ENDE des dritten Theils.
1.
Von der Verbindung der Seele mit dem Körper, oder von der Würkung beyder in - und mit ein - ander ſind drey Meynungen und angenom - mene Sätze vorhanden, welche Hypotheſen oder willkührliche Wahrſcheinlichkeiten ſind;Sw. Sch. III. Th. A 2die2[4]Von der Verbindungdie erſte wird der phyſicaliſche oder natürliche Einfluß genennet, die zweyte der geiſtliche Ein - fluß, und die dritte die vorherbeſtimmte Har - monie oder Uebereinſtimmung. Die erſte, die man den phyſicaliſchen Einfluß nennt, iſt aus dem Anſchein der Sinne und den daher kommenden Betrüglichkeiten hergenommen, weil es den Anſchein hat, als wenn die Ge - genſtände vor dem Geſicht, welche die Au - gen reitzen oder berühren, in die Gedanken einflößen, und ſelbige hervorbrächten; des - gleichen als wenn die Reden, welche die Oh - ren berühren, in das Gemüth (Mentem) ein - flößen, und darinnen Begriffe erregten; eben ſo iſt es auch mit dem Geruch, Geſchmack und Gefühl: weil die Werkzeuge dieſer Sinnen die Berührungen, die aus der Welt auf ſie übergehen, erſtlich annehmen, und nach Beſchaffenheit der angeregten Neigun - gen derſelben das Gemüth (Mens) zu denken und auch zu wollen ſcheinet, ſo glaubten da - her die alten Philoſophen und Scholaſtiker, der Einfluß von derſelbigen würde in die See - le (Animam) übergeleitet, und ſchloſſen alſo auf die Hypotheſe vom phyſicaliſchen oder natürlichen Einfluß. Die zweyte, welche der geiſtliche, und von einigen auch der gele - genheitliche Einfluß genennet wird, iſt aus der Ordnung und derſelben Geſetzen herge - nommen; weil die Seele (Anima) eine geiſt - liche Subſtanz oder Weſen, und daher rei -ner,5der Seele und des Körpers. ner, höher und innerlicher iſt, der Körper aber iſt materiell, und daher gröber, ſchlech - ter oder niedriger und äuſerlicher, und es iſt der Ordnung gemäß, daß das Reine in das Grobe, das Hohe in das Niedrige, und das Jnnerliche in das Aeuſerliche, alſo das Geiſt - liche in das Materielle einflieſſe, aber nicht hergegen; derowegen würkt das denkende Ge - müth (Mens cogitativa) auf das Sehen nach Beſchaffenheit des Zuſtands, der den Augen von den Gegenſtänden eingedrückt worden iſt, welchen Zuſtand daſſelbe Gemüth (Mens) auch auf einen Wink veranſtaltet; desgleichen würkt das empfindende oder Vorſiellung be - kommende Gemüth (Mens perceptiva) auf das Gehör nach Beſchaffenheit des Zuſtands, der den Ohren von den Reden iſt beygebracht worden. Die dritte, welche man die vor - herbeſtimmte Uebereinſtimmung nennt, iſt aus dem Auſchein und Betrüglichkeiten der Vernunft hergenommen, weil das Gemüth, (Mens) wenn es in der Auswürkung begrif - fen, zugleich und auf einmal mit dem Kör - per würket oder handelt; dennoch aber iſt ei - ne jede Würkung anfänglich auf einander fol - gend (ſucceſſiva) und alsdenn auf einmal zu - gleichgeſchehend, (ſimultanea) die auf einan - der folgende Würkung iſt der Einfluß, und die auf einmal zugleich geſchehende Würkung iſt die Uebereinſtimmung; gleichwie, wenn das Gemüth (Mens) denkt und hernach redet,A 3oder6Von der Verbindungoder wenn es will und hernach handelt, daher iſt es eine Betrüglichkeit der Vernunft, das Aufeinmalzugleichgeſchehende (Simultaneum) zu behaupten, und das Aufeinanderfolgende (Succeſſivum) auszuſchlieſſen. Auſſer dieſen drey Meynungen von der Verbindung der Seele mit dem Körper findet keine vierte ſtatt, denn entweder muß die Seele in den Kör - per, oder der Körper in die Seele, oder es müſſen beyde beſtändig zugleich würken.
2. Weil der geiſtliche Einfluß aus der Ordnung und derſelben Geſetzen kommt, wie ich geſagt habe, ſo iſt er daher von den Wei - ſen in der gelehrten Welt vor den zwey übri - gen erkannt und angenommen worden: alles das, was aus der Ordnung kommt, iſt Wahr - heit, und die Wahrheit veroffenbaret ſich ſelbſt aus dem ihr eingepflanzten Licht, auch im Schatten der Vernunft, in welchem die Hypotheſen oder willkührlich angenommene Wahrſcheinlichkeiten ſtehen. Allein es ſind 3. Stücke, die dieſe Hypotheſe überſchatten, erſt - lich weis man nicht, was die Seele iſt, (Ani - ma) zum andern, was das Geiſtliche iſt, und drittens, welcherley der Einfluß iſt, derowe - gen müſſen dieſe drey Stücke erſtlich entwi - ckelt und erkläret werden, ehe die Vernunft die Wahrheit an ſich ſelbſt einſiehet; denn die willkührlich angenommene wahrſcheinliche Wahrheit (veritas hypothetica) iſt an ſichſelbſt7der Seele und des Körpers. ſelbſt keine Wahrheit, ſondern eine blos ge - muthmaſſete Wahrheit; ſie iſt wie ein des Nachts bey dem Licht der Sterne betrachte - tes Gemählde an der Wand, dem das Ge - müth (Mens) mancherley Geſtalten nach der Phantaſie andichtet; anders aber, wenn das Licht der Sonne nach der Morgenröthe daſ - ſelbige erleuchtet, und nicht nur das Gemei - ne ſondern auch das Beſondere daran zum Vorſchein bringt und vor Augen ſtellt; alſo wird aus dem Schatten der Wahrheit, in welchem dieſe Hypotheſe iſt, eine offenbar auf - gedeckte Wahrheit, wenn man erkennet, was und welcherley das Geiſtliche iſt in Beziehung auf das Natürliche, ferner was und welcherley die menſchliche Seele iſt, (Anima humana) wie auch welcherley der Einfluß in dieſelbe, und durch ſie in das empfindende oder Vor - ſtellungbekommende, und in das denkende Ge - müth, (in mentem perceptivam & cogitati - vam) und aus dieſem in den Körper iſt. Aber dieſes kann niemand lehren, auſſer ein ſolcher, dem vom HErrn gegeben worden iſt, in Ge - ſellſchaft der Engel in der geiſtlichen Welt zu ſeyn, und auch zugleich mit den Menſchen in der natürlichen Welt umzugehen; und weil mir dieſes gegeben worden iſt, ſo habe ich be - ſchreiben können, was und welcherley das ei - ne und das andere iſt, welches geſchehen iſt in dem Buch von der ehelichen Liebe, all - wo von dem Geiſtlichen in einer Merkwür -A 4digkeit8Von der Verbindungdigkeit (Memorabili) Num. 326. bis 329. gehandelt worden; von der menſchlichen Seele (de Anima humana) Num. 315. und von dem Einfluß, Num. 380. und weitläuf - tiger Num. 415. bis 422. Wer ſollte nicht wiſſen oder wiſſen können, daß das Gute der Liebe und das Wahre des Glaubens von GOtt in den Menſchen einflieſſen, und daß ſie in ſeine Seele (Animam) einflieſſen, und in ſeinem Gemüth (Mente) empfunden wer - den, und aus den Gedanken in die Reden, und aus dem Willen in die Handlungen flieſ - ſen. Daß daraus der geiſtliche Einfluß ſey, und deſſen Urſprung und Ableitung herkom - me, ſoll in dieſer Ordnung offenbar darge - legt werden. I. Daß zwey Welten ſeyn, die geiſtliche Welt, wo die Geiſter und Engel ſind, und die natürliche Welt, wo die Men - ſchen ſind. II. Daß die geiſtliche Welt ihr Würklichſeyn oder Daſeyn aus ihrer Sonne bekommen habe und daraus beſtehe, und die natürliche Welt aus ihrer Sonne. III. Daß die Sonne der geiſtlichen, Welt ſey die reine lautere Liebe von Jehovah GOtt, welcher in der Mitte derſelben iſt. IV. Daß aus der - ſelben Sonne, Wärme und Licht herausgehe, und daß die aus ihr herausgehende Wärme in ihrem Weſen die Liebe ſey, und das Licht aus derſelben in ſeinem Weſen die Weisheit. V. Daß ſowohl dieſe Wärme als auch dieſes Licht in den Menſchen einflieſſen, die Wär -me9der Seele und des Körpers. me in ſeinen Willen, und darinnen das Gute der Liebe hervorbringe, und das Licht in ſei - nem Verſtand, und darinnen das Wahre der Weisheit ausgebäre. VI. Daß dieſe zwey, die Wärme und das Licht, oder die Liebe und Weisheit in Eins vereinigt von GOtt in die Seele (Animam) des Menſchen einflieſſen, und durch dieſe in das Gemüth, (Mentem) deſſen Neigungen und Gedanken, und aus dieſen in des Körpers Sinne, Reden und Handlungen. VII. Daß die Sonne der na - türlichen Welt ein reines Feuer ſey, und durch dieſe Sonne die natürliche Welt ihr Würklichſeyn oder Daſeyn bekommen habe, und beſtehe VIII. Daß daher alles, was aus dieſer Sonne kommt, an und vor ſich betrachtet, tod ſey. IX. Daß das Geiſtliche ſich mit dem Natürlichen bekleide, wie der Menſch mit einem Kleid. X. Daß das Geiſtliche alſo bekleidet in dem Menſchen ma - che, daß er vernünftig und moraliſch, alſo geiſtlich natürlich leben könne. XI. Daß derſelbige Einfluß auf - und angenommen werde nach Beſchaffenheit der Liebe und Weis - heit bey dem Menſchen. XII. Daß der Ver - ſtand in dem Menſchen, in das Licht, das iſt, in die Weisheit erhöhet oder aufgekläret wer - den könne, je nachdem die Vernunft gebildet oder verbeſſert worden, und ſein Wille in die Wärme, das iſt, in die Liebe, ebenfalls nach den Thaten des Lebens; daß aber dieA 5Liebe10Von der VerbindungLiebe des Willens nicht erhöhet werde, auſſer in ſo viel der Menſch dasjenige will und thut, was die Weisheit des Verſtandes lehret. XIII. Daß es ganz anders bey den Thieren ſey. XIV. Daß drey Grade oder Staffeln in der geiſtlichen Welt ſeyn, und drey in der natürlichen Welt, nach welchen der geſamm - te Einfluß geſchieht. XV. Daß im erſten Grad die Endzwecke, im andern die Urſa - chen, und im dritten die Würkungen ſeyn. XVI. Daß daraus erhelle, welcherley der geiſtliche Einfluß von ſeinem Urſprung an bis zu den Würkungen iſt. Dieſes ſoll nun mit wenigen erläutert und erkläret werden.
3. Daß eine geiſtliche Welt ſey, worinnen die Geiſter und Engel ſind, die von der natürlichen Welt, worinnen die Men - ſchen ſind, unterſchieden iſt, iſt bisher auf dem Erdkreis, auch in der Chriſtenheit, tief verborgen geweſen; die Urſache iſt, weil kein Engel herabgeſtiegen iſt und es mündlich ge - lehret hat, und kein Menſch hinaufgeſtiegen iſt und ſie geſehen hat; damit nun die Men -ſchen,11der Seele und des Körpers. ſchen, weil ſie von derſelben Welt nichts wiſ - ſen und daher einen ungewiſſen zweifelhaften Glauben vom Himmel und der Hölle haben, nicht ſo gar ſehr bethöret würden, Naturali - ſten, das iſt, Atheiſten oder Gottesläugner zu werden, ſo hat es dem HErrn gefallen, das Geſicht meines Geiſtes aufzuthun, und ihn in den Himmel zu erheben, und auch in die Hölle hinabzuführen, und ihn ſehen zu laſſen, wie beydes beſchaffen iſt. Daraus wurde mir offenbar, daß zwey Welten ſind, und dieſe von einander unterſchieden ſind, eine, in welcher alles geiſtlich iſt und die daher die geiſtliche Welt genennt wird, und die andere, in welcher alles natürlich iſt, und die daher die natürliche Welt genennt wird, und daß die Geiſter und Engel in ihrer Welt leben, und die Menſchen in ihrer Welt; desglei - chen, daß ein jeder Menſch durch den Tod aus ſeiner Welt in die andere übergehet, und in dieſer in Ewigkeit lebt. Die Erkenntniß von dieſen beyden Welten muß vorhergehen, da - mit der Einfluß, von welchem hier gehandelt wird, von ſeinem Urſprung her entdeckt wer - de; denn die geiſtliche Welt fließt in die na - türliche Welt ein, und belebt ſie in allem und jedem, was ihr zugehöret, ſowohl bey den Menſchen als bey den Thieren, und unterhält auch das Wachsthum in den Bäumen und Pflanzen.
4. Daß eine andere Sonne in der geiſtli - chen Welt ſey, und eine andere in der natürlichen Welt, iſt die Urſache, weil dieſe Welten gänzlich von einander unterſchieden ſind, und die Welt ihren Urſprung aus der Sonne hat; denn dieſe Welt, worinnen al - les geiſtlich iſt, kann nicht aus derjenigen Sonne entſpringen, aus welcher alles natür - liche iſt, denn auf ſolche Art würde ein phy - ſicaliſcher oder natürlicher Einfluß ſeyn, der doch wider die Ordnung iſt. Daß die Welt aus der Sonne entſtanden ſey oder ihr Würk - lichſeyn daraus bekommen habe, (exſtirerit) und nicht hergegen, iſt offenbar aus der Wür - kung der Urſache, daß die Welt in allem und jedem, was ihr zugehöret, durch die Sonne beſtehet oder ihr Würklichſeyn fortſetzet, (ſub - ſiſtat) und die Dauer oder Fortſetzung der Würklichkeit, (ſubſiſtentia) beweiſet die Ent - ſiehung des Würklichſeyns oder Daſeyns, (exiſtentiam demonſtrat) daher ſagt man, die Dauer der Würklichkeit oder die Unaufhör -lichkeit13der Seele und des Körpers. lichkeit ſey ein immerwährendes Würklich - ſeyn oder Daſeyn; (quod ſubſiſtentia ſit per - petua exiſtentia) woraus erhellet, daß wenn die Sonne weggethan würde, ihre Welt in ein Chaos, und dieſes in ein Nichts würde fallen. Daß in der geiſtlichen Welt eine an - dere Sonne ſey, als in der natürlichen Welt, kann ich bezeugen, weil ich ſie geſehen habe, ſie erſcheinet feurig, wie unſere Sonne, faſt in gleicher Größe, ſie ſtehet ſo weit von den Engeln ab, als unſere Sonne von den Men - ſchen; ſie gehet aber nicht auf und nicht un - ter, ſondern ſteht unbeweglich in der mittlern Höhe zwiſchen dem Zenith oder Scheitelpunkt und dem Horizont oder Geſichtskreis, daher haben die Engel ein beſtändiges Licht und ei - nen immerwährenden Frühling. Ein ver - nünftiger Menſch, welcher nichts von der Sonne der geiſtlichen Welt weiß, kann leicht in ſeinem Begriff von der Schöpfung des Weltalls wahnſinnig irren, von welcher er ſich, wenn er ſie tief überdenkt, keine andere Vorſtellung macht, als daß ſie aus der Na - tur ſey, und weil der Urſprung der Natur die Sonne iſt, ſich einbildet, ſie wäre aus der Natur Sonne als dem Schöpfer. Ue - berdieß kann keiner den geiſtlichen Einfluß begreifen, wenn er nicht auch ſeinen Ur - ſprung weiß; denn der geſamte Einfluß iſt aus der Sonne, der geiſtliche Einfluß kommt aus ſeiner Sonne, und der natürliche Ein -fluß14Von der Verbindungfluß aus ſeiner; das innere Geſicht des Men - ſchen, welches ſeinem Gemüthe eigen iſt, (Mentis ejus) nimmt den Einfluß aus der geiſt - lichen Sonne auf, aber das äuſere Geſicht, welches dem Leib eigen iſt, nimmt den Ein - fluß aus der natürlichen Sonne an, und in der Auswürkung vereinigen ſie ſich mit ein - ander, eben ſo wie die Seele (Anima) mit dem Körper. Daraus erhellet, in welche Blindheit, Finſterniß und Thorheit diejeni - gen fallen können, welche nichts von der geiſt - lichen Welt und ihrer Sonne wiſſen; in Blindheit, weil das Gemüth (Mens) das blos allein von dem Sehen des Auges abhängt, in Vernunftſchlüſſen einer Fledermaus gleich wird, die des Nachts hin und wieder und nur an angehängte leinene Tücher flattert: in Finſternis, weil das Geſicht des Gemüths (Mentis) wenn in daſſelbe von innen das Se - hen des Auges einfließt, alles geiſtlichen Lichts beraubt, und einer Nachteule gleich wird: in Thorheit, weil der Menſch dem ohngeach - tet denkt, aber aus dem Natürlichen vom Geiſtlichen, und nicht hergegen, alſo wahn - ſinnig, närriſch und thöricht.
5. Das Geiſtliche kann nicht anderswoher kommen, als aus der Liebe, und die Liebe nicht anderswoher, als aus Jehovah GOtt, welcher die Liebe ſelbſt iſt, derowegen iſt die Sonne der geiſtlichen Welt, aus wel - cher alles Geiſtliche, als aus ſeiner Quelle, entſpringt, die reine lautere Liebe die von Je - hovah GOtt, welcher in der Mitte derſelben iſt, herausfließet. Selbſt dieſe Sonne iſt nicht GOtt, ſondern ſie iſt von GOtt, ſie iſt der nächſte Umkreis um Jhn herum von Jhm herausgehend. Durch dieſe Sonne von Je - hovah GOtt iſt das Weltall (Univerſum) er - ſchaffen worden, wodurch alle Welten zu - ſammengenommen verſtanden werden, deren eben ſo viel ſind, als an unſern ausgebreite - ten Himmel Sterne. Daß durch dieſe Son - ne, welche die reine lautere Liebe iſt, alſo von Jehovah GOtt, die Schöpfung geſchehen iſt, iſt darum, weil die Liebe das Seyn oder das Weſen ſelbſt des Lebens iſt, und die Weisheit das Würklichſeyn oder Daſeyn des Lebens daraus iſt, und aus der Liebe durch die Weis - heit iſt alles erſchaffen worden; dieſes wird durch dieſe Worte beym Johann. verſtanden: das Wort war bey GOtt, und GOtt war das Wort, alle Dinge ſind durch daſſelbige gemacht, und ohne daſſelbige iſt nichts gemacht was gemacht iſt; und die Welt iſt durch daſſelbige ge - macht, 1, 1. 3. 10. ; das Wort daſelbſt iſtdas16Von der Verbindungdas göttliche Wahre, alſo auch die göttliche Weisheit; darum wird auch das Wort da - ſelbſt das Licht genennt, welches alle Men - ſchen erleuchtet, Verſ. 9, eben ſo wie es die göttliche Weisheit durch das Göttliche Wah - re macht. Diejenigen, welche den Urſprung der Welten anderswoher, als aus der göttli - chen Liebe durch die göttliche Weisheit, ab - leiten, die ſtraucheln und irren, wie die ſo im Hirn verrückt ſind, welche Larven für Menſchen anſehen, falſche Einbildungen für Lichter, und Hirngeſpinnſte für würkliche Geſtalten oder Bilder halten; denn die gan - ze Schöpfung iſt ein zuſammenhängendes Werk aus der Liebe durch die Weisheit; man würde dieſes ſehen, wenn man im Stande wäre, den Zuſammenhang in der Ordnung vom Erſten oder Jnnerſten bis zum Letzten oder Aeuſſerſten (a Primis ad Ultima) zu ſe - hen. Gleichwie GOtt ein Einziger iſt, alſo iſt die geiſtliche Sonne eine Einzige, denn von dem Geiſtlichen, welches von ihr herrüh - ret, läßt ſich keine Ausdehnung des Raums ſagen, und das Weſen und die Würklich - keit ohne Raum iſt allenthalben in Räumen ohne Raum, alſo auch die göttliche Liebe vom Anfang des Weltalls bis zu allen ſeinen End - zwecken; daß das Geiſtliche alles erfülle, und durch die Erfüllung alles im geſchaffenen Zu - ſtand erhalte, ſiehet die Vernunft von weiten, und in der Nähe in ſo viel ſie die Liebe er -kennet,17der Seele und des Körpers. kennet, wie ſie an ſich ſelber iſt, ihre Verbin - dung mit der Weisheit, auf daß die Endzwe - cke eingeſehen werden, ihren Einfluß in die Weisheit, auf daß die Urſachen dargeſtellt werden, und ihre Würkung durch die Weis - heit, auf daß die Würkungen hervorgebracht werden.
6. Es iſt bekannt, daß in dem Wort, und daher in der allgemeinen Sprache der Prediger, die göttliche Liebe durch das Feuer ausgedrückt wird, wie auch, das himmliſche Feuer die Herzen erfüllen, und in ihnen die heilige Begierde GOtt zu ehren entzünden ſoll; darum, weil das Feuer mit der Liebe über - einſtimmet, und daher dieſelbe andeutet; da - her kommt es, daß Jehovah GOtt vor Moſe in dem Buſch, desgleichen auf dem Berg Si - nai vor den Kindern Jſrael, wie Feuer er - ſchienen iſt, und daß geboten wurde, das Feuer unauslöſchlich auf dem Altar zu erhalten, und jeden Abend die Lampen des Leuchters in derSw. Sch. III. Th. BStifts -18Von der VerbindungStiftshütte anzuzünden; dieſes war darum, weil das Feuer die Liebe andeutete: daß der Menſch entzündet, erwärmet und angeflammt wird, gleichwie ſeine Liebe in Eifer geräth, oder in die Hitze des Zorns entflammt; die Wärme des Bluts, oder die Lebenswärme der Men - ſchen, und überhaupt der Thiere, kommt nicht anderswoher als aus der Liebe, die das Leben derſelben ausmacht: das hölliſche Feuer iſt auch nichts anders als die Liebe, die der himmliſchen Liebe entgegen geſetzt oder zuwi - der iſt: daher kommt es nun, daß die gött - liche Liebe den Engeln erſcheinet als wie eine Sonne in ihrer Welt, feurig, wie unſere Sonne, wie ich oben geſagt habe, und daß die Engel in der Wärme ſind, je nachdem ſie die Liebe von Jehovah GOtt durch dieſelbe Sonne annehmen. Daraus folget, daß das Licht daſelbſt in ſeinem Weſen die Weisheit ſey; denn die Liebe und die Weisheit ſind un - zertrennlich, wie das Seyn und Würklich - ſeyn oder Daſeyn, (ſicut Eſſe & Exiſtere) denn die Liebe hat durch die Weisheit, und nach Beſchaffenheit derſelben, ihr Würklichſeyn oder Daſeyn; dieſes iſt eben ſo wie in unſe - rer Welt, daß die Wärme zur Zeit des Früh - lings ſich mit dem Licht vereiniget, und das Wachsthum und endlich die Fruchtbringung hervorbringt: überdieß weiß jedermann, daß die geiſtliche Wärme die Liebe iſt, und das geiſtliche Licht die Weisheit; denn der Menſchhat19der Seele und des Körpers. hat Wärme, je nachdem er Liebe hat, und ſein Verſtand iſt im Licht, je nachdem er weiſe iſt. Jch habe dieſes geiſtliche Licht ſehr oft geſehen, es übertrift das natürliche Licht an Weiſſe und auch an Glanz unendlich, denn es iſt wie die Weiſſe und der Glanz ſelbſt in ihrem Weſen, es erſcheinet wie der glän - zende und ſchimmernde Schnee, ſo wie die Kleidung des HErrn erſchien, da er verkläret wurde, Marc. 9, 3. Luc. 9, 29: weil das Licht die Weisheit iſt, ſo nennet ſich deswe - gen der HErr das Licht, welches alle Menſchen erleuchtet, Joh. 1, 9. und anderswo ſpricht er, daß er das Licht ſelbſt ſey, Joh. 3, 19. Cap. 8, 12. Cap. 12, 35. 36. 47. das iſt, daß er das Göttliche Wahre ſelbſt ſey, wel - ches das Wort iſt, alſo die Weisheit ſelbſt. Man glaubt, das natürliche Licht, welches auch das vernünftige iſt, wäre aus dem Licht unſerer Welt, allein es iſt aus dem Licht der Sonne der geiſtlichen Welt, denn das Geſicht des Gemüths (viſus mentis) fließt in das Sehen des Auges ein, alſo auch die Lichter, und nicht hergegen; wenn das Gegentheil wäre, ſo würde es ein phyſicaliſcher oder na - türlicher Einfluß ſeyn, und kein geiſtlicher.
7. Es iſt bekannt, daß alles durchgängig ſich auf das Gute und Wahre beziehet, und kein beſonderes Ding vorhanden iſt, wor - innen nicht eine beſondere Beziehung auf die - ſe zwey wäre; daher kommt es, daß in dem Menſchen zwey Aufnahmen und Behältniſſe des Lebens ſind, eine, welche die Aufneh - mung des Guten iſt, die der Wille genennt wird, die andere, welche die Aufnehmung des Wahren iſt, die der Verſtand genennt wird; und weil das Gute der Liebe eigen iſt, und das Wahre der Weisheit zugehöret, ſo iſt der Wille die Aufnehmung und das Behältnis der Liebe, und der Verſtand die Aufnehmung und das Behältnis der Weisheit. Daß das Gute der Liebe eigen iſt, iſt darum, weil der Menſch das will, was er liebt, und wenn er es auswürket, gut heiſſet; und daß das Wahre der Weisheit eigen iſt, iſt darum, weil alle Weisheit aus dem Wahren kommt, ja das Gute, das der Weiſe denkt, iſt wahr, und dieſes Wahre wird gut, wenn er es willund21der Seele und des Körpers. und vollbringt. Wer dieſe zwey Aufneh - mungen und Behältniſſe des Lebens, welche der Wille und der Verſtand ſind, nicht recht von einander unterſcheider, und ſich keinen klaren Begriff von denſelben macht, der be - mühet ſich vergebens, den geiſtlichen Einfluß zu erkennen, denn es iſt ein Einfluß in den Willen, und iſt einer in den Verſtand; in den Willen des Menſchen iſt der Einfluß des Guten der Liebe, und in ſeinen Verſtand iſt der Einfluß des Wahren der Weisheit, bey - de Einflüſſe kommen von Jehovah GOtt un - mittelbar durch die Sonne in deren Mitte Er iſt, und mittelbar durch den Himmel der En - gel. Jene zwey Aufnehmer und Behalter, der Wille und der Verſtand, ſind eben ſo unterſchieden, wie die Wärme und das Licht, denn der Wille nimmt die Wärme des Him - mels auf, die in ihrem Weſen die Liebe iſt, und der Verſtand nimmt das Licht des Him - mels auf, welches in ſeinem Weſen die Weis - heit iſt, wie ich oben geſagt habe. Es giebt einen Einfluß aus dem menſchlichen Gemüth (e Mente humana) in die Reden, und giebt einen in die Handlungen, der Einfluß in die Reden geſchieht aus dem Willen durch den Verſtand, aber der Einfluß in die Handlun - gen geſchieht aus dem Verſtand durch den Willen: diejenigen, welche nur von dem Ein - fluß in den Verſtand, und nicht zugleich in den Willen, wiſſen, und aus demſelben Ver -B 3nunft -22Von der Verbindungnunftſchlüſſe machen und ſchließen, ſind wie Einäugige, die nur die Gegenſtände auf einer Seite, und nicht zugleich auf der andern ſe - hen; und wie Einhändige, die nur mit einer Hand verkehrt und gezwungen arbeiten; und wie die Lahmen, welche auf einem Bein mit dem Stock hüpfend dahergehen. Aus dieſem wenigen iſt deutlich und offenbar dargethan worden, daß die geiſtliche Wärme in den Wil - len des Menſchen einfließe, und das Gute der Liebe hervorbringe, und das geiſtliche Licht in ſeinen Verſtand, und das Wahre der Weisheit ausgebäre.
8. Es haben bisher ſcharfſinnige Genies ei - nen geiſtlichen Einfluß von der Seele (ab Anima) in den Körper vorgegeben, aber keinen Einfluß in die Seele, und durch ſie in den Körper, wie wohl bekannt iſt, daß allesGute23der Seele und des Körpers. Gute der Liebe und alles Wahre des Glau - bens von GOtt in den Menſchen einflieſſen, und nichts derſelben von dem Menſchen, und das, was von GOtt einfließt, allernächſt in die Seele des Menſchen (in Animam) fließt, und durch die Seele in das vernünftige Ge - müth (in Mentem rationalem) und durch die - ſes in dasjenige, was den Körper ausmacht; wenn einer dem geiſtlichen Einfluß anders nachforſchet, ſo iſt er wie ein ſolcher, der die Ader einer Quelle verſtopfet, und den - noch darinnen immerfort quellendes Waſſer ſticht; oder wie ein ſolcher, der die Hervor - ſproſſung eines Baums aus der Wurzel und nicht aus dem Saamen ableitet; oder wie ei - ner, der das Geurſtändete ohne Urſtand oder Grundanfang (principiata absque principio) betrachtet. Denn die Seele iſt nicht das Le - ben in ihr ſelber, ſondern iſt die Aufnehme - rin des Lebens von GOtt, welcher das Leben in ſich ſelber iſt, und der geſammte Einfluß iſt ein Einfluß des Lebens, alſo von GOtt; dieſes wird dadurch verſtanden: Jehovah GOtt blies in die Naſe des Menſchen die Seele der Leben ein, und der Menſch wurde eine lebendige Seele, 1 B. Moſ. 2, 7. in die Naſe die Seele der Leben einbla - ſen, bedeutet, das Vernehmen und die Em - pfindung des Guten und Wahren einhau - chen; und der HErr ſpricht auch von ſich ſelber: Gleichwie der Vater das LebenB 4hat24Von der Verbindunghat in ihm ſelber, alſo hat er auch dem Sohn gegeben das Leben zu haben in ihm ſelber, Joh 5, 26.; das Leben in ihm ſelber iſt GOtt; und das Leben der Seele iſt das von GOtt einflieſſende Leben. Weil nun der geſammte Einfluß ein Einfluß des Lebens iſt, und dieſes durch ſeine Aufnehmer und Behalter würket, und die innerſte oder erſte von den Aufnehmungen und Behältniſ - ſen in dem Menſchen ſeine Seele (Anima) iſt, ſo muß man derowegen, um den Einfluß recht und ordentlich zu begreifen und einzuſe - hen, von GOtt anfangen, und nicht von der Mitte; wenn man von dieſer anfangen woll - te, ſo wäre die Lehre vom Einfluß wie ein Wagen ohne Räder, oder wie ein Schiff oh - ne Seegel. Weil dem alſo iſt, ſo iſt daher im vorhergehenden von der Sonne der geiſtlichen Welt gehandelt worden, in deren Mitte Je - hovah GOtt iſt, N. 5.; und vom Einfluß der Liebe und Weisheit, alſo des Lebens dar - aus, N. 6. 7. Daß durch die Seele (per Animam) das Leben von GOtt in den Men - ſchen, und durch dieſe in ſein Gemüth, (in ejus Mentem) das iſt, in deſſen Neigungen und Gedanken, und aus dieſen in des Kör - pers Sinne, Reden und Handlungen einflie - ſet, iſt darum, weil dieſelben das Leben in einer auf einander folgenden Ordnung aus - machen; denn das Gemüth (Mens) iſt der Seele untergeordnet, (Animæ) und der Leibdem25der Seele und des Körpers. dem Gemüth, (Menti) und das Gemüth hat ein zweyfaches Leben, eins, das dem Willen, und das andere, das dem Verſtand zugehö - ret, das Leben des Willens iſt das Gute der Liebe, und was von dieſer herrühret, nennt man Neigungen, und das Leben des Ver - ſtands iſt das Wahre der Weisheit, und was von dieſer herrühret, nennt man Gedanken, durch dieſe und jene lebt das Gemüth; (Mens) das Leben aber des Körpers ſind die Sinne, die Reden und Handlungen; daß dieſe von der Seele vermittelſt des Gemüths herkom - men, folget aus der Ordnung, in der ſie ſind, und aus dieſer veroffenbaren ſie ſich bey dem Weiſen ohne Nachforſchung. Die menſch - liche Seele, (Anima humana) weil ſie eine obere oder höhere geiſtliche Subſtanz iſt, em - pfängt den Einfluß unmittelbar von GOtt, das menſchliche Gemüth aber (Mens humana) weil es eine untere geiſtliche Subſtanz iſt, em - pfängt den Einfluß von GOtt mittelbar durch die geiſtliche Welt, und der Körper, weil er aus den Subſtanzen oder Weſen der Natur iſt, welche Materien oder Leiblichkeiten ge - nennt werden, empfängt den Einfluß von GOtt mittelbar durch die natürliche Welt. Daß das Gute der Liebe und das Wahre der Weisheit mit einander, das iſt, in Eins vereinigt, von GOtt in die Seele (Animam) des Menſchen einflieſſen, daß ſie aber im Fort - gang oder in der Auswürkung von dem Men -B 5ſchen26Von der Verbindungſchen getheilet, und nur bey denen verbun - den werden, die ſich von GOtt leiten laſſen, wird aus dem nachfolgenden erhellen.
9. Daß die Natur und ihre Welt, wo - durch die Atmoſphären d iſt. Aether und Luftkreiſe, und die Erdbälle, welche man Planeten nennt, worunter die Erd - und Waſ - ſerkugel iſt, die wir bewohnen, und auch Alles und Jedes, was ihre Oberfläche alle Jahr zieret und ſchmücket, verſtanden wer - den; und daß dieſe und jene einig und allein aus der Sonne beſtehen, die den Mittelpunkt von denſelben ausmacht, und durch die Stra - len ihres Lichts, und durch die Mäßigung ihrer Wärme allenthalben gegenwärtig iſt, weiß unſtreitig jedermann aus dem Augen - ſchein, Begriff der Sinne, und aus den Schriften, die von der Bewohnung derſel - ben handeln; und weil aus der Sonne die immerwährende Dauer und Fortſetzung des Würklichſeyns oder Daſeyns herkommt, (perpetua ſubſiſtentia) ſo kann auch die Ver -nunft27der Seele und des Körpersnunft ganz gewiß den Schluß machen, daß die Entſtehung des Würklichſeyns (exiſtentia) eben auch aus derſelben ſey, denn die immer - währende Dauer der Würklichkeit iſt das be - ſtändige Würklichſeyn, ſo wie die Entſtehung deſſelben geweſen iſt. (nam perpetuo ſubſi - ſtere eſt perpetuo exiſtere ſicut exſtitit) Dar - aus folget, daß die natürliche Welt durch dieſe Sonne von Jehovah GOtt mittelbarer - weiſe (ſecundario) geſchaffen worden ſey. Daß es ein Geiſtliches gebe, und ein Natür - liches, die gänzlich von einander unterſchie - den ſind, und daß der Urſprung und die Un - terhaltung des Geiſtlichen von der Sonne herkomme, welche die reine lautere Liebe iſt, in deren Mitte der Schöpfer und Erhalter des Weltalls Jehovah GOtt iſt, iſt bisher bewieſen worden; daß aber der Urſprung und die Unterhaltung des Natürlichen die Sonne ſey, welches ein lauteres Feuer iſt, und daß dieſes aus derſelben ſey, und beyde von GOtt entſpringen, folget von ſelbſt, wie das Nachfolgende vom Vorhergehenden, und dieſes vom Erſten folget. Daß die Sonne der Natur und ihrer Welten ein lau - teres Feuer (purus ignis) ſey, beweiſen al - ſo ihre Würkungen, als die Zuſammenzie - hung ihrer Stralen in den Brennpunkt durch die Optik, woraus ein heftig brennendes Feu - er und auch eine Flamme geht; die Natur ihrer Wärme iſt der Wärme aus dem elemen -tari -28Von der Verbindungtariſchen Feuer gleich; die ſtufenweiſe Fort - rückung oder das Steigen und Fallen dieſer Wärme geſchieht nach Beſchaffenheit des Auffallens, woher die Climata, und auch die vier Jahrszeiten kommen, und ſo weiter, wor - aus die Vernunft durch des Körpers Sin - ne behaupten und bekräftigen kann, daß die Sonne der natürlichen Welt ein reines lauteres Feuer ſey, wie auch, daß ſie ein Feuer in ſeiner ſelbſtſtändigen Lauterkeit ſey. Diejenigen, welche nichts von dem Urſprung des Geiſtlichen aus ſeiner Sonne, ſondern nur von dem Urſprung des Natürlichen aus ſeiner Sonne wiſſen, können nicht anders, als daß ſie das Geiſtliche mit dem Natürli - chen vermiſchen und verwirren, und durch die Betrüglichkeiten der Sinne und folglich auch der Vernunft ſchlieſſen, daß das Geiſt - liche nichts anders als lauter Natürliches ſey, und daß auch deſſen Würkſamkeit, die durch das Licht und Wärme angeregt wor - den, Weisheit und Liebe entſpringe; weil ſolche nichts anders mit den Augen ſehen, und mit der Naſe riechen, auch nichts anders mit der Bruſt ein und aushauchen, als die Natur, ſo ſchreiben ſie ihr dahero auch alles Vernünftige zu, und ſaugen alſo den Natu - ralismus ein, wie ein Schwamm das Waſ - ſer; allein, dieſe können mit den Fuhrmän - nern verglichen werden, die vier Pferde hin - ter dem Wagen und nicht vor demſelben ſpan -nen;29der Seele und des Körpers. nen; ein anders iſt es mit denen, welche un - ter dem Geiſtlichen und Natürlichen einen Unterſchied machen, und dieſes aus jenem herleiten; dieſe empfinden und begreifen auch den Einfluß der Seele (Animæ) in den Kör - per, daß er geiſtlich ſey, und daß das Na - türliche, welches dem Leib zugehöret, der Seele (Animæ) zum Werkzeug und Mitteln dienet, auf daß ſie in der natürlichen Welt ihre Würkungen hervorbringe: wenn einer anders ſchließet, ſo kann er einem Krebs ver - glichen werden, welcher fortkriecht, indem er durch den Schwanz ſeine Schritte beför - dert, und die Augen rückwärts kehret wie ſei - nen Gang; und man kann das vernünftige Geſicht eines ſolchen mit den Augen des Ar - gus vergleichen, wovon die am Hinterhaupt ſahen, die vorne aber eingeſchläfert waren; ſolche glauben auch, ſie wären Argi, wenn ſie Vernunftſchlüſſe machen, denn ſie ſpre - chen, wer ſiehet nicht den Urſprung des Welt - alls aus der Natur, und was iſt alsdenn GOtt anders, als die innerſte Ausdehnung der Natur, und noch mehr dergleichen un - vernünftige Hirngeſpinnſte, worauf ſie ſich mehr zu gute thun, als die Weiſen auf das Vernünftige.
10. Wer ſiehet nicht aus der Vernunft des Verſtandes, wenn dieſer ein we - nig über das ſinnliche des Körpers erhoben wird, daß die Liebe in ſich ſelbſt betrachtet lebendig, und die Erſcheinung ihres Feuers das Leben ſey, und hergegen, daß das elemen - tariſche Feuer in ſich ſelbſt betrachtet gegen daſſelbe tod ſey; folglich daß die Sonne der geiſtlichen Welt, weil ſie die reine lautere Lie - be iſt, lebendig ſey, und daß die Sonne der natürlichen Welt, weil ſie ein lauteres Feu - er iſt, tod ſey; eben ſo iſt es auch mit allem, was aus denſelben herkommt und würklich iſt. Es ſind zwey Dinge, welche alle Wür - kungen in dem Weltall hervorbringen, nem - lich das Leben und die Natur, und ſie wür - ken dieſelben nach der Ordnung aus, indem das Leben von innen die Natur rege und ge - ſchäftig macht: anders aber wenn die Na - tur von innen das Leben zum würken her - beybringt, welches bey denen geſchieht, ſo die Natur, die in ſich ſelbſt tod iſt, über und in das Leben ſetzen, und daher einig und allein den Lüſten der Sinne und den Begierden des Fleiſches opfern, und das Geiſtliche derSeele31der Seele und des Körpers. Seele (Animæ) und das wahrhaftig Ver - nünftige des Gemüths (Mentis) für nichts achten; dieſe ſind es, die wegen dieſer Ver - kehrung die Toden genennet werden; der - gleichen ſind alle Naturaliſten, daß iſt Athei - ſten oder Gottesläugner in der Welt, und alle Satane in der Hölle; ſie werden auch Tode in dem Wort genennt, als beym Da - vid: Sie hiengen ſich an den Baal - peor, und aſſen von den Opfern der To - den, Pſalm 106, 28. Der Feind verfol - get meine Seele, er leget mich ins Fin - ſtere, wie die Toden in der Welt, Pſalm 133, 3. Daß er das Seufzen der Ge - fangenen höre, und losmache die Kin - der des Todes, Pſalm 102, 21. und in der Offenbarung: Jch weiß deine Werke, denn du haſt den Namen, daß du lebeſt, und biſt Tod; ſey wacker und ſtärke das andere, das ſterben will, 3, 1. 2. Sie werden Tode genennt, weil der geiſtliche Tod die Verdammung iſt, und diejenigen ſind ver - dammt, welche glauben, daß das Leben aus der Natur ſey, und daß alſo das Licht der - ſelben das Licht des Lebens ſey, und eben da - durch alle Begriffe von GOtt, vom Himmel, und vom ewigen Leben verbergen, erſticken und auslöſchen; dieſe ſind daher wie die Nacht - eulen, die das Licht in der Finſternis, und die Finſternis im Licht ſehen, das iſt, das Falſche für das Wahre, und das Böſe fürdas32Von der Verbindungdas Gute anſehen; und weil das Angeneh - me des Böſen bey ihnen das Angenehme des Herzens iſt, ſo ſind ſie denen Vögeln und Beſtien nicht ungleich, welche die Todenäſer als Leckerbiſſen freſſen, und die der Geſtank aus den Gräbern wie Balſam anriecht. Die - ſe ſehen auch keinen andern Einfluß als den phyſicaliſchen oder natürlichen; wenn ſie ja einen geiſtlichen Einfluß behaupten, ſo ge - ſchieht es nicht aus einigem Begriff von dem - ſelben, ſondern aus dem Mund eines Lehrers.
11. Es iſt bekannt, daß in einer jeden Wür - kung ein Thätiges oder Würkendes (activum) und ein Leidendes iſt, (paſſivum) und daß aus dem Thätigen allein nichts das Daſeyn bekommt, und auch nichts aus dem Leidenden allein hervorkommt; eben ſo iſt es mit dem Geiſtlichen und Natürlichen; das Geiſtliche, weil es eine lebendige Kraft iſt, iſt das Thätige, und das Natürliche, weil es eine tode Kraft iſt, iſt das Leidende; daraus folget, daß alles, was in dieſer Sonnenwelt vom Anfang her ſein Würklichſeyn oder Da - ſeyn bekommen hat, und hernach jeden Au -gen -33der Seele und des Körpers. genblick würklich da iſt, aus dem Geiſtlichen durch das Natürliche herkomme, und dieſes nicht nur in den Gegen ſtänden des Thierreichs, ſondern auch in den Dingen des Gewächs - reichs. Es iſt auch das mit dem Thätigen und Leidenden übereinkommende nicht unbe - kannt, daß in allen Würkungen ein Haupt - urſächliches und ein Werkzeugliches iſt, (prin - cipale & inſtrumentale) und daß dieſe zwey, wenn etwas geſchieht oder ausgewürket wird, wie ein Einziges zu ſeyn ſcheinen, wiewohl ſie ganz deutlich zweyerley ſind; deswegen iſt unter den Grundregeln der Weisheit auch dieſe, daß die Haupturſache und die werk - zeugliche Urſache zugleich eine einzige Urſache ausmachen; alſo iſt es auch mit dem Geiſt - lichen und Natürlichen; daß dieſe zwey in den Würkungen wie ein Einziges zu ſeyn ſcheinen, kommt daher, weil das Geiſtliche in dem Natürlichen iſt wie die Faſern in den Muskuln oder Mäuslein, und das Blut in den Pulsadern, oder wie ein Gedanke in der Rede, und eine Gemüthsneigung in dem Ton der Stimme, und es läßt ſich doch das Na - türliche aus dieſen empfinden; allein man kann noch überdem wie gleichſam durch ein Gitter erkennen, daß das Geiſtliche ſich mit dem Natürlichen bekleide, wie der Menſch mit einem Kleid. Der organiſche oder werk - zeug liche Leib, mit dem ſich die Seele (anima) angekleidet, wird hier einem Kleid verglichen, weil er ſie bekleidet, und weil ihn auch die See -Sw. Sch. III. Th. Cle34Von der Verbindungle auszieht, und von ſich wegwirft, wie ab - gelegte Kleider, wenn ſie durch den Tod aus der natürlichen Welt in ihre geiſtliche über - gehet; der Leib veraltet auch wie ein Kleid nicht aber die Seele, weil ſie ein geiſtliches Weſen iſt, das nichts mit den Veränderun - gen der Natur, die von ihren Anfängen an bis zu ihren Endigungen fortrücken, und nach und nach geendiget werden, gemein hat. Die - jenigen, welche den Körper nicht als die Klei - dung oder als den Anzug der Seele, welcher an ſich tod iſt, betrachten, und ihn nicht als nur für eine angepaßte werkzeugliche Form zur Aufnehmung der lebendigen Kräfte, die durch die Seele aus GOtt einflieſſen, an - ſehen, können nicht anders als aus Betrüg - lichkeiten ſchlieſſen, daß die Seele durch ſich ſelbſt lebe, und der Körper auch durch ſich ſelbſt, und daß zwiſchen dem Leben der See - le und des Körpers eine vorherbeſtimmte Uebereinſtimmung ſey; oder auch, daß das Leben der Seele in das Leben des Kör - pers einflieſſe, oder das Leben des Körpers in das Leben der Seele, und alſo ver - fallen ſie auf einen Einfluß, und zwar ent - weder auf einen geiſtlichen, oder auf einen natürlichen; da doch die aus allen erſchaffe - nen Dingen hervorleuchtende Wahrheit be - zeuget hat, daß das Nachfolgende (poſterius) nicht aus ſich ſelbſt, ſondern aus dem Vor - hergehenden (ex priori) würke, von welchemes35der Seele und des Körpers. es hergekommen iſt, alſo auch dieſes nicht aus ſich ſelbſt, ſondern aus einem das noch wei - ter vorhergeht, (ex adhuc priori) und daß alſo auch nichts auſſer aus dem Erſten (ex Primo) würke, welcher aus ſich ſelbſt würket, nem - lich von GOtt: überdem iſt das Leben ein ein - ziges, und dieſes kann nicht erſchaffen wer - den, ſondern fließt in die zur Aufnehmung deſſelben organiſch oder werkzeuglich einge - richtete Formen über alle maſſen ein; der - gleichen Formen ſind alle und jede Dinge in dem erſchaffenen Weltall. Viele glauben, daß die Seele (anima) das Leben ſey, und daß alſo der Menſch, weil er aus der Seele lebt, aus ſeinem Leben, alſo aus ſich ſelbſt lebe, und eben darum nicht durch den Ein - fluß des Lebens von GOtt; allein dieſe kön - nen nicht anders als einen Gordiſchen, das iſt, unauflöslichen Knoten aus Betrüglich - keiten zuſammen zu flechten, und alle Beur - theilungen ihres Gemüths (mentis) in den - ſelben einzuwickeln, woher denn lauter Un - ſinnigkeit in Anſehung der geiſtlichen Dinge bey ihnen entſteht, oder ein Labyrinth, das iſt, einen Jrrgarten zu bauen, worinnen das Gemüth (mens) nimmermehr durch einige Fäden der Vernunft den Rückweg finden und ſich herausführen kann; ſolche laſſen ſich auch in der That gleichſam in unterir - diſche Höhlen hinab, wo ſie in ewiger Fin - ſternis leben; denn daraus kommen unzähli -C 2che36Von der Verbindungche Betrüglichkeiten, und jede derſelben iſt abſcheulich, zum Exempel, GOtt habe ſich auf die Menſchen übergegoſſen und übergetra - gen, und daher wäre jeder Menſch eine ge - wiſſe Gottheit, die aus ſich ſelbſt lebe, und alſo thäte er das Gute aus ſich ſelbſt und wäre aus ſich ſelbſt weiſe; desgleichen, er beſitze in ihm ſelbſt den Glauben und die Liebe, und nehme al - ſo ſolche von ſich ſelbſt her, und nicht von GOtt, und was dergleichen ungeheuere Dinge noch mehr ſind, dergleichen bey denen in der Hölle an zutreffen ſind, welche, da ſie noch in der Welt waren, geglaubt haben, daß die Natur lebe, oder durch ihre Würkſamkeit das Leben hervor - bringe; wenn dieſe gen Himmel ſchauen, ſo ſehen ſie ſein Licht wie lauter Finſterniß. Jch hörete einmal eine Stimme aus dem Himmel, die da ſagte, daß wenn ein Funken des Le - bens in dem Menſchen und zwar von ihm wäre, und wäre nicht von GOtt in ihm, ſo wäre kein Himmel, noch etwas daſelbſt, und alſo ſey auch keine Kirche auf Erden, und folglich auch kein ewiges Leben. Man leſe hiervon ein mehreres in einer Merk - würdigkeit, die ich in dem Buch von der ehelichen Liebe mit eingerückt habe, N. 132. bis 136.
12. Aus dem oben befeſtigten Grundſatz, daß nemlich die Seele (anima) ſich mit dem Leib bekleide, wie der Menſch mit einem Kleid, ergiebt ſich dieſes als eine Folgerung; denn die Seele (anima) fließt in das menſch - liche Gemüth ein, (in mentem humanam) und von dieſem in den Leib, und bringt zugleich das Leben mit, welches ſie unaufhörlich von dem HErrn empfängt, und leitet alſo ſolches mittelbarer weiſe in den Leib über, allwo ſie durch die genaueſte Vereinigung den Anſchein würket als wenn der Leib lebte; hieraus nun, und aus tauſend Zeugniſſen der Erfahrung erhellet, daß das Geiſtliche mit dem Natür - lichen vereinigt, wie eine lebendige Kraft mit einer toden, mache, daß der Menſch ver - nünftig redet und ſittlich handelt: es ſchei - net zwar, als wenn die Zunge und die Lip - pen aus einem gewiſſen eigenen Leben rede - ten, und daß die Aerme und Hände auf glei - che Art würkten, aber es iſt die Denkungs - kraft, die an ſich geiſtlich iſt, die da redet, und der Wille, welcher gleichfalls geiſtlichC 3iſt,38Von der Verbindungiſt, der da würket, und zwar beyde durch ihre Werzeuge, die an ſich leiblich ſind, weil ſie aus der natürlichen Welt hergenommen ſind; daß dem alſo ſey, iſt ſonnenklar, man darf nur, zum Exempel, hierauf Achtung ge - ben: man thue nemlich das Denken vom Re - den weg, wird nicht da der Mund augen - blicklich verſtummen, oder man thue den Wil - len von der Würckung weg, werden da die Hände nicht augenblicklich müßig ſeyn? Die Vereinigung des Geiſtlichen mit dem Natür - lichen und der daher rührende Anſchein des Lebens in den leiblichen Dingen kann vergli - chen werden einem edlen Wein in einem rei - nen Schwamm, und dem zuckerſüſſen Moſt in der Weintraube, und dem angenehmen Saft in dem Apfel, oder auch dem würz - haften Geruch im Zimmet; von welchen allen die Fibern oder Faſern nur Leiblichkei - ten ſind, die Säfte in ſich enthalten, welche Leiblichkeiten weder von ſich ſelber einen Ge - ſchmack haben, noch einen Geruch von ſich ge - ben, ſondern ihr Geſchmack und Geruch iſt aus den Säften, die in und bey denſelben ſind, dahero wenn man ſolche Säfte ausdrü - cket, ſo ſind ſie tode Faſern; ſo iſt es auch mit den werkzeuglichen Gliedern des Leibes, wenn das Leben weggenommen wird. Daß der Menſch durch die Vereinigung des Geiſt - lichen mit dem Natürlichen oder Leiblichen vernünftig ſey, erhellet aus der Herleitungoder39der Seele und des Körpers. oder Auseinanderſetzung ſeiner Gedanken, (ex analyticis cogitationis ejus) und daß er geſittet ſey, aus dem Anſtändigen ſeiner Hand - lung und aus dem Geziemenden ſeiner Ge - berden; dieſes kommt dem Menſchen aus dem Vermögen, daß er den Einfluß von dem HErrn durch den Himmel der Engel empfan - gen könne, als woſelbſt der rechte Sitz der Weisheit und Liebe, folglich des Vernünf - tigſeyns und Sittlichſeyns zu finden iſt; dar - aus kann man wahrnehmen, daß wenn das Geiſtliche mit dem Natürlichen in dem Men - ſchen vereinigt iſt, er alsdenn geiſtlicherweiſe natürlich lebt. Daß der Menſch auf eine gleiche, ja ſo gar auf eine ungleiche Art nach dem Tod lebe, kommt daher, weil ſeine See - le alsdenn mit einem ſelbſtſtändigen oder geiſt - lichen Leib (corpore ſubſtantiali) umgeben iſt, wie ſie in der natürlichen Welt mit ei - nem materiellen oder leiblichen umgeben war. Viele glauben, daß das Vernehmen oder Em - pfinden und das Gedenken des Gemüths, (perceptiones & cogitationes mentis) weil ſie geiſtlich ſind, nur blos, und nicht durch die dazu eingerichtete werkzeugliche Formen ein - flöſſen; allein ſo träumen diejenigen, welche das Jnnere des Haupts nicht geſehen haben, als woſelbſt die Empfindungen und Gedan - ken in ihren Anfängen ſind, daß nemlich da - ſelbſt das kleine und groſſe Gehirn, die mit Subſtanzen oder Weſen ein, und zuſammenC 4gewebt40Von der Verbindunggewebt ſind, als mit der äuſern aſchfarbigen Gehirnrinde, und mit dem innern weiſen Gehirnmark, und daß allda Drüſen, Ge - wölbe, Scheidewände, und alle dieſe mit dem harten und dünnen Hirnhäutlein umwickelt ſind, und daß der Menſch nach der guten oder ſchlimmen Beſchaffenheit derſelben ent - weder geſund oder verrückt denke und wolle, und daß er alſo vernünftig und ſittlich ſey nach der werkzeuglichen Einrichtung ſeines Gemüths: denn das vernünftige Sehen des Menſchen, welches der Verſtand iſt, wäre ohne die zur Aufnehmung des geiſtlichen Lichts eingerichtete werkzeugliche Formen ein bloſ - ſes Nichts, ſo wie das natürliche Sehen oh - ne Augen; und ſo weiter.
13. Daß der Menſch nicht das Leben, ſon - dern ein werkzeuglicher Aufnehmer des Lebens von GOtt ſey, und daß die Liebe zu - gleich mit der Weisheit das Leben ſey, ferner daß GOtt ſelbſt die Liebe und ſelbſt die Weis - heit und alſo das Leben ſelbſt ſey, iſt oben er - kläret und bewieſen worden; daraus folget:ſo41der Seele und des Körpers. ſo viel der Menſch die Weisheit liebet, oder ſo viel die Weisheit im Jnnerſten der Liebe bey ihm iſt, ſo viel iſt er das Ebenbild GOt - tes, das iſt, ſo viel iſt er ein Empfänger des Lebens von GOtt; und im Gegentheil, ſo viel er in entgegengeſetzter Liebe, und alſo in Unſinnigkeit iſt, ſo viel empfängt er das Le - ben nicht von GOtt, ſondern von der Hölle, welches Leben der Tod genennt wird. Die Liebe ſelbſt und die Weisheit ſelbſt ſind nicht das Leben, ſondern ſie ſind das Seyn oder Weſen des Lebens, (Eſſe vitæ) aber das An - genehme der Liebe und das Liebliche der Weis - heit, welche die innern Empfindungen oder die Gemüthsberührungen ſind, (affectiones) machen das Leben, denn das Seyn oder We - ſen des Lebens bekommt durch dieſelbe ſein Würklichſeyn oder Daſeyn; (Eſſe vitæ per illa exiſtit) der Einfluß des Lebens von GOtt bringt ſolche Annehmlichkeit und Lieblichkeit mit ſich, wie der Einfluß des Lichts und der Wärme zur Zeit des Frühlings in die menſch - lichen Gemüther, und auch in allerley Arten der Vögel und Thiere, auch ſo gar in die Ge - wächſe, welche alsdenn auf keimen und Frucht bringen; denn das Angenehme der Liebe und das Liebliche der Weisheit breiten die Gemü - ther aus, und machen ſie zur Annehmung ge - ſchickt, ſo wie die Freude und Ergötzlichkeit das Geſichte ausbreiten, und es zu dem Ein - fluß der Frölichkeit der Seele (animæ) ge -E 5ſchickt42Von der Verbindungſchickt machen. Ein Menſch den die Liebe der Weisheit berührt und reizet, iſt wie der Garten in Eden, in welchem zweyerley Bäu - me ſind, der eine des Lebens, und der andere des Wiſſens des Böſen und Guten; der Baum des Lebens iſt die Aufnehmung der Liebe und Weisheit von GOtt, und der Baum der Wiſſenſchaft des Guten und Böſen iſt die Empfahung derſelben aus ſich ſelber, und dieſer iſt unſinnig, und glaubt ſo gar, er ſey ſo weiſe als GOtt, jener aber iſt wahrhaftig weiſe, und glaubt, daß niemand als GOtt allein weiſe ſey, und daß der Menſch nur ſo viel weiſe ſey als er ſolches glaubt, und noch mehr, ſo viel er empfindet, daß er ſolches wol - le; aber hiervon kann man nachleſen in einer Merkwürdigkeit, welche dem Buch von der ehelichen Liebe Num. 132. bis 136. ein - verleibet iſt. Ein einziges Geheimniß, wel - ches das bisherige aus dem Himmel beſtäti - get, will ich hier beyfügen; alle Engel des Himmels kehren ihre Angeſichter zu dem HErrn als zu der Sonne, und alle Engel der Hölle wenden Jhm das hintere Theil des Haupts zu, und dieſe empfangen den Einfluß in die Nei - gungen (in affectiones) ihres Willens, wel - che an ſich ſelbſt lauter böſe Begierden ſind, und machen, daß der Verſtand darein willi - ge, jene aber empfangen den Einfluß in die Neigungen ihres Verſtands, (in affectiones intellectus) und machen, daß der Wille mitein -43der Seele und des Körpers. einſtimme, daher ſind dieſe in Weisheit, jene aber in der Unſinnigkeit; denn der menſchli - che Verſtand wohnt in dem Gehirn, welches unter dem Vorderhaupt iſt, und der Wille in dem kleinen Gehirnlein, welches im Hinter - haupt iſt: wer ſollte nicht wiſſen, daß ein Menſch, der aus dem Falſchen unſinnig iſt, ſeinen böſen Begierden ſchmeichele, und durch die aus dem Verſtand gemachte Schlüſſe ſel - bige bekräftige, und daß ein Menſch, wel - cher aus dem Wahren weiſe iſt, ſehe, wel - cherley die Begierden ſeines Willens ſeyn, und ſolche bändige; dieſes thut der Weiſe, weil er ſein Angeſicht zu GOtt kehret, das iſt, an GOtt glaubet, und nicht an ſich, jenes aber thut der Unweiſe, weil er ſein Angeſicht von GOtt abwendet, das iſt, an ſich und nicht an GOtt glaubet; an ſich glauben, heißt, glauben, daß man aus ſich ſelber liebe und weiſe ſey, und nicht aus GOtt, und dieſes wird durch das Eſſen vom Baum der Wiſ - ſenſchaft des Guten und Böſen angedeutet; aber an GOtt glauben, heißt, glauben, daß man liebe und weiſe ſey aus GOtt und nicht aus ſich ſelber, und dieſes heißt eſſen vom Baum des Lebens, Offenbar. 2, 7. Aus die - ſem kann nun, jedoch nur gleichſam wie bey einem nächtlichen Mondenlicht, wahrgenom - men werden, daß die Aufnehmung des Ein - fluſſes des Lebens von GOtt nach der Be - ſchaffenheit der Liebe und Weisheit bey demMenſchen44Von der VerbindungMenſchen geſchehe. Dieſer Einfluß kann ferner durch den Einfluß des Lichts und Wär - me in die Gewächſe erläutert werden, welche blühen und Frucht bringen nach der Beſchaf - fenheit der Aneinanderhaltung ihrer Fibern die ſie formiren, und alſo nach der Beſchaf - fenheit der Annehmung des Einfluſſes; er kann auch erläutert werden durch den Ein - fluß der Lichtſtralen in die Edelgeſteine, wel - che nach Beſchaffenheit der Lage und Zuſam - menwebung ihrer Theile ſolche Lichtſtralen in Farben verwandeln, und alſo auch nach der Annehmung des Einfluſſes nicht weniger kann er erläutert werden durch die optiſchen Gläſer und durch das Regenwaſſer, durch welche die Regenbogen erſcheinen nach Be - ſchaffenheit des Einfallens, und Brechung und alſo nach der Annehmung des Einfluſſes der Lichtſtralen. Auf gleiche Art iſt es mit den menſchlichen Gemüthern in Anſehung des geiſtlichen Lichts, welches von dem HErrn als der Sonne ausgehet, und beſtändig einfließt, aber verſchieden aufgenommen wird.
14. Durch das menſchliche Gemüth (per mentem humanam) werden ſeine 2. Kräfte verſtanden, die man Verſtand und Willen nennt; der Verſtand iſt der Aufneh - mer des himmliſchen Lichts, welches in ſei - nem Weſen die Weisheit iſt, und der Wille iſt der Empfänger der himmliſchen Wärme, die in ihrem Weſen die Liebe iſt, wie ich oben gezeigt habe: dieſe zwey, nemlich die Weis - heit und Liebe, gehen von dem HErrn als von der Sonne aus, und flieſſen in den Him - mel insgemein und insbeſondere ein, woher denn die Engel Weisheit und Liebe haben, und flieſſen auch in dieſe Welt insgemein und insbeſondere ein, woher denn die Menſchen Weisheit und Liebe haben. Allein dieſe zwey kommen mit einander vereinigt von dem HErrn, und flieſſen gleichfalls mit einander vereinigt in die Seelen der Engel und Men - ſchen, ſie werden aber nicht mit einander ver - einigt in ihren Gemüthern aufgenommen, erſt - lich wird darinnen das Licht aufgenommen,wel -46Von der Verbindungwelches den Verſtand würket, und nach und nach die Liebe, welche den Willen würket; dieſes kommt eben auch aus der Vorſehung her, weil jeder Menſch von neuem geſchaffen, das iſt, umgebildet und verbeſſert werden muß, und dieſes geſchieht durch den Verſtand; denn er muß von Kindheit an die Erkenntniſſe des Wahren und Guten faſſen, die ihn lehren ſol - len, wohl zu leben, das iſt, rechtmäſig zu wol - len und zu thun, und auf dieſe Art wird der Wille durch den Verſtand gebildet. Um die - ſes Endzwecks willen iſt dem Menſchen das Vermögen gegeben worden, den Verſtand beynahe in das Licht, in welchem die Engel des Himmels ſind, zu erhöhen, damit er ſe - hen möge, was er wollen und aus dem Wil - len thun müſſe, auf daß er in der Welt auf eine zeitlang glücklich, und nach dem Tod in Ewigkeit glückſelig ſey; er wird glücklich und glückſelig, wenn er ſich nach Weisheit beſtre - bet, und den Willen unter ihrem Gehorſam hält; hingegen wird er unglücklich und un - glückſelig, wenn er ſeinen Verſtand unter den Gehorſam des Willens hingiebt; die Urſache iſt, weil der Wille von Geburt an zum Bö - ſen, ja zu den größten Bosheiten geneigt iſt; dahero wenn er nicht durch den Verſtand ge - bändiget würde, ſo würde der Menſch in Schandthaten fallen, ja, vermöge ſeiner ein - gepflanzten wilden thieriſchen Natur rauben, und um ſeinetwillen alle die, ſo ihm nichtwohl -47der Seele und des Körpers. wohl wollten und willfahrten, erwürgen. Ue - berdem, wenn der Verſtand ohne den Willen nicht könnte vollkommen gemacht werden, und der Wille durch den Verſtand, ſo würde der Menſch kein Menſch, ſondern ein Thier ſeyn; denn er könnte ſonſt nicht ohne dieſe Trennung, und ohne die Erhöhung des Ver - ſtands über den Willen, denken, und aus der Denkungskraft reden, ſondern könnte ſeine Neigungen nur durch einen Laut zu er - kennen geben, er könnte auch nicht aus der Vernunft handeln, ſondern aus einem natür - lichen Trieb, noch viel weniger könnte er das, was GOttes iſt, und durch dieſes GOtt er - kennen, und alſo mit ihm vereinigt werden, und in Ewigkeit leben; denn der Menſch denket und will gleichſam als wie von ſich ſel - ber, und dieſes Denken und Wollen als von ſich ſelber iſt das Gegenſeitige der Verbin - dung, (reciprocum conjunctionis) denn es fin - det keine Vereinigung ohne das Gegenſeitige (absque reciproco) ſtatt, als wie auch keine Vereinigung des Thätigen (activi) mit dem Leidenden (cum paſſivo) ohne das Zurückwür - kende (absque reactivo) ſtatt findet; GOtt allein würket, und der Menſch läßt ſich be - würken, und würket wieder zurück allem An - ſchein nach als wenn er von ſich ſelber wür - kete, wiewohl er innerlich von GOtt würket. Daraus kann man nun, wenn es recht be - griffen worden iſt, ſehen, welcherley die Liebedes48Von der Verbindungdes Willens eines Menſchen iſt, wenn ſie durch den Verſtand erhöhet wird, desgleichen wie ſie beſchaffen iſt, wenn ſie nicht erhöhet wird, folglich wie der Menſch beſchaffen iſt. Aber dieſes, wie nemlich der Menſch beſchaf - fen iſt, wenn die Liebe ſeines Willens nicht durch den Verſtand erhöhet wird, ſoll durch Vergleichungen erläutert werden; er iſt wie ein Adler, der in die Höhe fliegt, ſo bald er aber unten Futter ſiehet, das ihm anſtändig iſt, als Hennen, junge Schwäne, ja ſo gar junge Schaafe, ſich augenblicklich herabſtürzt, und ſie auffrißt: er iſt auch einem Verhur - ten gleich, der unten im Keller eine Hure verbirgt, und manchmal in das obere Revier des Hauſes geht, und mit denen, die ſich da verweilen, weislich von der Keuſchheit redet, aber einmal über das andere von der Geſell - ſchaft ſchleicht, und ſeine Geilheit unten bey der Hure ſättiget; er iſt auch einem Dieb auf einem Thurm gleich, der ſich allda ſtellet, als wenn er Wache hielte, ſo bald er aber unten etwas zu rauben gewahr wird, in aller Eile herabſpringt, und es wegſchnappet; er kann auch den Fliegen verglichen werden, die ſich in ſumpfigten Oertern aufhalten, und gleich - ſam ſäulenweiſe über dem Kopf eines laufen - den Pferdes fliegen, ſo bald aber das Pferd ſtille ſteht, herabfallen, und ſich wieder in ih - ren Sumpf ſenken: eben ſo iſt der Menſch, deſſen Wille oder Liebe nicht durch den Ver -ſtand49der Seele und des Körpers. ſtand erhöhet wird, denn er ſteht alsdenn un - ten bey den Füſſen erſoffen in dem Unreinen der Natur und in den Lüſten der Sinnen: mit denen aber, welche durch die Weisheit des Verſtands die Anreizungen der Begierden des Willens bezähmen, hat es eine ganz andere Be - ſchaffenheit; bey dieſen ſchließt hernach der Verſtand mit dem Willen, folglich die Weis - heit mit der Liebe ein Ehebündnis, und woh - nen oben mit Ergötzungen beyſammen.
15. Diejenigen, welche aus dem bloſſen Anſchein von den Sinnen des Kör - pers urtheilen, ſchlieſen, die Thiere hätten eben auch einen Willen und Verſtand wie die Menſchen, und dahero beſtünde der Unter - ſchied unter beyden blos allein darinnen, daß der Menſch reden, und alſo das ausſprechen könnte, was er denke und begehre, die Thie - re hingegen könnten dieſes nur durch den Laut zu erkennen geben; dennoch aber haben die Thiere nicht Verſtand und Willen, ſondern nur etwas, das beyden ähnlich iſt, welches die Gelehrten das Aehnlichſcheinende (analo - gon) nennen. Daß der Menſch ein Menſch iſt, kommt daher, weil ſein Verſtand überSw. Sch. III. Th. Ddas50Von der Verbindungdas Begehren ſeines Willens kann erhöhet werden, und daſſelbe von oben herab erkennen und ſehen, und es auch mäßigen kann; ein Thier hingegen iſt ein Thier, weil die Begierden es antreiben zu thun, was es thut; dahero iſt der Menſch ein Menſch dadurch, daß ſein Wille unter der Botmäßigkeit des Verſtan - des iſt, das Thier hingegen iſt ein Thier da - durch, daß ſein Verſtand unter der Botmäß - ſigkeit ſeines Willens iſt: daraus folget die - ſer Slchuß, daß der Verſtand des Menſchen, weil er das einflieſſende Licht aus dem Him - mel aufnimmt, und ſolches empfindet und begreift als wenn es ſein wäre, und aus die - ſem Licht auseinander ſetzend oder herleitend (analytice) mit allen Mannigfaltigkeiten gänz - lich wie gleichſam von ſich ſelber denket, leben - dig iſt, und daher ein wahrhaftiger Verſtand iſt, und daß ſein Wille, weil er die einflieſ - ſende Liebe des Himmels aufnimmt, und aus dieſer Liebe als wie aus ſich ſelber würket, lebendig, und daher ein wahrhaftiger Wille iſt; bey den Thieren aber iſt das Gegentheil. Dahero werden diejenigen, welche aus den Lüſten des Willens denken, den Thieren ver - glichen, und erſcheinen auch in der geiſtlichen Welt von weitem wie Thiere; ſie handeln auch auf gleiche Art, nur mit dem Unterſchied, daß ſie anders können, wenn ſie wollen; die - jenigen hingegen, welche die Begierden ihres Willens durch den Verſtand zurückhalten,und51der Seele und des Körpers. und daher vernünftig und weislich handeln, erſcheinen in der geiſtlichen Welt wie Men - ſchen, und ſind Engel des Himmels. Mit einem Wort, der Wille und Verſtand bey den Thieren hangen immer aneinander, und weil der Wille in ſich blind iſt, denn er kommt von der Wärme und nicht vom Licht, ſo macht er auch den Verſtand blind, daher weiß und verſtehet das Thier nicht, was es thut, und doch handelt es, denn es iſt aus dem Ein - fluß aus der geiſtlichen Welt thätig, und ein ſolches Thun iſt ein natürlicher Trieb. Man glaubt, ein Thier denke das, was es thut, aus dem Verſtand, allein gar im geringſten nicht, ſondern es wird blos aus einer natür - lichen Liebe, die es aus der Schöpfung in ſich hat, mit Beyhülfe der Sinnen ſeines Körpers zum Thun angetrieben; daß der Menſch denkt und will, kommt einzig und allein daher, weil ſich ſein Verſtand von dem Willen trennen läßt, und bis in das Licht des Himmels erhöhet werden kann, denn der Verſtand denkt, und die Denkungskraft re - det. Daß die Thiere nach den Geſetzen der Ordnung, die in ihre Natur gelegt ſind, und einige wie ſittlich und vernünftig, weit an - ders als viele Menſchen, handeln, kommt daher, weil ihr Verſtand blindlings den Be - gierden ihres Willens unterworfen iſt, und ſie dahero ſolche durch falſche Vernunftſchlüſ - ſe nicht umkehren können, wie die Menſchen. D 2Es52Von der VerbindungEs iſt zu merken, daß ich durch den Willen und Verſtand der Thiere im Vorhergehenden etwas denſelben Aehnliches (inſtar) und Aehn - lichſcheinendes (analogon) verſtehe; ſo nennt man es aus dem Anſchein. Man kann das Leben eines Thiers mit einem Nachtwande - rer vergleichen, der aus dem Willen mit ein - geſchläferten Verſtand herumgeht und han - delt: auch mit einem Blinden, der ſich un - terwegens von einem Hund führen läßt: oder auch mit einem Thoren, der aus bloſ - ſer Gewohnheit, und der daher rührenden Fertigkeit etwas regelmäßig thut: desglei - chen, mit einem, der kein Gedächtnis, und alſo auch keinen Verſtand mehr hat, und den - noch weis oder lernet ſich anzukleiden, gut zu eſſen, das weibliche Geſchlecht zu liiben, durch die Gaſſen von einem Hauß zum an - dern zu gehen, und dergleichen zu thun, was den Sinnen ſchmeichelt und das Fleiſch kü - tzelt, von deren Reitzungen und Willen er da - hin geriſſen wird, ob er gleich nicht denket, und alſo auch nicht reden kann. Hieraus erhellet, wie ſehr diejenigen ſtraucheln, wel - che glauben, die Thiere wären mit Vernunft begabt, und nur von den Menſchen durch die äuſerliche Geſtalt unterſchieden, und auch dadurch, daß ſie das Vernünftige, welches ſie inwendig in ſich hätten, nicht ausſprechen könnten; aus welchen Betrüglichkeiten auch viele den Schluß machen, daß, wenn derMenſch53der Seele und des Körpers. Menſch nach dem Tod lebt, ein Thier auch leben müßte, und im Gegentheil, wenn das Thier nach dem Tod nicht lebt, ſo lebte auch der Menſch nicht; und was dergleichen Träu - mereyen mehr ſind, die aus der Unwiſſenheit deſſen, was Wille und Verſtand ſey, inglei - chen, was die Grade ſeyn, durch welche das menſchliche Gemüth gleichſam wie auf einer Leiter bis in den Himmel ſteiget, herrühren.
16. Durch Erforſchung der Urſachen aus den Würkungen findet man, daß zweyerley Arten der Grade ſeyn, die eine, in welcher das Vorhergehende und Nach - folgende, (Priora et Poſteriota) die andere, in welcher das Gröſſere und Kleinere (Ma - jora et Minora) enthalten ſind: die Grade, welche das Vorhergehende und Nachfol - gende unterſcheiden, ſind Grade der Höhe, oder auch die unterſchiedenen (Gradus alti - tudinis, tum etiam Discreti) zu nennen; die Grade aber, durch welche das Gröſſere und Kleinere von einander unterſchieden werden, ſind Grade der Breite, oder auch die nachD 3einan -54Von der Verbindungeinander fortgehenden (Gradus latitudi - nis, et quoque continui) zu nennen; die Grade der Höhe oder die unterſchiedenen ſind wie die Entſtehung und Zuſammenſetzung des einen von dem andern; wie zum Exem - pel eines Nerven von den Faſern, und einer Faſer von den Fäſerlein; oder eines Holzes, Steins oder Metalls von den Theilen, und eines jeden Theils von den Theilgen: die Grade der Breite aber oder die nach einan - der fortgehenden ſind wie das Zu - und Ab - nehmen eben deſſelben Grads der Höhe nach der Breite, Länge, Höhe und Tiefe, gleich - wie die Wellen des Waſſers, der Luft, oder des Aethers, und wie die Maſſen eines Hol - zes, Steins, oder Metalls gröſſer und klei - ner werden. Alles und Jedes in den Welten, nemlich in der geiſtlichen und natürlichen, iſt von der Schöpfung an in den Graden dieſer zweyfachen Art; das geſammte Thierreich in dieſen Graden ſowohl insgemein als insbe - ſondere; das ganze Gewächsreich, und das geſammte Mineraliſche ebenfalls; wie auch die atmoſphäriſche Ausbreitung von der Son - ne an bis auf die Erde. Derohalben ſind drey Atmoſphären d. i. Aether und Luftkrei - ſe, die nach den Graden der Höhe ſtufenwei - ſe von einander unterſchieden ſind, ſo wohl in der geiſtlichen Welt, als in der natürli - chen, weil allenthalben die Sonne iſt; die Atmoſphären aber der geiſtlichen Welt habenvermöge55der Seele und des Körpers. vermöge ihres Urſprungs zum Voraus, daß ſie ſelbſtſtändig oder geiſtlich ſind, und die Atmo - ſphären der natürlichen Welt ſind ihren Ur - ſprung nach materiell oder natürlich; und weil die Atmoſphären nach denſelben Graden aus ih - rer Urquelle abwärts ſteigen, und jene das Licht und die Wärme in ſich halten, und gleichſam der Wagen ſind, auf welchen Licht und Wärme weiter fortgeführet werden, ſo folget, daß drey Grade des Lichts und der Wärme ſind; und weil das Licht in der geiſt - lichen Welt in ſeinem Weſen die Weisheit, und die Wärme daſelbſt in ihrem Weſen die Liebe iſt, oben an ſeinem Ort gezeigt worden, ſo folget auch, daß drey Grade der Weisheit, und drey Grade der Liebe, und folglich drey Grade des Lebens ſind; denn ſie werden durch das gradiret, wodurch ſie gehen. Daher kommt es, daß drey engliſche Himmel ſind, der obere, welcher auch der dritte genennt wird, wo die Engel des höchſten Grads ſind; der mittlere, der auch der andere genennt wird, wo die Engel des mittlern Grads ſind, und der untere, welcher auch der erſte genennt wird, wo die Engel des untern Grads ſind; dieſe Himmel ſind auch nach den Graden der Weisheit und Liebe unterſchieden; diejeni - gen, welche im untern Himmel ſind, ſtehen in der Liebe das Wahre und Gute wiſſen zu wollen, die ſo im mittlern Himmel ſind, ſte - hen in der Liebe das Wahre und Gute ver -D 4ſtehen56Von der Verbindungſtehen zu wollen, und die im obern Himmel ſind, ſtehen in der Liebe weiſe ſeyn zu wol - len, das iſt, nach dem zu leben, was ſie wiſ - ſen und verſtehen. Weil die engliſchen Him - mel in drey Grade unterſchieden ſind, ſo iſt dahero auch das menſchliche Gemüth, (mens humana) weil es das Ebenbild oder Abbil - dung des Himmels, das iſt, der Himmel in einer kleinern Form iſt, in drey Grade un - terſchieden; daher kommt es, daß der Menſch ein Engel eines von denen dreyen Himmeln werden könne, und dieſes geſchieht nach Be - ſchaffenheit der Aufnehmung der Weisheit und Liebe von dem HErrn; ein Engel des untern Himmels, wenn er blos die Liebe auf - nimmt das Wahre und Gute zu wiſſen, ein Engel des mittlern Himmels, wenn er die Liebe aufnimmt das Wahre und Gute zu ver - ſtehen, und ein Engel des obern Himmels, wenn er die Liebe aufnimmt weiſe zu ſeyn, das iſt, nach dem Wahren und Guten zu le - ben; daß das menſchliche Gemüth in drey Gegenden nach den Himmeln unterſchieden ſey, leſe man in einer Merkwürdigkeit, die ich in dem Buch von der ehelichen Liebe mit eingerückt habe, N. 270. Hieraus er - hellet, daß der geſammte geiſtliche Einfluß zu und in den Menſchen von dem HErrn durch dieſelben drey Grade herunterſteige, und daß er von dem Menſchen nach dem Grad der Weis - heit und Liebe, in welchem er ſtehet, aufge -nommen57der Seele und des Körpers. nommen werde, Die Erkänntnis von die - ſen drey Graden iſt heut zu Tage höchſt nütz - lich und heilſam, da viele, weil ſie von ſol - chen nichts wiſſen, in dem untern Grad, in welchem die Sinnen ihres Körpers ſind, ſie - hen und hangen bleiben, und aus der Unwiſ - ſenheit, die eine dicke Finſternis des Verſtands iſt, in das geiſtliche Licht, welches über die - ſelben geht, nicht erhöhet oder verſetzet wer - den können; dahero reißt der Naturalismus gleichſam von freyen Stücken ein, ſo bald ſie ſich nur vornehmen, etwas von der See - le (de anima) und von dem menſchlichen Gemüth (de Mente humana) und von deſſen Vernünftigſeyn zu unterſuchen und auszu - forſchen, und noch mehr, wenn ſie eine Un - terſuchung vom Himmel und von dem Leben nach dem Tod anſtellen: dahero werden ſie denen gleich, die auf dem Markt ſtehen mit Ferngläſern in den Händen und nach dem Himmel gucken, und lächerliche Wahrſage - reyen aushecken; oder auch denen, welche von allem, was ihnen vor das Geſichte kommt, und wovon ſie reden hören, ſchwatzen und raiſonniren, ohne daß ſie einen Verſtand da - von blicken laſſen; dieſe aber ſind wie Flei - ſcher, welche die Anatomie zu verſtehen glau - ben, weil ſie das Eingeweide der Ochſen und Schaafe äuſerlich aber nicht innerlich beſchaut haben. Es iſt ein für allemal wahr, daß das Denken aus dem Einfluß des bloſen na -D 5türli -58Von der Verbindungtürlichen Lichts, das durch den Einfluß des geiſtlichen Lichts nicht erleuchtet worden iſt, weiter nichts als eine Träumerey, und das Reden aus ſolchem Denken eine bloſe Wahrſa - gerey iſt. Was die obigen Grade betrift, kann man ein mehreres davon in dem Werk von der göttlichen Liebe und göttlichen Weis - heit, das zu Amſterdam im Jahr 1763. her - ausgekommen iſt, N. 173. bis 281. nach - leſen.
17. Wer ſiehet nicht, daß der Endzweck nicht die Urſache ſey, ſondern daß er die Urſache hervorbringe, und daß die Ur - ſache nicht die Würkung hervorbringe, folg - lich daß ſie drey unterſchiedene Dinge ſeyn, die in der Ordnung auf einander folgen. Der Endzweck bey dem Menſchen iſt die Liebe ſei - nes Willens, denn was der Menſch liebet, das ſetzet er ſich vor und iſt darauf bedacht; die Urſache bey ihm iſt die Vernunft ſeines Verſtandes, denn der Endzweck ſucht durch dieſelbe die mittel - oder würkende Urſachen auf; und die Würkung iſt die Verrichtung des Leibes aus und nach denſelben; alſo iſtdreyer -59der Seele und des Körpers. dreyerley in dem Menſchen, das in der Ord - nung auf einander folget eben ſo wie die Gra - de der Höhe: wenn dieſe drey darge ſtellt wer - den, ſo iſt alsdenn der Endzweck inwendig in der Urſache, und der Endzweck durch die Urſache in der Würkung, bahero ſind ſie alle drey in der Würkung zugleich da: daher kommt es, daß es in dem Wort heißt, ein jeder ſollte nach ſeinen Werken gerichter werden, denn der Endzweck oder die Liebe ſeines Willens, und die Urſache oder die Ver - nunft ſeines Verſtands, ſind in den Wür - kungen beyſammen, welche die Werke ſeines Leibes, und folglich die Beſchaffenheit des ganzen Menſchen ſind. Diejenigen, welche dieſes nicht wiſſen, und die Vorwürfe der Vernunft (objecta rationis) nicht alſo unter - ſcheiden, können nicht anders, als daß ſie die Jdeen ihrer Denkungskraft in des Epicuri Atomos, oder in Leibnitzens Monaden, oder in Wolfens einfache Subſtanzen einſchrän - ken, und folglich ihren Verſtand wie mit ei - nem Riegel verſchließen, ſo daß er nicht ein - mal aus der Vernunft von dem geiſtlichen Ein - fluß denken kann, weil er an keine weitere Fortſchreitung denket, denn der Autor ſpricht ſelbſt von ſeiner einfachen Subſtanz, daß ſie in ein Nichts verfalle, wenn ſie zertheilet wür - de; denn auf dieſe Art bleibt der Verſtand in ſeinem erſten Licht, welches blos von den Sin - nen des Körpers herrührt, ſtehen, und gehtkeinen60Von der Verbindungkeinen Grad weiter; woher es dann kommt, daß man ehe nicht anders wiſſen, als daß das Geiſtliche ein ſubtil Natürliches ſey, und daß die Thiere eben auch Vernunft hätten wie die Menſchen, und daß die Seele ein Hauch des Windes ſey, wie der, ſo aus der Bruſt ausgehaucht wird, wenn man ſtirbt; und was dergleichen mehr iſt, ſo nicht von dem Licht, ſondern aus dicker Finſternis herkommt. Weil alles in der geiſtlichen Welt, und auch alles in der natürlichen Welt nach denſelben Graden ſtufenweiſe fortgehet, wie ich im vor - hergehenden Abſchnitt geſagt habe, ſo iſt ganz klar, daß, dieſe Grade erkennen und unter - ſcheiden, und in der Ordnung ſehen, eigent - lich die Erkänntnis (intelligentia) iſt; ein jeder Menſch wird auch durch dieſelben er - kannt, wie er nemlich beſchaffen iſt, wenn man ſeine Liebe weiß, denn der Endzweck, wie ich geſagt habe, welcher dem Willen ei - gen, und die Urſachen, welche dem Verſtand eigen, und die Würkungen, welche dem Leib zugehören, folgen aus ſeiner Liebe, wie aus dem Saamen ein Baum, und aus dem Baum die Frucht kommt. Es giebt eine dreyfache Art Liebe, die Liebe des Himmels, die Liebe der Welt, und die Liebe ſein ſelbſt; die Liebe des Himmels iſt geiſtlich, die Liebe der Welt iſt materiell, und die Liebe ſeiner ſelbſt iſt kör - perlich; wenn die Liebe geiſtlich iſt, ſo bringt alles das, was aus ihr erfolgt, als wie dieFormen61der Seele und des Körpers. Formen von ihren Weſen, die Eigenſchaft mit, daß es geiſtlich iſt; ingleichen wenn die herrſchende Liebe die Liebe der Welt oder des Reichthums, und alſo materiell iſt, ſo bringt auch alles, was aus ihr erfolgt, als wie das Geurſtändete von ſeinem Urſtand oder Grund - anfang, (principiata a ſuo principio) die Ei - genſchaft mit, daß es materiell iſt; desglei - chen, wenn die herrſchende Liebe die Liebe ſei - ner ſelbſt oder die Erhebung über alle andere, und alſo körperlich iſt, ſo bringt alles, was aus ihr herrührt, die Eigenſchaft mit, daß es körperlich iſt, darum weil der Menſch, bey dem dieſe Liebe herrſcht, nur auf ſich al - lein ſieht, und folglich die Gedanken ſeines Gemüths (mentis) in den Körper verſenkt; derohalben, wer, wie ich bereits oben geſagt habe, die herrſchende Liebe eines Menſchen erkennet, und auch zugleich die Fortſchrei - tung der Endzwecke zu den Urſachen, und der Urſachen zu den Würkungen, welche drey in der Ordnung nach den Graden der Höhe auf einander folgen, der kennet den ganzen Menſchen; auf ſolche Art erkennen die En - gel des Himmels einen jeden, mit dem ſie ſpre - chen; ſie vernehmen ſeine Liebe aus dem Ton ſeiner Rede, aus dem Angeſicht ſehen ſie ſei - ne innere, und aus den Geberden des Kör - pers ſeine äuſſere Geſtalt.
18. Es iſt bisher ein geiſtlicher Einfluß von der Seele in den Körper, nicht aber von GOtt in die Seele, und von daher in den Körper ſtatuirt worden; und dieſes iſt daher gekommen, weil kein Menſch von der geiſtlichen Welt, und von der Sonne darin - nen, woraus alles Geiſtliche als aus ſeiner Quelle fließt, und folglich von dem Einfluß des Geiſtlichen in das Natürliche etwas ge - wußt hat. Weil mir nun gegeben worden iſt, zugleich in der geiſtlichen Welt und in der natürlichen zu ſeyn, und alſo beyde Wel - ten und beyde Sonnen zu ſehen, ſo bin ich nach meinem Gewiſſen verbunden ſolches zu offenbaren; denn was hilft das Wiſſen, wenn nicht das, was einer weiß, auch der andere weiß, was wäre ſonſt jenes ohne dieſes an - ders, als Schätze ſammlen und in einem Schrank verbergen, und ſolche nur manch - mal anſehen und zählen ohne die geringſte Ab - ſicht zu haben Nutzen damit zu ſtiften; der geiſtliche Geitz iſt nichts anders. Damit man aber vollſtändig wiſſen möge, was und wel - cherley der geiſtliche Einfluß iſt, ſo iſt nöthig zu wiſſen, was in ſeinem Weſen das Geiſt -liche,63der Seele und des Körpers. liche, und was das Natürliche, wie auch, was die menſchliche Seele (anima humana) iſt; damit nun dieſe kleine Abhandlung we - gen Unwiſſenheit dieſer Dinge nicht mangel - haft ſey, ſo iſt nöthig, daß man einige Merk - würdigkeiten, die ich in dem Buch von der ehelichen Liebe mit eingerückt habe, und zwar von dem Geiſtlichen, N. 326 bis 329; ingleichen von der menſchlichen Seele, N. 315; und von dem Einfluß des Geiſtli - chen in das Natürliche, N. 380, und wei - ter N. 415 bis 422. nachleſe und ſich Raths erhole.
19. Dieſem will ich dieſe Merkwürdig - keit beyfügen. Da ich dieſes geſchrieben hatte, betete ich zu dem HErrn, auf daß mir gegeben würde, mit Ariſtotelis, Carteſti und Leibnitzens Anhängern zu reden, und zwar um ihre Meynungen von der Verbindung der Seele mit dem Körper zu vernehmen: nach meinem Gebet waren neun Perſonen zugegen, nemlich drey Ariſtoteliker, drey Car - teſianer und drey Leibnitzer, und ſtunden um mich herum, zur linken Seite die Anbeter Ariſtotelis, zur Rechten die Anhänger Carte - ſti, und hinten die Verehrer Leibnitzens; von weiten und in einer Entfernung von einan - der kamen ihrer drey wie mit Lorbeern ge - krönte zum Vorſchein, und aus der einflieſ - ſenden Empfindung wurde ich gewahr, daßes64Von der Verbindunges die Vorgänger oder Hauptlehrer ſebſt wa - ren, hinter dem Leibnitz ſtunde einer, der ei - nen Zipfel von deſſen Kleid in der Hand hiel - te, und man ſagte, es wäre Wolf. Die - ſe neun Perſonen, als ſie einander anſahen, grüßten einander mit artigen Worten, und redeten einander an. Aber alsbald ſtieg ein Geiſt mit einer Fackel in der rechten Hand von unten herauf, und fuhr ihnen damit vor den Geſichtern herum, den Augenblick wur - den ſie Feinde, drey wider drey, und gaben einander häßliche Geſichter; denn es kam ih - nen die Begierde an zu zanken und zu ſtrei - ten; und alsdenn huben die Ariſtoteliker, welche auch Scholaſtiker waren, an und ſprachen: wer ſiehet nicht, daß die Gegen - ſtände durch die Sinnen in die Seele einflieſ - ſen, als wie einer durch die Thür in das Ge - mach eingeht, und daß die Seele nach dem Einfluß denke? Jſt es nicht wahr, wenn zum Exempel ein Liebhaber eine ſchöne Jung - fer oder Braut ſiehet, ſtrahlen da nicht ſeine Augen und leiten ſeine Liebe in die Seele über? Jſt nicht der Geitzige, wenn er einen Beutel mit Geld ſieht, mit allen Sinnen darauf erpicht, und erregt durch ſie in ſeiner Seele die Begierde, ihn zu beſitzen? Spitzt nicht der Ehrgeitzige, wenn ihm von einem andern Lobeserhebungen gemacht werden, die Ohren, und bringen dieſe nicht das Lob in die Seele? ſind nun die Sinnen des Kör -pers65der Seele und des Körpers. pers nicht einzig und allein der Eingang in die Seele? Kann nun einer aus dieſem und unzählig andern dergleichen anders ſchlieſſen, als daß der Einfluß aus der Natur oder phy - ſicaliſch ſey? Hierauf verſetzten die Carteſia - ner, welche die Finger unter die Stirne hiel - ten, und nun wegthäten, und ſprachen: ey, ey, ihr redet nach dem Anſchein; wiſſet ihr denn nicht, daß die Augen nicht aus ſich, ſon - dern aus der Seele die Jungfer oder Braut lieben; ingleichen, daß die Sinnen des Kör - pers nicht aus ſich, ſondern aus der Seele das Geld im Beutel begehren; desgleichen, daß die Ohren eben auch nicht anders das Lob der Schmeichler vernehmen; Jſt es nicht die Vorſtellung, die das Empfinden verur - ſacht, und die Vorſtellung kann man von der Seele und nicht von dem Werkzeug ſagen; ſagt einmal, wenn ihr anders könnet, ob etwas anders die Zunge und Lippen zum Re - den veranlaſſe als die Denkungskraft, und ob etwas anders die Hände zum Thun an - treibe als der Wille, und Denken und Wol - len iſt der Seele und nicht dem Körper eigen; folglich iſt es nichts anders als die Seele, welche die Augen zum Sehen, die Ohren zum Hören, und die übrigen ſinnlichen Werkzeu - ge zum Empfinden veranlaßt; hieraus und aus unzählig andern dergleichen macht ein jeder, der über das Sinnliche des Körpers hinausdenkt, den Schluß, daß kein EinflußSw. Sch. III. Th. Edes66Von der Verbindungdes Körpers in die Seele, ſondern ein Ein - fluß der Seele in den Körper, den wir auch den gelegenheitlichen oder geiſtlichen Einfluß nennen, vorhanden ſey. Hierauf erhoben drey Perſonen, die hinter den drey vorigen ſtunden, und Leibnitzens Verehrer waren, ihre Stimme, und ſprachen: wir haben die Beweiſe von beyden Seiten gehört, gegen einander gehalten, und vernommen, daß die - ſe in vielen Stücken wichtiger ſind, als jene, und jene in vielen Stücken wichtiger als die - ſe, derowegen wollen wir mit eurer Erlaub - niß dem Streit ein Ende machen; und auf die Frage: nie? ſagten ſie: es giebt keinen Einfluß der Seele in den Körper, und auch keinen des Körpers in die Seele, ſondern es iſt eine einmüthige und auf einen Punkt hin - auslaufende Würkung beyder zugleich, die der berühmte Autor mit einem ſchönen Na - men, nemlich mit der vorherbeſtimmten Uebereinſtimmung, bezeichnet hat. Hier - auf kam wiederum ein Geiſt mit einer Fa - ckel in der Hand, aber nun in der linken, zum Vorſchein, und fuhr damit um ihre Hinter - häupter herum, den Augenblick wurden ih - rer aller Jdeen confus, und ſchryeen alle zu - ſammen: weder unſere Seele noch unſer Kör - per weiß, welche Meynung wir ergreifen ſol - len, darum wollen wir dieſen Streit durch das Loos entſcheiden, und dem Loos, das zu - erſt heraus kommt, Beyfall geben; und ſienah -67der Seele und des Körpers. nahmen drey Zettelchen, und ſchrieben auf eines: phyſicaliſcher Einfluß; auf das andere: geiſtlicher Einfluß; und auf das dritte: vorherbeſtimmte Uebereinſtim - mung; und ſie thäten dieſe drey Zettelchen in einen Hut; und erwählten einen, der ſie herausnehmen ſollte, und ſo bald er hinein - gegriffen, erwiſchte er das, worauf geſchrie - ben ſtunde: geiſtlicher Einfluß; da ſie es geſehen und geleſen hatten, ſprachen ſie alle, doch etliche mit hellen und flieſſenden, etliche aber mit unvernehmlichen und an ſich gehaltenen Ton: dabey ſoll es bleiben, weil es zuerſt herausgekommen iſt. Den Augen - blick aber ſtunde ein Engel dabey und ſagte: glaubt ja nicht, daß das Zettelchen für den geiſtlichen Einfluß etwa von ohngefehr her - ausgekommen ſey, es iſt durch eine Vor - ficht geſchehen; denn weil ihr in confuſen Jdeen ſeyd, ſo ſehet ihr ſeine Wahrheit nicht ein, allein es hat ſich die Wahrheit ſelbſt in ſeine Hand geſpielt, damit ihr ſolcher beyſtim - men möget.
20. Jch wurde einſtmahlen gefragt, wie ich aus einem Philoſophen ein Theologe wor - den wäre, und darauf antwortete ich, auf eben die Art, wie die Fiſcher zu Jüngern und Apo - ſteln von dem HErrn ſind gemacht worden; und daß ich auch von meiner erſten JugendE 2an68Von der Verbindungan ein geiſtlicher Fiſcher geweſen bin; hier - auf wurde ich wieder gefragt, was denn ein geiſtlicher Fiſcher ſey, und ich antwor - tete, daß ein Fiſcher in dem Wort und deſ - ſen geiſtlichen Sinn einen Menſchen andeu - te, der erſtlich die natürlichen Wahrheiten, und hernach die geiſtlichen vernünftigerweiſe ausforſchet und lehret; auf die Frage: wie dieſes bewieſen werden könnte, antwortete ich, aus dieſen Stellen des Worts: Das Waſſer in den Seen wird vertrocknen, dazu der Strom wird verſiegen und ver - ſchwinden, derowegen werden die Fi - ſcher trauren, und alle die, ſo Angel ins Waſſer werfen, werden klagen, Jeſ. 19, 5. 8. An dem Strom, deſſen Waſſer ge - ſund wurde, ſtunden die Fiſcher von Engeddi, da ſpannten ſie ihre Fiſchgar - ne auf, nach ihrer Art waren ihre Fi - ſche, wie die Fiſche des groſſen Meers, ſehr viele, Ezech. 27, 9. 10. Siehe, ich will viel Fiſcher ausſenden, ſpricht der HErr, die ſollen die Kinder Jſrael fiſchen, Jerem. 16, 16. Hieraus erhellet, warum der HErr die Fiſcher zu ſeinen Jüngern aus - erleſen und geſagt hatte: Folget mir nach, ich will euch zu Menſchenfiſchern ma - chen, Matth. 15, 18. 19. Marc. 1, 16. 17; und warum er zu Petro ſagte, nachdem er eine groſſe Menge Fiſche beſchloſſen hatte: von nun an wirſt du Menſchen fahen,Luc.69der Seele und des Körpers. Luc. 5, 9. 10. Nachgehends habe ich den Ur - ſprung dieſer Bedeutung der Fiſcher in dem Buch: geoffenbarte Offenbarung Johan - nis, bewieſen: nemlich weil das Waſſer, N. 50. 932; desgleichen auch der Fluß, N. 409. 932. das natürliche Wahre; und ein Fiſch diejenigen bedeutet, die im natürlichen Wahren ſind, N. 405; ſo deuten dahero auch die Fiſcher diejenigen an, welche den Wahrheiten nach - forſchen und ſie lehren. Hierauf antwor - tete der, ſo mich gefragt hatte, und ſagte: nunmehr kann ich verſtehen, warum der HErr die Fiſcher zu ſeinen Jüngern er - nannt und auserleſen hatte, und darum wundere ich mich nicht, daß er ſie auch dazu auserſehen hat, weil ſie, wie ſie geſagt haben, von ihrer erſten Jugend an im geiſtli - chen Sinn, ein Fiſcher, das iſt, ein Nachfor - ſcher der natürlichen Wahrheiten geweſen ſind; daß ſie nun ein Nachforſcher der geiſtlichen Wahrheiten ſind, iſt die Urſache, weil dieſe auf jene gegründet werden. Er ſetzte noch hinzu, weil es ein Mann von Vernunft war: daß der HErr allein erken - ne, wer tüchtig ſey, die geiſtlichen Wahr - heiten, die zu ſeiner neuen Kirche gehören, zu faſſen und zu lehren, ob es einer unter den Dienern derſelben ſeyn müſſe. Ueber - dem, welcher Theologe unter den Chriſten hat wohl nicht vorher auf den hohen Schu - len die Philoſophie ſtudirt, ehe er die Wür -E 3de70Von der Verbindung der ꝛc. de eines Theologen erlangt hat; woher hätte er ſonſt die Erkenntniß? Endlich ſag - te er: weil Sie ein Gottesgelehrter wor - den ſind, ſo eröffnen Sie doch was ihre Theologie ſey; und ich antwortete: daß dieſe zwey Stücke, nemlich daß ein ein - ziger GOtt ſey, und daß eine Verbin - dung der Liebthätigkeit und des Glau - bens ſey, die Grundſätze derſelben ſind; hierauf verſetzte er: wer leugnet dieſe? ich antwortete: die heutige Theologie, wenn man ſie in ihrem Jnnern beſiehet.
Halten Sie mirs zu gut, verehrungswür - diger Freund! daß Jhnen gegenwär - tigen Verſuch einer Ueberſetzung vor - lege, woran mich zum Zeitvertreib bey müßi - gen Stunden gewagt habe. Es ſind Nach - richten von den Erdbällen der Planeten und ihren Einwohnern. Die bekannten Vorſchlä - ge zu einem moraliſchen Syſtem von dem Hob - beſio, Puffendorf, Thomaſio, Wolfen u. a. m. die Bewohner unſerer Erde vernünftiger und beſſer zu machen, und die auserleſene Schrif - ten des Fontenelle von mehr als einer Welt, worinn derſelbe unter Beziehung auf eine in Iateiniſcher Sprache geſchriebene Chineſiſche Chronik nicht alle Sterne als bewohnt ver - muthet, und aus Hugenii Coſmothcoro die Einwohner nach der Diſtanz der Nähe der Sonne vorbildet, haben mich lüſtern gemacht, dieſe Nachrichten zur Hand zu bekommen. Jch bin es auch wohl zufrieden, mir darüber Mühe gegeben zu haben, da ich Jhnen nicht bergen kann, daß mich die Beſchreibung vonE 5den74Anmerkung. den moraliſchen Beſchaffenheiten der angeb - lichen Einwohner nicht wenig ergötzt, und ſich meinen geringen Einſichten nach leichtlich behaupten läßt, daß dieſen Nachrichten, es verhalte ſich die Sache wie ſie wolle, in Ab - ſicht auf die Wahrheit, wenigſt die Stelle ei - nes klugen Romans mit gutem Fug einge - raumt werden möge. Vielleicht reuet mich in reifferen Jahren meine Bemühung noch weniger, und vielleicht ſehe ich alsdann etwas mehr als dieſe ſceptiſche Vermuthung. Jn - deſſen leben Sie wohl, theureſter Freund, und erlauben in wahrer Hochachtung Dero fortwährender Liebe und Freundſchaft mich aufs angelegentlichſte empfehlen zu dürfen. Schriebs den 3. May 1770.
N. N.
Da ich in meinem vorangeſchickten Schrei - ben an H. *** einer Nachricht aus einer Chineſiſchen Chronik gedacht, ſo will ich noch die eigene Worte hier einrucken, wie ſie in Fontenelle Tractat von mehr als einer Welt vorkommen. p. m. 227.
„ Jch habe ihnen nunmehr alle neue Zei - „ tungen aus dem Himmel geſagt, und ich „ glaube nicht, daß es noch neuere gebe. Es „ iſt mir leyd, daß ſie nicht ſo wunderwür -„ dig75Anmerkung. „ dig und erſtaunend ſind als einige Anmer - „ kungen, die ich neulich in einer kurzgefaß - „ ten Chineſiſchen Chronick las, welche la - „ teiniſch geſchrieben iſt. Man ſiehet da - „ ſelbſt tauſend Sterne mit einem groſſen „ Geraſſel vom Himmel ins Meer fallen, oder „ ſich auflöſen und in Regen verwandlen, die - „ ſes hat man in China mehr als einmal ge - „ ſehen. Dieſe Anmerkung habe ich in „ zweyen ſehr verſchiedenen Zeiten gefunden; „ ohne des Sterns zu gedenken, der ſich ge - „ gen Morgen zerſpaltet, wie eine Rackete, „ und allezeit ein groſſes Geräuſch machet. „ Es iſt verdrießlich, daß dieſe herrliche Din - „ ge für China allein aufbehalten worden, „ und daß unſere Länder niemals einen Theil „ daran gehabt haben. Es iſt gar lange, daß „ unſere Philoſophen glaubten, es wäre aus „ der Erfahrung gewiß, daß der Himmel und „ alle himmliſche Cörper unvergänglich und „ unveränderlich wären, und zu dieſer Zeit „ ſahen die Leute am andern Ende der Erde, „ daß ſich die Sterne zu tauſenden auflö - „ ſeten. Das iſt ja ein groſer Unterſchied „ in Meynungen. “
Durch dieſe Chineſi - ſche Urkunden ſcheint Fontenelle in ſeiner plutalité des mondes etwas irre geworden zu ſeyn, und wenigſtens hat er ſich ſcheinbar ge - macht, daß er ſie nicht ſine formidine oppo - ſiti behauptet.
Dürfte76Anmerkung.Dürfte ich es wagen einen Schluß hier - aus zu machen, ſo gienge er dahin, daß in den ſichtbaren Naturwerken immer ſo viel contra als pro liegt, nur daß uns GOtt in vielem einen Vorhang vorgezogen: denn nach Swedenborg und Fontenelle ſind unzählige Welten, und nach den Chineſiſchen Nachrich - ten können die Sterne litteraliter nach Aus - ſage der heiligen Schrift vom Himmel fal - len. Hier hat man alſo ſo viel pro als con - tra. Unter dieſer Betrachtung geht mir eine wichtige Anmerkung bey; es fragt ſich nem - lich, ob GOttes Größe durch eine unendli - che Reihe der Welten mehr geprieſen werde, als durch eine in gewiſſe Gränzen des Uni - verſi eingeſchloſſene determinirte Zahl der Welten, in Abſicht auf unſere Erde. Mei - nes unvorgreiflichen Ermeſſens führet jenes eine Nothwendigkeit, und dieſes eine Con - tingenz mit ſich. Gottes Allmacht und Frey - heit dünkt mich aber gröſer, wenn endlich das Univerſum auf etwas determinirtes Voll - kommenes hinaus lauft, als wenn ein ewi - ger Circul der Weſen ohne einen letzten Ter - minum der Vollkommenheit iſt.
Weil ſo viel pro als contra in der Natur iſt, ſo muß ich den Marquis d’Argens loben, der endlich, müde an dem Septiciſmo, ſeine Zuflucht zu den Ausſprüchen des höchſten Verſtands in der Offenbarung genommen,und77Anmerkung. und ſeinen Gedanken, ſo gut er glaubte, Grän - zen geſetzt hat.
Wenn man mit obgemeldeten Herabfallen der Sterne vergleicht, was in heiliger Schrift zu leſen, ſo müſſen wir bekennen, daß, wenn ſchon in heiliger Schrift die Ermahnung an uns ergehet: Jeſ. 40, 26. Hebet eure Au - gen in die Hohe und ſehet, wer hat ſol - che Dinge geſchaffen, und führet ihr Heer bey der Zahl heraus, der ſie alle mit Na - men nennet? daß gleichwol an den andern Orten ſtehet Jeſ. 51. Hebet eure Augen in