Krebſe Fleiſch. Wann in dieſe Frucht ge - ſchnitten wird / flieſſet ein rother Safft einem Blut gleich aus dem Schnitt. Ein Fell von ei - nem ſolchen Lamme / ſo in der Gröſſe eines Ca - ninichen / davon die Wolle bey nahe eines hal - ben Fingers lang; wie auch dergleichen ſchon geſponnene Wolle und Garn / kan man zu Am - ſterdam / in eines Apotheckers / Johann Schwammerdam Kunſt-Kammer zu ſehen be - kommen / und daraus des vielleicht entſtehendenZweif -

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733Von der Natur. Zweiffels ob es auch wahr ſeyn möge? ſich ent - ledigen. Eraſm. Franc. Oſt - und Weſt-Jndia - niſcher Luſt-Garten. C. Scott. Phyſ. Curioſa. und mehr andere.

24. Jn den alſo genandten Philippini - ſchen Jnſulen / zeiget ſich eine Pflantze / welche die Spanier der Orten / Herbam ſentitam nennen. Dieſe Pflantze oder Kraut / wann es auch nur mit der äuſſeriſten Spitze des Fingers gar lind berühret wird / entrüſtet ſich der Geſtalt / daß ſo gleich alle Blätter zuſamm ſchrumpffen / und gleichſam in Ohnmacht ſincken. Berühret man ſie zum andern mal; ſo fallen alle untere und obere Blätter ab / und der Stengel ſo be - taſtet worden / zerberſtet. Schneidet man dann ein Stuck davon / ſo wird der Ort gantz ſchwartz / als wäre er verbrannt. Hauchet man dieſes Gewächs an / ſo ſchüttet ſie zur Stund alle Blätter ab / und der Stengel zerſpringt / welches jedoch nicht geſchicht / wann ſie mit einer Ruthe oder Stock geſchlagen wird. Jſt alſo nur des Menſchen Hand / und deſſen Athem ihr entgegen. Kircherus.

25. Umb die Gegend der Stadt Jericho im heiligen Lande / wächſet ein ſeltſame Art von Roſen / welche in gemein Roſen von Jericho / von etlichen aber Roſa S. Mariæ genennet wer - den. Sie haben nur eine eintzige zugeſpitzte Wurtzel eines Fingers lang / welche gleichſam geflammet. Das Obertheil der Roſen iſt rund /und734Das andere Buch. und breitet ſich über die Maſſen ſchön aus; doch fället immer eine gröſſer als die andere / ſo daß je zu Zeiten ſie wie eine groſſe runde Schüſ - ſel geſehen werden. Es hat dieſe Roſen über hundert zarte Aeſtlein / an welchen kleine Blät - lein ſtehen / die ſich mit einem Nadel-Knopff ver - gleichen. Der Geruch iſt ſubtil und köſtlich; von Geſtalt aber ſiehet ſie dürꝛ / und wie ein ſtumpffer Beſen. Sie iſt allzeit zugeſchloſſen; wann ſie aber in Waſſer oder Wein geſetzt wird / öffnet ſie ſich / breitet ſich ſehr ſchön aus / daß auch ihr Blüh geſehen wird / ſolte ſie auch hun - dert Jahr alt ſeyn: So bald ſie aber aus dem Waſſer wider heraus gethan / und trucken wird; ſchlieſſet ſie allmählig ſich wider feſt zuſammen. Jn der Artzney ſoll ſonderlich ſie kräfftig ſich bezeigen / wann ſie in Wein ſich geöffnet / und ſolcher Wein den gebährenden Frauen zu trin - cken gegeben wird. Mollenbroci Cochlear. Cu - rioſ. Schott. Phyſ. Curioſa.

26. Hier ſoll auch der noch unbekand - ten wunderbaren Wurtzel Baharas, ſo auch dieſer Gegend in Judea wächſet / nicht vergeſſen wer - den; von dieſer ſchreibet Joſephus vom Jüdi - ſchen Kriege / quòd colore flammam imite - tur, circa veſperam veluti jubar fulgurans, ac - cedentem & evellere cupientem tam diu refu - git, ne prius fugere deſinit, quàm urina mulie - bri aut menſtruo ſanguine conſperſa fuerit. I - dem Mollenbr.

In735Von der Natur.

In Africa.

27. An der Weſt-Seite des ſehr hohen und berühmten Gebürgs Atlas, wiſſen die Land - Leute eine Wurtzel zu finden / welche ſie Surnag nennen. Unter mehr andern beſondern Eigen - ſchafften hat ſie auch dieſe / daß wann ein Mägd - lein / ſo noch Jungfrau iſt / ihr Waſſer darauf fallen läſſet / ſie ihre Jungfrauſchafft verlieret. Es ſolle dieſer Enden ſolches nichts neues ſeyn / weilen viel Töchtern der Land-Leute ſo am Ge - bürg des Viehes hüten / nicht allein der gleichen begegnet / ſondern auch ſie dadurch der Geſtalt verderbt werden / daß ſie hoch aufſchwellen. Olf. Dappers. Africa.

In America.

28. Unterſchiedliche Geſchlechte eines Krauts / welches man das Allzeit-Lebende heiſ - ſet / wächſet auf alten Stöcken / Felſen / Büſchen und dergleichen Orten / in der Jnſul Jamaica. Die Staude hat groſſe Blätter / und trägt eine wolriechende Violen-farbe Blume. So bald ſie nur berühret wird; verwelcken die Blätter / erholen ſich aber nachmals wieder. Ejusdem America. Schott. Phyſ. Cur.

29. Dergleichen iſt auch in Braſilien am Kraut Caaeo zu ſehen; diß verſchlieſſet ſeine Blätter wanns berühret wird / oder der wenigſteStaub736Das andere Buch. Staub darauf fället / öffnet ſolche ehender auch nicht / biß der Jenige ſo es betaſtet hinweg gehet; und ſo er widerkehret / thut es die Blätter aber - mal eiligſt zuſammen. Es haben auch anbene - benſt dieſe Kräuter eine ſolche Eigenſchafft / daß täglich mit Untergang der Sonne ſie verwelcken / bey dero Aufgang aber / gleichſam ſich wieder erholen. Die Braſilianer / pflegen einander mit den aufgedörreten Blättern zu vergeben; kan auch einem ſolchen dem es begegnet / ande - rer Geſtalt nicht / als durch die Wurtzel dieſes Krauts geholffen werden. Idem. Schott. Phyſ. Cur. Kircherus.

30. Alſo auch in der Jnſul St. Johann di Porto Ricco iſt ein Kraut Quibey genandt. Welcherley Thiere davon genieſſen / die müſſen ſterb en. Idem.

31. Ein verwunderliche Pflantze findet man in Neu-Spannien / im Biſtum Antequera, in der Gegend des Thals Guaxaca, dieſe / wann etwas davon genoſſen wird / urſachet den gewie - ſen Tod. Aber noch eine gar ſeltene Eigen - ſchafft hat an dieſem Kraut man wahr genom - men / nemlich dieſe: Wann das abgepflückte Kraut ein Jätzi gelegen / und man bringt jemand etwas davon bey / ſo ſtirbt der Menſch innerhalb eines Jahrs / Monats / oder Tags / nach deme es lang[od]er[k]urtz alſo abgepflückter gelegen iſt; alſo daß / wann es alſo friſch jemand geben wird / ſo ſtirbet auch die Perſon noch deſſelben Tags. Es737Von der Natur. Es ſoll diß Gewächs bey wenig Jahren her / auch in Europa überbracht worden ſeyn. Olf. Dapp. America.

32. Jn den Jnſuln Bermudis denen En - gelländern zuſtändig / wächſet ein Unkraut ins Wilde / das vergleichet dem Anſehen nach / ſich mit der Hedera, dieſes iſt ſo gifftig / daß auch vom bloſſen Anrühren den Menſchen böſe Beu - len auffahren. Acta Soc. in Reg. Anglia.

33. Jn Peru, um die Stadt Lima, ſie - het man ein Kraut / mit gelben Blümlein. Dieſes heilet alle Schäden und Wunden / wie alt oder faul ſie ſind / und zwar in gar weniger Zeit. Da hingegen aber / wanns auf geſundes Fleiſch geleget wird / friſſet es daſſelbe biß auf das Gebein hinweg. Olf. Dappers America.

34. Und in der Landſchafft Chili, wäch - ſet aus den Ritzen der Stein-Felſen und Klip - pen / welche jederweilen von denen anſchlagen - den Meeres-Wellen bedecket werden / ein Ge - wächs oder Pflantze Luze genandt. Aus die - ſer / wann ſie getrucknet / und klein geſtoſſen wird / bereiten dieſe Völcker ein gar wol-ſch näckend Brod. Idem.

35. Jn dem Lande Virginien / wächſet eine Art Graſes / welches die Engelländer allda Silke-Graſſe / oder Seiden-Gras nennen. Es bringt ſchmale lange Blätter / au[f][welch]en eine ſehr zarte glinſtrende Subſtantz gleich einem Fel -A a alein738Das andere Buch. lein lieget. Dieſes ziehet man ab / und ſpinnte eine gute Seiden davon; von welcher nachge - hends vielerhand Seiden-Zeug gewebet wird. Idem.

36. Jn erſtgedachter Landſchafft Chili, im Thal Lampaà bey 15. Meilen von St. Jago, ſiehet man ein Kraut in Geſtalt des Ocy - mi, oder Baſilien / einer Hand hoch / dieſes Kraut wird in den Sommer-Monaten täglich mit Saltz-Körnlein gleichſam überdecket / die im Anſehen / den kleinẽ Perlein ſich gleichen. Woher aber diß komme? Entſtehen mancherley Mei - nungen. Es komme nun woher es wolle / ſo geſchicht es doch nur in dieſem Thal auf dieſer Pflantzen. Die Jndianer achten ſolch Saltz / welches gar zart / delicat und ſchmackſam iſt / ſehr hoch. Eraſ. Franc. Oſt - und Weſt-Jndia - niſcher Luſt-Garten.

37. Jn dem auch ſchon offt-genandten Reich Peru giebt es eine Pflantzen oder Kraut / wann einem Krancken ein Zweiglein davon in die lincke Hand gegeben wird; und er hierüber ſich munter und frölich erzeiget: So bedeutet es ihme Wider-Erlangung der Geſundheit; wann er aber darüber mit Angſt und Bangigkeit be - fallen wird: So verkündigt es ihm den gewiſ - ſen Tod. Idem.

38. Noch ein dergleichen Pflantze oder Kraut findet man verſcheidener Orten in Weſt -Jn -739Von der Natur. Jndien Teoamatl genandt. Wann der Safft dieſes Gewächſes einem Krancken bey gebracht wird / und er behält denſelben / ſo wird er wider geſund: So nicht / und er giebt ihn wider von ſich / ſo ſtirbt er gewiß. Eraſm. Franc. Oſt - und Weſt-Jndiſcher Luſt-Garten. C. Schott. Phyſ. Curioſa.

39. Mehrer Orten jetzt-gedachten Weſt - Jndiens / inſonderheit aber in Braſilien und Peru, wächſet die merck-würdige Frucht und Blume / ſo wegen Gleichnis der Frucht / mit den Granat-Aepffeln von den Spaniern Granadil - la genandt iſt. Die Jndianer heiſſen ſie Muru - cuja: Und die Teutſchen die Paßions-Blume. Man findet unterſchiedliche Arten / unter denen eine Gattung Murucuja Guazu, faſt die vornem - ſte geachtet wird. Dieſe iſt eine lang-gewunde - ne zähe Pflantzen / den Weiden-Zweigen ähn - lich / hat einen vier-eck-gedräheten Stengel / je - derweilen Daumens / ſonſten auch wol Arms - dück / kreucht / ſteigt / und ſchlinget ſich an und um die Bäume / und Stauden. Die Frucht iſt Birn-förmig / und Anfangs grün / wann ſie reiff iſt / wird ſie gelblicht. Das Fleiſch oder Marck iſt weis / ſafftig / und glatt / beſchlieſſet in ſich bey dritt-halb hundert ſchwartze Körnlein deren jedes beſonder eingehülſet. Der Geruch iſt lieblich: Der Geſchmack ſüß. Die Rinde fället etwas dücker / als einer Pomrantzen. SieA a a ijzielet740Das andere Buch. zielet eine wunderns-wehrte Blume / nemlich / die ſchon-gemeldte Paſſions-Blume / ſo groß / wie eine völlige groſſe Roſen / daran auswendig fünff Blätter / oben und unten roth / wechslen ab. Uber dieſen Blättern werden zu rings umher ſchöne Faſern ausgebreitet / welche anderhalb Finger lang / an der innern Helfft gantz Pur - pur-roth: an der auswendigen aber mit Blut und Schnee-Farb angeſprützt. Jn mitten der Blume ſtehet eine weis-gelbe Seule / rund gedrä - het / und eines Fingers breit / darauf oben ein Gipffel oder Tüpffel in Gröſſe eines Birn - Kerns / in einer Oval-rundung / aus welcher wi - derum einige Nägel / die mit ihren Spitzen in ei - nem Pünctlein ſtecken. Bald unter gemeldter Oval-Figur / gleich von dem oberſten Theil der Seulen an / gehen fünff Arm oder Aeſte herfür / derer jeder ein Schwamm-förmliches Polſter - lein / mit gelben Staube angeſtreut / begreiffet / gleich den Lilien.

Ein andere und zweyte Art der Granadilla giebt es / welche wie die Aepffel formiret. Jhre Blätter fuſſen auf einem Fingers langen Sten - gel / deren jedes in fünff andere Blätlein zerthei - let. Bey einem jeglichen Blat-Stengel gehet auch ein Stengel herfür / dar an die Blume han - get / an Gröſſe / eine Roſe zweymal übertreffend. Unterwerts hat ſie drey grüne / oberwerts aber fünff längere Blätter / die oben Himmel-blauund

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741Von der Natur. und Purpur-Farb; und zwiſchen dieſe fünff an - dere / welche gantz mit Purpur überzogen. Viel gekräuſſete Fäſer-ragen Stralen-weis / gleich als man pflegt die Sonne zu mahlen / in einem runden Kreis herfür: deren auswendige Helffte blau und roth: die innwendige aber / bleich - blauer Farbe ſind; jederweilen auch ſiehet man ſie / auswendig waſſer-blau / in der Mitte rings umher Roſen-färbig; und nach dem innwendi - gen zu / ſatt Purpur ſchattiret. Mitten in der Blume ſtecket ein gar kurtze Seule / oben in fünff Theil zerſchnitten / welche an den Seiten ſich et - was krümmen / und ausbiegen: jeder Theil hat vorn am Ende ein gelbes Pölſterlein. Jn mitte ſolcher Seulen / findet ſich ein Kügelein in Gröſ - ſe einer Erbſen / bleich-gelb. Jn dieſem Knöpff - lein ſtecken oben / drey gleicher Farb Nägel / die ſich auswerts neigen. Die Frucht gleichet ei - nem gemeinen Apffel / rund / mit dücker Schale überzogen / und auswendig gelb gefärbet; inn - wendig aber / iſt ſie ſehr ſafft-reich / voll Wein - ſäurlichten Marcks / ſo im Genieſſen / die Zunge gelb färbet: Hat viel ſchwartzer Kern / die alle in beſondere Hülßlein eingeſchloſſen. Um drey Uhr nach der Sonnen Aufgang thut dieſe Blu - me ſich auf: Und kurtz vor deren Untergang ſchlieſſet ſie ſich wider.

Jn Peru fället dieſe Frucht / inſonderheit die Blume etwas geändert / doch auch verſcheidenerA a a iijArten.742Das andere Buch. Arten. Jn gemein aber / blühet ſie in daſelbſti - gem Gebürge in weiſſer Roſen-geſtalt. Am Grund der / in Mitte der Blume ſtehenden Seu - len / liegen fünff rothe Blätlein / wie Bluts - tröpfflein. Aus jetzt-angeregter Seule wach - ſen drey Aeſtlein gleich drey Nägeln / um welche ſich eine Krone ſchlinget / von 72. Dornen.

Jn Virginia, allwo dieſe Blume Maracot genandt iſt / ſiehet man ſie auch etwas geän - dert.

Jn Teutſchland findet man diß Gewächs auch in etlichen Luſt-Gärten / aber unvollkom - men. Es bringt keine Frucht / der Stiel iſt kaum ſo dück als ein Feder-Kiel; ſo hat auch die Blume / die zwar eines lieblichen Geruchs iſt / keine Krone nicht. Vorgedachter Eraſm. Franc. Oſt - und Weſt-Jndianiſcher Luſt-Garten. Olf. Dappers America.

Regiſter Der Merck-würdigſten Sachen / ſo in dieſem Buch zu finden.

A.

  • AAl mit ſchneidenden Zähnen. fol. 572
  • Abtheilung der Erd-kugel. 229
  • Abada, ein fremdes Thier .612 . hat an der Stirn ein lang Horn, und im Naken noch ein kleiners. 613Deſſen Beſchreibung: Und wie man es pro - biret /614
  • Acquiqui, ein beſonders Geſchlecht der Affen. 622
  • Adams Fall / was er iſt /152
  • Adams Berg in der Juſul Ceilon,420. Uff ſol - chem wird in einem Tempel ein Affen-Zahn vereh - ret /421
  • Æquatoris Ab: und Eintheilung /226
  • Affen / gefleckt / mit langen Schweiffen / leben im Waſſer /585. Dero Feindſchafft unter einan - der /596. werffen Schantzen auf /597. Ein be - ſonder Geſchlecht / Singſing,599. wiſſen künff - tige Dinge zu errathen /608
  • Agat-Stein / in deſſen Mitte Maria mit dem Kind - lein JESU /474
  • Aguapa, ein Baum / deſſen fremde Eigenſchafft /693
  • Aicheln / aus deren Hütlein Dinten-Väſſer gemacht werden /717
  • Aloes / wächſet erſt nach hundert Jahren zu einem Baum /721
  • Altar / ſo uralt uf dem Pyrenæiſchen Gebürge /473
Aaa 4Ambiſian -Regiſter.
  • Ambiſiangulo, ein Fiſch dem Menſchen ähnlich /580
  • America, deſſen Gröſſe /230
  • Amara, hohes Gebirg in Æthiopia,423
  • Angſt iſt die dritte Eigenſchafft der ewigen Natur /25
  • Anfang / alles hat im Anfang in der ewigen Weis - heit geſtanden / ohne Weſen /152
  • Aepfel-Bäum die Jährlich in der Chriſtnacht blühen / und Frucht bringen /672. Die Jährlich zwey - mal Früchte tragen /675. Derer Frucht von auſ - ſen lieblich anzuſchauen / innwendig aber voller A - ſchen iſt /682. Beſondere Art Apfel-bäume /694 Jn zerſchneidung der Frucht wird ein Crucifix ge - ſehen /711
  • Ararat, höchſtes Gebirg in der Welt /400
  • Archeus Terræ, was ſein Amt /251
  • Archeus Aquarum, was er iſt /251
  • Archimedis Kunſt-Höle in Sicilien /502
  • Arbor triſte da note, in Oſt Jndien /682
  • Aſia und Africa, dero Begriff /230
  • Aſpect, oder Schein / was er bedeute /80

B.

  • Baumanns Höle bey Elbingrode /479
  • Baurn in Bayrn / werden in Stein verwandelt /538
  • Bäume / zu Stein geworden /543. Dero Gröſſe in Teutſchland /677. Baum aus eines Menſchen Bruſt gewachſen /680. Der Nacht-zeit blühet /682 Deren Holtz dem Eiſen an Schwere / Härte / und Farb gleich kömmt /683. können keine Feuchtig - keit vertragen /683. Die Nachtzeit gläntzen /684 haben einen Wurm an ſtatt der Wurtzel /ibidem. Derer Holtz und Blätter theils gifftig: anderstheils aber / ein Antidotum, oder Gegengifft ſind /685 geben eine Feiſte daraus Liechter gemacht wer -denRegiſter. den /687. bringen Meel /ibidem. Aus deren Blätter Tuch gemacht wird / deren Wurtzel gifftig; Die Frucht aber ein Gegengifft iſt / der ſchönſte Baum in der Welt /688. Die gantz kahl / und deren Zweige im Waſſer grünen /692
  • Baum Angelina,685
  • Baum / der in der Mitte des Stamms ein gantzes Kriegs heer ahgebildet / gezeiget hat /675
  • Bäume / die alle zwölff Stunden ihre Blätter ab - werffen /693. Mancherley fremder Eigen - ſchafften /ibidem. Aus denen Schwefel und Alaun wächſet /694. Deren Blätter und Zweige ſehr heilſam /695. Auf deren Blätter Würme wach - ſen / daraus Schlangen werden /ibidem. Die Hör - ner tragen /696. Welche die theure Farb Coche - nille geben /697. haben ſehr dicke Blätter /698 Deren Frucht an ſtatt Geldes gangbar iſt /699 Auf deren Aeſten ſtarcke Bäume aufwachſen /702 Jhre Blätter ſind mit Saltz beſtreuet /703. in deren Aeſtẽ Gruben voll Waſſer ſind /ibidem. De - ro Blätter eine Empfindlichkeit haben /704. tra - gen Trauben aus denen Wein gemacht wird. 704
  • Baum Floribondio, trägt keine Frucht / ſondern wol - riechende Blumen /695. Maguey, deſſen vielfäl - tige Nutz-nieſſung /696. Mangas, oder Wurtzel - Bäume /700. Papaye,705. Tetlatia, der durch bloſſes anrühren die Haar ausfallen machet /706 Saamouna,707. Teomatl, welcher Krancken Leuten das Leben oder den Tod verkündet /ibidem.
  • Bäumlein / deſſen zerſpaltene Reiſer ſich nicht wieder wollen vereinigen laſſen /706
  • Begierde / iſt die erſte Eigenſchafft der ewigen Natur /23. Jſt der Grund daß aus nichts etwas wird /24A a a vJſtRegiſter. Jſt das Verbum fiat; und hat das Myſterium Ma - gnum, welches geiſtlich iſt / ſichtbar gemacht /ibid.
  • Becca fighi, ein Art kleiner Vögelein /634
  • Berge / ſind nicht caſu, oder nur ſo oben hin in der Welt zerſtreuet /234. die berühmt ſind wegen ihrer Höhe /394. Blocks-berg /396. Ararat, in Gros Armenien /400. Sinai / im ſteinigten Arabien /403
  • Berge Xymus: Pin: Tientay: Suming, und Xin in China f.411. Libanon,416. Ida,425
  • Berg / der von andern Gebirg ſich abgeſondert / und fortgerucket /429. Jn dem Gard-See verſun - cken /ibidem. Mit einem andern Berg geſtritten /430. Aus der Erden ſich erhoben /ibidem. durch Erd-beben empor gehebt / und durch einen ſtarcken Wind fortgetrieben /431. ſo eingefallen /ibidem, hat ein Geſtalt wie ein Menſch der das Haubt nei - get .435. Auf dem oberſten Gipffel zwey ſteiner - ne Augen /ibidem. Uf welchem ein Bildnis eines ſehr wol proportionirten Frauen-Bilds zu ſehen /436. Worauf ein wunderſam Bild ſo nach dem Lufft in mancherley Farben ſich ändert /ibidem. der einem Elephanten gleichet /436. der einem Pfifferling ähnlich iſt /437. von Smaragden / Türkis / und andern koſtbaren Steinen /ibidem. Von lauter Auſter-Schalen /460. ſtetigs mit Wolcken bedecket /462. von auſſen unerſteiglich /ibidem. gibt bey Regen-wetter einen Schall wie eine Trummel /463. hat zween ſehr hohe Gipfl /ibidem. ſo noch täglich wächſet /471. beſondere Eigenſchafften .477 . gibt überaus harte Don - nerſchläge wann es regnt /479. bey Kifhauſen / Item bey Heidelberg /491
Berg -Regiſter.
  • Berg-Criſtall / in des Fürſten zu Monaco Kunſt-kam - mer /447
  • Berg-Männlein von gewachſenen Silber /446
  • Bewegen oder ziehen / iſt die andere Eigenſchafft der ewigen Natur /23
  • Bewegung / iſt der Grund der Lufft dieſer ſichtbaren Welt /24
  • Bezoar-Stein / was er ſey / wie zu erkennen /606
  • Bildnis des groſſen Chriſtoffls von gewachſenen Silber /606
  • Biſam Thier /594
  • Binen im Meer unter dem Waſſer /669
  • Binen / die ſchwartzes Hönig machen /670
  • Birn-Bäume / die etzliche Jahr unfruchtbar ſind / nachmals aber das gantze Jahr Früchte bringen. 692
  • Blaue Seiden geregnet /723
  • Boritza ein Kraut /722
  • Blumen im Meer unter dem Waſſer /236
  • Boranez, eine wunderbare Frucht /732
  • Bouchikougs eine Art wilder Pferde /616
  • Brennende Berge /368. woraus ſolche entſtehen /370. Sind zu finden: Jn America,372. Jn Africa,373. Jn Aſia,374. und375. Jn Eu - ropa,376, bis380, und389
  • Brennende Fakeln auf dem Berge ,475
  • Brunnen / die nicht ſtets / ſondern nur zu gewiſſer Zeit flieſſen; Und ſo dann dero Gegend was ſon - ders bedeuten /262. die durch Vertrocknen / oder verändern / Tods - und andere Fälle anzeigen /276 über-natürliche Eigenſchafften /277. die ſich nach des Monden und Meeres-Lauff richten /301. die brennen /304. deren Waſſer die Menſchen trun -kenRegiſter. ken macht /312. aus denen Oel quillet /305. die ein tödtlich Gifff führen /314. Heil-brunnen /315 Saltz-quellen /321. deren Waſſer alles in Stein verwandelt / oder ſelbſt zu Stein wird /327
  • Bur, das erſte Weſen der Metallen und Mineralien /245

C.

  • Caajara, eine Art Heuſchrecken / werden zu Pflan - zen. 670
  • Candia, hat auſſer der Spinne Phalangum, keine gifftige Thiere /364
  • Cardinal Richelieu, läſſet ſich einen zu Stein gewor - denen Knaben aus Africa bringen /543
  • Caracteres ſo uralt in Stein gegraben / in der Wüſte Sinai /408
  • Catochites, ein Stein in der Jnſul Corſica,458
  • Centrum der Natur /18
  • Cha Jean, König in Indoſtan, kommt in Lebens Ge - fahr /604
  • Charybdis und Scylla unter Sicilien /259
  • Caſtanien Bäum abentheurlicher Gröſſe /678
  • Ceder-Baum / iſt der Baum des Lebens /710
  • Chineſer haben aus dem Berg Chunguin ein Götzen - bild formiret /436
  • Cithar Fiſch / ſeine beſondere Eigenſchafft /582
  • Cola Peſce, eines Manns in Sicilien wunderliche Natur /549
  • Comet / was er iſt /172. woraus ſie beſtehen /174 Jſt ein him̃liſcher auf eine Zeit bleibender Cörper /176. deſſen Anfang /177. Sein vergehen /181 Erlangt Krafft und Stärcke wann er der Sonnen Kreis durchwandert /182. werden nicht alle / aus aller Planeten Ausflüſſe gezeuget /183. woher eskommt /Regiſter. kom̃t / daß ſie ins gemein mit gekrümten Schweif - fen geſehen werden /184. aus was ein ſolcher Schweiff beſtehe /186. wirfft ſeinen Schweiff allzeit nach der / von der Sonnen abgekehrten Him - mels Gegend /187. Ob auch in unſrer irꝛdiſchen Lufft Cometen ſeyn können /ibidem. Urtheil von dem Cometen anno1577. und1664 .190 . und192. Bedeutung der Farbe der Cometen /ibidem. werden in ihren Farben nach den Sieben Planeten ab - und eingetheilt /193. Gröſſe unterſchiedlicher Cometen /194. deren ſind unterſchiedliche auf einmal erſchienen /196. Warum die Cometen bey groſſen Conjunctionen leicht entſtehen können /198. Woher es komme / daß nicht öffters Come - ten erſcheinen /199. dero Bewegung /202. ſchneller Lauff /205. eigentliche Bedeutung /207. Nicht alle Cometen ſind Vorzeiger böſer Ausgäng /208
  • Conjunction der Sterne /81
  • Conſtellationes,67
  • Copernici beſondere Meinung / vom Lauff des Ge - ſtirns und der Erden /76
  • Corall-Pflantze /724
  • Coromandel Landſchafft / müſſen dero Jnnwohner das ſüſſe Waſſer am Geſtad des Meers grabẽ /365
  • Cörper H. Mönche in einer Hölen bey Kiof bleiben unverweslich /524
  • Corret, eine Art Schilt-kroten /583
  • Crocodill /586. werden nebens den Kindern ge - boren /578
  • Coucoujou, leuchtende Fliegen /668

D.

  • Danta, ein Thier / hat eine ſehr dike Haut /619
DætaliRegiſter.
  • Dædali Jrr-garten in der Jnſul Candia /501
  • Diamant / in Engelland /459. in einem Marmol funden /460. der gröſte in der Welt /469. des Groß Hertzogs von Florentz /ibidem
  • Diſtel Melon /715
  • Doronico, eine Stauden / bey deren Wurtzel man Queckſilber findet /722
  • Drachen / in der Schweitz ſehr groß /645. haben vier Füſſe /ibidem. wovon ſie über Winters le - ben /647. läſſet einen köſtlichen Stein fallen /648 wird durch einen Jäger erlegt /651

E.

  • Ebuſus, Jnſul leidet keine Schlangen /364
  • Ecatebec, höchſtes Gebirg in America. 428
  • Echinomclocaethon, Diſtel Melon. 715
  • Echinus Marinus,566
  • Edelgeſtein allerhand Sorten / auf einer Wiſen un - weit der Stadt Dinant /516
  • Eigenſchafften der ewigen Natur / wie ſie mit einan - der ſich verglichen /36. Sind alle gleich ewig ohne Anfang /37
  • Eigenſchafft der Erden in der Jnſul Milo,523
  • Eiſen-gruben in der Jnſul Elba /520
  • Elephanten / dero Natur / Verſtand und Stärcke /602 können reden /603. Denen von Ceilon, wird von allen andern Ehre bewiſen /605. Dero Haut dienet nirgends wozu /591
  • Einhorns Sceleton in der Erden gefunden /593
  • Element / wie viel deren ſeyn /6. Das heilige Ele - ment /33
  • Embis, ſchwartze Thierlein / begleiten allzeit das Thierlein Entiengie wohin es ſich wendet /611
  • Empacaſſe eine Art wilder Büffel /612
Empfind -Regiſter.
  • Empfindlichkeit / iſt die Urſach des Feuers / des Ge - müths / und der Sinnen /25
  • Entiengie, ein ſchönes Thierlein. 611
  • Engel / in der Kugel Veneris, deren Beſchreibung /85 Jn der Kugel Mercurii,88. Jm Planeten Marte,95. Jm Jove,99. Jn der Kugel Saturni,102. Jn der Sonnen /125. Jn der Monds - Kugel ſind keine Engel /144
  • Engel / haben unter ſich ſieben Fürſten-Engel /168
  • Engliſche Welt / beſtehet in der fünfften Eigenſchafft der Natur /34
  • Engliſche Kauffleute in der Stadt Tripolis, beſichti - gen die Wunder der Stadt Biedoblo,544
  • Erdboden / hat mitten in der Elemantariſchen Kugel ſeine Stelle /53. ruhet im Centro der Welt /54 dero tägliche Bewegung /57. und73. bedeutet die himmliſche Natur /151. Jſt das Centrum der Elementen /170. war das Centrum in der Schöpffung /209. Jſt von GOtt zu einem beſon - dern Abſehen / Zweck und Ende erſchaffen /210 in medio univerſi befeſtiget /211. Mancherley Meinung wegen deſſen Geſtalt /215 wird bewie - ſen daß er rund ſey / wie eine Kugel /216. deſſen Umkreiß /219. ſeine Mathematiſche Abtheilung /220. hatte anfangs einen einigen Quell-Brun - nen /249
  • Erde / ſo ſich erhoben / und fortgelauffen /432. uf dem Freithof zu St. Gertraut zu Roſtock /521. uf dem Kirchhof des Innocens zu Paris /ibidem. aus dem Fluß Nilo, bey deſſen Anlauff ſchwerer /529. ſo im Waſſer weich / an der Lufft aber Dia - mand hart wird /532
  • Erd-Geiſter / in den Berg-wercken /448
Erd -Regiſter.
  • Erd-Schrollen / ſo allerhand Edelgeſtein in ſich ver - bergen /468
  • Erd-beben / in der Jnſul St. Michael /378
  • Europa, deſſen Begriff /229
  • Experiment wider den Blaſen und Nierenſtein /631

F.

  • Falcken in America, ein beſonder Geſchlecht /640
  • Feigen-bäume wunderlicher Art in der Jnſul Chio,680 deren Früchte an der Wurtzel wachſen /686. de - ren Holtz wanns abgeſchnitten iſt / an Gröſſe und Schwere zunimt /691. deren Helffte grünet und Früchte träget: die ander Helffte aber kahl ſte - het. 692
  • Feigen Bacoves, in deren Zerſchneidung ein Crucifix geſehen wird /714
  • Fels / ſo eine ſtehende Jungfrau mit einem Hand-korb vorſtellet /433. in Geſtalt zweyen München /432 der einen gehenkten Münch repræſentiret /ibidem. der einer Geis oder Ziegen gleichet / der eines Manns Haubt abbildet /434. der einen Kopf mit einer Keiſers Kron vorſtellet /434
  • Fels zu Aichſtatt / in deſſen Steinen mancherley Ge - ſtalt von Blumen / Vögeln / und andern Dingen geſehen werden /447. darein St. Jacobi Bildnis eingetruckt /456. ſo mit einem Finger ſich bewegen läſſet /464. aus lauter Muſchel Schalen /ibidem. aus deme zwölff Quellbrunnen entſpringen /466 in Schottland der Taube genant / warum? durch berüren eines Fingers / gibt einen Laut / wie eine Trummel -476. ſo beweglich auf dem Gebirg Puon,476
  • Feſe, eine Art Thier / ſo dem Menſchen gleichen. 598Feuer / geiſtlich / iſt die vierte Geſtalt der ewigenNatur /Regiſter. Natur /27 / deſſen Grund / worinn er beſte - het /29. Feuer-Himmel /53. iſt kein Element /244. verfolgt die Arbeiter in denen Stem-Kolen - Bergwercken /520
  • Feuer-Flamm / auf dem Berge Lingfung. 475
  • Feuersglut / auf dem Berge Tiencho,475
  • Fiſche / aus der Erden gegraben /454. einer frem - den Geſtalt /573. mit vier Augen und ſechs Füſ - ſen /578. hemmet ein Schiff im Lauff /578
  • Fiſch / Remora,579. Fiſch-Menſchen /553
  • Fiſch / ſo dem Gemälde des Ritters St. Georgii et - licher maſſen gleichet /583. deſſen bloſſes berüh - ren einen hefftigen Schmertzen erwecket /585. hat in jedem Aug-Apffel zwey Geſichter /586
  • Flecken in der Kugel Martis wie es damit bewant /94
  • Fliegende Fiſche /589. Katzen600 / Kühe598 / Drachen /645
  • Früchte und Gewächs die Steinern / doch nach dem Leben gebildet ſind /466
  • Frauen die mit den Kindern auch Crocodill gebäh - ren /578

G.

  • Gariophyllus Regius, ein Baum auf der Jnſul Macian,682
  • Gebirg Niang, iſt unerſteiglich /463
  • Gefünffter Schein /82
  • Gegenſchein-der Stern / was er iſt /81
  • Geiſt der Natur in einem Subjecto,37
  • Geographiſche Abtheilung der Erd-kugel /227
  • Geſchicht / mit Grave Otto von Oldenborg /443
  • Geſchlecht von hohen Saxen in der Schweitz /472
  • Geſchlecht Marinorum in Spanien /551
B b bGeſprächRegiſter.
  • Geſpräch dreyer Nachtigallen /622
  • Geſtirntes Diſtel Rohr /714
  • Gewäſſer Schamaym, was es bedeute /62
  • Gewitter in Peru, beſondere Eigenſchafft. 530
  • Gewölbe in dem Thum zu Magdeburg /493
  • Glücksburg in Holſtein hat keine Ratzen /515
  • Gold-Baum /441
  • Gras-See / bey Capo Verde,366
  • Grotta, der Sibyllen / was darinn zu ſehen /497
  • Grotta della favella, in Sicilien /503

H.

  • Hecht mit vier Füſſen / wohnen uf dem Land /588
  • Hecla, brennender Berg in Jßland /389
  • Hering / mit beſondern Caracteren bemerkt. 571
  • Herba Sentita,733
  • Heilig Land Jnſul / dero Eigenſchafft /362
  • Heuſchrecken / werden zu einer Pflanzen /670. wie ſie in Aſia vertrieben werden /635
  • Himmel / Feuer - oder Glantz-Himmel /53. was der geſtirnte Himmel für ein Weſen iſt?58. Jſt nicht wol zu entſcheiden: Jſt ein einfacher natür - licher Cörper /ibidem. Andere Meinung von deſſen Weſen /59. Feſte des Himmels / was dadurch verſtanden /60. Der rechte Himmel da GOtt wohnet / wo er iſt?146. Jſt das heilige Element / und lieblicher Freuden-Saal /147 Was der äuſſere Himmel iſt /148. beſtehet aus Feuer / Lufft / und Waſſer /ibidem. ſchwebet zwiſchen dem Paradis und der Höllen Reich /149 die blaue Kugel iſt nicht der Himmel /150. Jſt ein Unterſchied zwiſchen Gottes und dieſer Welt Reich /152
Hirn -Regiſter.
  • Hirnſchale eines Ochſen / ſo ſteinern geweſen /538
  • Hiſtori / von einem Kauffmann zu’Palermo /377 Von einem Kauffmann zu Catanea /387. von zweyen Jtalianern auf dem Berge Cenis,454. der verlornen Kinder zu Hameln .484 . von Johann Beer .486 . von einem Berg-Männ - lein .488 . von einem vom Adel des Geſchlechts der Buttler .497 . dreyer Alchimiſten zu Paris /521. noch von zween andern Alchimiſten allda .522. Eines Burgers zu Lucern. 646
  • Hohe und berühmte Gebirge in der Welt /394. ge - nieſſen eine gar ſanffte / lieblich angenehme Lufft .420 . hohe Felſen in der Landſchafft Oçaca,409
  • Hölen unterſchiedlicher Orten /481
  • Höle unter dem Schloß Rhein-Stein / was allda zu hören und ſehen /483
  • Höle zu Augſt bey Baſel /484. Jm Zotten-berg /485. Jn einem Berg bey Queſtenburg /492. Jm Gebirg Aſtruno,495. Bey der Stadt Cumæ,496. Jn der Jnſul Pantalarea .504. Bey Soucis in Franckreich: und Wiborg: Item in Dalmatien .ibidem. Jn welcher ein gantz Kriegs-Heer ſich verbergen kan /513. Bey Kioff in Reuſſen /523
  • Holtz aus der Erden gegraben /451. wenn es ab - gehauen / eine Steinerne Rinden bekömmt /707
    • Holtz Calamba. 689
  • Hoitzmamaxalli, Horn-tragender Baum /696
  • Horn / ſo ſehr künſtlich / zu Oldenburg /444
  • Hunde / zween lebendiger Hund in einem Stein bruch gefunden /460
  • Hund in Japan / werden durch öffteres baden in Fiſche verwandelt /600
B b b ijHüner /Regiſter.
  • Hüner / die Baumwöllene Fäden ſpinnen /636 die an ſtatt Federn Wolle tragen /ibidem. die Sil - ber und güldene Eyr legen /637. deren Fleiſch und Bein ſchwartz wie Dinten. 640

J.

  • Jaboti, eine Art Schiltkroten /583
  • Jacobs-Muſchel deren eine drey Centner wigt. 574
  • Jahrs-Zeiten am Geſtad Coromandel,526
  • Jn Oſt Jndien /827
  • Jan Jans Struſt beſichtiget den Berg Ararat,401
  • Jcho, eine Stauden / wird zum ſchmeltzen gebraucht /698
  • Jnnwohner der Jnſul Bahrein müſſen das Waſſer aus dem Grund des Meeres herauf holen /365
  • Inferius ſicut ſuperius,212
  • Jnſulen / ſind ſehr hohe / aus dem Grund des Mee - res aufſteigende Berge / Fels und Klippen /234
  • Jnſulen die ſchwimmen /361. Etlicher derſelben be - ſondere Art und Eigenſchafften /361. Auf wel - cher niemand ſterben kan /362. So kein Thier weiblichs Geſchlecht leidet /363
  • Johann Beer / findet in einer Höle im Zottenberg drey verbannte Männer /486
  • Iſmuc, ein Städtlein in Africa,529
  • Jupiter / oder Zihn Stern / deſſen Beſchreibung /95 Jſt mit vielen Gürteln / Strichen / und Binden umfangen /96. hat vier Geferten um / und ne - ben ſich /99. Woraus er iſt erſchaffen worden /157

K.

  • Katzen / in Gröſſe eines Leoparts /617
Kinder /Regiſter.
  • Kinder / ſo gantz grün / aus der Erden herfür kom - men /533
  • Kind / in Mutter Leib in Stein verwandelt /539
  • Kircherus, de Salſedine Maris,12
  • Klufft auf einem Berg bey Lauenburg /489
  • Krabben / oder See-krebſe /587
  • Krahe / ſo zahm / wird ſtatt eines Poſtilions ge - braucht /633
  • Kraut / Telephium, gibt Nachricht / wie es um ab - weſende Perſonen ſtehe /718. das ein Leben und Empfinden bezeiget /721. So die jenige die es in Mund nehmen / lachend erwürget /722 welches das Holtz mit Gewalt nach ſich ziehet /729 deſſen abfallende Blätter in Sommer Vögelein ſich verkehren /730. ſo im Feuer unverbrennlich /731. aus welchem ſehr zarte Tücher gemacht wer - den /ibidem. das allzeit-lebende genannt /735 läſſet ſich nicht anrühren /736. ſo einen Menſchen in einer gewiſſen Zeit erwürget /736
  • Kraut Betele, und die Frucht Durion haben eine An - ti-pathiam gegeneinander /730
  • Krebs / mit einer ſteinern Schalen /572. ſind der - maſſen groß / daß ſie die Menſchen erwürgen /574. mit Kreutzen bezeichnet /576. die ſich in der Erden aufhalten /581
  • Kühe in Jrꝛland / haben eine beſondere Natur /590

L.

  • Lapis Phoſphorus,474
  • Leffas, das erſte Weſen aller wachslichen Din - gen /245
B b b iiiLerm e /Regiſter.
  • Lemer / eine beſondere Art Mäuſe die aus der Lufft auf die Erden fallen /592
  • Leviathan / deſſen Beſchreibung /559
  • Liebe-Feuer / iſt die fünffte Geſtalt der ewigen Na - tur /530
  • Lind - oder Haſel-wurtz eines Mannsdick /644
  • Linden-baum / hat an einem Aſt Blätter / wie die Ci - ſtertzer Münchs-Kappen formiret. 675
  • Linea Æquinoctialis, oder Mittags Lini,225

M.

  • Macreuſe, eine art wilder Gäns / wachſen aus ver - faulten Holtz /628
  • Malta, eine Jnſul leidet keine gifftige Thier /364
  • Mars, oder Kriegs-Stern /89
  • Mancherley Meinung wegen der Geſtalt des Erd - bodens /214
  • Mancherley verwunderliche Sachen in Bergen /444
  • Mancherley Hölen in denen Gebirgen / Felſen und Erden /479
  • Manns Perſonen in Stein verwandelt /543
  • Mann / nicht gröſſer als ein Rebhun /630
  • Männlein / eines Ein bogens lang. 630
  • Mapongo, hoher Stein-Fels in Angola,422
  • Mare Mediterraneum, Caſpium, Balticum, & Aſ - phalticum,232
  • Maritacaca, ein Thier /619
  • Maſenillien-Baum /701
  • Meeres-Fluß: und Wider-Fluß /242
  • Meer-Strudel zwiſchen Jtalien und Sicilien /253
  • Meeres-Wellen bilden an den Felſen Crucifix und Armbrüſte /458
Meer -Regiſter.
  • Meer-Menſchen und Monſtra,545
  • Meer-Mann in Dennemarck gefangen /546. was er geredet /547. wird ihm ein Hemd zugeworf - fen /548. ſchwängert eine adeliche Dame /550. will einen Knaben nach dem Meer ſchleppen /552
  • Meer-Jüngling gefangen /551
  • Meer-Weib gefängen /551
  • Meer-Biſchoff /553. Meer-Münch /ibidem.
  • Meer-Wunder laſſen unterweilen ſich nicht umſonſt ſehen /555
  • Meer-Mann und Weib zugleich geſehen /556
  • Meer-Kälber Art und Eigenſchafften /569
  • Meer-Muſchel drey Centner ſchwehr /574
  • Meer-Schnecken Hörner in einem Berg gefunden /572
  • Meinungen / von Stellung der Erd-kugel /54
  • Melonen von Stein auf dem Berg Carmel /540
  • Menſch / iſt mit ſeinem äuſſern Geiſt und Weſen mit der äuſſern Welt vereiniget /17. Jſt eine kleine Welt aus der groſſen /17
  • Menſchlicher Cörper zu Stein geworden /538
  • Menſch / iſt Microcoſmus oder die kleine Welt /212
  • Mercurius, was dadurch verſtanden /33
  • Mercur-Stern / deſſen Beſchreibung /86
  • Minotaurus in Candia,502
  • Mond / deſſen Beſchreibung /125. Regieret die Nacht /126. deſſen Kugel aus flüſſig - und harten Theilen zuſamm geſetzt /127. Schein - Flecken des Monds /129. dero Zahl /131. Ob der Mond rauch und uneben: oder / rund / glatt / und eben ſey /134. Wie es mit dem Gewäſſer in der Monds-Kugel beſchaffen /138. Ob Men -B b b iiijſchenRegiſter. ſchen darinnen wohnen /141. Wie die / uns un - ſichtbare Seiten der Mond-Kugel beſchaffen /144
  • Monds Erſchaffung /162. iſt der Sonnen Erde /164. Und des Geſtirns Weib /171
  • Mont-Gibello in Sicilien,380. Seine letztere an - no1669. beſchehene Entzündung /382
  • Mons Æolius. 505
  • Mohren / ein Mohr und Eſel in Stein verwandelt /542
  • Morgana / was es iſt /518
  • Mumien / in der Jnſul Teneriffa. 512
  • Muſic-Hörner / eine Art Meer-Muſchl. 584

N.

  • Nachtigalln / können reden /622
  • Napellus / was einem gelährten Mann damit be - gegnet /719
  • Narval ein Fiſch / mit einem Horn /565
  • Natura, quid ſit .5. Etlicher Kirchenlehrer Mei - nung hiervon /13. der heutigen Naturkündiger definition /14. woraus das Centrum der Natur urſtändet /22. natürlich Weſen iſt GOtt nicht ſelber /ibidem. Jſt ein Gegenwurff der Gott - heit /32
  • Nichts / iſt die ewige Stille und Ruhe auſſer der Na - tur /19. Hierinn urſtändet ein ewiger Wille /ibid. Dieſer theilet ſich in drey Geſtalten /22
  • Nimpha in Dennemarck geſehen worden /548
  • Nuß Baum / trägt am Tage Johannis Blätter und Früchte /674 / und678

O.

  • Oceanus / das allgemeine Weld-Meer /231
OeffnungRegiſter.
  • Oeffnung der Erdkugel / durch welche die Waſſer in ſolche eintringen /249. wo dermalen ſolche zu finden /250
  • Oeffnung der Erden in der Landſchafft Chiapa /513
  • Oel / in einem Marmor gefunden /460
  • Okneè eine Jnſul /363
  • Olympus hoher Berg /399
  • Onich-Stein am Kaſten / darinnen der H. drey - nige Hirn-Schalen verwahret werden /473
  • Orang Outang, eine Art Wald-Menſchen /608
  • Ormus eine Jnſul aus lauter Saltz-Felſen /365
  • Ochſen-Kühe - und Schaf-Hörner ſo eingeworffen / wurtzeln in der Erden /528
  • Ochſen in Schottland / deren Fett nicht geſtehet /590

P.

  • Palm-Bäume / aus deren Blätter Seidene Zeug ge - wircket werden /691
  • Papegoi in Engelland /625
  • Papier aus Baum-Rinden /689. aus Blättern /690
  • Papilio, in cujus alis vultum Salvatoris natura ex - preſſerat,671
  • Paradiſiſche Liecht-Welt unſer Vatterland /34
  • Paradis-Vögel in Oſt Jndien /631
  • Patritii Feg feuer /494
  • Peci / Eine Frucht / zerſchmeltzt Kupffer /686
  • Perlein / ſo ſehr köſtlich /470
  • Perlein / im Jrꝛländiſchen Meer /567
  • Perl-Muſchel in einem Berg gefunden /572
  • Perſonen die entzucket / in einer Höle /509
  • Peſce Viola ein Fiſch /582
  • Peſce Mugger ein Fiſch Menſchlicher Art. 553
B b b vPeſt -Regiſter.
  • Peſt-Baum / davon ein einzig Blat durch bloſſes be - rühren / einen Menſchen umbringen kan /694
  • Peter Männigen eine Art Fiſche /566
  • Pfauen in Ober Ungarn /629
  • Pferd mit zwey - und einem Horn /592
  • Phyſica Ariſtotelis, will den Stein alleine nicht he - ben /12
  • Pieo di Canaria hoher Berg /425
  • Pigritia, ein fremd Thier /617
  • Pireambu, ein Meer-Fiſch /582
  • Planeten / oder Wandel-Stern /74 dero Zahl und Ordnung /75. Warum ihnen zwölff Häu - ſer zugeeignet /78. Die ob der Sonnen / führen mit derſelben das Regiment /169. holen Krafft von der Sonnen ihrem Centro,170
  • Planta Hæmagoga,724
  • Plötzliche Verwandlung in Stein / der Menſchen / Viehes / Gewächs und anders /537
  • Prieſter Johann verehret dem Groß Mogor mit ei - nem aus Gold gewachſenen Baum. 440
  • Purpur-Schneck bey Tyro. 575

Q.

  • Quadrat, oder gevierdter Schein der Stern. 18
  • Quellem / treibender Sand / reichet biß zum Centro Mundi,247
  • Quell-Brunnen und Bäche ſüſſes Waſſers / in der Tieffe des Meeres /237. Ob alle Quell - Brunnen aus einer condenſirten Lufft entſtehen?247. Wie es mit denen auf hohen Gebürg be - findlichen Quellen bewandt iſt /248
  • Quell Brunnen / die nicht ſtetig / ſondern nur zu ge - wieſer Zeit flieſſen / und ihre beſondere Bedeutunghaben /Regiſter. haben / zu Altheim und Lohn-See /262 Jm Land-Gericht Sultzbach .263. Bey Glanitz in Meiſen; Spitz in der Schweitz; bey ober Nähen - heim im Elſas / Siena, Volterra, und Narni in Italien /265
  • Quell Brunnen / die nur zu gewieſen Zeiten flieſſen / im Stifft Pader-Born /266. Jm Land-Ge - richt Sultzbach / unter Engadin / Argöu .267. Das Pfeffer - und Leucker-Bad; bey Favaria, Trient, und in Thüringen /286. Jn Portugal / Cantabria, Franckreich / bey dem Dorff Varo, und bey Foix. Auf dem Pyrenæiſchen Gebürg /269. Jn Italien bey Agnania, Nova Comenſi, Roſſetto; und in der Jnſul Sardinia,270. Jn Aſia, in der Jnſul Metellino, auf dem Gebürg Libanon /271. Jn Oſt-Jndien /272. Jn Japan,273. Jn Æthiopia,274. Jn Ame - rica bey Tafixa, Civitat Real, Chuluteca, S. Sal - vator, Nova Segovia; und in Peru,275
  • Quell-Brunnen und See / die durch vertrocknen oder verändern / Todts - oder andere Fälle anzeigen / in Europa, in Francken / und bey Griechiſch - Weiſſenburg /276. Jtem / im Ertz-Biſtum Trier /277
  • Quell-Brunnen und Flüſſe / ſo übernatürliche Eigen - ſchafft haben / in Böhmen / bey Deltſch und Mi - lawez: Uf Alten Hohen Ems / bey klein Aengſtin - gen /278. Franckfort am Main / Andernach; Jm Brenz Thal / am Oder - und Thonau-Strom -279. Jn Franckreich /280. Jn Jrꝛland / und am Fluß Thems /281. Jn Jtalien / in der Jnſul Cephalonia, und in Lithauen /282. JnderRegiſter. der Jnſul Tenedos,283. Jn Palæſtina,284 Jn der Wüſten Arabiæ, in Sina,285. und im Reich Kachemire,286
  • Fernere Continuation dergleichen Brunnen / in Preuſen / uf dem Hartz / zu Schwalbach /287 Bey Franckfurt am Mayn / in Franckreich /288289. Jn Schottland / Jrꝛland / Sicilien, Nea - polis,290. Jn Toſcana, bey Verona,291 Cornetto, in Portugal /292. Jn Boetia, Ma - cedonia, Theſſalia, und in Jßland /293. Jn Moßkovien / Armenien / und Perſien /294. Jn China,295 .296. Jn Palæſtina,297. Oſt - Jndien /298. Jm Königreich Feſſa, Jm Strom Niger,ibidem. Jn denen Jnſulen Fortunatis,299. Jn America, bey S. Martha,ibidem. Jn Peru. Neu Spanien / Gujana, Ama - paja,300; und in der Jnſul Hiſpaniola,301
  • Quell-Brunnen / die nach des Monds und Mee - res-Lauff ſich richten / in Saphoyen /301. zu Calis, Bourdeaux, und in der Stadt Arles,302 Jn Oſt-Jndien / China,303. Dergleichen Brunnen die brennen / bey Clermont, Greno - ble, in Illiria,304. Jn Albania, Tercera, - land / und in Aſia,305. Die mit Oel flieſſen / bey Bachrach / in Siebenbürgen /306. bey Bergamo, Edinburg /307. Chalcedon: Jn Giorgia und Perſia /308 .309. Am Fluß Euphra - tis,310. Jn denen Jnſulen Sumatra, delle Perle, Cubagua, und Cuba,311. deren Waſ - ſer die Menſchen truncken macht zu Schwal - bach / bey Linterno, in der Jnſul Naxo, und Jßland /312. Bey Lion, Beſſe, Valentio - la, und in Natolia,313. die gefähr - und tödt. lichRegiſter. lich ſind / in Ober Ungarn / im Arcipelago,314. und in China,315
  • Mancherley Heil-Geſund - und heiſſe Quell-Brun - nen / in Ober Ungarn /315. Jn Jtalien / Bulgarey /316. Jn Jßland /317. Jn Per - ſien / und Japan /318 .319. Jn Cuba, Ta - palan, Yzalcos, und Tocayma,320. 321
  • Saltz-Quellen / Bäche / und See / Jn Sieben - bürgen / zu Bochna in Polen / Podolien / Jn Sicilien / Palæſtina,322. Aſtracan .323. 324Jn Senega, Novo Renio di Granata, und Pern,325. 326
  • Quell-Brunnen / Waſſer-Bäche / und ſtehende Waſſer / die alles / was ſie berüren / mit einer Steinern Rinden überziehen / oder gar in Stein verkehren; und ſelbſt zu Stein werden. Jn Thüringen / Oeſterreich / Böhmen /327. Am Vichtel-Berg / bey Chemnitz / und Auguſtus - Burg /328. Zu Abano, Lugo, Perigeux,329 Am Berg Hortus Dei, Avernien, Ober Ungarn / Jßland / Toſcana,330. Colle, in Jrꝛland /331. Jn Armenien und Perſien /332. Jn der Jnſel Java und in China /333. Jn Æthio - pia, Guatimala, Yzalcos, und in Peru,334
  • Quojas Morrou, ein Geſchlecht der Wald - oder Buſch-Menſchen /614.

R.

  • Ratzen / werden in des d Aumale Sarge gefunden /515
  • Reichenau Jnſul /361
  • Remora, ein Fiſchlein / ſeine verwunderliche Eigen. ſchafft /579
Reb -Regiſter.
  • Reb - oder Feld-Hüner ſo zahm /629
  • Riſen-Gebirg /396
  • Riſen-Cörper zu Crems gefunden /449
  • Riſen-Zahn / wigt vier Pfund weniger ſechs Loth. 450
  • Riſen Gebein / im Dedaliſchen Jrꝛ-Garten /501
  • Roſen von Jericho733
  • Rotz-Fiſch oder See-Quallm /570
  • Ruben / ungemeiner Gröſſe /717
  • Rubin / wo ſolche gefunden werden /442
  • Rübezal / ein Spectrum,397
  • Rügen / eine Jnſel leidet keine Ratzen /515

S.

  • In Sale, Sulphure & Mercurio, beſtehen alle Dinge in der Welt /26
  • Saltz-Kühe in China,599
  • Sand / iſt das Elementum Terræ,246
  • Saturnus / oder Bley-Stern /100. deſſen Erſchaf - fung /157. iſt nicht beweglich wie die Son - ne /159. Jſt nicht der Sonnen Kind /171
  • Satyri lebendig gefangen /594
  • Salamander / ob er im Feuer leben könne /658
  • Sceleton eines Einhorns /593
  • Schall / die ſechſte Eigenſchafft der ewigen Natur /34
  • Schafe die ihr Wolle ſelbſt abwerffen /601
  • Schätze und Reichthümer dieſer Welt / werden aus den Bergen gegraben /418
  • Schiefer / darauf des Pabſts Bildnis /446
  • Schiff unter der Erden gefunden /450
  • Schiltkroten / dero Gröſſe und Liſt /576. die flie -genRegiſter. gen können /583. Beſondere Gattungibidem. in der Jnſul Cuba. 584
  • Schlange / in einem Marmor-Stein gefunden /461 von Stein in einem Hirſch /438. zweyhundert Schuh lang /650. mit zween Köpffen /660 wachſen dem Menſchen im Rucken /661. tra - gen im Haubt einen köſtlichen Stein /662. und664. haben Flügel /664. verſchlingen Hir - ſchen /665. bekommen im Alter Hörner /667 geben Nachtzeit einen feurigen Schein von ſich /667
  • Schlangen Höle in Jtalien /650
  • Schloß in Polen wird von Ratzen gereiniget. 515
  • Schnee-Vögel in Polen /626
  • Schnecken / aus dem Felſen gehauen /453
  • Schwämme / aus Steinen machen wachſen /461
  • Schweine / die ohne Zuthun eines Ebers trächtig werden /600
  • Schweine / ſo keinen Speck tragen /617
  • Schwimmende Jnſulen / bey St. Omar / und in Franckreich /539. Jn Roffillon, Schottland / Jtalien /360. Jn China / und in der Jnſul St. Thomæ /361
  • Schwefel-gruben bey Mutina. 520
  • Schwert-Fiſch / wie ſie gefangen werdẽ /567. und581
  • See: dero theils über-natürliche Eigenſchafften / Jn Heſſen und Böhmen /335. Bey Schitten / hof / im Biſtum Trient / in der Markgravſchafft Baden /336. Jn der Steyrmarck / Schweitz /337. bey Mansfeld / und Eisleben / in Bur - gund / und Franckreich /339. auf dem Pyrenæi - ſchen Gebirg /340. Jn Hiſpanien / und Jtalien /341. und342. Jn Sicilien,343. Jn Crain,344. Polen /345. Engel - und Schottland /346JnRegiſter. Jn Jrꝛland /347. Jn Schweden /348. Jn Mähren / bey Antiochia,349. Jn Palæſtina,350. bis352: Jn China,353. bis355. Jn Armenia,356. Jn Æthiopia,357. Jn Neu Spanien / Guatimala, und Jnſul S. Domingo,358
  • See-Laub in Braſilien /367
  • Seltzame Eigenſchafften etlicher Länder / als auch der Erden / und der Winde /514
  • Seele des Menſchen / ſtehet in dem feuriſchen Willen der ewigen Natur /29
  • Sinus Perſicus,232
  • Sibylla Cumana, ſoll noch im Leben ſeyn /497
  • Sonne / ſtehet im Centro der Welt /54. Jſt unbeweg - lich /57: Deren Beſchreibung /103. wie fern die von der Erden entfeꝛnet /107. Aus was Materi dero Cöꝛ - per beſtehe /108. dero verſcheidene Bewegungẽ /109 Sonnen-Meer /110. dero Feuer iſt das aller - reinſte /111. dero Flecken /ibidem. dero Gröſ - ſe /114. Ob ſie um die Erd-Kugel lauffe / oder ſtill ſtehe /115. Wie ſchnell ſie ihren Lauff fort - ſtelle /119. dero Kräffte /120. wie ſie geſchaf - fen worden /155. Jſt die Götlin in dem drit - ten Principio der geſchaffenen Welt /163. Jſt das Centrum des Geſtirns /170
  • Stein / in welchen ſehr delicate Fiſche gefunden wer - den /445. der einem Ochſen Kopff geglichen /446. mit Türckiſcher Schrifft /451. daraus Le - der und Papier zu bereiten /452. an welchen mancherley Figuren /456. Jn welchem ein Cru - cifix zuſehen /459. Mit allerhand Blumen / ſonderlich Roſen gezieret /463. läſſet ſich ſpinnen /465. mit vielerhand Laubwerk gezieret /466aufRegiſter. auf denen des Ave Maria eingetruckter zu ſehen /467. Mühl-ſtein /468. Worauf S. Hieronymi Bildnis /475. denen Schwalben gleichend /476 Los Hechizos, mit beſondern Figuren /477. ſo die Anſchauer ſtumm machet /478. Bey welchem allzeit ein ſchröcklich Gethön gehöret wird /ibidem.
  • Stein-Fels / über natürliche Eigenſchafft .ibidem. Irides, generiren ſich augenblicklich /516
  • Steinerner Baum tieff in der Erden gefunden /677
  • Steinerne Erbſen /541
  • Sterne ſind nicht umſonſt an das Firmament ge - ſtellt /63. was ſie ſind /64. ob ſie ihr eigen Liecht haben /65. dero Anzahl /66. ihre Bewe - gung /69. Fix-Stern /71. dero ſchneller Lauff /72. bedeuten die Engel /150. Jn jeden Stern ligen aller Sterne Kräfften. 153
  • Streit / zwiſchen Geyern und Raben /623. Aelſtern und Dahlen /624. Wilden Gänſen und Enden /625. Zwiſchen zwey Parthey Raben /ibidem. Zweyer Hauffen Ameiſen /671. Der Schlan - gen /671
  • Stifft Augsburg / leidet keine Ratzen. 514
  • Stuffe Silber / daraus400. Centner erobert wor - den iſt /448

T.

  • Tannen-Baum / ungemeiner Dicke /686
  • Tartarn / eine gantze Horda, mit ihrem Vieh und Haus-Rath zu Stein verwandelt. 542
  • Tarantula eine Spinne / dero wunderbare Natur /652
  • Tavarcare, ein koſtbare Nuß /711
  • Tauben / werden an ſtatt Poſtilion gebraucht /632
C c cTele -Regiſter.
  • Telephium, Wund-Kraut /717
  • Terra Centralis, was ſolche ſey /245
  • Terra Sigillata,506
  • Terridon, eine Stadt in Italien /265
  • Teutonicus Philoſophus, de Centro naturæ,16
  • Seine Meinung / von Erſchaffung des Geſtirns. 145
  • Thiere / Vögel und Fiſche / bedeuten die mancherley Geſtalten der Figuren am Himmel /151
  • Thier / in Gröſſe eines Pferds / mit Schuppen be - deckt /577. So zwey Hörner auf der Naſen trägt /612. So kein Gelänck in Füſſen hat /616. Welches unten am Bauch zween Säcke träget /617. Pigritia. 617
  • Tiger-Thier / dero Natur /610. Sind nirgend gröſſer noch grimmiger als in Bengala und China,611
  • Töpffe / werden aus der Erden gegraben /470
  • Torpedo, ein Meer-Fiſch /582
  • Tourſans Venin, leidet kein gifftig Thier /522
  • Tramendoa ein frembdes Thier /619
  • Trill-Fiſch / ſeine Eigenſchafft /582

V.

  • Vahu, ein Geſchlecht wilder Hunde /599
  • Vategus ein Thal in Spannien entdeckt /535
  • Venus-Stern /82
  • Woraus er iſt erſchaffen worden /160
  • Verletzte von den Tarantulen, wie ſie zu curiren /654
  • Veſtung Zeeland in der Jnſul Tayovan. 555
  • Unter-irꝛdiſche Wohnungen in der Jnſul Malta. 536
Vögel -Regiſter.
  • Vögel / Martinettes,627. Clakguſe / und Berni - chen /ibidem. Wachſen aus verfaulten Holtze -628. Palombelle, ſind geneigt zum Stein /630. Deren Eyr in der Lufft ausgebrütet werden /632. Pyrauſta, lebet im Feuer /633. Beccafighi, in Cipern /633
  • Vogel Tunchonfung in China,636. Hoancioyou, verkehret ſich in einen Fiſch /638. Verkündet Re - gen-Zeit /ibidem. Die vier Füſſe haben /639. Warnet und beleitet die Reiſenden /ibidem. Jn der Gröſſe eines Keffers /641. Canadis, unter den Schönſten der Schönſte /642. Anhima. 643
  • Vogel-Neſter eine delicate Speiß /635
  • Ur-Ochſen / haben eine Schußfreye Stirn. 591

W.

  • Wachteln mit grünen Füſſen. 626
  • Wald / deſſen Bäume mit weiſſer Leinwath überzo - gen worden /723
  • Wald-Menſchen in Java,608
  • Wälder unter dem Waſſer /234
  • Wallfiſch / dero Geſtalt /561. Deren ausführli - che Beſchreibung /563 .564. Zu Antorff gefan - gen /565. Jn Franckreich /566. Jn China. 573
  • Weiber in der Jnſul Candia haben einen gifftigen Biß. 364
  • Weib / der unterer Leib und Bauch nach ihrem Tod ſteinern befunden worden. 540
  • Weyrauch und Myrꝛhen aus der Erden gegraben /520
C c c ijWeiß -Regiſter.
  • Weißner / hoher Berg in Heſſen /398
  • Weisheit / deren Beſchreibung /42. Der Egypter /45. Der Griechen /46. Der Samotracier,47. Der Brachmannen,ibidem. Der Gymnoſophi - ſten, und Pythagoriſten,48. Der Araber und Mauritanier. 48
  • Welt / wie ſie entſtanden .4. Wird abgetheilt in Himmel und Erden /52. War nach der / durch Lucifer geurſachten Verderbung ein finſter Thal ohne Liecht /154. Jſt ein Fürbild des Himmels /150
  • Wilder Eſel mit einem Horn vor der Stirn. 602
  • Wilde Pferd mit einem Horn /620
  • Wille / iſt gleich einem Spiegel /19
  • Wind / die Eyſen verzehren und Stein zermalmen /525
  • Windlein / ſo die Menſchen tödtet. 531
  • Wirbel-Schlund im Meer unter Norwegen /252
  • Wieſen unter dem Waſſer im Meer /235
  • Wißbi in Goth-Land /538
  • Wunder / Göttlicher Geheimniſſen / ſind faſt alle au hohen Bergen celebrirt worden /418
  • Wunder / auf / an / und in Bergen / ꝛc. Bey dem Cloſter Michelfeld und Spangenberg in Heſſen /438. Jm Schweitzer Gebürg / Sachſen / bey Quedlinburg /439. Jn Steyrmarck / Würten - berg / zu Maria Kirch /440. Zu reichen Hall in Tyrol /442
  • Wunder-Hölen in Bergen / bey Volterra, im Land - Gericht Sultzbach /505. Jn dem Nürnbergi -ſchenRegiſter. ſchen Territorio,506. Bey Vicovaro, in Can - dia, Palæſtina, China,510 .511. Jn der Jnſul Teneriffa,512
  • Wunder-Geſchöpffe Gottes im Meer und flieſſenden Waſſern /559
  • Wunder-Fiſch in Schleſien gefangen /571
  • Wunderbare Würckung des Schlangen Steine /662
  • Wunderſame Vorſtellungen und Bildniſſen / an Bäumen / Früchten / Gewächſen /676
  • Wunder Baum / in der Jnſul Ferro,690
  • Würmer ſpinnen ſeidene Fäden. 661
  • Wurtzel Baaras in Judæa,734

Y.

  • Ye Hiam, Biſam-Thier /594
  • Ypupiapra, Fiſch-Menſchen /557

Z.

  • Zähne und andere Menſchliche Glieder aus Stein formiret. 454
  • Zähne der Wall Fiſche /565
  • Zergliederung eines Fiſch-Menſchens /557
  • Zinober-Ertz mit rothen Bluts-Tropffen /575
  • Zonæ, oder Gürtel-Ringe der Erd-Kugel /228
  • Zweyfalter oder Gold-Vögelein /671

About this transcription

TextMedulla Mirabilium Naturae
Author Johann Heinrich Seyfried
Extent969 images; 160240 tokens; 22930 types; 1118417 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationMedulla Mirabilium Naturae Das ist: Auserlesene/ unter den Wundern der Natur/ aller verwunderlichste Wunder/ Von Erschaffung der Natur/ Himmlischen Firmaments/ Sternen/ Planeten/ und Cometen; als auch dieser sichtbarn Welt/ und des Meers. Deßgleichen/ in Brunnen/ Flüssen/ Seen/ und dem Meer; Auf/ An/ und in Gebürgen/ Erden/ und Jnsulen: Wie auch/ etzlichen Thieren/ Bäumen/ Früchten und Gewächsen. Jn Europa, Asia, Africa, und America Johann Heinrich Seyfried. . [40] Bl., 742 S., [16], [44] Bl., [10] gef. Bl. HofmannNürnberg1679.

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SUB Göttingen SUB Göttingen, 8 GEOGR PHYS 290 (var)

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Geographie; Wissenschaft; Geographie; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:34:50Z
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ShelfmarkSUB Göttingen, 8 GEOGR PHYS 290 (var)
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