Gloria eſt mortis mors, virtutis præ - mium — gloria virtutem ſequitur etiam fugientem — vera gloria radices agit, at - que etiam propagatur, ſagte Cicero, und dieſes trifft auch bey dem Herrn Ver - faſſer, dem Ehrwuͤrdigen Herrn Ema - nuel von Swedenborg, welcher zu London geſtorben iſt,(a)Sein Lobredner, der Bergrath und R. San - del, hat angegeben, Er ſey den 24. December 1771. in ſeinem 85. Jahre geſtorben, und eben dieſes iſt im Hamb. Correſpond. 1772. No. 55. zufolge einer Nachricht aus London bekraͤftigt, hingegen in der Leipz. Zeitung 1772. 82. Stuͤck zufolge einer Nachricht aus Cop - penhagen widerſprochen worden; und im N. Leipz. Allerl. auf d. J. 1772. 22. St. wurde fuͤr gewiß verſichert, daß Er den 29. Merz 1772. in ſeinem 84. Jahre geſtorben ſey. vollkom -) (2menVorbericht. men ein; dahero ſollen alle merkwuͤr - dige Nachrichten von ihm, theils aus ſeinen Theologiſchen Schriften und von ihm ſelbſt beſchriebenen Lebens - umſtaͤnden, theils aus der Rede, die der Schwediſche Bergrath und Ritter Sandel, zum Andenken des Ver - ſtorbenen am 7. October 1772. vor der Koͤnigl. Akademie der Wiſſenſchaften zu Stockholm gehalten hat, theils auch aus andern oͤffentlichen Schriften zu - ſammen gezogen, in eine gewiſſe Ord - nung gebracht, und den Leſern vorlaͤu - fig vor Augen gelegt werden.
Er wurde im Jahr 1689. den 29. Ja - nuar(b)Sein Lobredner hat geſetzt 1688. den 29. Jan. aber Swedenborg ſelbſt gibt das Jahr 1689. an. in Stockholm gebohren; ſein Vater hieß Jeſper Swedberg, und war ein zu ſeiner Zeit beruͤhmter Biſchof von Weſtgothland; er wurde auch von der Mißionsgeſellſchaft in England zu ihrem Mitglied gewaͤhlt und aufgenom - men: denn der Koͤnig von Schweden Carl XII. machte ihn zum Biſchof derSchwe -Vorbericht. Schwediſchen Gemeinden in Penſylva - nien, wie auch der Gemeinde in London. Er war der 2te Sohn dieſes Biſchofs, und wurde durch ſeine Erziehung nach da - maliger Weiſe zur Gottesfurcht, zur Standhaftigkeit, zum Nachdenken, Fleiß und zu gruͤndlichen Kenntniſſen angefuͤh - ret; er wendete auch die Fuͤrſorge ſeiner Aeltern ſo gut an, daß ſie ſich ſchon in ſeinem 4ten Jahre wunderten, daß er ſo begierig war, alles, was von Gott und goͤttlichen Dingen handelte, auszufragen, ſo, daß ſie aus ſeinen Geſpraͤchen ſchon damals die Meinung gefaßt, die Engel redeten aus ihm. (c)Dieſe Nachricht findet man in Fr. Chriſtian Oetingers Unterricht vom Prieſterthume Chri - ſti zur Beurtheilung der Swedenborgiſchen Nachrichten, Frankf. am Mayn 1772.Bis ins 10te Jahr war er immer geſchaͤftig, vom Glauben und von der Liebe zu ſprechen, und den Grund davon zu verſtehen.
Jm Jahr 1710. gieng er auf Reiſen, und zwar zuerſt nach England, und von dar nach Holland, Frankreich und Deutſch - land, brachte 4 Jahre auf den Univerſi - taͤten allda zu, und bemuͤhete ſich fleiſig,) (3dieVorbericht. die gruͤndlichſte Kenntniß in der Welt - weisheit, allen Theilen der Mathematik, Naturalhiſtorie, Naturkunde, Chymie, Anatomie, und Theologie zu erlangen. Jm Jahr 1714. kam er wieder zuruͤck, gab in Upſal ſein akademiſches Probeſtuͤck aus, und zeigte ſeine Staͤrke in der latei - niſchen Poeſie. Jm Jahr 1716. und nachgehends hat er oft mit dem Koͤnig von Schweden Carln XII. geſprochen, welcher ſehr gnaͤdig gegen ihn war, und ihn fuͤr wuͤrdig anſahe, ein Aſſeſſorat,(d)d. i. das Amt eines Beyſitzers im Bergwerks - collegio Sr. Koͤn. Schwediſchen Maj. und des Reichs. oder auch eine Profeſſur, zu begleiten, erhielt auch erſteres noch in eben dieſem Jahr, ohne darum anzuhalten. Von ſeinen Unterredungen mit Carln XII. und daß er ſchon von den Jahren 1716. 17. und 18. in der Philoſophie und Mathe - matik bekannt geweſen, findet man Nach - richt in Georg Nordbergs Geſchichte von Carln XII.
Er erhielt auch die Bekanntſchaft des Schwediſchen Archimedes, des Commerz - raths Polhem; wie denn in ſeiner Aſſeſ -ſors -Vorbericht. ſors-Beſtallung mit eingeruͤckt wurde, daß der Koͤnig, in Vetracht Swedenborgs guter Kenntniſſe in der Mechanik verord - net, daß er dem Commerzrath auf deſſen Reiſen folge, und bey deſſen Bauen huͤlf - liche Hand leiſte. Der Koͤnig wollte alſo die Einſichten nutzen, welche beyde in der Mechanik hatten, und womit ſie eine gluͤck - liche Erfindungsgabe verbanden. Pol - hems groſe Unternehmungen ſind bekannt. Swedenborg fuͤhrte auch eine ſehr erheb - liche aus, da er im Jahr 1718. zur gro - ſen Erleichterung der Belagerung von Friedrichshall, 2 Galeeren, 5 groſe Boͤte und eine Chaluppe mit Rollen uͤber Berg und Thal von Stroͤmſtadt nach Jdefiol fortſchafte, welches einen Weg von 2 und einer halben Schwediſchen Meile betraͤgt.
Doch die Mechanik beſchaͤftigte ihn nicht allein: er fieng nun an, ſeinen Dæ - dalus Hyperboreus heraus zu geben; er gab auch eine Einleitung in die Algebra; einen Verſuch zur Einrichtung der Schwediſchen Muͤnze und Maaſe, um das Rechnen zu erleichtern und die Bruͤche abzuſchaffen; eine Abhandlung vom Gange und Stande der Erde und) (4Pla -Vorbericht. Planeten; eine andre, von der Hoͤhe des Waſſers und der vormaligen ſtar - ken Ebbe; auch Methodus nova inveni - endi longitudines locorum terra marique per lunam; nebſt andeꝛn Schriften heraus.
Jm Jahr 1719. wurde er von der Koͤ - nigin Ulrica Eleonora geadelt, und Swe - denborg genennet, und von der Zeit an hat er auf den Reichstaͤgen, die alle 3 Jah - re gehalten werden, ſeinen Platz unter dem Adel im Ritterorden gehabt. Jm Jahr 1724. hatte er Gelegenheit eine Profeßion in der hoͤhern Mathematik in Upſal zu er - halten; er verbat ſich aber dieſes Ver - trauen des akademiſchen Conſiſtorii, und 1729. ward er von der dortigen Koͤnigl. gelehrten Societaͤt zum Mitglied aufge - nommen.
Ehe er ſein Aſſeſſorsamt antrat, uͤbte er ſich in einem chymiſchen Laboratorio, und ließ ſich aufs genauſte von den Schwe - diſchen Bergwerken, deren Gebaͤuden und dem Grubenproceß unterrichten, reiſete auch zu dem Ende 1721. nach den Berg - werken in Sachſen und auf dem Harz. Der Herzog Ludwig Rudolph von Braun - ſchweig erzeigte ihm viele Gnade, und gabihmVorbericht. ihm freye Reiſe. Waͤhrend derſelben gab er 7. gelehrte Abhandlungen heraus; als unter andern Miſcellanea obſervata circa res naturales, et circa Mineralia, ignem et montium ſtrata, Lipſ. 1722. Nach ei - ner anderthalbjaͤhrigen Abweſenheit kam er zuruͤck, und arbeitete darauf theils im Koͤnigl. Bergwerkscollegio, theils in den Bergwerksgegenden, und theils in ſeiner Buͤcherſtube, bis er im Jahr 1733. ſeine groſen Opera Philoſophica & Mineralia vollendete. Alsdenn reiſete er wiederum aus dem Schwediſchen Reich, und befoͤr - derte dieſes Werk 1734. zu Dresden und Leipzig in 3 Foliobaͤnden,(e)Der 1te Tom. iſt betittelt: Principia rerum naturalium ſ. novorum tentaminum phaeno - mena mundi elementaris philoſophice expli - candi. Der 2te Tom. Regnum ſubterraneum ſ. Minerale de ferro deque modis liquationum ferri per Europam paſſim in uſum, receptis; deque converſione ferri crudi in chalybem: de vena ferri et probatione ejus: pariter de chymicis præparatis et cum ferro et victrio - lo ejus factis experimentis. Der 3te Tom. Regnum ſubterr. ſ. Minerale de cupro et ori - chalco deque modis liquationum cupri per Europam paſſim in uſum receptis: de ſecre - tione ejus ab argento: de converſione in ori -chalcum mit 155. ) (5Kupfer -Vorbericht. Kupfertafeln, zum Drucke; darzu gehoͤrt auch ſein Prodromus de Infinito et cauſa fi - nali creationis, Dresd. et Lipſ. 1734; in - deſſen nahm er auch eine Reiſe nach den Oeſterreichiſchen Bergwerken vor.
Seine Werke waren uͤberall wohl ange - ſehen, und in den Leipziger Actis Erudito - rum wurde ihrer mit Lobſpruͤchen erwaͤh - net. Jm Jahr 1734. ernannte die Aka - demie der Wiſſenſchaften zu Petersburg ihn zu ihrem Correſpondenten. Auch die Stockholmer Koͤnigl. Akademie der Wiſ - ſenſchaften unterließ nicht, ſich ihn bald nach ihrer Errichtung zum Mitgliede zu - zueignen. Jm Jahr 1738. that er eine Reiſe nach Jtalien, und hielte ſich zu Ve - nedig und Rom ein Jahr lang auf.
Jm gedachten Philoſophiſchen und Mi - neralogiſchen Werk, vornemlich in dem er - ſten Tom. betrachtete er das groſe Weltge - baͤude, ſahe, wie alles in einer gewiſſenOrd -(e)chalcum: inque metalla diverſi generis: de lapide calaminari: de Zinco: de vena cupri et probatione ejus: pariter de chymicis præ - paratis, et cum cupro factis experimentis. Je - der Tom. iſt wieder in 3 ſect eingetheilt; uͤbri - gens habe ich dieſes ſtatt eines Jnhalts herge - ſetzt.Vorbericht. Ordnung und nach gewiſſen Geſetzen regie - ret wird, und beobachtete vorzuͤglich die Theile von dieſem groſſen Ganzen, welche ſich mathematice eroͤrtern laſſen. Hier - durch kam er auf die Vorſtellung, daß der allweiſe Schoͤpfer alles, und ſelbſt die ver - borgenſten Theile, mit einer gewiſſen Ue - bereinſtimmung unter ſich eingerichtet ha - be, und dieſe ſuchte er als Mathematicus und Naturkuͤndiger vom kleinern zum groͤ - ſern aufzuloͤſen. Und nun richtete er ſein forſchendes Aug auf den Menſchen, und auf deſſen wunderbaren Bau, und gab fol - gende Schriften heraus: Oeconomia regni animalis, anatomice, phyſice et philoſophi - ce perluſtrata P. I. II. Londini et Amſtel. 1740. 41. Pars I. agit de ſanguine, ejus ar - teriis venis, et corde; Pars II. de cerebri motu et cortice et de anima humana. It. Regnum animale, anatomice, phyſice et phi - loſophice perluſtratum. P. I. II. III. Hagæ Comitum et Londini 1744-45. Pars I. agit de viſceribus abdominis, ſeu de organis re - gionis inferioris; Pars II. de viſceribus tho - racis ſeu de organis regionis Superioris; Pars III. de cute, ſenſu tactus, et guſtus; et de formis organicis in genere. Er fiengauchVorbericht. auch an, den erſten Menſchen zu betrachten, und ſchrieb folgendes Buch: Pars prima de cultu et amore Dei, ubi agitur de telluris ortu, Paradiſo, et Vivario, tum de primo - geniti ſeu Adami nativitate, infantia et amore. Londini, 1745. Kurz, er hegte ein brennendes Verlangen, die verborgen - ſten Dinge aufzuloͤſen, und ſein obgedach - ter Lobredner ſpricht: „ er hatte eine aus - gebreitete Geſchicklichkeit, die nie ruhete, die nie muͤde wurde; er verwendete ſie auf tiefſinnige Wiſſenſchaften; in Anſehung gewiſſer Gruͤnde der Gelehrſamkeit gieng er ſeinen eigenen abgeſonderten Weg, auf welchem er doch nie die Gottesfurcht und Sittenlehre aus dem Geſichte verlohr. Er hatte eine beſondere Staͤrke des Gei - ſtes, und verſuchte, wie hoch die Kraft zu denken, koͤnne geſpannet werden. “ Ein gewiſſer Gelehrter ſagte oͤffentlich: „ er war ein Beyſpiel von der Staͤrke des menſchlichen Verſtands. “
Seine Wißbegierde kam aus Eifer und Liebe zu den Wahrheiten, und bey ſeiner groſen und gruͤndlichen Gelehrſamkeit war er von der Eigenliebe und von dem Stolz ſo weit entfernt, als der Himmel von derErde;Vorbericht. Erde; ja, aus dieſen ſeinen bereits ange - fuͤhrten Schriften, die ein wahres Bey - ſpiel von der tiefſinnigſten Gelehrſamkeit ſind, blicket die tiefſte Demuth und die Anbetung und Verehrung ſeines Schoͤ - pfers uͤberall hervor. (Eine ſeltene Tu - gend bey den Gelehrten.) So hat auch die Ausgabe derſelben lediglich die Wahr - heitsliebe zum Grund; zum Beweis will ich ſeine eigene Worte aus ſeinen Operi - bus Philoſoph. et Mineral. Tom. I. Sect. 3. pag. 451. anfuͤhren: „ Non illa tradere volui, ut orbis eruditi favorem captarem; vel ut nomen aliquod aut famam aucupa - rer; unice amore veritatis ductus illa pu - blico dare volui — etiam nullius philo - ſophiam ne mentione quidem, nec nomi - ne tangere volui, ne aliquem læderem, et ne ſententiam ejus impugnare, et ſie ne laudi ejus aliquid derogare viderer — ve - ritas eſt unica, et ipſa pro ſe loquetur — quid opus eſt verbis? ipſa res loquatur — cur ergo alicui me contrarium ſiſtam? Dieſes ſollten die Gelehrten niemals aus den Augen verlieren, wenigſtens koͤnnen ſie daraus ſeinen vortreflichen Charakter ſehen. Sein Lobredner ſagt: „ dieſerdurchVorbericht. durch Tugend und Gelehrſamkeit bekannte Mann verdient, unter die Sittenlehrer gezaͤhlt, und ſelbſt als ein Beyſpiel der Tu - gend und der Verehrung ſeines Schoͤpfers dargeſtellet zu werden. Wer ſich uͤber ihn ereifert, kann nicht fuͤr unpartheyiſch ge - halten werden, wenn er nicht zuvor ſeinen Verdruß gegen diejenigen auslaͤßt, welche viel wiſſen ſollten, und nichts wiſſen. “
Er hatte ſich nie verheyrathet, und be - ſaß eine auſſerordentliche ſtarke Geſund - heit, bis die Natur ihr Recht forderte. Was ſein Geſchlechtsregiſter betrifft, ſo hat er, auf Veranlaſſung eines guten Freunds von ihm, folgendes bekannt ge - macht: „ ich habe 4 Schweſtern gehabt; eine von dieſen heyrathete Ericus Benzel, nachmaliger Erzbiſchof zu Upſal, und da - durch bin ich auch mit den beyden folgen - den Erzbiſchoͤfen daſelbſt, Benzels juͤngern Bruͤdern, in Verwandſchaft gekommen: meine andere Schweſter heyrathete Lars Benzelſtierna, welcher ein Gouverneur in einer Provinz war; aber ſowohl dieſer als jener iſt bereits geſtorben. Hingegen ſind noch jetzt 2 Biſchoͤfe, die auch meine Vettern ſind, am Leben, der eine heißtFile -Vorbericht. Filenius, und iſt Biſchof von Oſtgoth - land; dieſer vertritt nunmehro auf dem Reichstage zu Stockholm die Stelle des kranken Erzbiſchofs und iſt Vorſitzer des geiſtlichen Stands, und hat meineꝛ Schwe - ſter Tochter zur Gemahlin gehabt; der an - dere, Namens Benzelſtierna, iſt Biſchof von Weſtermannland und Dalecarlien, und iſt der Sohn meiner andern Schwe - ſter; der uͤbrigen, die in hohen Wuͤrden ſtehen, will ich nicht gedenken. “
Jch will ihn weiter reden laſſen: „ Ue - berdieſes werde ich von allen Biſchoͤfen in meinem Vaterlande, deren 10. ſind, wie auch von allen Reichsraͤthen, an der Zahl 16. und von den uͤbrigen Groſſen geliebet und aus Liebe geehret; dieſes kommt da - her, weil ſie wiſſen, daß ich mich in der Ge - ſellſchaft der Engel befinde. Selbſt der Koͤnig und die Koͤnigin, und die 3 Prinzen, ihre Soͤhne, bezeigen ſich ſehr liebreich ge - gen mich; ich bin ſogar einmal von dem Koͤnig und der Koͤnigin an ihre Tafel gezo - gen worden, und habe mit ihnen geſpeißt, welche Ehre ſonſt niemand wiederfaͤhret, als nur den Vornehmen im Reiche; eben) () (dieſeVorbericht. dieſe Ehre iſt mir auch nachgehends von dem Erb-Prinzen wiederfahren.
Mein Aſſeſſorat verwaltete ich bis zum Jahr 1747; in dieſem Jahr legte ich es nieder, doch mit Beybehaltung meiner Be - ſoldung auf meine ganze Lebenszeit; es wurde mir zwar damals eine hoͤhere Eh - renſtelle angeboten, allein ich ſchlug ſie gaͤnzlich aus, damit mein Gemuͤthe nicht ſtolz daruͤber werden moͤchte; (auch hier - innen hat er wenig Nachfolger) uͤberdieſes beſitze ich ſo viel in der Welt, als fuͤr mich genug iſt, und ſuche und begehre nichts mehr;(f)Wie er aber ſein zeitliches Vermoͤgen ange - wandt, das wird man aus folgenden erſehen. dieſes Amt aber legte ich einzig und allein in der Abſicht nieder, damit ich dem neuen Amte, das mir vom Herrn Jeſu Chriſto anvertrauet worden iſt, deſto beſſer obliegen koͤnnte: denn jene Dinge, ſo ich angefuͤhrt habe, (worunter ſeine obgedachten Schriften(g)Welche irrdiſch zu nennen ſind, im Gegen - ſatz gegen die folgenden, welche himmliſchen Urſprungs ſind, und mit jenen nicht verwech - ſelt werden duͤrfen. und an - dre merkwuͤrdige Umſtaͤnde gehoͤren) ſehe ich als Kleinigkeiten an, in Ruͤckſicht aufdas -Vorbericht. dasjenige, was jene Dinge weit uͤberſteigt, naͤmlich daß ich von dem Herrn Jeſu Chri - ſto ſelbſt zu einem heiligen Amt berufen worden bin,(h)Auf dieſe Art ſind alle Propheten und wahre Apoſtel oder Geſandte berufen worden. welcher ſich perſoͤnlich auf eine uͤberaus gnadenvolle Weiſe mir, ſei - nem Knecht, im Jahr 1743. offenbaret, und mir alsdenn mein geiſtliches Geſicht in die geiſtliche Welt eroͤffnet, und mit Gei - ſtern und Engeln zu reden verſtattet hat;(i)Vid. Eman. Swedenb. Reſponſum ad Epi - ſtolam ab Amico ad eum ſcriptam. Lond. 1769. von der Zeit an habe ich angefangen; mancherley Geheimniſſe, die von mir geſe - hen, und mir offenbaret worden ſind, durch den Druck bekannt zu machen, als vom Himmel und von der Hoͤlle, vom Zuſtand der Menſchen nach dem Tod, vom wahren Gottesdienſt, vom geiſtlichen Sinn des Worts, auſſer andern hoͤchſt wichtigen Dingen, welche zur Seligkeit und Weis - heit gereichen.
Jch kann heilig betheuren, (ſancte con - teſtari poſſum) daß der Herr Jeſus Chri - ſtus ſelbſt mir erſchienen iſt, und daß Er mich geſandt hat, zu thun, was ich thue,) () (2undVorbericht. und daß Er mir zu dem Ende das Jnnere meines Gemuͤths, oder meines Geiſtes er - oͤfnet hat, damit ich die Dinge, ſo in der geiſtlichen Welt ſind, ſehen, und diejenigen, ſo allda befindlich ſind, hoͤren moͤge. (k)Man leſe ſeine 2 lateiniſchen Briefe an den Hrn. Praͤlaten Oetinger, der ſie auch dem Hn. D. Heinr. Wilh. Clemm, damal. oͤffentl. Pro - feſſor der Theologie und Superintendenten zu Tuͤbingen communiciret, dieſer aber ſie in ſeine Einleitung in die Religion und geſamm - te Thoologie mit eingeruͤckt hat, woſelbſt ſie im 4ten Band, und zwar im 2ten Stuͤck, S. 209. fgg. lateiniſch abgedruckt befindlich ſind.Vermoͤge der goͤttlichen Barmherzigkeit des Herrn iſt mir gegeben worden, mei - nem Geiſte nach in der geiſtlichen Welt oder im andern Leben, und beſtaͤndig und unaufhoͤrlich in der Geſellſchaft der Gei - ſter und Engel zu ſeyn, und dem Leibe nach in der natuͤrlichen Welt bey den Menſchen. Jch habe auch nicht geſucht, in irgend eine gelehrte Geſellſchaft zu kommen, ſeitdem ich mich in der Geſellſchaft der Engel be - finde, denn dieſe beſchaͤftiget ſich mit ſol - chen Dingen, welche den Himmel und die Seele betreffen, da hingegen in den ge - lehrten Geſellſchaften nur von ſolchenDin -Vorbericht. Dingen gehandelt wird, welche die Welt und den Leib angehen. (l)Vid. Reſponſum ad epiſtolam ab amico ad eum ſcriptam.
Mir iſt vom Herrn gegeben worden, die Himmel und die Hoͤllen zu ſehen, ganz er - ſtaunenswuͤrdige Dinge, die im andern Leben, und niemals in eines Menſchen Kenntnis gekommen ſind, zu hoͤren und zu ſehen, die Geiſter und Engel reden zu hoͤ - ren, und auch mit ihnen zu reden, und die - ſes hat bereits 27. Jahre hindurch gedau - ert, welches ich in Wahrheit betheure. (m)Man leſe in ſeinem letzten Werk, unter dem Titel: Vera Chriſtiana religio &c. welches zu Amſterdam 1771. herausgekommen iſt, Pag. 501. und Num. 779.Allein heut zu Tage iſt keine Betheurung vermoͤgend, einem dieſes glaublich zu ma - chen, wer aber Verſtand hat, der kan aus den Schriften, die ich auf Befehl des Herrn Jeſu Chriſti, der ſich mir offenba - ret hat, herausgegeben habe, als den Be - weiſen, davon uͤberzeugt werden;(n)Vid. Præfat. in Doctrin. Novae Hieroſoly - mae de Domino &c. Amſtel. 1763. Man leſe auch die ſchon angefuͤhrten Briefe in des Hrn. D. Clemms Einleitung in die Religion ꝛc. vor - nemlich aus der Apocalypſi revelata, (d. i. ) () (3ausVorbericht. aus der durch Offenbarung aufgeſchloſſe - nen Offenbarung Johannis.) Ein jeder kann einſehen, daß die Offenbarung Jo - hannis durchaus nicht erklaͤret werden koͤnne, auſſer vom Herrn allein, denn je - des Wort in derſelben haͤlt Geheimniſſe in ſich, ſo, daß ohne beſondere Erleuchtung und Offenbarung auch nicht einmal ein Vers in derſelben verſtanden werden kan; dahero hat es dem Herrn gefallen, mir das Geſicht meines Geiſtes aufzuthun, und mich zu lehren. Man glaube demnach ja nicht, daß ich etwas in der Apocalypſi reve - lata aus mir ſelbſt hergenommen haͤtte, auch nicht aus einem Engel, ſondern aus dem Herrn allein. Der Herr ſagte auch durch einen Engel zu Johanni: „ Verſie - gele nicht die Worte der Weiſſagung in dieſem Buch, “dadurch iſt zu verſtehen, daß ſie geoffenbaret werden ſollten. (o)Vid. Praefatio in Apocalypſ. revel. Amſtel. 1766.Wer iſt wohl, der nicht einſehen kann, daß durch das neue Jeruſalem, welches vom Herrn Dan. 7, 13-14, und Offenb. 21, 1. 2, vorhergeſagt worden iſt, eine neue Kirche verſtanden werde, die heut zu TagevomVorbericht. vom Herrn errichtet werden ſoll, weil die Kirche zu ihrem Ende gegangen,(p)Vid. in opuſculo de Vltimo Judicio num. 33-39. und daß die Lehrpunkte dieſer neuen Kirche ſonſt nicht entdeckt werden koͤnnen, als vom Herrn allein, und daß ſie nicht anders in der Welt bekannt gemacht werden koͤnnen, als durch einen Menſchen, dem ſie geoffen - baret werden, und der ſie nicht allein mit dem Verſtand auf nehmen oder faſſen, ſon - dern auch ſie durch den Druck bekannt ma - chen kann. Zu dem Ende hat es dem Herrn Jeſu Chriſto gefallen, Sich ſelbſt mir, ſei - nem Knecht, zu offenbaren, zu dieſem Amt mich zu berufen, und darnach das Geſicht meines Geiſtes zu eroͤfnen, die Wahrhei - ten, die fuͤr Seine neue Kirche ſeyn ſollen, mir zu zeigen und zu lehren, und mich zu ſenden, daß ich dieſelben lehren ſoll. Jch betheure in Wahrheit, (teſtor in veritate) daß ich von dem erſten Tage dieſes Berufs an, nicht das mindeſte, was die Lehren die - ſer Kirche anlangt, aus einem Engel, ſon - dern alles, indem ich das Wort geleſen, aus dem Herrn allein empfangen habe. Daß Er ſie aber mir offenbaret hat, das) () (4ſtehtVorbericht. ſteht in dem Wohlgefallen des Herrn Jeſu Chriſti, der mich zu dieſem Amt von mei - ner erſten Jugend an zubereitet hat. War - um hat der Herr Jeſus, da Er in der Welt war, zu ſeinen Juͤngern die Fiſcher er - waͤhlt, und keine von den Schriftgelehr - ten, Prieſtern oder Rabbinen? (q)Vid. in Vera Chriſtiana relig. pag. 472. num. 779; pag. 501. num. 850. 851.Wer hat vorhero etwas gewußt von dem geiſt - lichen Sinn des Worts, von der geiſtlichen Welt oder von dem Himmel und von der Hoͤlle, und von dem Zuſtand der Seelen nach dem Tod? Sollen denn dieſe Dinge und noch andre mehr den Chriſten immer - fort verborgen ſeyn? Daß dieſe Dinge itzt erſt entdeckt worden ſind, das iſt um der neuen Kirche willen geſchehen, damit dieje - nigen, ſo darinnen ſind, ſelbige wiſſen ſol - len. (r)Dieſes findet man in gedachten Briefen in des Hrn. D. Clemms Einleit. in die Religion.
Was Swedenborg hier mit kurzen Worten ſagt, hat Er in ſeinen ſaͤmmtlichen Theologiſchen Schriften mit vielen Stel - len heiliger Schrift bewieſen; es kann aber auch mit folgendem Zeugnis der er -leuch -Vorbericht. leuchteten Englaͤnderin, Iane Leade, gar fuͤglich beſtaͤtiget werden; ſolches iſt aus ihrer letzten Schrift(s)Gedruckt in Amſterdam 1703, bey R. und G. Wetſteinen. unter dem Titel: Leichenpredigt oder der im Leben Chri - ſti uͤberwundne Tod, welche ſie im Jahr 1700, in ihrem 80ſten Jahre auf geſetzt, und worinnen ſie einige ihr geoffenbarte Umſtaͤnde von dem Aufenthalte der See - len nach dem Tod eroͤfnet, unter andern aber Pag. 29 und 43. alſo geſagt hat: „ Mein gebenedeyter Jeſus offenbarete mir ferner, daß die Zeit beydes ſchon ge - genwaͤrtig ſey, und noch weiter kommen werde, da dieſe tiefe Gruͤnde und Centra, worinnen abgeſchiedene Seelen beſchloſſen ſeyn, beſſer von den Lebendigen erkannt werden ſollten: damit heilige Seelen nicht ſo unwiſſend aus dem Leibe abſcheiden moͤchten, wie ſie bisher gethan haͤtten, in Anſehung derer Behaͤltniſſen, die ihnen verordnet waͤren, und jede nach dem Grade den ſie hier (in der Welt) erreicht haben; nunmehro waͤre die Zeit zur Aufſchlieſſung vorhanden, weil wir nahe zur Annaͤherung des Reichs des Herrn gekommen waͤren. ) () (5Dan -Vorbericht. Dannenhero obſchon die heil. Schrift vom Stande der Abgeſchiedenen aus den Lei - bern ganz ſtill und dunkel geweſen, ſo ſollte ſolcher doch nunmehro nicht laͤnger verſie - gelt bleiben, ſondern es ſollte das Buch, worinnen die Namen der Toden geſchrie - ben ſind, den geiſtlichen Sehern offen ge - legt werden. “ Wer ſiehet nun nicht, daß dieſe Worte der ſel. Leade eine nunmehro durch die Swedenborgiſche Schriften vollkommen erfuͤllte Prophezeyung ſind?
Der Verfaſſer ſoll nun weiter reden: „ Warum ich aus einem Weltweiſen dazu auserſehen worden? “ Hierauf antworte ich: es iſt darum geſchehen, damit die geiſtlichen Dinge, welche heut zu Tage of - fenbaret werden, auf eine natuͤrliche und vernuͤnftige Weiſe gelehret und verſtan - den werden moͤgen: denn die geiſtliche Wahrheiten haben eine Uebereinſtim - mung mit den natuͤrlichen, weil ſie auf dieſen beſtehen, man leſe in dem Buch: vom Himmel und von der Hoͤlle, Num. 87-102; Num. 103-115; dahero bin ich von dem Herrn zuerſt in die natuͤrlichen Wiſſenſchaften eingeleitet, und alſo vor - bereitet worden, und dieſes vom Jahr1710Vorbericht. 1710 bis 1744, da mir der Himmel eroͤf - net worden iſt: auch wird ein jeder Menſch durch die natuͤrliche Wahrheiten zu den geiſtlichen Wahrheiten gefuͤhret: uͤber dieſes iſt mir vom Herrn gegeben worden, daß ich die Wahrheiten geiſtlicher Weiſe liebete, das iſt, nicht wegen der Ehre, noch wegen des Gewinnſtes, ſondern unmittel - bar um der Wahrheiten willen: denn wer die Wahrheiten um der Wahrheiten willen liebt, der ſiehet ſie aus dem Herrn, denn der Herr iſt der Weg und die Wahrheit, Joh. 14, 6; wer hingegen die Wahrheiten um der Ehre oder des Gewinnſtes willen liebt, der ſiehet ſie aus ſich ſelbſt, und aus ſich ſelbſt ſehen, heißt: Falſchheiten ſehen.
„ Ob ich mit den Apoſteln geredet ha - be? “ Hierauf antworte ich: ich habe mit Paulo ein ganzes Jahr geſprochen, auch von dem, was er Roͤm. 3, 28. geſchrieben hat. Jch habe dreymal mit Johanne ge - ſprochen, und einmal mit Moſe: allein, es iſt nicht noͤthig geweſen, dieſes in meinen herausgegebenen Schriften zu erwehnen:(t)Dieſes hat Er in einem von den obgedachten Briefen an den Hn. Praͤl. Oetinger geſchrieben. wer wuͤrde es glauben, und wer wuͤrdenichtVorbericht. nicht ſagen: thue ein Zeichen, daß ichs glaube; und ſo wuͤrde ein jeder ſprechen, der es nicht ſelber ſiehet. Mit Luthero habe ich wohl hundertmal geſprochen, wel - cher bekannte, daß er wider die Warnung eines Engels den Satz: der Glaube allein, (fidem ſolam) angenommen haͤtte, und zwar einig und allein wegen der Trennung von den Papiſten. Es iſt mir auch gege - ben worden, einmal mit Maria der Mut - ter des Herrn zu ſprechen. (u)Vid. in Vera Chriſt. religione pag. 75. num. 102. Et in Continuatione de ultimo judicio et de mundo ſpirituali, pag. 21. num. 66. Ueber dieſes findet man in ſeinen Schriften, daß er mit Auguſtino, Melanchton, Calvino ꝛc. und uͤberhaupt mit welchen aus allen Jahrhunder - ten geſprochen. Was er mit Cicero geredet, iſt im folgenden Tractat vom Himmel ꝛc. Pag. 390. in der 322ſten Num. zu leſen.
„ Ob ein Zeichen noͤthig ſey, daß ich vom Herrn geſandt bin, zu thun, was ich thue? “ Hierauf antworte ich: heut zu Tage finden die Zeichen und Wunder nicht ſtatt, weil ſie das Aeuſſere zum Glauben zwingen, aber das Jnnere nicht uͤberfuͤh - ren: was halfen die Wunder in Aegypten und die Herabkunft des Herrn auf den Berg Sinai bey dem Jſraelitiſchen Volk,welchesVorbericht. welches nichts deſtoweniger ſich ein guͤlde - nes Kalb machte? Was halfen die Wun - der des Herrn bey dem juͤdiſchen Volk, welches Jhn nichts deſtoweniger kreuzig - te? Eben ſo wuͤrde es heut zu Tage ſeyn, wenn der Herr in einer Wolke mit Engeln und Poſaunen erſcheinen wuͤrde, Luc. 16, 29. 30. 31. Heut zu Tage ſoll die Erleuch - tung, und die daher ruͤhrende Erkaͤnntnis und Annehmung der Wahrheiten der neuen Kirche das Zeichen ſeyn, auch wird bey einigen eine redende Erleuchtung ſtatt finden, dieſe hat mehr zu ſagen, als ein Zei - chen. Allein vielleicht wird noch eins ge - geben. (x)Was Er hier in einem ſeiner ſchon oft er - wehnten Briefe an den Hn. Praͤlaten Oetinger mit kurzen Worten geſchrieben, hat Er in der Vera Chriſtiana religione pag. 320. num. 501. deſto weitlaͤuftiger ausgefuͤhret.
Man traͤgt gar kein Bedenken, hier 3. wunderbare Exempel von dieſem auſſeror - dentlichen Mann einzuruͤcken. Das erſte Exempel iſt in Stockholm geſchehen: Ma - dame Marteville, die Wittwe eines hol - laͤndiſchen Envoye an dem Schwediſchen Hofe wurde nach dem Tod ihres Gemahls von den Angehoͤrigen eines GoldſchmiedesumVorbericht. um die Bezahlung des Ruͤckſtandes vor ein verfertigtes Silberſervice gemahnet. Die Dame, welche die regelmaͤßige Wirth - ſchaft ihres verſtorbenen Gemahls kannte, und wußte, daß er alles in Richtigkeit zu bringen gewohnt geweſen, war uͤberzeugt, daß dieſe Schuld ſchon bey ſeinem Leben abgemacht ſeyn muͤßte; allein ſie fand in ſeinen hinterlaſſenen Papieren gar keinen Beweis. Sie nahm daher ihre Zuflucht zu Herrn Swedenborg, entdeckte ihm ihr Anliegen und erſuchte ihn, den Geiſt ihres verſtorbenen Gemahls zu befragen, und ihr Nachricht zu verſchaffen, wie es mit der gedachten Anforderung bewandt ſey. Herr Swedenborg verſprach, ſolches zu thun, und brachte der Dame nach wenig Tagen in ihrem Hauſe die Antwort, daß in einem Schrank, den er anzeigte und der ihrer Meynung nach voͤllig ausgeraͤumt war, ſich noch ein verborgenes Fach befin - de, welches die Quittung enthielte, worin - nen der Glaͤubiger das Geld empfangen zu haben bezeuge. Man ſuchte ſofort ſeiner Beſchreibung zufolge, und fand nebſt der geheimen hollaͤndiſchen Correſpondence die erforderliche Quittung, wodurch alle gemachte Anſpruͤche voͤllig getilgt wurden.
DasVorbericht.Das andere Exempel iſt eine vorherge - ſagte Feuersbrunſt; als nemlich gegen das Ende des 1759ten Jahres Swedenborg aus England kommend, an einem Nachmit - tage bey Gothenburg aus Land ſtiege, ſag - te er bald darauf der Geſellſchaft mit gro - ſer Beſtuͤrzug, daß eben itzt in Stockholm im Suͤdermalm eine erſchreckliche Feuers - brunſt wuͤthe. Nach Verlauf einiger Stunden aber verſicherte er, daß das Feu - er ziemlich gedaͤmpfet ſey, beſtimmte auch wie weit es um ſich gegriffen habe. Drey Tage ſtunde es an, als dieſe Ausſage durch Nachrichten mit der Poſt von Stockholm aus voͤllig einſtimmig in Gothenburg be - ſtaͤtiget ward.
Das dritte Exempel vom Jahr 1763. iſt das wichtigſte: Hr. Swedenborg wur - de zu Jhro Maj. der jetzt verwittweten Koͤ - nigin von Schweden gerufen; die Veran - laſſung dazu gab das allgemeine Geruͤchte, daß er mit Geiſtern oder abgeſchiedenen Seelen im genaueſten Umgange ſtehe, wel - ches der Koͤnigin unglaublich ſcheinen woll - te. Nach einigen Fragen, gab Sie ihm auf, Jhren verſtorbenen Herrn Bruder, den Koͤnigl. Preußiſchen Prinzen Wil -helm,Vorbericht. helm, mit dem Sie vormals zu Charlot - tenburg, nahe bey Berlin, ein Geſpraͤch ge - habt, wovon niemand, als Sie und der Verſtorbene, wuͤßte, daruͤber zu befragen; wenn er nun aus der Geiſterwelt die rich - tige Antwort bringe, ſo wolle Sie ihm glauben, daß er mit Geiſtern reden koͤnne. Nach einigen Tagen erſchien bey Jhro Ma - jeſtaͤt der Koͤnigin Herr Swedenborg, und erzaͤhlte dieſes geheime Geſpraͤch von Woꝛt zu Wort, ſo, daß Hoͤchſtdieſelben daruͤber in das aͤuſſerſte Erſtaunen geſetzet, und ge - noͤthiget wurden, zu geſtehen, er haͤtte die genaueſten Umſtaͤnde dieſes Geſpraͤchs, die ihm gleichwohl von keinem lebendigen Menſchen konnten erzaͤhlt ſeyn, von Jh - rem verſtorbenen Herrn Bruder erfahren. Dieſe Begebenheit iſt aus dem Berichte ei - nes Geſandten an dem Schwediſchen Hof, der damals zugegen war, an einen andern fremden Geſandten in Copenhagen ge - nommen worden, ſtimmt auch genau mit dem, was die beſondere Nachfrage daruͤber hat erkundigen koͤnnen, zuſammen. Ueber - haupt aber wuͤrde ſich der laͤcherlich ma - chen, der an der hiſtoriſchen Zuverlaͤßig - keit dieſer drey ſonderbaren Begebenhei -tenVorbericht. ten(y)Die auch in des Hrn. D. Clemms Einleitung in die Religion und geſammte Theologie in des 4ten Bandes 2tem Stuͤck S. 206. zu leſen ſind. zweifeln wollte: denn die Rich - tigkeit derſelben, und daß ſie in Stockholm als wuͤrklich geſchehene Sachen durchgaͤn - gig bekannt und gar keinem Zweifel unter - worfen ſind, hat noch im Jahr 1770. in Hamburg ein vornehmer Schwediſcher Miniſter im Gefolge Sr. jetztregierenden Koͤn. Majeſt. von Schweden, da Hoͤchſt - dieſelben, als Kronprinz, hier durch nach Frankreich reiſeten, in einer groſen vor - nehmen Geſellſchaft bey der Tafel oͤffent - lich verſichert und bekraͤftiget; wie in der Sammlung einiger Nachrichten Herrn Emanuel Swedenborg betreffend, die in Hamburg 1771. herausgekommen, Pag. 8. und 9. zu leſen iſt. So ſtimmet auch die Verſicherung dieſes Schwediſchen Mi - niſters mit dem uͤberein, was Swedenborg kurz vorher erzaͤhlte, daß er nemlich mit allen Schwediſchen Biſchoͤfen, Reichsraͤ - then und andern Großen des Reichs des - wegen im genaueſten Umgange ſtehe, weil ſie wuͤßten, daß er in der Geſellſchaft der Engel ſey.
) () () (NunVorbericht.Nun werden aber manche die Frage auf - werfen, wie es denn zugegangen, daß Swedenborg, da er ſich bey Gothenburg befand, in Stockholm eine Feuersbrunſt habe ſehen koͤnnen? Hierauf dienet zur Antwort, daß er ſie nicht mit den Augen ſeines Leibes, ſondern mit den Augen ſei - nes Geiſtes geſehen hat; und warum ſpricht der Prophet Ezechiel, Cap. II, I. 24. „ Der Geiſt hub mich auf, und brach - te mich im Geſicht und im Geiſt Gottes in Chaldaͤa zu den Gefangenen, “da doch ſein Leib an einem und eben denſelben Ort blieb? Und Cap. 3, 12. 24. ſpricht er auch: „ Der Geiſt hub mich auf, und ich hoͤrete hinter mir ein Getoͤne, wie eines groſſen Erdbebens, u. ſ. w.; und Cap. 8, 3: „ Da fuͤhrte mich der Geiſt,(z)Nicht aber der Wind, wie es D. Luther alle - mal uͤberſetzt hat, aber gar nicht nach dem Sinn des Prophetens. zwiſchen Himmel und Erden, und brachte mich gen Jeruſalem in den Geſichten Gottes, und ich ſahe die Greuel. “
Wie iſt denn nun das zugegangen? (aa)Man darf nur in der Apocalypſi revelata num. 39. nachleſen.Jch will mich aber dabey nicht aufhalten, ſondern denen zu Gefallen, welche die ge -dach -Vorbericht. dachte Sammlung einiger Nachrichten Hrn. Eman. Swed. betreffend ſelbſt nicht beſitzen, daraus einen kurzen Auszug dem Leſer vor Augen legen; er betrift ei - nige beſondere Umſtaͤnde Swedenborgs, welche ein angeſehener Mann in Amſter - dam, der ein vertrauter Freund des Herrn Swedenborgs war, und daher ihn genau kannte, eroͤfnet hat und dieſes in 2 Briefen an einen vertrauten Freund, einen angeſe - nen Kaufmann in Hamburg. Jn dem er - ſten Schreiben vom 26. Jan. des 1771ten Jahres heißt es unter andern: „ Sie fra - gen mich, was dieſer Greiß mache? Das will ich ihnen ſagen: er iſſet und trinket ſehr maͤſig — Die Nachricht, die ich ihm brachte, daß ſein Werk: De Telluribus &c. uͤberſetzt herausgekommen waͤre, machte ihm ein beſonderes Vergnuͤgen, und ſeine ohnehin meiſtens laͤchelnde Augen wurden dabey noch einmal ſo heiter — Es iſt nicht zu glauben, mit welcher Zuverſicht der alte Mann von dem Geiſterreich, von den En - geln, und von Gott ſelbſt redet — Er ſprach von Naturaliſten, die er kuͤrzlich nach ih - rem Tode geſprochen, und worunter mei - ſtens Gottesgelehrte, oder ſolche, die von der Gottesgelahrheit ihr Handwerk bey) () () (2Lei -Vorbericht. Leibes Leben gemacht hatten; da kamen Dinge vor, wovor mir die Ohren gelleten, die ich aber uͤberſchlage. —
Jn dem 2ten Schreiben vom 5. Maͤrz des 1771. Jahres heißt es unter andern: „ Jch habe ihn oft in groſen Geſellſchaften von beyderley Geſchlecht (von der Geiſter - welt) erzaͤhlen gehoͤret, wovon ich nur gar zu wohl wußte, daß Spottvoͤgel darunter waren. Aber zu meinem Erſtaunen fiel niemand das Lachen ein. So lange er redet, iſt es nicht anders, als ob ein jeder, der ihn hoͤret, bezaubert iſt, ihm glauben zu muͤſſen. Er iſt vor niemand zuruͤckhal - tend. Wer ihn zu Gaſte noͤthigt, der hat ihn. Ein gewiſſer junger Herr hat ihn vorige Woche zu Gaſte gehabt. Ob er ihn gleich gar nicht kennet, iſt er an deſſen Ta - fel erſchienen, und hat daran Juden und Portugieſen angetroffen, mit welchen er ſonder Unterſchied ſich eingelaſſen. “ Jn dem 15. Stuͤcke des Altonaiſchen gelehrten Mercurius vom Jahr 1771. wurde auch unter andern gemeldet: „ Man muß ſich wundern uͤber den Verſtand und die Ein - ſicht, womit Swedenborg von allen Sa - chen ſpricht, und in demſelben Augenblick kann er wieder ganz unbegreiflich werdenſoVorbericht. ſo bald man ihm die geringſte Veranlaſ - ſung giebt, von der Geiſterwelt zu reden. “
Aber nun komme ich wieder auf Swe - denborgs eigene Worte: „ Daß ich etliche - mal aus meinem Vaterland in auswaͤrti - ge Laͤnder gereiſet bin, iſt aus keiner andern Urſache geſchehen, als aus Begierde, Nu - tzen zu ſchaffen, und die Geheimniſſe, die mir vom Herrn anvertrauet worden ſind, zu entdecken. “ Dieſes hat er nun auch ge - than in folgenden Schriften, welche er vom Jahr 1747 bis 1771. theils zu Lon - don, und theils zu Amſterdam in lateini - ſcher Sprache herausgegeben hat:
I. ARCANA COELESTIA, quae in ſcriptu - ra ſacra, ſeu Verbo Domini ſunt, dedecta; et continent explicationem ſuper Geneſin et Exo - dum; una cum Mirabilibus, quae viſa ſunt in Mundo Spiritum, et in Coelo Angelorum; 8. Vol. Londini: 1747 ad 1756.
Auf Deutſch:
Die in der heiligen Schrift, oder in dem Wor - te des Herrn enthaltene, nunmehro aber ent - deckte himmliſche Geheimniſſe, welche eine Auslegung des erſten und andern Buchs Moſe in ſich halten; nebſt den wunderbaren Dingen, welche in der Geiſterwelt, und in dem Himmel der Engel geſehen worden. Ein Werk, das aus 8. Theilen beſtehet, und zu Lon - den 1747 bis 1756. ans Licht getreten iſt.
2. De Coelo et ejus Mirabilibus (et dein de Mundo ſpirituum et de ſtatu hominis poſt mor -) () () (3temVorbericht. tem) et de Inferno, ex Auditis et Viſis. Londini: 1758.
Auf Deutſch:
Vom Himmel und von den wunderbaren Din - gen deſſelben; (wie auch von der Geiſterwelt und von dem Zuſtand des Menſchen nach dem Tod;) und von der Hoͤlle; ſo, wie es gehoͤret und geſehen worden.
3. De Nova Hieroſolyma et ejus Doctrina Coeleſti: ex Auditis e Coelo. Quibus præmit - titur aliquid de Novo Coelo et Nova Terra. Lon - dini: 1758. (bb)Dieſes Buch iſt 1772 in einer deutſchen Ueberſetzung herausgekommen.
Auf Deutſch:
Vom neuen Jeruſalem und von deſſen himm - liſchen Lehre: ſo, wie es aus dem Himmel ge - hoͤret worden. Nebſt einem Vorbericht vom neuen Himmel und der neuen Erde.
4. De Vltimo Judicio, et de Babylonia de - ſtructa: ita quod omnia, quæ in Apocalypſi præ - dicta ſunt, hodie impleta ſint. Ex Auditis et Viſis. Londini: 1758.
Auf Deutſch:
Von dem letzten Gericht, und dem zerſtoͤr - ten Babylon: ſo, daß alles, was in der Of - fenbarung Johannes vorhergeſagt worden, heut zu Tage erfuͤllt worden ſey. So wie es gehoͤret und geſehen worden.
5. De Equo albo de quo in Apocalypſi, cap. XIX. Et dein de Verbo et ejus ſenſu ſpirituali ſen interno, ex Arcanis Coeleſtibus. Londini: 1758.
Auf Deutſch:
Von dem weißen Pferd, welches in der Of - fenbarung Johannis Cap. 19. vorkommt. Undher -Vorbericht. hernach von dem Wort und von deſſen geiſt - lichen oder innerlichen Sinn, als ein Auszug aus dem himmliſchen Geheimniſſen.
6. De Telluribus in Mundo noſtro Solari, quæ vocantur Planetæ: et de Telluribus in Coelo Aſtrifero: deque illarum incolis; tum de ſpiri - tibus et angelis ibi; ex Auditis et Viſis. Lon - dini: 1758. (cc)Dieſes Werk iſt 1770 in einer deutſchen Ueberſetzung heraus gekommen, unter dem Titel: von den Erdcoͤrpern der Planeten und des geſtirnten Himmels-Einwohnern. Wer ſiehet aber nicht, daß dieſer Titel ganz verkehrt iſt? ja ſo verwirrt, als wie es in den Anmerkungen und angehaͤngten Reflexio - nen dieſes Herrn Ueberſetzers ausſiehet.
Auf Deutſch:
Von den Erdbaͤllen in unſerer Sonnenwelt, oder den ſogenannten Planeten: und von den Erdbaͤllen in dem geſtirnten Himmel: und von ihren Einwohnern; wie auch von den Geiſtern und Engeln daſelbſt; ſo, wie es ge - hoͤret und geſehen worden.
7. Doctrina Novæ Hieroſolymæ de Do mino. Amſtelodami 1763.
Auf Deutſch:
Die Lehre des neuen Jeruſalems in Anſe - hung des Herrn.
8. Doctrina Novæ Hieroſolymæ de ſcriptura ſacra. Amſtelodami: 1763.
Auf Deutſch:
Die Lehre des neuen Jeruſalems betreffend die heilige Schrift.
9 Doctrina vitæ pro nova Hieroſolyma ex præceptis Decalogi. Amſtelodami: 1763.
) () () (4AufVorbericht.Auf Deutſch:
Die Lehre des Lebens fuͤr das neue Jeruſa - lem aus den zehn Geboten.
10. Doctrina Novæ Hieroſolymæ de fide. Am - ſtelodami: 1763.
Auf Deutſch:
Die Lehre des neuen Jeruſalems betreffend den Glauben.
11. Continuatio de Vltimo Judicio: et de Mundo ſpirituali. Amſtelodami: 1763.
Auf Deutſch:
Die Fortſetzung von dem letzten Gericht: und von der geiſtlichen Welt.
12. Sapientia Angelica de Divino amore et de Divina ſapientia. Amſtelodami: 1763.
Auf Deutſch:
Die Weisheit der Engel in Anſehung der goͤttlichen Liebe und goͤttlichen Weisheit.
13. Sapientia Angelica de Divina providentia. Amſtelodami: 1764.
Auf Deutſch:
Die Weisheit der Engel in Anſehung der goͤttlichen Vorſehung.
14. Apocalypſis revelata in qua deteguntur ar - cana quæ ibi prædicta ſunt, et hactenus recon - dita latuerunt. Amſtelodami: 1766.
Auf Deutſch:
Die durch Offenbarung aufgeſchloſſene Of - fenbarung Johannis, worinnen die Geheim - niſſe, die in ſolcher vorhergeſagt worden ſind, und bisher verborgen gelegen haben, entdeckt werden.
15. Delitiæ ſapientiæ de Amore conjugiali; poſt quas ſequuntur Voluptates inſaniæ de Amo - re ſcortatorio. Amſtelodami: 1768.
AufVorbericht.Auf Deutſch:
Die Ergoͤtzungen der Weisheit in Anſehung der ehelichen Liebe; ingleichen die Wolluͤſte der Unſinnigkeit in Anſehung der Ehebruchs-Liebe.
16. De Commercio animæ et corporis, quod creditur fieri vel per Influxum Phyſicum, vel per Influxum ſpiritualem, vel per Harmoniam Præſtabilitam. Londini: 1769. (dd)Dieſe Abhandlung iſt im Jahr 1772. in einer deutſchen, und zu London 1770. in einer engliſchen Ueberſetzung, mit beygefuͤg - ten philoſophiſchen Anmerkungen, und ei - ner ſehr gelehrten Vorrede ans Licht getre - ten, unter dem Titel: A Theoſophic Luca - bration on the Nature of Influx, as it re - ſpects the Communication and Operations of Soul and Body. By the Honourable and Learned Emanuel Swedenborg.
Auf Deutſch:
Von der Verbindung der Seele mit dem Koͤrper, welche entweder durch einen phyſica - liſchen oder durch einen geiſtlichen Einfluß, oder auch durch eine vorherbeſtimmte Ueber - einſtimmung geſchehen ſoll.
17. Reſponſum ad epiſtolam ab Amico ad me ſcriptam. Londini: 1769. (ee)Jn dieſem Brief, der auch in die engli - liſche Sprache uͤberſetzt und gedachter Theo - ſophic Lucubration angehaͤngt worden iſt, hat er einige von ſeinen Lebensumſtaͤnden bekannt gemacht.
Auf Deutſch:
Antwort auf einen Brief eines Freundes.
18. Summaria expoſitio Doctrinæ Novæ Ec -) () () (5cleſiæVorbericht. cleſiæ, quæ per Novam Hieroſolymam in Apo - calypſi intelligitur; Amſtelodami 1769.
Auf Deutſch:
Eine ins kurze gezogene Auslegung der Leh - re der neuen Kirche, welche durch das neue Jeruſalem in der Offenbarung Johannis ver - ſtanden wird.
19. Vera Chriſtiana Religio, continens uni - verſam Theologiam Novæ Eccleſiæ a Domino apud Danielem cap. VII. 13-14, et in Apoca - lypſi cap. XXI. 1, 2. prædictæ. Ab Emanuele Swedenborg, Domini Jeſu Chriſti ſervo. Am - ſtelodami: 1771. (ff)Hier muͤſſen noch aus den obgedachten Briefen eines angeſehenen Mannes in Am - ſterdam an einen Freund in Hamburg, fol - gende Umſtaͤnde nachgeholt werden, die bey dieſem letzten Werk, das Swedenborg ge - ſchrieben hat, billig zu merken ſind: in dem Brief vom 26. Januar des 1771ſten Jah - res heißt es auch: „ Jetzund arbeitet er un - „ ermuͤdet, ja, ich muß ſagen, erſtaunlich „ und uͤbermenſchlich an ſeinem neuen Wer - „ ke. Sechszehn Bogen mit noch einmal „ ſo kleinen Lettern, wie ſeine vorige Werke, „ ſind ſchon abgedruckt. Denken Sie nur! „ Zu einem jeden gedruckten Bogen muß er „ wohl vier Bogen voll beſchreiben. Nun „ laͤßt er woͤchentlich 2 Bogen abdrucken, die „ corrigirt er ſelbſt; folglich muß er 8 Bo - „ gen woͤchentlich ſchreiben; und, was vol - „ lends unbegreiflich iſt, er hat niemals auch „ nur eine einzige Zeile im Vorrath. Jch „ will Jhnen auch den Titel dieſes unter „ Haͤnden habenden Werks nennen. Es iſt „ folgender: Vera chriſtiana religio &c. Jn „ dem Brief vom 5ten Maͤrz des 1771ſten
AufVorbericht.Auf Deutſch:
Die wahre chriſtliche Religion, worinnen die geſammte Theologie der neuen Kirche, welche vom Herrn Dan. 7, 13-14. und in der Offenbarung Johannis Cap. 21, 1. 2. vorher - geſagt worden, enthalten iſt. Von Ema - nuel Swedenborg, dem Knecht des Herrn Jeſu Chriſti.
Alle dieſe Schriften hat er auf ſeine eigene, ja mit erſtaunlichen Koſten, praͤchtig drucken laſſen, und alle Bogen ſelber corrigiret, auch ſogar in dieſem ſeinem letzten Werk, welches mit noch einmal ſo kleinen Lettern, als ſeine andern Werke, gedruckt iſt, da er doch ſchon ein Greiß von etlichen und 80 Jahren war. Sobald ſein groſſes, aus 8. Theilen beſtehen - des Werk: Arcana Coeleſta &c. die Preſſe ver - laſſen, hat er allen und jeden Biſchoͤfen in Eng - land ein Exemplar davon zugeſchickt; aber keiner hat nicht das mindeſte darauf geant - wortet. Eins von ſeinen letzten Werken hater(ff)„ Jahres heißt es: Wer neugierig iſt, ihn „ zu ſehen, hat keine große Muͤhe. Er „ braucht nur nach ſeinem Hauſe ſich zu be - „ geben, und er laͤßt einen jeden vor ſich. „ Man kann leicht erachten, daß ihm der - „ gleichen vielfaͤltiger Beſuch viel Zeit weg - „ nimmt. So viel weniger kann ich begrei - „ fen, wie er darum doch ſein Vorhaben „ vollbringet, alle Wochen zwey compreß ge - „ ſchriebene Bogen abdrucken zu laſſen, und „ zehn Bogen Manuſcript, ohne eine ein - „ zelne Zeile im Vorrath, zu concipiren. „ Er ſagt, ſein Engel dictire ihm, und er „ koͤnne geſchwind genug ſchreiben. “Vorbericht. er unter die Geiſtlichen aller Secten in Am - ſterdam, nicht nur unter die Reformirten, ſon - dern auch Roͤmiſchcatholiſche vertheilet, auch in andern Staͤdten und Hollaͤndiſchen Uni - verſitaͤten bekannt gemacht, aber niemand hat ſich dagegen geregt. Die Hollaͤnder haben das Werk: von der ehelichen Liebe, mit vie - ler Behutſamkeit und einer ruͤhmlichen Be - ſcheidenheit beurtheilet. Der Kunſtrichter zu Amſterdam fuͤgte am Ende ſeiner Recen - ſion hinzu: „ Interea Theologi ideas hujus exi - mii Viri refutare, me quidem judice, ſine pericu - lo ſuperſedere poſſunt. “ (gg)Man ſehe in der ſchon gedachten Samm - lung einiger Nachrichten, Hrn. Emanuel Swedenborg betreffend, ꝛc. S. 14.Es hat auch der Herr Baron von Aſſenburg, als Daͤniſcher ehemaliger Geſandter in Stockholm, bezeugt, daß man in Schweden nicht daran denke, dieſe Schriften zu verketzern, und zufolge einer Nachricht aus Stockholm vom 26. Jul. 1770.(hh)S. das 169ſte St. der Leipz. Zeitungen v. J. 1770. haben 2 Doctores, Beyer und Roſe, bey - de oͤffentliche Lehrer in Gothenburg, Swe - denborgs theologiſche Lehrſaͤtze verfochten: der erſte in einer bey Niederlegung des Recto - rats gehaltenen Oration, worinne er mit den - ſelben uͤbereinſtimmet, und dadurch, daß er auf einen Brief Swedenborgs, der in Go - thenburg gedruckt iſt, das Imprimatur geſchrie - ben hat. Als er nun vom Juſtitz-Canzler von Amtswegen zur Rede geſtellt worden, hat erzurVorbericht. zur Antwort gegeben, er habe ſie zwar nicht gelehrt, finde ſie aber dennoch in allen Stuͤcken richtig und gut. Letzterer hingegen, nemlich Hr. D. Roſe, hat ſich offenbar dafuͤr erklaͤret; er erhebet die Schrift: vom weißen Pferde, und glaubt, daß die Bibel auf das erhabenſte von Swedenborg ſey ausgelegt worden; er ſtimmt auch mit deſſen Lehre in Anſehung der Verbindung der Seele mit dem Koͤrper, wie auch, in Anſehung der natuͤrlichen und geiſtli - chen Welt uͤberein. Ob nun gleich beyde Doctores, heißt es im gedachten Berichte wei - ter, wegen des oͤffentlichen Lehrens der Swe - denborgiſchen Lehrpunkte eine Verwarnung erhalten, welches auf Koͤn. Befehl geſchehen iſt, ſo fahren ſie indeſſen fort, ihre Geſinnung auf alle Weiſe zu vertheidigen. Bey allem dem aber iſt kein Verbot gegen die bereits ins Reich eingefuͤhrte Swedenborgiſche Werke ausgekommen, noch er in ſeinem hohen Alter auf irgend eine Weiſe beunruhiget worden. Dieſes ſtimmt nun auch mit dem uͤberein, was Swedenborg ſelber geſchrieben hat, daß er nemlich in ſeinem Vaterland nichts weniger, als eine Verfolgung zu befuͤrchten gehabt habe. (ii)Vid. Reſponſ. ad epiſt. &c.
Der gelehrte und beruͤhmte Herr Oetin - ger, ehemaliger ſpecial Superintendent in Herrenberg, Wuͤrtemberger-Lands, anjetzo aber Praͤlat zu Murrhardt, ſpricht in der Vorrede ſeiner irrdiſchen und himmliſchenPhi -Vorbericht. Philoſophie,(kk)Welche 1765 heraus gekommen, und 1773 zu Frankfurt am Mayn bey J. Gottlieb Gar - ben in einer neuen Auflage erſchienen iſt. in Anſehung Sweden - borgs folgendermaſen: „ Der Unglaube der Welt hat Gott bewegt, einen beruͤhmten Phi - loſophum zu einem Verkuͤndiger himmliſcher Nachrichten zu machen. Dieſer Philoſoph hat ſeiner Imagmation durch die Mathematik Einhalt gethan. Man ſage demnach nicht, daß es bloſe Einbildungen ſeyn. Standhafte Er - fahrungen ſind keine Einbildungen. Dieſe Er - fahrungen ſind aus einem Einfluß himmliſcher Intelligenzen durch des Herrn Befehl gefloſſen. Der Leſer halte die Offenbarungen Sweden - borgs gegen die heil. Schrift. Preißt nicht Swedenborg die H. Schrift hoͤher als je - mand an? will er nicht nach derſelben ſeine Erfahrungen gerichtet wiſſen? Hangt nicht alles wohl zuſammen? Beruft er ſich nicht auf viele Zeugen “? (auf die Propheten, uͤber - haupt aber auf viele Stellen der heil. Schrift) „ Man durchgehe ſeine Lehrſaͤtze, z. E. vom Sterben eines Menſchen: kommt es nicht mit heil. Schrift uͤberein, daß die Engel dabey ih - ren Dienſt thun? Aber, (ſetzt Herr Oetinger voraus) dabey iſt noͤthig, mit ſeinem Urtheil zuweilen ſtill zu ſtehen, bis man die ganze Sa - che uͤberſehe. Und in dem 1ſten Theil des Bu - ches ſelber, Pag. 204 ſpricht er: „ Die Zeugen Gottes, die Philadelphiſche Geſellſchaft in Eng - land, hat man wenig angehoͤrt. Nun tritt aufeinVorbericht. ein groſer Philoſoph und ſagt uns, daß die Sachen ſo ſeyn, wie es die heil. Schrift ohne verbluͤmte Auslegung in kurzen Anzeigen vor - ſtellt. Da heißt es wohl: ſelig iſt, der ſich nicht an mir aͤrgert. “ So weit Hr. Praͤl Oetinger.
Vor allen Dingen aber iſt wohl zu merken, was Swedenborg in ſeinem lezten Werk: Ve - ra Chriſtiana Religio &c. num. 791. ſpricht: „ Nachdem dieſes lezte Werk war geendiget worden, rief der Herr ſeine zwoͤlf Juͤnger zu - ſammen, die ihm in der Welt waren nachge - folget; und einen Tag darauf ſandte Er ſie aus in die ganze geiſtliche Welt, dieſes E - vangelium zu predigen, daß naͤmlich Gott der Herr, Jeſus Chriſtus, regiere, Deſſen Reich in Ewigkeit zu Ewigkeit ſeyn wird, nach der Vorherſagung Dan. 7, 14. 15. und Offenb. 11, 15, und daß dieienigen ſelig ſeyen, die zum Abendmahl des Lammes kommen, Offenb. 19, 9; dieſes iſt geſchehen den 19ten Junius, im Jahr 1770. Das iſt es eben, was durch dieſe folgenden Worte des Herrn an - gedeutet worden iſt: “„ Er wird ſeine En - gel ſenden, und ſie werden ſammlen Seine Auserwaͤhlten von den aͤuſſerſten Enden der Himmeln(ll)ου᾽ρανῶν. bis zu den aͤuſſerſten En - den derſelben, Matth. 24, 31.” „ Meine Schriften koͤnnen nicht Weiſſagungen, ſon - dern Offenbarungen genennet werden. Jch habe ſie auf Befehl des Herrn, der Sich mir offenbaret hat, herausgeben muͤſſen, und esſindVorbericht. ſind Wahrheiten,(mm)Dieſes iſt der Schluͤſſel zu der ganzen Sa - che. Aber derjenige Schluͤſſel, der wider den chriſtlichen und vorzuͤglich ruͤhmlichen Charak - ter des Hrn. Swedenborgs gemacht worden, ſchließt mehr die Gemuͤthsgeſtalt ſeines eige - nen Verfertigers, als die Swedenborgiſchen Schriften, auf. und weil ſie aus der Wahrheit ſind, ſo uͤberlaſſe ich ſie dem Herrn, unſerm Heyland, von welchem alle Wahrheit kommt, denn Er iſt die Wahrheit ſelbſt, Joh. 14, 6. Was muß aber heut zu Tage mehr lei - den, als die Wahrheit ſelbſt? Wie viel ſind derer, die ſolche ſehen, ja ſehen wollen?” (nn)Vid. Præfatio in Doctrin. Novæ Hiero - ſolymæ de Domino; et plura alia loca. Re - ſponſum ad Epiſtolam &c. S. auch die mehr - mals gedachten Briefe in Hrn. D. Clemms Ein - leitung in die Religion: c.
Zum Beſchluß dieſes Vorberichts will ich den Verfaſſer wieder reden laſſen: „ Was ich in dem Werk: vom Himmel, von der Gei - ſterwelt, und von der Hoͤlle, geſagt habe, wird denen dunkel ſeyn, welche keine Luſt ha - ben, geiſtliche Wahrheiten zu wiſſen, denen aber wird es klar und deutlich ſeyn, die Luſt dazu haben, hauptſaͤchlich denen, welche eine Neigung zur Wahrheit haben um der Wahr - heit willen, das iſt, welche die Wahrheit lie - ben, weil es Wahrheit iſt; denn was man lie - bet, das dringet mit dem Licht in die Begriffe des Gemuͤthes ein, vornemlich, wenn man die Wahrheit liebet, weil alle Wahrheit im Lichte iſt. “ Siehe Pag. 828. Num. 603.
Vorbericht des Verfaſſers.
1. Wo der Herr von der Endi - digung des Zeitlaufs, wel - che die letzte Zeit der Kirche iſt, in Gegenwart ſeiner Juͤnger redet, ſo ſpricht Er gegen das Ende ſeiner Vorherſagungen von den aufeinanderfolgenden Zuſtaͤnden derſelben in Anſehung der Liebe und des Glaubens, alſo: “Gleich nach den Truͤbſalen derſel - ben Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kraͤfte der Himmeln werden ſich bewegen. Und als - denn wird erſcheinen das Zeichen desA 2Men -4VorberichtMenſchen Sohns im Himmel; und als - denn werden heulen alle Geſchlechte auf Erden; und werden ſehen des Menſchen Sohn in den Wolken des Himmels kom - men mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird ſenden ſeine Engel mitheilen Poſaunen, und ſie werden ſammlen ſeine Auserwaͤhlten von den vier Winden von einem Ende des Himmels zu dem an - dern. „ Matth. 24, 29. 30. 31. Welche dieſe Worte nach dem Sinn des Buchſtabens verſte - hen, die glauben nicht anders, als daß alles nach der Beſchreibung in ſolchem Sinn zur letzten Zeit, welche das juͤngſte Gericht genennet wird, erfolgen werde; daß alſo nicht allein Sonne und Mond den Schein verlieren, die Sterne vom Himmel fallen, das Zeichen des Herrn im Himmel erſcheinen, und ſie ihn in den Wol - ken, und zugleich die Engel mit Poſaunen ſe - hen wuͤrden; ſondern auch, daß, wie anders - wo vorhergeſagt worden, die ganze ſichtbare Welt untergehen, und hernach ein neuer Him - mel mit einer neuen Erde entſtehen wuͤrde: in ſolcher Meinung ſind heutiges Tages die allermeiſten in der Kirche: aber die alſo glau - ben, die wiſſen die Geheimniſſe nicht, welche in Jedem des Worts verborgen liegen; denn in Jedem des Worts iſt ein innerlicher Sinn, in welchem nicht natuͤrliche und weltliche Din - ge, dergleichen die ſind, ſo im Sinn des Buch - ſtabens ſind, ſondern geiſtliche und himmli -ſche5des Verfaſſers. ſche verſtanden werden, und dieſes nicht allein nach dem Sinn mehrerer Worte, ſondern auch ſogar nach einem jeden Wort; denn das Wort iſt blos nach Uebereinſtimmungen ge - ſchrieben, und zwar zu dem Ende, daß in Al - lem und Jedem ein innerlicher Sinn ſey. Wie es mit dieſem Sinn beſchaffen ſey, kann man aus alle dem ſehen, was in dem Werk von den himmliſchen Geheimniſſen von dieſem Sinn geſagt und gezeigt worden; welches auch dar - aus zuſammengezogen nachgeleſen werden kann in dem Tracktat vom weißen Pferd, davon in der Offenbarung gedacht wird. Nach eben dieſem Sinn iſt alles dasjenige, was der Herr in obangezogener Stelle von ſeiner Zukunft in den Wolken des Himmels geredet hat, zu ver - ſtehen; daſelbſt wird durch die Sonne, die den Schein verlieret, der Herr in Anſe - hung der Liebe verſtanden, und durch den Mond der Herr in Anſehung des Glaubens; durch die Sterne die Erkaͤnntniſſe des Guten und Wahren, oder der Liebe und des Glau - bens; durch das Zeichen des Menſchen - ſohns im Himmel, die Erſcheinung des Goͤtt - lichen Wahren; durch das Heulen aller Ge - ſchlechte auf Erden, alles was zum Wahren und Guten, oder zum Glauben und der Liebe gehoͤret; durch die Ankunft des Herrn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit, ſeine Gegenwart im Wort, und die Offenbarung; durch dieA 3Wol -6Vorbericht des Verfaſſers. Wolken der buchſtaͤbliche Sinn des Worts; und durch die Herrlichkeit der innere Sinn des Worts; durch die Engel mit heller Poſaune wird der Himmel angedeutet, woher das Goͤtt - liche Wahre kommt. Hieraus kann nun of - fenbar ſeyn, daß durch dieſelben Worte des Herrn verſtanden werde, daß am Ende der Kirche, wenn keine Liebe und folglich auch kein Glaube mehr vorhanden iſt, der Herr das Wort nach ſeinem innern Sinn eroͤfnen, und die Geheimniſſe des Himmels offenbaren wer - de: die Geheimniſſe, welche nun im folgenden eroͤffnet und bekannt gemacht werden, betref - fen den Himmel und die Hoͤlle, und zugleich das Leben des Menſchen nach dem Tod. Die Leute, die doch in der Kirche leben, wiſſen heutiges Tages kaum etwas vom Himmel und der Hoͤlle, noch von ihrem Leben nach dem Tod, obgleich ſolches alles in dem Wort be - ſchrieben und anzutreffen iſt; ja viele, die doch in der Kirche geboren ſind, leugnen ſolches, und ſprechen in ihrem Herzen: wer iſt von dar wieder gekommen, und hat es erzaͤhlt? Da - mit aber dieſer Unglaube, welcher ſonderlich bey den Weltklugen herrſchet, nicht auch dieje - nigen, welche einfaͤltigen Herzens und Glau - bens ſind, anſtecken und verderben moͤge, ſo iſt mir gegeben worden, mit und unter den Engeln zu ſeyn, und mit ihnen zu reden, wie ein Menſch mit einem Menſchen, und auch zu ſehen ſowohl, was in den Himmeln, als auchwas7Vom Himmel. was in den Hoͤllen iſt, und dieſes nun ſchon ſeit dreyzehn Jahren her, und folglich aus dem, was ich gehoͤret und geſehen, zu beſchrei - ben, in Hoffnung die Unwiſſenheit werde erleuchtet und der Unglaube zunichte gemacht werden. Daß heutiges Tages eine ſolche un - mittelbare Offenbarung wuͤrklich da ſey oder entſtehe, iſt daher, weil eben ſie durch die An - kunft des Herrn verſtanden wird.
2. Fuͤr allen Dingen muß man wiſſen, wer der Gott des Himmels iſt, weil das uͤbrige hiervon abhaͤnget: im ganzen Himmel wird kein andrer, als allein der Herr, fuͤr Gott des Himmels erkannt; ſie ſprechen daſelbſt, wie Er ſelber gelehret hat daß Er und der Va - ter Eins ſey; daß der Vater in Jhm, und Er im Vater ſey: und daß wer Jhn ſie - het, auch den Vater ſehe: und daß alles Heilige von Jhm ausfließe, Joh. 10, 30. 38. Cap. 14, 10. 11. Cap. 16, 13. 14. 15. Jch habe oͤfters mit den Engeln hiervon gere - det, und ſie ſind feſte darauf beſtanden, daß ſie im Himmel das Goͤttliche nicht in drey un - terſcheiden oder zertheilen koͤnnten, weil ſie wiſſen und empfinden, daß das Goͤttliche ein Einziges ſey, und daß dieſes Eins in demA 4Herrn8Vom Himmel. Herrn ſey: ſie ſagten auch, daß diejenigen, welche von der Kirche aus der Welt kommen, und in der Jdee dreyer Gottheiten ſtehen, nicht koͤnnen in den Himmel eingelaſſen werden, weil ihre Gedanken von einem zum andern herumirren, und daſelbſt nicht erlaubt Drey zu denken und Eins auszuſprechen, weil jeder im Himmel aus den Gedanken redet, denn da - ſelbſt iſt eine Gedanken-Sprache, oder das Denken iſt redend; dahero diejenigen, welche in der Welt das Goͤttliche in Drey unterſchie - den, und einen getheilten Begriff von einem jeden angenommen, und ſolchen nicht in dem Herrn zu einen einigen gemacht und vereinigt haben, nicht aufgenommen werden koͤnnen; denn im Himmel iſt eine gemeinſchaftliche Mit - theilung aller und jeder Gedanken, dahero wenn einer dahin kaͤme, welcher ſich Drey den - ket, und von Einem redet, ſo wuͤrde er alſo - bald genau unterſchieden und verworfen wer - den. Allein man muß wiſſen, daß alle diejeni - gen, welche das Wahre von dem Guten oder den Glauben von der Liebe nicht getrennet ha - ben, im andern Leben, wenn ſie unterrichtet ſind, einen himmliſchen Begriff vom Herrn annehmen, daß Er nemlich der Gott der ganzen Welt ſey; anders aber iſt es mit de - nen beſchaffen, die den Glauben vom Leben ge - trennet, das iſt, die nicht nach den Vorſchrif - ten des wahren Glaubens gelebet haben.
3. Welche9Vom Himmel.3. Welche innerhalb der Kirche den Herrn geleugnet, und nur den Vater allein erkannt, und ſich in dieſem Glauben befeſtiget haben, die ſind außer dem Himmel; und weil bey ihnen kein Einfluß aus dem Himmel Statt findet, wo der Herr allein angebetet wird, ſo werden ſie ſtufenweiſe des Vermoͤgens, etwas Wah - res von einer Sache zu denken, beraubet, und endlich werden ſie entweder wie ſtumm, oder reden naͤrriſch, und irren im Gehen, und ihre Arme hangen herunter und ſchleudern hin und her, als wenn keine Kraft in den Gelenken waͤre. Welche aber das Goͤttliche des Herrn geleugnet, und nur ſein Menſchliches be - kannt haben, wie die Socinianer, die ſind gleichfalls außer dem Himmel, und werden vorwaͤrts ein wenig gegen die rechte zu verwie - ſen, und in die Tiefe gelaſſen, und alſo ganz und gar von den uͤbrigen aus der Chriſtenheit abgeſondert. Welche aber vorgaben, ſie glaub - ten an ein unſichtbares Goͤttliche, welches ſie das Weſen des Weltalls nennen, von welchem alle Dinge entſtanden waͤren, und den Glau - ben aͤn den Herrn verwerfen, die ſind es inne geworden, daß ſie an keinen Gott glauben, weil ihnen das Goͤttliche unſichtbar iſt, wie das unſichtbare der Natur in ihren erſten An - faͤngen oder Urſtande, woran man weder Glau - ben noch Liebe haben kann, weil man keine Gedanken davon hat; ſolche werden unter die - ienigen verwieſen, die man Naturaliſten nen -A 5net.10Vom Himmel. net. Anders aber geſchiehet es mit denen, die auſſer der Kirche geboren ſind, die man Hey - den nennet; von welchem im folgenden wird gehandelt werden.
4. Alle Kinder, aus welchen der dritte Theil des Himmels beſtehet, werden zur Er - kaͤnntnis und zum Glauben, daß der Herr ihr Vater, und hernach, daß Er aller Herr, und alſo der Gott des Himmels und der Erde ſey, angefuͤhret. Daß die Kinder im Himmel groß werden oder heranwachſen, und durch die Erkaͤnntniſſe, bis zum Engliſchen Verſtand und Weisheit, vollkommen gemacht werden, wird man im folgenden erſehen.
5. Daß der Herr der Gott des Him - mels ſey, daran koͤnnen die, ſo aus der Kir - che ſind, nicht zweifeln, denn Er ſelbſt hat gelehret, daß alles, was der Vater habe, ſeine ſey, Matth. 11, 27. Joh. 16, 15. Cap. 17 2; und daß Er alle Gewalt im Himmel und auf Erden habe, Matth. 28, 16: im Himmel und auf Erden, ſpricht Er, weil, wer den Himmel regieret, auch die Erde regieret, denn das eine haͤngt von dem andern ab. Den Himmel und die Erde regieren, heißt, von Jhm ſelbſt alles Gute, welches zur Liebe ge - hoͤret, und alles Wahre, welches des Glau - bens iſt, folglich allen Verſtand und Weisheit, und alſo alle Gluͤckſeligkeit, und mit einem Wort, das ewige Leben empfangen; dieſes hatauch11Vom Himmel. auch der Herr gelehret, wenn Er ſpricht: “Wer an den Sohn glaubet, der hat das ewige Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubet, der wird das Leben nicht ſehen, „ Joh. 3, 36. Und anderswo, “Jch bin die Auferſtehung und das Leben, wer an Mich glaubet, der wird leben, ob er gleich ſtuͤrbe; wer da lebet und glaubet an Mich, der wird in Ewigkeit nicht ſterben, „ Joh. 11, 24. 25. Und an ei - nem andern Ort, “Jch bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, „ Joh. 14, 6.
6. Es waren gewiſſe Geiſter, welche in ih - rem Leben in der Welt den Vater bekannt, vom Herrn aber keine andere Jdee, als von einem andern Menſchen gehabt, und daher nicht ge - glaubet haben, daß Er ſelbſt der Gott des Himmels ſey; dahero ihnen erlaubt wurde, herum zu ſchweifen, und zu unterſuchen, wo ſie nur wollten, ob ein andrer Himmel, als der, welcher des Herrn iſt, anzutreffen ſey; ſie haben auch etliche Tage nachgeforſchet, aber nirgends einen gefunden. Sie gehoͤrten unter diejenigen, welche die Gluͤckſeligkeit des Him - mels in der Herrlichkeit und Herrſchaft zu be - ſtehen glaubten, und weil ſie nicht erlangen konnten, was ſie verlangten, und ihnen geſagt wurde, daß der Himmel nicht in dergleichen Dingen beſtehe, wurden ſie unwillig, und wollten einen Himmel haben, in welchem, ſieuͤber12Vom Himmel. uͤber andre herrſchen, und ſich in eben derglei - chen Herrlichkeit, wie in der Welt, hervor - thun koͤnnten.
7. Die Engel zuſammen genommen, werden der Himmel genennet, weil ſie denſel - ben ausmachen; aber das ausfließende Goͤtt - liche vom Herrn, welches bey den Engeln ein - fließet, und welches von ihnen empfangen wird, iſt es lediglich, welches den Himmel uͤberhaupt und insbeſondere ausmachet. Das ausflieſ - ſende Goͤttliche vom Herrn iſt das Gute der Liebe und das Wahre des Glaubens; ſo viel ſie alſo des Guten und Wahren vom Herrn annehmen, ſo viel ſind ſie Engel, und ſo viel ſind ſie der Himmel.
8. Ein jeder in den Himmeln weiß und glaubt, ja er empfindet, daß er aus ſich nichts Gutes wolle und thue, und nichts Wahres aus ſich denke und glaube, ſondern aus dem Goͤttlichen, folglich aus dem Herrn, und daß das Gute und Wahre aus ſich ſelbſt, nicht gut und wahr ſeyen, weil ihnen das Leben aus dem Goͤttlichen mangelt: die Engel des inner - ſten Himmels vernehmen und empfinden den Einfluß deutlich, und ſo viel ſie ihn annehmen, ſo viel duͤnken ſie ſich im Himmel zu ſeyn, weilſie13Vom Himmel. ſie ſo viel in der Liebe und im Glauben, und ſo viel im Lichte des Verſtandes und der Weis - heit, und daraus in himmliſcher Freude ſind: weil nun alles dieſes aus dem Goͤttlichen des Herrn herkommt, und in demſelben die Engel den Himmel haben, ſo iſt offenbar, daß das Goͤttliche des Herrn den Himmel ausma - che, und nicht die Engel aus etwas von ihrem Eigenthuͤmlichen. Daher kommt es, daß der Himmel im Wort eine Wohnung des Herrn und ſein Thron genennet wird; und daß man von denen die daſelbſt ſind, ſaget, daß ſie im Herrn ſeyen. Wie aber das Goͤttliche vom Herrn ausgehet und den Himmel erfuͤllet, ſoll im folgenden geſagt werden.
9. Die Engel gehen vermoͤge ihrer Weis - heit noch weiter, und ſagen nicht allein, daß alle Gute und Wahre vom Herrn ſey, ſondern auch alles, was das Leben ausmachet; ſie be - kraͤftigen dieſes dadurch, daß nichts von ſich ſel - ber entſtehen koͤnne, ſondern von etwas, das vorhero ſchon da iſt, und folglich, daß alle Dinge aus dem Erſten entſtehen, welches ſie das Seyn Selbſt oder das Selbſtweſen des Le - bens aller Dinge nennen, und daß auf gleiche Weiſe alle Dinge beſtehen, weil das Beſtehen ein unaufhoͤrliches Wuͤrklichſeyn oder Daſeyn iſt, und was nicht in einer beſtaͤndigen Verbin - dung durch Vermittelung mit dem Erſten ge - halten wird, das zerfaͤllt augenblicklich undwird14Vom Himmel. wird gaͤnzlich zunichte: weiter ſagen ſie, daß nur eine einzige Quelle des Lebens ſey, und daß das Leben des Menſchen als ein Bach daraus fließe, welcher, wenn er nicht von ſeiner Quelle beſtaͤndig unterhalten wird, alsbald verfließe. Ferner, daß von dieſer einzigen Quelle des Lebens, welche der Herr iſt, nichts hervorfließe als das Goͤttliche Gute und das Goͤttliche Wahre, und daß dieſe einen jeden, ſo, wie er ſie annimmt, innerlich beruͤhren und bewegen; welche ſie nun mit Glauben und Be - lebung annehmen, in ſolchen ſey der Himmel; welche ſie aber verwerfen oder erſticken, die verwandeln ſolche in eine Hoͤlle, denn ſie ver - kehren das Gute ins Boͤſe, und das Wahre ins Falſche, und alſo das Leben in den Tod. Daß alles, was des Lebens iſt, vom Herrn komme, beweiſen ſie auch damit, daß alles uͤberhaupt ſich auf das Gute und Wahre beziehe, das Leben des Willens eines Menſchen, wel - ches das Leben ſeiner Liebe iſt, auf das Gute, und das Leben des Verſtandes eines Menſchen, welches das Leben ſeines Glaubens iſt, auf das Wahre, dahero wenn alles Gute und Wahre von oben herab kommt, ſo folget, daß auch al - les, was des Lebens iſt, daher komme. Weil nun die Engel in dieſem Glauben ſtehen, ſo nehmen ſie auch keine Dankſagung an wegen des Guten, das ſie thun, und werden unge - halten und weichen zuruͤck, wenn ihnen jemand das Gute zueignet: ſie verwundern ſich, daßjemand15Vom Himmel. jemand glaube, er ſey aus ſich ſelbſt weiſe, und thue aus ſich ſelbſt Gutes; um ſein ſelbſt willen Gutes thun, das nennen ſie nicht gut, weil es aus ſich ſelbſt oder aus der Selbſtheit geſchiehet; aber das Gute um des Guten wil - len thun, das nennen ſie das Gute aus dem Goͤttlichen, und dieſes waͤre das Gute, ſo den Himmel ausmache, weil dieſes Gute der Herr iſt.
10. Die Geiſter, welche, da ſie in der Welt lebten, ſich in ſolchem Glauben beſtaͤrket haben, daß nemlich das Gute, das ſie thun, und das Wahre, daß ſie glauben, aus ihnen ſelbſt, oder ihnen als das Jhrige zugeeignet ſey, (in welchem Glauben alle diejenigen ſind, welche ein Verdienſt in guten Werken ſuchen, und ſich eine Gerechtigkeit zueignen) werden nicht in den Himmel aufgenommen, die Engel fliehen fuͤr ihnen, und ſehen ſie fuͤr dumm und fuͤr Diebe an, fuͤr dumm, weil ſie unablaͤßig auf ſich und nicht auf das Goͤttliche ſehen, als Diebe, weil ſie dem Herrn das Seinige nehmen. Solche ſind wider den Glauben des Himmels, daß nemlich das Goͤttliche des Herrn den Himmel ausmache.
11. Daß diejenigen in dem Herrn, und der Herr in denjenigen ſey, die im Himmel und in der Kirche ſind, lehret auch der Herr ſelbſt, wenn Er ſpricht, „ Bleibet in Mir, und Jch in euch, gleichwie der Rebe kannkeine16Vom Himmel. keine Frucht bringen von ihm ſelber, er bleibe denn am Weinſtock; alſo auch ihr nicht, ihr bleibet denn in Mir: Jch bin der Weinſtock, ihr ſeyd die Reben; wer in Mir bleibet, und Jch in ihm, der bringet viel Frucht; denn ohne Mich koͤnnet ihr nichts thun, Joh. XV, 4-7.
12. Hieraus kann nun offenbar ſeyn, daß der Herr in dem Seinigen bey den Engeln des Himmels wohne, und daß alſo der Herr Alles in Allem im Himmel ſey; und dieſes aus der Urſache, weil das Gute vom Herrn der Herr ſelbſt bey ihnen iſt, denn was von Jhm iſt, das iſt Er ſelber; folglich, daß das Gute vom Herrn den Engeln der Himmel ſey, und nichts von ihrem Eigenthuͤmlichen.
13. Das von dem Herrn ausfließende Goͤttliche wird in dem Himmel das Goͤttli - che Wahre genennet, aus der Urſache, von welcher in folgenden geredet wird. Dieſes Goͤttliche Wahre fließet in den Himmel ein vom Herrn aus ſeiner Goͤttlichen Liebe. Die goͤttliche Liebe und das daraus kommende goͤttliche Wahre, ſind in Vergleichung wiedas17Vom Himmel. das Feuer der Sonne, und das Wahre dar - aus, wie das Licht aus der Sonne: vermoͤge der Uebereinſtimmung bedeutet auch das Feuer die Liebe, und das Licht das aus derſelben fließende Wahre. Hieraus kann erhellen, wie das Goͤttliche Wahre, das aus der goͤtt - lichen Liebe des Herrn fließet, beſchaffen iſt, daß es in ſeinem Weſen ſey das Goͤttliche Gute verbunden mit dem Goͤttlichen Wahren, und weil es damit verbunden iſt, ſo machet es Al - les, was des Himmels iſt, lebendig, gleich - wie die Waͤrme der Sonne verbunden mit dem Licht in der Welt Alles auf dem Erdboden fruchtbar machet, wie zur Fruͤhlings - und Sommerszeit geſchiehet; ein anders iſt es, wenn die Waͤrme nicht mit dem Licht verbunden iſt, alſo wenn das Licht kalt iſt, alsdenn erſtar - ret alles und liegt tod da. Jenes Goͤttliche Gute, welches mit der Waͤrme verglichen worden iſt, iſt das Gute der Liebe bey den Engeln, und das Goͤttliche Wahre, wel - ches mit dem Licht verglichen worden iſt, iſt dasjenige, wodurch und woraus das Gute der Liebe iſt.
14. Daß das Goͤttliche in dem Himmel, welches denſelben ausmachet, die Liebe ſey, iſt die Urſache, weil die Liebe eine geiſtliche Ver - bindung iſt, die Liebe verbindet die Engel mit dem Herrn, und verbindet ſolche untereinan - der ſelbſt; und verbindet ſie alſo, daß alle wieSw. Sch. I. Th. Bein18Vom Himmel. ein Einziges in dem Angeſicht des Herrn ſind. Ueberdies iſt die Liebe das Seyn ſelbſt (ipſum eſſe) des Lebens bey einem jeden; dahero hat aus derſelben der Engel, und auch der Menſch das Leben: daß aus der Liebe die innerſte Le - benskraft des Menſchen ſey, kann ein jeder wiſſen, der eine ernſtliche Betrachtung daruͤber anſtellt; denn aus der Gegenwart derſelben wird er warm, wenn ſie abweſend iſt, wird er kalt, und wenn er derſelben beraubt iſt, ſo ſtirbt er. Allein man muß wiſſen, daß ein jeder ein ſolches Leben habe, welcherley Liebe er hat.
15. Es iſt zweyerley Liebe, die im Him - mel unterſchieden iſt, die Liebe zum Herrn, und die Liebe gegen unſern Naͤchſten, in dem innerſten oder dritten Himmel iſt die Liebe zum Herrn, und im andern oder mitt - lern Himmel iſt die Liebe gegen den Naͤch - ſten; beyderley Liebe kommt vom Herrn, und beyde machen den Himmel. Wie die zweyfa - che Liebe ſich unterſcheidet, und wie ſie ſich ver - bindet, erhellet im offenbaren Licht in dem Him - mel, hingegen nicht anders als dunkel in der Welt: in dem Himmel wird durch den Herrn lieben, nicht verſtanden, Jhn in Anſehung ſeiner Perſon lieben, ſondern das Gute lieben welches von Jhm kommt, und das Gute lieben, heißt, das Gute aus der Liebe wollen und thun; und durch den Naͤchſten lieben, wird nicht ver -ſtanden,19Vom Himmel. ſtanden, den Nebenmenſchen lieben in Anſe - hung ſeiner Perſon, ſondern das Wahre lieben, welches aus dem Wort iſt, und das Wahre lie - ben, heißt, das Wahre wollen und thun: daraus erhellet, daß jene zweyfache Liebe ſich unterſcheidet wie das Gute und Wahre, und daß ſie ſich zuſammen verbindet wie das Gute mit dem Wahren. Allein dieſes kann ein ſol - cher Menſch nicht wohl begreifen, welcher nicht weiß, was die Liebe, was das Gute, und was der Naͤchſte iſt.
16. Jch habe etlichemal mit den Engeln hiervon geredet, die ſagten, ſie wunderten ſich, daß die Menſchen, die doch in der Kirche lebten, nicht wuͤßten, daß den Herrn lieben und den Naͤchſten lieben, heiße, das Gute und Wahre lieben, und aus dem Wollen daſſelbe thun; da ſie doch wiſſen koͤnnten, daß ein jeder die Liebe dadurch bezeuge und an den Tag lege, indem er das wolle und thue was der andere will, und daß er auf dieſe Weiſe wiederum geliebet, und mit dem andern verbunden werde, aber nicht dadurch, daß er ihn blos liebe, und dennoch ſeinen Willen nicht thue, welches an ſich ſelbſt ſo viel ſey, als nicht lieben: ferner koͤnnten ſie wiſſen, daß das von dem Herrn ausfließende Gute Sein Eben - bild ſey, weil Er in dieſem Guten iſt, und daß diejenigen Seine Ebenbilder werden, und ſich mit Jhm vereinigen, welche das GuteB 2und20Vom Himmel. und Wahre, worinnen Er lebt, thun, durch das Wollen und Vollbringen; das Wollen iſt auch ſo viel als das Vollbringen lieben. Daß dem alſo ſey, lehret auch der Herr i[n]dem Wort, da er ſpricht, “Wer meine Gebote hat, und thut ſie, der iſts, der Mich liebet; und Jch werde ihn lieben, und Wohnung bey ihm machen „ Joh. 14. 21. 23. Und anderswo, “Wenn ihr meine Ge - bote haltet, ſo bleibet ihr in meiner Lie - be, „ Joh. 15, 10. 12.
17. Daß das vom Herrn ausfließende Goͤttliche, welches die Engel beruͤhret, und den Himmel ausmachet, die Liebe ſey, bezeuget alle Erfahrung im Himmel; denn alle die da - ſelbſt ſind, ſind Geſtalten der Liebe und Lieb - thaͤtigkeit, ſie erſcheinen in unausſprechlicher Schoͤnheit, und die Liebe leuchtet aus ihrem Angeſicht, aus der Sprache, und aus Allem und Jedem ihres Lebens. Ueberdies ſind geiſt - liche Spaͤhren oder Umkreiſe des Lebens da, welche aus einem jeden Engel und aus einem jeden Geiſt ausfließen, und ſie umgeben, wo - durch ſie bisweilen noch in einer weiten Ent - fernung erkannt werden, wie ſie beſchaffen ſind in Anſehung der Neigungen, die der Liebe ei - gen; denn dieſe Umkreiſe fließen aus dem Leben der Neigung und des daher ruͤhrenden Denkens, oder aus dem Leben der Liebe und des daher kommenden Glaubens eines jedweden; die vonden21Vom Himmel. den Engeln ausfließenden Umkreiſe ſind ſo voll Liebe, daß ſie das Jnnerſte des Lebens derjeni - gen empfindlich beruͤhren, bey welchen ſie ſind: ſie ſind von mir etlichemal vernehmlich em - pfunden worden, und haben mich auf beſagte Weiſe beruͤhret. Daß es die Liebe ſey, von welcher die Engel ihr Leben haben, wurde auch daraus offenbar, daß ein jeder im andern Le - ben ſeine Wendung nach Beſchaffenheit ſeiner Liebe macht; welche in der Liebe zum Herrn ſind, und in der Liebe gegen den Naͤchſten, wenden ſich beſtaͤndig zu dem Herrn; die aber in der Liebe ſein ſelbſt ſtehen, wenden ſich be - ſtaͤndig zuruͤck vom Herrn ab; dieſes geſchiehet in jeder Wendung ihres Leibes, denn im an - dern Leben verhalten ſich die Raͤume nach Be - ſchaffenheit der Zuſtaͤnde ihres Jnwendigen, desgleichen auch die Gegenden, welche daſelſt nicht ſo beſtimmt ſind wie in der Welt, ſon - dern ſie werden nach Beſchaffenheit des An - ſchauens des Geſichts derer, ſo daſelbſt ſind, beſtimmet: aber die Engel ſind es nicht, die ſich zu dem Herrn wenden, ſondern der Herr iſt es, der diejenigen zu ſich wendet, welche das Vollbringen deſſen lieben, was von Jhm iſt. Allein hiervon wird im folgenden, wovon den Gegenden im andern Leben gehandelt wird, ein mehreres geſagt werden.
18. Daß das Goͤttliche des Herrn im Himmel die Liebe iſt, iſt darum, weil die LiebeB 3die22Vom Himmel. die Aufnehmerin iſt alles deſſen, was im Him - mel iſt, als da ſind Friede, Erkaͤnntniß, Weis - heit und Gluͤckſeligkeit; denn die Liebe nimmt alles und jedes auf, was mit ihr uͤbereinkommt, ſie verlanget es, trachtet darnach, und wird gleichſam von freyen Stuͤcken davon eingenom - men, denn ſie will ſtets von demſelben berei - chert und vollkommen gemacht werden: die - ſes iſt auch den Menſchen bekannt, denn die Liebe bey ihm ſchauet gleichſam in die Dinge ſeines Gedaͤchtniſſes, und ſchoͤpfet daraus alles, was uͤbereinſtimmet, und faſſet ſolches zuſam - men, und ordnet es in ſich und unter ſich, in ſich damit es ihr eigen ſey, und unter ſich, da - mit es ihr diene; das uͤbrige aber, welches nicht uͤbereinſtimmet, verwirft und verbannet ſie. Daß in der Liebe alles Vermoͤgen ſey, das Wahre, welches mit ihr uͤbereinkommt, anzunehmen, und das Verlangen, daſſelbe mit ihr zu verbinden, konnte auch offenbar von denen angenommen wer - den, welche in den Himmel erhoben wurden, die - ſe, ob ſie gleich einfaͤltige oder unweiſe in der Welt geweſen, kamen dennoch in die engliſche Weisheit und in die Gluͤckſeligkeiten des Him - mels, da ſie unter die Engel kamen; die Urſache war, weil ſie das Gute und Wahre um des Gu - ten und Wahren willen geliebet, und ſolches ih - rem Leben eingepflanzt hatten, und dadurch ver - moͤgend worden, den Himmel mit allem Unaus - ſprechlichen daſelbſt anzunehmen. Die aber in der Liebe ſein ſelbſt und der Welt ſind, die ſindnicht23Vom Himmel. nicht vermoͤgend daſſelbige aufzunehmen, ſie ver - abſcheuen und verwerfen es, und bey der erſten Beruͤhrung und dem Einfluß deſſelben fliehen ſie weg, und vergeſellſchaften ſich mit denen in der Hoͤlle, die in gleicher Liebe mit ihnen ſtehen. Es waren Geiſter, welche zweifelten, ob dergleichen in der himmliſchen Liebe anzutreffen waͤre, und verlangten zu wiſſen, ob es alſo waͤre, dahero wurden ſie in den Zuſtand der himmliſchen Liebe gelaſſen, da inzwiſchen das Widerſtehende ent - fernt wurde, und wurden vorwaͤrts in eine Ent - fernung gebracht, wo der engliſche Himmel iſt, und daraus redeten ſie mit mir und ſagten, daß ſie eine innere Gluͤckſeligkeit ſpuͤhrten, die ſie nicht mit Worten ausdruͤcken koͤnnten, ſie betruͤbten ſich aber ſehr, daß ſie wieder in den vorigen Zu - ſtand gehen muͤßten. Andere wurden auch in den Himmel erhoben, und ſo wie ſie innerlicher oder hoͤher erhoben worden, alſo giengen ſie in die Erkaͤnntniß und Weisheit ein, damit ſie ver - nehmen konnten, was ihnen vorher unbegreiflich war. Hieraus erhellet, daß die vom Herrn aus - fließende Liebe die Empfaͤngerin des Himmels und aller Dinge, die daſelbſt ſind, iſt.
19. Daß die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Naͤchſten in ſich alles Goͤtt - liche Wahre begreifen, kann aus dem offenbar ſeyn, was der Herr ſelbſt von dieſer zweyfachen Liebe geredet, wenn Er ſpricht, “Du ſollt lieben Gott deinen Herrn von ganzem Her -B 4zen,24Vom Himmel. zen, und von ganzer Seele; dieß iſt das vornehmſte und groͤßeſte Gebot; das an - dere iſt dem gleich, du ſollt deinen Naͤch - ſten lieben als dich ſelbſt: in dieſen zweyen Geboten hanget das Geſetz und die Pro - pheten, „ Matth. 22, 37. 38. 39. 40. Das Geſetz und die Propheten ſind das geſammte Wort, folglich alles Goͤttliche Wahre.
20. Weil in dem Himmel unzaͤhlige Mannig - faltigkeiten ſind, und eine Geſellſchaft nicht gaͤnz - lich der andern gleich iſt, auch nicht einmal ein Engel dem andern, ſo wird derowegen der Him - mel insgemein, insbeſondere und ſtuͤckweiſe unterſchieden: insgemein in zwey Reiche, insbeſondere in drey Himmel, und ſtuͤckweiſe in unzaͤhlige Geſellſchaften: von jedem wird nun im folgenden geredet werden. Jn Reiche, heißt es, weil der Himmel das Reich Gottes genennet wird.
21. Es giebt Engel, die innerlich mehr und weniger das vom Herrn ausgehende Goͤtt - liche auf - und annehmen; die es mehr inner - lich aufnehmen, werden himmliſche Engel genennet, die es aber weniger innerlich an - nehmen, nennet man geiſtliche Engel; daherwird25Vom Himmel. wird der Himmel in zwey Reiche unterſchie - den, deren eins das himmliſche Reich genen - net wird: das andere das geiſtliche Reich.
22. Die Engel, welche das himmli - ſche Reich ausmachen, weil ſie das Goͤttliche des Herrn mehr innerlich aufnehmen, werden innere und auch obere Engel genennet; und daher werden auch die Himmel, die ſie ausma - chen, innere und obere Himmel genennet. Die Engel, welche das geiſtliche Reich ausmachen, weil ſie das Goͤttliche des Herrn weniger innerlich aufnehmen, heißen untere Engel. Daß ſie obere und untere heißen, iſt darum, weil das Jnnere durch das Obere, und das weniger Jnnere durch das Untere oder auch Aeußere ausgedruͤckt wird.
23. Die Liebe, in welcher diejenigen ſtehen, welche im himmliſchen Reich ſind, wird die himm - liſche Liebe genennet; und die Liebe, worin - nen diejenigen ſind, welche im geiſtlichen Reich ſich befinden, wird die geiſtliche Liebe genen - net: die himmliſche Liebe iſt die Liebe zum Herrn, und die geiſtliche Liebe iſt die thaͤtige Liebe gegen den Naͤchſten. Und weil alles Gute der Liebe zukommt, denn was einer liebt, das iſt ihm Gutes, daher wird auch das Gute des einen Reichs das himmliſche, und das Gute des an - dern Reichs das geiſtliche Gute genennet. Hier - aus erhellet, worinnen ſich dieſe zwey Reiche un - ter, cheiden, daß ſie nemlich ſich unterſcheiden wieB 5das26Vom Himmel. das Gute der Liebe zum Herrn, und das Gute der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤchſten: und weil jenes Gute das innere Gute iſt, und jene Liebe die innere Liebe, ſo ſind dahero die himmliſchen Engel die innern Engel, und werden die obern genennet.
24. Das himmliſche Reich wird auch das prieſterliche Reich des Herrn genennet, und in dem Wort heißt es Seine Wohnung, und das geiſtliche Reich wird Sein koͤnigli - ches Reich genennet und in dem Wort Sein Thron: nach dem himmliſch Goͤttlichen iſt auch der Herr in der Welt Jeſus benennet worden, und nach dem geiſtlich Goͤttlichen Chriſtus.
25. Die Engel in dem himmliſchen Reich des Herrn uͤbertreffen die Engel, welche im geiſtli - chen Reich ſind, ſehr an Weisheit und Herrlich - keit, aus der Urſache, weil ſie das Goͤttliche des Herrn innerlich auf und annehmen, denn ſie ſind in der Liebe zu Jhm, und daher Jhm naͤher und verbundener. Daß dieſe Engel ſol - che ſind, kommt daher, weil ſie das Goͤttliche Wahre gleich ſobald im Leben angenommen haben und aufnehmen, und nicht wie die geiſtlichen Engel durch vorhergehendes Gedaͤchtniß und Denken; deswegen beſitzen ſie daſſelbe, eingeſchrie - ben in ihre Herzen, und empfinden es vornehm - lich und ſehen es gleichſam in ihnen, und machen niemals Vernunftſchluͤße daruͤber, ob es alſo ſeyoder27Vom Himmel. oder nicht: ſie ſind ſolche, wie ſie Jeremias be - ſchreibet, „ Jch will mein Geſetz in ihr Ge - muͤthe geben, und es in ihr Herz ſchrei - ben: und wird keiner den andern, noch ein Bruder den andern lehren, und ſagen: erkenne Jehovah; ſondern ſie ſollen mich alle kennen beyde klein und groß, „ 31, 33. 34. Und ſie werden beym Eſaia, gelehret von Jehovah genennet, 54, 13: daß die, welche Jehovah gelehret worden, diejenigen ſind, welche vom Herrn gelehret worden ſind, ſagt der Herr ſelbſt. Joh. 6, 45. 46.
26. Es iſt geſagt worden, daß dieſelben vor den uͤbrigen Weisheit und Herrlichkeit haͤtten, weil ſie das Goͤttliche Wahre gleichſobald im Leben auf - genommen haben und aufnehmen, denn ſobald ſie daſſelbe hoͤren, ſo wollen ſie es auch und thun es, und heben es nicht etwa im Gedaͤchtniſſe auf, und denken hernach daruͤber, ob es auch alſo ſey: die nun ſo beſchaffen ſind, wiſſen den Augenblick durch den Einfluß vom Herrn, ob das Wahre, welches ſie hoͤren, Wahrheit ſey, denn der Herr fließt unmittelbar in das Wollen des Men - ſchen, und mittelbar durch das Wollen in ſein Denken; oder welches einerley, der Herr fließt unmittelbar in das Gute, und mittelbar durch das Gute ins Wahre, denn das heißet das Gute, was durch den Willen und durch das Vollbringen aus ſelbigen gehet, aber das heiſſet das Wahre, was aus dem Gedaͤchtniß und ausdem28Vom Himmel. dem Denken aus ſelbigem herkommt: es wird auch alles Wahre in das Gute verwandelt und der Liebe eingepflanzet, ſo bald es in den Willen eingehet; ſo lange aber das Wahre im Gedaͤcht - niſſe und im Denken aus ſelbigem iſt, ſo wird es nicht gut, und hat kein Leben, und wird auch den Menſchen nicht zugeeignet, weil der Menſch ein Menſch iſt aus dem Willen und aus dem Ver - ſtand aus ſelbigem aber nicht aus dem Verſtand der vom Willen getrennt iſt.
27. Weil ein ſolcher Unterſchied iſt zwiſchen den Engeln des himmliſchen Reichs, und zwiſchen den Engeln des geiſtlichen Reichs, ſo ſind ſie des - wegen nicht beyſammen, und haben auch keine Gemeinſchaft unter einander; es findet nur eine Mittheilung ſtatt durch Vermittelung der engliſchen Geſellſchaften, welche himmliſch geiſtliche genennet werden; durch dieſe fließet das himmliſche Reich in das geiſtliche: da - her geſchiehet es, daß der Himmel, ob er gleich in zwey Reiche getheilt iſt, dennoch einen Ein - zigen ausmachet. Der Herr thut immer Vor - ſehung, daß ſolche vermittelnde Engel da ſind, durch welche die Mittheilung und Vereinigung geſchiehet.
28. Weil im folgenden viel von den Engeln des einen und des andern Reichs geſagt wird, ſo wird deswegen hier das Beſondere uͤber - gangen.
29. Es ſind drey Himmel, und dieſe unter einander hoͤchſt unterſchieden, der innerſte oder dritte, der mittlere oder andere, und der letzte oder erſte; ſie folgen auf einander und be - ſtehen unter einander, gleichwie das oberſte des Menſchen, welches das Haupt genennet wird, ſein mittleres, welches man den Leib nennet, und ſein letztes nemlich die Fuͤße; und gleichwie der oberſte Theil eines Hauſes, ſein mittlerer, und ſein unterſter: in einer ſolchen Ordnung iſt auch das Goͤttliche, welches von dem Herrn ausfließet und herabkommt; daher iſt der Himmel wegen Nothwendigkeit der Ordnung dreyfach getheilet.
30. Das Jnnere des Menſchen welches ſeinem Gemuͤth und ſeiner Seele zukommt, (quæ ejus mentis & animi ſunt) iſt auch in gleicher Ordnung; er hat ein Jnnerſtes, Mittleres, und Letztes; denn in den Menſchen iſt, da er geſchaffen worden, alles was zur goͤttlichen Ord - nung gehoͤret, zuſammen gelegt worden, ſo gar daß er die goͤttliche Ordnung in der Geſtalt worden iſt, und daher der Himmel dem kleinſten Bilde oder Abbildung; dahero hat auch der Menſch nach ſeinem Jnwendigen mit den Him - meln Gemeinſchaft; und kommt auch nach dem Tod unter die Engel, unter die Engeln des innerſten Himmels, oder des mittlern, oder letzten, je nachdem er das Goͤttliche Gute undWahre30Vom Himmel. Wahre von dem Herrn auf - und annimmt, da er in der Welt lebt.
31. Das Goͤttliche, welches von dem Herrn in den dritten oder innerſten Himmel einfließt und darinnen angenommen wird, wird das Himmliſche genennet, und daher nennet man die Engel, welche daſelbſt ſind, die himm - liſchen Engel; das Goͤttliche welches von dem Herrn in den andern oder mittlern Him - mel einfließt und darinnen aufgenommen wird, wird das Geiſtliche genennet, und daher heißen die Engel, die daſelbſt ſind, die geiſtlichen En - gel; aber das Goͤttliche welches von dem Herrn in den letzten oder erſten Himmel einfließt und darinnen angenommen wird, wird das Natuͤrliche genennet; weil aber das Na - tuͤrliche dieſes Himmels nicht iſt wie das Na - tuͤrliche der Welt, ſondern in ſich das Geiſtli - che und Himmliſche hat, ſo wird dahero die - ſer Himmel der geiſtlich und himmliſch na - tuͤrliche genennet, und daher heißen die En - gel, welche darinnen ſind, die geiſtlich und himmliſch natuͤrlichen; geiſtlich natuͤrli - che heißen diejenigen, welche den Einfluß aus dem mittlern oder andern Himmel aufneh - men, welcher der geiſtliche Himmel iſt; und himmliſch natuͤrliche werden diejenigen ge - nennet, welche den Einfluß aus dem drit - ten oder innerſten Himmel annehmen, wel - cher der himmliſche Himmel iſt: die geiſtlich natuͤrlichen, und die himmliſch natuͤrlichen Engelſind31Vom Himmel. ſind von einander unterſchieden, dennoch aber machen ſie einen einzigen Himmel aus, weil ſie einem einzigen Grad ſind.
32. Jn jedem Himmel iſt das Jnnere und Aeußere, welche im Jnnern ſind, werden daſelbſt innere Engel genennet, die aber im Aeußerlichen ſind werden daſelbſt aͤußerliche Engel genennet. Das Jnnere und Aeußere in den Himmeln, oder in einem jeden Himmel verhalten ſich wie das Wollende (Voluntarium) und deſſen Verſtehendes (Intellectuale) bey dem Menſchen, das Jnnere wie das Wollen - de, und das Aeußere wie deſſelben Verſtehen - des; aller Wille hat ſeinen Verſtand; eins ohne das andere findet nicht ſtatt: der Wille verhaͤlt ſich in Vergleichung wie eine Flamme, und deſ - ſelben Verſtand wie das Licht daraus.
33. Man muß wohl wiſſen, daß das Jn - nere bey den Engeln machet, daß ſie in dem ei - nen oder andern Himmel ſind; denn jemehr das Jnnere zu dem Herrn eroͤffnet iſt, in einem deſto innern Himmel ſind ſie. Es ſind drey Grade oder Staffeln des Jnnern bey einem jedweden, ſo wohl bey einem Engel als bey einem Geiſt, und auch bey einem Men - ſchen; diejenigen, bey welchen der dritte Grad eroͤffnet iſt, ſind im innerſten Himmel; bey welchen der andere oder nur der erſte eroͤff - net iſt, die ſind im mittlern oder letzten Himmel: das Jnwendige wird durch dieAuf -32Vom Himmel. Aufnahme des Goͤttlichen Guten und Goͤttlichen Wahren aufgethan: diejenigen, welche vom Goͤtt - lichen Wahren uͤberſchuͤttet werden, und ſolches gleich ſobald ins Leben, folglich in den Willen und daraus in die Thaͤtigkeit eingehen laſſen, ſind in dem innerſten oder dritten Himmel, und zwar daſelbſt nach Beſchaffenheit der Aufnahme des Guten aus der Zuneigung zum Wahren; die es aber nicht gleichſobald in den Willen ein - laſſen, ſondern nur ins Gedaͤchtniß und daraus in den Verſtand, und aus dieſem es wollen und thun, die ſind im mittlern oder andern Himmel: diejenigen hingegen, welche moraliſch oder ſittlich leben, und das Goͤttliche glauben, und ſich nicht ſo gar ſehr um den Unterricht be - kuͤmmern, ſind im letzten oder erſten Him - mel. Hieraus kann nun erhellen, daß die Zu - ſtaͤnde und Beſchaffenheiten des Jnwendigen den Himmel machen, und daß der Himmel in ei - nem jeden iſt, aber nicht außer ihm; die - ſes lehret auch der Herr, wenn Er ſpricht, “Das Reich Gottes kommt nicht mit aͤußerlichen Gebehrden, man wird auch nicht ſagen, ſiehe hie oder da iſt es, denn ſehet das Reich Gottes iſt inwendig in euch, „ Luc. 17, 20. 21.
34. Jede Vollkommenheit waͤchſet auch ge - gen das Jnwendige zu, und nimmt ab gegen das Aeuſſere zu, weil das Jnnere dem Goͤttli - chen naͤher und in ſich reiner iſt, daß Aeußereaber33Vom Himmel. aber iſt von dem Goͤttlichen entfernter und in ſich groͤber. Die engliſche Vollkommenheit beſtehet in der Erkaͤnntniß, in der Weisheit, in der Lie - be, und