PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Die Chur-Brandenburgiſche Hoff-Wehe-Mutter /
Das iſt: Ein hoͤchſt-noͤthiger Unterricht / Von ſchweren und unrecht-ſtehenden Geburten / In einem Geſpraͤch vorgeſtellet / Wie nehmlich / durch Goͤttlichen Beyſtand eine wohl-unterrichtete und geuͤbte Wehe-Mutter / Mit Verſtand und geſchickter Hand / dergleichen verhuͤten / oder wanns Noth iſt / das Kind wenden koͤnne Duꝛch vieler Jahre Ubung / ſelbſt eꝛfahren und wahꝛ befunden / Nun aber / GOtt zu Ehren und dem Nechſten zu Nutz / Auch / auf Gnaͤdigſt - und inſtaͤndiges Verlangen / Durch - lauchtigſt - und vieler hohen Standes-Perſonen
Nebſt Vorrede / Kupfer-Bildern / und noͤthigem Regiſter auf eigene Unkoſten zum Druck befoͤrdert /
Mit Roͤm. Kaͤyſerl. Mayt. auch Chur-Saͤchſ. und Chur - Brandenburgiſchen / Special Prifilegien.
Coͤlln an der Spree /Gedruckt beyUlrich Liebperten /Churfl. Brandenb. Hofbuchdr. 1690.
Exod. I, 20. 21.

GOtt that den Wehe-Müttern gutes. Weil die Wehe-Muͤtter GOtt fuͤrchteten / bauete Er ihnen Haͤußer.

Das iſt: Er ſegnet ſie in ihrem Beruff und belohnet ihre Treue.

Der Durchlauchtigſten Fuͤrſtin und Frauen / Frauen Sophien Charlotten / Marggraͤffin und Churfuͤrſtin zu Brandenburg / in Preuſſen / zu Magdeburg / Juͤlich / Cleve / Berge / Stettin / Pom - mern / der Caſſuben und Wenden / auch in Schleßien / zu Croſſen und Schwiebus / Hertzogin; gebohrne Hertzogin zu Braun - ſchweig und Luͤnenburg / Burggraͤffin zu Nuͤrnberg / Fuͤrſtin zu Halberſtadt / Minden und Camin / Graͤffin zu Hohenzollern / der Marck und Ravensberg / Frauen zu Ra - venſtein und der Lande Lauen - burg und Buͤtow / ꝛc. ꝛc. ꝛc.

Durchlauchtigſte Churfuͤrſtin / Gnaͤdigſte Churfuͤrſtin und Frau /

WEil gegenwaͤrtiges Buch unter dem Schutz und Gnadederder Churfürſtlichen Herrſchafft zuſam - men geſchrieben / achte ich mich ſchul - dig zu erſt Eurer Churfuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit daſſelbe anzutragen / und nehme deßwegen die unterthaͤ - nigſte Freyheit dero groſſen Nah - men / als einen maͤchtigen Schutz vor - zuſetzen / mit der Bitte / Euere Chur - fuͤrſtliche Durchlauchtigkeit geruhen es gnaͤdigſt anzunehmen: und dem Wunſch / daß Eure Churfuͤrſtliche Durchlauchtigkeit noch zu langen Zei -tenten ein Seegen des Churfuͤrſtlichen Hauſes und des gantzen Landes / und offt eine geſegnete Mutter werden moͤge / wie von Hertzen wuͤnſchet Ew. Churfuͤrſtl. Durchl.

Meiner gnaͤdigſten Churfuͤr - ſtinn und Frauen Unterthaͤnigſte Juſtina Siegmundin.

Noͤthiger Vor-Bericht / An den geneigte Leſer.

WEil es gebraͤuchlich / ins gemein den Buͤchern eine Vorrede vorzuſe - tzen / in welchen der Leſer von einem und dem andern Nachricht haben / und deſto mehr Luſt zu dem Buche ſelbſt nehmen moͤge / habe ich auch mei - nem einfaͤltigem doch gruͤndlichem Geſpraͤch von ſchwe - ren Geburten / und wie denſelben durch Gottes Gna - de und Segen / vermittelſt einer geſchickten Hand / moͤ - ge gerathen werden / dieſen Vorbericht / an ſtatt einer Vorrede / vorſetzen wollen; Nehmlich:

Wie ich zu dieſem Beruff und dieſer Wiſ - ſenſchafft gebracht ſey: Was Urſachen mich be - wogen dieſen Unterricht zu ſchreiben / und an): (2dasNoͤthiger Vorberichtdas Tages Licht zu ſtellen / und was drunter ich fuͤr ein Abſehen und Zweck habe.

Zu dem Ende / damit der begierige Leſer deſto mehr Luſt / zu den Leſen; die aber zum Zweiffeln nnd Wider - ſprechen geneigt / einige Uberzeugung finden moͤgen.

I.

Was das Erſte anlanget: wie ich zu dieſem Beruff und dieſer Wißenſchafft gelanget. So kan ich nicht anders / als GOtt die Ehre geben / der mich wunderbahrlich darzu beruffen / und reichlich da - bey geſegnet: daß ob ich ſelbſt zwar kein Kind getragen / viel weniger zur Welt gebracht / dennoch durch Gottes Gnade manchen bey ſchweren Geburten helffen muͤſ - ſen; Welches dann / den Kluͤglingen / bald zu Anfangs fuͤrſtelle / um ihrem Vorwurff zu begegnen / da ſie mei - nen: daß eine / die ſelbſt nie das Kreißen ausgeſtanden / von ſchweren Geburten und gefaͤhrlichen Kreiſſen nicht gruͤndlich ſchreiben koͤnne / und dannenhero ſich einbil - den: mein Unterricht habe keinen Grund; ja ſich wohl unterſtehen / dieſes andern einzureden. Wer aber mit Vernunfft dieſen Vorwurff uͤberleget / wird leicht finden / daß er entweder aus Mißgunſt oder Un - verſtand herruͤhre: Angeſehen / es ja nicht noͤthig: daß einer alle dergleichen Faͤlle an ſeinem eigenem Leibe muͤße erfahren haben / in welchen er anderen wolle rathen / o - der behuͤlfflich ſeyn. Wie unvernuͤnfftig wuͤrde manſchlieſ -an den geneigten Leſer. ſchlieſſen von einem Medico: daß er nicht koͤnne in ge - faͤhrlichen Kranckheiten gute Artzney und Rath geben; darum weil er ſelbſt an dergleichen nie kranck geweſen / als wann er nicht durch unverdroßenen Fleiß / lang - wierige Erfahrung an vielen Krancken / und vielfaͤlti - ge Ubung durch Gottes Gnade und Segen / (ob er nie gleich Schwind-Waſſerſucht / Fieber / oder andere Kranckheiten ausgeſtanden /) gluͤcklich curiren koͤnte. Wie offt weiß ein Medicus einem patienten ſeine Zufaͤl - le gantz deutlich zu beſchreiben / die er doch nicht ge - fuͤhlet; ſondern / entweder aus der Wiſſenſchafft / oder von andern fleißig angemercket hat. Iſt es denn nicht eben ſo möglich; daß eine Heb-Am̃e / ob ſie gleich kein Kind gebohren / doch durch fleißiges Nachfragen / Handgriff und Nachſiñen / nicht allein ſo wohl / ſondern beſſer; als die Kinder zur Welt gebracht / ur - theilen und rathen koͤnne. Wie ungereimt wuͤr - de man ſchließen / von einem Chirurgo: er koͤnte keine Wunde heilen / keinen Bein - oder Arm-Bruch zu recht bringen / kein erſtorbenes Glied abloͤſen / weil er davon keine Erfahrung an ſeinem eigen Leibe gehabt: da er doch zu dieſem geſchicket / wann er gnungſam Wiſſen - ſchafft hat von dem Schaden / und verſtehet die Mittel / ſonderlich / durch vielfaͤltige Erfahrung in dergleichen Schaͤden den rechten Grund gefaſſet.

Was dann in deꝛgleichen Faͤlle deꝛ Augenſchein und die Erfahrung taͤglich giebet / (daß auch Medici, die wenig ge -): (3kran -Noͤthiger Vorbericht. krancket / Chirurgi, die niemahln Wunden gehabt / doch an - deren Kranckheiten koͤnnen rathen / und Wunden heilen / durch Gottes Gnade / vermittelſt ihrer Wiſſenſchafft und Erfahrung) kan alles Widerreden und Gruͤbeln aufheben / daß nehmlich: eine Heb-Amme / ob ſie GOtt zwar nie zu Kinder zu gebaͤhren in ih - rem Eheſtande hat beruffen wollen / doch durch vieler Jahren Erfahrung / ſchweren Geburten zu rathen geſchickt und tuͤchtig machen koͤnne. Haben wir nicht Exempel / daß kluge und verſtaͤndige Medici und Chirur - gi, durch gruͤndliche Wiſſenſchafft und Erfahrung in ſchweren Geburten ſelbſt Hand anlegen / und die Kreiſ - ſenden gluͤcklich erloͤſen helffen; Wo bleibt dann der grundloſe Vorwurff: Die ſelbſt keine Kinder ge - bohren / kan auch nicht in ſchweren Geburten helffen: Den Einfaͤltigen habe ich dieſes ſo deutlich muͤſſen vorſtellen / daß ſie ſich durch die alberne Reden der Eigenſinnigen nicht laſſen irre machen.

Was noch mehr: Ich ſetze den Fall; Es habe eine Frau GOtt in ihrem Eheſtande zehen / zwoͤlff und mehr mahlen geſegnet und Kindeꝛ gebaͤhren laſſen / wuͤrde drauß folgen / dieſe waͤre darum geſchickt / in ſchweren Geburthen zu rathen / und Hand anzulegen / wann ſie ſonſt davon kei - ne Wiſſenſchafft und Erfahrung haͤtte. Entweder ſie hat leichte Geburten gehabt / wie kan ſie denn von ſchwe - ren urtheilen / wie es dann mehrentheils geſchicht / daß die ſo leicht gebaͤhren / offt nicht glauben noch begreiffenwol -an den geneigten Leſer. wolten die Gefahr der ſchweren Geburten; ſondernur - theilen von andern nach ihrer Erfahrung; oder haben ſie ſchwere und unrechte Geburten / ſo werden ſie aus ihren eigenen Schmertzen nicht klug werden / viel we - niger andern rathen koͤnnen; dieweil offt die Schmer - tzen ſo groß / die Zufaͤlle ſo hefftig / daß ſie nicht wißen / wie ihnen geſchiehet; vielweniger draus lernen / und bey andern uͤben können / wie ein Kind zu wenden / oder unrechte Geburten zu handthieren / ob ſie es gleich an ihren Leibe ausſtuͤnden: wo ſie nicht hernach zum Hand - griff angewieſen werden. Zweifel ich alſo nicht / denen die bishero Luſt haben zu zweifeln / oder mit dieſem Vorwurff meinen Unterricht zu widerſprechen / ſcheine hier Licht gnug zu ihrer Vernunfft / und wann ſie die - ſes nicht ſehen wollen / kan ich ihnen nicht rathen / ſie moͤgen ſagen was ſie wollen. Ich weiß daß ich hierinnen aller verſtaͤndigen Medicorum, derer mich unterſchied - liche in meinem Beruff und Erfahrung geſtaͤrcket; ja aller Chriſtlich - und unpaßioniert-geſinneten Leſer Bey - fall finden werde: Daß auch eine Heb-Amme / ob ſie gleich nie Geburts-Schmertzen ausge - ſtanden / durch Kinder gebaͤhren / doch durch Gottes Gnade / vermitelſt fleiſiges Nachſinnen und vieler Jahren Ubung / ſonderlich / wann ſie in die - ſem Beruff GOtt fleißig anruffet / und unverdroſſen denſelben nachhaͤnget / den Kreißenden in den ſchwereſten Geburten beyhuͤlffig und dienlichſeynNoͤthiger Vorberichtſeyn kan; allermeiſt / wann ſie uͤberzeuget / daß GOtt ſie durch ſonderbahre Schickung darzu hat beruffen wollen / wie ich denn an mir / GOtt zur Ehre muß er - kennen und bekennen. Darum ich den Leſer hiemit be - richte / wie ich zu dieſer Wiſſenſchafft durch gewiſſe Stuffen gefuͤhret ſey.

Mein ſeliger Vater / Elias Dittrich / Pfarrherr zum Ronnſtock im Jauriſchen Fuͤrſtenthum / war mir zeitlich geſtorben / und ich von meiner nun auch ſeligen Mutter zu allen Guten in der Einſamkeit erzogen / biß zum neun zehenten Jahre meines Alters / da ich ver - heurathet ward / an meinem noch lebenden Mann / der zu der Zeit Renth-Schreiber war / in Vilgutſchem Ampte / in Bernſtaͤdtſchen Fuͤrſtenthum / in Schle - ſien: In dem 21ten Jahre ward ich von allen Wehe - Muͤttern ſchwanger gehalten / und wie man mit mir die 40. Wochen hatte ausgerechnet / ſolte und muͤſte ich gebaͤhren / oder mich zu der Geburt ſchicken / die We - he-Mutter urtheilete nach ihrem Verſtande; das Kind ſtuͤnde recht / und weil ich nicht anders wußte / als was ſie mir vorſagte / kreißte ich bis in den dritten Tag / a - ber ohne erloͤſet zu werden: Man holete eine Wehe - Mutter nach der andern / bis gar ihrer Viere waren / welche einſtimmig mit der erſten / das Kind ſtuͤnde recht (da doch kein Kind verhanden) muͤßte alſo nach ihrer Meinung in die 14. Tage geqvaͤlet und auf die Marter - Banck gehalten werden / und waͤre mir ehe die Seeleaus -

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an dem geneigten Leſer. ausgetrieben / als ein Kind abgebracht; Wie dann auch dieſes der letzte Troſt der Wehe-Mutter war: Ich wuͤrde mit dem Kinde muͤſſen ſterben. So erfah - ren war ſie nach der gemeinen Arth / in ihrer Wiſſen - ſchafft / von mir ein Kind zu haben / das ich doch nicht truge. GOtt aber erbarmete ſich meiner / und ſchickte von ohngefehr eines Soldaten Weib / in das Dorff / wo ich lag: dieſelbe ward von meinem Manne und Mutter zu mir in dieſer euſerſten Noth geholet; Und / weil ſie mehr Grund und Verſtand / als die auch eine Wehe-Mutter war / in dieſem Beruff hatte / urtheile - te ſie: daß kein Kind / ſondern eine Verſtopffung des Gebluͤtes bey mir waͤr / dabey auch eine große Mut - ter-Kranckheit und Senckung; Darauf dann einem Doctor Medicinæ gebrauchte / der mich durch Gottes Segen und gute Mittel wieder zu rechte brachte.

Dieſe Gefahr nun / nachdem ſie uͤberſtanden / wie ich in dem IV. Cap. dieſes Buchs / p. 37. umſtaͤndlich er - zehlet / war die erſte Stuffe zu meinem Beruff / daß wie ich mich wieder erholete / begierich war / in den Buͤ - chern und Abriſſen / die ich von dieſer materie mir ſchaf - fete / mich zu uͤben / um eines und das andere auf mei - nem Zuſtand zu lernen: Und war dieſes der erſte Be - griff dieſer Wiſſenſchafft / und Erlernung der Geburten: ohne daß ich jemahlen einen Vorſatz hatte / davon Werck zu machen: wann nicht GOtt mir dazu haͤtte Gele - genheit gegeben / und zugleich einem Trieb aus Chriſt -): (): (li -Noͤthiger Vorberichtlicher Liebe und Andencken meiner ausgeſtandenen Noth / meinem Naͤheſten zu dienen / ja gleichſam ohne mein Gedencken darzu beruffen.

Dann weil ich mich zugleich mit den vorgedach - ten Wehe-Muͤttern fleißig unterredete / und ſie derglei - chen Buͤcher und Abbildungen von unterſchiedenen Ge - burten bey mir ſahen / auch von mir die Meinung hat - ten: als haͤtte ich darinnen Grund und Verſtand ge - faſſet / geſchahe es / daß ich in einer euſerſten Noth zu einer kreißenden Baͤurinnen (wie im IV. Cap. des Buchs / p. 35. 36. umſtaͤndlich zu leſen /) von einer dieſer Wehe - Mutter erbaͤten ward. Ich war noch jung und nur 23. Jahr alt / und außer / was ich in den Buͤchern ge - leſen / und die Abbildungen mir eingebildet hatten / kei - nen Verſuch gehabt. Die Noth war groß / die ar - me Baͤuerin hatte ſchon in den dritten Tag gekreißet / die Wehe-Mutter / die doch die Schwiegerin von dieſer Kreißerin / wuſte keinen Rath: weil das Haͤndlein mit dem halben Arm außer dem Leibe heraus gedrungen; Weil man auf mich drung / zu verſuchen / und ich aus Liebe gegen meinen Naͤchſten / mich bereden ließ / und Hand anlegete / nach dem I. Kupffer und Umſtaͤnden der 37. 38. Seite im IV. Cap. gab GOtt ſeine Gnade / mehr / als ich noch zu der Zeit wußte / und dieſe un - rechte Geburt verſtand / daß das Kind / ob zwar ſchwach / gebohren / und die Mutter erloͤſet ward.

Dannenhero ich deſto mehr Luſt und Liebe beymiran den geneigten Leſer. mir fand / als einem Trieb des Goͤttlichen Beruffes / noch fleißiger nachzuleſen und zu ſinnen / ſonderlich weil dieſe gedachte Wehe-Mutter mich dazu anmahnete / und bey vielen Kreißenden mitnahme / wodurch ich je mehr in mehrere Erfahrung kam / und ſonderlich bey den armen Dorff-Leuten; wann eine Gefahr ſich wieſe / ſchwere Geburten waren / von einem Orth zum andern geruffen ward / daß offtermahlen die Kinder ſchon tod / ich alſo durch Gottes Gnade die Muͤtter zu retten die - nen muſte. In ſolcher Schule habe ich mich wohl 12. Jahr geuͤbet / wie mein Mann zu der Zeit Amptmann in den Wartenbergiſchen war / und ich / nachdem eine nach der andern von mir gehoͤret / wohl auf 4. 6. 8. Meilen geholet ward; aber zu lauter ſchweren Faͤllen und Bauers Leuten: da ich denn niemahln / ob zwar davon keine Belohnung hoffen konte / mich gewegert / ſondern weil ich ſahe / daß GOtt meine Arbeit ſegne - te / war mir dieſes Lohn genug / daß ich meinem Nech - ſten koͤnte dienen / und mehr durch die Erfahrung / Grund in dieſer Wiſſenſchafft erlangen. Nachdem ich alſo uͤber 12. Jahr die Lehr-Jahre bey den armen Bau - er-Weibern ausgeſtanden / und bey mancher ſchweren Geburt / unrechte Stellungen der Kinder gelernet / auch wie ein Kind zu wenden / und Gefahr zu verhuͤten / ge - faſſet / war ich zwar noch nicht willens von dieſem Wer - cke profeſſion zu machen; angeſehen ich ſonſt mit mei - nem Manne verſorget war / und dieſes Werck nicht na -): (): (2dersNoͤthiger Vorberichtders / als wie vor erwehnet / bey ſchweren Geburten / und wann ich erfordert ward / uͤbete. So geſchahe es doch / daß ich auch zu einigen Pfarr-Frauen und end - lich zu Adelichen / in ſchweren Faͤllen[geruffen] / und al - ſo den Medicis bekant ward / deren einer bey dem Lignitzſchen Magiſtrat es ohne mein Wiſſen und Su - chen dahin brachte / daß ſie mich zu einer Wehe-Mut - ter fuͤr ihre Stadt verlangeten / und erhielten. In die - ſem Beruff / wie ich ſuchte GOtt und meinen Nechſten zu dienen / und einige Jahre hingebracht / und dabey noch taͤglich wahrgenommen / wie ein Tag den andern lehrete / und mir GOtt immer mehr Licht in meinem Beruff zeigete; Trug ſich ein ſonderbarer Fall zu / der mir zu großen Nachſinnen Anlaß / und in meiner Wiſ - ſenſchafft mercklichen Grund gab: Es war eine hohe Perſon / der ein Gewaͤchß in der Mutter Angewach - ſen / das ſchon anfing zu faulen / und wo es nicht wurde weggenommen / ihr den gewiſſen Tod drohete. Ich haͤtte mich nicht unterſtanden dieſes hier anzufuͤhren / (weiln / wie mein GOtt weiß / ihm in allem die Ehre gebe) wenn es nicht andere zur Nachricht dienlich gehalten / und in gegenwaͤrtigen Kupfferbilde anzuweiſen / mir ge - rathen; Gedachte hohe Perſon war toͤdtlich kranck / hatte ſchwere Zufaͤlle / ſo / daß einer von den Medicis auf die Gedancken kam / ob ein Mohn-Kind verhanden. Es wurden unterſchiedliche Heb-Ammen geſuchet; mir aber ſonderlich von gedachten Medico ein Licht gegeben /undan den geneigten Leſer. und gerathen zu verſuchen / ob ich etwas ergruͤnden koͤnte: Fand alſo / daß in dem innern Mutter-Munde an der rechten Seiten ein Gewaͤchß: Wie alſo dieſes weg zu bringen / war die Frage / und das eintzige Mit - tel; Ich verſuchte / wie das Bild weiſet / es zu faſſen / mit einem Haaken / in Meinung / es allmaͤhlig heraus zu ziehen / fand es aber angewachſen / gab alſo mir GOtt dieſen Einfall ein; Ich nahm ein weißes Band / mach - te draus eine Schlinge / und brachte dieſe vermittelſt meiner rechten Hand und Finger (wie im Kupfferbilde zu ſehen) uͤber dem Gewaͤchſe / und wie das Gewaͤchs recht gefaſſet / zog ich die Schlinge mit der lincken Handzu / und ſchnitte hernach durch eine lange Scheere das Gewaͤchſe ab / ſo gluͤcklich / daß dieſe hohe Perſon noch neun Jahr hernach lebete. Wie dieſes geſchehen / weiſen die drey Kupffere / das erſte / das Anhaaken und Anſchlingen / das andere / die Zuziehung der Schlingen / das dritte / den Schnitt mit der Scheere / dabey denn die geſchling - te Schnure um die letzte zwey Finger / hatte gewunden / damit das Gewaͤchs unter wehrenden Schnitt nicht zu ruͤcke weichen koͤnte. Durch dieſe gluͤckliche Operation, fand ich nicht allein mehr Licht im meiner Wiſſenſchafft / ſondern mehr Gelegenheit an unterſchiedlichen Orten verlangt zu werden / alſo daß ich durch die Fuͤrſtl. Herr - ſchafft / von der Stadt Lignitz / und im einer ordentlichen - Bedienung frey gemacht / und dem Hoff zu folgen / ver - bunden wurde. In dieſem Beruff ward ich bald nach): (): (3Sach -Noͤthiger VorberichtSachſen / bald in Schleßien / und von manchen loß gebethen und gebraucht: wordurch ich dann Gelegenheit erhielt meinem Beruff beßer noch nachzudencken / und von unterſchiedlichen gelehrten Medicis zu lernen.

Endlich fuͤgete es GOtt / daß einer gewiſſen Frau - en zu gefallen hieher / ihr beyzuſtehen in der bevorſtehen - den Geburt herreiſete / und dadurch Gelegenheit erlan - gete dem hochſeligſten Churfuͤrſten / glorwuͤrdigſten An - denckens Friedrich Wilhelm / recommendiret / und von Demſelben gnaͤdigſt zu einer Hoff-Wehe-Mut - ter / beruffen zu werden / in welchem Beruff / auch ietzt re - gierende Churfl. Durchl. Friderich der III. gnaͤdigſt mich confirmiren laſſen: Auf ſolche Wege hat mich GOtt beruffen / und noch bishero geſegnet / daß ich mei - nen Nechſten habe dienen koͤnnen / nicht allein hohen und erlauchten Perſonen / die ich hier benennen koͤnte / ſondern / auch den allergeringſten / ſonderlich / wann ich ſie in der Gefahr geſehen / und darzu geruffen worden / habe mich nichts abhalten laſſen / nach Vermoͤgen zu rahten und zu retten. Dieſes iſt alſo das Erſte / das ich den Chriſtlichen Leſer habe vorberichten wollen / wie ich zu dieſem Beruff und Wiſſenſchafft ge - kommen; daß / ob ich gleich kein Kind gehabt / doch vielen in ſchweren Faͤllen von ihren Kin - dern loß zu werden / oder ihre Kinder zu retten /habean den geneigten Leſer. habe dienen muͤßen. GOtt hat mich darzu beruf - fen / dem ſey auch Lob und Danck geſaget.

II.

Was aber zum Andern anlanget / warum ich dieſes Buch geſchrieben / und nun zum Druck heraus gebe / auch mit wenigen zu berichten / iſt zu wiſ - ſen: Daß / weil ich von vielen Jaren herd an unterſchied - liche Oerther habe reiſen / und bis zu der Niederkunfft derer Frauen / ſo mich verlanget / aufhalten muͤſſen / fand ich keine beßere Zeit-Vertreib / als meine Ge - dancken und Anmerckungen / bey den ſchwehren Faͤl - len / zu Papier zu bringen: Es war mir leicht eine Feder und Papier zu haben / und den Vorrath hatte ich in meinen Gedancken / aus der angemerckten Er - fahrung. Wann ich alſo ein muͤßiges Stuͤndchen ſahe / ſchrieb ich etwas zuſammen / ohne zu gedencken / daß das ſolte ein Buch fuͤr der Welt werden; Sondern ich ſchrie - be eine und andere Zufaͤlle auf fuͤr mir / es nicht zu ver - geſſen / und bey andern deſto gruͤndlicher davon zu re - den; ſonderlich / weil ich hoͤren muſte / wie ungegruͤndet ſo wohl Wehe-Muͤtter / als andere kluge Frauen offt von unterſchiedlichen Zufaͤllen redeten. Es kam noch dazu / daß ich in einer gewiſſen Angelegenheit / die ich in dem Buch an ſeinem Orth anfuͤhre / mich zu ver - thaͤtigen / vornehmer Medicorum Gutachten und Aus - ſpruch einholen muͤſte / dadurch ward mir Anlaß gege -ben /Noͤthiger Vorbericht. ben / aus voriger Jahre Erfahrung / mich der ſchweren Geburten / die mir vorgefallen / zu erinnern: in dem ich alſo anfing zu ſchreiben / wuchs mir eine Frage aus der andern (und ſehe deren noch kein Ende /) daß ich end - lich dieſen Schluß faſſete / es in ein Geſpraͤch zu brin - gen / daß von Zeit zu Zeit vermehret und verbeßert / auch mit vielen Hochgelahrten Hn. Medicis daruͤber geredet / und vielfaͤltig vornehmen Frauen daraus vorgeleſen habe / die mich offters zum Druck dieſes zu geben ange - mahnet: Ich habe mich aber niemahl recht dazu faſſen koͤnnen / weil bald dieſes / bald jenes mich davon abhielte: bis ich vorm Jahre auf gnaͤdigſten Befehl Seiner Churfuͤrſtl. Durchl. Meines gnaͤdigſten Herrn Ihre Durchl. die Princeßin von Naßau / bey ihrer Niederkunfft unterthaͤnigſt zu dienen in Frieß - land / und von dar weiters nach dem Haag / in Holland / reiſen muſte / und in dem ich allda / ſo wohl vor / als nach der gluͤcklichen Niederkunfft / mich ein Zeit - lang aufhielte / und die Gnade hatte / Ihro Maje - ſtaͤt der jetz-regierenden Koͤnigin in Engelland / dieſe von mir zuſammen getragene und mit einigen Abriſ - ſen ſchon verſehenen Schrifft zu weiſen. Erzeigeten nicht allein Ihre Majeſtaͤt hieruͤber ein gnaͤdigſtes Gefallẽ / ſondern habẽ mich auch angemahnet / dieſes for - derſamſt zum Druck zu verfertigen; uͤber das / weil auch /un -

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an den geneigten Leſer. unterſchiedliche Doctores; ſonderlich die Hochfuͤrſtl. Naßowiſche Leib-Medici, mir eben dieſes riethen / und darzu ihre Huͤlffe antrugen / nahm ich dieſem Schluß / und dabey die Gelegenheit war / die noch benoͤthigte Kupffer dort anzugeben und ſtechen zu laſſen / und alſo das Werck zum Druck zu verfertigen. Reiſete auch deß - wegen alſobald / nachverrichteter Hollaͤndiſcher Reiſe nach Franckfurt / an der Oder / um dieſes mein Vorha - ben und Buch der Mediciniſchen Facultaͤt hochverſtaͤndi - gem Cenſur zu untergebẽ / die dañ darzu ſich auch wilfaͤh - rig erwieſen / und nach Durchleſung meines Buchs mich auch zum Druck ermahneten. Solchergeſtalt iſt die - ſes Buch / das lange / wie in einer Geburt geſtecket / ans Liecht gekommen / und ſol / weil ich keine Kinder zur Welt gebohren / das ſeyn / was ich der Welt hinterlaſſe: Ha - be ich alſo nicht noͤthig weitlaͤufftig die Urſachen des Drucks zu rechtfertigen. Einjeder iſt ja ſchuldig ſei - ne Gabe und Wiſſenſchafft ſeinem Nechſten zum beſten anzuwenden / weil wir als Glieder in einem Leibe unter einander ſeyn verbunden / und kan ich ja nicht beſſer mei - nen Nechſten dienen / als daß ich ihnen das durch den Druck offenbahre / was ich durch viele Jahre Wiſſen - ſchafft und Erfahrung gefaſſet habe: mit dem hertzlichen Wunſch / daß es moͤge durch GOttes Gnade / wo es noͤ - thig / mit Nutz angewendet werden. Und weil ſonderlich mein Beruff von der hochſeligſten Churfuͤrſtli -): (): (): (chenNoͤthiger Vorberichtchen Herrſchafft hieſiger Orten dahin ziehlet / andern Wehe-Muͤttern in ſchwehren Faͤllen beyzuſtehen / auch andere zu ſolcher Wiſſenſchafft anzufuͤhren / zu welchem Beruff ich auch noch verbundẽ; Ich aber noch wenig ge - ſehen / die von mir Unterricht verlangen / auſſer daß / wann die Noht bey den Kreiſenden auffs euſſerſte / ſie mich ruf - fen laſſen; Habe ich meine Pflicht nicht beſſer abzuſtat - ten gemeinet / als wann ich einen deutlichen Unterricht / wie dañ dieſe Unterredung iſt / drucken lieſſe / daraus nicht allein die Wehe-Muͤtter lernen; ſondern auch / was Sie fuͤr Grund in ihrer Wiſſenſchafft haben / koͤnten gefraget und manche ſchwere Faͤlle bey den Geburten durch Got - tes Gnade vorſichtig abzuwenden / angewieſen werden. Endlich / weil ich auch taͤglich ab - und in dem Verlangen des Ewigen zunehme / und mein Ende vor Augen ſehe; Habe ich mein Pfund / das iſt / die von GOtt verliehene Wiſſenſchafft / und die von dreyßig Jahren hero bey die - ſen Beruff gehabte Erfahrung / nicht begraben wollen; ſondern GOtt zu Ehren / dem gemeinen Beſten zu Nu - tzen / und aus Liebe zu meinem Nechſten / die Bilder zu den Stellungen der Geburt auf mein eigen Unkoſten laſ - ſen ſtechen und drucken / und dieſes Buch / wie es itzund heraus kommt / verfertigen / damit ich der Welt nichts ſchuldig bleibe / als die Liebe: und das Licht / das mir GOtt in dieſer Welt gegeben / in dieſer Wiſſenſchafft und Erfahrung / nach meinem Tod in der Welt laſſe. Die - ſes ſind meine Urſachen / zu dieſem Druck / wil jemandmiran den geneigten Leſer. mir andere antichten / der wird ſich betrogen finden / und von mir keiner andern Antwort gewertig ſeyn / als daß GOtt unſere Hertzen kenne und wiſſe: daß mich nichts anders / auſſer dem vorgedachten Befehl / und meinem Beruff / zu dieſem Druck gebracht / als die Begierde mei - nem Nechſten zu dienen / in der Zuverſicht / daß vielleicht die itzund Bedencken tragen mich muͤndlich zu fragen / durch dieſe Schrifft Unterricht werden annehmen / mit mehrerm Grund in vorfallenden ſchwehren Geburten / nuͤtzliche Dienſte zu leiſten / welches GOTT aus Gna - den verleihen wolle; Und das

III.

Iſt alſo Drittens mein eintziger Zweck in dieſer Arbeit / und bey dieſen Unkoſten dem allgemeinem Weſen zu dienen; Und zu dem Ende ſonderlich den We - he-Muͤttern ein Liecht zu geben / ſo gar / daß ich wuͤnſch - te / daß ich alles koͤnte mittheilen / umb dadurch den ar - men Kreiſſenden zu rahten. Ich wil hier nicht Klage fuͤhren uͤber die groſſe Unwiſſenheit / die bey vielen zu groſ - ſer Gefahr der darunter Leidenden / geſpuͤhret wird. Es ſind viele die es nie gruͤndlich erfahren: Es ſind an - dere die etwas eigenſinnig. Allen iſt hoͤchſt-noͤhtig / daß ſie dieſen Unterricht leſen / und dann / was ſie wiſſen / und noch nicht wiſſen / draus erkennen / und taͤglich mehr nach - ſinnen. Sonderlich / daß ſie bald von Anfangs in dem rechten Begriff der Geburten und ihrer Stellungen / ei -): (): (): (2nenNoͤthiger Vorberichtnen guten Grund faſſen / und ihnen nach den Abbildun - gen der Figuren einen gruͤndlichen Eindruck einbilden / wie die Kinder in Mutterleibe liegen / und in was Ge - ſtalten ſie zur Geburt ſich ſchicken / und woraus ſie die - ſes / und auf was Grund ergruͤnden koͤnnen; Ob gleich dieſes in dem gantzen Buch angewieſen / ſo habe doch in dieſem Vor-Bericht zu beſſern Eindruck ein Kupf - fer-Bild / ſamt einem vollkommenem Kinde / wie es in Mutterleibe krum; bald ſo / bald anders / doch allemal krum zu liegen pfleget / voꝛſtellen wollẽ / umb deſto beſſer den Wehe-Muͤttern / die hiervon noch keinen Grund haben / einzubilden: das / was ſie in dem folgen - den Kupffern / die nur die Mutter / und die darinn liegen - de Kinder vorſtellen / nicht ſo wol faſſen koͤnnen: Iſt derowegen wol zu betrachten dieſes groſſe Kupffer - Bild / welches weiſet durch folgende ordentliche Buch - ſtaben / und dero Benennung.

  • A. Der Mutter-Kuchen / oder Nachgeburt.
  • B. Das Haͤutlein chorion, o - der Ader-Haut.
  • C. Des Harnhaͤutleins Theile.
  • D. Die Mutter.
  • E. Die Decken des Bauches.
  • F. Das Kind.
  • G. Das Haͤutlein Amnion, oder Schaaffs / auch durchſchei -nende Geburtshaut ſonſt Hellm genannt.
  • H. Der Stabel / oder die Nabel -
  • I. Des Kindes Kopff. (ſchnur.
  • K. Der Ellebogen.
  • L. Das Knie.
  • M. Die Haͤnde.
  • N. Die Bruft.
  • O. Der Hals.
  • P. Die Fuͤſſe.

wie ein ſchwanger Leib / ſambt dem darinnen lie -gendenan den geneigtes Leſer. genden Kinde / und deſſen Nachgebuhrt / mit allen zugehoͤrigen Haͤutlein beſchaffen ſey; wornach ſich die Wehe-Muͤtter richten koͤnnen und ſollen / wann Sie Ihren Beruff vorſichtig und Chriſtlich zu verrich - ten geſinnet ſeyn: denn es iſt nicht genug / daß eine Wehe-Mutter ſagen kan: Sie habe viel ſchwehre Ge - buhrten unterhaͤnden gehabt; beſſer iſt es wenn ſchwere Gebuhrten Sie zu verhuͤten weiß / daß nicht zwey biß dreytaͤgiges Kreiſſen folgen muͤſſe und doͤrffte. Es ſind mir unterſchiedene unwiſſende Wehe-Muͤtter vorkom - men / die viel ſchwere Gebuhrten erzehlet / welche Ihnen bey langwierigem Kreiſſen / endlich noch gluͤcklich fuͤr die Mutter / offters auch fuͤr die Kinder von ſtatten gegan - gen / und iſt ihnen ohn allen Verſtand und Wiſſenſchaft gerahten: gleich den Spruͤchwort / wie einer blinden Henne / wenn ſie ein Weitzen Korn findet. Es kan un - muͤglich anders ſeyn / weil ſie nicht wiſſen / wie es / da das Kind gebohren worden / zugegangen. Sie ſagen zwar: Wir haben des Kindes Haͤndlein / ſo offt es her - auß gekommen wieder eingebracht / biß der liebe Gott geholffen / und die rechte Stunde zur Gebuhrt verhan - den geweſen; als dann ſey es gluͤcklich von ſtatten ge - gangen: wenn ich aber wiſſen wolte / wie dann dieſe Kinder endlich gekommen / als ſie gebohren worden / ob die Armen bey dem Kopff / und die Frucht ſehr klein geweſen? So haben ſie Nein geſagt. Darauff ich weiter gefragt: ob den die Fuͤſſe ſambt den Haͤndlein): (): (): (3zugleicheNoͤthiger Vorbericht. zugleiche durch und eingedrungen? hat es wieder Nein geheiſſen. Dann hab ich abermals fragen muͤſſen: ob es denn mit dem Hinterſten kommen / und ſo als doppelt beyſammen gebohren worden? Hat es dennoch be - ſtaͤndig Nein geheiſſen. Als dann iſt der Unterricht Ihnen hoͤchſt noͤhtig geweſen: daß nemlich die Kinder / wenn Sie vollkommen / und rechter Groͤſſe ſeyn / wie Sie ſeyn ſollen und muͤſſen / dofern Sie leben ſollen / auff keine andere / als erwehnte drey Arten koͤnten gebohren werden. Zwar / es iſt eines gröſſer und kleiner / als daß andere / doch kan unter vollkommener Geburt auch das kleineſte anders nicht / als auff dieſe drey Arten gebohren werden / es weren denn unzeitige Kinder / als bey dem Mißkram oder Mißgebuhrten / von zwantzig oder etzliche zwantzig wochen / dieſe koͤnnen mit der Nachgebuhrt / und einen klumpen zuſammen gepreſſet kommen / welches ein vollkommen Kind wohl muß bleiben laſſen. Wenn ich Ihnen den ferner zu - geredet: Sie ſolten ja und muͤſten wiſſen / auff welcher - ley Art unter beſagten dreyen die Kinder waͤren kom - men und gebohren worden / weil Sie anders nicht / als wie geſagt kom̃en koͤnten / entweder von ſich ſelber / durch langwierige Wehen endlich gezwungen / oder auch durch Wendung. So iſt doch keine beſſere Rede und Antwort erfolget / in dem Sie gantz keinen Verſtand von der noͤh - tigen Wendung gehabt; darumb iſt auch Ihre ver - meinte Huͤlffe nichtig geweſen / und hat der liebe GOttundan den geneigten Leſer. und die Natur freylich daß beſte dabey thun muͤſſen. Wenn ich denn ſo gar nachdruͤcklich den Grund Ihrer beywohnenden Wiſſenſchaft zuerforſchen nicht ablaſſen wollen / ſo ſeynd Sie endlich zornig worden / und haben mir tolle Gebuhrten daher geſaget: Als wenn die Kin - der in einem Klumpen beyſammen / mit dem Kopff / ſampt den Haͤnden und Fuͤſſen zugleiche weren geboh - ren worden; Ja ſie kaͤmen auch wol mit dem Hinter - ſten / und haͤtten den Kopff doch zwiſchen den Beinen / wuͤrden auch ſo in der Runde gebohren. Zugeſchwei - gen anderer Gebuhrten / die Sie wieder alle Vernunfft erzehlet haben. Dieſen denn zugefallen / weil mich ge - aͤrgert ſolch thumb Ding zu hören / habe ich dieſen Unterricht wollen ſchreiben und noch dazu dieſes Kupferbild vorſetzen / darumb / daß dergleichen Wehe-Muͤtter ſich ſollen erkennen lernen / daß Sie noch keine Wiſſenſchafft haben / und mit deſto mehrer Be - gierde nach dem rechten Grunde forſchen ſollen. Wie - derhohle alſo billich noch einmal: Daß die Kinder auf keine andere Weiſe koͤnnen gebohren werden / als auf o - ben erzehlete drey Arten / es waͤre denn / daß eine un - wiſſende Wehe-Mutter dazukaͤme / und dem Kinde mit Gewalt die Armen / (wie ich woll auff allzuſpaͤtes er - fordern / dergleichen vermeinte / doch klaͤgliche Huͤlffe veruͤben ſehen) ſambt den Rippen / Lunge / Leber / im - gleichen die Beine / und ſo gar die Daͤrme / gantz un - vernuͤnfftig außreiſſe. Wenn nun die Kinder nicht allzugroßNoͤthiger Vorbericht. groß ſeyn / daß ſich dergeſtalt ein Stuͤck nach dem andern abreiſſen laͤſt / ſo mag der Mutter manches mahl das Leben gerettet werden / allein die Geſundheit wird ſie ſchwerlich behalten / doch gehet es / (wo ja gar nicht) doch ſelten ohne groſſe Gewalt und Schaden an / und ob es bey einer ſtarcken Frauen und kleinem Kinde an - gehet / ſo iſt es doch gewaltſahm / unvernuͤnfftig und gantz unverantwortlich gehandelt. Solten denn nun ſolche Wehe-Muͤtter nicht verpflichtet ſeyn / GOtt zu - fuͤrchten / und es beſſer zu lernen / wenn Sie Ihr Ge - wiſſen bewahren / und Ihrem Beruff Chriſtlich zufuͤh - ren trachteten? So lange Sie keinen beſſeren Grund wiſſen / ſehen / hoͤhren oder leſen / ſo moͤchte man Sie in etwas entſchuldigen / wenn aber ein Licht Ihnen auff - geſtecket wird / und Sie dennoch aus hartem verkehrtem Sinn / im Finſtern tappen / oder den guthertzig mitge - theilten Grund der Sache / nicht annehmen / moͤglichſten Fleiſſes nachdencken / und dem nohtleidenden Nechſten zum beſten anwenden wollen / ſo wird ſolcher eigen Sinn dermahleinſt ſchwere Verandwortung nach ſich ziehen. Solches ſtelle ich denen Streitt-Begierigen / Nachlaͤßigen / Wehe-Muͤttern / wohl zu behertzigen anheim / und will hoffen / wenn Sie meinen guten Wil - len des Unterrichtes von ſchweren Gebuhrten / und wo moͤglich / Verhuͤtung derſelben / auch von ge - ſchickter Wendung derer unrechtſtehenden Gebuhr - ten / ohne Affecten / nachdencklich leſen / dem gele -ſenenan den geneigten Leſer. ſenen gruͤndlich nachdencken / auch bey Ihren Bedienun - gen auszuuͤben beſſere Achtung geben werden / Sie wer - den ſolchen Untericht / wo ja nicht offentlich mit Ihrem Munde / jedoch als in Ihrem Hertzen und Gewiſſen uͤberzeuget / Beyfall geben / Ihre bißherige unbedacht - ſame blinde Feindſchafft zum theil / in einſtim̃ige Freund - ſchafft wandeln / und mich als eine tuͤchtige Wehe - Mutter unter Ihrer Geſellſchafft nehmen / ob ich gleich keine Kinder gehabt / in dem ich erwieſen / daß es wenig zur Wiſſenſchafft helffen oder ſchaden koͤnne / ſondern vielmehr offenbar ſey / daß viel unwiſ - ſende Wehe-Muͤtter zufinden / die doch ſelbſten viel Kinder gehabt / und dennoch nichtes kluͤger davon ge - worden ſind.

GOtt bindet ſeine Gaben an keine gewiſſe Perſo - nen / ſondern giebt ſie / wem er wil; Denen er ſie aber gie - bet / giebt er auch zugleich Luſt und Begierde nachzufor - ſchen und nachzuſinnen / und in dieſe Wege ſegnet er als - dann den Fleiß mit mehrerm Gaben und Liecht. In allen ſey auch Ihm die Ehre / wann mein Nechſter mit dieſer Arbeit kan erbauet werden. Ich habe wollmei - nend es zu dem Ende geſchrieben / und noch uͤber die - ſes / vorhergehenden Bericht zu mehrem Licht voran - ſetzen wollen. Muß aber noch etwas hinzuſetzen / ehe ich ſchlieſſe.

Es kan ſeyn / daß einige gar / wann Sie von die - ſem Buch hoͤhren werden / bald dagegen reden: Es ſey): (): (): (): (ausNoͤthiger Vorberichtaus meinem Gehirn nicht gewachſen; andere aber / wann Sie es leſen / fuͤr gar zu einfaͤltig halten werden. Was das Erſte angehet / kan ich jedem gerne ſeine Gedancken frey laſſen / und wird die Art des Buchs gnugſam zeigen / daß es meine Arbeit; dann ſo wie ich es taͤglich bey meinem Beruff finde / ſo pflege ich davon zu reden / und wie ich davon rede / ſo habe ich hier davon geſchrieben / darumb es dann auch allzu ein - faͤltig vielen anſcheinen wird / denen auch zur Nach - richt dienen moͤchte: Eben darumb / weil ich es nach meinem Gutduͤncken geſchrieben / kan es nicht anders als in dieſer Geſtalt erſcheinen; und da ich meine auch am meiſten meinen Zweck mit zuerreichen. Dann ich keinem andern zu gute die Fragen zuſammen getragen / als anfaͤnglich bey ſo vielen erfahrnen Exempeln / daß durch ein geringes Verſehen / [daß doch leicht haͤtte koͤn - nen verhuͤtet werden] Mutter und Kind in euſſerſte Ge - fahr gerahten / einigen Freunden ein Licht zugeben / daß ihnen nicht allein durch eine gewiſſe Erfindung / wie ein Kind koͤnne zu rechtem Geſchick gelencket / oder wann es unrecht ſtuͤnde / gewendet werden / augenſcheinlich vor bildete; ſondern auch deutlich beſchrieben / und dadurch auch den Wehe-Muͤttern ein Licht zu geben und mehr zu - ſchreiben von vielen angemahnet ward. Und zu die - ſem Ende war ja noͤhtig auffs aller deutlichſte dieſe Zu - faͤlle / die ſo wenig bekand / vorzuſtellen / und offt ein Ding zu wiederhohlen / damit es auch die Allereinfaͤl -tigſtenan den geneigten Leſer. tigſten begreiffen moͤgen. Gelahrte Dinge gehoͤren fuͤr die Gelahrte / die aus meinen Unterricht nur die - ſes koͤnnen ſehen / wie ein vorſichtiger Angrieff die Ge - fahr ergruͤnden / und ein ſorgfaͤltiger Handgriff durch Gottes Gnade in der Gefahr dienen und helffen kan. Dafern nicht alles nach der Gelahrten Sinn geſchrie - ben / will mich gerne weiſen laſſen / und ſolte eines und das ander noch beſſer muͤſſen erklaͤhret werden / auch allzeit dazu willig mich ſtellen / ſo weit / als ich aus dem Be - grieff und der Erfahrung davon redenkan. Wo ich ge - irret habe / will ich dem dancken / der mich beſſer mit Grund unterweiſet: Im Fall auch noch einige Faͤlle / die hier nicht berichtet / mir an die Hand gegeben wer - den / wird es mir lieb ſeyn / dieſelbe zu wiſſen / zu meh - rern Grund / weil in der Erfahrung wir taͤglich kluͤger werden koͤnnen und muͤſſen. Wenn alſo mein Zweck und meine Perſon recht betrachtet wird / da ich als eine Wehe-Mutter andere zu unterrichten ſuche / wird nie - mand eine andere Art von ſchreiben / als dieſe deutliche und einfaͤltige von mir erwarten / und alſo deßwegen nicht die darunter vorgeſtellete noͤhtige und nuͤtzliche Dinge verachten. Daß unter dieſer einfaͤltigen Re - dens-Art viele gute Dinge enthalten ſeyn / iſt das Zeug - nuͤß der hochloͤblichen Mediciniſchen Faculitaͤt zu Franckfurt / die ehe ich es zum Druck gegeben / geleſen; und daß nichts Aberglaubiſch und wieder Gottes Wort darinn vorgeſtellet / zeugen nach angeſtelleter durchle -): (): (): (): (2ſungſung die Churfuͤrſtlichen Herren Hoff-Predigere / derer Zeugnuͤß umb die Privilegia zu haben / habe einhohlen muͤſſen: Beyde ſetzen dem Leſer zur Nachricht hier bey / als auß welchem kan dieſe meine einfaͤltige Arbeit / ſo weit es noͤhtig iſt / gerechtfertiget / und womit fuͤglich dieſer Vorbericht beſchloſſen werden.

GOtt zu ehren / durch ſeine Gaben / meinem Nechſten zu dienen mit meinem Beruff / iſt geweſen mein Zweck in dieſem Wercke / und ſoll auch ſeyn mein Ziehl / ſo lange Gott Kraͤffte und Leben giebet / zu deſſen Gnade den geneigten Leſer und mich empfehle / mit dem Wunſch das Gott uns alle in dieſer Zeit wolle zu bereiten / zu ſeinem Lob und ewigen Seeligkeit Amen.

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Wir

WIr Endesunterſchriebene bekennen und Atteſtiren hiermit / daß im Durchleſung des Buches von ſchweren Geburthen / und wo moͤglich / Verhuͤttung derſelben / wie auch von Wendungen der unrechten Gebuhrten / durch Fr. Juſtinen Siegmundin / Churfuͤrſtl. Brandenb. ge - ſchwornen Hof-Wehe-Mutter / in Frag und Antwort geſtellet / und Uns zu gehoͤriger Cenſur uͤbergeben / Wir nichtes befunden / was wieder Gott und ſein heiliges Wort ſtreite / oder dem Chriſtlichen Glauben im ge - ringſten nachtheilig / ſondern vielmehr alles / ohne ſu - perſtition, der Erbarkeit gemaͤß eingerichtet ſey; ſo daß ihre Chriſtliche intention billich zu loben / und ſolcher ihr Unterricht gar wol und mit Nutzen dem Publico zum beſten gedrucket werden koͤnne. Gegeben Coͤlln an der Spree den 5. April. 1689.

G. C. BERGIUS. D. Churf. Brandenb. Elteſter Hof-Prediger und Con - ſiſtorial Rath.

Heinrich Schmettow / Churf. Hof-Prediger.

ANTONIUS BRUNSENIUS, Churfuͤrſtl. Hof-Prediger.

WIr Decanus, Senior, Doctores und Profeſſores Ordinarii, der Mediciniſchen Fa - cultaͤt / auff der Churfuͤrſtl. Brandenb. Uni - verſitaͤt zu Franckfurt an der Oder / geben hiermit zu vernehmen / das Frau Juſtina Sigis - mundin bey Uns eingegeben und zuverleſen gebehten / ein Buch beſtehend in zweyen Theilen / derer Titel ſind: [I.] Ein Geſpraͤch zweyer Friedliebenden Wehe - Muͤtter / welche / wegen ihres Beruffs oder Ambts ſich treuhertzig mit einander unterreden / wegen ſchwehrer Gebuhrten / wie auch wegen Wendung der unrechten Gebuhrten / darinnen die unterredende Perſonen ſeynd Chriſtina / Juſtina. [II.] Ein ander Geſpraͤch / worinnen hinwieder Juſtina von Chriſtinen durch vielle Fragen vernimmet: Ob Sie auch Ihren Unter - richt verſtanden und gefaſſet? Mit angehenchtem Be - richt / daß wir den darinn befindlichen einfaͤltigen Stylum Uns nicht befrembden laſſen moͤchten / maſſen Sie ſelb - ſten ohne andere Huͤlffe es alſo zuſammen geſchrieben / vornehmlich zu dem Ende / daß einfaͤltige Wehe-Muͤt - ter deſto leichter die darinnen enthaltene Dinge begreif - fen und ſich darauß zum gemeinen Nutzen der Schwan - gern und Gebaͤhrenden erbauen koͤnten.

Wie wir nun dieſe Ihre gute Intention allerdings approbiren / alſo haben Wir auch bey Durchleſung deſſel - ben befunden / daß unter ſolcher Schreibens-Art vielle gute und nuͤtzliche Dinge / geſchickliche Hand-Griffe und Wendungen / ſo vielen / ja leider! den meiſten Wehe -Muͤttern /Muͤttern / zum nicht geringen Nachtheil vieler geſeegne - ten Frauen / bißher wenig bekant ſeynd / angegeben / und nach eigener Erfahrung deutlich beſchrieben ſeynd. Dannenhero Wir denn der Meynung und Hoffnung leben / daß es mit guten Nutzen in offentlichen Druck gegeben / und von denen Wehe-Muͤtteren werde geleſen / auch von den ſaͤmbtlichen Frauen-Zimmer mit groſſen Danck angenommen werden. Solche Unſere Hoff - nunge wolle der Hoͤchſte erfuͤllen / und Ihren Beruff wie bißher / alſo ferner nach ihren eigenen Wunſche geſeegenen. Gegeben unter Unſer Facultaͤt Inſiegel / Franckfurt an der Oder / den 28ten. Martii. Anno 1689.

Decanus, Senior, Doctores und Profeſſores Ordinarii der Medici - niſchen Faculitaͤt auff der Churf. Brandenb. Univerſitaͤt zu Franck - furth an der Oder.

(L. S.)

[1]

J. N. J. Erſter Theil / Beſtehend in hoͤchſt noͤhtigem Unter - richt / von ſchweren Beburten / und / wo moͤglich / Verhuͤtung derſelben / auch von geſchickter Wen - dung der unrecht ſtehenden Geburten.

Eingangs Unterredung zweyer Friedlie - benden Wehe-Muͤtter.

CHRISTINA.

LIebe Schweſter / ich bitte dich / gieb mir doch gruͤndlichen Bericht von ſchweren Geburten / und / wo moͤglich / Verhuͤtung derſel - ben / auch von geſchickter Wendung der un - recht ſtehenden Geburten. Kan deñ eine Wehe - Mutter in ſolchen offters vorkom̃enden ungewoͤhnlichen Faͤllen / den kreiſtenden Frauen helffen:

AJUSTI. 2Eingangs-Unterredung
JUSTINA.

Ja / ſie kan auff gewiſſe Art und Weiſe helffen / nemlich / wenn ſie verſtaͤndig / und bey mancherley Geburten Be - dienung gehabt / auch eine geſchickte Hand hat.

Chriſt.

Ich weiß / daß du / durch viel-Jaͤhrige Ubung erfahren biſt / darum bitt ich nochmals / du wolleſt / GOtt zu Ehren / und dem Nechſten zu Nutz / deine Wiſſenſchafft mir mit theilen.

Juſt.

Gantz gerne. Zeige mir nur dein Verlangen / und was du inſonderheit zu wiſſen begierig biſt / haſt du denn ſchon viel Frauen in Kindes-Noͤhten bedienet?

Chriſt.

Ohngefaͤhr / bey nahe zwey hundert.

Juſt.

So mußt du auch ſchon ziemlichen Grund haben. Sage mir doch / haſt du dann bey ſolcher Anzahl Frauen allezeit rechte Geburten gehabt?

Chriſt.

Nein / ich habe viel unrechte Geburten dabey gehabt / da es ſchwer / und gefaͤhrlich zu gegangen iſt.

Juſt.

Melde mir doch ſolche unrechte Geburten: Ob die Kinder mit den Haͤnden oder Fuͤſſen geſtanden / oder wie denn / wann die Wehen / als bey angehender Geburt anhalten / da du anfaſſen mußt / ob es rechte Wehen ſeyn / und ob das Kind zu rech - ter Geburt ſtehet?

Chriſt.

Das iſt wol eine wunderbare Frage! wer kan bey - oder durch den ſo fruͤhen Angriff bey anfangenden Wehen wiſſen / wie ein Kind ſtehet / da noch kein Waſſer geſprungen iſt: da iſt das Kind noch hoch im Leibe / und man kan es nicht erreichen / bis das Waſſer ſpringet / denn koͤmmt es erſt in die Geburt / und wenn die Kinder unrecht ſtehen / ſo koͤmmt dasſelbe Glied des Kindes heraus vor die Geburt / es ſey nun Hand oder Fuß / offters auch wol die Nabel-Schnur.

Juſt.

Geſetzt / die Hand / oder die Nabel-Schnur kaͤme mit dem Waſſer hervor / wie liegt denn das Kind im Mutter-Leibe?

Chriſt. 3zweyer Friedliebenden Wehe-Muͤtter.
Chriſt.

Es lieget unrecht; Wenn es recht lieget / ſo koͤm̃et nichts hervor: Als / wenn der Kopf gebohren wird / ſo iſt alles zugleich beyſammen / wenn aber die Hand / oder die Nabel-Schnur / oder die Fuͤſſe kommen / ſo waͤhret es offters lange / zu weilen auch nicht allzulange.

Juſt.

Warum waͤhret denn die Geburt bey einer Frauen laͤnger als die andere / wenn die Kinder doch / wie du ſageſt / un - recht ſtehen / auff einerley Weiſe?

Chriſt.

Wer kan denn das wiſſen / wenn Gott nicht helffen wil / wer kan es denn nehmen / man muß die rechte Stunde doch erwarten / bis Gott hilfft.

Juſt.

Aber / hilffeſt du denn nichts / wann das Kind mit der Hand / oder der Nabel-Schnur gebohren wird / und wie hilffeſt du?

Chriſt.

Wie kan ich anders helffen / als daß ich die Hand und die Nabel-Schnur / ſo lange es moͤglich ſeyn kan / wieder zuruͤck bringe / und ſo lange zuruͤck halte / bis das Kind koͤmmt und gebohren wird.

Juſt.

Wann es aber in etlichen Tagen nicht kan gebohren werden / halteſt du denn den Arm des Kindes allezeit zuruͤcke?

Chriſt.

Ja / wenn das Kind todt iſt / und es zu lange waͤhret / ſo muß man es gehen laſſen / wer kan da helffen?

Juſt.

Weiſt du denn ſonſt keine Huͤlffe / als das zuruͤcke brin - gen / und zuruͤcke halten des Armes / oder der Nabel-Schnur?

Chriſt.

Ich muß auff alle Weiſe ſehen / daß ich helffe wenn es naͤher hervor koͤmmt / und alsdann hilfft der liebe Gott auch.

Juſt.

Ich glaube wol / daß es dann gehet / wenn GOTT hilfft und helffen wil; Ich wil aber wiſſen / wie du hilffeſt / und / als noͤhtig / helffen kanſt?

Chriſt.

Ich fuͤhle immer bey dem Arme nauff / undA 2ſchie -4Eing. Unterred. zweyer Friedl. Wehe-Muͤtter. ſchiebe das Kind ſo gut ich kan auff alle Weiſe / wie es ſeyn kan / daß es doch endlich gebohren wird.

Juſt.

Laͤſſet es ſich denn ſchieben / wann das Waſſer ſchon gebrochen und verfloſſen iſt / und liegen denn die Kinder auff ei - nerley Weiſe mit dem Leibe zur Geburt / wenn die Haͤndlein ge - bohren werden?

Chriſt.

Wer kan alles ſo eigendlich wiſſen? der liebe Gott hilffet doch wol / wenn Er helffen wil / ich thue ſo viel ich kan dabey / ſchiebe und helffe dem Kinde auff alle Wei - ſe / bis es endlich koͤmmt.

Juſt.

Ich hoͤre und verſtehe wol / daß es dir nur blind ge - rahte / du haſt noch ſchlechte Wiſſenſchafft. Wenn du es aber verlangeſt / ſo wil ich dir ein mehres weiſen: Als nemlich / wie ich in der Vorrede gemeldet / daß die Kinder auff keine andere Art oder Stellung / weder von Natur / oder durch die Wendung koͤn - nen gebohren werden / als dieſe dreyerley Geburten: 1. Mit dem Kopff / als rechte. 2. Mit beyden Fuͤſſen / und 3. mit dem Steuß. Wenn ich dich gleich weiter fragen wolte / wie denn die Kinder endlich kommen weren / als ſie gebohren worden / ſo wuͤr - de es / wenn du dich recht bedaͤchteſt / eben alſo heraus kommen / weil es anders nicht geſchehen kan / und welche Kinder nicht durch ſtarcke Wehen / und ſtarcke Frauen / bey noch moͤglichem Lager auff dero gleichen Stellungen koͤñen gezwungen werden / da muͤſ - ſen Muͤtter und Kinder das Leben verlieren / wenn keine Wehe - Mutter / welche wenden kan / verhanden iſt. Die jenigen Wehe - Muͤtter / ſo das Wenden recht verſtehen / laſſen es zu keiner ſolchen Gefahr kommen / wie ich auff dein Verlangen und Bitten / weiter berichten wil. Vor allen Dingen mußt du von der Mutter / und was dazu gehoͤret / fragen / damit du dieſelbe / nebſt ihrem inne - ren Munde / wol und gruͤndlich erkennen lerneſt / hernach wird ſich alles ordentlich finden.

Das5Das I. Capitel von der Mutter.

Das I. Capitel. Von der Mutter / wie ſie zu ergruͤnden / was der Mutter-Mund ſey / und ob denn noͤhtig / hie - von Wiſſenſchafft zu haben?

Chriſt. na.

Sage mir doch / liebe Schweſter / ob bey allen Frauen eine Mutter verhanden ſey?

Juſt. na.

Ja! Es muͤſſen alle Frauen eine Mutter haben / ſollen ſie empfangen und Kinder gebaͤren.

Chriſt.

Sind denn nicht mehr Theile der Geburts - Glieder / als eigendlich die Mutter?

Juſt.

Uber die euſerlichen Theile iſt mir mehr nicht / als die Scheide / oder der Hals / der mich zum inneren Mutter-Munde weiſet / bewuſt.

Chriſt.

Was iſt denn der innere Mutter-Mund / wie iſt er zu ſuchen oder zu ergruͤnden?

Juſt.

Der innere Mutter-Mund iſt eine Zu - oder Verſchluͤſſung des innerlichen Leibes / als der Mutter / darinnen das Kind empfangen / getragen / und bis zur Natuͤrlichen Geburt erhalten wird / es waͤre denn / daß ihr die ſchwer-gehende Frau Gewalt anthaͤte / oder wie offt geſchiehet / ihr ſonſt was gewaltſames wieder - fuͤhre / daß die Frucht zum Fortgange verurſachet wuͤrde. Alſo kanſt du bey dergleichen Zuſtande dich nach dem Mutter - Munde richten. Eine Frau habe Wehen wie ſie wil / wenn ſich nur der Mutter-Mund dabey nicht oͤffnet / ſo iſt die Frucht leicht - lich zuerhalten / und die Wehen zu ſtillen / da dann Raht bey de - nen Herren Medicis zu ſuchen noͤhtig. Wie denn auch gute Hauß-Mittel bekandt ſeyn / die man in Ermangelung eines Me -A 3dici6Das I. Capiteldici gebrauchen kan. Greifft / oder druͤcket aber die Frucht in den Mutter-Mund / daß er ſich von Wehen zu Wehen erweitert / ſo ſind alle Mittel verloren / die Frucht zu erhalten; Alſo kanſt du nach dem Zuſtande des Mutter-Mundes gruͤndliche Bericht geben. Imgleichen verhaͤlt es ſich auch bey zeitiger Geburt mit dem Mutter-Munde wegen der Erweiterung von Wehen zu Wehen / wenn es rechte Wehen zur Geburt ſeyn; Wo es aber unrechte Wehen ſeyn / da ziehet ſich der Mutter-Mund mehr zu als von ſammen. Du wirſt auch viel Unterſcheid zu mercken haben / was rechte / oder unrechte Wehen mit ſich bringen / wel - ches nicht moͤglich iſt alles zu beſchreiben oder zu betrachten. Deñ wenn du nicht den innerlichen Eingang des Leibes weiſt / ſo kanſt du auch mit Grund von keinem Unterſcheide reden / weder von zeitiger noch unzeitiger Geburt / weder von recht - oder unrecht lie - genden Kindern / und mußt nur ſolches erwarten / wie es koͤmmt / alsdann iſt ſchon viel verſehen und verſaͤumet / wenn es ins Ge - drange kommt. Es iſt am beſten im Geranmen umbzukehren / ich halte viel davon / es koͤnnen viel Schmertzen und Ungluͤcks - Faͤlle dabey verhuͤttet werden.

Chriſt.

Wenn ich nun gleich den Mutter-Mund wuͤrde finden und kennen lernen / wie verhuͤte ich denn die vielmahl ſich ereugende Zufaͤlle / ſonderlich bey verſchloſſe - nem Mutter-Munde / der ſich wol unter der Geburt erſt oͤffnet / auch gar nicht oͤffnen wil / wenn gleich manche Frau einen gantzen Tag kreiſtet / ſo fuͤhle ich doch keine Oeffnung / hernach kommt es mit ſtarcken Wehen zuſammen / und iſt faſt alles in der Geburt zugleiche.

Juſt.

Bey verſchloſſenem Mutter-Munde haſt du nichts noͤhtig zu thun / ſo darffſt du auch weder bey GOtt noch Men - ſchen davon antworten / denn im Verborgenen kan kein Menſch wuͤrcken. Hingegen mußt du auch wiſſen / daß / wo recht Kreiſten iſt / ich niemahln einigen verſchloſſenen Mutter-Mund gefundenhabe.7Von der Mutter. habe. So heiſſet es auch bey verſchloſſenem Mutter-Munde nicht Kreiſten bey den aller erſten anfangenden Wehen / es waͤre denn eine Erſtlinge / die bey Jahren waͤre / daß der Leib vom Tra - gen des Kindes nicht nachgeben wolte / welches aber gar ſelten ge - ſchiehet. Solcher Zuſtand iſt nicht zu verhuͤten / und haben ſolche Leute gemeiniglich ſchweres Kreiſten. Es iſt ihnen wol etwas zu helffen / ich weiß es dir aber / wegen deiner noch Unerfahrenheit / nicht zum Verſtande zu bringen / es moͤchte mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich ſeyn. Jedoch mußt du Achtung drauff geben / nem - lich auff den Mutter-Mund / da wirſt du befinden / wie viel dutzent Wehen bey ſolchen ſtrengen Geburten wenig Oeff - nung machen / und wirſt wiſſen mit Grunde dabey zu troͤ - ſten von einer Stunde zu der andern / wie viel es ſich aͤn - dert. Du haſt noͤhtig / ſo bald ſich die Oeffnung giebet / daß du mit zwey Fingern hinnein kanſt / den Mutter-Mund zuruͤck zu halten / weil bey ſolcher harten Geburt leichtlich Mutterſenckung folget. Du kanſt ihn nicht ſo wol in acht neh - men / es iſt deſtobeſſer ihn zuruͤckhalten / (ich rede nicht von zu har - tem zuruͤckſtoſſen / ſondern nur vom zuruͤck - oder anhalten des innern Mutter-Mundes / daß der nicht in den ſtarck durchdrin - genden Wchen Schaden leide) denn im zuruͤckhalten des Mut - ter-Mundes kan kein Schade geſchehen / wie ich es meyne; Aber wenn er mit Gewalt zuruͤck gedruͤckt wird / ſo wuͤrde die Frucht auffgehalten / oder muͤßte der Mutter-Mund Schaden leiden / welches keines zu verantworten waͤre. In nothduͤrfftigem zu - ruͤckhalten verhuͤttet es die Gefahr wegen Ausſenckung der Schei - de und des innern Mutter-Mundes / fordert auch zur Geburt / weil die Wehen durchgehen koͤnnen / und ſich nicht dabey hem̃en. Hier wil ich auch des Ausweichens oder Vorzugs des Mutter - Mundes gedencken. Ich nenne es einen Vorzug vor den Kopff. Damit du es aber deſtobeſſer faſſen moͤgeſt / wil ich es dir beſchreiben. Die meiſten Wehe-Muͤtter / welche gleichwolſo8Das I. Capitelſo viel verſtehen / daß was vor dem Kinde vorgezogen iſt / oder vorlieget / pflegen zu ſagen: die Baͤhr-Mutter / (wie ſie es nennen) hat ſich vorgelegt. Es betrifft ingemein ſol - che Leiber / bey denen der Mutter-Mund tieff und naͤher gegen dem Affter als vorſich lieget / ſo fuͤhlen ſie das / was vor dem Kinde lieget / wiſſen aber nicht / daß die Mutter eine Oeffnung haben muß / oder einen Mutter-Mund hat / und ſeyn ſo unerfahren wie du / und meinen / nach vielem Baͤhen und beraͤuchern gehe es endlich auff einmahl fort. Es geſchiehet aber durch nichts anders / als mit ſtarcken Wehen / und wiſſen alſo nicht / wie es zugegangen iſt.

Du aber ſuche bald im Anfange den Mutter-Mund / wie ich dir angewieſen / ſo wirſt du des Vorfalls bald kundig werden / was es iſt / und wie ihm zu helffen / nemlich: Mit gelindem Erheben gegen des Kindes Haupt / ſo foͤrdert ſich die Ge - burt / und wird damit die ausfallende Mutterſenckung ver - huͤtet / da / wenn es liegen bleibet / bis es die gewaltige We - hen zwingen / gar leicht Schaden geſchiehet / wie denn der - gleichen Menſchen mehr als zu viel / die mir nur bekand worden / hin und wieder verhanden ſeyn. Sonderlich geſchiehet dieſer Zufall / wenn bey dergleichen Zuſtande die Wehen ſtarck getrieben wer - den / und die Weh-Mutter mit Gewalt auff Huͤlffe ſchreyet. Zu wuͤnſchen waͤre es / daß alle Weh-Muͤtter den Mutter - Mund verſtuͤnden / ſo wuͤrden viel geſunde Leiber den Frau - en erhalten werden / und duͤrfften nicht in Verdacht kom̃en / daß durch ſie der Schaden verurſachet wuͤrde. Sie ſind auch Schuld daran / aber es geſchiehet ihnen unwiſſend / weil ſie nicht beſſer Wiſſenſchafft davon haben. Die Gewalt der Wehen und das Kind / welches in dem vorgezogenen Mutter-Munde lie - get / reiſſet alles ſo mit Gewalt vor den Leib / und wird es eine ſolche Frau nicht gewahr / weder auch die Weh-Mutter / bis die Sechswoͤcherin zum Auffſtehen kommt / alsdann findet ſichs nachund9Von der Mutter. und nach je mehr und mehr / und wird ſolcher Zuſtand ſelten beſ - ſer / aber allgemein ſchlimmer. Es geſchiehet zwar auch derglei - chen Vorfall / wenn eine Sechswoͤcherin zu fruͤhe ſich auffmachet / ſchwer hebet / unvorſichtig gleitet / oder faͤllt gewaltſahm in den erſten neun Tagen / ſo kan eine ſolche Frau gar leicht ihre Geſund - heit verlieren auff ſolche und andere Weiſe / wenn Sie ſich uͤbel haͤlt / dafuͤr kan keine Weh-Mutter gut ſprechen. Wenn du nur die Frau bey der Geburt wol in acht nimſt / und den Mut - ter-Mund in Zeiten bewahreſt / ſo wirſt du ſolcher Gefahr und ſchweren Verantwortung mit gutem Gewiſſen entge - hen. Ingleichen auch dieſem Irrthum / da du meineſt / daß man - che Frau einen gantzen Tag im Kreyſten waͤre / und finde ſich doch keine Oeffnung / hernach kaͤme es mit einem ſtarcken Wehen zugleich in die Geburt. Eben dieſe deine Meinung iſt der Irr - thum / weil du den Mutter-Mund nicht weiſt zu ſuchen / ſo bildeſt du dir ein bey ſolchem vorgezogenen Mutter-Munde / es ſey keine Oeffnung / weil dieſelbe gegen dem Maſtdarm tieff in die Hoͤhe gezogen iſt. Lerne den Mutter-Mund ſuchen / ſo wirſt du gantz anders reden / und viel Gefahr verhuͤten koͤnnen / ich werde dir ſchon weiter Nachricht davon geben. Nachdem ich dir nun die Mutter und den innern Mutter-Mund / nach Weiber Art zu re - den / mit dem natuͤrlichen Angriffe habe bekandt gemacht; Als wil ich dir hier die Mutter ſambt den Mutter-Baͤnden / wie auch den innern Mutter-Mund ſichtbar zeigen in dieſem Kupffer / unter dem Buchſtaben A, wie ſie an ſich ſelbſt Natuͤrlich iſt / durch einen fuͤrnehmen Medicum, Regnerus de Graaff / erklaͤret und ins Kupffer gebracht / davon kanſt du viel Nachricht nehmen / wenn du es wol betrachteſt / was und wie eigentlich die Mutter beſchaf - fen iſt. Sie iſt / wie ſie nach der hinterſten Seite lieget / hier zu ſehen / und deßwegen ſieheſt du ſo wol den inneren Mutter-Mund / damit du nicht irre wirſt / als laͤge derſelbe ſo nahe vor ſich bey dem Angriffe. Er lieget mehr hinter ſich gegen dem Maſtdarm /Bwie10Das I. Capitel von der Mutter. wie dir die Buchſtaben in dem Kupffer zeigen. Und ſo viel ſey von dem Mutter-Munde und verſchloſſenen harten Leibern ge - redet / welches (GOtt ſey danck) nicht gemein iſt.

Erklaͤrung der Buchſtaben / ſo im Kupffer ſich finden.

  • A. Die inwendige runtzelichte ſubſtantz der Mutter-Scheide.
  • B. Der vorhangende Mutter-Mund in den Oberntheil der Mutter-Scheide.
  • C. Der Mutter-Halß.
  • D. Der Grund der Mutter.
  • EE. Des Fallopii Trunpetten oder Eyer-Wege.
  • FF. Des Eyerweges inwendige faltige oder runtzliche ſubſtantz.
  • GG. Die Nerven / wie ſie durch die breiten Mutter-Baͤnder / Fledermauß Fluͤgel genant / zertheilet.
  • HH. Die Eyer-Stoͤcke.
  • II. Der Eyerſtoͤcker Baͤnder / gemeiniglich Abſuͤhrende Gefaͤſſe genant.
  • KK. Stuͤcken von den breiten Baͤndern.
  • LL. Kleine Nerven / wie ſie durch die Mutter hin und wieder gehen.
  • MM. Stuͤcken von den runden Mutter-Baͤndern / die im Bauche ſeyn.
  • NN. Stuͤcken von den runden Mutter-Baͤndern / die auſſer dem Bauche ſeyn.
  • OO. Stuͤcke des umbgeſpannten Bauch-Felles / ſo an denen Baͤndern hangen / ſo weit ſie mit denſelben gehen.
  • PP. Das duͤnne Obertheil der Mutter-Scheide / ſo von einan - der gezogen.
  • QQ. Die Staͤrcke / oder Dicke des Pergament-Haͤutleins im Unterntheil der Mutter-Scheide.
R. Der
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11Das II. Capitel von den Geburts-Schloͤſſern.
  • R. Der Ausgang des Harn-ganges.
  • SS. Die Falten / ſo hin und her in dem druͤſichten Theile der Mutter-Scheide zufinden.
  • T. Die Weiber-Rutte. Oder Scham-Zuͤnglein.
  • V. Die ſtarcken Nerven / ſo uͤber dem Obertheil der Weibes - Rutten / (oder Scham-Zuͤnglein) ſich ausbreiten.

Das II. Capitel. Von den Beburts-Schloͤſſern / ob es gewiß ſey / daß ſie ſich in waͤhrendem Kreiſten von einander ge - ben muͤſſen / und wenn dieſes langſam geſchaͤhe / auch ſchwere Geburt folgete?

Chriſt.

Sage mir doch / wie iſt es mit den Geburts - Schloͤſſern der Frauen beſchaffen / in dem gleichwol hier von dem Mutter-Munde viel gemeldet / und von jenen nichts gedacht worden / da doch die meiſten der Meinung ſeyn / daß bey allen Geburten die Schloͤſſer ſich außeinan - der geben muͤßten?

Juſt.

Was meine Meinung iſt wegen der Geburts - Schloͤſſer / daß ſie ſich von ſammen geben muͤßten bey den gebaͤh - renden Frauen / ſo ſage ich dir / daß ich nichts davon halte; Je - doch laſſe ich einem jeden ſeine Gedancken / und habe dir nichts an - ders anweiſen wollen / weil du und ich uns genugſam nach dem innern Mutter-Munde / wie viel ſich der Leib bey hartem oder leichtem Kreiſten zur Geburt ergeben muß / richten koͤnnen / durch das natuͤrliche Fuͤhlen mit den Fingern / in dem er unter der Ge - burts-Stunde zu erreichen iſt. Geſetzt / daß ſich die Schloͤſſer aus einander geben muͤßten / ſo iſt es doch nicht moͤglich zu wiſſen / weil mit den Fingern wegen des bewachſenen Fleiſches umb dieB 2Geburt12Das II. CapitelGeburt die Schloͤſſer nicht koͤnnen gefuͤhlet werden. So iſt es auch weder dir noch mir zu wiſſen noͤhtig / weil wir dabey keinen Grund oder Nachricht haben koͤnnen. Muͤßten ſie ſich auch von ſammen geben; ſo richtet ſich doch der innere Mutter-Mund nach den Schloͤſſern / und weiſet uns den Grund / wie eines bey dem andern ſich ergiebt / darnach wir Wehe-Muͤtter uns richten koͤnnen und muͤſſen / wie ich dir ſchon gnugſahme Nachricht davon gegeben habe. Warumb ich aber nicht glaube / daß ſich die Schloͤſ - ſer auseinander geben koͤnnen / iſt diß meine Urſache: Ich bin zu ſehr viel ſchweren Geburten / ſo wol bey Adelichen / als bey andern / zu Huͤlffe geholet worden / da Sie in harter und ſchwerer Geburt drey und mehr Tage gearbeitet / und die Weh-Muͤtter ihrer nicht geſchonet / ja Sie ſo unvernuͤnfftig tractiret haben / daß ſie den Kindern mit Gewalt die Armen außgeriſſen / auch wol die Beine / welche ich in den Stuben gefunden / weil Sie ſie in der Angſt von ſich geworffen / und haben doch weiter nicht gekont. Wie ich der - gleichen Oerter / wo es geſchehen / nahmhafft machen koͤnte / wenn es erfordert wuͤrde. Ja ich habe auch gefunden / daß ſie des Kin - des Rippen vom Bruſtbein loß geriſſen / und ſich damit in die Fin - ger geſchnitten. Sie haben mit Gewalt an denen loßgebrochenen Rippen mit Tuͤchern gezogen / und doch nicht helffen koͤnnen / in - dem ihnen von der Wendung nichts bewuſt geweſen. Dieſes und mehrers iſt mir unter Handen kommen / dennoch hat mir der lie - be GOtt allezeit die Kinder helffen von den Muͤttern bringen / daß Sie mir mit Freuden dafuͤr gedancket haben. Es ſind unter - ſchiedene / und zwar die meiſten Muͤtter mit dem Leben davon kom - men / etliche aber auch / die zu lange ohne rechte Huͤlfe haben lei - den muͤſſen / ſind nach geſtorben. Wenn es nun moͤglich waͤre / daß ſich die Knoͤrpel zwiſchen den harten Beinen ziehen und von - ſammen geben muͤßten / wie viel ungeſunde Menſchen wuͤrden bey dergleichen ſchweren Geburten von unbeſcheidenen Wehe-Muͤt - tern gemacht werden? Aber ich habe mein Tage keinen Bruch o -der13Von den Geburts-Schloͤſſern. der Verraͤnckung des Schloßbeines geſehen oder klagen hoͤren / da doch andere Bruͤche / wie auch Vor - und Ausfaͤlle der Mutter oder der Mutter-Scheide mehr als zu viel durch ſchwere Gebur - ten geſchehen und geſchehen koͤnnen. Es kan zwar der unterſte Knoͤrpel als das letzte vom Ruͤckgrad Schaden leiden und gebro - chen werden / wenn er von der Weh-Mutter nicht wol in acht ge - nommen wird; Aber das iſt nicht das Schloß / oder die Schloß - Beiner / ſonſten wuͤrde es / wo nicht allen / jedoch den meiſten / die ſchwere Geburten und unerfahrene Weh-Muͤtter haben / von einander verruͤcket werden. Wiewol ich mich deßwegen mit niemanden in Streit einlaſſen wil / ſondern laſſe einem jeden ſei - ne Gedancken hievon zu haben. Gnug iſt es vor mich und dich / daß wir uns nach dem Mutter-Munde mit Grund richten koͤñen.

Chriſt.

Liebe Schweſter / ſage mir doch / ob es wahr und gur iſt / bey harter Geburt / daß man der Frauen Leib ausdehne durch den Angriff / oder denſelben außeinander ſpanne / ehe und wenn die Kinder eintreten und zum Durch - bruche kom̃en / auff daß ſie zu letzt nicht ſtecken bleiben / wenn die Geburt zu ſtrenge / und das Kind zu groß waͤre?

Juſt.

Wenn die Geburt hart iſt / und keine andere Urſache der harten Geburt verhanden / als die Enge - und Strengikeit des Leibes / nemlich der vorderen Schoß / ſo mußt du der Frauen Zeit laſſen / und ja nichts durch deine Finger ausdehnen / oder ausein - ander ſpannen / wie der allgemeine Irrthum iſt / denn dieſes ſcharffe ausdehnen macht der Frauen Leib wund / und bringet Schwulſt / ehe das Kind hervor und dahin koͤmmet / als denn iſt der Schmertz des Durchbruches deſto groͤſſer wegen der Schwulſt und des verwundten Leibes / welches ich wargenommen / daß es mehr ſchaden / als helffen kan. Die rechte Huͤlffe muß bey des Kin - des Kopff / und wo er am gedraͤngeſten ſtecket / geſchehen / und nicht vornen / wo kein Kind iſt: Koͤmmet das Kind nur bis an die vor - dere Schoß / ſo koͤmmet es wol weiter / wenn es gleich da etwas ſte -B 3cken14Das II. Capitelcken bleibet / ſo mußt du etwas Zeit laſſen / wenn nur der Kopff noch nicht gebohren iſt / ſo ſchadet es weder dem Kinde / noch der Frauen nichts. Es ſchadet der Frauen Leib eher / wenn du den - ſelben ausdehnen oder aus einander ſpannen wolteſt / daß ſie zu ſehr auffreiſſen wuͤrde; Es iſt noͤhtiger dem Leibe Schutz hal - ten / als auszudehnen / ſoll die Schoß nicht gewaltſam auffreiſſen / wie es offters geſchiehet / daß der Riß den Maſtdarm mit ergreiffet / und einen Schaden behaͤlt / daß es ſich nicht mehr ſchluͤſſen kan / welches dann ein groſſes Ungluͤck fuͤr die Frau iſt / denn ſie kan hernach den Stuhlgang nicht mehr auffhalten / wie und wenn ſie will.

Chriſt.

Lieber / iſt ſolche Gefahr bey dem Auffreiſſen! Es geſchiehet bey denen Erſtlingen gantz offters. Es iſt ja nichts zu aͤndern / wenn die Kinder im Durchbruche all - da ſtecken bleiben / wie kan man es denn verhuͤten / wenn es ſo gefaͤhrlich wegen der Frauen iſt?

Juſt.

Es iſt unter dem Auffreiſſen ein groſſer Unterſcheid / zwiſchen gewaltſamen Auffreiſſen / oder bey Erſtlingen / da es frey - lich nicht allemahl moͤglich zu verhuͤten iſt / daß ſie nicht etwas reiſ - ſen ſolten; Aber ſo gewaltſam zu reiſſen / iſt es wol zu verhuͤten / weñ du nur das unnoͤhtige und ungeſchickte ausdehnen / oder aus - ſpannen unterlaͤſſeſt / und ſonderlich / wenn das Kind eintritt / da es wol von ſich ſelbſt ſpannet / daß der Leib berſten moͤchte / weñ Gottes Guͤte nicht ſo groß waͤhre / als kanſt du wol dencken / wie es zu ge - het / wenn die Wehe-Mutter noch mehr Gewalt mit ihren Fin - gern veruͤbete / und den Leib auszubrechen ſich erkuͤhnete / ſo muͤß - ten die Frauen wol reiſſen / wenn es gleich keine Erſtlinge waͤh - ren / welches offters geſchiehet / dabey nim dich wol in acht / denn es iſt gantz unverantwortlich / daß du es nicht thuſt; Die Natur hilfft ihr ſchon ſelber / es waͤre denn / daß das Kind zu ſehr gegen dem Maſtdarmeingedrungen waͤre / oder eindringen wolte / ſo kanſt du nur dem Kopff in die Hoͤhe helffen / ſohebt15Von den Geburts-Schloͤſſern. hebt es ſich aus / und gehet ſtracks. Das Ausheben iſt noͤhtig bey dergleichen Zufall / ſol das Kind nicht lange ſtecken bleiben / denn es kan nicht eher loß und gebohren werden / bis der Leib boͤrſtet / ſo hat die Frau eben das Ungluͤck zu fuͤrchten / wie ſchon gemeldet / daß der Maſtdarm verletzet werde / drum kan eine Wehe-Mutter bey dieſem Zuſtande wol helffen / jedoch vernuͤnfftig.

Chriſt.

Hilff Gott! wie ſind doch die Zufaͤlle und Ge - faͤhrlichkeiten einer kreiſtenden Frauen ſo mannigfaͤltig / die Luſt vergehet mir faſt eine Wehe-Mutter zu ſeyn.

Juſt.

Bey unſerem Beruff muß es heiſſen: Fuͤrchte Gott / thue Recht / ſcheue Niemanden; Du weiſt ja / daß es ein Goͤttlicher Beruff iſt / und wenn du denſelben / ſo viel nur immer moͤglich / und ſo weit GOtt Segen darzu verleihet / vorſichtig und fleißig in acht nimſt / ſo haſt du zeitlichen und ewigen Lohn dafuͤr zu gewar - ten. Die ſo viel beſchriebene ſchwere Faͤlle bey und unter den Geburten / ſo ich dir zeigen werde / ſollen dich darum nicht abhalten; Ich zeige ſie dir nicht zum Schrecken / ſondern nur zur Warnung und Vorſichtigkeit; So ſind ſie auch ſo gemein nicht / und kom - men wol viertzig auch mehr gluͤckliche Geburten / ehe dergleichen eine kom̃t / ſonſt wuͤrden ſo viel unerfahrene Wehe-Muͤtter nicht koͤnnen zu rechte kommen / die / wenn ſie ſolten unterſuchet werden / nicht mehr Wiſſenſchafft haben / als ein Kind zu loͤſen. Dennoch hilfft der liebe GOtt meiſtens gluͤcklich. Darum iſt es Gottes Werck / wiewol dabey die Wiſſenſchafft nicht kan verworf - fen werden / denn Gottes Gnade und Segen muß bey gu - ter Wiſſenſchafft feſte beyſammen bleiben. So bald wir mit unſerer Wiſſenſchafft uns was ſonderliches einbilden / ſo verſchertzen wir den Seegen Gottes / und werden blinde Leuthe und Thoren aus uns. Und alſo gehets auch offters denen Frauen / die eine zu groſſe Hoffnung auff beruͤhmte und erfahrene Weh-Muͤtter ſetzen / und meinen / ſie wollen durch dieſe / Kinder ohne Schmertzen bekom̃en / oder auffswenig -16Das II. Capitelwenigſte weniger Schmertzen / gluͤckliche Geburten und ge - ſunde Kinder haben. Geſchiehet es nun nicht / ſo wird die Schuld auff die Weh-Mutter geleget. Es iſt mir ſelbſt bey mei - ner vielen Muͤhe und groſſem Fleiß alſo begegnet. Aber was iſt bey ſolchen unvernuͤnfftigen Leuten mehr zu thun noͤhtig / als Ge - dult und ein gutes Gewiſſen zu haben. Ich habe mir itzo vor - genommen / und pflege es auch zu ſagen / wenn mich eine Frau / die ich zuvor nicht bedienet / verlanget: Wenn ihr ein rechtes Ver - trauen zu mir habt / ſo bin ich euch ſchuldig Gewiſſens wegen zu dienen; Aber ihr muͤſſet keine irrige Meinung von mir haben / daß ihr leichter und gluͤcklicher Geburt haben wollet / als ihr gehabt / und GOtt haben wollen. Es geſchiehet offters / daß manche Frau unterſchiedene ſchwere Geburten nacheinander gehabt / wenn ihr Leib nicht recht geſchickt zum gebaͤhren iſt / daß ſich die Kinder wegen vieler Urſachen hemmen. Wenn aber ſolches mit guter Wiſſenſchafft durch Gottes Segen abgewendet wird / ſo kommt eine ſolche Frau freylich leichter davon / als zuvor geſche - hen. Hingegen geſchiehet es auch wol / daß eine oder die andere Frau fuͤnff / ſechs auch wol mehr gluͤckliche und leichte Geburten gehabt / und GOtt ſchicket ihr doch hernach was hartes zu / daß Sie das Leben druͤber laſſen muß / ſonderlich bey einer Weh-Mut - ter / die das Wenden nicht verſtehet. Und wenn gleich die Weh - Mutter wenden kan / dennoch ſolche unrecht-liegende Kinder das Leben dabey laſſen muͤſſen / und die Frau ſehr harte und ſchwere Geburt hat / daß Sie ihr Leben kaum zur Ausbeute davon brin - get. Ob mir zwar noch alle Kinder bey den gebaͤhrenden Frau - en / (wiewol eines leichter als das ander) moͤglich von Mutter - leibe zu bringen geweſen / und mir alſo keine Frau mit dem Kinde hat duͤrffen untergehen / wenn Sie ſich nur regieren laſſen wil / (dafuͤr ich auch dem hoͤchſten Gott dancke) jedennoch kan ich keiner Frauen dafuͤr gut ſeyn / wenn GOTT uͤber Sie oder ihr Kind dem Tode gebieten moͤchte / daß ich ſie retten wolle. GOtt kandie17Von den Geburts-Schloͤſſern. die Sehenden blind / und die Blinden ſehend machen / Er kan ſo bald ohne Mittel / als durch Mittel / helffen. Darum nehme ich keines auff meinen Ruhm / wie mir von boͤſen Menſchen wil auf - gebuͤrdet werden / als: Ich braͤchte den Frauen die Kinder ohne Schmertzen / und ſtuͤnde den Frauen und Kindern vor ihr Leben. Es iſt alles falſch uͤber mich ertichtet. Denn ob ich gleich mit Ge - wiſſen ſagen kan / daß kein Kind mir vorgekommen / ſo nicht moͤg - lich von der Mutter zu bringen geweſen waͤre; So ſage ich doch nicht / daß es mir nicht noch begegnen koͤnte / es waͤre eine Ver - meſſenheit wieder GOTT. Es iſt wol geſchehen / daß ich todte Kinder von den Frauen gebracht / offt leichte / offt auch gar ſchwer / und ſind doch die Muͤtter hernach geſtorben. So habe ich auch offt gantz leicht und gluͤckliche Geburten unter Haͤnden gehabt / und ſind doch Zufaͤlle in den Sechswochen uͤber die Frauen und Kinder kommen / daß ſie geſtorben ſind. Derowegen ſtehet der Menſchen Leben in der Hand des HErrn vor der Geburt / unter der Geburt / und nach der Geburt / und darff keine Frau ſich mehr auff mich verlaſſen / als Gott Segen und Gnade dazu giebt.

Das III. Capitel. Von dem Angriff bey rechter Beburt / oder Stellung des Kindes. Wie zu wiſſen / ob ein Kind mit dem Kopffe recht ſtehe / oder auff dem Schoßbein ange - ſetzet / oder / ob es zu ſehr gegen dem Affter / oder mit dem Kopffe nach der Seiten lieget / oder / ob es zu groß - koͤpfficht iſt / oder zu breite Schultern hat?

Chriſt.

Liebe Schweſter / ſo ſage mir doch eigentlich die Urſach / warum eine Frau haͤrter / als die andere / zu ge - baͤhren hat?

CJuſt. 18Das III. Capitel
Juſt.

Die rechte gruͤndliche Urſach ſtehet wol bey dem lie - ben GOtt / der alles in ſeinen Haͤnden hat / Leben und Tod / Gluͤck und Ungluͤck / wie auch ſeine eigene Worte lauten: Mit Schmertzen ſolt du Kinder gebaͤhren. Daß es aber einer Frau - en ſchwerer als der andern kommt / iſt vielleicht auch eine Goͤtt - liche Probe uͤber fromme Chriſten. Und iſt dem lieben GOtt am beſten bekandt / warum Er offters Fromme mit Creutz beleget / und Gottloſe lauffen laͤſſet. Im uͤbrigen berichte ich dich / daß auch viel Natuͤrliche Urſachen dabey ſeyn / denen mit guter Wiſ - ſenſchafft kan abgeholffen werden / (wo nicht gaͤntzlich / doch ziem - lich / wenn GOtt Segen dazu giebt) daß es nicht ſo lange waͤhren darff. Der harte Durchbruch kan nicht geaͤndert werden; Aber dem Stecken und Anſetzen der Frucht / wie auch der Hervorzie - hung des Mutter-Mundes vor des Kindes Haupt / woran viel gelegen / kan wol durch gute Wiſſenſchafft gewehret werden / daß nicht ſo langwaͤrendes Kreiſten / auch nicht ſolche Gefahr / wie offters geſchiehet / daraus folge / da doch dieſes alles zu rechter Ge - burt kan genennet werden. Darum gieb nur Achtung drauff / was fuͤr Unterſcheid dabey zu mercken / du wirſt dich verwun - dern. Denn:

  • 1. Iſt der innere Mutter-Mund / wenn er ſo hart und ſteiff iſt / daß er ſich zu noͤhtiger Oeffnung der voͤlligen Geburt nicht er - geben kan / Schuld an harter Geburt / wie bereits gemeldet.
  • 2. Iſt harte Geburt / wenn der innere Mutter-Mund zu ſehr gegen dem Affter-Darm lieget / und von der Frucht in die Hoͤ - he gezogen wird / welches bey vorſichhangenden Leibern gemein iſt.
  • 3. Iſt harte Geburt / wenn das Kind ſchon mit dem Haupte zur Geburt kommet / ſich aber auff einer oder der andern Seite damit anſetzet oder anſetzen wil / das weiſet das Kupffer B, wie ihm bald bey dem Waſſerſpringen an - und einzuhelffen iſt / wenn es bey noch ſtehendem Waſſer nicht hat koͤnnen eingelencket wer - den / wie offters geſchiehet / wenn das Kind zu hoch ſtehet. Dasſol -
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    19Von dem Angrif bey rechter Geburt. folgende Kupffer C, weiſet einen ſchlimmen Kopff nach der an - dern Seite des Schoßbeines angeſetzet / und das Kind auff dem Ruͤcken liegend / daher ungluͤckliche Geburt vor Mutter und Kind folgen kan und muß / wenn ihm nicht bald bey dem Waſ - ſerſpringen zu rechte geholffen wird. Welche Huͤlffe denn durch die Hand eben ſo geſchehen kan / als bey dem vorhergehenden Kupffer B. zu ſehen geweſen / nur daß der Kopff durch die Hand von der andern Seite muß eingelencket werden / wie unten das Kupffer No. 3. weiſen wird / da die Hand der Weh-Mutter hin - ter des Kindes Haupt greiffet. Als dann folget noch eine rechte Geburt / jedoch daß das Kind mit dem Geſichte uͤberſich kommet / welches offters geſchiehet / wie nachfolgendes Kupffer E. zeiget. Dieſe Geburt iſt zwar ſchwerer / als wenn das Kind unterſich mit dem Geſichte und Leib lieget / wie das Kupffer D. weiſet. Je - doch iſt es beſſer / und bringet dieſes Lager uͤberſich ſelten Gefahr / weder vor Mutter noch Kind / wenn der Kopff nur gleiche in die Geburt gehet. Es geſchiehet und geſchiehet auch nicht / daß ſich bey dergleichen ſcheeff-liegenden Koͤpffen der gantze Leib ſo ſcheeff liegend ruͤcklings wirfft: Weil die Kinder noch keinen Zwang der Wehen empfinden / und das Waſſer noch nicht gebrochen iſt / ſo liegen ſie dann gemeiniglich nur mit dem Kopffe ſcheeff / wie im angezogenen Kupffer No. 3. dergleichen Lager zu ſehen iſt. Wenn denn nun nicht bald beym Waſſerbrechen vorhergemelte Huͤlffe geſchiehet / ſo folget dergleichen Lager / wie im vorgehenden Kupf - fer C. zu ſehen / denn es giebet ſich nach und nach durch den Zwang der Wehen / wenn das Waſſer lauffet / und durch das Kruͤm̃en des Kindes / uͤber ſich auff den Ruͤcken / weil der Kopff nach der Seite anſtehet / und unten in die Geburt nicht kan einkommen / wie das Kupffer C. weiſet / als denn iſt keine Huͤlffe / in dem das Waſſer zu ſehr verfloſſen iſt / als das Kind mit den Fuͤſſen zu wen - den / und die Mutter zu retten. Wenn aber ein Kind recht ſte - het / wie das Kupffer D. zeiget / ſo gehet es von ſich ſelber / durch dieC 2Natur20Das III. CapitelNatur getrieben / gluͤcklich ab. Es ſtehen auch Kinder als recht zur Geburt / wie das Kupffer E. weiſet / aber das Geſicht iſt uͤber - ſich in die Geburt an - und eingedrungen / da lieget das Kind bald bey angehender Geburt auff dem Ruͤcken. Wenn nun ein ſolch uͤberſich-liegendes Kind den Kopff ſcheeff behaͤlt / daß es nicht ein - dringen kan / ſo folget dergleichen Gefahr eben ſo / wie im offtge - meltem Kupffer C. zu ſehen iſt / wofern dem Kopffe beym Waſſer - ſpringen nicht ein - und in die Geburt geholffen wird. Und ob du ihm gleich einhilffſt / ſo iſt es doch ſchwerer zu gebaͤhren / als bey vorhergehender rechter Geburt / weil das Kind auff dem Ruͤcken und mit dem Geſichte uͤber ſich lieget. Es iſt aber keine Gefahr vor Mutter und Kind / und iſt auch nicht zu aͤndern / als dem Kopff gleich einzuhelffen.
  • Es ſtehen auch Kinder als recht zur Geburt / und ſind die Schultern zu groß / wie das Kupffer F. weiſet / und wie ihm durch die Huͤlffe der Weh-Mutter zu helffen iſt / mit den Fingern an bey - den Haͤnden / auf beyden Seiten der Schultern / des Kindes Schul - tern / ſo viel moͤglich / zuſam̃en zu dringen / auff daß es den Schuß kriegen kan / bis man die Achſeln erlanget das Kind unter die Ar - men zufaſſen / als denn kan man es ziehen / und den Wehen durch das Ziehen ſehr helffen / daß doch gleichwol die Mutter gerettet wird. Denn wenn man es mit den beyden Achſeln laͤßt an das Schoßbein anlauffen / ſo druͤcken die Wehen das Kind gantz zu - ſammen / in einen Klumpen / und heiſſets dann bey den Bauer - Weh-Muͤttern: die Baͤhr-Mutter hat das Kind verſchloſſen / es kan nicht gebohren werden. Ingemein aber wird geſaget: der Frauen Leib hat ſich verſchloſſen. Als kanſt du hier in dieſem Kupffer F. die Verſchlieſſung gar leicht erkennen und mercken / wie es zugehet / daß ein ſolches ſtarckes Kind / wenn es nicht bald beym Durchbrechen des Kopffes wol und recht in acht genom̃en wird / kan ſtecken bleiben. Dergleichen ungluͤcklicher Zuſtand kan eher den Leib verſtopffet als verſchloſſen heiſſen.
So21Von dem Angrif bey rechter Geburt.
  • So kommen auch Kinder recht zur Geburt mit dem Kopffe / und wenn derſelbe als recht durchdringet / ſo ſtehet das Kind doch ſcheeff mit dem gantzen Leibe / und ſetzet ſich mit der Schulter an auf das Schoßbein / wie das Kupffer G. ſolches / und die Huͤlffe der Hand weiſet.
  • Das folgende Kupffer H. weiſet zwar ein recht liegendes Kind mit dem Leibe / aber der Kopff iſt in der Geburt verkehret / daß es mit dem Geſichte zuvor in die Geburt eingedrungen. Die - ſe Huͤlffe zeiget die Hand der Weh-Mutter / wie du ſieheſt / daß ſie dem Kopffe oben nachhilfft / weil ihm auf keine andere Weiſe zu helffen iſt. Ich habe unterſchiedene mahl verſuchet bey noch ſte - hendem Waſſer das Kind in zeiten mit dem Geſichte zuruͤck zu dringen / daß ich den Kopff recht unter ſich wenden koͤnte / wie die recht gebaͤhrende Kinder zu ſtehen pflegen; Aber es gehet nicht an / in dem dergleichen ſtehende Kinder wenig und faſt kein Waſſer umb ſich haben / und gemeiniglich durch eine groſſe Gewalt von den ſchwangern Frauen zu ſolcher unrecht-ſtehender Geſtalt ge - zwungen werden / wie ich denn etliche mahl wahrgenommen ha - be / daß die ſchwangere Frauen im Fahren durch ein gewaltſah - mes Ruͤcken von den Pferden und dem Wagen dergleichen Zu - fall bekommen haben. Ich bin ſelber mit gefahren / und ehe wir uns auf den Wagen geſetzet / habe ich mich aus gewiſſen Urſachen zuvor erkundiget / ob auch die Kinder recht zur Geburt ſtuͤnden / und ob ſie ſich ſchon gewendet haͤtten? So habe ich die Kinder gantz recht zur Geburt ſtehende gefunden vor dem Fahren; Aber nach dem Fahren und dem gewaltſamen Ruͤcken habe ich ſie bald ſo mit dem Geſichte ſtehende gefunden / weil ſich die Frauen uͤber das hefftige Ruͤcken ſehr beklagten / hab ich Nachricht haben muͤſſen / und bin alſo zum Angriff gelaſſen worden. Es ſind auch die Kinder in dergleichen Stellung / eines drey / ein anders zwey Wo - chen ſo ſtehen geblieben / bis zu der rechten Geburts-Stunde. Es geſchiehet auch offters / wie ich dir ſchon unterſchiedene Zufaͤlle ge -C 3wieſen /22Das III. Capitelwieſen / daß / wo gleich die Kinder recht ſtehen / ſie dennoch Gefahr gnug unterworffen ſeyn / und in Lebens-Gefahr gerahten koͤnnen. Hier wil ich dir noch ein rechtſtehendes Kind zeigen / das doch Ge - fahr gnug hat / als: wenn der Strang oder die Nabelſchnur dem Kinde vor dem Kopff gehet. (Siehe das Kupffer I. und deſ - ſen Erklaͤrung / welche zu finden iſt bey dem noͤhtigen Waſſer - ſprengen im 7. Capit. unter dem Zeichen.
  • 4. Iſt die Geburt noch ſchwerer und gefaͤhrlicher / wenn ein Kind unrecht zur Geburt kommet / wie du ſchon in dem Kupf - fer C. geſehen haſt / und ſolches auff unterſchiedene Arten mehr geſchehen kan / und dir kundig werden wird / wenn du Achtung drauff giebeſt.
Chriſt.

Wie kan ich Achtung drauff geben / es iſt ja im Verborgenen / ich kan es nicht ſehen.

Juſt.

Du kanſt es freilich nicht ſehen / aber du kanſts im An - griffe haben.

Chriſt.

Wie kan ichs im Angriffe haben / es kreiſtet man - che Frau einen gantzen Tag / und ich kan nichts erreichen?

Juſt.

Du mußt wiſſen / daß der Mutter-Mund tieff lieget. Weil dir derſelbe noch nicht bekant / ſo kanſt du auch nichts errei - chen. Ich wil es dir aber ausfuͤhrlich beſchreiben / damit du / was moͤglich iſt / ehe es zur Gefahr kommt / verhuͤten kanſt. Wenn eine Frau einen Tag Wehen leiden ſol / ſo iſt gewiß eine Urſache dabey / die noͤhtig zu wiſſen und abzuwenden iſt / oder auffs we - nigſte iſt es noͤhtig zu wiſſen / ob es rechte Wehen ſeyn / oder nicht / wie auch / wenn ſich des Kindes Haupt wo angeſetzet hat. Item: wie zeitige oder unzeitige Wehen zu erkennen / ſo wol: wie rechte und unrechte Geburt zu entſcheiden ſind. Dieſes alles wird dir der Mutter-Mund und der Angriff durch denſelben zeigen. Nimſt du ſolches nicht in acht / ſo biſt du gefangen / denn je laͤnger die Wehen das angeſetzte Kind andraͤngen / je weniger kanſt du dir hernach helffen / ſolches abzukriegen. Solch angeſetztes Kindblei -23Von dem Angrif bey rechter Geburt. bleibet / ſo lange es lebet und noch Krafft hat / hoch ſtehen / und zie - het die Oeffnung gegen ſich in die Hoͤhe. Iſt das Kind nun klein / und hat ſo viel Krafft / daß es ſich durch Bewegung / wenn es die Oeffnung / ſo viel als noͤhtig hat / abweltzet / ſo kommt dann die Oeffnung ſambt dem Kinde auff einen groſſen Wehen in die Ge - burt / und wird alſo / wie du meineſt / alles zugleich fertig / und das Kind gebohren. Aber du biſt in deinen Gedancken betrogen / in dem dir der innere Mutter-Mund noch nicht bekandt iſt. Se - tzet ſich nun ein groß Kind ſo auff / ſo iſt Gefahr dabey / ob es von ſich ſelber / weil es lebet / abkommen kan. Wenn es aber die Wehen verfolgen / ſo giebt es ſich / wie es durch die Wehen gezwungen wird / und darnach es Platz hat / in die Breite oder ſcheeff / und fuͤllet alſo die Geburt / und das Kind kan doch nicht fort / und die Frau hat die groͤſſeſte Gefahr davon. Ich bin etliche mahl zu ſolcher Gefahr geholet worden / daß die Frauen zwey bis drey Tage wegen des angeſetzten Haupts kreiſten muͤſſen / wovon ich die Kinder ſchon todt / und die Mutter in hoͤchſter Lebens-Gefahr gefunden / in dem ſich des Kindes Haupt an dem Schoßbein durch ſtarcke Wehen ſo harte angeſe - tzet / wie auch durch zu ſtarckes Streichen des Leibes / welches von den anweſenden Frauen geſchiehet / ſo der Kreiſterin gar zu fruͤhe den Leib ſtreichen / und damit helffen wollen / auch die Wehe - Muͤtter nicht beſſern Grund davon haben / wenn ſie nur des Kin - des Haupt fuͤhlen / und doch nicht wiſſen / ob es auff einer Seite ſtaͤrcker als auff der andern angeſetzet iſt / oder: ob es zu ſehr auf den Affter-Darm zugedrungen / oder zu feſt auf dem Schoßbein geblieben iſt / und auch / wenn die Kinder zu groſſe Haͤupter ha - ben. Kan nun eine Weh-Mutter von dieſen unterſchiedenen Zu - faͤllen keinen Unterſcheid machen / ſo ſaget ſie: das Kind ſtehe recht / und fehle nur an Wehen. Da ſie doch ſehr irret. Es pflegen gemeiniglich die Wehen bey dergleichen Zufaͤllen ſchwache und wilde Wehen genennet zu werden / da ſie doch weder ſchwach nochwilde24Das III. Capitelwilde ſeyn / ſondern durch das angeſetzte Kind nicht die Staͤrcke brauchen koͤnnen / wie ſie ſolten. Wenn ſich nun die Frucht oder das Kind an dem Anſatz haͤlt / ſo wird durch Eingeben bey ſolchem Zuſtande mit Gewalt geholffen / und von der Weh-Mutter / wie auch von denen anweſenden Frauen / ſcharff angemahnet / daß ihr die Kreiſterin helffen ſol. Dann beuget ſich des Kindes Haupt / als die Hirnſchale / und ſetzet einen Rand oder Reiffen (wie er ge - nennet wird) hernach ſitzen ſie / bis das Kind todt iſt. Ja es muß auch wohl die Frau ihr Leben druͤber laſſen / denn es giebt ſich ſchwer von ihm ſelber ab / auch vielmahl gar nicht / ſonderlich / weñ es ein groß Kind iſt. Wenn nun die Weh-Mutter nicht weiß / woran es fehlet / ſo weiß ſie auch nicht zu helffen / ſonſt haͤtte ſie im Anfang dergleichen Gefahr verhuͤtet. Dieſes dienet dir zur Nach - richt / du kanſt es bey nachdencklichem Angriffe gewahr werden.

Chriſt.

Liebe Schweſter / mache mir doch dieſes / was bishero erzehlet / beſſer bekandt.

Juſt.

Ich wil es dir und meinem Nechſten zum beſten / ſo viel mir bekandt worden / ausfuͤhrlich machen. Weil du denn meineſt / daß offte die Frauen einen Tag kreiſten / da doch nichts zu fuͤhlen iſt; Als biſt du hierin irrig. Denn wenn eine Frau einen Tag kreiſten ſol (ich ſage kreiſten / und nicht unnoͤhtige o - der wilde Wehen / wie ſie genennet werden / wie offt geſchiehet / daß die Frauen wol zwey Tage kreiſten auf das allerhaͤrteſte) ſo muß einige Urſache verhanden ſeyn. Ich bin mehr als zu viel dazu geholet worden / daß ich die Weh-Muͤtter und Kreiſterin - nen entſcheiden muͤſſen / und ſind die Frauen hernach noch 4. oder 5. Wochen gegangen. Was iſt nun da vor eine Wiſſen - ſchafft der Weh-Mutter / oder woran fehlet es ihr? daß ſie nicht weiß / was Mutter-Mund iſt / ſonſt wuͤrde ſie das rechte und un - rechte kreiſten gar leicht unterſcheiden koͤnnen. Ich wil auf die allgemeine Geburt kommen / und dir deinen Irrthum zeigen we - gen der Oeffnung / da du vermeineſt / es kaͤme mit einem ſtarckenWehen25Von dem Angrif bey rechter Geburt. Wehen auff einmahl / wenn gleich das Kreiſten einen gantzen Tag gewaͤhret haͤtte. Lerne nur mit Geſchicke / bald beym Anfang einer klagenden Frau den Mutter-Mund ſuchen / der wird dir gar ein anders weiſen. Du wirſt bey allen Frauen auffs wenigſte 14. Tage auch vier und mehr Wochen vorher / darnach eine Frau leichte zum Gebaͤhren iſt / deſto eher und mehr Offnung bey ihr finden: Weil es aber bey manchen Frauen tieff zu finden / und ſehr nach dem Affter darm lieget / ſo kanſt du dich leicht betriegen / denn es oͤffnet ſich in der Hoͤhe ſo ſehr / daß es freylich mit einem ſtarcken Wehen / wenn die Oeffnung weit gnug iſt / und ſich nicht mehr erhalten kan / auff einmahl in die Geburt eintritt. Aber iſt dabey ein unrechtliegendes Kind / ſo ſey ihm Gott gnaͤdig / denn da iſt nichts zu thun / als die Mutter zu retten / und das Kind auffs geſchicklichſte zufoͤrdern / als ihm moͤglich beyzukommen iſt. Lieget es aber recht / und hat ſich auch nirgends angeſetzet / ſo iſt es gar gut / und gehet auff einen ſtarcken Wehen gluͤcklich fort. Ich rathe dir aber / traue nicht zu viel. Ich halte es mit dem Suchen des Mutter-Mundes / wovon ich dir im erſten Capitel an - gewieſen / da wirſt du befinden / daß die Oeffnung / wie du meineſt / nicht auff ein oder zwey Wehen kommen kan. Es ſind zwar Frauen / die mit zwey oder drey Wehen Kinder haben; Sol - che Leuthe aber haben im Schwergehen bey ſechs und mehr Wo - chen vor ihrer Niederkunfft volle Mutter-Oeffnung / daß ich off - ters ſage: wenn die Frau ſtarck Huſten ſolte / ſo entfiehle ihr das Kind. Es ſind aber dergleichen Leiber auch nicht viel. Dero - wegen iſt der Unterſcheid gar leicht einer Weh-Mutter zu wiſ - ſen / ehe noch die Frau zum Kreiſten kom̃t / wo es geſchwinde oder hart zugehen wird. Darumb halte ich am meiſten davon / mit wem ich zuthun habe / daß Sie mich bey guter Zeitruffen laſſen / damit ich mich erkundigen kan / wie es umb Mutter und Kind ſte - he / ſonderlich bey denen Leibern / die ſchwerer Geburt unterworf - fen ſeyn. Solche Leuthe lernet auch wol die Noth bey ZeitenDRath26Das III. CapitelRath zu ſuchen / und darff ſie niemand darumb bitten / ſie kom - men wol von ſich ſelbſt. Welche Frauen aber ertraͤgliches Krei - ſten haben / beduͤrffen ſolcher Fuͤrſorge nicht. Doch iſt es aber beſſer ſich wol vorzuſehen / als ſo ſicher zu gehen. Es geſchiehet manchmahl / daß eine Frau drey und mehr Kinder gluͤcklich hat / es kombt doch hernach was hartes uͤber ſie. Ich rathe dir noch einmahl / ſuche in Zeiten den Mutter-Mund / damit du wiſſen moͤgeſt / ob die Frucht auch gewiß recht ſtehet.

Chriſt.

Was ſol ich verſtehen durch das Suchen in Zeiten / es trifft ſich / daß manche Frau wunderlich iſt / und ſich nicht gerne angreiffen laſſen wil / bis die groͤßte Noth vorhanden.

Juſt.

Vor der Zeit die Frau zu quaͤlen iſt unnoͤthig / wie es denn auch keine geſchehen laſſen wird ohne Kreiſten; Aber wenn Kreiſten und Schmertzen vorhanden / ſo warte auch nicht zu lange / es ſeyen rechte oder unrechte Wehen / weil du ſie wirſt durch den Angriff unterſcheiden / und Nachricht geben koͤnnen / was dabey zuthun iſt. Solte es aber eine wunderliche Frau treffen / die ſich bey ankom̃ender Angſt nicht wolte anruͤhren laſſen / ſo ſtehet es bey ihr / auff Gluͤck und Ungluͤck zu warten / und darff hernach nicht ſchreyen uͤber die Wehe-Mutter / wenn was ungluͤckliches folget. Wem nicht zu rathen / dem iſt auch nicht zuhelffen. Es faͤnget eine Frau nicht leicht an zu Kreiſten ohne et - was eroͤffnetem Mutter-Munde / (wie bereits im erſten Capitel gemeldet /) und iſt dieſe Oeffnung auch bey den allerſchwereſten Kreiſterinnen im Anfange des Kreiſtens doch ſo viel / daß man mit zwey Fingern gar wol zu ihnen kommen kan / es waͤre denn eine Erſtlinge / wie oben gedacht / oder eine Weh-Mutter mit gar zu ungeſchickten Fingern / die auch nicht gut ſeyn.

Chriſt.

Wenn ich nun Oeffnung finde / wie erfahre ich / ob das Kindrecht mit dem Kopffe zur Geburt kom̃t / oder ob ſichs wo damit angeſetzet hat?

Juſt. 27Von dem Angrif bey rechter Geburt.
Juſt.

Wenn du den Mutter-Mund und deſſen Oeff - nung gefunden / ſo faſſe ihn mit zwey Fingern ſo gelinde / als es moͤglich iſt / und fuͤhle in die offene Mutter. Ste - het das Kind recht / ſo ſtoͤſſeſt du bald an den Kopff. Den Kopff kanſt du nicht anders erkennen lernen / als daß er rund und hart ſich angreiffen laͤßt / und wenn ſich das Kind beweget / ſo wirſt du das offene Haͤuptlein fuͤhlen / du darffſt keinen Finger dazu ruͤhren. Doch wenn du es gruͤndlicher wiſſen wilt / ſo kanſt du ohne Schaden mit den zwey Fingern / wie mit einem Zirckel / umb des Kindes Haupt herumbfuͤhlen / es kan kein Schade davon kommen / wenn du nur gelinde fuͤhleſt. Der Kopff laͤſſet ſich wol angreiffen / aber vor dem Netze / welches uͤber das Kind / und Waſſer geſchloſſen iſt / als ein Theil der Nachge - buhrt / mußt du dich wol in acht nehmen / ſonderlich wenn die Frau Wehen hat / denn da blaͤſet es ſich ſo harte auff / daß wenn du es unter den Wehen ſtarck angreiffeſt / ſo ſpringet das Waſſer / wiewol ein Netze auch ſtaͤrcker iſt / als das ander. Es wird dir mit der Zeit bekandt werden / wie ſichs angreiffen laͤßt. Doch wil ich lieber / daß du zu gelinde / als zu har - te geheſt. Kommet nun ſo ein Wehe / wenn du bey der Frauen biſt / du darffſt die Finger nicht wegnehmen / doch drucke auch nicht das Waſſer / ſondern laß die Finger zwiſchen dem Mutter-Mun - de und vor dem Waſſer beharren / ſo wirſt du die rechten We - hen bald kennen lernen. So bald die Wehe kommt / ſo wird das Waſſer hart / und dringet zwiſchen den Mutter-Mund hefftig; Wenn aber die Wehen nachlaſſen / ſo wird das Netze weich / als ein Tuͤchlein / und man fuͤhlet das Haupt gantz eigentlich. Bey den Wehen aber kanſt du das Haupt nicht ſo gut fuͤhlen / weil du wegen des harten Waſſers nicht drucken darffſt / aus Furcht / daß es nicht zu zeitig ſpringe / denn zei - tiges Waſſerſpringen macht ſchwere Geburt. Darumb mußtD 2du28Das III. Capiteldu deſto beſſer Achtung drauff geben / wenn keine Wehen ſind / zu fuͤhlen mit den zwey Fingern umb das gantze Haupt / ob es ſich in die Geburt gleiche einſencket. Du wirſt bald mercken / ob es auff einer Seite mehr angeſetzet iſt / als auff der andern. Weñ keine Wehen ſind / ſo laͤſſet es ſich bewegen / wie du wilt / dann lencke es gleich ein / daß wenn die Wehen kommen / ſo wer - den ſie es faſſen / und gleiche eindraͤngen. Das thue ſo lan - ge / biß du befindeſt / daß es gleiche kom̃t. Es geſchiehet auch zuweilen / daß die Kinder den Kopff bey dem Einlencken nach ſich ziehen wollen / dabey die Außwendung zu befuͤrchten iſt / wo ſie Platz dazu haben / da muß das Einlencken bleiben / bis das Waſſer geſprungen. Springet es aber nicht von ſich ſelbſt / ſo iſt es noͤthig zu ſprengen / wo nicht ſol Ungluͤck geſchehen. Solte aber das Waſſer daruͤber ſpringen / und waͤre noch nicht gleiche einge - lencket / ſo kanſt du ihm deſto beſſer helffen. Denn wenn das Waſſer weg iſt / ſo haſt du nichts zu fuͤrchten / daß du kanſt Scha - den thun / als das offene Haͤuptlein in acht zu nehmen / daß du ihm da nicht zu nahe kommeſt / und kanſt / wo das Haupt am meiſten angedrungen / weil keine Wehen ſind / die Finger da - zwiſchen ſtecken / daß / wenn die Wehen kommen / der Kopff abgleiten muß. Du mußt aber die Finger ſtecken laſſen / bis die Wehen vorbey / es waͤre denn / daß du fuͤhleſt / daß es ſich bald ablencken lieſſe / ſo darffſt du nicht ſo ſtandhafft hal - ten / ſonſt dringeſt du das Kind zu ſehr auff die andere Sei - te. Mit gutem Bedacht mußt du deine Gedancken beyder Hand und dem Fuͤhlen haben / wilt du der Sache recht kundig werden. Es iſt wol mit Grunde zu mercken / aber es gehoͤret genaues Nachdencken dazu. Dieſe Ablenckung verhuͤtet die vorer - zehlte Gefahr aller Anſaͤtze des Kindes Haupts / es ſey am Affter / oder am Schoß-Bein / wie auch nach der Seite.

Chriſt.

Wenn ich nun dergleichen erzehlten Zuſtand finde / iſt es gut / daß ich die Wehen ſtaͤrcke / und die Frau ihr zu helffen vermahne?

Juſt. 29Von dem Angrif bey rechter Geburt.
Juſt.

Dabey mußt du dich in acht nehmen / daß du die Frau nicht gar zu ſtarck ihr zu helffen vermahneſt / biß du des Kin - des Haupt recht eingelencket haſt / und es gaͤntzlich im Abſchieben iſt / daß es fort kan. So huͤte dich auch / daß du vor der Zeit zu keinen Wehen eingiebeſt. Denn ſtehet das Haupt nicht recht innen / ſo treiben es die Wehen und die unzeitige Huͤlffe zu der obbemeldten groſſen Gefahr / da es von Natur nicht ſo hart an - getrieben wird. So iſt ihm auch beſſer abzuhelffen / denn je eher das Haupt abgelencket wird / je beſſer iſt es vor Mutter und Kind. Ich wil dir ferner zeigen / was fuͤr Gefahr von unwiſſenden Wehe-Muͤttern und unvernuͤnfftigem Antreiben folgen kan. Ließ das achte gerichtliche Zeugniß hinter den vorhergehenden / ſo vom noͤthigen Waſſerſprengen zeugen / welches Frau Barbara Vogtin iſt / die ſehr unvernuͤnfftig angetrieben worden / daß ſie ſo gearbeitet / daß auch der Kreyß-Stuhl unter ihr gebrochen. Die - ſes unvernuͤnfftige Treiben iſt am Sonnabend bald den erſten Tag geſchehen / und ſie iſt erſt den Dinſtag drauff gegen Morgen erloͤſet und gerettet worden / und zwar bey groſſer Gefahr / wie du in dem Zeugniß befindeſt / denn ich bin erſt Montags gegen A - bend dazu gekommen.

Chriſt.

Liebes Kind / meineſt du / daß dieſe ungluͤckli - che Geburt durch das zu fruͤhe oder zu ſtarcke Treiben ſey verurſachet worden / und das Kind ſich dadurch ſo verruͤ - cket? Es kan wol ſeyn / daß ſich das Kind ſo verruͤcket / wie der Stuhl gebrochen iſt.

Juſt.

Die erſte Urſache iſt doch vom Treiben herkommen / daß die Frau ſo ſtarck angetrieben worden / weil ſie den Kreyß - Stuhl unter ſich zerbrochen hat / wie ſie ſelber ausſaget. Es kan freylich dieſer Fall viel zu dergleichen Gefahr geholffen haben. Aber die Sache recht zu betrachten / ſo muß anfangs das Kind mit dem Kopffe ſchon ſcheff gegen den Maſtdarm / und noch hoch in der Mutter geſtanden haben / weil der Kopff durch dieſen Fall oderD 3das30Das III. Capiteldas zu ſcharffe Treiben ſich ſo gar gewaltſam hat ſchieben und verſchieben koͤnnen / welches denn unmoͤglich geweſen waͤre / wenn der Kopff recht unter ſich in dem fordern Halſe gegen der Mut - terſcheide und innerm Mutter-Mund recht innen geſtanden haͤt - te. Dieſes nim wol in acht. Denn wenn der Kopff des Kin - des noch nicht ſorecht in dem innern Mutter-Munde und Mutterhalſe, gleich eingedrungen iſt / ſo kan mit gutem Ge - wiſſen keine Weh-Mutter treiben / weil gar leichte bey ſol - chem fruͤhen Treiben / wenn die Kinder noch nicht mit den Koͤpffen feſte und gleich inne ſtehen / durch und bey dem ſtarcken Zwang des unzeitigen Treibens ſich krumm und ſcheeff ruͤcken / wo nicht gar verwenden koͤnnen / ſonderlich / wenn das Waſſer noch ſtehet / und ſie Platz dazu haben. So iſt es bey dieſer Frauen auch gegangen / und zwar aus Unwiſſen - heit der Wehe-Mutter; Denn dieſe Frau haͤtte noch nicht ſollen auff dem Kreyß-Stuhl ſitzen / weil das Kind noch hoch / oder doch ſchon ſcheeff mit dem Kopffe gegen dem Maſtdarm / ohne allen zweiffel muß geſtanden haben / wie es dieſer gefaͤhrliche Außgang gewieſen; Noch weniger haͤtte die Weh-Mutter treiben / und die Frau zur Huͤlffe vermahnen ſollen. Es waͤre beſſer ge - weſen / daß Sie ſie in ein warm Bette geleget und zur Ge - dult vermahnet haͤtte / ſich auch bey ihr geſetzet / und ſachte angefaſſet umb zu mercken / was die von Natur kommende Wehen gethan haͤtten / und ob des Kindes Kopff bey den natuͤrlichen Wehen ſich gleiche in die Geburt lieſſe eindrin - gen / oder nicht: Denn wenn der Kopff gleiche ſtehet / ſo dringen ihn die natuͤrliche Wehen / daß mans recht fuͤh - lenkan / zum Außgange ſcharff ein; Wenn ihn aber dieſe Wehen nicht eindringen koͤnnen / ſo muß man gelinde for - ſchen / wo es ſich hemmet / oder nach welcher Seite der Kopff ſcheeff gehet oder gehen wil. Wie ich dir dergleichen Lehre ſchon gegeben und zur Gnuͤge ausfuͤhrlich gezeiget habe / ſowirſt31Von dem Angrif bey rechter Geburt. wirſt du mit denen Frauen dergleichen ungluͤckliche Geburten nicht zu fuͤrchten haben.

Chriſt.

Wie aber / wenn das Kind ſehr großkoͤpffich waͤre / ſol ich denn da auch nicht treiben / oder was zum trei - ben eingeben?

Juſt.

Es iſt eben auch ſo / wenn das Haupt zu groß iſt: Treibet man ſtarck / und vermahnet ſehr zur Huͤlffe / ſo drucket ſich der Kopff noch mehr breit / und wird die Gefahr noch groͤſſer / denn die Hirnſchale oder der Schaͤdel laͤßt ſich in Mutter-Leibe druͤcken / wie zu ſehen an den neugebohrnen ſpitzigen Koͤpffen. Alſo laͤſt ſichs auch breit drucken / wenn man zu zeitig treibet. Es iſt viel beſſer / daß der Natur der Wille gelaſſen wird / und man nimt nur dabey wol in acht / daß ſich das Haupt zu keiner Seite anſetzen kan / ſo muß ſich der Kopff in die Spitze geben / als es noͤthig iſt / und wird keine Gefahr als etwas / langſahmes Kreiſten. Jedoch wird es noch langſamer / wenn es uͤbertrieben wird / koſtet auch offt Mutter und Kind / oder zum wenigſten dem Kinde / das Leben / und der Frauen ihre Geſundheit. Ich bin vielmahl dazu geholet worden / daß die Frauen drey biß vier Tage in hoͤchſter Gefahr gelegen und gekreiſtet haben / weil ſich des Kindes Haupt ſo in die Breite zuſam - men gedraͤnget / daß die Frau unmoͤglich damit geneſen koͤnnen / und das zu allen Seiten auffgeſetzte Haupt wegen der Groͤſſe / und daß es zu ſtarck getrieben worden / nicht durch gekunt / und Sie da - von ſterben muͤſſen / in dem ich die Kinder ſchon todt bey ihnen ge - funden / welches der Geſtanck und die abgeſchaͤlete Haut von dem Kinde gewieſen / wie auch die gantzzerdruckte Hirnſchale / da es ſich in der Geburt ſo zuſammen knirſchen laſſen / daß es zu - verwundern iſt. Weil aber die Kraͤffte unter der Zeit ſich bey den Frauen gar verlohren / daß es wol recht geheiſſen: Das Kind iſt biß an die Geburt gekommen / und iſt keine Krafft mehr zum Ge - baͤhren geweſen / weil der Geſtanck des todten Kindes die Kraͤffte mehr als zu viel ſchwaͤchet / ſo iſt eine Frau bey ſolchem Zuſtandeſchwer32Das III. Capitelſchwer zu retten. Zwar GOtt hat mir ſie wol alle / ſo viel mir un - ter Haͤnden kommen / retten helffen auff dieſe und andere Weiſe / die ich weiter anfuͤhren werde; Doch aber je eher ich dazu gekom - men / je beſſer ſind ſie zu retten geweſen. Wenn ich aber ſo gar lang - ſam dazugekommen / ſo habe ich nicht beſſer zu retten gewuſt / weil das Kind todt und faul / die Frau auch alle Kraͤffte verlohren ge - habt / daß ſie ihr ſelber nichts mehr helffen koͤnnen / ſo habe ich dem Kinde einen Hacken in den Kopff geſetzt zwiſchen / die geſpaltene oder gedruckte Hirnſchale / und, weiln der Kopff gantz entzwey / ſo hat ſichs in die Laͤnge ziehen laſſen / davon bekom̃t die Natur Lufft / a - ber mit einem ſchrecklichen Geſtanck / und faͤnget an nachzudru - cken / wenn ſich gleich die Frau nicht mehr ruͤhren kan. Es ſind auch die Wehen nicht mehr noͤthig / denn der Leib iſt durch die vorhergehende Gewalt und groſſe Wehen ſo aus einander ge - drucket / daß es ſich durchs Ziehen und geringes Druͤcken außfuͤh - ren laͤßt / wenn mir der Kopff zur Laͤnge gebracht wird.

Chriſt.

Wenn aber nun die Hirnſchale zerbraͤche?

Juſt.

Es iſt mir wiederfahren / daß die Hirnſchale loßge - brochen / da man denn bey dergleichen Zufaͤllen vorſichtig handeln muß. Denn die Einſetzung des Hackens muß wol in acht genommen werden / daß man ihn ſo einſetzet / damit er nicht außreiſſen kan / auch / daß er auff der andern Seite nicht durchſticht / ſonſten verletzet man die Frau. Ingleichen muß man ſich im Ziehen wol in acht nehmen; Denn wenn die Hirnſchale zerbricht / oder der Hacken prellete / ſo wuͤrde die Frau Schaden davon bekommen. Ich rede von ſpitzigen ungeſchickten Hacken / derer ich mich erſtens bedienet habe. Weil mir kein beſſerer bekant war auff den Doͤrffern unter den armen Bauerfrauen / es duͤrffte mehr Weh-Muͤttern / ſo gehen / daß ſie nicht allemahl geſchickte Inſtrumenta haben / oder haben koͤnnen / entweder aus Unwiſſenheit oder Mangel derſelben. Solcher Urſa - che willen beſchreibe ich dir die Vorſichtigkeit umbſtaͤndlich / undweiſe33Von dem Angrif bey rechter Geburt. und weiſe die zugleich im Kupfer-Blatt des Kreißbettes / ſo wol dem ſpitzigen / als breiten Hacken / welcher am bequemeſten zugebrauchen ſey? Als mir einſt die Hirnſchale zerbrach / ich aber mit der rech - ten Hand / oder vielmehr mit den Fingern / bey des Kindes Kopffe / wo der Haaken eingeſetzet war / genaue Achtung gab / ſo fuͤhlete ich das Brechen der Hirnſchale / und ließ mit der lincken Hand das Ziehen an dem Haaken nach / nahm auch denſelben gar weg / wie auch die gebrochene Hirnſchale. Es ließ ſich ein Stuͤck nach dem andern gar leicht abbrechen / in dem der Kopff morſch und faul war / und GOtt halff gluͤcklich / daß wie die Hirnſchale weg war / ich das uͤbrige / weil es klein geworden / mit der Hand zie - hen konte / alſo daß die Frau noch itzo friſch und geſund lebet / und Kinder zeuget. Bey ſolchem Zuſtande aber / kan ich vor keine Frau ſtehen. Denn wenn die Natur ſo geſchwaͤchet / daß ſie ſich nicht erholen kan / ſo ſtirbt doch die Frau nach / ob ſie ſchon vom Kin - de loß iſt / denn es iſt mir widerfahren / daß deren einige in etli - chen Tagen hernach geſtorben ſeyn. Ein Menſch kan mehr als das andere ausſtehen / ſonderlich / wen GOtt erhalten wil. Hof - fe demnach / ich werde dir von dem Anſetzen des Haupts gnug - ſahmen Bericht gethan haben / wie auch von denen zu großkoͤpffi - chen Kindern / weil es auf einerley Art tractiret wird / damit du ſeheſt / was fuͤr Gefahr mit dem ſtarcken Treiben komme. Die Einlenckung wird dir die voͤllige Ubung bringen / daß du Urſache bekommen wirſt / mir zu dancken.

Chriſt.

Sage mir doch / wie ich dieſe erzehlete Ge - fahr verhuͤten lerne / und was ich dabey in acht zu nehmen habe?

Juſt.

Wenn du vor des Kindes Kopff auf alle Weiſe ſor - geſt / ſo wirſt du die zwey Finger keinmahl aus den Mutter-Mun - de laſſen. Ich ſage nicht / daß du zu zeitig oder zu lange bey ei - ner Frauen auff ſolche Weiſe bleiben ſolſt / wenn du nur zeitlich weiſt / wie das Kind ſtehet. Iſt kein Mangel / ſo darffſt du gar nichts dabey thun. Iſt aber Mangel / wie gemeldet / ſo mußtEdu34Das III. Capiteldu / wenn die Weehen gleichwohl anhalten / das deine thun / nicht / daß du die Frau bald auff das Marter-Bette nehmen mußt / oder daß du ihr auch keinmahl vom Leibe gehen wolteſt; ſondern wenn du zu ihr kommeſt / und bleibeſt fuͤnff oder ſechs We - hen ſtandhafftig bey ihr / ſo kanſt du ihr auff etliche We - hen wieder Friede laſſen / hernach aber auch weiter helffen / damit ſie dein nicht uͤberdruͤßig wird / und du auch nichts dabey verſieheſt. Wenn aber die durchbrechende Wehen kommen ſo iſt dir nicht zu rathen auffzuſtehen. Solches wird dich die Zeit gewiß lehren. Du kanſt die Frau in ihrem guten Bette liegen laſſen bis zu den durchbrechenden Wehen / gar auf die letzte. Wenn du dich gleich im guten Bette etliche mahl zu ihr ſetzeſt / das Einlencken kan ſo wol im guten Bette / als im Kreyß - Bette geſchehen. So kanſt du ſie auch / wenn es noͤthig iſt / auf - ſtehen laſſen / ſonderlich wenn es noch zeitlich iſt / zu probiren / wo die Wehen am beſten gehen / darnach kanſt du dich richten. Manchmahl verhindert das Liegen die Wehen / offters auch das Auffſtehen / eine Probe aber kan nicht ſchaden / ſonderlich / wenn ſie zeitlich geſchiehet. Auch im Stehen iſt eine ſolche angeſetzte Frucht mit einem Wehe beſſer einzulencken / als im vielen Liegen. Die Er - fahrung wird dirs bringen / verſuche es auf alle Weiſe. Im Ste - hen aber kan eine Frau nicht lange dauern / gehet es nicht zum laͤngſten auf zwey oder drey Wehen / ſo nimm das Liegen dar - fuͤr / es iſt nicht ſolche Gefahr dabey / wegen der Frauen Ohn - macht. Wirſt du es mit Bedacht vornehmen / ſo wird es auch ohne Schaden gehen. Das ſey nun gnug von denen Zufaͤllen / die mehrentheils von denen Wehmuͤttern vor rechte Geburten gehalten werden.

Das35Von den unrechten Stellungen der Kinder

Das IV. Capitel. Von den unrechten Stellungen der Kinder / wie dieſelben zu erkennen / wie einem jeden zu helffen / oder ein jedes anzufuͤhren / ſambt der Wendung.

Chriſt.

Wenn denn dieſes / was bishero erzehlet wor - den / rechte Geburten genennet werden / ſo moͤchte ich auch gerne den Unterſcheid der unrechten Geburten / und wie da - bey zu helffen ſey / vernehmen.

Juſt.

Von dieſen wil ich anzeigen meine Wiſſenſchafft / die ich erlanget bey denen Frauen / zu welchen ich zu Huͤlffe ge - holet worden / da nichts mehr uͤbrig geweſen / als die Frau zu ret - ten; wie auch von denen / die ich bey angehendem Kreiſten vom Anfang bis zum Ende unter meinen Haͤnden gehabt und behal - ten. Alle Perſonen kan ich unmoͤglich mehr wiſſen anzufuͤh - ren / muß derowegen nur die Stellungen wunderlicher Gebur - ten / ſo viel mir einfallen werden / und deren ich mich erinnere / daß ſie mir unter Haͤnden kommen / anzeigen / wie ich damit zu rechte kommen bin.

Was nun vor das erſte die Rettungen der Frauen anlan - get / wozu ich geholet worden / wenn die Kinder ſchon todt gewe - ſen / und aber ein großer Unterſcheid der Haͤndlein-Geburten zu geſchehen pfleget / ſo wil ich denſelben zeugen / wie ich ihn ge - ſunden / und wie ich mit etlichen leichte / mit etlichen aber ſehr har - te zu rechte gekommen bin. Ich wil aber anheben von meinem Anfange.

(Von einem Kinde / das mit dem Arm oder Haͤndlein ſich gezeiget. Siehe das Kupffer No. I.) Mein allererſtes Kind / welches ich ausbaden oder greiffen helffen / war ein Kind / das mit dem Arm und Haͤndlein 14. Stunden in der Geburt geſtan -E 2den /36Das IV. Capitelden / und der halbe Arm ſambt dem Haͤndlein vor dem Leibe heraus geweſen; die Frau lage ſchon an den dritten Tag im Kreiſten / nur daß ſich das Haͤndlein nicht bald mit gewieſen hatte. Weil denn die Gefahr groß zu ſeyn ſchien / ſo zweiffelte die Wehe-Mutter an Erhaltung Mutter und Kindes. Die Wehe-Mutter war der Kreyſterin Schwieger / die ihr gantz Vertrauen auf mich ſetzte / in dem vor ihren Augen alle menſch - liche Huͤlffe aus zu ſeyn ſchiene. So hatte die Frau auch ſechs uner - zogene Kinder noch am Leben / welche deſto groͤßern Kummer ih - nen verurſachten. Es waren arme Bauers-Leuthe. Die Weh-Mutter / als die Schwieger / bath mich umb Gottes Wil - len umb Rath / weil ſie bey mir ſolche Buͤcher geſehen / darinnen Konterfeyte mit unterſchiedenen Geburten waren. Nahm alſo die Buͤcher vor / und ſuchte darinnen / da denn unterſchiedliche Stellungen zu ſehen waren. Weil aber die - ſer Wehe-Mutter unmoͤglich war zu unterſcheiden / nach wel - cher Art Konterfeyt dieſer Kreyſterin Kind ſtehe / ſo war bey ih - nen alle Hoffnung verlohren. Die Schwieger aber hatte ein fuͤrtreffliches Vertrauen zu mir / weil ihr bewuſt / daß ich die Buͤ - cher ziemlich durchleſen hatte / GOtt wuͤrde ihrem Kinde durch mich helffen. Ich aber war noch jung / und moͤchte wol ſagen / tum zu dergleichen Verſuch / denn ich war 23. Jahr meines Alters? und hatte noch kein Kind gehabt / auſſer zwey Jahr zuvor hieß es / ich waͤre ſchwanger / gieng auch in den Gedancken viertzig Wochen / alle Weh-Muͤtter hielten mich vor ſchwanger. Es kam endlich zum Gebaͤhren / daß die Weh-Mutter geholet ward / welche berichtete / das Kind ſtuͤnde zur rechten Geburt. Ich habe gekreiſtet auff ſolche Art bis an den dritten Tag / es wolte kein Kind kommen. Dieſer Weh-Mutter ward nicht getrauet / es wurde noch eine da - zu geholet / die mit einſtimmete / das Kind ſtuͤnde zur rechten Ge - burt; hielten alſo mit mir an / bis die dritte / hernach die vierte Weh-Mutter dazu geholet worden / welche alle einſtimmig wa - ren / daß ich gebaͤhren muͤßte / und das Kind bey mir zur rechtenGe -37Von den unrechten Stellungen der Kinder. Geburt ſtuͤnde. So haben ſie mich in die 14. Tage geqvaͤlet / und auf alle Weiſe auf der Marter-Banck gehalten / bis ich faſt zum Tode gekommen. Hernach bin ich als ſterbende liegen blieben / da ſich denn der liebe GOtt mein erbarmet. Die Wehe-Muͤt - ter beſtunden noch darauff / daß ich mit dem Kinde ſterben muͤßte. Weil aber keines bey mir war / ſo erhielt mich GOtt / und ſchickte unverhofft eine Soldaten-Frau in das Dorff / wo ich lag / die auch eine Wehe-Mutter war. Weil mich nun die Leute ſehr beklag - ten / ſonderlich wegen des großen Elends / ſo ich ausgeſtanden hat - te / und doch alles umſonſt geweſen waͤre / hat dieſe Soldaten - Frau meinen Zuſtand zu wiſſen verlanget. Darauf hat mein Mann / wie auch meine Mutter / ſie holen laſſen / und gebeten / ih - re Meinung beyzutragen. Dieſe / nachdem ſie gar guten Verſtand davon gehabt / und geſagt: Ich haͤtte kein Kind / waͤre auch gar nicht ſchwanger / es waͤre nur eine Verſtopffung des Gebluͤts bey mir / dabey eine große Mutter-Kranckheit und Mutter - Senckung; So ward auf ſolche Meinung ein Doctor Medicinæ zu Rathe genommen / welcher mir auch durch Gottes Seegen wieder zu rechte geholffen hat. Dieſe Gefahr war eine große Urſache / daß ich hernach mit Fleiß in den Buͤchern geleſen habe. Solches wuſte nun die Wehemutter / gedachter Kreiſterin Schwie - ger / und war auch ſelber bey meinem leeren Kreiſten geweſen. Weil ſie mir denn aus denen geleſenen Buͤchern viel Gutes zu - trauete / und ich auch große Luſt hatte / was ſonderliches zu er - fahren / und es bey armen Bauers-Leuten war / die keine an - dere Huͤlffe zu ſuchen wuſten / und doch ihrer Meinung nach / die Kreiſterin vor aller Augen ſterben muͤßte / ließ ich mich bereden / zu fuͤhlen / ob das Haͤndlein zuruͤck zu bringen nicht moͤglich waͤ - re / welches ich mit warmen Bier und Butter fett gemacht / gantz weich und gezuͤge zuruͤck brachte / ſo weit als ich konte. (Siehe das Kupffer No. I. Wie ich den Arm des Kindes gekruͤmmet / eingeſtecket und mit dem Ellbogen des Kindes Arm zuruͤck ge - drungen habe.) Weil ſich denn das Haͤndlein ſehr tieff zuruͤck brin -E 3gen38Das IV. Capitelgen ließ / und aber mir unbekant war / ob es gut oder boͤſe waͤre / auch das Kind uͤber Verhoffen noch lebete / ſo zog es das Aerm - lein an ſich / und ruͤckte ſich durch dieſes Ruͤcken der Kopff ſelber in die Geburt / folgte alſo noch eine natuͤrliche Geburt / aber ein ſchwaches Kind. Dieſe Geburt widerfuhr mir ſo gluͤcklich unwiſ - ſend / und ich war dabey ſo klug / wie zuvor. Itzo aber / weil mir die Sache beſſer bekant worden / halte ich dafuͤr: daß ſich das Kind an dem Schoßbeine mit dem Kopffe gehalten und gekruͤm̃et geſtanden / dabey die Geburt leer geblieben. Als aber das Kind des Aermleins durch das Zuruͤckbringen iſt maͤchtig worden an ſich zu ziehen / ſo hat ſich das Haupt abruͤcken muͤſ - ſen / da es denn geheißen: Was Gott wil erqvicken / kan ſich nicht erdruͤcken. Mir halff aber dieſe Geburt nicht mehr / denn daß ich wiſſen lernete / wie des Kindes Haupt die gantze Geburt fuͤllete / und daß es ſo hart waͤre / und naͤher zum Durchbruch ruͤcken koͤn - te. Dabey uͤberkahm ich ein ſolch Verlangen mehr zu erfahren / und halff mir die Wehe-Frau treulich dazu / bath mich bey alle Ge - baͤhrende Frauen / die ſie hatte / zu huͤlffe / und ich meinte auch wun - der / wie ich paßirte / daß an mir wahr ward das Sprichwort: Luſt und Liebe zu einem Dinge macht alle Muͤh und Arbeit ge - ringe. Alſo kam ich bey den Bauer-Weibern / wenn ſie ſchon Gefahr hatten / in Ruff / daß ſie mich auf andere Doͤrffer holeten. Muß alſo bekennen / daß ich durch die viele Ubung bey allerhand unrechten Geburten meine meiſte Wiſſenſchafft uͤberkommen. Denn ihrer viel haben mich um Gottes Willen zu Huͤlffe gebe - ten / ſo habe ich auch allen Fleiß angewendet / wie ich den Kindern beykommen koͤnnen / die Frauen zu retten / in dem bey allen Ret - tungen / wo ich zu Huͤlffe geruffen worden / ſchon die meiſten Kinder ſeyn todt geweſen. Und iſt mir auch / (dem allerhoͤchſten GOtt ſey Danck) durch Goͤttlichen Seegen noch allemal ſo gluͤcklich / als menſchlicher Huͤlffe moͤglich / gangen / GOtt helffe weiter!

Daß ich aber weiter fortfahre ſolche Geburten der Haͤndlein ausfuͤhrlich zu machen / nach dem ſie mir nun beſſer bekant worden /wie39Von den unrechten Stellungen der Kinder. wie es zugehen kan / wenn die Haͤndlein vorſchieben / und wie ſie bey dergleichen ungluͤcklichen Geburten vorſchieben koͤnnen / als bey dieſer erklaͤrten Geburt No. I. zu ſehen / da es ohne allen Zwei - fel den Anfang ſo gehabt. Waͤre nun das Haͤndlein bald beym Waſſerſpringen zuruͤck gebracht worden / ſo haͤtte die Frau ſo viel Tage nicht leiden duͤrffen.

Damit ich dich aber zum Verſtande bringen kan / wie die Haͤndlein-Geburten / bald bey angehender Geburt / weil das Waſ - ſer noch ſtehet / (wie das Kupffer No. II. weiſet) zu verhuͤten ſeyn / ſo mußt du des Kindes Finger kneipen oder druͤcken / mit deinen Fingern / ſo zeucht es das Haͤndlein von ihm ſelbſt zuruͤcke. Wenn dieſes bey noch ſtehendem Waſſer geſchicht / ſo kommt der Kopff / wenn das Kind das Haͤndlein zu ſich zeucht / von ſich ſelber oͤffters zu rechter Geburt / welches ich unterſchiedene mahl probiret habe. Kommt er aber nicht von ſich ſelbſt / ſo mußt du ihm helffen / (wie das Kupffer No. III. ſolche Anhuͤlffe zeiget.) Du mußt aber die - ſen Angriff / das Haͤndlein zu kneipen / thun / wenn keine We - hen ſind / ſonſt wirſt du das Waſſer dabey ſprengen. Wenn aber keine Wehen ſind / ſo iſt das Haͤutchen / welches das Waſſer beſchließet / gantz weich / und laͤßt ſich wie ein Lappen zuſammen druͤcken bey des Kindes Haͤndlein oder Fingern. Du mußt mit deinen Naͤgeln nicht kneipen / ſondern mit dei - nen Fingern des Kindes Finger zuſammen druͤcken. Das heiſſe ich kneipen / wie du in dem Kupffer No. II. ſieheſt. Geſchie - het dieſe Huͤlffe nicht bald bey angehen dem Kreiſten / oder bald beym Waſſerbrechen / ſo kommt das Haͤndlein mehr in die Geburt / und der Kopff ſcheeff / als nach der Seite / wie in dem Kupffer No. IV. zu ſehen / da das Waſſer ſchon gebrochen iſt. Dieſe Huͤlffe iſt dann ſchwerer zu thun / als die vorgezeigte zu verhuͤten / und ie eher denn Huͤlffe noch geſchiehet / ie beſſer iſt es vor Mutter und Kind / ehe die Kinder durch die Wehen noch haͤrter zuſammen gezwun - gen werden und ſterben muͤßen. Ich habe viel Kinder ſo in Zei - ten / wenn ſie noch gelebet haben / gewendet / daß ſie noch das Lebenbehal -40Das IV. Capitelbehalten haben / und ſind zwar mit den Fuͤſſen verkehrte / aber doch gluͤckliche Geburten gefolget. Wenn nur die Frauen nicht gar zu harter Geburt von Natur geneigt ſeyn / denn da gehet es ſelten an / daß die Kinder das Leben behalten. Doch es ſtehet in Gottes Gna - de zu erhalten was er wil / und iſt am beſten bey dergleichen un - rechten Stellungen ſtracks zum Wenden zu greiffen / ſo bald die Wehe-Mutter dazu kommt; denn es iſt auf nichts beſſers zu hof - fen oder zu warten / wenn das Waſſer ſchon gebrochen iſt. Ha - be dir alſo dieſe zeitige Verhuͤtung und geraume Wendung in die - ſen vier Kupffern / als No. II. III. IV. und V. zeigen wollen / daß / wenn die Kinder noch leben / du muͤſſeſt auf ſolche Weiſe zur Wen - dung greiffen. Und wenn die Fuͤſſe des Kindes zum Ausziehen / nicht nahe beyſammen liegen / ſo mußt du den erſten Fuß / den du findeſt / ſchlingen / (wie im Kupffer No. IV. zu ſehen) und mit der lincken Hand die Schnure oder das Band faſſen / damit du das angefaſſete Fuͤßlein anhalteſt / daß es ſich durch das andere zu ſu - chen nicht verſchieben laſſe. Wenn du nun das andere haſt / ſo ſchlinge es auch an / alsdann kanſtu helffen / wie der Angriff in dem Kupffer No. IV. dir weiſet / da du mit deiner rechten Hand des Kin - des Arm oder deſſen Hand faſſeſt / dieſelbe zuruͤck bringeſt / und dem Kinde dadurch in die Hoͤhe hilffſt. Alsdann faſſe die Schnur mit deiner lincken Hand / und zeuch alſo nach und nach die Fuͤſſe unter ſich / ſo wirſt du es gar leicht ſo weit bringen / daß du die Fuͤſ - ſe in die Geburt bekommeſt / wie das Kupffer No. V. zeiget. Lebet nun das Kind noch / (welches gar offte geſchiehet /) ſo mache die Baͤn - der mit den Schlingen von den Fuͤſſen loß.

Chriſt.

Muß man denn einem lebendigen Kinde die Fuͤſ - ſe auch anſchlingen um des Wendens willen / warum zeuchſt du die Fuͤſſe nicht mit deiner Hand unter ſich / in die Geburt / es waͤre ja leichter / als das Schlingen im Leibe? So ge - ſchiehet ja dem Kinde auch Gewalt durch das Ziehen mit der Schnure / wenn es noch lebet / und ſo angeſchlungen iſt.

Juſt.
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41Von den unrechten Stellungen der Kinder.
Juſt.

Es geſchaͤhe dem Kinde groͤſſere Gewalt / wenn ich es durch meine Hand ziehen ſolte. Denn ich ſchlinge die Fuͤſſe des - wegen an / ſie beyſammen zu behalten / und auch wegen der Wen - dung. Solte ich die Fuͤſſe / wie du meineſt / mit meiner Hand unter ſich ziehen / ſo thaͤte ich dem Kinde groͤßere Gewalt / als bey dem Anſchlingen und gemaͤchlichem Ziehen mit der Schnure. Denn wenn das Kind noch lebet / ſo lieget es nicht ſo feſte zuſam - men gedrungen / als wenn es todt iſt. So darf man auch ſo ſtarck nicht ziehen / daß ihm Gewalt geſchaͤhe / wie bey den todten Kin - dern / denen ſchadet das ſtarcke Anziehen nichts / und der Frau - en kan dadurch geholffen werden. Alſo iſt beydes zu verantwor - ten. Weil nun dieſes gemaͤchliche Ziehen meine lincke Hand hauſ - ſen vor dem Leibe thun kan / wie du ſieheſt in dem Kupffer No: IV. ſo kan meine rechte Hand des Kindes Arm deſto leichter wieder zu - ruͤcke bringen / und dem Kinde deſto beſſer in die Hoͤhe helffen / wie zu ſehen in dem Kupffer No. V. So darff ſich das Kind auch nicht ſo ſehr zuſammen preſſen laſſen / als wenn ich alleine die Fuͤſſe durch meine Hand unter ſich zoͤge; denn mit beyden Haͤn - den kan ich in keinen Leib kommen / wie koͤnte ich denn mit einer Hand das Kind mit den Fuͤſſen ziehen / und den Arm des Kin - des von meinem Arm zuruͤcke und einbringen / wie du ſieheſt / daß es hier gleichwohl ſeyn kan / bey der Schnure / da Platz hie - zu iſt; Wenn du nun des Kindes Fuͤſſe heraus haſt / wie das Kupffer No. 5. weiſet / ſo mache die Schnure loß / wie ſchon ge - meldet / wo das Kind noch lebet / und zeuch die Fuͤſſe in etwas / wenn die Wehen ſind / ſo ſtarck als die Wehen treiben / aber bey leibe nicht ſtaͤrcker / dabey wirſt du weder Mutter noch Kind uͤber - eylen. Du kanſt der Natur / wo du es recht in acht nimmſt / wol zu Huͤlffe kommen; Aber du kanſt ſie auch uͤbereylen / und des Ziehens zu viel thun. Haſt du nun das Haͤndlein noch nicht recht in die Hoͤhe zuruͤck uͤber das Schooßbein / ſo halte die Fuͤſ - ſe mit der lincken Hand etwas wieder / daß du die rechte HandFwas42Das IV. Capitelwas tieff einlaſſen kanſt / und hebe die Hand des Kindes / ſo tieff als du kanſt / zuruͤcke / ſo werden die Fuͤſſe / wenn die Wehen kommen / beſſer folgen. Ohne die Wehen zeuch die Fuͤſſe nicht / denn es hilfft nichts / und ſchadet mehr dem Kinde. So ſiehe auch / daß du die Fuͤſſe ſammt dem Kinde / wenn es moͤglich iſt / lenckeſt / daß der Bauch des Kindes gegen den Ruͤcken der Frauenkomme / ſo gehet die Geburt beſſer vor Mutter und Kind / als wenn es vor ſich mit dem Bau - che gegen der Mutter Bauche lieget. Denn wenn es bis an den Kopff kommet / ſo hemmet ſich das Kind am Schooßbeine / wie in dem Kupffer No. XXI. zu ſehen.

Chriſt.

Duſagſt: wenn ich des Kindes Fuͤſſe mit der Schnure bis in die Geburt gebracht / und das Kind noch lebet / (welches offt geſchaͤhe) ſo ſolte ich die Schlingen der Schnure von den Fuͤſſen loß machen / und des Kindes Fuͤßlein mit meiner Hand vorſichtig ziehen; Ich ſolte doch gedencken / daß dem Kinde Schaden an den Fuͤſſen geſche - hen koͤnte durch das Ziehen / weil dieſelben angeſchlungen ſeyn / und du heißt mich mit der Hand vorſichtig ziehen / ſo kan ich wol dencken / daß es viel zu ſagen hat mit dem Zie - hen bey den Kindern / die noch leben.

Juſt.

Hierbey mußt du wiſſen / daß ich das Anſchlingen der Fuͤſſe nur zur Noth gebrauche / als wenn ich zu ſpaͤt darzu komme / und das Waſſer ſchon weg iſt / dann iſt der Arm die Helffte ſchon in der Geburt / oder auffs wenigſte die Hand / da iſt es noch Zeit / wenn es nur mit der Hand erſt innen iſt / daß die Hand gar leicht zuruͤck zu bringen / weil der Kopff ſcheeff lie - get / und die Geburt noch leer / da kanſt du mit deiner Hand des Kindes Hand verfolgen / und / ſo viel moͤglich / dem Kopffe an - helffen / nach beſchriebener Art. Iſt aber der Arm ſchon bis an die Helffte in der Geburt / ſo iſt der zuvor ſcheeff-liegende Kopff des Kindes nicht moͤglich einzulencken / und kanſt auch den Armdes43Von den unrechten Stellungen der Kinder. des Kindes nicht ſo wol zuruͤcke bringen / als die Hand / in dem des Kindes Bruſt und Leib dem Arme nachdruͤcket. Jedoch iſt es da noch Zeit / die Fuͤſſe mit der Hand zu ſuchen und auszufuͤh - ren. Ich laſſe den halben Arm ſtecken / und greiffe dabey ein / ſo tieff es noͤthig iſt / die Fuͤſſe zu ſuchen und zu faſſen. Je eher nun dieſes geſchiehet / je beſſer gehet es ohne die An - ſchlingung der Schnure an / denn da lieget das Kind noch locker / und hat Feuchtigkeit gnug um ſich / daß es leichte durch die Hand zu kehren iſt. Wenn aber der gantze Arm bis an die Schulter in - und durch die Geburt iſt / ſo lieget das Kind ſchon gepreſſet und in Lebens-Gefahr. Denn je eher geholffen wird / je beſſer iſt zu helffen / wie ich dir hier in dieſen vier Kupffern weiſe / wenn ſich der Kopff nach der Seite begiebt / und die Hand bringet / ſiehe das Kupffer No. II. an / und deſſen Huͤlffe No. III. da die Hand den Kopff an und einfuͤhret / es weiſet die nachfolgende Gefahr in Zeiten zu verhuͤten. Wenn nun dieſe Verhuͤtung nicht recht practiciret wird / ſo folget gar leichte dergleichen Gefahr / wie im Kupffer No. IV. zuſehen iſt. Wenn es nun zu ſolcher Gefahr gekommen / ſo muß auch ſolche beſchriebene Huͤlffe ergriffen werden / wie dieſe zwey Kupffer No. IV. und V. zeigen. Kommſtu nun noch zurechte / daß das Kind noch lebet / und der Arm / wie oben gemeldet / ſchon ſo weit in - und durch die Geburt iſt / und die Fuͤſſe des Kindes ſehr hin - ter ſich in die Hoͤhe liegen / ſo kanſt du nicht anders helffen / als mit dem Anſchlingen der Fuͤſſe / daß du mit der lincken Hand die Fuͤſſe durch die Schnure ziehen / und mit deiner rechten Hand das Kind und deſſen Arm regieren kanſt. Das Anſchlingen der Fuͤſ - ſe ſchadet des Kindes Leben nichts / aber die Fuͤße koͤnnen Scha - den leiden / wenn du unvorſichtig ziehen wolteſt. Darum mußt du nach und nach ziehen / und deine rechte Hand muß dem Kinde und dem Arm in die Hoͤhe helffen / daß die Fuͤſſe Platz zum Ausziehen bekommen. Wirſt du ſolches wohl in acht nehmen /F 2ſo44Das IV. Capitelſo ſchadet es dem Kinde nichts / weder an den Fuͤſſen / noch am Le - ben. Denn ſo lange das Kind noch lebet / ſo liegt es noch etwas geraͤumer zu regieren / und iſt kein Inſtrument noͤthig zugebrau - chen / als wenn ſie ſchon todt ſeyn / ehe man zu Huͤlffe geruffen wird. Als dann mußt du die euſerſte Wendung ergreiffen / wie die Kupffer der Wendungen nachfolgends weiſen werden.

Es ſind aber zuvor noch mehr Geburten der Haͤndlein noͤ - thig zu zeigen / als: Wenn die Haͤnde und Fuͤſſe zugleich unter ſich in die Geburt eindringen / ſo mußt du bald beym Waſſerbre - chen / wenn es von ſich ſelber / als von Natur bricht / zu den Fuͤſ - ſen greiffen / wie das Kupffer No. VI. zeiget. Solten gleich die Haͤnde den Fuͤſſen zuvor eindringen wollen / ſo kanſt du ſie leichte zuruͤck bringen / und auf ſolche Weiſe die Fuͤſſe den Haͤnden vor - ziehen / wie du ſieheſt in dieſem Kupffer No. VI. Sonſten moͤch - ten ſich die Fuͤſſe nach der Seiten wol anſtemmen / und die Haͤnd - lein moͤchten in die Geburt eindringen / wo nicht beyde / doch das eine / wie es offters geſchiehet / daß Haͤnde und Fuͤſſe unten gegen die Geburt liegen / und das eine Haͤndlein alleine durchgedrun - gen / und bey langwieriger Geburt ſo feſte eingepreſſet worden / daß das Kind den Tod dadurch haben kan und muß / wenn es gleich ſonſten noch das Leben erhalten koͤnnen. Doch geſchiehet es nicht allemahl / und dringen offters und mehrentheils die Fuͤßlein den Haͤndlein vor / darum ſage ich es dir nur zur Warnung / weil es mir eben ſo unter Haͤnden kommen iſt / wenn Ungluͤck ſeyn ſoll / daß du es wiſſen ſolſt / ſo kanſt du dich deſto beſſer in acht nehmen / und bald bey dem Waſſerbrechen den Fuͤſſen anhelffen / ſo biſt du dafuͤr ſicher. Denn ſo lange das Waſſer noch nicht gebro - chen iſt / ſo ſtehen die Kinder gantz geraume / und zappeln mit den Haͤnden und Fuͤſſen unter ſich / wie das Kupffer No. VII. zeiget / ſonderlich wo groß Waſſer um ſie iſt. Wenn aber das Waſſer bricht und verfließet / ſo dringen die Wehen das Kind nach und nach zuſammen in die Preſſe. Wenn duaber45Von den unrechten Stellungen der Kinder. aber flugs den Fuͤſſen in die Geburt einhilffſt / und die Hand zuruͤcke bringeſt / ſo folget die Geburt / wiewohl mit den Fuͤſſen. Es iſt aber nicht zu aͤndern / und der Kopff iſt un - moͤglich zur Geburt zu bringen / wenn die Kinder ſo ſtehen / wie die beyde Kupffer No. VI. und VII. zeigen. Wenn man gleich den Kopff gegen die Geburt braͤchte / ſo bleibet doch das Kind in der runde beyſammen liegen / und kan gar nicht gebohren werden. Ich habe es einmahl verſuchet / Ich begeh - re es nicht mehr zu verſuchen / die Mutter waͤre bald mit um das Leben gekommen. Siehe das Zeugnis (welches das erſte iſt) von der Fr. Thymin / an / dieſes habe ich dir zur Lehre und Warnung geloͤſet / in demſelben wirſt du ſehen / daß ich doch des Kindes Kopff wieder zuruͤck ſchieben muͤſſen. Geſchiehet es aber / daß die Fuͤſſe den Haͤnden vorgleiten / weil ſie lang und allezeit geſchickter zum vorgleiten als die Haͤnde ſeyn / ſonderlich / wenn beyde Fuͤſſe bey - ſammen ſeyn und bleiben / ſo iſt die Gefahr nicht ſo groß vor Mut - ter und Kind / und geraͤth ſolche Geburt offters / daß keinem kein Leid geſchiehet. Dieſe erzehlte Geburten koͤnnen zwar / wie ſchon gemeldet / in etwas verhuͤtet werden / aber doch nicht ſo gantz / wie in vorher erklaͤrten Kupffern No. II. III. und IV. zuſehen / weil dieſelbe Stellungen bey guter Wiſſenſchaͤfft der Wehe Muͤtter koͤnnen verhuͤtet werden / als bey der erſten Stellung No. II. wenn das Haͤndlein dem Kinde unter das Haupt kommen wil / ſo ſtehet erſtlich das Haupt nur etwas weniges nach der Seite. Ich habe es unterſchiedliche mahl in acht genommen / daß ich die Finger erſt krabeln gefuͤhlt bey dem Kopffe des Kindes / bis es zum Haͤndlein Platz bekommt / dann iſt es maͤchtig ſich gantz nach der Seite zu ruͤcken / und wird dergleichen gefaͤhrliche Geburt daraus. Solches geſchiehet gemeiniglich bey groſſen Waſſern / davon das Kind Raum hat / wie auch / wenn das Netze - ber dem Waſſer zu ſtarck iſt / daß das Waſſer zu langſam ſpringen kan / da eine Frau unnoͤthig einen gantzen Tag und laͤnger druͤ -F 3ber46Das IV. Capitelber kreiſten muß / wenn es gleich ohne Schaden der Kinder abge - het. Derowegen iſt noͤthig ſolchem Waſſer zu helffen / damit ſol - che Gefahr verhuͤtet wird. Denn wenn das Waſſer zu rechter Zeit weg kommt / ſo iſt dieſe Gefahr nicht zu befuͤrchten. Das Kind aber muß auch recht ſtehen / ſonſt waͤre es unverant - wortlich das Waſſer zu ſprengen. Denn wie es moͤglich iſt ein Kind / das recht ſtehet / durch das Waſſerſprengen / recht zu erhal - ten / wenn es gleich ſchon ziemlich mit dem anſtemmenden Haͤnd - lein nach der Seite geruͤcket / wie vorher gemeldet / aus Urſache des zu groſſen oder hart-haͤutichten Waſſers; Alſo kan das Waſ - ſer mit gutem Gewiſſen geſprenget / das Haͤndlein zuruͤck gedrun - gen / und der Kopff des Kindes wieder in die Geburt eingelencket werden. Weil bey dem Waſſerlauffen die Herberge gedrange wird / alsdann iſt es gefangen / und folget allezeit gluͤckliche Ge - burt darauf / wie ich es ſelbſt vielmahl erfahren habe. Alſo auch / wenn das Waſſer bey unrecht-liegenden Kindern ſolte geſprenget werden / waͤre es nicht zu verantworten; Wenn es aber von Na - tur ſpringet / da es zu erhalten unmoͤglich iſt / und lieget das Kind nicht recht / ſo kan es ſich auch hernach nicht mehr wenden / weil es trocken und gedrange wird / und muß hernach auch eine un - rechte Geburt folgen. Geſchiehet es von Natur / ſo hat kein Menſch Schuld daran. Ich werde weiter von Waſſerſprengen melden / wie ich deſſen kuͤndig worden / und wil itzo weiter erzeh - len / wie ich mit ſchweren Geburten nach der armen Leute Ver - langen durch Gottes Huͤlffe zu rechte gekommen bin. Ich ha - be unterſchiedene Geburten der Haͤndlein ausfuͤhrlich gemacht / welche mir unter Haͤnden kommen ſind / bey meiner allererſten Probe; aber vergeſſen zu berichten / daß / wenn ein Kind das Haͤnd - lein ſchon bis an den Ellbogen durch die Geburt / als durch die Mutter-Scheide vor den Leib der Frauen gegeben / ſo iſt das Kind ſchon mit der Achſel im innern Mutter-Munde; alsdann iſt es ſchwer zuruͤck zubringen ohne gute Wiſſenſchafft / inſonderheitwenn47Von den unrechten Stellungen der Kinder. wenn ſich der Kopff des Kindes ſchon nach der Seite krumm gege - ben hat. Doch geſchiehet es nicht allemahl / daß ſich des Kindes Kopff nach der Seite giebt / abſonderlich / wenn es kleine iſt / und kan wohl naͤchſt Gottes Huͤlffe ein ſolch Kind / wenn nur der Kopff gleich unter ſich mit dem Arm in die Geburt eindringet / und auf oder neben dem Arm liegen bleibet / ohne allen Schaden offters gebohren werden / doch muß es klein ſeyn; Wenn es aber groß iſt / ſo geht es ſchwer zu / alſo zu gebaͤhren. Bey meiner erſten Geburt / da ich die Lehre anfieng / da war des Kindes Arm bald bis an den Ellenbogen außen vor dem Leibe / aber das Kind hat - te noch den Kopff unter ſich als recht zur Geburt ſtehend muͤßen behalten haben / und muß ſich der Kopff auf dem Schooßbeine gehemmet und angeſtemmet haben / wie ich itzo davon urtheilen kan; Denn es war kein klein Kind. Als hat es ſonderlich Got - tes Wille ſeyn muͤſſen / dieſes Kind ſo ſtehend ſo lange beym Leben zu erhalten / weil es ſelten geſchiehet / daß der Kopff ſo recht unter ſich ſtehen bleibet; Denn wenn das Waſſer gebrochen / und die Hand in die Geburt einſincket / ſo kan ſich kein Kind nicht lange gleich mit dem Kopffe unter ſich ſtehend halten / weil es durch die Wehen matt gemacht wird / alsdenn ſincket ihm der Kopff nach einer oder der andern Seite / welches ich in meinen Lehr-Jahren gewahr worden. Iſt es demnach bey dieſer meiner erſten Lehr - Geburt ſonderlich Gottes Wille geweſen / vielleicht mich in mei - nem Beruff anzubringen / und gewiß zu machen / um die arme Frau zu erhalten / ihrer lieben unerzogenen Kinder halben. Und eben darum zeige ich dir meine Wiſſenſchafft ausfuͤhrlich / ſo viel mir bekannt worden / daß du dich darnach richten kanſt. Damit ich nun von dergleichen Haͤndlein-Geburten weiter rede / ſo bin ich bey Gefahr geholet worden / wo ſich das Kind in der Geburt mit dem Hindern auf das Schooßbein geſetzet / die Fuͤßlein hat es uͤber ſich nach dem Haͤlßgen gelaſſen / aber mit dem einen Haͤnd - lein hat es ſich nach der Seite alſo zuſammen durch die Wehen indie48Das IV. Capiteldie Geburt drucken laſſen / wie das Kupffer No. VIII. zeiget / und hat ebenfalls ſo umkommen muͤſſen. Woran es nur an etwas Huͤlffe in der Zeit gefehlet hat / und zwar bald bey angehender Geburt muß die Wehe-Mutter den Hinderſten des Kin - des nicht anlauffen und auf ſitzen laſſen / ſondern denſelben allezeit gleiche in die Geburt einlencken. Mankan es an dem Maſt-Darm des Kindes leichte fuͤhlen / ob der Hinderſte gleich eindringet / und nach welcher Seite er ſich anſetzen wil / da muß die Wehe-Mutter ihre Finger zur Ablenckung einlaſſen nach derſelben Seite / wo es ſich anſetzen wil / und wenn das Kind nun gleiche eingelencket wird / ſo ziehet es die Hand von ſich ſelber wieder zuruͤck; Aber wenn es ſo ſcheeff bleibet / ſo ſincket das Kind ie mehr und nach der Sei - te / bis es todt iſt. Man kan es zwar nicht zu rechter Geburt bringen / wie es denn bey ſolcher Stellung unmoͤglich iſt; Jedoch kan man es zu einer gluͤcklichen Geburt bringen / damit das Kind ohne Schaden der Frauen gluͤcklich gebohren werden koͤnne / wel - ches ich nach dreyen Tagen gethan / und kam die Frau geſund und gluͤcklich davon. Haͤtte es nun die Wehe-Mutter bald beym Anfange gethan / ſo waͤre auch des Kindes Todt verhuͤtet wor - den / wenn nur der Hindern gleich in die Geburt eingelencket wird / wie ich es offt erfahren habe. Und ich halte dieſe Geburt unter den unrechten Geburten noch vor die gluͤcklichſte / weil des Kin - des Leben gar leicht dabey erhalten werden kan / wenn ihm nur die Wehe-Mutter / ſo bald das bekannte Waſſer ſpringet / gleiche einhilfft / ſo bleibet das Kind bey Kraͤfften / und kan mit Gewalt durchdringen. Es zwinget auch das zweyfache Kind / die Mut - ter-Oeffnung ſo von ſammen / daß das Kind mit dem nachfolgen - den Kopff zugleich durchgehet. Offt ruͤcken ſich ſolche Kinder ſelbſt ab / und folget gluͤckliche Geburt / da doch die Wehe-Mut - ter das Haͤndlein in der Geburt ſchon gefuͤhlet und gemercket / und wieder verlohren hat / da ſie denn nicht weis / wie es damitzuge -49Von den unrechten Stellungen der Kinder. zugegangen iſt. Ich habe (GOtt ſey Danck) bey dergleichen Geburten wenig Kinder verlieren duͤrffen / bey welchen ich zu An - fang der Geburt geweſen bin. Es iſt wohl eine ſchwere Geburt vor die Frau / aber nicht ſo gar gefaͤhrlich dem Kinde und der Mutter. Wenn nur etwas Wiſſenſchafft iſt / ſo iſt dieſen erzehl - ten Geburten noch am beſten zu helffen. Sie gehen auch man - chesmal ohne Huͤlffe oder der Wehe-Muͤtter Wiſſenſchafft / wenn GOtt will / ſonderlich wo es ſtarcke Naturen trifft. Es ſind mir aber noch ſchrecklichere Geburten der Haͤndlein zu Handen kommen / als:

Da das Kind ruͤcklings qvaͤr uͤber den Leib gelegen / des Kindes Kopff der Frauen unter der lincken Bruſt / und alſo die Fuͤßlein unter der rechten Bruſt / der Hindere aber / der Frauen in der rechten Seite / daß es alſo gantz ruͤckwerts gelegen / und das eine Haͤndlein hinter dem Ruͤcken in die Geburt langen laſ - ſen / welches eine ſchwere Geburt zu wenden. Wo das Kreiſten ſchon etliche Tage gewaͤhret hat / ſo iſt das Kind durch die Gewalt der Wehen ſo zuſammen gedruckt / daß man nicht mit einem Fin - ger zu der Frauen gelangen kan. So offt ich dazu bin geholet worden / hat es geheiſſen: der Leib iſt verſchloſſen / und alle We - hen ſind weg. Es war ſo; denn der Leib durch die zweyfache Frucht ſo verſacket war / daß alles zugefuͤllet / und die Wehen keine Gewalt mehr gehabt. Als hab ich bey dergleichen Gebur - ten die Frau mit dem Ober-Leibe niedrig / und mit dem Unter-Leibe was hoͤher legen muͤſſen / (doch auch nicht zu ſehr) und die Schen - ckel in die Hoͤhe / der Frauen Ruͤckgrad gleiche / damit hat der Leib Lufft bekommen. Je kuͤrtzer ſich die Frau zuſammen kruͤmmet / je mehr bekommt der Leib Raum / daß ich leichter zu ihr kommen kan / ſo laͤßt ſich das Kind etwas zuruͤcke bringen / daß eine Hand dabey Raum hat. Dann habe ich mich unter dem gantzen Kinde und deſſen Arm mit meiner Hand durchſchmiegen muͤſſen / und des Kindes Fuͤſſe unter dem Hal -Gſe /50Das IV. Capitelſe / wenn es ſich ſo zuſammen gepreſſet / weggenommen / und es zum Ausgange gefuͤhret / wie in den folgenden Kupffern No. XVII. XVIII. XIX. XX. und XXI. zu ſehen / da ich die gantze Wen - dung zeige. Ich habe auf dergleichen Art ſehr viel gehabt / und bin damit (GOtt ſey Danck) noch ziemlich zu rechte gekommen. Solche Stellungen ſind mir offter unter Handen kommen / als alle die vorerzehlten / weil vor gemeldte die Natur eher zu einem moͤglichen Ausgange zwingen kan / als dieſe. Es kan von einer erfahrnen Wehe-Mutter auch wohl verhuͤtet werden / daß die Gefahr nicht ſo groß wird; Aber die Natur kan keinen ſolchen Zuſtand aͤndern. Die meiſten Faͤlle / da Mutter und Kind bey - ſammen bleiben / geſchehen auf ſolche Weiſe / wenn eine Wehe - Mutter nicht Grund hat zu dergleichen Ausfuͤhrung zu helffen. Trifft es aber eine / die Grund hat / ſo hat ſie Urſache bald zu - zugreiffen / wenn das Waſſer ſpringet / da iſt noch Raum gnug das Kind in Zeiten zu wenden / aber unmoͤglich mit dem Kopffe / wo das Waſſer ſchon ſpringet. Muͤſſen alſo die Fuͤſſe genom - men werden / und iſt es Zeit / weil noch Raum da / die Fuͤſſe mit der Hand zu faſſen / und gar leichte bey der Verflieſſung des Waſ - ſers unter ſich ohne alle Gefahr Mutter und Kindes zur Geburt zu bringen / was die Wendung anlanget. Aber dieſe Geburt iſt einmal beſſer vor des Kindes Leben als das andere mahl / und ge - ſchicht auch wol daß ſich das gantze Kind bey ſolcher Wendung durch den Angriff auf einmal uͤberwirfft / aber gar ſelten / es muß noch viel Waſſer beym Kinde in der Mutter ſeyn / ſol ſich das gantze Kind - berwerffen laßen / daß der Kopff mit den Fuͤſſen unter ſich / ſo zuglei - che gegen die Geburt kommen ſol. Jedennoch bleibet der Kopff doch nach der Seite / und laͤßt ſich / wiewol ſehr ſchwer einlencken. Es muß aber auch bald geſchehen / ehe das Waſſer ſich gar ver - laͤufft / ſonſten wird das Kind trocken / und bleibet in der Runde liegen / ſo macht man die Gefahr groͤßer / als wenn man die Fuͤſ - ſe behalten haͤtte / wie ich zuvor gemeldet. Es gehet aber eher an /wenn51Von den unrechten Stellungen der Kinder. wenn die Wehe Mutter Verſtand vom Wenden hat. Denn ſo bald das Kreiſten angehet / wornach du dich richten mußt / und das Waſſer noch ſtehet (indem gemeiniglich viel Waſ - ſer bey dergleichen geraum-liegenden Kindern vorhanden iſt) wenn ſie ſich bey noch ſtehendem Waſſer mit den Armen ſo verwerffen / und ſo unrecht ſtehend / liegen bleiben / ſo ha - ben ſie großen Platz auf allerhand Weiſe ſich zu verwerffen / wie es kommet / als das geraum-liegende Kind in dem Kupffer No. IX. zeiget. Es iſt mir dergleichen Lager der Kinder bey angehender Geburt und noch ſtehendem Waſ - ſer unterhanden kommen / daß ich die Hand des Kindesrecht gefuͤhlet hinter des Kindes Ruͤcken liegen / da druckte ich ihm die Hand mit meinen eingelaſſenen Fingern / als wenn ich kneipen wolte / zuſammen / auf dergleichen Weiſe / wie du in dem vorgehendem Kupffer No. II. ſehen kanſt / da ich es eben ſo ge - macht / dieſer Urſache halben / damit daß das Kind die Hand wie - der zu ſich ziehen ſolte. Als dann iſt es mir etliche mahl gluͤcklich angegangen / daß ſich dabey das gantze Kind uͤberworffen / und alſo mit dem gantzen Leibe ſammt den Haͤnden und Fuͤſſen und dem Kopffe unter ſich gegen die Geburt kommen iſt / daß ich keines Wendens mehr noͤthig gehabt habe / wenn das Waßer gebro - chen / als nur dem Kinde / ſo gut es ſeyn koͤnnen / zur Geburt zu helffen / und iſt die Geburt etliche mahl noch gluͤcklich erfolget. Wenn es angehet / ſo iſt dieſe Wendung gar leicht; Aber allezeit gehet es nicht an / es muß groß Waſſer bey dem Kinde ſeyn / ſol es alſo gelingen. Geſchiehet es nicht / ſo muß die Wehe-Mutter / wie ſchon gemeldet / ſo bald das Waſſer bricht / ihre Hand ein - laſſen / und das Kind wenden. Wird dieſes nicht gethan / ſo dringet des Kindes Hand und Arm / bey Verflieſſung des Waſſers in - und vor die Geburt / als das Kupffer No. IX. den Anfang zei - get / wie die Hand in die Geburt ſincken kan / und ſincket alſo das gantze Kind ruͤcklings nach / und dringet bis an die Schulter ſcharffG 2ein /52Das IV. Capitelein / alsdenn muß doch die Wendung geſchehen / ſol die Frau das Leben erhalten / wie ich dir dergleichen ſchwere Wendung zeigen werde / weil das Kind beym Waſſerſpringen ſo zuſammen ge - draͤnget / und der Platz klein wird / daß mit großer Muͤhe und bey großer Wiſſenſchafft kaum die Fuͤßlein zu gewinnen ſeyn / (als die gemeldte Kupffer No. XVII. XVIII. XIX. XX. und XXI. die Wendung zeigen) in dem ſie klein und durch die Gelencke zu regieren ſeyn / welches bey dem Haupte nicht moͤglich; denn das Haupt iſt zu groß / ſo iſt es auch zu gedrange / und unmoͤglich von der Stelle zu bringen / wo es lieget. Durch Druͤcken oder Strei - chen laͤſſet es ſich wol anſehen / als weiche es; So bald man aber mit dem Streichen nachlaͤßet / ſo iſt es wieder an ſeiner Stelle / denn es iſt kein weg ruͤcken / ſondern nur ein Weichen. Das Kind lieget in der Mutter wie in einem naſſen Tuche / das dem Kinde an dem Leibe anklebet. So dencke doch: wenn ich ein naß Hembde / daß es zugleich uͤber dem Kopff waͤre / an - haͤtte / und du ſolteſt mich aus dem Hembde heraus ziehen. Ich wil es verkehrt zeigen: das Hembde mir abzuziehen waͤre wohl moͤglich / mich aber aus dem Hembde zu ziehen / iſt zwar moͤglich aber ſchwer; Aber noch ſchwerer / wenn ich ſolte und muͤßte darinnen umgekehret werden. Als kanſt du erachten / wenn ſolch Kind in einem lebendigen Leibe / mit dem Kopffe ſolte umgekehret werden / was wuͤrde das nicht vor Schmertzen bringen / es waͤre unmoͤglich auszuſtehen / wie es denn auch nicht moͤglich iſt den Kopff / wegen des ge - drangen Liegens / von der Stelle zu bringen / wenn das Waſſer ſchon verfloßen; Die Fuͤſſlein aber wegen der Gelencke / und daß ſie geſchlancke und klein ſeyn / wie zuvor gemeldet / ſind bey allen Geburten / wiewol bey einer ſchwerer als bey der andern / zu gewinnen / nach dem GOtt Segen und Kraͤffte giebt / und des - wegen habe ich und du Urſach GOtt darum zu bitten.

Es werden auch Kinder mit dem Hindern oder Steuß ge -boh -53Von den unrechten Stellungen der Kinderbohren / und geſchiehet weder Mutter noch Kind kein Schade ſo leichtlich; Iſt was zu fuͤrchten / ſo iſt es dem Kinde. Schwer iſts zwar vor die Frau / doch keine Gefahr ſo leichte vor keines zu beſorgen / die Wehe-Mutter ſey wie ſie wolle. Iſt ſie aber er - fahren / ſo kan ſie der Frauen und dem Kinde viel helffen. Sie - he dieſes Kupffer No. X. wie die rechte Hand das Kind mit der Huͤffte faſſet / und die lincke Hand mit den erſten zwey Fingern beym Daumen den innern Mutter-Mund luͤfftet / um zu helf - fen / nur ſo viel / als die Huͤlffe und der Wehen Zwang mit ſich bringen / daß man das Kind unter den Wehen was ſteiff unter ſich haͤlt / ſo koͤnnen alsdann die Wehen / die von der Natur ge - trieben werden / das Kind mehr ein - und durchdringen. Wenn aber das Kind nicht etwas feſte / (doch ſo feſte / daß es ihm nicht ſchaden kan /) unter ſich angehalten wird / ſo ziehet es den Steuß allezeit an ſich / ſonderlich bey den Wehen / ſo ſtarck es kan / und verhindert oder verlaͤngert offt die Geburt ſo lange / bis es todt iſt / oder ſchwach wird / daß es ſich dann nicht mehr wehren kan / darauf folget erſt die Geburt. Dieſes anſich halten der Kinder geſchicht leichtlich / wenn es ſtarcke große Kinder ſeyn / oder da die Frau ſchwer zum Gebaͤhren iſt / bey dieſen beyden Urſachen hemmet es ſich am meiſten. Sind aber die Kinder klein / und die Frau von leichter Geburt / da gehet es wohl von ſich ſelber ohne allen Schaden / und Huͤlffe der Wehe-Mutter. Jedoch kan ge - ſchickte Huͤlffe bey dergleichen Geburten deſto gewiſſer helffen.

Chriſt.

Wunderlich iſts / daß ein Kind mit dem Hin - dern gebohren / eher mit dem Leben davon kommt / als wenn es mit den Fuͤſſen muß gebohren werden / wie gehet denn das zu?

Juſt.

Ich habe dergleichen viel Geburten unter Haͤnden ge - habt / aufs wenigſte hat das Kind noch die Taufe erlanget / die meiſten aber haben ſich gar erhalten / daß ihnen die Geburt nichts geſchadet. Die mir aber mit den Fuͤßlein gebohren worden / da -G 3von54Das IV. Capitelvon habe ich die meiſten verlieren muͤſſen / und die wenigſten er - halten. Halte derowegen dafuͤr / daß das zweifache Kind ſo viel Erweiterung der Geburt machet / daß das Haupt bald mit durch - gehen kan / wie michs die Erfahrung offt gelehret / die Fuͤßlein aber hingegen ſeyn klein / und das Kind am gantzen Leibe nicht ſo dicke / wie am Haupt. Trifft es nun einen ſchwer - gebaͤhrenden Leib / welchen die Gewalt zwingen muß / ſo iſt das Kind unmoͤglich zu erhalten. Laͤſſet man ihm Lufft / und dringet nicht mit Wehen drauf / ſo kan es nicht fort / und kommet dabey um. Wil man auch mit Wehen drauf dringen / ſo laſſen ſie ſich auch nicht zwin - gen / weil das Kind oder die Frucht das meiſte Theil gebohren iſt. Es verſitzen die Wehen in dem leeren Leibe gar leicht / und iſt alſo oͤffters ſehr ungluͤcklich mit den Kindern abgelauffen / daß die meiſten ihr Leben laſſen muͤſſen.

Es iſt oben erwehnet: wenn das Kind qvaͤr uͤber die Geburt mit dem Ruͤcken lieget / daß es ſchwer zu wenden ſey / ſonderlich / wenn das Haupt des Kindes mehr der Frauen unter der lincken Bruſt oder Seite / als an der rechten / lieget. Weil es der Wehe - Mutter nicht zur Hand lieget / ſo iſt es ſchwer wieder die Hand zu wenden: Es iſt aber noch ſchwerer / wenn gar kein Haͤnd - lein ſich dabey weiſet / wie in dem Kupffer No. XI. zu ſehen / denn das Haͤndlein fuͤhret mich noch an / an welcher Seite des Kin - des Kopff lieget / und ich kan noch allemahl bey den Achſeln des Kindes unter den Aermlein beſſer beykommen / damit ich zwi - ſchen das Kind komme / die Fuͤßlein zu ſuchen. Ich bin etliche mahl in dergleichen Zuſtande zu Huͤlffe geruffen worden / daß die Frauen ſchon drey bis vier Tage in Kindes-Noͤthen geweſen / wo kein Haͤndlein ſich gezeiget / bis der Ruͤck grad des Kindes bre - chen muͤſſen. Das kan aber nicht eher geſchehen / bis es todt / und ſich nicht mehr anſtemmen kan. So lange es lebet / ſtehetes55Von den unrechten Stellungen der Kinder. es hoch / und iſt das Kind oder die Frucht / wenn das Waſſer gebrochen / ſchwer zu erreichen / ſonderlich von unerfahrnen We - he-Muͤttern. Es muß dann heißen: Es iſt noch nicht Zeit zum Gebaͤhren / ſonderlich wo kein rechtſchaffen Waſſer dabey iſt. Wenn gleich was weniges iſt / ſo verſchleichet es ſich; Es ſind viel Geburten / wo wenig / auch faſt kein Waſſer dabey iſt / daß man ſprechen koͤnte: das Waſſer iſt ja geſprungen / dennoch kan man es nicht zeigen / wenn es ſpringet / weil / wie gemeldet / ein weniges da iſt / und daſſelbe ſich verſchleichet. Ich bin unter - ſchiedliche mahl darzu geholet worden / wo ſie es noch nicht vor Kreiſten gehalten haben / da es doch zwey-auch drey Tage ge - wehret hatte. Ehe ich aber auf etliche Meilen darzu kommen konte / waren Mutter und Kind todt. Weil ſich denn in ſolchem Zuſtande das Kind mit nichts zeigen kan / ſo ſagen ſie dann: es iſt nichts zu erreichen / und kein Kind zu fuͤhlen / es kan nicht Krey - ſten ſeyn / es iſt noch nicht Zeit zum Gebaͤhren / und indem wer - den Mutter und Kind dem Tode zu theil. Mir iſt auch wieder - fahren / daß ich noch in dergleichen Begebenheit zu rechte gekom - men bin / die Mutter zu retten. Es iſt aber dieſe Wendung ſehr ſchwer / das Kind wieder zuruͤck zu bringen / daß man die Fuͤßlein finden kan. Und wenn ich ſie gleich gefunden / ſo iſt es unmoͤg - lich geweſen / mit einer Hand die Fuͤſſe zu ziehen / daß ſich das Kind umwerffen koͤnnen; Als habe ich dem Kinde die Fuͤſſe an - geſchlinget / wie dieſes Kupffer No. XI. weiſet / daß ich die Schnu - re mit der lincken Hand ziehen koͤnnen / und mit der rechten Hand habe ich dem Kinde in die Hoͤhe geholffen / ſo iſt es gluͤcklich und ohne allen Schaden mit der Frauen abgegangen / welches ich oͤffters probiret.

Gleich ſchlimme Geburt iſt vor der Kinder Leben / wenn das Kind mit dem Bauche gebohren werden wil / und es nicht bey dem Waſſerſpringen verhuͤtet wird / ehe das Kind ſchwach und todt iſt / wie das Kupffer No. XII. ſo die Verhuͤtung zeigen ſol /aus -56Das IV. Capitelausweiſet / da der Wehe-Mutter Hand den Kopff des Kindes un - ter ſich nach der Geburt zeucht. Wenn aber niemand dabey iſt / ſolch Ubel zu verhuͤten / indem es bald geſchehen muß / wenn das Waſſer ſpringet / ſo iſt dann nichts uͤbrig als das Wenden / wie dieſes Kupffer No. XIII. weiſet / ſol die Mutter (oder Frau) ge - rettet werden. Wo aber das Kind ſich nicht laͤßt mit dem Kopffe an - und in die Geburt bringen / weil es nicht allemahl angehet / wie in dem vorher gehenden Kupffer No. XII. ſo die Verhuͤtung zeiget / zu ſehen / ſo muß man das Kind mit den Fuͤſſen wenden / und dieſelben anſchlingen / daß die rechte Hand den Leib des Kin - des regieren kan / und die lincke Hand / die Fuͤße des Kindes un - ter ſich ziehe / wie ich im vorhergehenden Kupffer ſchon gezeiget / und bey nachfolgender Wendung weiter zeigen werde / da die rech - te Hand den Leib oder die Seite des Kindes in die Hoͤhe hebet / ſo viel es moͤglich iſt / damit die Fuͤſſe unten oder oben / wie es ſich am beſten beykommen laͤßt / durchgehen koͤnnen. Als mußt du hier mit deiner rechten Hand des Kindes Bauch und Huͤffte / wie es nach der Seite lieget / in die Hoͤhe heben / damit die Fuͤſſe unter dem Leibe nach und nach durch koͤnnen kommen / wie ich dir bey folgender Wendung / wie es gehen kan / weiter zeigen werde / in dem ein großer Unterſcheid bey dieſen Geburten mit dem Wen - den iſt. Denn wo die Kinder erſt verſcheiden oder verſchieden ſeyn / da ſind ſie noch nicht ſo eingepreſſet / als wenn ſie zwey bis drey Ta - ge und mehr / unter den dringenden Wehen todt gelegen haben. Dann man kan ſie offte gar leichte mit der Hand ohne die Schnu - re / in der Zeit uͤberwerffen / wie ich ſchon gezeiget habe / mit den Fuͤßlein / ſo wohl bey dieſer uͤblen Geburt / als bey der andern vor - hergehenden / wenn es bald geſchiehet / da der opff Kanzubringen nicht moͤglich iſt / als wenn es noch geraume lieget / da es im nach - Folgenden Kupffer No. XIII. ohne die Anſchlingung nicht geſche - hen kan / daß ſie alſo gebohren werden koͤnnen / wie eine unrechte Geburt pfleget / jedoch einmahl auch beſſer als das anderemahl /ohne57Von den unrechten Stellungen der Kinder. ohne Huͤlffe der Schnure / als zum Exempel: Wenn die Fuͤß - chen beyde beyſammen liegen / und das Kind noch was Naſſes / oder wie ich es nennen ſol / was ſchleimiges um ſich hat. Denn ehe die Wehen etliche Tage das Kind ſo zuſammen preßen / hat es noch allezeit etwas naſſes oder ſchleimiges um ſich / doch eines mehr / als das andere. Denn wo groß Gewaͤſſer bey einer Frauen iſt / wenn ſie ſchweer gehet / da bleibet mehr Feuch - tigkeit und Schleim / ob gleich das Waſſer bricht / bey den Kindern / als bey den Frauen / wo wenig Waſſer bey den Kindern / in der Frauen Schwer-gehen iſt. So ſind auch ſolche ſchleimichte und naſſe Kinder / ſonderlich wo die Fuͤſſe bey - ſammen / oder nicht weit vonſammen liegen / erſtens gar leichte umzukehren und auszufuͤhren / ohne Huͤlffe einiges Bandes o - der Schnure / und muß man gleich eine Schnure oder Band neh - men / wenn die Fuͤßlein zu weit vonſammen laͤgen / daß man das eine Fuͤßlein / welches zum erſten gefunden wird / feſte machen kan / ſo kanſt du doch mit den Fingern in deiner Hand ſolche Schnure oder Band mit dirnehmen oder nachholen / denn wo es noch nicht ſo feſte zuſammen und eingepreßt iſt / ſo kanſt du gar leichte mit deiner Hand zuruͤck kommen / und ſolche Schnure ho - len / wenn du nur zuvor weißeſt / wo das eine Fuͤſſlein lieget / als - dann faſſe dieſes erſte Fuͤßlein mit der Schnure feſte / wie du da ſieheſt / wo die Fuͤßlein mit der Schlinge geſchlungen ſeyn; her - nach halte das angeſchlungene Fuͤßlein an der Schnure mit der lincken Hand feſte wieder / daß ſich dieſes Fuͤßlein im Leibe durch das Suchen mit deiner rechten Hand des andern Fuͤßleins nicht vorſchieben kan. Wenn du nun beyde Fuͤßlein haſt / ſo kanſt du das angefaßte Fuͤßlein an der Schnure von auſſen mit deiner lin - cken Hand ziehen / und das in der rechten Hand / in der Hand be - halten / und alſo beyde zugleiche unter ſich gegen die Geburt befoͤr - dern. Das gehet aber bey dieſer letztern Wendung / die ich dir weiter zeigen werde / ſo gut nicht an / mit dem Aus - und Ein -Hgreif -58Das IV. Capitelgreiffen deiner Hand / wo das Kind ſchon einen Tag und mehr todt gelegen / da iſt das Kind ſo zuſammen gepreſſet / daß du gu - te Vernunfft / und auch Staͤrcke in deiner Hand und Arm haben mußt / dich hindurch und bey die Fuͤſſe des Kindes zubringen. Da kanſt du keine Schnure mit dir nehmen / in dem du die Fuͤße erſt ſuchen mußt. Und ob du gleich einen Fuß gefunden haſt / ſo kanſt du doch den andern nicht ſuchen / bis dieſer angeſchlungen iſt / es ſey denn / daß ſie nahe beyſammen laͤgen. Und wenn ſie auch nahe beyſammen liegen / ſo muͤſſen ſie doch beyde geſchlungen werden / ehe du die Fuͤſſe ziehen kanſt; Denn die Fuͤſſe koͤnnen nicht eher unter ſich / bis du mit deiner rechten Hand den Leib des Kindes in die Hoͤhe hebeſt / alsdenn kan deine lincke Hand beyde Fuͤße mit der Schnur unter ſich nach und nach ziehen / wie ich dir ſolche Wendung weiſen werde.

Ehe ich aber die ausfuͤhrliche Wendung / wo die Kinder ſchon todt / und nur die Mutter zu retten noͤthig iſt / zeige / wil ich dir noch zuvor eine uͤbele Geburt der Haͤndlein beſchreiben / als: wo beyde Haͤndlein ſich unter des Kindes Kopff herfuͤr in die Ge - burt geben wollen / (Siehe das Kupffer No. XV. und XVI.) Was dieſes vor eine ſchlimme Geburt vor Mutter und Kind iſt / ſonderlich / wenn die Wehe-Mutter nicht zu helffen weiß / oder zu langſam dazu kommt / wenn das Waſſer ſchon gebrochen / kan ich nicht gnugſam beſchreiben. Wenn aber die Wehe-Mut - ter zu rechter Zeit zu gegen iſt / ſo kan ſie dieſe uͤble Geburt leich - te verhuͤten. Denn ſo lange das Waſſer noch nicht gebrochen iſt / ſo bleiben die Haͤnde und der Kopff nahe beyſammen / daß man gar leichte beyde Haͤndlein ſammt dem Kopffe fuͤhlen kan. Wenn man nun beyde Haͤndlein kneipt / wie ich ſchon pag. 39. berichtet habe / und das Kupffer No. II. weiſet / ſo zeucht das Kind die Haͤnd - lein zuruͤck / und der Kopff dringet ſich in die Geburt / ſonderlich wenn man das Kind / nehmlich die Haͤndlein / kurtz vor dem We - hen kneipet / ſo dringet der Wehen den Kopff des Kindes deſtoſtaͤr -59Von den unrechten Stellungen der Kinder. ſtaͤrcker in die Geburt / wenn das Kind die Haͤnde zuruͤck zeucht. Es ruͤcket ſich der Kopff ohne dis unter ſich / wenn es recht iſt / in dem das Kind die Haͤnde an ſich zeucht / und der Wehen nachdruͤcket / es folget die Geburt gluͤcklich und recht vor Mutter und Kind. Solte aber das Kind wegen des Kneipens den Kopff / welches auch offters geſchiehet / mit zuruͤck ziehen / und ſich uͤber ſich in die Hoͤhe auswenden wollen / ſo mußt du das Kneipen un - terlaßen. Du kanſt es bald mercken / ob es ſich ſo hoch zuruͤck zum Auswenden heben kan; Denn wenn es ſich ſo hoch zuruͤck hebet / daß du das Kind nicht mehr erlangen kanſt / ſo kan es ſich bald verwenden / darnach kanſt du dich richten. Es wendet ſich nicht bald das erſte mahl aus / es kommt wieder zu - ruͤcke / daß du es wieder erreichen kanſt. Offters kommen auch die Haͤndchen wieder mit / wenn ſich der Kopff wieder herunter giebt / offters auch nicht. Bleiben ſie nun zuruͤck / ſo iſt es deſto beſſer; kommen ſie aber wieder mit / ſo mußt du das Kneipen blei - ben laſſen / und lieder das Waſſer ſprengen / wenn es ja zu lan - ge ſtehen ſolte / und du ihm beykommen kanſt. Als dann kneipe die Haͤndchen / das ſie das Kind an ſich zeicht / ſo bald das Waſ - ſer laufft; Oder haſt du ſo viel Mutter-Oeffnung / ſo laß gleich mit dem Waſſerbrechen deine Hand ein / und dringe die Haͤndlein un - ter des Kindes Kopff zuruͤck / und hilff dem Kopffe ein / ſo haſt du eine rechte / und gluͤckliche Geburt zu gewarten. Denn wenn du das Waſſer nicht ſprengeſt / und das Kind hat ſo viel Platz / (wie geſagt) daß es ſich zuruͤck heben kan / auszuwen - den / ſo kanſt du mit dem Waſſerſprengen dem Kinde auf ſolche Weiſe / wie ich es dir beſchrieben habe / das Leben er - halten / weil es ſich als dann nicht mehr auswenden kan. Bricht aber das Waſſer von Natur / und bringet die We - he-Mutter die Haͤnde des Kindes nicht bald zuruͤck / ſo dringen ſie bald in die Geburt / nach und nach bis an die Bruſt des Kindes / alsdenn muß das Kind den Halß brechen /H 2wie60Das IV. Capitelwie dieſes Kupffer No. XVI. den Anfang des Zuruͤckwei - chendes Kopffes zeiget. Er weichet / ſo weit er kan / zuruͤck uͤber ſich / daß des Kindes Halß mit der Gurgel auf der Frau - en Schooßbein ſich anſetzet. Je ſchwaͤcher nun das Kind wird / daß es ſich nicht mehr wehren kan; je ſtaͤrcker und feſter treiben es die Wehen auff ſolche Weiſe an / und iſt dann nichts uͤbrig / als der Frauen das Leben zu retten / und das Kind mit den Fuͤſ - ſen zu wenden; Man kan aber ſchwer unter des Kindes Bruſt durch / zu den Fuͤſſen kommen / wenn es ſchon todt iſt / weil ſich die Bruſt des Kindes ſo tieff in die Geburt eingepreſſet hat / und beyde Haͤnde dieſelbe nebſt der Bruſt ziemlich fuͤllen / daß die Wehe-Mutter ihre Hand ſchwer einbringen kan; Als muß man beyde Arme abloͤſen / weil das Kind ohne dis todt iſt. Ich habe es zwar nicht noͤthig gehabt / weil ich kleine Haͤnde habe. Aber wel - che Wehe-Mutter groſſe Haͤnde hat / die wird nicht durchkom - men. Iſt es demnach beſſer dem todten Kinde die Arme abzuloͤ - ſen / weil man die Bruſt beſſer zuruͤck bringen kan / um mehrern Platz zu bekommen / und die Mutter zu retten / als Sie mit dem todten Kinde ſterben zu laſſen. Wenn man nun das Kind beſ - ſer zuruͤck in die Hoͤhe gebracht / ſo kan man hernach die Fuͤſſe erlangen / ſelbte anſchlingen / und wie vorher gezeiget / ausfuͤh - ren / maſſen ſolches auch nachfolgende Wendungs-Kupffer zeigen ſollen / wie ich nemlich den Eingriff meines Armes / bis an den Ellebogen / die Fuͤſſe zu ſuchen / einbringen kan und muß / ſoll das Kind gewendet / und die Frau gerettet werden / und wie ich mir in dergleichen Nothfall einen Stoͤcken ſammt der Schnur mit der lincken Hand zugefuͤhrt habe / weil es unmoͤglich vor mich und die Frau iſt / die Schnure oder Band mit der rechten Hand zu holen / die lincke Hand aber kan es der rechtẽ nicht anders beybringen / als mit einem zarten kleinen Stoͤckchen / welches ich offters probiret habe. Solch Stoͤckchen ſammt der Schnure / und wie ſie mit der Schlinge eingeqvetſchet ſeyn muß / iſt an derSei -61Von den unrechten Stellungen der Kinder. Seite des Kupffers No. XVII. gezeiget / da ſiehe nach. Es ſind fuͤnff Kupffer / welche die Wendung bis an den Kopff des Kin - des zeigen. Weil nun dir und allen Weh-Muͤttern dergleichen Geburt / wo das Kind mit den Fuͤſſen vorkommt / bekant ſeyn muß; So hab ich nicht fuͤr noͤthig geachtet / es weiter zu erklaͤ - ren und auszufuͤhren. Jedoch wil ich dir Nachricht geben / was das noͤthigſte bey dergleichen Geburten noch zu erinnern iſt / als: wenn das Kind vor ſich mit dem Leibe bis an den Halß oder Kopff gebohren iſt / und des Kindes Kinn ſich an das Schooßbein der Frauen hemmet oder anſetzet / ſo mußt du ihm mit den gewoͤhn - lichen zwey Fingern davon abhelffen. Siehe das Kupffer No. XXI. Ingleichen von dem innern Mutter-Munde / welcher ſich offters auf ſolche Arth / wie bey dem Schooßbein zu ſehen / dem Kinde unter dem Halſe oder Kinne vorſchlaͤgt. Dieſe Hemmung oder Vorſchlagung des innern Mutter-Mundes geſchiehet / wenn das Kind mit dem Geſichte gegen den Maſtdarm der Frauen lieget. Ihm iſt aber bald wie beym Schooßbein / durch deine Finger ab - zu helffen / gieb nur Achtung drauf / ſo wirſt du es kundig wer - den. Nun folgen die fuͤnff Kupffer / welche dir zeigen die gan - tze Wendung der todten Kinder / ſo unmoͤglich zu gebehren ſeyn / wenn ſie nicht gewendet werden. Als: ſiehe das Kupffer No. XVII. an / das zeiget dir / wie ſchon gemeldet / der Wehe-Mutter An - und Eingriff / mit ihrem gantzen Arm / ſammt dem Stoͤckchen / darinn die Schnure eingeqvetſchet iſt / und durch die lincke Hand der rechten muß beygebracht werden / auch wie die rechte Hand die Schlinge von dem Stoͤckchen faſſet und abnimmt / und wie ſie dem Fuſſe muß angeſchlungen werden. Siehe das Kupffer No. XVIII. an / da wirſt du das Anſchlingen ſehen / wie es an - gehen kan bey dergleichen Stellung / wenn das Kind die Fuͤße - ber ſich hat. Das Kupffer No. XIX. zeiget die Huͤlffe des Wen - dens / nemlich: wie die lincke Hand die angeſchlungenen Fuͤſ - ſe ziehet / und die rechte Hand dem Kinde unter dem Arm / denH 3Fuͤſ -62Das IV. CapitelFuͤſſen Lufft zu machen / in die Hoͤhe hilfft / und wie es nach und nachmuß gezogen werden. Siehe des Kindes Beine an / um etwas Nachricht zu faßen / daß die Frau nicht uͤbereylet werden darff / wie wenig die Fuͤſſe auf einmahl durch der Wehe-Muͤtter Haͤnde ge - zogen werden koͤnnen. Das Kupffer No. XX. weiſet die Wen - dung ſchon mehr / da das Kind ſchon uͤberworffen iſt / wie es ſich durch das Ziehen und Luͤfften nach und nach beſſer geben kan / bis es endlich bis zum Kopffe gebohren iſt / wie das Kupffer No. XXI. zeiget / und dir die Huͤlffe weiter ſchon beſchrieben habe.

Chriſt.

Lieber / ſage mir doch / ſind denn die uͤbele Ge - burten oder die unrecht-liegende Kinder / ſo viel dir bekannt worden / bald alle?

Juſt.

Nein! ich werde dir noch etliche hierbey zeigen / als im Ku - pffer No. XXII. wenn das Kind mit den Fuͤſſen unter ſich zuſam - men gekrippet ſtehet / und das Geſichte ſammt dem Leibe / der Frauen gegen den Ruͤcken hat / welches wol geſchiehet / daß es ſich gar nicht zu rechter Geburt als natuͤrlich wendet. Dieſer Geburt iſt nun nicht beßer zu helffen / als die Fuͤſſe beyde durch der Wehe-Mutter Hand in die Geburt einzufuͤhren / daß ſich das Kind nicht auf beyden Seiten des Schooßbeins mit den Fuͤſ - ſen an und aufſetzen kan / wie wohl es nicht leichte geſchiehet. Je - doch wenn es ja geſchehen ſolte / gebe ich dir hierbey zu mercken / daß es zum wenigſten langwierige Geburten verurſachen koͤnte. Es kommen auch Kinder mit den Fuͤſſen allein / bald in die Ge - burt von ſich ſelbſt / wie das Kupffer No. XXIII. zeiget / da ſie nach der Seite krumm liegen. Dieſes Liegen aber ſchadet der Ge - burt keines Weges / das Kind liege nach welcher Seite es wol - le / wenn die Fuͤſſe nur gleiche in die Geburt ſeyn / ſo folget e - ben ſo die Geburt / wie ſolche mit den Fuͤſſen zuvor geborne pfle - gen. Aber du mußt beyde Fuͤſſe zuſammen behalten / wenn ſich ja das eine ausſetzen wolte / wie dieſes Kupffer No. XXIII. wei - ſet / ſol es gleiche eingehen / und nicht langwierige Geburt ver - urſachen.

So63Von den unrechten Stellungen der Kinder.

So pflegen auch Kinder mit den Knyen gegen die Geburt zu kommen / wie das Kupffer No. XXIV. zeiget / dabey muß die Wehe-Mutter die Fuͤſſe nehmen / ſo gut ſie kan / ſol nicht lang - wierige Geburt erfolgen. Ich habe zwar zuvor erinnert / wenn man die Fuͤſſe des Kindes nehmen muß / daß man allezeit / wo - fern es ſich thun laͤßt / das Kind gegen der Frauen Ruͤcken mit des Kindes Geſichte lencken und wenden ſoll / damit es nicht mit dem Kinne auf das Schooßbein der Frauen an - und auflauffen kan. Aber ſolche vor ſich liegende Kinder laſſen ſich ſchwer und offters gar nicht mit dem Geſichte gegen der Frauen Ruͤcken lencken; Iſt es aber muͤglich / ſo iſt es deſto beſſer vor des Kin - des Leben / wenn es ſich nicht mit dem Kinne auf das Schooß - bein anſetzen kan / denn wo ihm nicht bey Zeiten abgeholffen wird / muß es ſterben / wie offt gedacht worden. Daß Kupffer No. XXV. zeiget die Zwillinge / welche in einem Netze beyſammen liegen. Jedoch geſchiehet dieſes gar ſelten / daß nicht ein Netz - lein dazwiſchen ſeyn ſolte / denn da koͤnnen ſich die Kinder nicht ſo umfaſſen / als in dieſem Kupffer zu ſehen / jedoch aber koͤnnen ſie auff allerhand Arten untuͤchtige Lager an ſich haben / eines ſchlim - mer als das andere. Dabey mußt du nun auch helffen / auff al - lerhand Art / wie du die Kinder im Lager findeſt / dem erſten vor / und dem andern nach. Alſo auch bey dieſem Lager / da ſich bey - de Kinder in einem Netze beyſammen liegende umfaßet haben; denn wenn du eines faſſeſt / ſo bleibet das andere zuruͤcke. Als verſuche / ſo bald das Waſſer bricht / das oben liegende / mit dem Kopffe einzulencken / ſo folget die Geburt des obenliegenden Kindes / und das andere bleibet zuruͤck / bis dieſes gebohren. Hernach folget das ander mit den Fuͤſſen nach / und in dem das Waſſer ſchon gebrochen iſt / kan es ſich hernach nicht anders kehren / fol - get es nicht nach / ſo kanſt du es mit deiner Hand nachholen / wie ſchon gemeldet worden.

Und alſo habe ich dir dieſe Kupffer alle gezeiget / ſo viel ichmir64Das IV. Capitelmir zu zeigen vorgenommen. Es waͤren ihrer zwar noch mehr zu weiſen / als die zu groß-koͤpffiche und ſcheeff-liegende Koͤpffe. Weil ich aber dieſelben zur Gnuͤge beſchrieben habe / ſo wirſt du dich hoffentlich darein / ohne Kupffer richten koͤnnen.

Chriſt.

Lieber / ſage mir doch! du haſt nun drey und dreyßig Kupffer oder Konterfeyten unterſchiedener Ge - burten mir zur Lehre vorgeſtellet / welche Stellungen die - ſer Konterfeyten heiſſen denn gewendet / oder welche muͤſ - ſen gewendet werden.

Juſt.

Du mußt meine Beſchreibung noch nicht mit Be - dacht geleſen haben / ſonſt wuͤrdeſt du ſo nicht fragen. Ich ha - be vermeinet / ich haͤtte es ſo ausfuͤhrlich und deutlich beſchrieben / daß es eine iede Wehe-Mutter / ſo dieſes leſen moͤchte / gleich faſ - ſen koͤnte. Weil du es aber noch nicht faſſen kanſt / und deines gleichen wohl mehr ſeyn moͤchten; So wil ichs um deſto beſſe - rer Nachricht wegen / noch einmahl wiederholen.

Als zum Erſten: wo das Kind ſchon mit dem Kopffe und der Achſel gegen die Geburt lieget / und der Leib des Kindes uͤber ſich / wie das Kupffer Lit. C. weiſet / wofern es nicht bald bey dem Waſſerſprengen verhuͤtet wird.

Zum Andern / da das Kind den rechten Arm in die Ge - burt gegeben / und die Fuͤſſe hoch erſtens unter der Frauen Bruſt gelegen haben / wie das unter ſich Ziehen der Schnure zeiget. Siehe die Kupffer No. IV. und V. an.

Zum Dritten: Da das Kind mit dem Ruͤcken gegen der Ge - burt lieget / und den Arm hinter ſich in die Geburt langet / wie das Kupffer No. IX. zeiget.

Zum Vierten: da die Fuͤſſe mit einer Schlinge angeſchlin - get ſind / und das Kind eben ſo ruͤcklings lieget / nur daß es das Haͤndlein nicht hinter ſich in die Geburt gegeben hat. Siehe das Kupffer No. XI.

Zum Fuͤnfften: da das Kind mit dem Bauche und der Na - belſchnur zuvor lieget. Siehe das Kupffer No. XIII.

Zum65Von den unrechten Stellungen der Kinder

Zum Sechſten: Wenn beyde Haͤnde des Kindes ſchon in der Geburt ſeyn / und der Kopff auff des Kindes Ruͤcken lieget / wie das Kupffer No. XVI. weiſet.

Und zum Siebenden: Siehe die gantze Wendung an / die in Fuͤnff Kupffern beſtehet / als. No. XVII. XVIII. XIX. XX. und XXI. Diß letztere bey der Wendung als No. XXI. weiſet / wie das Kind bis ſo weit durch die Wendung zu bringen iſt. Die nachfolgende Ausfuͤhrung des Kindes / als eine ſolche unrechte Geburt iſt allen Wehe-Muͤttern bekannt / und wenn es auch ei - ner Wehe-Mutter nicht bekandt waͤre / ſo zwinget es doch die Na - tur durch die Wehen von ſich ſelber / ohne ſonderbahre Huͤlffe der Wehe-Mutter. Dieſe alle muͤſſen gewendet werden / wo die Mutter ſol das Leben behalten; Und alle dieſe koͤnnen nicht anders als mit den Fuͤſſen gewendet werden / wenn das Waſ - ſer geſprungen iſt. Je eher nun dieſe Wendung geſchiehet / je beſſer iſt es vor Mutter und Kind.

Chriſt.

Warum unterſcheideſt du dieſe benennte Kon - terfeyten von den andern / es ſind ja mehr unrechte als die - ſe / ſo du ietzt benennet / iſt denn bey den andern nichts zu thun?

Juſt.

Darum zeige ich dir dieſe voraus / weil du nach der Wendung frageſt / denn die andern haben keine Wendung von - noͤthen / in dem ſie in dergleichen Stellungen koͤnnen gebohren werden / jedoch ſchwer ohne Huͤlffe. Geſchiehet aber geſchickte Huͤlffe / ſo iſt es vor Mutter und Kind deſto beſſer; denn dieſe - brige Geburten / ſo unrecht / kan die Natur / wo nur ſtarcke Kraͤffte ſeyn / von ſich ſelbſt durch groſſe Wehen zwingen / als dieſe / welche mit den Fuͤßlein zu der Geburt ſtehen. Das Kind mag das Geſichte gegen dem Ruͤcken oder dem Leibe der Frau - en kehren / ſo gehet es doch / wie wohl ſchwerer / wenn das Ge - ſichte gegen dem Leibe kommt / weil es gar leicht mit dem Kinne an der Mutter Schooßbein ſich hemmen kan / dabey erſticket dasJKind66Das IV. CapitelKind ehender / als bey der andern Geburt / wenn das Geſichte gegen dem Ruͤcken ſtehet. So habe ich es auch noch haͤrter ſe - hen gehen / als: wenn das Kind mit dem Geſichte zuvor kom̃t / (Siehe das Kupffer H. an) wiewohl es unter die unmoͤgliche Geburten gerechnet wird. Dennoch habe ich deren etlichen das Leben nechſt Gottes Huͤlffe gerettet. Und muͤßte gleich das Kind umkommen / ſo zwinget doch die Natur ſolche Geburt von ſich ſelbſten / ohne Huͤlffe und Verſtand der Wehe-Mutter / nur daß die Frau ſchweer und lange in Arbeit ſeyn muß / aber das Leben behalten doch die meiſten Frauen bey dergleichen Geburt.

Item; Wenn die Haͤndlein und Fuͤſſe zugleich zum Aus - gange wollen / (wie das Kupffer No. VI. weiſet) ſo zwingen die Wehen am meiſten die Fuͤßlein / weil ſie mehr gleiten koͤnnen. Doch geſchiehet es nicht allezeit / denn das Kind bemuͤhet ſich / wenn die Wehen kommen / mit den Fuͤßlein anzutreten / weil es mehr Schwung als mit den Haͤndlein zu gleiten hat / dabey endlich die Geburt folgen kan / ſonderlich / wenn viel Waſſer dabey iſt / und eine ſtarcke Frau mit guten Kraͤfften. Denn auch: wenn es mit den Knyen kommt / ſo zwinget es die Natur gleich den Fuͤſſen. Item: wenn es mit dem Hindern kommt. Item: wenn ein Haͤndlein und der Kopff zugleich kom̃en / und ſich der Kopff nicht auf das Sooßbein anſetzet / zumahl / ſo die Frucht ſehr klein iſt. Alſo auch / wenn gleich ein Haͤndlein mit dem Hin - dern kommt / hat auch nicht allemahl Gefahr. Item: es kommt auch wohl ein Haͤndlein vor die Geburt / wie oben gemeldet / da die Fuͤßlein nur ein wenig zuruͤck bleiben / dennoch iſt dabey auch nicht Gefahr.

Dieſe Geburten betriegen die Wehe-Muͤtter am mei - ſten / als koͤnten alle Kinder gebohren werden / ſie moͤchten liegen wie ſie wolten / wenn nur die rechte Stunde kom - me / und wiſſen ſich mit dergleichen Geburten viel zu ruͤh - men / wiſſen aber nicht / daß es manches mahl durch die ge -walt -67Von den unrechten Stellungen der Kinder. waltſame Wehe / und bey dem noch moͤglichen Lager der Kinder von Natur geſchehen kan. Wie nun dieſe zuvor erzehlte unrechte Geburten / die Natur ohne Wiſſenſchafft der Wehe-Muͤtter zwingen kan / daß offters gluͤckliche Geburten fol - gen koͤnnen / wenn GOtt wil: Alſo geſchiehet es auch offters / daß todte Kinder / und zwey - und drey-taͤgiges Kreiſten folget / aus Unwiſſenheit der Wehe-Muͤtter / und doch zwinget es die Natur / daß die Wehe-Muͤtter nicht wiſſen / wie es zugehet / und heiſſet dann: wenn nur die rechte Stunde kommet / ſo gehet es bald. Eben ſo gehet es auch offters zu bey den rechten Geburten / wel - che zwar Huͤlffe noͤthig haben / als das Kupffer B. weiſet / item E. und F. und G. ſo wohl auch die Kupffer H. und I. doch muß ei - ne Frau bey ſolcher rechten Geburt / wo dergleichen Mangel iſt / etliche Tage in Kindes Noͤthen liegen / und gehet endlich doch durch ſchwere Arbeit / aufs wenigſte vor die Mutter noch gluͤcklich ab / (wenn GOtt will) daß alſo die Wehe-Muͤtter ſich dabey betrie - gen / es koͤnnen alle Kinder ohne ſonderliche Huͤlffe gebohren wer - den / wenn nur die Stunde zu gebaͤhren da iſt. Die Wehen zu treiben wiſſen ſie / darum ſind ſie ſo begierig zu treiben / und es geſchiehet ohne allen Unterſcheid und rechten Grund.

Ich hoffe / du werdeſt meine Wiſſenſchafft mit der Huͤlffe / wie ſie mir bekannt worden / verſtanden haben / und die offtere Ubung wird dir den Ausſchlag geben / wie es ſich am beſten wird thun laßen / denn der Seegen Gottes und die gute Vernunfft muß dabey das beſte thun. Darum hab ich dir den Angriff oder die Zuwartung ſo genau und eigentlich beſchrieben / dabey wirſt du kennen lernen / was geſchickte Huͤlffe ſey / welches vielen We. he-Muͤttern noch verborgen.

Was aber die Zwillinge anlanget / ſo muß man mit den - ſelben verfahren auf allerhand Arth / wie ſie liegen nach der Wen - dung oder geſchickten Anhuͤlffe / gleich allerhand angefuͤhrten Ge - burten muß man ſich mit dem erſten und letzten darnach richten. J 2Denn68Das IV. CapitelDenn es laſſen ſich zwey kleine Kinder beſſer regieren / als manch groſſes / welches die Vernunfft giebet. Und habe ich bey dem - ſelben Kupffer ſchon gemeldet / wie ihnen zu helffen / ließ es nur mit Bedacht.

Chriſt.

Liebe Schweſter / deine erſten angezogeneſie - ben Stellungen ſammt deren Wendung ſind erſchrecklich / kan man denn dabey nicht in Zeiten zu Huͤlffe kommen / um ſie zu verhuͤten / daß ſolche ſcharffe Wendung nicht folgen duͤrffe?

Juſt.

Ja / ſie ſind ziemlich / wo nicht gaͤntzlich / zu verhuͤ - ten moͤglich. Wo ich von Anfang bin dabey geweſen / da habe ich es zu dergleichen Geburt nicht kommen laſſen. Der Angrieff und des Kindes Stellung wird bey noch ſtehender Waſſerblaſe dir Nachricht geben / welche Stellung ſo ſchlimm werden kan. Du kanſt bey noch ſtehendem Waſſer dem Kinde am beſten helf - fen. Ich will es dir noch einmahl beſchreiben / ob ſchon vorher gnug davon berichtet worden / wie ich ſie mit Gottes Huͤlffe ver - huͤtet habe.

Das erſte / da der Kopff des Kindes ſcheeff lieget / (als bey dem Kupffer C. zu ſehen) der lieget bey noch ſtehendem Waſſer nicht ſo / denn da hat das Kind noch ſeine Freyheit / den Kopff ſcheeff und gleiche zu haben. Jedoch kan man es mercken / wenn es damit faſelt oder ſpielet. So offt ſich das Kind beweget / ſo fuͤhlet man entweder das offene Haupt oder ein Ohr / aber es lieget ſehr hoch. Das giebt dir große Nachricht / weil es ſich of - te zu veraͤndern pfleget. Ich habe bey dergleichen Zuſtande wohl in acht genommen / wenn es das offene Haupt unter ſich gekehret / und rechte Geburts-Wehen / wie auch rechte Mutter-Oeffnung verhanden geweſen / ſo habe ich das Waſſer geſprenget / und dem Kopffe gleich eingeholffen / ſo ſind gluͤckliche Geburten erfolget. Denn ſo lange das Waſ - ſer ſtehet / iſt der Kopff nicht ſo ſehr ſcheeff zur Geburt; Aber wenndas69Von den unrechten Stellungen der Kinder. das Waſſer ſpringet / und trifft den Kopff ſo ſcheeff habende / ſo iſt das Kind und die Mutter in Lebens-Gefahr; Hernach kan es ſich von ihm ſelber nicht mehr helffen / und den Kopff gerade bekommen / und wird von Wehen zu Wehen immer ſchlimmer gezwungen / bis es erſticken muß. Ich bin zu dergleichen Stel - lung etlichmahl geholet worden / da das Kind nur noch was we - niges gelebet / ich habe doch nicht helffen koͤnnen den Kopff zu rech - ter Stellung zu bringen / weil das Waſſer gebrochen und ver - floßen geweſen / habe endlich nur die Mutter durch Wendung retten / und das Kind mit den Fuͤſſen nehmen muͤßen / hat ſie ſollen ihr Leben erhalten.

Das ander von dieſen Sieben anlangend / da das Kind mit dem Arme ſich gegen die Geburt giebet / wie das Kupffer No. IV. weiſet / ſo iſt dieſer Geburt bey nochſtehendem Waſſer bald bey recht angehenden Geburts-Wehen auch zu helffen / und die Gefahr zu verhuͤten / wo nicht gaͤntzlich / doch um ein groſ - ſes. Gemeiniglich ſtehen ſolche Kinder erſtens recht / und haben das Haͤndlein beym Kopffe / wie ich dir vorher gemeldet / und auch die Verhuͤtung klar gemacht / wie ichs befunden / und offt pro - biret habe. Stehen ſie aber bald ſo / und bricht das Waſſer bey guter Oeffnung des innern Mutter-Mundes / ſo haſt du noͤthig die Hand ſchleunig gleich mit dem Waßerbrechen einzulaſſen / denn mir iſt es vielmahl / Mutter und Kind zuretten / gluͤcklich angegangen. Ich habe des Kindes Kopff bey dem noch fließen - den Waſſer zu rechte gebracht; Wenn aber des Waſſers ſchon zu viel verfloßen geweſen / oder deſſen von Natur gar wenig ver - handen geweſen / ſo iſt der ſchlimme Kopff nicht moͤglich zu rech - ter Geburt zu bringen / (welches dir der An - und Eingriff bald zeigen wird) ſo habe ich die Fuͤßlein gleich im Geraumen genom - men / (ich nenne es im Geraumen / weil es / je laͤnger man war - tet / gedraͤnger wird) und ſeyn offt die Muͤtter und Kinder ge - rettet worden / wo aber nicht die Kinder / dennoch die Muͤtter /J 3und70Das IV. Capitelund iſt dabey das langwierige Kreiſten verhuͤtet worden. So bin ich auch zu dergleichen Gefahr geholet worden / da nichts mehr uͤbrig geweſen / als die Mutter zu retten. Sind nun die Kraͤffte bey der Frauen weg geweſen / daß ſie zu lange ſo liegen muͤſſen / ehe ſie rechte Huͤlffe bekommen / ſo iſt ſie doch noch geſtor - ben. Derowegen nimm dich bey ſolcher Geburt wohl damit in acht / du wirſt allemahl in der Zeit der Frauen helffen koͤnnen.

Die Dritte von oben gemeldten Sieben Geburten / da das Kind mit dem Ruͤcken gegen die Geburt lieget / und den Arm hinter ſich in die Geburt giebet / weiſet das Kupffer No. IX. es hat das Kind dieſen Arm bey noch ſtehendem Waſſer zwar hinter ſich / oder unter ſich / an der Seite / und du kanſt ihn aber bey noch ſtehen - dem Waſſer wol fuͤhlen / und hat mich offters betrogen / daß ich ge - meinet / das Kind ſtehe vor ſich mit dem Leibe / weil ich eine Hand zappeln gefuͤhlet: Wenn aber das Waſſer ſpringet / ſo habe ich bald dem Waſſer entgegen / nach dem Haͤndlein gegrif - fen / und das Kind ſo ruͤcklings gefunden / da ich denn von der Hand abgelaſſen / und dem Kinde mit dem Ruͤcken in die Hoͤhe geholffen / zum Uberwerffen. Iſt es denn nicht angegangen / ſo habe ich bald die Fuͤſſe genommen / und mit dem ausflieſſenden Waſſer das Kind gar leichte unter ſich gebracht / dabey iſt ſolche Gefahr verhuͤtet.

Die Vierte von oben-gemelten Sieben Geburten / da die Fuͤſſe mit einer Schlinge geſchlungen / und das Kind mit dem Ruͤcken ſich in die Geburt giebet / nur daß es das Haͤndlein nicht hinter ſich leget / wie das Kupffer No. XI. weiſet / ſo lieget es denn tieff / und iſt ſchweer zu erreichen. Weil es aber bey rechten We - hen muß erreichet werden / um die Gefahr zu verhuͤten / ob es zwar vor die Frau und Wehe-Mutter ſchweer iſt / jedoch ſo iſt es beyden noch ſchwerer / wenn es in die Gefahr kommt / daß das Waſſer ſpringet / und das Kind ſo ſtehen bleibet / alsdann iſt nichts mehr uͤbrig / denn der Frauen das Leben zu retten / unddas71Von den unrechten Stellungen der Kinder. das Kind zu wenden / nach vorher gezeigter Wendung / welches bey geſprungenem Waſſer viel ſchwerer iſt / als bey ſtehendem. Dieſe Wendung bey ſtehendem Waſſer hab ich dir ſchon vorher auf beyderley Art gezeiget / ſiehe nur zu ruͤcke.

Die Fuͤnffte von oben beſchriebenen Sieben Stellungen / da das Kind mit dem Bauche und der Nabelſchnure in die Geburt eindringet und zuvor kommet / (ſiehe das Kupffer No. XIII. ) ſo ſtehet dieſe Stellung bey noch-ſtehendem Waſſer nicht ſo / ſondern alſo / wie das Kupffer No. XII. dergleichen Vorſtellung weiſet. Solche uͤbele Geburten haben ſich unter meinen Haͤnden gewie - ſen / ehe ichs mich verſehen / wie das Waſſer geſprungen. Bey noch ſtehendem Waſſer fuͤhlete ich die Knie des Kindes an der ei - nen Seite der Frauen / bey der Huͤffte / an der andern Seite ge - gen uͤber den Kopff des Kindes recht unter ſich habende / wobey ich mich bedencken und berathen wollen / was zu thun ſey. Un - ter ſolchem Verzug ſpringet das Waſſer. Als ich nun wieder angreiffen wollen / ſo begegnete mir der Bauch oder des Kindes Leib ſammt der Nabelſchnure zwar noch tieff und hoch im Leibe liegend / jedoch war der Kopff hinter ſich zu ruͤcke. Weil ich es a - ber nicht beſſer verſtund / ſo zwungen die Wehen das Kind nach und nach in die Geburt. Hatte alſo noͤthig meine Hand unter dem Kin - de durch / einzulaſſen / erlangete die Fuͤßlein / und zog ſolche dem Kinde herfuͤr in die Geburt / daß alſo zwar eine unrechte Geburt folgete / jedoch Mutter und Kind vonſammen kamen. Nach der Zeit habe ich dergleichen Stellung nicht ſo lange getrauet / und das Waſſerſprengen beſſer wahrgenommen / als nehmlich: Ich bin mit den gewoͤhnlichen zwey Fingern bey der Frau geblieben / bis das Waſſer geplatzet / da ich denn die gan - tze Hand dieſen Augenblick eingelaſſen / die mir das Waſ - ſer hat helffen anhalten / daß es nicht ſo ſtarck verflieſſen koͤnnen / und habe des Kindes Kopff ergriffen / und den - ſelben unter ſich gezogen. Siehe das Kupffer No. XII. Wenn72Das IV. CapitelWenn ich ihn nun an die Geburt gebracht / habe ich allge - mach das Waſſer loß gelaſſen / welches Waſſer denn das Kind noch mehr gegen - und in die Geburt gefuͤhret / daß die Geburt gluͤcklich erfolget. Darum iſt es beßer bald zu verhuͤten / als dergleichen Gefahr zu erwarten. Wirſt du es auf ſolche Weiſe nicht verhuͤten lernen / ſo wirſt du es noch weniger lernen wenden / denn Wenden iſt ſchwerer bey ſolchem Zuſtande / als das Verhuͤten. Bey dem Verhuͤten ſtehet das Kind noch hoch in der Hoͤle des Leibes / ſo iſt auch noch Waſſer dabey / daß man ihm beſſer beykommen kan / es lieget nicht ſo gedrungen bey - ſammen / als wenn das Waßer gar verlaufft / und weiter ein - dringet / wornach du dich richten kanſt.

Die Sechſte von oben benannten Sieben Geburten zeiget beyde Haͤnde in der Geburt / und den Kopff auf des Kindes Ruͤ - cken liegende / davon beſiehe das Kupffer No. XVI. welches dir dergleichen Stellung weiſet. Dieſes iſt bey angehender Geburt gar leicht zu verhuͤten; denn ehe das Waſſer ſpringet / ſo ſtehet das Kind / wie vorhergehendes Kupffer No. XV. zeiget / und hat beyde Haͤnde beym Kopffe als unter der Stirne gegen die Ge - burt / welche bey dem Angriff der gewoͤhnlichen zwey Finger gar leicht zu fuͤhlen ſeyn. Wenn du nun die Haͤndlein (wie ſchon bey dem Kupffer No. II. pag. 38. erklaͤret worden) kneipeſt / ſo ziehet das Kind die Haͤnde an ſich / und gleitet der Kopff von dem Auf - oder Anſetzen des Schooßbeins ab in die Geburt. Gehet es aber ſo nicht an / ſo mußt du bald bey dem Waſſerſpringen / eingreiffen / die Haͤnde des Kindes unter ſich zuruͤck hienauf ſtoſſen / und den Kopff anziehen / ſo iſt die Gefahr verhuͤtet. Kommeſt du aber zu ſpaͤte / und findeſt es ſo uͤbel / ſo muß die Wendung ergriffen werden / wie ich bey der Beſchreibung dieſes Kupffers ausfuͤhrlich ange - zeiget habe.

Die Siebende und letzte Stellung / ſo ich noch einmahl zuerklaͤ -73Von den unrechten Stellungen der Kinder. erklaͤren verſprochen habe / beſtehet in den Kupffern der Wen - dung / daß ich alſo dafuͤr halte / daß alle dieſe uͤbele Stellungen mit Gottes Huͤlffe zu verhuͤten moͤglich ſeyn. Solte aber das Waſ - ſer eher ſpringen / ehe die Wehe-Mutter darzu kommt / ſo fol - get dergleichen Stellung / und iſt nichts mehr uͤbrig / als das Wenden. Ingleichen wenn das Waſſer ehender ſpringet / als die noͤthige Oeffnung des innern Mutter-Mundes verhanden waͤre / (wie es offt geſchiehet / daß das Waſſer drey und mehr Ta - ge vor der Geburt ſpringet) ſo iſt es auch nicht moͤglich zu ver - huͤten. Darum mußt du fleißig achtung darauf geben / daß du / ſo bald es nur moͤglich iſt / wendeſt; denn je eher es geſchiehet / je beßer gehet es; je mehr es eindringet / je ſchwerer iſts zuruͤck zu brin - gen. Ich habe es mit großer Muͤhe erfahren / wenn ich auf et - liche Meil weges bin geholet worden / da die Frauen ſchon drey - bis vier Tage in dergleichen Kindes-Noͤthen gelegen. Was es mich fuͤr große Muͤhe gekoſtet / kan ich nicht beſchreiben. Je - doch hat mir GOtt allezeit geholffen / und verliehen / daß ich Mutter und Kind vonſammen bringen koͤnnen / der getreue GOtt helffe weiter! Viel Muͤtter haben ſich erhalten / und noch viel Jahre geſund gelebet. Etliche aber / welche von allen Kraͤfften in ſolchem langwierigen Kreiſten kommen / ſind geſtorben.

Chriſt.

Erklaͤre mir doch die Geburten / welche recht heißen / da du ſageſt / daß ſie auch Zufaͤllen unterworffen waͤren / und geſchuͤckte Huͤlffe noͤthig haben.

Juſt.

Das erſte Kupffer von dieſen rechten Geburten wei - ſet ein ſcheeffſtehendes Kind / welches durch geſchickte Huͤlffe gar leichte kan bey rechter Geburt erhalten werden. Siehe das Kupffer mit B. gezeichnet.

Das andere Kupffer von dieſen alſo genannten rechten Geburten weiſet ein recht-ſtehendes Kind / bey dem kein Man - gel zur Geburt. Siehe das Kupffer mit D. gezeichnet an.

Das dritte / mit E. bemercket / iſt eine rechte Geburt / wel -Kche74Das IV. Capitelche nicht zu aͤndern iſt; Aber ſie iſt doch ſchwerer zu gebaͤhren / als die vorhergehende / weil das Kind auf dem Ruͤcken lieget. Doch iſt nichts mehrers dabey zu thun / als den Kopff gleich ein - zu weiſen.

Das vierdte von den recht zur Geburt ſtehenden Kindern / welche Huͤlffe noͤthig haben / zeiget das Kupffer F. weil ich mich vor den Achſeln des Kindes gefuͤrchtet / daß ſie groͤßer als der Kopff ſeyn moͤchten / ſo habe ich GOtt zu dancken / daß ich noch allezeit bey dergleichen Zuſtande bin gluͤcklich geweſen / wenn ich nur zeitlich zu den Frauen gefodert worden. Ich habe mich al - lezeit vor allzufruͤhem und ſtarckem Treiben gehuͤtet / welches / wie ich befunden / die groͤßte Huͤlffe iſt. Denn je weniger ge - trieben wird bey einem großkoͤpffichen Kinde / je gluͤckli - cher gehet es ab. (Ich rede von denen fruͤhen Treiben / oder Eingeben / und nicht von noͤthiger oder natuͤrlicher Anhuͤlffe.) Zwiſchen dieſer rechten und tauglichen / und der unnoͤthigen oder undienlichen Huͤlffe ſtecket viel verborgen / darauf die wenigſten Wehe-Muͤtter achtung geben. Ich kan mit Grunde der War - heit ſagen / daß davon die groͤßte Gefahr mir unter Handen kom - men / dabey ich zu Huͤlffe geruffen worden / da die Kinder zur rechten Geburt geſtanden / die entweder zu große Koͤpffe gehabt / oder zu ſtarck uͤber die Schultern geweſen ſind. Weil ſolches von den Wehe-Muͤttern / bey angehendem Kreyſten nicht recht in acht genommen worden / und nur die Wehen zu treiben / und die Frauen zu ſtarcker Huͤlffe zu vermahnen ſich bemuͤhet / ſind dadurch Mutter und Kind in Lebens-Gefahr gebracht worden.

Chriſt.

Wunderlich kommt mir dieſer Bericht vor / daß du bey dergleichen Zuſtande / da die Kinder groß - koͤpffich oder ſtarck uͤber die Schultern ſeyn / weder von ſtarcken Treiben noch Helffen etwas haͤlſt? Wie kan ein ſolch ſtarck Kind ohne Huͤlffe und ſtarcke Wehen geboh - ren werden / und wie verſtehe ich denn die Huͤlffe?

Juſt. 75Von den unrechten Stellungen der Kinder.
Juſt.

Dieſe Wiſſenſchafft beſtehet darinn / daß eine Wehe Mutter bey der Anwartung genau in acht nimmt / ob das Kind bey den natuͤrlichen Wehen zum Ausgange dringet / oder nicht? wenn es nicht dringet / was Schuld daran ſey? denn wenn ein Kind recht ſtehet / und nirgends angeſetzet iſt / ſo muß es dringen / oder muß gewiß eine Urſach haben / entweder: daß der innere Mutter-Mund ſich nicht natuͤrlich ergeben kan / (wie oben davon gnugſam gemeldet /) oder: daß des Kindes Kopff oder die Schul - tern zu groß ſeyn. Es ſey nun von dieſen Urſachen eine Schuld daran / welche es ſey / ſo muß nicht ſtaͤrcker vermahnet werden zu helffen / ſondern es muͤſſen die natuͤrlichen Wehen ihren Wil - len behalten / und die Frau muß nach derſelben Vermahnung o - der Anreitzung ſich richten / welche du im Angriffe beſſer / als die Kreyſterin / ſpuͤren wirſt. Darnach mußt du die Frau regieren und anfuͤhren / daß ſie nicht die Wehen verabſaͤume / auch ihr nicht zu ſtarck helffe; denn den Wehen nicht zu helffen / und bey ſo ſtarcken Kindern ſolche zu verbeißen / muͤßte Mutter und Kind beyſammen bleiben. Hergegen aber / wenn zu ſtarck geholffen wird / ſo gehet eben ſo ſchlimm / und noch ſchlimmer. Darum mußt du das Mittel in acht nehmen. Du kanſt gar wol mer - cken bey dem Angriffe / wenn die Schultern des Kindes zu groß ſeyn / denn da ſcheinet es / wie das Kind ſo gedrange nicht ſtecke / als wenn der Kopff zu groß iſt / bey welchem kein Platz uͤbrig / den Kopff etwas tieff zu umfaſſen. Aber da / wo die Schultern zu groß ſeyn / kan man den Kopff bis zu den Ohren umfaſſen / und dennoch gehet die Geburt hart und langſam. Ich habe bey dergleichen Geburt bis zum Durchbruche ſo gelinde / als es im - mer moͤglich ſeyn koͤnnen / verfahren / dabey hat ſich das Kind mit den Schultern und dem Kopffe zuſammen gekrippet / und zu - gleich ein - und durchgedrungen. Denn wenn zu ſcharff getrieben wird / ſo ſtrecket das Kind den Kopff und Halß durch / hernach ſitzen die Schultern / und koͤnnen weder ein-noch durchdringen /K 2dabey76Das IV. Capiteldabey muß offters das Kind erſticken / es waͤre denn / daß die Wehe-Mutter ſchon ſo viel Erfahrung haͤtte / daß ſie bald / wenn der Kopff durchdringet / ihre zwey Finger an bey - den Haͤnden zwiſchen dem Halſe des Kindes einlaͤßt / und das Kind mit beyden Achſeln faſſet / und ihm alſo ein - und aushilfft.

Das Fuͤnffte hat die ietzt erklaͤrete Huͤlffe hoͤchſt-noͤthig / wenn das Kind nach der Seite zur Geburt kommet / da ſich die eine Schulter auf dem Schooßbein an - und aufſetzet / da kan man es bey jetzt-erzehltem Eingriffe bald ablencken. Solches weiſet das Kupfferbild G. Ich bin zu dergleichen Geburten geholet worden / daß die Kinder uͤber 24. Stunden mit dem Kopffe gebohren geweſen / und weiter nicht fort gekont / daß alſo die Kinder todt / und die Muͤtter von allen Kraͤfften geweſen / da es dann an nichts / als an ſolcher Ablenckung gefehlet. Wenn ich ſolche abgelencket / ſo iſt die Geburt bald erfolget. Zuvor hat es geheiſſen: die Mutter hat ſich dem Kinde um den Halß geſchloſ - ſen / da es doch nicht war. Bey dieſer Mutter-Verſchlieſſung un - ter der Geburt iſt ein ſchrecklicher Irrthum der Wehe-Muͤtter / und mehr ein Behelff ihrer Unwiſſenheit / als die Warheit. Ich begehre aber mit keiner deswegen / wie auch ſonſt um nichts zu ſtreiten / eine jede bleibe bey ihrer Meinung. Wirſt du aber meinen Bericht faſſen / und wol in acht nehmen / ſo wird dir der Grund ſchon in die Haͤnde kommen.

Das Sechſte von den recht-ſtehenden Koͤpffen / als das Kupffer H. zeiget / da das Geſichte des Kindes verkehrt / und muß auch alſo mit dem Geſichte zuvor gebohren werden. Doch iſt auch Huͤlffe dabey noͤthig / und gehet auch / wenn GOtt wil / ohne Huͤlffe / wenn die Frauen nur bey guten Kraͤfften ſeyn. Wie ſchon bey dem Kupffer gemeldet.

Das Siebende und letzte / von den verlangten Geburten / die als recht-ſtehend heiſſen / und doch Zufaͤllen unterworffenſeyn /77Von den unrechten Stellungen der Kinder. ſeyn / iſt ein Kind / wie du in dem Kupffer I. ſehen kanſt / das recht zur Geburt ſtehet / und ihm doch die Nabelſchnur vor dem Kopff herfuͤr kommet / hat alſo der Huͤlffe auch hoͤchſt-noͤthig / ſol es das Leben erhalten / wie ich dir dieſes / welcher Geſtalt ich darmit zu rechte gekommen / in der Unterredung wegen des noͤthigen Waſſerſprengens ausfuͤhrlich machen wil. Nun hoffe ich / du werdeſt meine Erklaͤrung uͤber - oder wegen der Wendung / wie auch von den ſo genannten rechten Geburten deutlich verſtanden / und zugleich die hoͤchſt-noͤthige Huͤlffe bey allerhand Lager der Kinder / ſo ich dir beſchrieben / auch durch Kupffer gezeiget / ge - faſſet haben / daß du alſo viel Kinder und Frauen werdeſt retten koͤnnen / wenn du dir es nur recht bekannt macheſt / daß ſie nicht ſo leicht in Gefahr Leibes und Lebens gerathen duͤrffen / wie wohl offters durch unerfahrne Wehe-Muͤtter zu geſchehen pfleget.

Und ſo viel habe ich nun von Wendung und geſchickter Huͤlffe mit dir reden wollen / alles aus dem Grunde / wie es mir ſelbſt durch eigene Erfahrung bekant worden.

Das V. Capitel. Von denen verharreten Geburten / wo die Kin - der recht ſtehen / und doch im Mutterleibe bereits ver - ſchieden / wie ſolche / wenn ſie ſehr angetrieben und ein - gedraͤnget worden / durch einen Haaken aus - zufuͤhren ſind.

Chriſt.

Wie verſtehe ich denn das / da du ſprichſt: du ſeyſt noch allezeit gluͤcklich bey vorhergehenden rechten Ge - burten geweſen / und dennoch ſageſt du auch / daß dir bey der - gleichen Geburten die allergroͤßte Gefahren unter Haͤnden gekommen?

K 3Juſt78Das V. Capitel
Juſt.

Es iſt beydes wahr / wie ſchon gemeldet / daß ich wol gluͤcklich geweſen / wo ich nur zeitlich bin erfordert worden / ſo / daß aufs wenigſte die Mutter gluͤcklich und mit geſundem Leibe geneſen / ohne alle gewaltſame Huͤlffe und ohne den Haaken / o - der ander Inſtrument. Ich habe keines Haakens leicht von noͤ - then / wo ich nur bald Anfangs bey der Geburt bin / doch finden ſich offters Zufaͤlle bey dergleichen Leibern / wo die Kinder groß und die Frauen ſchon bey Jahren oder feiſt von Leibe ſind / weil es hart und ſchwer zugehet / wenn ſie das erſte mahl gebaͤhren ſollen: Als da finden ſich Blut-Stuͤrtzungen / Schwere Noth / Ohnmachten / daß die Kinder dadurch umkommen / ſonderlich wenn die Geburt unrecht tractiret wird / und ob ſie auch recht tra - ctiret wird / ſo iſt es nicht allezeit gaͤntzlich zu verhuͤten moͤglich / es erſticken die Kinder offters bey dergleichen harten Geburten / daß ich alſo dennoch den Haaken habe gebrauchen muͤſſen / wo ich gleich beym Anfange bin dabey geweſen / haben die Frauen ihr Leben erhalten ſollen; Aber dergleichen Gebur - ten ſind nicht viel / wenn ſie nur recht in acht genommen werden mit dem Einlencken / vom Anfange bis zum Ende / die Kinder liegen recht oder unrecht / ſo ſind ſie durch das Wenden / oder rechte Einlencken / mehrentheils ohne den Haaken zu regieren / daß ich alſo ſagen kan / daß ich des Haakens wenig beduͤrffe / wenn ich von Anfang dabey bin. Aber bey denen / da ich zu Huͤlffe kom - men muͤſſen / wo die Frau wegen langwierigen Kreiſtens und harter Geburt die Kraͤffte verlohren gehabt / iſt mir der Haaken noͤthig geweſen. Ich kan auch mit Warheit ſagen / daß mir keine Geburt ſo ſchwer gefallen / auch unter allen Geburten nicht ſo viel Frauen verlieren doͤrffen / als bey dieſen / wenn ich zu langſam zu Huͤlffe bin geruffen worden. Denn weil die Kin - der recht geſtanden / ſo haben allemahl die Wehe-Muͤtter wider mich geſtritten / daß die Kinder koͤnten gebohren werden / auch wol noch lebeten. Zwiſchen ſolchem Streiten ſind die Frauenbis79Von denen verharreten Geburten. bis zum Tode ohne Huͤlffe geblieben. Endlich ſo ſie die Huͤlffe zugelaſſen / ſo iſt es / ſo wohl vor Mutter als Kind / offters aus - geweſen / da habe ich die Kinder mit einem Haaken von der Mut - ter bringen muͤſſen / jedoch ohne einige Verletzung der Frauen / von welchen denn etliche wegen zu großer Abmattung undver - lohrner Kraͤffte in ſo langwierigen Kreiſten / hernach doch geſtor - ben ſind; Es iſt freylich / wenn ein Kind recht ſtehet / ſchwer zu wiſſen / ob es todt iſt / dabey werden auch die Frauen gar offt ver - ſaͤumet.

Chriſt.

Waͤre es denn nicht zu verantworten: wenn auch ein Kind uͤber Verhoffen / iedoch unwiſſend / noch lebte / und doch vor menſchlichen Augen nicht koͤnte ge - bohren werden / die Mutter / ehe ihr alle Kraͤffte entgien - gen / durch einen Haaken oder ander Inſtrument in Zeiten zu retten?

Juſt.

Dieſe Frage iſt vor mich zu hoch / und gehoͤret den Gelehrten zu / darauf zu antworten. Ich wuͤnſche ſelbſt dieſe Antwort zu haben / weil ich die meiſten Frauen bey dieſen Ge - burten durch zu lange Verzoͤgerung / da ich zu Huͤlffe geruffen worden / in Lebens-Gefahr geſehen und gehabt habe / wenn ich gleich das Kind ohn allen Schaden von Mutterleibe gebracht / (welches mir noch allezeit / wo ich Hand angeleget / gluͤcklich an - gegangen /) daß dennoch etliche Frauen / welche die Kraͤffte allzuſehr verlohren / noch geſtorben ſind. Es waͤre dieſes eine noͤthige Frage vor unſern Beruff / und wuͤnſchete ſie von Rechts - Gelehrten erklaͤret zu haben. Ich bin laͤngſt der Gedancken gewe - ſen / vor mich ſelber zu fragen; Aber es hat mich die viele Verfol - gung / ſo mir begegnet / abgehalten / wenn mir bey gemeßen wor - den: ich wolte die Kinder mit Gewalt und vor der Zeit von den Frauen nehmen. So habe ich dieſe Frage unterlaſſen / und ſind die Frauen unterſchiedliche mahl verſaͤumet worden. Um uͤbe - ler Nachrede wegen / weiß ich mich des Haakens nicht gaͤntzlichzu80Das V. Capitelzu enthalten / aus Urſache: ich werde offters zu Huͤlffe geruffen / da das Kind zwar recht zur Geburt ſtehet / die anweſende We - he-Muͤtter aber es ſo ſcharff und gedrange durch uͤbermaͤßiges Treiben der Wehen an - und eingepreſſet haben / durch vier - oder mehr Tage waͤhrendes Kreyſten / daß das Kind erſticket / und die Frau von allen Kraͤfften kommen iſt / in dieſem Fall man das Kind auf keine andere Art / als mit dem Haaken faſſen kan. Ich wuͤnſchete / daß ich mein Lebetage zu dergleichen Zuſtande nicht kommen duͤrffte / oder geholet wuͤrde / weil ein Kind bey dieſem Zuſtande ſchwerer zu gewinnen / und die Frau zu ret - ten iſt / als bey einiger Wendung. So lange die Gefahr der Frauen / nicht geſehen wird / ſo geſchiehet dergleichen Huͤlffe nicht; hernach wenn die Kraͤffte der Frauen hinfallen / daß auch wol manche Frau ſich gar nicht wieder erholen kan / dann fangen ſie an / um der Barmhertzigkeit Gottes willen / zu bitten / ſie zu ret - ten. Was ſoll ich denn thun? Weil man des Kindes Haupt mit der Hand nicht faßen kan / und gleichwol manche Frau / die ſtarck von Kraͤfften iſt / gerettet wird / ſo hoffet man es auch von dieſer. Derohalben kan ich mich Gewiſſens wegen in ſol - cher Noth / des Haakens nicht entbrechen. Wenn alle Wehe - Muͤtter die Kinder und Frauen / im Anfange der Geburt recht zu tractiren wuͤßten / ſo duͤrffte leichtlich kein Inſtrument oder Haake gebrauchet werden. Ich bedarff wenig des Haakens / wenn ich nur / wie ſchon gemeldet / von Anfang der Geburt zu ge - gen bin / Hoffe auch / der liebe GOtt werde mich weiter behuͤten. Doch habe ich den Haaken etliche mahl brauchen muͤſſen / wenn die Frau durch andere Zufaͤlle / als ſtarcke Blut-Stuͤrtzung / o - der große Mattigkeit / die Laͤnge nicht tauren koͤnnen / und die Kin - der todt geweſen / daß es alſo / die Mutter zu retten / nicht anders hat ſeyn koͤnnen / ob mir gleich das Einlencken zur Gnuͤge bekannt / welches zwar eine große Huͤlffe iſt / aber bey dergleichen gefaͤhr - lichen Zufaͤllen nicht ſo lange Zeit laͤſſet / weil es bald um das Le -ben81Von den verharreten Geburten. ben gehet. Weil aber dergleichen Zufaͤlle nicht gemein ſind / ſo wiederhole und ſage ich noch einmahl / daß ich leicht keines Haa - kens odern ander Inſtrumentes mich bedienet / wenn man mich nur bald Anfangs zu der kreiſtenden Frauen holen laſſen / die - weil mir das Einlencken gnugſam bekant worden. Denn das rechte Einlencken und die rechte Anfuͤhrung / ingleichen alle Wendungen ſind leichter vor Mutter und Kind / wie auch vor mich / als die Rettung durch den Haaken / oder ander Inſtrument. Warum laſſen es die Wehe-Muͤtter beym Anfange ſo offt zu dergleichen Gefahr kommen / in dem es gleichwohl moͤglich meh - rentheils zu verhuͤten iſt / und zwar beſſer beym Anfange in dem geraumen Leibe / als hernach in der engen Geburt / wenn Waſ - ſer und alles ſchon verfloſſen iſt?

Chriſt.

Aber wie gehet es denn / wenn du / wie mir be - wußt / zu Huͤlffe geruffen wirſt / und ſitzeſt doch einen gan - tzen Tag und laͤnger / ehe Mutter und Kind vonſammen kommen / weil du dir mit dem Einlencken ſo gewiß helffen kanſt / und hernach gebraucheſt du gleichwohl den Haa - ken?

Juſt.

Du mußt wiſſen / daß ich keinmahl ohne die groͤße - ſte Noth geruffen werde / ja es waͤre zu wuͤnſchen / daß ſie mich bey Zeiten ruffen lieſſen / wenn ſie ſehen / daß es ſich mit der Ge - burt verzeucht / die Kinder tieff ſtehen bleiben / und die Wehen ſchwach oder wilde ſeyn / (wie ſie zu reden pflegen) die nicht auf das Kind gehen / da waͤre es Zeit / weil das Kind noch friſch / und die Mutter bey Kraͤfften iſt / ſo koͤnte ich leichter und beſſer helf - fen / als hernach ſo ſpaͤte / wenn alle Kraͤffte ſchon weg ſeyn / da duͤrffte offters keines Haakens gedacht / vielweniger derſelbe ge - brauchet werden. Daß ich aber auch nicht allemal den Haakẽ brau - chen darff / iſt dieſer Unterſcheid: Eine Frau hat mehr Kraͤffte / als die andere / zu arbeiten / und kan eine ſolche ſtarcke Frau in ſchwerer Geburt laͤnger tauren / als eine zarte und ſchwache. SoLwer -82Das V. Capitelwerde ich auch in einem Ort eher als in dem andern zu Huͤlffe ge - ruffen / manchmal ſind Kraͤffte noch verhanden / manchesmahl auch keine / oder ja gar wenige. Je eher ich nun geruffen wer - de / und Kraͤffte finde / je gewißer und beßer kan ich helffen / ohne den Haaken. Werde ich aber ſo gar langſam geruffen / ſo kan ich ohne Haaken nicht helffen / ſol die Frau gerettet werden. Daß ich aber auch offters einen gantzen Tag zubringe / in der Hoff - nung / das Kind ohne den Haaken von der Frauen zu bringen / und doch endlich den Haaken brauchẽ muß / ſo geſchiehet es darum: daß ich den Haaken ohne die euſerſte Noth nicht zu gebrauchen pflege. Es gehet auch offters ohne den Haaken / aber langſam und ſchwer / wie denn ein ſolch todtes zuſammen gepreßtes Kind viel langſamer und ſchwerer zur Geburt zu bringen iſt / als vom erſten Anfange der Geburt. Es gehen unter ſolcher langſamen und ſchweren Arbeit der Frauen Kraͤffte weg / ehe man ſichs ver - ſiehet / daß ich alſo wider meinen Willen / um die Frau zu ret - ten / den Haaken ergreiffen muß. Es iſt eine ſchlechte Kurtzweil / ſo wohl vor mich / als die Frauen / den Haaken zu gebrauchen; Wenn es aber verharret wird / ſo iſt kein ander Mittel.

Chriſt.

Warumb ließeſt du denn den Frantzoͤſiſchen Balbirer zu dir bey der Buͤttnerin kommen? Konteſt du denn ohne ihm nicht helffen / damit du dem uͤblen Geſchrey / als haͤtteſt du ohne den Haaken nicht helffen koͤnnen / nicht duͤrffteſt unterworffen ſeyn / und er haͤtte bald geholffen / wie er nur hingekommen / ohne den Haaken oder einiges Inſtrument?

Juſt.

Daß ich den Frantzoͤſiſchen Balbierer zu der Buͤtne - rin ruffen laßen / geſchahe keiner andern Urſache wegen / denn / daß ich die Beſchuldigung / als brauchte ich bey allen ſchweren Geburten / ohne einige Noth / den Haaken / von mir ablehnen und erweiſen wolte / daß es eine Verlaͤumbdung von meinen Fein - den ſey / und daß ich ohne die euſerſte Noth keinen Haaken brauch -te.83Von den verharreten Geburten. te. Ich ward zu dieſer Buͤtnerin geruffen / als ſie ſchon zwey Tage und Naͤchte in der haͤrteſten Geburt gearbeitet hatte / und fand das Kind zwar recht-ſtehend / aber ſchon todt bey ihr / bey noch ziemlichen Wehen. Es war dieſer Frauen erſte Ge - burt / ſie war auch nicht mehr jung. Das Kind auf einen Erſt - ling / war ſtarck und ſehr eingetrieben / daß es weder vor ſich / noch hinter ſich / zu bringen war. Ich arbeitete auch eine gantze Nacht nach meiner Wiſſenſchafft / mit allem Fleiß und Kraͤfften / es war aber alle meine Muͤhe umſonſt / denn den Kopff mit der Hand oder Fingern zu faßen / war nicht moͤglich / die Finger ſeyn zu ſchwach und gleiten ab / und die Hand kan noch weniger gebrau - chet werden / bey recht-ſtehendem Kinde / man wolte denn gewalt - ſam verfahren / und die Mutter ungeſund machen / wenn es ſo feſt ein - und angetrieben iſt / wegen Enge und Gedraͤnge in der Geburt. Ich muß bekennen / ich gehe viel lieber zu Huͤlffe / wo die Kinder unrecht zur Geburt ſtehen / als auf ſolche verharre - te Art. Denn wenn die Kinder unrecht kommen / da man ſie wenden muß / iſt keines Haakens noͤthig; Aber ſolche recht-ſte - hende hart-angetriebene Kinder koͤnnen mit meinem Wiſſen von der Mutter nicht anders / als mit Ziehung eines Haakens / gebracht werden / wenn die Mutter ſchon von Kraͤfften kommen / und nicht weit mehr vom Tode iſt. Nun ſahe ich bey dieſer Buͤttnerin die Gefahr und euſerſte Noth / aber kein ander Mittel / als mit dem Haaken zu retten. Ließ derohalben den Herrn Phyſicum zu mir bitten / in der Meinung / ob Er etwa ein ander Mittel zu helffen wuͤßte / oder ob Er nicht dieſen Balbierer moͤchte bewegen zu uns zu kommen / wenn dieſem ein ander Huͤlffs-Mittel be - wußt waͤre / ſo wolte ichs gar gerne annehmen / und mich ins kuͤnfftige deſſelben auch bedienen. Und auf ſolche Weiſe iſt er zu uns kommen. Er war bald willig zu helffen ohne einiges Inſtru - ment und Haaken / und verſprach das Kind in einer Stunde zu gewaͤhren. Dieſes war gleich in der eylfften Stunde Vormit -L 2tage /84Das IV. Capiteltage / als er ſich bey der Frau ſatzte. Er wand allen Fleiß und große Muͤhe an / bey Mutter und Kind dieſen halben Tag uͤber / auf allerhand Weiſe. Als es nun begunte Abend zu werden / und ihm ſeine Muͤhe nichts helffen konte / weil das eingezwunge - ne Kind unmoͤglich von der Stelle zu bringen war / fragte er mich in geheim: Was habt ihr vor ein Inſtrument bey dergleichen Begebenheiten / eine Zange oder einen Haaken? darauf ſagte ich: ich habe nichts / als einen Haaken. Worauf er weiter frag - te: habt ihr ihn bey euch / laßt mich ihn doch ſehen? Wenn ich nur damit dem Kinde in den Kopff koͤnte ein Loch machen / daß ich es faſſen und ziehen koͤnte. Gab ihm alſo den Haaken. Als er ihn aber verſuchte anzuſetzen / fuͤhlete es die Kreyſterin / da - durch ward der Haaken verrathen. Er verſuchte zwar mehr ſolchen anzuſetzen / aber er waͤre (wie er wieder mich offentlich / in Beyſeyn des Herrn Phyſici und eines hieſigen Balbierers / wie auch etlicher anweſender Frauen erwehnte) vor ihn zu groß / und er koͤnte ihn wegen der Groͤße nicht anbringen; derowegen baͤ - the eꝛ mich / ich wolte mich doch hinſetzẽ weil ich meines Haakens beſ - ſer / als er / gewohnet waͤre / um zu verſuchen / ob ich ihn anbringen / und ein Loch in des Kindes Kopff damit machen koͤnte / daß doch die Frau gerettet wuͤrde / weil kein ander Mittel waͤre / als das Kind zu faſſen und zu ziehen. Wozu ich mich gar ſchwerlich bereden ließ. Jedoch ſatzte ich mich endlich hin / an ſeinen Ort / und fand den Kopff auf ſelbiger Stelle / wie ich ihn ihm uͤbergeben hatte / nur den Hirnſchaͤdel / (welches aber nicht anders ſeyn kon - te) durch die vielen Anfaſſungen gantz in Stuͤcken gedrucket. Weil denn dieſer Frauen Kraͤffte noch ſo lange dauren koͤnnen / bis des Kindes Kopff ſo zu Scherben gedrucket war / ſo war gar leichte ohne den Haaken ein Loch zu machen / welches ich mit meinen Fingern verrichtete. Und wunderte mich ſehr / daß es dieſer Frantzoſe mir wieder in meine Haͤnde uͤbergab / der Frau - en zu helffen / und zwar mit dieſen Worten: Weil ihr euersHaa -85Von denen verharreten Geburten. Haakens beſſer gewohnet ſeyd / als ich. Und dahero fand ſich meine Unſchuld in Beyſeyn aller Anweſenden / daß ihm eben kein ander Mittel bey ſolcher Geburt wiſſend waͤre / als mit einem Haaken oder Zaͤnglein ein Loch in des Kindes Kopff zu machen / damit er es faſſen und ziehen koͤnte. War nun ſeine Wiſſenſchafft hierbey was anders / als die meine? Ja ein Beweißthum meiner Unſchuld.

Chriſt.

Man hoͤret aber gleichwol in großen Haͤu - ſern / du haͤtteſt nicht helffen koͤnnen / dieſer Frantzoſe aber haͤtte bald[ohne] Haaken geholffen?

Juſt.

Du mußt wiſſen / daß dieſes von Feinden und Ver - laͤumdern herkomme / die es in die Haͤuſer getragen. Solte ich es hoͤren / ich wolte ihnen gar ein anders beweiſen / durch die Perſonen / ſo dabey geweſen / und die es an Eydes ſtatt ausſa - gen wuͤrden / daß es nicht anders / als wie ich berichtet habe. Ja dieſer Frantzoͤſiſche Balbierer kan anders nicht ſagen / wofern er ſo aufrichtig und gewiſſenhafft iſt / als ich ihn dafuͤr erkenne.

Chriſt.

Es iſt aber doch wahr / und du geſteheſt es ſelbſt / daß kein Haaken gebraucht worden / und daß du das Loch mit deinen Fingern in des Kindes Kopff gemacht haſt?

Juſt.

Es iſt wahr / daß kein Haaken iſt angelegt worden; Aber es war ein ſonderbahr Gluͤcke / daß es eine ſo ſtarcke Frau betraff / da die Kraͤffte ſo lange aushielten / die zehende auch wol zwantzigſte haͤtte ſo lange unter ſolcher Probe nicht ausdauren koͤnnen / wie dieſe Frau. Sie war ſchon zwey Tage und zwey Nachte in Noͤthen geweſen / wie ich bey ſie kam / das Kind auch ſchon todt / wie die erſte Wehe-Mutter und die beyſeyende Frau - en dafuͤr hielten. Zu dem hielt ich auch dieſelbe gantze Nacht / wie ich hinkahm / mit allem Fleiß und Huͤlffe an / weil noch ſtar - cke Wehen waren; Dennoch wich das Kind nicht ein Haar breit von der Stelle / weder hinter noch vor ſich / und ich betrog mich dieſelbe gantze Nacht mit guter Hoffnung / eben wie offtgedach -L 3ter86Das V. Capitelter Frantzoſe den folgenden Tag. Haͤtte[nun] dieſe Frau nicht ſo ſtarcke Kraͤffte gehabt / ſie waͤre uns unter den Haͤnden todt ge - blieben. Als nun der Balbierer mit neuen Kraͤfften darzu kam / und uͤber einen halben Tag mit ſeinen ſtarcken Haͤnden und Fingern arbeitete / den Kopff zu ziehen und zu druͤcken / ſo mußte endlich die Hirnſchale brechen / daß alſo weder Haaken noch ei - nig ander Inſtrument mehr noͤthig war. Und weil ſonder Zwei - fel GOtt meine Unſchuld ans Licht bringen wolte / ſo mußte es mir wieder uͤbergeben werden / indem der Balbierer ohne den Haaken vor ſich kein Loch in den Kopff zu machen getrauete. Wie ich aber wieder angriff / und den Hirnſchaͤdel ſo entzwey gedruͤcket fand / ich auch den Kopff tieffer faſſen konte / mit mei - nen kleinen Haͤnden / als er mit ſeinen großen / ſo war es mir gar leicht mit den Fingern ein Loch zu machen. Als ich nun das Loch durch die Haut und Hirnſchale gemacht / ſo war das Haͤut - chen uͤber dem Gehirne ſehr ſtarck / welches ich aber mit Bewilli - gung des Herrn Phyſici und der andern Anweſenden mit einer Haar-Nadel durchſtach / da lieff das Gehirne heraus / und ward der Kopff zu faſſen und zu ziehen geſchickt / und ergab ſich alſo - bald zur Geburt. Wie ſolches der Frantzoſe ſahe / wolte er mich weg haben / und ſagte: Er mit ſeiner Staͤrcke koͤnte beſſer helf - fen / als ich. Wiewohl nun da weder Staͤrcke noch einige Kunſt mehr noͤthig war. Dennoch um Friedens willen wich ich ihm. Es war den Augenblick dar / er konte kaum ſo bald anruͤcken und anfaſſen / ſo hatte ers in Haͤnden. Dieſe Frau erhielt durch das Kreyſten ihr Leben / und behielt auch ihre Geſundheit / wie wohl ſie ſehr matt war / lebte alſo noch vier Wochen / und ſtarb endlich ploͤtzlich / da ſich deſſen kein Menſch verſahe. Sie war zwar noch ſchwach / jedoch machte ſie ſich dann und wann aus dem Bette / eine Stunde und mehr zu ſitzen. Und wie ſie ſich einesmahls des Morgens auch ein wenig aus dem Bette zu ſitzen begab / und nur ein wenig heraußer war / ehe ihr die Mutterdas87Von denen verharreten Geburten. das Bette gemacht / ſo rieff ſie: Ach Mutter / wie wird mir! drauf nimmt ſie die Mutter wieder ins Bette / und wie ſie kaum hie - nein gebracht worden / ſanck ſie nieder / und ſtarb. Schien al - ſo / als wenn ſie ein Schlag-Fluß uͤberfallen haͤtte.

Chriſt.

Ich glaube wohl / daß dieſe ſchwere Geburt der Frauen das Haupt ſo angegriffen / daß ſie ſich nicht gaͤntzlich hat erholen koͤnnen / bis endlich ein Schlag-Fluß darauf gefolget / der ein Ende mit ihr gemacht; darum iſt es ſchlimm / wenn es bey angehender Geburt verſehen wird / wie denn offters geſchieht / aus Unwiſſenheit der Wehe-Muͤtter / oder aus Eigenſinnigkeit der kreiſtenden Frauen.

Juſt.

Weil ich dir alle meine Wiſſenſchafft zu zeigen ver - ſprochen / und du mich itzo erinnerſt / der Unwiſſenheit vieler Wehe-Muͤtter / auch Eigenſinnigkeit der Frauen / ſo iſt mir erſt dieſe Tage eine gefaͤhrliche und ſchwere Geburt unter Haͤnden kommen / die aus bloßer Eigenſinnigkeit der kreiſtenden Frauen / und Unwiſſenheit oder Irrthum der Wehe-Mutter / ſo gefaͤhrlich und ſchwer geworden / damit du dich vor dergleichen Gefahr huͤ - ten kanſt / in dem mir dieſe Huͤlffe oder dieſe Wendung faſt ſchwe - rer vorkommen / als alle vorhergezeigte Wendungen; So hal - te ich es deswegen vor noͤthig dir dieſelbe zu zeigen / um des gemei - nen Beſtens wegen. Ich fand zweyerley Urſachen oder Irrthuͤ - mer / wodurch dieſe Geburt verſaͤumet und verſehen worden / welche allen kreiſtenden Frauen und Wehe-Muͤttern zu wiſſen hoͤchſt-noͤthig ſind / auf daß ſie ſich vor dergleichen Unvernunfft und Eigenſinnigkeit beyderſeits zu huͤten lernen. Die erſte Urſache und Irrthum war / daß ſich die klagende Frau nicht wolte von der Wehe-Mutter angreiffen laſſen / ehe ſie in den rechten drin - genden Wehen der Geburt waͤre / da doch das Waſſer der Frau - en ſchon gebroͤchen und geſprungen / ehe noch die Wehe-Mutter geruffen worden. Der andere Irrthum und Urſache war / daßdie88Das V. Capiteldie Wehe-Mutter der Frauen nicht widerſprechen wollen / und blieb alſo drey Tage und Nacht ohne den Angriff bey ihr ſitzen / um die rechte dringende Wehen und die rechte Stunde der Ge - burt zu erwarten. Weil ſie denn beyderſeits dafuͤr hielten / daß offters das Waſſer drey und mehr Tage vor der rechten Ge - burts-Stunde / ohne allen Schaden zu ſpringen pflege; Als mei - neten ſie / es wuͤrde dieſesmahl eben ſo ſeyn. Aber dieſe ihre Meinung war unrecht / und betrogen ſich alſo allebeyde / daß Mutter und Kind in Lebens-Gefahr kamen. Wahr iſt es / daß offters das Waſſer ohne Wehen ſpringet / und folget in etlichen Tagen erſt eine gluͤckliche Geburt / dieſen Unterſcheid aber muß die Wehe-Mutter durch den Angriff in Zeiten zu unterſcheiden wiſſen / ob bey dergleichen Waſſerſpringen das Kind zu rechter Geburt ſtehe / und ob die Mutter-Oeffnung verhanden / weil manche Frauen gar leichte gebaͤhren / und vom Tragen und klei - nen Wehen die Oeffnung ohne ſonderliche Schmertzen bekom - men / welches eine groſſe Huͤlffe der Frauen bey der Geburt iſt / gegen andere / ſo harte gebaͤhren. Und dieſes kan eine Wehe - Mutter von bloßen Anſehen nicht wiſſen. Stehet denn nun das Kind recht zur Geburt / und iſt ſchon Mutter-Oeffnung da / a - ber noch keine oder kleine Wehen / und ob auch gleich ſchlechte Mutter-Oeffnung und keine oder kleine Wehen verhanden waͤ - ren / wenn das Kind nur recht zur Geburt ſtehet / ſo kan man die rechte durchdringende Wehen wol erwarten / ehe die Wehe - Mutter die Frau zur Arbeit vermahnet / ſonſten wuͤrde ſie vor der Zeit abgemattet / ehe es noͤthig waͤre. Muß alſo der Wehe-Mut - ter Angriff nothwendig in Zeiten geſchehen / und den Grund des Zuſtandes geben / ſol die ſchwangere Frau nicht in Gefahr ge - rathen. Dieſes ſoll dir und dergleichen Frauen zur Warnung dienen / ſo ſollen es auch die Wehe-Muͤtter wol mercken / daß ſie in ſolcher Zeit ſich nicht ſollen durch ſolche unwiſſende Frauen ab - ſchrecken laſſen / ſondern ſagen / was zu ſagen ihnen noͤthig iſt. Denn89Von denen verharreten Geburten. Denn wenn die Gefahr Mutter und Kind ergreiffet / und in den Tod bringet / ſo ſchreyen die Hinterbliebene doch uͤber die We - he-Mutter / daß ſie den hoͤchſt-noͤthigen Grund zu unterſuchen unterlaſſen habe. Eben ſo waͤre es dieſer Frauen gegangen / wenn ſie nicht die Huͤlffe des Wendens bald bekommen haͤtte; Denn das Kind war nicht alleine todt / ſondern auch durch den Zwang der Wehen und Verfließung des Waſſers ſo auffgeqvol - len und eingepreſſet / daß ich mehr Muͤhe bey dieſem Wenden gehabt / als bey allen vorher angezeigten Kupffern der Wen - dung zu ſehen iſt / weil ich groſſe Noth gehabt / daß ich nur ein Bein des Kindes erlangen oder erreichen koͤnnen / um des groſſen auf - geqvollenen trockenen Kindes halben. Es war unmoͤglich bey - de Beine zuſammen zu bringen / und deswegen war die Wen - dung ſo viel ſchwerer / als ſchon vorher gezeigete Wendungen / die ich dir gewieſen habe.

Chriſt.

Vergieß deiner itzigen Rede nicht. Hier muß ich dich zuvor eines fragen / weil du ſageſt; bey derglei - chen Waſſerſpringen muß die Wehe-Mutter zu unterſchei - den wiſſen / ob das Kind zu rechter Geburt ſtehe / und ob die Mutter-Oeffnung voͤllig vorhanden ſey oder nicht; Und wie du weiter redeſt / da du meineſt: wenn das Kind nur recht ſtuͤnde / ſo ſol man die rechten durchdringenden Wehen erwarten / ehe man die Frau zur Arbeit anmahnet. Du ſageſt aber nicht / was ich thun ſoll / wenn das Kind unrecht ſtuͤnde; Als muß ich auch wiſſen / was hierbey zu thun iſt?

Juſt.

Wenn das Kind unrecht ſtehet / und das Waſſer ſchon gebrochen / dabey aber rechte Mutter-Oeffnung vorhanden iſt / daß du ihm beykommen kanſt / ſo mußt du es bald wenden / und zu einer moͤglichen Geburt bringen / wie ich dir ſchon auff allerhand Weiſe gezeiget habe / ehe noch die rechten Wehen kom - men. Ich heiße ſie die rechten / als die ſo genannte durchdrin -Mgende90Das V. Capitelgende Wehen. Dieſe ſtarcke Wehen preſſen erſt die Kinder ſo harte ein / ſo weit ſie eindringen koͤnnen / und heißen bey unwiſ - ſenden Wehe-Muͤttern doch noch nicht die rechten Wehen / weil ein ſolches Kind nicht kan durchdringen und gebohren werden. Alßdann iſt die Wendung ſchon ſchwer / und darum ſolt du wen - den / ehe dieſe Wehen kommen / denn die ertraͤglichen vorherge - henden Wehen machen ſchon die Oeffnung / ſonderlich bey ſol - chen Leibern / die ſonſten leichte zu gebaͤhren ſeyn / wenn die Kin - der recht zur Geburt ſtehen. Dergleichen leichte Geburten hat - te dieſe Frau ſechs oder ſieben gehabt / worauf ſie ſich denn auch die - ſesmahl verlaſſen. Aber bey unrecht-liegenden Kindern gehet es ſo nicht an. Darum iſt es beſſer das Kind zu wenden / weil es noch geraume lieget / ſo iſt die Wendung viel leichter / vor dich und die Frau; Und wenn es denn gewendet iſt / und folgen die Wehen nicht / ſo kanſt du ſie auch erwarten / und darffſt die Frau nicht eher zur Arbeit treiben / bis ſich die Wehen von Natur finden / auch ihr bey leibe nichts zu Wehen eingeben. Aber Staͤrckungen vor Mutter und Kind / kanſt du ihr wohl geben / weil ſie durch das Wenden abgemattet worden; denn wenn die Frau und das Kind Krafft bekommen / ſo finden ſich die Wehen von ſich ſelber / und folget die Geburt. Die rechte Wehen fol - gen leichtlich der Wendung nach / wenn das Kind zum Ausgan - ge gewieſen iſt / daß es in die Geburt eindringen kan / wo nur der Frauen Kraͤffte nicht zu ſehr weg ſeyn. Und eben darum hem - men ſich die Wehen / abſonderlich wenn die Frauen von Natur ſchwach / oder durch vorhergehende Arbeit abgemattet wor - den / an den unrecht-liegenden Kindern / wie du bey dieſer itztge - meldten Geburt abnehmen kanſt / die ich dir deswegen erklaͤret / dich zum Verſtande zu bringen. Solte aber keine Mutter-Oeff - nung bey der Frauen ſeyn / wenn das Waſſer ſpringet / und laͤge das Kind doch unrecht / ſo mußt du ſo lange warten / bis die Mutter-Oeffnung vorhanden / daß du zu der Frau durchden91Von denen verharreten Geburten. den Eingriff kommen kanſt / das Kind zu wenden. Je eher es nun geſchehen kan / ie beſſer und leichter iſt die Wendung. Du kanſt der Oeffnung ſehr helffen / wenn du die zwey gewoͤhn - lichen Finger in den innern Mutter-Mund einlaͤſt / und wenn der Wehen kom̃t / ſo laͤſt ſich der Muttermund durch die Fin - ger erweitern / und eher zur Oeffnung bringen / alß es von ſich ſelber geſchehen kan. Denn weil das Kind unrecht lie - get ſo kan es nicht an - und eindringen / und den Mutter-Mund nicht faſſen / und zur Oeffnung zwingen / als wie wenn es recht ſtehet / oder nur das Waſſer noch ſtehet / ſo zwinget das Waſ - ſer die Oeffnung / weil es mit dem Netze zwiſchen den Mutter - Mund ſincket. Und wenn der Wehen kommt / und das Waſ - ſer anſpannet / ſo zwinget es den Mutter-Mund zur Oeffnung Dieſes geſchiehet nun nicht / wenn das Waßer ſo fruͤhe ohne We - hen ſpringet. Kan demnach dieſe deine vernuͤnfftige Huͤlffe viel thun / daß du eher zur Wendung kommeſt / und die Frau nicht ſo viel Tage leiden / und in ſolche Lebens-Gefahr kommen darff. Dieſe Warnung und Anleitung iſt nicht zu verwerffen / wirſt du ſie wohl in acht nehmen / ſo wirſt du gute Huͤlffe finden.

Chriſt.

Ich habe dich zuvor erinnert / daß du derſel - ben Rede nicht vergeſſen ſolteſt / weil ich noch mehr fragen wolte / alß nehmlich: Wie ſoll ich denn dieſe Rede verſte - hen? Erſtlich ſagſt du / daß die Urſache oder der Irrthum geweſen / daß ſich die kreiſtende Frau nicht haͤtte wollen von der Wehe-Mutter anruͤhren laſſen / bis die rechten durch - dringenden Wehen kommen wuͤrden / und die Wehe-Mut - ter haͤtte auch dieſer Frau den Willen gelaſſen / und waͤre doch bey ihr geblieben bis an den dritten Tag / alß ſie dich zu Huͤlffe geruffen haben. Und doch ſprichſt du: daß du das Kind / durch den Zwang der Wehen und Verfließung des Waſſers / ſo aufgeqvollen und eingepreßt gefunden haſt. Wie haben denn die Wehen das Kind koͤnnen ſo einpreſ -M 2ſen92Das V. Capitelſen und auftreiben / wenn keine durchdringende Wehen ge - weſen waͤren? Woher iſt denn ſolche Gefahr kommen / vor Mutter und Kind / wie du hier zeigeſt? denn die Frau wird ja durch die Wehen gezwungen worden ſeyn / es von ſich zu ſagen / ſo wird ja auch die Wehe-Mutter nicht blind geweſen ſeyn / dergleichen Wehen der Frau anzuſehen / denn die rechte durchdringende Wehen ſich nicht verbergen und verbeißen laßen. Kan mich alſo in dieſe Rede noch nicht finden?

Juſt.

Ich wil dir die Unwiſſenheit zeigen / woraus dieſe Gefahr kommet / daß du dich in acht nehmen kanſt ſamt den Frau - en / ſo in dieſem Wahn ſeyn / der Angriff der Wehe-Mutter ſey unnoͤthig vor den euſerſten durchdringenden Wehen. Hiebey mußt du wiſſen / daß bey unrecht-liegenden Kindern / wie ich dir gnugſam zuvor erwehnet / als wo das Kind qver uͤber die Ge - burt lieget / keine durchdringende Wehen kommen koͤnnen. Be - dencke dich doch recht / was die durchdringende Wehen ſeyn. Sie ſeyn nicht anders / als ein Zwang der Natur / der das Kind zum Ausgange zwinget / wenn ſich die Mutter davon ent - ledigen wil / als bey der natuͤrlichen Geburts-Stunde / wenn das Kind recht zur Geburt und alſo zum Zwingen lieget: Lieget es aber nicht recht / und ſo unrecht / daß es nicht ſincken kan / ſo muß der Zwang nachlaſſen / weil das Kind durch das qver-liegen nicht einſincken kan / ſo kan es auch alſo qver-liegend nicht gebohren werden. Lege dich in ein Fenſter hinaus zu ſehen / wenn durecht im Fenſter innen iiegeſt / kan dich ein anderer leichte von hinten hinaus werffen. Liegeſt du aber qvaͤr uͤber das Fenſter / oder nur ſcheeff nach der Seiten angeſtemmet / ſo muß er es wol bleiben laſſen / dich mit dergleichen leichten Huͤlffe hinaus zu werffen. Alſo iſt es mit den durchdringenden Wehen auch. Lieget das Kind recht innen; ſo folgen die durchdringende Wehen / nicht allein von dem inner -lichen

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93Von den verharreten Geburten. lichen Trieb der Wehen / ſondern auch von dem Ein - und Durch - dringen des Kindes. Wenn dieſe beyde Stuͤcke beyſammen ſeyn / ſo folget die Geburt ohne alle Huͤlffe der Wehe-Muͤtter. Wilt du nun und deine ſo geſinnete Frauen ohne rechte Unter - ſuchung des Angriffs die durchdringende Wehen erwarten / ſo kanſt du gar leichte in dergleichen Gefahr / wie dieſer Frauen geſche - hen / gerathen. Derohalben ſind dieſes die durch dringen de We - hen weñ das Kind recht eindꝛingen kan / und gleich gebohren wird. Lieget es aber unrecht; ſo kan man die ſtarcke We - hen vom Anſehen nicht erkennen / und kan ſich gar leichte ei - ne Frau und Wehe-Mutter dabey betriegen.

Chriſt.

Haſt du denn dergleichen Zuſtand zuvor noch nicht gehabt / als dieſesmahl / weil du ſageſt / daß dir dieſe Wendung viel ſchwerer gefallen / als in allen deinen vorhergehenden Kupfern zu ſehen iſt? Warum zeigeſt du mir denn dieſe Geburt auch nicht durch Kupffer? Ich kan es in dem Anſchauen der Kupffer nebſt einem ausfuͤhrli - chen Bericht beſſer faſſen / als von dem Bericht allein. Die Kupffer geben mir gleichſam das Licht in die Augen / und den Verſtand in die Haͤnde: Zeige mir doch nur dieſe Wen - dung vollends den andern nach / oder abſonderlich / ſo viel ihr zu dieſer Wendung gehoͤren.

Juſt.

Du machſt mir viel Wunder / doch muß ich dir noch willfahren. Siehe alſo dieſes erſte Kupffer an / das zei - get dir ein recht gedrange liegendes Kind / wie ich es ſo groß und aufgeqvollen / und durch die Wehen eingepreſſet / auch von al - lem Waſſer verfloßen gefunden / und wie es mir unmoͤglich ge - weſen das Kind ſo viel in die Hoͤhe zu ſchieben / daß ich meinen Arm ſo tieff einlaßen koͤnnen / nur den nechſten Fuß oder das Knie des Kindes zu erlangen / gleich alß du hier ſieheſt / wie mein Arm ſo dicke aufgeſchwollen iſt. Darum mußte ich mich reſolviren meine Hand ſamt des Kindes Arm und Hand aus ziehen / auffM 3daß94Das V. Capiteldaß ſich das Kind naͤher zum Ausgange wieder zuruͤck geben koͤnte. Weil es auch meinen Arm wegen des Kindes zuſam - men gepreſten Arms und der Bruſt ſehr in die Hoͤhe getrieben hatte; Als loͤſete ich dem Kinde / in dem es doch todt war / den Arm ab / wie dieſes andere Kupffer weiſet / weil ich es nicht aͤn - dern konte / und das Kind auch ſehr feſte lag / daß ich mich al - ſo wegen des Fortſchiebens und Zuruͤckweichens nicht fuͤrchten durffte / wie wol geſchiehet / wenn die Kinder noch Feuchtigkeit um ſich haben / und nicht ſo feſte eingepreſſet ſeyn / als ich dir der - gleichen Zuruͤckweichen zuvor gezeiget / und daß es nicht allezeit gut ſey / den Arm abzuloͤſen. Hier aber erforderte es die Noth / daß ich mehr Platz bekam / um tieffer zu zu langen / weil das Kind ſo feſte eingepreſſet war. Das dritte und vierdte Kupfer zeigen / wie ich dem Kinde eine Schnure durch das Bein bey dem Knie durchſtecken koͤn - nen und muͤſſen / weil ich wegen des Zwanges und dem Gedraͤnge den Fuß des Kindes nicht erreichen oder zu erlangen vermochte / bis ich durch das angelegte Band / das Bein mit der lincken Hand ziehen konte / damit die rechte Hand den Fuß erreichete / wie in dem Fuͤnfften Kupffer zu ſehen. Das ſechſte Kupffer weiſet / wie ſich ein ſolches Kind zuſammen preſſen muß / da man durch den Eingriff nicht recht dazu kommen kan; denn mit beyden Haͤn - den kan man unmoͤglich eingreiffen / und eine Hand kan das Kind unmoͤglich zuruͤckheben / und auch zugleich ziehen / bis man ein Fuͤßlein hat. Aber bey dieſer Wendung konte ich kein Fuͤßlein haben / bis ich den Fuß / wie du ſieheſt / aus dem Leibe vor die Geburt brachte / daß ich denſelben anſchlung. Alsdann konte ich meine rechte Hand neben des Kindes Beinen einlaſſen / um daſſelbe mit der Achſel und dem Leibe in die Hoͤhe zuſchie - ben / wie du in der andern Wendung ſehen kanſt an dem Kupffer No. XIX. da ich dem Kinde unter den Arm gegriffen / eben des - wegen ſelbtes in die Hoͤhe zu ſchieben der Wendung halben. Auf dergleichen Art kan und muß es hier auch geſchehen / damit ſichdas95Von denen verharreten Geburten. das Kind mit dem Fuße unter ſich ziehen laſſe / wie du in dem ſie - benden Kupffer ſieheſt / daß das Kind bald bis an den Leib mit dem rechten Beine durchgezogen iſt. Als denn muß die rechte Hand das lincke Bein dem Kinde gegen dem Leib faſſen und ziehen / damit es gleiche durchdringen koͤnne. So haſt du eine unrechte Geburt / wie du zuvor geſehen haſt / und dergleichen dir und al - len Wehe-Muͤttern ſchon bekant ſeyn muͤſſen / weil es nichts neu - es iſt. Dieſe ſieben Kupffer weiſen dergleichen ſchwere Wendung / damit doch die Mutter moͤge gerettet werden. Wenn es auf das euſerſte kommt / daß beyde Fuͤſſe des Kindes nicht moͤglich zu er - langen und zuſammen zubringen ſeyn; So mußt du das erſte nehmen / und dich auf alle Weiſe bemuͤhen / wie es moͤglich zu bekommen iſt / wenn gleich das Kind nicht allezeit ſo gedrange lieget. Es trifft offters / daß eine Wehe-Mutter ſtarcke Haͤnde und Arme hat / dann kan ſie einer Frauen eben ſo ſchwer bey - kommen / wie ietzo gemeldet / wo die Kinder gedrange liegen / denn ihre ſtarcke Hand und Arm machet es noch gedraͤnger: da muß ſie helffen wie ſie kan / nehmlich mit einem Fuße / wie dieſe Wendung weiſet / wenn ſie zu ſpaͤte geruffen wird / ſol die Frau gerettet werden. Ich wuͤnſche / daß ich dir und meinem Naͤch - ſten zum Beſten / alle denck - oder merckwuͤrdige Dinge zeigen / und zum Verſtande bringen koͤnte / die mir bekant worden / ich wolte nichts zuruͤcke behalten. Allein ich habe viel aus der Acht gelaſſen. Wenn es mir aber wieder unter die Haͤnde kommt / ſo erinnere ich mich dann deſſen wieder. Alſo iſt es mir bey dieſer Geburt auch gegangen. Ich habe dergleichen Geburten mehr gehabt / und doch nicht gemeinet / daß ſie ſo noͤthig zu zeigen waͤ - ren / bis ich itzo wieder erinnert werde. Denn wenn die Noth vorbey / ſo laͤſſet es ſich wieder vergeſſen / daß es ſo hart gehalten / und ſo ſchwer geweſen iſt. Es iſt zu beklagen / daß ſolche ſchwere Geburten ſo leichte zu verſehen moͤglich ſeyn / aus bloßer Unwiſ - ſenheit der kreiſtenden Frauen und der Wehe-Muͤtter. Allei -ne96Das V. Capitelne mercke du dieſes wol / wilt du dein Ambt und Gewiſſen recht bewahren.

Chriſt.

Sage mir doch: iſt denn dieſer Irrthum des Angriffes Schuld / daß ſolche ſchwere und gefaͤhrliche Ge - burt / bey dieſer Frauen gefolget iſt.

Juſt.

Betrachte doch nur dieſe letzte ſieben Kupffer / nebſt de - nen vorher gezeigten / wol / ſo giebet dir derſelben Anſchauen / ſamt der beſchriebenen Lehre bey gutem Nachdencken / den Grund da - von / und du wirſt befinden / daß der Angriff einer geuͤbten Wehe-Mutter in Zeiten viel verhuͤten kan / wie meine erſte Warnungs-Kupffer dir zeigen / wie ſich die Kinder unter der Geburt / aus vielen zuvor erklaͤrten Urſachen meiſtentheils erſt verwenden koͤnnen. Als: da die Hand des Kindes nur bey dem Kopff allein iſt / und der Kopff ſcheeff dabey ſtehet. Siehe das Kupffer No. II. an / da wirſt du ſehen / daß ich dem Kinde die Finger kneipe oder druͤcke / und ließ dieſelbe Lehre / warum ich ſolches gethan / ſo wirſt du befinden / daß es zu dem Ende geſche - hen / das Kind zu rechter Geburt zu behalten / weil ich es offters gluͤcklich probiret / und dergleichen Gefahr damit verhuͤtet habe. Dieſe Verhuͤtung kan nur geſchehen / ſo lange das Waſſer noch nicht gebrochen iſt. Denn ſo bald das Waſſer bricht / da kom̃t die Hand oder der Ellebogen mit in die Geburt / und der Kopff muß ſcheeff hinter ſich oder nach der Seite weichen / durch den Zwang der Wehen / wenn das Waſſer gebrochen iſt. So muß denn hernach dergleichen uͤbele Geburt folgen / es kan nicht anders ſeyn.

Chriſt.

Meineſt du denn / daß es bey dieſer Geburt auch ſo zugegangen iſt? Die Wehe-Mutter kan doch nicht dafuͤr / weil ſie erſt geruffen worden / da das Waſſer ſchon gebrochen geweſen? Wenn es hernach nicht zu verhuͤten moͤglich / ſo iſt ja die Gefahr ſchon da geweſen / als die We - he-Mutter gekommen. Was kan ſie denn dafuͤr / daß du ſie des Irrthums mit beſchuldigeſt?

Juſt. 97Von denen verharreten Geburten.
Juſt.

Ich glaube es gantz gewiß / daß dieſes Kind bey die - ſer Frauen / da das Waſſer noch nicht gebrochen geweſen / eben ſo geſtanden hat / wie das Kupffer No. II. anweiſet / nur daß der Ellbogen dem Kopffe vorgelegen / wie hier die Hand / weil ich den Arm mit dem Ellbogen ſo ſcharff eingedrungen fand / (wie das erſte Kupffer von der letzten Wendung weiſet /) daß ich vor dem Arm unmoͤglich durchkommen konte / den Fuß oder das Bein des Kindes zu erlangen / wie ich ihn denn auch habe abloͤ - ſen muͤßen / ſolte die Frau gerettet werden. So war auch der Kopff gantz zuruͤck gepreßet / wie in demſelben Kupffer zuſehen. Solche Kinder ſtehen mehrentheils / wie ſchon gemeldet / bey noch ſtehendem Waſſer / ehe es bricht / erſtens recht zur Geburt. Ich heiße es recht / ob es gleich was ſcheff iſt / weil ihm noch leichte zu helffen / bey angehender Geburt / ehe das Waſſer bricht. Hal - te demnach dafuͤr / wenn ich dergleichen Geburten bekomme / daß ich die Mutter retten ſol und muß / da die Hand des Kindes o - der der Arm in die Geburt eingedrungen / daß dieſelben Kinder bey angehender Geburt alle recht geſtanden haben / und nur aus Verzug der Frauen / oder durch die unwiſſende Wehe-Mutter verſehen und verſaͤumet werden. Zwar eine Wehe-Mutter kan freylich nicht dafuͤr / wenn ſie zu langſam geruffen wird / und das Waſſer ſchon geſprungen iſt / wenn ſie kommet / es iſt mir ſel - ber wiederfahren. Aber ſo bald ſie kommet / iſt es gleichwol ih - re Schuldigkeit / daß ſie die Frau angreiffet / damit nicht groͤße - re Gefahr folgen darff / wenn was unrechts vorhanden waͤre. Iſt es denn recht und gut / ſo iſt es deſto beſſer vor die Wehe - Mutter und die Frau.

Chriſt.

Wenn es denn die Wehe-Mutter auch nicht verſtuͤnde / und die Frau gleichfalls ſich nicht wolte angreif - fen laſſen / was dann zu thun?

Juſt.

Es iſt ſchlimm genug / wenn es die Wehe-Mutter nicht verſtehet / und darum ſolt du es lernen verſtehen. AberNdie98Das V. Capiteldie hartnaͤckichen oder eigenſinnigen Frauen ſollen auch mercken / was ſie vor Ungluͤck dabey haben koͤnnen / ingleichen die laviren - de Wehe-Mutter / wie dieſe geweſen / weil ſie drey Tage ohne dem Angriff bey dieſer Frau ſitzen geblieben / und es drauf ankom - men laſſen / wie die Kupffer weiſen; Denn von außen oder vom Anſehen iſt die Gefahr nicht zu mercken / auch nicht zu verhuͤten. Darum laß dir den Angriff nicht abſchwatzen Triffſt du Frauen an / die es nicht zulaſſen wollen / ſo zeige ihnen die Gefahr / was dabey zu bedencken iſt. Wollen ſie denn nicht / ſo laß es auf ihre Gefahr ankommen / ſo biſt du in deinem Gewiſſen frey / und gehe gar von der Frauen weg / ſo kan dir keine Schuld zugemeſſen werden / weder von GOtt / noch vor der Welt. Denn wem nicht zu rathen / dem iſt auch nicht zu helffen. Laſſen ſie dich aber nicht gehen / ſo muͤſ - ſen ſie ihnen helffen laßen / und alſo eines von beyden doch er - wehlen / wiewol es ſchwer und ſchlimm bey ſolchen Frauen iſt. Ich habe dergleichen auch vor mir gehabt / die ich mit har - ten Worten zwingen muͤſſen / da es zwar vor die Frauen noch - gluͤcklich abgegangen / daß ſie bey Leben und Geſundheit geblie - ben / aber der Kindeꝛ etliche ſind doch darvon todt gebohren worden. Alsdann haben ſie mir es doch gedancket / wenn ſie gerettet wor - den. Aber einer unvernuͤnfftigen und undanckbarn Frau hab ich doch einmal bey harter und ſchwerer Geburt gedienet / da ich unverdiente Schandflecke vor den Lohn bekommen. Aber was iſt bey unvernuͤnfftigen und undanckbaren Menſchen zu thun / weil es bey ihnen heißet: Undanck iſt der Welt Lohn. Es ge - het ſo gar gleich in keinem Ambt und Beruff auf der Welt nicht zu / daß nicht ein raͤudig Schaff mit unter ſolte gefunden wer - den / dabey man Undanck vor den ſauer-verdienten Lohn be - kommet und nehmen muß.

Chriſt.

Es werden ſich viel Frauen entſetzen / wenn ſie dieſes Buch leſen / und die Wendungs-Kupffer recht be -trach -99Von den verharreten Geburten. trachten werden / wie du ſo wol mit dem gantzen Arm / als mit einem Stecken mit der eingeqvetſchten Schnure / in den Leib eingreiffeſt? wie das XVII. Kupffer zeiget. Es iſt bald nicht moͤglich zu glauben / daß es geſchehen kan? Es werden ſich / ohn allen Zweiffel / Splitter-Richter ge - nug finden; daß es nicht geſchehen koͤnne / und nicht moͤ - glich ſey?

Juſt.

Ich muß bekennen / daß ich mich gleichfalls entſetzen wuͤrde / wenn ich es nicht ſelbſten gluͤcklich geuͤbet haͤtte / nicht nur einmahl / ſondern vielmahl / wenn ich zu Huͤlffe gehen muͤſ - ſen. So kan ich auch keiner Frau verdencken / daß ſie ſich druͤ - ber entſetzet. Und ich wuͤndſche / daß ſich alle unwiſſende Wehe-Muͤtter dafuͤr entſetzen moͤchten / nicht deswegen / daß ſie ſich fuͤrchten es zu lernen; ſondern deswegen / daß ſie es lerneten verhuͤten / weil verhuͤten leichter zu faſſen iſt / alß dergleichen ſchwere Wendung / von unverſtaͤndigen Wehe-Muͤttern. Daß es aber moͤglich ſey / und geſchehen koͤnne / von einer rechten und wolgeuͤbten Wehe-Mutter / ſolches iſt wahr / und koͤnte ich es mit vielen Frauen / wenn es noͤthig waͤre / bezeugen / bey denen ich es mit großen Nutzen und Danck in der gleichen Nothfaͤllẽ probiret und gebrauchet habe. Siehe der Frau Maria Lorentzin gerichtlich-gegebenes Zeugniß an / welches in der Ordnung das ſiebende iſt / darinnen wird ei - nes ſolchen An - oder Eingriffs gedacht / daß ich meinen Arm bis zum Ellbogen eingelaſſen / um ihr zu helffen / wie ich denn auch ein glattes Stoͤcklein ſammt einer Schnure gefordert. Hiebey kanſt du / und die es leſen hoͤren / ſehen / daß es moͤglich iſt / der krei - ſtenden Frauen auszuſtehen / weil dieſer dadurch geholffen wor - den / und doch nicht weiß / was ich damit gethan habe. Alſo kanſt du wol gedencken / daß es noch ertraͤglich ſeyn muß; Denn ſo ſagen es dieſe Frauen aus / und bezeugen es eben ſo / wie ich dir in dem Kupffer No. XVII. weiſe / daß der Stecken zwiſchen dem Kin -N 2de100Das V. Capitelde und der Wehe-Mutter Arm eingebracht worden. Die Frau hat keine ſonderliche Empfindlichkeit davon / außer Zwang / der keine Gefahr bringen kan / wenn es nur nach und nach ſachte beygebracht oder tractiret wird. Laß nun die Splitter-Richter davon urtheilen was ſie wollen / wenn wir nur unſerm Nech - ſten helffen und denſelben retten koͤnnen / wenn es die Noth erfor - dert. Es iſt mir geſchehen / daß mich unterſchiedene wegen dieſer Wendung verfolget und verlaͤumdet haben / und wol gar geſagt: Sie wolten lieber ſterben / als auf dergleichen Weiſe in meine Haͤnde kommen. Ich wil nicht ſagen / was ſie ſich weiter ver - meßen haben. Und es iſt geſchehen / daß ſie GOtt gedancket / daß ich ſie eben ſo gerettet habe / darum heißt es: Irret euch nicht / GOtt laͤßt ſich nicht ſpotten. Es iſt vor mich und dieſe Frauen eine Gnade Gottes / wenn ſie gerettet werden / daß ſie Leben und Ge - ſundheit behalten. Als denn erkennen ſie erſt / was ſolche Ver - meſſenheit iſt / und was GOtt thun kan durch ſeine Gnade und Allmacht / bey ordentlichen Mitteln / die Er giebet.

Chriſt.

Das achte Zeugnis / als der Frau Barbara Vogtin / iſt nachdencklich / und bey ihrer Geburt ſehr ge - faͤhrlich geweſen. Erklaͤre mir es doch ausfuͤhrlich / wie eszugegangen?

Juſt.

Betrachte und beſiehe das gegebene Gerichtliche Zeug - nis recht wol / weil es ziemlich alles erklaͤret / wie ich geholffen / und beſiehe ingleichen meine dir gegebene Lehre / da ich dir aus - fuͤhrlich gezeiget / wie es eigentlich zugegangen / du mußt es ver - geßen haben. Schaue zuruͤcke in die 25. 26. Seite / da wirſt du es finden.

Chriſt.

Das Neundte Zeugnis / iſt die Frau Suſan - na Jacobin / gebohrne Ritterin. Mit dieſer Frau iſts ja noch gluͤcklich abgegangen; Aber woran hat es denn ge - fehlet / daß ſie ſo lange in Noͤthen geweſen? Hat es denn die Wehe-Mutter auch mit dem zu fruͤhen Treiben ver -ſehen? 101Von denen verharreten Geburten. ſehen? Sie ſagt ja: man muͤßte die rechte Stunde erwar - ten / ſo muß ſie ja nicht getrieben haben.

Juſt.

Hieraus ſieheſt du / daß die Wehe-Mutter keinen Grund bey dem Angriffe gehabt / und ſol dir deswegen zur Leh - re dienen / daß du meine dir ſo viel gegebene Nachricht von ver - nuͤnfftigem und nachdencklichem Angriff / recht verſtehen lerneſt / weil du in dieſem Zeugniß ſieheſt / daß viel / ja Leib und Leben / vor Mutter und Kind daran gelegen iſt / wenn die Wehe-Muͤtter keinen Verſtand von dem Angriff haben / dabey ſich eine rechte geuͤbte Wehe-Mutter / nach allen Umſtaͤnden richten kan und muß / ſol ſie die gebaͤhrende Frau recht regieren. Dieſe Wehe - Mutter hatte die Meinung daß die rechte Stunde der Geburt nach nicht da waͤre. Hier ſieheſt du den Irrthum und das Wie - derſpiel. Denn als ich angegriffen / und dem ſcheeffſtehenden Kin - de abgeholffen / ſo folgte innerhalb zwey Stunden eine gluͤckliche Geburt / und war dieſe Frau ſchon den fuͤnfften Tag / ihrer Aus - ſage nach / in Kindes-Noͤthen. Iſt das nicht eine Unwiſſenheit der Wehe Mutter / weil ſie es ſchon den erſten Tag vor voͤlli - ges Kreiſten erkennet / und auf den fuͤnfften Tag ſaget ſie: es waͤ - re wie es lang geweſen waͤre / man muͤßte die Zeit erwarten. Es iſt wahr / wo kein Mangel iſt / daß man die Zeit er warten muß / aber da ſind auch nicht rechte Kindes Wehen verhanden. Hingegen iſt es auch wahr / daß man die rechte Zeit durch Unwiſſen - heit verſaͤumen kan. Darum mußt du durch den vernuͤffti - gen Angriff mercken lernen / worinnen der Irrthum be - ſtehet / ſollt du vor GOtt und der Welt dein Ambt recht verrichten.

Chriſt.

Wenn ich nun dergleichen Geburt habe / ſoll ich denn nicht treibende Sachen eingeben? Haͤtte dieſe We - he-Mutter getrieben / vielleicht waͤre dieſe Frau eher ge - neſen?

Juſt.

Ich ſehe wohl / daß du meine Meinung noch nichtN 3recht102Das V. Capitel. recht verſteheſt. Sage ich denn / daß ich etwas zum Treiben eingegeben habe? Ich ſage / daß ich das Kind mit dem Kopffe ſcheeff-ſtehende gefunden / und wie ich es durch den Angriff abgelen: cket habe / ſo ſind die Wehen von ſich ſelber gefolget; Denn insge - mein wo die Wehen fehlen bey vollkommener rechten Ge - burt / ſo hemmet ſich das Kind auf eine oder die andere Arth; Alß iſt noͤthiger das Kind ab und einzulencken / denn zu treiben. Wenn ein ſolch angeſetztes Kind getrieben wuͤr - de / ſo folgete ebenfalls Leib - und Lebens-Gefahr auf ſol - che Weiſe. Dabey ſieheſt du / was vernuͤnfftige Huͤlffe fuͤr Nutzen bringen / und unvernuͤnfftige ſchaden kan.

Chriſt.

Ich muß dich hier noch eines erinnern / we - gen des fuͤnfften Zeugnißes / welches von dem noͤthigen Waſſerſprengen zeuget / da du ſo fruͤhe vor der Zeit / ja et - liche Wochen vor der Niederkunfft / wie ich im Zeugniß ſehe / eine unrechte Geburt vermuthet und angeſaget haſt / und es iſt auch / wie ich ſehe / ſo geſchehen. Woher kanſt du das ſo lange zuvor gleichwol wiſſen? Aus dieſem Zeug - nis koͤnnen viel deiner Feinde und Miß-Goͤnner wunder - liche Grillen und uͤbele Nachrede machen. Alß zeige es doch an / woher du es vermuthet haſt / und wiſſen koͤn - nen?

Juſt.

Daß ich dieſe uͤbele Geburt ſo viel Wochen zuvor vermuthet habe / und es auch ſo kommen / ſo iſt dieſes mein Grund: Wenn ich die Kinder nach der Helffte keinmal bey offterm An - griffe als recht-ſtehend oder gewendet gefunden / ſo ſind allezeit unrechte Geburten gefolget. Als gieng es bey dieſer Frauen e - ben ſo. Denn weil ihr offters ſchlimm war / um Mißkram / oder wie ſie es in Schleſien nennen / daß es ihr ungluͤcklich ge - hen / und das Kind eher kriegen wuͤrde / als es Zeit waͤre; So war ich unterſchiedene mal um Nachricht zu geben erfordert / fand alſo das Kind allezeit unrecht zur Geburt / da es doch ſon -ſten103Von denen verharreten Geburten. ſten nach der Helffte pfleget denn und wenn gewendet zu ſtehen. Ob es gleich noch ſo klein iſt / ſo hat es deſto mehrern Platz / ſich unter ſich und uͤber ſich zu kehren / welches ich bey vielen Frauen wahrgenommen / daß ich die Kinder bald nach der Helff - te mehrentheils zu rechter Geburt gefunden habe / ſonderlich wenn ſie uͤber Schmertzen und Draͤnge geklaget haben. Hergegen aber wenn ich ſie den andern Tag wieder angefaſſet / um Nach - richt halben / da ſie nicht ſo Schmertzen empfunden / habe ich die Kinder hoͤher im Leibe ſtehend gefunden / offters recht / offters unrecht / und hat mir dieſes rechte und unrechte Stehen in ſo fruͤher Zeit groſſes Nachdencken gegeben. Ob es wahr ſey o - der nicht / laße ich dahin geſtellt ſeyn / daß nehmlich die Kinder im Mutterleibe / mit dem Kopffe / nach der Helffte / unter ſich / als gewendet / meiſtentheils ſtehen / weil derſelbe bald bey der Bildung am groͤßten zu ſehen iſt / und bis zur Helffte / bald groͤſ - ſer als des Kindes gantzer Leib zu ſeyn pfleget / und alſo wegen der Runde und Groͤße alß ein Stein das Gewichte unter ſich nimmt. So bald die Kinder voͤllig gebildet ſeyn und ſtil - le liegen / ſtehen ſie gemeiniglich recht; Wenn ſie ſich a - ber bewegen / und noch ſo kleine ſeyn / ſo koͤnnen ſie ſich auf und nieder lencken / wie es kommet. Weil ich denn ſolche Ver - aͤnderung in den meiſtẽ Leibern offters bis zwey und drey Monden eher und ſpaͤter vor ihrer natuͤrlichen Niederkunfft gefunden / hernach aber wenn ſie die rechte Groͤße haben / und der Leib der Frauen durch die Groͤſſe der Kinder ausgefuͤllet iſt / alsdenn wird ihnen das Aus - und Einwenden verboten / und bleiben die letzten zwey Monden allezeit recht ſtehen / wenn natuͤrliche Ge - burten folgen ſollen. Welche ſich aber bis zur Geburts-Stun - de ſo verwenden koͤnnen / auß vielen Urſachen / die ich dir zuvor angezeiget habe / muß ſich dabey die Wehe-Mutter unter der Geburt wol in acht nehmen / ſol nicht ungluͤckliche und unrechte Geburt folgen. Derowegen halte ich dafuͤr / daß die mei -ſten104Das V. Capitelſten unrechten Geburten daher kommen / daß ſich die Kin - der in dergleichen Leibern bis zur Geburts-Stunde aus - und einwenden koͤnnen. Wenn nun dieſes von der Wehe - Mutter nicht in Zeiten wargenommen wird / und auch viel Frau - en ſich nicht zeitig von der Wehe-Mutter wollen angreiffen laſ - ſen / bis ſie mit Schaden Lehrgeld geben / ſo folget gar leichte un - rechte Geburt / da es wol verhuͤtet werden koͤnnen / durch zuvor - gemeldtes noͤthiges Waſſerſprengen bey angehender Geburt / da die Kinder recht ſtehen / und die Wehe-Mutter weiß / daß ſie ſich bey der Frauen verwenden koͤnnen / und ihnen nicht zu trauen iſt. Es ſind aber auch Leiber oder Kinder / wie ich ſagen ſoll / die ich gar nicht zu rechter Geburt in ihrem gantzen ſchwanger - ſeyn bey dem Angriffe gefunden. Dieſes geſchiehet aber ſehr ſel - ten / und weiß mich auf dergleichen wenig zu erinnern. Der - ſelben Art war dieſe Frau eine / der ich dieſe unrechte Geburt angeſaget / weil ich es zuvor ſchon wargenommen habe / daß / welche Kinder ich gar keinmahl recht-ſtehende nach der Helffte gefunden / allezeit unrechte Geburten gefolget ſeyn / und eben deswegen habe ich dieſe unrechte Geburt vermuthet.

Chriſt.

Ich muß dich hier noch eines erinnern. Wa - rum braucheſt du den ſo genannten Mutter-Spiegel nicht zum Auffſchrauben der Frauen / daß du ſehen kanſt / wie das Kind lieget? Ich habe ſonſten ſo viel davonſagen hoͤ - ren / und du gedenckeſt nichts davon. Was ſind denn dei - ne Gedancken dabey? ich ſolte dencken / es waͤre beſſer / alß der Haaken vor dich zu gebrauchen / denn damit darffſt du ja das Kind nicht verletzen oder anhaaken / als mit dem Haaken geſchiehet?

Juſt.

Hier ſehe ich deinen Verſtand. Du warneſt und wiederredeſt mir den Haaken / und den Mutter-Spiegel wilt du mir rathen / zum Auffſchrauben der Frauen / da doch das Auffſchrauben den Frauen mehr Schmertzen und weniger Huͤlffebrin -105Von denen verharreten Geburten. bringet / als der Haaken. Denn wenn ich das Kind lange ſe - he liegen / ſo kan ich doch mit dem Sehen nicht helffen / es muß doch ein ander Inſtrument dazu gebrauchet werden / dann iſt es doppelte Marter. Und ob gleich eine unerfahrene Wehe-Mut - ter das Kind ſiehet liegen / weiß aber nicht / was ſie damit ma - chen ſoll oder kan / was wird ihr das Sehen helffen? denn der Mutter-Spiegel hilfft anders nicht / als zum ſehen / mit was fuͤr einem Gliede das Kind in - oder uͤber der Geburt lieget. Da - rum mußt du wiſſen / weil ich unter den armen Bauers-Frauen durch GOttes ſonderbahre Huͤlffe und Seegen / in meiner Lehre ſo weit gekommen / und durch viele ſchwere Faͤlle auf vielerley Art und Weiſe / wie ich dir zur Gnuͤge angezeiget habe / allezeit gluͤcklich / wie es nur ſeyn koͤnnen / durchkommen bin / ſo habe ich niemaln an einen Mutter-Spiegel gedacht / auch nicht gewuſt / was ich da - mit thun ſolte oder koͤnte / ſo lange ich in der Lehre geweſen. Nach dem ich aber weiter kam / nehmlich unter ſolche Leute / die mir Nachricht davon gaben / was damit zu thun waͤre / da hatte ich dieſer Huͤlffe / oder vielmehr doppelten Marter nicht mehr noͤ - thig / denn durch die viele Ubung war meine Hand und Fin - ger / ſammt der genauen Unterſuchung in die natuͤrliche Fuͤhlung oder Erkaͤntniß gekommen / daß ich ſo genaue fuͤhlen und unter - ſcheiden konte / alß wenn ich es vor meinen Augen ſehe / in was vor einer Stellung das Kind lieget. Halte alſo den Mutter - Spiegel fuͤr eine unnoͤthige Marter / vor mich zu gebrauchen. Ich verachte dergleichen Inſtrument oder den Mutter-Spiegel nicht / in gewiſſen Faͤllen zu gebrauchen / als bey allerhand Ge - ſchwuͤren / in der Mutter oder Mutter-Scheide / und andern Schaͤden / die durch den Angriff nicht ſo recht koͤnnen unterſchie - den oder unterſuchet werden; Doch muß es wohl große Schmer - tzen geben. Ich habe es einmahl verſuchet / wegen eines Ge - ſchwuͤres / das eine Frau in dem ſo genannten Mutter-Halſe oder Mutter-Scheide gehabt; Aber ich konte vor Mitleiden nichts damitOaus -106Das V. Capitelausrichten / daß ich haͤtte dazu ſehen koͤnnen / und doch halff der liebe GOtt derſelben Frau gluͤcklich davon. Darum fuͤrchte ich mich noch bis dieſe Stunde vor dem ſo genannten Mutterſpiegel. Ich glaube zwar / daß bey ſchwangern Frauen / wenn ſie in Noͤthen ſeyn / das Schrauben beſſer angehen kan / weil die Geburt von der Frucht zur Erweiterung durch die Wehen gezwungen wird / und die Mutter-Scheide oder Halß k[e]inen ſolchen ſchweren Schmertzen hat; Aber vor mich und meine Wiſſenſchafft / ha - be ich es nicht noͤthig. Denn wo das harte Eiſen lieget / kan meine gelinde Hand liegen / die dergleichen Schmertzen nicht verurſachen kan. So ſehe ich auch nicht / wie ich auf meine Wendungs-Art / vor dem harten Eiſen meine Hand und den Arm lencken koͤnte. Ich glaube / daß ſolche Leuthe dieſen Mutter-Spiegel brauchen / welche die Kinder durch die Inſtrumen - te mit Stuͤcken von den Frauen nehmen. Dazu gehoͤret noch eine groͤßere Wiſſenſchaſſt / und iſt auch wohl mehr Gefahr da - bey / als meine Wendung brauchet / welche mich der liebe GOtt bey den armen Bauers-Frauen lernen laſſen. Ich habe mein Tage von keinem Kinde kein Stuͤcke machen duͤrffen / im Mut - terleibe; Aber den gebohrnen Arm / habe ich unterſchiedliche mahl abloͤſen muͤſſen / wegen der gedrangen Wendung. Weil dieſer Arm in ſo verharreten oder verſaͤumten Geburten / nicht moͤglich wieder zuruͤck zu bringen iſt; Als verhindert er die Wen - dung / daß ich das todte Kind nicht regieren oder umkehren kan. So bald aber der Arm abgeloͤſet iſt / laͤßt es ſich beſſer kehren / denn des Kindes Arm machet das Kind feſte / in dem mein Arm des Kindes Arm in der Geburt hemmet / daß er nicht moͤglich / bey dergleichen verharreten trockenen Geburten / zuruͤck zu bringen iſt. Denn die todten Kinder werden durch die We - hen ſo an - und eingepreſſet / daß ich meine Hand / das Kind damit zu regieren / ſchweer genug einbringen kan. Hier iſt zu mercken / wegen Abloͤſung des Armes / von dem todtenKinde /107Von denen verharreten Geburten. Kinde / daß er wegen der Wendung / offters hoͤchſt-noͤthig ab - zuloͤſen iſt / weil man das Kind beſſer umkehren kan / ſonderlich / wenn es ſehr gedrange lieget / und keine Feuchtigkeit mehr umb ſich hat. Aber eher iſt das Abloͤſen auch nicht gut / ehe ich nicht zuvor weiß / wie das Kind eigendlich lieget / denn der eingepreß - te Arm haͤlt das Kind beym Unterſuchen feſte / daß es nicht ſo wan - cken kan / und dann iſt es ſchweer zu fuͤhlen / wie das Kind lieget. Lieget es nicht gar zu gedrange / und hat noch Feuchtigkeit um ſich / ſo laͤßt es ſich von meinem Arm und Eingriffe ſchieben / als wieche es. Wenn es denn noch ſo locker und geraume lieget / iſts auch dann gar nicht noͤthig den Arm abzuloͤſen; Denn / wie ſchon geſaget / der eingepreßte Arm haͤlt das Kind feſte / daß ich die Fuͤſſe eher erlangen und anſchlingen kan / wie in denen Wen - dungs Kupffern zu ſehen / da dergleichen Figuren vorgeſtellet wor - den / wie die Wendung folgen kan / ohne Abloͤſung des Armes. Aber das Kind muß noch was Feuchtigkeit und Schlipffriges um ſich haben / ſonſten gehet es ſo gut nicht an. Und eben deswe - gen iſt die Wendung je eher je beſſer / und leichter vor die Wehe - Mutter und kreißende Frau. Dieſes mercke / ſo wirſt du wol zu rechte kommen.

Chriſt.

Ich ſolte meynen / nach deiner ietzigen mir gegebenen Lehre: Wenn ein Kind nicht ſo gar gedrange laͤge / und noch Feuchtigkeit um ſich haͤtte / daß es von dei - nem Arm und Eingriffe ſo weichen koͤnte / wie du mir jetzo gezeiget haſt / ſo waͤre es ja beſſer / du braͤchteſt des Kin - des Arm wieder ein / und lenckeſt den Kopff des Kindes zurechter Geburt / wie du mir zuvor dergleichen Kupffer gezeiget haſt / wenn die Kinder ſcheeff mit den Koͤpffen liegen / wie man ſie einlencken kan und ſoll / dann koͤnte ja das Kind recht gebohren werden / und du haͤtteſt den ſo grauſamen An - und Eingriff des gantzen Armes / noch we - niger des Steckens und Anſchlingens nicht noͤthig / dasO 2waͤ -108Das V. Capitelwaͤre viel leichter ſo wol vor dich / alß vor die kreißende Frau.

Juſt.

Es waͤre zu wuͤnſchen / daß es ſich bey todten Kin - dern ſo thun lieſſe / alß bey Lebendigen; Aber das gehet nicht ſo an / denn ein lebendig Kind / wenn ich es ſo lencke / ſo zappelt es / und wirfft ſich offters der Lenckung nach / das kan ein todtes nicht thun. Wuͤrde es mich alſo nichts helffen / wenn ich gleich den Arm wieder zuruͤck einbringen koͤnte / wiewol es ohne große Schmertzen nicht zugehen wuͤrde. Was waͤre nun damit geholf - fen? Bedencke dich doch recht: Das Kind iſt todt / und der Kopff iſt uͤber ſich zu ruͤcke gepreſſet von den ſtarcken Wehen / weil der Arm in die Geburt eingedrungen iſt / ſo hat das Kind davon ſterben muͤßen / und iſt ihm alſo der Halß gebrochen worden / durch den Zwang der Wehen und das unrechte Lager. Die - ſer gebrochene Halß / wird und kan ſich nun nicht ſo lencken laſ - ſen / alß ein lebendiges Kind / ſo lieget es auch in einem ſchmertz - hafften Leibe / und in einem ſolchen Gedraͤnge / wo das Waſ - ſer ſchon gebrochen / und meiſtens verfloßen / daß mir und dir das Einlencken mit dem Kopffe verbothen iſt. Denn mein dir an - gezeigtes Weichen iſt nur Weichen; Aber Wenden mit dem Kopffe und Weichen iſt zweyerley, Mit den Fuͤßen zu wenden iſt gantz ein ander Werck / alß mit dem Kopffe / ſonderlich wenn die Kinder ſchon todt ſeyn; Denn die Fuͤße ſeyn lang und geſchlang / und wegen der Gelencke moͤglich zu regieren. Das kan mit dem Kopffe nicht geſchehen / nicht allein wegen der zu großen Schmertzen / die die Frau haben wuͤrde; ſondern auch / wegen der Groͤße des Kopf - fes bey dem zuſammen gepreßten gedrangen Leibe. Hier wil ich dich in der Frau Thymin ihr Zeugniß weiſen / wie es mir mit ihr / bey einem noch lebendigen Kinde / mit dergleichen Wen - dungen gegangen / da das Waſſer noch nicht geſprungen war / und das Wenden des Kindes mit dem Kopffe auch angieng / wasfuͤr109Von denen verharreten Geburten. fuͤr Gefahr drauf folgete / wegen des zu rund liegenden Kin - des / weil es ſich rund und krum zuſammen gekrippet hatte. Die - ſe Zuſammenkruͤmmung des Kindes / kan die Wehe-Mutter nicht verhuͤten / wiewol es nicht allezeit geſchiehet / doch wenn es geſchiehet / iſt die Wendung der Kinder / mit den Koͤpffen allezeit ſchwerer und gefaͤhrlicher / ſie leben oder ſind todt / als mit den Fuͤſſen / es ſey denn / daß das Kind recht uͤber ſich in die Hoͤhe gekrimmet mit dem Leibe liege / und alſo nur ſcheeff mit dem Kopffe unter ſich ſtehet / ſo kan man einen ſcheeffliegenden Kopff wol ein - wenden; Aber ein gantz unrecht-liegendes Kind / wird man wol muͤſſen mit dem Kopffe ungewendet laſſen;

Chriſt.

Laß mich doch noch eines fragen / weil es mir itzo wieder einfaͤllt. Du ſagteſt zuvor / du haͤtteſt keine Stuͤ - cke von keinem Kinde in Mutterleibe machen doͤrffen / außer den gebohrnen Arm haͤtteſt du wegen der Wendung unterſchiedene mahl abgeloͤſet. So ſehe ich wol / daß du das Abloͤſen / in dem der Arm auſſen vor dem Leibe iſt / daß du zum Loͤſen ſehen kanſt / nicht fuͤr ſchweer haͤlſt: Aber machet denn der Haaken / den du noch im Mutterleibe dem Kind an den Kopff ſetzeſt / nicht offters Stuͤcke an dem Hirnſchaͤdel / wie du mir ſelber erzehlet haſt / in deiner mir gegebenen Lehre?

Juſt.

Das iſt eine andere Art / Stuͤcke durch den Haa - ken in des Kindes Kopff zu machen / wenn das Kind ſchon in dem innern Mutter-Munde recht durch / und in der Mutter - Scheide recht innen ſtehet / die Spitze des Kopffes auch in - und durch die Geburt ſchon zuſehen iſt / das Kind aber todt / und un - moͤglich durch die verlohrnen Kraͤffte der Mutter kan gebohren werden: oder Stuͤcke zu machen / da die Glieder des Kindes in der Mutter / hinten im Leibe / eines nach dem andern durch das darzu gehoͤrige Inſtrument abgeloͤſet werden: Weil mir nun dergleichen Abloͤſung nicht bekant; und es auch bey meiner Wen -O 3dungs -110Das VI. Capiteldungs-Wiſſenſchaft nichtnoͤthig habe; ſo habe ich dir nichts davon gedencken wollen. Denn meine Gedancken ſind: ob ſchon ei - ne unerfahrne Wehe-Mutter durch das Auffſchrauben des vor - liegenden Kindes Glied gleich ſaͤhe / und wuͤſte es nicht zu regie - ren / ſo wuͤrde ihr das Sehen nicht helffen. Ja wenn man durch das Auffſchrauben das gantze Kind im Leibe koͤnte liegen ſehen / wie es laͤge / und Platz waͤre zu regieren / das waͤre gut und zu wuͤnſchen. Aber da iſt nur das Glied des Kindes zu ſehen / und doch ſchweer zu erkennen / wenn es tieff liegt / weil es finſter iſt. Wie aber das Kind weiter lieget / iſt von dieſem Auffſchrauben / durch das Sehen unmoͤglich zu wißen / bis das Glied / es ſey der Arm oder ein Bein / oder was es ſey / abgeloͤſet werde Die - ſes Abloͤſen muß und wird eine unerfahrne Wehe-Mutter wol bleiben laſſen / und ich halte es auch vor ſchwerer und gefaͤhrli - cher / als meine dir angewieſene Wendung. Jedoch laſſe ich ei - nem jeden ſeine Wiſſenſchafft und ſeinen Willen / wie es ihm der liebe GOtt hat laſſen bekant werden / und er am beſten zu helf - ſen weiß. Der Hoͤchſte GOtt gebe allen ſeinen Seegen.

Das VI. Capitel. Von der Nachgeburt / ob dieſe dem Kinde vorlieget und vorliegen kan? Ob ſie auch angewach - ſen / oder ob man ſie allemal foͤrdern koͤnne?

Chriſt.

Liebe Schweſter / berichte mich doch / was es fuͤr eine Beſchaffenheit mit der Nachgeburt habe / und ob eine Frau auch davon Gefahr haben koͤnne?

Juſt.

Es iſt eine ſchlimme und gefaͤhrliche Geburt / vor Mutter und Kind noͤthig zu mercken / nehmlich: wenn die Nach -geburt111Von der Nachgeburt. geburt mit dem dicken Stuͤck Fleiſch oder Schwamm (wie ich es nennen kan) vor dem Kinde in die Geburt kommt. Auß was Urſachen dieſes geſchiehet / oder wie es zugehet / weiß ich nicht / ob es vom Rucken oder Gleiten der Mutter herkommt / oder ob es moͤglich iſt / daß es das Kind rucken kan. Ich habe unter - ſchiedliche dergleichen Geburten auch gehabt / ſie ſind aber ſehr ge - faͤhrlich vor Mutter und Kind / weil bey allen große Bluter - gießungen ſeyn. Zu etlichen bin ich geholet worden / daß die Kin - der durch dieſe Blutergießung ſchon todt geweſen / und die Frau - en auch nicht viel uͤbriges mehr gehabt haben. Solcher Zuſtand wird ſelten vor Kreißen gehalten / weil nicht ſonderliche Wehen bey ſeyn / denn die Blutſtuͤrtzung ſchwaͤchet Mutter und Kind. So kan auch eine unerfahrne Wehe-Mutter nichts erreichen / weil ſich die Nachgeburt eben ſo / wie das ander Fleiſch oder die Schooß / laͤßt angreiffen. Sie meinet / es ſey noch nicht Geburts-Zeit / weil ſie vom Kinde nichts fuͤhlen kan / wenn gleich daſſelbe recht dahinter ſtehet. Denn der Schwamm kan nicht weichen / und das Gebluͤte kan nicht nachlaſſen / bis die Frau todt iſt. Ihnen iſt auch mit meinem Wiſſen anders nicht zu helffen / alß daß ich mit einem ſubtielen Haͤklein oder Drath oder Haar - Nadel das dicke Fleiſch an der Nachgeburt durchſtochen / daß ich mit den Fingern durchgekont. (Es muß aber wol in acht genommen werden / daß mit dem Haͤklein oder der Nadel nicht das Kind erreichet werde /) So iſt das Waſ - ſer gelauffen / wie es pfleget zu lauffen / wenn es ſpringet. So bald es Lufft bekommet / folgen die Wehen / und das Gebluͤte ſtillet ſich: Als dann habe ich mit den Fingern dem Schwamme gantz von ſammen geholffen / darauf iſt eine gluͤckliche Geburt vor Mutter und Kind erfolget / wenn ich ſie bey guten Kraͤfften gefunden.

Chriſt.

Iſt denn allemahl die Nachgeburt Schuld daran / wenn ſich das Gebluͤte bey kreiſtenden Frauen ver -laͤufft:112Das VI. Capitellaͤufft: Ofters laufet es etliche Tage / oder etliche Stunden vor der Geburt / ehe noch einige Wehen ſeyn / was iſt denn die Schuld? Kan ihm auch durch Artzney Mittel geholf - fen werden?

Juſt.

Dieſe / oder dergleichen Blut-Stuͤrtzung nahe vor - und unter der Geburt / iſt einmahl beßer als das andere durch Artzney-Mittel zu ſtillen. Ich habe allhier bey einer vorneh - men Frauen ſolche Blutſtuͤrtzung gehabt / da die Nachgeburt nicht vorgefallen war / es war ihr erſtes Kind / da ſie mit ein - kommen ſollte / ſo fand ſich das Gebluͤte haͤuffig / ehe noch einige Wehen waren / ja ſo hefftig / daß dieſe Frau in drey oder vier Stunden mit dem Tode rang. Was aber die Urſache war / daß ſich das Gebluͤte ſo ergoß / weiß GOtt / ich aber nicht. Des Kin - des Leben war nicht mehr zu fuͤhlen. Die Frau fieng an zu phantaſiren; Haͤnde / Fuͤße und der Kopff waren durch kalten Schweiß als ein Eiß / daß alſo wenig oder keine Hoffnung des Lebens vor Mutter und Kind mehr uͤbrig war. Den Pulß konte man ſchweer und ofters lange nicht fuͤhlen. Es wolte kei - ne Artzney mehr anſchlagen / ſo daß / wie vor geſagt / vor menſch - lichen Augen keine Hoffnung des Lebens uͤbrig. Dennoch ſchlug ich dieſes Mittel dem Hn. Doctor vor: Ich wolte eine Haar-Nadel nehmen / und das Netze / welches des Kindes Waſſer beſchleußt / durchſtechen / in dem bey vorher gehen - der Geburt das Blut ſich bald pflegte zu ſtillen / wenn ich die Nachgeburt durchſtochen haͤtte / daß das Kinderwaſſer weg lieffe / alsdann draͤngete ſich die Frucht zum Gebaͤhren an - und ein / das Kind ſey tod oder lebendig. Die Hn. Doctores beſchloſſen / ich ſolte das thun. So bald es geſchehen / gieng das ge - woͤhnliche Kinder-Waſſer fort / und das Kind / weil es recht zur Geburt ſtand / drang mit dem Kopffe ein / und das Gebluͤte ließ nach / drauf funden ſich etliche Wehen / daß ich bald eine gluͤck - liche Geburt hoffete: Weil aber der Frauen Kraͤffte gantz wegwaren /113Von der Nachgeburt. waren / und das Kind / wie leichte zu gedencken / todt iſt / bey ei - ner ſolchen gewaltſamen Blutſtuͤrtzung / ſo hatten die Wehen keine Krafft mehr nachzufolgen / und worden wieder ſtille / die Frau aber lag etliche Stunden / nachdem das Gebluͤte auch ſtil - le geblieben / in einem tieffen / doch faſt Ohnmaͤchtigen Schlaffe / bis gegen dem Tage / alsdann erholte ſie ſich in etwas / daß ſie ſich beſinnen koͤnnen. Es funden ſich auch abermals Wehen / in dem aber die Kraͤffte der Frauen ſchwach / und das Kind groß und todt war / die Frau auch zum erſtenmahle gebaͤhren ſolte / ſo war es unmoͤglich zu gebaͤhren / wiewohl aller Fleiß und Huͤlffe von den Hn. Medicis und mir angewendet worden / durch trei - bend - und ſtaͤrckende Sachen. Dannenhero die Hn. Doctores gut befunden / ich ſolte dem todten Kinde einen Haaken in den Kopff anſetzen / und auf alle Weiſe helffen und ziehen / ſo gut ich koͤnte / daß doch die Frau / wo moͤglich / gerettet wuͤrde. Wel - ches denn auch ohne Verletzung ihrer Geſundheit gluͤcklich abge - gangen / wiewol ſie faſt ein halbes Jahr gelegen / ehe ſie ſich er - holen koͤnnen / iſt aber bis dato (GOtt ſey Danck) friſch und ge - ſund. Iſt demnach nicht rathſam / ſolche Huͤlffs-Mittel durch Inſtrumenten allezeit und ſchlechter Dinge zu verwerffen / wenn ſie nur zu gebuͤhrender Zeit / beſcheidentlich / behutſam / wol und vorſichtig gebrauchet werden / alsdann ſeegnet der liebe GOtt auch ſolche Arbeit und Huͤlffe. Darum iſt Wiſſenſchafft nicht zu verwerffen. Mir ſind viel ſchwere Geburten und Faͤlle / un - ter Handen kommen / bey denen armen Bauers-Leuten / die mich um Gottes willen gebeten / ihnen zu helffen / worbey ich die erwehnte Angriffe verſuchet / und weil ſie GOtt / mit ſeiner Gna - de und Huͤlffe geſegnet / habe ich ſie auch bey andern Frauen und gebaͤhrenden Faͤllen / wie ſie angefuͤhret worden / verſuchet / und gut befunden / dafuͤr ich Goͤttlichem Segen und Beyſtand hertzlich dancke. Ich habe mit Fleiß keiner rechten natuͤrlichen Geburt gedencken wollen / welche ohne dis bekant / und hat manPUrſa -114Das VI. CapitelUrſache GOtt zu dancken / daß ſolche ſchwere Faͤlle nicht gemein ſeyn. Ich habe wol dreyßig und mehr rechte Geburten gehabt / ehe dergleichen eine darunter geweſen iſt. So trifft es auch wol unter hunderten kaum einmahl / daß es ſo zugehet. Daß ich aber ſo offte darzu kommen und geholet worden / kommt da - her / daß ich im Ruff geweſen / ich koͤnte bey ſolchen Geburten helffen / bin alſo offters auf etliche Meilweges dazu geholet wor - den / wenn ich nur moͤglich zu bekommen geweſen / dahero ich auch immer mehr / bis ietzo / bekant worden bin.

Chriſt.

Wie kommt es aber / daß bey manchen Frau - en / die Nachgeburt nach dem Gebaͤhren / ſo langſam fort wil / bey mancher Frau auch gar nicht fort koͤmmt / bis ſie todt daruͤber bleiben muß. Was iſt wol die Urſache?

Juſt.

Hiervon wil ich dir gar gerne meine Wiſſenſchafft zeigen / weil ich gar vielmahl in Lebens-Gefahr dazu geruffen und geholet worden bin / da ſie nach der Geburt zu ruͤck geblie - ben iſt. Ich habe viel Jahre keine andere Urſache als den Vor - fall des Mutter-Mundes gefunden / welchem mit zwey Fingern bald zu helffen geweſen. Es muß nur vorſichtig und gelin - de geſchehen / nehmlich: Wenn die Nachgeburt / nicht wie gewoͤhnlich fort wil / ſo laſſe ich den hangenden Bauch wol in die Hoͤhe heben / und gleiche halten / und faſſe die Nabel-Schnure mit der lincken Hand / daß ich mit zwey Fingern an der rechten Hand der Nabel-Schnure nach - folgen kan bis an den Mutter-Mund, Dann hebe ich ihn / wie zuvor bey der Geburt / in die Hoͤhe auff / ſo bekommt die Nachgeburt Lufft / und ſencket ſich. Es iſt noͤthig die Frau zu etwas Huſten zu vermahnen. Doch bey einer iſt es noͤthiger / als bey der andern. Man fuͤhlet es bald an der Nabelſchnure und Nachgeburt / wo es noͤthig oder un - noͤthig iſt. Iſt es noͤthig und gut / ſo ſencket ſich die Nach - geburt und Nabelſchnure; Ziehet ſie ſich aber von ſolchemHu -115Von der Nachgeburt. Huſten zuruͤcke / ſo laß nicht Huſten / ſonſten reißet die Na - belſchnure durch ſolch Erſchuͤttern ab / und wird große Ge - fahr dabey. Es iſt mit meinem Wiſſen kein beſſer Rath / als den Mutter-Mund nicht ſincken laßen / und die Na - belſchnure anhalten / doch nicht zu ſcharff / damit ſie nicht abreiße. So iſt auch gut / etwas warmes auf den Leib zu legen / warmen Wein / oder warm Bier fett gemacht; A - ber es muß mit Fleiß ſo warm continuiret werden / denn die Waͤrme hilfft hier ſehr viel. Ich habe ſolches allemahl bey meinem erſten Anfange verſuchet / und gut befunden. Jetzo aber habe ichs lange nicht noͤthig gehabt / weil ich die Nachgeburt ſelbſt ſuchen kan / wenn es die Noth erfordert. Dieſes aber weiß ich dich nicht zu lehren / wo es die Vernunfft dir nicht ſelber ge - ben wird / weil es ſchwer iſt / in dem weichen Leibe die Nach - geburt zu erkennen. Jedoch fuͤhret dich die Nabelſchnure dazu / daß du es mit gutem Bedacht wol finden koͤnteſt. Aber du mußt ſehr vorſichtig damit verfahren / daß du nicht Stuͤcke macheſt. Es iſt bald geſchehen / und folget große Gefahr. Denn eileſt du zu ſehr / ſo iſt es nicht gut / biſt du zu langſam / ſo iſt es eben nicht gut. Darum mußt du dich des Mittels bey gutem Nachdencken gebrauchen. Nach vieler Ubung wirſt du viel er - fahren / wie mir geſchehen / daß ich dabey dem hoͤchſten GOtt zu dancken Urſach habe. Ich geſtehe gar gerne / daß ich vor die Nachgeburt / um ſelbe zu foͤrdern / groͤßern Kummer habe / als bey allen Wendungen der Kinder. Das Kind liege auch wie es wolle / ſo iſt zu helffen geweſen / ſo viel mir auch unter Haͤn - den kommen / GOtt helffe weiter! Aber mit der Nachgeburt iſt es mir zweymahl ungluͤcklich ergangen / wie folget: Ich hatte bereits uͤber Sechs hundert Kinder ausgebadet / ehe mir ein Exem - pel unter die Haͤnde kom̃en war / daß ich die Nachgeburt angewach - ſen gefunden; So bin ich auch uͤber hundert mal / uͤber meine aus - gebadete Kinder-Zahl / zu ſolcher Gefahr zu Huͤlffe geholet worden /P 2und116Das VI. Capitelund iſt mir keinmahl ungluͤcklich ergangen / daß ich die Frau nicht haͤtte retten koͤnnen. Dabey ich auch ſo behertzt und dreu - ſte worden / daß ich nicht glauben koͤnnen / daß eine Nachgeburt zu finden / die ungewoͤhnlich angewachſen waͤre / weil ich alle / zu dem ich geholet worden / und unter meine Haͤnde be - kommen / nur mit dem Mutter-Munde verfallen gefunden; ha - be alſo trefflich darwider geſtritten / wenn ich von angewachſenen Nachgeburten reden hoͤrete / bis mich GOtt damit heimſuchte. Es hat ſich begeben in Liegnitz / bey einer Brauerin / mit ihrem zwoͤlfften Kinde / mit welchen ſie gar eine leichte Geburt hatte / alſo / daß ich kaum eine halbe Stunde bey ihr war. Wie ich a - ber das Kind loͤſen ſolte / ſo war die Nabelſchnur ſo kurtz / daß ich faſt nicht wuſte zu loͤſen / mußte doch endlich loͤſen / ſo gut ich konte. Wolte ich die Nabelſchnure nicht laſſen in den Leib fah - ren / ſo mußte ich ein Band anbinden / damit ich ſie nicht ver - loͤhre. Als ich nun das Kind weggegeben hatte / wolte ich / wie gebraͤuchlich die Nachgeburtfoͤrdern / ließ der Frauen den Leib he - ben / wie bereits gemeldet / faſte die Nabelſchnure / und ſuchte den Mutter-Mund / vermahnete auch die Frau zu Huſten. Wie ſich aber der Leib erſchuͤtterte / ſo zog ſich die Nabelſchnure mit ſolcher Gewalt in den Leib / daß ich daruͤber hertzlich erſchrocken bin / und wuſte nicht / was es zu bedeuten haͤtte. Weil ich aber gleichwol wegen des angebundenen Fadens / die Nabel - ſchnure noch erhielte / und mir bekant war / die Nachgeburt ohne allen Schaden zu ſuchen / ſo folgete ich auf der Nabelſchnure der Nachgeburt nach / und fand ſie oben im Mutter-Grunde auf eine ſolche Art angewachſen / wie wenn ſich ein Stuͤck Gebluͤte an was hart angelieffert hat. Wann denn bey keiner Nachge - burt ich niemahls ſolch einen Angriff gefunden / bin ich noch mehr als zu vor erſchrocken / ließ die Hand wieder ſincken / mich zu bedencken / was hierbey zu thun waͤre / konte aber vor mich alleine keinen Schluß faſſen / in dem ich mich / wenn ich die Nach -geburt117Von der Nachburt. geburt foͤrdern ſolte / es geſchaͤhe durch den Angriff oder durch ſtar - ckes Eingeben / großer Blutſtuͤrtzung befuͤrchtete / welches ich auff meine Verantwortung nicht thun wolte. Alſo ward der Herr Stadt-Phyſicus zu Huͤlffe geruffen / welcher vor rathſam befand / man ſolte nicht eilen / geſchaͤhe es doch offters / daß die Nachge - burt etliche Tage zuruͤcke bliebe / vielleicht loͤſete ſie ſich nach und nach. Wie wir aber in ſolcher Unterredung in der andern Stube noch bey ſammen waren / kommet ein Geſchrey / die Frau ſtuͤr - be. Wir eileten in der Sechswoͤchnerin ihre Stube / und fanden die Frau in der ſchweren Noth liegen. Als ich ſie aber zu reiben und zu kuͤhlen anfing / ſo erholte ſie ſich wieder / und wuſte nicht / wie ihr geſchehen waͤre / außer daß ſie einen Wehen gehabt / darauf waͤre ihr gar wol worden. Wie ich aber zu ihr ſehen wolte / ob der Wehen mit dieſer gewaltſamen Kranckheit vielleicht die Nachgeburt geloͤſet haͤtte / fand ich ſie im Blute lie - gen uͤbernatuͤrlich / die Nabelſchnure aber war ſo kurtz / und unmoͤglich zu gewinnen / wie vorhin. Es waͤhrete nicht lange / ſo fand ſich wieder ein Wehen ſammt einem ſtarcken Bluter - gießen und der ſchweren Noth. Der Hr. Doctor ſahe mit zu / und verſchrieb bald wider die Blutſtuͤrtzung / ſo viel ihm moͤ - glich war. Es ließ ſich aber nicht halten / bis ſie in der fuͤnfften Stunde verſchied. Dieſes war das erſte Ungluͤck / welches ich die gantze Zeit uͤber gehabt. Hernach habe ich wieder mehr denn Zweyhundert Kinder ausgebadet / und dergleichen Zufall nicht erfahren. Dennoch war ich nicht hienuͤber / ſo fuͤhrte mich GOtt zum andernmahl / auch in Liegnitz / eben mit der Nachgeburt bey der Frau Lorentzin / gleichſam in die Schule. Aber auf eine ſolche Weiſe: Die Nachgeburt wolte nicht fort / als ſuchte ich / wie ich gewohnet war / fand aber nichts in der Mutter / als die bloße Nabelſchnure ſammt dem Netze / welches das Waſſer beſchleußt / beyderſeits gantz trocken in der Mutter angewachſen. Von dem Leberkuchen / welches das groͤßte an der Nachgeburt pfleget zu ſeyn /P 3war118Das VI. Capitel. war nichts zu fuͤhlen / wobey ich mir denn keinen Rath auch keinen Ausgang erdencken konte. Ließ alſo den Hn. Phyſicum wieder zu mir bitten / welcher auch nicht wußte / wie zu helffen. Es funden ſich aber in der ſechſten Stunde nach der Geneſung / abwechßlungs weiſe Mattigkeiten und Ubel ſeyn / ſolches hielt ſo lange an / bis die ſchwe - re Noth dazu kam. Auf das letzte ſtieß ihr das Blut in waͤh - render ſchwerer Kranckheit zum Halſe herauß / bis ſie verſchied. Bin alſo bis dieſe Stunde dabey in Furcht gerathen / wiewol mich GOtt ſeit der Zeit vor dergleichen Begebenheiten in Gna - den behuͤtet hat / und habe alſo ich / und eine jede Wehe-Mutter neben mir / Urſache den lieben GOtt um Seegen und Goͤttlichen Beyſtand zu bitten. Sonſten kan ich wol mit gutem Gewiſſen ſa - gen / daß mir kein Kind im Mutter-Leibe vorgekommen / dem nicht mit Wenden haͤtte koͤnnen geholffen werden / ſo daß zum wenig - ſten die Mutter iſt vom Kinde entlediget und gerettet worden / dafuͤr ich auch GOtt hertzlich dancke / und ferner um Beyſtand / Schutz und Seegen bitte; Aber dieſer Zuſtand wegen Anwach - ſung der Nachgeburt / iſt mir ſchwerer und gefaͤhrlicher unter Haͤnden kommen / und unmoͤglich zu retten geweſen / als bey allen Geburten und Wendungen der Kinder. GOtt behuͤte mich und alle Menſchen vor dergleichen Gefahr. Ich muß doch noch einmahl der angewachſenen Nachgeburt gedencken / indem mir erſt neulich dergleichen Zuſtand begegnet. Weil dann die vorher erwehnte Frauen alle das Leben laſſen muͤſſen / bey denen die Nachgeburt angewachſen geweſen / ſo reſolvirte ich mich bey dieſer Gelegenheit die Abſchaͤlung zu verſuchen / ob es angehen koͤnte / maſſen allem Anſehen nach / dieſe Frau doch ſterben mußte. Faßete alſo die Nabelſchnure mit der lincken Hand etwas ſcharff an / doch ſo ſcharff nicht / daß ich ſie abreißen konte / ſondern ſo ſcharff daß ſich die Nach - geburt bey der Nabelſchnur / da ſie angewachſen iſt / etwas weniges in die Hoͤhe ziehen ließ. Hierauff drang ich mitdem119Von der Nachgeburt. dem gewoͤhnlichen Fingern in der rechten Hand bey der Nabelſchnure durch / und ſchaͤlete ſo lang / als der Finger langen konte / zwiſchen der Nach-Geburt und der Mutter rund umb / ſachte loß. Hernach nahm ich den andern Finger zu Huͤlffe / machte das Loch groͤßer / und ſchaͤlete es durch und durch ab. Alſo ward dieſe Frau gerettet. Sie lag aber lange kranck / ehe ſie ſich wieder erholen kon - te. Was aber die Urſache war / daß ſie ſo lange liegen mußte / weiß ich nicht. Jedoch halte ich dafuͤr / weil dieſe Abſchaͤlung ſehr empfuͤndlich war / und ſich auch ſo gantz glatt nicht loßſchaͤ - len ließ / in dem viel Stuͤrtzel als Borſten ſtehen blieben / welche ſich aus dem dicken Leber-Kuchen / bey der Abſchaͤlung auszo - gen / daß ſie alſo in der Mutter ſtecken blieben / zwar nicht groß oder lang / ſondern kurtz und ſcharff / wie ein zart Reib Eiſen anzufuͤhlen. Als glaube ich wol / daß dieſe zuruͤck-bleibende Faͤſerlein / eine Faͤulung machten / daß dieſe Frau es langſam verwinden konte. Doch brachte ſie ihr Leben davon / und war hernach friſch und geſund. Ob es ſich nun mehr ſo practiciren moͤchte laßen / ſtehet bey GOtt. Darum vermeine ich / daß bey dieſem Zuſtande oder dergleichen Huͤlffe allezeit große Gefahr iſt / wenn es auch auf das beſte gehet. Es ſchlaͤget auch leichtlich keine Artzney an / ſie kan auch nicht / aus der Urſache / weil es an - gewachſen iſt. Treibende Dinge loͤſen es nicht / es folget eher Blutſtuͤrtzung / und gehet doch nicht weg. Es kommt gar leichte ohne alles Treiben / Blutſtuͤrtzung / und laͤſſet ſich nicht ſtillen / bis die Frauen todt ſeyn / welches ich mit meinen Augen geſehen. Derohalben iſt es auf alle Weiſe gefaͤhrlich / bey dergleichen Zu - ſtande / ſo viel mir davon iſt bekant worden.

Chriſt.

Sage mir doch / wie es ſich mit den Zwillin - gen verhaͤlt / ob ſie allezeit in einer Nachgeburt liegen / oder / ob ein jedes Kind ſeine eigene Nachgeburt habe / und wenn ſie in einer liegen / ob auch das Waſſer zweymal ſpringet; wiever -120Das VI. Capitelverhaͤlt es ſich denn / wenn ein jedes Kind in ſeiner eigenen Nachgeburt lieget / gehet denn die erſte Nachgeburt des er - ſten Kindes bald dem Kinde nach / oder bleibet ſie zu ruͤ - cke / bis die Kinder beyde gebohren ſind / iſt auch was dabey zu verſehen?

Juſt.

Es liegen zwar Zwillinge in einer Nachgeburt / und haben nur ein Netze oder Haͤutchen zum Unterſcheid / aber doch ein jedes hat ſein eigen Waſſer / weiln das Mittel-Haͤutchen des andern Kindes Waſſer beſchließen hilfft. Wenn alſo das erſte Kind gebohren iſt / ſo folget die voͤllige Waſſerblaſe des andern Kindes / wie bey angehender Geburt des erſten Kindes / und muß eben ſo ſpringen / es ſey viel oder wenig Waſſer bey den Kin - dern. Es geſchiehet zwar / daß zwey Kinder in einem Waſſer und einer Nachgeburt beyſammen liegen / und kein Netze dar - zwiſchen iſt / aber ſehr ſelten / da ich doch viel Zwillingen geholf - fen habe / alsdenn ſpringet das Waſſer nur einmahl / und fol - gen die Kinder bald eines dem andern nach. So liegen auch viel Zwillinge ein jedes in einer eigenen Nachgeburt / dabey ſprin - get das Waſſer auch zweymahl / als wenn das erſte gebohren worden / ſo ſpaͤnnet ſich das andere Waſſer an / wie das erſte / bis es ſpringet / wenn es wol in acht genommen und recht tra - ctiret wird;

Chriſt.

Du ſprichſt / daß die andere Waſſerblaſe bald dem erſten Kinde nachfolget / wenn das Kind gebohren worden / und recht tractiret und in acht genommen wird? Wie ſol ich denn das rechte tractiren und wol in acht neh - men verſtehen? Erklaͤre mir es doch / worinnen es be - ſtehet?

Juſt.

Das rechte tractiren beſtehet in einem vernuͤnfftigen und gruͤndlichen Angriffe / der wird dir zeigen / ob noch ein Kind verhanden iſt oder nicht / und wie es lieget. Der aͤußerliche An - griff zeiget dir zwar auch / ob noch ein Kind vorhanden iſt / abernicht121Von der Nachgeburt. nicht / wie es lieget / welches doch das noͤthigſte zuwiſſen iſt / ſoll es recht tractiret werden. Denn ehe du die Nachgeburt des er - ſten Kindes foͤrderſt / mußt du wiſſen / wie das andere lieget / denn durch die Foͤrderung der Nachgeburt kanſt du das andere Kind verwenden / wenn es gleich recht und gut zur Geburt ge - wendet ſtuͤnde. Offters iſt die Nabelſchnure ſehr lang an der Nachgeburt / als bleibet die Nachgeburt zu ruͤcke / weil die lan - ge Nabelſchnure bey dem Gebaͤhren / die Nachgeburt nicht zie - hen kan / daß ſie dem Kinde bald nachfolgen muß / wie es offters geſchiehet; Bleibet alſo die Nachgeburt zu ruͤcke / aus Urſachen der langen Nabelſchnure. Alsdenn dringet das andere Kind ſich bald dem erſt-gebohrnen nach / und folget bald eine gluͤckliche Geburt / ſo es recht zur Geburt ſtehet. Wenn aber die Nabel - ſchnure kurtz iſt / wie ſchon gemeldet / ſo zeucht ſich die Nachgeburt bald dem erſt-gebohrnen Kinde nach / bey den Kindes-Wehen / als muß ſolche nahe liegende / und dem andern Kinde vorliegen - de Nachgeburt bald zuvor gefoͤrdert werden / ſonſten kan das an - dere Kind nicht gebohren werden / ehe die Nachgeburt weg kom - met. Dieſes weiſet dir ein vernuͤnfftiger Angriff / ob die Nach - geburt dem andern Kinde zuvor lieget / oder ob das Kind der Nachgeburt zuvor lieget. Doch kan dich der Angriff bey ſol - chem Zuſtande irrig machen. Denn wenn die Kinder in ei - ner Nachgeburt liegen / ſo iſt der Leber-Kuchen gerne ſehr groß / und reichet bis an den innern Mutter-Mund / daß du ihn bald beym Angriffe erreichen kanſt / wenn das erſte Kind gebobren iſt. Dabey kanſt du dich betriegen / wenn du meineſt / daß ſie eine abſonderliche Nachgeburt ſey / weil ſie dem andern Kinde ſcheinet vorzuliegen. Faſſe aber die Frau mit gutem Bedacht an / ſo wirſt du befinden / daß ſie ſeit werts gegen dem Maſtdarm lieget / und oben gegen der Frauen Blaſe / das andere Kind gar leichte zu erreichen iſt. Bey derglei - chen Zuſtande mußt du dich wol in acht nehmen. DennQwenn122Das VI. Capitelwenn du die Nachgeburt mit der Nabelſchnur / wie gebraͤuch - lich / etwas anzeuchſt / ſo verruͤckeſt du das andere Kind / wenn es gleich recht ſtuͤnde / und ſackt ſich die Nachgeburt vor / daß ſich die Geburt zwey bis mehr Tage verziehen kan; Denn das Kind kan nicht eher zur Geburt kommen / weder recht noch un - recht / bis es durch ſtarcke Bewegung die Nachgeburt wieder nach ſich zeucht / oder gegen der Seiten / alsdann giebet es ſich in die Geburt / und folget die Geburt / wie das Kind lieget. Die - ſes langwierige und gefaͤhrliche Kreiſten kanſt du die er - ſte Stunde verhuͤten / wenn du / wie zuvor geſagt / mit dem Angriffe / das Kind uͤber der Frauen Blaſe findeſt / und demſelben anhilffſt / ſo folget die Geburt balde / ſo gut als das Kind ſtehet. Stehet es aber nicht recht ſo mußt du ihm zu rechte helffen / ſo gut es ſeynkan. Dergleichen Gefahr wuͤrdeſt du machen / wenn zwey Nachgeburten waͤren / wie ſchon gemeldet / da die Nabelſchnur ſehr lang waͤre / daß ſich beym Gebaͤhren dieſe erſte Nachgeburt nicht bald dem Kinde nachgiebet oder folget / ſo folget das an - dere Kind dem erſten ſtracks nach / und muß alſo die erſte Nachgeburt ſo lange zu ruͤck bleiben / bis das andere Kind auch gebohren iſt. So nun einer Wehe-Mutter die - ſes nicht bewuſt / und wil die erſte Nachgeburt haben / oder wie gebraͤuchlich foͤrdern / ſo reißet ſie entweder die Nabelſchnure von der Nachgeburt ab / oder iſt die Nabel - ſchnure ſo ſtarck / daß die Nachgeburt folgen muß / ſo kan ſie gar leichte das recht-ſtehende Kind verruͤcken / daß her - nach unrechte Geburt folget. Derohalben mußt du bald / nach dem erſt-gebohrnen Kinde / dich des andern auch er - kundigen / ehe du die Nachgeburt foͤrdern wilſt / ſo wirſt du nicht irren. Und alſo mußt du thun / wenn auch noch mehr Kinder verhanden waͤren. Ich habe bey drey Kin - dern / zwey auch drey Nachgeburten gefunden / ſo / daß zwey Kin -der123Von der Nachgeburt. der in einer Nachgeburt gelegen / und nur ein Netze / wie gebraͤuch - lich / darzwiſchen geweſen / und das dritte Kind in einer abſon - derlichen Nachgeburt alleine. Es geſchiehet auch / daß ein jedes Kind ſeine eigene Nachgeburt hat / als mußt du dich / wie ſchon gemeldet / die Nachgeburt zu foͤrdern wol in acht nehmen / weil viel Gefahr dabey folgen kan. Wo du des Angriffes nicht ge - wiß biſt / ſo mußt du es gehen laſſen / wie es gehet; Aber wenn du Grund und rechten Verſtand des Angriffes haſt / ſo kanſt du alle vorerwehnre Gefahr verhuͤten.

Chriſt.

Es iſt zu verwundern / wie ſo viel unwiſſen - de Wehe-Muͤtter / unter ſo vielen Gefahren koͤnnen zu rech - te kommen / daß nicht mehr ungluͤckliche Geburten zu hoͤ - ren ſeyn / wenn ich alle dieſe deine erklaͤrete und beſchriebe - ne Zufaͤlle und uͤbele Geburten recht betrachte / ſo ſolte ich dencken / daß keine Geburt ohne einen oder den andern Zu - fall unter ſo mancherley Gefahr geſchehen koͤnte. Ich duͤrffte bald in die Gedancken derer gerathen / die uͤber dich ſagen: Die Juſtina hat ein gutes Maul / die kan den Leu - ten wol was weiß machen. Ich ſage es dir nur zur Nach - richt / und hoffe nicht / daß du es uͤbel aufnehmen werdeſt. Ja ſie ſagen wol noch mehr / und wil dich nur damit nicht kraͤncken. Weil du (GOtt lob) in deinem Beruff mehren - theils gluͤcklich biſt; ſo kan ich leichte glauben / daß es aus Neid geſchicht von mißguͤnſtigen Leuten / die dir nicht wol wollen. Aber es heißet: Fuͤrchte GOtt / thue Recht und ſcheue memand,

Juſt.

Mein Vorſatz iſt nicht / dir die guten und rechten Geburten zu zeigen / denn dieſe zeigen ſich (GOtt ſey ewig Danck) taͤglich von ſich ſelber ohne alle Huͤlffe oder Wiſſenſchafft der Wehe-Muͤtter. Wenn das auch nicht waͤre / ſo wuͤrden frey - lich ſo viel unwiſſende Wehe-Muͤtter nicht koͤnnen zu rechte kom - men / und wuͤrden wenig Frauen ihr Leben und Geſundheit be -Q 2hal -124Das VI. Capitelhalten. Es iſt GOtt hoͤchlich zu dancken / daß faſt taͤglich und allgemein die Geburten gluͤcklich gehen. Hierbey koͤnnen wir GOttes Gnade recht erkennen / und ihm nicht gnungſam dafuͤr dancken. Weil es aber auch geſchiehet / daß GOtt offters auch ungluͤckliche Geburten uͤber die Frauen kommen laͤßt / und doch Huͤlffe dazu geben kan; So hat er natuͤrliche oder ordentliche Mittel dazu geordnet. Demnach habe ich dir mit Fleiße ſolche unrechte Geburten zur Lehre zeigen wollen / in dem dieſelben ſonderlich der Lehre und Huͤlffe hoͤchſt benoͤthigt ſind / dafuͤr wir auch dem lieben GOtt Urſache zu dancken haben. Und heiſſet es recht bey der Geburt der Menſchen: Groß ſind die Wercke des HErrn / wer ihr achtet / hat eitel Luſt daran. Ja der liebe GOtt iſt ſo guͤtig und gnaͤdig / und zeiget und giebet uns noch Mittel und Wege zu helffen / wenn er uns eine Zuͤchtigung und Laſt aufleget. Denn wenn die Geburten allezeit gleiche gut gien - gen / wuͤrden die Menſchen dencken / ſie haͤtten es von ſich ſelber / und wuͤrden dergleichen groſſe Allmacht und Gnade GOttes nicht erkennen. Wie es denn auch offters geſchiehet / welche Frauen gluͤckliche Geburten haben / daß ſie es ihrer Vorſorge und Huͤlffe zuſchreiben / und ſagen wol gar: Ich halte mich ſo und ſo / ja ich helffe mir gut / wenn es zur Geburt kommet / habe ich keine Noth zu gebaͤhren / es ſind nur ſolche Zaͤrtlinge / die ſich fuͤr der Ar - beit fuͤrchten. Ich habe eine Frau gekennet / die acht Kinder gantz gluͤcklich gebohren / welcher Sprichwort war: Wie wun - derlich ſtellen ſich denn die Weiber bey der Geburt an / ich wolte eine Heller - oder Pfennig Semmel nehmen / und ein Kind gebaͤh - ren. Aber der liebe GOtt ließ ſie mit dem neunten Kinde fuͤnff Tage in Noͤthen liegen / und weil damahln keine Huͤlffe / um das Kind zu wenden / zu bekommen /[ſintemahl] ich verreiſet war / hat ſie endlich ſammt dem Kinde ſterben muͤſſen. Dieſes moͤgen alle freche Welt-Kinder bedencken / und ſich an Gottes Gnade nicht vergreiffen; denn es heißet nicht ohn Urſache: Ir -ret125Von der Nachgeburt. ret euch nicht / GOtt laͤßt ſich nicht ſpotten. Eben ſo gedencke ich - ber dieſe Leute / welche ſo uͤbel und unwiſſend von mir reden / ſie werden es ſchwer verantworten muͤſſen. Ich hoffe / es werde niemand was unbilliches in meiner gegebenen Lehre finden / die ich aus gutem Gemuͤthe allen Menſchen zum Beſten / aus taͤg - licher Ubung und moͤglichſtem Fleiße angemercket / und auf Ver - langen vieler gottſeligen Kreiſterinnen / endlich in den Druck ge - hen laſſen. Der hoͤchſte GOtt ſegne das Werck / und laße es zu ſeinen Ehren und dem Nechſten zum Beſten ausſchlagen / ſo werden ſie mich wieder alle Verlaͤumder vertheidigen / die unchriſtliche und unverantwortliche Meinungen von mir haben / als waͤre meine Huͤlffe unnatuͤrlich / und alſo teufeliſch. Ich hof - fe aber nicht / daß was unnatuͤrliches oder unchriſtliches in meiner vielen und ſchweren Arbeit wird zu finden und daraus zu ſchließen ſeyn Jedoch muß ich gedencken andas Sprichwort: Beſſer Neider / als Mitleider GOtt bekehre alle Suͤnder / foͤrdere die Gerechten / und ſey uns allen gnaͤdig! Daß aber alle Wehe-Muͤtter meh - rentheils zu rechte kommen und kommen koͤnnen / folget nicht aus ihrer Wiſſenſchafft / ſondern aus GOttes Gnade. Weil Er der Schoͤpffer und Erhalter des menſchlichen Geſchlechts iſt; ſo re - gieret Er die Geburt ohne alle Vernunfft der Menſchen. Die - weil aber der liebe GOtt auch den Menſchen die Vernunfft ge - geben / und einem jeden ſein Ambt und Beruff aufgeleget / ei - nem dis / dem andern ein anders; So ſoll der Menſch auch ſeinen Beruff wol in acht nehmen / wil er Chriſtlich leben und ſelig ſterben / und ſonderlich die Wehe-Muͤtter / in dem dieſe Ar - beit der Frauen und der Kinder Leib und Leben / ſo wol auch der Frauen Geſundheit anlanget. Darum iſt zu beklagen / daß wenig Wehe-Muͤtter ſeyn / die es bedencken / und mehr nicht wiſſen / auch mehr nicht wiſſen wollen / als ein Kind zu nehmen / wenn es ihnen in die Haͤnde faͤllet / und zu loͤſen. Um weiter be - kuͤmmern ſie ſich auch nicht / ſtreiten auch wol auf das hefftigſte /Q 3daß126Das VI. Capiteldaß keine Wehe-Mutter mehr dabey thun koͤnne / weil es ihnen verborgen iſt. Eben dieſer unbilliche Streit und die viele Ge - fahr / welcher eine kreiſtende Frau mit ihrem Kinde unter der Geburts-Stunde unterworffen iſt / hat mich bewogen / meine / durch viele Muͤh und Ubung zuſammen gebrachte / und durch Gottes Gnade verliehene Anmerckungen / allen Menſchen zur Nachricht und zu ihrem Beſten zu zeigen. Es iſt wol war / daß der liebe GOtt taͤglich ohne aller Menſchen Vernunfft hilffet und helf - fen kan / und alſo der natuͤrlichen Mittel nicht noͤthig hat / wenn er helffen wil; Jedoch hat er in allen Dingen den Menſchen ordentliche Mittel und Wege geordnet / die ſie auch nicht verwerf - fen ſollen / in dem offters der liebe GOtt / manche fromme Frau in ſchwere Kindes-Noͤthen kommen laͤßt / vielleicht um ihrer Se - ligkeit wegen; ſo giebet er dieſe natuͤrliche Mittel ihnen ſichtbar - lich zu helffen / ſintemahl unſere Vernunfft die unſichtbaren Mittel ſelten erkennet / und GOtt wenig dafuͤr gedancket wird; Laͤßt uns derohalben die Gefahr offters ſehen / damit wir die natuͤrliche Huͤlffe mit Danck erkennen und annehmen ſollen / und nicht verwerffen / wie offters geſchiehet / ob wol auch die natuͤr - liche Mittel ohne GOttes Segen nichts ſind. Darum heißet es: Bete und Arbeite / ſo wird dich der HErr ſegnen; denn an Gottes Segen iſt alles gelegen.

Chriſt.

Sage mir doch deine Meinung / wegen der Abloͤſung der Kinder von der Nabelſchnure? Welches iſt denn am beſten / die Nabelſchnure lang oder kurtz zu loͤſen? Etliche Wehe-Muͤtter loͤſen die Kinder nicht eher ab / bis ſie die Nachgeburt von der Frauen haben. Iſt denn das recht oder unrecht / und warum geſchiehet es denn?

Juſt.

Wegen des Abloͤſens der Kinder von der Nabelſchnu - re / ſind unterſchiedene Meinungen. Einige ſagen / wenn die Nabelſchnure zu kurtz abgeloͤſet wuͤrde / ſo bekaͤmen die Kinder kurtzen Athem. Andere ſagen / wenn die Nabelſchnure zu langgeloͤ -127Von der Nachgeburt. geloͤſet wuͤrde / und waͤre viel Blut darinnen / und wenn die Wehe-Mutter nicht dieſes Gebluͤte beym Loͤſen vom Kinde weg und zuruͤck ſtriche / oder rein auslauffen machte / wenn ſie ge - loͤſet haͤtte / ſo waͤre es dem Kinde hoͤchſt-ſchaͤdlich / und waͤren ſolche Kinder vielen Geſchwaͤren / wie auch Pocken und Maſern / und dergleichen vielem Ausſchlagen unterworffen / wegen des Ge - bluͤts / ſo in der Nabelſchnure faul und ſtuͤnckend werden muß / wie denn die dicken und fetten Nabelſchnuren offters viel Tage ſehr uͤbel riechen / ehe ſie abfallen / welches aber nicht verhuͤtet werden kan. Etliche ſagen auch: je laͤnger die Nabelſchnure geloͤſet wird / je hellere Stimmen bekommen dieſelben Kinder. Sind alſo vielerley Meinungen auf der Welt / und iſt am beſten uͤber ſolche Dinge / welche nicht viel ſchaden / daß man einem je - den ſeinen Willen und Gedancken laſſe. Wer lernet die Bau - er. Wehe-Muͤtter Kinder loͤſen / die offters nicht ein Wort leſen / und alſo Nachricht davon haben koͤnnen? Ich bin ſelbſt dazu ge - kommen / daß ſie ſo kurtz geloͤſet / daß ſie kaum die Nabelſchnure haben binden koͤnnen / wenn ſie in Angſt geweſen / und des Bin - dens vergeſſen / ehe ſie abgeſchnitten haben. So habe ich auch binden geſehen / da doch der Nabel unter dem Bande aus Ver - ſehung iſt abgeſchnitten worden / und alſo wenig zum binden vom Nabel iſt uͤbrig geblieben / ſonderlich bey dieſen Wehe-Muͤttern / welche ohne dis kurtz zu loͤſen pflegen / denn ſie ſagen: Der Na - bel ſtincket zu ſehr / es iſt den Kindern nicht gut / wenn er ſo lang geloͤſet wird. Es iſt mir ſelber wiederfahren / daß ich in großer Noth ſo geſchnitten habe / aus Verſehen. Weil ich aber etwas lang zu loͤſen pflege / ſo habe ich wegen des Bindens nicht Noth gehabt. Dieſes zeige ich dir nur zur Nachricht an / daß du dich wol damit in acht nehmeſt / und lieber was zu lang als zu kurtz bindeſt / denn man kan eher etwas davon ſchneiden / als dranſetzen / wenn ſie ja zu lang abgeſchnitten wuͤrde.

Es iſt mir auch unterſchiedliche mahl wiederfahren / daß dieKin -128Das VI. CapitelKinder eher gekommen / als ich zu erlangen geweſen / oder da - zu kommen koͤnnen / und iſt doch gluͤcklich dabey abgegangen. Aber zweymahl iſt mir wiederfahren / daß die Kinder den Frau - en ſtehende gekommen und entfallen ſind / und ſich auf die Erde geſtuͤrtzet haben. Weil keine Frau und kein Menſch bey ihnen ge - weſen; Als haben ſie ſich von der Nabelſchnure durch den Fall ab - geriſſen / und ſo kurtz / daß ich zu großer Noth kaum binden koͤn - nen. Dieſes Loͤſen iſt nicht viel nuͤtze; doch ſind dieſelben Kinder lebendig geblieben / und erwachſene Leute geworden / haben auch keinẽ Mangel / weder an dem Nabel / noch an dem Athem / oder an der Luft und Stim̃e gehabt. Ich habe mit Fleiß Achtung drauf gegeben. Hier muß ich ſolchen Frauen noch eine Erinnerung geben / es moͤchte nicht allezeit ſo gerathen / wenn ſie im Gehen o - der im Stehen von der Geburt ſo uͤbereilet wuͤrden / und allein waͤren / nemlich: daß ſie ſich / ſo bald ſie es fuͤhlen / niederlegen ſollen. Ja wenn ſie ſich auch auff derſelben Stelle / da ſie ſtehen / auff die Erde niederlegen ſolten / wenn ſie nicht weiter kommen koͤnten / ſo waͤre es doch beſ - ſer / als wenn ſie ſtehen blieben. Es ſolte ſich ein ſolches Kind wol todt ſtuͤrtzen / wenn Gottes Guͤte nicht ſo groß waͤre / und koͤnte leicht geſchehen / daß durch das Abreiſſen der Nabelſchnure / welche ſo tieff in den Leib reißen moͤchte / ſich das Kind todt bluten muͤßte. Derowegen kan ſich ei - ne ſolche Frau / mit dem Niderlegen / vor dergleichen Ge - fahr gar wol bewahren / wenn ſie folgen wil. Iſt es doch ſchlimm genug / wenn unvernuͤnfftige oder unvorſichtige Wehe - Muͤtter dabey ſeyn / daß dergleichen Faͤlle geſchehen / und geſche - hen koͤnnen. Ich wil dir hier zur Warnung / zwey Exempel dergleichen ungluͤcklichen Geburten / bey zweyen mir wol bekan - ten Frauen melden: Alß die eine / ſo mit dem erſten Kinde kranck war / und auf keiner Stelle / weder im Bette / noch auf dem Kreiß-Stuhl bleiben wolte / und die Wehe-Mutter ihr auch denWil -129Von der Nachgeburt. Willen ließ / weil ſie nicht gemeinet / daß das Kind ſo kommen ſolte / ſintemahl ſie noch wenig davon mercken koͤnnen / nach ihrer Wiſſenſchafft; ſo waren ſie alle ſicher dabey / und ließen die Frau gehen. Ehe ſie ſich aber verſehen / kommet ein Wehen / und ſtuͤrtzet das Kind auf die Erde / welches zwar nicht bald todt blieb / doch ſtarb es in etlichen Stunden darauf / und erlangte alſo noch die Tauffe. Der andern Frauen aber gieng es faſt ungluͤcklicher. Dieſe war allezeit leichte zum Gebaͤhren / und hatte eine beruͤhm - te gute Wehe-Mutter bey ſich / welche ſie ſchon zuvor bey ſechs Kindern bedienet. Weil ſie denn allezeit gewohnet geweſen ge - kochte heiße Kraͤuter unter ſich zu ſetzen / zum Baͤhen; Als hat ſie es dieſesmahl eben ſo gethan. Wie ſie aber die Kraͤuter kaum unterſetzen kan / oder gleich unterſetzen wil / ſo kommet ein Wehe. Die Frau ſchreyet auf die Wehe-Mutter / greiffet zu / das Kind kommet! Als ſie darnach greiffet oder greiffen wil / lieget das Kind ſchon in dem heiſſen Kraͤuter Bade / welches ſich ſo verbrennet / daß es in etlichen Tagen ſterben muͤßen. Dieſes melde ich dir zur Nachricht / daß auch bey geſchwinden und leichten Geburten gute Vorſichtigkeit vonnoͤthen ſey. Und kan wohl die beſte Wehe-Mutter ungluͤcklich ſeyn / wenn ſie ihr zu viel zutrau - et / oder der liebe GOtt Hand abzeucht. Darum iſt an Gottes Segen alles gelegen.

Chriſt.

Ich wil dieſe deine Erinnerung zu Danck an - nehmen. Erklaͤre mir doch auch vollends deine Meinung recht / wegen Abloͤſung der Kinder / von der Nabelſchnure / wie ich es von dir verlanget habe?

Juſt.

Meine Meinung iſt uͤber das Loͤſen der Kinder / am beſten / wenn ſie im Mittel geloͤſet werden / nicht gar zu lang / auch nicht zu kurtz. Doch kan dem langen Loͤ - ſen beſſer geholffen werden / als dem zu kurtzen. Die Na - bel ſtincken zwar ſehr / welche fett ſeyn / ihnen iſt aber nicht zu helffen / es ſey denn / daß viel Blut darinnen waͤre / ſoRmuß130Das VI. Capitelmuß man es zuruͤcke ſtreichen / ehe man ihn bindet. Wil es ſich aber nicht ſtreichen laßen / ſo binde die Nabelſchnu - re mit einer Schlinge zu / auf daß du ſie wieder aufziehen kanſt / wenn du beſſere Zeit bekommeſt / zumahl ohne dis die dicken Nabelſchnuren wol muͤſſen in acht genommen wer - den / weil ſie leichtlich bluten / und die Kinder gar leichte den Todt davon haben koͤnnen / wenn ſie nicht gut gebun - den werden. Dann kan man die Schlinge / ſo offte man wil / und es noͤthig iſt / wieder aufziehen / und beßer zuſam - men ziehen; denn die dicken Nabelſchnuren ſetzen ſich wol zwey bis dreymahl / daß ſie Lufft bekommen / und wieder anfangen zu bluthen / wenn man gleich gedencket / ſie ſeyn feſte gebunden. Es iſt mir mit großem Schrecken wiederfah - ren / daß der Nabel erſt in einer guten Stunde nach der Geburt wieder blutend geworden / da das Kind ſchon eingewunden ge - weſt / und ſich bald todt geblutet haͤtte / ehe ich es gewahr wor - den / wenn es nicht haͤtte angefangen zu ſtehnen. Da ich dar - nach ſahe / ſo war es gantz blaß; Als ich es aufgewickelt / ſo ſchwam es im Blute / und haͤtte es noch ein kleines gewaͤhret / daß ich es nicht gewahr worden / ſo waͤre es todt geweſen. Seit die - ſer Zeit ſehe ich die erſte Stunde fleißig nach den Kindern / und e - ben deswegen warne ich dich dafuͤr.

Ich muß dich noch eines erinnern / nehmlich: Daß du dich vor zu ſcharff zuſammen gedreheten ſubtilen Baͤndern oder Flachs / wenn er ſo ſcharff und ſubtiel zuſammen ge - drehet wird / bey dem Nabelbinden in acht nehmeſt / weil es gerne bey den aufgeblaſenen dicken Nabelſchnuren durch - ſchneidet / und wenn man meinet / man habe es gantz feſte gebunden / ſo blutet es beym Gebinde. Als mußt du noch einmahl dahinter binden / und es beſſer verwahren / wenn du ſieheſt / daß das Band durchſchneiden wil / oder durch geſchnitten hat. Es iſt gar leichte bey den fetten Nabelſchnu -ren131Von der Nachgeburt. ren geſchehen. Dazu iſt das lange Loͤſen auch gut / daß man es wieder tieffer und beſſer binden kan. Sonſten glaube ich nicht / daß es wegen des Loͤſens was zu ſagen hat / es ſey kurtz oder lang geloͤſet / denn die Nabel faulen ohne dis ab / bey allen Kindern.

Chriſt.

Du haſt mir noch keine Antwort gegeben / warum etliche Wehe-Muͤtter die Kinder nicht eher loͤſen / bis die Nachgeburt von der Frauen weg iſt? Welches haͤltſt du denn vor das beſte / und warum thun ſie das?

Juſt.

Ich halte es vor das Beſte / wenn man das Kind bald loͤſet / ſo bald es gebohren iſt / und von ſich weg - giebet in die warme Windeln / auf daß es nicht erkalte / wenn es aus der Waͤrme kommt. So iſt es auch vor die Wehe-Mutter und die kreißende Frau beßer / denn man kan die Frau beßer zudecken / und vor der Lufft bewahren / als wenn das Kind unter ihr lieget / oder die Wehe-Muttter es auf der Schoß unter der Frauen hat. Vor die Kinder iſt es gleichfalls beſſer / ſonderlich wenn ſie ſchwach ſeyn. Ein ſolches ſchwaches und halb todtes Kind wuͤrde eher todt und zum Tode kommen / ehe offters die Nachgeburt folget und folgen kan / aus unterſchiede - nen Urſachen; denn man kan ein ſchwaches Kind auf einer kal - ten Schooß nicht ſo gut erqvicken und erwaͤrmen / als in einer Mulde und kraͤfftigem Bade. Ja wenn ein ſchwaches Kind nur in warm Waſſer geleget wird / ſo erholet es ſich eher / als auf der Schooß / ob es gleich mit was ſtarckem Waſſer oder Bran - dewein gerieben wird. Dieſes kan ſo wol im Bade geſchehen / als haußen / und viel beſſer bey dergleichen halb-todten Kin - dern. Ich habe etliche mahl darnach gefraget / warum ſie denn das Kind auf die Nachgeburt ließen warten? ſo haben ſie geant - wortet: Die Nachgeburt pflege eher zu kommen / wegen der Be - wegung des Kindes. Ich laſſe zwar einem jedem ſeine Mei - nung; Aber wenn ich meine Gedancken ſagen darff / ſo ſehe ich nicht / wie ich bey einem ſchwachen Kinde kan auf die Nachgeburt /R 2mit132Das VI. Capitelmit dem loͤſen warten / oder gewartet werden. Denn ein ſchwa - ches Kind beweget ſich wenig und nichts / wie kan es denn die Nach - geburt foͤrdern helffen / in dem es die Bewegung des Kindes thun ſol. So iſt auch offters die Nabelſchnure ſo lang / daß das Kind auf der Schooß oder unter der Frauen wol ſpringen und tantzen koͤn - te / ehe ſich die Nabelſchnure bis in den Leib der Mutter bewe - gen ſolte / die Nachgeburt dadurch zu fordern. Solte aber das natuͤrliche Gebluͤte in der Nabelſchnure durch dieſe Bewegung es vielleicht thun / ſo fuͤrchte ich / daß es zu ſchwach dazu iſt / wenn einiger Zufall oder Hemmung bey der Nachgeburt verhanden iſt. Wenn gleich das Kind bey vollen Kraͤfften friſch und ge - ſund gebohren wird / und alſo die Nabelſchnure bey vollem Blute iſt; So habe ich doch etliche mahl große Muͤhe wegen der Nach - geburt zu holen / und mit meiner Hand / die doch des noͤthigen Fuͤhlens und Zugreiffens (GOtt ſey Danck) noch ziemlich ge - wiß iſt / damit zu thun gnug gehabt / daß ich die Nachgeburt ohne Schaden und auch gantz von der Frauen bringen koͤnnen / wie ich dir dergleichen unterſchiedene Zufaͤlle allbereit beſchrie - ben habe. Ich wil nun geſchweigen / wie es das Blut in der Nabelſchnure bey ſchwachen und halb todten Kindern thun ſolte und koͤnte / da offt bey dergleichen halb-todten Kindern nicht ein Tropffen Bluts mehr bey dem Loͤſen in der Nabelſchnure zu fin - den iſt. Es iſt mir ſelber wiederfahren / bey ſolchen ſchwachen Kindern / daß ich nicht einen Tropffen Blut in der Nabelſchnu - re gefunden / bis ſich das Kind wieder erholet hat / eines eher / das andere ſpaͤter / wie ſie ſich haben erholen koͤnnen. Denn wenn ſich das Kind erholet / ſo kommet das Blut erſt wieder in die Nabelſchnure. Es geſchiehet zwar auch / daß das Blut wieder in die Nabelſchnure kommet / wenn das Kind todt iſt; Aber ſo lange kommet keines wieder / weil das Kind zwiſchen Tod und Leben iſt. Alſo kan das Gebluͤte nach ſolcher Wehe-Muͤtter Meinung unmoͤglich die Nachgeburt foͤrdern. Derowegen ra -the133Von der Nachgeburt. the ich es dir und keiner nicht / auf dieſe Meinung / daß du die Kinder ſo lange ungeloͤſet und auf die Nachgeburt zu warten / liegen laſſeſt / es ſey denn / das ſie ſtracks dem Kinde nachfol - get / welches gar offters geſchiehet; Denn wenn es ſich ſchon ein wenig hemmet / ſo verweilet es ſich bald damit / ob gleich das Kind friſch und geſund iſt / ich geſchweige denn / wenn es ſchwach und halb todt iſt / ſo erkaltet es bald / weil es aus dem warmen Leibe kommt / und iſt den Kindern hoͤchſt-ſchaͤdlich. Denn je eher das Kind wieder in die Waͤrme kommet und kom̃en kan / wenn es auch nur in warmen Windeln waͤre / ſo iſt es dem Kinde ſchon beſſer. Und eben deswegen halten viel Leu - te / viel auf das Baden / damit die Kinder bey gleicher Waͤr - me moͤgen erhalten bleiben / bis ſie ſich wieder erholen. Wel - ches denn auch nicht bey ſchwachen Kindern zu verwerffen iſt / wie ich denn große Huͤlffe dabey befunden habe / und es vor hoͤchſt - noͤthig halte. Bleibe alſo bey dieſen Gedancken / daß es beßer ſey / das Kind bald zu loͤſen / wenn es gebohren iſt. Man kan ja nach der Nachgeburt fuͤhlen und mercken / ob ſie bald folget oder nicht. Es iſt mir wiederfahren / und ſind Leiber / wiewol nicht viel / (es waͤre auch nicht gut /) daß / wenn man nicht den Augenblick nach der Nachgeburt eingreiffet / wenn das Kind nur aus dem Leibe iſt / ſo kommet der Krampff in den innern Mut - ter-Mund / und zeucht denſelben ſo zuſammen / daß man die Nachgeburt in etlichen Stunden / auch wol in etlichen Tagen / nicht bekommen kan; Und wenn man nur bald nach dem Mutter-Munde greiffet / und die Nabelſchnure ſtracks et - was feſte / ſo viel es ſich thun laͤßt / anhaͤlt / ſo iſt es ver - huͤtet / und folget die Nachgeburt alſobald dem Angriffe nach / wenn man den Mutter-Mund nur nicht zuziehen laͤßt. Denn dieſer Krampff iſt nur ein ungewoͤhnliches Nach - druͤcken von der Nachgeburt / ſo bald man nur denſelben Luft machet / durch den Mutter-Mund / ſo dringet ſie gleich nach / undR 3fol -134Das VI. Capitel. folget ſtracks. Dieſe Verhutung kan nun das Kind auch nicht durch ſeine Bewegung thun. Alſo iſt der Wehe-Mutter fuͤr - ſichtige und vernuͤnfftige Huͤlffe wol die beſte / und bevoraus Gottes Gnade und deſſen Seegen / ohne dem wir nichts haben und haben koͤnnen. Ich habe wegen dieſer noͤthigen Huͤlffe und dergleichen Gefahr das letzte und zehende Zeugnis von Frau Ma - ria Muͤllerin / gebohrner Ritterin / mit Fleiß / mit drucken laſ - ſen / um dir die Warheit zu zeigen / weil eben ſolcher Zuſtand wegen des Krampffs in dem innern Mutter-Munde dieſe Gefahr gemachet oder verurſachet hatte. Darum laſſe dir dieſes zur Nachricht dienen / daß du / ſo bald nur das Kind gebohren iſt / wol achtung auf die Nachgeburt giebeſt. Ob ſie ſich gleich nicht allemahl bald foͤrdern laͤßet / wegen vieler vorher erzehlten Urſachen halben; ſo kanſt du doch den Krampff - Zug in dem innern Mutter-Munde bald fuͤhlen und ver - huͤten. Iſt das Kind ſchwach / ſo laß es einen andern bald loͤſen / denn du kanſt nicht davon laſſen / bis die Nachge - burt verhanden iſt. Wenn aber das Kind ſtarck iſt / ſo laß es ſo lange liegen und warten / bis du loͤſen kanſt / wo - fern es ſich nicht zu lange verzeucht. Verzeucht es ſich aber etwas / ſo laß doch das Kind loͤſen / und wegnehmen / weil es dir nur im Wege iſt / wiewol dergleichen Zuſtand was ungewoͤhnliches iſt; Doch bin ich furchtſam dafuͤr wor - den / in dem es gefaͤhrlich und doch zu verhuͤten moͤglich iſt / wie du aus dem vor angezogenen Zeugnis ſieheſt / weil es dergleichen Zuſtand war / und hernach andermahls doch verhuͤtet worden / auf meine derſelben gegebene Nachricht / an die Wehe-Mutter / wofuͤr mir die Frau ſo hertzlich gedancket. Als hoffe derglei - chen Danck von dir und denen in Gefahr liegenden Frauen auch zu erlangen / wo du ſammt ihnen meine Lehre und Anfuͤhrung in acht nehmen wirſt.

Chriſt.

Lieber / ſage mir doch / wie es zugehet / daß man -che135Von der Nachgeburt. che Frau allezeit die Schwere-Noth oder das Ungluͤcke / wie es genennet wird / bey der Geburt hat / auch wol ſo lange behaͤlt / als die Geburts-Schmertzen waͤhren / bis ſie geneſen? Und manche Frau kan auch gar nicht geneſen / und muß Mutter und Kind beyſammen bleiben / und mit einander ſterben / nach dem Tode aber kommet das Kind doch noch von ihr / wie man dergleichen Exempel hat. Wie gehet denn das zu? Iſt denn da kein Mittel oder Huͤlffe / es zu verhuͤten / und iſt dir denn dergleichen nichts bewußt? Laß mich doch wiſſen / was deine Gedancken ſeyn / uͤber dergleichen Zuſtand?

Juſt.

Ich glaube / daß es gemeiniglich ſolche Frauen be - trifft / die von Natur zur Schweren-Noth geneigt ſeyn / wiewol es auch andere betreffen kan / wenn unrechte Geburten oder an - geſetzte Kinder verhanden ſeyn / aus großen ungewoͤhnlichen Schmertzen / die allgemein bey dergleichen Zufaͤllen ſeyn. Denn wenn die Kinder ſich durch das Anſetzen oder unrecht Lie - gen / hemmen / und nicht unter ſich zum Ausgange drin - gen und eindringen koͤnnen; ſo gehen die Wehen uͤber ſich / und beklemmen die Frau / daß ſie weder Lufft noch Athem ſchoͤpffen kan; Alsdenn kan gar leichte bey ſchwachen Na - turen die Schwere-Noth dazu ſchlagen. Es ſiehet zwar manche Frau groß und ſtarck von Leibe aus / und iſt doch ſchwach genug dabey. Iſt nun eine Frau von Natur zur Schweren - Noth geneigt / und kommen dergleichen Zufaͤlle dazu / ſo iſt es deſto ſchlim̃er. Und wenn auch gleich nicht dergleichen Zufaͤlle da - zu kommen / ſondern nur die natuͤrlichen Geburts-Schmertzen / ſo iſt gemeiniglich Furcht und Schrecken und Schmertzen bey - ſammen. Alſo greiffen dieſe drey Dinge zugleich an. Wenn nun die Frau den Wehen anfaͤngt zu fuͤhlen / ſo faͤngt ſie gleich an zu zittern und zu beben / alsdann kommet die Schwere-Noth leicht dazu. Weil ich dieſes wahrgenommen / ſo hab ich ſol -chen136Das VI. Capitelchen Frauen mehr zugeredet / und mehr Hertze eingeſpro - chen / als andern / und habe ſie auch mehr mit dem Angrif - fe in acht genommen / als andere; Weil auch eine Wehe - Mutter die Wehen der Frauen / wenn ſie anfangen und kom - men wollen / bey dem gewoͤhnlichem Angriffe eher fuͤhlen kan / als die kreißende Frau ſelber; Als habe ich ihr / ſo bald ich gefuͤh - let / daß ſich die Wehen anfangen wollen / auf ſolche Weiſe zu - geſprochen: Mein liebes Kind / fuͤrchtet euch nur nicht vor den Wehen / und erſchrecket nicht / haltet euch ſo harte und getroſt als ihr immer koͤnnet / und laßet den Muth und die gute Hoffnung nur nicht fallen / ich verſichere euch / es wird mit Gottes Huͤlffe beſſer gehen / als ihr gedencket! haltet euch mit den Haͤnden nur feſte an / daß ihr nicht ſo zittern duͤrfft / es gehet gleich wieder uͤber. Ihr werdet ſehen / daß euch der liebe GOtt bald helffen wird. Wie bald iſt ein Wehe vorbey? Wer wolte ſeinen Muth ſo bald ſincken laßen / denn hier iſt Gottes Huͤlffe gleich da. Die - ſe Aufmunterung / nebſt guter Anhuͤlffe / hat mir allezeit ſehr ge - holffen / bis zu dem letzten durchdringenden Wehen / wenn das Kind durchbricht / da iſt es denn nicht moͤglich zu verhuͤten / wo dieſes Ungluͤck ſchon in der Natur ſtecket. Aber da iſt denn das Kind ſchon in ſolchem Zuſtande / daß ihm die Wehe Mutter durch geſchickte Huͤlffe zugreiffen und durchhelffen kan. Ich ha - be (GOtt lob und Danck) kein Ungluͤck weder vor die Mut - ter noch Kinder bey dergleichen Zufall gehabt / die ich von An - fang bedienet / und die Kinder nur recht zur Geburt geſtanden haben. Wenn aber die Kinder unrecht zur Geburt geſtanden / ſo hab ich / ſo bald das Waſſer von Natur geſprungen / zur Wen - dung gegriffen / und ihnen zur Geburt geholffen / ſo gut es hat ſeyn koͤnnen / und der Frauen hab ich zugeſprochen und ſie auf - gemuntert / wie ſchon gemeldet. Auf ſolche Weiſe habe ich ſie gluͤcklich durchgebracht. Jedoch ſind nicht alle Kinder mit demLe -137Von der Nachgeburt. Leben davon gekommen / weil ſie unrecht gelegen; Aber den Frauen iſt nichts wiederfahren / GOtt helffe weiter. Wo a - ber dergleichen Frauen / da die Schwere-Noth zu fuͤrchten iſt / von den Wehe-Muͤttern unrecht angefuͤhret werden / oder die Kinder ſich anſetzen und ſcheeff liegen / nach vorher beſchriebener vielerley Weiſe / und die Wehe-Mutter nicht abzuhelffen weiß / ſo iſt es ſchlimm vor die kreißende Frau. Alsdann hat die Schwe - re-Noth große Macht / das Kind noch uͤbeler zu verruͤcken. Die Wehen druͤcken es zwar unter ſich; aber die Schwe - re-Noth haͤlt den Wehen entgegen / durch die Zuſammen - ziehung / und ungewoͤhnliche Verziehung aller Glieder. Ich bin unterſchiedliche mahl dazu geholet worden / daß die Frauen bis an den dritten und vierdten Tag / grauſam und ohne Verſtand gelegen / und doch hat der liebe GOtt geholffen / daß ſie noch al - le von den Kindern geneſen ſind / durch An - und Einhelffen / ſo gut es hat ſeyn koͤnnen. Es haben ſich auch die meiſten Frauen erhalten / und keinen Anſtoß mehr davon gehabt. Etliche aber / die ſich nicht wieder erholen koͤnnen / find auch einige Tage nach der Geburt geſtorben. Dieſes iſt ein ſchwerer Zuſtand / wenn die Kinder unrecht ſtehen / in dem die Frau keine Vernunfft hat. Ja wenn die Kinder gleich nur ſcheeff ſtehen / ſo iſt mit unvernuͤnff - tigen Menſchen uͤbel zu rechte zu kommen. Weil denn die Schwe - re-Noth / ſo lange ſie wehret / den Frauen die Vernunfft be - nimmet / ſo waͤhren ſie ſich alſo zu ihren eigenen Schaden. Da kan es gar leichte geſchehen / daß nur ein ſcheeff-angeſetztes Kind bey dergleichen Zuſtande das Leben ſammt der Mutter verlieren kan / ſonderlich / wenn keine Wehe-Mutter dabey iſt / die abzu - helffen weiß. Wenn ſie denn beyde todt ſeyn / ſo luͤfften ſich die verſtopfften Wehen ſammt der ſchlipperichten Faͤulung / da iſt es wol moͤglich / daß ſich durch die Schlipffrigkeit das Kind offters abgiebet / und in die Geburt gleitet / und alſo von der uͤbrigen Feuch - tigkeit und zuruͤck geblibenen Mutter-Winden / als verſacktenSWe -138Das VII. CapitelWehen / eines das andere treibet / daß ein todtes Kind nach der Mutter Tode auch todt von der Mutter kom̃en kan / wiewol es was ungewoͤhnliches iſt. Ich halte dafuͤr / daß ein ſolches Kind / wel - ches nach der Mutter Tode gebohren wird / nur was weniges ſcheeff ſtehen muß / daß es / wie gemeldet / gar leichte abgleiten kan. Denn wenn es recht ſcheeff lieget / oder over uͤber die Geburt / o - der auf eine recht-feſte hemmende Art angeſtemmet iſt / ſo iſt es vor menſchlicher Vernunfft unmoͤglich / daß es nach der Frauen Tode kan gebohren werden. Scheinet alſo / wenn dieſes geſchie - het / daß derſelben Frau gar leichte haͤtte durch die Wehe-Mut - ter koͤnnen geholffen werden. Dieſes nimm dir zur Warnung und zu deiner Nachricht / du wirſt ſehen / daß du durch Gottes Huͤlffe auf ſolche Weiſe viel Frauen werdeſt retten koͤnnen / es ſey denn / daß es GOtt nicht haben wolte / denn da iſt aller Men - ſchen Huͤlffe und Wiſſenſchafft umſonſt und auß. Es iſt mir (GOtt ſey ewig Danck) niemahls wiederfahren. GOtt behuͤte mich weiter dafuͤr / und helffe dir / mir und allen Menſchen / wie es uns gut und ſelig iſt / an Leib und Seel!

Das VII. Capitel. Von dem Waſſerſprengen / wie es bey gefaͤhrli - chen Geburten verantwortlich ſey / ſolches zu ſprengen.

Chriſt.

Ich habe oben von dir gehoͤret / daß etlichen Geburten / wenn das Waſſer-Netz zu ſtarck iſt / kan und muß durch das Waſſerſprengen geholffen werden / ſollen gluͤckliche und nicht todte Geburten folgen. Ich moͤchte gerne hiervon was mehrers vernehmen?

Juſt. 139Von dem Waſſerſprengen.
Iuſt.

Ich weiß mich gar wohl zu entſinnen unterſchied - licher nachdencklicher Geburten / denen durch das Waſſerſpren - gen hat koͤnnen geholffen werden / daß gluͤckliche Geburten er - folget ſeyn. Wo aber auch / in gewiſſen Faͤllen / das Waſſerſpren - gen unterlaſſen worden / ſind nichts / als ungluͤckliche Geburten und todte Kinder geweſen. Weil aber ein groſſer Unterſcheid bey dem Waſſerſprengen iſt / ſo muß damit gar vorſichtig gehandelt werden / denn unzeitiges Waſſerſprengen / (ich heiße es unzei - tiges / meine aber / welches ohne Noth und fruͤhzeitig ge - ſchiehet / weil darauf ſchweres Kreiſſen zu folgen pfleget /) wuͤrde ein boͤſes Gewiſſen verurſachen / und zeitliche und e - wige Verantwortung bringen. Ingleichen iſt das Waſſer - ſprengen bey recht-zeitiger Geburts-Stunde / wenn ein Kind unrecht zur Geburt lieget / auch nicht zu verantworten. Denn ſo lange das Waſſer ſtehet / hat das Kind Platz und Raum ſich noch zu rechte zu wenden / wie es wil / und geſchiehet ſolches manch - mal im letzten Wehen / vor dem Waſſerſpringen / daß es ſich zu rechter Geburt wendet / wie ich geſehen und erfahren habe. So bald aber das Waſſer bricht / von Natur oder Sprengung / ſo druͤcken die Wehen das Kind / wie ſie es finden / in die Geburt / und muß hernach ſo bleiben / es ſey ſo uͤbel / als es vorher beſchrie - ben worden. Dieſe Art iſt der Urſprung der meiſten uͤbeln Ge - burten / und kan hernach nicht geaͤndert werden / als durch die Wendung / wie ich dieſes ausfuͤhrlich gnug vorher berichtet habe. Solches verurſachet nicht allein ſchmertzhaffte und ſchwere Ge - burten / ſondern auch den Kindern und Muͤttern den Tod / wenn niemand zu bekommẽn iſt / der mit dem Wenden umzugehen weiß. Derowegen mußt du dich bey dem Waſſerſprengen gar wol bedencken / was du thuſt. Haſt du nicht rechten Verſtand davon / ſo laß es gar bleiben. Denn wenn das Waßer von dir nicht zu rechter Zeit geſprenget wuͤrde / wie wolteſt du es verant - worten? Springet aber das Waſſer von ſich ſelbſt / und trifftS 2nun140Das VII. Capitelnun ſolche uͤbele Geburt / wie es denn offt geſchiehet / ſo biſt du entſchuldiget. Dieſes iſt nur geſaget vom zeitigen Waſſerſpren - gen / welches bey unrecht-ſtehenden Kindern geſchiehet / wie un - verantwortlich es waͤre / wil geſchweigen / wenn unzeitiges Waſ - ſer ſolte geſprenget werden / welches aber auch unmoͤglich iſt; Denn das Waſſer kan nicht eher geſprenget werden / bis ſich die Mutter geoͤffnet / und das Waſſer da iſt / alsdenn iſt auch die Geburt verhanden. So kan es auch nicht practi - ciret werden / ohne Wiſſenſchafft der ſchwangern Frau / und oh - ne ein Haͤcklein oder andern darzu gehoͤrigem Inſtrument. Iſt alſo unnoͤthig dich dafuͤr zu warnen / und haſt dich auch deſſen nicht anzunehmen. So unverantwortlich aber ſolch gemelde - tes Waſſerſprengen iſt: So hoch-noͤthig iſt es auch in gewiſſen Faͤllen zu ſprengen. Wie ich es aber kundig worden / wil ich dir etlicher Frauen ſelbſt-eigene Zeugniſſe unten nachgeſetzt zeigen / die ich um gewiſſer Urſachen und uͤbelen Beſchuldigung wegen einsmahl habe loͤſen und erbitten muͤſſen.

Chriſt.

Wie ſoll ich denn dieſes verſtehen / daß du auch des zu fruͤhe und unzeitigen Waſſerſprengens biſt be - ſchuldiget worden?

Juſt.

Es kommt daher / weil den wenigſten bekant / daß es moͤglich ſey / aber nicht leicht ohne ein dazu gehoͤriges Inſtru - ment. Denn ehe das Waſſer durch den innern Mutter-Mund in dem foͤrdern Halſe ſich anſpannet / ſo iſt es ſchwer und gantz nicht moͤglich / mit den Fingern zu ſprengen; Denn vom bloßen in die Hoͤhe heben und hinauffſtoſſen / ſonderlich wenn das Ne - tze zaͤhe iſt / laͤßt ſichs nicht ſprengen / weil es eher weichet als ſpringet Welches ich gewahr worden bey denen Gebur - ten / wo es die Noth erfordert / das Waſſer zu ſprengen / haben ſollen lebendige Kinder gebohren werden / wie du aus den er - haltenen und beygefuͤgten Zeugniſſen / als der Fr. Thymin und der andern Frauen / zu erſehen haben wirſt. So kan esauch141Von dem Waſſerſprengen. auch nicht ohne Wiſſen und Willen der Kreyßenden geſchehen.

Weil es aber offt bey gewiſſen Zufaͤllen / wie mir begegnet / die Noth erfordert / das Waſſer zu ſprengen / da es nicht vor un - zeitige Geburten ſoll oder kan gehalten werden / wie mir beyge - meſſen worden / und in Ewigkeit nicht dargethan oder erwieſen werden kan / ſondern zu rechter und fruͤher Geburt / da die Ge - burts-Stunden gegenwaͤrtig und verhanden / die angehende Wehen auch anhalten und beſtaͤndig bleiben; So geſchiehet ſolch beruͤhrtes Waſſerſprengen um dieſe Zufaͤlle zu verhuͤten / als: wenn die Nabelſchnure / bey bald-angehender Geburt pfle - get mit uͤber des Kindes Haupt zu kommen / welches ge - faͤhrlich vor des Kindes Leben iſt. Denn ſo offte die We - hen kommen / muß das Kind ſehr leiden / weil ſich die Nabel - ſchnure zwiſchen der Geburt und des Kindes Haupt einqvet - ſchet / wie ich denn geſehen / wenn die Geburt geſchwinde und leicht erfolget / daß ſolche Kinder / zwar mit dem Leben / aber gar ſchwach gebohren worden; Welche Geburt aber ſchwer und langſam erfolget iſt / da ſind ſolche Kinder todt gebohren worden. Welches mich denn verurſachet / ſo bald es moͤglich geweſen / in den innern Mutter-Mund mit der halben Hand zu kommen / in dem der foͤrdere Halß die uͤbrige Hand ſchon austraͤget / und das Waſſer zu ſprengen / damit ich zur bloßen Nabelſchnure / wie auch zum bloßen Haupte des Kindes kommen koͤnnen / und habe mich aufs beſte bemuͤhet / die Nabelſchnure wieder zuruͤck hinter des Kindes Haupt in die Mutter zu fuͤhren. Ingleichen wenn auch die Nabelſchnure nur ein weniges vorgeſchoben / und ich es bald gewahr worden / und nur im Anfange des Kreißens dabey geweſen / wiewol es keinmahl gar zum Beſten geſchehen kan / wegen der Duͤnne / der Laͤnge und Geſchwindigkeit der Na - belſchnure als auch des ſchlipfrigen Waſſers / wodurch es behen - de gefuͤhret wird; doch iſt es je eher je beſſer zu erhalten / als wenn die Nabelſchnure noch nicht gar zu lang vorgeſchoben iſt; WennS 3es142Das VII. Capiteles nun / ſage ich / bald zu ruͤcke zu bringen mir angegangen / ſo ſind die Kinder lebendig und geſund gebohren worden / ob ſchon die Geburt etwas hart und ſchwer erfolget. Hingegen / wenn ſolche Nabelſchnure langſam und ſchwer zu erhalten geweſen / ſind die Kinder auch ſehr ſchwach und theils todt kommen / ob gleich die Geburt nicht all zu ſchwer geweſen. Als ich nun ſol - ches gewahr worden; ſo habe ich / ſo bald es immer moͤglich / das Waſſer geſprenget / und dieſes Mittel zur Hand genommen / nehmlich: Ein zart weiches Tuͤchlein mit Oele beſchmieret / und ſolches mit einem Spadel in den Leib mit der lincken Hand / zwiſchen des Kindes Haupt auf der Seiten / wo die Nabelſchnure vorgeſchoben / vorgeſtecket / dadurch ſich denn die Nabelſchnure halten laßen. Habe ich denn die Zu - ruͤckbleibung des Tuͤchleins gefuͤrchtet / (welches doch kein mahl geſchehen /) ſo babe ich einen ſtarcken Faden durch ge - zogen / welcher mit dem einen Ende vor dem Leibe geblie - ben / um ſolches zuruͤck zu bringen. Es iſt mir aber nicht noͤthig geweſen.

So verhuͤtet auch ſolch fruͤhes / aber zeitiges Waſſerſpren - gen / die Vorſchiebung des Haͤndleins uͤber des Kindes Haupt / welches eben wie mit der Nabelſchnure zu geſchehen pfleget / wenn es die Wehe-Mutter gewahr wird / ehe es die gantze Hand gewinnet. Denn wenn ſie das Waßer ſprenget / ſo findet ſie das Haͤndlein bloß / und laͤßt ſich gar leicht zuruͤck bringen. So bald nun das Haͤndlein weg iſt / ſo draͤnget ſich der Kopff ein / und laͤſſet das Haͤndlein nicht mehr herfuͤr kommen; weil dem Kinde das Waſſer entgehet / und die Natur es zur Geburt mit dem Haupte foͤrdert / welches ich vielmahl bey dergleichen Bege - benheiten verſuchet / darauf auch gluͤckliche Geburten erfolget ſeyn. Ich hoffe / du wirſt dieſer ſo genanten fruͤhen / aber doch noͤ - thigen Waſſerſprengung bey nachdencklichem Angriffe kundig wer - den. Ich rathe dirnicht / daß du es unbedachtſam thun ſollſt / dich da -mit143Von dem Waſſerſprengen. mit zu uͤbereylen / oder zu einer Gewonheit nehmen / auf daß du dich nicht betriegeſt. Denn ſo viel es mit Bedacht gethan nuͤ - tzet / ſo viel kan es auch unbedachtſamer Weiſe Schaden bringen. Ohne Noth und dergleichen bevorſtehende Gefahr / iſt es unver - antwortlich / ob es gleich keinen Schaden mehr thun koͤnte / als langwaͤhrendes Kreyßen. Es waͤre zu wuͤndſchen / daß keiner Frauen das Waßer duͤrffte geſprenget werden; ſondern daß das Waſſer und Kind allezeit zugleich kaͤmen und kommen koͤnten / weil es die leichteſte und beſte Geburt iſt / ſo duͤrffte niemand ei - nigem uͤbeln Urtheil / wie mir geſchehen / unterworffen ſeyn.

Chriſt.

Ich moͤchte gerne wiſſen / wenn es denn / wie es beſchrieben worden / zu thun moͤglich ſey?

Juſt.

Itzo habe ich nur gezeiget von fruͤher Waſſerſpren - gung / darum ich unverantwotlicher und unchriſtlicher Weiſe bin beſchuldiget worden. Nun wil ich dir bey voͤlliger Geburt die Moͤglichkeit melden: Als wenn bey rechter Geburts-Zeit das anſpannende Waſſer unterſich druͤcket / der Mutter-Mund oͤfnet / und die Wehen anhalten / dann laͤſſet ſich es thun. Wenn nun der Mutter-Mund eine Oeffnung bekoͤmmt / und das Waßer in dem fordern Mutter-Halſe ſich anſpan - net / ſo iſt es allemahl moͤglich / jedoch bey recht-inſtehen - der Geburt unnoͤthig.

Chriſt.

Ich muß noch einmal der Nabel-Schnure ge - dencken / weil du ſageſt / daß bey ſolchem großen Platz / wann die Kinder geraume ſtehen / gantz leicht die Nabelſchnure dem Kinde vorſchiebe / kan denn die Nabelſchnure bey al - len Lagern der Kinder vorſchieben / und denen Kindern Gefahr bringen / ſolte man nicht mit einem Tuche die Ge - burt der Frauen zu ſtopfen / daß die Nabelſchnure nicht hervor koͤnte?

Juſt.

Du haſt wunderbare Gedancken: Man koͤnte die Geburt mit einem Tuche gar wohl verſtopffen / daß die Nabel -ſchnure144Das VII. Capitelſchnure nicht vor dem Leib kaͤme / aber damit waͤre dem Kinde nicht geholffen / wenn es unrecht lieget. Das Lager an ſich ſelbſt iſt des Kindes Tod. So laͤßet auch keine Wehe-Mutter ein Kind / ſo zur Geburt kommen / wenn ſie es zu verhuͤten verſte - het. Verſtehet ſie es nicht / und laͤßet es unrecht kommen / ſo hilfft auch das Zuſtopffen der Geburt / mit einem Tuche / um die Nabelſchnure im Leibe zu erhalten / nichts / denn das Zuſtopfen koͤnte allezeit geſchehen / das Kind laͤge auch wie es wolle / wenn dieſes dem Kinde das Leben erhalten koͤnte. Das zuvor gemeldete Laͤppichen / hat nicht den Verſtand / die Schooß oder die Geburt damit zu verſtopfen / das Kind liege auch in einiger Stellung ohne Unterſcheid / nein; ſondern wenn der Bauch krumm in einander lieget / ſo hat er allemahl eine ver - borgene Hoͤle bey ſich / ſo lange das Kind lebet / es waͤre denn / daß des Kindes Bauch / wie oben gemeldet / recht unter ſich zur Geburt laͤge / da iſt keine Hoͤle an des Kindes Leibe / wenn es a - ber ſo krumm lieget / und hat eine Hoͤle / ſo muß die Nabelſchnu - re um die Hoͤle / an des Kindes Leibe zuruͤck gebracht werden / damit die Nabelſchnure zwiſchen dem Kinde und der Geburt nicht gedrucket werde: Denn durch das Zuſammendruͤcken / wird dem Kinde die Lufft / der Othem und alle Kraͤffte benommen / als muß das Laͤppichen zwiſchen dem Kinde und der Geburth / wo die Nabelſchnure durch wil oder kan / geſtecket werden / das ver - huͤtet nicht allein die Vorgleitung der Nabelſchnure / ſondern auch die Beklemmung / daran das Kind die Gefahr hat. Ein Tuch in die Geburt zu ſtecken / iſt ein unnoͤthiges Werck / ob es ſchon nichts ſchadete / ſo hilfft es auch nichts / es ſey denn daß es an den rechten Ort geleget werde. Du mußt aber nicht ein Tuch / ſondern ein zart weiches Laͤppichen nehmen. Die Nabelſchnu - re kan bey allen Laͤgern der Kinder kommen / und iſt gemeini - glich ein Zeichen eines ſchwachen Kindes / doch folget nicht allezeit Gefahr / wenn die Nabelſchnure nur bald zuruͤck gebracht wird.

Chriſt. 145Von dem Waſſerſprengen.
Chriſt.

Ich muß dich wieder erinnern / wenn das Waſſerſprengen denn noͤthig ſey / damit du es mir nach dei - ner vorgenommenen Erklaͤrung recht und ausfuͤhrlich zei - geſt / wie du vorher verſprochen haſt.

Juſt.

Meines Wiſſens iſt es noͤthig / bey voͤlliger Geburt / bey ſolchen Leibern / die gar leichte unrechte Geburten haben. Hier aber iſt nicht zu verſtehen / daß durch das Waſſerſprengen rechte Geburten gemachet werden koͤnnten; ſondern / daß ſich durch das Waſſerſprengen / die Kinder / welche ſich pflegen in denen geraumen Leibern / leichtlich recht / bald aber auf eine unrechte Stellung zu wenden / in der recht-innſtehenden Ge - burt erhalten laſſen. So iſt auch das Waſſerſprengen noͤthig / wenn das Netze / welches das Waſſer und Kind beſchleußt / zu ſtarck iſt / und ohne die groͤßeſte Gewalt nicht ſpringen kan / wo - durch die Geburt ſehr gehindert / und eine ſolche Frau in die groͤßte Gefahr dabey geſetzt wird / indem die Kraͤffte durch ſolche unnoͤthige Wehen ſehr verſchwinden. Es geſchiehet gar offt bey etlichen Leibern / daß ſich die Kinder / ob ſie gleich recht ſte - hen / dabey auswenden / und mit dem Haͤndlein uͤber den Kopff kommen / (weil das zu lange ſtehende Waſſer gar zu großen Raum und Erweiterung machet /) und ſich / wo es antrifft / als am Schooßbein / mit den Haͤndlein anſtemmen koͤnnen / dadurch hebet ſich das gantze Kind zuruͤcke / welches mir begegnet / ehe ich es zu verhuͤten gewußt.

So geſchiehets auch gar leichte / welches ich auch erfahren muͤſſen / daß bey ſolchem Platz und Raum und großen Wehen / die Nabelſchnure / ob ſchon nicht bald / wie vorher bey angehen - der Geburt gemeldet / ſich findet / dennoch dem Kinde uͤber das Haupt bey ſolchem Raum herfuͤr kommet / welches dem Kinde den Tod bringet / wenn es nicht verhuͤtet wird / nehmlich durch Spren - gung des Waſſers / wie bereits angefuͤhret worden. Denn wenn der innere Mutter-Mund gantz voͤllige Oeffnung hat / und dasTKind146Das VII. CapitelKind mit dem Haupte zur rechten Geburt ſtehet / ſo laͤßt ſich ſol - che Geburt nur wegen des ſtarcken Waſſer-Netzes hemmen und halten / weil es die Wehen nicht zwingen koͤnnen / welches dem Kinde wie auch der Mutter Schaden bringet / wobey ſich die Kinder abmatten / daß ſie ſchwach / auch wol gar todt geboh - ren werden / ingleichen alle unrechte Stellungen an ſich neh - men koͤnnen / welches ich offt wahr gefunden / wenn ich zu andern Wehe-Muͤttern zu Huͤlffe geholet worden / daß dieſes und ſonſt nichts anders die Urſache der uͤbeln oder todten Geburten gewe - ſen. Derhalben iſt mein Rath / bey vorher erwogener Erkaͤnt - nis aller angefuͤhrten Umſtaͤnde / auch dieſes wol in acht zu neh - men / und unrechte Geburten bey voͤlligem Kreißen zu verhuͤten. Ich verlangte kein Waßer zu ſprengen; Aber wenn die voͤl - lige Oeffnung des innern Mutter-Mundes verhanden / das Kind gleich inne ſtehet / und mercklich ſpuͤre / daß / es an Waſſerſpringen fehlet / da halte ich es vor noͤthig / wenn es gleich keine andere Gefahr / als Aufhaltung der Geburt / bringen kan / geſchweige denn / ſolche zuvor erzehlte Zufaͤl - le zu verhuͤten / weil das zu lange Waſſerſtehen die Gefahr bringet.

Chriſt.

Erklaͤre mir doch das ſchaͤdliche und unver - antwortliche Waſſerſpringen noch einmal / daß ich es deſto beßer faße.

Juſt.

Schaͤdliches und unverantwortliches Waſſerſpren - gen iſt / wenn es zu fruͤhe / ohne alle zuvor erzehlete Zufaͤlle zu verhuͤten / geſprenget wuͤrde / indem keine Gefahr zu befuͤrchten. Denn ohne Noth / trockene Geburt zu machen / worauf ſchwer Kreyßen zu folgen pfleget / (ob gleich nicht bey allen / doch ge - ſchiehets bey etlichen) iſt ſolch Waſſer ſprengen nicht recht. Am beſten iſt / wenn Waſſer und Kind zugleich kommen. So iſt auch das Waſſerſprengen ohne der Wehe-Mutter Verſtand unverantwortlich / als; wenn ein Kind nicht zu rechter Geburtſtuͤn -147Von dem Waſſerſprengen. ſtuͤnde / und das Waſſer geſprenget wuͤrde / ſo bliebe das Kind auch alſo beſtehen. Denn wie das Waſſer bey den Wehen und recht-ſtehenden Kindern Platz machen kan / daß ſie ſich auswen - den koͤnnen / wie gnugſam erzehlet; Alſo machet das Waſſer auch Raum und Platz den unrecht-ſtehenden Kindern / daß ſie ſich manchesmal / unter waͤhrender Geburt / noch ein - oder recht wen - den koͤnnen / daß gluͤckliche Geburt folget. Wenn ihnen aber das Waſſer genommen wird / und ſtehen unrecht / ſo muͤſſen ſie wegen der Trockenheit liegen / wie ſie liegen / und ſtecken blei - ben / und wird davon die groͤßeſte Gefahr der Mutter und dem Kinde. Wie die Waſſerſprengung das Kind recht-ſtehend und in der Geburt erhaͤlt: Alſo erhalten ſich auch unrecht-ſtehende Kinder / und macht unrechte Geburt. Iſt nun die Wehe-Mut - ter unbeſcheiden im Waſſerſprengen / und weiß dabey nicht zu urtheilen; ſo wird ſie eben ſo unbeſcheiden im Wenden ſeyn. Hier - bey muß ich einer Wehe-Mutter in Lignitz / gedencken / welche bey einer Strickerin daſelbſt ſich eben dergleichen unverſtaͤndigen Waſſerſprengens unterfangen / und gemeinet / die Geburt ver - zoͤge ſich nur / weil das Waſſer nicht ſpringen wolte / und das Netze zu ſtarck waͤre. Alſo hat ſie es / ehe ſie einmal gewußt / wie das Kind zur Geburt geſtanden / geſprenget. Den Augenblick kommt mit dem Waſſer das rechte Haͤndlein und rechte Fuͤßlein des Kindes / in - und vor die Geburt. Die Wehe-Mutter erſchrickt / und weiß ihr nicht zu helffen / außer daß ſie Haͤnd - und Fuͤßlein / ſo gut ſie kan / zuruͤcke haͤlt / wodurch ſich denn die Geburt bis an den dritten Tag hat halten laßen / wobey ſie ihre gantze Macht um das Kind im Mutterleibe zu erhalten / und daß es ſich wie - der recht einwenden ſolte / dran geſetzet / dadurch ſich Mutter und Kind / bey großen Wehen ſo abgemattet / daß das Kind ſterben muͤſſen / und die Mutter nur noch ein weniges zu leben uͤbrig behal - ten. Weil nun die Wehen aus großer Mattigkeit und Schwach - heit nachgelaſſen / das Kind wegen ermangelnder Wehen / im Mut -T 2ter -148Das VII. Capitelterleibe geblieben / und weder Haͤnd - und Fuͤßlein mehr vor die Geburt kommen koͤnnen / hat die Natur / in dem alles unten verſtopffet geweſen / ſich uͤber ſich wenden muͤſſen / worauf ein unerhoͤrtes Brechen / mit lauter ſchwartzer dicker materie ſich ge - funden / wobey ſich die Wehe-Mutter eingebildet / ſie haͤtte das ihrige mit an - und zuruͤckhalten gethan. Nach dem ſie nun un - angehalten blieben / waͤre ſie vor dieſesmal nicht noͤthig / ſie wol - te ſich nur / weil ſie durch Wachen und Muͤhe entkraͤfftet / ein wenig niederlegen / um ſich zu erholen. In ſolcher ihrer Schlaff - Stunde ſchicket ſichs / daß ich unvermuthet auf einer Land-Gut - ſche von Breßlau in Liegnitz komme / worauf die guten Leute zu ihnen zu kommen mich bitten laſſen / denen ich auch gewill - fahret / fand aber die Kreißerin ſchon mit dem Tode ringend / und das Kind todt in ihr / war dahero furchtſam / ſie anzugreif - fen / ob ſie auch das Wenden ausſtehen koͤnte / damit ſie mir nicht unter meinen Haͤnden ſterben moͤchte. Ihr Mann aber hielt ſo hertzlich und inſtaͤndig an / ich ſolte doch verſuchen / weil keine andere Huͤlffe zu finden / ob ſie denn nicht moͤglich zu retten waͤ - re? Machte mich alſo an ſie / legte ſie auf ein beqvem Kreiß - Bette / funde das rechte Haͤndlein und Fuͤßlein gebogen / im for - dern Mutter-Halſe. Ich zog das Fuͤßlein aus / und ſuchte das andere / das gar leichte zu finden war / lag in dem innern Mut - ter-Munde / nach der Seite der Huͤffte angeſetzet / welches ich denn wie das andere / auszog / und beyde Fuͤßlein zuſammen nam / das Haͤndlein aber / ſo viel ich konte und ſich thun ließ / zu - ruͤcke drang / die Fuͤßlein behielt ich zum Auszuge / und gewann alſo in ſelbiger Stunde das Kind / woruͤber große Freude ward / in der Hoffnung / daß ſich die Frau nun erhalten wuͤrde. Al - lein die Kraͤffte / ſo entgangen waren / verſagten es / daß ſie in etlichen Stunden darauf verſchied.

Hier ſieheſt du recht unvernuͤnfftiges und unverantwortli - ches Waſſerſprengen / wie auch unverſtaͤndiges Anhalten der Glie -der.149Von dem Waſſerſprengen. der. Haͤtte die Wehe-Mutter das Waſſer ungeſprengt gelaßen / ſo wuͤrden ſich beyde Fuͤßlein / weil ſie unter ſich waren / wol zuſammen gefunden haben / und durch die Zu - ſammenfindung haͤtte ſich das Kind angeſtemmet / und das Haͤndlein wieder hinauff gezogen / denn es haͤtte recht un - ter ſich ſincken muͤßen / und wuͤrde das Haͤndlein von ſich ſelbſt zuruͤcke gangen ſeyn. Es waͤre zwar eine unrechte Ge - burt erfolget / weil ſie vormahls auch ſchon zwey ſolche ruͤck - oder unrechte Geburten gehabt / und deñoch Mutter und Kinder mit dem Leben davon gekommen. Dieſes erzehle ich dir zur Warnung / damit du dich beym Waſſerſprengen wol in acht nehmeſt / denn ſolches und dergleichen Waſſerſprengen iſt unverantwortlich. Durch das Waſſerſprengen ſtirbet wol das Kind nicht / aber die unrechte Stellung des Kindes bringet beyden Ge - fahr. Bey recht inſtehen der Geburt wie der faͤhret dem Kin - de kein Leid / ob gleich das Waſſer geſprenget wird / oder es auch von Natur etliche Tage vor der Geburt von ſich ſelbſt ſpringet / auſſer das trockene oder etwas ſchwere Ge - burt erfolget. Jedoch wiederfaͤhret des Waſſerſpringen halben keinem am Leben eintziger Schade. Hiernach kanſt du dich bey gutem Nachſinnen richten.

Chriſt.

Wenn nun das Waſſer von Natur ſpringet / und trifft die Frucht oder das Kind in einer uͤbeln Stellung / wie dann zu thun?

Juſt.

Da mußt du dich in dem Berichte des Wendens um - ſehen / damit dir bekant werde / daß du das Kind aufs Beſte / wie es ſich wenden laͤßt / wendeſt. So haſt du auch bey ſolchem Waſ - ſerſprengen keine Verantwortung / weil es GOtt und die Natur gethan. Ich habe nur geredet von ſolchem Waſſerſprengen / wo es die Noth erfordert? Weil ich dir auch etliche Zeugniſſe wegen des Waſſerſprengens zu zeigen verſprochen; Als folgen dieſelben hiernach.

T 3Nun150Zeugniſſe

Nun folgen etliche Zeugniſſe wegen des Waſſerſprengens.

WIr hernach Geſchriebene / zu denen Li - gnitziſchen Stadt-Gerichten / Verordnete und Geſchworne: Daniel Pitiſcus, Chriſtian Wey - rauch / Schoͤppen / und Johann Friedrich Hil - debrand / Unter-Gerichts-Vogdt / Uhrkunden und bekennen hiermit oͤffentlich / wo Noth / daß dato vor Uns an gewoͤhnlicher Gerichts-Stelle erſchienen / die Ehrbare und Tugendſame Frau Juſtina Sigmun - din / gebohrne Dittrichin / dieſer Orten beruͤhmte und wohl-erfahrne Wehe-Mutter / und hat Gerichts-wegen zu vernehmen gegeben / was Geſtalt Sie einiger Un - geziemlichkeiten / theils wegen vorgegebener Beſchleuni - gung der Geburten / theils wegen des von Ihr jeder - zeit gluͤcklich practicirten Waſſerſprengens / beſchuldiget werden wollen; Und demnach gebeten / weiln Sie unter - ſchiedener Frauens-Perſonen / denen Sie in geſegnetem Zuſtande gedienet / beglaubtes Zeugniß / wie Sie nehm - lich mit ihnen in der Geburts-Zeit umgegangen / be - noͤthiget waͤre / ſelbige Gerichtlich abzuhören / und de - ren Auſſagen wol zu mercken. So dann auch geſche - hen. Und haben nachfolgende Perſonen / nach dem Sie auf beſchehenes Erfordern / willig erſchienen / und Wir Ihnen gedachter Frauen Juſtinen Sigmun - din Anliegen vorgetragen / Sie auch / wie gewoͤhn -lich /151wegen des Waſſerſprengens. lich / zu vorhin alles Ernſtes vermahnet / niemanden zu Liebe oder zu Leide; ſondern bloß alleine der War - heit zur Steur / wie nehmlich Fr. Juſtina / zu ſol - cher Zeit mit Ihnen gehandelt / auszuſagen. Darauf Sie denn allerſeits bey Ihrem Chriſtlichen Gewiſſen / mit zuͤchtigen Worten und geziemender Beſcheidenheit berichtet / und zwar jede Perſon abſonderlich / wie folget:

I.

Frau Waria Thymin / gebohrne Herman - nin / George Thymes / Vorwerg-Mannes Ehe - Wirthin / ſaget aus: Ehe Fr. Juſtina zum erſten - mal zu ihr gekommen / und ſie ſich Ihrer Huͤlffe bedie - net / habe ſie bereits / acht todte Kinder gehabt / wel - che alle unrecht und unnatuͤrlich waͤren gebohren wor - den. Waͤre alſo hierauf in die Gedancken kommen / nach dem ſie gehoͤret / daß eine Frau hieher gekommen / (ſo geſchehen etwa vor 12. Jahren) die guten und nuͤtz - lichen Rath / in dergleichen Faͤllen und Geburten / geben koͤnte / daß ſie die Fr. Juſtina zu Rathe nehmen wol - te / wie ſie ihr denn auch / wegen damahls bevorſtehen - der Geburt / bis zu angehendem Kreißen / guten Troſt gegeben / weil ſie von Ihr ſo viel vernommen / daß das Kind im Leibe etliche Wochen zuvor gut gewendet ge - ſtanden. Aber unter waͤhrenden Geburts-Wehen / haͤt - te ſie aus empfundener Auswendung der Frucht / an ſich befunden / daß eine Veraͤnderung der Geburt vorginge / haͤtte dannenhero Fr. Juſtinen zugeruffen und ge -ſagt:152Zeugnißeſagt: Ach Fr. Juſtina / ich fuͤhle was kleines in der Ge - burt / ob es mir auch wird gehen wie anderemal? da - rauf haͤtte Fr. Juſtina zu ihr gewartet / und das Kind unrecht / und das Haͤndlein in der Geburt befunden / und zwar bey noch-ſtehender Waſſerblaſe / und gantz er - oͤffneten innern Mutter-Munde. Worauf Fr. Juſtina an ſie begehret / ſie ſolte ſich legen / um zu verſuchen / ob nicht moͤglich waͤre / das Kind zu rechter Geburt zu bringen? So ſie auch haͤtte geſchehen laſſen / da ſie denn bis uͤber die Hand nach dem Kinde / bey noch-ſtehender Waſſer - blaſe gelanget / welches ſie auch mit dem Haͤuptlein bis vor die Geburt gebracht. So bald ſich aber der We - hen gefunden / haͤtte Fr. Juſtina wegen Anſpannung des Waſſers / das Kind wieder fahren laſſen muͤſſen / ſo daß es wieder in vorige unrechte Stellung kommen. Woruͤber es denn Fr. Juſtina auch zum andernmahl zur Geburt gezogen / waͤre aber bey ankommenden We - hen wieder wie vorhin abgelauffen. Auch haͤtte es Fr. Juſtina zum drittenmahl gewaget / und das Kind zu rechter Geburt gewieſen / worunter denn das Waſ - ſer geſprungen / und zwar ohngefehr Abends um 10. Uhr / ob durch den Angriff / oder von Natur / waͤre ihr nicht wißend. Darauf ſie denn die gantze Nacht mit Ach und Wehe gekreißet / die Geburt aber gar nicht fol - gen wollen. Darauf haͤtten ſie allerſeits Hn. D. Ker - gers Rath hieruͤber zu vernehmen verlanget / weil Fr. Juſtina kein ander Mittel gewußt / als das Haͤupt -lein153wegen des Waſſerſprengens. lein zuruͤck zu ſchieben / und die Fuͤßlein zu ſuchen / ſol - ches aber ohne D. Kergers Vorwiſſen nicht thun wol - len / weil ſie ſich befuͤrchtete / das Kind laͤge zu rund / und koͤnne alſo nicht gebohren werden / in dem ſich der Mut - ter Mund in waͤhrenden Wehen gantz zuſammen gezo - gen. Hierauf waͤre Hr. D. Kerger mit Eroͤffnung des Thores hinaus geholet worden / der haͤtte ſolche Ver - aͤnderung der Geburt / durch die Wehe-Mutter zu thun / widerrathen / und geſagt: die Wehen waͤren nur noch zu ſchwach zum Gebaͤhren / Er wolle ſie durch Medi - camenta ſchon ſtaͤrcken / daß die Geburt folgen muͤßte / ſie waͤre todt oder lebendig. Darauf waͤre Er / ohnge - achtet ſie ihn alle ſehr gebeten / aufs wenigſte die Wuͤr - ckung des erſten Pulvers auszuwarten / in Anſehung ſeiner anderwaͤrtigen Patienten herein gefahren / vorge - bende: Er koͤnne bey ſo geſtalten Sachen / vorjetzo we - nig helffen / das Pulver wuͤrde das Seinige ſchon thun / und die Geburt foͤrdern / ſie waͤre todt oder lebendig / und wuͤrden ſie ihn ſchon weiter zu berichten wiſſen. Als ſie nun das Pulver bekommen und gebrauchet / haͤt - ten ſich ſolche uͤber ſich ſteigende Wehen gefunden / daß ſie / wie ſie von den andern gehoͤret / in dem ſie ſich ſel - ber nicht beſinnen koͤnnen / und faſt ſonder Verſtand geweſen / gantz verſchwartzet und verblauet / deswegen ſie / auf dem Kreißbette liegende / dem Anſehen nach er - ſticken muͤßen / wenn ſie nicht aufgerichtet / und zum Sitzen aufn Kreißſtuhl gebracht worden. Welche Wuͤr -Uckung154Zeugniſſeckung uͤber zwey Stunden lang gewaͤhret / daß ſie alſo von allen Kraͤfften kom̃en / und die uͤbrige Pulver ohne ih - re beſorgliche Gefahr unmoͤglich brauchen koͤnnen. Bey ſo geſtalten Sachen / haͤtte ſie an Frau Juſtinen / auf ihre eigene Verantwortung / inſtaͤndig begehret und ge - beten / ſie zu retten und ihr vom Kinde zu helffen / auf was Arth und Weiſe es immer moͤglich ſeyn koͤnne. Darauf Fr. Juſtina ſie mit dem Haupte und Ober - Leibe niedrig geleget / ſo daß ſie die Frucht mit dem Haͤupt - lein zuruͤck-bringen / und mit großen Schmertzen / je - doch ohne Schaden und Verletzung ihrer / ihre Hand das Kind zu ſuchen / einbringen koͤnnen / da denn die Fr. Juſtina ſtracks die Fuͤßlein unter des Kindes Kin - ne gefunden / und dafuͤr gehalten / daß ſolch rund liegen - des Kind die Urſache geweſen / warum es nicht koͤnnen gebohren werden. Darauf waͤre / leider / eine todte Ge - burt erfolget / welches an der Zahl ihr neundtes todt - gebohrnes Kind geweſen.

Nach dem ſichs hierauf begeben / daß ſie GOtt a - bermahl geſegnet / und zwar das nechſt-folgende mahl / haͤtte ſie Fr. Juſtinen ferner verlanget / und ſie meiſtens alle Wochen / wenn ſie herein in die Stadt gekommen / erſuchet / zu ihr zu warten / in dem ſie immerzu in Furch - ten geſtanden / ob auch das Kind zukuͤnfftiger Geburt recht ſtuͤnde? Da ſie denn ſchon ſechs oder acht Wo - chen vor der Geburt / ſo viel von ihr vernommen / daß das Kind zu rechter Geburt immerdar beſtaͤndig ver -blie -155wegen des Waſſerſprengens. bliebe. Vier Wochen aber vor der Niederkunfft / haͤtte ſie ein Fieber angeſtoſſen / welches ſie ſammt der Frucht ziem - lich abgezehret / daß alſo das Kind gar klein geblieben. Welches auch bey waͤhrender Geburt Fr. Juſtinen betro - gen hat / als welche vermeinet / weil das Kind klein waͤre / es wuͤrde ſo viel Kraͤffte nicht haben / ſich auszuwen - den / und wie die andern Kinder gethan / unrechte Stel - lungen anzunehmen. Allein der Ausgang haͤtte es an - ders ausgewieſen / in dem ſich das Kind gleich den vo - rigen / bey den harten Geburts-Wehen ausgewendet / und mit den Fuͤßlein muͤſſen gebohren werden / welches aber / weil es klein geweſen / mit dem Leben davon kom - men / getauffet und bis ſechs und dreyßig Wochen alt worden.

Ferner / wie ſie hierauf Fr. Juſtinen zum dritten mahl zu ſich erfordert / haͤtte ſich das Kind / wie die an - dern / zeitig zu rechter Geburt eingefunden / waͤre auch bis zu angehenden rechten Geburts-Wehen ſtehen ge - blieben. Weiln aber Fr. Juſtina die andern beyde - mahl geſehen / daß ſich die Kinder bey den harten We - hen erſt unrecht ausgewendet; Als haͤtte ſie allen er - ſtern ungluͤcklichen Geburten die Auswendung ſchuld gegeben / und alſo ihnen frey geſtellet / ſie wiſſe auf kei - ne andere Weiſe das Kind recht-ſtehende zu erhalten / als durch Sprengung des Waſſers / welches ſie auch allerſeits bewilliget haͤtten. Worauf ſie bald bey An - fang der kleinen Wehen es gethan. Darauf ſich dennU 2die156Zeugniſſedie kleinen Wehen verlohren / und erſt den dritten Tag die rechte Geburts-Wehen ſich gar eilends gefunden / daß bald niemand von denen Nachbars-Leuten haͤtte koͤnnen zu rechte kommen / da ſie denn einer geſunden Tochter geneſen / ſo noch am Leben / und ietzo uͤber acht Jahr alt waͤre.

Bey der letztern Geburt / ohne eine / haͤtte ſie Fr. Juſtinen wiederum erſuchet / ihr in bevorſtehender Ge - burt beyzuſtehen / ſo ſie ihr auch verwilliget gehabt. Weil ſie aber kurtz vor ihrer Niederkunfft / Wagen und Pfer - de bekommen / die ſie nach Brieg abgeholet / haͤtte ſie dennoch auf ihr Bitten zu ihr gewartet / um zu ſehen / ob auch dismal das Kind zur Geburt recht ſtuͤnde? Wo - rauf ihr Fr. Juſtina den Troſt gegeben / das Kind ſtuͤn - de gar recht / wuͤrde uͤber drey Tage nicht Anſtand ha - ben / und fehlete nichts / als daß man das Waſſer ſpren - gete / ſo ſie aber / anderer beſorgenden Zufaͤlle halben / die ſich etwa wieder Verhoffen bey der Geburt ereig - nen moͤchten / weil ſie dismal / wegen vorhabender Rei - ſe / ihr nicht ſelbſt aufwarten koͤnnen / nicht thun wol - len. Da denn hernach bey waͤhrender Geburt es wie - der geſchehen / daß das Kind ſich ausgewendet / und bey harter und ſchwerer Geburt den dritten Tag / nach der Frau Juſtinen Abreiſe nach Brieg / todt gebohren wor - den.

Bey der letzten Geburt haͤtte ſie Frau Juſtinen von Ihrer Durchl. der Hertzogin / Chriſtſeligſten Anden -ckens /157wegen des Waſſerſprengens. ckens unterthaͤnigſt ausbitten laſſen / darauf ihr auch gnaͤdigſt gewillfahret worden / und waͤre bey waͤhren - der Geburt bey ihr geweſen / da ſie denn / bey Anfang der kleinen Wehen / abermahl das Waſſer geſprenget; und ſich die Geburt hernach ebenfalls bis auf den drit - ten Tag verzogen gehabt / und waͤre zwar ein lebendi - ges / doch ſchwaches Kind / gebohren worden / und ver - wichenen Neujahrs-Abend an uͤbermaͤßig viel Blat - tern geſtorben. Giebet im uͤbrigen Fr. Juſtinen Zeug - niß / daß ſie als eine ehrliche Frau an ihr gehandelt / vorſichtig mit ihr umgegangen / und ihr das geringſte Leid nicht angethan ꝛc.

Tantum.

II.

Frau Regina Titzin / des Ehrbaren Guſta - vus Rothuſanges / Buͤrgers und Tiſchlers / Ehe - wirthin / ſaget aus / wie folget:

Sie haͤtte Sieben Kinder mit ihrem Manne ge - zeiget / zu deren Sechſen ſie Frau Juſtinen als Wehe - Mutter gebrauchet. Bey den Erſten zweyen Gebur - ten waͤren die Kinder in unrechter Stellung vom An - fang bis zur Ausfuͤhrung der Frucht geblieben / unge - achtet Fr. Juſtina bey der Geburt / ſo viel als moͤglich geweſen / ſich bemuͤhet gehabt / ſolche Kinder zu rechter Stellung zu bringen / ſo daß ſie das anderemahl (denn das erſte mahl waͤre das Kind ſchon todt geweſen / wie Fr. Juſtina zu ihr kommen) der Fr. Juſtinen Hand un -U 3ter158Zeugniſſeter den Rippen an der rechten Seite mit ihrer Hand gefuͤhlet gehabt / wie ſelbte des Kindleins Haͤuptlein unter ſich zu ziehen geſuchet / welches aber unmoͤglich zu vollbringen geweſen / in dem das Kind mit dem Fuͤß - lein gebohren / und alſo todt zur Welt gebracht werden muͤßen. Das dritte Kind haͤtte ſich zwar vierzehen Tage vor der Geburt / mit dem Haupte zu rechter Stel - lung eingewendet / waͤre auch alſo ſtehen geblieben / bis auf den letzten Tag vor der Geburt / da ſie dieſelbige Nacht durch / anfangende Wehen uͤberfallen / welche ſie aber nicht eigentlich vor Geburts-Wehen gehalten / bis folgenden Morgen / da ſie die Fr. Juſtina bald ruffen laſſen / aber ſchon zu ſpaͤte / weil ſich die Frucht bey den vorhergehenden Wehen / die Nacht uͤber / ſchon ausge - wendet / daß es alſo / weil kein Angriff dabey helffen wol - len / mit den Fuͤſſen zuvor hat muͤſſen gebohren und todt herfuͤr gebracht werden.

Das Vierdte / dabey Fr. Juſtina nicht geweſen / waͤre auch mit den Fuͤſſen unrecht und todt gebohren worden.

Das Fuͤnffte / bey dem Fr. Juſtina wieder gewe - ſen / haͤtte ſich ebenfalls nicht zur Geburt gewendet / ſondern waͤre wie die andere / mit den Fuͤſſen zuvor und todt gebohren worden.

Bey dem Sechſten Kinde / haͤtte ſie Fr. Juſtinen abermahln gebraucht. Weil ſie aber nur einen Tag zuvor / wie ſich die angehende Wehen gleich angefan -gen /159wegen des Waſſerſprengens. gen / herkommen; Als haͤtte ſie ſie alsbald zu ſich er - bitten laſſen / da ſie denn das Kind zu rechter Geburt ſtehende gefunden. Und weiln ſie in der dritten Ge - burt gewahr worden / daß das recht-ſtehende Kind da - mahls ſich auswenden können / alſo ihr frey geſtellet / weil ſie der Fr. Thymin mit Sprengung des Waſſers / auf ſolche Arth / zwey Kinder erhalten / ob ſie ſolches bey ihr vor diesmal auch wolte geſchehen laſſen / denn ſie das Kind auf ſonſt keine andere Arth und Weiſe zu retten wuͤßte / und ſich der Auswendung allhier auch befuͤrchtete. Damit haͤtte ſie es geſchehen laſſen / und waͤre den dritten Tag hierauf eine gluͤckliche Geburt und lebendiges Kind erfolget / ſo auch noch / ſo lange GOtt wolte / friſch und geſund / und kuͤnfftigen 19. April drey Jahr alt waͤre.

Das Siebende Kind haͤtte ſich gar nicht zu rech - ter Geburt gewendet / und waͤre alſo / wie die andern alle / mit den Fuͤſſen todt gebohren worden. Bey wel - cher ſiebenden Geburt ſie dann eine andere Wehe-Mut - ter / die Fr. Corneliußin genant / (weil Fr. Juſtina ihr gerathen gehabt / es mit einer andern zu verſuchen / ob es vielleicht gluͤcklicher ſeyn moͤchte) zwar Anfangs ge - brauchet / hernach aber / wie es zur Gefahr kommen / Fr. Juſtinen gleichwol noch holen laſſen muͤſſen. Und muͤſſe ſie mit gutem Gewiſſen ſagen und bekennen / daß bey allen dieſen Geburten ihr kein Glied an ihrem Lei - be von Fr. Juſtinen ſey verletzet worden / auch daß ſieeini -160Zeugniſſeeinige Klage uͤber ſie zu fuͤhren nicht habe / vielmehr ihr nechſt GOtt / ihres eintzigen Kindes Leben / bis die - ſe Stunde / zu dancken haͤtte. ꝛc.

Tantum.

III.

Frau Barbara Jentſchin / gehohrne Geiß - lerin / George Jentſches / Buͤrgers und Buͤttners Ehe-Wirthin / berichtet / Sie koͤnne mit gutem Gewiſ - ſen ſagen / daß die nechſten zwey Geburten / Fr. Juſti - na / in ihrem Kreißen / ihren Kindern nechſt GOtt das Leben erhalten haͤtte. Denn nach dem ſie bey der an - dern Geburt in damahligem langwierigem Kreißen und unrechter verkehrter Geburt durch Mutterſenckung ih - re Geſundheit verlohren / waͤre ſie verurſachet worden / zur Dritten Geburt Fr. Juſtinen ſich zu vertrauen. Da ſie dann / wie ſie bey bereit großen Wehen zum Kreißen ſie erſuchen laſſen / und in Erinnerung der erſten Geburt zu wiſſen verlanget / ob auch das Kind dismahl zu rech - ter Geburt ſtuͤnde? Darauf Fr. Juſtina geantwortet: Sie doͤrffe ſich nicht Kummer machen / es ſtuͤnde alles auf rechtem Wege. Darauf waͤre Fr. Juſtina zur Fr. D. Volckmannin / weggeruffen worden / auch auf eine eintzige Viertelſtunde mit Zeugin ihrem Willen hingegangen. Nachdem ſie aber zuruͤcke kommen / und die Fr. Juſtina ſie unter ihre Hand aufs Kreiß - Bette gebracht / haͤtte ſie bey der Bewartung befunden / daß ſich das Kind unter dieſer einigen Viertelſtunde aus -ge -161wegen des Waſſerſprengens. gewendet / und mit Haͤnd - und Fuͤſſen zu unrechter Ge - burt gekehret haͤtte. Worauf die Frau Juſtina ſich zwar bemuͤhet das Kind wieder zu rechter Stellung zu bringen / welches aber / weil die Wehen zu groß / un - möglich geweſen / daß es alſo mit den Fuͤßlein / wie das erſte / todt gebohren worden. In welcher Geburt Fr. Juſtina dermaſſen beſcheidentlich mit Ihr umgegan - gen / daß ſie ihre vormahls verlohrne Geſundheit hiebey wieder erhalten haͤtte.

Nach dem ſie nun wiederum / und zwar zum Vier - tenmahle / von GOtt geſegnet worden / haͤtte ſie Fr. Juſtinen wieder verlanget. Darauf Fr. Juſtina un - terſchiedene mal vor der Geburt zu ihr gewartet / um Nachricht zu haben / ob denn ihre Kinder / bey noch-ge - hendem Leibe / ſich zu rechter und unrechter Geburt aus - und einwenden koͤnten / aus Urſachen / weil / ihrem Vor - geben nach / bey ſolchen Leibern das Waſſerſprengen hoͤchſt-noͤthig waͤre. Und haͤtte ſolch Kind bis zur Ge - burts-Stunde wohl recht geſtanden / bey angehenden Wehen aber / haͤtten ſie Bedencken gehabt / weil ſich die vorhergehende Geburt ebenfalls zum Anfange recht be - funden / hernach aber / bey den ſtarcken Wehen / gleich - wol ausgewendet / dem Kinde zu trauen / haͤtte ſich demnach nebſt ihrem Manne reſolviret / weil Fr. Juſtina das Waſſerſprengen vor das beſte Mittel erachtet / das Kind zu erhalten / ſolches in Gottes Nahmen fort zu - ſtellen: Welches auch geſchehen / und waͤre hierauf in -Xner -162Zeugniſſenerhalb zwey Stunden eine geſunde Geburt erfolget / welches Kind noch lebet / friſch und geſund / auch bey gutem Leibe / und nunmehr im neunten Jahre waͤre.

Als ſie hierauf abermal geſegnet geweſen / haͤtte ſie Fr. Juſtinen wieder verlanget. Nach dem ſie nun acht Tage vor ihrer Geburts-Stunde ſelbſt zur Frau Juſtina kommen / zu erfahren / ob das Kind auch recht gewandt ſtuͤnde / waͤre es noch ungewendet befunden worden. Den ſechſten oder ſiebenden Tag darauf / weil ſie ſich nicht zum beſten befunden / waͤre ſie wieder zur Frau Juſtina gegangen / ſich Troſt zu holen / da haͤtte ſie vernommen / daß das Kind anitzo recht ge - wendet ſtuͤnde. Es haͤtte ſie aber Fr. Juſtina mit die - ſer Warnung von ſich gehen laſſen: So bald ſie ſich zum Kreißen fuͤhlete / ſolte ſie ſie in Zeiten holen laſſen / weil ſolche Kinder / die ſich ſo kurtz vor der Geburt wen - deten / ſelten unter den Wehen rechte Stellung behiel - ten / damit ſie die rechte Stellung und das Waſſer zu ſprengen nicht verſaͤumete. Worauf ſie ſich dann die gantze Nacht uͤber / jedoch in Meinung / daß es noch nicht der Ernſt ſey / gefuͤhlet / bis fruͤh um 3. Uhr / da ſie nach Fr. Juſtinen geſchicket / und ſie holen laſſen. Wie ſie nun kommen / haͤtte ſie Fr. Juſtina in der Stuben auf - und abgehende / auch bey ſchlechten und wenigen Wehen / und das Kind zu unrechter Stellung mit den Haͤnden bey noch-ſtehendem Waſſer gefunden / da denn Frau Juſtina zwar ſehr erſckrocken / ſich aber dabeyge -163wegen des Waſſerſprengens. getröſtet / weil die ſtarcken Wehen noch nicht verhan - den waͤren / ob ſich nicht die Frucht noch wieder zu rech - ter Stellung wenden moͤchte. Haͤtte ſie darauf in ihr Sechswochen-Bette / in ein gleiches Bette legen laſſen / ob vielleicht das Kind / weil ſichs im Liegen ausgewen - det / auch im Liegen wieder zu rechte wenden moͤchte. Welches denn / auf fleißiges Gebethe / durch Goͤttliche Huͤlffe innerhalb einer Stunde geſchehen / daß ſichs gantz zurechte gefunden. Weil denn Frau Juſtina bey noch ſchlechten Wehen / in waͤhrendem Liegen / das Waſ - ſer unmoͤglich ſprengen koͤnnen / als haͤtte ſie ſie laſſen aufſtehen / weil im Stehen die Wehen etwas ſtaͤrcker waͤren. Wie ſie aber im Stehen bey kommenden Wehen angreiffen / in Meinung das Waſſer zu ſpren - gen / haͤtte ſich das Kind durch das Aufblaſen der Wehen und von der Fr. Juſtinen vorhabenden Waſſerſpren - gung in die Hoͤhe gehoben und wieder in unrechte Stellung ausgewendet / und haͤtte Fr. Juſtina / wie ſie ſolches gewahr worden / das Waſſerſprengen noch bleiben laſſen. Haͤtte ſie demnach noch einſten ins Bet - te gebracht / in Hoffnung / ob ſich das Kind nicht noch einmal wenden moͤchte; Welches auch in kurtzer Weile ge - ſchehen. Darauf ſie im Liegen verſuchet das Waſſer zu ſprengen. So bald ſie aber den Angriff hiezu bey kommenden Wehen gethan / haͤtte ſich die Frucht / fuͤr dem Angriff / uͤber ſich zuruͤck gezogen / daß ſie alſo das Waſſerſprengen unter waͤhrenden Wehen nicht vorneh -X 2men164Zeugniſſemen koͤnnen. Waͤre derohalben auf die Gedancken ge - rathen / wie ſie das Waſſer ohne die Wehen ſprengen koͤnte. Welches ſie denn durch ein Drath-Haͤcklein ver - ſuchet / womit ſie das Netze angehaͤckelt und entzwey ge - zogenhaͤtte. So auch gluͤcklich angegangen / und waͤre noch ſelbigen Tag gegen Abend / mit gar leichten Kreiſ - ſen / eine geſunde Geburt hierauf erfolget / welch Kind auch noch im Leben / und itzo im ſechſten Jahr ſich be - finde. Muͤße auch geſtehen / daß ſie / nechſt GOtt / der Fr. Juſtina ihres Ortes zu dancken haͤtte / wegen bis anhero noch erhaltener Leibes-Geſundheit.

  • Dieſe nachfolgende zwey Zeugniſſe / vornehmer Standes-Per - ſonen / werden wegen der Ordnung des Waſſerſprengens hier beygeſetzet / welches zu mercken.

IV.

ICh Endes Unterterſchriebene bekenne hie - durch / wo Noth. Demnach Fr. Juſtina Sig - mundin / ſammt ihr einige Ungeziemlichkeiten in Befoͤrderung der Geburten beygemeſſen werden wol - len / gegen mir ſich beſchweret / und weil ſie mir vier Kinder ausgebadet / auch ein Zeugniß / wie es damit hergegangen / von mir verlanget; Als habe ich ihr / zu Steuer der Warheit / hiermit nicht entfallen wollen. Und165wegen des Waſſerſprengens. Und bezeuge bey GOtt und Gewiſſen / daß man der - gleichen Beſchuldigungen / weder in Brieg / noch aufm Lande / ſo ich mit meiner Freundſchafft auch bezeugen kan / niemahln gehoͤret hat / ſondern ein jedes ſie gerne haben wollen / wenn ſie nur zu erlangen geweſen / maſ - ſen ſie auch bey mir nichts ungeſchicktes noch gewalt - thaͤtiges / weder durch Beſchleunigung der Geburten / (welche ich doch / wenn es mit guter Manier geſchehen koͤnnen / weiln mein Herr damahln nach N. verreiſet / noch vor ſolcher Reiſe / gerne geſehen haben wuͤrde /) noch mit Sprengung des Waſſers / ſo ſie bey dem Drit - ten / GOtt lob / aber noch lebenden gar geſunden und ſtarcken Kinde / einem Knaͤblein / aus erheblichen Urſa - chen mir wol wißende practiciret / vorgenommen; ſon - dern vielmehr allemal als eine ehrliche verſtaͤndige Frau / gar wol / und dergeſtallt bey mir gehandelt / daß ich / nechſt GOtt / ihr großen Danck zu ſagen / und ihre er - wieſene Huͤlffe zu ruͤhmen Urſach habe. Zu mehrer Sicherheit / habe ich dieſes Zeugnis eigenhaͤndig unter - ſchrieben / und mit Vordruͤckung meines gewoͤhnlichen Sigills / hiermit bekraͤfftiget. So geſchehen Brieg den 24. Octobr. Anno 1681.

(L. S.)

N. N.

X 3V. Ich166Zeugniſſe

V.

ICh Unterſchriebene bekenne / daß / als mei - ne Tochter / die Frau N. ſchwanger geweſen / ich Frau Juſtinen erbeten / ihr in ihren Geburts-Noͤ - then beyzuwohnen. Und weil allemahl hier in unſerm Fuͤrſtenthum von meiſt ſchwangern Frauen ſie genoͤthi - get worden / Ihnen zu helffen / und eine vor der andern ſie ſuchet / daß alſo ſehr gedrange um ſie iſt; Als habe ſolche gar zeitig beſtellet / darauf ſie auch ein eilf Wo - chen vor der Niederkunfft beruffen / dieweil meiner Toch - ter nicht wol geweſen / und wir eine unvollkommene Geburt beſorgeten / ihres Rathes zu pflegen / daß ſie nicht ums Kind kommen moͤchte / hat ſie es befunden / daß das Kind nicht recht gelagert geweſen / mich zwar nicht bekuͤmmern wollen / aber meinen Kindern geſaget / daß ſie eine beſorgliche Geburt befuͤrchtete / dieweil das Kind eher mit den Fuͤßlein als dem Kopffe kommen doͤrff - te. Welches ſich auch hernach erwieſen. Denn als ſie in eilff Wochen darauf wieder zu ihr gefordert ward / fand ſie die Kreiſſerin in hefftigen Geburts-Schmer - tzen / und gar gefaͤhrlich / welches ſie mir offenbahrete / und ſorgete / daß das Kind nicht recht gelagert / ſchwer - lich mit dem Leben davon kommen wuͤrde / denn unter hunderten kaum eines mit dem Leben davon gerettet werden könte / ſonderlich bey Erſtlingen / in ſolchem Zu - ſtande. Das Kind laͤge die qver im Leibe wie zuvor / als ſie zu ihr beruffen. Unterdeſſen nahmen die Schmer -tzen167wegen des Waſſerſprengens. tzen unauffhoͤrlich zu / das Kind aber einen Weg als den andern zur rechten Geburt ſich nicht ſchicken wol - len / ſondern bey allen Wehen die Stellung ſich gefaͤhrlich zeigete. Weil ich deñ nebſt denen andern Anweſenden / die Gefahr groß geſehen / und fuͤrchtete Mutter und Kind zu verlieren. Als haben wir (Tit.) Hn. D. N. und (Tit.) Hn. N. unſer Pfarrern beruffen uñ bitte laſſen / einem mit treuem Rath / den andern mit Troſt uns beyzuwohnen / und ſo ja das Kind noch ſo weit kom̃en koͤnte / die H. Tauffezu em - pfangen. Und weil die Noth groͤßer / habe ich nebens dem Hn N. der Frau Juſtinen zugeredet: Weil wir nechſt GOtt das Vertrauen zu ihr haben / ſie werde auch mei - ner Tochter mit moͤgligſter Huͤlffe beywohnen / als ſie es gegen GOtt und ihren Gewiſſen verantworten kan. Darauf ſie ſich erbothen / alles das / was einer ehrlichen Wehe-Mutter zukommt / nach ihrem beſten Vermoͤ - gen zu thun / und nicht zu unterlaßen / zu ihrer beyder - ſeits Beſten / hoffete auch die offte Veraͤnderung wuͤr - de vielleicht noch eine geſchickte Geburt geben. Solte es abeꝛ ja nicht ſeyn / ſo wuͤntſchte ſie / daß es mit dem Hin - dern zur Geburt kaͤme / (denn auf ſolche Weiſe nicht ſo gefaͤhrlich wegen des Kindes Leben waͤre) ſo wolte ſie das Waſſer ſprengen / (welches ſie zwar nicht gerne thaͤ - te / aber Noth erforderte kein Geſetz /) ſo koͤnte das Kind nicht wieder ausweichen / und muͤßte Stand halten / anders wuͤßte ſie nicht zu rathen. Welches wir alle gern bewilligten. Darauf iſt zwar eine ſchmertzliche /aber168Zeugnißeaber doch gluͤckliche Geburt erfolget / bey welcher Frau Juſtina vorſichtig / emſig und ruͤhmlich ſich erwieſen / daß alle Umſtehende ihre gute Wiſſenſchafft und Ge - ſchickligkeit hoͤchſt geruͤhmet haben. Denn das Kind von Anfang nach langſamen harten Durchbruch / gantz todt anzuſehen war / und um den Halß mit dem Kopfe auf eine Viertelſtunde ſtecken blieben / dennoch durch die Gnade Gottes und ihrer treuen Huͤlffe / alſo ausge - ſchlagen / daß Mutter und Kind ohne einigen Scha - den / Mangel / und Verletzung / mit dem Leben davon kommen / mit großer Freude und Verwunderung aller Umſtehenden. Dafuͤr dem Hoͤchſten Lob und Danck geſaget ſey.

Weil ſie mich denn um ein Zeugnis deſſen erbeten; Als habe ihr hierinne nicht entfallen; ſondern ihrem bitt - lichen Geſuch / laut meinem Wiſſen und Gewiſſen / die - ſes ertheilen wollen. Brieg den 15. Maji Anno 1681.

(L. S.)

N. N.

VI.

WIr Vogt und Schoͤppen der Stadt-Ge - richte / bey der Koͤniglichen Weichbildes-Stadt Ohlau / Uhrkunden und bekennen hiermit / wo Noth / das Uns die Ehrbahre und Tugendſahme / auch wohl-Erfahrne und dieſer Orthen viel bekante Wehe -Mut -169wegen des Waſſerſprengens. Mutter / Frau Juſtina Siegmundin mit mehrem zu vernehmen gegeben / was Geſtalt ſie ihrer jederzeit red - lich - und denen Kreißenden Frauen aufrichtig-getha - nen Bey-Huͤlffe / ſonderlich aber / was das bey ſolchen Perſonen ſehr offt und dato noch allemahl gluͤcklich pra - cticirten Waſſerſprengen betraͤffe / Zeugnis von noͤthen haͤtte / mit inſtaͤndigen Bitten / weiln ſie unter andern auch der Ehrbaren und Tugendbelobten Frauen Bar - bara Stieffin / unſerer anjetzo verwittibten Papierma - cherin allhier / waͤhrender Verehligung in ihrem geſeg - netem Zuſtande Huͤlffreiche Hand leiſten / und aus er - heblichen Urſachen das Waſſer bey ihr ſprengen muͤſ - ſen / Wir geruheten Selbte vor uns zu fordern / und wie ſie mit ihr in der Geburts-Zeit verfahren / Gerichtliche Verhoͤr anzuſtellen.

Nachdem nun angezogene Fr. Barbara Stieffin / auf Unſer und gemeldeter Fr. Juſtinen Begehren / willig erſchienen / und Wir ſelbter mehr bedeuteter Fr. Juſti - nen Anſuchen vorgetragen / auch beynebens alles Ern - ſtes ermahnet / bey GOtt und ihrem guten Gewiſſen niemanden weder zu Liebe noch zu Leid / ſondern eintzig und allein der Warheit zu Steuer / wie zu ſelbiger Zeit mit ihr gebaͤhret worden / auszuſagen / hat ſie bey ihrem guten Gewiſſen / mit zuͤchtig-geziemendẽ Worten erzehlet: Es waͤren numehr angehende Herbſt-Zeit / gleich zwey Jahr / daß ſie der liebe GOtt in ihrem Eheſtande zum ſechſten mahl mit Leibes-Frucht geſegnet / und nach demYſie170Zeugniſſeſie vorherige mahl Fuͤnff Kinder todt zur Welt geboh - ren / ein ſonderes Vertrauen nechſt GOtt auf offt-er - wehnte Fr. Juſtina und ihre Geſchicklichkeit geſetzet haͤt - te / die denn auch auf ihr bittliches Anſuchen / etliche Ta - ge vor ihrer Geburts-Zeit zu ihr kommen waͤre / und als ſie ſelber die Beſchaffenheit ihres Zuſtandes und die vor - hergegangene Fuͤnff todte Geburten endecket / haͤtte ſie bey wahrgenommener ihrer Leibes Diſpoſition vor rathſam befunden / ihr das Waßer zu ſprengen / ſo ſie auch auf vorher vernommene erhebliche motiven in Gottes Nahmen geſchehen / und ihr drey Tage vor ange - gangenen Geburts Wehen ſolches ſprengen laßẽ / welches ſie Fr. Juſtina mit ſolcher Dexteritaͤt gethan / daß ſie ſich nicht allein geſund und wol darauf befunden / ſondern auch auf den dritten Tag / ohne eintzige obſtacula oder lang-anhaltende Geburts-Schmeꝛtzen / eines jungen und geſunden Toͤchterleins geneſen / welches auch / ſo lange es dem lieben GOtt gefaͤllig / geſund am Leben. Und wie ſie an dieſem / an ihr wohlgethanen Stuͤcke / ſich ge - wiß als eine rechtſchaffene Wehe-Mutter erwieſen: Alſo muͤſſe ſie ihr auch nachruͤhmen / daß ſie in der Ge - burts-Stunde mit ihr beſcheiden und vorſichtig / ja der - maßen umgegangen ſey / daß ſie nechſt GOtt ihr ſolches nimmermehr gnugſam verdancken koͤnte.

Wann dann mehr bedeutete Fr. Barbara Stieffin / auf dieſer ihrer Auſſage ſtandhafftig beruhet / vielgedach - te Fr. Juſtina Sigmundin abeꝛ deſſen / was jetzt gemeldet /be -171wegen des Waſſerſprengens. beglaubte Recognition gebeten; Als iſt ihr ſolche zu meh - rer Uhrkund unter Unſerm gewoͤhnlichem Stadt-Ge - richts-Inſigel / hiermit ertheilet worden. So da ge - geſchehen Ohlau den 25. Octobr. Anno 1682.

(L. S.)

  • Hier folgen wieder die Zeugniſſe / von denen Lignitziſchen Stadt - Gerichten ertheilet.

VII.

Frau Waria Lorentzin / gebohrne Huͤtte - rin / Heinrich Lorentzes / Neu-Muͤllers Ehe-Wir - thin / mit und nebenſt Frau Eliſabeth Huͤtterin / ge - bohrner Scholtzin / Baltzer Huͤtters / Weiß-Ger - bers Ehe-Wirthin / ſaget aus: Vor drey Jahren / den 3. Maji, waͤre Fr. Juſtina / als ſie des Nachts kranck worden / und bereit eine Wehe-Mutter bey ſich gehabt / es ſich aber bey ihr zu einer ſchweren Geburt angelaſ - ſen / in dem ſich das Kind mit dem einem Haͤndlein und der Nabelſchnure vor die Geburt gefunden / zu Huͤlffe gefordert worden / und als ſie kommen / (ſo geſchehen nach Mittage gegen 4. Uhr /) haͤtte ſie auf ihre groſſe Bitte zu ihr gewartet / und befunden / daß das Kindlein mit dem lincken Haͤndlein / welches die erſtere Wehe - Mutter den gantzen Nachmittag uͤber / immer hinein geſtopffet / in der lincken Seite in die Geburt ein - undY 2feſt172Zeugniſſefeſt durchgedrungen. Darauf ſich denn Fr. Juſtina auf alle Weiſe bemuͤhet / weil ſie Gebaͤrerin bereit ſehr ſchwach / und faſt in letzten Zuͤgen gelegen / auch / wie Fr. Juſtina gemeldet / das Kind damahls ſchon todt / und uͤbeln Geruch von ſich gegeben / und alſo bey ſolcher Beſchaffenheit des Kindes Haͤuptlein unmoͤglich zuge - winnen geweſen / ſonderlich / weil ihm das Waßer ſchon gantz entgangen / und eine gantz trockene Geburt erfol - gen muͤßen / auch die Fr. Juſtina ihrem Vorgeben nach / kein ander Mittel gewußt / vor itzo nur die Fuͤßlein des Kindes zu ſuchen / und hiedurch ſie als Mutter zu ret - ten. Womit denn Fr. Juſtina Angriff gethan / und den Arm bis zum Ellenbogen hinein gebracht / auch / hierauf folgende Worte geſaget: Es iſt hier wol ſehr ſchwer / doch weil mir noch kein Kind im Mutterleibe geblieben / ſo wird mir auch GOtt hier helffen. Haͤt - te damit ein glattes Stoͤcklein und eine Schnure von drey Ellen begehret; Worauf ihr Fr. Huͤtterin ein Licht - Spießlein zuſammt der Schnure gebracht / auf ihr Be - gehren das Stoͤcklein oben zu eingekaͤrbet / und die Schnure in der Mitten eingeqvetſchet. Darauf Fr. Juſtina das Stoͤcklein mit der eingeqvetſchten Schnu - re genommen / und ſelbiges zwiſchen ihrem Arm und dem todten Kinde biß zu ihrer im Leibe annoch verblie - benen Hand gefuͤhret: Da ſie dann weiter nicht gewußt / was ſie damit im Leibe gethan. Hierauf waͤre end - lich das Kind / ob zwar todt / dennoch zur Welt geboh -ren173wegen des Waſſerſprengens. ren worden / und haͤtte hernach Fr. Juſtina / wie das Kind in der Molde gelegen / es allen gewieſen / wie das Kind im Leibe gelegen haͤtte. Dabey ſie denn mit ihrem gutem Gewiſſen ſagen koͤnte / daß ihr nechſt Gottes Huͤlffe Fr. Juſtina das Leben gerettet / ſie auch keinen Schaden ih - rer Geſundheit hiervon bekommen / maßen ſie hierauf / nach Verfließung eines Jahres / wieder ein geſund Kind gehabt / ſo anitzo faſt ſieben Viertel Jahr alt waͤre.

Tantum.

VIII.

Frau Barbara Vogtin / gebohrne Gart - kin / George Vogtes / Beſtandes Inhabers des Gutes Thiergarten Ehe-Wirthin / berichtet: Es waͤre vor neunthalb Jahren / als ſie das Wittiſche Vorwerg vor dem Glogauiſchen Thore aufm Toͤpffer-Berge in Mietung gehabt / geſchehen / daß ſie an einem Sonna - bend fruͤhe um drey Uhr angefangen habe zu kreiſſen / worauff ſie die damahls bekante Kern Eva / auffm Toͤpfferberge / als eine Wehe-Mutter zu ſich holen laſ - ſen / welche aber / weil ſie ſich am Verſtande zu ſchwach zu ſeyn erachtet / noch eine neben ſich zu holen begeh - ret. Darauf ſie die Fr. Corneliußin / ſelbigen Tag ge - gen Abends / heraus bitten laßen. Wie dieſe hinaus kommen / haͤtte ſie mit vielen ſtarcken Eingeben und Er - mahnung ſich aufs beſte zu helffen / dermaſſen angetrie -Y 3ben /174Zeugniſſeben / daß auch der Kreißſtuhl unter ihr zerbrochen. Und weil ſie denn hierauf noch keine Huͤlffe gefunden / haͤtte Fr. Wittichin / die geſchworene alte Fr. Maria Maͤuerin / auf der Kaleſſe Sontags gegen Mittag hinaus geſchi - cket / welche aber unverrichteter Sache gegen Abends wieder herein gebracht worden. Worauf die erſtern Zwey noch immer bey ihr geblieben / bis Fr. Juſtina auf beſchehenes Anſuchen / Montag abends / in dem ſie vor andern kreißenden Frauen ſich nicht eher abmuͤßi - gen koͤnnen / zu ihr hinaus kommen / da ſie dann ihrer damahligen Meinung nach / das Kind zu rechter Ge - burt gefunden. Nachdem ſie aber bey zwey Stunden mit ihr zugebracht / und es dennoch auf keinen Ort ge - wollt; Als haͤtte Fr. Juſtina geſagt: ſo fern ſie zu frie - den waͤre / wolte Sie ſie mit der gantzen Hand angreif - fen / um zu erfahren / woran deꝛ Mangel waͤre. Welches ſie auch willig geſchehen laſſen. Bey dieſem Angrieff haͤtte Fr. Juſtina befunden / daß das Kind mit dem Genicke un - ter ſich zur Geburt geſtanden / aber bereit ſchon todt ge - weſen. Hierauf haͤtte ſie Fr. Juſtina in ein gleich Bet - te / und mit dem Haupte niedrig geleget / das Kind mit den Achſeln zuruͤck gedrungen / und deſſen Kopff auf - gerichtet / daß er in die Geburt gleiche einſtehen koͤnnen. Womit ſich Fr. Juſtina wieder zwey Stunden lang ver - weilet / in Hoffnung / nunmehr wuͤrde es durch diß Mit - tel wol abgehen. Weil aber dennoch keine Huͤlffe er - folget / in dem das Genicke am Kinde gantz entzwey ge -we -175wegen des Waſſerſprengens. weſen; Als haͤtte Frau Juſtina / kein ander Mittel wiſ - ſende / eine Schnure von etlichen Ellen gefordert / die ſie auch bekommen / um dem Kinde das Haupt damit an - zuſchlingen. Weil ſie aber die Schlinge im Anlegen nicht uͤber das gantze Haͤuptlein / ſondern nur bis un - ter die Augen bringen koͤnnen / allwo ſichs an den Bei - nen eingeſchnitten / die Schlinge aber nicht anders zu erhalten geweſen / als bis ſie ans Genicke angezogen worden; So haͤtte ſie vor dem Knoten / ſo an der Schlin - ge geweſen / ihre Blaſe durch Vorlegung ihres Fingers dermaßen in acht genommen / daß ſie Fr. Juſtina auch den Nagel vom langen Finger daruͤber verlohren und eingebuͤßet. Es haͤtte aber dieſe der Fr. Juſtinen ange - wendete Muͤhe zu ihrer Huͤlffe noch nicht dienen wollen / weil der Kopff des Kindes durch das Band ſich wieder in die alte Stellung ziehen laſſen / als wie ſie Fr. Juſti - na anfangs gefunden. Darauf haͤtte ſie begehret / Fr. Juſtina ſolle ſie nur ruhen laſſen / wolle ſie doch gerne ſterben. Worauf Sie ſie auch alle dreye zu frieden ge - laſſen / ſich ein wenig niedergeleget / und aus Mattig - keit gar eingeſchlaffen. Darauf ſie dann ihren Willen gehabt / ſich zu wenden und zu uͤberwerffen / wie ſie gewollt / in Meinung / ſich etwas damit zu helf - fen. Woruͤber ihr aber das Gebluͤte im Leibe ſo raͤge worden / das ſie den Geſchmack davon immer im Munde gehabt / auch endlich / wie ſie es nicht mehr verbeißen koͤnnen / von ſich gegeben / welches unter -ſchiede -176Zeugniſſeſchiedene mahl geſchehen. Weil ſie nun durch ſolche Ab - mattung / ihrer Empfindung nach / faſt bis zum To - de kommen; Als haͤtte ſie Fr. Juſtinen noch einſten um Huͤlffe gebeten / ſie ſolte noch einmahl verſuchen / ob moͤglich waͤre / ihr das Leben zu erhalten. Darauf ſich endlich Fr. Juſtina reſolviret dem Kinde einen Haaken anzulegen. Weil aber kein geſchickter Haaken zur Hand geweſen; Als haͤtte die Kern Eva ihr jaͤte Haͤcklein gebracht / welches zwar ein ziemlicher Haaken geweſen / damit haͤtte Fr. Juſtina dem Kinde das Haͤuptlein / wie zuvor ſchon gemeldet / wieder aufgerichtet / und dieſen Haaken fornen beym Blaͤttlein ins Haupt eingeſcho - ben / da ſie dann Haaken und Schlinge zuſammen ge - nommen / und bey etlichen zugleich angehenden Wehen das Kind damit gluͤcklich zur Welt gebracht / und heraus gezogen. So bald nun das Kind von ihr geweſen / waͤre ihr am Haupte gantz wohl worden / und aller Schmertz haͤtte ſich verlohren / darauff Sie ſie dann bald ins Bette zur Ruhe gebracht. Und haͤtte ſie bisanher weder von Mutter-Beſchwerung noch andern Zufaͤllen des Leibes keinen Anſtoß gehabt / ihr auch zeithero kein Glied am Leibe weiter wehgethan / daß ſie alſo der Fr. Juſtinen nechſt GOtt zu dancken haͤtte / daß ſie ihr dis - mahl das Leben errettet gehabt.

Tantum.

XI. Frau177wegen des Waſſerſprengens.

IX.

Frau Suſanna Jacobin / gebohrne Ritte - rin / ꝛc. Saget mit gutem Wiſſen und Gewiſſen / auch wie ſie es mit einem Coͤrperlichen Eyde auf allen Fall beſtaͤrcken koͤnne / freywillig auß: Daß ſie Anno 1673. den 15. Novembr. um den Mittag die Fr. Juſtina zu Huͤlffe ruffen laſſen / ſie waͤre aber ſchon Sonnabend vorher zum rechten Kreißen / wie ſie vermeinet / kranck worden / und haͤtte deswegen die Maͤuerin als Wehe - Mutter zu ihr holen laſſen / welche es auch vor voͤlliges Kreißen erkennet / und ſich darzu bereitet. Von obge - dachten Sonnabend haͤtte ſie unter harten Wehen ge - krießen bis auf den Dienſtag fruͤhe / da ſich alle Wehen verlohren / da ſich denn zu Mittage ein hefftiges Schlu - cken gefunden. Als ſich nun die Wehen verlohren / waͤ - re die Maͤuerin von ihr nach Hauſe gegangen / vorwen - dend / ſie wiſſe ihr nichts mehr zu thun / das Kind doͤrff - te wol drauf gehen / man ſolte ſie ruffen laſſen / wenn es wuͤrde Zeit ſeyn / wuͤrde es wol kommen. Unter waͤh - renden Schlucken nun / haͤtte ſie Fr. Juſtinen holen laſ - ſen / welche ſie nebſt der Waͤrterin allein in großer Noth vom Schlucken und uͤberſichſteigender Ubelkeit / gefun - den / daß ſie in ihren Gedancken ohne Lebens-Gefahꝛ nicht laͤnger ſchaffen koͤnnen. Als nun Fr. Juſtinazu ihr ge - wartet / und geſehen / ob ihꝛ moͤglich zu helffenwaͤre / ſohaͤt - te ſie geſagt / ihr waͤre zu helffen / ſie ſolte nur die Maͤuerin holen laſſen / damit Streit verhuͤtet wuͤrde / weil ſie vor -Zher178Zeugniſſeher ſchon etliche Tage bey ihr geweſen. So bald die Maͤuerin kommen / habe Fr. Juſtina ſie dergeſtalt an - geredet: Wartet doch zu der Frauen / und ſehet ob es noch in dem Zuſtande iſt / wie ihr es verlaſſen habt / o - der ob ſichs zwiſchen der Zeit geaͤndert / und ob ihr viel - leicht itzo zu helffen ſey? Worauf die Maͤuerin nach dem Angrieffe geantwortet: Es waͤre / wie es lange geweſen / man muͤſſe die Zeit erwarten / ſie wiße nicht zu helffen. Woraus / weil Fr. Juſtina geſaget / es waͤre Noth zu helffen / und koͤnte auch geholffen werden / die Maͤu - erin aber das Widerſpiel gehalten / ein Streit entſtan - den / daß endlich ſie Auſſagerin darzwiſchen reden muͤſſen / und Fr. Juſtinen um Gottes willen gebeten / ſie zu ret - ten / welches ſie gethan / und in Beyſeyn der Maͤuerin / dermaſſen gluͤcklich geholffen / daß ſie in zwo Stunden einer jungen Tochter geneſen / ſo noch im Leben / und itzo zehen Jahr alt waͤre. Wobey ihr am Leibe / inglei - chem dem Kinde kein Leid geſchehen. Womit ſie ihre Auſſage beſchloſſen.

Tantum.

X.

Frau Maria Muͤllerin / gebohrne Rothin / Saget mit ihrem gutem Wiſſen und Gewiſſen / auch wie ſie es auf allen Fall mit einem Cörperlichen Eyde beſtaͤrcken koͤnne / auß: Daß ſie bey den Niederkunfftenih -179wegen des Waſſerſprengens. ihrer Erſten zwey Kinder / in großer Lebens-Gefahr / wegen Zuruͤckbleibung der Nachgeburt geweſen waͤre / inſonderheit aber bey der letzten und andern Niederkunft / da ſie vom 1. bis 6. Aug. Anno 1677. und alſo bis auf den fuͤnfften Tag gelegen / bis ſie vom Hn. D. Kergern und Frauen Juſtinen mit großer Muͤhe waͤre gerettet worden. Welche Lebens-Gefahr ſie verurſachet / daß ſie Anno 1680. den 8. Martii die Fr. Juſtina zu ihrem dritten Kinde abermahls hertzlich und mit Thraͤnen be - gehret / ſo Fr. Juſtina auch zu thun verſprochen / da - fern es nur einige Moͤglichkeit ſeyn wuͤrde. Weil aber der Fr. Juſtinen ein Befehl von der verwittibten Her - tzogin zu Brieg / ohngefehr acht oder viertzehen Tage vor ihrer Niederkunfft unverhofft zu kommen / haͤtte ſie Frau Juſtinen ſehr ungerne muͤſſen ziehen laſſen / jedoch ſelbte bey ihrem Abſchiede um einem treuen Rath we - gen ſolcher zuruͤckbleibender Nachgeburt / woferne ſie abermahls in dergleichen Gefahr kommen ſolte / gebe - ten / welches Fr. Juſtina gethan. Und muͤße ſie gewiſ - ſenhafft bekennen / daß ſolch gegebener Rath bey ih - ren letzten zwey Niederkunfften jederzeit gluͤcklich und wohl angeſchlagen habe / welches ſie der Fr. Juſtinen Lebens lang zu dancken haͤtte. ꝛc.

Tantum.

Nachdem nun Zeugen allerſeits ihre gethane Auſ - ſagen beſchloßen und mit einem gerichtlichen Handſchla - ge beſtaͤttiget / ſind ſie / wie gebraͤuchlich / impoſito ſilen -Z 2tio180Zeugniſſetio dimittiret / Fr. Juſtinen aber / auf vorhin beſchehenes Anſuchen gegenwaͤrtige Recognition druͤber gefertiget / und zu Uhrkund unter dem gewoͤhnlichen Unter-Ge - richts-Ambts-Vogtey-Inſiegel hiemit ausgeſtellet. Actum Liegnitz den 13. Martii Anno 1682.

L.S.

Die181wegen des Waſſerſprengens.

Dieſe nachfolgende drey Seiten gehoͤren noch zu dem Erſten Capitel von dem Mutter-Munde.

Chriſt.

Ich habe dich zwar im Anfange wegen des hart-verſchloßenen Mutter-Mundes gefragt / und du haſt mir auch Antwort und Unterricht gegeben: Ich ſolte nur acht darauf haben / wie viel dutzend Wehen bey harter / ſtrenger Geburt / wenig Oeffnung machen wuͤrden ꝛc. Al - lein / ich haͤtte dich billich weiter fragen ſollen: Warum ſich denn der innere Mutter-Mund bey einer Frauen eher als bey der andern ergiebet / und wie zu helffen / daß er ſich ergeben koͤnne? Und ob auch andere Gefahr als langwie - rige Geburt bey ſolchem Stande zu fuͤrchten? Darum wol - leſt du nicht uͤbel nehmen / daß ich ſolche an gehoͤrigen Orte vergeſſene Frage / nun zum Beſchluß nach hole / und er - innere.

Juſt.

Die natuͤrlichen Urſachen / daß ſich der innere Mut - ter-Mund bey einer Frauen ehender als bey der andern ergie - bet / ſind / weil eine Haut bey denen Frauen / an der Mutter zaͤrter und ſtaͤrcker iſt / als die andere; Daß alſo die zarte Haut ehender als die ſtarcke nachgiebet / welches wol in acht zu nehmen: Da dann ins gemein die ſubtileſten Frauen die leichſte Gebur - ten haben. Hingegen die ſtaͤrckeſten Frauen die allerſchwereſten. Wobey denn auch das Alter viel thut; Wenn eine Frau uͤber dreißig Jahr iſt / bey ihrer erſten Niederkunfft / ſo iſt die Haut viel ſtaͤrcker / als bey jungen Jahren. Je aͤlter je ſtaͤrcker. Doch iſt auch bey ſolchen Alten ein Unterſcheid / daß die Haut bey einer ſtaͤrcker als bey der andern zu ſeyn pfleget. Wenn nun ſolche ſtarcke zehe Haut ſich ergeben ſol / ſo gehoͤren viel und ſtarcke Wehen dazu; bey ſolchen großen gewaltſamen Wehen kommt offters der Krampff in den Mutter-Mund / daß er ſich unter den Wehen gantz zuſammen zeucht / wie bey den wilden Wehen geſchiehet / dahero die Wehen nichts thun koͤnnen. Die We -Z 3hen182Zeugnißehen ſind an ſich ſelbſt eine Arth des Krampffes: Nun iſt allen Menſchen bekant / daß durch geſchicktes Streichen / auch angreiffen / oder auf - und antreten / ein großes bey dem Krampff kan geholffen werden / zumal / wenn der Krampff in den aͤuſſerlichen Gliedern iſt; Alſo iſt es auch bey dem Mutter-Munde moͤglich zu verhuͤten / wo nicht gaͤntzlich / jedoch ein vieles. Dieſes Zuſammenziehen vom Krampff geſchie - het insgemein bey angehender Geburt / wenn der Mutter - Mund ſich von ſich ſelbſt nicht ergeben kan / und iſt ſchwer / von den wilden Wehen zu unterſcheiden / daß er alſo unwillig / und wider ſich ſelbſt erſtarret / und ſteiff bleibet / bis er endlich durch gewaltſame Wehen / oder durch geſchickte Huͤlffe der We - he-Mutter gezwungen wird. Solchem nun abzuhelffen iſt noͤthig mit dem Angriff / daß man zwey Finger in den in - nern Mutter-Mund einlaͤßet / dieſelbe gantz ſtille haͤlt / bis die Wehen kommen / dabey kan man mercken / ob der Krampf verhanden / iſt er verhanden / ſo zeucht er den Mutter Mund feſte zu / noch mehr als bey den wilden Wehen: darnach kanſt du dich richten / daß du den Mutter-Mund durch deine Finger / ſo viel moͤglich / offen behalteſt / davon wird der Krampff geſchwaͤchet / daß er nachlaſſen muß. Bey dieſer Huͤlffe mußt du dich auch nach dem Haͤutchen / welches das Kind und Waſſer umſchleußt / richten / wo es hin dringet / da es dann gar leicht in den Mutter-Mund einzulencken iſt / wornach man das Lager der Kreißenden einrichten muß. Wenn diß Waſſer recht in den innern Mutter-Mund eingefuͤhret werden ſol / ſo muß und kan ſich die Oeffnung mehr und mehr auch eher erge - ben / und der Krampff laͤſſet ebenfalls ehender nach / als wenn dis Waſſer / (nehmlich / auf daß du es recht verſteheſt / dieſe Waſ - ſer-Blaſe / welche das Kind und Waſſer beſchleußt /) nach der Seiten des Mutter-Mundes dringet / welches offt große Gefahr bringet / denn der Kopff des Kindes gehet eben dem Waſſernach.183wegen des Waſſerſprengens. nach. Wenn man nun das Waſſer nicht recht einzulencken weiß / wie auch mit dem Lager nicht recht umgehet / ſo kan ſolcher Krampff - Zug darzu kommen / daß wenn er gleich bey dem Anfange nicht zu gegen geweſen / die Geburt einen Tag und laͤnger aufgehal - ten wird / ob ſchon ſonſt kein Schade dabey folgete / wiewol auch die Mutter-Senckung zugleich geſchehen kan / daß die Frau ih - re Lebe-Tage einen Vorfall behalten muß / wenn es von ſich ſelbſt durch die gewaltige Wehen gezwungen werden ſoll / ſo ſind ſolche Wehen und der dazu kommende Krampff ſchuld daran / welches alles durch den beſchriebenen Angriff und Einlenckung kan verhuͤtet werden.

Chriſt.

Was iſt aber vor Gefahr / wenn der Mut - ter-Mund zu ſehr gegen dem After lieget / und bey vor ſich hangenden Leibern von der Frucht in die Hoͤhe gezogen wird? Iſt denn nicht moͤglich / ſolche Gefahr zu ver - huͤten?

Juſt.

Der gegen dem After liegende Mutter-Mund / brin - get harte und ſchwere Geburten / wenn keine Einlaßung der zwey Finger von der Wehe-Mutter geſchiehet / wie ſchon erwehnet / bey vorhergehendem Krampff-Zuge / weil die bezeigte Waſſer - Blaſe und des Kindes Haupt ihn nicht faßen koͤnnen und einge - hen kan / ſonderlich wenn er von der Frucht bey vor ſich hangen - den Leibern in die Hoͤhe gezogen wird / ſo pfleget ſich bey ſolchem Zuſtande das Kind auf das Schooß-Bein der Frauen anzuſe - tzen / da es die Wehen von ſich ſelbſt langſam abdringen koͤnnen. ſolche angeſetzte Kinder wenden ſich leicht aus / indem ſie hoch ſte - hen / und in ſolcher Hoͤhe Platz zum Auswenden haben. Gehet auch gleich Waſſer und Kind recht / wie es noͤthig / in die Geburt ein / ſo trifft es den innern Mutter-Mund nicht in der Mitten / alſo koͤnnen ihn die Wehen nicht faſſen / und muß harte und ſchwere Geburt / wenn nicht Huͤlffe geſchiehet / folgen: Denn / die Wehen ohne Einfuͤhrung oder Einweiſung der Wehe-Mut -ter /184Das VIII. Capitelter / zwinget die Oeffnung des Mutter-Mundes ſchwer und lang - ſam. Es machen die Wehen / wie auch das Waſſer und Kind gleichſam einen Sack / auch ſo gar einen Vorfall der Mutter / ehe ſich der Mutter-Mund zur Oeffnung ergiebet. Iſt aber die Mutter ſo ſtandhafft / daß ſolcher Vorfall nicht geſchiehet / ſo fol - get doch langſame und harte Geburt / welches alles durch die Einweiſung der zwey Finger verhuͤtet / und die Geburt ſehr er - leichtert werden kan.

Das VIII. Capitel. Von Hauß-Mitteln.

Chriſt.

Noch eins / liebe Schweſter / unterrichte mich und eroͤffne mir doch auch etwas von deinen Hauß Mit - teln / die du / wann offters kein Medicus in der Eile zu erlan - gen iſt / im Nothfall gebraucheſt / und nuͤtzlich befunden haſt / damit ich mir in dergleichen Bedienung auch helffen koͤnne.

Juſt.

Du begehreſt zu viel von mir / und bedenckeſt nicht / was du bitteſt. Dann Hauß-Mittel ſind auch Artzneyen / ge - hoͤren alſo in die Medicin, und nicht zu unſerm Beruff. Im fall der Noth kan eine Wehe-Mutter dieſes oder jenes rathen / oder verſuchen / allein der An - oder Ausſchlag bezeuget / daß der gute Wille oͤffters das beſte geweſen / indem / wegen der unaus - dencklichen Zu - und Umſtaͤnde / nicht Jedermann alles dienet. Es haben die Hn. Medici oͤffters hierbey Kummer und Nach - denckens genug / vielweniger begehre ich damit zu thun zu haben / oder von Hauß-Mitteln Unterricht zu geben. Ich habe in der Eingangs-Unterredung von dir vernommen / daß du ſchon et - licher hundert Frauen Bedienung gehabt / dabey du von unter -ſchied -185Von Hauß-Mitteln. ſchiedlichen Hauß-Mitteln wirſt gehoͤret / und wie ſie bald gluͤck - bald ungluͤcklich angeſchlagen haben. Die Wanckelmuth de - rer / die ſie vorſchlagen / giebet Zeugnis ihrer Unwiſſenheit: Denn eine giebt Rath zu dem / die andere zu jenem / was eines rathet / verwirfft das andere / und was dieſes Theil verworffen / ergreif - fet das andere Theil; Ja / ich habe erfahren / daß man verworf - fen / was man vorhero ſelbſt gerathen. Und ob manches Hauß - Mittel gut waͤre / ſo wird es doch oͤfters nicht recht / ſondern un - vorſichtig / bald zu viel / bald zu wenig / auch unzeitig eingegeben und gebrauchet / dahero die verlangte Wirckung nicht allemahl folgen kan / und muͤſſen dann die / ſo Rath gegeben / viel Zweif - fels und Lamentirens erdulden / auch harten Verweiß von den Hn. Medicis gewaͤrtig ſeyn. Uber diß alles iſt dir ſchon bekant / wie die unſchuldige Titia von Sempronio wegen der gebrauch - ten Hauß Mittel verfolget worden / welcher ſie wegen des Co - rallen-Saffts / Taſchelkrauts - und Carfunckel-Waſſers / hoch - beſchuldiget daß ſie ſich dieſer drey Stuͤcke im Nothfall bedie - net / ohngeachtet / ſie es vorher von Sempronio ſelbſt practiciren lernen. Es iſt weit und breit ſchallbar worden / wie gedachter Sempronius unter dem Schein dieſer ſonſt allgemeinen / uͤbli - chen / ſicheren Hauß-Mitteln / diegute Titiam zu kraͤncken geſucht. Der etliche Jahr gewaͤhrete Proceſs hat ihr die treulich angewan - te Hauß-Mittel allzu theuer gemacht / darum weil Titia wegen der Hauß-Mittel (die ſie doch von einem hochgelahrten alten Me - dico erlernet / auch an ſich ſelbſt gut und gebraͤuchlich /) ſo viel ausſtehen muͤſſen / wuͤrdeſt du meines Unterrichts viel weniger geſichert ſeyn koͤnnen / iſt es alſo beſſer / daß Wir aus ihrem Schaden klug werden / und ich rathe dir nicht / daß du dich allzuſehr auf Hauß-Mittel befleißigeſt / oder gruͤnden wolteſt / viel ſicherer iſt / in Zeiten die Hn. Medicos zu ſuchen / und ſie ſor - gen zu laſſen / waͤre denn keiner im Nothfall zu erlangen / ſo be - diene dich mit guter Vorſichtigkeit desjenigen / was GOtt undA adie186Das VIII. Capiteldie Gelegenheit an die Hand giebet / und du weißt / daßes nicht ſcha - den kan.

Chriſt.

Nimmermehr waͤre mir in Sinn kommen / daß es mit den Hauß-Mitteln ſo viel zu ſagen haͤtte. Weil du mich aber dieſer Bitte zu gewaͤren Bedencken traͤgeſt / ſo gieb mir doch Nachricht / wie denn die gute Titia mit Sempronio zu Ende kommen. Maßen an vornehmen Or - ten ich etwas davon diſcuriren hoͤren; allein der Ausgang iſt mir noch unbewußt.

Juſt.

Nachdem ein Chriſt des andern Ehre und guten Nahmen foͤrdern / und dasjenige nicht verſchweigen ſoll / was des Nechſten Unſchuld betrifft / ſo wil ich dir kuͤrtzlich eroͤffnen / welcher Geſtalt Titia wieder den Sempronium ihre Sache mit Grund bewaͤret hat / daß endlich Er hat koͤnnen und muͤſſen zu frieden ſeyn: Sintemal ich alle Acta von ihr in Haͤnden habe / und oͤffters leſe / dahero mir gruͤndliche Wiſſenſchafft beywohnet. Titia war in einer vornehmen Stadt geſchworene Wehe-Mut - ter / und gedachter Sempronius daſelbſt ihr guter Freund. Nach etlichen Jahren ließ er ſich verleiten / daß er ihr / (aus was Ur - ſachen / wil ich nicht anfuͤhren) nicht mehr geneigt war. Da - rum ward das vorige Wohlwollen in allerhand Zundthigung verkehret / welche Titiam verurſachten Ruhe zu ſuchen. Sie beurlaubete die Stadt mit der Obrigkeit Mißfallen / jedoch ſchoͤ - nem Zeugnis ihres Wohlverhaltens; Faſt alle Einwohner / be - ſonders viel Adeliche Frauen aufm Lande / beweineten ihren Ab - zug / und klagten uͤber ihre Vermuͤſſung. Sie aber gab ſich un - ter Hoch-Fuͤrſtl. Schutz zum ſichern privat Leben. Sempronio war lieb / daß er Titiam aus den Augen gebracht / und war noch noͤthig / ſie aus dem Hertzen der Wohlgeſinnten zu bringen / da - rum giebt er / in ihrer Abweſenheit / eine Schrifft bey E. E. Rath ſelbiger Stadt ein / darinnen er obige Hauß-Mittel und andere gefaͤhrliche Dinge wider ſie anfuͤhret. Nicht zwar als wolteer187Von Hauß-Mitteln. er Klaͤger wider eine abweſende Perſon ſeyn / ſondern nur ſolche Dinge darum angeben / damit / weil noch viel Frauen in der Stadt Titiam verlangten / E. E. Rath ferner nicht geſtatten ſolle / daß Titia dahin zukommen veranlaſſet wuͤrde / ſondern vielmehr ihr allen Zutrit abzuſchneiden. Es haͤtte ſolcher Geſtalt unter der Hand wohl angehen moͤgen / dieweil Sempronius ſo wohl durch beſagte Schrifft / als auch Muͤndlich / bey vornehmen Frauen al - lerhand verdaͤchtige und bedenckliche Warnungen ausgeſtreuet. Allein durch Goͤttliche Schickung bewogen die ruͤhmliche Dienſt - leiſtungen und das Mitleiden / einige treugeſinnte dahin / daß ſie der Titiæ von allen dieſen Nachricht gaben. Titia verlangte bald darauf die wieder ſie eingegebene Schrifft / ſie fand unter an - dern darinn / daß der vermeinte Angeber E. E. Rath anheim ſtel - lete: Ob nicht Titia, wann ſie dahin kaͤnte / in Verwahrung zu nehmen ſey. Demnach kam Titia dahin / wechſelte etliche Schriff - ten mit ihm / bediente ſich auch Unterrichts der Sachen / bey drey - en Univerſitaͤten / und weil ſelbe vor ſie einlieffen / verlangte ſie rechtliches Erkaͤntnis in der Sache / welches ſich verweilete / in - dem E. E. Raht wohl ſchon ſahe / daß Sempronius ſich allzu - weit vergangen / und nach ſo vieler Jahre Verlauff / Sachen angegeben habe / welche unzeitig und ſonder Grund. Bey ſo zweiffelhaffter Beſchaffenheit reſolviret Sempronius uͤberfluͤßiges Zeugnis wider Titiam zu fuͤhren / treibet auch Sechzehen / theils Adeliche / theils Buͤrgerliche / theils einfaͤltige Land-Leute / We - he Muͤtter / ſo gar Jungfern / die ja von ſolchen Kinder-Sachen nichts verſtehen koͤnnen / zuſammen / in Meinung / Titia wuͤrde mit dem Strohm ſo vieler Zeugen uͤberſchwemmet / die Obrig - keit uͤbertaͤubet und der Proceſs gehemmet ſeyn. Oder es muͤßte doch etwas unter 16. Zeugen wieder ſie ausgeſaget werden / wo - mit er ſich behelffen / und ſie zum wenigſten verdaͤchtig machen koͤnte. Allein Titia kehrete ſich an nichts / drang vielmehr da - rauf / daß die Zeugen jeder inſonder heit Eydlich ſolten abgehoͤretA a 2wer -188Das VIII. Capitelwerden / erhielt ſolches mit ſchwerer Muͤhe / welches Sempronius ihm wol nicht eingebildet / und verlangte hernach der Zeugen ge - thane Auſſagen / welches ihr hinterhalten ward / warum? da - rum: weil (wider Erfolg erwieſen) alle 16. Zeugen vor Titiam und wider Sempronium ausgeſaget hatten / und Sempronius alſo ſchlecht beſtehen konte. Unterdeſſen gelangete Titia zu et - nem Beruf und Pflicht / außer Landes / ruhere darbey nicht / ſo weit durchzudringen / bis ihr der Zeugen Außſagen nachgeſen - det werden muͤßen / bey derer Unterſuchung dann / Sonnenklar befunden ward / daß Sempronius den Adelichen das Zeugnis ſelbſten vorgeſchrieben / die Buͤrgerliche aber / durch vieles Uber - lauffen / fuͤr ihn auszuſagen beredet / oder ihre privat Reden an - ders und zu ſeinem Vortheil gedeutet / etliche von denen Wehe - Muͤttern / ſo unter ſeiner Inſpection ſich vor ihn fuͤrchten muͤſ - ſen / ſchlechter Dinges gezwungen alſo zu ſagen / wie er ſie un - terrichtet / ja ſo gar ſolche Zeugen anzugeben ſich nicht geſcheuet / welche bezeugen ſollen / der Titia Bedienung waͤre Ihnen nach - theilig geweſen / da doch Titia bey angegebenem Fall / damals nicht gegenwaͤrtig / ſondern verreiſet geweſen. In Summa / aller 16. Zeugen Auſſagen gehen einmuͤthig dahin / Titia haͤtte ihnen viel Gutes und Treue erwieſen / wiſſen alſo nichts / als alles Lie - bes und Gutes ihr nachzuruͤhmen / ꝛc. Und ſolches iſt kein ge - mein Exempel / daß 16. Zeugen fuͤr die Perſon zeugen / wi - der welche ſie zu zeugen angegeben / und eydlich verhoͤret wer - den. GOtt hat alſo die Unſchuld der Titien zum Troſt aller Wehe Muͤtter retten wollen.

Chriſt.

Hilff ewiger GOtt / was hoͤre ich / ſol ichs glauben oder nicht?

Juſt.

Liebes Kind / willſt du meiner Erzehlung nicht glauben / ſo glaube nur den ſchoͤnen Zeugniſſen / ſo Titia, weil ſie offters / und in weit-entlegene Laͤnder reiſen muß / mir in Verwahrung ge - geben. Dieſe drey von hoͤchſtloͤblichen Chur - und Hoch-Fuͤrſt -lichen189Von Hauß-Mitteln. lichen Univerſitaͤten / wegen oben gemeldeten Corallen-Saffts / Taſchelkrauts und Carfunckel-Waſſers / wil ich dir im Druck vidimiret / beym Schluß dieſer Unterredung des Erſten Theils zeigen / daraus du ſehen und erlernen kanſt / daß des Sempro - nii Angeben nur Zunoͤthigung geweſen / und dasjenige nicht einmahl moͤglich oder Menſchlich zu practiciren ſey / was er ſonſt von Titien geklaget. Das große Werck / der Zeugen Auſſa - gen / kan ich dir ſchrifftlich / unter den ordentlichen Gerichts - Siegel weiſen / welches Titia, im Fall es noͤthig / oder an ihrer Unſchuld jemand zweiffeln wolte / gantz leicht in Druck koͤnte brin - gen laſſen.

Chriſt.

Liebſte Schweſter! Erlaube mir nur / daß ich weiter und noch einmahl frage / weil Titia ſolche theure Zeugniſſe und Gerichtliche Ausſagen von ihrer Unſchuld uͤberkommen / was hat denn Titia ferner gethan / wie iſt es denn mit Sempronio abgelauffen? Denn der Ausgang der Sachen wuͤnſch ich darmn zu wißen / damit ich klug werden moͤge / wie ich / auf allen Fall / auch meinen guten Nahmen retten koͤnte / in dem wir Wehe-Muͤttere doch vielen Verdrießlichkeiten unterworffen ſeyn / und keine wiſ - ſen kan / was ihr mit der Zeit begegnen koͤnne.

Juſt.

Als Titia (wie ſchon gemeldet) beſagter Zeugen Ausſagen erhalten / ſuchte ſie Unterricht bey Vornehmen Ge - lahrten; Einige haben ihr gerathen / den Proceſs ordentlich aus - zufuͤhren / und Sempronium zur Erkaͤntniß zu bringen; An - dere / und zwar die Wichtigſten / gaben dieſen Rath: Sie ſolte an die Obrigkeit / vor welcher der Proceſs ſchwebete / ſchreiben / den Sempronium nunmehr dahin zu halten / daß er in einer Rechtlichen Frieſt ſchrifftlich darthue / was er denn vermeine / mit ſeinen vielen Zeugen wieder Titiam erwieſen zu haben. Als aber Sempronius zu keiner Antwort zu bringen war; ward ferner gerathen / Titia ſolte nur ihre Unſchuld aus der ZeugenA a 3Aus -190Das VIII. CapitelAuſſage darſtellen? Daraus ſie einen Auszug von der Zeu - gen Ausſage verfertigen laſſen / und ſchluͤßlich darinnen um die Gerechtigkeit wider Sempronium gebeten / welche Schrifft ſie an gehoͤrigen Ort geſandt / und iſt darauf ein allgemeines Still - ſchweigen erfolget / dahero mir nicht gebuͤhret ferner zu ſagen / wie es Sempronio mag ergangen ſeyn: Der Titia aber / als die verſoͤhnlich / und nicht ihres Nechſten Nachtheil ſuchen wolte / ward alſo leicht zu rathen / ja von ihrer Herrſchafft befohlen / daß / weiln die Zeugniſſe mehr zu ihrem Vor - als Nachtheil waͤren / und ſie im gutem Credit und Wehrt alleꝛ Orten gehalten wuͤr - de / ihres itzigen Beruffs abzuwarten / welcher nicht verſtattete / ferner dergleichen weitlaͤufftige Proceſſe in andern Landen zufuͤh - ren / darum ihr auch nicht erlaubet ſeyn koͤnte / wie ſie in einer Suppliqve bey ihrer hohen Herrſchafft angehalten / in Perſon da - hin zu reiſen / und ihre Sache gegenwaͤrtig auszufuͤhren. Sol - cher Geſtalt nun / hat Titia obgelegen gehorſam und vergnuͤgt zu ſeyn / maſſen auch bey ſchwebender Sache ihr Abſehen meiſt dahin gezielet / nur ihre Unſchuld zu retten / ihre Sache GOtt zu befehlen / maſſen ſie denn nie eine Rach-Begierde ſehen laſſen / und nichts mehr geſuchet / als ihr Gewiſſen fuͤr GOtt und ih - ren guten Nahmen bey der Welt in ihrem Beruff zu bewaͤhren / hat alſo lieber von ihrem in Haͤnden habendem Rechte wollen et - was nachlaſſen / um Sempronium nicht in mehrere Ungelegenheit zu bringen / iſt auch gaͤntzlich der Meinung: Er werde ſeine U - bereilung bey ſich ſelbſt / und fuͤr GOtt / erkennen / und was er ihr bey allen dieſen Verdrießlichkeiten zu nahe gebracht und Unko - ſtungen verurſachet / bey GOtt abbitten / ja ſie iſt ſo Chriſtlich gegen ihm geſinnet / daß ſie gegen Unterſchiedlichen bezeuget / wie ſie von Hertzen ihme habe vergeben / und erkenne / daß eben durch dieſe probe ſie mehr habe muͤßen bekant und bewaͤhret werden / auch angenſcheinlich geſehen / daß alle dieſe Zunoͤthigungen ihr haben zum Beſten dienen muͤſſen / ſie zur Gedult und Verſoͤhn -lichkeit191Von Hauß-Mitteln. lichkeit gefuͤhret: Und habe ſie Urſach GOtt deſto mehr zu dan - cken / der ihre Unſchuld offenbahret / ſie ſeit der Zeit in ihrem Be - ruff reichlich geſegnet / und zu vielen und ſchweren Geburten Gna - de und mehr Licht gegeben / deswegen ſie deſto weniger Haß und Neid wider ihn zu tragen Urſach / ſondern vielmehr GOtt zu bitten / habe / daß er ihm es wolle vergeben / und ſeinen Beruff ferner ſegnen / Ihr aber dieſes Chriſtliche und verſoͤhnliche Ge - muͤth / bis an ihr ſeliges Ende / dazu ſie ſich jetzund je mehr und mehr ſchicket / erhalten. Und dieſes iſt der warhafftige Bericht / was mit Titien und Sempronio iſt vorgegangen / wozu die Hauß - Mittel die erſte Veranlaſſung gegeben. Darum noch einmahl / begieb und verlaß dich nicht ſo ſehr auf Hauß-Mittel / warte ſonſt deines Beruffes treu und fleißig ab / und gieb dabey Acht auf alles / was paſſiret / ſo wirſt du Hauß-Mittel gnungſam hoͤren und ſehen / zu letzt aber befinden / daß keine kluge Wehe-Muttter im Rechten Hoch-privilegiret ſey / muͤßte nicht an Procefle wie ande - re gebunden werden / ſondern GOtt trete darzwiſchen und ſchuͤ - tze ſie / damit der Verfolgung ein Ende werde / und der heilige Beruff / Ihm zu Ehren / und dem Menſchlichen Geſchlechte zur Foͤrderung ſeinen ungekraͤnckten Lauff behalte. Dergleichen iſt hier geſchehen / davor Er gelobet ſey.

Chriſt.

Ich dancke dir tauſendfaͤltig fuͤr dieſen deinen Bericht / der mir und allen bedraͤngten Wehe-Muͤttern ein Hertz machet / und weiſet: wie ſie ſich in Verfolgungen verwahren ſollen; Derſelbe vergelte dir auch deinen treu - en Unterricht / von ſchweren Geburten / und wo moͤglich Verhuͤtung derſelben / auch von geſchickter Wendung der unrecht-ſtehenden Geburten! Er laſſe dich geſegnet ſeyn bis in dein Grab / und deinen Nahmen nach dem Tode le - ben / verleihe / daß ich deine Lehren wohl faſſen / Ihm zu Ehren / und dem Nechſten zu Nutz / fruchtbarlich ausuͤben moͤge! Behuͤte mich und alle Wehe-Muͤtter dabey / fuͤrneidi -192Zeugnißneidiſchen / liſtig - und tuͤckiſchen Feinden / bekehre die ſchon gegenwaͤrtige / und ſey uns allen gnaͤdig. Noch verlan - get mich die vorher verſprochene drey Zeugniße derer Me - diciniſchen Facultaͤten zu leſen.

Juſt.

Ich willfahre dir gerne / damit du der Titiæ Un - ſchuld und Verdrießlichkeit / welche ſie wegen der Hauß-Mit - tel gehabt / deſto gruͤndlicher ſehen und glauben koͤnneſt.

Der loͤblichen Mediciniſchen Facultaͤt / auf der Chur-Brandenburgiſchen Univerſitaͤt zu Franckfurth an der Oder / Informat-Urtheil / wegen gewiſſer Hauß-Mittel / im Heb-Ammen - Beruff / ꝛc.

P. P.

NAchdem Wir aus Euren an Uns abgelaſſenen Schreiben erſehen / wie Ihr Unſer judicium uͤber einige eingeſchickte Fragen begehret; Als antwor - ten Wir / Decanus, Senior, und andere Profeſſores der Mediciniſchen Facultaͤt auf der Churfuͤrſtl. Brandenbur - giſchen Univerſitaͤt zu Franckfurth an der Oder / auf ſel - bige / folgender Geſtalt:

Weiln denn gefragt wird / Erſtlich: Ob wider die Mattigkeit der jung-gebohrnen Kinder / bey welchen ſonſt keine andere Schwachheit zu mercken / der Coral - len-Safft gebrauchet werden koͤnne? So antworten Wir: Daß eine Heb-Amme in dieſem Fall eben nicht irre. Zum Andern: Ob eine Heb-Amme dieſes zu verantworten / wenn ſie bey geſchwinder Blutſtuͤrtzungver -193wegen der Hauß-Mittel. einer kreiſtenden Frauen / oder abortirenden / Teſchelkraut - Waſſers / auf den Pulß zu binden gerathen / in ihrem Abweſen aber / das Carfunckel-Waſſer / an ſtatt des Teſchelkraut-Waſſers / gegeben wird? So antworten Wir: Daß ſolcher Irrthum der Heb-Amme nicht koͤn - ne imputiret werden. Zum Dritten: Ob eine Heb - Amme nach ihrem Belieben einer ſchwangern Frauen / ehe noch die rechte Geburts-Zeit iſt / ohne allen Schaden / Mutteꝛ und Kindes / die Se - cundinam ab ſchaͤlen koͤnne? So antworten Wir: Daß ſolche Abſchaͤlung der Secundinæ, ohne bald folgenden Schaden nicht geſchehen koͤnne. Zum Vierdten: Ob ein ſo fruͤhgenommenes Kind / o - der alſo zur fruͤhen Geburt befördertes / bis in das Dritte Jahr koͤnne leben / und wenn es hernach durch gewiſſe Kranckheit ſtirbt / die zu fruͤh-zeitige Geburts - Befoͤrderung muͤſſe geweſen ſeyn die vorhergehende Urſach des erfolgten Todes / da doch ſonſt keine ande - re Zeichen vorher gemercket worden? So antworten wir gleichfalls / daß ſolches nicht geſchehen koͤnne.

Zu mehrer Bekraͤfftigung haben Wir dieſes mit Unſer Facultaͤt Inſiegel beſtaͤrcket.

(L. S.) Decanus, Senior, und andere Profeſſores, der Mediciniſchen Facultaͤt / auf der Churfl Bran - denb. Univerſitaͤt zu Franckfurt an der Oder.

B bHier -194Informat-Urthel

Hieraus ſieheſt du / liebe Schweſter / wie eine Wehe-Mut - ter / durch Anwendung guter und erfahrner Hauß-Mittel / in Ungelegenheit kommen koͤnne. Folgende zwey Univerſitaͤt-Ur - theil werden dir mehrers Licht geben / der ferneren Haupt-Sa - che / welche Sempronius wider Titiam von Sachen gewiſſer A - dern-Oeffnung / Sprengung des Waſſers / vor der Geburts-Zeit / auch fruͤh-zeitiger Abſchaͤlung der Nachgeburt den partum zu præ - cipitiren / und alſo der Mutter und Kinde Schaden an der Ge - ſundheit zugefuͤget werden koͤnne / eingegeben / Sempronii An - geben aber Grund-richtig wiederleget worden.

Bericht an die Univerſitaͤt Leipzig.

P. P.

DEnenſelben haben Wir hierdurch dienſtlich zu berichten / daß Sempronius ein Chirurgus in dieſer Stadt die gemeine Heb - Amme Titia, welche ſonſt ein gutes Lob ihrer Experientz wegen hat / und auf dem Lande / vom Adel / ſehr gebrauchet wird / bey Gerichten per modum denunciationis angegeben (1.) Daß ſie durch gewiſſe Ader-Eroͤffnung / die Geburt bey denen ſchwangern Frauen befoͤrderte / damit ſie nach ihrer guten Gelegenheit von ei - ner Frauen zur andern herum wandern und allenthalben zu rech - te kom̃en koͤnte. (2.) Daß ſie vor der Zeit / uñ ehe es ſonſt der Schwan - gern Beſchaffenheit mit ſich braͤchte / zu gleichmaͤßiger accele - rirung der Geburt das Waſſer zu ſprengen pflegte. (3.) Daß ſie durch fruͤhzeitige Abſchaͤlung der Secundinæ im Achten Monat und ſo ferner hin / die Geburt befoͤrderte / damit ſo wohl ſie ih - rer Gelegenheit nach / als auch die Frauen entlaſtet wuͤrden.

Dieſe Beſchuldigung hat Titia fuͤr eine atrociſſimam inju - riam aufgenommen / und bey Unterſuchung der Sachen / des Denuncianten animum injuriandi daraus zu erhaͤꝛten veꝛmeinet / daß alles dis / was ſie beſchuldiget wuͤrde / fuͤr ſich ſelbſt unmoͤg - lich und abſurd waͤre / ſintemal (1.) ſie von dergleichen Adernnicht195wegen Heb-Ammen Sachen. nicht wuͤßte / der Chirurgus ſolche auch nicht ſpecificiren koͤnte; Am wenigſten ſelbte an einem ſolchen Orte ſituiret waͤren / daß ſolche zu dergleichen Zweck von einer Wehe-Mutter ohne die aͤrgſte Blutſtuͤrtzung oder gar verurſachten Tod / einer ſchwan - gern Frauen eroͤffnet werden koͤnnen. (2.) Waͤre auch gantz unpracticirlich / daß das Waſſer vor der Zeit geſprenget werden ſolte / ſintemal ſolches gar niemahls zu accelerirung der Geburt / ſondern allein imminente & ſe notante partu, zu dem Ende / daß die in der Geburt wohlſtehende Frucht ſich nicht wieder aus - wendete / zu geſchehen pflegte. Das (3.) waͤre eine notoriſche Unmoͤglichkeit und abſurditaͤt / ſintemahl der innere Mutter - Mund bey den prægnantibus feſte geſchloſſen waͤre / und faſt nie - mahls ſich vor der rechten Zeit der Geburt eroͤffnete / dahero er zu Abſchaͤlung der Secundinæ mit aͤuſerſter Gewalt eroͤffnet werden muͤßte / welches ohne die groͤßten Schmertzen der Frau - en und der Frucht Gefahr nicht geſchehen koͤnte / wenn ſchon ei - ne Heb-Amme ſo weit mit der Hand zu penetriren vermoͤchte. Uber dis ſtuͤnde das Haupt des Kindes / wenn es recht ſtuͤnde / dem innerlichen Mutter-Munde und Schooßbein ſo nahe / daß wenn man zur Secundina gelangen wolte / ſolches wegſtoſſen / und den natuͤrlichen Stand der Frucht verkehren muͤßte. Zu dem waͤre der Leber-Kuche oder das dicke Fleiſch bey der Secun - dina oben im Mutter-Grunde angehencket / und alles mit einem zarten Netze beſchloſſen / ohne welcher unerreichlichen Dinge Ver - letzung und Sprengung des Waſſers die Secundina unmoͤglich abgeſchelet werden koͤnne.

Alldieweiln denn ohne Eroͤrterung deſſen / ob dis / was der Sempronius Titiam beſchuldiget / moͤglich zu practiciren ſey / dieſe Sache juridicè nicht wohl entſchieden werden kan / Uns auch pro communi Bono oblieget zu inqviriren: ob durch dergleichen ſchaͤd - liche Kunſt-Grieffe die partus præcipitiret / alſo Mutter und Kin - de Schaden der Geſundheit zugefuͤget werden koͤnne: Als erſuchenB b 2Wir196Informat-UrthelWir Unſere Hochgeehrte groß-guͤnſtige Herren / ſolches nach den fundamentis Medicinæ & Anatomiæ reifflich zu uͤberlegen. Und weil der Sempronius es verjahet / auch ſich auf eine ander We - he-Mutter / welche in einer andern Stadt vor einigen Jahren dieſe Kuͤnſte gebrauchet haben ſolte / Titia aber dieſes als abſurda & impoſſibilia widerſpricht / uns der Warheit halber ſpecificè zu informiren. Welche beſondere Gewogenheit wir mit ſchul - digen Dienſten abzuſchulden erboͤthig ſind.

Verbleibende ꝛc.

Antwort der Mediciniſchen Facultaͤt bey der Univerſitaͤt Leipzig.

P: P.

ALs Dieſelbe in uͤberſendeten Schreiben vom 15. Septembr. wegen gethaner Denunciation des Sem - pronii, Chirurgi, contra Titiam Obſtetricem unſer judicium Medicum verlanget:

Ob durch dergleichen ſchaͤdliche Kunſt - Griffe / wie ſolche Sempronius contra Titiam ange - ben / als gewiſſer Adern Eroͤffnung / Spren - gung des Waſſers vor der Geburts-Zeit / auch fruͤhzeitiger Abſchaͤlung der Secundinæ der partus præcipitiret / und alſo der Mutter und Kinde Schaden an der Geſundheit zugefuͤget werden koͤnne?

So haben Wir / nach reifflicher Uberlegung denen fundamentis Medicinæ & Anatomiæ gemaͤß zu ſeyn be - funden / daß ſolches Angeben des Sempronii, con -tra197wegen Heb-Ammen Sachen. tra Titiam gantz irrig und falſch ſey: Alldieweil durch bloßes Aderlaſſen leichtlich nicht / vielweniger nach Belieben / die Geburt befoͤrdert werden kan / in dem der Exempel nicht wenig verhanden / in welchen auch auf oͤffters Aderlaſſen denen Schwangern nicht der gering - ſte Schade entſtanden. Und muß Sempronius die A - dern / welche Titia eroͤffnet haben ſol / ſpecificiren / auch wie offt und in qva copia ſie das Gebluͤte weggelaßen? Item: Was denen Gravidis fuͤr Symptomata darauf zu - geſtoſſen / vorhero nahmhafft machen. Es iſt auch bey Sprengung des Waſſers dieſes zu mercken / daß offter - mahls denen Schwangern das Waſſer eine geraume Zeit vor der Geburt von ſich ſelbſt ſpringet / darauf aber ihnen kein Schade / ob gleich eine etwas ſchwere Geburt / manchmahl / zu folgen pfleget. Im uͤbrigen / ſo koͤnnen auch vor Eroͤffnung des innern Mutter-Mun - des / und bevor ſich das Waſſer ſelbſt præſentiret / und alſo vor inſtehender Gebuꝛt die Kinder-Muͤtter zu ſolcher Sprengung nicht gelangen / wegen ſo hart geſchloſſenen Mutter-Mundes; Noch viel weniger iſt es moͤglich die Secundinam, inſonderheit an dem Orte / wo ſolche durch die placentam uteri der Ma - trici feſt anhaͤnget / abzuſchaͤlen.

B b 3Wel -198Informat-Urthel

Welches Wir zu Dero Information unter Un - ſerm Inſiegel hiermit berichten wollen.

(L. S.) Decanus, Senior, und andere Do - ctores und Aſſeſſores der Medici - niſchen Facultaͤt allhier.

An die loͤbliche Mediciniſche Facultaͤt der Univerſitaͤt Jehna.

P. P.

DEnſelben gebe ich hiermit freundlichen zu vernehmen / was Geſtalt Sempronius, ein Chirurgus allhier / wider eine / ſonſt ihrer guten Erfahrung und Geſchicklichkeit halben weit und breit belobte Heb-Amme / die wir Titiam nennen wollen / bey dem Churfuͤrſtl. Saͤchß. Mir gnaͤdigſt-anvertraueten Ober - Hoff-Marſchall-Ambte allhier / vor etlicher Zeit denunciando eingekommen / und zwar wegen folgender dreyen Exceſſen / die ſie zu begehen pflegen ſol / Als:

  • I. Pflege ſie durch unzulaͤßliche Zuwartung vor der Zeit durch den Mutter-Halß und innern Muttermund (per vaginam & oſculum uteri internum) in die cavitaͤt oder Hoͤhle des Grundes der Mutter ein zudꝛingen / und allda etliche gewiſſe iñere Mutter-A - dern zu oͤffnen / oder wenigſtens zu verſuchen / ob im Eingange der Mutter durch den Mutter-Halß durch / bis an den innern Mutter - Mund einige Adern zu finden / die man eroͤffnen koͤnte / um da -durch199wegen Heb-Ammen Sachen. durch die Gebaͤhrung der ſchwangern Frauen zu befoͤrdern / damit ſie / weil ſie an viel hohe Oerter geholet wird / alles beſtreiten koͤnne / und nicht etwa ein - oder andere Perſon verſaͤumen duͤrffe.
  • II. Pflege ſie auch vor der Zeit ante ruptionem Amnii ordinariè ſolitam das Waſſer zu ſprengen / und ſich alſo ge - ſchwindere Arbeit zu machen / um ſo bald ihr nur beliebete / da - von zu kommen / und die Geburt zu beſchleunigen. Dann
  • III. Welches das aller unverantwortlichſte und gefaͤhrlich - ſte waͤre / ſo pflegte ſie durch allzufruͤhzeitige Abſchaͤlung der Se - cundinen auch wohl ſchon im Achten Monat oder nach Gelegen - heit langſamer / dem Anfange und Fortgange des Gebaͤhrens nach ihrem eigenem Willen und Gefallen dermaſſen zuhelffen / daß ſie / wenn und wie ſie nur wolte / von einer ſchwangern Frauen zur andern ab - und fortkommen / und alſo die Weiber ohne langes Auffhalten entbinden koͤnte.

Gleich wie aber die Heb Amme Titia ſolche von dem Sem - pronio wider ſie denunciirte Beſchuldigungen / welche in denen bereits deshalben ergangenen acten mit mehrerm zu befinden / vor nichts anders als atrociſſimas injurias aufgenommen: Alſo vermeinet ſie auch / daß dieſe Denunciation aus bloßem ſchmaͤhſich - tigem Gemuͤthe des angemaßten Denuncianten herruͤhre / da - durch zu behaupten / dieweil alle dasjenige / was obberuͤhrter maſſen wider ſie an - und auf die Bahn gebracht / eines Theils gantz unmoͤglich / andern Theils auch wider alle principia ana - tomica und die taͤgliche Erfahrung der Heb-Ammen-Kunſt waͤ - re / denn da giebt ſie

  • Qvoad (I.) vor / daß / ob zwar die fordern Adern / wodurch die Monatliche Reinigung bey denen Weibes-Perſonen ins ge - mein zu geſchehen pfleget / nicht zuverleugnen / ſelbige auch geſetz - ten Falls / ſich jezuweilen bey oder auch ohne die Zuwartung er - oͤffneten / jedoch eine Wehe-Mutter / wenn ſie gleich wegen ſol - cher angetroffenen offenen Adern gefaͤrbte Haͤnde zuruͤcke braͤch -te /200Informat-Urthelte / deswegen nicht ſtracks zu beſchuldigen ſey / daß ſie Geburt - befoͤrdernde Adern eroͤffnet / und alſo vor der Zeit die Geburt befoͤrdert haͤtte / idqve eo minus, dieweil mit einander keine der - gleichen Adern / durch deren Eroͤffnung die Gebaͤhrung / ei - nes ſchwangern Weibes befoͤrdert werdenkoͤnte / zu befinden / der Chirurgus und angemaßte Denunciant auch nimmermehr keine wuͤrde ſpecificiren koͤnnen: Denn wolte er gleich die Pulß - und Blut-Ader in der Placenta oder dem ſo genanten Leber-Kuchen angeben / ſo wuͤrde ihm doch die niemahls erfolgte Blut-Stuͤr - tzung / vielweniger gar erfolgte geſchwinde Tod der Frucht / als - bald ein anders lehren. So koͤnte er auch die Adern in der Na - belſchnure nicht meinen / dieweil ja ſelbige alle zugleich mit einer Haut uͤberzogen / und gleichfalls unmoͤglich ohne ploͤtzliche Um - bringung der Frucht geoͤffnet / oder vielmehr zerriſſen werden koͤnten.
  • Qvoad (II.) Aber wendet ſie vor / wie ſie die Waſſerſpren - gung nur zu adhibiren pflegte / wenn die Frucht den ſitum par - tui proximum genommen / oder / wie ſie redet / wol eingetre - ten waͤre / damit ſie nicht durch eine ſonſt offt beſorgende Wen - dung in eine laſterhaffte oder gefaͤhrliche poſitur gerathe / welches aber keines weges die Geburt vor der Zeit / ſondern vielmehr in - und bey rechter gehoͤriger Zeit / dem Gewiſſen nach / befoͤrdern hieße.
  • Qvoad (III.) Und ſo viel endlichen die Abſchaͤlung der Se - cundinen betrifft / ſo ſaget die Titia, wie ihr dieſes vollend ſo gar ungereimt vorkaͤme / daß ſie ſich auch nicht einbilden koͤnte / daß einig vernuͤnfftiger Anatomicus, als dieſer Chirurgus und ange - maßter Denunciant ſeyn wolte / der gleichẽ abſurditaͤt ſtatuiren und fuͤrgeben ſolte / angeſehen das oſculum cervicis uteri oder der inne - re Mutter-Mund bey denen Prægnantibus dermaſſen feſt geſchloſ - ſen waͤre / daß er ſich faſt niemahls vor der rechten Geburts-Zeit eroͤffnete / und dahero nicht einmahl von ihr zu vermuthen / daßſie201wegen Heb-Ammen Sachen. ſie mit der Hand hinein zu dringen / den Mutter-Mund gleich - ſam von einander zu treiben / und der Schwangern die gran - ſambſten Schmertzen zu verurſachen / ja die ſchwangere Mutter ſammt der Frucht gar in die unumgaͤngliche Lebens-Gefahr zu ſetzen / und alſo die Secundinas abzuſchelen ſich niehmahls unter - fangen haben ſolte; Und da auch gleich angemaßter Denunciant ſich einbilden und darauf regeriren wolte / ſie thaͤte es / wenn die Frucht ſchon eingetreten; So wuͤrde er doch die Moͤg - lichkeit / wie ſie zwiſchen dem Haupte des eingetretenen Kindes eindringen / und die gantz unvernuͤfftige Abſchaͤlung der Secun - dinen vornehmen ſolte / nimmermehr beſtaͤndiger Weiſe darthun koͤnnen / in Betrachtung / daß ja abermahls dabey dieungezwei - felte Blutſtuͤrtzung und unumgaͤngliche Sprengung des Waſ - ſers / ja gar die euſerſte Todes-Gefahr / ſo wol der ſchwangern Frauen / als auch der Frucht / ſich allerdings ereugnen wuͤrde / da hingegen die letztere durch ihre zur hoͤchſten Ungebuͤhr beygemeſ - ſene Verwahrloſung / GOtt lob! noch niehmahls erfolget waͤ - re / ſondern vielmehr die von dem Chirurgo, als angemaſten Denuncianten ſelbſt angegebene Exempel alle vor ſie atteſtirten / in dem Kinder von dritthalb Jahren / auch von etlichen dreißig Wochen darunter verhanden / die bey guter Geſundheit ein ziem - liches Alter erlanget / und theils noch am Leben waͤren.

Wann ich dann hierinn allenthalben gerne gruͤndliche Nachricht haben moͤchte; Als ergehet an die geſammte loͤbliche Facultaͤt hiermit mein freundliches Erſuchen / ſie wollen nach reiffer Uberlegung aller puncten und dabey angefuͤhrter Umb - ſtaͤnde: Ob der Titia Vorgeben ſich in der Anatomi und Heb - Ammen Kunſt / warhafftig alſo verhalte / oder ob vielmehr Sem - pronii Denunciation ſtatt finde / und es moͤglich / daß dergleichen Hand und Kunſt-Griffe / wie er wider Titiam angegeben / mit effect zu practiciren? Mich foͤrderlichſt / (weil ſonderlich dem gantzen Lande viel daran gelegen) durch einen in Medicinâ &C cAna -202Informat-VrthelAnatomiâ wohl fundirten ausfuͤhrlichen Bericht zu verſtaͤndi - gen belieben. Welche angenehme Willfaͤhrigkeit ich nebſt danck - bahrlicher Abſtattung der Gebuͤhr pro labore bey Gelegenheit zu verſchulden nicht ermangeln werde / maſſen ich dann unter C Hriſti Gnaden-Beſchirmung jederzeit verharre /

Eurer loͤblichen Facultaͤt

Wohl-aftectionirter Freund.

Antwort der loͤblichen Mediciniſchen Facultaͤt bey der Univerſitaͤt Jehna.

P. P.

AUs Eurer Excellentz großguͤnſtigem Schreiben haben Wir mit mehrern erſehen / was maſſen ein Chirurgus, Sempronius, wider Titiam, eine Heb-Am - me / verſchiedener Exceſſen wegen denunciando eingekom - men / woruͤber Unſer in Medicinâ und beſonders Anato - miâ gegruͤndeter Bericht begehret worden.

Wann Wir dann nach fleißiger Collegialiſcher Ver - leſung und Erwegung aller und jeder angegebenen Um - ſtaͤnde befunden / daß die beſchehene denunciatio Sempronii auf ſchlechtem Grunde beſtehe / hin - gegen der Titiæ Verantwortung allerdings der Natur / denen Lehr-Geſaͤtzen der Artzney - Kunſt und Erfahrung gemaͤß. Als tragen Wirkein203wegen Heb-Ammen Sachen. kein Bedencken / der Warheit und Unſchuld zu Steu - er ſolches hiermit zu bekraͤfftigen. Denn ob zwar

  • 1. Nicht ohne / daß durch allzufruͤhes und unzei - tiges Antreiben und Zuwartung / der kreiſtenden Frau - en viel Unheil entſtehet / in dem die Frucht hiedurch aus ei - gener Mitwuͤrckung uñ natuͤrlicher Wendung verſtoͤret / die Gebaͤhrende aber von Kraͤfften durch unzeitiges ver - gebenes Arbeiten gebracht wird; So findet ſich doch aus angegebenen Umſtaͤnden nicht / daß Titia ſolches gethan / ſondern vielmehr / daß ſie die rechten Wehen und Oeffnung der Mutter / wohl abgewartet / inmaſ - ſen auch mehr als zu gewiß / daß nicht allein vor der Geburt ſich mehrmahls von ſelbſt das Gebluͤte zu zei - gen und zu gehen / ſondern auch nach derſelben / ob ſchon alles gluͤcklich abgegangen / ſelbiges mit Hauffen aus - zuprallen pfleget / und dahero zu ſtillen iſt.
  • 2. Weiln auch die Natur ſelbſt bey nunmehr an - gehender Geburt das Waſſer vermittelſt der Spren - gung der Geburts-Haͤutlein / darinn die Frucht ver - ſchloſſen / derſelben die Bahn machet / und hierdurch ſelbige anmeldet; Als dienet zu ſothaner Beſchleunigung bey geſchehener Eintretung der Frucht / die behutſame Sprengung des Waſſers / mehr / als daß ſie ſchaden ſol - te / und iſt Titiæ, weil ſolches von ihr zu rechter Zeit / und da es offtmahls nothwendig iſt / noch folgen wil / geſchehen / nichts Widriges anzuſinnen.
  • 3. Was die allzufruͤhzeitige Abſchaͤlung der Nach -C c 2ge -204Das IX. Capitelgeburt vor der rechten Geburt belanget / iſt ſolche / wie im Berichte ſchon zur Gnuͤge beruͤhret / an ſich ſelbſt unmoͤglich / in dem ſolche Secundinæ, da ſie gleich per impoſſibile vorgegebener maßen ſolten abgeſchaͤlet wer - den koͤnnen / gar zu genau mit der Frucht und der Ge - baͤhr-Mutter verknuͤpffet / und gantz ungereimt iſt / wenn man ſagen wolte / es waͤre die Oeffnung vor der Zeit nach Belieben moͤglich / und man koͤnte nach Ge - fallen die Frucht / gleich einem Obſt / von ſei - nem Stiel ohne alle Verhinderung loß machen / wie man wolle.
  • 4. Daß auch einige gewiſſe Adern bey denen Frau - en zu treffen / daß ſie gebaͤhren muͤſſen / iſt allerdings falſch und unerfindlich / inmaſſen es weder die Mut - ter-Adern / welche außer der Schwaͤngerung ihre Mo - natliche Reinigung zu halten pflegen / ſeyn koͤnnen / da - zumahlen in ſolchem Zuſtande ſelbige mehr verſchloſſen und verborgen ſeyn / noch einige der Frucht ſelbſt zuſte - hende / weshalben billich auch in dieſem Fall Titia vor entſchuldiget zu halten / zumahln aus all ſchon ermeld - ten erhellet / daß das von ſelbſt bey etlichen loßgehende Gebluͤt / auch ohne aͤuſerliches Zuthun oder Gewalt gnugſame Anzeigung der angehenden Oeffnung von ſich giebt.

Uhrkuͤndlich mit Unſer Facultaͤt Inſigel beſiegelt.

Decanus, Senior und Profeſſores, der Mediciniſchen Facultaͤt daſelbſt.

Das205Von Stürtzung der Frauen.

Das IX. Capitel. Von Stuͤrtzung der Frauen / bey ſchweren Geburten / und Vorſtellung eines beqvemen Kreiß - Stuhls oder Bettes.

Chriſt.

Das ſind doch ſchoͤne und unwiderſprechliche Zeugniße daraus nicht allein die Unſchuld der Titiæentgegen Sempronii Beſchuldigung erhellet; ſondern ich und alle ver - ſtaͤndige Wehe-Muͤtter ſchoͤpffen daraus einen gruͤndlichen Unterricht / wie weit ſie in Hauß-Mitteln gehen / und das noͤthige Waſſerſprengen beobachten ſollen / weil es von ſo hoch-gelahrten Leuten nicht als unrecht geurtheilet / viel - mehr gebilliget / und als gut und noͤthig erkannt worden / wenn es nur im Nothfall recht und wohl in acht genom - men wird. Darum nun kein Vernuͤnfftiger darwider re - den oder ſchreiben kan.

Juſt.

Eben darum hab ich auch durch meine vorhergehen - de Zeugnuͤſſe erweiſen wollen / welcher Geſtalt auch ich in mei - ner viel Jaͤhrigen Ubung und Erfahrung / das noͤthige Waſſer - ſprengen / ſehr offters hoͤchſt-nuͤtzlich befunden / davon ein großes Buch anzufuͤllen waͤre; Allein vernuͤnfftige / Friedliebende Ge - muͤther / werden ſchon genuͤglich erſehen / daß mein gegebener Unterricht / aus geuͤbtem gutem Grunde fließe / und zweiffele nicht / daß denſelben ihrer viel mit Danck annehmen / und wie GOtt / alſo ihrem Nechſten zum Beſten / anwenden werden / worzu der Allerhoͤchſte ſeine Gnade und Segen geben wird / welchem zugleich die Splitter-Richter anheim gegeben ſind. Diejenigen aber / welche beſagten Unterricht wohl leſen / reifflich bey ſich er - wegen / und behutſam practiciren werden / denen wird GottesC c 3Gna -206Das IX. CapitelGnaden-Huͤlffe / wie mir geſchehen / beyſtehen / und mit Lob und Ehren aushelffen.

Chriſt.

Liebe Schweſter / dein mit getheilter Unter - richt ſoll aus meinem Nachſinnen und danckbaren Hertzen nicht kommen! Ich bitte dich aber / du wolleſt nicht uͤbel nehmen / daß ich deine Guthertzigkeit noch einmahl miß - brauche: Sage mir doch zum Beſchluß / was ſol ich denn durch das Stuͤrtzen der Frauen verſtehen / bey ſchwe - ren Geburten / ich habe offters davon reden hoͤren: Wenn ſtuͤrtzet man denn die Frau? Ehe das Waſſer ſpringet / oder wenn es geſprungen iſt? Oder wenn die Kinder ſchon todt und die Mutter in Gefahr iſt? Ich vermeinte / wenn durch das Stuͤrtzen / der Frauen koͤn - te geholffen werden / es waͤre leichter fuͤr die Wehe-Mut - ter und die krancke Frau / als deine vorher beſchriebene Wendung?

Juſt.

Du kanſt wohl gedencken: wenn einer kreiſtenden Frauen / in ſchwer und unrechter Geburt mit dem Stuͤrtzen moͤg - lich zu helffen waͤre / daß ich es dir vorhero ſchon / ohn dein Be - fragen / wuͤrde gezeiget haben / weilen ich offters zu Huͤlffe kom - men muͤſſen / ſonderlich bey denen Bauers Frauen / die drey und vier Tage in harten Kindes-Noͤthen gearbeitet / da ſie denn die Frauen mehr als zu viel geſtuͤrtzet haben; Weil ſie aber keine Huͤlffe dabey geſehen / ſo haben ſie mich endlich darzu geholet / und dann hat / naͤchſt GOtt / die Wendung das Beſte gethan. Du verlangeſt zu wiſſen / was das Stuͤrtzen ſey / und wenn es noͤ - thig? Ob bey angehender Geburt / oder wenn das Waſſer ge - ſprungen / oder bey der euſerſten Gefahr? Was das Stuͤrtzen ſey / kan ich dir leicht Nachricht geben: Es wird die Frau uͤberworf - fen / oder / wie ich es nennen mag / uͤberſtuͤrtzet: Es ſind unter -ſchied -207Von Stuͤrtzung der Frauen. ſchiedliche Meinungen; Etliche binden die Frau auf ein Bret / und ſtuͤrtzen ſie auf den Kopff; Etliche uͤberkugeln ſie nach der Seiten; Etliche legen ſie auf den Tiſch / und uͤberwerffen ſie von dem Tiſche auf eine Streu / gleichſam ſchwebende / da ſie ſich - berſtuͤrtzet. Es ſind aber alles gefaͤhrliche Dinge / daß die kreiſtende Frau leicht ein Ungluͤck davon bekommen kan / daß ſie eher dem Tode zu theil wird / als Huͤlffe davon be - kommet. Es geſchiehet dieſe Stuͤrtzung eher nicht / als wenn das Kind todt / und die Frau in Todes-Gefahr (allem Anſehen und der Frauen Meinung nahe) iſt; Als kanſt du dencken / wie das Stuͤrtzen helffen ſoll / wenn das Kind todt und die Mutter in aͤuſerſter Gefahr liegt. Dieſe Gefahr koͤmmet bey nochſte - hendem Waſſer nicht / denn ſo lange das Waſſer noch ſtehet / hat das Kind und die Mutter keine Lebens-Gefahr / wegen der Ge - burt / zu fuͤrchten; Es ſterben wol Kinder im Mutter-Leibe / wo noch keine Geburts-Schmertzen verhanden ſeyn / dieſes Ster - ben aber geſchiehet nicht von der harten Geburt (wie ich es mei - ne) ſondern aus einer zufaͤlligen innerlichen Kranckheit. Es ſterben auch offters ſchwangere Frauen / von unterſchiedenen Kranckheiten; Ich rede aber hier von dem Sterben / als von ſchweren Geburten / oder unrecht-liegenden Kindern / dieſe haben noch keine Gefahr / ſo lange das Waſſer nicht ſpringet / wenn aber das Waſſer ſpringet / ſo zeiget ſich die Gefahr / jedoch bey ei - ner Geburt eher als bey der andern / wie nehmlich das Kind lie - get / und ſo lange keine Gefahr zu ſehen iſt / ſo wird auch keiner Stuͤrtzung gedacht. Unter ſolcher Zeit verlaͤuffet ſich das Waſ - ſer / und das Kind wird trocken / und preßet ſich gantz feſte zu ſammen / daß es ſchwer und mit guter Vernunfft / bey rechter Wiſſenſchafft / kaum moͤglich iſt / durch die Hand zu regieren und zu wenden. Als kanſt du leicht erkennen / was das Stuͤrtzen helffen kan: Iſt es durch die Hand zu wenden ſo ſchwer / ſo kan die Frau wol hundert mahl geſtuͤrtzet werden / wenn es nur dieKraͤffte208Das IX. CapitelKraͤffte ausſtehen wolten / und das Kind bleibet doch in ſeiner Preſſe ſtecken / wie es ſtecket. Darum iſt das Stuͤrtzen ei - ne blinde Sache / und kommet von unvernuͤnfftigen Leu - ten her / aus bloſſer Meinung / weil die Frau uͤberſtuͤrtzet wird / ſo ſolle ſich das Kind auch uͤberſtuͤrtzen / ſie verſte - hen aber nicht / daß das Kind ſo feſte ſtecket. Stecke ein Stuͤcke Fleiſch in einen Sack / binde ihn feſte zu / uͤberſtuͤrtze her - nach den Sack / ſo lange du wilt / alsdann binde ihn wieder auf / ſo wirſt du das. Fleiſch wol finden / wie es eingebunden worden / wenn auch der Sack hundert mahl uͤberworffen waͤre; Eben ſo gehet es auch mit dieſer Stuͤrtzung / die Frau wird eher da - durch erſtecket / als daß ihr durch ſolche unvernuͤnfftige Huͤlffe ſolte geholffen werden.

Chriſt.

Wie aber / wenn ſie eher geſtuͤrtzet wuͤr - de / nehmlich / bey nochſtehendem Waſſer / vielleicht wuͤr - de ihr dabey geholffen / daß dieſe Gefahr dadurch ver - huͤtet werden koͤnte?

Juſt.

Es kan auch nicht geſchehen / bey nochſtehen - dem Waſſer zu ſtuͤrtzen. Es wuͤrde wohl unrechte Ge - burten machen / aber unrechte Geburten nicht recht. Das iſt nicht moͤglich / weil es gegen die Geburts-Knochen (oder Schloͤſ - ſer / wie ſie ſonſt genennet werden) enge und gedrange eindrin - gen muß / ſoll das Kind zu rechter Geburt geſtuͤrtzet werden / ſo muͤßte der Kopff ſich in die Geburts-Knochen eindringen / das kan kein Stuͤrtzen zu wege bringen / wenn es nicht von Natur / und durch Gottes ſonderbahre Schickung bey dergleichen Goͤtt - lichen Vorſorge geſchiehet. Alſo ſiehet man dabey Gottes Gna - de und Allmacht / wenn es recht betrachtet wird / wie taͤglich Kinder gluͤcklich gebohren werden. Dieſe Meinung / wegen des Stuͤrtzens / koͤmmet mir eben vor / als wie die Aber - glaͤubiſche Meinung vieler Leute / die alle Knoten / welcheeine209Von Stürtzung der Frauen. eine gebaͤhrende Frau um ſich hat: als die Haar-Baͤnder ausflechten: die Schuͤrtz-Baͤnder / Struͤmpf-Baͤnder / und was ſie verknuͤpffetes um ſich hat / aufknuͤpffen / und in die - ſer irrigen Meinung ſeyn / ſo lange dieſe Knoten an der Frauen nicht alle aufgeknuͤpffet wuͤrden / ſo lange koͤnte die gebaͤhrende Frau nicht geneſen. Dieſes iſt eine aberglaͤu - biſche Meinung / und iſt denen unverſtaͤndigen Leuten noͤthig zu benehmen: Denn / wir glaͤuben / daß GOtt die Geburt regie - re / und alles in ſeinen Haͤnden habe / was ſollen denn die elen - den Bande oder Knoten aufhalten? auf ſolche Weiſe muͤßten ſie GOtt halten / das waͤre eine unchriſtliche Meinung; Aberſol - che Baͤnder und Knoten / welche zu feſte gebunden ſind / ſonderlich umb den Leib / oder auch die Beine / daß ſie Schmertzen der Frauen verurſachen / ſolche koͤnnen wohl aufgebunden werden / der Ungelegenheit wegen / aber um des Aberglaubens wegen nicht / daß die Frau wegen ſolcher Aufloͤſung der Baͤnder oder Knoten eher geneſen ſolle / das ſey ferne von mir / und dir / und allenrecht-glaͤubenden Chriſten. Darum rathe ich dir / daß du auf meine dir gege - bene Lehre recht Achtung giebeſt / da wirſt du die rechten Irrthuͤ - mer der Geburten finden / was dabey zu thun iſt / und wie du helffen kanſt / durch Gottes Gnade und Segen / auch deine ge - ſchickte Hand / die es leiblich regieren muß. Nun wil ich dir zum Beſchluß dieſes Erſten Theils / auch ein beqvemes Kreiß-Bette im Kupffer-Bilde vorſtellen / und ſattſam durch Ziffern erklaͤren / welches noͤthig und nuͤtzlich iſt / in ſchweren und allen Gebur - ten nach Belieben zu brauchen / inſonderheit fuͤr unwillige Frau - en / die bald ſitzen / bald liegen wollen; GOtt gebe nur ſeine Ge - nade zu deinem und meinem Vorhaben / daß es ihm zu Ehren und unſerm Nechſten zum Beſten gelangen moͤge!

D dVor -210Das IX. Capitel

Vorſtellung eines beqvemen Kreiß-Stuhls oder Bettes.

  • 1. 1. 1. 1. Sind vier Stullen des Bettes.
  • 2. Die Seiten-Breter.
  • 3. Das Kopff-Bret.
  • 4. Das Fuß-Bret.
  • 5. Die An-Lehne des Ruͤckens / welche man aufrichten kan / als eine Ruͤcken-Lehne / ſich daran zu lehnen / welche ſich an einer eiſernen Stange hinten an dem Kopff-Brete des Bet - tes hemmet und anſtemmen kan / in die Loͤcher / die im Kopff - Brete darzu gemacht ſind / hoch und niedrig / wie man es haben wil / und der Frauen zu helffen beqvem iſt / man kan ſie gantz niederlegen / bis auf das Kopff-Bret am Bette.
  • 6. Die Prille / da die Frau ſitzet.
  • 7. 7. Die Arm-Lehnen und Angriffe / daran ſich zu hal - ten. Beſiehe die beſondere Lehne mit 7. bezeichtnet / wie ſie in die Seiten-Bretter feſt zu machen.
  • 8. 8. Die Fuß-Tritte zu beyden Seiten des Bettes.
  • 9. Das Brett / welches in den Fuß-Tritt ſich einſtecken laͤßt / hin und her fort zu ſchieben / kurtz und lang zu machen / zum Antreten der Frauen / nach dem ſie groß oder klein iſt / wie du ſieheſt an dem beſondern Fuß-Tritt / mit 9. bezeichnet / wie das kleine Brett / wo der Frauen Fuß antreten muß / ſich durch die Zapffen und Naͤgel (9.) feſte machen laͤßet.
  • 10. Iſt ein Stuͤbchen / das auf den Boden des Bettes geſetzet wird / die Fuͤße darauf zu ſetzen / wenn die kreiſtende Frau wil ſitzen / als auf dem Kreiß-Stuhle / dann muͤſſen die Fuß-Breter / wo ſich die Fuͤſſe anſtemmen / ausgehoben und weg - geleget werden / wenn es zu gedrange waͤre. Solcher Geſtalt iſt dieſes Bette ein rechter Kreiß-Stuhl / und auch zugleich ein Kreiß-Bette / wie man es haben wil.
Nun
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211Vorſtellung eines Kreiß-Stuhles.
  • Es iſt auch (11.) der Griff beſonders gezeichnet / da die Frau mit den Haͤnden anfaſſen kan. Dieſer Griff muß in der Arm-Lehne fortgeſtecket werden / in unterſchiedliche Loͤcher / daß / wenn die Frau lieget / oder ſitzet / der Hand-Griff ihr allezeit beqvem zu machen iſt.

Nun beſiehe es auch von fornen / als:

  • 1.1. Sind die Stullen. (5.) iſt die Lehne des Kreiß-Stuhls / welche man aufſetzen und niederlegen kan. (6.6. ) iſt der Sitz und ein Ein-Schiebling unter der Prille / zuruͤck und vor ſich zu ſchieben / als: wenn die Frau wil ſitzen / ſo ſcheubt man den Schiebling zuruͤcke / ſo wird die Prille frey und offen der Frau - en zu helffen / wil ſie aber liegen / ſo zeucht man den Schiebling unter den Sitz / als die Prille wieder zu / ſo lieget der Frauen Ruͤcken feſt und beqvem zum Kreiſten. (7.7.) Weiſet die Arm - Lehnen ſammt den Griffen. (8.8.) Sind die Fuß-Tritte / woran die Leiſten und Loͤcher ſeyn / da das kleine Bret (9.9. ) kan hin und her gezogen werden. (10.) Weiſet den Ausſchnitt in dem Boden des Bretes. In dieſer Hoͤle muß die Wehe-Mutter unter und bey der Frauen ſitzen / auf einer beqvemem Ritzſche / wie (11.) zeiget / daß ſie halb im Bette und halb außen ſtehet / damit die Wehe-Mutter hinter und vor ſich ruͤcken kan.
    • Beſiehe es ebenfalls von hinten / als:
  • (1.1.) Sind die Stullen. (3.) Iſt das Kopff-Bret von hinten zu ſehen. (5.) iſt die Lehne ſammt der eiſernen Stange des Kreiß-Stuhls / worbey man die Ruͤcken-Lehne hoch und niedrig machen kan. Wenn nun die Geburt vorbey / und die Frau in ihr Wochen-Bette zu rechte geleget iſt / ſo kan in dem Kreiß-Bette alles / was aufgeſetzet worden / weggenommen wer - den / dann iſt es wie ein anderes Span-Bette / darinnen zu lie - gen.

Das offne Fuß-Bret iſt mit einem Ein-Schiebling ge - macht / als oben in dem nach der Seiten ſtehendem Bette mit 4. D d 2be -212Das IX. Cap. Vorſtellung eines Kreißſtuhls. bezeichnet / zu ſehen / welches ausgehoben und wieder eingeſcho - ben werden kan.

Der Sitz / da die Prille drinnen / iſt auch weg zunehmen gemachet / damit ſie aber im Bette nicht weichen koͤnne / iſt ſie im Boden mit Zapffen eingeſetzt / und kan fuͤglich ausgehoben / und eingeſetzt werden.

Die Ruͤcken-Lehne kan man auch hinweg nehmen. Folgende dreyerley Haaken / ſind mir bekandt / als:

  • a. Iſt der / welchen ich bey meinem Anfange / unter ge - meinen Leuten / da mir noch keine beßere Wiſſenſchafft von der - gleichen Inſtrumenten bekandt geweſen / gebrauchet.
  • b. Iſt derjenige / welchen ich durch fernere Ubung beqve - mer befunden.
  • c. Iſt eine geſchickte Erfindung zu doppelter Einſe - tzung dienlich / ſo ich aber niehmahls zu practiciren noͤthig gehabt.

Ende des Erſten Theiles.

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Der

Der Ander Theil / Haͤlt in ſich eine Erforſchung / ob nem - lich Chriſtina der Juſtinen Unterricht wohl verſtanden und gefaſſet habe.

Die I. Frage.

JUSTINA.

LIebe Schweſter / nach dem ich nun mei - ne Wiſſenſchafft und Erfahrung von ſchweren Ge - burten / und / wo moͤglich / Verhuͤtung derſelben / auch von geſchickter Wendung der unrecht-ſtehen - den Geburten / auf dein Bitten / in vorhergehendem Erſten Theile / dir guthertzig und in allen Treuen eroͤfnet habe / ſo wird dir hinwiederum nicht mißfallen / daß Ich nunmehro von dir erforſche / ob du auch meinen Unterricht nach allen Umſtaͤnden verſtanden und gefaſſet: Solche Widerho - lung kan dich in deinem Beruff ſtaͤrcken und gewiß machenD d 3Da -214Erforſchung desDarum ſage mir doch / Warum haben die Frauen eine Mutter?

Chriſt. na.

Darum / weil ſie Weibliches Geſchlechtes ſind.

Die II. Frage.

Juſt.

Wo liegt denn die Mutter? kan ſie auch zum Halſe heraus ſteigen / wie etliche meinen / o - der / koͤnnen die Daͤrme dadurch ausfallen?

Chriſt.

Die Mutter lieget in dem Unter-Bauch / zwiſchen dem Maſt-Darm / und der Blaſe / und iſt uͤber ſich als ein Ge - woͤlbe / gantz ohne einigen offenen Eingang. So lieget ſie auch unter den Daͤrmen in einer beſonderen Hoͤle / und iſt ſo feſte mit den Mutter-Baͤnden verwahret / daß ſie es wol muß bleiben laſ - ſen / zum Halſe heraus zu ſteigen; Weil nun die Mutter uͤber ſich ohne Eingang / ſo koͤnnen auch die Daͤrme durch die Mut - ter / oder Mutter-Scheide nicht heraus fallen.

III. Frage.

Juſt.

Wo lieget denn der innere Mutter - Mund / und wie iſt erzu ſuchen oder zu finden?

Chriſt.

Der innere Mutter-Mund iſt unten in der ſo genannten Mutter-Scheidezu ſuchen und zu finden.

IV. Frage.

Juſt.

Wie kan man den innern Mutter - Mund finden und erkennen?

Chriſt.

Zu finden iſt er / wenn man die forderen zwey Finger an der rechten Hand in die Mutter-Scheide ſo tieff / als es noͤthig gegen dem Maſt-Darme einlaͤßet / Zu erkennen aber iſt er als eine Wartze an den Bruͤſten; Die andere Haut iſt durchgehends gleiche.

V. Fr.

Juſt.

Warumb iſt es noͤthig / daß die Wehe - Muͤtter den innern Mutter-Mund wiſſen muͤſſen?

Chriſt.

Darum iſt es noͤthig / weil durch ſolch Wiſſen / die rechte Geburts-Stunde kan und muß erkennet werden. Item / die recht - und unrecht-liegende Kinder / welche manches mahl in zeiten koͤnnen verhuͤtet werden / wo nicht gaͤntzlich / doch um ein großes. Uber dieſes / kan man auch die recht-liegende Kinderoffters215vorgegangenen Unterrichts. offters erhalten / welche ſich in etlichen Leibern unter der Geburts - Stunde erſt auswenden / daß ungluͤckliche Geburten folgen.

VI. Fr.

Juſt.

Lieget denn der innere Mutter-Mund in einem Leibe wie im andern / tieff oder nahe?

Chriſt.

Der innere Mutter-Mund lieget in einem Leibe viel tieffer als in dem andern: In etlichen Leibern lieget er gar nahe / und iſt leicht zu erreichen. Bey Mutter-Senckung giebt er ſich vor den Leib / daß man ihn ſehen kan.

VII. Fr.

Juſt.

Iſt er denn in einem Leibe haͤrter und ſtaͤrcker geſchloßen / als in andern?

Chriſt.

In etlichen Leibern iſt er ſehr ſtarck von Fleiſche / und hart geſchloßen / in etlichen aber ſehr zart und duͤnne von Fleiſch.

VIII. Fr.

Juſt.

Iſt es einerley zur Geburt / er ſey ſtarck oder ſchwach geſchloßen / oder erſey nahe oder tieff im Lei - be zu erreichen?

Chriſt.

Es iſt ein großer Unterſcheid zwiſchen dem ſtarck - und ſchwach-geſchloßenen Mutter-Munde bey den Geburten / in - gleichen / wenn er tieff im Leibe lieget. Wenn er aber in einem geſunden Leibe natuͤrlicher Weiſe nahe lieget / daß man ihn bald erreichen kan / und ſchwach oder zart geſchloſſen iſt / ſo iſt die Ge - burt viel leichter / und ſind dieſes ingemein die gluͤcklichſten und leichteſten Geburten.

IX. Fr.

Juſt.

Iſt auch Gefahr bey dem hart geſchloſ - ſenen und tieff im Leibe liegenden Mutter-Munde?

Chriſt.

Iſt gleich keine Gefahr / ſo iſt doch ins gemein harte Geburt / wenn beyde Stuͤcke beyſammen ſeyn. Es[fin -] det ſich aber manches mahl Gefahr genung / wenn unrechte Ge - burten dabey vorhanden ſeyn / in dem dieſe Kinder unmoͤglich das Leben behalten koͤnnen / in ſo harter Geburt / da hingegen bey denen vorher benenneten es geſchiehet / daß die unrecht liegen - de Kinder noch lebendig gebohren werden.

X: Fr -216Erforſchung des

X. Fr.

Juſt.

Was iſt der innere Mutter-Mund / iſt er bey einer Frauen wie bey der andern allemahl in der Ge - burts-Stunde moͤglich zu erreichen?

Chriſt.

Der innere Mutter-Mund iſt ein Verſchluß oder Zuſchluͤſſung der Mutter / darinnen das Kind empfangen / ge - tragen / und bis zur natuͤrlichen Geburt ſein Behaͤltnis hat. Er muß / wie vorher geſagt / geſuchet werden mit den fordern zwey Fingern an der rechten Hand. Dieſe Finger koͤnnen den Un - terſcheid des Mutter-Mundes und der andern Haut / gar leich - te machen / welches ein Finger alleine nicht thun kan / weil er durch die Umfaſſung muß erkennet werden. In der Geburts - Stunde iſt er allemahl moͤglich zu erreichen. Es ſeyn etliche Lei - ber / jedoch wenige / wenn ſie ſchwer gehen / daß man ihn gar ſchwerlich erlanget / welches gemein iſt bey ſehr fetten Frauen / oder welche große und ungeſunde Leiber haben / daß alſo die Frucht fornen in der Taſchen des Leibes uͤber ſichdem Schoßbein uͤberſchla - gen kan / dann ziehet ſich der Mutter-Mund in die Hoͤhe / und ſcheinet der Mutter-Halß tieffer zu ſeyn als ſonſten.

XI. Fr.

Juſt.

Worzu iſt denn der Angriff bey den Krei - ſterinnen noͤthig?

Chriſt.

Darzu iſt der Angriff noͤthig / um Nachricht zu geben / ob die Frau rechte Kindes-Wehen habe / oder nicht / ob das Kind recht zur Geburt ſtehet / oder nicht / und ob es Zeit zum Kreiſten / oder nicht?

XII. Fr.

Juſt.

Wenn aber rechte Wehen vorhanden / und das Kind recht und gut zur Geburt ſtehet / iſt denn der An - griff was nuͤtze?

Chriſt.

Der Angriff iſt gleichwol noͤthig und nuͤtze / nicht allein zu ſagen: Ob das Kind bald komme oder kommen wer - de; ſondern auch darum / damit das Kind recht ſtehend zu er - halten / daß es nicht auf eine Seite mehr / als auf die andere / ſcheff gehen / oder ſich wo anſetzen koͤnne. So verhuͤtet auch der An -griff217vorgegangenen Unterrichts. griff von einer Wehe-Mutter die Mutter-Senckungen. Ja es kan eine Wehe-Mutter durch den Angriff eine kreiſtende Frau recht anweiſen / ob ſie ſtarck arbeiten ſoll oder nicht? Item einer rechten Wehe-Mutter zeiget der Angriff alle Gefahr an / die bey einer Geburt vorgehen kan. Wird ihr aber der Angriff verbo - ten / ſo ſitzt ſie blind dabey / und muß ihr eine ſolche Frau das Un - gluͤck / welches ſie hernach bekoͤmmt / ſelbſten zu ſchreiben.

XIII. Fr.

Juſt.

Das iſt meine Meinung auch / allein ſage mir doch / wordurch denn eine Wehe-Mutter der andern Nachricht geben koͤnne?

Chriſt.

Durch den Angriff / nebſt einem guten Berichte / kan eine Wehe-Mutter der andern Nachricht gnugſam zur Leh - re geben / wie denn du mich gelehret haſt / daß ohne den Angriff keine lernen koͤnne.

XIV. Fr.

Juſt.

Wie kan man eine Wehe-Mutter pruͤfen / ob ſie rechte gruͤndliche Wiſſenſchafft habe?

Chriſt.

Durch den Angriff / ob ſie darvon Red und Ant - wort geben koͤnne: denn jede erfahrne Wehe-Mutter kan aus vieler Ubung Nachricht genung geben / weil ſie durch den An - griff alle Zufaͤlle wiſſen kan und muß / welches gluͤckliche oder ungluͤckliche Geburten ſeyn werden. Was des Kindes Laͤger mit ſich bringet und das Kreiſten betrifft. Wo ſie dieſes nicht ausfuͤhrlich machen kan / wie nehmlich des Menſchen Leib bey der Geburt beſchaffen / und was ſie fuͤr Zufaͤlle gehabt? Wie ſie mit denſelben Zufaͤllen oder ſchweren Geburten verfahren? Wie ſie ſelbte angegriffen / und zur Ausfuͤhrung gebracht / und helf - fen muͤſſen? ſo wird ſich der Grund bald zeigen / was man von ihr urtheilen koͤnne: Denn der Grund einer Wehe-Mutter be - ſtehet nicht in bloßen Reden oder Worten; Als wann ſie ſagen wolte: Ich habe viel ſchwere Faͤlle gehabt / darum habe ich Grund / (denn es ſeyn viel ſchwere Faͤlle und Geburten / welche die Na - tur von ſich ſelbſten zwingen kan / ohne der Wehe-Muͤtter Ver -E eſtand)218Erforſchung desſtand) ſondern / es muß die Wehe-Mutter ausfuͤhrlich berich - ten koͤnnen / wie bey und mit ſchweren Geburten kan oder muß verfahren werden / ſolcher Geſtalt zeiget ſie den Grund ihrer Wiſſenſchafft.

XV. Fr.

Juſt.

Du haſt meiner Meinung gemaͤß geant - wortet / allein / wenn iſt denn der Angriff bey einer Frauen am noͤthigſten; Wenn die Wehen kommen / und am ſtaͤr - ckeſten / oder wenn ſie vorbey ſind / oder ehe ſie kommen?

Chriſt.

Der Angriff von einer Wehe-Mutter iſt am be - ſten / bey einer kreiſtenden Frauen / und auch am noͤthigſten vor den Wehen / dabey kan die Wehe-Mutter beſſern Grund mercken / wie die Wehen kommen / ob das Kind gleiche mit dem Kopffe ein - dringet / wenn es recht ſtehet / oder in was vor einer Stellung es ſich befinde / oder was fuͤr Zufaͤlle ſich ereignen / welches ſie bey gegenwaͤrtigen Wehen nicht wiſſen kan / in dem bey den We - hen das Waſſer oder vielmehr das Haͤutchen ſich ſo in einer Haͤr - te aufblaͤſet / gleich einer Blaſe / welche auf das hoͤchſte kan auf - geblaſen werden. Solch aufgeblaſenes Netze und Waſſer ver - hindert / daß man bey angehenden und ſchon gegenwaͤrtigen We - hen / weder Kind noch Grund fuͤhlen kan / ob das Kind recht o - der unrecht ſtehet / das aufgeblaſene Netze bethoͤret offt die We - he-Mutter / daß ſie es vor des Kindes Kopff halten / weil es dem Kopffe an der Haͤrte / wie auch an der Runde / gantz gleich iſt; A - ber mit Schaden erfahren ſie es / wenn ſolch Netze ſpringet / und das Waſſer laufft / ſo kommt denn wol das Kind mit den Haͤnd - lein oder Fuͤßlein / da doch vorher die Wehe-Mutter nicht an - ders getroͤſtet / als das Kind ſtehe gantz recht und gut. Derglei - chen Irrthum bringt der Angriff bey den Wehen / welcher all - gemein in Brauche iſt / dabey machen ſich die Wehe-Muͤtter ſelbſt irrig / weil ſie den Angriff ohne die Wehen meiſtens ver - werffen / da ſie doch mehr dabey erfahren wuͤrden / was die Ge - burt und das Kind thun wuͤrde und koͤnte / als bey den ange -hen -219des vorgegangenen Unterrichts. henden / oder ſchon gegenwaͤrtigen Wehen. Es iſt einer Wehe - Mutter am beſten der Angriff ehe die Wehen kommen / und ge - linde ausgedauret / bis die Wehen vorbey / dann kan ſie wiſſen wie das Kind ſtehet vor den Wehen / und ihm deſto beſſer zu rechte helffen. Sie kan auch wiſſen / wie ſtarck die Wehen ſind / und ob die Frau viel oder wenig helffen ſol. Ingleichen kan ſie wiſſen / wie das Kind nach den Wehen ſich ſtellet / ob es ſich aͤn - dern kan / oder ob es recht ſtehen bleibet / welches wenn es nechſt Got - tes Huͤlffe recht in acht genommen wird / ein großes Mittel iſt / vor Muͤtter und Kinder / ſie bey Leben und Geſundheit zuerhalten.

XVI. Fr.

Juſt.

Ich hoͤre mit Freuden / wie du meinen Unterricht ſo wol in acht genommen und gefaſſet / aber ſage mir doch / hat denn die Natur zum Gebaͤhren eine gewiſſe Zeit?

Chriſt.

GOtt hat der Natur eine gewiſſe Zeit zu Gebaͤh - ren beſtimmet;

XVII. Fr.

Juſt.

Iſt ſolche Zeit auch moͤglich bis auf den Tag und Stunde zu treffen / oder auszurechnen?

Chriſt.

Dieſe Zeit iſt unmoͤglich bis auf den Tag und die Stunde gewiß aus zurechnen oder zu treffen / aus folgenden Ur - ſachen: (1.) Kan GOtt die Gewißheit verruͤcken / wie und wel - cher Geſtalt Er wil / damit kein Menſch auf eigene Wiſſenſchaft trotzen doͤrffe. (2.) Es hat auch eine Frau ihre Reinigung oft wol noch einmahl nach ihrer Empfaͤngniß / und iſt doch ſchwan - ger. (3.) Etliche haben ſolche Reinigung gar nicht / als wenn ſie ſich verterben und ſind nicht ſchwanger. (4.) Etliche werden auch wol ſchwanger / unter ſolchem Verterben / daß ſie nicht wiſ - ſen / wenn ſie ſind ſchwanger worden. (5.) Auch haben unter - ſchiedene Frauen ihre Reinigung ordentlich / bis zu der Entbin - dung / wie wohl ſelten / und ſind doch ſchwanger: Etliche un - ordentlich bis zur Helffte ihres Schwergehens / etliche noch un - ordentlicher / und ſind auch ſchwanger. Wie iſt nun bey ſolcherE e 2Be -220Erforſchung desBewandnis der Tag und Stunde zu treffen? (6) Nach dem Fuͤh - len und der erſten Bewegung des Kindes iſt es auch nicht moͤ - glich zu rechnen / denn eine Frau fuͤhlet eher als die andere / nach dem die Frucht ſtarck iſt.

XVIII. Fr.

Juſt.

Sind aber denn keine Anmerckungen / die ſich zeigen oder zeigen muͤſſen / wenn es nahe zur Geburt kommet?

Chriſt.

Es ſind wohl Anzeigungen / wenn die Geburt gar nahe iſt / bis auf etliche Tage / aber ſie ſeyn unterſchieden / und treffen ſelten ein / daß man den Tag und die Stunde ge - wiß benennen koͤnte. Wenn ſie auch eintreffen / ſo behaͤlt ſich doch GOtt die / Stunde vor. Denn der Eingang der Men - ſchen in die Welt / wie der Ausgang / ſtehet allein bey GOttes Allwiſſenheit / und nicht bey der Menſchen Wiſſen. Es machen auch die Wehen etliche Stunden unter waͤhrender Geburt offt - mahls Verzug / wenn ſie langſam gehen / da / wenn ſie geſchwin - de auf ein ander folgen / die Geburt auch ehender zu Ende kom - met. Uber dieſes kan wol ſeyn / wenn eine Wehe-Mutter ſich nach allen Umſtaͤnden zu richten weiß / daß ſie der Sache gar nahe kommen kan / nach der Vernunfft und vieler Ubung zu re - den / wenn kein Zufall mit zu ſchlaͤgt; Aber darauf zu trotzen / daß es nicht fehlen koͤnne / halte ich vor unmoͤglich.

XIX. Fr.

Juſt.

Du antworteſt zwar nach meiner Mei - nung / jedoch: Iſt denn bey dem letzten Monat / gegen den vorher gegangenen Monaten kein Unterſcheid zu mer - cken?

Chriſt.

Es findet ſich wol Unterſcheid bey den letzten Mon - den / bey allen Frauen / an dem innern Mutter-Munde / doch bey einer Frau mehr als bey der andern / daß eine Wehe-Mut - ter den Unterſcheid wiſſen kan / wenn ſie nur fleißig Achtung drauf giebet / welches der letzte Monat iſt / ſonderlich wenn ſie die Frau zuvor unter ihren Haͤnden gehabt.

XX. Fr.221vorgegangenen Unterrichts.

XX. Fr.

Juſt.

Wie iſt ſolcher Unterſcheid zu mercken / und wie aͤndert ſich der Mutter-Mund in dem letzten Monden / nahe der Geburt?

Chriſt.

Es aͤndert ſich der innere Mutter-Mund / ſo viel mir bekant worden / bey einer Frauen eher und langſamer als bey der andern. (1.) Bey denen Leibern / welche leicht zu gebaͤh - ren pflegen / aͤndert er ſich nicht allzu lange nach der Helffte / daß er weich wird / auch nach und nach pfleget weicher und lockerer zu werden / da er ſich denn um die achte Woche vor der Geburt in etwas weniges anfaͤnget zur Oeffnung zu ſchicken / welches ſich nach und nach beſſer ergiebet. So bald ſich nun die Oeff - nung findet / und das Kind ſich gewendet hat / ſo fangen ſich in - gemein die wilden Wehen an / und ſpannet ſich der Leib auf / ab - wechſelungs Weiſe / welches ich in acht genommen und gemer - cket / nach vielem Klagen der Frauen / daß ſolche Oeffnung nach und nach ſich beſſer ergeben hat. Der innere Mutter-Mund kan ſo duͤnn und gezuͤge werden / bey denen Frauen / welche leich - te Geburten haben / daß ich mich offt druͤber verwundert. (2) Bey denen aber / welche ſchwere Geburten haben / bleibet er ſteiff bis zur rechten Geburts-Stunde / da ihn die harten Wehen zwin - gen muͤſſen. Dieſer Unterſcheid iſt nahe der Geburt / wol zu mer - cken / wer nur achtung darauf geben wil. Bey angehender rechten Geburt giebet ſich der innere Mutter-Mund / wenn er ſo duͤnn und gezuͤge iſt / von Wehen zu Wehen / mit Gewalt aus - einander; Wenn er aber ſo ſteiff bleibet / ſo gehoͤret Zeit da - zu / weil ihn die Wehen gantz zwingen muͤſſen. Er muß ſo viel Oeffnung haben / als das Kind groß iſt / darnach ſich eine We - he-Mutter richten kan und muß / wenn ſie rechten Verſtand von dem Gebaͤhren haben wil.

XXI. Fr.

Juſt.

Was iſt denn noͤthig zu wiſſen / ob es einer Frauen nahe der Geburt iſt oder nicht / es koͤnte durchE e 3neidi -222Erforſchung desneidiſche Leute uͤbel ausgeleget werden / daß uͤble Nachre - de drauf folgte?

Chriſt.

Laß es neidiſche und muͤßguͤnſtige Leute auslegen wie ſie wollen / es iſt uns noͤthig zu unſerm Beruff zu wiſſen. Ich ſage es deswegen nicht / daß ich es zur Gewißheit annehmen wil oder kan / die gewiſſe Zeit des Gebaͤhrens ſtehet bey GOtt und nicht bey Menſchen zu wiſſen. Weil uns aber GOtt na - tuͤrliche Dinge zu wiſſen giebt / welche die Geburt in etwas zei - gen koͤnnen und muͤſſen / wenn es nahe der Geburt iſt / ſo kan ich / deiner Unterrichtung gemaͤß / nunmehro billich davon reden. Ich verwerffe dieſe Nachricht nicht / indem ich dadurch unterſchei - den kan / ob es Zeit zum Gebaͤhren iſt oder nicht / wenn ſich ei - ne Frau klaget. Denn wenn eine Wehe-Mutter dieſen Grund nicht hat / ſo iſt ſie eine ſchlechte Wehe-Mutter / und kan großer Irrthum daraus folgen / auch wohl der Tod vor Mutter und Kinder.

XXII. Fr.

Juſt.

Ich rede von dieſer Wiſſenſchafft nicht / wel - che ſo hochnoͤthig bey der Geburt zu wiſſen iſt / ſondern von denen ſubtilen Umſtaͤnden / welche ſich die letzten Mon - den zeigen.

Chriſt.

Es iſt billich ſolches zu bedencken / denn es giebet ſo wohl vor / in und unter der Geburt großes Licht / und zeiget freylich viel ſubtile Veraͤnderung und Zufaͤlle. Ich habe davon durch GOttes Segen und deinen Unterricht guten Grund er - langet. Es kommen auch offters ſolche Zufaͤlle bey denen Fra[u]- en / daß ſie ſich einbilden ſchwanger zu ſeyn / ſind auch ſtarck gnug von Leibe / und hoffen alle Tage der Geneſung / ſind aber doch nicht ſchwanger / wie es dir geſchehen iſt. Wenn nun ſolche blin - de Wehe-Muͤtter uͤber ſie kommen / wie uͤber dich / ſo kan eine Frau ihr Leben oder aufs wenigſte ihre Geſundheit dadurch ver - lieren. Dabey kan man ſehen / wie ſolche Wiſſenſchafft nicht zu verwerffen / welche Grund bringen kan. Ein ſchwangerLeib223vorgegangenen Unterrichts. Leib iſt die letzte Helffte gar leicht zu unterſcheiden von einem un - geſundem Leibe / er ſey ſo ſtarck als er wolle anzuſehen und an - zugreiffen / denn die Veraͤnderungen des innern Mutter-Mun - des / zeigen den Grund einer ſchwangern Frauen nach der Helff - te von einem Monat zum andern. Denn aufs wenigſte zwey auch wol drey Monath vor der Geburt kan man die Frucht na - tuͤrlich fuͤhlen / in den meiſten Leibern / welches im aͤuſerlichem Angriffe des Leibes gar leicht betriegen kan. Wie offt geſchiehets / daß ſich eine und andere Frauen betriegen / und meinen / ſie fuͤh - len Leben / und iſt doch nicht / wenn ſie gleich zuvor etliche Kinder gehabt haben? Noch eher kan ſich eine Wehe-Mutter / ſo ſchlech - te Wiſſenſchafft hat / dabey betriegen; Als halte ich vor noͤthig / allen Grund wol in acht zu nehmen / ſo viel man haben kan / von allen Umſtaͤnden / bey ſchwangern Frauen? So iſt auch noͤthig / wenn man ſeinen Beruf recht in acht nehmen wil / ſich zeitlich um ſolche ſchwangere Frauen / die vielen unrechten Gebur - ten unterworffen ſeyn / zu bekuͤmmern / wie du mir im Erſten Theil ausfuͤhrlich gezeiget haſt. Weil denn bey dergleichen Lei -[b]ern bey angehender Geburt / ob ſchon nicht bey allen / jedoch bey[e]tlichen / Mutter und Kinder koͤnnen gerettet werden / durch[r]echte Wiſſenſchafft der Wehe-Muͤtter; Als hat die Wehe Mut -[t]er hoͤchſt-noͤthig bey ſolchen Perſonen in Zeiten / ich ſage zwey o -[d]er drey Monat vor der Geburt / um den Zuſtand des Kindes[z]u ſorgen / daß ſie daſſelbe bey rechter Geburts-Stunde nicht[v]erſaͤume / und ſich auch nicht uͤbereile. Sollen nun dieſe zwey Stuͤcke mit Gewiſſen in acht genommen werden / ſo iſt wohl[n]oͤthig die nahe Veraͤnderungen bey den Gebaͤhrerinnen recht[l]ernen zu erkennen. Wenn wir nun dieſe Veraͤnderungen bey[d]er Geburt wollen recht lernen kennen / muͤſſen wir auch die[v]orhergehende Veraͤnderungen hoch noͤthig wiſſen / ſonſten wer -[d]en wir nicht zu rechte kommen / und uns leicht betriegen in der[r]echten Zeit des Gebaͤhrens / wie es offters von UnwiſſendenWe -224Erforſchung desWehe-Muͤttern geſchiehet. Demnach nun dieſe Frage hoͤchſt - noͤthig geweſen; So kan mit gutem Gewiſſen kein vernuͤnffti - ger Menſch uͤbel davon reden. Thun ſie es / ſo ſeyn ſie GOtt befohlen. Es werden ſich noch wohl fromme Hertzen finden / die es zu Danck annehmen werden / und GOtt und ihrem Nech - ſten damit dienen.

XXIII. Fr.

Juſt.

Solches hoffe ich auch / und muß dich doch weiter fragen / wie und welcher Geſtalt ſeyn die ſo genanten wilden Wehen von den rechten Wehen zuerken - nen und zu unterſcheiden?

Chriſt.

Die ſo genannten wilden Wehen gehen nur qvaͤr / und ſpannen den Leib ſehr uͤber ſich / dabey zeucht ſich der inne - re Mutter-Mund gantz zuſammen und in die Hoͤhe / wie der Krampff thut / daß er gantz ſteiff wird. So bald die Wehen aber nachlaſſen / ſo kommt der Mutter-Mund in vorige Oeff - nung / wie er vor den Wehen war. Die rechte Wehen aber bey angehender rechten Geburt / wenn das Kind recht zur Geburt ſtehet / dringen in den Mutter-Mund / und zwingen ihn von Wehen zu Wehen / daß er ſich nach und nach mehr aufgiebet. Man hat es bald im Angriff wenn die Wehen kommen / wie der Mutter-Mund ſich erweitert. Die rechten Wehen ſind von den wilden Wehen gar leichte zu erkennen und zu unterſcheiden.

XXIV. Fr.

Juſt.

Was iſt denn die Urſache / wenn die Wehe-Muͤtter das Kreißen anfangen / und hernach gleich - wol die Frauen etliche Wochen gehen / ehe ſie gebaͤhren?

Chriſt.

Daran ſeyn die wilden Wehen und die unver - ſtaͤndigen Wehe-Muͤtter ſchuld / weil dieſe keinen Grund wiſ - ſen die wilden von den rechten Wehen zu entſcheiden.

XXV. Fr.

Juſt.

Kan auch die Natur durch eine unerfahr - ne Wehe-Mutter uͤbereilet werden / daß ſie / wenn es gleich noch nicht Zeit waͤre / gebaͤhren muͤßte / von bloſſem An - greiffen?

Chriſt. 225vorgegangenen Unterrichts.
Chriſt.

Dieſes halte ich nach deinem Unterricht und mei - ner Erfahrung vor unmoͤglich / denn ſonſt wuͤrde es mehr als zu viel geſchehen. Ich bin offt dazu geholet worden / wo die Wehe-Muͤtter zu kreißen angefangen / da es noch nicht Zeit ge - weſen / und haben damit angehalten zwey bis drey Tage / da ich ſie erſt vonſammen ſcheiden muͤſſen / und ſind die Frauen her - nach etliche Wochen noch gegangen / bis zur rechten Entbindung. Durch Gewalt aber waͤre es wol moͤglich; Es kan aber keine Gewalt verborgener Weiſe geſchehen. Ob die Wehe-Mutter ſchon ſo albern oder ſo klug ſey / wie ſie immer wolle / ſo muß es doch die ſchwangere Frau gewar werden.

XXVI. Fr.

Juſt.

Kan aber die Natur durch eine un - erfahrne Wehe-Mutter verſaͤumet oder aufgezogen wer - den?

Chriſt.

Einen Aufzug oder Verweilung zu machen / aus bloßem Unverſtande der Wehe-Mutter / ob ſie gleich nichts da - bey thaͤte / oder zu thun wuͤßte / iſt auch nicht wohl moͤglich. Denn wie viel Kinder werden gebohren / da keine Wehe-Mutter dabey iſt? Wie offte werden ſie langſam geruffen / da unter der Zeit die Kinder kommen / ehe die Wehe-Mutter zu gegen ſeyn kan. Wie dir auch geſchehen iſt. Wo aber der geringſte Mangel iſt / da kan eine unerfahrne Wehe-Mutter viel verabſaumen / daß die Frau etliche Tage unnoͤthig aufgehalten wird. Und ob es ſchon manches mahl noch gluͤcklich ablaufft / ſo widerfaͤhret auch wol groß Ungluͤck der Mutter und dem Kinde.

XXVII. Fr.

Juſt.

Darfdenn eine Wehe-Mutter / wo kein Mangel bey der Geburt iſt / auch nicht helffen?

Chriſt.

Wenn gleich ein Kind ohne Beyſeyn der Wehe - Mutter kommt oder kommen kan / wo kein Mangel iſt; So kan doch ohne Furcht keine Frau ohne einige Wehe-Mutter bleiben. Es ſeyn mehr andere Zufaͤlle auf mancherley ArthF fund226Erforſchung desund Weiſe zu befuͤrchten / die ſich begeben koͤnnen; Derowegen iſt eine Wehe-Mutter jederzeit noͤthig.

XXVIII. Fr.

Juſt.

Warum gebaͤhret denn eine Frau leich - ter als die ander? Geſchiehets aus natuͤrlichen Urſachen? Wie ſind denn ſolche Urſachen zu erkennen?

Chriſt.

Daß eine Frau leichter als die andere gebaͤre / iſt allen Menſchen bekant. Es ſeyn aber auch natuͤrliche Urſa - chen vieler harten Geburten / welche durch gute Wiſſenſchafft koͤn - nen verhuͤtet / oder ihnen abgeholffen werden / wo nicht gaͤntzlich / doch um ein merckliches / und kan (1.) der innere Mutter-Mund ſchuld haben / wenn er ſo hart und ſteiff iſt / daß er zu noͤthiger Geburt ſich nicht ergeben kan / (2.) So iſt auch harte Geburt / wenn der innere Mutter-Mund zu ſehr gegen dem After lieget / und von der Frucht in die Hoͤhe gezogen wird / welches bey vor ſich hangenden Leibern geſchiehet. (3.) Iſt harte Geburt / ob gleich das Kind recht mit dem Haupte zur Geburt koͤmmt / ſich aber auf einer / oder der andern Seite damit angeſetzet hat. (4.) Iſt die Geburt noch ſchwerer und gefaͤhrlicher / wenn ein Kind unrecht zur Geburt koͤmmt / welches auf unterſchiedene Arten geſchehen kan / wie dir ſolches alles beſſer wiſſend / als mir zu antworten moͤglich iſt. Dieſen Zufaͤllen aber / iſt in etwas mit guter Wiſſenſchafft abzuhelffen / auch wenn GOtt wil / wol moͤglich gar zu verhuͤten / alles nach deiner Anweiſung / die ich war befunden.

XXIX. Fr.

Juſt.

Warum ergiebet ſich denn der Mutter - Mund bey einer Frauen mehr / als bey der andern?

Chriſt.

So viel ich von dir erlernet und ſelbſt erfahren / iſt / daß eine Haut bey einer Frauen ſtaͤrcker oder zaͤrter iſt / als die andere / und die zarte eher als die ſtarcke nachgiebet. Da - rum die ſchwaͤcheſten Frauen ofters die leichteſte Geburten / hingegen die ſtaͤrckeſten die ſchwereſten haben. Worbey auchdas227vorher gegangenen Vnterrichts. das Alter viel thun kan / doch iſt es auch unterſchieden / wie du in deiner mir gegebenen Lehre ausfuͤhrlich gemeldet haſt.

XXX. Fr.

Juſt.

Wenn nun ſolche uͤbele Leiber vorkom - men / welche zum erſten mahl gebaͤhren ſollen / die Frau auch nicht mehr jung / das Kind groß und die Frau anſich ſelbſten feiſt iſt / kan denn auch ſolche Geburt gluͤcklich abge - hen / wenn das Kind nur zur rechten Geburt ſtehet / oder wie laufft es ab / wenn das Kind unrecht ſtehet?

Chriſt.

Solche Geburten ſind ſchwer / und faſt die aller - ſchwereſten unter allen Geburten / vor Mutter und Kinder / wenn gleich das Kind zu rechter Geburt ſtehet. Und muß man ſolche Geburten ſachte und nachdencklich tractiren / dennoch ſeyn die Kinder nicht allemahl moͤglich zu retten / weil ſie durch die harte langſame Geburt und wegen ihrer Groͤſſe gar leicht erſti - cken muͤſſen. Ja offters muͤſſen auch / wie du vorher beklageſt / die Muͤtter ihr Leben dabey laſſen / wegen Streitigkeit der We - he-Muͤtter und anweſenden Frauen / weil dergleichen Geburt nicht anders als mit einem Haaken / wenn das Kind todt iſt / kan gefordert werden. Dann werden zugleich die Frauen mit verſaͤumet / ehe ſie wollen den Haaken anſetzen laſſen. Iſt aber das Kind unrecht zur Geburt / ſo wird ſelten wider die Wen - dung geſtritten / ja der Augenſchein giebt es ſelber / daß es nicht anders ſeyn kan. Man kan auch das Kind beſſer mit den Fuͤſſen als mit dem Haupte anfaſſen / und wird die Frau bey dergleichen Zuſtande ehender gerettet.

XXXI. Fr.

Juſt.

Wie dann? wenn des Kindes Kopff zu groß iſt?

Chriſt.

Dieſe Geburt muß vorſichtig und gar ſachte tra - ctiret werden / und muͤſſen die natuͤrlichen Wehen wohl in acht genommen werden / daß man die Frau nicht zu ſtarck / auch nicht zu wenig antreibe. Die Wehen zu ſtaͤrcken / mußbey leibe nicht geſchehen / ſonſt druͤcket ſich der große Kopff ehender breit alsF f 2ſpitzig.228Erforſchung desſpitzig. Die Wehen ſeyn gemeiniglich ſchwach und kurtz bey der - gleichen Zuſtande im Anſehen: Sie ſind aber nur deswegen ſchwach und zu kurtz / weil ſie das Kind in Eyl nicht zwingen koͤnnen / bis ſich des Kindes Kopff in die Spitze gegeben hat / da finden ſich die Wehen von ſich ſelbſt / und folget gluͤckliche Geburt. Wenn aber die Frau zu fruͤh und zu ſtarck angetrieben wird / ſo kan der Tod vor Mutter und Kind drauf folgen.

XXXII. Fr.

Juſt.

Du antworteſtrecht und wol / wie iſt aber zu erkennen / wenn ein Kind recht zur Geburt ſtehet / und doch auf der einen Seite ſich mit dem Haupte ange - ſetzet hat? Und wie iſt ihm alsdann zu helffen?

Chriſt.

Ein Kind / wenn es zu rechter Geburt ſtehet / ſo iſt es an der Haͤrte des Hirnſchaͤdels / und an deſſen Ruͤnde / in - gleichen an dem offenem Haͤuptlein beym Blaͤttlein gar leicht zu erkennen / wenn ſchon das Waſſer noch nicht geſprungen iſt. So iſt auch das angeſetzte Haupt / es ſey an welcher Seite es wolle angeſetzet / gar wohl zu fuͤhlen und ihm abzuhelffen / ſo bald das Waſſer geſprungen / und die Wehen vorbey ſind. Ehe eine an - dere Wehe kommt / muͤſſen die hierzu gebraͤuchlichen zwey Fin - ger eingelaſſen werden / bis zu des Kindes Haupt / und das Haupt gelinde umfaſſen / bis die Wehen kommen / da es denn gar leicht / auf welcher Seite es ſich angeſetzet / abzulencken iſt / und muß auf derſelbigen Seite durch die Finger bey angehenden Wehen gelinde abgewieſen werden / welches geſchiehet / wenn man die zwey Finger zwiſchen das Haupt nach derſelben Seite vor - geleget / ſo gleitet es ab / doch muß man es auch nicht zu ſehr ſchieben / damit es ſich auf der andern Seite nicht wieder anſetze.

XXXIII.

Juſt.

Kan auch ſolch mit dem Haupte ange - ſetztes Kind ſchaden leiden / wenn ihm nicht abgeholffen wird?

Chriſt.

(1) Wenn ſich das Kind zu feſte aufgeſetzet / ſo kan es offt ohne Huͤlffe nicht loß / biß es todt / und bleiben auch wohlMut -229vorhergegangenen Vnterrichts. Mutter und Kind beyſammen / denn wenn es von ihm ſeblſt ab - gleiten muß / ſo gehoͤren Kraͤffte und Zeit dazu. (2) Folget auch / weñ es gleich aufs Beſte von ſich ſelber gehet / zwey-bis drey taͤgich - tes Kreiſten / und kommt das Kind / wenn es ſo lange waͤhret / gar ſelten mit dem Leben davon / wie bey den ſchlimmen Koͤpffen / wel - che die Neugebohrnen Kinder manchesmahl mitbringen / zu ſe - hen iſt. (3.) Bey der XXXten Frage iſt beantwortet worden / daß ſolche auf das Schooßbein angeſetzte Kinder ſich leicht aus - wenden koͤnnen / weil ſie in der Hoͤhe und holem Leibe ſtehen. Wenn nun dieſe Auswendung geſchiehet / wird Mutter und Kind in Lebens Gefahr geſetzet. (4.) Solche mit dem Haupte angeſetzte Kinder koͤnnen nicht allein ſich gar auswenden / ſondern ſie geben auch die Haͤndlein / wo nicht beyde / jedoch insgemein das eine uͤber dein Kopffe herfuͤr in die Geburt / welches geſchehen kan / ſo lange daß Waſſer ſtehet / da ſie Platz und Raum haben / ſich zu kruͤmmen und auszuwenden.

XXXIV. Fr.

Juſt.

Kan denn ſolch Anſetzen der Kin - der mit dem Haupte auf ſonſt keine andere Arth geſchehen?

Chriſt.

So viel mir aus deinem Unterricht und ſonſt be - kant worden / kan ich nicht anders davon urtheilen / als daß das Anſetzen der Kinder mit dem Haupte meiſtens aus nachfolgen - den Urſachen herkomme / und zwar (1) bey ſehr feiſten Lei - bern / bey denen es ſchwer zu verhuͤten iſt. (2.) So geſchiehets auch bey denen Leibern / welche zu ſehr vor ſich uͤber das Schooß - bein haͤngen; Und (3) geſchiehet auch ſolch Auf - oder Anſetzen / wenn eine Frau groß Gewaͤſſer bey ſich traͤgt.

XXXV. Fr.

Juſt.

Wie lange pfleget ein Kind als recht - gewendet zu ſtehen / ehe es gebohren wird?

Chriſt.

Es ſtehen die Kindenungleiche zeit gewendet / ei - nes laͤnger als das ander / darnach die Kinder groß oder klein ſeyn / und der Frauen Leib großen oder kleinen Platz hat / ingleichen / wenn die Kinder in großen oder kleinen Waſſern liegen. IſtF f 3nun230Erforſchung desnun alles geraum und die Kinder klein / ſo bleiben ſie ſelten bey den Wehen / auch wohl ohne Wehen / bey nochgehenden Leibern recht ſtehen; Iſt aber nur eines geaͤndert / entweder das Kind groß / oder das Gewaͤßer klein / ſo ſtehen ſie doch den letzten Mo - nat leichtlich gewendet / und iſt ihnen das Auswenden verboten / weil ſie wenig Platz uͤbrig haben. So ſind auch viel Leiber und Kin - der / wo alles gedrange iſt / daß ſie acht / auch zehen Wochen / beſtaͤndig gewendet ſtehen bleiben muͤſſen / ich habe auch nie kei - nen Mangel an dergleichen Muͤttern / noch an den Kindern geſe - hen. Bey ſolchen gedrangen Leibern und wenigem Waſſer kan ſich ein Kind nicht auswenden. Wenn ſich aber bey ſolchen Lei - bern die Kinder nicht zeitlich recht-wenden / ſo koͤnnen ſie ſich hernach uͤbel einwenden / wenn ſie ſchon zu groß worden ſeyn. Auß dieſen erzehlten Umſtaͤnden iſt zu ſehen / daß ſich ein Kind im Mut - ter-Leibe bey einer Frauen eher als bey der andern wenden koͤnne.

XXXVI. Fr.

Juſt.

Was iſt denn Urſach / wenn ein Kind recht zur Geburt ſtehet / und doch nicht kan gebohren wer - den / daß auch bißweilen die Mutter mit dem Kinde das Leben daruͤber laßen muß?

Chriſt.

Es ſind unterſchiedliche Urſachen / daß ein Kind nicht kan gebohren werden / ob es ſchon recht zur Geburt ſtehet / die wol zu mercken ſeyn / als:

  • (1) Wenn des Kindes Kopff zu groß iſt / davon bereits etwas auf die XXXIIte Frage geantwortet worden.
  • (2.) Wenn es zu breit uͤber die Schuldern iſt.
  • (3) Wenn ſich das Kind mit dem Haupte auf der Frauen Schooßbein anſetzet.
  • (4) Wenn es ſcheeff mit dem Kopffe zur Geburt lieget; Und
  • (5) Wenn es zu ſehr mit dem Kopffe gegen dem Maſt - Darm ſtehet. Dieſe Fuͤnff Geburten heiſſen in gemein rechte Geburten / ſie ſind es auch / wenn ſie nur recht tractiret werden /wie231vorgegangenen Vnterrichts. wie du oben in deinem Unterricht mir dieſe / und noch mehr / als recht-ſtehende Kinder gezeiget haſt.

XXXVII. Fr.

Juſt.

Wie ſind dieſe Geburten noͤthig zu bedienen oder zu handeln / weil ſie als rechte Geburten heiſ - ſen und doch Gefahr dabey iſt? Wie iſt die Gefahr zu ver - huͤten?

Chriſt.

Eine Wehe-Mutter muß bald bey angehender Geburt / wo nicht Ungluͤcke / oder zum wenigſten ſchwere Ge - burt folgen ſol / durch den Angriff dieſe Geburten zu unterſchei - den wiſſen / als dann koͤnnen ſie / (nechſt Gottes Segen) alſo ver - huͤtet werden. Eines Theils wenn des Kindes Kopff zu groß iſt? Solche Kinder ſtehen gemeiniglich tieff im Leibe / und koͤnnen wegen ihrer Groͤße nicht ſo nahe zum Ausgauge der Geburt kommen / als andere. Da muß ſolchem Kinde mit den gewoͤhn - lichen zwey Fingern von der Wehe-Mutter die Huͤlffe gegeben und wol umfaſſet werden / dabey wird ſie mercken / wie ſehr ſie eine Frau zur Geburts-Arbeit anmahnen darff / damit nicht Schaden geſchehe / weil bey zu ſtarckem Treiben Mutter und Kind in Lebens-Gefahr gerathen koͤnnen. Ich ſage nicht allein von unnoͤthigem Eingeben oder Treiben der Wehen durch Artz - neyen / ſondern auch von zu ſtarcker Huͤlffe / oder Anmahnung zu helffen / mehr als das Kind weichen kan. Dieſes muß nun die Wehe-Mutter im Angriffe habe; Denn wenn ſie ein ſolch groß-koͤpfficht Kind / das viel Oefnung bedarff / und der Leib von Natur auch ſchwer zu gebaͤhren iſt / mehr treibet / als ſich der Leib ergeben kan; ſo wird das Kind zu ſehr zuſammen geklem - met / weil es nicht weichen kan / und muß eher erſticken / als wenn es bey den natuͤrlichen Wehenbleibet. Die natuͤrlichen Wehen dringen nicht mehr / als ſich die Geburt ergiebet / dabey geſchie - het doch nicht leichtlich Schaden. Solche Wehen werden bey dergleichen Zuſtande von den meiſten Wehe-Muͤttern und um - ſtehenden Frauen zu ſchwache Wehen genennet / dadurch folgetdenn232Erforſchung desdenn ſolcher Irrthum und Gefahr vor Mutter und Kinder. Wenn es aber recht ſol tractiret werden / ſo iſt der Wehe-Mut - ter Huͤlffe die beſte / wenn ſie nur das Kind mit den eingelaſſe - nen zwey Fingern gleiche einlencket / und ſich darnach richtet / wie viel es ſich von einem zum andern Wehen ergiebet / oder ergeben kan / darnach kan ſie die Frau zu noͤthiger Arbeit vermahnen / ſo lange ſie fuͤhlet / daß es ſich recht ergiebet. So bald ſie aber mercket / daß ihr die Frau ſtarcker hilfft / als es weichet / ſo muß ſie von der Arbeit abmahnen; Denn wenn ſie nur ein weniges zu ſtarck hilfft / ſo wird der Kopff breit gezwungen / der ſonſten ſpitzig werden muß / ſol es gluͤcklich abgehen. Dieſe Huͤlffe hab ich / deiner Lehre gemaͤß / allzeit gut befunden / bey zu großkoͤpffich - ten Kindern: Denn der Kopff kan ſich ſo laͤnglicht geben / als es noͤthig iſt / wenn es nur nicht uͤbertrieben wird. Die Kinder kom̃en dabey bisweilen auch wohl in Gefahr ihres Lebens / wenn ſie zu groß ſeyn / und es zu lange waͤhret / ehe ſich der Kopff in die Spitze ergiebet / aber nicht leicht die Mutter. Anderntheils was anlanget ein Kind / das ſehr breite Schultern hat / ſolche Geburt muß ebenſo mit Bedacht tractiret werden / wie ietzige er - zehlete. Dieſer Unterſcheid iſt dabey zu mercken / daß der Kopff allezeit leichter zu umfaſſen iſt / weil die Schultern den Kopff frey machen / daß er nicht ſo gedrange zu ſtehen kommt. Und da - bey hab ich mich offt betrogen befunden / ndem ich gemeinet / weil es ſo geraume ſey / es fehle nur an Wehen / und habe friſch da - rauf getrieben / dann prallet der Kopff durch ſolchen Zwang e - her durch / als die Schultern zum Nachkommen Raum gnug ha - ben / und ſo kommt ein Kind in Lebens-Gefahr / welches nicht geſchiehet / wenn es nicht mehr getrieben wird / als es die Natur ſelber dringet. Denn wie ich es nun GOtt lob verſtehen lernen / wenn es die Natur dringet / ſo giebt es ſich gedrange zuſammen / und gehet zugleiche durch. Solches muß man wol in acht nehmen / und mit den Fingern das Kind gelinde regieren und einlencken. Wenn235vorgegangenen Unterrichts. Wenn nun des Kindes Kopff eingelencket iſt / ſo zwinget das Kind die Oeffnung des Leibes der Mutter von Wehen zu Wehen / und darff die Wehe-Mutter durch ihre Haͤnde o - der Finger keiner Außdaͤhnung der foͤrdern Schooß machen. Wie du den allgemeinen Irrthum mir oben gewieſen haſt / nehmlich / daß dieſe ſcharffe Ausdaͤhnung der Frauen Leib wund machet und bringet Schwulſt / ehe das Kind hervor und dahin kommt. Alsdenn iſt der Schmertz des Durchbruchs deſto groͤſ - ſer wegen der Schwulſt und des wundten Leibes / welches ich wahrgenommen / daß es mehr ſchaden als helffen kan. Die rechte Huͤlffe muß bey des Kindes Kopffe / und wo es am ge - draͤngſten ſtecket / geſchehen / und nicht fornen in der Schooß / wo noch kein Kind iſt.

XXXVIII. Fr.

Juſt.

Darbey haſt du gantz recht / die beſte Huͤlffe iſt beym Kinde. Aber wenn die Kinder gar zu groß von Leibe ſeyn / ſo koͤnnen ſie gar leicht in der Ge - burt umkommen / ehe man die Schulter loß bringen kan / die Wehe-Mutter ſey ſo geſchickt als ſie wolle. Was ſa - geſt du weiter?

Chriſt.

Die uͤbrigen dreyerley Arthen belangend / ſo iſt allemahl die rechte Huͤlffe in Zeiten / wenn man dem Kopffe des Kindes gleiche einhilfft / damit wird dergleichen ſcheefflauf - fen und Anſetzen der Kinder am beſten verhuͤtet / und iſt die be - ſte Huͤlffe / wie ſchon gemeldet. Wenn aber dieſe Huͤlffe nicht geſchiehet / ſo kan nichts anders folgen / als ſchwere Geburt / auch wol dem Kinde und der Mutter der Tod. Nur dieſer Un - terſcheid iſt gegen vorherbeſchriebenen zweyen Geburten zu wiſ - ſen und zu mercken / nehmlich Drittens:

Wenn ſich des Kindes Kopff auf das Schooßbein angeſetzet hat / ſo ſtehet das Kind zwar tieff / wie die groß-koͤpffichten Kin - der / aber / gegen dem Maſt-Darm iſt der Frauen Leib hol und leer vom Kinde / da er ſonſt bey den groß-koͤpffichten KindernG gglei -236Erforſchung desgleiche voll iſt. Wenn aber Vierdtens / das Kind mit dem Ko - pffe ſcheeff lieget / ſolches zeiget an des Kindes Ohr; Weil es mit den gebraͤuchlichen zwey Fingern gar leichte kan erreichet werden / (da es bey rechter Geburt ſo tieff-ſtehende nicht geſchehen kan) ſo findet ſich der offene Kopff des Kindes / nehmlich das Blaͤtt - lein in der Geburt nach der Seiten / und iſt uͤbel zu erreichen / da es doch / wenn das Kind recht ſtehet / bald erreichet werden kan und muß. Und Fuͤnfftens / Wenn das Kind gegen den Maſt-Darm mit dem Kopffe zu ſcharff anlaufft / oder gelauffen iſt / ſo beſtehet die Wiſſenſchafft darinn / daß es ebenfalls tieff / oder hoch ſtehet / wie die groß-koͤpffichten Kinder. Weil es ſich mit dem fordern Theil des Kopffes gegen dem Ruͤck-Knochen anſteuret / ſo dringet es mit dem Hindertheil des Kopffes nach der Geburt ſolange / bis ſich die Schultern des Kindes auf der Frau - en Schooßbein aufſetzen / hernach bleibet es ſtecken / bis es todt / und die Mutter auch wohl mit ihm das Leben laſſen muß. Es kan aber dieſes nicht beßer erkennet werden (weil den Kindern der Kopff hinten ſo wol wie fornen offen iſt) als wenn man be - findet / daß alle Wehen umſonſt und vergebens vorbey gehen / und das Kind am geringſten nicht weichet / welches ich mit Scha - den erfahren. Denn muß man die gewoͤhnlichen zwey Finger oben bey dem Schooßbein tieff einlaſſen / ſo laͤſſet ſich der Halß und die Schultern bald finden und fuͤhlen / welches bey recht - ſtehenden Kindern nicht kan erreichet werden / wornach ich mich allezeit richte / und ferner richten werde.

XXXIX. Fr.

Juſt.

Kan ſich denn ein Kind aus - und ein - wenden / wie es wil?

Chriſt.

Es kan ſich ein Kind in einem Leibe eher als in dem andern aus - und einwenden / und in denen Leibern / da ſich Kinder ſo aͤndern und verwenden koͤnnen / muͤßen ſolche Frauen allerhand Arth Geburten gewaͤrtig ſeyn. Weil es ſich bey al - len Wehen aͤndert / ſo folget die Geburt / wenn das Waſſer ſprin -get /237vorgegangenen Unterrichts. get / wie das Kind lieget / es liege nun wie es wolle. Derowe - gen ſich eine Wehe Mutter darnach richten muß / bey noch ſte - hendem Waßer / ſollen die Kinder gerettet werden.

XL. Fr.

Juſt.

Was folgen vor Geburten / wenn ſich die Kinder unrecht auswenden?

Chriſt.

Wenn es Leiber betrifft / die von Natur harte gebaͤhren / ſo folget bey unrechtem Auswenden / gar leichte dem Kinde der Tod. Trifft es aber Leiber die leichte gebaͤhren / ſo hat es nicht allzugroße Noth / und wird das Kind mit den Fuͤß - lein zuvor gebohren / wiewol manchesmahl auch das Kind in Ge - fahr kommt. Iſt alſo am beſten / wenn es kan verhuͤtet wer - den / ſo viel moͤglich.

XLI. Fr.

Juſt.

Kommt denn kein Kind unrecht zur Ge - burt / als die / ſo ſich auswenden?

Chriſt.

Es ſeyn zwar unrechte Geburten / welche nicht moͤglich zu verhuͤten ſeyn / als: Wenn ſich die Kinder gar kein - mahl recht wenden. Hiebey aber hat die Wehe-Mutter keine Verantwortung ſolcher unrechten Geburt / in dem es unmoͤglich zu verhuͤten iſt / und gehen muß / wie GOtt wil / wenn die We - he-Mutter nur an ihrem Fleiße nichts fehlen laͤßet. Es iſt wol vor die Kinder gefaͤhrllch / aber nicht vor die Muͤtter / wenn nur eine verſtaͤndige Wehe-Mutter dabey iſt.

XLII. Fr.

Juſt.

Wie iſt es denn / wenn ein Kind mit dem Haͤndlein zuvor gebohren wird / muß Mutter und Kind dabey untergehen?

Chriſt.

Die Haͤndlein-Geburten ſeyn unterſchiedlicher Arthen / und koͤnnen die Muͤtter bey allen Zuſtaͤnden gerettet werden / wenn nur / nechſt GOtt / eine erfahrne Wehe-Mutter zugegen iſt. Aber die Kinder zu retten / iſt es / natuͤrlicher Wei - ſe davon zu reden / auf eine Arth beßer als auf die andere.

XLIII. Fr.

Juſt.

Auf wie vielerley Arth oder Weiſe koͤn -G g 2nen238Erforſchung desnen die Kinder mit den Haͤndlein kommen / und in was be - ſtehet der Unterſcheid?

Chriſt.

Du haſt mir zwar oben in deinem Unterricht 7. ſolche Haͤndlein-Geburten gezeiget / unter welchen mir zur Zeit nur 5. bekant worden / als nehmlich:

1. Da das Kind mit dem Haupte und einem Haͤndlein hat kommen wollen. (2.) Wenn ein Kind beyde Haͤndlein uͤber das Haupt bringet oder bringen wil. (3.) Wenn das Kind ruͤcklings lieget / und das Haͤndlein hinter ſich weg ſtrecket. (4.) Wenn das Kind mit dem Steuß kommt / findet ſich zu weilen nach der Seiten auch ein Haͤndlein zu vor. Und (5.) bey man - chen Frauen kommt auch das Kind mit einem Haͤndlein und den Fuͤßlein zugleich unter ſich / auch wol beyde Haͤndlein in - und vor die Geburt. Die erſte Vorſtellung / wenn das Kind mit dem Haupte und einem Haͤndlein kommt / iſt gefaͤhrlich / wenn es nicht in Zeiten mit dem Kneipen / oder Zuruͤck-bringen der Hand / verhuͤtet wird / wie du oben gelehret haſt. Die an - dere Vorſtellung iſt uͤber alle maße ſchlimm / wenn dem Kinde beyde Haͤndlein vor dem Haupte kommen / und mit dem Kneipen nicht geholffen wird / ſonſt muͤßte das Kind den Halß brechen / und bleibet nichts uͤbrig / als die ſchwere Wendung / die du zur Gnuͤge beſchrieben. Die dritte Vorſtellung; wenn das Kind ruͤck-werts lieget / und das Haͤndlein hinter ſich ſtrecket / ſo kan man ſich unter ſolchem Aermlein mit deꝛ Hand hindurch ſchmiegen; Aber man muß das Haͤndlein mit der aͤuſerlichen Hand in et - was anhalten / doch nicht zu ſehr / nur wie es noͤthig iſt / durch - zukommen / welches der Angriff weiſet. Dieſe Geburt iſt ſchwer / aber doch moͤglich zu handeln / und je zeitlicher / je beſſer. So iſts auch moͤglich bey nochſtehendem Waſſer / wenn es wol in acht genommen wird / gar zu verhuͤten / daß das Kind nicht ſo kom - men kan. Die Vierdte Vorſtellung; wenn das Kind mit dem Steuß - und Haͤndlein kommt. Dieſes bringet nicht allemahlGe -239vorgegangenen Unterrichts. Gefahr / wenn gleich die Wehe-Mutter keine Hand weiß anzu - legen. Es iſt mir / ehe ich etwas von Huͤlffe verſtanden / gluͤck - lich abgegangen; Doch iſt nicht zu trauen / daß es allemahl gluͤck - lich gehe oder gehen moͤchte / und bringet es Gefahr / ſo iſt ſie dem Kinde am groͤßten. Derowegen iſt noͤthig / dem Kinde ſchleunig durch die Geburt zu helffen / weil es durch die Wehe - Mutter beßer geſchehen kan / als bey vorhergehender Geburt / in dem der Steuß nicht ſo rund / auch nicht ſo gefaͤhrlich / wie das Haupt anzugreiffen iſt. So gehet auch das Haͤndlein von ſich ſelbſt zu ruͤcke / wenn man dem Steuße gleich einhilfft; denn wenn das Kind gleich wird / ſo hat es oben die Gewalt / das Haͤnd - lein an ſich zu ziehen. Die Fuͤnffte Vorſtellung: Wenn Haͤnd - und Fuͤßlein unter ſich zum Gebaͤhren ſtehen / und das eine Haͤndlein vorſcheubet / ſo iſt mir das Zuruͤckſtecken des Haͤnd - leins / wiewohl ohne allen Verſtand angegangen / wenn ich es / gleich nur in den foͤrdern Halß gebracht habe / ſo kommen die Fuͤßlein in ſolchem Zwange zuvor / ſonderlich / wenn das Haͤndlein zuruͤck gehalten wird / und hilfft manchesmahl ſolches Zuruͤckſchieben / daß keine Gefahr weder der Mutter noch dem Kinde wird / aber doch unrechte Geburt / und wenn Gefahr fol - get / ſo iſt ſie vor das Kind am groͤßeſten.

Juſt.

Ich bin erfreuet / daß du meinen Unterricht und Meinung ziemlich gefaſſet haſt. Rede nur weiter.

Chriſt.

Was aber ein Fuͤßlein und Haͤndlein zugleich zu kommen belanget / ſo iſt es eines / wenn nur die Fuͤßlein zuſam - men behalten werden. Ob ſchon nur eines allein zugegen iſt / ſo muß man das andere bald dazu ſuchen / denn ſie gar ſelten weit von ſammen liegen / und hindert das Haͤndlein nichts; denn wenn die Fuͤßlein zur Geburt befoͤrdert werden / ſo giebt ſich das Haͤndlein ſelbſt zuruͤck / und verhindert die Geburt nichts / wie bey dem Steuß und Haͤndlein / wenn nur das Kind recht / (ichG g 3heiſ -240Erforſchung desheiße es verkehret recht) ſo gut es ſeyn kan / zur Geburt ange - wieſen wird / wenn es gleich unrecht gebohren werden muß. Wird es aber nicht wohl eingewieſen / ſo kan aus ſolcher Geburt Ge - fahr gnug vor Mutter und Kind folgen.

XLIV. Fr.

Juſt.

Seyn denn die erzehleten Haͤndlein - Geburten leichter oder ſchwerer zu handeln / als wenn ein Kind mit den Fuͤßchen bald alleine kaͤme / oder mit dem Steußchen allein / ohne das Haͤndlein / und welche unter dieſen beyden iſt die ſchwereſte und gefaͤhrlichſte Geburt?

Chriſt.

Solche Haͤndlein-Geburten ſind unterſchieden / auf eine Arth ſchlimmer / und auf die andere beſſer / wenn ſie nur wol bey guter Vernunfft und Wiſſenſchafft in Zeiten unter - ſuchet werden / denn gar mit einander ſind die Geburten / ſo mit den Fuͤßchen kommen / oder mit den Fuͤßchen gewendet werden muͤſſen / gefaͤhrlich / in dem die unrechte Geburten an ſich ſelber ſchwer und gefaͤhrlich vor die Kinder ſind. Was aber die Ge - burt mit dem Steuße anlanget / wiewol keine leichte zu achten / ſo iſt doch wahr / wie du mich angewieſen / daß die mit den Fuͤß - lein gefaͤhrlicher vor des Kindes Leben / als die mit dem Steuß - chen; Aber vor die Mutter iſt die Geburt mit dem Steußchen ſchwerer / als die mit den Fuͤßlein / weil das Kind doppelt kommt. Aber keine Gefahr hat die Frau davon zu fuͤrchten / auch nicht leicht das Kind.

XLV. Fr.

Juſt.

Aus was Urſachen erhaͤlt ſich denn ein Kind eher als das andere bey Leben / und was hat ein Kind vor Vortheil / wenn es mit dem Steußchen gebohren wird / als eines / das mit den Fuͤßchen kommt?

Chriſt.

Ein Leib iſt bey einer Frauen geſchickter zum Ge - baͤhren / als bey der andern / wegen des harten Schluſſes des in - nern Mutter-Mundes; Die Geburt aber mit den Fuͤßlein kan ſolche harte Schlieſſung nicht ſo zwingen / wie der Steuß / dieſer dringet das Kind mit groͤßerer Gewalt unteꝛ ſich / uñ ergiebet ſich derinne -241des vorgegangenen Unterrichts. innere Mutter-Mund von den gewaltigen Wehen und dem zwie - fachen Kinde eher / als wenn das Kind mit den Fuͤßlein zuvor kommt. Und dis iſt eben die Urſache / daß ich die Geburt mit dem Steuß vor ſicherer halte / als die mit den Fuͤßlein / in dem das zwiefache Kind den Mutter-Mund zu gnungſamer Oeffnung zwinget / daß das Kind gleich durchgehen kan. Wenn es nur wol in acht genommen wird / ſo ſchadets dem Kinde nichts / wie auch der Mutter.

XLVI. Fr.

Juſt.

Seyn denn uͤber dieſe erzehlete uͤbele Ge - burten / nicht auch uͤbele Geburten / da ſich von dem Kinde nichts vor den Leib zeiget?

Chriſt.

Es ſind zweyerley Arthen der Geburt / da ſich nichts vor die Geburt zeiget. Die eine: wenn das Kind qvaͤr mit dem Ruͤcken uͤber die Geburt lieget / ſo zeiget ſich nichts vor / wie auch in die Geburt. Die andere iſt: wenn das Kind qvaͤr uͤber mit der Seiten lieget / da iſt nichts vor der Geburt zuſe - hen / und die Geburt iſt wegen der weichen Seite gantz voll. Es kan aber keines ohne die Wendung gebohren werden.

XLVII. Fr.

Juſt.

Wie erkennet man dieſe Geburten gegen einander?

Chriſt.

Die erſte Geburt iſt zu erkennen / weil ſie mit den Fingern nicht zu erreichen iſt / denn der Ruͤckgrad des Kindes kan ſich nicht geben / bis er gebrochen; Als muß die gantze Hand / ſo bald es moͤglich / wegen der innern Oeffnung gebrauchet wer - den / da denn der Ruͤckgrad an denen Knoͤrpeln zu fuͤhlen iſt. Hingegen kan man die andere Geburt mit den Fingern errei - chen / weil die Seite des Kindes ſich ergiebet / und iſt das Kind dahero / wenn nur nicht Wehen ſind / gar weich und ſchluͤpffe - rig zu fuͤhlen.

XLVIII. Fr.

Juſt.

Wie iſt denn dieſen zweyen Geburten zu helffen?

Chriſt.

Die erſte Geburt iſt ſchlimmer als die andere zuerken -242Erforſchung deserkennen / weil man ſie nicht wol erreichen kan. Hier iſt dei - nem Unterricht gemaͤß / nicht anders zu helffen / als die Fuͤſſe zu ſuchen und das Kind zu wenden / je eher nun dieſes geſchiehet / je leichter gehet es an. Die andere Wendung aber iſt ſchwerer als die ietzt-gemeldete / mit dem Ruͤcken; Denn weil das Kind mit der Seiten ſehr eingedrungen wird / muß es gantz wieder zuruͤck gebracht werden / hernach iſt die Wendung wie die an - dern / weil man die Fuͤſſe ſuchen und nehmen muß.

XLIX. Fr.

Juſt.

Seyn denn ſolche uͤbele Stellungen der Kinder bey nochſtehendem Waſſer ſo uͤbelſtehende?

Chriſt.

Es ſind etliche Stellungen der Kinder bey noch - ſtehendem Waſſer ſo uͤbel ſtehend / als dieſe mit dem Fuͤßlein ſte - hende / ingleichen die mit der Nabelſchnure uͤber das Haupt her - fuͤr kommende / wie auch / da die Haͤnde und Kopff beyſammen ſeyn. Item: da Haͤnde und Fuͤſſe beyſammen ſeyn. Inglei - chen: da das Kind mit den Knien zur Geburt ſtehet. item: da das Kind zu erſt mit der Schulter oder dem Ruͤcken qvaͤr - ber / oder mit dem Hindern zur Geburt kommt / wie auch die Zwillinge ſeyn Geburten / die in nochſtehendem Waſſer derglei - chen Stellungen pflegen von ſich ſelber zu haben. Die aber als: da das Kind mit ein - oder beyden Haͤndlein alleine kommt / oder / da das Kind mit dem Bauche / oder der Bruſt / oder mit der Achſel / oder auf der Seiten kommt / ſind alles gezwungene Stellungen / wenn das Waßer ſpringet / und die Kinder trocken werden / da zwinget die Gewalt der Wehen die Kinder ſo un - tuͤchtig / welche aber allerſeits durch gute Wiſſenſchafft erfahr - ner Wehe-Muͤtter koͤnnen verhuͤtet werden / wenn das Waſſer noch ſtehet / oder ſo bald es ſpringet / und nur Mutter-Oeff - nung iſt.

L. Fr.

Juſt.

Seyn ſolche uͤbelſtehende Kinder auch moͤg - lich zu wenden / koͤnnen ſie lebendig bleiben / und die Muͤt -ter243vorgegangenen Unterrichts. ter gerettet werden? Iſt die Wendung am beſten / bey noch ſtehendem Waſſer / oder wenn es gebrochen iſt?

Chriſt.

Dergleichen Geburten ſind alle moͤglich zu wen - den / und aufs wenigſte die Mutter zu retten / und geſchiehet dieſes am beſten bey noch ſtehendem Waſſer / ſo bald der Leib Oeff - nung hat. Weil die Kinder bey noch ſtehendem Waſſer eher koͤnnen zu rechter natuͤrlichen Geburt gebracht werden / als wenn das Waſſer gebrochen iſt / da iſt ſchon nicht mehr moͤglich / des Kindes Haupt zu rechter Geburt zu bringen / ſondern es muͤſſen nur die Fuͤße genommen werden / wodurch das Kind leichter zu regieren iſt / als mit dem Kopffe / denn der Frauen Leib hat nicht mehr ſolchen Raum bey dem verlauffenen Waſſer / als wenn es noch ſtehet. Iſt aber das Waſſer-Netze zu zart / daß man be - fuͤrchten muß / es moͤchte beym Angriffe brechen. So iſt es beſ - ſer / man erwarte / bis das Waſſer von ſich ſelber ſpringet. Denn ſo lange das Waſſer noch ungebrochen iſt / kan ſich das Kind noch ſelber wenden / wie es GOtt haben wil / offte ſchlimmer / auch offte beſſer. Es geſchehe nun wie es wolle / ſo hat die Wehe-Mutter ihr kein Gewiſſen dabey zu machen / als wenn ihr das zarte Netze unter dem Angriffe breche. Ich habe aber be - funden / wie du mich gelehret haſt / daß es ſelten geſchehe / daß das Netze vom Angriffe breche / wenn nur vorſichtig damit um - gegangen / und nur nicht gekneipt / oder durch ſcharffe Naͤgel an Fingern geritzet wird. Iſt aber bey nochſtehendem Waſſer dem Kinde nicht zu helffen / ſo muß die Wehe-Mutter den Augen - blick / wenn das Waſſer ſpringet / ihre Hand einlaſſen / und die Wendung / ſo gut es ſeyn kan / entweder die Fuͤſſe oder das Haupt des Kindes / welches ſich am leichteſten thun laͤſſet / vornehmen / ehe das Waſſer gar verlaufft. Denn je mehr man das Waſſer werflieſſen laͤßt / je ſchwerer iſt die Wendung vor Mutter und Kind. Die eingelaſſene Hand kan das Waſſer ſehr aufhalten / bis das Kind gefaſſet iſt / wenn nur die Wehe-Mutter es weißH hin244Erforſchung desin acht zu nehmen. Wenn nun das Kind gefaſſet iſt / ſo hilfft es das Waſſer / welches durch die Hand aufgehalten worden / und ich es loß laſſe / gantz ſachte wenden / welches eine große Huͤlffe iſt / daß der Mutter auch wol dem Kinde kein Schaden geſchie - het / ſonderlich / wenn die Frau zu leichter Geburt geneigt iſt / wie du dergleichen oben gemeldet; Iſt ſie aber zu harter Geburt geneiget / und muß das Kind mit den Fuͤſſen genommen wer - den / ſo iſt dem Kinde unmoͤglich zu helffen / aber wol der Mut - ter / und wird zum wenigſten etliche Tage harte Geburt ver - huͤtet.

LI. Fr.

Juſt.

Wenn aber das Waſſer bricht / ehe die We - he-Mutter dabey iſt / was dann zu thun?

Chriſt.

Wenn das Waſſer bricht / ehe die Wehe-Mutter da iſt / und das Kind recht ſtehet / die Wehen und die rechte Oeff - nung verhanden / ſo wartet das Kind nicht nach der Wehe - Mutter / ſondern es wird ohne ſie gluͤcklich gebohren. Ste - het das Kind aber unrecht / und iſt Oeffnung / ob ſchon keine Wehen ſeyn / ſo iſt es noͤthig bald zu wenden / denn je laͤnger es ſo unrecht lieget / je mehr ſencket es ſich mit dem nachſchleichen - den Waſſer zum Ausgange / und iſt hernach die Wendung de - ſto ſchwerer und gefaͤhrlicher vor Mutter und Kind. Solten ſich auf die Wendung die Wehen nicht bald finden / ſo iſt mit meinem Wißen nichts zu machen / und muͤſſen die Wehen er - wartet werden. Iſt alſo wahꝛ / wie du ſelber weiſt / und mich oben ge - lehret haſt. Es geſchiehet aber gar ſelten / daß die Wehen nicht ſolten bald auf die Wendung folgen; Weñ ſie aber ja nicht folgeten / ſo ſind ſie auch nicht leicht zu zwingen. So viel hilfft die Wendung / daß man die Frau nechſt GOttes Huͤlffe retten kan: Sind aber We - hen dabey / ſo iſt noch noͤthiger mit der Wendung zu eylen / da - mit es nicht ſo hart unrecht eindringen kan.

LII. Fr.

Juſt.

Es brechen offters die Waſſer etliche Tage vor der Geburt / wie iſt da zu thun?

Chriſt. 245vorher gegangenen Vnterrichts.
Chriſt.

Wenn keine Wehen ſeyn / und die Kinder nur recht ſtehen / da iſt nichts zu thun / als die Wehen und die rech - te Geburts-Stunde zu erwarten / ſo gehet es gluͤcklich vor Mut - ter und Kind.

LIII. Fr.

Juſt.

Es ſeyn auch offters Wehen gnug / und die Geburt verzeucht ſich doch etliche Tage / daß todte Kin - der gebohren werden / iſt denn dabey was verſehen?

Chriſt.

Hierbey kan viel verſehen werden / indem die Sa - che verborgen iſt / und nicht in die Augen faͤllet. Es iſt wohl wahr / daß die Stunde der Geburt muß erwartet werden / wenn kein Mangel iſt; Aber wo ein Mangel iſt / da kan auch die Stun - de der rechten Geburt wohl verſaͤumet werden / als: wenn die Kinder unrecht ſtehen / wie du oben ebenfalls gemeldet haſt / da - bey wird viel verſehen. Ja es geſchiehet / daß die Kinder recht ſtehen / aber doch ſcheeff auf eine oder die andere Seite / oder aufs Schooßbein der Frauen angeſetzet / und kommen nicht ehender loß / bis ſie todt ſeyn. Dieſe Kinder ſtehen bey angehender Ge - burt ins gemein hoch / dabey ſich eine Wehe-Mutter irren kan / weil ſie das Kind nicht erreichet / bis es todt / und abgleitet / und naͤher in die Geburt dringet.

LIV. Fr.

Juſt.

Kan denn allemahl bey angehen der Geburt das Kind / es ſtehe wie es wolle / erreichet werden / es ſey das Waſſer geſprungen oder nicht?

Chriſt.

Das Kind kan und muß allemahl bey angehen - der Geburt erreichet werden / damit / wenn was untuͤchtiges zur Geburt verhanden waͤre / kein Ungluͤck geſchehe.

LV. Fr.

Juſt.

Welche Geburten kan die Natur von ſich ſelber zwingen?

Chriſt.

Wenn das Kind recht mit dem Kopffe in die Ge - burt eingehet / ſo zwinget es die Geburt gar leichte.

LVI. Fr.

Juſt.

Welche Geburten aber kan die Natur / wenn die Kinder unrecht ſtehen / ſonderlich wo ſtarckeH h 2Kraͤff -246Erforſchung desKraͤffte bey einer Frauen ſeyn / von ſich ſelbſt durch große Wehen zwingen / daß auch gleichwol die Mutter ſammt den Kindern manchesmahl das Leben davon bringen?

Chriſt.

Dieſe Geburten ſind unterſchieden / als: welche mit den Fuͤßlein zur Geburt ſtehen / das Kind mag das Geſich - te gegen dem Ruͤcken oder gegen dem Leibe der Mutter kehren / ſo gehets doch / wiewol ſchwerer / wenn das Geſichte gegen dem Leibe kommt / weil es gar leichte mit dem Kinne an der Mutter Schooßbein hemmen kan / dabey erſtickt das Kind ehender / als bey der andern Geburt / wenn das Geſichte gegen dem Ruͤcken lieget. So habe ich es auch noch haͤrter gehen ſehen / als: wenn das Kind mit dem Geſichtlein zuvor kommt / wiewol es ſchon un - ter die unmoͤglichen Geburten gerechnet wird / dennoch zwingen es die gewaltigen Wehen / wo gute Kraͤffte bey der Frauen ver - handen ſeyn / daß es gluͤcklich abgehet. Item: Wenn Haͤnde und Fuͤſſe zugleich zum Ausgange wollen / ſo zwingen die We - hen am meiſten die Fuͤßlein / weil ſie mehr gleiten koͤnnen; Denn das Kind bemuͤhet ſich / wenn der Wehen kommt / mit den Fuͤß - lein anzutreten / weil es mehr Schwung als mit den Haͤndlein zu gleiten hat / dabey endlich die Geburt folgen kan. Dann auch: wenn es mit den Knien kommt / ſo zwinget es die Natur gleich wie mit dem Fuͤßen. Item: Wenn es mit dem Hintern kommt. So kommt auch manchesmahl ein Haͤndlein mit dem Hindern / und hat auch nicht Gefahr. Item: Es kommt auch wol ein Haͤndlein vor die Geburt / wie oben gemeldet / da die Fuͤßlein nur ein wenig zuruͤck bleiben / dennoch iſt dabey auch nicht Gefahr.

LVII. Fr.

Juſt.

Iſt es noͤthig / wenn die Wehen bey der Geburt ſchwach ſeyn / ſolche zu ſtaͤrcken?

Chriſt.

Manchesmahl iſt es noͤthig / wenn die Wehen zu ſchwach ſeyn / und es nur zu rechter Zeit geſchiehet ſolche zu ſtaͤrcken; Aber vielmahl iſt es auch hoͤchſt ſchaͤdlich.

XLVIII. 247vorgegangenen Unterrichts.

LVIII. Fr.

Juſt.

Wenn ſeyn die Wehen noͤthig zu ſtaͤr - cken oder zu treiben / und wenn iſts ſchaͤdlich?

Chriſt.

Die Wehen ſind noͤthig und verantwortlich zu treiben / wenn die Kinder auf zuvor-erzehlte Arthen zur Geburt liegen / da ſie die Natur zwingen kan; Liegen ſie aber / wie auch ſchon gemeldet / untuͤchtig / ſo iſts hoͤchſt ſchaͤdlich die Wehen zu treiben / denn es bringet Muͤtter und Kinder ums Leben.

LIX. Fr.

Juſt.

Wenn aber ein Kindſo gar uͤbel zur Ge - burt laͤge / da es unmoͤglich zu gebaͤhren waͤre / ſolle man nicht zu den Wehen eingeben / und Warum?

Chriſt.

Darum muß man zu den Wehen nicht eingeben / weil die uͤbel-liegende Kinder auf eine ſolche Arth nicht koͤnnen gebohren werden / denn die Wehen treiben es zu ſtrenge in ein - ander / daß die Wendung hernach deſto ſchwerer wird. So werden auch durch ſolch unnoͤthiges Antreiben der Kreißnerin alle Kraͤffte benommen / da ſie ſich ſonſt noch laͤnger halten kan / wenn nicht getrieben wird / und kan auch die Wendung deſto beſ - ſer ausſtehen / wenn zum Wenden jemand moͤglich zu bekom - men iſt.

LX. Fr.

Juſt.

Wo iſt die Wendung am beſten vorzuneh - men / im Stehen / im Sitzen / oder Liegen?

Chriſt.

Im Liegen iſt am beſten die Wendung vorzuneh - men / weil ſich dabey das Kind kan zuruͤck bringen laſſen. Der Leib iſt auch geraumer im Liegen / als im Stehen oder Sitzen / dahero folget auch die Wendung leichter vor Mutter und Kind.

LXI. Fr.

Juſt.

Was iſt einer Frauen im Kreiſten am beſten / das Gehen oder Stehen?

Chriſt.

Das Gehen und Stehen bey angehender Geburt iſt nicht zu verwerffen / ſo lange die Oeffnung des innern Mut - ter-Mundes ſich nicht ergiebet oder ergeben kan; So bald ſich aber die Oeffnung giebt / ſo iſt das Gehen ſchaͤdlich / weil durch das Gehen die Frucht nicht eindringen kan / ſonderlich / wennH h 3das248Erforſchung desdas Kind in rechter Groͤſſe iſt. Wenn es auch endlich eindrin - get und eindringen muß / aus Zwang der Wehen / ſo leidet das Kind bey dem Gehen Gewalt. Beym Stehen koͤnte es wohl eindringen / aber es kommt die Frau zu ſchwer an / wenn es ſich was weniges verzeucht. Es geſchiehet wohl / wenn es geſchwin - de Geburten ſeyn / aber gar ſelten.

LXII. Fr.

Juſt.

Es wird auch geſagt: daß die Nachge - burt bisweilen den Kindern vorfalle. Iſt es denn wahr? Wie geſchichts / und wie iſt es zu wiſſen oder zu mercken / wenn ſie vorlieget?

Chriſt.

Es begiebet ſich zu weilen / daß die Nachgeburt dem Kinde vorfaͤllt / und die Geburt verhindert. Wie es zugehet / weiß ich nicht / aber / daß es geſchiehet / weiß ich wohl. Es iſt durch den Angriff einer rechten Wehe-Mutter bald kennbahr / wenn ſie nur die fordern zwey Finger in den innern Mutter-Mund ein - laͤßt. So iſt bey dergleichen Zuſtande das Netze nicht zu fuͤhlen / welches ſonſt allemahl kan und muß gefuͤhlet werden / ſondern als ein ſtuͤck Fleiſch / im Angriff / gleich einer Leber / wie es denn auch auf deutſch der Leber-Kuchen genennt wird. So kan man auch durch das dicke Fleiſch das Kind nicht fuͤhlen / wie es zur Geburt ſtehet / als wie man es ſonſten bey der Geburt allezeit fuͤhlen kan / dahero es gar leichte einer Wehe-Mutter zu wiſſen iſt. Es kommt auch allemahl dabey vor - und unter der Geburt große Blutſtuͤrtzung / daß Mutter und Kind in Lebens-Gefahr gerathen / wenn ihnen nicht recht geholffen wird. Und wenn gleich die Kinder recht-ſtehend zur Geburt ſeyn; Dennoch gehen die meiſten Kinder drauf / wenn ihnen nicht bald und in der Zeit geholffen wird. Ich geſchweige / wenn die Kinder unrecht ſte - hen / ſo iſt die Gefahr deſto groͤßer.

LXIII. Fr.

Juſt.

Wie iſt denn ſolcher vorgefallenen Nach - geburt abzuhelffen / daß nicht Mutter und Kind drauff gehen muß?

Chriſt. 249vorhergegangenen Vnterrichts.
Chriſt.

Dieſem Vorfall der Nachgeburt vor das Kind / wenn es ſol gebohren werden / weiß ich nicht anders abzuhelf - fen / als nach deiner Lehre durch eine Knuͤth - oder Strick - oder Haarnadel / oder dergleichen Inſtrument / mit welchem ich / in ſol - chem Fall / das d[i]cke Fleiſch / als den ſogenannten Leber-Ku - chen durchgeſtochen habe. Dieſes aber muß vorſichtig geſchehen / auf daß es das Kind nicht erreiche. Ich habe die Strick - oder Haarnadel / wenn kein recht dazu gemachtes Inſtrument ver - handen geweſen / auf den zwey Fingern / welche ich in die Ge - burt der Frauen eingelaſſen / und den Leberkuchen angefaſſet / gelinde und vorſichtig / wegen der Spitze / hineingefuͤhret / und den Leberkuchen gantz ſachte durchgeſtochen / und mit dem einen Finger bald nachgefolget / wenn es durchgeſtochen geweſen / ſo fol - get das gewoͤhnliche Waſſer / und die Blutſtuͤrtzung ſtillet ſich bald; Das Waſſer aber hilfft das kleine Loch groͤßer machen / daß ich beyde Finger durchbringen koͤnnen. Durch dieſe beyde Finger kan man das Loch im Leberkuchen ſo groß machen / als es noͤ - thig / daß man zum Kinde kan. Iſt nun das Kind recht zur Geburt / und lebet noch / ſo iſt gluͤckliche Geburt vor Mutter und Kind. Iſt es aber ſchon todt / wegen der vorhergegangenen Blutſtuͤrtzung / ſo iſt doch der Mutter geholffen. Stehet aber das Kind unrecht / ſo muß ihm mit der Wendung geholffen wer - den / nach deiner beſchriebenen Arth / wie es lieget / daß nur die Mutter gerettet wird / wo ſie nicht durch die vorhergehende Blut - ſtuͤrtzung der zu langſahmen Huͤlffe verſaͤumet / daß keine Krafft zu erholen mehr uͤbrig bey ihr iſt.

LXIV. Fr.

Juſt.

Was iſt denn Schuld anſolcher großen Blutſtuͤrtzung vor der Geburt / ehe offters noch einige We - hen der Geburt verhanden ſeyn / wie denn auch geſchiehet daß bey angehender Geburt gewaltſahme Blutſtuͤrtzung kommet / daß Mutter und Kind dadurch in Lebens-Gefahr gerathen / in dem die Wehen dadurch ſchwach / und alleKrafft250Erforſchung desKrafft der Mutter und dem Kinde benommen wird? Wie iſt denn da zu helffen / wenn auch keine Medicamenta mehr anſchlagen wollen / ſo als mir etliche mahl der gleichen Faͤl - le unter Haͤnden kommen?

Chriſt.

Aus was Schuld oder Urſachen dergleichen Blut - ſtuͤrtzungen kommen oder kommen koͤnnen / weiß ich nicht. So viel ich aber davon weiß / iſt allemahl ſolche große Blutſtuͤrtzung bey vor-erzehlter Geburt / wenn ſich die Nachgeburt dem Kin - de vorgiebt. So bald nun[ſolches] geſchiehet / findet ſich das Ge - bluͤte / und folget Blutſtuͤrtzung / es ſey vor der Geburt / oder bey angehender Geburt / welches auch mit keinen Artzney-Mit - teln ſich leichtlich dampffen laͤßt / außer mit vorhererzehlter Huͤlf - fe. Ich habe es unterſchiedene mahl zu der hoͤchſten Gefahr kom - men ſehen / ehe ſie dieſes Mittel mit dem Durchſtechen der Nach - geburt haben annehmen wollen / da es doch die meiſten mahle gluͤcklich abgegangen / daß aufs wenigſte die Mutter gerettet worden / auch offters das Kind / wenn es in zeiten geſchehen iſt. So habe ich auch beyde ſehen umkommen in dergleichen Zuſtan - de / welche ſich ſolcher Huͤlffe nicht untergeben haben / und ich zur ſelben Zeit noch keine Wiſſenſchafft davon gehabt.

LXV. Fr.

Juſt.

Bey welcher Geburt oder Stellung kan dem Kinde die Nabelſchnur vorſchieben oder zu erſt kommen?

Chriſt.

Die Nabelſchnure kan bey allen Geburten und Lagern der Kinder mit vorſchieben / und zu erſt in die Geburt kommen / ſonderlich / wenn ſie lang iſt / und das Kind in groſ - ſem Waſſer geraume lieget / ſo gleitet ſie gar leicht mit durch.

LXVI. Fr.

Iuſt.

Was fuͤr Gefahr iſt vor Mutter und Kind / wenn die Nabelſchnure zu erſt gebohren wird?

Chriſt.

Es iſt allemahl Gefahr dem Kinde / wenn die Nabelſchnure zuvor gebohren wird / aber nicht gar leicht der Mutter. Als wenn das Kind nur recht zur Geburt ſtehet / unddie251vorgegangenen Vnterrichts. die Nabelſchnure dem Kinde uͤber dem Kopff vorgeglitten iſt / ſo iſt keine Gefahr der Mutter / aber wol dem Kinde / wenn es nicht bald zuruͤck gebracht wird. Wird es nun zuruͤcke gebracht / welches offt geſchiehet / ſo erhaͤlt ſich auch das Kind / weil es zu rech - ter Geburt ſtehet. Aber auf andere Arthen der uͤbelen Gebur - ten kommt es gemeiniglich um / nicht allein wegen der Nabel - ſchnure / ſondern auch der unrechten Geburt halben / wie es denn in gemein ein Zeichen iſt eines ſchwachen Kindes / und hat die Mutter bey dergleichen Geburt auch Gefahr / darnach das Kind lieget.

LVII. Fr.

Juſt.

Iſt bey einer Stellung mehr als bey der andern Gefahr vor das Kind / wenn die Nabelſchnure mit vorkommt?

Chriſt.

Wenn die Nabelſchnure zu erſt gebohren wird / ſo iſt das Kind allezeit in Lebens-Gefahr / wie wohl bey einer Stellung mehr als bey der andern. Zum Exempel: Wenn das Kind recht ſtehet / und die Wehe-Mutter die Nabelſchnure nur zuruͤck bringet / und zuruͤck behalten kan / durch was Mit - tel es moͤglich / ſo widerfaͤhret weder der Mutter noch dem Kinde nichts. Als: wenn ich verſuchet habe / die Nabelſchnure zuruͤck hinter des Kindes Haupt zu bringen / und mit den gewoͤhnlichen zwey Fingern ſie nicht erhalten koͤnnen / ſo habe ich ein zart wei - ches Laͤppchen / wie du mich gelehret / zwiſchen dem Kopff und dem Leibe vorgeleget / dadurch hat ſie ſich erhalten laſſen / und iſt eine gluͤckliche Geburt vor Mutter und Kind erfolget. Lieget auch gleich das Kind mit dem Steußchen zur Geburt / und die Nabelſchnure dabey / ſo iſt dem Kinde wegen der Nabelſchnur ebenfalls / wie bey der rechten Geburt / durch dergleichen Wiſſen - ſchafft das Leben zu erhalten. Dieſes Zuruͤckbringen der Na - belſchnur und Vorſtecken des Laͤppchens dienet bey allen Lagern der Kinder / wo ſichs nur vorſtecken laͤßt / darzu / weil das Kind deſto beſſere Krafft behaͤlt / und laͤnger bey harter Geburt aus -J idau -252Erforſchung desdauren kan. Wenn aber des Kindes Lager ſehr ſchlimm iſt / ſo muß es das Leben laſſen / wegen des uͤbeln Lagers und unrechten Geburt / nicht wegen der Nabelſchnure / wiewohl auch / das Kind ſey ſo ſtarck als es wolle / wenn die Nabelſchnure nicht erhalten wird / es liege ſo recht als es liegen ſol / ſo erhaͤlt es gar ſchwer das Le - ben / es betraͤffe denn eine Frau / die geſchickt zu geſchwinder und leichter Geburt waͤre / welches aber gar ſelten geſchiehet.

LXVIII. Fr.

Juſt.

Iſt es denn nicht moͤglich in Zeiten zu verhuͤten / daß die Nabelſchnure nicht vorſchieben kan?

Chriſt.

Die Nabelſchnure ſchiebet nicht eher vor / als bey an - gehender Geburt / da das Kind von den Wehen gedrungen wird. Es hat auch zuvor keine Noth / die Nabelſchnure liege wie ſie wolle / weil ſie im geraumen Leibe nicht geklemmet werden kan; Derowegen iſt es in zeiten bey denen Geburten / da das Kind recht ſtehet / wohl moͤglichen zu erhalten und zu verhuͤten / durch das Waſſerſprengen. Weil die Nabelſchnure noch nicht lang hervor iſt / ſo iſt ſie deſto beſſer zuruͤck zu bringen; Denn je laͤn - ger das Waſſer ſtehet / weil es großen Platz machet / je mehr und laͤnger ſcheubt ſie in die geraume Waſſer-Blaſe / und wird das Kind dabey je laͤnger je ſchwaͤcher / in dem die Wehen alle - mahl die Nabelſchnure ſehr einklemmen. Es ſtirbet das Kind auch wohl gar / ehe das Waſſer von ſich ſelber bricht. Ja ſie iſt auch hernach ſchwer zuruͤck zu bringen / wenn ſie ſo lang herfuͤr kommt / in dem ſie ſehr glatt iſt. Wie du es ſelber beſſer weißt / als ich auf deinen mir gegebenen Unterricht antworten kan.

LXIX. Fr.

Juſt.

Iſt aber die Nabelſchnure bey allen Gebur - ten moͤglich zuruͤck zu bringen / und zu erhalten?

Chriſt.

Sie iſt bey etlichen Geburten / wie davon etwas gemeldet worden / zuruͤck zu bringen moͤglich und ſehr nuͤtzlich / jedoch nicht bey allen iſt ſie moͤglich zuruͤck zu bringen.

LXX. Fr.

Juſt.

Bey welchen Lagern iſt die Nabelſchnu -re am253vorgegangenen Unterrichts. re am beſten zuruͤck zu bringen und zu erhalten / und bey welchen iſt ſie nicht zu erhalten?

Chriſt.

Bey den meiſten Geburten und Lagern der Kin - der iſt die Nabelſchnur / bald wenn das Waſſer bricht / moͤglich zuruͤck zu bringen / und durch ein weiches Laͤppchen vorzuſte - cken / zu erhalten / wie ſchon hiervon in der LXIX. Frage / ich dei - ner Lehre gemaͤß geantwortet / außer / wo das Kind mit dem Bauche erſt kommt oder kommen wil / da kan man die Nabel - ſchnure nicht erhalten.

LXXI. Fr.

Juſt.

Kan man wiſſen / ehe das Waſſer ſprin - get / daß die Nabelſchnur mit vorkommt / und iſt es einer Wehe-Mutter zuwiſſen noͤthig / ehe das Waſſer ſpringet?

Chriſt.

Es iſt gar leicht zu wiſſen und zu fuͤhlen / wenn gleich das Waſſer noch ſtehet / ob die Nabelſchnur uͤber das Haupt des Kindes kommt / und zwar bey den erſten angehen - den Wehen / und nach und nach je laͤnger je mehr iſt ſie zu fuͤh - len. Es iſt auch einer Wehe-Mutter zu wiſſen hoͤchſt noͤthig / weil dem Kinde das Leben darauf ſtehet / und in Zeiten kan ge - rettet werden / wenn das Kind nur zu rechter Geburt ſtehet.

LXXII. Fr.

Juſt.

Iſt es gut / oder iſt es nicht gut / wenn die Wehe-Muͤtter manchmahl das Waſſer ſprengen / brin - get es Nutzen oder bringets Gefahr?

Chriſt.

Das Waſſerſprengen iſt in gewiſſen Faͤllen hoͤchſt - noͤthig / und kan Muͤttern und Kindern / wo es die Noth erfor - dert / das Leben damit gerettet werden. So noͤthig es aber iſt / ſo ſchaͤdlich kan es auch ſeyn / wenn es zu unrechter Zeit geſchie - het / und kan damit Mutter und Kind in Lebens-Gefahr gera - then / wie es dir ſelbſt zur Gnuͤge bewußt iſt.

LXXIII. Fr.

Juſt.

Wenn iſt es noͤthig das Waſſer zu ſprengen / und was bringet es fuͤr Nutzen?

Chriſt.

Wenn das Waſſer-Netze zu ſtarck iſt / und das Kind zu rechter Geburt ſtehet / ſo kan man das Waſſer ſprengen. J i 2In -254Erforſchung desIngleichen bey ſolchen Leibern / wo ſich die Kinder unter der Ge - burt auswenden koͤnnen / welches leicht zu fuͤhlen und zu wiſſen iſt / dadurch kan demſelben Kinde / wenn es bey zeiten geſchiehet / und das Kind noch zu rechter Geburt ſtehet / das Leben gerettet werden.

LXXIV. Fr.

Juſt.

Kan das Waſſer von einer uner - fahrnen Wehe-Mutter auch zu fruͤhe / ehe die Geburts - Stunde da waͤre / und alſo unzeitig geſprenget werden?

Chriſt.

Es iſt keiner Wehe-Mutter moͤglich das Waſſer unzeitig zu ſprengen / ſie ſey ſo verſtaͤndig oder unverſtaͤndig wie ſie wolle / denn / wie du mich oben unterrichtet haſt / ergiebet ſich der innere Mutter-Mund vor der rechten Stunde des Gebaͤh - rens nicht / daß das Waſſer ſo in die Dohne hervor kom̃et / daß es ei - ne Wehe-Mutter / die ſchlechten Verſtand davon hat / ſprengen kan / und die gleich Verſtand davon hat / kan es ohne ein Inſtrument zeitig nicht thun. Hat ſie nun Verſtand / es mit dem Inſtrument zu thun / ſo hat ſie auch den Verſtand / ſolches nicht unzeitig zu thun. Es kan auch das Waſſerſprengen ohne der kreiſtenden Frauen Wiſſen und Willen nicht vorgenommen werden / es ge - ſchiehet auch nicht ohne die groͤßeſte Noth und Gefahr der Kin - der. Weil es was ungewoͤhnliches iſt / ſo wuͤrde der Ausgang eine unverſtaͤndige Wehe-Mutter bald ſtraffen / wie wohl eine unverſtaͤndige Wehe-Mutter dergleichen nicht thun kan.

LXXV. Fr.

Juſt.

Du haſt recht / es iſt alles wahr / aber was iſt denn vor Gefahr bey dem Waßerſprengen / wenn es nicht unzeitig kan geſprenget werden.

Chriſt.

Es iſt offt Gefahr bey den Waſſerſprengen / nicht wegen unzeitigen Sprengens / ſondern wegen der unrecht-liegen - den Kinder / daß ſie durch das unzeitige Waſſerſprengen / zu untuͤch - tiger Geburt gebracht werden / (welche ſich wohl unter der Ge - burt / ehe das Waſſer von ſich ſelbſt ſpringt / noch aͤndern koͤn - nen /) dadurch das Kind in Gefahr des Lebens geſetzet wird /davon255vorgegangenen Unterrichts. davon du weitlaͤufftig und ausfuͤhrlich im Erſten Theile gere - det haſt.

LXXVI. Fr.

Juſt.

Wie iſt denn bey denen Zwillingen mit / oder bey der Geburt zu thun / oder wenn mehr Kinder ver - handen?

Chriſt.

Zwillinge und mehr Kinder koͤnnen nicht anders gehandelt werden / als die Stellung der Kinder iſt / gleich zuvor erklaͤreter Wendung aller Orten der Geburten / nach dem ſie liegen / dann muß das Erſte zuvor / und das Andere nach gefor - dert werden; Alſo auch / wenn gleich noch eines / und auch mehr verhanden waͤren. Es ſind offters zwey oder drey kleine Kinder beſſer zu regieren / als ein recht großes / wenn es unrecht lieget.

LXXVII. Fr.

Juſt.

Sage mir doch / ob Zwillinge alle - zeit in einer Nach-Geburt liegen / oder ob ein jedes Kind ſeine eigene Nachgeburt hat / und wenn ſie in einer liegen / ob auch das Waßer zweymahl ſpringe?

Chriſt.

Die Kinder liegen nicht einerley wegen der Nach - Geburt / wo Zwillinge ſeyn; Ofters hat ein jedes Kind ſeine ei - gene Nach-Geburt; Ofters liegen ſie beyſammen in einer Nach - Geburt / es iſt aber ein Netze darzwiſchen / und alſo ſpringet das Waſſer zweymahl: Wenn das erſte gebohren worden / ſo folget die andere Waſſerblaſe / wenn ſie in einer Nachgeburt liegen / da nur ein Netze darzwiſchen iſt; Wenn aber ein jedes Kind eine beſondere Nach-Geburt hat / ſo folget ofters die Nach-Geburt dem erſten Kinde / noch ehe die andere Waſſerblaſe eintreten kan / und muß vorher gefoͤrdert werden / das geſchiehet gemein / wenn die Nabelſchnuren kurtz ſeyn / wo aber eine lange Nabelſchnure verhanden / ſo folget ofters die erſte Nach-Geburt dem letzten Kin - de nach / ſonderlich wenn das letzte Kind ſtarck iſt / daß es dem erſten bald nachdringen kan / dann muß die erſte Nach-Geburt dem Kinde weichen / und dringet alſo des erſten Kindes Nach - burt hinter ſich / darum muß man ſich die Nach-Geburt zu foͤr -J i 3dern256Erforſchung desdern wohl in acht nehmen / wo zwey oder mehr Kinder zugleiche verhanden ſeyn / ſol nicht langſame / auch wohl gar ungluͤckli - che Geburt folgen / welches ich alles deiner Anweiſung gemaͤß wahrgenommen und alſo befunden habe.

LXXVIII. Fr.

Juſt.

Folget denn die Nach-Geburt von ſich ſelbſt / wo nur ein Kind iſt / und wenn es natuͤrlich zuge - het / oder wie iſt ihr zu helffen / wenn ſie nicht folgen wil?

Chriſt.

Die Nach-Geburt folget in gemein von ſich ſelbſt / und iſt ihr durch Huſten oder Nieſen / mehrentheils gar leichte fort zu helf - fen / wenn ſie nur nicht von dem innern Mutter-Munde verfaͤllt.

LXXIX. Fr.

Juſt.

Wenn aber die Nach-Geburt zuruͤck bleibet / iſt denn ſonſt keine Urſache mehr / als daß ſie ange - wachſen ſeyn muͤſſe / und iſt ihr denn nicht zu helffen / wenn ſie angewachſen iſt?

Chriſt.

Die Nach-Geburt iſt ſelten angewachſen / wenn ſie gleich etliche Tage zuruͤck bleibet / und geſchiehet in vielen Jah - ren nicht / daß eine angewachſene Nach-Geburt gefunden wird / doch iſt es auch nicht gantz zu widerſprechen / weil es gleichwol geſchiehet. Meines Wißens iſt derſelben / wo die Nach-Geburt angewachſen / nicht zu helffen: Aber bey der Meinung des An - wachſens / da ſie doch nicht angewachſen iſt / muͤßen viel Frauen ihr Leben druͤber laſſen.

LXXX. Fr.

Juſt.

An was fehlet es denn / wenn die Nach-Geburt gleichwohl zu ruͤck bleibet / und doch nicht an - gewachſen iſt / wie iſt ihr zu helffen?

Chriſt.

Wenn die Nach-Geburt zuruͤcke bleiben wil / und doch nicht angewachſen iſt / ſo kan ihr durch einen beſcheidenen Angriff bey guter Wiſſenſchafft gar leicht geholffen werden: Wenn man die Nabelſchnure mit der lincken Hand faſſet / und mit der rechten / die fordern zwey Finger auf der Nabelſchnure in die Mutter-Scheide einlaͤßt / ſo findet man bald die Urſache / woran es ſich haͤlt / nehmlich hinter dem innern Mutter-Munde; Wennman257vorgegangenen Unterrichts. man nun denſelben mit den zweyen Fingern luͤfftet und in die Hoͤhe hebet / ſo folget die Nach-Geburt gar leicht.

LXXXI. Fr.

Juſt.

Du ſprichſt in der Antwort auff die LXXIXte Frage / daß die Nach-Geburt ſelten angewach - ſen waͤre: Wie kan das ſeyn? Muͤßen denn nicht alle Nach - Geburten angewachſen ſeyn / weil die Kinder die Nahrung durch die Nach-Geburt und Nabelſchnure bekommen?

Chriſt.

Du weißt es beſſer / als ich dir antworten kan / daß dieſes Anwachſen der Nach-Geburt zweyerley ſey / alß: An - wachſen / daß ſich dieſelbe bey der Geburt nicht abloͤſet / oder an - wachſendaß ſie ſich abloͤſen kan / nach natuͤrlicher Art und Weiſe / da ſich bey der Geburt / und nach der Geburt / wie gewoͤhnlich / vor ſich ſelbſt abloͤſet / und durch Huſten und Nieſen gar leicht ſich ausfuͤhren laͤßet / wie ſchon vorher genuͤglich erwehnet worden.

LXXXII. Fr.

Juſt.

Iſt denn aber keine Huͤlffe / wenn die Nach-Geburt recht feſte (wie du meineſt /) angewachſen iſt / muͤßen denn ſolche Frauen alle ſterben?

Chriſt.

Ich wil ihnen das Leben nicht abſagen. Bey GOtt iſt kein Ding unmoͤglich. Aber nach menſchlichen Ver - ſtande zu reden / iſt es gefaͤhrlich genug. GOtt ſey gedancket / daß dergleichen Zuſtaͤnde ſich ſelten begeben.

LXXXIII. Fr.

Iuſt.

Nun verlanget mich noch einmahl zu hoͤren / ob du meinem Widerraht / wegen Gebrauches un - terſchiedlicher Haus-Mittel / bey kreiſtenden Frauen / beſtaͤn - digen Beyfall giebeſt?

Chriſt.

Liebe Schweſter! Wer durch anderer Leute Schaden nicht klug werden wil / dem iſt ſelten zu rathen oder zu helffen. Die Erzehlung / und der ſtarcke Beweiß / was Titiam betrifft / hat mich ſchon ſo klug gemacht / daß ich in dieſem Fall / Zeit meines Lebens behutſam gehen und denen Herren Medicis ſchul - digſten Gehorſam leiſten werde.

LXXXIV. Fr.

Iuſt.

Dieſer dein Vorſatz iſt recht / undaußer258Erforſchung desaußer Gefahr; Allein / was ſind denn deine Gedancken we - gen Stuͤrtzung der Frauen / kan ſolches Stuͤrtzen helffen oder ſchaden?

Chriſt.

Dergleichen Stuͤrtzung hab ich niemahls geſehen / bin alſo deiner Meinung / daß es wider alle Vernunfft gehan - delt / und unverantwortlich ſey. GOtt ſey Danck / daß ich zu ſolchem Grunde gelanget / wie man ſchwere Geburten in Zeiten verhuͤten ſolte und koͤnne / jedoch bevor aus durch Goͤttlichen Wil - len und Wohlgefallen / ſonſt iſt unſer Handreichen ein Menſchen - Werck / auch alles Wißen nur Stuͤck-Werck / die Huͤlffe des HErrn aber ſegnet Beruf und Arbeit.

LXXXV. Fr.

Iuſt.

Du redeſt wol Chriſtlich genug / jedoch iſt mir geſagt worden / als waͤreſt du Urſach an un - terſchiedlicher Kinder Tode / weil manche Frau geſchwin - de bey unrechter Geburt erloͤſet wird / das Kind aber bleibt doch todt durch ſolche geſchwinde Geburt. Was iſt denn nun die Urſache an des Kindes Tode?

Chriſt.

Die eintzige Urſache iſt / daß ich nicht allmaͤchtig / wie GOtt bin / die Neben-Urſach aber / das unrechte Liegen der Kinder; Es iſt manche Frau nicht werth / daß ſie von ſolchen un - recht-liegenden Kindern ſo geſchwinde erloͤſet wird / weil ſie we - der GOtt noch Menſchen dancken / vielweniger bedencken / daß Tod und Leben in der Hand des HErrn ſtehe / und daß Er in ſolchem gefaͤhrlichen Zuſtande / offters Mittelbar / durch die Treue einer geuͤbten Wehe-Mutter helffen laße.

LXXXVI. Fr.

Iuſt.

Sage mir doch auch / wie du mei - nen Unterricht vom Kreiß-Stuhl verſtanden / und was denn deine Meinung iſt / wo die beſte Gelegenheit vor kreiſtende Frauen ſey / auf dem Kreiß-Sthul / oder dem Kreiß-Bette?

Chriſt.

Im Kreißen iſt keines zu verachten / weder der Sthul / noch das Bette / es iſt beydes gut / wenn nur dieWe -259vorgegangenen Unterrichts. Wehe-Mutter ſo viel verſtehet / an welchem Orte die Wehen das Kind am beſten an - und eindringen koͤnnen / welches der An - griff einer Wehe-Mutter zeigen muß. Wenn ſie aber die - ſes nicht verſtehet / ſo kan es an einem andern Orthe Verzug auch Gefahr bringen: Denn wenn es nicht recht eindringen kan / ſo muß es ſich hemmen; Hemmet es ſich nun / es ſey im ſitzen oder im liegen / und wird dieſelbe Stelle nicht geaͤndert / ſo wird das Kind ſcheeff gezwungen: Offters liegen auch die Kinder von Anfang ſcheeff / da muß ſich die Wehe-Mutter an keine andere Stelle binden laßen / als an dieſe / wo das Kind eindringet / oder eindringen kan. Es geſchiehet zu weilen / daß die Frau auf der Seite liegen muß / wider alle natuͤrliche Gewonheiten / iſt alſo beydes gut / wenn eswohl in acht genommen wird / wo es am beſten gehet oder gehen kan. Dein / mir vorgeſtellter Kreiß - Stuhl / welcher zugleich ein beqvemes Kreiß-Bette ſeyn kan / die - net vortrefflich in vorfallenden Begebenheiten / zu verhuͤten und zu verhelffen.

LXXXVI. Fr.

Juſt.

Iſt denn auch bey ſchwerer Geburt noͤ - thig und verantwortlich / dem Kinde / wenn es todt iſt / und nicht fort kan / einen Haaken anzuſetzen / und die Mut - ter zu retten / ſage mir hiervon deine Gedancken uͤber den Beſchluß meines Unterrichts im Erſten Theile?

Chriſt.

Wenn eine Wehe-Mutter bey ſchwerer Geburt bald Anfangs dabey iſt / die mit dem Einlencken des Kindes Kopff / ihr zu rathen weiß / ſo darff ſie wol / meines Beduͤnckens keinen Haaken / bey unrechten Geburten aber / kan ſie mit der Wendung helffen / weil das Kind erſtens vollen Raum hat / daſſelbe zu wenden / ſo lange es noch nicht eingedrungen iſt / wenn es aber verharret und zu ſcharff eingedraͤnget iſt / (welches denn nicht geſchiehet / ſo lange das Kind lebet /) dann iſt wohl ein Haaken noͤthig zu gebrauchen / weil das Kind todt / und dieK kMut -260Erforſchung des vorgegangenen Vnterrichts. Mutter dadurch gerettet werden kan. Alles nach deinem obi - gen Unterrichte / worbey ich die Vorſtellung etlicher Haaken / die im Noth-Faͤllen am dienſtlichſten ſeyn moͤchten / aus dem Kupffer-Bilde wohl abgeſehen und mir eingebildet habe / ſol - cher mich nach Goͤttlicher Schickung / behutſamlich zu be - dienen.

Beſchluß.

Juſt.

Nachdem ich mit deiner Beantwortung auf mei - ne Fragen / wohl vergnuͤget bin / ſo wuͤnſch ich zum Be - ſchluß / daß du durch fleißige Ubung / alles deſſen wohin mein treu-gemeinter Unterricht zielet / jemehr und mehr ge - wißer werden / und bey deinem Beruff GOttes Allmaͤch - tigen Beyſtand / nechſt reichen Segen ge - nießen moͤgeſt.

ENDE des Andern Theiles.

GOtt allein die Ehre.

[figure]
Regi -[261]Regiſter.

I. Regiſter / Uber die Capitel / Des Erſten-Theiles / Welcher In hoͤchſt-noͤthigem Unterricht von ſchweren Geburten / und wo moͤglich Verhuͤtung derſelben / auch von ge - ſchickter Wendung der unrecht-ſtehenden Geburten beſtehet. Vorbericht an den geneigten Leſer.

  • Eingangs-Unterredung / zweyer Fried-liebender Wehe-Muͤtter / Chri - ſtina und Juſtina .1 . bis4

Das I. Capitel.

  • Von der Mutter wie ſie zu ergruͤnden / was der Mutter-Mund ſey / und ob dann noͤthig hiervon Wiſſenſchafft zu haben .5 . bis10
    • Worbey eine Erklaͤrung der Buchſtaben / ſo im Kupfferblat / zu finden10. 11

Das II. Capitel.

  • Von den Geburts-Schloͤſſern / ob es gewiß ſey / daß ſie ſich in waͤh - rendem Kreiſten voneinander geben muͤßen / und wann dieſes lang - ſam geſchaͤhe / auch ſchwere Geburt folgete11. bis17

Das III. Capitel.

  • Von Angriff bey rechter Geburt / oder Stellung des Kindes. Wie zu wiſſen ob ein Kind mit dem Kopffe recht ſtehe / oder auf dem Schooßbein angeſetzet / oder ob es zu ſehr gegen den Affter / oder mit dem Kopffe nach der Seiten lieget / oder ob es zu groß-koͤpffichtK k 2iſt /[262]Regiſter. iſt / oder zu breite Schultern hat .17 . bis34

Das IV. Capitel.

  • Von den unrechten Stellungen der Kinder / wie dieſelben zu erken - nen / wie einem jedem zu helffen / oder ein jedes anzufuͤhren / ſammt der Wendung .35 . bis77

Das V. Capitel.

  • Von den verharreten Geburten / wo die Kinder recht ſtehen / und doch in Mutterleibe bereits ſchon verſchieden / wie ſolche / wenn ſie ſehr angetrieben und eingedraͤnget worden / durch einen Haaken auszufuͤhren ſind .77 . bis110

Das VI. Capitel.

  • Von der Nach-Geburt / ob dieſe dem Kinde vorlieget / und vorliegen kan? Ob ſie auch angewachſen / oder ob man ſie allemahl foͤrdern koͤnne?110. bis138

Das VII. Capitel.

  • Von dem Waſſerſprengen / wie es bey gefaͤhrlichen Geburten ver - antwortlich ſey ſolches zu ſprengen?138. bis149
    • Worbey etliche Zeugniſſe von150. bis179. item194. bis205

Das VIII. Capitel.

  • Von Haus-Mitteln .184 . bis192
    • Worbey das darzu gehoͤrige Univerſitaͤt Urtheil .192. 193

Das IX. Capitel.

  • Von Stuͤrtzung der Frauen / bey ſchweren Geburten / und Vor - ſtellung eines beqvemen Kreiß-Sthuls / und Kreis-Bettes205. 210

Der Ander Theil.

  • Haͤlt in ſich eine Erforſchung / ob nehmlich Juſtina der Chiſtinen Unterricht wohl verſtanden und gefaſſet habe.
II. Re -[259]Regiſter.

II. Regiſter / Der vornehmſten Sachen / worvon in dem Erſten und Andern Theile dieſes Buchs Unterretung geſchieht.

A.

  • Aberglauben vieler Leute / von Knoten aufloͤſen / Haar-Baͤnder aus - flechten / Schuͤrtz-Struͤmpff-Baͤnder bey gebaͤhrenden Frauen hin - weg zu thun208
  • Ablenckung der Geburt / wenn ſie ſich angeſetzt28
    • was ſie nuͤtze28
    • iſt ſchwerer als Wenden5. 110
  • Abloͤſung des Armes eines todten Kindes iſt offt noͤthig107
    • jedoch nicht allezeit gut49
  • Abloͤſung der Nabel-Schnure / ſuche Nabel-Schnure
  • Abſchaͤlung der Nach-Geburt / ob es moͤglich199 .200. 230
    • Exempel118. 119
  • Achſeln des Kindes / ſiehe Schultern des Kindes
  • Adern Oeffnung / die Geburt zu beſchleunigen199
    • ob ſolches moͤglich196. 197
  • Angriff einer geuͤbten Wehe-Mutter / zeitlich gethan / kan viel ver - huͤten .96. 122
    • worzu er denn noͤthig .22. 216
    • wenn er am noͤthigſten. 218
    • wie er bey Zwillingen zu leiſten / damit er die Wehe-Mutter nicht irrig mache121
  • An - oder Eingriff bis an den Ellebogen / iſt zwar entſetzlich / jedoch moͤglich und hoͤchſt-noͤthig99
  • Angriff bey rechter Geburt17
    • wie bey harter Geburt13. 22
K k 3An -[260]Regiſter.
  • Angeſetztes Kind ſol nicht getrieben / ſondern zeitlich durch den An - griff eingelencket werden102
    • wie ſolche Anſetzung zu verhuͤten235
  • Anſetzung des Kindes mit dem Haupt / ob es Schaden bringe228
    • ob es ſich auch auf andere Weiſe anſetzen koͤnne229
  • Anſetzung des Kindes Haupt an das Schooßbein der Frauen / wie zu erkennen23
    • und wie zu helffen25
  • Anſchlingung des Kindes Fuͤſſe oder Haͤnde bey unrecht-ſtehenden Geburten / wie zu verhuͤten40 .41.42. 61
  • Ausdehnung der Frauen Leib / machet und bringet Schwulſt / ehe das Kind hervor kommt13 .14. 235
  • Auswendung der Kinder / was fuͤr Geburten folgen. 237

B.

  • Baͤr-Mutter / wenn ſie ſich ſol vorgeleget haben8
    • wie ſolches geſchiehet8
  • Beruff der Wehe Muͤtter / ſihe Wehe-Mutter.
  • Bindung der Nabel-Schnure / wie vorſichtig zu leiſten Siehe Na - bel-Schnur
  • Blutſtuͤrtzung / nahe / vor und bey der Geburt iſt nicht allezeit zu ſtil - len / durch Artzney-Mittel112
    • findet ſich gleich / wenn die Geburt uͤbel gehandelt wird78
    • verurſachet ſchwere Noth und Ohnmachten78
    • Urſach der Blutſtuͤrtzung vor der Geburt / wie ihr zu helffen. 250

E.

  • Einlenckung des Kindes / wie ſie geſchehen ſolle28 .29.30. 33
    • iſt ſehr nuͤtzlich und noͤthig wenn ſie in Zeiten geſchiehet. 78
  • Erſtlinge ſo dennoch bey Jahren / haben gemeiniglich ſchweres Krei - ſten14
Frauen /[261]Regiſter.

F.

  • Frauen / warum ſie eine Mutter haben241
    • warum eine haͤrter als die andere gebaͤre81. 226
    • Sind offters verwegen zur Geburt
    • Exempel hiervon124
    • ſollen nicht allzubald auf das Marter-Bette / von den Wehe - Muͤttern genommen werden34
    • warum ſie offt bey der Geburt die ſchwere Noth haben135
    • Exempel137
    • Was daraus entſtehen kan137
    • Wie dieſen zugeredet / und ſie wohl in acht genommen werden ſollen. 136

G.

  • Geburten / welche ſchwer oder hart / und doch Zufaͤllen unterworffen ſeyn73 .74.75. 76
    • Exempel derſelben .18.19. 20
  • Geburten als rechte und doch Gefahr dabey / wie ſie zu bedienen ſind. 231
  • Geburt / wenn ſie nahe iſt / ob ſich Anmerckungen zeigen120
    • ob den letzten Monat kein Unterſcheid zu mercken222
  • Geburten der Haͤndlein / ſiehe Haͤndlein-Geburten
  • Geburten ſo unrecht / ſiehe Unrechte Stellungen der Kinder
  • Geburts-Zeit / ob ſelbte gewiß ſey219222
    • ob ſie moͤglich auf den Tag oder Stunde zu treffen. 222
  • Geburts-Schloͤßer / ob ſie ſich vonſammen geben11
    • widerlegende Urſachen12
  • Gefahr der Geburten / wie zu verhuͤten22
  • Groß-koͤpffichte Kinder ſind vorſichtig zu handeln31
    • wie ſolche zeitlich im Angriffe noͤthig zu erkennen und zu han - deln. 32
Haa -[262]Regiſter.

H.

  • Haaken / wenn ſolcher zu gebrauchen / nehmlich in aͤuſerſter Noth79 .80.81. 113
    • deſſen Einſetzung iſt wohl in acht zu nehmen / bey großkoͤffichten Kindern31. 32
  • Haaken einzuſetzen bey ſchwerer Geburt / ob es verantwortlich80
    • Vorſtellung / welche Erfindung die beqvemeſte und beſte212
  • Haͤndlein Geburten / ſind unterſchiedlich / ihre Vorſtellungen. Und wie bey jeder Vorſtellung zu verfahren37 .38.39.44. 238
    • ob ſie leichter zu handeln / als Kinder mit dem Steußchen oder Fuͤßchen240
  • Harte Geburten / jedoch rechte / woher ſie entſtehen18. 19
    • denſelben zu helffen13
  • Haupt des Kindes wenn es angeſetzet / wie zu erkennen27. 28
    • wenn es zu groß iſt228
    • wenn er nach der Seite oder ſcheeff lieget / wie einzulencken130. 228
  • Haus-Mittel / wie weit ſich eine verſtaͤndige Wehe-Mutter derſelben bedienen ſolle184. bis193
    • Exempel und Uuniverſitaͤt Urtheil192. 193
  • Heb-Amme. Siehe Wehe-Mutter

J.

  • Innere Mutter-Mund / was er ſey / wie er zu ſuchen / oder zu er - gruͤnden / ſammt deſſen Vorſtellung im Kupffer A. 216
    • Siehe ein mehres vom Mutter-Munde.
  • Irrthuͤmer vieler Wehe-Muͤtter .2.3.4. 87

K.

  • Kind / wie es lieget in der Mutter52wie[263]Regiſter.
    • wie lange es pflege recht gewendet zu ſtehen229
    • wenn es unrecht ſtehet wie es ablauffe227
  • Kind wenn es gebohren wie zu verhalten131. 134
    • wenn es im Durchbruche ſtecken bleibet wie zu helffen14. 102
    • wenn es zu ſehr gegen dem Maſt-Darm eingedrungen wie zu helffen14
  • Kind wenn es mit den Haͤndlein zuvor koͤmmt ob Mutter und Kind blei - ben muͤſſen237
    • wenn es ſich mit dem Haupt angeſetzt oder ſcheeff lieget / wie es zu mercken und zu verhuͤten28. bis30
    • wenn Haͤnd - und Fuͤßlein zu gleich gegen die Geburt kommen / doch aber die Haͤnde den Fuͤßlein vorgleiten44
    • wie zu helffen45
  • Kind was es fuͤr Vortheil wenn es mit den Steußchen gebohren wird / fuͤr dem / mit den Fuͤßchen240
  • Kind kan ſich aus - und einwenden wie es wil236
    • ob ſonſt keines unrecht komme / als wenn es ſich auswendet137
    • ob es recht zur Geburt komme / wie zu erfahren27
  • Kinder ſo groß-koͤpfficht / muͤſſen wohl beobachtet und nicht uͤbertrie - ben werden31. 227
    • wie ſie im Angriff zu erkennen und zu handeln. 32
    • Ein mehrers / ſiehe Stellung der Kinder.
  • Kopff des Kindes / ſiehe Haupt des Kindes.
  • Krampff / kommt offt in der Mutter-Mund / wenn ſolches geſchehe155 .134. 183
    • wie ſolchem abzuhelffen183
  • Kreiſten der Frauen / bey verſchloßenem Mutter-Munde / heiſt nicht kreiſten / bey Anfang der Wehen. 7
    • wie zu verhuͤten7
  • Kreiſterinnen / wo ihnen am beſten / im gehen / ſitzen oder liegen247
L lKreiß -[264]Regiſter.
  • Kreiß-Stuhl und Bette Vorſtellung210
    • wenn er unter der Frauen bricht / iſt gefaͤhrlich. 29

M.

  • Mutter / ob ſelbe bey allen Frauen .5. 214
    • wo ſie liege9. 214
    • ob ſie zum Halſe ausſteigen koͤnne. 214
    • ob außer derſelben mehr Geburts-Glieder5
  • Mutter-Baͤnde Vorſtellung9
  • Mutter-Mund / was er ſey / nebſt Vorſtellung deſſelben in Kupffer A.5. 10
    • warum ernoͤthig zu wißen6 .26. 214
    • ob er in einem Leibe / wie im andern liege215
    • iſt bey rechten Kreißen niemahls verſchloſſen6
    • wenn er gefunden / wie damit zu verfahren27
    • deßen Zuruͤckhaltung was ſie nuͤtze7
  • Mutter-Mundes Vorfall zu erkennen / und wie zu helffen9
    • ſol billich von allen Wehe-Muͤttern recht verſtanden werden26. 214
    • durch denſelben iſt zu wiſſen wie die Frucht ſtehet26
    • ob er in einem Leibe wie im andern ſtaͤrcker und haͤrter geſchloſ - ſen / was fuͤr Unterſcheid215
    • ob er allemahl moͤglich zu erreichen216
    • wie er ſich im letzten Monat aͤndere bey leichter und ſchwerer Geburt221
    • warum er ſich bey einer Frauen eher als bey der andern ergiebet226
    • wenn er zu ſehr gegen der Affter lieget / was fuͤr Gefahr dabey / und wie zu helffen. 8
  • Mutter-Scheide Ausſenckung / foͤrdert die Geburt7
  • Mutterſenckung findet ſich bey harter Geburt. wie ſie zuverhuͤten7. 8
  • Mutter-Spiegel / ob er zulaͤßig104. 105iſt[265]Regiſter.
    • iſt eine unnoͤthige Marter105
    • beßer eine gelinde Hand an ſtatt des harten Eiſens106

N.

  • Nabel-Schnur / wenn die mit dem Kinde / bald bey angehender Ge - burt / mit uͤber des Kindes Haupt koͤmmt / iſt gefaͤhrlich fuͤr das Leben des Kindes141
    • wenn ſie / ehe das Waſſer ſpringet / hervor koͤmmt / was zu thun? 253
    • ob ſie bey allen Lagern der Kinder vorſchieben koͤnne? 143
    • daß ſie nicht hervorkomme / wie zu verhuͤten? ob es moͤglich144. 252
    • bey welchen Lagern ſie am beſten zuruͤck zu bringen / oder zu erhalten? 253
  • Nabelſchnure macht die Nach-Geburt leicht zu erkennen115
    • ſol ſo bald / wenn das Kind gebohren / geloͤſet werden / daß man nicht auf die Nachgeburt warte131
    • wie ſie am fuͤglichſten zu loͤſen. 127
    • wie zu verbinden130
    • wenn ſie zu kurtz / wie zu helffen daß ſie nicht in den Leib fahre116
  • Nabelſchnure wenn ſie mit Gewalt abreiſſet / im Entfallen der Kinder128. 129
    • Exempel daſelbſt / wie zu helffen.
  • Nach-Geburt wie ſie beſchaffen / und ob ſie auch gefaͤhrlich110
    • warum ſie bey den Gebaͤhren ſo langſam fort wolle / auch wol gar nicht / und wie zu helffen114
    • wenn ſie vorgefallen wie zu helffen111. 248
    • iſt ſchwer in weichen Leibe zu erkennen115
  • Nach-Geburt bleibet offt zuruͤck bey Zwillingen / wegen der ſehr lan - gen Nabelſchnur / wie zu helffen121L l 2ob[266]Regiſter.
    • ob ſie folge von ſich ſelbſt / wenn es natuͤrlich zugehet / oder wie ihr zu helffen256
    • wenn ſie zuruͤck bleibet / ob ſie angewachſen ſey? 256
    • wenn ſie angewachſen / ob denn keine Huͤlffe? 117
    • wie ſie angewachſen / ob alle Frauen ſterben muͤßen? 257
    • ob ſie koͤnne abgeſchaͤlet werden? Siehe Abſchaͤlung.
    • gluͤckliches Exempel einer abgeſchaͤleten Nach-Geburt119
  • Natur / ob ſie eine gewiſſe Zeit zum Gebaͤhren habe? 219
    • ob ſie koͤnne uͤbereilet werden / vor rechter Zeit zu gebaͤhren? 224
    • ob ſie koͤnne verabſaͤumet werden? 255
    • welche Geburten ſie bisweilen zwingen koͤnne? 245
  • Netze des Kindes / iſt wohl in acht zu nehmen. Wie es beſchaffen wenn die Wehen kommen / und wenn ſie nachlaſſen27. 218

O.

  • Oeffnung des Mutter-Mundes iſt allezeit bey rechten Kreiſten7
    • wie zu helffen / daß ſie ſich mehr und mehr ergeben kan22691. 235

R.

  • Rechtſtehenden Kinder welche doch Gefahr haben19 .20.21. 22

S.

  • Schultern des Kindes / daß ſie moͤchten groͤßer ſeyn als des Kindes Kopff / wie zu mercken236
  • Schwere Geburten / ſiehe Stellungen unrechter Kinder
    • wie ſie zu verhuͤten13. 14
    • wie bey ieder zu helffen139
  • Stellungen / welche gewendet heißen / oder muͤßen gewendet wer - den. 64
Stel -[267]Regiſter.
  • Stellungen / unrechte der Kinder / derſelben Urſache18 .19.20. 21
    • Siehe Haͤndlein Geburten.
    • Ubele Stellung der Kinder / ob ſelbte bey nochſtehendem Waſſer ſo uͤbel ſtehend ſeyn / und welche es ſeyn .69.70. 71
  • Sthul beqvem zum Kreißen258. 210
  • Stuͤrtzung der Frauen / ob es billich oder nuͤtzlich208209. 258
  • Suchung des Mutter-Mundes / machet die Wehe-Mutter gewiß / ob das Kind recht ſtehe. 26
    • was dadurch zu verſtehen. 26

T.

  • Treiben der Geburt iſt gefaͤhrlich29 .30. 102
  • Treiben und helffen bey ſchweren Geburten / und groß-koͤpffichten Kindern iſt unterſchieden75. 102

V.

  • Verharrete Geburten / wo die Kinder recht ſtehen / und doch in Mutter-Leibe ſchon todt ſind .77. 78
    • dabey muß zeitlich geholffen werden / dergleichen ſind nicht viel. 78
  • Verſchloſſenen Mutter-Mundes zu verhuͤten6
  • Unrechtſtehender Geburt / wie zu helffen. 89
  • Unterſcheid / was rechte oder unrechte Wehen / ſiehe Wehen
  • Unzeitig Treiben iſt unverantwortlich29. 30
  • Unwiſſenheit vieler Wehe-Muͤtter .87. 125
    • ſtehe Wehe-Muͤtter Irrthum.
  • Vorfall des Mutter-Mundes wie ihm zu helffen7 .8. 9
    • wie und wenn er entſtehn7. 9
    • wie zu helffen. 8
  • Urſachen / warum eine Frau haͤrter als die andere gebaͤre17 .18. 226
  • Urſachen daß ein Kind nicht kan gebohren werden230
  • Urſach daß offt die Nachgeburt nicht fort wil8
L l 3Ubele[268]Regiſter.
  • Ubele Geburten wie zu ſpuͤren102

W.

  • Waſſer bricht offt zwey Tage fuͤr der Geburt / was zu thun244
    • wenn es bricht / ehe die Wehe-Mutter dabey iſt / was zu thun244
    • wenn es noch ſtehet / dabey iſt am beſten zu helffen68
  • Waſſer-Blaſe des andern Kindes / wo Zwillinge ſind / folget bald wenn das erſte Kind geboren120
    • wie dabey zu helffen121
  • Waſſerſprengen bey recht-zeitiger Geburt iſt nicht zu verwerffen139
    • aber bey unrechtſtehenden Geburten unverantwortlich138
    • wenn es zu rechter Zeit und Stunde geſchiehet / was fuͤr Zufaͤl - le verhuͤtet werden141. 142
  • Waſſerſprengen / wenn es geſchehen koͤnne142
    • wenn es ſchaͤdlich / Exempel146. 148
    • wenn es von Natur geſchicht in einer uͤbelen Stellung des Kindes149
    • warum es Gefahr bringe254
    • was es fuͤr Gefahr bringe146
    • bey Zwillingen / oder wo mehr Kinder verhanden / wie zu thun255
    • ob es von einer unverſtaͤndigen Wehe-Mutter zu fruͤhe / ehe die Geburts-Stunde verhanden / geſchehen koͤnne. 254
  • Waſſerſprengen kan nicht unzeitig geſchehen254
    • auch nicht ohne Vorwiſſen der Frauen141
    • Zeugniſſe vom Waſſerſprengen150. bis184
  • Wehen / rechte von den wilden zu unterſcheiden6. 224
    • ſind nicht vor der Zeit zu treiben und zu ſtaͤrcken29. 247
  • Wehen / ob ſie nicht zu ſtaͤrcken / wenn das Kind uͤbel zur Geburt liegt?29. 247
    • durchdringende Wehen92. 93
    • ſind offters verhanden / dennoch verzeucht ſich die Geburt / daß todte Kinder kommen / ob etwas dabey verſehen worden245
  • Wehe-Muͤtter Beruff iſt Goͤttlich15wer -[269]Regiſter.
    • werden durch ſeine Gnade geſchuͤtzt125
    • ob ſie helffen koͤnnen? 2
    • ſollen ihren Beruff wohl in acht nehmen125
    • nicht auf ihre Wiſſenſchafft trotzen15. 16
    • ſind Verlaͤumdung unterworffen82
    • ſollen bey zeiten zur Bedienung erfordert werden25
    • wenn denn die rechte Zeit81
    • ob ſie rechten Grund haben / wie zu pruͤfen217
    • ſollen geſchickte Haͤnde haben2
    • und bey mancherley Geburt zu gegen geweſen ſeyn2
    • ſollen ſich ungeduldige Frauen nicht abſchrecken laſſen88. 98
    • ſollen den Mutter-Mund recht verſtehen und zu ſuchen wißen8
    • koͤnnen durch den Agriff die Wehen unterſcheiden22 .2324. 25
    • ſollen die Auswendung der Kinder bey zeiten fleißig warnehmen104
    • ſollen den Angriff zeitlich thun / dadurch viel verhuͤtet werden kan96 .97. 98
    • ſollen in zeiten um den Zuſtand des Kindes ſorgen89
    • koͤnnen keiner Frauen gut dafuͤr ſeyn / wenn GOtt uͤber ſie / o - der ihr Kind den Tod verhenge16
    • ob ſie auch helffen duͤrffen wo kein Mangel zur Geburt ver - handen223
    • wie uͤbel ſie bisweilen handeln / und ihre Irthuͤmer2 .3.4.9. 29
  • Wehe-Muͤtter wiſſen offters wohl Wehen zu treiben / aber nicht zu wenden67
  • Wiſſenſchafft der Wehe Muͤtter kan viel nuͤtzen87
  • Wendung wo ſie noͤthig61 .62.63.64.65. 247
    • ob Wendung zu verhuͤten moͤglich68. bis73
    • wenn ſie zu verhuͤten moͤglich .68.69.70.71.72.73. 247
Zei -[270]Regiſter.

Z.

  • Zeit zum Gebaͤren / ob ſie gewiß beſtimmet ſey219
  • Zufall von gewaltſamen ruͤcken oder fahren21
  • Zufaͤlle der Kreiſtenden ſind mancherley15
  • Zwillinge ob ſie in einer Nachgeburt liegen119. 225
  • ob das Waſſer bey Zwillingen zweymahl ſpringe120
    • wie es zugehe wenn ein jedes Kind in ſeiner eigenen Nachge - burt lieget120
    • wie ſie in acht zu nehmen120

Bericht an den Buchbinder.

  • 1. Die drey Kupffer / auff einen Blat / in die Vorrede hinter den 5. Blat.
  • 2. Das große Kind / auch in die Vorrede / hinter den 9. Blat.
  • 3. Lit. A. hinter p. 10.
  • 4. Lit. B. C. D. E. F. G. H. I. hinter p. 18.
  • 5. No. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. alle hinter p. 38. Wegen No. 14. iſt zu erin - nern / das es gar weggeblieben.
  • 6. noch 7. Kupffer / welche auch mit No. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. ge - zeichnet ſind / ſind aber zu erkennen an dem Stich / welcher et - was anders / als die erſten / und folgen hinter p. 92.
  • 7. Das Kreiß-Bette hinter p. 210.

About this transcription

TextDie Chur-Brandenburgische Hoff-Wehe-Mutter/ Das ist: Ein höchst-nöthiger Unterricht/ Von schweren und unrecht-stehenden Geburten
Author Justine Siegemund
Extent405 images; 81594 tokens; 7904 types; 540434 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDie Chur-Brandenburgische Hoff-Wehe-Mutter/ Das ist: Ein höchst-nöthiger Unterricht/ Von schweren und unrecht-stehenden Geburten Jn einem Gespräch vorgestellet/ Wie nehmlich/ durch Göttlichen Beystand eine wohl-unterrichtete und geübte Wehe-Mutter/ Mit Verstand und geschickter Hand/ dergleichen verhüten/ oder wanns Noth ist/ das Kind wenden könne Durch vieler Jahre Ubung/ selbst erfahren und wahr befunden Justine Siegemund. . [2], [20] Bl., 260 [i.e. 258] S., [7] Bl., [42] Bl., [1] gef. Bl. : 1 Portr. (Kupferst.), 43 Ill. (Kupferst.). LiebpertCölln (Spree) 1690.

Identification

HAB Wolfenbüttel HAB Wolfenbüttel, Xb 8483Dig: http://diglib.hab.de/drucke/xb-8483/start.htm

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Medizin; Wissenschaft; Medizin; core; ready; china; women

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:34:50Z
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Holding LibraryHAB Wolfenbüttel
ShelfmarkHAB Wolfenbüttel, Xb 8483
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