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Vom Himmel und von den wunderbaren Dingen deſſelben; wie auch von der Geiſterwelt und von dem Zuſtand des Menſchen nach dem Tod; und von der Hoͤlle; So, wie es gehoͤret und geſehen worden
Erſter Theil.
1776.
Emanuel von Swedenborg auserleſene Schriften.
Erſter Theil.
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Frankfurt am Maynzu finden bey dem Commercienrath Daniel Chriſtian Hechtel. 1776.

Vorbericht des Ueberſetzers.

Gloria eſt mortis mors, virtutis præ - mium gloria virtutem ſequitur etiam fugientem vera gloria radices agit, at - que etiam propagatur, ſagte Cicero, und dieſes trifft auch bey dem Herrn Ver - faſſer, dem Ehrwuͤrdigen Herrn Ema - nuel von Swedenborg, welcher zu London geſtorben iſt,(a)Sein Lobredner, der Bergrath und R. San - del, hat angegeben, Er ſey den 24. December 1771. in ſeinem 85. Jahre geſtorben, und eben dieſes iſt im Hamb. Correſpond. 1772. No. 55. zufolge einer Nachricht aus London bekraͤftigt, hingegen in der Leipz. Zeitung 1772. 82. Stuͤck zufolge einer Nachricht aus Cop - penhagen widerſprochen worden; und im N. Leipz. Allerl. auf d. J. 1772. 22. St. wurde fuͤr gewiß verſichert, daß Er den 29. Merz 1772. in ſeinem 84. Jahre geſtorben ſey. vollkom -) (2menVorbericht. men ein; dahero ſollen alle merkwuͤr - dige Nachrichten von ihm, theils aus ſeinen Theologiſchen Schriften und von ihm ſelbſt beſchriebenen Lebens - umſtaͤnden, theils aus der Rede, die der Schwediſche Bergrath und Ritter Sandel, zum Andenken des Ver - ſtorbenen am 7. October 1772. vor der Koͤnigl. Akademie der Wiſſenſchaften zu Stockholm gehalten hat, theils auch aus andern oͤffentlichen Schriften zu - ſammen gezogen, in eine gewiſſe Ord - nung gebracht, und den Leſern vorlaͤu - fig vor Augen gelegt werden.

Er wurde im Jahr 1689. den 29. Ja - nuar(b)Sein Lobredner hat geſetzt 1688. den 29. Jan. aber Swedenborg ſelbſt gibt das Jahr 1689. an. in Stockholm gebohren; ſein Vater hieß Jeſper Swedberg, und war ein zu ſeiner Zeit beruͤhmter Biſchof von Weſtgothland; er wurde auch von der Mißionsgeſellſchaft in England zu ihrem Mitglied gewaͤhlt und aufgenom - men: denn der Koͤnig von Schweden Carl XII. machte ihn zum Biſchof derSchwe -Vorbericht. Schwediſchen Gemeinden in Penſylva - nien, wie auch der Gemeinde in London. Er war der 2te Sohn dieſes Biſchofs, und wurde durch ſeine Erziehung nach da - maliger Weiſe zur Gottesfurcht, zur Standhaftigkeit, zum Nachdenken, Fleiß und zu gruͤndlichen Kenntniſſen angefuͤh - ret; er wendete auch die Fuͤrſorge ſeiner Aeltern ſo gut an, daß ſie ſich ſchon in ſeinem 4ten Jahre wunderten, daß er ſo begierig war, alles, was von Gott und goͤttlichen Dingen handelte, auszufragen, ſo, daß ſie aus ſeinen Geſpraͤchen ſchon damals die Meinung gefaßt, die Engel redeten aus ihm. (c)Dieſe Nachricht findet man in Fr. Chriſtian Oetingers Unterricht vom Prieſterthume Chri - ſti zur Beurtheilung der Swedenborgiſchen Nachrichten, Frankf. am Mayn 1772.Bis ins 10te Jahr war er immer geſchaͤftig, vom Glauben und von der Liebe zu ſprechen, und den Grund davon zu verſtehen.

Jm Jahr 1710. gieng er auf Reiſen, und zwar zuerſt nach England, und von dar nach Holland, Frankreich und Deutſch - land, brachte 4 Jahre auf den Univerſi - taͤten allda zu, und bemuͤhete ſich fleiſig,) (3dieVorbericht. die gruͤndlichſte Kenntniß in der Welt - weisheit, allen Theilen der Mathematik, Naturalhiſtorie, Naturkunde, Chymie, Anatomie, und Theologie zu erlangen. Jm Jahr 1714. kam er wieder zuruͤck, gab in Upſal ſein akademiſches Probeſtuͤck aus, und zeigte ſeine Staͤrke in der latei - niſchen Poeſie. Jm Jahr 1716. und nachgehends hat er oft mit dem Koͤnig von Schweden Carln XII. geſprochen, welcher ſehr gnaͤdig gegen ihn war, und ihn fuͤr wuͤrdig anſahe, ein Aſſeſſorat,(d)d. i. das Amt eines Beyſitzers im Bergwerks - collegio Sr. Koͤn. Schwediſchen Maj. und des Reichs. oder auch eine Profeſſur, zu begleiten, erhielt auch erſteres noch in eben dieſem Jahr, ohne darum anzuhalten. Von ſeinen Unterredungen mit Carln XII. und daß er ſchon von den Jahren 1716. 17. und 18. in der Philoſophie und Mathe - matik bekannt geweſen, findet man Nach - richt in Georg Nordbergs Geſchichte von Carln XII.

Er erhielt auch die Bekanntſchaft des Schwediſchen Archimedes, des Commerz - raths Polhem; wie denn in ſeiner Aſſeſ -ſors -Vorbericht. ſors-Beſtallung mit eingeruͤckt wurde, daß der Koͤnig, in Vetracht Swedenborgs guter Kenntniſſe in der Mechanik verord - net, daß er dem Commerzrath auf deſſen Reiſen folge, und bey deſſen Bauen huͤlf - liche Hand leiſte. Der Koͤnig wollte alſo die Einſichten nutzen, welche beyde in der Mechanik hatten, und womit ſie eine gluͤck - liche Erfindungsgabe verbanden. Pol - hems groſe Unternehmungen ſind bekannt. Swedenborg fuͤhrte auch eine ſehr erheb - liche aus, da er im Jahr 1718. zur gro - ſen Erleichterung der Belagerung von Friedrichshall, 2 Galeeren, 5 groſe Boͤte und eine Chaluppe mit Rollen uͤber Berg und Thal von Stroͤmſtadt nach Jdefiol fortſchafte, welches einen Weg von 2 und einer halben Schwediſchen Meile betraͤgt.

Doch die Mechanik beſchaͤftigte ihn nicht allein: er fieng nun an, ſeinen - dalus Hyperboreus heraus zu geben; er gab auch eine Einleitung in die Algebra; einen Verſuch zur Einrichtung der Schwediſchen Muͤnze und Maaſe, um das Rechnen zu erleichtern und die Bruͤche abzuſchaffen; eine Abhandlung vom Gange und Stande der Erde und) (4Pla -Vorbericht. Planeten; eine andre, von der Hoͤhe des Waſſers und der vormaligen ſtar - ken Ebbe; auch Methodus nova inveni - endi longitudines locorum terra marique per lunam; nebſt andeꝛn Schriften heraus.

Jm Jahr 1719. wurde er von der Koͤ - nigin Ulrica Eleonora geadelt, und Swe - denborg genennet, und von der Zeit an hat er auf den Reichstaͤgen, die alle 3 Jah - re gehalten werden, ſeinen Platz unter dem Adel im Ritterorden gehabt. Jm Jahr 1724. hatte er Gelegenheit eine Profeßion in der hoͤhern Mathematik in Upſal zu er - halten; er verbat ſich aber dieſes Ver - trauen des akademiſchen Conſiſtorii, und 1729. ward er von der dortigen Koͤnigl. gelehrten Societaͤt zum Mitglied aufge - nommen.

Ehe er ſein Aſſeſſorsamt antrat, uͤbte er ſich in einem chymiſchen Laboratorio, und ließ ſich aufs genauſte von den Schwe - diſchen Bergwerken, deren Gebaͤuden und dem Grubenproceß unterrichten, reiſete auch zu dem Ende 1721. nach den Berg - werken in Sachſen und auf dem Harz. Der Herzog Ludwig Rudolph von Braun - ſchweig erzeigte ihm viele Gnade, und gabihmVorbericht. ihm freye Reiſe. Waͤhrend derſelben gab er 7. gelehrte Abhandlungen heraus; als unter andern Miſcellanea obſervata circa res naturales, et circa Mineralia, ignem et montium ſtrata, Lipſ. 1722. Nach ei - ner anderthalbjaͤhrigen Abweſenheit kam er zuruͤck, und arbeitete darauf theils im Koͤnigl. Bergwerkscollegio, theils in den Bergwerksgegenden, und theils in ſeiner Buͤcherſtube, bis er im Jahr 1733. ſeine groſen Opera Philoſophica & Mineralia vollendete. Alsdenn reiſete er wiederum aus dem Schwediſchen Reich, und befoͤr - derte dieſes Werk 1734. zu Dresden und Leipzig in 3 Foliobaͤnden,(e)Der 1te Tom. iſt betittelt: Principia rerum naturalium ſ. novorum tentaminum phaeno - mena mundi elementaris philoſophice expli - candi. Der 2te Tom. Regnum ſubterraneum ſ. Minerale de ferro deque modis liquationum ferri per Europam paſſim in uſum, receptis; deque converſione ferri crudi in chalybem: de vena ferri et probatione ejus: pariter de chymicis præparatis et cum ferro et victrio - lo ejus factis experimentis. Der 3te Tom. Regnum ſubterr. ſ. Minerale de cupro et ori - chalco deque modis liquationum cupri per Europam paſſim in uſum receptis: de ſecre - tione ejus ab argento: de converſione in ori -chalcum mit 155. ) (5Kupfer -Vorbericht. Kupfertafeln, zum Drucke; darzu gehoͤrt auch ſein Prodromus de Infinito et cauſa fi - nali creationis, Dresd. et Lipſ. 1734; in - deſſen nahm er auch eine Reiſe nach den Oeſterreichiſchen Bergwerken vor.

Seine Werke waren uͤberall wohl ange - ſehen, und in den Leipziger Actis Erudito - rum wurde ihrer mit Lobſpruͤchen erwaͤh - net. Jm Jahr 1734. ernannte die Aka - demie der Wiſſenſchaften zu Petersburg ihn zu ihrem Correſpondenten. Auch die Stockholmer Koͤnigl. Akademie der Wiſ - ſenſchaften unterließ nicht, ſich ihn bald nach ihrer Errichtung zum Mitgliede zu - zueignen. Jm Jahr 1738. that er eine Reiſe nach Jtalien, und hielte ſich zu Ve - nedig und Rom ein Jahr lang auf.

Jm gedachten Philoſophiſchen und Mi - neralogiſchen Werk, vornemlich in dem er - ſten Tom. betrachtete er das groſe Weltge - baͤude, ſahe, wie alles in einer gewiſſenOrd -(e)chalcum: inque metalla diverſi generis: de lapide calaminari: de Zinco: de vena cupri et probatione ejus: pariter de chymicis præ - paratis, et cum cupro factis experimentis. Je - der Tom. iſt wieder in 3 ſect eingetheilt; uͤbri - gens habe ich dieſes ſtatt eines Jnhalts herge - ſetzt.Vorbericht. Ordnung und nach gewiſſen Geſetzen regie - ret wird, und beobachtete vorzuͤglich die Theile von dieſem groſſen Ganzen, welche ſich mathematice eroͤrtern laſſen. Hier - durch kam er auf die Vorſtellung, daß der allweiſe Schoͤpfer alles, und ſelbſt die ver - borgenſten Theile, mit einer gewiſſen Ue - bereinſtimmung unter ſich eingerichtet ha - be, und dieſe ſuchte er als Mathematicus und Naturkuͤndiger vom kleinern zum groͤ - ſern aufzuloͤſen. Und nun richtete er ſein forſchendes Aug auf den Menſchen, und auf deſſen wunderbaren Bau, und gab fol - gende Schriften heraus: Oeconomia regni animalis, anatomice, phyſice et philoſophi - ce perluſtrata P. I. II. Londini et Amſtel. 1740. 41. Pars I. agit de ſanguine, ejus ar - teriis venis, et corde; Pars II. de cerebri motu et cortice et de anima humana. It. Regnum animale, anatomice, phyſice et phi - loſophice perluſtratum. P. I. II. III. Hagæ Comitum et Londini 1744-45. Pars I. agit de viſceribus abdominis, ſeu de organis re - gionis inferioris; Pars II. de viſceribus tho - racis ſeu de organis regionis Superioris; Pars III. de cute, ſenſu tactus, et guſtus; et de formis organicis in genere. Er fiengauchVorbericht. auch an, den erſten Menſchen zu betrachten, und ſchrieb folgendes Buch: Pars prima de cultu et amore Dei, ubi agitur de telluris ortu, Paradiſo, et Vivario, tum de primo - geniti ſeu Adami nativitate, infantia et amore. Londini, 1745. Kurz, er hegte ein brennendes Verlangen, die verborgen - ſten Dinge aufzuloͤſen, und ſein obgedach - ter Lobredner ſpricht: er hatte eine aus - gebreitete Geſchicklichkeit, die nie ruhete, die nie muͤde wurde; er verwendete ſie auf tiefſinnige Wiſſenſchaften; in Anſehung gewiſſer Gruͤnde der Gelehrſamkeit gieng er ſeinen eigenen abgeſonderten Weg, auf welchem er doch nie die Gottesfurcht und Sittenlehre aus dem Geſichte verlohr. Er hatte eine beſondere Staͤrke des Gei - ſtes, und verſuchte, wie hoch die Kraft zu denken, koͤnne geſpannet werden. Ein gewiſſer Gelehrter ſagte oͤffentlich: er war ein Beyſpiel von der Staͤrke des menſchlichen Verſtands.

Seine Wißbegierde kam aus Eifer und Liebe zu den Wahrheiten, und bey ſeiner groſen und gruͤndlichen Gelehrſamkeit war er von der Eigenliebe und von dem Stolz ſo weit entfernt, als der Himmel von derErde;Vorbericht. Erde; ja, aus dieſen ſeinen bereits ange - fuͤhrten Schriften, die ein wahres Bey - ſpiel von der tiefſinnigſten Gelehrſamkeit ſind, blicket die tiefſte Demuth und die Anbetung und Verehrung ſeines Schoͤ - pfers uͤberall hervor. (Eine ſeltene Tu - gend bey den Gelehrten.) So hat auch die Ausgabe derſelben lediglich die Wahr - heitsliebe zum Grund; zum Beweis will ich ſeine eigene Worte aus ſeinen Operi - bus Philoſoph. et Mineral. Tom. I. Sect. 3. pag. 451. anfuͤhren: Non illa tradere volui, ut orbis eruditi favorem captarem; vel ut nomen aliquod aut famam aucupa - rer; unice amore veritatis ductus illa pu - blico dare volui etiam nullius philo - ſophiam ne mentione quidem, nec nomi - ne tangere volui, ne aliquem læderem, et ne ſententiam ejus impugnare, et ſie ne laudi ejus aliquid derogare viderer ve - ritas eſt unica, et ipſa pro ſe loquetur quid opus eſt verbis? ipſa res loquatur cur ergo alicui me contrarium ſiſtam? Dieſes ſollten die Gelehrten niemals aus den Augen verlieren, wenigſtens koͤnnen ſie daraus ſeinen vortreflichen Charakter ſehen. Sein Lobredner ſagt: dieſerdurchVorbericht. durch Tugend und Gelehrſamkeit bekannte Mann verdient, unter die Sittenlehrer gezaͤhlt, und ſelbſt als ein Beyſpiel der Tu - gend und der Verehrung ſeines Schoͤpfers dargeſtellet zu werden. Wer ſich uͤber ihn ereifert, kann nicht fuͤr unpartheyiſch ge - halten werden, wenn er nicht zuvor ſeinen Verdruß gegen diejenigen auslaͤßt, welche viel wiſſen ſollten, und nichts wiſſen.

Er hatte ſich nie verheyrathet, und be - ſaß eine auſſerordentliche ſtarke Geſund - heit, bis die Natur ihr Recht forderte. Was ſein Geſchlechtsregiſter betrifft, ſo hat er, auf Veranlaſſung eines guten Freunds von ihm, folgendes bekannt ge - macht: ich habe 4 Schweſtern gehabt; eine von dieſen heyrathete Ericus Benzel, nachmaliger Erzbiſchof zu Upſal, und da - durch bin ich auch mit den beyden folgen - den Erzbiſchoͤfen daſelbſt, Benzels juͤngern Bruͤdern, in Verwandſchaft gekommen: meine andere Schweſter heyrathete Lars Benzelſtierna, welcher ein Gouverneur in einer Provinz war; aber ſowohl dieſer als jener iſt bereits geſtorben. Hingegen ſind noch jetzt 2 Biſchoͤfe, die auch meine Vettern ſind, am Leben, der eine heißtFile -Vorbericht. Filenius, und iſt Biſchof von Oſtgoth - land; dieſer vertritt nunmehro auf dem Reichstage zu Stockholm die Stelle des kranken Erzbiſchofs und iſt Vorſitzer des geiſtlichen Stands, und hat meineꝛ Schwe - ſter Tochter zur Gemahlin gehabt; der an - dere, Namens Benzelſtierna, iſt Biſchof von Weſtermannland und Dalecarlien, und iſt der Sohn meiner andern Schwe - ſter; der uͤbrigen, die in hohen Wuͤrden ſtehen, will ich nicht gedenken.

Jch will ihn weiter reden laſſen: Ue - berdieſes werde ich von allen Biſchoͤfen in meinem Vaterlande, deren 10. ſind, wie auch von allen Reichsraͤthen, an der Zahl 16. und von den uͤbrigen Groſſen geliebet und aus Liebe geehret; dieſes kommt da - her, weil ſie wiſſen, daß ich mich in der Ge - ſellſchaft der Engel befinde. Selbſt der Koͤnig und die Koͤnigin, und die 3 Prinzen, ihre Soͤhne, bezeigen ſich ſehr liebreich ge - gen mich; ich bin ſogar einmal von dem Koͤnig und der Koͤnigin an ihre Tafel gezo - gen worden, und habe mit ihnen geſpeißt, welche Ehre ſonſt niemand wiederfaͤhret, als nur den Vornehmen im Reiche; eben) () (dieſeVorbericht. dieſe Ehre iſt mir auch nachgehends von dem Erb-Prinzen wiederfahren.

Mein Aſſeſſorat verwaltete ich bis zum Jahr 1747; in dieſem Jahr legte ich es nieder, doch mit Beybehaltung meiner Be - ſoldung auf meine ganze Lebenszeit; es wurde mir zwar damals eine hoͤhere Eh - renſtelle angeboten, allein ich ſchlug ſie gaͤnzlich aus, damit mein Gemuͤthe nicht ſtolz daruͤber werden moͤchte; (auch hier - innen hat er wenig Nachfolger) uͤberdieſes beſitze ich ſo viel in der Welt, als fuͤr mich genug iſt, und ſuche und begehre nichts mehr;(f)Wie er aber ſein zeitliches Vermoͤgen ange - wandt, das wird man aus folgenden erſehen. dieſes Amt aber legte ich einzig und allein in der Abſicht nieder, damit ich dem neuen Amte, das mir vom Herrn Jeſu Chriſto anvertrauet worden iſt, deſto beſſer obliegen koͤnnte: denn jene Dinge, ſo ich angefuͤhrt habe, (worunter ſeine obgedachten Schriften(g)Welche irrdiſch zu nennen ſind, im Gegen - ſatz gegen die folgenden, welche himmliſchen Urſprungs ſind, und mit jenen nicht verwech - ſelt werden duͤrfen. und an - dre merkwuͤrdige Umſtaͤnde gehoͤren) ſehe ich als Kleinigkeiten an, in Ruͤckſicht aufdas -Vorbericht. dasjenige, was jene Dinge weit uͤberſteigt, naͤmlich daß ich von dem Herrn Jeſu Chri - ſto ſelbſt zu einem heiligen Amt berufen worden bin,(h)Auf dieſe Art ſind alle Propheten und wahre Apoſtel oder Geſandte berufen worden. welcher ſich perſoͤnlich auf eine uͤberaus gnadenvolle Weiſe mir, ſei - nem Knecht, im Jahr 1743. offenbaret, und mir alsdenn mein geiſtliches Geſicht in die geiſtliche Welt eroͤffnet, und mit Gei - ſtern und Engeln zu reden verſtattet hat;(i)Vid. Eman. Swedenb. Reſponſum ad Epi - ſtolam ab Amico ad eum ſcriptam. Lond. 1769. von der Zeit an habe ich angefangen; mancherley Geheimniſſe, die von mir geſe - hen, und mir offenbaret worden ſind, durch den Druck bekannt zu machen, als vom Himmel und von der Hoͤlle, vom Zuſtand der Menſchen nach dem Tod, vom wahren Gottesdienſt, vom geiſtlichen Sinn des Worts, auſſer andern hoͤchſt wichtigen Dingen, welche zur Seligkeit und Weis - heit gereichen.

Jch kann heilig betheuren, (ſancte con - teſtari poſſum) daß der Herr Jeſus Chri - ſtus ſelbſt mir erſchienen iſt, und daß Er mich geſandt hat, zu thun, was ich thue,) () (2undVorbericht. und daß Er mir zu dem Ende das Jnnere meines Gemuͤths, oder meines Geiſtes er - oͤfnet hat, damit ich die Dinge, ſo in der geiſtlichen Welt ſind, ſehen, und diejenigen, ſo allda befindlich ſind, hoͤren moͤge. (k)Man leſe ſeine 2 lateiniſchen Briefe an den Hrn. Praͤlaten Oetinger, der ſie auch dem Hn. D. Heinr. Wilh. Clemm, damal. oͤffentl. Pro - feſſor der Theologie und Superintendenten zu Tuͤbingen communiciret, dieſer aber ſie in ſeine Einleitung in die Religion und geſamm - te Thoologie mit eingeruͤckt hat, woſelbſt ſie im 4ten Band, und zwar im 2ten Stuͤck, S. 209. fgg. lateiniſch abgedruckt befindlich ſind.Vermoͤge der goͤttlichen Barmherzigkeit des Herrn iſt mir gegeben worden, mei - nem Geiſte nach in der geiſtlichen Welt oder im andern Leben, und beſtaͤndig und unaufhoͤrlich in der Geſellſchaft der Gei - ſter und Engel zu ſeyn, und dem Leibe nach in der natuͤrlichen Welt bey den Menſchen. Jch habe auch nicht geſucht, in irgend eine gelehrte Geſellſchaft zu kommen, ſeitdem ich mich in der Geſellſchaft der Engel be - finde, denn dieſe beſchaͤftiget ſich mit ſol - chen Dingen, welche den Himmel und die Seele betreffen, da hingegen in den ge - lehrten Geſellſchaften nur von ſolchenDin -Vorbericht. Dingen gehandelt wird, welche die Welt und den Leib angehen. (l)Vid. Reſponſum ad epiſtolam ab amico ad eum ſcriptam.

Mir iſt vom Herrn gegeben worden, die Himmel und die Hoͤllen zu ſehen, ganz er - ſtaunenswuͤrdige Dinge, die im andern Leben, und niemals in eines Menſchen Kenntnis gekommen ſind, zu hoͤren und zu ſehen, die Geiſter und Engel reden zu hoͤ - ren, und auch mit ihnen zu reden, und die - ſes hat bereits 27. Jahre hindurch gedau - ert, welches ich in Wahrheit betheure. (m)Man leſe in ſeinem letzten Werk, unter dem Titel: Vera Chriſtiana religio &c. welches zu Amſterdam 1771. herausgekommen iſt, Pag. 501. und Num. 779.Allein heut zu Tage iſt keine Betheurung vermoͤgend, einem dieſes glaublich zu ma - chen, wer aber Verſtand hat, der kan aus den Schriften, die ich auf Befehl des Herrn Jeſu Chriſti, der ſich mir offenba - ret hat, herausgegeben habe, als den Be - weiſen, davon uͤberzeugt werden;(n)Vid. Præfat. in Doctrin. Novae Hieroſoly - mae de Domino &c. Amſtel. 1763. Man leſe auch die ſchon angefuͤhrten Briefe in des Hrn. D. Clemms Einleitung in die Religion ꝛc. vor - nemlich aus der Apocalypſi revelata, (d. i. ) () (3ausVorbericht. aus der durch Offenbarung aufgeſchloſſe - nen Offenbarung Johannis.) Ein jeder kann einſehen, daß die Offenbarung Jo - hannis durchaus nicht erklaͤret werden koͤnne, auſſer vom Herrn allein, denn je - des Wort in derſelben haͤlt Geheimniſſe in ſich, ſo, daß ohne beſondere Erleuchtung und Offenbarung auch nicht einmal ein Vers in derſelben verſtanden werden kan; dahero hat es dem Herrn gefallen, mir das Geſicht meines Geiſtes aufzuthun, und mich zu lehren. Man glaube demnach ja nicht, daß ich etwas in der Apocalypſi reve - lata aus mir ſelbſt hergenommen haͤtte, auch nicht aus einem Engel, ſondern aus dem Herrn allein. Der Herr ſagte auch durch einen Engel zu Johanni: Verſie - gele nicht die Worte der Weiſſagung in dieſem Buch, dadurch iſt zu verſtehen, daß ſie geoffenbaret werden ſollten. (o)Vid. Praefatio in Apocalypſ. revel. Amſtel. 1766.Wer iſt wohl, der nicht einſehen kann, daß durch das neue Jeruſalem, welches vom Herrn Dan. 7, 13-14, und Offenb. 21, 1. 2, vorhergeſagt worden iſt, eine neue Kirche verſtanden werde, die heut zu TagevomVorbericht. vom Herrn errichtet werden ſoll, weil die Kirche zu ihrem Ende gegangen,(p)Vid. in opuſculo de Vltimo Judicio num. 33-39. und daß die Lehrpunkte dieſer neuen Kirche ſonſt nicht entdeckt werden koͤnnen, als vom Herrn allein, und daß ſie nicht anders in der Welt bekannt gemacht werden koͤnnen, als durch einen Menſchen, dem ſie geoffen - baret werden, und der ſie nicht allein mit dem Verſtand auf nehmen oder faſſen, ſon - dern auch ſie durch den Druck bekannt ma - chen kann. Zu dem Ende hat es dem Herrn Jeſu Chriſto gefallen, Sich ſelbſt mir, ſei - nem Knecht, zu offenbaren, zu dieſem Amt mich zu berufen, und darnach das Geſicht meines Geiſtes zu eroͤfnen, die Wahrhei - ten, die fuͤr Seine neue Kirche ſeyn ſollen, mir zu zeigen und zu lehren, und mich zu ſenden, daß ich dieſelben lehren ſoll. Jch betheure in Wahrheit, (teſtor in veritate) daß ich von dem erſten Tage dieſes Berufs an, nicht das mindeſte, was die Lehren die - ſer Kirche anlangt, aus einem Engel, ſon - dern alles, indem ich das Wort geleſen, aus dem Herrn allein empfangen habe. Daß Er ſie aber mir offenbaret hat, das) () (4ſtehtVorbericht. ſteht in dem Wohlgefallen des Herrn Jeſu Chriſti, der mich zu dieſem Amt von mei - ner erſten Jugend an zubereitet hat. War - um hat der Herr Jeſus, da Er in der Welt war, zu ſeinen Juͤngern die Fiſcher er - waͤhlt, und keine von den Schriftgelehr - ten, Prieſtern oder Rabbinen? (q)Vid. in Vera Chriſtiana relig. pag. 472. num. 779; pag. 501. num. 850. 851.Wer hat vorhero etwas gewußt von dem geiſt - lichen Sinn des Worts, von der geiſtlichen Welt oder von dem Himmel und von der Hoͤlle, und von dem Zuſtand der Seelen nach dem Tod? Sollen denn dieſe Dinge und noch andre mehr den Chriſten immer - fort verborgen ſeyn? Daß dieſe Dinge itzt erſt entdeckt worden ſind, das iſt um der neuen Kirche willen geſchehen, damit dieje - nigen, ſo darinnen ſind, ſelbige wiſſen ſol - len. (r)Dieſes findet man in gedachten Briefen in des Hrn. D. Clemms Einleit. in die Religion.

Was Swedenborg hier mit kurzen Worten ſagt, hat Er in ſeinen ſaͤmmtlichen Theologiſchen Schriften mit vielen Stel - len heiliger Schrift bewieſen; es kann aber auch mit folgendem Zeugnis der er -leuch -Vorbericht. leuchteten Englaͤnderin, Iane Leade, gar fuͤglich beſtaͤtiget werden; ſolches iſt aus ihrer letzten Schrift(s)Gedruckt in Amſterdam 1703, bey R. und G. Wetſteinen. unter dem Titel: Leichenpredigt oder der im Leben Chri - ſti uͤberwundne Tod, welche ſie im Jahr 1700, in ihrem 80ſten Jahre auf geſetzt, und worinnen ſie einige ihr geoffenbarte Umſtaͤnde von dem Aufenthalte der See - len nach dem Tod eroͤfnet, unter andern aber Pag. 29 und 43. alſo geſagt hat: Mein gebenedeyter Jeſus offenbarete mir ferner, daß die Zeit beydes ſchon ge - genwaͤrtig ſey, und noch weiter kommen werde, da dieſe tiefe Gruͤnde und Centra, worinnen abgeſchiedene Seelen beſchloſſen ſeyn, beſſer von den Lebendigen erkannt werden ſollten: damit heilige Seelen nicht ſo unwiſſend aus dem Leibe abſcheiden moͤchten, wie ſie bisher gethan haͤtten, in Anſehung derer Behaͤltniſſen, die ihnen verordnet waͤren, und jede nach dem Grade den ſie hier (in der Welt) erreicht haben; nunmehro waͤre die Zeit zur Aufſchlieſſung vorhanden, weil wir nahe zur Annaͤherung des Reichs des Herrn gekommen waͤren. ) () (5Dan -Vorbericht. Dannenhero obſchon die heil. Schrift vom Stande der Abgeſchiedenen aus den Lei - bern ganz ſtill und dunkel geweſen, ſo ſollte ſolcher doch nunmehro nicht laͤnger verſie - gelt bleiben, ſondern es ſollte das Buch, worinnen die Namen der Toden geſchrie - ben ſind, den geiſtlichen Sehern offen ge - legt werden. Wer ſiehet nun nicht, daß dieſe Worte der ſel. Leade eine nunmehro durch die Swedenborgiſche Schriften vollkommen erfuͤllte Prophezeyung ſind?

Der Verfaſſer ſoll nun weiter reden: Warum ich aus einem Weltweiſen dazu auserſehen worden? Hierauf antworte ich: es iſt darum geſchehen, damit die geiſtlichen Dinge, welche heut zu Tage of - fenbaret werden, auf eine natuͤrliche und vernuͤnftige Weiſe gelehret und verſtan - den werden moͤgen: denn die geiſtliche Wahrheiten haben eine Uebereinſtim - mung mit den natuͤrlichen, weil ſie auf dieſen beſtehen, man leſe in dem Buch: vom Himmel und von der Hoͤlle, Num. 87-102; Num. 103-115; dahero bin ich von dem Herrn zuerſt in die natuͤrlichen Wiſſenſchaften eingeleitet, und alſo vor - bereitet worden, und dieſes vom Jahr1710Vorbericht. 1710 bis 1744, da mir der Himmel eroͤf - net worden iſt: auch wird ein jeder Menſch durch die natuͤrliche Wahrheiten zu den geiſtlichen Wahrheiten gefuͤhret: uͤber dieſes iſt mir vom Herrn gegeben worden, daß ich die Wahrheiten geiſtlicher Weiſe liebete, das iſt, nicht wegen der Ehre, noch wegen des Gewinnſtes, ſondern unmittel - bar um der Wahrheiten willen: denn wer die Wahrheiten um der Wahrheiten willen liebt, der ſiehet ſie aus dem Herrn, denn der Herr iſt der Weg und die Wahrheit, Joh. 14, 6; wer hingegen die Wahrheiten um der Ehre oder des Gewinnſtes willen liebt, der ſiehet ſie aus ſich ſelbſt, und aus ſich ſelbſt ſehen, heißt: Falſchheiten ſehen.

Ob ich mit den Apoſteln geredet ha - be? Hierauf antworte ich: ich habe mit Paulo ein ganzes Jahr geſprochen, auch von dem, was er Roͤm. 3, 28. geſchrieben hat. Jch habe dreymal mit Johanne ge - ſprochen, und einmal mit Moſe: allein, es iſt nicht noͤthig geweſen, dieſes in meinen herausgegebenen Schriften zu erwehnen:(t)Dieſes hat Er in einem von den obgedachten Briefen an den Hn. Praͤl. Oetinger geſchrieben. wer wuͤrde es glauben, und wer wuͤrdenichtVorbericht. nicht ſagen: thue ein Zeichen, daß ichs glaube; und ſo wuͤrde ein jeder ſprechen, der es nicht ſelber ſiehet. Mit Luthero habe ich wohl hundertmal geſprochen, wel - cher bekannte, daß er wider die Warnung eines Engels den Satz: der Glaube allein, (fidem ſolam) angenommen haͤtte, und zwar einig und allein wegen der Trennung von den Papiſten. Es iſt mir auch gege - ben worden, einmal mit Maria der Mut - ter des Herrn zu ſprechen. (u)Vid. in Vera Chriſt. religione pag. 75. num. 102. Et in Continuatione de ultimo judicio et de mundo ſpirituali, pag. 21. num. 66. Ueber dieſes findet man in ſeinen Schriften, daß er mit Auguſtino, Melanchton, Calvino ꝛc. und uͤberhaupt mit welchen aus allen Jahrhunder - ten geſprochen. Was er mit Cicero geredet, iſt im folgenden Tractat vom Himmel ꝛc. Pag. 390. in der 322ſten Num. zu leſen.

Ob ein Zeichen noͤthig ſey, daß ich vom Herrn geſandt bin, zu thun, was ich thue? Hierauf antworte ich: heut zu Tage finden die Zeichen und Wunder nicht ſtatt, weil ſie das Aeuſſere zum Glauben zwingen, aber das Jnnere nicht uͤberfuͤh - ren: was halfen die Wunder in Aegypten und die Herabkunft des Herrn auf den Berg Sinai bey dem Jſraelitiſchen Volk,welchesVorbericht. welches nichts deſtoweniger ſich ein guͤlde - nes Kalb machte? Was halfen die Wun - der des Herrn bey dem juͤdiſchen Volk, welches Jhn nichts deſtoweniger kreuzig - te? Eben ſo wuͤrde es heut zu Tage ſeyn, wenn der Herr in einer Wolke mit Engeln und Poſaunen erſcheinen wuͤrde, Luc. 16, 29. 30. 31. Heut zu Tage ſoll die Erleuch - tung, und die daher ruͤhrende Erkaͤnntnis und Annehmung der Wahrheiten der neuen Kirche das Zeichen ſeyn, auch wird bey einigen eine redende Erleuchtung ſtatt finden, dieſe hat mehr zu ſagen, als ein Zei - chen. Allein vielleicht wird noch eins ge - geben. (x)Was Er hier in einem ſeiner ſchon oft er - wehnten Briefe an den Hn. Praͤlaten Oetinger mit kurzen Worten geſchrieben, hat Er in der Vera Chriſtiana religione pag. 320. num. 501. deſto weitlaͤuftiger ausgefuͤhret.

Man traͤgt gar kein Bedenken, hier 3. wunderbare Exempel von dieſem auſſeror - dentlichen Mann einzuruͤcken. Das erſte Exempel iſt in Stockholm geſchehen: Ma - dame Marteville, die Wittwe eines hol - laͤndiſchen Envoye an dem Schwediſchen Hofe wurde nach dem Tod ihres Gemahls von den Angehoͤrigen eines GoldſchmiedesumVorbericht. um die Bezahlung des Ruͤckſtandes vor ein verfertigtes Silberſervice gemahnet. Die Dame, welche die regelmaͤßige Wirth - ſchaft ihres verſtorbenen Gemahls kannte, und wußte, daß er alles in Richtigkeit zu bringen gewohnt geweſen, war uͤberzeugt, daß dieſe Schuld ſchon bey ſeinem Leben abgemacht ſeyn muͤßte; allein ſie fand in ſeinen hinterlaſſenen Papieren gar keinen Beweis. Sie nahm daher ihre Zuflucht zu Herrn Swedenborg, entdeckte ihm ihr Anliegen und erſuchte ihn, den Geiſt ihres verſtorbenen Gemahls zu befragen, und ihr Nachricht zu verſchaffen, wie es mit der gedachten Anforderung bewandt ſey. Herr Swedenborg verſprach, ſolches zu thun, und brachte der Dame nach wenig Tagen in ihrem Hauſe die Antwort, daß in einem Schrank, den er anzeigte und der ihrer Meynung nach voͤllig ausgeraͤumt war, ſich noch ein verborgenes Fach befin - de, welches die Quittung enthielte, worin - nen der Glaͤubiger das Geld empfangen zu haben bezeuge. Man ſuchte ſofort ſeiner Beſchreibung zufolge, und fand nebſt der geheimen hollaͤndiſchen Correſpondence die erforderliche Quittung, wodurch alle gemachte Anſpruͤche voͤllig getilgt wurden.

DasVorbericht.

Das andere Exempel iſt eine vorherge - ſagte Feuersbrunſt; als nemlich gegen das Ende des 1759ten Jahres Swedenborg aus England kommend, an einem Nachmit - tage bey Gothenburg aus Land ſtiege, ſag - te er bald darauf der Geſellſchaft mit gro - ſer Beſtuͤrzug, daß eben itzt in Stockholm im Suͤdermalm eine erſchreckliche Feuers - brunſt wuͤthe. Nach Verlauf einiger Stunden aber verſicherte er, daß das Feu - er ziemlich gedaͤmpfet ſey, beſtimmte auch wie weit es um ſich gegriffen habe. Drey Tage ſtunde es an, als dieſe Ausſage durch Nachrichten mit der Poſt von Stockholm aus voͤllig einſtimmig in Gothenburg be - ſtaͤtiget ward.

Das dritte Exempel vom Jahr 1763. iſt das wichtigſte: Hr. Swedenborg wur - de zu Jhro Maj. der jetzt verwittweten Koͤ - nigin von Schweden gerufen; die Veran - laſſung dazu gab das allgemeine Geruͤchte, daß er mit Geiſtern oder abgeſchiedenen Seelen im genaueſten Umgange ſtehe, wel - ches der Koͤnigin unglaublich ſcheinen woll - te. Nach einigen Fragen, gab Sie ihm auf, Jhren verſtorbenen Herrn Bruder, den Koͤnigl. Preußiſchen Prinzen Wil -helm,Vorbericht. helm, mit dem Sie vormals zu Charlot - tenburg, nahe bey Berlin, ein Geſpraͤch ge - habt, wovon niemand, als Sie und der Verſtorbene, wuͤßte, daruͤber zu befragen; wenn er nun aus der Geiſterwelt die rich - tige Antwort bringe, ſo wolle Sie ihm glauben, daß er mit Geiſtern reden koͤnne. Nach einigen Tagen erſchien bey Jhro Ma - jeſtaͤt der Koͤnigin Herr Swedenborg, und erzaͤhlte dieſes geheime Geſpraͤch von Woꝛt zu Wort, ſo, daß Hoͤchſtdieſelben daruͤber in das aͤuſſerſte Erſtaunen geſetzet, und ge - noͤthiget wurden, zu geſtehen, er haͤtte die genaueſten Umſtaͤnde dieſes Geſpraͤchs, die ihm gleichwohl von keinem lebendigen Menſchen konnten erzaͤhlt ſeyn, von Jh - rem verſtorbenen Herrn Bruder erfahren. Dieſe Begebenheit iſt aus dem Berichte ei - nes Geſandten an dem Schwediſchen Hof, der damals zugegen war, an einen andern fremden Geſandten in Copenhagen ge - nommen worden, ſtimmt auch genau mit dem, was die beſondere Nachfrage daruͤber hat erkundigen koͤnnen, zuſammen. Ueber - haupt aber wuͤrde ſich der laͤcherlich ma - chen, der an der hiſtoriſchen Zuverlaͤßig - keit dieſer drey ſonderbaren Begebenhei -tenVorbericht. ten(y)Die auch in des Hrn. D. Clemms Einleitung in die Religion und geſammte Theologie in des 4ten Bandes 2tem Stuͤck S. 206. zu leſen ſind. zweifeln wollte: denn die Rich - tigkeit derſelben, und daß ſie in Stockholm als wuͤrklich geſchehene Sachen durchgaͤn - gig bekannt und gar keinem Zweifel unter - worfen ſind, hat noch im Jahr 1770. in Hamburg ein vornehmer Schwediſcher Miniſter im Gefolge Sr. jetztregierenden Koͤn. Majeſt. von Schweden, da Hoͤchſt - dieſelben, als Kronprinz, hier durch nach Frankreich reiſeten, in einer groſen vor - nehmen Geſellſchaft bey der Tafel oͤffent - lich verſichert und bekraͤftiget; wie in der Sammlung einiger Nachrichten Herrn Emanuel Swedenborg betreffend, die in Hamburg 1771. herausgekommen, Pag. 8. und 9. zu leſen iſt. So ſtimmet auch die Verſicherung dieſes Schwediſchen Mi - niſters mit dem uͤberein, was Swedenborg kurz vorher erzaͤhlte, daß er nemlich mit allen Schwediſchen Biſchoͤfen, Reichsraͤ - then und andern Großen des Reichs des - wegen im genaueſten Umgange ſtehe, weil ſie wuͤßten, daß er in der Geſellſchaft der Engel ſey.

) () () (NunVorbericht.

Nun werden aber manche die Frage auf - werfen, wie es denn zugegangen, daß Swedenborg, da er ſich bey Gothenburg befand, in Stockholm eine Feuersbrunſt habe ſehen koͤnnen? Hierauf dienet zur Antwort, daß er ſie nicht mit den Augen ſeines Leibes, ſondern mit den Augen ſei - nes Geiſtes geſehen hat; und warum ſpricht der Prophet Ezechiel, Cap. II, I. 24. Der Geiſt hub mich auf, und brach - te mich im Geſicht und im Geiſt Gottes in Chaldaͤa zu den Gefangenen, da doch ſein Leib an einem und eben denſelben Ort blieb? Und Cap. 3, 12. 24. ſpricht er auch: Der Geiſt hub mich auf, und ich hoͤrete hinter mir ein Getoͤne, wie eines groſſen Erdbebens, u. ſ. w.; und Cap. 8, 3: Da fuͤhrte mich der Geiſt,(z)Nicht aber der Wind, wie es D. Luther alle - mal uͤberſetzt hat, aber gar nicht nach dem Sinn des Prophetens. zwiſchen Himmel und Erden, und brachte mich gen Jeruſalem in den Geſichten Gottes, und ich ſahe die Greuel.

Wie iſt denn nun das zugegangen? (aa)Man darf nur in der Apocalypſi revelata num. 39. nachleſen.Jch will mich aber dabey nicht aufhalten, ſondern denen zu Gefallen, welche die ge -dach -Vorbericht. dachte Sammlung einiger Nachrichten Hrn. Eman. Swed. betreffend ſelbſt nicht beſitzen, daraus einen kurzen Auszug dem Leſer vor Augen legen; er betrift ei - nige beſondere Umſtaͤnde Swedenborgs, welche ein angeſehener Mann in Amſter - dam, der ein vertrauter Freund des Herrn Swedenborgs war, und daher ihn genau kannte, eroͤfnet hat und dieſes in 2 Briefen an einen vertrauten Freund, einen angeſe - nen Kaufmann in Hamburg. Jn dem er - ſten Schreiben vom 26. Jan. des 1771ten Jahres heißt es unter andern: Sie fra - gen mich, was dieſer Greiß mache? Das will ich ihnen ſagen: er iſſet und trinket ſehr maͤſig Die Nachricht, die ich ihm brachte, daß ſein Werk: De Telluribus &c. uͤberſetzt herausgekommen waͤre, machte ihm ein beſonderes Vergnuͤgen, und ſeine ohnehin meiſtens laͤchelnde Augen wurden dabey noch einmal ſo heiter Es iſt nicht zu glauben, mit welcher Zuverſicht der alte Mann von dem Geiſterreich, von den En - geln, und von Gott ſelbſt redet Er ſprach von Naturaliſten, die er kuͤrzlich nach ih - rem Tode geſprochen, und worunter mei - ſtens Gottesgelehrte, oder ſolche, die von der Gottesgelahrheit ihr Handwerk bey) () () (2Lei -Vorbericht. Leibes Leben gemacht hatten; da kamen Dinge vor, wovor mir die Ohren gelleten, die ich aber uͤberſchlage.

Jn dem 2ten Schreiben vom 5. Maͤrz des 1771. Jahres heißt es unter andern: Jch habe ihn oft in groſen Geſellſchaften von beyderley Geſchlecht (von der Geiſter - welt) erzaͤhlen gehoͤret, wovon ich nur gar zu wohl wußte, daß Spottvoͤgel darunter waren. Aber zu meinem Erſtaunen fiel niemand das Lachen ein. So lange er redet, iſt es nicht anders, als ob ein jeder, der ihn hoͤret, bezaubert iſt, ihm glauben zu muͤſſen. Er iſt vor niemand zuruͤckhal - tend. Wer ihn zu Gaſte noͤthigt, der hat ihn. Ein gewiſſer junger Herr hat ihn vorige Woche zu Gaſte gehabt. Ob er ihn gleich gar nicht kennet, iſt er an deſſen Ta - fel erſchienen, und hat daran Juden und Portugieſen angetroffen, mit welchen er ſonder Unterſchied ſich eingelaſſen. Jn dem 15. Stuͤcke des Altonaiſchen gelehrten Mercurius vom Jahr 1771. wurde auch unter andern gemeldet: Man muß ſich wundern uͤber den Verſtand und die Ein - ſicht, womit Swedenborg von allen Sa - chen ſpricht, und in demſelben Augenblick kann er wieder ganz unbegreiflich werdenſoVorbericht. ſo bald man ihm die geringſte Veranlaſ - ſung giebt, von der Geiſterwelt zu reden.

Aber nun komme ich wieder auf Swe - denborgs eigene Worte: Daß ich etliche - mal aus meinem Vaterland in auswaͤrti - ge Laͤnder gereiſet bin, iſt aus keiner andern Urſache geſchehen, als aus Begierde, Nu - tzen zu ſchaffen, und die Geheimniſſe, die mir vom Herrn anvertrauet worden ſind, zu entdecken. Dieſes hat er nun auch ge - than in folgenden Schriften, welche er vom Jahr 1747 bis 1771. theils zu Lon - don, und theils zu Amſterdam in lateini - ſcher Sprache herausgegeben hat:

I. ARCANA COELESTIA, quae in ſcriptu - ra ſacra, ſeu Verbo Domini ſunt, dedecta; et continent explicationem ſuper Geneſin et Exo - dum; una cum Mirabilibus, quae viſa ſunt in Mundo Spiritum, et in Coelo Angelorum; 8. Vol. Londini: 1747 ad 1756.

Auf Deutſch:

Die in der heiligen Schrift, oder in dem Wor - te des Herrn enthaltene, nunmehro aber ent - deckte himmliſche Geheimniſſe, welche eine Auslegung des erſten und andern Buchs Moſe in ſich halten; nebſt den wunderbaren Dingen, welche in der Geiſterwelt, und in dem Himmel der Engel geſehen worden. Ein Werk, das aus 8. Theilen beſtehet, und zu Lon - den 1747 bis 1756. ans Licht getreten iſt.

2. De Coelo et ejus Mirabilibus (et dein de Mundo ſpirituum et de ſtatu hominis poſt mor -) () () (3temVorbericht. tem) et de Inferno, ex Auditis et Viſis. Londini: 1758.

Auf Deutſch:

Vom Himmel und von den wunderbaren Din - gen deſſelben; (wie auch von der Geiſterwelt und von dem Zuſtand des Menſchen nach dem Tod;) und von der Hoͤlle; ſo, wie es gehoͤret und geſehen worden.

3. De Nova Hieroſolyma et ejus Doctrina Coeleſti: ex Auditis e Coelo. Quibus præmit - titur aliquid de Novo Coelo et Nova Terra. Lon - dini: 1758. (bb)Dieſes Buch iſt 1772 in einer deutſchen Ueberſetzung herausgekommen.

Auf Deutſch:

Vom neuen Jeruſalem und von deſſen himm - liſchen Lehre: ſo, wie es aus dem Himmel ge - hoͤret worden. Nebſt einem Vorbericht vom neuen Himmel und der neuen Erde.

4. De Vltimo Judicio, et de Babylonia de - ſtructa: ita quod omnia, quæ in Apocalypſi præ - dicta ſunt, hodie impleta ſint. Ex Auditis et Viſis. Londini: 1758.

Auf Deutſch:

Von dem letzten Gericht, und dem zerſtoͤr - ten Babylon: ſo, daß alles, was in der Of - fenbarung Johannes vorhergeſagt worden, heut zu Tage erfuͤllt worden ſey. So wie es gehoͤret und geſehen worden.

5. De Equo albo de quo in Apocalypſi, cap. XIX. Et dein de Verbo et ejus ſenſu ſpirituali ſen interno, ex Arcanis Coeleſtibus. Londini: 1758.

Auf Deutſch:

Von dem weißen Pferd, welches in der Of - fenbarung Johannis Cap. 19. vorkommt. Undher -Vorbericht. hernach von dem Wort und von deſſen geiſt - lichen oder innerlichen Sinn, als ein Auszug aus dem himmliſchen Geheimniſſen.

6. De Telluribus in Mundo noſtro Solari, quæ vocantur Planetæ: et de Telluribus in Coelo Aſtrifero: deque illarum incolis; tum de ſpiri - tibus et angelis ibi; ex Auditis et Viſis. Lon - dini: 1758. (cc)Dieſes Werk iſt 1770 in einer deutſchen Ueberſetzung heraus gekommen, unter dem Titel: von den Erdcoͤrpern der Planeten und des geſtirnten Himmels-Einwohnern. Wer ſiehet aber nicht, daß dieſer Titel ganz verkehrt iſt? ja ſo verwirrt, als wie es in den Anmerkungen und angehaͤngten Reflexio - nen dieſes Herrn Ueberſetzers ausſiehet.

Auf Deutſch:

Von den Erdbaͤllen in unſerer Sonnenwelt, oder den ſogenannten Planeten: und von den Erdbaͤllen in dem geſtirnten Himmel: und von ihren Einwohnern; wie auch von den Geiſtern und Engeln daſelbſt; ſo, wie es ge - hoͤret und geſehen worden.

7. Doctrina Novæ Hieroſolymæ de Do mino. Amſtelodami 1763.

Auf Deutſch:

Die Lehre des neuen Jeruſalems in Anſe - hung des Herrn.

8. Doctrina Novæ Hieroſolymæ de ſcriptura ſacra. Amſtelodami: 1763.

Auf Deutſch:

Die Lehre des neuen Jeruſalems betreffend die heilige Schrift.

9 Doctrina vitæ pro nova Hieroſolyma ex præceptis Decalogi. Amſtelodami: 1763.

) () () (4AufVorbericht.

Auf Deutſch:

Die Lehre des Lebens fuͤr das neue Jeruſa - lem aus den zehn Geboten.

10. Doctrina Novæ Hieroſolymæ de fide. Am - ſtelodami: 1763.

Auf Deutſch:

Die Lehre des neuen Jeruſalems betreffend den Glauben.

11. Continuatio de Vltimo Judicio: et de Mundo ſpirituali. Amſtelodami: 1763.

Auf Deutſch:

Die Fortſetzung von dem letzten Gericht: und von der geiſtlichen Welt.

12. Sapientia Angelica de Divino amore et de Divina ſapientia. Amſtelodami: 1763.

Auf Deutſch:

Die Weisheit der Engel in Anſehung der goͤttlichen Liebe und goͤttlichen Weisheit.

13. Sapientia Angelica de Divina providentia. Amſtelodami: 1764.

Auf Deutſch:

Die Weisheit der Engel in Anſehung der goͤttlichen Vorſehung.

14. Apocalypſis revelata in qua deteguntur ar - cana quæ ibi prædicta ſunt, et hactenus recon - dita latuerunt. Amſtelodami: 1766.

Auf Deutſch:

Die durch Offenbarung aufgeſchloſſene Of - fenbarung Johannis, worinnen die Geheim - niſſe, die in ſolcher vorhergeſagt worden ſind, und bisher verborgen gelegen haben, entdeckt werden.

15. Delitiæ ſapientiæ de Amore conjugiali; poſt quas ſequuntur Voluptates inſaniæ de Amo - re ſcortatorio. Amſtelodami: 1768.

AufVorbericht.

Auf Deutſch:

Die Ergoͤtzungen der Weisheit in Anſehung der ehelichen Liebe; ingleichen die Wolluͤſte der Unſinnigkeit in Anſehung der Ehebruchs-Liebe.

16. De Commercio animæ et corporis, quod creditur fieri vel per Influxum Phyſicum, vel per Influxum ſpiritualem, vel per Harmoniam Præſtabilitam. Londini: 1769. (dd)Dieſe Abhandlung iſt im Jahr 1772. in einer deutſchen, und zu London 1770. in einer engliſchen Ueberſetzung, mit beygefuͤg - ten philoſophiſchen Anmerkungen, und ei - ner ſehr gelehrten Vorrede ans Licht getre - ten, unter dem Titel: A Theoſophic Luca - bration on the Nature of Influx, as it re - ſpects the Communication and Operations of Soul and Body. By the Honourable and Learned Emanuel Swedenborg.

Auf Deutſch:

Von der Verbindung der Seele mit dem Koͤrper, welche entweder durch einen phyſica - liſchen oder durch einen geiſtlichen Einfluß, oder auch durch eine vorherbeſtimmte Ueber - einſtimmung geſchehen ſoll.

17. Reſponſum ad epiſtolam ab Amico ad me ſcriptam. Londini: 1769. (ee)Jn dieſem Brief, der auch in die engli - liſche Sprache uͤberſetzt und gedachter Theo - ſophic Lucubration angehaͤngt worden iſt, hat er einige von ſeinen Lebensumſtaͤnden bekannt gemacht.

Auf Deutſch:

Antwort auf einen Brief eines Freundes.

18. Summaria expoſitio Doctrinæ Novæ Ec -) () () (5cleſiæVorbericht. cleſiæ, quæ per Novam Hieroſolymam in Apo - calypſi intelligitur; Amſtelodami 1769.

Auf Deutſch:

Eine ins kurze gezogene Auslegung der Leh - re der neuen Kirche, welche durch das neue Jeruſalem in der Offenbarung Johannis ver - ſtanden wird.

19. Vera Chriſtiana Religio, continens uni - verſam Theologiam Novæ Eccleſiæ a Domino apud Danielem cap. VII. 13-14, et in Apoca - lypſi cap. XXI. 1, 2. prædictæ. Ab Emanuele Swedenborg, Domini Jeſu Chriſti ſervo. Am - ſtelodami: 1771. (ff)Hier muͤſſen noch aus den obgedachten Briefen eines angeſehenen Mannes in Am - ſterdam an einen Freund in Hamburg, fol - gende Umſtaͤnde nachgeholt werden, die bey dieſem letzten Werk, das Swedenborg ge - ſchrieben hat, billig zu merken ſind: in dem Brief vom 26. Januar des 1771ſten Jah - res heißt es auch: Jetzund arbeitet er un - ermuͤdet, ja, ich muß ſagen, erſtaunlich und uͤbermenſchlich an ſeinem neuen Wer - ke. Sechszehn Bogen mit noch einmal ſo kleinen Lettern, wie ſeine vorige Werke, ſind ſchon abgedruckt. Denken Sie nur! Zu einem jeden gedruckten Bogen muß er wohl vier Bogen voll beſchreiben. Nun laͤßt er woͤchentlich 2 Bogen abdrucken, die corrigirt er ſelbſt; folglich muß er 8 Bo - gen woͤchentlich ſchreiben; und, was vol - lends unbegreiflich iſt, er hat niemals auch nur eine einzige Zeile im Vorrath. Jch will Jhnen auch den Titel dieſes unter Haͤnden habenden Werks nennen. Es iſt folgender: Vera chriſtiana religio &c. Jn dem Brief vom 5ten Maͤrz des 1771ſten

AufVorbericht.

Auf Deutſch:

Die wahre chriſtliche Religion, worinnen die geſammte Theologie der neuen Kirche, welche vom Herrn Dan. 7, 13-14. und in der Offenbarung Johannis Cap. 21, 1. 2. vorher - geſagt worden, enthalten iſt. Von Ema - nuel Swedenborg, dem Knecht des Herrn Jeſu Chriſti.

Alle dieſe Schriften hat er auf ſeine eigene, ja mit erſtaunlichen Koſten, praͤchtig drucken laſſen, und alle Bogen ſelber corrigiret, auch ſogar in dieſem ſeinem letzten Werk, welches mit noch einmal ſo kleinen Lettern, als ſeine andern Werke, gedruckt iſt, da er doch ſchon ein Greiß von etlichen und 80 Jahren war. Sobald ſein groſſes, aus 8. Theilen beſtehen - des Werk: Arcana Coeleſta &c. die Preſſe ver - laſſen, hat er allen und jeden Biſchoͤfen in Eng - land ein Exemplar davon zugeſchickt; aber keiner hat nicht das mindeſte darauf geant - wortet. Eins von ſeinen letzten Werken hater(ff) Jahres heißt es: Wer neugierig iſt, ihn zu ſehen, hat keine große Muͤhe. Er braucht nur nach ſeinem Hauſe ſich zu be - geben, und er laͤßt einen jeden vor ſich. Man kann leicht erachten, daß ihm der - gleichen vielfaͤltiger Beſuch viel Zeit weg - nimmt. So viel weniger kann ich begrei - fen, wie er darum doch ſein Vorhaben vollbringet, alle Wochen zwey compreß ge - ſchriebene Bogen abdrucken zu laſſen, und zehn Bogen Manuſcript, ohne eine ein - zelne Zeile im Vorrath, zu concipiren. Er ſagt, ſein Engel dictire ihm, und er koͤnne geſchwind genug ſchreiben. Vorbericht. er unter die Geiſtlichen aller Secten in Am - ſterdam, nicht nur unter die Reformirten, ſon - dern auch Roͤmiſchcatholiſche vertheilet, auch in andern Staͤdten und Hollaͤndiſchen Uni - verſitaͤten bekannt gemacht, aber niemand hat ſich dagegen geregt. Die Hollaͤnder haben das Werk: von der ehelichen Liebe, mit vie - ler Behutſamkeit und einer ruͤhmlichen Be - ſcheidenheit beurtheilet. Der Kunſtrichter zu Amſterdam fuͤgte am Ende ſeiner Recen - ſion hinzu: Interea Theologi ideas hujus exi - mii Viri refutare, me quidem judice, ſine pericu - lo ſuperſedere poſſunt. (gg)Man ſehe in der ſchon gedachten Samm - lung einiger Nachrichten, Hrn. Emanuel Swedenborg betreffend, ꝛc. S. 14.Es hat auch der Herr Baron von Aſſenburg, als Daͤniſcher ehemaliger Geſandter in Stockholm, bezeugt, daß man in Schweden nicht daran denke, dieſe Schriften zu verketzern, und zufolge einer Nachricht aus Stockholm vom 26. Jul. 1770.(hh)S. das 169ſte St. der Leipz. Zeitungen v. J. 1770. haben 2 Doctores, Beyer und Roſe, bey - de oͤffentliche Lehrer in Gothenburg, Swe - denborgs theologiſche Lehrſaͤtze verfochten: der erſte in einer bey Niederlegung des Recto - rats gehaltenen Oration, worinne er mit den - ſelben uͤbereinſtimmet, und dadurch, daß er auf einen Brief Swedenborgs, der in Go - thenburg gedruckt iſt, das Imprimatur geſchrie - ben hat. Als er nun vom Juſtitz-Canzler von Amtswegen zur Rede geſtellt worden, hat erzurVorbericht. zur Antwort gegeben, er habe ſie zwar nicht gelehrt, finde ſie aber dennoch in allen Stuͤcken richtig und gut. Letzterer hingegen, nemlich Hr. D. Roſe, hat ſich offenbar dafuͤr erklaͤret; er erhebet die Schrift: vom weißen Pferde, und glaubt, daß die Bibel auf das erhabenſte von Swedenborg ſey ausgelegt worden; er ſtimmt auch mit deſſen Lehre in Anſehung der Verbindung der Seele mit dem Koͤrper, wie auch, in Anſehung der natuͤrlichen und geiſtli - chen Welt uͤberein. Ob nun gleich beyde Doctores, heißt es im gedachten Berichte wei - ter, wegen des oͤffentlichen Lehrens der Swe - denborgiſchen Lehrpunkte eine Verwarnung erhalten, welches auf Koͤn. Befehl geſchehen iſt, ſo fahren ſie indeſſen fort, ihre Geſinnung auf alle Weiſe zu vertheidigen. Bey allem dem aber iſt kein Verbot gegen die bereits ins Reich eingefuͤhrte Swedenborgiſche Werke ausgekommen, noch er in ſeinem hohen Alter auf irgend eine Weiſe beunruhiget worden. Dieſes ſtimmt nun auch mit dem uͤberein, was Swedenborg ſelber geſchrieben hat, daß er nemlich in ſeinem Vaterland nichts weniger, als eine Verfolgung zu befuͤrchten gehabt habe. (ii)Vid. Reſponſ. ad epiſt. &c.

Der gelehrte und beruͤhmte Herr Oetin - ger, ehemaliger ſpecial Superintendent in Herrenberg, Wuͤrtemberger-Lands, anjetzo aber Praͤlat zu Murrhardt, ſpricht in der Vorrede ſeiner irrdiſchen und himmliſchenPhi -Vorbericht. Philoſophie,(kk)Welche 1765 heraus gekommen, und 1773 zu Frankfurt am Mayn bey J. Gottlieb Gar - ben in einer neuen Auflage erſchienen iſt. in Anſehung Sweden - borgs folgendermaſen: Der Unglaube der Welt hat Gott bewegt, einen beruͤhmten Phi - loſophum zu einem Verkuͤndiger himmliſcher Nachrichten zu machen. Dieſer Philoſoph hat ſeiner Imagmation durch die Mathematik Einhalt gethan. Man ſage demnach nicht, daß es bloſe Einbildungen ſeyn. Standhafte Er - fahrungen ſind keine Einbildungen. Dieſe Er - fahrungen ſind aus einem Einfluß himmliſcher Intelligenzen durch des Herrn Befehl gefloſſen. Der Leſer halte die Offenbarungen Sweden - borgs gegen die heil. Schrift. Preißt nicht Swedenborg die H. Schrift hoͤher als je - mand an? will er nicht nach derſelben ſeine Erfahrungen gerichtet wiſſen? Hangt nicht alles wohl zuſammen? Beruft er ſich nicht auf viele Zeugen ? (auf die Propheten, uͤber - haupt aber auf viele Stellen der heil. Schrift) Man durchgehe ſeine Lehrſaͤtze, z. E. vom Sterben eines Menſchen: kommt es nicht mit heil. Schrift uͤberein, daß die Engel dabey ih - ren Dienſt thun? Aber, (ſetzt Herr Oetinger voraus) dabey iſt noͤthig, mit ſeinem Urtheil zuweilen ſtill zu ſtehen, bis man die ganze Sa - che uͤberſehe. Und in dem 1ſten Theil des Bu - ches ſelber, Pag. 204 ſpricht er: Die Zeugen Gottes, die Philadelphiſche Geſellſchaft in Eng - land, hat man wenig angehoͤrt. Nun tritt aufeinVorbericht. ein groſer Philoſoph und ſagt uns, daß die Sachen ſo ſeyn, wie es die heil. Schrift ohne verbluͤmte Auslegung in kurzen Anzeigen vor - ſtellt. Da heißt es wohl: ſelig iſt, der ſich nicht an mir aͤrgert. So weit Hr. Praͤl Oetinger.

Vor allen Dingen aber iſt wohl zu merken, was Swedenborg in ſeinem lezten Werk: Ve - ra Chriſtiana Religio &c. num. 791. ſpricht: Nachdem dieſes lezte Werk war geendiget worden, rief der Herr ſeine zwoͤlf Juͤnger zu - ſammen, die ihm in der Welt waren nachge - folget; und einen Tag darauf ſandte Er ſie aus in die ganze geiſtliche Welt, dieſes E - vangelium zu predigen, daß naͤmlich Gott der Herr, Jeſus Chriſtus, regiere, Deſſen Reich in Ewigkeit zu Ewigkeit ſeyn wird, nach der Vorherſagung Dan. 7, 14. 15. und Offenb. 11, 15, und daß dieienigen ſelig ſeyen, die zum Abendmahl des Lammes kommen, Offenb. 19, 9; dieſes iſt geſchehen den 19ten Junius, im Jahr 1770. Das iſt es eben, was durch dieſe folgenden Worte des Herrn an - gedeutet worden iſt: Er wird ſeine En - gel ſenden, und ſie werden ſammlen Seine Auserwaͤhlten von den aͤuſſerſten Enden der Himmeln(ll)ου᾽ρανῶν. bis zu den aͤuſſerſten En - den derſelben, Matth. 24, 31. Meine Schriften koͤnnen nicht Weiſſagungen, ſon - dern Offenbarungen genennet werden. Jch habe ſie auf Befehl des Herrn, der Sich mir offenbaret hat, herausgeben muͤſſen, und esſindVorbericht. ſind Wahrheiten,(mm)Dieſes iſt der Schluͤſſel zu der ganzen Sa - che. Aber derjenige Schluͤſſel, der wider den chriſtlichen und vorzuͤglich ruͤhmlichen Charak - ter des Hrn. Swedenborgs gemacht worden, ſchließt mehr die Gemuͤthsgeſtalt ſeines eige - nen Verfertigers, als die Swedenborgiſchen Schriften, auf. und weil ſie aus der Wahrheit ſind, ſo uͤberlaſſe ich ſie dem Herrn, unſerm Heyland, von welchem alle Wahrheit kommt, denn Er iſt die Wahrheit ſelbſt, Joh. 14, 6. Was muß aber heut zu Tage mehr lei - den, als die Wahrheit ſelbſt? Wie viel ſind derer, die ſolche ſehen, ja ſehen wollen? (nn)Vid. Præfatio in Doctrin. Novæ Hiero - ſolymæ de Domino; et plura alia loca. Re - ſponſum ad Epiſtolam &c. S. auch die mehr - mals gedachten Briefe in Hrn. D. Clemms Ein - leitung in die Religion: c.

Zum Beſchluß dieſes Vorberichts will ich den Verfaſſer wieder reden laſſen: Was ich in dem Werk: vom Himmel, von der Gei - ſterwelt, und von der Hoͤlle, geſagt habe, wird denen dunkel ſeyn, welche keine Luſt ha - ben, geiſtliche Wahrheiten zu wiſſen, denen aber wird es klar und deutlich ſeyn, die Luſt dazu haben, hauptſaͤchlich denen, welche eine Neigung zur Wahrheit haben um der Wahr - heit willen, das iſt, welche die Wahrheit lie - ben, weil es Wahrheit iſt; denn was man lie - bet, das dringet mit dem Licht in die Begriffe des Gemuͤthes ein, vornemlich, wenn man die Wahrheit liebet, weil alle Wahrheit im Lichte iſt. Siehe Pag. 828. Num. 603.

Vorbericht des Verfaſſers.

[1]

Swedenborgs auserleſene Schriften. Erſter Theil.

A[2][3]

Vorbericht des Verfaſſers.

1. Wo der Herr von der Endi - digung des Zeitlaufs, wel - che die letzte Zeit der Kirche iſt, in Gegenwart ſeiner Juͤnger redet, ſo ſpricht Er gegen das Ende ſeiner Vorherſagungen von den aufeinanderfolgenden Zuſtaͤnden derſelben in Anſehung der Liebe und des Glaubens, alſo: Gleich nach den Truͤbſalen derſel - ben Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kraͤfte der Himmeln werden ſich bewegen. Und als - denn wird erſcheinen das Zeichen desA 2Men -4VorberichtMenſchen Sohns im Himmel; und als - denn werden heulen alle Geſchlechte auf Erden; und werden ſehen des Menſchen Sohn in den Wolken des Himmels kom - men mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird ſenden ſeine Engel mitheilen Poſaunen, und ſie werden ſammlen ſeine Auserwaͤhlten von den vier Winden von einem Ende des Himmels zu dem an - dern. Matth. 24, 29. 30. 31. Welche dieſe Worte nach dem Sinn des Buchſtabens verſte - hen, die glauben nicht anders, als daß alles nach der Beſchreibung in ſolchem Sinn zur letzten Zeit, welche das juͤngſte Gericht genennet wird, erfolgen werde; daß alſo nicht allein Sonne und Mond den Schein verlieren, die Sterne vom Himmel fallen, das Zeichen des Herrn im Himmel erſcheinen, und ſie ihn in den Wol - ken, und zugleich die Engel mit Poſaunen ſe - hen wuͤrden; ſondern auch, daß, wie anders - wo vorhergeſagt worden, die ganze ſichtbare Welt untergehen, und hernach ein neuer Him - mel mit einer neuen Erde entſtehen wuͤrde: in ſolcher Meinung ſind heutiges Tages die allermeiſten in der Kirche: aber die alſo glau - ben, die wiſſen die Geheimniſſe nicht, welche in Jedem des Worts verborgen liegen; denn in Jedem des Worts iſt ein innerlicher Sinn, in welchem nicht natuͤrliche und weltliche Din - ge, dergleichen die ſind, ſo im Sinn des Buch - ſtabens ſind, ſondern geiſtliche und himmli -ſche5des Verfaſſers. ſche verſtanden werden, und dieſes nicht allein nach dem Sinn mehrerer Worte, ſondern auch ſogar nach einem jeden Wort; denn das Wort iſt blos nach Uebereinſtimmungen ge - ſchrieben, und zwar zu dem Ende, daß in Al - lem und Jedem ein innerlicher Sinn ſey. Wie es mit dieſem Sinn beſchaffen ſey, kann man aus alle dem ſehen, was in dem Werk von den himmliſchen Geheimniſſen von dieſem Sinn geſagt und gezeigt worden; welches auch dar - aus zuſammengezogen nachgeleſen werden kann in dem Tracktat vom weißen Pferd, davon in der Offenbarung gedacht wird. Nach eben dieſem Sinn iſt alles dasjenige, was der Herr in obangezogener Stelle von ſeiner Zukunft in den Wolken des Himmels geredet hat, zu ver - ſtehen; daſelbſt wird durch die Sonne, die den Schein verlieret, der Herr in Anſe - hung der Liebe verſtanden, und durch den Mond der Herr in Anſehung des Glaubens; durch die Sterne die Erkaͤnntniſſe des Guten und Wahren, oder der Liebe und des Glau - bens; durch das Zeichen des Menſchen - ſohns im Himmel, die Erſcheinung des Goͤtt - lichen Wahren; durch das Heulen aller Ge - ſchlechte auf Erden, alles was zum Wahren und Guten, oder zum Glauben und der Liebe gehoͤret; durch die Ankunft des Herrn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit, ſeine Gegenwart im Wort, und die Offenbarung; durch dieA 3Wol -6Vorbericht des Verfaſſers. Wolken der buchſtaͤbliche Sinn des Worts; und durch die Herrlichkeit der innere Sinn des Worts; durch die Engel mit heller Poſaune wird der Himmel angedeutet, woher das Goͤtt - liche Wahre kommt. Hieraus kann nun of - fenbar ſeyn, daß durch dieſelben Worte des Herrn verſtanden werde, daß am Ende der Kirche, wenn keine Liebe und folglich auch kein Glaube mehr vorhanden iſt, der Herr das Wort nach ſeinem innern Sinn eroͤfnen, und die Geheimniſſe des Himmels offenbaren wer - de: die Geheimniſſe, welche nun im folgenden eroͤffnet und bekannt gemacht werden, betref - fen den Himmel und die Hoͤlle, und zugleich das Leben des Menſchen nach dem Tod. Die Leute, die doch in der Kirche leben, wiſſen heutiges Tages kaum etwas vom Himmel und der Hoͤlle, noch von ihrem Leben nach dem Tod, obgleich ſolches alles in dem Wort be - ſchrieben und anzutreffen iſt; ja viele, die doch in der Kirche geboren ſind, leugnen ſolches, und ſprechen in ihrem Herzen: wer iſt von dar wieder gekommen, und hat es erzaͤhlt? Da - mit aber dieſer Unglaube, welcher ſonderlich bey den Weltklugen herrſchet, nicht auch dieje - nigen, welche einfaͤltigen Herzens und Glau - bens ſind, anſtecken und verderben moͤge, ſo iſt mir gegeben worden, mit und unter den Engeln zu ſeyn, und mit ihnen zu reden, wie ein Menſch mit einem Menſchen, und auch zu ſehen ſowohl, was in den Himmeln, als auchwas7Vom Himmel. was in den Hoͤllen iſt, und dieſes nun ſchon ſeit dreyzehn Jahren her, und folglich aus dem, was ich gehoͤret und geſehen, zu beſchrei - ben, in Hoffnung die Unwiſſenheit werde erleuchtet und der Unglaube zunichte gemacht werden. Daß heutiges Tages eine ſolche un - mittelbare Offenbarung wuͤrklich da ſey oder entſtehe, iſt daher, weil eben ſie durch die An - kunft des Herrn verſtanden wird.

Daß der Herr der Gott des Himmels ſey.

2. Fuͤr allen Dingen muß man wiſſen, wer der Gott des Himmels iſt, weil das uͤbrige hiervon abhaͤnget: im ganzen Himmel wird kein andrer, als allein der Herr, fuͤr Gott des Himmels erkannt; ſie ſprechen daſelbſt, wie Er ſelber gelehret hat daß Er und der Va - ter Eins ſey; daß der Vater in Jhm, und Er im Vater ſey: und daß wer Jhn ſie - het, auch den Vater ſehe: und daß alles Heilige von Jhm ausfließe, Joh. 10, 30. 38. Cap. 14, 10. 11. Cap. 16, 13. 14. 15. Jch habe oͤfters mit den Engeln hiervon gere - det, und ſie ſind feſte darauf beſtanden, daß ſie im Himmel das Goͤttliche nicht in drey un - terſcheiden oder zertheilen koͤnnten, weil ſie wiſſen und empfinden, daß das Goͤttliche ein Einziges ſey, und daß dieſes Eins in demA 4Herrn8Vom Himmel. Herrn ſey: ſie ſagten auch, daß diejenigen, welche von der Kirche aus der Welt kommen, und in der Jdee dreyer Gottheiten ſtehen, nicht koͤnnen in den Himmel eingelaſſen werden, weil ihre Gedanken von einem zum andern herumirren, und daſelbſt nicht erlaubt Drey zu denken und Eins auszuſprechen, weil jeder im Himmel aus den Gedanken redet, denn da - ſelbſt iſt eine Gedanken-Sprache, oder das Denken iſt redend; dahero diejenigen, welche in der Welt das Goͤttliche in Drey unterſchie - den, und einen getheilten Begriff von einem jeden angenommen, und ſolchen nicht in dem Herrn zu einen einigen gemacht und vereinigt haben, nicht aufgenommen werden koͤnnen; denn im Himmel iſt eine gemeinſchaftliche Mit - theilung aller und jeder Gedanken, dahero wenn einer dahin kaͤme, welcher ſich Drey den - ket, und von Einem redet, ſo wuͤrde er alſo - bald genau unterſchieden und verworfen wer - den. Allein man muß wiſſen, daß alle diejeni - gen, welche das Wahre von dem Guten oder den Glauben von der Liebe nicht getrennet ha - ben, im andern Leben, wenn ſie unterrichtet ſind, einen himmliſchen Begriff vom Herrn annehmen, daß Er nemlich der Gott der ganzen Welt ſey; anders aber iſt es mit de - nen beſchaffen, die den Glauben vom Leben ge - trennet, das iſt, die nicht nach den Vorſchrif - ten des wahren Glaubens gelebet haben.

3. Welche9Vom Himmel.

3. Welche innerhalb der Kirche den Herrn geleugnet, und nur den Vater allein erkannt, und ſich in dieſem Glauben befeſtiget haben, die ſind außer dem Himmel; und weil bey ihnen kein Einfluß aus dem Himmel Statt findet, wo der Herr allein angebetet wird, ſo werden ſie ſtufenweiſe des Vermoͤgens, etwas Wah - res von einer Sache zu denken, beraubet, und endlich werden ſie entweder wie ſtumm, oder reden naͤrriſch, und irren im Gehen, und ihre Arme hangen herunter und ſchleudern hin und her, als wenn keine Kraft in den Gelenken waͤre. Welche aber das Goͤttliche des Herrn geleugnet, und nur ſein Menſchliches be - kannt haben, wie die Socinianer, die ſind gleichfalls außer dem Himmel, und werden vorwaͤrts ein wenig gegen die rechte zu verwie - ſen, und in die Tiefe gelaſſen, und alſo ganz und gar von den uͤbrigen aus der Chriſtenheit abgeſondert. Welche aber vorgaben, ſie glaub - ten an ein unſichtbares Goͤttliche, welches ſie das Weſen des Weltalls nennen, von welchem alle Dinge entſtanden waͤren, und den Glau - ben aͤn den Herrn verwerfen, die ſind es inne geworden, daß ſie an keinen Gott glauben, weil ihnen das Goͤttliche unſichtbar iſt, wie das unſichtbare der Natur in ihren erſten An - faͤngen oder Urſtande, woran man weder Glau - ben noch Liebe haben kann, weil man keine Gedanken davon hat; ſolche werden unter die - ienigen verwieſen, die man Naturaliſten nen -A 5net.10Vom Himmel. net. Anders aber geſchiehet es mit denen, die auſſer der Kirche geboren ſind, die man Hey - den nennet; von welchem im folgenden wird gehandelt werden.

4. Alle Kinder, aus welchen der dritte Theil des Himmels beſtehet, werden zur Er - kaͤnntnis und zum Glauben, daß der Herr ihr Vater, und hernach, daß Er aller Herr, und alſo der Gott des Himmels und der Erde ſey, angefuͤhret. Daß die Kinder im Himmel groß werden oder heranwachſen, und durch die Erkaͤnntniſſe, bis zum Engliſchen Verſtand und Weisheit, vollkommen gemacht werden, wird man im folgenden erſehen.

5. Daß der Herr der Gott des Him - mels ſey, daran koͤnnen die, ſo aus der Kir - che ſind, nicht zweifeln, denn Er ſelbſt hat gelehret, daß alles, was der Vater habe, ſeine ſey, Matth. 11, 27. Joh. 16, 15. Cap. 17 2; und daß Er alle Gewalt im Himmel und auf Erden habe, Matth. 28, 16: im Himmel und auf Erden, ſpricht Er, weil, wer den Himmel regieret, auch die Erde regieret, denn das eine haͤngt von dem andern ab. Den Himmel und die Erde regieren, heißt, von Jhm ſelbſt alles Gute, welches zur Liebe ge - hoͤret, und alles Wahre, welches des Glau - bens iſt, folglich allen Verſtand und Weisheit, und alſo alle Gluͤckſeligkeit, und mit einem Wort, das ewige Leben empfangen; dieſes hatauch11Vom Himmel. auch der Herr gelehret, wenn Er ſpricht: Wer an den Sohn glaubet, der hat das ewige Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubet, der wird das Leben nicht ſehen, Joh. 3, 36. Und anderswo, Jch bin die Auferſtehung und das Leben, wer an Mich glaubet, der wird leben, ob er gleich ſtuͤrbe; wer da lebet und glaubet an Mich, der wird in Ewigkeit nicht ſterben, Joh. 11, 24. 25. Und an ei - nem andern Ort, Jch bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, Joh. 14, 6.

6. Es waren gewiſſe Geiſter, welche in ih - rem Leben in der Welt den Vater bekannt, vom Herrn aber keine andere Jdee, als von einem andern Menſchen gehabt, und daher nicht ge - glaubet haben, daß Er ſelbſt der Gott des Himmels ſey; dahero ihnen erlaubt wurde, herum zu ſchweifen, und zu unterſuchen, wo ſie nur wollten, ob ein andrer Himmel, als der, welcher des Herrn iſt, anzutreffen ſey; ſie haben auch etliche Tage nachgeforſchet, aber nirgends einen gefunden. Sie gehoͤrten unter diejenigen, welche die Gluͤckſeligkeit des Him - mels in der Herrlichkeit und Herrſchaft zu be - ſtehen glaubten, und weil ſie nicht erlangen konnten, was ſie verlangten, und ihnen geſagt wurde, daß der Himmel nicht in dergleichen Dingen beſtehe, wurden ſie unwillig, und wollten einen Himmel haben, in welchem, ſieuͤber12Vom Himmel. uͤber andre herrſchen, und ſich in eben derglei - chen Herrlichkeit, wie in der Welt, hervor - thun koͤnnten.

Daß das Goͤttliche des Herrn den Himmel ausmache.

7. Die Engel zuſammen genommen, werden der Himmel genennet, weil ſie denſel - ben ausmachen; aber das ausfließende Goͤtt - liche vom Herrn, welches bey den Engeln ein - fließet, und welches von ihnen empfangen wird, iſt es lediglich, welches den Himmel uͤberhaupt und insbeſondere ausmachet. Das ausflieſ - ſende Goͤttliche vom Herrn iſt das Gute der Liebe und das Wahre des Glaubens; ſo viel ſie alſo des Guten und Wahren vom Herrn annehmen, ſo viel ſind ſie Engel, und ſo viel ſind ſie der Himmel.

8. Ein jeder in den Himmeln weiß und glaubt, ja er empfindet, daß er aus ſich nichts Gutes wolle und thue, und nichts Wahres aus ſich denke und glaube, ſondern aus dem Goͤttlichen, folglich aus dem Herrn, und daß das Gute und Wahre aus ſich ſelbſt, nicht gut und wahr ſeyen, weil ihnen das Leben aus dem Goͤttlichen mangelt: die Engel des inner - ſten Himmels vernehmen und empfinden den Einfluß deutlich, und ſo viel ſie ihn annehmen, ſo viel duͤnken ſie ſich im Himmel zu ſeyn, weilſie13Vom Himmel. ſie ſo viel in der Liebe und im Glauben, und ſo viel im Lichte des Verſtandes und der Weis - heit, und daraus in himmliſcher Freude ſind: weil nun alles dieſes aus dem Goͤttlichen des Herrn herkommt, und in demſelben die Engel den Himmel haben, ſo iſt offenbar, daß das Goͤttliche des Herrn den Himmel ausma - che, und nicht die Engel aus etwas von ihrem Eigenthuͤmlichen. Daher kommt es, daß der Himmel im Wort eine Wohnung des Herrn und ſein Thron genennet wird; und daß man von denen die daſelbſt ſind, ſaget, daß ſie im Herrn ſeyen. Wie aber das Goͤttliche vom Herrn ausgehet und den Himmel erfuͤllet, ſoll im folgenden geſagt werden.

9. Die Engel gehen vermoͤge ihrer Weis - heit noch weiter, und ſagen nicht allein, daß alle Gute und Wahre vom Herrn ſey, ſondern auch alles, was das Leben ausmachet; ſie be - kraͤftigen dieſes dadurch, daß nichts von ſich ſel - ber entſtehen koͤnne, ſondern von etwas, das vorhero ſchon da iſt, und folglich, daß alle Dinge aus dem Erſten entſtehen, welches ſie das Seyn Selbſt oder das Selbſtweſen des Le - bens aller Dinge nennen, und daß auf gleiche Weiſe alle Dinge beſtehen, weil das Beſtehen ein unaufhoͤrliches Wuͤrklichſeyn oder Daſeyn iſt, und was nicht in einer beſtaͤndigen Verbin - dung durch Vermittelung mit dem Erſten ge - halten wird, das zerfaͤllt augenblicklich undwird14Vom Himmel. wird gaͤnzlich zunichte: weiter ſagen ſie, daß nur eine einzige Quelle des Lebens ſey, und daß das Leben des Menſchen als ein Bach daraus fließe, welcher, wenn er nicht von ſeiner Quelle beſtaͤndig unterhalten wird, alsbald verfließe. Ferner, daß von dieſer einzigen Quelle des Lebens, welche der Herr iſt, nichts hervorfließe als das Goͤttliche Gute und das Goͤttliche Wahre, und daß dieſe einen jeden, ſo, wie er ſie annimmt, innerlich beruͤhren und bewegen; welche ſie nun mit Glauben und Be - lebung annehmen, in ſolchen ſey der Himmel; welche ſie aber verwerfen oder erſticken, die verwandeln ſolche in eine Hoͤlle, denn ſie ver - kehren das Gute ins Boͤſe, und das Wahre ins Falſche, und alſo das Leben in den Tod. Daß alles, was des Lebens iſt, vom Herrn komme, beweiſen ſie auch damit, daß alles uͤberhaupt ſich auf das Gute und Wahre beziehe, das Leben des Willens eines Menſchen, wel - ches das Leben ſeiner Liebe iſt, auf das Gute, und das Leben des Verſtandes eines Menſchen, welches das Leben ſeines Glaubens iſt, auf das Wahre, dahero wenn alles Gute und Wahre von oben herab kommt, ſo folget, daß auch al - les, was des Lebens iſt, daher komme. Weil nun die Engel in dieſem Glauben ſtehen, ſo nehmen ſie auch keine Dankſagung an wegen des Guten, das ſie thun, und werden unge - halten und weichen zuruͤck, wenn ihnen jemand das Gute zueignet: ſie verwundern ſich, daßjemand15Vom Himmel. jemand glaube, er ſey aus ſich ſelbſt weiſe, und thue aus ſich ſelbſt Gutes; um ſein ſelbſt willen Gutes thun, das nennen ſie nicht gut, weil es aus ſich ſelbſt oder aus der Selbſtheit geſchiehet; aber das Gute um des Guten wil - len thun, das nennen ſie das Gute aus dem Goͤttlichen, und dieſes waͤre das Gute, ſo den Himmel ausmache, weil dieſes Gute der Herr iſt.

10. Die Geiſter, welche, da ſie in der Welt lebten, ſich in ſolchem Glauben beſtaͤrket haben, daß nemlich das Gute, das ſie thun, und das Wahre, daß ſie glauben, aus ihnen ſelbſt, oder ihnen als das Jhrige zugeeignet ſey, (in welchem Glauben alle diejenigen ſind, welche ein Verdienſt in guten Werken ſuchen, und ſich eine Gerechtigkeit zueignen) werden nicht in den Himmel aufgenommen, die Engel fliehen fuͤr ihnen, und ſehen ſie fuͤr dumm und fuͤr Diebe an, fuͤr dumm, weil ſie unablaͤßig auf ſich und nicht auf das Goͤttliche ſehen, als Diebe, weil ſie dem Herrn das Seinige nehmen. Solche ſind wider den Glauben des Himmels, daß nemlich das Goͤttliche des Herrn den Himmel ausmache.

11. Daß diejenigen in dem Herrn, und der Herr in denjenigen ſey, die im Himmel und in der Kirche ſind, lehret auch der Herr ſelbſt, wenn Er ſpricht, Bleibet in Mir, und Jch in euch, gleichwie der Rebe kannkeine16Vom Himmel. keine Frucht bringen von ihm ſelber, er bleibe denn am Weinſtock; alſo auch ihr nicht, ihr bleibet denn in Mir: Jch bin der Weinſtock, ihr ſeyd die Reben; wer in Mir bleibet, und Jch in ihm, der bringet viel Frucht; denn ohne Mich koͤnnet ihr nichts thun, Joh. XV, 4-7.

12. Hieraus kann nun offenbar ſeyn, daß der Herr in dem Seinigen bey den Engeln des Himmels wohne, und daß alſo der Herr Alles in Allem im Himmel ſey; und dieſes aus der Urſache, weil das Gute vom Herrn der Herr ſelbſt bey ihnen iſt, denn was von Jhm iſt, das iſt Er ſelber; folglich, daß das Gute vom Herrn den Engeln der Himmel ſey, und nichts von ihrem Eigenthuͤmlichen.

Daß das Goͤttliche des Herrn im Himmel, die Liebe zu Jhm, und die Liebthaͤtigkeit gegen den Naͤchſten ſey.

13. Das von dem Herrn ausfließende Goͤttliche wird in dem Himmel das Goͤttli - che Wahre genennet, aus der Urſache, von welcher in folgenden geredet wird. Dieſes Goͤttliche Wahre fließet in den Himmel ein vom Herrn aus ſeiner Goͤttlichen Liebe. Die goͤttliche Liebe und das daraus kommende goͤttliche Wahre, ſind in Vergleichung wiedas17Vom Himmel. das Feuer der Sonne, und das Wahre dar - aus, wie das Licht aus der Sonne: vermoͤge der Uebereinſtimmung bedeutet auch das Feuer die Liebe, und das Licht das aus derſelben fließende Wahre. Hieraus kann erhellen, wie das Goͤttliche Wahre, das aus der goͤtt - lichen Liebe des Herrn fließet, beſchaffen iſt, daß es in ſeinem Weſen ſey das Goͤttliche Gute verbunden mit dem Goͤttlichen Wahren, und weil es damit verbunden iſt, ſo machet es Al - les, was des Himmels iſt, lebendig, gleich - wie die Waͤrme der Sonne verbunden mit dem Licht in der Welt Alles auf dem Erdboden fruchtbar machet, wie zur Fruͤhlings - und Sommerszeit geſchiehet; ein anders iſt es, wenn die Waͤrme nicht mit dem Licht verbunden iſt, alſo wenn das Licht kalt iſt, alsdenn erſtar - ret alles und liegt tod da. Jenes Goͤttliche Gute, welches mit der Waͤrme verglichen worden iſt, iſt das Gute der Liebe bey den Engeln, und das Goͤttliche Wahre, wel - ches mit dem Licht verglichen worden iſt, iſt dasjenige, wodurch und woraus das Gute der Liebe iſt.

14. Daß das Goͤttliche in dem Himmel, welches denſelben ausmachet, die Liebe ſey, iſt die Urſache, weil die Liebe eine geiſtliche Ver - bindung iſt, die Liebe verbindet die Engel mit dem Herrn, und verbindet ſolche untereinan - der ſelbſt; und verbindet ſie alſo, daß alle wieSw. Sch. I. Th. Bein18Vom Himmel. ein Einziges in dem Angeſicht des Herrn ſind. Ueberdies iſt die Liebe das Seyn ſelbſt (ipſum eſſe) des Lebens bey einem jeden; dahero hat aus derſelben der Engel, und auch der Menſch das Leben: daß aus der Liebe die innerſte Le - benskraft des Menſchen ſey, kann ein jeder wiſſen, der eine ernſtliche Betrachtung daruͤber anſtellt; denn aus der Gegenwart derſelben wird er warm, wenn ſie abweſend iſt, wird er kalt, und wenn er derſelben beraubt iſt, ſo ſtirbt er. Allein man muß wiſſen, daß ein jeder ein ſolches Leben habe, welcherley Liebe er hat.

15. Es iſt zweyerley Liebe, die im Him - mel unterſchieden iſt, die Liebe zum Herrn, und die Liebe gegen unſern Naͤchſten, in dem innerſten oder dritten Himmel iſt die Liebe zum Herrn, und im andern oder mitt - lern Himmel iſt die Liebe gegen den Naͤch - ſten; beyderley Liebe kommt vom Herrn, und beyde machen den Himmel. Wie die zweyfa - che Liebe ſich unterſcheidet, und wie ſie ſich ver - bindet, erhellet im offenbaren Licht in dem Him - mel, hingegen nicht anders als dunkel in der Welt: in dem Himmel wird durch den Herrn lieben, nicht verſtanden, Jhn in Anſehung ſeiner Perſon lieben, ſondern das Gute lieben welches von Jhm kommt, und das Gute lieben, heißt, das Gute aus der Liebe wollen und thun; und durch den Naͤchſten lieben, wird nicht ver -ſtanden,19Vom Himmel. ſtanden, den Nebenmenſchen lieben in Anſe - hung ſeiner Perſon, ſondern das Wahre lieben, welches aus dem Wort iſt, und das Wahre lie - ben, heißt, das Wahre wollen und thun: daraus erhellet, daß jene zweyfache Liebe ſich unterſcheidet wie das Gute und Wahre, und daß ſie ſich zuſammen verbindet wie das Gute mit dem Wahren. Allein dieſes kann ein ſol - cher Menſch nicht wohl begreifen, welcher nicht weiß, was die Liebe, was das Gute, und was der Naͤchſte iſt.

16. Jch habe etlichemal mit den Engeln hiervon geredet, die ſagten, ſie wunderten ſich, daß die Menſchen, die doch in der Kirche lebten, nicht wuͤßten, daß den Herrn lieben und den Naͤchſten lieben, heiße, das Gute und Wahre lieben, und aus dem Wollen daſſelbe thun; da ſie doch wiſſen koͤnnten, daß ein jeder die Liebe dadurch bezeuge und an den Tag lege, indem er das wolle und thue was der andere will, und daß er auf dieſe Weiſe wiederum geliebet, und mit dem andern verbunden werde, aber nicht dadurch, daß er ihn blos liebe, und dennoch ſeinen Willen nicht thue, welches an ſich ſelbſt ſo viel ſey, als nicht lieben: ferner koͤnnten ſie wiſſen, daß das von dem Herrn ausfließende Gute Sein Eben - bild ſey, weil Er in dieſem Guten iſt, und daß diejenigen Seine Ebenbilder werden, und ſich mit Jhm vereinigen, welche das GuteB 2und20Vom Himmel. und Wahre, worinnen Er lebt, thun, durch das Wollen und Vollbringen; das Wollen iſt auch ſo viel als das Vollbringen lieben. Daß dem alſo ſey, lehret auch der Herr i[n]dem Wort, da er ſpricht, Wer meine Gebote hat, und thut ſie, der iſts, der Mich liebet; und Jch werde ihn lieben, und Wohnung bey ihm machen Joh. 14. 21. 23. Und anderswo, Wenn ihr meine Ge - bote haltet, ſo bleibet ihr in meiner Lie - be, Joh. 15, 10. 12.

17. Daß das vom Herrn ausfließende Goͤttliche, welches die Engel beruͤhret, und den Himmel ausmachet, die Liebe ſey, bezeuget alle Erfahrung im Himmel; denn alle die da - ſelbſt ſind, ſind Geſtalten der Liebe und Lieb - thaͤtigkeit, ſie erſcheinen in unausſprechlicher Schoͤnheit, und die Liebe leuchtet aus ihrem Angeſicht, aus der Sprache, und aus Allem und Jedem ihres Lebens. Ueberdies ſind geiſt - liche Spaͤhren oder Umkreiſe des Lebens da, welche aus einem jeden Engel und aus einem jeden Geiſt ausfließen, und ſie umgeben, wo - durch ſie bisweilen noch in einer weiten Ent - fernung erkannt werden, wie ſie beſchaffen ſind in Anſehung der Neigungen, die der Liebe ei - gen; denn dieſe Umkreiſe fließen aus dem Leben der Neigung und des daher ruͤhrenden Denkens, oder aus dem Leben der Liebe und des daher kommenden Glaubens eines jedweden; die vonden21Vom Himmel. den Engeln ausfließenden Umkreiſe ſind ſo voll Liebe, daß ſie das Jnnerſte des Lebens derjeni - gen empfindlich beruͤhren, bey welchen ſie ſind: ſie ſind von mir etlichemal vernehmlich em - pfunden worden, und haben mich auf beſagte Weiſe beruͤhret. Daß es die Liebe ſey, von welcher die Engel ihr Leben haben, wurde auch daraus offenbar, daß ein jeder im andern Le - ben ſeine Wendung nach Beſchaffenheit ſeiner Liebe macht; welche in der Liebe zum Herrn ſind, und in der Liebe gegen den Naͤchſten, wenden ſich beſtaͤndig zu dem Herrn; die aber in der Liebe ſein ſelbſt ſtehen, wenden ſich be - ſtaͤndig zuruͤck vom Herrn ab; dieſes geſchiehet in jeder Wendung ihres Leibes, denn im an - dern Leben verhalten ſich die Raͤume nach Be - ſchaffenheit der Zuſtaͤnde ihres Jnwendigen, desgleichen auch die Gegenden, welche daſelſt nicht ſo beſtimmt ſind wie in der Welt, ſon - dern ſie werden nach Beſchaffenheit des An - ſchauens des Geſichts derer, ſo daſelbſt ſind, beſtimmet: aber die Engel ſind es nicht, die ſich zu dem Herrn wenden, ſondern der Herr iſt es, der diejenigen zu ſich wendet, welche das Vollbringen deſſen lieben, was von Jhm iſt. Allein hiervon wird im folgenden, wovon den Gegenden im andern Leben gehandelt wird, ein mehreres geſagt werden.

18. Daß das Goͤttliche des Herrn im Himmel die Liebe iſt, iſt darum, weil die LiebeB 3die22Vom Himmel. die Aufnehmerin iſt alles deſſen, was im Him - mel iſt, als da ſind Friede, Erkaͤnntniß, Weis - heit und Gluͤckſeligkeit; denn die Liebe nimmt alles und jedes auf, was mit ihr uͤbereinkommt, ſie verlanget es, trachtet darnach, und wird gleichſam von freyen Stuͤcken davon eingenom - men, denn ſie will ſtets von demſelben berei - chert und vollkommen gemacht werden: die - ſes iſt auch den Menſchen bekannt, denn die Liebe bey ihm ſchauet gleichſam in die Dinge ſeines Gedaͤchtniſſes, und ſchoͤpfet daraus alles, was uͤbereinſtimmet, und faſſet ſolches zuſam - men, und ordnet es in ſich und unter ſich, in ſich damit es ihr eigen ſey, und unter ſich, da - mit es ihr diene; das uͤbrige aber, welches nicht uͤbereinſtimmet, verwirft und verbannet ſie. Daß in der Liebe alles Vermoͤgen ſey, das Wahre, welches mit ihr uͤbereinkommt, anzunehmen, und das Verlangen, daſſelbe mit ihr zu verbinden, konnte auch offenbar von denen angenommen wer - den, welche in den Himmel erhoben wurden, die - ſe, ob ſie gleich einfaͤltige oder unweiſe in der Welt geweſen, kamen dennoch in die engliſche Weisheit und in die Gluͤckſeligkeiten des Him - mels, da ſie unter die Engel kamen; die Urſache war, weil ſie das Gute und Wahre um des Gu - ten und Wahren willen geliebet, und ſolches ih - rem Leben eingepflanzt hatten, und dadurch ver - moͤgend worden, den Himmel mit allem Unaus - ſprechlichen daſelbſt anzunehmen. Die aber in der Liebe ſein ſelbſt und der Welt ſind, die ſindnicht23Vom Himmel. nicht vermoͤgend daſſelbige aufzunehmen, ſie ver - abſcheuen und verwerfen es, und bey der erſten Beruͤhrung und dem Einfluß deſſelben fliehen ſie weg, und vergeſellſchaften ſich mit denen in der Hoͤlle, die in gleicher Liebe mit ihnen ſtehen. Es waren Geiſter, welche zweifelten, ob dergleichen in der himmliſchen Liebe anzutreffen waͤre, und verlangten zu wiſſen, ob es alſo waͤre, dahero wurden ſie in den Zuſtand der himmliſchen Liebe gelaſſen, da inzwiſchen das Widerſtehende ent - fernt wurde, und wurden vorwaͤrts in eine Ent - fernung gebracht, wo der engliſche Himmel iſt, und daraus redeten ſie mit mir und ſagten, daß ſie eine innere Gluͤckſeligkeit ſpuͤhrten, die ſie nicht mit Worten ausdruͤcken koͤnnten, ſie betruͤbten ſich aber ſehr, daß ſie wieder in den vorigen Zu - ſtand gehen muͤßten. Andere wurden auch in den Himmel erhoben, und ſo wie ſie innerlicher oder hoͤher erhoben worden, alſo giengen ſie in die Erkaͤnntniß und Weisheit ein, damit ſie ver - nehmen konnten, was ihnen vorher unbegreiflich war. Hieraus erhellet, daß die vom Herrn aus - fließende Liebe die Empfaͤngerin des Himmels und aller Dinge, die daſelbſt ſind, iſt.

19. Daß die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Naͤchſten in ſich alles Goͤtt - liche Wahre begreifen, kann aus dem offenbar ſeyn, was der Herr ſelbſt von dieſer zweyfachen Liebe geredet, wenn Er ſpricht, Du ſollt lieben Gott deinen Herrn von ganzem Her -B 4zen,24Vom Himmel. zen, und von ganzer Seele; dieß iſt das vornehmſte und groͤßeſte Gebot; das an - dere iſt dem gleich, du ſollt deinen Naͤch - ſten lieben als dich ſelbſt: in dieſen zweyen Geboten hanget das Geſetz und die Pro - pheten, Matth. 22, 37. 38. 39. 40. Das Geſetz und die Propheten ſind das geſammte Wort, folglich alles Goͤttliche Wahre.

Daß der Himmel in zwey Reiche unterſchieden ſey.

20. Weil in dem Himmel unzaͤhlige Mannig - faltigkeiten ſind, und eine Geſellſchaft nicht gaͤnz - lich der andern gleich iſt, auch nicht einmal ein Engel dem andern, ſo wird derowegen der Him - mel insgemein, insbeſondere und ſtuͤckweiſe unterſchieden: insgemein in zwey Reiche, insbeſondere in drey Himmel, und ſtuͤckweiſe in unzaͤhlige Geſellſchaften: von jedem wird nun im folgenden geredet werden. Jn Reiche, heißt es, weil der Himmel das Reich Gottes genennet wird.

21. Es giebt Engel, die innerlich mehr und weniger das vom Herrn ausgehende Goͤtt - liche auf - und annehmen; die es mehr inner - lich aufnehmen, werden himmliſche Engel genennet, die es aber weniger innerlich an - nehmen, nennet man geiſtliche Engel; daherwird25Vom Himmel. wird der Himmel in zwey Reiche unterſchie - den, deren eins das himmliſche Reich genen - net wird: das andere das geiſtliche Reich.

22. Die Engel, welche das himmli - ſche Reich ausmachen, weil ſie das Goͤttliche des Herrn mehr innerlich aufnehmen, werden innere und auch obere Engel genennet; und daher werden auch die Himmel, die ſie ausma - chen, innere und obere Himmel genennet. Die Engel, welche das geiſtliche Reich ausmachen, weil ſie das Goͤttliche des Herrn weniger innerlich aufnehmen, heißen untere Engel. Daß ſie obere und untere heißen, iſt darum, weil das Jnnere durch das Obere, und das weniger Jnnere durch das Untere oder auch Aeußere ausgedruͤckt wird.

23. Die Liebe, in welcher diejenigen ſtehen, welche im himmliſchen Reich ſind, wird die himm - liſche Liebe genennet; und die Liebe, worin - nen diejenigen ſind, welche im geiſtlichen Reich ſich befinden, wird die geiſtliche Liebe genen - net: die himmliſche Liebe iſt die Liebe zum Herrn, und die geiſtliche Liebe iſt die thaͤtige Liebe gegen den Naͤchſten. Und weil alles Gute der Liebe zukommt, denn was einer liebt, das iſt ihm Gutes, daher wird auch das Gute des einen Reichs das himmliſche, und das Gute des an - dern Reichs das geiſtliche Gute genennet. Hier - aus erhellet, worinnen ſich dieſe zwey Reiche un - ter, cheiden, daß ſie nemlich ſich unterſcheiden wieB 5das26Vom Himmel. das Gute der Liebe zum Herrn, und das Gute der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤchſten: und weil jenes Gute das innere Gute iſt, und jene Liebe die innere Liebe, ſo ſind dahero die himmliſchen Engel die innern Engel, und werden die obern genennet.

24. Das himmliſche Reich wird auch das prieſterliche Reich des Herrn genennet, und in dem Wort heißt es Seine Wohnung, und das geiſtliche Reich wird Sein koͤnigli - ches Reich genennet und in dem Wort Sein Thron: nach dem himmliſch Goͤttlichen iſt auch der Herr in der Welt Jeſus benennet worden, und nach dem geiſtlich Goͤttlichen Chriſtus.

25. Die Engel in dem himmliſchen Reich des Herrn uͤbertreffen die Engel, welche im geiſtli - chen Reich ſind, ſehr an Weisheit und Herrlich - keit, aus der Urſache, weil ſie das Goͤttliche des Herrn innerlich auf und annehmen, denn ſie ſind in der Liebe zu Jhm, und daher Jhm naͤher und verbundener. Daß dieſe Engel ſol - che ſind, kommt daher, weil ſie das Goͤttliche Wahre gleich ſobald im Leben angenommen haben und aufnehmen, und nicht wie die geiſtlichen Engel durch vorhergehendes Gedaͤchtniß und Denken; deswegen beſitzen ſie daſſelbe, eingeſchrie - ben in ihre Herzen, und empfinden es vornehm - lich und ſehen es gleichſam in ihnen, und machen niemals Vernunftſchluͤße daruͤber, ob es alſo ſeyoder27Vom Himmel. oder nicht: ſie ſind ſolche, wie ſie Jeremias be - ſchreibet, Jch will mein Geſetz in ihr Ge - muͤthe geben, und es in ihr Herz ſchrei - ben: und wird keiner den andern, noch ein Bruder den andern lehren, und ſagen: erkenne Jehovah; ſondern ſie ſollen mich alle kennen beyde klein und groß, 31, 33. 34. Und ſie werden beym Eſaia, gelehret von Jehovah genennet, 54, 13: daß die, welche Jehovah gelehret worden, diejenigen ſind, welche vom Herrn gelehret worden ſind, ſagt der Herr ſelbſt. Joh. 6, 45. 46.

26. Es iſt geſagt worden, daß dieſelben vor den uͤbrigen Weisheit und Herrlichkeit haͤtten, weil ſie das Goͤttliche Wahre gleichſobald im Leben auf - genommen haben und aufnehmen, denn ſobald ſie daſſelbe hoͤren, ſo wollen ſie es auch und thun es, und heben es nicht etwa im Gedaͤchtniſſe auf, und denken hernach daruͤber, ob es auch alſo ſey: die nun ſo beſchaffen ſind, wiſſen den Augenblick durch den Einfluß vom Herrn, ob das Wahre, welches ſie hoͤren, Wahrheit ſey, denn der Herr fließt unmittelbar in das Wollen des Men - ſchen, und mittelbar durch das Wollen in ſein Denken; oder welches einerley, der Herr fließt unmittelbar in das Gute, und mittelbar durch das Gute ins Wahre, denn das heißet das Gute, was durch den Willen und durch das Vollbringen aus ſelbigen gehet, aber das heiſſet das Wahre, was aus dem Gedaͤchtniß und ausdem28Vom Himmel. dem Denken aus ſelbigem herkommt: es wird auch alles Wahre in das Gute verwandelt und der Liebe eingepflanzet, ſo bald es in den Willen eingehet; ſo lange aber das Wahre im Gedaͤcht - niſſe und im Denken aus ſelbigem iſt, ſo wird es nicht gut, und hat kein Leben, und wird auch den Menſchen nicht zugeeignet, weil der Menſch ein Menſch iſt aus dem Willen und aus dem Ver - ſtand aus ſelbigem aber nicht aus dem Verſtand der vom Willen getrennt iſt.

27. Weil ein ſolcher Unterſchied iſt zwiſchen den Engeln des himmliſchen Reichs, und zwiſchen den Engeln des geiſtlichen Reichs, ſo ſind ſie des - wegen nicht beyſammen, und haben auch keine Gemeinſchaft unter einander; es findet nur eine Mittheilung ſtatt durch Vermittelung der engliſchen Geſellſchaften, welche himmliſch geiſtliche genennet werden; durch dieſe fließet das himmliſche Reich in das geiſtliche: da - her geſchiehet es, daß der Himmel, ob er gleich in zwey Reiche getheilt iſt, dennoch einen Ein - zigen ausmachet. Der Herr thut immer Vor - ſehung, daß ſolche vermittelnde Engel da ſind, durch welche die Mittheilung und Vereinigung geſchiehet.

28. Weil im folgenden viel von den Engeln des einen und des andern Reichs geſagt wird, ſo wird deswegen hier das Beſondere uͤber - gangen.

Daß29Vom Himmel.

Daß drey Himmel ſind.

29. Es ſind drey Himmel, und dieſe unter einander hoͤchſt unterſchieden, der innerſte oder dritte, der mittlere oder andere, und der letzte oder erſte; ſie folgen auf einander und be - ſtehen unter einander, gleichwie das oberſte des Menſchen, welches das Haupt genennet wird, ſein mittleres, welches man den Leib nennet, und ſein letztes nemlich die Fuͤße; und gleichwie der oberſte Theil eines Hauſes, ſein mittlerer, und ſein unterſter: in einer ſolchen Ordnung iſt auch das Goͤttliche, welches von dem Herrn ausfließet und herabkommt; daher iſt der Himmel wegen Nothwendigkeit der Ordnung dreyfach getheilet.

30. Das Jnnere des Menſchen welches ſeinem Gemuͤth und ſeiner Seele zukommt, (quæ ejus mentis & animi ſunt) iſt auch in gleicher Ordnung; er hat ein Jnnerſtes, Mittleres, und Letztes; denn in den Menſchen iſt, da er geſchaffen worden, alles was zur goͤttlichen Ord - nung gehoͤret, zuſammen gelegt worden, ſo gar daß er die goͤttliche Ordnung in der Geſtalt worden iſt, und daher der Himmel dem kleinſten Bilde oder Abbildung; dahero hat auch der Menſch nach ſeinem Jnwendigen mit den Him - meln Gemeinſchaft; und kommt auch nach dem Tod unter die Engel, unter die Engeln des innerſten Himmels, oder des mittlern, oder letzten, je nachdem er das Goͤttliche Gute undWahre30Vom Himmel. Wahre von dem Herrn auf - und annimmt, da er in der Welt lebt.

31. Das Goͤttliche, welches von dem Herrn in den dritten oder innerſten Himmel einfließt und darinnen angenommen wird, wird das Himmliſche genennet, und daher nennet man die Engel, welche daſelbſt ſind, die himm - liſchen Engel; das Goͤttliche welches von dem Herrn in den andern oder mittlern Him - mel einfließt und darinnen aufgenommen wird, wird das Geiſtliche genennet, und daher heißen die Engel, die daſelbſt ſind, die geiſtlichen En - gel; aber das Goͤttliche welches von dem Herrn in den letzten oder erſten Himmel einfließt und darinnen angenommen wird, wird das Natuͤrliche genennet; weil aber das Na - tuͤrliche dieſes Himmels nicht iſt wie das Na - tuͤrliche der Welt, ſondern in ſich das Geiſtli - che und Himmliſche hat, ſo wird dahero die - ſer Himmel der geiſtlich und himmliſch na - tuͤrliche genennet, und daher heißen die En - gel, welche darinnen ſind, die geiſtlich und himmliſch natuͤrlichen; geiſtlich natuͤrli - che heißen diejenigen, welche den Einfluß aus dem mittlern oder andern Himmel aufneh - men, welcher der geiſtliche Himmel iſt; und himmliſch natuͤrliche werden diejenigen ge - nennet, welche den Einfluß aus dem drit - ten oder innerſten Himmel annehmen, wel - cher der himmliſche Himmel iſt: die geiſtlich natuͤrlichen, und die himmliſch natuͤrlichen Engelſind31Vom Himmel. ſind von einander unterſchieden, dennoch aber machen ſie einen einzigen Himmel aus, weil ſie einem einzigen Grad ſind.

32. Jn jedem Himmel iſt das Jnnere und Aeußere, welche im Jnnern ſind, werden daſelbſt innere Engel genennet, die aber im Aeußerlichen ſind werden daſelbſt aͤußerliche Engel genennet. Das Jnnere und Aeußere in den Himmeln, oder in einem jeden Himmel verhalten ſich wie das Wollende (Voluntarium) und deſſen Verſtehendes (Intellectuale) bey dem Menſchen, das Jnnere wie das Wollen - de, und das Aeußere wie deſſelben Verſtehen - des; aller Wille hat ſeinen Verſtand; eins ohne das andere findet nicht ſtatt: der Wille verhaͤlt ſich in Vergleichung wie eine Flamme, und deſ - ſelben Verſtand wie das Licht daraus.

33. Man muß wohl wiſſen, daß das Jn - nere bey den Engeln machet, daß ſie in dem ei - nen oder andern Himmel ſind; denn jemehr das Jnnere zu dem Herrn eroͤffnet iſt, in einem deſto innern Himmel ſind ſie. Es ſind drey Grade oder Staffeln des Jnnern bey einem jedweden, ſo wohl bey einem Engel als bey einem Geiſt, und auch bey einem Men - ſchen; diejenigen, bey welchen der dritte Grad eroͤffnet iſt, ſind im innerſten Himmel; bey welchen der andere oder nur der erſte eroͤff - net iſt, die ſind im mittlern oder letzten Himmel: das Jnwendige wird durch dieAuf -32Vom Himmel. Aufnahme des Goͤttlichen Guten und Goͤttlichen Wahren aufgethan: diejenigen, welche vom Goͤtt - lichen Wahren uͤberſchuͤttet werden, und ſolches gleich ſobald ins Leben, folglich in den Willen und daraus in die Thaͤtigkeit eingehen laſſen, ſind in dem innerſten oder dritten Himmel, und zwar daſelbſt nach Beſchaffenheit der Aufnahme des Guten aus der Zuneigung zum Wahren; die es aber nicht gleichſobald in den Willen ein - laſſen, ſondern nur ins Gedaͤchtniß und daraus in den Verſtand, und aus dieſem es wollen und thun, die ſind im mittlern oder andern Himmel: diejenigen hingegen, welche moraliſch oder ſittlich leben, und das Goͤttliche glauben, und ſich nicht ſo gar ſehr um den Unterricht be - kuͤmmern, ſind im letzten oder erſten Him - mel. Hieraus kann nun erhellen, daß die Zu - ſtaͤnde und Beſchaffenheiten des Jnwendigen den Himmel machen, und daß der Himmel in ei - nem jeden iſt, aber nicht außer ihm; die - ſes lehret auch der Herr, wenn Er ſpricht, Das Reich Gottes kommt nicht mit aͤußerlichen Gebehrden, man wird auch nicht ſagen, ſiehe hie oder da iſt es, denn ſehet das Reich Gottes iſt inwendig in euch, Luc. 17, 20. 21.

34. Jede Vollkommenheit waͤchſet auch ge - gen das Jnwendige zu, und nimmt ab gegen das Aeuſſere zu, weil das Jnnere dem Goͤttli - chen naͤher und in ſich reiner iſt, daß Aeußereaber33Vom Himmel. aber iſt von dem Goͤttlichen entfernter und in ſich groͤber. Die engliſche Vollkommenheit beſtehet in der Erkaͤnntniß, in der Weisheit, in der Lie - be, und in allem Guten, und aus dieſen in der Gluͤckſeligkeit, aber nicht in der Gluͤckſeligkeit ohne dieſelben, denn die Gluͤckſeligkeit ohne dieſe vorhergehenden Stuͤcke iſt aͤußerlich und nicht in - nerlich. Weil das Jnnere bey den Engeln des innerſten Himmels im dritten Grad eroͤffnet iſt, ſo uͤbertrifft ihre Vollkommenheit unendlich weit die Vollkommenheit der Engel im mittlern Himmel, deren Jnneres im andern Grad eroͤffnet iſt; desgleichen uͤbertrifft die Vollkommenheit der Engel des mittlern Him - mels die Vollkommenheit der Engel des letz - ten Himmels.

35. Weil nun ein ſolcher Unterſchied iſt, ſo kann ein Engel des einen Himmels nicht zu den Engeln des andern Himmels eingehen, oder es kann keiner aus dem untern Himmel hinauf, und keiner aus dem obern Himmel herabſtei - gen: wenn einer aus dem untern Himmel hinauf - ſteiget, ſo wird er von einer Beaͤngſtigung bis zum Schmerzen uͤberfallen, und kann die, ſo da - ſelbſt ſind, nicht ſehen, vielweniger mit ihnen reden; und der aus dem obern Himmel herab - ſteiget, wird ſeiner Weisheit beraubt, ſtammlet in der Rede, und kommt in Verzweiflung. Es waren etliche aus dem letzten Himmel, die noch nicht unterrichtet worden, daß der Himmel in dem Jnwendigen des Engels beſtehe,Sw. Sch. I. Th. Cund34Vom Himmel. und glaubten alſo, ſie kaͤmen in die obere himm - liſche Gluͤckſeligkeit, wenn ſie nur in den Himmel kaͤmen, wo dieſe Engel waͤren; es wurde ihnen auch erlaubt, zu denſelben zu gehen, da ſie aber daſelbſt waren, ſo ſahen ſie niemand, ſie moch - ten ſich umſehen wie ſie wollten, obgleich eine große Menge da war; denn das Jnnere dieſer Ankommenden war nicht in einem ſolchen Grad eroͤffnet, als in welchem das Jnwendige der En - gel die daſelbſt ſind, aufgethan war, folglich war auch ihr Geſicht nicht eroͤffnet; und kurz darauf wurden ſie von einer Herzensangſt uͤberfallen, ſo gar, daß ſie kaum wußten, ob ſie im Leben wa - ren oder nicht; deswegen giengen ſie ploͤtzlich daraus und begaben ſich zu dem Himmel, woraus ſie waren, indem ſie froh waren daß ſie unter die ihrigen kamen; ſie verſprachen, daß ſie nicht mehr Hoͤheres begehrten, als was mit ihrem Le - ben uͤbereinſtimmet. Jch ſahe auch einige, die aus dem obern Himmel herabgelaſſen, und ihrer Weisheit beraubt wurden, ſogar daß ſie nicht wußten, wie ihr Himmel beſchaffen war. Es gehet aber anders zu, wenn der Herr etliche aus dem untern Himmel in den obern erhebt, da - mit ſie die Herrlichkeit daſelbſt ſehen moͤgen, wel - ches oͤfters geſchiehet, alsdenn werden ſie erſt zu - bereitet, und werden von vermittelnden En - geln umgeben, durch welche die gemeinſchaftliche Mittheilung geſchiehet. Aus dieſem erhellet, daß jene drey Himmel von einander hoͤchſt un - terſchieden ſind.

36. Die35Vom Himmel.

36. Die aber in einem und eben demſel - ben Himmel ſind, die koͤnnen daſelbſt mit wel - chen ſie wollen vergeſellſchaftet werden, aber die Annehmlichkeit der geſellſchaftlichen Verbindung verhaͤlt ſich nach den Verwandſchaften des Gu - ten, in welchen ſie ſind: allein hiervon ſoll in den folgenden Artikeln geredet werden.

37. Aber obgleich die Himmel alſo unterſchie - den ſind, daß die Engel des einen Himmels kei - nen gemeinſchaftlichen Umgang mit den Engeln des andern Himmels haben koͤnnen, ſo verbin - det dennoch der Herr alle Himmel durch einen unmittelbaren und mittelbaren Ein - fluß, durch den unmittelbaren Einfluß aus Sich Selbſt in alle Himmel, und durch den mittelbaren von einem Himmel in den andern; und alſo ſchaffet Er, daß drey Him - mel ein Einziger ſind, und alle im Zuſammen - hang ſind vom Erſten bis zum Letzten, ja ſo gar, daß kein Nichtzuſammenhang S[t]att findet; was nicht durch Vermittelungen mit dem Erſten ver - knuͤpfet iſt, das beſtehet nicht, ſondern wird zer - riſſen und wird ein Nichts.

38. Der nicht weiß, wie es mit der goͤttli - chen Ordnung in Anſehung der Grade oder Stuf - fen beſchaffen iſt, der kann nicht faſſen wie die Himmel unterſchieden ſind, auch nicht einmal was der innere und aͤußere Menſch iſt. Die mei - ſten in der Welt haben keinen andern Begriff von dem Jnnern und Aeußern oder von dem ObernC 2und36Vom Himmel. und Untern, als wie vom Nacheinanderfort - gehenden (de continuo) oder vom Zuſammen - haͤngenden durch das Nacheinanderfortgehende von dem Reinern bis zum Groͤbern; (de cohæ - rente per continuum a puriori ad craſſius) aber das Jnnerliche und Aeußerliche verhalten ſich nicht nacheinanderfortgehend, ſondern unter - ſchieden. (non continue ſed diſcrete) Es ſind zweyerley Arten der Grade oder Staffeln, die nacheinanderfortgehenden; (continui & non continui) die nacheinanderfortgehenden Grade verhalten ſich wie die Grade der Abnahme des Lichts von der Flamme bis zu ſeiner Dunkel - heit; oder wie die Grade der Abnahme des Ge - ſichts von dem, was im Lichte iſt, bis zu dem was im Schatten iſt; oder aber wie die Grade der Reinigkeit der Atmoſphaͤre (oder Aether - und Luftkreiſes) von unterſten bis zu ihrem hoͤchſten; die Entfernungen beſtimmen dieſe Grade. Hin - gegen die nicht nacheinander fortgehenden ſondern unterſchiedenen Grade (non continui ſed diſcre - ti) ſind wie das Vorhergehende und Nachfol - gende, (prius & poſterius) wie die Urſache und Wuͤrkung, und wie das Hervorbringende und Hervorgebrachte unterſchieden; wer nachforſchet wird ſehen, daß in Allem und Jedem in der gan - zen Welt, es mag ſeyn was es will, ſolche Gra - de der Hervorbringung und Zuſammenſetzung ſeyn, daß nemlich von dem einen das andere und von dem andern das dritte kommt, und ſo wei - ter. Wer ſich nicht eine deutliche Erkaͤnntnißvon37Vom Himmel. von dieſen Graden verſchafft, der kann unmoͤg - lich die Unterſchiede der Himmel, und die Unter - ſchiede der Vermoͤgenheiten des Jnnern und Aeußern bey dem Menſchen, und nicht den Un - terſchied zwiſchen der geiſtlichen und natuͤrlichen Welt, und den Unterſchied zwiſchen dem Geiſt des Menſchen und ſeinen Leib wiſſen; folglich kann er auch nicht verſtehen, was die Ueberein - ſtimmungen und abbildende Vorſtellungen (re - prælentationes) ſind, und woher ſie kommen, noch wie der Einfluß beſchaffen iſt; ſinnliche Menſchen faſſen dieſe Unterſchiede nicht, denn ſie machen auch nach dieſen Graden nacheinander - fortgehende Zu - und Abnehmungen; daher koͤn - nen ſie das Geiſtliche nicht anders als wie etwas Reineres Natuͤrliche begreifen: derohalben ſtehen ſie auch draußen, und weit von der Erkaͤnntniß.

39. Zuletzt will ich eines gewiſſen Geheim - niſſes von den Engeln der dreyen Himmeln ge - denken welches vorher niemand in den Sinn kom - men iſt, weil man die Grade oder Stufen nicht verſtanden hat; daß nemlich bey einem jeden En - gel, und auch bey einem jeden Menſchen ein in - nerſter oder hoͤchſter Grad, oder etwas Jn - nerſtes und Hoͤchſtes ſey, in welches das Goͤtt - liche des Herrn zuerſt oder am naͤchſten einflieſ - ſet, und woraus das uͤbrige Jnnerliche regieret wird, welches nach den Graden der Ordnung bey denſelben geſchiehet: dieſes Jnnerſte oder Hoͤchſte kann der Eingang des Herrn zuC 3dem38Vom Himmel. dem Engel und zu dem Menſchen, und Seine Wohnung ſelbſten bey ihnen, genennet werden: durch dieſes Jnnerſte oder Hoͤch - ſte iſt der Menſch ein Menſch, und wird von den unvernuͤnftigen Thieren unterſchieden, denn dieſe haben es nicht: daher kommt es, daß der Menſch anders, als die Thiere, in Anſehung alles Jnwendigen, welches ſeinem Gemuͤth und Seele zukommt, von dem Herrn zu Jhm er - hoben werden, an Jhn glauben, zur Liebe ge - gen Jhn bewogen werden, und alſo Jhn ſehen, und folglich auch Erkaͤnntniß und Weisheit von Jhm empfangen, und aus der Vernunft reden daher kommt es auch, daß er in Ewigkeit lebet. Was aber von dem Herrn in dieſem Jnnerſten veranſtaltet oder verordnet und vorgeſehen wird, das fließet nicht offenbar in die Erkaͤnntniß eines Engels, weil es uͤber ſeine Gedanken iſt, und ſeine Weisheit uͤbertrift.

40. Dieſes iſt nun uͤberhaupt von den dreyen Himmeln geſagt worden; in folgenden aber ſoll von einem jeden Himmel insbeſondere geredet werden.

Daß die Himmel aus unzaͤhligen Geſellſchaften beſtehen.

41. Die Engel eines jeden Himmels ſind nicht in einem einzigen Ort beyſammen, ſondern in groͤßere und kleinere Geſellſchaften unter -ſchieden,39Vom Himmel. ſchieden, nach den Unterſchieden des Guten der Liebe und des Glaubens worinnen ſie ſind; die im gleichen Guten ſind, formiren eine ein - zige Geſellſchaft: das Gute in den Himmeln iſt in unendlicher Mannigfaltigkeit; und ein je - der Engel iſt ſo wie ſein Gutes.

42. Die engliſchen Geſellſchaften in den Himmeln ſtehen auch nach der Entfernung von einander ab, ſo wie das Gute uͤberhaupt und ins - beſondere unterſchieden iſt; denn die Abſtaͤnde oder Entfernungen in der geiſtlichen Welt ſind aus keinem andern Urſprung, als aus dem Unterſchied der Zuſtaͤnde der Liebe: die ſtehen weit von einander ab, die wenig unter - ſchieden ſind; die Gleichheit machet, daß ſie eine einzige Geſellſchaft ſind.

43. Jn der einzigen Geſellſchaft ſind gleich - falls alle von einander unterſchieden; die voll - kommener ſind, das iſt, die in dem Guten, folglich in der Liebe, in der Weisheit und in der Erkaͤnntniß einen Vorzug haben, die ſind in der Mitte; die weniger Vollkommenheit haben, ſind ringsherum, in einem Abſtand oder Entfernung nach den Graden, je nachdem die Vollkommenheit geringer iſt: dieſes verhaͤlt ſich, wie das aus dem Mittelpunkt abnehmende Licht gegen die Peripherien oder Umkreiſe zu: die in der Mitte ſind, ſind auch im groͤßten Licht, und die an den Peripherien oder Umkreiſen ſind, befinden ſich in einem immer kleinern und klei - nern.

C 444. Die40Vom Himmel.

44. Die in der Gleichheit ſind, die werden gleichſam aus ſich ſelbſt zu ihres Gleichen gezogen, denn ſie ſind bey ihres Gleichen als wie bey den Jhrigen, und wie da zu Hauſe, bey andern aber als wie bey fremden, und wie draußen: wenn ſie bey ihres Gleichen ſind, ſo ſind ſie auch in ih - rer Freyheit, und daher in allem Angenehmen des Lebens.

45. Hieraus iſt offenbar, daß das Gute alle in den Himmeln mit einander vergeſellſchaftet, und daß ſie unterſchieden werden nach Beſchaf - fenheit deſſelben: dennoch aber ſind es nicht die Engel, die ſich alſo vergeſellſchaften, ſondern der Herr iſt es, von Dem das Gute kommt; Er allein fuͤhret, verbindet, und unterſcheidet ſie, und haͤlt ſie in der Freyheit, ſo viel ſie im Gu - ten ſind; folglich haͤlt Er jeglichen in dem Leben ſeiner Liebe, ſeines Glaubens, ſeiner Erkaͤnntniß und Weisheit, und daraus in der Gluͤckſeligkeit.

46. Diejenigen kennen ſich auch alle unter - einander, welche im gleichen Guten ſind, gaͤnzlich ſo als wie die Menſchen in der Welt ihre Anver - wandten, Schwaͤger und Freunde kennen, un - geachtet die ſo im gleichen Guten ſtehen, einan - der niemals vorhero geſehen haben; aus der Ur - ſache, weil im andern Leben keine andere Ver - wandſchaften, Schwaͤgerſchaften, und Freund - ſchaften ſind, als geiſtliche, ſolche nemlich die von der Liebe und vom Glauben herruͤhren. Die - ſes wurde mir etlichemal zu ſehen gegeben, wennich41Vom Himmel. ich im Geiſte, nemlich vom Leibe hin - weg gefuͤhret, und alſo in einer geſell - ſchaftlichen Verbindung mit den Engeln war; alsdenn ſahe ich einige von denen, welche im gleichen Guten ſind, als wenn ich ſie von der Kindheit an gekannt haͤtte, andere hingegen als wenn ſie mir gaͤnzlich unbekannt waͤren; die von mir geſehen wurden, als wenn ich ſie von der Kindheit an gekannt haͤtte, waren ſolche, die im gleichen Zuſtand mit dem Zuſtand meines Gei - ſtes waren, die ich aber geſehen habe als wenn ſie mir unbekannt waͤren, waren in ungleichen Zuſtand.

47. Alle diejenigen, welche eine einzige Ge - ſellſchaft formiren, haben ein einander gleiches Ge - ſicht uͤberhaupt, aber ein ungleiches insbeſon - dere: wie ſich die Gleichheiten in Anſehung der Allgemeinheit, und die Mannigfaltigkeiten insbeſondere verhalten, kann einigermaſſen aus dieſen Merkmalen in der Welt begriffen wer - den, daß nemlich, wie bekannt iſt, jedwedes Volk etwas allgemeines Gleiche im Geſicht und Augen an ſich hat, wodurch es erkannt, und von einem andern Volk unterſchieden wird; und noch mehr eine Familie von der andern; allein dieſes iſt weit vollkommener in den Himmeln, weil da - ſelbſt alle innerliche Zuneigungen erſcheinen, und aus dem Angeſicht leuchten, denn das Angeſicht iſt daſelbſt ihre aͤußerliche und vorſtellende oder abbildende Geſtalt, ein ander Angeſicht haben alsC 5wie42Vom Himmel. wie es die Zuneigungen bey einem darſtellen, ge - het im Himmel gar nicht an. Es wurde mir auch gezeigt, wie die allgemeine Gleichheit insbeſondere bey allen und jeden, die in einer einzigen Geſellſchaft ſind, veraͤndert wird; es war, wie ein engliſches Angeſicht, welches mir erſchien, und das wurde nach den Neigungen des Guten und Wahren, dergleichen bey denen ſind, die in einer einzigen Geſellſchaft ſich befin - den, veraͤndert; dieſe Veraͤnderungen hielten lange an; und ich bemerkte, daß immer einer - ley Angeſicht in der Allgemeinheit gleichwie zu einer Grundlage blieb, und daß die uͤbrigen mannigfaltige Veraͤnderungen nur daraus abge - leitet und hergenommen waren: auf dieſe Weiſe wurden auch durch dieſes Angeſicht die Neigun - gen der ganzen Geſellſchaft gezeigt, durch welche das Angeſicht derer, ſo darinnen ſind, veraͤndert wird; denn die engliſchen Geſichter, wie oben geſagt, ſind Geſtalten ihres Jnwendigen, und alſo der Zuneigungen, die von der Liebe und dem Glauben herruͤhren.

48. Dahero geſchiehet es auch, daß ein En - gel, der vorzuͤgliche Weisheit hat, den Augen - blick aus dem Angeſicht erkennet, wie ein andrer beſchaffen iſt; es kann einer daſelbſt nicht mit dem Geſicht das Jnwendige verbergen und ver - ſtellen, und ganz und gar nicht durch Liſt und Heucheley beluͤgen und hintergehen. Manchmal traͤgt ſichs zu, daß ſich Heuchler in die Geſell -ſchaften43Vom Himmel. ſchaften einſchleichen, die gleichſam darauf aus - gelernt haben, ihr Jnneres zu verbergen, und das Aeußere ſo anzuſtellen, daß es in der Ge - ſtalt des Guten erſcheinet, worinnen diejenigen ſtehen, welche in der Geſellſchaft ſind, und ſich alſo wie Engel des Lichts zu ſtellen wiſſen; allein dieſe koͤnnen ſich nicht lange daſelbſt aufhalten, denn ſie fangen an innerlich beaͤngſtiget, und ge - martert zu werden, eine Todes Farbe zu bekom - men, und werden gleichſam entſeelet, und auf ſolche Art von der Widerwaͤrtigkeit des Lebens, welches einfließet und wuͤrket, beunruhiget; dero - wegen ſtuͤrzen ſie ſich ſchnell in die Hoͤlle, wo ih - res Gleichen ſind, und begehren nicht mehr hin - aufzuſteigen: es ſind eben diejenigen, welche durch den verſtanden werden, der unter den Gaͤſten und Eingeladenen ohne hochzeitlich Kleid angetroffen und in die aͤuſſerſte Finſternis geworfen wurde, Matth. 22, 11. ꝛc.

49. Alle Geſellſchaften des Himmels haben untereinander eine Gemeinſchaft, nicht durch ei - nen offenſtehenden Zutritt oder Umgang, denn wenige gehen aus ihrer Geſellſchaft in eine an - dere, denn aus der Geſellſchaft gehen, heißt aus ſich ſelbſt oder aus ſeinem Leben gehen, und in ein anderes, welches nicht damit uͤbereinkommt, uͤbergehen: ſondern alle haben eine Gemeinſchaft durch die Ausbreitung der Sphaͤre oder des Um - kreiſes, welcher aus dem Leben eines jedweden ausfließet; der Umkreis des Lebens iſt ein Um -kreis44Vom Himmel. kreis der innern Zuneigungen, die von der Liebe und dem Glauben herruͤhren; dieſer breitet ſich in die Geſellſchaften rings umher in die Laͤnge und Breite aus, und deſto weiter und breiter, je innerer und vollkommener die Zuneigungen ſind; nach Beſchaffenheit dieſer Ausbreitung haben die Engel Erkaͤnntnis und Weisheit: die in dem innerſten Himmel ſind, und daſelbſt in der Mitte, haben eine Ausbreitung in den ge - ſammten Himmel; daher kommt die Gemein - ſchaft alles Guten, das im Himmel iſt, mit ei - nen jeden, und eines jedweden mit allen. Allein von dieſer Ausbreitung ſoll unten weitlaͤuftiger gehandelt werden, allwo von der himmliſchen Form oder Geſtalt, nach welcher die engliſchen Geſellſchaften geordnet ſind, und auch wenn von der Weisheit und Erkaͤnntnis der Engel wird geredet werden, denn alle Ausbreitung der Zu - neigungen und Gedanken gehet nach dieſer Form.

50. Oben wurde geſagt, daß in den Him - meln groͤßere und kleinere Geſellſchaften ſind; die groͤßern beſtehen aus zehn tauſend, die klei - nern aus etlichen tauſend, und die kleinſten aus etlichen hundert Engeln: es ſind auch wel - che, die einſam oder einzeln wohnen, gleich - ſam Haus und Haus, Familie und Familie; ob dieſe gleich zerſtreut leben, ſo ſind ſie doch gleichfalls geordnet, wie diejenigen, welche in den Geſellſchaften ſich befinden, daß nemlich die weiſern derſelben in der Mitte, und die we -niger45Vom Himmel. niger weiſe ſind, an den Enden ſich befin - den: dieſe ſind unter der goͤttlichen Vorſorge des Herrn, und ſind der Engel ihre beſten.

Daß eine jede Geſellſchaft der Himmel ſey in einer kleinern Ge - ſtalt, und ein jeder Engel in der kleinſten.

51. D eine jede Geſellſchaft der Him - mel in einer kleinern Geſtalt iſt, und ein je - der Engel in der kleinſten, iſt darum, weil das Gute der Liebe und des Glaubens dasjenige eben iſt, was den Himmel ausmachet, und dieſes Gute befindet ſich bey jedweder Geſellſchaft des Himmels, und bey jeglichen Engel der Geſell - ſchaft: es hat nichts zu bedeuten, daß dieſes Gu - te allenthalben unterſchieden, und mancherley iſt, es iſt dennoch das Gute des Himmels; nur mit dem Unterſchied, daß ſolcher Himmel da und dort iſt. Daher ſagt man, wenn einer in ei - ne Geſellſchaft des Himmels erhoben wird, daß er in den Himmel komme; und von denen, ſo daſelbſt ſind, ſagt man, daß ſie im Him - mel ſind, und jeder in ſeinem Himmel: dieſes wiſſen alle die, ſo im andern Leben ſind; dahero ſagen diejenigen, welche außer oder unter dem Himmel ſtehen, und von weiten dahin ſehen, wo die Haufen der Engel ſind, daß der Himmel da,und46Vom Himmel. und auch dort ſey. Dieſes verhaͤlt ſich in Ver - gleichung wie mit den Aufſehern, Beamten, und Miniſtern in einem einigen koͤniglichen Schloß oder bey einem einigen Hof, ob ſie gleich von ein - ander abgeſondert in ihren Zimmern oder in ih - ren Gemach wohnen, einer oben der andere un - ten, ſo ſind ſie dennoch in einem einzigen Pallaſt oder in einem einzigen Hof, und ein jeder da - ſelbſt ſteht in ſeinem Amte, dem Koͤnig zu die - nen. Hieraus erhellet, was durch die Worte des Herrn verſtanden wird, daß in ſeines Vaters Haus viel Wohnungen ſeyn, Joh. 14, 2; und was durch die Wohnungen des Him - mels, und durch der Himmel Himmel bey den Propheten verſtanden wird.

52. Daß eine jede Geſellſchaft der Him - mel in einer kleinern Geſtalt iſt, konnte auch daraus erkannt werden, weil in einer jeden Ge - ſellſchaft eine gleiche Geſtalt iſt, ſo wie ſie im ganzen Himmel iſt; im ganzen Himmel ſind die - jenigen in der Mitte, die vor andern voll - kommener ſind, und die weniger vollkom - men ſind, die ſind rings herum bis an die Grenzen in der abnehmenden Ordnung, wie man aus dem ſehen kann, was im vorhergehen - den Artikel Num. 43. iſt geſagt worden; ferner konnte es auch daraus erſehen werden, daß der Herr alle mit einander, ſo im ganzen Him - mel ſind, alſo fuͤhret, als wenn ſie ein einziger Engel waͤren; eben ſo fuͤhret er auch diejenigen,welche47Vom Himmel. welche in einer jeden Geſellſchaft ſind; darum erſcheinet bisweilen eine ganze engliſche Geſell - ſchaft als wie ein Einziges in der Geſtalt ei - nes Engels, welches mir auch vom Herrn zu ſehen gegeben worden iſt. Wenn auch gleich der Herr mitten unter den Engeln iſt, ſo erſcheinet Er dennoch nicht, als ob Er von vielen um - ringet ſey, ſondern Er erſcheinet als ein Ein - ziger in engliſcher Geſtalt; daher kommt es nun, daß der Herr in dem Wort ein Engel genennet wird; und auch, daß eine ganze Ge - ſellſchaft ſo heißet; Michael, Gabriel und Raphael ſind nichts anders als engliſche Ge - ſellſchaften, die von ihren Aemtern alſo benen - net werden.

53. So wie eine ganze Geſellſchaft der Himmel in einer kleinern Geſtalt iſt, alſo iſt auch ein Engel der Himmel in der kleinſten; denn der Himmel iſt nicht außer dem Engel, ſondern in ihm; denn ſein Jnwendiges, wel - ches zu ſeinem Gemuͤth gehoͤret, iſt zu der Ge - ſtalt des Himmels, und alſo zur Aufnahme alles deſſen was im Himmel, welches außer ihm iſt, eingerichtet; ſolches nimmt er auch auf, nach Be - ſchaffenheit des Guten, das in ihm iſt aus dem Herrn; darum iſt ein Engel auch der Himmel.

54. Nimmermehr kann geſagt werden, daß der Himmel außer einem ſey, ſondern er iſt in einem, denn ein jeder Engel nimmt nachBe -48Vom Himmel. Beſchaffenheit des Himmels, der in ihm iſt, den Himmel auf, welcher außer ihm iſt. Hieraus iſt offenbar, wie ſehr derjenige betrogen wird, welcher glaubt, daß, in den Himmel kom - men, blos ſo viel ſey, als hinauf unter die En - gel kommen, er moͤgte uͤbrigens nach ſeinem in - nerlichen Leben beſchaffen ſeyn wie er wollte; und daß alſo der Himmel einem jeden aus un - mittelbarer Barmherzigkeit gegeben wuͤrde; da doch, wofern der Himmel nicht in einem iſt, nicht das allergeringſte von dem Himmel, der außerhalb iſt, einfließet und aufgenommen wird. Es giebt viele Geiſter, die in einer ſol - chen Meinung ſtehen, und darum ſind ſie auch, ihrer Einbildung wegen, in den Himmel erhoben worden; allein da ſie daſelbſt waren, und weil ihr inneres Leben dem Leben, in welchem die En - gel ſind, zuwider war, ſo fiengen ſie an, in An - ſehung deſſen, was zu ihrem Verſtand gehoͤret, verblendet zu werden, ſo lange bis ſie wie naͤr - riſch worden ſind, und in Anſehung deſſen was zu ihrem Willen gehoͤret, gemartert zu werden, ſo lange bis ſie ſich wie verruͤckt ſtellten: mit ei - nem Wort, die uͤbel leben, und in den Himmel kommen, ziehen daſelbſt die Seele und martern ſich wie die Fiſche außer dem Waſſer in der Luft; und wie die Thiere in den Luftpumpen in dem Aether oder Himmelsluft wenn die dicke Luft her - ausgezogen iſt. Hieraus kann nun erkannt wer - den, daß der Himmel in einem, aber nicht auſ - ſer einem iſt.

55. Weil49Vom Himmel.

55. Weil alle den Himmel, der außer ihnen iſt, nach Beſchaffenheit des Himmels, der in ihnen iſt, aufnehmen, ſo nehmen ſie dahero auch auf gleiche Weiſe den Herrn auf, weil das Goͤtt - liche des Herrn den Himmel ausmachet: daher kommt es, daß, wenn der Herr in einer Geſell - ſchaft ſich gegenwaͤrtig darſtellet, Er daſelbſt nach Beſchaffenheit des Guten, in welchem die Geſell - ſchaft iſt, erſcheinet, alſo nicht auf einerley Weiſe in einer Geſellſchaft wie in der andern: nicht et - wan, als ob dieſe Ungleichheit in dem Herrn ſey, ſondern ſie iſt in denen, welche Jhn aus ihrem Guten, nemlich nach Beſchaffenheit ihres Guten ſehen; ſie werden auch, wenn ſie ihn geſehen ha, ben, nach Beſchaffenheit ihrer Liebe, ergoͤtzend geruͤhret; die Jhn innigſt lieben, werden innigſt geruͤhret, die Jhn aber weniger lie - ben, werden weniger geruͤhret; die Boͤſen, welche außer dem Himmel ſind, quaͤlen ſich bey Seiner Gegenwart. Wenn der Herr in einer Geſellſchaft erſcheinet, ſo erſcheinet Er daſelbſt wie ein Engel; Er wird aber von den andern durch das Goͤttliche, welches hindurch leuchtet, unterſchieden und erkannt.

56. Der Himmel iſt auch da, wo man den Herrn erkennet, an Jhn glaubet, und Jhn liebet; die Mannigfaltigkeit der Verehrung des Herrn aus der Mannigfaltigkeit des Guten in der einen und andern Geſellſchaft bringt keinen Nach - theil, ſondern Erſprießlichkeit; denn die Voll -Sw. Sch. I. Th. Dkommen -50Vom Himmel. kommenheit des Himmels kommt daraus her. Daß daraus die Vollkommenheit des Himmels entſpringe, kann ſchwerlich nach dem Begriff er - klaͤret werden, wofern man nicht Woͤrter zu Huͤlfe nimmt, die in der gelehrten Welt gebraͤuchlich und uͤblich ſind, und durch ſolche auslegt, wie ein einziges Ding, das vollkommen iſt, aus dem Mannigfaltigen gebildet wird: jedwedes Ein - zige bekommt aus dem Mannigfaltigen ſein Wirk - lichſeyn, denn ein Einziges, das nicht aus dem Mannigfaltigen entſteht, iſt ein Nichts, es hat keine Geſtalt, und daher hat es auch keine Eigen - ſchaft: wenn aber ein Einziges aus dem Man - nigfaltigen entſteht, und das Mannigfaltige in einer vollkommenen Geſtalt iſt, worinnen jedes ſich zu dem andern, als wie ein Freund, uͤber - einſtimmend in einer Ordnung ſchicket und geſel - let, alsdenn hat es eine vollkommene Eigenſchaft: der Himmel iſt auch ein Einziges aus dem Mannigfaltigen, das in die vollkommenſte Geſtalt gebracht und geordnet iſt; denn die himmliſche Geſtalt iſt unter allen Geſtalten die vollkommenſte. Daß daraus alle Vollkommen - heit herkomme, kann man von jeder Schoͤnheit, Lieblichkeit und Annehmlichkeit, die ſowohl die Sinne als die Seele reizen, abnehmen; denn ſie entſtehen und fließen nicht anderswo her als aus der Einhelligkeit und Uebereinſtimmung vieler zu - ſammenſtimmenden und einhelligen Dinge, ſie moͤgen nun in der Ordnung miteinander entſte - hen, oder in der Ordnung auf einander folgen, ſieentſprin -51Vom Himmel. entſpringen aber nicht aus einem Einzigen ohne das Mehrere: daher ſagt man, daß die Mannig - faltigkeit ergoͤtze, und man weiß, daß die Ergoͤ - zung nach Beſchaffenheit des Mannigfaltigen ent - ſtehet: hieraus kann nun wie in einem Spiegel erſehen werden, woher aus dem Mannigfaltigen die Vollkommenheit komme, auch in dem Him - mel, denn aus dem, was in der natuͤrlichen Welt iſt, kann wie in einem Spiegel geſehen werden, was in der geiſtlichen Welt iſt.

57. Von der Kirche kann man auch das naͤm - liche ſagen, was vom Himmel geſagt worden, denn die Kirche iſt der Himmel des Herrn auf Erden: es ſind deren auch mehrere, und dennoch wird eine jede die Kirche genennet, und ſie iſt auch die Kirche, in ſo viel das Gute der Liebe und des Glaubens daſelbſt regieret: darinnen machet auch der Herr aus dem Mannigfaltigen ein Ein - ziges, alſo aus vielerley Kirchen eine einzige. Eben das kann auch von einem Menſchen der Kirche insbeſondere geſagt werden, was man von der Kirche insgemein geſagt hat, daß nem - lich die Kirche in dem Menſchen, aber nicht außer ihm ſey, und daß jeder Menſch die Kirche ſey, in welcher der Herr gegenwaͤr, tig iſt in dem Guten der Liebe und des Glaubens. Ebendaſſelbe kann auch von einem Menſchen geſagt werden, in welchem die Kirche iſt, was von einem Engel gemeldet worden, in wel - chem der Himmel iſt, daß er nemlich dieD 2Kirche52Vom Himmel. Kirche in der kleinſten Geſtalt ſey, gleich - wie ein Engel der Himmel iſt in der kleinſten Ge - ſtalt: und noch mehr, daß der Menſch, in wel - chem die Kirche iſt, eben auch wie ein Engel der Himmel ſey; denn der Menſch iſt dazu erſchaf - fen worden, daß er in den Himmel kommen, und ein Engel werden moͤ[g]e; derohalben iſt auch der - jenige, welcher das Gute vom Herrn hat, ein Engel-Menſch. Es ſey mir vergoͤnnet zu erwehnen, was der Menſch mit einem Engel gemein, und was er vor den Engeln hat: der Menſch hat mit einem Engel gemein, daß ſein Jnwendiges eben auch zu dem Bild des Himmels eingerichtet und geſtaltet iſt, und auch daß er das Bild des Himmels werde, in ſo viel er in dem Guten der Liebe und des Glaubens iſt: der Menſch hat vor den Engeln, daß ſein Aeußeres zu dem Bild der Welt eingerichtet und gebildet iſt; und daß bey ihm, ſo viel er im Guten ſtehet, die Welt dem Himmel unterge - ordnet iſt, und dem Himmel zu Gebote ſtehet; und daß aledenn der Herr bey ihm in beyden gegenwaͤrtig iſt als wie in Seinem Himmel; denn Er iſt in Seiner goͤttlichen Ordnung, Er mag ſeyn wo Er will, denn Gott iſt die Ordnung.

58. Letztens iſt noch zu erinnern, daß, wer den Himmel in ſich hat, nicht nur den Himmel in ſeinem Groͤßten oder Allgemeinen, ſon - dern auch in ſeinem Kleinſten oder Beſondern habe; und daß das Kleinſte daſelbſt in der Abbil -dung53Vom Himmel. dung das Groͤßte vorſtelle: dieſes kommt daher, daß ein jeder ſeine Liebe iſt, und zwar ein ſolcher, wie ſeine herrſchende Liebe iſt; was herrſchet, das fließet in alles und jedes, und regieret ſolches, und druͤckt ihm ſein Ebenbild ein: in den Him - meln iſt die Liebe zum Herrn die herrſchende, weil daſelbſt der Herr uͤber alles geliebet wird; daher iſt der Herr daſelbſt Alles in Allen, er fließet in alle und jede ein regieret ſie nach ſeiner Fuͤhrung, zieht ihnen Sein Ebenbild an, und machet daß der Himmel da iſt, wo Er iſt: daher iſt ein Engel der Himmel in der kleinſten Ge - ſtal, eine Geſellſchaft iſt der Himmel in ei - ner groͤßern, und alle Geſellſchaften zuſam - men genommen ſind der Himmel in der groͤß - ten Geſtalt. Daß das Goͤttliche des Herrn den Himmel ausmache, und daß er Alles in Al - lem ſey, leſe man oben Num. 7 - 12.

Daß der geſammte Himmel in einem Jnbegriff einen einzigen Menſchen vorſtelle.

59. D der Himmel im ganzen Jnbegriff einen einzigen Menſchen vorſtellet, iſt ein Geheimnis, das noch nicht in der Welt bekannt iſt; in den Himmeln aber iſt es hoͤchſt bekannt; dieſes, und noch dazu das Eigentliche und Beſondere davon zu wiſſen, iſt das vornehmſte Stuck der Erkaͤnntniß der Engel daſelbſt; vonD 3dieſem54Vom Himmel. dieſem Geheimnis haͤngt auch vieles ab, das ohne daſſelbe, als die allgemeine Grunderkaͤnntnis, nicht deutlich und klar in die Begriffe ihres Gemuͤths eingehet. Weil ſie wiſſen, daß alle Himmel zugleich mit ihren Geſellſchaften einen ein - zigen Menſchen vorſtellen, ſo nennen ſie da - hero auch den Himmel den groͤßten und goͤtt - lichen Menſchen, den goͤttlichen heißen ſie ihn darum, weil das Goͤttliche des Herrn den Him - mel ausmachet; man leſe oben Num. 7-12.

60. Daß das Himmliſche und Geiſtliche in dieſe Geſtalt und in dieſes Bild geordnet und verknuͤpfet ſeyen, koͤnnen diejenigen nicht erken - nen, welche von dem Geiſtlichen und Himmli - ſchen keinen rechten Begriff haben, ſie ſtehen in den Gedanken, das Jrrdiſche und Materielle mache den Menſchen aus, da dieſes doch nur ſein Letztes oder Aeußeres ausmachet, und ohne daſ - ſelbige ſey der Menſch kein Menſch: allein, ſie muͤſſen wiſſen, daß der Menſch aus dem Jrrdi - ſchen und Materiellen kein Menſch iſt, ſondern aus dem, daß er nemlich das Wahre verſtehen, und das Gute wollen kann; dieſes iſt das Geiſt - liche und Himmliſche, weiche den Menſchen ausmachen. Der Menſch weiß auch, daß jeder ein ſolcher Menſch iſt, wie er in Anſehung des Verſtandes und Willens beſchaffen iſt; und er kann auch wiſſen, daß ſein irrdiſcher Leib dazu ge - bildet ſey, denſelben in der Welt zu dienen, und ihnen in der letzten das iſt aͤußern Sphaͤre derNatur55Vom Himmel. Natur gleichfoͤrmig Nutzen zu ſchaffen; dahero thut auch der Leib nichts aus ſich ſelbſt, ſondern er wird gaͤnzlich, als zu Gebote ſtehend, nach dem Wink des Verſtandes und Willens betrie - ben, ſo gar, daß der Menſch, was er nur denkt, es mit der Zunge und dem Munde redet, und was er nur will, mit dem Leib und Gliedmaſſen thut, alſo daß der Verſtand und Wille der Thaͤ - ter iſt, und der Leib nicht das mindeſte von ſich ſelber thut: hieraus erhellet, daß das Verſtehen und Wollen den Menſchen ausmachen, und daß dieſe in gleicher Geſtalt ſind, weil ſie in die al - lerbeſonderſten Theile des Koͤrpers, ſo wie das Jnnere in das Aeußere, wuͤrken; derohalben wird der Menſch vermoͤge des Verſtandes und Willens der innere und geiſtliche Menſch genennet. Ein ſolcher Menſch iſt der Him - mel in der groͤßten und vollkommenſten Geſtalt.

61. Einen ſolchen Begriff haben die Engel vom Menſchen, dahero geben ſie niemals auf das Achtung, was der Menſch mit dem Leib verrich - tet, ſondern auf den Willen aus welchem der Leib thaͤtig iſt; dieſen nennen ſie den Menſchen ſelbſt, und den Verſtand heißen ſie den Menſchen ſelbſt, in ſo viel derſelbe mit dem Willen ein Einziges ausmachet.

62. Die Engel ſehen zwar nicht den Him - mel im ganzen Jnbegriff in ſolcher Geſtalt, denn nicht der ganze Himmel faͤllt in das Geſicht einesD 4Engels,56Vom Himmel. Engels, ſondern ſie ſehen bisweilen entfernte Geſellſchaften, die aus viel tauſend Engeln beſte - hen, wie ein Einziges an in ſolcher Geſtalt; und ſie ſchließen von einer Geſellſchaft als von einem Theil auf das Allgemeine, welches der Himmel iſt; denn das Allgemeine in der vollkommenſten Geſtalt verhaͤlt ſich wie die Theile und die Theile wie das Allgemeine, nur iſt ein Unterſchied, als wie zwiſchen einer groͤßern und kleinern Gleich - heit. Daher ſagen ſie, daß der ganze Himmel in ſolcher Geſtalt ſey in dem Angeſicht des Herrn, weil das Goͤttliche aus dem Jnnerſten und Hoͤch - ſten alles ſiehet.

63. Weil der Himmel ſo beſchaffen iſt, ſo wird er dahero auch vom Herrn wie ein einziger Menſch, und daraus wie ein Einziges regieret: denn es iſt bekannt, daß, obgleich der Menſch aus unzaͤhligen Mannigfaltigen beſtehet, ſo wohl im Ganzen als im Theil, im Ganzen aus Glie - dern, ſinnlichen Werkzeugen, und Eingeweiden, im Theil aus Reichen von Faſern, Nerven, und Blurgeſaͤßen; alſo aus Gliedmaſſen in Glied - maſſen, und aus Theilen in Theilen; dennoch der Menſch, wenn er wuͤrket, als wie ein Einzi - ger wuͤrket: eben ſo iſt auch der Himmel unter der Vorſorge und Fuͤhrung des Herrn.

64. Daß ſo viel Mannigfaltiges im Men - ſchen ein Einziges ausmachet, iſt die Urſache, weil nicht das allergeringſte in ihm iſt, das nicht et - was zur allgemeinen Sache beytraͤgt, und Nutzenſchaffet;57Vom Himmel. ſchaffet; das Allgemeine ſchaffet ſeinen Thei - len, und die Theile dem Allgemeinen Nutzen, denn das Allgemeine beſtehet aus Theilen und die Theile machen das Allgemeine aus, dahero tra - gen ſie gleichſam fuͤr einander Sorge, ſehen auf einander, und verbinden ſich miteinander in ei - ner ſolchen Geſtalt, daß alles und jedes Beſon - dere ſich auf das Allgemeine und auf deſſen Gu - tes beziehet; daher kommt es, daß ſie ein Ein - ziges ausmachen. Eben ſo ſind die Vergeſell - ſchaftungen in den Himmeln, ſie verbinden ſich daſelbſt mit einander nach dem Nutzen in einer gleichen Geſtalt; deswegen werden diejenigen, die nicht dem Allgemeinen Nutzen ſchaffen, aus dem Himmel geworfen, weil ſie anderer Art ſind: Nutzen ſchaffen, heißt andern wohl wollen we - gen des allgemeinen Guten, und keinen Nutzen ſchaffen, heißt andern wohl wollen, nicht um des allgemeinen Nutzens, ſondern um ſein ſelbſt wil - len; dieſe ſind ſolche, die ſich uͤber alles lieben, jene aber ſind ſolche, die den Herrn uͤber alles lieben; daher kommt es, daß die, ſo im Him - mel ſind, auf ein Einziges abzielen, aber die - ſes nicht aus ſich ſelbſt, ſondern aus dem Herrn, denn ſie ſchauen auf Jhn als auf ein Einzi - ges, von dem alles abhaͤngt, und auf ſein Reich, als das Allgemeine, worauf man bedacht ſeyn muͤſſe; dieſes wird durch die Worte des Herrn verſtanden: Trachtet am erſten nach dem Reiche Gottes und nach ſeiner Gerech - tigkeit, ſo wird euch alles zufallen, D 5Matth.58Vom Himmel. Matth. 6, 33; nach ſeiner Gerechtigkeit trach - ten, heißt nach ſeinem Guten ſtreben. Die in der Welt das Gute des Vaterlandes mehr als wie das Jhrige lieben, die ſind es, die im andern Leben das Reich des Herrn lieben und ſuchen, denn daſelbſt iſt das Reich des Herrn anſtatt des Vaterlandes; und die ſich ein Vergnuͤgen dar - aus machen, andern Gutes zu thun, nicht um ihrentwegen, ſondern um des Guten willen, die lieben den Naͤchſten, denn daſelbſt iſt das Gute der Naͤchſte: alle diejenigen, die ſo beſchaffen ſind, ſind im groͤßten Menſchen, das iſt, im Himmel.

65. Weil der ganze Himmel einen einzi - gen Menſchen vorſtellet, und er auch der goͤttlich geiſtliche Menſch in der groͤßten Geſtalt iſt, auch in der Abbildung, ſo wird dahero der Himmel in Glieder und Theile, als wie der Menſch, unterſchieden, und dieſe werden auch eben ſo benennet: die Engel wiſſen auch, in welchem Glied die eine und andere Geſellſchaft iſt; und ſagen, daß dieſe Geſellſchaft in einem Glied oder in einer Gegend des Haupts, jene in einem Glied oder in einer Gegend der Bruſt, und eine andere in einem Glied oder in einer Gegend der Lenden ſey, und ſo weiter. Ueberhaupt, der oberſte oder dritte Himmel formiret das Haupt bis an den Hals; der mittlere oder andere Himmel formiret die Bruſt bis an die Lenden und Knie; der letzte oder erſteHimmel59Vom Himmel. Himmel formiret die Fuͤße bis an die Fuß - ſohlen, und auch die Aerme bis an die Finger, denn die Aerme und Haͤnde ſind das letzte oder aͤußerſte des Menſchen, ob ſie gleich von der Seite ſind. Hieraus erhellet wiederum, warum drey Himmel ſind.

66. Die Geiſter, die unter dem Himmel ſind, wundern ſich ſehr, wenn ſie hoͤren und ſe - hen, daß der Himmel ſowohl unten als oben iſt; denn ſie ſtehen in eben der Einbildung und Meinung, in welcher die Menſchen in der Welt ſtehen, daß nemlich der Himmel nirgends als oben ſey; denn ſie wiſſen nicht, daß die Lage der Himmel eben ſo iſt als wie die Lage der Glieder, ſinnlichen Werkzeuge, und Eingeweiden im Menſchen, deren einige oben und einige unten ſind, und daß er ſo iſt, als wie die Lage der Theile in einem jeden Glied, Werkzeug, und Eingeweide, deren ei - nige inwendig, einige auswendig ſind; daher verwirren ſie ſich, was den Himmel betrift.

67. Dieſes iſt vom Himmel als dem groͤßten Menſchen angefuͤhrt worden, weil ohne dieſe vorhergehende Erkaͤnntnis keinesweges gefaſſet werden kann, was nun im folgenden vom Him - mel wird gemeldet werden; man koͤnnte ſich ſonſt von der Geſtalt des Himmels, von der Verbin - dung des Herrn mit dem Himmel, von der Ver - bindung des Himmels mit dem Menſchen, und vom Einfluß der geiſtlichen Welt in die natuͤrliche,und60Vom Himmel. und von der Uebereinſtimmung ganz und gar kei - nen deutlichen Begriff machen, von welchen Ma - terien doch nun im folgenden ordentlich gehandelt werden ſoll: deswegen iſt dieſes voraus geſchickt worden, um ein Licht in denſelben zu geben.

Daß eine jede Geſellſchaft in den Himmeln einen einzigen Menſchen vorſtelle.

68. D eine jede Geſellſchaft des Him - mels auch einen einzigen Menſchen vorſtel - let, und auch in dem Bild eines Menſchen iſt, das iſt mir etlichemal zu ſehen gegeben worden: es war eine Geſellſchaft, in die ſich viele, die ſich wie Engel des Lichts zu ſtellen wußten, ein - geſchlichen hatten; es waren Heuchler: da nun dieſe von den Engeln abgeſondert wurden, ſo ſahe ich, daß die ganze Geſellſchaft anfangs als wie ein Einziges, das dunkel war, hernach allmaͤlig in menſchlicher Geſtalt ebenfalls dunkel, und endlich im Lichte als ein Menſch erſchien: diejenigen, welche in dem Menſchen waren, und ihn ausmach - ten, waren ſolche, die in dem Guten dieſer Ge - ſellſchaft ſtunden; die uͤbrigen, die nicht in die - ſem Menſchen waren, und ihn nicht zugleich aus - machten, waren Heuchler; dieſe wurden zuruͤck geſtoßen, und jene beybehalten: auf dieſe Weiſe geſchahe die Trennung. Heuchler ſind ſolche, die gut reden, und auch wohl thun, aber in allemund61Vom Himmel. und jedem nur auf ſich ſelber ſehen: ſie reden vom Herrn, vom Himmel, von der Liebe, vom himm - liſchen Leben, als wie die Engel, und thun auch Gutes, damit ſie den Anſchein haben wollen, als waͤren ſie ſo, wie ſie reden; ſie denken aber an - ders, glauben nichts, und wollen keinem als nur ſich ſelbſt wohl; daß ſie Gutes thun, geſchiehet um ihrentwegen; wenn ſie um andrer willen Gu - tes thun, ſo geſchiehet es darum, damit ſie geſe - hen werden, und alſo auch nur um ihrentwillen.

69. Daß eine ganze engliſche Geſellſchaft wenn ſich der Herr gegenwaͤrtig darſtellet, als wie ein Einziges in menſchlicher Geſtalt erſcheinet, das iſt mir auch zu ſehen gegeben wor - den: ſie erſchien hoch gegen Aufgang als wie eine aus der Weiſſe in die Roͤthe uͤbergehende Wolke mit kleinen Sternen ringsherum, welche nieder - ſank; ſie wurde nach und nach, ſo wie ſie her - unter kam, immer heller, und endlich in vollkom - mener menſchlicher Geſtalt geſehen: die kleinen Sterne um die Wolke herum waren die Engel, die alſo vom Licht aus dem Herrn erſchienen.

70. Man muß wiſſen, daß, wenn gleich alle, die in einer einzigen Geſellſchaft des Himmels ſind, mit einander zugleich wie ein Einziges in dem Bilde eines Menſchen erſcheinen, dem ungeachtet nicht eine einzige Geſellſchaft ein eben ſo geſtalte - ter Menſch iſt, als wie die andere; ſie ſind von einander unterſchieden als wie die menſchlichen Angeſichter aus einem einzigen Geſchlecht; auseben62Vom Himmel. eben der Urſache, von welcher vorhero Num. 47 iſt geredet worden, daß ſie nemlich nach den Man - nigfaltigkeiten des Guten, in welchem ſie ſind, und welches ſie bildet, veraͤndert werden: dieſe Geſellſchaften, welche im innerſten oder hoͤchſten Himmel, und daſelbſt in der Mitte ſind, erſcheinen in allervollkommenſten und ſchoͤn - ſten menſchlichen Geſtalt.

71. Es iſt merkwuͤrdig, daß, je mehrere in einer einzigen Geſellſchaft des Himmels ſind, und zuſammen ein Einziges ausmachen, deſto vollkommener ihre menſchliche Ge - ſtalt iſt, denn die in eine himmliſche Geſtalt ge - ordnete und eingerichtete Mannigfaltigkeit machet die Vollkommenheit aus, wie vorhero Num. 56 iſt gezeigt worden; und wo mehrere ſind, da findet eben die Mannigfaltigkeit ſtatt. Eine jede Geſellſchaft des Himmels nimmt auch in der An - zahl von Tag zu Tag zu, und ſo wie ſie zunimmt, ſo wird ſie auch vollkommener; auf ſolche Art wird nicht nur eine Geſellſchaft, ſondern auch der Himmel im Allgemeinen, vollkommen, weil die Geſellſchaften den Himmel ausmachen. Weil nun der Himmel aus der anwachſenden Menge vollkommen wird, ſo iſt offenbar, wie ſehr die - jenigen betrogen werden, welche glauben, daß der Himmel der Menge wegen zugeſchloſſen werde; da doch das Gegentheil iſt, daß er niemals zu - geſchloſſen wird, und daß eine immer groͤßer und groͤßere Anzahl ihn vollkommen ma -chet:63Vom Himmel. chet: deswegen ſehnen ſich die Engel nach nichts mehr, als daß zu ihnen immer neue Gaͤſte nem - lich Engel kommen moͤchten.

72. Daß eine jede Geſellſchaft, wenn ſie zu - gleich wie ein Einziges erſcheinet, in dem Bilde eines Menſchen iſt, iſt die Urſache, weil der ganze Himmel dieſe Bildung hat, wie im vorhergehen - den Artikel gezeiget worden; und in der aller - vollkommenſten Geſtalt, in welcher eben die Ge - ſtalt des Himmels iſt, iſt eine Gleichheit der Theile mit dem Ganzen, und des Kleinern mit dem Groͤßten; das Kleinere und die Thei - le des Himmels ſind die Geſellſchaften, aus welchen er beſteht; daß dieſe auch Himmel in einer kleinern Geſtalt ſind, leſe man oben Num. 51 bis 58. Daß eine ſolche beſtaͤndige Gleichheit iſt, iſt die Urſache, weil in den Him - meln das Gute aller und jeder aus einer einzi - gen Liebe, und alſo aus einem einzigen Urſprung kommt; die einzige Liebe, aus welcher alles Gute daſelbſt entſpringet, iſt die Liebe zum Herrn von dem Herrn ausfließend; daher kommt es, daß der ganze Himmel Sein Ebenbild im Allge - meinen, und jede Geſellſchaft in dem weniger Allgemeinen, und jeder Engel in dem Beſon - dern, iſt; man leſe nach, was oben Num. 58 hiervon iſt geſagt worden.

Daß64Vom Himmel.

Daß folglich ein jeder Engel in vollkommener menſchlicher Ge - ſtalt ſey.

73. Jn den zwey vorhergehenden Artikeln iſt gezeigt worden, daß der Himmel im ganzen Jnbegriff, imgleichen auch eine jede Geſoll - ſchaft im Himmel, einen einzigen Men - ſchen vorſtelle; nunmehro folget aus dem Zu - ſammenhang der Urſachen, die daſelbſt angefuͤh - ret worden, daß ein jeder Engel eben auch ei - nen einzigen Menſchen vorſtelle: ſo wie nun der Himmel ein Menſch in der groͤßten, und eine Geſellſchaft des Himmels ein Menſch in einer kleinern Geſtalt iſt, alſo iſt auch der Engel ein Menſch in der kleinſten Geſtalt; denn in der allervollkommenſten Geſtalt, in wel - cher eben der Himmel iſt, iſt eine Gleichheit des Ganzen mit den Theilen und der Theile mit dem Ganzen: die Urſache, daß es alſo iſt, iſt dieſe, weil der Himmel eine Gemeinſchaft iſt, denn er theilet alles, was ſein iſt, einem jeden gemein - ſchaftlich mit, und jeder nimmt aus dieſer gemein - ſchaftlichen Mittheilung alles, als wie das Sei - nige, auf; der Engel iſt ein Empfaͤnger und ein Behaͤltnis, und daher der Himmel in der klein - ſten Geſtalt, wie ich auch oben in einem Artikel gezeigt habe. Jmgleichen auch der Menſch; in ſo viel er den Himmel aufnimmt, in ſo viel iſt er auch ein Empſaͤnger und Behaͤltnis, in ſoviel65Vom Himmel. viel iſt er der Himmel, und in ſo viel iſt er ein Engel, man leſe oben Num. 57. Dieſes wird alſo in der Offenbarung beſchrieben, Und er maß die Mauer des heiligen Jeruſalems hundert und vier und vierzig Ellen, nach dem Maaß eines Menſchen, welches ein Maaß eines Engels iſt, 21, 17; Jeruſalem daſelbſt iſt die Kirche des Herrn, und im hoͤhern Sinn der Himmel; die Mauer iſt das Wahre, welches fuͤr den Anfall des Falſchen und Boͤſen beſchuͤtzet; hundert und vier und vierzig bedeutet alles Wahre und Gute in dem Jnbegriff;(*)Anmerkung aus dem Werken von den himmliſchen Geheimniſſen. Daß die Zahl 12 alles Wahre und Gute im Jnbegriff bedeute, das leſe man daſelbſt Num. 577. 2089. 2129, 2130. 3272. 3858. 3913. Ebendaſelbſt bedeutet auch 72 und 144, weil 144 aus 12 entſteht mit ſich ſelbſt multiplicirt, man leſe daſelbſt Num. 7973. Daß alle Zah - len in der heiligen Schrift Sachen andeuten, Num. 482. 487. 647. 648. 755. 813. 1963. 1988. 2075. 2252. 3252. 4264. 4495. 5265. Daß multiplicirte Zahlen mit den ein - fachen, von welchen ſie durch die Multiplica - tion entſtehen, einerley andeuten, leſe man Num. 5291. 5335. 5708. 7973. dasMaaßSw. Sch. I. Th. E66Vom Himmel. Maaß bedeutet Beſchaffenheit der Kirche in An - ſehung des Wahren und Guten; der Menſch bedeutet einen Menſchen, in welchem alles dieſes im Allgemeinen und Beſondern anzu - treffen, und in welchem alſo der Himmel iſt; und weil der Engel auch aus dem Wahren und Guten ein Menſch iſt, ſo heißt es: nach dem Maaß eines Menſchen welches ein Maaß eines Engels iſt: dieſes iſt der geiſtliche Sinn*)Von dem geiſtlichen oder innern Sinn des Worts leſe man nach dem Traciat vom weiſ - ſen Pferd in der Offenbarung. von jenen Worten: wer wuͤrde ſonſt ohne dieſen Sinn verſtehen koͤnnen, daß die Mauer des hei - ligen Jeruſalems das Maaß eines Menſchen nemlich eines Engels ſey?

74. Aber nun komme ich auf meine Erfah - rung: daß die Engel menſchliche Geſtalten oder Menſchen ſind, das habe ich wohl tauſendmal geſehen; denn ich habe mit ihnen, als wie ein Menſch mit einem Menſchen, manchmal mit ei - nem Einzigen, bisweilen mit mehreren in Geſell - ſchaft geredet, und bey ihnen nicht das mindeſte, das von dem Menſchen in Anſehung der Geſtalt unterſchieden waͤre, geſehen; ich verwunderte mich etlichemal daß ſie ſo beſchaffen waren: und damit man nicht ſagen koͤnne, es waͤre ein Be - trug oder ein Geſicht der Phantaſie, ſo wurde mir gegeben, ſie bey voͤlliger Wachſamkeit, oder wenn ich in allen Sinnen des Leibes, und im Zu -ſtand67Vom Himmel. ſtand einer deutlichen Wahrnehmung war, zu ſe - hen. Jch habe ihnen auch oͤfters geſagt, daß die Menſchen in der Chriſtenheit in einer ſolchen blin - den Unwiſſenheit in Anſehung der Engel und Gei - ſter ſtecken, daß ſie glauben, dieſe waͤren Seelen ohne Geſtalt, und pures Denken, und ſich ſolche nicht anders als wie Himmelluft worinnen etwas Lebhaftes ſey, einbilden; und weil ſie ihnen auf ſolche Art nichts von dem, was zum Menſchen gehoͤret, als blos das Denken einraͤumen, ſo glau - ben ſie, dieſelben koͤnnten nicht ſehen, nicht hoͤren und nicht reden, weil ſie keine Augen, keine Ohren, keinen Mund und keine Zunge haͤtten. Hierauf antworteten die Engel: ſie wuͤßten wohl, daß viele in der Welt einen ſolchen Glauben oder Einbildung haͤtten, und daß er bey den Gelehr - ten, und auch, woruͤber ſie ſich verwunderten, bey den Prieſtern herrſche: ſie gaben auch die Urſache an, daß nemlich die Gelehrten, welche Vorgaͤnger geweſen, und zuallererſt den wahren Begriff von den Engeln und Geiſtern vertrieben haben, aus dem Sinnlichen des aͤußern Men - ſchen von denſelben gedacht haͤtten; und die nur aus dem Sinnlichen, nicht aber aus dem innern Licht, noch aus dem einem jeden eingepflanz - ten allgemeinen Begriff denken, die koͤnnen nicht anders, als dergleichen ſich einbilden, weil das Sinnliche des aͤußern Menſchen nichts anders, als was innerhalb der Natur, nicht aber was uͤber die Natur iſt, und alſo auch nicht das al - lergeringſte von der geiſtlichen Welt begreiffet:E 2von68Vom Himmel. von dieſen Vorgaͤngern, als den Anfuͤhrern, ſind die falſchen Gedanken, die ſich die Menſchen von den Engeln machen, auf andre, die nicht aus ſich ſelbſt, ſondern aus dem Munde der Vorgaͤnger gedacht haben, uͤbergeleitet worden; und die zu - erſt aus andern denken, und es zu ihrem Glau - ben machen, und ſolches hernach erſt mit ihrem Verſtande anſehen, die koͤnnen ſchwerlich wieder davon abgehen, dahero beruhigen ſich die allermei - ſten damit, daß ſie es helfen bekraͤftigen. Fer - ner ſagten die Engel, daß die, ſo einfaͤltigen Glaubens und Herzens ſind, ſich nicht jenen fal - ſchen Begriff von den Engeln machen, ſondern ſich ſolche als wie Menſchen des Himmels denken, aus der Urſache, weil ſie ihr aus dem Himmel durch Unterricht eingepflanztes Licht nicht ausgeloͤſchet haben, und nichts, als was eine Ge - ſtalt hat, in ihre Gedanken faſſen: daher kommt es, daß man die Eagel in den Tempeln, ſie moͤ - gen nun ausgehauen oder gemahlt ſeyn, nicht an - ders, als wie Menſchen, vorſtellet. Von dem aus dem Himmel Eingepflanzten ſagten ſie, es ſey das einfließende Goͤttliche bey denen, wel - che im Guten des Glaubens und des Lebens ſind.

75. Jch kann aus aller Erfahrung, die ich nun viele Jahre her gehabt habe, ſagen und ver - ſichern, daß die Engel ihrer Geſtalt nach, gaͤnz - lich Menſchen ſind, daß ſie Angeſichter, Augen, Ohren, Bruſt, Aerme, Haͤnde und Fuͤße ha - ben; daß ſie auch einander ſehen, hoͤren und miteinan -69Vom Himmel. einander reden; mit einem Wort, es fehlet ihnen ganz und gar nichts von dem, was zum Menſchen gehoͤret, außer daß ſie nicht mit dem materiellen oder irrdiſchen Leib umhuͤllet ſind: ich habe ſie in ihrem Lichte, welches das Mittagslicht der Welt bey weiten uͤbertrifft, und in demſelben alles, was zu ihrem Angeſicht gehoͤret, deutlicher und klaͤrer geſehen, als die Angeſichter der Menſchen auf den Erdboden. Es wurde mir auch gegeben, ei - nen Engel des innerſten Himmels zu ſehen, der hatte ein glaͤnzenderes und praͤchtigeres An - geſicht, als die Engel der untern Himmel, ich betrachtete ihm genau, und ſahe daß er eine ganz vollkommene menſchliche Geſtalt hatte.

76. Man muß aber wiſſen, daß die Engel von dem Menſchen nicht durch die Augen ſeines Leibes, ſondern durch die Augen des Geiſtes der in dem Menſchen iſt, geſehen werden koͤnnen, weil derſelbe in der geiſtlichen Welt, und alles, was den Leib ausmachet in der natuͤrlichen Welt iſt; ein Gleiches ſiehet ſeines Gleichen, weil es aus dem Gleichen iſt: uͤberdieſes iſt das Werk - zeug des leiblichen Geſichts, nemlich das Auge, ſo grob, daß es nicht einmal das Kleinere in der Natur, außer durch Fernglaͤſer, erkennen kann, wie einem jeden bekannt iſt, folglich ſiehet es noch viel weniger das, was uͤber der Sphaͤre der Na - tur iſt, welches eben das iſt, was in der geiſtli - chen Welt vorhanden: dieſes wird aber dennoch von den Menſchen geſehen, wenn er nemlichE 3von70Vom Himmel. von dem Geſicht des Leibes abgezogen, und ihm das Geſicht ſemes Geiſtes eroͤf - net wird, welches auch den Augenblick geſchie - het, wenn es dem Herrn gefaͤllt, daß man ſol - ches ſehen ſoll; und alsdenn weiß der Menſch nicht anders, als daß er es mit den Augen des Leibes ſehe: auf dieſe Weiſe ſind die Engel von Abraham, Loth, Manoach und den Propheten geſehen worden; alſo haben auch die Juͤnger den Herrn nach der Auferſtehung geſehen: und auf gleiche Weiſe ſind die Engel auch von mir geſe - hen worden. Weil nun die Propheten auf dieſe Art geſehen haben, ſo hießen ſie dahero auch Seher, und man ſagte auch, es ſeyen ihnen die Augen aufgethan oder eroͤffnet worden, 1. Sam. 9, 9. 4. B. Moſ. 24, 4; und machen, daß ſie auf obbeſagte Weiſe ſahen, hieß die Au - gen aufthun oder eroͤffnen, wie den Knaben Eliſaͤ geſchehen, von dem es heißt: Eliſa be - tete und ſprach: Jehovah, oͤffne ihm doch ſeine Augen, daß er ſehe, und da Jehovah dem Knaben ſeine Augen eroͤf - nete, ſo ſahe er den Berg voll feuriger Roß und Wagen um Eliſa her. 2. B. der Koͤnige 6, 17.

77. Die guten Geiſter, mit denen ich auch hiervon geredet habe, betruͤbten ſich herzlich, daß eine ſolche Unwiſſenheit in Anſehung deſſen, was die Beſchaffenheit des Himmels, und die Geiſter und Engel betrifft, innerhalb der Kirche ſey; ſiewurden71Vom Himmel. wurden unwillig und ſagten, ich ſollte den Men - ſchen ſchlechterdings hinterbringen, daß die Gei - ſter und Engel nicht etwa Seelen ohne Geſtalt, auch nicht Himmelsluft, ſondern daß ſie Men - ſchen ihrem Bilde nach waͤren und daß ſie ſehen, hoͤren und empfinden eben ſo wie die in der Welt.

Daß der Himmel im Ganzen und in den Theilen, vermoͤge des Goͤttlich Menſchlichen des Herrn, einen Menſchen vorſtelle.

78. D der Himmel im Ganzen und in den Theilen, vermoͤge des Goͤttlich Menſchlichen des Herrn, einem Menſchen vorſtelle, das ſolget als der Schluß aus alle dem, was in den vorhergehenden Artikeln geſagt und gezeigt worden; in den vorhergehenden Artikeln habe ich gezeigt: I. Daß der Herr der Gott des Himmels ſey. II. Daß das Goͤttliche des Herrn den Himmel ausmache. III. Daß der Himmel aus unzaͤhlichen Geſellſchaf - ten beſtehe; und daß eine jede Geſellſchaft der Himmel ſey in einer kleinern Geſtalt; und ein jeder Engel in der kleinſten. IV. Daß der geſammte Himmel in einem Jn - begriff einen einzigen Menſchen vorſtelle. V. Daß eine jede Geſellſchaft in den Him - meln auch einen einzigen Menſchen vor - ſtelle. VI. Daß folglich ein jeder EngelE 4in72Vom Himmel. in vollkommener menſchlicher Geſtalt ſey; dieſes alles machet nun den Schluß von ſelbſt, daß das Goͤttliche, weil es den Himmel aus - machet, menſchlich in der Geſtalt iſt. Daß dieſes das Goͤttlich Menſchliche des Herrn ſey, kann aus dem, was ſtatt eines Zuſatzes aus dem Werk von den Himmliſchen Geheimniſſen genommen und zuſammengetragen worden, noch deutlicher erkannt werden, weil es kurz zuſammen gefaßt iſt. Daß das Menſchliche des Herrn Goͤttlich ſey, aber nicht, wie man innerhalb der Kirche glaubt, daß Sein Menſchliches nicht Goͤttlich ſey, kann auch aus geſammleten Stellen aus oberwehnten himmliſchen Ge - heimniſſen, und auch aus dem Tractat vom neuen Jeruſalem und deſſen himmliſchen Lehre, am Ende, wo von dem Herrn geredet wird, erſehen werden.

79. Daß dem alſo ſey, davon bin ich aus ſehr vieler Erfahrung, von welcher ich nun im folgenden etwas ſagen werde, uberzeugt worden. Alle Engel, die in den Himmel ſind, erkennen das Goͤttliche nimmermehr unter einer andern, als menſchliche Geſtalt: und was wunderbar iſt, die in den obern Himmeln ſind, koͤnnen ſich das Goͤttliche nicht anders denken; vermoͤge des einfließenden Goͤttlichen Selbſt, und auch vermoͤge der Geſtalt des Himmels, nach welcher ſich ihre Gedanken rings umher ausbreiten, ſind ſie genoͤthiget, ſo zu denken; denn jeder Gedanke,den73Vom Himmel. den die Engel haben, hat eine Ausbreitung in den Himmel, und nach Beſchaffenheit dieſer Aus - breitung haben ſie Erkaͤnntnis und Weisheit: daher kommt es, daß alle daſelbſt den Herrn er - kennen, weil das Goͤttlich Menſchliche nir - gends, als in Jhm Selbſt ſtatt findet. Die - ſes iſt mir nicht allein von den Engeln geſagt, ſondern auch zu erkennen gegeben worden, wenn ich in die innere Sphaͤre des Himmels erhoben war. Hieraus erhellet, daß, je weiſer die En - gel ſind, ſie dieſes deſto deutlicher erkennen; und daher kommt es, daß ihnen der Herr erſcheinet; denn der Herr erſcheinet denen, welche ein ſicht - bares Goͤttliche, nicht aber denen, welche ein unſichtbares Goͤttliche erkennen und glauben, in goͤttlich engliſcher Geſtalt, welche menſchlich iſt; den jene koͤnnen Sein Goͤttliches ſehen, dieſe aber nicht.

80. Weil die Engel kein unſichtbares Goͤttliche, welches ſie nur ein Goͤttliches ohne Geſtalt nen - nen, ſondern ein ſichtbares Goͤttliche in menſchlicher Geſtalt erkennen, ſo iſt ihnen dahero allgemein, zu ſagen: daß der Herr Al - lein ein Menſch ſey, und daß ſie von Jhm Menſchen ſeyen; und daß ein jeder in ſo viel ein Menſch ſey, in ſo viel er Jhn aufnimmt; durch den Herrn aufnehmen, verſtehen ſie, das von Jhm ausfließende Wahre und Gute auf und annehmen, weil der Herr in Seinem Guten und in Seinem Wahren iſt;E 5dieſes74Vom Himmel. dieſes nennen ſie auch Weisheit und Erkaͤnnt - nis: ſie ſprechen, ein jeder wiſſe, daß Er - kaͤnntis und Weisheit, aber nicht das Ange - ſicht ohne dieſelben, den Menſchen ausmachen. Daß dem alſo ſey, kann man auch an den En - geln der innern Himmel ſehen; dieſe ſind, weil ſie vom Herrn im Guten und Wahren, und folglich in der Weisheit und Erkaͤnntnis ſind, in der allerſchoͤnſten und vollkommenſten menſchlichen Geſtalt; und die Engel der un - tern Himmel ſind in einer weniger vollkom - menen und weniger ſchoͤnen Geſtalt: die aber das Gegentheil ausmachen, ſind in der Hoͤlle; die, ſo darinnen ſind, erſcheinen beym Lichte des Himmels kaum wie Menſchen, ſondern als wie Ungeheuer; denn ſie ſind im Boͤſen und Falſchen, und nicht im Guten und Wahren, und daher in dem, was der Weisheit und Er - kaͤnntnis entgegen geſetzt und zuwider iſt; de - rohalben wird auch ihr Leben nicht das Leben, ſondern der geiſtliche Tod genennet.

81. Weil der Himmel im Ganzen und in den Theilen, aus dem Goͤttlich Menſch - lichen des Herrn, einen Menſchen vorſtellet, ſo ſagen dahero die Engel, daß ſie im Herrn ſind, und einige ſprechen, daß ſie in Seinem Leibe ſind, wodurch ſie verſtehen, in dem Guten Seiner Liebe ſeyn: gleichwie auch der Herr Selbſt lehret, wenn Er ſpricht: Bleibet in Mir, und Jch in euch:gleich -75Vom Himmel. gleichwie der Rebe kann keine Frucht bringen von ihm ſelber, er bleibe denn am Weinſtock; alſo auch ihr nicht, ihr bleibet denn in Mir; denn ohne Mich koͤnnet ihr nichts thnn: bleibet in Mei - ner Liebe: wenn ihr Meine Gebote hal - ten werdet, ſo werdet ihr in Meiner Liebe bleiben, Joh. 15, 4 bis 10.

82. Weil eine ſolche Erkaͤnntnis von dem Goͤttlichen in den Himmel iſt, ſo iſt dahero einem jeden Menſchen, der einigen Einfluß aus dem Himmel aufnimmt, eingepflanzt, von Gott unter einer menſchlichen Geſtalt zu denken; dieſes haben die Alten gethan; dieſes thun auch die heutigen ſo wohl außer als inner - halb der Kirche; die Einfaͤltigen ſehen Jhn in ihren Gedanken als einen Alten in weiſſen Glanze an. Allein dieſes Eingepflanzte haben alle diejenigen, welche den Einfluß aus dem Himmel durch ſelbſteigene Klugheit, und durch ein boͤſes Leben zuruͤckgehalten haben, aus - gerottet; die es durch ſelbſteigene Klugheit aus - gerottet haben, die wollen einen unſichtbaren Gott, die es aber durch ein Leben der Boßheit vertrieben haben, die wollen keinen Gott ha - ben; dieſe und jene wiſſen nicht einmal, daß ein ſolches Eingepflanzte, weil es nicht bey ihnen iſt, vorhanden ſey, da dieſes doch das Goͤttlich Himmliſche ſelbſt iſt, welches zu - voͤrderſt aus dem Himmel bey dem Menſchenein -76Vom Himmel. einfließt, weil der Menſch zum Himmel ge - boren iſt, und niemand, ohne einen Begriff vom Goͤttlichen zu haben, in den Himmel kommt.

83. Daher kommt es, daß der, welcher kei - nen Begriff vom Himmel, das iſt, keinen Be - griff von dem Goͤttlichen hat, woraus der Him - mel iſt, nicht einmal bis zum erſten Eingang des Himmels erhoben werden kann; denn ſo bald er dahin kommt, ſo empfindet er einen Widerſtand und ein ſtarkes Widerſtreben: die Urſache iſt, weil das Jnnere bey ihm, das den Himmel aufnehmen ſollte, verſchloſſen iſt, weil es nicht in der Geſtalt des Himmels iſt; ja es wird, je naͤher er zum Himmel kommt, deſto feſter verſchloſſen. Ein ſolches Loos ha - ben diejenigen innerhalb der Kirche, welche den Herrn, und welche, wie die Socinianer, Sein Goͤttliches leugnen: wie es aber denen, welche außerhalo der Kirche geboren ſind, mit - hin welchen der Herr unbekannt iſt, weil ſie das Wort nicht haben, ergehe, das wird man im folgenden ſehen.

84. Daß die Alten vom Goͤttlichen den Be - griff des Menſchlichen gehabt haben, erhellet aus den Erſcheinungen des Goͤttlichen vor Abraham, Loth, Joſua, Guideon, Manoach und ſeinem Weibe, und vor andern, welche, ob ſie gleich Gott als einen Menſchen ge -ſehen77Vom Himmel. ſehen haben, Jhn dennoch fuͤr den Gott der ganzen Welt anbeteten, indem ſie Jhn Gott des Himmels und der Erde, und Jehovah nannten; daß es der Herr geweſen, welcher von Abraham geſehen worden iſt, lehret Er Selbſt Joh. 8. 56; daß Er es auch geweſen, Der den uͤberigen erſchienen iſt, erhellet aus den Worten des Herrn, Daß niemand den Vater und Seine Geſtalt geſehen, und Seine Stimme gehoͤret habe, Joh. 1, 18. 5, 37.

85. Daß aber Gott ein Menſch ſey, koͤn - nen diejenigen, welche aus dem Sinnlichen des aͤußern Menſchen alles beurtheilen, ſchwerlich begreiffen; denn der ſinnliche Menſch kann vom Goͤttlichen nicht anders, als aus der Welt, und aus dem, was darinnen iſt, und folglich vom goͤttlichen und geiſtlichen Menſchen nicht anders als wie von einem koͤrperlichen und natuͤrlichen denken: daraus ſchließt er ſo: wenn Gott ein Menſch waͤre, ſo waͤre Er ja ſo groß, wie die ganze Welt, und wenn Er Himmel und Erde regierete, ſo muͤßte es durch viele nach der Art, wie die Koͤnige in der Welt re - gieren, geſchehen: geſetzt nun, man ſagte ihm, daß im Himmel keine Ausdehnung des Raums, wie in der Welt, ſey, ſo wuͤrde ers gar nicht begreiffen koͤnnen; denn welcher aus der Natur und nur allein aus ihrem Lichte denkt, der ſtellt ſich in ſeinen Gedanken nichts anders, alseine78Vom Himmel. eine Ausdehnung, ſo wie eine vor ſeinen Au - gen iſt, vor; allein, ſolche betriegen ſich er - ſtaunend, wenn ſie ſich vom Himmel eben die Gedanken machen; die Ausdehnung, welche daſelbſt iſt, iſt nicht ſo, wie die Ausdehnung in der Welt; in der Welt iſt eine determinirte oder beſtimmte, und folglich eine ermeßliche, in dem Himmel aber iſt eine unbeſtimmte, und daher eine unermeßliche Ausdehnung; aber von der Ausdehnung im Himmel wird man im folgenden, wo von dem Raum und von der Zeit in der geiſtlichen Welt geredet wird ein mehreres leſen. Ueberdieß weiß ein jeder, daß ſich das Sehen des Auges nicht weiter, als die Sonne und Sterne abſtehen, erſtrecket; der aber weiter nachdenkt, der weiß auch, daß das innere Sehen, welches ein Sehen der Gedanken iſt, ſich noch weiter erſtrecket, und mithin ein noch innerlicheres Sehen noch immer weiter; wie vielmehr nun das goͤttliche Sehen, welches unter allen das innerſte und hoͤchſte iſt? Weil die Gedanken von einer ſolchen Ausbreitung ſind, ſo hat da - hero alles, was im Himmel iſt, folglich alles Goͤttliche, welches den Himmel ausmachet, und ihn erfuͤllet, mit einem jeden daſelbſt Gemein - ſchaft, wie ich in den vorhergehenden Artikeln gezeigt habe.

86. Die, ſo im Himmel ſind, verwunder - ten ſich, daß ſolche Menſchen ſich weiſe duͤnkten,welche,79Vom Himmel. welche, wenn ſie von Gott denken, ſich ein un - ſichtbares, das iſt, ein nicht unter einige Ge - ſtalt zu bringendes Weſen vorſtellen; und daß ſie diejenigen, welche anders denken, unver - ſtaͤndig und auch einfaͤltig heißen; da doch das Gegentheil ſey: ferner, wenn diejenigen, welche ſich deshalben weiſe duͤnken, uͤber ſich ſelbſt eine Betrachtung anſtellten, da wuͤrden ſie wohl gewahr werden, daß ſie Statt Gottes die Na - tur, einige die, ſo vor ihren Augen iſt, einige die, ſo nicht vor ihren Augen iſt, ſehen; und daß ſie dermaſſen in der Blindheit ſtecken, daß ſie gar nicht wiſſen, was Gott, was ein En - gel, was ein Geiſt, was ihre Seele, die nach dem Tod fort leben wird, was das Leben des Himmels bey dem Menſchen, und dergleichen mehr ſo zur Erkaͤnntnis gehoͤret, ſey; da doch die von ihnen ſo genannte Einfaͤltigen alles dieſes nach ihrer Art wiſſen, ſich den Begriff von ihren Gott machen, daß Er Gott in menſch - licher Geſtalt ſey, von einem Engel, daß er ein himmliſcher Menſch ſey, von ihrer Seele, die nach dem Tod leben wird, daß ſie wie ein Engel ſey, und von dem Leben des Himmels bey dem Menſchen, daß es ſo viel ſey als nach den goͤttlichen Geboten leben; derohalben wer - den dieſe von den Engeln weiſe, und zum Him - mel zubereitete, jene aber im Gegentheil un - weiſe genennet.

Geſamm -80Vom Himmel.

Geſammlete Stellen aus ober - wehnten Werk von den Himmliſchen Geheimniſſen, betreffend den Herrn und Sein Goͤttlich Menſchliches.

Der Herr hat das Goͤttliche aus der Em - pfaͤngnis ſelber gehabt, man leſe daſelbſt Num. 4641. 4963. 5041. 5157. 6716. 10125. Der Herr allein hat den goͤttlichen Saamen gehabt, Num. 1438. Seine Seele iſt Jeho - vah geweſen, Num. 1999. 2004. 2005. 2018. 2025. Folglich iſt das Jnnerſte des Herrn das Goͤttliche ſelbſt geweſen, und das Anziehen oder das Aeußere iſt von der Mutter, das iſt, das Anziehen oder das Aeußere machten das Menſchliche aus, welches Er von der Mutter durch die Geburt an ſich genommen hat; die - ſes Menſchliche war ſo beſchaffen, daß es ver - ſuchet werden konnte, denn es war mit der Erb - ſuͤnde von der Mutter her beflecket; weil aber Sein Jnnerſtes Goͤttlich war, ſo konnte Er dieſes erbliche Boͤſe von der Mutter her austreiben, welches nach und nach durch die Verſuchung, und endlich durch die letzte am Creuz geſchehen iſt, alsdenn hat Er Sein Menſchliches voͤllig verklaͤret oder verherr - lichet, das iſt, Er hat es Goͤttlich gemacht; man leſe alles dieſes Num. 5041. Daß Goͤtt - liche Selbſt iſt das Seyn des Leben des Herrn geweſen, aus welchem das Menſchliche hernachausge -81Vom Himmel. ausgegangen, und aus dieſem Seyn das Wer - den oder Entſtehen worden iſt, Num 3194. 3210. 10270. 10372. Jnnerhalb der Kirche, wo das Wort, und dadurch der Herr bekannt iſt, darf das Goͤttliche des Herrn, und das von Jhm Selbſt ausgehende Heilige nicht geleugnet werden, Num. 2359. Die innerhalb der Kirche den Herrn nicht erkennen, die koͤnnen mit dem Goͤttlichen nicht vereiniget werden; ein anders iſt es mit denen, welche außerhalb der Kirche ſind, Num. 10205. Das weſentliche Stuͤck der Kirche iſt, das Goͤttliche des Herrn erken - nen, und daß Er mit dem Vater ein Ein - ziges iſt, Num. 10083. 10112. 10370. 10728. 10730. 10816. 10817. 10818. 10820.

Jn dem Wort kommt vieles von der Verherrlichung des Herrn vor, Num. 10828. Und dieſes zwar allenthalben im in - nern Sinn des Worts, Num. 2249. 2523. 3245. Der Herr hat Sein Menſchliches, aber nicht das Goͤttliche verherrlichet, weil die - ſes in ſich ſelbſt ſchon herrlich war, N. 10057. Der Herr iſt in die Welt gekommen, damit Er Sein Menſchliches verherrlichte, N. 3637. 4286. 9315. Der Herr hat Sein Menſch - liches durch die goͤttliche Liebe, die in Jhm aus der Empfaͤngnis war, verherrlichet, Num. 4727. Die Liebe des Herrn gegen das ganze menſchliche Geſchlecht iſt das Leben des Herrn in der Welt geweſen, Num. 2253. Die LiebeSw. Sch. I. Th. Fdes82Vom Himmel. des Herrn uͤberſteigt allen menſchlichen Verſtand, Num. 2077. Der Herr hat das menſchliche Geſchlecht dadurch, daß Er Sein Menſchli - ches verklaͤrete, errettet, Num. 4180. 10019. 10152. 10655. 10659. 10828. Sonſt waͤre das ganze menſchliche Geſchlecht des ewigen Todes geſtorben, Num. 1676. Von dem Stand der Verherrlichung und Erniedrigung des Herrn leſe man Num. 1785. 1999. 2159. 6866. Die Verherrlichung, wenn ſie vom Herrn ge - ſagt wird, iſt die Vereinigung Seines Menſch - lichen mit dem Goͤttlichen, und verherrlichen oder verklaͤren, heißt goͤttlich machen, N. 1603. 10053. 10828. Der Herr hat, da Er Sein Menſchliches verherrlichet hatte, alles Menſch - liche von der Mutter her ausgezogen, ſo gar, daß Er nicht mehr ihr Sohn war, N. 2159. 2574. 2649. 3036. 10829.

Der Sohn Gottes von Ewigkeit, iſt das Goͤttliche Wahre im Himmel geweſen, Num. 2628. 2798. 2803. 3195. 3704. Der Herr hat auch, da Er in der Welt geweſen, Sein Menſchliches zum Goͤttlichen Wahren aus dem Goͤttlichen Guten, das in Jhm war, gemacht, Num. 2803. 3195. 3210. 6716. 6864. 7014. 7499. 8127. 8724. 9199. Der Herr hat alsdenn alles bey Sich in die himmliſche Geſtalt, nemlich nach dem Goͤttlichen Wahren geordnet, Num. 1928. 3633. Dahero iſt der Herr das Wort, welches das Goͤttliche Wahre iſt, ge - nennet worden, Num. 2533. 2818. 2859. 2894.83Vom Himmel. 2894. 3393. 3712. Der Herr allein hat aus Sich Selbſt das Verſtehen und Denken ge - habt, und zwar uͤber allen engliſchen Verſtand und Gedanken, Num. 1904. 1914. 1915.

Der Herr hat das Goͤttliche Wahre, welches Er Selbſt iſt, mit dem Goͤttlichen Guten, wel - ches in Jhm Selbſt iſt, vereiniget, N. 10047. 10052. 10076. Es iſt eine in ſich auf einan - der beziehende Vereinigung geweſen, Num. 2004. 10067. Der Herr hat, da Er aus der Welt gegangen, Sein Meſchliches auch zum Goͤtt - lichen Guten gemacht, Num. 3194. 3210. 6864. 7499. 8724. 9199. 10076. Dieſes wird da - durch verſtanden, daß Er vom Vater ausgegan - gen und zum Vater gegangen iſt, Num. 3194. 3210. Alſo iſt Er mit dem Vater ein Einzi - ges worden, Num. 2751. 3704. 4766. Nach geſchehener Vereinigung gehet vom Herrn das Goͤttliche Wahre aus, Num. 3704. 3712. 3969. 4577. 5704. 7499. 8127. 8241. 9199. 8398. Wie das Goͤttliche Wahre ausgehet, iſt Num. 7270. 9407. erlaͤutert worden.

Der Herr hat aus eigner Macht das Menſch - liche mit dem Goͤttlichen vereiniget, Num. 1616. 1749. 1753. 1813. 1921. 2025. 2026. 2523. 3141. 5005. 5045. 6716. Hieraus kann nun offenbar ſeyn, daß das Menſchliche des Herrn, weil Er vom Goͤttlichen Selbſt empfangen wor - den, nicht wie das Menſchliche eines andern Men - ſchen geweſen iſt, Num. 10125. 10826. Seine Vereinigung mit dem Vater, aus welchem SeineF 2Seele84Vom Himmel. Seele iſt, iſt nicht als wie zwiſchen zweyen, ſon - dern wie zwiſchen Seele und Leib geweſen, Num. 3737. 10824.

Die Alleraͤlteſten haben nicht das Goͤttliche Seyn anbeten koͤnnen, ſondern das Goͤttliche Werden welches das Goͤttliche Menſchliche iſt, und der Herr iſt deswegen in die Welt ge - kommen, daß Er das Goͤttliche Werden aus dem Goͤttlichen Seyn wuͤrde, N. 4687. 5321. Die Alten haben das Goͤttliche erkannt, weil es ihnen in menſchlicher Geſtalt erſchienen iſt, und dieſes iſt das Goͤttlich Menſchliche geweſen, Num. 5110. 5663. 6846. 10737. Das unendliche Seyn hat nicht in den Himmel bey den Engeln, auch nicht bey den Menſchen, außer durch das Goͤttlich Menſchliche einfließen koͤnnen, Num. 1646. 1990. 2016. 2035. Jm Himmel wird kein andres Goͤttliche als das Goͤttlich Menſchliche vernommen, Num. 6475. 9303. 9267. 10067. Das Goͤttlich Menſchliche iſt von Ewigkeit das Goͤttliche Wahre im Him - mel, und das durch den Himmel hindurchgehende Goͤltliche, alſo das Goͤttliche Werden geweſen, welches nachgehends in dem Herrn das Goͤttliche Seyn durch ſich ſelbſt worden iſt, aus welchem das Goͤttliche Werden im Himmel geworden, Num. 3061. 6280. 6880. 10579. Welcherley Zuſtand des Himmels vor der Ankunft des Herrn geweſen, leſe man nach Num. 6371. 6372. 6373. Das Goͤttliche konnte nicht, außer bis es durchden85Vom Himmel. den Himmel hindurch gegangen iſt, gefaſſet wer - den, Num. 6982. 6996. 7004.

Die Einwohner aller Erdbaͤlle beten das Goͤtt - liche unter menſchlicher Geſtalt alſo den Herrn an, Num. 6700. 8541. 8547. 10736. 10737. 10738. Sie freuen ſich, wenn ſie hoͤren, daß Gott wuͤrklich Menſch worden ſey, Num. 9361. Der Herr nimmt alle auf, die im Guten ſind, und das Goͤttliche unter menſchlicher Geſtalt an - beten, Num. 9359. Gott kann nicht, außer in menſchlicher Geſtalt, gedacht werden, denn was unbegreiflich iſt, das laͤßt ſich nicht denken, und ſolg ich kann man auch nicht daran glauben, Num. 9359. 9972. Das kann der Menſch verehren, wovon er einen Begriff hat, das aber nicht, wo - von er keinen hat, Num. 4733. 5110. 5633. 7211. 9267. 10067. Dahero wird von den mei - ſten auf dem ganzen Erdkreis das Goͤttliche unter menſchlicher Geſtalt verehret, und dieſes geſchie - het durch den Einfluß aus dem Himmel, Num. 10159. Alle diejenigen, welche im Guten in Anſehung des Lebens ſind, denken ſich, wenn ſie von dem Herrn denken, das Goͤttlich Menſchliche, aber nicht das vom Goͤttlichen getrennte Menſch - liche; ein anders iſt es mit denen, welche nicht im Guten in Anſehung des Lebens ſind, Num. 2326. 4724. 4731. 4766. 8878. 9193. 9198. Heutiges Tages denken ſich diejenigen in der Kirche, welche im Boͤſen in Anſehung des Lebens, wie auch in einem von der thaͤtigen Liebe getrennten Glauben ſind, das Menſchliche des Herrn ohne das Goͤttliche, und faſſen auch nicht, was dasF 3Goͤtt -86Vom Himmel. Goͤttlich Menſchliche ſey; und was die Urſachen ſeyen, leſe man Num. 3212. 3241. 4689. 4692. 4724. 4731. 5321. 6372. 8878. 9193. 9198. Das Menſchliche des Herrn iſt Goͤttlich, weil es aus dem Seyn des Vaters iſt, welches bey Jhm die Seele iſt, ſo, wie die Aehnlichkeit eines Vaters in ſeinen Kindern es gleichſam anzeiget, Num. 10270. 10372. 10823. Und weil es aus der goͤttlichen Liebe iſt, welche das Seyn ſelbſt Seines Lebens von der Empfaͤngnis her ge - weſen iſt, Num. 6872. Ein jeder Menſch iſt ſo, wie ſeine Liebe, Num. 6872. 10177. 10284. Der Herr hat alles Menſchliche ſo wohl das innere als aͤußere Goͤttlich gemacht, Num. 1603. 1815. 1920. 1926. 2093. 2803. Da - hero iſt Er nach Seinem ganzen Leib, ganz an - ders wie ein andrer Menſch, auferſtanden, Num. 1729. 2083. 5078. 10825.

Daß das Menſchliche des Herrn Goͤttlich ſey, das wird aus Seiner Allgegenwart im heiligen Abendmahl erkannt, Num. 2343. 2359. Und aus Seiner Verwandlung oder Verklaͤrung vor den drey Juͤngern, Num. 3212: und auch aus dem Wort des alten Teſtaments, daß Er Gott heißet, Num. 10154; und Jehovah, N. 1603. 1736. 1815. 1902. 2921. 3035. 5110. 6281. 6303. 8864. 9194. 9315. Jn dem buch - ſtaͤblichen Sinn des Worts wird Vater und Sohn, oder Jehovah und Herr unter - ſchieden, aber nicht im innern Sinn des Worts,in87Vom Himmel. in welchem die Engel des Himmels ſind, Num. 3035. Jn der Chriſtenheit iſt das Menſchliche des Herrn nicht fuͤr Goͤttlich erkannt worden, welches auf dem Concilio um des Pabſtes willen geſchehen iſt, damit er fuͤr den Statthalter des Herrn moͤchte erkannt werden, Num. 3035.

Die Chriſten ſind im andern Leben gepruͤfet worden, welcherley Begriff ſie von dem einzigen Gott haͤtten, und man hat vernommen, daß ſie den Begriff dreyer Goͤtter hatten, Num. 2329. 5256. 10736. 10737. 10738. 10821. Man kann wohl die Dreyheit oder das dreyfache Goͤttliche in einer einzigen Perſon, und alſo einen einzigen Gott, begreiffen, aber nicht in drey Perſonen, Num. 10738. 10821. 10824. Die goͤttliche Dreyheit in dem Herrn wird im Himmel erkannt, Num. 14. 15. 1729. 2005. 5256. 9303. Die Dreyheit in dem Herrn iſt das Goͤttliche ſelbſt, welches Vater genennet wird, das Goͤttlich Menſchliche, welches Sohn heißet, und das ausgehende Goͤttliche, welches heiliger Geiſt genennet wird, und dieſes Goͤtt - liche Drey iſt ein Einziges, Num. 2149. 2156. 2288. 2321. 2329. 2447. 3704. 6993. 7182. 10738. 10822. 10823. Der Herr Selbſt lehret, daß der Vater und Er ein Ein - ziges ſey, Num. 1729. 2004. 2005. 2018. 2025. 2751. 3704. 3736. 4766. und daß das Goͤttlich Heilige von Jhm ausgehe, und daß es Sein ſey, Num. 3969. 4673. 6788. 6993. F 47499.88Vom Himmel. 7499. 8127. 8302. 9199. 9228. 9229. 9270. 9407. 9818. 9820. 10330.

Das goͤttlich Mennſchliche fließet in den Him - mel ein, und machet den Himmel aus, Num. 3038. Der Herr iſt Alles im Himmel, und iſt das Leben des Himmels, Num. 7211. 9128. Der Herr wohnet in dem Seinigen bey den Engeln, Num. 9338. 10125. 10151. 10157. Daher ſind die, ſo im Himmel ſind, in dem Herrn, Num. 3637. 3638. Der Herr verbindet ſich in ſo viel mit den Engeln, in ſo viel ſie das Gute der Liebe und der thaͤtigen Liebe von Jhm auf und an - nehmen, Num. 904. 4198. 4206. 4211. 4320. 6280. 6832. 7042. 8819. 9680. 9682. 9683. 10106. 10811. Der geſammte Himmel bezie - het ſich auf den Herrn, Num. 551. 552. Der Herr iſt der allgemeine Mittelpunkt des Himmels, Num. 3633. Alle daſelbſt wenden ſich zum Herrn, Welcher uͤber den Himmeln iſt, Num. 9828. 10130. 10189. Doch wenden ſich nicht die Engel zum Herrn, ſondern der Herr kehret ſie zu Sich, Num. 10189. Die Engel ſind nicht bey dem Herrn gegenwaͤrtig, ſondern die Gegenwart des Herrn iſt bey den Engeln, Num. 9415. Jm Himmel findet keine Verbindung mit dem Goͤttlichen an und fuͤr ſich ſelbſt, ſon - dern mit dem Goͤttlich Menſchlichen ſtatt, Num. 4211. 4724. 5633.

Der Himmel ſtimmt mit dem Goͤttlich Menſch - lichen des Herrn uͤberein, und daher iſt der Him -mel89Vom Himmel. mel uͤberhaupt wie ein einziger Menſch, und des - wegen wird auch der Himmel der groͤßte Menſch genennet, Num. 2996. 2998. 3624 bis 3649. 3636. bis 3643. 3741 bis 3745. 4625. Der Herr iſt ganz allein ein Menſch, und nur diejenigen ſind Menſchen, welche das Goͤttliche von Jhm auf und annehmen, Num. 1894. Jn ſo viel ſie es aufnehmen, in ſo viel ſind ſie Men - ſchen und Seine Ebenbilder, Num. 8547. Da - hero ſind die Engel Geſtalten der Liebe und der thaͤtigen Liebe in menſchlicher Geſtalt, und dieſes kommt vom Herrn, Num. 3804. 4735. 4797. 4985 5199. 5530. 9879. 10177.

Der geſammte Himmel iſt des Herrn, Num. 2751. 7086. Jhm iſt alle Gewalt in den Him - meln und auf Erden, N. 1607. 10089. 10827. Weil der Herr den geſammten Himmel regieret, ſo regieret Er auch alles, was davon abhaͤngt, folglich alles in der Welt, Num. 2026. 2027. 4523. 4524. Der Herr Allein hat Macht, die Hoͤllen zuruͤck zu halten, vom Boͤſen abzu - halten, und im Guten zu behalten, folglich ſelig zu machen, Num. 10019.

F 5Daß90Vom Himmel.

Daß alles, was im Himmel iſt, mit allem, was zum Menſchen gehoͤret, uͤbereinſtimme.

87. Was die Uebereinſtimmung ſey, weiß man heutiges Tages nicht; daß man es nicht weiß, kommt aus vielerley Urſachen her; die hauptſaͤchlichſte iſt, daß ſich der Menſch durch die Liebe ſein ſelbſt und der Welt vom Himmel ent - fernt ha[t]; denn wer ſich und die Welt uͤber alles liebet, der ſiehet auf nichts anders, als auf das Weltliche, weil es die aͤußerliche Sinne anlocket, und die angeborne Neigung beluſtiget, aber nicht auf das Geiſtliche weil dieſes die innerlichen Sin - ne ameizet, und das Gemuͤth ergoͤtzet; dahero werfen die Menſchen ſolches von ſich weg, und ſprechen: es waͤre ihren Gedanken viel zu hoch. Die Alten machten es aber anders, bey denen war die Wiſſenſchaft der Uebereinſtimmungen un - ter allen Wiſſenſchaften die vornehmſte; durch dieſe erreichten ſie auch Erkaͤnntnis und Weisheit: und diejenigen, welche von der Kirche waren, hatten durch dieſelbe eine Gemeinſchaft mit dem Himmel; denn die Wiſſenſchaft der Uebereinſtim - mungen iſt eine engliſche Wiſſenſchaft. Die Al - leraͤlteſten, welche himmliſche Menſchen gewe - ſen ſind, haben aus der Uebereinſtimmung ſelbſt, ſo wie die Engel, gedacht; dahero haben ſie auch mit den Engeln geredet; und darum iſt ihnen oͤf - ters der Herr erſchienen, und hat ſie unterrichtet. Allein91Vom Himmel. Allein dieſe Wiſſenſchaft iſt heutiges Tages voͤllig verloren gegangen, ſo gar, daß man nicht weiß, was die Uebereinſtimmung ſey.

88. Weil man nun, ohne zu verſtehen, was die Uebereinſtimmung ſey, von der geiſtlichen Welt; und von ihrem Einfluß in die natuͤrliche; und was das Geiſtliche in Beziehung auf das Natuͤrliche ſey; ferner, von dem Geiſt des Men - ſchen, welcher die Seele genennet wird, und von ihrer Wuͤrkung in den Koͤrper; wie auch, von dem Zuſtand des Menſchen nach dem Tod, nicht das allergeringſte Licht haben kann; ſo muß nun geſagt werden, was die Uebereinſtimmung, und wie ſie beſchaffen ſey: denn ſo wird auch der Weg zum folgenden gebahnet.

89. Erſtlich ſoll geſagt werden, was die Uebereinſtimmung ſey: die ganze natuͤrliche Welt ſtimmet mit der geiſtlichen Welt uͤberein; ja, die natuͤrliche Welt ſtimmet nicht nur in dem Allgemeinen, ſondern auch in dem Beſondern mit jener uͤberein; was daher in der natuͤrlichen Welt aus der geiſtlichen entſtehet, das heißt das Uebereinſtimmende. Man muß wiſſen, daß die natuͤrliche Welt aus der geiſtlichen Welt ent - ſtanden iſt, und beſtehet, gaͤnzlich ſo, als wie die Wirkung aus ihrer wuͤrkenden, Urſache. Die natuͤrliche Welt heiſſet alles das Ausge - breitete, was unter der Sonne iſt, und von ihr Waͤrme und Licht empfaͤngt, und alles das gehoͤ - ret zu dieſer Welt, was von ihr beſtehet; diegeiſt -92Vom Himmel. geiſtliche Welt aber iſt der Himmel, und al - les, was in den Himmein iſt, gehoͤret zur geiſt - lichen Welt.

90. Weil der Menſch der Himmel und auch die Welt, in der kleinſten Geſtalt, nach dem Bild des Groͤßten Menſchen, iſt, wie man oben Num. 57 nachleſen kann, ſo iſt dahero auch bey ihm die geiſtliche Welt und die natuͤr - liche Welt: das Jnnere, welches zu ſeinem Gemuͤth gehoͤret, und ſich auf den Verſtand und Willen beziehet, machet ſeine geiſtliche Welt aus; das Aeußere aber, weiches zu ſeinem Leib gehoͤret, und ſich auf deſſen Sinne und Wuͤrkun - gen beziehet, machet ſeine natuͤrliche Welt aus: was demnach in ſeiner natuͤrlichen Welt, das iſt, in ſeinem Leib, und deſſen Sinnen und Wuͤrkun - gen, aus ſeiner geiſtlichen Welt, das iſt, aus ſei - nem Gemuͤthe, und deſſen Verſtand und Willen, entſtehet, das wird das Uebereinſtimmende genennet.

91. Wie die Uebereinſtimmung beſchaf - fen iſt, kann man an einem Menſchen aus ſeinem Angeſichte ſehen; in einem Angeſicht, das nicht geler - net hat ſich zu verſtellen, kommen alle Neigungen des Gemuͤths, in natuͤrlicher Geſtalt, als wie in ihrem Abdruck, zum Vorſchein, daher heißt das Angeſicht der Anzeiger des Gemuͤths, alſo ſtellet ſich ſeine geiſtliche Welt in ſeiner natuͤrlichen Welt, desglei - chen das, was zum Verſtand gehoͤret, in der Rede, und das, was zum Willen gehoͤret, in den Geberden des Koͤrpers, dar. Dieſes nun,was93Vom Himmel. was an dem Koͤrper geſchiehet, es mag nun in dem Angeſicht oder in der Rede, oder aber in den Geberden ſeyn, nennet man Ueberein - ſtimmungen.

92. Hieraus kann man auch ſehen, was der innere und aͤußere Menſch iſt; daß nemlich der innere der ſey, welcher der geiſtliche Menſch genennet wird, und der aͤuſſere der, den man den natuͤrlichen nennet: wie auch, daß einer von dem andern, als wie der Himmel von der Welt, unterſchieden ſey: desgleichen, daß alles, was im aͤußerlichen oder natuͤrlichen Menſchen geſchiehet und entſtehet, von dem innerlichen oder geiſtlichen Menſchen geſchehe und herruͤhre.

93. Dieſes iſt von der Uebereinſtimmung des innern oder geiſtlichen Menſchen mit ſeinem aͤuſſern oder natuͤrlichen, geſagt worden; nun ſoll aber in folgenden von der Ueberein - ſtimmung des ganzen Himmels mit allen und jeden Theilen des Menſchen geredet werden.

94. Es iſt gezeigt worden, daß der geſammte Himmel einen einzigen Meſchen vorſtelle, und daß er ein Menſch dem Bilde nach ſey, und daher der Groͤßte Menſch genennet werde; es iſt auch gewieſen worden, daß daraus die engli - ſchen Geſellſchaften, aus welchen der Himmel be - ſtehet, eben ſo, als wie die Glieder, Werkzeuge, und Eingeweide in dem Menſchen, geordnet ſeyn, alſo, daß welche bey dem Haupt, bey der Bruſt, bey den Armen, und etliche bey den beſondernTheilen94Vom Himmel. Theilen derſelben ſind, wie man oben Num. 59 - 72 ſehen kann. Die Geſellſchaften nun, die an einem gewiſſen Glied daſelbſt ſind, ſtimmen mit eben demſelben Glied in dem Menſchen uͤber - ein; zum Exempel, die bey dem Haupt daſelbſt ſind, ſtimmen mit dem Haupt des Menſchen uͤber - ein; die bey der Bruſt daſelbſt ſind, ſtimmen mit der Bruſt des Menſchen uͤberein; und die an den Armen daſelbſt ſind, ſtimmen mit den Ar - men des Menſchen uͤberein; und ſo in den uͤbrigen: aus dieſer Uebereinſtimmung beſtehet der Menſch; denn der Menſch beſtehet nicht an - derswoher, als aus dem Himmel.

95. Daß der Himmel in zwey Reiche un - terſchieden ſey, deren eins das himmliſche Reich, das andere das geiſtliche Reich genennet wird, leſe man oben in ſeinem Artikel: das himmliſche Reich uͤberhaupt ſtimmt mit dem Herzen, und mit allem, was zum Herzen im ganzen Leibe ge - hoͤret, uͤberein; und das geiſtliche Reich mit der Lunge und mit allem, was ihr im ganzen Leibe zugehoͤret: das Herz und die Lunge machen auch zwey Reiche in dem Menſchen aus; das Herz regieret daſelbſt durch Puls-und Blutadern, und die Lunge durch Nerven - und Bewegungs - faſern, beyde regieren in jedweder Kraft und Wirkung. Jn einem jeden Menſchen, nem - lich in ſeiner geiſtlichen Welt, die ſein geiſt - licher Menſch genennet wird, ſind auch zwey Reiche, eins macht den Willen, und das an -dere95Vom Himmel. dere den Verſtand aus; der Wille regieret durch die Zuneigungen zum Guten, und der Ver - ſtand durch die Zuneigungen zum Wahren; dieſe Reiche ſtimmen auch mit den Reichen des Herzens und der Lunge in dem Koͤrper uͤberein: desglei - chen auch in den Himmeln; das himmliſche Reich iſt das Wollen des Himmels, und da - ſelbſt regieret das Gute der Liebe, und das geiſt - liche Reich iſt das Verſtehen des Himmels, und daſelbſt regieret das Wahre: dieſe ſind es, die mit den Verrichtungen des Herzens und der Lunge im Menſchen uͤbereinſtimmen. Aus dieſer Uebereinſtimmung kommt es, daß das Herz in dem Wort den Willen, und auch das Gute der Liebe bedeutet, und das Athemholen der Lunge den Verſtand und das Wahre des Glaubens: daher kommt es auch, daß man dem Herzen Nei - gungen zuſchreibt, wiewohl doch keine darinnen ſind, noch daraus herkommen.

96. Die Uebereinſtimmung der zwey Reiche des Himmels mit dem Herzen und mit der Lunge, iſt die allgemeine Uebereinſtimmung des Himmels mit dem Menſchen; die weniger allgemeine aber iſt die Uebereinſtimmung mit allen und jeden Gliedern, Werkzeugen und Ein - geweiden des Menſchen; wie dieſe beſchaffen ſey, wird nun auch gemeldet werden: die im Groͤß - ten Menſchen, welcher der Himmel iſt, und zwar am Haupte ſind, die ſind vor den uͤbri - gen in allem Guten, denn ſie befinden ſich in derLiebe,96Vom Himmel. Liebe, im Frieden, in der Unſchuld, Weisheit, Erkaͤnntnis, und folglich in Freude und Gluͤck - ſeligkeit; dieſe fließen in das Haupt ein, und in das, was zum Haupt des Menſchen gehoͤret und ſtimmen damit uͤberein. Die im Groͤßten Menſchen, welcher der Himmel iſt, und zwar an der Bruſt ſind, die ſind in dem Guten der thaͤtigen Liebe und des Glaubens, und fließen auch in die Bruſt des Menſchen ein, und ſtim - men mit ihr uͤberein Die aber im Groͤßten Menſchen oder Himmel, und zwar an den Lenden, und an den Zeugungsgliedern da - ſelbſt ſind, die ſind in der ehelichen Liebe. Die an den Fuͤßen ſind, die ſind in dem letzten oder aͤußern Guten des Himmels, welches das natuͤr - lich geiſtliche Gute genennet wird. Die an den Armen und Haͤnden ſind, die ſind in der Macht des Wahren aus dem Guten. Die an den Augen ſind, die ſind im Verſtand. Die an den Ohren ſind, die ſind in der Aufmerk - ſamkeit und im Gehorſam. Die an der Naſe ſind, die ſind in der Empfindung. Die an dem Mund und an der Zunge ſind, die ſind in der Geſpraͤchigkeit aus dem Verſtand und in der Vernehmung. Die an den Nieren ſind, die ſind in dem pruͤfenden, reinigenden und beſtra - fenden Wahren. Die an der Leber, Ge - kroͤſedruͤſe und Milz ſind, die ſind in dem man - nigfaltig reinigenden Guten und Wahren: in den uͤbrigen iſt es wieder anders. Sie fließen in ih - res gleichen bey dem Menſchen ein, und ſtimmendamit97Vom Himmel. damit uͤberein. Der Einfluß des Himmels ge - het in die Verrichtungen und in den Nutzen der Glieder, und der Nutzen, weil er aus der geiſtlichen Welt iſt, beweiſet ſich durch ſolche Dinge, die in der natuͤrlichen Welt ſind, und ſtellet ſich alſo in der Wuͤrkung dar; hieraus iſt die Uebereinſtimmung.

97. Daher kommt es nun, daß durch eben dieſelben Glieder, Werkzeuge, und Eingewei - de, in dem Wort ihres gleichen angedeutet wird, denn ſie deuten alles in dem Wort nach den Uebereinſtimmungen an; in dem Wort wird durch das Haupt die Erkaͤnnt - nis und Weisheit angedeutet; durch die Bruſt die thaͤtige Liebe; durch die Lenden die eheli - che Liebe; durch die Arme und Haͤnde die Macht des Wahren; durch die Fuͤſſe das Na - tuͤrliche; durch die Augen der Verſtand; durch die Naſe die Empfindung; durch die Ohren der Gehorſam; durch die Nieren die Pruͤfung des Wahren; und ſo weiter. Da - her kommt es auch, daß es bey dem Menſchen etwas gemeines iſt, wenn er von einem ver - ſtaͤndigen und weiſen Mann redet, zu ſagen: das iſt ein Kopf; von einem, der ſeine Lie - be in der That beweiſet: das iſt ein Herzens - freund; von einem, der empfindlich iſt: er hat eine ſpitzige Naſe; von einem der Klug - heit beſitzt: es iſt ein ſpitziger Kopf; von einem, der maͤchtig iſt: er hat ausgeſtreckteSw. Sch. I. Th. Goder98Vom Himmel. oder lange Haͤnde; von einem, der aus Lie - be einen guten Willen hat: er thuts von Herzen gerne; dieſes und noch andres mehr, das der Menſch zu reden pflegt, kommt aus der Uebereinſtimmung her; denn es iſt aus der geiſtlichen Welt, ob es gleich der Menſch nicht weiß.

98. Daß eine ſolche Uebereinſtimmung alles deſſen, was im Himmel iſt, mit allem, was zum Menſchen gehoͤret, ſey, iſt mir durch viele Erfahrung gezeigt worden, ja, durch ſo viele, daß ich davon, als wie von einer Son - nenklaren und auſſer allem Zweifel ſtehenden Sache, bin uͤberzeugt worden; aber alle dieſe Erfahrung hier anzufuͤhren, iſt unnoͤthig, und hier kann es auch der Menge wegen nicht ſeyn; ſie iſt ſchon in dem Werk von den himmli - ſchen Geheimniſſen, allwo von den Uebereinſtimmungen, Vorſtellungen, von Ein - fluß der geiſtlichen Welt in die natuͤrliche und von der Verbindung der Seele mit dem Koͤr - per gehandelt wird, angefuͤhret worden, wel - ches man nachleſen kann.

99. Aber, obgleich alles, was zum Men - ſchen in Anſehung des Koͤrpers gehoͤret, mit allem, was im Himmel iſt, uͤbereinſtimmet, ſo iſt dem ungeachtet der Menſch nicht nach ſei - ner aͤuſſerlichen Geſtalt, ſondern nach ſeiner innerlichen, das Ebenbild des Himmels;denn99Vom Himmel. denn das Jnnere des Menſchen nimmt den Himmel auf, und ſein Aeuſſeres nimmt die Welt auf; in ſo viel demnach ſein Jnneres den Himmel aufnimmt, in ſo viel iſt der Menſch, in Anſehung des Jnnern, der Him - mel in der kleinſten Geſtalt nach dem Bild des Groͤßten Menſchen; in ſo viel aber ſein Jn - neres den Himmel nicht aufnimmt, in ſo viel iſt er nicht der Himmel, noch das Bild des Groͤßten Menſchen; dennoch aber kann das Aeuſſere, welches die Welt aufnimmt, immer in der Geſtalt nach der Ordnung der Welt, und daher in mancherley Schoͤnheit ſeyn; denn die aͤuſſere Schoͤnheit, die zum Leib gehoͤret, leitet ihre Urſache aus den Aeltern, und von der Bildung im Mutterleibe her, und hernach wird ſie durch den allgemeinen Einfluß aus der Welt erhalten: daher kommt es, daß die na - tuͤrliche Geſtalt des Menſchen von der Geſtalt ſeines geiſtlichen Menſchen ſehr unterſchie - den iſt. Es iſt mir etlichemal gezeigt worden, wie der Geiſt des Menſchen der Geſtalt nach ausſiehet, und ich habe geſehen, daß er in ei - nigen, die ſchoͤn und lieblich von Geſichte wa - ren, haͤßlich, ſchwarz, und ungeſtaltet, ja, das Bild der Hoͤlle, aber nicht das Ebenbild des Himmels war; ich habe auch geſehen, daß er in einigen, die nicht ſchoͤn von Geſichte wa - ren, wohlgeſtaltet, weiß, und engliſch war: der Geiſt des Menſchen erſcheinet auch nach dem Tod ſo, wie er in dem Leibe beſchaffen ge -G 2weſen,100Vom Himmel. weſen, da er in demſelben in der Welt gele - bet hat.

100. Allein, die Uebereinſtimmung erſtre - cket ſich noch we ter, als auf den Menſchen; denn die Himmel ſtimmen auch unter einander uͤberein; mit dem dritten oder innerſten Himmel ſtimmet der andere oder mittlere Himmel uͤberein; und mit dem andern oder mittleren Himmel ſtimmet der erſte oder letzte Himmel uͤberein; und dieſer ſtimmet mit den koͤrperlichen Geſtalten in dem Men - ſchen, die man ſeine Glieder, Werkzeuge und Eingeweide nennet, uͤberein: alſo iſt das Koͤr - perliche des Menſchen das, worinnen ſich der Himmel zuletzt endiget, und worauf er, als auf ſeinem Grund, beſtehet. Allein, dieſes Geheimnis ſoll anderswo weitlaͤuftiger entwi - ckelt werden.

101. Fuͤr allen Dingen aber muß man wiſſen, daß alle Uebereinſtimmung, die mit dem Himmel iſt, mit dem Goͤttlich Menſch - lichen des Herrn ſey, weil von Jhm der Himmel iſt, und Er Selbſt der Himmel iſt, wie in den vorhergehenden Artikeln gezeigt worden; denn wenn das Goͤttlich Menſch - liche nicht in alles, was zum Himmel gehoͤret, und nach den Uebereinſtimmungen in alles, was zur Welt gehoͤret, einfloͤſſe, ſo wuͤrde we - der Engel, noch Menſch Statt finden. Hier - aus erhellet wiederum, warum der HerrMenſch101Vom Himmel. Menſch worden iſt, und Sein Goͤttliches mit dem Menſchlichen von dem Erſten bis zum Letzten (a Primo ad Vltimum) angekleidet hat*)Anmerkung des Ueberſetzers. Wie die Worte: von dem Erſten bis zum Letzten, zu verſtehen ſind, hat der Ver - faſſer in dem Buch: Lehre des neuen Je - ruſalems vom Herrn, und zwar Num. 36. erlaͤutert. Daſelbſt heißt es: Gott iſt ein Menſch, und aus Gott iſt jeder Engel und Geiſt ein Menſch: aber Gott iſt von Anfang ein Menſch im Erſten geweſen, nicht aber im Letzten; nachdem er aber das Menſch - liche in der Welt angenommen hat, iſt Er auch ein Menſch im Letzten geworden; dieſes folget daraus, daß der Herr Sein Menſch - liches mit Seinem Goͤttlichen vereinigt, und alſo Sein Menſchliches auch Goͤttlich gemacht hat. Daher kommt es, daß Sich der Herr Anfang und Ende, den Erſten und den Letzten, und Alpha und Omega nennet; als in der Offenbarung: Jch bin das Alpha und Omega, der Anfang und das Ende, ſpricht der Herr, der da iſt, und Der geweſen iſt und Der da kommen wird, der Allmaͤchtige. 1, 8. 11. Da Johan -nes, daß es nemlich darum geweſen ſey, weil das Goͤttlich Menſchliche, aus wel -G 3chem102Vom Himmel. chem der Himmel vor der Ankunft des Herrn geweſen iſt, nicht mehr zureichend war, alles zu erhalten, weil der Menſch, welcher die Grundlage der Himmel iſt, die Ordnung geſchwaͤchet und zerriſſen hat. Was undwel -*)nes des Menſchen Sohn mitten unter den ſie - ben Leuchtern ſahe, fiel er zu Seinen Fuͤßen als ein Todter; allein, Er legte Seine rechte Hand auf ihn, und ſprach: Jch bin der Erſte und der Letzte 1, 13. 17. Cap. 2, 8. Cap. 21, 6. Siehe ich komme bald, zu geben einem jeglichen, wie ſeine Werke ſeyn werden: ich bin das Alpha und Omega, der Anfang und das Ende, der Erſte und der Letzte 22, 12. 13. Und beym Jeſai. So ſpricht der Herr, der Koͤnig Jſrael, und ſein Erloͤſer, der Herr Zebaoth: Jch bin der Erſte, und ich bin der Letzte 44, 6. 48, 12. Ferner in der Lehre des neuen Je - ruſalems von der heiligen Schrift, und zwar Num. 98. daſelbſt, heißt es: Der Herr iſt in die Welt gekommen, damit Er das ge - ſammte Wort erfuͤllete; daß Er dadurch das Goͤttliche Wahre oder das Wort auch im Letzten worden ſey, wird durch dieſe Worte beym Johann, verſtanden. Das Wort ward Fleiſch, und wohnete unter uns, und wir ſahen ſeine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingebornen vomVa -103Vom Himmel. welcherley das Goͤttlich Menſchliche, wel - ches vor der Ankunft des Herrn war, ge - weſen iſt, und was fuͤr ein Zuſtand des Him - mels damals war, leſe man in den geſamm - leten Stellen bey dem vorhergehenden Capitel.

G 4102. Die

*)Vater, voller Gnade und Wahrheit 1, 14; Fleiſch werden, heißt das Wort im Letzten werden. Wie Er als das Wort im Letzten beſchaffen geweſen, hat Er Seinen Juͤngern gezeigt, da Er verklaͤret worden, Matth. 17, 2. ꝛc. ꝛc. Marc. 9, 2. ꝛc. ꝛc Luc. 9, 28. ꝛc. und daſelbſt heißt es, daß Moſes und Elias in Herrlichkeit erſchienen ſind; durch Moſen und Eliam wird das Wort verſtanden. Auch wird der Herr als das Wort im Letz - ten in der Offenb. Joh. Cap. 1, 13 - 16. be - ſchrieben: allwo die ganze Beſchreibung das Letzte Seines Goͤttlichen Wahren oder des Worts andeutet. Der Herr war zwar vorher das Wort geweſen, aber im Erſten, denn es heißt, Jm Anfang war das Wort, und das Wort war bey Gott, und Gott war das Wort; dieſes war im Anfang bey Gott Joh. 1, 1. 2. 3 : allein, da das Wort Fleiſch worden iſt, alsdenn iſt der Herr das Wort auch im Letzten geworden; daher kommt es, daß Er der Erſte und Letzte heißet, Offenb. 1, 8. 11. 17. Cap. 2, 8. Cap. 21, 6. Cap. 22, 12. 13.

104Vom Himmel.

102. Die Engel erſtaunen, wenn ſie hoͤren, daß es Menſchen giebt, die alles der Natur, und dem Goͤttlichen nichts zueignen; und die auch glauben, ihr Leib, worein ſo viele Ver - wunderungs wuͤrdige Dinge des Himmels zu - ſammen gelegt worden ſind, waͤre von der Natur zuſammen geſetzt worden; ja, noch mehr, der vernuͤnftige Theil des Menſchen waͤre auch daraus; da ſie doch, wenn ſie nur einigermaßen ihr Gemuͤth empor richten woll - ten, ſehen koͤnnen, daß ſolches alles aus dem Goͤttlichen, und nicht aus der Natur ſey; und daß die Natur nur darum erſchaffen worden ſey, damit ſie das Geiſtliche ankleide und ſol - ches uͤbereinſtimmend in dem Letzten der Ord - nung darſtelle: ſolche Menſchen aber ſind den Nachteulen gleich, die wohl in der Finſternis, aber nichts im Lichte, ſehen.

Anmerkung des Ueberſetzers.

  • Der Verfaſſer hat ſich kurz vorher in der 101ſten Nummer, der Erlaͤuterung wegen, auf ſeine, aus dem Werk von den himmliſchen Geheimniſſen geſamlete Stellen be - rufen, die bey dem vorhergehenden Capitel anzutreffen find. Weil aber der Jnhalt der - jenigen Nummern daſelbſt, welche das Goͤtt - lich Menſchliche des Herrn vor SeinerAn -105Vom Himmel. Ankunft in die Welt ꝛc. betreffen, etwas kurz iſt; ſo habe ich einige aus obgedachten Werk, von Wort zu Wort uͤberſetzt und hier beygefuͤgt. Num. 418. heißt es: Von dem Goͤttlich Menſchlichen, aber nicht von dem Goͤttlichen an und fuͤr ſich ſelbſt, gehet das Goͤttliche Wahre aus; daß von dem Goͤtt - lich Menſchlichen des Herrn, aber nicht von dem Goͤttlichen an und fuͤr ſich ſelbſt, das Goͤttliche Wahre ausgehe, iſt ein Geheim - nis, das bisher noch nicht entdeckt worden; deſſen Beſchaffenheit iſt dieſe: ehe der Herr in die Welt gekommen iſt, ſo iſt das Goͤttli - che an und fuͤr ſich ſelbſt in den geſamm - ten Himmel eingefloſſen, und weil damals der Himmel dem groͤßten Theil nach aus Himm - liſchen, das iſt, aus ſolchen, die im Guten der Liebe geweſen ſind, beſtunde, ſo wurde durch dieſen Einfluß, aus der goͤttlichen All - macht das Licht ſo in den Himmeln war, und daraus Weisheit und Erkaͤnntnis geoffenbaret; da ſich aber das menſchliche Geſchlecht von dem Guten der Liebe und der thaͤtigen Liebe entfernt hat, ſo hat alsdenn dieſes Licht nicht mehr durch den Himmel, und folglich keine Weis - heit und Erkaͤnntnis, die bis zum menſchlichen Geſchlecht gelanget waͤre, geoffenbaret wer - den koͤnnen; deswegen iſt, weil die Errettung noͤthig war, der Herr in die Welt gekommen, und hat das Menſchliche in Sich Goͤtt - lich gemacht, damit Er nach dem Goͤtt -G 5lich106Vom Himmel. lich Menſchlichen das goͤttliche Licht wuͤr - de, und alſo den ganzen Himmel und die ganze Welt erleuchtete: Er war das Licht ſelbſt von Ewigkeit geweſen, denn dieſes Licht iſt von dem Goͤttlichen an und fuͤr ſich ſelbſt durch den Himmel ausgefloſſen; und das Goͤttliche ſelbſt war es, welches das Menſchliche an ſich genommen, und dieſes Goͤttlich gemacht hat, und da dieſes Goͤttlich geworden iſt, ſo hat alsdenn von demſelben nicht nur der himmliſche Himmel ſelbſt, ſon - dern auch der geiſtliche Himmel, und auch das menſchliche Geſchlecht, in ſo ferne es das Goͤttliche Wahre in dem Guten, das iſt, in der Liebe zu Jhm und in der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤchſten aufgenommen hat und aufnimmt erleuchtet werden koͤnnen; wie Joh. 1, v. 12. offenbar geſchrieben ſtehet Wie viel Jhn aufnahmen, denen gab Er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an Seinen Namen glauben; Welche nicht von dem Gebluͤt, noch von dem Willen des Fleiſches, noch von dem Willen eines Mannes, ſondern von Gott geboren ſind. Aus dem, was ich nun geſage habe, kann erhellen, was durch die Worte Johannis angedeutet wird Jm Anfang war das Wort, und das Wort war bey Gott, und Gott war das Wort: dieſes war im Anfang bey Gott: alles iſt durch daſſelbige gemacht, undohne107Vom Himmel. ohne daſſelbige iſt nichts gemacht, was gemacht iſt: in Jhm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menſchen: es war das wahrhaftige Licht, welches alle Menſchen erleuch - tet, die in die Welt kommen Cap. 1, 2. 3. 4. 9. ꝛc.

Num. 6280. heißt es: Das Goͤttlich Menſchliche vor der Ankunft des Herrn in die Welt, iſt Jehovah Selbſt geweſen, der durch den Himmel einfloß, wenn das Wort redete; denn Jehovah iſt uͤber den Himmeln geweſen, was aber von Jhm durch die Him - mel gegangen iſt, das iſt ſodann das Goͤtt - lich Menſchliche geweſen; denn durch den Einfluß Jehovaͤh in den Himmel, hat Er Sich als Menſch dargeſtellet, und ſelbſt das Goͤttliche daraus, iſt der Goͤttliche Menſch geweſen; dieſes nun iſt das Goͤttlich Menſch - liche von Ewigkeit geweſen, und iſt das, was Geſendet genennet wird, wodurch verſtan - den wird das Ausgehende. Weil aber Je - hovah durch dieſes Sein Goͤttlich Menſchliches nicht mehr bey den Menſchen hat einflieſſen koͤnnen, weil ſie ſich ſo gar weit von dieſem Goͤttlichen entfernt hatten, ſo hat Er deswe - gen das Menſchliche angenommen, und dieſes Goͤttlich gemacht, und hat alſo durch den Ein - fluß daraus in den Himmel, bis zu denjenigen in dem menſchlichen Geſchlecht, welche das Gute der thaͤtigen Liebe und das Wahre desGlau -108Vom Himmel. Glaubens von dem Goͤttlich Menſchli - chen, welches alſo ſichtbar geworden, auf und annehmen moͤchten, gelangen und ſie von der Hoͤlle befreyen koͤnnen; dieſe Befreyung wird eben die Erloͤſung genennet. Allein, man muß wiſſen, daß der Herr nach dem Goͤttlich Menſchlichen, als wie nach dem Goͤttlichen Selbſt, uͤber dem Him - mel iſt, denn Er iſt die Sonne, die den Himmel erleuchtet, alſo, daß der Himmel weit unter Jhm iſt; das Goͤttlich Menſchliche, welches im Himmel iſt, iſt das Goͤttliche Wah - re, welches von Jhm ausgehet, welches das Licht von Jhm als von der Sonne iſt; der Herr iſt nach Seinem Weſen nicht das Goͤtt - liche Wahre, denn dieſes iſt von Jhm Selbſt als wie das Liebt von der Sonne ſondern Er iſt das Goͤttliche Gute ſelbſt, mit Je - hovah vereinigt. Daß Jehovah in dem Goͤttlich Menſchlichen geweſen iſt, kann dar - aus erhellen, daß das Goͤttliche an und fuͤr ſich ſelbſt nicht anders, als durch das Goͤttlich Menſchliche hat erſcheinen koͤnnen, nach den Worten des Herrn Joh. 1, 18. Niemand hat Gott je geſehen, der Eingeborne Sohn, der in des Vaters Schooß iſt, Der hat es verkuͤndiget; und anderswo Jhr habt weder die Stimme des Va - ters je gehoͤret, noch ſeine Geſtalt ge - ſchen, Cap. 5, 37.

Num.109Vom Himmel.

Num. 1990. wird geſagt: Kein Menſch auf dem ganzen Kreis der Erden hat Jehovah, den Vater des Herrn geſehen, ſondern der Herr allein, wie Er Selbſt Joh. 1, 18. Cap. 5, 37. und Cap 6, 46. geſagt hat, Nicht daß jemand den Vater habe geſehen, außer Der beym Vater iſt, Der hat den Vater geſehen. Daß Unend - liche an und fuͤr ſich ſelbſt, welches uͤber allen Himmeln, und uͤber dem Jnnerſten des Men - ſchen iſt, konnte ſich nicht offenbaren, außer durch des Goͤttlich Menſchliche, welches einzig und allein bey dem Herrn iſt; denn die Ge - meinſchaft des Unendlichen mit dem End - lichen findet niemals anders woher Statt; die - ſes iſt auch die Urſache, daß Jehovah, wenn Er den Menſchen der alleraͤlteſten Kirche, und nachgehends der alten Kirche, die nach der Suͤndfluth war, hernach auch dem Abra - ham und den Propheten erſchienen iſt, ſich ihnen als Menſch geoffenbaret hat; daß die - ſer der Herr geweſen iſt, lehret Er offenbar Joh. 8, 56. 58. Hieraus kann erhellen, daß das Unendliche Seyn, welches Jehovah iſt, ſich niemals den Menſchen, außer durch das menſchliche Weſen, und alſo durch den Herrn, hat offenbaren koͤnnen; und daß es alſo keinem, außer dem Herrn, allein, ge - offenbaret worden, damit Es auch bey den Menſchen hat ſeyn, und mit ihnen hat koͤnnen verbunden werden; nachdem ſich der Menſchvon110Vom Himmel. von dem Goͤttlichen gaͤnzlich entfernt hat, und in die ſchaͤndlichen Luͤſte, und alſo in das Leib - liche und Jrrdiſche verſunken iſt, ſo hat das Unendliche Seyn das menſchliche Weſen ſelbſt durch die Geburt wuͤrklich angenommen, damit alſo das Unendliche Goͤttliche an die Menſchen, die ſo weit davon entfernt wa - ren, wiederum gelangen koͤnnte, ſonſt waͤren ſie des ewigen Todes, als Verdammte, geſtorben.

Und Num. 2016. heißt es: daß alles Gute und Wahre von dem Goͤttlichen We - ſen durch Sein Menſchliches zu den Menſchen gelanget, iſt ein goͤttliches Geheim - nis, das wenige glauben, weil ſie es nicht faſ - ſen; denn ſie meinen, das Goͤttliche Gute koͤnne ohne das Menſchliche des Herrn mit dem Goͤttlichen vereinigt, zu den Menſchen gelangen; daß aber dieſes nicht geſchehen kann, iſt Num. 1990. mit wenigen gezeigt worden, nemlich daß ſich der Menſch ſo gar weit von dem hoͤchſten Goͤttlichen entfernt hat, durch die Luͤſte, worein er verſunken iſt, und durch die falſchen Begriffe mit welchen er ſich verfinſtert hat, daß niemals einiger Einfluß des Goͤttlichen in den vernuͤnftigen Theil des menſchlichen Gemuͤths haͤtte kommen koͤn - nen, wenn es nicht durch das Menſchliche, welches der Herr in Sich mit dem Goͤtt - lichen vereinigte, geſchehen waͤre; denn al - ſo hat das hoͤchſte Goͤttliche zu dem Men -ſchen111Vom Himmel. ſchen kommen koͤnnen, welches auch der Herr an vielen Orten offenbar ſaget, nemlich daß Er Selbſt der Weg ſey; und daß nie - mand zum Vater komme, als durch Jhn.

Daß der Himmel mit allem, was zum Erdboden gehoͤret, uͤber - einſtimme.

103. Was die Uebereinſtimmung ſey, iſt im vorhergehenden Artikel geſagt worden; und daſelbſt habe ich auch gezeigt, daß alle und jede Theile des thieriſchen Koͤrpers Ueber - einſtimmungen ſeyen. Nun ſoll der Ord - nung nach gezeigt werden, daß alles, was zum Erdboden, und uͤberhaupt alles, was zur Welt gehoͤret, ebenfalls Uebereinſtimmungen ſeyen.

104. Alle Dinge, ſo auf dem Erdboden ſind, werden in dreyerley Arten unterſchieden, die man Reiche nennet, nemlich Thierreich, Gewaͤchsreich, und Mineralreich; die Dinge, ſo in dem Thierreich ſind, ſind Uebereinſtim - mungen im erſten Grad, weil ſie leben; die, ſo im Gewaͤchsreich ſind, ſind Uebereinſtim - mungen im andern Grad, weil ſie wachſen;die112Vom Himmel. die im Mineralreich ſind, ſind Uebereinſtim - mungen im dritten Grad, weil ſie nicht le - ben, noch wachſen. Die Uebereinſtimmun - gen in dem Thierreich ſind die lebendigen Thiere von allerhand Arten, ſo wohl die, ſo auf der Erde gehen und kriechen, als auch die, ſo in der Luft fliegen, deren beſondere Namen man hier uͤbergehet, weil ſie bekannnt ſind. Die Uebereinſtimmungen in dem Ge - waͤchsreich ſind alle Dinge, ſo in den Gaͤr - ten, Waͤldern, Aeckern, und Feldern wach - ſen und bluͤhen, deren Namen ich auch uͤber - gehe, weil ſie ebenfalls bekannt ſind. Die Uebereinſtimmungen in dem Mineralreich ſind die edlern und unedlern Metalle, die ed - lern und unedlern Steine, und die Erden von unterſchiedenen Gattungen, imgleichen auch die Waſſer. Außer dieſen ſind auch noch Ue - bereinſtimmungen derer Dinge, ſo durch menſchlichen Fleiß aus jenen zum Gebrauch bereitet werden, als da ſind allerhand Arten von Speiſen. Kleidern, Haͤuſern, Gebaͤuden, und dergleichen.

105. Was uͤber dem Erdboden iſt, als Sonne, Mond, und Sterne, und auch was in den Athmoſphaͤren iſt, nemlich Wolken, Sturm, Regen, Blitz und Donner, das ſind auch Uebereinſtimmungen. Was von der Sonne herkommt, wenn ſie ſcheinet und nicht ſcheinet, als Licht und Schatten, Waͤrmeund113Vom Himmel. und Kaͤlte, das ſind eben auch Uebereinſtimmun - gen: desgleichen, was daraus entſtehet, als die Jahrszeiten, die man Fruͤhling, Sommer, Herbſt und Winter benennet; wie auch die Tagszeiten, als Morgen, Mittag, Abend und Nacht.

106. Mit einem Wort, alles, was in der Natur entſtehet, von ihrem Kleinſten bis zum Groͤßten, das ſind Uebereinſtimmungen. Daß es Uebereinſtimmungen ſind, iſt daher, weil die na - tuͤrliche Welt, mit allem Zugehoͤrigen, aus der geiſtlichen Welt entſtanden iſt und beſtehet, und beyde von dem Goͤttlichen ihr Daſeyn und ihren Beyſtand haben: es heißt, daß ſie auch beſtehe, weil alles davon beſtehet, wovon es entſtanden iſt, denn der Beſtand iſt ein immer - waͤhrendes Daſeyn, und weil ein Ding nicht aus ſich ſelbſt beſtehen kann, ſondern aus ſeinem Vor - hergehenden, und alſo aus dem Erſten, von Welchem es entſtanden iſt; ſo wird es dahero auch, wenn es von demſelben getrennet wird, gaͤnzlich zu nichte und verſchwindet.

107. Alles dieſes iſt das Uebereinſtim - mende, was in der Natur aus der goͤttlichen Ordnung entſtanden iſt und beſtehet. Das goͤtt - liche Gute, welches von dem Herrn ausfließet, machet die goͤttliche Ordnung aus; von Jhm Selbſt nimmt es ſeinen Anfang, von Jhm Selbſt fließet es durch die Himmel hindurch von Zeit zu Zeit in die Welt ein, und in dem Letzten oder Aeußern daſelbſt endiget ſichs: was daſelbſtSw. Sch. I. Th. Hnach114Vom Himmel. nach der Ordnung iſt, das ſind Uebereinſtim - mungen: alles das iſt daſelbſt nach der goͤtt - lichen Ordnung, was gut und vollkommen iſt zum Nutzen, denn alles Gute iſt nach Beſchaffenheit des Nutzens das Gute; die Geſtalt beziehet ſich auf das Wahre, weil das Wahre die Geſtalt des Guten iſt: daher kommt es, daß alles, was in der ganzen Welt, und in der Natur - Welt, in der goͤttlichen Ordnung iſt, ſich auf das Gute und Wahre beziehet.

108. Daß alles, was in der Welt iſt, aus dem Goͤttlichen entſtanden ſey, und ſich mit ſolchen Dingen in der Natur bekleide, durch wel - che es daſelbſt ſeyn, und Nutzen ſchaffen, und alſo auch uͤbereinſtimmen kann, leuchtet offenbar aus allen und jeden Dingen, die ſo wohl in dem Thier - als Gewaͤchsreich zum Vorſchein kommen; in beyden ſind ſolche Dinge, woran ein jeder, wenn er aus dem Jnnern denkt, ſehen kann, daß ſie aus dem Himmel ſind; zur Erlaͤuterung will ich aus unzaͤhligem nur etwas weniges ge - denken; und erſtlich etwas aus dem Thierreich betrachten: den meiſten iſt bekannt, was fuͤr eine gleichſam eingepflanzte Wiſſenſchaft ein jedes Thier beſitze; die Bienen wiſſen das Honig aus den Blumen zu ſammlen, aus dem Wachs Cellen zu bauen, worein ſie ihren Honig legen, und alſo ſich und die Jhrigen mit Speiſe, auch fuͤr dem kuͤnftigen Winter, zu verſehen; ihr Weiblein leget Eyer, und die uͤbrigen ſind dabey geſchaͤftig,tragen115Vom Himmel. tragen ſie in die Cellen und umhuͤllen ſie, damit daraus neue Brut geboren werde; ſie leben in einer gewiſſen Regierungsform, die ſie auch ver - moͤge ihres Eingepflanzten alle miteinander wiſ - ſen; die nuͤtzlichen dulden ſie, und die unnuͤtzen werfen ſie heraus, und nehmen ihnen die Fluͤgel; vieler andern wunderbaren Dingen, die ſie aus dem Himmel des Nutzens willen haben, zu ge - ſchweigen; denn das Wachs dienet den Menſchen auf dem ganzen Erdkreis zu Kerzen, und der Ho - nig zur Zurichtung der Speiſen. Was geht nicht bey den Wuͤrmchen vor, die in dem Thierreich das geringſchaͤtzigſte find; ſie wiſſen ſich von dem Saft aus den Blaͤttern, die vor ſie taugen, zu naͤhren, hernach zu ihrer geſetzten Zeit ſich mit einer Huͤlſe zu umwickeln, und ſich darein, als wie gleichſam in die Gebaͤrmutter zu verſperren, und alſo ihr Geſchlecht fortzupflanzen: einige verwandeln ſich in Nymphen und Chryſalides oder Puͤpgen, und ſpinnen Faͤden, und nach vollbrachter Arbeit ſchmuͤ - cken ſie ſich mit einem andern Koͤrper, bekommen Fluͤgel, und fliegen in der Luft, als in ihrem Him - mel, ſie begatten ſich alsdenn, legen Eyer, und ſind auf Nachkommen bedacht. Auſſer dieſen, von denen ich insbeſondere geredet habe, wiſſen auch uͤberhaupt alle gefluͤgelte Thiere unter den Himmel ihre Speiſen, wodurch ſie ſich ernaͤhren; ſie wiſſen nicht nur, welche es ſeyn muͤſſen, ſon - dern auch wo ſie anzutreffen; ſie wiſſen ſich Neſter zu bauen, und zwar bauet immer eine Gattung anders als die andere, Eyer darinnen zu legen,H 2ſich116Vom Himmel. ſich daruͤber zu ſetzen, ihre Jungen auszubruͤten, und zu ernaͤhren, und aus dem Neſte zu jagen, wenn ſie ſich ſelber verſorgen koͤnnen; ſie wiſſen auch ihre Feinde, die ſie fliehen, und ihre Freunde, zu denen ſie ſich halten muͤſſen, ja, dieſes wiſſen ſie ſchon, da ſie noch ganz klein ſind: zu geſchwei - gen das Wunderbare in den Eyern ſelbſt, wor - innen ſchon alles fuͤr die Bildung und Wachs - thum des entſtehenden jungen Thiergens zuberei - tet in ſeiner Ordnung da liegt; außer unzaͤhugem andern. Wuͤrde wohl einer, der aus einiger Weisheit der Vernunft denkt, ſagen, daß dieſes anderswoher, als aus der geiſtlichen Welt ſey? da die natuͤrliche Welt der geiſtlichen dazu dienet, daß ſie das, was aus dieſer iſt, mit einem Koͤrper bekleide, oder das, was geiſtlich der Urſache nach iſt, in der Wuͤrkung darſtelle. Daß den Thieren auf dem Erdboden, und den gefluͤ - gelten Thieren unter dem Himmel alle dieſe Wiſ - ſenſchaft angeboren iſt, aber nicht dem Menſchen, der doch fuͤr jenen vollkommener iſt, iſt die Urſache, weil die Thiere in der Ordnung ihres Lebens ſind, und das, was in ihnen aus der geiſtliche Welt iſt, nicht haben zerſtoͤren koͤnnen, weil ſie keinen ver - nuͤnftigen Theil haben; ein anders iſt es mit dem Menſchen, der aus der geiſtlichen Welt denkt, der, weil er das, was in ihm aus der geiſtlichen Welt iſt, durch ein Leben wider die Ordnung, dem der vernuͤnftige Theil nachlebte, verkehret hat, ſo kann er dahero auch nicht anders, als in lauter Unwiſſenheit geboren, und hernach durch goͤttlicheMittel117Vom Himmel. Mittel in die Ordnung des Himmels wieder ge - bracht werden.

109. Wie das, was im Gewaͤchsreich iſt, uͤbereinſtimmet, das kann aus vielen Dingen er - kannt werden, zum Exempel, daß aus Saamen - koͤrngen Baͤume wachſen, Blaͤtter ausſchlagen, Bluthen und Fruͤchte hervorkommen, darein ſie wiederum Saamen legen, und daß alles dieſes von Zeit zu Zeit geſchiehet, und noch darzu in ei - ner ſo verwunderungswuͤrdigen Ordnung entſte - het, daß man es nicht mit wenigen beſchreiben kann, es wuͤrden große Buͤcher voll werden, und dennoch wuͤrde man noch nicht die innern Geheim - niſſe, die den Nutzen derſelben naͤher erweiſen, durch Wiſſenſchaft erſchoͤpfen koͤnnen. Weil die - ſelben auch aus der geiſtlichen Welt oder aus dem Himmel ſind, der in der Geſtalt des Menſchen iſt, wie ich oben in ſeinem Artikel gezeigt habe, ſo hat dahero auch alles und jedes in dieſem Reich eine gewiſſe Beziehung auf das, was bey dem Menſchen iſt; welches auch einigen in der gelehr - ten Welt bekannt iſt. Daß alles, was in dieſem Reich iſt, eben auch Uebereinſtimmungen ſind, iſt mir aus vieler Erfahrung zu erkennen gegeben worden; denn ich habe oͤfters, wenn ich in Gaͤr - ten geweſen bin, und darinnen die Baͤume, Fruͤchte, Blumen und Huͤlſenfruͤchte angeſehen habe, Uebereinſtimmungen im Himmel wahrge - nommen, und mit denen, bey welchen ich war, geſprochen, und da wurde ich unterrichtet, woher ſie kamen, und wie ſie beſchaffen waren.

H 3110.118Vom Himmel.

110. Allein, die geiſtlichen Dinge, ſo im Himmel ſind, mit denen die natuͤrlichen, ſo in der Welt ſind, uͤbereinſtimmen, zu wiſſen, das iſt heutiges Tages keiner im Stande, wofern er nicht aus dem Himmel Unterricht davon hat, weil die Wiſſenſchaft der Uebereinſtimmungen heutiges Ta - ges gaͤnzlich verloren gegangen iſt: wie aber die Uebereinſtimmung der geiſtlichen Dinge mit den natuͤrlichen beſchaffen iſt, will ich durch einige Exempel erlaͤutern. Die beſeelten Thiere auf der Erde ſtimmen uͤberhaupt mit den Neigun - gen uͤberein, die zahmen und nuͤtzlichen mit den guten Neigungen, die wilden und unnuͤ - tzen mit den boͤſen Neigungen: inſonderheit ſtimmen die Ochſen und Stiere mit den Nei - gungen des natuͤrlichen Gemuͤths; die Schaafe und Laͤmmer mit den Neigungen des geiſtlichen Gemuͤths; die gefluͤgelten aber nach ihren Gat - tungen ſtimmen mit dem, was dem Verſtand bey - der Gemuͤther ausmachet, uͤberein; daher kommt es, daß die Ochſen, Stiere, Widder, Schaafe, Ziegen, Boͤcke, und Laͤmmer, desgleichen auch die Tauben und Turteltauben, in der Jſraeliti - ſchen Kirche, die eine abbildende oder vorſtellende Kirche war, zu einem heiligen Gebrauch beſtimmet, und aus ihnen Opfer und Brandopfer gemacht wor - den ſind; denn in dieſen Gebrauch ſtimmten ſie mit den geiſtlichen Dingen uͤberein, die im Him - mel nach Uebereinſtimmungen verſtanden wurden. Daß auch die Thiere nach ihren Arten und Gattungen Neigungen andeuten, iſt daher,weil119Vom Himmel. weil ſie leben, und das Leben eines jedweden nicht anderswoher, als aus der Neigung kommt, und nach ihr eingerichtet iſt; dahero hat ein jedes Thier eine angeborne Wiſſenſchaft nach der Neigung ſeines Lebens: der Menſch iſt ihnen auch nach ſeinem natuͤrlichen Menſchen gleich, deswegen wird er ihnen auch in gemeiner Art zu reden ver - glichen, ſo, daß er, wenn er milde oder fanftmuͤ - thig iſt, ein Schaaf oder ein Lamm, wenn er wilde iſt, ein Baͤr oder ein Wolf, und wenn er liſtig iſt, ein Fuchs oder eine Schlange genennet wird, und ſo weiter.

111. Eine gleiche Uebereinſtimmung iſt auch mit denen Dingen, welche im Gewaͤchsreich ſind: ein Garten uͤberhaupt ſtimmet mit dem Himmel in Anſehung der Erkaͤnntnis und Weisheit uͤber - ein, dahero wird der Himmel ein Garten Got - tes, und Paradies, wie auch von dem Men - ſchen das himmliſche Paradies genennet. Die Baͤume ſtimmen nach ihren Gattungen mit dem Vernehmen und Erkennen des Guten und Wah - ren, aus welchen Verſtand und Weisheit her - kommt, uͤberein; derohalben haben die Alten, die die Wiſſenſchaft der Uebereinſtimmungen hatten, ihren heiligen Dienſt in den Waͤldern gehalten; und daher kommt es, daß in dem Wort ſo viel - mal Baͤume vorkommen, als der Weinſtock, Oel - und Cederbaum, und andre mehr, und mit ihnen der Himmel, die Kirche, und der Menſch, das Gute aber, das dieſe thun, mit den FruͤchtenH 4ver -120Vom Himmel. verglichen wird. Auch die Speiſen, die von denſelben, und hauptſaͤchlich die, ſo von der ein - geerndteten Saat der Aecker herkommen, ſtimmen mit den Zuneigungen zum Guten und Wahren uͤberein, weil dieſe dem geiſtlichen Leben Nahrung geben, ſo wie die irrdiſche Speiſen dem natuͤr - lichen. Daher ſtimmet das Brod uberhaupt, weil es vor den uͤbrigen Speiſen das Leben ernaͤh - ret, und weil durch daſſelbe alle Speiſen verſtan - den werden, mit der Zuneigung zu allem Guten uͤberein: wegen dieſer Uebereinſtimmung nennet Sich auch der Herr das Brod des Lebens: und dieſerwegen ſind auch in der Jſraelitiſchen Kirche die Brode zu einem heiligen Gebrauch be - ſtimmt geweſen, denn ſie wurden auf dem Tiſch in der Stiftshuͤtte gelegt, und Schaubrode ge - nennet: es wurde auch aller Gottesdienſt, der durch Opfer und Brandopfer geſchahe, das Brod genennet: dieſer Uebereinſtimmung wegen iſt auch in der chriſtlichen Kirche das heiligſte des Gottes - dienſtes das heilige Abendmahl, worinnen Brod und Wein gegeben wird. Aus dieſem wenigen kann erhellen, wie die Uebereinſtimmung be - ſchaffen iſt.

112. Wie die Verbindung des Himmels mit der Welt durch Uebereinſtimmungen ge - ſchiehet, ſoll nun auch mit wenigen geſagt wer - den: das Reich des Herrn iſt ein Reich des Endzwecks, welcher der Nutzen iſt, oder wel - ches gleich viel iſt zu ſagen, ein Reich des Nu - tzens, welcher der Endzweck iſt: dahero iſt vondem121Vom Himmel. dem Goͤttlichen die ganze Welt ſo geſchaffen und gebildet worden, daß ſich der Nutzen uͤberall in ſolche Dinge einkleiden kann, durch welche er in der Thaͤtigkeit oder in der Wuͤrkung, erſtlich im Himmel und hernach in der Welt, alſo ſtufen - weiſe und von Zeit und Zeit bis hin an das Letzte oder Aeußerſte der Natur, ſich erweiſet: hieraus erhellet, daß die Uebereinſtimmung des Natuͤr - lichen mit dem Geiſtlichen, oder der Welt mit dem Himmel, durch den Nutzen geſchiehet, und daß der Nutzen ſolche miteinander verbindet; wie auch daß die Geſtalten, worein der Nutzen eingeklei - det iſt, nur in ſo viel Uebereinſtimmungen, und Verbindungen ſind, in ſo viel ſie Geſtalten des Nutzens ſind. Jn der Natur - Welt, in ih - rem dreyfachen Reich, ſind alle Dinge, die dar - innen nach der Ordnung entſtehen, Geſtalten des Nutzens, oder Wuͤrkungen, die vom Nutzen wieder zum Nutzen hervorgebracht worden ſind; deswegen ſind die Dinge, ſo daſelbſt ſind, Ueber - einſtimmungen. Bey dem Menſchen aber, in ſo viel er nach der Goͤttlichen Ordnung, nemlich in ſo viel er in der Liebe zum Herrn, und in der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤchſten lebt, in ſo viel nur ſind ſeine Handlungen der Nutzen in der Ge - ſtalt, und Uebereinſtimmungen, durch welche er mit dem Himmel verbunden wird; den Herrn und den Naͤchſten lieben, heißt uͤberhaupt Nu - tzen ſchaffen. Ferner muß man wiſſen, daß es der Menſch ſey, durch den die natuͤrliche Welt mit der geiſtlichen verbunden wird, oder daß erH 5das122Vom Himmel. das Mittel der Verbindung iſt; denn in ihm iſt die natuͤrliche Welt und auch die geiſtliche Welt, man leſe oben Num. 57; daher, in ſo viel der Menſch geiſtlich iſt, in ſo viel iſt er das Mittel der Verbindung, in ſo viel er aber natuͤrlich und nicht geiſtlich iſt, in ſo viel iſt er auch nicht das Mittel der Verbindung: dem ungeachtet waͤhret, ohne Vermittelung des Menſchen, der goͤttliche Einfluß in die Welt, wie auch in das, was aus der Welt bey dem Menſchen iſt, immerfort, aber nicht in ſein vernuͤnftiges Theil.

113. Gleichwie nun alles, was nach der goͤtt - lichen Ordnung iſt, mit dem Himmel uͤberein - ſtimmet, alſo ſtimmet auch alles, was wider die goͤttliche Ordnung iſt, mit der Hoͤlle uͤberein: alles was mit dem Himmel uͤbereinſtimmet, be - ziehet ſich auf das Gute und Wahre, was aber mit der Hoͤlle uͤbereinſtimmet, das beziehet ſich auf das Boͤſe und Falſche.

114. Nun ſoll auch etwas von der Wiſſen - ſchaft der Uebereinſtimmungen, und von ihrem Nutzen geſagt werden: ich habe oben ge - ſagt, daß die geiſtliche Welt, welche der Himmel iſt, mit der natuͤrlichen Welt durch Uebereinſtim - mungen verbunden iſt, denn daher wird durch die Uebereinſtimmungen dem Menſchen Gemeinſchaft mit dem Himmel gegeben; denn die Engel des Himmels denken nicht aus dem Natuͤrlichen, wie der Menſch; dahero, wenn der Menſch in der Wiſſenſchaft der Uebereinſtimmungen iſt, ſo kanner123Vom Himmel. er zugleich bey den Engeln nach den Gedanken ſei - nes Gemuͤths ſeyn, und alſo mit ihnen nach ſei - nem geiſtlichen oder innern Menſchen verbunden werden. Damit eine Verbindung des Himmels mit dem Menſchen ſeyn moͤchte, ſo iſt zu dem Ende das Wort durch lauter Uebereinſtimmun - gen geſchrieben worden; denn Alles und Jedes, ſo in demſelben iſt, ſtimmet uͤberein: wenn dem - nach der Menſch die Wiſſenſchaft der Ueberein - ſtimmungen haͤtte, ſo wuͤrde er das Wort nach ſeinem geiſtlichen Sinn verſtehen, und daraus wuͤrden ihm die Geheimniſſe zu erkennen gegeben werden, von denen er im buchſtaͤblichen Sinn nichts ſiehet: denn in dem Wort iſt ein buch - ſtaͤblicher und ein geiſtlicher Sinn; der buch - ſtaͤbliche Sinn beſtehet aus dem, was in der Welt iſt, der geiſtliche Sinn aber aus dem, was im Himmel iſt, und weil eine Verbindung des Himmels mit der Welt durch die Ueberein - ſtimmungen iſt, ſo iſt dahero ein ſolches Wort gegeben worden, in welchem Alles und Jedes, bis auf das Jotha, uͤbereinſtimmet.

115. Jch bin aus dem Himmel unterrichtet worden, daß die Alleraͤlteſten auf unſern Erd - ball, welche himmliſche Menſchen geweſen ſind, aus den Uebereinſtimmungen ſelbſt gedacht haben, und daß ihnen das Natuͤrliche der Welt, das ihnen vor den Augen war, ſtatt der Mittel, alſo zu denken, gedienet hat; ferner, daß ſie, weil ſie ſo beſchaffen geweſen, mit den Engeln vergeſellſchaftet worden ſind, und mit ihnen ge -redet124Vom Himmel. redet haben; und daß alſo durch ſie der Himmel mit der Welt verbunden worden iſt; davon iſt jene Zeit die guͤldene Zeit benennet worden; von welcher es auch bey den alten Scribenten heißt, daß Himmelsbuͤrger bey den Menſchen gewohnt, und mit ihnen, als wie Freunde mit Freunden, Umgang gehabt haͤtten. Allein, nach den Zeiten dieſer himmliſchen Menſchen waͤren Nachkommen geweſen, die nicht aus den Uebereinſtimmun - gen ſelbſt, ſondern aus der Wiſſenſchaft der Uebereinſtimmungen gedacht haͤtten, und die Verbindung des Himmels mit dem Menſchen ſey auch noch damals, aber nicht ſo innigſt, gewe ſen; ihre Zeit nennet man das ſilberne Secu - lum. Nachgehends aber haͤtten deren Nachfol - ger zwar die Uebereinſtimmungen gewußt, aber nicht aus der Wiſſenſchaft derſelben gedacht, aus der Urſache, weil ſie in dem natuͤrlichen Guten, aber nicht, wie die vorigen, in dem geiſtlichen Guten geweſen ſind; deren Zeit wurde das kupferne Seculum genennet. Nach den Zeiten dieſer ſey der Menſch nach und nach aͤuſſerlich, und endlich leiblich geworden, und alsdenn ſey die Wiſſen - ſchaft der Uebereinſtimmungen gaͤnzlich verloren gegangen, und mit ihr die Erkaͤnntnis des Him - mels, und mehrerer Dinge, die zum Himmel ge - hoͤren. Daß ſie jene Zeiten von dem Gold, Silber und Kupfer benennet haben, iſt eben auch aus der Uebereinſtimmung geweſen, weil das Gold aus der Uebereinſtimmung das himmli - ſche Gute, in welchem die Alleraͤlteſten ge -weſen125Vom Himmel. weſen find, bedeutet; das Silber aber das geiſt - liche Gute andeutet, in welchem nach dieſen die Alten geweſen ſind; und das Kupfer bedeutet das natuͤrliche Guͤte, in welchem die naͤchſte Nachkommenſchaft geweſen iſt; das Eiſen aber, wovon das letzte Seculum benennet worden, be - deutet das Wahre, das ohne das Gute hart iſt*)Anmerkung des Ueberſetzers. Der Verfaſſer weiſet hier auf Num. 425. in dem Werk von den himmliſchen Geheim - niſſen; daſelbſt heißt es: Daß jedes Me - tall, ſo in dem Wort genennet wird, etwas im innern Sinn andeute, daß nemlich das Gold, das himmliſche Gute; das Silber, das geiſtliche Wahre; das Kupfer, das natuͤrliche Gute; das Eiſen, das natuͤr - liche Wahre bedeute, iſt bisher der Welt un - bekannt geweſen. Daß ſolches aber dadurch verſtanden werde, kann deutlich in den Pro - pheten erkannt werden, als Jeſ. 60, 16. 17. allwo von der Ankunft des herrn und Seinem Reich, und von der Kirche Chriſti geredet wird, heißt es: Jch will Gold anſtatt des Erzes, und Silber anſtatt des Eiſens bringen, und Erz anſtatt des Holzes, und Eiſen anſtatt der Steine; ꝛc. Gold anſtatt des Erzes, heißt: anſtatt des na - tuͤrlichen Guten, das himmliſche Gute;Silber.

Von126Vom Himmel.

Von der Sonne im Himmel.

116. Jm Himmel erſcheinet weder die Sonne der Welt, noch etwas, das von dieſer Sonne herkommt, weil dieſes alles natuͤrlich iſt; denn die Natur faͤngt von dieſer Sonne an, und was durch ſie hervorgebracht wird, das heißt das Na - tuͤrliche: das Geiſtliche aber, in welchem der Himmel iſt, iſt uͤber die Natur, und gaͤnzlich von dem Natuͤrlichen unterſchieden; und haben auch keine Gemeinſchaft miteinander, als nur durch die Uebereinſtimmungen. Was fuͤr ein Unter - ſchied iſt, kann man aus dem begreiffen, was ich weiter oben Num. 38 von dem Graden geſagt ha - be; und wie es mit der Gemeinſchaft beſchaffen iſt, kann aus dem erſehen werden, was in den zwey vorhergehenden Artikeln von den Ueberein - ſtimmungen geſagt worden.

117. Allein, obgleich im Himmel weder die Sonne der Welt, noch etwas, das aus dieſerSonne*)Silber anſtatt des Eiſens, heißt: anſtatt des natuͤrlichen Wahren das geiſtliche Wahre; Erz anſtatt des Holzes, heißt: an ſtatt des leiblichen Guten das natuͤr - liche Gute; Eiſen anſtatt der Steine, heißt: anſtatt des ſinnlichen Wahren das na - tuͤrliche Wahre ꝛc. 127Vom Himmel. Sonne iſt, erſcheinet, ſo iſt dennoch daſelbſt Son - ne, Licht und Waͤrme, auch alles, was in der Welt iſt, und mehrere unzaͤhlige Dinge, aber nicht aus gleichem Urſprung; denn was im Him - mel iſt, das iſt geiſtlich, und was in der Welt iſt, das iſt natuͤrlich. Die Sonne des Himmels iſt der Herr, das Licht daſelbſt iſt das Goͤtt - liche Wahre, und die Waͤrme daſelbſt iſt das Goͤttliche Gute, die vom Herrn als der Son - ne ausflieſſen; aus dieſer Urquelle iſt alles, was in den Himmeln iſt und erſcheinet: aber von dem Licht und von der Waͤrme, wie auch von dem, was daraus im Himmel entſteht, ſoll in den fol - genden Artikeln geredet werden; hier will ich nur von der Sonne daſelbſt reden. Daß der Herr im Himmel als eine Sonne erſcheinet, iſt dar - um, weil Er die goͤttliche Liebe iſt, aus welcher alles Geiſtliche entſtehet, und vermittelſt der Sonne der Welt alles Natuͤrliche: dieſe Liebe iſt es, die da als eine Sonne leuchtet.

118. Daß der Herr wuͤrklich im Himmel als eine Sonne erſcheinet, das haben mir nicht allein die Engel geſagt, ſondern es iſt mir auch etlichemal zu ſehen gegeben worden; daher will ich hier mit wenigen beſchreiben, was ich von dem Herrn als einer Sonne gehoͤret und geſehen habe. Der Herr erſcheinet als eine Sonne nicht im Himmel, ſondern hoch uͤber den Himmeln: auch nicht uͤber dem Haupt oder auf dem Scheitelpunkt, ſondern vor den Angeſichtern der Engel, in dermittlern128Vom Himmel. mittlern Hoͤhe*)Anmerkung des Ueberſetzers. Jn ſeinem Tractat von der Verbindung der Seele mit dem Koͤrper ꝛc. heißt es: Daß in der geiſtlichen Welt eine andere Sonne ſey, als in der natuͤrlichen, kann ich bezeugen, weil ich ſie geſehen habe, ſie erſcheinet feurig, wie unſere Sonne, faſt in gleicher Groͤße, ſie ſtehet ſo weit von den Engeln ab, als unſere Sonne von den Menſchen; ſie gehet aber nicht auf und nicht unter, ſondern ſteht unbeweglich in der mittlern Hoͤhe zwiſchen den Zenith oder Scheitelpunkt und dem Horizont oder Geſichtskreis, daher haben die Engel ein be - ſtaͤndiges Licht ꝛc.: Er erſcheinet an zwey Orten, einmal vor dem rechten Aug, das ander - mal vor dem linken Aug, von einem weiten Ab - ſtand: vor dem rechten Aug erſcheinet Er gaͤnz - lich wie eine Sonne, faſt vom gleichem Feuer, und von gleicher Groͤße, wie die Sonne der Welt; aber vor dem linken Aug erſcheinet Er nicht als eine Sonne, ſondern als ein Mond, von glei - chem, aber mehr ſchimmernden Glanz, und von gleicher Groͤße, als wie der Mond unſerer Erde, allein er erſcheinet mit mehrern gleichſam kleinern Monden umringt, deren jeder gleichfalls glaͤnzet und ſchimmert. Daß der Herr an zwey Orten mit einem ſolchen Unterſchied erſcheinet, iſt dar - um, weil Er einem jeden ſo erſcheinet, je nach - dem Er von ihm aufgenommen wird, und dahererſchei -129Vom Himmel. erſcheinet Er denen anders, die Jhn durch das Gute der Liebe aufnehmen, und denen wie - der anders, die Jhn durch das Gute des Glau - bens aufnehmen; denen, welche Jhn durch das Gute der Liebe aufnehmen, erſcheinet Er als eine Sonne, feurig und flammend, nach Beſchaffenheit der Aufnahme; dieſe ſind in Seinem himmliſchen Reich; denen aber, welche Jhn durch das Gute des Glaubens auf - nehmen, erſcheinet Er als ein Mond, glaͤn - zend und ſchimmernd nach Beſchaffenheit der Aufnahme, und dieſe ſind in ſeinem geiſtli - chen Reich: die Urſache iſt, weil das Gute der Liebe mit dem Feuer uͤbereinſtimmet, daher iſt das Feuer im geiſtlichen Sinn die Liebe; und das Gute des Glaubens ſtimmet mit dem Licht uͤberein, und das Licht iſt auch im geiſt - lichen Sinn der Glaube. Daß Er vor den Augen erſcheinet, iſt darum, weil das Jnne - re, welches das Gemuͤth ausmachet, durch die Augen ſiehet; durch das rechte Aug ſiehet es aus dem Guten der Liebe, und durch das lin - ke Aug aus dem Guten des Glaubens; denn alles, was von der rechten Seite des Engels, und auch des Menſchen iſt, beziehet ſich auf das Gute, aus welchem das Wahre iſt, und was von der linken Seite iſt, beziehet ſich auf das Wahre aus dem Guten; das Gute des Glaubens iſt in ſeinem Weſen das Wahre aus dem Guten.

Sw. Sch. I. Th. J119. Da -130Vom Himmel.

119. Daher kommt es, daß in dem Wort der Herr in Anſehung der Liebe mit der Son - ne, und in Anſehung des Glaubens mit dem Mond verglichen wird; wie auch, daß die Liebe von dem Herrn zu dem Herrn durch die Sonne, und der Glaube von dem Herrn an den Herrn durch den Mond angedeutet wird; als in dieſen folgenden Stellen, Das Licht des Mondes wird wie das Licht der Sonne ſeyn; aber das Licht der Sonne wird ſiebenfaͤltig ſeyn, wie das Licht der ſieben Tage. Jeſ. 30, 26. Wenn du nun gar dahin biſt, ſo will ich die Him - mel verhuͤllen, und die Sterne verfinſtern; und die Sonne mit Wolken uͤberziehen, und der Mond ſoll nicht ſcheinen; alle Lichter am Himmel will ich uͤber dir laſ - ſen dunkel werden, und will eine Finſter - nis in deinem Lande machen. Ezechiel. 32, 7. 8. Jch will die Sonne finſter aufge - hen laſſen, und der Mond ſoll dunkel ſcheinen, Jeſ. 13, 10. Sonne und Mond werden finſter, und die Sterne verhalten ihren Schein; die Sonne ſoll in Finſtirnis, und der Mond in Blut verwandelt werden, Joel. 2, 2. 10. 31. Cap. 4, 15. Die Sonne ward ſchwarz, wie ein haͤrener Sack, und der Mond ward wie Blut, und die Sterne fielen auf die Erde, Offenb. 6, 12. Gleich nach den Truͤbſalen derſelben Zeit wer -den131Vom Himmel. den Sonne und Mond den Schein ver - lieren, und die Sterne werden vom Him - mel fallen, Matth. 24, 29; und noch in mehreren Stellen; in dieſen Stellen wird durch die Sonne die Liebe, und durch den Mond der Glaube angedeutet, und durch die Sterne die Erkaͤnntniſſe des Guten und Wah - ren; welche ſchwarz werden, das Licht oder den Schein verlieren, und vom Himmel fallen ſollen, wenn ſie nicht mehr vorhanden ſind. Daß der Herr als eine Sonne im Himmel erſcheinet, ſtehet auch ſchon von Jhm geſchrie - ben, da Seine Geſtalt vor Petro, Jacobo, und Johanne veraͤndert worden;*)Anmerkung des Ueberſetzers. Jm Grundtext ſtehet: μετεμορφώϑη ἔμπρο - ϑεν ἀυτῶν, das heißt: ſeine Geſtalt ward vor ihnen veraͤndert; wie Luc. 9. v. 29. aus - druͤcklich ſtehet: ἐγένετο τὸ εἶδὸς του῀ προ - σώπου ἀυτου῀ ἕτερον, das heißt: die Geſtalt ſeines Angeſichts ward anders. denn es heißt, Sein Angeſicht leuchtete wie die Sonne, Matth 17, 2; ſo iſt der Herr von dieſen Juͤngern, da ſie vom Leibe hinweg ge - fuͤhret oder abgezogen, und im Licht des Him - mels waren, geſehen worden. Daher kam es, daß die Alten, bey denen die vorſtellende oder abbildende Kirche geweſen iſt, das Ange -J 2ſicht,132Vom Himmel. ſicht, wenn ſie im Gottesdienſt begriffen wa - ren, gegen Aufgang der Sonne wendeten, und daher kommt es auch, daß ſie den Tem - peln die Ausſicht gegen Aufgang gegeben haben.

120. Wie groß, und wie die goͤttliche Lie - be beſchaffen ſey, kann aus der Vergleichung mit der Sonne der Welt erhellen, daß ſie die allerbrennendſte, und man kann es glauben, noch viel brennender iſt: darum fließet der Herr als eine Sonne nicht unmittelbar in die Himmel, ſondern die Hitze Seiner Liebe wird auf dem Weg durch die Grade gemaͤßiget;*)Anmerkung des Ueberſetzers. Der Verfaſſer berufet ſich hier auf das Werk von den himmliſchen Geheimniſſen, und zwar auf Num. 7270. Daſelbſt heißt es: Denn das Goͤttliche Wahre, welches unmit - telbar von dem Goͤttlichen Guten ausgehet, flieſ - ſet nach und nach ein; und auf dem Weg, oder waͤhrend jedem neuen nachfolgenden wird es gememeinſchaftlich, nemlich etwas unein - dringender und dunkler, und wird gemaͤchli - cher, alſo langſamer und kaͤlter ꝛc. die Maͤßigungen erſcheinen als wie ein ſtralen - der Hof um die Sonne herum: und uͤberdem werden die Engel mit einer duͤnnen uͤberein - ſtimmenden Wolke umhuͤllt, damit ſie nichtvon133Vom Himmel. von dem Einfluß verletzet werden:*)Anmerkung des Ueberſetzers. Hier weiſet er auf Num. 6849. Daſelbſt heißt es: Nicht anders, als durch die innerliche Anſchauung, welche durch den Glauben aus der thaͤtigen Liebe geſchiehet, wird der Herr ge - genwaͤrtig dargeſtellet, denn das Goͤttliche dringet bis in das Jnnerſte. Was dieſes anlangt, daß nemlich das Jnnere nicht von der Gegenwart Seines Goͤttlichen moͤchte verletzet, ſondern beſchuͤtzet wer - den, ſo hat es dieſe Beſchaffenheit: das Goͤtt - liche Selbſt iſt die reine Liebe, und die reine Liebe iſt wie Feuer, das brennender iſt, als das Feuer der Sonne dieſer Welt; dahero, wenn die goͤttliche Liebe in ihrer Reinigkeit bey einem Engel, Geiſt, oder Menſchen ein - floͤße, ſo muͤßte er gaͤnzlich umkommen; da - her kommt es, das Jehovah oder der Herr in dem Wort ſo vielmal ein verzehrend Feuer genennet wird: damit nun die Engel im Him - mel nicht von dem Einfluß der Hitze aus dem Herrn als der Sonne moͤchten verletzet wer - den, ſo werden alle und jede mit einer duͤnnen und uͤbereinſtimmenden Wolke bedeckt, durch welche die von dieſer Sonne ausflieſſende Hitze gemaͤßiget wird. dahero ſtehen auch die Himmel nach Beſchaffenheit der Aufnahme ab; die obern Himmel, weil ſie in dem Guten der Liebe ſind, ſind demJ 3Herrn134Vom Himmel. Herrn als der Sonne am naͤchſten; die un - tern Himmel aber, weil ſie in dem Guten des Glaubens ſind, ſind von Jhm weiter entfernt: die aber in keinem Guten ſind, als wie die in der Hoͤlle, die ſind am weiteſten entfernt, und zwar ſind ſie daſelbſt ſo weit entfernt, in ſo viel ſie in dem Gegentheil wider das Gute ſind.

121. Wenn aber der Herr im Himmel erſcheinet, welches oͤfters geſchiehet, ſo erſchei - net Er nicht als wenn Er von der Sonne umringt ſey, ſondern in englicher Geſtalt, und iſt von den Engeln durch das aus Seinem Angeſicht hindurchleuchtende Goͤttliche genau unterſchieden; denn daſelbſt iſt Er nicht in Perſon da, denn der Herr in Perſon iſt be - ſtaͤndig mit der Sonne umgeben, ſondern Er iſt in der Gegenwart durch das Anſchauen da: denn im Himmel iſt es etwas Allgemeines, daß ſie an dem Ort, wo das Geſichte ſtehen bleibt oder ſich endiget, wiewohl es noch ent - ſetzlich weit von dem Ort iſt, wo ſie wuͤrklich ſind, als wie gegenwaͤrtig erſcheinen; dieſe Gegenwart wird die Gegenwart des innern Sehens genennet, von welcher im folgenden wird geredet werden. Der Herr iſt auch von mir, auſſerhalb der Sonne, in engliſcher Ge - ſtalt, ein wenig unter der Sonne, in der Hoͤ - he; und auch in der Naͤhe, in gleicher Ge - ſtalt, von einem leuchtenden Angeſicht; auch einmal in der Mitte der Engel, als wie ein flammender Glanz, geſehen worden.

122. Die135Vom Himmel.

122. Die Sonne der Welt erſcheinet den Engeln, aus dem Gegenſtand gegen die Sonne des Himmels zu, als wie etwas Dunkeles, und der Mond erſcheinet ihnen, aus dem Ge - genſtand gegen den Mond des Himmels zu, als wie etwas Finſteres, und dieſes beſtaͤn - dig fort: die Urſache iſt, weil das Feuer der Welt ſich auf die Liebe ſein ſelbſt, und das Licht daraus ſich auf das Falſche aus dieſer Liebe beziehet; und die Liebe ſein ſelbſt iſt der goͤttlichen Liebe gaͤnzlich entgegen geſetzt, und das Falſche aus derſelben Liebe iſt dem Goͤttli - chen Wahren gaͤnzlich zuwider; und was der goͤttlichen Liebe und dem Goͤttlichen Wahren entgegen geſetzt oder zuwider iſt, das iſt den Engeln Finſternis. Daher kommt es, daß die Sonne der Welt und den Mond an - beten, und vor ihnen niederfallen, in dem Wort angedeutet wird, ſich ſelbſt und das Falſche, das aus der Liebe ſein ſelbſt kommt, lieben, und daß diejenigen ausgerottet wuͤr - den, 5. B. Moſ. 4, 19. Cap. 18, 3. 4. 5. Jerem. 8, 1. 2 Ezech. 8, 15. 16. 18. Offenb. 16, 8. Matth. 13, 6.

123. Weil der Herr im Himmel als ei - ne Sonne aus der goͤttlichen Liebe, welche in Jhm und von Jhm Selbſt iſt, erſcheinet, ſo wenden ſich dahero auch alle, ſo in den Him - meln ſind, beſtaͤndig zu Jhm; die in dem himmliſchen Reich ſind, die wenden ſich zuJ 4Jhm136Vom Himmel. Jhm als zu der Sonne; die in dem geiſt - lichen Reich ſind, die wenden ſich zu Jhm als zu dem Mond: diejenigen aber, welche in der Hoͤlle ſind, kehren ſich zu der Dunkel - heit und Finſternis, die aus dem Gegentheil ſind, alſo kehren ſie ſich ruͤckwaͤrts von dem Herrn ab; aus der Urſache, weil alle, ſo in den Hoͤllen ſind, in der Selbſtliebe und in der Liebe der Welt, folglich dem Herrn entgegen ſind: die ſich zu der Dunkelheit wenden, die Statt der Sonne der Welt iſt, die ſind in den Hoͤllen hinterwaͤrts; und werden Genii*)Anmerkung des Ueberſetzers. Jn dem Werk von den himmliſchen Ge - heimniſſen, und zwar Num. 5035. heißt es Es ſind zweyerley Arten von Verſuchungen, nemlich nach dem Wahren und nach dem Gu - ten; die Verſuchungen nach dem Wahren, ge - ſchehen von den Geiſtern (a Spiritibus); und die Verſuchungen nach dem Guten geſche - hen von den Geniis: die Geiſter (Spiritus) und Genii ſind im andern Leben dadurch von einander unterſchieden, daß die Geiſter (Spi - ritus) in das, was den Verſtand ausmachet,und genennet; die ſich aber zu der Finſternis wen - den, welche Statt des Mondes iſt, die ſind in den Hoͤllen vorwaͤrts, und werden Geiſter (Spiritus) genennet: daher kommt es, daß man von denen, welche in den Hoͤllen ſind,ſagt,137Vom Himmel. ſagt, daß ſie in der Finſternis ſind; und von denen, welche in den Himmeln ſind, ſagt man, daß ſie im Lichte ſind; die Finſternis bedeutet das Falſche aus dem Boͤſen, und das Licht das Wahre aus dem Guten. Daß ſie auf dieſe Art ihre Wendung machen, iſt die Urſache, weil alle im andern Leben auf das, was in ihrem Jnwendigen herrſchet, alſo auf ihre vielerley Liebe, ſehen, und das Jnnere das Angeſicht des Engels und des Geiſtes ausma - chet; und in der geiſtlichen Welt ſind keine de - terminirte oder beſtimmte Gegenden als wie in der natuͤrlichen Welt, ſondern das Ange - ſicht iſt es, das da beſtimmet. Auf gleiche Weiſe wendet ſich auch der Menſch in Anſe - hung ſeines Geiſtes; der in der Eigenliebe und in der Liebe zur Welt iſt, der kehret ſich ruͤckwaͤrts von dem Herrn ab; und der in derJ 5Lie -*)und daher in das, was des Glaubens iſt, wuͤr - ken; die Genii aber, wuͤrken in das, was den Willen ausmachet, und daher in das, was zur Liebe gehoͤret; jene, nemlich die Geiſter (Spiritus) laſſen ſich ſehen, und geben ſich auch durch die Rede zu erkennen; die Genii aber machen ſich unſichtbar, und geben ſich nicht, als nur allein durch den Einfluß in die Luͤſte und Begierden zu erkennen: dieſe Verſuchungen, welche von den Geiſtern (a Spiritibus) ge - ſchehen, ſind gelinder, als die, ſo von den boͤſen Geniis geſchehen.138Vom Himmel. Liebe zu Jhm und in der Liebe gegen den Naͤch - ſten iſt, der wendet ſich zu Jhm; dieſes aber weiß der Menſch nicht, weil er in der natuͤr - lichen Welt iſt, wo die Gegenden nach dem Auf - und Untergang der Sonne beſtimmt wer - den: allein, dieſes ſoll, weil es ſchwerlich von dem Menſchen gefaſſet werden kann, im fol - genden, wenn ich von den Gegenden, Raum und Zeit im Himmel reden werde, erlaͤutert werden.

124. Weil der Herr die Sonne des Him - mels iſt, und alles, was von Jhm iſt, auf Jhn ſiehet, ſo iſt dahero auch der Herr der allgemeine Mittelpunkt, von welchem alle Richtung und Beſtimmung kommt. Und da - hero iſt auch alles, was unter Jhm iſt, ſo wohl was in den Himmeln, als was auf den Erdbaͤllen iſt, in Seiner Gegenwart und un - ter Seiner Regierung.

125. Hieraus kann nunmehro dasjenige in einem hellern Licht erkannt werden, was in den vorhergegangenen Artikeln von dem Herrn geſagt und gezeigt worden, nemlich daß Er Selbſt der Gott des Himmels ſey, Num. 2-6. Daß Sein Goͤttliches den Him - mel ausmache, Num. 7-12. Daß das Goͤttliche des Herrn im Himmel. die Lie - be zu Jhm, und die thaͤtige Liebe gegen den Naͤchſten ſey, Num. 13-19. Daßeine139Vom Himmel. eine Uebereinſtimmung aller Dinge in der Welt mit dem Himmel und durch den Himmel mit dem Herrn ſey, Num. 87 - 115. Wie auch, daß die Sonne der Welt, und der Mond uͤbereinſtimmen, N. 105.

Von dem Licht und der Waͤrme im Himmel.

126. D Licht in den Himmeln ſey, koͤnnen diejenigen nicht begreifen, welche nur allein aus der Natur denken; da doch in den Himmeln ſo großes Licht iſt, daß es bey weiten das Mittags - licht der Welt uͤbertrift, ich habe es oͤfters, auch des Abends und des Nachts geſehen: ich habe mich anfangs verwundert, wenn ich die Engel ſagen hoͤrete, daß das Licht der Welt weiter nichts, als ein Schatten gegen das Licht des Himmels ſey, da ich es aber geſehen habe, ſo kann ichs beſtaͤtigen; es hat einen ſolchen weiſſen Schein und Glanz, daß es nicht beſchrieben werden kann. Was ich in den Himmeln geſehen habe, das habe ich in dieſem Licht, mithin klaͤrer und genauer, als die Dinge in der Welt, geſehen.

127. Daß Licht des Himmels iſt nicht na - tuͤrlich, wie das Licht der Welt, ſondern es iſt geiſtlich, denn es iſt von dem Herrn als der Sonne, und die Sonne iſt die goͤttliche Liebe, wie im vorhergehen Artikel gezeigt worden. Wasvon140Vom Himmel. von dem Herrn als der Sonne ausflieſſet, das wird in den Himmeln das Goͤttliche Wahre ge - nennet, und iſt dennoch in ſeinem Weſen das Goͤttliche Gute vereinigt mit dem Goͤttlichen Wah - ren; daraus haben die Engel Licht und Waͤrme, aus dem Goͤttlichen Wahren haben die Engel das Licht, und aus dem Goͤttlichen Guten haben ſie die Waͤrme. Hieraus kann nun erhellen, daß das Licht des Himmels, weil es aus einem ſolchen Urſprung iſt, desgleichen auch die Waͤrme, geiſt - lich, aber nicht natuͤrlich ſey.

128. Daß das Goͤttliche Wahre bey den En - geln das Licht iſt, iſt daher, weil die Engel geiſt - lich, aber nicht natuͤrlich ſind; die Geiſtlichen ſehen aus ihrer Sonne, und die Natuͤrlichen aus der ihrigen; und das Goͤttliche Wahre iſt es, woraus die Engel Verſtand haben, und der Ver - ſtand iſt ihr inneres Sehen, welches in ihr aͤuſſeres Sehen einfließt, und ſolches hervor - bringt; daher, was im Himmel von dem Herrn als der Sonne erſcheinet das erſcheinet im Licht. Weil daraus der Urſprung des Lichts im Himmel iſt, ſo wird es daſelbſt je nachdem die Engel das Goͤttliche Wahre vom Herrn aufnehmen, oder welches einerley iſt, nach Beſchaffenheit der Er - kaͤnntnis und Weisheit, worinnen ſie ſind, ver - mannigfaltiget: dahero iſt in dem himmliſchen Reich ein andres Licht, als in dem geiſtlichen Reich, und in jeder Geſellſchaft ein andres; das Licht im himmliſchen Reich erſcheinetflam -141Vom Himmel. flammend, weil die Engel, welche daſelbſt ſind, das Licht von dem Herrn als von der Sonne empfangen; aber das Licht im geiſtlichen Reich iſt weißglaͤnzend, weil die Engel, ſo da - ſelbſt ſind, das Licht von dem Herrn als von dem Mond empfangen, man leſe oben Num. 118. auch iſt das Licht der einen Geſellſchaft nicht dem Licht der andern Geſellſchaft gleich; es iſt auch in einer jeden Geſellſchaft unterſchieden, die in der Mitte daſelbſt ſind, die ſind in einem groͤßern Licht, und die rings herum ſind, in einem kleinern, man leſe Num. 43. Mit einem Wort, nach welcherley Grad die Engel das Goͤttliche Wahre aufnehmen, das iſt, nach wel - cherley Grad ſie in der Erkaͤnntnis und Weisheit vom Herrn ſind, in eben demſelben Grad haben ſie Licht: daher werden die Engel des Him, mels Engel des Lichts genennet.

129. Weil der Herr in den Himmeln das Goͤttliche Wahre, und das Goͤttliche Wahre da - ſelbſt das Licht iſt, ſo wird dahero der Herr, des - gleichen alles Wahre, welches von Jhm ausge - het, in dem Wort das Licht genennet; als in denen folgenden Stellen, Jeſus ſprach: Jch bin das Licht der Welt, wer Mir nachfolget, der wird nicht wandeln in der Finſternis, ſondern wird das Licht des Lebens haben, Joh. 8, 12. So lange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt, Joh. 9, 5. Jeſus ſprach: es iſtdas142Vom Himmel. das Licht noch eine kleine Zeit bey euch, wandelt, dieweil ihr das Licht habt, daß euch die Finſternis nicht uͤberfalle: glau - bet an das Licht, dieweil ihrs habt, auf daß ihr des Lichtes Kinder ſeyd. Jch, das Licht, bin in die Welt kommen, auf daß, wer an mich glaubet, nicht im Fin - ſternis bleibet, Joh. 12, 35. 36. 46. Das Licht iſt in die Welt kommen, die Men - ſchen aber liebten die Finſternis mehr denn das Licht, Joh. 3, 19. Johannes ſpricht vom Herrn: Dieſer iſt das wahre Licht, welches alle Menſchen erleuchtet, Joh. 1, 4. 9. Das Volk, das in Finſternis ſitzet, wird ein großes Licht ſehen; und die da im Schatten des Todes ſaßen, denen iſt ein Licht aufgegangen, Matth. 4, 16. Jch habe Dich zum Bund unter das Volk gegeben, zum Lichte der Heyden, Jeſaiaͤ 42, 6. Jch habe Dich zum Licht der Hey - den gemacht, daß du ſeyeſt mein Heil bis an das Ende, oder Aeuſſerſte der Erde, Jeſ. 49, 6. Die Heyden, die da ſelig wer - den, werden in ſeinem Licht wandeln, Offenb. 21, 24. Sende dein Licht und deine Wahrheit, daß ſie mich leiten, Pſalm 43, 3: in dieſen, und noch in mehrern Stellen, heißt der Herr das Licht aus dem Goͤtt - lichen Wahren, welches von Jhm ausgehet, des - gleichen wird das Wahre ſelbſt das Licht ge - nennet. Weil von dem Herrn als von der Sonnedas143Vom Himmel. das Licht in den Himmeln iſt, ſo erſchien da - her ſein Angeſicht, da Er vor Petro, Ja - cobo und Johanne verklaͤret wurde, als wie die Sonne, und Seine Kleider wie das Licht, und waren glaͤnzend und weiß wie der Schnee, daß ſie kein Bleicher*)Anmerkung des Ueberſetzers. Jm grichiſchen Grundter ſtehet: Γναφεὺς, das hat D. Luther uͤberſetzt durch Faͤrber; allein, die Faͤrber machen nicht weiß; ſondern Γναφεὺς heißt im Latein, Fullo, und man koͤnnte es geben: Walker, oder auch Bleicher. Denn Fullones waren bey den Alten ſolche Leute, welche die Kleider wuſchen, den Schmuz her - aus, und alsdenn weiß machten; und ſie ha - ben ſie durch rechte weiße Kreide, ſo ſie hin - ein thaten, ſo weiß und glatt machen koͤnnen, daß man ſie, wenn ſie in die Sonne kamen, kaum hat anſehen koͤnnen. auf Erden ſo weiß machen kann, Marc. 9, 3. Matth. 17, 2; daß die Kleider des Herrn ſo erſchienen, war darum weil ſie das Goͤtt - liche Wahre, welches von Jhm in den Himmeln iſt, voſtellten; die Kleider in dem Wort be - deuten das Wahre; dahero ſpricht David: Je - hovah, Licht iſt dein Kleid, daß du an haſt, Pſalm 104, 2.

130. Daß144Vom Himmel.

130. Daß das Licht in den Himmeln geiſtlich ſey, und daß dieſes Licht das Goͤttliche Wahre ſey, kann man auch daraus ſchlieſſen, daß der Menſch auch ein geiſtliches Licht hat, und daß er aus dieſem Licht nur in ſo viel Erleuchtung hat, in ſo viel er in der Erkaͤnntnis und Weis - heit aus dem Goͤttlichen Wahren iſt: das geiſt - liche Licht des Menſchen iſt das Licht ſeines Ver - ſtandes, deſſen Vorwuͤrffe (objecta) Wahrheiten ſind, die er durch die Auseinanderſetzung in Ord - nung bringt, in Vernunftſchluͤße einkleidet, und daraus die Sachen der Reihe nach durch Folge - rungen heraus zieht. Daß es ein wuͤrkſames und weſentliches Licht ſey, aus welchem der Verſtand ſolche Wahrheiten ſieht, das weiß der natuͤrliche Menſch nicht, weil er daſſelbe nicht mit den Augen ſiehet, noch durch ſein Denken ſich davon eine deutliche Vorſtellung machen kann; gleichwohl aber wiſſen es viele, und unterſcheiden es auch von dem natuͤrlichen Licht, worinnen diejenigen ſind, welche natuͤrlich, aber nicht geiſtlich denken: diejenigen denken natuͤrlich, die nur in die Welt gaffen, und alles der Natur zueignen; aber die - jenigen denken geiſtlich, welche auf den Himmel ſchauen, und alles dem Goͤttlichen zueignen. Daß es das wahre Licht ſey, welches das Gemuͤth erleuchtet, und gaͤnzlich von dem Licht, welches das natuͤrliche Licht genennet wird, unterſchieden ſey, das iſt mir vielmal zu vernehmen, wie auch zu ſehen gegeben worden; ich wurde in dieſes Licht innerlich ſtufenweiſe erhoben, und ſo wieich145Vom Himmel. ich erhoben wurde, ſo wurde auch der Verſtand erleuchtet, ſo, daß ich ſo gar das erkannte, was ich vorher nicht erkannt hatte, und endlich ſolche Dinge, die nicht einmal durch das Denken aus dem natuͤrlichen Licht erreichet werden koͤnnen; ich bin zuweilen unwillig worden, daß ſie ſich nicht er - reichen lieſſen, da ich ſie doch klar und genau in dem himmliſchen Licht eingeſehen habe. Weil der Verſtand ein Licht hat, ſo wird von ihm eben das geſagt, was man von dem Auge ſagt, nemlich, daß er ſehe und im Licht ſey, wenn er er - kennet oder einſiehet; und daß er Dunkel - heit und Schatten habe, wenn er nicht ein - ſiehet, und dergleichen mehr.

131. Weil das Licht des Himmels das Goͤtt - liche Wahre iſt, ſo iſt dahero auch dieſes Licht die goͤttliche Weisheit und Erkaͤnntnis; darum wird durch in das Licht des Himmels erhoben werden, eben das verſtanden, was durch in die Erkaͤnntnis und Weisheit erhoben, und durch erleuchtet werden, verſtanden wird; de - rohalben iſt das Licht nur allein in einem ſolchen Grad bey den Engeln, in welchem Grad ihre Er - kaͤnntnis und Weisheit iſt. Weil das Licht des Himmels die goͤttliche Weisheit iſt, ſo werden da - hero alle ſo erkannt, wie ſie in dem Licht des Him - mels beſchaffen ſind, das Jnnere eines jedweden offenbaret ſich daſelbſt in dem Angeſicht, gaͤnzlich ſo, wie es beſchaffen iſt, und iſt nicht das aller - geringſte verborgen: die innern Engel haben esSw. Sch. I. Th. Kgerne,146Vom Himmel. gerne, daß ſich alles bey ihnen offenbaret, weil ſie lediglich das Gute wollen; anders aber iſt es mit denen, welche unter dem Himmel ſind, und das Gute nicht wollen, dieſe fuͤrchten ſich ſehr, in dem Licht des Himmels beſehen zu werden: und welches zu verwundern, die in der Hoͤlle ſind, die erſcheinen untereinander als wie Menſchen, aber in dem Licht des Himmels erſcheinen ſie, als wie Ungeheuer, von einem greulichen Geſichte und ab - ſcheulichen Koͤrper, gaͤnzlich in der Geſtalt ihres Boͤſen. Auf gleiche Weiſe erſcheinet auch der Menſch in Anſehung ſeines Geiſtes, wenn er von den Engeln geſehen wird; wenn er gut iſt, ſo erſcheinet er als ein ſchoͤner Menſch nach der Ge - ſtalt ſeines Guten; wenn er ein boͤſer iſt, ſo er - ſcheinet er als ein abſcheuliches Ungeheuer, nach der Geſtalt ſeines Boͤſen. Hieraus erhellet, daß alles in dem Licht des Himmels offenbar wird; es wird offenbar, weil das Licht des Himmels das Goͤttliche Wahre iſt.

132. Weil das Goͤttliche Wahre das Licht in den Himmeln iſt, ſo leuchtet dahero alles Wahre, es mag ſeyn wo es will, es mag in den Engel, oder auſſer ihm, oder aber in den Himmeln, oder auſſer denſelben ſeyn: jedoch leuchtet das Wahre auſſer den Himmeln nicht ſo, wie das Wahre in den Himmeln; das Wahre auſſer den Himmeln leuchtet kalt, als wie der Schnee ohne Waͤrme, weil es ſein Weſen nicht von den Guten hat, wie das Wahre in den Himmeln; dahero wird auchdieſes147Vom Himmel. dieſes kalte Licht bey dem Einfluß des Lichts des Himmels unterſchieden, und wenn Boͤſes dar - unter iſt, ſo wird es in Finſternis verwandelt: dieſes habe ich etlichemal geſehen, und noch viele andere Merkwuͤrdigkeiten von dem leuchtenden Wahren, welche hier uͤbergangen werden.

133. Nun ſoll auch etwas von der Waͤrme des Himmels geſagt werden; die Waͤrme des Him mels iſt in ihrem Weſen die Liebe; die flieſſet vom Herrn als der Sonne aus; die Sonne iſt die goͤttliche Liebe in dem Herrn und von dem Herrn, wie in dem vorhergehenden Artikel gezeigt wor - den, welchen man nachleſen kann; hieraus erhel - let, daß die Waͤrme des Himmels eben ſo wohl, als das Licht des Himmels, geiſtlich ſey, weil ſie eben denſelben Urſprung hat. Zweyerley flieſ - ſet vom Herrn als der Sonne aus, das Goͤtt - liche Wahre und das Goͤttliche Gute; das Goͤttliche Wahre erſcheinet in den Himmeln als ein Licht, und das Goͤttliche Gute als wie die Waͤrme; allein, das Goͤttliche Wahre und das Goͤttliche Gute ſind alſo vereiniget, daß ſie nicht zweyerley, ſondern ein Einziges ſind; dennoch aber ſind ſie bey den Engeln getrennt, denn es ſind Engel, welche das Goͤttliche Gute mehr, als das Goͤttliche Wahre aufnehmen; und ſind wel - che, die das Goͤttliche Wahre mehr, als das Goͤtt - liche Gute aufnehmen; die das Goͤttliche Gute mehr aufnehmen, die ſind in dem himmli - ſchen Reich des Herrn; die aber das Goͤtt -K 2liche148Vom Himmel. liche Wahre mehr aufnehmen, die ſind in dem geiſtlichen Reich des Herrn; diejenigen aber, welche beydes in einem gleichen Grad aufnehmen, ſind die allervollkommenſten Engel.

134. Die Waͤrme des Himmels iſt, wie das Licht des Himmels, allenthalben mancherley; eine andre im himmliſchen Reich, und eine andre im geiſtlichen Reich; wie auch eine andre in einer jeden Geſellſchaft daſelbſt; ſie iſt nicht allein nach dem Grad, ſondern nach der Eigenſchaft un - terſchieden; in dem himmliſchen Reich des Herrn iſt ſie eindringender und reiner, weil die Engel daſelbſt das Goͤttliche, Gute mehr aufneh - men; weniger eindringend und rein iſt ſie in den geiſtlichen Reich des Herrn, weil die Engel da - ſelbſt das Goͤttliche Wahre mehr aufnehmen; ſie iſt auch in einer jeden Geſellſchaft nach Beſchaffen - heit der Aufnahme unterſchieden. Es iſt auch eine Hitze in den Hoͤllen, aber eine unreine. Die Hitze im Himmel iſt dieſe, welche durch das hei - lige und himmliſche Feuer verſtanden wird, und die Hitze der Hoͤlle iſt die, ſo durch das un - heilige und hoͤlliſche Feuer verſtanden wird, und durch beyde wird die Liebe verſtanden; durch das himmliſche Feuer wird die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Naͤchſten, und alle Nei - gung, ſo dieſer beyderley Liebe eigen iſt, verſtan - den; und durch das hoͤlliſche Feuer wird die Liebe ſein ſelbſt und die Liebe zur Welt, und alle Begierden, ſo dieſer beyderley Liebe eigen ſind,ange -149Vom Himmel. angedeutet. Daß die Liebe eine Hitze aus einer geiſtlichen Urquelle ſey, kann von der Erhitzung, nach Beſchaffenheit der Liebe, abgenommen wer - den, denn der Menſch wird nach der Groͤße und Beſchaffenheit der Liebe entzuͤndet und erhitzt, und ſeine Hitze wird ſichtbar, wenn er angefoch - ten wird: daher kommt es auch, daß man die Redensarten gebraucht: entzuͤndet werden, erhitzt werden, brennen, wallen, entflam - men, wenn die Rede iſt von den Zuneigungen, die von der guten Liebe herruͤhren, wie auch von den Begierden, die von der boͤſen Liebe entſtehen.

135. Daß die von dem Herrn als der Sonne ausflieſſende Liebe im Himmel als wie eine Waͤrme empfunden wird, iſt daher, weil das Jnnere der Engel aus dem Goͤttlichen Guten, welches vom Herrn ausgehet, in der Liebe iſt, woher denn auch das Aeuſſere, welches davon erwaͤrmt wird, in der Waͤrme iſt: daraus folget nun, daß im Himmel Waͤrme und Liebe ſich alſo auf einander beziehen, daß ein jeder daſelbſt in ſolcherley Waͤr - me iſt, welcherley Liebe er hat, und zwar derge - ſtalt, wie ich kurz vorher geſagt habe. Die Waͤr - me der Welt dringet ſchlechterdings nicht in die Himmel ein, weil ſie dicker, und natuͤrlich, aber nicht geiſtlich iſt: bey den Menſchen hingegen iſt es anders, weil die Menſchen ſowohl in der geiſt - lichen Welt, als in der natuͤrlichen Welt ſind; dieſe werden in Anſehung ihres Geiſtes lediglich nach Beſchaffenheit ihrer vielerley Liebe erwaͤrmt,K 3aber150Vom Himmel. aber in Anſehung ihres Koͤrpers werden ſie von beyderley Waͤrme, ſowohl von der Waͤrme ihres Geiſtes, als auch von der Waͤrme der Welt er - waͤrmt; jene flieſſet in dieſe ein, weil ſie mit ein - ander uͤbereinſtimmen. Wie die Uebereinſtim - mung dieſer beyderley Waͤrme beſchaffen iſt, kann man von den Thieren abnehmen, daß nemlich ihre vielerley Liebe, davon die vornehmſte iſt, ihr Geſchlecht fortzupflan en, nach Beſchaffenheit des Zufluſſes der Waͤrme aus der Welt-Sonne, wel - che Waͤrme nur zur Fruͤhlings - und Sommers - zeit iſt, ausbricht und wuͤrket. Diejenigen be - kriegen ſich am allermeiſten, welche glauben, daß die einflieſſende Hitze der Welt die vielerley Liebe errege, denn der natuͤrliche Einfluß gehet nicht in das geiſtliche, ſondern der geiſtliche Einfluß gehet in das Natuͤrliche, dieſer Einfluß iſt aus der goͤtt - lichen Ordnung, jener aber iſt wider die goͤttliche Ordnung.

136. Die Engel haben, wie die Menſchen, Verſtand und Willen; das Licht des Him - mels machet das Leben ihres Verſtandes aus, weil das Licht des Himmels das Goͤttliche Wahre und daher die goͤttliche Weisheit iſt; und die Waͤrme des Himmels machet das Leben ihres Willens aus, weil die Waͤrme des Himmels das Goͤttliche Gute und daher die goͤttliche Liebe iſt: ſelbſt das Leben der Engel iſt aus der Waͤrme, aber nicht aus dem Licht, auſſer nur, in ſo viel in demſelben Waͤrme iſt; daß das Leben aus der Waͤrme ſey,iſt151Vom Himmel. iſt offenbar, denn wenn ſie nicht mehr da iſt, ſo hoͤret das Leben auf: eben ſo iſt es auch mit den Glauben ohne die Liebe, oder mit dem Wahren ohne das Gute, denn das Wahre, welches das Wahre des Glaubens genennet wird, iſt das Licht, und das Gute, welches das Gute der Liebe ge - nennet wird, iſt die Waͤrme. Dieſes kann man noch deutlicher von der Waͤrme und dem Licht der Welt abnehmen, mit denen die Waͤrme und das Licht des Himmels uͤbereinſtimmet; von der Waͤrme der Welt, wenn ſie mit dem Licht ver - bunden iſt, wird alles, was auf dem Erdboden iſt, belebt und bluͤhet; und zwar ſind ſie nur zur Fruͤhlings, und Sommerszeit mit einander verbun - den; hingegen wird von dem Licht, das nicht mit der Waͤrme verbunden iſt, nichts belebt und bluͤ - het auch nichts, ſondern alles erſtarret und erſtirbt; denn Winterszeit ſind ſie nicht mit einander ver - bunden, da fehlt die Waͤrme, und das Licht bleibt: vermoͤge dieſer Uebereinſtimmung wird der Himmel das Paradies genennet, weil im Him - mel das Wahre mit dem Guten, oder der Glaube mit der Liebe vereinigt iſt, als wie im Fruͤhling und Sommer das Licht mit der Waͤrme auf Er - den. Hieraus wird nun die Wahrheit, von wel - cher oben in einem beſondern Artikel Num. 13 - 19. geredet worden, mehr als zu offenbar, daß das Goͤttliche des Herrn im Himmel die Liebe zu Jhm und die thaͤtige Liebe gegen den Naͤchſten ſey.

137. Johannis am 1, v. 1. 3. 4. 10. 14. heißt es: Jm Anfang war das Wort,K 4und152Vom Himmel. und das Wort war bey Gott, und Gott war das Wort: alle Dinge ſind durch Daſ - ſelbige gemacht, und ohne Daſſelbige iſt nichts gemacht, was gemacht iſt. Jn Jhm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menſchen. Es war in der Welt, und die Welt iſt durch Daſſelbige gemacht. Und daß Wort ward Fleiſch, und wohnete unter uns, und wir ſahen ſeine Herrlichkeit. Daß es der Herr ſey, Welcher durch das Wort daſelbſt verſtanden wird, iſt offenbar, denn es heißt: das Wort ward Fleiſch: was aber inſonderheit durch das Wort verſtanden wird, iſt noch nicht bekannt, dahero ſoll es geſagt werden; das Wort daſelbſt iſt das Goͤttliche Wahre, welches in dem Herrn und von dem Herrn iſt, darum wird Er auch daſelbſt das Licht genennet; daß dieſes Licht das Goͤttliche Wahre ſey, iſt in dem Vorhergehenden dieſes Artikels gezeigt worden: daß durch das Goͤttliche Wahre alles gemacht und er - ſchaffen worden ſey, ſoll nun ausgelegt wer - den. Jm Himmel hat das Goͤttliche Wahre alle Gewalt, und ohne daſſelbe iſt ganz und gar keine; alle Engel werden vermoͤge des Goͤttlichen Wah - ren Maͤchte genennet, und in ſo viel ſie Em - pfaͤnger oder Aufnehmer des Goͤttlichen Wahren ſind, in ſo viel ſind ſie auch Maͤchte: durch daſ - ſelbe haben ſie Macht uͤber die Hoͤllen, und uͤber alle, welche ſich ihnen widerſetzen; tauſend Feinde daſelbſt koͤnnen nicht einen einzigen Lichtſtrahl desHimmels,153Vom Himmel. Himmels, welches Licht das Goͤttliche Wahre iſt, aushalten; weil die Engel vermoͤge der Aufnahme des Goͤttlichen Wahren Engel ſind, ſo folget, daß der Himmel nicht anderswoher komme, als aus der Aufnehmung des Goͤttli - chen Wahren, denn der Himmel iſt aus En - geln. Daß in dem Goͤttlichen Wahren eine ſo groſſe Macht ſey, koͤnnen diejenigen nicht glauben, welche vom Wahren keinen andern Begriff haben, als wie von den Gedanken oder von der Rede, worinnen an und fuͤr ſich ſelbſt keine Kraft iſt, auſſer nur, in ſo viel andre aus Gehorſam darnach thun; allein in dem Goͤttlichen Wahren iſt die Macht an und fuͤr ſich ſelbſt, und eine ſolche Macht, daß durch daſſelbe der Himmel, und auch die Welt, mit allem, was darinnen iſt, erſchaffen worden. Daß in dem Goͤttlichen Wahren eine ſolche Macht ſey, kann durch zwey Gleichniſſe erlaͤu - tert werden, nemlich durch die Macht des Wahren und Guten in dem Menſchen, und durch die Macht des Lichts und der Waͤrme aus der Sonne in der Welt. Durch die Macht des Wahren und Guten im Men - ſchen; alles, was nur der Menſch thut, das thut er aus dem Verſtand und Willen, aus dem Willen thut ers durch das Gute, und aus dem Verſtand durch das Wahre; denn alles, was im Willen iſt, beziehet ſich auf das Gute, und alles, was im Verſtand iſt, beziehet ſich auf das Wahre; aus dem Wah -K 5ren154Vom Himmel. ren und Guten alſo betreibt der Menſch den ganzen Koͤrper, und auf deren Wink und Wil - len eilen wohl auf einmal tauſenderley Thei - le des Koͤrpers von freyen Stuͤcken herbey; hieraus erhellet, daß der ganze Koͤrper zur Bereitwilligkeit zum Guten und Wahren, folg - lich aus dem Guten und Wahren geformt ſey. Durch die Macht der Waͤrme und des Lichts aus der Sonne der Welt; alles was in der Welt waͤchſet, als Baͤume, Saa - ten, Blumen, Kraͤuter, Fruͤchte und Pflan - zen, entſtehen durch nichts anders, als durch die Waͤrme und durch das Licht der Sonne; hieraus kann man ſehen, was in dieſen fuͤr eine Macht der Hervorbringung ſey; wie viel - mehr nun in dem Goͤttlichen Licht, welches das Goͤttliche Wahre iſt, und in der Goͤttlichen Waͤrme, welche das Goͤttliche Gute iſt, aus welchen, weil der Himmel aus ihnen entſtan - den, auch die Welt entſtanden iſt, denn durch den Himmel beſtehet die Welt, wie in dem Vorhergehenden gezeigt worden. Hieraus kann nun offenbar ſeyn, wie es zu verſtehen iſt, daß durch das Wort alles gemacht ſey, und daß ohne daſſelbe nichts gemacht ſey, was gemacht iſt, und daß auch die Welt durch daſſelbe gemacht ſey, nemlich durch das Goͤttliche Wahre vom Herrn. *)Anmerkung des Ueberſetzers. Der Verfaſſer berufet ſich hier auf das Werk von den himmliſchen Geheimniſſen, und unter andern auf Num. 6880. Daſelbſt er - klaͤret er die Worte, die Gott zu Moſe ſagte, 2. B. Moſ. 3, v. 14.: Jch bin, der Jch bin, und zwar folgendermaßen: Daß zwey - mal ich bin geſagt wird, nemlich: ich bin, der ich bin, iſt darum, weil das eine das Seyn, das andere aber das Werden andeutet, das eine alſo bedeutet das Goͤttliche Selbſt, welches Vater genennet wird, das andere das Goͤttlich Menſchliche, welches Sohn genennet wird, denn das Goͤttlich Menſchliche iſt von dem Goͤttlichen Selbſt geworden; da aber der Herr auch nach dem Menſchlichen das Goͤttliche Seyn oder Je - hovah worden iſt, ſo iſt nun das Goͤttliche Wahre, welches von dem Goͤttlich Menſch - lichen des Herrn ausgehet, das Goͤttliche Werden aus dem Goͤttlichen Seyn: hier - aus kann erhellen, daß das Goͤttliche SeynſichDaher kommt es auch, daß in dem Buch der Schoͤpfung erſtlich vom Licht, und im folgenden von dem, was vom Lichtent -155Vom Himmel. entſtanden, geredet wird, 1. B. Moſ. 1, 3. 4. Und daher kommt es auch, daß alles in der ganzen Welt, ſo wohl im Himmel, als in der Welt, ſich auf das Gute und Wahre, und auf die Vereinigung des Guten mit dem Wahren beziehet, damit es Etwas und kein Nichts ſey.

139. Man156Vom Himmel.

139. Man muß wiſſen, daß das Goͤttli - che Gute und das Goͤttliche Wahre, welche vom Herrn, als der Sonne in den Himmeln, ſind, nicht in dem Herrn, ſondern von dem Herrn ſeyen; in dem Herrn iſt nur allein die Goͤttliche Liebe, welche das Seyn iſt, von welchem dieſelben entſtehen; das werden aus dem Seyn, heißt ausgehen oder ausflieſſen. Dieſes kann auch durch eine Vergleichung mit der Sonne der Welt erlaͤu - tert werden; die Waͤrme und das Licht, ſo in der Welt ſind, ſind nicht in der Sonne, ſon - dern von der Sonne, in der Sonne iſt nur allein das Feuer, und von dieſem entſtehen und flieſſen aus die Waͤrme und das Licht.

140. Weil der Herr als Sonne die goͤtt - liche Liebe iſt, und die goͤttliche Liebe das Goͤtt - liche Gute ſelbſt iſt, ſo wird dahero das Goͤtt - liche, welches von Jhm ausgehet, welches das Sein Selbſt Goͤttliches im Himmel iſt, der Unterſcheidung wegen das Goͤttliche Wahregenen -*)ſich keinem offenbaren koͤnne, als nur durch das Goͤttliche Werden, das iſt, das Goͤttliche Selbſt kann ſich nicht, als nur durch das Goͤtt - lich Menſchliche offenbaren, und das Goͤtt - lich Menſchliche kann ſich nicht, als nur durch das Goͤttliche Wahre, welches das Hei - lige des Geiſtes iſt, offenbaren; dieſes wird dadurch verſtanden, daß alles durch das Wors gemacht worden ſey, Joh. 1, 3. 157Vom Himmel. genennet, wiewohl es das Goͤttliche Gute ver - einigt mit dem Goͤttlichen Wahren iſt. Die - ſes Goͤttliche Wahre iſt es nun, welches das von Jhm ausgehende Heilige genennet wird.

Von den vier Gegenden im Himmel.

141. Jm Himmel ſind, gleichwie in der Welt, vier Gegenden, als Aufgang, Mittag, A - bend, und Mitternacht, die beyderſeits von ihrer Sonne beſtimmt werden, im Himmel von der Sonne des Himmels, welche der Herr iſt, in der Welt von der Welt-Sonne; es iſt aber gleichwohl vielerley Unterſchied da - zwiſchen; erſtlich, daß man in der Welt ſagt, da ſey Mittag, wo die Sonne am hoͤchſten uͤber der Erde ſtehet; Mitternacht, wo ſie im Gegentheil unter der Erde ſtehet; Aufgang, wo ſie in den Aequinoctien oder Nachtgleichen aufgeht; und Abend, wo ſie alsdenn unter - gehet; auf dieſe Weiſe werden in der Welt alle Hauptgegenden von dem Mittag beſtim - met: im Himmel aber iſt da der Aufgang, wo der Herr als Sonne erſcheinet, gegen uͤber iſt Abend, zur Rechten im Himmel iſt Mit - tag, und zur Linken daſelbſt Mitternacht, und dieſes bey jeder Wendung des Geſichts und Leibes derer, ſo daſelbſt ſind; alſo werden im Himmel alle Gegenden vom Aufgang beſtim -met.158Vom Himmel. met. Daß man ſagt, da ſey der Aufgang, wo der Herr als Sonne erſcheinet, iſt die Urſache, weil aller Aufgang oder Ur - ſprung des Lebens von Jhm als der Sonne iſt; wie auch, in ſo viel bey den Engeln Waͤr - me und Licht oder Liebe und Erkaͤnntnis von Jhm aufgenommen wird, in ſo viel wird ge - ſagt, daß der Herr bey ihnen aufgehe: daher kommt es auch, daß der Herr in dem Wort der Aufgang genennet wird.

142. Der andere Unterſchied iſt, daß die Engel allezeit vor dem Geſicht Aufgang haben, hinter ihnen Abend, zur Rechten Mit - tag, und zur Linken Mitternacht; weil aber die Welt dieſes ſchwerlich begreiffen kann, aus der Urſache, weil der Menſch ſein Ge - ſicht zu allen Gegenden wendet, ſo ſoll es nun ausgelegt werden. Der ganze Himmel wen - det ſich zum Herrn, als zu ſeinem allgemei - nen Mittelpunkt, folglich richten ſich alle En - gel dahin; daß auch alle Richtung auf der Er - de auf den allgemeinen Mittelpunkt zugehet, iſt bekannt: hingegen iſt die Richtung im Him - mel von der Richtung in der Welt dadurch unterſchieden, daß ſich im Himmel das Voͤr - dere, aber in der Welt das Untere, zu ſeinem allgemeinen Mittelpunkt richtet; die Richtung in der Welt iſt die, ſo man die Niegung ge - gen den Mittelpunkt zu, und auch die Senk - Schwere nennet: das Jnnere der Engel iſtauch159Vom Himmel. auch wuͤrklich vorwaͤrts gerichtet; und weil ſich das Jnnere in dem Geſichte darſtellet, ſo iſt es demnach das Geſicht, welches die Gegen - den beſtimmet.

143. Daß aber die Engel vor dem Ge - ſichte Aufgang haben, und zwar bey je - der Wendung ihres Geſichtes und Leibes, kann in der Welt noch weniger begriffen wer - den, aus der Urſache, weil der Menſch jede Gegend nur ſo, wie er ſich wendet, vor dem Geſicht hat, dahero ſoll dieſes auch ausgelegt werden. Die Engel wenden und drehen eben ſo wohl, als die Menſchen, ihre Geſichter und ihre Leiber allenthalben hin, dennoch aber iſt den Engeln allemal der Aufgang vor den Augen; allein, die Wendungen der Engel ſind nicht ſo, wie die Wendungen der Men - ſchen, denn ſie ſind eines andern Urſprungs; ſie ſcheinen zwar dieſen aͤhnlich zu ſeyn, aber dennoch kommen ſie ihnen nicht bey: ihr Ur - ſprung iſt die herrſchende Liebe, aus dieſer ſind alle Beſtimmungen der Gegenden, ſo wohl bey den Engeln, als bey den Geiſtern; denn ihr Jnneres, wie ich kurz vorher geſagt habe, iſt wuͤrklich auf ſeinen allgemeinen Mittel - punkt gerichtet, alſo im Himmel auf den Herrn als die Sonne; derohalben, weil die Liebe beſtaͤndig vor ihrem Jnwendigen iſt, und ihr Angeſicht aus dem Jnwendigen hervorkommt, denn es iſt ihre aͤußerliche Geſtalt, ſo iſt da -hero160Vom Himmel. hero allemal diejenige Liebe, welche herrſchet, vor dem Angeſicht, in den Himmeln iſt dem - nach der Herr als die Sonne, vor dem An - geſicht, weil Er es iſt, von Dem ſie die Liebe haben; und weil Selbſt der Herr in Sei - ner Liebe bey den Engeln iſt, ſo iſt es dahero der Herr, Welcher machet, daß ſie Jhn ſe - hen, ſie moͤgen ſich wenden, wie ſie wollen: dieſes kann hier nicht weiter erlaͤutert werden, allein es ſoll in den folgenden Artikeln, inſon - derheit, wo ich von den vorſtellenden und er - ſcheinenden Dingen, von der Zeit und von dem Raum im Himmel reden muß, deutlicher zu verſtehen gegeben werden. Daß die Engel den Herrn beſtaͤndig vor dem Angeſichte ha - ben, das iſt mir aus vieler Erfahrung zu wiſ - ſen, und auch zu erkennen gegeben worden; denn ſo oft ich mit den Engeln in Geſellſchaft geweſen bin, ſo habe ich die Gegenwart des Herrn vor meinem Angeſichte wahrgenom - men, ob ich Jhn gleich nicht geſehen, ſo ha - be ich Jhn doch im Lichte erkannt; daß dem alſo ſey, haben auch oͤfters die Engel bezeuget. Weil der Herr beſtaͤndig vor dem Angeſicht der Engel iſt, ſo heißt es dahero in der Welt, daß man Gott vor Augen und vor dem Ange - ſicht haben, und auf Jhn ſehen ſoll, und daß Jhn diejenigen ſehen ſollen, welche an Jhn glauben und Jhn lieben; daß der Menſch al - ſo zu reden pflegt, kommt aus der geiſtlichen Welt, denn aus derſelben iſt vieles in dermenſch -161Vom Himmel. menſchlichen Rede, ob man es gleich nicht weiß, daß es von daher ſey.

144. Daß eine ſolche Wendung gegen den Herrn zu iſt, das gehoͤret unter das Wunder - bare des Himmels, denn daſelbſt koͤnnen viele an einem einzigen Ort ſeyn, und einer kann das Angeſicht und den Leib anderswohin wen - den als der andere, dennoch aber ſehen ſie al - le den Herrn vor ſich, und ein jeder hat zu ſeiner Rechten Mittag, zur Linken Mitter - nacht, und hinter ihm Abend oder Nieder - gang. Zu dem Wunderbaren gehoͤret auch, daß, obgleich die Engel allemal gegen Auf - gang ſehen, ſie dennoch auch hin zu den drey uͤbrigen Gegenden ſehen; allein, hin zu die - ſen ſehen ſie aus ihrem innern Sehen, wel - ches ein Gedanken - Sehen iſt. Unter das Wunderbare gehoͤret auch, daß keinem einzi - gen im Himmel erlaubt iſt, hinter dem Ruͤk - ken eines andern zu ſtehen, und auf ſein Hin - terhaupt zu ſehen, weil auf ſolche Art der Ein - fluß des Guten und Wahren, welcher vom Herrn kommt, geſtoͤret wuͤrde.

145. Anders ſehen die Engel den Herrn, und anders ſiehet der Herr die Engel; die En - gel ſehen den Herrn durch die Augen, derSw. Sch. I. Th. LHerr162Vom Himmel. Herr aber ſiehet die Engel in der Stirne;*)Anmerkung des Ueberſetzers. Der Verfaſſer weiſet hier auf Num. 9936. in dem Werk von den himmliſchen Ge - heimniſſen, daſelbſt heißt es unter an - dern: Die Stirne, wenn die Rede vom Herrn iſt, bedeutet ſeine goͤttliche Liebe; denn durch das Angeſicht des Herrn, oder wel - ches einerley iſt, durch das Angeſicht Jehovaͤh, wird alles, was der goͤttlichen Liebe zukommt, als Barmherzigkeit, Friede, Gutes und Weis - heit angedeutet. Daß das Angeſicht Jehovaͤh oder das Angeſicht des Herrn dieſes andeutet, iſt darum, weil durch das Angeſicht uͤberhaupt das Jnnere des Menſchen, nemlich ſeine Nei - gungen und Gedanken, und alſo ſeine Liebe und Glaube angedeutet wird. Daß das An - geſicht das Jnnere bedeutet, kommt daher, weil es aus dem Angeſicht, als wie in ſeinem Ab - druck oder in ſeiner Abbildung, hervorleuchtet: daher kommt es, daß durch das Angeſicht Je - hovaͤh oder des Herrn dasjenige angedeutet wird, was Seiner goͤttlichen Liebe eigen iſt:daß die Urſache, daß Er ſie, in der Stirne ſiehet, iſt dieſe, weil ſich die Stirne auf die Liebe be - ziehet, und der Herr durch die Liebe in den Willen der Engel einfließt, und machet, daß Er durch den Verſtand, auf welchen ſich die Augen beziehen, geſehen werde.

146. Allein,163Vom Himmel.

146. Allein, die Gegenden in den Him - meln, welche das himmliſche Reich des Herrn ausmachen, ſind von den Gegenden in den Himmeln, welche Sein geiſtliches Reich aus - machen, unterſchieden, aus der Urſache, weil der Herr denen Engeln, welche in SeinemL 2himm -*)daß durch die Stirne inſonderheit die goͤttliche Liebe ſelbſt angedeutet wird, iſt daher, weil das Jnnere ſeine Gegenden in dem Angeſichte er - langt hat, als das Jnnere der Liebe iſt in der Gegend der Stirne, das Jnnere der Weis - heit und Erkaͤnntnis in der Gegend der Au - gen, u. ſ. w. hieraus erhellet, warum durch die Stirne die goͤttliche Liebe angedeutet wird. Weil die Stirne des Menſchen ſich auf ſeine Liebe beziehet, ſo wird dahero von denen, welche in der himmliſchen Liebe, das iſt, in der Liebe zum Herrn von dem Herrn ſind, geſagt, daß ſie ein Zeichen an der Stirne haben, wodurch angedeutet wird, daß ſie in dem Schutz des Herrn ſeyen, weil ſie in Seiner Liebe ſind; als Ezech. 9, 4. 6. Offenb. 14, 1. Cap. 22, 4. Cap. 9, 4. Weil die Stirne vermoͤge der Uebereinſtimmung die himmliſche Liebe bey den Guten andeutet, alſo deutet ſie auch bey den Boͤſen die hoͤlliſche Liebe an, die der himm - liſchen zuwider iſt; deren ihre Stirne wird eine eherne Stirne Jeſ. 48, 4. genennet; und Ezech. 3, 7. 8. heißt ſie eine harte Stirne. 164Vom Himmel. himmliſchen Reich ſind, als Sonne erſchei - net, denen Engeln aber, welche in Seinem geiſtlichen Reich ſind, als Mond: und da iſt Aufgang, wo der Herr erſcheinet: zwi - ſchen Sonne und Mond daſelbſt iſt eine Ent - fernung von dreyßig Graden, daher iſt auch eine gleiche Entfernung der Gegenden. Daß der Himmel in zwey Reiche unterſchieden ſey, die das himmliſche Reich und das geiſtliche Reich genennet werden, leſe man in ſeinem Artikel Num. 20 - 28: und daß der Herr im himmliſchen Reich als Sonne, und im geiſt - lichen Reich als Mond erſcheine, Num. 118: dem ungeachtet aber werden die Gegenden da - durch nicht etwan unter einander verwechſelt, denn die geiſtlichen Engel koͤnnen nicht hin - auf zu den himmliſchen Engeln, noch dieſe zu jenen kommen, man leſe oben Num. 35.

147. Hieraus erhellet, wie die Gegenwart des Herrn in den Himmeln beſchaffen iſt, daß ſie nemlich allenthalben, und bey einem jeden in dem Guten und Wahren iſt, welche von Jhm aus - gehen; folglich, daß Er in dem Seinigen bey den Engeln iſt wie ich oben Num. 12 geſagt habe; die Vernehmung der Gegenwart des Herrn iſt in ihrem Jnwendigen, daraus ſehen die Augen, alſo ſehen ſie Jhn außer ſich, weil Er ein Nach - einanderfortgehendes (Continuum) iſt: hieraus kann man nun ſehen, wie dieſes zu verſtehen iſt, daß der Herr in ihnen ſey und ſie im Herrn, nachden165Vom Himmel. den Worten des Herrn: Bleibet in Mir, und Jch in euch, Joh. 15, 4. Wer mein Fleiſch iſſet, und mein Blut trinket, der bleibet in Mir, und Jch in ihm, Joh. 6, 56; das Fleiſch des Herrn bedeutet das Goͤtt - liche Gute, und das Blut das Goͤttliche Wahre.

148. Jn den Himmeln wohnen ſie alle nach den Gegenden unterſchieden, die in dem Guten der Liebe ſind, die wohnen gegen Aufgang und Niedergang oder Abend; die in der deutlichen Empfindung deſſelben ſind, die wohnen gegen Aufgang; die aber in einer dunkelen Empfindung deſſelben ſind, die wohnen gegen Abend, die in der Weisheit aus demſelben ſind, die wohnen ge - gen Mittag und Mitternacht; die in einem hellen Licht der Weisheit ſind, gegen Mittag; die aber in einem dunkeln Licht der Weisheit ſind, gegen Mitter - nacht. Eben ſo wohnen auch die Engel, welche in dem geiſtlichen Reich des Herrn ſind, wie auch die, ſo in Seinem himmliſchen Reich ſind, doch mit dem Unterſchied, wie nemlich das Gute der Liebe und das Licht des Wahren aus dem Guten beſchaf - fen; denn die Liebe in dem himmliſchen Reich iſt die Liebe zum Herrn, und das Licht des Wah - ren aus ſelbiger iſt die Weisheit; aber in dem geiſtlichen Reich iſt die Liebe gegen den Naͤch - ſten, die man die thaͤtige Liebe nennet, und das Licht des Wahren aus ſolcher iſt die Erkaͤnntnis, die man auch den Glauben nennet, man leſe oben Num. 23: ſie ſind gleichfalls nach den Gegegen - den unterſchieden, denn die Gegenden in dem ei -L 3nen166Vom Himmel. nen und andern Reich ſtehen dreyßig Grade von einander ab, wie ich kurz zuvor Num. 146. ge - ſagt habe.

149. Auf gleiche Weiſe wohnen auch die En - gel untereinander in einer jeden Geſellſchaft des Himmels, gegen Aufgang daſelbſt wohnen die, welche in einem groͤßern Grad der Liebe und der Liebthaͤtigkeit ſind; gegen Abend ſind die, ſo in einem geringern Grad ſind; gegen Mittag wohnen die, welche in einem groͤßern Licht der Weisheit und Eerkaͤnntnis ſind; gegen Mitternacht ſind die, ſo in einem kleinern Licht ſich befinden. Daß ſie alſo verſchiedent - lich wohnen, iſt daher, weil eine jede Geſellſchaft den Himmel vorſtellet, und ſie auch der Himmel in einer kleinen Geſtalt iſt, man leſe oben Num. 51 58: ein gleiches geſchiehet auch in ihren Zu - ſammenkuͤnften. Sie werden in dieſe Ordnung vermoͤge der Geſtalt des Himmels gebracht, ver - moͤge welcher ein jeder ſeinen Ort weiß. Der Herr thut auch Vorſehung, daß welche in einer jeden Geſellſchaft aus allerley Geſchlecht ſeyen, aus der Urſache, damit der Himmel in Anſehung der Geſtalt ſich allenthalben gleich ſey: dennoch aber iſt die Anordnung des ganzen Himmels von der Anordnung einer Geſellſchaft, als wie das Allge - meine von dem Beſondern, unterſchieden; denn die Geſellſchaften, welche gegen Aufgang ſind, ſtehen vorne vor denen Geſellſchaften, welche ge - gen Abend ſind; und die gegen Mittag ſind, die ſtehen vor denen gegen Mitternacht.

150. Da -167Vom Himmel.

150. Daher kommt es, daß die Gegenden in den Himmeln ſolcherley andeuten, welcherley bey denen iſt, ſo daſelbſt wohnen, nemlich Auf - gang bedeutet die Liebe und deren Gutes in deut - licher Empfindung; Abend oder Niedergang bedeutet die Liebe und deren Gutes in dunkler Em - pfindung; Mittag bedeutet die Weisheit und Erkaͤnntnis im hellen Lichte; und Mitternacht bedeutet ſolche im dunkeln Lichte. Und weil der - gleichen durch dieſe Gegenden angedeutet wird, ſo wird dahero auch durch ſolche in dem innern oder geiſtlichen Sinn des Worts eben dergleichen ver - ſtanden; denn der innere oder geiſtliche Sinn des Worts beziehet ſich auf das, was im Himmel iſt.

151. Bey denen, welche in den Hoͤllen ſind, iſt das Gegentheil; diejenigen, welche daſelbſt ſind, ſehen nicht auf den Herrn als auf die Sonne oder auf den Mond, ſondern ſie ſehen ruͤckwaͤrts, von dem Herrn weg, auf jene Dunkelheit, die Statt der Welt - Sonne iſt, und auf die Fin - ſternis, die Statt des Mondes der Erde iſt; die - jenigen, welche Genii genennet werden, ſehen hin auf die Dunkelheit, die Statt der Welt - Sonne iſt, und die man Geiſter (Spiritus) nen - net, die ſehen auf die Finſternis, die Statt des Mondes der Erde iſt: daß die Sonne der Welt und der Mond der Erde in der geiſtlichen Welt nicht zum Vorſchein kommen, ſondern Statt die - ſer Sonne etwas Dunkeles aus dem Gegenſtand gegen die Sonne des Himmels, und Statt dieſesL 4Mon -168Vom Himmel. Mondes etwas Finſteres aus dem Gegenſtand gegen den Mond des Himmels erſcheinet, das leſe man oben Num. 122: dahero haben ſie Gegen - den, die den Gegenden des Himmels entgegen ſte - hen. Das iſt bey ihnen Aufgang, wo dieſe Dun - kelheit und Finſternis iſt; da iſt bey ihnen Abend oder Niedergang wo die Sonne des Himmels iſt; Mittag iſt ihnen zur rechten Hand, und Mitter - nacht zur linken: und dieſes bey jeder Wendung ihres Leibes; ja ſie koͤnnen nicht anders, aus der Urſache, weil ſich alle Richtung ihres Jnwendi - gen, und daher alle Beſtimmung dahin neiget und ſenket: daß die Richtung des Jnwendigen und daher die wuͤrkliche Beſtimmung aller und jeder im andern Leben nach Beſchaffenheit der Liebe ge - het, leſe man Num. 143: die Liebe derer, wel - che in den Hoͤllen ſind, iſt die Selbſtliebe und die Liebe zur Welt, und dieſe beyderley Liebe iſt es, welche durch die Sonne der Welt und durch den Mond der Erde angedeutet wird, man leſe Num. 122; auch iſt dieſe beyderley Liebe der Liebe zum Herrn, und der Liebe gegen den Naͤchſten zuwi - der; daher kommt es, daß ſie ſich ruͤckwaͤrts von dem Herrn weg und zu jener beyderley Finſter - nis wenden. Diejenigen, welche in den Hoͤllen ſind, wohnen ebenfalls nach ihren Gegenden, die in dem Boͤſen aus der Eigenliebe ſind, die woh - nen von ihrem Auſgang bis zu ihrem Abend oder Niedergang; die in dem Falſchen des Boͤſen ſind, die wohnen von ihrem Mittag bis zu ihrer Mitternacht: allein hiervon ſoll unten, allwovon169Vom Himmel. von den Hoͤllen die Rede iſt, ein mehreres ge - ſagt werden.

152. Wenn manchmal ein boͤſer Geiſt unter guten kommt, ſo pflegts zu geſchehen, daß die Gegenden alſo untereinander verwechſelt werden, daß die guten kaum wiſſen, wo ihr Aufgang iſt; welches auch etlichemal geſchehen iſt, und habe es mit angeſehen, und auch von den Geiſtern, die ſich daruͤber beklagten, gehoͤret.

153. Es laſſen ſich bisweilen boͤſe Geiſter, zu den Gegenden des Himmes gewendet, ſehen, und ſodann haben ſie Erkaͤnntnis und Empfindung des Wahren, aber keine Neigung zum Guten, dahero, ſo bald ſie ſich wieder ruͤckwaͤrts zu ihren Gegenden wenden, ſind ſie in keiner Erkaͤnntnis und in keiner Empfindung des Wahren, und ſprechen: das Wahre, welches ſie gehoͤret und empfunden haͤtten, ſey nicht wahr, ſondern falſch, ſie wollen auch, daß das Falſche wahr ſey: ich bin, was dieſe Wendung betrift, unterrichtet worden, daß bey den Boͤſen nur das Verſtehen, aber nicht das Wollen, auf dieſe Weiſe gewen - det werden kann; und daß dieſes vom Herrn vorgeſehen worden, zu dem Ende, damit ein je - der das Wahre ſehen und Erkennen kann, daß es aber keiner aufnimmt, außer der im Guten iſt, weil das Gute es eben iſt, welches das Wahre aufnimmt, aber niemals iſt es das Boͤſe: ferner, daß es auch eben ſo bey dem Menſchen iſt, darum, daß er durch das Wahre gebeſſert werden kann,L 5er170Vom Himmel. er aber dem ungeachtet nicht weiter verbeſſert wird, als in ſo viel er im Guten iſt; und daher kommt es, daß ſich der Menſch gleichfalls zum Herrn wenden kann; wenn er aber in dem Boͤſen in Anſehung des Lebens iſt, ſo wendet er ſich alsbald von dem Herrn weg, und bekraͤftiget bey ſich das Falſche ſeines Boͤſen wider das Wahre wel - ches erkannt und geſehen hat, und dieſes geſchiehet, wenn er bey ſich aus ſeinem Jnwendigen denkt.

Von den Veraͤnderungen des Zu - ſtands der Engel im Himmel.

154. Durch die Veraͤnderungen des Zuſtands der Engel werden ihre Veraͤnderungen in Anſeh - ung der Liebe und des Glaubens, mithin in An - ſehung der Weisheit und Erkaͤnntnis, und alſo nach den Zuſtaͤnden ihres Lebens verſtanden: die Zuſtaͤnde werden vom Leben, und von dem, was das Leben ausmacht, geſagt; und weil das eng - liſche Leben ein Leben der Liebe und des Glaubens, mithin der Weisheit und Erkaͤnntnis iſt, ſo ſagt man von ihnen: Zuſtaͤnde, und werden Zu - ſtaͤnde der Liebe und des Glaubens, und Zuſtaͤnde der Weisheit und Erkaͤnntnis genennet; wie dieſe Zuſtaͤnde bey den Engeln veraͤndert werden, ſoll nun geſagt werden.

155. Die Engel ſind nicht beſtaͤndig in glei - chem Zuſtand in Anſehung der Liebe, und daherſind171Vom Himmel. ſind ſie auch nicht in gleichem Zuſtand in Anſehung der Weisheit, denn ſie haben alle ihre Weisheit aus der Liebe und nach Beſchaffenheit der Liebe; bisweilen ſind ſie in dem Zuſtand einer inbruͤnſti - gen Liebe, bisweilen in dem Zuſtand einer nicht ſo inbruͤnſtigen; ſie nimmt gradweiſe von ihrem hoͤchſten bis zum geringſten Grad ab; wenn ſie in dem groͤßten Grad der Liebe ſind, ſo ſind ſie alsdenn in dem Licht und in der Waͤrme ihres Le - bens, oder in ihrem Heitern und Angenehmen; wenn ſie aber in dem geringſten Grad ſind, ſo ſind ſie alsdenn im Schatten und in der Kaͤlte, oder in ihrem Dunkelen und Unangenehmen: von dem letzten Zuſtand kehren ſie wieder zuruͤck zum erſten, und ſo weiter: bey dieſen Abwech - ſelungen folgt immer eine nach der andern, und zwar mit Mannigfaltigkeit. Dieſe Zuſtaͤnde fol - gen aufeinander, wie die Abwechſelungen der Be - ſchaffenheit des Lichts und Schattens, der Hitze und Kaͤlte, oder wie Morgen, Mittag, Abend, und Nacht, jedes Tages in der Welt, mit einer ſtetigen Veraͤnderung innerhalb des Jahres: dieſe haben auch eine Uebereiſtimmung oder Beziehung, als der Morgen beziehet ſich auf den Zuſtand ih - rer Liebe in dem Heitern, der Mittag beziehet ſich auf den Zuſtand ihrer Weisheit im Heitern, der Abend beziehet ſich auf den Zuſtand ihrer Weisheit in dem Dunkeln, und die Nacht beziehet ſich auf den Zuſtand, wenn ſie keine Liebe und Weisheit haben: man muß aber wiſſen, daß nicht die Nacht mit den Zuſtaͤnden des Lebens derjenigen, welcheim172Vom Himmel. im Himmel ſind, uͤbereinſtimmet, ſondern die Morgendaͤmmerung, die vor dem Morgen vor - hergeht, beziehet ſich auf dieſelben; denn die Nacht beziehet ſich nur allein auf diejenigen, welche in der Hoͤlle ſind. Aus dieſer Uebereinſtimmung oder Beziehung kommt es, daß der Tag und das Jahr in dem Wort die Zuſtaͤnde des Lebens uͤberhaupt andeuten; die Waͤrme und das Licht bedeuten die Liebe und Weisheit; der Morgen bedeutet den erſten und hoͤchſten Grad der Liebe; der Mittag die Weisheit in ihrem Lichte; der Abend die Weisheit in ihrem Schatten; die Morgendemmerung*)Hier weiſet er auf Num. 10134. in oberwaͤhn - ten Werk, daſelbſt heißt es: Die Morgen - demmerung bedeutet den mittlern Zuſtand zwi - ſchen dem letzten und erſten, oder den Zuſtand der Liebe im Dunkeln. das Dunkele, welches vor dem Morgen vorhergehet; die Nacht hin - gegen bedeutet den gaͤnzlichen Mangel der Liebe und Weisheit.

156. Mit dem Zuſtand des Jnwendigen, welches das Jnnere der Liebe und Weisheit der Engel iſt, werden auch zugleich die Zuſtaͤnde der mannigfaltigen Dinge, welche außer ihnen ſind, und vor ihren Augen erſcheinen, veraͤndert, denn die Dinge, welche außer ihnen ſind, erſcheinen nach Beſchaffenheit deſſen, was inwendig inihnen173Vom Himmel. ihnen iſt: was es aber fuͤr Dinge, und wie ſie beſchaffen ſind, will ich in den folgenden Artikeln ſagen, wenn von den vorſtellenden Dingen und Erſcheinungen im Himmel wird geredet werden.

157. Ein jeder Engel, wie auch eine jede Geſellſchaft uͤberhaupt, in dieſer aber immer einer anders, als der andere, leidet und durchgehet ſolche Veraͤnderungen des Zuſtandes, aus der Urſache, weil ſie in der Liebe und Weisheit von einander unterſchieden ſind; denn diejenigen, wel - che in der Mitte ſind, ſind in einem vollkomme - nern Zuſtand, als die, ſo ſich rings herum bis an die Grenzen befinden, man leſe oben Num. 23. und 128; allein, die Unterſchiede alle zu erzaͤh - len, wuͤrde zu weitlaͤuftig werden; denn bey ei - nem jeden gehen nach Beſchaffenheit ſeiner Liebe und ſeines Glaubens Veraͤnderungen vor; daher geſchiehet es, daß wenn der eine in ſeinem Hei - tern und Angenehmen iſt, der andere dagegen in ſeinem Dunkeln und Unangenehmen ſich befindet; und dieſes iſt bey allen zugleich in ein und eben derſelben Geſellſchaft; dieſes iſt auch in der einen Geſellſchaft anders, als in der andern; und in den Geſellſchaften des himmliſchen Reichs iſt es anders, als in den Geſellſchaften des geiſtlichen Reichs. Die Unterſchiede ihrer Zuſtands - Ver - aͤnderungen uͤberhaupt ſind wie die Abwechſelun - gen der Tageszeit auf dem ein und andern Erd - ſtrich; denn da haben einige Morgen, wenn an - dre Abend haben, und einige haben Hitze, wenn bey andern Kaͤlte iſt, und ſo im Gegentheil.

158. Jch174Vom Himmel.

458. Jch bin aus dem Himmel unterrichtet worden, warum ſolche Veraͤnderungen des Zu - ſtands daſelbſt ſind; die Engel ſagten, es ſeyen vielerley Urſachen; erſtlich, weil das Angenehme des Lebens und des Himmels, das ſie aus der Liebe und Weisheit haben, welche vom Herrn kom - men, nach und nach geringſchaͤtzig werden wuͤrde, wenn ſie in einem fort in demſelben ſeyn wuͤrden; als wie es denen gehet, die in Ergoͤtzlichkeiten und Luſtbarkeiten ohne Abwechſelung ſich befinden. Die andere Urſache iſt, weil ſie eben ſo, als wie die Menſchen, das Eigene an ſich haͤtten, und dieſes ſey die Selbſtliebe, und alle, die im Him - mel ſind, wuͤrden von ihrem Eigenen abgezogen, in ſo viel ſie nun vom Herrn davon abgehalten wuͤrden, in ſo viel waͤren ſie in der Selbſtliebe; und weil jeder ſein Eigenes liebet, und ſolches nach ſich ziehet, ſo haͤtten ſie Veraͤnderungen des Zu - ſtandes oder aufeinanderfolgende Abwechſelungen. Die dritte Urſache iſt, daß ſie auf dieſe Weiſe zur Vollkommenheit gelangten, weil ſie ſich gewoͤhn - ten, ſich in der Liebe zum Herrn zu erhalten, und von der Selbſtliebe ſich abzuwenden; wie auch, durch die Abwechſelungen des Angenehmen und Unangenehmen wuͤrde die Vernehmung und Em - pfindung des Guten vortreflicher. Sie ſetzten hinzu, daß nicht der Herr die Veraͤnderungen ihres Zuſtandes hervorbringe, weil der Herr als Sonne immerfort mit Waͤrme und Licht, das iſt, mit Liebe und Welsheit einflieſſet, ſondern ſie waͤren ſelbſt Schuld daran, weil ſie ihr Eigenesliebten,175Vom Himmel. liebten, welches ſie beſtaͤndig abziehe: dieſes wurde durch die Vergleichung mit der Sonne der Welt erlaͤutert, nehmlich, daß in ihr nicht die Urſache der Veraͤnderungen der Hitze und Kaͤlte, und des Lichts und Schattens, in jedem Jahr und jedes Tages ſey, weil ſie unbeweglich ſtehet, ſon - dern daß die Urſache an der Erde liege.

159. Mir iſt gezeigt worden, wie der Herr als Sonne, den Engeln im himmliſchen Reich, und zwar, wie Er in ihrem erſten, und wie Er in ihrem andern, und wie Er in ihrem dritten Zuſtand erſcheinet: der Herr wurde, als Sonne, erſt rothſtralend und ſchimmernd in einem ſolchen Glanz geſehen, daß er nicht beſchrieben werden kann; es wurde geſagt, alſo erſcheine der Herr als Sonne den Engeln in ihrem erſten Zuſtand: hernach wurde ein großer Hof oder Ring um die Sonne herum geſehen, durch welchen das erſte rothſtrahlende und ſchimmernde, wovon ſie ſo ſehr leuchtete, ſchwaͤcher zu werden anfing; man ſagte, daß ihnen in ihrem andern Zuſtand die Sonne alſo erſcheine: hierauf wurde geſehen, daß der Ring immer dunkeler zu werden anfieng, und die Sonne daher weniger rothſtralend ſchiene, und dieſes nach und nach, bis ſie endlich als wie weißglaͤnzend wurde; man ſagte, ſo erſcheine ihnen die Sonne im dritten Zuſtand: nach dieſem wurde geſehen, daß dieſes Weißglaͤnzende auf die linke Seite gegen den Mond des Him - mels zu fortruͤckte und ſich mit ſeinem Licht ver -einigte,176Vom Himmel. einigte, wovon alsdenn der Mond uͤber alle Maſſen helle leuchtete; man ſagte, dieſes ſey bey denen, welche im himmliſchen Reich ſind, der vierte Zuſtand, und bey denen, welche im geiſtlichen Reich ſind, ſey es der erſte; und ſo wechſelten die Veraͤnderungen des Zuſtands in beyden Reichen eine um die andere ab; aber die - ſes geſchehe nicht im Ganzen oder Allgemeinen, ſondern in einer Geſellſchaft nach der andern; in - gleichen, dieſe Abwechſelungen haͤtten nicht ihre geſetzte Zeit, ſondern ſie kaͤmen unverſehens, ent - weder ſpaͤter, oder geſchwinder, ohne daß ſie es wuͤßten. Ferner ſagten die Engel, die Sonne an und fuͤr ſich ſelbſt wuͤrde nicht alſo veraͤndert, und ſie ruͤckte auch nicht alſo fort, ſie erſcheine aber demohngeachtet ſo nach den aufeinanderfol - genden Fortſchreitungen der Zuſtaͤnde bey ihnen, weil der Herr einem jeden nach Beſchaffenheit ſeines Zuſtandes erſcheine; alſo erſcheine Er ihnen rothſtralend, wenn ſie in einer inbruͤnſti - gen Liebe waͤren, weniger rothſtralend aber, und endlich weißglaͤnzend, wenn ihre Liebe abnaͤhme und die Beſchaffenheit ihres Zuſtandes ſey durch einen dunkeln Hof oder Ring vorgeſtellet worden, welcher bey der Sonne dieſe erſcheinende Ver - aͤnderungen in Anſehung der Flamme und des Lichts angebracht haͤtte.

160. Wenn ſich die Engel in dem letzten Zuſtand befinden, welcher iſt, wenn ſie in ihrem Eigenen ſind, ſo fangen ſie an traurig zu wer -den;177Vom Himmel. den; ich habe mit ihnen, wenn ſie in dieſem Zu - ſtand waren, geredet, und ihre Traurigkeit ge - ſehen; ſie ſagten aber, ſie waͤren in der Hoffnung, daß ſie im kurzen in den vorigen Zuſtand, und alſo gleichſam wieder in den Himmel gehen wuͤr - den, denn von ihrem Eigenen abgehalten wer - den, das ſey ihnen der Himmel.

161. Jn den Hoͤllen ſind auch Veraͤnderun - gen des Zuſtands, allein von denen ſoll unten, in dem Abſchnitt von der Hoͤlle, geredet werden.

Von der Zeit im Himmel.

162. Ob nun gleich im Himmel, als wie in der Welt, alles aufeinander folget und nach ein - ander fortgehet, ſo haben die Engel dem unge - achtet keinen Begriff und keine Jdee von der Zeit und dem Raum, ja, nicht dem allergering - ſten, ſo daß ſie ſchlechterdings nicht einmal wiſ - ſen, was Zeit und Raum ſey: hier will ich nun von der Zeit im Himmel, aber von dem Raum unten in einem beſondern Artikel reden.

163. Daß die Engel gar nicht wiſſen, was die Zeit ſey, obgleich bey ihnen alles auf einan - derfolgend fortruͤcket, wie in der Welt, und gaͤnzlich alſo, daß kein Unterſchied dabey iſt, iſt die Urſache, weil im Himmel keine Jahre und Tage, ſondern Veraͤnderungen des Zuſtands ſind,Sw. Sch. I. Th. Mund178Vom Himmel. und wo Jahre und Tage ſind, da ſind Zei - ten, wo aber Veraͤnderungen des Zuſtands ſind, da ſind Zuſtaͤnde.

164. Daß Zeiten in der Welt ſind, iſt daher, weil die Sonne daſelbſt nach und nach von einem Grad zum andern fortzuruͤcken ſchei - net, und die Zeiten ausmachet, die man Jah - reszeiten nennet; und uͤberdem dem Anſchein nach um die Erde laͤuft, und die Zeiten ver - urſachet, die man Tageszeiten nennet, und ſo wohl dieſe als jene nach feſtgeſetzten Abwech - ſelungen. Ein anders iſt es mit der Sonne des Himmels, dieſe machet keinesweges durch auf einanderfolgende Fortruͤckungen und Um - drehungen Jahre und Tage, ſondern ſie ma - chet dem Anſchein nach Veraͤnderungen des Zuſtands, aber nicht durch feſtgeſetzte Abwech - ſelungen, wie in dem vorhergehenden Artikel gezeigt worden: daher kommt es, daß die En - gel nicht den allermindeſten Begriff von der Zeit haben koͤnnen, ſondern Statt derſelben den Begriff vom Zuſtand haben: was Zuſtand ſey, leſe man oben Num. 154.

165. Weil die Engel keinen Begriff aus der Zeit haben, wie die Menſchen in der Welt, ſo haben ſie dahero auch keinen Begriff von der Zeit, und von dem, was zur Zeit gehoͤret; das, was eigentlich zur Zeit gehoͤret, wiſſen ſie nicht, ja ſie wiſſen nicht einmal, was esſey,179Vom Himmel. ſey, was nemlich ein Jahr, ein Monat, eine Woche, ein Tag, eine Stunde, heute, mor - gen, und geſtern ſey; wenn die Engel der - gleichen von dem Menſchen hoͤren, (denn die Engel ſind allezeit dem Menſchen von dem Herrn zugeſellet) ſo vernehmen ſie Statt der - ſelben Zuſtaͤnde, und ſolche Dinge, welche die Zuſtaͤnde ausmachen: alſo wird der natuͤr - liche Begriff des Menſchen in einen geiſtlichen Begriff bey den Engeln verwandelt. Daher kommt es, daß die Zeiten in dem Wort Zuſtaͤnde andeuten, und daß durch die andern, die eigentlich zur Zeit gehoͤren, wie ſie oben nacheinander heiſſen, geiſtliche Dinge, die mit jenen uͤbereinſtimmen, verſtanden werden.

166. Gleiche Bewandnis hat es auch mit alle dem, was von der Zeit entſteht, als mit den vier Jahreszeiten, die man Fruͤhling, Sommer, Herbſt und Winter nennet; mit den vier Tagszeiten, die man Morgen, Mit - tag, Abend und Nacht nennet; und mit den vier Menſchenaltern, die man Kindheit, Ju - gend, Maͤnnlichkeit, und Alter nennet; und ſo mit dem uͤbrigen, was entweder von der Zeit herkommt, oder der Zeit nach erfolget; wenn ſich der Menſch dergleichen denket, ſo denket er davon aus der Zeit, der Engel aber denket aus dem Zuſtand, dahero wird das - jenige, was aus der Zeit bey dem Menſchen iſt, bey den Engeln in den Begriff des Zu -M 2ſtands180Vom Himmel. ſtands verwandelt; Fruͤhling und Morgen werden in den Begriff der Liebe und Weisheit, ſo wie ſie bey den Engeln in ihrem erſten Zu - ſtand beſchaffen ſind, verwandelt; Sommer und Mittag in den Begriff der Liebe und Weis - heit, ſo wie ſie bey den Engeln in ihrem an - dern Zuſtand beſchaffen ſind; Herbſt und A - bend in den Begriff ihres dritten Zuſtandes; Nacht und Winder aber werden in den Be - griff desjenigen Zuſtands, ſo wie er in der Hoͤlle iſt, verwandelt; daher kommt es nun, daß eben dergleichen durch dieſe Zeiten in dem Wort angedeutet wird, man leſe oben Num. 155. hieraus kann man offenbar ſehen, wie das natuͤrliche, ſo in den Gedanken des Men - ſchen iſt, bey den Engeln, die bey dem Men - ſchen ſind, geiſtlich wird.

167. Weil die Engel nicht den allerge - ringſten Begriff von der Zeit haben, ſo ha - ben ſie dahero auch einen ganz andern Begriff von der Ewigkeit, als die Menſchen auf Er - den; die Engel begreiffen durch Ewigkeit ei - nen unendlichen Zuſtand, nicht aber eine unendliche Zeit. Jch machte mir einſtmal Ge - danken von der Ewigkeit, und durch den Be - griff der Zeit konnte ich begreiffen, was das: in Ewigkeit, ſey, daß es nemlich ohne Ende ſey; allein, ich konnte nicht begreiffen, was das: von Ewigkeit, ſey, folglich auch nicht, was Gott vor der Schoͤpfung vonEwig -181Vom Himmel. Ewigkeit gemacht hat; da nun daruͤber bey mir eine Beaͤngſtigung entſtunde, ſo wurde ich in die Sphaͤre des Himmels, und alſo in den Begriff, den die Engel von der Ewigkeit haben, erhoben, und ſodann wurde mir durch Erleuchtung klar, daß man ſich die Ewigkeit nicht aus der Zeit, ſondern vom Zuſtand, den - ken duͤrfe, und daß man alsdenn begreiffe, was das: von Ewigkeit, ſey; welches auch bey mir geſchehen iſt.

168. Die Engel, die mit dem Menſchen reden, reden niemals durch natuͤrliche Begrif - fe, ſo dem Menſchen eigen ſind, und welche alle aus der Zeit, aus dem Raum, aus dem Materiellen oder Leiblichen, und aus dem, was ſolchen aͤhnlich iſt, ſondern ſie reden durch geiſt - liche Begriffe, welche alle aus den Zuſtaͤnden und deren mannigfaltigen Veraͤnderungen, ſo innerlich und aͤuſſerlich bey den Engeln vorge - hen, herkommen; dennoch aber werden die eng - liſchen Begriffe, welche blos geiſtlich ſind, wenn ſie bey den Menſchen einflieſſen, den Augenblick, und aus ſich ſelbſt in natuͤrliche Begriffe verwandelt, welche dem Menſchen eigen ſind, und mit den geiſtlichen voͤllig uͤber - einſtimmen; daß es ſo zugehet, wiſſen weder die Engel, noch die Menſchen: ſo iſt auch der geſammte Einfluß des Himmels bey dem Men - ſchen. Es waren Engel vorhanden, die naͤ - her in meine Gedanken, ja, ſo gar in die na -M 3tuͤrli -182Vom Himmel. tuͤrlichen, worinnen vieles von Zeit und Raum war, eingelaſſen wurden, weil ſie aber alsdenn nichts verſtehen konnten, ſo giengen ſie ſchnell zuruͤck, und im Zuruͤckgehen hoͤrre ich ſie reden und ſagen: ſie waͤren in der Finſternis gewe - ſen. Wie die Unwiſſenheit, ſo die Engel in Anſehung der Zeit haben, beſchaffen ſey, das iſt mir auch durch Erfahrung zu wiſſen gege - ben worden; es war einer aus dem Himmel zugegen, der ſo beſchaffen war, daß er auch in die natuͤrlichen Begriffe, dergleichen der Menſch hat, konnte eingelaſſen werden, mit dem ich deswegen nachmals wie ein Menſch mit einem Menſchen, redete; er wußte erſt nicht, was das, was ich Zeit nannte, ſeyn ſollte, weswegen ich ihn voͤllig unterrichten mußte, wie ſich die Sonne um unſere Erde zu bewegen ſcheine, und Jahre und Tage ma - che, und daß daher die Jahre in vier Zeiten, wie auch in Monate und Wochen, und die Ta - ge in vier und zwanzig Stunden eingetheilt werden, und daß dieſe Zeiten zu ihren geſetz - ten Abwechſelungen wieder zuruͤck kommen; daher kaͤmen nun die Zeiten; nach Anhoͤrung deſſen wunderte er ſich, und ſagte: ſolches haͤtte er nicht gewußt, das wiſſe er wohl, was Zuſtaͤnde waͤren. Jn der Unterredung mit ihm ſagte ich auch: man wiſſe in der Welt, daß im Himmel keine Zeit ſey, denn die Men - ſchen reden ja ſo, als wuͤßten ſie es, denn ſie ſagen ja von denen, welche geſtorben ſind: ſiehaben183Vom Himmel. haben das Zeitliche verlaſſen, ſie ſind aus der Zeitlichkeit gegangen, wodurch ſie verſtehen: aus der Welt. Jch ſagte auch, einige wuͤß - ten es, daß die Zeiten urſpruͤnglich Zuſtaͤnde ſind, und zwar daher, daß ſie gaͤnzlich nach den Zuſtaͤnden der Neigungen gehen, worin - nen ſich die Menſchen befinden, und zwar de - nen, welche in Luſt und Freude leben, kurz, denen aber, welche in Unluſt und Traurigkeit ſich befinden, lang, und alſo in dem Zuſtand der Hoffnung und Erwartung mancherley wer - den: dahero unterſuchen eben die Gelehrten, was Zeit und Raum ſeyen; und einige wiſſen es auch, daß die Zeit fuͤr den natuͤrlichen Men - ſchen gehoͤret.

169. Der natuͤrliche Menſch kann es glau - ben, daß er gar keinen Gedanken haͤtte, wenn ihm die Begriffe der Zeit, des Raums, und des Materiellen benommen wuͤrden, denn auf dieſe gruͤnden ſich alle Gedanken, die der Menſch hat: allein, er muß wiſſen, daß die Gedanken in ſo viel endlich ſind, und einge - ſchraͤnkt werden, in ſo viel ſie aus der Zeit, aus dem Raum und Materiellen an ſich haben, daß ſie aber in ſo viel nicht endlich ſind, und ausgebreitet werden, in ſo viel ſie von denſel - ben nicht an ſich haben, weil das Gemuͤth in ſo viel uͤber das Leibliche und Weltliche erho - ben wird: daher haben die Engel Weisheit, ja, eine ſolche, daß ſie unbegreiflich genennet wird,M 4weil184Vom Himmel. weil ſie nicht in die Begriffe von Zeit, Raum, und Materiellen faͤllt.

Von den vorſtellenden Dingen und Erſcheinungen im Himmel.

170. Derjenige Menſch, welcher nur allein aus dem natuͤrlichen Lichte denkt, kann nicht begreiffen, daß im Himmel etwas ſey, welches den Dingen in der Welt gleich iſt, und dieſes aus der Urſache, weil er aus dieſem Lichte ge - dacht, und ſich darinnen beſtaͤrkt hat, daß nem - lich die Engel nur denkende Seelen, und die Seelen gleichſam nur Himmelluft waͤren, und daß dahero dieſelben nicht die Sinne, ſo der Menſch hat, alſo keine Augen haͤtten, und weil ſie keine haͤtten, auch keine Gegenſtaͤnde bey ihnen vorhanden waͤren; da doch die En - gel alle Sinnen, die der Menſch hat, ja, viel vortrefflichere und ſubtilere haben; auch das Licht, woraus ſie ſehen, iſt viel heller, als das Licht, woraus der Menſch ſiehet. Daß die Engel Menſchen in der vollkommenſten Geſtalt ſind, und alle Sinnen beſitzen, leſe man oben Num. 73. bis 77.; und daß das Licht im Him - mel weit heller iſt, als das Licht in der Welt, ſehe man Num. 126. bis 132.

171. Wie die Dinge, ſo den Engeln in den Himmeln erſcheinen, ausſehen, kann nicht mit wenigen beſchrieben werden, ſie ſind demgroͤßten185Vom Himmel. groͤßten Theil nach denen gleich, ſo auf Erden ſind, aber der Geſtalt nach weit vollkommener, und der Menge nach ſind ihrer mehrere. Daß dergleichen in den Himmeln ſind, kann aus de - nen Dingen offenbar erkannt werden, welche von den Propheten geſehen worden, als was Ezechiel vom neuen Tempel und von der neuen Erde geſe - hen hat, welches vom 40ſten Capitel an bis zum 48ſten beſchrieben wird; was Daniel geſehen hat, welches vom 7ten Cap. an bis zum 12ten zu leſen iſt; desgleichen, was vom Johannes ge - ſehen worden, vom erſten bis zum letzten Capi - tel in der Offenbarung; und was andre geſehen haben, von welchen ſo wohl in den hiſtoriſchen als auch in den prophetiſchen Buͤchern des Worts geleſen wird: dergleichen Dinge ſind von ihnen geſehen worden, wenn ihnen der Himmel eroͤffnet war, und, wenn der Himmel eroͤff - net wird, heißt, wenn das innere Se - hen, welches das Sehen des Geiſtes im Menſchen iſt, eroͤffnet wird: denn was in den Himmeln iſt, das kann nicht mit den leiblichen Augen des Menſchen, ſondern mit den Augen ſeines Geiſtes, geſehen werden; und dieſe wer - den, wenn es dem Herrn wohlgefaͤllt, eroͤffnet, wenn der Menſch von dem natuͤrlichen Licht, in welchem er vermoͤge der Sinne des Leibes iſt, ab - gezogen, und in das geiſtliche Licht, in wel - chem er vermoͤge ſeines Geiſtes iſt, erhoben wird. Jn dieſem Lichte nun habe ich das, was in den Himmeln iſt, geſehon.

M 5172. Aber,186Vom Himmel.

172. Aber, obgleich die Dinge, welche in den Himmeln erſcheinen, meiſten Theils den Din - gen auf Erden gleich ſind, ſo ſind dieſelben dem Weſen nach dennoch dieſen nicht gleich, denn die Dinge, ſo in den Himmeln ſind, entſtehen aus der Sonne des Himmels, und die, ſo auf Er - den ſind, entſtehen von der Sonne der Welt; die aus der Sonne des Himmels entſtehen, wer - den geiſtliche Dinge genennet, die aber von der Sonne der Welt entſtehen, heißen natuͤrliche Dinge.

173. Die Dinge, welche in den Himmeln ent - ſtehen, entſtehen nicht gleichermaßen wie die Dinge auf Erden; in den Himmeln entſtehet alles vom Herrn nach den Uebereinſtimmungen mit dem Jnnern der Engel: denn die Engel haben ein Jnneres und ein Aeußeres; was in ihrem Jnnern iſt, beziehet ſich ganz und gar auf die Liebe und den Glauben, alſo auf den Willen und Verſtand, denn der Wille und Verſtand ſind die Empfaͤnger und Aufnehmer der Liebe und des Glaubens; das Aeuſſere aber ſtimmet mit dem Jnnern uͤberein; daß das Aeuſſere mit dem Jn - nern uͤbereinſtimme, leſe man oben Num. 87 bis 115. Dieſes kann aus dem erlaͤutert werden, was ich oben von der Waͤrme und dem Licht des Himmels geſagt habe, daß nemlich die Engel, nach Beſchaffenheit ihrer Liebe, Waͤrme, und nach Beſchaffenheit ihrer Weisheit, Licht haben, man leſe Num. 128 bis 134. Gleichermaßen iſt esmit187Vom Himmel. mit den uͤbrigen Dingen, welche vor den Sinnen der Engel erſcheinen.

174. Da mir gegeben worden iſt, mit den Engeln in Geſellſchaft zu ſeyn, ſo habe ich die Dinge, welche in den Himmeln ſind, gaͤnz - lich ſo, als wie die Dinge in der Welt, und ſo handgreiflich geſehen, daß ich nicht anders wußte, als waͤre ich in der Welt, und allda in einem koͤ - niglichen Hof: ich habe auch mit den Engeln, als wie ein Menſch mit einem Menſchen, geredet.

175. Weil alle Dinge, welche mit dem Jn - nern uͤbereinſtimmen, auch dieſes Jnnere vor - ſtellen, ſo werden ſie dahero vorſtellende Dinge genennet; und weil ſie, nach dem Zu - ſtand des Jnnern bey den Engeln, veraͤndert wer - den, ſo werden ſie daher Erſcheinungen genennet, obgleich die Dinge, welche vor den Augen der Engel in den Himmeln erſcheinen, und mit ihren Sinnen vernommen werden, dermaßen lebhaft erſcheinen und vernommen werden, als wie die Dinge, ſo die Menſchen auf den Erdbo - den ſehen, ja viel viel klaͤrer, deutlicher und hand - greiflicher: die Erſcheinungen nun, welche ſo leb - haft in den Himmeln ſind, werden wuͤrkſame und weſentliche Erſcheinungen*)Anmerkung des Ueberſetzers. Hier weiſet der Verfaſſer auf Num. 3485. in dem Werk von den himmliſchen Geheim -niſſen, genennet,weil188Vom Himmel. weil ſie wuͤrkſam und weſentlich werden: es giebt auch unwuͤrkſame und unweſentliche Er - ſcheinungen, dergleichen dieſe Dinge ſind, die zwar erſcheinen, aber nicht mit den Jnnern uͤber - einſtimmen; allein, hiervon ſoll im folgenden geredet werden.

176. Welcherley die Dinge ſind, welche den Engeln nach den Uebereinſtimmungen erſcheinen, will ich der Erlaͤuterung wegen hier nur Eins an - fuͤhren; denen, welche in der Erkaͤnntnis ſind, erſcheinen Gaͤrten und Paradieſe voller Baͤume und Blumen von allerhand Arten: die Baͤume daſelbſt ſind in der ſchoͤnſten Ordnung gepflanzt, von beyden Seiten oben in einander geflochten, ſo daß gewoͤlbte Durchgaͤnge ſind, und um dieſe herum ſind Spazziergaͤnge*)Anmerkung des Ueberſetzers. Alles dieſes hat auch der erleuchtete Thomas Bromley durch die ihm Anno 1684 geſcheheneOffen -; alle Dinge ſindvon*)niſſen, daſelbſt heißt es: Die Vorſtellun - gen, welche im andern Leben entſtehen, ſind Erſcheinungen, aber lebhafte, weil ſie von dem Licht des Lebens ſind; das Licht des Lebens iſt die goͤttliche Weisheit, die vom Herrn allein kommt, dahero ſind alle Dinge, ſo von die - ſem Licht entſtehen, wuͤrkſame und weſentliche Dinge, weil ſie Leben haben, und alſo unmit - telbar in das Leben der Engel wuͤrken ꝛc. 189Vom Himmel. von einer ſolchen Schoͤnheit, daß es nicht beſchrie - ben werden kann: daſelbſt gehen auch diejenigen, welche in Erkaͤnntnis ſind, ſpazzieren, pfluͤcken Blumen, und flechten Kraͤnze, mit welchen ſie die Kinder zieren: daſelbſt ſind auch Gattungen von Baͤumen und Blumen, dergleichen in der Welt nirgends geſehen worden, noch anzutreffen ſind; an den Baͤumen ſind auch Fruͤchte nach dem Guten der Liebe, in welchem diejenigen ſind, ſo Erkaͤnntnis haben: dieſe ſehen dergleichen, weil der Garten und das Paradies, wie auch die Frucht bringenden Baͤume und Blumen, mit der Er - kaͤnntnis und Weisheit uͤbereinſtimmen. Daß dergleichen Dinge in den Himmeln ſind, iſt auch auf Erden bekannt, aber nur denen, welche im Guten ſind, und nicht das Licht des Himmels bey ſich durch das natuͤrliche Licht und deſſen Be - truͤglichkeiten ausgeloͤſcht haben; denn ſie denken und ſprechen, wenn ſie ſich den Himmel vorſtel - len: daſelbſt ſind ſolche Dinge, ſo niemals das Ohr gehoͤret, noch das Auge geſe - hen hat.

Von

*)Offenbarung des Paradieſes geſehen; es heißt unter andern in der Offenbarung des Pa - radieſes: Die Baͤume ſind ſehr ſchoͤn, mit ſilbernen und guͤldenen Laube gezieret; auch ſind zwiſchen den gruͤnen Feldern und Wieſen ſehr anmuthige Spazziergaͤnge, die als mit guͤldenem Sande bedeckt ſcheinen, und alſo den anmuthigſten Proſpekt geben. .

190Vom Himmel.

Von den Kleidern, womit die En - gel angekleidet erſcheinen.

177. Weil die Engel Menſchen ſind, und un - tereinander leben, wie die Menſchen auf Erden, ſo haben ſie dahero auch Kleider, Wohnungen und mehreres dergleichen, doch mit dem Umer - ſchied, daß ſie alles weit vollkommener haben, weil ſie in einem vollkommenern Zuſtand ſind: denn gleichwie die engliſche Weisheit die menſchliche in einem ſolchen Grad uͤberſteigt, daß ſie unaus - ſprechlich genennet wird, alſo ſind auch alle dieſe Dinge, ſo die Engel mit ihren Sinnen verneh - men, und die vor ihnen erſcheinen; denn alles, was die Engel vernehmen, und was ihnen er - ſcheinet, ſtimmet mit ihrer Weisheit uͤberein, man leſe oben Num. 173.

178. Die Kleider, womit die Engel angeklei - det ſind, ſtimmen ebenfalls, wie die uͤbrigen Dinge, uͤberein, und weil ſie uͤbereinſtimmen, ſo ſind ſie auch wuͤrkſam und weſentlich, man leſe oben Num 175: ihre Kleider ſtimmen mit ihrer Erkaͤnntnis uͤberein; weswegen alle in den Him - meln nach Beſchaffenheit ihrer Erkaͤnntnis geklei - det erſcheinen; und weil einer den andern an Er - kaͤnntnis uͤbertrifft, wie Num. 43 und 128 zu ſehen iſt, ſo hat dahero immer einer vorzuͤglichere Kleider als der andere: diejenigen, welche die groͤßte Erkaͤnntnis haben, haben ſchimmernde wieaus191Vom Himmel. aus der Flamme; einige haben glaͤnzende wie aus dem Licht*)Anmerkung des Ueberſetzers. Der erleuchtete Thomas Bromley ſpricht in ſeiner (ihm geſchehenen) Offenbarung des Paradieſes: Allda ſind ſelige Seelen, bey - des maͤnnliches und weibliches Geſchlecht, die mit Lichts-Kleidern angethan ſind, und einen Glanz in ihren Angeſichten haben. ; die weniger Erkaͤnntnis haben, ha - ben theils weißglaͤnzende, theils weiße ohne Glanz; und die noch weniger Erkaͤnntnis haben, die ha - ben Kleider von verſchiedenen Farben: aber die Engel des innerſten himmels ſind nackend**)Hier weiſet der Verfaſſer auf das Werk von den himmliſchen Geheimniſſen, und zwar auf Num. 297; daſelbſt heißt es: Das himmliſche Gute iſt es, ſo nicht gekleidet wird, weil es das Jnnerſte und Unſchuldigſte iſt. Desgleichen Num. 2736; daſelbſt heißt es: Der innerſte Himmel wird der Himmel der Unſchuld genennet. Und Num. 3887 heißt es: Das himmliſche Reich beſtehet aus En - geln, ſo himmliſche Engel genennet werden, und die ſind es, die in der Liebe zum Herrn und von Jhm in aller Weisheit geweſen ſind, denn ſie ſind vor den andern in dem Herrn,und.

179. Weil192Vom Himmel.

179. Weil die Kleider der Engel mit ihrer Erkaͤnntnis uͤbereinſtimmen, ſo beziehen ſie ſich da - hero auch auf das Wahre, weil alle Erkaͤnntnis aus dem Goͤttlichen Wahren iſt, weswegen es gleich viel iſt, ob man ſage, die Engel ſeyen nach der Erkaͤnntnis, oder nach dem Goͤttlichen Wah - ren gekleidet: daß die Kleider bey einigen funkeln wie aus der Flamme, und bey einigen glaͤnzen wie aus dem Licht, iſt die Urſache, weil die Flam - me ſich auf das Gute, und das Licht ſich auf das Wahre aus dem Guten beziehet: daß die Kleider bey einigen weißglaͤnzend, bey einigen weiß ſind ohne Glanz, und bey manchen verſchiedene Far - ben haben, iſt daher, weil das Goͤttliche Gute und das Goͤttliche Wahre bey denen, ſo weniger Erkaͤnntnis haben, auch weniger glaͤnzen, und auch von ihnen unterſchiedlich aufgenommen wer - den; das Weißglaͤnzende und das Weiße bezie - hen ſich ebenfalls auf das Wahre; und die Farben auf die Verſchiedenheit deſſelben. Daß ſie im innerſten Himmel nackend ſind, iſt die Urſache, weil ſie in der Unſchuld, und weil die Unſchuld mit der Bloͤße uͤbereinſtimmet.

180. Weil die Engel im Himmel mit Klei - der angethan ſind, ſo ſind ſie dahero auch, wennſie**)und daher vor den andern im Zuſtand des Frie - dens und der Unſchuld. Man leſe auch Num. 9960, allwo alles dieſes weitlaͤuftig erklaͤret und bewieſen worden.193Vom Himmel. ſie ſich in der Welt ſehen lieſſen, mit Kleidern an - gekleidet erſchienen, als wie die, ſo den Prophe - ten erſchienen ſind, wie auch die, ſo bey dem Grab des Herrn geſehen worden, deren Geſtalt wie der Blitz war, und ihre Kleider glaͤnzend und weiß, Matth. 28, 3. Marc. 16, 5. Luc. 24, 4. Joh. 20, 11. 13: und die vom Johanne im Himmel geſehen worden, deren Kleider von weißer Seide und weiß waren, Offenb. 4, 4. Cap. 19, 11. 13. Und weil die Erkaͤnnt - nis aus dem Goͤttlichen Wahren iſt, ſo waren dahero die Kleider des Herrn, da Seine Geſtalt veraͤndert wurde, blinkend, und weißglaͤnzend wie das Licht, Matth. 17, 2. Marc. 9, 3. Luc. 9, 29; das Licht iſt das vom Herrn ausgehende Goͤttliche Wahre, man leſe oben Num 129: daher kommt es, daß die Klei - der in dem Wort das Wahre, und die Erkaͤnnt - nis aus ſolchem, andeuten, als beym Johanne Die ihre Kleider nicht beſudelt haben, werden mit Mir in weißen Kleidern wan - deln, dann ſie ſinds wuͤrdig: wer uͤber - windet, der ſoll mit weißen Kleidern an - gelegt werden, Offenb. 3, 4. 5. Selig iſt, der da wachet, und ſeine Kleider verwahr - lich haͤlt, Offenb. 16, 15. Und von Jeruſalem, wodurch die Kirche, welche in dem Wahren iſt, verſtanden wird, heißt es beym Jeſaia: Wa - che auf, zeuch deine Staͤrke an, Zion, zeuch die Kleider deiner Zierde an, Jeruſa -Sw. Sch. I. Th. Nlem. 194Vom Himmel. lem *)So heißt es nach dem Hebraͤiſchen Grundtext. Cap. 52, 1. Und Ezech. 16, v. 10. 13. heißt es: Jch kleidete dich mit der feinſten Leinwand und umhuͤllte dich mit Seide, deine Kleider waren Leinwand und Seide, außer vielen andern Stellen mehr. Der aber nicht in dem Wahren iſt, von dem heißt es, er habe kein hochzeitlich Kleid an, als Matth. am 22, v. 12. 13, Da gieng der Koͤnig hin - ein und ſahe einen Menſchen, der hatte kein hochzeitlich Kleid an; und ſprach zu ihm: Freund, wie biſt du herein kom - men, und haſt doch kein hochzeitlich Kleid an? darum wurde er in die aͤußere Fin - ſternis geworfen; durch das Haus der Hoch - zeit wird der Himmel und die Kirche, vermoͤge der Verbindung des Herrn durch Sein Goͤtt - lich Wahres mit denſelben, verſtanden; dahero wird der Herr in dem Wort der Braͤuti - gam und Mann, und der Himmel nebſt der Kirche die Braut und das Weib genennet.

181. Daß die Kleider der Engel nicht etwan nur den Anſchein haben, als waͤren es Kleider, ſondern daß ſie wirklich oder weſentlich Kleider ſeyen, erhellet daraus, daß ſie ſolche nicht nur ſehen, ſondern auch durch das Anruͤhren fuͤhlen; wie auch, daß ſie mehrere Kleider haben, und ſolche aus - und anziehen, und die ſie nicht gebrau - chen, verwahren, und wenn ſie ſolche gebrauchen,wieder -195Vom Himmel. wiedernehmen; daß ſie mit mancherley Kleidern angethan ſind, das habe ich wohl tauſendmal ge - ſehen. Jch fragte ſie, woher ſie die Kleider haͤt - ten, und ſie ſagten, vom Herrn, Der ſchenke ſie ihnen, und ſie wuͤrden bisweilen damit ange - kleidet, ohne daß ſie es wuͤßten. Sie ſagten auch, ihre Kleider wuͤrden nach den Veraͤnderungen ih - res Zuſtands veraͤndert, in dem erſten und an - dern Zuſtand haͤtten ſie ſchimmernde und weiß - glaͤnzende, in dem dritten und vierten aber ein wenig dunklere Kleider, und dieſes vermoͤge der Uebereinſtimmung, weil ſie in Anſehung der Erkaͤnntnis und Weisheit Zuſtands-Veraͤnde - rungen haͤtten, von welchen oben Num. 154 - 161 nachgeleſen werden kann.

182. Weil ein jeder in der geiſtlichen Welt Kleider nach Beſchaffenheit der Erkaͤnntnis hat, nemlich nach Beſchaffenheit des Wahren, woraus die Erkaͤnntnis kommt, ſo erſcheinen dahero die, ſo in der Hoͤllen ſich befinden, weil ſie ohne das Wahre ſind, zwar mit Kleidern umworfen, aber mit zerriſſenen, unflaͤthigen und haͤßlichen, nach Beſchaffenheit ihres Unſinns, und koͤnnen ſich mit keinen andern ankleiden: es wird ihnen vom Herrn gegeben, ſich zu bekleiden, damit ſie nicht nackend erſcheinen.

N 2Von196Vom Himmel.

Von den Wohnungen und Auf - enthalt der Engel.

183. Weil im Himmel Geſellſchaften ſind, und ſie wie die Menſchen leben, ſo haben ſie dahero auch Wohnungen, und deren ebenfalls mancher - ley nach Beſchaffenheit des Lebens. Zuſtandes ei - nes jedweden; die, ſo in einem wuͤrdigern oder erhabnern Zuſtand ſind, haben praͤchtige, und die in einem niedrigern Zuſtand ſich befinden, haben weniger praͤchtige Wohnungen. Jch habe etlichemal mit den Engeln von den Wohnungen im Himmel geredet, und geſagt: heutiges Ta - ges wird es kaum einer glauben, daß ſie Woh - nungen und Bleibſtaͤtte haben, einige darum, weil ſie ſolche nicht ſehen, einige, weil ſie nicht wiſſen, daß die Engel Menſchen ſind, andere deswegen, weil ſie glauben, der engliſche Himmel ſey dieſer Himmel, den ſie mit den Augen um ſich herum ſehen, weil nun dieſer leer erſcheinet, und weil ſie glauben, die Engel waͤren himmelluͤftige Geſtal - ten, ſo ſchließen ſie, die Engel lebten in der Him - melluft; uͤberdem faſſen ſie nicht, weil ſie von dem Geiſtlichen nichts wiſſen, daß in der geiſt - lichen Welt dergleichen Dinge ſind, wie ſie in der natuͤrlichen Welt angetroffen werden. Hier - auf antworteten die Engel: ſie wuͤßten wohl, daß eine ſolche Unwiſſenheit heutiges Tages in der Welt, und, woruͤber ſie ſich verwunderten, ab - ſonderlich innerhalb der Kirche herrſche, und allda mehr bey den Gelehrten, als bey denen, ſo ſieEinfaͤl -197Vom Himmel. Einfaͤltige nennen; ferner ſagten ſie: dieſe koͤnn - ten doch gleichwohl aus dem Wort wiſſen, daß die Engel Menſchen ſind, weil, wenn ſie geſehen worden, wie Menſchen geſehen worden ſind; gleichermaßen auch der Herr, Der alles Sein Menſchliches an ſich genommen hat; daß ſie auch, weil ſie Menſchen ſind. Bleibſtaͤtte und Woh - nungen haben, nicht aber, nach der Unwiſſenheit mancher Menſchen, (welche Unwiſſenheit von den Engeln nur Unſinn genennet wurde) in der Luft flattern, oder Winde ſind, obgleich ihr Name Spiritus, von der Luft (d. i. von ſpirare, blaſen) herkommt. Und dieſes koͤnnten ſie wohl faſſen, wenn ſie nur auſſerhalb ihren Scheingruͤnden, die ſie ſich von den Engeln und Geiſtern gemacht ha - ben, denken wollten, welches auch geſchiehet, wenn ſie nicht gleich ſo gerade zu die Frage: iſt es denn auch alſo? in den Gedanken haben; denn ein jeder hat ja ſchon den allgemeinen Begriff, daß die Engel in menſchlicher Geſtalt ſind, und Be - hauſungen haben, die man Wohnungen des Him - mels nennet, und weit praͤchtigere als die Woh - nungen auf Erden; allein, dieſer allgemeine Be - griff, der aus dem Einfluß des Himmels iſt, wird augenblicklich zunichte, wenn die Gedanken mit der Beſichtigung dieſer Frage: iſt es denn auch ſo? angezogen kommen, welches vornemlich bey den Gelehrten geſchiehet, welche ſich durch ihre eigene wiſſenſchaftliche Erkaͤnntnis den Himmel und den Weg des Lichts aus ſelbigen vor ſich zu - geſchloſſen haben. Eben ſo geht es mit dem Glau -N 3ben198Vom Himmel. ben von dem Leben des Menſchen nach dem Tod, wer von dieſem Leben redet, aber nicht zugleich nach den Meinungen der Gelehrten in Anſehung der Seele, oder nach der Lehre von der Wieder - vereinigung des irrdiſchen Leibes mit der Seele, denket, der glaubt, daß der Menſch nach dem Tod leben, und wenn ein gutes Leben geſuͤhret, unter die Engel kommen, und alsdenn praͤchtige und herrliche Dinge ſchauen, und Freude empfin - den werde; allein, ſo bald er auf die Lehre, daß nemlich der irrdiſche Leib wieder mit der Seele ver - einigt werde, oder auf die wahrſcheinliche Mei - nungen von der Seele, ſiehet, und der Gedanke dazu kommt: iſt denn die Seele auch ſo beſchaf - fen? und iſt es demnach ſo? ſo wird ſein voriger Begriff alsbald zerſtreuet.

184. Allein, es iſt unweit beſſer, wenn ich die beſtaͤtigenden Beweiſe der Erfahrung darthue: ſo oft ich mit den Engeln von Mund zu Mund geredet habe, ſo oft bin ich bey ihnen in ihren Wohnungen geweſen; ihre Wohnungen ſind gaͤnz - lich ſo, wie die Wohnungen auf Erden, ſo man Haͤuſer nennet, aber weit ſchoͤner; es ſind Kam - mern, Zimmer und Schlafgemache darinnen, in groſſer Anzahl, und Vorhoͤfe, und ringsherum Gaͤrten, Blumen-Wieſen, und Felder:*)Anmerkung des Ueberſetzers. Bromley in der Offenb. des Paradieſes: All - da ſiehet man die allerluſtigſte Landſchaften vonFeldern, wodie199Vom Himmel. die Engel zuſammet geſellet ſind, da ſtoſſen die Wohnungen an einander, und iſt eine neben der andern, und ſind in der Form einer Stadt, mit Gaſſen, Straſſen und Maͤrkten, gaͤnzlich ſo, wie die Staͤdte auf unſerer Erde; mir wurde auch ge - geben, hindurch zu gehen und mich uͤberall umzu - ſehen, und manchmal in die Haͤuſer zu gehen: dieſes iſt bey voͤlliger Wachſamkeit geſchehen, wenn mir das innere Sehen oder Geſicht eroͤffnet war.

185. Jch habe die Pallaͤſte des Himmels ge - ſehen, welche von ſolcher Pracht waren, daß es nicht beſchrieben werden kann:*)Anmerkung des Ueberſetzers. Bromley in der Offenb. des Paradieſes: All - da ſind viel ſchoͤne Gebaͤude, aber weit herr - licher, dann einige auf der Erde zu finden. oben glaͤnzten ſie als wenn ſie von puren Golde waͤren, und un - ten wie von Edelgeſteinen; es war immer ein Pallaſt praͤchtiger als der andere; inwendig eben - falls, die Zimmer waren mit ſolchen ZierrathenN 4ausge -*)Feldern, Wieſen und Baͤumen, ſehr ſchoͤn gruͤn, und ſo anmuthig, daß das Geſichte in deren Be - ſchauung hoͤchſt erquickt wird. Jngleichen ſchei - nen die Wieſen mit allerley Arten der ſchoͤnſten Blumen gezieret. Ueberdieß ſind auch liebliche Haͤuſer allhier, welche viel herrlicher anzuſehen, als die Haͤuſer der Edlen in dieſer Welt. 200Vom Himmel. ausgeſchmuͤcket, daß zu Beſchreibung derſelben weder Worte noch Wiſſenſchaften hinreichend ſind: auf der Seite gegen Mittag zu waren Paradieſe, wo gleichfalls alles funkelte und glaͤnzte, und in einigen Orten waren Blaͤtter wie von Silber, und Fruͤchte wie von Gold;*)Anmerkung des Ueberſetzers. Bromley in der Offenb. des Paradieſes: Allda ſind die allerlieblichſten gruͤnen Baͤume, welche ſehr ſchoͤn, mit ſilbernen und guͤldenem Laube gezieret. und die Biumen ſtell - ten auf ihren Beeten durch die Farben gleichſam Regenboͤgen dar; an den Graͤnzen wurden wieder Pallaͤſte geſehen, in welche ſich die Ausſichten en - digten: ſo iſt die Baukunſt des Himmels,**)Bromley in der Offenb. des Paradieſes: Allda ſiehet der Pilgrim, der auf dem Weg zum Paradieſe wandert, ein herrlich Gebaͤude von einer ſeltenen Baukunſt vor ſich, das mit edlen Steinen von allerhand Farben beſetzt iſt ꝛc. daß ich ſagen muß, daſelbſt iſt dieſe Kunſt erſt in ih - rer Kunſt, und es iſt kein Wunder, weil ſelbſt die Kunſt aus dem Himmel iſt. Die Engel ſag - ten: dergleichen, und unzaͤhlich mehrere Dinge, die noch weit vollkommener, wuͤrden vom Herrn vor ihren Augen dargeſtellt; dennoch aber ergoͤz - ten dieſelben mehr ihre Gemuͤther als ihre Augen, und dieſes aus der Urſache, weil ſie in allen undjeden201Vom Himmel. jeden die Uebereinſtimmungen, und durch die Uebereinſtimmungen das Goͤttliche ſehen.

186. Wegen der Uebereinſtimmung bin ich auch unterrichtet worden, daß nemlich nicht allein die Pallaͤſte und Haͤuſer, ſondern auch Alles und Jedes, was außerhalb und innerhalb denſelben iſt, mit dem Jnnern der Engel, wel - ches vom Herrn bey ihnen iſt, uͤbereinſtimmen; daß das Haus ſelbſt uͤberhaupt mit ihrem Gu - ten uͤbereinſtimmet, und die beſondern Dinge, ſo in den Haͤuſern ſind, ſich auf das Man - nigfaltige, woraus das Gute kommt, beziehen; und was außerhalb den Haͤuſern iſt, ſtimmet mit dem Wahren, welches aus dem Guten iſt, wie auch mit den Empfindungen und Erkaͤnnt - niſſen uͤberein; und weil dieſe Dinge ſich auf das Gute und Wahre, welches aus dem Herrn bey den Engeln iſt, beziehen, ſo beziehen ſie ſich auch auf ihre Liebe, und daher auf die Er - kaͤnntnis und Weisheit, denn die Liebe iſt die Liebe zum Guten, und die Weisheit iſt die Weisheit des Guten und zugleich des Wahren, und die Erkaͤnntnis iſt die Erkaͤnntnis des Wahren aus dem Guten; ſolcherley iſt es nun, was die Engel, wenn ſie jene Dinge ſehen, da - durch vernehmen und empfinden, dahero ergoͤ - tzen und reizen dieſelben mehr ihre Gemuͤther, als ihre Augen.

187. Hieraus iſt nun klar geworden, war - um ſich der Herr den Tempel zu Jeruſa -N 5lem202Vom Himmel. lem genennet hat, Joh. 2, 19. 21. Und warum das neue Jeruſalem von lauterm Gol - de, deſſen Thoren von Perlen, und die Grun - de von Edelgeſteinen geſehen worden, Offenb. 21. Cap.; nemlich darum, weil der Tempel das Goͤttlich Menſchliche des Herrn vorſtellte; das neue Jeruſalem bedeutet die Kirche, wel - che nachhero errichtet werden ſoll; die zwoͤlf Thore bedeuten das Wahre welches zum Gu - ten fuͤhret; und die Gruͤnde bedeuten das Wahre, worauf die Kirche gegruͤndet wird.

188. Die Engel, aus welchen das himm - liſche Reich des Herrn beſteht, wohnen gemei - niglich auf erhabenern Orten, die wie Berge von Erde ausſehen; die Engel, aus welchen das geiſtliche Reich des Herrn beſteht, wohnen auf weniger erhabenen Orten, die wie Huͤgel erſcheinen; die Engel aber, die in dem Unter - ſten des Himmels ſind, wohnen an Orten, die wie Stein-Felſen erſcheinen: dieſes kommt ebenfalls von der Uebereinſtimmung her; denn das Jnnere ſtimmet mit dem Obern, und das Aeußere mit dem Untern uͤberein: daher kommt es, daß die Berge in dem Wort die himm - liſche Liebe, die Huͤgel die geiſtliche Liebe, und die Felſen den Glauben andeuten.

189. Es giebt auch Engel, die nicht ver - geſellſchaftet, ſondern abgeſondert, als wie in einzelnen Haͤuſern leben; dieſe wohnen in der Mitte des Himmels, weil ſie die beſten unter den Engeln ſind.

190. Die203Vom Himmel.

190. Die Haͤuſer, worinnen die Engel woh - nen, werden nicht gebauet wie die Haͤuſer in der Welt, ſondern ſie werden ihnen vom Herrn aus Gnaden geſchenkt, und zwar einem jeden nach Beſchaffenheit der Aufnahme des Guten und Wahren: ſie werden auch ein wenig ver - aͤndert nach den Zuſtands-Veraͤnderungen ihres Jnnern, von welchen oben Num. 154 bis 160 nachgeleſen werden kann. Alles und jedes, was nur die Engel beſitzen, haben ſie vom Herrn, und was ſie nur noͤthig haben, das wird ih - nen geſchenkt.

Von dem Raum im Himmel.

191. Obgleich im Himmel alle Dinge gaͤnz - lich ſo, wie in der Welt, in dem Ort und Raum erſcheinen, ſo haben dem ungeachtet die Engel keinen Begriff noch Einbildung des Orts und Raums: weil nun dieſes gewiſſer - maſen ein widerſinniger Satz zu ſeyn ſcheinet, ſo will ich dieſe Sache, weil ſie von großer Wichtigkeit iſt, ins Licht ſetzen.

192. Alle Fortſchreitungen in der geiſtli - chen Welt geſchehen durch die Zuſtands. Ver - aͤnderungen des Jnnern, dergeſtalt, daß die Fortſchreitungen nichts anders ſind, als Ver - aͤnderungen des Zuſtands: auf dieſe Weiſe bin ich auch vom Herrn in die Himmel, wie auch zu den Erdbaͤllen in dem Weltall gefuͤhret wor -den,204Vom Himmel. den, und dieſes dem Geiſte nach, und der Leib blieb immer auf ſeiner Stelle: ſo ſchrei - ten alle Engel fort, daher haben ſie keine Ent - fernungen, und wenn keine Entfernungen ſind, ſo ſind auch keine Raͤume, ſondern Statt der - ſelben Zuſtaͤnde und deren Veraͤnderungen.

193. Weil auf dieſe Art die Fortſchrei - tungen geſchehen, ſo iſt offenbar, daß die An - naͤhrungen die Gleichheiten nach dem Zu - ſtand des Jnnern, und die Zuruͤckgaͤnge die Ungleichheiten in Anſehung deſſelben ſind: daher kommt es, daß diejenigen, welche in ei - nem gleichen Zuſtand ſich befinden, in der Naͤ - he, und die, ſo in einem ungleichen Zuſtand ſtehen, in der Weite ſind, und daß die Raͤume im Himmel nichts anders ſind, als die Zu - ſtaͤnde des Aeußern, welche mit dem Jn - nern uͤbereinſtimmen. Nicht anders woher kommt es, daß die Himmel von einander un - terſchieden ſind; imgleichen die Geſellſchaften eines jeden Himmels, und ein jeder in der Ge - ſellſchaft: daher kommt es auch, daß die Hoͤl - len von den Himmeln gaͤnzlich abgeſondert ſind, denn ſie ſind in einem widrigen Zuſtand.

194. Aus der Grundurſache kommt es nun, daß ſich in der geiſtlichen Welt einer dem an - dern gegenwaͤrtig darſtellet, wenn nur einer des andern Gegenwart ſehnlich verlanget, denn alſo ſiehet er ihn in den Gedanken, und ſetzet ſich in ſeinen Zuſtand: und daß ſich hinwiede -rum205Vom Himmel. rum einer von dem andern entfernt, in ſo viel er ihm abgeneigt iſt: und weil alle Abneigung aus der Widerwaͤrtigkeit der Neigungen, und aus der Mißhelligkeit der Gedanken kommt, ſo geſchiehet es dahero, daß mehrere, welche ſich daſelbſt an einem Ort befinden, ſo lange ſie einmuͤthig ſind, erſcheinen, ſo bald ſie aber mißhellig ſind, von einander geſchieden werden.

195. Wenn auch einer von einem Ort zum andern gehet, er mag nun in ſeiner Stadt, oder in den Vorhoͤfen, oder in den Gaͤrten, ſchaft ſeyn, ſo kommt er alsdenn, wenn er Verlangen traͤgt, geſchwinder, und wenn er kein Verlangen traͤgt, ſpaͤter, ſelbſt der Weg verlaͤngert und verkuͤrzet ſich nach dem Verlan - gen, ob es gleich immer einerley Weg iſt: die - ſes habe ich oͤfters geſehen, und mich daruͤber verwundert. Hieraus erhellet wiederum, daß ſich der Abſtand oder die Entfernung, folglich auch die Raͤume gaͤnzlich nach dem Zuſtand des Jnnern bey den Engeln verhalten; und daß ihnen, weil ſichs ſo verhaͤlt, der Begriff und die Einbildung des Raums nicht in die Gedanken kommen kann, obgleich bey ihnen eben ſo wohl Raͤume ſind, wie in der Welt.

196. Dieſes kann durch die Gedanken des Menſchen erlaͤutert werden; dieſe haben auch keine Raͤume, denn was ſich der Menſch in den Gedanken lebhaft vorſtellet, das ſtellet ſichihm206Vom Himmel. ihm wie gegenwaͤrtig dar: wer nachdenket, weiß auch, daß ſein Sehen ebenfalls keine Raͤume hat, als nur von den auf dem Erdbo - den zwiſchen ihm und dem Geſichtspunkt ſich befindenden Gegenſtaͤnden, die er auch zugleich ſiehet, und von dem Beſcheid, daß er weiß, wie weit ſie entfernt ſind: dieſes geſchiehet, weil das Sehen ein Nacheinanderfortgehen - des iſt, und was in einem fortgehet, darin - nen kommt keine Entfernung zum Vorſchein, außer nur von dem, was nicht in einem fort - gehet; dieſes geſchiehet um ſo vielmehr bey den Engeln, weil ihr Sehen mit ihrem Denken Eins ausmachet, und das Denken mit der Neigung auch auf Eins hinausgeht, wie auch, weil bey ihnen das Nahgelegene und Entfern - te gegenwaͤrtig erſcheinen, und auch nach dem Zuſtand ihres Jnnern veraͤndert werden, wie ich oben geſagt habe.

197. Daher kommt es, daß in dem Wort durch die Orte und Raͤume, und durch alles, was etwas vom Raum an ſich hat, ſolcherley angedeutet wird, was zum Zuſtand gehoͤret, als wie durch die Entfernungen, Naͤhe, Wei - te, Wege, Reiſen, Fortwanderungen, durch die Meilen, Stadien, Felder, Aecker, Gaͤr - ten, Staͤdte, Gaſſen, durch die Bewegungen, durch die Maaſe von mancherley Art, durch die Laͤnge, Breite, Hoͤhe, und Tiefe, und durch unzaͤhlig andere Dinge, denn die meiſten, ſobey207Vom Himmel. bey dem Menſchen in ſeinen Gedanken aus der Welt ſind, haben etwas von Raum und Zeit an ſich. Hier will ich nur zeigen, was in dem Wort die Laͤnge, Breite und Hoͤhe zu be - deuten haben; in der Welt nennet man das lang und breit, was lang und breit durch den Raum iſt, ingleichen auch die Hoͤhe; allein in dem Himmel, wo nicht aus dem Raum gedacht wird, wird durch die Laͤnge der Zuſtand des Guten; durch die Breite der Zuſtand des Wahren, und durch die Hoͤhe der Unterſchied derſelben nach den Graden verſtanden, von welchen oben Num. 38. geredet worden: die Urſache, daß ſolcherley durch dieſe drey Aus - meſſungen verſtanden wird, iſt dieſe, weil die Laͤnge im Himmel von Aufgang bis zum Niedergang oder Abend iſt, und daſelbſt diejenigen ſind, welche in dem Guten der Liebe ſtehen; und die Breite im Himmel iſt von Mittag bis zu Mitternacht, und daſelbſt ſind die, ſo im Wahren aus dem Guten ſind, man leſe oben Num. 148., und die Hoͤhe im Himmel bedeutet das Wahre und Gute nach den Graden; daher kommt es, daß in dem Wort durch die Laͤnge, Breite und Hoͤhe ſol - cherley angedeutet wird; als beym Ezechiel vom 40ſten Capitel an bis zum 48ſten, allwo durch Ausmeſſungen nach der Laͤnge, Breite und Hoͤhe der neue Tempel und die neue Erde beſchrieben wird, mit den Vorhoͤfen, Gema - chen, Thoren, Thuͤren, Fenſtern, und Erkern,wo -208Vom Himmel. wodurch die neue Kirche und das Gute und Wahre, ſo darinnen ſind, angedeutet wird; wozu waͤren ſonſt alle dieſe Ausmeſſungen ge - weſen? Desgleichen wird das neue Jeruſa - lem in der Offenbarung beſchrieben, mit die - ſen Worten: Die Stadt liegt vierecket, und ihre Laͤnge iſt ſo groß als die Breite; und er maß die Stadt mit dem Rohrſtab auf zwoͤlf tauſend Stadien, (Feldweges) ihre Laͤnge, Breite, und Hoͤhe ſind gleich, Cap. 21, 16; weil daſelbſt durch das neue Jeruſalem die neue Kirche angedeutet wird, ſo wird dahero durch dieſe Ausmeſſungen das - jenige, angedeutet, was zu der Kirche gehoͤret, nemlich durch die Laͤnge das Gute ihrer Lie - be, durch die Breite das Wahre aus die - ſem Guten, durch die Hoͤhe das Gute und Wahre nach den Graden, durch die zwoͤlf tauſend Stadien alles Gute und Wahre im Jnbegriff; was waͤre es ſonſt, daß die Hoͤhe von zwoͤlftauſend Stadien wie die Laͤnge und Breite war? Daß in dem Wort durch die Breite das Wahre angedeutet werde, erhellet aus den Worten Davids: Jehovah, du haſt mich nicht in die Hand des Feindes uͤbergeben! du haſt meine Fuͤße auf der Breite*)Anmerk. des Ueberſetzers. So heißt es in dieſer und in der folgenden Selle nach der hebraͤiſchen Grundſprache. ſte - hen laſſen, Pſalm. 31, 9. Jn der Angſtrief209Vom Himmel. rief ich den Herrn an, er antwortete mir in der Breite, Pſalm. 118, 5: desgleichen auch in andern Stellen, als Jeſai. 8, 8: und Habacuc am 1. Cap. v. 6: ſo auch in den uͤbri - gen Propheten.

198. Hieraus kann man nun ſehen, daß im Himmel, obgleich allda Raͤume ſind, als wie in der Welt, dem ungeachtet nichts da - ſelbſt nach den Raͤumen, ſondern alles nach den Zuſtaͤnden geſchaͤtzet wird; folglich daß die Raͤume daſelbſt nicht, wie in der Welt, aus - gemeſſen, ſondern nur vom Zuſtand, und nach der Zuſtands Beſchaffenheit des Jnnern der Engel geſehen werden koͤnnen.

199. Die erſte Grundurſache aber iſt die - ſe, daß der Herr bey einem jeden nach Be - ſchaffenheit der Liebe und des Glaubens gegen - waͤrtig iſt, und daß nach Beſchaffenheit Sei - ner Gegenwart alle Dinge in der Naͤhe und von weiten erſcheinen, denn aus der Gegen - wart des Herrn wird alles, was in den Him - meln iſt, beſtimmet: dadurch haben auch die Engel Weisheit, denn dadurch haben ſie die Ausbreitung der Gedanken; und alle Dinge, ſo in den Himmeln ſind, werden dadurch ge - meinſchaftlich; mit einem Wort, dadurch ſind ſie vermoͤgend, geiſtlich, aber nicht natuͤrlich, wie die Menſchen, zu denken.

Sw. Sch. I. Th. OVon210Vom Himmel.

Von der Geſtalt des Himmels, nach welcher die Zuſammengeſel - lungen und Vergemeinſchaftungen daſelbſt geſchehen.

200. Wie die Geſtalt des Himmels beſchaf - fen, kann einigermaßen aus dem erſehen wer - den, was ich in den vorhergehenden Artikeln gezeigt habe, nemlich der Himmel iſt ſich in der groͤßten und kleinſten Geſtalt gleich, Num. 72; daher iſt eine jede Geſellſchaft der Him - mel in einer kleinern Geſtalt, und ein jeder Engel in der kleinſten, Num. 51 bis 58: wie der ganze Himmel einen einzigen Menſchen vorſtellet, alſo ſtellet auch eine jede Geſellſchaft einen Menſchen in einer kleinern Geſtalt, und ein jeder Engel einen in der kleinſten Geſtalt vor, Num. 59 bis 77: die weiſeſten befinden ſich in der Mitte, und die weniger weiſe ſind, rings herum bis an die Grenzen; eben ſo iſt es auch in einer jeden Geſellſchaft, Num. 43: und die im Guten der Liebe ſind, wohnen im Himmel von Morgen bis zum Abend, und die im Wahren aus dem Guten ſind, wohnen von Mittag bis zu Mitternacht; eben ſo iſt es auch in einer jeden Geſellſchaft, Num. 148. 149: alles dieſes verhaͤlt ſich nach der Geſtalt des Himmels; hieraus kann man nun ſchlieſ - ſen, wie ſeine Geſtalt im Allgemeinen be - ſchaffen iſt.

201. Hier -211Vom Himmel.

201. Hierauf kommt es an, daß man weiß, wie die Geſtalt des Himmels beſchaffen iſt, weil nach dieſer Geſtalt nicht nur alle mit einander vergeſellſchaftet ſind, ſondern auch nach derſelben alle Vergemeinſchaftung geſchiehet; und weil nach dieſer Geſtalt alle Vergemeinſchaftung erfolgt, ſo erfolgt auch nach derſelben alle Ausbreitung der Gedanken und Neigungen, und dahero auch alle Erkaͤnntnis und Weisheit der Engel: daher kommt es, daß, in ſo viel einer in der Geſtalt des Himmels, alſo, in ſo viel er die Geſtalt des Himmels iſt, er auch in ſo viel weiſe iſt: ob man ſage, in der Geſtalt des Himmels, oder in der Ordnung des Himmels, das iſt gleich viel, weil die Geſtalt einer jeden Sache aus und nach der Ordnung iſt.

202. Erſtlich ſoll hier etwas weniges geſagt werden, was das heiſſe, in der Geſtalt des Himmels ſeyn: der Menſch iſt nach dem Bilde des Himmels und nach dem Bilde der Welt er - ſchaffen worden, ſein Jnneres nach dem Bild des Himmels, und ſein Aeußeres nach dem Bild der Welt, man leſe oben Num. 57; ob man ſage, nach dem Bild, oder nach der Geſtalt, das iſt einerley: weil aber der Menſch durch das Boͤſe ſeines Willens, und daher durch das Falſche der Gedanken das Bild des Himmels, alſo deſſen Geſtalt, bey ſich zerſtoͤret, und Statt derſelben das Bild und die Geſtalt der Hoͤlle angezogen hat, ſo iſt dahero ſein Jnwendiges von der erſten Ge -O 2burt212Vom Himmel. burt an verſchloſſen; dieſes iſt die Urſache, daß der Menſch, ganz anders als die Thiere von aller - hand Arten, in lauter Unwiſſenheit geboren wird: damit ihm aber das Bild oder die Geſtalt des Himmels wieder hergeſtellet werden moͤchte, ſo muß er ſich in ſolchen Dingen, die zur Ordnung gehoͤren, unterrichten laſſen, denn die Geſtalt iſt nach der Ordnung, wie ich oben geſagt habe: in dem Wort ſind alle Geſetze der goͤttlichen Ordnung enthalten, denn die Geſetze der goͤtt - lichen Ordnung ſind die Gebote und Vorſchriften, welche in dem Wotr ſtehen; in ſo viel dem - nach der Menſch ſolche weiß, und dernach lebt, in ſo viel wird ihm das Jnwendige er - oͤffnet; und darinnen wird die Ordnung oder das Bild des Himmels von neuen gebildet; hier - aus erhellet, was das heiſſe, in der Geſtalt des Himmels ſeyn, nemlich nach den Geboten, ſo in dem Wort ſind, leben.

203. Jn ſo viel einer in der Geſtalt des Himmels iſt, in ſo viel iſt er im Himmel, ja, in ſo viel iſt er der Himmel in der kleinſten Geſtalt, man leſe Num. 57; in ſo viel iſt er daher in der Erkaͤnntnis und Weisheit; denn alle Gedanken, wie ich oben geſagt habe, die von ſeinem Ver - ſtande herruͤhren, und alle Neigung, die von ſeinem Willen herkommt, breiten ſich allenthalben in den Himmel nach deſſen Geſtalt aus, und haben auf eine wunderbare Weiſe mit den Geſell - ſchaften, ſo daſelbſt ſind, und dieſe hinwiederummit213Vom Himmel. mit ihm, eine Vergemeinſchaftung. Es ſind einige, die da glauben, die Gedanken und Nei - gungen breiteten ſich nicht wuͤrklich um ſie herum aus, ſondern waͤren inwendig in ihnen, darum, weil ſie das, was ſie denken, innerlich in ſich, und nicht als wie etwas auſſerhalb ſtehendes oder entferntes, ſehen, allein ſie betriegen ſich ſehr; denn, gleichwie das Sehen des Auges eine Aus - breitung auf das Entfernte hat, und nach der Ordnung deſſelben, die es waͤhrend der Ausbrei - tung ſiehet, beruͤhret wird, alſo hat auch das innere Sehen des Menſchen, welches der Ver - ſtand iſt, eine Ausbreitung in der geiſtlichen Welt, ob er es gleich nicht empfindet, aus der Urſache, von welcher oben Num. 196 zu leſen iſt; nur mit dem Unterſchied, daß das Sehen des Auges natuͤrlicher Weiſe beruͤhret wird, weil es die Din - ge, ſo in der natuͤrlichen Welt ſind, beruͤhren; aber das Sehen des Verſtandes wird geiſtlicher Weiſe beruͤhret, weil es die Dinge, welche in der geiſtlichen Welt ſind, reizen, die ſich alle auf das Gute und Wahre beziehen: daß der Menſch nicht weiß, daß ſich dieſes ſo verhalte, iſt die Ur - ſache, weil er nicht weiß, daß ein Licht vorhan - den, welches den Verſtand erleuchtet, da doch der Menſch ohne dieſes Licht, welches den Ver - ſtand erleuchtet, ſchlechterdings nichts denken kann; von dieſem Licht leſe man oben Num. 126 bis 132. Es war ein gewiſſer Geiſt, der auch geglaubt hatte, er denke aus ſich ſelbſt, alſo ohne einige Ausbreitung auſſer ſich, und daher ohneO 3die214Vom Himmel. die Vergemeinſchaftung mit den Geſellſchaften, welche auſſer ihm waren; damit er nun wiſſen ſollte, daß er falſch denke, ſo wurde ihm die Vergemeinſchaftung mit den naͤchſten Geſell - ſchaften benommen; daher wurde er nicht al - lein des Denkens beraubt, ſondern fiel auch wie entſeelt darnieder, und ſchmiſſe mit den Armen um ſich, wie ein neu gebornes Kind; nach einiger Weile wurde ihm die Vergemein - ſchaftung wieder gegeben, und ſo wie ſie ihm nach und nach wieder gegeben wurde, kam er wieder in den Zuſtand ſeines Denkens. Die andern Geiſter, die dieſes mit angeſehen hat - ten, bekannten hernach, daß alle Gedanken und Neigungen nach der Vergemeinſchaftung ein - flieſſen, und weil alle Gedanken und Neigun - gen vermoͤge derſelben einflieſſen, ſo flieſſe auch alles, was das Leben ausmachet, vermoͤge der - ſelben ein, weil alles, was das Leben des Men - ſchen ausmacht, darinnen beſtehet, daß er den - ken, und Neigungen haben, oder, welches einerley iſt, daß er verſtehen und wollen kann.

204. Allein, es iſt zu wiſſen, daß die Er - kaͤnntnis und Weisheit bey einem jeden nach Beſchaffenheit der Vergemeinſchaftung veraͤn - dert wird; diejenigen, deren Erkaͤnntnis und Weisheit aus dem aͤchten Wahren und Guten gebildet worden, haben eine Vergemeinſchaf - tung mit Geſellſchaften nach der Geſtalt des Himmels; diejenigen aber, deren Erkaͤnntnisund215Vom Himmel. und Weisheit nicht aus dem aͤchten Wahren und Guten, aber doch aus ſolcherley, was zu - ſammen ſtimmet, gebildet worden, haben eine unterbrochene und unterſchiedlich zuſammen - haͤngende Vergemeinſchaftung, denn ſie iſt nicht mit den Geſellſchaften in derjenigen Ordnung, in welcher die Geſtalt des Himmels iſt:*)Anmerkung des Ueberſetzers. Der Verfaſſer weiſet hier auf Num. 6605. in dem Werk von den himmliſchen Ge - heimniſſen; daſelbſt heißt es: So wie der ganze Himmel einen einzigen Menſchen vor - ſtellet, welcher daher der Groͤßte Menſch ge - nennet wird, ſo ſtellet ebenfalls eine jede Ge - ſellſchaft einen Menſchen vor, denn das Bild des ganzen Himmels fließet in die Geſellſchaf - ten ein, und machet, daß ſie gleich ſind, und nicht nur in die Geſellſchaften, ſondern auch in jede in der Geſellſchaft, daher haben alle und jede eine menſchliche Geſtalt; die Verſchie - denheiten ihrer menſchlichen Geſtalt verhalten ſich wie die Beſchaffenheit des Guten und Wahren bey ihnen: daher kommt es, daß je - der Geiſt und Engel gaͤnzlich in ſolcher Geſtalt erſcheinet, wie ſeine Vergemeinſchaftung in Anſehung der Gedanken und Neigungen mit den Geſellſchaften beſchaffen iſt; ſo wie ſie nun in dem Guten und Wahren ſind, alſo ſind ſieni hin - gegen, die nicht in der Erkaͤnntnis und Weis -O 4heit216Vom Himmel. heit ſind, die haben, weil ſie im Falſchen aus dem Boͤſen ſtehen, eine Vergemeinſchaftung mit den Geſellſchaften in der Hoͤlle: die Aus - breitung verhaͤlt ſich nach der Groͤße der Be - feſtigung oder Beſtaͤrkung. *)Anmerkung des Ueberſetzers. Hier weiſet er auf Num. 6600 in dem ober - wehnten Werk; daſelbſt heißt es: Die in dem Guten der thaͤtigen Liebe und des Glau - bens ſind, die haben eine Ausbreitung der Ge - danken und Neigungen in die Geſellſchaften des Himmels, und zwar haben ſie eine große und weite Ausbreitung nach dem Grad des Gu - ten bey ihnen. Hingegen haben die Gedan - ken und Neigungen derer, welche im Boͤſen und Falſchen ſind, eine Ausbreitung in dieFerner muß man wiſſen, das dieſe Vergemeinſchaftung mit den Geſellſchaften, nicht etwan eine ſol - che Vergemeinſchaftung mit ihnen ſey, daß ſie von denen, ſo in der Geſellſchaft ſind, merk - lich empfunden wuͤrde, ſondern es iſt eine Ver -gemein -*)in einer ſchoͤnern menſchlichen Geſtalt; wenn aber die Vergemeinſchaftung in Anſehung der Gedanken und Neigungen in die Geſellſchaf - ten zerſtreuet, alſo nicht nach der himmliſchen Ordnung iſt, alsdenn iſt die Geſtalt in ſo weit nicht ſchoͤn: hingegen, wenn eine Vergemein - ſchaftung mit den hoͤlliſchen Geſellſchaften iſt, alsdenn iſt die Geſtalt abſcheulich und teufliſch. 217Vom Himmel. gemeinſchaftung mit der Beſchaffenheit derſelben, in welcher ſie ſich befinden und die aus ihnen ausflieſſet. *)Hier beruft er ſich auf Num. 6603; daſelbſt ſpricht er: Man muß wiſſen, daß die Ge - danken und Neigungen, welche in die Geſell - ſchaften uͤbergehen, nicht die Geſellſchaften ins - beſondere zum Denken und Wollen veranlaſſen, nemlich nicht ſo, wie ein Menſch, Geiſt oder Engel denkt und will, von welchem die Ge - danken und Neigungen ausgehen, ſondern ſie gehen in die allgemeine Sphaͤre der Nei - gungen und Gedanken dieſer Geſellſchaften ein; dahero wiſſen die Geſellſchaften nichts davon: denn es iſt eine geiſtliche Sphaͤre oder Umkreis, worinnen alle Geſellſchaften ſind, und bey jeder Geſellſchaft iſt eine andere Sphaͤre, wenn in dieſe Sphaͤre die Gedanken und Nei - gungen einflieſſen, ſo haben die Geſellſchaften keine Empfindung davon.

205. Jm Himmel ſind alle nach den geiſtli - chen Schwaͤgerſchaften, das iſt, nach den Schwaͤ - gerſchaften des Guten und Wahren in ihrer Ord - nung, vergeſellſchaftet, ſo iſt es im ganzen Him -O 5mel,*)hoͤlliſchen Geſellſchaften, und dieſes eben auch nach dem Grad des Boͤſen und Fal - ſchen bey ihnen. 218Vom Himmel. mel, ſo in einer jeden Geſellſchaft, und ſo in jeg - licher Wohnung; daher kommt es, daß ſich die Engel im gleichen Guten und Wahren befinden, einander kennen, als wie die Blutsfreunde und Schwaͤger auf Erden, gaͤnzlich ſo, als wenn ſie einander von der Kindheit an gekannt haͤtten. Gleichermaßen ſind auch das Gute und Wahre, die eben die Weisheit und Erkaͤnntnis ausmachen, bey einem jeden Engel vergeſellſchaftet; ſie ken - nen ebenfalls einander, und ſo, wie ſie einander kennen, alſo verbinden ſie ſich mit einander. Da - hero ſehen diejenigen, bey welchen das Gute und Wahre nach der Geſtalt des Himmels mit ein - ander verbunden iſt, wie alles in einer Ordnung auf einander folget, und weit und breit rings herum zuſammen haͤngt; anders aber iſt es bey denen, bey welchen das Gute und Wahre nicht nach der Geſtalt des Himmels verbunden iſt.

206. So iſt die Geſtalt in einem jeden Him - mel, nach welcher die Engel in Anſehung der Ge - danken und Neigungen, eine Vergemeinſchaftung und Ausbreitung, alſo ihre Erkaͤnntnis und Weis - heit haben; allein eine andere iſt die Vergemein - ſchaftung des einen Himmels mit dem andern, nemlich des dritten oder innerſten mit dem an - dern oder mittlern, und dieſer beyden mit dem erſten oder aͤußerſten: aber die Vergemeinſchaf - tung der Himmel untereinander iſt keine Verge - meinſchaftung zu nennen, ſondern ein Einfluß, von dieſem ſoll itzt etwas geſagt werden. Daßdrey219Vom Himmel. drey Himmel, und dieſe von einander unter - ſchieden ſind, leſe man in dem obigen Artikel Num. 29 bis 40.

207. Daß keine Vergemeinſchaftung des ei - nen Himmels mit dem andern, ſondern ein Ein - fluß iſt, kann aus ihrer Lage unter einander of - fenbar ſeyn; der dritte oder innerſte Himmel iſt oben, der andere oder mittlere Himmel iſt unten, und der erſte oder aͤußerſte Himmel iſt noch weiter unten: in gleicher Lage ſind auch alle Geſellſchaften eines jeden Himmels, als einige befinden ſich auf hohen Orten, die wie Berge er - ſcheinen, man leſe oben Num. 188; die, ſo aus dem innerſten Himmel ſind, wohnen auf den ober - ſten Hoͤhen derſelben; unter dieſen wohnen die, ſo aus dem andern Himmel ſind; und unter de - nen wohnen wiederum diejenigen, ſo aus dem un - terſten Himmel ſind; und ſo iſt es allenthalben, es mag nun auf hohen, oder nicht hohen Orten ſeyn; eine Geſellſchaft aus dem obern Himmel hat keine Vergemeinſchaftung mit einer Geſell - ſchaft des untern Himmels als blos durch die Uebereinſtimmungen, man leſe oben Num. 100; und die Vergemeinſchaftung durch die Uebereinſtimmungen iſt es, ſo man Einfluß nennet.

208. Es wird nur allein von dem Herrn, durch einen unmittelbaren und mittelbaren Einfluß, ein Himmel mit dem andern, oder eine Geſellſchaft des einen Himmels mit einer Geſellſchaft eines andern Himmels verbunden,unmit -220Vom Himmel. unmittelbar von Jhm Selbſt, und mittelbar durch die obere Himmel der Ordnung nach in die untere. Weil die Verbindung der Himmel durch den Einfluß nur allein vom Herrn iſt, ſo wird dahero die allergroͤßte Vorſichtigkeit gebraucht, daß kein Engel eines obern Himmels hinunter in eine Geſellſchaft eines untern Himmels ſehen, und mit einem allda reden moͤchte; ſo bald dieſes ge - ſchiehet, ſo wird der Engel ſeiner Erkaͤnntnis und Weisheit beraubt: die Urſache ſoll auch geſagt werden; ein jeder Engel hat drey Grade des Lebens, ſo wie drey Grade oder Stu - fen des Himmels ſind; denen, welche im innerſten Himmel ſind, iſt der dritte oder innerſte Grad eroͤffnet, und der andere und erſte verſchloſſen; denen, welche im mitt - lern Himmel ſind, iſt der andere Grad er - oͤffnet, und der erſte und dritte verſchloſ - ſen; und denen, welche ſich im aͤuſ - ſerſten oder letzten Himmel befinden, iſt der erſte Grad eroͤffnet, und der andere und dritte verſchloſſen: ſo bald demnach ein Engel des dritten Himmels herab in eine Ge - ſellſchaft des andern Himmels ſiehet, und mit einem allda redet, ſo bald wird ſein dritter Grad verſchloſſen, und wenn dieſer verſchloſſen, ſo iſt er ſeiner Weisheit beraubt, denn im dritten Grad hat ſeine Weisheit ihren Sitz, und in dem andern und erſten Grad hat er keine. Dieſes iſt es, was durch die Worte des Herrn beym Matthaͤo verſtanden wird, Wer aufdem221Vom Himmel. dem Dache iſt, ſteige nicht hernieder et - was aus ſeinem Hauſe zu holen: und wer auf dem Felde (Acker) iſt, kehre nicht um, ſeine Kleider zu holen, Cap. 24, 17. 18. Und Luc. am 17, 31. 32, An demſelben Tage, wer auf dem Dache iſt, und ſeine Gefaͤſſe im Hauſe hat, der ſteige nicht hernieder, dieſelbe wegzunehmen: und wer auf dem Acker iſt, der wende nicht um nach dem, was hinder ihm iſt: gedenket an Loths Weib.

209. Aus den untern Himmeln findet kein Einfluß in die obere Himmel Statt, weil die - ſes wider die Ordnung iſt, ſondern aus den obern Himmel in die untere: die Weisheit der Engel des obern Himmels iſt auch gegen die Weisheit der Engel des untern Himmels um ſo viel groͤßer als wie zehnmal hundert tauſend gegen Eins: welches auch die Urſache iſt, daß die Engel des untern Himmels nicht mit den Engeln des obern Himmels reden koͤnnen, ja, wenn ſie hin ſchauen, ſehen ſie ſolche nicht, denn deren Himmel erſchei - net ihnen als wie etwas truͤbes uͤber dem Haupt; aber die Engel des obern Himmels koͤnnen die, ſo im untern Himmel ſind, ſehen, ſie darfen ſich aber nicht mit ihnen ins Geſpraͤch einlaſſen, auſſer mit Verluſt ihrer Weisheit, wie ich oben ge - ſagt habe.

210. Die Gedanken und Neigungen, wie auch die Reden der Engel des innerſten Himmelswerden222Vom Himmel. werden niemals in dem mittlern Himmel ver - nommen, weil ſie ihn um ſo viel uͤberſteigen, al - lein, wenn es dem Herrn wohlgefaͤllt, ſo kommt aus dem innerſten Himmel etwas flammendes in den untern Himmel zum Vorſchein, und was im mittlern Himmel iſt, erſcheinet als wie et - was helles in dem letzten oder aͤuſſerſten Him - mel, und manchmal erſcheinet es, als wie eine weiße Wolke mit allerhand Farben; von dieſer Wolke, von ihren Auf - und Herabſteigen, und von ihrer Geſtalt wird einigermaßen abgenommen, was ſie daſelbſt reden.

211. Hieraus kann nun offenbar ſeyn, wie die Geſtalt des Himmels beſchaffen, daß ſie nem - lich in dem innerſten Himmel die vollkommenſte unter allen iſt, in dem mittlern Himmel iſt ſie auch vollkommen, aber in einem niedrigern Grad, und in dem aͤußerſten Himmel in einem noch niedrigern Grad; und daß die Geſtalt des einen Himmels von der andern durch den Einfluß vom Herrn beſtehet. Allein, wie die Vergemein - ſchaftung durch den Einfluß beſchaffen iſt, das kann nicht begriffen werden, wofern man nicht weiß, wie die Grade der Hoͤhe beſchaffen, und wie dieſe Grade von den Graden der Laͤnge und Breite unterſchieden ſind; welcherley dieſe und jene Grade ſind, leſe man Num. 38.

212. Was die Geſtalt des Himmels inſon - derheit anlanget, und wie es mit ihrem Einfluß zugehet, das iſt auch den Engeln unbegreiflich; etwas davon kann durch die von einem ſcharffin -nigen223Vom Himmel. nigen und weiſen Mann betrachtete und durch ſuchte Geſtalt aller Theile im menſchlichen Koͤrper be - greiflich werden, denn in den obigen Artikeln iſt gezeigt worden, daß der ganze Himmel einen ein - zigen Menſchen vorſtelle, man leſe Num. 59 bis 72, und daß alles, was in dem Menſchen iſt, mit den Himmeln uͤbereinſtimme, Num. 87 bis 102: wie unbegreiflich und unaufloͤslich dieſe Ge - ſtalt iſt, iſt nur allein uͤberhaupt von den Ner - ven-Fibern, durch welche alle und jede Theile zuſammen gehalten werden, abzunehmen; wie dieſelben beſchaffen, und wie ſie in dem Gehirn gehen und flieſſen, das faͤllt nicht einmal in die Augen, denn allda ſind unzaͤhlige dergeſtalt mit einander verwickelt, daß ſie alle zuſammen genom - men wie ein weicher in einem fortgehender Klum - pen ausſehen, da doch nach ihren Wink alles und jedes, was zum Verſtand und Willen gehoͤret, auf das genauſte in die Auswuͤrkungen flieſſet; wie ſie ſich wiederum in dem Koͤrper mit ein - ander verbinden, das iſt aus ihren mannigfalti - gen Verwickelungen zu ſehen, als aus ihren Ver - wickelungen in das Herz, in die fette Haut, (welche die duͤnnen Eingeweide unter einander verbindet) und aus andern, wie auch aus den Knoten, die man Gangliones nennet, worein mehrere Faſern aus allen Gegenden gehen, und eben darinnen ſich mit einander vermiſchen, und auf eine andre Art verbunden wieder heraus zu den Verrichtungen laufen, und dieſes einmal uͤber das andere; meh - rere dergleichen in jedem Eingeweide, Glied, Werk -zeug,224Vom Himmel. zeug, und Muscul zu geſchweigen: wer dieſelben, und noch mehrere wunderbare Dinge allda, mit einem weiſen Auge betrachtet, der muß ſchlech - terdings erſtaunen, und was das Auge ſiehet, das iſt dennoch das wenigſte, was das Auge nicht zu ſehen bekommt, das iſt noch wunderbarer, weil es in der innern Natur iſt. Daß dieſe Geſtalt mit der Geſtalt des Himmels uͤbereinſtimmet, er - hellet offenbar daraus, daß alles und jedes, was zum Verſtand und Willen gehoͤret, in und nach derſelben Geſtalt wuͤrket, denn was der Menſch will, das flieſſet nach derſelben von freien Stuͤcken in die Thaͤtigkeit ein und was er denkt, das durch - ſtroͤmet die Faſern von ihren Urſpruͤngen an bis zu ihren Endigungen, woher alſo die Sinne kommen, und weil ſie die Geſtalt des Denkens und Wollens iſt, ſo iſt ſie auch die Geſtalt der Erkaͤnntnis und Weisheit. Dieſe Geſtalt iſt es, welche mit der Geſtalt des Himmels uͤbereinſtim - met; hieraus kann nun erkannt werden, daß ſie ſo beſchaffen, daß ſich nach ihr alle Neigungen und Gedanken der Engel ausbreiten, und daß die En - gel, in ſo viel ſie in dieſer Geſtalt ſind, auch in ſo viel in der Erkaͤnntnis und Weisheit ſind: daß dieſe Geſtalt aus dem Goͤttlich Menſchlichen des Herrn iſt, leſe man oben Num. 78 bis 86. Dieſes iſt darum angefuͤhret worden, damit man wiſſen moͤge, daß die himmliſche Geſtalt ſo beſchaf - fen iſt, daß ſie nimmermehr nur nach ihrem All - gemeinen erſchoͤpft werden kann, und alſo auch den Engeln unbegreiflich iſt, wie oben gemeldet worden.

Von225Vom Himmel.

Von den Regierungen im Himmel.

213. Weil der Himmel in Geſellſchaften unter - ſchieden iſt. und die groͤßere Geſellſchaften aus et - lichen hundert tauſend Engeln beſtehen, man leſe Num. 50; und alle in der Geſellſchaft zwar in gleichem Guten, aber nicht in gleicher Weisheit ſind, Num. 43, ſo folgt nothwendig, daß auch Regierungen ſind; denn die Ordnung muß beo - bachtet, und uͤber alles, was die Ordnung aus - macht, gehalten werden. Allein, die Regierun - gen in den Himmeln ſind mancherley; eine an - dre iſt in den Geſellſchaften, welche das himm - liſche Reich des Herrn ausmachen, und eine andre in den Geſellſchaften, welche das geiſtliche Reich des Herrn ausmachen; ſie ſind auch nach den Amtsverrichtungen, ſo jede Geſellſchaft hat, unterſchieden. Allein in den Himmeln findet keine andre Regierung Statt, als die Regierung der wechſelsweiſen Liebe, und die Regierung der wechſelsweiſen Liebe iſt die himmliſche Regierung.

214. Die Regierung in den himmliſchen Reich des Herrn heißt Gerechtigkeit, weil alle, welche ſich allda befinden, in dem Guten der Liebe zum Herrn von dem Herrn ſind, und was aus dieſem Guten geſchiehet, heißt gerecht. Die Regierung allda gehoͤret dem Herrn allein, Er fuͤhret dieſelben, und belehret ſie in den weſent -Sw. Sch. I. Th. Plichen226Vom Himmel. lichen Sachen des Lebens: das Wahre, welches das Wahre des Gerichts genennet wird, iſt ihren Herzen eingeſchrieben; ein jeder weiß, empfindet und ſiehet daſſelbe, weswegen niemals Gerichts-Sachen zur Unterſuchung kommen, ſon - dern Sachen der Gerechtigkeit, welches Sachen des Lebens ſind: die weniger weiſe befragen derentwegen die weiſern, und dieſe den Herrn, und ihnen wird Antwort ertheilet. Jhr Himmel, oder ihre innigſte Freude iſt, gerecht leben von dem Herrn.

215. Die Regierung in dem geiſtlichen Reich des Herrn heißt das Gericht, weil alle, ſo ſich allda befinden, in dem geiſtlichen Guten ſind, welches das Gute der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤchſten iſt, und dieſes Gute iſt in ſeinem We - ſen das Wahre; und das Wahre iſt dem Gericht, und das Gute der Gerechtigkeit eigen. Dieſe werden eben auch vom Herrn gefuͤhret, aber mittelbar, man leſe Num. 208, deswegen haben ſie Vorgeſetzte, und zwar wenigere und mehrere, ſo wie es die Geſellſchaften beduͤrfen: ſie haben auch Geſetze, nach welchen ſie unter einander leben muͤſſen. Die Vorgeſetzten verwalten alles nach den Geſetzen, ſie verſtehen ſolche, weil ſie weiſe ſind, und in zweifelhaften Sachen erhalten ſie vom Herrn Erlaͤuterung.

216. Weil die Regierung aus dem Guten, ſo wie ſie in dem himmliſchen Reich des Herrn iſt, die Gerechtigkeit genennet wird, und dieRegier -227Vom Himmel. Regierung aus dem Wahren, ſo wie ſie in dem geiſtlichen Reich des Herrn iſt, das Gericht heißet, ſo wird dahero in dem Wort, wo von dem Himmel und der Kirche gehandelt wird, Ge - rechtigkeit und Gericht geſagt, und durch die Gerechtigkeit das himmliſche Gute, und durch das Gericht das geiſtliche Gute angedeutet, welches Gute, wie oben gemeldet worden, in ſeinem We - ſen das Wahre iſt; als in dieſen folgenden Stel - len. Des Friedens wird kein Ende ſeyn auf dem Stuhl Davids, und ſeinem Koͤ - nigreich, daß ers zurichte und ſtaͤrke in Gericht und Gerechtigkeit, von nun an bis in Ewigkeit, Jeſ. 9, 6; durch den Da - vid allda wird der Herr, und durch ſein Reich der Himmel verſtanden, wie es gleich die fol - gende Stelle erweiſet, Jch will dem David ein gerecht Gewaͤchs erwecken, und ſoll ein Koͤnig ſeyn, der wohl regieren, und Gericht und Gerechtigkeit auf Erden an - richten wird, Jerem. 23, 5. Der Herr iſt erhaben, denn Er wohnet in der Hoͤhe, Er hat Zion voll Gerichts und Gerech - tigkeit gemacht, Jeſ. 33, 5; durch Zion wird eben auch der Himmel und die Kirche ver - ſtanden. Jch der Herr bin es, Der Ge - richt und Gerechtigkeit uͤbet auf Er - den, denn ſolches gefaͤllt Mir Jerem. 9, 23. Jch will Mich mit dir verloben in Ewigkeit, Jch will Mich mit dir ver - trauen in Gerechtigkeit und Ge -P 2richt,228Vom Himmel. richt, Hoſea 2 19. Herr, in den Him - meln iſt Deine Gerechtigkeit wie die Berge Gottes, und Deine Gerichte wie große Tiefe, Pſ. 36, 6. 7. Sie be - fragten Mich um die Gerichte der Gerechtigkeit, und verlangen die An - naͤherung Gottes, *)So heißt es nach der hebraͤiſchen Grundſprache. Jeſ. 58, 2; und noch in andern Stellen mehr.

217. Jn dem geiſtlichen Reich des Herrn ſind mancherley Regierungs-Formen, es iſt in jeder Geſellſchaft eine andere, die Mannigfaltig - keit verhaͤlt ſich nach den Amtsverrichtungen der Geſellſchaften: ihre Amtsverrichtungen verhalten ſich nach den Verrichtungen aller Theile in dem Menſchen, mit welchen ſie uͤbereinſtimmen, und deren mancherley ſind, wie bekannt iſt; denn eine andre Verrichtung hat das Herz, eine andre die Lunge, eine andre die Leber, eine andre die Ge - kroͤſedruͤſe und Milz, und eine andre hat auch je - des ſinnliches Werkzeug; ſo wie nun dieſe Theile mancherley Verrichtungen in dem Koͤrper haben, alſo ſind auch mancherley Amtsverrichtungen der Geſellſchaften am Groͤßten Menſchen, welcher der Himmel iſt, denn die Geſellſchaften ſind es, die mit dieſen Theilen uͤbereinſtimmen. Daß al - les, was im Himmel iſt, mit allem, was zum Menſchen gehoͤret, uͤbereinſtimme, leſe man in dem obigen Artikel Num. 87 bis 102. Aberalle229Vom Himmel. alle Regierungsformen kommen darinnen mit ein - ander uͤberein, daß ſie auf das allgemeine Wohl als den Endzweck, und in dieſem Wohl auf das Wohl eines jeden ſehen; und dieſes geſchiehet, weil alle mit einander im geſammten Himmel unter der Regierung des Herrn ſind, Der ſie alle lie - bet, und aus goͤttlicher Liebe ordnet, daß das all - gemeine Wohl vorhanden iſt, aus welchem alle und jede ihr Wohl empfangen, ein jeder empfaͤngt auch das Wohl, ſo wie er das allgemeine liebet; denn in ſo viel einer das allgemeine Beſte liebet, in ſo viel liebet er alle und jede; und weil dieſe Liebe die Liebe zum Herrn iſt, ſo wird er dahero in ſo viel vom Herrn geliebet, und geſchiehet ihm Gutes.

218. Hieraus kann man offenbar ſehen, wie die Vorgeſetzte beſchaffen, daß es nemlich ſolche ſind, die vor den uͤbrigen in der Liebe und Weis - heit ſtehen, alſo die aus Liebe allen Wohl wollen, und vermoͤge ihrer Weisheit Vorſorge zu tragen wiſſen, daß es geſchehe; die ſo beſchaffen ſind, die herrſchen nicht, befehlen auch nicht, ſondern be - dienen und dienen, denn andern wohlthun aus Liebe zum Wohl, heißt dienen und Sorge tragen, daß es geſchehe, heißt bedienen; ſie machen ſich auch nicht groͤßer als die uͤbrigen, ſondern gerin - ger, denn ſie ſetzen das Wohl der Geſellſchaft und des Naͤchſten voraus, aber ihr eigenes nach, denn was vorausgeſetzt wird, iſt das Groͤßere, und was nachgeſetzt wird, das Geringere. DennochP 3aber230Vom Himmel. aber haben ſie Ehre und Ruhm; ſie wohnen mit - ten in der Geſellſchaft, erhabner als die andern, und auch in praͤchtigen Pallaͤſten, ſie nehmen auch dieſen Ruhm und dieſe Ehre an, aber nicht um ihrentwillen, ſondern wegen des Gehorſams; denn ſie wiſſen alle daſelbſt, daß ſie dieſe Ehre und die - ſen Ruhm vom Herrn haben, und dahero gehor - chen muͤſſen. Dieſes iſt es, was durch die Worte des Herrn zu Seinen Juͤngern verſtanden wird, So jemand unter euch will groß wer - den,*)Anmerkung des Ueberſetzers. Jm griechiſchen ſtehet μέγας, d. i. groß. der ſoll euer Diener ſeyn; und ſo jemand unter euch will der Fuͤrnehmſte ſeyn, der ſoll euer Knecht ſeyn: gleichwie des Menſchen Sohn nicht kommen iſt, daß ihm gedienet wuͤrde, ſondern daß er diene, Matth. 20, 26. 27. 28. Der groͤßte unter euch ſoll ſeyn wie der kleinſte,**)Jm griechiſchen ſtehet νεώτερος, der kleinſte oder geringſte. und der Fuͤhrer wie ein Diener, Luc. 22, 26.

219. Eine gleiche Regierung und zwar in der kleinſten Form iſt auch in jedwedem Hauſe; allda iſt der Hausherr und ſind die Diener, der Herr liebet die Diener und die Diener lieben den Herrn, woher ſie alſo aus Liebe einander dienen, der Hausherr lehret, wie zu leben iſt, und ſagt,was231Vom Himmel. was zu thun iſt, die Diener gehorchen und leiſten Dienſte: Nutzen ſchaffen, iſt das angenehme des Lebens bey allen. Hieraus erhellet, daß das Reich des Herrn ein Reich des Nutzens iſt.

220. Es ſind auch Regierungen in den Hoͤl - len, denn wenn keine Regierungen waͤren, ſo waͤren ſie nicht zu baͤndigen, allein die Regierun - gen allda ſind den Regierungen in den Himmeln entgegen, ſie kommen alle von der Selbſtliebe her; ein jeder allda will uͤber andre herrſchen, und uͤber andre hervor ragen; die ihnen keine Gunſt er - weiſen, die haſſen ſie, und uͤben Rache und Wuth gegen ſie aus; denn ſo iſt die Eigenliebe beſchaf - fen: weswegen Boshaftere uͤber ſie geſetzt wer - den, denen ſie aus Furcht gehorchen muͤſſen. Allein, hiervon ſoll unten, in der Abhandlung von den Hoͤllen, geredet werden.

Anmerkung des Ueberſetzers.

  • Der Verfaſſer hat ſich in dem vorhergehenden Artikel, und zwar in Num. 214. bey den Wor - ten: ein jeder weiß, empfindet und ſiehet das Wahre ꝛc. ꝛc. auf ſein Werk von den himm - liſchen Geheimniſſen berufen, und unter andern auf N. 3246; allda heißt es: Die himmliſchen Engel, weil ſie aus der Verbindung ſelbſt des Guten und Wahren ſind, haben das Gute und dahero auch das Wahre, darum un -P 4terſuchen232Vom Himmel. terſuchen ſie niemals, was wahr ſey, ſondern ſie empfinden es aus dem Guten; und haben um des Wahren willen weiter keine Rede, als: es iſt alſo, wie der Herr lehret Matth. am 5. Cap. v. 36, Eure Rede ſey, ja ja, nein nein, was druͤber iſt, das iſt vom Uebel.

Er weiſet auch auf Num. 9166; daſelbſt heißt es: Die himmliſchen Enge, welche im innerſten oder dritten Himmel ſind, weil ſie ſich im groͤßten Licht befinden, bekraͤftigen nicht ein - mal das Wahre durch Gruͤnde, viel weniger, daß ſie daruber ſtreiten oder Schluͤſſe machen ſollten, ſondern ſie ſagen blos allein: ja, oder nein, die Urſache iſt weil ſie daſſelbe von dem Herrn vernehmen und ſehen; daher kommt es, daß der Herr folgendermaßen von den Schwuͤ - ren geſagt hat: Jhr habt gehoͤret, daß da geſagt iſt, du ſolt nicht ſchwoͤren, du ſolt aber dem Herrn deine Schwuͤre er - ſtatten: Jch aber ſage euch, ihr ſolt al - lerdings nicht ſchwoͤren, weder bey dem Himmel, denn er iſt Gottes Thron; noch bey der Erden, denn ſie iſt ſeiner Fuͤße Schaͤmel; noch bey Jeruſalem, denn ſie iſt die Stadt des großen Koͤ - nigs: auch ſolt du nicht bey deinem Haupt ſchwoͤren, denn du vermagſt nicht ein einiges Haar weiß oder ſchwarz zu machen. Eure Rede aber ſey, ja ja, nein nein, was druͤber iſt, das iſt vomUebel,233Vom Himmel. Uebel, Matth. 5, 33-37; der Jnhalt die - ſer Worte iſt: das Goͤttliche Wahre ſoll vom Herrn, aber nicht von dem Menſchen bekraͤf - tiget werden, welches geſchiehet, wenn ſie in - nere Menſchen ſind, aber keine aͤußere; denn die aͤußerliche Menſchen betheuren daſſelbe durch Schwuͤre; die innern aber durch Gruͤnde; die noch mehr innerlich ſind, betheuren daſſelbe nicht, ſondern ſagen nur: es iſt ſo, oder es iſt nicht ſo; aͤußerliche Menſchen ſind die, ſo natuͤrliche Menſchen genennet werden; die innern aber ſind die, ſo geiſtliche Menſchen heißen; und die noch mehr innerliche ſind die, ſo himmliſche Menſchen genennet werden; dieſe, nemlich die himmliſchen, vernehmen aus dem Herrn, ob es wahr, oder nicht wahr ſey; hier - aus erhellet, was die Worte des Herrn in ſich enthalten; du ſolt allerdings nicht ſchwoͤ - ren; wie auch, eure Rede ſey: ja ja, nein nein: allein, es ſoll auch ausgelegt werden, warum der Herr auch geſagt hat, daß ſie we - der bey dem Himmel, noch bey der Erde, noch bey Jeruſalem, noch bey dem Haupte ſchwoͤren ſolten, und daß die Rede uͤber ja ja, nein nein, aus dem Boͤfen ſey; bey dem Himmel ſchwoͤ - ren, heißt bey dem Goͤttlichen Wahren, alſo bey dem Herrn im Himmel; denn der Himmel iſt nicht ein Himmel blos allein aus Engeln, ſondern aus dem vom Herrn ausgehenden Goͤtt - lichen Wahren, welches in den Engeln iſt, alſo aus dem Herrn; denn das Goͤttliche in den En -P 5geln234Vom Himmel. geln machet, daß ſie Engel des Himmels ſind und heißen; daher kommt es, daß von denen, welche im Himmel ſind, geſagt wird, ſie ſeyn im Herrn, wie auch, daß der Herr Alles in Allen und Jedem des Himmels ſey, ingleichen, daß die Engel das Goͤttliche Wahre ſeyn, weil ſie die Empfaͤnger und Aufnehme des Goͤttlichen Wahren vom Herrn ſind: der Himmel iſt und heißt ein Himmel aus dem Goͤttlichen des Herrn allda: weil der Himmel in Anſehung des Goͤtt - lichen Wahren den Herrn andeutet, ſo heißt es dahero: du ſolt nicht bey dem Himmel ſchwoͤren, weil er Gottes Thron iſt; denn der Thron Gottes iſt das Goͤttliche Wahre, wel - ches vom Herrn ausgehet. Aber bey der Erde ſchwoͤren, heißt bey der Kirche, alſo bey dem Goͤttlichen Wahren, ſo in der Kirche iſt; denn ſo wie der Himmel den Herrn, vermoͤge des Goͤttlichen Wahren, welches von Jhm ausge - het, andeutet, alſo deutet auch die Kirche den Herrn an, weil die Kirche der Himmel des Herrn, oder ſein Reich auf Erden, iſt; die Erde in dem Wort bedeutet die Kirche, und weil die Erde die Kirche iſt, allwo das Goͤtt - liche des Herrn unterhalb dem Himmel iſt, ſo wird dahero geſagt: du ſolt nicht bey der Erde ſchwoͤren, weil ſie der Fußſchaͤmel Gottes iſt; der Fußſchaͤmel iſt das Goͤttliche Wahre unter - halb dem Himmel, ſo wie das Wort im buchſtaͤblichen Sinn iſt, denn auf dieſem gruͤndet ſich und beſtehet gleichſam das Goͤtt -liche235Vom Himmel. liche Wahre im Himmel, welches das Wort im innern Sinn iſt; jenes Wahre wird durch den Fußſchaͤmel beym David im 119 Pſalm v. 5. angedeutet, ingleichen Pſalm 132, 7. Jeſ. 60, 13. und Klagl. Jerem. 2, 1. Aber bey Jeruſalem ſchwoͤren. heißt bey der Lehre des Wahren aus dem Wort; denn Jeruſalem bedeutet im entfernten Sinn die Kirche; da aber geſagt wird bey der Erde, und hernach bey Je - ruſalem, ſo bedeutet Jeruſalem die Lehre der Kirche, folglich auch die Lehre des Goͤttlichen Wahren aus dem Wort; daher kommt es, daß geſagt wird: die Stadt des groſſen Gottes; denn durch die Stadt wird in dem Wort, in deſſen innern Sinn, die Lehre des Wahren an - gedeutet. Aber bey ſeinem Haupte ſchwoͤ - ren, heißt bey dem Wahren, welches der Menſch ſelbſt glaubt, daß es wahr ſey, und ſichs zu ſeinem Glauben machet; denn dieſes machet bey dem Menſchen das Haupt aus, und es wird auch durch das Haupt beym Eſaia verſtanden im 15. Cap. v. 2; wie auch im 29. Cap. v. 10. Und beym Ezech. im 7. Cap. v. 18, und im 13. Cap. v. 18. wie auch im 16. Cap. v. 12. und 29. Cap. v. 18. Matth. am 6. Cap. v. 17. und an andern Orten; dahero heißt es auch: weil du nicht vermoͤgend biſt, ein einiges Haar weiß oder ſchwarz zu machen, denn das Haar bedeutet das Wahre des aͤuſ - ſerlichen oder natuͤrlichen Menſchen, ſo wie es bey denen iſt, welche das Wahre glauben, abernicht236Vom Himmel. nicht etwan dadurch, daß ſie es empfinden, daß es wahr ſey, ſondern dadurch, weil es die Lehre der Kirche alſo lehret; und weil ſie es nicht anderswoher wiſſen, ſo heißt es: ſie ſol - ten nich dabey ſchwoͤren, weil ſie nicht vermoͤ - gend waͤren, ein einiges Haar weiß oder ſchwarz zu machen; ein Haar weiß machen, heißt ſa - gen, das Wahre ſey wahr aus ſich ſelbſt oder an und fuͤr ſich ſelbſt, und ein Haar ſchwarz machen, heißt ſagen, das Falſche ſey falſch an und fuͤr ſich ſelbſt; denn das Weiße wird vom Wahren, und das Schwar - ze vom Falſchen geſagt. Hieraus erhellet nun, was durch die Worte verſtanden wird: du ſolt allerdings nicht ſchwoͤren, weder bey dem Him - mel, noch bey der Erde, noch bey Jeruſalem, auch nicht bey deinem Haupt, daß ſie nemlich ſo zu verſtehen: das Goͤttliche Wahre ſoll nicht von Seiten des Menſchen, ſon - dern vom Herrn bey dem Menſchen be - kraͤftiget werden: derohalben wird zuletzt geſagt: Eure Rede ſey ja ja, nein nein, was druͤber iſt, das iſt vom Boͤſen; denn diejenigen, welche vom Herrn das Wahre empfinden und ſehen, bekraͤftigen es auch nicht anders; ſo wie es die Engel des innerſten oder dritten Himmels machen, welche Himmliſche Engel genennet werden: daß die Rede uͤber ja ja, nein nein, aus dem Boͤſen iſt, iſt die Urſache, weil das, was druͤber iſt, nicht aus dem Herrn, ſondern aus dem Eigenen desMenſchen237Vom Himmel. Menſchen, alſo aus dem Boͤſen iſt, denn das Eigene des Menſchen iſt lauter Boͤſes. Hier - aus erhellet wiederum, wie der Herr geredet hat, daß Er nemlich ſo geredet, daß in Allem und Jeden des Worts ein innerer Sinn iſt; weil Er aus dem Goͤttlichen geredet, alſo fuͤr die Engel ſo wohl, als fuͤr die Menſchen, denn die Engel vernehmen das Wort nach deſſen innern Sinn.

Von dem Gottesdienſt im Himmel.

221. Der Gottesdienſt in den Himmeln iſt in Anſehung des Aeuſſerlichen dem Gottesdienſt auf Erden nicht ungleich, aber in Anſehung des Jn - nern unterſchieden; ſie haben ebenfalls Lehren, Predigten, und Tempel: die Lehren kommen nach dem Weſentlichen uͤberein, aber die Lehren in den obern Himmeln enthalten eine innerlichere Weisheit, als die, ſo in den untern Himmeln ſind: die Predigten ſind nach den Lehren einge - richtet: und gleichwie die Engel Haͤuſer und Pal - laͤſte haben, wie Num. 183-190 zu leſen iſt, alſo haben ſie auch Tempel, in welchen die Pre - digten gehalten werden. Daß dergleichen auch in den Himmeln ſind, iſt darum, weil die Engel beſtaͤndig durch die Weisheit und Liebe vollkommen gemacht werden; denn ſie haben eben ſo wohl, als die Menſchen, Verſtand und Willen, undder238Vom Himmel. der Verſtand iſt ſo beſchaffen, daß er beſtaͤndig kann vollkommener gemacht werden, desgleichen auch der Wille, der Verſtand durch das Wahre, welches das Wahre der Erkaͤnntnis iſt, und der Wille durch das Gute, welches das Gute der Liebe iſt.

222. Allein, ſelbſt der Gottesdienſt in den Himmeln beſtehet nicht in Beſuchung der Tempel, noch in Anhoͤrung der Predigten, ſondern in dem Leben der Liebe, der thaͤtigen Liebe und des Glau - bens nach den Vorſchriften der Lehren; die Pre - digten in den Tempeln dienen nur allein dazu, daß ſie in den Lebens-Sachen unterrichtet werden. Jch redete derentwegen mit den Engeln, und ſagte, daß man in der Welt glaubt, daß ſey Gottes - dienſt, in die Tempel gehen, die Predigten an - hoͤren, drey oder viermal des Jahrs zum Abend - mahl gehen, und das uͤbrige zum Dienſt gehoͤrige nach den Kirchenordnungen begehen, wie auch beten, und ſich alsdenn andaͤchtig beweiſen; hier - auf ſagten die Engel, dieſes ſey das Aeuſſerliche, das man zwar thun muͤſſe, es waͤre aber nichts damit ausgerichtet, wenn es nicht aus dem Jn - wendigen herkomme, und das Jnnere ſey das Leben nach den Geboten, welche die Lehre vorſchreibet.

223. Damit ich wiſſen moͤchte, wie ihre Ver - ſammlungen in den Tempeln beſchaffen ſind, ſo wurde mir gegeben, etlichemal hinein zu gehen und die Predigten anzuhoͤren: der Prediger ſte -het239Vom Himmel. het auf dem Predigtſtuhl von Aufgang her; vor ſeinem Geſichte ſitzen die, ſo vor andern im Lichte der Weisheit ſind, zu ihrer rechten und linken Seite ſitzen die, ſo ſich im kleinern Lichte der Weis - heit befinden; ſie ſitzen ſo, daß ſie eine laͤnglichte Ruͤndung formiren, und der Prediger ſie alle vor dem Geſichte hat; auf beyden Seiten, wo ſein Geſicht nicht hingeht, iſt nicht ein einziger: bey dem Thor des Tempels, das gegen Aufgang iſt, bey der linken Seite des Predigtſtuhls, ſtehen die, ſo erſt unterrichtet werden: es darf keiner hinter dem Predigtſtuhl ſtehen, wenn allda einer ſtehet, ſo wird der Prediger confus; eben ſo geht es, wenn einer unter der Verſammlung mishellig iſt, weswegen er ſich mit dem Geſichte wegwenden muß. Die Predigten werden mit einer ſolchen Weisheit gehalten, daß ihnen die, ſo in der Welt gehalten werden, nicht verglichen werden koͤnnen; denn in den Himmeln ſind ſie in einem innerlichern Lichte. Die Tempel im geiſtlichen Reich er - ſcheinen wie von Stein, und im himmliſchen Reich wie von Holz, aus der Urſache, weil die Steine ſich auf das Wahre beziehen, in welchem diejenigen ſind, welche ſich im geiſtlichen Reich befinden; und das Holz mit dem Guten uͤber - einſtimmet,*)Anmerkung des Verfaſſers. Daß die Steine in dem Wort das Wahre be - deuten, leſe man in den himmliſchen Ge -heimniſſen in welchem diejenigen ſtehen,welche240Vom Himmel. welche im himmliſchen Reich ſind; die Kirchen in dieſem Reich werden nicht Tempel, ſondern Got - teshaͤuſer genennet. Jm himmliſchen Reich ſind die Kirchen ohne Pracht, aber im geiſt - lichen Reich ſind ſie von einer groͤßern und klei - nern Pracht.

224. Jch habe auch mit einem gewiſſen Pre - diger von der Heiligkeit, in welcher diejenigen ſind, welche die Predigten in den Tempeln an - hoͤren, geredet, und er ſagte, ein jeder habe Froͤm - migkeit, Andacht und Heiligkeit nach Beſchaffen - heit ſeines Jnnern, welches von der Liebe und vom Glauben herruͤhret, weil in dieſen die Hei - ligkeit ſelbſt iſt, denn das Goͤttliche des Herrn iſt darinnen; und er wiſſe nicht, was die aͤuſſere Heiligkeit ohne das Jnnere ſey: und da er ſich die aͤuſſere Heiligkeit ohne daſſelbe gedacht hatte, ſagte er, es waͤre vielleicht etwas in der aͤuſſer - lichen Geſtalt vorgegebenes oder gezwungenes, oder aber etwas heuchleriſches Heilige; undſolches*)heimniſſen, Num. 114. 643. 1298. 3720. 6426. 8609. 10376. Daß das Holz das Gute andeute, Num. 643. 3720. 8354. Dahero haben die alleraͤlteſten, weil ſie in dem himm - liſchen Guten geweſen ſind, Tempel von Holz gehabt, man leſe Num, 3720. (Allwo alles dieſes weitlaͤuftig erklaͤret und mit den Stellen des Worts bewieſen iſt; der Ueberſ.)241Vom Himmel. ſolches wuͤrde durch ein gewiſſes unrechtmaͤßiges Feuer aus der Selbſtliebe und der Liebe zur Welt zum Vorſchein gebracht und dargeſtellet.

225. Alle Prediger ſind aus dem geiſtlichen Reich des Herrn, und keiner aus dem himm - liſchen Reich; daß ſie aus dem geiſtlichen Reich ſind, iſt darum, weil ſie allda in dem Wah - ren aus dem Guten ſind, und aus dem Wah - ren alle Predigten gehalten werden; daß keiner aus dem himmliſchen Reich iſt, iſt daher, weil ſie allda in dem Guten der Liebe ſind, und aus dieſem das Wahre ſehen und empfinden, aber nicht daruͤber reden:*)Anmerkung des Verfaſſers. Die himmliſchen Engel denken und reden nicht uͤber das Wahre, wie die geiſtlichen Engel, weil ſie die Empfindung alles deſſen, was wahr iſt, vom Herrn haben; man leſe in den himm - liſchen Geheimniſſen Num. 202. 597. 607. 784. 1121. 1387. 1398. 1442. 1919. 7680. 7877. 8780. 9277. 10336. ob nun gleich die Engel, welche im himmliſchen Reich ſind, das Wahre empfin - den und ſehen, ſo werden dennoch Predigten all - da gehalten, weil ſie durch dieſelben in dem Wah - ren, welches ſie ſchon gewußt hatten, Erlaͤute - rung bekommen, und noch von mehrerem Wah - ren, das ſie vorhero nicht gewußt hatten, voll - kommener gemacht werden, ſo bald ſie daſſelbehoͤren,Sw. Sch. I. Th. Q242Vom Himmel. hoͤren, wird es von ihnen auch erkannt, und alſo empfunden; ſie lieben auch das Wahre, welches ſie empfinden, und dadurch, daß ſie darnach le - ben, machen ſie ſolches zu ihrem Leben; ſie ſagen, nach dem Wahren leben, ſey den Herrn lieben.

226. Alle Prediger ſind vom Herrn geſetzt, und haben daher die Gabe zu pre - digen: auſſer dieſen iſt keinem erlaubt in den Tempeln zu lehren. Sie werden Prediger, nicht aber Prieſter genennet; daß ſie nicht Prieſter ge - nenennet werden, iſt die Urſache, weil das Prie - ſterthum des Himmels das himmliſche Reich iſt, denn das Prieſterthum bedeutet das Gute der Liebe zum Herrn, in welchem diejenigen ſind, welche ſich in dieſem Reich befinden; aber das Koͤnigliche*)Anmerkung des Verfaſſers. Die Prieſter haben den Herrn in Anſehung des Goͤttlichen Guten, und die Koͤnige in An - ſehung des Goͤttlichen Wahren vorgeſtellet, man leſe in den himmliſchen Geheimniſſen N. 2015. 6148. Dahero deuten die Prieſter in dem Wort diejenigen an, welche im Gu - ten der Liebe zum Herrn ſind, das Prieſter - thum alſo bedeutet dieſes Gute, Num. 9806. 9809. Ein Koͤnig in dem Wort deutet diejenigen an, welche im Goͤttlichen Wahren ſind, das Koͤnigliche alſo bedeutet das Wahre aus dem Guten, Num. 1672. 2015. 2069. 4575. 4581. 4966. 5044. des Himmels iſt das geiſtlicheReich,243Vom Himmel. Reich, denn das Koͤnigliche bedeutet das Wahre aus dem Guten, worinnen die ſind, ſo ſich in die - ſem Reich befinden, man leſe oben Num. 24.

227. Die Lehren, nach welchen gepredigt wird, betreffen alle das Leben als den Endzweck, und keine den Glauben ohne das Leben: die Lehre des innerſten Himmels enthaͤlt mehrere Weisheit als die Lehre des mittlern Himmels, und dieſe enthaͤlt mehrere Erkaͤnntnis als die Lehre des lez - ten oder aͤuſſerſten Himmels; denn die Lehren ſind nach der Faßlichkeit der Engel in einem jeden Himmel eingerichtet. Das Weſentliche aller Lehren iſt, das Goͤttlich Menſchliche des Herrn erkennen.

Von der Macht der Engel des Himmels.

228. D die Engel maͤchtig ſind, das koͤnnen diejenigen, welche von der geiſtlichen Welt, und von ihrem Einfluß in die natuͤrliche nichts wiſſen, nicht begreifen; ſie ſtehen in den Gedanken, die Engel koͤnnten keine Macht haben, weil ſie geiſt - lich, und ſo fein und ſubtil waͤren, daß ſie nicht einmal mit den Augen koͤnnten geſehen werden: diejenigen aber, welche die Sachen im Grunde beſehen, denken ganz anders; denn dieſe wiſſen, daß alle Macht, die der Menſch hat, von ſeinem Verſtand und Willen herkommt, denn ohne die -Q 2ſelben244Vom Himmel. ſelben kann er kein Theilgen des Koͤrpers bewe - gen, der Verſtand und Wille iſt ſein geiſt - licher Menſch; dieſer betreibet den Koͤrper und deſſen Gliedmaſſen auf jeden Wink, denn was er denket, das redet der Mund und die Zunge, und was er will, das thut der Koͤrper, er giebt auch nach ſeinem Willen Kraͤfte her: des Menſchen Wille und Verſtand werden vom Herrn durch Engel und Geiſter regieret, und weil der Wille und Verſtand dadurch regieret wird, ſo wird auch alles, was der Koͤrper thut, dadurch regieret, weil es daraus herkommt: und man kanns glau - ben, der Menſch kann ohne den Einfluß des Him - mels nicht einmal einen Schritt thun. Daß dem alſo ſey, iſt mir durch viele Erfahrung gezeigt worden; es wurde den Engeln gegeben, meine Schritte, meine Handlungen, meine Zunge und Sprache in Bewegung zu ſetzen, ſo wie ſie nur wollten, und dieſes durch den Einfluß in meinen Willen und in mein Denken; da hab ichs erfah - ren, daß ich nichts von mir ſelber vermogte: ſie ſagten hernach: ſo wird ein jeder Menſch regie - ret, und dieſes kann er ja aus der Lehre der Kirche und aus dem Wort wiſſen, denn er betet ja, daß Gott ſeine Engel ſenden moͤge, die ihn fuͤh - ren, ſeine Tritte regieren, ihn lehren und ihm eingeben moͤchten, was er rede und denke, und mehreres dergleichen; ob er gleich, wenn er auſſerhalb dieſer Lehre ſo bey ſich ſelber denkt, an - ders redet und glaubt. Dieſes iſt geſagt worden, damit man wiſſe, was fuͤr eine Macht die Engel bey dem Menſchen haben.

229.245Vom Himmel.

229. Aber in der geiſtlichen Welt iſt die Macht der Engel ſo groß, daß, wenn ich alles, was ich davon geſehen habe, anfuͤhren wollte, ſolches den Glauben uͤberſteigen wuͤrde: wenn daſelbſt etwas widerſtehet, welches aus dem Weg muß geraͤumt werden, weil es wider die goͤttliche Ordnung iſt, ſo wird es von ihnen blos allein durch den Antrieb des Willens und durch das Anſchauen nieder ge - worfen und umgeſtuͤrzt, auf dieſe Weiſe haben ſie, wie ich geſehen habe, Berge, die die Boͤſen in Beſitz genommen hatten, umgeworfen, und umgeriſſen, bisweilen von einem Ende zum an - dern erſchuͤttert, als wie bey Erdbeben; ſie ſpreng - ten auch die Felſen in der Mitte bis in den Ab - grund, und die auf denſelben ſich befindende Boͤ - ſen wurden verſchlungen: ich habe auch geſehen, wie von ihnen etliche hundert tauſend boͤſe Geiſter zerſtreuet und in die Hoͤlle geworfen wurden; nicht die Menge, nicht Raͤnke, nicht Liſt, noch Zuſam - menrottungen richten etwas gegen ſie aus, ſie ſe - hen alles, und machen es augenblicklich zunichte: allein hiervon leſe man ein mehreres in der Ab - handlung von dem zerſtoͤrten Babel. Eine ſolche Macht haben ſie in der geiſtlichen Welt. Daß die Engel auch gleiche Macht, wenn ſie ih - nen zugelaſſen wird, in der natuͤrlichen Welt ha - ben, erhellet aus dem Wort; daß ſie nemlich ganze Kriegsheere erlegt; die Peſt ins Land ge - bracht haben, woran ſiebenzig tauſend Mann ge - ſtorben ſind; von welchem Engel es alſo heißet: Der Engel ſtreckte ſeine Hand uͤber Je -Q 3ruſalem246Vom Himmel. Jeruſalem aus, daß er ſie verderbe, es reuete aber den Herrn uͤber dem Uebel, und ſprach zu dem Engel, zu dem Verderber im Volk: es iſt genug, laß nun deine Hand ab: und David ſahe den Engel, der das Volk ſchlug, 2. Sam. 24, 15. 16. 17 ; die - ſes erweiſen noch viele andre Stellen im Wort. Weil die Engel eine ſolche Macht haben, ſo wer - den ſie dahero Maͤchte genennet; und beym Da - vid heißt es: Lobet den Herrn, ihr Engel, ihr ſtarken Helden, Pſ. 103, 20.

230. Allein, man muß wiſſen, daß die En - gel von ſich ſelber ganz und gar keine Macht haben, ſondern daß ſie alle ihre Macht vom Herrn be - kommen; und daß ſie in ſo viel Maͤchte ſind, in ſo viel ſie dieſes erkennen: wenn einer unter ihnen glaubt, er ſey von ſich ſelber maͤchtig, ſo wird er den Augenblick ſo ſchwach, daß er nicht einmal einen einzigen boͤſen Geiſt widerſtehen kann; die Urſache iſt dieſe, daß ſich die Engel ſchlechterdings nichts vom Verdienſt zueignen, und wenn ſie eine That gethan, alsdenn fuͤr allem Lob und Ruhm einen Abſcheu haben, aber dieſes Lob und dieſen Ruhm dem Herrn zueignen.

231. Das vom Herrn ausgehende Goͤttliche Wahre iſt es, welches alle Gewalt in den Him - meln hat, denn der Herr im Himmel iſt das Goͤtt - liche Wahre vereinigt mit dem Goͤttlichen Guten, man leſe Num. 126-140; in ſo viel die Engel dieſes aufnehmen, in ſo viel ſind ſie Maͤchte. Ein247Vom Himmel. Ein jeder iſt auch ſein Wahres und ſein Gutes, weil ein jeder ſo iſt, wie ſein Verſtand und Wille beſchaffen, und der Verſtand nimmt das Wahre auf, weil alles, was den Verſtand ausmacht, aus dem Wahren iſt, und der Wille nimmt das Gute auf, weil alles, was den Willen ausmacht, aus dem Guten iſt; denn was einer verſtehet, das nennet er Wahrheit, und was er will, das heißet er gut; in ſo viel demnach der Engel das Wahre aus dem Goͤttlichen, und das Gute aus dem Goͤtt - lichen iſt, in ſo viel iſt er die Macht, weil in ſo viel der Herr bey ihr iſt: und weil keiner im gaͤnz - lich gleichen oder eben demſelben Guten und Wah - ren mit dem andern ſtehet, denn im Himmel iſt, wie in der Welt, eine beſtaͤndige Mannigfaltig - keit, als oben Num. 20 zu leſen iſt, ſo hat da - hero auch ein Engel nicht die gleiche Macht, die der andere hat. Diejenigen haben die groͤßte Macht, welche die Arme am groͤßten Men - ſchen oder Himmel ausmachen, aus der Urſache, weil die, ſo daſelbſt ſind, vor andern in dem Wah - ren ſtehen, und in ihr Wahres das Gute aus dem geſammten Himmel einfließt; auch ziehet ſich die Macht des ganzen Menſchen hin in die Arme, und durch ſolche uͤbet der ganze Koͤrper ſeine Staͤrke aus: daher kommt es, daß durch die Arme und Haͤnde in dem Wort die Macht angedeutet wird. Darum erſcheinet bisweilen im Himmel ein bloßer Arm, der eine ſolche Gewalt hat, daß er alles, was ihm entgegen kaͤme, und wenn es auch ein Felſen auf Erden waͤre, zerbrechen koͤnnte; einſt -Q 4mals248Vom Himmel. mals war er auch an mich gelaßen worden, und ich bin i[n]ne geworden, daß er meine Gebeine haͤtte kurz und klein zermalmen koͤnnen.

232. Daß das vom Herrn ausgehende Goͤtt - liche Wahre alle Gewalt hat, und daß die Engel in ſo viel Macht haben, in ſo viel ſie Aufnehmer des Goͤttlichen Wahren ſind, leſe man N. 137; allein, die Engel ſind in ſo viel Aufnehmer des Goͤttlichen Wahren, in ſo viel ſie Aufnehmer des Goͤttlichen Guten ſind, denn das Wahre aus dem Guten hat alle Macht, aber das Wahre ohne das Gute hat keine; ſo hat auch das Gute durch das Wahre alle Macht, und das Gute ohne das Wahre hat keine; durch die Verbindung des Wahren mit dem Guten, und des Guten mit dem Wahren entſtehet die Macht: eben ſo iſt es mit dem Glau - ben und der Liebe, denn ob man ſage, das Wahre oder der Glaube, das iſt einerley, weil alles das, was den Glauben ausmacht, das Wahre iſt; in - gleichen, ob man ſage, das Gute oder die Liebe, iſt gleich viel, weil alles was die Liebe ausmacht, das Gute iſt. Was fuͤr eine große Macht die Engel durch das Wahre aus dem Guten haben, wurde mir auch daraus offenbar, daß ein boͤſer Geiſt, ſo bald ihn ein Engel anblickt, alsbald in Ohnmacht faͤllt, und nicht wie ein Menſch aus - ſieht, und dieſes ſo lange, bis der Engel ſeine Au - gen wegwendet: die Urſache, daß dergleichen durch die anblickende Augen der Engel entſtehet, iſt dieſe, weil das Sehen der Engel aus dem Lichtedes249Vom Himmel. des Himmels iſt, und das Licht des Himmels iſt das Goͤttliche Wahre, man leſe oben Num. 126-132: die Augen beziehen ſich auch auf das Wahre aus dem Guten.

233. Weil das Wahre aus dem Guten alle Macht hat, ſo hat dahero das Falſche aus dem Boͤſen ganz und gar keine Macht. Alle in den Hoͤllen ſind im Falſchen aus dem Boͤ - ſen, weswegen ſie keine Macht wider das Wah - re und Gute haben: aber welcherley Macht ſie unter einander haben, und wie die Macht der boͤſen Geiſter, ehe ſie in die Hoͤlle geworfen worden, beſchaffen iſt, ſoll im folgenden ge - ſagt werden.

Von der Sprache oder von dem Reden der Engel.

234. Die Engel reden unter einander gaͤnz - lich wie die Menſchen in der Welt, und eben auch von mancherley Dingen, als von Sachen, die das Hausweſen, die buͤrgerliche Verfaſſung, das ſittliche Leben, und das geiſtliche Leben be - treffen; und es iſt kein andrer Unterſchied dar - zwiſchen, als daß ſie, weil ihr Denken inner - licher iſt, mit tiefſinnigern Verſtand, als die Menſchen, untereinander reden. Mir iſt ge - geben worden, mit ihnen oͤfters in Geſellſchaft zu ſeyn, und mit ihnen, wie ein Freund mit einem Freund, und manchmal wie ein Unbe -Q 5kannter250Vom Himmel. kannter mit einem Unbekannten, zu ſprechen, und weil ich alsdenn in gleichem Zuſtand mit ihnen war, ſo wußte ich nicht anders, als re - dete ich mit den Menſchen auf dem Erdboden.

235. Das Reden der Engel iſt eben ſo wohl woͤrtlich, als das menſchliche Reden; es wird eben auch laut ausgeſprochen, und laut gehoͤret; denn ſie haben ebenfalls einen Mund, eine Zunge und Ohren; ja, ſie haben auch ei - nen Luftkreis, worinnen der Ton ihres Redens abſatzweis formiret wird, aber es iſt ein geiſt - licher Luftkreis, der ſich fuͤr die Engel, ſo geiſt - lich ſind, ſchicket; die Engel holen auch in ih - rem Luftkreis Athem, und vermittelſt des A - themholens ſprechen ſie die Worte aus, als wies die Menſchen in ihrem Luftkreis machen.

236. Sie haben alle im geſammten Him - mel einerley Sprache, und verſtehen einander alle, ſie moͤgen ſeyn aus welcher Ge - ſellſchaft ſie wollen, aus einer nahen oder aus einer entfernten: die Sprache daſelbſt wird nicht gelernt, ſondern ſie iſt einem jeden ſchon eingepflanzt; denn ſie fließet unmittelbar aus ihrer Neigung und aus ihren Denken; der Ton des Redens ſtimmet mit ihrer Neigung uͤberein, und der abſatzweis hervorgebrachte Hall des Tons, welches die Worte ſind, bezie - het ſich auf die Gedanken-Bilder, welche aus der Neigung ſind; und weil die Sprache mit denſelben uͤbereinſtimmet, ſo iſt ſie auch geiſt -lich,251Vom Himmel. lich, denn ſie iſt eine toͤnende Neigung und ein redendes Denken*)Anmerkung des Ueberſetzers. Dieſes iſt auch ſchon dem erleuchteten Joh. Pordagen, ſeit ſeinen ihm im Jahr 1675. ge - ſchehenen geiſtlichen Offenbarungen, eroͤffnet worden; denn, wo er von den Einwohnern der Ewigkeit, den reinen Geiſtern, redet, ſpricht er alſo: Wollte jemand von dieſen Geiſtern fragen, was fuͤr eine Sprache ſie ha - ben, oder wie ſie einander ihre Gedanken mit - theilen, ſo dienet darauf zur Antwort, daß ihr Reden gegen einander durch Gedanken geſchie - het; ſo, daß, was ſie nur immer gedenken, augenblicklich beantwortet wird; ihre Gedan - ken ſind alle einander bekannt, und werden ſo fort auch beantwortet. Sie ſchoͤpfen alle Athem aus einer Luft; ꝛc. man ſehe ſei - ne Myſtiſche Theologie, pag. 103.. Wer auf ſich Acht giebt, kann wiſſen, daß alles Denken aus der Neigung, die der Liebe eigen, herkommt, und daß die Gedanken-Bilder eben die mancherley Geſtalten**)Der Verfaſſer hat ſich in den himmliſchen Geheimniſſen, Num. 3337, weitlaͤuftiger ausgedruckt, er ſpricht daſelbſt: Die Ein -bildung ſind, worein die allgemeine Neigung verbreitet iſt, denn ohne Neigung findet ſchlechterdings kein Denkennoch252Vom Himmel. noch Eindruck Statt, die Seele und das Le - ben der Gedanken und Eindruͤcke iſt aus der Neigung: daher kommt es, daß die Engel blos allein aus der Rede wiſſen, wie der ande - re beſchaffen iſt, aus dem Ton, welcherley ſei - ne Neigung, und aus dem abſatzweis hervor - gebrachten Hall des Tons oder aus den Wor - ten, wie ſein Gemuͤth beſchaffen iſt; die wei - ſern Engel wiſſen aus einem einzigen Strom des Redens, was fuͤr eine Neigung die herr - ſchende iſt, denn auf dieſe geben ſie hauptſaͤch - lich Achtung. Es iſt bekannt, daß ein jeder mancherley Neigungen hat, eine andre hat er bey der Freude, eine andre beym Schmerzen, eine andre beym Mitleiden und Barmherzig - keit, eine andre bey der Aufrichtigkeit und Wahrheit, eine andre bey der Liebe und Lieb - thaͤtigkeit, eine andre beym Eifer oder beymZorn,**)bildung (imaginatio) des Menſchen iſt nichts anders, als die Geſtalten und Bilder (Formæ et ſpecies) ſolcher Dinge, von denen er ſich durch das Sehen des Leibes einen Eindruck gemacht hatte, und die wunderbar veraͤndert, ja mannigfaltig veraͤndert ſind. Aber ſeine innere Einbildung oder ſein Denken iſt nichts anders, als die Geſtalten und Bilder der Dinge, von denen er ſich durch das Se - hen des Gemuͤths einen Eindruck gemacht hat - te, und die noch wunderbarer, ja noch man - nigfaltiger veraͤndert ſind.253Vom Himmel. Zorn, eine andre bey der Verſtellung und bey den Tuͤcken, eine andre bey der Beſtrebung nach Ehre und Ruhm, und ſo weiter, allein unter allen dieſen iſt allemal eine die herrſchen - de Neigung oder herrſchende Liebe; weswegen die weiſern Engel, weil ſie dieſe gleich inne werden, den ganzen Zuſtand des andern aus ſeinem Reden wiſſen. Daß ſichs ſo verhalte, iſt mir aus vieler Erfahrung zu wiſſen gegeben worden: ich habe vernommen, daß die Engel, ſo bald ſie nur etwas von der herrſchenden Lie - be gehoͤrt hatten, das Leben des andern voͤllig entdeckten; ſie ſagten auch, ſie wuͤßten alle Le - bensumſtaͤnde des andern nur aus einigen von ſeinen Gedanken-Bildern, weil ſie aus dieſen ſeine herrſchende Liebe wuͤßten, worinnen alles, wie es auf einander folgt, anzutreffen ſey; das Lebens-Buch des Menſchen waͤre nichts anders.

237. Die Sprache der Engel hat mit den menſchlichen Sprachen ſonſt nichts ge - mein, als mit etlichen Woͤrtern, die nach einer gewiſſen Neigung klingen, aber nicht mit den Woͤrtern ſelbſt, ſondern mit ihren Ton, wo - von im folgenden etwas gemeldet wird. Daß die Sprache der Engel nichts mit den menſch - lichen Sprachen gemein hat, erhellet auch dar - aus, daß es den Engeln nicht moͤglich iſt, ein einziges Wort von der menſchlichen Sprache auszuſprechen; ſie verſuchten es, aber ſie konn -ten254Vom Himmel. ten nicht; denn ſie koͤnnen nichts anders aus - ſprechen, als was mit ihrer Neigung uͤberein - ſtimmet; was nicht damit uͤbereinſtimmet, das widerſtrebet ſchnurſtracks ihren Leben, denn das Leben iſt ein Leben der Neigung, und aus dieſer iſt ihre Sprache. Mir wurde geſagt, die erſte Sprache der Menſchen auf unſrer Er - de, weil ſie ſolche aus dem Himmel hatten, ſey mit derſelben uͤbereingekommen; und die hebraͤiſche Sprache komme noch in einigem da - mit uͤberein.

238. Weil die Sprache der Engel mit ih - rer Neigung, die der Liebe eigen, uͤbereinſtim - met, und die Liebe des Himmels die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Naͤchſten iſt, wie oben Num. 13-19 zu leſen, ſo kann man deutlich abnehmen, wie zierlich und ange - nehm ihr Reden iſt, denn es reizet nicht nur die Ohren, ſondern auch das Jnnere des Ge - muͤths derer, ſo es hoͤren: es war ein gewiſſer Geiſt von einem harten Herzen, mit dem ein Engel redete, derſelbe wurde von deſſen Rede endlich dermaſen geruͤhrt, daß er Thraͤnen ver - goß, und ſagte, er koͤnnte ſich derer, weil es die redende Liebe war, nicht enthalten, er habe aber vorhero niemals geweint.

239. Das Reden der Engel iſt voller Weis - heit, weil es aus ihren innern Denken herfuͤr - kommt, und ihr inneres Denken iſt die Weis - heit, ſo wie ihre innere Neigung die Liebe iſt,ihre255Vom Himmel. ihre Liebe und Weisheit vereiniget ſich in ihrer Rede: daher iſt ſie ſo voll Weisheit, daß ſie mit einem einzigen Wort ausdruͤcken koͤnnen, was der Menſch nicht mit tauſend Woͤrtern ausdruͤcken kann, und ihre Gedanken-Bilder begreiffen ſolche Dinge in ſich, die der Menſch nicht faſſen, vielweniger ausſprechen kann: daher kommt es, daß die Dinge, welche im Himmel gehoͤrt und geſehen worden, unaus - ſprechlich genennet werden, und ſolche, die niemals das Ohr gehoͤret noch das Auge ge - ſehen hat. Daß dem alſo ſey, iſt mir auch durch Erfahrung zu wiſſen gegeben worden; ich wurde manchmal in den Zuſtand verſetzt, worinnen die Engel ſind, und in dieſem Zu - ſtand redete ich mit ihnen, und da verſtunde ich alles, ſobald ich aber in meinen vorigen Zuſtand, und alſo in das natuͤrliche Denken, ſo dem Menſchen eigen iſt, wieder verſetzt wur - de, und was ich gehoͤrt hatte, wieder zuſam - men faſſen wollte, ſo war ichs nicht im Stande; denn tauſenderley Dinge waren, die ſich nicht zu den Gedanken-Bildern meines natuͤrlichen Denkens reimten, die ich alſo nicht ausdruͤcken konnte, auſſer nur allein durch die mannigfal - tige Farben des himmliſchen Lichts,*)Anmerkung des Ueberſetzers. Jn den himmliſchen Geheimniſſen, Num. 45 30 ſpricht der Verfaſſer: Jm andern Le -ben und alſokeines -256Vom Himmel. keinesweges durch menſchliche Woͤrter. Die Gedanken-Bilder der Engel, woraus ihre Worte entſtehen, ſind eben die wunderbare mannigfaltige Veraͤnderungen des himmliſchenLichts;*)ben werden auch Farben geſehen, die an Glanz und Schimmer den Glanz der Farben in der Welt bey weiten uͤbertreffen, ſo, daß dieſer kaum mit jenen zu vergleichen iſt; ſie kommen aus der mannigfaltigen Veraͤnderung des Lichts und Schattens daſelbſt; und weil daſelbſt die Erkaͤnntnis und Weisheit vom Herrn iſt, die als wie ein Licht vor den Augen der Engel und Geiſter erſcheinet, und zugleich innerlich ihren Verſtand erleuchtet, ſo ſind die Farben da - ſelbſt in ihren Weſen die Mannigfaltigkeiten, oder die mannigfaltige Veraͤnderungen der Er - kaͤnntnis und Weisheit. Den Glanz haben ſie aus dem Wahren der Erkaͤnntnis, und den Schimmer aus dem Guten der Weisheit, und die Farben ſelbſt ſind aus dem Weißen und Dunkeln derſelben, alſo aus dem Licht und Schatten, als wie die Farben in der Welt; uͤberhaupt, in ſo viel die Farben daſelbſt Glanz, und von dem Weißlichten an ſich haben, in ſo viel ſind ſie aus dem Wahren der Erkaͤnnt - nis, und in ſo viel ſie Schimmer, und von dem Rothen an ſich haben, in ſo viel ſind ſie aus dem Guten der Weisheit. ꝛc. 257Vom Himmel. Lichts;*)Anmerkung des Ueberſetzers. Hier berufet ſich der Verfaſſer auf drey Num - mern aus oberwaͤhnten Himmliſchen Ge - heimniſſen, als Num. 1646; allda heißt es: Das Reden der Engel erſcheinet bisweilen in der Geiſterwelt, und alſo vor dem innern Geſicht wie das Blinken des Lichts oder einer glaͤnzenden Flamme, und dieſes mit Mannig - faltigkeit nach dem Zuſtand der Neigungen ihrer Rede. Num. 3343 heißt es: Die geiſt - lichen Dinge, ſo das Wahre betreffen, entſtehen durch die mannigfaltige Veraͤnderun - gen des himmliſchen Lichts, in welchen (Veraͤn - derungen) die Neigungen ſind, die auf unzaͤh - lige Weiſe wunderbar veraͤndert werden; unddie und die Neigungen, woraus der Ton der Worte kommt, ſind die Veraͤnderungen der Waͤrme des Himmels, weil das Licht des Him - mels das Goͤttliche Wahre oder die Weisheit iſt, und die Waͤrme des Himmels das Goͤttliche Gute oder die Liebe iſt, man leſe oben Num. 126 bis 140, und aus der goͤttlichen Liebe haben die En - gel ihre Neigung, und aus der goͤttlichen Weis - heit ihr Denken.

240. Weil die Rede der Engel unmittelbar aus ihrer Neigung gehet, denn die Gedanken-Bil - der, wie oben Num. 236 geſagt worden, ſind eben die mancherley Geſtalten, worein die allge -meineSw. Sch. I. Th. R258Vom Himmel. meine Neigung verbreitet iſt, dahero koͤnnen die Engel in einer Minute das ausdruͤcken, was der Menſch in einer halben Stunde nicht ausdruͤcken kann, ſie koͤnnen auch durch etliche Worte dar - thun, was auf vielen Blaͤrtern beſchrieben wor - den iſt: davon bin ich auch durch viele Erfahrung uͤberzeugt worden. Die Gedanken-Bilder der En - gel, und die Worte ihrer Rede machen dergeſtalt Eins aus, als wie die wuͤrkende Urſache und Wuͤr - kung, denn was in den Gedanken-Bildern der Ur - ſache nach iſt, das wird in den Worten ausge - wuͤrket; daher kommt es, daß jedwedes Wort ſo erſtaunend viel in ſich begreift. Alles und je - des, was die Engel denken, und dahero auchalles,*)die himmliſchen Dinge, ſo das Gute be - treffen, entſtehen durch die Veraͤnderungen der Flamme oder der himmliſchen Waͤrme; alſo bringen dieſe Veraͤnderungen alle Neigun - gen in Bewegung. Num. 3693 heißt es: Durch das Dunkele der Engel wird das Dunkele der Erkaͤnntnis in Anſehung des Wahren, und das Dunkele der Weisheit in Anſehung des Guten verſtanden, denn das Licht, ſo die Engel vom Herrn haben, hat Er - kaͤnntnis und Weisheit in ſich, und iſt auch dar - aus; in ſo viel ſie dahero im Lichte ſind, in ſo viel ſind ſie auch in der Erkaͤnntnis und Weis - heit, in ſo viel ſie aber nicht im Lichte, alſo in ſo viel ſie im Schatten ſind, in ſo viel ſiud ſie auch nicht in der Erkaͤnntnis und Weisheit.259Vom Himmel. alles, was ſie reden, ſiehet aus, wenn es zu ſehen gegeben wird, als wie duͤnnes oder durchſichtiges Waſſer, oder wie ein ringsherum flieſſender Luft - kreis, worinnen unzaͤhliges in ſeiner Ordnung vor - handen, welches aus ihrer Weisheit gehet und in das Denken des andern einfließt und es beruͤhret. Die Gedanken. Bilder eines jeden, ſo wohl des Engels, als des Menſchen, werden, wenn es dem Herrn wohlgefaͤllt, im Lichte des Himmels zu ſehen gegeben. *)Anmerkung des Verfaſſers. Das im andern Leben die Gedanken-Bilder des Menſchen offenbar, und lebhaft zu ſehen gege - ben werden, leſe man in den himmliſchen Ge - heimniſſen, N. 1869. 3310. 5510. Auf welcherley Weiſe ſie erſcheinen, N. 6201. 8885. Die Gedanken. Bilder der Engel des innerſten Himmels erſcheinen oder ſehen aus wie ein flammendes Licht, N. 6615. Die Gedanken - bilder der Engel des aͤuſſerſten Himmels ſehen aus wie duͤnne weiſſe Wolken, N. 6614.

241. Die Engel, ſo aus dem himmliſchen Reich des Herrn ſind, reden eben ſo, wie die Engel aus dem geiſtlichen Reich des Herrn; aber die himmliſchen Engel reden aus einem weit innigern Denken, als die geiſtlichen Engel; und weil die himmliſchen Engel in den Guten der Liebe zum Herrn ſind, ſo reden ſie aus der Weis - heit, und die geiſtlichen Engel, weil ſie inR 2dem260Vom Himmel. dem Guten der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤchſten ſind, welches in ſeinem Weſen das Wahre iſt, Num. 115, reden aus der Erkaͤnntnis, denn aus dem Guten kommt die Weisheit, und aus dem Wahren die Erkaͤnntnis: daher iſt das Re - den der himmliſchen Engel gleich einen ſanft dahin ſchleichenden Fluß, gelinde und gleichſam in einem fortgehend, aber das Reden der geiſtlichen Engel iſt ein wenig abgeſtoſſen und abgeſetzt: auch klinget die Rede der himmliſchen Engel ſtark nach den Selbſtlautern U und O, aber die Rede der geiſt - lichen Engel nach den Selbſtlautern E und J; denn die Selbſtlauter dienen zum Ton, und in dem Ton iſt die Neigung, denn der Ton der Rede der Engel, wie oben Num. 236 geſagt worden, ſtimmt mit ihrer Neigung uͤberein, und der Ab - ſatzweis hervorgebrachte Hall des Tons, welches die Worte ſind, beziehet ſich auf die Gedanken - bilder, die aus der Neigung kommen: weil die Selbſtlauter nicht zur Sprache, ſondern zur Er - hebung ihrer Worte durch den Ton nach den man - cherley Neigungen nach Beſchaffenheit des Zu - ſtands eines jedweden gehoͤren, ſo ſind dahero in der hebraͤiſchen Sprache die Selbſtlauter nicht ausgedruͤckt worden, und werden auch auf man - cherley Art ausgeſprochen; daher erkennen die Engel die Beſchaffenheit des Menſchen in An - ſehung der Neigung und Liebe: auch die Rede der himmliſchen Engel iſt ohne harte Mitlauter, und faͤllt ſelten von einem Mitlauter in den andern, auſſer durch Darzwiſchenſetzung eines Worts, ſoſich261Vom Himmel. ſich mit einem Selbſtlauter anfaͤngt; daher kommt es, daß in dem Wort ſo oͤfters das Woͤrtgen: Und,*)Jm Hebraͤiſchen heißt das Woͤrtgen und: ve, va, u ꝛc. dieſes hat der Ueberſetzer deswe - gen hergeſetzt, damit die, ſo die hebraͤiſche Spra - che nicht verſtehen, nur einigermaßen den Laut dieſes Woͤrtgens abnehmen koͤnnen. darzwiſchen geſetzt iſt, wie es denen bekannt ſeyn kann, welche das Wort in der he - braͤiſchen Sprache leſen, in welcher daſſelbe Woͤrt - gen weich oder gelinde iſt, und allemal nach einem Selbſtlauter klingt: auch kann man aus den Woͤrtern in dem Wort in hebraͤiſcher Sprache einigermaßen wiſſen, ob ſie zu der himmliſchen Gattung, oder zur geiſtlichen Gattung gehoͤren, alſo, ob ſie das Gute oder das Wahre in ſich ent - halten, die das Gute in ſich faſſen, haben viel von U und O an ſich, und auch etwas von A, die aber das Wahre in ſich enthalten, haben von E und J an ſich. Weil ſich die Neigungen hauptſaͤchlich durch die Toͤne aͤußern, ſo hat man dahero auch in der Rede des Menſchen, wenn man von erheblichen Dingen, als vom Himmel und von Gott handelt, ſolche Woͤrter gerne, in welchen U und O iſt: die muſikaliſchen Toͤne ſchwingen ſich auch dahin, wenn ſie eben derglei - chen ausdruͤcken; ein anders iſt es, wenn keine wichtige Dinge abgehandelt werden; daher kommt es, daß die Tonkunſt die mancherley Arten der Neigungen auszudruͤcken weiß.

R 3242. Jn262Vom Himmel.

242. Jn der Rede der Engel iſt eine gewiſſe wohllautende Zuſammenſtimmung, die nicht be - ſchrieben werden kann: dieſe Zuſammenſtimmung kommt daher, daß ſich die Gedanken und Nei - gungen, aus weichen das Reden kommt, nach der Geſtalt des Himmels ausgieſſen und ausbrei - ten, und die Geſtalt des Himmels iſt es, nach welcher alle mit einander vergeſellſchaftet ſind, und nach welcher alle Vergemeinſchaftung geſchiehet: daß die Engel nach der Geſtalt des Himmels ver - geſellſchaftet ſind, und daß nach derſelben ihre Gedanken und Neigungen flieſſen, leſe man oben Num. 200. 212.

243. Eben die Sprache, ſo wie ſie in der geiſtlichen Welt iſt, iſt einem jeden Menſchen eingepflanzt, aber in ſeinem innern den Ver - ſtand betreffenden Theil; weil ſie aber bey dem Menſchen nicht in Worte, die der Neigung gleichfoͤrmig, als wie bey den Engeln, ausbricht, ſo weis der Menſch nicht, daß er in dieſer Sprache ſey; daher kommt es doch gleichwohl, daß der Menſch, wenn er ins andere Leben kommt, in eben dieſer Sprache mit den Geiſtern und Engeln allda iſt, und ſo zu reden weis, ohne daß es ihn einer lehret*)Anmerkung des Verfaſſers. Die Gedanken-Bilder des innern Menſchen ſind geiſtlich, aber dem Menſchen, ſo lange er inder Allein hiervon ſoll unten ein mehreres gemeldet werden.

244. Jm263Vom Himmel.

244. Jm Himmel haben ſie alle einerley Sprache, wie oben geſagt worden, allein, ſie wird darinnen mancherley, daß die Sprache der Weiſen inniger, und mit Neigungs-Veraͤnde - rungen und mit Gedanken-Bildern mehr ange - ſuͤllt iſt; die Sprache der weniger Weiſen iſt aͤuſ - ſerlich und daher nicht ſo damit angefuͤllt; und die Sprache der Einfaͤltigen iſt noch mehr aͤuſſer - lich, und beſtehet daher aus Worten, woraus der Sinn erſt gezogen werden muß, auf die Art, wie man es machen muß, wenn die Menſchen unter einander reden. Es giebt auch eine Spra - che durch das Angeſicht, die ſich in einen durch die Gedanken Bilder mannigfaltig veraͤnderten Laut verlieret: es giebt auch eine Sprache in welcher die vorſtellenden Dinge des Himmels mit den Gedanken-Bildern vermiſcht ſind, und aus den Ge - danken-Bildern lebhaft zu Geſichte kommen:*)Anmerkung des Ueberſetzers. Der Verfaſſer hat dieſes in den himmliſchen Geheimmiſſen, in etlichen Nummern erlaͤu -tert; esR 4giebt*)der Welt lebt, kommen ſie natuͤrlich vor, weil er allda in dem Natuͤrlichen denkt, man leſe in den himmliſchen Geheimniſſen N. 10236. 10240. 10550. Der Menſch kommt nach dem Tod in ſeine innere Gedanken-Bilder, Num. 3226. 3342. 3343. 10568. 10604. Und dieſe ſtellen ſodann ſeine Sprache her, Num. 2470. 2478. 2479.264Vom Himmel. giebt auch eine Sprache durch die Geberden, ſo mit den Neigungen uͤbereinſtimmen, und eben das vorſtellen, was die Worte der Redenden daſelbſt ausdruͤcken: es giebt eine Sprache durch das Ge - meinſchaftliche der Neigungen, und durch dasGemein -*)tert; als Num. 3341 heißt es: Weil die Vorſtellungen im andern Leben nicht anders, als durch die unterſchiedliche Veraͤnderungen des Lichts und Schattens enſtehen, ſo iſt zu wiſſen, daß alles Licht, folglich alle Erkaͤnnt - nis und Weisheit vom Herrn iſt; und aller Schatten von dem Eigenen des Menſchen, Gei - ſtes und Engels herkommt. Num. 3342: Alles Reden der Geiſter und Engel geſchiehet auch durch vorſtellende Dinge; denn ſie ſtellen durch wunderbare Veraͤnderungen des Lichts und Schattens das, was ſie denken, lebhaft vor dem innern und auch zugleich vor dem aͤuſſern Geſicht desjenigen dar, mit welchem ſie reden, und bringen ihm durch die Zuſtandsveraͤnderungen, ſo mit den Neigungen uͤbereinkommen, bey. Die Vor - ſtellungen, welche in dem Reden entſtehen, ſind geſchwind und augenblicklich mit den Ge - danken-Bildern ihrer Rede. Num. 3344: Durch die vorſtellende Dinge, die mit den Gedankenbildern verknuͤpft ſind, lebet gleichſam das Reden ꝛc. 265Vom Himmel. Gemeinſchaftliche der Gedanken:*)Anmerkungen des Ueberſetzers. Dieſes iſt eine Sprache vieler Geiſter auf ein - mal zugleich, oder da die Neigungen und Ge - danken vieler Geiſter mit einander vergemein - ſchaftet ſind, und auf einmal zugleich in den, mit welchem ſie reden, einflieſſen; dieſer Sprache gedenket der Verfaſſer in den himmliſchen Geheimniſſen, Num. 1763. es giebt auch eine donnernde Sprache:**)Der Verfaſſer ſpricht in den himmliſchen Geheimniſſen Num. 1763: Es giebt kleine Geiſter, die, ob ihrer gleich wenig ſind, dennoch wie eine große Menge reden, gleichſam donnernd; ſie wurden uͤber meinem Haupt ge - hoͤrt, und ich glaubte, es waͤre eine Menge. Und Num. 9232 redet er von den Geiſtern des Mondes, und ſpricht: einige Geiſter erſchienen uͤber dem Haupt, und es lieſſen ſich von daher Stimmen wie Donner hoͤren; denn ihre Stim - men koͤneten nicht anders, als wie Donner aus den Wolken nach den Blitzen. die uͤbrigen zu geſchweigen.

245. Das Reden der boͤſen und hoͤlliſchen Gei - ſter iſt eben auch natuͤrlich, weil es aus den Nei - gungen, aber aus boͤſen Neigungen, und dahero aus garſtigen Gedanken Bildern kommt, vor welche die Engel einen gaͤnzlichen Abſcheu haben;R 5die266Vom Himmel. die hoͤlliſchen Sprachen ſind alſo den Sprachen des Himmels entgegen und zuwider; weswegen die Boͤſen keine engliſche Rede, und die Engel keine hoͤlliſche vertragen; das hoͤlliſche Reden iſt den Engeln als wie ein boͤſer Geſtank, der die Naſe triſt. Die Sprache der Heuchler, welches die ſind, ſo ſich wie Engel des Lichts ſtellen, iſt in Anſehung der Worte dem Reden der Engel aͤhn - lich, aber in Anſehung der Neigungen, und mit - hin der Gedanken-Bilder, voͤllig entgegen wes - wegen ihre Sprache, wenn ſie empfunden wird, wie ſie innerlich beſchaffen, welches von den wei - ſen Engein geſchieht, als wie ein Zaͤhnknirſchen gehoͤret wird, und einen Schauer einjagt.

Von der Sprache oder von dem Reden der Engel mit dem Menſchen.

246. Die Engel, welche mit dem Menſchen reden, reden nicht in ihrer Sprache, ſondern in der Sprache des Menſchen, und auch in andern Spra - chen, die der Menſch inne hat, nicht aber in Spra - chen, die der Menſch nicht verſtehet: die Ur - ſache, daß ſichs ſo verhaͤlt, iſt dieſe, weil die En - gel, wenn ſie mit dem Menſchen reden, ſich zu ihm wenden, und ſich mit ihm vereinigen, und die Verbindung des Engels mit dem Menſchen machet, daß beyde in gleichen Gedanken ſind; und weil das Denken des Menſchen mit ſeinemGedaͤcht -267Vom Himmel. Gedaͤchtnis zuſammen haͤngt, und daraus das Reden fließet, ſo ſind dahero beyde in einerley Sprache: uͤberdem dringet ein Engel oder auch ein Geiſt, wenn er zu dem Menſchen kommt, und durch die Wendung zu ihm ſich mit ihm vereini - get, in das ganze Gedaͤchtnis des Menſchen ein, in ſo weit, daß er bey nahe nicht anders weis, als wiſſe er aus ſich ſelbſt, was der Menſch weis, alſo auch die Sprachen. Hiervon habe ich mit den Engeln geſprochen, und geſagt: ſie meinten vielleicht, daß ſie mit mir in meiner Mutterſprache redeten, weil ſichs alſo vernehmen und empfinden ließ, da ſie es doch nicht waͤren, die da redeten, ſondern ich; und dieſes koͤnne daraus erhellen, daß die Engel nicht ein einziges Wort von einer menſchlichen Sprache ausſprechen koͤnnen, man leſe Num. 237; und uͤberdem iſt die menſchliche Sprache natuͤrlich, und ſie ſind geiſtlich, und die, ſo geiſtlich ſind, koͤnnen nicht das mindeſte natuͤr - licher Weiſe hervorbringen: hierauf antwoteten die Engel: ſie wuͤßten es wohl, daß ihre Ver - bindung mit dem Menſchen, mit welchem ſie re - deten, eine Verbindung mit ſeinem geiſt - lichen Denken ſey, weil ſolches aber in ſein na - tuͤrliches Denken einfließt, und dieſes mit ſeinem Gedaͤchtnis zuſammen haͤngt, ſo komme ihnen dahero die Sprache des Menſchen vor, als waͤre es ihre eigene, imgleichen auch alle ſeine Wiſſen - ſchaft, und dieſes geſchehe aus der Urſache, weil es dem Herrn wohlgefallen, daß auf dieſe Weiſe der Himmel mit dem Menſchen verbunden, undihm268Vom Himmel. ihm gleichſam eingefloͤßt werde; allein der Zu - ſtand des Menſchen ſey heut zu Tage anders, daß er nicht mehr mit den Engeln auf dieſe Weiſe ver - bunden ſey, ſondern mit den Geiſtern, welche nicht im Himmel ſind. Eben hiervon redete ich auch mit den Geiſtern, die wollten aber nicht glau - ben, daß es der Menſch ſey, der da rede, ſon - dern ſie waͤrens, die in dem Menſchen redeten, desgleichen wiſſe der Menſch nicht, was er eigent - lich weis, ſondern ſie wuͤßten es, und alſo waͤre alles, was der Menſch weis, von ihnen; ich wollte ſie weitlaͤuftig uͤberfuͤhren, daß ſichs nicht alſo verhalte, aber umſonſt. Welche es ſind, ſo durch die Geiſter, und durch die Engel ver - ſtanden werden, ſoll im folgenden, in dem Ab - ſchnitt von der Geiſterwelt, geſagt werden.

247. Daß ſich die Engel und Geiſter ſo ge - nau mit dem Menſchen verbinden, ja ſo gar, daß ſie nicht anders wiſſen, als waͤre das, was dem Menſchen eigen, das ihrige, davon iſt auch noch dieſes die Urſache, weil die geiſtliche und natuͤr - liche Welt bey dem Menſchen dergeſtalt mit ein - ander verbunden, daß ſie gleichſam ein Einziges ſind: hingegen, weil ſich der Menſch vom Him - mel getrennet hatte, ſo wurde vom Herrn Vor - ſehung gethan, daß bey einem jeden Menſchen Engel und Geiſter ſeyn moͤchten, und der Menſch durch ſolche vom Herrn regieret wuͤrde, dar - um iſt eine ſo genaue Verbindung. Ein an - ders waͤre es geweſen, wenn ſich der Menſch nichtvom269Vom Himmel. vom Himmel getrennt haͤtte, denn da haͤtte er durch den allgemeinen Einfluß aus dem Himmel vom Herrn, ohne die ihm zugeſellte Geiſter und Engel, regieret werden koͤnnen. Allein, hiervon ſoll im folgenden, wenn ich auf den Artikel von der Verbindung des Himmels mit dem Menſchen komme, insbeſondere geredet werden.

248. Die Rede eines Engels, oder auch ei - nes Geiſtes mit dem Menſchen wird ſo laut ge - hoͤrt, als das Reden eines Menſchen mit dem añdern, aber ſie wird nicht von denen, ſo dabey ſtehen, ſondern von ihm allein vernommen: die Urſache iſt, weil das Reden eines Engels oder eines Geiſtes zuerſt in das Denken des Men - ſchen, und hernach durch einen innern Weg in ſein Gehoͤr - Werkzeug einflieſſet, und dieſes alſo von innen bewegt; hingegen das Reden eines Men - ſchen mit dem andern kommt erſt in die Luft, und durch einen Weg von auſſen hinein in ſein Ge - hoͤr-Werkzeug, und beweget ſolches von auſſen; hieraus erhellet, daß das Reden eines Engels und Geiſtes mit dem Menſchen innerlich in dem Men - ſchen gehoͤret wird, und daß es, weils ebenfalls Gehoͤr-Werkzeuge bewegt, eben auch laut ver - nommen wird. Daß das Reden eines Engels und Geiſtes bis in das Ohr von innen hinein dringt, wurde mir auch daraus offenbar, daß es auch in die Zunge kommt und ſie in ein geringes zitterndes Erregen bringt, aber nicht in eine ſolcheBewe -270Vom Himmel. Bewegung, wie wenn von den Menſchen ſelbſt durch die Zunge der Ton der Rede abſatzweis her - vorgebracht wird, oder in Worte ausbricht.

249. Allein, mit den Geiſtern zu reden, wird heut zu Tage ſelten verſtattet, weil es gefaͤhrlich iſt,*)Anmerkung des Verfaſſers. Daß der Menſch mit den Geiſtern und Engeln reden koͤnne, und daß die Alten vielmals mit ihnen geredet haben, leſe man in den himm - liſchen Geheimniſſen, Num. 67. 68. 69. 784. 1634. 1636. 7802. Daß es aber heu - tiges Tages gefaͤhrlich ſey mit den Geiſtern zu reden, wenn der Menſch nicht in wah - ren Glauben iſt, und vom Herrn ge - fuͤhret wird, leſe man Num. 784. 9438. 10751. denn alsdenn wiſſen es die Geiſter, daß ſie bey den Menſchen ſind, welches ſie auſſerdem nicht wiſſen; und die boͤſen Geiſter ſind ſo beſchaf - fen, daß ſie einen toͤdtlichen Haß auf den Men - ſchen werfen, und nichts mehr begehren, als ihn an Seele und Leib zu verderben, welches auch bey denen geſchieht, ſo den Phantaſien ſtark nachge - hangen, ſogar, daß ſie ſich das Angenehme des Lebens, welches dem natuͤrlichen Menſchen ange - meſſen iſt, gaͤnzlich entzogen haben. Auch einige, die ein einſiedleriſches Leben fuͤhren, hoͤren bis - weilen Geiſter mit ihnen reden, und ohne Gefahr; allein, die Geiſter bey ihnen werden dann undwann271Vom Himmel. wann vom Herrn zuruͤck gehalten, damit ſie es nicht wiſſen, daß ſie bey dem Menſchen ſind; denn die meiſten von den Geiſtern wiſſen nicht, daß noch eine andre Welt, auſſer der, worinnen ſie ſind, vorhanden ſey, alſo wiſſen ſie auch nicht anders, als daß ſonſt nirgends Menſchen waͤren; darum wird es den Menſchen nicht verſtattet, mit ihnen Unterredung zu halten, denn wenn er mit ihnen reden wuͤrde, ſo wuͤrden ſie es inne werden. Diejenigen, welche ſtets Glaubensſachen in ihren Gedanken haben, und denſelben nachhaͤngen, ſo gar, daß ſie ſolche gleichſam innerlich in ſich zu ſehen glauben, fangen auch an, Geiſter zu hoͤren, die mit ihnen reden; denn wenn der Menſch den Glaubensſachen, es moͤgen nun ſeyn, welche es wollen, lediglich aus ſich ſelbſt nachhaͤnget, und ſie nicht durch mancherley Dinge, ſo zum Nutzen in der Welt abzwecken, unterbricht; ſo gehen ſie inwendig hinein, und ſetzen ſich allda feſte, und nehmen den Geiſt des Menſchen ganz und gar ein, und dringen alſo in die geiſtliche Welt, und erregen die Geiſter, ſo allda ſind; allein ſolche Leute ſind Viſioniſten und Enthuſia - ſten, und die von jedem Geiſt, den ſie nur hoͤ - ren, glauben, er ſey der heilige Geiſt, da es doch enthuſiaſtiſche Geiſter ſind; die ſo beſchaffen ſind, die ſehen das Falſche fuͤr das Wahre an, und weil ſie es ſehen, ſo beſtehen ſie darauf, und haͤngens auch denen auf, bey welchen ſie eindringen; und weil die Geiſter, die von dergleichen Leuten ge - hoͤret wurden, auch anfiengen, das Boͤſe anzu -rathen,272Vom Himmel. rathen, dem ſodann auch Gehoͤr gegeben wur - de, ſo ſind ſie deswegen nach und nach zuruͤck - gezogen worden: die enthuſiaſtiſchen Geiſter ſind von andern Geiſtern dadurch unterſchieden, daß ſie ſich einbilden, ſie ſelbſt waͤren der hei - lige Geiſt, und was ſie ſagten, ſey goͤttlich: dieſe Geiſter ſchaden dem Menſchen nicht, weil ihnen der Menſch goͤttliche Ehre erweiſet. Jch habe auch etlichemal mit ihnen geſprochen, und da ſind auch die ſchaͤndlichen Dinge, die ſie ih - ren Verehrern eingeblaſen, entdeckt worden: ſie wohnen linker Hand an einem wuͤſten Ort beyſammen.

250. Hingegen mit den Engeln des Him - mels zu reden, wird keinen andern zugelaſſen, als denen, welche in dem Wahren aus dem Guten ſind, vornehmlich denen, ſo den Herrn, und das Goͤttliche in Seinem Menſchli - chen erkennen; weil dieſes Wahre es iſt, in welchem die Himmel ſtehen; denn der Herr, wie oben gezeigt worden, iſt Gott des Himmels, Num. 2-6. Das Goͤttliche des Herrn macht den Himmel aus, Num. 7-12. Das Goͤtt - liche des Herrn im Himmel iſt die Liebe zu Jhm, und die von Jhm kommende thaͤtige Liebe gegen den Naͤchſten, Num. 13-19. Der geſammte Himmel in einem Jnbegriff ſtellet einen einzigen Menſchen vor, desgleichen auch eine jede Geſellſchaft des Himmels, und ein jeder Engel iſt in vollkommener menſchlicherGe -273Vom Himmel. Geſtalt, und dieſes vermoͤge des Goͤttlich Menſchlichen des Herrn, Num. 59-86; hier - aus erhellet, daß das Reden mit den Engeln des Himmels keinen andern zugelaſſen wird, als denen, bey welchen das Jnnere durch das Goͤttliche Wahre bis zum Herrn er - oͤffnet und aufgethan iſt, denn in das Jn - nere fließt der Herr bey dem Menſchen ein, und wenn der Herr einfließt, ſo fließt auch der Himmel ein. Daß das Goͤttliche Wahre das Jnnere des Menſchen aufſchließe, iſt da - her. weil der Menſch alſo geſchaffen iſt, daß er in Anſehung des innern Menſchen das Bild des Himmels, und in Anſehung des aͤuſſern das Bild der Welt iſt, Num. 57, und der innere Menſch wird nicht anders, als durch das vom Herrn ausfließende Goͤttliche Wahre eroͤffnet, weil es das Licht des Him - mels und das Leben iſt, Num. 126 bis 140.

251. Der Einfluß des Herrn Selbſt bey dem Menſchen gehet in ſeine Stirne, und da - her in das ganze Angeſicht, weil die Stirne des Menſchen ſich auf die Liebe beziehet, und das Angeſicht mit allem Jnnern des Menſchen uͤbereinſtimmet. Der Einfluß der geiſtli - chen Engel bey dem Menſchen gehet in ſein Haupt von dem Voͤrdertheil des Haupts und von den Schlaͤfen herum bis zu allen Theilen, unter welchen das groſſe Gehirn liegt, weil die - ſe Gegend des Haupts ſich auf die ErkaͤnntnisSw. Sch. I. Th. Sbezie -274Vom Himmel. beziehet. Aber der Einfluß der himmliſchen Engel gehet in denjenigen Theil des Haupts, unter welchem das kleine Gehirn liegt, und heißt das Hinterhaupt, von den Ohren herum bis hin an das Genick, denn dieſe Gegend bezie - het ſich auf die Weisheit. Alles Reden der Engel mit dem Menſchen dringet durch dieſe Wege in ſeine Gedanken: daher bin ichs deut - lich inne geworden, welche Engel es geweſen, ſo mit mir geredet haben.

252. Diejenigen, welche mit den En - geln des Himmels reden, ſehen auch das, was im Himmel iſt, weil ſie aus dem Lich - te des Himmels ſehen, in welchem Licht ihr Jnneres iſt; vermittelſt derſelben ſehen auch die Engel das, was auf der Erde iſt;*)Anmerkung des Ueberſetzers. Der Verfaſſer weiſet hier auf Num. 1880. in den himmliſchen Geheimniſſen; daſelbſt heißt es: Was uͤberhaupt die Geiſter und Engel betrift, welche alle Menſchen - Seelen ſind, die nach dem Abſterben des Leibes fort leben, ſo haben ſie viel vortreflichere und ſchaͤrf - fere Sinnen als die Menſchen: die Geiſter aber, und noch viel weniger die Engel koͤnnen nicht das mindeſte von dem, was in der Welt iſt, mit ihrem Geſichte, das iſt, mit dem Se - hen oder Geſichte des Geiſtes ſehen, denn das Licht der Welt oder das Sonnen-Licht iſt ih - denn bey denſelben iſt der Himmel mit derWelt,275Vom Himmel. Welt, und die Welt mit dem Himmel verbun - den, denn, wenn ſich die Engel zu dem Men - ſchen wenden, wie oben Num. 246. geſagt worden, ſo verbinden ſie ſich dermaſen mit ihm, daß ſie nicht anders wiſſen, als waͤre das, was dem Menſchen eigen, nicht allein das, was er redet, ſondern auch was er ſiehet und hoͤret, das Jhrige; der Menſch hinwiederum weis auch nicht anders, als waͤre das, was durch die Engel einfließt, das Seinige. Jn ſolcher Verbindung mit den Engeln des Himmels ſind die Alleraͤlteſten auf dieſer Erde geweſen,S 2deren*)nen die dickſte Finſterniß; eben wie der Menſch mit ſeinem Geſichte, das iſt, mit dem Geſich - te ſeines Leibes auch nicht das allergeringſte von dem, was im andern Leben iſt, ſehen kann, denn das Licht des Himmels, oder das himmli - ſche Licht des Herrn iſt ihm die dickſte Finſter - nis. Doch aber koͤnnen die Geiſter und En - gel, wenn es dem Herrn wohlgefaͤllt vermit - telſt der Augen des Menſchen, das, was in der Welt iſt, ſehen, der Herr aber erlaubt es ihnen bey keinem andern, als welcher vom Herrn die Gnade hat mit den Geiſtern und Engeln zu reden, und bey ihnen zu ſeyn; durch meine Augen haben ſie das, was in der Welt iſt, und ſo genau, als ich ſelbſten, ſehen koͤnnen, wie auch die Men - ſchen mit mir reden gehoͤrt. Etlichemal ge -ſchah276Vom Himmel. deren Zeit dahero die guͤldne Zeit genennet worden; dieſe, weil ſie das Goͤttliche unter menſchlicher Geſtalt, alſo den Herrn erkannt haben, haben mit den Engeln des Himmels, als wie mit ihres Gleichen, und hinwiederum die Engel des Himmels mit ihnen, als wie mit ihres Gleichen, geſprochen, und in denſel - ben machte Himmel und Welt Eins aus. Hin - gegen nach dieſen Zeiten hat ſich der Menſch von Zeit zu Zeit dadurch, daß er ſich mehr als den Herrn, und die Welt mehr als den Him - mel liebte, vom Himmel entfernt, daher fieng er an, die Annehmlichkeiten der Selbſtliebeund*)ſchah es, daß einige durch mich mit groſſem Erſtaunen ihre Freunde, Ehemaͤnner und Kin - der, ſo ſie bey Leibes Leben gehabt, eben ſo ge - genwaͤrtig, als bey Leibes Leben geſehen haben. Mir aber iſt mein inneres Sehen oder Geſicht aufgeſchloſſen. Jch bin unter - richtet worden, daß die Geiſter und Engel bey andern Menſchen nicht das mindeſte von dem, was in der Welt iſt, ſehen, ſondern daß ſie nur die Gedanken und Neigungen derer Men - ſchen, bey welchen ſie ſind, vernehmen und empfinden. Hieraus erhellet, daß der Menſch dazu erſchaffen ſey, damit er, indem er auf Erden unter den Menſchen lebt, zugleich unter den Engeln im Himmeln leben ſollte, weil aber der Menſch ſo leiblich worden iſt, hat er ſich den Himmel zugeſchloſſen.277Vom Himmel. und der Liebe zur Welt, welche vom Angeneh - men des Himmels getrennt waren, zu ſchme - cken, und es kam endlich mit ihm ſo weit, daß er nicht einmal wußte, was eine andre An - nehmlichkeit ſey: da wurde das Jnnere, wel - ches ſonſt gen Himmel zu offen ſtunde, ver - ſchloſſen, und das Aeuſſere ſtunde gegen die Welt offen; wenn dieſes geſchieht, ſo iſt der Menſch zwar im Lichte in Anſehung alles deſ - ſen, was die Welt angehet, aber er iſt in Fin - ſternis in Anſehung alles deſſen, was den Him - mel betrift.

253. Nach der Zeit hat ſelten einer mit den Engeln des Himmels geſprochen, aber ei - nige haben mit den Geiſtern geredet, welche nicht im Himmel ſind: denn das Jnnere und Aeuſſere des Menſchen ſind ſo beſchaffen, daß ſie entweder auf den Herrn, als auf ihren all - gemeinen Mittelpunkt, gerichtet, wie Num. 124. zu leſen iſt, oder zu ſich ſelbſt, alſo ruͤck - waͤrts vom Herrn hinweg, gekehret ſind; was zum Herrn gekehret iſt, das iſt auch zum Him - mel gekehret, was aber zu ſich ſelbſt gekehret iſt, das iſt auch zur Welt gekehret; und was dahin gekehret iſt, das kann ſchwerlich empor geſchwungen werden; doch aber wird es, ſo viel nur moͤglich, vom Herrn empor geſchwun - gen, dadurch, daß man ſich zur Liebe wendet, und dieſes geſchiehet durch die Wahrheiten aus dem Wort.

254. Jch278Vom Himmel.

254. Jch bin unterrichtet worden, auf welche Art der Herr mit den Propheten geredet hat, vermittelſt deren das Wort gegeben worden iſt; Er hat mit ihnen nicht ſo, als wie mit den Alten, durch den Einfluß in ihr Jnneres, ſondern durch Geiſter, welche zu ihnen geſendet worden geredet; dieſe Geiſter hat der Herr mit Seinem Anſchauen erfuͤllt, und ihnen alſo die Worte eingegeben, die ſie den Propheten vorſagten, ſo, daß es kein Ein - fluß, ſondern ein Vorſagen war: und weil die Worte unmittelbar aus dem Herrn hervor - kamen, ſo ſind dahero alle und jede Worte mit dem Goͤttlichen erfuͤllt, und halten einen in - nern Sinn in ſich, welcher ſo beſchaffen, daß die Engel des Himmels alle Worte im himm - liſchen und geiſtlichen Sinn vernehmen und empfinden, wenn die Menſchen ſolche im na - tuͤrlichen oder buchſtaͤblichen Sinn vernehmen; alſo hat der Herr vermittelſt des Worts den Himmel und die Welt mit einander verbunden. Wie die Geiſter mit dem Goͤttlichen vom Herrn durch das Anſchauen erfuͤllt werden, das iſt auch ſchon gezeigt worden; der mit dem Goͤtt - lichen vom Herrn erfuͤllte Geiſt weis nicht an - ders, als daß er ſelbſt der Herr ſey, und daß er das Goͤttliche ſey, das da redet, und dieſes ſo lange, bis er ausgeredet hat; hernach wird ers inne, und erkennet, daß er ein Geiſt iſt, und daß er nicht aus ſich ſelber, ſondern aus dem Herrn geredet hat. Weil die Geiſter,wel -279Vom Himmel. welche mit den Propheten geredet haben, in einem ſolchen Zuſtand geweſen ſind, ſo heißt es dahero auch von ihnen: Jehovah ſprach, auch die Geiſter ſelbſt nannten ſich Jehovah, wie dieſes nicht allein aus den prophetiſchen, ſondern auch aus den hiſtoriſchen Buͤchern des Worts erhellen kann.

255. Damit man wiſſen moͤge, wie die Verbindung der Engel und Geiſter mit dem Menſchen beſchaffen iſt, ſo ſey mir vergoͤnnt, einiger Merkwuͤrdigkeiten, woraus dieſes er - laͤutert und geſchloſſen werden kann, zu geden - ken: wenn ſich die Engel und Geiſter zu dem Menſchen wenden, ſo wiſſen ſie alsdenn nicht anders, als daß die Sprache des Menſchen die ihrige ſey, und daß ſie keine andre haͤtten; die Urſache iſt, weil ſie alsdenn in der Spra - che des Menſchen, und nicht in der ihrigen ſind, an die ſie auch nicht gedenken; ſo bald ſie ſich aber von dem Menſchen weg wenden, ſo gleich ſind ſie in ihrer engliſchen und geiſtlichen Sprache, und wiſſen nicht das geringſte von der Sprache des Menſchen: eben ſo iſt mir auch geſchehen, wenn ich mit den Engeln in Geſellſchaft, und im gleichen Zuſtand mit ih - nen geweſen bin, alsdenn habe ich auch mit ihnen in ihrer Sprache geredet, und nicht das mindeſte von meiner Sprache gewußt, mich ihrer auch nicht erinnert; ſo bald ich aber nicht mit ihnen in Geſellſchaft war, ſo gleich warS 4ich280Vom Himmel. ich in meiner Sprache. Es iſt auch merkwuͤr - dig, daß, wenn ſich die Engel und Geiſter zu dem Menſchen wenden, ſie mit ihm reden koͤn - nen, ſie moͤgen ſo weit von ihm entfernt ſeyn, als ſie wollen; ſie haben auch mit mir von wei - ten eben ſo laut, als in der Naͤhe geredet; aber wenn ſie ſich von dem Menſchen weg wen - den, und unter einander reden, ſo wird von dem Menſchen nicht das allergeringſte gehoͤret, was ſie reden, wenn es auch gleich nahe bey dem Ohr waͤre; hieraus erhellete, daß alle Verbindung in der geiſtlichen Welt ſich nach Beſchaffenheit dieſer Wendung verhaͤlt. Fer - ner iſt merkwuͤrdig daß mehrere auf einmal zu - gleich mit dem Menſchen reden koͤnnen, und der Menſch mit ihnen; denn ſie ſchicken einen Geiſt von ihnen hin zu demjenigen Menſchen, mit welchem ſie reden wollen, und der ausge - ſandte Geiſt wendet ſich zu dem Menſchen, und dieſelben alle zuſammen wenden ſich auch zu ih - ren ausgeſandten Geiſt, und vereinbaren alſo ihre Gedanken, und dieſer Geiſt bringt ſie vor; der Geiſt weis da nicht anders, als daß er le - diglich aus ſich ſelbſt rede, und dieſe wiſſen auch nicht anders, als reden ſie ſelbſt; alſo werden ebenfalls durch ſolche Wendung viele mit einem einzigen verbunden. Allein von die - ſen ausgeſandten Geiſtern, die auch Subjecte oder Unterhaͤndler genennet werden, und von der Vergemeinſchaftung und gemeinſchaftlichen Mittheilung vermittelſt derſelben, ſoll im fol. genden ein mehreres gemeldet werden.

256.281Vom Himmel.

256. Es darf kein Engel noch Geiſt aus ſei - nem eigenen Gedaͤchtnis mit dem Menſchen reden, ſondern aus dem Gedaͤchtnis des Menſchen; denn die Engel und Geiſter haben eben ſo wohl ein Gedaͤchtnis, als die Menſchen; wenn ein Geiſt aus ſeinem eigenen Gedaͤchtnis mit dem Menſchen reden wuͤrde, ſo wuͤrde alsdenn der Menſch nicht anders wiſſen, als daß die Sachen, die er ſodann bey ſich denket, lediglich ſeine eigene waͤren, da ſie doch dem Geiſt eigen ſind, es iſt eben ſo, als wenn ſich der Menſch einer Sache erinnert, die er doch niemals gehoͤrt oder geſehen hat: daß dem alſo ſey, das iſt mir durch Erfahrung zu wiſſen gegeben worden. Daher haben einige von den Alten die Meinung gehabt, daß ſie nach etlichen tauſend Jahren wieder in ihr voriges Leben, und in alle ihre Werke kommen wuͤrden, ja, daß ſie auch wuͤrklich zuruͤck gekommen ſeyn; dieſes ha - ben ſie daraus geſchloſſen, weil es ihnen biswei - len vorkam, als erinnerten ſie ſich gleichſam an Dinge, die ſie doch niemals geſehen oder gehoͤrt hatten; dieſes kam daher, weil die Geiſter aus ihrem eigenen Gedaͤchtnis in die Gedanken-Bil - der derſelben einfloſſen.

257. Es giebt auch Geiſter, ſo natuͤrliche und leibliche Geiſter genennet werden; wenn dieſe zu dem Menſchen kommen, ſo vereinigen ſie ſich nicht, als wie andre Geiſter, mit ſeinem Denken, ſondern ſie dringen in ſeinen Leib, und nehmen alle ſeine Sinne ein, reden durch ſeinen Mund,S 5und282Vom Himmel. und wuͤrken durch ſeine Gliedmaſſen, indem ſie ſodann nicht anders wiſſen, als waͤre alles, was dem Menſchen eigen, das Jhrige: dieſe Geiſter ſind es, welche den Menſchen beſitzen; ſie ſind aber vom Herrn in die Hoͤlle geworfen, und alſo ganz und gar entfernt worden; daher giebt es heut zu Tage nicht mehr dergleichen Beſitzungen*)Anmerkung des Verfaſſers. Daß es heut zu Tage keine aͤuſſerliche Bſitzun - gen, oder Beſitzungen des Leibes, wie vorzei - ten, giebt, leſe man in den himmliſchen Ge - heimniſſen Num. 1983. Allein, es giebt heutiges Tages innerliche Beſitzungen, die das Gemuͤth betreffen, und deren mehr, als vorzeiten, Num. 1983. 4793. Der Menſch iſt innerlich beſeſſen, wenn er garſtige Gedanken hat, anſtoͤßige Gedanken von Gott, und von den Naͤchſten, und wenn er vom Ausbruch derſelben nur allein durch die aͤuſſerliche Bande abgehalten wird, nemlich, wenn er das Geſetz, den Verluſt des guten Namens, der Ehre, des Gewinſtes, und des Lebens befuͤrchtet, Num. 5990. Von den teufliſchen Geiſtern, welche vornehmlich das Jnnere des Menſchen beſitzen, leſe man Num. 4793. Von den teufliſchen Geiſtern, welche das Aeuſſere des Menſchen beſitzen wol - len, wie auch, daß ſie in den Hoͤllen einge - ſchloſſen ſind, leſe man Num. 2752. 5990..

Von283Vom Himmel.

Von den Schriften oder von dem Schreiben im Himmel.

258. Weil die Engel reden, und ihr Reden eine Woͤrter Sprache iſt, ſo ſchreiben ſie dahero auch, und druͤcken die Geſinnungen ihres Ge - muͤths eben ſo wohl durch das Schreiben, als durch das Reden aus: es wurden mir etlichemal Blaͤt - ter, die mit Schrift beſchrieben waren, geſendet, ſie waren gaͤnzlich ſo, als wie Blaͤtter, die mit der Hand geſchrieben, und auch, wie die, ſo in der Welt gedruckt ſind, ich konnte ſie auch eben ſo leſen, durfte aber daraus mehr nicht, als ein und andern Sinn ziehen; die Urſache war, weil es nicht nach der goͤttlichen Ordnung iſt, durch Schriften aus dem Himmel unterrichtet zu werden, ſondern der Unterricht geſchiehet durch das Wort, weil durch dieſes allein der Himmel mit der Welt, alſo der Herr mit dem Menſchen vergemeinſchaftet und verbunden wird. Daß den Propheten eben auch Blaͤtter von Buͤchern, die im Himmel geſchrieben worden, erſchienen ſind, iſt beym Ezechiel offenbar zu ſehen: Und ich ſahe, und ſiehe, da wurde (von dem Geiſt) eine Hand gegen mir ausgeſtreckt, und darinnen war eine Rolle eines Buchs, und ſie breitete ſie aus vor meinem Ange - ſicht; ſie war beſchrieben vorne und hin -ten,284Vom Himmel. ten, *)Anmerkungen des Ueberſetzers. So heißt es eigentlich nach der hebraͤiſchen Grundſprache. Cap. 2. v. 9. 10. Und beym Jo - hanne: Jch ſahe in der rechten Hand deſ - ſen, der auf dem Thron ſaß, ein Buch ge - ſchrieben inwendig und auswendig ver - ſiegelt mit ſieben Siegeln, Offenb. 5, 1.

259. Daß im Himmel Schriften ſind, das iſt aus der Vorſehung des Herrn um des Worts willen gekommen, denn dieſes iſt in ſeinem We - ſen das Goͤttliche Wahre, aus welchem alle himmliſche Weisheit kommt, ſo wohl bey den Menſchen, als bey den Engeln, denn das Wort iſt vom Herrn vorgeſagt worden, und was der Herr vorſagt, das gehet durch alle Himmel or - dentlich hindurch bis zu dem Menſchen; daher iſt das Wort ſo wohl zur Weisheit, in welcher die Engel ſind, als auch zur Erkaͤnntnis, worinnen die Menſchen ſind, eingerichtet: daher kommt es, daß die Engel eben auch das Wort haben, und daß ſie es eben ſo wohl, als die Menſchen auf Er - den, leſen;**)Jn des Verfaſſers Lehre des neuen Je - ruſalems, in Amſterdam 1763 heraus ge - kommen, und zwar in den Abſchnitt von der heiligen Schrift, Num. 70. heißt es: Das Wort iſt in allen Himmeln, und wird vonden aus dem Wort haben auch dieEngel285Vom Himmel. Engel ihre Lehren; und nach ſelbigem wird im Himmel gepredigt, man leſe Num. 221: es iſt einerley Wort, aber deſſen natuͤrlicher Sinn, welcher bey uns der buchſtaͤbliche Sinn iſt, iſt nicht im Himmel, ſondern da iſt der geiſtliche Sinn, ſo der innere Sinn des Worts iſt: wie dieſer Sinn beſchaffen, leſe man in dem Trac - tat vom weiſſen Pferd, deſſen in der Offen - barung Johannis gedacht wird.

260. Einſtmals wurde mir auch aus dem Him - mel ein Blaͤttgen geſendet, auf welchem nur et - liche Woͤrter mit hebraͤiſchen Buchſtaben geſchrie - ben ſtunden, und es wurde geſagt, daß jeder Buch - ſtabe Geheimniſſe der Weisheit in ſich enthalte, und daß ſie in den Einbiegungen und Kruͤm - mungen der Buchſtaben, und daher auch in ih - rem Laut waͤren: hieraus wurde mir klar, was durch dieſe Worte des Herrn verſtanden wird: Warlich Jch ſage euch, bis der Himmel und die Erde nicht wird vergangen ſeyn, wird ganz und gar nicht ein einiges Jo - tha, (oder der kleinſte Buchſtabe) noch ein einziges krumm gebognes Spitzgen vom Geſetz vergehen, *)Anmerkung des Ueberſetzers. Man vergleiche mit dieſer Stelle Luc. am 16 Cap. v. 17: Es iſt aber leichter, daß Matth. 5, 18; daß dasWort**)den Engeln allda geleſen; daraus kommt die engliſche Weisheit; auch leſen es die Geiſter, ſo unter den Himmeln ſind.286Vom Himmel. Wort nach allen ſeinen Spitzen oder Haͤckgen goͤttlich iſt, das iſt auch in der Kirche bekannt; wo aber in allen Spitzen oder Haͤckgen das Goͤtt - liche verborgen liegt, das iſt noch unbekannt, da - hero ſoll es geſagt werden; die Schrift im in - nerſten Himmel beſtehet aus mancherley einge - bogenen und herum gebogenen Geſtalten, ſo wohl die Einbiegungen als Herumbiegungen verhalten ſich nach der Geſtalt des Himmels; durch dieſe druͤcken die Engel die Geheimniſſe threr Weisheit aus, wie auch noch mehrere Dinge, ſo nicht mit Worten ausgeſprochen werden koͤnnen; und, wel - ches wunderbar iſt, dieſe Schreibart wiſſen die Engel ohne Kunſt und Lehrmeiſter, ſie iſt ihneneinge -*)der Himmel und die Erde vergehe, als daß ein einiges krumm gebogenes Spitz - gen des Geſetzes hinfalle. So lautet ſo wohl dieſe, als obige Stelle, nach dem grie - chiſchen Grundtext; D. Luther aber hat in die - ſen beyden Stellen die Worte: κεραίατου῀νόμου uͤberſetzt: ein Titel vom Geſetz, welches hier gar nicht angeht, denn κεραία heißt ei - gentlich corniculum, ein Hoͤrngen, das iſt, ein krumm gebogenes Spitzgen oder Haͤckgen, ſo wie ſie bey den hebraͤiſchen Buchſtaben ſind; und durch das Geſetz iſt hier uͤberhaupt das Wort des alten Teſtaments, und zwar in Anſehung der hebraͤiſchen Sprache, zu verſtehen.287Vom Himmel. eingegeben, als wie die Sprache ſelbſt, von wel - cher Num. 236 geredet worden; weswegen dieſe Schreibart eine himmliſche Schreibart iſt: daß ſie ihnen eingegeben iſt, iſt daher, weil alle Aus - breitung der Gedanken und Neigungen, und da - her alle gemeinſchaftliche Mittheilung der Er - kaͤnntnis und Weisheit der Engel nach der Ge - ſtalt des Himmels erfolgt, man leſe Num. 201; daher kommt es, daß ihre Schreibart nach der Geſtalt des Himmels ausfaͤllt. Mir wurde ge - ſagt, die Alleraͤlteſten auf dieſer Erde haͤtten, ehe die Buchſtaben erfunden worden, auch eine ſolche Schreibart gehabt; und daraus waͤren die Buch - ſtaben der hebraͤiſchen Sprache entſprungen, welche Buchſtaben zu den alten Zeiten alle eingebogen, und gar keine darunter waren, die wie Linien ge - zogen geweſen waͤren, als wie heutiges Tages: daher kommt es, daß in dem Wort, auch in den Jothen oder kleinſten Buchſtaben, Spitzen, und krummen Haͤckgen deſſelben, goͤttliche Dinge, und himmliſche Geheimniſſe enthalten ſind.

261. Dieſer Schreibart, welche durch Figu - ren von einer himmliſchen Geſtalt entſteht, be - dienen ſie ſich im innerſten Himmel, wo ſie vor andern in der Weisheit ſind, durch dieſe Fi - guren werden die Neigungen ausgedruͤckt, von welchen die Gedanken ausflieſſen, und nach Be - ſchaffenheit des Vorwurfs oder der Sache, welche betrachtet wird, ordentlich hintereinander folgen; daher kommt es, daß dieſe Schriften Geheimniſſein288Vom Himmel. in ſich halten, die nicht mit den Gedanken er - ſchoͤpft werden koͤnnen; mir iſt auch gegeben wor - den, dieſe Schriften zu ſehen. Aber in den un - tern Himmeln ſind nicht dergleichen Schriften; die Schriften in dieſen Himmeln ſind den Schrif - ten in der Welt gleich, mit eben ſolchen Buch - ſtaben, dennoch aber kann ſie der Menſch nicht verſtehen, weil ſie in der engliſchen Sprache ſind, und die Sprache der Engel iſt ſo beſchaffen, daß ſie mit den menſchlichen Sprachen nichts gemein hat, man leſe Num. 237; denn ſie druͤcken durch die Selbſtlauter die Neigungen, durch die Mit - lauter die Gedanken-Bilder von den Neigungen, und durch die Worte, ſo aus denſelben entſprin - gen, den Sinn der Sache aus, man leſe oben Num. 236. 241. Dieſe Schreibart begreift auch mit wenigen Woͤrtern mehr in ſich, als der Menſch durch etliche Bogen beſchreiben kann: dieſe Schriften habe ich eben auch geſehen. So iſt das Wort, welches ſie in den untern Himmeln haben, geſchrieben, und im innerſten Himmel iſt es durch himmliſche Figuren oder Geſtalten geſchrieben.

262. Es iſt merkwuͤrdig, daß das Schreiben der Engel in den Himmeln unmittelbar aus ihren Gedanken ganz natuͤrlich fließt, mit ſo leichter Muͤhe, daß es iſt, als wenn ſie gleichſam die Gedanken heraus ſtuͤrzten, auch haͤlt die Hand gar nicht bey Waͤhlung eines Worts inne, weil die Worte, ſo wohl die, ſo ſie ausſprechen, alsdie,289Vom Himmel. die, ſo ſie ſchreiben, mit ihren Gedanken Bil - dern uͤbereinſtimmung; und alle Uebereinſtim - mung iſt natuͤrlich und geſchiehet von ſelbſten. Jn den Himmeln giebt es auch Schriften, die ohne Hulfe der Hand, blos allein aus der Ueber - einſtimmung der Gedanken entſpringen; allein dieſe bleiben nicht.

263. Jch habe auch Schriften aus dem Himmel von lauter geſchriebenen Zahlen in einer Ordnung und Reihe, gaͤnzlich ſo, als wie in den Schriften von Buchſtaben und Woͤrtern, geſehen, und ich wurde unterrichtet, daß dieſe Schreibart aus dem innerſten Himmel ſey, und daß die himmliſche Schrift der Engel, ſo allda ſind, von welcher Schrift oben Num. 260 und 261 geredet worden, bey den Engeln des untern Himmels, ſo bald aus ihr ein Gedan - ke herab fließt, in Zahlen dargeſtellt werde; und daß dieſe Zahlen-Schrift ebenfalls Ge - heimniſſe in ſich enthalte, deren einige nicht mit den Gedanken begriffen, noch mit Worten ausgedruͤckt werden koͤnnen; denn alle Zahlen ſo wohl. als die Woͤrter, haben eine Ueberein - ſtimmung oder Beziehung, und nach Beſchaf - fenheit der Uebereinſtimmung eine Bedeutung; doch mit dem Unterſchied, daß die Zahlen das Allgemeine, und die Woͤrter das Beſondere in ſich halten; weil nun eine einzige Allgemein - heit unzaͤhlige Beſonderheiten in ſich haͤlt, ſo liegen dahero in der Zahlen-Schrift mehrereSw. Sch. I. Th. TGeheim -290Vom Himmel. Geheimniſſe, als in der buchſtaͤblichen. Hier - aus wurde mir klar, daß die Zahlen in dem Wort eben ſo wohl, als die Woͤrter allda, weſentliche Sachen zu bedeuten haben: was die einfachen Zahlen, als 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 12., und was die zuſammengeſetzten, als 20. 30. 50. 70. 100. 144 1000. 10000. 12000., und groͤßere bedeuten, das kann in dem Werk himmliſche Geheimniſſe, betittelt, allwo von dieſen Zahlen gehandelt worden, er - ſehen werden. Jn dieſer Zahlen. Schrift im Himmel wird allemal eine Zahl voran geſetzt, von welcher die, ſo in der Reihe folgen, als wie von ihrer Grundlage abhaͤngen, denn die - ſe Zahl iſt gleichſam der Anzeiger der Sache, die betrachtet wird, und von ihr bekommen die folgenden Zahlen ihre Beſtimmung zur Sache inſonderheit.

264. Die nicht das geringſte vom Him - mel wiſſen, auch keinen andern Begriff davon haben wollen, als ſey er pure Himmelluft, wor - innen die Engel, als wie Seelen, die wohl mit Verſtand begabt, aber ohne die Sinne des Hoͤ - rens und Sehens, herumflatterten, die koͤnnen ſich freilig nicht denken, daß die Engel reden und ſchreiben; denn ſolche Leute ſetzen die Wuͤrk - lichkeit einer jeden Sache in das Materielle oder Koͤrperliche; da doch die Dinge, ſo im Himmel ſind, eben ſo wuͤrklich und weſentlich, als die in der Welt, vorhanden ſind, ja, dieEn -291Vom Himmel. Engel, ſo daſelbſt ſind, haben alles, was ſie zum Leben, und zur Weisheit gebrauchen.

Von der Weisheit der Engel des Himmels.

265. Wie die Weisheit der Engel des Him - mels beſchaffen iſt, das kann ſchwerlich begrif - fen werden, weil ſie die menſchliche Weisheit in ſo weit uͤberſteigt, daß dieſe mit jener gar nicht verglichen werden kann, und was uͤberſteigend iſt, das ſcheinet, als wenn es nichts ſey: es ſind auch einige Dinge, wodurch eine Sache beſchrieben werden ſoll, unbekannt, welche, ehe ſie bekannt werden, in dem Verſtand als wie Schattenbilder ſind, und alſo die Sache, wie ſie an ſich ſelber iſt, verdunkeln; doch aber ſind es ſolche Dinge, die man wiſſen koͤnnte, und wenn man ſie weis, auch begriffen werden koͤn - nen, wenn nur das Gemuͤth ein Vergnuͤgen daran hat, denn das Vergnuͤgen, weil es aus der Liebe kommt, hat ein Licht bey ſich; die nun ſolche Dinge lieben, ſo die goͤttliche und himm - liſche Weisheit betreffen, die ſtralet das Licht aus dem Himmel an, und iſt Erleuchtung da.

266. Wie die Weisheit der Engel beſchaf - fen iſt, das kann daraus geſchloſſen werden, daß ſie in dem Lichte des Himmels ſind, und das Licht des Himmels iſt in ſeinem Weſen das Goͤttliche Wahre oder die goͤttliche Weisheit,T 2und292Vom Himmel. und dieſes Licht erleuchtet ſo wohl ihr inneres Geſicht, welches das Sehen des Gemuͤths iſt, als auch ihr aͤuſſeres Geſicht, welches das Se - hen der Augen iſt; daß das Licht des Himmels das Goͤttliche Wahre oder die goͤttliche Weis - heit iſt leſe man oben Num. 126 133. Auch ſind die Engel in der himmliſchen Waͤrme, die in ihrem Weſen das Goͤttliche Gute oder die goͤttliche Liebe iſt, von welcher ſie Zunei - gung und ein ſehnliches Verlangen haben, wei - ſe zu werden; daß die Waͤrme des Himmels das Goͤttliche Gute oder die Goͤttliche Liebe iſt, ſehe man oben Num 133-140. Daß die En - gel in der Weisheit ſind, ſo gar, daß ſie Weis - heiten koͤnnen genennet werden, das kann man daraus ſchlieſſen, daß alle ihre Gedanken und Neigungen nach der Geſtalt des Himmels er - gehen, welche Geſtalt die Geſtalt der goͤttlichen Weisheit iſt, und daß ihr Jnneres, welches die Weisheit aufnimmt, nach dieſer Geſtalt eingerichtet iſt; daß die Gedanken und Nei - gungen der Engel nach der Geſtalt des Him - mels ergehen, und daher auch ihre Erkaͤnntnis und Weisheit erfolgt, leſe man oben Num. 201 - 212. Daß die Engel uͤberſchwengliche Weis - heit haben, kann auch daraus erhellen, daß ihre Sprache die Sprache der Weisheit iſt, denn ſie fließt unmittelbar und von ſelbſten aus dem Denken, und dieſes aus der Neigung, ſo, daß ihre Sprache das Denken aus der Neigung in der aͤuſſern Geſtalt iſt, daher kommt es, daßdie293Vom Himmel. die Engel nichts vom goͤttlichen Einfluß abzie - her, auch nichts Aeuſſerliches, welches ſonſt bey dem Menſchen in ſein Reden von andern Ge - danken her einfaͤllt; daß die Sprache der En - gel die Sprache ihrer Gedanken und Neigun - gen iſt, leſe man Num. 234 245. Zu einer ſolchen Weisheit der Engel hilft auch noch die - ſes, daß alle Dinge, die ſie mit den Augen ſe - hen, und mit den Sinnen vernehmen und em - pfinden, mit ihrer Weisheit uͤbereinſtimmen, weil es Uebereinſtimmungen, und daher Gegen - ſtaͤnde der vorſtellenden Geſtalt der Weisheit ſind; daß alle Dinge, welche in den Himmeln erſcheinen, mit dem Jnnern der Engel uͤber - einſtimmen, und daß ſie Vorſtellungen ihrer Weisheit ſind, leſe man oben Num. 170-182. Ueberdem ſind die Gedanken der Engel nicht, als wie die menſchlichen Gedanken, durch Ein - bildungen noch Begriffe von dem Raum und der Zeit eingeſchloſſen noch eingeſchraͤnkt, denn die Raͤume und Zeiten gehoͤren fuͤr die Natur, und die Dinge, ſo der Natur gehoͤren, ziehen das Gemuͤth von den geiſtlichen Dingen ab, und benehmen dem Sehen des Verſtands die Ausbreitung; daß die Gedanken-Bilder der Engel ohne Zeit und Raum ſind, und alſo vor den menſchlichen voraus haben daß ſie unein - geſchraͤnkt ſind, leſe man oben Num. 162-169, und 191-199. Die Gedanken der Engel wer - den weder zu dem Jrrdiſchen und Materiellen verleitet, noch von einigen Sorgen wegen Noth -T 3duͤrftig -294Vom Himmel. duͤrftigkeiten des Lebens unterbrochen, alſo wer - den ſie auch nicht durch dergleichen von dem Angenehmen der Weisheit abgezogen als wie die Gedanken der Menſchen in der Welt, denn es fließt ihnen alles vom Herrn aus Gnaden zu, ſie werden umſonſt gekleidet, umſonſt er - naͤhret, und haben Wohnungen umſonſt, man leſe Num. 181 - 190; und es werden ihnen noch uͤberdis Ergoͤtzlich - und Annehmlichkeiten geſchenkt, je nachdem ſie Weisheit vom Herrn aufnehmen. Dieſes iſt geſagt worden daß man wiſſe, woher die Engel ſo große Weisheit haben.

267. Daß die Engel ſo große Weisheit aufnehmen koͤnnen, iſt die Urſache, weil ihr Jnneres eroͤffnet und aufgethan iſt, und die Weisheit, ſo wie auch alle Vollkommenheit, waͤchſet gegen das Jnnere, alſo je nachdem es offen ſtehet und aufgeſchloſſen iſt: es ſind bey einem jeden Engel drey Grade oder Stu - fen des Lebens, die mit den drey Himmeln uͤbereinſtimmen, man leſe Num. 29-40; die - jenigen, bey welchen der erſte Grad eroͤffnet iſt, ſind im erſten oder aͤuſſerſten Himmel; bey denen der andere Grad aufgethan iſt, die ſind im andern oder mittlern Himmel; dieje - nigen aber, bey welchen der dritte Grad auf - geſchloſſen iſt, ſind im dritten oder innerſten Himmel; nach dieſen Graden verhaͤlt ſich die Weisheit der Engel in den Himmeln; daheruͤber -295Vom Himmel. uͤberſteigt die Weisheit der Engel des innerſten Himmels bey weiten die Weisheit der Engel des mittlern Himmels, und deren Weisheit uͤberſteigt die Weisheit der Engel des aͤuſſer - ſten Himmels, man leſe oben Num. 209. 210, und welcherley die Grade ſind, ſehe man Num. 38. Daß dergleichen Unterſchiede ſind, iſt da - her, weil dasjenige, was im obern Grad ſte - het, das Beſondere iſt, und was im untern Grad iſt, das iſt das Allgemeine, und das Allgemeine enthaͤlt das Beſondere; das Beſon - dere verhaͤlt ſich zu dem Allgemeinen als wie tauſend oder aber zehnmal hundert tauſend zu Eins, alſo verhaͤlt ſich die Weisheit der En - gel des obern Himmels gegen die Weisheit der Engel des untern Himmels. Allein de - ren Weisheit uͤberſteigt dem ungeachtet die Weisheit des Menſchen, denn der Menſch be - findet ſich in dem Leiblichen und deſſen Sinn - lichkeiten, und die leibliche Sinnlichkeiten des Menſchen ſind in dem unterſten Grad; hieraus erhellet, welcherley Weisheit diejenigen haben, welche aus den Sinnlichkeiten denken, das iſt, welche ſinnliche Menſchen genennet werden, daß ſie nemlich nicht in der allergeringſten Weisheit ſind, ſondern ſich blos in der Wiſ - ſenſchaft befinden:*)Anmerkung des Verfaſſers. Ein ſinnlicher Menſch, heißt der, welcher al - les nach den Sinnen des Leibes beurtheilet und ein anders aber iſt esT 4mit296Vom Himmel. mit ſolchen Menſchen, deren Gedanken uͤber die Sinnlichkeiten empor geſchwungen ſind, und noch weit anders mit denen, deren Jnne - res bis in das Licht des Himmels eroͤffnet iſt.

268. Wie groß die Weisheit der Engel iſt, kann daraus offenbar ſeyn, daß in den Him -meln*)ſchlieſſet, und der nichts glaubt, als was er mit den Augen ſiehet und mit den Haͤnden greifet, man leſe in den himmliſchen Ge - heimniſſen Num. 5094. 7693. Ein ſolcher Menſch denkt aͤuſſerlich aber nicht innerlich in ſich, Num. 5089. 5094. 6564. 7693. Sein Jnneres iſt zugeſchloſſen, ſo daß er darinnen nichts vom geiſtlichen Wahren ſiehet, Num. 6564. 6844. 6845. Mit einem Wort, der ſich in einem dicken natuͤrlichen Lichte befindet, und alſo nichts von dem, was aus dem Lichte des Himmels iſt, begreift noch erkennet, Num. 6201. 6310. ꝛc. Jnnerlich iſt er wider dasje - nige, was den Himmel und die Kirche betrift, N. 6201. 6316. 6844. 6845. 6948. 6949. So werden die Gelehrten, welche ſich wider die Wah heiten der Kirche befeſtiget haben, N. 6316. Die ſinnliche Menſchen ſind liſtig und boshaft vor andern, Num. 7693. 10236. Sie vernuͤnfteln ſpitzig und geſchickt, aber aus ihrem leiblichen Gedaͤchtnis, worinnen alle ih - re Einſicht beſteht, Num. 195. 196. ꝛc. Es kommt aber von den Betruͤglichkeiten der Sin - ne her, Num. 5084. ꝛc.297Vom Himmel. meln eine gemeinſchaftliche Mittheilung aller unter einander iſt, die Erkaͤnntnis und Weis - heit des einen wird dem andern mitgetheilet, der Himmel iſt die gemeinſchaftliche Mitthei - lung und Theilmehmung aller Guͤter; die Ur - ſache iſt, weil es die himmliſche Liebe ſo macht; ſie will, daß das, was ihr iſt, auch des andern ſey, weswegen einer im Himmel ſein Gut in ſich nicht als ein Gut empfindet, woferne es nicht auch in dem andern iſt, daher kommt auch die Gluͤckſeligkeit des Himmels; dieſes nehmen die Engel vom Herrn ab. Deſſen goͤttliche Lie - be es alſo macht. Daß eine ſolche gemeinſchaft - liche Mittheilung in den Himmeln ſey, das iſt mir auch durch Erfahrung zu wiſſen gegeben worden; manchmal wurden einige Einfaͤltige in den Himmel erhoben, und da ſie dahin ka - men, ſo kamen ſie auch in die engliſche Weis - heit, und verſtunden alsdenn ſolche Dinge, die ſie vorher nicht begreiffen konnten, und redeten auch das, was ſie in ihrigen vorigen Zuſtand nicht ausſprechen konnten.

269. Wie die Weisheit der Engel beſchaf - fen iſt, das kann nicht mit Worten beſchrieben, ſondern nur durch einige allgemeine Umſtaͤnde erlaͤutert werden; die Engel koͤnnen mit einem einzigen Wort ausdruͤcken, was der Menſch nicht mit tauſend Woͤrtern ausdruͤcken kann; und uͤberdem liegen in einem einzigen engliſchen Wort unzaͤhlige Dinge, die unmoͤglich mitT 5Woͤr -298Vom Himmel. Woͤrtern der menſchlichen Sprache ausgedruͤckt werden koͤnnen; denn in Allem und Jedem, ſo die Engel reden, ſind Geheimniſſe der Weis - heit in einem nach einander fortgehenden Zu - ſammenhang, die nimmermehr von den menſch - lichen Wiſſenſchaften erreicht werden; inglei - chen, was die Engel nicht mit den Worten ih - res Redens erſchoͤpfen, das ergaͤnzen ſie durch den Ton, worinnen die Neigung zu den Din - gen in ihrer Ordnung liegt, denn durch die Toͤne, wie oben Num. 236. 241. gemeldet wor - den, druͤcken ſie die Neigungen, und durch die Worte die Gedanken-Bilder aus, ſo von den Neigungen herruͤhren; daher kommt es, daß die Dinge, ſo im Himmel gehoͤret werden, un - ausſprechliche Dinge heiſſen. Desgleichen koͤn - nen die Engel alles und jedes, was in einem ganzen Buch geſchrieben ſtehet mit wenig Wor - ten ausſprechen, und in jedes Wort ſolche Din - ge legen, welche zur innern Weisheit empor heben; denn ihre Sprache iſt ſo, daß ſie mit den Neigungen uͤbereinſtimmet, und ein jedes Wort mit den Gedanken-Bildern; auch wer - den die Worte auf unzaͤhlige Weiſe nach den Reihen der Dinge, die ſie alle mit ihrem Den - ken uͤberſehen, veraͤndert. Die innern Engel koͤnnen auch aus dem Ton und zugleich aus etlichen Worten des Redenden ſein ganzes Le - ben wiſſen, denn ſie vernehmen und empfinden aus dem durch die Gedanken-Bilder mannig - faltig veraͤnderten Laut der Worte ſeine herr -ſchende299Vom Himmel. ſchende Liebe, worinnen alle beſondere Umſtaͤn - de ſeines Lebens gleichſam eingeſchrieben ſtehen. Hieraus erhellet, wie die Weisheit der Engel beſchaffen iſt: ihre Weisheit verhaͤlt ſich zu der menſchlichen Weisheit als wie zehnmal hundert tauſend zu Eins, wie ſich in Vergleichung die Bewegungskraͤfte des ganzen Koͤrpers, deren unzaͤhlige ſind, zu der von ihnen herruͤhrenden Wuͤrkung verhalten, welche vor den menſchli - chen Sinnen als wie ein Einziges zu ſeyn ſchei - net; oder wie ſich die an einem Gegenſtand, durch ein gutes Vergroͤſſerungsglas, bemerkte tauſenderley Dinge zu dem mit bloſen Augen geſehenen einzigen dunkeln Ding verhalten. Jch will die Sache durch ein Exempel erlaͤutern; ein Engel beſchrieb aus ſeiner Weisheit die Wiedergeburt, und brachte davon wohl hun - derterley Geheimniſſe in ihrer Ordnung vor, fuͤllte jedes Geheimnis mit Gedanken-Bildern aus, worinnen noch innigere Geheimniſſe wa - ren, und dieſes von Anfang bis zu Ende, denn er legte aus, wie der geiſtliche Menſch von neuen empfangen, gleichſam im Mutterleibe getragen, und geboren wird, aufwaͤchſet, und nach und nach zur Vollkommenheit gelangt; er ſagte, er haͤtte die Anzahl der Geheimniſſe bis auf etliche tauſend noch vermehren koͤnnen; und was er geſagt haͤtte, das betreffe blos allein die Wie - dergeburt des aͤuſſern Menſchen, es waͤren aber noch unzaͤhlig mehrere Dinge von der Wieder - geburt des innern Menſchen zu ſagen. Hier -aus300Vom Himmel. aus und aus andern dergleichen Sachen, ſo ich von den Engeln hoͤrte, konnte ich offenbar ſehen, was fuͤr eine große Weisheit die Engel haben, und was hingegen fuͤr eine große Unwiſſenheit bey dem Menſchen herrſchet, ſo daß er vor lauter Unwiſſenheit kaum weis, was eigentlich Wieder - geburt ſey, ja er weis nicht das allergeringſte anzugeben, wie eigentlich nach und nach die Wie - dergeburt vor ſich gehet.

270. Nun ſoll von der Weisheit der Engel des dritten oder innerſten Himmels, und in wie viel dieſe die Weisheit der Engel des erſten oder aͤuſſerſten Himmels uͤbertrifft, geredet werden: die Weisheit der Engel des dritten oder innerſten Himmels iſt unbegreiflich, auch denen, ſo im aͤuſſerſten Himmel ſind; die Ur - ſache iſt, weil das Jnnere der Engel des dritten Himmels im dritten Grad eroͤffnet iſt, aber das Jnnere der Engel des erſten Himmels nur im er - ſten Grad, und alle Weisheit waͤchſet gegen das Jnnere und wird, je nachdem es aufgeſchloſſen iſt, vollkommen, man leſe Num. 208. 267. weil das Jnnere der Engel des dritten oder in - nerſten Himmels im dritten Grad eroͤffnet iſt, ſo iſt dahero bey ihnen das Goͤttliche Wahre gleich - ſam eingeſchrieben, denn das Jnnere des dritten Grads iſt vorzuͤglich vor dem Jnnern des andern und erſten Grads in der Geſtalt des Himmels, und die Geſtalt des Himmels iſt aus dem Goͤtt - lichen Wahren, alſo nach der goͤttlichen Weisheit;daher301Vom Himmel. daher kommt es, daß dieſen Engeln das Goͤttliche Wahre als wie eingeſchrieben, oder wie einge - pflanzt und angeboren zu ſeyn ſcheinet: weswe - gen ſie, ſo bald ſie das aͤchte Goͤttliche Wahre hoͤ - ren, ſolches gleich ſobald erkennen und empfinden, und es hernach gleichſam inwendig in ſich ſehen: weil die Engel dieſes Himmels ſo beſchaffen ſind, ſo machen ſie dahero niemals Schluͤſſe uͤber das Goͤttliche Wahre, vielweniger daß ſie uͤber etwas Wahres ſtreiten ſollten, ob es ſo, oder nicht alſo ſey; ſie wiſſen auch nicht, was glauben oder Glauben beymeſſen, ſeyn ſoll, denn ſie ſprechen: was Glaube, was Glaube, man empfindet und ſiehet ja, daß es ſo iſt; dieſes erlaͤutern ſie durch Ver - gleichungen; nemlich, es waͤre eben ſo, als wenn einer mit ſeinen Mitgeſellen ein Haus, und man - cherley Dinge in ſolchem und um ſolches herum, ſaͤhe, und zu ſeinem Mitgeſellen ſagen wollte, er muͤßte es ſchlechterdings glauben, daß ſie es ſeyn, und daß ſie ſo ſeyn, wie er ſie geſehen; oder wenn einer einen Garten, und darinnen Baͤume und Fruͤchte ſaͤhe, und zu dem, ſo er bey ſich hat, ſa - gen wollte, er ſollte ihm doch Glauben beymeſſen, daß es ein Garten, und daß es Baͤume und Fruͤchte waͤren, da er ſie doch mit ſeinen Augen ganz deut - lich ſiehet; daher kommt es nun, daß dieſe En - gel den Glauben niemals nennen, auch kein Denk - bild davon haben, weswegen ſie uͤber goͤttliche Wahrheiten weder Schluͤſſe machen, noch uͤber etwas Wahres ſtreiten, ob es ſo, oder nicht alſo ſey. Aber bey den Engeln des erſten oderaͤuſſer -302Vom Himmel. aͤuſſerſten Himmels iſt das Goͤttliche Wahre ihrem Jnwendigen nicht alſo eingeſchrieben, weil bey ihnen weiter keiner als der erſte Grad des Le - bens eroͤffnet iſt, dahero machen ſie Schluͤſſe dar - uͤber, die aber Schluͤſſe machen, die ſehen nicht weit uͤber den Gegenſtand von einer Sache, wor - uͤber ſie Schluͤſſe machen, hinaus, oder gehen ſie ja daruͤber hinaus, ſo geſchiehet es nur, daß ſie ſolche in etwas bekraͤftigen, und wenn ſie ſolche bekraͤftigt haben, ſprechen: es waͤren Glaubens - ſachen, man muͤſſe es glauben. Hiervon redete ich mit den Engeln, die ſagten, es waͤre zwiſchen der Weisheit der Engel des dritten Himmels und zwiſchen der Weisheit der Engel des erſten Himmels ein ſolcher Unterſchied, als wie zwiſchen Licht und Schatten; ſie verglichen auch die Weisheit der Engel des dritten Himmels mit einem praͤch - tigen Pallaſt, der mit allen Dingen, ſo man brauchte, angefuͤllt ſey, um ihn herum Paradieſe waͤren, die ſich in die Laͤnge und Breite erſtreck - ten, und um dieſe herum praͤchtige Dinge von vielerley Arten; und daß dieſe Engel, weil ſie in dem Wahren der Weißheit ſind, hinein in den Pallaſt gehen, und alle Dinge anſchauen, wie auch heraus in die Paradieſe, und darinnen uͤberall herum ſpazzieren und ſich an allen Dingen ergoͤtzen koͤnn - ten: anders aber iſt es mit denen, welche uͤber Wahrheiten Schluͤſſe machen, und noch weit an - ders mit denen, ſo daruͤber ſtreiten, dieſe, weil ſie die Wahrheiten nicht aus dem Lichte des Himmels ſehen, ſondern ſolche entweder aus andern, oderaus303Vom Himmel. aus dem buchſtaͤblichen Sinn des Worts ſchoͤ - pfen, den ſie nicht innig verſtehen, die ſagen: man muͤſſe ſelbige glauben, oder ihnen Glauben beymeſſen, und wollen hernach nicht, daß das innere Sehen in ſelbige eindringe; was nun dieſe anlangt, ſo ſagten die Engel, daß ſolche nicht bis zum erſten Eingang des Pallaſtes der Weis - heit kommen, vielweniger hineingehen, noch in deſſen Paradieſe ausſpazzieren koͤnnten, weil ſie beym erſten Schritt ſtehen bleiben; anders aber waͤre es mit denen, ſo in den Wahrheiten ſelbſt ſind, dieſe hielte nichts zuruͤck, dahin zu gehen, ſondern ſchritten ohne gehemmt zu werden, fort, denn die von ihnen geſehene Wahrheiten fuͤhrten ſie, wohin ſie nur wollten, und in weite Felder, weil eine jede Wahrheit von einer unendlichen Ausbreitung, und in Verbindung mit vielfaͤltig andern Wahrheiten iſt. Weiter ſagten die Engel: die Weisheit der Engel des innerſten Him - mels beſtuͤnde vornehmlich darinnen, daß ſie das Goͤttliche und Himmliſche in allen und jeden Ge - genſtaͤnden, wie auch das Wunderbare in eine Reihe vieler Dinge ſaͤhen; denn alle Dinge, ſo vor ihren Augen erſcheinen, haben eine Ueberein - ſtimmung oder Beziehung; zum Exempel, wenn ſie Pallaͤſte und Gaͤrten ſehen, ſo haͤlt ſich ihr Anſchauen nicht bey ſolchen Dingen auf, die vor ihren Augen ſind, ſondern ſie ſehen das Jnnere, woraus dieſe Dinge entſpringen, und womit ſie uͤbereinſtimmen, ja, dieſes Jnnere ſehen ſie mit ſo vielen mannigfaltigen Veraͤnderungen, als dieGegen -304Vom Himmel. Gegenſtaͤnde vor ihrem Geſichte veraͤndert wer - den, alſo ſehen ſie auf einmal zugleich unzaͤhlige Dinge in der Ordnung und im Zuſammenhang, die ſodann ihre Gemuͤther dermaßen ergoͤtzen, daß ſie ganz entzuͤckt ſcheinen: daß alle Dinge, ſo in den Himmeln erſcheinen, mit dem Goͤttlichen, welches vom Herrn bey den Engeln iſt, uͤberein - ſtimmen, leſe man oben Num. 170. 176.

271. Daß die Engel des dritten Him - mels ſo beſchaffen ſind, iſt die Urſache, weil ſie in der Liebe zum Herrn ſind, und dieſe Liebe ſchlieſſet das Jnnere, ſo zum Gemuͤth gehoͤret, im dritten Grad auf, und iſt die Aufnehmerin alles deſſen, ſo die Weisheit betrifft. Ferner iſt zu wiſſen, daß die Engel des innerſten Him - mels dennoch beſtaͤndig an Weißheit vollkomme - ner gemacht werden, und dieſes auch anders als die Engel des aͤuſſerſten Himmels: die Engel des innerſten Himmels faſſen das Goͤttliche Wahre nicht ins Gedaͤchtnis, alſo machen ſie auch keine Wiſſenſchaft daraus, ſondern ſo bald ſie es hoͤ - ren, ſogleich empfinden ſie es, und laſſens ins Leben uͤbergehen, daher kommt es, daß das Goͤtt - liche Wahre bey ihnen als wie eingeſchrieben bleibt, denn was zum Leben wird das iſt auf itzt ge - dachte Art darinnen: ein anders aber iſt es mit den Engeln des aͤuſſerſten Himmels, dieſe faſſen das Goͤttliche Wahre erſt ins Gedaͤchtnis, und behalten es auf im Wiſſen, und daraus neh - men ſie es, und machen dadurch ihren Verſtand vollkommen, und ohne innere Empfindung, obes305Vom Himmel. es auch wahr ſey, wollen ſie ſolches, und laſſens ins Leben uͤbergehen; daher iſt es ihnen, gegen jene zu rechnen, dunkel. Es iſt merkwuͤrdig, daß die Engel des dritten Himmels vermittelſt des Hoͤrens, nicht aber vermittelſt des Sehens, an Weisheit vollkommner werden; was ſie aus einer Predigt hoͤren, das gehet nicht in ihr Ge - daͤchtnis, ſondern unmittelbar in die Empfindung und in den Willen, und wird zum Leben: was aber die Engel des aͤuſſerſten Himmels mit ihren Augen ſehen, das geht in ihr Gedaͤchtnis, und ſie ſchließen und reden daruͤber; hieraus iſt offenbar, daß bey den Engeln des dritten Him - mels der Weg zum Gehoͤr der Weg der Weisheit iſt; dieſes eben auch vermoͤge der Uebereinſtim - mung oder Beziehung, denn das Ohr beziehet ſich auf den Gehorſam, und der Gehorſam gehet auf das Leben; hingegen beziehet ſich das Aug auf die Erkaͤnntnis, und die Erkaͤnntnis gehet auf die Lehre. Der Zuſtand der Engel des drit - ten Himmels wird auch hin und wieder in dem Wort beſchrieben; als beym Jeremia, Jch will mein Geſetz in ihr Jnwendigſtes geben, und es in ihr Herz ſchreiben;*)Anmerkung des Ueberſetzers. So heißt es nach der hebraͤiſchen Grundſprache. und ſie werden nicht mehr einer den an - dern, noch jemand ſeinen Bruder, lehren und ſagen: erkennet den Herrn, ſondernſieSw. Sch. I. Th. U306Vom Himmel. ſte werden mich alleſamt erkennen, von ihren Kleinſten an bis zu ihren Groͤßten, Cap. 31, 33. 34. Und beym Matthaͤo Eure Rede ſey ja ja, nein nein, was druͤber iſt, das iſt vom Boͤſen, Cap. 5, 36; daß das, was druͤber iſt, aus dem Boͤſen ſey, iſt die Ur - ſache, weil es nicht aus dem Herrn iſt; denn das Wahre, welches in dieſen Engeln iſt, iſt aus dem Herrn, weil ſie in der Liebe zu Jhm ſind: die Liebe zum Herrn in dieſem Himmel iſt: das Goͤttliche Wahre wollen und thun, denn das Goͤttliche Wahre iſt der Herr im Himmel.

272. Was dieſes anlangt, daß die Engel ſo große Weisheit aufnehmen koͤnnen, ſo kommt zu den oben angefuͤhrten Urſachen auch noch dieſe, ſo auch im Himmel die Haupturſache iſt, daß ſie nemlich ohne Selbſtliebe ſind, denn in ſo viel einer ohne dieſe Liebe iſt, in ſo viel kann er in goͤttlichen Dingen weiſe werden; dieſe Liebe iſt es, ſo das Jnnere zum Herrn und zum Himmel verſchließt, und das Aeuſſere eroͤffnet und ſolches zu ſich kehret; weswegen alle diejenigen, bey wel - chen dieſe Liebe herrſchet, in Anſehung dieſer Din - ge, ſo den Himmel betreffen, in der Finſternis ſind, wenn ſie auch gleich in Anſehung der welt - lichen Dinge im Lichte ſeyn: aber die Engel dar - gegen befinden ſich, weil ſie ohne dieſe Liebe ſind, im Lichte der Weisheit; denn die zweyfache himm - liſche Liebe, darinnen ſie ſtehen, naͤmlich die Liebezum307Vom Himmel. zum Herrn, und die Liebe gegen den Naͤchſten, ſchlieſſet das Jnnere auf, weil dieſe zweyfache Liebe vom Herrn iſt, und in ihr der Herr Selbſt iſt: daß dieſe zweyfache Liebe den Himmel uͤberhaupt ausmachet, und den Himmel bey einem jeden ins beſondere formiret, leſe man oben Num. 13-19. Weil dieſe zweyfache Liebe das Jnnere zum Herrn eroͤffnet, ſo wenden dahero auch alle Engel ihre Angeſichter zum Herrn, Num. 142, denn in der geiſtlichen Welt iſt es die Liebe, die das Jnnere eines jedweden zu ſich kehret, und wo ſie das Jn - nere hin kehret, dahin kehret ſie auch das Ange - ſicht, denn das Angeſicht macht daſelbſt mit dem Jnwendigen Eins aus, denn es iſt deſſen aͤuſſere Geſtalt: weil die Liebe das Jnwendige und das Angeſicht zu ſich kehret ſo vereiniget ſie ſich auch mit ſelbigen, denn die Liebe iſt eine geiſtliche Ver - bindung, dahero hat ſie das Jhrige mit denſelben gemeinſchaftlich; vermoͤge dieſer Wendung, und der daher ruͤhrenden Verbindung und gemeinſchaft - lichen Mittheilung haben die Engel Weisheit: daß ſich alle Verbindung in der geiſtlichen Welt nach Beſchaffenheit der Wendung verhalte, leſe man oben Num. 255.

273. Die Engel werden beſtaͤndig an Weis - heit vollkommener gemacht; dem ungeachtet aber koͤnnen ſie in Ewigkeit nicht ſo weit vollkommen werden, daß einiges Verhaͤltnis zwiſchen ihrer Weisheit und der goͤttlichen Weisheit des Herrn ſey, denn die goͤttliche Weisheit des HerrnU 2iſt308Vom Himmel. iſt unendlich, und der Engel ihre endlich, und zwiſchen dem Unendlichen und Endlichen findet kein Verhaͤltnis ſtatt.

274. Weil die Weisheit die Engel vollkom - mener, und ihr Leben ausmacht, weil auch der Himmel mit ſeinen Guͤtern bey einem jeden nach Beſchaffenheit ſeiner Weisheit einfließt, ſo haben dahero alle, ſo daſelbſt ſind, ein ſehnliches Ver - langen nach ihr, ja ſie ſind hoͤchſt begierig darnach, beynahe nicht anders, als wie ein heißhungriger Menſch auf die Speiſe: auch iſt das Wiſſen, die Erkaͤnntnis und Weisheit, die geiſtliche Nahrung, ſo wie die Speiſe die natuͤrliche Nahrung iſt; dieſe und jene beziehen ſich auch auf einander.

275. Die Engel, ſo in einem Himmel ſind, wie auch die, ſo ſich in einer Geſellſchaft des Himmels befinden, ſind nicht in gleicher, ſondern in ungleicher Weisheit; die ſind in der groͤßten Weisheit, ſo ſich in der Mitte befinden; die in einer kleinern, ſo ringsherum bis an die Grenzen ſtehen; die Abnahme der Weisheit, nach Beſchaf - fenheit des Abſtands von dem Mittelpunkt, iſt wie die Abnahme des ſich in den Schatten ver - lierenden Lichtes, man leſe hiervon Num. 43 und 128: eben ſo ſtufenweis verhaͤlt ſich auch das Licht bey ihnen, weil das Licht des Himmels die goͤttliche Weisheit iſt, und ein jeder iſt in ſo viel im Lichte, in ſo viel er ſelbige aufnimmt. Von dem Lichte des Himmels und von der mannigfaltigen Aufnahme deſſelhen leſe man oben N. 126. 132.

Vom309Vom Himmel.

Vom Zuſtand der Unſchuld der Engel im Himmel.

276. Was die Unſchuld ſey, und wie ſie beſchaf - fen, das wiſſen wenige in der Welt, und die, ſo im Boͤſen ſind, wiſſen es ganz und gar nicht; ſie erſcheinet zwar vor unſern Augen, und dieſes aus dem Angeſicht, aus der Sprache, und aus den Geberden, vornehmlich der Kinder, dennoch aber weis man nicht, was ſie eigentlich ſey, vielwe - niger, daß ſie es ſey, worein ſich der Himmel bey dem Menſchen einverleibet: damit man es nun wiſſen moͤge, ſo will ich nach der Ordnung gehen, und erſt - lich von der Unſchuld der Kindheit, hernach von der Unſchuld der Weisheit, und endlich vom Zuſtand des Himmels in Anſehung der Unſchuld, reden.

277. Die Unſchuld der Kindheit oder der klei - nen Kinder iſt keine aͤchte Unſchuld, denn ſie iſt nur in der aͤuſſern, aber nicht in der innern Ge - ſtalt, dennoch aber kann man von ihr lernen, wie die Unſchuld beſchaffen ſey, denn ſie leuchtet aus ihren Angeſichte, aus einigen von ihren Geberden, und aus ihrer erſten Sprache, und giebt zu er - kennen, daß ſie nemlich kein inneres Denken ha - ben, denn ſie wiſſen nicht, was das Gute und Boͤſe, und das Wahre und Falſche ſey, aus de - nen das Denken kommt; daher haben ſie noch keine Klugheit, keinen Vorſatz, noch Ueberlegung aus dem Eigenen, alſo keine Abſicht zum Boͤſen;U 3ſie310Vom Himmel. ſie haben noch kein aus der Eigenliebe und der Liebe zur Welt hergenommenes Eigene; ſie eignen ſich nicht das mindeſte zu, ſondern verdanken alles ihren Aeltern; ſie ſind mit wenigem ja mit ſehr wenigem, ſo man ihnen ſchenkt, zufrieden, und haben eine Freude daruͤber; ſie bekuͤmmern ſich weder um Nahrung und Kleidung, noch um das Zukuͤnftige; ſie ſehen nicht auf die Welt, und be - greifen nicht viel davon; ſie lieben ihre Aeltern, ihre Ammen, und die Geſellſchaft andrer Kinder, mit denen ſie in der Unſchuld ſpielen; ſie laſſen ſich leiten, merken auf und folgen; und weil ſie in dieſem Zuſtand ſind, ſo laſſen ſie alles ins Le - ben uͤbergehen, daher haben ſie, ohne zu wiſſen, woher es kommt gute Auffuhrung, ihre Sprache, und die erſten Anfaͤnge des Gedaͤchtniſſes und Denkens; dieſes ihnen einzupraͤgen und zu lernen, dienet der Zuſtand ihrer Unſchuld als ein Mittel dazu; allein dieſe Unſchuld, wie ich oben geſagt habe, iſt aͤuſſerlich, weil ſie blos allein den Leib, aber nicht das Gemuͤth betrifft,*)Anmerkung des Verfaſſers Die Unſchuld der Kinder iſt keine wahre Un - ſchuld, ſondern die wahre Unſchuld wohnet in der Weisheit, man leſe in den himmliſchen Geheimniſſen Num. 1616. 2305. 2306 ꝛc. Das Gute der Kindheit iſt kein geiſtliches Gu - te, ſondern es wird es erſt durch die Einpflan - zung des Wahren, Num. 3504. Jedoch iſtdas indem ihr Ge -muͤth311Vom Himmel. muͤth noch nicht gebildet iſt, denn das Gemuͤth iſt der Verſtand und Wille und daher das Den - ken und die Neigung. Mir iſt aus dem Himmel geſagt worden, daß die Kinder vornehmlich un - ter der Vorſorge des Herrn ſeyn, und daß ein Einfluß aus dem innerſten Himmel, wo der Zuſtand der Unſchuld iſt, auf ſelbige gehe; wie auch, daß der Einfluß ihr Jnneres durchſtroͤme, und daß er es im Hindurchfließen nicht anders, als vermittelſt der Unſchuld beruͤhre, daß ſich auch daher die Unſchuld in dem Angeſichte und in eini - gen Geberden erblicken laſſe und erſcheine, und daß ſie es ſey, die die Aeltern innigſt durchdringe, und die die Liebe verurſache, ſo man den natuͤr - lichen Trieb der Aeltern und Kinder gegen ein - ander nennet.

278. Die Unſchuld der Weisheit iſt eine wahre Unſchuld, weil ſie eine innerliche iſt, denn ſie geht unmittelbar auf das Gemuͤth, alſo unmittelbar auf den Willen und daher auf den Verſtand, und wenn in dieſen die Unſchuld iſt, ſo iſt auch die Weisheit darinnen, denn die Weisheit iſt denſel - ben eigen; daher wird im Himmel geſagt, daß die Unſchuld in der Weisheit wohne, und daß der Engel nur in ſo viel Weisheit habe, in ſo viel er Unſchuld hat: daß dem alſo ſey, das be -U 4ſtaͤtigen*)das Gute der Kindheit das Mittel, wodurch die Erkaͤnntnis eingepflanzt wird, Num. 1616. 3183. 9301. 10110.312Vom Himmel. ſtaͤtigen die Engel dadurch, daß diejenigen, ſo im Zuſtand der Unſchuld ſind, ſich nichts vom Guten zuſchreiben, ſondern alles dem Herrn ver - danken, und es Jhm zueignen; daß ſie von Jhm, aber nicht von ſich ſelber wollen gefuͤhret ſeyn; daß ſie alles, was gut iſt, lieben, und ſich an allem, was wahr iſt, ergoͤtzen, weil ſie wiſſen und empfinden, daß das Gute lieben, alſo, ſol - ches wollen und thun, eben ſo viel iſt, als den Herrn lieben, und daß das Wahre lieben, eben ſo viel iſt, als den Naͤchſten lieben; daß ſie mit dem Jhrigen, es mag nun wenig, oder viel ſeyn, zufrieden ſind, weil ſie wiſſen, daß ſie ſo viel em - pfangen, als ihnen zutraͤglich iſt, daß diejenigen wenig empfangen, denen wenig zutraͤglich iſt, und diejenigen viel, denen viel zutraͤglich iſt, wie auch, daß ſie es nicht wiſſen, was ihnen zutraͤglich ſey - ſondern nur allein der Herr, der fuͤr alle ewige Dinge Vorſehung thut; daher ſind ſie auch nicht um das Zukuͤnftige bekuͤmmert, die Bekuͤmmernis um das Zukuͤnftige nennen ſie die Sorge fuͤr den morgenden Tag, und ſprechen, dieſe waͤre eine Beaͤnſtigung wegen eines Verluſtes, oder einer Entbehrung ſolcher Dinge, die doch zum Gebrauch des Lebens nicht noͤthig ſind; gegen ihre Mitgeſel - len haben ſie niemals eine boͤſe, ſondern eine gute, gerechte und aufrichtige Abſicht; boͤſe Abſicht haben, das nennen ſie Liſt, und dieſe fliehen ſie, als wie den Gift der Schlangen, weil ſie ſchnur ſtracks wider die Unſchuld laͤuft, denn ſie wollen nichts lieber, als ſich vom Herrn fuͤhren zu laſ -ſen,313Vom Himmel. fen, und weil ſie Jhm alles verdanken, ſo find ſie dahero von ihrem Eigenen entfernt, und in ſo viel ſie davon entfernt ſind, in ſo viel flieſſet der Herr ein; daher kommt es, daß ſie das, was ſie von Jhm hoͤren, es mag nun vermittelſt des Worts oder vermittelſt der Predigt geſche - hen, nicht ins Gedaͤchtnis faſſen, ſondern es gleich ſobald durch Gehorſam ausuͤben, das iſt, es wol - len und thun, der Wille iſt unmittelbar ihr Ge - daͤchtnis; die ſo beſchaffen ſind, die ſehen gemei - niglich in der aͤuſſern Geſtalt einfaͤltig aus, aber in der innern ſind ſie weiſe und klug; die ſind es, ſo vom Herrn verſtanden werden Seyd klug wie die Schlangen, und einfaͤlltig*)Anmerkung des Ueberſetzers. Jm Griechiſchen ſteht das Wort: ἀκέραιος, das kann, weil es dem φρόνιμος entgegen ge - ſetzt iſt, ſchicklicher durch: einfaͤltig, als durch: ohne Falſch oder aufrichtig, uͤberſetzt werden. wie die Tauben, Matth. 10, 16. ſo iſt die Un - ſchuld, ſo man die Unſchuld der Weisheit nennet. Weil ſich die Unſchuld nichts Gutes zuſchreibet, ſondern alles Gute dem Herrn zueignet, und weil ſie alſo nichts lieber will, als ſich vom Herrn ſuͤhren zu laſſen, und eben dadurch alles Gute und Wahre, von welchem die Weisheit kommt, er - langt wird, ſo iſt dahero der Menſch ſo geſchaffen worden, daß er in ſeiner Kindheit in der aͤuſſer - lichen Unſchuld, hingegen wenn er alt wird,U 5in314Vom Himmel. in der innerlichen Unſchuld ſey, damit et durch jene in dieſe, und aus dieſer in jene komme; weswegen auch der Menſch, wenn er alt wird, auch an ſeinem Koͤrper abnimmt, und von neuen als wie ein Kind, aber wie ein weiſes Kind, alſo ein Engel wird, denn ein weiſes Kind iſt im erhabenen Sinn ein Engel: daher kommt es, daß in dem Wort das Kind einen Unſchul - digen, und der Greis einen Weiſen, in welchem die Unſchuld iſt, andeutet.

279. Eben ſo geht es auch mit einem jeden, ſo wiedergeboren wird die Wiedergeburt iſt ein Wiedergebaͤren in Anſehung des geiſtlichen Men - ſchen; dieſer wird erſt in die Unſchuld der Kind - heit eingefuͤhrt, nemlich daß er aus ſich ſelber nichts Wahres weis, und nichts Gutes vermag, ſondern dieſes nur allein aus dem Herrn, und daß er darnach ein Verlangen und Begierde hat, lediglich darum, weil es wahr und gut iſt; ſo wie er nun nach und nach aͤlter wird, ſo wird ihm das Wahre und Gute vom Herrn gegeben; er wird erſt in das Wiſſen derſelben, hernach vom Wiſſen in das Erkennen, und endlich von der Erkaͤnntnis in die Weisheit gefuͤhret, vermoͤge der ihn begleitenden Unſchuld, nemlich daß er aus ſich ſelber nichts Wahres weis, und nichts Gutes vermag, ſondern dieſes aus dem Herrn; ohne dieſes zu erkennen und zu empfinden kann keiner etwas vom Himmel aufnehmen; darinnen beſte - het vornehmlich die Unſchuld der Weisheit.

280. Weil315Vom Himmel.

280. Weil eigentlich das die Unſchuld iſt, ſich vom Herrn, aber nicht von ſich ſelber, fuhren laſſen, ſo ſind daher alle, ſo im Himmel ſind, in der Unſchuld, denn alle, ſo ſich daſelbſt befinden, wollen gerne vom Herrn gefuhret ſeyn; denn ſie wiſſen, daß ſich ſelber fuͤhren, weiter nichts iſt, als ſich von dem Eigenen fuhren laſſen, und das Eigene iſt ſich ſelber lieben, und wer ſich ſelber liebt, der laͤßt ſich nicht von einem andern fuͤhren: daher kommt es, daß, in ſo viel der Engel in der Unſchuld iſt, er nur in ſo viel im Himmel, das iſt, nur in ſo viel im Goͤttlichen Guten und im Goͤttlichen Wahren ſtehet, denn darinnen ſtehen, heißt, im Himmel ſeyn: dahero werden die Himmel nach Beſchaffenheit der Un - ſchuld unterſchieden; diejenigen, welche im aͤuſ - ſerſten oder erſten Himmel ſind, ſind in der Unſchuld des erſten oder aͤuſſerſten Grads; die im mittlern oder andern Himmel ſind, die ſind in der Unſchuld des andern oder mittlern Grads; die ſich aber im innerſten oder drit - ten Himmel befinden, die ſind in der Unſchuld des dritten oder innerſten Grads; dieſe ſind da - hero unmittelbar die Unſchuld des Himmels, denn ſie laſſen ſich vom Herrn lieber, als die an - dern, fuͤhren, als wie die Kinder von ihrem Va - ter; weswegen ſie auch das Goͤttliche Wahre, welches ſie entweder unmittelbar vom Herrn, oder mittelbar durch das Wort und durch die Pre - digten hoͤren, gleich ſo bald mit dem Willen auf und annehmen, und ſolches thun, und es alſo zumLeben316Vom Himmel. Leben machen; daher haben ſie vor den Engeln der untern Himmel ſo große Weisheit, man leſe nach Num. 270. 271: weil nun die Engel des dritten Himmels ſo beſchaffen ſind, ſo ſind ſie da - hero auch dem Herrn am naͤchſten, von Dem ſie die Unſchuld haben, und Der ſie auch von ih - rem Eigenen trennet, ſo gar, daß ſie gleichſam im Herrn leben: ſie ſehen der aͤuſſern Geſtalt nach als Einfaͤltige, und vor den Augen der En - gel der untern Himmel wie Kinder, alſo ganz klein aus; und auch wie ſolche, die nicht viel Weisheit haben, da ſie doch gleichwohl die aller - weiſeſten unter den Engeln des Himmels ſind; denn ſie wiſſen wohl, daß ſie von ſich ſelber nicht die allergeringſte Weisheit haben, und daß weiſe ſeyn, ſo viel ſey, als die es erkennen, wie auch, daß das, was ſie wiſſen, gegen das zu rechnen, was ſie nicht wiſſen, gleichſam wie nichts ſey; dieſes wiſſen, erkennen, und empfinden, ſpre - chen ſie, ſey die erſte Stufe zur Weisheit; auch ſind dieſe Engel nackend, weil ſich die Bloͤße auf die Unſchuld beziehet.

281. Jch habe mit den Engeln viel von der Unſchuld geſprochen, und bin belehret worden, daß die Unſchuld das Weſentliche von allem Gu - ten iſt, und daß daher das Gute nur in ſo viel gut iſt in ſo viel es Unſchuld an ſich hat, folglich, daß die Weisheit nur in ſo viel die Weisheit iſt, in ſo viel ſie Unſchuld an ſich hat: eben ſo verhaͤlt ſichs mit der Liebe, thaͤtigen Liebe, und dem Glauben; daher kommt es auch, daß keiner in den Himmelkommen317Vom Himmel. kommen kann, wenn er nicht Unſchuld hat; und dieſes iſt es, was der Herr in folgender Stelle verſtehet. Laſſet die Kindlein zu mir kommen, und wehret ihnen nicht, denn ſolcher iſt das Reich der Himmel:*)Anmerkung des Ueberſetzers. Was dieſe Worte anlangt, ſo hat man im Griechiſchen zweyerley Leſarten, naͤmlich: βα - σιλεία τῶν ου᾽ρα; νῶν, i. e. das Reich der Him - mel; und βασιλεία του῀ ϑεου῀, i. e. das Reich Gottes. war - lich ich ſage euch, wer das Reich Gottes nicht empfaͤhet als ein Kindlein, der wird nicht hinein kommen, Marc. 10, 14. 15. Luc. 18, 16. 17; in dieſer Stelle, wie auch in andern Stellen des Worts, werden durch die Kin - der die Unſchuldigen verſtanden; der Zuſtand der Unſchuld wird auch vom Herrn Matth. am 6. Cap. v. 24-25 beſchrieben, aber durch lanter Uebereinſtimmungen: die Urſache, daß das Gute nur in ſo viel gut iſt, in ſo viel es Unſchuld an ſich hat, iſt dieſe, weil alles Gute vom Herrn iſt, und die Unſchuld iſt eigentlich ſo viel, als ſich vom Herrn fuͤhren laſſen wollen. Jch bin auch belehret worden, daß das Wahre nicht mit dem Guten, und das Gute nicht mit dem Wahren, auſſer nur vermittelſt der Unſchuld vereinigt wer - den kann; daher kommt es auch, daß der Engel nicht ein Engel des Himmels iſt, wofern in ihmnicht318Vom Himmel. nicht Unſchuld iſt, denn der Himmel iſt nicht eher in einem, als bis in ihm das Wahre mit dem Guten vereinigt iſt, daher wird die Ver - bindung des Wahren und Guten ein himmli - ſches Eheband genennet und das himmliſche Eheband iſt der Himmel. Jch wurde auch be - lehret, daß die wahre eheliche Liebe ihren Ur - ſprung und Weſen aus der Unſchuld hat, weil ſie auſr; der Verbindung des Guten und Wah - ren iſt, in welcher zwey Gemuͤther, nemlich des Mannes und des Weibes ſtehen, wenn nun dieſe Verbindung entſtehet, ſo ſtellet ſie ſich unter der Geſtalt der ehelichen Liebe dar; denn die Eheleute lieben einander, wie ihre Gemuͤ - ther einander lieben: daher kommt der, der Kindheit und Unſchuld aͤhnliche Scherz in der ehelichen Liebe.

282. Weil die Unſchuld unmittelbar das Weſentliche des Guten bey den Engeln des Himmels iſt, ſo iſt offenbar daß das vom Herrn ausflieſſende Goͤttliche Gute die Unſchuld ſelbſt iſt, denn dieſes Gute iſt es, ſo bey den Engeln einfließt, und ihr Jnnerſtes beruͤhret, und es zur Aufnahme alles himmliſchen Guten einrichtet und geſchickt macht; eben ſo geht es bey den Kindern, deren Jnneres dadurch, daß es die vom Herrn ausfließende Unſchuld durch - ſtroͤmt, nicht nur gebildet, ſondern auch be - ſtaͤndig zur Aufnahme der himmliſchen Liebe zubereitet und eingerichtet wird, weil das Gu -te319Vom Himmel. te der Unſchuld aus dem Jnnigſten wuͤrket, denn es iſt, wie ich geſagt habe, das Weſent - liche alles Guten: hieraus kann nun erhellen, daß alle Unſchuld vom Herrn iſt: daher kommt es, daß ſich der Herr in dem Wort das Lamm nennet, denn das Lamm bedeutet die Unſchuld. Weil die Unſchuld das Jnnigſte in allem und jedem Guten des Himmels iſt, ſo reizet ſie da - hero auch die Gemuͤther dermaſen, daß der, ſo ſie empfindet, welches bey Anneherung eines Engels aus dem innerſten Himmel geſchiehet, ſeiner nicht maͤchtig, und daher mit einer ſol - chen Anmuth uͤberſtroͤmt, und entzuͤckt zu ſeyn ſcheinet, daß ihm alles Angenehme der Welt, gegen jene Anmuth zu rechnen, wie nichts vor - kommt: ich rede dieſes aus der davon gehabten deutlichen Empfindung.

283. Alle diejenigen, ſo in dem Guten der Unſchuld find, werden von der Unſchuld durch - drungen, und in ſo viel einer in dieſem Guten iſt, nur in ſo viel wird er durchdrungen: die aber nicht in dem Guten der Unſchuld ſind, die werden nicht von ihr geruͤhret; weswegen alle diejenigen, ſo ſich in der Hoͤlle befinden, gaͤnz - lich wider die Unſchuld ſind; auch nicht einmal wiſſen, was Unſchuld ſey; ja ſie ſind ſo beſchaf - fen, daß ſie, in ſo viel einer in der Unſchuld iſt, eine brennende Begierde haben, ihm in ſo viel Schaden zuzufuͤgen; daher kommt es, daß ſie es nicht ausſtehen koͤnnen, die Kinder anzu -ſehen,320Vom Himmel. ſehen, denn ſo bald ſie ſolche ſehen, ſo brennen ſie vor grauſamer Begierde, ihnen zu ſchaden. Hieraus erhellete, daß das Eigene des Men - ſchen, und daher die Eigenliebe wider die Un - ſchuld iſt, denn alle die, ſo in der Hoͤlle ſind, ſind in der Eigenheit und daher in der Selbſt - liebe.

Von dem Zuſtand des Friedens im Himmel.

284. Wer nicht in dem Frieden des Himmels geweſen iſt, der kann nicht empfinden, was der Friede ſey, worinnen die Engel ſind; ſo lange der Menſch im Leibe iſt, kann er auch den Frie - den des Himmels nicht aufnehmen, ihn alſo nicht empfinden, weil die Empfindung des Men - ſchen in dem Natuͤrlichen iſt: ihn zu empfinden, muß der Menſch ſo beſchaffen ſeyn, daß er nach ſeinem Denken empor geſchwungen und vom Leibe abgezogen oder weggefuͤhret, und in den Geiſt verſetzt werden, und ſodann bey den En - geln ſeyn koͤnne: weil ich auf dieſe Weiſe den Frieden des Himmels empfunden habe, ſo kann ich ihn wohl, aber mit Worten nicht ſo, wie er eigentlich an ſich ſelber iſt, beſchreiben, weil die menſchlichen Woͤrter nicht dazu angehen, ſondern mit Worten nur in ſo ferne, wie er ſich in Vergleichung zu der Gemuͤthsruhe verhaͤlt, welche die haben, ſo in Gott vergnuͤgt und zu - frieden ſind.

285. Es321Vom Himmel.

285. Es ſind zweyerley Dinge des Him - mels, ſo die innigſten ſind, naͤmlich Un - ſchuld und Friede: ſie heiſſen die innig - ſten, weil ſie unmittelbar vom Herrn ausflieſ - ſen; von der Unſchuld kommt alles Gute des Himmels, und vom Frieden alle Annehmlich - keit des Guten; alles Gute iſt mit ſeinem An - genehmen begleitet; beydes, ſowohl das Gute als das Angenehme iſt der Liebe eigen, denn was einer liebt, das nennet er das Gute, und es wird auch von ihm als eine Annehmlichkeit empfunden; hieraus folgt, daß dieſe zwey in - nigſten Dinge, naͤmlich Unſchuld und Friede, aus der goͤttlichen Liebe des Herrn ausflieſſen, und die Engel innigſt durchſtroͤmen. Daß die Unſchuld das Jnnigſte des Guten iſt, leſe man in dem kurz vorhergehenden Artikel, wo vom Zuſtand der Unſchuld der Engel des Him - mels gehandelt worden; daß aber der Friede das Jnnigſte des Angenehmen von dem Gu - ten ſey, das ſoll nun ausgelegt werden.

286. Erſtlich ſoll geſagt werden, woher der Friede komme; der goͤttliche Friede iſt im Herrn, und entſtehet aus der Vereinigung des Goͤttlichen an und fuͤr ſich ſelbſt mit dem Goͤttlich Menſchlichen in Jhm; das Goͤttliche des Friedens im Himmel iſt vom Herrn, und kommt aus Seiner Verbindung mit den En - geln des Himmels, und inſonderheit aus der Verbindung des Guten und Wahren bey einemSw. Sch. I. Th. Xjeden322Vom Himmel. jeden Engel; dieſe Verbindungen ſind die Ut - quellen des Friedens: woraus nun offenbar ſeyn kann, daß der Friede in den Himmeln das Goͤttliche iſt, ſo alles Gute daſelbſt mit innig - ſter Seligkeit uͤberſtroͤmt, alſo, aus welchem alle Freude des Himmels entſpringt; und daß er in ſeinem Weſen die goͤttliche Freude der goͤttlichen Liebe des Herrn iſt, vermoͤge Sei - ner Verbindung mit dem Himmel, und mit einem jeden allda; dieſe Freude, die der Herr in den Engeln empfindet, und die die Engel vom Herrn empfinden, iſt eigentlich der Frie - de: folglich haben die Engel von daher alle Seligkeit, Ergoͤtzung, und Gluͤckſeligkeit, oder die ſogenannte himmliſche Freude.

287. Weil daraus der Friede entſpringt, ſo heißt dahero der Herr der Friedens - Fuͤrſt, und ſpricht, daß von Jhm der Friede komme, und in Jhm der Friede ſey; desglei - chen werden die Engel Engel des Frie - dens genennet, und der Himmel heißt die Wohnung des Friedens, als in die - ſen folgenden Stellen, Uns iſt ein Kind geboren, ein Sohn iſt uns gegeben, wel - ches Herrſchaft iſt auf ſeiner Schulter, und er heißt wunderbar, Rath, ſtarker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedens - Fuͤrſt; auf daß ſeine Herrſchaft gros wer - de und des Friedens kein Ende, Eſai. 9, 5. 6. Jeſus ſprach: den Frieden laſ -ſe323Vom Himmel. ſe Jch euch, meinen Frieden gebe Jch euch, nicht gleichwie die Welt ihn giebt, gebe Jch ihn euch, Joh. 14, 27. Solches habe Jch zu euch geredet, daß ihr in mir Friede habet, Joh. 16, 33. Der Herr hebe ſein Angeſicht uͤber dich, und gebe dir Friede, 4. B. Moſ. 6, 26. Die Engel des Friedens weinen bit - terlich, die Steige ſind wuͤſte, Eſai. 33, 7. 8. Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede ſeyn; und mein Volk wird in der Wohnung des Friedens wohnen, Eſai. 32, 17. 18. Daß es der goͤttliche und himmliſche Friede ſey, der in den Stellen des Worts, wo von dem Frieden die Rede iſt, verſtanden wird, kann auch aus andern Stellen, wo Friede vorkommt, offenbar er - ſehen werden, als Eſai. 52, 7. Cap. 54, 10. Cap. 59, 8. Jerem. 16, 5. Cap. 25, 37. Cap. 29, 11. Hagg. 2, 9. Sachar. 8, 12. Pſalm 37, 37., und noch aus mehreren Stellen. Weil der Friede den Herrn und den Him - mel, wie auch die himmliſche Freude, und die Annehmlichkeit des Guten bedeutet, ſo beſtunde dahero das Gruͤſſen in den alten Zeiten, auch noch heut zu Tage, in den Wor - ten: Friede ſey mit euch; welches auch der Herr bekraͤftiget hat, denn Er ſagte zu Seinen Juͤngern, die Er ausſandte, Wo ihr in ein Haus kommt, da ſprecht zu erſt: Friede ſey dieſem Hauſe; und ſo daſelbſtX 2wird324Vom Himmel. wird ein Sohn des Friedens ſeyn, ſo wird euer Friede auf ihm beruhen, Luc. 10, 5. 6. ; und der Herr Selbſt ſagte[,]wenn Er den Apoſteln erſchien: Friede ſey mit euch, Joh. 20, 19. 21. 26. Der Zuſtand des Friedens wird in dem Wort dadurch ver - ſtanden, daß es von Jehovah heißt: Er ha - be den Geruch der Ruhe gerochen,*)Anmerkungen des Ueberſetzers. Dieſe Worte ſind aus den darauf folgenden angefuͤhrten Stellen gezogen, und allda heißt es nach der hebraͤiſchen Grundſprache ausdruͤck - lich: Geruch der Ruhe; D. Luther aber hat das Wort: Ruhe, in den Begriff des Lieblichen und Suͤſſen verwandelt und uͤber - ſetzt: zum lieblichen Geruch oder zum ſuͤſſen Geruch. Hieraus, und aus dem, was ich bereits in andern dergleichen Anmerkungen gezeigt habe, kann man deutlich ſehen, daß Swedenborg die heilige Schrift nicht etwan verdrehet, ſondern ſelbige lediglich, ja puͤnktlich nach dem hebraͤiſchen und griechiſchen Grund - texte, vermoͤge der Erleuchtung des Herrn, er - klaͤret und aufgeſchloſſen hat. als 2. B. Moſ. 29, 18. 25. 41. ; wie auch 3. B. Moſ. 1, 9. 13. 17. Cap. 2, 2. 9. Cap. 6[.]8. 14. Cap. 23, 12[.]13. 18. Jngleichen 4. B. Moſ. 15, 3. 7. 13. Cap. 28, 6. 8. 13[.]Cap. 29, 2. 6. 8. 13. 36. ; durch den Geruch der Ruhe wird im himmliſchen Sinn die Em -pfin -325Vom Himmel. pfindung des Friedens angedeutet. *)Anmerkung des Verfaſſers. Daß der Geruch der Ruhe, wenn er in dem Wort vorkommt und von Jehovah geſagt wird, die Empfindung des Friedens ſey, leſe man in den himmliſchen Geheimniſſen N. 925. 10054.Weil durch den Frieden die Vereinigung des Goͤttlichen an und fuͤr ſich ſelbſt mit dem Goͤtt - lich Menſchlichen im Herrn, und die Verbin - dung des Herrn mit dem Himmel und mit der Kirche, wie auch mit allen, ſo im Himmel ſind, auch mit denen innerhalb der Kirche, ſo Jhn aufnehmen, angedeutet wird, ſo iſt dahero zum Gedaͤchtnis alles deſſen der Sabbath angeord - net, und von der Ruhe oder vom Frieden al - ſo benennet worden, und iſt die allerheiligſte Vorſtellung der Kirche geweſen, dahero hat ſich auch der Herr den Herrn des Sabbaths genennet, Matth. 12, 8. Marc. 2, 27. 28. Luc. 6, 5. **)Der Sabbbath bedeutete im innerſten oder hoͤchſten Sinn die Vereinigung des Goͤtt - chen an und fuͤr ſich ſelbſt mit dem Goͤttlich Menſchlichen im Herrn; im innern Sinn bedeutete er die Verbindung des Goͤttlich Menſchlichen des Herrn mit dem Himmel und mit der Kirche; uͤberhaupt aber bedeutete erdie

X 3288. Weil326Vom Himmel.

288. Weil der Friede des Himmels das Goͤttliche iſt, welches unmittelbar das Gute, ſo bey den Engeln iſt, mit innigſter Seligkeit durchſtroͤmt, ſo wird er von ihnen auf keine andre Art deutlich empfunden, als vermittelſt der Anmuthigkeit des Herzens, wenn ſie ſich nemlich in dem Guten ihres Lebens befinden, und vermittelſt der Ergoͤtzung, wenn ſie das mit ihrem Guten uͤbereinſtimmede Wahre hoͤ - ren, wie auch vermittelſt eines froͤlichen Ge - muͤths, wenn ſie die Verbindung des Wahren mit dem Guten vernehmen; ja, von daher fließet der Friede des Himmels in alle Hand - lungen ihres Lebens und in die ſich aͤuſſernde Gedanken, und laͤßt ſich da auch aͤuſſerlich wie Freude erblicken. Allein der Friede iſt, in Anſehung ſeiner Beſchaffenheit und Groͤße, inden**)die Verbindung des Guten mit dem Wahren, alſo das himmliſche Eheband; alles dieſes ha - be ich in den himmliſchen Geheimniſſen Num. 8495. 10356. 10730. bewieſen. Da - hero deutete die Ruhe an dem Tag des Sab - baths den Zuſtand dieſer Vereinigung an, weil ſodann der Herr Ruhe hatte, und dadurch Frie - de und Heil in den Himmeln und auf Erden war; und in dem ſich darauf beziehenden Sinn bedeutete ſie die Verbindung des Herrn mit dem Menſchen, weil er ſodann Friede und Heil hatte, man leſe N. 8494. 8510. 10360. 10367. 10370. 10374. 10668. 10730.327Vom Himmel. den Himmeln nach Beſchaffenheit der Unſchuld derer, ſo allda ſind, unterſchieden, weil Un - ſchuld und Friede allemal einander begleiten, denn aus der Unſchuld, wie oben geſagt wor - den, kommt alles Gute des Himmels, und aus dem Frieden alles Angenehme dieſes Guten: hieraus kann man ſehen, daß das, was vom Zuſtand der Unſchuld in den Himmeln, in dem vorhergehenden Artikel, gemeldet worden, eben auch hier von dem Zuſtand des Friedens koͤn - ne geſagt werden, weil Unſchuld und Friede mit einander verbunden ſind, als wie das Gu - te mit ſeinem Angenehmen, denn das Gute wird durch ſein Angenehmes empfunden, und das Angenehme aus ſeinem Guten erkannt: weil ſichs ſo verhaͤlt, ſo iſt offenbar, daß die Engel des innerſten oder dritten Himmels im dritten oder hoͤchſten Grad des Friedens ſind, weil ſie ſich im dritten oder hoͤchſten Grad der Unſchuld befinden; und daß die Engel der untern Himmel in einem niedrigern Grad des Friedens ſtehen, weil ſie einen geringern Grad der Unſchuld haben, man leſe oben Num. 280. Daß Unſchuld und Friede, als wie das Gute und ſein Angenehmes, beyſammen ſeyn, das kann man an den kleinen Kindern ſehen, die, weil ſie in der Unſchuld, auch im Frieden ſind; und weil ſie im Frieden ſind, ſo iſt bey ihnen lauter Spielen; allein der Friede bey den Kin - dern iſt ein aͤuſſerlicher Friede, der innere Frie - de aber, gleichwie die innere Unſchuld findetX 4ſonſt328Vom Himmel. ſonſt nirgends, als in der Weisheit ſtatt, und weil er in der Weisheit iſt, ſo wird er in der Verbindung des Guten mit dem Wahren ge - geben, denn daher kommt die Weisheit. Es findet auch bey ſolchen Menſchen, die, vermoͤge der Verbindung des Guten mit dem Wahren, in der Weisheit ſind, und die daher die Zufrie - denheit in Gott empfinden, der himmliſche oder engliſche Friede ſtatt, er liegt aber, ſo lange ſie in der Welt leben, in ihrem Jnnern verbor - gen, et wird aber offenbar, wenn ſie den Leib verlaſſen, und in den Himmel eingehen, denn ſodann wird das Jnnere eroͤffnet.

289. Weil der goͤttliche Friede aus der Ver - bindung des Herrn mit dem Himmel, und in - ſonderheit aus der bey einem jeden Engel ſich befindenden Verbindung des Guten mit dem Wahren, entſtehet, ſo ſind dahero die Engel, wenn ſie im Zuſtand der Liebe ſtehen, denn ſo - dann verbindet ſich bey ihnen das Gute mit dem Wahren, in dem Zuſtand des Friedens; daß die Zuſtaͤnde der Engel abwechſeln, leſe man oben Num. 154-160. Eben ſo geht es mit einem Menſchen, ſo wiedergeboren wird, ſo bald bey ihm die Verbindung des Guten mit dem Wahren entſteht, welches vornehmlich geſchiehet, wenn die Verſuchungen vorbey ſind, ſo kommt er ſogleich in den angenehmen Zu - ſtand des himmliſchen Friedens. Dieſer Frie - de verhaͤlt ſich in Vergleichung wie der Mor -gen329Vom Himmel. gen oder Morgenroͤthe zur Fruͤhlingszeit, da nach vergangener Nacht von der aufgehenden Sonne alles auf den Erdboden von neuen an zu leben faͤngt, und ein duftender Geruch ſich ringeumher von dem Thau ausbreitet, der vom Himmel herab traͤufelt, vermittelſt der balſamiſchen Witterung die Erde fruchtbar machet, und die menſchlichen Gemuͤther mit Anmuth uͤberſtroͤmt; dieſe Ver - gleichung iſt darum gemacht worden, weil ſich der Morgen oder die Morgenroͤthe zur Fruͤhlingszeit auf den Zuſtand des Friedens der Engel im Him - mel beziehet, man leſe oben Num. 155.

290. Jch habe auch mit den Engeln vom Frieden geſprochen, und geſagt: das nennte man in der Welt den Frieden, wenn keine Kriege noch Widerwaͤrtigkeiten zwiſchen den Reichen, des - gleichen keine Feindſeligkeiten noch Uneinigkeiten zwiſchen den Menſchen waͤren, und man glaubte, der innere Friede beſtehe in der von den entfern - ten Sorgen herruͤhrenden Gemuͤthsruhe, haupt - ſaͤchlich aber in der vom erwuͤnſchten Erfolg der Angelegenheiten herruͤhrenden Beruhigung und Ergoͤtzlichkeit; allein die Engel antworteten: die von den entfernten Sorgen und vom guten Er - folg der Angelegenheiten herruͤhrende Gemuͤths - ruhe, Zufriedenheit und Anmuth haͤtten wohl den Anſchein des Friedens, ſie waͤren aber keineswe - ges der Friede, auſſer nur bey denen, ſo ſich im himmliſchen Guten befaͤnden, weil der Friede ſonſt nicht, als lediglich bey dieſem Guten ſtatt findet,X 5denn330Vom Himmel. denn der Friede fließt vom Herrn in ihr Jnwen - digſtes ein, und von ihrem Jnwendigſten oder Hoͤchſten ſteigt und fließt er herab in ihr Unteres oder Niedriges, und bringt die Gemuͤthsruhe, die Zufriedenheit der Seele und daher die Freude zum Vorſchein: aber bey denen, ſo im Boͤſen ſind, findet gar kein Friede ſtatt; er hat zwar den Anſchein der Ruhe, Zufriedenheit und Freude, wenn es ihnen nach Wunſche gehet, allein er iſt aͤuſſerlich, keinesweges aber innerlich, denn in ihren Jnwendigen brennen Feindſeligkeiten, Haß, Rache, Wuth, und mehrere boͤſe Begierden, von denen auch ihr Gemuͤth, ſo bald ſie einen, der ihnen nicht guͤnſtig iſt, gewahr werden, hinge - riſſen wird, und wenn ſie nichts befuͤrchten, zum Ausbruch kommt; daher kommt es nun, daß de - ren ihre Luſt in den Unſinn, aber die Freude de - rer, ſo im Guten ſind, in der Weisheit ihren Sitz hat; es iſt ein Unterſchied, wie zwiſchen Hoͤlle und Himmel.

Von der Verbindung des Him - mels mit dem menſchlichen Geſchlecht.

291. D alles Gute von Gott ſey, aber nichts vom Menſchen herkomme, und daß ſich dahero keiner nicht das geringſte Gute, als ſein eigenes, zuſchreiben duͤrfe, iſt in der Kirche eine bekannte Sache; und iſt auch bekannt, daß das Boͤſe vomTeufel331Vom Himmel. Teufel ſey; daher kommt es nun, daß die, ſo nach der Lehre der Kirche reden, von denen, ſo Gutes thun, wie auch von denen, ſo fromm re - den und predigen, zu ſagen pflegen, ſie ſeyn von Gott gefuͤhret worden, von denen aber, ſo Boͤ - ſes thun, und gottlos reden, wird das Gegen - theil geſagt: dieſes koͤnnte alſo nicht ſeyn, woferne nicht der Menſch in Verbindung mit dem Him - mel und in Verbindung mit der Hoͤlle ſtuͤnde; und wenn dieſe Verbindungen nicht auf ſeinen Willen und Verſtand giengen, denn der Koͤrper wuͤrket, und der Mund redet vermoͤge derſelben: was es nun mit dieſer Verbindung fuͤr eine Be - wandtnis habe, ſoll itzt geſagt werden.

292. Bey einem jeden Menſchen ſind gute und boͤſe Geiſter, durch die guten Geiſter iſt der Menſch mit dem Himmel, und durch die boͤſen Geiſter mit der Hoͤlle verbunden: dieſe Geiſter ſind in der Geiſterwelt, die ein mittlerer Zuſtand zwiſchen Himmel und Hoͤlle iſt, von dieſer Welt ſoll im folgenden insbeſondere gehandelt werden. Wenn dieſe Gelſter zu dem Menſchen kommen, ſo dringen ſie in ſein ganzes Gedaͤchtnis, und da - her in ſein ganzes Denken. Die boͤſen Geiſter dringen in das Boͤſe, aber die guten Geiſter in das Gute des Gedaͤchtniſſes und Denkens. Die Geiſter wiſſen gar im geringſten nicht, daß ſie bey dem Menſchen ſeyn, ſondern wenn ſie allda ſind, ſo glauben ſie, es waͤre das ganze Gedaͤchtnis und Denken des Menſchen ihnen eigen; ſie ſehen auchden332Vom Himmel. den Menſchen nicht, weil die Dinge, ſo in unſrer Sonnenwelt ſind, nicht in ihr Geſicht fallen: der Herr thut die groͤßte Vorſorge, damit es die Geiſter nicht wiſſen, daß ſie bey dem Menſchen ſeyn; denn wenn ſie es wußten, ſo wuͤrden ſie mit ihm reden, und alsdann wuͤrden ihn die boͤ - ſen Geiſter ins Verderben ſtuͤrzen, denn die boͤ - ſen Geiſter, weil ſie mit der Hoͤlle verbunden ſind, ſuchen nichts mehr, als den Menſchen, nicht nur an ſeiner Seele, das iſt, an ſeinem Glauben und Liebe, ſondern auch an ſeinem Leib zu verderben; ein anders iſt es, wenn ſie nicht mit dem Men - ſchen reden, da wiſſen ſie auch nicht, daß das aus ihm ſey, was ſie denken, wie auch, was ſie un - ter einander reden, denn was ſie unter einander re - den, das reden ſie eben auch aus dem Menſchen, ſie glauben aber, es ſey das Jhrige, und ein jeder ſchaͤtzet und liebet das Seinige, auf dieſe Weiſe ſind die Geiſter gezwungen, den Menſchen zu lie - ben und zu ſchaͤtzen, ob ſie es gleich nicht wiſſen. Daß die Geiſter mit dem Menſchen auf ſolche Art verbunden ſeyn, das iſt mir durch die vieljaͤhrige beſtaͤndige Erfahrung ſo bekannt worden, daß nichts bekannter ſeyn kann.

293. Daß auch die mit der Hoͤlle vergemein - ſchaftete Geiſter dem Menſchen zugeſellet ſind, iſt die Urſache, weil der Menſch in das Boͤſe von al - lerley Art geboren wird und daher ſchon ſein er - ſtes Leben lauter Boͤſes iſt, weswegen der Menſch, woferne ihm nicht dergleichen Geiſter, wie er he -ſchaffen333Vom Himmel. ſchaffen iſt, zugeſellet waͤren, nicht leben, ja, weder von ſeinem Boͤſen abgezogen noch geaͤndert werden koͤnnte; darum wird er in dem Leben, dar - innen er ſich befindet, durch boͤſe Geiſter gehal - ten, und hingegen davon durch die guten Geiſter abgehalten; durch beyderley Geiſter ſtehet er auch im Gleichgewichte; und weil er im Gleichgewichte ſtehet, ſo iſt er in ſeiner Freyheit, und kann vom Boͤſen abgezogen, und zum Guten gelenket, ihm auch das Gute eingepflanzt werden, welches ſonſt ſchlechterdings nicht geſchehen kann, wofern er nicht in der Freyheit iſt auch kann ihm die Freyheit nicht gegeben werden, wofern nicht von der einen Seite Geiſter aus der Hoͤlle, und von der andern Geiſter aus dem Himmel wuͤrken und der Menſch gleichſam in der Mitte ſtehet. Es iſt mir gezeigt worden, daß der Menſch, vermoͤge ſeines An - geerbten und des daraus Herflieſſenden, gar kein Leben haͤtte, wenn es ihm nicht frey ſtuͤnde, in dem Boͤſen zu ſeyn, und daß er, ohne in der Freyheit zu ſeyn, auch nicht leben koͤnnte, des - gleichen, daß er zum Guten nicht gezwungen wer - den koͤnne, und daß das Erzwungene nicht haͤn - gen bleibe; ferner, daß das Gute, ſo der Menſch in der Freyheit annimmt, ſeinem Willen einge - pflanzt, und gleichſam wie ſein eigen werde; und daher kommt es, daß der Menſch eine Verge - meinſchaftung mit der Hoͤlle und eine Vergemein - ſchaftung mit dem Himmel habe.

294. Wie die Vergemeinſchaftung des Him - mels mit den guten Geiſtern, und die Vergemein -ſchaftung334Vom Himmel. ſchaftung der Hoͤlle mit den boͤſen Geiſtern, und daher die Vergemeinſchaftung des Himmels und der Hoͤlle mit dem Menſchen beſchaffen ſey, das ſoll nun auch geſagt werden: alle Geiſter, ſo in der Geiſterwelt ſind, ſind entweder mit dem Him - mel oder mit der Hoͤlle vergemeinſchaftet, die boͤ - ſen mit der Hoͤlle und die Guten mit dem Him - mel: ſo wie der Himmel in Geſellſchaften unter - ſchieden iſt, alſo auch die Hoͤlle; jedweder Geiſt gehoͤret zu einer gewiſſen Geſellſchaft, und beſte - het auch aus dem von ihr herruͤhrenden Einfluß, alſo macht er mit ihr ein Einziges aus: daher kommt es, daß der Menſch nach Beſchaffenheit der mit ihm verbundnen Geiſter, entweder mit dem Himmel oder mit der Hoͤlle, und zwar mit einer ſolchen Geſellſchaft allda, worinnen er nach ſeiner Neigung oder nach ſeiner Liebe ſtehet, ver - bunden iſt; denn alle Geſellſchaften des Himmels ſind, nach Beſchaffenheit der Neigungen zum Guten und Wahren, aber alle Geſellſchaften der Hoͤlle, nach Beſchaffenheit der Neigungen zum Boͤſen und Falſchen, unterſchieden: von den Ge - ſellſchaften des Himmels leſe man oben Num. 41 - 45, wie auch Num. 148-151.

295. Dem Menſchen ſind ſolche Geiſter zu - geſellt, wie er nach der Neigung oder nach der Liebe beſchaffen iſt, allein die guten Geiſter werden ihm vom Herrn zugeſ[e]llt, hingegen die boͤſen wer - den von den Menſchen ſelbſt herbey gelocket; aber die Geiſter werden bey dem Menſchen nach ſeinenNei -335Vom Himmel. Neigungs-Veraͤnderungen veraͤndert, daher ſind bey ihm andre Geiſter, wenn er noch in der zar - ten Kindheit; andre, wenn er etwas groͤſſer; andre, wenn er ſchon in etwas erwachſen und in der Jugend iſt; und andre im Alter; wenn er noch in der zarten Kindheit iſt, ſo ſind bey ihm Geiſter, die in der Unſchuld, alſo, die mit dem Himmel der Unſchuld, welches der innerſte oder dritte Himmel iſt vergemeinſchaftet ſind; wenn er etwas groͤſſer iſt, ſo ſind bey ihm Geiſter, die in der Neigung zu wiſſen, alſo, die mit dem aͤuſ - ſerſten oder erſten Himmel vergemeinſchaftet ſind; wenn er ſchon etwas erwachſen und in der Jugend iſt, ſo ſind bey ihm Geiſter, die in der Neigung zum Wahren und Guten, und daher in der Er - kaͤnntnis, alſo, die mit dem andern oder mittlern Himmel vergemeinſchaftet ſind; in dem Alter aber ſind Geiſter bey ihm, die in der Weisheit und Unſchuld, alſo, die mit dem innerſten oder drit - ten Himmel vergemeinſchaftet ſind: allein dieſe Zugeſellung geſchiehet vom Herrn bey denen, ſo geaͤndert und wiedergeboren werden koͤnnen: an - ders aber iſt es bey denen, die nicht gebeſſert oder wiedergeboren werden koͤnnen; dieſen ſind auch gute Geiſter zugeſellt, damit ſie durch ſolche vom Boͤſen, ſo viel moͤglich, abgehalten werden; aber unmittelbar ſind ſie mit den boͤſen Geiſtern, die mit der Hoͤlle vergemeinſchaftet ſind, verbunden, daher ſind bey ihnen ſolche Geiſter, wie ſie ſelber ſind; wenn ſie nun ſich ſelber, oder den Gewinn, oder die Rache, oder die Hurerey lieben, ſo ſindbey336Vom Himmel. bey ihnen eben dergleichen Geiſter, und wohnen gleichſam in ihren boͤſen Neigungen; und in ſo viel der Menſch vom Boͤſen durch die guten Gei - ſter nicht abgehalten werden kann, in ſo viel ent - zunden ihn die Boͤſen; und in ſo viel bey ihm die Neigung herrſchet, in ſo viel ſind ſie ihm auf dem Hals. und weichen nicht zuruͤck. Alſo ſtehet der Menſch, wenn er boͤſe iſt, mit der Hoͤlle, und wenn er gut iſt, mit dem Himmel in Verbindung.

296. Daß der Menſch vom Herrn durch Geiſter regieret wird, iſt daher, weil er nicht in der Ordnung des Himmels ſteht, denn er wird in das Boͤſe, ſo aus der Hoͤlle iſt, alſo ganz und gar wider die goͤttliche Ordnung geboren, deswe - gen muß er wieder in die Ordnung gebracht wer - den, das kann aber nicht anders, als mittelbar durch die Geiſter geſchehen; ein anders waͤre es, wenn der Menſch in das Gute, ſo nach der Ord - nung des Himmels iſt, geboren wuͤrde, da wuͤrde er vom Herrn nicht durch Geiſter, ſondern durch die Ordnung ſelbſt, alſo durch den allgemeinen Einfluß regieret werden. Durch dieſen Einfluß wird der Menſch in Anſehung deſſen, was vom Denken und Wollen herkommt und in die Thaͤtig - keit uͤbergeht, alſo in Anſehung der Reden und Handlungen, regieret, denn dieſe und jene flieſ - ſen nach der natuͤrlichen Ordnung, mit welchen dahero die Geiſter, die dem Menſchen zugeſellet ſind, keine Gemeinſchaft haben. Durch den all - gemeinen Einfluß aus der geiſtlichen Welt werdenauch337Vom Himmel. auch die Thiere regieret, weil dieſe in der Ord - nung ihres Lebens ſind, und ſolche, weil ſie kei - nen vernuͤnftigen Theil haben, nicht haben ver - kehren noch zerſtoͤren koͤnnen. Was fuͤr ein Un - terſcheid zwiſchen den Menſchen und den unver - nuͤnftigen Thieren iſt, leſe man oben Num. 39.

297. Was ferner die Verbindung des Him - mels mit dem menſchlichen Geſchlecht anlangt, ſo iſt zu wiſſen, daß ſelbſt der Herr bey einem je - den Menſchen, ſo wohl in ſein Jnnerſtes als in ſein Aeuſſerſtes, nach der Ordnung des Himmels einfließt, und ihn zur Aufnahme des Himmels zubereitet, und ſein Aeuſſerſtes von ſeinem Jn - nerſten, und zugleich das Jnnerſte von ſeinem Aeuſſerſten regieret,*)Anmerkung des Ueberſetzers. Jn den himmliſchen Geheimniſſen Num. 5145. heißt es: Das Jnnere bey dem Menſchen iſt in Grade oder Stufen unterſchie - den; der erſte Grad macht das innere Vernuͤnftige aus, darinnen ſind die himmliſchen Engel, oder darinnen iſt der in - nerſte oder dritte Himmel; der andere Grad macht das aͤuſſere Vernuͤnftige aus, darinnen ſind die geiſtlichen Engel, oder darin - nen iſt der mittlere oder andere Himmel; der dritte Grad macht das innere Na - tuͤrliche aus, darinnen ſind die guten Gei -ſter, und alſo alles und jedesbeySw. Sch. I. Th. Y338Vom Himmel. bey ihm im Zuſammenhang erhaͤlt; dieſer Ein - fluß des Herrn heißt der unmittelbare Ein - fluß, aber der andere Einfluß, ſo vermittelſt der Geiſter geſchiehet, wird der mittelbare Ein - fluß genennet, dieſer beſtehet durch jenen: der unmittelbare Einfluß, naͤmlich der Einfluß des Herrn ſelbſt, kommt von Seinem Goͤttlich Menſchlichen, und geht in den Willen des Men - ſchen, und durch den Willen in ſeinen Verſtand, alſo in das Gute des Menſchen, und durch das Gute in ſein Wahres, oder welches einerley iſt, in die Liebe, und durch die Liebe in ſeinen Glau - ben, aber nicht umgekehrt, vielweniger in denGlau -*)ſter, oder der aͤuſſerſte oder erſte Himmel; der vierte Grad macht das aͤuſſere Na - tuͤrliche aus, und darinnen iſt der Menſch; dieſe Grade ſind bey dem Menſchen hoͤchſt un - terſchieden. Und Num. 5147 heißt es: Das Gutte flieſſet vom Herrn durch das Jnnerſte des Menſchen hindurch, und von daher ſtufen - weis hin zu dem Aeuſſern; denn das Jn - nerſte iſt gegen jenes im vollkommenſten Zu - ſtand, dahero kann es unmittelbar das Gute vom Herrn aufnehmen, aber nicht alſo das Untere oder Niedrigere; denn, wenn das Untere das Gute vom Herrn unmittel - bar aufnaͤhme, ſo wuͤrde es ſolches verdunkeln, oder verkehren, denn das Unterſte iſt gegen das Jnnerſte unvollkommener.339Vom Himmel. Glauben ohne die Liebe, oder in das Wahre ohne das Gute, noch in den Verſtand, der nicht aus dem Willen herkommt, ein. Dieſer goͤtt - liche Einfluß waͤhret immer fort, und wird bey den Guten in ihrem Guten, nicht aber bey den Boͤſen aufgenommen, bey dieſen wird er entweder zuruͤck getrieben, oder erſtickt, oder aber zerſtoͤret, daher haben ſie ein boͤſes Leben, welches im geiſt - lichen Sinn der Tod iſt.

298. Die Geiſter, ſo bey dem Menſchen ſind, ſo wohl die, ſo mit dem Himmel, als die, ſo mit der Hoͤlle in Verbindung ſtehen, flieſſen bey dem Menſchen gar nicht aus ſeinem Gedaͤcht - nis noch aus dem daher ruͤhrenden Denken ein, denn wenn ſie aus ſeinem Denken einfloͤſſen, ſo wuͤrde der Menſch nicht anders wiſſen, als waͤre das, was ihnen eigen, das ſeinige, man leſe oben Num. 256; gleich wohl aber flieſſet ver - mittelſt derſelben aus dem Himmel eine Neigung, das iſt, eine Liebe zum Guten und Wahren, und aus der Hoͤlle eine Neigung oder Liebe zum Boͤſen und Falſchen bey dem Menſchen ein, in ſo viel demnach die Neigung des Menſchen mit dieſer einflieſſenden uͤbereinſtimmet, in ſo viel wird von ſolcher in ſeinem Denken aufgenom - men, denn das innere Denken des Menſchen iſt voͤllig ſo, wie ſeine Neigung oder Liebe; in ſo viel ſie aber nicht mit der einflieſſenden uͤber - einſtimmet, in ſo viel wird davon nicht aufge - nommen; hieraus erhellet, daß, weil durch dieY 2Geiſter340Vom Himmel. Geiſter dem Menſchen nicht das Denken, ſon - dern nur allein die Neigung zum Guten und die Neigung zum Boͤſen eingefloͤßt wird, der Menſch alſo, weil er in der Freyheit iſt, die Wahl hat, das Gute anzunehmen, und das Boͤſe zu verwerfen, denn was gut und boͤſe ſey, das weis er aus dem Wort; was er aus der Neigung mit dem Denken aufnimmt, das wird ihm auch zugeeignet, was er aber mit dem Denken nicht aus der Neigung aufnimmt, das wird ihm auch nicht eigen: hieraus kann nun offenbar ſeyn, wie bey dem Menſchen das Gute aus dem Himmel, und das Boͤſe aus der Hoͤlle einfließt.

299. Mir auch gegeben worden, zu wiſſen, woher bey dem Menſchen die Bangigkeit, der Gemuͤths-Schmerz und die innerliche Traurig - keit kommt, ſo man die Melancholie nennet: es giebt nemlich Geiſter, die noch nicht mit der Hoͤlle in Verbindung ſtehen, weil ſie noch in ihrem er - ſten Zuſtand ſind, (von welchen im 2ten Theil in dem Abſchnitt von der Geiſterwelt ſoll geredet werden) dieſe lieben das Unverdauete und Ueble, wie das Unerdauete und Ueble der ſtinkenden Speiſen im Magen iſt, deswegen halten ſie ſich da auf, wo dergleichen bey dem Menſchen liegt, weil ihnen ſolches angenehm iſt, und reden allda unter einander aus ihrer boͤſen Neigung; von daher flieſſet die Neigung ihrer Rede bey dem Menſchen ein, wenn nun dieſe Neigung der Nei -gung341Vom Himmel. gung des Menſchen zuwider iſt, ſo entſtehet bey ihm eine Traurigkeit und melancholiſche Beaͤng - ſtigung, wenn ſie aber damit uͤbereinſtimmet, ſo wird er luſtig und froͤlich: dieſe Geiſter erſchei - nen bey dem Magen, einige an ſeiner linken, ei - nige an ſeiner rechten Seite, einige unten, ei - nige oben, einige naͤher, einige weiter, alſo er - ſcheinen ſie auf mancherley Art nach Beſchaffen - heit der Neigungen, darinnen ſie ſich befinden: daß die Beaͤngſtigung des Gemuͤths daher kom - me. daß iſt mir aus vielfaͤltiger Erfahrung zu wiſſen gegeben und bey mir beſtaͤtiget worden, ich habe dieſe Geiſter geſehen, gehoͤrt, ihre uͤber - fallende Beaͤngſtigungen empfunden, und auch mit ihnen geredet, ſie wurden weg getrieben und die Beaͤngſtigung hoͤrte auf, ſie kamen wieder und die Beaͤngſtigung war wieder da, ja ich be - merkte ganz deutlich das Zu - und Abnehmen der Beaͤngſtigung nach Beſchaffenheit der Annaͤhe - rung und Entfernung der Geiſter: hieraus wurde mir klar, woher es kommt, daß einige, ſo nicht wiſſen, was das Gewiſſen ſey, daher, weil ſie kein Gewiſſen haben, deſſen Beaͤngſtigung dem Magen zuſchreiben.

300. Die Verbindung des Himmels mit dem Menſchen verhaͤlt ſich nicht ſo, wie die Verbin - dung eines Menſchen mit dem andern, ſondern es iſt eine Verbindung mit dem Jnwendigen, ſo ſein Gemuͤth ausmacht, alſo mit ſeinem geiſtli - chen oder innern Menſchen; aber die Verbin -Y 3dung342Vom Himmel. dung des Himmels mit dem Natuͤrlichen oder Aeuſſerlichen des Menſchen iſt eine Verbindung vermittelſt der Uebereinſtimmungen, von welcher in dem folgenden Artickel, wo von der Verbin - dung des Himmels mit dem Menſchen vermit - telſt des Worts, gehandelt wird, geredet werden ſoll.

301. Daß die Verbindung des Himmels mit dem menſchlichen Geſchlecht, und deſſen Ver - bindung mit dem Himmel ſo beſchaffen, daß eins von dem andern beſtehet, das ſoll im folgenden Artikel auch geſagt werden.

302. Jch redete mit den Engeln von der Verbindung des Himmels mit dem menſchlichen Geſchlecht, und ſagte: die Menſchen von der Kirche ſpraͤchen zwar, daß alles Gute von Gott komme, und daß die Engel bey dem Menſchen ſeyn, allein, dem ungeachtet glaubten wenige, daß die Engel mit dem Menſchen verbunden, vielweniger, daß ſie ſich in ſeinen Gedanken und Neigungen aufhalten: hierauf antworte - ten die Engel: ſie wuͤßten wohl, daß dieſes in der Welt nicht geglaubt, aber doch gleichwohl ſo geredet wuͤrde, daruͤber wunderten ſie ſich nur, daß es vornehmlich innerhalb der Kirche, wo doch das Wort iſt, daß ihnen ja vom Himmel, und von deſſen Verbindung mit dem Menſchen Unterricht giebt, nicht geglaubt wuͤrde; da doch die Verbindung ſo beſchaffen, daß der Menſchnicht343Vom Himmel. nicht das mindeſte ohne die ihm zugeſellten Gei - ſter denken koͤnnte, und daß ſein geiſtliches Le - ben davon abhienge: ſie ſagten, die Urſache, daß eine ſolche Unwiſſenheit herrſche, ſey dieſe: weil ſich der Menſch einbildete, er lebe von ſich ſelber ohne Zuſammenhang mit dem erſten We - ſen des Lebens, und weil er nicht wuͤßte, daß dieſer Zuſammenhang vermittelſt der Himmel be - ſtehe, da doch der Menſch, wenn dieſer Zuſam - menhang zerriſſen wuͤrde, augenblicklich tod dar - nieder fiel: wenn der Menſch glauben wollte, wie die Sache an ſich ſelber iſt, daß naͤmlich al - les Gute vom Herrn, und alles Boͤſe von der Hoͤlle ſey, ſodann wuͤrde er aus dem bey ſich be - findlichen Guten kein Verdienſt machen, und das Boͤſe wuͤrde ihm nicht zugerechnet, denn alſo wuͤrde er bey allem Guten, das er denkt und thut, lediglich auf den Herrn ſe - hen, hingegen wuͤrde alles einflieſſende Boͤſe wieder in die Hoͤlle, wo es hergekommen, ge - worfen: allein, weil der Menſch keinen Einfluß aus dem Himmel, und keinen Einfluß aus der Hoͤlle glaubte, und daher meinte, es ſey alles, was er denkt und will, in ihm ſelber, und da - her auch von ihm ſelber, ſo eignete er ſich das Boͤſe zu, und verunreinigte das bey ihm einflieſ - ſende Gute mit dem Verdienſt.

Y 4Von344Vom Himmel.

Von der Verbindung des Him - mels mit dem Menſchen vermit - mittelſt des Worts.

303. Diejenigen, welche aus einer innern Ver - nunft denken, koͤnnen wohl ſehen, daß der Zu - ſammenhang aller Dinge lediglich vermoͤge ihrer Verbindung mit dem Erſten ſtatt finde, und daß dasjenige, was nicht im Zuſammenhang iſt, zerfalle; denn, da ſie ſo denken, wiſſen ſie wohl, daß ein Ding nicht von ſich ſelber beſtehen kann, ſondern von ſeinem Vorhergehenden, alſo alles von dem Erſten ſeinen Beſtand hat; und daß ſich der Zuſammenhang eines Dings mit ſeinem Vorhergehenden eben ſo ver - haͤlt, als wie die Wuͤrkung mit ihrer wuͤrkenden Urſache, denn, wenn die wuͤrkende Urſache von ihrer Wuͤrkung getrennt wird, ſo wird die Wuͤr - kung zerriſſen und zerfaͤllt: weil die Gelehrten ſo gegacht haben, ſo haben ſie dahero mit Ein - ſicht geſagt: der Beſtand ſey ein immerwaͤhren - des Daſeyn, alſo alle Dinge haͤtten von dem Erſten, weil ſie von dieſem entſtanden, auch ihr beſtaͤndiges Daſeyn, das iſt, ſie beſtuͤnden von ihm. Allein, wie der Zuſammenhang eines jeden Dings mit ſeinem Vorhergehenden, alſo mit dem Erſten, von welchem alle Dinge entſtanden ſind, beſchaffen ſey, das kann nicht mit wenigen geſagt werden, weil der Zuſammen - hang mannigfaltig und verſchieden iſt; ich willnur345Vom Himmel. nur uͤberhaupt melden, daß die natuͤrliche Welt mit der geiſtlichen Welt zuſammen haͤngt, und daß eben daher alle Dinge in der natuͤrlichen Welt mit allen Dingen, ſo in der geiſtlichen Welt ſind, uͤbereinſtimmen, von welcher Ueber - einſtimmung Num. 103-115. nachgeleſen wer - den kann; desgleichen, daß alles, was zum Menſchen gehoͤret, mit allem, was im Himmel iſt, zuſammen haͤnge und daher uͤbereinſtimme; hiervon leſe man auch oben Num. 87-102.

304. Der Menſch iſt ſo geſchaffen, daß er mit dem Herrn in Zuſammenhang und Ver - bindung ſteht, aber mit den Engeln des Him - mels nur vergeſellſchaftet iſt; daß er mit den Engeln nicht in Verbindung ſteht, ſondern mit ihnen nur vergeſellſchaftet iſt, iſt die Ur - ſache, weil der Menſch von der Schoͤpfung her nach ſeinem Jnnern, ſo das Gemuͤth ausmacht, einem Engel gleich iſt, denn der Menſch iſt mit eben dem Willen und mit eben dem Ver - ſtand begabt, als der Engel hat; daher kommt es, daß der Menſch nach dem Tod, wofern er ein Leben nach der goͤttlichen Ordnung gefuͤh - ret, ein Engel wird, und ſodann gleiche Weis - heit mit den Engeln hat; wenn ich dahero ſa - ge: die Verbindung des Menſchen mit dem Himmel, ſo verſtehe ich dadurch ſeine Verbin - dung mit dem Herrn, und Vergeſellſchaf - tung mit den Engeln, denn der Himmel iſt nicht etwa ein Himmel aus dem Eigenthuͤmli -Y 5chen346Vom Himmel. chen der Engel, ſondern aus dem Goͤttlichen des Herrn; daß das Goͤttliche des Herrn den Himmel ausmache, leſe man oben Num. 7-22. Der Menſch aber hat noch uͤberdem, was die Engel nicht haben, daß er naͤmlich nicht allein nach ſeinem Jnnern in der geiſtlichen Welt, ſondern auch zugleich nach ſeinem Aeuſſern in der natuͤrlichen iſt; ſein in der natuͤrlichen Welt ſich befindliches Aeuſſere iſt alles dasjenige, was ſein natuͤrliches oder aͤuſſeres Gedaͤchtnis, und das daher ruͤhrende Denken und Einbil - dungskraft ausmacht, uͤberhaupt die Erkaͤnnt - niſſe und Wiſſenſchaften, in ſo ferne ſie welt - liche Kenntniſſe enthalten, mit ihren Annehm - lichkeiten und Ergoͤtzungen; wie auch mehrere Wolluͤſte, die den Sinnlichkeiten des Koͤrpers eigen ſind; auch noch uͤberdem die Sinne ſelbſt, das Reden und die Handlungen: alles dieſes iſt auch das Aeuſſerſte, worein ſich der goͤttli - che Einfluß des Herrn verlieret oder endiget, denn dieſer Einfluß bleibt nicht in der Mitte ſtehen, ſo dern geht weiter bis zu ſeinem Aeuſſerſten. Hieraus kann nun offenbar ſeyn, daß in dem Menſchen das Aeuſſerſte von der goͤttlichen Ordnung ſey, und daß er, weil er das Aeuſſerſte iſt, die Grundlage und der Grund ſey. Weil der goͤttliche Ein - fluß des Herrn nicht in der Mitte ſtehen bleibt, ſondern weitet geht bis zu ſeinem Aeuſſer - ſten, wie ſchon gemeldet worden, und weil das Mittlere, wo er hindurch gehet, derengli -347Vom Himmel. engliſche Himmel iſt, und weil das Aeuſſer - ſte bey dem Menſchen iſt, und gar kein Nicht - zuſammenhang ſtatt findet, ſo folget, daß der Himmel dergeſtalt mit dem menſchlichen Ge - ſchlecht zuſammen haͤnge, und verbunden ſey, daß eins vom andern beſtehe, denn ſonſt wuͤr - de es mit dem menſchlichen Geſchlecht ohne den Himmel eben ſo, als wie mit einer Kette ohne den Haken, und mit dem Himmel ohne das menſchliche Geſchlecht eben ſo, als wie mit ei - nem Haus ohne Grund, ſeyn.

305. Allein, weil der Menſch dieſen Zu - ſammenhang mit dem Himmel zerriſſen hat, dadurch, daß er ſein Jnneres vom Himmel weg wendete, und durch die Liebe zur Welt und durch die Eigenliebe ſolches zur Welt und zu ſich ſelber kehrete, und er alſo, als die geweſe - ne Grundlage, ſich hervorzog, ſo daß er dem Himmel nicht mehr zur Grundlage und zum Grund dienete, ſo wurde vom Herrn ein Mit - tel vorgeſehen, das dem Himmel wiederum zur Grundlage und zum Grund, wie auch dazu, daß der Himmel wieder mit dem Menſchen verbunden wuͤrde, dienen moͤchte; dieſes Mit - tel nun iſt das Wort. Wie aber das Wort zu einem ſolchen Mittel dienet, das habe ich in dem Werk: himmliſche Geheim - niſſe betittelt, weitlaͤuftig gezeigt; dieſes al - les kann auch, als daraus zuſammen gezogen, in dem Tractaͤtgen vom weiſen Pferd,deſſen348Vom Himmel. deſſen in der Offenbarung Joh. gedacht wird, wie auch in dem, bey dem Tractat: vom neuen Jeruſalem und deſſen him̃ - liſchen Lehre befindlichen Anhang nachgeleſen werden; etwas davon habe ich aus dieſen zwey Tractaten gezogen und hier in den unten befindlichen Anmerkungen angefuͤhrt. *)Das Wort iſt im buchſtaͤblichen Sinn na - tuͤrlich man leſe in den himmliſchen Ge - heimniſſen Num. 8783. Aus der Urſache, weil das Natuͤrliche das Aeuſſerſte iſt, wo - bey das Geiſtliche und Himmliſche, ſo das Jn - nere iſt, ſtehen bleibt, und worauf dieſes, als wie ein Haus auf ſeinem Grund, beſtehet N. 9430. ꝛc. Damit nun das Wort ſo beſchaf - fen ſey, ſo iſt es dahero durch lauter Ueberein - ſtimmungen geſchrieben worden, N. 1404. ꝛc. Weil das Wort im buchſtaͤblichen Sinn ſo be - ſchaffen iſt, ſo enthaͤlt es einen geiſtlichen und himmliſchen Sinn, N. 9407. Und es iſt ſo wohl fuͤr die Menſchen als auch zu - gleich fuͤr die Engel eingerichtet, Num. 1769 - 1772. Ja, es vereinigt den Himmel mit der Erde, Num. 2310. ꝛc. Die Verbindung des Herrn mit dem Menſchen geſchiehet durch das Wort, vermittelſt deſſen innern Sinn, Num. 10375. Durch Alles und Jedes, ſo zum Wort gehoͤret, geſchiehet die Verbindung, und daher iſt das Wort vor allen andernSchrif -

306. Jch349Vom Himmel.

306. Jch bin aus dem Himmel belehret worden, daß die Alleraͤlteſten, weil ihr Jn - neres zum Himmel gekehret war, eine unmit - telbare Offenbarung gehabt haben, und daß daher die Verbindung des Herrn mit dem menſchlichen Geſchlecht damals geweſen ſey. Aber nach deren Zeiten ſey keine ſolche un - mittelbare Offenbarung, ſondern eine mittel - bare vermittelſt der Uebereinſtimmungen ge - weſen; denn deren ihr ganzer Gottesdienſt be -ſtunde*)Schriften am wunderbarſten, Num. 10632. 10633. 10634. Nachdem nun das Wort geſchrieben worden, ſo redet der Herr durch ſelbiges mit den Menſchen, Num. 10290. Die Kirche, wo das Wort und dadurch der Herr bekannt iſt, verhaͤlt ſich zu denen, ſo ſich auſſerhalb der Kirche, wo weder das Wort noch der Herr bekannt iſt, befinden, als wie das Herz und die Lunge im Menſchen gegen die uͤbrigen Theile des Koͤrpers, die von jenen, wie von den Quellen ihres Lebens, belebt wer - den, Num. 637. 931. 2054. 2853. Die Kirche uͤberhaupt auf Erden, iſt vor dem Angeſichte des Herrn wie ein einziger Menſch, N. 7395. 9276. Daraus folgt, daß, wofern keine Kirche, wo das Wort und dadurch der Herr bekannt ſey, auf dieſer Erde waͤre, das menſchliche Geſchlecht hier umkommen muͤßte, Num. 468. 637. 931. 4545. 10452.350Vom Himmel. ſtunde aus Uebereinſtimmungen; woher auch die Kirchen zu dieſen Zeiten vorſtellende Kir - chen genennet wurden; denn ſie wußten da - mals, was Uebereinſtimmung und Vorſtellung ſey, und daß alle Dinge auf Erden mit den geiſtlichen Dingen des Himmels und der Kir - che uͤbereinſtimmten, oder, welches einerley iſt, ſolche vorſtellten; dahero diente ihnen das Na - tuͤrliche, welches das Aeuſſerliche ihres Dien - ſtes war, zu Mitteln, geiſtlich, alſo wie die Engel, zu denken. Nachdem aber das Wiſſen der Uebereinſtimmungen und Vorſtellungen ver - loſchen war, ſo dann wurde das Wort ge - ſchrieben, worinnen alle Woͤrter, und der in den Worten liegende Sinn Uebereinſtimmun - gen ſind, alſo einen geiſtlichen oder innern Sinn, der bey den Engeln iſt, enthalten; wenn dahero der Menſch das Wort lieſt, und es nach dem buchſtaͤblichen oder aͤuſſerlichen Sinn vernimmt, ſo vernehmen es die Engel nach dem innern oder geiſtlichen Sinn; denn alles Denken der Engel iſt geiſtlich, hingegen das Denken des Menſchen iſt natuͤrlich, dieſes zweyerley Denken ſcheint zwar verſchieden zu ſeyn, es iſt aber dennoch Eins, weil ſich eins auf das andere beziehet. Daher kommt es, daß, da ſich der Menſch vom Himmel entfernt, und das Band zerriſſen hatte, ſo wurde vom Herrn die Verbindung des Himmels mit dem Menſchen wiederum durch das Wort vermittelt.

307. Wie351Vom Himmel.

307. Wie der Himmel mit dem Menſchen vermittelſt des Worts verbunden werde, das will ich aus einigen daraus angezogenen Stellen erlaͤutern: in der Offenbarung wird das neue Jeruſalem mit dieſen Worten beſchrie - ben: Jch ſahe einen neuen Himmel und eine neue Erde, dann der erſte Himmel und die erſte Erde war vergangen: und ich ſahe die heilige Stadt das neue Jeru - ſalem von Gott aus dem Himmel herab - ſteigen: die Stadt liegt vierecket, und ihre Laͤnge iſt ſo groß als die Breite; und der Engel maß die Stadt mit dem Rohr - ſtab auf zwoͤlf tauſend Stadien; ihre Laͤn - ge, Breite und Hoͤhe ſind gleich. Und er maß ihre Mauer hundert und vier und vierzig Ellen; eines Menſchen Maas, welches iſt eines Engels: der Bau ihrer Mauer war Jaſpis; und die Stadt von reinem Gold gleich dem reinen Glas: und der Grund der Maner war mit allerley Edelgeſteinen geſchmuͤckt: die zwoͤlf Tho - re waren zwoͤlf Perlen; und die Gaſſe der Stadt reines Gold, wie durchſcheinend Glas Cap. 21, 1. 2. 16. 17. 18. Der Menſch, ſo dieſes lieſt, verſtehet es nicht an - ders als nach dem Sinn des Buchſtabens, naͤmlich, daß der ſichtbare Himmel mit der Er - de untergehen, und ein neuer Himmel entſte - hen, und daß die heilige Stadt Jeruſalem her - ab auf die neue Erde ſteigen, und ſie nach al -len352Vom Himmel. len ihren Maaſen, wie ſich nach der Beſchrei - bung lauten, richtig alſo ſeyn werde: allein, die Engel, ſo bey dem Menſchen ſind, verſte - hen es ganz anders, naͤmlich alles und jedes geiſtlich, was der Menſch auf natuͤrliche Wei - ſe verſtehet; durch den neuen Himmel und durch die neue Erde verſtehen ſie die neue Kir - che; durch die Stadt Jeruſalem, die von Gott aus dem Himmel herab ſteigt, verſtehen ſie die vom Herrn geoffenbarte himmliſche Lehre derſelben; durch ihre Laͤnge, Breite, und Hoͤhe, welche gleich, und von 12000 Sta - dien ſind, verſtehen ſie alles Gute und Wah - re dieſer Lehre im Jnbegriff; durch ihre Mauer verſtehen ſie die Wahrheiten, ſo die - ſe Kirche beſchuͤtzen; durch das Maas der Mauer von 144. Ellen, welches ein Maas ei - nes Menſchen, das iſt, eines Engels iſt, ver - ſtehen ſie alle dieſe beſchuͤtzende Wahrhei - ten im Jnbegriff, und deren Beſchaffen - heit; durch ihre zwoͤlf Pforten, die von Per - len waren, verſtehen ſie die hinein fuͤhrende Wahrheiten; die Perlen bedeuten auch der - gleichen Wahrheiten; durch die Gruͤnde der Mauer, die von Edelgeſteinen waren, verſte - hen ſie die Erkaͤnntniſſe, worauf die Leh - re gegruͤndet wird; durch das Gold, gleich dem reinen Glas, wovon die Stadt und ihre Gaſſe waren, verſtehen ſie das Gute der Lie - be, aus welchem die Lehre mit ihren Wahrheiten herfuͤrleuchtet: ſo vernehmennun353Vom Himmel. nun die Engel alles dieſes, mithin nicht ſo, wie der Menſch; die natuͤrlichen Begriffe des Menſchen gehen alſo uͤber in die geiſtlichen Be - griffe bey den Engeln, ohne daß ſie vom buch - ſtaͤblichen Sinn des Worts, als vom neuen Himmel und der neuen Erde von der neuen Stadt Jeruſalem, von ihrer Mauer, von den Gruͤnden der Mauer, und von den Maaſen et - was wiſſen; dennoch aber machen die Gedanken der Engel mit den Gedanken des Menſchen Eins aus, weil ſie mit einander uͤbereinſtimmen; faſt eben ſo, als wie die Worte eines Redenden und ihr Verſtand bey dem, ſo ſie hoͤret, aber nicht auf die Worte, ſondern nur auf den Verſtand Achtung giebt, Eins ausmachen. Hieraus er - hellet wie der Himmel mit dem Menſchen ver - mittelſt des Worts verbunden wird. Jch will noch etwas aus dem Wort zum Exempel anfuͤhren; es heißt: Zu der Zeit wird eine Bahn ſeyn von Egypten in Aſſyrien, daß die Aſſyrer in Egypten, und die Egypter in Aſſyrien kommen, und die Egypter wer - den den Aſſyrern dienen: zu der Zeit wird Jſrael der dritte ſeyn mit den Egyptern und Aſſyrern, ein Segen mitten auf der Erden: denn der Herr Zebaoth wird ſie ſegnen und ſprechen: geſegnet biſt du E - gypten mein Volk, und du Aſſur meiner Haͤnde Werk, und du Jſrael mein Erbe, Jeſ. Cap. 19, 23. 24. 25. : was der Menſch dabey denkt, und was die Engel dabey denken,Sw. Sch. I. Th. Zwenn354Vom Himmel. wenn ſie dieſes leſen, das kann aus dem buchſtaͤb - lichen Sinn des Worts, und aus deſſen innern Sinn erhollen; der Menſch denkt nach dem Sinn des Buchſtabens, daß naͤmlich die Egypter und Aſſyrer ſich zu Gott wenden, und angenommen werden ſollten, und daß ſie mit dem Jſraelitiſchen Volk Eins ausmachen wuͤrden: allein die Engel denken dabey nach dem innern Sinn einen Men - ſchen der geiſtlichen Kirche, der allda im innern Sinn beſchrieben iſt, und deſſen Geiſtliches durch Jſrael, ſein Natuͤrliches durch Egy - pter, und ſein Vernuͤnftiges, ſo das Mitt - lere iſt, durch Aſſur angedeuter wird: dieſer und jener Sinn machen gleichwohl Eins aus, weil ſie mit einander uͤbereinſtimmen; wenn dahero die Engel geiſtlicher Weiſe dieſes denken, und der Menſch auf natuͤrliche Weiſe jenes denkt, ſo ſind ſie beynahe wie Seele und Leib mit einander ver - bunden; auch iſt der innere Sinn des Worts deſſen Seele, und der buchſtaͤbliche Sinn deſſen Leib. So iſt das Wort durchgaͤngig; hieraus erhellet, daß es das Mittel ſey, wodurch der Himmel mit dem Menſchen verbunden wird, und daß der buchſtaͤbliche Sinn deſſelben zur Grundlage und zum Grund diene.

308. Der Himmel wird auch vermittelſt des Worts mit denen verbunden, die ſich auſſerhalb der Kirche, wo das Wort nicht vorhanden iſt, befinden, denn die Kirche des Herrn iſt all - gemein, und bey allen denen, die das Goͤtt -liche355Vom Himmel. liche erkennen und in der thaͤtigen Liebe leben, ſie werden auch nach dem Tod von den Engeln unterrichtet, und nehmen das Goͤttliche Wahre an; hiervon wird man unten in einen beſondern Artikel, wo von den Heiden die Rede iſt, ein mehreres le - fen. Die allgemeine Kircheauf Erden iſt vor dem Angeſichte des Herrn wie ein einziger Menſch, gaͤnzlich ſo, wie der Himmel, von welchen oben Num. 59-72 geredet worden; hin - gegen die Kirche, wo das Wort und durch ſolches der Herr bekannt iſt, iſt wie das Herz und die Lunge in dieſem Menſchen; daß alle Eingeweide und Gliedmaßen des ganzen Koͤrpers von dem Herzen und der Lunge vermittelſt der mancherley ſich davon ausbreitenden Vertheilungen ihr Leben haben, iſt eine bekannte Sache, auf dieſe Weiſe empfaͤngt auch dieſes ɯenſchliche Geſchlecht, das ſich auſſerhalb der Kirche, wo das Wort nicht iſt, befindet, das Leben, und machet die Glieder von dieſem Menſchen aus: die Verbindung des Him - mels vermittelſt des Worts mit denen, ſo ſich auſſerhalb befinden, kann auch einem Licht ver - glichen werden, welches ſich von der Mitte heraus rings umher ausbreitet; das goͤttliche Licht iſt in dem Wort, und allda iſt der Herr mit dem Him - mel gegenwaͤrtig, von welcher Gegenwart auch die auſſe halb befindlichen im Lichte ſind; ein an - ders wuͤrde es ſeyn, wenn kein Wort vorhanden waͤre: dieſes kann noch weiter durch dasjenige erlaͤutert werden, was oben von der Geſtalt des Himmels, nach welcher die BergeſellſchaftungenZ 2und356Vom Himmel. und Vergemeinſchaftungen allda geſchehen, iſt ge - zeigt worden. Allein dieſes Geheimnis iſt nur denen begre[i]flich, ſo im geiſtlichen Lichte ſind, de - nen aber nicht, ſo ſich im natuͤrlichen Lichte befin - den; denn die, ſo im geiſtlichen Lichte ſind ſehen unzaͤhlige Dinge deutlich und klar, welche von denen, ſo ſich nur allein i[n]dem natuͤrlichen Lichte befinden, entweder gar nicht, oder wie etwas Dunkeles geſehen werden.

309. Wofern nicht ein ſolches Wort auf die - ſer Erde gegeben worden waͤre, ſo waͤre der Menſch auf dieſer Erde vom Himmel getrennet worden, und waͤre er vom Himmel getrennt, ſo waͤre er nicht mehr vernuͤnftig; denn das Vernuͤnftige des Menſchen entſtehet aus dem Einfluß des himm - liſchen Lichts. Der Menſch auf dieſer Erde iſt ſo beſchaffen, daß er keine unmittelbare Offenba - rung aufnehmen, noch durch ſolche in den goͤtt - lichen Wahrheiten unterrichtet werden kann, gleich - wie die Einwohner andrer Erdbaͤlle, von welchen in einem beſondern Tractat gehandelt worden; denn er haͤngt mehr, als dieſe, an dem Weltlichen, alſo, an dem Aeuſſerlichen, und nur das Jnnre iſt es, das Offenbarung empfaͤngt; wenn das Aeuſſere ſolche empfieng, ſo wuͤrde das Wahre nicht verſtanden werden. Daß der Menſch die - ſer Erde ſo beſchaffen ſey, iſt offenbar an denen innerhalb der Kirche zu ſehen, die, ob ſie gleich aus dem Wort vom Himmel, von der Hoͤlle, vom Leben nach dem Tod wiſſen, es dem ohnge -achtet357Vom Himmel. achtet im Herzen laͤugnen, worunter auch dieje - nigen ſind, welche vor andern den Ruf der Ge - lehr amkeit erjagt haben, von denen daher zu glauben waͤre, daß ſie mehr wuͤßten, als andere.

310. Jch habe etlichemal mit den Engeln von dem Wort geſprochen und geſagt, daß es von einigen wegen deſſen einfaͤltig eingerichteten Schreibart verachtet wuͤrde; und daß man ganz und gar nichts von deſſen innern Sinn wiſſe, und man daher nicht glaube, daß ſo groſſe Weisheit darinnen verborgen liege: hierauf antwoteten die Engel: obgleich die Schreibart des Worts im buchſtaͤblichen Sinn einfaͤltig zu ſeyn ſcheine, ſo ſey ſie dennoch ſo beſchaffen, daß ihr nimmermehr etwas, in Anſehung ihrer Erhabenheit, vergli - chen werden koͤnne, weil nicht allein in jedem dar - inn liegenden Sinn, ſondern auch in jedem ein - zelnen Wort goͤttliche Weisheit liege, und daß dieſe Weisheit im Himmel her[f]uͤrleuchte; ſie woll - ten ſagen: es ſey das Licht des Himmels, weil es das Goͤttliche Wahre iſt, denn das Goͤttliche Wahre leuchtet im Himmel, man leſe oben N. 132: ſie ſagten auch, daß ohne dergleichen Wort gar nichts Himmliſches bey dem Menſchen auf un - ſrer Erde ſey, alſo, keine Verbindung des Himmels mit ihnen ſtatt finde, denn in ſo viel das Licht des Himmels bey dem Menſchen iſt, in ſo viel findet die Verbindung ſtatt, und in ſo viel hat er auch Offenbarung des Goͤttlichen Wahren durch das Wort: daß der Menſch nicht weiß, daßZ 3dieſe358Vom Himmel. dieſe Verbindung durch den geiſtlichen Sinn des Worts, der mit deſſen naturlichen Sinn uͤber einſtimmet, geſchehe, iſt die Urſache, weil der Menſch dieſer Erde nicht das geringſte von dem geiſtlichen Denken und Reden der Engel weis, noch, daß es von dem natuͤrlichen Denken und Reden unterſchieden ſey, und daß er, wofern er dieſes nicht weis, ſchlechterdings nicht wiſſen kann, was der innere Sinn ſey, und daß daher durch ihn eine ſolche Verbindung vermittelt werden koͤnne. Sie ſagten auch, wenn der Menſch wuͤßte; daß der Sinn ſo beſchaffen, und aus einigem Wiſſen darum, bey Leſung des Worts, ſo daͤchte, dann wuͤrde er in die innere Weisheit kommen, und noch mehr mit dem Himmel verbunden wer - den, weil er dadurch in Begriffe, die den engli - ſchen gleich waͤren, kommen wuͤrde.

Ende des erſten Theils.

Die Fortſetzung folgt im zweyten Theil.

[359]

Jnnhalt des erſten Theils.

  • D der Herr der Gott des Himmels ſey. Seite 7
  • Daß das Goͤttliche des Herrn den Himmel aus - mache. 12
  • Daß das Goͤttliche des Herrn im Himmel, die Liebe zu Jhm, und die thaͤtige Liebe gegen den Naͤchſten ſey. 16
  • Daß der Himmel in 2 Reiche unterſchieden ſey. 24
  • Daß drey Himmel ſeyen. 29
  • Daß die Himmel aus unzaͤhligen Geſellſchaften beſtehen. 38
  • Daß eine jede Geſellſchaft ein Himmel ſey in einer kleinern Geſtalt, und ein jeder Engel in der kleinſten. 45
  • Daß der geſammte Himmel in einem Jnbegriff einen einzigen Menſchen vorſtelle. 53
  • Daß eine jede Geſellſchaft in den Himmeln einen einzigen Menſchen vorſtelle. 60
  • Daß folglich ein jeder Engel in vollkommener menſchlicher Geſtalt ſey. 64
  • Daß der Himmel vermoͤge des Goͤttlich Menſch - lichen des Herrn einen Menſchen vorſtelle. 71
  • Geſammlete Stellen aus oberwehnten Werk von den himmliſchen Geheimniſſen, betreffend den Herrn und Sein Goͤttl. Menſchliches. 80
  • Daß alles, was im Himmel iſt, mit allem, was zum Menſchen gehoͤret, uͤbereinſtimme. 90
  • Daß der Himmel mit allen Dingen, ſo zum Erd - boden gehoͤren, uͤbereinſtimme. 111
[360]
  • Von der Sonne im Himmel. S. 126
  • Von dem Licht und der Waͤrme im Himmel. 139
  • Von den vier Gegenden im Himmel. 157
  • Von den Zuſtands-Veraͤnderungen der Engel im Himmel. 170
  • Von der Zeit im Himmel. 177
  • Von den Vorſtellungen und Erſcheinungen im Himmel. 184
  • Von den Kleidern, mit welchen die Engel er - ſcheinen. 190
  • Von den Wohnungen und Aufenthalt der En - gel. 196
  • Von dem Raum im Himmel. 203
  • Von der Geſtalt des Himmels, nach welcher die Zuſammengeſellungen geſchehen. 210
  • Von den Regierungen im Himmel. 225
  • Von dem Gottesdienſt im Himmel. 237
  • Von der Macht der Engel des Himmels. 243
  • Von der Sprache oder von dem Reden der En - gel. 249
  • Von der Sprache oder von dem Reden der En - gel mit dem Menſchen. 266
  • Von den Schriften oder von dem Schreiben im Himmel. 283
  • Von der Weisheit der Engel des Himmels. 291
  • Vom Zuſtand der Unſchuld der Engel im Him - mel. 309
  • Von dem Zuſtand des Friedens im Himmel. 320
  • Von der Verbindung des Himmels mit dem menſchlichen Geſchlecht. 330
  • Von der Verbindung des Himmels mit dem Men - ſchen vermittelſt des Worte. 344

About this transcription

TextAuserlesene Schriften
Author Emanuel von Swedenborg
Extent408 images; 83113 tokens; 7546 types; 548877 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationAuserlesene Schriften Erster Theil Emanuel von Swedenborg. . [24] Bl., 358 S., [1] Bl. HechtelFrankfurt (Main)1776.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Naturwissenschaft; Philosophie; Wissenschaft; Naturwissenschaft; Philosophie; core; ready; china

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