PRIMS Full-text transcription (HTML)
auserleſene Schriften.
Dritter Theil.
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Frankfurt am Mayn,zu finden bey dem Commercienrath Daniel Chriſtian Hechtel,1776.

Jnnhalt des dritten Theils.

  • 1) Von der Verbindung der Seele mit dem Körper, welche ent - weder durch einen phyſicaliſchen oder durch einen geiſtlichen Ein - fluß, oder auch durch eine vor - herbeſtimmte Uebereinſtimmung geſchehen ſollS. 1.
  • 2) Von den Erdbällen in unſerer Sonnenwelt, oder dem ſogenann - ten Planeten: und von den Erd - bällen in den geſtirnten Himmel, und von ihren Einwohnern, wie auch von den Geiſtern und Engeln daſelbſt; So, wie es gehöret und geſehen worden. Samm -Jnnhalt
  • 3) Sammlung etlicher Briefe Hrn. Emanuel Swedenborgs, betref - fend einige Nachrichten von ſei - nem Leben und Schriften, von einem Kenner und Liebhaber ins Deutſche überſetzt. 318

ENDE des dritten Theils.

[1]

Swedenborgs auserleſene Schriften. Dritter Theil.

A[2][3]

Von der Verbindung der Seele mit dem Körper, welche entweder durch einen phyſicaliſchen oder durch einen geiſtlichen Einfluß, oder auch durch eine vorher beſtimmte Uebereinſtimmung geſchehen ſoll.

1.

Von der Verbindung der Seele mit dem Körper, oder von der Würkung beyder in - und mit ein - ander ſind drey Meynungen und angenom - mene Sätze vorhanden, welche Hypotheſen oder willkührliche Wahrſcheinlichkeiten ſind;Sw. Sch. III. Th. A 2die2[4]Von der Verbindungdie erſte wird der phyſicaliſche oder natürliche Einfluß genennet, die zweyte der geiſtliche Ein - fluß, und die dritte die vorherbeſtimmte Har - monie oder Uebereinſtimmung. Die erſte, die man den phyſicaliſchen Einfluß nennt, iſt aus dem Anſchein der Sinne und den daher kommenden Betrüglichkeiten hergenommen, weil es den Anſchein hat, als wenn die Ge - genſtände vor dem Geſicht, welche die Au - gen reitzen oder berühren, in die Gedanken einflößen, und ſelbige hervorbrächten; des - gleichen als wenn die Reden, welche die Oh - ren berühren, in das Gemüth (Mentem) ein - flößen, und darinnen Begriffe erregten; eben ſo iſt es auch mit dem Geruch, Geſchmack und Gefühl: weil die Werkzeuge dieſer Sinnen die Berührungen, die aus der Welt auf ſie übergehen, erſtlich annehmen, und nach Beſchaffenheit der angeregten Neigun - gen derſelben das Gemüth (Mens) zu denken und auch zu wollen ſcheinet, ſo glaubten da - her die alten Philoſophen und Scholaſtiker, der Einfluß von derſelbigen würde in die See - le (Animam) übergeleitet, und ſchloſſen alſo auf die Hypotheſe vom phyſicaliſchen oder natürlichen Einfluß. Die zweyte, welche der geiſtliche, und von einigen auch der gele - genheitliche Einfluß genennet wird, iſt aus der Ordnung und derſelben Geſetzen herge - nommen; weil die Seele (Anima) eine geiſt - liche Subſtanz oder Weſen, und daher rei -ner,5der Seele und des Körpers. ner, höher und innerlicher iſt, der Körper aber iſt materiell, und daher gröber, ſchlech - ter oder niedriger und äuſerlicher, und es iſt der Ordnung gemäß, daß das Reine in das Grobe, das Hohe in das Niedrige, und das Jnnerliche in das Aeuſerliche, alſo das Geiſt - liche in das Materielle einflieſſe, aber nicht hergegen; derowegen würkt das denkende Ge - müth (Mens cogitativa) auf das Sehen nach Beſchaffenheit des Zuſtands, der den Augen von den Gegenſtänden eingedrückt worden iſt, welchen Zuſtand daſſelbe Gemüth (Mens) auch auf einen Wink veranſtaltet; desgleichen würkt das empfindende oder Vorſiellung be - kommende Gemüth (Mens perceptiva) auf das Gehör nach Beſchaffenheit des Zuſtands, der den Ohren von den Reden iſt beygebracht worden. Die dritte, welche man die vor - herbeſtimmte Uebereinſtimmung nennt, iſt aus dem Auſchein und Betrüglichkeiten der Vernunft hergenommen, weil das Gemüth, (Mens) wenn es in der Auswürkung begrif - fen, zugleich und auf einmal mit dem Kör - per würket oder handelt; dennoch aber iſt ei - ne jede Würkung anfänglich auf einander fol - gend (ſucceſſiva) und alsdenn auf einmal zu - gleichgeſchehend, (ſimultanea) die auf einan - der folgende Würkung iſt der Einfluß, und die auf einmal zugleich geſchehende Würkung iſt die Uebereinſtimmung; gleichwie, wenn das Gemüth (Mens) denkt und hernach redet,A 3oder6Von der Verbindungoder wenn es will und hernach handelt, daher iſt es eine Betrüglichkeit der Vernunft, das Aufeinmalzugleichgeſchehende (Simultaneum) zu behaupten, und das Aufeinanderfolgende (Succeſſivum) auszuſchlieſſen. Auſſer dieſen drey Meynungen von der Verbindung der Seele mit dem Körper findet keine vierte ſtatt, denn entweder muß die Seele in den Kör - per, oder der Körper in die Seele, oder es müſſen beyde beſtändig zugleich würken.

2. Weil der geiſtliche Einfluß aus der Ordnung und derſelben Geſetzen kommt, wie ich geſagt habe, ſo iſt er daher von den Wei - ſen in der gelehrten Welt vor den zwey übri - gen erkannt und angenommen worden: alles das, was aus der Ordnung kommt, iſt Wahr - heit, und die Wahrheit veroffenbaret ſich ſelbſt aus dem ihr eingepflanzten Licht, auch im Schatten der Vernunft, in welchem die Hypotheſen oder willkührlich angenommene Wahrſcheinlichkeiten ſtehen. Allein es ſind 3. Stücke, die dieſe Hypotheſe überſchatten, erſt - lich weis man nicht, was die Seele iſt, (Ani - ma) zum andern, was das Geiſtliche iſt, und drittens, welcherley der Einfluß iſt, derowe - gen müſſen dieſe drey Stücke erſtlich entwi - ckelt und erkläret werden, ehe die Vernunft die Wahrheit an ſich ſelbſt einſiehet; denn die willkührlich angenommene wahrſcheinliche Wahrheit (veritas hypothetica) iſt an ſichſelbſt7der Seele und des Körpers. ſelbſt keine Wahrheit, ſondern eine blos ge - muthmaſſete Wahrheit; ſie iſt wie ein des Nachts bey dem Licht der Sterne betrachte - tes Gemählde an der Wand, dem das Ge - müth (Mens) mancherley Geſtalten nach der Phantaſie andichtet; anders aber, wenn das Licht der Sonne nach der Morgenröthe daſ - ſelbige erleuchtet, und nicht nur das Gemei - ne ſondern auch das Beſondere daran zum Vorſchein bringt und vor Augen ſtellt; alſo wird aus dem Schatten der Wahrheit, in welchem dieſe Hypotheſe iſt, eine offenbar auf - gedeckte Wahrheit, wenn man erkennet, was und welcherley das Geiſtliche iſt in Beziehung auf das Natürliche, ferner was und welcherley die menſchliche Seele iſt, (Anima humana) wie auch welcherley der Einfluß in dieſelbe, und durch ſie in das empfindende oder Vor - ſtellungbekommende, und in das denkende Ge - müth, (in mentem perceptivam & cogitati - vam) und aus dieſem in den Körper iſt. Aber dieſes kann niemand lehren, auſſer ein ſolcher, dem vom HErrn gegeben worden iſt, in Ge - ſellſchaft der Engel in der geiſtlichen Welt zu ſeyn, und auch zugleich mit den Menſchen in der natürlichen Welt umzugehen; und weil mir dieſes gegeben worden iſt, ſo habe ich be - ſchreiben können, was und welcherley das ei - ne und das andere iſt, welches geſchehen iſt in dem Buch von der ehelichen Liebe, all - wo von dem Geiſtlichen in einer Merkwür -A 4digkeit8Von der Verbindungdigkeit (Memorabili) Num. 326. bis 329. gehandelt worden; von der menſchlichen Seele (de Anima humana) Num. 315. und von dem Einfluß, Num. 380. und weitläuf - tiger Num. 415. bis 422. Wer ſollte nicht wiſſen oder wiſſen können, daß das Gute der Liebe und das Wahre des Glaubens von GOtt in den Menſchen einflieſſen, und daß ſie in ſeine Seele (Animam) einflieſſen, und in ſeinem Gemüth (Mente) empfunden wer - den, und aus den Gedanken in die Reden, und aus dem Willen in die Handlungen flieſ - ſen. Daß daraus der geiſtliche Einfluß ſey, und deſſen Urſprung und Ableitung herkom - me, ſoll in dieſer Ordnung offenbar darge - legt werden. I. Daß zwey Welten ſeyn, die geiſtliche Welt, wo die Geiſter und Engel ſind, und die natürliche Welt, wo die Men - ſchen ſind. II. Daß die geiſtliche Welt ihr Würklichſeyn oder Daſeyn aus ihrer Sonne bekommen habe und daraus beſtehe, und die natürliche Welt aus ihrer Sonne. III. Daß die Sonne der geiſtlichen, Welt ſey die reine lautere Liebe von Jehovah GOtt, welcher in der Mitte derſelben iſt. IV. Daß aus der - ſelben Sonne, Wärme und Licht herausgehe, und daß die aus ihr herausgehende Wärme in ihrem Weſen die Liebe ſey, und das Licht aus derſelben in ſeinem Weſen die Weisheit. V. Daß ſowohl dieſe Wärme als auch dieſes Licht in den Menſchen einflieſſen, die Wär -me9der Seele und des Körpers. me in ſeinen Willen, und darinnen das Gute der Liebe hervorbringe, und das Licht in ſei - nem Verſtand, und darinnen das Wahre der Weisheit ausgebäre. VI. Daß dieſe zwey, die Wärme und das Licht, oder die Liebe und Weisheit in Eins vereinigt von GOtt in die Seele (Animam) des Menſchen einflieſſen, und durch dieſe in das Gemüth, (Mentem) deſſen Neigungen und Gedanken, und aus dieſen in des Körpers Sinne, Reden und Handlungen. VII. Daß die Sonne der na - türlichen Welt ein reines Feuer ſey, und durch dieſe Sonne die natürliche Welt ihr Würklichſeyn oder Daſeyn bekommen habe, und beſtehe VIII. Daß daher alles, was aus dieſer Sonne kommt, an und vor ſich betrachtet, tod ſey. IX. Daß das Geiſtliche ſich mit dem Natürlichen bekleide, wie der Menſch mit einem Kleid. X. Daß das Geiſtliche alſo bekleidet in dem Menſchen ma - che, daß er vernünftig und moraliſch, alſo geiſtlich natürlich leben könne. XI. Daß derſelbige Einfluß auf - und angenommen werde nach Beſchaffenheit der Liebe und Weis - heit bey dem Menſchen. XII. Daß der Ver - ſtand in dem Menſchen, in das Licht, das iſt, in die Weisheit erhöhet oder aufgekläret wer - den könne, je nachdem die Vernunft gebildet oder verbeſſert worden, und ſein Wille in die Wärme, das iſt, in die Liebe, ebenfalls nach den Thaten des Lebens; daß aber dieA 5Liebe10Von der VerbindungLiebe des Willens nicht erhöhet werde, auſſer in ſo viel der Menſch dasjenige will und thut, was die Weisheit des Verſtandes lehret. XIII. Daß es ganz anders bey den Thieren ſey. XIV. Daß drey Grade oder Staffeln in der geiſtlichen Welt ſeyn, und drey in der natürlichen Welt, nach welchen der geſamm - te Einfluß geſchieht. XV. Daß im erſten Grad die Endzwecke, im andern die Urſa - chen, und im dritten die Würkungen ſeyn. XVI. Daß daraus erhelle, welcherley der geiſtliche Einfluß von ſeinem Urſprung an bis zu den Würkungen iſt. Dieſes ſoll nun mit wenigen erläutert und erkläret werden.

I. Daß zwey Welten ſeyn, die geiſtliche Welt, wo die Geiſter und Engel ſind, und die natürliche Welt, wo die Menſchen ſind.

3. D eine geiſtliche Welt ſey, worinnen die Geiſter und Engel ſind, die von der natürlichen Welt, worinnen die Men - ſchen ſind, unterſchieden iſt, iſt bisher auf dem Erdkreis, auch in der Chriſtenheit, tief verborgen geweſen; die Urſache iſt, weil kein Engel herabgeſtiegen iſt und es mündlich ge - lehret hat, und kein Menſch hinaufgeſtiegen iſt und ſie geſehen hat; damit nun die Men -ſchen,11der Seele und des Körpers. ſchen, weil ſie von derſelben Welt nichts wiſ - ſen und daher einen ungewiſſen zweifelhaften Glauben vom Himmel und der Hölle haben, nicht ſo gar ſehr bethöret würden, Naturali - ſten, das iſt, Atheiſten oder Gottesläugner zu werden, ſo hat es dem HErrn gefallen, das Geſicht meines Geiſtes aufzuthun, und ihn in den Himmel zu erheben, und auch in die Hölle hinabzuführen, und ihn ſehen zu laſſen, wie beydes beſchaffen iſt. Daraus wurde mir offenbar, daß zwey Welten ſind, und dieſe von einander unterſchieden ſind, eine, in welcher alles geiſtlich iſt und die daher die geiſtliche Welt genennt wird, und die andere, in welcher alles natürlich iſt, und die daher die natürliche Welt genennt wird, und daß die Geiſter und Engel in ihrer Welt leben, und die Menſchen in ihrer Welt; desglei - chen, daß ein jeder Menſch durch den Tod aus ſeiner Welt in die andere übergehet, und in dieſer in Ewigkeit lebt. Die Erkenntniß von dieſen beyden Welten muß vorhergehen, da - mit der Einfluß, von welchem hier gehandelt wird, von ſeinem Urſprung her entdeckt wer - de; denn die geiſtliche Welt fließt in die na - türliche Welt ein, und belebt ſie in allem und jedem, was ihr zugehöret, ſowohl bey den Menſchen als bey den Thieren, und unterhält auch das Wachsthum in den Bäumen und Pflanzen.

II. 12Von der Verbindung

II. Daß die geiſtliche Welt ihr Würklichſeyn oder Daſeyn aus ihrer Sonne bekommen habe und dar - aus beſtehe, und die natürli - che Welt aus ihrer Sonne.

4. D eine andere Sonne in der geiſtli - chen Welt ſey, und eine andere in der natürlichen Welt, iſt die Urſache, weil dieſe Welten gänzlich von einander unterſchieden ſind, und die Welt ihren Urſprung aus der Sonne hat; denn dieſe Welt, worinnen al - les geiſtlich iſt, kann nicht aus derjenigen Sonne entſpringen, aus welcher alles natür - liche iſt, denn auf ſolche Art würde ein phy - ſicaliſcher oder natürlicher Einfluß ſeyn, der doch wider die Ordnung iſt. Daß die Welt aus der Sonne entſtanden ſey oder ihr Würk - lichſeyn daraus bekommen habe, (exſtirerit) und nicht hergegen, iſt offenbar aus der Wür - kung der Urſache, daß die Welt in allem und jedem, was ihr zugehöret, durch die Sonne beſtehet oder ihr Würklichſeyn fortſetzet, (ſub - ſiſtat) und die Dauer oder Fortſetzung der Würklichkeit, (ſubſiſtentia) beweiſet die Ent - ſiehung des Würklichſeyns oder Daſeyns, (exiſtentiam demonſtrat) daher ſagt man, die Dauer der Würklichkeit oder die Unaufhör -lichkeit13der Seele und des Körpers. lichkeit ſey ein immerwährendes Würklich - ſeyn oder Daſeyn; (quod ſubſiſtentia ſit per - petua exiſtentia) woraus erhellet, daß wenn die Sonne weggethan würde, ihre Welt in ein Chaos, und dieſes in ein Nichts würde fallen. Daß in der geiſtlichen Welt eine an - dere Sonne ſey, als in der natürlichen Welt, kann ich bezeugen, weil ich ſie geſehen habe, ſie erſcheinet feurig, wie unſere Sonne, faſt in gleicher Größe, ſie ſtehet ſo weit von den Engeln ab, als unſere Sonne von den Men - ſchen; ſie gehet aber nicht auf und nicht un - ter, ſondern ſteht unbeweglich in der mittlern Höhe zwiſchen dem Zenith oder Scheitelpunkt und dem Horizont oder Geſichtskreis, daher haben die Engel ein beſtändiges Licht und ei - nen immerwährenden Frühling. Ein ver - nünftiger Menſch, welcher nichts von der Sonne der geiſtlichen Welt weiß, kann leicht in ſeinem Begriff von der Schöpfung des Weltalls wahnſinnig irren, von welcher er ſich, wenn er ſie tief überdenkt, keine andere Vorſtellung macht, als daß ſie aus der Na - tur ſey, und weil der Urſprung der Natur die Sonne iſt, ſich einbildet, ſie wäre aus der Natur Sonne als dem Schöpfer. Ue - berdieß kann keiner den geiſtlichen Einfluß begreifen, wenn er nicht auch ſeinen Ur - ſprung weiß; denn der geſamte Einfluß iſt aus der Sonne, der geiſtliche Einfluß kommt aus ſeiner Sonne, und der natürliche Ein -fluß14Von der Verbindungfluß aus ſeiner; das innere Geſicht des Men - ſchen, welches ſeinem Gemüthe eigen iſt, (Mentis ejus) nimmt den Einfluß aus der geiſt - lichen Sonne auf, aber das äuſere Geſicht, welches dem Leib eigen iſt, nimmt den Ein - fluß aus der natürlichen Sonne an, und in der Auswürkung vereinigen ſie ſich mit ein - ander, eben ſo wie die Seele (Anima) mit dem Körper. Daraus erhellet, in welche Blindheit, Finſterniß und Thorheit diejeni - gen fallen können, welche nichts von der geiſt - lichen Welt und ihrer Sonne wiſſen; in Blindheit, weil das Gemüth (Mens) das blos allein von dem Sehen des Auges abhängt, in Vernunftſchlüſſen einer Fledermaus gleich wird, die des Nachts hin und wieder und nur an angehängte leinene Tücher flattert: in Finſternis, weil das Geſicht des Gemüths (Mentis) wenn in daſſelbe von innen das Se - hen des Auges einfließt, alles geiſtlichen Lichts beraubt, und einer Nachteule gleich wird: in Thorheit, weil der Menſch dem ohngeach - tet denkt, aber aus dem Natürlichen vom Geiſtlichen, und nicht hergegen, alſo wahn - ſinnig, närriſch und thöricht.

III. Daß die Sonne der geiſtlichen Welt ſey die reine lautere Liebe von Jehovah GOtt, welcher in der Mitte derſelben iſt.

5. Das15der Seele und des Körpers.

5. Das Geiſtliche kann nicht anderswoher kommen, als aus der Liebe, und die Liebe nicht anderswoher, als aus Jehovah GOtt, welcher die Liebe ſelbſt iſt, derowegen iſt die Sonne der geiſtlichen Welt, aus wel - cher alles Geiſtliche, als aus ſeiner Quelle, entſpringt, die reine lautere Liebe die von Je - hovah GOtt, welcher in der Mitte derſelben iſt, herausfließet. Selbſt dieſe Sonne iſt nicht GOtt, ſondern ſie iſt von GOtt, ſie iſt der nächſte Umkreis um Jhn herum von Jhm herausgehend. Durch dieſe Sonne von Je - hovah GOtt iſt das Weltall (Univerſum) er - ſchaffen worden, wodurch alle Welten zu - ſammengenommen verſtanden werden, deren eben ſo viel ſind, als an unſern ausgebreite - ten Himmel Sterne. Daß durch dieſe Son - ne, welche die reine lautere Liebe iſt, alſo von Jehovah GOtt, die Schöpfung geſchehen iſt, iſt darum, weil die Liebe das Seyn oder das Weſen ſelbſt des Lebens iſt, und die Weisheit das Würklichſeyn oder Daſeyn des Lebens daraus iſt, und aus der Liebe durch die Weis - heit iſt alles erſchaffen worden; dieſes wird durch dieſe Worte beym Johann. verſtanden: das Wort war bey GOtt, und GOtt war das Wort, alle Dinge ſind durch daſſelbige gemacht, und ohne daſſelbige iſt nichts gemacht was gemacht iſt; und die Welt iſt durch daſſelbige ge - macht, 1, 1. 3. 10. ; das Wort daſelbſt iſtdas16Von der Verbindungdas göttliche Wahre, alſo auch die göttliche Weisheit; darum wird auch das Wort da - ſelbſt das Licht genennt, welches alle Men - ſchen erleuchtet, Verſ. 9, eben ſo wie es die göttliche Weisheit durch das Göttliche Wah - re macht. Diejenigen, welche den Urſprung der Welten anderswoher, als aus der göttli - chen Liebe durch die göttliche Weisheit, ab - leiten, die ſtraucheln und irren, wie die ſo im Hirn verrückt ſind, welche Larven für Menſchen anſehen, falſche Einbildungen für Lichter, und Hirngeſpinnſte für würkliche Geſtalten oder Bilder halten; denn die gan - ze Schöpfung iſt ein zuſammenhängendes Werk aus der Liebe durch die Weisheit; man würde dieſes ſehen, wenn man im Stande wäre, den Zuſammenhang in der Ordnung vom Erſten oder Jnnerſten bis zum Letzten oder Aeuſſerſten (a Primis ad Ultima) zu ſe - hen. Gleichwie GOtt ein Einziger iſt, alſo iſt die geiſtliche Sonne eine Einzige, denn von dem Geiſtlichen, welches von ihr herrüh - ret, läßt ſich keine Ausdehnung des Raums ſagen, und das Weſen und die Würklich - keit ohne Raum iſt allenthalben in Räumen ohne Raum, alſo auch die göttliche Liebe vom Anfang des Weltalls bis zu allen ſeinen End - zwecken; daß das Geiſtliche alles erfülle, und durch die Erfüllung alles im geſchaffenen Zu - ſtand erhalte, ſiehet die Vernunft von weiten, und in der Nähe in ſo viel ſie die Liebe er -kennet,17der Seele und des Körpers. kennet, wie ſie an ſich ſelber iſt, ihre Verbin - dung mit der Weisheit, auf daß die Endzwe - cke eingeſehen werden, ihren Einfluß in die Weisheit, auf daß die Urſachen dargeſtellt werden, und ihre Würkung durch die Weis - heit, auf daß die Würkungen hervorgebracht werden.

IV. Daß aus derſelben Sonne Wär - me und Licht herausgehe, und daß die aus ihr herausgehende Wärme in ih - rem Weſen die Liebe ſey, und das Licht aus derſelben in ſeinem Weſen die Weisheit.

6. Es iſt bekannt, daß in dem Wort, und daher in der allgemeinen Sprache der Prediger, die göttliche Liebe durch das Feuer ausgedrückt wird, wie auch, das himmliſche Feuer die Herzen erfüllen, und in ihnen die heilige Begierde GOtt zu ehren entzünden ſoll; darum, weil das Feuer mit der Liebe über - einſtimmet, und daher dieſelbe andeutet; da - her kommt es, daß Jehovah GOtt vor Moſe in dem Buſch, desgleichen auf dem Berg Si - nai vor den Kindern Jſrael, wie Feuer er - ſchienen iſt, und daß geboten wurde, das Feuer unauslöſchlich auf dem Altar zu erhalten, und jeden Abend die Lampen des Leuchters in derSw. Sch. III. Th. BStifts -18Von der VerbindungStiftshütte anzuzünden; dieſes war darum, weil das Feuer die Liebe andeutete: daß der Menſch entzündet, erwärmet und angeflammt wird, gleichwie ſeine Liebe in Eifer geräth, oder in die Hitze des Zorns entflammt; die Wärme des Bluts, oder die Lebenswärme der Men - ſchen, und überhaupt der Thiere, kommt nicht anderswoher als aus der Liebe, die das Leben derſelben ausmacht: das hölliſche Feuer iſt auch nichts anders als die Liebe, die der himmliſchen Liebe entgegen geſetzt oder zuwi - der iſt: daher kommt es nun, daß die gött - liche Liebe den Engeln erſcheinet als wie eine Sonne in ihrer Welt, feurig, wie unſere Sonne, wie ich oben geſagt habe, und daß die Engel in der Wärme ſind, je nachdem ſie die Liebe von Jehovah GOtt durch dieſelbe Sonne annehmen. Daraus folget, daß das Licht daſelbſt in ſeinem Weſen die Weisheit ſey; denn die Liebe und die Weisheit ſind un - zertrennlich, wie das Seyn und Würklich - ſeyn oder Daſeyn, (ſicut Eſſe & Exiſtere) denn die Liebe hat durch die Weisheit, und nach Beſchaffenheit derſelben, ihr Würklichſeyn oder Daſeyn; dieſes iſt eben ſo wie in unſe - rer Welt, daß die Wärme zur Zeit des Früh - lings ſich mit dem Licht vereiniget, und das Wachsthum und endlich die Fruchtbringung hervorbringt: überdieß weiß jedermann, daß die geiſtliche Wärme die Liebe iſt, und das geiſtliche Licht die Weisheit; denn der Menſchhat19der Seele und des Körpers. hat Wärme, je nachdem er Liebe hat, und ſein Verſtand iſt im Licht, je nachdem er weiſe iſt. Jch habe dieſes geiſtliche Licht ſehr oft geſehen, es übertrift das natürliche Licht an Weiſſe und auch an Glanz unendlich, denn es iſt wie die Weiſſe und der Glanz ſelbſt in ihrem Weſen, es erſcheinet wie der glän - zende und ſchimmernde Schnee, ſo wie die Kleidung des HErrn erſchien, da er verkläret wurde, Marc. 9, 3. Luc. 9, 29: weil das Licht die Weisheit iſt, ſo nennet ſich deswe - gen der HErr das Licht, welches alle Menſchen erleuchtet, Joh. 1, 9. und anderswo ſpricht er, daß er das Licht ſelbſt ſey, Joh. 3, 19. Cap. 8, 12. Cap. 12, 35. 36. 47. das iſt, daß er das Göttliche Wahre ſelbſt ſey, wel - ches das Wort iſt, alſo die Weisheit ſelbſt. Man glaubt, das natürliche Licht, welches auch das vernünftige iſt, wäre aus dem Licht unſerer Welt, allein es iſt aus dem Licht der Sonne der geiſtlichen Welt, denn das Geſicht des Gemüths (viſus mentis) fließt in das Sehen des Auges ein, alſo auch die Lichter, und nicht hergegen; wenn das Gegentheil wäre, ſo würde es ein phyſicaliſcher oder na - türlicher Einfluß ſeyn, und kein geiſtlicher.

B 2V. 20Von der Verbindung

V. Daß ſo wohl dieſelbe Wärme, als auch daſſelbe Licht in den Men - ſchen einfließen, die Wärme in ſeinen Willen, und darinnen das Gute der Lie - be hervorbringe, und das Licht in ſei - nen Verſtand, und darinnen das Wahre der Weisheit ausgebäre.

7. Es iſt bekannt, daß alles durchgängig ſich auf das Gute und Wahre beziehet, und kein beſonderes Ding vorhanden iſt, wor - innen nicht eine beſondere Beziehung auf die - ſe zwey wäre; daher kommt es, daß in dem Menſchen zwey Aufnahmen und Behältniſſe des Lebens ſind, eine, welche die Aufneh - mung des Guten iſt, die der Wille genennt wird, die andere, welche die Aufnehmung des Wahren iſt, die der Verſtand genennt wird; und weil das Gute der Liebe eigen iſt, und das Wahre der Weisheit zugehöret, ſo iſt der Wille die Aufnehmung und das Behältnis der Liebe, und der Verſtand die Aufnehmung und das Behältnis der Weisheit. Daß das Gute der Liebe eigen iſt, iſt darum, weil der Menſch das will, was er liebt, und wenn er es auswürket, gut heiſſet; und daß das Wahre der Weisheit eigen iſt, iſt darum, weil alle Weisheit aus dem Wahren kommt, ja das Gute, das der Weiſe denkt, iſt wahr, und dieſes Wahre wird gut, wenn er es willund21der Seele und des Körpers. und vollbringt. Wer dieſe zwey Aufneh - mungen und Behältniſſe des Lebens, welche der Wille und der Verſtand ſind, nicht recht von einander unterſcheider, und ſich keinen klaren Begriff von denſelben macht, der be - mühet ſich vergebens, den geiſtlichen Einfluß zu erkennen, denn es iſt ein Einfluß in den Willen, und iſt einer in den Verſtand; in den Willen des Menſchen iſt der Einfluß des Guten der Liebe, und in ſeinen Verſtand iſt der Einfluß des Wahren der Weisheit, bey - de Einflüſſe kommen von Jehovah GOtt un - mittelbar durch die Sonne in deren Mitte Er iſt, und mittelbar durch den Himmel der En - gel. Jene zwey Aufnehmer und Behalter, der Wille und der Verſtand, ſind eben ſo unterſchieden, wie die Wärme und das Licht, denn der Wille nimmt die Wärme des Him - mels auf, die in ihrem Weſen die Liebe iſt, und der Verſtand nimmt das Licht des Him - mels auf, welches in ſeinem Weſen die Weis - heit iſt, wie ich oben geſagt habe. Es giebt einen Einfluß aus dem menſchlichen Gemüth (e Mente humana) in die Reden, und giebt einen in die Handlungen, der Einfluß in die Reden geſchieht aus dem Willen durch den Verſtand, aber der Einfluß in die Handlun - gen geſchieht aus dem Verſtand durch den Willen: diejenigen, welche nur von dem Ein - fluß in den Verſtand, und nicht zugleich in den Willen, wiſſen, und aus demſelben Ver -B 3nunft -22Von der Verbindungnunftſchlüſſe machen und ſchließen, ſind wie Einäugige, die nur die Gegenſtände auf einer Seite, und nicht zugleich auf der andern ſe - hen; und wie Einhändige, die nur mit einer Hand verkehrt und gezwungen arbeiten; und wie die Lahmen, welche auf einem Bein mit dem Stock hüpfend dahergehen. Aus dieſem wenigen iſt deutlich und offenbar dargethan worden, daß die geiſtliche Wärme in den Wil - len des Menſchen einfließe, und das Gute der Liebe hervorbringe, und das geiſtliche Licht in ſeinen Verſtand, und das Wahre der Weisheit ausgebäre.

VI. Daß dieſe zwey, nemlich die Wärme und das Licht, oder die Liebe und Weisheit, in Eins vereinigt von GOtt in die Seele (Animam) des Men - ſchen einfließen, und durch dieſe in das Gemüth, (in Mentem) deſſen Neigun - gen und Gedanken, und aus dieſen in des Körpers Sinne, Reden und Handlungen.

8. Es haben bisher ſcharfſinnige Genies ei - nen geiſtlichen Einfluß von der Seele (ab Anima) in den Körper vorgegeben, aber keinen Einfluß in die Seele, und durch ſie in den Körper, wie wohl bekannt iſt, daß allesGute23der Seele und des Körpers. Gute der Liebe und alles Wahre des Glau - bens von GOtt in den Menſchen einflieſſen, und nichts derſelben von dem Menſchen, und das, was von GOtt einfließt, allernächſt in die Seele des Menſchen (in Animam) fließt, und durch die Seele in das vernünftige Ge - müth (in Mentem rationalem) und durch die - ſes in dasjenige, was den Körper ausmacht; wenn einer dem geiſtlichen Einfluß anders nachforſchet, ſo iſt er wie ein ſolcher, der die Ader einer Quelle verſtopfet, und den - noch darinnen immerfort quellendes Waſſer ſticht; oder wie ein ſolcher, der die Hervor - ſproſſung eines Baums aus der Wurzel und nicht aus dem Saamen ableitet; oder wie ei - ner, der das Geurſtändete ohne Urſtand oder Grundanfang (principiata absque principio) betrachtet. Denn die Seele iſt nicht das Le - ben in ihr ſelber, ſondern iſt die Aufnehme - rin des Lebens von GOtt, welcher das Leben in ſich ſelber iſt, und der geſammte Einfluß iſt ein Einfluß des Lebens, alſo von GOtt; dieſes wird dadurch verſtanden: Jehovah GOtt blies in die Naſe des Menſchen die Seele der Leben ein, und der Menſch wurde eine lebendige Seele, 1 B. Moſ. 2, 7. in die Naſe die Seele der Leben einbla - ſen, bedeutet, das Vernehmen und die Em - pfindung des Guten und Wahren einhau - chen; und der HErr ſpricht auch von ſich ſelber: Gleichwie der Vater das LebenB 4hat24Von der Verbindunghat in ihm ſelber, alſo hat er auch dem Sohn gegeben das Leben zu haben in ihm ſelber, Joh 5, 26.; das Leben in ihm ſelber iſt GOtt; und das Leben der Seele iſt das von GOtt einflieſſende Leben. Weil nun der geſammte Einfluß ein Einfluß des Lebens iſt, und dieſes durch ſeine Aufnehmer und Behalter würket, und die innerſte oder erſte von den Aufnehmungen und Behältniſ - ſen in dem Menſchen ſeine Seele (Anima) iſt, ſo muß man derowegen, um den Einfluß recht und ordentlich zu begreifen und einzuſe - hen, von GOtt anfangen, und nicht von der Mitte; wenn man von dieſer anfangen woll - te, ſo wäre die Lehre vom Einfluß wie ein Wagen ohne Räder, oder wie ein Schiff oh - ne Seegel. Weil dem alſo iſt, ſo iſt daher im vorhergehenden von der Sonne der geiſtlichen Welt gehandelt worden, in deren Mitte Je - hovah GOtt iſt, N. 5.; und vom Einfluß der Liebe und Weisheit, alſo des Lebens dar - aus, N. 6. 7. Daß durch die Seele (per Animam) das Leben von GOtt in den Men - ſchen, und durch dieſe in ſein Gemüth, (in ejus Mentem) das iſt, in deſſen Neigungen und Gedanken, und aus dieſen in des Kör - pers Sinne, Reden und Handlungen einflie - ſet, iſt darum, weil dieſelben das Leben in einer auf einander folgenden Ordnung aus - machen; denn das Gemüth (Mens) iſt der Seele untergeordnet, (Animæ) und der Leibdem25der Seele und des Körpers. dem Gemüth, (Menti) und das Gemüth hat ein zweyfaches Leben, eins, das dem Willen, und das andere, das dem Verſtand zugehö - ret, das Leben des Willens iſt das Gute der Liebe, und was von dieſer herrühret, nennt man Neigungen, und das Leben des Ver - ſtands iſt das Wahre der Weisheit, und was von dieſer herrühret, nennt man Gedanken, durch dieſe und jene lebt das Gemüth; (Mens) das Leben aber des Körpers ſind die Sinne, die Reden und Handlungen; daß dieſe von der Seele vermittelſt des Gemüths herkom - men, folget aus der Ordnung, in der ſie ſind, und aus dieſer veroffenbaren ſie ſich bey dem Weiſen ohne Nachforſchung. Die menſch - liche Seele, (Anima humana) weil ſie eine obere oder höhere geiſtliche Subſtanz iſt, em - pfängt den Einfluß unmittelbar von GOtt, das menſchliche Gemüth aber (Mens humana) weil es eine untere geiſtliche Subſtanz iſt, em - pfängt den Einfluß von GOtt mittelbar durch die geiſtliche Welt, und der Körper, weil er aus den Subſtanzen oder Weſen der Natur iſt, welche Materien oder Leiblichkeiten ge - nennt werden, empfängt den Einfluß von GOtt mittelbar durch die natürliche Welt. Daß das Gute der Liebe und das Wahre der Weisheit mit einander, das iſt, in Eins vereinigt, von GOtt in die Seele (Animam) des Menſchen einflieſſen, daß ſie aber im Fort - gang oder in der Auswürkung von dem Men -B 5ſchen26Von der Verbindungſchen getheilet, und nur bey denen verbun - den werden, die ſich von GOtt leiten laſſen, wird aus dem nachfolgenden erhellen.

VII. Daß die Sonne der natürlichen Welt ein reines Feuer ſey, und durch dieſe Sonne die natürliche Welt ihr Würklichſeyn oder Daſeyn bekommen habe, und beſtehe.

9. D die Natur und ihre Welt, wo - durch die Atmoſphären d iſt. Aether und Luftkreiſe, und die Erdbälle, welche man Planeten nennt, worunter die Erd - und Waſ - ſerkugel iſt, die wir bewohnen, und auch Alles und Jedes, was ihre Oberfläche alle Jahr zieret und ſchmücket, verſtanden wer - den; und daß dieſe und jene einig und allein aus der Sonne beſtehen, die den Mittelpunkt von denſelben ausmacht, und durch die Stra - len ihres Lichts, und durch die Mäßigung ihrer Wärme allenthalben gegenwärtig iſt, weiß unſtreitig jedermann aus dem Augen - ſchein, Begriff der Sinne, und aus den Schriften, die von der Bewohnung derſel - ben handeln; und weil aus der Sonne die immerwährende Dauer und Fortſetzung des Würklichſeyns oder Daſeyns herkommt, (perpetua ſubſiſtentia) ſo kann auch die Ver -nunft27der Seele und des Körpersnunft ganz gewiß den Schluß machen, daß die Entſtehung des Würklichſeyns (exiſtentia) eben auch aus derſelben ſey, denn die immer - währende Dauer der Würklichkeit iſt das be - ſtändige Würklichſeyn, ſo wie die Entſtehung deſſelben geweſen iſt. (nam perpetuo ſubſi - ſtere eſt perpetuo exiſtere ſicut exſtitit) Dar - aus folget, daß die natürliche Welt durch dieſe Sonne von Jehovah GOtt mittelbarer - weiſe (ſecundario) geſchaffen worden ſey. Daß es ein Geiſtliches gebe, und ein Natür - liches, die gänzlich von einander unterſchie - den ſind, und daß der Urſprung und die Un - terhaltung des Geiſtlichen von der Sonne herkomme, welche die reine lautere Liebe iſt, in deren Mitte der Schöpfer und Erhalter des Weltalls Jehovah GOtt iſt, iſt bisher bewieſen worden; daß aber der Urſprung und die Unterhaltung des Natürlichen die Sonne ſey, welches ein lauteres Feuer iſt, und daß dieſes aus derſelben ſey, und beyde von GOtt entſpringen, folget von ſelbſt, wie das Nachfolgende vom Vorhergehenden, und dieſes vom Erſten folget. Daß die Sonne der Natur und ihrer Welten ein lau - teres Feuer (purus ignis) ſey, beweiſen al - ſo ihre Würkungen, als die Zuſammenzie - hung ihrer Stralen in den Brennpunkt durch die Optik, woraus ein heftig brennendes Feu - er und auch eine Flamme geht; die Natur ihrer Wärme iſt der Wärme aus dem elemen -tari -28Von der Verbindungtariſchen Feuer gleich; die ſtufenweiſe Fort - rückung oder das Steigen und Fallen dieſer Wärme geſchieht nach Beſchaffenheit des Auffallens, woher die Climata, und auch die vier Jahrszeiten kommen, und ſo weiter, wor - aus die Vernunft durch des Körpers Sin - ne behaupten und bekräftigen kann, daß die Sonne der natürlichen Welt ein reines lauteres Feuer ſey, wie auch, daß ſie ein Feuer in ſeiner ſelbſtſtändigen Lauterkeit ſey. Diejenigen, welche nichts von dem Urſprung des Geiſtlichen aus ſeiner Sonne, ſondern nur von dem Urſprung des Natürlichen aus ſeiner Sonne wiſſen, können nicht anders, als daß ſie das Geiſtliche mit dem Natürli - chen vermiſchen und verwirren, und durch die Betrüglichkeiten der Sinne und folglich auch der Vernunft ſchlieſſen, daß das Geiſt - liche nichts anders als lauter Natürliches ſey, und daß auch deſſen Würkſamkeit, die durch das Licht und Wärme angeregt wor - den, Weisheit und Liebe entſpringe; weil ſolche nichts anders mit den Augen ſehen, und mit der Naſe riechen, auch nichts anders mit der Bruſt ein und aushauchen, als die Natur, ſo ſchreiben ſie ihr dahero auch alles Vernünftige zu, und ſaugen alſo den Natu - ralismus ein, wie ein Schwamm das Waſ - ſer; allein, dieſe können mit den Fuhrmän - nern verglichen werden, die vier Pferde hin - ter dem Wagen und nicht vor demſelben ſpan -nen;29der Seele und des Körpers. nen; ein anders iſt es mit denen, welche un - ter dem Geiſtlichen und Natürlichen einen Unterſchied machen, und dieſes aus jenem herleiten; dieſe empfinden und begreifen auch den Einfluß der Seele (Animæ) in den Kör - per, daß er geiſtlich ſey, und daß das Na - türliche, welches dem Leib zugehöret, der Seele (Animæ) zum Werkzeug und Mitteln dienet, auf daß ſie in der natürlichen Welt ihre Würkungen hervorbringe: wenn einer anders ſchließet, ſo kann er einem Krebs ver - glichen werden, welcher fortkriecht, indem er durch den Schwanz ſeine Schritte beför - dert, und die Augen rückwärts kehret wie ſei - nen Gang; und man kann das vernünftige Geſicht eines ſolchen mit den Augen des Ar - gus vergleichen, wovon die am Hinterhaupt ſahen, die vorne aber eingeſchläfert waren; ſolche glauben auch, ſie wären Argi, wenn ſie Vernunftſchlüſſe machen, denn ſie ſpre - chen, wer ſiehet nicht den Urſprung des Welt - alls aus der Natur, und was iſt alsdenn GOtt anders, als die innerſte Ausdehnung der Natur, und noch mehr dergleichen un - vernünftige Hirngeſpinnſte, worauf ſie ſich mehr zu gute thun, als die Weiſen auf das Vernünftige.

VIII. 30Von der Verbindung

VIII. Daß daher alles / was aus die - ſer Sonne kommt, an und vor ſich betrachtet, tod ſey.

10. Wer ſiehet nicht aus der Vernunft des Verſtandes, wenn dieſer ein we - nig über das ſinnliche des Körpers erhoben wird, daß die Liebe in ſich ſelbſt betrachtet lebendig, und die Erſcheinung ihres Feuers das Leben ſey, und hergegen, daß das elemen - tariſche Feuer in ſich ſelbſt betrachtet gegen daſſelbe tod ſey; folglich daß die Sonne der geiſtlichen Welt, weil ſie die reine lautere Lie - be iſt, lebendig ſey, und daß die Sonne der natürlichen Welt, weil ſie ein lauteres Feu - er iſt, tod ſey; eben ſo iſt es auch mit allem, was aus denſelben herkommt und würklich iſt. Es ſind zwey Dinge, welche alle Wür - kungen in dem Weltall hervorbringen, nem - lich das Leben und die Natur, und ſie wür - ken dieſelben nach der Ordnung aus, indem das Leben von innen die Natur rege und ge - ſchäftig macht: anders aber wenn die Na - tur von innen das Leben zum würken her - beybringt, welches bey denen geſchieht, ſo die Natur, die in ſich ſelbſt tod iſt, über und in das Leben ſetzen, und daher einig und allein den Lüſten der Sinne und den Begierden des Fleiſches opfern, und das Geiſtliche derSeele31der Seele und des Körpers. Seele (Animæ) und das wahrhaftig Ver - nünftige des Gemüths (Mentis) für nichts achten; dieſe ſind es, die wegen dieſer Ver - kehrung die Toden genennet werden; der - gleichen ſind alle Naturaliſten, daß iſt Athei - ſten oder Gottesläugner in der Welt, und alle Satane in der Hölle; ſie werden auch Tode in dem Wort genennt, als beym Da - vid: Sie hiengen ſich an den Baal - peor, und aſſen von den Opfern der To - den, Pſalm 106, 28. Der Feind verfol - get meine Seele, er leget mich ins Fin - ſtere, wie die Toden in der Welt, Pſalm 133, 3. Daß er das Seufzen der Ge - fangenen höre, und losmache die Kin - der des Todes, Pſalm 102, 21. und in der Offenbarung: Jch weiß deine Werke, denn du haſt den Namen, daß du lebeſt, und biſt Tod; ſey wacker und ſtärke das andere, das ſterben will, 3, 1. 2. Sie werden Tode genennt, weil der geiſtliche Tod die Verdammung iſt, und diejenigen ſind ver - dammt, welche glauben, daß das Leben aus der Natur ſey, und daß alſo das Licht der - ſelben das Licht des Lebens ſey, und eben da - durch alle Begriffe von GOtt, vom Himmel, und vom ewigen Leben verbergen, erſticken und auslöſchen; dieſe ſind daher wie die Nacht - eulen, die das Licht in der Finſternis, und die Finſternis im Licht ſehen, das iſt, das Falſche für das Wahre, und das Böſe fürdas32Von der Verbindungdas Gute anſehen; und weil das Angeneh - me des Böſen bey ihnen das Angenehme des Herzens iſt, ſo ſind ſie denen Vögeln und Beſtien nicht ungleich, welche die Todenäſer als Leckerbiſſen freſſen, und die der Geſtank aus den Gräbern wie Balſam anriecht. Die - ſe ſehen auch keinen andern Einfluß als den phyſicaliſchen oder natürlichen; wenn ſie ja einen geiſtlichen Einfluß behaupten, ſo ge - ſchieht es nicht aus einigem Begriff von dem - ſelben, ſondern aus dem Mund eines Lehrers.

IX. Daß das Geiſtliche ſich mit dem Natürlichen bekleide, wie der Menſch mit einem Kleid.

11. Es iſt bekannt, daß in einer jeden Wür - kung ein Thätiges oder Würkendes (activum) und ein Leidendes iſt, (paſſivum) und daß aus dem Thätigen allein nichts das Daſeyn bekommt, und auch nichts aus dem Leidenden allein hervorkommt; eben ſo iſt es mit dem Geiſtlichen und Natürlichen; das Geiſtliche, weil es eine lebendige Kraft iſt, iſt das Thätige, und das Natürliche, weil es eine tode Kraft iſt, iſt das Leidende; daraus folget, daß alles, was in dieſer Sonnenwelt vom Anfang her ſein Würklichſeyn oder Da - ſeyn bekommen hat, und hernach jeden Au -gen -33der Seele und des Körpers. genblick würklich da iſt, aus dem Geiſtlichen durch das Natürliche herkomme, und dieſes nicht nur in den Gegen ſtänden des Thierreichs, ſondern auch in den Dingen des Gewächs - reichs. Es iſt auch das mit dem Thätigen und Leidenden übereinkommende nicht unbe - kannt, daß in allen Würkungen ein Haupt - urſächliches und ein Werkzeugliches iſt, (prin - cipale & inſtrumentale) und daß dieſe zwey, wenn etwas geſchieht oder ausgewürket wird, wie ein Einziges zu ſeyn ſcheinen, wiewohl ſie ganz deutlich zweyerley ſind; deswegen iſt unter den Grundregeln der Weisheit auch dieſe, daß die Haupturſache und die werk - zeugliche Urſache zugleich eine einzige Urſache ausmachen; alſo iſt es auch mit dem Geiſt - lichen und Natürlichen; daß dieſe zwey in den Würkungen wie ein Einziges zu ſeyn ſcheinen, kommt daher, weil das Geiſtliche in dem Natürlichen iſt wie die Faſern in den Muskuln oder Mäuslein, und das Blut in den Pulsadern, oder wie ein Gedanke in der Rede, und eine Gemüthsneigung in dem Ton der Stimme, und es läßt ſich doch das Na - türliche aus dieſen empfinden; allein man kann noch überdem wie gleichſam durch ein Gitter erkennen, daß das Geiſtliche ſich mit dem Natürlichen bekleide, wie der Menſch mit einem Kleid. Der organiſche oder werk - zeug liche Leib, mit dem ſich die Seele (anima) angekleidet, wird hier einem Kleid verglichen, weil er ſie bekleidet, und weil ihn auch die See -Sw. Sch. III. Th. Cle34Von der Verbindungle auszieht, und von ſich wegwirft, wie ab - gelegte Kleider, wenn ſie durch den Tod aus der natürlichen Welt in ihre geiſtliche über - gehet; der Leib veraltet auch wie ein Kleid nicht aber die Seele, weil ſie ein geiſtliches Weſen iſt, das nichts mit den Veränderun - gen der Natur, die von ihren Anfängen an bis zu ihren Endigungen fortrücken, und nach und nach geendiget werden, gemein hat. Die - jenigen, welche den Körper nicht als die Klei - dung oder als den Anzug der Seele, welcher an ſich tod iſt, betrachten, und ihn nicht als nur für eine angepaßte werkzeugliche Form zur Aufnehmung der lebendigen Kräfte, die durch die Seele aus GOtt einflieſſen, an - ſehen, können nicht anders als aus Betrüg - lichkeiten ſchlieſſen, daß die Seele durch ſich ſelbſt lebe, und der Körper auch durch ſich ſelbſt, und daß zwiſchen dem Leben der See - le und des Körpers eine vorherbeſtimmte Uebereinſtimmung ſey; oder auch, daß das Leben der Seele in das Leben des Kör - pers einflieſſe, oder das Leben des Körpers in das Leben der Seele, und alſo ver - fallen ſie auf einen Einfluß, und zwar ent - weder auf einen geiſtlichen, oder auf einen natürlichen; da doch die aus allen erſchaffe - nen Dingen hervorleuchtende Wahrheit be - zeuget hat, daß das Nachfolgende (poſterius) nicht aus ſich ſelbſt, ſondern aus dem Vor - hergehenden (ex priori) würke, von welchemes35der Seele und des Körpers. es hergekommen iſt, alſo auch dieſes nicht aus ſich ſelbſt, ſondern aus einem das noch wei - ter vorhergeht, (ex adhuc priori) und daß alſo auch nichts auſſer aus dem Erſten (ex Primo) würke, welcher aus ſich ſelbſt würket, nem - lich von GOtt: überdem iſt das Leben ein ein - ziges, und dieſes kann nicht erſchaffen wer - den, ſondern fließt in die zur Aufnehmung deſſelben organiſch oder werkzeuglich einge - richtete Formen über alle maſſen ein; der - gleichen Formen ſind alle und jede Dinge in dem erſchaffenen Weltall. Viele glauben, daß die Seele (anima) das Leben ſey, und daß alſo der Menſch, weil er aus der Seele lebt, aus ſeinem Leben, alſo aus ſich ſelbſt lebe, und eben darum nicht durch den Ein - fluß des Lebens von GOtt; allein dieſe kön - nen nicht anders als einen Gordiſchen, das iſt, unauflöslichen Knoten aus Betrüglich - keiten zuſammen zu flechten, und alle Beur - theilungen ihres Gemüths (mentis) in den - ſelben einzuwickeln, woher denn lauter Un - ſinnigkeit in Anſehung der geiſtlichen Dinge bey ihnen entſteht, oder ein Labyrinth, das iſt, einen Jrrgarten zu bauen, worinnen das Gemüth (mens) nimmermehr durch einige Fäden der Vernunft den Rückweg finden und ſich herausführen kann; ſolche laſſen ſich auch in der That gleichſam in unterir - diſche Höhlen hinab, wo ſie in ewiger Fin - ſternis leben; denn daraus kommen unzähli -C 2che36Von der Verbindungche Betrüglichkeiten, und jede derſelben iſt abſcheulich, zum Exempel, GOtt habe ſich auf die Menſchen übergegoſſen und übergetra - gen, und daher wäre jeder Menſch eine ge - wiſſe Gottheit, die aus ſich ſelbſt lebe, und alſo thäte er das Gute aus ſich ſelbſt und wäre aus ſich ſelbſt weiſe; desgleichen, er beſitze in ihm ſelbſt den Glauben und die Liebe, und nehme al - ſo ſolche von ſich ſelbſt her, und nicht von GOtt, und was dergleichen ungeheuere Dinge noch mehr ſind, dergleichen bey denen in der Hölle an zutreffen ſind, welche, da ſie noch in der Welt waren, geglaubt haben, daß die Natur lebe, oder durch ihre Würkſamkeit das Leben hervor - bringe; wenn dieſe gen Himmel ſchauen, ſo ſehen ſie ſein Licht wie lauter Finſterniß. Jch hörete einmal eine Stimme aus dem Himmel, die da ſagte, daß wenn ein Funken des Le - bens in dem Menſchen und zwar von ihm wäre, und wäre nicht von GOtt in ihm, ſo wäre kein Himmel, noch etwas daſelbſt, und alſo ſey auch keine Kirche auf Erden, und folglich auch kein ewiges Leben. Man leſe hiervon ein mehreres in einer Merk - würdigkeit, die ich in dem Buch von der ehelichen Liebe mit eingerückt habe, N. 132. bis 136.

X. Daß37der Seele und des Körpers.

X. Daß das Geiſtliche alſo beklei - det in dem Menſchen mache, daß er vernünftig und ſittlich, alſo geiſtlicher - weiſe natürlich leben könne.

12. Aus dem oben befeſtigten Grundſatz, daß nemlich die Seele (anima) ſich mit dem Leib bekleide, wie der Menſch mit einem Kleid, ergiebt ſich dieſes als eine Folgerung; denn die Seele (anima) fließt in das menſch - liche Gemüth ein, (in mentem humanam) und von dieſem in den Leib, und bringt zugleich das Leben mit, welches ſie unaufhörlich von dem HErrn empfängt, und leitet alſo ſolches mittelbarer weiſe in den Leib über, allwo ſie durch die genaueſte Vereinigung den Anſchein würket als wenn der Leib lebte; hieraus nun, und aus tauſend Zeugniſſen der Erfahrung erhellet, daß das Geiſtliche mit dem Natür - lichen vereinigt, wie eine lebendige Kraft mit einer toden, mache, daß der Menſch ver - nünftig redet und ſittlich handelt: es ſchei - net zwar, als wenn die Zunge und die Lip - pen aus einem gewiſſen eigenen Leben rede - ten, und daß die Aerme und Hände auf glei - che Art würkten, aber es iſt die Denkungs - kraft, die an ſich geiſtlich iſt, die da redet, und der Wille, welcher gleichfalls geiſtlichC 3iſt,38Von der Verbindungiſt, der da würket, und zwar beyde durch ihre Werzeuge, die an ſich leiblich ſind, weil ſie aus der natürlichen Welt hergenommen ſind; daß dem alſo ſey, iſt ſonnenklar, man darf nur, zum Exempel, hierauf Achtung ge - ben: man thue nemlich das Denken vom Re - den weg, wird nicht da der Mund augen - blicklich verſtummen, oder man thue den Wil - len von der Würckung weg, werden da die Hände nicht augenblicklich müßig ſeyn? Die Vereinigung des Geiſtlichen mit dem Natür - lichen und der daher rührende Anſchein des Lebens in den leiblichen Dingen kann vergli - chen werden einem edlen Wein in einem rei - nen Schwamm, und dem zuckerſüſſen Moſt in der Weintraube, und dem angenehmen Saft in dem Apfel, oder auch dem würz - haften Geruch im Zimmet; von welchen allen die Fibern oder Faſern nur Leiblichkei - ten ſind, die Säfte in ſich enthalten, welche Leiblichkeiten weder von ſich ſelber einen Ge - ſchmack haben, noch einen Geruch von ſich ge - ben, ſondern ihr Geſchmack und Geruch iſt aus den Säften, die in und bey denſelben ſind, dahero wenn man ſolche Säfte ausdrü - cket, ſo ſind ſie tode Faſern; ſo iſt es auch mit den werkzeuglichen Gliedern des Leibes, wenn das Leben weggenommen wird. Daß der Menſch durch die Vereinigung des Geiſt - lichen mit dem Natürlichen oder Leiblichen vernünftig ſey, erhellet aus der Herleitungoder39der Seele und des Körpers. oder Auseinanderſetzung ſeiner Gedanken, (ex analyticis cogitationis ejus) und daß er geſittet ſey, aus dem Anſtändigen ſeiner Hand - lung und aus dem Geziemenden ſeiner Ge - berden; dieſes kommt dem Menſchen aus dem Vermögen, daß er den Einfluß von dem HErrn durch den Himmel der Engel empfan - gen könne, als woſelbſt der rechte Sitz der Weisheit und Liebe, folglich des Vernünf - tigſeyns und Sittlichſeyns zu finden iſt; dar - aus kann man wahrnehmen, daß wenn das Geiſtliche mit dem Natürlichen in dem Men - ſchen vereinigt iſt, er alsdenn geiſtlicherweiſe natürlich lebt. Daß der Menſch auf eine gleiche, ja ſo gar auf eine ungleiche Art nach dem Tod lebe, kommt daher, weil ſeine See - le alsdenn mit einem ſelbſtſtändigen oder geiſt - lichen Leib (corpore ſubſtantiali) umgeben iſt, wie ſie in der natürlichen Welt mit ei - nem materiellen oder leiblichen umgeben war. Viele glauben, daß das Vernehmen oder Em - pfinden und das Gedenken des Gemüths, (perceptiones & cogitationes mentis) weil ſie geiſtlich ſind, nur blos, und nicht durch die dazu eingerichtete werkzeugliche Formen ein - flöſſen; allein ſo träumen diejenigen, welche das Jnnere des Haupts nicht geſehen haben, als woſelbſt die Empfindungen und Gedan - ken in ihren Anfängen ſind, daß nemlich da - ſelbſt das kleine und groſſe Gehirn, die mit Subſtanzen oder Weſen ein, und zuſammenC 4gewebt40Von der Verbindunggewebt ſind, als mit der äuſern aſchfarbigen Gehirnrinde, und mit dem innern weiſen Gehirnmark, und daß allda Drüſen, Ge - wölbe, Scheidewände, und alle dieſe mit dem harten und dünnen Hirnhäutlein umwickelt ſind, und daß der Menſch nach der guten oder ſchlimmen Beſchaffenheit derſelben ent - weder geſund oder verrückt denke und wolle, und daß er alſo vernünftig und ſittlich ſey nach der werkzeuglichen Einrichtung ſeines Gemüths: denn das vernünftige Sehen des Menſchen, welches der Verſtand iſt, wäre ohne die zur Aufnehmung des geiſtlichen Lichts eingerichtete werkzeugliche Formen ein bloſ - ſes Nichts, ſo wie das natürliche Sehen oh - ne Augen; und ſo weiter.

XI. Daß derſelbe Einfluß auf - und angenommen werde nach Beſchaffen - heit der Liebe und Weisheit bey dem Menſchen.

13. D der Menſch nicht das Leben, ſon - dern ein werkzeuglicher Aufnehmer des Lebens von GOtt ſey, und daß die Liebe zu - gleich mit der Weisheit das Leben ſey, ferner daß GOtt ſelbſt die Liebe und ſelbſt die Weis - heit und alſo das Leben ſelbſt ſey, iſt oben er - kläret und bewieſen worden; daraus folget:ſo41der Seele und des Körpers. ſo viel der Menſch die Weisheit liebet, oder ſo viel die Weisheit im Jnnerſten der Liebe bey ihm iſt, ſo viel iſt er das Ebenbild GOt - tes, das iſt, ſo viel iſt er ein Empfänger des Lebens von GOtt; und im Gegentheil, ſo viel er in entgegengeſetzter Liebe, und alſo in Unſinnigkeit iſt, ſo viel empfängt er das Le - ben nicht von GOtt, ſondern von der Hölle, welches Leben der Tod genennt wird. Die Liebe ſelbſt und die Weisheit ſelbſt ſind nicht das Leben, ſondern ſie ſind das Seyn oder Weſen des Lebens, (Eſſe vitæ) aber das An - genehme der Liebe und das Liebliche der Weis - heit, welche die innern Empfindungen oder die Gemüthsberührungen ſind, (affectiones) machen das Leben, denn das Seyn oder We - ſen des Lebens bekommt durch dieſelbe ſein Würklichſeyn oder Daſeyn; (Eſſe vitæ per illa exiſtit) der Einfluß des Lebens von GOtt bringt ſolche Annehmlichkeit und Lieblichkeit mit ſich, wie der Einfluß des Lichts und der Wärme zur Zeit des Frühlings in die menſch - lichen Gemüther, und auch in allerley Arten der Vögel und Thiere, auch ſo gar in die Ge - wächſe, welche alsdenn auf keimen und Frucht bringen; denn das Angenehme der Liebe und das Liebliche der Weisheit breiten die Gemü - ther aus, und machen ſie zur Annehmung ge - ſchickt, ſo wie die Freude und Ergötzlichkeit das Geſichte ausbreiten, und es zu dem Ein - fluß der Frölichkeit der Seele (animæ) ge -E 5ſchickt42Von der Verbindungſchickt machen. Ein Menſch den die Liebe der Weisheit berührt und reizet, iſt wie der Garten in Eden, in welchem zweyerley Bäu - me ſind, der eine des Lebens, und der andere des Wiſſens des Böſen und Guten; der Baum des Lebens iſt die Aufnehmung der Liebe und Weisheit von GOtt, und der Baum der Wiſſenſchaft des Guten und Böſen iſt die Empfahung derſelben aus ſich ſelber, und dieſer iſt unſinnig, und glaubt ſo gar, er ſey ſo weiſe als GOtt, jener aber iſt wahrhaftig weiſe, und glaubt, daß niemand als GOtt allein weiſe ſey, und daß der Menſch nur ſo viel weiſe ſey als er ſolches glaubt, und noch mehr, ſo viel er empfindet, daß er ſolches wol - le; aber hiervon kann man nachleſen in einer Merkwürdigkeit, welche dem Buch von der ehelichen Liebe Num. 132. bis 136. ein - verleibet iſt. Ein einziges Geheimniß, wel - ches das bisherige aus dem Himmel beſtäti - get, will ich hier beyfügen; alle Engel des Himmels kehren ihre Angeſichter zu dem HErrn als zu der Sonne, und alle Engel der Hölle wenden Jhm das hintere Theil des Haupts zu, und dieſe empfangen den Einfluß in die Nei - gungen (in affectiones) ihres Willens, wel - che an ſich ſelbſt lauter böſe Begierden ſind, und machen, daß der Verſtand darein willi - ge, jene aber empfangen den Einfluß in die Neigungen ihres Verſtands, (in affectiones intellectus) und machen, daß der Wille mitein -43der Seele und des Körpers. einſtimme, daher ſind dieſe in Weisheit, jene aber in der Unſinnigkeit; denn der menſchli - che Verſtand wohnt in dem Gehirn, welches unter dem Vorderhaupt iſt, und der Wille in dem kleinen Gehirnlein, welches im Hinter - haupt iſt: wer ſollte nicht wiſſen, daß ein Menſch, der aus dem Falſchen unſinnig iſt, ſeinen böſen Begierden ſchmeichele, und durch die aus dem Verſtand gemachte Schlüſſe ſel - bige bekräftige, und daß ein Menſch, wel - cher aus dem Wahren weiſe iſt, ſehe, wel - cherley die Begierden ſeines Willens ſeyn, und ſolche bändige; dieſes thut der Weiſe, weil er ſein Angeſicht zu GOtt kehret, das iſt, an GOtt glaubet, und nicht an ſich, jenes aber thut der Unweiſe, weil er ſein Angeſicht von GOtt abwendet, das iſt, an ſich und nicht an GOtt glaubet; an ſich glauben, heißt, glauben, daß man aus ſich ſelber liebe und weiſe ſey, und nicht aus GOtt, und dieſes wird durch das Eſſen vom Baum der Wiſ - ſenſchaft des Guten und Böſen angedeutet; aber an GOtt glauben, heißt, glauben, daß man liebe und weiſe ſey aus GOtt und nicht aus ſich ſelber, und dieſes heißt eſſen vom Baum des Lebens, Offenbar. 2, 7. Aus die - ſem kann nun, jedoch nur gleichſam wie bey einem nächtlichen Mondenlicht, wahrgenom - men werden, daß die Aufnehmung des Ein - fluſſes des Lebens von GOtt nach der Be - ſchaffenheit der Liebe und Weisheit bey demMenſchen44Von der VerbindungMenſchen geſchehe. Dieſer Einfluß kann ferner durch den Einfluß des Lichts und Wär - me in die Gewächſe erläutert werden, welche blühen und Frucht bringen nach der Beſchaf - fenheit der Aneinanderhaltung ihrer Fibern die ſie formiren, und alſo nach der Beſchaf - fenheit der Annehmung des Einfluſſes; er kann auch erläutert werden durch den Ein - fluß der Lichtſtralen in die Edelgeſteine, wel - che nach Beſchaffenheit der Lage und Zuſam - menwebung ihrer Theile ſolche Lichtſtralen in Farben verwandeln, und alſo auch nach der Annehmung des Einfluſſes nicht weniger kann er erläutert werden durch die optiſchen Gläſer und durch das Regenwaſſer, durch welche die Regenbogen erſcheinen nach Be - ſchaffenheit des Einfallens, und Brechung und alſo nach der Annehmung des Einfluſſes der Lichtſtralen. Auf gleiche Art iſt es mit den menſchlichen Gemüthern in Anſehung des geiſtlichen Lichts, welches von dem HErrn als der Sonne ausgehet, und beſtändig einfließt, aber verſchieden aufgenommen wird.

XII. Daß der Verſtand in dem Men - ſchen in das Licht, das iſt, in die Weis - heit, in welcher die Engel des Himmels ſind, erhöhet oder aufgekläret werden könne, je nachdem die Vernunft ausge -bildet45der Seele und des Körpers. bildet oder verbeſſert worden, und ſein Wille in die Wärme des Himmels, das iſt, in die Liebe ebenfalls nach der Be - ſchaffenheit der Thaten des Lebens; daß aber die Liebe des Willens nicht erhöhet werde, auſſer nur, in ſo viel der Menſch dasjenige will und thut, was die Weis - heit des Verſtands lehret.

14. Durch das menſchliche Gemüth (per mentem humanam) werden ſeine 2. Kräfte verſtanden, die man Verſtand und Willen nennt; der Verſtand iſt der Aufneh - mer des himmliſchen Lichts, welches in ſei - nem Weſen die Weisheit iſt, und der Wille iſt der Empfänger der himmliſchen Wärme, die in ihrem Weſen die Liebe iſt, wie ich oben gezeigt habe: dieſe zwey, nemlich die Weis - heit und Liebe, gehen von dem HErrn als von der Sonne aus, und flieſſen in den Him - mel insgemein und insbeſondere ein, woher denn die Engel Weisheit und Liebe haben, und flieſſen auch in dieſe Welt insgemein und insbeſondere ein, woher denn die Menſchen Weisheit und Liebe haben. Allein dieſe zwey kommen mit einander vereinigt von dem HErrn, und flieſſen gleichfalls mit einander vereinigt in die Seelen der Engel und Men - ſchen, ſie werden aber nicht mit einander ver - einigt in ihren Gemüthern aufgenommen, erſt - lich wird darinnen das Licht aufgenommen,wel -46Von der Verbindungwelches den Verſtand würket, und nach und nach die Liebe, welche den Willen würket; dieſes kommt eben auch aus der Vorſehung her, weil jeder Menſch von neuem geſchaffen, das iſt, umgebildet und verbeſſert werden muß, und dieſes geſchieht durch den Verſtand; denn er muß von Kindheit an die Erkenntniſſe des Wahren und Guten faſſen, die ihn lehren ſol - len, wohl zu leben, das iſt, rechtmäſig zu wol - len und zu thun, und auf dieſe Art wird der Wille durch den Verſtand gebildet. Um die - ſes Endzwecks willen iſt dem Menſchen das Vermögen gegeben worden, den Verſtand beynahe in das Licht, in welchem die Engel des Himmels ſind, zu erhöhen, damit er ſe - hen möge, was er wollen und aus dem Wil - len thun müſſe, auf daß er in der Welt auf eine zeitlang glücklich, und nach dem Tod in Ewigkeit glückſelig ſey; er wird glücklich und glückſelig, wenn er ſich nach Weisheit beſtre - bet, und den Willen unter ihrem Gehorſam hält; hingegen wird er unglücklich und un - glückſelig, wenn er ſeinen Verſtand unter den Gehorſam des Willens hingiebt; die Urſache iſt, weil der Wille von Geburt an zum - ſen, ja zu den größten Bosheiten geneigt iſt; dahero wenn er nicht durch den Verſtand ge - bändiget würde, ſo würde der Menſch in Schandthaten fallen, ja, vermöge ſeiner ein - gepflanzten wilden thieriſchen Natur rauben, und um ſeinetwillen alle die, ſo ihm nichtwohl -47der Seele und des Körpers. wohl wollten und willfahrten, erwürgen. Ue - berdem, wenn der Verſtand ohne den Willen nicht könnte vollkommen gemacht werden, und der Wille durch den Verſtand, ſo würde der Menſch kein Menſch, ſondern ein Thier ſeyn; denn er könnte ſonſt nicht ohne dieſe Trennung, und ohne die Erhöhung des Ver - ſtands über den Willen, denken, und aus der Denkungskraft reden, ſondern könnte ſeine Neigungen nur durch einen Laut zu er - kennen geben, er könnte auch nicht aus der Vernunft handeln, ſondern aus einem natür - lichen Trieb, noch viel weniger könnte er das, was GOttes iſt, und durch dieſes GOtt er - kennen, und alſo mit ihm vereinigt werden, und in Ewigkeit leben; denn der Menſch denket und will gleichſam als wie von ſich ſel - ber, und dieſes Denken und Wollen als von ſich ſelber iſt das Gegenſeitige der Verbin - dung, (reciprocum conjunctionis) denn es fin - det keine Vereinigung ohne das Gegenſeitige (absque reciproco) ſtatt, als wie auch keine Vereinigung des Thätigen (activi) mit dem Leidenden (cum paſſivo) ohne das Zurückwür - kende (absque reactivo) ſtatt findet; GOtt allein würket, und der Menſch läßt ſich be - würken, und würket wieder zurück allem An - ſchein nach als wenn er von ſich ſelber wür - kete, wiewohl er innerlich von GOtt würket. Daraus kann man nun, wenn es recht be - griffen worden iſt, ſehen, welcherley die Liebedes48Von der Verbindungdes Willens eines Menſchen iſt, wenn ſie durch den Verſtand erhöhet wird, desgleichen wie ſie beſchaffen iſt, wenn ſie nicht erhöhet wird, folglich wie der Menſch beſchaffen iſt. Aber dieſes, wie nemlich der Menſch beſchaf - fen iſt, wenn die Liebe ſeines Willens nicht durch den Verſtand erhöhet wird, ſoll durch Vergleichungen erläutert werden; er iſt wie ein Adler, der in die Höhe fliegt, ſo bald er aber unten Futter ſiehet, das ihm anſtändig iſt, als Hennen, junge Schwäne, ja ſo gar junge Schaafe, ſich augenblicklich herabſtürzt, und ſie auffrißt: er iſt auch einem Verhur - ten gleich, der unten im Keller eine Hure verbirgt, und manchmal in das obere Revier des Hauſes geht, und mit denen, die ſich da verweilen, weislich von der Keuſchheit redet, aber einmal über das andere von der Geſell - ſchaft ſchleicht, und ſeine Geilheit unten bey der Hure ſättiget; er iſt auch einem Dieb auf einem Thurm gleich, der ſich allda ſtellet, als wenn er Wache hielte, ſo bald er aber unten etwas zu rauben gewahr wird, in aller Eile herabſpringt, und es wegſchnappet; er kann auch den Fliegen verglichen werden, die ſich in ſumpfigten Oertern aufhalten, und gleich - ſam ſäulenweiſe über dem Kopf eines laufen - den Pferdes fliegen, ſo bald aber das Pferd ſtille ſteht, herabfallen, und ſich wieder in ih - ren Sumpf ſenken: eben ſo iſt der Menſch, deſſen Wille oder Liebe nicht durch den Ver -ſtand49der Seele und des Körpers. ſtand erhöhet wird, denn er ſteht alsdenn un - ten bey den Füſſen erſoffen in dem Unreinen der Natur und in den Lüſten der Sinnen: mit denen aber, welche durch die Weisheit des Verſtands die Anreizungen der Begierden des Willens bezähmen, hat es eine ganz andere Be - ſchaffenheit; bey dieſen ſchließt hernach der Verſtand mit dem Willen, folglich die Weis - heit mit der Liebe ein Ehebündnis, und woh - nen oben mit Ergötzungen beyſammen.

XIII. Daß es ganz anders bey den Thieren ſey.

15. Diejenigen, welche aus dem bloſſen Anſchein von den Sinnen des Kör - pers urtheilen, ſchlieſen, die Thiere hätten eben auch einen Willen und Verſtand wie die Menſchen, und dahero beſtünde der Unter - ſchied unter beyden blos allein darinnen, daß der Menſch reden, und alſo das ausſprechen könnte, was er denke und begehre, die Thie - re hingegen könnten dieſes nur durch den Laut zu erkennen geben; dennoch aber haben die Thiere nicht Verſtand und Willen, ſondern nur etwas, das beyden ähnlich iſt, welches die Gelehrten das Aehnlichſcheinende (analo - gon) nennen. Daß der Menſch ein Menſch iſt, kommt daher, weil ſein Verſtand überSw. Sch. III. Th. Ddas50Von der Verbindungdas Begehren ſeines Willens kann erhöhet werden, und daſſelbe von oben herab erkennen und ſehen, und es auch mäßigen kann; ein Thier hingegen iſt ein Thier, weil die Begierden es antreiben zu thun, was es thut; dahero iſt der Menſch ein Menſch dadurch, daß ſein Wille unter der Botmäßigkeit des Verſtan - des iſt, das Thier hingegen iſt ein Thier da - durch, daß ſein Verſtand unter der Botmäß - ſigkeit ſeines Willens iſt: daraus folget die - ſer Slchuß, daß der Verſtand des Menſchen, weil er das einflieſſende Licht aus dem Him - mel aufnimmt, und ſolches empfindet und begreift als wenn es ſein wäre, und aus die - ſem Licht auseinander ſetzend oder herleitend (analytice) mit allen Mannigfaltigkeiten gänz - lich wie gleichſam von ſich ſelber denket, leben - dig iſt, und daher ein wahrhaftiger Verſtand iſt, und daß ſein Wille, weil er die einflieſ - ſende Liebe des Himmels aufnimmt, und aus dieſer Liebe als wie aus ſich ſelber würket, lebendig, und daher ein wahrhaftiger Wille iſt; bey den Thieren aber iſt das Gegentheil. Dahero werden diejenigen, welche aus den Lüſten des Willens denken, den Thieren ver - glichen, und erſcheinen auch in der geiſtlichen Welt von weitem wie Thiere; ſie handeln auch auf gleiche Art, nur mit dem Unterſchied, daß ſie anders können, wenn ſie wollen; die - jenigen hingegen, welche die Begierden ihres Willens durch den Verſtand zurückhalten,und51der Seele und des Körpers. und daher vernünftig und weislich handeln, erſcheinen in der geiſtlichen Welt wie Men - ſchen, und ſind Engel des Himmels. Mit einem Wort, der Wille und Verſtand bey den Thieren hangen immer aneinander, und weil der Wille in ſich blind iſt, denn er kommt von der Wärme und nicht vom Licht, ſo macht er auch den Verſtand blind, daher weiß und verſtehet das Thier nicht, was es thut, und doch handelt es, denn es iſt aus dem Ein - fluß aus der geiſtlichen Welt thätig, und ein ſolches Thun iſt ein natürlicher Trieb. Man glaubt, ein Thier denke das, was es thut, aus dem Verſtand, allein gar im geringſten nicht, ſondern es wird blos aus einer natür - lichen Liebe, die es aus der Schöpfung in ſich hat, mit Beyhülfe der Sinnen ſeines Körpers zum Thun angetrieben; daß der Menſch denkt und will, kommt einzig und allein daher, weil ſich ſein Verſtand von dem Willen trennen läßt, und bis in das Licht des Himmels erhöhet werden kann, denn der Verſtand denkt, und die Denkungskraft re - det. Daß die Thiere nach den Geſetzen der Ordnung, die in ihre Natur gelegt ſind, und einige wie ſittlich und vernünftig, weit an - ders als viele Menſchen, handeln, kommt daher, weil ihr Verſtand blindlings den Be - gierden ihres Willens unterworfen iſt, und ſie dahero ſolche durch falſche Vernunftſchlüſ - ſe nicht umkehren können, wie die Menſchen. D 2Es52Von der VerbindungEs iſt zu merken, daß ich durch den Willen und Verſtand der Thiere im Vorhergehenden etwas denſelben Aehnliches (inſtar) und Aehn - lichſcheinendes (analogon) verſtehe; ſo nennt man es aus dem Anſchein. Man kann das Leben eines Thiers mit einem Nachtwande - rer vergleichen, der aus dem Willen mit ein - geſchläferten Verſtand herumgeht und han - delt: auch mit einem Blinden, der ſich un - terwegens von einem Hund führen läßt: oder auch mit einem Thoren, der aus bloſ - ſer Gewohnheit, und der daher rührenden Fertigkeit etwas regelmäßig thut: desglei - chen, mit einem, der kein Gedächtnis, und alſo auch keinen Verſtand mehr hat, und den - noch weis oder lernet ſich anzukleiden, gut zu eſſen, das weibliche Geſchlecht zu liiben, durch die Gaſſen von einem Hauß zum an - dern zu gehen, und dergleichen zu thun, was den Sinnen ſchmeichelt und das Fleiſch - tzelt, von deren Reitzungen und Willen er da - hin geriſſen wird, ob er gleich nicht denket, und alſo auch nicht reden kann. Hieraus erhellet, wie ſehr diejenigen ſtraucheln, wel - che glauben, die Thiere wären mit Vernunft begabt, und nur von den Menſchen durch die äuſerliche Geſtalt unterſchieden, und auch dadurch, daß ſie das Vernünftige, welches ſie inwendig in ſich hätten, nicht ausſprechen könnten; aus welchen Betrüglichkeiten auch viele den Schluß machen, daß, wenn derMenſch53der Seele und des Körpers. Menſch nach dem Tod lebt, ein Thier auch leben müßte, und im Gegentheil, wenn das Thier nach dem Tod nicht lebt, ſo lebte auch der Menſch nicht; und was dergleichen Träu - mereyen mehr ſind, die aus der Unwiſſenheit deſſen, was Wille und Verſtand ſey, inglei - chen, was die Grade ſeyn, durch welche das menſchliche Gemüth gleichſam wie auf einer Leiter bis in den Himmel ſteiget, herrühren.

XIV. Daß drey Grade oder Staf - feln, die bisher unbekannt geweſen, in der geiſtlichen Welt ſeyn, nach wel - chen der geſammte Einfluß geſchieht.

16. Durch Erforſchung der Urſachen aus den Würkungen findet man, daß zweyerley Arten der Grade ſeyn, die eine, in welcher das Vorhergehende und Nach - folgende, (Priora et Poſteriota) die andere, in welcher das Gröſſere und Kleinere (Ma - jora et Minora) enthalten ſind: die Grade, welche das Vorhergehende und Nachfol - gende unterſcheiden, ſind Grade der Höhe, oder auch die unterſchiedenen (Gradus alti - tudinis, tum etiam Discreti) zu nennen; die Grade aber, durch welche das Gröſſere und Kleinere von einander unterſchieden werden, ſind Grade der Breite, oder auch die nachD 3einan -54Von der Verbindungeinander fortgehenden (Gradus latitudi - nis, et quoque continui) zu nennen; die Grade der Höhe oder die unterſchiedenen ſind wie die Entſtehung und Zuſammenſetzung des einen von dem andern; wie zum Exem - pel eines Nerven von den Faſern, und einer Faſer von den Fäſerlein; oder eines Holzes, Steins oder Metalls von den Theilen, und eines jeden Theils von den Theilgen: die Grade der Breite aber oder die nach einan - der fortgehenden ſind wie das Zu - und Ab - nehmen eben deſſelben Grads der Höhe nach der Breite, Länge, Höhe und Tiefe, gleich - wie die Wellen des Waſſers, der Luft, oder des Aethers, und wie die Maſſen eines Hol - zes, Steins, oder Metalls gröſſer und klei - ner werden. Alles und Jedes in den Welten, nemlich in der geiſtlichen und natürlichen, iſt von der Schöpfung an in den Graden dieſer zweyfachen Art; das geſammte Thierreich in dieſen Graden ſowohl insgemein als insbe - ſondere; das ganze Gewächsreich, und das geſammte Mineraliſche ebenfalls; wie auch die atmoſphäriſche Ausbreitung von der Son - ne an bis auf die Erde. Derohalben ſind drey Atmoſphären d. i. Aether und Luftkrei - ſe, die nach den Graden der Höhe ſtufenwei - ſe von einander unterſchieden ſind, ſo wohl in der geiſtlichen Welt, als in der natürli - chen, weil allenthalben die Sonne iſt; die Atmoſphären aber der geiſtlichen Welt habenvermöge55der Seele und des Körpers. vermöge ihres Urſprungs zum Voraus, daß ſie ſelbſtſtändig oder geiſtlich ſind, und die Atmo - ſphären der natürlichen Welt ſind ihren Ur - ſprung nach materiell oder natürlich; und weil die Atmoſphären nach denſelben Graden aus ih - rer Urquelle abwärts ſteigen, und jene das Licht und die Wärme in ſich halten, und gleichſam der Wagen ſind, auf welchen Licht und Wärme weiter fortgeführet werden, ſo folget, daß drey Grade des Lichts und der Wärme ſind; und weil das Licht in der geiſt - lichen Welt in ſeinem Weſen die Weisheit, und die Wärme daſelbſt in ihrem Weſen die Liebe iſt, oben an ſeinem Ort gezeigt worden, ſo folget auch, daß drey Grade der Weisheit, und drey Grade der Liebe, und folglich drey Grade des Lebens ſind; denn ſie werden durch das gradiret, wodurch ſie gehen. Daher kommt es, daß drey engliſche Himmel ſind, der obere, welcher auch der dritte genennt wird, wo die Engel des höchſten Grads ſind; der mittlere, der auch der andere genennt wird, wo die Engel des mittlern Grads ſind, und der untere, welcher auch der erſte genennt wird, wo die Engel des untern Grads ſind; dieſe Himmel ſind auch nach den Graden der Weisheit und Liebe unterſchieden; diejeni - gen, welche im untern Himmel ſind, ſtehen in der Liebe das Wahre und Gute wiſſen zu wollen, die ſo im mittlern Himmel ſind, ſte - hen in der Liebe das Wahre und Gute ver -D 4ſtehen56Von der Verbindungſtehen zu wollen, und die im obern Himmel ſind, ſtehen in der Liebe weiſe ſeyn zu wol - len, das iſt, nach dem zu leben, was ſie wiſ - ſen und verſtehen. Weil die engliſchen Him - mel in drey Grade unterſchieden ſind, ſo iſt dahero auch das menſchliche Gemüth, (mens humana) weil es das Ebenbild oder Abbil - dung des Himmels, das iſt, der Himmel in einer kleinern Form iſt, in drey Grade un - terſchieden; daher kommt es, daß der Menſch ein Engel eines von denen dreyen Himmeln werden könne, und dieſes geſchieht nach Be - ſchaffenheit der Aufnehmung der Weisheit und Liebe von dem HErrn; ein Engel des untern Himmels, wenn er blos die Liebe auf - nimmt das Wahre und Gute zu wiſſen, ein Engel des mittlern Himmels, wenn er die Liebe aufnimmt das Wahre und Gute zu ver - ſtehen, und ein Engel des obern Himmels, wenn er die Liebe aufnimmt weiſe zu ſeyn, das iſt, nach dem Wahren und Guten zu le - ben; daß das menſchliche Gemüth in drey Gegenden nach den Himmeln unterſchieden ſey, leſe man in einer Merkwürdigkeit, die ich in dem Buch von der ehelichen Liebe mit eingerückt habe, N. 270. Hieraus er - hellet, daß der geſammte geiſtliche Einfluß zu und in den Menſchen von dem HErrn durch dieſelben drey Grade herunterſteige, und daß er von dem Menſchen nach dem Grad der Weis - heit und Liebe, in welchem er ſtehet, aufge -nommen57der Seele und des Körpers. nommen werde, Die Erkänntnis von die - ſen drey Graden iſt heut zu Tage höchſt nütz - lich und heilſam, da viele, weil ſie von ſol - chen nichts wiſſen, in dem untern Grad, in welchem die Sinnen ihres Körpers ſind, ſie - hen und hangen bleiben, und aus der Unwiſ - ſenheit, die eine dicke Finſternis des Verſtands iſt, in das geiſtliche Licht, welches über die - ſelben geht, nicht erhöhet oder verſetzet wer - den können; dahero reißt der Naturalismus gleichſam von freyen Stücken ein, ſo bald ſie ſich nur vornehmen, etwas von der See - le (de anima) und von dem menſchlichen Gemüth (de Mente humana) und von deſſen Vernünftigſeyn zu unterſuchen und auszu - forſchen, und noch mehr, wenn ſie eine Un - terſuchung vom Himmel und von dem Leben nach dem Tod anſtellen: dahero werden ſie denen gleich, die auf dem Markt ſtehen mit Ferngläſern in den Händen und nach dem Himmel gucken, und lächerliche Wahrſage - reyen aushecken; oder auch denen, welche von allem, was ihnen vor das Geſichte kommt, und wovon ſie reden hören, ſchwatzen und raiſonniren, ohne daß ſie einen Verſtand da - von blicken laſſen; dieſe aber ſind wie Flei - ſcher, welche die Anatomie zu verſtehen glau - ben, weil ſie das Eingeweide der Ochſen und Schaafe äuſerlich aber nicht innerlich beſchaut haben. Es iſt ein für allemal wahr, daß das Denken aus dem Einfluß des bloſen na -D 5türli -58Von der Verbindungtürlichen Lichts, das durch den Einfluß des geiſtlichen Lichts nicht erleuchtet worden iſt, weiter nichts als eine Träumerey, und das Reden aus ſolchem Denken eine bloſe Wahrſa - gerey iſt. Was die obigen Grade betrift, kann man ein mehreres davon in dem Werk von der göttlichen Liebe und göttlichen Weis - heit, das zu Amſterdam im Jahr 1763. her - ausgekommen iſt, N. 173. bis 281. nach - leſen.

XV. Daß im erſten Grad die End - zwecke, im andern die Urſachen, und im dritten die Würkungen ſeyn.

17. Wer ſiehet nicht, daß der Endzweck nicht die Urſache ſey, ſondern daß er die Urſache hervorbringe, und daß die Ur - ſache nicht die Würkung hervorbringe, folg - lich daß ſie drey unterſchiedene Dinge ſeyn, die in der Ordnung auf einander folgen. Der Endzweck bey dem Menſchen iſt die Liebe ſei - nes Willens, denn was der Menſch liebet, das ſetzet er ſich vor und iſt darauf bedacht; die Urſache bey ihm iſt die Vernunft ſeines Verſtandes, denn der Endzweck ſucht durch dieſelbe die mittel - oder würkende Urſachen auf; und die Würkung iſt die Verrichtung des Leibes aus und nach denſelben; alſo iſtdreyer -59der Seele und des Körpers. dreyerley in dem Menſchen, das in der Ord - nung auf einander folget eben ſo wie die Gra - de der Höhe: wenn dieſe drey darge ſtellt wer - den, ſo iſt alsdenn der Endzweck inwendig in der Urſache, und der Endzweck durch die Urſache in der Würkung, bahero ſind ſie alle drey in der Würkung zugleich da: daher kommt es, daß es in dem Wort heißt, ein jeder ſollte nach ſeinen Werken gerichter werden, denn der Endzweck oder die Liebe ſeines Willens, und die Urſache oder die Ver - nunft ſeines Verſtands, ſind in den Wür - kungen beyſammen, welche die Werke ſeines Leibes, und folglich die Beſchaffenheit des ganzen Menſchen ſind. Diejenigen, welche dieſes nicht wiſſen, und die Vorwürfe der Vernunft (objecta rationis) nicht alſo unter - ſcheiden, können nicht anders, als daß ſie die Jdeen ihrer Denkungskraft in des Epicuri Atomos, oder in Leibnitzens Monaden, oder in Wolfens einfache Subſtanzen einſchrän - ken, und folglich ihren Verſtand wie mit ei - nem Riegel verſchließen, ſo daß er nicht ein - mal aus der Vernunft von dem geiſtlichen Ein - fluß denken kann, weil er an keine weitere Fortſchreitung denket, denn der Autor ſpricht ſelbſt von ſeiner einfachen Subſtanz, daß ſie in ein Nichts verfalle, wenn ſie zertheilet wür - de; denn auf dieſe Art bleibt der Verſtand in ſeinem erſten Licht, welches blos von den Sin - nen des Körpers herrührt, ſtehen, und gehtkeinen60Von der Verbindungkeinen Grad weiter; woher es dann kommt, daß man ehe nicht anders wiſſen, als daß das Geiſtliche ein ſubtil Natürliches ſey, und daß die Thiere eben auch Vernunft hätten wie die Menſchen, und daß die Seele ein Hauch des Windes ſey, wie der, ſo aus der Bruſt ausgehaucht wird, wenn man ſtirbt; und was dergleichen mehr iſt, ſo nicht von dem Licht, ſondern aus dicker Finſternis herkommt. Weil alles in der geiſtlichen Welt, und auch alles in der natürlichen Welt nach denſelben Graden ſtufenweiſe fortgehet, wie ich im vor - hergehenden Abſchnitt geſagt habe, ſo iſt ganz klar, daß, dieſe Grade erkennen und unter - ſcheiden, und in der Ordnung ſehen, eigent - lich die Erkänntnis (intelligentia) iſt; ein jeder Menſch wird auch durch dieſelben er - kannt, wie er nemlich beſchaffen iſt, wenn man ſeine Liebe weiß, denn der Endzweck, wie ich geſagt habe, welcher dem Willen ei - gen, und die Urſachen, welche dem Verſtand eigen, und die Würkungen, welche dem Leib zugehören, folgen aus ſeiner Liebe, wie aus dem Saamen ein Baum, und aus dem Baum die Frucht kommt. Es giebt eine dreyfache Art Liebe, die Liebe des Himmels, die Liebe der Welt, und die Liebe ſein ſelbſt; die Liebe des Himmels iſt geiſtlich, die Liebe der Welt iſt materiell, und die Liebe ſeiner ſelbſt iſt kör - perlich; wenn die Liebe geiſtlich iſt, ſo bringt alles das, was aus ihr erfolgt, als wie dieFormen61der Seele und des Körpers. Formen von ihren Weſen, die Eigenſchaft mit, daß es geiſtlich iſt; ingleichen wenn die herrſchende Liebe die Liebe der Welt oder des Reichthums, und alſo materiell iſt, ſo bringt auch alles, was aus ihr erfolgt, als wie das Geurſtändete von ſeinem Urſtand oder Grund - anfang, (principiata a ſuo principio) die Ei - genſchaft mit, daß es materiell iſt; desglei - chen, wenn die herrſchende Liebe die Liebe ſei - ner ſelbſt oder die Erhebung über alle andere, und alſo körperlich iſt, ſo bringt alles, was aus ihr herrührt, die Eigenſchaft mit, daß es körperlich iſt, darum weil der Menſch, bey dem dieſe Liebe herrſcht, nur auf ſich al - lein ſieht, und folglich die Gedanken ſeines Gemüths (mentis) in den Körper verſenkt; derohalben, wer, wie ich bereits oben geſagt habe, die herrſchende Liebe eines Menſchen erkennet, und auch zugleich die Fortſchrei - tung der Endzwecke zu den Urſachen, und der Urſachen zu den Würkungen, welche drey in der Ordnung nach den Graden der Höhe auf einander folgen, der kennet den ganzen Menſchen; auf ſolche Art erkennen die En - gel des Himmels einen jeden, mit dem ſie ſpre - chen; ſie vernehmen ſeine Liebe aus dem Ton ſeiner Rede, aus dem Angeſicht ſehen ſie ſei - ne innere, und aus den Geberden des Kör - pers ſeine äuſſere Geſtalt.

XVI. Daß62Von der Verbindung

XVI. Daß daraus erhelle, welcher - ley der geiſtliche Einfluß von ſeiner Urquelle an bis zu den Würkungen iſt.

18. Es iſt bisher ein geiſtlicher Einfluß von der Seele in den Körper, nicht aber von GOtt in die Seele, und von daher in den Körper ſtatuirt worden; und dieſes iſt daher gekommen, weil kein Menſch von der geiſtlichen Welt, und von der Sonne darin - nen, woraus alles Geiſtliche als aus ſeiner Quelle fließt, und folglich von dem Einfluß des Geiſtlichen in das Natürliche etwas ge - wußt hat. Weil mir nun gegeben worden iſt, zugleich in der geiſtlichen Welt und in der natürlichen zu ſeyn, und alſo beyde Wel - ten und beyde Sonnen zu ſehen, ſo bin ich nach meinem Gewiſſen verbunden ſolches zu offenbaren; denn was hilft das Wiſſen, wenn nicht das, was einer weiß, auch der andere weiß, was wäre ſonſt jenes ohne dieſes an - ders, als Schätze ſammlen und in einem Schrank verbergen, und ſolche nur manch - mal anſehen und zählen ohne die geringſte Ab - ſicht zu haben Nutzen damit zu ſtiften; der geiſtliche Geitz iſt nichts anders. Damit man aber vollſtändig wiſſen möge, was und wel - cherley der geiſtliche Einfluß iſt, ſo iſt nöthig zu wiſſen, was in ſeinem Weſen das Geiſt -liche,63der Seele und des Körpers. liche, und was das Natürliche, wie auch, was die menſchliche Seele (anima humana) iſt; damit nun dieſe kleine Abhandlung we - gen Unwiſſenheit dieſer Dinge nicht mangel - haft ſey, ſo iſt nöthig, daß man einige Merk - würdigkeiten, die ich in dem Buch von der ehelichen Liebe mit eingerückt habe, und zwar von dem Geiſtlichen, N. 326 bis 329; ingleichen von der menſchlichen Seele, N. 315; und von dem Einfluß des Geiſtli - chen in das Natürliche, N. 380, und wei - ter N. 415 bis 422. nachleſe und ſich Raths erhole.

19. Dieſem will ich dieſe Merkwürdig - keit beyfügen. Da ich dieſes geſchrieben hatte, betete ich zu dem HErrn, auf daß mir gegeben würde, mit Ariſtotelis, Carteſti und Leibnitzens Anhängern zu reden, und zwar um ihre Meynungen von der Verbindung der Seele mit dem Körper zu vernehmen: nach meinem Gebet waren neun Perſonen zugegen, nemlich drey Ariſtoteliker, drey Car - teſianer und drey Leibnitzer, und ſtunden um mich herum, zur linken Seite die Anbeter Ariſtotelis, zur Rechten die Anhänger Carte - ſti, und hinten die Verehrer Leibnitzens; von weiten und in einer Entfernung von einan - der kamen ihrer drey wie mit Lorbeern ge - krönte zum Vorſchein, und aus der einflieſ - ſenden Empfindung wurde ich gewahr, daßes64Von der Verbindunges die Vorgänger oder Hauptlehrer ſebſt wa - ren, hinter dem Leibnitz ſtunde einer, der ei - nen Zipfel von deſſen Kleid in der Hand hiel - te, und man ſagte, es wäre Wolf. Die - ſe neun Perſonen, als ſie einander anſahen, grüßten einander mit artigen Worten, und redeten einander an. Aber alsbald ſtieg ein Geiſt mit einer Fackel in der rechten Hand von unten herauf, und fuhr ihnen damit vor den Geſichtern herum, den Augenblick wur - den ſie Feinde, drey wider drey, und gaben einander häßliche Geſichter; denn es kam ih - nen die Begierde an zu zanken und zu ſtrei - ten; und alsdenn huben die Ariſtoteliker, welche auch Scholaſtiker waren, an und ſprachen: wer ſiehet nicht, daß die Gegen - ſtände durch die Sinnen in die Seele einflieſ - ſen, als wie einer durch die Thür in das Ge - mach eingeht, und daß die Seele nach dem Einfluß denke? Jſt es nicht wahr, wenn zum Exempel ein Liebhaber eine ſchöne Jung - fer oder Braut ſiehet, ſtrahlen da nicht ſeine Augen und leiten ſeine Liebe in die Seele über? Jſt nicht der Geitzige, wenn er einen Beutel mit Geld ſieht, mit allen Sinnen darauf erpicht, und erregt durch ſie in ſeiner Seele die Begierde, ihn zu beſitzen? Spitzt nicht der Ehrgeitzige, wenn ihm von einem andern Lobeserhebungen gemacht werden, die Ohren, und bringen dieſe nicht das Lob in die Seele? ſind nun die Sinnen des Kör -pers65der Seele und des Körpers. pers nicht einzig und allein der Eingang in die Seele? Kann nun einer aus dieſem und unzählig andern dergleichen anders ſchlieſſen, als daß der Einfluß aus der Natur oder phy - ſicaliſch ſey? Hierauf verſetzten die Carteſia - ner, welche die Finger unter die Stirne hiel - ten, und nun wegthäten, und ſprachen: ey, ey, ihr redet nach dem Anſchein; wiſſet ihr denn nicht, daß die Augen nicht aus ſich, ſon - dern aus der Seele die Jungfer oder Braut lieben; ingleichen, daß die Sinnen des Kör - pers nicht aus ſich, ſondern aus der Seele das Geld im Beutel begehren; desgleichen, daß die Ohren eben auch nicht anders das Lob der Schmeichler vernehmen; Jſt es nicht die Vorſtellung, die das Empfinden verur - ſacht, und die Vorſtellung kann man von der Seele und nicht von dem Werkzeug ſagen; ſagt einmal, wenn ihr anders könnet, ob etwas anders die Zunge und Lippen zum Re - den veranlaſſe als die Denkungskraft, und ob etwas anders die Hände zum Thun an - treibe als der Wille, und Denken und Wol - len iſt der Seele und nicht dem Körper eigen; folglich iſt es nichts anders als die Seele, welche die Augen zum Sehen, die Ohren zum Hören, und die übrigen ſinnlichen Werkzeu - ge zum Empfinden veranlaßt; hieraus und aus unzählig andern dergleichen macht ein jeder, der über das Sinnliche des Körpers hinausdenkt, den Schluß, daß kein EinflußSw. Sch. III. Th. Edes66Von der Verbindungdes Körpers in die Seele, ſondern ein Ein - fluß der Seele in den Körper, den wir auch den gelegenheitlichen oder geiſtlichen Einfluß nennen, vorhanden ſey. Hierauf erhoben drey Perſonen, die hinter den drey vorigen ſtunden, und Leibnitzens Verehrer waren, ihre Stimme, und ſprachen: wir haben die Beweiſe von beyden Seiten gehört, gegen einander gehalten, und vernommen, daß die - ſe in vielen Stücken wichtiger ſind, als jene, und jene in vielen Stücken wichtiger als die - ſe, derowegen wollen wir mit eurer Erlaub - niß dem Streit ein Ende machen; und auf die Frage: nie? ſagten ſie: es giebt keinen Einfluß der Seele in den Körper, und auch keinen des Körpers in die Seele, ſondern es iſt eine einmüthige und auf einen Punkt hin - auslaufende Würkung beyder zugleich, die der berühmte Autor mit einem ſchönen Na - men, nemlich mit der vorherbeſtimmten Uebereinſtimmung, bezeichnet hat. Hier - auf kam wiederum ein Geiſt mit einer Fa - ckel in der Hand, aber nun in der linken, zum Vorſchein, und fuhr damit um ihre Hinter - häupter herum, den Augenblick wurden ih - rer aller Jdeen confus, und ſchryeen alle zu - ſammen: weder unſere Seele noch unſer Kör - per weiß, welche Meynung wir ergreifen ſol - len, darum wollen wir dieſen Streit durch das Loos entſcheiden, und dem Loos, das zu - erſt heraus kommt, Beyfall geben; und ſienah -67der Seele und des Körpers. nahmen drey Zettelchen, und ſchrieben auf eines: phyſicaliſcher Einfluß; auf das andere: geiſtlicher Einfluß; und auf das dritte: vorherbeſtimmte Uebereinſtim - mung; und ſie thäten dieſe drey Zettelchen in einen Hut; und erwählten einen, der ſie herausnehmen ſollte, und ſo bald er hinein - gegriffen, erwiſchte er das, worauf geſchrie - ben ſtunde: geiſtlicher Einfluß; da ſie es geſehen und geleſen hatten, ſprachen ſie alle, doch etliche mit hellen und flieſſenden, etliche aber mit unvernehmlichen und an ſich gehaltenen Ton: dabey ſoll es bleiben, weil es zuerſt herausgekommen iſt. Den Augen - blick aber ſtunde ein Engel dabey und ſagte: glaubt ja nicht, daß das Zettelchen für den geiſtlichen Einfluß etwa von ohngefehr her - ausgekommen ſey, es iſt durch eine Vor - ficht geſchehen; denn weil ihr in confuſen Jdeen ſeyd, ſo ſehet ihr ſeine Wahrheit nicht ein, allein es hat ſich die Wahrheit ſelbſt in ſeine Hand geſpielt, damit ihr ſolcher beyſtim - men möget.

20. Jch wurde einſtmahlen gefragt, wie ich aus einem Philoſophen ein Theologe wor - den wäre, und darauf antwortete ich, auf eben die Art, wie die Fiſcher zu Jüngern und Apo - ſteln von dem HErrn ſind gemacht worden; und daß ich auch von meiner erſten JugendE 2an68Von der Verbindungan ein geiſtlicher Fiſcher geweſen bin; hier - auf wurde ich wieder gefragt, was denn ein geiſtlicher Fiſcher ſey, und ich antwor - tete, daß ein Fiſcher in dem Wort und deſ - ſen geiſtlichen Sinn einen Menſchen andeu - te, der erſtlich die natürlichen Wahrheiten, und hernach die geiſtlichen vernünftigerweiſe ausforſchet und lehret; auf die Frage: wie dieſes bewieſen werden könnte, antwortete ich, aus dieſen Stellen des Worts: Das Waſſer in den Seen wird vertrocknen, dazu der Strom wird verſiegen und ver - ſchwinden, derowegen werden die Fi - ſcher trauren, und alle die, ſo Angel ins Waſſer werfen, werden klagen, Jeſ. 19, 5. 8. An dem Strom, deſſen Waſſer ge - ſund wurde, ſtunden die Fiſcher von Engeddi, da ſpannten ſie ihre Fiſchgar - ne auf, nach ihrer Art waren ihre Fi - ſche, wie die Fiſche des groſſen Meers, ſehr viele, Ezech. 27, 9. 10. Siehe, ich will viel Fiſcher ausſenden, ſpricht der HErr, die ſollen die Kinder Jſrael fiſchen, Jerem. 16, 16. Hieraus erhellet, warum der HErr die Fiſcher zu ſeinen Jüngern aus - erleſen und geſagt hatte: Folget mir nach, ich will euch zu Menſchenfiſchern ma - chen, Matth. 15, 18. 19. Marc. 1, 16. 17; und warum er zu Petro ſagte, nachdem er eine groſſe Menge Fiſche beſchloſſen hatte: von nun an wirſt du Menſchen fahen,Luc.69der Seele und des Körpers. Luc. 5, 9. 10. Nachgehends habe ich den Ur - ſprung dieſer Bedeutung der Fiſcher in dem Buch: geoffenbarte Offenbarung Johan - nis, bewieſen: nemlich weil das Waſſer, N. 50. 932; desgleichen auch der Fluß, N. 409. 932. das natürliche Wahre; und ein Fiſch diejenigen bedeutet, die im natürlichen Wahren ſind, N. 405; ſo deuten dahero auch die Fiſcher diejenigen an, welche den Wahrheiten nach - forſchen und ſie lehren. Hierauf antwor - tete der, ſo mich gefragt hatte, und ſagte: nunmehr kann ich verſtehen, warum der HErr die Fiſcher zu ſeinen Jüngern er - nannt und auserleſen hatte, und darum wundere ich mich nicht, daß er ſie auch dazu auserſehen hat, weil ſie, wie ſie geſagt haben, von ihrer erſten Jugend an im geiſtli - chen Sinn, ein Fiſcher, das iſt, ein Nachfor - ſcher der natürlichen Wahrheiten geweſen ſind; daß ſie nun ein Nachforſcher der geiſtlichen Wahrheiten ſind, iſt die Urſache, weil dieſe auf jene gegründet werden. Er ſetzte noch hinzu, weil es ein Mann von Vernunft war: daß der HErr allein erken - ne, wer tüchtig ſey, die geiſtlichen Wahr - heiten, die zu ſeiner neuen Kirche gehören, zu faſſen und zu lehren, ob es einer unter den Dienern derſelben ſeyn müſſe. Ueber - dem, welcher Theologe unter den Chriſten hat wohl nicht vorher auf den hohen Schu - len die Philoſophie ſtudirt, ehe er die Wür -E 3de70Von der Verbindung der ꝛc. de eines Theologen erlangt hat; woher hätte er ſonſt die Erkenntniß? Endlich ſag - te er: weil Sie ein Gottesgelehrter wor - den ſind, ſo eröffnen Sie doch was ihre Theologie ſey; und ich antwortete: daß dieſe zwey Stücke, nemlich daß ein ein - ziger GOtt ſey, und daß eine Verbin - dung der Liebthätigkeit und des Glau - bens ſey, die Grundſätze derſelben ſind; hierauf verſetzte er: wer leugnet dieſe? ich antwortete: die heutige Theologie, wenn man ſie in ihrem Jnnern beſiehet.

Emanuel[71]

Emanuel von Swedenborg von den Erdbällen in unſerer Sonnenwelt, oder den ſogenannten Planeten: und von den Erdbällen in den geſtirrnten Himmel, und von ihren Einwohnern; wie auch von den Geiſtern und Engeln daſelbſt; So, wie es gehöret und geſehen worden.

[72][73]
An Herrn ***

Halten Sie mirs zu gut, verehrungswür - diger Freund! daß Jhnen gegenwär - tigen Verſuch einer Ueberſetzung vor - lege, woran mich zum Zeitvertreib bey müßi - gen Stunden gewagt habe. Es ſind Nach - richten von den Erdbällen der Planeten und ihren Einwohnern. Die bekannten Vorſchlä - ge zu einem moraliſchen Syſtem von dem Hob - beſio, Puffendorf, Thomaſio, Wolfen u. a. m. die Bewohner unſerer Erde vernünftiger und beſſer zu machen, und die auserleſene Schrif - ten des Fontenelle von mehr als einer Welt, worinn derſelbe unter Beziehung auf eine in Iateiniſcher Sprache geſchriebene Chineſiſche Chronik nicht alle Sterne als bewohnt ver - muthet, und aus Hugenii Coſmothcoro die Einwohner nach der Diſtanz der Nähe der Sonne vorbildet, haben mich lüſtern gemacht, dieſe Nachrichten zur Hand zu bekommen. Jch bin es auch wohl zufrieden, mir darüber Mühe gegeben zu haben, da ich Jhnen nicht bergen kann, daß mich die Beſchreibung vonE 5den74Anmerkung. den moraliſchen Beſchaffenheiten der angeb - lichen Einwohner nicht wenig ergötzt, und ſich meinen geringen Einſichten nach leichtlich behaupten läßt, daß dieſen Nachrichten, es verhalte ſich die Sache wie ſie wolle, in Ab - ſicht auf die Wahrheit, wenigſt die Stelle ei - nes klugen Romans mit gutem Fug einge - raumt werden möge. Vielleicht reuet mich in reifferen Jahren meine Bemühung noch weniger, und vielleicht ſehe ich alsdann etwas mehr als dieſe ſceptiſche Vermuthung. Jn - deſſen leben Sie wohl, theureſter Freund, und erlauben in wahrer Hochachtung Dero fortwährender Liebe und Freundſchaft mich aufs angelegentlichſte empfehlen zu dürfen. Schriebs den 3. May 1770.

N. N.

Anmerkung.

Da ich in meinem vorangeſchickten Schrei - ben an H. *** einer Nachricht aus einer Chineſiſchen Chronik gedacht, ſo will ich noch die eigene Worte hier einrucken, wie ſie in Fontenelle Tractat von mehr als einer Welt vorkommen. p. m. 227.

Jch habe ihnen nunmehr alle neue Zei - tungen aus dem Himmel geſagt, und ich glaube nicht, daß es noch neuere gebe. Es iſt mir leyd, daß ſie nicht ſo wunderwür - dig75Anmerkung. dig und erſtaunend ſind als einige Anmer - kungen, die ich neulich in einer kurzgefaß - ten Chineſiſchen Chronick las, welche la - teiniſch geſchrieben iſt. Man ſiehet da - ſelbſt tauſend Sterne mit einem groſſen Geraſſel vom Himmel ins Meer fallen, oder ſich auflöſen und in Regen verwandlen, die - ſes hat man in China mehr als einmal ge - ſehen. Dieſe Anmerkung habe ich in zweyen ſehr verſchiedenen Zeiten gefunden; ohne des Sterns zu gedenken, der ſich ge - gen Morgen zerſpaltet, wie eine Rackete, und allezeit ein groſſes Geräuſch machet. Es iſt verdrießlich, daß dieſe herrliche Din - ge für China allein aufbehalten worden, und daß unſere Länder niemals einen Theil daran gehabt haben. Es iſt gar lange, daß unſere Philoſophen glaubten, es wäre aus der Erfahrung gewiß, daß der Himmel und alle himmliſche Cörper unvergänglich und unveränderlich wären, und zu dieſer Zeit ſahen die Leute am andern Ende der Erde, daß ſich die Sterne zu tauſenden auflö - ſeten. Das iſt ja ein groſer Unterſchied in Meynungen.

Durch dieſe Chineſi - ſche Urkunden ſcheint Fontenelle in ſeiner plutalité des mondes etwas irre geworden zu ſeyn, und wenigſtens hat er ſich ſcheinbar ge - macht, daß er ſie nicht ſine formidine oppo - ſiti behauptet.

Dürfte76Anmerkung.

Dürfte ich es wagen einen Schluß hier - aus zu machen, ſo gienge er dahin, daß in den ſichtbaren Naturwerken immer ſo viel contra als pro liegt, nur daß uns GOtt in vielem einen Vorhang vorgezogen: denn nach Swedenborg und Fontenelle ſind unzählige Welten, und nach den Chineſiſchen Nachrich - ten können die Sterne litteraliter nach Aus - ſage der heiligen Schrift vom Himmel fal - len. Hier hat man alſo ſo viel pro als con - tra. Unter dieſer Betrachtung geht mir eine wichtige Anmerkung bey; es fragt ſich nem - lich, ob GOttes Größe durch eine unendli - che Reihe der Welten mehr geprieſen werde, als durch eine in gewiſſe Gränzen des Uni - verſi eingeſchloſſene determinirte Zahl der Welten, in Abſicht auf unſere Erde. Mei - nes unvorgreiflichen Ermeſſens führet jenes eine Nothwendigkeit, und dieſes eine Con - tingenz mit ſich. Gottes Allmacht und Frey - heit dünkt mich aber gröſer, wenn endlich das Univerſum auf etwas determinirtes Voll - kommenes hinaus lauft, als wenn ein ewi - ger Circul der Weſen ohne einen letzten Ter - minum der Vollkommenheit iſt.

Weil ſo viel pro als contra in der Natur iſt, ſo muß ich den Marquis d’Argens loben, der endlich, müde an dem Septiciſmo, ſeine Zuflucht zu den Ausſprüchen des höchſten Verſtands in der Offenbarung genommen,und77Anmerkung. und ſeinen Gedanken, ſo gut er glaubte, Grän - zen geſetzt hat.

Wenn man mit obgemeldeten Herabfallen der Sterne vergleicht, was in heiliger Schrift zu leſen, ſo müſſen wir bekennen, daß, wenn ſchon in heiliger Schrift die Ermahnung an uns ergehet: Jeſ. 40, 26. Hebet eure Au - gen in die Hohe und ſehet, wer hat ſol - che Dinge geſchaffen, und führet ihr Heer bey der Zahl heraus, der ſie alle mit Na - men nennet? daß gleichwol an den andern Orten ſtehet Jeſ. 51. Hebet eure Augen in die Höhe, der Himmel wird in Salz auf - gelöſet werden, nimlachu haſchamajim, o - der wie ein Rauch vergehen; und Jeſ. 34, 4. Es wird ein Heer des Himmels verfaulen, oder in ſeine Stäublein zu - rückgehen. Und damit man dieß nicht nur als eine ſpielende Redart anſehe, ſo wird es erläutert, der Himmel wird eingerollt wer - den wie eine Rolle, und alle ſein Heer (der Fixſterne) wird verwelken wie ein Blatt am Weinſtock, und wie ein dürr Blatt am Feigenbaum. Und da dieß ſo nachdenklich wiederhohlt wird, Apoc. 6, 13. die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum ſeine Feigen abwirft: ſo muß dem der vor GOttes Re - de Reſpect hat, beygehen, GOtt hat dieß mit großem Bedacht in klar deutliche Worte ver -faßt;78Anmerkung. faßt; damit einmal GOtt legitimirt werde in ſeinen Worten, wenn die Wahrheit von allem Zweifelmachenden Schein entblößt da ſtehen wird. Es könnte einem leicht ſo vor - kommen, es ſeyen orientaliſche Wortſpiele: aber da der höchſte Verſtand in heiliger Offen - bahrung dieſe Worte mit ſo groſſem Nach - druck wiederholet, ſo ſehen wir wohl, daß GOtt hiedurch ſich etwas aufs Zukünftige vorbehalten hat, da wir werden ſehen die Himmel, ſeiner Finger Work, den Mon - den und Sterne die er bereitet, Pſ. 8. und zwar in Vergleichung mit denen Abſichten GOttes auf die Erde, und die Erſilinge der Menſchen. GOtt probirt die ſterbliche Men - ſchen, die in ſo viel Zweifel ſtecken, ob ſie ſich wollen durch Gottes hohe und wahrhaftige Worte heraus helfen, und auch in dieſen Dingen zum Glauben bringen laſſen. Wahr iſt, daß dieß nicht eigentlich dazu gehöret, ſe - lig zu werden; weil wir aber doch einmal ſe - hen werden, wie wir gehört haben, ſo iſt kei - ne Entſchuldigung zu ſagen: das nutzt mich nichts, ich hab keine Zeit darüber zu refle - ctiren.

Es iſt wunderbar, daß GOtt die Juden für das weiſeſte Volk preiſet, da ſie doch in gewiſſen Dingen, wie die Jünger JEſu ſelbſt ſo unverſtändig waren: die Antwort liegt Pſ. 8, 3. Als ſolche Kinder, die doch am Ver -ſtänd -79Anmerkung. ſtändniß der vortreflichſten Dinge ſollen vollkommen werden 1 Cor. 14, 20. leſen wir die Worte Jeſ. 51, 16. Jch lege mein Wort in deinen Mund, und bedecke dich (gegen die Zweifler) unter dem Schat - ten meiner Hände, bis ich den Himmel pflanze und die Erde gründe, und zu Zion ſpreche: du, du biſt mein Volk. Welch groſe Worte ſind das! Sehen wir die Milchſtraße an, ſo wiſſen alle Gelehrten nicht, was es bedeutet: aber es kommt denen, wel - che GOttes Wort für nachdrücklich halten, ſehr wahrſcheinlich vor, daß GOtt mit dieſer Milchſtraße etwas vorhabe auf die künftigen Aeonen, nemlich es iſt eine Pflanzſtätte der Kräften GOttes, darüber wir ſingen: Lo - bet den HErrn in ſeinem Heiligthum; lobet Jhn in der Ausbreitung, oder in dem groſſen Raum ſeiner concentrirten Stär - ke, wie das Grundwort beſagt; lobet Jhn in ſeinen Ueberwindungs-Kräften; lo - ber Jhn in der Vielheit ſeiner Gröſſe. Pſ. 150, 1. Aber wie ſollen wir Jhn lo - ben, wenn wir von allen dieſen Dingen nichts zu wiſſen begehren, wenn wir ſagen: diß ſind keine Glaubens-Artikel.

Gebückt ſollen wir hineinſchauen in den groſſen Rath GOttes, nicht ſo ſpielender und indifferenter Weiſe, wie es diejenigen gewohnt ſind, die nichts begehren zu erkennen, als wieſie80Von den Erdenſie auf Chriſti Verdienſt ſelig ſterben, wenn ſie ſchon mit ihrem anvertrauten Pfund nichts zu erwuchern ſich vorgeſetzt haben.

Von den Erden in dem Weltall.

Weil mir aus göttlicher Barmherzigkeit das Jnnerſte meines Geiſtes aufgeſchloſſen, und mir dadurch gegeben worden, mit Gei - ſtern und Engeln zu reden, welche nicht allein unſerer Erde nahe ſind, ſondern auch mit denen, welche neben andern Erden ſich be - finden; ſo iſt mir, weil ich ein Verlangen gehabt habe zu wiſſen, ob es noch andere Er - den gebe, und wie ſie und ihre Einwohner beſchaffen ſeyen, von dem HErrn gegeben worden, mit den Geiſtern und Engeln, wel - che aus andern Erden ſind, zu reden und um - zugehen, mit einigen einen Tag, mit andern eine Woche, und mit einigen Monate lang, und von ihnen von denjenigen Erden, aus welchen und neben welchen ſie waren, von dem Leben der Einwohner, von den Sitten, von ihrem Gottesdienſt, und von mancher - ley merkwürdigen Dingen daſelbſt unterrich - tet zu werden; und weil mir dieſe Dinge auf ſolche Weiſe zu erkennen gegeben worden, ſo will ich ſie nun nach dem, was ich gehört und geſehen habe, beſchreiben.

Es81in dem Weltall,

Es iſt zu wiſſen, daß alle Geiſter und En - gel aus dem menſchlichen Geſchlechte ſind, daß ſie neben ihrer Erde ſind, und daß ſie wiſ - ſen, was daſelbſt vorgehe, und daß der Menſch von ihnen unterrichtet werden könne, dem das Jnnere dergeſtalt geöffnet iſt, daß er mit ihnen reden und umgehen kann. Denn der Menſch iſt in ſeinem Weſen ein Geiſt, und ſleht zugleich nach ſeinem Jnnwendigen in ei - ner Gemeinſchaft mit Geiſtern: daher kann derjenige, dem GOtt das Jnnere aufgeſchloſ - ſen, mit ihnen, wie ein Menſch mit dem an - dern, reden; und dieſes iſt mir jetzt täglich ſeit vielen Jahren erlaubt worden. Daß mehrere Erden, und auf ihnen Menſchen und daher Engel und Geiſter ſeyen, iſt in dem an - dern Leben nur allzu wohl bekannt: denn es iſt daſelbſt einem jeden, der es aus Liebe zur Wahrheit und folglich um des Nutzens wil - len verlangt, erlaubt, mit den Geiſtern an - derer Erden zu reden, und daher von der Viel - heit der Welten vergewiſſert zu werden, zum gewiſſen Unterricht, daß das menſchliche Ge - ſchlecht nicht nur aus einer einigen, ſondern aus unzähligen Welten ſey, und überdiß, wie ſie geartet ſeyen, was für eine Art zu leben, und was für einen Gottesdienſt ſie haben. Jch habe öfters davon mit Geiſtern unſerer Erde geredet, die mir geſagt, daß ein Menſch der Verſtand hat, aus vielen Sachen, die er weiß, auch wiſſen könne, daß es noch mehre -Sw. Sch. III. Th. Fre82Von den Erdenre Erden, und auf ihnen Menſchen gebe: denn man kann aus der Vernunft ſchlieſſen, daß ſo groſſe Laſten, wie die Planeten ſind, deren einige an Gröſſe dieſe Erde übertreffen, nicht leer, und nur dazu erſchaffen ſeyen, daß ſie blos um die Sonne laufen, und mit ihrem geringen Licht nur für eine Erde leuchten, ſondern daß ihr Nutzen viel gröſſer, als die - ſer ſeyn müſſe. Wer nun glaubt, wie es auch ein jeder glauben ſoll, daß GOtt dieſes Welt - all zu keinem andern Endzweck erſchaffen ha - be, als daß ein menſchliches Geſchlecht, und hierauf ein Himmel vorhanden ſey, indeme das menſchliche Geſchlecht eine Pflanzſtadt des Himmels iſt, derſelbe kann nicht anderſt, er muß glauben, daß es Menſchen gebe, wo nur irgend eine Erde iſt. Daß die Plane - ten, welche unſern Augen ſichtbar ſind, weil ſie innerhalb den Gränzen dieſer Sonnen - welt ſind, Erden ſeyen, kann man daraus deutlich wiſſen, daß ſie Cörper von einer ir - diſchen Materie ſind, weil ſie das Licht der Sonne zuruck werfen, und wann man ſie durch optiſche Gläſer betrachtet, gar nicht wie die Sterne von einer röthlichen Flamme, ſondern wie Erde dunkelfärbig (ex obſcuris variegati) erſcheinen; man kann es auch dar - aus wahrnehmen, weil ſie, gleich unſerer Er - de, um die Sonne laufen, und in dem Thier - kreis fortgehen, und daher Jahre und Jahrs - zeiten, als da ſind Frühling, Sommer, Herbſtund83in dem Weltall. und Winter machen; gleichermaſſen, daß ſie, wie unſere Erde, ſich um ihre Axe drehen, und daher Tage und Tagszeiten, als Morgen, Mittag, Abend und Nacht, machen, und daß überdas einige von denſelben, Monden haben, welche man Trabanten nennt, die ſich nach geſetzten Zeiten um ihre Erden, wie der Mond ſich um die unſere, drehen: und daß der Saturn, weil er am weiteſten von der Sonne entfernt iſt, einen groſſen leuchten - den Ring (cingulum) habe, welcher derſelben Erde vieles, obwohlen zuruckgeworfenes, Licht gibt. Wer kann jemalen, wofern er dieſes weiß, und aus der Vernunft bedenkt, vorgeben, daß dieſes leere Cörper ſeyen?

Ueber diß habe ich mit den Geiſtern ge - redt, daß ein Menſch daraus glauben kön - ne, daß in dem groſſen All, mehrere Erden als nur Eine ſeyen, weil der Sternenhimmel ſo unermeßlich, und die Sterne darinn ſo unzählig ſeyen, deren ein jeder an ſeinem Ort oder in ſeiner Welt eine Sonne iſt, und gleich unſerer Sonne, in einer verſchiedenen Gröſſe: wer es recht bedenkt, der ſchließt, daß dieſes Ganze, das ſo unermeßlich iſt, nichts anders als ein Mittel zu einem End - zweck ſeyn könne, welches nun das letzte Ziel der Schöpfung iſt, nemlich das Reich der Himmel, in welchem GOtt mit den Engeln und Menſchen wohnen kann. Denn dieF 2ganze84Von den Erdenganze ſichtbare Welt, oder der Himmel mit ſo viel unzähligen Sternen, welche eben ſo viele Sonnen ſind, iſt nur ein Mittel, daß Erden da ſeyen, und auf ihnen Menſchen, aus welchen das Himmelreich beſteht. Hier - aus kann ein vernünftiger Menſch nicht an - ders denken, als daß ein unermeßliches Mit - tel zu einem ſo groſſen Endzweck, nicht für das Menſchlichꝛ Geſchlecht, und daher für den Himmel, nur aus Einer Erde gemacht ſey; was wäre dieſes für GOtt den unend - lichen, gegen dem tauſend, ja Millionen Er - den, ſo ſie alle voll Einwohner wären, we - nig oder gar nichts zu rechnen wären?

Ueber das iſt der Himmel der Engel ſo unermeßlich, daß er mit einem jeden Glied des Menſchen eine Verhältniß hat, und Mil - lionen Geiſter haben ein Verhältniß mit je - dem Glied, Werckzeug und Eingeweide und auch mit einer jeden Neigung(*)Das zielt auf den groſſen Raum, darein jede Creatur nach Ablegung ihrer erſten Kruſte oder Hütte locirt wird, welches wohl eine Figur eines Polygoni haben könn - te, es hat aber die Figur eines groſſen Men - ſchen, weil Chriſtus der Menſchen Sohn iſt., daß alſo dieſer Himmel nach allen ſeinen Ueberein - ſtimmungen aus den Einwohnern vieler Er - den beſtehen und harmoniren müſſe.

Es85in dem Weltall.

Es gibt Geiſter, deren einige Bemühung dahin gehet, ſich Erkenntniſſe zu erwerben, weil ſie daran allein ein Vergnügen haben, derowegen iſt es dieſen Geiſtern erlaubt her - um zu ſchweben, und auch aus dieſer Son - nenwelt in andere zu gehen, und ſich Kennt - niſſe zu verſchaffen: dieſe ſagten, daß nicht allein Erden, auf welchen Menſchen ſind, in dieſer Sonnenwelt ſeyen, ſondern auch auſſer derſelben in dem Sternenhimmel in ſehr groſſer Anzahl. Dieſe Geiſter ſind aus dem Planeten Mercur.

Was den Gottesdienſt der Einwohner anderer Erden überhaupt betrift, ſo erken - nen daſelbſt alle, welche keine Götzendiener ſind, den HErrn für den einigen GOtt: denn ſie beten GOtt nicht als einen unſicht - baren GOtt an, ſondern als einen ſichtba - ren, auch aus der Urſache, weil, wann ih - nen GOtt erſcheinet, er in einer menſchli - chen Geſtalt erſcheinet; wie ehemalen dem Abrabam und andern auf dieſer Erde: und welche GOtt unter der menſchlichen Geſtalt anbeten, die werden alle von dem HErrn an - genommen. Sie ſagen auch, daß niemand GOtt recht verehren, noch weniger aber mit ihm verbunden werden könnte, wenn er Jhn nicht unter einer Idée begreife, und daß er nicht anders als unter der menſchlichen Form begriffen werden könne; und wennF 3es86Von dem Planetenes nicht ſo wäre, ſo würde das innerliche Geſicht verſtreut werden, welches ein Ge - denkbild von GOtt iſt, wie das Geſicht des Auges, wann es dieſe Welt ohne End und Gränzen anſieht, und daß man alsdann auf die Gedanken kommen müſſe, die Natur oder die Welt ſeye GOtt. Als man ihnen ſagte, daß der HErr auf unſerer Erde die menſchli - che Geſtalt angenommen, haben ſie es lange hin und her erwogen, und bald geſagt, daß dieſes um des Heils der Menſchen willen geſchehen.

Von der Erde / oder dem Pla - neten Mercur, und von ſeinen Gei - ſtern und Einwohnern.

D der ganze Himmel einen einigen Men - ſchen vorſtelle, der daher der größte Menſch(*)Der Raum, worein man nach dem Tod verſetzt wird, geht nicht ins Unendliche, alſo hat er eine Figur, ob es nun ein groſ - ſes Polygon ſey, oder eine Figur eines Menſchen, iſt contingent und keine ridi - cule Idée, wenn man es philoſophiſch an - ſieht. genennt wird, und daß ein je - des Glied bey dem Menſchen, ſowohl ſein innerliches als ſein äuſſerliches, ein Verhält - niß mit dieſem Menſchen oder Himmel ha -be,87Mercur ꝛc. be, iſt ein Geheimniß das noch nicht in der Welt bekannt iſt, daß es aber alſo ſey, habe ich aus vielem gewieſen. Dieſen größ - ten Menſchen aber zu beſtimmen, ſind dieje - nigen allein nicht genug, welche von unſerer Erde in den Himmel kommen, dieſe ſind als wenige anzuſehen, ſie werden aus mehreren anderen Erden ſeyn, der HErr wird Vor - ſehung thun, daß, ſo bald es an einem Ort fehlt, was für eine und wie viel Verhältniß es ſeyn ſolle, alsbald Geiſter aus andern Er - den berufen werden, welche ſie anfüllen, da - mit die Urſache offenbar ſey und alſo der Him - mel beſtehe.

Was die Geiſter des Planeten Mercurs in dieſem größten Menſchen vorſtellen, iſt mir auch aus dem Himmel entdeckt worden, daß ſie nemlich das Gedächtniß aber nur des - jenigen vorſtellen, welches von irrdiſchen und blos materiellen Dingen abgeſondert iſt. Weil mir aber mit ihnen zu reden gegeben worden, und dieſes mehrere Wochen lang, und zu - ren wer ſie ſeyen, und zu erforſchen, wie es mit denjenigen, die in jener Erde ſind, ſtehe; ſo will ich meine eigene Erfahrung anführen.

Es kamen Geiſter zu mir, und man ſag - te mir aus dem Himmel, daß ſie aus der Er - de, die der Sonne am nächſten iſt, welche wir auf unſerer Erde den Mercur nennen,F 4ſeyen,88Von dem Planetenſeyen, und ſie haben alsbald, da ſie gekom - men, aus meinem Gedächtniß unterſucht, was ich wiſſe.

(Solches können dieſe Geiſter am geſchick - teſten thun: denn wenn ſie zu dem Men - ſchen kommen, ſehen ſie alles in ſeinem Ge - dächtniß, was daſelbſt iſt.)

Als ſie nach unterſchiedenen Dingen frag - ten, und unter andern auch nach den Städ - ten und Oertern, wo ich geweſen war, nahm ich wahr, daß ſie die Tempel, Palläſte, Häu - ſer und Gaſſen nicht wiſſen wollten, ſondern nur das wovon ich wußte, daß es an jenen Oertern geſchehen, ferner was die Regierung daſelbſt, die Gemüthsart, und die Sitten derjenigen die daſelbſt ſind, betrift, und der - gleichen. Denn ſolche Dinge ſind in dem Gedächtniß der Menſchen mit den Oertern verbunden, deswegen wann man die Oerter im Gedächtniß erregt, auch dieſes in die Ge - danken kommt. Jch wunderte mich, daß ſie ſo beſchaffen ſeyen, deswegen fragte ich, warum ſie das Prächtige der Oerter übergien - gen, und nur nach den Sachen und Thaten daſelbſt fragten? So ſagten ſie, daß ſie kein Vergnügen finden, das materielle, cörperli - che und irdiſche, ſondern nur das reelle zu ſe - hen, daher wurde ich beſtärkt, daß die Gei - ſter dieſer Erde in dem größten Menſchendas89Mercur ꝛc. das Gedächtniß der Dinge, die von dem Ma - teriellen und Jrdiſchen abgeſondert ſind, vor - ſtellen. (Es giebt ein ſenſuelles und intel - lectuelles Gedächtniß.) Man ſagte mir, daß das Leben der Einwohner auf jener Erde ſo beſchaffen ſey, daß ſie nemlich ſich nichts um das Cörperliche und Jrdiſche, ſondern nur um die Statuten, Geſetze und Regie - rung der Völker daſelbſt bekümmern, und ferner auch um das was den Himmel ange - het, welches unzählich iſt. Es iſt mir auch geſagt worden, daß mehrere von den Men - ſchen derſelben Erde mit den Geiſtern reden, und daß ſie daher von geiſtlichen Dingen und von Zuſtänden des Lebens nach dem Tod Kennt - mſſe bekommen, und daher auch das Cörper - liche und Jrdiſche verachten. Denn diejeni - gen, welche es für gewiß wiſſen und glau - ben, daß ein Leben nach dem Tod ſey, be - kümmern ſich um das Himmliſche, weil es ewig und glückſelig iſt, nicht aber um das Jrdiſche, ſondern nur in ſo weit die Bedürf - niſſe dieſes Lebens es erfordern. Weil es nun mit den Einwohnern dieſe Bewandniß hat, ſo ſind auch die Geiſter, welche von dorther ſind, alſo beſchaffen.

Wie begierig ſie die Erkenntniſſe der Sa - chen unterſuchen und ausſchöpfen, wie ſehr ihr Gedächtniß über das Sinnliche des Leibs erhaben ſey, konnte mir aus dieſem klar ſeyn,F 5weil90Von dem Planetenweil ſie, da ſie dasjenige, was ich von den himmliſchen Sachen wußte, einſahen, alles durchgiengen, und beſtändig ſagten, daß es ſo ſey: Denn wenn die Geiſter zu einem Menſchen kommen, gehen ſie in ſein ganzes Gedächtniß, und erwecken daſelbſt ſolche Dinge, die ihnen tauglich ſind, ja ſie leſen, wie ich öfters wahrgenommen habe, alles, was daſelbſt iſt, gleich ſam aus einem Buch. Dieſe Geiſter thaten dieſes deſto fleißiger und geſchwinder, weil ſie ſich nicht bey demjeni - gen aufhielten, was ſchwer und langſam iſt, und das innere Geſicht zuſammen ſtrengt und folglich zuruck hält, wie alles Jrdiſche und Cör - perliche, wann es zum Endzweck gemacht wird, das iſt, wann es allein geliebt wird, ſondern ſie haben die Sachen ſelbſt angeſchauet; denn die Sachen, denen das Jrdiſche nicht an - hängt, bringen das Gemüth empor, und ver - ſetzen es alſo in ein weites Feld, blos mate - rielle Dinge aber führen das Gemüth ab - wärts, ſchränken es ein und verſchlieſſen es. Jhre Begierde ſich Kenntniſſe zu erwerben, und ihr Gedächtniß zu bereichern, erhellte auch daraus: Als ich einsmals etwas von dem Künftigen das kommen ſoll geſchrieben, und ſie weit von mir waren, daß ſie es aus meinem Gedächtniß nicht ſehen konnten, weil ich es in ihrer Anweſenheit nicht leſen woll - te, ſo wurden ſie ſehr unwillig, und wollten auf mich wider ihre gewohnte Weiſe losge -hen,91Mercur ꝛc. hen, ſagend, daß ich ſehr ſchlimm wäre, und dergleichen. Und damit ſie ihren Zorn an - zeigten, ſo machten ſie an dem rechten Theil meines Hãupts, bis zu dem Ohr, eine Art von einer Zuſammenziehung mit Schmerzen, dieſes aber ſchadete mir nichts. Weil ſie mir aber Uebels gethan, ſo entfernten ſie ſich noch weiter, ſie ſtunden aber bald ſtill, und wollten wiſſen, was ich geſchrieben hatte; ſo groß iſt ihre Begierde nach Kenntniſſen.

Die Geiſter des Mercurs beſitzen vor den übrigen Geiſtern Kenntniſſe derjenigen Sa - chen, welche ſowohl in dieſer Sonnenwelt, als auſſer derſelben in dem Sternenhimmel ſind, und was ſie einmal erlangt haben, das behalten ſie, und erinnern ſich daran, ſo oft ähnliche Dinge vorkommen. Deswegen kann man klar ſehen, daß die Geiſter ein Gedächt - niß haben, und daß es weit vollkommener als der Menſchen ihres ſey, ferner daß was die Geiſter hören, ſehen, und wahrnehmen, ſie auch behalten, und häuptſächlich dasjeni - ge, an dem ſie ein Vergnügen finden, wie dieſe Geiſter an Kenntniſſen von Sachen: denn das was ihnen Vergnügen und Liebe erweckt, das fließt gleichſam von ſelbſten in ſie und bleibt ihnen. Das übrige kommt nicht in ſie, ſondern berührt nur die Ober - fläche und geht vorbey.

Wann92Von dem Planeten

Wann die Geiſter des Mercurs zu an - dern Geſellſchaften kommen, erforſchen ſie von ihnen, was ſie wiſſen, und nachdem ſie ſich erkundiget haben, gehen ſie weg; es gibt auch eine ſolche Communication zwiſchen den Gei - ſtern, hauptſächlich den Engeln, daß, wann ſie in einer Geſellſchaft ſind, da ſie angenehm und beliebt ſind, alles, was ſie wiſſen, ge - meinſchaftlich mitgetheilt wird. Aus ihren Känntniſſen ſind die Geiſter des Mercurs vor andern hochtragend; weßwegen ihnen geſagt worden, daß, ob ſie gleich unzählige Sachen wiſſen, ſie doch noch unendlich vieles nicht wiſſen, und wenn die Kenntniſſe bey ihnen bis in Ewigkeit vermehrt würden, ſo könn - ten ſie doch nicht alles erfahren. Daß nun dieſes hochtragende Einbildung ſey, wurde ihnen geſagt, und daß ſich dieſes nicht ſchicke: Sie antworteten, daß es kein Hochmuth ſey, ſondern nur ein Ruhm wegen ihrer Gedächt - nißkräften. So können ſie ihre Fehler be - ſchönen.

Die Wörterſprache verabſcheuet ſie, weil ſie materiell iſt, weßwegen ich mit ihnen oh - ne Hülfe anderer Geiſter nicht anders als durch eine Art von activen Gedanken reden konnte, Jhr Gedächtniß, weil es mit Sa - chen, die nicht vollkommen materielle Bilder ſind, umgeht, bietet dem Gedanken ſeine Ge - genſtände näher dar, denn ein Gedank, derüber93Mercur ꝛc. über dieEinbildung erhoben iſt, erfordert zu ſei - nen Gegenſtänden Sachen, die von dem Ma - teriellen abgezogen ſind; Ob dem aber gleich alſo iſt, ſo beſitzen doch die Geiſter des Mer - curs wenig Urtheilungskraft, ſie haben kein Vergnügen an Sachen, welche Beurtheilung erfordern, und Schlüſſe aus Kenntniſſen betreffen. Denn nur bloſe anſchauende Er - kenntniſſe gereichen ihnen zum Vergnügen. Man ſagte ihnen, ob ſie aus ihren Kennt - niſſen keinen Nutzen ziehen wollten? Denn es iſt nicht genug ſich nur an Kenntniſſen zu ergötzen, da dieſe ſich auf einen Nutzen be - ziehen, und der Nutze wird der Endzweck ſeyn: Aus den Kenntniſſen allein haben ſie keinen Nutzen, ſondern andere, denen ſie ih - re Kenntniſſe mittheilen wollen, und daß es ſich gar nicht für einen Menſchen, der weiſe ſeyn will, ſchicke, bey den Kenntniſſen allein ſtehen zu bleiben, weil dieſe nur beyhülfliche Urſachen ſind, die zu Erforſchung derjenigen Sachen, welche zu dem Leben gehören, die - nen werden. Sie antworteten aber, daß ſie ſich an den Kenntniſſen ergötzten, und daß dieſelben auch zum Nutzen dienen.

Einige von ihnen wollen auch nicht als Menſchen erſcheinen, wie die Geiſter anderer Erden, ſondern als Kugeln von Criſtall; daß ſie ſo erſcheinen wollen, und doch nicht ſo erſcheinen, kommt daher, weil die Kennt -niſſe94Von dem Planetenniſſe immaterieller Dinge in dem andern Le - ben durch Criſtalle vorgeſtellt werden. Die Geiſter des Mercurs kommen ferner nicht mit den Geiſtern auf unſerer Erde überein, denn die Geiſter unſerer Erde ſorgen nicht ſo ſehr für die Realitäten, ſondern nur für das Weltliche, Leibliche und Jrrdiſche, welches materielle Dinge ſind. Deswegen können die Geiſter des Mercurs nicht bey den Gei - ſtern unſerer Erde ſeyn, daher fliehen ſie, wo ſie ihnen aufſtoſſen, davon. Denn die geiſtlichen Dunſtkreiſe, welche aus beyden ausdämpfen, ſind beynahe einander zuwider. Die Geiſter des Mercurs ſagen, daß ſie nicht die Schale, ſondern die Sachen die von ih - rer Schale abgeſondert ſind, und alſo das Jnnere ſehen wollen.

Es erſchien mir nicht gar eine Stunde lang eine ſehr helle und freudig brennende Flam - me, dieſe Flamme zeigte die Ankunft der Gei - ſter des Mercurs an, welche im Durchſehen, Denken und Reden fertiger als die erſtern waren. Als ſie kamen, giengen ſie ſogleich das, was in meinem Gedächtniß war, durch, ich konnte aber wegen ihrer Fertigkeit nicht wahrnehmen, was ſie bemerkten; ich hörte je und je ſagen, es ſey alſo: Zu demjenigen was ich in der Geiſterwelt geſehen hatte, ſagten ſie, ſie wiſſen es ſchon vorher: ich nahm wahr, daß eine Menge Geiſter, die ſich zu ihnen ge -ſellet95Mercur ꝛc. ſellet hatten, hinter mir ein wenig zur Linken in dem flachen Theil des Kopfs gegen dem Nacken waren.

Zu einer andern Zeit ſahe ich eine Menge ſolcher Geiſter, aber in einer gewiſſen Entfer - nung von mir, ein wenig zur rechten Hand vorwärts, und von daher redeten ſie mit mir, aber durch Hülfe anderer Geiſter, denn ihre Sprache iſt ſo geſchwind als ihre Gedanken, welche Gedanken nicht können ausgeſprochen werden als vermittelſt anderer Geiſter Kräf - ten, und was ich am meiſten wunderte, war, daß ſie volumatim, d. i. in einem räumlichen Begriff, redeten, und doch ſo fertig und ge - ſchwind; ich nahm wahr, daß ihre Sprache, weil mehrere zugleich redeten, denen Waſſer - wellen ähnlich (undulatoria) war, und dieſes iſt merkwürdig, daß ſie gegen mein linkes Aug fiel, ob ſie gleich zu meinem rechten wa - ren, die Urſache war, weil das linke Aug mit den Kenntniſſen der Sachen, die von dem Materiellen abgezogen ſind, eine Verhältniß hat, mit denjenigen alſo, die zum Verſtand gehören, das rechte aber mit dem was zur Weisheit gehört. Mit eben der Geſchwin - digkeit, mit der ſie redten, nahmen ſie auch die gehörte Sachen an, und urtheilten von ih - nen, ſagend: dieſes ſey ſo, und dieſes nicht, ihr Urtheil iſt gleichſam ohne Zeit in einem Punct (inſtantaneum). Es war ein Geiſt auseiner96Von dem Planeteneiner andern Erde da, der mit ihnen geſchickt reden konnte, weil er fertig und ſchnell war, dabey aber doch einer Zierlichkeit in der Rede ſich anmaßte. Jn einem Augenblick urtheil - ten ſie von demjenigen, was er redete, und ſagten dies ſey allzuſchön, dies allzuklug, ſo daß ſie nur darauf Achtung gaben, ob ſie nicht etwas, das ihnen noch nicht bekannt wäre, von ihm hören möchten, ſie verwarfen alſo dasjenige, was die Sache undeutlich machte, welches hauptſächlich das Beſtreben nach der Schönheit der Rede und Gelehrſamkeit iſt. Denn dieſe verfinſtern die Sachen ſelbſt, und an deren ſtatt ſetzen ſie Worte, welche nur materialiſche Decken (formæ) der Sachen ſind: denn der Redende hängt an ſie ſein Ge - müth, und will, daß die Worte eher als der Sinn der Worte, gehört werden, deswegen des andern Gehör mehr als der Sinn (mens) afficirt und berührt wird.

Die Geiſter der Erde des Mercurs halten ſich nicht an einem Ort, oder innerhalb der Verſammlungen der Geiſter einer einzigen Welt auf, ſondern gehen durch das ganze Univerſum, die Urſach iſt, weil ſie das Ge - dächtniß der Sachen vorſtellen, welches be - ſtändig möchte mit etwas bereichert werden, deswegen wird es ihnen erlaubt, herum zu ziehen, und überall Kenntniſſe zu erlangen. Wann ſie ſo umher reiſen, und die Geiſterantref -97Mercur ꝛc. antreffen, welche materielle d. i. cörperliche und irrdiſche Sachen lieben, ſo fliehen ſie dieſelbigen, und begeben ſich dahin, wo ſie dergleichen nicht hören. Daraus kann man ſehen, daß ihr Gemüth über das Sinnliche erhoben ſey, und daß ſie alſo in dem innerli - chen Licht ſeyen: Es wurde mir auch erlaubt, das würklich zu vernehmen, da ſie bey mir waren, und mit mir redeten: ich nahm da - mals wahr, daß ich ſo weit von dem Sinn - lichen weggeführt wurde, daß mein Augen - licht ſchwach und dunkel zu werden anfieng.

Die Geiſter derſelben Erde gehen in Hau - ſen und Reihen, und wann ſie verſammelt ſind, formiren ſie gleichſam eine Kugel; ſie werden auf ſolche Art von dem HErrn ver - einbart, daß ſie Eines thun, und daß die Er - kenntniſſe des einen allen übrigen, und die Kenntniſſe aller, einem jeden mitgetheilt wer - den, wie es in dem Himmel geſchiehet. Daß ſie ſich durch das Univerſum durchſchwingen, damit ſie ſich Erkenntniſſe der Sachen ſam - meln, offenbahrte ſich mir auch daraus, daß ſie einmal, da ſie ſich noch weit von mir ent - fernt ſehen lieſſen, mit mir von dortaus re - deten, und ſagten, daß ſie jetzt verſammelt ſeyen, und aus der Sphäre dieſer Welt in den Sternenhimmel giengen, wo ſie wiſſen, daß es ſolche gebe, die ſich nicht um das Cör - perliche und Jrdiſche, ſondern um Sachen,Sw. Sch. III. Th. Gdie98Von dem Planetendie von ihnen erhöhet ſind, bekümmern, mit welchen ſie umgehen wollen. Es wurde ge - ſagt, daß ſie ſelbſt nicht wiſſen, wo ſie hin - giengen, ſondern daß ſie unter göttlicher Auf - ſicht dahin gebracht würden; wo ſie von ſol - chen Dingen unterrichtet werden können, wel - che ſie noch nicht wiſſen, und welche mit den Kenntniſſen, die ſie haben, übereinſtimmen; es wurde auch geſagt, daß ſie nicht wiſſen, wie ſie ihres gleichen antreffen, mit denen ſie vereiniget werden, und daß auch dieſes unter der göttlichen Aufſicht geſchehe.

Weil ſie alſo durch das ganze Univerſum gehen, und alſo vor andern von den Welten und Erden auſſer der Sphäre unſerer Son - nenwelt etwas wiſſen können; ſo habe ich deswegen auch mit ihnen davon geredt; ſie ſagten, daß in dem Weltall ſehr viele Erden und daſelbſt Menſchen wären, und daß ſie ſich wunderten, daß einige, welche ſie Menſchen von geringem Verſtand nennten, meyneten, daß der Himmel des allmächtigen GOttes nur allein aus Geiſtern und Engeln beſtehe, wel - che aus Einer Erde kommen, da es ſo weni - ge ſind, daß ſie in Anſehung der Allmacht GOttes kaum etwas ſeyen, ob es auch gleich Millionen Welten und Erden wären. Fer - ner ſagten ſie, daß ſie wiſſen, daß es über et - liche hundert tauſend Erden gebe, und wie wenig dieſes für den unendlichen GOtt ſey.

Da99Mercur ꝛc.

Da die Geiſter des Mercurs bey mir wa - ren, als ich ſchrieb und das Wort nach ſei - nem innerlichen Verſtand auslegte, und wahr - nahmen, was ich ſchrieb, ſagten ſie, daß das - jenige, was ich ſchrieb, ſehr grob wäre, und wie faſt alle Ausdrücke materiell ſchienen. Jch konnte ihnen aber antworten, daß die Menſchen unſerer Erde, dasjenige was ich ſchriebe, für ſubtil und erhaben anſehen, da - von ſie vieles nicht verſtehen; ich ſetzte noch hinzu, daß viele auf dieſer Erde nicht wiſſen, daß ein innerlicher Menſch ſey, welcher auf den äuſſerlichen würkt, und macht, daß die - ſer lebt, und daß ſie ſich aus dem Betrug ih - rer Sinnen überreden, daß der Leib ein Le - ben an ſich habe, und daß daher diejenigen, welche böſe und unglaubig ſind, an einem Leben nach dem Tod zweifeln, ferner, daß ſie dasjenige von dem Menſchen, was nach dem Tod des Leibes leben wird, nicht Geiſt ſondern Seele nennen, und daß ſie darüber ſtreiten, was Seele ſey, und wo ihr Sitz ſey, und glauben, daß mit der Seele derſelbe ma - terielle Cörper, ob er gleich in alle Winde zerſtreuet worden, wieder vereiniget werden müſſe, damit der Menſch als Menſch lebe, neben noch andern dergleichen. Als dieſes die Geiſter des Mercurs hörten, fragten ſie, ob dieſe auch Engel werden können? darauf antwortete ich: diejenigen werden Engel, die in dem Grund des Glaubens und der LiebeG 2gelebt100Von dem Planetengelebt haben, und alsdann ſind ſie nicht mehr in dem Aeuſſeren und Materiellen, ſondern in dem Jnnerlichen und Geiſtlichen, und wann ſie in dieſen Zuſtand kommen, ſo ſind ſie in dem Licht noch über demjenigen, in welchem die Geiſter aus dem Mercur ſind. Damit ſie wüßten, daß es alſo wäre, ergab es ſich, daß ein Engel des Himmels aus unſerer Er - de, der dergleichen war, da er in der Welt lebte, mit ihnen redete, wovon im folgenden. Hernach iſt mir von den Geiſtern des Mer - curs ein langes ungleiches aus mehreren Papie - ren zuſammengeleimtes Papier geſchickt wor - den, welches eben ſo gedruckt ausſahe, als man auf dieſer Erde druckt; ich fragte, ob ſie dergleichen bey ihnen hätten? ſie ſagten aber, ſie hätten es nicht, allein ſie wiſſen, daß es ſolches Papier auf unſerer Erde gebe, ſie wollten nicht mehreres ſagen; ich merkte aber, ſie dachten, daß die Kenntniſſe auf unſerer Erde auf dem Papier, und alſo nicht in dem Menſchen wären, ſie ſpotteten nem - lich, daß das Papier gleichſam wüßte, was der Menſch nicht wiſſe, ſie wurden aber un - terrichtet, wie es ſich mit dieſem verhielte. Nach einiger Zeit kamen ſie wieder, und ſchick - ten mir anderes Papier, auch als wann es gedruckt wäre, wie das erſte, das aber nicht ſo zuſammengefügt und ungeſchmückt, ſon - dern nett und zierlich war; ſie ſagten, ſie wären näher unterrichtet worden, daß aufdieſer101Mercur ꝛc. dieſer Erde ſolches Papier und daher Bücher ſeyen.

Aus dieſem, was ich würklich geſagt, er - hellt offenbar, daß die Geiſter das, was ſie in dem andern Leben ſehen und hören, im Gedächtniß behalten, und daß ſie eben ſo, als da ſie Menſchen in der Welt waren, un - terrichtet werden, und zwar auch in dem, was zum Glauben gehöret, und folglich in einen vollkommenern Stand gelangen kön - nen. Je inniger die Geiſter und Engel ſind, deſto eher und völliger erſchöpfen ſie die Sa - chen, und behalten ſie deſto beſſer; und weil dieſes in Ewigkeit fortgehet, ſo erhellet, daß ihre Weisheit beſtändig zunimmt; bey den Geiſtern des Mercurs wächſt die Wiſſenſchaft der Sachen beſtändig, aber deswegen nicht die Weisheit, weil ſie die Kenntniſſe, wel - che die Mittel ſind, lieben, nicht aber den Nutzen, als den Endzweck.

Ferner kann man noch aus folgendem ſehen, was die Geiſter aus dem Planeten Mercur für ein Genie haben. Man muß wiſſen, daß alle, ſo viel Geiſter und Engel ſind, Menſchen waren, denn das menſchli - che Geſchlecht iſt die Pflanzſtadt des Him - mels; ferner, daß die Geiſter nach ihren Af - fectionen und Neigungen noch eben diejeni - ge ſeyen, die ſie waren, da ſie als MenſchenG 3in102Von dem Planetenin der Welt gelebt haben: denn einem jeden folgt ſein Leben nach. Weil dem alſo iſt, ſo kann das Genie der Menſchen von einer je - den Erde aus dem Genie der Geiſter, die da - her ſind, erkannt werden.

Weil die Geiſter des Mercurs in dem größten Menſchen das Gedächtniß der von dem Materiellen abgezogenen Sachen vor - ſtellen, ſo wollen ſie deswegen, wann jemand mit ihnen von irdiſchen, leiblichen und blos weltlichen Dingen redet, es durchaus nicht anhören, und wenn ſie dazu gezwungen wer - den, ſo überſetzen ſie es in etwas anders und gemeiniglich in das Gegentheil, damit ſie es vermeiden. Damit ich für gewiß wüßte, daß dieſes ihre Art zu denken ſey, ſo zeigte ich ihnen Wieſen, Aecker, Gärten, Wälder und Flüſſe, (dieſes Repräſentiren oder Vor - ſtellen heißt, es bildlich einem andern darle - gen, dis erſcheint in dem andern Leben nach dem Leben.) Sie verdreheten es aber alsbald, ſie verdunkelten die Wieſen und Aecker, und erfüllten es durch Vorſtellungen mit Schlan - gen, ſie verſchwärzten die Flüſſe, daß das Waſſer nicht hell ſchiene. Als ich ſie fragte, warum ſie dieſes thäten, ſagten ſie, daß ſie nicht an dergleichen Dinge, ſondern an et - was reelles denken wollten, welches Erkännt - niſſe der Sachen ſeyen, die von dem Jrdi - ſchen abgeſondert werden, hauptſächlich vondenen,103Mercur ꝛc. denen dergleichen es in dem Himmel gibt. Nach dieſem ſtellte ich ihnen gröſſere und kleinere Vögel vor, dergleichen auf unſerer Erde ſind, denn in dem andern Leben kann man dieſes lebhaft vorbilden: als ſie ſahen, daß ich ih - nen dieſe Vögel vorgeſtellt hatte, wollten ſie zuerſt ſolche umgeſtalten, hernach aber ergötz - ten ſie ſich daran, und blieben ſtill. Die Urſache war, weil die Vögel Erkenntniſſe der Sachen bedeuten, die Wahrnehmung davon hatte auch alsdann einen Einfluß, al - ſo lieſſen ſie ab von ihrer Umgeſtaltung, und alſo wandten ſie ſich von den Jdeen weg, welche in dem Gedächtniß hangen blieben, (lat. & ita ab ideis memoriæ ſuæ avertendis deſiſtebant.) Nach dieſem ſtellte ich ihnen einen ſehr angenehmen Garten, voll mit Lam - pen und Lichtern, vor, alsdann hielten ſie ſich auf und ſtunden dabey ſtill, weil die Lam - pen mit Lichtern die Wahrheiten, die aus dem Guten leuchten, bezeichnen. Daher ſchloſſe ich, daß ſie auch in Anſehung der ma - teriellen Sachen unterhalten werden konn - ten, wann man ihnen nur zugleich ihre Be - deutung im geiſtlichen Verſtand ertheilt: denn was des geiſtlichen Sinnes iſt, das iſt von dem Materiellen nicht ſo abgeſondert, weil es die Vorſtellung an dieſem iſt. Ueber - dis habe ich mit ihnen von Schaafen und Lämmern geredt, dieſes wollten ſie aber nicht hören, weil ſie dieſes für irdiſche Dinge an -G 4nahmen;104Von dem Planetennahmen; die Urſache davon war, weil ſie nicht verſtunden, was die Unſchuld iſt, wel - che die Lämmer anzeigen, welches ich daraus wahrnahm, da ich ſagte, daß die Lämmer, die in dem Himmel vorgeſtellt ſind, die Un - ſchuld bedeuten; darauf antworteten ſie mir, ſie wüßten nicht, was Unſchuld ſey, wel - ches ihnen nur dem Namen nach bekannt ſey. Die Urſach iſt, weil ſie nur von den Erkenntniſſen, nicht aber deren Nutzen, wel - cher ihr Endzweck iſt, gerührt werden, des - wegen können ſie nicht aus der innerlichen Empfindung (perceptione) wiſſen, was die Unſchuld iſt.

Es kamen einige von den Geiſtern des Mercurs, die von andern geſchickt waren, zu mir, daß ſie höreten, was bey mir vor - gienge; dieſen ſagte einer von den Geiſtern unſerer Erde, er ſollte den ſeinigen hinter - bringen, daß ſie nichts anders, als Wahr - heit reden, und nicht wie ſie pflegen, den Fragenden das Gegentheil vorhalten ſollten: denn wenn es einer von den Geiſtern unſerer Erde ſo machen würde, ſo würde er geſtraft werden. Darauf antwortete der Haufen, der noch entfernt war, von welchen jene Gei - ſter abgeſchickt waren, daß, wenn ſie deswe - gen geſtraft werden ſollten, ſie alle geſtraft werden müßten, weil ſie nicht anderſt thun könnten, und es ſo der heſtändige Gebrauchſey:105Mercur ꝛc. ſey: ſie ſagten, daß, wenn ſie mit den Menſchen ihrer Erde reden, ſie es auch ſo machen, aber dieſes thun ſie nicht in dem Sinn zu betrü - gen, ſondern damit ſie eine Wißbegierde ein - flöſen möchten: denn wenn ſie das Gegen - theil vorhalten, und die Sachen auf eine ge - wiſſe Art verbergen, ſo wird alsdann eine Wißbegierde erregt, und ſo wird aus der Bemühung es zu erfahren, das Gedächtniß verbeſſert. Von eben der Sache redete ich ein andersmal mit ihnen, und weil ich wuß - te, daß ſie mit den Geiſtern ihrer Erde rede - ten, ſo fragte ich, wie ſie ihre Einwohner unterrichten? Sie ſagten, daß ſie ſie nicht ſo unterrichten, wie ſich die Sache verhält, ſondern nur eine vorläufige Empfindung der Sache (apperceptionem) beybringen, damit dadurch die Begierde zu forſchen und zu wiſ - ſen unterhalten und vermehrt werde: denn wenn ſie auf alles antworten würden, ſo würde die Begierde vergehen. Sie ſetzten hinzu, daß ſie das Gegentheil auch deswegen vorhalten, damit die Wahrheit hernach beſſer eingeſehen werde. Denn alle Wahrheit er - ſcheint aus dem Verhältniß zu dem Gegen - ſatz. Sie haben im Gebrauch, daß ſie ei - nem nicht ſagen, was ſie ſelbſt wiſſen, ſon - dern nur von allem zuſammenwollen ſie wiſ - ſen, was ſie ſelbſt wiſſen; ihrer Geſellſchaft aber theilen ſie alles mit, ſogar, daß, wasG 5einer106Von dem Planeteneiner weiß, alle wiſſen, und was alle, ein jeder daſelbſt.

Weil die Geiſter des Mercurs an Kennt - niſſen einen Ueberfluß haben, ſo ſtehen ſie in einer Art Aufblehung. Sie glauben daher, daß ſie ſchon ſo viel wiſſen, daß man kaum mehr wiſſen könne. Allein die Geiſter von unſerer Erde ſagten ihnen, daß ſie nicht viel ſondern wenig wiſſen, und daß dasjenige, was ſie nicht wiſſen, unendlich dagegen ſey; und daß ſich das, was ſie nicht wiſſen, wie das Waſſer des ſehr groſſen Weltmeers zu dem Waſſer eines kleinen Bronnen, verhal - te; ferner, daß die erſte Stufe zur Weis - heit ſey, daß man wiſſe, erkenne und anneh - me, weil das, was man weiß, ſo wenig ge - gen demjenigen, was man nicht weiß, iſt, daß es kaum verglichen werden kann. Da - mit ſie wiſſen möchten, daß es ſo ſey, ſo durfte ein Geiſt, der ein Engel war, mit ih - nen reden, und ihnen überhaupt ſagen, was ſie wüßten, und was ſie nicht wüßten, und daß ihnen noch unendliches verborgen ſey, auch daß ſie in Ewigkeit nicht einmal das gemeine der Sachen wiſſen könnten. Er redete durch Jdeen, die die Engel haben, viel fertiger als ſie, und weil er ihnen entdeckte, was ſie wüßten, und was ſie nicht wüßten, ſo ſind ſie ſehr darüber erſtaunt. Nach die - ſem habe ich einen andern Engel mit ihnenreden107Mercur ꝛc. reden ſehen, der in einer Höhe zur rechten Hand erſchien. Er war von unſerer Erde und erzählte ſehr vieles, das ſie nicht wuß - ten, alsdann redtete er mit ihnen durch Ver - änderungen des Zuſtandes, von welchem ſie bekannten, ſie verſiehen es nicht. Darauf ſagte er ihnen, daß eine jede Veränderung des Status, (qui eſt relatio mutabilium ad fix - um quid) unermeßliches in ſich halte, und auch jedwedes kleinſie davon. Als ſie dieſes hörten, fiengen ſie an, ſich zu demüthigen, da ſie vorher wegen ihrer Kenntniſſe aufge - blaſen waren. Die Demüthigung ſtellte ſich durch die Herlaſſung ihres (Voluminis) Buchs vor. (Denn dieſer Haufe erſchien damals wie ein Buch (Volumen) vorwärts in einer Entfernung zur Linken, in der Ebene der Gegend unter dem Nabel.) Das Buch aber ſchien in der Mitte wie ausgehdlt, von den Seiten aber erhöhet zu ſeyn; ich nahm da - ſelbſt eine gegenſeitige öftere Bewegung wahr, man ſagte ihnen auch, was dieſes bedeute, d. i. was ſie in ihrer Erniedrigung denken möchten, und daß diejenigen die zu den Sei - ten erhöhet erſchienen, noch in keiner De - müthigung wären; ich ſahe zuletzt, daß das Volumen (Buch) ſich zertheilte, und daß diejenigen, welche noch in keiner Demüthi - gung waren, gegen ihrem Weltſtand, (Orbem) zuruck gewieſen wurden, die übrigen aber ſte - hen bleiben durften.

Es108Von dem Planeten

Es kamen Geiſter des Mercurs zu einem von unſerer Erde herbey, der, ſo lang er in der Welt gelebt hatte, wegen ſeiner Gelehr - ſamkeit ſehr berühmt war, ich meyne den Chriſtian Wolfen, ſie wollten von ihm in un - terſchiedlichen Sachen unterrichtet werden, da ſie aber wahrnahmen, daß dasjenige, was er ſagte, nicht über das Sinnliche eines na - türlichen Menſchen erhaben war, weil er im Reden an Ehre gedachte, und daß er, wie in der Welt (denn ein jeder iſt ſich in der an - dern Welt gleich) mancherley in eine Schluß - kette bringen, und aus dieſem wiederum, und beſtändig anderes ſchlieſſen, und alſo mehre - res aus ſolchen Dingen zuſammenketten woll - te, welche ſie noch nicht als wahr eingeſehen oder erkannt haben, indem ſie vorgaben, daß auf ſolche Weiſe weder die Schlußkette an ſich, noch mit dem concludirten zuſammen - hange, und es eine Dunkelheit des Anſehens nannten, ſo ſtunden ſie ab, ihn zu fragen, und ſagten nur allein, wie wird dieſes, wie jenes genennt? und weil er auch auf dieſes nur durch materielle und keine geiſtliche Jdeen antwortete, ſo wichen ſie weg von ihm. Denn ein jeder redt in dem andern Leben, ſo viel geiſtlicher Weiſe, oder durch geiſtliche Jdeen, als er in der Welt an GOtt geglaubt, und ſo viel auf materielle Art, als er nicht geglaubt hat. Weil ſich hier die Gelegenheit an die Hand gibt, ſo darſ ich erzählen, wiees109Mercur ꝛc. es den Gelehrten in dem andern Leben gehe, die den Verſtand aus eigenem Nachſinnen erlangen, worzu ſie durch die Liebe, das Wah - re um der Wahrheit willen zu wiſſen, und alſo um des vom weltlichen abgeſonderten Nutzens willen, angefeuert worden; und wie es ſich mit denenjenigen verhalte, welche es von anderen haben ohne eigenes Nachſinnen, wie es diejenigen zu thun pſlegen, die das Wahre blos um des Ruhms der Gelehrſam - keit willen, und alſo um Ehre und Gewinns willen in der Welt, und alſo nicht um des vom weltlichen abgeſonderten Nutzen willen ſuchen, ſo will ich hier einige Erfahrung von ſolchen anführen. Jch vernahm ein Getö - ſe, das von unten gegen der linken Seite bis zum linken Ohr gieng, und merkte, daß es Geiſter waren, die ſich daſelbſt herausſchwin - gen wollten, ich konnte aber nicht wiſſen, was für Geiſter es wären; da ſie aber heraus ka - men, redeten ſie mit mir, und ſagten, daß ſie Logici und Metaphyſici geweſen ſeyen, und daß ſie ſich mit ihren Gedanken da hinein ge - laſſen, zu keinem andern Ende, als daß ſie für Gelehrte gehalten werden, und alſo zu Ehren und Reichthümern gelangen möchten, ſie be - weinten ihren würklichen Zuſtand, weil ſie aus keinem andern Endzweck gelernt, und alſo ihre Vernunft hierdurch nicht gebeſſert hätten. Jhre Rede war langſam und ſtumm klingend. Unterdeſſen redeten zween mitein -ander110Von dem Planetenander über meinem Haupt; ich fragte ſie wer ſie wären? und ſie antworteten mir, daß der eine in der gelehrten Welt ſehr berühmt - re, und ich konnte glauben, daß es der Ariſto - teles war, wet der andere war, ſagten ſie mir nicht. Er wurde darauf in den Zuſtand geſetzt, worinn er in ſeinem Leben auf der Welt war, denn ein jeder kann leichtlich in den Zuſtand, darinn er in ſeinem Leben war, geſetzt werden, weil er denſelben Zu - ſtand ſeines Lebens ganz bey ſich hat. Jch wunderte mich ſehr, daß er ſich zum rechten Ohr wendete, und daſelbſt rauh und doch im - mer geſund redte. Aus dem Sinn ſeiner Sprache nahm ich wahr, daß er von einem ganz andern Verſtand als jene Scholaſtiker war, die zuerſt aufgeſtiegen waren, daß er nemlich ſeine Schriften aus ſeinem eigenen Nachdenken genommen, und daher ſeine Welt - weisheit hervor gebracht hat, alſo, daß die Worte, die er erfunden, und die er ſeinen ausgeſonnenen Dingen beygelegt hat, lauter Ausdrücke der Stimmen und Geſinnungen (formulæ vocum) waren, mit welchen er das Jnnere bezeichnete, ferner, daß er aus der angenehmen Neigung und Begierde, dasjeni - ge, was dem Nachſinnen und dem Verſtand eigen iſt, zu wiſſen erweckt worden; und daß er demjenigen, was ihm ſein Geiſt eingegeben, gehorſam gefolgt habe. Derohalben wandte er ſich zum rechten Ohr, anderſt als ſeineNach -111Mercur ꝛc. Nachfolger, die Scholaſtiker, welche nicht (ox cogitatione ad terminos, ſed a terminis ad cogitationes) von den Gedanken zu den Worten, ſondern von den Worten zu den Gedanken, und alſo auf einem widrign Weg gehen; und viele von ihnen gelangen nicht einmal zu den Gedanken, ſondern bleiben blos an den Worten hangen; wenn ſie dieſe anwenden, ſo geſchieht es, entweder das was ſie wollen zu beſtättigen, oder dem falſchen nach der Begierde zu überreden, den Schein des wahren anzuſtreichen; deswegen ſind ih - nen ihre wiſſenſchafftliche Dinge mehr Mit - tel, toll und närriſch als klug zu werden, und daher Finſterniß ſtatt des Lichts. Jch rede - te alsdann mit ihm von der analytiſchen Wiſ - ſenſchaft, und ſagte, daß ein Knab in einer halben Stunde mehr philoſophiſch, analytiſch und logicaliſch rede, als er durch ein ganzes Werk hätte beſchreiben können, weil alles, was zu einem Gedanken, und folglich zur menſch - lichen Rede gehöret, analytiſch iſt, davon die Geſetze aus der geiſtlichen Welt ſind; und wer nach der Kunſt aus den Worten denken will, der ſey einem Dänzer nicht ungleich, welcher aus der Wiſſenſchaft der Bewegungs - Fäſerlein und Muskeln danzen lernen will: wenn er nun unter dem Danzen immer dar - an denken würde, ſo würde er alsdann kaum einen Fuß bewegen können, und er bewegt doch ohne jene Wiſſenſchaft alle bewegendeFäſer -112Von dem PlanetenFäſerlein, die um ſeinen ganzen Leib ausge - breitet ſind, und mit Application bewegt er die Lunge, das Zwerchfell, die Seiten, die Aerme, den Hals und das übrige, zu deſſen Beſchreibung ganze Bücher nicht hinlänglich wären; und ſo verhält es ſich eben mit den - jenigen, die aus den Terminis denken wollen. Es billigte dieſes jener Geiſt, und ſagte, wenn man auf jenen Weg denken lerne, ſo gienge man in verkehrter Ordnung zu Werk; er ſetz - te hinzu: Wenn einer unſinnig ſeyn wollte, müſſe man ſo verfahren. Er ſollte aber un - aufhörlich nur auf den Nutzen und nach dem Jnnern denken. Hierauf zeigte er mir, was er für eine Jdee von dem höchſten GOtt ge - habt hatte, daß er ſich ihn, nemlich in menſch - licher Geſtalt, mit einem ſtrahlenden Kreis um das Haupt vorgeſtellt habe, und daß er jetzo wiſſe, daß der HErr ſelbſt jener Menſch, und daß der ſtrahlende Circul das Göttliche von ihm ſey, welches nicht nur in dem Him - mel allein, ſondern in die ganze Welt einen Einfluß hat, und alles ordnet und regieret, wer den Himmel beherrſcht und regieret, fügt er hinzu, der beherrſcht und regieret auch die ganze Welt, weil das eine von dem an - dern nicht abgeſchieden werden kann; er ſagte auch, daß er nur Einen GOtt allein geglaubt habe, deſſen Vollkommenheiten und Eigen - ſchaften er mit ſo viel Namen bezeichnete, als viele Götter andere anbeteten. Jch ſaheein113Mercur ꝛc. ein Weibsbild, welche ihre Hand ausſtreckte, und ihm die Wange ſtreicheln wollte, ich ver - wunderte mich darüber, er ſagte aber, daß, da er in der Welt geweſen, ihm öfters ein ſolches Weibsbild erſchienen, ſo ihm gleich - ſam die Wangen ſtreichelte, und deren Hand ſchön geweſen wäre; die Geiſter der Engel ſagten mir, daß ſolche Weibsbilder von den Alten öfters geſehen, und daher von ihnen Pallades genennet worden, und daß ſie ihm von denjenigen Geiſtern erſchienen ſey, die, da ſie als Menſchen zu alten Zeiten gelebt, ohne Philoſophie ſich an Jdeen ergötzt, und den Gedanken nachgehängt haben, und weil ſolche Geiſter bey ihm waren, und ein Ver - gnügen an ihm hatten, weil er von dem Jn - nern heraus ſeine Gedanken batte, ſo haben ſie ihm im Bild eine ſolche Frau vorgeſtellt. Zuletzt entdeckte er mir, was er für eine Jdee von der Seele oder dem Geiſt des Menſchen gehabt hatte, welchen er Pneuma nennte, daß es nemlich etwas lebendiges wäre, daß man nicht ſehen könnte, wie etwas Luft, er ſagte auch, daß er gewußt habe, daß ſein Geiſt nach dem Tode leben werde, weil es ſein innerliches Weſen wäre, welches nicht ſterben kann, weil es denken kann; und daß es überdiß davon nicht deutlich, ſondern nur undeutlich habe denken können, weil es anderswoher keine Erkenntniß auſſer von ſich, und ein wenig aus den Alten, davon hatte. Ueberdas iſtSw. Sch. III. Th. HAriſto -114Von dem PlanetenAriſtoteles in dem andern Leben unter den klugen Geiſtern, und viele von ſeinen Nach - folgern unter den thörichten.

Jch ſahe einsmals, daß Geiſter von unſe - rer Erde, bey den Geiſiern des Mercurs wa - ren, und ich hörte ſie untereinander reden; dar - auf fragten die Geiſter von unſerer Erde un - ter andern, an wen ſie glaubeten? ſie ant - worteten: ſie glauben an GOtt. Als ſie aber weiter von GOtt fragten, an den ſie glaubten, wollten ſie es nicht ſagen, weil es ihre Ge - wohnheit iſt, nicht gerade auf die Fragen zu antworten. Die Geiſter aber aus dem Mer - cur fragten hinwiederum die Geiſter unſerer Erde an wen ſie glaubten? ſie ſagten, an GOtt den HErrn; darauf ſagten die Geiſter des Mercurs: ſie merken, daß ſie an keinen GOtt glauben, und daß ſie im Gebrauch ha - ben, mit dem Munde zu ſagen, daß ſie glau - ben, und glauben doch nicht. (Die Geiſter des Mercurs haben ein ſehr ſeines Gemerk daher, weil ſie immer vermittelſt der Empſin - dung erforſchen, was andere wiſſen) Es wa - ren Geiſter unſerer Erde unter ihnen, welche ſich in der Welt zum Glauben nach der Lehre der Kirche bekannt, aber doch nicht nach dem Glauben gelebt haben; und wer kein Leben des Glaubens führet, der hat in dem andern Leben keinen Glauben, weil er nicht in dem Menſchen iſt. Als ſie dieſes höreten, ver - ſtummten ſie, weil ſie aus der ihnen alsdanngege -115Mercur ꝛc. gegebenen Erfahrung (apperceptione) erkann - ten, daß dem alſo ſey.

Etliche Geiſter aus dem Himmel wußten es, daß den Geiſtern des Mercurs einmal ver - heiſſen geweſen, den HErrn zu ſehen; deswe - gen wurden ſie von den Geiſtern, die um mich waren, befragt, ob ſie ſich dieſer Verheiſung erinnerten? ſie antworteten, ja in allweg, ſie wüßten aber nicht, ob es ihnen ſo verſpro - chen ſey, daß man nicht daran zweiflen dür - fe. Als ſie unter ſich ſo redeten, erſchien ih - nen die Sonne des Himmels, (die Sonne des Himmels, welche der HErr iſt, ſehen keine andere, als diejenigen, welche in dem inner - ſten oder dritten Himmel ſind, die übrigen ſe - hen nur das Licht von daher.) Da ſie die Sonne ſahen, ſagten ſie, dieſes ſey nicht GOtt der HErr, weil ſie ſein Angeſicht nicht ſahen. Unterdeſſen aber redeten die Geiſter unter - einander, was ſie aber redeten, hörte ich nicht. Plötzlich aber ließ ſich darauf die Sonne wie - der ſehen, und in ihrer Mitte der HErr mit eiuem Sonnenkreis umgeben, da dieſes die Geiſter des Mercurs ſahen, demüthigten ſie ſich ſehr tief, und lieſſen ſich nieder. Dar - auf wurde auch der HErr aus jener Son - ne von den Geiſtern dieſer Erde geſehen, wel - che, da ſie Menſchen waren, Jhn ſelbſt in der Welt geſehen haben, aus welchen einer nach dem andern und ſo in der OrdnungH 2viele116Von dem Planetenviele bekannten, daß es der HErr ſelbſt ſey, und dieſes haben ſie vor der ganzen Verſammlung eingeſtanden. Die Geiſter des Planeten Ju - piters ſahen endlich auch den HErrn aus der Sonne, welche mit deutlicher Stimme ſag - ten: Er ſeye es ſelbſt, den ſie auf ihrer Erde, da ihnen der GOtt des Weltalls erſchienen, geſehen hatten.

Einige wurden, nachdem ſie den HErrn geſehen, gegen vornen zu zur Rechten geführt, und da ſie fortgiengen, ſagten ſie, ſie ſähen ein weit helleres und reineres Licht, als ſie niemalen vorhero geſehen, und man könne kein gröſſeres Licht nirgends ſehen; und als - dann war es hier die Zeit des Abends, wel - ches mehrere ſagten. Es iſt zu wiſſen, daß die Sonne der Welt, auch nichts von Licht aus ihr, gar keinem Geiſt erſcheinet; das Licht dieſer Sonne iſt den Geiſtern und En - geln wie eine dicke Finſterniß, dieſe Sonne bleibt allein den Geiſtern aus der Erfahrung, da ſie, als ſie in der Welt waren, dieſelbe ſahen im Gemüth, und präſentirt ſich ihnen in der Jdee, wie etwas finſteres, und zwar von hinten in einer weiten Entfernung ein wenig über die Fläche des Haupts erhaben. Die Planeten, welche innerhalb dieſer Sonnen - welt ſind, erſcheinen nach einer gewiſſen Lage gegen die Sonne: der Mercur von hinten ein wenig zur Rechten, der Planet Venuszur117Mercur ꝛczur Linken ein wenig ruckwärts, der Mars zur Linken vorwärts, aber nach einer gröſ - ſern Entfernung, der Planet Saturn ganz vornen in einer ſehr weiten Entfernung, der Mond zur Linken ziemlich hoch, die Traban - ten auch zur Linken, im Verhältniß gegen ih - ren Planeten. So iſt die Lage jener Plane - ten in den Jdeen der Geiſter und Engel: und auch die Geiſter erſcheinen neben ihrem Pla - neten auſſerhalb demſelben. Was aber die Geiſter des Mercurs insbeſondere anbelangt, ſo erſcheinen ſie nach keiner gewiſſen Gegend, noch in einer gewiſſen Entfernung, ſondern ſie erſcheinen bald vorwärts, bald zur Linken, und bald ein wenig hinterwärts; die Urſach iſt, weil ſie durch die ganze Welt gehen dür - fen, um ſich Kenntniſſe zu verſchaffen. Die Geiſter des Mercurs erſchienen mir einsmals zur Linken in einer Kugel, und alsdann in einem Umfang, (volumine) der ſich in die Länge erſtreckte. Jch verwunderte mich, wo ſie hin wollten, ob ſie zu dieſer Erde oder an - derwärts wollten, und ich nahm bald wahr, daß ſie ſich zur Rechten wendeten, und ſich im Umwenden der Erde oder dem Planeten Venus näherten, zu ihrer vordern Gegend. Als ſie aber dahin kamen, ſagten ſie, ſie möch - ten nicht da bleiben, weil ſie hier böſe ſeyen; deswegen wendeten ſie ſich gegen dem hintern Theil dieſer Erde um, und ſagten darauf, ſie wollten da bleiben, weil die Leute, die daH 3ſeyen,118Von dem Planetenſeyen, gut ſind. Da dieſes geſchahe, ſpühr - te ich in dem Hirn eine gewaltige Verände - rung, und daher eine ſtarke Würkung Dar - aus konnte ich ſchlieſſen, daß die Geiſter der Venus, welche von jener Seite des Plane - ten ſind, mit den Geiſtern des Mercurs über - einſtimmten, und daß ſie ſich bezögen auf das Gedächtniß der immateriellen Sachen als übereinſtimmend mit dem Gedächtniß imma - terieller Dinge, welches die Geiſter des Mer - curs haben, deswegen wurde (in mir) eine gröſſere Würkung von ihnen empfunden, als ſie da waren.

Jch verlangte zu wiſſen, wie die Men - ſchen auf der Erde des Mercurs ausſehen, und wie ihr Leib geſtaltet, ob ſie den Men - ſchen unſerer Erde gleich ſeyen? Darauf ſtellte ſich vor meine Augen eine Frau, die denjenigen auf unſerer Erde ganz gleich war, ſie war ſchön von Angeſicht, aber kleiner als dic Frauen auf unſerer Erde, ſie war auch rahner von Leib, aber von gleicher Höhe, auf dem Kopf war ſie mit Leinwand, zwar nicht nach der Kunſt, aber doch anſtändig be - kleidet. Es präſentirte ſich mir auch ein Mann, welcher auch rahner von Leib war, als die Männer auf unſerer Erde ſind; die - ſer hatte ein dunkelblaues, dem Leib geſchmei - dig angemeſſenes Kleid an ohne Falten, und ohne daß etwas hervor ſtach; man ſagte mir,daß119Mercur ꝛc. daß die Menſchen dieſes Planeten eine ſolche Leibesgeſtalt und Tracht hätten. Jch bekam auch hernach ihre Kühe und Ochſen zu ſehen, die zwar nicht ſehr von denen auf unſerer Erde unterſchieden, aber doch kleiner waren, und einigermaſſen den Hündinnen und Hir - ſchen gleichen. Jch fragte ſie auch wegen der Sonne der Welt, wie ſie aus ihrer Er - de anzuſehen? ſie ſagte, ſie erſcheine groß, und gröſſer als aus anderen Erden; dieſes wiſſen ſie, ſagten ſie, aus der Jdee anderer Geiſter von der Sonne. Weiter ſagten ſie, daß ſie eine mittelmäßige Witterung hätten, nicht zu heiß und nicht zu kalt, GOtt habe, ſagten ſie noch ferner, ſo für ſie geſorgt, daß ſie keine allzugroſſe Hitze, weil ihre Erde der Sonne näher, als andere wäre, hätten, die - weil die Hitze nicht aus der Nähe der Son - ne kommt, ſondern von der Höhe und Dicke des Dunſt - und Luftkreiſes, wie es aus der Kälte auf den hohen Bergen, auch in den heiſſeſten Climaten erhellet, ferner, daß auch die Hitze nach dem geraden oder ſchiefen Auf - fallen der Sonnenſtrahlen unterſchieden ſey, wie man es aus den Zeiten des Winters und Sommers in einem jeden Land ſehen kann. Dieſes iſt, was mir von den Geiſtern und Einwohnern der Erde des Mercurs zu wiſ - ſen gegeben worden iſt.

H 4Von120Von dem Planeten

Von dem Planeten Jupiter und ſeinen Geiſtern und Einwohnern.

Mit den Engeln und Geiſtern des Plane - ten Jupiters, habe ich einen längern Umgang, als mit den Geiſtern und Engeln der übrigen Planeten haben dürfen, deswe - gen ich von dem Zuſtand ihres Lebens und der Einwohner dieſes Planeten, vieles erzeh - len kann. Daß die Geiſter von daher gewe - ſen, erhellte aus vielen Dingen, es wurde mir auch aus dem Himmel geſagt. Die Er - de ſelbſt oder der Planet Jupiter erſcheint zwar den Geiſtern und Engeln nicht, denn nirgends läßt ſich einigen daſelbſt eine Erde ſehen, ſondern nur Geiſter und Engel, die daher ſind, erſcheinen. Diejenigen, die aus dem Planeten Jupiter ſind, erſcheinen vor - wärts zur Linken, in einiger Entfernung, und ſo beſtändig. Die Geiſter einer jeden Erde ſind neben ihrer Erde, aus der Urſache, weil ſie dieſelbe bewohnt haben, (denn ein jeder Menſch wird nach dem Tode ein Geiſt) und weil ſie demnach von gleicher Gemüths - art ſind, und bey den Einwohnern ſeyn, und ihnen dienen können. Sie erzehlten, daß in derjenigen Gegend der Erde, wo ſie gelebt haben, ſo lange ſie in der Welt waren, eine groſſe Menge Menſchen wäre, ſo viel als die Erde ernähren könnte, daß ſie fruchtbar ſey,und121Jupiter. und an allem einen Ueberfluß habe, und daß ſie daſelbſt nicht mehr, als ſoviel zu den Be - dürfniſſen des Lebens erfordert wird, begeh - ren, und daß ſie das, was nicht zu den Noth - wendigkeiten gehöret, auch nicht für nützlich halten, und daß daher die Menge der Men - ſchen ſo groß ſey. Sie ſagten, daß ihre größte Sorge die Erziehung der Kinder - re, und daß ſie dieſelben aufs zärtlichſte lieb - ten. Sie erzehlten ferner, daß ſie daſelbſten in Völker, Familien und Häuſer zertheilt ſeyen, und daß alle beſonders mit den Jhri - gen wohnen, und daß ſie daher nur mit den nächſten Verwandten einen Umgang haben; ferner, daß niemand jemalen nach des an - dern Güter trachte, ja daß es keinem in den Sinn komme, von des andern Gütern et - was zu erlangen, weniger etwas durch Kunſt - griffe an ſich zu ziehen, am wenigſten aber es anzufallen und wegzunehmen, dieſes hal - ten ſie für eine ſchröckliche, und wider die menſchliche Natur lauffende That. Da ich ihnen ſagen wollte, daß es auf unſerer Er - de Kriege, Raubereyen und Todſchläge gebe, wandten ſie ſich weg, und verabſcheueten es auch nur anzuhören. Daß die allerälteſten auf dieſer Erde eben ſo ihre Wohnungen ge - habt haben, iſt mir von den Engeln geſagt worden, daß ſie nämlich in Völker, Fami - lien und Häuſer zertheilt, und alle mit ih - rem Gut zufrieden geweſen ſeyen, auch daßH 5es122Von dem Planetenes etwas ganz unbekanntes geweſen ſey, ſich von anderer ihren Gütern zu bereichern, wie auch aus Eigenliebe zu herrſchen, und daß daher die alte Zeiten, und inſonderheit die älteſten, dem HErrn vor den nachfolgenden angenehm geweſen ſeyen, und daß auch da - zumal, weil es ein ſolcher Zuſtand war, die Unſchuld und mit ihr die Weisheit geherrſcht habe, daß alsdann ein jeder das Gute, weil es gut, und das was recht, weil es recht, ge - than habe, daß ſie nicht gewußt haben, was da ſey, das Gute und Recht um ihrer Ehre oder Gewinnſts willen zu thun, auch daß ſie dazumal nichts als die Wahrheit geredt ha - ben, und dieſes nicht ſowohl deswegen, weil es wahr, als vielmehr weil es gut, d. i. nicht aus einem bloſen Verſtand, ſondern aus ei - nem freyen, mit dem Verſtändniß vereinig - ten Willen (non ex intellectuali ſeparato, ſed ex voluntario cum intellectuali conjuncto.)

So waren die alten Zeiten beſchaffen, des - wegen konnten damals die Engel mit den Menſchen converſiren, und ihre Gemüther (mentes) die von cörperlichen Dingen beyna - he abgeſchieden waren, in den Himmel erhe - ben, ja, ſie daſelbſt herum führen, und ihnen das Prächtige allda und die Glückſeeligkeiten zeigen, wie auch ihr Glück und Wonne mit ihnen theilen. Dieſe Zeiten waren auch den alten Schriftſiellern bekannt, und wurdenvon123Jupiter. von ihnen die goldene und auch die ſaturni - ſche Zeiten genannt. Die Urſach, daß dieſe Zeiten ſo beſchaffen waren, war, wie bereits geſagt worden, dieſe, daß ſie in Völker, und die Völker in Familien, und die Familien in Häuſer unterſchieden waren, und ein jedes Haus für ſich gewohnt hat; und daß es da - mals keinem in den Sinn gekommen, nach des andern ſeinem Erbe zu ſiehen, und ſich daraus Reichthum und Herrſchaft zu erwer - ben. Die Eigenliebe und die Liebe zur Welt, waren damals weit entfernt, ein jeder freute ſich über das ſeinige und nicht weniger über des andern ſein Gut. Dieſe Scene aber hat ſich in der Folge der Zeit geändert, und in das Gegentheil verwandelt, da die Begierde zu herrſchen und vieles zu beſitzen in die Ge - müther eingedrungen, alsdann vereinigte ſich das menſchliche Geſchlecht um ſeiner Sicher - heit willen, in Reiche und Herrſchaften, und weil die Geſetze der Liebe und des Gewiſſens, welche in die Herzen geſchrieben waren, auf - gehört haben, ſo war es nöthig, um die Ge - waltthätigkeiten zu bezähmen, Geſetze zu ge - ben, in welchen Ehre und Gewinn die Be - lohnungen, und die Beraubungen deſſelben die Strafen waren. Da ſich der Zuſtand ſo ge - ändert, wandte ſich der Himmel ſelbſt von den Menſchen ab, und das je länger je mehr bis auf dieſe Zeiten, da man nimmer weiß, ob ein Himmel oder eine Hölle ſey, ja von ei -nigen124Von dem Planetennigen geläugnet wird, daß es dergleichen ge - be. Dieſes wird geſagt, damit durch eine Parallelſtelle erläutert werde, wie der Zu - ſtand derer, die in dem Planeten Jupiter ſind, beſchaffen, und woher ihre Frömmig - keit und Weisheit komme, davon ich im fol - gendem mehrers ſagen will.

Durch einen langen Umgang mit den Gei - ſtern des Jupiters erkannte ich, daß ſie fröm - mer als die Geiſter vieler anderen Erden wa - ren. Jhr Anfall, als ſie ankamen, wovon alsdann ein Aufenthalt und Einfluß ent - ſtund, war ſo gelind und angenehm, daß ich es nicht ausdrucken kann. Die Beſchaffen - heit eines jedweden Geiſtes zeigt ſich in dem andern Leben durch den Einfluß, der eine Mittheilung ſeiner Rührungen (affectionis) iſt, die Frömmigkeit offenbart ſich durch das Angenehme und Sanfte; durch das Sanfte, weil er ſich fürchtet zu ſchaden, und durch das Angenehme, weil er gern Gutes thut; das Sanfte und Angenehme des Einfluſſes der guten Geiſter von unſerer Erde habe ich von jener ihrem ſehr deutlich unterſcheiden kön - nen. Sie ſagten, wann eine geringe Zwi - ſtigkeit unter ihnen vorkomme, daß ſich wie ein dünner weiſſer Strahl, wie bey einem Blitz, oder wie ein Bündlein (faſciola) wor - inn ſchimmernde und herumirrende Sterne ſind, ſehen laſſe, ſie geben ſich aber bald wie -der125Jupiter. der zufrieden: die glänzende und zugleich her - umirrende Sterne bedeuten das Falſche, aber die ſchimmernde und immer an einem Ort ſte - hende Sterne das Wahre. Alſo bedeuten je - ne (die irrende) Zwiſtigkeit. Die Anweſen - heit der Jovialiſchen Geiſter habe ich nicht nur aus ihrem gelinden und ſanften An - wandlen und Einfluß erkennen können, ſon - dern auch daraus, weil ſie meiſtens ihren Ein - fluß in das Geſicht hatten, und es freudig und lächlend machten, und dieſes beſtändig, ſo lang ſie da waren; ſie ſagten, daß ſie es mit den Angeſichtern ihrer Einwohner, wann ſie zu ihnen kommen, eben ſo machen, und ihnen alſo die Ruhe und Wonne des Herzens einflöſen wollen; dieſe Ruhe und Wonne, welche ſie mir einflößten, erfüllte merklich die Bruſt und das Herz; die Begierden und die Sorgen wegen des Zukünftigen entfer - ten ſich alsdann, als welche Unruhe und Un - luſt mit ſich bringen, und in dem Gemüth allerley Bewegungen verurſachen. Daher konnte ich erkennen, was es für eine Be - ſchaffenheit mit dem Leben der Einwohner auf der Erde des Jupiters hat, denn aus den Gei - ſtern kann man die Art der Einwohner erken - nen, denn einem jeden hangt ſeine Lebensart von der Welt an, und er lebt auch ſo fort, wenn er ein Geiſt wird. Jch nahm wahr, daß ſie in einem noch innereren Zuſtand der Seligkeit oder Glückſeligkeit waren, dadurchnahm126Von dem Planetennahm ich ab, daß ihr Jnneres gegen den Him - mel nicht verſchloſſen, ſondern noch eröffnet war; denn je offener das Jnnere gegen dem Himmel iſt, deſto eher nimmt es das Gute von GOtt und damit die Seligkeit und innere Glückſeligkeit an, ganz anders iſt es bey de - nenjenigen, die nicht in der Ordnung des Him - mels leben, dieſen iſt das Jnnere verſchloſ - ſen, und das Aeuſſere zur Welt aufgethan.

Was für ein Angeſicht die Einwohner des Jupiters haben, wurde mir auch gezeigt, nicht daß ich die Einwohner ſelbſt geſehen, ſondern nur die Geiſter in ähnlicher Geſtalt, die ſie hatten, als ſie auf ihrer Erde waren: Ehe ich aber dieſes habe ſehen dürfen, erſchien mir ei - ner von ihren Engeln hinter einer weiſſen Wolke, der mir Erlaubniß darzu gab. Dar - auf zeigten ſich mir zwey Angeſichter, ſie wa - ten wie die Angeſichter unſerer Erde, weiß und ſchön, es leuchtete aus ihnen die Auf - richtigkeit und Beſcheidenheit heraus. Da die Geiſter des Jupiters bey mir waren, ſchie - nen mir die Angeſichter der Menſchen auf unſerer Erde kleiner als ſonſt zu ſeyn, wel - ches daher kommt, weil aus denſelben Gei - ſtern die Jdee in mir entſtand, welche ſie von ihren Angeſichtern hatten, daß ſie gröſſer - ren: denn ſie glauben, daß, wenn ſie als Men - ſchen auf ihrer Erde leben, nach dem Tod ihre Angeſichter gröſſer, und der Geſtalt nach rundſeyn127Jupiter. ſeyn würden, und weil ſich dieſe Jdee ihnen eingedrückt hat, ſo bleibt ſie ihnen auch daher, und ſie erſcheinen ſich, wann ſie Geiſter wer - den, in gröſſeren Angeſichtern. Daß ſie glauben, ihre Angeſichte werden gröſſer, kommt daher, weil ſie ſagen, ihr Angeſicht ſey kein Cörper, weil ſie dadurch ſehen, hören, reden und Gedanken vorſtellen, und weil auch das Gemüth (mens) dadurch ſichtlich wird, des - wegen haben ſie eine Jdee von dem Angeſicht, wie von dem geſtalteten Gemüth; und weil ſie wiſſen, daß ſie nach dem Leben in der Welt weiſer werden, ſo glauben ſie, daß ihre Ge - müthsform oder ihr Angeſicht gröſſer werde. Sie glauben auch, daß ſie nach dem Tod ein Feuer bekommen werden, das ihre Angeſichte erwärmen würde, dis leiten ſie daher, weil die Klügere unter ihnen wiſſen, daß das Feuer in dem geiſtlichen Sinn die Liebe bedeute, und daß die Liebe das Feuer des Lebens ſey, und daß aus dieſem Feuer die Engel ihr Le - ben haben; diejenigen unter ihnen, welche in himmliſcher Liebe gelebt haben, werden auch ihres Wunſches gewähret, und ſpühren, daß ihr Angeſicht warm wird, und alsdann wird das Jnnere ihres Gemüths von Liebe entzün - det. Eben deswegen waſchen und reinigen die Einwohner derſelben Erde ihr Angeſicht oft, und bewahren es ſorgfältig vor der Son - nenhitze; ſie haben einen Anzug, der aus ei - ner blaulichten Rinde gemacht iſt, damit um -geben128Von dem Planetengeben ſie das Haupt, und bedecken ſo das An - geſicht. Von den Angeſichtern der Menſchen auf unſerer Erde, die ſie durch meine Augen geſehen, ſagten ſie, ſie wären nicht ſchön, und ihre Schönheit beſtünde in der äuſſeren Haut, nicht aber in den Faſern von innen; ſie wunderten ſich, daß einiger ihre Angeſichter rauh und blattermäßig, oder auf eine andere Art verſtellt waren, und ſagten, daß man bey ihnen dergleichen nicht finde; doch gefielen ihnen auch einige Angeſichter, nemlich die frö - lichen und lächelnden, und die, welche um die Lippen ein wenig heraus giengen. Daß ih - nen die Angeſichter, die um die Lippen her - aus giengen, gefielen, kam daher, weil ſie mei - ſtens durch das Angeſicht reden, und haupt - ſächlich durch deſſen Gegend um die Lippen, und weil ſie ſich niemals verſtellen, d. i. an - derſt reden, als ſie denken, deswegen thun ſie ihrem Angeſicht keinen Zwang an, ſondern laſſen es frey heraus; anderſt iſt es bey de - nenjenigen, die von Kindheit an die Verſtel - lung gelernt haben, deren Angeſicht zieht ſich daher von innen zuſammen, daß man nichts vom Gedanken daraus ſehen kann; von auſ - ſen läßt man auch nichts heraus kommen, ſondern man hält es parat, ſich heraus zu laſ - ſen oder zuſammen zu ziehen, wie es die Ver - ſchlagenheit anräth. Wenn man die Zaſern der Lippen und deſſen, was um ſie herum iſt, an - ſchauet, kann man die Wahrheit ſehen: dennes129Jupiter. es ſind daſelbſt vielerley Reihen zuſammen geflochten, und dick aufeinander, welche nicht allen zum Eſſen und zur Sprache durch Wör - ter, ſondern auch die Jdeen des Gemüths auszudrucken, geſchaffen ſind.

Es wurde mir auch gezeigt, wie ſich die Gedanken durch das Geſicht präſentiren; die Neigungen, welche die Liebe detreffen, offen - baren ſich durch das Geſicht und deſſen Ver - änderungen, und die Gedanken in ihnen durch die Verſchiedenheiten nach den Geſtalten des Jnnern daſelbſt, weiter kann man es nicht beſchreiben.

Die Einwohner des Jupiters haben auch eine Wörterſprache, die aber nicht ſo ſchal - lend iſt, wie bey uns. Eine Sprache (Lo - quela) hilft der andern, und der Wörterſpra - che (Loquelæ vocum) wird ein Leben eingeflö - ſet durch die Sprache des Angeſichts. Jch wurde von den Engeln belehret, daß die aller - erſte Sprache auf einer jeden Erde, die Spra - che durch das Angeſicht geweſen, und das aus zweyen urſprünglichen Quellen daſelbſt, nemlich aus den Lippen und den Augen; die Urſache, daß dergleichen Sprache die erſte ge - weſen iſt, weil das Angeſicht, dasjenige, was der Menſch denkt und was er will, abzubil - den, geſtaltet iſt, daher iſt auch das Angeſicht das Bild und der Zeiger des Gemüths ge -Sw. Sch. III. Th. Jnannt130Von dem Planetennanut worden; ferner, weil in den älteſten oder erſten Zeiten alles aufrichtig geweſen, und der Menſch nicht anders gedacht hat, oder hat denken wollen, als was er haben woll - te, daß man es aus ſeinem Angeſicht ſehe; alſo konnten auch die Neigungen des Ge - müths, und daher die Gedanken lebhaft und vollkommen vorgeſtellt werden, ſo präſentirte ſichs auch nach dem Aug, wie in einer Ge - ſtalt (forma) ſehr vieles zugleich. Dieſe Sprache übertraf um ſo viel die Wörterſpra - che, als das Geſicht das Gehör: nemlich wie ein Unterſchied iſt, ein Feld ſehen, oder nur davon hören, und faſſen, wann es durch Wör - ter beſchrieben iſt. Sie ſetzten hinzu, daß dergleichen Sprache mit der Sprache der En - gel überein käme, mit welchen die Menſchen zu denſelbigen Zeiten auch Gemeinſchaft hat - ten: wann auch das Angeſicht redet, oder das Gemüth durch das Angeſicht, ſo iſt die Spra - che der Engel bey dem Menſchen in der letz - ten natürlichen Geſtalt, nicht aber wann der Mund durch Stimmen redet. Es kann auch ein jeder begreiffen, daß die Wörterſprache den Aelteſten nicht habe bekannt ſeyn kön - nen, weil die Wörter der Sprache nicht un - mittelbar eingegeben ſind, ſondern erſt muß - ten ausgefunden und denen Sachen beygelegt werden, welches nur durch die Folge der Zeit geſchehen konnte. So lang Aufrichtigkeit und Geradheit bey dem Menſchen war, ſolang131Jupiter. lang blieb auch dergleichen Sprache; ſo bald aber der Sinn (mens) anderſt zu denken und anderſt zu reden anfieng, welches ſich zuge - tragen, da der Menſch ſich und nicht ſeinen Nächſten zu lieben anfieng, ſo bald hat auch die Wörterſprache zugenommen, und das An - geſicht hat geſchwiegen oder gelogen: daher hat ſich die innere Geſtalt des Angeſichts ver - ändert, ſich zu ſammen gezogen, verhärtet und angefangen, faſt das Leben zu verliehren, aber die äuſſerliche hat angefangen, von dem Feuer der Eigenliebe entflammt zu werden, und (auf ſolche unächte Art) als lebendig vor den Augen der Menſchen zu ſcheinen. Denn das, was als des Lebens manglend allda ſich einfindet, erſcheint nicht vor den Augen der Menſchen, ſondern vor den Augen der En - gel, weil dieſe das Jnnere erblicken. So ſind die Angeſichter derjenigen beſchaffen, die anderſt denken und anderſt reden: denn die Verſtellung, Heucheley, Liſt und Betrug, welches die heutige Klugheit iſt, führen ſol - ches ein. Die Sache verhält ſich aber in dem andern Leben ganz anders, daſelbſt darf man nicht anders reden und anderſt denken: denn man empfindet auch daſelbſt deutlich in einem jeden Wort, daß es nicht mit einander übereinſtimme, und wenn man es merkt, ſo ſtößt man einen ſolchen Geiſt, in welchem dergleichen Falſchheit iſt, aus der Geſellſchaft, und beſtraft ihn, hernach wird er auf man -J 2cherley132Von dem Planetencherley Weiſe dahin gebracht, daß er redet, wie er denkt, und daß er denkt, wie er will, bis ſein Gemüth (mens) Eines, und nicht mehr getheilt iſt; wenn er nemlich ſo gut iſt, daß er das Gute will, und die Wahrheit aus dem Guten denkt und redet; und wenn er ſo - ſe iſt, daß er das Böſe will, und das Falſche aus dem Böſen denkt und redet; der Gute wird nicht eher in den Himmel erhaben, und der Böſe wird auch nicht eher in die Hölle geworfen, und dieſes geſchiehet zu dem Ende, daß in der Hölle nichts als Böſes und Falſches aus dem Böſen, und in dem Himmel nichts als Gu - tes und Wahrheit aus dem Guten ſey.

Jch bin ferner von den Geiſtern, die aus jener Erde waren, von unterſchiedenen Dingen, die ſich bey den Einwohnern daſelbſt finden, unterrichtet worden, als von ihrem Gang, von ihren Speiſen und Wohnungen. Was ih - ren Gang anbetrift, ſo gehen ſie nicht auf - recht, wie die Einwohner dieſer Erde, und vieler andern Erden, ſie kriechen auch nicht wie die Thiere, ſondern wenn ſie gehen hel - fen ſie ſich mit den flachen Händen, und he - ben ſie nach einander zur Helfte über die Füſ - ſe in der Höhe, ſie ſehen auch im Gehen alle drey Schritte hinter ſich und zur Seiten, und biegen alsdann den Leib ein wenig, welches ſchnell geſchiehet, denn bey ihnen iſt es ein Uebelſtand, wenn man von andern anderſtals133Jupiter. als vom Angeſicht geſehen wird. Wann ſie ſo gehen, halten ſie das Geſicht immer auf - recht, wie bey uns, daß ſie ſo auch den Him - mel anſchauen, wenn ſie die Erde anſehen; ſie hängen es nicht gegen die Erde, dieſes hei - ſen ſie verdammt; die geringſten bey ihnen machen es alſo, wann ſie ſich nicht angewöh - nen, das Angeſicht in die Höhe zu heben, ſo werden ſie aus ihrer Geſellſchaft ausgeſtoſſen. Wenn ſie aber ſitzen, ſo präſentiren ſie ſich wie die Menſchen auf unſerer Erde, nach dem obern Theil des Leibes aufrecht, nach den Füſ - ſen aber ſitzen ſie kreutzweis; ſie hüten ſich ſehr, nicht allein wenn ſie gehen, ſondern auch wenn ſie ſitzen, daß man ſie nicht von hin - ten, ſondern nur von vornen ſehe, ſie ha - ben es auch gern, daß man ihre Angeſichter ſieht, weil daraus ihr Gemüth zu erſehen iſt, denn ſie zeigen kein anderes Angeſicht, als ihr Gemüth iſt, können es auch nicht anderſt; die Anweſenden wiſſen es auch daher deut - lich, wie ſie gegen ſie geſinnt ſeyen, welches ſie auch nicht verbergen, abſonderlich ob die Freundſchaft, die ſie blicken laſſen, aus Auf - richtigkeit oder aus Zwang herrühre. Die - ſes zeigten mir ihre Geiſter, und ihre Engel beſtätigten es, deswegen ſcheinen auch ihre Geiſter nicht wie die andere aufrecht zu ge - hen, ſondern ſchier wie die Schwimmer, dem Gang mit den Händen zu helfen, und ſich öf - ters umzuſehen.

J 3Die -134Von dem Planeten

Diejenigen, welche in ihren warmen Erd - ſtrichen leben, gehen nacket, doch haben ſie ei - ne Decke über die Lenden, ſie ſchämen ſich nicht ihrer Blöſe, denn ihr Sinn iſt keuſch, ſie lie - ben nur ihre Weiber, und verabſcheuen den Ehebruch. Sie wunderten ſich ſehr, daß die Geiſter unſerer Erde, da ſie höreten, daß ſie ſo gehen und auch nackend ſeyen, ſie aus - lachten, und geile Gedanken hätten, und daß ſie gar nicht auf ihr himmliſches Leben, ſon - dern nur auf dergleichen Dinge aufmerkſam geweſen ſeyen; ſie ſagten, dieſes ſey ein Zei - chen, daß ſie ſich um das Leibliche und Jrdi - ſche mehr bekümmern, als um das Himmli - ſche, und daß unanſtändige Dinge ihre Her - zen einnehmen. Es wurde ihnen geſagt, daß die Blöſe keine Schande noch Aergerniß de - nen ſey, welche in der Keuſchheit und in dem Stand der Unſchuld leben, ſondern nur de - nen, welche in Geilheit und Unzucht leben.

Wenn die Einwohner jener Erde im Bett liegen, ſo kehren ſie ihr Angeſicht vorwärts gegen dem Zimmer, nicht aber hinterwärts gegen der Wand zu. Dieſes erzehlten mir ihre Geiſter, und führter. zur Urſache an, daß ſie glauben, ſie kehren das Angeſicht ſo gegen den HErrn, kehren ſie es aber hinterwärts, ſo wendeten ſie es von Jhm ab. Dergleichen wiederfuhr mir etlichemal, da ich in dem Bettwar,135Jupiter. war, woher es aber komme, hatte ich vorher nicht gewußt.

Sie eſſen gern lang, nicht ſowohl aus Vergnügen an der Speiſe, als vielmehr am Geſpräch zur ſelbigen Zeit. Wenn ſie an dem Tiſch fitzen, ſo ſitzen ſie nicht auf Seſ - ſeln oder Bänken, oder erhöheten Strohbet - ten, auch nicht auf dem Gras, ſondern auf den Blättern eines gewiſſen Baums, ſie woll - ten mir nicht ſagen, von was für einen Baum die Blätter waren, da ich aber viele rieth und nennete, geſtunden ſie mirs endlich, da ich die Blätter des Feigenbaums nannte. Ue - berdieß ſagten ſie, daß ſie die Speiſen nicht nach dem Geſchmack, ſondern vornemlich nach dem Nutzen zurichten, ſie ſagten, daß eine nützliche Speiſe ihnen wohl ſchmecke. Hievon ward die Rede unter den Geiſtern, und der Ausſpruch geſchahe, daß dieſes einem Menſchen gezieme, denn ſo liegt ihm am Her - zen, daß eine geſunde Seele in einem geſun - den Leib ſey, diß iſt anderſt, als bey denen, bey welchen der Geſchmack herrſchet, daher kränkelt der Leib, zum wenigſten iſt er inner - lich ſchwach, folglich auch das Gemüth, (mens) denn dieſes richtet ſich nach dem innern Zu - ſtand der Theile, die das, was des Leibes iſt, aufnehmen, ſo, wie das Geſicht und Gehör ſich nach dem Zuſtand des Auges und des Oh - res richtet; deswegen iſt es eine Thorheit,J 4wenn136Von den Planetenwenn man die ganze Annehmlichkeit des Le - bens in die Schwelgerey und Wolluſt ſetzt, daher iſt man auch in ſolchen Dingen ſtumpf, welche Nachdenken und Beurtheilung betref - fen, und geſchickt in dem, was den Leib und die Welt angehet. Hieraus entſteht die Aehn - lichkeit eines Menſchen mit einem unver - nünftigen Thier, mit welchem ſich auch ſolche nicht uneben vergleichen.

Jhre Wohnungen ſind mir auch gezeigt wor - den, ſie ſind niedrig von Holz, inwendig aber mit Baſt, oder mit einer Rinde von weiß - lecht himmelblauer Farbe ausgemacht, und ganz herum und oben mit Sternlein, wie ſie an den Himmel erſcheinen, ausgedüpfelt: denn ſie wollen ihre Häuſer inwendig nach der Gleichheit des ſichtbaren Himmels überziehen, die Urſach iſt, weil ſie glauben, die Sterne ſeyen die Wohnungen der Engel. Sie haben auch Zelten, welche oben rund, und in die Länge ausgedehnet, auch inwendig mit Sternlein auf einem himmelblauen Boden ausgeziert ſind. Jn dieſe begeben ſie ſich bey Tag, da - mit ihre Angeſichter von der Sonnenhitze kei - nen Schaden leiden. Sie ſind ſehr beſorgt, dieſe ihre Zelter ſchön auszuzieren, und rein - lich zu halten, ſie eſſen auch in denſelben.

Da die Geiſter des Jupiters die Pferde dieſer Erde ſahen, kamen mir die Pferde klei -ner137Jupiter. ner vor als ſonſt, ob ſie gleich ſtark und hoch waren, dieſes kam aus der Jdee, die jene Gei - ſter von den Pferden daſelbſt haben; ſie ſag - ten, es gebe bey ihnen auch dergleichen, aber viel gröſſere, ſie ſeyen wild oder halten ſich in den Wäldern auf, und jagen ihnen, wenn man ſie ſiehet, einen Schrecken ein, ob ſie gleich keinen Schaden thun; ſie ſetzten noch hinzu, daß ſie vor ihnen eine angebohrne oder natürliche Furcht haben, daher bekam ich Gelegenheit, der Urſache von dieſer Furcht nachzudenken: Ein Pferd bedeutet in dem geiſtlichen Sinn etwas intellectuelles, das aus den wiſſenſchaftlichen Dingen gebildet worden, und weil ſie das inrellectuelle durch die Wiſſenſchaften aus der Welt auszubeſ - ſern ſich ſcheuen, ſo kommt daher der Ein - fluß der Furcht. Daß ſie die wiſſenſchaft - lichen Dinge, welche die menſchliche Gelehr - ſamkeit betreffen, nicht achten, wird man im folgenden ſehen.

Die Geiſter jener Erde wollen nicht mit den Geiſtern unſerer Erde in Geſellſchaft ſeyn, weil ſie in den Gemüthern und Sit - ten unterſchieden ſind: Sie ſagen, die Gei - ſter unſerer Erde ſeyen liſtig, und fertig und ſinnreich, Uebel anzuſtiften, wiſſen auch und denken wenig an das Gute. Ueberdas ſind die Geiſter des Jupiters viel weiſer als die Geiſter unſerer Erde; von den unſrigen ſa -J 5gen138Von den Planetengen ſie auch, daß ſie viel reden und wenig denken, und daß ſie alſo nicht viel und auch nicht einmal was gut iſt, innerlich empfin - den könnten: ſie ſchlieſſen daher, daß die Menſchen unſerer Erde äuſſerliche Menſchen ſind. Einsmals wurde auch den böſen Gei - ſtern unſerer Erde zugelaſſen, durch ihre - ſe Künſte zu agiren, und denen Geiſtern des Jupiters, die bey mir waren, zuzuſetzen, dieſe ſtunden es ſehr lange aus, endlich aber bekannten ſie doch, daß ſie es nicht länger ertragen könnten, und daß ſie glaubten, es gebe keine ſchlimmere, denn ſie verkehrten ihre Einbildung und Gedanken ſo, daß es ſie bedünkte, als wenn ſie gleichſam gebun - den wären, und nicht anders als durch gött - liche Hülfe herausgeriſſen und errettet wer - den könnten. Als ich in dem Wort (GOttes) etwas von dem Leiden unſeres Heilandes ge - leſen, ſo ſchmäheten die Europäiſche Geiſter gräulich darwider, um die Geiſter des Jupi - ters zu verführen. Man fragte ſie, wer ſie wären, und was ſie in der Welt für ein Amt gehabt hätten, da man dann erfuhr, daß et - liche unter ihnen Prediger, und mehrere von denen geweſen, welche ſich aus der Geſell - ſchaft des HErrn oder Jeſuiten nennen. Jch ſagte, daß ſie, da ſie in der Welt lebten, damals durch ihre Predigten von dem Leiden des HErrn den Pöbel zum Weinen haben bewegen können; ich ſagte ihnen auch dieUrſa -139Jupiter. Urſache, daß ſie in der Welt anderſt gedacht und anderſt geredt, und alſo etwas anders in dem Herzen als in dem Mund geführt ha - ben, und daß ſie jetzt nicht mehr ſo betrüg - lich reden dürfen: denn wenn ſie Geiſter wer - den, müſſen ſie gänzlich ſo reden, wie ſie den - ken. Es erſtaunten hauptſächlich die Geiſter des Jupiters darüber, daß es einen ſolchen Zwieſpalt des Jnn - und Aeuſſerlichen bey dem Menſchen geben könne, nemlich ganz anderſt zu reden und anderſt zu denken, wel - ches ihnen unmöglich wäre. Sie verwun - derten ſich, da ſie höreten, daß viele aus un - ſerer Erde auch Engel werden, und daß die - ſelben ein ganz anderes Herz haben, ſie ſchloſ - ſen alsdann, daß auf unſerer Erde alle ihnen ähnlich ſeyen, man ſagte ihnen aber, daß viele nicht ſo ſeyen, und daß es auch einige gebe, die aus dem Guten, nicht aber aus dem Böſen, wie jene denken, und daß diejenigen, welche aus dem Guten denken, Engel wer - den. Damit ſie wüßten, daß es ſo ſey, ſo kamen aus dem Himmel von den Engeln aus unſerer Erde Chöre, einer nach dem andern, welche zugleich mit Einer Stimme und mit Zuſammenſtimmung den HErrn verherrlich - ten; an dieſen Chören ergötzten ſich die Gei - ſter des Jupiters, die bey mir waren, ſo ſehr, daß es ihnen dünkte, ſie ſeyen gleichſam in den Himmel entzückt, dieſe Lobpreiſung der Chöre daurete ohngefähr eine Stunde lang. Jch140Von den PlanetenJch durfte ihr Vergnügen, das ſie daran hat - ten und mit mir theilten, zugleich empfinden; ſie ſagten, daß ſie das auch den Jhrigen, die anderswo ſind, erzehlen wollten.

Die Einwohner der Erde des Jupiters ſetzen die Weisheit darein, daß ſie von Sa - chen, die in dem Leben vorkommen, wohl und richtig denken, dieſe Weisheit bekommen ſie von Kindheit auf, von den Eltern, wel - che nach und nach auf die Nachkommenſchaft fortgepflanzt wird, und aus der Liebe dazu, weil ſie bey den Eltern wächſt. Von den Wiſſenſchaften, wie ſie auf unſerer Erde be - ſchaffen ſind, wiſſen ſie gar nichts, ſie wol - len auch nichts davon wiſſen, ſie nennen die - ſelben Schatten, und vergleichen ſie den Wolken, welche zwiſchen der Sonne ſind; dieſe Jdee von den Wiſſenſchaften haben ſie von einigen aus unſerer Erde genommen, wel - che ſich bey ihnen für weiſe aus den Wiſſen - ſchaften angegeben haben. Die Geiſter aus unſerer Erde, welche ſich dafür ausgaben, ſind diejenigen geweſen, welche die Weisheit in ſolchen Dingen ſetzten, die nur blos für das Gedächtniß ſind, als in den Sprachen, vornemlich der hebräiſchen, griechiſchen und lateiniſchen, in den Denkwürdigkeiten, was die gelehrte Welt angehet, in der Critik, in bloſe Experimentalſachen und in Wörtern, (terminis) vornemlich philoſophiſche u. d. m. ſie141Jupiter. ſie haben ſich auch deren nicht als Mittel wei - ſe zu werden bedienet, weil ſie in ihnen ſelbſt die Weisheit geſetzt haben: dieſe, weil ſie durch die Wiſſenſchaften, als durch die Mit - tel, die Kräften ihres Verſtandes nicht ver - beſſert haben, haben ſehr wenig Empfindung (perceptionis) in dem andern Leben, denn ſie ſehen nur allein in den Worten und aus den Worten, und welche ſo ſehen, da iſt alles wie Nebel und Wolken vor dem intellectuel - len Geſicht, ſiehe oben; diejenigen aber, wel - che wegen ihrer Gelehrſamkeit in ſolchen Din - gen hochmüthig geweſen ſind, empfinden noch weniger, und die, welche ſich der Wiſſen - ſchaften als Mittel bedienet haben, die Sa - chen der Kirche und des Glaubens zu ſchwä - chen und zu zernichten, dieſe haben ihren Ver - ſtand ganz verderbt, und ſehen in der Fin - ſterniß, wie die Nachteulen das Falſche für wahr, und das Böſe für gut an. Die Gei - ſter des Jupiters haben aus dem Umgang mit dergleichen geſchloſſen, daß die Wiſſenſchaf - ten einen Schatten werfen und verblenden: Man ſagte ihnen aber, daß auf dieſer Erde die Wiſſenſchaften die Mittel ſeyen, das in - tellectuelle Geſicht zu eröffnen, welches Ge - ſicht in dem Licht des Himmels iſt; weil aber nur ſolche Dinge die Oberhand haben, wel - che das blos natürliche und ſinnliche Leben anbetreffen, ſo ſind deswegen ihnen die Wiſ - ſenſchaften Mittel zur Thorheit, nemlich ſichfür142Von den Planetenfür die Natur wider GOtt, und für die Welt wider den Himmel zu beſtärken. Fer - ner ſagte man, daß die Wiſſenſchaften an ſich geiſtliche Reichthümer ſeyen, und daß diejenigen, welche ſie beſitzen, ſeyen, wie die - jenigen, welche weltliche Reichthümer beſäſ - ſen, welche ebenfalls Mittel ſind, ſich, dem Nächſten und dem Vatterland zu nutzen, aber auch zu ſchaden; ferner, daß ſie auch wie die Kleider ſeyen, welche zum Nutzen, zur Zierde und auch zum Stolz dienen, gleichwie es bey denen iſt, welche von ihnen allein woll - ten geehrt ſeyn. Die Geiſter des Jupiters verſtunden dieſes wohl, ſie wunderten ſich aber, daß, da ſie Menſchen waren, bey den Mitteln ſtehen blieben, und daß ſie ſolche Dinge, welche zur Weisheit führen, der Weisheit ſelbſt vorgezogen, und nicht einge - ſehen haben, daß, ſich mit ſeinem Gemüth in dieſelbigen einlaſſen und nicht höher ſtei - gen, heiſſe verdunkeln und verblenden.

Es kam ein Geiſt, der aus der untern Erde aufſtieg, zu mir, und ſagte: daß er dasjenige, was ich mit andern Geiſtern gere - det, gehört habe, er habe aber nichts verſtan - den, was von dem geiſtlichen Leben und ſei - nem Licht geſagt wurde; er wurde befragt: ob er wollte davon unterrichtet werden? Er antwortete: er ſey nicht in dieſer Abſicht ge - kommen; woraus ich ſchlieſſen konnte, daßer143Jupiter. er dergleichen nicht faßte, denn er war ſehr dumm; die Engel ſagten, daß er, da er in der Welt als ein Menſch lebte, unter denen geweſen ſey, die wegen ihrer Gelehrſamkeit etwas berühmt waren; er war kalt, welches man an ſeinem Anhauchen deutlich ſpührte; welches ein Zeichen war eines blos natürli - chen und keines geiſtlichen Lichts, ſo, daß er ſich den Weg zu dem Licht des Himmels durch die Wiſſenſchaften nicht geöffnet, ſondern verſchloſſen hat.

Weil ſich die Einwohner der Erde des Jupiters den Verſtand durch einen andern Weg zuwegen bringen, als die Einwohner unſerer Erde, und überdis noch von einer an - dern Art ſind, ſo wie es ihr Leben mit ſich bringt, ſo können ſie nicht lang bey einander ſeyn, ſondern ſie fliehen entweder dieſelben, oder machen, daß ſie fortgehen. Es ſind At - moſphären, welche geiſtliche Sphären zu nen - nen ſind, die aus einem jeden Geiſt beſtän - dig ausflieſſen; ſie flieſſen aus der Würkſam - keit der Neigungen (ex activo affectionum) und folglich der Gedanken, alſo aus dem Le - ben ſelbſt: alle geſellſchaftliche Verbindungen in dem andern Leben geſchehen nach den Sphä - ren, diejenigen, welche übereinſtimmen, ver - einigen ſich nach ihrer Uebereinſtimmung; welche nicht übereinſtimmen, entfernen ſich nach der Verſchiedenheit. Die Geiſter undEn -144Von den PlanetenEngel, die von der Erde des Jupiters ſind, ſtellen in dem größten Menſchen die Einbil - dung der Gedanken (imaginativum cogitatio - nis) vor, und ſo den activen Stand der in - nerlichen Theile. Die Geiſter unſerer Erde aber, ſtellen unterſchiedene Verrichtungen der äuſſern Theile des Leibs vor, wann dieſe herrſchen wollen, ſo kann das active oder ima - ginative der Gedanken von dem Jnnern nicht einflieſſen; daher kommen Widerſtände zwi - ſchen den Lebensſphären von beeden.

Was ihren Gottesdienſt anbelangt, ſo iſt das die Hauptſache, daß ſie unſern HErrn für den Allerhöchſten erkennen, welcher Him - mel und Erde regiert, ſie nennen ihn den Ei - nigen HErrn, und weil ſie Jhn bey Leibes Leben erkennen, und verehren, ſo ſuchen ſie Jhn daher nach dem Tod, und finden Jhn. Es iſt eben wie mit unſerm HErrn. Man fragte ſie, ob ſie wiſſen, daß der Einige HErr ein Menſch ſey? ſie antworteten, ſie wiſſen alle, daß er ein Menſch ſey, weil er von vie - len in ihrer Welt als Menſch geſehen wor - den, und daß Er ſie in der Wahrheit unter - richte, ſie erhalte, und denen das ewige Le - ben gebe, die Jhn aus dem Guten verehren; Sie ſagten ferner, daß ihnen von Jhm geof - fenbaret worden ſey, wie ſie leben und glau - ben ſollten, und daß dasjenige, was geoffen - baret worden iſt, den Kindern von den El -tern145Jupiter. tern geſagt würde, und alſo dieſe Lehre zu allen Familien käme, und ſo zu dem ganzen Geſchlecht, welches von Einem Vater her - ſtammt; ſie ſetzten noch hinzu, daß es ihnen vorkomme, als wäre dieſe Lehre ihren Ge - müthern eingeſchrieben, welches ſie daraus ſchlieſſen, weil ſie alsbalden empfinden, und gleichſam aus ſich erkennen, ob dasienige, was von andern von einem Leben des Him - mels bey dem Menſchen geſagt wird, wahr ſey. Sie wiſſen nicht, daß ihr Einiger HErr als Menſch auf unſerer Erde gebohren wor - den ſey, welches zu wiſſen, ſie auch, wie ſie ſagten, nicht be ſorgt ſind, nur daß Er Menſch ſey, und die ganze Welt regiere: da ich ſag - te, daß Er auf unſerer Erde Chriſtus JEſus genennt werde, und daß Chriſtus einen Ge - ſalbten oder König, und JEſus einen Hei - land bedeute; ſo ſagten ſie, daß ſie Jhn nicht als einen König verehren, weil das Königli - che nach dem Weltlichen ſchmeckt, ſondern daß ſie Jhn als einen Heiland verehren. Weil die Geiſter unſerer Erde einen Zweifel machten, ob ihr Einiger HErr einerley mit unſerm HErrn wäre, ſo lehnten ſie Jhn da - durch ab, daß ſie ſich erinnerten, daß ſie Jhn in der Sonne geſehen, und daß ſie erkannt haben, es ſey eben derjenige, den ſie auf ih - rer Erde geſehen haben. Einsmals hatten auch die Geiſter des Jupiters, die bey mir waren, einen Augenblick einen Zweifel, obSw. Sch. III. Th. Kihr146Von den Planetenihr Einiger HErr eben der unſerige ſey? aber dieſer Zweifel, der in einem Augenblick kam, wurde ihnen auch in einem Augenblick wieder benommen: Er kam von einigen Geiſtern aus unſerer Erde her, darauf aber haben ſie ſich, daß ſie nur einen Augenblick daran ge - zweifelt haben, zu meiner größten Verwun - derung ſo ſehr geſchämet, daß ſie zu mir ſag - ten, ich möchte doch dieſes nicht bekannt ma - chen, damit ſie keines Unglaubens deshalben beſchuldiget werden möchten, da ſie es doch jetzt vor andern wiſſen. Dieſe Geiſter wur - den ſehr gerührt, und freueten ſich ſehr, als ſie die Rede höreten, daß ihr Einiger HErr allein Menſch ſey, und alle von Jhm das haben, daß ſie Menſchen heiſſen, daß ſie aber in ſo fern Menſchen ſeyen, als ſie ſein Ebenbild ſind, d. i. ſoviel ſie Jhn und den Nächſten lieben, folglich ſoviel ſie in dem Guten ſind: denn das Gute der Liebe und des Glaubens iſt das Ebenbild des HErrn.

Es waren Geiſter des Jupiters bey mir, da ich das 17te Capitel aus dem Johanne von der Liebe des HErrn und von ſeiner Verklä - rung laſe, und da ſie höreten, was darinnen ſtund, ſo wurden ſie von dem Heiligen ein - genommen, und ſie bekannten, daß alles dar - inn göttlich ſey; aber die Geiſter unſerer Erde, die unglaubig geweſen ſind, gaben dar - auf beſtändig Aergerniſſe, und ſagten, daßEr147Jupiter. Er als ein Kind gebohren ſey, als ein Menſch gelebt habe, und wie ein anderer Menſch er - ſchienen, daß Er gekreutziget worden ſey u. d. m. Die Geiſter des Jupiters gaben aber nicht darauf acht, ſondern ſagten: daß ihre Teu - fel ſo wären, welche ſie verabſcheuen, ſie ſetz - ten hinzu, es ſey gar nichts himmliſches in ihren Herzen, ſondern nur lauter irdiſches, welches ſie Schlacken nannten; daß es ſo ſey, ſagten ſie, haben ſie auch daraus erfah - ren, daß, da ſie hörten, daß die Leute auf ihrer Erde nackend gehen, ſie alsbald unrei - ne Gedanken gehabt haben, und daß ſie gar nicht an ihr himmliſches Leben gedacht haben, von welchem ſie dazumal auch gehöret haben.

Wie klar die Geiſter des Jupiters die geiſtliche Sachen empfinden, konnte ich aus ihrer Vorſtellung wahrnehmen, wie der HErr die ſchlimme Neigungen in gute verwandelt: Sie ſtellten den intellectuellen Sinn als eine ſchöne Geſtalt vor, und gaben ihm eine der Geſtalt zukommende Activität für das Leben der Neigung, welches ſie auf eine ſolche Wei - ſe thaten, die mit Worten nicht beſchrieben werden kann, ſo geſchickt, daß ſie von den Engeln gelobt worden ſind. Es waren da - mals Gelehrte aus unſerer Erde da, welche in das Jntellectuelle Wörter von wiſſenſchaft - lichen Dingen gemengt, und vieles von der Form, Subſtanz, vom materiellen und im -K 2ma -148Von den Planetenmateriellen u. d. gl. geſchrieben und gedacht, und dergleichen zu keinem Nutzen angewandt haben, dieſe konnten jene Vorſtellung auch nicht einmal begreiffen. Auf ihrer Erde - tet man ſich ſehr, daß niemand auf verkehr - te Meynungen von dem Einigen HErrn ge - rathe, und wann ſie merken, daß einige un - richtig von dem HErrn zu denken anfangen, ſo erinnern ſie ihn zuerſt, alsdann benehmen ſie es ihm durch Drohworte, und endlich durch Strafen. Sie ſagten, daß ſie wahrgenom - men haben, daß, wenn ſo etwas dergleichen ſich in eine Familie einſchleicht, dieſe wegge - ſchaft werde, nicht zwar durch Todesſtrafen von ihren Cameraden, ſondern durch Berau - bung des Athems, und folglich des Lebens von den Geiſtern, nachdem ſie ihnen zuerſt den Tod angekündigt haben: denn auf der - ſelben Erde reden die Geiſter mit ihnen, und beſtrafen ſie, wann ſie böſes gethan haben, und auch wann ſie etwas übels zu thun, im Sinn gehabt haben, wovon im folgenden; deswegen wird ihnen der Tod angekündigt, wann ſie von dem Einigen HErrn übel den - ken, und ſich nicht beſſern. Auf dieſe Wei - ſe wird daſelbſt der Dienſt des HErrn erhal - ten, der bey ihnen die höchſte Gottheit iſt. Sie ſagten, ſie haben keine Feſitage, ſondern an einem jeden Morgen bey Aufgang der Sonne, und jedweden Abend bey Untergang der Sonne, verrichten ſie einen heiligen Dienſtin149Jupiter. in ihren Zeltern dem Einigen HErrn, und ſingen Jhm auch nach ihrer Art Pſalmen.

Ferner bin ich unterrichtet worden, daß es auf jener Erde auch ſolche gebe, die ſich Heilige nennen, und bey Strafe ihren Knechten, deren ſie viel annehmen, befehlen, daß ſie ſie Herren nennen; ſie verbieten ihnen auch, den HErrn der ganzen Welt anzube - ten, und ſagen, daß dieſe Herren die Mittler ſeyen, und daß ſie ihre Bitten zu dem HErrn der ganzen Welt bringen würden. Sie nen - nen den HErrn der ganzen Welt, der unſer HErr iſt, nicht den Einigen HErrn wie die übrigen, ſondern den allerhöchſten HErrn, weil ſie ſich Herren nennen. Sie nennen die Sonne der Welt das Angeſicht des höch - ſten HErrn, und glauben, daß daſelbſt ſeine Wohnung ſey, weswegen ſie auch die Son - ne anbeten. Sie werden von den übrigen Einwohnern verabſcheuet, und dieſe wollen keinen Umgang mit ihnen haben, ſowohl, weil ſie die Sonne anbeten, als auch, weil fie ſich Herren nennen, und von ihren Die - nern als Mittelsgötter verehrt werden. Die Geiſter zeigten mir die Decke ihres Haupts, welches ein zugeſpitzter (turritus) Hut war, von einer dunklen Farbe. Jn dem andern Leben erſcheinen ſie zur Linken in einer gewiſ - ſen Höhe, und ſitzen daſelbſt wie Götzen, und werden auch im Anfang von den Dienern,K 3die150Von dem Planetendie bey ihnen waren, verehrt, hernach aber auch von ihnen verſpottet. Jch wunderte mich, daß ſie daſelbſt in ihrem Angeſicht leuch - ten wie Feuer, welches ſie daher bekommen, weil ſie geglaubt haben, ſie ſeyen Heilige ge - weſen; ob ſie aber gleich in dem Geſicht wie feurig ausſehen, ſo ſind ſie doch kalt, und wünſchen äuſſerſt warm zu werden; daraus erhellet, daß das Feuer, welches an ihnen leuchtet, ein blindes Feuer der Eigenliebe ſey. Eben dieſe ſcheinen ſich Holz zu ſpalten, da - mit es ihnen warm werde, und wann ſie es ſpalten, ſo ſcheint unter dem Holz etwas von einem Menſchen heraus, welchen ſie alsdann zugleich umbringen wollen; dis kommt da - her, weil ſie ſich ein Verdienſt und eine Hei - ligkeit anmaſſen; diejenigen, welche dieſes auf der Welt thun, präſentiren ſich in dem andern Leben als Holzhauer, wie auch einige aus unſerer Erde, von welchen anderswo ge - handelt worden iſt. Jch will auch von dieſen eine Erfahrung beyfügen, damit die Sache erläutert werde. Auf der untern Erde, unter den Fußſohlen ſind auch ſolche, die ein Verdienſt in ihre gute Thaten und Werke ſetzen, viele von ihnen erſcheinen, als wenn ſie ſich Holz ſpalteten. Der Ort, wo ſie ſind, iſt etwas kalt, und es ſcheint, als wollten ſie ſich durch ihre Arbeit heiß machen: ich habe auch mit ihnen geredet, und durfte ſie fragen: ob ſie nicht aus dieſem Ort weg -gehen151Jupiter. gehen wollten? Sie ſagten mir aber, daß ſie es durch ihre Arbeit noch nicht verdient hät - ten; wenn aber dieſer Stand vorüber iſt, ſo werden ſie davon befreyt. Sie ſind die na - türlichen, weil die Seligkeit verdienen wollen, nichts geiſtliches iſt, denn es kommt aus ihrem eigenen und nicht von dem HErrn, und überdis ziehen ſie ſich andern vor, und einige von ihnen verachten andere, dieſe, wenn ſie in dem andern Leben vor andern keine Freu - de empfangen, ſo erzürnen ſie ſich wider den HErrn, deswegen erſcheint ihnen, wenn ſie Holz machen, gleichſam etwas von dem HErrn unter dem Holz, und dieſes kommt aus Zorn.

Es iſt auf derſelben Erde etwas gemei - nes, daß die Geiſter mit den Einwohnern reden und ſie unterrichten, und auch wenn ſie etwas böſes gethan, züchtigen; weil mir von dieſer Sache vieles von ihren Engeln be - richtet worden, ſo möchte ich daſſelbe ordent - lich erzehlen. Daß die Geiſter daſelbſt mit den Menſchen reden, kommt daher, weil fie viel an den Himmel und an das Leben nach dem Tod gedenken, und weil ſie ſich um das Leben in der Welt dagegen nicht viel beküm - mern, denn ſie wiſſen, daß ſie, wenn ſie ſterben, fortleben werden, und zwar in ei - nem glückſeligen Zuſtand nach dem Zuſtand ihres innern Menſchen, wie er in der WeltK 4gebildet152Von dem Planetengebildet worden. Mit Geiſtern und Engeln zu reden, war auch auf dieſer Erde zu alten Zeiten etwas gemeines, aus gleicher Urſache, weil ſie nemlich an den Himmel, und wenig an die Welt gedacht haben, es iſt aber dieſe lebendige Gemeinſchaft mit dem Himmel mit der Zeit verſchloſſen worden, wie der Menſch von einem innerlichen zu einem äuſſerlichen wurde, oder welches eben das iſt, wie er an - fieng viel an die Welt, und wenig an den Himmel zu denken, und noch mehr, da er nicht mehr glaubte, daß es einen Himmel, oder eine Hölle gebe, und daß der Menſch an ſich kein Geiſt ſey, der nach dem Tod lebe: denn heut zu Tag glaubt man, daß der Leib aus ſich lebe, und nicht aus ſeinem Geiſt; deswegen, wenn der Menſch jetzt nicht glaub - te, daß er mit dem Leib auferſtehen werde; ſo glaubte er gar nichts von einer Auferſte - hung.

Was die Gegenwart der Geiſter bey den Einwohnern des Jupiters insbeſondere anbe - trift, ſo gibt es einige Geiſter welche züch - tigen, andere welche unterrichten, und andere welche ſie regieren. Die Geiſter, welche züch - tigen, nähern ſich der linken Seite, und nei - gen ſich gegen dem Rucken, und wenn ſie da find, ſo langen ſie aus dem Gedächtniß des Menſchen alle ſeine Thaten und Gedanken heraus, denn dieſes iſt den Geiſtern etwasleich -153Jupiter. leichtes: denn wenn ſie zu dem Menſchen anlaufen, ſo kommen ſie in ſein ganzes Ge - dächtniß. Wenn ſie finden, daß er übels gethan oder übels gedacht hat, ſo geben ſie ihm einen Verweiß, und ſtrafen ihn auch mit einem Schmerzen an den Gliedern, Füſ - ſen, oder Händen, oder mit einem Schmer - zen um die Gegend über dem Bauch; dieſes können die Geiſter auch ſehr gut thun, wenn es ihnen erlaubt wird; wann dieſe zu dem Menſchen kommen, jagen ſie ihm ein Grau - en mit Furcht ein, daher weiß der Menſch ihre Ankunft: die böſe Geiſter können, wann ſie zu einem kommen, einen Schrecken einja - gen, abſonderlich diejenigen, die, da ſie auf der Welt lebten, Mörder geweſen ſind. Da - mit ich wüßte, wie es dieſe Geiſter machen, wann ſie zu einem Menſchen von ihrer Erde kommen, ſo wurde erlaubt, daß ein ſolcher Geiſt zu mir kommen durfte, als er nahe bey mir war, kam mich merklich Grauen ſamt Furcht an, ich entſetzte mich, aber nicht ſo - wohl von innen als äuſſerlich, weil ich ge - wußt habe, daß es ein ſolcher Geiſt war, ich ſahe ihn auch, und er erſchien mir wie eine dunkle Wolke, mit beweglichen Sternen in der Wolke; die veränderlichen Sterne zeigen falſche Dinge, die Fixſterne aber die Wahr - heit an; dieſer wandte ſich zu meiner linken Seite gegen den Rucken, und fieng auch an, mir nach den Thaten und Gedanken einenK 5Ver -154Von den PlanetenVerweiß zu geben, welche er aus meinem Gedächtniß hervor ſuchte, und auch falſch auslegte: er wurde aber von den Engeln ge - hindert, da er wahrnahm, daß er bey keinem Menſchen von ſeiner Erde war, fieng er an mit mir zu reden, und zu ſagen, daß er alles und jedes, was der Menſch gethan und ge - dacht hat, wenn er zu ihm komme, wiſſe, daß er ihm ferner einen ſcharfen Verweiß gebe, und auch mit unter ſchiedlichen Schmer - zen züchtige. Zu einer andern Zeit kam auch ein ſolcher züchtigender Geiſt zu mir, und machte ſich auf meine linke Seite unter der Mitte des Leibs, wie der vorige, der auch ſtrafen wollte, aber auch dieſer wurde von den Engeln abgehalten, doch zeigte er mir die Arten der Strafen, die ihm erlaubt ſind, den Menſchen von einer Erde anzuthun, wann ſie etwas Uebles thun, und zu thun im Sinn haben; ſeine Strafen waren, ne - ben dem Schmerzen der Glieder, auch eine Zuſammenziehung um den mittlern Bauch, welche wie eine Zuſammendrückung von ei - nem ſcharfen Gürtel empfunden wird; fer - ner wurde ihnen Abwechslungsweiſe das Odemholen gehemmt, ſo daß es ihnen angſt und bange wurde, auch wird auf eine Zeit - lang verboten, nichts als Brod zu eſſen, als - dann kündigt man ihnen den Tod an, wann ſie dergleichen zu thun nicht unterlaſſen wür - den, und darauf beraubt man ſie der Freudean155Jupiter. an Kindern, Ehegatten und Freunden; als - dann wird daher der Schmerz empfindlich.

Die Geiſter aber, die unterrichten, machen ſich auch auf ihre linke Seite, aber mehr vor - wärts, ſie geben auch Verweiſe, aber nur ge - lind, und bald lehren ſie, wie ſie leben ſollen, ſie erſcheinen auch dunkel, aber nicht wie je - ne als Wolken, ſondern gleich als mit - cken angezogen, dieſe nennt man Lehrer, die erſtern aber Züchtiger Wann jene Geiſter da ſind, ſo ſind auch engliſche Geiſter da, dieſe ſitzen bey dem Haupt, und erfüllen daſ - ſelbe auf eine beſondere Art; man ſpürt auch ihre Gegenwart allda wie ein leichtes Anhau - chen, denn ſie fürchten, der Menſch möchte aus ihrem Anwandeln und Einfluß, auch nur etwas ſehr weniges von Schmerzen oder Furcht empfinden; ſie regieren die Zucht - und Lehrgeiſter, jene, daß ſie dem Menſchen nicht weher thun, als es von dem HErrn er - laubt, dieſe, daß ſie die Wahrheit ſagen. Als ein züchtigender Geiſt bey mir war, waren auch dazumal engliſche Geiſter da, und mach - ten, daß ich ſtets ein munteres und aufge - raumtes Angeſicht hatte, und die Gegend um die Lippen ein wenig vorhangend, und mei - nen Mund ein wenig offen, dieſes können die Engel durch ihren Einfluß leicht thun, wann es von dem HErrn erlaubt wird; ſie ſagten, daß ſie ſo den Einwohnern ihrer Er -de,156Von dem Planetende, wenn ſie bey ihnen ſind, das Geſicht bil - den.

Wenn ein Menſch nach der Züchtigung und Unterrichtung wiederum Böſes thut, oder Böſes zu thun gedenket, und ſich nicht aus den Lehren der Wahrheit Einhalt thut, ſo wird er alsdann, wann der Zuchtgeiſt wieder kommt, härter geſtraft; die engliſche Geiſter mindern aber dieſe Strafe nach der Abſicht bey den Thaten, und nach dem Willen in dem was ſie denken. Daraus war zu erſehen, daß ihre Engel die bey dem Haupt ſitzen, eine Art des Richtens über den Menſchen haben, weil ſie zulaſſen, mäßigen, zurückhalten, und einen Einfluß machen; man ſagte aber, daß ſie nicht richten, ſondern daß der HErr allein der Richter ſey, und daß von Jhm bey ihnen alles herkomme, was ſie den Zucht - und Lehr - geiſtern befehlen, und daß dieſes erſcheine (von Jhm) eben wie von ihnen. Die Geiſter re - den daſelbſt mit dem Menſchen, der Menſch aber nicht hinwiederum mit den Geiſtern, und wenn er unterrichtet wird, nur dieſe Wor - te: (quod non amplius ita faciet) daß er es nicht wieder ſo machen wolle; er darf auch niemand ſagen, daß ein Geiſt mit ihm gere - det habe, wann er es thut, wird er nachge - hends geſtraft. Dieſe Geiſter des Jupiters meynten Anfangs, da ſie bey mir waren, ſie wären bey einem Geiſt von ihrer Erde: da ich aber hinwiederum mit ihnen redete, undauch157Jupiter. auch ſagte, daß ich im Sinn hätte, ſolches dem Publico bekannt zu machen, und alſo an - dern ſagen wollte, und weil damals ihnen nicht erlaubt war zu züchtigen, noch zu un - terrichten, ſo merkten ſie, daß ſie bey einem andern wären. Es ſind zwey Zeichen, die je - nen Geiſtern erſcheinen, wann ſie bey dem Menſchen ſind; ſie ſehen einen alten Mann, von einem weiſſen Angeſicht, dis iſt ein Zei - chen, daß ſie nichts, als was wahr iſt ſagen, und nichts als was recht iſt thun; ſie ſehen auch ein Angeſicht im Fenſter, nachdem ich dieſes geſehen, giengen jene Geiſter alsbald von mir weg.

Neben den Geiſtern, von denen ich würk - lich gemeldet habe, giebt es auch Geiſter, wel - che das Gegentheil rathen, das ſind diejenigen, die in ihrem Leben auf der Welt aus anderer ihren Geſellſchaften ausgeſtoſſen worden ſind, weil ſie böſe waren; wann ſie ankommen, er - ſcheint gleichſam ein fliegendes Feuer, das na - he an dem Angeſicht herabfällt, ſie ſetzen ſich unten gegen dem Hintern des Menſchen, und von dannen reden ſie gegen oben hinauf; ſie ſagen ihnen das Gegentheil von dem, was ih - nen der unterrichtende Geiſt von den Engeln geſagt hat, daß man nemlich nicht nach dieſer Lehre, ſondern nach dem Willen und Freygei - ſterey u. d. g. leben dürfe. Sie kommen ge - meiniglich, wann die vorigen Geiſter weg -gegan -158Von den Planetengegangen, die Menſchen daſelbſt wiſſen aber, wer und was dieſe Geiſter ſind, und daher achten ſie dieſelben nicht, ſondern ſie lernen ſo nur was böſe und alſo auch was gut iſt: denn durch das Böſe lernt man was gut iſt, wie nemlich das Gute beſchaffen, das wird aus ſeinem Gegentheil erkannt, ein jeder Be - griff einer Sache entſteht nach einer Erwä - gung, die ſich auf den Unterſchied bezieht, welcher aus dem Gegentheil entſteht auf un - terſchiedene Art und in verſchiedenen Graden (omnis perceptio rei eſt ſecundum reflexio - nem relativam ad diſcrimina ex contrariis va - rio modo & vario gradu.)

Die Zucht - und Lehrgeiſter gehen nicht zu denenjenigen, welche ſich heilige und mittlen - de Herren nennen, wie zu denen andern auf jener Erde, weil ſie ſich nicht unterrichten laſ - ſen, noch durch ihre Lehre gebeſſert werden; ſie ſind unbiegſam, weil ſie es aus ihrer Ei - genliebe thun; die Geiſter ſagten, ſie erken - nen aus der Kälte, daß ſie ſolche ſeyen, und daß ſie von ihnen weggehen, wann ſie die Kälte empfinden.

Es gibt auch Geiſter unter den Joviali - ſchen, welche ſie Caminfeger nennen, weil ſie in einem ihnen gleichen Kleid und mit einem rußigen Geſicht erſcheinen. Wer, und was ſie ſeyen, will ich auch beſchreiben. Es kamein159Jupiter. ein ſolcher Geiſt zu mir, und bath mich ſehr, ich möchte doch für ihn bitten, daß er in den Himmel kommen könnte; er ſagte, er wiſſe nicht, daß er böſes gethan, ſondern nur al - lein, daß er die Einwohner der Erde ausge - ſcholten, und nachdem er dieſes gethan, ſie unterrichtet habe. Er wandte ſich gegen mei - ne linke Seite unter dem Ehlenbogen, und redete gleichſam zweyſpältig, (bifide) dieſer konnte auch ein Mitleiden erwecken, ich konn - te ihm aber nichts anders antworten, als daß ich ihm nicht helfen könnte, und daß es nur bey dem HErrn allein ſtehe, noch für ihn zu bitten, weil ich nicht wiſſe, ob es nützlich iſt, oder nicht; daß er es aber hoffen könnte, wenn er es werth ſey; darauf wurde er unter die gute Geiſter, die von ſeiner Erde waren, auf - genommen, ſie ſagten aber, er könnte nicht in ihrer Geſellſchaft ſeyn, weil er nicht ihres gleichen ſey. Weil er aber doch ein ſo brün - ſtiges Verlangen hatte, in den Himmel zu kommen, ſo wurde er in die Geſellſchaft der guten Geiſter von dieſer Erde geſchickt: ſie ſagten aber ebenfalls, er könnte nicht bey ih - nen ſeyn; er war auch von ſchwarzer Farbe in dem Licht des Himmels, allein er ſagte, daß er nicht ſchwarz ſondern porcellainfärbig ausſehe. Man ſagte mir, daß es bey denen anfangs ſo ſey, welche hernach unter diejeni - gen aufgenommen werden, welche in dem größten Menſchen oder Himmel die Gegendder160Von dem Planetender Saamenbläslein ausmachen: denn in denſelben Bläslein ſammelt ſich der Saame, und überzieht ſich mit einer ſchicklichen Ma - terie, welche bequem iſt, das fruchtbarma - chende des Saamens zu erhalten, damit es nicht zerſtreuet werde, welche aber in dem Hals der Gebährmutter abgelegt werden kann, damit alſo das, was innwendig aufbehal - ten worden iſt, zu der Empfängniß oder Schwängerung des Eyleins diene; daher hat auch dieſe Saamenmaterie einen Trieb und gleichſam ein brennendes Verlangen, ſich los zu machen und den Saamen zu hinterlaſſen, auf daß ſie einen Nutzen ſchaffe. Etwas der - gleichen zeigte ſich auch bey jenem Geiſt, die - ſer kam noch zu mir in einer ſchlechten Klei - dung, und ſagte wiederum, er brennte vor Be - gierde nach dem Himmel zu kommen, und er ſey jetzt ſo beſchaffen, daß er ſich darzu Hoff - nung machen könnte; ich konnte darauf ihm ſagen, dieſes ſey vielleicht ein Zeichen, daß er bald werde aufgenommen werden; die En - gel ſagten ihm alsdann, er ſolle das Kleid weg - werfen, er warf es auch auf Begehren ſo ge - ſchwind hinweg, daß man es kaum geſchwin - der thun kann; durch dieſes wurde vorge - ſtellt, was es für eine Beſchaffenheit mit dem Verlangen derer habe, welche in der Ge - gend ſind, mit welcher die Saamenbläslein correſpondiren. Man ſagte, daß dergleichen Geiſter, wenn ſie zu dem Himmel zubereitetſind,161Jupiter. ſind, ihre Kleider ausziehen müſſen, neue hel - lere bekommen, und Engel werden Dieſe verglichen ſie mit kleinen Würmlein, welche ſich nach Vollendung ihres unanſehnlichen Standes in Nymphen, und ſo in Zwiefalter verwandeln, denen hernach ein anderer Anzug gegeben, und Flüger von blauer, gelber, ſil - berner und goldener Farbe mitgetheilt werden, und die auch alsdann die Freyheit bekommen, in der Luft, als in ihrem Himmel, zu fliegen, ſich zu begatten, Eyer zu legen, und ſo für die Fortpflanzung ihres Geſchlechts beſorgt zu ſeyn, alsdann wurden auch zugleich ſüſſe und angenehme Lebensmittel aus den Säf - ten und dem Geruch vielerley Blumen an - gewieſen.

Jn dem vorhergehenden iſt noch nicht ge - meldet worden, wie die Engel beſchaffen ſind, die aus jener Erde ſind: denn diejenigen, wel - che zu den Menſchen ihrer Erde kommen, und zu ihrem Haupt ſitzen, wovon oben, ſind kei - ne Engel in ihrem innern Himmel, ſondern es ſind engliſche Geiſter oder Engel in ihrem äuſſern Himmel, und weil entdeckt worden iſt, wie auch dieſe Engel beſchaffen ſind, ſo will ich das, was mir auch von ihnen zu wiſ - ſen gegeben worden, erzehlen. Es machte ſich einer von den Geiſtern des Jupiters, die Furcht einjagen, auf meine linke Seite un - ter dem Ellenbogen, und redete von daher,Sw. Sch. III. Th. Lſeine162Von dem Planetenſeine Sprache aber war rauſchend, die Wor - te waren auch nicht genug unterſchieden und von einander abgeſondert, ſo daß ich lang warten mußte, bis ich einen Sinn heraus brachte, und wann er redte, brachte er auch etwas Furcht darunter, er gab dieſe Ermah - nung, daß ich die Engel, wenn ſie kommen, wohl aufnehmen ſollte; ich antwortete aber, daß dieſes nicht meine Sache ſey, ſondern daß bey mir alle ſo, wie ſie ſelbſt ſind, aufgenom - men werden. Bald kamen die Engel aus der - ſelben Erde, und ich konnte aus der Rede mit mir wahrnehmen, daß ſie gänzlich von den Engeln unſerer Erde unterſchieden waren: denn ſie redeten nicht durch Worte, ſondern durch Jdeen, welche ſich durch mein Jnne - res überall ausbreiten, und daher hatten ſie auch einen Einfluß in das Angeſicht, ſo, daß das Angeſicht zu allem concurrirte, indem es von den Lippen anfieng, und überall gegen ſeine Circumferenz (Umkreis) fortgieng; die Jdeen, welche ſie anſtatt der Worte gebrauch - ten, waren unterſchieden, aber ſehr wenig. Nach dieſem redeten ſie mit mir durch noch weniger abgeſonderte Jdeen, ſo, daß man kaum etwas dazwiſchen wahrnahm; es war in meiner Empfindung ſo, wie der Sinn der Worte bey denen iſt, welche allein auf den Sinn, von den Worten abgeſondert, merken. Dieſe Rede war mir verſtändlicher als die vo - rige, und ſie war auch vollſtändiger, ſie hatteihren163Jupiter. ihren Einfluß, wie die erſte, ins Angeſicht, der Einfluß aber gieng nach der Beſchaffen - heit der Sprache mehr an einem fort, ſie fieng aber nicht von den Lippen, wie die er - ſte, an, ſondern von den Augen: hernach re - deten ſie noch anhaltender und vollſtändiger, und alsdann konnte das Angeſicht durch kei - ne ſchickliche Bewegung concurriren, ſondern ich fühlte einen Einfluß in das Gehirn, und daß dieſes alsdann ebenfalls bewegt wurde. Zuletzt redeten ſie ſo, daß die Rede allein in den innern Verſtand fiel. Jhre Geſchwin - digkeit war einem dünnen Lüftlein gleich, den Einfluß ſelbſt empfand ich, aber nicht ein je - des deutlich. Dieſe Spracharten waren wie flüßige Dinge, die erſte Art wie ein flieſſend Waſſer, die andere wie ein dünneres Waſſer, die dritte wie die Atmoſphäre im Verhältniß dagegen, und die vierte war wie eine dünne Luft. Der Geiſt, welcher zu meiner linken Seite war, wovon oben, redete manchmal dazwiſchen, und er erinnerte mich inſonder - heit mit ſeinen Engeln beſcheiden umzugehen: denn es waren Geiſter da aus unſerer Erde, welche mißliebige Dinge mit einmiſchten; er ſagte, er habe nicht verſtanden, was die Engel redeten, ſondern erſt hernach, wann er ſich an mein linkes Ohr lenkte, alsdann hat - te er auch keine kirrende Rede, (loquela ſtri - dens) wie zuvor, ſondern er redete wie die andere Geiſter.

L 2Jch164Von dem Planeten

Jch redete hernach mit den Engeln von den Merkwürdigkeiten auf unſerer Erde, beſon - ders von den Buchdruckerſchriften allhie, von dem Wort (GOttes), von allerhand Lehren der Kirche nach demſelben, und ſagte ihm, daß das Wort und die Lehrſätze im Druck vor - handen ſeyen, und alſo erlernt würden; ſie verwunderten ſich ſehr, daß man ſolche Din - ge durch Schriften und durch den Druck be - kannt machen könnte.

Jch hatte auch das Glück zu ſehen, wie es zugeht, wann die Geiſter jenes Erdballs, wann ſie zubereitet ſind, in den Himmel erhoben und Engel werden, es erſcheinen alsdann Wagen und Pferde, welche wie Feuer leuch - ten, von welchen ſie eben ſo wie Elias hin - weggenommen werden: daß die Wagen und Pferde lichte, wie feurig ſcheinen, kommt da - her, weil ſo vorgeſtellt wird, daß ſie unter - richtet und zubereitet ſeyen, in den Himmel einzugehen, weil die Wagen die Lehrſätze der Kirche, und die leuchtende Pferde, den erleuch - teten Verſtand bedeuten.

Der Himmel, in welchen ſie aufgenommen werden, erſcheinet zur Rechten auf ihrer Erde und iſt alſo von dem Himmel der Engel un - ſerer Erde unterſchieden; die Engel, welche in demſelben Himmel ſind, erſcheinen in ei - nem himmelblauen glänzenden und mit gol -denen165Jupiter. denen Sternchen gedüpfelten Gewand, und dieſes deswegen, weil ſie in der Welt dieſe Farbe geliebt haben, ſie glaubten auch, daß dieſes die eigentliche Himmelsfarbe ſey, be - ſonders, weil ſie eine ſolche Liebe zum Guten haben, womit jene Farbe correſpondirt.

Es präſentirte ſich mir ein Kahlkopf, aber nur ein oberſter Theil, welcher von Bein iſt, und man ſagte, daß dergleichen diejenigen ſe - hen, welche in einem Jahr ſterben werden, und daß ſie ſich alsdann vorbereiten. Sie fürchten daſelbſt den Tod nicht, als nur des - wegen, weil ſie Weiber, Kinder oder Eltern hinterlaſſen, denn ſie wiſſen, daß ſie nach dem Tod leben werden, und daß ſie nicht aus dem Leben gehen, weil ſie in den Himmel ge - hen, deswegen nennen ſie ſterben nicht ſter - ben, ſondern himmliſch werden (cœlificari) Diejenigen, welche auf ſelbiger Erde in ei - ner wahrhaftig ehligen Liebe gelebt, und wie es Eltꝛrn gebührt, für ihre Kinder geſorgt haben, ſterben an keinen Krankhei - ten, ſondern ruhig, wie im Schlaf, und ſo wandern ſie aus der Welt in den Him - mel. Das Alter der Menſchen daſelbſt be - lauft ſich gemeiniglich auf 30. Jahre, nach den Jahren unſerer Erde, die Urſach, war - um ſie in ſo kurzer Zeit ſterben, iſt aus der Vorſehung GOttes, damit die Menge der Menſchen allda nicht gröſſer werde, alsL 3ſelbi -166Von dem Planetenſelbige Erde erhalten kann, und weil ſie ſich, wenn ſie ſo alt ſind, von den Engeln und Geiſtern nicht leiten laſſen, wie diejenigen, welche noch nicht ſo alt ſind, weswegen die Geiſter und Engel ſelten zu denen, die älter ſind, kommen; ſie erwachſen auch bälder als auf unſerer Erde; ſchon in ih - rer erſten Jugendblüthe verheirathen ſie ſich, und dann iſt es ihre einige Freude, ihren Ehegatten zu lieben, und für ihre Kinder zu ſorgen, die übrigen Ergötzungen nen - nen ſie zwar Ergötzungen, aber nur ein reſpective äuſſerliches Vergnügen.

Von dem Erdball oder Plane - ten Mars, und von ſeinen Geiſtern und Einwohnern.

Die Geiſter des Mars ſind unter denenje - nigen Geiſtern, welche aus den Erdbäl - len dieſer Sonnenwelt ſind, die allerbeſten, denn ſie ſind mehrentheils wie himmliſche Menſchen, denen nicht ungleich, welche von der älteſten Kirche auf dieſer Erde gewe - ſen ſind. Wann ſie nach ihrer eigentli - chen Beſchaffenheit erſcheinen, ſo präſenti - ren ſie ſich mit dem Angeſicht in dem Him - mel, und mit dem Leib in der Geiſterwelt,und167Mars. und ihre Engel mit dem Angeſicht gegen den HERRN, und mit dem Leib in dem Him - mel.

Der Planet Mars erſcheinet in der Jdee der Geiſter und Engel, wie die Planeten an - derwärts, beſtändig an ſeinem Ort, und zwar zur linken Hand vorwärts in eini - ger Entfernung auf der Fläche der Bruſt, und alſo auſſer der Spähre, wo die Gei - ſter unſerer Erde ſind. Die Geiſter der ei - nen Erde ſind von den Geiſtern der andern Erde abgeſondert, deswegen, weil die Gei - ſter einer jeden Erde eine ganz beſondere Pro - vinz in dem größten Menſchen vorſtellen, und daher in einem andern und verſchiedenen Stande ſind; und die Verſchiedenheit des Standes macht, daß ſie von einander entweder zur Rechten oder zur Linken in einer gröſ - ſern oder kleinern Entfernung abgeſondert erſcheinen.

Es kamen Geiſter von dar zu mir und machten ſich an meinen linken Schlaf, und blieſen mich daſelbſt mit ihrer Rede an, ich verſtunde ſie aber nicht, ſie war dem Fluſ - ſe nach weichlich, eine weichere hatte ich vorher nicht empfunden, ſie war wie die gelindeſte Luft. Zuerſt blies ſie an den linken Schlaf und oben an das linke Ohr, von da gieng das Anhauchen bis an dasL 4linke168Von dem Planetenlinke Aug fort, und nach und nach zu dem rechten, und zog ſich hernach, inſonderheit von dem linken Aug zu den Lippen, und da es bey den Lippen war, gieng es durch den Mund hinein, und durch den Weg in - nerhalb des Munds, und zwar durch die Euſtachianiſche Röhre in das Gehirn; da das Anblaſen bis dahin kam, ſo verſtund ich alsdann ihre Rede, und es wurde mir mit ihnen zu reden gegeben. Jch beobachtete, daß, da ſie mit mir redeten, meine Lippen ſich bewegten, und auch die Zunge ein we - nig, dieſes geſchahe wegen der Correſpon - denz der innern Rede mit der äuſſern. Die äuſſerliche Rede (loquela) iſt ein vernemlicher Schall, welcher gegen das äuſſere zarte Häut - lein des Ohrs fällt, und von da aus vermit - telſt der kleinen Werkzeuge (organulis) Häut - chen und Fäſerchen, die inwendig in dem Ohr ſind, in das Gehirn kommt. Hieraus konn - te ich wiſſen, daß die Sprache der Einwoh - ner des Mars von der Sprache der Einwoh - ner unſerer Erde unterſchieden war, daß ſie nemlich nicht ſchallend, ſondern leiſe iſt, und ſich in das Gehör und innerliche Geſicht durch einen kürzern Weg hinſchleicht, und daß fie, weil es mit ihr dieſe Beſchaffenheit hat, voll - kommener, auch voll ſtändiger an Gedanken und Jdeen war, und alſo der Geiſter - und Engel - ſprache näher kommt. Jn wie ferne man von dieſer Sprache afficirt wird, (loquelæaffe -169Mars. affectio) das präſentirt ſich bey ihnen in dem Angeſicht, und der Gedanke davon in den Augen: denn der Gedanke und die Rede, fer - ner das afficirt werden und das Angeſicht thun bey denſelben Eins; ſie halten es für böſe, anders denken und anders reden, an - ders wollen und anders mit dem Geſicht vor - geben. Sie wiſſen nicht, was Heucheley, be - trügliche Verſtellung und Liſt ſey. Daß die älteſte Menſchen auf unſerem Erdboden auch eine ſolche Sprache gehabt haben, konnte ich durch den Umgang mit einigen von ihnen in dem andern Leben wiſſen, und damit dieſe Sache erläutert werde, will ich dasjenige, was ich gehört habe, anführen, es iſt folgen - des: Mir wurde durch einen Einfluß, wel - chen ich nicht beſchreiben kann, gezeiget, was es für eine Beſchaffenheit mit der Sprache derjenigen gehabt habe, die von der älteſten Kirche waren: ſie war nemlich nicht ver - nehmlich (articulata) wie die Wörterſprache unſerer Zeit, ſondern leiſe, ſie geſchahe nicht durch das äuſſerliche ſondern durch das innerli - che Athmen, alſo war es eine Gedankenſprache; ich konnte auch wahrnehmen, wie ihr inneres Athmen beſchaffen geweſen; daß ſie von dem Nabel gegen das Herz, und ſo durch die Lip - pen fortgieng, ohne etwas ſchallendes, wann ſie redeten, und daß ſie in des andern Ohr nicht durch den äuſſerlichen Weg eingieng, ſondern auf etwas, welches man die Ohr -L 5trommel170Von den Planetentrommel nennet, anſchlug, ſie gieng aber durch den innerlichen Weg, und zwar durch etwas daſelbſt, welches heut zu Tag die Eu - ſtachianiſche Röhre heißt. Jch ſahe, daß ſie durch dergleichen Sprache ihre Gedanken und Jdeen viel vollſtändiger ausdrucken konn - ten, als es ſonſt durch vernehmliche Töne oder ſchallende Worte geſchehen kann, wel - che Rede ebenfalls durch das Athmen, aber durch das äuſſerliche, dirigirt wird; denn es iſt kein Wort, ja gar nichts in einem Wort, welches nicht durch allerley Applicationen der Reſpiration dirigirt wird; bey jenen aber geſchiehet es viel vollkommener, weil es nem - lich durch die innere Reſpiration gehet, wel - che eben deswegen, weil es die innere iſt, voll - kommener und den Jdeen der Gedanken ap - plicabler und gemäſer iſt; überdas gehet es auch durch kleine Bewegungen der Lippen, und damit correſpondirende Veränderungen des Angeſichts: denn weil es himmliſche Men - ſchen waren, ſo leuchtete alles, was ſie dachten, aus ihrem Angeſicht und Augen heraus, welche ſich gleichförmig veränder - ten, das Angeſicht in Abſicht auf die Geſtalt nach dem Leben ihrer Rührung, (affectionis) die Augen aber in Abſicht auf das Licht; mit dem Geſicht konnten ſie niemalen ſich anderſt anſtellen, als nachdem was ſie in Gedanken hatten, weil ihre Sprache durch die innere Reſpiration geweſen, welche den Menſchen -geiſt171Mars. geiſt ſelbſt angehet, deswegen konnten ſie mit den Engeln eine Gemeinſchaft haben, und reden. Die Reſpiration der Geiſter des Mars wurde mir auch zu erkennen gegeben, ich empfand, daß ihr Athmen aus der Gegend der Bruſt dem Nabel zu gieng, und von da aufwärts durch die Bruſt mit einem unmerk - lichen Hauch gegen den Mund floſſe, woraus ich, gleichwie aus andern Erfahrungen, er - kennen konnte, daß ſie von himmliſcher Art waren, daß ſie alſo denen, die von der älte - ſten Kirche auf dieſer Erde geweſen ſind, nicht ungleich waren.

Jch wurde belehret, daß die Geiſter des Mars in dem größten Menſchen das Mittel zwiſchen dem Verſtand - und Willens-We - ſen, und alſo den Gedanken aus der Rüh - rung, und die, welche die beſten unter ihnen ſind, die Rührung des Gedankens (affectio - nem cogitationis) vorſtellen: daher kommt es, daß ihr Angeſicht mit ihrem Gedanken einerley thut, und ſie ſich vor niemand ver - ſtellen können. Und weil ſie jenes im größ - ten Menſchen vorſtellen, ſo correſpondirt die mittlere Gegend, die zwiſchen dem Gehirn und Gehirnlein iſt, mit ihnen: denn bey welchen das Gehirn und Gehirnlein den geiſt - lichen Wirkungen nach vereiniget ſind, bey denſelben thut das Angeſicht Eines mit dem Gedanken, ſo daß aus dem Angeſicht ſelb ſt die Rührung des Gedanken, und aus derRüh -172Von dem PlanetenRührung, wenn einige Zeichen aus den Au - gen auch zum Vorſchein kommen, das ge - meinſchaftliche (commune) des Gedanken herausleuchtet: deswegen hab ich, da ſie bey mir waren, ein Zurückziehen des Vorder - Theils des Haupts gegen das Hinter-Theil, alſo des Gehirns gegen dem Gehirnlein, merk - lich empfunden.

Als einsmals Geiſter des Mars bey mir waren, und die Sphäre meines Gemüths be - ſezten, kamen Geiſter aus unſerer Erde an, und wollten ſich auch in dieſelbe Sphäre ein - miſchen; die Geiſter unſerer Erde aber wur - den alsdann wie toll, aus der Urſach, weil ſie ſich gar nicht für einander ſchickten: denn die Geiſter unſerer Erde ſtellen in dem größ - ten Menſchen den äuſſerlichen Sinn vor, da - her waren dieſe in einer zu der Welt und zu ſich ſelbſt gekehrten Idée, die Geiſter des Mars aber in einer von ihnen ab - und zu dem Him - mel und zu dem Nächſten gerichteten Idée, woraus eine Widerwärtigkeit entſtund; es kamen aber alsdann engliſche Geiſter des Mars dazu, aus deren Ankunft die Communica - tion benommen wurde, und ſo wichen die Geiſter unſerer Erde.

Es haben mit mir engliſche Geiſter von dem Leben der Einwohner auf ihrer Erde ge - redet, daß ſie unter keinen Herrſchaften ſte -hen,173Mars. hen, ſondern daß ſie in gröſſere und kleinere Geſellſchaften abgetheilt ſeyn, und daß ſich daſelbſten nur ſolche zuſammen geſellen, wel - che in ihren Gemüthern überein kommen, und daß ſie dieſes ſogleich aus dem Angeſicht und aus der Rede wiſſen, und daß ſie ſelten hierinn fehlen, ſie ſind alsdann gleichbalden Freunde. Sie ſagten auch, ihre geſellſchaft - liche Verbindungen ſeyen angenehm, und ſie reden unter einander von ſolchen Sachen, die in den Geſellſchaften vorkommen, inſon - derheit von dem, was in dem Himmel iſt, denn viele von ihnen haben eine Communi - cation mit den Engeln des Himmels. Die - jenigen, welche in ihren Geſellſchaften anfan - gen unrichtig zu denken und folglich übel zu wollen, werden getrennet, ſie überlaſſen ſie ihnen ſelbſt, daher führen ſie auſſer der Ge - ſellſchaft ein ſehr elendes Leben in Felſen oder anderwärts, denn ſie bekümmern ſich nichts mehr um dieſelben. Einige Geſellſchaften verſuchen auf allerley Weiſe dieſelben zur Beſſerung zu bringen, da es aber vergeblich iſt, ſo trennen ſie ſich von ihnen. Alſo ver - hüten ſie, daß ſich keine Herrſchſucht noch Gewinnſucht einſchleiche, d. i. daß nicht ei - nige aus Herrſchſucht eine Geſellſchaft, und hernach mehrere andere, unter ſich bringen, und daß nicht einige aus Gewinnſucht an - dern ihre Güter wegnehmen. Ein jeder da - ſelb ſten lebt mit ſeinen Gütern zufrieden, undein174Von den Planetenein jeder iſt mit ſeiner Ehre vergnügt, daß man ihm nachrühmt, er ſey ein gerechter und ein Menſchenfreund. Dieſes Vergnügen und Ruhe des Gemüths würde ſich verliehren, wenn nicht diejenigen, welche übel denken und übel wollen, ausgeſtoſen würden, und wenn ſie nicht in den erſten Anfängen, der Eigenliebe und der Liebe zur Welt, klüglich und ernſtlich vorbeugten: denn dieſe Arten von Liebe ſind es, um deren willen Herr - ſchaften und Reiche entſtanden ſind, in de - ren Bezirk wenige ſind, die nicht herrſchen, und die Güter anderer beſitzen wollen, denn es giebt wenige, welche das was recht und billig iſt, aus Liebe zur Gerecht - und Billig - keit thun, noch weniger welche das Gute aus Liebe ſelbſt thun, wohl aber aus Furcht vor dem Geſetz, Leben, Verluſt eines Ge - winns, Ehre und guten Namens.

Von dem Gottesdienſt der Einwohner ſagten ſie, daß ſie unſern HErrn erkennen und anbethen, mit Vermelden, daß Er allein GOtt ſey, und daß er ſowol den Himmel als auch die ganze Welt regiere, daß alles Gute von Jhm ſey, und daß Er ſie leite, ferner daß Er bey ihnen auf der Erde zum öftern erſcheine. Jhnen wurde alsdann ge - geben zu ſagen, daß auch die Chriſten auf unſerer Erde wiſſen, der HErr regiere den Himmel und die Erde, aus den Worten desHErrn175Mars. HErrn ſelbſt bey dem Matthäo 28, 18. Mir iſt gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden, daß ſie aber das nicht glauben wie die, welche aus der Erde des Mars ſind. Sie ſagten auch, daß ſie daſelbſt glauben, es ſey bey ihnen nichts als ein wüſtes und hölliſches Weſen, und alles Gute ſey des HErrn; ja ſie ſagten weiter, ſie ſeyen an ſich Teufel, und der HErr ziehe ſie aus der Hölle heraus, und halte ſie beſtändig ab. Einsmals, da der HErr genennet wurde, ſa - he ich, daß ſich jene Geiſter ſo innig und ſo tief demüthigten, daß man es nicht beſchrei - ben kann: denn bey der Demüthigung hat - ten ſie den Gedanken, daß ſie an ſich in der Hölle und alſo ganz unwürdig ſeyen, auf den HErrn zu ſchauen, welcher die Heiligkeit ſelbſten iſt. Jn dieſem Gedanken aus dem Glauben waren ſie ſo tief, daß ſie gleichſam auſſer ſich waren, und blieben darinn auf den Knien, bis der HErr ſie aufhub, und alsdann gleichſam aus der Hölle herauszog: wenn ſie ſo aus der Demüthigung emporſtei - gen, ſo ſind ſie voll Gutes und Liebe, und folglich voll Freude des Herzens. Wenn ſie ſich alſo demüthigen, wenden ſie das Ange - ſicht nicht zu dem HErrn, denn dieſes unter - ſtehen ſie ſich nicht, ſondern ſie kehren es ab. Die Geiſter, die um mich waren, ſagten, daß ſie dergleichen Demüthigung nirgends geſe - hen haben.

Es176Von den Planeten

Es verwunderten ſich einige Geiſter, die aus jener Erde waren, darüber, daß um mich ſo viele Geiſter aus der Hölle waren, und daß ſie auch zu mir redeten: ich gab aber zur Antwort, daß dieſes ihnen um der Urſache willen erlaubt werde, damit ich wiſſe, was es für eine Beſchaffenheit mit ihnen hat, und warum ſie in der Hölle ſind, und daß ſich dieſes nach ihrem Leben verhalte; ich konnte auch ſagen, daß viele unter ihnen wären, die ich gekannt hatte, da ſie auf der Welt lebten, und daß einige von ihnen damals in groſſem Anſehen geſtanden ſind, denen aber damals nichts als die Welt am Herzen lag; daß mir aber niemals ein böſer Geiſt, und wenn er auch noch ſo hölliſch wäre, einen Schaden zufügen könne, weil ich beſtändig von dem HErrn beſchüzt werde.

Es präſentirte ſich mir ein Einwohner von jener Erde, es war zwar kein Einwoh - ner, ſondern einer der ihm gleich ſahe, ſein Angeſicht war wie das Angeſicht der Einwoh - ner unſerer Erde, die untere Gegend des An - geſichts aber war ſchwarz, nicht vom Bart, denn er hatte keinen, ſondern an deſſen ſtatt von einer Schwärze, dieſe Schwärze breite - te ſich bis unter die Ohren zu beeden Seiten aus, der obere Theil des Angeſichts war gelb - licht, wie das Angeſicht der Einwohner un - ſerer Erde, welche nicht ganz weiß ſind. Fer -ner177Mars. ner ſagten ſie, daß ſie auf dem Erdball Baum - früchte, inſonderheit eine gewiſſe runde Frucht, eſſen, welche aus ihrer Erde hervor grünet, neben anderm Zugemüs; daß ſie daſelbſt Kleider tragen, welche ſie aus Rindenzaſern einiger Bäume machen, die eine ſolche Stei - fe haben, daß man ſie zuſammen ſetzen und auch durch eine Art Gummi, das bey ihnen hervor kommt, zuſammen leimen kann. Sie erzählten über das, daß ſie flüßige Feuer all - da zu machen wiſſen, woraus ſie Licht zu den Abend - und Nachtzeiten haben.

Jch ſahe etwas ſehr ſchön flammendes, es war von mancherley Farben, purpurfär - big, ferner wurde es aus dem weiſſen roth, die Farben glänzten auch ſchön von der Flam - me; ich ſahe auch eine Hand, an welche ſich dieſes flammende Weſen anſetzte, zuerſt auf die umgekehrte Seite, hernach an die flache Hand, nachgehends ſchlich es um die Hand rings herum; dieſes dauerte einige Zeit lang, hernach entfernte ſich dieſe Hand ſamt dem flammenden Weſen auf einige Weite, und wo ſie ſtehen blieb, war es helle, in dieſer Helle verſchwand die Hand, und darauf ver - wandelte ſich dieſes flammende Weſen in ei - nen Vogel, welcher anfänglich von gleichen Farben mit dem flammenden Weſen war, und die Farben ſchimmerten ebenfalls, esSw. Sch. III. Th. Mver -178Von dem Planetenveränderten ſich aber die Farben nach und nach, und mit den Farben die Lebenskraft in dem Vogel.

Er flog umher, zuerſt um mein Haupt, hernach in ein enges Zimmer, welches wie eine Capelle ausſah, und je nachdem er mehr vorwärts flog, ſo wich das Leben von ihm, und wurde endlich zu Stein, anfäng - lich perlenfarben hernach von dunkler Far - be, ob er aber gleich kein Leben hatte, ſo flog er doch immer. Als jener Vogel um das Haupt flog, und noch in ſeiner Lebens - kraft war, erſchien ein Geiſt, welcher von unten durch die Gegend der Lenden bis zu der Gegend der Bruſt aufſtieg, er wollte von dar jenen Vogel wegnehmen, weil er aber ſo ſchön war, verwehrten es die Geiſter, die um mich waren, denn ſie hatten alle ihr Ge - ſicht auf ihn gerichtet, der Geiſt aber, der von unten herauf kam, beredete ſie mit Macht, daß der HErr bey ihm wäre, und daß er es alſo aus dem HErrn thue; ob gleich dieſes die meiſten nicht glaubten, ſo thaten ſie doch nicht weiter Einhalt, den Vogel hinweg zu nehmen, weil aber in demſelben Augenblick der Himmel ſeinen Einfluß gab, ſo konnte er ihn nicht halten, ſondern er ließ ihn frey aus ſeiner Hand fliegen. Da dieſes geſchahe, redeten die Geiſter, die um mich waren, unddem -179Mars. demſelben Vogel und ſeinen nach und nach auf einander folgenden Veränderungen ſcharf zuſahen, von ihm unter einander, und das eine geraume Zeit; ſie merkten, daß ein ſol - ches Geſicht nichts anders als etwas himm - liſches habe anzeigen können, ſie wußten, daß das Flammende die himmliſche Liebe und deren Rührungen bedeute, daß die Hand, an welche ſich das flammende Weſen anſetzte, das Leben und deſſen Macht, die Verände - rungen der Farben die Verſchiedenheiten des Lebens und der Weisheit und Verſtand be - zeichnen; etwas ähnliches bedeute auch der Vogel, aber mit Unterſchied, das flammen - de bezeichne die himmliſche Liebe, und was zu ſelbiger Liebe gehöret, und der Vogel die geiſtliche Liebe und was dieſelbe Liebe betrift; (die himmliſche Liebe iſt die Liebe zu dem HErrn, und die geiſtliche Liebe iſt die Liebe gegen dem Nächſten.)

Die Veränderungen der Farben und zugleich des Lebens in dem Vogel, bis er ſteinern worden iſt, bedeuten die nach und nach entſtehende Veränderungen des geiſt - lichen Lebens nach dem Verſtändniß. Sie wußten auch, daß die Geiſter, welche von unten durch die Gegend der Lenden zu der Ge - gend der Bruſt aufſteigen, in der ſtarken Ein - bildung ſtehen, ſie ſeyen in dem HErrn, undM 2daher180Von dem Planetendaher glauben, daß ſie alles was ſie thun, wenn es auch ſchon böſe iſt, mit des HErrn Willen thun. Doch konnten ſie daraus nicht wiſſen, was durch dieſes Geſicht ver - ſtanden würde; endlich wurden ſie aus dem Himmel belehret, daß man Einwohner des Mars verſtanden; daß ihre himmliſche Liebe, worinnen noch viele ſtehen, durch das flammende Weſen, welches ſich an die Hand geſetzt hat, bedeutet worden ſey, und daß der Vogel anfänglich, da er in der Schön - heit ſeiner Farben und in ſeiner muntern Lebenskraft war, ihre geiſtliche Liebe bedeute; daß aber der Vogel wie von Stein und ohne Leben, und endlich von dunkler Farbe wor - den ſey, dieſes bedeute die Einwohner, wel - che ſich von dem Gut der Liebe entfernet ha - ben, und in dem Böſen ſind, und doch noch glauben, ſie ſeyen in dem HErrn. Eben der - gleichen iſt auch durch den Geiſt angezeigt worden, welcher aufſtieg, und den Vogel hinwegnehmen wollte.

Durch den ſteinernen Vogel wurden auch die Einwohner jenes Erdballs vorgeſtellet, welche das Leben ihrer Gedanken und Regun - gen auf eine fremde Weiſe in faſt gar kein Leben verwandeln, wovon ich folgendes ge - höret habe: Es war ein Geiſt über meinem Haupt, welcher mit mir redete, aus dem Schallmerke -181Mars. merkete man, als ob er in einem Stand des Schlafs wäre, in dieſem Zuſtand redete er vieles, und das mit einer ſolchen Klugheit, daß es wachend nicht beſſer ſeyn könnte; es wurde (mir) zu vernehmen gegeben, daß er ein Subject war, durch welches die Engel redeten, und daß er es in demſelben Zuſtand mit Bewüßtſeyn empfände (apperciperet) und vorbrächte: denn er redete nichts als was wahr war, wenn etwas anderswoher einfloß, ſo ließ er es zwar ein, aber er brach - te es nicht vor. Jch fragte ihn von ſeinem Zuſtand, er ſagte, es ſey ihm ein ruhiger Stand, und er ſey ohne alle Sorge wegen des Zukünftigen, er leiſte aber zugleich Nu - tzen, wodurch er eine Gemeinſchaft mit dem Himmel habe. Mir wurde geſagt, daß ſol - che in dem größten Menſchen den ſich in die Länge ziehenden Saum (Sinum Longitudi - nalem) vorſtellen, welcher in dem Gehirn zwiſchen deſſen beeden Hälften liegt, und da - ſelbſt in einem ruhigen Stand iſt, es mag auch das Gehirn zu beeden Seiten ſo aufrüh - riſch ſeyn, als es immer will. Als ich in der Unterredung mit dieſem Geiſt war, dran - gen ſich die Geiſter gegen dem vordern Theil des Haupts, wo derjenige war, den ſie druck - ten, deswegen wich er auf die eine Seite, und machte ihnen Platz.

M 3Die182Von dem Planeten

Die ankommende Geiſter redeten unter - einander, es verſtunden aber weder die Geiſter um mich herum, noch ich, was ſie redeten: ich wurde von den Engeln unterrichtet, daß es Geiſter aus dem Erdball des Mars waren, welche alſo un - tereinander reden konnten, daß die anweſen - de Geiſter nichts davon verſtunden noch merk - ten. Jch verwunderte mich, daß es eine ſolche Sprache geben könnte, weil alle Gei - ſter eine Sprache haben, welche aus den Ge - danken fließt, und aus denen Jdeen beſtehet, welche in der geiſtlichen Welt wie Worte ge - höret werden. Es wurde geſagt, daß dieſel - ben Geiſter auf gewiſſe Weiſe Jdeen formi - ren, welche durch die Lippen und durch das Angeſicht ausgedruckt werden, und andern nicht verſtändlich ſind, und daß ſie in dem - ſelben Augenblick durch Kunſt die Gedanken entziehen, indem ſie hauptſächlich verhüten, daß nichts von der Rührung ſich offenbare, aus der Urſache, weil, wenn etwas von der Rührung empfunden wird, alsdann der Ge - danke offen ſtünde, denn der Gedanke fließt aus der Anregung, und iſt gleichſam in ihr.

Jch wurde ferner belehret, daß die Einwoh - ner der Erde des Mars, welche das himmli - ſche Leben in die Erkenntniſſe allein, undnicht183Mars. nicht in das Leben der Liebe ſetzen, eine ſolche Sprache ausgeſonnen haben, doch nicht alle, und daß ſie, wenn ſie Geiſter werden, dieſes behalten. Dieſe ſind es, welche inſonder - heit durch den ſteinernen Vogel bedeutet worden ſind: denn eine Rede durch Bil - dungen des Geſichts und Bewegungen der Lippen, mit Entfernung der Rührungen und Entziehung der Gedanken von andern, dar - ſtellen, iſt ſo viel als eine Rede entſeelen und ſie einem Bild gleich machen, und ſo auch ſich durch ähnliche Grade. Ob ſie aber gleich meynen, daß ſie von andern nicht verſtanden werden, was ſie untereinander reden, ſo ver - nehmen doch die engliſche Geiſter all und je - des, was ſie reden: die Urſach iſt, weil man ihnen keinen Gedanken entziehen kann. Dieſes wurde ihnen auch durch eine leben - dige Erfahrung gezeigt; ich dachte an das, daß die böſe Geiſter unſerer Erde ſich nicht ſchämen, wenn ſie andern zuſetzen; dieſes hatte bey mir ſeinen Einfluß von den engli - ſchen Geiſtern, welche ihre Sprache vernah - men; darauf erkannten jene Geiſter des Mars, daß es das wäre, wovon ſie unter - einander redeten, und ſie verwunderten ſich; überdas wurde von einem engliſchen Geiſt vieles entdeckt, ſowohl was ſie redeten, als auch was ſie gedachten, ob ſie ſich gleich Mühe gaben, ihm die Gedanken zu entzie - hen.

M 4Nach184Von dem Planeten

Nach dieſem influirten jene Geiſter von oben in mein Angeſicht, der Einfluß wur - de wie ein dünner Strichregen gefühlt, welches ein Zeichen war, daß ſie in kei - ner Rührung deſſen, was wahr und gut iſt, waren, denn dieſes wird durch das ge - ſtreifte vorgeſtellt; ſie redeten darauf öf - fentlich mit mir, und ſagten, daß die Ein - wohner ihrer Erde ebenfalls ſo unterein - ander reden.

Sie wurden darauf berichtet, daß die - ſes böſe ſey, weil ſie alſo das Jnnerliche verſtopfen, und davon auf das Aeuſſerliche abweichen, und vornemlich, weil es keine Aufrichtigkeit iſt, alſo zu reden: denn die - jenigen, welche aufrichtig find, wollen nichts reden, auch nicht einmal denken, als nur ſolche Dinge, die andere wiſſen ſollen, ja wenn es auch alle wären, auch ſelbſt der ganze Himmel; diejenigen aber, welche nicht wollen, daß andere wiſſen was ſie reden, die urtheilen über andere, denken übel von ihnen und wohl von ſich, und werden end - lich aus einer Fertigkeit ſo weit gezogen, daß ſie ſchlimm von der Kirche, von dem Himmel, ja ſelbſt von dem HErrn denken. Es wurde geſagt, daß diejenigen, welche Kenntniſſe lieben und nicht alſo ein Leben nach denſelbigen, in dem größten Men -ſchen185Mars. ſchen die innere Haut der Hirnſchale vor - ſtellen, daß aber diejenigen, welche ſich ge - wöhnen, ohne Rührung zu reden, und den Gedanken an ſich und andern zu entzie - hen, dieſelbe Haut vorſtellen; die aber bei - nern worden, weil von einigem geiſtlichen Leben ihnen kein Leben entſtehet.

Weil durch den ſteinernen Vogel auch diejenigen vorgeſtellet worden ſind, welche in Kenntniſſen allein, und in keinem Le - ben der Liebe ſtehen, und weil ſie daher kein geiſtliches Leben haben, ſo will ich hier ſtatt eines Anhangs zeigen, daß dieje - nigen allein ein geiſtliches Leben haben, wel - che in einer himmliſchen Liebe, und daher in Erkenntniſſen ſind, und daß die Liebe in ſich alles Erkenntnißweſen, welches zu jener Liebe gehöret, enthalte.

Es ſeyen zum Exempel die Thiere der Erde, und auch die Thiere des Himmels oder die Vögel: jene haben eine Wiſſen - ſchaft von allem, was zu ihrer Liebe ge - höret; ihre Liebe aber iſt, ſich ernähren, ſi - cher wohnen, das Geſchlecht fortpflanzen, ihre Jungen ernähren, bey einigen ſich auf den Winter verſehen; deswegen haben ſie alle erforderliche Wiſſenſchaft, denn dieſe befindet ſich in ihrer Liebe, und influirt inM 5ſie,186Von den Planetenſie, als wie in ihre Behältniſſe; dieſe Wiſ - ſenſchaft iſt bey einigen Thieren ſo beſchaf - fen, daß der Menſch nicht anderſt als dar - über erſtaunen kann, die Wiſſenſchaft iſt ihnen angebohren, und wird ein Trieb (in - ſtinctus) genennet, er gehört aber zu der natürlichen Liebe, darinn ſie ſtehen.

Wenn der Menſch in ſeiner Liebe - re, welches die Liebe zu GOtt und gegen dem Nächſten iſt, (dieſe Liebe iſt dem Men - ſchen eigen, wodurch er von den unver - nünftigen Thieren unterſchieden wird, und iſt eine himmliſche Liebe) ſo wäre der Menſch alsdann nicht allein in aller er - forderlichen Wiſſenſchaft, ſondern auch in allem Verſtand und Weisheit, denn dieſe würden in jene Liebe aus dem Himmel, d. i. durch den Himmel von GOtt, influiren.

Weil aber der Menſch nicht in jener, ſondern in widriger Liebe, nemlich in der Liebe ſein ſelbſt und der Welt, gebohren wird, ſo kann er darum nicht anderſt als in aller Unwiſſenheit und Ungeſchicklichkeit gebohren werden, durch göttliche Mittel aber gelangt er zu etwas Verſtand und Weisheit, aber doch nicht würklich in et - was, wo nicht die Liebe zu ſich und zu der Welt weggeſchaft, und ſo der Weg gebah -net187Mars. net wird für die Liebe zu GOTT und gegen den Nächſten. Daß die Liebe zu GOtt und die Liebe gegen den Nächſten allen Verſtand und Weisheit in ſich ha - ben, kann man aus denjenigen erſehen, wel - che in der Welt in jener Liebe ſtunden, dieſe, wenn ſie nach dem Tod in den Him - mel kommen, wiſſen daſelbſt und haben einen Geſchmack an ſolchen Dingen, die ſie niemals vorher wußten; ja ſie denken und reden daſelbſt wie die übrigen Engel: dis ſind ſolche Dinge, die kein Ohr jema - len gehöret, noch ein Herz gewußt hat, die unausſprechlich ſind, die Urſach iſt, weil jene Liebe ein Vermögen, dergleichen zu empfangen, in ſich hat.

Von der Erde / oder den Plane - ten Saturn, und von ſeinen Gei - ſtern und Einwohnern.

Die Geiſter von dieſer Erde erſcheinen da, wo die Erde ſelbſt iſt, vorwärts auf eine ziemliche Weite, etwas unten auf der Fläche der Knie: wenn dahin das Aug geöffnet wird, ſo kommt eine Menge Geiſter zu Geſichte, welche alle von jener Erde ſind: man ſiehet ſie vondieſem188Von den Planetendieſem Theil jener Erde, und zwar zur Rechten. Jch konnte auch mit ihnen re - den, und daraus erkennen, was es mit ih - nen im Verhältniß gegen andere für eine Beſchaffenheit habe: ſie ſind fromm und beſcheiden, und weil ſie ſich für klein hal - ten, ſo erſcheinen ſie auch in dem andern Leben als klein.

Jn ihrem Gottesdienſt ſind ſie ſehr de - müthig denn ſie halten ſich disfalls für nichts. Sie verehren unſern HErrn, und erkennen Jhn für den Einigen GOTT. Der HErr erſcheinet ihnen auch bisweilen unter einer engliſchen Geſtalt und wie ein Menſch; und alsdann leuchtet das Gött - liche aus dem. Angeſichte heraus, und rüh - ret das Gemüth. Die Einwohner reden auch, wenn ſie das Alter haben, mit Gei - ſtern, von welchen ſie Unterricht von dem HErrn bekommen, ſowohl wie man Jhn verehren müſſe, als auch wie man leben ſolle. Wenn einige wollen, die Geiſter die von dorther ſind verführen, und von dem Glauben an den HErrn, oder von der Demüthigung gegen Jhn, und von der Frömmigkeit des Lebens abwendig machen, ſo ſagen ſie, ſie wollen ſterben; alsdann ſiehet man in ihren Händen kleine Meſſer, womit ſie ihre Bruſt, wie es ſcheinet durch - ſtechen wollen. Wenn man ſie fragt war -um189Saturn. um ſie das thun, ſo ſagen ſie, ſie wollen lieber ſterben, als von dem HErrn abfal - len.

Die Geiſter aus unſerer Erde lachen ſie auch bisweilen deswegen aus, und ſchel - ten auf ſie, daß ſie das thun; ſie antwor - ten aber darauf, ſie wiſſen wohl, daß fie ſich nicht umbringen, ſondern daß dieſes nur eine Erſcheinung (adparenz) ſey, wel - che aus dem Willen ihres Gemüths aus - flieſſe, daß ſie lieber ſterben wollen, als ſich von dem Dienſt des HErrn abziehen laſſen.

Sie ſagten, daß Geiſter von unſerer Erde einigemal zu ihnen kommen, welche ſie fragen, was für einem GOtt ſie die - nen, dieſen antworten ſie: ſie ſeyen nicht geſcheut, und es könne kein gröſſerer Un - ſinn ſeyn, als erſt fragen, was für einen Gott jemand verehre, da doch alle in der ganzen Welt nur einen einigen GOtt ha - ben, und ſie ſeyen noch unſinniger darin - ne, daß ſie nicht ſagen, der HErr ſey der - ſelbe einige GOtt, und derſelbe regiere den ganzen Himmel und dadurch die ganze Welt; denn wer den Himmel regieret, re - gieret auch die Welt, weil die Welt durch den Himmel regieret wird.

Sie ſagten, daß es auf ihrer Erde auch ſol -che190Von den Planetenche gebe, die das Nachtlicht, welches groß iſt, den HErrn nennen, daß ſie aber von den üb - rigen abgeſondert und von ihnen nicht gedul - det werden. Dieſes Nachtlicht kommt von jenem groſſen Ring, (cingulo) welches dieſelbe Erde auf eine Weite umgibt, und von den Monden, welche die Trabenten des Saturns genennet werden.

Sie erzählten, daß eine andere Art Geiſter, welche Schaarenweis gehen, häufig zu ihnen komme, und zu wiſſen verlange, was es bey ihnen für eine Beſchaffenheit habe, und daß ſie auf mancherley Art dasjenige, was ſie wiſ - ſen, heraus locken. Von dieſen ſagten ſie, ſie ſeyen nicht ungeſcheut, nur aber in dem, daß ſie allein es zu wiſſen begehren, um kei - nes andern Nutzens willen, als daß ſie es wiſſen. Nachgehends wurden ſie belehret, daß dieſelben Geiſter aus dem Planeten Mer - cur, oder aus der Erde, die der Sonne am nächſten iſt, ſeyen, und daß ſie nur an Kennt - niſſen, und nicht ſowohl an dem daraus ent - ſtehenden Nutzen, Vergnügen haben.

Die Einwohner und Geiſter des Planeten Saturns ſtellen in dem größten Menſchen den mittlern Sinn zwiſchen dem geiſtlichen und natürlichen Menſchen vor, der aber vom natür - lichen abweicht und dem geiſtlichen näher kommt. Daher rühret die Erſcheinung, daß jene Geiſter in den Himmel gerückt oder hin -geriſſen191Saturn. geriſſen und bald zurück geſchickt werden: denn was des geiſtlichen Sinnes iſt, das iſt in dem Himmel; was aber des natürlichen Sinnes iſt, das iſt unter dem Himmel. Weil die Geiſter von unſerer Erde in dem größten Menſchen den natürlichen und cörperlichen Sinn vorſtellen, ſo durfte ich aus einer deut - lichen Erfahrung wiſſen, wie der geiſtliche und natürliche Menſch untereinander ſtreiten und ſich ſtoſſen, wenn dieſer nicht im Glauben und Liebe ſtehet. Die Geiſter von der Erde des Saturns lieſſen ſich von weitem ſehen, und darauf gab es eine lebhafte Communica - tion zwiſchen jenen und zwiſchen dergleichen Geiſtern von unſerer Erde; dieſe, nachdem ſie jene alſo vermerkten, wurden wie unſinnig, und fiengen an jene zu verfolgen, indem ſie unanſtändige Dinge vom Glauben und auch vom HErrn einblieſen; und da ſie von An - züglichkeiten und Schmähungen erhitzt wa - ren, machten ſie ſich auch mitten unter die - ſelben hinein, und trachteten aus dem Un - ſinn, darinn ſie waren, ihnen Schaden zu - zufügen: allein die Geiſter des Saturns fürch - teten nichts, weil ſie ſicher und in Ruhe wa - ren, aber jene Geiſter von unſerer Erde fien - gen an, da ſie mitten unter ihnen waren, Angſt zu bekommen, und mit Mühe Luft zu ſchöpfen, und drangen ſich alſo hinaus, der eine dahin, der andere dorthin, und verſchwan -den.192Von dem Planetenden. Die Anweſenden bemerkten daraus, was es mit dem natürlichen Menſchen, der von dem geiſtlichen getrennt iſt, für eine Bewandniß habe, wenn er in eine geiſtliche Sphäre kommt, nemlich daß er unſinnig ſey: denn der natürli - che von dein geiſtlichen getrennte Menſch, iſt allein aus der Welt und nicht aus dem Himmel weiſe; und wer nur aus der Welt weiſe iſt, derſelbe glaubt nichts als was die Sinne be - greifen, und was er glaubt, glaubt er aus dem Betrug der Sinne, wenn nun dieſer durch den Einfluß aus der geiſtlichen Welt nicht gehoben wird, ſo bringt er falſche Dinge hervor: da - her kommt es, daß ihm keine geiſtliche Dinge etwas ſind, ſogar daß er es kaum hören kann, wenn das Geiſtliche genennet wird. Deswe - gen ſind dergleichen Geiſter nicht bey ſich ſelbſt, wenn ſie ſich in einer geiſtlichen Sphäre befin - den. Anderſt verhält es ſich, wenn ſie in der Welt leben, alsdann denken ſie entweder na - türlicher Weiſe von geiſtlichen Dingen, oder ſie wenden das Ohr ab, das iſt, ſie hören und mer - ken nicht darauf. Aus eben dieſer Erfahrung erhellet auch, daß der natürliche Menſch ſich nicht in den geiſtlichen begeben, das iſt, auf ſtei - gen könne, ſondern wenn der Menſch im Glau - ben und daher in dem geiſtlichen Leben iſt, daß der geiſtliche Menſch in den natürlichen einflieſ - ſe und daſelbſt denke: denn es gibt einen geiſtli - chen Einfluß, das iſt, aus der geiſtlichen Welt in die natürliche, nicht aber aus dieſer in jene.

193Saturn.

Ferner bekam ich von den Geiſtern jener Erde Nachricht von den Einwohnern, was es für eine Bewandtniß mit ihren geſellſchaftli - chen Verbindungen habe, und anders mehr. Sie ſagten, daß ſie in Familien abgeſondert leben, eine jede Familie beſonders und nicht bey der andern, alſo Mann und Weib mit ihren Kindern beyſammen, und daß ſie, wenn ſie ſich verheirathen, von dem Hauſe ihrer Eltern getrennet werden, und es nicht mehr achten. Deswegen erſcheinen die Geiſter von jener Er - de Paar und Paar weiſe. Jch vernahm auch, daß ſie um den Lebensunterhalt und Kleidung wenig bekümmert ſind, daß ſie Früchte und Hülſengemüſe eſſen, die ihre Erde hervorbringt, und daß ſie leicht gekleidet ſeyen, weil ſie ei - ne dicke Haut oder Rock wider die Kälte um ſich haben; daß überdieß alle auf ihrer Erde wiſſen, daß ſie nach dem Tod leben werden, und daß ſie deswegen auch aus ihren Leibern nichts machen, nur in ſo fern des Lebens hal - ber, welches, wie ſie ſagen, fortdauren und dem HErrn dienen werde; daß ſie daher auch die Leichname der Verſtorbenen nicht begraben, ſondern hinwerfen, und mit Zweigen von den Bäumen aus dem Wald bedecken.

Als ſie wegen jenes großen Rings befragt wurden, welcher von unſerer Erde ſich über den Geſichtskreis jenes Planeten zu erheben, und die Stellungen zu verändern ſcheinet, ſoSw. Sch. III. Th. Nſag -194Von dem Planetenſagten ſie, daß es ihnen nicht als ein Ring, ſondern nur als eine Schneeweiſe in dem Him - mel unter mancherley Richtung vorkomme.

Von der Erde oder dem Planeten Venus, und von ſeinen Geiſtern und Einwohnern.

Der Planet Venus erſcheinet in der Jdee der Geiſter und Engel zur Linken ein we - nig rückwärts auf einige Weite von unſerer Erde: in der Jdee der Geiſter ſage ich, weil kei - nem Geiſt die Sonne der Welt, noch ſonſt ein Planet erſcheinet, ſondern die Geiſter haben nur eine Jdee, daß ſie ſeyen; aus der Jdee allein von ihnen präſentirt ſich die Sonne der Welt von hinten als etwas Dunkeles, die Pla - neten aber nicht als Jrrſterne, wie in der Welt, ſondern als beſtändig an ihren Orten, man ſehe oben.

Jn dem Planeten Venus ſind zwo Gat - tungen von Menſchen, die der Gemüthsart nach einander zuwider ſind: Es giebt einige, die zahm und menſchlich ſind, und es giebt an - dere, die rauh und faſt wilder Art ſind; die von der erſten Gattung laſſen ſich auf der an - dern Seite des Erdballs ſehen, die von der an - dern auf dem Theil, der hieher ſiehet. Man muß aber wiſſen, daß ſie ſo nach den Zuſtän -den195Venus. den ihres Lebens erſcheinen: denn der Zuſtand des Lebens ſtellet alle Apparenz des Raums und der Entfernung allda dar.

Einige von denen, welche auf der andern Seite des Planeten erſcheinen, und zahm und menſchlich ſind, kamen zu mir, und wurden mir zu ſehen vorgeſtellet über dem Haupt, mit welchen ich mancherley geredet habe: unter an - dern ſagten ſie, daß ſie, da ſie in der Welt waren, unſern HErrn für ihren einigen GOtt erkannt haben, und ihn jetzt mehr dafür er - kennen; ſie ſagten, daß ſie ihn auf ihrer Erde geſehen haben, und ſie ſtellten es auch vor, wie ſie ihn geſehen hatten. Dieſe Geiſter ſtellen in dem größten Menſchen das Gedächtniß ma - terieller Dinge vor, wie es mit dem Gedächt - niß immaterieller Sachen übereinkommt, wel - ches die Geiſter des Mercurs vorſtellen: dem - nach ſtimmen die Geiſter des Mercurs mit dieſen Geiſtern der Venus gar ſehr überein, deswegen wurde, als ſie beyeinander waren, aus dem Einfluß von dar eine groſſe Verän - derung und eine ſtarke Wirkung in meinem Gehirn empfunden, man ſehe oben.

Mit denen Geiſtern aber, welche ſich auf dem hieher ſehenden Theil ſehen laſſen, und ungeſchlacht und faſt wilder Art ſind, habe ich nicht geredet, ſondern es wurde mir von den Engeln erzählet, was es für eine Beſchaf -N 2fen -196Von dem Planetenfenheit mit ihnen hat, und woher ſie eine ſo wilde Natur haben, daß ſie nemlich daſelbſt ein groſſes Vergnügen an Plünderungen, und hauptſächlich am Eſſen vom Raub haben; das Vergnügen von dem, wann ſie an das Eſſen vom Raub gedenken, wurde mir zu empfinden gegeben, und ich nahm wahr, daß es ſehr groß war. Daß auch auf unſerer Erde Einwohner von ſolcher wilden Natur geweſen ſeyen, er - hellet aus den Geſchichtſchreibern verſchiedener Völker, ferner aus den Einwohnern des Lands Canaan, 1 Sam. 30, 16. und auch aus dem Jüdiſchen und Jſraelitiſchen Volks auch zur Zeit Davids, daß ſie alle Jahre Streyfereyen gethan, die Nationen geplündert, und mit Freuden den Raub verzehret haben. Es wur - de auch geſagt, daß die Einwohner mehren - theils Rieſen ſind, und daß die Menſchen von unſerer Erde ihnen nur bis an den Nabel gehen; ferner daß ſie auch dumm ſeyen und nicht dar - nach fragen, was der Himmel, oder was das ewige Leben iſt, ſondern daß ſie allein für das ſorgen, was ihre Erde und ihr Vieh angehet. Weil es nun dieſe Bewandniß mit ihnen hat, ſo ſetzen ihnen, wenn ſie in das andere Le - ben kommen, am meiſten die Böſen und Falſchen zu. Die Hölle, die bey ihnen iſt, er - ſcheinet neben dem Erdball, und hat keine Ge - meinſchaft mit der Hölle der Böſen von unſe - rer Erde, aus der Urſache, weil ſie von ganz anderer Art und Neigungen ſind, daher iſtauch197Venus. auch ihr Böſes und Falſches von ganz anderer Gattung. Diejenigen aber, welche ſo beſchaffen ſind, daß ſie können ſeelig werden, ſind an Oertern der Abſtreifung (vaſtationis) und werden allda auf den äuſſerſten Grad der Ver - zweiflung gebracht, denn das Böſe und Fal - ſche von jener Art kann nicht anderſt gebän - digt und weggeſchaft werden. Wenn ſie in dem Stand der Verzweiflung ſind, ſchreyen ſie, daß ſie Beſtien ſeyen, daß ſie ein Greuel, ein Scheuſal, und alſo verdammt ſeyen. Ei - nige von ihnen, wenn ſie in ſolchem Zuſtand ſind, ſchreyen auch gegen den Himmel, die - ſes aber wird ihnen vergeben, weil es aus der Verzweiflung herrühret; der HErr verhütet es, daß ſie in keine Läſterungen als bis zu den ge - ſetzten Gränzen losbrechen. Wenn dieſe das Aeuſſerſte erduldet haben, ſo werden ſie ſelig, weil alsdann das Leibliche bey ihnen tod iſt. Von dieſen wurde (mir) auch geſagt, daß ſie, da ſie auf ihrer Erde lebten, an einen höchſten Schöpfer ohne Mittler geglaubt haben, wenn ſie aber ſelig werden, ſo werden ſie auch unterrichtet, daß der HErr ſeye allein GOtt, ein Heiland und Mittler. Jch ſahe etliche von ihnen, nachdem ſie das Aeuſſerſte erlitten haben, in den Himmel aufgenommen werden, und als ſie daſelbſt aufgenommen worden, be - merkte ich eine ſolche Zärtlichkeit der Freude von ihnen, daß ſie mir Thränen aus meinen Augen preßte.

N 3Von198Von den Geiſtern und

Von den Geiſtern und Einwohnern des Monds.

Einige Geiſter erſcheinen über dem Haupt, und es lieſſen ſich von dannen Stimmen wie Donner hören, denn ihre Stimmen tönten nicht anderſt, als wie Donner aus den Wol - ken nach den Blitzen, ich hielte dafür, daß es eine groſſe Menge Geiſter wäre, welche durch Kunſt, Stimmen mit einem ſo ſtarken Laut von ſich hören laſſen konnten. Die etwas ein - fältige Geiſter, die bey mir waren, lachten ſie aus, worüber ich mich ſehr verwunderte; die Urſach dieſes Spottes wurde bald endeckt, ſie war dieſe: daß die Geiſter, welche töneten, nicht viel, ſondern wenig, und auch klein wie Knaben waren, und daß ſie ihnen vorher durch ſolche Getöſe einen Schrecken eingejagt haben, und doch keinen Schaden zufügen könnten. Da - mit ich wüßte, wie ſie beſchaffen wären, lieſ - ſen ſich einige von der Höhe, wo ſie töneten, herab, und es trug zum verwundern einer den andern auf dem Rücken, und ſo näherten ſich je zween und zween zu mir; ſie lieſſen ſich in kei - nem unfeinen Angeſicht ſehen, es war aber länger als das Angeſicht der übrigen Geiſter, ihre Statur war gleich der Gröſſe eines Kna - ben von 7 Jahren, aber von ſtärkerm Leibe, es waren alſo kleine Menſchen. Mir wurde von Engeln geſagt, daß ſie aus dem Mondwaren.199Einwohnern des Monds. waren. Derjenige, welcher von dem andern getragen worden, kam zu mir, und machte ſich auf die linke Seite unter dem Ellenbogen, und redete von dannen, ſagend, daß, wenn ſie ei - ne Stimme von ſich geben, ſie alſo tönen, und daß ſie alſo die Geiſter, welche ihnen Böſes zufügen wollen, in Furcht ſetzen, und einige in die Flucht jagen, und daß ſie alſo ſicher gehen, wohin ſie wollen. Damit ich für ge - gewiß wüßte, daß ihre Stimme ſo lautete, ſo wich er von mir zu einigen andern hinweg, und tönete gleichfalls ſo. Ferner zeigten ſie, daß ihre Stimme aus dem Wanſt wie ein Rülpſen ausgeſtoſſen würde, und alſo ertönete. Jch bemerkte, daß dieſes daher käme, weil die Ein - wohner des Monds nicht ſo aus der Lunge, wie die Einwohner anderer Erden, ſondern aus dem Wanſt reden, und alſo aus einer Luft, die ſich daſelbſt ſammelt, aus der Ur - ſach, weil der Mond keine ähnliche Dunſtku - gel, wie andere Erdbälle, um ſich hat. Jch wurde belehret, daß die Geiſter des Monds in dem größten Menſchen den ſchildförmigen Knorpel (Xiphoiden) vorſtellen, an welchen vornen die Ribben ſtoſſen, und aus welchen die weiſſe Binde herabgeht, welche den Mus - keln des Wanſtes zu einer Unterſtützung die - net.

Daß auch in dem Mond Einwohner ſeyen, wiſſen die Geiſter und Engel, und das gleich -N 4falls200Warum hat der HErr wollen ꝛc. falls in den Monden oder Trabanten um den Erdball des Jupiters und um die Erde des Saturns. Diejenigen, welche keine Geiſter von dannen geſehen und mit ihnen geredet ha - ben, zweifeln doch nicht, daß auch auf den - ſelben Menſchen ſeyen, weil es eben ſowohl Erden ſind; und wo eine Erde iſt, da iſt auch ein Menſch; den der Menſch iſt der Endzweck, um deſſen willen die Erde da iſt, und es iſt nichts von dem groſſen Schöpfer ohne End - zweck gemacht worden. Daß der Endzweck der Schöpfung das menſchliche Geſchlecht ſey, damit der Himmel daraus beſtehe, kann einem jeden, welcher aus einer ein wenig aufgeklär - ten Vernunft denkt, bekannt ſeyn.

Die Urſachen, warum der HErr hat wollen auf unſerer Erde, und auf keiner andern gebohren werden.

D es dem HErrn gefallen hat, auf unſe - rer und auf keiner andern Erde gebohren zu werden und die Menſchheit anzunehmen, davon giebt es viele Urſachen, von welchen ich aus dem Himmel unterrichtet worden bin. Die Haupturſache iſt um des Worts (GOt - tes) willen geweſen, daß dieſes hat kön - nen auf unſerer Erde aufgeſchrieben, und hernach ſchriftlich auf der ganzen Erde bekannt gemacht, und wenn eseinmal201auf unſerer Erde gebohren werden? einmal bekannt gemacht worden, auf die ganze Nachkommenſchaft erhalten werden; und daß auf ſolche Weiſe auch allen in dem andern Leben hat können geoffenbahret werden, daß Gott Menſch geworden ſey.

Daß die Haupturſache um des Worts willen geweſen, iſt, weil das Wort die göttliche Wahrheit ſelbſt iſt, welches den Men - ſchen lehret, daß ein GOtt ſey, daß ein Him - mel und eine Hölle ſey, daß ein Leben nach dem Tod ſey, überdas lehret es, wie er leben und glauben ſoll, damit er in den Himmel kom - me, und ſo in Ewigkeit glückſelig ſey. Die - ſes alles würde ohne Offenbarung, alſo auf dieſer Erde ohne das Wort ganz unbekannt ge - weſen ſeyn, und doch iſt der Menſch ſo erſchaf - fen worden, daß er nach ſeinem Jnnern nicht ſterben kann.

Daß das Wort hat können auf unſe - rer Erde aufgeſchrieben werden, iſt, weil die Kunſt zu ſchreiben hier von den uräl - teſten Zeiten war, zuerſt auf Baumrinden, hernach auf Pergament, nachgehends auf Pa - pier, und endlich durch den gemeinen Druck. Dafür hat der HErr geſorget um des Worts willen.

Daß das Wort hernach hat können auf dieſer ganzen Erde bekannt gemachtN 5wer -202Warum hat der HErr wollen nurwerden, iſt, weil hier alle Nationen Handel und Wandel untereinander treiben, nicht nur durch Reiſen, ſondern auch durch Schiffahr - ten an alle Oerter des ganzen Erdkreiſes: da - her hat das Wort, da es einmal ſchriftlich aufgezeichnet worden, von einer Nation zu der andern gebracht und überall gelehret werden können.

Daß das Wort, nachdem es einmal aufgeſchrieben worden, hat können auf die ganze Nachkommenſchaft erhalten werden, folglich auf tauſend und aber tau - ſend Jahre, und auch daß es erhalten worden ſey, iſt bekannt.

Daß auf ſolche Weiſe hat können offenbar werden, daß GOtt Menſch ge - worden ſey: denn dieß iſt das erſte und we - ſentlichſte, um deswillen das Wort iſt, denn niemand kann an einen GOtt glauben und GOtt lieben, den er nicht unter einer Geſtalt begreifen kann; deswegen fallen diejenigen, wel - che ein unſichtbahres und alſo unbegreifliches Weſen erkennen, mit ihren Gedanken auf die Natur, und glauben alſo an keinen GOtt. Darum hat es dem HErrn gefallen, hier ge - bohren zu werden, und dieſes durch das Wort kund zu thun, damit es nicht nur auf dieſer Welt bekannt würde, ſondern auch damit esdurch203auf unſrer Erde gebohren werden? durch daſſelbe den Geiſtern und Engeln auch aus andern Erden, und auch den Völkern aus der unſerigen offenbar würde.

Es iſt zu wiſſen, daß das Wort, welches auf unſerer Erde durch den Himmel von dem HErrn gegeben worden, eine Vereinigung des Himmels und der Welt ſey, zu dem Ende iſt eine Correſpondenz alles deſſen, was in dem Buchſtaben im Wort enthalten iſt, mit den göttlichen Dingen im Himmel; und daß das Wort in ſeinem höchſten und innerſten Ver - ſtand von dem HErrn, von ſeinem Reich in den Himmeln und auf Erden, und von der Liebe und Glauben von Jhm und an Jhn, folglich vom Leben von Jhm und in Jhm han - delt: ſolches wird den Engeln im Himmel vor - gelegt, wenn das Wort unſerer Erde geleſen und verkündiget wird.

Auf einer jeden andern Erde wird die gött - liche Wahrheit mündlich durch Geiſter und En - gel geoffenbaret, wie in dem vorhergehenden, da von den Einwohnern der Erdbälle in dieſer Sonnen-Welt gehandelt wurde, gemeldet worden iſt, dieß geſchiehet aber innerhalb ih - ren Familien: denn das menſchliche Geſchlecht wohnet auf den meiſten Erden nach Familien abgetheilt. Es wird derowegen die göttliche Wahrheit, welche durch Geiſter und Engelge -204Warum hat der HErr wollen nurgeoffenbahret worden iſt, nicht weit über die Familien hinaus gebracht, und wenn nicht be - ſtändig eine neue Offenbahrung folgt, ſo wird es verkehrt oder geht zu Grunde: anders iſt es auf unſerer Erde, wo die göttliche Wahr - heit, welche das Wort iſt, in ſeiner Voll - ſtändigkeit immerdar bleibt.

Es iſt zu wiſſen, daß der HErr alle, aus was für einer Erde ſie auch ſeyen, erkenne und aufnehme, welche GOtt unter menſch - licher Geſtalt erkennen und verehren, weil GOtt unter menſchlicher Geſtalt der HERR iſt: und weil der HErr den Einwohnern auf denen Erdbällen in engliſcher Geſtalt, welches die menſchliche Geſtalt iſt, erſcheinet; dero - wegen, wenn die Geiſter und Engel aus je - nen Erden von den Geiſtern und Engeln un - ſerer Erde hören, daß GOtt würklich Menſch ſey, ſo nehmen ſie dieſes Wort an, erkennen es und freuen ſich, daß es ſo ſey.

Zu denen oben angeführten Urſachen kommt noch dieſes hinzu, daß die Einwohner und Gei - ſter unſerer Erde in dem größten Menſchen den natürlichen und äuſſerlichen Sinn vorſtel - len, und der natürliche und äuſſerliche Sinn iſt das letzte, worein das Jnnere des Lebens ausgehet, und worinn es als in ſeinem gemein - ſchaftlichen Weſen ruhet. Eben ſo verhält es ſich mit der göttlichen Wahrheit in dem Buch -ſtaben,205auf unſrer Erde gebohren werden? ſtaben, welche das Wort genennet wird, wel - ches um eben dieſer Urſache willen auch auf dieſer Erde und auf keiner andern, gegeben wor - den iſt; und weil der HErr das Wort iſt, und ſein Erſtes und Letztes, daß alles nach der Ord - nung beſtünde, ſo hat Er auch wollen auf die - ſer Erde gebohren werden, und Wort werden, wie es bey Johanne heißt: Jm Anfang war das Wort, und das Wort war bey GOTT, und GOtt war das Wort, dieſes war im An - fang bey GOtt; alles iſt durch Jhn gemacht, und ohne Jhn iſt nichts gemacht, was gemacht iſt: und das Wort war Fleiſch und woh - nete unter uns, und wir ſahen ſeine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingebohrnen vom Vater. Cap. I, 1. 2. 3. 4. 14. 18. Das Wort iſt der HErr, in Abſicht auf die göttliche Wahrheit, alſo die gött - liche Wahrheit vom HErrn. Dieß iſt aber ein Geheimniß, welches in den Verſtand nur we - niger kommt.

Von den Erden in dem geſtirnten Himmel.

Diejenigen, welche in dem Himmel ſind, kön - nen mit Engeln und Geiſtern reden und umgehen, die nicht allein von Erden in dieſer Sonnenwelt ſind, ſondern auch mit denen, die von Erden auſſer dieſer Welt in dem Univerſoſind;206Von den Erdenſind; nicht nur mit den Geiſtern und Engeln allda, ſondern auch mit den Einwohnern ſelbſt, aber nur mit ſolchen, denen das Jnnere er - öffnet iſt, daß ſie diejenigen hören können, die aus dem Himmel reden. Eben ſo kan es auch ein Menſch, wann er in der Welt lebt, dem es von dem HErrn gegeben iſt, mit Geiſtern und Engeln zu reden: denn der Menſch iſt nach ſei - nem Jnnern ein Geiſt, der Leib, den er in der Welt herumträgt, dienet ihm nur zu Ver - richtungen in dieſer natürlichen oder irdiſchen Sphäre, welche die äuſſerſte iſt. Allein mit Engeln und Geiſtern als ein Geiſt zu reden, wird keinem gegeben, er ſey denn ſo beſchaffen, daß er den Engeln nach Glauben und Liebe zu - geſellet werden könne, das kan aber nicht ſeyn, wenn nicht der Glaube und Liebe auf den HErrn gehen: denn der Menſch wird durch Glauben und Liebe zu Jhm, das iſt, durch die Wahr - heiten der Lehre und durch das Gute des Le - bens von Jhm, vereiniget; und wenn er ver - einiget iſt, ſo iſt er vor allem Anfall böſer Gei - ſter aus der Hölle ſicher. Bey einigen aber kan ihr Jnneres gar nicht eröffnet werden, weil ſie nicht in dem HErrn ſind. Dieß iſt die Ur - ſache, daß heut zu Tage wenige ſind, denen es gegeben iſt mit Engeln zu reden und umzu - gehen: davon daß eine offenbare Anzeige iſt, daß man heutiges Tags kaum glaubt, daß es Geiſter und Engel gebe, noch weniger, daß ſie bey einem jeden Menſchen ſeyen, und daßdurch207in dem geſtirnten Himmel. durch ſie der Menſch in einer Verbindung mit dem Himmel ſtehe, und durch den Himmel mit dem HErrn; und daß man noch weniger glaubt, daß ein Menſch, wenn er dem Leibe nach ſtirbt, als ein Geiſt lebe, auch in menſch - licher Geſtalt, wie zuvor.

Weil heut zu Tage viele in der Kirche gar nichts glauben von einem Leben nach dem Tod, und kaum etwas vom Himmel, auch nichts vom HErrn, daß Er der GOtt des Himmels und der Erde ſey: ſo iſt mir deswegen das Jnnere meines Geiſtes von dem HErrn auf - gethan worden, daß ich, ſo lang ich im Leibe bin, zugleich bey den Engeln im Himmel ſeyn, und nicht nur mit ihnen reden, ſondern auch daſelbſt erſtaunliche Dinge ſehen, und ſie be - ſchreiben könne, damit ſie nicht etwa inskünftige auch ſagen können: wer iſt von dem Himmel zu uns kommen und hat uns erzählet, daß Er ſey, und was daſelbſt ſey? Allein ich weiß, daß auch diejenigen, welche in ihrem Herzen vorher Himmel und Hölle und ein Leben nach dem Tode geläugnet haben, ſich auch dagegen verhärten und es läugnen werden: denn es iſt leichter, einen Raben weiß zu machen, als zu machen, daß die glauben, welche einmal im Herzen den Glauben verworfen haben, Urſach iſt, weil ſie daran immerdar aus einer Ge - wohnheit zu läugnen, (ex negativo) und nicht zu bejahen denken. Jedoch mag das, wasvon208Von den Erdbällenvon Engeln und Geiſtern bisher geſagt worden, und weiter geſagt werden ſoll, für diejenigen wenige ſeyn, welche im Glauben ſtehen: da - mit aber auch die übrigen zu einiger Erkennt - niß gebracht werden, iſt mir verſtattet worden, ſolche Dinge zu erzählen, welche einen wißbe - gierigen Menſchen ergötzen und reitzen; und dieß ſoll nun auch geſchehen von den Erden in dem Sternenhimmel.

Wer die Heimlichkeiten des Himmels nicht weiß, kann nicht glauben, daß ein Menſch ſo weit entfernte Erden ſehen, und durch die ſinn - liche Erfahrung etwas von ihnen erzählen kön - ne: er ſoll aber wiſſen, daß die Räume und Entfernungen, und folglich die Fortſchreitun - gen, welche in der natürlichen Welt vorgehen, in ihrem Urſprung und erſten Urſache Ver - änderungen des Zuſtandes des Jnneren ſeyen, und daß ſie bey den Engeln und Geiſtern nach denſelbigen erſcheinen, und daß ſie alſo nach denſelben (Veränderungen) dem Schein nach von einem Ort in den andern, und von einer Erde in die andere, auch in die Erden am Ende des Weltalls verſetzet werden können. Gleiche Bawandniß hat es auch mit einem Menſchen nach ſeinem Geiſt, ſo, daß der Leib doch an ſeinem Orte bleibt. Alſo iſt es mir ergangen, weil mir aus göttlicher Barmherzigkeit des HErrn gegeben wurde, mit Geiſter als ein Geiſt, und zugleich mit Menſchen als ein Menſchum -209in dem geſtirnten Himmel. umzugehen. Daß ein Menſch ſeinem Geiſte nach alſo verſetzet werden könne, kann der ſinn - liche Menſch nicht begreifen, weil er im Raum und in der Zeit iſt, und nach dieſen ſeine Fort - ſchreitungen mißt.

Daß viele Welten ſeyen, kann einem ſe - den daraus bekannt ſeyn, daß ſo viele Geſtir - ne in dem Weltall erſcheinen, und es iſt in der gelehrten Welt eine bekannte Sache, daß ein jedes Geſtirn wie eine Sonne an ſeinem Orte ſey, denn es bleibt beſtändig, wie die Sonne unſerer Erde, an ſeinem Ort, und daß nur die Entfernung mache, daß es ſo klein als ein Stern ausſieht: folglich daß es eben ſo, wie die Sonne unſerer Welt, Planeten um ſich habe, ſo Erden ſind; daß aber dieſe vor unſern Augen nicht erſcheinen, kommt von ih - rer unermeßlichen Weite her, und von dem Licht, ſo ſie allein von ihrem Stern haben, welches Licht nicht wiederum bis hieher reflec - tirt werden kann. Zu was anders würde wohl ein ſo groſſer Himmel mit ſo vielen Sternen dienen? denn der Endzweck der Schöpfung der Welt iſt der Menſch, daß aus dem Menſchen der engliſche Himmel beſtehe. Was wäre für einen unendlichen Schöpfer das menſchliche Geſchlecht, und folglich der engliſche Himmel aus einer Erde, für welchen tauſend Erden, ja auch nicht Myriaden, hinlänglich wären. Man hat ausgerechnet, daß, wenn eine Mil -Sw. Sch. III. Th. Olion210Von den Erdbällen in dem ꝛc. lion Erden in der Welt wären, und auf ei - ner jeden Erde 300 Millionen Menſchen, und 200 Geſchlechter (Generationen) innerhalb 6000 Jahren, und wenn einem jeden Men - ſchen oder Geiſt 3 cubiſche Ellen Raum ange - wieſen würde: ſo würde die Anzahl ſo vieler Menſchen oder Geiſter, wenn man ſie in eine Summe bringt, doch nicht einen Raum vom tauſendſten Theil dieſer Erde erfüllen, al - ſo etwa den Raum eines Trabanten um den Planeten Jupiter oder Saturn, welches in dem Weltall ein Raum von einer unmerkbaren Klein - heit wäre, denn ein Trabant iſt vor dem bloſen Auge kaum ſichtbar. Was iſt demnach dieſes für den Schöpfer der Welt, dem es nicht ge - nug ſeyn würde, wenn das ganze All voll - re, denn er iſt unendlich. Hievon habe ich mit Engeln geredet, welche ſagten, daß ſie eine gleiche Jdee von der Wenigkeit des menſchli - chen Geſchlechts in Abſicht auf die Unendlich - keit des Schöpfers haben, doch aber, daß ſie nicht aus den Räumen, ſondern aus den Zu - ſtänden gedenken, und daß nach ihrer Jdee ſo - viel Myriaden Erden, als man irgend denken könnte, doch gar nichts gegen den HErrn ſeyen. Allein von den Erden im Sternenhimmel ſoll jetzt im folgenden aus der Erfahrung ſelbſt ge - redet werden, woraus auch erhellen wird, wie die Verſetzung dahin nach meinem Geiſte, ſo, daß der Leib an ſeinem Orte blieb, geſchehen ſind.

Von211Von der erſten Erde ꝛc.

Von der erſten Erde in dem geſtirn - ten Himmel, und von deren Geiſtern und Einwohnern

Jch wurde durch Engel von dem HErrn zu einer Erde in dem geſtirnten Himmel ge - führet, wo ich konnte auf die Erde ſelbſt ſe - hen, aber nicht mit den Einwohnern daſelbſt reden, wohl aber mit den Geiſtern von daher. Alle Einwohner oder Menſchen von einer jed - weden Erde werden nach vollbrachtem Leben in der Welt Geiſter, und bleiben neben ihrer Er - de; doch erlangt man von ihnen Nachricht von der Erde und von dem Zuſtande der Einwoh - ner daſelbſt: denn die Menſchen welche von dem Leibe ſcheiden, nehmen ihr ganzes voriges Leben und all ihr Gedächtniß mit ſich. Auf Erden in dem Weltall gebracht werden, heißt nicht, dem Leibe nach dahingeführet und ver - ſetzt werden, ſondern dem Geiſte nach, und der Geiſt wird durch die Verſchiedenheiten des Zuſtandes des innern Lebens geführet, wel - che ihm vorkommen als Fortſchreitungen durch Räume. Die Annäherungen geſchehen auch nach den Uebereinſtimmungen oder Aehnlich - keiten der Lebenszuſtände denn eine Ueberein - kunft oder Aehnlichkeit des Lebens vereinigt, und eine Nichtübereinſtimmung oder Unähn - lichkeit trennet. Daraus kann man begreifen, wie eine Verſetzung nach dem Geiſte, und deſſen Annäherung an entfernte Oerter geſchie - het, ſo daß doch der Menſch an ſeinem OrteO 2bleibt.212Von der erſten Erdebleibt. Aber den Geiſt durch die Veränderun - gen des Zuſtandes ſeines Jnnern vor ſeine Welt hinausführen, und machen, daß die Veränderungen nach und nach bis auf einen gewiſſen Stand fortgehen, welcher denen, zu welchen er geführet wird, übereinſtim - mig oder ähnlich iſt, das ſtehet in der Macht des HErrn allein: denn es wird eine ſtete Regierung und Vorausſehung ſeyn, vom erſten bis aufs letzte, vor - und rückwärts; in - ſonderheit daß das mit einem Menſchen geſche - he, welcher noch dem Leibe nach in der Natur der Welt, und dadurch im Raum iſt. Daß dem ſo ſey, kann man diejenigen, welche in der leiblichen Sinnlichkeit ſind, und aus der - ſelben heraus denken, nicht glauben machen; die Urſach iſt, weil die leibliche Sinnlichkeit keine Fortſchreitungen ohne Raum begreifen kann; wohl aber können diejenigen, welche aus der Sinnlichkeit ihres Geiſtes, die von der Sinnlichkeit des Leibes in etwas entfernet und abgezogen iſt, und alſo mehr innerlich in ſich denken, dahin gebracht werden, daß ſie es glau - ben und faſſen, weil in der Jdee des innern Gedanken kein Raum noch Zeit iſt, ſondern anſtatt deren ſolche Dinge, woraus Raum und Zeiten ſind. Für dieſe mag alſo das ſeyn, was von den Erden in dem geſtirnten Himmel folgt, und nicht für andere, es - re denn, daß ſie Unterricht annehmen.

Jn einem wachenden Zuſtande wurde ich dem Geiſte nach durch Engel von dem HErrnauf213in dem geſtirnten Himmel. auf eine Erde in dem Weltall, in Beglei - tung einiger Geiſter aus dieſer Welt geführt; die Reiſe gieng zur rechten Hand, und dau - rete zwey Stunden. An dem Ende unſrer Sonnenwelt erſchien zuerſt eine weißlichte aber dicke Wolke, und nach dieſer ein feuriger Rauch, der aus einer großen Kluft aufſtieg - es war ein großer Abgrund, welcher auf je - ner Seite unſere Sonnenwelt von einigen Welten des geſtirnten Himmels ſcheidete; je - nen feurigen Rauch ſahe man auf eine ſehr große Weite. Jch wurde mitten hinüber geführt; und darauf erſchienen unten in je - nem Schlund ſehr viele Menſchen, welche Geiſter waren: (denn die Geiſter erſcheinen alle in menſchlicher Geſtalt, und ſind würk - lich Menſchen) ich hörte ſie auch untereinan - der reden; woher ſie aber und wer ſie wa - ren, konnte ich nicht wiſſen: doch ſagte mir einer von ihnen, daß ſie Wachten ſeyen, da - mit nicht die Geiſter von dieſer Welt in eine andere ohne gegebene Erlaubniß hinüber ſez - zen. Daß dem ſo ſey, wurde auch beſtäti - get: denn einige Geiſter, welche in dem Ge - folge waren, denen es nicht erlaubet wurde, hinüber zu fahren, als ſie zu jenem großen Zwiſchenraum kamen, fiengen an ſehr zu ſchreyen, ſie kämen um: denn ſie waren wie die, welche in den letzten Zügen mit dem Tode ringen, deswegen blieben ſie auf jener Seite des Abgrundes ſtehen, und konntenO 3nicht214Von den Erden in dem ꝛc. nicht weiter hinüber gebracht werden: denn der Rauch, welcher aus dem Schlund aus - dünſtete, ergriff ſie, und marterte ſie auf ſolch Weiſe.

Nachdem ich über dieſen großen Schlund hinüber gebracht worden, kam ich endlich an einen Ort, wo ich mich verweilte, darauf erſchienen mir oberhalb Geiſter, mit welchen ich reden durfte. Aus ihrer Rede und aus ihrer Art ſich ihrer Vorſtellungen von Sa - chen bewußt zu ſeyn (genio appercipiendi) und ſie zu beſchreiben, habe ich deutlich wahr - genommen, daß ſie aus einer andern Erde waren, denn ſie waren durchaus unterſchie - den von den Geiſtern unſerer Sonnenwelt; ſie merkten es auch aus meiner Rede, daß ich weit her war.

Nachdem wir von verſchiedenen Dingen uns eine Zeitlang unterredet hatten, fragte ich: was für einem Gott ſie dieneten? einem gewiſſen Engel, ſagten ſie, welcher als ein göttlicher Menſch ihnen erſcheinet, denn er glänzet aus einem Licht, und daß er ſie un - terrichte und zu vermerken gebe, was zu thun ſey. Sie ſagten ferner, daß ſie wiſſen, daß der größte GOtt in der Sonne des engli - ſchen Himmels ſey, und daß er ſeinem En - gel und nicht ihnen erſcheine, und daß er zu groß ſey, als daß ſie ſich unterſtehen dürf - ten, ihn anzubeten. Der Engel, den ſie verehrten, war eine engliſche Geſellſchaft, demes215in dem geſtirnten Himmel. es vom HErrn gegeben wurde, ihnen vorzu - ſtehen und den Weg der Gerechtigkeit und des Rechts zu lehren; daher haben ſie ein Licht aus einer Flamme, welche als eine Fak - kel zu ſehen iſt, ſehr feurig und gelb; die Urſach rührt daher, weil ſie den HErrn nicht anbeten, daher haben ſie kein Licht aus der Sonne des engliſchen Himmels, ſondern aus einer engliſchen Geſellſchaft: denn eine engliſche Geſellſchaft kann, wenn es ihr vom HErrn gegeben wird, ein ſolches Licht Gei - ſtern, die in der untern Gegend ſind, dar - ſtellen. Dieſe engliſche Geſellſchaft habe ich auch geſehen, ſie war hoch über ihnen; ich habe auch das Flammende, woher das Licht kam, geſehen.

Jm übrigen waren ſie beſcheiden, etwas einfältig, doch dachten ſie ziemlich gut. Aus dem Licht bey ihnen konnte man ſchließen, was es bey ihnen für eine Beſchaffenheit mit der Verſtändlichkeit (intellectuale) habe: denn der Verſtand richtet ſich nach dem Empfang des Lichts aus dem Himmel, weil die gött - liche Wahrheit, die von dem HErrn als der Sonne ausgehet, es iſt, was daſelbſt leuch - tet, und den Engeln nicht nur das Sehen ſondern auch das Verſtehen giebt.

Jch wurde unterrichtet, daß die Einwoh - ner und Geiſter von jener Erde ſich in denO 4größ -216Von der erſten Erdegrößten Menſchen auf etwas in dem Milz beziehen, wovon ich durch den Einfluß auf das Milz, da ſie mit mir redeten, vergewiſ - ſert wurde.

Es kam die Frage von der Sonne ihrer Welt, welche ihre Erde erleuchtet, vor; ſie ſagten, daß die Sonne daſelbſt flammend er - ſcheine, und da ich die Größe von der Son - ne unſerer Erde vorſtellte, ſagten ſie, ſie ſey kleiner: denn die Sonne iſt ihnen vor unſern Augen ein Stern; ich hab auch von den En - geln gehöret, daß ſie unter den kleinern ein Stern ſey. Sie ſagten auch, daß man aus ihrer Erde den Himmel geſtirnt ſehe, und daß ein Stern, welcher größer als die an - dern ſey, ihnen gegen Abend erſcheine; aus dem Himmel wurde geſagt, daß derſelbe un - ſere Sonne ſey.

Nachgehends wurde mir das Geſicht ge - öffnet, daß ich in etwas auf die Erde ſelbſt ſehen konnte; und es erſchienen viele Wieſen und Wälder ſamt Bäumen mit Blät - tern; auch Schafe die Wolle trugen. Nach dieſem ſahe ich etliche Einwohner, die von geringem Stande waren, ſie hatten Kleider an faſt wie die Bauren in Europa. Es zeig - te ſich auch ein Mann mit ſeinem Weib, die - ſes hatte eine ſchöne Statur, und zierliche Gebärden, der Mann gleichfalls; was michaber217in dem geſtirnten Himmel. aber wunderte, ſo gieng er prächtig einher, und hatte einen gleichſam ſtolzen Gang, das Weib aber einen demüthigen. Es ſagten die Engel, daß dieß ſo der Gebrauch auf jener Erde ſey, und daß dergleichen Männer ge - liebt werden, weil ſie doch gut ſind. Es wurde auch geſagt, daß ſie nicht mehrere Wei - ber haben dürfen, weil es wider die Geſetze ſey. Das Weib, das ich ſahe, hatte vor der Bruſt ein breites Gewand, hinter wel - ches ſie ſich verbergen konnte; dieß war ſo gemacht, daß ſie die Aerme hinein ſtecken, und daſſelbe anziehen und fortgehen konnte: an dem untern Theil konnte es aufgehoben werden, und wenn es aufgehoben und an den Leib gelegt worden, ſahe es aus wie eine Schnürbruſt, wie bey den Frauen auf unſerer Erde. Eben daſſelbe diente auch dem Manne ſtatts eines Gewands, ich ſahe daß er es von dem Weib nahm, auf ſeinen Rücken legte und den untern Theil los - machte, dieſer hieng bis auf die Füße hinab wie ein langes Kleid (toga) und ſo gieng er gekleidet einher. Was ich auf jener Erde ſa - he, ſah ich nicht mit den Augen meines Lei - bes, ſondern mit den Augen meines Geiſtes, und ein Geiſt kan das ſehen was auf einer Erde iſt, wenn es ihm von dem HErrn ge - geben wird.

Weil ich weis, daß einige zweifeln wer - den, ob es doch möglich ſey, daß ein MenſchO 5mit218Von der erſten Erdemit den Augen ſeines Geiſtes etwas auf ei - ner ſo weit entlegenen Erde ſehen könne, ſo darf ich ſagen, wie es damit zugehe. Die Entfer - nungen in dem andern Leben ſind nicht wie die Entfernungen auf der Erde; die Entfer - nungen in dem andern Leben verhalten ſich gänzlich nach eines jeden Zuſtänden, darinn ſein Jnneres iſt. Diejenigen, welche in el - nem ähnlichen Zuſtand ſind, die ſind zugleich in einer Geſellſchaft und an einem Ort; alles Gegenwärtige rührt daſelbſt aus der Aehnlich - keit des Zuſtandes her, und alle Entlegen - heit aus ſeiner Unähnlichkeit her. Daher kam es daß ich bey jener Erde war, da ich von dem HErrn in einen Zuſtand verſezt wurde, der dem Zuſtande der Geiſter und Einwohner da - ſelbſt ähnlich war, und daß ich alsdenn gegen - wärtig mit ihnen redete. Es erhellet daraus, daß die Erden in der geiſtlichen Welt nicht wie in der natürlichen Welt von einander abſtehen, ſon - dern nur dem Schein nach, nach den Zu - ſtänden des Lebens der Einwohner und Gei - ſter daſelbſt. Ein Zuſtand des Lebens iſt ein Zuſtand der Neigungen (affectionum) in Abſicht auf Liebe und Glauben. Daß ein Geiſt, oder welches einerley, ein Menſch dem Geiſte nach das ſehen kan, was auf einer Erde iſt, will ich beſchreiben, wie ſich auch dieſe Sache verhält. Weder Geiſter noch Engel können mit ihrem Geſicht etwas ſehen, welches in dieſer Welt iſt: denn ihnen iſtdas219in dem geſtirnten Himmel. das Licht dieſer Welt oder der Sonne wie eine dicke Finſterniß: gleichwie ein Menſch mit dem Geſicht ſeines Leibs auch nichts von dem ſehen kann, was in dem andern Leben iſt, denn ihm iſt das Licht des Himmels wie ei - ne dicke Finſterniß. Doch können Geiſter und Engel, wann es dem HErrn wohlgefällt, dasjenige was in der Welt iſt, ſehen durch die Augen eines Menſchen; dieſes läßt aber der HERR bey keinen andern als bey denen zu, denen der HErr mit Geiſtern und En - geln zu reden, und zugleich bey ihnen zu ſeyn erlaubet: durch meine Augen wurde ih - nen vergönnet das, was in der Welt iſt, zu ſehen, und ſo deutlich als ich, wie auch Men - ſchen, die mir redeten, zu hören. Es ereig - nete ſich etlichemal, daß einige ihrer Freun - de, die ſie bey Leibes Leben gehabt haben, durch mich geſehen haben durchaus ſo gegen - wärtig wie vorher, und ſie erſtaunten; ſie ſa - hen auch ihre Männer und Kinder, und woll - ten ſagen, daß ſie da wären und dieſelben ſähen, und daß ich von ihrem Zuſtand in dem andern Leben Nachricht geben ſollte; es war mir aber verboten, ihnen zu ſagen und zu entdecken, daß es ihnen ſo vorkomme, aus der Urſache weil ſie geſagt hätten, ich ſeye nicht geſcheid, oder weil ſie gedacht hätten, es ſey Unſinn, weil mir bekannt war, daß, ob ſie gleich es mit dem Munde ſagten, ſie es doch nicht im Herzen glaubten, daß esGei -220Von der erſten ErdeGeiſter gebe, und daß die Todten auferſtan - den und unter den Geiſtern ſeyen, und die - ſe durch einen Menſchen ſehen und hören können. Da mir anfangs mein inwendiges Geſicht geöfnet wurde, und diejenigen, ſo im andern Leben waren, durch meine Augen die Welt und das was in der Welt war, ſa - hen, ſind ſie ſo erſtaunt, daß ſie ſagten, dieß ſey ein Wunder über Wunder, und wurden mit neuer Freude erfüllet, daß es auf ſolche Weiſe eine Gemeinſchaft der Erde mit dem Himmel, und des Himmels mit der Erde, gebe. Dieſe Freude daurete Monate lang, nachdem ſie es aber ſo gewohnt worden, ver - wundern ſie ſich jetzt nicht mehr. Jch wur - de belehret, daß Geiſter und Engel bey an - dern Menſchen nicht das Geringſte von dem, was in der Welt iſt, ſehen, ſondern nur die Gedanken und Neigungen derer, bey denen ſie ſind, vernehmen. Hieraus konnte erhellen, daß der Menſch alſo erſchaffen ſey, daß, wenn er in der Welt unter Menſchen lebt, er auch zugleich im Himmel unter den Engeln leben möchte, und hinwiederum, daß Himmel und Welt bey dem Menſchen zugleich ſeyn, und Einerley würken ſollten, und die Menſchen wiſſen könnten, was im Himmel, und die Engel, was auf der Welt ſey; und daß, wenn die Menſchen ſterben, ſie auf ſolche Weiſe aus dem Reich des HErrn auf Er - den in das Reich des HErrn im Himmel,nicht221in dem geſtirnten Himmel. nicht als in ein anderes, ſondern als in das nemliche, in welchem ſie auch waren, da ſie im Leibe lebten, übergehen ſollten: weil aber der Menſch ſo leiblich worden iſt, hat er ſich den Himmel verſchloſſen.

Zuletzt habe ich auch mit Geiſtern, wel - che von jener Erde waren, von mancherley Dingen auf unſerer Erde geredet, inſonder - heit davon, daß es hier Wiſſenſchaften gebe, die man anderswo nicht finde, als die aſtro - nomiſchen, geometriſchen, mechaniſchen, phy - ſiſchen, chymiſchen, mediciniſchen, optiſchen, philoſophiſchen, und überdas noch Künſte, die anderswo nicht bekannt ſeyen, als Schiffe zu bauen, Metalle zu ſchmelzen, auf Papier zu ſchreiben, und es durch den Druck be - kannt zu machen, und auf ſolche Weiſe mit andern auf dem Erdboden Gemeinſchaft zu haben, es auch auf die Nachkommenſchaft auf tauſend Jahre zu bringen, und daß es ſo mit dem Wort, das von dem HErrn iſt, ergangen, und daß deswegen die Offenbarung auf unſerer Erde beſtändig bleiben ſolle.

Endlich wurde mir auch die Hölle derer, die von jener Erde waren, gezeigt, diejeni - gen, ſo ich darinn ſahe, machten einen ſehr großen Schrecken ihre greßliche Geſichter darf ich nicht beſchreiben. Jch ſahe auch daſelbſt Hexen, welche Zauberkünſte treiben, dieſe er - ſchienen grün gekleidet, und erregten Grauen.

Von222Von der zweyten Erde

Von der zweyten Erde in dem ge - ſtirnten Himmel, und von ihren Gei - ſtern und Einwohnern.

Jch wurde darnach von dem HErrn auf eine Erde in der Welt geführet, welche von unſerer Erde weiter als jene erſte, wovon jetzt gehaudelt worden, entfernet war; daß ſie weiter entfernt war, erhellte daraus, daß ich dahin nach meinem Geiſte in zween Ta - gen gebracht worden bin, ſie zwar zur Lin - ken, die erſte aber zur Rechten. Weil die Entfernung in der geiſtlichen Welt nicht aus dem Abſtand des Orts, ſondern aus dem Unterſchied des Standes, wie oben gemeldet worden, herrühret, ſo konnte ich daraus, weil es zween Tage lang verzögerte, bis ich dahin kam, den Schluß machen, daß der Zuſtand des Jnnern bey ihnen, welches ein Stand der Rührungen und der Gedanken daher, iſt, um ſo viel von dem Zuſtande des Jnnern, welcher bey den Geiſtern aus unſerer Erde iſt, unterſchieden wäre. Weil ich dorthin dem Geiſte nach durch die Veränderungen des Zuſtandes des Jnnern verſetzt worden bin, ſo konnte ich die auf einander folgende Veränderungen ſelbſt, ehe man dorthin kam, bemerken. Es geſchahe, da ich wachte.

Als man da anlangte, ſahe man keine Erde, ſondern die Geiſter aus derſelben Er - de: denn es erſcheinen, wie vorhin gemeldetwor -223in dem geſtirnten Himmel. worden, die Geiſter einer jedweden Erde um ihre Erde herum, aus der Urſache: weil ſie mit den Einheimiſchen von gleicher Art ſind, denn ſie kommen von ihnen her, und ſind zu dem Ende da, daß ſie ihnen dienen. Man ſahe dieſelben Geiſter ſehr hoch über dem Haupt, und von dar ſahen ſie mich ankommen. Es iſt zu wiſſen, daß diejenigen, welche in dem andern Leben in der Höhe ſtehen, diejenigen die unten ſind, ſehen können, und je - her ſie ſind, deſto weiter können ſie um ſich ſehen, und daß ſie dieſelben nicht nur ſehen, ſondern auch mit ihnen reden können. Sie bemerkten daher, daß ich nicht aus ihrer Erde war, ſondern aus der Ferne anderswoher, deswegen redeten ſie mich von dortaus an, und fragten von mancher - ley Sachen, auf welche mir auch zu ant - worten gegeben worden; unter andern erzählte ich ihnen, aus was für einer Erde ich war, und wie ſie beſchaffen ſey, hernach redete ich von den Erdbällen in unſerer Sonnenwelt, und darauf auch von den Geiſtern der Erde oder des Planeten Merkur, daß ſie viele Erd - bälle durchwandern, um ſich Kenntniſſe von mancherley Sachen zu verſchaffen; als ſie das hörten, ſagten ſie, daß ſie auch dieſelben bey ihnen geſehen haben.

Es wurde mir von den Engeln aus un - ſerer Erde geſagt, daß die Einwohner und Geiſter jener Erde in dem größten Menſchendie224Von der zweyten Erdedie Schärfe des Geſichts vorſtelleten, und daß ſie deswegen in der Höhe erſcheinen, und auch ein ſehr ſcharfes Geſicht haben. Weil ſie das vorſtellten, und das, was unten war, ſcharf ſahen, habe ich ſie auch unter dem Reden mit den Adlern verglichen, welche hoch flie - gen, und ſich ſcharf und weit umſehen: ſie wurden aber auf dieſes unwillig, und mey - neten, als ob ich glaubte, ſie ſeyen in Ab - ſicht auf den Raub den Adlern gleich, und daß ſie alſo böſe wären; allein ich antworte - te, daß ich ſie den Adlern nicht in Rückſicht auf den Raub vergliche, ſondern in Rückſicht auf die Schärfe des Geſichts.

Sie wurden befragt, was für einem Gott ſie dieneten? ſie antworteten darauf, daß ſie einen ſichtbaren und unſichtbaren Gott ver - ehrten, einen ſichtbaren Gott unter menſchlicher Geſtalt, und einen unſichtbaren Gott unter kei - ner Geſtalt; ich nahm an ihrer Rede und auch an den Jdeen ihrer Gedanken, die ſie mir mittheileten, wahr, daß der unſichtbare Gott ſelbſt unſer HErr wäre, ſie nenneten ihn auch den HErrn. Auf dieſes wurde ge - antwortet, daß auch auf unſerer Erde ein unſichtbarer und ſichtbarer Gott verehrt wer - de, und daß der unſichtbare GOtt Vater, und der ſichtbare HErr genennet werde, daß aber beedes Eins ſeyen, wie er ſelbſt geleh - ret hat, da er ſagte, daß man die Geſtalt des Vaters niemals geſehen habe, daß aberder225in dem geſtirnten Himmel. der Vater und Er Eins ſeyen, und daß, wer ihn ſiehet, den Vater ſehe, und daß der Vater in ihm und er in dem Vater ſey, folglich daß dieſes beede göttliche Weſen in Einer Perſon ſey. Daß dieſes Worte des HErrn ſelbſt ſeyen, ſchlage man nach, Joh. V. 37. X. 30. XIV. 7. 9. 10. 11.

Nach dieſem ſah ich andere Geiſter aus eben derſelben Erde, welche ſich an einem Orte unter ihnen ſehen ließen, mit welchen ich auch redete; es waren aber dieſe Götzen - diener, denn ſie verehrten einen Götzen aus Stein, der einem Menſchen, aber keinem ſchönen gleich war. Es iſt zu wiſſen, daß alle, welche in das andere Leben kommen, an - fänglich einen Gottesdienſt haben, der ihrem Gottesdienſt auf der Welt gleich iſt, daß ſie aber nach und nach davon wegkommen. Die Urſache, daß es ſo geſchiehet, iſt, weil ein jeder Gottesdienſt dem innerlichen Leben des Menſchen eingepflanzt bleibt, aus welchem er nicht anders als nach und nach weggeſchaft und ausgerottet werden kan. Als ich dieſes erblickte, ſagte ich, man müſſe keinen todten ſondern einen lebendigen Gottesdienſt haben, ſie wiſſen, daß Gott, und nicht der Stein, lebe; ſie gedenken aber an den lebendigen Gott, wenn ſie einen, einem Menſchen ähn - lichen Stein anſehen, und anderſt können die Jdeen ihrer Gedanken auf den unſicht -Sw. Sch. III. Th. Pbaren226Von der zweyten Erdedaren Gott nicht figirt und determinirt wer - den; darauf konnte ich ihnen antworten, daß dieſes wohl geſchehen könne, wenn es auf den HErrn gehe, welcher der ſichtbare GOtt in dem Gedanken unter menſchlicher Geſtalt iſt; und daß alſo der Menſch mit dem un - ſichtbaren Gott durch Gedanken und Rüh - rung, folglich durch Glauben und Liebe, ver - einigt werden könne, wenn er mit dem HErrn vereinigt wird, aber nicht anderſt.

Die Geiſter, welche ſich aus der Höhe ſehen ließen, wurden befragt, ob ſie auf der Erde unter der Regierung der Fürſten oder Könige leben? darauf antworteten ſie, ſie wiſſen nicht, was Regierungen ſeyen, ſie le - ben unter einander, in Völker, Familien und Häuſer abgetheilet; ſie wurden befragt, ob ſie ſo ſicher ſeyen? ſie ſagten ja, weil ei - ne Familie die andere nicht beneidet, und nichts abzunehmen begehret. Sie wurden un - willig, daß man nach ſolchen Dingen fragte, gleich als ob man ſie einer Feindſeligkeit, oder einer Beſchützung gegen Räuber, beſchuldigte: was iſt nöthiger, ſagten ſie, als Nahrung und Kleidung haben, und ſo vergnügt und ruhig unter einander wohnen.

Als man ſie ferner von ihrer Erde frag - te, ſagten ſie, ſie haben Wieſen, Auen, Wälder voll fruchtbarer Bäume, auch Seen,wor -227in dem geſtirnten Himmel. worinn Fiſche, ferner Vögel von blauer Far - be mit goldnen Federn, und große und kleine Thiere, unter den kleinern gedachten ſie ſol - cher, welche einen hohen Rücken, wie die Cameele auf unſerer Erde, hätten; und doch eſſen ſie kein Fleiſch von ihnen, ſondern al - lein das Fleiſch von Fiſchen, überdas Früch - te von Bäumen, Zugemüs aus der Erde. Sie ſagten ferner, daß ſie in keinen aufge - baueten Häuſern wohnen, ſondern in Hay - nen, worinn ſie ſich unter den Zweigen - cher für den Regen und Sonnenhitze machen.

Es wurde die Frage von ihrer Sonne ge - macht, welche ein Stern vor den Augen aus unſerer Erde iſt, ſie ſagten, daß ſie feurig erſcheine, dem Anſehen nach nicht größer als der Kopf eines Menſchen. Von den En - geln wurde mir geſagt, daß der Stern, der ihre Sonne iſt, unter den kleinern ſey, nicht weit von dem Aequator des Himmels.

Es ließen ſich die Geiſter ſehen, die ſich gleich ſahen, als ſie Menſchen auf ihrer Er - de waren, ſie hatten ein Angeſicht, das dem Angeſicht der Menſchen auf unſerer Erde nicht ungleich iſt, außer daß ihre Augen und auch ihre Naſe klein waren: weil mir dieſes etwas un - geſtalt vorkam, ſagten ſie, kleine Augen und eine kleine Naſe ſey bey ihnen eine Schön - heit. Es ließ ſich ein Frauenzimmer ſehenP 2mit228Von der dritten Erdemit einem langen Kleid angezogen; ich frag - te, woraus ſie ſich auf jener Erde Kleider machen? ſie antworteten, ſie leſen aus Kräu - tern ſolche Dinge zuſammen, die ſie in - den zuſammenwirken, hernach ſetzen ſie ſo - gleich die Fäden in doppelt oder dreyfacher Reihe zuſammen, und feuchten ſie mit Leim - waſſer an, und überziehen ſie alſo mit einer Steife, ſie färben dieß Gewebe hernach aus Kräuterſäften. Es wurde (mir) auch gezeigt, wie ſie die Fäden machen: ſie ſitzen rücklings (deſupinatæ) auf dem Boden, und rollen dieſelben durch die Zehen der Füße zuſam - men, und wenn ſie aufgerollet ſind, ziehen ſie dieſelben an ſich, und laſſen ſie durch die Hände gehen.

Sie ſagten auch, daß auf derſelben Er - de ein Mann nur eine Frau, und nicht meh - rere habe, und daß ſie die Kinder der Zahl nach 10 bis auf 15 zeugen. Sie ſetzten hin - zu, daß man auch daſelbſt Huren finde, daß ſie aber nach dem Leben des Leibes, wenn ſie Geiſter werden, Zauberinnen ſeyen und in die Hölle geworfen werden.

Von der dritten Erde in dem ge - ſtirnten Himmel, und von Geiſtern und Einwohnern.

Es ließen ſich Geiſter von weitem ſehen, welche ſich nicht näher herbey machenwoll -229in dem geſtirnten Himmel. wollten, die Urſache war, weil ſie nicht zu - gleich bey den Geiſtern unſerer Erde, die da - mals um mich waren, ſeyn konnten; daraus bemerkte ich, daß ſie aus einer andern Erde waren: nachgehends wurde mir geſagt, daß ſie aus einer gewiſſen Erde in dem Weltall waren, wo aber dieſelbe Erde ſey, wurde mir nicht angezeigt. Jene Geiſter wollten gar nicht an ihren Leib denken, auch nicht einmal an eine körperliche und materielle Sa - che, anderſt als die Geiſter aus unſerer Er - de; daher kam es, daß ſie nicht herzunahen wollten, doch aber nach Entfernung einiger Geiſter von unſerer Erde, kamen ſie näher herzu, und redeten mit mir. Allein ich em - pfand alsdann eine Angſt, welche aus Zu - ſammenſtoßung der Wirkungskreiſe (ex col - liſione ſphærarum) entſtund, denn es um - geben geiſtliche Sphären alle Geiſter und die Geſellſchaften der Geiſter, und weil ſie aus dem Leben der Rührungen und der Gedan - ken ausfließen, ſo entſtehet deswegen, wo widrige Rührungen ſind, ein Aneinanderſtoſ - ſen und daraus eine Bangigkeit. Es erzähl - ten die Geiſter von unſerer Erde, daß ſie es auch nicht wagen, ſich ihnen zu nähern, weil, wenn ſie ſich nähern, esihnen nicht nur angſt und bange wird, ſondern es dünkt ſie auch, als ob ſie mit Schlangen an Händen und Füßen gebunden wären, woraus ſie nicht los werden können, ehe ſie zurück weichen; daßP 3es230Von der dritten Erdees ihnen ſo vorkomme, hat ſeine Urſache in der Correſpondenz: denn die Geiſter unſerer Erde ſtellen in dem größten Menſchen den äußerlichen Sinn, alſo das körperliche Sinn - liche, vor, und dieß Sinnliche wird in dem andern Leben durch Schlangen vorgeſtellet.

Weil es mit den Geiſtern jener Erde dieſe Bewandtnis hat, ſo präſentiren ſie ſich deswegen vor den Augen anderer Geiſter, nicht wie andere in einer deutlichen menſch - lichen Geſtalt ſondern wie Wolken, die mei - ſten wie eine ſchwärzliche Wolke, deren ein weißes menſchliches Weſen eingemiſcht iſt, ſie ſagten aber, daß ſie inwendig weiß ſeyen, und daß, wann ſie Engel werden, dieſes ſchwärz - liche in ſchön blau verwandelt werde, wel - ches mir auch gezeigt wurde. Jch fragte, ob ſie eine ſolche Jdee von ihrem Leib auch ge - habt haben, da ſie als Menſchen auf der Welt lebten? ſie ſagten, daß die Menſchen von ihrer Erde ihre Leiber für nichts achten, ſondern nur den Geiſt in dem Leib, weil ſie wiſſen, daß dieſer in Ewigkeit leben, der Leib aber zu grund gehen werde; ſie ſagten auch, daß viele auf ihrer Erde glauben, der Geiſt des Leibes ſey von Ewigkeit geweſen und dem Leib bey der Empfängnis eingegoſſen worden, ſie ſetzten aber hinzu, daß ſie jetzt wiſſen, es ſey dem nicht ſo, und es reue ſie, daß ſie auch in einer ſolchen falſchen Meynung geweſen ſeyen.

Als231in dem geſtirnten Himmel.

Als ich fragte, ob ſie einige Dinge auf unſerer Erde ſehen wollten, und daß dieſes durch meine Augen geſchehen könnte, ſo ant - worteten ſie zuerſt, ſie könnten es nicht, her - nach, ſie wollten es nicht, weil das, was ſie ſehen würden, doch nichts anders ſeyn würde als irdiſche und materielle Dinge, von wel - chen ſie, ſo viel möglich, die Gedanken ent - fernen. Doch präſentirten ſich vor ihnen prächtige Palläſte, die denen, welche auf un - ſerer Erde bey den Königen und Fürſten ſind, ähnlich waren: denn es können ſich derglei - chen vor den Geiſtern präſentiren, und wenn dieſes geſchiehet, ſo kommt es ihnen gänzlich vor, als wenn es ſo wäre. Allein die Gei - ſter aus jener Erde machten nichts daraus, ſie nennten ſie marmorne Schattenbilder; ſie erzählten darauf, daß es bey ihnen noch präch - tigere gebe, und daß es ihre Gotteshäuſer wären, nicht aus Stein, ſondern von Holz. Da ihnen geſagt wurde, daß es doch irdiſche Dinge wären, antworteten ſie, es ſeyen kei - ne, ſondern himmliſche Dinge, weil, wenn ſie dieſelben anſehen, ſie keine irrdiſche ſon - dern eine himmliſche Jdee haben, und glau - ben, daß ſie auch dergleichen im Himmel nach dem Tode ſehen werden. Sie ſtellten darauf ihre Gotteshäuſer vor den Geiſtern unſrer Erde vor, welche ſagten, daß ſie nichts prächtigers geſehen haben, und weil ich ſie auch geſehen, ſo kann ich ſie deswegen be -P 4ſchrei -232Von der dritten Erdeſchreiben: ſie werden aus Bäumen gebauer, die nicht gehauen werden, ſondern wie ſie auf ihrem natürlichen Grund und Boden wach - ſen; ſie ſagten, daß es auf ihrer Erde Bäu - ine gäbe von einer verwundernswürdigen Län - ge und Höhe, ſie ſetzen dieſelben von Anfang in Reihen, damit ſie zu Lauben und Spa - ziergängen dienen, und ordnen ihre Aeſte, wenn ſie noch zart ſind, und bereiten ſie durch Beſchneiden zu, daß ſie im Wachſen ſich in einander ſchlingen und mit einander verbinden zu einem Boden und Eſtrich der aufzubauenden Kirche, und ſich auf den Sei - ten für die Wände erheben, und ſich oben in Bögen für das Dach biegen; daher bauen ſie die Kirche mit einer wunderbaren Kunſt, hoch über die Erde erhaben; ſie machen auch eine Treppe in dieſelbige durch lauter Baum - äſte, die hervorgehen und veſt mit einander verbunden ſind. Ueber das zieren ſie die Kir - che auſen und inwendig auf mancherley Wei - ſe aus, indem ſie den Zweigen mancherley Geſtalten geben: alſo bauen ſie auch ganze Hayne. Was es aber für eine Beſchaffen - heit mit jenen Kirchen inwendig habe, konn - te ich nicht ſehen, nur wurde mir geſagt, daß das Licht von ihrer Sonne durch Oef - nungen zwiſchen den Aeſten hineinfalle, und durch Cryſtallen hin und her geworfen wer - de, wodurch das Licht allerley Farben wie ein Regenbogen an den Wänden herum bekommt,in -233in dem geſtirnten Himmel. inſonderheit blaue und Pommeranzen-Farbe, welche ſie vor andern lieben. Dieſes ſind ih - re Baukünſte, die ſie den prächtigſten Pa - läſten unſerer Erde vorziehen.

Ferner ſagten ſie, die Einwohner woh - nen nicht in der Höhe, ſondern auf der Er - de in niedrigen Hütten, (caſis) aus der Ur - fache weil das Hohe für den HErrn, der in dem Himmel iſt, gehöret, und das Niedrige für die Menſchen, die auf Erden ſind. Es wurden mir auch ihre Hütten gezeigt, ſie wa - ren länglicht, inwendig an den Wänden war ein Bett an dem andern, worinn einer nach dem andern liegt, auf der Seite der Thüre gegen über iſt ein in die Runde gebo - gener Platz, vor welchem ein Tiſch und hin - ter demſelben ein Heerd iſt, wovon die gan - ze Kammer helle wird, auf dem Heerd brennt kein Feuer, ſondern es iſt leuchtend Holz dar - auf, welches ſo viel Licht von ſich giebt, als eine Flamme auf dem Heerd; dieß Holz, ſag - ten ſie, ſcheint des Abends, als wenn ein Gluthfeuer darinnen wäre.

Sie ſagten, daß ſie nicht in Geſellſchaf - ten leben, ſondern ein jedes Haus für ſich, und daß Geſellſchaften ſeyen, wenn ſie zunt Gottesdienſt zuſammen kommen, und daß als - dann die Lehrer unterhalb der Kirche ſpatzieren gehn, und die andern in den Lauben auf den SeitenP 5und234Von der dritten Erdeund daß ſie in dieſen Zuſammenkünften eine innerliche Freude an dem Anblick der Kirche und an dem Gottesdienſt darinn haben.

Von dem Gottesdienſt ſagten ſie, daß ſie einen GOtt unter menſchlicher Geſtalt, alſo unſern HErrn, erkennen: denn diejenigen, welche den Gott des Weltalls unter menſch - licher Geſtalt erkennen, werden von unſerm HErrn angenommen und geführet, die übri - gen können nicht geführet werden, weil ſie ohne eine Geſtalt denken. Sie fügten hinzu, daß die Einwohner ihrer Erde von himmli - ſchen Dingen durch einen unmittelbaren Um - gang mit Engeln und Geiſtern unterrichtet werden, in welchem ſie leichter als andere, von dem HErrn verſetzt werden können, weil ſie aus ihrem Denken und Rührung das Leib - liche verwerfen. Jch fragte wie es denen gehe, die bey ihnen böſe ſind, ſie ſagten, man dürfe auf ihrer Erde nicht gottlos ſeyn: Wenn aber einer bös denkt und übels thut, ſo werde es ihm von einem Geiſt verwieſen, welcher ihm, wenn er darinn beharret, den Tod ankündigt, und wenn er beharret, ſo ſterbe er an einer Ohnmacht; und auf ſolche Weiſe werden die Menſchen jener Erde vor den Anſteckungen der Böſen bewahret. Es wurde auch ein ſolcher Geiſt zu mir geſchickt, der mit mir, als wie mit ihnen redete, er verurſachte mir noch dazu in der Gegend mei -nes235in dem geſtirnten Himmel. nes Unterbauchs einigen Schmerzen, und ſag - te, daß er es ſo denen mache, welche böſe denken und übels thun, und denen er den Tod ankündigt, wenn ſie fortmachen. Sie ſagten, daß diejenigen hart geſtraft werden, welche heilige Dinge entweihen, und daß, ehe der Strafgeiſt kommt, ihnen in dem Geſicht ein breiter Löwenrache von ſchwarzbleicher Far - be erſcheine, welcher ihnen vorkommt, als wenn er ihren Kopf verſchlingen, und ihn vom Leib abreißen wollte, daher kommt ſie ein Grauen an, den Strafgeiſt nennen ſie den Teufel.

Weil ſie zu wiſſen verlangten, wie es ſich mit der Offenbarung auf unſerer Erde ver - hält, ſo ſagte ich: daß es ſchriftlich und durch die Predigt aus dem Wort, und durch kei - nen unmittelbaren Umgang mit Geiſtern und Engeln geſchehe, und daß die Schrift durch den Druck bekannt gemacht, und von allen Gemeinden geleſen und begriffen, und alſo das Leben gebeſſert werden könne. Sie ver - wunderten ſich ſehr, daß es eine ſolche Kunſt, die anderwärts ganz unbekant ſey, gebe; ſie begriffen aber, daß auf dieſer Erde, wo man nur das Leibliche und Jrrdiſche liebt, die göttliche Dinge aus dem Himmel nicht anderſt einfließen und aufgenommen werden können, und daß es für ſie gefährlich ſeyn würde, mit Engeln zu reden.

Es236Von der vierten Erde

Es erſchienen die Geiſter jener Erde oben auf der Fläche des Hauptes gegen die rechte Hand; alle Geiſter werden aus der Lage im Verhältnis gegen den menſchlichen Leib aus einander erkannt, welches geſchiehet, weil der ganze Himmel mit allem, was an dem Men - ſchen iſt, correſpondirt: dieſe Geiſter halten ſich auf jener Fläche und in dieſer Entfer - nung auf, weil ihre Correſpondenz nicht mit dem Aeußerlichen bey dem Menſchen iſt, ſon - dern mit dem Jnnern. Jhre Wirkung geht auf das linke Knie, oben und unten ein we - nig, mit einem ſehr empfindlichen Zittern, welches ein Zeichen iſt, daß ſie mit der Ver - einigung des Natürlichen und Himmliſchen correſpondiren.

Von der vierten Erde in dem ge - ſtirnten Himmel, und von ihren Geiſtern und Einwohnern.

Jch wurde noch auf eine andere Erde, wel - che in dem Weltall auſſerhalb unſerer Sonnenwelt liegt, gebracht, welches durch die Veränderungen des Zuſtandes meines Ge - müths, und alſo dem Geiſte nach, geſchahe: denn es wird, wie vorher etliche mal gemel - det worden, ein Geiſt nicht anderſt aus ei - nem Ort in den andern als durch Verän - derungen des Zuſtandes ſeines Jnnern ge - bracht, welche Veränderungen ihm gänzlichals237in dem geſtirnten Himmel. als wie Bewegungen aus einem Ort in den andern, oder als Reiſen, vorkommen; dieſe Veränderungen dauerten ohngefähr 10 Stun - aneinander fort, ehe ich von dem Zuſtand meines Lebens in ihren Lebensſtand gelangte, ehe ich alſo meinem Geiſte nach dahin ver - ſetzt wurde. Jch ſchwebte gegen Morgen zur Linken, und mich dunkte ich würde allmählich von der Horizontal-Fläche erhoben; ich konnte auch die Fortſchreitung und Bewegung von dem erſten Ort deutlich bemerken, bis ich end - lich diejenigen, von welchen ich mich entfern - te, nicht mehr ſehen konnte; und indeſſen ha - be ich mit den Geiſtern, die zugleich bey mir waren, von mancherley Dingen geredet. Es war auch ein gewiſſer Geiſt bey uns, wel - cher, da er auf der Welt lebte, ein Vor - ſteher und Prediger, und auch ein ſehr rüh - render Schriftſteller geweſen war, aus der Idée, die von ihm in mir war, meynten mei - ne Gefährten, dieſer würde ein guter Chriſt nach dem Herzen vor andern ſeyn: denn in der Welt nimmt man eine Idée an, und ur - theilet aus der Predigt und den Schriften, und nicht aus dem Leben, wenn dieſes nicht dabey iſt, und wenn man etwas an dem nicht damit übereinſtimmenden Leben ſiehet, ſo entſchuldigt man es, denn die Idée oder der Gedanke und Begrif von einem ziehet al - les auf ſeine Seite.

Nach -238Von der vierten Erde

Nachdem ich bemerkte, daß ich in dem geſtirnten Himmel meinem Geiſte nach weit auſſer unſerer Sonnenwelt war, denn dieſes kann man aus den Veränderungen des Zu - ſtandes und der daher ſcheinenden beſtändi - gen Fortſchreitung, welche faſt 10 Stunden währete, bemerken: ſo hörete ich endlich Gei - ſter neben einer Erde reden, welche Erde ich auch nachgehends erblickte. Als ich ihnen - her kam, ſagten ſie nach einiger Unterredung, daß bey ihnen zuweilen Fremde anderswoher ankommen, welche mit ihnen von GOtt re - den, und die Jdeen ihrer Gedanken verwir - ren; ſie zeigten auch den Weg, durch wel - chen ſie kommen, woraus ich bemerkte, daß es von den Geiſtern aus unſerer Erde - ren. Sie wurden darauf befragt, worinn ſie ſich confundirten? ſie antworten, dadurch, daß ſie ſagen, man müſſe an die Gottheit glauben, welche in 3 Perſonen unterſchieden ſey, die ſie doch Einen GOtt nenneten; und wenn ſie die Idée ihrer Gedanken durchſuchen, ſo ſtellt ſie ſich als ein dreyfaltiges Weſen, das nicht an einem fortgehet ſondern abge - ſetzt iſt, dar, (ſicut Trinum non continu - um ſed diſcretum) und bey einigen als wie 3 Perſonen, die unter einander, der eine zu dem andern, reden, bey andern als zween die bey einander ſitzen, der eine bey dem an - dern, und der dritte, der ſie höret und von ihnen gehet, und ob ſie gleich eine jede Per -ſon239in dem geſtirnten Himmel. ſon GOtt nennen, und von einer jeden ei - ne andere Idée haben, ſo ſagen ſie doch Ei - nen GOtt; ſie beklagen ſich ſehr, daß ſie dadurch ſie irre machen, daß ſie drey denken und Einen ſagen, da man doch denken ſol - le wie man redet, und reden wie man denkt. Der Geiſt, welcher in der Welt ein Vor - ſteher und Prediger geweſen und auch bey mir war, wurde alsdann auch geprüfet, was er für eine Idée von einem GOtt und 3 Per - ſonen hätte? er ſtellte 3 Götter vor, wie ſie aber Eins in Einem fortgehen, er ſtellte aber dieſes Eine dreyfaltige Weſen als unſichtbar dar, weil es die Gottheit iſt, und da er die - ſes darſtellte, wurde bemerkt, daß er alsdenn nur an den Vater und nicht an den HErrn dachte, und daß ſeine Idée von dem un - ſichtbaren GOtt keine andere als wie von der Natur in ihren erſten Grundanfängen war, woraus folgte, daß das Jnnerſte der Natur bey ihm ſeine Gottheit geweſen, und daß er alſo leichtlich dahin verleitet werden könnte, die Natur für GOtt zu erkennen. Man muß wiſſen, daß eines jeden Idée von einer jedweden Sachen ſich in dem andern Leben nach dem Leben präſentire, und daß man dadurch von einem jeden erkundige, was er für Gedanken und Begriffe von Glaubens - Sachen hat, und daß die Idée des Gedan - ken von GOtt die vornehmſte unter allen ſey, denn wenn dieſe richtig iſt, ſo geſchiehet ei -ne240Von der vierten Erdene Verbindung mit der Gottheit, und darauf mit dem Himmel. Sie wurden darauf befragt, was ſie für eine Idèe von GOTT hätten? ſie antworteten, daß ſie keinen Be - griff von einem unſichtbaren GOtt, ſondern von einem ſichtbaren unter menſchlicher Ge - ſtalt haben; und daß ſie dieſes nicht nur aus einer innerlichen Empfindung ſondern auch daraus wiſſen, daß er ihnen als ein Menſch erſchienen ſey; ſie fügten hinzu, daß, wenn ſie ſich nach der Idée einiger Ankömmlinge GOtt als unſichtbar, und alſo ohne Geſtalt und Beſchaffenheit, vorſtelleten, ſo könnten ſie von GOtt keinen Gedanken haben, weil ein ſolches unſichtbares Weſen in keine Ideé des Gedanken fällt. Als ich dieſes gehöret hatte, wurde mir gegeben ihnen zu ſagen, es ſey gut, daß ſie an einen GOTT unter menſchlicher Geſtalt denken, und daß viele aus unſerer Erde ebenfalls ſo denken, inſon - derheit wenn ſie an den HErrn denken, und daß die Alten auch nicht anderſt gedacht haben; ich erzählte darauf von Abraham, von Loth, von Gideon, von Manoah und ſeinem Weib, und was von ihnen in unſerm Wort erzeh - let wird, daß ſie nemlich Gott unter menſch - licher Geſtalt geſehen, und da ſie ihn geſe - hen, für den Schöpfer der ganzen Welt er - kannt, und ihn Jehovah genennet haben; und das auch aus einer innerlichen Empfin - dung; daß aber heut zu Tag dieſe innerlicheEm -241in dem geſtirnten Himmel. Empfindung in der Chriſtenwelt verloren ge - gangen, und nur bey den Einfältigen, die im Glauben ſtehen, zurück geblieben ſey.

Ehe dieſes geredet worden, glaubten ſie, daß auch unſere Gefährten unter denen - ren, welche ſie durch die Jdee der drey von Gott irre machen wollten, derowegen freue - ten ſie ſich, als ſie dieſes höreten, und ſag - ten, daß von GOTT, den ſie damals den HErrn nenneten, auch einige geſandt worden ſeyen, welche ſie von ihm unterrichten, und daß ſie keine Fremde annehmen wollen, wel - che ſie verwirren, inſonderheit durch die drey Perſonen in der Gottheit, weil ſie wiſſen, daß ein einiger Gott ſey, daß demnach die Gottheit eines, und nicht ein einmüthiges Weſen aus dreyen ſey, wenn ſie ſich nicht Gedanken von Gott als wie von einem En - gel machen wollen, in welchem das Jnner - ſte des Lebens iſt, welches unſichtbar iſt, und aus welchem er denkt, und weiſe iſt, und das Aeußerliche des Lebens, welches unter menſch - licher Geſtalt ſichtbar iſt, woraus er ſiehet und handelt, und ein Hervorgang (Proce - dens) des Lebens, welches die Sphäre der Liebe und des Glaubens von ihm iſt, denn von einem jeden Geiſt und Engel geht eine Lebensſphäre hervor, aus welcher er von wei - tem erkannt wird; und daß in Abſicht auf den HErrn der Ausgang des Lebens von ihm das Göttliche ſelbſt ſey, welches die HimmelSw. Sch. III. Th. Qfüllet242Von der vierten Erdefüllet und dieſelben macht, weil das Weſen (Eſſe) des Lebens der Liebe und des Glau - bens von Jhm herkommt. Sie ſagten, daß ſie ſo und nicht anderſt das Dreyfaltige und zugleich eine begreifen können. Als ich dieſes vernommen, wurde mir gegeben zu ſagen, daß eine ſolche Jdee von dem Dreyfaltigen und zugleich Einen, mit der engliſchen Jdee von dem HErrn übereinkomme, und daß es ſelbſt aus der Lehre des HErrn, die er von ihm ſelber gegeben hat, ſey: denn er lehret, daß der Vater und er Eines ſeyn, daß der Vater in ihm und er in dem Vater ſey, daß wer ihn ſiehet, den Vater ſehe, und wer an ihn glaubet, an den Vater glaube und ihn erkenne; ferner daß der Tröſter (Beyſtand) welchen er den Geiſt der Wahrheit, wie auch den heiligen Geiſt, nennet, von ihm ausgehe, und nicht von ſich ſelber, ſondern von ihm rede, durch welchen das göttliche ausgehende Weſen (Di - vinum procedens) verſtanden wird. Ferner daß die Jdee von dem dreyfaltigen und zu - gleich einen Weſen mit dem Seyn und Da - ſeyn (cum eſſe & exiſtere) des Lebens des HErrn, da er in der Welt war, überein - ſtimme: das Seyn ſeines Lebens iſt das gött - liche Selbſt geweſen, denn er iſt von Jeho - vah gezeuget worden; und das Seyn des Le - bens eines jeden iſt von dem, von welchemer243in dem geſtirnten Himmel. er gezeuget wird; das Daſeyn des Lebens aus demſelben Seyn iſt das Menſchliche in einer Geſtalt; das Weſen des Lebens eines jeden Menſchen, welches er von dem Vater hat, wird Seele genennet, und das Daſeyn des Lebens daraus, der Leib; Seele und Leib machen einen Menſchen aus; die Aehnlich - keit zwiſchen beeden iſt wie zwiſchen dem, was in dem Beſtreben (Conatu) und was in dem Thun (Actu) daraus iſt, denn das Thun iſt ein wirkendes Beſtreben, und ſind alſo zwey Eins. Das Beſtreben in dem Menſchen wird der Wille genennet, und ein wirkendes Be - ſtreben wird eine Handlung genennet. Der Leib iſt das Werkzeugliche, durch welches der Wille, welcher die Haupturſache (principale) iſt, wirket, und das Werkzeugliche und die Haupturſache in dem Würken ſind eines, alſo auch Seele und Leib. Eine ſolche Jdee von Seele und Leib haben die Engel in dem Himmel, daher wiſſen ſie, daß der HErr ſein Menſchliches göttlich gemacht ha - be aus dem göttlichen in ſich, welches ſeine Seele aus dem Vater geweſen iſt. Auch der Glaube, welcher überall in der Chriſten - welt eingeführet iſt, iſt nicht dawider, denn er lehret: Obgleich Chriſtus Gott und Menſch iſt, ſo iſt er doch nicht zwe - en, ſondern Ein Chriſtus; ja er iſt gänzlich nur Einer und eine einige Per - ſon, weil, gleichwie Leib und SeeleQ 2Ein244Von der vierten ErdeEin Menſch ſind, alſo iſt auch Gott und Menſch, Ein Chriſtus, nach dem Glaubensbekänntnis des Athanaſius. Weil eine ſolche Vereinigung oder ein ſolches eines in dem HErrn geweſen iſt, ſo iſt er daher auch nicht nur der Seele nach, ſondern auch dem Leibe nach, welchen er in der Welt ver - kläret hat, auferſtanden, anderſt als irgend ein Menſch, wovon er auch die Jünger un - terrichtet, da er ſagte: Betaſtet mich und ſehet, denn ein Geiſt hat nicht Fleiſch und Bein, wie ihr ſehet, daß ich ha - be. Dieſes verſtunden jene Geiſter wohl, denn ſolche Dinge fallen in den Verſtand der engliſchen Geiſter; ſie fügten hinzu, daß der HERR allein Macht habe in den Him - meln, und daß die Himmel ſein ſeyen: wor - auf mir zu antworten gegeben wurde, daß auch dieſes die Kirche auf unſerer Erde aus dem Munde des HErrn ſelbſt wiſſe, ehe er in den Himmel fuhr, denn er ſprach dama - len: Mir iſt gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

Nach dieſem redete ich mit jenen Geiſtern von ihrer Erde, denn dieſes wiſſen alle Gei - ſter, wann ihr natürliches oder äußerliches Gedächtnis von dem HErrn eröfnet wird, denn dieſes nehmen ſie mit ſich aus der Welt, es wird aber nicht anderſt, als aus bloſem Wohlgefallen des HErrn eröfnet. Hieraufrede -245in dem geſtirnten Himmel. redeten die Geiſter von ihrer Erde, aus de - ren ſie waren, daß ſie, wenn es ihnen er - laubt wird, den Einwohnern ihrer Erd er - ſcheinen, und mit ihnen als wie Menſchen reden; und daß dieſes dadurch geſchehe, daß ſie in ihr natürliches oder äußerliches Ge - dächtnis, und demnach in den Gedanken, darinn ſie waren, da ſie auf der Welt leb - ten, geſetzt werden, und daß darauf den Ein - wohnern das innere Geſicht, oder das Ge - ſicht ihres Geiſtes, aus welchem ſie geſehen werden, eröfnet werde: ſie fügten hinzu, daß die Einwohner nicht anderſt meynen, als daß ſie Menſchen von ihrer Erde ſeyen, und daß ſie erſt alsdann wahrnehmen, daß ſie keine ſeyen, wenn ſie plötzlich aus ihren Augen verſchwinden. Jch ſagte ihnen, daß es eben ſo auf unſerer Erde zu alten Zeiten geſche - hen ſey, als vor Abraham, Sara, Loth, den Einwohnern Sodoms, Manoah und ſeinem Weibe, Joſua, Maria, Eliſabeth, und über - haupt vor den Propheten; und daß der Herr gleichfalls erſchienen ſey, und diejenigen, wel - che ihn ſahen, nicht anderſt gemeynet haben, als daß er ein Menſch der Erde wäre, ehe er ſich geoffenbaret hat; daß dieſes aber heut zu tage ſelten geſchehe, aus der Urſache da - mit nicht die Menſchen durch ſolches zum Glau - ben gezwungen werden, denn ein gezwungener Glaube, wie derjenige iſt, welcher durch Wunder - werke entſtehet, haftet nicht, und würde auch de -Q 3nen246Von der vierten Erdenen ſchädlich ſeyn, bey welchen der Glaube durch das Wort in einem ungezwungenen Stand eingepflanzt werden kann.

Der Geiſt, welcher in der Welt ein Vor - ſteher und Prediger geweſen war, glaubte gar nicht, daß es andere Erden als unſere gäbe, aus der Urſache, weil er in der Welt gedacht hatte, daß der HErr allein auf dieſer Erde gebohren ſey, und niemand ohne den HErrn ſelig werde: derohalben wurde er in einen ähn - lichen Zuſtand verſetzt, in welchen die Geiſter gebracht werden, wann ſie auf ihrer Erde als Menſchen erſcheinen, wovon erſt gemeldet worden, und ſo wurde er auf dieſelbe Erde geſandt, daß er ſie nicht nur ſähe, ſondern auch mit den Einwohnern daſelbſt redete, worauf ſich von dar eine communication zwi - ſchen mir ergab, daß ich ebenfals Einwohner und auch einige Dinge auf jener Erde ſahe. Es lieſſen ſich darauf vier Gattungen von Menſchen, aber eine Gattung nach der an - dern nach und nach, ſehen: zuerſt ſahe ich Menſchen, die Kleider an hatten, hernach nackende von menſchlicher Fleiſchfarbe, darauf nackende aber von einem entzündeten Leib, endlich ſchwarze.

Als der Geiſt, der ein Vorſteher und Prediger geweſen war, bey denen die Kleider trugen, war, ließ ſich ein Frauenzimmer ſe - hen, die ein ſehr ſchönes Angeſicht hatte, ſiehatte247in dem geſtirnten Himmel. hatte ein ſchlecht Kleid an, der Rock hieng ihr hinten auf eine wohlanſtändige Weiſe hinab, ihr Kopfputz war ſchön in Geſtalt ei - nes Blumenkranzes. Jenem Geiſt gefiel die - ſe Jungfrau, als er ſie ſahe, ſehr wohl, er redete mit ihr, und nahm ſie bey der Hand, weil ſie aber merkte, daß er ein Geiſt, und nicht aus derſelben Erde, war, ſchlich ſie ſich von von ihm weg: nachgehends erſchienen ihm zur Rechten andere Frauenzimmer mehr, wel - che Schafe und Lämmer waideten, die ſie darauf zu einer Tränkrinne führeten, in wel - che das Weſſer durch ein Gräblein aus ei - nem Teich geleitet worden war; ſie waren eben ſo gekleidet, und hatten Hirtenſtäbe in den Händen, wodurch ſie die Schafe und Lämmer zur Tränke führeten: ſie ſagten, daß die Schafe dahin gehen, wohin ſie mit ihren Stäben weiſen. Die Schafe, die ſich prä - ſentiren, waren groß, ſie hatten Schwänze, die Wolle trugen, breit und lang ausgeſtreckt waren. Die Angeſichter des Frauenzimmers präſentirten ſich näher, ſie waren vollkom - men und ſchön. Es zeigten ſich auch Män - ner, ihre Angeſichter waren von Fleiſchfar - be, wie auf unſerer Erde, aber mit dem Un - terſchied, daß der untere Theil ihres Ange - ſichts an ſtatt des Bartes ſchwarz, und die Naſe mehr ſchnee-als fleiſchfarbigt war. Nach dieſem wurde der Geiſt, welcher, wie ſchon gemeldet worden, in der Welt ein PredigerQ 4ge -248Von der vierten Erdegeweſen war, weiter, aber wider ſeinen Wil - len, gebracht, weil er noch jenes Frauenzim - mer, ſo ihm wohlgefiel, in Gedanken hatte, welches daraus erhellte, weil ſich immer et - was Schatten von daraus an dem erſten Ort zeigte; er kam darauf zu denen, welche na - cket waren, dieſe ſahe man je zween und zween mit einander ſpazieren, es waren ein Mann und ein Weib, mit einer Decke um die Len - den und mit einem Schleyer um das Haupt. Jener Geiſt, als er bey dieſen war, wurde in den Zuſtand verſezt, in welchem er in der Welt war, als er predigen wollte, und dar - auf ſagte er, er wolle vor ihnen den gekreu - zigten HErrn predigen, ſie ſagten aber, ſie mögen nichts von dergleichen hören, weil ſie nicht wiſſen was das ſeyn ſoll, und ſie wiſ - ſen, daß der HErr lebe; alsdann ſagte er, er wolle den lebendigen HErrn predigen, aber auch dieſes wollten ſie nicht, und gaben vor, daß ſie in ſeiner Rede nichts himmliſches ver - merken, weil vieles um ſeinet - und ſeines Na - mens und Ehre willen geſchehe, und daß ſie aus dem Schall der Rede hören, ob es aus dem Herzen komme oder nicht; und daß er ſie, weil es dieſe Bewandnis mit ihm habe, nicht lehren könnte, deswegen ſchwieg er; er war in der Welt, da er lebte, ein ſehr rüh - render Redner, ſo daß er die Zuhörer zu hei - ligen Dingen ungemein bewegen konnte, dieſes rührende aber hatte er durch Kunſt, alſo vonſich249in dem geſtirnten Himmel. ſich und aus der Welt, und nicht aus dem Himmel, erlangt.

Sie ſagten ferner, daß ſie eine Empfin - dung, (perceptionem) haben, ob das eh - liche Weſen bey denen aus ihrem Volk, wel - che nacket war, ſey? und es wurde mir ge - zeigt, daß ſie dieſes aus der geiſtlichen Idée von der Ehe vernehmen, welche als ſie mir mitgetheilet wurde, ſo beſchaffen war, daß die Aehnlichkeit des Jnnern durch die Vereini - gung des Guten und Wahren, und alſo der Liebe und des Glaubens, formirt worden war, und daß aus dieſer Vereinigung, wann ſie ſich in den Leib ergießt, die ehliche Liebe entſtehe: denn alles, was dem Gemüth ei - gen iſt, wird in einer natürlichen Geſtalt in dem Leib dargeſtellt, und alſo in der Geſtalt der ehlichen Liebe, wenn das Jnnere von zweyen eine Liebe zu einander hat, und ſie alſo aus jener Liebe einer wie der andere zu wollen und zu denken verlangen, und alſo nach dem Jnnern, welches dem Gemüth ei - gen iſt, zugleich bey einander zu ſeyn und ver - einigt zu werden begehren: daher wird die geiſt - liche Neigung, welche den Gemüthern eigen iſt, natürlich und nimmt eine Empfindung der ehelichen Liebe an: die den Gemüthern eigene geiſtliche Neigung iſt eine Rührung von dem Guten und Wahren und ihrer Verei - nigung, denn alles was zum Gemüth, oder zum Gedanken und Willen, gehöret, bezie -Q 5het250Von der vierten Erdehet ſich auf das Wahre und Gute. Sie ſag - ten auch, daß es durchaus kein ehliches We - ſen zwiſchen einem Mann und vielen Wei - bern gebe, weil es keine Ehe des Guten und Wahren, welches für die Gemüthern gehö - ret, als unter zweyen geben kann.

Hernach kam der Geiſt, von welchem oben, zu denen, welche nackend aber von einem ent - zündeten Leib waren, und zuletzt zu denen, welche ſchwarz waren, davon einige nackend, andere bekleidet waren, dieſe und jene aber wohneten anderſtwo auf eben derſelben Erde: denn ein Geiſt kann in einem Augenblick auf entlegene Oerter der Erde gebracht werden, weil er nicht wie der Menſch durch Räume, ſondern durch die Veränderungen des Zu - ſtandes fortſchreitet und getragen wird.

Endlich redete ich mit den Geiſtern jener Erde von dem Glauben, den die Einwoh - ner unſerer Erde von der Auferſtehung ha - ben, daß ſie nicht begreifen können, daß die Menſchen ſogleich nach dem Tod in das an - dere Leben kommen, und alsdann wie Men - ſchen dem Angeſicht, Leib, Aermen, Füſſen, und allen äuſſer - und innerlichen Sinnen nach, ausſehen, und noch weniger daß ſie alsdann Kleider anhaben, auch Bleibeſtätten und Woh - nungen haben; und das allein aus der Ur - ſach, weil die meiſten daſelbſt aus den ſinn - lichen Dingen, welche den Leib betreffen, ſich ihre Gedanken machen, und deswegen glau -ben,251in dem geſtirnten Himmel. ben, es ſey nichts, das ſie nicht ſehen und betaſten, und daß wenige aus ihnen von den äuſſerlichen ſinnlichen Dingen auf das Jnne - re hinweggezogen, und in das Licht des Him - mels, in welchem man dergleichen Dinge be - greift, erhaben werden können; daher kommt es, daß ſie von der Seele, oder von ihrem Geiſt keine Idée eines Menſchen haben kön - nen, ſondern eine Idée als wie von dem Wind, Luft oder Geiſt ohne Form, worinn doch et - was lebendiges iſt. Dieß iſt Urſach, daß ſie glauben, ſie werden nicht eher als am Ende der Welt, welches ſie das jüngſte Gericht nennen, auferſtehen, und der Leib werde als - dann, ob er gleich in Staub zerfallen und in alle Winde zerſtreuet worden, wieder her - geſtellet und mit ſeiner Seele oder mit ſei - nem Geiſt vereinigt werden. Jch fügte hin - zu, daß ſie auf dieſem Glauben gelaſſen wer - den, weil diejenigen es nicht anderſt faſſen können, welche aus äuſſerlichen ſinnlichen Dingen, wie gemeldet worden, denken, als daß die Seele oder der Geiſt nicht als Menſch in menſchlicher Geſtalt leben könne, wo er nicht den Leib wieder bekommt, den er in der Welt herum getragen hat: wenn man dem - nach nicht ſagen würde, daß er wieder auf - erſtehe, ſo würden ſie die Lehre von der Auf - erſtehung und dem ewigen Leben als unbe - greifflich aus dem Herzen verbannen. Es hat aber doch jener Gedanke von der Auf -erſte -252Von der vierten Erdeerſtehung den Nutzen bey ſich, daß ſie ein Leben nach dem Tod glauben, aus welchem Glauben folgt, daß, wenn ſie krank auf dem Bette da liegen, und nicht aus weltlichen und leiblichen, alſo nicht aus ſinnlichen Din - gen wie zu vor denken, ſiealsdann glauben, ſie werden gleich nach dem Tode fortleben; ſie reden auch alsdann von dem Himmel und von ei - ner Hofnung des Lebens allzu gleich nach dem Tode, aber abgeſondert von dem Lehrſatz von dem jüngſten Gericht. Jch erzählte ferner, daß ich mich einige mal verwundert habe, daß, wenn diejenigen, welche den Glauben haben, von einem Leben nach dem Tod, oder von den Jhrigen welche ſterben oder geſtor - ben ſind, reden, und alsdann nicht zugleich an das jüngſte Gericht denken, ſie glauben, ſie werden leben oder leben als Menſchen gleich nach dem Tode: dieſe Idée aber wird, ſo bald der Gedanke von dem jüngſten Gericht hinein fließt, in eine materielle Idée von ih - rem irdiſchen Leib verwandelt, daß er wiede - rum mit ſeiner Seele vereinigt werden ſoll: denn ſie wiſien nicht, daß ein jeder Menſch ein Geiſt ſeinem Jnnern nach iſt, und daß dieſer es iſt, der in dem Leib und in einem jeden Theil deſſelben, und nicht der Leib aus ſich, lebet, und daß eines jeden Geiſt es ſey, woraus der Leib ſeine menſchliche Geſtalt hat, der folglich hauptſächlich der Menſch, und in einer ähnlichen Geſtalt, iſt, die zwar vorden253in dem geſtirnten Himmel. den Augen des Leibs unſichtbar, vor den An - gen der Geiſter aber ſichtbar iſt; daher er - ſcheinen auch, wenn das Geſicht des Geiſtes des Menſchen eröfnet wird, welches durch Wegräumung des Geſichts des Leibes geſchie - het, die Engel wie Menſchen: alſo ſind die Engel den Alten erſchienen, wovon in dem Wort (GOttes) Meldung geſchiehet. Jch habe auch etlichmal mit Geiſtern geredet, wel - che ich, da ſie als Menſchen auf der Welt lebten, gekannt habe, und fragte ſie, ob ſie wieder mit ihrem irdiſchen Leibe, wie ſie zu - vor gedacht haben, bekleidet werden wollen? als ſie dieſes höreten, flohen ſie von der blo - ſen Idée von ſeiner Vereinigung weit hinweg, und entſezten ſich, daß ſie auf der Welt aus blindem Glauben ohne allen Verſtand ſolchen, Gedanken gehabt baben.

Ueber dieſes ſah ich auf jener Erde ihre Wohnungen, es waren niedrige Häuſer, die in die Länge ſich erſtrekten, mit Fenſtern auf den Seiten nach der Anzahl der Zimmer oder Kammern, worein ſie abgetheilet waren; das Dach war rund, und die Thüren auf beyden Seiten am Ende; ſie ſagten, ſie ſeyen aus Erde aufgebauet und mit Waſen bedeckt, und die Fenſter ſeyen aus Grasfäden, ſo zuſam - men geſezt, daß das Licht durchſcheine. Jch ſahe auch die Kinder, ſie ſagten, daß die Nachbarn zu ihnen kommen, inſonderheit um der Kinder willen, damit ſie in Geſellſchaftbey254Von der vierten Erdebey andern Kindern unter dem Anblick und Aufſicht der Aeltern ſeyen. Es präſentirten ſich auch die Aecker, die dazumal wegen der faſt reifen Ernte weiß waren, es zeigte ſich der Saamen oder die Körner von jener Ernte, welche Chineſiſchen Waitzen-Körner gleich waren; ich ſahe auch das Brod davon, es war klein in viereckigten Stücken. Ueber das zeigten ſich auch die Felder voll Gras mit Blumen, und auch Bäume mit Früchten, die Granatäpfeln ähnlich waren, ferner Ge - ſträuche (arbuſta) die zwar keine Weinſtöcke waren, aber doch Beere trugen, aus welchen ſie den Wein bereiten.

Die Sonne deſelbſt, die uns ein Stern iſt, ſiehet allda flammend aus, in der Gröſe faſt den vierten Theil von unſerer Sonne. Das Jahr iſt bey ihnen ohngefähr 200 Ta - ge, und ein Tag 15 Stunden lang in Ver - gleichung mit der Tageszeit auf unſerer Erde: die Erde ſelbſt iſt unter den kleinſten in dem geſtirnten Himmel, ſie hat kaum 500 deutſche Meilen im Umkreiß. Dieß ſagten die Engel aus einer mit ſolchen Dingen auf unſerer Erde gemachten Vergleichung, welche ſie in mir oder in meinem Gedächtnis ſahen; ſie ſchloſen dieſes durch engliſche Jdeen, durch welche man geſchwind die Maße der Räume und der Zeiten in richtiger Verhältniß in Ruckſicht auf die Räume und Zeiten anderwärts, weiß: die engliſche Jdeen, welche geiſtlich ſind,über -255in dem geſtirnten Himmel. bertreffen in dergleichen Dingen unermeßlich weit die menſchliche Jdeen, welche natürlich ſind.

Von der fünften Erde in dem ge - ſtirnten Himmel, und von ihren Geiſtern und Einwohnern.

Jch wurde abermalen zu einer andern Erde, welche auſſerhalb unſerer Sonnenwelt in dem Weltgebäude war, gebracht, und auch dieſes geſchah durch die Veränderungen des Standes faſt 12 Stunden an einander fort. Jn dem Gefolge waren viele Geiſter und En - gel aus unſerer Erde bey mir, mit welchen ich unter Wegs oder in jenem Fortgang re - dete: nun wurde ich auf die Seite auf - und niederwärts getrieben beſtändig zur Rechten, welches in dem andern Leben gegen Mittag iſt, nur an zweyen Orten ſah ich Geiſter, und an dem einen redete ich mit ihnen. Auf dem Weg oder in jenem Fortgang konnte ich be - merken, wie unermeßlich groß der Himmel des HErrn, der für die Engel und Geiſter iſt, wäre: denn aus den unbewohnten Plätzen konnte ich ſchlieſſen, daß er ſo unermeßlich gros wäre, ſo daß, wenn es viele Myriaden Erdkugeln gebe, und auf einer jeden eine ſo groſſe Menge Menſchen wäre als auf unſerer Erde, doch Wohnung genug für ſie in Ewig - keit wäre, und niemals voll würde: dieſes konnte ich aus einer Vergleichung ſchlieſſen,wel -256Von der fünften Erdewelche ich über die Ausbreitung des Himmels, der um unſerer Erde und für dieſelbe iſt, an - ſtellte, welche Ausdehnung im Verhältniß da - gegen ſo klein war, daß ſie nicht einmal dem Millionenmal tauſendſten Theil von jener un - bewohnten Ausdehnung gleich käme.

Als die engliſche Geiſter, welche von je - ner Erde waren, ſich ſehen lieſſen, redeten ſie uns an, und fragten, wer wir wären und was wir wollten? wir antworteten; wir ſeyen auf der Reiſe, und dahin gebracht worden, ſie dürfen nichts von uns befürchten. Denn ſie fürchteten, wir möchten von denen ſeyn, welche ſie an GOtt, am Glauben und der - gleichen irre machen, um deren willen ſie ſich in jene Gegend bey ihrer Erde verfüget haben, und vor ihnen fliehen, ſo weit ſie könnten. Auf die Frage, durch was ſie irre machen, antworteten ſie durch die Idée der Drey, und durch die Idée des Göttlichen ohne das Menſchliche in GOtt, da ſie doch wiſſen und begreifen, daß GOtt Einer ſey und daß er ein Menſch ſey. Nun nahm ich wahr, daß diejenigen, welche ſie irre gemacht und wel - che ſie geflohen haben, aus unſerer Erde ge - weſen ſeyen; ferner auch daraus, daß dieje - nigen aus unſerer Erde ſeyen, welche alſo in dem andern Leben nach der Neigung und Luſt zu Reiſen, die ſie ſich auf der Welt gemacht haben, herumſchweifen, denn auf den an - dern Erdkugeln giebt es dergleichen Reiſen nicht. Jch257in dem geſtirnten Himmel. Jch erfuhr hernach, daß es Mönche waren, welche die Heiden bekehren wollten und auf unſerm Erdkreis umherzogen.

Deswegen ſagten wir zu ihnen, ſie thun wohl, daß ſie dieſelben fliehen, weil ihre Abſicht nicht das Lehren iſt, ſondern das Gewinnen und Herrſchen, und daß ſie trachten durch mancherley Dinge anfänglich Gemüther ein - zunehmen, ſie aber hernach als Knechte ſich unterwürfig zu machen; ſie thun über das wohl, daß ſie ſich in ihrem Begriff von GOtt von ihnen nicht irre machen laſſen. Ferner meldeten ſie, daß ſie auch dadurch unter ih - nen eine Verwirrung machen, daß ſie ſagen, ſie müſſen den Glauben haben und glauben was ſie ſagen, daß ſie ihnen aber geantwor - tet haben, ſie wiſſen nicht, was der Glaube oder was Glauben ſey, da ſie in ſich empfin - den, daß dem ſo ſey; ſie waren aus dem himmliſchen Reich des HErrn, wo alle aus einer innern Empfindung die Wahrheiten wiſ - ſen, die bey uns Glaubensſachen heiſſen: denn ſie ſtehen in einer Erleuchtung von dem HErrn, anderſt als die, welche in dem geiſtlichen Reich ſind. Daß die engliſche Geiſter von jener Erde aus dem himmliſchen Reich waren, konnte ich aus dem flammenden Weſen ſehen, woraus ihre Jdeen leuchten, denn in dem himmliſchen Reich iſt ein flammendes, und in dem geiſtlichen ein weiſſes Licht. Diejeni -Sw. Sch. III. Th. Rgen258Von der fünften Erdegen, welche aus dem himmliſchen Reich ſind, ſagen, wenn die Rede von Wahrheiten iſt, nicht mehr als ja ja, oder nein nein, und raiſonniren niemals darüber, ob es dem ſo ſey, oder nicht ſey; ſie ſind es, von welchem der HErr ſagt: eure Rede ſoll ſeyn ja ja, nein neu, was drüber iſt, iſt vom Uebel. Daher kommt es, daß jene Geiſter geſagt haben, ſie wiſſen nicht, was es ſey den Glau - ben haben oder glauben; ſie betrachten dieſes, als wie wenn einer zu ſeinen Cammeraden, welcher mit ſeinen Augen Häuſer oder Bäu - me ſiehet, ſagte, er ſolle glauben, daß es Häuſer und Bäume ſeyen, da er deutlich ſiehet, daß dem ſo iſt. Dieſe Bewandtnis hat es mit denen, welche aus dem himmli - ſchen Reich des HErrn ſind, und ſo waren dieſe engliſche Geiſter. Wir ſagten zu ih - nen, es ſeyen wenige auf unſerer Erde, wel - che eine innere Empfindung (perceptionem) haben, aus der Urſach, weil ſie in der Ju - gend Wahrheiten lernen, und ſie doch nicht thun: denn es hat der Menſch zwo Kräften, welche Verſtand und Wille genannt wer - den: diejenigen, welche die Wahrheiten nicht weiter als in das Gedächtniß und dar - auf einiger maſſen in den Verſtand, und nicht in das Leben, d. i. in den Willen, ein - laſſen, dieſe, weil ſie in keiner Erleuchtung oder innerem Geſicht von dem HErrn ſeyn können, ſagen, daß man ſie glauben müſſe,und259in dem geſtirnten Himmel. und raiſonniren auch darüber, ob ſie wahr ſeyen oder nicht, ja ſie wollen nicht, daß ſie durch ein inneres Geſicht, oder einige Er - leuchtung durch den Verſtand, empfunden werden; ſie ſagen alſo, weil Wahrheiten bey ihnen ohne ein Licht aus dem Himmel ſind, und denen, welche ohne ein Licht aus dem Himmel ſehen, kann das falſche als wahr, und das wahre als falſch vorkommen: daher hat viele daſelbſt eine ſo groſſe Blindheit über - fallen, daß, obgleich der Menſch die Wahr - heiten nicht thut oder nach denſelben lebet, ſie doch ſagten, er könne allein durch den Glauben ſelig werden, gleichwie daß der Menſch kein Menſch aus dem Leben und nach demſelben, ſondern aus der Wiſſenſchaft ſolcher Dinge, welche den Glauben ohne Le - ben angehen, ſeyn würde. Nachgehends redeten wir mit ihnen von dem HErrn, von der Liebe zu Jhm, von der Liebe gegen den Nächſten und von der Wiedergeburt, und ſagten, daß den HErrn lieben ſey die Gebote lieben, die von Jhm gegeben worden, d. i. aus Liebe nach denſelbigen leben; daß die Liebe gegen den Nächſten ſey, das Gute wol - len, und daher dem Mitbürger, dem Vater - land, der Kirche, dem Reich des HErrn gu - tes thun, nicht um ſein ſelbſt willen, daß man geſehen werde oder abverdiene, ſondern aus Neigung zum Guten. Von der Wie - dergeburt wurde geſagt, daß diejenigen, wel -R 2che260Von der fünften Erdeche von dem HErrn wiedergebohren werden, und die Wahrheiten ſogleich in das Leben ein - laſſen, in eine innere Empfindnug von ihnen kommen, daß aber dieſelben, welche die Wahr - heiten zuerſt in das Gedächtniß aufnehmen, und hernach dieſelbigen wollen und ſie thun, diejenigen ſeyen, welche in dem Glauben ſte - hen, denn ſie thun aus dem Glauben, wel - cher alsdann das Gewiſſen genennet wird. Sie ſagten, ſie empfinden dieſes, daß dem ſo ſey, folglich auch, was der Glaube ſey. Jch redete mit ihnen durch geiſtliche Jdeen, durch welche man dergleichen darſtellen und begreifen kann.

Dieſe Geiſter mit denen ich itzt geredet ha - be, waren auf der mitternächtlichen Seite ihrer Erde: darnach kam ich bey andern an, welche auf der weſtlichen Seite waren; als dieſe auch auskundſchaften wollten, wer ich wäre und was es für eine Beſchaffenheit mit mir hätte, ſo ſagten ſie alsbald, es ſey bey mir nichts als lauter Böſes, ſie dachten, ich würde ſo abgeſchröckt werden, mich näher herbey machen; ich bemerkte, daß ſie auf dieſe Weiſe alle, die bey ihnen ankommen, zuerſt anreden. Jch antwortete aber, ich wiſſe es wohl, daß dem ſo ſey, und daß bey ihnen ebenfalls nichts als lauter Böſes ſey, aus der Urſach, weil ein jeder in das Böſe gebohren wird, und deswegen alles was voneinem261in dem geſtirnten Himmel. einem Menſchen, Geiſt und Engel als aus dem ſeinigen oder aus ſeinem Eigenen, kommt, lauter Böſes iſt, weil alles Gute, das ſich bey einem jeden befindet, von dem HErrn iſt. Hieraus nahmen ſie wahr, daß ich in der Wahrheit wäre, und ich wurde angenom - men, mit ihnen zu reden. Darauf zeigten ſie mir ihre Jdee von dem Böſen bey dem Menſchen und von dem Guten von dem HErrn, wie es von einander geſchieden wird: ſie ſetzten eines neben das andere, ſo daß ſie faſt an einander ſtoßten, doch aber beſonders und gleichſam auf eine unausſprechliche Wei - ſe gebunden waren, ſo daß das Gute das Böſe leitete und bändigte, daß es nicht nach Belieben ſchalten durfte, und daß das Gute ſo das Böſe lenkte, wohin es wollte, auſſer daß das Böſe es inne wurde: auf ſolche Weiſe ſtellten ſie die Herrſchaft des Guten über das Böſe, und zugleich den freyen Stand, vor. Hernach fragten ſie, wie der HErr bey den Engeln aus unſerer Erde erſcheinet? ich antwortete, daß er in der Sonne als Menſch erſcheine, mit dem Sonnenfeuer da - ſelbſt umgeben, aus welchem die Engel in den Himmeln alles Licht haben, und daß die Wärme, welche da herausgehet, das göttli - che Gute ſey, und daß das Licht, welches daher kommt, die göttliche Wahrheit ſey, beydes aus der göttlichen Liebe, welche das um den HErrn in jener Sonne ſcheinendeR 3feurige262Von der fünften Erdefeurige Weſen iſt; daß aber dieſe Sonne nur den Engeln in dem Himmel, und nicht den Geiſtern die unten ſind, erſcheine, weil dieſe von der Aufnahm des Guten der Liebe und der Wahrheit des Glaubens entfernter ſind als die Engel die in den Himmeln ſind. Daß ſie nach dem HErrn und nach ſeiner Er - ſcheinung vor den Engeln von unſerer Erde fragten, das wurde ihnen gegeben, weil es alsdann dem HErrn gefiel, ſich ihnen gegen - wärtig zu zeigen, und dasjenige in Ordnung zu bringen, was aus den böſen Geiſtern all - da in Verwirrung gebracht worden, worü - ber ſie Klage führeten; daß ich dieſes ſehen ſollte, war auch eine Urſach, daß ich dort - hin verſetzt wurde.

Es ließ ſich alsdann eine kleine Wolke ſehen, welche gegen Morgen aus der Höhe herabſtieg, in dem Herabfahren erſchien ſie ſtuffenweis helle, und in menſchlicher Geſtalt, endlich präſentirte ſich dieſe in einem flam - menden Glanz, um welchen Sternlein von eben derſelben Farbe waren: auf ſolche Wei - ſe hat ſich der HErr bey den Geiſtern, mit denen ich redete, gegenwärtig dargeſtellet. Vor dieſer Gegenwart verſammelten ſich als - dann von allen Seiten her alle Geiſter, wel - che daſelbſt waren, und da ſie kamen, wur - den die guten von den böſen geſchieden, die guten zur Rechten und die böſen zur Linken,und263in dem geſtirnten Himmelund das in einem Augenblick als wie von freyen Stücken; die zur Rechten waren, wurden geſtellet nach der Beſchaffenheit des Guten, und die zur Linken, nach der Be - ſchaffenheit des Böſen; diejenigen welche gut waren, wurden zurück gelaſſen, daß ſie eine himmliſche Geſellſchaft unter einander errichteten, die böſen aber wurden in die Hölle geworfen. Nach dieſem ſah ich, daß ſich jener flammende Schein auf die unteren Oerter der Erde daſelbſt ſehr tief hinab ließ, und darauf erſchien es bald in einem flam - menden Weſen, welches in das lichthelle fiel, bald in dem lichthellen, ſo ins dunkle ſtach, und bald im dunkeln. Mir wurde von den Engeln geſagt, daß eine ſolche apparenz nach dem ſey, wie das Wahre von dem Guten, und das Falſche von dem Böſen aufgenom - men werde, bey denen, welche die niedrige Ge - genden jener Erde bewohnen, nicht aber daß der flammende Schein ſolche Veränderungen erlitte. Sie ſagten auch, daß die niedrige Gegenden jener Erde ſowol von guten als böſen aber von einander wohl abgeſondert, bewohnet würden, aus der Urſach, damit die böſen durch die guten von dem HErrn regieret würden; ſie fügten hinzu, daß die guten nach einander von dar in den Himmel von dem HErrn erhaben werden, und an ih - re Stelle andere folgen, und ſo gehe es be - ſtändig fort. Bey jener Herabfahrt wurdenR 4gleich -264Von der fünften Erdegleichfalls die guten von den böſen geſchieden, und alles in Ordnung gebracht: denn die böſen haben ſich durch mancherley Kunſtgriffe und Liſt in die Wohnungen der guten gemacht, und ihnen Schaden zugefüget: um dieſer Urſache willen geſchah jene Heimſuchung. Jene Wolke, welche in der Herabfahrt ſtu - fenweiſe helle und in menſchlicher Geſtalt, und hernach als ein flammender Schein, er - ſchien, war eine engliſche Geſellſchaft, in deren Mitte der HErr war. Daraus konn - te ich wiſſen, was durch die Worte des HErrn bey den Evangeliſten verſtanden wird, wo er vom jüngſten Gericht redet: daß er ſamt den Engeln kommen werde in den Wol - ken des Himmels mit Herrlichkeit und Kraft.

Nach dieſem ſah ich Mönchs-Geiſter, die nämlich auf der Welt reiſende Mönche oder Miſſionarii geweſen ſind, wovon oben Mel - dung geſchehen, es zeigte ſich auch ein Hau - fen Geiſter welche aus jener Erde waren, die meiſten waren böſe, die ſie auf ihrer Seite gebracht und geführet haben; dieſe präſentir - ten ſich auf der öſtlichen Seite jener Erde, aus welcher ſie die guten vertrieben hatten, die ſich auf die nordliche Seite der Erde, wo - von oben, begeben haben: Dieſer Haufe wur - de ſamt ſeinen Verführern in Eins auf etlich tauſend verſammlet, und geſchieden, die -ſen265in dem geſtirnten Himmel. ſen aus demſelben wurden in die Hölle ge - worfen. Mit einem Mönchs-Geiſt konnte ich auch reden, und fragen was er da mach - te, er ſagte, daß er ſie von dem HErrn be - lehrete; was noch mehr? vom Himmel und Hölle; was ferner? vom Glauben alles deſ - ſen, was er ſagen werde; was weiter? von der Macht, Sünden zu vergeben, und den Himmel zu eröffnen und zu verſchlieſſen. Man erforſchte ihn alsdann, was er von dem HErrn, von den Wahrheiten des Glau - bens, von Vergebung der Sünden, von Seligmachung des Menſchen, von Himmel und Hölle wüßte? man erfuhr, daß er kaum etwas wußte, und daß er von all und jedem dunkle und falſche Begriffe hätte, und daß ſich allein bey ihm eine Gewinn - und Herrſch - ſucht eingeniſtelt hätte, die er auf der Welt bekommen, und aus derſelben mit ſich ge - nommen hat; deswegen wurde ihm geſagt, daß, weil er aus jener Begierde doch dahin gereiſet iſt, und weil es der Lehre nach dieſe Beſchaffenheit mit ihm hat, er nothwendig bey den Geiſtern jener Erde habe das himm - liſche Licht hinweg nehmen und eine hölliſche Finſternis verurſachen, und ſo machen müſ - ſen, daß die Hölle und nicht der HErr bey ihnen die Herrſchaft hätte. Er war über das im Verführen liſtig, aber doch dumm in Abſicht auf Sachen die den Himmel ange - hen; weil es nun dieſe Bewandnis mit ihmR 5hatte,266Von der fünften Erdehatte, wurde er hernach in die Hölle gewor - fen. Auf ſolche Weiſe wurden die Geiſter jener Erde ihrer los. Es ſagten auch die Geiſter jener Erde unter andern, daß jene Ankömmlinge, welche, die gemeldet worden, Mönchs-Geiſter waren, ſich alle Mühe ge - geben haben ſie zu bereden, daß ſie in Ge - ſellſchaft, und nicht abgeſondert und einſam, bey einander lebten: denn die Geiſter und Engel wohnen eben ſo beyeinander wie auf der Welt; diejenigen welche in Verſamm - lungen auf der Welt gelebt haben, wohnen auch bey einander in dem andern Leben, und diejenigen, welche in Häuſer und Familien abgetheilt waren, wohnen auch daſelbſt be - ſonders. Dieſe Geiſter haben auf ihrer Er - de, da ſie als Menſchen allda lebten, beſon - ders gewohnet, Häuſer bey Häuſern, Fami - lien und Familien, und ſo Nationen bey Nationen, daher haben ſie nicht ge - wußt, was da wäre in Geſellſchaft beyſammen leben. Als ihnen demnach geſagt wurde, daß jene Ausländer ſie ſo beredeten aus der Urſache, damit ſie über ſie gebiethen oder herrſchen möchten, und daß ſie dieſel - ben nicht anderſt unter ſich bringen und zu Knechten machen könnten: ſo antworteten ſie, ſie wiſſen gar nicht, was gebiethen und herrſchen ſey; daß ſie allein vor der Jdee des Gebieths und Herrſchaft fliehen, bemerkte ich daraus, daß einer von ihnen, der unsvon267in dem geſtirnten Himmel. von hinten begleitete, als ich ihm die Stadt, worinn ich wohnete, zeigte, vor dem erſten Anblick derſelben davon flohe, und nicht mehr geſehen wurde.

Jch redete darauf mit den Engeln, die bey mir waren, von den Herrſchaften, daß zwo Arten von Herrſchaften ſeyn, die eine der Liebe gegen den Nächſten, und die andere die Eigenliebe, und daß die Herrſchaft der Liebe gegen den Nächſten unter denen ſey, welche in Häuſer, Familien und Völker abgeſon - dert wohnen, die Herrſchaft der Eigenliebe aber unter denen, welche in einer Geſellſchaft beyſammen wohnen. Unter denen, welche in Häuſer, Familien und Völker abgeſondert leben, herrſchet derjenige, welcher der Va - ter des Volks iſt, und unter ihm die Stamm - väter der Familien, und unter dieſen die Väter eines jeden Hauſes. Der Vater ei - nes Volks wird derjenige genennet, aus wel - chem die Familien, und aus den Familien die Häuſer abſtammen; dieſe alle aber herr - ſchen aus Liebe, wie ein Vater gegen die Kinder, er lehret fie, wie ſie leben ſollen, er thut ihnen gutes, und giebt ihnen von dem ſeinigen, ſo viel er vermag: und es kommt ihm niemalen in den Sinn, ſich dieſelben als Unterthanen oder als Diener unterwürfig zu machen, ſondern er liebet ſie, daß ſie ihm, als Kinder ihrem Vater, gehorchen; undweil268Von der fünften Erdeweil dieſe Liebe in dem Abſtammen wächſet, wie bekannt iſt, ſo handelt deswegen der Vater eines Volks aus einer viel innerliche - ren Liebe, als der Vater ſelbſt, von wel - chem die Kinder zunächſt herkommen. Eine ſolche Herrſchaft iſt auch in den Himmeln, weil der HErr eine ſolche Herrſchaft hat: denn er führet ſeine Herrſchaft aus göttlicher Liebe gegen das geſamte menſchliche Ge - ſchlecht. Die Eigenliebe aber, welche der Herrſchaft der Liebe gegen den Nächſten ent - gegen ſtehet, hat da angefangen, als der Menſch von dem HErrn abfiel: denn in wie ferne der Menſch den HErrn nicht liebet und ehret, in ſo fern liebet und ehret er ſich, und um ſo viel liebet er auch die Welt; darauf haben ſich die Völker aus Noth, damit ſie ſicher wären, mit den Familien und Häu - ſern zuſammen gethan, und Regierungen un - ter mancherley Geſtalten errichtet: denn um wie viel jene Liebe zugenommen hat, um ſo viel hat auch allerley Böſes, als Feindſchaft, Neid, Haß, Rache, Wuth, Betrug, ge - gen alle, die ſich widerſezten, überhand ge - nommen: denn aus dem Eigenen, worinn diejenigen ſind, welche in der Eigenliebe ſie - hen, entſpringt nichts als lauter böſes, denn das Eigene des Menſchen iſt nichts als böſe, und das Eigene, weil es böſe iſt, nimmt kein gutes aus dem Himmel an; daher iſt die Eigenliebe, ſo lang ſie herrſchend iſt, einVater269in dem geſtirnten Himmel. Vater alles ſolchen Uebels; es hat auch mit derſelben Liebe die Beſchaffenheit, daß, in wie fern man ihr den Zügel ſchieſſen läßt, ſie dahin rennet, bis endlich ein jeder, der mit ihr behaftet iſt, über alle andere in der ganzen Welt zu herrſchen, und alle Güter der andern zu beſitzen trachtet; ja auch dieſes iſt noch nicht genug, er will über den gan - zen Himmel herrſchen, wie aus dem heuti - gen Babel erſehen werden kan. Dieſes iſt nun die Herrſchaft der Eigenliebe, von wel - cher die Macht der Liebe gegen den Nächſten ſo weit, als der Himmel von der Erde, un - terſchieden iſt. Ob es aber gleich mit der Herrſchaft der Eigenliebe in den Geſellſchaf - ten, oder in den Reichen und Staaten, die - ſe Bewandtniß hat, ſo giebt es doch noch auch in denſelben eine Macht der Liebe gegen den Nächſten bey denen, welche aus der Lie - be und Glauben an GOtt beſtändig ſind, denn dieſe lieben den Nächſten: daß auch die - ſe in den Himmeln in Völker, Familien und Häuſer abgetheilet, wohnen, ob ſie gleich beyſammen in Geſellſchaften, aber nach geiſt - lichen Anverwandſchaften leben, welche ſich auf das Gute der Liebe und auf das Wahre des Glaubens beziehen, ſoll anderswo aus göttlicher Barmherzigkeit des HErrn gemel - det werden.

Nach dieſem fragte ich jene Geiſter von mancherley Dingen, welche auf der Erde,aus270Von der fünften Erdeaus welcher ſie waren, ſind, zuerſt von ih - rem Gottesdienſt und von der Offenbahrung, Von dem Gottesdienſt ſagten ſie, daß die Völker mit ihren Familien alle 30. Tage an einem Ort zuſammen kommen und die Pre - digten anhören; und daß ihnen alsdann der Prediger von einer von der Erde etwas erhö - heten Canzel von den göttlichen Wahrheiten Unterricht ertheile, welche zu dem Guten des Lebens führen. Von der (göttlichen) Offen - bahrung meldeten ſie, daß ſie zur Morgens - zeit in dem mittlern Stand zwiſchen Schla - fen und Wachen geſchehe, wenn ſie in dem nnern Licht, welches von den leib - und welt - lichen Sinnen noch nicht vermiſcht worden ſind, und daß ſie darauf die Engel des Him - mels von den göttlichen Wahrheiten und von dem Leben nach denſelbigen, reden - ren, und daß, wenn ſie wachend werden, ihnen ein Engel in einem weiſſen Kleid bey dem Bette erſcheine, welcher darauf plözlich aus ihren Augen verſchwindet; und daß ſie daraus wiſſen, daß das, was ſie gehöret ha - ben, aus dem Himmel ſey: alſo wird ein göttliches Geſicht von einer nicht göttlichen Viſion unterſchieden, denn in einem nicht göttlichen Geſicht erſcheinet kein Engel; ſie ſetzten hinzu, daß auf ſolche Weiſe die Of - fenbahrungen bey ihren Predigern, bisweilen auch bey ihnen, geſchehen.

Auf271in dem geſtirnten Himmel.

Auf die Frage von ihren Häuſern ſagten ſie, daß ſie niedrig, aus Holz ſeyen, mit ei - nem flachen Dach, um welches ein nieder - wärts ſchief gebogener Rand gehet, und daß allda vornenheraus Mann und Weib wohne, zunächſt dabey die Kinder, hernach die Mäg - de und Knechte. Von der Speiſe meldeten ſie, daß ſie Milch mit Waſſer trinken, und daß ſie die Milch von Kühen haben, welche wie Schafe Wolle tragen. Von ihrer Le - bens-Art ſagten ſie, daß ſie nackend gehen, und daß ihnen die Blöſe keine Schande ſey, ferner daß ſie mit denen, welche innerhalb ihren Familien ſind, Umgang pflegen.

Von der Sonne ihrer Erde erzähleten ſie, daß ſie den Einwohnern feuerroth ſcheine, daß die Jahreszeit aus 200. Tagen bey ihnen beſtehe, und daß ein Tag 9. Stunden unſe - rer Zeit gleich ſey, welches ſie aus der Län - ge der Tage unſerer Erde, die ſie in mir be - merkten, ſchlieſſen konnten; ferner daß ſie einen beſtändigen Frühling und Sommer ha - ben, und daß daher die Felder immerfort blühen, und die Bäume beſtändig Früchte tragen; die Urſach davon iſt dieſe, weil ihr Jahr ſo kurz iſt, und nur eine Zeit von 75. Tagen unſers Jahres ausmacht; und wo die Jahre ſo kurz ſind, da bleibt keine Kälte des Winters, noch die Hize des Sommers, da - her grünet das Erdreich beſtändig.

Von272Von der fünften Erde in dem ꝛc.

Von ihren Vermählungen und Ehen auf derſelben Erde erzählten ſie, daß eine Toch - ter in ihren mannbaren Alter zu Hauſe blei - ben müſſe, und nicht als bis auf den Tag ih - rer Verheirathung ausgehen dürfte, und daß ſie alsdann in ein Hochzeithaus gebracht wer - de, wohin noch andere mannbare Jung - frauen mehr begleitet worden ſind, daſelbſt werden ſie hinter eine Vertäfelung, die bis an die Hälfte ihres Leibes erhöhet iſt, geſezt, und laſſen ſich vom Angeſicht bis auf die Bruſt ſehen, dahin kommen alsdann die Jünglinge, und wählen ſich eine zur Frau heraus. Wenn nun der Junggeſell eine ihm taugliche, zu welcher ihn ſein Gemüth zie - het, erblickt, ſo nimmt er ſie bey der Hand; wenn ſie ihm dann folgt, ſo führt er ſie in das zubereitete Haus, und ſie wird ſeine Frau: denn ſie ſehen es einander an dem Geſicht an, ob ſie ſich den Gemüthern nach für einander ſchicken; denn eines jeden ſein Angeſicht iſt allda ein Gemüths-Zeiger, es heuchelt und verſtellt ſich nicht. Damit aber alles auf eine wohlanſtändige Weiſe und oh - ne Geilheit abgehe, ſo ſitzt hinter den Jung - frauen ein alter Mann, und auf der Seite eine alte Frau, welche auf ſie acht haben. Dergleichen Oerter giebt es viel, wohin die junge Mägdlein geführet werden; es ſind auch geſetzte Zeiten, daß die jungen Leute die Wahl haben: denn wenn ſie an dem einenOrt273Reflexiones über dieß Buch. Ort kein ihnen taugliches Mägdlein ſehen, ſo gehen ſie an einen andern, und wenn es nicht zu der ſelben Zeit geſchiehet, ſo kommen ſie in der folgenden wieder. Ferner ſagten fie, daß ein Mann nur Eine Frau habe, und niemals mehr, weil dieſes der göttlichen Ordnung zuwider lauft.

Reflexiones über dieß Buch.

Ein groſſes Aufſehen haben die Bücher Swedenborgs in manchem Land ge - macht, da doch Herr Baron von Aſſenburg als Däniſcher ehemaliger Geſandter in Stock - holm bezeugt, daß man in Schweden nicht daran denke, dieſe Bücher zu verketzern. Es iſt eine Zeit zu zerreiſſen, und eine Zeit zu nähen. Man ſollte denen gratuliren, welche eine Prüfung anzuſtellen geſonnen waren, denn obwohl die Sache Sweden - borgs mit Prinz Wilhelm und Jhro Maje - ſtät der Königinn bekannt iſt, und ſich der würde lächerlich machen, der alles für Phan - taſie ausſchreyen wollte, ſo iſt doch viele Caution nöthig. Ein groſſes Phænomenon iſts für die, welche diſputiren, was der in - nere Menſch in dem äuſſern ſey? dahero iſt auch dieſe Ueberſetzung mehr zur Prüfung als zur Behauptung aller Sätze. Paulus warSw. Sch. III. Th. Sent -274Reflexiones über dieß Buch. entzückt bis in den dritten Himmel, aber er war im Leib und ſchwerlich auſſer dem Leib, der dritte Himmel war in ſeinem aufgeſchloſ - ſenen innern Menſchen offenbar, da hörte er unausſprechliche Worte, die einem Men - ſchen in der groben Hütte nicht taugen aus - zureden. Warum? Er kann ſie nicht aus - reden, ohne ſeine gewohnte typos der irdi - ſchen, mechaniſchen, philoſophiſchen oder ſonſt angenommenen rerminorum artis mit hinein zu bringen. Soll man deswegen alles weg - werfen? Nein, man ſolle ex ſtercoribus En - nii das Gold herausſuchen: das iſt aber müh - ſam für die delicate Sucher, die nur alles auf dem Brett hergetragen wiſſen wollen.

Nun laßt uns als Wiſſenſchaft - und Ge - ſchmakliebende dieß Buch von den Jnnwoh - nern der Planeten durchpaßiren, und zwar ohne Aufenthalt. Jſts nicht wahr, daß ſie der Prüfung wehrt ſind? Wolf wird hart mitgenommen, als ein materialiſcher Geiſt, der blos die Mechanik in ſeinen Säzen zum Grund hat, und eine mechaniſche Metaphy - ſik herausgeſponnen, die denen Geiſtern des Mercurs ſehr abendtheuerlich vorkommt. Artiſtoteles hat ein gröſſeres Lob als Wolf, und das mit Recht, denn er hat die Natur beſſer aus Experimenten durchſucht, und doch konnte er nach damaliger Zeit in vielem nicht ſo weit ſehen, wie wir heut zu Tagaus275Reflexiones über dieß Buch. aus der Folge der Entdeckungen, daß Arti - ſtoteles die Seele eine Endelechiam, nicht Entelechiam, ganz anderſt als Leibniz nennt, da denke man nach, wie tief dieſes in die wahre Metaphyſik hinein reicht. So ſtellt auch Swedenborg die Seele, oder viel - mehr den innern Menſchen, nicht als ein ſimplex, ſondern ein aus endelechiis pluri - bus coadunirtes, Weſen vor, das iſt die wahre Idée.

GOtt kann in ein intenſum bringen, was vielerley diverſe Kräften in ſich entſchließt, ſo daß es doch ein reſpective einfaches un - zerſtörlich Weſen iſt. Man denke den Gründen der Sprache nach, wie ſie aus dem Geſicht der Geiſter leuchtet. Man denke der Atmoſphäre der Geiſter nach. Man den - ke der unerſchöpflichen Mannigfaltigkeit nach, die GOtt beliebt, in menſchlicher Geſtalt die Geiſter darzuftellen. Man denke der Figur der Seele nach. Es iſt nicht möglich nach unſern gewohnheitlichen Bildern der groben Hütte, noch weniger nach den ſimplificirten Abſtractionen der Jdealiſten dieſe Erfahrun - gen Swedenborgs zu prüfen.

Wer die heilige Offenbahrung nach dem maſſiven Grund der Schrift verſteht, wer die materialiſchen Ausdrücke des Throns GOttes, der Farben in GOtt, des LichtsS 2des276Reflexiones über dieß Buch. des Bodens des Throns GOttes, des durch - ſcheinenden Glaſes mit Feuer gemiſcht, der Edelſteine, der Früchte des Holzes des Le - bens, der Mauern der Stadt in eine Con - nexion ſtellt, der merkt, daß alles zuſammen ſtimmt, und daß Swedenborg ſich ſelbſt ungleich wird, indem er dieß verneint. Wie wichtige Reflexionen könnte man an - ſtellen! aber wir beſehen dieſe Dinge itzo nur im Vorbeygehen. Das bleibt übrig bey al - lem, daß alles ſehr materialiſch ausſieht, welches denen bilderloſen Wolfianern noth - wendig muß anſtößig ſeyn: denn ſie wollen in denen unendlichen Monaden mehr Har - monie ſehen, als in der willkührlichen Er - wählung der Aeonen, und in der Stadt GOttes.

Nun kann man noch viele Reflexionen zur Aſtronomie, zur Moral, zur Politic, zum Eheſtand, zur Auferziehung der Kinder, zur Jnformation der Kinder heraus nehmen, ſo wird man denen Obligation haben, wel - che dieß Buch nicht unter die Bank ſtecken. Sehr viele Dinge giebt es zu cenſiren; aber die vortrefliche Dinge, die zur wahren Metaphy - ſik, Logik und Analyſi gehören, übertreffen dieſe critiſche Anfälle weit. Daher, mein geneigter Leſer, laſſe dir meine fugitive An - zeigen darzu dienen, die Wiſſenſchaften mit mehr Nachdenken aus Swedenborg zu be -rei -277Reflexiones über dieß Buch. reichern, und tadle nicht, was du zu ſchwach biſt, reiflich zu betrachten. Es gehöret eine Panſophie darzu, mit ſo abgeriſſenen tadel - ſüchtigen pöbelhaften Einfällen iſt niemand gedient. Ein ganzes Collegium von unbe - fangenen Männern ſollte dieſe Dinge in Prüfung ziehen: eher iſt kein Urtheil zuläng - lich, nach der Wahrheit zu ſchlieſſen: die Wahrheit iſt noch nicht offenbar, welche den Wiſſenſchaften der Phyſik, der Mathe - matik, der Moral die wahre Geſtalt giebt. Laßt uns warten, was GOtt für Data ge - ben wird. Unter dieſen iſt auch, was Swedenborg geſchrieben: aber wann die zween Zeugen werden kommen, alsdann wird man erſt ein recht Gericht richten. Jn - zwiſchen müſſen wir die Weisheit der Su - ſpenſion in vielem ergreifen, und der iſt weiſe, der dieß thut und mit gnugſamer Lang - muth wartet, bis GOtt alles ſelbſt zuſam - men ſtellt, was zu den Wiſſenſchaften gehö - ret. Es iſt noch Raum übrig bis alles heim - liche, bis alles verborgene offenbar wird. Darzu tragen viele Dinge, auch ſweden - borgiſche Nachrichten bey. Laß es ſeyn, daß noch vieles wegfällt, laß es ſey, daß er in ſeinen Viſis auch neue Zuſammenſetzungen der Willkühr giebt. Die ganze Sache iſt gleichwol aller Ehren werth, die wird GOtt reinigen, wann er die Kinder Levi reinigt und ſchmeltz. Swedenborg meynt es ſeyS 3nahe,278Reflexiones über dieß Buch. nahe, nämlich etwa in zwey Jahren. Der - gleichen Jrrungen muß man einem Seher nicht ſo hoch anrechnen. Man denke nach, wie die Apoſtel ſelbſt ſich nahe gemacht, nicht ohne des ewigen Geiſtes Direction, was doch noch 1770. Jahr entfernt geblieben. Gedult iſt uns noth in dem groſſen Cyclo der Welt, bis alles zuſammen lauft. Jeder ſehe, daß er in der Ewigkeit beſtehe, und keine falſche Geburten mit ſich nehme. Man bedenke wohl, was die Geiſter des Planeten Jupi - ters von unſern Gelehrten dieſer Erde und von ihren Wiſſenſchaften ſagen: dieſe wer - den ihnen in jener Welt zu Nebel und Fin - ſterniß. Zwar ſeyen die Wiſſenſchaften wie die Kleider, die zur Zierde und Decke dienen, aber auch zum Stolz und Einbildung, ab - ſonderlich wenn man bey den Mitteln der Wiſſenſchaften ſtehen bleibt, und ſie nicht zum Zweck des innern Verſtands braucht. Es influirt auch viel bey Swedenborg, daß er weniger Chemiſt als Mechanicus ge - weſen, daher er die fixe Weſen der Stadt GOttes in Zweifel zieht, und ſie pur meta - phoriſch erklärt, welches den klaren Verſtand der Worte GOttes ſehr verwirrt. Man muß aber hoffen, dieſer Fehler werde auf eine andere Art compenſirt werden, denn wir wiſſen nicht, ob bey ſolchen Geſichtsga - ben eine ſolche Accurateſſe, das Wort au pied de lettre auszulegen ſtehen kann. Dio -nyſius279Reflexiones über dieß Buch. nyſius Areopogita hat Beſchauungen gehabt von den himmliſchen Herrſchaften der Geiſter und Engel, und er iſt vermuthlich durch die - ſe intellectuelle Schauungen verſucht wor - den, die maßiv und materiell ſcheinenden Ausdrücke der heiligen Offenbahrung Johan - nis überſinnlich zu erklären, wie denn die Wolfianer, Semler und dergleichen Jdeali - ſten, würklich ſolche ſogar in Zweifel ziehen. Aber ſo jemand davon thut, dem wird GOtt eben dieſes materielle Holz des Leibes entzie - hen, und er wird mit ſeiner idealiſchen Be - ſchauung lange Zeit hinaus abgeſpeiſet wer - den.

Man prüfe demnach alles wohl nach der Symmetrie der Worte des höchſten Verſtands und der offenbaren Werke GOttes, welche Spiegel der Unſichtbarkeiten des Allerhöch - ſten ſind.

Dieß ſind die General-Reflexionen. Nun iſt uns ſpecialius noch manches zu be - herzigen:

Erſtlich zur Theologie:

1) Von dem Zuſtand nach dem Tod und von den Aeonen, die ſich GOtt vor der Schöpfung vorgeſetzt.

Jn des de la Groze Jndianiſchem Chri - ſten-Staat leſen wir, daß die Thomas -S 4Chri -280Reflexiones über dieß Buch. Chriſten, welche in ganz Malabar und Jn - dien ein Zeugnis der Wahrheit nach den Tranquebariſchen Nachrichten abgeben, von Thoma dem Apoſtel die heilige Lehre unver - ſehrt bis etwa vor 100. Jahren, erhalten. Dieſe lehren, daß der Zuſtand nach dem Tod, vom dem Zuſtand nach der Aufer ſtehung ſehr unterſchieden ſey. Sie lehren kein Fegfeu - er, aber einen Ort des Wartens, bis JEſus ſich offenbaret. Dieſe Lehre iſt von denen Catholiken durch das Fegfeuer, von den Pro - teſtanten durch eine allzuübereilte Vollendung nach dem Tod, umgeſtaltet, und aus der wahren Verhältniß mit andern Wahrheiten, geſetzt worden. Jn den 3 erſten Seculis ha - ben Irenæus, Tertullianus, Cyprianus u. a. m. noch rein gelehret. Irenæus hält es für einen Jrrthum, daß man gleich von nun an, ohne durch die Gradus JEſu Chriſti vom untern zum oben durchzugehen vollendet ſeyn ſolle; ſeine Worte lauten: Es ſey ein Jrrthum, daß der innere Menſch ſogleich mit Hinterlaſſung des Leibs in der Erde, in die überhimmliſche Gegenden aufſteige. Tertullianus will gar nicht, daß das Para - dieß der Ort des Himmels ſey, ſondern es ſey noch in denen untern Gegenden; die Stel - le lautet alſo: (Tertull. de anima in ſine.) Du haſt von mir ein Büchlein vom Para - dieß, darinn wir beſchlieſſen, daß jede See - le bey den inferis in niedrigen Gegenden auf -behal -281Reflexiones über dieß Buch. behalten werde bis auf den Tag Chriſti. Da nun dieſe Lehre vom Zwiſchenſtand ſo ver - ſtellt worden, ſo iſt kein Wunder, daß καιροῖς ἰδίοις Gott durch Swedenborg den Zuſtand nach dem Tod ganz anderſt, als man ſich einbildet, durch Offenbarung beſchreibt. Nun ſind in Swedenborg viele vermiſchte ungewiſſe, aus Zuſammenſetzung der Viſorum ſelbſt entſtandene Lehren: aber wer das Be - ſte aus ihm, mit der heiligen Schrift ver - gleicht, findet da genugſamen Grund. Es iſt alſo nicht noth, viel davon zu ſchreiben. Der Brief von Herrn Lavater an Herrn Zim - mermann (in den Ausſichten) giebt uns ſehr wahrſcheinliche Vorbildung. Wir müſſen uns inzwiſchen begnügen mit ſolchen unvoll - ſtändigen Nachrichten, und nur das anneh - men, was mit den Stellen und Pünctlein heiliger Schrift, wenn man ſie zuſammen nimmt, übereinkommt. Die ganze Propor - tion der Wahrheiten, beſonders der Vorſatz der Ewigkeiten in Chriſto, giebt den beſten Ausſchlag. Wer die Epiſtel an die Epheſer von der Haushaltung der Zeiten, bis alles unter ein Haupt gebracht wird, wohl beher - zigen mag, der wird genugſame Sicherheit finden, ohne daß nöthig iſt, jemand die Sa - che durch menſchliche Commentarios erſt klar zu machen. Der Herr la Pierre in Neufcha - tel hat darüber viel gelitten. Daher man in dieſer Lehre niemand nichts aufdringen ſolle,S 5ſon -282Reflexiones über dieß Buch. ſondern man muß mit JEſu Chriſto in al - len Frieden ſprechen: Es wird ein jeder mit Feuer geſalzen werden, hier oder dorten. Wer es faſſen mag, der faſſe es.

Was die uralte Cabaliſten aus Rabbi Simeon Ben Jochai von den Behältniſſen nach dem Tode ſchreiben, das iſt für unſere un - glaubige Zeit nicht tauglich, ich wollte es ſonſt gerne hier beyſetzen, weil es ſolche giebt, welche gar die heilige Offenbarung für ein jüdiſches Blumwerk von orientaliſchen nichts - heiſſenden Worten ausgeben: Doch wer den Stilum der heiligen Schrift kennte, und Rhen - ferds Abhandlung de ſtilo Joannis Cabaliſtico gourtirte, der würde auch daraus etwas neh - men, das zur Wahrheit dienet. Es giebt aber eine Theologia pigrotum, welche ſagen, Chriſtum lieb haben ſey beſſer denn alles wiſ - ſen: aber leſet hievon den Grund-Text, es lautet ganz anders.

Diejenigen, welche in dieſen Betrach - tungen eine völlige Gewisheit aus heiliger Schrift verlangen, und ſich keiner Hülfs - mittel weder aus denen den Apoſteln aller - nächſten Vätern, Polycarpo, Clemente Ro - mano, noch auch, die Marperger, aus den reinen Auszügen der alten Juden, noch auch aus der Analogie der Werke Gottes, wie La -vater,283Reflexiones über dieß Buch. vater, noch aus denen in eigenen Zeiten (ἐν καιροῖς ἰδίοις) gegebenen Offenbarungen, wie der drey Engel des ewigen Evangelii, be - dienen wollen, ſind in Gefahr auf ſich ſelbſt zu bauen, und aus dieſer Zuverſicht falſche Schlüſſe zu machen. Sie ſchlieſſen, weil keine Verdammniß iſt an denen die in Chri - ſto JEſu ſind, ſo ſey auch keine Reinigung nach dem Tod: aber das iſt wider 1 Cor. 3, 15. Sie ſchlieſſen, abgeſchiedene See - len kommen vom Glauben nach dem Tod ins Schauen, alſo gebe es keine Mittel mehr, dardurch man nach dem Tod belehrt werde, das iſt wider 1 Petri 3, 19. denn JEſus hat den Geiſtern im Gefängnis gepredigt, und was die Glaubigen betrifft, ſo muß ihnen die Beylage des Worts Gottes noch zu ſtat - ten kommen, ob ſie ſchon die gedruckte Bi - bel nicht mitnehmen. Sie ſchlieſſen, daß die Seelen vor dem jüngſten Tag in den himm - liſchen Tempel verſammlet werden: aber da wird eine grundforſchende Seele fragen: wann iſt die Zeit, daß ich in den Tempel komme? denn in der Offenbarung wird der Tempel Gottes auch nicht gleich eröffnet, ſondern erſt unter der 7ten Poſaune. Da kommt erſt die Zeit, und vorher iſt ſie nicht, die Todten zu richten und zu geben den Lohn ſeinen Knechten, Apoc. 11, 19. Die Ver - heiſſung Gottes, die Ueberwinder zum Pfei - ler und Seule im Tempel Gottes zu machen,geht284Reflexiones über dieß Buch. geht auch nicht gleich an. Apoc. 3, 12. Ue - berhaupt ſind die Verheiſſungen in Cap. 2. und 3. erſt weit hinaus ins neue Jeruſalem, lange nach dem Zwiſchenſtand zwiſchen Tod und Auferſtehung, geſtellt.

Wenn man ſagt: man komme ins Pa - radis, oder Abrahams Schoos, ſo ſchlieſſen ſie aus dieſem Grund, das Paradis und Abrahams Schoos ſey im Tempel Gottes. Gleichwohl lenken ſie wieder ein und ſagen, es gebe eine Zwiſchenzeit, ehe man in den Tempel Gottes komme, da man ſich beſin - ne, erhole, faſſe und ſchmücke.

Weil ohne Heiligung niemand den HErrn ſehe, und wer in Wiedergeburt ſtehe, heilig ſey, ſo ſehe man GOtt gleich nach dem Ab - ſchied: das iſt ſehr mangelhaft geſchloſſen: denn Paulus iſt bey Chriſto nach ſeinem Ab - ſchied, aber GOtt ſehen wie er iſt, wird weiter hinausgeſezt, da wird wenigſt keine Zeit beſtimmt; wir ſollen keine Zeit beſtim - men wollen, wenn uns der Geiſt der Weiſ - ſagung noch keine Zeit angiebt. Es iſt eine groſſe Sache, daß die Apoſtel geglaubt ha - ben, ſie werden JEſum noch vom Himmel kommen ſehen, und ſie werden mit ihm hin - gerükt werden in den Wolken, welches doch noch nicht geſchehen. Folglich will uns der Geiſt Gottes in dieſer Sache keine mathema -tiſche285Reflexiones über dieß Buch. tiſche demonſtration reichen, ſondern wir müſſen zufrieden ſeyn zu wiſſen, wir ſeyen in der Hand Gottes und Chriſti. Aber die Hand Gottes iſt nicht ein Raum einer Hand gros, da müſſen wir gebükt hineinſehen in die Zeiten der Eröffnung, wie ſie in heiliger Offenbahrung uns beſchrieben werden. Bengel hat uns von den Zahlen und Zeiten vieles angegeben, das wichtig iſt; aber wir müſſen auch noch mehr data erwarten.

Sie ſchlieſſen, wenn der Engel zu Ephe - ſus geſtorben wäre, ehe er wieder zur erſten Liebe gelangt, ſo würde er nach dem Tod doch haben erfahren müſſen, er habe die erſte Liebe verlaſſen: was iſt dieſes anders als ein Jnterimsſtand? Ob man es Locum tettium oder milleſimum nennet, iſt einerley Schwierig - keit. Dem Johanni ſey nur das höchſte und tiefſte gezeigt worden, nicht die Vorbereitun - gen, allwo ſie warten müſſen, daß ſie nicht ohne uns vollendet werden. Ebr. 11. 40. Was kann man da determiniren, wie kann man das gewiſſe und das wahrſcheinliche aus - einander leſen? Es wird immer noch etwas übrig bleiben, das nicht zu beantworten iſt. Wenn wir auch die Zahlen in H. Offenbah - rung alle verſtünden, wie Herr Bengel auf das apocalyptiſche Einmal eins ſehr gebauet, ſo iſt doch noch weit hin, die geiſtliche Le - benskräften Cap. 12, 5. ſowohl im Reich desLichts286Reflexiones über dieß Buch. Lichts als der Finſternis zu demonſtriren: deswegen hat man aber Vorrath genug, ſich zu beruhigen. Genug, wer an JEſum glaubt, der hat das ewige Leben. Da laſſe man einem jeden ſeine aus der Schrift und aus GOtt empfangene Stützen, und mache ſich nicht vor der Zeit zum Richter und Mo - nopoliſten gegen andere.

2) Das wichtigſte, das uns in Erſtau - nen ſezt, iſt diß, daß unſere Erde den an - dern Einwohnern der Planeten als die fin - ſterſte, gröbſte, kothigſte vorkommt, in welcher das verdammte Weſen am meiſten prävatirt, welche auch ihrer Grobheit halber allein fähig iſt, daß das geſchriebene Wort allda durch materialiſche Druckerey publi - cirt und fortgeſezt werde, welches wegen der prävalirenden Subtilheit auf andern Erden des Mercurs, Jupiters, des Venus u. a. m. nicht angeht. Und doch iſt der Sohn Got - tes in Menſchengeſtalt allein auf dieſer befleck - ten Erde gebohren worden! welch ein gro - ſer willkührlicher Vorſatz Gottes iſt diß. Chriſtus nimmt nicht der Engel Natur an ſich, ſondern die grobe materialiſche Natur des Samens Abrahä: was will GOtt dar - durch? Jn Lyſtra des Lands Lycaonien ver - ehrten die Jnnwohner, da Paulus und Bar - nabas den von Mutterleib Lahmen plözlich hergeſtellt, den Barnabam als Jupiter, undPau -287Reflexiones über dieß Buch. Paulum als Mercurium, und ſagten: die Götter, als den Menſchen gleichgewordene, ſind zu uns hernieder kommen. Jn Wahr - heit, das können wir auf unſerer Erde in höchſtem Verſtand ſagen. Welch ein Be - weis wider das Syſtem der Weſen! GOtt iſt zwar ein nothwendiges Weſen, aber da - bey das allerfreyeſte: dieſer hat nicht um der Tugenden der Menſchen willen dieſe Er - de zum Schauplatz ſeiner Verklärung er - wählt, ſondern um ganz anderer Urſachen willen, die in der Harmonie der Creatur kei - nen Grund haben, ſondern in der freywilli - gen Ausübung der Liebe Gottes zu den Elen - deſten. Aus dieſen leztern will er ſeine Erſt - linge der Creaturen machen, dieſe will er den reinen Geiſtern des Mercurs, des Jupiters, in der Zeit der Offenbarung Chriſti vorzie - hen, ſie zum Erbtheil machen, in dem er vorzüglich wohne, an dieſen will er die Pro - be machen, daß das allergröbſte, allernatür - lichſte ſolle das allergeiſtlichſte und verklärte - ſte werden. Dieſer Grund iſt Swedenborg ganz unbekannt. Er muß noch ganz anderſt von dem wahren Verſtand heiliger Schrift belehret werden. Chryſoſtomus ſagt, er ſey nicht zufrieden nur hin zu gelangen ins Para - dies, wo der Schächer hingekommen, er hat die heilige Ambition der Erſtlinge. Swe - denborg hat dieſe Ambition nicht. Mirjam tadelte an Moſe, daß er eine ſchwarze Moh -rin288Reflexiones über dieß Buch. rin zum Weibe genommen: die Philoſophen können auch nicht reimen: warum GOtt dieſe ſchwarze Erdinnwohner, die er unter die Sünde beſchloſſen, zu ſo hohein Grad der ehlichen Liebe erſehen. Der Grund muß allein dieſer ſeyn: die Materie in den höch - ſten Stand des Geiſtes zu erheben, und alle Paßionen der Materie ſelbſt zu empfinden, bis der Geiſt aus der Tiefe der Materie ſei - ne höchſte perfection bekomme. Diß iſt ein theologiſches Problem.

Aber ein eben ſo groſes Problem iſt diß, daß Swedenborg uns entdekt, es könne kein Geiſt oder kein Engel ſeyn oder entſtehen, der nicht vorher in den Hülſen der groben Materie herausgekeimt und fortgewachſen, diß iſt auch ein groſes Problem, und läßt ſich nicht ſo ſchnell wegwerfen. Was wird Sem - beck in Lindau darzu ſagen, welcher glaubt, daß die Menſchheit in die verlaſſene Woh - nung der Engel geſezt ſey, und die Stelle der Engel einnehmen ſolle: aber unſere Erd - innwohner haben wenig Luſt, dieſen Abſich - ten Gottes ins Ewige nachzudenken; ſie er - kennen ihre Ehre nicht, die GOtt ihnen an - thun will, indem es das niederſte zum höch - ſten erheben will. Die im Planet Jupiter, Mercur, Venus, haben alſo keinen Glauben ans Wort, ſondern ſie werden durch beſon - dere Revelationen geführt; ſie ſind aber nichtwie289Reflexiones über dieß Buch. wie wir ſo unwillig zum Sterben, der Tod, oder das Ausgehen aus der irrdiſchen Kruſte in ein beſſers Leben, iſt ihnen nicht das ſchröck - lichſte ſondern das allerergötzlichſte. Sie müſſen vom zukünftigen Leben viel ſtärkere Vorſtellungen haben als die kaltſinnige Chri - ſten unſerer Erde, und die ganze Religion muß uns nicht ſo ſchön ſeyn, als ihnen ihre aus der Offenbahrung und Geſchöpf in der Unſchuld gefaßte Jmpreßionen ſind O welch eine groſe Sache iſt es demnach um den Glau - ben aus dem Gehör des Worts. Man leſe in dieſem Buch, warum Chriſtus allein auf dieſer Erde gebohren und geſtorben iſt.

Nun wollen wir ſehen, wie wir aus Swedenborgs Nachrichten

Zweytens die Philoſophie bereichern.

Unſere Grundweisheit, welche der Theo - logie ſolle zum Grund liegen, iſt voll Zwei - fel, weil die Philoſophen von der heiligen Schrift abſtrahiren. Swedenborg war ein mechaniſcher Philoſoph, er hat noch begreifli - chere Jdeen in ſeinem Syſtem als Leibniz, ſein finitum activum und elementare iſt viel gedenklicher als die ganze Lehre von der idea - liſtiſchen Materie. Denn nach Leibniz iſt die Materie, wie Plato ſchon gedenkt, kein wahres ens, nur die Monaden ſind wahreSw. Sch. III. Th. TSub -290Reflexiones über dieß Buch. Subſtanzen, hingegen iſt nach Leibniz und Plato die Materie keine Subſtanz. Aber die Materie, ich meine die reine Materie, welche keine grobe Zufälligkeiten hat, iſt die Baſis aller Subſtanz. Darum ſagte Mau - pertuis, er wiſſe nicht was Subſtanz ſey: Urſache iſt, weil man Subſtanz ohne ſub - tile Erde begreiffen will. Swedenborg kann keine Subſtanz ohne ſubtile Lichts-Erde con - cipiren. Nach Swedeyborg muß der inne - re Menſch aus dem äuſſern gebohren werden. Der innere Menſch hat ſo viel Organismos in zarten Lichtsweſen als der äuſſere Menſch, und darum hat der innere Menſch eine Fi - gur wie der Menſch, nur das grobe muß weg. Dieß iſt unſern angenommenen Jdeen ganz entgegen, aber die heilige Schrift will einen innwendigen Menſchen haben im alten, und Tertullianus hat durch revelation in der Ge - meine in ſeinem Buch de anima bezeugt, der innere Menſch ſehe aus wie der äuſſere, nur die Grobheit und Plumbheit ſey davon weg. Auf dieſen Grund ſind die Viſa des Swe - denborgs gebauet. Die Einwohner der Pla - neten legen ihre grobe Hütte ohne Furcht vor dem Tod ab, wie unſere Menſchen ſie able - gen mit gichteriſchen Bewegungen, oder mit ängſtlichen Ringen der Herzkammern.

Hernach ſind ſie Geiſter in dem Spatio der unſichtbaren Welt, welche abermal dieFigur291Reflexiones über dieß Buch. Figur, nicht eines Vieleckes, ſondern eines groſſen Menſchen hat, und das kommt den Unwiſſenden ſo ungewohnt vor, daß ſie es für närriſch halten, daß in der Ewigkeit die - ſer in die Zehen, der andere in den Kopf, der dritte anderswo ſolle placirt ſeyn. Es iſt aber keine närriſche Hypotheſe, denn Chri - ſto iſt alles Gericht übergeben, darum weil er des Menſchen Sohn iſt: und darum kann anſtatt eines Raums des Vieleckes, oder ſtatt eines unendlichen Raums, derſelbe Raum in die Figuren der Theile des Menſchen ein - geſchloſſen werden.

Meine Anmerkungen über den Begriff der Einwohner der Planeten von dem GOtt - Menſchen ſind in dieſen Blättern nicht aus - zuführen möglich. Dem Stilo des neuen Teſtaments iſt es nicht vollkommen gemäß, die GOttheit durchaus in die Figur eines Menſchen einzuſchlieſſen. Denn GOtt iſt ein Geiſt, und hat keine determi - nirte Figur, er kann ſich aber eine geben, wie der heilige Geiſt ſich die Taubengeſtalt gegeben. Man laſſe demnach Swedenborgs Viſa ſo viel gelten, daß man ſehr nüzliche Anmerkungen daraus nehmen könne, aber ſie brauchen noch viel Bewährung. Die Zei - ten der hellern Offenbahrung werden in fol - genden Jahren manches rektificiren; aber man muß nicht begehren, daß alles ohne ei -T 2nige292Reflexiones über dieß Buch. nige Einwendung wahr ſey, was Sweden - borg nicht ſowohl von dem Vater JEſu, als von dem Geſandten JEſu, dem einzigen Men - ſchen in Gnaden geſchrieben. Man prüfe alles und behalte was nach der alle Jahre mehr bereicherten Aehnlichkeit des Glaubens wird bewährt erfunden werden. Jezt iſt ei - ne Zeit der Gedult, auch bey der Ketzer - macherey.

O wie ſind die Erdeinwohner ſo ſehr an die grobe Dinge der Ehre, der Wolluſt, der Bequemlichkeit angeheftet, daß ſie vor lau - ter Lüſten in Jrrthum an die wahre Beſchaf - fenheit der künftigen Vorwürfe nicht denken mögen, geſchweige daß ſie die Ambition ſoll - ten haben, mit Chriſto einmal auf weiſſen Pferden herab zu kommen! dieß klingt ihnen allzumaterialiſch und abſurd, aber daß Thö - richte GOttes iſt weiſer als die Menſchen ſind. Man wird mit Erſtaunen ſehen, daß, wie wir gehöret haben, es auch demtis im - perfectionibus, ſey in der Stadt GOttes. Darum ſchämt ſich GOtt nicht, zu heiſſen ihr GOtt, denn er will ſich nicht nach den Rechten ſeiner Gottheit beweiſen, ſondern nach der Menſchheit Chriſti, worinn die Noth - wendigkeit GOttes mit der Freyheit eines Menſchen in der Balance iſt. Darum ſteht ausdrücklich: er habe ihnen eine cörperliche Stadt bereitet. Swedenborg läugnet dieAufer -293Reflexiones über dieß Buch. Auferſtehung der Todten, und meynt, die Auferſtehung geſchehe gleich in der Ewigkeit. Das kann zum Theil ſo ſeyn, wie an Moſe und Elia zu ſehen auf dem Berge, aber es muß ewig wahr bleiben: Wenn keine Aufer - ſtehung iſt, ſo iſt auch Chriſtus nicht aufer - ſtanden; wenn aber Chriſtus auferſtanden, ſo folgen alle Lebendigmachungen jeder Sphä - re in ihrer Ordnung nach. Jn dieſem Stück iſt Swedenborg in derjenigen Unerkänntnis von GOtt, in welcher ſchon etliche Corin - ther 1 Cor. 15. geweſen, darinn müſſen wir ihm nicht Beyfall geben. GOtt wird alle dieſe Dinge (καιροῖς ἰδίοις) in ihren eigenen Zeiten an ſeinen rechten Ort ſtellen, jetzo ha - ben wir noch lauter abgeriſſene Stücke, und kein Syſtem.

Damit wir aber doch ein wenig ſpecieller in die Logik, Metaphyſik, Moral und Poli - tik hineingehen, und aus Swedenborg ſeine kurze Anmerkungen benutzen, ſo laßt uns

1) Auf die Logik reflectiren, welche theils die Einwohner der Planeten haben, theils die Geiſter der Einwohner, die in je - nen groſſen Raum übergehen. Welch eine groſſe Logik müſſen die gehabt haben, von welchem beym Jupiter gedacht wird, näm - lich in den alten Zeiten haben die Einwohner des Jupiters, die unter dem HErrn ZebaothT 3oder294Reflexiones über dieß Buch. oder HErrn der Heerſcharen geſtanden, mit den Engeln converſirt; ihre Mentes, ihre Gemüther, die von cörperlichen Dingen faſt abgeſchieden waren, waren in den Himmel erhaben; ſie konnten, ohne aus dem Leib zu fahren, wie Swedenborg das Prächtige, nämlich die Farben, die Früchte, die Lichts - Produkte, die Figuren und Geſtaltungen der ewigen Dinge ſehen. Tſchirnhauſen hat deswegen Gläſer geſchliffen, daß er die Na - tur möchte ſehen, denn wenn man ſie nicht ſehe, ſo wiſſe man ſie auch nicht. Demnach haben die erſten Einwohner Jupiters anſchau - ende (intuitive) Jdeen bekommen von den Erſcheinungen der Dinge: wir aber ſind jetzo nicht mehr im Stand; ja die folgende dege - nerirte Einwohner Jupiters mußten ſchon die Abwechslung der Cognitionis intuitivæ mit der ſimboſia gebrauchen, wie wir auch. Und dieß iſt das groſſe Kunſtſtück der Logik, daß wir die wortliche Jdeen in intuitive re - ſolviren. Wenn wir ſagen Million, ſo ſind es lauter ſymboliſche Jdeen: wenn ich aber ſage, es iſt eine Zahl, worinn die vorherge - hende Zahl 10 mal mehr in ſich faßt, alſo daß 10 mal 10 hundert, 10 mal 100 tau - ſend, zehen mal zehen tauſend hunderttau - ſend heißt; ſo iſt es ſchon intuitiv. Nach dieſer Art müſſen alle Sprachen mit Zeichen vollendet werden.

Ein295Reflexiones über dieß Buch.

Ein ſehr wichtiger Punct von der Spra - che der Menſchen und Geiſter iſt da zu le - ſen, darüber ſolle billig der, welcher Wiſſen - ſchaft liebet, nachdenken. Swedenborg ſagt: er ſey von den Engeln belehrt worden, daß die allererſte Sprache auf einer jeden Erde die Sprache durch das Angeſicht geweſen: die Urſache, daß dergleichen Sprache die er - ſte geweſen, ſey, weil das Angeſicht das, was der Menſch denkt, abzubilden geſtaltet iſt: Ferner weil in den älteſten Zeiten alles aufrichtig geweſen, und der Menſch nichts anders gedacht, als was er haben wollte, daß man es aus ſeinem Angeſicht ſehe. Dieß iſt auch der Grund eines engliſchen Buchs von dem Aeuſſern der Rede. Ferner ſagt er: die Wörterſprache habe den Aelteſten nicht bekannt ſeyn können, weil die Wörter in der Sprache nicht unmittelbar eingegeben ſeyen, ſondern erſt mußten den Sachen bey - gelegt werden. Nun, geneigter Leſer, dieß iſt eine ſehr metaphyſiſche Aufgabe. Soll man Grund geben, ſo denke ich ſo. Wahr iſt, daß es eine Sprache giebt, welche aus dem Grund der innern Seelenkräften aus - fließt, wie bey Adam in der erſten Unſchuld: aber dieſelbe Sprache war nicht ohne Wor - te und Zeichen. Wenn es eine Sprache giebt blos durch das Angeſicht und Züge der Muskeln; ſo muß etwas dabey ſeyn, das in die Seele des andern ſich imprimirt, ſonſtT 4iſt296Reflexiones über dieß Buch. iſt es keine Sprache. Es muß wenigſt eine transmiſſio virium immateriatarum, davon Baco de Verulamio ſchreibt, dabey ſeyn. Es ſind Atmoſphären, die aus jedem Geiſt aus - flieſſen aus der Würkſamkeit der Neigungen und aus dem Leben ſelbſt. Die Engel haben nach Paulo auch eine Sprache, und Paulus hörte Worte, die der Menſch hier nicht aus - ſprechen kann: alſo ſind die Zeichen des An - geſichts nicht genug, ſondern es müſſen Wor - te dabey ſeyn. Ja bey uns ſelbſt könnte kein Menſch ohne Sprache Gedanken haben; bey der Sprache müſſen Univerſal-Concepte von Arten und Geſchlechtern der Dinge ſeyn. Darüber hat Wolf ſchön geſchrieben: den - ken kann niemand ohne mit ſich ſelbſt im Ge - müth zu reden. Demnach ſollte Sweden - borg noch deutlicher ausgeführt haben, wie man ohne Sprache denken könne. Spricht man: die Liebe brauche keine viele Worte: aber eine Liebe ohne Sprache wäre auch kei - ne Liebe, es muß bey der Liebe eine Commu - nication ſeyn, dardurch ich die Bilder, die ich in der Seele trage und mit Zeichen abbil - de, in dem andern erwecke.

Die Zeichen hören nicht auf, ſo lang noch das Stückwerk in jener Welt dauret: denn bis Chriſtus ſich an den auferſtandenen Lei - bern offenbart, dauret das Stückwerk, her - nach kommt erſt das Vollkommene, und dießje297Reflexiones über dieß Buch. je mehr die Materie ins Licht und Beſtand - weſen erhaben wird: denn Licht, Wärme, Fin - ſierniß und Kälte muß auch in der Ewigkeit ſeyn, bis GOtt alles in allem wird. Die Grade der Finſterniß müſſen auch dorten ſeyn, ſonſt würde kein Verdammter in die äuſſerſte Fin - ſterniß geworfen.

Wir leſen, daß dem Swedenborg im Reich der Geiſter die Logici und Ariſtotelici begegnet. Jn dem Reich der Geiſter unter - ſcheiden ſich alle Weltweiſen von einander, ab - ſonderlich die, welche die Wahrheit nur deß - wegen gelernt, damit ſie commod leben und Ehre genieſſen. Die, welche nur deswegen ſtudirt, beweinen im Reich der Geiſter ihre Dummheit. Die, welche aus eigenem Nach - ſinnen und Obſerviren Verſtand erlangt, ha - ben es in jener Welt auch zu genieſſen: denn der Nachdenkenden ihre Worte ſind keine entlehnte Worte, es ſind Ausdrücke der Geſinnungen, mit welchen man das Jnnere bezeichnet, hingegen die andern die nur um Ruhms willen ſtudiren, kommen nicht von den Gedanken zu Worten, ſondern von Worten zu Gedanken. Viele gelangen nicht einmal zu Gedanken, ſondern bleiben blos an den Worten hangen. Wenn ſie dieſe anwenden, ſo thun ſie es, entweder das, was ſie wollen, zu beſtättigen, oder dem Falſchen einen Schein des Wahren anzuſtreichen. Deswegen ſindT 5ihnen298Reflexiones über dieß Buch. ihnen ihre ſcholaſtiſche Wiſſenſchaften Mit - tel, mehr toll als klug zu werden. Er führt ein Geſpräch mit einem Geiſt an, von der analytiſchen Wiſſenſchaft, und ſagte, daß ein Knab (nämlich der von dem groben Cörper entbunden iſt) in einer halben Stunde mehr philoſophiſch, analytiſch und logicaliſch rede, als ein Scholaſticus durch ein ganzes Werk hätte beſchreiben können, weil alles, was zu einem Gedanken, und folglich zur menſchli - chen Rede gehöre, analytiſch oder zergliedernd ſeyn muß, davon die Geſetze aus der geiſtli - chen Welt ſind. Hieraus folgt, daß, wenn die Geiſter auch noch ſo geſchwind begreiffen und reden, dennoch alles folgende ſeine Ratio - nem ſufficientem in dem vorhergehenden habe, und daß das obere ſey wie das untere, nach JEſu Chriſti Grundſätzen, wer da hat, dem wird gegeben, und daß, wie zuerſt der Saa - me, darnach das Gras, hernach der Halm, und daraus erſt die Figur der Frucht hervor - wachſe, ſo ſey es in der Rede auch. Aber daß, ob ſie wohl wiſſen wie eins aus dem an - dern gehe, weil ſie die einförmige Ordnung in allem erblicken, ſo daß, wer eines recht kennt, die anderen alle kennt, ſo können ſie doch nicht alles aus analytiſcher Kunſt denken, ſo wür - den ſie einem Tänzer gleich, der aus der Wiſ - ſenſchaft der Bewegungsfaſern tanzen lernen wollte. Es müßte nemlich die Ordnung und Geſchwindigkeit ihnen zur Gewohnheit undFer -299Reflexiones über dieß Buch. Fertigkeit werden. Wenn man aber zuviel aus Worten und Terminis denken wolle, ſo verhindere man ſich ſelbſt. Dieß Geſpräch hat der Geiſt vermuthlich Ariſtotelis, wohl ge - billigt und ſagt: wenn man blos aus Wor - ten zu den Sachen komme, und nicht zugleich von den Sachen zu den Worten, ſo greiffe man es verkehrt an, und komme zu keiner Weisheit. Man ſollte alles nach dem innern Fortgang, und nach dem Nutzen lernen. Von den Geiſtern des Planeten Mercurs wird ge - meldet, daß ſie die Wörterſprache als materiel verabſcheuen, aber eben deswegen wird auch an - geführt, daß die Geiſter des Mercurs wenig Ur - theils Kraft beſitzen, weil ſie blos die anſchauen - de Erkenntniß ohne die ſymboliſche lieben. Man ſagte ihnen: ob ſie aus ihren Kennt - niſſen keinen Nutzen ziehen wollen? aber ſie antworteten, daß ſie ſich an den Kenntniſſen ergötzen, und daß ſie dieſelben auch auf den Nutzen bringen. Wolf redet davon deutlich, wie man Abſichten wieder zu Mitteln, und dieſe wieder zu Abſichten machen müſſe. Es wird aber unter den Geiſtern des Mercurs nicht an ſolchen manglen, welche dieß alles aus der Uebung an ihren Fehlern lernen. Jn der Sprache der Geiſter iſt ein unſäglicher Un - terſchied: Man leſe von den Geiſtern, wel - che zu Swedenborg gekommen: die waren im Durchſehen, Denken und Reden fertiger als die andern. Als ſie kamen, giengen ſie gleichmein300Reflexiones über dieß Buch. mein Gedächtnis durch, und ſahen alles dar - inn. Etliche reden ſo geſchwind als ſie den - ken, und ihre Gedanken können nicht ausge - ſprochen werden, als vermittelſt anderer lang - ſamerer Geiſter. Er ſagt, ſie reden voluma - tim. Jch verſtehe dardurch, in einem ſo zu - ſammenfallenden Begriff, daß das räumliche nicht mehr zu bemerken, wie wenn viele Rol - len in einander ſtecken. Jhre Sprache war, wie in der heiligen Offenbahrung ſteht, wie viele Waſſer, den Waſſerwellen ähnlich. Mit eben der Geſchwindigkeit, mit der ſie redeten, nahmen ſie auch die gehörte Sachen an. Jhr Urtheil iſt gleichſam ohne Zeit in einem Punct. Wegen der Geſchwindigkeit ihrer Sprache ſpotten ſie manchmal über unſere Langſamkeit der auf Papier geſchriebenen Dinge.

Wie die Einwohner des Mercurs ihre Schüler unterrichten, das gehört auch zur Methode der Logick. Daſelbſt ließt man, daß ſie ſie nicht ſo unterrichten, wie ſich die Sa - che verhält, ſondern nur eine vorläufige Em - pfindung der Sache beybringen. Da geht es alſo ganz anderſt, als wenn wir einander methodo ſynthetica informiren: nicht jedes Naturell iſt zu dieſer Methode beſtimmt, nem - lich zuerſt das einfache, hernach das zuſam - mengeſetzte zu lernen; das iſt gewiſſen Ge - nien nicht angemeſſen. Die Sprüche Salo - mo ſind daher, wie die ganze heil. Schrift,nicht301Reflexiones über dieß Buch. nicht in ſolcher Ordnung geſchrieben, ſon - dern nach der Einträchlichkeit der meiſten Menſchen. Es iſt nicht gut allzu präcis, all - zu accurat, gleich anfangs zu unterweiſen. Es iſt beſſer ihnen eine vorläufige Empfindung des ganzen einzuprägen durch Diſcurſe hie und da, obwol in keiner Ordnung. Wenn die Sachen da ſind, ſo giebt ſich die Ordnung ſelbſt; ſind die Weisheits-Arten da, ſo wird man ſie hernach bald in ihre generative Ord - nung bringen. Die Jnnwohner des Mer - curs wiſſen dieß beſſer als unſere Lehrmeiſter, ſie ſehen bey der Unterweiſung dahin, daß die Begierde zu forſchen und zu wiſſen unterhal - ten werde; aber durch allzugenaue Präciſion wird ſie nicht unterhalten; wenn ſie auf al - les antworten würden, ſo würde die Begier - de vergehen. Sie ſetzen hinzu, daß ſie das Gegentheil (Antitheton) deswegen vorhalten, damit die Wahrheit hernach beſſer angeſehen würde. Denn alle Wahrheit erſcheint aus dem Verhältniß zu dem Gegenſatz. Dieß iſt ein Muſter, wie man logiſche Obſervationen aus Swedenborg ſammlen kann. Nun wol - len wir

2) zu dem metaphyſiſchen von der See - le ſchreiten. Jn der Seele des Menſchen würde bey dieſem Zuſtand und worinn wir jetzo ſind, kein Beſinnen ſeyn, wenn nicht Wolfen Lex imaginationis oder Locken conſo - ciatio idearum der Grund wäre. Ja manwürde302Reflexiones über dieß Buch. würde nicht behaupten was Thümmig beweißt, daß die geometriſche Art zu ſchlieſſen mit der gemeinen Art aller Menſchen übereinkäme. Es iſt eine ſehr wichtige Sache um die Syl - logiſmos, und dieſe geſchehen niemal ſine Le - ge imaginationis, da, wo man ein ganzes ge - ſehen, einem auch ein Theil beygeht; oder da man etwas ähnliches geſehen, das mit ver - bunden auch recurrirt. Wir ſind nicht ſo beſchaffen wie die Geiſter des Mercurs, wel - che, wenn ſie zu dem Menſchen kommen, al - les gleich in ſeinem Gedächtniß ſehen, was da - ſelbſt iſt. Wir müſſen ex conſociatione idea - rum handlen, und mich dünkt, auch ſelbige operationes mentis ſeyen nicht ohne conſocia - tione idearum: denn als ſie nach Städten und Oertern, wo ich geweſen, fragten, nahm ich wahr, daß ſie Palläſte, Häuſer und Gaſſen nicht wiſſen wollten, ſondern nur die allda ge - ſchehene Dinge, ferner was die Regierung daſelbſt, Gemüthsart und die Sitten derer, die daſelbſt ſind, betrifft. Denn NB. ſolche Dinge ſind in dem Gedächtniß der Menſchen mit den Oertern verbunden, deswegen, wenn man die Oerter im Gedächtniß erregt, auch dieſes in die Gedanken kommt. Es iſt ferner klar, daß ſie ſich des Legis imaginationis bedie - nen, denn da ſtehet, daß ſich die Geiſter des Mercurs der einmal gefaßten Sachen erin - nern, ſo oft ähnliche Dinge vorkommen: dieß gehört zur Pſychologia metaphyſica. Daßdie303Reflexiones über dieß Buch. die Geiſter ſich GOtt in jener Welt in menſch - licher Geſtalt wie Apoc. 4. vorſtellen, das zeigt ſich aus Ariſtotelis Ausſage. Swedenborg erzehlt, Ariſtoteles habe ihm gezeigt was er für eine Jdee von dem höchſten GOtt gehabt, daß er ſich ihn nemlich in menſchlicher Geſtalt, mit einem ſtrahlenden Kreis um das Haupt vorge - ſtellt habe, und daß er jetzo wiſſe, daß der HErr ſelbſt jener Menſch, und daß der ſtrahlende Circul das Göttliche von ihm ſey, welches nicht nur in den Himmel allein, ſondern in die ganze Welt einen Einfluß hat, und alles ordnet und regieret.

Hier muß ich eine Anmerkung machen, daß, wenn ſchon die Geiſter in jener Welt viel Erkenntniß erlangen, und der Wahrheit von Chriſto etwas näher kommen, es doch gegen dem, was das klare Wort im neuen Teſta - ment entdekt, ſehr wenig ſey. Von GOtt dem Vater, JEſu, und von dem, den GOtt geſandt hat, wiſſen ſie wenig. Es muß aber doch geſchehen, daß ſie nach und nach es auch erfahren: denn im Namen JEſu werden ſich beugen alle Knie (in Menſchengeſtalt, weil ſie Knie haben) derer die im Himmel, auf Erden und unter der Erden ſind, und alle Zungen der Geiſter müſſen bekennen, daß JEſus Chriſtus HErr, König und Hoherprieſter ſey, zur Herrlichkeit GOt - tes des Vaters.

Ariſto -304Reflexiones über dieß Buch.

Ariſtoteles ſagte ferner, was er an ſeinem Ort für Beſchäftigungen gehabt, und wie we - nig ſolche mit den Glaubens-Verrichtungen der Erſtlinge, welche die Beylage des Worts GOttes in ſich haben, in Vergleichung kom - men, wie wenig ſie wiſſen, daß Chriſtus das A und O der Werke GOttes ſey; und welch eine große Sache ſey, den reinen und lautern Sinn JEſu und ſeiner Apoſtel mit ſich in je - ne Welt zur Beylage haben, und daß JEſus ſelbſt dieſe Beylage bewahre, daß ſie nicht ent - rückt werde, bis an jenen großen Tag.

Man leſe was Swedenborg von Ariſtotele erzählt: Jch ſahe ein Weibsbild, welche ihre Hand ausſtreckte und ihm die Wange ſtreich - len wollte, ich wunderte mich darüber u. ſ. f. Dieſe Dinge ſind keine wichtige Beſchäftigun - gen des Ariſtotelis; und was er ſich für eine Jdee von der Seele oder dem Geiſt des Men - ſchen gemacht, welche er Pnevma nennte, das iſt ſehr wenig, und es deucht mich, er habe in ſeinem Buch de anima viel mehr geſagt von der Edelechia τῇ πρώτσ und folglich den fol - genden Endelechiis und Progreßionen der Seele, bis die eſſentien oder endelechien zur Subſtanz werden, quæ ſubſtat ut hypoſtaſis, prioribus endelechiis. Hieraus iſt klar, wie viel willkührliches ſich unter die Viſa Swe - denborgs miſchet, daß man demnach viele Prüf - ſteine nöthig habe. Jnzwiſchen kann mangleich -305Reflexiones über dieß Buch. gleichwol noch viele obſervationes metaphyſi - cas herausziehen. Jch will aber zum Beſchluß noch einen Brief vom Swedenborg ſelbſt an N. N. hier einrücken, woraus zu ſehen, wie viel er auf ſeine Scientiam correſpondentia - rum baue, und wie wenig er denen Erinne - rungen von dem Senſu Literali Gehör gegeben, welche in Herrn Clemmens Theologie zu leſen.

Atlfers dubium, quod tradita ſit Chriſto po - teſtas ſuper omnem carnem, & tamen Angeli ac cælites non habent carnem ſed lucida corpora: ad hæc digneris benigne recipere hoc reſponſum, quod ibi per omnem carnem intelligatur omnis homo, quare in Verbo aliquoties dicitur omnis caro, quod eſt omnis homo; quod angelorum cor - pora ottinet, non apparent illa judica, ſed ſicut carnea, ſunt enim ſubſtantialia &[non]materia - lia, ac ſubſtantialia coram illis non translucent; omne materiale originitus eſt ex ſubſtantiali, in hoc venit omnis homo, dum exuvias materiales per mortem deponit, quæ cauſa eſt, quod homo poſt obitum ſit homo, ſed purior, reſpective ſicut ſubſtantiale eſt ad materiale. Quod Domino ſit poteſtas non modo ſuper omnes homines, ſed et - iam ſuper omnes Angelos, conſtat ex Ipſius ver - bis apud Matthæum: data eſt mihi omnis pote - ſtas in Cœlo & in Terra, Cap. XXVIII, 18.

Quoniam in literis tuis memoras ſenſum natu - ralem & ſpiritualem Verbi, ne credatur qu od ali - quid contrarium de illis ſcripſerim, adjungo char - tulam, in qua bini illi ſenſus Verbideſcribuntur.

Amſtelodami die 8. Nov. 1768.

Eman. Swedenborg.

Sw. Sch. III. Th. UDe306Reflexiones über dieß Buch.

De ſenſu naturali & ſpirituali Verbi.

Quod internus ſeu ſpiritualis ſenſus ſit in Ver - bo in ſenſu externo ſeu naturali ejus, ſicut na - bilis gemma in ſua matrice, aut ſicut pulcher infans in faſciis, hactenus in chriſtiano Orbe prorſus latuit, & inde quoque omne id quod intelligitur per conſummationem ſæculi, ad - ventum Domini, ultimum judicium, & per no - vam Hieroſolymam, de quibus in Verbo utrius - que Teſtamenti, veteris & novi, plura ſunt me - morata & prædicta; quis absque evolutione & ex - faſciatione ſenſus literæ Verbi per ſenſum ſpiri - tualem ejus, poteſt hilum ex intellectu ſcire, quid ſignificant quæ Dominus in Cap. XXIV. apud Matthæum, tum quæ in Apocalypſi prædixit, ſimi - liter quæ apud Danielem, & apud Prophetas mul - tis in locis? Exp[erire]ſi vis, lege verbum prophe -[tic]um hic & ibi, ubi nunc agitur de feris & beſtiis, nunc de ſtagnis & paludibus, nunc de ſylvis & dunetis, nunc de vallibus & montibus, nunc de ululis, ochira, tziim, ſatyris &c. num aliquod Divinum in illis percepturus ſis, niſi credideris illud intus latere, quia a Deo inſpiratum eſt, que - madmodum, ut dictum, gemma in ſua matrice; quod gemmæ ſeu cimelia quæ intus latent, ſint illa, quæ ſenſus internus continet, in doctrina novæ Hieroſolymæ de Scriptura ſacra n. 5. ad 26. plene demonſtratum eſt, & inſuper ibi, quod ſen - ſus literæ Verbi ſit baſis, continens & firmamen - tum ſenſus ſpiritualis ejus n. 27. ad 36. tum quod Divinum Verum in ſenſu literæ Verbi ſit in ſuo ſancto, & in ſua potentia, n. 37. ad 49. ut & quod doctrina Eccleſiæ ex ſenſu literæ Ver - bi haurienda ſit & per illum confirmanda, n. 50. ad 61. & porro quod per ſenſum literæ Verbi,medio307Reflexiones über dieß Buch. medio ſenſu ſpirituali ejus, ſit conjunctio cum Domino, & conſociatio cum Angelis n 62. ad 69.

His aliquod novum e mundo ſpirituali adjici - am: Antiſtites Eccleſiræ, qui in illum mundum poſt mortem alluunt, primum docentur de Scri - ptura ſacra, quod inibi ſit ſenſus ſpiritualis, qui in mundo illis fuit ignotus, & quoque illis dici - tur, quod angeli cœli in illo Senſu ſint, quando homo in ſenſu literæ eſt; & porro, quod transla - tio ſeu mutatio hujus ſenſus in illum fiat prope hominem, dum ſancte legit Verbum, & quod ſit quædam evolutio ſeu exfaſciato, ad inſtar ſicut cruſta diſſipatur, & amygdalum nudum tranſit in cælum, & recipitur ab angelis; & quoque ad in - ſtar ſicut ſemen injicitur terræ, & ibi nudatum a curiculis ſuis educit germen; ſemen illud eſt Ver - bum in ſenſu literæ, ac germen inde eductum eſt ſenſus ſpiritualis, hoc tranſit ad angelos, illud au - tem quieſcit apud hominem; at usque ſemen il - lud apud hominem in mente ejus manet ſicut in ſua humo, ac tempore producit ſuum germen, & id fructificat, ſi homo per ſemina vitæ, quæ ſunt vera fidei, & bona charitatis conjunctus eſt Do - mino, & ſic conſociatus angelis. Ulterius mo - nentur antiſtites, ut omnino recipiant fidem, quod Verbum in ſinu ſuo ſit ſpirituale, quia eſt Divi - num, & quod niſi hanc fidem receperint, poſſint a ſatanis ſeduci, usque ut negent ſanctitatem Ver - bi, qua negata diſparatur Eccleſia apud illos: e - vincuntur etiam, quod ſi non credunt internum illum Verbi ſenſum, Verbum poſſit illis demum apparere ſicut ſcriptum inconditum & rude, aut ſicut liber omnium hæreſium, quoniam a ſenſu literæ ejus, ut à quodam lacu, hæretica[i]omnis ge - neris poſſunt hauriri & confirmari. Poſthæc illi, qui ſenſum internum Verbi credunt, recipiunturU 2in308Reflexiones über dieß Buch. in cœtus ſpirituum angelicorum, qui poſtea ele - vantur in cœlum & fiunt angeli; at illi, qui non credunt, ablegantur ad cœtus ſpirituum, qui po - ſtea dejic iuntur in infernum, & fiunt ſatanæ: Sa - tanæ ibi vocantur, qui in mundo omne verum Verbi falſiſicaverant, & qui inde inbuerant falſa, usque ut nihil veri amplius videant.

3) Von der Phyſik will ich dismal keine Anmerkungen machen, denn die Phyſik grün - det ſich auf die Zerlegungskunſt, welche aber in jenem Leben und bey den Geiſtern jener Welt nicht ſcheint Statt zu haben: wenn wir nicht mehr ſtückweis erkennen, ſondern ſo, wie wir von GOtt erkannt ſind, ſo wird die Natur - kunde ganz anderſt als jetzo beſchaffen ſeyn.

4) Von der Moral will ich nur 2. An - merkungen machen, doch in connexion mit der Sprache. Die Zertheilung der Sprache bey dem Thurn zu Babel iſt offenbar die Urſache vieler Unordnung worden, und es iſt wohl zu begreiffen, was hie und da zu leſen, nemlich ſo bald der Sinn anderſt zu denken und an - derſt zu reden anfieng, ſo bald hat die Wör - terſprache zugenommen. Das verſtehe ich al - ſo, daß alsdann die Vorſtellung und Heuche - ley ſich in falſche Worte ergoſſen, nicht als ob gar keine Wörterſprache geweſen, ſondern ſie iſt ganz ausgearbeitet worden. Da hat ſich die innere Geſtalt des Angeſicht verändert, und die äuſſerliche hat angefangen, von dem Feuer der Eigenliebe entflammt zu werden, und aufſolche309Reflexiones über dieß Buch. ſolche unächte Art als lebendig vor den Au - gen der Menſchen zu ſcheinen. Jn jener Welt darf man nicht anderſt denken und anderſt re - den, wo man nicht will aus der Geſellſchaft der Aufrichtigen ausgeſtoſen werden. Swe - denborg hat, wie mich dünkt, von dem τροχῶ γενέσεως nach Jac. 3. gar keinen Begriff, ſo ſehr er auch im unſichtbaren bewandert iſt. Jac. 3. heißt es, die Zunge oder die Rede iſt eine Welt voll Ungerechtigkeit, ſie befleckt den ganzen Leib als eine falſch bildende Kraft, ſie bringt in eine der erſten reinen Ordnung wi - drige Entzündung, den Umlauf, die Circular - bewegung, dardurch alles entſtehet, als von der Hölle, welche lauter unordentliche Entzündung iſt, entflammt. Von dieſer Sache hat Swe - denborg keine Begriffe, wie Jacob Böhm. Die Urſache iſt hier nicht auszuführen: GOtt wird es ſchon kund machen, warum Sweden - borg nicht ſo weit hat ſehen können als Jac. Böhm. Swedenborgs Viſa ſind aus der will - kührlichen Conſtitution der Begebenheiten in jener Welt, davon Jac. Böhm wenig Einſicht gehabt. Böhm aber hat das Jnnere der Selbſt - bewegung erblickt, aber nicht ausſprechen kön - nen; wir müſſen demnach warten, biß GOtt alle dieſe Dinge zuſammen ſtellt.

Noch eine Anmerkung will ich kurz anfü - gen. Die Sache von der Ehe hat Sweden - borg aus eben dem willkührlichen Grund ganz anderſt eingeſehen als Jacob Böhm. ManU 3denke310Reflexiones über dieß Buch. denke nur ſelbſt nach. Die Zeit iſt noch nicht da, daß die Viſa Jac. Böhms und Sweden - borgs rectificirt werden, es wird aber weder dieſes noch jenes umſonſt geſchrieben ſeyn. GOtt wird alles zu ſeinen weitern Abſichten in folgender Zeit gebrauchen. Nur Gedult: richtet nicht, bis der HErr kommt.

5) Von der Policey und Regierung der Völker in den Planeten. Es iſt in al - len Erden der Planeten die Einrichtung, daß ſie ſich in Familien zertheilen, daß ſie Kin - der zeugen, und daß ſie auf die Kinderzucht unglaublichen Fleiß wenden: abſonderlich daß ſie ein einförmig Leben führen, nicht an - derſt reden als ſie denken, meiſt eine glei - che Geſellſchaft, wie Brüder und Schwe - ſtern unter einander, ohne Nimrodiſchen Zwang führen. Weilen daher dorten keine ſolche Obrigkeit, wie auf unſerer Erde, ſtatt hat, ſo können auch keine ſolche Geſe - tze wie bey uns ſeyn, die Strafen, die auf gewiſſe Ausſchweifungen erſolgen, ſind auch nicht nöthig in ein gewiſſes Jus Criminale gebracht zu werden: der Gottesdienſt hat gar groſen Einfluß in ihren civilen Stand. Vor - nehmlich ſind ihnen ſtatt aller Geſetze, zwey Puncten, erſtlich wie ſie den Gehorſam gegen die Eltern, als Stellvertreter GOttes unter - halten, faſt auf eben die Art wie die reiſende Chineſer in Mantua nur dieſe 2. Puncten von uns Europäern gefragt: und wie ſie denTod311Reflexiones über dieß Buch. Tod nicht fürchten ſollen. Wenn dieſe 2. Puncten bey den Einwohnern im Gang ſind, wie ſie würklich alſo ſeyen, ſo braucht es kei - ne geſchriebene Geſetze Ueberhaupt hat in keinem Planeten kein geſchriebenes Geſetz Statt, als allein auf unſerer Erde. Wenn dieſes Buch noch ſo viel unnöthige, ungewiſſe, willkührliche Vorgebungen in ſich enthielte, es wären aber die Urſachen, warum der HErr hat wollen auf unſerer Erde und auf keiner andern gebohren werden, in dieſem Buch ent - deckt, ſo ſollten dieſe Blätter alle andere Selt - ſamkeiten, wie ſie dieſem oder jenem ſchei - nen möchten, verſchönern. Denn deswegen iſt der HErr auf unſerer Erde Menſch geboh - ren worden, deswegen iſt das Wort Fleiſch worden auf unſerer Erde, damit das Wort Gottes könne ſchriftlich auf der ganzen Erde ausgebreitet werden, ja damit es durch daſſel - be den Geiſtern und Engeln auch aus andern Erden offenbahr gemacht werden könne. Es wäre einem wahren Gelehrten, der nicht auf Nebendinge verſeſſen iſt, möglich, noch viele Urſachen anzuführen, warum unſere kothige Erde ſo viel zu bedeuten hat in dem ganzen Sy - ſtem: nämlich in unſerer Erde muß es ſich aufklären, daß, da keine Subſtanz ohne ſub - tile Erde ſeyn kann, wie in der Metaphyſick aus der Chemie gezeigt worden, alles Jrrdiſche nach und nach erhoben werde ins Himmliſche, und daß der Wille Gottes auf Erden geſche -U 4he312Reflexiones über dieß Buch. he wie im Himmel. Diß ſind gröſere Abſich - ten GOttes, als man meynet Die unzähli - che Weiten erhöhen die Majeſtät GOttes lan - ge nicht ſo hoch, als daß GOtt ſich geoffenbahrt im Fleiſch, damit die grobe Materie des Flei - ſches gerechtfertigt werde im Geiſt, d. i in der Unverweslichkeit. Betrübt iſt, daß die Ge - lehrten diß aus den Augen ſetzen, und andre Augenmerke, die auf keine ſo wichtige Dinge zielen, vorziehen, folglich Nebendinge zu Haupt - ſachen machen, wie es vielen, die gelehrt ſind ohne Furcht GOttes, die viel Weltliebe haben, gehet. Hier iſt alſo Noth zu berühren, daß die Policey in denen Planeten durch die Erſchei - nungen GOttes, wie vor der Sündflut, und vornehmlich durch die helle Einſicht in den Zu - ſtand nach dem Tod, ſo leicht regiert wird. Aber wir ſind vor jetzo viel zu ſchwach, die Connexion derer Geiſter, die zu Engeln wer - den, nach Swedenborg, mit der Verfaſſung unſerer Erde zu vergleichen, als woraus die Erſtlinge der Creaturen GOttes durch alle Fol - gen der Auferſtehung JEſu Chriſti ſich dem Thron GOttes gegen über darſtellen ſollen, Epheſ. 1. Jac. 1.

Wie das Jus ſcriptum auf unſerer Erde entſtanden, das connectirt alles mit dem Grund, warum Chriſtus auf unſerer Erde gebohren worden. Es kann aber in dieſen kurzen Anmerkungen mehr berührt als aus - geführt werden. Wenn die Metaphyſie ausder313Reflexiones über dieß Buch. der Chemie den Univerſitäten nicht an ſtehet, ſo ſind ſchon andere Geſellſchaften auf dem Wege, welche weniger befangen ſind mit den nothwendig noch nicht umzureiſſenden Be - griffen. Der närriſche Idealismus iſt der Wahrheit der Subſtanzen, wie ſie in heili - ger Schrift ſonnenklar dargeſtellt ſind, zu - wider, und die Schaalen des Zorns Gottes ſind allein im Stand, dieſe hölliſche Riegel wegzuräumen. Eher wird die reine Wahr - heit JEſu Chriſti, und wie alles〈…〉〈…〉, d. i. leiblich, aus GOtt ſolle extraponirt wer - den durch das Fleiſchgewordene Wort, nicht empor kommen.

Das Jus ſcriptum, auch ohne dieſe Con - nexion betrachtet, hat ſehr erhabene Quellen, davon ein Polniſcher Reichs-Marſchall am ſchönſten geſchrieben.

Was Swedenborg von den Zuſtänden der Erden des Cœli aſtriferi ſchreibt, iſt ſehr wenig; es ſcheint, er beſchreibe mehr davon, wie die Verſetzungen dahin, nach dem Geiſt, ſo daß der Leib an ſeinem Ort bleibt, geſchehen. Aber man muß von Swedenborg in einer ſo dunkeln und entfernten Sache nicht weiter be - gehren: denn als etliche Geiſter befragt wur - den, ob ſie auf der Erde unter Regierung der Könige lebten, antworteten ſie: ſie wüßten nicht, was Regierungen ſeyen. Der Leſer mache den Schluß, wie viel Sachen jene zu wiſſen entbehren können, und doch wie alles,U 5was314Reflexiones über dieß Buch. was auf unſerer Erde geſchehen, durch die Glau - bigen unter JEſu Chriſti Königreich ſolle pro - tocollirt wieder dargeſtellt und gerichtet wer - den. Welch ein Theatrum wird es ſeyn, wann die Könige der Erden um das neue Jeru - ſalem ſich herum in alle Weite placiren werden, und ihre Herrlichkeit nach dem beſten Regie - rungsmuſter werden in die Stadt Gottes bringen. Genug für dißmal. Es wird Spöt - ter genug über diß geben. Fanatiquen von feinerem Schliff werden wieder herrſchen wol - len über Fanatiquen von gröberem Schliff. Aber der HErr, der ihr lacht, wird anderſt ran - giren als die Journaliſten, die von geſtern her entſtanden.

Zum Beſchluß hätte ich noch eine Verglei - chung angeſtellt, wie Fontenelle aus Hugenio die Jnnwohner, ohne Nachrichten von viſis & auditis, ſo ſchwach und ungewiß beſchreibt. Es iſt aber doch der Mühe werth, daß es ein anderer für ſich thue. Denn wenn man Fontenelle für keinen Fanatiquen hält, daß er aus ſeinem ſctinio pectoris ſolche Conjectu - ren hervor gebracht: warum ſollte man Swe - denborg es verdenken daß er ſeine Viſa, wenn ſie auch willkührlich in manchem zuſammen gefloſſen wären, mit der Welt communicirt, da ſie zu ſo viel wiſſenſchaftlichen Dingen An - laß geben, wenn auch das Buch für einen Ro - man, wie Telemach, ſollte angeſehen werden.

Wenn315Reflexiones über dieß Buch.

Wenn man Hugenii Rechnung betrachtet, ſo iſt kaum mit Gedanken zu erreichen, wie ge - ſchwind eine Geſchüz-Kugel lauffen müßte, wenn ſie vom Stern Jupiters bis auf die Er - de liefe. Sie müßte 25. Jahre haben, ehe ſie herunter fiele. Dergleichen Ausrechnungen ſind in dem lezten Büchlein von der groſſen Con - junction mehr nachzuſehen. Aus eben dieſem Hugenio hat es Fontenelle genommen, wenn er die Jnnwohner der Planeten mit den Jnn - wohnern unſerer Erde vergleicht. Es iſt nicht glaublich, daß ſie eine andere Figur als Men - ſchenfigur haben, weilen GOtt in ſeinen Wer - ken einförmig iſt, und ſeine Verſchiedenheiten doch in die Einheit zuſammen zieht. Alle die - ſe Sachen werden wir, wenn wir genug durch die Gradus der Exaltation aus der Humiliation geloffen, einmal ſehen. Jetzt ſind wir in der Erniedrigung, und dieſer müſſen wir gemäß denken. Da kann man keine Demonſtratio - nen fodern, ſo wenig Fontenelle und Hugenius Demonſtrationes gegeben. Fontenelle ſagt im II. Soir: es iſt nicht möglich, daß euch Aſtrono - mi kund machen, was innerhalb des Monden für Einwohner ſeyen. Man muß zu einer poetiſchen Fiction ſeine Zuflucht nehmen. Il faut le demander a Aſtolfe, qui fut conduit dans la Lune par S. Jean.

Fontenelle meynt gar, die Einwohner ha - ben nicht nur Sehen, Hören, Schmecken, Füh - len, Riechen, ſondern noch einen ſechsten Sinn:aber316Reflexiones über dieß Buch. aber das iſt nicht glaublich, weil die Einwoh - ner alle ſterben, und vor dem Sterben kann der ſechste Sinn nicht ſeyn. Der ſechste Sinn müßte eine Proportion haben mit dem ſterblichen Leibe. Vielleicht iſt der ſechste Sinn die centrale Eröffnung der Seele, davon Malebranch ſchreibt, daß ſie für Erdeinwohner nicht convenient ſey. Vielleicht haben die, welche den Geiſt GOttes in reichem Maas ha - ben, dieß Senſorium. Aber da müßte man das Senſorium mehr auf unſerer Erde ſuchen, als in den Planeten. Denn bis man zu der Jllumination von innen kommt, muß von auſſen vieles gleich gemacht werden in der finſtern Seele, da das Licht oft Finſterniß iſt. Fontenelle deſperirt, etwas von der Geſtalt der Jnnwohner zu wiſſen. Und wenn er von den Jnnwohnern der Venus redet, ſo iſt es mehr Spottsweiſe, als in Ernſt geredet: er meynt, ſie ſeyen ein klein ſchwarz Volk, von der Sonne verbrannt, voll Feuer und Geiſt, allezeit in Liebe, die immer Verſe machen, mu - ſiciren, tanzen. Aber dieſe Beſchreibung iſt weit entfernt von Swedenborgs Nachrichten. Und man kann Swedenborgs Nachrichten, ſo ungewiß man ſie auch verlacht, doch aus Fontenelle Geſpött lernen beſſer diſtinguiren.

Von den Jnnwohnern Mercurii ſpricht Fontenelle ganz anderſt als Swedenborg: näm - lich, weil ſie ſo nahe an der Sonne ſeyen, ſo, meynt er, müſſen ſie von Lebhaftigkeit tollſeyn,317Reflexiones über dieß Buch. ſeyn, kein Gedächtniß haben, wie die Negers, die auf nichts keine ſonderliche Attention haben.

Weiter iſt nicht noth, Swedenborgs Nach - richten mit Fontenelle zu vergleichen. Es iſt allzu klar, daß, wenn wir auch Swedenborgs Nachrichten des Fontenelle ſeinen vorziehen, wir doch keine zuverläßige Gewisheit haben, bis es von mehr Zeugen confirmirt wird. Aus dem Zeugniß heiliger Schrift wiſſen wir, daß die Morgenſterne, d. i. die bewohnte Sterne, GOtt loben. Aber es müßten nur Engel ſeyn, wenn die Schrift etwas mehrers von ih - nen ſagte. Und GOtt kann freylich ſolche Geiſter als Engel und Abgeſandte brauchen. Davon aber können wir nicht viel wiſſen, wir müßten denn wie Gehaſi ein inneres Ge - ſicht bekommen: aber auch dieß würde nicht genug ſeyn. Es bleibt alſo uns nichts beſſers übrig, als das Geheimniß GOttes und Chri - ſti; oder GOtt iſt geoffenbaret im Fleiſch, gerechtfertigt im Geiſt. Wohl dem, der ſeine Wiſſensbegierde dadurch in Schranken hält.

Samm -318Briefe

Sammlung einiger Briefe Herrn Emanuel Swedenborgs, betreffend Einige Nachrichten von ſeinem Leben und Schriften, von einem Kenner und Liebhaber ins Deutſche überſetzt.

1. Swedenborgs Antwort auf einen Brief eines Freundes.

Jch freue mich über die Freundſchaft, die Sie mir in Jhrem Brief zu erkennen ge - ben; und danke Jhnen von Herzen ſowohl für dieſen Brief, als auch beſonders für Jh - re Freundſchaft. Die Lobſprüche, mit wel - chen Sie mich überhäufen, nehme ich nur in ſo ferne an, in ſo fern ſie Beweiſe ſind von Jhrer Liebe zu den Wahrheiten, die in meinen Schriften zu finden ſind; und weil ſie daraus ihren Urſprung haben, ſo über - laſſe ich ſie unſerm HErrn, dem Erlöſer, von welchem alle Wahrheit kommt, denn er iſtdie319Emanuel Swedenborgs. die Wahrheit ſelbſt; Joh. 14, 6. nur auf das, was ſie am Ende Jhres Briefs ſchrei - ben, habe ich meine Aufmerſamkeit gerichtet. Sie ſchreiben: wenn etwa nach Jhrer Ent - fernung aus England von Jhren Schriften ſollte geurtheilet, und mir alsdenn Gelegen - heit gegeben werden, Sie, den Verfaſſer der - ſelben, wider einen oder den andern boshaf - ten Verläumder zu vertheidigen, der, wie ei - nige Feinde der Wahrheit es zu machen pfle - gen, ſich bemühen wird, Jhren groſſen Na - men durch ausgedachte Lügen anzugreifen; ſollte es da nicht dienlich ſeyn, um derglei - chen Beſchuldigungen zu widerlegen, daß Sie mir einige beſondere Umſtände von Sich zurück lieſſen? zum Exempel, von Jhren Ehrentituln bey der Akademie, von den öf - fentlichen Aemlern, die Sie begleitet haben, von Jhren Bekannten und Verwandten, von den Ehrenſtellen, mit welchen Sie, wie ich vernommen habe, beehret worden ſind, und von den übrigen Umſtänden, die zur Beſtä - tigung eines guten Namens etwas beytragen können; damit auf dieſe Weiſe die übelge - faßten Vorurtheile beſtritten werden können: denn man muß alle erlaubte Mittel gebrau - chen, damit der Wahrheit nichts zum Nach - theil gereichen möge. Nachdem ich dieſes überdacht hatte, wurde ich angeregt Jhrem freundſchaftlichen Rath zu willfahren, wel - cher darinnen beſteht, daß ich einige von meinenLebens -320BriefeLebensumſtänden bekannt machen ſoll, dahin gehört nun kürzlich folgendes.

Jch bin im Jahr 1689. den 29. Jan. zu Stockholm gebohren; mein Vater hieß Jeſper Swedberg, und war ein zu ſeiner Zeit be - rühmter Biſchof von Weſtgothland; er wur - de auch von der Mißionsgeſellſchaft in Eng - land zu ihrem Mitglied gewählt und aufge - nommen: denn der König, Carl der XII. mach - te ihn zum Biſchof der Schwediſchen Gemein - den in Penſylvanien, wie auch der Gemeinde in London. Jm Jahr 1710. gieng ich auf Reiſen, und zwar zuerſt nach England, und von dar nach Holland, Frankreich u. Deutſch - land; im Jahr 1714. kam ich wieder zurück. Jm Jahr 1716. und nachgehends habe ich oft mit dem König von Schweden, Carln dem XII. geſprochen, welcher ſehr gnädig gegen mich war, mir auch in eben dieſem Jahr das Amt eines Beyſitzers im Bergwerkscollegio ertheilete, das ich bis zum Jahr 1747. verwal - tet, und es noch in dieſem Jahr, mit Beybe - haltung der Beſoldung auf meine ganze Le - benszeit, niedergelegt habe; ich legte es aber einzig und allein in der Abſicht nieder, damit ich dem neuen Beruf, der mir von dem HErrn anvertrauet iſt, deſto beſſer obliegen könnte: Es wurde mir zwar damals eine höhere Eh - renſtelle angeboten, allein ich ſchlug ſie gänz - lich aus, damit ſich kein Stolz in mein Herzein -321Emanuel Swedenborgs. einſchleichen konnte. Jm Jahr 1719. wur - de ich von der Königin Ulrica Eleonora gea - delt, und Swedenborg genennt, und von der Zeit an habe ich auf den Reichstägen, die alle drey Jahre gehalten werden, meinen Platz unter dem Adel im Ritterorden gehabt. Uebri - gens bin ich durch Einladung ein Mitglied der königlichen Akademie der Wiſſenſchaften zu Stockholm; um die Aufnahme in irgend eine andere Gelehrtengeſellſchaft habe ich mich ſonſt nie beworben, dieweil ich mich in der Geſellſchaft der Engel befinde, und dieſe be - ſchäftiget ſich nur mit ſolchen Dingen, die den Himmel und die Seele betreffen; in den Geſellſchaften der Gelehrten hingegen werden Dinge abgehandelt, welche die Welt und den Leib angehen. Jm Jahr 1734. hab ich das Regnum Minerale zu Leipzig, in drey Folio - bänden herausgeben. Jm Jahr 1738. that ich eine Reiſe nach Jtalien, und hielte mich zu Venedig und Rom ein Jahr lang auf.

Was meine Verwandſchaften betrift, ſo habe ich vier Schweſtern gehabt; eine von dieſen heyrathete Ericus Benzel, nachma - liger Erzbiſchof zu Upſal, und dadurch bin ich auch mit den beyden folgenden Erzbiſchö - fen daſelbſt, Benzels jüngern Brüdern, in Verwandſchaft gekommen. Meine andere Schweſter heyrathete der Stadthalter CarlsSw. Sch. III. Th. XBen -322BriefeBenzelſtierna; aber ſowohl dieſer als jener iſt bereits geſtorben. Hingegen ſind noch jetzt zwey Biſchöfe, die auch meine Vettern ſind, am Leben, der eine heißt Filenius, und iſt Biſchof von Oſtgothland; dieſer vertritt nunmehr auf dem Reichstage zu Stockholm die Stell, des kranken Erzbiſchofs und iſt Vorſitzer des geiſtlichen Stands, und hat meiner Schweſter Tochter zur Gemahlin ge - habt: der andere, Namens Benzelſtierna, iſt Biſchof von Weſtmannland und Dalar - ne oder Thalland, und iſt der Sohn meiner andern Schweſter; der übrigen, die in ho - hen Würden ſtehen, will ich nicht gedenken. Ueberdiß kann ich ſagen, daß mich in mei - nem Vaterlande alle Biſchöfe, deren an der Zahl 10. ſind, und alle Rathsherren, an der Zahl 16., und die übrigen groſſe Herren lie - ben, und aus Liebe ehren; und ich lebe mit ihnen ſo vertraut, wie ein Freund mit dem andern; dieſes kommt daher, weil ſie wiſſen, daß ich in der Gemeinſchaft mit den Engeln bin. Der König ſelbſt und die Königin, wie auch ihre drey Prinzen, ſind mir ſehr ge - neigt; ich bin ſo gar einmal von dem König und der Königin zur Tafel eingeladen wor - den, und habe mit ihnen geſpeiſt, zu welcher Ehre ſonſt niemand gelangt, als nur die Vor - nehmſten im Reiche; eben dieſe Ehre iſt mir auch nachgehends von dem Kronprinz wie -der -323Emanuel Swedenborgs. derfahren. Jedermann wünſcht meine Zu - rückkunft; daher fürchte ich in meinem Va - terland nichts weniger, als eine Verfolgung, davon Sie einige Vermuthung äuſern, und mir deswegen aus beſonderer Gewogen - heit in Jhrem Briefe zu rathen ſuchen. Soll - te man mich anderswo verfolgen, ſo wird es mich nicht treffen. Aber alle dieſe Din - ge, ſo ich erzehlt habe, betrachte ich gewiſſer maſſen als Kleinigkeiten: denn das übertrift jene Dinge weit, daß ich zu einem heiligen Amt von dem HErrn ſelbſt gerufen bin, der ſich mir, ſeinem Knecht, im Jahr 1743. auf eine überaus gnadenvolle Weiſe perſön - lich offenbaret, und mir alsdenn die Ausſich - ten in die geiſtliche Welt eröfnet und bis auf den heutigen Tag mit Geiſtern und Engeln zu reden verſtattet hat; ſeit dieſer Zeit habe ich verſchiedene Geheimniſſe, die ich geſehen habe und die mir entdeckt worden ſind, durch den Druck bekannt gemacht, als vom Himmel und Hölle, vom Zuſtand des Men - ſchen nach dem Tod, vom wahren Gottes - dienſt, vom geiſtlichen Sinn des Worts, auſſer andern wichtigen Materien, welche zur Seligkeit und Weisdeit dienen Daß ich etlichemal aus meinem Vaterland in aus - wärtige Länder gereiſet bin, das iſt aus kei - ner andern Urſache geſchehen, als aus einem ſehnlichen Verlangen Nutzen zu ſtiften, undX 2die324Briefedie mir anvertrauten Geheimniſſe zu entde - cken. Ueberdieß habe ich Vermögen, ſo viel ich brauche, und ſuche und begehre nichts mehr. Zu dieſer Erzehlung hat mich Jhr Brief veranlaſſet, um dadurch, wie Sie ſchreiben, die übelgefaßten Vorurtheile zu be - ſtreiten. Leben Sie wohl, und ich wünſche von Herzen, daß Sie in dieſer und in jener Welt glücklich ſeyn mögen, und ich zweifele auch nicht daran, daß Sie es ſeyn werden, wenn Sie auf den HErrn ſchauen, und zu ihm beten.

London, 1769. Eman. Swedenborg.

2. Eben -325Emanuel Swedenborgs.

2. Ebendeſſelben Antwort auf zwey Briefe des Herrn Oettingers.

Dieſe Tage kam ich aus auswärtigen Län - dern, aus Holland und England, wie - der nach Haus, und erhielte zwey Briefe von Jhnen, einen von den 13. Octobr. 1765. zu - gleich mit einem andern, wofür ich Jhnen danke. Es ſind fünf Werkchen, auf de - ren Tittel ich geſchrieben habe: Ex Auditis & Viſis: (d. i. ſo wie ichs gehöret und geſehen habe.) 1) Vom Himmel und der Hölle. 2) vom neuen Jeruſalem und deſſen himmliſchen Lehre. 3) Vom letzten Gericht. 4) Vom weiſen Pferd. 5) Von den Einwohnern der Planeten, Nachgehends ſind andere Werkchen heraus - gekommen. 1) Vom HErrn. 2) Von der heiligen Schrift. 3) Von der Leh - re des Lebens für das neue Jeruſalem. 4) Vom Glauben. 5) Von der geiſt - lichen Welt. 6) Engliſche Weisheit von der göttlichen Vorſehung. 7) Eng -X 3liſche326Briefeliſche Weisheit von der göttlichen Lie - be und göttlichen Weisheit. Allein die - ſe ſieben Werkgen machen zuſammen nicht gar 72. Bogen aus. Jn dieſem Jahr iſt die geoffenbarte Offenbarung herausge - kommen, die ich in dem Werkchen vom letzten Gericht verſprochen hatte, woraus man deutlich ſehen kann, daß ich mit En - geln rede, weil nicht einmal ein Vers in der Offenbarung (Johannis) ohne Offen - barung kann verſtanden werden. Ein je - der kann ſehen, daß durch das neue Jeru - ſalem eine neue Kirche verſtanden werde, und ihre Lehrpuncte nicht entdeckt werden können, auſſer vom HErrn allein, denn ſie ſind in derſelben blos in Fürbildern, d. i. durch Uebereinſtimmungen beſchrieben wor - den, ſo auch, daß dieſelben in der Welt nicht öffentlich können bekannt gemacht wer - den, auſſer durch einen, dem Offenbarung gegeben wird. Jch kann heilig betheuren, daß der HErr ſelbſt von mir iſt geſehen wor - den, und daß er mich geſandt hat, zu thun, was ich thue, und mir zu dem Ende das Jnnere meiner Seele, das iſt, meines Gei - ſtes eröfnet hat, damit ich dasjenige, was in der geiſtlichen Welt iſt, ſehen, und dieje - nigen, die daſelbſt ſind, hören möge, und das nunmehr 22. Jahre lang; allein, heut zu Tage iſt eine eidliche Betheurung nicht ver -mögend327Emanuel Swedenborgs. mögend, einem dieſes glaublich zu machen, wer aber Verſtand hat, der kann aus mei - nen Schriften, die es erweiſen, vornemlich aus der geoffenbarten Offenbarung, da - von überzeugt werden. Wer hat vorhero etwas gewußt von dem geiſtlichen Sinn des Worts, von der geiſtlichen Welt, oder vom Himmel und Hölle, und des Menſchen Le - ben nach dem Tod? ſoll denn dieſes und noch mehreres immerfort den Chriſten ver - borgen bleiben? Daß ſolches nun erſt ent - deckt worden iſt, iſt um der neuen Kirche willen geſchehen, welche das neue Jeruſa - lem iſt, damit es die, ſo darinnen ſind, wiſ - ſen mögen, die übrigen werden es zwar wiſ - ſen, ſie wiſſen es aber dennoch nicht, weil ſie es nicht glauben. Die oben gedach - ten Werke werden alle zu London, in Eng - land bey Miſtr. Lewis, in Pater noſter row near Cheapſide verkauft. Dieſe meine Schriften vom neuen Jeruſalem können nicht Weiſſagungen, ſondern Offenbarun - gen genennet werden. Leben Sie wohl und bleiben Sie mein Freund. Jch bin

Dero Stockholm den 23. Sept. 1766. ergebenſter Eman. Swedenborg.

X 43. Eben -328Briefe

3. Ebendeſſelben Antwort auf einen Brief des Herrn Oettingers.

  • 1) Ob ein Zeichen nöthig ſey, daß ich vom HErrn geſandt bin, zu thun was ich thue? Hierauf antworte ich: heut zu Tage werden keine Zeichen und Wun - der gegeben, weil ſie das Aeuſere zum Glau - ben zwingen, aber das Jnnere nicht über - reden: was halfen die Wunder in Aegyten und die Herabkunft Jehovens auf den Berg Sinai bey dem Jſraelitiſchen Volk, welches ſich nichts deſto weniger nach einem Monat ein güldenes Kalb machte und für Jehovah verehrte? Was halfen die Wunder des HErrn bey dem jüdiſchen Volk, welches ihn nichts deſto weniger kreuzigte? Eben ſo wür - de es heut zu Tage ſeyn, wenn der HErr in einer Wolke mit den Engeln und Poſaunen erſcheinen würde, Luc. 16, 29. 30. 31. Heutiges Tages wird die Erleuchtung, und die daraus kommende Erkenntniß und An - nehmung der Wahrheiten der neuen Kir - che das Zeichen ſeyn, auch wird bey etli -chen329Emanuel Swedenborgs. chen eine redende Erleuchtung ſtatt fin - den, dieſe gilt mehr, als ein Zeichen. Al - lein vielleicht wird noch eins gegeben.
  • 2) Ob ich mit den Apoſteln geredet habe? Hierauf antworte ich: ich ha - be mit Paulo ein ganzes Jahr geredet, auch von dem, was er Röm. 3, 28. geſchrieben hat. Jch habe dreymal mit Johanne geſpro - chen, einmal mit Moſe, und hundertmal mit Luthero, welcher bekannte, daß er wi - der die Warnung eines Engels fidem ſolam, oder den Glauben allein angenommen hätte, und zwar einzig und allein wegen der Tren - nung von den Papiſten: aber mit den En - geln habe ich nun ſeit 22. Jahren geredet, und rede noch täglich mit ihnen, dieſe hat mir der HErr zugeſellet. Allein es iſt nicht nöthig geweſen, dieſes in meinen herausge - gebenen Schriften zu erwehnen, wer wür - de es glauben, und wer würde nicht ſagen, thue ein Zeichen, daß ich glaube; und ſo würde ein jeder ſagen der ſolches nicht ſiehet.
  • 3) Daß ich aus einem Philoſophen da - zu auserſehen worden. Hierauf antwor - te ich: Es iſt darum geſchehen damit das Geiſtliche, welches heutiges Tages offenba - ret wird, natürlich und vernünftig gelehret und verſtanden werde: denn die geiſtlicheWahr -330BriefeWahrheiten haben eine Uebereinſtimmung mit den natürlichen, denn in dieſe flieſſen ſie und auf dieſe gründen ſich dieſelben: daß eine Uebereinſtimmung alles Geiſtlichen mit allem, was des Menſchen iſt, wie auch mit allem, was des Erdbodens iſt, ſey, leſen Sie in dem Buch von Himmel und der Hölle N. 87. bis 102. N. 105. bis 115. Daher bin ich von dem HErrn zuerſt in die natürlichen Wiſſenſchaften ein - geleitet, und alſo vorbereitet worden, und dieſes vom Jahr 1744. da iſt mir der Him - mel eröfnet worden: es wird auch ein jeder durch das Natürliche zum Geiſtlichen gefüh - ret, moraliſch auferzogen und nachgehends vom HErrn geiſtlich gebohren: über dieſes hat mir der HErr gegeben, daß ich die Wahr - heiten geiſtlicher weiſe liebe, das iſt, nicht um Ehre, noch Gewinſtes, ſondern ſelbſt um der Wahrheit willen; denn wer die Wahrheiten um der Wahrheiten willen liebt, der ſiehet ſolche von dem HErrn, denn der HErr iſt der Weg und die Wahrheit, Joh. 14, 6. hingegen wer dieſelben um Ehre oder Gewinſtes willen liebt, der ſiehet ſolche von ſich, und von ſich ſehen heißt Falſchheiten ſehen. Das bekräftigte Falſche hat die Kir - che zugeſchloſſen, dahero wird das vernünftig bekräftigte Wahre dieſelbe aufſchlieſſen: wer kann das Geiſtliche, welches in den Verſtandüber -331Emanuel Swedenborgs. übergeht, anders erkennen und verſtehen? Dieſer Lehrpunkt, der von den Papiſten ge - lehret und von den Reformirten angenom - men worden iſt, daß man nemlich den Ver - ſtand in theologiſchen Sachen unter dem Gehorſam des Glaubens gefangen nehmen müſſe, hat die Kirche wiedrum zugeſchloſſen, was wird dann dieſelbe eröfnen als der vom HErrn erleuchtete Verſtand? Allein da - von leſen Sie in der geoffenbarten Offen - barung N. 914.
  • 4. Es thut mir leyd, daß Sie wegen der Ueberſetzung einiger Merkwürdigkeiten aus dem Werk von den himmliſchen Ge - heimniſſen gelitten haben; allein was muß heutiges Tages mehr leiden, als die Wahr - heit ſelbſt; wie viel ſind derer, welche dieſel - be ſehen, ja ſehen wollen? Werden Sie demnach nicht müde, und ſeyn Sie ein Ver - theidiger der Wahrheit. Jch bin

Dero Stockholm den 11. Novembr. 1766. ergebenſter Emanuel Swedenborg.

Jnn -

About this transcription

TextAuserlesene Schriften
Author Emanuel Swedenborg
Extent336 images; 66030 tokens; 7952 types; 435752 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationAuserlesene Schriften Dritter Theil Emanuel Swedenborg. . [2] Bl., 331 S. HechtelFrankfurt (Main)1776.

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SUB Göttingen SUB Göttingen, DD91 A 33001:3

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Naturwissenschaft; Wissenschaft; Naturwissenschaft; Philosophie; core; ready; china

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
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  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:35:10Z
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ShelfmarkSUB Göttingen, DD91 A 33001:3
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